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Full text of "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft"

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Inhalt 

des  zweiundfiinfzigsten  Bandes  der  Zeitschrift  der  Deutschen 

Morgenländischen  Gesellschaft. 

SeiM 

Personalnachrichten III.  XI.  XVII.  XXXI 

Allgemeine  Versammlung  der  D.  M.  O.  sa  Jena  ...  X.  XVI 
Protokoll.    Bericht    über    die    zu   Jena  abgehaltene   Allgemeine 

Versammlung      ......;..  XXIII 

Extrakt  aus  der  Rechnung  über  Einnahme  und  Ausgabe  bei  der 

Kasse  der  D.  M.  G.  1897 XXVI 

Sabttische  Typen  bei  O.  Kreysing  in  Leipzig     ....  XXIX 

XII,  Internationaler  t)rientalistenkongress XXX 

Verzeicbnb  der  fUr  die  Bibliothek  eingegangenen  Schriften  u.  s.  w. 

IV.  xn.  xvm.  xxxii 

Verzeichnis  der  MitgUeder  der  D.  H.  O.  im  Jahre  1898  .  .  XXXVIII 
Verzeichnis   der   gelehrten  Körperschaften  und  Institute,  die  mit 

der  D.  M.  6.  in  Schriflenaustausch  stehen    ....  L 

Verzeichnis  der   auf  Kosten  der  D.  Bf.  G.   veröffentlichten  Werke  LH 


Über   das  Verhältnis    der  bnddhistbchen  Philosophie   zum  SSnkhya-Yoga 

und  die  Bedeutung  der  Nidfinas.  Von  Bertnann  Jacohi  1 
Zur  tendenziösen  Gestaltung  der  Urgeschichte  des  Islfim's.   Von  l^heodor 

Nöldeke 16 

Zar  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  Hfttim  Tejjs.     Von  J,  Barth  34 

Paltiel-Djauhar.     Von  M.  J.  de  Goeje ' 75 

Kritische  Bemerkungen  zu  Hiranyakesins  Grhyasütra.    Von  O,  BöhtUngk  81 

Über  Brahmayarta.     Von  O.  BöhtUngk 89 

ZuT  syrischen  Lexikographie.     Von  Theoiior  Nöldeke    .         .  .91 

BiTar^ayaho  7,  62.     Von  Richard  Pischel 93 

Quellenstudien    zur   Geschichte    des   Ahmed  Sah    Durr&ni    (1747—1773). 

Von  Oskar  Mann  . 97 

Zu  Völlers,  Beiträge   zur  Kenntnis   der   arabischen   Sprache   iu  Ägypten. 

Aas  einem  Briefe  yon   Cl,  Huart 118 

Beiträge    zur    Erklärung    der    susischen    AchaemenideninschrifVen.      Von 

Willy  Fay 119 

Lexikalische  Studien.     Von  Friedrich  iSckwaüij 132 

Der  Grbya-Ritus  Pratyayarohapa  im  Päli-Kanon.     Von  E.  Hardy  .         .149 

Zum  kndatku  Bilik.     Von  W,  Radioff .152 

liemerknngen  zu  der  syrischen  Chronik  des  Jahres  846.     Von  Siegmund 

Fraenkel 153 


Quellenstudien    zur    Geschichte    des  Ahmed   Sah  Durräni   (174r— 1773). 

Von  Oskar  Mann 161 

Die  alten  Religionen  in  Erän.     Von  F,  Spiegel 187 

Le  l^rt  aa  temps  de  Tfmoür.     Von    CL  Huart 196 

Das  jildiaeh-buch&rische  Gedicht  Chudäidäd.     Von    W.Bacher  .197 

Zur  Abbaaidengeschichte.     Von   G,  van   V loten 213 

Der  Schal teyklus  der  Babvlonier.     Von  Eduard  Mahler  .227 

Miscellen.     Von  O.  BöhtUngk 247 

Avesto.     Von   WiUy  Foy .254 

Bemerkungen   zu  Böhtlingks  Indischen  Sprüchen   (Zweite   Auflage).     Von 

Theodor  Aufrecht 255 

Nachträgliches  zu  KV.  10,  95,  8.  Von  O.  BöhtUngk  .  .257 
Der  Kalender  der  alten  Perser.  Von  JuUus  Upper t  .259 
The  IndSan  Game  of  Chess.    By  J,    W,  Thomas 271 


Seit« 
Über  einen  eigentümlichen  Gebrauch  von  ^.     Von  Theodor  Aufreckt    273 

Die  Respektuprache  im  Ladaker   tibetischen  Dialekt.     Von  H.  Francke     275 

Nochmals  Landauer.     Von  C.  ßrockelmann 282 

Fünf  indische  Fabeln.     Von  B.  Läufer 283 

Zum  Kudatku  Bilik.     Von   W.  Radio f .  .    *     .         .  .289 

Quellenstudien  sur  Geschichte   des  Ahmed   Sih    Durr&ni   (1747 — 1773). 

Von  Oskar  Mann  .        .        . 323 

Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzbän-nSroeh.  Von  M.  Th,  Houtama  359 
Die  hio^arischen  Inschriften  von  Kharibet-Se'oüd  (Hai.  628—638).     Von 

Dr.  J,  H,  Mordtmann .     393 

Zur  syrischen  Betonungs-  und  Verslehre.     Von  C,  Brockelmann    .         .401 

Miscellen.    Von  O.  BÖhUingk 409 

Notes  on  the  Syriao  Chronide  of  846.     By  E,    W.  Brooks    .  .416 

Bemerkungen  zu  der  Schrift  Ahwäl  al-kyftme.  Von  M.  Wölff  .  .418 
Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sntras.     Von    W,  QUand     .         .     425 

yf«AUddd>  and  its  pahlavi  translations.     By  L.  ff,  MiUs    .  .     436 

Padmasambhava  und  Handtrava.     Von  Albert  Grümoedel     .         .  447 

Ävarta.     By  E,   W,  Hopkins 462 

Beiträge  sur   Geschichte   der   theologischen  Bewegungen   im  Isl&m.     Von 

Marün  Schreiner 463 

Nachträge.    Von  Friedrich  Schwallp 511 

Zu  „The  Indian  Game  of  Chess"  (S.  271).     Von  E.    Windisch       .         .  512 

Beiträge  zur  Geschichte  der   theologischen  Bewegungen  im  Isl&m.     Von 

Martin  Schreiner 513 

Beiträge  zur  Erklärung  der  susischen  Achaemenideninschriften.  Von  WtUy  Foy  564 

Miscellen.     Von  O.  BöhtUngk 606 

Buddhistische  Studien.    Von  Hermann  Oldenberg 613 

Zur  Grammatik  des  Vulgär-Tflrkischen.     Von  Dr.  Cr.  Ja^oh  .  .695 

Vedisch  viddtha.    Von  E.  F.  Geldner 730 

Ober  Ugra  als  Kommentator  zum  Nirukta.     Von  Theodor  Aufrecht      .  762 


AnKeig^en :  Ahmed  ihn  Hanbai  and  the  Mihna.  A  Biography  of  the  Imäm 
iucluding  an  account  of  the  Mohammedan  Inquisition  calied  the  Mihna. 
P'y  Walter  M.  Patton,  Professor  in  the  Wesleyan  Theological  College, 
Montreal,  Canada,  angezeigt  von  Jgna»  Goldxiher  .         .  .155 

—  —  Griechische  und  lateinische  Lehnwörter  im  Talmud,  Midrasch 
und  Targum  von  Samuel  Krauss.     Mit  Bemerkungen   von  Immanuel 

Low,   angezeigt  von  Siegmund  Fraenkel.  —  HCO  0'^*T*tt3tl  *1^tt3 

nbysm  aatD:n   ^"nöwn   ^10   nto«  bnnn   ■»-i'»«   bD   bbiD 

blT'aa  ]aN  nmn-'  p  n73b©  Weltiiche  Gedichte  des  Abu  Aijub 
Soleiman  b.  Jafaja  Ibn  Gabirol.  Unter  Mitwirkung  namhafter  G^ 
lehrter  nach  Handschriften  und  Druckwerken  bearbeitet  und  mit 
Anmerkungen  und  Einleitung  versehen  von  Dr.  H.  Brody,  angezeigt 
von  David  Kaufmann,  —  R.  Payne  Smith,  Thesaurus  syriaeus,  an- 
gezeigt von  Immanuel  Low,  —  Steinschneider  (Mor.),  Vorlesungen 
über  die  Kande  hebräischer  Handschriften,  deren  Sammlungen  und 
Verzeichnisse,  angezeigt  von  Porges,  —  Königliche  Museen  zu  Berlin. 
Mittheilungeu  aus  den  orientalischen  Sammlungen.  Heft  XII.  Aus- 
grabungen in  Sendschirli  II.  Ausgrabungsbericht  und  Architektur, 
angezeigt  von  Theodor  Nöldeke     .        .      ^ 29(> 

—  —  Carl  Kutta,  Über  FirdüsTs  Reime  im  Sfth-Nama  und  ihre  Be- 
deutung für  die  Kenntnis  der  damaligen  Aussprache  des  Neupersischen, 
angezeigt  von  P.  Hom 764 


Nachrichten 


über 


Angelegenheiten 


der 


Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


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Personalnaclirichteii. 

AU  ordentliche  Hitglieder  Mnd  der  D.  M.  O.  beigetreten  fOr  1898: 

1273  Herr  Pfarrer  R.  Schmutzler,  Oberlödla  (S.-Altenburg). 

1274  „      Dr.  Moses  Buttenwieser,    Prof.,  Hebrew    Union  Ckillege,  Cin- 

cinnati,  O. 

1275  „      Dr.  med.  Karl  Narbesbuber,  Sfakea  (i/Taneden). 

1276  „      G.  Bnchanan  Oray,  M.  A.,  Maoafield  College,  Oxford. 

1277  „      J.  F.  Stenning,  M.  A.,  Wadham  College,  Oxford. 

1278  „      Lonis  H.    Gray,    Fellow   in    Indo-Iranian   Langixages,    Colnmbian 

ünivenity  in  New-York  City. 

Durch  den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  ihr  correspondierendes  Hitglied: 
Herrn  Hofrat  Georg  BQhler,  f  8.  April  1898  (veranglückt  auf  dem  Bodensee). 

Ihren  Austritt  erklärten  die  Herren  Tauber  (Ende  1896)  und  Kellner. 


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Yerzetclinls  der  Tom  27.  Januar  bis  20.  April  1898  für  die 
Bibliotliek  der  D.  M.  6.  eingegangenen  Scliriften  u.  s.  w. 

I.    Fortsetzungen. 

1.  Zu  Ae  10.     4^.     Abhandlungen  der  philosophUch-philologiscben  Classe 

der   Königlich    Bayerischen    Akademie    der    Wissenschaften.      20.   Bandes 
3.  Abtheilung.   München  1897.    21.  Bandes  1.  Abtheilong.    München  1898. 

2.  Zu  Ae  24.  Almanach,  Magyar  Tnd.  Akad^miai ,  polgM  ^s  csUlagiszati 
naptArral  MDCCCXCVII-re.     [Budapest]  1897. 

3.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  KÖnigl.  Gesellschaft  der  Wissen^ 
Schäften  zu  Göttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1897.  Heft  3. 
Geschäftliche  MitteUungen.     1897.     Heft  2.     Göttingen  1897. 

4.  Zu  Ae  45.  Bendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei  classe  di 
scienze  morali,  storicbe  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  VI.  ITasc.  11.  12. 
Borna  1897.     Vol.  VU.     Fase.  1.     Roma  1898. 

5.  Zu  Ae  96.      Ertekezisek   a  nyelv-   ^  szöptudom&nyok   köreböl 

Szerkeszti  Gyulai  PÄl.     XVI.  kötet.     VIU.  IX.  szÄm.     Budapest  1896. 

6.  Zu  Ae  130.  Közlem^nyek,  Nyelvtudom&nyL  XXVI.  kötet  3.4.  füzete. 
XXVU.  kötet  1.  2.  füzete.     Budapest  1896.  1897. 

7.  Zu  Ae  165.  4^.  Sitzungsberichte  der  Königlich  Preussischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Berlin.     XL— LIU.     Berlin  18^7. 

8.  Zu  Ae  185.  Sitzungsberichte  der  philosophisch-philologbchen  und  der 
hbtorischen  Classe  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München. 
1897.     Bd.  U.     Heft  L  U.    München  1897. 

9.  Zu  Ae  196.  Szily,  G.  Rapport  sur  les  travaux  de  TAcad^mie  hongroise 
des  sciences  en  1896.     Budapest  1897. 

10.  ZuAfll6.  Musäon,  Le,  et  la  Revue  des  Religions.  Etudes  historiqnes, 
ethnologiques  et  religieuses.  Tome  XVII  et  U.  —  No.  1.  Janvier  1898. 
Louvain. 

11.  Zu  Af  160.  8.  Transaotions  and  Proceedings  of  the  American  Philo- 
logical  Association.     1897.     Volume  XXVUI.     Boston,  Mass. 

12.  Zu  Ah  5.  Analecta  Bollandiana.  Tomus  XVII.  —  Fase.  I  et  II.  Bruzelles 
1898. 

13.  Zu  Ah  5b.  Chevalier,  ülysse,  Repertorium  hymnologicum.  Catalogue 
des  chants,  hymnes,  proses,  s^quences,  tropes  en  usage  dans  l'eglise  latine 
depuis  les  oiigines  jusqu'  k  nos  jours.  Extrait  des  Analecta  Bollandiana. 
Tome  II.     No.  20885—22256.     Louvain  1897. 

14.  Zu  Bb  220.  49.  Collect! ons  scientifiques  de  Tlnstitut  des  Langues 
Orientales  du  Minist&re  des  AflGsires  j&trang^res.  VIU.  Saint-P^tersbourg 
1897. 


Ven.  dar  für  die  BibUoihek  der  D.  M,  G.  eingeg.  Sehnftm  u.  s.  to.      T 

15.  Zn  Bb  608.  BiJdrEgen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkande  van  Neder- 
landsch-Indie.  Zesde  Volgreeks.  —  VSjfde  Deel.  (Deel  XLIX  der  geheele 
Reeks).    Tweede  Afleveriug.     's-Oravenhage  1898. 

16.  Zu  Bb  608 6.  Naamlijst  der  Leden  op  1.  April  1898.  Koninkiyk  In- 
stitattt  Toor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch-Indie. 

17.  Zu  Bb  755.  Journal,  The,  of  the  Bombay  Branch  of  the  Royal  Asiatic 
Society.     No.  LIU.     Vol.  XIX.     Bombay  1897. 

18.  Zu  Bb  790.  Journal  Asiatique' ..  .  publik  par  la  Soei^U  Asiatiqne. 
Neuvi^me  Serie.  Tome  X.  No.  3.  —  Novembre — Ddcembre  1897.  Tome  XI. 
No.  1.  —  Janvier — Fövrier  1898.     Paris. 

19.  Zu  Bb  818.  al-Malriq.  Al-Machriq.  Revue  catboliqne  Orientale  bimen- 
suelle.     Sciences— Lettres—Arts.     No.  2.  3.  4.  5.  6.  7.     [Bairüt]  1898. 

80.  Zu  Bb  901.  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde, 
uitgegeven  door  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Woten- 
schappen.  Deel  XXXIX.  Aflevering  4.  5.  6.  Deel  XL.  Aflevering  1.  2. 
Batavia  |  's  Hage  1896.  1897. 

21.  Zu  Bb  901  d.  Notulen  van  de  Algemeene  en  Bestuurs-Vergaderingen 
van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Wetenschappen.  — 
Deel  XXXIV.  —  1896.  Aflevering  3.  4.  Deel  XXXV.  —  1897.  Afleve- 
ring 1.  2.     Batavia  1896.  1897. 

22.  ZaBb901n.  49,  Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap 
van  Künsten  en  Wetenschappen.  Deel  XL VIII.  3e  Stuk.  Deel  XLIX. 
3e  Stuk.     Deel  L.     3e  Stuk.     Batavia  |  's  Hage  1896.  1897. 

23.  Za  Bb  905.  4^.  T'oung-pao.  Archives  pour  servir  ä  l'^tude  de  Thistoire, 
des  langues,  de  la  göographie  et  de  Tethnographie  de  TAsie  Orientale. 
R^dig4es  par  Gustave  Schlegel  et  Henri  Cordier,  Vol.  IX.  No.  1. 
Leide  1898. 

24.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenliindischen  Gesellschaft. 
EinttndfÜn£&lgster  Band.     IV.  Heft.     Leipzig  1897. 

25.  Zu  Bb  935.  4^.  Zeitschrift  für  afrikanische  und  oceanlsche  Sprachen« 
Hit  besonderer  Berücksichtigung  der  Deutschen  Kolonien.  IH.  Jahi^ang, 
3.  Heft.     Berlin  1897. 

26.  Zu  Bb  945.  Zeitschrift,  Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgenlandes. 
XI,  Band.  —  Heft  3.     Wien  1897. 

27.  Zu  Bb  1242.  Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft  1898.  2. 
Berlin. 

28.  Zu  Ca  15.  4^.  Zeitschrift  für  Ägyptische  Sprache  und  Alterthums- 
kande.  Herausgegeben  von  A.  Erman  und  G.  Steindorff.  Band  XXXV. 
Zweites  Heft.     Leipzig  1897. 

29.  Zu  De  10378.  Sibawaihi's  Buch  über  die  Grammatik  ....  übersetzt 
und  erklärt  von  G.  Jahn,  19/20.  Lieferung  des  ganzen  /Werks.  H.  Band 
Lief.  11/12.     BerUn  1898. 

30.  Zu  De  1570.  2®.  Smith,  R.  Payne,  Thesaurus  Syriacus.  Fascicoli  X 
pars  I.     Oxonii  1897. 

31.  Zu  De  10464.  Jacob,  Georg,  Studien  in  arabbchen  Dichtern.  Heft  HI. 
BerUn  1897.     (Vom  Verf.) 

32.  Zu  Eb  10.  2®.  Assam  Library.  Catalogue  of  Books  registered  for 
the  quarter  ending  3 Ist  December  1897. 

33.  Zu  Eb  50.  2°.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  for  the  Third 
Quarter  ending  30  th  September  1897.  Appendix  to  the  Calcutta  Gazette. 
Wednesday,  January  26  th,  1898. 


YI     VerM,  der  für  die  Biblwthek  der  D.M.  G,  emgeg.  Schriften  u.9,w. 

34.  Zu  Eb  285.  2^  Gatalogae  of  Books  registered  in  BamiA  daring  the 
qaarter  ending  the  3 Ist  December  1897.     Rangoon  1898. 

35.  Zu  Eb  295.  2<'.  Catalogue  of  Books,  registered  In  the  Ponjab 
....  daring   the   qaarter   ending   the   3 Ist  December  1897. 

36.  Za  Eb  390.  49.  HnskOce^  Sästrt  and  Siva  Chandra  Oui,  A  DeseriptiTo 
Catalogae  of  Sanskrit  Manascripts  in  the  Library  of  the  Calcatta  Sanskrit 
College.     No.  6.  7.     Calcatta  1896. 

37.  Za  Eb  485.  2^  Memorandam  of  Books  registered  in  the  Hyderabad 
Assigned  Districts  daring  the  qaarter  ending  3  Ist  December  1897.  Akola  1898. 

38.  Za  Eb  765.  2°.  Statement  of  Particohurs  regarding  Books  and  Perio- 
dicals,  pnblished  in  the  North- Western  Provinces  and  Oudh,  ....  daring 
the  Foarth  Qaarter  of  1897.     [Allahabad  1897.] 

39.  Za  Eb  825.  Stadien,  Indische.  Beiträge  fDr  die  Kande  des  indischen 
Alterthams.  .  .  .  Heraasgegeben  von  Albrecht  Weber,  18.  Band.  Leipzig 
1898.     (6  Exemplare.) 

40.  Za  Eb  3719.  Vidyodayafa.  The  Sanskrit  CriticalJoomal  of  the  Oriental 
NobiUty   Institate   Woking— England.      Vol.  XXVU.      1898.     No.  1.  2.  3. 

41.  Za  Ed  1365.     i^,    Bandes  amsoreay.     1898,  2.  3.  4.     Wienna. 

42.  Za  £g  419.  Unsjij^i.s,  Eroi  ß'  ^iXoXoytxog  ^v^ioyos  üa^vagoog» 
Ev  A^rjvaie   1898. 

43.  ZaFa61.  4^  Memoires  de  U  Soci^tö  Finno-Oagrienne.  XL  Helsingfors 
1898. 

44.  Za  Fa  1310.   Gyöjtemöny,  Vogul  nöpkölt^si.   IV.  kötet.   Badapest  1897. 

45.  Za  Fg  45.  Hansei  Zasschi,  The.  Vol.  XU.  No.  11.  12.  Vol.  XUI. 
No.  1.  2.     [Tokyo  1897.  1898.] 

46.  Za  la  140.     Zeitschrift   des  Deatschen  Palaestina- Vereins.     Band  XX, 
*  Heft  2/3.     Leipzig  1897. 

47.  Za  la  140a.  Mittheilangen  und  Nachrichten  des  Deatschen  Palaestina- 
Vereins.      Leipzig   1898.     Nr.  1.  2. 

48.  Zalc2290.  Proceedings  of  the  Society  ofBibllcal  Archaeology.  Vol.  XX. 
Part.  1.  2.     London  1898. 

49.  Za  Mb  135.  49.  Monatsblatt  der  namismatischen  (Gesellschaft  in  Wien. 
Nr.  175.  176.     1898. 

50.  Zu  Na  325.  Beyae  arch^ologiqae.  Troisi^e  S^rie.  —  Tome  ^^^^T. 
Novembre— D^cembre  1897.  Paris  1897.  —  Tome  XXXII.  Janvier — 
Fevrier  1898. 

51.  Za  Nf  342.  2^.  Progress  Report  of  the  Archaeological  Sarvey  of 
Western  India,  for  the  year  ending  30 th  Jane  1897.  [Goyemment  of 
Bombay.     General  Department.     Archaeology.] 

52.  Za  Nf.  452.  2^  Saryey,  Archaeological,  of  India.  (New  Imperial 
Series.)     Volame  XVI.     Bombay  1897. 

53.  Za  Ng  1185.  Plakaatboek,  Nederlandsch  -  Indisch ,  1602—1811,  door 
J.  A.  van  der  Chijs.  Zestiende  Deel.    1810 — 1811.   Batavla,  's  Hage  1897. 

54.  Za  Nh  200.  Mittheilangen  des  Historischen  Vereines  für  Steiermark. 
XLV.  Heft.     Graz  1897. 

55.  Za  Nh  201.  Beiträge  zur  Kande  steiermärkischor  Geschichts- 
qa eilen.     28.  Jahrgang.     Graz  1897. 

56.  Za  Oa  25.  Balletin  de  la  Sociötä  de  Geographie.  Septiöme  SMe.  — 
Tome  XVm.     3«  Trimestre  1897.     Paris  1897. 

57.  Za  Oa  26.  Comptes  rendos  des  s^ances  [de  la]  Sociötä  de  Geographie. 
1897.     Nos.  18,  19  et  20.     1898.     No.  1.  2.     Paris. 


V&n.d0rfQir  die BüUoOiek der D, M, O.mngeg. 8ehrift$nu.ä.vf.    TD 

58.  Zn  Oa  42.  HsBtcTi«  HmiepaTopciaro  PyccKaro  reorpM^Hiecsaro 
06ii(ecTBa.    Tom  XXXm.    1897.    BHoycsi  IV.    G.-nerepöypn  1897. 

59.  Zo  Oa  151.  Journal,  The  Oeographieal.  1898.  Vol.  XI.  No.  2.  3.  4. 
London. 

60.  Zu  Oa  255.  Verhandlungen  der  OeselUchaft  für  Erdkunde  an  Berlin. 
Band  XXV.  —  1898  —  No.  1.  2.  3.    BerUn  1898. 

61.  Zu  Oa  256.  Zeit  sehr  ift  der  Gesellschaft  fUr  Erdkunde  zu  Berlin.  Band 
XXXII  —  1897  —  No.  5.  6.  Berlin  1897.  Band  XXXUI  —  1898  — 
No.  1.     BerUn  1898. 

62.  Zu  Ob  2780.  4^  Dagh-Register  gehenden  int  Casteel  Batavia  yant 
passerende  daer  ter  plaetse  als  oyer  geheel  Nederlandts-India.  Anno  1668 
— 1669.  Uitgegeven  ....  onder  toezicht  van  Mr.  J.  A.  van  der  ChiJB, 
Batayia  |  's  Hage  1897. 

63.  Zu  Ob  2845.  4^  LUh^  P.  A.  van  der,  en  FokkmB,  F.,  Eneydopaedie 
van  Nederlandscb-Indie.    Afl.  12.  14.     's  Gravenhage  —  Leiden. 

64.  Zu  Oo  2380.  4^  Powell,  J.  W. ,  Sixteenth  Annual  Report  of  the  Bureau 
of  Ethnology  to  the  Secretary  of  the  Smithsonlan  Institution  1894—95. 
Washington  1897. 

n.     Andere  Werke. 

10739.  Soeiiij  A.  und  Holzinger,  H.  Zur  Mesainschrift.  SA.  a,  d.  Berichten 
der  KSnigl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  [Leipzig]  1897. 
(Von  Herrn  Prof.  Socin.)  Dh  9472. 

10740.  Aeadt»  neupernsches  Wörterbuch  Lnghat-i  Fürs  nach  der  einzigen 
▼aticanischen  Handschrift  herausgegeben  von  Paul  Hörn,  Berlin  1897. 
[ssa  Abhandlungen  der  Königlichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu 
Gdttingen.  Philologisch -historische  Klasse.  Neue  Folge.  Band  I. 
Nro.  8.]     (Vom  Herausgeber.)  Ec  1613.     4®. 

10741.  al-Battänl,  Le  tabelle  geografiehe  d'al-BattSnl  tradotte  ed  anno- 
Ute  dal  Dott  Prof.  C.  A.  NdlUno.  [Torino  1898.]  Estratto  dal 
Cosmos  di  Guido  Coro.  Serie  II,  yolume  XII  (Torino  1894—96), 
fudcolo  VI.     (Vom  Übersetzer.)  De  3905.     4«>. 

10742  Q.  [Oatr/brcl],  Bibliotheca  Lindesiana.  Hand-list  of  Oriental  Manuscripts 
Anbic  Persian  Turkish.    [Aberdeen]  1898.    (Von  Lord  Cnwford.) 

Bb  225.     4^ 

10743.  [Medaille,  geprigt  zur  Erinnerung  an  das  50jKhrige  Bestehen  der 
Kaiserl.  Russischen  Archäologischen  Gesellschaft  in  St.  Petersburg.] 
(Von  der  Arch.  Gesellschaft.)  B  620. 

10744.  Tear-Book  and.Becord  [of  the]  Royal  Geognphical  Society.  1898. 
London.  Oa  154. 

10745.  LUtmarnkf  Enno,  Die  Pronomina  im  Tigre.  E2n  Beitrag  zur  äthio- 
pischen Dialektkunde.  SA.  aus  Zeitschrift  fOr  Assyriologie ,  Band  XII 
(1897),  Heft  2—4.     [Leipzig  1897.]     (Vom  Verf.)  Dg  765. 

10746 Q.  Jeremia,  De  Profetieen  en  Klaagliederen  van,  in  het  Makassaarsch 
▼ertaald   door  B.  F.  MatÜiea,    Amsterdam    1897.     (Vom   Übersetzer.) 

Ib  3000.     4P. 

10747 Q,  Jeremia,  De  Profetieen  en  Klaagliederen  van,  in  het  Boeg^eesch 
▼ertaald  door  B.  F.  McfUhes,    Amsterdam    1898.     (Vom  Übersetzer.) 

Ib  2934.     AP. 

10748 Q.  3ajieMaH%,  R.  F.,  Ornen  o  cBoefi  no^XK^  bi  CpexBDi)  AsId 
[und  zwei  Berichte  Über  von  A.  ü.  JIdtdii  und  E.  Denison  Ross 
erworbene  Handschriften  und  Lithographieen].  [Hai  HsBicrift  H.  Asa- 
XeifiH  Haysi.     VIU.  1898.]     (Vom  Verf.)  Bb  496.     4P. 


Yin  Ver»,derfUir  die  BibUotkek  der  DM.  G.  eingeg.  Schriften  u.a.Vf. 

10749.  Actes  da  dixi^me  Congr&s  international  des  Orientalistes.  Session  de 
Gen^ve.  —  1894.  —  Partie  I— IV.     Leide  1895—1897.  Bb  989. 

107 50 Q.  Pubblicazioni  sdentifiche  del  B.  Istitnto  Orientale  in  Napoli. 
Tomo  I.  n.     Borna  1897.     (Vom  Istitnto.)  Bb  1248.     4®. 

.10751.  [al-'AgSib]  L'Abr^g^  des  Merveilles  tradnit  de  TArabe  d'aprfes  les 
manuscrits  de  la  Biblioth^ue .  Nationale  de  Paris  par  le  Bon  Carra 
de  Vaux.  Paris  1898.  («»  Actes  de  la  Socidtö  Philologiqne  (Organ 
de  rOeuvre  de  saint  J^rome.)  Tome  XXVI  (lio  de  la  nouvelle  s^rie). 
Ann^e  1897.)  De  3011. 

10752.  [Visnnsarman].  Le  noyelle  indiane  dl  Visnusarma  (Pandatantra) 
tradotte  dal  Sanscrito  da  Italo  Pizzi.     Torino  1896.  £b  3777. 

10753.  [Dionysius  Tellmabharensis]  iVott,  F.,  Analyse  des  parties  in- 
^dites  de  la  Chronique  attribu^e  k  Denis  de  Tellmahnö  (Socrate  et 
Jean  d'Asie).  Eztrait  du  Snppl^ent  de  TOrient  Cbrätien  (1897). 
Paris  1898.     (Vom  Verf.)  De  1879. 

10754.  Mbaraka,  Ein  Saaheligedicht  über  die  Vorgange  beim  letzten  Thron- 
wechsel in  Sansibar.  Aus  dem  Suaheli  übersetst  von  A.  Seidel,  ^  SA. 
aus  Nr.  7  der  Deutschen  Kolonialzeitung,  Jahrgang  1898.  (Vom  Über- 
setzer.) Fd  546. 

10755.  KaTaHOBi,  H.,  Hs'b  o6iacTH  BsmoxHHxi  npBirbii,  stpOBaHifi  h 
npexanifi  TaTapi-MycyjuaBi.  —  TarapcKoe  npexaeie  o  cjto^oxaxi» 
(>apoTaTapCKOH   s  HoBOTarapcKofi   bi  Pop.  KaaaeH.     o.  O.  u.  J. 

(Vom  Verf.)  Oc  2540. 

10756.  KaxaHOB'b,  U.,  Bocro^Haji  5H6iiorpa<|>ia.    o.  O.  n.  J.   (Vom  Verf.) 

Fa  3457. 

10757.  ycTaBi  Oön^ecTBa  Apxeoiorie,  HcTopis  h  3THorpa<|)iH  npH 
HMneparopcKOKi  KasaHcsom  yEHsepcHTerb.  Kasaai  1898.  (Von 
Herrn  Prof.  Katanov.)  Ni  345. 

10758.  KapHMOBl,  Asämi  '1-kutub.     Kasani  1897.     (Dgl.)  Ac  218. 

10759  Q.  Ararat.  Kronakan-baroyakan,  graknnakan -  patmakan,  mankawarza- 
kan-banasirakan  ev  pastonakan  amsagir.  30.  31,  1.  Wal^arsapat  1897. 
1898.     (Von  der  Bedaktion  des  Ararat.)  £d  1237.  4^^. 

10760.  Sanasarean,  Mkrtic,  Ktaki  gorcadruthiune.  o.  O.  u.  J.  (Dgl.)     Ed  1085. 

10761.  Skrifter  utgifna  af  Humanistiska  Vetenskapssamfundet  i  Upsala. 
Bandn.  V.  üpsala  1892-94.  1897.  (Von  der  Königl.  üniversitÄts- 
Bibliothek  in  Upsala.)  Af  155. 

10762.  Orientalistkongressen  i  Stockholm-Kristiania.  Nagra  Skildringar 
firan  Utiandet     Utgifna  af  K.  U.  Nylander.     Upsala  1890.     (Dgl.) 

Bb  987c. 

10763.  Celsius  y  Olavus,  Bibliotbecae  Upsaliensis  historia.  Upsaliae  1745. 
(Dgl.)  Ni  630. 

10764.  Wüdund,  K.  B.,  Entwurf  einer  urlappischen  LauÜehre.  I.  Einleitung, 
Quantitjitsgesetze,  Accent,  Geschichte  der  haaptbetonten  Vokale.  (Diss.) 
Helsingfors  1896.     (Dgl.)  Fa  720. 

10765.  Ttdlberg,  Otto  Fredrik,  Strödda  Anmärkningar  rörande  Indien  ocb 
Sanskrit-Litteraturen.     ForsU  haftet.     Upsala  1839.     (Dgl.)       £b  983. 

10766.  Almkvist,  Herman,   Om   det   Sanskritiska  ah&m.     Upsala  Universitets 

o 

Arsskrift  1879.      Filosofi,  Sprakvetenskap  och  Historiska  Vetenskaper. 
IV.     Upsala  1879.     (Dgl.)  Eb  992. 

10767.  Ldndberg,  O.  £.,  Studier  öfver  de  Semitiska  Ljuden  w  och  y.  (Diss.) 
Land  1893.    (Dgl.)  Da  125. 


Ver»,  der  f&r  die  BtbUothek  der  D.M.  O.  emgeg.  Schriften  u,8,tü,    IX 

10768.  Weddftse  Mftijftni.  Ein  fithiopiacher  Lobgesang  an  Maria,  nach 
mehreren  Handschriften  herausgegeben  und  übersetzt  ....  von  Karl 
fVies.     (Diss.)     UpsHla  1898.     (DkI.)  Dg  640. 

10769.  Accessionskatalog,  Sveriges  offentliga  biblioteks.  Arabbk,  Tar- 
kisk  FUologi.     SA.  4  (1889).  5  (1890).     (Dgl.)  Ab  15. 

10770.  F)rie8,  Samuel  Andreas,  Den  Israelitiska  Knltens  Centralisation.  (Diss.) 
Upsala  1895.     (Dgl.)  Hb  1210. 

10771.  Kolmodinj  Adolf,  La6-ts^,  en  Profet  bland  Hedningame,  med  ett 
försök  tili  kortfattod  biblisk  Orundlftggning  for  hans  System.  (Diss.) 
Stockholm  1888.     (Dgl.)  Hb  3320. 

10772.  Sphinx,  Revue  eritique  embrassant  le  domaine  entier  de  TEgyptologie 
pubUi^  .  .  .  par  Karl  Fiehl.    Vol.  I.     UpsaU  1897.     (Dgl.)         Ca  9. 

10773.  [at-Ta'3libI]  Prooemium  et  specimen  lexici  synonymici  arabici 
Attha'ilibii  Edidit,  vertit,  notis  instziuit  Joseph  SSeUgmann.  o.  O. 
n.  J.     (Dgl.)  De  10672. 

10774.  Jabjft  bin  'Abd-el-mu't!  ez-Zaw&wi's,  Ur,  Dikt  Ed-Dnrra  el- 
Alfije  ß  Hlm  e1-*arabije.  Akademisk  Afhandling,  som  .  .  .  firamstiUles 
af  K.  V.  Zetteretien.     (Diss.)     Leipzig  1895.     (Dgl.)  De  5620. 

10775.  [IdrlBl]  Brandet,  B.  A.,  Om  och  ur  den  Arabiske  Qeografen  Idria. 
(Diss.)     üpsaU  1894.     (Dgl.)  De  7525. 

10776.  NordUng,  Johan  Teodor,  ProfgC.  J.  Tombergs  Korftnöfversfittning 
granskad.  Upsala  Unlversitets  Arsskrift  1876.  Philosophi,  Sprak- 
vetenskap  ooh  Historiska  Vetenskaper.  J.  Upsala  1876.  (Dgl.)    De  1912. 

10777.  Hemer,  Sven,  Syntax  der  Zahlwörter  im  Alten  Testament.  (Diss.) 
Lund  1893.     (Dgl.)  Dh  566. 

10778.  Molin,  Olof,  Om  Prepositionen  *,U  i  Bibelhebreiskan.  (Diss.)  Upsala 
1893.     (Dgl.)  Dh  780. 

10779.  NordUng,  J.  T.,  De  allmänna  Vokalförändringama  i  Hebreiska  Spraket. 
Andra  Uplagan.     Upsala  1879.     (Dgl.)  Dh  885. 

10780.  Nordling,  Johan  Teodor,  Den  svaga  Verb-bildningen  i  Hebreiskan. 
Andra  Uplagan  öfrersedd  och  tillökad.    Upsala  1879.    (Dgl.)     Dh  884. 

10781.  Hackb'n,  Anton,  Prepositionen  b:s  Etymologi  och  Anvfindning  i 
Hebreiskan.     (Diss.)     Upsala  1886.'    (Dgl.)  Dh  531. 

10782.  Oittin  i  den  Babyloniska  Talmud.  Perek  1.  Öfversättning  med  for- 
klarande  Anmilrkningar.  Akadembk  Afhandling  .  .  .  firamställes  .  .  . 
af  Simon  Aberet^,     (Dias.)     Göteborg  1896.     (Dgl.)  Dh  2580. 

10783.  [Meaa]  Nordländer,  K.  G.  Amandus,  Die  Inschrift  des  Königs  Mesa 
von  Moab.     (Diss.)     Leipzig  1896.     (Dgl.)  Dh  9469. 

10784.  TuUberg,  Otto  Fredrik,  Nagra  Anmärkningar  vid  .  .  .  C.  J.  Tombergs 
Academiska  Afhandling  De  linguae  Aramaeae  dialectis.  Upsala  1843 . 
(Dgl.)  De  90. 

10785.  Stave,  Erik,  Om  Uppkomsten  af  Gamla  Testamentets  Kanon.  Upsala 
Universitets  Arsskrift  1894.     Teologi  I.     Upsala  1894.     (Dgl.)     Id  365. 

10786.  [Hoeea]  Loftman^  Karl,  Öfversättning  och  Kommentar  tili  Profeten 
Hoseas  Bok.     (Diss.)     Linköpin«  1896.     (Dgl.)  Ic  885. 

10787 Q.  [Haeea]  Loftman,  Karl,  Kritisk  Underdökning  af  den  Masoretlska 
Texten   tili   Profeten   Hoseas   Bok.     (Dbs.)     Linköping    1894.      (Dgl.) 

Ic  884.     40. 

10788.  Nylander,  K.  U.,  Inledning  tUl  Psaltoren.    (Diss.)    Upsala  1894.   (Dgl.) 

Id  1244. 

10789.  [Biob]  NordUng,  Johan  Teodor,  ^'6bs  Bok  öfversatt  fran  Grundspraket. 
Upsala  1877.     (Dgl.)  Ic  1493. 


Allgemeine   Versammlung 

der  D.  M.  G.  am  24.  Sept.  1898  zu  Jena. 


Im  Einyerständnis  mit  den  Jenaischen  Mitgliedern  der 
Gesellschaft  haben  wir  die  diesjährige  Allgemeine  Yersammlang 
auf  Sonnabend  den  24.  Sept.  angesetzt.  Die  Sitzung  soll  in  den 
Rosensalen  stattfinden  und  um  9  Uhr  Vormittags  beginnen. 
Früher  eintre£Pende  Mitglieder  wollen  sich  am  23.  Abends  von 
7  Uhr  an  im  Burgkeller  (bei  der  Kirche)  einfinden.  Etwaige 
Vortrage  wolle  man  baldigst  dem  Schriftführer  der  Gesellschaft 
anmelden. 

Halle  und  Leipzig,  Anfang  Mai  1898. 

Der  tieschäftsfrihrende  Vorstand. 


» 


Personalnackrlehten. 

Als  ordentliehet  Mitglied  ist  der  D.  M.  G.  beigetreten  fttr  1898: 

1279  Herr  Cand.  theol.   et  phil.  Karl  Weymann   in  Hagafeld  bei  Karlsrnhe 

1/ Baden. 

Durcb  den  Tod  Torlor  die  Oesellscliaft  ihre  ordontlieben  Mitglieder: 
Herrn  Prof.  Dr.  Mieh.  John  Gramer,  New-Tork,  f  schon  tn  Ende  d.  J.  1897. 
„        Dr.  Arthur  Lincke,  Dresden,  t  An  2.  Juni  1898. 

Seinen  Austritt  erkllrte  Herr  Peter,  Prag  (Ende  1897). 


Terzeichnis  der  Tom  21.  April  bis  14.  Juli  189S  f&r  die 
Bibliotliek  der  D.  H.  O.  eingegangenen  Schriften  n.  s.  w. 

I.     Fortsetzangen. 

1.  ZaAe5.  4*^.  Abhandlungen,  Philosophische  und  historische ,  der 
Königlichen  Akademie  der  Wissenschaften  sa  Berlin.  Aus  dem  Jahre  1897. 
Berlin  1897. 

2.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  Königl.  Qesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Qöttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1898.  Heft  1. 
Göttingen  1897  (sie!). 

3.  Zu  Ae  45.  Rendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei  classe  dl 
scienze  morali,  storiche  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  VII.  Fase.  2. 
3.  4.     Roma  1898. 

4.  Zu  Ae  65.  A9.  Bulletin  de  TAcad^mie  Imperiale  des  Sciences  de  St.- 
Pötersbourg.     V«  S^rie.     Tome  VII.     No.  2.  —  St.-P^tersbourg  1897. 

5.  Zu  Ae  165.  4^.  Sitzungsberichte  der  Königlich  Prenssischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Berlin.     I— XXIII.     Berlin  1898. 

6.  Zu  Ae  185.  Sitzungsberichte  der  philosophisch-philologischen  und  der 
historischen  Classe  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  MUnchen. 
1897.     Bd.  U.     Heft  UI.     1898.     Heft  I.     München  1898. 

7.  ZuAfll6.  Musäon,  Le,  et  la  Revue  des  Religions.  Etudes  historiqaes, 
ethnologiques  et  religieuses.  Tome  XVII  et  II.  —  No.  2.  Avril  1898.  Louvain. 

8.  Zu  Bb  10.  Bibliographie,  Orientalische,  ....  bearbeitet  und  heraus- 
gegeben von  Lucian  Scliennan.  XI.  Jahrg.  Erstes  Halbjahrsheft.  Berlin  1898. 

9.  Zu  Bb  725.  Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal.  Vol.  LXVI. 
Part  I,  No.  4.  —  1897.  —  Vol.  LXVII.  Part  I.  No.  1.  —  1898.  — 
Vol.  LXI.     Part  I,  Extra  No.  3.  —  1892.     Calcutta  1897.  1898. 

10.  Zu  Bb  725c.  Proceedings  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal.  No.  IX. 
X.  XI,  November,  December,  Extra  No.,  1897.  Calcutta  1897.  No.  I-IV, 
January — ^April,  1898.     Calcutta  1898. 

11.  Zu  Bb  750.  Journal,  The,  of  the  Royal  Asiatic  Society  of  Great  Britain 
&  Ireland.     April,  1898.     London. 

12.  Zu  Bb  760.  Journal  of  the  Ceylon  Brauch  of  the  Royal  Asiatic 
Society,  1897.     Volume  XV.     No.  48.     Colombo  1898. 

13.  Zu  Bb  790.  Journal  Asiat! que  .  .  .  publik  par  la  Soci^t4  Asiatique. 
Nenvi^me  S^rie.     Tome  XI.     No.  2.  —  Mars— Avril  1898.  —  Paris. 

14.  Zu  Bb  818.  al-Machriq.  Revue  catholique  Orientale  bimensuelle. 
Sciences— lettres—arts.     [Bairut]  1898.     No.  8.  9.  10.  11.  12.  13. 

15.  Zu  Bb  905.  4^.  T'oung-pao.  Archives  pour  servir  k  l'^tude  de  Thistoire, 
des  langues,  de  la  g^ographie  et  de  Tethnographie  de  l'Asie  Orientale. 
R^dig^es  par  Gustave  Schlegel  et  Henri  Cordier,  Vol.  IX.  No.  2.  8. 
Leide  1898. 


V0t».derfardieBibUoihaidtrD.M.G.€ing0g.8ehriftenu,9.w.    XHI 

16.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deatiehen  Morgenlin^chen  Oeeellsehaft. 
Zweiundfilxifidgster  Band.     I.  Heft.     Leipiig  1898. 

17.  Zu  Bb  936.  4^.  Zeitschrift  fUr  efrikenisohe  ond  ocesjüsche  Sprachen. 
Bllt  besonderer  Berflcksiehtignng  der  Deutschen  Kolonien.  III.  Jahrgang. 
4.  Heft.    Berlin  1897. 

18.  Ztt  Bb  945.  Zeitschrift,  IVlener,  fQr  die  Kunde  des  Morgenlandes, 
XI.  Band.  —  Heft  4.     Wien  1897.     XII.  Band.  —  Heft  1.    Wien  1898. 

19.  Zu  Bb  1180a.  4^  Annales  da  Mos^e  Qnimet.  Tome  yingt-sixibme. 
Deozi^me,  troisi&me  partie.     Paria  1897. 

80.  Zq  Bb  124S.  Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft  1898.  3. 
4.  ö.     Berlin. 

21.  Zu  Bb.  1250.  4°.  Publications  de  l'äcole  des  Langues  Orientales 
Virantes.  Quatriime  S^rie.  —  Vol.  VIII.  X.  XII.  XIV.  [Vol.  VIU: 
Smimov,  Jean  N.,  Les  populations  flnnoises  des  bassins  de  la  Volga  et  de 
la  Kama.  Etudes  d*ethnographie  historique  tradaites  du  Busse  et  revues 
par  Paul  Boyer.  Premiere  partie.  —  Vol.  X :  'OumAra  du  Yömen,  sa  We 
et  son  ODuyre  par  Hartwig  Derenbourg.  Tome  premier.  —  Vol.  XII: 
Abderrahman  ben  Abdallah  ben  'Imran  ben  'Amir  es-Sa'di,  Tarikh  es-Soudan. 
Texte  arabe  4dit4  par  O.  Haudas  .  .  .  avec  la  coUaboration  de  Edm. 
Benoigt,  —  Tome  XIV:  BuondelmOfUi ,  Christophe,  Descripdon  des  lies 
de  VArehipel.  Version  grecque  par  un  Anonyme.  Publice  .  .  .  par  Emile 
Legrand.    Premiöre  partie].     Paris  1897.  1898. 

22.  Zu  De  10385.  Stbawaihl's  Buch  über  die  Grammatik  ....  übersetit 
und  erklXrt  von  G.  Jahn.  21.  Lieferung  des  ganzen  Werks.  IL  Band 
LieC  13.  14.     Beriin  1898. 

23.  Zu  Eb  50.  2«.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  for  the  Fourth 
Quarter  ending  31  st  December  1897.  Appendix  to  the  Calcatta  Gazette. 
Wednesday,  Mareh  30,  1898. 

24.  Zu  Eb  225.  2^.  Catalogue  of  books,  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  the  3 Ist  March  1898.     Bangoon  1898. 

25.  Zu  Eb  295.  2*^.  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  .... 
during  the  quarter  ending  the  31  st  March  1898. 

26.  Zu  Eb  485.  2^.  Memorandum  of  Books  registered  in  the  Hyderabad 
Assigned  Districts  during  the  quarter  ending  8 Ist  March  1898.   Akola  1898. 

27.  Zu  Eb  765.  2^  Statement  of  Parficulars  regardlng  Books  and  Perio- 
dlcab,  published  in  the  North- Western  Provinces  and  Ondh,  registered  .  .  . 
during  the  first  quarter  of  1898. 

28.  Zu  Eb  3719.  Vidyodayah.  The  Sanskrit  Critical  Journal  of  the  Oriental 
NobUity  Institute  Woking— England.     Vol.  XXVII.     1898.     No.  4.  5.  6. 

29.  Zu  £e  60.  4®.  Grundriss  der  iranischen  Philologie.  Band  I,  Abteil.  2, 
Lieferung  1.  Strassburg  1898  [Hörn,  Paul,  Neupersisohe  Schriftsprache]. 
(Vom  Verf.) 

30.  Zu  Ed  1237.     4^     Ararat.     1898.     31,  2.  8.  4.     WalarSapat. 

31.  Zu  Bd  1365.     49.    Handes  amsoreay.     1898,  5.  6.  7.     Wienna. 

32.  Zu  Eg  330.     4®.     Xpot^tua   Bv^avrtya,     Tofies  tna^oe^     Tevxos  y 

'Ual  f.    CaBKTnerepöypn  1897. 

33.  Zu  Fa  2288.  4^  Radioff,  W.,  Versuch  eines  Wörterbuches  der  TOrk- 
Dialectei    Zehnte  Lieferung.     St-P^tersbourg  1898. 

34.  Zu  Fa  8457.  Kamanoeh,  H.,  BocTOiHa«  6B6jdorpa(|^i«.  No.  82—94. 
(»  4^Tett  1898.     No.  5). 

35.  ZuFg45.  Hansei  Zassehi,  The.   Vol.  XHI.   No.  8.  4.  5.    [Tokyo  1898.] 


I 


XIY     Vwn,  der  für  die  BibUathek  der  D.  M.  O,  eingeg.  Schriften  u.«.  w. 

36.  Za  Ha  200.  Bevae  de  rhiatoire  des  religions.  Tome  XXXVI.  No.  1.  2. 
Paris  1897. 

87.  Zu  le  2290.  Proeeedings  of  the  Sodety  of  Biblical  Arohaeology.  Vol.  XX. 
Part.  3.  4.  5.     London  1898. 

38.  Zu  Mb  185.  A^.  Monatsblatt  der  nomismatischen  Oesellsohafl  in  Wien. 
Nr.  177.  178.  179.     1898. 

39.  Za  Mb  245.  Zeitschrift,  Numismatische,  herausgegeben  von  der  Numis- 
matischen Gesellschaft  in  Wien  durch  deren  Bedactions-Comitö.  29.  Band, 
Jahrgang  1897.  80.  Band.  Erstes  Semester.  Januar— Juni  1898.  Wien 
1898. 

40.  Zu  Na  825.  Eevue  arch4ologiqne.  Troisibme  S4rie.  —  Tome  XXXII. 
Man— Avril  1898. 

41.  Zu  Na  426.  4^  SanRCKH  BocTOiHaro  OrxiieHiji  HMnepaTopcsaro 
PyccKaro  ApxeoioraqecKaro  06mfictB9L  Tom  X.  BunycKH  I— IV. 
C-Üerepi^ypn  1897. 

42.  Zu  Nf  270.  Minntes  of  the  Managing  Gommittee  [of]  the  North- Western 
Provinces  &  Oudh  Proyincial  Museum,  Lucknow.  From  April  1894  to  March 
1896.     Allahabad  1896. 

43.  Zu  Nf  452.     l^.     Epigraphia  Indiea  and  Record  of  the  Archaeologieal 

Survey  of  India.    Edited  by  E.  Hutbuch,    (Vol.  V.)  Part  I.    Jannary  1898.  I 

Calcntta. 

44.  Zu  Nf  452.  2^  Survey,  Archaeologieal,  of  India.  (New  Imperial 
Series.)     Volume  XIX.     Calcutta  1897.     Volume  XXV.     Madras  1897. 

45.  Zu  Oa  25.  Bulletin  de  la  Soci^tö  de  Geographie.  Septiime  S4rie.  — 
Tome  XVII.  4»  Trimestre  1896.  Paris  1896.  Tome  XIX.  1«'  Trimestre 
1898.     Paris  1898. 

46.  Zu  Oa  26.  Comptes  rendus  des  s^anees  [de  la]  Sociötä  de  Geographie. 
1898.     No.  3.  4.  5.     Paris. 

47.  Zu  Oa  42.  HaB^CTifl  HiniepaTopcKaro  PyccKtro  reorpaj^Hvecaaro 
06mecTBa.    Tom»  XXXIV.    1898.  BHoycsi  I.  IL  G.-Üerepöypn  1898. 

48.  Zu  Oa  151.  Journal,  The  Geographica!.  May,  June,  July,  1898. 
Vol.  XI.     No.  5.  6.     Vol.  XU.     No.  1.     London. 

49.  Zu  Oa  255.  Verhandlungen  der  G^esellschaft  für  Erdkunde  su  Berlin. 
Band  XXV.  —  1898  —  No.  4.  5.  6.     BerUn  1898. 

50.  Zu  Oa  256.  Zeitschrift  der  G^esellsohaft  für  Erdkunde  su  Berlin.  Band 
XXXIU  —  1898  —  No.  2.     Berlin  1898. 

51.  Zu  Oa  452.  4^  G6opHHKi  TpyxOBi  OpxOBCBOfi  dKCnexHUlH.  III.  IV. 
CaHKTnerepÖypn  1897. 

52.  Zu  Ob  2845.  4^.  Lüh^  P.  A.  van  der,  Encydopaedie  van  Nederlandsch- 
IndiS.    Afl.  15.     's  Gravenhage  —  Leiden. 

II.     Andere  Werke. 

10790.  Hart/mann^  Martin,  Das  arabische  Strophengedicht.     I.  Das  Muwassah. 
Weimar  1897.    (Vom  Verf.)  De  865. 

10791.  VogiUf  Le  Ml>  de,  Notes  d'^pigraphie  aramöenne.     Extralt  du  Jonmal 
Asiatique.     Paris  1898  [verbessert  aus  1896].     (Vom  Verf.)       De  906. 

10792.  Ltigrange,  Fr.  M.-J.,  Recherches  epigraphiques  k  P4tra.    Eztrait  de  la 
"Revue  Biblique"  Avril  1898.    Paris.    (Von  Herrn  Marquis  de  Voga4.) 

10793.  Kahle,  Paul,  Teztkritische  und  lexikalische  Bemerkungen  zum  Samari- 
tanischen  Pentateuchtargum.     (Diss.)    Halle  a/3.  1898.  De  829. 


Fam.  derfOrdie  BibUothek  der  D.M.  O.  eingeg.  Schriften  u.a.w.  XY 

19794.  SrtPara^s  KatbäkSatukam.  Die  Geschichte  yon  Joseph  in  persisch- 
indischem Gewände.  Sanskrit  und  Dentsch  von  Richard  Schmidl. 
Kiel  1898.     (Vom  Heransgeber.)  £b  8519. 

10795.  Frank,  Othm.,  De  Persidb  linguA  et  genio.  Commentationes  phaosophico- 
perdcae.     Norimbergae  1809.     (Von  Herrn  Dr.  Reinhold.)      £c  1479. 

10796.  iSa'di,  Gttlistan.     o.  O.  1289h.   (Von  Herrn  Dr.  Schrader.)    Eo  2290. 

10797.  [Eptingen,  Hans  Bernhard  von]  BemouUi,  A.,  Die  Pilgerfahrt  Hans 
Bernhards  von  Eptingen.  [A.  aus  den  Beiträgen  aur  vaterl.  Geschichte. 
Neue  Folge.  Band  2,  Heft  1.  Der  ganzen  Reihe  12.  Band.]  (Von 
Herrn  Dr.  Jacob.)  Ob  1356. 

10798.  Nippoldf  Friedrich,  Aegyptens  Stellung  in  der  Religions-  und  Cnltnr- 
gesehichte.     2.  Auflage.    Berlin  1878.     (Dgl.)  Nb  164. 

10799.  Mihri,  Muljtasar-i-Gfildeste  . .  .  Tab'  gedid.  Konstantinopel  1303  . .  . 
(Von  Herrn  Dr.  Schrader;)  Fa  2877. 

10800.  Sedlähek,  Jaroslav,  al-kitibu  mluvnice  arabsk4ho  Jaiyka.  v  Praxe 
1898.     (Vom  Verf.)  De  719. 

10801.  nOeldger^  F.  A.,  Die  Insel  Socotra.  [SA.  aus  Arohiv  der  Pharmacie. 
26.  Band,  Heft  22.  1888.]     (Von  Herrn  Dr.  Jacob.)  Ob  1142. 

10802.  Upanishad's,  Sechzig,  des  Veda.  Aus  dem  Sanskrit  fibersetst  und 
mit  Einleitungen  und  Anmerkungen  versehen  von  Paul  DeoMen,  Leipaig 
1897.  Eb  1345. 

10803.  Version,  The  Coptic,  of  the  New  Testament  in  the  Northern  Dialect 
otherwise  called  Hemphitic  and  Bohairic  with  introduction,  critical 
apparatus,  and  llteral  English  translatton.  Vol.  I.  II.  Oxford  1898.) 
(Von  den  Delegates  of  the  Clarendon  Press.)  Ib  880. 

10804.  VtdUe  Pouann,  Louis  de  la,  Bouddhisme.  £tudes  et  mat4riauz. 
Adikarmapradlpa.    Bodhicary&vatfira(IkS.     London  1898.     (Vom  Verf.) 

Hb  2694.     4^ 

10805.  Muir,  Sir  William,  Cyprian,  bis  Life  and  Teaching.  Edinburgh  1898. 
(Vom  Verf.)  Eg  1040. 

10806.  Volksüberlieferungen  deutscher  Juden.  Von  Jakob  EkrUch. 
{=  Der  Urquell.    Der  neuen  Folge  Band  I.   Heft  3  u.  4.    p.  80—81.] 

Fi  453. 

10807.  Verzeichnis  wertvoller  hebräischer  Handschriften  aus  dem  Lager 
von  J.  Kaufmann.    Frankfurt  a.  M.  1898.  Dh  174. 

10808.  es  Saijäd  wo  ibnoh  hikäje  ma»ryje  bil  lisin  el  masry.  masr  el 
qähira  1316.  De  10196. 

10809.  4P,  BapmoMd%t  B.,  Orien  o  noisxKi  bi  GpexHDD  AaiD  ci  BayvHOD 
i^ilLD.  1893 — 94  rr.  G.-nerepÖypn  1897  [=3*  Mömoires  de  l'Aca- 
d4mie  Impöriala  des  Sciences  de  St.-Pötersbourg.  VIU«  S4rie.  Volume  I. 
No.  4.]  Ob  2340.     4^ 

10810.  4^  TlacociOBi  99ioncKoft  i^epBBH.  Hsx&n  h  nepeaeii  .  .  . 
E  I\fpaeeh.  C.-nerepöypn  1897  [«  M^moires  .  .  .  VIU«  Sörie. 
Volume  I.     No.  7].  Dg  532.     4^ 

10811.  4**.  PbUkLKon,  G.  F.,  MyaHsa  r  ntcHH  VpaiBCKEXi  MycyiuiaHi 
Ch  oiepäOMi  Hxi  6iiTa.  C.-IIeTepÖypri  1897  [«>  Mömoires  .  .  . 
Vm«  Sörie.     Tome  U.     No.  2].  Oc  1356.     i\ 

10812.  Kamanon,  H.  6.,  Otshbi  o  KHHri  F.  £.  Fpyjin-rpjieuMaüJM :  Ons- 
caaie  nyTemecTBia  bi  3anaxHHft  KHTafi  .  .  .  Kasau  1898.  (Vom 
Verf.)  Ob  2394. 


J 


XVI 


Allgemeine  Versammlung 

der  D.  M.  G.  am  24.  Sept.  1898  zu  Jena, 

um  9  Uhr  Vormittags,  in  den  Bosensalen,  s.  I.  Heft  dieses  Jahr- 
gangs S.  X. 


Zur  Tagesordnung: 

Fortbestand  der  Orientalischen  Bibliographie; 

Bewilligung  einer  Summe  ftir  Anschaffungen  der  Bibliothek. 

Halle  und  Leipzig,  Anfang  August  1898. 

Der  OeschäftsfQbrende  Yorstand. 


xvn 


Personalnachrichten. 

Als  ordentliche  Mitglieder  sind  der  D.  M.  G.  beigetreten  fUr  1898: 

1280  Herr  Dr.  phil.  H.  Hilgenfeld,  Privatdocent  a.  d.  UniversitiCt  zu  Jena. 

1281  „      Llc.    Dr.   B.   Baensch,   Privatdocent  a.    d.   Universit&t    zu   Jena, 

Lichtenhainerstr.  3. 

Durch  den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  ihr  ordentliches  Mitglied  : 
Herrn  Prof.  Dr.  Georg  Ebers,  f  7.  Aug.  1898. 


XVIII 


Terzeiclmis  der  vom  15.  Jnli  Ms  6.  Oktober  1898  fOr  die 
Bibliothek  der  D.  M.  6.  eingegangenen  Schriften  n.  s.  w. 

I.     Fortsetzungen. 

1.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1898.  Heft  2. 
Geschäftliche  Mittheilungen.     1898.     Heft  1.     Göttingen  1898. 

2.  Zu  Ae  45.  Rendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei.  Classe  di 
scienze  morali,  storiche  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  VII.  Fase.  5^ 
e  6<>.     Roma  1898. 

3.  Zu  Ae  45  a.  4^.  Atti  della  R.  Accademia  dei  Lincei  anno  CCXCV. 
1898.  Rendiconto  deir  adunanza  solenne  dei  12  giugno  1897  [sie] 
onorata  dalla  presenza  delle  LL.  MM.  il  Re  e  la  Regina.     Roma  1898. 

4.  Zu  Ae  165.  4^.  Sitzungsberichte  der  Königlich  Preussischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Berlin.     XXIV— XXXIX.     Berlin  1898. 

5.  Zu  Ae  185.  Sitzungsberichte  der  philosophisch-philologischen  und  der 
historischen  Classe  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München. 
1898.     Heft  n.     München  1898. 

6.  Zu  Ae  190.  Sitzungsberichte  der  philosophisch-historischen  Classe  der 
Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften.  Band  136.  137.  Wien  1897. 
1898. 

7.  Zu  Af  54.  Report,  Annual,  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian 
Institution,  showing  the  Operations,  Ezpenditures ,  and  Condition  of  the 
Institution  for  the  year  June  30,  1895.  Report  of  the  Ü.-S.  National  Museum. 
Washington  1897.* 

8.  Zu  Af  116.  Mus6on,  Le,  et  la  Revue  des  Religions.  Etudes  historiquea, 
ethnologiques  et  religieuses.  Tome  XVII  et  II.  —  "So.  3 — 4.  Juin — Aoat 
1898.     Louvain. 

9.  Zu  Af  124.  Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society  held 
at  Philadelphia  for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XIII.  No.  91. 
Vol.  XX.  No.  112.  Vol.  XXIII.  No.  124.  Vol.  XXIV—XXXVII.  No. 
157.     Philadelphia  1873—1898. 

10.  Zu  Bb  608.  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Liand-  en  Volkenkunde  van  Neder- 
landsch-Indie.  Zesde  Volgreeks.  —  Vijfde  Deel.  (Deel  XLIX  der  geheele 
Reeks).     Derde  en  vierde  Aflevering.     's-Gravenhage  1898. 

11.  Zu  Bb  670.  Giornale  della  Societk  Asiatica  Italiana.  Volume  undecimo. 
1897—98.     Roma— Firenze— Torino  1898. 

12.  Zu  Bb  720.  Journal  of  the  American  Oriental  Society.  Edited  by 
George  F.  Moore.     19.  Volume,  Second  Half.     New  Haven  1898. 

13.  Zu  Bb  750.  Journal,  The,  of  the  Royal  Asiatic  Society  of  (h'eat  Britain 
&  Ireland.     July,   1898.     London. 


Vert.  der  für  fite  Bibliothek  der  D.  M,  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     XIX 

14.  Zu  Bb  790.  Journal  Asiatiqae  .  .  .  publik  par  la  Soci^t^  Asiatiqne. 
Keavi^me  S^rie.     Tome  XI.     No.  3.  —  Mal-Juin  1898.  —  Paria. 

15.  Zu  Bb  818.  al-Masriq.  Al-Machrlq.  Reyue  catholique  Orientale  bi- 
mensnelle.    Sciences — Lettres — Arts.   No.  14.  15.  16.  17.  18.    [Bairät]  1898. 

16.  Za  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenlftndischen  Oesellschaft. 
Zweiundf^n&igster  Band.     II.  Heft.     Leipaiff  1898. 

17.  Zu  Bb  935.  49.  Zeitschrift  für  afrikanische  und  oceanbche  Sprachen. 
Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Deutschen  Kolonien.  IV.  Jahrgang, 
1.  Heft.     Berlin  1898. 

18.  Zu  Bb  1150.  Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes,  heraus- 
gegeben von  der  Deutschen  Morgenlftndischen  Oeselbchaft.  XI.  Band. 
No.  1.  [SaufOf  Rudolf  V.,  Wörterbuch  des* Dialekts  der  deutschen  Zigeuner.] 
Leipzig  1898. 

19.  Zu  Bb  1200,  p,  12.  ['Abdu  '1  QSdir  Badä'ünl]  Muntakhabu-t-TawS- 
rikh  by  'Abdu-1-Qadir  ihn  i  Muluk  ShSh  known  as  al-BadSonl.  Translated 
from  the  original  Persian  and  edited  by  G.  Ranking.  Vol.  I.  Fase.  V. 
Index  to  the  English  Translation  of  Muntakhaba-t-Tawftrikh.  Vol.  II. 
Calcutta  1898.     [«  Bibliotheca  Indica.     New  Series,  No.  917.  914.] 

20.  Zu  Bb  1200,  p,  26.  [Abu'1-Fadl  'AllSml]  The  Akbamftma  of  Abu- 
1-Fazl  translated  from  the  Persian  by  H.  Beveridge.  Vol.  I,  Fase.  I. 
Calcutta  1897.     [»>  Bibliotheca  Indica.     New  Series,  No.  910.] 

21.  Zu  Bb  1200,  p,  51.  [6ulSm  Husain  Zaidpürl  Sallm]  RiySzu-s- 
salStln.  History  of  Bengal.  By  OhulSm-i-Husain,  Sallm,  edited  by  Maulavi 
Abdul  Hak  Abid.  Fasciculus  V.  Calcutta  1898.  [Bibliotheca  Indica. 
New  Series,  No.  916.] 

22.  Zu  Bb  1200,  s,  180.  Oaiigesa  Upftdhyftya,  TaUva-CintSmani.  Edited 
by  Pa^idit  Kämakhyä-Naih  Tarka^Vägläa.  Part  IV.  Vol.  n.  Fasciculus 
UI.  IV.  V.  Calcutta  1898.  [»  Bibliotheca  Indica.  New  Series,  No.  915. 
918.  921.] 

23.  Zu  Bb  1200,  s,  295.  [JimütavShana],  KSlavivekah.  The  KSla-Viveka 
edited  by  Madhueüdana  SmrtircUna,  Fasciculus  III.  Calcutta  1898. 
[«  Bibliotheca  Indica.     New  Series,  No.  919.]    . 

24.  Zu  Bb  1200.  s,  470.  4®.  Malik  Muhammad  Jaisi,  The  Padumftwati. 
Edited,  with  a  Commentary,  Translation,  and  Critical  Notes,  by  O.  A.  Grierson 
and  Stuihäkara  Dvivedi.  Fasciculus  II.  Calcutta  1898.  [»s  Bibliotheca 
Indica.     New  Series,  No.  920.] 

25.  Zu  Bb  1200,  s,  791.  [Susruta].  The  Su9ruta<  Saihhitfi  or  The  Hindu 
System  of  Medicine  aceording  to  Susruta.  Translated  from  the  original 
Sanskrit  by  A.  F.  R.  HoemU,  Fasciculus  I.  Calcutta  1897.  [»  Biblio- 
theca Indica.     New  Series,  No.  911.] 

26.  Zu  Bb  1200,  s,  912.  VallabhftcSrya,  A^u-Bhäshyam.  By  Pa^dit 
Hemachandra  Vidijdratna.  Fasciculus  V.  Calcutta  1897.  [«a  Biblio- 
theca Indica.     New  Series,  No.  912.[ 

27.  Zu  Bb   1200,  t,  150.     Sher-Phyin Being  a  Tibetan  Translation 

of  the  QatasShasrika  Pnjnl  PSramitl.  Edited  by  Fratdpacandra  Ghosa. 
Volume  m.  Fasciculus  III.  CalcutU  1898.  [»  Bibliotheca  Indica.  New 
Series.  No.  913.] 

28.  Zu  De  10385.  Sibawaihl's  Buch  über  die  Grammatik  ....  übersetzt 
und  erklärt  von  G.  Jahn.  23.  Lieferung  des  ganzen  Werks.  II.  Band 
Lief.  15.     Berlin  1898. 

29.  Zu  Eb  10.  2®.  Assam  Library.  Catalogue  of  Books  for  the  quarter 
ending  30  th  June  1898. 


XX      Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  e.  w. 

30.  Zu  Eb  226.  2^  Catalogue  of  books,  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  the  30  th  June  1898.     Rangoon  1898. 

31.  Zu  Eb  295.  2^.  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  .... 
during  the  quarter  ending  the  30  th  June  1898. 

32.  Zu  Eb  485.  2^.  Memorandum  of  Books  registered  in  the  Hyderabad 
Assigned  Distriots  during  the  quarter  ending  80  th  June  1898.   AkoUi  1898. 

33.  Zu  Eb  692.  Haraprasäd  ^ästri,  Notices  of  Sanskrit  Mss.  Second 
Series.     Volume  I,  Part  I.  II.     Calcutte  1898. 

34.  Zu  Eb  765.  2^'.  Statement  of  Particulars  regarding  Books  and  Perio- 
dicals,  published  in  the  North- Western  Provinces  and  Oudh,  registered  .  .  . 
during  the  second  quarter  of  1898. 

35.  Zu  Eb  1481.  4<>.  Weber,  Albr.,  Vedische  Beiträge.  [SA.  aus:  Sitzungs- 
berichte der  Königlich  Preussischen  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin. 
1898.     XXXVU.] 

36.  Zu  Eb  3719.  Vidyodayah.  The  Sanskrit  Critical  Journal  of  the  Oriental 
NobUity  Institute  Woking— England.     Vol.  XXVII.     No.  7.  8.     1898. 

37.  Zu  Ed  1237.     4".     Ararat.     31,  5.  6.     Walarsapat  1898. 

38.  Zu  Ed  1365.     4^    Randes  amsoreay.     1898,  8.  9.     Wlenna. 

39.  Zu  la  140.  Zeitschrift  des  Deutschen  Palaestina- Vereins.  Band  XXI, 
Heft  1.     Leipzig  1898. 

40.  Zu  la  140  a.  M  i  1 1  h  e  i  1  u  n  g  e  n  und  Nachrichten  des  Deutschen  Palaestina- 
Vereins.      Leipzig   1898.     Nr.  3. 

41.  Zu  Mb  135.  4®.  Monatsblatt  der  numismatischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Nr.  180.   181.  182.     Juli.  August.  September.     1898. 

42.  Zu  Na  325.  Bevue  archdologique.  TroisiJnne  S^rie.  —  Tome  XXXII. 
Mai— Juin  1898.     Tome  XXXIII.     Juillet— Aout  1898.     Paris  1898. 

43.  Zu  Nf  452.  4^  Epigraph! a  Indica  and  Becord  of  the  Archaeologicai 
Surrey  of  India.  Edited  by  E.  HuUzsch,  (Vol.  V.)  Part  II.  April  1898. 
Calcutta. 

44.  Zu  Nh  170.  Archiv  für  österreichische  Geschichte.  84.  Band.  Wien  1898. 
Begister  zu  den  Bänden  LI— LXXX.     Wien  1897. 

45.  Zu  Oa  25.  Bulletin  de  la  Soci<^t^  de  Geographie.  Septifeme  Sörie.  — 
Tome  XIX.     2«  Trimestre  1898.     Paris  1898. 

46.  Zu  Oa  26.  Comptes  rendus  des  sdances  [de  la]  Soci^tä  de  Geographie. 
1898.     Nos.  6  et  7.     Paris. 

47.  Zu  Oa  151.    Journal,  The  Geographica!.     1898.    Vol.  XU.     No.  2.  3.  4. 

48.  Zu  Oa  256.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  Band 
XXXIII  —  1898  —  No.  3.     BerUn  1898. 


II.     Andere  Werke. 

10813.  2^.  Survey,  Linguistic,  of  India.  [First.  Rough,  List  of  Languages] 
4  voll.      CalcutU  1898.     (Vom  Government  of  India.)     Bb  1840.     2^ 

10814.  Khcüchanaw,  A.,  Les  manuscrits  g^orgiens  de  la  Bibliotb^que  Nationale 
k  Paris,     o.  O.  u.  J.  Fi  327. 

10815.  [Rouffaer,  G.  P.],  Catalogus  der  Land-  en  Zeekarten  toebehoorende 
aan  het  Koninklijk  Instituut  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van 
Nederlandsch-Indie.     's-Gravenhage  1898.  Oa  212. 

10816.  Jacob,  Georg,  Wissenschaft  und  Berliner  Auffassung,  Worte  der  Ab- 
wehr.    Halle  a.  S.  1898.     (Vom  Verf.)  De  10464a. 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D,M,  G,  emgeg.  Schriften  u.8,w.  XXI 

10817.  Baramiz,  Josef,  De  WAqidü  libro  qui  Kitftb  al  Magäzi  inscribitnr. 
Berolini  1898.     (Vom  Verf.)  De  11674. 

10818.  Targum  scheni,  Das,  nach  Handschriften  herausgegeben  und  mit 
einer  Einleitung  versehen  von  Moritz  David.  Berlin  1898.  (Vom 
Herausgeber.)  Ib  1390. 

10819  Q.  Ezechiel  en  Daniel,  De  Profetieen  van,  in  het  Makassaarsch  ver- 
taald    door    B.    F.    Matthes.      Amsterdam    1898.      (Vom   Übersetzer.) 

Ib  3001.     40. 

10820.  Streck,  Maximilian,  Das  Gebiet  der  heutigen  Landschaften  Armenien» 
Kurdistan  und  Westpersien  nach  den  babylonisch-assyrischen  Keil- 
Inschriften.   (SA.  aas  Zeitschrift  für  Assyriologie,  Bd.  XUI.)   (Vom  Verf.) 

Ob  1937. 

10821  Q.   WUhekn,  Eus^ne.   L'ezp^dition  de  Ninos  et  des  Assyriens  contro  un 

roi    de   la  Bactrie.     Eztrait    du  Mus^on.     Louvain  1891.     (Vom  Verf) 

Nc  250.     40. 

10822  Q.  Oätha  Vohukhs'athra.  —  Yasna  LI,  1—7  uebersetzt  und  erkllLrt 

von  £.    Wilhelm.     [Extrait   des   Melauges   Charles   de   Harlez.]     Leid» 
o.  J.     (Dgl.)  Ec  398.     4". 

10823.  [Wilhelm,  Eugen],  PärsI  varsnl  suruSt  ....  (SA.  aus  Mumbal 
Samftcftr.)     [Bombay  1895.]     (Dgl.)  Eb  5221. 

10824.  Wilhelm,  E.  Perser.  [SA.  aus  Jahresberichte  der  Geschichtswissen- 
schaft 1894.  1895.  1896.]     Berlin.     (Dgl.)  Nf  805. 


ProtokoUarlseher  Berieht 

fiber  die  am  24.  Septemlier  1898  zu  Jena  abgehaltene 

Allgemeine  Yersammlnng  der  D.  M.  6. 

Erste  Sitzung 

Beginn  S^/a  Uhr  Vorm. 

Anwesend:  18  Mitglieder,  s.  PrSsenzlisto^). 

VTahlen:  Zum  Präsidenten  wird  gewählt  Prof.  Dr.  Wilhelm,  zumVice- 
Präsidenten  Prof.  Dr.  Delbrttck,  su  Schriftführern  Lic.  Dr. 
Baentsch  und  Dr.  Hilgenfeld. 

Begrüssnng  durch  Prof.  Wilhelm  mit  Nachruf  an  die  verstorbenen  Mit- 
glieder Bühler  und  Ebers,  su  deren  Ehren  die  Versammlung  sich  erhebt. 

Berieht  des  Schriftführers^,  sowie  Redaktions-^  und  Kassen- 
bericht^) von  Prof.  Windisch,  verlesen  durch  Prof.  Prätorius. 

Bibliotheksbericfat  von  Prof.  Pischel^). 

Za  K  assenrevisoren  Werden  gewählt  Prof.  Kautzsch  und  Prof.  Ed.  Meyer. 

Vorstands  wähl:  Als  Ersatz  für  Bühler  wird  einstimmig  Prof.  Dr.  Beinisch 
in  Wien  gewählt.  Die  ausscheidenden  Vorstandsmitglieder  Praetorius, 
Pischel,   Socin,   Zimmern   werden  durch  Acdamation  wiedergewählt. 

Prof.  Ed.  Meyer  stellt  den  Antrag,  in  §  8  der  Statuten  die  Worte:  „aus  der- 
selben Stadt  wie  der  Abwesende"  zu  streichen.  Es  wird  beschlossen, 
über  den  Antrag  auf  der  nächsten  Generalversammlung  zu  entscheiden. 

I>ie  von  Prof.  Kautzsch  im  vorigen  Jahre  gegebene  Anregung:  „die  Reichs- 
regierung zu  ersuchen,  es  der  D.  M.  Q.  ein  für  alle  Mal  zu  überlassen,  bei 
den  Kongressen  einen  offiziellen  Redner  im  Namen  der  Deutschen  Regierung 
zu  designieren"  wird  zum  Beschlnss  erhoben,  und  der  Vorstand  beauftragt, 
dahingehende  Verhandlungen  einzuleiten. 

Die  nächste  allgemeine  Versammlung  wird  im  Anschluss  an  die  Philo- 
logen-Versammlung 26. — 30.  September  1899  in  Bremen  stattfinden. 

Die  Bibliotheksverwaltung  der  D.  M.  6.  beantragt  einen  jährlichen  Dispo- 
sitions-Fonds von  300  Mark  für  die  Bibliothek.  Dieser  Fonds 
soll  dienen: 

1)  Zur  allmählichen  Kompletierung  der  zahlreichen  unvollständigen 
Werke  älteren  Bestandes,  so  weit  eine  solche  in  wissenschaftlichem  Interesse 
wünschenswert  erscheint. 

2)  Zur  Erwerbung  besonders  wichtiger  Werke  von  Nicht-Mitgliedern, 
zu  denen  die  Gesellschaft  keinerlei  Beziehungen  hat. 

3)  Zum  Ankauf  von  im  Orient  veröffentlichten  Drucken. 


1)  Siehe  die  Namen  der  Teilnehmer  in  Beilage  A.  2)  Siehe  Beilage  B. 

3)  Siehe  Beüage  D.  4)  Siehe  Beilage  E.  5)  Siehe  Beilage  C. 


XXIT    ProtokoUar,  Bericht  über  die  Aügem.  Versammlung  zu  Jena, 

Ausgeschlossen  ist  der  Ankauf  aller  Publikationen  von  Mitgliedern, 
femer  von  Nicht-Mitgliedern,  soweit  dieselben  die  Bibliothek  benutzt  oder 
sonst  der  Gesellschaft  zu  Dank  yerpflichtet  sind.  Über  die  Verwendung  im 
einzelnen  entscheidet  der  Bibliothekar  auf  Grund  der  Desiderate. 

Dieser  Antrag  wird  von  der  Versammlung  einstimmig  angenommen. 

Verhandlungen  betreffend  Unterstützung  der  Orientalischen  Biblio- 
graphie. Da  die  Verlagshandlung  von  Beuther  &  Reichardt  ihren 
Antrag  auf  Gewährung  von  300  M.  weiteren  Zuschusses  zurückgezogen  hat, 
wird  beschlossen,  die  Sache  für  einstweilen  erledigt  zu  erklären. 

Zweite    Sitzung 

Nachm.  S^a  ühr. 
Die  Rechnung  wird  von  der  Versammlung   auf  Antrag   der  Revisoren  für 
richtig  erklärt  und  dem  Rechnungsführer  Decharge  erteilt. 

Eugen  Wilhelm.         F.  Praetorius. 
B.  Baentsch.  H.  Hilgenfeld. 


Beilage  A. 

Präsenzliste   der   am  24.  Sept.    in  Jena   tagenden   all- 
gemeinen Versammlung  der  D.  M.  G. 

1.  Wilhelm,  Jena.  11.  Kautzsch,  Halle. 

2.  Praetorius,  Halle.  12.  Siegfried,  Jena. 

3.  E.  Kuhn,  München.  13.  H.  L.  Strack,  Gross-Lichterfelde 

4.  Völlers,  Jena.  b.  Berlin. 

6.  Winckler,  Berlin.  14.  R.  Pischel,  Halle. 

6.  Radioff,  Petersburg.  15.  H.  Hilgenfeld,  Jena. 

7.  Peiser,  Königsberg.  16.  B.  Baentsch,  Jena. 

8.  Geizer,  Jena.  17.  B.  Lindner,  Leipzig. 

9.  Eduard  Meyer,  Halle.  18.  H.  Zimmern,  Leipzig. 
10.  Delbrück,  Jena.  19.  V.  Ryssel,  Zürich. 


Beilage  B. 

Bericht   des   Schriftführers  für  1897/98. 

Seit  dem  vorjährigen  Berichte  sind  der  Gesellschaft  16  ordentliche  Mit- 
glieder beigetreten  (1264 — 1279),  und  zwar  3  davon  noch  für  1897.  Zum 
Ehrenmitglied e  wurde  ernannt  Herr  Theod.  Aufrecht  in  Bonn.  —  Dagegen 
traten  8  Herren  aus  der  Gesellschaft  aus. 

Wir  beklagen  den  Tod  der  Herren  Bühl  er  (korresp.  Mitglied),  Gramer, 
KberSy  Lincke,  Steinnordh. 

Herrn  Martin  Hartmann  in  Charlottenburg  wurden  nachträglich  noch 
400  M.  Reisekosten  bewilligt  (vgl.  Bd.  51  S.  XXVUl),  zahlbar  nach  fertiger 
Drucklegung  seiner  Arbeit. 

Es  wurde  weiter  beschlossen,  die  Zeitschrift  für  Ägypt/  Sprache 
und  Alterthumskunde  noch  auf  weitere  3  Jahre,  also  bis  einschliesslich 
zum  Jahre  1900,  mit  je  400  M.  zu  unterstützen  (vgl.  Bd.  48,  S.  XXIV).   Femer 


ProiokoUar.  Bericht  über  die  Aügem.  Versammlung  zu  Jena.      XXY 

L.  ▼.  Schröders  Text  des  Kftthaka  auf  Kosten  der  Gesellschaft  zu  drucken. 
Endlich  auf  ein  Exemplar  von  M.  Bloomfields  Kashmirian  Atharva- 
Veda,  the  so- call ed  PSippalSda-QskhS  zu  subskribieren. 

In  Schriftaustausch  getreten  ist  die  Gesellschaft  mit  der  Redaktion  des 
AI-Hachriq  zu  Bairut,  mit  der  Redaktion  der  S t u dj  italiani  di  filologia 
indoiranica  zu  Florenz,  mit  der  Societk  asiatica  italiana  zu  Florenz 
(diese  erhält  von  uns  nur  die  Abhandlungen),  mit  The  American  Philoso- 
phical  Society  zu  Philadelphia;  endlich  mit  der  Konigl.  UnWersitäts- 
bibliothek  zu  Upsala  (letztere  sendet  uns  u.  a.  orientalische  Dissertationen, 
Programme,  die  tfgypt  Sphinx;  wir  senden  Zeitschrift  und  Abhandlungen). 

Vom  51.  Bande  der  Zeitschrift  wurden  abgegeben  479  Exemplare  an  Mit- 
glieder der  Gesellschaft,  47  an  gelehrte  Gesellschaften  und  Institute,  138  durch 
den  Buchhandel;  zusammen  also  664  Exemplare  (4  mehr  als  im  Voijahre). 
—  Der  Gesamtabsatz  unserer  Veröffentlichungen  ergab  einen  Reinertrag  von 
3605  M.  36  Pf. 

Das  Fleischerstipendium  wurde  am  4.  März  1898  Herrn  Mark  Lidzbarski 
in  Kiel  verliehen.  F.  Praetorius. 

Beilage  C 

Bibliotheksbericht  für  1897—1898. 

Der  Bestand  der  Bibliothek  ist,  abgesehen  yon  den  regelmässigen  Fort- 
setzungen, um  132  Werke  (Nr.  10687 — 10819)  vermehrt  worden.  Ausgeliehen 
wurden  523  Bände  und  26  MSS.  an  66  Entleiber. 

Mit  dem  Beginne  des  Druckes  des  Kataloges  ist  bbher  gezögert  worden, 
vor  allem  deswegen,  weil  der  wichtigste  Teil  der  Bibliothek,  die  arabische 
Litteratur,  aus  den  im  vorigen  Jahresberichte  angeführten  Gründen,  noch  immer 
nicht  druckfertig  ist.  Da  aber  Herr  Dr.  Fischer  jetzt  Hir  längere  Zeit  von 
Europa  abwesend  ist,  scheint  es  nicht  mehr  ratsam,  den  Druck  wieder  auf  un- 
bestimmte Zeit  zu  verschieben.  Er  soll  deswegen  bald  begonnen  werden,  auf 
die  Gefahr  hin,  dass  Herr  Dr.  Fischer  nicht  selbst  die  Revision  der  von  ihm 
bearbeiteten  Teile  vornehmen  und  Veränderungen  treffen  kann,  die  er  sonst 
vielleicht  gemacht  hätte.  Das  Japanische  ist  durch  Herrn  Haruhiko  Kato,  das 
Armenische  durch  Herrn  Hussik  Sohrabian  revidiert  worden;  für  die  ein- 
silbigen Sprachen  ist  die  Hilfe  von  Herrn  Prof.  Conrady  in  Leipzig  zugesagt 
worden.  B.  Pischel. 

Beilage  D. 

Aus  dem  Bedaktionsbericht. 

Erschienen  ist,  gedruckt  auf  Kosten  der  D.  M.  G. : 

ibhAndlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes,  herausgegeben  von  der 

Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft.     XI.  Band.    Nr.  1.    Wörterbuch 
des  Dialekts  der  Deutschen  Zigeuner.    Zusammengestellt  von  Rudolf  v.  Sowa. , 
Leipzig  1898.     In  Kommission  bei  F.  A.  Brockhaus.  —  Preis  4  M.  50  Pf. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  M.).  E.  W indisch. 

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Sabäische  Typen 


bei 


G.  Kreysing  in  Leipzig. 


feinem  Wunsche  des  gescliäftsftihrenden  Vorstandes  folge 
gebend,  hat  sich  unser  Drucker,  Herr  G.  Kreysing  in 
dankenswertester  Weise  entschlossen,  sabäische  Typen  zu 
beschaffen.  Dieselben  sind  nunmehr  auf  der  Druckerei  in 
Leipzig  eingetroffen. 

Halle  und  Leipzig,  Januar  1899. 

Der  geschäftsfQhrende  Torstand. 


XXIX 


Xn.  Internationaler  Orientalistenkongress. 

Nach  einem  von  Angelo  De  Gubematis  unterzeichneten 
Zirkular  wird  der  XII.  Internationale  Orientalisten- 
kongress  in  Rom  Anfang  Oktober  dieses  Jahres  stattfinden. 
President  du  Comite  Organisateur  ist  le  Comte  Angelo  De 
Gubernatis,  Professor  des  Sanskrit  in  Bom  (Via  San  Martino 
al  Macao,  11),  secrfetaire  gen6ral  du  Congrfes  ist  le  Comte 
Francesco  Lorenzo  PuUe,  Professor  des  Sanskrit  in  Pisa, 
wohnhaft  in  Florenz,  Via  Giordani  7.  Dem  Präsidenten 
stehen  als  Vicepräsidenten  zur  Seite  Comm.  Fausto  Lasinio, 
Professor  des  Arabischen  in  Florenz,  und  Chev.  Celestino 
Schiaparelli,  Professor  des  Arabischen  in  Rom. 

Mitgliedskarten  können  schon  jetzt  zum  Preise  von  20  fr. 
=  16  Mark  von  der  Buchhandlung  F.  A.  Brockhaus,  Leipzig, 
Querstrasse  16,  bezogen  werden. 


XXX 


Personalnaehrichten. 

Als  ordentliche  Hitglieder  sind  der  D.  M.  Q.  beigetreten  für  1899: 

1282  Herr  cand.  theol.  Ernst  Liebmann  in  Erfurt,  Holsheienstraase  13. 

1283  „     Dr.  Ignaz  Kdnos,  Direktor  der  orientalischen  Handelsakademie  in 

Budapest,  V  alkotmÄny-utcza  11. 

1284  „     David  Lop  es,  Lissabon,  3R.  Abarracamento  de  Peniche. 

In  die  Stolle  eines  ordentlichen  Mitgliedes  ist  eingetreten  für  1899: 
The  New-Tork  Pablic  Library,  Astor  Lenox  and  Tilden  Fonndations.   New- York, 
40  Lafayette  Place. 

Z.  Z.  unbekannten  Aufenthalts:  die  Herren  Geisler  und  Lergetporer. 

Durch  den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  die  ordentlichen  Mitglieder: 
Herrn  Grünbaum  in  München  und  Herrn  Heidenheim  in  Zürich. 

Seinen  Austritt  erklärte  Herr  l>r.  J.  Hertel  (1247). 


Yerzeiclmis  der  Tom  7.  Okt.  1898  bis  30.  Jan.  1899  fOr  die 
Bibliothek  der  D.  M.  0.  eingegangenen  Schriften  n.  s.  w. 

I.    Fortsetsnngen. 

1.  Zu  Ae  24.  Alm  an  ach,  Magyar  Tud.  Akaddmiai,  polg&ri  6s  csillagÄszati 
naptÄrral  MDCCCXCVIII-ra.     [Badapest]  1898. 

2.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  K5nigl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  €töttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1898.  Heft  S. 
Göttingen  1898. 

3.  Zu  Ae  45.  Bendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei  classe  di 
scienxe  morali,  storiche  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  YII.  Fase.  7® — 11^. 
Roma  1899. 

4.  Zu  Ae  65.  4^.  Bulletin  de  TAcad^mie  Imperiale  des  Sciences  de  St.- 
P4tershonrg.  V.  Sdrie.  Tome  VII.  No.  8—5.  Tome  VIU.  No.  1—4. 
St.  Petersburg  1897.  1898. 

6.  Zu  Ae  96.  Ertekez^sek  a  nyelv-^  sz^ptudom&nyok  köreböl.  .  .  .  Szer- 
keszti  GyuUU  PäI.  XVI.  kötet.     X.     szim.     Budapest  1897. 

6.  Zu  Ae  130.  Közlem4nyek,  Kyelvtudom&nyi.  XXVII.  kötet  lU.  IV. 
mzete.     XXVUI.  kötet  I.  II.  füzete.     Budapest  1897.  1898. 

7.  Zu  Ae  185.  Sitzungsberichte  der  philosophisch  -  philologischen  und 
der  historischen  Klasse  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München. 
1898.     Heft  m.     Bd.  II.     Heft  i.     München  1898. 

8.  Zu  Ae  196.  Szily,  C,  Rapport  sur  les  travauz  de  TAcad^mie  bongroise 
des  seieuees  en  1897.     Budapest  1898. 

9.  Zu  Ah  5.  Analecta  BoUandiana.  Tomus  XVII.  —  Fase.  III.  IV. 
Bruxelles  1898. 

10.  Zu  Ah  8.  Anecdota  Ozoniensia.  Tezts,  Documenta,  and  Eztracts  chiefly 
from  Mannscripts  in  the  Bodleian  and  other  Ozford  Libraries.  Semitic 
Series.     Part  X.     Ozford  1898. 

11.  Zu  Ah  20.  Jahresbericht  des  jüdisch-theologischen  Seminars  Fraenckel- 
scher  Stiftung.   Breslau  1880.    1895 — 1899.  (Vom  jüdisch- theolog.  Seminar.) 

12.  Zu  Ah  50.  Proceedings  of  the  Sizth  Biennial  Convention  of  the  Je- 
wish  Theological  Seminary  Association.     New  York  5658-1898. 

13.  Zu  Hb  10.  Bibliographie,  Orientalische,  ....  bearbeitet  und  heraus- 
gegeben yon  Lucian  Scherman.  XI.  Jahrgang.  Zweites  Halbjahrsheft. 
Berlin  1898. 

14.  Zu  Bb  608.  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Neder- 
landseh-IndiS.  Zesde  Volgreeks.  —  Zesde  Deel.  (Deel  L  der  geheele 
Reeks.)  —  Eerste  Aflevering.     's-Gravenhage  1899. 

15.  Zu  Bb  725.  Journal  of  the  Asiatie  Sodety  of  Bengal.  Vol.  LXVII, 
Part  I,  No.  2.  3.     Part  III,  No.  1.  —  1898.     Calcutta  1898. 


XXXn     Verz,  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M,  G.  eingeg.  Schriften  u.  s,  w. 

16.  Zu  Bb  725c.  Proceedings  of  the  Asiatic  Society  of  Beogal.  No.  V 
— VUI,  May-Augast,  1898.     Calcutta  1898. 

17.  ZaBb7öO.  Journal,  The  of  the  Boyal  Asiatic  Society  of  Great  Britain 
&  Ireland.     October,  1898.     Janaary,  1899.     London. 

18.  Zu  Bb  765.  Journ^al  of  the  China  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society. 
New  Series,  Vol.  XXVIU.     Shanghai  1898. 

19.  Zu  Bb  790.  Journal  Asiatique  ....  pnblie  par  la  Soci^tä  Aüatique. 
Neuvifeme  Serie.  Tome  XII.  No.  1.  —  Juillet— Aoüt  1898.  —  No.  2.  — 
Septembre — Octobre  1898.  —  Paris. 

20.  Zu  Bb.  818.  al-Machriq.  Revue  catholique  Orientale  bimensnelle. 
Sciences-lettres-arts.  [Bairüt]  1898.  No.  19.  20.  21.  22.  23.  24.  1899.  No.  1. 

21.  Zu  Bb  901.  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde, 
uitgegeven  door  het  Bataviaasch  Genootschap  ran  Künsten  en  Weten- 
schappen.  Deel  XXXIX.  Aflevering  4.  5.  6.  Deel  XL.  Aflevering  3.  4. 
Batavia  |  's  Hage  1898. 

22.  Zu  Bb  901  d.  Notulen  van  de  Algemeene  en  Bestuurs-Vergaderingen 
von  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Wetensehappen.  Deel 
XXXV.  —  1897.     Aflevering  3.  4.      Deel  XXXVI.  —  1898.      Aflevering 

1.  2.     Batavia  1897.  1898. 

23.  Zu  Bb  90in.  4®.  Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap 
van  Künsten  en  Wetensehappen.   Deel  LI.  1^  Stuk.   Batavia  |  's  Hage  1898. 

24.  Zu  Bb  905.  4®.  T'oung-pao.  Archives  pour  servir  ä  Tetude  de  l'histoire, 
des  langues,  de  1h  g^ographie  et  de  l'ethnographie  de  l'Asie  Orientale. 
Ridig^es  par  Gustave  Schlegel  et  Henri  CorcUer.  Vol.  IX.  No.  4.  5. 
Leide  1898. 

25.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 
Zweiundfünfzigster  Band.     HL  Heft.     Leipzig  1898. 

26.  Zu  Bb  935.  4^.  Zeitschrift  für  afrikanische  und  oceanische  Sprachen. 
Mit   besonderer  Berücksichtigung    der  Deutschen  Kolonien.     IV.  Jahrgang, 

2.  Heft.     Beriiu  1898. 

27.  Zu  Bb  945.  Zeitschrift,  Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgenlandes. 
XH.  Band.  —  Heft  2.  3.     Wien  1898. 

28.  Zu  Bb  1180.  40.  Annales  du  Musöe  Guimet.  Tome  XXVIU.  XXIX. 
Paris  1896. 

29.  Zu  Bb  1180a.  4^  Annales  du  Mus^e  Guimet.  Biblioth^ue  d'^tudes. 
Tome  VL  VU.     Paris  1897.  1898. 

30.  Zu  Bb  1242.  Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.  1898. 
6.     Berlin. 

31.  Zu  Bb  1840.  2.  Survey,  Linguisüc,  of  India.  Berar,  or  Hyderabad 
Assigned  Districts.  Assam.  [First,  Rougb,  List  of  Languages.]    Calcutta  1898. 

32.  Zu  Ca  15.  4^.  Zeitschrift  für  Ägyptische  Sprache  und  Alterthum»- 
kunde.  Herausgegeben  von  A.  Erman  und  G,  Steindorff.  Band  XXXVI. 
Erstes  Heft.     Leipzig  1898. 

33.  Zu  De  306  ^  Caspari,  A  Grammar  of  the  Arabic  Language,  translated 
from  the  German  of  Caspari,  and  odited  with  numeroiis  additions  and 
corrections  by  W.  Wright,  Third  edition  revised  by  W.  Robertson  Smith 
and  M.  J.  €ie  Goeje.  Volume  II.  Cambridge  1898.  (Von  den  Syudics 
of  the  Cambridge  University  Press). 

84.  Zu  De  10385.  SIbawaihi's  Buch  über  die  Grammatik  ....  übersetzt 
und  erklärt .  .  .  von  G.  Jahn,  24.  Lieferung  des  ganzen  Werks.  H.  Band. 
Lief.  16.     Beriin  1898. 


Vern,  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg,  Sehriften  u. «.  w.  XXXIII 

35«  Zu  Db  1420.  Oesenius,  Wilhelm,  Hebräisches  und  Aramäisches  Hand- 
wörterbuch.  über  das  Alte  Testament  in  Verbindung;  mit  Albert  Sodn  und 
H.  JSünmem  bearbeitet  von  Frants  Buhl.  13.  Auflage.  Leipzig  1899. 
(Dh  1420".) 

36.  Zu  £b  50.  2®.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  for  the  Second 
Quarter  ending  30  th  June  1898. 

37.  Zu  Eb  225.  2^  Catalogue  of  Books  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  the  30th  September  1898.     Bangoon  1898. 

38.  Zu  Eb  390.  4".  Hrishikesa  Sastri  and  Siva  Chandra  6ui,  A 
Descriptive  Catalogue  of  Sanskrit  Mannscripts  in  the  Library  of  the  Caicutta 
Sanskrit  College.     No.  8.  9.     CalcutU  1897.  1898. 

39.  Zu  Kb  295.  2^.  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  .  .  . 
during  the  quarter  ending  the  30  th  September  1898.     [Labore  1898]. 

40.  Zu  Eb  765.  2^.  Statement  ofParticuIars  regarding  Books  and  Periodicals 
publlshed  in  the  North-Western  Provinces  and  Oudh ,  ...  during  the 
Third  Quarter  of  1898  [Allahabad  1898]. 

41.  Zu  Eb  3719.  Vidyodayab.  The  Sanskrit  CriticalJournal  of  the  Oriental 
Nobility  Institute  Woking-England.     Vol.  XXVII.     1898.     No.  9.   10.  11. 

42.  Zu  Eb  4025.  2^  HuUzsch,  E.,  [Annual  Report  for  July  1897  to  June 
1898  forwarded  to  the]  Government  of  Madras.  Public.  G.  O. ,  &c., 
Nos.  1093,  1094,  29  th  August  1898.  August.  Epigraphy.  (Von  Herrn 
Dr.  Hultzsch.) 

43.  Zu  £c  2510.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  iranischen  Sprachen.  Heraus- 
gegeben von  B.  Dorn.  II.  Theil.  Vorrede  und  Lieferung  2.  III.  Theil. 
St.  Petersburg  1863.     [Äusserst  selten.]     (Von  Herrn  Dr.  Salemann.) 

44.  Zu  £d  1237.     4P.     Ararat.     1898.     31,  7.  8.  9.     Wabrsapat 

45.  Zu  Ed  1365.    4^.    Handes  amsoreay.    1898,  10,  11,  12.    1899,  1.    Wienna. 

46.  Zu  Eg  330.  4®.  Xoovixaf  Bv^avtiva,  Tofioe  nefinrog,  Tcvxoe  «' 
xal  /?.    CaHKTneTepöypri  1898. 

47.  Zu  Fb  15.  Brandstetter ,  Renward,  Malaio - Polynesische  Forschungen. 
Zweite  Reihe.     I.     Luzern  1898  (Vom  Verf.). 

48.  Zu  Fg  45.    Hansei  Zasschi,  The.    Vol.  XIU.    No.  6— 11.    [Tokyo  1898. 

49.  Zu  Fg  100.  Transacticns  of  the  Asiatic  Society  of  Japan.  Vol.  XXIV: 
Supplement.     Yokohama  1896./ 

50.  Zu  Ha  200.  Revue  de  Vhistoire  des  religions.  Tome  XXXVL  No.  3. 
ParU  1897.  Tome  XXXVII.  No.  1.  2.  3.  Tome  XXXVIH.  No.  1. 
Paria  1898. 

51.  Zu  la  140.  Zeitschrift  des  Deutschen  Palaestina- Vereins.  Band  XXI, 
Heft  2.     Leipzig  1898. 

52.  Zu  la  140a. .  Mit  the  ilun  gen  und  Nachrichten  des  Deutschen  Palaestina- 
Vereins.     Herausgegeben  ...  von  H.  Guthe.     1898.     No.  4.  5.  6. 

53.  Zu  Ic  2290.  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology. 
Vol.  XIX.     Appendix.     Vol.  XX.     Part  6.  7.  8.     [London]  1898. 

54.  Zu  Mb  135.  4^.  Bfonatsblatt  der  numismatischen  Geselbchaft  in  Wien. 
Nr.  183.  1^4.  185.  186.    October.  November.  December  1898.    Jänner  1899. 

55.  Zu  Mb  1355.  Siz,  J.  P. ,  Monnaies  grecques,  in^dites  et  incortaines. 
Eztrait  du  .,Nnmismatic,  Chronicle*',  Troisifeme  Sörie,  Vol.  XVIII.,  Pages 
193—245.     Londres  1898.     (Vom  Verf.) 

56.  Zu  Na  32$.  Revu^  arch^ologique.  Troisi^me  Serie.  —  Tome  XXXIII. 
Septembre — Octobre.     Novembre — D^cembre..  .1898.     Paris  1898. 


XXXiy    Verg.  der  für  die  Bibliothek  der  D.M.  O.  eingeg.  Schriften  u,e.to. 

57.  Zu  Nf  452.  4^  Epigraphia  Indica  and  Record  of  the  Archaeological 
Surreyoflndia.  Edited  by  E.  HuUgsch,  {VoLlV .)  PartVIII.  Dec6mberl897. 
(Vol.  V.)     Part  III.  IV.     July,  October  1898.     Calcutto. 

58.  Zu  Oa  25.  Bulletin  de  la  Soci^tä  de  Geographie.  Septifeme  Serie.  — 
Tome  XIX.     3«  Trimestre  1898.     Paris  1898. 

59.  ZaOa26.  Comptesrendus  des  s^ances  [de  la]  Soci^t^  de  G^ograpfaie. 
1898.     No.  8.     Paris. 

60.  Zu  Oa  42.  HsB^CTix  HMDepaTopcKaro  PyccEaro  reorpa<i»H«ecKaro 
OömecTBa.  Tomi  XXXUI.  1897.  BHnycEi  VI.  Tom  XXXIV.  1898. 
BuoycEi  III.  IV.    C.-IIeTep6ypn  1898. 

61.  Zu  Oa  43.  ÜT^BTi  ÜMnepaTopcKaro  PyccKaro  reorpa<l)HnecKaro  05- 
mecTBa  sa  1897  rox'b.    C-UeTep6ypn  1898. 

62.  Zu  Oa  151.  Journal,  The  Geographical.  1898.  Vol.  XII.  No.  5.  6. 
Vol.  Xm,     No.  1. 

63.  Zu  Oa  255.  Verhandlungen  der  Gesellschaft  flir  Erdkunde  zu  Berlin. 
Band  XXV.     1898.     No.  7.  8.  9.  10.     Berlin  1898. 

64.  Zu  Oa  256.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  fUr  Erdkunde  tu  Berlin. 
Band  XXXIII.  —   1898.  —  No.  4.     BerUn  1898. 

65.  Zu  Ob  2780.     i9.     Dagh- Reg  ister   gehouden  int  Casteel  BaUyia  vant 
passerende  daer  ter  plaetse  als  oVergeheelNederlandts-India.  Anno  1670—167 1. 
Uitgegeven    .  .  .   onder   toezicht   van   J.   A.   van  der    Chijs.     Batavia  | 
's  Hage  1898. 

66.  Zu  Ob  2845.  4^.  Lith,  P.  A.  van  der,  Encyclopaedie  van  Nederlandsch- 
Indie.     Afl.  16.  17.     's  Gravenhage-Leiden. 


II.     Andere  Werke. 

10825.  Bayer  y  Jözsef,  A  Magyar  drAmairodalom  tört^nete.  A  legr^gibb 
nyomokon   1867— ig.     Kötet  I.  II.     Budapest  1897.  Nh  513. 

10826.  Sprichwörter  und  Spiele,  Arabische.  Gesammelt  und  erklärt  von 
Knut  L.   Tallquist.     Leipzig    1897.     (Von   Herrn  Prof.   Dr.   Völlers.) 

De  10463. 

10827.  Härchen  und  Gedichte  aus  der  Stadt  Tripolis  in  Nordafrika.  Eine 
Sammlung  ....  von  Hans  Stumme.     Leipzig  1898.     (Dgl.)     De  8156. 

10828.  Markham,  Sir  Clements  R.,  Antarctic  Exploration:  A  Plea  for  a 
National  Expedition.     London  1898.  Ob  560. 

10829.  KaruanOf  Ant.  Em.,  Ines  Farrug.  Malta  1889.  (Von  Herrn 
Dr.  H.  Stumme.)  De  7843. 

10830.  Heer,  Justus,  Die  historischen  und  geographischen  Quellen  in  Jäqtit's 
geographischem  Wörterbuch.     Strassburg  1898.     (Vom  Verf.)     De  5678. 

10831.  Caearteüi,  L.  C,  Report  on  the  Eleventh  International  Congress  of 
Orientalist!  in  Paris;  September  5th  to  12  th,  1897.  [Manchester  1898.] 
(Vom  Verf.)  Bb  994. 

10832.  BHUrheckf  A.,  Das  Sandschak  Suleimania  und  dessen  persische  Nach- 
barlandschaften zur  babylonischen  und  assyrischen  Zeit.  Leipzig  1898. 
(Vom  Verf.)  Ob  1750. 

10833.  Literature  ofthe  Tnrks.  A  Turkish  Chrestomathy  . . . .  by  Charles 
WelU.    London  1891.  Fa  2577. 

10834.  Youescuf^  R.,  Dictionnaire  portatif  turc-firan9ais  de  la  langue  usuelle 
en  caractöres  latins  et  turcs.     Constantinople  1890.  Fa  2540. 


VerM,  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg,  Schriften  «.  #.  w.     XXXY 


f» '— 


10835.  Ifägt,  SQmbfile.     Stambal  1307  h.  Fa  2932. 

10836.  Latlif-i-hajU.     [Stambnl]   o.  J.     (Von   Herrn  Dr.  Jacob.)     Fa  2842. 

10837.  An;|[-f-en-amen,  Der  Todteopapynu  des.  Inauguraldissertation  .... 
eingereicbt  von  Arthur  SchübacK  Leipzig  188U.  (Von  Herrn  Josef 
Prasch.)  Ca  252. 

10838.  Zain-ad-DTn,  Historia  dos  Portugueses  no  Malabar  por  Zinadim. 
Manuscripto  arabe  do  seculo  XVI  publicado  e  traduzido  por  David 
Lopea.     Lisboa  1898.     (Vom  Heransgeber.)  De  11861. 

10839.  Mühendis-hane -i-berri-i-huma)un harbije  senefleri sagirdanyn imtihan- 
i-umnmisine  maljsus  müfettis  ^edvel-dir.  Konstantinopel  1310.  (Von 
Herrn  Dr.  Jacob.)  Fa  2902. 

10840.  Lesestücke,  Türkische.  [Herausgegeben  von]  O.  Jacob,  [Halle  1 898.] 
(Vom  Heransgeber.)  Fa  2576. 

10841.  LUtmannf  Enno,  Das  Verbum  der  Tigresprache.  [Zeitschrift  für 
Assyriologie,  XIII].     (Vom  Verf.)  Dg  766. 

10842.  Se^zade^  Kyvk  vezir.     Eonstantinopel  1303.  Fa  3070. 

10843.  Kemal,  Vatan  jahod  SiUstria,     Defa-i-sahi.     Stambul  1307.     Fa  2845. 

10844.  Humajun  name.     [Kunstantinopel]  1193.  Fa  2833. 

10845.  MtJiibbl  .[d.  i.  Sultan  Solimau  Kanuni],  Dlwfin.    Konstantinopel  1308. 

Fa  3018. 

10846.  FuduU,  KnllTj&t-i-Dlwfai.     [Konstantinopel]  1308.  Fa  2725. 

10847  Q.  ^OACMaKh,  R.  F.,  .lereHxa  npo  XaKHMi-ATk.  Otthcki  hsi  Hanicrift 
HMoepaTopcKoft  AKaxeiiiH  HayKi»  T.  IX,  No.  2  (GeBTaÖpB  1898). 
CaBKToerepÖypni  1898.     (Vom  Verf.)  Bb  1790.     4". 

10848.  King,  L.  W.,  First  Steps  in  Assyrian.  London  1898.  (Von  den  Ver- 
legern Kegan  Paul,  Trencb,  Trübner  &  Co.)  Db  506. 

10849.  Cook,  Stanley  A.,  A  Glossary  of  the  Aramaic  Inscriptions.    Cambridge 

1898.  (Von  den  Syndics  of  the  Cambridge  University  Press).     De  485. 

10850.  *ASiq  Kerem.     [Konstantinopel]  1300.     Am   Rande   Zi^an   ile   Asman. 

Fa  2633. 

10851.  Jüsuf  ibn  Sdlämah,  Die  Zariath-Gesetze  der  Bibel  nach  dem  Kit4b 
al-kAfi  des  Jüsuf  Ibn  Sal&mah.  Ein  Beitrag  zur  Pentateuchezegese  und 
Dogmatik  der  Samaritaner  ....  herausgegeben  und  mit  einer  Ein- 
leitnuK  und  Anmerkungen  versehen  von  Naphtali  Cohn.   Frankfurt  a.  M. 

1899.  (Vom  Herausgeber.)  De  7704. 

10852.  Molikre,  Innis&Vl'&limät  von  Muhammad  Bey  'Osm&n  Gal&l.  Neu- 
arabische Bearbeitung  von  MoUöre's  Femmes  savantes  transkribiert, 
übersetzt,  eingeleitet  und  mit  einem  Glossar  versehen  von  Friedrich  Kern. 
Leipzig  1898.     (Vom  Herausgeber.)  De  8612. 

10853.  Ibn  Mäiik,  Ebn-Maiek,  L'Alfiiah  tradotta  e  commentata  da  Errico  Vitto, 
Beyrouth  1898.     [Vom  Übersetzer.]  De  6695. 

10854.  J^asan  Q^waidir.  Hassan  Kueider,  Dizionario  dei  triplici.  Tradotto 
da  Errico   Vüto.     Beirut  1898.     (Vom  Übersetzer.)  De  9846. 

10855.  Littmann,  Enno,  Mfthletäta  ge'ez  targuama  wa-darasa.  München  1899. 
(Vom  Verf.)  Dg  518. 

10856.  [GolalediRn  Rümi\  Selected  Poems  from  the  DlvSni  Shamai  Tabrtz 
edited  and  translated  with  an  introduction,  notes,  and  appendices  by 
Reynold  A.  Nicholson.  Cambridge  1898.  (Von  den  Syndics  of  the 
Cambridge  University  Press.)  £c  1778. 


%XX^i      Verz,darf^  die BiUk4kek  der  D.M.  G.  emyeg.  Sdtrifim  ».«.v. 

ViHftl.  Marijvnrif  J,.  Mvt  CbT*/uA'jfde  der  aJttürkiscben  InseliriAen.  Mit 
trUi^rm  Vt/rwmt   oud  AnltMo^  rem  W.  ßang  in  Lföven.     Leipxie  1898. 

Fa  3850. 

UlHUH.  \»i'Oäfd:ff  Abu  'Utmin  'Amr  b.  Bai^ir.  Al-mahäsm  wal-mddSd].  Le 
Uvre  dM  b«aiit^t  et  det  aotitlie»«*  attribae  ä  Ab«  Otfammn  Amr  ibn 
Babr  al-I>|abiz  de  Basra.  Texte  axabe  pablie  par  G.  van  Vloten. 
fyeyde  —   l$d8.     ^'on  Heim  Prof.  M.  J.  de  Goeje.  De  4880. 

iifÜfß'K  JfUftraWf  }r,f  KtmrlM,  The  Beli^non  of  Babylonia  and  Assyria.  (^^  Hand- 
b<^/k«  on  tbe  HUtory  of  Religioos^.  Boston  1898.  (Ton  den  Ver- 
\tt%ttm  GIno  &  Company.;  Hb  357. 

lOMOO«  Jansetif  Hubert,  Verbreitanf^  des  Islams  mit  Angabe  der  Terschiedenea 
H\Uiu,  H«kten  und  rell^^iösen  Bruderschaften  in  den  verschiedenen  Lindern 
tUif  Hrii«  18'JO  bis  181^7.  Friedrichsbagen  (bei  Berlin)  1897.  (.Vom 
Verf.;  Hb  806. 

U)Hf\l,  Swulalffian,  Joseph ,  L'idiome  des  inscriptions  can<^iformes  urartiqnes. 
Korne  18{)8,  Fk  170. 

]OH<iV.  KarolUUm,  Paul,  Die  sogenannten  Assyro-Chaldaer  und  Hittiten  von 
KUflnaslon,     Athen  1898.  Ng  690. 

JOHOO«    Niikitsaptatl,  Der  Textus  ornatior  der.     Kritisch   herausgegeben  von 
Klcliarrl    HrMmifU.     Aus   den   Abhandlungen    der   k.   bayer.   Akademie 
(liir  WisN.,  I.  Cl.    XXI.  Bd.    II.  Abth.    München  1898.     (Vom  Heraos- 
K"b«r.j  Eb  3529.     4«. 

J()H«I4,  I  Vf/ilm]  ArimadBhagRvadgTtR  Samanvayabhä^yänvitä  [by  Pandit  Gour 
(toviiid  ]lay\.  Khanda  1.  2.  KalikätSySip  o.  J.  (Vom  Verfasser  des 
KommontaroM.).  Eb  3891. 

loBllft.    IhernU^  A.  1^  Uudolf,   A  Note    on    some   Block-Prints   from    KhoUn 

wUh    two    fHCsItrllt«    plnteM.  Reprintod    from    tbe   Proceedines    of  the 

ANiMtiu    Hueioty    of  Uwignl,  for   April,    1898.      Calcutta    1898.      (Vom 

Vml.)  Hb  1495. 

Zu  B. 

l'.Inn  Kni'iuiliamUohrllV     j^Von  Horrn  Dr.  Schrader  in  Halle  a/S.)  B  620. 


xxxvn 


Terzeichnis  der  Mitglieder  der  Deutsehen  Morgen- 
lindischen Gesellschaft  im  Jahr  1898. 

I. 

Ehrenmitglieder^). 

Herr  Dr.  Theod.  Aufrecht,   Prot  a.  d.  UniFersitfit   Bonn,   Mozartstr.  8    (67). 

-  Dr.  B.  G.  Bhandarkar,  Prof.  amDeccan  College,  in  Puna  in  Indien  (63). 

-  Dr.  O.  von  Böhtlingk  Exe,   kaiaerl.   ross.  Geheimer  Rath,   der  kaiaerl. 

Akademie  der  Wissenschaften  zu  St.  Petersburg  Ehrenmitglied   mit 
Sitz  und  Stimme,  in  Leipzig-R.,  Hospitalstr.  2d,  II  (35). 

-  Dr.  Edw.  Byles  Co  well,  Prof.  des  Sanskrit  an   der  Universität  zu  Cam- 

bridge, Engl.,  10  Scrope  Terrace  (60). 
Dr.  V.  Fausboll,  Prof.  an  der  Universität  zu  Kopenhagen  (61). 

-  Dr.  M.  J.  de  G o e j e ,  Interpres  legati  Wameriani  u.  Prof.  an  d.  Universität 

in  Leiden,  VUet  15  (43). 

-  Dr.  Ignazio  Guidi,  Professor  in  Rom,  via  Botteghe  oscure  24  (58). 

-  Dr.  H.  Kern,  Professor  an  der  Universität  in  Leiden  (57). 

•     Dr.  Ludolf  Krehl,  Geh.  Hofrath,  Prof.  an  der  Univ.  in  Leipzig,  An  der 

I.  Bürgerschule  4  (65). 
Sir  Alfred  C.  Lyall,  K.  C.  B.  etc.  Member  of  Council,  in  London  SW  India 

Office  (53). 
Herr  Dr.  F.  Max  Müller,  Right  Honourable,  Professor  an  der  Univ.  in  Oxford, 

Norham  Gardens  7  (27). 

-  Dr.  Theod.  Nöldeke,  Prof.  an  der  Univers,  in  Strassburg  i/Els. ,  Kalbs- 

gasse 16  (64). 

-  Dr.  Julius  Oppert,   Membre  de  Vinstitut,  Prof.   am  College   de    France, 

ä  Paris,  rue  de  Sfax  2  (55). 

-  Dr.  Wilhelm  Radioff  Excellonz,  Wirkl.  StaaUrath,  Mitglied  der  k.  Akad. 

der  Wissenschaften  in  St.  Petersburg  (59). 

-  Dr.  S.  L.  Reinisch,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Wien  VIII,  Feldgasse  8  (66). 

-  Dr.  Em.  Senart,  Membre  de  Tlnstitut  k  Paris,  rue  Fran9ois  I^'  18  (56). 

-  Dr.  F.  vonSpiegel,  Geh.  Rath  u.  Prof.  in  München,  Königinstr.  49,  I  (51). 

-  Dr.  Whitley  S tokos,  früher  Law-member  of  the  Council  of  the  Govemor 

General  of  India,  jetzt  in  London  SW,  Grenville  Plaoe  15  (24). 

-  Dr.  Wilh.  Thomson,  Prof.  an  der  Universität  in  Kopenhagen,  V,  Gamle 

Kongevei  150  (62). 

-  Graf  Melchior  de  Yogü^,  Membre  de  Tlnstitut  ä  Paris,  2  rue  Fabert  (28). 

-  Dr.  Albrecht  Weber,  Prof.  an  der  Univ.  in  Berlin  SW,  Ritterstr.  56  (54). 

-  Dr.    H.  F.  Wüstenfeld,     Geheimer    Regierungsrath     und    Professor    in 

Hannover,  Brühlstr.  5  (49). 

n. 

Correspondierende  Mitglieder. 

Herr  Francis  Ainsworth  Esq.,  in  London  (26). 
•    Dr.  G.  Bühl  er,  k.  k.  Hofrath,  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften 
und  Prof.  an  d.  Univ.  in  Wien  IX,  Alserstr.  8  (46)  (f). 


1)  Die  in  Parenthese  beigesetzte  Zahl  ist  die  fortlaufende  Nummer  und 
bezieht  sich  auf  die  Reihenfolge,  in  der  die  betreffenden  Herren  zu  Ehren-, 
resp.  correspondierenden  Mitgliedern  proclamiert  worden  sind. 


XXXTIU     Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  GeseOschaft. 

Herr  Ldeatenant-Colonel   Sir   B.    Lambert    Play  fair,     18,    Qaeeoa    Oardens 
in  8t.  Andrews,  Ora&ch.  Fife  (Scotland)  (41). 

-  Dr.  Edward  E.  Salisbury,  Prof.  in  New  Haven,  Conn.,  U.  8.  A.  (32). 

-  Dr.  W.  6.  Schauffler,  Missionar  in  New  York  (16). 


ni. 

Ordentliche  Mitglieder^). 

Herr  Dr.   W.   Ahlwardt,    Geh.   Regieningsrath,    Prof.    d.    morgenl.   Spr.    in 
Greiüswald,  Brüggstr.  88  (578). 

-  Dr.  Herman  Almkvist,   Prof.  der  semit.  Sprachen  an  der  Universität  in 

Upsala  (1034). 

-  Dr.  C.  F.  Andreas  in  Sclimargendorf  bei  Berlin,  Heiligendammstrasse  7 

(1124). 
•     Dr.  Theodor  Arndt,  Prediger  an  St  Petri  in  Berlin  C,  Friedrichsgracht  53 
(1078). 

-  Dr.  Carl  von  Arnhard  in  München,  Wilhelmstr.  4  (990). 

-  Dr.  Siegmund  Auerbach,  Rabbiner  in  Halberstadt  (597). 

-  Dr.    Wilhelm    Bacher,    Prof.    au    der    Landes-Rabbinerschule   in  Buda- 

pest Vn,  Elisabethring  26  (804). 

-  Lic.   Dr.    B.   Baentsch,    Privatdocent  a.   d.  Ünivers.  in  Jena,   Lichten- 

hainerstr.  3  (1281). 

-  Dr.  Friedrich  Baethgen,  Consistorialrath,  Professor  an  der  Universität  in 

Berlin,  Charlottenburg,  Kantstr.  19  (961). 

-  Willy  Bang,  Professor  an  der  Univ.  in  Löwen  (1145). 

-  Dr.  Otto  Bardenhe wer,  Prof.  d.  neutest.  Exegese  a.  d.  Univ.  in  Mfinchen, 

Sigmundstr.  1  (809). 

-  Dr.  Jacob  Barth,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Berlin  N,  Weissenburgerstr.  6  (835). 

-  Wilh.  Barthold,  Privatdocent  an  der  Univers,  in  St  Petersburg,  Wassili 

Ostrow,  lOte  Linie  43,  Quart  40  (1232). 

-  Dr.    Christian   Bartholomae,   Professor    an   der   Universität  in    Giessen, 

Asterweg  34  (955). 

-  Rena   Basset,  Correspondent  de  l'Institut,  Directeur  de  TEcoIe  snperieure 

desLettres  d' Alger  in  L'Agba  (Alger-Mustapha),  Rue  Michelet  77  (997.) 

-  Dr.  A.  Bastian,  Geh.  Regierungsrath,  Director  des  Museums  flir  Völkerkunde 

und   Prof.   an   der  Univ.  in  Berlin  SW,  Königgrätzerstr.  120  (560). 

-  Dr.  Wolf  Graf  von  Baudissin,  Prof.  an  d.  Univ.  in  Marburg  i/H.,  Uni- 

versitätsstr.  13  (704). 

-  Dr.  A.  Baumgartner,  Professor  a.  d.  Univers,  in  Basel,   am  Sehänzlein 

bei  St  Jakob  (1063). 

-  Dr.  Ant.  J. Baumgartner,  Prof.  ä  T^cole  de  Theologie  in  Genf,  Saint  Jean- 

la-Tour  (1096). 

-  Di.  Anton  Baumstark,  Privatdocent  a.  d.  Univers,  in  Heidelberg  (1171.) 

-  Cand.  phil.  C.  H.  Becker  in  Heidelberg,  Bahnhofstr.   1,  I  (1261). 

-  Lic.  Dr.  phil.  Georg  Beer,  Privatdocent  a.  d.  Universität  in  Halle  a.  8., 

Karlstr.  18  (1263). 

-  Dr.     G.    Behrmann,    Senior    und    Hauptpastor    in    Hamburg,    Kraien- 

kamp  3  (793). 

-  Dr.  Waldemar  Belck  in  Frankfurt  a.  M.,   Wöhlerstr.  18  (1242). 


1)  Die  in  Parenthese  beigesetzte  Zahl  ist  die  fortlaufende  Nummer  und 
bezieht  sich  auf  die  nach  der  Zeit  des  Eintritts  in  die  Gesellschaft  geordnete 
Liste  Bd.  H,  S.  505  £f. ,  welche  bei  der  Anmeldung  der  neu  eintretenden  Mit- 
glieder in  den  Nachrichten  fortgeführt  wird. 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  GeeeUschaft.      XXXIX 
HeiT  Liie.  Dr.  Immanuel  G.  A.  Benzinger,  Privatdoc.   a.  d.   Univers.   Berlin 

aii7). 

-  Dr.  Maz   van  Berchem,   Priyatdocent   an    der  Universität  in  Genf,  auf 

Chäteau  de  Crana,  pr^  Celigny,  Canton  de  Vaud,  Schweiz  (1055). 

-  Aug.  Bern  US,  Professor  in  Lausanne  (785).       ^ 

-  A.  A.  Bevan,  M.  A.,  Professor  in  Cambridge,  England  (1172). 

-  Xyx.  Carl  Bezold,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Heidelberg,  Brückenstr.  39  (940). 

-  Dr.  A.  Bezzenberger,  Professor  an  der  Universität  in  Königsberg  i/Pr., 

Üesselstr.  2  (801). 

-  Dr.  Gust  Bickell,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Wien  VIII,  Alserstr.  25,  2.  Stiege, 

I.  Stock  (573). 

-  Christoph  Beichsfrhr.  v.  Biedermann,  Blicknitz  b.  Dresden  (1269). 

-  Dr.  Th.  Bloch,  Indian  Museum,  in  Calcutta  (1194). 

-  Vr.   Maurice    Bloomfield,   Prof.    a.  d.  Johns   Hopkins   Univorsity    in 

Baltimore,  Md.,  U.  S.  A.  (999). 

-  Dr.  Lonb  Blumenthal,  Babbiner  in  Danzig,  Heil.  Geistgasse  94  I  (1142). 

-  Dr.  Alfr.  Boissier  in  Genf,  4  Conrs  des  Bastions  (1222). 

-  A.  Bonrguin,  Pastor  in  Lausanne  (1008). 

•  Dr.  Edw.  Brandes  in  Kopenhagen,  Kronprinsessegade,  50  (764). 

•  Dr.  Oscar  Braun,  Professor  in  Wttrzburg,  Sanderring  6,111  (1176). 

•  James  Henry  Breasted,  Prof.  in  Chicago,  515-62nd  Street,  Englewood 

(1198). 

-  Rev.  C.  A.  Briggs,  Prof.  am  Union  Theol.  Seminary  in  New  York  (725). 

•  Dr.  Karl  Brockelmann,  Privatdoc.  a.  d.  Universität  in  Breslau,  Lehm- 

dämm  8  (1195). 

•  Emest  Walter  Brooks  in  London  WC,  28  Great  Ormondstr.  (1253). 

-  Dr.  Karl  Brugmann,  Prof.  a.  d.  Universität  in  Leipzig,  Anenstr.  4  (1258). 

-  Dr.    Kud.  E.  Brünnow,  Prof.  in  Vevey,  Canton  de  Vaud,  Villa  Beauval 

(Schweiz)  (1009). 
Dr.  tb.  Karl  Budde,   Professor   an   der   Universität   in   Strassburg   i/Els., 
Spachall^e  3  (917). 

-  E.  A.  Wallis  Budge,  Litt.D.  F. S.A.,  Assistent  Deputy  Keeper  of  Egyptian 

and  Oriental  Antiquities,  Brit.  Mus.,   in  London  WC  (1033). 

-  Dr.  Frants  Buhl ,  Prof.  a,  d.  Univ.  in  Kopenhagen,  Oesterbrogade  28  E  (920) 

-  Dr.  Moses  Buttenwieser,  Prof.,  Hebrew  Union  College  in  Cincinnati  O., 

U.8.A.  (1274). 
Don  Leone  Caetani,  Principe  di  Teano,  in  Rom,  Palazzo  Caetani  (1148). 
Herr  Dr.  W.  Caland  in  Breda  i/Holland,  Seellgsingel  5  (1239). 

-  Freiherr    Guido    von    Call,    k.   u.   k.    Österreich -ungar.    Gesandter    in 

Sofia  (Bulgarien)  (822). 

-  Dr.  Carl  Cappeller,  Prof  a.  d.  Univ.  in  Jena,  Forstweg  1  (1075). 

-  Rev.  L.  A.  Casartelli,  M.  A.,  St.  Bede*s  College,  in  Manchester,  Alexandra 

Park  (910). 

-  Alfred  Ca s pari,  Königl.  Gymnasial-Professor  a.  D.  in  München,  Rottmann- 

Strasse  10  (979). 

-  Abb<  Dr.  J.  B.  Chabot  in  Paris,  rue  Claude  Bemafd  47  (1270). 

•  Dr.  D.  A.  Chwolson,  w.  Staatsrath,  Ejec,  Prof.  d.  hebr.  Spr.  u.  Litteratur 

an  der  Univ.  in  St.  Petersburg  (292). 

-  M.  Josef  Cizek,  Pfarrer  in  Einsiedl  b.  Marienbad  (1211). 

•  Hyde  Clarke,  Esq.,  gegenwärtiger  Aufenthalt  unbekannt  (601). 

-  Dr.  Ph.  Colinet,   Professor   des  Sanskrit  und    der  vergl.  Grammatik  an 

der  Universität  in  Löwen  (1169). 

-  Ih.  Hermann  Collitz,  Professor  am  Bryn  Mawr  College  in  Bryn  Mawr  Pa. 

bei  Philadelphia,  Pennsylvania,  U.  S.  A.  (1067). 

-  Dr.   August   Conrady,    Professor  an  der  Universität   in  Leipzig,    Grassi- 

Strasse  27.  II  (1141). 

•  Dr.   Carl   Heinr.  Cornill,  Professor  an  der  Universität  in  Breslau,  Kron- 

prinzenstrasse  61   (885). 

e 


XL  VerzeiehfUs  der  MügUeder  der  Z>.  M.  Gesdltchaft. 

Harr  Dr.  Sam.  Ivm  Curtits,  Prot  am  tfaeoL  Seminar  in  Chicago,  Illinois,  U.  S.  A., 

Warren  Avenae  45  (923). 
p.  Joa. Dahlmann.S.I.  in  Ezaeten bei  Roermond,  Limbnig, Holland  (1203) 
T.  Witten  Davies.  Prof.  of  Old  Teatament  Literatare  Baptist  College  and 

Lectarer  in  Semitic  langnages,  ünivenity  College  in  Bangor  (North- 

Wales)  (11S8). 
Dr.  Alexander  Dedekind,  k.   n.   k.  Cnstos - Adijanct  an   der  Sammlung 

ägyptischer   Alterthümer   des   österr.   Kaiserhanses   in   Wien  XVm, 

Staudgasse  41  (1188). 
Dr.  Berthold  Delbrlick,  Prof.  an  d.  Univ.  in  Jena,  Farstengraben  14  (753). 
l>r.  Friedrich  Delitzsch,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Breslau,  Kaiser  Wilhelm- 

Strasse  105  (948). 
Dr.   Hartwig   Derenbourg,    Prof.    an    der   Ecole    speciale   des  Langues 

orientales  Vivantes   u.   am  College   de  France   in  Paris,   Rae   de   la 

Victoire  56  (666). 
Dr.  Paul  Deussen,  Professor  a.  d.  Univers,  in  Kiel,  Beseler  A114e  39  (1132). 
Dr.   F.   H.   Dieterici,  Geh.  Kegierungsrath,  Prof.  an  der  Universitttt  in 

Berlin,  Charlottenburg,  Hardenbergstr.  7  (22). 
Dr.  Otto   Donner,  Prof.  d.  Sanskrit  u.  d.    vergl.  Sprachforschung   an   d. 

Univ.  in  Helsingfors,  Norra  Kogen  12  (654). 
Rev.  Sam.  K.  Driver,  D.  D.,  Canon  of  Christ  Church  in  Oxford  (858). 
R.  C.  Dutt,  C.  I.  £.,  J.  C.  S.,  in  Cuttaok,  Lower  Bengal  (India)  (1213). 
Dr.  Rubens  Duval,  Prof.  am  College  de  France  in  Paris,  Rue  de  Sontay  11 

(1267). 
Dr.  Rudolf  D vor Äk,  Professor  a.  d.  böhmischen  Universität  in  Prag  UI,  44 

Kleinseite,  Brückengasse  26   (1115). 
Dr.  Karl  Dyroff,  K.  Kustos  bei  der  ägjrptol.  Sammlung  des  Staates,  Privat- 

docent  a.  d.  Universität  in  München,  Schraudolphstr.  14 III  (1130). 
Dr.  Georg  Moritz  Ebers,  Professor  em.d.  Univ.  Leipzig,  in  Tutzing  (Bayeni), 

Villa  Ebers,  im  Winter  in  München,  Triftstr.  6  (562)  (f). 
Dr.  J.  Eggeling,  Prof.  des  Sanskrit  an  der  Univ.  in  Edinburgh,  15  Hatton 

Place  (763). 
Dr.  J.  Ehni,  Pastor  emer.  in  Genf,  Chemin  de  Malagnou  7 bis  (947). 
Dr.    Karl    Ehrenburg,     Privatdocent    der    Geographie    in    Würzburg, 

Paradeplatz  411  (1016). 
Dr.  Adolf   Erman,    Professor   an    der   Univ.   in  Berlin,   Südende,  Bahn- 
strasse 21   (902). 
Dr.   Carl   Hermann  Eth4,    Prof.   am    University   College    in   Aberystwith, 

Wales,  Marine  Terrace  575  (641). 
Waldemar  Ettel,  Pfarrer  in  Falkenrehde,  Reg.-Bez.  Potsdam  (1015). 
Dr.  Julius  Eutin g,   Prof.  an  der  Univ.  und  Bibliothekar  d.  Universitäts- 

u.  Lnndes-Bibliothek  in  Strassburg  i/Els.,  Schloss  (614). 
Edmond    Fagnan,    Profosseur   ä    l'Ecole   superieure    des  Lettres   d' Alger, 

k  Algor  (063). 
Dr.  Winaud  Fol  1,  Prof.  an  der  Akademie  in  Münster  i.  W.,  Sternstr.  2a  (703). 
Dr.  lÜch.  Fick  in  Charlottenburg,  Kantstr.   14  (1266). 
Dr.  Louis  Fi  not,  Prof.  ä  Töcole  des  hautes  ötudes  &  Paris,  49  rue  Claude 

Bomard  (1250). 
Dr.  A.  Fi s eher,  Privatdoc.  a.  d.  Univ.  u.  Secr.-Bibliothekar  a.  orient.  Seminar 

in  Beriin  N.W..  Neustädtische  Kirchstr.   15,111  (1094). 
Dr.  Johannes  Flcmming,  Kustos  au  der  Universitäts -Bibliothek  in  Bonn, 

Arndtstr.  35  (1192). 
Dr.  Karl  Florenz,  Prof.  an  der  Univ.  in  Tokyo,  Japan,  Koishikawa-Kn, 

Kobina  Suido  Mach  87   (1183). 
Dr.  Willy   Fuy,    Asi»istont    am    Königl.    ethnogr.    Museum    in    Dresden, 

FUrstonstr,  89  part.  (1228). 
Dr.  Siognmnd  Fraenkel,  Professor  an   der  Univ.  in  Breslau,  Freiburger» 

Strasse  25  1  (1144). 


Veneichnü  der  MügUeder  der  D.  M.  GeaeUschaft.  XII 

Herr  Dr.  B.  Otto  Franke,  Profoasor  an  der  üniv.  in  Königsberg  i/Pr.,  Schön- 
atrasse  2  III  (1080). 

-  Jakob    Frey,    Kaofmann,    s.    Z.    im    Handelahanse    Stacken    &    Co.    in 

Bostow  a.  D.  (Roasland)  (1095). 

-  Dr.  Lodwig  Fritse,   Professor  und  Seminar-Oberlehrer  in  Köpenick   bei 

BerUn  (1041). 

-  Dr.  Alois  Ant.  Führer,   Prof.  of  Sanscrit  n.  Carator  des  Provinoial  Ma- 

seom  in  Lacknow  (973). 

•  Dr.  Julias  Fürst,  Babbiner  in  Mannheim  (956). 

.    Dr.  Bichard  Garbe,  Professor  an   der  Universitit  in  Tübingen,  Biesinger 
Strasse  14  (904). 

•  Dr.  Luden  Gautier,  Professor  in  Gen!^  88  Beute  de  Ch6ne  (872). 

-  Dr.  Wilhelm  Geiger,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Erlangen,  Löweniehstr.  24  (930). 
'    Cand.  theol.  J.  P.  P.  Gelsler,  Gouvent  de  St.  Etienne  in  Jerusalem  (1255). 

•  Dr.  H.  D.  van  Gelder  in  Leiden,  Plantsoen  81  (1108). 

-  Dr.  Karl  Geldner,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin  NW,  Bandei- 

strasse 45  (1090). 

•  Dr.  H.  Geizer,  Hofrath,  Professor  an  der  Universität  in  Jena,  Kahlaische 

Strasse  4  (958). 

-  Dr.   Budolf   Geyer,   Scriptor    a.   d.  k.   k.   Hofbibliotbek    in    Wien    VI, 

Blümeigasse  1  (1035). 

-  N.  Geyser,  Pfarrer  in  Elborfeld  (1089). 

-  Dr.  Hermann  Gies,  Dragoman  bei  der  kais.  deutschen  Botschaft  in  Con- 

stantinopel,  Pera  (760). 

•  D.  Dr. F. Gi es  ebr  e ch t ,  Professor  in  Königsberg i.  Pr., Ziegelstr.  1 1 III (877). 

•  Dr.  Eduard  Gl  aser ,  Arabienreisender,  in  München,  v.  d.  Tannstr.  25  (1 162). 

-  Dr.  Ignaz   Goldziher,   Professor   an  d.  Univ.  und  Secretär  der  Israelit. 

Gemeinde  in  Budapest  YII,  HoI16-utcza  4  (758). 

•  Dr.  Bichard  J.   H.   Gottheil,   Professor  an  der  Columbia  University  in 

New  York,  Nr.  169  West,  93'd  Street  (1050). 

-  S.  Buchanan  Gray,  M.  A.,  Mansfield  College  in  Oxford  (1276). 

-  Louis  U.  Gray,  Fellow  in  Indo-Iranian  Languages,  Columbia  University, 

in  New  York  City  (1278). 

-  Dr.  George  A.  Grierson,  B.  C.  S.,  Asiatic  Society  in  Townsend,  Simla,  India 

(1068). 

-  Dr.  Julius  Grill,  Professor  a.  d.  Univ.  in  Tubingen,  Grabenstr.  5  (780). 

-  Dr.  H.  Grimme,  Prof  an  der  Universität  in  Freiburg  i.  d.  Schweiz  (1184). 

•  Dr.  Wilh.  Grube,  Prof.  a.  d.  Univ.  und  Directorialassistent  am  Kgl.  Museum 

fiir  Völkerkunde  in  Berlin,  Charlottenburg,  Kantstr.  149  (991). 
'     Frhr.  Werner  von  Grünau  in  Karlsruhe,  Linkenheimerstr.   13  (1244). 

-  Dr.  Max  Grtinbaum  in  München,  Schleissheimer  Str.  40  (459)  (f). 

•  Dr.   Max   Th.   Grünert,   Professor   an    der   deutschen  Univ.   in   Prag  II, 

Krakauergasse  5  (873) 

-  Dr,  Albert  Grünwedel,  Prof.,   Directorialassistent    am  Kgl.  Museum  für 

Völkerkunde   in   Berlin,    Gross  -  Lichterfelde   b.   Berlin,  Verlängerte 
Wilhelmstr.  2a I  (1059). 

•  Lic.  Dr.  Herm.  Gnthe,  Prof  a.  d.  Univ.  in  Leipzig,  Kömerplatz  7,  II  (919). 

•  Johannes  Haar  dt,  Pastor  in  Wesel  (1071). 

-  Dr.  med.  et  philos  Julius  Caesar  Haentzschein  Dresden,  Amalienstr.  9  (595). 

-  1'.  Anton  Haitzm  ann  S.  J.,  Prof  am  kathol.  Seminar  in  Sarajewo,  Bosnien 

(1236). 

-  Dr.  J.   HaHvy,   Maitre   de    Conferences    ä   l'Ecole   pratique    des   Hautos 

Etudes  ä  Paris,  Kue  Aumaire  26  (845). 
'     Dr.  Ludwig  Hallier,  Pfarrer  in  Diedenhofen  (1093). 

-  Dr.  F.  J.  van  den  Ham,  Prof  an  d.  Univ.  in  Groningen  (941). 

-  Dr.  Edmund  Hardy,  Prof.  in  Würzburg,  Sanderringstr.  20  III  (1240). 

-  Dr.  A.  Harkavy,    kais.  russ.    Staatsrath    und   Prof.   der   Geschichte   des 

Orients  au  der  Univ.  in  St.  Petersburg,  Paschkarski^a  47  (676). 

e* 


XLII  Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M,  GeseUsckaft.        ^ 

• 

Herr  Dr.  C.  de  Harlez,  Prof.  d.  Orient.  Spr.  an  der  Univ.  in  Löwen,  Rue  des 
lUcollets  25  (881). 

-  Professor  Dr.  Martin  Hartmann,  Lehrer  d.  Arabischen  am  Seminar  für 

Orient.  Sprachen  in  Berlin,  Chariottenburg,  SchiÜerstr.  7  (802). 

-  K.  Hassenstein  in  Waltershausen  bei  Qotha,  Schnepfenthaler  Weg  7  7  b  (1 25 1). 

-  Dr.  J.  Hausheer,  z.  Z.  in  Zürich  V,  Bergstr.  187  (1125). 

-  Dr.  Justus  Heer  in  Basel.  Austr.  79  (1218). 

-  Rev.  Dr.  M.  Heidenheim  in  Zürich,  U.  Enge,  Stockgasse  36  (570)  (f). 

-  P.  Dr.  Joh.  Heller,  Professor  in  Innsbruck,  Universitätsstr.  8  (965). 

-  Oscar  Herrigel,  Pfarramtscandid.  in  Heidelberg,  Philosophenweg  6  (1268). 

-  Dr.  Jobs.  Hertel,   Hilfslehrer    am   Real-Oymnasium  in  Zwickau,   Römer- 

strasse 21  (1247). 

-  Dr.  6.  F.  Hertzberg,  Prof.  an  d.  Univ.  in  Halle  a/S.,  Lonisenstr.  4  (359). 

-  A.  Heusler,  V.  D.  M.  in  Berlin  SW,  Johanniterstr.  3  II  (1156). 

-  Dr.  H.  Hilgenfeld,   Privatdocent  an    der  Universitfit  in  Jena,  Fürsten- 

graben 7   (1280). 

-  Dr.  A.  Hillebrandt,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Breslau,  Monhauptstr.  14  (950). 

-  Dr.  H.  V.   Hilprecht,    Professor    a.    d.    Universität    von    Pennsylvania 

in  Philadelphia  (1199). 

-  K.  Himly,  kais.  Dolmetscher  a.  D.  in  Wiesbaden,  Stiftstr.  5  (567). 

-  Dr.  Val.  Hintner,  Professor  am  akad.  Gymnasium  in  Wien  (806). 

-  Dr.  Hartwig  Hirsch feld,   Docent  d.  somit.  Sprachen  am  Jews  College 

in  London  W.,  123  Portsdorn  Road  (995). 

-  Cand.  theol.  Arthur  Hirsch  t  in  Berlin  N.,  Oranienburgerstr.  76a  (1223). 

•  Dr.  Friedr.  Hirth,  Professor  in  München,  Leopoldstr.  59  (1252). 

-  Dr.  6.  Hob  er  g,  Professor  an  der  Universität  in  Freiburg  1.  Br.,  Schiller- 

strasse 4  (1113). 

-  Dr.  A.  F.  Rudolf  Hoernle,  Principal,   Madrasah  College,   und  Sekretär 

der  Asiaüc  Society  in  Caicutta,  Wellesley  Square  (818). 

•  Dr.  Adolf  Holtzmann,  Prof  am  Gymn.  u.  an  d.  Univ.  in  Freiburg  i.  B., 

Moltkestr.  42  (934). 

-  Dr.  H.  Holzinger,  Stadtpfarrer  in  Ulm  (Württemberg)  (1265). 

-  Dr.  Fritz   Hommel,    Professor  an  d.  Univers,  in  München,    Schwabinger 

Landstr.  50  (841). 

-  Dr.  £dw.  W.  Hopkins,  Professor  am  Yale  College  in  New  Haven,  Conn., 

U.  8.  A.,  235  Bishop  Str.  (992). 

-  Dr.  Paul  Hörn,  Privatdocent  a.  d.  Univ.  in  Strassburg  i/£ls. ,  Keudorf  bei 

Strassburg,  bei  St.  Urban  22  a  (1066). 

-  Dr.  phil.  Josef  Horovitz,  in  Frankfurt  a/M.,  Börsenplatz  16  (1230). 

-  Dr.  M.   Th.   Houtsma,   Professor   d.    morgenländ.  Spr.    an   der  Univ.   in 

Utrecht  (1002). 

-  Clement   Huart,   franz.   Konsul,   Secr^taire-interpr^te    du    gouvernement, 

43  rue  Madame  in  Paris  (1036). 

-  Dr.  H.  Hübschmann,  Prof  an  der  Univ.  in  Strassburg  i/Els.,  Ruprechts- 

auer All^e  31  (779). 

-  Dr.   Eugen    Hultzsch,    Govemment-Epigraphist    in    Ootacamund   (British 

India),  z.  Z.  in  Dresden,  Wartburgstr.  18  (946). 

-  Dr.  Georg  Huth,  Privatdocent  a.  d.  Universität  in  Berlin,  Charlottenburg, 

Sesenheimer  Str.  7  (1202). 

-  Dr.   A.  V.  Williams  Jackson,   Professor  am  Columbia  College,  Highland 

Avenue,  Yonkers,  in  New  York,  U.  S.  A.  (1092). 

-  Dr.  Georg  K.  Jacob,  Privatdocent  a.  d.  Universität  in  Halle  a/S.,  Krön- 

prinzonstr.  99  (1127). 

-  Dr.  Hermann  Jacobi,  Prof  an  der  Univ.  in  Bonn,  Niebuhrstrasse  29a  (791). 

-  Dr.  G.  Jahn,  Professor  an  der  Universität  in  Königsberg  i/Pr.,  Altstadt. 

Langgasse  38  (820). 

-  Dr.  P.  J e n  s  e n ,  Prof  an  der  Univ.  in  Marburg  i/H.,  Frankfurterstr.  21(1 118). 

-  Dr.  Julius  Jelly,  Prof  an  d.  Univ.  in  Würzburg,  Sonnenstr.  '5  (815). 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft.        XLWL 

Herr  Dr.  Ford.  Justi,  Gebeimrath  und  Prof.  a.  d.  Üniv.  in  Marburg  i/H.,  Bar- 
fQssertbor  82  (561). 
.     Dr.  Tb.  W.  JuynboU,  in  Leiden  (1106). 

-  Dr.  Adolf  Kaegi,  Professor  an  der  Uniy.  in  ZQrich,  Hottingen,  Kasinostr.  4 

(1027). 

-  Dr.  Adolf  Kampbausen,  Prof.  an  der  Univ.  in  Bonn,  Weberstr.  27  (462). 

-  Dr.  David   Kaufmann,   Prof.    an   der  Landes -Rabbinerscbule   in  Buda- 

pest, Andrassystrasse  20  (892). 

•  Dr.  Emil  Kantzscb,  Prof.  an  der  Univ.  in  Halle  a/S.,  Wettiner  Str.  3 1  (62 1). 

-  Dr.  Alezander  von   Kägl,    Gutsbesitzer    in    Puszta   Szent   KirÄly,   Post 

Laczbaza,  Com.  Pest-Pilis,  Ungarn  (1104). 
Dr.  S.  Kekuie  v.  Stradonitz,  Kammerberr, Referendar  u. Lieutenant  a.D. 
in  Gross-Licbterfelde  b/ Berlin,  Marienstr.  16  (1174). 

•  Dr.  Cbarles  F.  Kent,  Professor  of  Biblical  Literature  and  History  at  Brown 

üniversity  in  Providence  R.  J.  (1178). 

-  Lic.  Dr.  Konrad  Kessler,  Professor  der  orient.  Sprachen  an  d.  Univ.  in 

Greüswald,  Steinstr.  25  (875). 

-  Dr.  Franz  Kielborn,  Geh.  Regierungsrath  und  Prof.  an  der  Universität 

in  Gottingen,  Hainbolzweg  21  (1022). 

-  Dr.  H.  Kiepert,   Professor   an   der   Universität   in    Berlin  SVV,  Linden- 

strasse  11  (218). 

-  Leonard   W.   King,    of  British   Museum,   Department   of  Egyptian   and 

Assyrian  Antiquitie.«,  in  London  WC  (1191). 

•  Dr.  Jobannes  Klatt,   Bibliothekar  a.D.  au  der  Kgl.  Bibliothek  in  Berlin, 

Westend,  Charlottenburg.  Linden  All^o  8/10  (878). 

-  Dr.  G.  Kle.in,  Rabbiner  in  Stockholm,  Strandvägen  49  (931). 

-  Dr.  P.  Kleinert,  Prof.  d.  Theol.  in  Berlin  W,  Schellingstr.  l(  (495). 

•  Dr.  K.   Klemm   in   Gross-Lichterfelde   b.    Berlin,   Verlängerte   Wilhelm- 

strasse 28  A.  (1208). 

-  Dr.  Heinr.  Aug.  Klost ermann,  Prof.  d.  Theologie  in  Kiel,  Jägersberg  7 

(741). 

-  Dr.  Friedrich  Knauer,  Professor  an  der  Univ.  in  Kiew  (1031). 

-  Dr.  Kaufmann  Kohl  er,  Rabbiner  in  New  York  (723). 

-  Dr.  Samuel  Kobn,  Rabbiner  und  Prediger  der  Israelit.  Religionsgemeinde 

in  Budapest  VK,  HoU6-uteza  4  (656). 
Dr.  George  Alex.  Kobut,  Rabbiner  und  Prediger  in  Dallas,  Texas  U. S.A., 
No.  141,  Pocahontas  Street  (1219). 

Dr.  Paul  V.  Kokowzow,  Privatdocent  a.  d.  Universität  in  St.  Petersburg, 
3  Rotte  Ismailowsky  Polk,  H.  11,  Log.   10  (1216). 

-  Dr.  Eduard  König,   Professor  an  d.  Univ.  in  Rostock,  Paulstr.   11  (891). 

Dr.  pbil.  Leberecht  Kootz,  Predigtamts-Candidat  in  Bad  Sachsa  a.  Harz, 

Villa  Apel  (1204). 
Alexander  Kov4ts,    Professor  der  Theologie  am  röm.-katbol.  Seminar  in 

TemesvÄr,  Ungarn  (1131). 

-  Dr.   J.    Krcsmarik,    k.    Oberstuhlricbter   in  Szarvas,    Bdkdser   Comitat, 

Ungarn  (1159). 

-  Dr.  P.  Maximilian  Krenkel  in  Dresden,  Bergstr.  42  (1073). 

-  Theod.  Kreussler,  Pastor  in  Ursprung  b.  Ober-Lungwitz  i.  Erzgebirge  i/S. 

(1126). 

-  Dr.  £.  Kuhn,  Prof.  an  der  Univ.  in  München,  Hessstr.  3  (768). 

-  Dr.  Franz  Kübnort,    Privatdocent   an   der    Üniv.    in  Wien  IV,  Phorus- 

gasse  7  (1109). 
'     Dr.  Joseph  Kuhnert,  Kaplan  in  Järlscbau,  Kr.  Striegau  (1238). 

•  Dr.  £.  Kurz,  a.  o.  Professor  der  semit.  Philologie  an  der  Universität  in 

Bern,  Taubenstr.  12  (761). 

•  Dr.  G4za  Graf  Kuun  vonOsdola,  Excellenz,  Kaiserl.  u.  Königl.  Gebeim- 

rath auf  Schloss  Maros-Nemeti,  Post  Deva  (Ungarn)  (696). 


XLIY  VerseichtUs  der  Mitglieder  der  D,  M.  GeseU$ehaft, 

Herr  Dr.  S.  Landauer,  Prof.  n.  Bibliothekar  an  der  Univ.  in  Strassbarg  i/EU.^ 
Ehrmannstr.  1  (882). 

-  Dr.  Carlo  Graf  von  Landberg-Hallberger,   k.  schwed.  Kammerlierr 

u.  diplomatischer  Agent  s.  D.,  auf  Schloss  Tatzing,  Oberbayem  (1048). 

-  Dr.  Carl  Lang,  Direktor  am  Kgl.  Seminar  in  Bederkesa  (1000). 

-  Dr.    Charles    R.    L  an  man,    Prof.    of    Sanskrit    in    Harvard    University, 

9  Farrar  Street,  in  Cambridge,  Massachusetts,  U.  S.  A.  (897). 

-  Dr.  M.  Lauer,  Geh.  Regierungsrath  u.  Schnlrath  in  Stade  (1013). 

-  Dr.  S.  Lefmann,  Prof.  an  der  Univ.  in  Heidelberg,  Plöckstr.  46  (868). 

-  Dr.  jur.  et  phil.  Carl  F.  Lehmann,  Privatdocent  an  der  Universitfit  in 

Berlin  NW,  Louisenstr.  51  (1076). 

-  Dr.  Oscar  von  Lemm,  am  Asiat.  Museum  d.  K.  Ak.  d.  W.  in  St.  Peters- 

burg, Wassili  Ostrow,  Nicolai-Qaai  1  (1026). 
•     Paul  Lergetporer,  Aufenthalt  unbekannt  (1100). 

-  L.  Le riebe  in  Magador,  Maroc  (1182). 

-  Dr.  Ernst  L  eumann,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Strassburg  i/Els.,  Stemwartstr.  3 

(1021). 

-  Dr.  Mark  Lidzbarski,  Privatdocent  in  Kiel,  Karlstr.  39   (1243). 

-  Dr.  Bruno  Liebich,  Professor  an  der  Universität  in  Breslau,  Ohlauufer  19 

(1110). 

-  Dr.  Atthur  Lincke  in  Dresden,  Bergstr.  5  (942)  (f). 

-  Dr.  Ernest  Lindl,  Presbyter  in  München,  Theresienstr.  39  I  (1245). 

-  Dr.  Bruno  Lindner,  Professor  an  der  Univ.  in  Leipzig,  Egelstr.  8  (952). 

-  Dr.  phil.  Enno  Littmann  in  Strassburg  i/EIs.,  Stemwartstr.  4  (1271). 

-  Dr.  J.  Lobe,  Geheimer  Kirchenrath  in  Rasephas  bei  Altenburg  (32). 

-  D.  Theophil   Löbel,   Censur-Inspektor  im    k.   ottomanis<;hen   Unterrichts- 

^ministerium  in  Constantinopel  (1114). 

-  Dr.  Wilhelm  Lotz,  Professor  der  Theologie  in  Erlangen,  Landwehrstr.  11 

(1007). 

-  Dr.  Immanuel  Low,  Oberrabbiner  in  Szegedin  (978). 

-  Dr.  Alfred   Ludwig,   Professor    an    der   deutschen   Universitfit  in  Prag, 

Königl.  Weinberge,    Celakowsky-Str.   15  (lOOG). 

-  Jacob  Lütschg,  Secretair  d.  kais.  russ.  Consulats  in  Bochara  (865). 

-  C.  J.  Lyall,  B.  S.  C,  in  London  SW,  38  Lower  Sloane  St.  (922). 

-  Dr.  J.  F.  Mc  Curdy,  Prof.  am  Univ.  College  in  Toronto,  Canada  (1020). 

-  Dr.  Arthur  Anthony  Macdonell,   Professor   des  Sanskrit   a.  d.  Univ.  in 

Oxford,  7  Fyfield  Road  (1051). 
Norman  M^Lean,    FoUow  of  Christas  College  and  Lecturer  in  Cambridge 
(England)  (1237). 

-  Dr.  Eduard  Mab  1er  in  Budapest  I,  Orszagh4z-utcza,  12  (1082). 

-  Dr.  Oskar  Mann,   Hilfsbibliothekar   an   d.  Kgl.  Bibliothek  in  Berlin  N., 

Weissenburgerstr.  28  III  (1197). 

-  David  Samuel  Margolioutfa,  Fellow  of  New  College  and  Laudian  Pro- 

fessor of  Arabic  in  the  University  of  Oxford  (1024). 

-  Dr.  Karl  Marti ,  Professor  der  Theologie  an  der  Universität  in  Bern,  Marien- 

strasse  25  (943). 

-  Michael  Maschanoff,  Professor  an  der  geistl.  Akademia  in  Kasan  (1123). 

-  Dr.   B.   F.    Matthes,    Agent    der    Amsterd.    Bibelgesellschaft    im   Haag, 

Bilderdijkstr.   102  (270). 

-  Dr.  A.  F.  von  Mehren,  Professor  in  Fredensborg  b.  Kopenhagen  (240). 

-  Dr.   Bruno  Meissner,  Privatdoc.   a.    d.  Uuiv.   in  Hallo  a/S. ,   z.  Z.    auf 

Reisen  (1215). 

-  Dr.  A.  Merx,  Geh.  Hofrath,  Professor  d.  Theologie  in  Heidelberg,  Bunsen- 

strasse  1  (537). 

-  Dr.  Ed.  Meyer,  Professor  a.  d.  Universität  in  Halle  a/S. ,  Giebichenstein 

b.  Halle,  Reilstr.  88  (808). 

-  Dr.  Leo  Meyer,  k.  russ.  wirklicher  Staatsrath  und  Prof.  in  Dorpat  (724). 

-  Stud.  phil.  Curt  Michaelis,  in  München,  Hohenzollernstr.  73  (1181). 


Veraeichiiü  der  Mitglieder  der  D.  M.  GeseUechaft.  XLY 

Herr  Dr.  Ch.  Michel,   Professor  an   der  Uniyersit&t  in   Ltttüch,    110  Avenne 
d'Ayroy  (951). 

-  Dr.  tbeol.  L.  H.  Mills,   Professor   of  Zend   Philology  in   the  University 

of  Oxford,  Norham  Road  19  (1059). 

-  Dr.  pbil.  Eugen  Mittwoch  in  Berlin  C,  Aoguststr.  28  (1272). 

-  Dr.    O.  F.    von   MöUendorff,    kaiserlich   deutscher    Consul   in   Kowno 

i.  Russland  (986). 

-  P.  G.  Ton  Moellendorff,  Commiss.  ofCustoms  in  Mingpo  (Chin«)  (C90). 

-  Dr.  George  F.  Moore,  Professor  of  Theology  in  Andover,  Mass.,  U.  S.  A. 

(1072). 

•  Dr.  J.  H.  Mordtmann,  kaiserl.  deutscher  Konsul  in  Salonik  (807). 

-  MnbarekGhalib  Bey,  Exe,  in  ConsUntinopel,  Cantardjilar  (1170). 

-  Dr.  Ferd.  Mühlau,  kais.  russ.  wirkl.  Staatsrath  u.  Professor  d.  Theol.  an 

der  Universität  in  Kiel,  Niemannweg  36  II  (565). 
Sir  WiUiam  Mnir.  K.  C.  S.  I.,  LL.  D.,  in  Edinburgh  (473). 

Herr  Dr.  D.  H.  Müller,   Professor   an   der  Universität  in    Wien   VIII,   Feld- 
gasse 10  (824). 

-  Dr.  Friedrich  W.  K.  Müller,  Hil&arbeiter  am  Königl.  Museum  für  Völker- 

kunde in  Berlin,  Tempelhof  b/Berlin,  Stolbergstr.  2  (1101). 

-  Dr.  Ed.  Müller-Hess,  Professor  in  Bern,  Zieglerstrasse  30  (834). 

-  Dr.  C.  A.  Nallino  in  Neapel,  R.  Istituto  Orientale  (1201). 

-  Dr.  med.  Karl  Narbeshuber  in  Sfakes,  Tunisien  (1275). 

-  Dr.  Eberh.  Nestle,  Professor  am  theol.  Semioar  zu  Maulbronn  (805). 

-  Dr.  W.  A.  Neumann,  Prof.  a.  d.  Univ.   in  Wien  IX,  Garnisongasse  18 

(518.  1084). 

-  Dr.   George  Karel  Niemann,  Professor  in  Delft  (547). 

-  Dr.  Ludwig  Nix,  Privatdocent  an  der  Universität  in  Bonn  (1079). 

-  Dr.  W.  Nowack,  Professor  an  der  Univers,  in  Strassburg  i/Els.,  Thomas- 

gasse 3  (853). 

-  Dr.   Heinrich    Nützel,    Directorial -Assistent    bei    den    Kgl.    Museen   in 

Berlin  N,  Elsaaserstr.  31  (1166). 

•  Dr.  J.  Oestrup,  Privatdocent  in  Kopenhagen,  N.  Norrebrogade  42  (1241). 

-  Dr.  H.  Oldenberg,  Prof.  an  der  Univ.  in  Kiel,  Hohenbergstr.  13  (993). 

-  Stud.  phil.  J.  van  Oordt,  in  Leiden,  Oude  Ryn  (1224). 

-  Dr.  Max  Freiherr  von  Oppenheim,  beim  deutschen  Generalcon^ulat  in 

Kairo  (1229). 

-  Dr.  Gustav  Oppert,  Prof.  in  Berlin  W.,  Bülowstr.  55  I  (1264). 

-  Dr.  Conrad  vonOrelli,  Professor  an  der  Universität  in  Basel,  Bemoulli- 

strasse  6  (707). 

-  Dr.    C.  Pauli,   Professor   am    Kantonslyceum   in   Lugano   (Cant.   Tessin), 

Casa  Monti,  Viale  Carlo  Cattaneo  94  (987). 

-  Dr.  Felix  E.  P eiser,  Privatdocent  an  der  Universität  in  Königsberg  i/Pr., 

Steindamm  88/90  (1064). 

-  Dr.  FeUx  Perles,  in  Berlin  N.  Gr.  Hamburgerstrasse  24  (1214). 

-  Prof.  Dr.  W.  Pertsch,  Geh.  Hofrath,  Oberbibliothekar  in  Gotha,  Damm- 

weg 25  (328). 

-  Rev.  John  P.  Peters,  Prof.   an   der  Episcopal  Divinity  School  in  Phila- 

delphia, Pennsylvania,  U.  S.  A.  (996). 

-  Dr.   Norbert   Peters,    Prof.    der    alttestamentlichen   Exegese   an    der  B. 

tbeolog.  Facultät  in  Paderborn  (1189). 

-  Dr.  Arthur  Pfungst,  Fabrikant  in  Frankfurt  a.  M.,  Gärtnerweg  2  (1209). 

-  Dr.   Friedr.   Wilh.   Mart.   Philippi,   Professor   an    d.  Univ.   in   Rostock, 

•     Georgstr.  74  (699). 

-  Dr.  Bernhard  Pick,  in  Albany,  New-York,  393  Washington  Str.  (913). 

-  Dr.  Richard  Pietschmann,  Prof  an  der  Universität  und  Ober-Bibliothekar 

an  der  Univ.-Bibliothek  in  Göttingen,  Gronerthor  1  (901). 


XLYI  Verzeichnü  der  Mitglieder  der  Z).  M.  Gesellschaft, 

Herr  Theophilas  Goldridge  Pin  che  s,  Department  of.£gyptian  and  Assyrian 
Antiquities,  Britbh  Museum ;  36,  Heath  Str.,  Hampstcad,  London  NW 
(1017). 

-  Dr.  Richard  Pischel,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Halle  a/S.,  Schillerstr.  8  (796). 

-  Dr.  Samuel  Poznanski  in  Warschau,  Tlomackie  7  (1257). 

-  Dr.  Franz  Praetorins,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Halle  a/S.  Franckestr.  2  (685). 

-  Josef  Prasch,   Sparkassen-Beamter   in   Graz   (Steiermark)   II,   Leonfaard- 

Strasse  59  (1160). 

-  Dr.  Eugen  Prym,  Prof.  an  der  Univ.  in  Bonn,  Coblenzerstr.  (64i). 

-  Lic.  Dr.  Alfred  Rahlfs,  Professor  a.  d.  ünivers.  in  Göttingen,  St,  Annen- 

gang  2  (1200). 

-  Dr.  H.  Reckendorf,  Professor  a.  d.  Univ.  in  Freiburg  i.  B.,  Maximilian- 

Strasse  34  (1077). 

-  Dr.  theol.  und  phil.  C.  Reinicke,  Professor  in  Wittenberg  (871). 

-  Dr.  J.  N.  Reuter,  Docent  des  Sanskrit  und  der  vergl.  Sprachwissenschaft 

an  der  Universität  in  Helsingfors,  Fredsgaten  11  (1111). 

-  Dr.  Charles  Rice,   Chemist  Department  Public  Charity  &  Corr.,  Bellevue 

Hospital,  in  New  York  (887). 

-  P.  Dr.  Joseph  Rieb  er,   Prof.    der  Theologie   an   der   deutschen  Univ.   in 

Prag  III,  Carmelitergasse  16  (1154). 

-  Dr.  Fr.  Risch,    Pfarrer  in   Heuchelheim,   Post  Ingonheim,    bei   Landau, 

Rheinpfalz  (1005). 

-  Dr.  James  Robertson,   Prof.   of  Orient.  Languages,   in    Glasgow   7    tho 

University  (953). 

-  Dr.  Job.  Roediger,  Director  der  Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Mar- 

burg i/H.,  Schwauall^e  7  (743). 

-  Dr.  Robert  W.  Rogers,  B.  A.,  Professor  am  Drew  Theological  Seminary, 

in  Madison,  New  Jersey,  U.  S.  A.  (1133). 

-  Dr.  Albert  Rohr,  Docent  an  der  Univ.  in  Bern  (857). 

-  Gustav  Rösch,  pens.  ev.  Pfarrer  in  Biberach  a.  d.  Riss  (932). 

-  Baron  Victor  von  Rosen,   Prof.    an  der  Universität  und  Akademiker  in 

St.  Petersburg,  Excellenz,  Wassili-Ostrow,  7*«  Linie,  2  (757). 

-  Dr.  Arthur   von  Rosthorn,  Legationssecr.  in  Peking  (China),   K.  u.  K. 

österr. -Ungar.  Gesandtsch.  (1225). 

-  Lic.  Dr.  J.  W.   Rothstein,    Professor    an  der  Universität  in  Halle  a/S., 

Karlstr.  4  (915). 

-  Dr.  Max  Rottenburg  in  Vizsoly,  Ungarn  (1212). 

-  W.  H.  D.  Rouse,  M.  A.,  Fellow  of  Christas  College    in    Cambridge,  Eng- 

land (1175). 

-  D.  F.  Rudioff,  Superintendent  in  Wangenheim  bei  Gotha  (1048). 

-  Dr.  Franz  Rühl,  Professor  an  der  Univ.  in  Königsberg  i/Pr.,  Königsstr.  39, 

(880). 

-  Dr.  theol.  und  phil.  Victor  Ryssel,  Professor  an  der  Uuivers.  in  Zürich, 

Fluntern,  Plattenstr.  45  (869). 

-  Dr.  med.  Lamec  Saad,  Sanitätsarzt  in  Jaffa  (Syrien)  (1046). 

-  Dr.  Ed.  S  ach  au.  Geb.  Regierungsrath,  Prof.  an  der  Univ.  in  Berlin  W, 

Wormsor  Str.  12  (660). 

-  Carl  S alemann.  Exe,  Wirkl.  Staatsrath,  Mitglied  der  kais.  Akad.  d.  W., 

Direktor  des  Asiatischen  Museums  in  St.  Petersburg,  Wassili-Ostrow, 
Haus  der  Akademie  (773). 

-  Archibald  Henry  Sayce,  M.  A.,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Oxford  (762). 

-  Dr.  Wilhelm  Schenz,  Geistl.  Rath  u.  königl.  Lycealrector  in  Regensbnrg 

(1018). 

-  Dr.  Lucian   Scherman,    Privatdocent   an   der  Universität   in   München, 

Giselastr.  8  (1122). 

-  Celestino  Schiaparelli,  Prof.  des  Arab.  an  der  Univ.  in  Rom,  Lungara  10 

(777). 

-  Gregor  Heinrich  S  ch  i  1  s ,  Pfarrer  in  Fontenoille  (Ste  Cöcile),  Belgien  (1056). 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  GeaeOschaft,       XLVII 

Herr  A.  Houtum-Schindler,  Oeneral  in  persischen  Diensten, General -Inspeetor 
der  Telegraphen  'in  Teheran  (1010). 

•  Dr.  EmllSchlagintweit,  k.  bayr.  Regiemngsrath  in  ZweibrUcken  (626). 

-  Dr.  Erich  Schmidt  in  Bromberg,  Töpferstr.  20  (1070). 

-  Dr.  Johannes  Schmidt,   Geh.  Rath  u.  Prof.  an    der  Univ.  in  Berlin  W, 

Lützower  Ufer  24  (9d4). 

-  Dr.  Richard  Schmidt,  Frivatdocent  a.  d.  Universitftt   in  Halle,  Uhland- 

strasse  1  I  (1157). 

-  R.    Schmutaler,   Pfarrer  zu  Oberlödla  b.    Rositz  (S.- Altenburg)  (1273). 

-  Dr.  Leo  Schneedorfer,  Prof.  der  Theologie  and.  deutschen  Universitftt 

in  Prag  I,  Aegidigasse  (Dominicaner-Kloster)  9  (862). 

-  Dr.  H.  Schnorr  von  Carolsfeld,  Oberbibliothekar  der  kgl.  Univers.- 

Bibliothek  in  München,  Leopoldstr.  33,  1  (1128). 

-  £>r.  George  H.  Schodde,  Prof.  a.  d.  Capital  University  in  Columbus,  Ohio, 

452  Keniball  Place,  U.  S.  A.  (900). 

-  Dr.  Eberhard   Schrader,   Geh.    Regierungsrath ,   Prof.   an  der  Univ.   in 

Berlin  NW,  Kronprinzen-Ufer  20  (655). 

-  Dt.  Friedr.  Schrader  in  Halle  a/S.,  An  der  Universitftt  1  (1152). 

•  Dr«   W.  Schrameier,   kaiserl.    deutscher  Vice-Consnl   a.    i.    am  kaiserl. 

deutschen  Consulat  in  Shanghai,  China  (976). 

-  Dr.  Martin  Schreiner,    Docent    an    der    Lehranstalt    fdr    Wissenschaft 

des  Judenthums  in  Berlin  N,  Ziegelstr.   13  I  (1105). 

-  Dr.    Paul   Schröder,    kaiserl.     deutscher    Generalkonsul    für    Syrien    in 

Beirut  (700). 

-  Dr.  Leopold  v.  Schroede[r,   Prof.  an    der  Univ.  in  Innsbruck,   Fischer- 

gasse 7  III  (905). 
'     Dt,  Friedrich  Schulthess,  Privatdocent  an  der  Universität  in  Göttingen, 
Herzberger  Chaussee  33  I  (1233). 

-  Dr.  Martin  Schultze,  Rector  a.  D.  in  Ellrich  a.  Harz  (790). 

-  Lic.  Dr.  Fr.  Schwally,  Privatdocent  a.  d.  Univers,  in  Strassburg  i/Elsass, 

Lessingstr.  3  (1140). 

-  Dr.  Paul  Schwarz,  Privatdoc.  a.  d.  Univers.  in  Leipzig,  Waldstr.  29  III 

(1250). 

-  Dr.  Jaroslav  Sedlicek,  Professor  an  der  k.  böhmischen  Universität  und 

Kaplan  zu  St.  Heinrich  in  Smichow  bei  Prag,  Hussgasse  304  (1161). 

-  Dr.    Ernst    Seidel,    prakticierender    Arzt    in    Leipzig  -  Reudnitz ,    Grenz- 

strasse 19  II  (1187). 

-  Dr.  Chr.  F.  Seybold,  Professor  der  semit.  Sprachen  an  der  Univers,  in 

Tübingen,  Hechingerstr.   14  (1012). 

-  Henry  Sidgwick,  Fellow  of  Trinity  College  in  Cambridge  (632). 

-  Otto  Siegesmund,    Pfarrer  in  Gross-Mirko witz   bei   Stempuchowo  (Bez. 

Bromberg)  (1246). 

-  Dr.  K.  Siegfried,  Geh.  Kirchenrath,  Prof.  der  Theologie  in  Jena,  W.-G.- 

Bahnho&tr.   12  (692). 

-  Dr.  Richard  Simon,   Privatdocent   an  der  Universität  in  München,  Neu- 

Pasing  II  bei  München  (1193). 

-  David  Simonsen,  Oberrabbiner  in  Kopenhagen,  Skindergade  28  (1074). 

-  Dr.  J.  P.  Six  in  Amsterdam  (599). 

-  Dr.  Rudolf  Smend,  Prof.  an  der  Univ.  in  Göttingen,  Bühl  21  (843). 

-  Dr.  theol.  Henry  Preserved  Smith,  Prof.  Amherst  College  in  Amherst,  Mass. 

(918). 

•  Dr.  Christian  Snonck  Hurgronje,  Professor  in  Batavia,  Java  (1019). 

•  Dr.  phil.  Moritz  Sobernheim  in  Berlin  W.,  Vossstr.  34  II  (1262). 

-  Dr.   Alb.   So  ein,    Professor    an    der   Universitftt    in    Leipzig,    Schreber- 

strasse  5  (661). 

-  Dr.  Rudolf  von  Sowa,  k.  k.  Gymnasialprof.  in  Brunn,  Franz  Josephstr.  4 

(1089). 


XLYni       VerMoehnü  der  Mitglieder  der  D.  M.  GeaeOeehafi. 

Herr  Dr.  J.  8.  Speyer,  Professor  an  der  Universität  in  Groningen  (12S7). 

-  Dr.  W.  Spiegelberg,  PriTatdoeent  an  der  Umyenitit  in  Stnsibnrg  i/E^ 

Sebiflinattweg  32  bis  (1220). 

-  Jean  H.  Spiro,  Prof.  k  lUniTorsitä  de  Lausanne  k  Vufflens-la-Ville,  Cant. 

de  Vand  (Soisse)  (1065). 

-  Dr.  Seinbold  Baron  von  Stackeiberg,  Docent  am  Lazarew'scben  Institat 

in  Moskau  (1120). 

-  R.  Steck,  Prof.  d.  Tbeol.  an  der  Universitit  in  Bern  (689). 

-  Dr.  Anrel  Stein,  M.  A.,  Principal.  Orientai  College,  and  Registrar,  Pai^ab 

Uniyersity,  in  Labore  (1116). 

-  Dr.  Georg  Steindorf f,  Professor  a.  d.  Univers.  in  Leipzig,  Haydnstr.  8 III 

(1060). 

-  P.  Placidns  Steininger,   Prof.   des   Bibebtudiams  in   der  Benediktiner- 

Abtei  Admont  (861). 

-  Dr.  M.  Steinscbneider,'  Prof.  in  Berlin  O,  Wallner-Tbeaterstr.  34  (175). 

-  Dr.  H.8teintbal.  Prof.  an  der  Universitfit  in  Berlin  W,  Scböneberger 

Ufer  42  (424). 

-  Rev.  Dr.  T.  Stenhouse,  in  StocksGeld  on  Tyne,  Nortbumberland  (1062). 

-  Dr.  Edv.  Steni),  Adjunkt  an  der  tbeologiscben  Fakultät  der  Unirersität 

in  Helsingfors  (1167). 

-  J.  F.  Stenning,  M.  A.,  Wadham  College  in  Oxford  (1277). 

•  Dr.  Josef  Stier,  Prediger  und  Rabbiner  der  Israelit.  Gemeinde  in  Berlin  N, 

Oranienburgerstr.  39  (1134). 

-  Dr.  Tbeod.  Stockmayer,   in  Stuttgart  Feuerseeplatz  14  (1254). 

-  Dr.  Hermann  L.  Strack,   Prof.  der  Tbeol.  in  Berlin,  Gross-Lichterfelde, 

Boothstr.  24  (977). 

•  D.  Victor  von  Strauss  und  Torney,  Exe,  Wirkl.  Geh.  Ratb,  in  Dresden, 

Lüttichaustr.  34  (719). 

-  Dr.  Maz  Streck   in  Strassburg  i/Els.,  Roibeisengasse  8  (1259). 

-  Artbur  Streng,  H.A.,  Lecturer  in  the  University  of  Cambridge  in  London, 

SW  Westminster,  30,  Grosvenor  Road  (1196). 

-  Dr.    phil.  Hans   Stumme,   Privatdocont   an   der   Universität   in  Leipzig, 

Robert-Scbumannstr.   1  (1103). 
Georges  D.  Sursock,  Dragoman  des  k.  deutschen Consulats  in  Beirut  (1014). 

•  Dr.    Hoinrich    Suter,    Professor    am    Gymnasium    in    Zürich,     Kilcbberg 

b.  ZUrich  (1248). 

•  Aren  von  Szilady,  reform.  Pfarrer  in  Halas,  Klein-Kumsnien  (697). 

-  Dr.  Jyun  Takakusu,    207  Motomatchi  in  Kobe,  Japan  (1249). 

-  A.  Tappehorn,  Pfarrer  in  Vreden,  Westphalen  (568). 

-  Dr.  Emilio  Teza,  ordentl.  Prof.  an  der  Universität  in  Padova  (444). 

-  G.  W.  Thatcher,  M.  A.,  B.  D.,  in  Oxford  (1107). 

-  Dr.  G.  T  h  i  b  a  u  t ,  Principal  Muir  Central  College  in  Allahabad,  Indien  (7  8 1). 

-  Dr.  C.  P.  Tiele,  Professor  an  der  Universität  in  Leiden  (847). 

•  W.  von  Tiesenhausen,  Exe,  kais.  russ.  wirkl.  Staatsrath  in  St.  Peters- 

burg, Kaiserl.  Eremitage  (2G2). 

•  Dr.  Tsuru-Matsu  Tokiwai,  in  Strassburg  i/E.,  Schiff leutg.  171  (1217). 

-  Dr.  Fr.  Trechsel,  Pfarrer  in  Spiez,  Canton  Bern  (Schweiz)  (755). 

Fürst  Esper  Esporowitsch  Uchtomskij,  Durchl. ,  Kammerherr  Sr.  Maj.  des 
Kaisers  v.  Russland  in  St.  Petersburg,  Schpalemaja  26  (1235). 

Herr  Rud.  Uli  mann,  Pfarrer,  Inspector  des  prot.  Alumneums  in  Regensburg 
(1150). 

-  Dr.  J.  Jacob  Ungar,  Rabbiner  in  Iglau  (650). 

•  Dr.  J.  J.  Ph.  V aleton,  emer.  Proi.  d.  Tbeol.  in  Amersfoort  (Niederlande) 

(130). 

•  Dr.  Herrn.  V&mbdry,  Prof.   an    der  Univ.   iu  Budapest,   Franz- Josephs- 

Quai  19  (672). 

-  Dr.  B.  Vand  en  ho  ff,  Privatdocent  in  Münster  i/W.,    Bergstr.  8  (1207). 


VerMeü^mie  der  Mitglieder  der  D,  M.  Gesellschaft,         XUX 

Herr  Cuid.  phiL  Friedrich  Veit,  in  Ostdorf  i/Warttemberg  (Sehwanwaldkreis) 
(1185). 

-  Albin  Venia,  Principal  Sanskrit  College  in  ßenares  (1143). 

-  Dr.  O.  van  Vloten,   A^utor  Interpretis  Legati  Wameriani   in  Leiden, 

Oangetje  1  (1119). 

-  Dr.  H.  Vogelstein,    Rabbiner  in  Stettin  (1146). 

Dr.  Hermann  Vogelstein,  Rabbiner  in  Königsberg  i/Pr.,  Burgstr.  10. 
(1234). 

-  Dr.  Hans  Voigt,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Leipzig,  Hauptmannstr.  4  (1057). 

-  Dr.  Wilh.  Volck,  kais.  ross.  w.  Staatsrath  und  Prof.  der  Theol.,  in  Groifi- 

wald  (536). 

Lie.  Dr.  K.  Völlers,  Prof.  an  der  Universität  in  Jena,  Weimar-Geraer' 
Bahnbofstr.  5  (1037). 

Dr.  Jakob  Wackernagel,  Professor  an  der  Universität  in  Basel,  Garten- 
strasse 93  (921). 

-  Oscar  Wassermann  in  Berlin  C,  Bargstr.  21  (1260). 

-  The  Venerable  Arehdeacon  A. William  W a tk  i ns,  The  College,  in  Dnrham  (827). 

-  Dr.  J.  B.  von  Weiss,   k.  k.  Hofrath   und  Professor   der  Geschichte   an 

der  Universität  in  Graz,  in  Ruhestand,  BQrgergasse  13  (613). 

Dr.  F.  H.  Weissbach,  Assistent  an  der  Universitätsbibliothek  und 
Privatdocent  an  der  Universität  in  Leipzig,  Leipzig  -  Schleussig, 
Könneritzstr.  62  (1173). 

Dr.  J.  Wellhausen,  Professor  an  der  Universität  in  Göttingen,  Weber- 
strasse 18  a  (832). 

Dr.  J.  6.  Wetzstein,  königl.  preuss.  Consul  a.  D.  in  Berlin  N,  August« 
Strasse  69  (47). 

-  Cand.  K.  Weymann  in  Hagsfeld  bei  Karlsruhe  i.  B.  (1279). 

-  Dr.  Alfred  Wiedemann,  Professor  an  der  Universität  in  Bonn,  König- 

strasse 2  (898). 

Dr.  Ulrich  Wilcken,  Professor  an  der  Universität  in  Breslau,  Augusta- 
strasse 56  (1206). 

Dr.  Eug.  Wilhelm,  Professor  in  Jena,  Wagnergasse  11  (744). 

Dr.  Hugo  Winckler,  Privatdocent  der  semit.  Philologie  an  der  Uni- 
versität in  Berlin,  Wilmersdorf,  Uin^erstr.  80  (1177). 

Dr.  Ernst  Windisch,  Geh.  Hofrath,  Prof.  des  Sanskrit  an  der  Univ.  in 
Leipzig,  Univeraitätsstr.  15  (737). 

Dr.  Moritz  Winternitz,  in  Prag,  Kgl.  Weinberge.  Manesgasse  4  (1121). 

W.  Witschel,  Oberlehrer  am  Louisenstädt.  Realgymnas.  in  Berlin  S, 
Planufer  39  (1226). 

-  Dr.  M.  Wolff,  Rabbiner  in  Gothenburg  <263). 

•     Rev.  ChsrlesH.  H.  Wright,  D.D.,  M.  A  ,  Ph.  D.  in  Birkenheud,  Chester, 
44  Rock  Park,  Rockferry  (553). 

-  W.  Aldis  Wrigbt,  B.  A.  in'Cambridge,  England,  Trinity  College  (556). 

-  Dr.  C.  Aug.  Wünsche,  Professor  u.  Oberlehrer  an  d.  Rathstöchterschule 

in  Dresden,  Albrechtstr.  15  (639). 

-  Dr.  Th.  Zachariae,  Prof.  a.  d.  Univ.  in  Halle  a^S.,  Jft'gerplatz  2  (1149). 

-  Dr.  Joseph  Zaus,  Docent   der  Philosophie   an   der   k.  k.  deutschen  Uni- 

versität in  Prag  I.  Karlsg.   174  (1221). 

-  Dr.  Heinr.  Zimmer,  Geh.  Reglern ngsrath ,  Professor   an   der  Universität 

in  Greifswald,  Karlsplatz  13  (971). 

-  Dr.  Heinr.  Zimmern,   Professor  an  der  Universität  in  Leipzig,   Stötteritz 

(Marien)iöhe),  Naunhoferstr.  5  (1151). 

-  Dr.  Jos.  Zubaty,  Prof.  a.  d.  Prager  böhmischen  Universität   in  Smichov 

b/Prag,  Hussstrasse  539  (1129). 


L       Verzeichnu  d,  Mitgl.  u,  d,  gelehrten  Körperschaften  und  Institute. 

In  die  Stellung  eines  ordentlichen  Mitgliedes  sind  eingetreten'): 

Das  Veitel-Heine-Ephraim'sche  Beth  ha-Midrasch  in  Berlin  (3). 
Die  Königl.  Bibliothek  in  Berlin  W,  OpernplaU  (12). 

„     Königl.  und  Universitäts-Bibliothek  in  Breslau  (16). 

„     Königl.  und  Universitäts-Bibliotbe  k  in  Königsberg  i/Pr.  (13). 

„     Bibliothek  des  Benedictinerstifts  St.  Bonifas  in  München  (18). 
La    Bibliothfeque  Kh^diviale  ä  Caire  (Egypte)  (32). 
Die  Bodleiana  in  Oxford  (5). 

„     Grossherzogliche  Hofbibliothek  in  Dannstadt  (33). 

„     K.  K.  Hofbibliothek  in  Wien  (39). 
St.  Ignatius-Collegium  in  Valkenburg  (Holland)  (35). 
Das  Fürstlich  Hohenzollern'sche  Museum  in  Sigmaringen  (1). 
The  Owens  College  in  Manchester.  England  (30). 

Das  Rabbiner-Seminar  in  Berlin.  (Dr.  A.Berliner,  Berlin  C,  Gipsstr.  12a)(B). 
The  Rector  of  St.  Francis  Xavier's  College  in  Bombay  (9). 

„     Union  Theological  Seminary  in  New  York  (25). 
Die  Stadtbibliothek  in  Hamburg  (4). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Amsterdam   (19). 

„     Universitäts-Bibliothek  in  Basel  (26). 

„     Königl.  Universitäts-Bibl  iothek  iu  Berlin  NW, Dorotheenstr.  9  (17). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Christiania  (43). 

„     Kaiserl.  Universitäts-Bibliothek  in  Dorpat  (41). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Erlangen  (37). 

„     Grossherzogl.  Universitäts-Bibliothek   in  Freiburg  i/B.  (42). 

„     Grossherzogl.  Universitäts-Bibliothek  in  Giessen  (10). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Greifswald  (21). 

„     Grossherzogl.  Universitäts-Bibliothek  in  Jena  (38). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Kiel  (24). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek    „Albertina"    in    Leipzig, 
Beethovenstr.  4  (G). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Marburg  i/H.  (29). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  München  (40). 

„     Kaiserl.  Universitäts-Bibliothek  in  St.  Petersburg  (22). 

„     K.  K.  Universitäts-Bibliothek  in  Prag  (14). 

„     Grossherzogl.  Universitäts-Bibliothek  in  Rostock  (34). 

„     Kaiserl.  Universitäts-  u.  Landes-Bibliothek  in  Strassburg i/Els.  (7). 

„     Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Utrecht  (11). 

Terzeichnis  der  gelehrten  Körperschaften  und  Institute^ 
die  mit  der  D.  M.  Gesellschaft  in  Schriftenaustansch  stehen. 

(Nach  dem  Alphabet  der*  Städtenamen.) 

1.  Das  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Wetenschappen  in  Batavia. 

2.  Die  Königl.  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin. 

3.  Die  Gesellschaft  für  Erdkunde  in  Berlin  SW  12,  Zimmerstr.  90. 

4.  Die  Zeitschrift  für  afrikanische  und  oceanische  Sprachen  in  Berlin,  NW, 

Pritzwalkerstr.   17. 

5.  Die  Redaction    des  Al-Machriq,    Revue  catholique  Orientale  in  Beyrouth 

(Syrien). 

6.  The  Bombay  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society  in  Bombay. 

7.  La  Society  des  Bollandistes,  14,  rue  des  Ursulines,  ä  Bruzelles. 

8.  Die  Magyar  Tudomanyos  Akademia  in  Budapest. 

9.  Die  Redaction  der  Ethnologischen  Mittheilungen  aus  Ungarn,  In  Budapest 

1)  Die  in  Parenthese  beigesetzte  Zahl  ist  die  fortlaufende  Nummer  und 
bezieht  sich  auf  die  Reihenfolge,  in  der  die  betreff.  Bibliotheken  und  Institute 
beigetreten  sind. 


Verzeiehnia  der  gelehrten  Körperschaften  und  Institute,  LI 

10.  Le  Minist^re  de  Tlnstruction  publique  k  Caire  (Egypte). 

11.  The  Royal  AsSatic  Society  of  Bengal  in  Calcatta. 

12.  The  Ceylon  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society  in  Colombo. 

13.  Das  Real  Instituto  di  Studj  superiori  in  Florens,  Piazxa  S.  Marco  2. 

14.  Stadj  italiani  di  filologia  indo-iranica  in  Florenz. 

15.  Societk  asiatica  italiana  in  Florenz,  Piazza  San  Marco  2. 

16.  Die  Konigl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Göttingen. 

17.  Der  Historische  Verein  für  Steiermark  in  Graz. 

18.  Das  Koninkiyk  Instituut  voor  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch 

IndiS  im  Haag. 

19.  Die  Finnisch-Usrische  Gesellschaft  in  Helsingfors. 

20.  Das  Caratorinm  der  Universität  in  Leiden. 

21.  Die  Kedaction  des  Toung-pao  in  Leiden. 

22.  Der  Deutsche  Verein  zur  Erforschung  Palästinas  in  Leipzig. 

23.  The  Society  of  Biblical  Archaeology  in  L on do n  WC,  Bloomsbary,  37,  Great 

Russell  Street. 

24.  The  Royal  Asiatic  Society  of  Great  Britain  and  Ireland   in  London  W 

22,  Albemarle  Str. 

25.  The  Royal  Geographical  Society  in  London  W,  1,  Savile  Ro^. 

26.  Das  Ath^nöe  oriental  in  Löwen. 

27.  Die  Königl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  in  München. 

28.  The    American  Oriental  Society  in  New  Haven. 

29.  Die  l^cole  speciale  des  Langues  orientales  Vivantes  in  Paris ,  Rue  de  Lille  2. 

30.  Das  Mns4Se  Goimet  in  Paris. 

31.  Die  Revue  Arch^ologique  in  Paris,  Rue  de  Lille  2. 

32.  Die  Soci^tö  Asiatiqne  in  Paris,  Rue  de  Seine,  Palais  de  l'Institut. 

33.  Die  Soci^t^  de  Geographie  in  Paris,  Boulevard  St.  Germain  184. 

34.  Die  Soci^tö  Acad^mique  Indo-chinoise  in  Paris. 

35.  Die  KaiserL  Akademie  der  Wissenschaften  jn  St.  Petersburg. 

36.  Die  Kaiserl.  Rnss.  Geographische  Gesellschaft  in  St.  Petersburg. 

37.  Die  Society  d' Archäologie  et  de  Numismatique  in  St.  Petersburg. 

38.  The    American    Philosophical   Society,   Philadelphia,    No.    104   South 

Fifth  Street. 

39.  The  American  Journal  of  Archaeology  in  Princeton,  New  Jersey  U.  S.  A. 

40.  Die  R.  Accademia  dei  Lincei  in  Rom. 

41.  Die  Direction  du  Service   local   de  la  Cpchinchine  (Cabinet  du  Directeur) 

in  Saigon. 

42.  The  North  China  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society  in  Shanghai. 

43.  The  Tokyo  Library  of  the  Imperial  University  of  Japan  in  Tokyo  (Japan). 

44.  The  AsiaÜc  Society  of  Japan  in  Tokyo. 

45.  Die  Königl.  Universit&Ubibliothek  in  Upsala. 
4C.  The  Smithsonian  Institution  in  Washington. 

47.  Tbe  Bureau  of  Ethnology  in  Washington. 

48.  Die  Kaiserl.  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien. 

49.  Die  Numismatische  Gesellschaft  in  Wien  I,  Universitätsplatz  2. 

50.  Die  Mechitharisten-Congregation  in  Wien  VII,  Mechitharbtengasse  4. 

Ex  officio  erhalten  je  1  Expl,  der  Zeitschrift: 

Se.  Hoheit  Prinz  Moritz  von  Sachsen- Altenburg  in  Alten  bürg. 

Das  Königl.  Ministerium  des  Unterrichts  in  Berlin. 

Die  Privat-Bibliothek  Sr.  Majestät  des  Königs  von  Sachsen  in  Dresden. 

Se.  Ezcellenz  der  Herr  Staatsminister  von  Seydewitz  in  Dresden. 

Die  eigene  Bibliothek  der  Gesellschaft  in  Halle  a/S.  (2  Exemplare). 

Die  Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Halle  a/S. 

Die  India  Office  Library  in  London  SW,  Whitehall,  Downing  Str. 

Die  Königl.  öffentliche  Bibliothek  in  Stuttgart. 

Die  Königl.  Universitäts-Bibliothek  in  Tübingen. 


LU 


Terzeichnis   der  auf   Kosten    der  Deutschen  Morgen- 
ländischen Gesellschaft  yeroffentlichten  Werke. 

Zeitschrift  der  Deutschen  MorgenUlndischen  Gesellschaft.  Heranagegeben  Ton 
den  Geschfiftsfdhrem.  I— LH.  Band.  1847  —  98.  713  Af.  (I.  8  M, 
II— XXI.  ä  12  M.  XXII— LH.  ä  15  M.)  (Für  MitgUeder  der  D.  M.  O. 
483  M.) 

Früher  erschien  und  wurde  später  mit  obiger  Zeitschrift  vereinigt: 
Jahresbericht  der  Deutschen  Morgenl&ndischen  Gesellschaft  für  das  Jahr 
1845    und    1846    (Ister   und    2ter  Band).     8.     1846—47.     5  M,     (1845. 
2  M.  —  1846.     3  M.)      Die  Fortsetzung  von  1847—1858  findet  sich  in 
den  Heften  der  „Zeitschrift"  Bd.  IV— XIV  verteilt  enthalten. 

Register  sum  I.— X.  Band.     1858.     8.     4  M.    (Für  MitgUeder 

der  D.  M.  G.  3  M:) 

Register   zum  XI.— XX.  Band.     1872.     8.     1  M,  60  Pf.     (Für 


Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  üf.  20  Pf.) 

Regbter   zum   XXI.— XXX.   Band.      1877.      8.      1   M,    60   Pf. 


(Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  M.  20  Pf.) 
Register  zum  XXXL— XL.  Band.     1888.     8.     4  M.     (Für  Mit- 
gUeder der  D.  M.  G.  2  M.  50  Pf,) 

Bd.  2,  3,  8—10,  25—27,  29—32  können  einzeln  nicht  mehr  ab- 
gegeben werden,  sondern  nur  bei  Abnahme  der  gesammten  Zeitschrift,  und 
zwar  auch  dann  nur  noch  zum  vollen  Ladenpreise.  Vom  21.  Bande  an 
werden  einzelne  Jahrgänge  oder  Hefte  an  die  Mitglieder  der  Gesellschaft 
auf  Verlangen ,  unmittelbar  von  der  Commissionsbuchhandlung 
F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig,  zur  Hälfte  dos  Preises  abgegeben,  mit  Aus-  * 
nähme  von  Band  25—27,  29 — 32,  welche  nur  noch  zum  vollen  Laden- 
preise (k  15  Af.)  abgegeben  werden  können. 
Supplement  zum  20.  Bande: 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht  über  die  morgenländ.  Studien  1859 — 
1861,  von  Dr.  Rieh.  Gosche,  8.  1868.  4  M.  (Für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  3   AI.) 

-    Supplement  zum  24.  Bande: 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1862 — 1867,  von  Dr.  Rieh,  Gosche* 
Heft  I.      8.      1871.      3  M.      (Für  Mitglieder   der  D.  M.  G.  2  M.  25  Pf.) 
Heft  H  hiervon  ist  nicht  erschienen  und  für  die  Jahre  1868  bis  October 
1876  sind  keine  wissenschaftl.  Jahresberichte  publiciert  worden. 
-     Supplement  zum  33.  Bande: 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  October  1876  bis  December  1877, 
von  Dr.  Ernst  Kuhn  und  Dr.  Albert  Socin.  2  Hefte.  8.  1879.  8  3f. 
(Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  4  M.) 

(NB.    Diese  beiden  Hefte  werden  getrennt  nicht  abgegeben.) 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1878,  von  Dr.  Ernst  Ktüm  und  Dr. 
Albert  Socin.     I.  Hälfte.     8.    1881.  —  II.  Hälfte.    8.    1883  (I.  &  H.  Hälfte 
complet:    6  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  M.) 
—  Supplement  zum  33.  Bande: 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1879,  von  Dr.  Ernst  Kuhn  und  Dr. 
August  Müller,  8.  1881.  5  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  M. 
50  Pf,) 


w  der  auf  Kosten  d,  D.  M,  G.  veröfeniUohten  Werke.    LBEI 

Zettsohrift  der  Deatsehen  Morgenlindiachen  Gesellschaft.  Sapplement  mm 
34.  Bande: 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  ffir  1880,  Ton  I>r.  Ernst  Kßhn  und 
Dr.  August  Müller.     8.     1 883.     6  M.    (Ffir  Mitglieder  der  D.  M.  G.  8  M.) 

WissensehaftUcher  Jahresbericht  mr  1881.  8.  1885.  4  Af .  (Ffir  Mit- 
glieder der  D.  M.  G.  2   M.) 

Abhandlungen  ffir  die  Kunde  des  Morgenlandes,  herausgegeben  von  der  Deutschen 
Morgenlindischen  Gesellschaft.  I.  Band  (in  5  Nummern).  1867 — 1869.  8. 
19  Af.     (Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  G.  14  M.  25  Ff.) 

Die  einzelnen  Nummern  unter  folgenden  besondem  Titeln: 

[Nr.  1.  Mithra.  Ein  Beitrag  zur  Mythengeschichte  des  Orients  von 
F.  Windisehmann.  1857.  2  A£,  40  Ff.  ^fir  MitgUeder  der  D.  M.  G. 
1  M.  80  Ff.)     Yergriifeil  bU  auf  l  EzempUr. 

Nr.  2.  AI  Kindi,  genannt  „der  Philosoph  der  Araber".  Ein  Vorbild 
seiner  Zeit  und  seines  Volkes.  Von  G.  Flügel.  1857.  1  Af.  60  Ff 
(Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  G.  1  M.  20  Ff.) 

Nr.  S.  Die  ffinf  G&th&s  oder  Sammlungen  yon  Liedern  und  Sprüchen 
Zarathustra's,  seiner  Jfinger  und  Nachfolger.  Herausgegeben,  fibersetst  und 
erläutert  von  Af.  Haug.  1.  AbtheUung:  Die  erste  Sammlung  (G&thi 
ahunaraiti)  enthaltend.  1858.  6  M.  (Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  G. 
4  Af.  50  Ff.)    Yerip^iffen  bis  auf  l  Exemplar. 

Nr.  4.  Ueber  das  ^^trunjaya  Mihitmyam.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Jaina.  Von  Albr.  Weber.  1858.  4  M,  50  Ff  (Ffir  MitgUeder  der 
D.  M,  G.  3  Af.  40  Ff.) 

Nr.  5.  Ueber  das  VerhAltniss  des  Textes  der  drei  syrischen  Briefe  des 
Ignatius  zu  den  fibrigen  Recensionen  der  Ignatianischon  Litteratur.  Von 
Rieh.  Adlb.  Lipsius.     1859.     4  Af.  50  Ff     (Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  G. 

3  M,  40  Ff.) 

n.  Band    (in  5  Nummern).     1860—1862.     8.     27  Af.  40  Ff 

(Ffir  MitgUeder   d.  D.  M.  G.   20  M.  30  Ff) 

Nr.  1.  Hermae  Pastor.  Aethiopice  primum  edidit  et  Aethiopica  latine 
▼ertit  Ant.   d'Abbadie.     1860.     6    M.     (Ffir  Mitglieder   der   D.   M.   G. 

4  A/.  50  Ff) 

Nr.  2.  Die  ffinf  GftthAs  des  Zarathnstra.  Herausgegeben,  fibersetzt  und 
erl&utert  von  Af.  Haug.  2.  Abtheilung:  Die  vier  übrigen  Sammlungen 
enthaltend.     1860.     6  M.     (Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  G.  4  Af.  50  Ff.) 

Nr.  3.  Die  Krone  der  Lebensbeschreibungen,  enthaltend  die  Classen  der 
Hanefiten  von  Zein-ad-din  Kftsim  Ibn  Kntlübugi.  Zum  ersten  Mal  heraus- 
gegeben und  mit  Anmerkungen  und  einem  Index  begleitet  von  6r.  I*  lügel. 
1862.     6  M.     (Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  G.  4  M.  50  Ff.) 

Nr.  4.  Die  grammatischen  Schulen  der  Araber.  Nach  den  Quellen  be- 
arbeitet von  G.  Flügel.  *  1.  Abtheilung:  Die  Schulen  von  Basra  und 
Kufa  und  die  gemischte  Schule.  1862.  6  Af.  40  Ff.  (Für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  4  Af.  80  Ff.) 

Nr.  5.  Kath&  Sarit  Sftgara.  Die  Märchensammlung  des  Somadeva, 
Buch  VI.  VU.  Vin.  Herai&gogeben  von  H.  Brockhaus.  1862.  6  Af . 
(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  4  M.  50  Ff.)  Herabgesetzt  auf  3  M„ 
für  Mitglieder  2  M. 

m.  Band  (in  4  Nummern).     1864.     8.     27  M.     (Für  MitgUeder 


der  D.  M.  G.  20  M.  25  Ff) 

Nr.  1.  Sse-schu,  Schu-king,  Schi-king  in  Mandschuischer  Uebersetzung 
mit  einem  Mandschu-Deutschen  Wörterbuch,  herausgegeben  von  H.  Conon 
von  der  Gabelentz.  1.  Heft.  Text.  1864.  9  Af.  (Für  MitgUeder  der 
D.  M.  G.  6  M.  75  Ff) 

Nr.  2.  2.  Heft.     Mandschu-Deutsches   Wörterbuch.      1864.     6  Af. 

(Pur  MitgUeder  der  D.  M.  G.  4  Af  50  Ff) 


LIV      Verzeichnis  der  atef  Kosten  d.  D,  M,  6r.  veröffentlichten  Werke. 

Abhandlungen   lUr  die  Kunde  des  Morgenlandes.     III.  Band. 

Kr.  3.  Die  Post-  und  Reiserouten  des  Orients.  Mit  16  SLarten  nach 
einheimischen  Quellen  von  A,  Sprenger,  1.  Heft.  1864.  10  M.  (Für 
MitgUeder  der  D.  M.  G.  7  M.  50  Pf.) 

Nr.  4.  Indische  Hausregeln.  Sanskrit  u.  Deutsch  herausg.  von  Ad.  Fr, 
Stenzler.  I.  Ä9Yal&yana.  1.  Heft.  Text.  1864.  2  M.  (Pur  MitgUeder 
der  D.  M.  G.  1  Af.  50  Ff.) 

rV.   Band    (in   5   Nummern).      1865—66.      8.     18    M.    20  Pf. 

(Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  12  M.  90  Pf.) 

Nr.  1.  Indische  Hausregeln.  Sanskrit  u.  Deutsch  herausg.  von  Ad,  Fr, 
Stenzler.  1.  Ä9yaläyana.  2.  Heft.  Uebersetzung.  1865.  3  M.  (Für 
Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  M.  25  Pf.) 

Nr.  2.  ^äntanava's  F^itsütra.  Mit  verschiedenen  indischen  Commentaren, 
Einleitung,  Uebersetzung  und  Anmerkungen  herausg.  von  FY,  Kielham, 
1866.     3  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  M.  25  Pf.) 

Nr.  3.  Ueber  die  jüdische  Angelologie  und  Daemonologie  in  ihrer  Ab- 
hängigkeit vom  Parsismus.  You  A,  Kohut.  1866.  2  3f .  (Für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  1  3/.  50  Pf.) 

Nr.  4.  Die  Grabschrift  des  sidonischen  Königs  Eschmun-^zer  übersetzt 
und  erklärt  von  E,  Meier.  1866.  1  M.  20  Pf.  (Für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  90  Pf.) 

Nr.  5.  Kathä  Sarit  Sdgara.  Die  Märchensammlimg  des  Somadeva. 
Buch  IX — XVni.  (Schluss.)  Herausgegeben  von  H.  Brockhaus.  1866. 
16  M.  (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  12  M.)  Herabgesetzt  auf  9  M., 
für  MitgUeder  6  M. 

V.  Band    (in   4  Nummern).     1868—1876.     8.     31  M.    10  Pf. 


(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  22  M.  85  Pf.) 

Nr.  1.  Versuch  einer  hebräischen  Formenlehre  nach  der  Aussprache 
der  heutigen  Samaritaner  nebst  einer  darnach  gebildeten  Transscription  der 
Genesis  mit  einer  Beilage  von  H.  Petermann.  1868.  7  M.  50  Pf.  (Für 
MitgUeder  der  D.  M.  G.  5  M.  65  Pf.) 

Nr.  2.  Bosnisch-türkische  Sprachdenkmäler  von  O.  Blau,  1868.  9  3/ . 
60  Pf.     (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  7  M.  20  Pf.) 

Nr.  3.  Ueber  das  Sapta^atakam  des  Häla  von  Albr.  Weber,  1870. 
8  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  6  M.)  Herabgesetzt  auf  2  M„ 
für  Mitglieder  1   M. 

Nr.  4.  Zur  Sprache,  Literatur  und  Dogmatik  der  Samaritaner.  Drei  Ab- 
handlungen nebst  zwei  bisher  unedirten  samaritan.  Texten  herausgeg.  von 
Sam.Kohn.     1876.     12  At.     (Für  Mitglieder  d.  D.  M.  t>.  9  M.) 

-  VI.    Band    (in    4    Nummern).     1876—1878.     8.     39  M.     (Für 


Mitglieder  der  D.  M.  G.    29  Ai.  25  Pf.) 

Nr.  1.  Chronique  de  Josud  le  StyUte,  öcrite  vers  Tan  515,  texte  et 
traduction  par  P.  Afar^w.  8.  1876.  9  AI.  (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G. 
6  AI.  75  Pf) 

Nx'.  2.  Indische  Hausregeln.  Sanskrit  und  Deutsch  herausgeg.  von  Ad. 
Fr,  Stenzler.  U.  Paraskara.  1.  Heft.  .  Text.  1876.  8.  3  AI.  60  Pf. 
(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  2  A/.  70  Pf.) 

Nr.  3.  Polemische  und  apologetische  Literatur  in  arabischer  Sprache, 
zwischen  MusUmen,  Christen  und  Juden,  nebst  Anhängen  verwandten 
Inhalts.  Von  AI.  Steinschneider.  1877.  22  AI.  (Für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  16  M.  50  Pf.) 

Nr.  4.  Indische  Hausrogeln.  Sanskrit  und  Deutsch  herausg.  von  Ad.  Fr, 
Stenzler.  II.  PAraskara.  2.  Heft.  Uebersetzung.  1878.  8.  4  Af.  40  Pf. 
(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  3  AI.  30  Pf.) 

■ Vn.    Band    (in    4    Nummern)    1879—1881.      8.      42  M,     (Für 

MitgUeder  der  D.  M.  G.  29   M.  50  Pf,) 


Verzdeknis  der  auf  Kosten  d.  D,  M,  G.  veröffentlichten  Werke.      LV 

Abhandlungen  filr  die  Kunde  des  Morgenlandes.     VIL  Band. 

Nr.  1.  The  Kalpasütra  of  Bhadrabähu,  cdited  with  an  Introduction 
Notes,  and  a  Prftkrit-Samskrit  Glossary,  hy  H,  Jacohi.  1879.  8.  10  Af. 
(Far  MitgUeder  der  D.  M.  G.  7  M.  50  /f.)  Herabgesetzt  auf  6  M,, 
fdr  Mitglieder  4  M. 

Nr.  2.  De  la  Mdtriqne  diez  les  Syriens  par  M.  l'abb^  Martin.  1879. 
8.     4  M.     (Ffir  MitgUeder  der  D.  M.  O.  3  M.) 

Nr.  3.  Auszüge  aus  syrischen  Akten  persischer  Märtyrer.  Uebersetst 
und  durch  Untersuchungen  zur  historischen  Topographie  erläutert  von  Georg 
Hoffmann.    1880.    14  üf,    (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  10  M.  50  Ff,) 

No.  4.  Das  Sapta^takam  des  Hila,  heransg.  von  Albr,  Weber.  1881. 
8.  32  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  24  M.)  üerab^esetst  auf 
18  M.,  für  MitgUeder  \%  M, 

Vm.  Band   (in  4  Nummern)    1881—1884.     8.     27  M,  50  Pf 

(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  19  M.  50  Pf.), 

Ko.  1 .  Die  Vet&lapancaviu^atikä  in  den  Recensionen  des  Qivadisa  und 
eines  Ungenannten,  mit  kritischem  Commentar  herausg.  von  Heinrich  Uhle, 
1881.  8.  8  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  6  M.)  Herabgesetzt 
auf  6  M.,  für  MitgUeder  4  M. 

No.  2.  Das  Aupapfttika  Sütra,  erstes  Up&nga  der  Jaina.  L  Theil.  Ein- 
leitung, Text  und  Glossar  von  Dr.  Ernst  Leumann.  8.  1883.  6  M. 
(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  4  M.  50  Pf.) 

No.  3.  Fragmente  syrischer  und  arabischer  Hutoriker,  herausgegeben 
und  übersetzt  von  Friedrich  Baethgen.  1884.  8.  7  M,  50  Pf,  (Für 
MitgUeder  der  D.  M.  G.  5  M.) 

No.  4.  The  BaudhAyanadharmasftstra ,  ed.  E.  Hultzsch.  1884.  8. 
8  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  6  M.) 

IX.    Band   (in   4  Nummern)  1886—1893.     8.     33  M.  50  If- 

(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  23  M.  50  Pf.) 

No.  1.  Worterverzeichniss  zu  den  Hausregeln  von  Ä^valäyana,  Päraskara, 
QAnkh&yana  und  Gobhila.  Von  Adolf  Friedrich  Stenzler.  1886.  8. 
4  M.  50  Pf.     (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  3  M.) 

No.  2.  Historia  artis  grammaticae  apud  Syros.  Composuit  et  edidit 
Adalbertw  Merx.  1889.  8.  15  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
10  M.) 

No.  3.  Säipkhya-pravacana-bhftshya,  Vijnänabhikshu*s  Commentar  zu  den 
Sftipkhyasütras.  Aus  dem  Sanskrit  übersetzt  von  Richard  Garbe.  1889. 
8.     10  M.     (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  8  M.) 

No.  4.  Index  zu  Otto  von  BöhtUngk's  Indischen  Sprüchen.  Von  Attgtist 
Blau.     1893.     8.     4  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  M.   50  Pf.) 

X.  Band   (in   4   Nummern)    1893  —  1897.     8.     24    M.   30   Pf 


(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  16  M.  20  Pf.) 

No.  1.  Die  gukasaptati.  Von  Richard  Schmidt.  1893.  8.  9  M. 
(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  6  M.) 

No.  2,  Die  Ävasyaka-Erzählungen,  herausgegeben  von  Ernst  Litunann. 
1.  Heft.    1897.   8.   1  M.  80  Pf.   (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  M.  20  Pf.) 

No.  3.  The  Pitrmedhasütras ,  ed.  by  W.  Caland.  1896.  8.  6  M. 
(Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  4  M.) 

No.  4.  Die  MarS^hl-Uebersetzung  der  Sukasaptati.  MarSthl  und  deutsch 
von  Richard  Schmitt.  1897.  8.  7  M.  50  Pf.  (Für  Mitglieder  der 
D.  M.  O.  5  M.) 

XI.  Band,  No.  1 :  Wörterbuch  der  Dialekte  der  deutschen  Zigeuner. 

zusammengestellt  von  Rudolf  von  Sowa.     1898.     8.    4  M.  50  Pf.    (Für 
MitgUeder  der  D.  M.  G.  3  M.) 

( 


LYI      Verzeichnü  der  auf  Kosten  d,  D,  M,  G,  veröffentlichten  Werke. 

Vergleichungs-Tabellen  der  Muhammedanischen  und  Christlichen  Zeitrechnung 
nach  dem  ersten  Tage  jedes  Muhammedanischen  Monats  berechnet,  heransg. 
von  Ferd.  Wiistenfeld.  1864.  4.  2  Af.  (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G. 
1  M.  50  yy.)     Yergriffen  bis  auf  8  Exemplare. 

Fortsetzung  der  Wüstenfeld'schen  Vergleichungstabellen  der  Muhammedanischen 
und  Christlichen  Zeitrechnung  (von  1300  bis  1500  der  Hedschra).  Heraus- 
gegeben von  Dr.  Eduard  Mahler.  1887.  4.  75  Pf,  (Für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  50  Pf.). 

Biblloteca  Arabo-Sicula,  ossia  Raccolta  di  testi  Arabid  ehe  toecano  la  geografia, 
la  storia,  le  biografie  e  la  bibliografia  della  Sicilia,  messi  insieme  da 
Michele  Amari.  3  fascicoli.  1855—1857.  8.  12  M.  (Für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  9  Jl/.)     Uerabgesetxt  auf  9  Af.,  für  Mitglieder  6  M. 

Appondice  alla  Biblloteca  Arabo-Sicula  per  Michele  Amari  con  nuove  anno- 
tazioni  critiche  del  Prof.  Fleischer.  1875.  8.  4  M.  (Für  MitgUeder  der 
D.  M.  G.  3  M,)     Herabgesetzt  auf  3  M.,  für  Mitglieder  2  M. 

Seconda  Appendice  alla  Biblloteca  Arabo-Sicula  per  Michele  Anari,  1887. 
8.  2  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  M.  50  Pf,).  Henfe^esetzt 
auf  1  M.  50  Pf.,  für  MitgUeder  1  M, 

Die  Chroniken  der  Stadt  Mekka,  gesammelt  und  auf  Kosten  der  D.  M.  G.  heraus- 
gegeben, arabisch  und  deutsch,  von  Ferdinand  Wüstenfeld.  1857 — 61. 
4  Bünde.  8.  48  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  31  M.  50  Pf.) 
Herabfesetlt  auf  30  M.,  für  Mitglieder  20  M. 

BibSfai  Vetoris  Testament!  aethiopica,  in  quinque  tomos  distributa.  Tomus  II, 
sive  libri  Regum,  Paralipomenon,  Esdrae,  Esther.  Ad  librorum  monuscrip- 
torum  fidem  odidit  et  apparatu  critico  instruxit  A.  ZHÜmann.  Fase.  I. 
1861.     4.     8  M.     (Für  Mitgllodor  der  D.  M.  G.  6  M.) 

Fase.  II,    quo  continentur  Libri  Regum   DI   et  IV.     4.     1872. 

9  M.    (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  6  Jt/.  75  Pf.) 

Firdnsi.  Das  Buch  vom  Fechter.  Herausgegeben  auf  Kosten  der  D.  M.  G. 
von  Ottokar  von  Schlechta-Wssehrd.  (In  türkischer  Sprache.)  1862. 
8.     1  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  75  iy.) 

Subhi  Bey.  Compte-rendu  d'une  döcouverte  importanto  en  fait  de  numismatique 
musulmane  publik  en  langne  turque,  traduit  de  Toriginal  par  Ottocar  de 
Schlechta-Wssehrd.  1862.  8.  40  Pf.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
30  lY.) 

The  Kämil  of  el-Mubarrad.  Editod  for  tho  German  Oriental  Society  from  tho 
Manuscripts  of  Leydcn ,  St.  Petersburg ,  Cambridge  and  Berlin ,  by  IK. 
WrigJU.  XII  Parts.  1864—1892.  4.  96  3f.  (Für  Mitgl.  der  D.  M.  G. 
72  M.)  Ist  Part.  1864.  4.  10  M.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
7  M.  50  Pf.)  Ild— Xth  Part.  1865—74.  4.  Jeder  Part  6  M.  (Für 
MitgUeder  der  D.  M.  G.  k  4  M.  50  Pf.)  Xlth  Part  (Indexes).  1882.  4. 
16  A/.  (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  12  M.)  Xllth  Part  (Critical  notes) 
besorgt  von  Dr.  M.  J.  de  Goeje.  1892,  4.  16  AI.  (Für  MitgUeder 
der  D.  M.  G.  12  Af.) 

Jacut  s  Geographisches  Wörterbuch  aus  den  Handschriften  zu  Berlin ,  St. 
Petersburg,  Paris,  London  und  Oxford  auf  Kosten  der  D.  M.  G.  herausg. 
von  Ferd.  Wüstenfeld.  6  Bände.  1866—73.  8.  180  Af.  (Für  »ßt- 
gUeder  der  D.  M.  G.  120  Af.) 

-._    I._IV.   Band   in   je    2   Halbb&nden.     1866—1869.      8.     Jeder 

Halbband  16  3/.  50  Pf.     (Für  MitgUeder  der  D.  M.  Q.  je  11  M.) 

V.Band.     1873.    8.    24  JJ/.    (Für  Mitglieder  der  D.M.  G.   16  A/.) 

—  -       VI.  Band.     1.  Abtheilung.     1870.     8.     8  M.     (Für  Mitglieder 

der  D.  M.  G.  5  M.  30  Pf.) 

-      VI.  Band.     II.  AbtfaeUung.    1871.    8.    16  M.     (Für  MitgUeder 


der  D.  M.  G.  10  M.  70  If.) 


Verteiehnis  der  auf  Kosten  d,  D,  M,  G,  veröffentlichten  Werke.    LYII 

Ihn  jA'ii  Commentar  zu  Zamaehlari's  Mufa5sal.  Nacb  den  Handschiiiten  ztt 
Leipzig,  Oxford,  Constantinopel  und  Cairo  herausgeg.  von  G.  Jahn,  2  Bände 
1876^1886.  4.  117  M.  (FQr  Mitglieder  der  D.  M.  G.  78  Af.)  Herab- 
gesetzt auf  72  A/.,  Hir  Mitglieder  48  M, 

I.  Band.     I.Heft.    1876.    2.  und  3.  Heft.    1877.    4.  Hoft.    1878. 

5.  Hoft.  1880.  6.  Heft.  1882.  4.  Jedes  Heft  12  M.  (Für  Mitglieder 
der  D.  M..  O.  je  8  M.)  Herabgesetzt  auf  7  M.  50  Pf.,  lür  Mitglieder 
5  M. 

H.   Band.      1.  Heft.      1883.     2.  Heft.      1885.     3.  Heft.      1885. 

Hoft   12  'M.     (Für  Mitglieder   der  D.   M.   G.   je   8  M.)      Herab« 


gesetzt  auf  je  7  M,  50  Pf,,  nir  Mitgl.  je  5  3/.,  4.  Heft.  1886.  4.  9  3f. 
(F&r  Mitglieder  der  D.  M.  G.  6  Af)  Herabgesetzt  auf  4  M.  50  Pf, 
mr  Mitglieder  3  M, 

Chronologie  orientalischer  Völker  von  Alberüni.  Herausg.  von  C  Ed.  Sachau, 
2  Hefte.  1876—78.  4.  29  M.  (Für  MitgUeder  dor  D.  M.  G.  19  M.) 
Herabgesetzt  auf  15  M.,  für  Mitglieder  10  M. 

Heftl.  1876.  4.  13  3/.  (Für  Mitglieder  der  D.  U.  G.  8  Af.  50 -P/".) 

Herabgesetzt  auf  6  Af.,  für  Mitglieder  4  Af. 

Heft  2.  1878.  4.  16  Af.  (Für Mitglieder  der  D.M.  G.  10  A/.  50 /y.) 

Herabgesetzt  auf  9  A/.,  für  Mitglieder  6  A/. 

MtilavUia  und  Agnimitra.  Ein  Drama  Kalidasa's  in  5  Akten.  Mit  kritbchon 
und  erklärenden  Anmerkungen  herauag.  von  /)*.  Boüensen.  1879.  8. 
18  A/.  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  8  M.)  Herabgesetzt  auf  6  M., 
für  Mitglieder  4  A/. 

MäitrAyai>i  Samhitä,  herausg.  von  Dr.  Leopold  von  Schroeder.  1881 — 1886. 
8.     36  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  27  M.) 

Erstes  Buch.    1881.    8.    8  Af     (Für  Mitglieder  dor  D.M. G.  6  Af.) 

Zweites  Buch.    1883.    8.    8A/.    (Für  Mitglieder  dor  D.M.  G.  6  Af.) 

Drittes  Buch.    1885.    8.    8  Af    (Für  Mitglieder  der  D.M. G.  6  Af.) 
ViertesBuch.    1886.    8.    12  Af.   (Für  Mitglieder  der  D.M.  G.  9  Af.) 


Die  Mufaiidalljät.  Nach  den  Handschriften  zu  Berlin,  London  und  Wien  auf 
Kosten  der  deutschen  morgenländischen  Gesellschaft  herausgegeben  und  mit 
Anmerkungen  versehen  von  Heinrich  Thorbecke,  Erstes  Heft.  Leipzig, 
1885.  8.  Text  56  S.,  Anmerk.  104  S.  7  Af  50  Pf.  (Für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  5  M.) 

Katalog  d.  Bibliothek  der  Deutschen  morgenländ.  Gesellschaft.  I.  Druckschriften 
und  Aehnlicbes.  1880.  8.  6  Af  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  Af) 
In  Neubearbeitung  begriffen. 

U.  Handschriften,  Inschriften,  Münzen,  Verschiedenes.     1881.    8. 

3  Af     (Für  3ütglieder  der  D.  M.  G.  1  Af  50  Pf.) 

Köldeke,  Th.  Uober  Mommsen's  Darstellung  der  römbchen  Herrschaft  und  rüm. 
Politik  im  Orient.  1885.  8.  1  Af  60  Pf,  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
1  Af.  15  Pf.)     Yergriffen  bis  auf  8  Exemplare. 

Teuffei,  F.,  Quellenstudien  zur  neueren  Geschichte  der  Chänato.  Separatabdruck 
aus  dor  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Band  38.     1884.     8.     In  15  Exemplaren. 

4  Af     (Für  MitgUeder  der  D.  M.  G.  3  M.) 

Catalogus  Catalogorum.  An  Alphabetical  Register  of  Sanskrit  Works  and  Authors 
hy  Theodor  Aufrecht.  1891.  4.  36  Af  (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
24  Af.) 

Part  II.    1896.    4.    10  M.    (Für  Mitglieder  der  D.M  G.  6  M.) 

Goldziber,  Ign. ,  Der  DiwAn  des  Öarwal  b.  Aus  Al-Hutej'a.  (Separatabdruck 
«US  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Band  46  und  47.)  1893.  8.  6  M, 
(Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  A/.) 


LYni     VerzeichtUs  der  auf  Kosten  d.  D,  M,  G.  veröffentlichten  Werke. 

Hath,  Georg,  Die  Inschriften  von  Tsaghan  BalSin.  Tibetisch-mongolischer  Text 
mit  einer  Uebersetzung  sowie  sprachlichen  und  historischen  Erlftuterangen. 
1894.     8.     3  M.     (Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  Af.) 

Die  Deutsche  morgenländische  Gesellschaft  1845 — 1895.  Ein  RQckblick  ge- 
geben von  den  GeschUftsfQhrem  in  Halle  und  Leipzig.  1895.  8.  1  AI. 
(Für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  gratis.) 

Bacher,  W.,  Die  Anftnge  der  hebriüschen  Grammatik.  (120  S.)  Leipzig  1895. 
8.  4  M,  50  Pf.  (FQr  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  M.)  (Separat-Abdmck 
aus  der  „Zeitschrift,  Bd.  49"  in  60  Exemplaren.) 


Zu  den  fdr  die  Mitglieder  der  D.  M.  G.  festgesetzten  Preisen  können 
die  BUcher  nur  von  der  Commissionsbuchhandlung,  F.  A.  Brock- 
haus in  Leipzig,  unter  Francoeinsendung  des  Betrags  bezogen  wer- 
den; bei  Bezug  durch  andere  Buchhandlungen  worden  dieselben  nicht 
gewährt. 


über  das  Verhältnis  der  buddhistischen  Philosophie 
zu  Smänkhja-Yoga  und  die  Bedeutung  der  Nidänas. 

Von 

HerBMui  Jacobi. 

In  einem  Aufsatz  in  den  N.  G.  G.  W.  phil.  Kl.  1896,  p.  43  ff. 
habe  ich  nachzuweisen  versucht,  dass  die  Philosophie  des  Buddhismus 
aas  dem  Sankhya-Yoga  hexTcn'gegangen  sei.  Meine  Darlegungen 
haben  den  Widerspruch  Oldenbergs  (siehe  den  darauf  bezüglichen 
Excuis  in  seinem  «Buddha",  3.  Aufl.,  p.  448 ff.)  und  Senarts 
(M61anges  Charles  de  Harlez,  p.  281  ff.)  hervorgerufen.  Indem  ich 
nun  im  Folgenden  die  gemachten  Einwürfe  einer  Prüfimg  unter- 
ziehe, will  ich  daran  anschliessend  die  Bedeutung  der  einzelnen 
Glieder  der  Nidänakette  nach  meiner  Ansicht  entwickeln. 

Zunächst  muss  ich  mich  gegen  die  Unterstellung  verwahren, 
dass  ich  den  Buddhismus  für  einen  einfachen  „Abklatsch''  der  Sänkhja- 
philosophie  hielte,  wie  sich  Oldenberg  p.  450  ausdrückt.  Ich  sehe 
die  Sache  nicht  so  an,  als  ob  Buddha  dem  fertig  abgeschlossenen 
^nkhya  objektiv  gegenüber  gestanden  und  dessen  Dogmen  kombiniert 
and  modificiert  hätte,  um  sich  so  ein  eigenes  System  zurecht  zu 
machen;  vielmehr  gehe  ich  von  der  Ansicht  aus,  dass  Buddha  in 
Sänkhya-Ideen  gewissermassen  aufgewachsen  seL  Denn  das  Sänkhja 
giebt  die  philosophische  Begründung  der  Yogapraxis,  und  da  sich 
nun  der  Buddhismus  letztere  in  weitem  Umfange  zu  eigen  gemacht 
hat,  so  müsste  es  mit  sonderbaren  Dingen  zugegangen  sein,  wenn 
Buddha  die  Praxis  der  Ybgins  übernommen  hätte,  ohne  von  der  ihr 
zxi  Grunde  liegenden  und  aus  ihr  erwachsenen  Theorie  in  seinem 
Denken  bestiznmt  zu  werden.  Bei  dieser  Auffassung  erscheint  der 
Buddhismus  nicht  als  ein  Abklatsch,  sondern  als  eine  individuelle 
Umgestaltung  des  Sänkhja;  dieses  ist  nicht  das  Modell,  dem  der 
Buddhismus  nachgebildet  wurde,  sondern  es  ist  die  Grundlage,  auf 
dem  er  erwachsen  ist. 

Meine  Annahme  beruht  auf  der  Voraussetzung,  dass  die  Sänkhya- 
Philosophie  nicht  auf  eine  bestimmte  Philosophenschule  beschränkt 
gewesen  ist,  sei  es,  dass  man  unter  Schule  dabei  irgend  etwas 
Konkretes  verstehe,  oder  mir  die  Summe  der  durch  das  ideelle 
Band  gleicher  philosophischer  Überzeugung  vereinigten  Fachgelehrten. 

Bd.  LU.  1 


2     Jacohi^  über  d.  Verhält,  d.  huddh.  Phäoeophie  z,  Sänkhy(i-Yoga  ete. 

Ich  gehe  vielmehr  von  der  Voraussetznng  aus,  wie  ich  dies  auch 
p.  54  meines  ersten  Aufsatzes  angedeutet  habe,  dass  die  Grund- 
anschauungen des  Sänkhya  geistiges  Gemeingut  jener  Zeit  gewesen 
seien  und  den  mannigfaltigen  wissenschaftlichen  und  religiösen 
Strömungen  entsprechend  verschiedene  Formulierung  im  Einzelnen 
erfahren  haben.  In  der  That  lässt  sich  eine  grosse  Mannigfaltigkeit 
in  der  Gestaltung  der  Sänkhya- Ideen  geschichtlich  nachweisen.  Zu- 
nächst schon  in  ihrer  rein  systematisch-philosophischen  Ausprägung. 
Trotz  der  grossen  Übereinstimmung  nämlich,  die  zwischen  Sänkhya 
und  Yoga  herrscht,  bestehen  doch .  gewichtige  Unterscheidungslehren, 
welche  Sänkhya  und  Yoga  deutlich  als  zwei  verschiedene  Systeme 
erkennen  lassen^):  sie  laufen  seit  Alters  gesondert  neben  einander  her 
{aanätane  dve  im  MBh),  wenn  aücl^  beinahe  parallel^  die  Mitglieder 
beider  Schulen  traten  denn  auch  far  die  Richtigkeit  je  ihrer  speciellen 
Lehren  ein').  Erst  von  ihrem  höheren  Standpunkte  aus  vermochte 
eine  unificierende  Tendenz  über  die  Differenzpunkte  wegzusehen  und 
beide  Systeme  als  wesentlich  identisch  zu  erkennen  (ekam  Sänkhyam 
ca  Yogam  ca  t^ah  paiyali  sa  paA/ati), 

Ausserhalb  dieser  beiden  Philosophenschulen  fanden  die  Sänkhya- 
Ideen  in  religiösen  Kreisen  Aufnahme  und  eigenartige  Weiterbildung. 
Und  zwar  treten  sie  uns  in  brahmanischen  Quellen  meist  in  Ver- 
bindung mit  bestimmten  Vedäntalehren  entgegen.  In  welchem  Um- 
fange dies' geschieht,  ersehen  wir  am  deutlichsten  aus  dem  Mahä- 
bhärata,  in  dessen  12.  Buche  zahlreiche  äihäsa  purätana  vorgetragen 
werdeii,  in  denen  die  Lösung  religiöser  Probleme  mit  Hilfe  dieses 
epischen  Sänläbyas ,  wie  ihn  Dahlmann  nennt,  versucht  wird.  Es 
ist  nicht  eine  in  allen  Einzelheiten  festgelegte  Philosophie,  obschon 
im  Grossen  und  Ganzen  die  Lehre  bestimmt  war.  Ähnlich  ist  das 
philosophische  System  des  Manu.  In  manchen  Punkten  abweichend, 
aber  in  der  Hauptsache  übereinstimmend  ist  die  Philosophie  der 
Puräi^a.  So  sehen  wir  denn  die  Herrschaft  der  Sänkhya-Ideen  auf 
weiten  Gebieten  des  geistigen  Lebens.  Für  andere  Gebiete  dürfen 
wir  sie  daraus  erschliessen,  dass  sie  die  theoretische  Grundlage  für 
die  Yogapraxis  abgaben.  Es  steht  also  zu  vermuten,  dass  religiöse 
Richtungen,  die  Yogaübungen  pflegten,  in  ihrem  theoretischen  Teile 
vom  Sänkhya  ausgingen.  Die  im  Mahäbhärata  zu  Tage  tretende 
Strömung  mag  eine  der  mächtigsten  gewesen  sein ;  zahlreiche  andere, 
minder  bedeutende  werden  daneben  bestanden  haben  und  sind  ohne 
Spuren  zu  hinterlassen  untergegangen. 

Die  Macht  der  Sänkhya-Ideen  zeigt  sich  auch  in  ihrem  Einfluss 
auf  den  Yedänta.  Hatte  das  epische  Sänkhya,  wie  es  z.  B.  in  der 
Lehre  der  Sätvatas  in  der  Bhagavadgltä  vorliegt,  die  Lehre  vom 
paramätman  nach  dem  viSi^t^dvaita  Vedänta  aufgenommen,  so  be- 


1)  Siehe   meine  Anzeige  von   Dahlmanns   „Nirvi^"  in   Gott.  gel.  Ans. 
1897,  p.  272. 

2)  Ebenda  p.  268. 


JacoU^  Über  d,  VerkäU.  d.  buddh.  Philosophie  a,  Sänkhya-  Yoga  etc.     3 

diente  sich  nmgekehrt  der  spätere  Vedanta  (z.  B.  im  Vedäntasära)  der 
wichtigsten  Sänkhyalehren  zum  theoretischen  Ausbau  seines  Systems. 

Es  kann  also  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  das  indische 
Denken  während  langer  Zeiträume  von  Sänkhya-Ideen  beherrscht  und 
durchdrungen  war,  und  dass  wenn  Buddhas  Zeit  in  diese  Periode 
f^llt,  auch  er  sich  von  denselben  ebensowenig  frei  machen  konnte, 
wie  ein  mittelalterlicher  Schriftsteller  bei  uns  von  den  Grundsätzen 
der  aristotelischen  Philosophie.  Es  erhebt  sich  also  die  Frage,  ob 
jene  Voraussetzung  zutrifft.  Direkt  können  wir  dieselbe  nicht 
beantworten,  weil  wir  die  Abfassungszeit  weder  des  buddhistischen 
Kanons  noch  des  Mahäbhärata,  bez.  der  in  ihm  enthaltenen  itihäsa 
purätana  mit  Sänkhyatendenz,  kennen.  Aber  wenn  man  bedenkt, 
dass  im  MBh,  dessen  Redaktion  man  nicht  wohl  nach  den  Beginn 
unserer  Zeitrechnung  setzen  kann,  Sänkhya  und  Yoga  zwei  Systeme 
^von  Ewigkeit  her''  {scmätane  dve)  genannt  werden,  dass  daselbst 
Kapila  in  eine  frühe  Urzeit  verlegt  wird,  so  kann  man  nicht  an- 
nehmen, dass  die  betreffenden  Dichter  in  diesen  Ausdrücken  von 
Ereignissen  reden  konnten,  die  nur  um  zwei  oder  drei  Jahrhunderte 
vor  ihrer  Zeit  gelegen  hätten,  wie  es  ja  der  Fall  sein  müsste,  wenn 
der  Sänkhya- Yoga  nachbuddhistisch  wäre.  Wenn  die  Inder  auch 
noch  so  sehr  des  historischen  Sinnes  entbehrten,  so  haben  sie  doch 
stets  ein  Gefühl  dafür  gehabt,  was  ein  geschichtliches  Ereignis  war, 
das  sich  in  den  ihrigen  ähnlichen  Verhältnissen  abgespielt  hat,  und 
eine  in  solchen  Verhältnissen  lebende  Persönlichkeit  wird  nicht  so 
leicht  zum  9§i  kanonisiert.  Dazu  gehört,  dass  jede  persönliche 
Beziehung  zu  der  zeitgenössigen  Welt  ausgelöscht  ist,  wie  sie  z.  B. 
durch  die  Verkettung  von  Schüler  und  Lehrer  gegeben  ist.  Hätten 
die  Begründer  von  Sänkhya  und  Yoga  in  den  ersten  Jahrhunderten 
vor  unserer  Zeitrechnung  gelebt,  so  wäre  in  den  auf  sie  zurück- 
gehenden Schulen  die  Erinnerung  an  die  historische  Wirklichkeit 
nicht  so  vollständig  schon  im  MBh.  erloschen,  und  es  würden  sich 
wahrscheinlich  in  jenen  Schulen  ebensogut  Lehrerlisten  erhalten 
haben,  wie  bei  den  Buddhisten  und  Jaina.  Das  Fehlen  solcher 
Lehrerlisten  beweist  eben,  dass  die  Diffusion  der  Sänkhya-Ideen  und 
die  Differenzierung  der  Lehre  schon  soweit  vorgeschritten  war,  dass 
<*rstere  Gremeingut  geworden  waren  und  zu  ihrer  Überlieferung  die 
Thätigkeit  einzelner  Schulen  nicht  mehr  in  Anspruch  genommen 
zu  werden  brauchte.  Es  musste  sich  thatsächlich  jede  historische 
Erinnerung  an  eine  Entstehung  der  philosophischen  Strömungen  des 
Sänkhya  und  Yoga  vollständig  verloren  haben,  ehe  man  dieselbe  in 
mythische  Zeit  versetzen  und  in  den  Anfang  der  Dinge  projicieren 
konnte.  Bei  solcher  Lage  der  Dinge  scheint  es  mir  nicht  zweifel- 
haft zu  sein,  dass  der  Buddhismus  eine  um  viele  Jahrhunderte 
spätere  Erscheinung  ist  als  der  Sänkhya- Yoga. 

Wir  sahen,  dass  die  Sänkhyalehren  sich  mit  solchen  des  Vedanta 
verbanden,  wodurch  eine  Vereinigung  der  Vorzüge  beider  Systeme 
erstrebt  wurde.   Die  Anknüpfung  des  einen  Systems  an  das  andere 


4     Jacobi,  Über  d,  VerhäU.  d.  buddh.  Philosophie  «.  Sänkhya-  Yoga  ete, 

war  gegeben  durch  die  UvaropäaanSL  ^  welche  im  Toga  eine  so 
wichtige  Bolle  spielt  Bei  einer  solchergestalt  nahegelegten  Ver- 
bindung des  Vedänta  mit  dem  Yoga  ist  es  nicht  aufflQlig,  wenn 
eine  Schule  von  Yogins  darin  dem  älteren  Vedänta  sich  angeschlossen 
hätten,  dass  sie  die  drei  gunas  ganz  bei  Seite  liessen,  eine  Lehre, 
wie  sie  in  Aivaghosas  Buddhacarita  dem  Lehrer  Buddhas,  Arä(}a, 
zugeschrieben  wird.  Ich  war  arglos  genug,  anzunehmen,  dass  A^a- 
gho§as  ausführliche  Erzählung,  um  nicht  zu  sagen  Bericht,  auf,  einer 
dem  Dichter  bekannten  Überlieferung  beruhe.  Oldenberg  aber  be- 
deutet mir,  dass  ich  ein  kühnes  Spiel  mit  der  Überliefe- 
rung treibe.  Denn  in  dem  buddhistischen  Kanon  finde  sich  kein 
Bericht  über  Arä4afi  Lehre  (oder  ist  bis  jetzt  noch  nicht  geftmden). 
Wo  Arä4a  vorkommt,  ist  von  seinem  dkarma  die  Rede;  es  wird 
uns  aber  nichts  genaueres  darüber  gesagt ,  als  dass  seine  höchste 
Stufe  von  samäJhi  das  akificanyäyattma  gewesen  sei.  Also  weil 
es  im  Kanon  keinen  Bericht  über  Aiä^as  Philosophie  gab,  so  gab 
es,  nach  Oldenbergs  Dafürhalten,  überhaupt  keine  Tradition  darüber. 
Einen  so  kühnen  Schluss  ex  silentio  vermag  ich  nicht  mitzumachen. 
Angenommen,  wie  es  natürlich  ist,  dass  Arä4a  einer  angesehenen 
und  darum  nicht  ephemeren  Yogaschule  angehörte,  so  konnte  sich 
die  Kenntnis  seiner  Philosophie  so  lange  und  länger  erhalten  als 
diese  Schule  bestand;  und  die  kanonischen  Schriften  hatten  darom 
doch  keine  Veranlassung  sich  darüber  weitläufig  auszusprechen,  da 
ihnen  die  indische  Etikette  eine  Polemik  gegen  den  gwru  ihres 
äcärya  verbieten  musste.  Dass  aber  in  volkstümlichen  äkhyänas 
dieser  Punkt  nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  worden  sei,  ist 
eine  keineswegs  von  der  Hand  zu  weisende  Möglichkeit.  Dergleichen 
ältere  Buddhacaritras  müssen  wir  ims  als  Aävagho^as  Quellen  denken. 
Oldenberg  allerdings  meint,  dass  A^vagho^a  nur  die  kanonischen 
Bücher  als  Quellen  habe  benutzen  können,  und  dass  er  in  der  Partie 
über  Ara4as  Lehre  sich  die  ganze  Geschichte  aus  den  Fingern 
gesogen  hätte.  Er  malt  sich  die  Sache  folgendermassen  aus:  ,,die 
Begegnung  Buddhas  mit  Arä<}a  bot  ihm  die  Gelegenheit  in  einem 
philosophischen  Dialog  den  Jünger  seinen  Meister  überwinden  zu  lassen : 
und  wenn  er  mm  in  diesem  Dialog  von  einer  Beihe  von  Sänkhya* 
philosophemen  Gebrauch  machte,  werden  wir  uns  ernstlich  ziimuten 
lassen,  das,  was  er  sagt,  und  vollends  das,  was  er  nicht  sagt,  als 
quellenmässiges  Zeugnis  über  die  Gestalt,  in  welcher  die  Sänkhja- 
lehre  auf  den  jungen  Buddha  eingewirkt  haben  soll,  gelten  zu  lassen  ?* 
(p.  452).  Den  ganzen  Charakter  jenes  Textstückes  beschreibt  Olden- 
berg folgendermassen:  „dasselbe  führt  in  äusserster  Kürze  die  Grund- 
principien  (tattva)  des  Sänkhyasystems  auf  und  geht  dann  in  der 
Terminologie,  aber  nicht  in  der  Sache  von  Sänkhya  sich  teilweise 
emancipierend,  die  Ursachen  der  Gebundenheit  und  Befreiung  durch, 
auf  einem  Wege,  auf  dem  die  zufällige  Laune  des  Poeten  0 


1)  Von  mir  gesperrt 


Jacobif  Über  cL  V»hdU.  d,  huddh.  Philosophie  a.  Sänlehya-  Yoga  etc,     5 

genau  so  gut  an  der  Doktrin  von  den  Onnas  vorbeigehen  wie  die- 
selbe berühren  konnte*  (p.  451).  Jeder  der  sich  mit  den  mahä- 
häoyaa  eingehender  beschäftigt  hat,  wird  die  Unrichtigkeit  von 
Oldenbergs  Ansicht  sofort  erkennen.  Denn  erstens  ist  es  im  höchsten 
Grade  unwahrscheinlich,  dass  der  Dichter  dem  Lehrer  des  Buddha 
eine  bestimmte  Philosophie  angedichtet  hätte,  ohne  einen  genügen- 
den Anlass  dazu  in  seinen  Vorlagen  gefunden  zu  haben;  zweitens, 
wenn  er  dem  Ara4a  auch,  ohne  von  einer  Tradition  unterstützt  zu 
sein,  die  Sänkhyaphilosophie  beigelegt  hätte,  würde  er  sich  ebenso- 
wenig willkürliche  Änderungen  in  der  Terminologie  wie  Auslassung 
eines  Grundelements  im  System  zu  schulden  haben  kommen  lassen. 
In  jedem  Lehrbuch  über  aiamkära  wird  vor  einem  solchen  Fehler 
[vidyäviniddha)  gewarnt  und  kein  Dichter  würde  der  Kritik  seiner 
Neider  eine  solche  Blosse  gegeben  haben.  Ein  Kavi  darf  wohl  an 
der  Fabel  etwas  ändern,  nicht  aber  am  däatra;  in  letzterer  Be- 
ziehung giebt  es  keine  „Dichterlaune*.  Wenn  also  der  Dichter  den 
Ara4a  seine  Lehre  von  der  Entstehung  des  Saipsora  ycUhäiästram 
mepafp&rlham  samäaatah  (XII,  45)  auseinandersetzen  lässt,  so  will 
er  ein  bestimmtes,  bekanntes  System  dariegen.  Dass  es  nicht  das 
Sänkhya  der  Stitra«  und  Kärikäs,  noch  der  Yoga  des  Patanjali  sein 
soll,  zeigt  die  Verschiedenheit  der  Terminologie.  Eher  muss  man 
an  eine  Art  des  epischen  Sänkhya  denken,  der  eine  Verschmelzung 
dieses  Systems  mit  dem  viSi§tadvaita  Vedänta  darstellt.  Einerseits 
scheint  dies  aus  v.  65  hervorzugehen: 

etat  tat  paramam  brahma  nirlingam  dhruvam  ak^aram^ 
yan  maJcfa  iti  tattüoffiäh  kathayanti  mani^nah, 

anderseits  weist  darauf  die  Nennung  von  Janaka  und  ParäSara  in 
V.  67: 

Jaigifovyo  ^pi  Janako  vrddhai  caiva  Parädarah 
itnam  panthänam  äaädya  muktä  hy  anye  ca  mokfindh. 

Es  ist  also  nicht  zu  bezweifeln,  dass  uns  in  Arä4as  System, 
wie  es  Advaghosa  schildert,  eine  bestimmte  Lehre  vorliegt,  die  im 
Grossen  und  Ganzen  dem  Sänkhya  entspricht,  aber  doch  in  Einzel- 
heiten deutlich  davon  abweicht.  Ob  thatsächlich  Arä4a  diese  Lehre 
vertrat,  können  wir  bei  dem  Mangel  an  Quellen  nicht  bestimmt 
behaupten,  aber  darum  ebensowenig  mit  Oldenberg  leugnen.  Und 
selbst  wenn  Aivaghosa  einer  falschen  Tradition  gefolgt  wäre,  so 
wäre  sein  Zeugnis  uns  wichtig  für  das  Bestehen  und  die  weite 
Verbreitxmg  jener  Form  des  Sänkhya  im  östlichen  Indien,  die  so- 
mit wahrscheinlich  in  hohes  Altertum  zurückgeht. 

Doch  wenden  wir  uns  nun  zum  Kernpunkte  der  Frage:  sind 
die  von  Oldenberg  gegen  meine  Herleitung  der  buddhistischen 
Philosophie  aus  dem  Sänkhya- Yoga  vorgebrachten  Gegengründe  stich- 
haltig oder  nicht.   Oldenberg  beginnt  seine  Auseinandersetzung  mit 


6     Jacohi,  Über  d.  Verhält,  d.  ImddJi.  Pliüoaopkie  z.  Sänkhya-  Yoga  eic, 

der  Bemerkung,  „dass  die  buddhistische  Eausalitfttsreihe  auf  ein 
ganz  anderes  Problem  zugeschnitten  ist,  als  die  Eategorienreihe  der 
Weltevolution  des  Sänkhya.  Dort  handelt  es  sich  um  die  Frage: 
wie  entsteht  im  Laufe  der  psychischen  Prozesse  Leiden?  und  ab 
die  letzte  Ursache  des  Leidens  wird  das  Nichtwissen  angegeben, 
d.  h.  die  Thatsache,  dass  an  einer  bestimmten  Stelle  eine  bestimmte 
Erkenntnis,  die  der  vier  heiligen  Wahrheiten,  nicht  vorhanden  ge- 
wesen ist".  .  .  „Im  Sänkhya  dagegen  ist  die  Frage:  wie  entwickelt 
5ich  aus  dem  Weltgrunde  das  Universum?  Und  als  Ursache  der 
Ursachen  wird  die  unendliche  natura  naturans,  die  prak^ti, 
hingestellt,  die  in  ewig  gleichbleibendem  Rhythmus  das  Weltall  aus 
sich  heraustreten  Iftsst  und  wieder  in  sich  absorbiert  *"  etc.  ^Man 
sieht  es  liegen  zwei  total  verschiedene  Fragestellungen  und  natürlich 
auch  entsprechende  Beantwortungen  vor*. 

Ich  möchte  nun  zunächst  zu  erwägen  geben,  ob  es  für  die 
Frage,  ob  der  Buddhismus  eine  Reihe  der  wichtigsten  Grundbegriffe 
dem  Sänkhya- Yoga  entlehnt  habe,  nicht  ganz  irrelevant  sei,  auf 
welcher  Fragestellung  das  Problem  beruhe,  zu  dessen  Lösung  die 
betreffenden  philosophischen  Grundbegriffe  ihre  Verwendung  finden. 
Es  würde  doch  nicht  einen  Beweis  gegen  die  Entlehnung  der  Grund- 
begriffe abgeben,  wenn  die  entlehnende  Schule  mit  denselben  in 
selbständiger  Weise  oder  zu  ihr  eigentümlichen  Zwecken  operierte. 
Dann  aber  muss  betont  werden,  dass  Oldenbergs  Formulierung  der 
Fragestellung  im  Sänkhya  sich  in  durchaus  willkürlicher  Weise 
von  derjenigen  der  Quellen  entfernt.  Im  Sänkhya  wird  nämlich 
nicht  gefragt  „wie  entwickelt  sich  aus  dem  Weltgrunde  das 
Universum*;  sondern  viel  richtiger  wäre  es,  die  von  Oldenberg 
für  den  Buddhismus  aufgestellte  Fragestellung:  „wie  entsteht  im 
Laufe  der  psychischen  Prozesse  Leiden?**  auch  als  diejenige  des 
Sänkhya  anzugeben.  Das  beweist  schon  das  erste  Sütra:  atha  tri- 
vidha'duhhhä'^tyanta'nivrUir  cUyanta-puru^ärthah.  „Die  absolut« 
Aufhebung  des  dreifachen  Leides  ist  das  höchste  Ziel  der  Seele*. 
Das  Sänkhya  lehrt,  wie  dies  Ziel  zu  erreichen  sei  und  zu  dem 
Zwecke  lehrt  es.  wie  das  Leiden  entsteht.  Der  letzte  Grund  ist 
die  Verbindung  von  puru^a  und  prdlcrti^  die  in  der  Nichterkenntois 
ihres  Unterschiedes  besteht,  und  mit  der  Erkenntnis  desselben,  dem 
viveka-Jfiäna,  gelöst  wird. 

Die  „Entwicklung  des  Universums  aus  dem  Weltgrunde*  ist 
nicht  das  Hauptproblem  des  Sänkhya,  und  gelingt  seine  Lösung 
nicht  in  konsequenter  Weise.  Glücklicher  ist  darin  der  Vedänt-a, 
wie  ich  in  meiner  oben  angeführten  Besprechung  von  Dahlmanns 
Nirväna  in  G.  G.  A.  dargelegt  habe. 

Den  psychologischen,  nicht  den  kosmogonischen  Gesichtspunkt 
nimmt  ebenfalls  der  Yoga  ein.  Die  Verbindung  (von  Prakyti  und 
Purusa)  ist  der  Grund  davon,  dass  man  beide  in  ihrer  Natur  als 
das,  was  seinem  Wesen  nach  das  Besessene  (prakrti)^  und  das, 
was  der  Besitzer  (puru^a)  ist,  erkennt.   Der  Grund  der  Verbindung 


J^MCohif  über  d.  Verhält,  d  huddh.  Philosophie  m,  SärüchychYoga  etc.     7 

ist  die  Unwissenheit*).  Diese,  die  amäyä^  ist  aber  einer  der  fünf 
Jeledas^).  Sie  ist  die  Grundlage  der  vier  übrigen^.  In  den  kledaa 
aber  wurzeln  die  harma^  die  in  diesem  oder  einem  andern  Leben 
zum  Austrag  kommen^.  Sie  fuhren  zu  Gebuit,  Leben  und  Genus^. 
Für  den  Weisen,  der  den  Unterschied  zwischen  Puru^a  und  Prak^ti 
erkannt  hat,  ist  eben  alles  weltliche  Dasein  Leiden  {aarvam  duk- 
kha$n  eva  vivekiruih).  Auch  hier  ist  also  eine  ganz  bestimmte 
Unkenntnis  {avidt^ä)  der  Grund  des  Leidens,  und  die  Aufhebung 
des  Leidens  durch  die  Beseitigung  jener  Unkenntnis  ist  die  Auf- 
gabe von  Sänkhya-Yoga  ebensogut  wie  die  der  buddhistischen 
Philosophie. 

Was  das  Verhältnis  von  avidyä  und  samahära  betrifft,  so  hat 
Oldenberg  nicht  die  „Absicht  zu  bestreiten,  dass  die  hier  berührten 
Begriffe  und  Gedanken  des  Sänkhya  den  buddhistischen  nahe  ver- 
wandt sind^.  Aber  er  meint  doch,  ,dass  hier  keineswegs  eine  Ent- 
wicklung konstruiert  wird,  bei  welcher  aus  dem  Nichtwissen  als 
erstes,  direktestes  Produkt  die  Saipskära,  dann  die  weiteren  Produkte 
entstehen*  p.  448.  Der  Begriff  Produkt  ist  in  dieser  Beihe  ebenso- 
wenig angebracht  wie  in  der  buddhistischen;  vergleiche  Oldenbergs 
Bemerkung  in  Anm.  1,  p.  257  über  den  unklaren  Begriff,  der  mit 
dem  ,rEntstehen  in  Abhängigkeit''  verbunden  wird :  bald  ist  es,  um 
mich  der  scholastischen  Termini  zu  bedienen ,  aamaväyi  käranam, 
bald  nimüiam.  Man  war  eben  noch  nicht  dazu  gekonmien,  die 
verschiedenen  Arten  von  Ursächlichkeit  streng  auseinander  zu  halten ; 
diesen  Schritt  that  erst  der  Nyäja-Yaisesika.  Eigentliche  Produkte 
{kärya)  statuiert  das  Sänkhya  erst  bei  dem,  was  sich  aus  der 
Pralqfti  entwickelt.  Li  der  buddhistischen  Philosophie  hat  dieser 
Begriff  keine  principielle  Berechtigung,  da  sie  nur  die  Erscheinungen, 
nicht  deren  Substrat,   die  dharmaa  nicht  die  dharmma  anerkennt. 

Aber  wenn  es  vielleicht  unangemessen  ist,  aamakära  als  kärya 
der  avidf/ä  aufzufassen,  so  bezeichnet  man  das  umgekehrte  Ver- 
hältnis doch  unbedenklich  mit  kärana ;  so  erklärt  Bhoja  das  Yoga- 
sütra  IV,  29 :  totoA  IdeicJearmanivrftih  folgendermassen :  'kleaänäm' 
aoidyadmäm  cAhmiveiäntänäm  ^  ^karmanäm'  äuJelädibhedena  tri- 
vidhanäm  jnänadayät  pürvapürva kärana nivrttyä  nivrttih^  bha- 
voll  *ty  arthah. 

Auf  die  Bedeutung  von  aamakära  werde  ich  gleich  zurück- 
kommen und  wende  mich  nun  zu  dem  3.  ntÜäna,  viTiüäna,  Olden- 
berg sagt:  »die  dritte  und  vierte  Kategorie  der  buddhistischen 
Kansalitätsreihe  viünäna  und  nämaräpa  („ Erkennen" ;  „Name  und 
Körperlichkeit*)  sollen  resp.  aus  den  beiden  ersten  Produkten  der 
praJcjrti  der  Sänkhyas,  hvddhi  und  aharnkära^  hervorgegangen  sein. 

1)  2,  23.  24  wa-evämiiäktyoh  avarüpopalahdhüietuh  aamyogah,  — 
ia»ya  hetwr  avidyä. 

2)  2,  5— 4:  <nndyä  {xsmita-rQga'dvesa'iibhinive^äh  panca  kle^äh.  — 
<mdyä  haetram  iMareaäm. 

3)  kkeiamiüläh  karma^ayo  dfstädfstajanmavedamyah. 


8     Jaeohi,  Über  d.  Verhält,  d,  huddh.  Philosophie  z,  Sänkhya-  Yoga  ete» 

Ich  meine,  dass  die  oben  S.  259 fg.  gegebenen  Erlttatenmgen  über 
die  Rolle  von  mnnäna  tind  nämarüpa  zeigen,  um  wie  verschiedenes 
es  sich  auf  beiden  Seiten  handelt  Vergeblich  habe  ich  Oldenbergs 
Erläuterungen  an  der  angefiihrten  Stelle  gelesen  und  nach  einer 
Andeutung  gesucht,  wodurch  sich  das  vtjnäna  im  Sänkhya- Yoga 
von  dem  vifinäna  der  Buddhisten  unterscheidet.  In  beiden  Philo- 
sophemen  bedeutet  es  dasselbe:  Denken  oder  Erkennen;  vtffiäna 
ist  im  Sänkhya- Yoga  eine  Funktion  der  buddhi,  und  diese  ist  eine 
Substanz.  Es  würde  nun  ungereimt  sein,  buddhi  mit  dem  Nidana 
vinnäna  auf  dieselbe  Linie  zu  stellen,  wenn  nicht  auch  die  Buddhisten 
ihr  vinnäna  als  vinriäna-dhätu  substanziell  auffassten  und  als 
sechstes  den  gewöhnlichen  ftinf  Elementen  der  Inder  zuzählten.  In 
dem  vihnäna-dhäiu  ist  also  das  vyfläna  mit  seiner  materiellen  Ur- 
sache, der  buddhi  enthalten,  weshalb  wir  wohl  berechtigt  sind 
vinnäna  als  das  Gegenstück  von  buddhi  zu  betrachten. 

Nicht  so  einfach  ist  die  Sache  bei  näma-rüpa,  das  Oldenberg 
mit  „Name  und  Körperlichkeit*'  übersetzt.  In  der  ersten  Auflage 
seines  „Buddha*  p.  450  hat  er  Stellen  angefahrt,  aus  denen  die  in 
den  buddhistischen  Texten  gewöhnlich  mit  nämarüpa  verbundene 
Bedeutung  hervorgeht;  danach  bilden  unter  anderm  auch  vedanä 
sparia  und  die  vier  inahöhhvta  konstituierende  Bestandteile  von 
nSntarupa.  Da  aber  die  genannten  Dinge  {^aedanä  etc.)  in  der 
nü2äna-Beihe  auf  nümarfipa  folgen,  so  können  sie  nicht  Bestand* 
teile  von  mSmarUpa  sein.  Will  man  also  nämarüpa  in  der  NidSna- 
reihe  so  verstehen,  wie  es  in  der  Regel  von  den  Buddhisten  selbst 
definiert  wird,  so  müsste  man  auf  ein  Verständnis  der  NidSnareihe 
verzichten,  weil  wir  dann  Buddha  den  Widerspruch  beilegen  müssten^ 
dass  er  ein  und  dasselbe  als  Ursache  und  Folge  desselben  andern 
bezeichnet  hätte.  Oldenberg  betrachtet  daher  auch  jene  Bedeutung 
von  nämarüpa  als  eine  sekundäre.  Damit  scheint  mir  aber  auch 
die  Berechtigung  der  Übersetzung  von  nämarvpa  mit  „Name  und 
Körperlichkeit*  wegzufallen.  Eine  so  konkrete  Bedeutung 
kann  rupa  in  der  Nidänareihe  nicht  haben,  weil  die  „Körperlichkeit* 
auf  Folgen  von  nämMiikpa  beruht.  Der  eigentlichen  Bedeutung  von 
nämarvpa  konunen  wir  näher,  wenn  wir  von  dem  parallelen  Ter- 
minus der  Jaina  nämagotra  ausgehen.  Derselbe  bedeutet  etwa 
soviel  wie  Individualität  und  steht  daher  mit  dem  Organ  der 
Individualität  im  Sänkhya,  dem  ahamkära  auf  einer  Linie.  Die 
Erweiterong  des  Begriffes  nämarüpa  zu  der  oben  angegebenen  Be- 
deutung lässt  sich  leicht  verstehen:  es  wurde  dem  Begriffe  der 
Individualität  eben  alles  untergeordnet,  was  dem  konkreten  Individuum 
eignet,  und  dadurch  ihm  manches  beigelegt,  was  erst  als  Folge  von 
nämarüpa  zu  denken  ist. 

Indem  wir  die  Kette  der  Nidana  bis  zu  ihrem  4.  Gliede  ver- 
folgten, fanden  wir  vollständigen  Parallelismus  in  den  3  ersten 
Gliedern  mit  Begriffen  des  Sänkhya;  mit  dem  4.  Nidäna  wird  die 
Divergenz    grösser.      An    Stelle    des    vom   Sänkhya    sanktionierten 


Jaeobi,  Über  <2.  Verhält  d,  buddh,  Phüosophie  0,  SänJchya-  Yoga  etc.     Q 

Terminns,  dessen  Herkunft  aus  der  Philosophie  nicht  zu  verkennen 
war,  trat  ein  volkstümlicher,  der  von  Alters  her  Geltung  hatte  und 
in  seiner  Grandbedeutung  mit  jenem  philosophischen  aufs  Engste 
zusammenhing.  In  der  weiteren  Fortsetzung  der  Reihe  treten  mm 
grossere  Abweichungen  ein;  im  Einzelnen  aber  finden  sich  gleiche 
Ideenverbindungen  wie  im  Sänkhya,  um  am  Schlüsse  mit  dem  Zu- 
sammenfallen beider  Beulen  zu  endigen.  Ich  sehe  keine  Veranlassung, 
darauf  zurückzukommen,  und  kann  auf  meine  Ausführungen  in 
den  N.  G.  G.  W.  verweisen.  Dagegen  glaube  ich  wird  es  nützlich 
sein,  die  Bedeutung  von  aamkhära  zu  prüfen,  weil  sich  daraus  mit 
Oewissheit  zu  ergeben  scheint,  dass  dieser  BegrifiF  nicht  von  buddhi- 
stischer Px^gung  ist. 

Oldenberg  kommt  in  der  dritten  Auflage  seines  „Buddha*' 
p.  286  f.  zu  dem  Ergebnis,  dass  „die  Sankhära,  welchen  die  Formel 
[der  NidSnas]  die  entscheidende  Gewalt  über  die  Wiedergeburt  des 
Menschen  beilegt,  nichts  andres  sind  als  das  innere  Gestalten  des 
Geistes,  welches  sich  bald  daran  genügen  lässt,  nach  den  Sphären 
irdischer  Hoheit  zu  streben,  bald  in  reiner  Kraft  sich  zu  Götter- 
welten bis  hinauf  zu  den  höchsten  Höhen  erhebt  und  in  der  Wieder- 
geburt das  Wesen  thats&chlich  in  diese  Höhen  emporträgt. "  Also 
ginge  den  Sankhäras  der  Geist  voran,  der  „gestaltet**  oder  „sich 
gestaltet**,  und  doch  ist  der  Geist  erst  mit  dem  folgenden  Nidäna, 
dem  vyfiana^  das  aus  dem  vijnönadhätu  gebildet  ist,  gegeben.  Der- 
selbe Widerspruch  kehrt  bei  avidyä  wieder:  das  Nichtwissen  setzt 
ein  Etwas  voraus,  das  nicht  weiss.  Hier  erkennt  man  deutlich  die 
Lücke,  die  durch  Weglassung  der  Buddhi  als  der  Denksubstanz 
entstanden  ist.  Zwar  konnte  man  das  Denken  als  v^ü^na  an  eine 
spätere  Stelle  der  Reihe  setzen  und  ihm  eine  gewisse  Substanzia- 
litftt  dadurch  geben,  dass  man  es  aus  einem  subtilen  Element,  dem 
vgfiänadhätu ^  gewoben  sein  Hess;  so  glaubte  man  der  Notwendig- 
keit überhoben  zu  sein,  ein  eigentliches  Denkorgan  anzuerkennen. 
Aber  das  Denkorgan  des  Sänkhya-Yoga  ist  nicht  bloss  Träger  der 
Gedanken,  seiner  eigentlichen  Funktionen,  sondern  auch  der 
latenten  Eindrücke  oder  Anlagen  (samskära),  welche  alle  Seelen- 
vorgänge,  als  Denken,  Fühlen,  Wollen  und  Handeln,  in  ihr  zurück- 
lassen, mn  in  der  Folge  andere  Vorgänge  des  innem  und  äusseren 
Lebens  auszulösen,  als  Instinkte  und  Triebe,  Charaktereigentümlich- 
keiten und  Leidenschaften,  gutes  und  schlimmes  Schicksal  bis  zur 
Artbestinimung  in  der  Wiedergeburt.  Indem  nun  Buddha  das 
Snbstrat  dieser  „Eindrücke**  strich,  letztere  aber  beibehielt,  so  Hess 
er  sie  gewissermassen  in  der  Luft  schweben,  als  eine  unbegreifliche 
Grundursache.  Sollte  nicht  diese  mystische  UnbegreifHchkeit  grade 
einem  religiösen  Gemüte  mehr  zugesagt  haben,  als  die  nüchterne 
VerständHchkeit  des  philosophischen  Systems?  Aber  darum  wird 
man  doch  nicht  annehmen  dürfen,  dass  das  ÜnverständHche  das 
prius  gewesen  seL  Denn  die  satpakära  sind  ja  nicht  Thatsachen 
des  Seelenlebens,  dem  Beobachter  sich  bietende  Erscheinungen  des- 


10  4o^9^f  Üiterd.  Verhält,  d.  buddh.  Philosophie  z.  Sankhya-  Yoga  ete, 

selben,  sondern  sind  Ergebnisse  einer  Spekulation,  die  objektiv  ge- 
botene Erscheinungen  zu  erklären  suchte. 

Die  Annahme  von  solchen  samskäras  ging  vermutlich  in  letzter 
Linie  aus  von  der  religiösen  Vorstellung,  dass  durch  sakramen- 
tale Handlungen  {samskäras)  die  betreffende  Person  vorübergehend 
in  einen  übernatürlichen  Zustand,  etwa  Stand  der  Gnade,  versetzt 
werde.  Man  scheint  einen  dergleichen  Zustand  sich  materiell  ge* 
dacht  zu  haben,  ähnlich  dem  der  Parfümierung:  der  in  der  Seele 
durch  irgend  welche  Handlung  hervorgerufene  Zustand,  der  bleibende 
Eindruck  dieser  Handlung,  war  einem  Parfüm  vergleichbar,  dass 
z.  B.  einem  Gewand  beigebracht  wurde  und  an  ihm  haftete,  ohne 
dessen  eigentliche  Natur  zu  ändern.  Ich  glaube  nämlich,  dass  der 
mit  samskära  im  Yoga  synonyme  Ausdruck  väsanä  nicht  mit 
Yvas  „wohnen",  sondern  mit  väsayati  „wohlriechend  machen*  zu- 
sammenhängt^). Man  begreift  die  ausgebildete  philosophische  Theorie 
von  den  samskära,  wenn  man  von  einer  derartigen  konkreten  Vor- 
stellung ausgeht,  nicht  aber  wenn  man  einen  so  allgemeinen  und 
farblosen  Begriff  wie  „Gestaltung*  zu  Grunde  legt.  Im  Sänkhya- 
Yoga  sind  nun  die  satnskäras  der  Grund  für  die  Mehrzahl  der 
Lebensäusserungen;  man  hatte  darin  ein  Erklärungsmittel,  das  die 
meisten  Rätsel  des  Lebens  in  einer  tür  die  Inder  befriedigenden 
Weise  löste.  Der  Buddhismus  verzichtete  nicht  auf  dieses  anerkannte 
Erklärungsmittel;  hätte  er  doch  etwas  anderes  an  seine  Stelle  setzen 
müssen  und  dazu  fehlte  ihm  die  schöpferische  Kraft.  Hier  wie 
anderswo  erhalten  wir  den  Eindruck,  dass  der  Buddhismus  nichts 
durchaus  Neues  schuf,  sondern  nur  Gemeingut  indischen  Denkens 
anders  zu  gruppieren,  im  besten  FaUe  anders  zu  formulieren  ver- 
stand.  So  übernahm  er  denn  auch  vom  Sänkhya-Yoga  den  Begriff  der 
Samskäras.  Legt  man  die  von  uns  gegebene  Bedeutung  zu  Grunde, 
so  wird  man  leicht  das,  was  in  buddhistischen  Texten  über  die 
Sankhäras  gesagt  ist,  verstehen  können.  Nur  in  einer  Beziehung 
scheinen  die  Buddhisten  weiter  zu  gehen,  und  zeigt  sich  darin  so 
recht  ihre  plumpe  Art  der  Verallgemeinerung.  Während  nämlich 
im  Sänkhya-Yoga  nur  gewisse  Seelenthätigkeiten ,  allerdings  in 
weitem  Umfange,  als  Folgen  von  bestehenden  Saipskäras  erklärt 
werden ,  scheint  der  Buddhismus  für  alle  und  jede  Seelenthätigkeit 
einen  vorherbestehenden  Samkhära  anzunehmen^. 


1)  Derselbe  Begriff  von  aainskära  als  ein  Etwas,  das  eine  Bewegung  ads- 
löst,  wird  vom  Vaisesika  auch  auf  die  Materie  übertragen.  Denn  dort  gilt 
samskära  als  dreifach:  Geschwindigkeit,  Elasticit&t  und  Gedanke.  Die  beiden 
erstem  samskära  werden  durch  eine  Handlung  (kriyä)  erzeugt,  die  ihrerseits 
eine  neue  kriyä  hervorruft,  mit  deren  Ende  der  samskära  erschöpft  ist.  Der 
Gedanke  (bhävanä)  beruht  aber  insofern  auf  einem  samskära  ^  als  er  in  der 
Reproduktion  einer  frühem  direkten  Perception  besteht. 

2)  Ich  halte  es  flir  durchaus  verfehlt,  SankhSra  und  Dhamma  mit  Oldenberg 
(Buddha'  p.  290)  als  „wesentlich  synonym"  zu  bezeichnen.  Die  Dhammas  sind 
die  Erscheinungen  Überhaupt,  oder  die  Dinge,  insofern  nach  buddhistischer  An- 
sicht nur  die  Erscheinung  besteht  und  diese  das  Ding  ausmacht,   ein  von  der 


Jaeohi,  Über  d.  Verhall,  d,  buddk.  Fhäoaophie  z,  Safikhi/a-  Yoga  ete,  H 

Sehen  wir  nun  einerseits,  dass  der  Buddhismus  den  BegrifF 
von  Saipskära  dem  Sänkhya-Yoga  entlehnt  hat,  was  ja  z.  B.  von 
Senart  direkt  zugegeben  wird,  andererseits,  dass  er  denselben  nicht 
ausschliesslich  zur  Fortsetzung  der  Kette  von  Ursachen  und  Folgen 
benutzt  hat,  sondern  ihn  auch  als  vielgebrauchten  Terminus  in 
seinen  philosophischen  Diskussionen  und  Deduktionen  verwendet,  so 
können  wir  daraus  den  Schluss  ziehen,  dass  das  philosophische 
System  des  Sänkhya-Yoga  auf  den  werdenden  Buddhismus  einen 
principiellen,  über  die  Entlehnimg  des  einen  oder  andern  isolierten 
Begrifis  hinausgehenden  Einfluss  gehabt  habe.  Wir  dürfen  diesen 
Einfluss  als  einen  vorbildlichen  bezeichnen.  Man  denke  sich 
eine  Philosophie,  wie  Sänkhja-Yoga,  welche  in  konsequenter  Durch- 
führung alle  Erscheinungen  auf  Ursachen  imd  diese  wieder  auf 
weiter  zurückliegende  Ursachen  zurückgeführt  hatte,  und  alles  dies 
zu  dem  Ziele,  um  aus  dem  weltlichen  Dasein  hinauszuführen,  indem 
man  eine  Wurzel  desselben  nach  der  anderen  in  natürlicher  Reihen- 
folge  bis  zur  allerletzten  untergrub;  und  daneben  denke  man  sich 
eine  Mönchsreligion,  die  dasselbe  oder  wenigstens  ein  ganz  ähnliches 
Ziel  verfolgte,  so  wird  nur  die  äusserste  Skepsis  leugnen  können, 
dass  der  entstehende  Buddhismus  sich  jene  Philosophie  zum  Muster 
nehmen  musste.  Das  deutlichste  Zeichen  einer  solchen,  sich  von 
selbst  aufdrängenden  Nachahmung  ist  die  Beihe  der  Nidänas,  die 
wie  jeder  sofort  erkennen  muss,  in  ununterbrochener  Kette  die  Ur- 
sachen des  weltlichen  Daseins  eines  Individuums  bis  auf  die  letzten 
erschöpfend  darstellen,  und  zwar  so,  dass  mit  der  Aufhebimg  der 
ersten  Ursache  alle  bis  auf  die  letzte  wegfallen. 

Die  Auffindung  und  Formulierung  des  paticcaaamuppäda  war 
die  erste  That  des  Buddha  nach  Erlangung  der  Erleuchtung  unter 
dem  Bodhibaume^).  Der  paficcaaamuppäda  wurde  daher  als  Grund- 
formel der  buddhistischen  Lehre  angesehen,  imd  zwar  gilt  dies 
sowohl  für  die  südlichen  wie  die  nördlichen  Buddhisten,  bei  denen 
vollständige  Übereinstimmung  in  dieser  Beziehung  sowie  hinsichtlich 
des  Wortlautes  der  Nidänareihe  herrscht.  Ich  sollte  meinen,  dass 
diese  Thatsache  allein  genügte,  eine  Ansicht  abzulehnen,  nach  der 

Erscheinung  untenchiedenes  Ding  aber  geleugnet  wird;  die  SankhSras  aber 
siftd  die  Ursachen  der  seelischen  Erscheinungen.  Oldenberg  beruft  sich  fUr 
die  Synonymität  von  dhamma  und  samlchära  auf  drei  Verse  des  Dbammapada 
(277 — 879);  in  den  beiden  ersten  heiast  es  ^alle  SankhSra  sind  unbeständig, 
bes.  Toll  Leiden"  im  dritten :  „Alle  Dbamma  sind  Nicht-Ich".  Alle  drei  Verse 
haben  den  gemeinsamen  Bestandteil:  „Wenn  er  dies  in  Weisheit  schaut,  wendet 
er  sieh  vom  Leiden  ab;  dies  ist  der  Pfad  der  Reinheit".  Oldenberg  sagt:  im 
dritten  Vene,  wo  aus  metrischen  Rücksichten  eine  Silbe  gespart  werden  muss, 
wird  für  SankhSra  Dhamma  gesagt**.  Sollte  wirklich  bloss  eine  Silbe  gespart 
werden?  Ebendaselbst  Note  1  erkUrt  Oldenberg  Dhamma  als  „alles  was  den 
Inhalt  dieser  Welt  ausmacht'*,  und  p.  283  verweist  er  auf  zahlreiche  Stellen, 
in  denen  erklärt  wird,  es  gäbe  drei  Sankhira  „den  Sankhära  des  Körpers,  den 
der  Rede,  den  des  Oeistes".  Es  ist  wohl  klar,  dass  beide  Begriffe  nicht  ein- 
ander gleichgesetzt  werden  können. 
1)  hiahävagga  I,  IfT. 


12  Jaeobh  Über  d.  Verhält,  d.  buddh,  Fhäoeophie  «.  SärJchya-  Yoga  ete, 

die  Reihe  der  Nidänas  ein  späteres  Machwerk,  eine  scholastische 
Koinhination  von  zum  Teil  selbst  schon  abgeleiteten  Kategorien 
wäre^.  Eine  solche  Ansicht  würde  erst  dann  in  Betracht  zu  ziehen 
sein,  wenn  die  Reihe  der  Nidäna  unvereinbare  Widersprüche,  un- 
begreifliche Lücken  oder  greifbare  Wiederholungen  enthielte.  Das 
ist  meines  Erachtens  durchaus  nicht  der  Fall;  im  Gegenteil  glaabe 
ich,  dass  sie  vom  Standpunkt  des  indischen  Denkens  recht  wohl 
verständlich  gemacht  werden  kann.  Hierbei  müssen  wir  aber  immer 
die  indische  Philosophie  zu  Rate  ziehen,  um  die  Anforderungen  zu 
erkennen  und  zu  würdigen,  die  man  an  Deduktionen  stellt,  wie  sie 
der  paficoasamuppäda  enthält. 

Es  heisst,  dass  Buddha  in  jener  ersten  Nacht  den  paficcasa* 
muppädam  anuloma-pafilomam  manaa'  äkäsi,  ihn  in  Gedanken 
von  vorne  und  von  hinten  durchlief.  Wenn  die  Verkettung  von 
Ursachen  und  Folgen  als  eine  notwendige  erkannt  werden  soll,  so 
muss  sie  ebenso  einwandsfrei  erscheinen,  wenn  man  von  den  Ur- 
sachen zu  den  Folgen  ab-,  als  von  den  Folgen  zu  den  Ursachen 
aufsteigt.  In  den  Texten  ist  die  erste  Reihenfolge  gewählt,  weil  sie 
dem  praktisch-religiösen  Zweck  angemessener  ist.  Denn  so  trat  die 
Grundursache  des  Übels  an  die  Spitze,  mit  dessen  Aufhebung  alle 
Folgen  schwinden  sollten,  worauf  ja  der  Zweck  der  Religion  hinaus- 
läuft Will  man  sich  aber  die  Verkettung  von  Ursachen  und  Folgen 
klar  machen,  so  wird  man  von  den  letzten  Gliedern  ausgehen  müssen, 
mit  denen  die  Kette  aus  dem  Bereich  luftiger  Spekulation  in  die 
greifbare  Wirklichkeit  hineinreicht.  Also  gegeben  ist  (12)  jara* 
maranam  mit  den  Leiden  des  menschlichen  Daseins;  dasselbe  ist 
eine  Folge  der  Geburt  (11)  jQti,  Diese  Geburt  ist  die  letzte  Wieder- 
geburt, durch  welche  das  betre£fende  Lidividuum  in  sein  jetziges 
Leben  eingetreten  ist.  Die  Ursachen  dieser  letzten  Geburt  liegen 
natürlich  in  Vorgängen,  die  sich  in  früheren  Wiedergeburten  ab- 
gespielt haben ;  denn  da  die  Reihe  der  verflossenen  Wiedergeburten 
ohne  Ende  in  die  Ewigkeit  zurückreicht,  so  wäre  es  nach  indischen 
Voraussetzungen  imsinnig,  nach  der  ersten  Geburt  und  ihren 
Ursachen  zu  fragen,  eben  weil  es  keine  erste  Geburt  giebt.  Bei 
den  Ursachen,  die  wir  nun  aufzusuchen  haben,  wird  weniger  ihr 
zeitliche  als  das  logische  Verhältnis  zur  Folge  in  die  Augen  springen. 
Fragen  wir  nun,  warum  Geburt  eintreten  muss,  so  wird  die  Ant- 
wort im  Sinne  der  indischen  Philosophie  lauten :  wiedergeboren  muss 
derjenige  werden,  dessen  ätman  oder  puru^  noch  nicht  fMtleta 
sondern  bcuUdha,  mit  andern  Worten  aamaärtka  ist  Das  Gebunden - 
sein  an  den  samaüra  (=  bhxiva)   ist   also   die  Bedingimg  für  jäii. 


1)  Senart  bezeichnet  sie  in  Milanges  Charles  de  Harles  p.  284:  „uie 
construction  plns  ou  moins  tardiye  oü  sont  amalgam^es,  sans  nn  ordre  logiqae 
s^y^re,  des  caUgories  primitivement  ind^pendantes ,  difi^rentes  dans  les  termes« 
quoiqne  asses  äquivalentes  par  le  sens,  en  sorte  que  Ton  n*y  saurait,  saoa  iine 
extreme  Illusion,  chercher  la  forte  stmctare  d'une  th^rie  autonome,  sortant  tout 
armee  d'une  spöculation  maitresse  d'elle  meme". 


Jaeobi,  Über  d,  Verhäit.  d.  buddh,  Pkihtophie  t,  Sankktfo-  Yoga  ete.  13 

So  erklärt  sich  (10)  bkava. 

Die  Ursache  von  bhava  ist  (9)  upädäna.    Ich  hatte   mich  in 
meinem  ersten  Aufsatz  dahin  ausgesprochen,  dass  upädäna  mit  dem 
adtfpa  {dharmädharmaü)   der  indischen  Philosophie  identisch  sei; 
68  Wäre  vorsichtiger  gewesen,  wenn  ich  gesagt  htttte,  dass  in  dem 
Begriffe   von   upädäna  derjenige   von   adrsfa  irgendwie  enthalten 
oder  mit  ihm   gesetzt  seL     So  sagt  Hardj,  Man.  B.  p.  394:  «by 
upädäna  a  new  existence  is  produced,  but  the  manner  of  its  Operation 
is  controlled  hj  the  karma,  with  which  it  is  connected.     It  would 
sometimes  appear  that  upädäna  is  the  eüficient  cause  of  reproduction, 
at  others  that  it  is  karma*^.      Upädäna  ist  in  der  philosophischen 
Sprache  die  materielle  Ursache  (das  aamaväyi  käranam  des  Nyäya 
Vaisesika),   und   diese  Vorstellung  liegt  auch  dem  Vergleiche  mit 
dem  Feuer,  das  an  dem  Brennstoff  bez.  am  Winde  haftet,  zu  Grunde. 
Der  Begriff  der  materiellen  Ursache  muss   nun  in  der  buddhischen 
Philosophie,   für  welche   nur   die   Erscheinungen    der   Dinge   reale 
Existenz  haben,  nicht  die  Dinge  selbst,  eine  Modifikation  erfahren 
haben,  so  dass  er  auch  auf  adrsfa  anwendbar  schien.     Eine  solche 
Ansicht  scheint  Sänkhyasütra  II,  81  im  Auge  zu  haben,   indem  es 
die  Meinung,  die  Ui^ache  der  Welt  sei  adrafa  (karman)  abfertigt : 
na  karmana,  upädänäyogät;  wozu  Aniruddha  bemerkt:   mmitta- 
käranam  adr^fam  astu,  dharmädharmaj/aa  tu  'pädänakäraruUvam 
na  kvadd  dr^tam.     Auch   der  Ausdruck   anupädäna  filr  arhat 
begreift  sich  leicht  unter  der  Voraussetzung,   dass   der  wichtigste 
B^tandteil  von  upädäna  das  karma  ist;   denn   arhat  oder  Jivan* 
mukta  ist  derjenige,  dessen  karma  definitiv  getilgt  ist.   Lässt  man 
die  Beziehung   zu  karma  aus  den  Augen  und  fasst  man  upädäna 
als   „das  Eigreifen  der  Sinnenwelt,   der  Existenz*,   so   scheint   mir 
upädetna  und  sparia  nicht  genügend  geschieden;   denn  aparSa  ist 
ja  das  in-Berührung-treten  der  Sinne  mit  der  Sinnenwelt;  und  fasst 
man   upädäna  als   das  Oefallenfinden   an   der  Sinnen  weit  auf,   so 
würde  es  mit  tr^ä  zusammenfallen.    Sparia  und  trariä  aber  gelten 
in  der  Nidanareihe  als  Ursachen  von  Upädäna,  können   also   nicht 
damit  identisch  sein.     Ich   glaube,   man   wird   der  Bedeutung  von 
upädäna  am  nächsten   kommen,   wenn   man   darunter  die  Leiden- 
schaften und  sonstigen  sündhaften  Dispositionen  versteht,  welche  die 
Wirkungen    des    karma    ermöglichen    und    zur   Entstehung    neuen 
karmaa  beitragen').   Wie  man  aber  auch  den  Begriff  von  upädäna 
genauer  bestimmen  wird,  jedenfalls  steht  fest,  dass  s^ine  Rolle  der 
von  adrfta  in  der  orthodoxen  Philosophie  parallel  geht. 

Bei  den  nächsten  Gliedern  der  Kette  stösst  die  Erklärung 
sowohl  ihres  Inhalts  als  auch  ihrer  gegenseitigen  Verknüpfung  kaum 
auf  nennenswerte  Schwierigkeiten*).    Upädäna  (9),  der  Grund  von 

1)  BesügUch  der  Ansicht  Senarts,  d«ss  upädäna  >->  upädänakhhandka 
Tonfeia«  ich  auf  Oldenbergs  ErÖrternng,  Baddha*,  p.  275,  Not«. 

2)  Ich  verweise  fOr  das.  Einzelne  auf  meine  Aasfahmngen  in  meinem 
ersten  Anfsatse. 


14  JacoU^  über  d.  Verhält,  d,  huddh.  Phüoiophie  z,  Sänkhya-  Yoga  etc, 

bhava  (10)  ist  seinerseits  die  Folge  von  tr^nä  (8),  gerade  wie  im 
Sänkhya-Yoga  adr^fa  der  Grund  von  Samsära  und  die  Folge  von 
trsnä  ist,  die  dort  meist  cAhfnive^a  oder  ädis  genannt  und  als 
^ Wille  zum  Leben  und  Abneigung  vor  dem  Tode*  definiert  wird. 
Abhiniveia  ist  die  Folge  von  früher  erfahrenem  sykhaduhklui\ 
dieses  entspricht  der  vedanä  (7),  die  (nach  Njäyabindu  1.  par. 
definiert  als  aarvam  cätacaätänäm  ätmaaamvedanam)  eine  Art  der 
Wahrnehmung  {pratyaksa)  und  die  subjektive  Seite  des  Wahr- 
nehmungsaktes ist,  der  die  Erkenntnis  von  Äusserem  zur  Folge 
hat  (iha  ca  rüpädau  vastuni  drsyamäne  ^ntarcA  sukhädyakäras 
tuiyakölam  samvedycUe  Nyäyabindutikä  p.  14  1.  9).  Jede  Wahr* 
nehmung  entsteht  durch  den  tndriyärthciaannikar^a ,  wofür  die 
Buddhisten  spar  Ja  (6)  gebrauchen:  das  Sinnesorgan  verbindet  sich 
mit  dem  Objekt  und  dadurch  entsteht  (mit  Hilfe  des  manas)  die 
Wahrnehmung.  Damit  aber  eine  Berührung  von  Objekt  und  Sinnes- 
organ zu  Stande  komme,  müssen  Beide  vorhanden  sein;  sie  sind 
nun  gegeben  durch  sadäyatana  (5)  i.  e.  die  sechs  Sinnesorgane 
und  ihre  Objekte.  Vor  aparia  (6)  muss  also  in  der  Nidänareihe 
fodäyatana  (5)  aufgeführt  werden. 

Soweit  scheint  gegen  die  Folgerichtigkeit  der  Nidänareihe,  wenn 
nicht  von  unserem,  so  doch  von  dem  Standpunkt  der  indischen 
Philosophie  aus  nichts  einzuwenden  zu  sein.  Nun  aber  beginnen 
Schwierigkeiten,  die  m.  E.  ihren  Grund  dann  haben,  dass  wichtige 
Begriffe  aus  einem  älteren  System  entlehnt  in  anderen  Zusammen- 
hang gebracht  wurden.  Wenn  nä7narüpa  das  ist,  wodurch  das 
Individuum  als  solches  in  die  Erscheinung  tritt,  so  begreift  man 
nicht,  warum  aus  diesem  Princip  der  Individualität,  wie  wir  kurz 
nämarüpa  wiedergeben  wollen,  die  6  Sinne  und  ihr^  Objekte  hervor- 
gehen sollen,  oder  wie  mit  der  Setzung  des  einen  Begriffes  der 
andere  gesetzt  sein  könne.  Und  wenn  man  auch  irgendwie  die 
Herleitung  der  Sinnesorgane  aus  der  Individualität  verteidigen  zu 
können  glauben  möchte,  wie  verhält  es  sich  mit  den  Objekten,  den 
sinnlich  wahrnehmbaren  Dingen?  Ihre  Existenz  scheint  doch  von 
der  des  Individuums  durchaus  unabhängig.  Die  Erklärung  hierfür 
liefert  uns  wiederum  der  Sänkhya-Toga.  Nach  ihm  gehen  die  5  feinen 
Elemente  und  die  Sinnesorgane  aus  dem  ahamkära  hervor,  den  wir 
mit  nämarüpa  verglichen  haben.  Der  Schwierigkeit,  dass  die  Welt 
der  Objekte  aus  dem  Individuum  hervorgeht,  begegnete  Sänkfaya- 
Yoga  durch  die  Annahme  von  Schöpfern  für  die  verschiedenen 
Weltperioden,  aus  deren  ahamkära  die  Welt  hervorgeht,  wo- 
gegen die  Annahme  der  Entstehung  der  Sinnesorgange  aus  dem 
ahamkära  jedes  einzelnen  Individuums  ohne  weiteres  verständlich 
ist.  Indem  nun  Buddha,  in  den  Gedankenkreis  von  Sänkhya-Yoga 
gebannt,  für  dessen  ahamkära  den  populäreren  Terminus  nä^na- 
rupa  substituierte,  mochte  er  glauben,  eine  wahre  Idee  nur  richtiger 
ausgedrückt  zu  haben.  Aber  jener  Begriff  von  ahamkära  war  eben 
auf  das  System   zugeschnitten;   aus   seinem  Zusamenhange   heraus«- 


Jaeohif  Über  d,  VerhäU.  d.  buddh.  PhÜosopJiie  ».  Sänkhya,  Yoga  etc.  15 

gerissen  tuid  noch  etwas  vergröbert  büsste  er  seine  Folgerichtigkeit 
ein.  Und  so  ergaben  sich  aas  dem  buddhistischen  ncmarüpa  jene 
Bätsei  und  Widersprüche,  die  oben  angedeutet  wurden. 

Weiter  verläuft  die  Kette  der  Nidänas  in  engstem  Parallelismus 
mit  den  vom  Sänkhya-Yoga  festgestellten  Ursachen  des  DaseiQS. 
Der  Reihe  akamkära  —  buddhi  —  samaJcära  —  avidyä  ent- 
sprechen auf  buddhistischer  Seite,  wie  eingangs  dieses  Artikels  und 
in  meinem  früheren  ausgeführt,  fiamarwpa  —  vynäna  —  sams- 
kära  —  avidyä. 

Zum  Schlüsse  fasse  ich  die  Hauptpunkte  meiner  Darlegung 
noch  einmal  zusammen.  Auszugehen  hat  man  bei  der  Erklärung 
der  Nidänakette  von  dem  letzten  Gliede,  mit  welchem  wir  in  dem 
wirklichen  Leben  stehen ;  das  vorhergehende,  jäti^  fuhrt  in  dasselbe 
ein  durch  die  Geburt,  und  alle  vorausgehenden  Glieder  enthalten 
die  Ursachen  für  die  Notwendigkeit  der  Geburt,  bez.  Wiedergeburt^ 
da  es  nach  indischer  Anschauung  keine  erste  Geburt  giebt.  Für 
den  Aufbau  dieser  Glieder  1 — 10  diente  Sänkhya-Yoga  als  Vor- 
bild. Denn  in  vielen  Asketenkreisen,  namentlich  brahmanischen, 
war  die  Yogaphilosophie  massgebend.  Buddha,  der  sich  zuerst 
strenger  Askese  hingab,  also  einen  regelrechten  Yogakursus  durch- 
machte, muss  darum  auch  mit  den  Ideen  des  Sänkhya  vertraut  ge- 
worden sein,  und  wenn  er  sich  auch  nachher  davon  selbständig  zu 
machen  versuchte,  so  gaben  sie  ihm  doch  für  seine  spätere  Spekulation 

I  die  Elemente,    die  er  weiter  entwickelte  und  mit  anderweitigen  in 

l  eigener  Weise  kombinierte.     Namentlich   musste    er   dabei   die  Er- 

klärung des  Sänkhya  für  die  Entstehung  der  Welt  der  Erscheinungen 
des  Leides  aus  ihren  Ursachen  bis  auf  die  ersten  Gründe  durch 
einen  eigenen  Erklärungsversuch  ersetzen.  Diesen  gab  er  in  der 
Formel  der  Nidänas.  Hatte  er  auch  mit  der  Sänkhyaphilosophie 
gebrochen,  speciell  ihre  Grundprincipien  negiert,  so  zeigte  sie  ihm 
doch .  den  Gang  eines  solchen  Erklärungsversuches  im  Allgemeinen 
an.  Um  dem  Ideal  zu  genügen  und  die  Reihe  der  Folgen  und 
Ursachen  bis  auf  den  letzten  Urgrund,  die  avidyä,  fortzusetzen, 
wurden  die  drei  Anfangsglieder  aus  der  Yogaphilosophie  übernommen, 
obschon  sie  sich  mit  den  principiellen  Grundlagen  der  buddhistischen 

^  Philosophie  nicht  ohne  Widerspruch  vereinigen   liessen,   der   aller- 

dings denjenigen   entgehen   musste,   welche   in   der  Denkweise   des 

I  Sänkhya- Yoga   aufgewachsen   waren.      So    entstand    die   Kette   der 

Nidänas,    die   unter  den  dargelegten  Voraussetzungen  ungezwungen 

I  verständlich   wird.     Die   inneren  Widersprüche  aber,    die  sie  barg, 

mussten  mit  der  Zeit  offenbar  werden ;  sie  sind  nicht  im  geringsten 
Masse  der  Grund  für  die  rapide  Entwicklung,  ja  Zersetzung,  welche 

I  sich  während  der  ersten  Jahrhunderte  des  Bestehens  der  buddhistischen 

Xirche  in  ihrer  Philosophie  vollzieht. 


16 


Zur  tendenziösen  Gestaltung  der  Urgeschichte 

des  Isläm's. 

Von 

Theodor  Nöldeke. 

Wie  bekannt,  scheiden  sich  die  Parteien  des  Islams  in  froherer 
Zeit  und  zum  grössten  Theil  auch  später  danach,  wie  sie  die  Nach- 
folgerschaft des  Propheten  betrachten,  üeber  die  Anerkennung  der 
beiden  ersten  Chalifen  war  die  grosse  Mehrzahl  der  Muslime  einig. 
Nach  und  nach  ward  bei  den  ^  Sunniten*  auch  die  Anerkennung 
'Othmän's  und  'Ali's  ein  Glaubenssatz,  und  man  bestimmte  theoretisch 
meistens  den  geistlichen  Bang  (J.Aa*r)  der  Vier  nach  der  Folge  ihrer 

Herrschaft,  obwohl  man  in  Wirklichkeit  'All  mehr  zu  verehren 
pflegte,  nicht  bloss  als  'Othmän,  sondern  auch  als  Abu  Bekr  und 
'Omar.  Nur  die  Independenten  (Chawärig)  Hessen,  ein  Pnncip 
folgerecht  durchführend,  bloss  diese  beiden  gelten,  höchstens  dass 
sie  den  'Ali  für  seine  erste  Zeit,  Tor  seinem  Sündenfall,  anerkannten. 
Die  Schiiten  behaupteten  dagegen  das  alleinige  Recht  'Alfs,  der 
sofort  nach  des  Propheten  Tod  die  Nachfolge  hätte  antreten  müssen. 
Die  gemässigten  Schiiten  gaben  aber  doch  halb  und  halb  zu,  dass 
Abu  Bekr  und  'Omar,  wenn  auch  widerrechtlich  zur  Herrschaft 
gelangt  statt  des  viel  höher  stehenden  'All,  doch  gute  Muslime 
gewesen  seien,  während  die  Extremen  sie  für  Schurken  erklärten« 
Die  'Abbäsiden  haben,  wie  es  scheint,  in  der  ersten  Zeit  ihrer 
Herrschaft  gegenüber  den  Vorgängern  'Alfs  im  Chalifat  nicht  gleich 
eine  feste  Stellung  eingenommen.  Deren  offene  Anerkennung  wäre 
für  ihr  angebliches  Erbrecht  bedenklich  gewesen,  während  ihre 
entschiedene  Verwerfung  die  Theologen  und  die  Masse  des  Volks 
zu  sehr  erbittert  hätte.  Dass  ihnen  aber  Angriffe  selbst  gegen  AbQ 
Bekr  und  'Omar  gar  nicht  unangenehm  waren,  zeigt  sich  darin,  dass 
sie  dem  Dichter  asSaijid  alQimjari  (f  2ur  Zeit  des  HärQn)  ihre 
Gunst  erwiesen,  obwohl  er  als  ultra- Schiit  jene  Beiden  und  andere 
Genossen  Muhammed's  aufs  ärgste  schmähte'),  während  er  auch  durch 


1)  Der  Abschnitt  Agh.  7,  2ffl  bt  höchst  lehrreich.  Der  Verfasser  muss 
ans  religiöser  und  vielleicht  auch  politischer  Sehen  das  Schlimmste  weglassen, 
aber  was  er  glebt,  genfigt  schon    elnigermassen.     So  nennt   der  Dichter  Abu 


Om         , 


Bekr  und  'Omar  „die  beiden  Irregehenden"  (i-^jaII)  Agh.  7,  23,  1. 


i 


lg     Nöldeke,  Zur  tenden»,  Gestaltung  tUr.  UrgeschiekU  des  IslänCs, 

mir  sehr  viel  grösser  gewesen  zu  sein  scheint  als  seine  Herrscher- 
tugend, eine  Proclamation  ergehn,  worin  Mu^äwija  und  die  übrigen 
Omaijaden  recht  gründlich  geschmäht  und  verflucht  wurden.  Merk- 
würdigerweise hatte  der  kluge  und  thatkrSftige,  in  der  Wahl  seiner 
Mittel  allerdings  scrupellose  Mu^ta4id  die  Absicht,  auch  einmal  diese 
Proclamation  oder  eine  Nachahmung  derselben  zu  verkünden;  s.  den 
Wortlaut  Tab.  1,  2166 flf.  Doch  Hess  er  sich  bewegen,  das  Edict 
zurückzuhalten,  da  ihm  verständige  Männer  vorstellten,  es  werde 
die  ^Aliden  nur  noch  begehrlicher  machen. 

Wie  man  in  der  regierenden  Familie  damals  —  in  der  2.  Hälfte 
des  3.  Jahrhunderts  d.  H.  —  über  die  Ansprüche  auf  die  Herr- 
schaft dachte,  das  zeigen  uns  recht  deutlich  die  Gedichte  des  Chalifen- 
Sohnes  Ihn  Mu^tazz.  Er  äussert  darin  maasslosen  Familienstolz, 
erkennt  mit  einer  gewissen  Herablassung  die  Vortrefflichkeit  'Airs 
und  seiner  Abkommen  an,  eifert  aber  stark  gegen  sie,  so  weit  sie 
sich  nicht  mit  dem  zweiten  Platz  begnügen  wollen,  der  ihnen  allein 
von  Gottes  und  Rechts  wegen  zukomme. 

Das  Herrscherhaus  konnte  schon  aus  Politik  in  allen  diesen 
Fragen  keine  ganz  consequente  Haltung  behaupten.  Auch  die 
religiösen  Parteien  beeinflussten  einander  und  waren  durchaus  nicht 
immer  streng  geschieden.  Grar  manche,  zum  Teil  sich  kreuzende, 
Einflüsse  machten  sich  bei  ihnen  geltend.  Das  zeigt  sich  denn  auch 
in  der  sunnitischen  Tradition. 

Dass  unsere  Ueberlieferung  über  Leben  und  Lehre  Muhammed's 
und  was  damit  eng  zusammenhängt,  durch  dogmatische  und  sonstige 
Tendenzen  vielfach  entstellt  ist,  hat  man  schon  längst  erkannt;  es 
gentigt,  auf  allerlei  in  Sprengers  grossem  Werke  und  in  einigen 
meiner  Schriften  aus  jüngeren  Jahren  hinzuweisen.  Aber  erst  in  Gold- 
ziher's  Arbeiten,  namentlich  in  der  meisterhaften  Abhandlung  „lieber 
die  Entwicklung  des  Hadith* ')  ist  dies  Thema  ebenso  umfassend  wie 
gründlich  behandelt  worden.  Ich  gebe  im  Folgenden  nur  einige 
bescheidene  Ergänzungen  zu  Goldziher's  Darlegungen,  indem  ich 
besonders  die  tendenziöse  Auffassimg  einiger  Personen  aus  der 
nächsten  Umgebung  Muf^ammed's  zu  beleuchten  suche. 

Der  erste  Gläubige. 

Die  Frage,  wer  den  Propheten  zuerst  als  solchen  anerkannt 
habe,  wird  von  der  Ueberlieferung  verschieden  beantwortet.  Aller- 
dings sehn  wohl  die  Meisten  seine  Frau  Chadiga  als  die  erste 
gläubige  Person  an,  vgl.  Ibn  Hi5.  155 f.;  Tab.  1,  1159  (Ibn  Is^äq 
und  Wäqidi)  u.  a.  m.,  imd  auch  Manche,  welche  den  *Ali  als  ersten 
Gläubigen  nennen,  setzen  vermuthlich  stillschweigend  voraus,  dass 
er  nur  der  erste  Mann  gewesen,  der  an  Muhammed  glaubte,  dass 
aber  Chadiga   ihm   vorangegangen   sei.     Den  ^Aliden   konnte   es  ja 


1)  Mahammedaniscbe  Stadion  2,  1 — 274. 


NökUke,  Zur  iendens,  Gestaltung  der  Urgeschichte  des  Islam' s,  19 

auch  ganz  recht   sein,   ihrer  Ahnfrau,   der  Mutter  Fätima's,   diese 
Stellung  zuzuweisen. 

Als  ei'ster  gläubiger  Mann  oder  als  erster,  der  glaubte,  schlecht- 
weg wird  *AlI  genannt  Ibn  HiS.  158;  Tab.  1,  1159  if.  1165;  Ibn 
Qoteiba,  Ma^ärif  84;  Ja^qübT  2,  22.  188  u.  a.  m. ;  vgl.  Ibn  Ijagar 
2.  1208,  sowie  die  ^Ali's  Vetter  *Otba  b.  Abi  Lahab  in  den  Mund 
gelegten  (sicher  unechten)  Verse  Ja^qübl  2,  188;  femer  die  Stelle 
des  Muslim  b.  Walld  (de  Goeje)  S.  56,  v.  25,  die  zeigt,  dass  diese 
Ansicht  am  Hofe  Härün's  gern  gesehn  wurde;  Ibn  Mu^tazz,  Diwan 
(Cairo  1891)  1,  108,  8  und  das  Edict  Mu*tadid's  Tab.  3,  2171,  16. 
Wenn  es  wirklich  wahr  ist,  dass  Muhammed  dem  Abu  fälib  seinen 
Sohn  ^All  zur  Erziehung  abgenommen  habe  Ibn  Hi§.  159 ,  so  ist 
allerdings  selbstverständlich,  dass  der  damals  nach  durchaus  wahr- 
scheinlicher Angabe  Ibn  HiS.  159;  Tab.  1,  1163.  1165;  Ibn  Qot.  84, 
9  oder  10jährige  Knabe  sofort  alles  glaubte,  was  sein  Pfleger  ihm 
vorsagte.  Aber  so  hübsch  sich  die  Erzählimg  auch  macht,  wie 
Muhammed,  dessen  Frau  wohlhabend  war,  von  dem  kinderreichen, 
unbemittelten  Oheim  einen  Sohn  übernimmt,  ich  traue  ihr  nicht 
recht.  Eine  mächtige  Partei  hatte  ein  grosses  Interesse  daran,  'All, 
den  Vater  der  Enkel  des  Propheten,  von  vornherein  in  die  aller- 
engste  Beziehung  zu  diesem  zu  bringen  und  ihn  so  allen  Muslimen 
voranzustellen.  Einige  gingen  sogar  so  weit,  zu  behaupten,  *All 
habe  7  Jahre  vor  allen  Andern  mit  dem  Propheten  den  regel- 
mSssigen  Gottesdienst  abgehalten  Tab.  1,  1160! 

Dagegen  steht  nicht  das  geringste  Bedenken  der  Ueberlieferung 
entgegen,  dass  Zaid,  Muljammed's  Sklave  oder  Freigelassener,  den 
er  vielleicht  schon  damals  adoptiert  hatte,  sofort  gläubig  geworden 
sei  Ibn  HiS.  160;  Tab.  1,  1167;  Ibn  Hag.  3,  47  (Wäqidl);  Mas'üdl 
4,  137;  vgl.  Ja^q.  2,  22.  Niemand  war  dabei  interessiert  diesem 
Manne,  dessen  Nachkommen  später  keine  Bolle  gespielt  haben,  ein 
solches  Verdienst  anzudichten.  Höchstens  wäre  die  Möglichkeit, 
dass  es  von  stark  Antischiitischer  Seite  betont  wäre,  'All  habe  im 
Islam  sogar  einen  Sklaven  als  Vorgänger.  Da  Muhammed  unmittelbar 
vor  seinem  Tode  Zaid's  Sohn  Usäma  ein  wichtiges  Commando  an- 
vertraute, so  muss  er  damals,  im  Jahre  11  d.  H. ,  vollkommen 
erwachsen  gewesen^),  mithin  sein  Vater  20 — 24  Jahre  früher  auch 
schon  ein  Mann  gewesen  sein. 

Andre  nennen  Abu  Bekr  als  frühesten  Anhänger  des  Propheten 
Tab.  1,  1165 f.;  Ibn  Qot.  84  (wonach  Abu  Bekr  das  selbst  erklärt 
haben  soll);  Mas.  4,  137;  Ibn  Hag.  2,  828.  833.  Zwar  konnten 
für  Abu  Bekr  so  wenig  wie  für  *Omar  positive  dynastische  Tendenzen 
Erdichtungen  hervorbringen,  da  ihre  Abkömmlinge  bald  in  eine 
ziemlich  bescheidene  Stellung  zurücktraten,    aber   nicht   nur   ergab 

1)  MobAtnmed  liess  den  UsSma  mit  andern  15 jährigen  Barschen  am 
Grabenkampf  (im  Jahre  5)  theiloehmen  Ibn  His.  560  f.  Er  war  also  beim 
To4e  jenes  etwa  20  Jahre  alt.  So  die  eine  Angabe  bei  Ibn  Hag.  1,  55;  die 
andere,  weiche  ihm  damals  18  giebt,  ist  unrichtig  berechnet. 

2* 


20     Nöldekty  Zur  tenden»,  Gestaltung  der  Urgesekiehte  des  Islam's, 

sich  die  Auffassung  fast  von  selbst,  dass  der  erste  Nachfolger  des 
Propheten,  der  mit  ihm  die  Hidschra  gemacht  und  ihm  überaus 
nahe  gestanden  hatte,  auch  der  erste  Gläubige  gewesen  sei,  sondern 
sie  kann  auch  durch  die  blosse  Opposition  gegen  die  ^Alidiscben 
Ansprüche  aufgekommen  sein.  Nicht  ^All,  sondern  Abu  Bekr  war 
nach  dieser  Anschauung  der  vorzüglichste  aller  Gefährten  Mu\^ammed'$ 
und  deshalb  der  Nachfolge  allein  würdig;  er  musste  also  auch  der 
erste  Muslim  gewesen  sein.  Man  ging  sogar  weiter  und  erdichtete, 
Abu  Bekr  habe  schon  vor  der  Erweckung  des  Propheten,  ja  noch 
vor  *All's  Geburt  an  jenen  geglaubt  Ihn  Hag.  2,  833,  vgl.  2,  828, 
wonach  er  wenigstens  ein  Jahr  vor  der  Erweckung  der  GefiLhrte 
Mu]^ammeds  gewesen  sein  soll.  Ja  grade  dem  eifrigsten  und 
rücksichtslosesten  Anhänger  ^AlT's,  *Ammar  wird  die  Versicherung 
in  den  Mund  gelegt,  dass  einst  Mu^ammed's  Anhängerschaft  nur 
bestanden  habe  aus  5  Sklaven,  2  Frauen  (d.  h.  Chsdlga  und  Fäfima) 
und  Abu  Bekr  (also  ohne  *Ali!)  Buchärl  2,  419,  8.  3,  23,  2. 
Diese  Erdichtungen  machen  die  ganze  Annahme  noch  bedenklicher. 
Und  man  darf  nicht  etwa  aus  dem  Verse  des  Zeitgenossen  Qassän 
b.  Thäbit  über  den  eben  verstorbenen  Abu  Bekr 


9  i  «w^  ^  m  J^O«« 


„und  den  Zweiten  (nach  Mutiammed),  den  Folgenden,  dessen  Theil- 
nahme  an  den  Ereignissen  lobenswerth  war,  der  zuerst  von  allen 
Menschen  die  Gottgesandten  anerkannt«",  schliessen,  dass  der  Ge- 
feierte damit  schlechthin  als  frühester  Muslim  hingestellt  werde, 
denn  diese  Worte    gehn    theils    auf  die  Bezeichnung   desselben   als 


o  « 


einzigen  Reisegefährten  Mu|^ammed's  ^.^^t  ^'i-i*  Süra  9,  40,  theils 

{saddcLqa)  auf  den  ihm  von  diesem  gegebenen  Beinamen  a^Siddig. 
Natürlich  ist  aber  nicht  zu  bezweifeln,  dass  AbQ  Bekr  zu  der 
ersten  Gruppe  der  Bekehrten  gehört.  Uebertrieben  ist  wohl  die 
Angabe  bei  Tab.  1,  1167,  dass  mehr  als  Fünfeig  vor  Abu  Bekr 
bekehrt  worden   seien,   obgleich   dieser   der  Vorzüglichste    gewesen 

(u«Xm»I  ULaJl).  Ich  lege  Gewicht  darauf,  dass  der  üebertritt  *Omar*s, 

der  doch  in  Mu^ammed's  Geschichte  so  stark  hervortritt,  von  der 
ihm  durchaus  günstigen  Ueberlieferung  bedeutend  später  gesetzt 
wird'). 

Es  ist  mir  wahrscheinlich,  dass  der  erste  nicht  zu  Mubammed's 
engster  Hausgenossenschaft  gehörende  Gläubige  Sa'd  b.  Abi  Waqqäs 
war.  Ich  wüsste  wenigstens  nicht,  was  gegen  die  Echtheit  der 
Angabe  spräche,  Sa'd  habe  den  Isläni  sofort  angenommen,  er  sei 
7  Tage  lang  „ein  Drittteil  des  Isläm's**  gewesen  (also  entweder  mit 
Einschluss  Muhammed's  neben  Chadiga,  oder  ohne  ihn  neben  dieser 


1)  AUerdinf^s  haben  wir  über  'Omar*s  späte  Bekehnuig  zwei  im  Eluzelnen 
ganz  verschiedene  Berichte. 


Noldeke,  Zur  tenden».  Gestaltung  der  Urgeschichte  des  Islätn's.     21 

und  Zaid)  Buch.  2,  439.  3,  23;  Ja'q.  2,  23.  Sa*d  war  einer  der 
besten  M&nner  unter  den  intimen  Anhängern  des  Gottgesandten, 
aber  er  zog  sich  beim  Beginn  der  Bürgerkriege  verstimmt  zurück, 
und  sein  Sohn  'Omar  hat,  weil  er  die  gegen  ^usain  ausgesandte 
Schaar  pflichtmftssig  führte  (61  d.  H.),  den  Abscheu  der  Frommen 
auf  sich  gezogen.  Zu  Sa'd's  Gunsten  ein  derartiges  l^adlth  zu  er- 
finden, lag  also  keine  Veranlassung  vor.  Uebrigens  wird  allgemein 
anerkannt,  dass  Sa'd  einer  der  ersten  Muslime  gewesen  sei  Ihn 
HiS.  162  u.  8.  w. 

Ich  erwähne  noch  die  schiitische  Erfindung,  dass  Abu  Dharr 
gleich  nach  Chadlga,  'All  und  Zaid  Mu\ianmied  anerkannt  habe, 
Ja'q.  2,  22.  S.  die  verschiedenen  Erdichtungen  über  diesen  Heiligen, 
der  in  Wirklichkeit  erst  mehrere  Jahre  nach  der  Hidschra  des 
Propheten  zu  diesem  gekommen  ist,  bei  Ibn  Hag.  4,  112  ff. 

Als  Ergebnis  haben  wir  also,  dass  der  Prophet  wahrscheinlich 
zuerst  von  seinen  Hausgenossen  Ghadlga,  Zaid,  'All  und  vielleicht 
noch  einigen  Sklaven  anerkannt  worden  ist,  dann  von  Sa'd  b.  Abi 
Waqqas,  dann  von  einigen  andern  QoraiSiten,  unter  denen  AbO  Bekr. 

•Abbis^). 

Für  die  auf  den  Thron  gelangten  'Abbäsiden  war  es  sehr  un- 
bequem, dass  ihr  Ahnherr  sich  erst  spät  bekehrt,  ja  sogar  die 
Schlacht  bei  Bedr  auf  Seiten  der  ungläubigen  mitgemacht  hatte 
and  darin  Gefangener  seines  Neffen  geworden  war.  Die  Thatsache 
war  zu  bekannt,  als  dass  sie  enustlich  geleugnet  werden  konnte. 
Von  'Alidischer  Seite  wird  es  nicht  an  Hohn  gefehlt  haben,  dass 
wenigstens  die  offene  Bekehrung  des  'Abbäs  nicht  wesentlich  früher 
stattgefunden  habe  als  die  des  Führers  der  Ungläubigen,  Abu  Sufjän. 
Wir  brauchen  allerdings  nicht  grade  anzunehmen,  dass  'Abbäs  ein 
eifriger  Gegner  des  Propheten  gewesen  sei.  Er  war  ein  reicher 
Kaufinann  Ibn  HiS.  159.  460;  Tab.  1,  1344,  der  Geld  auf  Zinsen 
auslieh  Ibn  HiS.  968  und  auf  seinen  Handelsreisen  als  grosser  Herr 
auftrat  Ibn  HiS.  953.  Mit  den  Andern  zog  er  damals  (im  Jahre  2) 
ans  zum  Schutz  der  von  den  Muslimen  bedrohten  Garavane  oder 
vielmehr  seines  Antheils  an  derselben  und  rückte  dann  mit  der 
Mehrheit  gegen  diese  vor.  Aber  eine  unglückliche  Erfindung  ist 
es,  dass  er  sowie  einige  andre  Geschlechtsgenossen  gezwungen 
an  dem  Feldzuge  theilgenommen  habe  Ibn  HiS.  446.  460;  Tab. 
1,  1523;  Ibn  Qot  76 f.;  Ja'q.  2,  45;  Ibn  Hag.  2,  228.  Wir  wissen 
ja,  dass  ein  Theil  der  Qorail  auf  die  Kunde  hin,  dass  die  Garavane 
in  Sicherheit,  nach  Mekka  unbehelligt  zurückkehrte;  darunter  war 
*Airs  Bruder  Täub*)   Ibn  HiS.  438,  Beweis   dafür,  dass   auch  die 


1)  Vgl.  Sprenger,  Mohammad  3,  131  f. 

2)  Naeh  Ibn  3a*d  bei  Wüstenfeld,  Register  za  den  genealogischen  Tafeln 
s.  ▼.  ist  Tallb  nach  der  Schlacht  bei  Bedr  verschwanden.  £r  wird  eben  bald 
nachher  in  Mekka  als  Ungläubiger  gestorben  sein. 


22     NöldekCf  Zur  tendenz,  Gestaltung  der  Urgeaehichte  des  Islcbn's, 

Banü  HäSim  nicht  gezwungen  wurden,  gegen  ihren  Vetter  zu  ziehn. 
Nach  allem,  «was  wir  von  den  Verhältnissen  der  Araber  und  speciell 
der  Mekkaner  wissen,  wäre  ein  solcher  Zwang  auch  gar  nicht  denkbar 
gewesen.  Uebrigens  dachten  wohl  die  Wenigsten  von  dem  Heere, 
dass  das  Unerhörte  geschehn,  Mu\iammed  seine  Stammes-  und  Gre- 
schlechtsgenossen  angreifen  und  ein  blutiges  Treffen  stattfinden 
werde. 

Ihn  Is\^äq  hat  denn  auch  Mehreres  über  die  Gefangenschaft 
des  *Abbäs,  siehe  besonders  Tab.  1,  1341.  Dabei  wird  er  aller- 
dings schon  dadurch  ausgezeichnet,  dass  Mu^anuned  aus  Kununer 
über  die  Fesselung  seines  braven  Oheims  nicht  schlafen  kann  und 
dass  ihn  nicht  Menschen,  sondern  ein  Engel  gefangen  genonunea 
hat.  Auch  Ihn  Hiääm  leugnet  zwar  nicht  die  Theünahme  des 
Mannes  an  der  Schlacht,  aber,  wie  er  auch  sonst  gern  Dinge  aus 
seiner  Vorlage  (Ihn  Ishäq)  weglässt,  die  nach  dieser  oder  jener 
Seite  hin  anstössig  waren,  so  tilgt  er  auch  hier  allerlei,  führt  den 
^Abbäs  nicht  in  der  Liste  der  Gefangenen  auf  und  spricht  nicht 
von  seiner  Auslösung.  Dass  er  aber  nur  gegen  schweres  Lösegeld 
freikam ,  steht  sicher  Buch.  3,  29,  2 ;  Tab.  1.  c. ;  Ja'q.  46  u.  a.  m. 

Da  nun  die  Theilnahme  am  Zuge  der  Ungläubigen  nicht  gut 
wegzuschaffen  war,  so  renommierten  die  Seinigen  —  echt  arabisch 
—  damit,  dass  er  zu  denen  gehört  habe,  welche  für  die  Kriegs - 
genossen  schlachten  Hessen  und  dass  er  noch  als  Gefangener  Andre 
bewirthet  habe  Ja'q.  45.   Die  verschiedenen  Listen  dieser  „Speiser^ 


o  > 


,.y4jtl:iA^)  eh.;  Ihn  Hi5.  475  =  Ihn  Qot.  76   nennen  den  *Abbäs. 

Aber  Waq.  140  fehlt  er  in  einer  Liste,  und  in  einer  andern  ist 
sein  Namen    durch    „ein   Gewisser"     ..^   ersetzt:    das   weist,   wie 

Sprenger  3,  113  richtig  bemerkt,  auf  bewusste  Vertuschung  durch 
Wäqidl  selbst  hin.  Und  so  müssen  wir  denn  auch  annehmen,  dass 
die  vollständige  Unterdrückung  seines  Namens  bei  diesem  Bericht 
über  die  Bedr- Schlacht  der  Absicht  entspringt,  dem  regierenden 
Hause  zu  gefallen  die  unangenehme  Thatsache  aus  der  Welt  zu 
bringen-).  Das  ist  aber  nicht  gelungen.  Lieber  redete  man  sich 
so  hinaus,  dass  Mul^ammed  zwar  anerkannt  habe,  der  gefangene 
Oheim  sei  gläubig,  aber  da  der  äussere  Schein  gegen  ihn  sei,  müsse 
er  sich  auslösen  Ibn  Isljäq  bei  Tab.  1,  1344  und  Ihn  Qot  77  (von 
Ihn  HiS.  weggelassen). 

In  der  Angabe,  dass  *Omar  Mu\^ammed  aufgefordert  habe,  den 
'Abbäs  durch  seinen  Bruder  Hamza  hinrichten  zu  lassen  Tab.  1,  1355 
möchte  ich  übrigens  das  Erzeugniss  einer  chärigitischen,  jedem  Legiti- 
mismus feindlichen  und  zur  extremen  Schärfe  geneigten  Tendenz  sehn. 


1)  Die  ursprfinRiUche  Nachricht  war  wohl  nur,  dass  die  QondS  t&glich 
9  oder  10  Thiere  schlachteten  (und  yenehrten)  Ihn  Hill  436.  Die  Listen  sind 
dann  nachträglich  zusammengestellt. 

2)  S.  meine  „Geschichte  des  QorAns"  XV. 


Nclddctf  Zur  iendenz.  GeHaltung  der  ürguehiehU  des  Islam^s.     23 

Dass  'Abbäs  schon  vor  der  Schlacht  bei  Bedr  gläubig  gewesen  sei, 
wird  zwar  auch  sonst  berichtet  Ihn  Hi§.  460,  ist  aber  sicher  eine 
Fabel.  Auch  der  prophetische  Traum  seiner  Schwester  *Ätika,  für 
die  er  eintritt  Ihn  Hi§.  428  ff. ;  Waq.  22  f.,  ist  zu  Ehren  des  Hauses 
erdichtet.  Der  Berichterstatter  ist  eben  des  ^Abbäs  Sohn  'Abdallah, 
bekanntlich  ein  Erzlügner,  geriebener  Politiker  und  Theologe.  Es 
ist  wohl  möglich,  dass  schon  dieser  selbst  erzählt  hat,  er  und  seine 
Mutter  seien  im  Gegensatz  zu  ihrem  Vater  in  Mekka  gläubig  ge- 
wesen Buch.  1 ,  339.  341.  Damit  wäre  allerdings  einem  andern 
Ahnen  der  Dynastie  das  Verdienst  angedichtet,  das  für  dessen  Vater 
nicht  recht  zu  beglaubigen  war. 

Denkbar  wäre  jedoch  immerhin,  dass  ^Abbäs  wirklich  die  erste 
Verbindung  Muhammed's  mit  den  Leuten  von  Jathrib  befördert 
hätte  Ibn  HiS.  292;  Ja*q.  38;  Ibn  Hag.  2,  668;  wahrscheinlicher 
wird  das  durch  die  ausdrückliche  Angabe,  dass  er  damals  noch 
Heide  gewesen  sei.  Muhammed  war  in  jener  Zeit  ziemlich  schutz- 
los: das  Vermögen  seiner  Frau  stand  ihm  nach  deren  Tode  nicht 
mehr  zur  Verfügung;  Abu  f^^  ^ar  todt;  mit  Abu  Lahab  stand 
er  auf  dem  schlechtesten  Fuss,  und  der  vierte  Oheim  Hamza  war 
wohl  noch  jünger  und  ohne  Einfluss.  Der  reiche  und  angesehne 
*Abbäs  war  somit  der  gegebene  Schützer  des  Propheten ;  er  konnte 
nicht  ahnen,  dass  der  Anschluss  an  jene  zu  schwerem  Blutvergiessen 
ftibren  werde,  und  vielleicht  war  es  ihm  ganz  recht,  dass  der  un- 
bequeme Neffe  anderswo  ein  Unterkommen  finde.  Die  Bande  des 
Blutes  gehn  dem  Araber  über  alles;  hatte  doch  auch  Abu  T^lib 
den  Propheten  kräftig  geschützt,  ohne  an  ihn  zu  glauben.  Freilich 
muss  aber  auch  diese  Angabe  fallen,  wenn,  was  doch  sehr  nahe 
liegt,  die  Worte  über  die  traurige  Verödung  der  Wohnsitze  eines 
ganzen  nach  Medina  ausgewanderten  Mekkanischen  Geschlechts  „das 
hat  mein  Brudersohn  gethan ;  der  hat  unsere  Gemeinschaft  gesprengt, 
unsre  Sache  gespalten,  unsre  Verbindung  zerrissen*  Ibn  HiS.  317,  4 
dem   'Abbäs   zukommen,    für    den   sie    viel   besser   passen   als   für 

Abu  Gahl, 

Dass  'Abbäs  mit  Einwilligung  Mu^ammed's  in  Mekka  geblieben 
sei  Ibn  HiS.  811,  ist  natürlich  erfunden.  Ebenso,  dass  er  sich 
gleich  bei  der  Entlassung  aus  der  Gefangenschaft  bekehrt  habe 
Ja'q.  46.     In  dem  Falle  wäre  er  bei  Muliammed  geblieben.     Frei- 


o  « 


lieh  heisst  es,  er  habe  nun  dem  Propheten  als  Spion  (^^-^t)    gedient 

Ibn  Hag.  2,  668;  Tab.  3,  2169  (Edict  Mu^ta^id's),  eine  SteUung, 
die  allerdings  in  den  Augen  der  Muslims  grade  so  ehrenvoll  war, 
wie  der  Auftrag  Mu];^ammed's ,  den  oder  jenen  Feind  meuchlerisch 
umzubringen.  Nach  Waq.  202  meldete  er  so  den  Auszug  der 
QoraiS  zur  ül?ud- Schlacht  an.  Aber  dieser  konnte  gar  nicht  ver- 
borgen bleiben,  da  er  mit  grossem  Prunk  vor  sich  ging,  und  über- 
dies   hatte    Muhammed    in    den    Chuzä'a    oder    wenigstens    einigen 


24     Noldeke,  Zur  tmdenM,  GettaUung  der  Urgetchichte  dea  UIcoiCb^ 

Geschlechtern  dieses  Beduinenstammes  Späher,  welche   ein  solches 
Amt  für  den  Oheim  überflüssig  machten. 

Dass  ^Abbäs  den  frommen  Abu  Dharr,  und  zwar  schon  Yor 
der  Hidschra,  offen  beschützt  habe  Buch.  2,  387  f.,  ist  schon  deshalb 
eine  Fabel,  weil  eben  die  frühe  Bekehrung  dieses  Mannes  erdichtet 
ist,  s.  oben  S.  20. 

Femer  ist  die  Angabe,  dass  *Abbäs  Mutammed's  Tochter  Zainab 
nach  Medina  gebracht  habe  und  dann  umgekehrt  sei  Ja^q.  42,  eine 
Fabel.  Sie  leidet  an  innerer  Verwirrung  und  stimmt  nicht  zu  dem 
guten  Bericht  über  Zainab  Ibn  Hi§.  466  f. ;  Ibn  Hag.  4,  598.  Auch 
dass  ^Abbäs  die  beiden  andern  Töchter  des  Propheten,  Fätima  und 
Umm  Kulthüm  nach  Medina  habe  bringen  wollen  Ibn  Hiä.  819, 
braucht  niemand  zu  glauben. 

Alle  diese  Angaben  haben  den  Zweck,  zu  zeigen,  dass  der 
Ahnherr  der  Ghalifen  trotz  des  ungünstigen  Scheins  (den  die  That- 
sachen  geben)  doch  in  enger  Beziehung  zum  Propheten  gestanden 
habe  und  also  schon  früh  gläubig  gewesen  sei. 

•Eher  lässt  sich  hören,  dass  im  Jahre  6  der  Sulaimit  Qaggag 
dem  ^Abbäs  zu  Mekka  erzählt  habe,  das  von  ihm  über  die  Ver* 
nichtung  Mu\^ammed's  und  seiner  Anhänger  bei  Chaibar  ausgesprengte 
Gerücht  sei  unwahr.  Die  Geschichte  Ibn  HiS.  770  ff.  sieht  im 
Ganzen  sehr  glaubhaft  aus.  Für  das  damalige  Haupt  der  HäSimiten 
hätte  der  Untergang  seines  Neffen  und  Anderer  seines  Geschlechts 
immerhin  schmerzlich  sein  müssen.  Noch  weniger  bezweifle  ich, 
dass  ^Abbäs,  als  Mu^^ammed  im  Jahre  7  als  Pilger  nach  Mekka 
kam,  dessen  Yerheirathung  mit  Maimüna  vermittelt  hat  Ibn  Hi§.  790 
=  Tab.  1,  1595,  vgl.  Ibn  Hag.  4,  793  ff.  *Abbäs  war  mit  einer 
Schwester  MaimQna's  verheirathet  Ibn  Qot.  58.  67  f.  u.  a.  m. ;  die 
beiden  Frauen  waren  vom  Beduinenstamm  Hiläl  und  hatten  also  in 
Mekka  keinen  sonstigen  Protector.  In  jener  Zeit,  als  auch  so  an- 
gesehne,  kluge  und  thatkräftige  Männer  wie  Chälid  (aus  dem 
mächtigen  und  dem  Neuerer  besonders  feindlichen  Geschlechte 
MachzQm)  und  *Amr  b.  al'Asi  übergingen,  wird  auch  ^Abbäs  er- 
kannt haben,  dass  Mu^ammed  die  Oberhand  haben  werde.  Grade, 
dass  dieser  die  Pilgerfahrt  durchgesetzt  und  gewissermaassen  als 
Sieger  Mekka  betreten  hatte,  musste  ihn  darauf  fOhren. 

So  stiess  ^Abbäs  denn  im  folgenden  Jahre  kurz  vor  der  Ein- 
nahme Mekka's  zu  Muliammed  Ibn  HiS.  811;  Waq.  bei  Tab.  1, 
1630.  Ob  das  damals  noch  als  ,. Hidschra*  angesehn  wurde,  ist 
mir  sehr  zweifelhaft,  wenngleich  die  Quellen  ihm  auf  diese  Weise  die 
Würde  eines  Muhädschir  zusprechen.  Kaum  zu  verkennen  ist  es,  dass 
^4bbäs  und  Abu  Sufjän  damals  gemeinsam  die  fnedliche  üebergabe 
der  nicht  mehr  zu  haltenden  Stadt  mit  Mul^ammed  verabredet  haben  >). 
Zu  beachten,  dass  zu  den  Beiden  der  Ghuza^t  Budail  stiess  Ibn 
HiS.  811,  1.  812,  15;  Waq.  (Wellhausen)  381,    der   schon    länger 


1)  Vgl.  Aug.  MfiUer,  Islftm  1,  153. 


NUddce,  Zur  tend&nz,  Gestaltung  der  ürgeickiehte  des  Isläm*s,     25 

auf  Ma^ammed's  Seite   gestanden  und   eben   den  Anstoss   zu   dem 
£roberung8znge  gegeben  hatte. 

Von  da  an  treffen  wir  ^Abbäs  noch  einigemal  in  der  Nähe  des 
Propheten,  z.  B.  in  der  Schl&cht  bei  Hunain,  wo  er  mit  Wenigen 
Stand  hielt,  als  das  Heer  anfangs,  von  panischem  Schrecken  ergriffen, 
floh  (vgl.  Ibn  alMn^tazz  1 ,  6,  5  v.  u.  23,  7  v.  u.  28,  12).  Doch 
tritt  er  in  dieser  Zeit  wie  auch  nachher  bis  zu  seinem  späten  Tode 
nnr  wenig  hervor.  Die  grossen  Lobsprüche  des  Propheten  über 
seinen  Oheim  Ibn  Hag.  2,  668 f.;  Goldziher,  Muh.  Studien  2,  109 
sind  augenscheinUch  tendenziös  erfunden.  Dahin  gehört  wahrschein- 
lich auch,  dass  er  Mu^anuned's  Milchbruder  gewesen  sei  Tab.  1, 
1777,  sowie  dass  dieser  eigentlich  eine  Tochter  des  ^Abbäs 
habe  heirathen  wollen  etc.  Dass  er  die  Cousine  von  Vatersseite 
(&«c  \£>JJf)  zur  Frau  genommen  hätte,  wäre  ja  der  arabischen  Sitte 

durchaus  gemäss  gewesen. 

Eine  Erdichtung  ganz  besonderer  Art  zu  Ehren  des  ^Abbäs  ist 
das  Begenwunder  Buch.  2,  436 f.;  Agh.  11,  81.  Dieses  hat  schon 
Goldziher  2,  108  genügend  beleuchtet.  Goldziher  theilt  mir  jetzt 
noch  die  Yermuthung  mit,  dass  die  Erzählung,  wie  'Omar  durch 
das  Gebet  des  frommen  ^Abbäs  Begen  erlangt,  ein  Gegenstück  zu 
den  Ausdrücken  von  Dichtem  sei,  wonach  die  Wolken  durch  die 
Wirkung  oder  den  Segen  omaijadischer  Fürsten  oder  Prinzen  Begen 

geben,  vgl.  Achjal  56,  3.  101,  3.  185,  6;  Gamhara  160,  1.  Aller- 
dings ist  das  bei  den  Dichtem  gewiss  nur  ein  Bild  für  die  un- 
gemessene Freigebigkeit,  während  das  'Abbäsidische  Qadlth  die 
Sache  ganz  crass  nimmt. 

Zum  Schluss  gebe  ich  die  letzten  Verse  einer  Qa^lda  des  Ibn 
Mu*tazz,  in  denen  er  seinen  Stammvater  verherrlicht  (1,  28): 


*  A 


/^  »y'  ^^^1?  'H^  «^  ^^    k^'-^  ^j^  lM-5»-^'  J^^ 


I 


Cr  «  «  oS        *         »  «      S     ^  y  o«  «<•  o» 

'■)}^\  J^\  ^\  vLäPy  Li^^Ä     *^L25  oA*  J^  O-  »y   -^ 

1)  Die  VocAle  habe  ich  fast  alle  hinzngefagt.    Der  5.  und  6.  Vers  sind 


26     Nöldeke,  Zur  tendenz,  Gestaltung  der  ürgesehiehte  des  IslänCs. 

„Und  ohne  ihn  (*Abbäs) .  wäre  in  ^9.\h^  (=  Medina)  keine 
Hidschra  zu  Stande  gekommen^),  und  ohne  ihn  wären  die  Renn- 
pferde bei  Bedr  nicht  gelaufen  2). 

„Er  blieb  im  Lande  des  Unglaubens  als  Späher  wider  die 
Feinde,  indem  er  dem  Propheten  Gottes  deren  List  und  Yerrath 
meldete*^). 

,  Deshalb  fanden  Mu^ammed's,  des  Propheten  der  (göttlichen) 
Leitung,  Augenlider  keinen  Schlaf,  bis  jener  aus  der  Fesselung  be- 
freit war*). 

,,Und  er  gab  nur  ihm  allein  sein  Geld  wieder*).  Wenn  du 
aber  unwissend  bist,  so  frage  jeden  Kundigen. 

„Und  hätte  ihn  nicht  hohes  Alter  betroffen  und  ihm  seine 
Leuchten  gehemmt  (d.  h.  ihn  blind  gemacht),  nachdem  er  zum 
äussersten  Ende  seines  Lebens  gekommen, 

„So  hätte  Abu  Hafs  (=  *Omar)  des  Reiches  Zügel  seinen 
Händen  übergeben  und  hätte  keinen  Zweifel  über  ihn  (als  den 
Würdigsten)  gehabt,  aber  die  Dinge  gehn  auf  ihr  verhängtes 
Ziel  los. 

„Hast  du  nicht  früher  auf  ihn  ('Omar)  gemerkt,  wie  er  ihn 
(den  *Abbäs)  den  Gefährten  des  Propheten  als  Fürbitter  für  den 
Regen  aufstellt«?" 

Die  letzten  drei  Verse  sind  besonders  interessant.  Der  *Abba- 
side  behauptet  hier,  dass  *Omar  auf  dem  Sterbebette  ohne  Weiteres 
den  *Abbäs  zu  seinem  Nachfolger  ernannt  haben  würde  (statt  es 
einigen  der  angesehensten  Gefährten  zu  überlassen,  einen  von  ihnen 
zu  wählen),  wenn  jener  damals  nicht  zu  alt  und  noch  dazu  blind 
gewesen  wäre.  Damit  beansprucht  er  für  seinen  Stammvater  den 
Rang  vor  *AlT  und  den  andern  Mitgliedern  jenes  Rathes.  Auf  der 
andern  Seite  giebt  er  hier  allerdings,  im  Einklang  mit  der  religiösen 
Ueberzeugung  aller  Sunniten,  indirect  zu,  dass  ^AbbSs  hinter  Abu 


in  der  Ausgabe  nnverstftndlich :  r.  5  steht  da  Lg^^  und   fehlt   das    .«t  (so  dass 


man  Kf^\y*t  lesen  miisste),  und  in  v.  6  hat  sie  j-i^Xj  für  jOwXj  .    Den  richtigen 

Text  verdanke  ich  Hrn.  Dr.  Oestrup,  der  die  Liebenswürdigkeit  hatte,  die  beiden 
Verse  in  der  Kopenhagener  Handsclirift  nachzusebn. 

1)  S.  oben  8.  23,  13  ff. 

2)  Das  kann  kaum  etwas  anderes  bedeuten,    als   dass  er  grade  besonders 
für  die  Ausrüstung  der  Qorais  gesorgt  habe! 

3)  S.  oben  8.  23  unten. 

4)  8.  oben  8.  22,  10  f. 

5)  Das  ist  sonst,  so   viel   ich  sehe,   nirgends    überliefert.     Es   kann  sich 
nur  um  die  Uückgnbe  des  Lösegeldes  handeln. 


Nöldeke,  Zur  tendenz,  Geataliung  der  Urgeschichte  des  Isläm's.     27 

Bekr  und  'Omar  an  , Vorzüglichkeit*  zurückgestanden  habe.  Dass 
^Omar  den  'Abbäs  als  den  Besten  erkannt,  erweist  er  (im  letzten 
Verse)  dadurch,    dass    er   ihn  für   das  Kegenwunder  bestellt  hatte. 

Abu  TäUb. 

• 

Noch  weit  verdriesslicher  als  den  'Abbäsiden  die  späte  Be- 
kehrung des  'Abbäs  war  es  den  'Aliden,  dass  ihr  Stammvater  Abu 
Tälib,  obwohl  er  Mu^^anmied  beschützt  hatte,  doch  als  Heide  ge- 
storben war.  Die  üeberlieferung  erkennt  das  im  Ganzen  an.  Man 
sehe  die  reiche  Sammlung  Ibn  Hag.  4,  211fr.  Selbst  die  dem 
Abu  Tälib  in  den  Mund  gelegten  Gedichte,  welche  den  Propheten 
sehr  rühmen,  gehn  nicht  bis  zum  offnen  Bekenntniss  des  Isläm's. 
Aber  die  tendenziöse  Erdichtung  that  auch  diesen  Schritt.  Der 
Prophet,  heisst  es,  erhielt  von  Gott  gute  Zusicherung  hinsichtlich 
des  Seelenheils  seines  Oheims  Ja'q.  2,  13,  5  v.  u.  Man  Hess  diesen 
wenigstens  im  Sterben  die  nöthigen  Formeln  aussprechen.  Um  das 
besser  zu  bekräftigen,  muss  grade  nur  ^Abbäs,  also  der  Repräsentant 
der  glücklichen  Bivalen  seiner  Abkommen,  diese  Worte  gehört  haben 
Ibn  HiS.  278  unten;  Ihn  Hag.  4,  213.  Aber  die  Gegner  nahmen 
den  'Aliden  diese  Karte  wieder  aus  der  Hand,  indem  sie  erklärten, 
^Abbäs  sei  damals  selbst  noch  ungläubig  gewesen  und  sein  Zeugniss 
daher  ohne  Werth  Ibn  Hag.  214,  3  v.  u.  Auch  der  noch  ent- 
schiedenere Eival  *All*s,  Abu  Bekr,  wird  als  Zeuge  dafür  aufgeboten, 
dass  dessen  Vater  schliesslich  Muslim  geworden  sei,  indem  er  sagen 
muss:  «ich  freute  mich  mehr  über  die  Bekehrung  Abu  ^älib's  als 
über  die  meines  Vaters"  eb.  213  ult.  Doch  auch  das  wird  wieder 
umgedeutet;  es  solle  nur  heissen:  „ich  hätte  mich  mehr  über 
seine  (leider  nicht  eingetretene)  Bekehrung  gefreut  u.  s.  w."  eb. 
214  f.  Ja  schliesslich  setzt  man  die  Worte  „wenn  er  sich  bekehrt 
hätte*  gradezu  in  den  Ausspruch  hinein  eb.  216,  2  und  machte 
diesen  so  eben  zu  einem  entschiedenen  Zeugniss  dafür,  dass  ^All 
der  Sohn  eines  hartnäckigen  Ungläubigen  gewesen  sei.  Man  lässt 
gar  den  'Ali  den  Tod  seines  Vaters  dem  Propheten  mit  den  Worten 

melden    „dein   irrgläubiger  Oheim  (jLail  «^«x)   ist  gestorben"   eb. 

215.  So  werden  auch  einige  Koränstellen  auf  den  im  Unglauben 
verschiedenen  Abu  f*^^  gedeutet  wie  Sure  9,  114  fF.;  s.  Buch. 
8,  29  und  die  in  meiner  „Geschichte  des  Qorftn's**  168,  Annu  4 
genannten  Belege.  Da  ist  denn  nur  noch  ein  Schritt  dazu,  dass 
man  Muliammed  selbst  eine  kurze  Schilderung  der  Qualen  in  den 
Mund  legte,  die  der  unbekehrte  Stanunvater  der  *Aliden  in  der 
Hölle  zu  dulden  habe  Buch.  3,  29  f.  Die  Tendenz  dieser  Erdichtung 
ist  schon  von  Sprenger,  ZDMG.  14,  289  unten  erkannt;  vgl.  Gold- 
ziher  2,  107.  Somit  kann  Ibn  Mu*tazz  1,  51,  7  höhnen,  man  möge 
doch  den  Mälik  (den  Wärter  der  Hölle)  nach  Abu  Tälib,  den 
Biijwäa  (den  Vorgesetzten  der  Himmelbewohner)  nach  'Abbäs  fragen. 


28     Nöldtke,  Zur  tendenz.  Gestaltung  der  ürgesehiehte  des  leläm^s. 

Den  ^4.bbäsiden  war  es  eben  sehr  recht,  dass  der  unbekehrte 
Abu  X^^  der  Bruder  ihres  gläubigen  Ahnherrn  war:  *All  stand 
dem  Propheten  doch  schon  um  eine  Stufe  in  der  Verwandtschaft 
femer.  Wie  anti'alidisch  Gesinnte  schon  früher  einen  Sohn  *All's 
mit  der  Benennung  „Sohn  des  (ungläubigen)  Abu  Tälib*  zu  ärgern 
suchten  Kämil  226,  6 f.,  so  wird  in  der  *Abbäsidischen  Polemik 
die  Nichtigkeit  der  Ansprüche  der  ^Aliden  durch  ihre  Abstammung 
von  diesem  Heiden  erhärtet.  Der  in  solcher  Polemik  starke  Ibn 
Mu^tazz  betont  immer  wieder  den  Namen  dieses  Ahnen,  z.  B.  „o 
ihr,  unsre  nächsten  Vettern  aus  dem  Täü^'H^-^^c*^)  1,  4,  5  v.  u. 
^6ott  will  einmal  nichts  anderes  als  den  Zustand,  den  ihr  seht 
(dass  wir  herrschen,  nicht  ihr) ;  was  habt  ihr  denn  den  (göttlichen) 
Verhängnissen  vorzuwerfen,  ihr  Tälib -Leute?**  1,  16,  5,  ,0  ihr 
Xälibiden  lasst  ab  von  dem,  was  ims  zukommt**  2,  8  paen.  „Ist 
wohl  Abu  TäHb  dem  Abul  Fa^l  CAbbäs)  gleich?"   1,  51,  6. 

In  rücksichtsvollerer  Weise  spielt  das  Edict  Mu*ta4id's  auf 
Abu  T^^b  Als  heidnischen  Helfer  Muhammed's  an  Tab.  3,  2168,. 
Note  m^). 

Einen  schüchternen  Versuch,  *All*8  Eltern  zu  Muslimen  zu 
machen,  haben  wir  in  der  Angabe  zu  sehn,  seine  Mutter  Fätim& 
sei  gläubig  gewesen  Ibn  Qot.  102,  12;  Ja*q.  2,  18  ult  und  habe 
die  Hidschra  nach  Medina  gemacht  Ibn  Hag.  4,  731.  Die  Ge- 
schichte weiss  von  dieser  Frau  nichts  näheres  und  selbst  die  Legende 
nur  sehr  wenig. 

Eine  extrem  schiitische  Ansicht  ist  die,  dass  weder  *Ali  noch 
irgend  einer  seiner  Väter  jemals  Götzendiener  gewesen  sei  Ibn  Hag. 
4,  217  ult.  Dieser  Glaube  gab  allerdings  den  *Aliden  einen  hohen 
Vorrang  vor  den  *Abbäsiden,  deren  Vater  ja  notorisch  die  grösste 
Zeit  seines  Lebens  ungläubig  geblieben  war. 

•All. 

Zur  Verherrlichung  *All's  ist  vielleicht  noch  viel  mehr  erdichtet 
worden  als  zu  der  Muhammed's').  Ich  will  im  Folgenden  nur 
wenige  Beiträge  zur  Beleuchtung  dieses  Vorgangs  geben,  und  zwar 
fast  nur  in  Bezug  auf  solche  Dinge,  die  in  die  sunnitische  Tradition 
übergegangen  sind  und  auch  zunächst  ganz  harmlos  aussehn*). 

Als  Mul^ammed  nach  Medina  kam,  verbrüderte  er  die  einzelnen 
Myhädschir's  mit  Medmensem.  Das  hatte  einen  guten  Sinn:  die 
von  ihrem  Stamme  losgelösten,  grösstenteils  mittellosen  Männer  be- 


1)  v^Lb  des  Verses  we^^n  statt  wJLb  «jI. 

2)  Die  Worte  irehören  nothwendig  in  den  Text. 

3)  Ebenso  wurden  ihm  besonders  viele  unechte  Aussprüche  beigelegt. 
Fast  alles,  was  aus  'All's  Mund  tradiert  wird,  ist  LQge,  soll  schon  der  Traditionist 
STrIn  oft  gesagt  haben  Buch.  2,  436. 

4)  Vgl.  namentlich  Goldziher  2,  11 5  ff. 


NSUteke,  Zur  tendenz,  GeetaUung  der  Urgeschichte  des  Isläm's.     29 

kamen  so  wieder  einen  Anhalt.  Nun  heisst  es,  Mu^^ammed  habe 
damals  ^All  für  seinen  Bruder  erklärt  Ibn  HiS.  344;  Ihn  Hag.  2, 
1208.  Das  ÜQlt  aber  ganz  aus  dem  Rahmen  und  entspricht  durch- 
aus nicht  der  SteDung  des  Propheten.  Die  Verbrüderung  der  beiden 
Mekkaner  Hamza  und  Zaid,  Ibn  Hi§.  eh.,  ist  nicht  so  befremdend, 
gehört  auch  vielleicht  zu  einer  andern  Gelegenheit.  ^All  als  Bruder 
Mu^ammed's  ist  eine  schiitische  Erfindung,  wie  ebenso  ^All  als  dessen 

Erbfolger  (1^),  VezTr  u.  s.  w.     Siehe  z.  B.  Tab.  1,  1172  f.   Jene 

schiitische  Bezeichnung  ist  aber  auch  tief  in  die  sunnitische  Auf- 
fassung gedrungen.  Selbst  Ibn  Mu^tazz  erkennt  *Ali  als  Bruder  des 
Propheten  an  1,  108,  9.  Der  schiitisch  gesinnte  Ja^qubl  Iftsst  die 
Verbrüderung  ^All's  mit  Mu^ammed  durch  Gott  selbst  voUziehn 
und  Ton  ihm  bezeugen  Ja^q.  2,  39.  Bei  ihm  finden  sich  auch 
einige  dem  Hassan  b.  Thäbit  untergeschobne  Verse  zum  Preise 
*Air8,  worin  er  ihn  u.  A.  als  Bruder  des  Propheten  bezeichnet 
Ja*q.  143 f.  In  Wirklichkeit  war  grade  Hassan,  abweichend  von 
der  grossen  Mehrzahl  seiner  Stammesgenossen,  anti'alidisch. 

Schon  Goldziher  (2,  107)  hat  darauf  hingewiesen,  dass  die 
Bezeichnung  ^Alfs  als  ^^\  UüJuaJl   Ihn  Qot.  84;  Tab.  1,  1160, 

7,  vgl.  Tab.  2,  546,  11  (Goldziher,  Abhh.  zur  arab.  Philol.  196, 
Anm.  3  und  4)  die  Benennung  wegnimmt,  welche  dem  Abu  Bekr 
gebührt^).  Ebenso  nimmt  der  extrem  schiitische  Dichter  asSaijid 
alHimjan   dem  'Omar   seinen   auszeichnenden  Titel  vjj^.LäJt,   indem 

u 
er  von  *All   sagt  ^^J  Uä^I  yJ^JJ^^  c5^'  r^^   ^^^'  ^'  ^"^   ^** 

Aus  einer  späteren  Quelle  belegt  auch  diese  Occupation  Goldziher, 
Abbh.  196,  Anm.  4. 

Als  Mu^anuned  auswandern  will,  stellen  ihm  die  Führer  der 
Qorai6  nach.  Da  nimmt  'AU  mit  Gefahr  seines  Lebens  dessen  Platz 
ein  Ibn  Hi5.  325  f.  An  der  Geschichte  ist  schwerlich  ein  wahres 
Wort.  Auf  keinen  Fall  hat  man  in  Mekka  dem  Propheten,  so  sehr 
man  ihn  verwünschen  mochte,  nach  dem  Leben  getrachtet.  Wegen 
thörichter  Phantasien  eines  der  Banü  HiSim  dies  Geschlecht  zur 
Blutfehde  zu  nöthigen,  das  kam  keinem  in  den  Sinn.  Aber  die 
Dichtung  ging  weiter.  Ja'q.  2,  89  treten  Gott  und  die  Erzengel 
ein,  und  'All  beschämt  die  Letzteren  durch  seine  Bereitwilligkeit, 
sich  aufzuopfern.    • 

Ich  habe  schon  in  meiner  „Geschichte  Muhammed's"  76  kurz 
dargelegt,  dass  \^\ß  jjt   „Erdvater**   ein  von  den  Gegnern  dem  'Ali 

1)  Bei  jA'qubl  wird,  weun  ich  mich  nicht  sehr  täusche,  Abu  Bekr  nie 
s-ä  jAas  W  genannt. 


30     Nöldeke,  Zur  tendenz.  Gestaltung  der  Urgeschichte  des  Islands. 

beigelegter  Schimpfname  ist   (nach  Art   der  Kunja),   zurückgehend 

o    -     * 

auf  Redensarten  wie  »Iju  v£>jy   »naögen.  seine  Hände  erdig  werden* 

d.  h.  „möge  er  zu  Boden  stürzen*.  Dass  die  Feinde  ihn  so  nannten, 
wird  auch  Buch.  2,  435  =  Tab.  1,  1272  zugegeben,  wo  doch  er- 
zählt wird,  dass  Muf^ammed  selbst  seinen  Schwiegersohn  so  benannt 
habe,  als  ihm  einmal  viel  Erde  anhaftete,  da  er  eben  am  Boden 
gelegen  hatte.  Eine  Variante  dieser  Erzählung,  aber  mit  anderem 
Local  und  andern  Nebenpersonen,  bei  Tab.  eb.  imd  Ibn  HiS.  422. 
Dieser  hat  aber  auch  noch  eine  ganz  andre,  sehr  rührende,  Erklärung 
des  Namens :  wenn  dem  'All  seine  Frau,  die  Tochter  des  Propheten, 
Ursache  zum  Aerger  gab,  so  machte  er  ihr  keinen  Vorwurf,  sondern 
legte  sich  nur  Erde  auf  den  Kopf,  um  seinen  Kummer  anzudeuten. 
Davon  redete  ihn  Mu|jammed  „Erdvater**  an.  Endlich  heisst  es, 
Mul^ammed  habe  seinem  Schwiegersohne  versprochen,  bei  der  Auf- 
erstehung werde  er  von  Allen  zuerst  die  Erde  (des  Bodens,  unter 
dem  er  geschlummert)  vom  Kopfe  schütteln  Ibn  Hag.  4,  239'). 
Man  sieht,  lauter  schwache  Versuche,  den  Schimpfnamen  in  einen 
Ehrennamen  zu  verwandeln.  Aber  das  ist  doch  gelungen.  In 
späterer  Zeit  benannte  daher  mancher  schiitische  Vater  seinen  Sohn 
Abu  Turäb^). 


1)  Als  Gewährsmann  dieser  und  vieler  andrer  Auszeichnungen  (J^LiCqs) 
Ali*s  moss  wieder  ein  Mann  dienen,  der  zu  einer  Gegenpartei  gehören  sollte, 
nämlich  der  Erzieher  (^^y^oL^-)  der  'Äi^a,  die  jenem  spinnefeind  war. 

2)  Ich  habe  läng^it  vermuthet,  dass  der  Beiname  der  Asmfi,  Tochter  Aba 

Bekfs   und  Mutter  des  Gegenchalifen   Ibn  Zubair,    -,^^Vl  \-t'A\  ol<3   oder   auch 

tJ^'JajJt  ol3  „die  mit  den  beiden  GUrteln"   oder   „die  mit  dem  GUrtel"  auch 

eine  Beschimpfung  ausdrücken  soll.  Die  zur  harmlosen  Erklärung  dieses  Namens 
erzählten  Geschichten  Ibn  Ilis.  329;  Buch.  3,  38.  41;  Ibn  Hag.  4,  435  passen 
ziemlich  schlecht  darauf,  zumal  da  immer  nur  von  einem  Gürtel  die  Rede  ist, 
während  die  Form  mit  dem  Singulaiis  allem  Anschein  nach  auf  nachträglicher 
Correctur  beruht.  Dazu  kommt,  dass  doch  wohl  manche,  wenn  nicht  jede  Frau 
einen  Gürtel  trug,  o'^i^  OÜ  war.     Bei  Ibn  Hag.  a.  a.  O.  rechtfertigt  sie  ihren 

Namen  grade  dem  Haggäg  gegenüber:  also  war  doch  wohl  die  Voraussetzung, 
dass  die  Gegner  und  Ueberwinder  ihres  Sohnes  diesen  ^Namen  zum  Spott  im 
Munde  führten.  Man  kann  ja  den  Araber  nicht  ärger  beleidigen  als  durch 
Verhöhnung  seiner  Mutter.  Dass  Asma  irgend  eine  schwere  Sünde  auf  sich 
geladen  habe,  wird  Ibn  Hag.  4,  437  deutlich  gesagt.  Welche  Leichtfertigkeit 
oder  welches  Vergehn  diese  Benennung  ausdrücken  will,  ist  mir  allerdings 
unklar.  Wir  stellen  uns  Asmä  zunächst  a^s  die  ehrwürdige  blinde  Matrone  vor, 
die  den  schrecklichen  Tod  ihres  Sohnes  Überleben  muss,  aber  bei  einer  Schwester 
der  'Äisa  und  des  Muhammed  b.  Abi  Bekr  würde  doch  ein  gelindes  Abweichen 


Ifoldeke,  Zur  tendenz,  Gestaltung  der  Urgeschichte  des  Islam' s.     31 

*A1I  war  ein  tapferer  Mann;  vermuthlich  beruht  ein  grosser 
Tbeil  seiner  Popularität  auf  dieser  Eigenschaft,  die  jedem  tüchtigen 
Volk  imponiert,  und  erst  recht  einem  so  jugendfrischen.  Aber  wie 
viele  von  den  einzelnen  kriegerischen  Thaten,  die  ihm  zugeschrieben 
werden  und  die  er  sehr  wohl  verrichtet  haben  kann,  er  auch 
wirklich  verrichtet  hat,  ISsst  sich  nicht  wohl  bestimmen.  Dagegen 
zeigt  sich  deutlich,  dass  seine  Heldenthaten  vor  Chaibar  stark  über- 
trieben sind.  Nach  Ihn  Ishäq  bei  Ihn  HiS.  761  und  nach  Waq. 
(Wellhausen)  272  wurde  der  feindliche  Vorkämpfer  Mar^ab  von 
Muhammed  b.  Maslama  getödtet;  die  speciellen  Umstände  dieses 
Kampfes  machen  durchaus  den  Eindruck  der  Thatsächlichkeit.  Es 
hatte  auch  keinen  Sinn,  diese  wichtige  That  einem  sonst  unbekannten 
Miuine  —  er  fehlt  sogar  ganz  bei  Ihn  Hag.  —  fälschlich  zuzu-  * 
schreiben.  Aber  Tab.  1,  1579  ff.  lässt  die  Angabe  des  Ihn  Ishäq 
weg  und  macht  *All  in  zwei  Variationen  einer  Erzählung  zum  Ueber- 
winder  Marfeab's.  Dabei  werden  auch  dem  *Ali  Verse  in  den  Mund 
l?elegt,  die  sich  auf  diesen  Kampf  beziehn.  So  auch  Ja^q.  2,  56. 
Eine  schwache  Vermittlung  hat  Waq.  a.  a.  0.:  jener  Muljammed 
habe  dem  Marbab  die  Füsse  abgehauen  und  ^All  ihm  dann  den 
Garaas  gemacht.  Bei  Ja*q.  wird  mit  der  That  auch  das  Wunder 
verbunden,  dass  er  das  Burgthor  ausreisst.  Andre  lassen  ihn  das 
Thor  als  Schild  gebrauchen  Ihn  HiS.  761  f.  =  Tab.  1,  1579 ff.; 
Waq.  (Wellh.)  271.  Die  WTinderbare  Heilung  seines  Augenleidens, 
bevor  er  in  den  Kampf  geschickt  wird  Buch.  2,  434 f.,  3,  125, 
passt  zu  dieser  Legendenart.  Endlich  zeigt  sich  noch  in  mehreren 
der  genannten  Stellen  die  positive  Tendenz,  *All  über  Abu  Bekr 
nnd  'Omar  zu  erheben,  die  das  nicht  leisten  können,  was  er  fertig 
bringt.  Sogar  wird  dabei  wenigstens  leise  angedeutet,  dass  jene 
Beiden  oder  einer  von  ihnen  damals  vor  dem  Feinde  geflohen  seien. 
AsSaijid  alHimjarl  ergeht  sich  mit  Behagen  in  dieser  Beschimpfung, 
an  der  schwerlich  etwas  wahres  ist  Agh.  7,  13  unten. 

Zeugniss  der  Gegner. 

Wir  haben  schon  oben  einige  Fälle  des  eigenthümlichen  Ver- 
fahrens gesehn,  die  Vorzüge  eines  von  seiner  Partei  besonders  hoch 
gehaltenen  Mannes  durch  einen  Gegner  oder  doch  Rivalen  aussprechen 
zu  lassen.  Das  kommt  noch  mehr  vor.  So  soll  *Alr  von  der 
Kanzel  herab  oft  bezeugt  haben,  dass  Abu  Bekr  seinen  Beinamen 
a^Siddiq   von    Gott   selbst   erhalten   habe    Ibn   Hag.  2,  830,   vgl. 

vom  Pfmde  der  Tollkommenen  Tagend  nicht  allzu  sehr  befremden.  —  Freilich  wäre 
der  Name  ein  Ehrenname,  wenn  die  von  einem  Abkömmling  Zabairs  tradierte 
Deutung  wahr  wäre,  der  Prophet  habe  ihr  gesagt:  ,4ch  werde  dir  für  diesen 
deinen  GQrtel  (den  du  mir  bei  der  Abreise  zum  Zuschnüren  gereicht  hast)  zwei 
Gürtel  im  Paradiese  geben"  Ibn  Hag.  4,  436,  aber  das  ist  deutlich  ein  späterer 
Zusatz  zu  der  sonst  ohne  diese  Worte  berichteten  Tradition. 


32     ^^öldeke.  Zur  tend&n»,  Gestaltung  der  Urgeschichte  des  Isläm's. 

Goldziher,  Abhh.  196,  Anm.  2.  ^Alfs  Sohn  Ibn  al^a]lafIja,  der 
Abgott   mancher  Schiiten,    erklärt   den  AbQ  Bekr  für  den   «besten 

Muslim '^    U^LmI  «.fLndt,   Ibn   Hag.    a.  a.  0.     Aehnlich   muss   'All 

sich  gegen  übertriebene  Verehrung  seiner  Person  verwahren  ZDMG. 
38,  391  (Belädhorl)  u.  a.  m.;   vgl.   Qoldziher,  Muh.  Stud.  2,  118. 

*All  bezeugt,  *Othmän  heisse  im  Himmel  i-^Jj^Jt  »si  «der  mit  den 

beiden  Lichtem**  Ibn  Hag.  2,  1153  (weil  er  mit  zwei  Töchtern 
des  Propheten  verheirathet  gewesen  war,  während  *All  nur  eine 
seiner  Töchter  hatte).  So  erhält  also  selbst  dieses  Mannes  Vorrang 
vor  *Alr  scheinbar  authentische  Anerkennung! 

Umgekehrt  mahnt  Abu  Bekr,  den  Muhammed  in  seinen  An- 
gehörigen ^äaj  J^!  (d.  i.  'All   und   seinen  Abkommen)   zu  respec- 

tieren  Buch.  2,  444,  9,  und  erkennt  an,  dass  'All  eigentlich  die  Nach- 
folge Mu^ammed's  zukomme  und  dass  er  nur  zur  Verhütung  eines 
Bürgerkrieges  diese  übernommen  habe  Mas.  4,  183.  Und  so  tritt 
'Omar  für  die  Vortrefflichkeit  'Ali's  ein  Buch.  2,  434;  Goldziher, 
Muh.  Stud.  2,  116. 

Sogar  der  Führer  der  Omaijaden  Abu  SuQän  legte  Zeugniss 
dafür  ab,  dass  'All  und  'Abbäs  durch  die  Anerkennung  eines  Andern 
stark  zurückgesetzt  worden  seien  Tab.  1,  1827  f. ^)  Freilich  lehnt 
in  einem  dieser  Berichte  'All  das  Entgegenkommen  Abu  SuiQän's 
schroff  ab;  das  wird  der  Zusatz  eines  Späteren  sein,  dem  diese 
Unterstützung  der  Legitimität  doch  bedenklich  erschien.  Man  legt 
dem  Abu  Sufjan  sogar  Verse  bei,  worin  'Ali  als  Einziger  dargestellt 
vnrdy  welcher  der  Herrschaft  würdig,  im  Gegensatz  zu  Abu  Bekr 
und  'Omar,  und  worin  auch  gleich  auf  das  Recht  seiner  Nachkommen 
hingewiesen  wird  Ja*q.  2,  140  f.*).  Indirect  spricht  Abu  Sußän 
für  dieses  Recht,  als  er  erklärt,  wenn  *Ali*s  Söhnchen  Qasan  ihn 
in  seinen  Schutz  nehme,  so  werde  der  für  alle  Folgezeit  das  Ober- 
haupt der  Araber  sein  Ibn  HiS.  807  paen. 

Besonders  klar  zeigt  sich  der  Kampf  verschiedener  Richtungen 
in  folgender  Erzählung:  .Mu^anuned  nimmt  den  kleinen  Enkel 
Hasan  mit  auf  die  Kanzel  und  sagt:  „dies  ist  ein  Oberhaupt;  viel- 
leicht wird  Gott  durch  ihn  zwischen  zwei  muslimischen  Parteien 
Frieden  stiften*^  Buch.  2,  411  =  443.  Dass  Mu\^ammed  den 
kleinen  Knaben  auf  so  feierliche  Weise  zum  Oberhaupt  erklärt 
habe,  ist  äusserst  unwahrscheinlich ;  wir  haben  das  für  eine  schiitische 


1)  Uebrigens  mochte  diese  En&hlang  einen  wirklichen  Torgmng  nar  mit 
einigen  Modificationen  wiedergeben.  Dass  das  Haopt  des  Hauses  Omaija  da- 
m»Xs  einen  Mann  aus  dem  ihm  nahe  verwandten  Hause  Hisim  als  Herrscher 
lieber  gesehn  hätte  als  den  Abu  Dckr,  ist  gana  wahrscheinlich. 

H)  Der  Keim  ist  i  (mit  Unterdrückang  des  Trilb),  wofür  im  rierten  Verse 

ai  (^*asi^  eintritt.     Die  letaten  Worte  bedeuten:   „nur   die  Abkömmlinge  des 
Qu5ai  sind  die  wahren  Qorailiten  („Gh&libiten')**, 


Nöldeke,  Zur  tendenz,  GettaUung  der  ürgeacJUchte  des  Isläm's,     33 

Erfindung  zu  halten.  Wenn  er  sagt  „ein  Oberhaupt^  und  nicht 
ydas  Oberhaupt*^,  so  geschieht  dies,  um  den  Rechten  seines  Bruders 
Hnsain  nicht  zu  präjudicieren.  Der  zweite  Theil  der  Bede  des 
Propheten  kann  sich  nur  darauf  beziehn,  dass  durch  den  Verzicht 
Qasan's  auf  das  Ghalifat  und  den  mit  Mo^äw\ja  abgeschlossenen 
Vertrag  im  Jahre  40  der  Bürgerkrieg  beendet  wurde.  Also  hat 
Mu^ammed  selbst  diesen  Friedensschluss  im  Voraus  bestätigt,  und 
wer  den  Qasan  so  ehrt,  wie  es  der  Prophet  verlangt,  der  muss  den 
durch  den  Vertrag  bestätigten  Uebergang  der  Herrschaft  auf  die 
Omaijaden  anerkennen!  Man  sieht,  die  siegreiche  Partei  hat  sich 
der  Fiction  der  Gegner  geschickt  bemächtigt.  Freilich  gab  ihr  das 
ganze  Verfahren  l^asan's  ein  gewisses  Recht  zu  solchen  Worten, 
denn  sie  sind  ja  im  Grunde  nur  der  Ausdruck  dessen,  was  wirk- 
lich geschehn  ist. 


Bd.  LH. 


34 


Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  Hätim  Tejjs. 

Von 

J.  Barth. 

Die  Gedichte  H&tiins  nehmen  unter  den  andern  vorislamischen 
Poesien  wegen  der  hohen  allgemeinmenschlichen  Vorzüge  ihres 
Autors,  seines  Edelmuts,  seiner  grenzenlosen  Wohlthätigkeit,  seiner 
vornehmen  Gesinnung,  seiner  Bescheidenheit^)  bei  unerschrockenem 
Kampfesmut  unser  Interesse  in  ebenso  hohem  Grade  in  Anspruch, 
wie  diese  Eigenschaften  ihn  bei  den  Arabern  sprichwörtlich  berähmt 
gemacht  haben.  Nachdem  daher  Rieh  eine  junge  Abschrift  seiner 
Gedichte  aus  d.  J.  1228  H.  =  1813  nach  London  gebracht  hatte, 
kam  Hassoun  i.  J.  1872  dem  allgemeinen  Interesse  für  sie  durch 
eine  Ausgabe  derselben  nebst  einigen  Beigaben  aus  Agh&nl,  Mai- 
dänl  u.  a.  entgegen,  welcher  bald  darauf  ein  maskierter  Nachdruck 
in  Kairo  seitens  Emlns  az-Zeitüne  nachfolgte').  Hassouns  Ausgabe, 
ohne  jede  Yokalisation  und  Erklärung,  sowie  ohne  jede  Rechenschaft 
über  ihr  Verhältnis  zu  dem  einzigen,  dazu  unzuverlässigen  europä- 
ischen Codex  veröffentlicht,  konnte  wissenschaftlichen  Anforderungen 
nicht  genügen.  Thorbecke,  der  im  Besitz  einer  von  Wright 
sorglältig  hergestellten  Abschrift  dieses  L(ondinensis)  war,  urteilte, 
dass  er  „für  eine  gute  abschliessende  Ausgabe  nicht  ausreiche'' ;  er 
selbst  fühlte  sich  „auch  weit  entfernt,  alle  Schwierigkeiten  von  L 
lösen  zu  können*'   (a.  a.  0.  701). 

Fr.  Schulthess  hat  gleichwohl  jetzt  nochmals  auf  der  Grund- 
lage dieser  Wrightschen  Kopie  des  L  die  hier  vorliegenden  Gredichte 
H&tims  herausgegeben*).     Er  giebt  den  Text  vokalisiert  mit  Über- 


1)  Vgl.  zu  diesem  bei  den  arabischen  Recken  nicht  gerade  hKnfigen  Zog 
die  Erzählung  n^  IV  auf  S.  ö,  —  Das  gelegentliche  abflUlige  Urteil  eines  un- 
zuverlässigen Verwandten,  Agh.  XVI,  100,  16,  zur  Zeit,  als  H&tim  reich  ge- 
wesen, habe  er  ihn  im  Stiche  gelassen,  hat  der  allgemeinen  Wertschätzung 
H&tims  gegenüber  keinen  Anspruch  auf  Glaubwürdigkeit. 

2)  Vgl.  über  diesen  Thorbecke,  ZDMO.  XXXI,  699—710,  der  auch 
eine  Reihe  von  Losarten  des  Codex  gegenüber  Änderungen  in  Hassouns  Ausgabe 
richtig  stellte. 

8)  Der  Diwan  des  arabuchen  Dichters  H&tim  Tej  nebst  Fragmenten  heraus- 
gegeben, übersetzt  und  erläutert  von  Dr.  Friedrich  Schulthess.  Leipzig  1897. 
J.  C.  Hinrichs. 


ßarih,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  J^dUin  Tejjs.       35 

Setzung  und  Noten,  in  welchen  er  alle  ihm  erreichbaren  Citate  der 
fiLschen  Gedichte  beibringt  Hinter  dieser  Reproduktion  von  L 
giebt  er  die  Gedichte  Qitims,  die  sich  in  der  Göttinger  Handschrift 
der  Muwaffaq^'&t  des  >kz-Zubair  b.  Baqqär  (G)  finden  und  die  einen 
beträchtlichen  Teil  der  Ausgabe  einnehmen;  dann  noch  einzelnes 
aus  Abu  Zaid,  Iqd,  (jähif,  Cod.  Sprenger  Berol.  1220,  Qam.  u.  a.; 
auch  Ibn  Zeidün,  Qu^iturls  9^1^^^  ui  Thorbeckes  Abschrift,  ^izä- 
nat  u.  a.  sind  für  PfOBllelen  herangezogen.  Da  nach  Fihrist  132,  28 
die  Becension  der  Qfttimschen  Gedichte  von  al-Marzub&nt  gegen 
200  Blätter  enthielt,  so  haben  wir  trotz  alledem  nur  einen  geringen 
Teil  derselben  vor  uns. 

Der  Fleiss  in  der  mühsamen  Zusammentragung  dieses  Apparates 
verdient  alle  Anerkennung ;  er  giebt  jedem  Sachkundigen  die  Mög- 
lichkeit der  Nachprüfung  und  eveni  veränderten  Textgestaltung. 
Soweit  ich  die  von  mir  nur  gelegentlich  gesammelten  Citate  ver- 
glichen habe,  fanden  sich  alle,  auch  die  erst  jetzt  in  Tebrlzls 
Tahdibul  'Alfä^  veröffentlichten,  in  der  Ausgabe  verwertet.  Nur 
zu  dem  Gedichtchen  LXXVII,  S.  o«,  2 — 3,  welches  aus  Sawahidu  '1 

Ka&^  aufgenommen  ist,  ist  die  Parallele  Qam.  722,  1.  2  über- 
sehen, wo  dasselbe  anonym  überliefert  ist 

Dagegen  Ifisst  die  Herstellung  des  Textes,  trotz  mancher  ge- 
lungenen Verbesserung  der  Überlieferung,  imd  seine  Übersetzung 
noch  ziemlich  zu  wünschen  übrig.  Das  erstere  ist  bis  zu  einem 
gewissen  Grad  nicht  überraschend,  wenn  selbst  ein  so  gewiegter 
Arabist  wie  Thorbecke  die  Handschrift  als  für  eine  gute  Aus- 
gabe nicht  ausreichend  erklären  musste ;  viele  Gedichte  sind  nur  in 
ihr,  andere  wieder,  wie  z.  B.  das  wichtige  Stück  LV,  S.  fr,  5 — 

ff ,  16  in  dem  ebenfalls  unzuverlässigen  G  allein  überliefert.   Häufig 

ist  Schulthess  der  Schwierigkeiten  der  überlieferten  Texte  sich 
nicht  bewusst  geworden;  in  anderen  Fällen  sind  schwierige  Aus- 
drücke des  Textes  durch  eine  summarische  Übersetzung  nicht  be- 
rücksichtigt^) ;  in  einer  ziemlichen  Anzahl  von  Fällen  ist  seine  Auf- 
fassung mit  den  arabischen  Sprachgesetzen  unvereinbar.  In  der 
äusseren  Anordnung  ist  es  störend,  dass  im  arabischen  Text  die 
Verse  nach  der  jeweiligen  Seite,  in  der  Übersetzung  aber  vom 
Beginn  des  einzelnen  Gedichtes  ab  gezählt  werden ,  wodurch  keine 
Korrespondenz  zwischen  beiden  Zählungen  existiert. 

Dem  Inhalt  nach  enthält  die  vorliegende  Sanmilung  zum  Teil 
Anekdoten,  die  mit  einem  Gedichte  Hfttims  schliessen,  teils  blosse 
Gedichte,   die    auf  ihn  zurückgeführt  werden.     Manche  von  diesen 

nehmen  auf  den  jUmaII  uj^,  den  Bruderkrieg  zwischen  den  tajji- 


<9     £   4  «O  m 

1)  z.  B.  s2jaA  i,  3;  ferner  \  7;  11,  7;  J^ßj^,   fö,  5;  ^cü^-  öt,  1  und 
änderet. 

3^ 


36      Barth,  Zur  KriHk  und  Erklärung  dss  Ditoans  Hddm  T^s. 

tischen  Stämmen  &aut  und  Gadlla  Bezug,  wohin  wohl  auch  das 
interessante,  aber  nicht  in  allen  Teilen  klare,  oben  erwähnte  Ge- 
dicht S.  fr — ff   gehört     Vereinzelt   erscheinen   auch  Gedichtchen, 

die  den  I^fttim  nicht  zum  Autor,  sondern  zum  Gegenstand  haben 
(z.  B.  n®  LH).  —  Der  Zusammenhang  und  die  Aufeinanderfolge 
der  Verse  in  den  einzelnen  Gedichten  ist  oft  sehr  lückenhaft,  selbst 
im  Verhältnis  zu  anderen  vorislandschen  Poesien.  Wo  parallele 
Becensionen  in  anderen  Werken  vorliegen,  zeigt  sich  durch  die 
Variationen  in  denselben  häufig  genug  diese  Ünzuverlässigkeit  in 
der  Anordnung.  Man  beachte  nur  beispielsweise  n'  XXVIH,  wo 
Ys.  2  ursprünglich  nicht  hinter  1,  und  Vs.  3  weder  hinter  2  noch 
hinter  1  gestanden  haben  kann;  oder  n^  XXXVII,  wo  die  4  ersten 
Verse  ein  ähnliches  Verhältnis  zu  einander  zeigen,  oder  n*^  LX,  wo 
die  falsche  Stellung  der  Verse  den  Herausgeber,  der  sie  nicht 
daraufhin  untersuchte,  das  ^anze  Gedicht  irrtümlich  für  spät  und 
unecht  halten  liess;  s.  unten. 

Besser  scheint  es  äusserlich  hinsichtlich  der  Echtheit  zu 
stehen,  die  bei  einer  Anzahl  der  Gedichte  durch  den  persönlichen 
Inhalt  gestützt  wird^),  so  in  Gedicht  XXV,  vgl.  Vs.  3;  XXVH, 
vgl.  Vs.  9;  XXIX,  vgl.  Vs.  8;  XXXI,  vgl.  Vs.  11;  XLIV,  vgL 
Vs.  1 ;  n^  VI,  LX,  LV  und  eine  Eeihe  anderer.  —  Aber  da  Qätim 
einmal  der  klassische  Dichter  der  Freigebigkeit  und  Gastfreiheit 
war,  so  ist  anzunehmen,  dass  man  manche  herrenlosen  Verse  ent- 
sprechenden Inhalts  auf  ihn  zurückführte  oder  auch  Verse,  die  diese 
Tugenden  verherrlichten,  auf  seinen  Namen  hin  dichtete.  Manche 
erweisen  sich  durch  islamische  Gedanken  als  unecht,  wie  XXI  oder 


«O  J 


der  Vs.  S.  Iv,  5  mit  ^^UiO,  M,  17;  vgl.  darüber  unten.     N^  LIX 

kann  wegen  der  in  ihm  ausgesprochenen  Gesinnimg  nicht  dem  H&tim 
angehören^.  Allen  diesen  Fragen  hat  übrigens  der  Herausgeber 
keine  Besprechung  gewidmet;  mindestens  wäre  dies  hinsichtlich  des 
inhaltlichen  Zusammenhangs  der  grösseren  Gedichte  zu  wünschen 
gewesen. 

Es  braucht  nicht  erst  gesagt  zu  werden,  dass  gegenüber  Hassouns 
Publikation  diejenige  von  Schulthess  einen  starken  Fortschritt  dar- 
stellt und  seine  Bemühungen  upi  die  Sammlung  des  Materials  und 
Anbahnung  des  Verständnisses  Dank  verdienen.  Die  ihr  andererseits 
anhaftenden  Mängel,  die  z.  T.  auch  in  der  unzureichenden  hand- 
schriftlichen Grundlage,  z.  T.  darin  ihren  Grund  haben,  dass  Schu. 
für  seine  arabistische  Erstlingspublikation  einen  dichterischen  Autor 
gewählt  hat,  mögen  es  bei  der  grossen  Bedeutung  dieses  Dichters 
erklären,  wenn  ich  im  folgenden  gebe,  was  ich  zur  besseren  Ge- 
staltung des  Textes    oder   dessen   richtigerem  Verständnis  beitragen 


1)  Selbstverstfindlich  soll  dies  nur  von  den  Gedichten  im  Gtnzen,  nicht 
von  Jedem  einseinen  Vers  gelten. 

2)  Nor  Muhädarät  nennt  Hatim  als  Autor;  (j&hiz  hat  es  anonym. 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  J^dtim  Tejjs.       37 

zu  können  meinte.  Es  bleiben  natürlich  noch  eine  Beihe  von  z.  T. 
sicher  verdorbenen  Stellen,  bei  denen  Schn.s  Text  zwar  nicht  be- 
friedigte, ich  aber  in  Ermangelmig  anderer  Handschriften  nichts 
besseres  bieten  kann. 

Ich  gehe  nun  zum  Einzelnen  über, 
r,  14  (Lobgedicht  auf  die  B.  Ziftd): 

Mit  Unrecht  folgt  hier  Schu.  der  Erklärung  im  Diwan  (i**,  1)  selbst: 

»ihre  Mutter  ist  eine  züchtige  u.  s.  w.*  Welches  Lob  läge  für 
die  B.  Zi&d  darin,  dass  ihre  Mutter  im  Winter  etwas  zu  essen  hat^) 
und  dass  sie  nicht  als  Buhlerin  gilt?  Das  passt  aber  sehr  gut  auf 
ihre  Nachbarin.  Diese  wird  nicht  für  buhlerisch  gehalten,  d.  h. 
die  B.  Ziad  halten  sich  Nachts   von   ihrem  Hause   fem  (vgl.  a,  2; 

!v,  17;  M,  17.  18;  fA,  12,  gam.  197,  3  u.  s.)  und  schonen  dadurch 

ihren  guten  Buf ;  sie  hat  auch  im  Winter  zu  essen,  weil  die  B.  Ziäd 
auch  in  dieser  Zeit  der  Not  für  ihre  Nachbarin  sorgen,  wie  z.  B.  To ,  2Q 

bis  t**l ,  1  von  Hätim  gerühmt  wird ;  fremden  Wanderern  gegenüber 

ißt  dies  ja  eine  oft  gepriesene  Art  der  Wohlthätigkeit. 

r,  4.  Statt  »g^o^  1.  ^^^Q*^  oder  ^ g^ö«^ ,  ebenso  Z.  15  statt 
jn^Äbo  1.  Aj"^^^^  —  Z.  7  ist  die  Änderung  des  handschriftlichen 
B^U»  JuL3^3   in   JuLä   schwerlich   richtig;    denn  Kamil  129,  21 

hat  dafür  'J^]  o'^s^yi  iJbö .   Es  ist  also  wohl  JjLä  in  Ordnung 

und  in  s  .L»^ ,  wie  schon  Thorb.  vermutete,  das  Korruptel  zu  suchen. 

^  "  ** ' ' 

f,  12  («dass  er  mit  Kleidern  versehen,  geehrt  werde**)  Jb4-^», 

nach  Schu.  »und  (mit  Wohlthaten)  beladen  werde".    Schreibe  J-t^^ 

,und  auf  ein  Reittier  gesetzt  werde",  vgl.  «üLi^^t^  Z.  14,  «5üL*>l    ,y\ 

^-oü  ^^  tt,    12;    Qor.    9,  93   u.    s.  —  f,    14.   Das    Schimpfwort 

^,,LJU  Lj,  das  Schu.  unverständlich  geblieben,  ist  (  .^L«Xe)    .^UJU  La 

.0  Gemeiner-  =  1^  L.  —  f,  22  ^ls>  'lj>  ^l^  ^y.  Up-  Jüü 

mit  Übers.   „Beiden  ist  nun    der  beste  Hfttim  versagt"  2).     Dies  ist 


1)  Weder  „haushälterisch,  sparsAm",   noch  „wohlthätig",  was  Schu.  12,  7 
als  Erklärung;  versucht,  kann  das  bedeuten. 

2)  MUsste  nach  Schu.s  Übersetzung  yf^^  sein. 


38      Barth,  Zur  Krüäe  und  Erklärung  des  Diwans  ^dtün  TIßjjs, 

» »  » 
sprachlich,   da  «^  kein  ^  regieren  kann,   ebensowenig   möglich, 

wie  inhaltlich.    Es  liegt  das  Juy^uil  ^  Tor:   „Beiden  ist  in  (der 

Person)  l^&tims  (zugleich)  das  Beste  des  H&tim  abgesperrt*,  d.  h. 
indem  sie  nicht  zu  9.  zu  kommen  wagen,  ist  ihnen  auch  sein  ^U^', 
auf  den  sie  Anspruch  hatten,  verloren.  Schu.s  Gitat  E&mil  131,  17 
hat  er  selbst  bei  der  Übersetzung  ausser  Acht  gelassen;  denn  dort 

ist  gerade  gesagt ,  dass  ^l^-  j*.s>  so  viel  als  i^jLsi  \^^\  tA^' 
sein  kann. 

ö,  3   ^t  jäj  ^jiuaJLJ  JLäj  ^^  y^J^>     ^^r   Übersetzung    „unter 

raswan  versteht  man,  dass  .  .•   liegt  eine  fehlerhafte  Textgestaltung 

.»L^«*Jl  zu  Grunde,   die  im  Arab.  selbst,   nicht  aber  in  der  Über- 

Setzung,   richtig  gestellt  worden  ist.  —  c,  18  vi5oL-y^. . . . U^ ; 

lies  w^Laa.^.  als   -^^1   ^^1,^. 

^ ,  7  ff.  In  diesem  Gedicht  ist  von  Z.  12  das  erste  Hemistich 
Dublette  von  Z.  10*,  das  zweite,  was  in  den  Noten  schon  be- 
merkt ist,    von  Z.  14^,   der  Vers  also  nicht  echt.  —  Mehreres  ist 

von   Schu.   missverstanden:   Z.    7    ^ääJ!   i^tfLÄ^i^    -ääJI  \J^   cV^-5 

soll  heissen  „ich  lebe  in  bescheidener  Armut  und  haÜe  es  mit  Oe- 
nügaamkeit  So  vokalisiert  würde  es  aber  nur  bedeuten,  ich  und 
die  Genügsamkeit   haben   gemeinsam   an  etwas  drittem  Teil.     Lies 

JJtl\  ^yiä*j^  „im  Reichtum  aber  Einer,  an  dem  (die  Anderen) 
teilhaben **,  wie  y^\  yfiJÜMw«  Qam.  325,  6;  ySjÄA^  in  derselben 
Art   gebraucht,   wie   es   ein  Homonym   bezeichnet   m  y6yi^  »Si 

ö-yi^  ttfj'j*^.  —  <5?  11  '^y^  lT^Ij  ^LJt  Jju  «^     J^.   Das  hdschr. 

jy.,'^!^  ist  nicht  richtig,  weil  er  erst  nachher,  eben  mit  iJyo,  von 

der  bisherigen  Schilderung  der  Freigebigkeit  auf  die  seiner  Tapfer- 

keit   übergeht.      Es    passt   nur   das   0^|^  des  G.  —  *1,  10    Well- 
en O  «  G  O 

hausens  Fassung  des  jLiad  =  Juas  und  Z.  12  JLiü  =  JJü  in 
der  Pause    ist   gewiss    richtig,  vgl.   ^^J^  -xc   für    Jv^fr,  1   und 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  ^aUm  T^s.      39 

^L^t  U  für  v-ji,^!  ti  Agh.  XVI,  103, 2  *)  u.  o.  Es  hatte  aber  auch 
in  Z.  14    ^jl  ^  J^^>  L«  JJ^  /*4^  iy-4i>t^   nicht  übersetzt  werden 

dürfen  ^ich  nehme  Euch  alles  ab,  was  mich  bedrängt^  was  auf  diese 
Art   nicht   ausgedrückt  werden   konnte,   sondern:    ich   trage   statt 

Euerer  alles,  was  in  einem  Notjahre  (=  J-t  ^)  eintritt".  —  *1,  15: 

jJUJ     Jt  JUxIi  :5l  LV'iii    »)V  >JÜ{  JjLe  *.4]  ^  U,  soll 

bedeuten :  ^Nie  hat  man  ihm  etwas  Bitteres  angethan,  dass  er  sich 
dessen  erinnerte,   sondern   es  ist  alles  sein  Hang  zum  Geiz".     Der 

Vers  ist  missverstanden.  Lies  JUäm).!  und  übersetze:  „Es  giebt 
keiaen  Gemeinen,  über  den  jemals  Bitteres  gekommen  ist,  ohne  dass 
er  sich  (hierdurch)  dem  Geize  zuneigte*.  —  1,  17  Jj^f  äJLäJÜj 
,JLsA  ^L3-b  I m'"-^  i-r*-* •  Schu.:  „Mag  der,  der  einmal  mit  Geizen 
angefangen,  dem  Geize  weiter  leben",  statt  „die  erste  (Bethätigung 

m 

Ton)  Geiz  erscheint  dem,  der  geizig  ist,  anständig"  (ygl.  v,.^  Iv,  14). 
Dies  Hemistich  lässt  eine  Fortsetzung  über  die  zweäe  Bethätigung 
des  Geizes  erwarten,  wie  sie  in  dem  Vers  aus  Bu^turls  Ham4sa, 
den  Schu.  S.  17,  Anm.  4  schön  nachgewiesen  hat,  sich  findet.  Aber 
gerade  diese  Antithese  fehlt  bei  uns.  .Der  Vers,  sonst'  in  keiner 
Becension  unseres  Gedichtes  überliefert,  ist  gewiss  ein  späteres  An- 

hängseL  —  t,  19  aÜJ  vW;  ^^^  ^  ^^j...^j^  ^*"^  ^^^^  i»®^ 

war  ein  Zeitgenosse  Muh.s"  (Schu.)  bedeuten;  hinter  s\jj\  wäre 
vielmehr     .L«j  oder  dgl.  einzuschalten. 

V,  6    „Manches  Schmähenden  Wort  hörte  ich  und  sprach  ^y« 

v._TuVflJlf*7  von  Schu.  übersetzt  „geh  weg  und  weiche  von  mir'^. 

f        ^  »   m    »     ^  O 

Aber  Jüü,  das  =  L^  und  ^j^j93  ist,  müsste  ^  regieren  und 
seine  Bedeutung  wäre  unpassend.  Lies  ^JuiÄftili  ^j^;  denn  sXsu 
*Jii\  ist  s.  V.  a.  ^:L:>..     »Geh  vorbei   und   lass   mich   hinter  dir! 

1)  Es  mögen  bSer  WiUkÜrliehkeiten  der  Abschreiber  vorUegen-,  denn  es 
finden  sich  In  denselben  Gedichten  auch  AbschlQsse  mit  blossem  Ji  z*  B. 
*1,  11.  16.  17. 

S)  8o  hat  schon  WeUhansen  richtig  verbessert. 


40      BärÜif  Zur  Krüik  und  Erklärung  des  DitoauB  Hdtun  TijJB.s 

=  lass  mieh  ungeschoren  I*  Diese  Herstellung  wird  durch  einen 
Parallelvers  in  6  (Noten  S.  87,  Z.  9  v.  u.)  direct  bestätigt: 

V,  8.  Weder  Juu»*<JLj  des  Codex  L,  noch  JuJLjL  scheint  einen 
brftnchbaren  Sinn  zu  geben.  —  v,  13.   Statt  .xAa«.  1.  aäJL».  —  v,  16 : 

Glied  »  übersetzt  Schu.  nach  Wellhausen  (Nachträge  zu  S.  18): 
„Ich  dringe  auf  meinen  Gast  nicht  mit  Worten  ein,   wenn   er  des 

Nachts  zu  mir  kommt*.   Aber  ^ibüt  ^J  0.3  =  ^^  ot:  kann  hier 

nicht  vorliegen,  weil  dieses  nicht  den  Accusativ  der  Person  regiert 
und  andererseits  ein  ^  der  Sache  notwendig  nach  sich  haben  müsste» 

Es  ist  das  \^.\ ,  das  mit   ^^^  erklärt  wird^)  (Qam.,  TA.).   „Ich  dränge 

meinen  Gast  nicht  fort,  wenn  er  des  Nachts  zu  mir  kommt** ;  dazu 
passt  gut  b:  „ich  nähere  mich  ihm  aber  auch  nicht,  so  lange  er 
sich  (mir)  nicht  nähert*,  d.  h.  ich  bin  ihm  gegenüber  weder  ab- 
stossend  noch  aufdringlich. 

A,  3.     Hatim   erzählt   vor   s.   Tod   s.    Kindern:   cX^t     J»t  ^^ 

»•^mu  vJLd  ^  Bs^^    JLä  ^.     Nach  Schu.:   „Nie   ist  Jemand   von 

meiner  Seite  schlecht  behandelt  worden  oder  hat  etwas  Bösea  von 
mir  ausgesagf^.  Die  drei  letzten  arabischen  Wörter  sind  miss- 
verstanden. Gemeint  ist:  „oder  er  (Hatim)  hat  statt  H^j^mo  das 
Wort  i^y^  gesagt;  ein  tty^  vJ'«-*  »Böses  sagen*   giebt  es  nicht  — 

A,  13 — 14.     ^».A/to  d^  o^  l£Ji*.»J  ,.L4.^-JÜ  ösLLL  Ju^.     Schu.    „und 

die  andere  (Hand)  schänkt  Gift  ein,  welches  sie  vor  jedem  Unrecht 
schützt*.  \  g*^t.?  kann  schon  darum  nicht  richtig  sein,  weil  das 
als  Subjekt  gedachte  *U^  als  Plur.  frct.  Feminin  wäre.    Aber  auch 

L^  als  Objekt  giebt  einen  kaum  erträglichen  Sinn.  Ich  vermute, 
dass  u^f't"  einzusetzen  und  „die  Hand*  Subjekt  ist:  „Und  eine 
(den  Feinden)  Gift  einschenkende  Hand,  die  dich  vor  jedem  Schaden 


1)  Wenn  nach  Freytag  der  Infinitiv   dieses  Verbums  im  Qam.  Calc.  mit 
ÄjJLu,  im  türk.  Qam.  mit  i^j^Äaj  umschrieben  ist  (auch  TA  erwfthnt  beide  LA), 

so  wird  beides  auf  äjwÄJu  BorficksnfUhren  sein. 


Barthy  Zur  Krüßs  und  Erklärung  des  Diwans  Jffdtim  Tejjs.      41 

schätzt*.     Der   Text  in   nnserm  Vers   ist   ohnehin   schlecht   über-' 
liefert  und   die  Emendationen  ^^.^  (Wellhausen) ,   juoLmj  (Nöldeke) 
durch   den  Zusammenhang   als   notwendig   erwiesen.  —  a,  16.  17. 

*JuiJl  iOJ  j  «5JIL»  . . .  Ju>l  ^  r\^P^  ^  ^    Übersetzt    Schu. 

«Keinen  haben  die  nächtlichen  Wanderer  ...  so  berühmt  gemacht*^ 
statt  nNie   haben  die  ...  .  einen  Deinesgleichen  Nachts   aus   dem 

Schlaf  geweckt *" ;   t^Ju^l  L^  ^Ju£  ^  jt^  vS  ^^^^    «ohne  Ab-, 

sieht  und  ohne  es  zu  wollen**,  sondern  „sowohl  in  dem,  was  sie 
nicht  beabsichtigten,  als  in  dem,  was  sie  erstrebten**  d.  h.  mochten 
sie  nun  mit  oder  ohne  Absicht  an  Dein  Haus  gelangt  sein.   Endlich 

die  Beschreibung   der  Wintemacht:  jJL^!  l.|J^-^  L-**^  ..>L^  1^  1^35 

meint  nicht  mit  Schu.  ,wenn  vor  ihrer  grossen  Kälte  die  Batit 
ansgetrocknet   war*,    sondern    „wenn    der    harte   Boden   durch   sie 

trocken  ist**.  So  JJL>  „harter  Boden**  N&bi^a  5,  3  =  Ibn  Ja*is 
265,  4,  während  die  Bedeutung  „Haut*,  die  an  sich  hier  nicht 
passt,  von  JSikkit  bei  6auh.  dem  Wort  ausdrücklich  bestritten  wird. 

—  A,  20.     Statt  iJü  lies  ijj. 

*l ,  1  «Jü  Jt . . .  jljJl-J  \i>w*-»<i^l3  ist  ein  Korruptel,  das  ich  aber 
nicht  zu  verbessern  vermag.  vi^wm^aäSI,  an  das  man  gerne  dächte, 
regiert   den  Accus.,   nicht   \^,' —  *i,  2.     Die   Teztänderung   J^!' 

7y^^  statt  des  handschriftlichen  ....  Jjöl  ist  falsch.   Es  ist  jjü? 

als  Accusativ   des  Elativs  Jjöl,  Apposition   zu  vrf5üLi^,  a,  17,  bei- 

zubehalten.  „(Nicht  weckten  sie  je  Einen  wie  Du)  der  den  Hunger 
(seiner  Gäste)  mehr  tödete**.  —  i,  3.  4.  7.  Der  Schluss  dieses 
Gedichtes  ist  schwierig.  Er  hat  wohl  in  der  Überlieferung  und 
noch  mehr  in  der  Übersetzung  gelitten.     Z.  3   „Man   weiss  es  und 

die  Kessel    wissen    es**    j  Ja^  j'j*''  lH*-»*«'^  •     Schu.   „und  der   die 

Schwertesschneide  entblösst**.  Was  soll  ein  solcher,  der  auch  in 
der  Übersetzung  zu  Z.  4  wieder  erscheint,  hier,  wo  gar  nichts  über 
ihn  ausgesc^  wird?  Da  in  Z.  4^  von  dem  Zücken  der  Schwerter 
(s.  Z.  6)  gesprochen  wird  und  diese  in  Schilderungen  wie  hier  dazu 
dienen,   die  Beinsehne   des  Kameeis  zu  durchhauen,   so   denke  ichy 


42      Barth,  Zur  EriHk  und  Erklärung  du  Diwan»  J^dHm  T^s. 

dass  mit  obigen  Worten  das  Schwert  bezeichnet  werden  soll  «und 
das  (Schwert),  dessen  Spitze  aus  der  Scheide  gezogen  wird  (vokal. 

J^^X^iiM^),  das  eben  verlaufende*^).  —  Z.  4**  übersetze:  »Du  nicht 
länger  zögerst  als  {Du  Zeit  brauchst)  das  Schwert  aus  der  Scheide 

zu  ziehen«.  —  Z.  7:  JJuJ!  sju\jal\^  wyü'  xäjI^  ^^^äL1jT«5Ju  ^ 

von  Schu.  übersetzt:  „Bei  deinem  Besitz  unterscheidest  du  das,  was 
von  ihm  neu  erworben  ist,  aber  das  Neuerworbene  ist  zugleich  Alt- 
ererbtes''. Das  Letztere  wäre  sehr  mystisch,  aber  auch  das  Erstere 
mit  dem  Text  in  keinen  Einklang  zu  bringen.  Ich  glaube  kaum, 
dass  der  arabische  Text  in  Ordnung  ist;  das  zweimalige  wAjIJ^  ist 
verdächtig;  die  2  letzten  Wörter  gäben  etwa  denselben  Sinn  wie 
und  „das  Schwarze  ist  weiss*.  Nur  als  Vermutung  möchte  ich 
folgendes  vorschlagen: 

„Von  Deinen  Kamelen,  deren  [Fleischteile*)?]  auserlesen  sind,  wissen 
es   sowohl   die  neuerworbenen  als  die  ererbten".     Asyü  entspräche 

dem  h^^itCi  in  Z.  8.  —  1,  10  LnaJLt  ^^^  „kehrte  aber  wegen 
Mangels  an  Proviant  zurück*  (Schu.)  ist  nicht  wahrscheinlich,  weil 
Ham.  635,  10  dafür  \JSaJsJk  %^^  hat,  was  Thorbecke  a.  a.  0. 

704   auch  hier  konjicierte.     Da  aber  ^jak^  so  viel  wie  Oift:>t  be- 

deutet  „sein  Vorhaben  nicht  erreichen*,  so  ist  wohl  LaiLw«  oder 
LoÄJL^   zu   lesen.   —   i,    13   LJb  L>  \S:kio^    nach   Schu.    „und 

dann  einen  unansehnlichen  Stamm  trifft*.  So  despektierlich  kann 
*Ariq  von  seinem  eigenen  Stamm  (Ham.  759  M.),  den  Tajjiten,  zu 
deren   Gunsten   er   hier   eintritt,   nicht    sprechen.     Vielmehr    „und 

dann  einen  nahe  wohnenden  Stamm  triflFt*.  —  1,  18  Uaä  ist  hier 
nicht  „einen  Gast*,  sondern  „Gäste*,  was  es  ja  ebensogut  bedeuten 
kann;  vgl.  ^sLytol  S.  |.,  1. 


ö    a  > 


1)  ^^JaA  sonst  von   der  Lanse,  Ham.  189,  1    vom  Panzer,  scheint  vom 
Schwert  auch  IHisAm  517,  4  ▼.  u.  gebraucht,  vgl.  Z.  3  v.  u. 

2)  Vgl.  iJBuJo  „Brustmuskel"  Zoh.  8,  27 ;  \J^\Jo  beim  Pferd  Mfddl  20,  62 
nach  dem  Schol.  t.  BQckenmuskeln.     Eigentlich  „Fleischstreifen". 


Barths  Zur  Kritik  und  Erklärung  de$  Dwam  ffdUm  2ejj9,      43 

!.,  8: 

mit  Übersetning  «verbirg  mir  meinen  Kessel  nicht,  wenn  ich  damit 
gekocht  habe*^^).     Lies  L^x^gub   (wie   das  tafba^ina  in  b  erweist); 

das  JL&  ist  von  |»|p»  abhängig.  «Verbirg,  wenn  Du  in  ihm  kochst, 
meinen  Kessel  nicht  (vor  Fremden,  Gftsten),  sonst  ist  mir,  was  Du 
in  ihm  kochst,  verboten'*.  —  f.,  12.  In  den  Worten  \>^\aaj\  iJj^ 
tLo  ^^y^^  '^J^^?^^  rr^  ^]y '  ^®  ®^^^  ^®  in  L ,  so  auch  in  G 
£nden,  steht  ^ly  an  falscher  Stelle;  es  gehört  hinter  ^LmJ,  wo 
es  auch  im  AgL  richtig  steht 

n,  4  Statt  ^^Lä  vlj't^  lies  entweder  \lj3  L/l^  als  Oh&l  (wie 

Agh.  XVI,  101)  oder  es  ist  yfi^  vorher  einzufügen,  wie  in  G,  s. 
Noten  S.  90.  —  U,  8  L^Uä  HjaAjlSI  Oj^i*^  ist  nicht    «der  Un- 


9    «    oS 

gerechteste  und  Schmfthsüchtigste  vom  ganzen  Stamme**,  was  Jlnm^-! 

<^XJ^]  .  .  .  hiesse,  sondern  «Einer,  der  den  Stamm  viel  befeindet  und 
schmäht*. 

ir,  2.    Statt  vi5^J^!  1.  u5^uM^t   oder  ^J,^,^.  —  Z.  4/5.    Dies 

Oedichtchen  hat  nach  Schu.s  Text  und  Übersetzung  gar  keinen  Zu- 
sammenhang mit  dem  unmittelbar  Vorangehenden,  der  Schilderung 
Ton  Saffänas  Freigebigkeit,   für   die  es  doch  als  Beleg  beigebracht 

ist  jüIäm  Oj^3>  wiü'de  nicht  bedeuten  «ich  redete  mit  S.**  (Seh.), 
sondern  «ich  erzählte  S.,  gab  ihr  e.  Nachricht*.     Ich  lese: 

^^^  fJ  e)>  LTA^'  rf^    tP  ^^  *^^  ^J^ 

^P  yjß^  l5^'3  er*  c)^j 

^  

,Man  hat  mir  erzählt,  dass  Saffäna  [beim  Wegschenken  ihrer 
Kamelheerde  zu  deren  Führer]  gesprochen:  eile  hinweg  und  mute 
den  Kamelen,  obgleich  sie  ihren  Trunk  nicht  bekommen  haben,  (den 
Weg)  nach  Bamm4n  von  Wlidi'l  Qora  in  4  Tagen  zu  (damit  Dich 


1)  Hier  wie  mehrfaeh  ist  es  Schu.   fremd,  dass  das  Perfekt  nach    13! 
nicht  mit  deutschem  Perfekt  flbersetzt  werden  darf. 

9)  80  Termate  ich  ffir  das  schon  yon  Sohn,  verworfene  «Jp\Aj. 


44       Barthy  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  DUoana  J^d«»?»  TejJM. 

meine  Angehörigen  nicht  einholen)!"  —  !f,  7.  ^^jJt  ^c^^^  j^'  ^^ 

wlaj  fdy>      Schu.:   „auch  nicht  die  längste  Vergangenheit,  die  .  .* 

Da  es  aber  ein  ^fjiS  j^äjLo  =   „lange  Vergangenheit*    nicht  giebt, 

so   ist   mit   Agh.  ^^Ut  <^r!^    zu   lesen.   —   if,  10.     JJ  J^*^-»«  ^' 

Ju:o1ju  JLo  von  Schu.    falsch  gefasst  als   „Wendet  sich  mir  denn 

kein  Weg  zum  Besitztum  zu?"^)  statt  „Giebt  es  denn  keinen  Weg 
zum  Vermögen,  das  mir  entgegenkäme?*  Ebenso  ist  Glied  h  zu 
übersetzen:  „Wie  das  dauernd  laufende  Wasser  eines  Thalbeckens 
(einem  Wandernden)  entgegenläuft*.  —  Z.  11: 

^  .bÖf         Jy  ^  JJ     Jjri    ilÄ  iy.^     0^     ^     ^yU{     ^5 

Schu.:  „Hilft  mir  nicht  ein  Glücksfall  gegen  meine  Freigebigkeit 
(Anm.  =  gegen  die  durch  sie  erlittenen  Verluste)  und  bringt  mir 
nicht  meine  Verarmung  das  von   mir  Gespendete   wieder  zurück?* 

Da  aber  s,  ^    JU:  jJLß^  bedeutet  „er  half  ihm  tn  (der  Ausführung) 

e.  Sache*  nicht  „gegen  e.  Sache*,  so  liegt  der  entgegengesetzte 
Sinn  vor:  „Wird  mir  nicht  zur  (Vollbringung  von)  Freigebigkeit 
durch  Reichtum  geholfen  ?  Aber  auch  meine  Armut  wird  die  Frei- 
gebigkeit meiner  Hände  nicht  zurückdrängen*.  —  |f,  13,  14.  Dass 
das  blosse  loi  ein  scharfes  adversatives  Verhältnis  in  einem  Vorder- 
satz einleiten  könnte,  wenn  die  angeblichen  Gegensätze  „Du  . .  ich^ 
nicht  durch  ein  besonderes  Wort,  wie  Harn.  132,  3,  ausgedrückt  sind-)» 
halte  ich  für  ausgeschlossen.  Von  Z.  13  führt  keine  Brücke  zu 
Z.  14;  zwischen  beiden  ist  m.  E.  mindestens  ein  Vers  ausgefallen. 
Vs.  13  ist,  abweichend  von  Schu.,  zu  übersetzen:  „Wenn  Du  sehr 
reich  und  angesehen  bist,  so  zerstösst  man  dir  überall  Gewürze  für 

Deine  Speisen*.     In  Vs.  14  ist  ^•Jw^.Äjb  ;tL|5  schon  von  Schu. 

mit  Recht  angezweifelt ;  ich  vermute  dafür  . .  .  «JüU ,  das  dem  Zu- 
sammenhang durchaus   entspräche:    „(aus  dem  Brunnen  geschöpftes 


o  « 


1)  In  diesem  Fall   wfire  —  von  Anderem   abgesehen  —  kein   .  fA^J    ^ 

o 

•  MuLjpJl  hier  möglich. 

2)  Im  Nachsatze  wird  bei  Dichtem  in  Selbstschilderangen  bekanntlich  öfter 
mit  t3l  =  i^wenn,  während  Andere  .  ."  ein  Gegensatz  gebildet. 


Barth,  Ztw  Kritik  und  Erklärung  des  Düeam  HdUm  T^.      45 

Wasser  aber  löscht  mir  den  Durst)  nnd  ich  muss  mich  mit  un- 
gepfeffertem rohen  Fleisch  begnügen^, 

!r,  5.  ^^f5;i^  Ol^tj  '^^^\  ^ßo\  stfUi"  Jüü .  Wieso  dies  Schu. 

übersetzen  kann :  ^Ich  habe  den  Leib  stets  zusammengeschnürt  und 
tn.  Lusi  zum  Essen  unterdrückt,  ist  nicht  zu  verstehen.  Lies 
^Ä^   und    übers.    „.  .  .  .  während    man    das   Essen    begehrte *". 

Übrigens    ist   die   Var.   LiJ\J!  ^^\h  ^Jii\  jUi^^  ^t^ ,   die   von 

einer  Reihe  von  Zeugen  gestützt  ist,  gewiss  besser.  —  Z.  6: 

^  ^ir^t  viy  *i  Jjj^   Jjü  j-^jj  ^.js  \j,^  js\j^ 

Schu.  unrichtig:  «Niemals  habe  ich,  wenn  einfarbige  Finsternis  der 
Nacht  die  Hügel  bekleidete  ...  .'^j  als  ob  das  zweite  ..iS  [a  eine 

nichtssagende  Wiederholung  des  ersten  sein  könnte.  Die  Bemerkung 
des  Schol.  ^r  ajVi  Lo   ist  von    ihm    nicht   erwogen   worden.     Lies 

^jfuX*  und  übers.:  ,Nicht  ist  das  bei  mir,  was  (sonst,  bei  Andern) 
zu  sein  pflegt,  während  der  Schleier*)  der  Nacht  einfarbig  über  den 

Hügeln  lagert«.  —  r,  7b.  ^ypl  JÜLT^  ^t^ü  uJT  Jöj.  Schu. 
«wenn  die  Gestirne  untergingen  und  verschwanden*.  Gemeint  ist 
vielmehr,  „wenn  ein  Stern  unterging,  andere  aber  hervortraien 
(JjAÄ.t  =  ;tftj.l,  z.  B.  von  der  Sonne). 

tf ,  8.  Das  aufgenommene  ^jJSI^  ist  unmöglich,  das  tJSl^  von 
Agh.  XVI,  102,  9  notwendig;  es  steht  dem  \^M  Lo  von  Z.  7  gegen- 
über. —  If ,  10.  !^li>  LJ  Jyü  ....  vI^Jj   bedeutet  nicht  „gäbe  er 

mis  e,  guten  Rat*   sondern   „spräche  er  doch  Gütiges   zu  uns".  — 

* 

In  Z.  11  stimmt  Agh.  mit  G  in  L-ä,  in  Z.  14^  ebenso  Beide  in 
Xj  jl  Xjo  \S\  zusammen.  Einer  so  schlechten  Handschrift  wie  L 
gegenüber  dürfte  das  entscheidend  sein.  —  |f,  12  ...  iJul  ^Ju» 
St-*J|  0*JL>  Schu:  „Gott  möge  . .  die  Gebiete  der  Fürsten  tränken ''. 
Das  unbestimmte    „der  Fürsten",   schon   an   sich   unwahrscheinlich, 


1)  So  vJ$l»«   uch  IHilam  827,  7.  —  Zum  Bild   vgl.  auch  unten  H,  3. 


46       Barth,  Zur  KrüÜG  und  Erklärung  du  Dmane  ^düm  T^. 

ist  hier  in  einem  direkt  für  Q&rit  b.  'Amr  bestinunten  Lobgedicht 
unrichtig.     Lies   mit  Bekrl  440   (s.  Noten  94)  hLmJI  ^y^  «^^^ 

V 

Süden   von   aS-Sar&t    (in   Syrien),    im   Oebiet    des   H&rit  gelegen. 

—  If,  15.   jio^  y^  ÜUjuto  ^  LuX  ^  i^  heisst  nicht    »ich  werde 

kommen  als  Edler,  nicht  schwächlich*^,  sondern  „ich  komme  zu 
einem  Edeln,  der  nicht  schwach  und  engherzig  ist**  (vorher  in 
Glied  *  redet  der  Dichter  sich  selbst  an  „freue  Dich  und  sei  be- 
ruhigt"). —  If,  20.  fSXxfjJo  ^  y^yJP\  yj^\  \jA  "U  Lies  ^ 
^«jCäjiaJLo  mit  Agh.;  vgL  auch  ^«JuuUu^  ^  des  G;  denn  man  sag^ 

jJcäaJuö  ^  Agh.  n  198,  15  oder  wuLuo  ^^  jS^  Tab.. HI  119, 15 
„sie,   bezw.    er  haben  von  ihm  Wohlthaten  empfangen".  —  tf,  21 

^4>Xm^  L5!y*  c5^  ^J^  -/*'  O^      k^»^  vä;^.^  \Ö\  LkX^  ^y\ 

Schu. :  „Begierst  Du  über  'Adl,  so  gehört  doch  ihr  Gebiet  zu  öant, 
so  viel  man  sieht  und  hört".  Es  bedeutet  jedoch:  Siehe  die  ^Adi, 
wenn  Du  sie  in  Deiner  Gewalt  hältst,  stehen  den  öaut  so  nahe, 
dass  man  sie  bei  ihnen  sieht  und  hört",  d.  h.  ausserordentlich  nahe. 
Die  Glosse  in  L,  die  das  ausführt  (S.  95),  ist  vom  Verfasser  miss- 
verstanden. 

nach  Schu.:  „Kommst  Du  aber  auf  einem  sich  im  Lauf  ausstrecken- 
den Pferde  daher,  so  wirf  die  Pferde  über  den  Haufen  .  ."  Ge- 
wiss MTÜrde  aber  das  Pferd  des  Härit  dem  feindlichen  Heer  (das 
ist  hier  J^a^)  keine  schwere  Niederlage  beigebracht  haben.  Übers. 
Kommst  Du  mit  einem  langgestreckten  Heer  einhergezogen".  So 
\ ,  vom  Langgestrecktsein  eines  Reiterzugs  Ham.  73,  2 ;  101,  2. 

ö 

—  lö,  15.  J^:»^  LjJU  «^töj   cUaj.     Schu.:   „Auf  einem  Hügel,  wo 

man  Halt  machen  kann".  Hier  ist  L^JU  übersprungen.  Übers. 
„Auf  einer  Anhöhe,  und  das  ist  die  Stätte  von  jener  (der  könig- 
lichen iUä  Z.  14).  —  ^0,  17.  Bl-i^l  vlwi.t  y  sLu^  mit  der  Übers. 

s    - 

„wo  ich  keine  Anfeindung   fürchte".     Da  es  ein  Nom.  verbi   H?ii> 


Barth,  Zur  Krüik  und  ErJdänmg  des  Diwana  Jf&tkn  Tejjs.      47 

nicht  giebt,  so  lies  ütjj^l  «die  Schmähenden",   was  auch  mit  der 

Variante  »JuJl  in  G  stimmt. 

n,   5.    .;L|j  v-jLofliy   kann   wegen   der  Plorale  nicht  ,  einer 

grossen  [Kamelin]  gleich  einem  Hügel''   (Schu.)  bedeuten,  yielmehr 

«welche  (weissen  K.)  gross  waren  wie  Hügel'*.   Wieso     JIÄ-J  »um 

zu  durchschneiden'*  sein  soll,  ist  mir  unerfindlich;  ich  halte  einen 
Fehler  für  vorliegend.  —  Vor  n ,  7  muss  ein  Vers  ausgefallen  sein, 
der  den  »Kessel'*  einführte,  der  nun  Vs.  7 — 11  näher  geschildert 
wird.     In  Vs.  7  ist  weder  Schu.s  Text 

haltbar,  der  nur  auf  die  unzuverlässige  Handschrift  L  hin  im  Gegen- 
satz zu  G,  TA,  LA  aufgenommen  ist,  noch  Schu.s  Übersetzung  dazu : 
«ein  Kessel  aus  aS-Säm,  den  weder  der  Koch,  noch  der  Schutz- 
flehende tadeln**  mit  jenem  Text  vereinbar.      Statt  yj^^  iJ  bieten 

alle  Zeugen   i^L>vXl,    welchfes   mit   5^^j>.   erklärt   wird,    vorher 

(Äi=Uj;   in  ^  hat  Lis.-A.  ^.     Der   so  herzustellende  Text  besagt: 

,ein  Kessel  aus  S.,  der  nie  verwendet  worden  zu  ordinärem  Braten, 
noch  in  einer  Weise,  die  den  Tadel  des  befreundeten  Gastes  er- 
regte''.  —  n,  12.  (,0  wäre  doch  der  Tod  über  mich  gekommen'*) 

yj>  sj^\  ^  j^  i^^*     "^^^^  ^^^°'    ""^   *®^  Nächten,   wo 

Haj)  sich  in  den  Gebieten  von  Ch&mir  niederlässf*  statt  »wo  der 
Stamm  (dieser  meiner  Geliebten)  in  Ch.  sich  niederliess'*  (und  noch 
nicht,  wie  jetzt,  fortgezogen  war).  Hiemach  ist  auch  Z.  13  zu 
übers.:  ,rn  den  Nächten,  wo  mich  die  Liebe  rief  und  ich  ihr  folgte**. 
—  II,  15.  (»Manche  Wüste  habe  ich  durchwandert  mit  einer 
stampfenden  Kamelin  **) 

von  Schu.  übersetzt  »die  lief  als   gölte   es  einen  starken  mit  dem 

iSchwanz  schlagenden  Hengst  abssyAJOmren* .  Lies  vAJiXj  und  übers. 
,(die  so  erschien),  als  ob  ihre  Sattelriemen  (Hut.  10,  14;  Aljtl. 
186,  3)  aufgebunden  wären  einem  starken,  wedelnden  Hengst**.  — 

n,  17.  "^  \a  oli  »  -dÄJ     J^yCi  %.   Schu.s  irrige  Cbers.  ist  z.  T. 


48       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  ffaüm  T^. 

von  Wellhausen  richtig  gestellt.  Aber  dftSi  ^m  L«  bedeutet  nicht 
„wie  steht  es?",  sondern  „was  hat  er  (5&tim)  da  gethan!**  Dazu 
ist  18»  die  weitere  Ausführung:  „Sage  es  auch  nicht  von 'Vermögen, 
das  ich  preisgebe!** 

Iv,   6   („0   wüsste   ich   doch-)   jJ^yj  ,c^1  L^  ^lj>  ^5^ 


Sehu. :  „wie  es  den  B.  T.  geht",  was  schon  wegen  des  vernach- 
lässigten L^  ausgeschlossen  ist.     Übers,    „wegen  welchen  Zustands 

die  B.  T.  hineingeraten  sind  (in  e.  vj»j>  oder  in  e.  Land  oder  dgl.). 
Dieser  Teil  des  Gedichtes  beginnt  abrupt;  das  Beziehungssubstantiv 
zu  L^  muss  in  einem  jetzt  fehlenden  Vs.  gestanden  haben.  —  W,  17. 

v^L>   3'U' L^A-^I  nach  Schu.:    „um   sie   zu   grüssen,   wie   wohl 

sonst  einer".  Übersetze  „wie  ein  Anderer,  der  von  fremd  her  kommt". 

U,    3.   L^U^    iV^^^   i^l-^W   ^^  ^^   Schu.:    „ich   bin   nicht 

geschäftig  mit  dem  Zipfel  ihres  Halfters",  während  es  bedeutet: 
„nicht  eile  ich  mit  dem  überhängenden  Teil  ihres  Zügels",  (die 
Kamelin  vorwärts  reissend),  damit  sie  u.  s.  w.  —  \h^  ^  (welcher 
Vs.  übrigens  ohne  Zusammenhang  im  Gredicht  steht  und  bei  G  wie 
in  dem  Fragment  der  Ham.  fehlt)  ist  zu  übersetzen:  „und  der 
schlimmste  der  Armen  ist  der,  dessen  Sinn  nur  dahin  geht,  sich 
mit  Frauen*)  zu  unterhalten  und  seinen  Bedürfiiissen  nachzugehen".  — 

U,  17:  IJjuA^  ^yJ^  ^^O^  ,ct^'  ■  sii^ÄÄ^  Uä»  ji^  Ui  ry-^'-^ 
nach  Schu.:  „handle  schön!  Einer  Wohlthat  haftet  durchaus  keine 
Schande  an,  wenn  man  damit  Ahnen  wieder  lebendig  macht  und 
mit  ihnen  wetteifert".     Aber    Lc  L«   ist  unmöglich,   da   es   ein  L« 

^j^mJÜI     jLij  nicht  giebt.   Ist  sonst  richtig  überliefert,  so  ist   .Lc  ^ 

zu   lesen.     Femer   ist  \^y^% ,   das  Wellhausen  (S.  32 ,  Anm.)   ver- 


1)  Die  Deutungen  ,,sich  selbst  genügende"  oder,  wie  Schu.  noch  zur  Wahl 
giebt  ,^elbstgef!Ulige"  Frauen  für  ^|^  beruhen  auf  etymologischen  Küniteleien 

•  der  Araber ,   um   das  Wort   mit  den  bekannten  Bedeutungen  von     JL^  in  Zn- 
sammenhang zu   halten.     Es   ist   aber   schwer  zu  sagen,   aus   welcher  der  ver- 
.schiedenen  Bedeutungen  es  sich  herausentwickelt  hat. 


Barths  Zur  Kritik  und  Erklärung  de$  Diwans  J^dtiin  TeiJ9.       49 

*  9  ^  i       O  > 


mutungsweise  =  (^jL*Ä9  setzen  wollte,  vielmehr  =  ^^jaj^;  vgl. 
die  Verbindung  v^.^uaJt  ^^  bU  (Lane).  Also  ,du  machst  (durch 
dies  Wohlthun  deine)  Ahnen  fortleben  und  machst  sie  rein  (von 
Makel).  —  fA,  10.  IJuJl^I  ^«AxLm  ^  ^r?^b  ^^^  nicht  mit  Schu.: 
«und  [ich  bin]  von  den  ackarfen  Kanten  meiner  Vorderarme  ge- 
schmerzt **.     Das  ^  könnte   an   sich  den  Ursprung  angeben:    «ich 

empfinde  schmerzlich  von  meinen  Händen  her  das  Eisen*'.  Da  der 
Dichter  aber  nicht  gefesselt   ist,   so   liegt  Ju-ääJI  ^^   vor:    „ich 

empfinde  schmerzlich  in  meinen  Armen  das  Eisen",  d.  h.  ich  liege 
auf  meinen  Armen  so  schmerzlich  hart  auf,  als  wären  sie  Eisen.  — 
Ia,  12.  \s\jiaj  UL*.  ^ll'i  ^Ji:j^  Schu.s  Übersetzung  «bis  er  mit  der 

Zeit  einen  gewaltigen  Vorsprung  gewann*  liegt  die  Meinung  zu 
Grunde,  dass  J^|t>'  hier  ^aUmählig  etwas  Avn^  bedeute.  Das  ist 
aber  nicht  der  Fall;  es  ist  =  ,  voraneilen*  ;  vgl.  Kftmil  177,  6, 

IHiS.  866,  10,  wie  auch  J^^gtV  =  LyJSCi  Mf441,  25,  30;  ^!^  = 

^»jJÜ»  Agh.  XX,  130  M;  ^  =  »Vorangehen*  Zoh.  9,  23.  — 
Ia,  13.   («Wie   am  Tag   des  Wettlaufs   ein   Benner  vorankommt*) 

tOuJL«  I^Lm  ^ywJt     JLc  ^.i  von  Schu.   übersetzt:    «der   trotz   des 

Alters  ein  weit  gestrecktes  Ziel  tiberwindet*.  Aber  1)  •  La  ist  nicht 
»Ziel",  sondern  «eilender  Lauf*  Imrlq.  4,  38;  Zoh.  3,  7;  Lebld 
50,  2  (ChAL);   2)  ist  I^Ci  ^J  =  «ein  Ziel  tiberwinden*   ohnehin 

tmmOglich;  3)  wtirde  man  einen  Wettrenner  nicht  als  «alt*  be- 
zeichnen.      JLft  ^S  heisst   «hinausgehen   über ,   tibertreffen* ;   vgl. 

z.  B.  Hut.  16,  9.     ^  ist  =  «Gleichaltriger*  Agh.  Xm,  111,  29, 

IHis.  915,  8.     Übers,  also  «welches  die  gleichaltrigen  (Rosse)')  im 


1)  ^>y0tt  kommt  auch  «»  „Wildstier**  Imrlq.  85,  21  (s.  Bafalj.  z.  St.)  vor, 

was  hier  immerhin  möglich^  wenn  auch  nicht  wahrscheinlich  bt. 
Bd.  LIL  4 


9 


50      Barths  Zur  ErttOe  und  Erklärung  des  Diwans  ^ätun  Tejj§. 

weitgestreckten  Laufe  übertrifft;**.  —  U,  15.  Statt  L^ya^^  , . 

lies   die   Suhjunktive    «.»jpCd   u.  s.  w.   wegen   des   v»^Lil  ^li   nach 

dem  Imperativ. 

II,  1.  Statt  ^]!  lies  ^i\  oder  ^;l.  —  II,  4.  J[0  M.>  schon 

lange    dauert    unsere    Trennung")  jXmI]  ^^  S  l^J^^  *^" 

Schu.s  Übersetzung:  «aber  ich  habe  eine  Entschuldigung  für  Eure 
Forderung'  giebt  keinen  Sinn.  Übers,  «und  es  entschuldigen  mich 
nun,  wenn  ich  Euch  wieder  aufsuche,  die  Entschuldigungen*   d.  h. 

„ich  bin,  wenn  ich  .  .  .,  gut  entschuldigt** ;  yX^  feminin  behandelt 
als  Flur,  von  -jJ^  „Entschuldigung**  und  „Entschuldigender*  Bai<]. 


n,  378,  2;  Lane  u.  d.  W.  ^J^.  —  !1,  5  („0  M&wijja*) 


>o    .  y  -o. 


Schu.:  „der  Besitz  selber  konunt  des  Morgens  und  geht  des  Abends, 
aber  was  von  ihm  übrig  bleibt,  ist,  das9  man  von  ihm  spricht  und 
seiner  gedenkt".  Statt  dessen  übersetze:  „der  Besitz  geht  Morgens 
oder  Abends  wieder  fort  (verschwindet  wieder),  es  bleiben  von  ihm 
aber  die  Berichte  und  die  Erzählung**   (über  die  mit  ihm  ausgeübten 

Wohlthaten).   Die  Fhrase  ^Ij^  oLc  JUt  ist  auch  weiterhin  S.  fo,  15 

missverstanden,  sowohl  in  der  urspr.  Übersetzung,  als  in  der  Be- 
richtigung  S.  132.     IiAp  ist  hier  ö^ j<i;  ^,^3 ,   ebenso   entsprechend 

t,;  vgl.  Tarf.  4,  11;  ^am.  375,  3;  390,  7.  —  ü,  7.  ^U  U  J.W 

^wwA^i  mit  der  Übersetzung  „entweder  weise  ich  unzweideutig  ab**. 

Lies    -.  AAf^,  parallel  mit  «JL«.  —  li,  16.  Mit  meinem  Vermögen,  sagt 

H.,  thue  ich  Gutes,    JU^ÜI  "i^  JJüüt  juIiij  ^  Loj.     Bas  seltene 

m      i  O* 

&jjiü^  erklärt   die  ^iz&na   (s.  Noten  101    ob.)  mit  ^uuLoj,   wonach 

Schu.  übers.:   „weder  die  Spielpfeile  noch  der  Wein  sollen  ihn  (den 

Besitz)  leeren**.   Diese  Glosse  der  IJiz.  beruht  auf  einer  angeblichen 

Bedeutung  von-  ^c^c,  ^e  durch  Nichts  belegt  ist  Es  bedeutet 
„etwas  frei  machen  von  einer  .Sache**   (^).  .  Das  passt  hier  nicht. 


Barthf  Zur  Kritik  und  Erldärung  de$  Diwant  ^dUm  T^a.      51 

Auch  der  Sinn,  dass  er  für  seine  Habe  keinen  Wein  kaufe  und 
nicht  Maisir  spiele,  wäre  befremdlich,  weil  umgekehrt  die  Helden 
sich  dieser  zwei  Verrichtungen  zu   rühmen  pflegen   gegenüber   der 

Knauserei  des  J^ia^  (z.  B.  t*A,  13 — 14;  Harn.  116,  2).  Es  liegt  m.  E. 
die  umgekehrte  Aussage  vor.     ^c^  ist  gesichert  in  der  Bdtg.  von 

*  *  ^  

iiiji  (Laue  „1  left  if)  z.  B.  Lebid  Ghal  iv,  1  (wonach  auch  IHi&Am 

940,  2  V.  u.  ^^  mit  Cod.  C  zu  lesen),  LebId  ed.  Hub.  n<>  40,  63. 

Demnach  übersetze  ich:  „und  nicht  lässt  ihn  (meinen  Besitz)  frei, 
unbehelligt  das  Maisirspiel  und  der  Wein".  —  ii,  17  (»Ich  beleidige 

meinen  Vetter  nicht  •*)  au^b  ^jo^I  Jö^  tJ^  lT*^'  a^  O^ 
j^jJt.     Schu. :    „in  Gegenwart   meiner  Brüder;   das  Todesgeschick 

nimmt  ja  seine  Brüder  hinweg".  Übersetze  dafür  „wenn  meine 
Brüder  anwesend  sind,  während  das  Geschick  seine  Brüder  weg- 
gerafft hat".  —  M,  18»  ^liJt^  «iÜüL^b  ÜLo;  LUÄ^,   von    Schu. 

übersetzt:  „ich  bin  eine  Zeit  lang  zufrieden  gewesen  mit  Armut 
und  Reichtum*.     Mit   dem   letzteren  sind  wohl  andere  Leute  auch 

zufrieden.   Übers,  „wir  lebten  .  .  in  Armut  u.  s.  w."    ^Li  „leben" 

wie  Imrlq.  35,  24,  Agh.  III,  9,  10  u.  ö.,  weshalb  auch  L.A.  (s.  d. 
Noten)  dafür  UAc  als  Variante  hat.  —  Im  Übrigen  liegen  in  18  h 

und  19*  Verderbnisse   in   der  Überlieferung  vor.     18  b  lautet  Uf' 

j^\^  y^\  hjUi  ^  y>jJt  mit  der  Ubers.   „wie  ja  das  Schicksal 

sowohl   schwierige   als   leichte  Tage  bringt".     Es  wäre  aber  ge^^n 

im 

allen  Sprachgebrauch,  dass  mit  Lii'  eine  solche  reflektierende  Sentenz 
im  Nachsatz  eingeleitet  würde.  Es  liegt  sicher  ein  Fehler  des  Codex 
vor  für  -JJüJ  tJJ^.  j»Ä9  ist  nun  einmal  die  Zeit;  inmitten  ihrer 
Tage  sind  sowohl  ..."    11,  19.  Auch  dieser  nur  von  L  gebrachte  Vers 

'iJj!  U^kj  iüüu  ti/j     ilälcj  iLj  ^jJt  Jjy^'  LlII? 

ist  offenbar  falsch.  Schu.  conjiciert  Ua^m^T.  Aber  die  Schicksals- 
Wendungen  „erwirbt"  man  doch  nicht!   Es  istr^lpjJ!  oj^  Itüü«^ 

4» 


52       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  HdUm  Tejjs, 

zu  lesen,  wozu  dann  auch  die  beiden  Objekte  richtig  passen:  Die 
Wendungen    der   Zeit  haben   uns  bald  mit  Weichem,    bald    mit 

Rauhem  bekleidet.    IhI^i  und     ß   wird   gerade   auch   von  Kleidern 

gebraucht.  Dasselbe  Bild  Tebr.  zu  Harn.  322,  3.  Glied  b  sagt 
denselben  Gedanken  in  einem  anderen  Bild.  Beachte  noch ,  dass 
18b  und  19*  in  den  anderen  Überlieferungen  fehlen,  19*  also  viel- 
leicht ursprünglich  nicht  mit  19  b  verbunden  war. 

t*.,  10.  Diesen  Vers  hat  zwar  schon  Abu  Zeid  in  unserem  (?«- 
dicht  Aber  das  erste  Hemistich  ist  um  zwei  Silben  langer  als  alle 
andern.  *Ainl  hat  den  Vers  im  Gedicht  eines  Andern,  von  Andern 
wird  er  mit  den  zwei  vorhergehenden  Versen  zusammen  dem  Chimiq 
zugeschrieben^).  Nach  alledem  gehört  er  urspr.  schwerlich  zu  unserem 
Gedicht. 


o^  «  o     « 


n,  8.  statt  Li^  lies  Ü^.  —  Z.  12  (nur  in  L): 
^y>  vLdPi  JyJl  ijjh  Jb    IJ^  iyJU  J  ^1  ^«5 

kann  weder  bedeuten :  „Ich  weiss  schon,  dass  einer  der  sich  trennt, 
sich  zu  dem  bekennen  wird,  was  jeder  Genosse  H&tims  sagt*'  (Sehu.), 
noch  ist  den  Worten  sonst  ein  vernünftiger  Sinn  abzugewinnen. 
Ich  halte  den  Text  für  verdorben.  —  l*!,  15.  (»Edel  .  .,  verbringe 

ich    die  Nacht   nicht)   «Oij;.  Lo  J^Ü^b  OwXcI.     Schu. :    „zähle    die 

Wohlthaten,  die  man  mir  erwiesen^  an  den  Fingern  ab**.  Es  be- 
deutet aber  umgekehrt  „die  Wohlthaten,  die  man  von  mir  erhalten 
hat,  die  ich  erwiesen  habe*  ;  s.  Ham.  325,  6;  Lane:  ij-j  jJ?  „he  is 
a  bountiful  person,  whose  gratuitous  gifts  people  obtain*.  —  Im 
ersten  Hemistich  jL:>.  JuJÜI  s:>.ajI  ^  ^S  ist  jedenfalls  jL>  falsch. 
Denn  da  es  Ch41  zum  Subjekt  wäre,  müsste  es  Ljl>1>-  lauten,  was 
wieder  das  Metrum  verbietet.  Man  könnte  an  t^j^  denken  und 
v^^Au^t  vokalisieren :  „Edel,  lasse  ich  nicht  meinen  Gast  übernachten, 
indem  ich  .  .  .*     Aber  es  ist  nicht  erweislich,  dass  vom  Verhältnis 

IM         ^  ^  £ 

ZU  einem  Gast  die  Rede  ist.    Ob  vielleicht  einfach  tjLß  J»JJ!  v:>^^  ^ 


1)  8.  Sehnlthess'  Noten  zu  uns.  Stelle. 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  JEldtim  Tejjs.      53 

gemeint  ist  und  das  letzte  Wort  dann  im  2.  Hemistich  expliciert 
wird?    Ohne  einen  zweiten  Codex  ist  keine  sichere  Heilung  möglich. 

rr,  8  b  JiSj^  y  s\^Xs>i\  ^  ^W.   Die  Randglosse  L  ^JSx}^^^ 

iü^^woo   ÄjJLc  JuL*^    .^t,   nach   welcher   das  Verbum   im  Vers  wohl 

passiv  gelesen  werden  soll,  findet  keine  Bestätigung  im  Sprach- 
gebrauch; ebensowenig  genügt  Schu.s  Übers,  ^und  weiche  unter  den 

Feinden  nicht  aus**.   Es  wird  *tvXxi^i  ^     -i!^  zu  lesen  sein  «und 

ich  weiche  vor  den  Feinden  nicht  zurück**.  —  rr,  11.  Uäj-ä  »sj^b 

,die  durch  Tugend   geglänzt"   (Schu.).     Lies  l^j-ä  oder  Li^j.  — 

In  |*h,  9 — 11  ist  der  Zusammenhang  von  Schu.  verkannt,  daher  seine 
Übersetzung  mehrfach  unrichtig.  Z.  9^  handelt  von  Zumutungen, 
die  über  seine  Kräfte,  Z.  10 — 11  von  solchen,  die  gegen  seine 
Ehre  gehen.  Übersetze  daher:  (Z.  9)  »Ich  gebe  dem,  der  mich 
darum  angeht;  zuweilen  aber  mutet  man  mir  zu  und  bemühe  ich 
mich  selbst  in  Etwas,  was  ich  nicht  vermag.  (10)  Ich  werde  ge- 
tadelt, wenn  man  sagt,  Qfttim  hat  einmal  versagt,  (wird  ja  der 
Edle  oft  hart  behandelt!)  (11)  Ich  lehne  ab  [Zumutungen  unehren- 
hafter Art  zu  erfüllen] ,  und  es  macht  mich  (sie)  ablehnen  meine 
edle  Abkunft   und   rechtliche  Ahnen,   die    durch   ihre  Tugend   für 

edel  angesehen  wurden". —  t*r,  12.  ^Ajl^  vXaM  lL«  fS^SS    Ji  nach 

8chu:  »Das  ist  es,  wovon  ich  Geschenke  mache  und  preisgebe". 
Der  Text  —  wenn  richtig  —  würde  vielmehr  bedeuten:  ^so  bin 
ich   infolge    meines  Verschenkens   und   Preisgebens"    (>ü.JoaIt  Lc). 

Es  ist  aber  leicht  möglich,  dass  man  ^jüjj  zu  lesen  hat:  »Ich  — 
wahrlich  dieses  (  JLo  in  Glied  »)  gehört  zu  dem,  was  ich  yerschenke 

und  preisgebe".  —  rf,  16.     Jula^aj^   vokal,    natürlich     JUia*aLi^. 

—  rr,  17: 

^>ix^  Üt  Uj  ^.  ^ji^\  J<5     v-^LT  Üt  Uj  k3j^  iVb 

Das  zweite  Hemistich  ist  unsinnig:  »Jeder  Mensch  ist  haftbar  für 
das,   was    ich   verschwende"    ist    eia    unmöglicher   Gedanke.      Der 

\S^\   ist  ja   ohnehin   in   unserem  Gedicht  Z.  12  als  eine  Tugend 


54      -Barth^  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  Ifdtvn  Tejjs, 
gepriesen.   Unser  Yeis  enthält  anscheinend  eine  Anspielung  auf  Qor. 

51, 21  ^  CJ^ Uj  Jy.1  JJ';  74, 41  kLp'  v^^lru^  ij^  ir. 

«  "  » 

Dann  wäre  in  ihm  eine  starke  Umstellung  zu  machen,  wodurch 
zugleich  sein  Sinn  vollständig  befriedigend  wird: 

„(Während)  jeder  Mann  verantwortlich  ist  für  das,  was  er  erwirbt, 
werde  ich  belohnt  für  das,  was  ich  herschenke**).  Natürlich  kann 
der  Vers  wegen  der  Anspielung  auf  den  Qoran  nicht  echt  sein. 
Die  falsche  Umstellung  erklärte  sich  aus   äusserlicher  Angleichung 

an  den  vorigen  Vers,   wo   mit     JI5  das   erste  Glied  beginnt.  — 

rr,  19  ff.  In  diesem  Gedichtchen  n«  XXX\TII  bieten  die  Verse  S.  T^ 
1^,  2  b  unüberwindliche  Schwierigkeiten.  Es  ist  Schu.  entgangen, 
dass  die  ersten  3  Verse  Variationen  zu  den  3  Versen  eines  anderen 
Gedichts  n,  18 — 20  bilden.  Dass  beide  Parallelrecensionen  echt 
seien,  ist  nicht  anzunehmen.  Nun  sind  gerade  die  unerklärlichen 
Vershälften  der  Teil,  worin  unsere  Verse  und  diejenigen  t*i,  19 
bis  20  differieren.  Es  wird  fehlerhafte  Überlieferung  unserer  Verse 
sie   z.  T.   verunstaltet   haben.     In  r^  19»   ist   für   das   fehlerhafte 

^Jua^  Jj  Jü)    vielleicht     ^y^^  • .  ^^  lesen,  „der  mich  zu  Boden 

strecken  wollte",     ^cjüko^,    »der  mir  die  Schläfe   treffen   wollte*, 

wäre  auch  passend,  wenn  nur  von  0X0  ein  solcher  Infin.  über- 
liefert wäre. 

l-r,  8: 

cXityJt  L^  v£>JUI    ^jJt   ^30^      0^\y^\   u5ü^   s\^y^   owftJL3*t  ^\ 

mit  Schu.8  Übersetzung:  „Deine  Versprechungen  haben  also  richtig 
die  Saudä  falsch  erfunden".  Die  Textgestaltung  und  Übersetzung 
sind  falsch,  weil  in  unserer,  wie  in  den  andern  Qastden,  der  (Je- 
liebte  nicht  über  den  Bruch  seiner  Versprechungen,  sondern 
darüber  klagt,  dass  die  Geliebte  die  ihrigen  nicht  gehalten  hat. 
Dass  das  auch  hier  der  Fall  ist,  zeigt  ja  Glied  b.  Es  ist  also  unter 
Beachtung  dessen ,   dass    das  erste  Hemistich  mit  u  auf  das  zweite 


O*««  0«wl  '0> 


1)  Es  findet  sich  aber  auch  c>.a.m«^  U^  \j*^  J^  ^r^  ^^-  ^^>  ^^> 
dabei  brancbte  man  nur  im  2.  Hemisticb  üt  in  «^  zu  ändern. 


ßarih,  Zar  Kritik  und  Erklärung^  de»  Diwans  J^dtim  T^'s.      55 

reimen  moss,  zu  lesen:  ^XcL^Jl  ^iiJj*  ^1J^  c:^wftL^I  ^!   «0  Saudä, 

die  von  dir  (gegebenen)  Versprechungen  sind  gebrochen  worden^. 
—  Die  Übersetzung  des  zweiten  Hemistichs  ist  in  den  Nachträgen 
(,ru  S.  38,  13  V.  u.*)  zwar  ver&ndert,  aber  nicht  verbessert;  es  be- 
deutet: „und  nfther  als  (die  Erfüllung  dessen)  was  Du  von  ihr 
hoSstj  sind  die  Farqad&n*^.  —  Auch  IT,  9  ist  missyerstanden.  Statt 
«du  erweckst  in  uns  den  Wunsch  am  Morgen  aoBzuziehen*  über- 
setze:  „Du  vertröstest  uns  (mich  fär  Deine  Liebe)  auf  einen  späteren 

•  o  <»  #    » 

Tag*^  (dem  t^J^   entspricht   das   gleich  folgende  |j^).  —  fr,  11: 

e 

iX>^  ^\J^  meint  nicht    „und  der  Todtengi^ber  Dich  yerbirgf*, 

sondern  „und  die  Qruft  Dich  deckt*,  von  welcher  ^«1^  sonst  immer 

ausgesagt  wird.    Zum  Gebrauch  vgl.  \X>>i  yi  y3  =  vX^  yi  j^ 

*  '  '  *  d 

(Mut.).  —  IT,  10.  („Wenn  Einer  nicht  freigebig  ist)  vi5üU  sJ^läJI 

iX«L>>  „so   sieht  man   eben,   dass  [Du  =]  er  seinen  Besitz  lobf. 

Der  Sinn  wäre  unverständlich,   und   die  Grammatik  würde  |Jü«L> 

fordern.   Es  ist  statt  yjJU  zu  lesen  u5J  L«  „so  wirst  Du  als  Einer 

befanden,  dem  Niemand  Lob  spendet".  —  t*r,  14.'^filb£t  ^^  fJ>^ 

jULto  t5UJt-     Schu.:  „sie  warf  mir  vor,   ich   verschenke  den  Besitz 

auf  unrechte  Weise".     Aber  )kL^    gehört  vielmehr,    wie  S.  Yo,  6 

beweist,  zu  «JLj*   Übers,  also:  „Sie  tadelt  mich  irrtümlich,  weil  ich 

m.  B.  verschenke*.   —  n*,  15.  tJujU  ^^yJiJij\  JOc  JUI  ^5^1. 

Die  Änderung  in  tJujL»,   die  Schu.  in  der  Übers.  (S.  39,  Anm.  1) 


vorschlägt,  ist  nicht  haltbar;  denn  die  hier  sprechende  Tadlerin 
wird  doch  nicht  zur  Empfehlung  des  Geizes  sagen:  „ich  sehe  dass 
das  Vermögen  bei  den  Zusammenhaltenden  (diese)  zu  Knechten 
macht!*       Da    der    Ys.    in    mehreren    übereinstimmenden    Quellen 


hat,   so   können  wir  darüber  nicht  hinausgehen.     Entweder 
man  berohigt   sich  bei   der  Erklärung  der  arab.  Philologen 


«  > 


m       » 


sei  =  |»X«,  wofür  noch   spräche,   dass   es   auch   ein    „nicht  zum 
Beiten  genommenes*   =  „weri|;eschätztes  Kamel* '  bedeuten   kann, 


56      Barth,  Zur  Krüik  und  Erklärung  dea  Düoans  ^dtim  TejJB. 

oder  man  erklärt  nach  f«,  1  „ich  sehe,  dass  das  Vermögen  bei  den 
Sparsamen  (ihrer  Person  und  ihrem  Willen)   diens^flichtig  ist.  — 

rt**,  18.  Statt  jm  ^  1.  . .  ob,  parallel  mit  ^. 

Pf,  8  und  4  (vorher:   „Weisst  Du  nicht,  dass  ich  freigebig  bin*): 

6L^t  Jj^r,-!^  J-««>3    lLsL».  Bj*Ä*Jt  ü»|J^   Jji, 

Z.  3  kann  nicht,  wie  Schu.  will,  bedeuten:  ,Ich  mache  einen 
Kundigen,  d.  h.  mich  selber,  zum  Herrn  über  die  Herren  d.  Stamms  *". 

Das  würde  so  geschraubt  nicht  ausgedrückt.     Lies  ^yt}^.     Da  nun 

in  Z.  4b  erst  eingeführt  wird,  dass  er,  5fttim,  der  s^ymjk  ist,  so 
ist  es  wahrscheinlich,  dass  Z.  4,  die  nur  in  L  vorliegt,  vor  Z.  3 
gehört.  (Z.  4)  Ich  werde  erfunden  als  Einer,  der  .  .  .,  so  dass  ich 
tum  Haupt  (des  Stammes)  gemacht  wurde;  (Z.  3)  Ich  bin  zum 
Haupt  gemacht  über  die  sonstigen  Häupter  des  Stammes  als  ein 

leitender  Mann')  und  als  Einer,  der  .  .  .'^  j^mI  in  Z.  4  giebt  erst 
die  weitere  Ausfuhrung  zu  öy^j^  in  Z.  3.  —  t*f,  11.  ^\  >Ul .  ^^ 
Uj>jo   J^-^  ^^!.     Dass   der   Vetter   im    Stamm    nicht   geohrfeigt 

wird,  wäre  ein  so  seltsamer  Selbstruhm ^),  dass  ich  mit  Bestimmt- 

heit  JL^  vermute *),  »er  wird  in  s.  Recht  nicht  gekränkt  (welches 
schön  auf  Glied  ^  vorbereitet),  und  wir  liebeln  mit  s.  Frau  nicht, 
wenn   er   es   nicht   merkt*.   —   |*if,    17.      Der    Juä»  -  ChÄlsatz     in 


»>  .         '  o         %  o     «  « 


jW  cy*  ^^^^3  vi^JL^*  Jü)^  u^y»  ^^^^  ™*  ^*  ^^^  auf  die  Geliebte, 
nicht  auf  die  Behausung  gehen,  obgleich  ich  ^^cJil  in  diesem  Ge- 
brauche („allein  sein*  c.  ^  pers.)  nicht  belegen  kann.  —  Xf^  18- 

Ä^\^  olo  L^^JL>  L^xife  i^^^^'  könnte  nicht  mit  Schu.  über- 
setzt    werden    „mit    dessen    Schmuck   eine    Schöne   spielte*.      Lies 


1)  Zu  uijl-£  es  v..»Aj*c  »the  orderer  or  manager   of  the  affairs  of  the 
people"  Tgl.  Lane  2016«. 

2)  Anders  fo»  18  vom  „Gemeinen";  ebenso  ist  Ham.  62,  3  gemeint 

3)  Wie  M,  17  JUJI  ^\   ^t   "3^. 


Barth,  Zur  Krüik  und  Erklärung  du  Diwana  J^ätän  Tejjs.      57 


JO 


oü  l^ftiLr*»  L^JLfi  fCi^'^'  (==  'äj)  und  übers.:  „Sie  geht  wiegenden 
Ganges  einher,  ihren  Schmuck  auf  sich  (tragend),  als  eine  Schöne". 
Zu  ^^jLp  in  dieser  Bedeutung  vgl.  Omar  b.  Abi  Rab.  11,  5,  KmL 
461,  7;  vom  schwankenden  Gang  Agh.  lU  17,  20;  XVHI  158,  2. 
—  rf,  19*^.    jÄ-ä^;   lies   \jOJi^   mit  Agh.,   Mfet.,  AZeid  u.  s.  w., 


m        i 


sonst  wäre  das  Beimwort  VJoXa  im  Accus,  unmöglich,  da  ein 
indeterm.  Subst  keinen  j^ftl  regiert.  Es  ist  selbständiger  Schmuck 
wie  Imrlq.  20,  12;  Nab^.  27,  6;  Hud.  271,  16. 

ro,  1.  LSal\  J^J   sind    „Ost-"    nicht  .Westwinde«.  —  Z.  2: 

mit  der  Übers,  .indem  uns  das  im  Schatten  liegende  Haus  eine 
Spalte  erleuchtet '^  ist  falsch  verstanden  und  vokaJisiert.  Das 
Scholion  in  den  Mu^J.  (angeführt  S.  106,  Z.  5)  ist  zu  lesen:  ^^ju 

w  ly  il  ^^!  iLxj  Jo\jaJ>^  y .  Lies  im  Vers  mit  Agh.,  Mufet.  yü^\ 
9aaLa:>  J^^JiJt;  „es  erleuchtet  uns  das  Haus  (=  domum),  dessen 
Spalten  dunkel^)  sind  (der  Fall),  wenn  sie  einmal  des  Nachts  zum 
Lächeln  sich  anschickt".  —  To,  8.  UjC:s=v^  ö^Jü  ^^JuI  o^yaJ  ^^ä^. 
Lies  UjC^U  »als  etwas,  was  den  Mann  abhäÜ^.  —  To,  10.  In  » 
ist  nur  t^J^^JL^  ^>y^  .J,  nicht  auch  ^^*  möglich,  weil  dieses  nicht 
intrans.  ist  —  In  b  bed.  aber  Lo^L«  ^jJ!  L^  ^JüJ  ^  nicht  „so 

wirst  Du's  erfahren,  dass  das  Schicksal  sie  nicht  hochhält '^ ,  sondern 
,so   wirst  Du   in   allen  Zeiten  Keinen   finden,   der   sie   hochhält^; 

vom  Schicksal  sagt  man  keinen  Jj  I  aus.     S.  42 ,  Anm.  2    ist  zu 

streichen,  —  fo,  13.  i^^S  iSj^^  (W*^  ^■•'^)  ^^^^'  «^^^  ^^^^' 
mutig  drangiebt".  Übers,  „imd  sich  hohe  Stellung  erkauft*.  —  Z.  14 
Schluss  1.  UaÄ^  statt  Uxi*«;  sonst  fehlte  ein  Objekt.  —  Z.  15 
^^ylij^t  ^  Jb?'.     Schu.    .Bemühe   Dich,   den  gemeinen  Leuten 


1)  Oder  „wenig  sind"  nach  der  LA.  JuJLfii!. 


5g      Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwam  päiün  Tejjt. 

Besonnenheit   zu   zeigen  **.     Übersetze    ^Sei   nachsichtig    gegen   die 

Nahestehenden".    —    t*0)   22.   j^ULvol    ^^1    ^^jj^  j^!^*     ^^ 

hcLäIxoI  und  übers,  abweichend  von  Sehn. :   „Ich  verzeihe  das  häss- 
liche  Wort  e.  Mannes,  dessen  Wohlthun  edel  ist*. 


*       i»  «       o  «• 


n,  6.  u*L-^  ^^;  sehr.  UäL^j.  —  n,  ii.  ^^f.  u  ui 

v£>u&>jfil  rj'-^  '"^  ^^^'  ^^^^  nicht  9 .  . .  .  dass  Edelthaten  sich  von 

ihm  abwenden«,  sondern  umgekehrt  „sich  ihm  darbieten,  ihm  mög- 
lich sind*.  —  n,  15: 

mit  der  Übers,  «gäbe  er,  was  er  giebt,  nur  dem  Scheine  zu  Liebe, 
so  würde  der  Tadel^)  es  von  allen  Seäen  zuriickhaUen  und  an  sich 
zu  ziehen  versuchen*.   Die  letzten  Worte  geben  keinen  Sinn,  eben- 

sowenig  wie   das  arab.  oLaä:>.     Es   ist  dafür   mit  Bücksicht   auf 

tJjsX^,  zu  lesen  ob«>j>-,  wodurch  der  Sinn  grut  und  klar  wird: 
„Gäbe    er  nur  zum   Schein,    so   würden   ihn  die  Zerrungen   des 

Tadels  (1.  mit  dem  Cod.  ^lii\)  eurückhaUen,  die  heftig  an  ihm 
zerren*,  d.  h.  er  würde  dann  den  Tadlerinnen  nachgeben. 

Tv,  4.  iuwc  -A^  ^  JUt  ^^-A^j  üt^ .     Statt   des   letzten   unver- 

ständlichen  Wortes  (Schu.:  ohne  zu  beleidigen*)  würde  ich  mit 
G  (Z)  jUä   lesen    »wegen  unseren  Nichtgeizes*,   obgleich  ^  auf- 

fällig  wäre.  —  Z.  11.  Nur  der  Subjunktiv  ^aäaLj  ^ä>-  ist  richtig. 

—  rv,  18.  LP,jiu  Lo  üyLä  ^\js^  vi^ . . .  U  mit  Übers,  „geht 

nicht  (vergebens)  suchend  um  meinen  Kessel  herum*,  statt:  «geht 
nicht  um  meinen  Kessel  herum,  ohne  an  ihn  heranzukommen^. 
Diese  Bed.  hat  JI3  mit  Accus,  z.  B.  Mf^l.  28,  13;  Agh.  VI  62,  24; 
mit  \^  Dln&w.  37,  19.  —  Tv,  15  (Meine  Nachbarin  besuche  ich 
nicht  in  ihres  Gratten  Abwesenheit) 


1)  8.  44,  Anm.  2  Ende  wird  aaseiaandergesetit,  d«ss  das  ^^^1  doi  Cod. 


t> 


richtig  und  nicht  in  ^  Jlll  *u  indem  sei.     Trotidem  steht  Letsteres   im  ir»- 
hischen  Text. 


Barth,  Zur  KrüA  und  Erklärung  de»  Diwan$  ^dtim  TtQJB,      59 

^jy^  ^  ya£j  ^3   ^Jl      l^i»J  j^jJj  l5jA^  4*i.>A^ 

Der  Sizm  des  Verses  ist  durchaus  verkannt  in  der  Übers. :  «sie  wirdg 
schon  erfahren,  dass  ich  es  gut  mit  ihr  meine  und  ihr  Gatte  wird 
xa  ihr  zurückkehren,  ohne  dass  sie  den  Schleier  vor  mir  gelüftet 
hat'.  Der  Dichter  meint  hingegen:  „es  gelangt  zu  ihr  Gutes  (= 
Geschenke)  von  mir,  aber  ihr  Gatte  kehrt  heim,  ohne  dass  sie  über 
mich   (mich   deckend)  je   ihren   Zeltvorhang    herab    (mich   bei   ihr 

•einge-)   gelassen   hfttte*^.     yoÄ   vom  Vorhang  ist    „herunterlassen **. 

J>   «•   O  >  m  m 

Zum  Anfang  des  Verses  vgl.  ff,  10b  J^^'  iu^M^W  ^1»  ^*®  ^^*^'^* 
2.  ßt  auch  nicht  richtig  gefasst  hat.  —  fv,  20.  )Ujj^\  ULäSj  oJlj-ä 
v^^^t  jJü  Lül  soll  bedeuten :  „Ich  bezeuge  es  bei  unserem  Feld- 

geschrei   „ümeima!'^  dass  wir  . . .  sind*'.   Es  nimmt  aber  das  erste 

Wort  einfach  das  LpA^  von  Z.  16  nochmals  auf;  unser  Vs.  und 
der  folgende  gehören  direkt  hinter  Z.  16  und  bedeutet:  „Ich  war 
bei  ihnen   (den  J^a^)  anwesend  und  unser  Anspruch,   o  ümeima, 

war:  wir  sind  (L  LjüI  mit  fast  allen  Zeugen)  Söhne  des  K.s**.  — 
Z.  21  übersetze  „auf  einer  Stute*. 

r^,  1.  Statt  \jtii'  sehr.  LpUp.  —  Z.  2  ist  J^^JLfi  in  der  Über- 
setzung übergangen;  gemeint  ist:  „habe  ich  für  Jünglinge,  die  auf 
ihnen  (den  E^amelinnen)  sassen,   angetrieben*.  —  Pa,  4/5.  In   dem 

kurzen,   nur  in  L  überlieferten  Gedichtchen  ist  ^g^^su   und   wohl 

auch  oyMNÄAwt  Ton  fraglicher  Richtigkeit.  Sonst  übersetze  ich,  ab- 
weichend von  Schu.:  „(4)  Wie  eine  schöne  Stätte  für  den  Gast  — 
0  dass  Du  (Frau)  es  wüsstest  I  —  wenn  die  Hunde  ihn  anblicken  (?) 
[ist  mein  Haus^)];  (5)  der  über  den  Stamm  hinweg  zu  mir  ge- 
kommen, entweder  weil  man  ihn  auf  mich  hinwies  oder  ein  treuer 

Freund  zu  mir  hergeführt  hat*.  —  Ta,  7.  ^  u^^^^^^aj  Lo^  o>^ 
Jü»  JJlL.  Schu.:  „Du  weinst,  und  doch  macht  Dich  keine  öde 
Wohnstfttte   weinen*.     Aber   Lq  ist  natürlich  fragend:    „und  was 


1)  Ein   solcher  Nominativ   muss   ichon   wegen   des  »cK»Jl  JjtS   ergänzt 

werden. 

\ 


60       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  de»  Diwans  ^dtun  Tejjs. 

macht  Dich  denn  an  e.  Ö.  W.  weinen?"  —  Ta,  12.  „.a»»  UJ   ^y3 

iULm  lAjwvai-T  Hajiä  kann  nicht  heissen  ,  unsere  Seelen  hängen  schlimm 

an  der  Liebe  des  Lebens",  weil  J^Li  nur  transitiv  ist  und  LJ  vor 
dem  Suffix  Li  müssig  wäre.  Lies  wohl  Uj^)  .und  übersetze  ,,  Unsere 
Seelen  machen  die  Lust  zum  Leben  als  ein  Mühsal  an  uns  hängen". 
—  Ta,  14: 

Schu.s  Übers.:  ,denn  wäre  die  Weinquelle  oben  auf  einem  Berge 
eine  Löwentränke,  so  würden  ..."   ist  unhaltbar,  weil  ö.Li  nicht 


„hoch"  von  e.  Berg,   sondern    ,alt"   von  e.  Tier  (selten  = 
„vornehm")  bedeutet  und  o.^  kXjJ^\  ^  nicht  „Löwentränke"  sem 
kann.     Lies  J.^    „eines   roten"    als  Attribut  des  Löwen  (wie  Hud. 

265,  6,  Agh.  X,  66y  12)  und  übers.:  „Denn  wäre  auch  die  Wein- 
quelle auf  dem  Kopfe  eines  alten,  roten  (von  den)  Löwen,  so  .  ."- 
—  1*A,  15.  („Ich  verlasse  den  Klienten  nicht")  JL:g\^  ii)'^  vmS 
j4^  JLc  c  JLa^I  muss  natürlich  ein  Moment  einfähren,  welches 
leicht  zum  Verlassen  des  Klienten  verfuhren  k(Jpnte.  Lies  -♦i  und 
übers,   „auch  wenn  er  seine  Rippen  überHass  gegen  mich  wölbt" 

iv      o     <•  *    » 

=  Hass  gegen  mich  in  sich  birgt.     Vgl.     JLc  x^^äy  l5^  '  *^ 

in  gutem  Sinn  sagt  man  yJyJle  LcJL^  (j-#Lüt  jJ^^-f  .  .»blä  vom  Mit- 

leidigsten".     Schu.  ist  hier   sehr   in  die  Irre  gegangen.  —  I'a,  16« 

Juo  tij  ^  jl^  vJ[r  ^li-     Es   ist   mit  Gab.,  Ham.  J'i^  ^-) 

zu  lesen   „so  viel   als   eine  Hand   füllt,   die    nicht   voll   und   nicht 
(ganz)  leer  ist". 


1)  0  Ilönnte  höchstens  statt     J|  stehen ,  welches  hinter  J^Li  Torkommt, 
Sanf.  12,  Hans&^  8,  4. 


o  » 


2)  ^J^   »•▼oU",   das   Freytag   nicht  hat,   kenne   ich    nar  ans  Boch.  VII' 


>«.o« 


164,  10  (vok.  Ausg.)  a  Qast.^  9,  250,  3  ▼.  u.,   wo   aber     ^   als  Variante 
daneben  steht. 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  ffätim  Tejjs,      gl 

ri  T  B.  otyüt  Ou^  ^  jAfi  mjua^ .     Es   ist  Jj^  auuo^   zu  lesen, 

wie  aach  Agh.  hat,   weil   sonst   das   i,{5Ü3   von   m5J3  ft^Jh  ..y«  in 

Z.  1 7  onverstlLndlich  wäre.  Die  Lesart  des  L  kann  einer  Erinnerung 
an  die  übliche  Einleitung  zur  Erzählung  der  Schlacht  von  Badr 
entspringen,  z.  B.  IHiSäm  427,  4  v.  u. 

r\,  6/7.  Übersetze:  „0  M&lik,  eine  der  grossen  Angelegenheiten 
ist  gekommen,  der  auch  Ihr  nicht  ferne  stehet;  o  M.,  sie  (die  An- 
gelegenheit) ist  bis  an  die  Todescistemen  gelangt,  (zu  ihnen)  hinab- 

steigend  (1-  Si3.|^),  teils  an  wasserreiche,  so  dass  wir  in  sie  hinein- 

geraten   sind,   teils   an   seichte''.   —   n,  14.     ^ajmm.^  ^^  o-bi>l; 

dem   Sprachgebrauch   zufolge    lies    mit   Agh.    . ,    JLä  o-bLi^.   — 

ri,  15.  ^^Lü  LU  j^jä^  «^Aaä  ^LT  U  «JÜt^  kann  nicht  fragend 
bed.  ,  womit  glaubst  Du  mich  von  meinem  Entschluss  abhalten  zu 
können?*,  das  verbietet  die  Situation  und  das  tll\^.    Der  Text  ist 

verderbt;   Agh.   hat  gut  .  ^jJ  vi5Ui  ^^JsJ!  ^[^  L».     Wenn  dies 

nicht  einfach  herzustellen  ist,  so  ist  mindestens  i^sXJ^  v5«^t  i  m)-^  ^ 
zu  lesen:  .nicht  halt  das,  was  Dich  betrübt  (bezw.  was  Du  em- 
pfindest) mich  ab«.  —  H,  21.  'L\Ji  ^\  ^y»  ^t  w5Uj|;  mit 
tbers.  »ich  halte  Dich  mir  näher  verwandt  als  Andere*  wäre  hier 
sehr  matt     Lies  mit  Agh.  iüLä  U#«  (j**LjlH  ^jjI  «i^'j    »ich  sehe 

dass  Du  von  allen  Menschen  mir  am  nächsten  verwandt  bist  (^  „und 
doch  hatte  ich  Andere  besser  als  Dich  behandelt*). 

n*,  10 — 11.  jlJjOiAaj  Aa  ^jCdaß!.  Dem  Sprachgebrauch 
gemäss  lies  mit  Agh.  t^yS^, 

rr,  12.  ^JL^,  u5wko{     JC>  ist   unbrauchbar.     Schreibe  ^L^. 

«bis  ich  Dir  meme  Lage  berichtet  habe*,   wozu   das  \i6j^\    JC> 

des  Agh.  gut  passt  Die  Ausführung  dieses  Vorhabens  folgt  so- 
gleich. —  |*r,  20.  Lies  bLäjJI^  oder,  wie  Agh.,  «LfuJlj . 

rf,  5  ff.  Das  Gedicht  ist  in  unserem  Diwan  in  ungeordnetem 
Zustande  und  dadurch  viel  unverständlicher  als  in  Agh.  XYI,  103 


62      Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Ditoans  ^dtün  Tejjt. 

bis  104.  Der  Gedankengang  ist  nach  letzterem  folgender:  Nach  dem 
Bericht  über  den  glücklichen  Erfolg  s.  Flacht  (Agh.  104,  4)  s^ 
er,,  seine  Heimat  sei  ihm  lieber  als  der  seltsame  Freier  (Mäwijja), 
der  sich  über  sein  reduciertes  Aussehen  wundert  Letzteres  giebt 
ihm  Anlass  zu  der  Selbstschilderang,  die  im  Agh.  annnterbrochen 
von  Z.  9—18  lauft,  während  sie  im  Diwan  durch  Z.  12  und  19—20 
unterbrochen  wird ;  diese  Verse  können  ursprünglich  nicht  an  dieser 
Stelle  gestanden  haben,  sie  passen  aber  mit  Agh.  vor  Diw.  To,  5. 
Dann  folgt  im  Agh.  der  Ausfall  gegen  die  lieblosen  Verwandten 
Gadüa  =  Diw.  Z.  19  [Übers.:  , sucht  man  Liebe  bei  6adüa,  so 
wird  man  sie  (die  Liebe)  als  eine  solche  finden,  dass  sie  verbunden 
mit  ihrem  Hass  dauert  und  Spuren  aufweist*,  d.  h.  wie  der 
Schwabe  sagt:  «a  bissle  Falschheit  is  allerweil  dabei*].  Der  letzte 
Vers  sagt:  „Wenn  ein  Sandhügel  (meines  heimatlichen,  s.  fr,  7) 
Salftmftn  vor  mich  tritt  (=  mich  von  Dir  M^wijja,  scheidet),  dann 
wirst  Du  die  Schweife  der  Verbindung  bei  mir  verstümmelt  finden*, 
d.  h.   dann   ist   endgiltig   die  Verbindung   mit  Dir   abgeschnitten"  . 

—  Zum  Einzelnen  bemerke:  rf,  5  ist  statt  oL  .,1  zu  lesen  ...  .A 
(=  ^b)  „darüber  dass  sie  gesehen*.  —  hP,  8: 

ty>5^  HjiÄLt  J^\  jü5^  »r,;    ^  ^.i  ^i  ^ 

kann  nicht  heissen:  „und  doch  musste  ich  sehen,  wie  M.s  Sohn 
sich  furchtsam  der  Führung  begab'^,  schon  weil     -ktl  ein  zweites 

Objekt  fordert  Das  zweite  Objekt  ist  L^jt,  ofienbar  der  Eigen- 
name des  zweiten  Begleiters,  von  denen  hier  die  Rede  ist.  Also: 
„die  beiden  erkannten  wohl  (den  drohenden  Schaden  und  flohen)^ 
nur  dass  Ihn  Milqat,  wie  ich  sah,  dem  Augar  die  Führung  über- 

liess*.   (Zu  xjJÜU  »lixc!  „er  Hess  sich  von  ihm  führen*  vgl.  Kamil 

223,  9 ;  das  Gegenteil  ist  ^^"ih  SJÜU  JU  Nftbfe.  8,  16).  —  rf ,  16. 

Ä-Jj  ot  va^w^J     -j!  .      Für    das    letzte.  Wort   lies   mit   Agh..  iUj  J 

oder  nach  einer  lexikalischen  Notiz  bei  Tebr.  zu  JJam.  363,  4  viel- 
leicht besser  ju^y  „ich  bringe  (über  einen  Andern)  keine  Beun- 
ruhigung* (wie  Du  es  mit  mir  gethan).  Denn  nach  der  prosaischen 
Einleitung  |*Y,  2  soll  im  Gedicht  ausgedrückt  sein  ,dass  er  sich 
zurückgehalten   habe   iLo^Jl  ^   und    dass   er   nicht  sei     -jU  ^^ 

('jJb?j  wu^t.     Davon   ist  nun   aber   in   dem  Gedicht  selbst  nur 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwan»  J^dtün  Tejjs,      63 

nach  dieser  Lesart  des  Agh.  die  Bede ;  nach  dem  Text  Schrus  würde 
es  fehlen.   Für  vi^wmJ  lies  mit  Agh.  ^^ ,  weil  kein  Accnsativ  folgt. 

ro,  10.  kJoXa^  Druckf.   f.  äLoJLo*.  —  Daselbst  für  ^S'i^^ 

nach  lüo^j  lies  ÄJJbL^-l^  »und  seine  Charakterzüge*.  —  Z.  16  (CjAAöt 

u5LJbi£t ,    sehr,  ^h"]  als  yo^l  Vi«'L:>- >   falls   nicht   mit  Agh.  ^ä: 


o  « 


u^wJapt  zu  lesen  ist. 

Tv ,  6.    Statt  ^^yx^üMlJ   lies  ^oi' .  —  Z.  7  qäJDCäJ   bed.   nicht 

,so  borgt  er  sich*  sondern  ,so  quält  er  sich  ab*. 

n,    10.   Statt  ^f^!  ^1  :ily>jJl  JJ>  Hes   ../^l    .als 

das  Heute  .  .  .** 

f.,  2.  („Mit  meinem  Vermögen  wird  der  Gefangene  losgekauft") 

Jaju^  L*^  J^-Os^^ '  ^*^^  Schu.  »und  mit  guter  Nahrung  versehen 

nnd  beschenkt*.  Aber  Subjekt  ist  wahrscheinlich  das  Vermögen, 
nicht  der  Gefangene ;  also  »und  es  wird  in  schöner  Weise  gegessen 

(vgl.  z.  B.  Qor.  2,  163)   und   hergeschenkt".   —  f.,  3:  ^  j^t 

IfrJe^l  l5j'-^     ^^*^,'   ^^^'  ff  sage  ich,  wenn  sich  Einer  an  meinem 

Feuer  wärmt  [wörtlich  „mit  Bezugnahme  auf  Einen  .  .  .*],  lasst 
es  brennen!*     Das  J   9^  Bezug  auf*  bed.  solle,  widerstreitet  dem 

klaren  Wortsinn.  .^^  ist  vielmehr  pluralisch,  wie  oft.  Übersetze : 
flSage  ich  zu  Denen  (von  meinen  Angehörigen),  die  sich  an  meinem 
Feuer  wärmen,  lasst  es  brennen,  (Z.  4)  mag  es  nun  ein  wenig  um- 

fassend  (Jussiv  als  yki\  oL>)  oder  gerade  für  uns  dort  (1.  ^) 
genug  (Platz)  sein ;  aber  eine  offene  (sichtbare)  Brandstätte  ist  ehren- 
und  ruhmvoller".  —  f.,  6.  y^jyJ^  i«^'  pj^  jc''  l*'"^'   ^*®  letzte 

Wort  giebt  keinen  Sinn;  denn  Schu.s  Übers,  „die  andern  ersteigen 
den  Gipfel  der  Freigebigkeit  {so  begierig)  als  stiegen  sie  zum 
Wasser  hinab'^  fügt  ein  Vergleichsverhältnis  willkürlich  hinzu.   Ich 

3m         3 

vermute  auf  Grand  von  fv,  1,  dass  J^^jÄ^  zu  lesen:  ,der  zum  Gipfel 
edler  Handlungen   emporsteigt  und  (seinen  Lebensweg)   mit  guten 


64       Barth,  Zur  Krüüe  und  Erklärung  des  Diwans  ^aüm  Tejjs. 

Thaten  ausrüstet*.  —  f.,  11.  L^  s^^JL^t  bedeutet  ^bei  denen  sie 

ihn  im  Stiche  gelassen  hatten;  vgl.  Z.  17,  wo  auch  im  Gegensatz 
zu  uns.  Stelle  richtig  übersetzt  ist.  —  f.,  13.  Die  SteUe  ist  falsch 
verstanden.  Übersetze:  »Und  ich  habe  sie  (die  Blutschulden  zu 
zahlen)  auf  mich  genommen  mit  meinem  Besitz  und  meiner  Familie 
(die  dafür  hingegeben  werden  müsste;  lies     JLPi^   mit  Agh. ;    deim 

JjI^  würde  in     JU  schon  inbegriffen  sein).     Nun  habe   ich  mein 

Vermögen  schon  drangegeben,  meine  Familie  aber  zurückbehalten''  ^). 

Hier  ist  aus  6,  Agh,  A^  der  Satz  einzufügen  jjjjjj  oü^l  o«J^3 

c^**s^  vS  ^  »i^cl  Du  bist  Der,  auf  den  ich  für  (das  Schenken) 
desselben  (des  Blutgelds)  am  meisten  Vertrauen  setze.  Wenn  Du 
es  nun  auf  Dich  nehmen  wirst  (so  wäre  das  nichts  Neues,  denn) 
wie  manche  Verpflichtung  hast  Du  schon  erfüllt,  wie  manche  Sorge 
schon  beseitigt*. 

fl,  2.  Die  Trauerfrauen 

Dieses   L-»^   ist   ein   alter  Fehler;   denn   es   kann   nicht  bedeuten 

„Keinen  wird  man  darin  ihm  nachfolgen  sehen*.   Es  ist  Ux^  (= 

Luk^)  zu  lesen  als  Gegensatz  von  oLo  im  1.  Hemistich:   .Gestorben 

ist  die  Freigebigkeit  mit  Dir  und  wir  werden  keinen  finden,  der 
sie  wieder  lebendig  macht\  —  f|,  8.  sLiL^I  v^jo^    "U.     Lies  ^^ 

iJU^b  mit  Ag.,  A^,  Goth. :   „wenn  es  hinreicht  für  das  Blutgeld'. 

—  fl,  10/11.  Der  Witz,  der  den  ACiubail  zum  Lachen  bringt,  liegt 
darin,  dass  die  ihm  hier  geschenkten  200  Kamele  seinen  eigenen 
Stammesgenossen,  den  Tamim,  deren  Unterstämme  die  Barft^^  sind 
abgenommen  waren.  Daher  auch  seine  Worte:  „Euch  gehört,  was 
Ihr  uns,  und  uns  gehört,  was  wir  Euch  abgenommen  haben,   und 

welches  Kamels  Schwanz  (1.  xoJ  mit  Ag,  A^,  Goth.)  nicht  (mehr) 
in  der  Hand  seines  (früheren)  Besitzers  ist,  von  dem  bist  Du  frei* 


1)  Nach  der  LA.  des  Agh.,  Goth.  und  A^;  hei   letzterem  ist     JUI  ein 
Fehler.  —  Nach   der  aufgenommenen  Lesart  von  L     JL«)  v:>üi\  wttrde  der 

Gegensatz  zu  v^^waXÄ  fehlen. 


Barth,  Zur  Krüik  und  Erklärung  de»  Diwans  J^cUim  Tejjs.      65 

(der  Verantwortung  ledig).  —  ff,  15.  t^J  cb^l  Jc>.   Das  letzte 

Wort,  wofür  Agh.  Monac.  (ZDMG.  50,  147,  1  v.  u.)  |^  hat,  ist 
nnbranchbar.   Beide  LA  gehen  graphisch  auf  das  dafür  einzusetzende 

so» 

LP.  zurück  »nimm  meinen  vierten  Anteil  (der  Beute)  als  freuoiUiges 
Geschenk'^ ;  vgl.  Lfl^  ^JULlcI  »ich  gab  ihm  ohne  Zwang,  freiwillig" 
(Lane  u.  d.  W.  U»^  I).  —  f|,  16.  Das  ^j^L  ^  bed.  nicht  „bei 

allen  Krankheiten"  sondern  bekanntlich  „in  allen  Lagen" ;  z.  B. 
Zeh.  17,  12,  Alq.  1,  30,  Lebid  ed.  Hub.  39,  19;  vgl.  auch  die 
Glosse  ZDMG.  46,  198,  wo  es  mit  JL^-  umschrieben  ist.  —  f|,  19. 
Ein  CberUeferungsfehler  üegt  vor  in 

(ohne  Variante  in  b)^  was  natürlich  schon  sprachlich  nicht  mit  Schu. 
übersetzt  werden  könnte  „da  erhob  sich  der  B.  mä  der  Last  des 
Blutgelds  für  den  Erschlagenen'^ ;  der  folgende  Vers  sagt  ohnehin 
umgekehrt   „den  Rücken  erleichtert  von  einer  schweren  Last".   Lies 

Juyi   statt    Juwö   nach    der  RA  Xui  «jUc     Jj^  Lo    „er   hat  Dir 
»  ^  «  ^  ^^ 

Nichts  genützt";  s.  Qor.  4,  79,  Ham.  241,  1.     Also:    „und    hatte 

nicht    das    Oerrngste    von    der    Last    des    Blutgelds    mehr    auf 

sich",  =  ich  hatte  sie  ihm  abgenommen,  womit  dann  der  nächste 

Vers  „den  Rücken  erleichert"  u.  s.  w.  übereinstimmt. 

ff,  3.  Statt  j^LÜI  ^L^\jJ^  lies  ^j^Uil  ^c-i^t  q-^j  i^i*  A.gh. 
(s.  Noten). 

ft**,  5 — ff,  16.  Dieses  Gedicht,  das  fast  nur  nach  G 
(Muwaffaqijjftt)  herausgegeben  ist,  ist  im  Text  häufig  fehler- 
haft, ohne  dass  Schu.  dies  bemerkt  hätte.  Auch  über  Gesamt- 
inhalt und  Zusammenhang  des  geschichtlich  sehr  interessanten  Ge- 
dichts^) sagt  er  Nichts.  Der  nach  Ausschluss  der  verderbten  und 
der  unverständlichen  Stellen  sich  ergebende  Sinn  ist  folgender: 
B&tim  fürchtet,  dass  weitere  Stämme  der  öaut  von  seiner  Heimat 
wegziehen  würden,  indem  Entfremdung  zwischen  ihnen  entstanden 
sei,  wie    bereits  jetzt  einzelne^)  nach  dem  Haurftn  und  sonst  nach 


1)  Für  dessen  Echtheit  spricht,  dass  HäÜms  Stammverwandte  Slnbis  und 
Stl&mAn  i^öt  5)  in  f^,  7  angeredet  sind,  das  feindliche  Verhältnis  zu  den 
(^tdila  und  die  vielen  geschichtlichen  Einaelzüge. 

2)  Das  bestätigt  der  Bericht  Tebr.  177,  15  ff. 

Bd.  UI.  5 


66       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  J^dtim  Tejjs. 

Norden  verdrängt  seien ;  unter  Letzteren  werden  Nachkommen  eines 
Abu  Nu*mÄn  namhaft  gemacht  (fr,  5 — 12)^).  Fremde  Stämme, 
wie  die  Muhärib  haben  sich  in  deren  Land  mit  ihren  Heerden  ein- 
gedrängt und  einen  Zeid  seiner  Kamele  beraubt,  so  dass  er  flüchten 
musste  (Z.  13 — 19).  Verwandte  Stämme,  wie  die  B.  Büm&n'),  die 
B.  al-^AU&t  (ihre  „Stiefbrüder?")»),  die  B.  Hind,  haben  des  Dichters 
Stamm  im  Stich  gelassen  (fp,  19 — ff,  5).  Daher  wird  gedroht, 
dass  des  Dichters  Stamm  an  die  entfernteren  Madhig  und  deren 
Clan  Ju^abir^)  sich  anschliessen  und  dadurch  die  alten  Bande  der 
Stamm  Verwandtschaft  zerrissen  würden  (ff,  6 — 11).  „Wir  werden 
Euch  in  Zukunft  nicht  helfen,  wie  Ihr  jetzt  nur  an  Eure  Interessen 
dachtet   und   uns   kalt   und  feindselig  im  Stiche  liesset"   (12 — 16). 

Im  Einzelnen  ist  im  Text  und  Übersetzung   folgendes   zu  be- 
richtigen: f^**,  6  („Nicht   hat   mich    erregt   die  Erinnerong   an    die 

Frauen")    v-j^-b     JÜtj   mit  übers,    „ich   bin   zwar   erregt •.      Lies 

^\^  „und  dass  ich  (leicht  von  ihnen)  eiTegbar  (vgl.  Alq.  2,  1) 
bin,  sondern  ich  denke  an  etwas  Anderes  **.  Derselbe  Gedanke  und 
Gegensatz  findet  sich  |f,  7^.  —  fi**,  8  („Stänmie  werden  wegziehen*) 

y^Löjj   ftg^;;  yjjit  vi^.Ji  mit  Übers,  „einen  Erben  einsetzend,  Hass 

und  Zwiespalt  unter  ihnen".  Von  einem  Erben  kann  hier  keine 
Kede  sein.    Lies  vi^. »j  „indem  Feindschaft  und  Abfall  von  einander 

bei    ihnen    entfacht   ist^.      Zu    o  1    „anschüren"    Krieg   u.    s.   w. 

'Antara  1,  2,  Kamil  582,  9,  s.  die  Note  das.  —  Z.  11  lies  ^^vXä 

nach  IJam.  202,  3 ;  in  .jL^.  U-«  steckt  wahrscheinlich  ein  Fehler.  — 
Z.  13  ist  zu  übers,  „haben  meine  Leute  erfahren,  dass  von  den  Mu]|;iärib 
sich  sowohl  herumstreifende  wie  ansässige  (also  Alle)  in  as-^ahw  nieder- 


1)  Der  Vers  Z.  12  gehört  direkt  hinter  Z.  9. 

2)  Von  den  Öadila  (Wttstenfeld,  Gen.  Tab.  7,  16);  es  wird  ihnen  ff,  S 
▼orgeworfen,  dass  sie  sich  mit  den  B.  öad'ft'  (anch  Ton  öadila,  s.  Wfistenfeld, 
Tab.  7,  18)  verbunden  haben.  Auch  die  andern  sonst  nicht  nachwebbaren 
hier  genannten  Stämme  werden   zu  den  öadila  gehören,  s.  ff,  11. 

3)  Der  Tadel,  dass  sie  mehr  an  ihre  Heerden  als  an  die  Hilfe  der  Stamm- 
brüder  gedacht  h&tten,  erinnert  an  den  im  Deboralied  Rieh.  5,  16. 

4)  S.  über  diese  Lesung  S.  67  unten. 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwan$  J^ätim  Tejjn.       Q^ 

gelassen  haben?*  —  Z.  15  ist  ij-c  ein  Fehler.  —  Z.  19  kann  jjb 

oiUil    »die    Stiefbrüder",    von   anderer   Mutter   (Tab.   I   964,    2; 

n  813,  5,  EmL  535,  7)  also  solche  Clans  bedeuten,  die  sich  von 
demselben  Vater,  aber  anderer  Mutter  als  H&tims  Stamm  ableiteten. 
l»Jüüt  U  tJ!  nicht  „so  oft  ich  in  ihrem  Kreis  sass',   sondern  „so 

oft  sie  sich  versammeln*.  —  ff^  2  ist  s^ö  (»sie  sehnten  sich  nach 

* 

einer  Büze'^)  sicher  ein  Fehler;  Z.  1  lässt  ein  Wort,  das  Heerden-  oder 
sonstigen  Besitz  bezeichnet,  erwarten.    Ob  y^  „schlanke  Rosse*?  — 

In  b  lies  *:iUbU.  —  ff,  3.  „Soll  nach  den  B.  Rüman,  die  .  .  .* 
ist  nach  sonstigen  dichterischen  Parallelen  als  eine  Ellipse  zu  fassen, 
m  der  als  Ergänzung  gehört:   „man   von  Anderen   noch  Gutes   er- 

warten?*  —  ff,  6.  Eine  Verbindung  ^pi\  ^  iS^^^.  „schützt 
vor  Verblendung*  ist  schwerlich  möglich   und   sicherlich  nicht  (b) 

Juö  oot  Lii^  =  dass  es  Dir  schlecht  geht*  (Schu.).  Das  letztere, 
welchem  vorangeht  „sieh  wohl  zu,  wenn  wir  zusammentreffen!*   ist 

wohl  zu  verbessern  JLö  vi>Jl  Lu^  „wem  von  uns  (Beiden,  Dir  oder 
mir)  Du    schadest*.    —  ff ,  9  ,! 5  ^  ^^  iü!y  bl  3^  Xily 


soll  heissen  „und  er  wird  erschlagen;  keine  Verwandtschaft  giebt 
es  mehr  zwischen  ihnen*.  Wieso  das  in  den  Worten  liegen  soll, 
ist  ganz  unerfindlich,  wie  sie  denn  überhaupt  keinen  Sinn  geben. 
Statt  JuJö  lese  ich  J»-^;  aber  auch  die  Worte  vor-  oder  nachher 

dürften  noch  einen  Fehler  enthalten;  der  Sinn  ist  „und  es  würde 
ein  Stamm  in  die  Feme  ziehen'),  indem  keine  Verwandtschaft  (mehr) 
zwischen  ihnen  (und  Euch)  besteht,  obgleich  sie  doch  ihren  Stamm- 
baum auf  Öaut  zurückführen*.  —  ff,  10.  Übersetze:  „Gehet  Dir 
nach  Diaf  imd    seinem  Lande  .  .,    so   ist   mein  Urspnmg  Juhdbir 

(statt  J^u  lies  JJs^j ,  ein  Beiname  der  Madhig),  d.  h.  wir  werden 


ö 


1)  Vgl.   JJ'^  jji^^     J   in   uns.  Gedicht  fr,  8,   sowie   w^-^a^   Uj^ 
im  Torhergebenden  Vers. 


5^ 


58       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  du  Diwans  JfdUm  T^jjs, 

uns  an  diese  anschliessen ,  s.  Z.  7.  —  11^  c5«^  i-j'  V^"'  rj^  '^3 
->L^I  Schu:  ,ich  möchte  nicht,  dass  man  uns  Unehrenhaftes  zu- 

traut*.  Übersetze  dafür:  ,,ich  habe  es  (sonst)  nicht  gerne,  dass 
Schmähungen  {von  uns  aus)  ilierbrcuJit  werden^,  —  ff,  12: 

Das  soll  bedeuten:  ,, Haben  wir  Zank  gehabt,  dass  Ihr  während  der 
ganzen  Nacht  mit  der  Hilfe  zögertet?"  Es  bedarf  aber  keiner  Be- 
gründung, dass  hiervon  in  dem  Verse  Nichts  steht.  Da  es  ein 
yaJsJI     JLc  v^^äJLä^I  ,  welche  Worte  mit  einander  verbunden  werden 

müssten,  nicht  giebt,  so  lese  man  U&U^t ,  wodurch  eine  klare  und 

passende  Verbindung  gewonnen  wird:  „Haben  wir  denn  ein  Bünd- 
nis mit  Euch  geschlossen  Euch  zu  helfen,  so  lange  auch  die  noch 
verbleibenden  Nächte  dauern*  (d.  h.  für  alle  Ewigkeit)?  Das  ist 
die  Begründung  dafür,  warum  Qatims  Stamm  sie  jetzt  im  Stich 
lassen  will,  wie  bisher  sie  es  gethan  hatten.  —  ff^  14.  Die  schwierige 
Stelle  möchte  ich  versuchsweise  übersetzen:  „Eure  Gabe  war  ein 
Wunder  (so  selten  kam  sie  vor)  und  selten  und  ebenso  Eure  Habe 

(die  Ihr  uns  zukommen  liesset).    So  nach  der  LA  AZeids  ^«XILoj    .  iJ3 . 

—  ff,  19.  äJLoj!^  ist  hier  nicht  „eine  arme  Wittwe",  sondern,  wie 

^1  in  b  beweist,  „eine  Arme".  —  Z.  20.  Sie  sind  beide  nur  bekleidet 

bljix^^  tjLpü.   Bei  der  wandernden  armen  Frau  wäre  ein  „Wehr- 

gehänge"  sehr  merkwürdig.  Ich  vermute  dafür  ijLpJ,  ein  einfaches 
Gewand,  wie  es  die  Beduinen  zu  tragen  pflegen  (Lane). 

fo,  1*  ist   zu   übersetzen:    „du   hast   mir   als  Deinen  Auftrag 
anbefohlen,    meinen    Sinn    zur   Höhe    zu    heben*.     In   h    ist    statt 

vi^wfiJjJÜ-lj  ZU  lesen  c>jOyü*|^  „Du  aber  bist  dem  Staub  und  Kies 
anvertraut  (=  beerdigt)  worden*.  " —  fo,  2  „Möge  Gott  auf  ihn 
giessen  bÜLfU  LdJ»*;  lies  dafür  ^LL^  „einhüllenden,  umkleidenden 
Regen*.  —  fo,  5  J^f*  giebt  keinen  Sinn,  ist  auch  von  Schu.  in 
der  Übers,  übergangen.  Wenn  es  zu  ^cJt^  gehört,  würde  ein  Wort 
wie  JwftX«  „mit  Sträuchem  dicht  besät*   oder  dgl.  passen.  —  fo,  J^- 


Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Ditcans  Hdtim  Tejjs,       QQ 

Statt  iuJyfj  lies  iüC^-jj    »ich   habe   ihn   liegen  lassen".     5-  riihmt 

sich  seiner  Heldenthaten.  —  fo,  13 — 14.  Manche  Schöne  ^rOl^J  J^ä 

yj^^ts  L^LoJ;  das  meint  nicht  ,hat  mich  zur  Heirat  aufgefordert", 

da  sie  nach  14^  bereits  mit  einem  Mann  versehen  ist,  sondern  „hat 
mich   zum    Liebesumgang    eingeladen".      In    14b  bedeutet    .jCj  ^J 

^j^'    ^  „ich  fürchtete   mich    nicht   ob  der  Sünde"  ^)  (Schu.   „ich 

hatte  keinen  andern  Grund  davon  abzustehen"). 

fo,  15 — f1,  6.  Über  dies  Gedicht,  in  dem  Schu.  Einiges 
falsch  verstanden,  in  Anderem  die  Textschwierigkeiten  nicht  gehoben 
hat,  urteilt  er,  „es  kennzeichne  sich  schon  durch  die  elende  äussere 
Form  als  spät  und  unecht"  (S.  69,  Anra.  3).  Das  ist  m.  E.  un- 
begründet. Schu.  hat  nur  nicht  gesehen,  dass  die  Aufeinanderfolge 
der  Verse  in  Unordnung  geraten  ist,  wie  bei  manchen  andern  Ge- 
dichten H&tims,  wo  dies  die  parallelen  Recensionen  erweisen,  und 
der  alten  Dichter  überhaupt.     Was  den  Reim  betrifft,   so   hätten 

wir  hier  f1,  5  u.  6    zwei  Beispiele    dafür,    dass   das    ..1/  .*:>  des 

Reimzwangs  wegen  den  Nominativ  hat,  wodurch  die  isolierten  Fälle 
bei  Nöldeke,  Z.  Gramm,  des  class.  Arabisch  S.  38 — 9  vermehrt 
würden  und  die  Veranlassung  zur  Umdeutung  von  Beispielen  wie 
S.  38,  Z.  6  V.  u.  daselbst  wegfiele.  Doch  will  Nöldeke  (nach 
persönlicher  Mitteilung)  den  Reim  vokallos  auf  ih  lesen.  Dem 
Inhalt  nach  gehört  das  Gedicht  enge  zu  n^  VI,  bei  welchem 
es  auch  in  der  einzigen  Handschrift  Spr.  steht.  Ich  ordne 
hier  die  Verse  so,  wie  sie  dem  Sinne  nach  aufeinander  folgen 
müssen*). 

1  (=  f*i,  2).  „Lasset  meinen  Grossvater  gehen  und  in  seinem 
Geize  dahinleben;  ich  gehöre  nicht  zu  Denen,  die  an  Gemeinem 
Gefallen  finden; 

2  (=  fo,  15)  wenn  er  zornig  von  mir  wegzieht  mit  seinen 
Kamelen;  (Besitz  geht  ja  bald  morgens,  bald  abends  weg)*^). 


*  Ä. 


1)  Oder  nach  der  LA   des  Ö&hiz  L>r^  ,3^^  jjmwaJ  „ich  pflege  nicht  an 
einer  Sfinde  Anstoss  zn  nehmen". 

2)  Die   eingeklammerten  Zahlen   vor   den  Versen   gehen   auf  Seite  und 
Zeile  des  arabuchen  Textes. 

3)  Anm.  4  auf  S.  69  (Übers.)  bei  Schu.  ist  zu   streichen.  —  Unser  Vers 
setzt  offenbar  f*t,  2  mit  seinem  Subjekt  als  vorangegangen  voraus. 


70       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Dwoans  J^ätim  Tejjß. 

3  (=  f1,  3).  Seine  Art  ist  nicht  die  meinige,  und  ich  bin 
nicht  wie  er;  der  Lebensunterhalt  wird  mir  auch  nicht  entgehen, 
wenn  er  (der  Grossvater)  fem  ist; 

4  (=  f1,  4)  denn  für  das,  was  ich  herschenke,  bringt  mir 
mit  den  Tagen  Anderes  (Ersatz)  ein  am  Abend  oder  Morgen  (zu 
mir)  Kommender. 

5  (=  f1,  1).  Gott  tadle  Den,  der  seine  Wegzehrung  hin- 
und  herdreht,  während  Die,  die  um  ihn  herumstehen,  Herzweh 
vor  Hunger  haben  ^). 

6  (=  fc,  16).  Von  Demjenigen,  der  mit  seinem  Vermögen 
schönen  Ruhm  erwirbt,  meinen  die  Leut«,  er  habe  Verlust,  während 
er  doch  Gewinn  hat. 

7.  8.  =  f1,  5—6  unverändert. 


^        Z,     3 


f1,  8.    I jLm^s»  .  .  .  jJ  yt    «ohne    dass   er   Neider  hätte".      Die 

-   -  '  * 

Syntax  fordert  jL«^5>  ,  und  so  ist  in  dem  Vers,  der  als  vereinzelter 

überliefert   ist,   zu*  lesen.   —   Z.  15   »J.^»  tjt;    il\    ^-c.^a   ^*t^^ 
^jlII  \^JuJl^*     Zu   dem  Sinn   des  Verses    „wie   kann  Einer  essen, 


während  sein  Gast  hungert*,  passt  nicht  ^^»aj,   dagegen  sehr  gut 

g.A.^00   „wie  vermag   zu   verschlucken**  des  SM,    auf  welches   auch 

das    <.A-ÄJ    des    Gähi;    des    Metrums    wegen    graphisch    zurückzu- 
führen  ist. 

fv,  5.  jLä  iL^  Schu.  „dann  dichtete  er*  statt  „warum  (^) 
hat  er  (Mutalammis)  nicht  gedichtet?*  —  Z.  7».  Der  aus  Hiz. 
aufgenommene  Text  ^ji^^ou  Las  ^j^-^^iüLi'  bis  giebt  keinen  Sinn  (auch 

nicht  den  von  Schu.:    „trachte    nicht   nach  Armut   um  (!)  Lebens- 
unterhalt  zu    haben*);   es   war   mit   §M   zu   lesen   ^'^  ^j^^jJLj  ^^ 


1)  Die  Lesart  ^j'wÄ  der  Hdscbr.  ist  richtig  und  nicht  mit  Schu.  za 
ändern.  Ich  lese  f->jIä  pj->  q^  \m^  i^ly>'  q^^  (im  Msc.  J|  wJlÄj). 
Vgl.      .  lil  ^  Jw>J!  wiä  1,1  (Lane  nach  L);  yJLüJl     -5>yj  Ham.  112,  2. 


—  UÜi  ist  vorausstehendes  Tamjiz  (Wright^  S.  135). 


a>  y  ci« 


ßarthf  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  Jfdtim  Tejjs.       71 

JüU  ^^M^iAju  g  suche  nicht   darch   ein   knauseriges  Leben  Vermögen 

(m  sammeln)*).  —  Z.  10.  Statt  y^  lies  ys^,  da  das  X^'jdl  ..ly 
vorliegt  und  übersetze:  „und  betreffs  der  vereinzelten  (Sache), 
wenn  nur  eine  da  ist,  halte  ich  ihn  (den  Gast,  Vs.  1)  ihrer  für 
würdig,  sobald  er  arm  ist*. 

fA,  12.  »j^L>!  ^!  ^ .L>.  ^  U.  Da  nach  J  der  Modus 
apocopatus  stehen  müsste,  der  hier  durch  das  Metrum  ausgeschlossen 
ist,  so  vermute  ich  ».^L>!  31.    —    Z.  17  ^  JuJ.     Der  Reim   in 

.*j.  ,>  macht  es  wahrscheinlich,  dass  ^  zu  vokalisieren  ist,   ob- 


gleich  die  Lexica  diese  Form  als  Adjektiv  nicht  nennen. 

fi,  3.    ^3  fc^  ^3!  otls?u     -xj  Jüüj   mit  der  Übers.  „Aus 


hat,  indem  er  seine  Stammgenossen  bekriegte,  freventlich  ge- 
handelt*  ist   schon  wegen   des   im  Arabischen   fehlenden   Subjekts 

unmöglich.   In  O^L^  steckt  die  Ortsangabe ;  es  ist  o^L^  zu  lesen. 

Über  0^13-  sagt  J&qüt  11  457 :  „Es  ist  ein  Ort  im  Gebiet  der 
Tajj  bei  den  beiden  Bergen,  den  Banü  Sinbis  gehörig'),  ursprüng- 
lich ein  Brunnen*  u.  s.  w.     Übers.:    „Bei   ^ul&d   hat  Aus   gegen 

seinen    Stamm    treulos    gehandelt*    (jü«J»   (j*^t  oilÄJ     jb   Jüü»). 

Daraus,  dass  Ghulftd  ursprünglich  ein  Bininnen  gewesen,  wird  auch 

Z.  5  und  8  verständlich.    Z.  2  lies  L^imJju  »dass  sie  sie  (die  Ehre) 

nicht  beschmutzten*.  Z.  5  mit  Cod.  Agh.  Berol.  Spr.  1178  L^M^l^ui; 
Z.  8   das   letzte  Wort  mit  diesem  Codex  und  Spr.  1175  I^j^JL^U* 

unmittelbar  vorher  hat  Spr.  1178  l^jJiS,  was  mir  sehr  einleuchtet. 

—  Die  zwei  Verse  Z.  9  und  10  schliessen  übrigens  an  das  Vorige 
nicht  an;  zwischen  ihnen  und  dem  Vorangehenden  muss  einiges 
ausgefallen  sein.  —  In  dem  unverständlichen  Vers  Z.  7  hat 
Spr.  1178   ^^\,  Spr.  1175  wie  Schu.  nach  Agh.  —   fi,  IIb 


<i«  so. 


1)  Demnach  wird   die  LA   Hiz.'8  auf  urspr.  ^jit^,fja    LäÄ    ^j>»>»äIj   ^^ 

* 

mrfiekgehen,  „suche  nicht  am  Lebensanterhalt  zu  sparen^^. 

2)  Hienn  vergl.  unseren  ersten  Vers. 


72      Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  Hätim  T^s. 

(jcojäJL  cPjÄlt     Jlß  LaJJj  äJLjl^I^  bed.  nicht  „und   ich  vermache   es 

ihm  mit  der  Bestimmung,  dass  er  es  schuldet  und  einmal  wieder- 
bezahlt" ,   sondern  „und  ich  lege  es  an  (gewissermassen  als  Legat) 

für   (meine)   Schulden    und   Verpflichtungen".    —     12a    zu  ..ij^l 

*JJÜI    otojß    bedeutet     „ich    schütze     mit    ihm     die    Ehre    edler 

Männer*.  In  ^  lies  o.;  gemeint  ist  „und  schütze  mich  vor  dem 
Niedrigen,  der,  wenn  ich  ihn  ehre,  von  (der  Antastung)  meiner  Ehre 
abgehalten  wird".  —  Z.  13  ist  von  Schu.  falsch  abgeteilt  Übers.: 
„Das  ist  die  Handlungsweise  der  Freigebigkeit  wo  immer  man 
zusammenkommt,  welche  die  Berichte  (der  Leute)  auf  der  ganzen 
Erde  wiederholen". 

öt,  1: 

mit  der  Übers.  „.  .  .  und  am  Morgen,  was  Muw&sil  sagt".  Das 
in  der  Übers,  nicht  berücksichtigte    ^zsr  giebt  keinen  Sinn ;  es  ist 

i.  ^p  zu  lesen  ^);  das  Wort  vorher  lies  I^J^^;   „und  morgen  wird 

mir  zukommen  was  M.  sagt".  Ar-Rajjän,  schon  t**f ,  13  genannt, 
und  Muwasil  sind  zwei  Berggipfel  im  Gebiet  der  Tajj.  —  öt,  10 — 11. 
Von  diesem  2 -versigen  Gedichtchen,  das  nur  Abu  Zaid  Naw.,  über- 
liefert, ist  Vs.  2  schon  im  Original  nicht  in  Ordnung: 

Schu.  übersetzt:  „ich  werde  es  sicher  nicht  zugeben,  dass  die  weiss- 
liehen  und  bräunlichen  Kamele,  die  wir  aufziehen^  Uk4z  besuchen, 
aoioeit  ich  mitzureden  hahe^.  Der  Belativsatz  in  ^  könnte  schon 
syntaktisch   nicht   ohne   ein     jJt  sein  und  .  .  .  ^^Jüb  kann  den 

*  o  - 

hier   angenommenen  Sinn   nicht   haben.      Statt    JLäaj   lies     JLäxj; 

—  Jüs.\   steht  speciell  vom  Galoppieren  der  Kamele   (IHiS.  255, 

13;  964,  5).  Übersetze:  „Und  ich  werde  sicher  Nichts  (mehr) 
davon  hören,  wie  weissliche  und  dunkle  Kamele  dahintraben  nach 
*üka?,    hinbringend    (Männer   die   recitiereiO    was   ich    dichte".  — 

—  öl,  14  („Nicht  war  Wahnsinn  in  ihm")  fcJ^LsT.  ^1  J^  ^-J^^\ 


1)  Derselbe  Fehler  liegt  an  einer  andern  Stelle  im  Agh.  XVI,  102,  17  vor. 


Barth,  Zur  Krüik  und  Erklärung  de»  Diwan»  JfäUm  Tejjg,       73 

nach  Sehn.  , sondern  nur  eine. List,  um  den  Zweck  zu  erreichen*' 
Gemeint  ist  aber  „sondern  die  Tücke  (das  Schlimme)  einer  Lage, 
gegen  die  er  anstrebte*,  bezw.  „die  ihn  bedrohte*.  So  ist  es  auch 
von  Tebrlzl  zu  Qam.  741,  Z.  2   paraphrasiert..     Vgl.  die    bekannte 

Phrase  \J^  ,^  ^  i). 

or,  17.  y>  ^\  ÄJUfi  ^^  i^\  vX>ai5.    Statt  des  ersten  Worts 
lies  J^Afi.     Das  zweite  ^\  ist  unpassend;   denn   das  Hinfallen  ist 

nicht  eine  Erläuterung  zum  Halsneigen.  Es  ist  js^  zu  lesen ;  das 
jji  beruht  auf  gedankenloser  Wiederholung. 

or,  3  (=  Agh.  XVI,  107,  25).     ^i^jL    'l   ^s>J^    vj5ÜJ^ 

JuJax  bed.  nicht,   .  .  .   „wenn  Du  mein  Reittier  fragst*,  sondern 
,so  lasse  ich  dem  Reittier  zu  Ader,  wenn  Du  darnach  fragst*. 

Zum  Schluss  seien  noch  einige  Berichtigungen  zu  den  Versen 
und  Texten,  die  in  den  beigegebenen  Noten  sich  finden,  an- 

gefugt.  S.  33  Anm.  2,  Z.  2  v.  u.  ist  statt  oJt  ^^  jL>r.  i^*^  zu 
lesen  jl^t.  ..^^  „wenn  Einer  ausweicht* ;  in  Hemistich  ^  statt 
c  joj  1.  ^jAOj  als  Nachsatz  zum  Bedingungssatz;  der  Reim  ist  da- 
durch  nicht  gestört.  —  Z.  1  v.  u.  in  »  statt  yz^^Jkf,,^^  Vj^  '^' 
1.  owiUi^'l   „entflammt   wird* ;   in   b   ist    »^aÄJj   vorzuziehen.  — 


S.  82,  Z.  8—9.  Statt  0^\^  ^JL:?^  j  Lu^  U  lies  nach  0,  14 
LLj.p^  „so  würde  er  uns  .  .  .  verschenken*  ®)  oder  LLjJpJ  nach 
Kftmü  132,  19.  —  Z.  11  statt  pL»  Uä^  iJ  lies  Ib  ,er  hat  edle 
Stellung  (Mf441.  10,  26,  Hut-  17,  1)  über  uns*.  —  Z.  13.  Druck- 
fehler  statt   ^•^JI^I.   —   Z.  16.    LäI^   »^   ^    ^^^t   vJyij;    lies 

'ju^^  als  Infinitiv  „durch  ein  Wort,  während  ich  bequemen  Ge- 
irauch  an  einem  andern  finde*.  —  Das.  in  der  Note  zu  „Z.  9*. 
Das  überschüssige     -3»*iJ   ist   nicht  zu  streichen,    sondern   nur  an 


1)  Es  entspricht  ihm  das  hebr.  H^D  „Unglfick". 

2)  Statt  ^  ist  irrtümlich  Lo  eingesetzt  worden. 


74       Barth,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Diwans  pdtim  TyJ8, 
falsche  Stelle  geraten;  es  gehört  zu  ^'l^.  —  97  M.  LJJCä  Druck£ 


Ovo«  JA«* 


f.  \yJL..  —  98,  1.  Statt  ijjjuis  1.  fcxJjuü.  —  99,  12.  Für  ^Stij 
1.  hj^^  wie  t*A,  15  auch  richtig  steht.  —  104,  10  v.  u.  l\/S4F^  L^äJb; 


lies  iJLc^.  —    101  M.  (zu  f.,  1).    In  der  Stelle  Agh.  XVI,  108 

ist  statt  JoiSj  iüL^X^»  er  V/^'  CT  ^^  ^®^^^  V/^'  (o^;^  CT^ 
...ÄJLjJe>.   wie   in  G  und  Diwan  f, ,  4.  —   116  M.  in  dem  Vs.  zu 

o-  o  * 

rf,  18    statt  i^-ß  ^i>y^  ^-  '^i'^^^»   ^®  Dinaw.  !aa  richtig   st^ht. 

O  J  o    * 

—  Z.  6  V.  u.   statt   LuiaÄi   1.  UaLäj.  —  117,  7.  12.  15  statt 

Q  •        ••         \i  •        •«  ' 

o    y  o 

^äaIx:>,  das  ,»m.  Rede*^  wäre,  lies    Juix>  »das  Freien  um  mich*'. 

—  Z.  18  schalte  vor  ^S  ein  ^  ein  wegen  des  folgd.  L«.  In 
dem  nun  folgenden  Gedicht  in  V.  1  1.  ^.|rhM:  Vs.  2  statt  "^Ijua 
1.  ii£-i  (ebenso  118,  Z.  2  natürlich  tj^');  V.  6  statt  bt  wegen 
des  Metrums  jt .  —  Vs.  7.  Statt  oyC»^  jLU  ^JaJj  J^J  vjü  Jt 
lies:  .  .  .  -Pj  v^Li  öt  „wenn  6en  ^o/m  der  Zeit  den  Knochen  des 
Gasts  benagt*.  —  118  M.  In  dem  angeführten  Gedicht  Vs.  5  lies 
wö'Jü  und  ii^   als  jl^  ^  jxi>.   —    119,  4  ^^jjtl  J^t  oA>5 

^jLä  ^^  L5y^'^  •  -^^^^  L5y^' '  ^®^^  °^^  ^^^  ^'y  (*^  A^tal 
181,  5;  s.  auch  Lane  unt.  li^.  —  129,  Z.  4  statt  /^--Jüi  1.  ,^-*^t. 


75 


Paltiel-Djauhar. 

Von 

H.  J.  de  Goeje« 

In  den  merkwürdigen  Mitteilungen  des  Achimaaz  über  Paltiel, 
welche  Dr.  Kaufinann  in  dieser  Zeitschrift  LI,  436  ff.  und  schon 
früher  in  seiner  Abhandlung  „die  Chronik  des  Achimaaz  von  Oria** 
gegeben  hat,  liest  man  S.  439  (Chron.  32) :  ,,Die  nähere  Ausführung 
über  [Paltiels]  Würden,  wie  ihn  der  König  über  alle  seine  Schätze 
einsetzte  und  ihm  die  Waltung  über  das  Reich  iigypten  und  das 
Reich  der  Syrer  bis  Mesopotamien  tmd  über  das  Land  Israel  bis 
Jerusalem  verlieh,  wie  auch  über  seine  Herrschaft,  seine  Macht  und 
seinen  Reichtum,  wodurch  der  König  ihn  erhob  und  auszeichnete, 
ist  eingetragen  in  die  Geschichtsbücher  des  ägyptischen  Reiches*. 
Da  der  Name  Paltiel  von  keinem  Historiker  erwähnt  wird,  zwingen 
diese  Worte  uns,  entweder  die  ganze  Erzählung  des  Achimaaz  für 
einen  Roman  zu  halten,  oder  anzunehmen  dass  Paltiel  in  den  Ge- 
schichtsbüchern unter  einem  anderen  Namen  bekannt  sei.  Lässt 
sich,  wie  ich  mit  Dr.  Kaufmann  der  Meinung  bin,  an  einem  ge- 
schichtlichen Kern  dieser  Familientradition  nicht  zweifeln,  so  bleibt 
die  zweite  Hypothese.  Ich  wüsste  nun  aber  nur  einen  Mann, 
dessen  Geschichte  mit  der  Paltiels  im  grossen  und  ganzen  über- 
einstimmt, nämlich  General  Djanhar,  den  Eroberer  Ägyptens,  den 
Gründer  Kairos. 

Nach  Qodhä'l  bei  Amari  Bibl.  Sic.  197   wurde  Djauhar,   der 

bald  ar-RQmi  (der  Römer;   Abulf.   ^«J-S.  ^^^  ^T^^^   ^^^  ^^' 

(J^aqlabl  (der  Slave)  mit  der  Variante  a^-^iqali  (der  Sicilianer)  ge- 
nannt wird,  aus  Süditalien  mitgebracht  durch  den  fatimidischen 
General  ^äbir  (oder  9*^^)»  ^^^^  ursprünglich  ein  Freigelassener  von 
Ibn  Qorhob,  in  den  Dienst  des  *Obaidallah  al-Mahdl  übergegangen 
war,  314  die  Verwaltung  von  Qairawän  führte  und  in  den  Jahren 
315  —  317  Eroberungszüge  nach  Sicilien  und  Süditalien  machte 
(Bayan  I,  196 — 201).  Wie  Djauhar  in  ^äbirs  Besitz  kam,  wird 
nicht  gesagt.  Die  Eroberung  und  Plünderung  von  Oria  hatte  313 
stattgefunden  durch  Dja*far  ihn  'Obaid  al-gädjib,  der  ausser  einer 
sehr  ansehnlichen  Beute  10,000  Frauen  und  Kinder  in  die  Sklaverei 
mitfuhrte.     Das  Oberhaupt  (der  Patricier)   kaufte   sich   selbst   und 


76  ^  Goeje,  PaUieL-Djaukar. 

seine  Stadt  frei  für  5000  Goldstücke  (Bayän  I,  195).  Dies  würde 
einigermassen  zu  Achimaaz  (Zeitschr.  437)  stimmen,  wenn  wir  an- 
nehmen dürften,  dass  dieses  Oberhaupt  zu  der  Familie  Schefatjas 
gehörte.  Da  Djauhar,  als  er  381  starb,  über  80  Jahre  alt  war, 
muss  er  bei  der  Eroberung  Orias  ein  ungef^r  dreizehnjähriger 
Knabe  gewesen  sein.  In  diesem  Jahre  wurden  auch  Taranto  und 
Otranto  erobert  (Ihn  al-Athir  VUI,  117),  worauf  in  der  Erzählung 
des  Achimaaz  angespielt  wird  (Zeitschr.  437,  Ghron.  27).  Bari 
wird  nicht  erwähnt,  was  bei  der  Kürze  und  Mangelhaftigkeit  der 
Berichte  nicht  auffallend  ist.  Ganz  unhistorisch  aber  ist  bei  Achi- 
maaz, dass  al-Mu4zz  der  Eroberer  Orias  sollte  gewesen  sein.  Dieser 
Fürst  ist  erst  319  geboren  (vgl.  Kaufmann,  Chron.  26  f.). 

In  demselben  Jahre  319  ist  Djauhar  wahrscheinlich  nach  Afrika 
gekonmien.  Nach  Qodhä^l  ging  er  von  (Jüäbir  über  in  den  Besitz 
des  Eunuchen  Chairän,  dann  in  den  des  Eunuchen  Khaflf  a^-i^aqlabi 
(vgl.  Quatrem^re,  Joum.  as.  1836,  II,  426)  und  von  diesem  in 
den  des  Kalifen  Man9ür,  dessen  maulä  er  hiess  (Sqjütl,  Hu9n 
al-Muhädhara  11,  12,  2).  Im  Bayän  I,  229  liest  man  das- 
selbe, nur  fehlt  daselbst  Chairän.  Da  Djauhar  stets  al-Kätib  ge- 
nannt wird,  ist  er  vermutlich  einer  der  Sekretäre  Man9ürs  gewesen. 

In   dessen  Dienst   machte   er   sich    einen  Namen  («JUc     i  ^*)   und 

muss  schon  damals  die  Gunst  des  Mu^izz  gewonnen  haben.  Wenn 
Djauhar  die  astrologischen  Kenntnisse  gehabt  hat,  die  Achimaaz 
dem  Paltiel  zuschreibt,  kann  hierin  die  Erklärung  der  hohen  SteUe 
liegen,  die  Djauhar  bei  diesem  Fürsten  einnahm,  der,  wie  bekannt^ 
sich  selbst  viel  mit  Astrologie  beschäftigte  (vgl.  auch  meine  Mem. 
sur  les  Carmathes,  124, 181).    Schon  gleich  nach  der  Thronbesteigung 

verlieh  ihm  Mu*izz  den  Rang  eines  Veziers  (s .1;  Jl   Ä-ö.   MaqrlzT  I, 

352,  2,  377,  3  v.  u.,  Quatremöre  1.  1.  403;  vgl.  Zeitschr.  437, 
Chron.  26  Anm.  3)  und  ernannte  ihn  347  zum  Oberbefehlshaber 
der  nach  Westafrika  bestimmten  Armee.  Djauhar  unterwarf  Tähart, 
Fez,  Tetuan,  Sidjilmäsa,  also  das  ganze  heutige  Algerien  und  Marokko. 
Als   er   den   Atlantischen    Ocean    erreicht   hatte,    schickte    er   dem 

Kalifen  per  Post  (JyjJt  Ka^  Nuwairl)  einen  Fisch  in  einer  gläsernen 

Flasche  als  Symbol  der  Herrschaft  des  Fürsten  über  das  westliche 
Meer  (Maqrizi  352  1.  4).  Nach  Achimaaz  hat  Paltiel  dem  Mu'izz 
aus  den  Sternen  die  Herrschaft  über  Sicilien,  Afrika  und  Babylonia 
(Ägypten)  vorher  verkündigt.  Ob  Djauhar  die  Sterne  als  Bundes- 
genossen gebraucht  hat,  können  wir  nicht  entscheiden.  Gewiss  aber 
war  es  seine  Politik,  nach  welcher  erst  Westafrika  und  Sicilien 
ganz  unterworfen  sein  müssten,  ehe  man  die  Eroberungspläne  des 
Obaidallah  al-Mahdl  gegen  Ägypten  wieder  aufnehmen  könnte.  Durch 
die  glänzenden  Siege  Djauhars  und  die  Brechung  des  letzten  Wider- 
standes in  Sicilien  351  (vgl.  Kaufmann,  Chron.  26)  waren  zwei 
Drittel    des    politischen    Programmes    oder    der    himmlischen    Ver- 


de  Goeje,  Paltid-Djauhar.  77 

heissung  in  Erfällung  gegangen.  Das  Vertrauen  des  Kalifen  auf 
Djanhar  war  jetzt  so  unerschütterlich  geworden,  dass,  als  dieser 
kurz  vor  dem  Zuge  nach  Ägypten  krank  wurde,  Mu'izz  fest  ver- 
sicherte, dass  er  nicht  sterben  würde,  da  er  dazu  bestimmt  sei, 
Ägypten  zu  erobern  (Ibn  Challikän),  ja  er  soll  selbst  gesagt  haben, 
auch  wenn  Djauhar  ganz  allein  nach  Ägypten  ginge,  so  würde  er 
sieh  des  Landes  bemächtigen  (MaqnzI  378). 

Nach  den  meisten  Berichten  beschloss  MuHzz  die  Eroberung 
Ägyptens  erst  258,  nachdem  Käfur  gestorben  und  ein  Kind  als 
Thronerbe  eingesetzt  war.  Dies  ist  nicht  richtig.  Schon  255, 
also  gleich  nach  dem  Tode  All's  ibn  al-Ichschld,  war  der  Gouver- 
neur  von  Barqa  beauftragt  den  Weg  zu  bahnen,   überall  Brunnen 

zu    graben    und    an    allen   Haltestellen    Einkehrhäuser   (yyjaÄ)   zu 

hauen,  was  er  in  4  Jahren  fertig  brachte  (Nuwairi,  cod.  Leid.  2  l, 
p.  53,  vgl.  Ibn  Chaldün  IV,  48  und  Kaufinann,  Chron.  81,  Zeitschr.  439), 
und  lange  vorher  war  nicht  nur  die  Armee  und  alles  was  zum 
grossen  Feldzuge  nötig  war,  vorbereitet,  sondern  auch  in  Ägypten 
durch  Missionäre  ein  grosser  Anhang  für  die  fatimidischen  Interessen 
gewonnen.  Alle  Erzähler  versichern  ganz  wie  Achimaaz  (Zeitschr.  438, 
Chron.  30),  dass  von  Ägypten  aus  dringende  Bitten  an  Mu^izz  kamen, 
die  Herrschaft  zu  übernehmen  (vgl.  M^m.  sur  les  Carmathes  182). 
Ein  besonders  starker  Andrang  kam  von  Ja'qub  ibn  Killis,  der 
von  Geburt  ein*  Bagdadischer  Jude,  in  Ägypten  den  Islam  an- 
genommen und  bei  Käfür  in  grosser  Gunst  gestanden  hatte.  Die 
Intriguen  desVezirs  Ibn  al-Furät  nötigten  ihn  zur  Flucht  (Maqrlzill,  5, 
AbuTMahäsin  11,  396)  und  357  kam  er  zu  Mu^izz,  wo  er,  wie  Ibn 
al-DjauzI  sagt  (cod.  Bodl.  Uri  679  unter  dem  Jahre  380),  sich  an 
die  Juden  anschloss,  die  am  Hofe  des  Kalifen  waren.  Nach  Nuwain 
(p.  70)  begleitete  er  Djauhar  und  erhielt  schon  von  diesem  nach 
der  Eroberung  die  Leitung  der  Geschäfte,  nach  den  meisten  kam 
er  erst  mit  dem  Kalifen  (Ibn  Challikän  n.  841).  Er  erhielt  die 
Wurde  des  Vezirats  367  (andere  haben  360  oder  365)  unter  *AzTz 
und  behielt  sie  bis  zu  seinem  Tode  380.  Alles  nun  was  Achimaaz 
über  Paltiels  Anteil  an  der  Eroberung  Ägyptens  erzählt,  stimmt 
genau  zu  dem,  was  die  arabischen  Geschichtsschreiber  über  Djauhar 
sagen.  Nur  scheint  es  bei  ersterem,  als  ob  Mu4zz  Djauhar  gleich 
folgt,  was  bekanntlich  unrichtig  ist. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  hohe  Auszeichnung  Djauhars 
vielen  ein  Dom  im  Auge  war.  Der  Gouverneur  von  Barqa  bot 
sogar  50,000  Golddenare,  wenn  er  Djauhar  nicht  nach  dem  Befehl 
des  Kalifen  fürstliche  Ehre  zu  erweisen  brauchte.  Dja'far  ibn-Faläh, 
welchen  Djauhar  mit  der  Unterwerfung  Syriens  beauftragt  hatte, 
schrieb,   als  er  in  Damaskus  festen  Fuss  gewonnen,  da  er  sich  im 

Stand  weit  über  Djauhar  erhaben  fühlte  (^  Jw:>!  ».jmJo  ^jt-j    ,}S 
ß>^  MaqrIzT  378),  direkt  an  Mu4zz,  um  seine  Leistungen  für  den 


78  ^  Goejey  PaUiel-Djaühar, 

Kalifen  ins  Licht  zu  stellen  und  Djauhars  Verdienst  zu  schmalem. 
Mu^izz  sandte  ihm  seine  Briefe  ungeöffnet  zurück  mit  dem  Schreiben : 
„Du  hast  dir  selbst  einen  schlechten  Rat  gegeben.  Wir  haben  dich 
mit  unserem  General  Djauhar  geschickt ;  an  ihn  sollst  du  schreiben. 
Was  uns  durch  ihn  von  dir  kommt,  werden  wir  lesen;  übergehe 
ihn  also  nicht.  Ob  du  schon  hoch  bei  uns  in  Gunst  stehest,  in 
dieser  Angelegenheit  wollen  wir  dir  nicht  zu  Gefallen  sein,  noch 
unseren  treuen  Diener  Djauhar  verstimmen ".  Legt  man  hiemebeD, 
was  Achimaaz  Zeitschr.  440,  1.  6  ff.  schreibt,  so'  ist  der  einzige 
Unterschied,  dass  dieser  ^AzTz  statt  Mu'izz  nennt. 

Was  Achimaaz  von  Paltiel  sagt,  dass  „er  herrschte  über  das 
[einstige]  Beich  der  Hebräer,  der  Syrer,  der  Ägypter,  Ismaels  und 
Israels*  (Zeitschr.  441),  ist  buchstäblich  wahr  von  Djauhar,  der 
bis  zu  dem  Einzug  des  Mu'izz  in  Kairo  (362)  die  unumschränkte 
Regierung  über  diese  Länder  führte  und  dann  weiterhin  unter  dem 
Kalifen  die  erste  Stelle  einnahm,  obgleich  er  (364)  der  finanziellen 
Verwaltimg  und  der  inneren  Angelegenheiten  enthoben  wurde.  Dass 
die  Weissagung  über  den  Tod  der  drei  Könige  (Chron.  34,  Zeit- 
schr. 441)  nicht  unter  AzTz,  doch  wohl  zum  Sterbejahre  des  MuHzz 
passt,  hat  Dr.  Kaufinann  gezeigt.  Die  arabischen  Geschichtsschreiber 
wissen  zu  erzählen,  dass  dem  Mu4zz  sein  Tod  durch  die  Astrologen 
vorher  angekündigt  war.  Ob  nun  aber  Djauhar  sich,  wie  Achi- 
maaz von  Paltiel  berichtet ,  nach  seinem  Landhause  zurückgezogen 
habe,  wo  ihn  dann  der  Kalif  besuchte,  um  öffentlich  seine  un- 
geschwächte Gewogenheit  zu  beweisen,  kann  ich  nicht  entscheiden, 
da  mir  kein  ausführlicherer  Bericht  über  Djauhar  zu  Gebot  steht, 
als  die,  welche  Ihn  Challikän  und  Maqrlzl  geben.  Ersterer  sagt, 
dass  Djauhar,  als  er  nach  Mu'izz'  Einzug  den  Regiemngspalast  ver- 
Hess,  nichts  mitnahm  als  die  Kleider,  die  er  trug,  und  sein  eignes 
Haus  in  Kairo  bezog;  MaqrlzT  (Kosegarten,  Chrestom.  120),  dass 
Mu^izz  ihm  reiche  Geschenke  gab.  Es  ist  sehr  wohl  möglich,  dass 
er  nach  seiner  Entlassung  von  der  Leitung  der  Geschäfte  sich  auf 
das  Land  zurückgezogen  habe  und  daselbst  mit  einem  Besuche  vom 
Kalifen  beehrt  sei.  Bei  Achimaaz  ist  dann  nur  ^Aziz  an  die  Stelle 
des  Mu4zz  gesetzt.  Wir  wissen  wohl  von  einem  Besuch  des  *Az!z 
bei  Djauhar  im  Jahre  381.  Vielleicht  sind  bei  Achimaaz  zwei  fürstliche 
Besuche  zu  einem  verschmolzen.  Denn  nach  dem  des  'Aziz  starb 
wirklich  Djauhar,  wie  dies  von  Paltiel  erzählt  wird;  der  Tod  der 
drei  Könige  aber  Mit  in  das  Jahr  365. 

Nach  Achimaaz  soll  Mu4zz,  als  er  sein  Ende  herannahen  fühlte, 
Paltiel   beauftragt  haben,   seinem  Sohne   „als  Berater,    Helfer   und 

Bewacher*  zu  dienen.   Nuwairl  (p.  65)  erzählt  dasselbe  von  Djauhar 

1» 
(^j*J!  jy^)  »j!>^^  |y^>^    !A"^   Ju'üÜI    ^Jt^ ,  s.  auch  Elmacin 

235),  der  wirklich  in  den  ersten  Regierungsjahren  des  *Azlz  die 
Oberleitung  der  Regierung  hatte.  In  den  letzten  zehn  Jähren 
seines  Lebens   scheint  Djauhar,    obgleich   er  im  Besitz  seiner  Titel 


tie  Goeje,  PaUtel-Djctuhar.  79 

und  B^ichtümer  blieb,  etwas  vernachlässigt  zu  sein.  Der  Vezir 
rbn  Killis,  sagt  Nuwain,  bereitete  ihm  eine  Demütigung,  da  er  den 
alten  Herrn  mit  der  Sorge  für  die  Unterhaltung  der  Befestigungs- 
werke  beauftragte.     Da   sagte   Djauhar:  „Yerflucht   sei   die  Länge 

des  Lebens,  die  zwingt  solches  zu  thun  (-^  <*3y'  'A^  ^^^3 
^y>\  ^JJ\  Jil]  ijh  M  ^ijäj  ^jbä  xi^!  ^  «JL*>^  J*JI 

,,t5ü3  JJUi).     Man    vergleiche    dazu  was  Maqrizl  379  erzählt.     Als 

er  aber  krank  wurde,  da  erinnerte  sich  *AzIz  seines  alten  treuen 
Dieners,  schickte  ihm  reiche  Geschenke  und  besuchte  ihn.  Sein 
Tod  im  selben  Jahre  verursachte  allgemeine  Trauer,  an  welcher  der 
Kalif  und  der  Prinz-Thronfolger  sich  warm  beteiligten.  Da  er  ein 
sehr  wohlthätiger  Mann  gewesen,  wurden  viele  Trauerlieder  auf 
ihn  gedichtet.  *AzTz  liess  nicht  nur  seine^i  Sohn  Husain  im  Besitz 
des  ganzen  Nachlasses  des  Vaters,  er  verlieh  ihm  auch  dessen  Bang 

und  gab  ihm  den  Titel  General  Generalssohn  (Maqnzi)  oder  Gene- 
ralissimus  (Jl^t  Ju'l3    Ihn   ChaldQn   IV,    63    und    Ihn    Challikän 

n.  111.  Nach  Maqrizl  n,  285  bekam  er  letzteren  Titel  von  al-Häkim). 
Dies  stimmt  zum  Bericht  des  Achimaaz,  dass  auch  Paltiels  Sohn 
ein  reicher  Mann,  „dem  Vater  gleich  von  fürstlicher  Wohlthätig- 
keit  war*.     Er  nennt  aber  den  Sohn  Samuel. 

Die  Geschichte  Djauhars  und  die  Paltiels  haben  also  sehr  viel 
gemein.  Die  Anekdote  von  Paltiel  mit  dem  Botschafter  von  Kon- 
stantinopel, Chron.  28,  erinnere  ich  mich  früher  bei  einem  arabischen 
Autor  gelesen  zu  haben,  weiss  sie  aber  jetzt  nicht  wiederzufinden 
und  wage  auch  nicht  zu  versichern,  das  es  gerade  Djauhar  war, 
welcher  darin  die  Rolle  Paltiels  erfällt.  Es  ist  aber  gewiss,  dass 
vor  Mu*izz*  Ankunft  in  Ägypten,  361,  ein  Gesandter  vom  römischen 
Kaiser  kam  mit  einem  Schreiben  und  einem  Geschenk  an  Mu'izz 
(Nuwain  p.  60).  Auch  Kleinigkeiten  stimmen,  wie  z.  B.  was  Achi- 
maaz vom  , prächtigen  und  glänzenden  Throne''  des  Mu'izz  sagt, 
mit  Maqnzls  Mitteilung  (Kosegarten  117)  über  den  goldenen  Thron, 
den  Djauhar  für  den  Kalifen  hatte  machen  lassen. 

Es  sind  aber  zwei  Schwierigkeiten,  die  sich  der  Identifikation 
beider  zu  widersetzen  scheinen.  Erstens  die  Verschiedenheit  der 
Namen.  Diese  ist  aber  nicht  von  grossem  Gewicht.  Die  jungen 
Sklaven,  welche  die  Gunst  ihrer  Herren  genossen,  erhielten  von 
diesen  in  der  Regel  Namen  wie  Perle  (lülü*),  Juwel  (Djauhar), 
Rubin  (jäqQt)  u.  s.  w.  Beim  Übergang  zum  Islam  wurde  der 
Name  des  ungläubigen  Vaters  durch  Abdallah  (Knecht  Gottes)  er- 
setzt, und  die  Söhne  erhielten  muslimische  Namen.  Es  ist  ganz 
natürlich,  dass  Djauhar  im  Dienste  des  fatimidischen  Kalifen  die 
seinigen  al-Hasan  (nach  welchem  er  die  Kunja  Abul-Hasan  hatte) 
und   al-Husain    (sein  Nachfolger  als  Generalissimus)   benannte.     Ist 


80  de  Goeje,  Paltiel-Djauhar. 

Djauhar  wirklich  Paltiel,  der  mit  seiner  Familie  in  geheimer  Ver- 
bindung blieb,  so  ist  es  selbst  nicht  ganz  unwahrscheinlich ,  dass 
die  Söhne  neben  dem  muslimischen  Namen  auch  noch  einen  ge- 
heimen jüdischen  hatten,  so  dass  al-Husain  auch  Samuel  hiess. 
Noch  gegenwärtig  haben  viele  Juden  einen  anderen  Namen  in  der 
Familie  als  im  geschäftlichen  Verkehr.  Mit  diesem  Samuel  endet 
die  Kunde  von  ägyptischen  Verwandten  in  Italien,  sagt  Dr.  Kauf- 
mann, Chron.  35.  Husain  nämlich  war  noch  Vezier  des  Häkim. 
wurde  aber  401  mit  all  den  Seinigen  ermordet  (Ihn  Challikän  n.  144). 
Schwieriger  ist  der  zweite  Punkt.  Nach  Achimaaz  nannte 
sich  Paltiel  dem  Kalifen  gegenüber  ein  Jude,  begünstigte  die  Juden 
überall  und  spendete  ansehnliche  Sunmien  für  jüdische  Schulen 
und  Gelehrte.  Keiner  der  arabischen  Historiker  aber  sagt,  dass 
Djauhar  Jude  oder  von  jüdischem  Ursprung  war,  wie  sie  das  alle 
von  Ihn  BoUis  wissen.  Djauhar  war  gewiss  Muslim  geworden  und 
Anhänger  der  fatimidischen  Lehre.  Wir  müsst^n  also  annehmen, 
dass  Djauhar  seine  jüdische  Abstammung  vom  Anfang  ab  verheim- 
licht hat  und  dass  diese  nur  seinem  Oheim  (Chron.  28  f.)  bekannt 
gewesen  ist,  der  das  Geheimnis  sorgfältig  in  der  Familie  bewahrt 
hat.  Zwar  finden  wir  am  Hof  des  Mu*izz  viele  Juden  (s.  oben). 
Auch  seine  Ärzte  waren  Juden  (Ihn  abl  Useibia  H,  86).  Ebenso 
hatten  unter  *Azlz  die  Juden  (und  die  Christen)  viel  zu  bedeuten. 
Es  ist  uns  aber  nicht  bekannt,  dass  Djauhar  sie  besonders  begünstigt 
hat,  obgleich  dies  ebensowenig  ausgeschlossen  ist.  Sind  Paltiel 
und  Djauhar  wirklich  ein  und  derselbe  Mann,  so  ist  es  klar,  dass 
der  Titel  Nagid,  welchen  ersterer  nach  Achimaaz  führte,  Über- 
setzung von  Wazir  ist,  wie  schon  Dr.  Kaufmann,  Chron.  26, 
Anm.  3  vermutete. 


/ 


81 


Kritische  Bemerkungen  zu  Hiranyakesins  Grhyasütra. 

Von 

0.  Böhtlingk. 

Im  43.  Bande  S.  598  fgg.  habe  ich  ,Über  die  sogenannten 
Unregelmässigkeiten  in  der  Sprache  des  Gfhjasütra  des  Hiraiija- 
ke<;in*  meine  Ansicht  ausgesprochen.  Hier  beabsichtige  ich  zum 
genannten  Sütra  Anderes  nachzutragen. 

1,  1,  24.  'finC»  ^t^T^  ist  kein  Kompositum,  wie  man  aus 
RV.  1,  135,  6  ersehen  kann.  —  27.  Nach  Pä^ini  7,  4,  23  wären 
f«i^ll  und  in^tf  die  richtigen  Formen.  2,  7,  2  st<)ssen  wir  auf 
^^  und  41^11.  Das  fehlerhafte  I^W^  st.  f'T^^  habe  ich 
schon  in  dem  oben  angeführten  Artikel  gerügt. 

1,  2,  9.  ilfi^n  in  8  und  il^#fn  verschulden  den  falschen 
Vokativ  HT^nt. 

1,  4,  2.  Der  Text  besagt,  dass  der  Lehrer  das  alte  Gewand 
ablegt,  der  Sinn  aber  erfordert,  wie  auch  Oldenberg  übersetzt,  dass 
der  Schüler  dieses  thut.  Hir.  hat  natürlich  nicht  fTOTO,  sondern 
t'Wnil  geschrieben.  Zum  Spruch  Wl  'HW^n,  ^-  s.  w.  vgl.  Man. 
Grhy.  Ind.  unter  diesem  Pratlka.  —  3.  Die  richtige  Lesart  ist 
^rtVVTI,  wie  auch  AV.  hat.  Für  das  Übrige  hat  schon  Kirste 
das  Richtige  vermutet  —  5.  '«"^^nV  W^l  giebt  Old.  mit  on  the 
north  side  of  the  navel  wieder  und  ^f^^nV  TW»  mit  on  the 
south  side  of  the  navel.  Links  und  rechts  wären  wohl  verständ- 
licher; vgl.  1,6,1.2.  —  6.  Old.  trennt  schon  Säftkh.  2,  1,  30 
richtig  iWt  ^nR«!.  —  8.  Oldenbergs  Vermutung,  es  sei  ^ftl 
st  ^^Jfftr  zu  lesen,  verdient  den  Namen  einer  Emendation.  Für 
^(f^  W^  konjiziere  ich  «rlT»%  ^^.  —  13.  ^MIM^früfffli 
ist  sehr  verdächtig;  ich  vermute  llWI^flUM  (d.  i.  "tR:)  4yi$f<«fl| 
st  ^|^|^IJM4H«. 

1,  5,  1.  Vgl.  Man.  Grhy.  1,  22,  2.  —  9.  Vgl.  ebend.  Ind. 
unter  ^^Ifl  ?fT.  —  12.  Vgl.  ebend.  unter  Jlimi«ll  HfiH 4,(41.  — 

Bd.  LH.  6 


g2       Böhtlingk,  Kritische  Bemerkungen  zu  Hiranyakeäüu  Grhyasutrci, 

13.  (S.  12,  Z.  5).  Ich  glaube  nicht  mit  Old.,  dass  in  ^CTL  ein 
verdorbener  Gen.  zu  suchen  sei,  vielmehr  mit  Kirste,  dass  in  ^Hf* 
^^  ein  verdorbener  Nomin.  stecke.  Auch  werden  die  beiden 
Worte  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Gegensätze  bezeichnen. 

1,  6,  8.  Also  auch  Old.  entscheidet  sich  für  Puskarasädi. 
Über  diese  falsche  Form,  die  keine  von  Kirste  benutzte  Hdschr. 
bietet  und  die  der  Kommentar  als  falsche  Lesart  bezeichnet,  habe 
ich  mich  in  Bd.  43,  S.  599  ausgesprochen.  Auch  der  Kommentar 
zu  Äpast.  Dh.  sagt,  dass  das  Fehlen  der  V^ddhi  vedisch  sei.  Was 
dieses  bedeutet,  wissen  wir  ja.  —  10.  Der  Dativ  '^ir^TTOTO  ist 
schwerlich  richtig;  man  hätte  den  Acc.  erwartet. 

1,  7,  10.  Vgl.  Man.  Grhy.  Ind.  unter  ^TO^'.  —  22.  Old  hat 
offenbar  Xfii  nach  y^llf  ^W^I^I^ftlH  hier  und  in  der  Folge 
nicht  in  der  richtigen  Bedeutung  aufgefasst,  da  er  die  vorangehenden 
Worte  mit  Gänsefüsschen  versieht.  Vgl.  PW.2  unter  1.  l^fTT,  Z,  8 
und  BKSGW.  Bd.  44,  S.  195  fg. 

1,  8,  4  (S.  17,  Z.  10).  ^PWT  fehlerhaft  für  IRR^Ti^.  — 
7.  Vgl.  zu  1,  7,  22. 

1,  9,  11.  Wohl  H^nr  st.  Wrar  zu  lesen.  —  16.  ^tNt  ist 
sehr  verdächtig;  ich  vermute  ^l^'MT.  Die  Parallelstellen  haben 
andere  Lesarten.  —  19.  ^iti^utj«!  erklärt  der  Kommentar  wohl 
mit  Recht  für  eine  falsche  Lesart.  Grammatisch  richtig  wäre 
^HM^n^M,  der  Komm,  aber  hat  ^i«u«)«i  vorgezogen.  Nun  ist 
noch  zu  bemerken,  dass  das  Kaus.  von  ^^  mit  ^^  in  der  Sfitra- 
Litteratur  nicht  abreiben,  wie  Old.  übersetzt,  sondern  weg- 
räumen bedeutet.  Demnach  hätte  man  statt  eines  Instr.  eher 
einen  Acc.  erwartet. 

],  10,  3.  JTT  mit  dem  Acc!  —  6.  *^l«^^  ^rfÜt  zu  lesen. 
Ein  Adjektiv  pflegt  nicht  ohne  weiteres  mit  seinem  Substantiv 
komponiert  zu  werden.  —  6  (Z.  5).     Lies  Mn«ll<ll^. 

I9  11,  1.  Old.  scheint  an  dem  Spruch  keinen  Anstoss  zu 
nehmen,  da  er  ihn  ohne  irgend  eine  Bemerkung  glattweg  übersetzt 
f^^l4  und  t<f<i4  fasst  er  als  Nominative.  Kirste  hat  offenbar 
nur  n«4l  TT  für  verdächtig  gehalten,  während  gerade  diese  Wort^ 
keine  Schwierigkeit  bieten.  Ich  konjiziere  Hl^l«!!  ^  ^TWf  ^ 
^rfiff«^  und  am  Schluss  ^f^^  irff  (Adv.).  —  4,  <»mii|l^ 
übersetzt  Old.  mit  to  please  her;  Kirstes  Vermutung  scheint  mir 
ganz  unhaltbar  zu  sein.  Der  Päda  ist  defekt,  was  beide  nicht 
beachtet  haben.    ^l«fl«)tV«ll^  in  der  Parallelstelle  bei  Pär.  Gj-by. 


Bolitlingkj  Kritische  Bemerkungen  su  Hiranyakeiina  Grhyaaütra.      83 

2,  6,  23  Verstoss!  gleichfalls  gegen  das  Metrum.  —  5.  AV.  metrisch 
richtig  ffiWinRfT.  —  9.  Vgl.  Man.  Grhy.  1,  2,  16.  —  11.  Nach 
1VR[^  ist  ^ni  d.  i.  ^:^^,  zu  streichen;  vgl.  Pär.  G^hy.  2,  2,  12. 

1,  12,  2.  Vgl.  MSn.  Grhy.  Ind.  unter  ^'IT.  Besser  bei  Pär. 
3, 14,  13  yi  und  ^5|  (nach  der  richtigen  Lesart)  statt  ^•%  und 
^.  Statt  des  verdächtigen  fqfqwi,  ist  vielleicht  fqf^^l,  zu 
lesen.  Zu  ^  ^fiT*  vgl.  Man.  G^hy.  Ind.  —  4.  ^TrtJ  ^  carry 
the  time  ist  mir  nicht  verständlich.  Ist  etwa  VRt  (Adv.)  zu 
lesen  ?  Ein  Kompositum  if^^ivif^f  fVi«lMtn  ist  ganz  undenkbar. 
Es  ist  ff^^Hrrft  zu  lesen.  —  14  fg.  Von  Caland  im  51.  Bande, 
S.  128  fg.  besprochen,  ^i^is^fn  hat  er  jedenfalls  richtiger  auf- 
gefasßt  als  Old.  und  der  Kommentar.  Statt  ii^j^Jg^i«!!  oder  ^ITJ- 
^rtftnrr  (so  der  Komm.)  will  Caland  ii^J«if«ini  (von  'WJ)  lesen, 
als  wenn  das  vorangehende  ^R^^RF  nicht  schon  dasselbe  bedeutete. 
Dass  beim  Tragen  der  verschiedenen  Gegenstände  mehrere  Personen 
beschäftigt  waren,  dass  diese  hintereinander  gingen,  und  dass  der 
Wirt  zuletzt  folgte,  nimmt  Caland  wohl  mit  Recht  an.  Demnach 
scheint  mir  jede  Schwierigkeit  gehoben  zu  sein,  wenn  man  ^^HJ* 
^hftPf  I  liest  und  dieses  als  von  ^R([^  abhängigen  Acc.  PL  fasst. 
Calands  Erklärung  von  ^i^rf^n'  als  wo  sich  nichts  darauf  be- 
findet, angedrückt,  ungehindert  und  klar,  nicht  heiser 
(so  S.  129)  will  mir  nicht  zusagen;  Old.  faUermg  mit  hinzugefügtem 
Fragezeichen.  Nach  meinem  Dafürhalten  ist  eine  Bildung  wie 
^ryrfilW  in  der  Sprache  der  Sütra  kaum  denkbar;  auch  erwartet 
man  ein  anderes  Beiwort  der  Stimme.  Ist  die  Stimme  des  Wirtes 
heiser,  so  kann  er  sie  in  diesem  Augenblicke  auch  nicht  nach  seinem 
lielieben  ändern.  Wenn  der  Komm,  schliesslich  '^l^^ftW^  durch 
^%yRn  erklärt,  so  wird  er  dem  Sinne  nach  wohl  das  Richtige 
gefanden  haben.  Aus  der  Stimme  des  Wirtes  soll  der  Snätaka 
ersehen,  dass  ihm  die  Gaben  gern  gereicht  werden.  Eine  Konjektur 
wage  ich  nicht  vorzuschlagen. 

1,  13,  1.  Vgl.  Man.  Grhy.  Ind.  unt^r  ftTHlt.  —  3.  ^  f^ 
zu  trennen,  und  ^  —  f^.  als  Imperativ  (gegen  Old.)  zu  über- 
setzen; vgl.  ly  28,  1,  Z.  4  und  meine  Bemerkung  zu  Pär.  1,  3,  15. 
—  4.  Vgl.  Man.  G^hy.  Ind.  unter  ^RJ^  ^: .  —  1 3.  fTf  st.  fÄ  zu 
lesen.  —  15.  "nrfl«i  kann  nur  erste  Person  sein,  ^  HlTO  kann 
denmach  nicht  richtig  sein  und  nicht,  wie  Old.  übersetzt,  mit  dem 
vorangehenden  1!^  may  1  ohtam  it  bedeuten.  Ich  vermute  1  \^^ 
das  zu  H  wi   vortrefflich   passen  würde.     Statt  VT^  ist  VTc^^  zu 


g4      BöhtUngk,  Kritische  Bemerkungen  zu  UiranyakeHne  OrhyasiUra. 

lesen.  —  16.  Anqh  diesen  Paragraphen  hat  Caland  a.  a.  0.  besprochen. 
Er  ist  der  Meinung,  dass  höchst  wahrscheinlich  ii^J^f^nn,  zu 
lesen  sei,  und  übersetzt:  „wenn  diese  (die  im  Vorhergehenden  ge- 
nannten Brahmanen)  gespeist  haben,  lässt  er  ihm  Speise  bringen, 
die  (von  andern  Zuthaten)  gefolgt  und  begleitet  ist".  Gegen  diese 
Auffassung  l&sst  sich  zunächst  einwenden,  dass  ^fw  hier  nicht 
am  Platz  ist,  da  zwischen  n^  ^wqw ,  einem  in  sich  abgeschlossenen 
verkürzten  Satze,  kein  Fremdling  geduldet  werden  kann,  und  zwei- 
tens,  dass  'H^^«!«!^  wohl  von  Personen  (vgl.  zu  1,  12,  15),  nicht 
aber  von  Sachen  gebraucht  wird.  Ich  vermute  ^TO  st.  ^^  und 
fasse  jenes  als  partitiven  Gen.,  mit  dem  das  in  14  genannte  ^l< 
gemeint  ist.  ^^tlgf^i  und  ^f^^tut^ff  sind  Ungetüme,  was  aber 
an  ihre  Stelle  zu  setzen  ist,  weiss  ich  nicht.  —  17.  Statt  n  ist  wohl 
FIT  zu  lesen ;  vgl.  Pär.  G^hy.  3,  15,  22  fgg. 

1,14,2.  ^:  TW:  zu  trennen;  ebenso  17,  6.  ^rf^^^J 
iri^flr  fehlerhaft  für  MR4|>«:  W  IWtW  (fi^lftr  Old.  fragend). 

1,  15,  3.  Besser  inpft,  wie  bei  Pär.  und  Hdschr.  H.  S.  32, 
Z.  2.  ^  nft^  st  ^f^^  zu  lesen.  Jetzt  wird  auch  die  1.  PI. 
verstandlich,  während  der  PI.  bei  Pär.  befremdet.  —  6  (S.  32, 
Z.  10).  ^imi^^  ist  eine  gelungene  Konjektur  von  Kirste;  st. 
•f«it«l  möchte  ich  ^il^l^Rf  lesen.  —  7.  Oldenbergs  Konjektur 
^WiirniT  ist  nicht  sinngemäss  und  verstösst  auch  gegen  das 
Metrum.     ^WWf   gewiss   nicht  richtig.   —   8.  Ich  vermute  ^WtH- 

1,  16,  3.  Old.  übersetzt  nach  der  Lesart  bei  Pär.  ftl«lf% 
T  Wt  ^Vftr.  —  9.  ^rwnft"  halte  ich  für  verdorben;  ai  a  düng 
heap  kann  es  wohl  nicht  bedeuten.  —  16.  '^pft  beanstandet  Old. 
wohl  mit  Unrecht.  —  17.  Ich  lese  HfilJlrt  Mf<J|?t  (M(\1^  wird 
wohl  auch  wie  '•ilfiijjq^  Subst.  sein  können),  tilge  mit  Kirste  ^f^' 
^  schon  des  Metrums  wegen,  verbinde  H^^^f^ct  (besser  Tf9r 
^^n^d),  lese  mit  Kirste  ^WC  und  iWIfftf  und  trenne  schliess- 
lich IT^^rfTp?  !!•;  gemeint  ist  doch  wohl  l|WH*l*lfi|^URf . 

1,  17,  2.  Ist  etwa  OlÜOl  Adj.  zu  lesen?  —  4.  Vgl.  Man. 
Grhy.  Ind.  unter  Jf^  WSH  und  M«l4|J^«*.  Durch  Umstellung 
zweier  mit  gleichen  Konsonanten  anlautenden  Worte  erhalten  wir 
im  letzten  Spruche  den  metrisch  richtigen  Päda  f  f^  n^f  it 
n^^l.  Statt  f^l  ist  t^  zu  lesen  und  dieses  mit  ^if II  zu 
verbinden  (so  Old.).  —  5.  'mCW^?^  (von  ^  gebildet !)  fehlerhaft  für 
^Wrt^,    ^T^lftl^   fehlerhaft    für    ^^^.     Kirstes   Erklärung 


BöhtHngk,  Krüifche  Bemerkungen  stu  Hiranyakeüne  Grhy<mUra.      85 

Ton  "«4^*1.  verstehe  ich  nicht ;  nach  meiner  Meinung  haben  wir  darin 
einen  verdorbenen  Aorist  von  t?[^  mit  xi^  zu  suchen. 

1,  18,  1.  Statt  ^^TOTJ  ist  '€MI«ig  zu  lesen.  —  5.  t^Ijt 
f^lf  übersetzt  Old.  fro^n  all.  quarter 8  of  ihe  heaven^  wird  also 
wohl  mit  der  Hdschr.  H.  fi^lf!  st  f?[ir  gelesen  haben ;  Kirste  fasst 
ff^  als  Imperativ,  wie  man  aus  dem  Index  ersieht.  Ich  vermute 
eine  Korruptel.  Im  zweiten  Spruch  ist  nitn^inM^  zu  lesen; 
^mi*  ist  doch  Vok  und  flN^Wnft^  ein  defektes  t||^Wh*. 
Die  zweite  Hälfte  dieses  Spruches  hat  Old.,  wie  ich  glaube,  richtig 
beigestellt 

1,  19,  6.  Es  ist  'WAPITI  ti#f«qi*  zu  lesen.  Der  wunderlichen 
Erklärung  von  ti«f««n\«ii^in^,  die  der  Komm,  vorbringt,  hat  sich 
auch  Old.  angeschlossen.  Der  Lok.  ist  in  derselben  Bedeutung 
wie  HWnT'^  ħv.  Gfhy.  1,  22,  13  aufzufassen,  d.  i.  als  Passivum. 

1,  20,  1.  Vgl.  Man.  6rhy.  1,  20,  1.  —  2  (S.  42,  Z.  1).  Dass 
^WIJW  nicht  richtig  ist,  hat  schon  Caland  a.  a.  0.  S.  129,  N.  3 
bemerkt.  Z.  10.  Das  sinnlose  "H^jM^n,  hätte  Kirste  wohl  ruhig  ver- 
besssem  können.  Zu  nftff  u.  s.  w.  vgl.  Man.  Gvhy.  Ind.  unter 
irff.  —  4.  Die  Parallelstellen  zum  Spruch  findet  man  Man.  G^hy. 
Ind.  unter  X^  TT^*. 

1,  21,  1.     Vgl.  Man.  Grhy.  1,  11,  18. 

1,  22,  14.  Trenne  lÄpn^k  (Acc.)  vom  Folgenden.  Komposita 
der  Art  kennt  die  ältere  Sprache  nicht.  ^f^«l«v  zerlegt  Old. 
in  qf«nl  ^CVl,  ich  in  «lif«n  X^^.  Der  Schluss  scheint  mir 
verdorben  zu  sein.  Der  zweite  Päda  des  an  den  Polarstem  ge- 
richteten Spruches  ist  gleichfalls  verdorben,  wie  schon  das  Metrum 
zeigt     Man   könnte   ihn   etwa  so  herstellen:   ^^  ^^RWt  ^üftT. 

1,  23,  1  (S.  47,  Z.  6).  Nach  dem  zweiten  ft|PTr'^  ist  ^WT- 
^  ausgefallen.  Z.  7  lies  TnWPT  W^f^  st.  Mimi«l«^g ,  das 
hier  gar  keine  Konstruktion  ergiebt;  ^  ist  verlesenes  ^. 

1,  24,  3.  Ich  vermute  iffflTOT  st.  ^f%^  oder  ^TTf •.  Old. 
verbindet  das  Wort  (wahrscheinlich  ^1^5H)  mit  dem  voran- 
gehenden ^^n^  und  giebt  es  durch  thausandfoldly  wieder,  was 
ganz  unzulässig  ist.  Der  Spruch  schliesst  mit  ^fif^m^iftl,  — 
4.  SlMllv^l^  kann  nicht  die  vom  Kommentar  angegebene  Bedeutung 
haben,  diese  kommt  xSM'l^ffl  zu.  Statt  l^Trf'f  ist  l^  zu 
lesen;  auch  Ü^FT^J  halte  ich  nicht  für  richtig.  ^Wrf'f  ^Uft- 
^H^  wäre  metrisch  korrekt. '  Am  Schluss  will  Kirste  ^f  st.  ^W 
lesen,  aber  dies  Medium  ist  doch  wohl  zu  beanstanden.     Die  v.  1. 


86       Bdhilinghj  Kritische  Bemerkungen  zu  Hirai^yaJcesins  GrhpoitUra, 
^*  könnte  vielleicht  zweisilbig  gesprochen  werden.  —  7.  Zu  lesen 

1,  25,  1.  Vgl.  Man.  Gfhy.  2,  18,  2.  Old.  hat  vergessen,  dass 
in  der  letzten  Zeile  ^  TWI  Fehler  für  ^  ^it  'Hf:  ist  Statt 
unäed  are  our  namea  mnsste  es  heissen  unäed  la  our  aoul.  ii^I 
könnte  übrigens  nur  Gen.  oder  Abi.  Sing.  sein. 

\y  26,  7.  Wie  kommt  Old.  dazu,  das  ganz  unbekannte  ^Tf 
durch  big  veasel  wiederzugeben?  Ist  etwa  Wl  zu  lesen?  H^- 
^fifWl  ist  sehr  verdächtig.  —  8.  irfTO  übersetzt  Old.  mit  fixüy, 
es  ist  aber  nicht  Vok.,  sondern  Imperativ.  —  13.  Lies  ^rf^Hlftni 
und  vgl.  noch  Mäitr.  S.  1,  4,  8  (S.  56,  Z.  17  fg.).  In  der  folgen- 
den Zeile  ist  zweimal  ^RITOT  zu  lesen.  —  14.  ^^^«t.  kann 
schwerlich  die  von  Old.  vermutete  Bedeutung  haben;  wir  werden 
wohl  eine  Korruptel  anzunehmen  haben. 

1y  27,  1.  Old.  übersetzt  casts  the  earth  towards  the  tnside, 
hat  also  mit  Recht  ii^q^i  MI^I  getrennt.  —  8.  Vgl.  Man. 
Gfhy.  2,  11,  12.  —  4.  Das  überschüssige  If^  nach  ^««n,  ist  zu 
tilgen.  Vgl.  auch  Man.  Gyhy.  2,  11,  12.  —  7.  Vgl.  Man.  Grhy.  Ind. 
unter  1[?^. 

1,  28,  1.  Zum  Spruch  TRPN?t  vgl.  Man.  Grhy.  2, 18,  2  (m). 
Z.  5.  "irfM  —  ift^nrr^  steht  im  PW.  richtig  unter  1.  if^.  Hierher 
gehören  auch  die  unter  IRT  aufgeführten  Formen  iH^n  und  ^lO" 
^Rf  mit  der  Bedeutung  fallen,  herabfallen.  Auch  Whitney 
hat  sich  verleiten  lassen  iH^n  auf  WT  zurückzuführen. 

1,  29,  2.     Vgl.  Man.  Grhy.  Ind.  unter  ^THTf  • 

2,  2,  6.  Statt  ITOt^äl^  ist  wohl  •V^T^  z^  lesen;  an  die 
anderen  Korruptelen  wage  ich  mich  nicht. 

2,  3,  2.  Zum  ersten  Spruch  vgl.  Man.  Grhy.  Ind.  unter  ^HWT, 
zum  zweiten  ebend.  unter  ^>f  l^fic^.  —  8.  Der  Päda  ntai^J^i" 
W^  'ft  Vf^  hat  eine  Silbe  zu  viel.  Der  Genitiv  ist  ein  parti- 
tiver,  also  Unsterblichkeit  hier  nicht  am  Platz,  da  diese  nicht 
geteilt  werden  kann,  wohl  aber  kann  dieses  mit  dem  ünsterb- 
lichkeitstrank  geschehen,  der  ja  im  Monde  sich  befindet.  Es 
ist  also  mit  D.  citcii^n^  zu  lesen.  Im  dritten  Päda  des  zweiten 
Spruches  dagegen  ist  '^•mc^tsi  richtig.  Zu  diesem  zweiten  Spruch 
ist  Par.  Grhy.  1,  16,  17  zu  vergleichen. 

2,  4,  2.  Es  ist  wohl  ^^l^*i  st.  ^VT  zu  lesen.  —  3.  Es 
ist  irti  Wl  (Vok,)  zu  lesen.  —  5.  Mit  Pär.  Grhy.  1,  16,  22  ^Rpft 
^q*J  «lY^^    zu   lesen.      Der  ftllschlich   an    die  Stelle   des  PrUsens 


BohiUngh,  Kritische  Bemerhwtgen  xu  Hiranpakeäitu  Grhyasütra,      87 

getretene  Imperativ  zog   die  Änderung  ^^%   für  ^^  nach  sich. 

—  17.  Über  ^rfiif^W  habe  ich  mich  a.  a.  0.  S.  600  ausgesprochen. 

2,  6,  5.  "^ini:  wohl  nur  Druckfehler  für  ^OT:.  —  10.  Vgl. 
Man.  Grhy.  1,  21,  6. 

2,  7,  2.     Zu  ^fiP  und  Wgjg  vgl.  oben  zu  1,  1,  27. 

2,  8,  1.   Lies  'gniRR:. 

2,  9,  7.  Die  richtige  Lesart  wird  wohl  ^^«l  sein,  ein 
^l^lf  ist  wohl  zu  tilgen.  —  8.  J[^  giebt  Old.  durch  that  wieder, 
das  zu  ^iJiHiW^  gezogen  wird.  Es  kann  aber  li«l*f,  nicht  thcU 
bedeuten,  und  was  hier  that  bedeuten  soll,  ist  auch  nicht  ersichtlich. 
Es  ist  ^54  zu  lesen,  was  offenbar  auch  dem  Scholiasten  vor- 
gelegen hat,  obgleich  wir  im  Kommentar  IfTfirRf  antreffen,  ge- 
meint ist  aber  H^mm.  Die  gangbaren  Lesarten  der  Texte 
schleichen  sich  auch  in  die  Kommentare  ein.  jjqiH^  ?^^V* 
ITRR  im  kann  doch  nur  IPP^,  nicht  iprH  erklären. 

2,  11,  1  (Z.  2).  Man  sei  noch  so  nachsichtig  gegen  Änderungen 
bekannter,  gut  überlieferter  Spräche,  so  kann  man  doch  nicht  ge- 
statten ein  sinnloses  ^Eff^  für  'ifiT  zu  substituieren.  Auch  der 
zweite  Päda  des  zweiten  Spruches  ist  sinnlos;   vgl.  AV.  18,  4,  64. 

—  4.  Z.  1.  2.  10.  dmfM^Ms^SI  und  ^mfc^AI  ^S^^  befremden; 
man  hätte  ireiT  ^J^*  und  liWiJ  ^rf^*  erwartet. 

2,  12,  4.  Wenn,  wie  Kirste  sagt,  im  Kommentar  gleichfalls 
M*^lfl^  steht,  aber  keine  Bemerkung  dazu  gemacht  wird,  so 
schliesse  ich  daraus,  dass  dem  Scholiasten  nicht  dieses,  sondern 
f^Wm  vorgelegen  hat;  vgl.  zu  2,9, 8.  —  8.  "JJ^  führt  Kirste  auf  V 
zurück,  was  doch  nicht  angeht.   Ich  vermute  «J^^tf,.  —  10.  Man 

hätte  •J'J^  Wr^  81^1  erwartet,  und  so  scheint  der  Kommentar 
gelesen  zu  haben. 

2,  15,  7.     Vgl.  Man.  Grhy.  Ind.  unter  ^  ^Tlt . 

2,  16,  8.     Vgl.  Man.  Grhy.  2,  17,  1. 

2,  17,  7.  HWT  neben  ^rMpn  scheint  mir  gar  nicht  am  Platz 
m  sein.  Ich  vermute  MUl .  Old.  übersetzt  according  to  their 
aeniority^   ich  je   nach   ihrer   Einsicht  und    ihrem  Alter. 

2,  18,  7.  Statt  V^,  das  unmöglich  richtig  sein  kann,  ver- 
mute ich  "PWT.  ^  und  ^  sehen  sich  in  einigen  Handschriften 
sehr  ähnlich,  und  den  Abfall  von  f^  hat  wohl  das  vorangehende 
?rr  verschuldet.  Derselbe  Fehler  kehrt  2,  20,  9  wieder.  —  9  (S.  89, 
Z.  4).  Hier  hat  dem  Scholiasten  mit  Sicherheit  die  keinen  Sinn 
ergebende  Lesart  f^c^^  1[^  vorgelegen,  und  er  ist  nicht  auf  den 


88       BöhtUngk,  Kritische  Bemerkungen  zu  HiranyakeHn»  GrhyamUra, 

Gedanken  gekommen,  dass  statt  dessen  fi^H|^  ^  zu  lesen  ist 
Vielleicht  hat  er  auch  diese  Form  gar  nicht  gekannt. 

2,  19,  6.     Lies  ipft^TÄ^:. 

2,  20,  1.  firftnC^  ^^iTO  zu  lesen.  Ein  Ignorant  verband 
fnfri^^n^l«!,  und  ein  zweiter,  nicht  Klügerer,  erfand  den  Dativ 
firftnCRT.  —  9.  Lies  ft^lÄJ  st.  V^T  und  vgl.  zu  2,  18,  7.  Die 
Richtigkeit  meiner  Konjektur  wird  man  wohl  nicht  in  Abrede  zu 
stellen  versuchen,  wohl  aber  kann  man  die  Frage  aufwerfen,  wie 
es  habe  kommen  können,  dass  ein  so  arges  Versehen  sich  wieder- 
holte. Ich  vermute,  dass  an  unserer  Stelle  die  Handschrift,  auf 
die  der  Fehler  zurückgeht,  nur  den  Anfang  (^8V^^  WWT  bot 
und  die  Ergänzung  des  an  beiden  Stellen  gleichlautenden  Satzes 
dem  Leser  überliess. 

Kirste  und  Oldenberg  haben  einen  gerechten  Anspruch  auf 
den  Dank  aller  Fachgenossen.  Es  ist  ihnen,  wie  man  es  auch  nach 
der  Natur  der  Sache  nicht  anders  erwarten  konnte,  nicht  geglückt 
Alles  aufzuklären.  Ein  Dritter,  der  es  schon  leichter  hatte,  hat, 
wie  ich  glaube,  einiges  Unkraut  zu  entfernen  vermocht,  seinen 
Nachfolgern  aber  noch  viele  und  schwere  Arbeit  hinterlassen. 


89 


Über  Brahmävarta. 

Von 

0.  Böhtllnifk. 

Edward  Wasbbum  Hopkins,  Whitneys  Nachfolger  an  der  Uni- 
versität in  New  Haven,  hat  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIX.  Bandes 
des  Journal  of  the  American  Oriental  Society,  S.  19  fgg.  einige 
WLSsenschaftliche  Ergebnisse  seiner  indischen  Heise  veröffentlicht. 
Der  erste  Artikel  ist  The  FUnjdb  and  the  Rig-Veda  betitelt. 
Hier  sucht  H.  es  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  das  Fünfstrom- 
laDd,  trotz  der  Erwähnung  seiner  Flüsse  im  l^gveda,  als  grosse 
Wüste  in  Ermangelung  von  Bergen  und  Stürmen,  die  doch  im  Yeda 
eine  grosse  Rolle  spielten,  nicht  der  Wohnort  der  vedischen  Dichter 
gewesen  sein  könne.  Dieser  müsse  mehr  nach  Osten  gelegen  haben, 
wo  es  Berge  und  Monsune  gäbe,  mit  einem  Worte,  es  sei  das  bei 

Manu  ^llHn  genannte  Land  und  dieses  bedeute  die  Heimat 
des  Veda.  Hier  seine  eigenen  Worte  auf  S.  21:  I  refer  to  H.  17, 
and  translate  in  paraphrase:  «The  country  divinely  meted  out  by 
the  rivers  Sarasouti  and  Ghuggar,  and  Ijing  between  them,  is 
where  the  (Big,  etc.)  Veda  arose,  and  hence  caUed  brcJimävarta 
or  'home  of  the  Veda*  in  the  tradition  of  the  leamed.'^ 

Woraus  schliesst  nun  aber  H.,  dass  ^l^n  äothc,  origin,  birtJi- 
place  (vgl.  S.  23)  bedeutet?     1)  Aus  der  Erklärung   zweier  Scho- 

liasten  von  ^I^I^A  M.  2,  22 :  ^rNh  ^PT^Mt  JT:  y^lM^f^- 

Dieses  bedeutet  nach  meinem  Dafüthalten  nicht  werden  dort 
immer    und    immer    wieder    geboren,    sondern    nehmen 

dort  stets  an  Zahl  zu;  vgl.  weiter  unten.  —  2)  Aus  ^I^TII^ll 

^^^infVTRTt   5JW1'   'i^  M.  7,  82.     Hier  soll  ^rTJ^fT:   tfiey 

that  come  {arrive^  arise)  und  ^J^^pTR^.  from  good  famäies  be- 
deuten. Gemeint  ist  aber  heimgekehrt  aus  dem  Hause 
de.s  Lehrers,  wie  Bühler  und  seine  Vorgänger,  Übersetzer  und 
Kommentatoren,  ganz  richtig  die  Worte  auffassen.  Dass  solche 
Heimgekehrte   hochgeehrt  wurden,   lehren   uns  die  G^hyasütra.  — 

8)  Aus  der  Erklärung  von  ^rnrfiTR  M.  4,  172  durch  IRf^iTTT 
bei  Rämacandra.  Ich  habe  das  Wort  in  Spr.  3574  durch  heran- 
kommend wiedergegeben,  Bühler  durch  advancing  (dieses  wäre 


90  Böhtlingky  über  Brahmävarta. 

H^fnTPT).    Ich  glaube  aber,  dass  sich  wendend  richtiger  wäre. 

Auf  keinen  Fall  kann  daraus  für  liisn  die  Bedeutung  home  u.  s.  w. 
hergeleitet  werden. 

Die  Bedeutungen  Windung,  Wendung;  Wirbel,   Strudel 

für  liisn  werden  wohl  nicht  beanstandet  werden.  Von  diesen  zu 
home,  angin,  birth- place  giebt  es  also  auch  keine  Brücke,  wohl 
aber  zu  der  im  PW.  angegebenen  Bedeutung  ein  Ort,  an  dem 
eine  Menge  Menschen  zusammengedrängt  wohnen. 
Das  PW.*-^  giebt  statt  dessen  Tummelplatz,  besser  wäre  viel- 
leicht Sammelplatz.  Das  zweite  von  Manu  auf  ^isn  aus- 
gehende Kompositum  ist  '^i^llsa  und  dieses  bedeutet  doch  wohl 
aller  Wahrscheinlichkeit    nach    eine    von   Arya    bewohnte    Gegend. 

Liegt  es  da  nun  nicht  nahe  auch  ^^«v  iß  l^l^n  als  Priesterkaste 
und  nicht  als  Yeda  zu  fassen?')  Diese  Sammelplätze  füllen  sich 
nicht  nur  durch  neue  Geburten,  sondern  auch  durch  beständige 
Einwanderungen,  da  es  den  drei  höheren  Kasten  nicht  gestattet  ist^ 
sich  im  Lande  der  Mleccha  dauernd  niederzulassen ;  vgl.  M.  2,  24. 
Nun  noch  ein  sachliches  Bedenken.  Soviel  ich  weiss,  wird  in 
der  indischen  Literatur  nie  ein  Land  erwähnt,  in  dem  der  Veda 
gedichtet  worden  wäre.  Wie  konnte  der  sogenannte  Manu,  der  ja 
mehr  als  ein  Jahrtausend  nach  den  vedischen  Dichtern  lebte,  wissen^ 
dass  der  Veda  in  Brahmävarta  gedichtet  worden  sei,  und  dass  diese 
Örtlichkeit  daher  ihren  Namen  führe?  Und  wenn  er  das  gewusst 
hätte,  würde  er  sich  wohl  deutlicher  ausgedrückt  haben.  Auch 
ist  es  nicht  wahrscheinlich,  dass  alle  Lieder  in  einer  und  derselben 
Gegend  gedichtet  worden  wären. 


1)  1-  ^^Tir^  l>o^  ||(p|€|^  im  PW.  ist  wohl  nur  Druckfehler  für  2.  W^P^, 
da  unter  ^THTq    offenbar   die   hier   angegebene  Bedeutung  angenommen  wird. 


91 


Zur  syrischen  Lexikographie. 

Von 

Theodor  Köldeke. 


|0     V     r 


J.  K.  Zenner  sieht  (ZDMÖ.  51,  679)  in  j;o«A**td  ,  Fledermaus  ** 

die  Verstümmelung   einer  Zusammensetzung  von  ^{[s  (««-^VS)  ^"<^ 

JiljCJ  =  Jj^oj;   „Ohrenvogel**.    Er  schliesst  dies  besonders  aus  dem 

Adjectivum  |*jfo^Ä#vS-  Fi'eilicb  macht  ihm  das  j  nach  dem  Stat. 
constr.  einiges  Bedenken,  aber  er  beruhigt  sich  mit  dem  Hinweis 
auf  Duval's  Grammatik  S.  339,  wonach  dieser  Fall  doch  zuweilen 
Torkomme.  Ich  w^rde  allerdings  schon  daran  grossen  Anstoss 
nehmen,  dass  eine  jedenfalls  sehr  alte  Zusammensetzung  überhaupt 
das  ^  enthalten  solle :  für  die  alte  Zeit  wäre  der  St.  cstr.  allein  zu 
erwarten.  Von  den  beiden  Belegen,  die  Duval  anführt,  hätte  der 
erste  aus  Martin's  Ausgabe  des  (Pseudo-)Josua  Styl.  69,  15  bei  der 
Liederlichkeit,  womit  die  Handschrift  geschrieben  ist,  schon  an  sich 
gar  kein  Gewicht,  aber  Wright's  Ausgabe  77,  16  zeigt,  dass  die- 
selbe hier  regelrecht  jb^jüQJtl.  ««JJ20  hat,  nicht ''tf^l^o-  Bleibt  also 

nur  das  Beispiel  wLOL^}  ««200«  Ephr.  3,  429  F.  Wer  die  Römische 
Aasgabe  des  h.  Ephraim  für  fehlerlos  hält,  mag  auf  dies  Beispiel 
etwas  geben.  Wer  aber  weiss,  wie  wenig  zuverlässig  diese  Edition 
im  Einzelnen  ist,  der  wird  ruhig  annehmen,  dass  die  Handschriften 

'L  «riJÖO»  oder  höchstens  'Ij  ÖM^Qu  haben.  Und  wenn  sich  in  un- 
genauen Editionen  oder  schlechten  Handschriften  gleich  noch  einige 
weitere  Beispiele  der  Art  finden  sollten,  ich  beharre  auf  meinem 
»nie**.  Das  fehlte  noch,  dass  wir  auf  elende  Schreibfehler  gramma- 
tische Regeln  bauten!  Also  schon  wegen  groben  Verstosses  gegen 
die  Grammatik  ist  jene  Etymologie  unannehmbar.  Femer  wäre  der 
Abfall  des  n  höchst  bedenklich.    Das  Adjectiv  J^i<rt^^^*o>  ist  natür- 


92  Nöldehe,  Zur  syriichen  Lexikographie, 

lieh  eine  junge  gelehrte  Bildung  und  nicht  j-t<fi^^^;0>.   sondern 

|*J104**i3  auszusprechen  (wie  |*J9QJ,  |*I\.V  ^*  ^*  ^')'  ^  findet 
sich  Causa  Caus.  255,  12.     An   der   älteren   Form   K3niM   für  )ji/ 

wäre  sonst  kein  Anstoss  zu  nehmen.  Aber,  wie  man  sieht,  ist  die 
Etymologie  unzulässig.  Eine  einigermassen  sichere  Erklärung  des 
Wortes   weiss   ich   nicht.      Dass   Zenner   Recht   hat,   wenn   er   die 

Herleitung  aus  ]mV&  +  «3»J  „Wurm*  verwirft,  bedaif  keiner 
weiteren  Ausfuhrung. 

Die  Bedeutung  „Fledermaus"  steht  ganz  fest.  Seltsam  daher, 
dass  das  Wort  im  Caus.  Caus.  „Insekt"  oder  vielmehr  „fliegendes 
Insekt*  heisst,  s.  21,  20.  238,  9.  254,  21. 


93 


Ravanavaho  7,  62. 

Von 

Richard  Fischel. 

Rävai?avaho  7,  62  lautet  nach  S.  Goldschmidts  Text: 

Im  Anschluss  an  den  Kommentar  des  Rämadäsa  und  die  Setu- 
sarai^  übersetzt  dies  Goldschmidt:  „Die  aus  Blütenstaub  be- 
stehende Fahne  verrät  die  von  zornigen  Waldelefanten  zerstampften 
Wälder  der  samt  den  Apsarasen  untergegangenen  Berge  —  welche 
Walder  von  solcher  Frische  sind,  dass  ihnen  ununterbrochen  der 
Duft  des  Blütensafts  entströmt". 

Dagegen  lässt  sich  manches  einwenden.     Die  Übersetzung  von 

^Hm    mit  , Fahne"  ist   zwar  wörtlich,   im  Deutschen   aber   kaum 

verständlich.    Wir  sprechen  von  einer  , Staubsäule",  aber  nicht  von 

einer  „Staubfahne*.     ^W  hat  auch» die  allgemeine  Bedeutung  von 

,  Wahrzeichen  *  ,    , Merkmal",    ,  Erkennungszeichen"    =    f^U"    der 

Lexikographen,  und  so  erklärt  es  Rämadäsa  ganz  richtig  hier  mit 

^^nWr^  t^nn^*  Sodann  ist  es  nicht  wahrscheinlich,  dass  der 
Dichter  die  besondere  Frische  von  Wäldern  hervorheben  wird,  die 
von  zornigen  Waldelefanten  zerstempft  sind.  Auch  kann  nicht 
von  dem  Dufte  des  Blütensaftes  die  Rede  sein,  da  die  Waldbäume 
sich  nicht  durch  wohlriechende  Blüten  auszeichnen.  Wenn  von 
dem  Dufte  der  Wälder  gesprochen  wird,  nennen  die  indischen 
Dichter  vor  allem  den  Sandelbaum.  Gerade  von  ihm  aber  wird 
gesagt,  dass  er  ohne  Blüten  und  Früchte  vom  Geschick  geschaffen 
sei  (Govardhana,  AryäsaptasatI  487),  und  es  ist  ja  bekanntlich  das 
Holz,  das  den  Wohlgeruch  ausströmt.     Durch  das  Zerstampfen  der 


94  Fischet,  Ravanavaho  7,  62, 

Wälder  aber  wird  dieser  Duft  vermehrt,  er  bekommt  gleichsam 
neue  Jugend  (^Ät^PlT  =  'ftWO  und  wird  berauschend  wie  der 
Duft  des  Mets  CWTO),  des  Weines,  würden  wir  sagen. 

Die  Schwierigkeit  der  Strophe  liegt  aber  in  dem  ersten  Wf- 
^Bfv^  •  Rämadäsa  und  die  Setusara^i  zerlegen  es  in  ^[H^  +  ^T^* 
^fif  und  übersetzen  es  danach  mit  ^fW^Ttt^'.  Dass  das 
grammatisch  unmöglich  ist,  braucht  nicht  ausgeführt  zu  werden. 
Goldschmidt  selbst  hat  es  anerkannt,  indem  er  hinter  diese 
Erklärung  ein  !  setzt.  Wie  ich  ZDMG.  51,  589  ff.  ausgeführt  habe, 
ist  das  Priikritthema  zu  ^HJVtl^  nur  ^ra^TT.  Davon  kann  aber 
kein  Instrumental  Pluralis  ^'^XfU  gebildet  werden.  Er  stand  in 
der  alten  Calcuttaer  Ausgabe  der  Vikramorvaäl  vom  Jahre  1880 
p.  53,  5:  ^raf^fij  ^RFTRit  ^  ^^^iftf,  woraus  ihn  Lenz  in 
seine  Ausgabe  p.  40,  1  übernommen  hat.  Die  Form  schien  so 
merkwürdig,  dass  ihr  Bopp,  Vergl.  Grammatik  2,  *  315  f.,  Hoefer, 
De  Prakrita  dialecto  libri  duo  (Berolini  1836)  p.  150  f.  und  Lassen, 
Institutiones  linguae  Pracriticae  p.  316  f.  eine  Untersuchung  wid- 
meten. Bollensen  schrieb  zwar  in  seiner  Ausgabe  40,  11  ^I^- 
<Vn{,  wagte  aber  nicht  die  Form  H^An(  zu  verwerfen,  sondern 
vermutete,  „dass  ^HJVtl^  wie  41^^  ursprünglich  sächlichen  Ge- 
schlechts war  und  die  Dialekte,  wie  so  oft,  den  ältesten  Zustand 
in  diesem  Beugfalle  bew^ahrt  haben*.  Auch  S.  Goldschmidt 
fragt,  ob  wir  Ravanavaho  7,  62  ein  Neutrum  ^ü^fT  anerkennen 
sollen,  oder  ob  dies  eine  äusserste  Concession  an  den  Reim  sei? 
Man  kann  von  den  Apsarasen  viel  Schlimmes  denken.  Aber  Neutra 
sind  sie  wahrhaftig  nicht  gewesen.  Wie  ^••T^,  so  war  auch 
^ra^V^  nur  falsche  Lesai't  der  alten  Ausgabe,  die  auch  in  die 
Bombay  er  Ausgabe'  von  1888  p.  67,  7  übergegangen  ist.  Auch 
Bollensens  ^^OHf  ist  falsch.  Der  Stamm  '^^O"  = 
"^Hi^^  wurde  früher  gelesen  Pärvatlpari^aya  ed.  Glaser  (Wien 
1883)  p.  14,  12.  23  in  ^^0^^;  die  neue  Ausgabe  von 
Mangesh  Rämkrishijia  Telang  (Bombay  1892),  die  trotz 
aller  Mängel  turmhoch  über  der  von  Glaser  steht,  liest  aber 
p.  9,  9;  10,  2  richtig  ^rafTT^Wn',  und  so  ist  in  der  SauraseuT 
der  Stamm  stets  ^raFCT*  (^akuntalä  118,  10;  158,  2;  Vikra- 
morvasl  31,  14;  51,  13;  75,  10),  in  der  Ardhamagadhi  gemäss 
ihren  Lautgesetzen  '^^\*  (z.  B.  Ovaväiyasutta  §  [38];  Panhävä- 
garagäiiji  p.  315;  Näyädhammakahäo  p.  526).  Der  Instr.  Plur. 
kann  daher  nur  ^"^^if^  lauten,   wie   er  Ratnävall  ed.  Cappeller 


Pischdf  Rävanavaho  7,  62.  95 

322,  30  und  BälaramSya^a  202,  13  richtig  steht.  Am  Ende  eines 
auf  ein  Masculinum  oder  Neatnun  bezüglichen  BahuyrThi  ist  natür- 
lich ^ra^xfif  allein  richtig,  wie  Räva^ayaho  7,  45. 

In  unserer  Stelle  kann  also  ^f^T^  nicht  stecken,  da  der 
Reim  die  Form  sichert.  Aufklärung  giebt  hier,  wie  in  vielen 
andern  Fallen,  der  wichtigste,  weil  am  besten  überlieferte  und 
reichhaltigste  aller  Präkritdialekte ,  die  ArdhamägadhT.  Fanhävä- 
garapäini    p.   287  f.   lesen    wir:   ^^^^^^^^^«l«M^5v'^«^^U«l^ I 

fii4<ii^ci^jii|j[iin«i*^<ii   nr^^pwf^WTTrfT'rfHit   ti^ii^ 

Bif^^l^in'Jir^fTT^n  l  Abhayadeva  übersetzt  das  letzte  Kompo- 
situm mit  'dM^^^g  TF^I^^Prri,  erklart  also  WT  mit  ^.  Und 
diese  Erklärung  passt  allein  auf  die  Stelle:  „Apsarasen  mit  schönem 
Busen,  Hüften,  Gesicht,  Händen,  Füssen,  Augen,  mit  den  Vorzügen 
der  Schönheit,  Gestalt,  Jugend  begabt,  die  in  den  Schluchten  des 
Nandanawaldes  wandeln  und  die  Gestalt  der  Menschen  bei  den 
Uttarakuru  haben  ^.  Dasselbe  Wort  liegt  an  unserer  Stelle  vor. 
«•i^\nf  im  ersten  Päda  ist  aufzulösen  in  Wf  "H  «Hf^f^  „gleiche 
Gestalt  habend*  und  ist  Bahuvrihi  zu  ^^tPFIffif .  Von  ^RT  aber 
hängt  der  Genetiv  TfiPfTTtT  ab,  so  dass  der  Sinn  ist:  „von  den 
wilden  Elefanten  die  gleiche  Gestalt  mit  Bergen  haben",  d.  h.  berg- 
hoch sind.  Der  Vergleich  von  Elefanten  mit  Bergen  ist  den  indi- 
schen Dichtem  geläufig.     So  heisst  es  Visnupuräija  2,  16,  7  «i5^- 

lj^^*iri^^t4|4l^«l*i;  5,  11,  5  ^Ifrat^^fTit  ^giFT^w  ^- 

W^j  Raghuvamsa  16,  26  ftfTT^WT^'l^  wA*;  Subhasitävali 
634  arwnct  HlMfilH:;  ^ärögadharapaddhati  327  f^T^T  fWf- 
^RPn:  if^:-,  indische  Sprüche«  2108  fil0^^fil%lil*lO  •  •  • 
^l^^I  u.  s.  w.  Nach  der  Sabdaratnävali  ist  f^rfTTTf  „die  Grösse 
eines  Berges  habend*  direkt  Bezeichnung  für  „Elefant**  geworden 
(B— R.  s.  V.).  Für  ^«VfOllllUI  aber  ist  mit  der  v.  1.  bei  Räma- 
däsa  und  der  südindischen  Recension  des  Kv^na  zu  lesen  ^c^fii- 
^rr^  (metri  causa  ^•),  so  dass  dann  die  ganze  Strophe  zu  über- 
setzen ist:  „Eine  Säule  von  Blumenstaub  verrät  die  Wälder,  denen 
ununterbrochen  frischer  Metduft  entströmt,  (und)  die  zugninde  ge- 
gangen sind,  zermalmt  von  den  berghohen,  wütenden,  wilden  Elefanten". 
Ausser  an  den  beiden  besprochenen.  Stellen  habe  ich  bis  jetzt 
^T  nicht  gefunden.  Es  wird  weder  von  Dhanapäla  in  der  Päiya- 
lacchT  noch  von  Hemacandra  in  der  Deölnämamalä  erwähnt,  von 
dem  letzten  vielleicht  deshalb  nicht,  weil  es  ein  Tatsama  ist.  Denn 
es  unterliegt   keinem   Zweifel,    dass   ^T   das   vedische    Hji^tl,  ist. 


96  Üüchelf  Rävanavaho  7,  62. 

Freilich  nicht,  wenn  wir  die  europäischen  Vedagelehrten  hören. 
Roth  giebt  s.  v.  dem  Worte  die  Bedeutungen  , Lieblingsgericht; 
Schmaus,  Genuss* ;  Grass  mann  , Schmaus,  Mahl*,  Benfey, 
der  es  mit  aäg^  verwandt  sein  lässt,  Sämaveda  s.  v.  „Speise,  Opfer- 
speise*,  Ludwig  „Speise*,  ebenso  Hillebrandt*),  Vedische 
Mythologie  p.  360.  Nur  Geldner  hat  Vedische  Studien  2,  258, 
Anm.  5  diese  Erklärung  abgelehnt,  aber  keine  eigene  gegeben. 

Die  indische  Tradition  kannte  nach  Naigha^t^ka  3,  7  für  das 
Wort  die  Bedeutung  „Gestalt*,  ^^,  wie  Abhayadeva  W^  erklärt. 
Danach  Säyana  zu  ^Y,  1,  41,  7.  Dagegen  erklärt  er  es  zu  9,  2,  2 
mit  ^TW^^iro:,  im  SV.  Vol.  4,  9  auch  ^W;  zu  9,  74,  3  mit 
^nPtf  ^T'fH,  zu  9,  96,  3  und  9,  97,  27  mit  H^HT.  Das  Wort 
kommt  noch  vor  in  den  Kompositen  ^RHI^tj,  ^V.  1,  75,  1;  9, 
104,  5 ;  9, 105,  5 ;  ^T^^^T^  W-  4,  33,  3  und  ^m  i^  gV.  8,  26,  24. 
Zu  ]^V.  1,  75,  1  erklärt  Säyapa  ^^m<^*t  mit  "^Wprt  llW^T- 
gnit,  dagegen  ^^T^:  zu  RV.  9,  105,  5,  wie  im  SV.  Vol.  5, 130 
mit  ^fifll^'r  <)hVm1^^* ;  zu  ^V.  9,  104,  5  *^^m<i:  mit  1^' 
^^S  zu  RV.  4,  33,  3  iTWJT^:  mit  ^f^W  ^ft^T'Brei  W^- 
mrt  ^nftfT^^  m  und  zu  J^V.  8,  26,  24  ^m<^*i  mit  ^fff^T- 
^TTT  ^*l1^^q«ri,  hier  mit  einer  ganz  abweichenden  Etymologie 
aus  ^^  ==  ^^  +  "^ .  Neben  der  Tradition  hat  also  Säyaija  noch 
eine  auf  eine  falsche  Etymologie  gegründete  Erklärung,  die  Benfey 
und  Roth,  und  mit  diesem  alle  andern  angenommen  haben,  da  sie 
scheinbar  in  den  Zusammenhang  passt.  Die  traditionelle  Erklärung 
mit  ^H  erhält  durch  das  Präkrit  eine  gewichtige  Stütze  und  sie 
lässt  sich  an  allen  Stellen  durchführen,  wie  ich  im  einzelnen  in 
den  Vedischen  Studien  zeigen  werde.  Dem  ZDMG.  51,  591  ge- 
nannten ^rni  „hungrig*,  das  übrigens  ganz  zu  trennen  ist  von 
^1^  „mager*,  das  =  *W\^  ist  (Bühler,  PäiyalacchT  s.  v. 
m^),  ist  also  als  zweites  sicheres  Beispiel  für  anlautendes  "^J  =  If 
hinzuzufügen  IfT*  =  H|\tl,.  Für  inlautendes  ^  habe  ich  1.  c. 
absichtlich  nicht  1,(^11  =  I^Thjci  erwähnt,  da  es  besser  =  *^ 
d.  h.  \^  vom  Praesensstamme  IC^"*  zu  1[^  gesetzt  wird. 


1)  Vedische  Studien  2,  232  habe  ich  gesagt,  Hillebrandt  habe  die 
Anmerkungen  ZDMQ.  48,  420  infolge  einer  Mitteilung  hinzugefügti  die  ich  ihm 
durch  Windisch  hatte  logehn  lassen.  Wie  mir  Hillebrandt  schreibt,  ist 
dies  irrig.  Vielmehr  habe  er  schon  selbst  die  dort  erwähnte  Anzeige  vor  der 
Korrektur  seines  Artikels  gefunden.     Dies  sei  hiermit  berichtigend  erklärt. 


97 


Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durränl 

(1747—1773). 

Von 

Oskar  Mann. 

Auch  für  die  Geschichte  Afghanistans  im  vorigen  Jahrhundert 
gilt  fast  Wort  fiir  Wort,  was  E.  Teufel  in  der  Einleitung  zu  seinen 
^Quellenstudien  zur  neueren  Geschichte  der  Ghanate*  betont:  auch 
hier  fehlt  es  an  einer  wissenschaftlichen  Ansprüchen  genügenden 
Bearbeitung,  und  doch  ist  gerade  jene  Epoche  des  18.  Jahrhunderts, 
in  welcher  die  afghanischen  Stänune,  zum  erstenmal  unter  einem 
zielbewussten  Herrscher  vereinigt,  das  persische  Joch  für  immer 
abschütteln  und  zu  einer  Art  von  Grossmacht  in  Centralasien  werden, 
in  mehr  als  einer  Hinsicht  fiir  die  weitere  Entwicklung  der  be- 
teiligten Staaten  und  Völker  massgebend  gewesen.  _^ 

Den  mannigfaltigen  Fragen,  die  hier  der  Lösung  harren,  näher 
zu  treten,  kann  erst  versucht  werden  auf  Grund  einer  kritischen 
Bearbeitung  der  vorhandenen  handschriftlichen  Quellen.  Bis  vor 
kurzem  waren  die  durchaus  unkritischen  Darstellungen  bei  Elphin- 
stone,  Malcolm  und  Ferner  alles,  was  uns  über  die  ausserordentlich 
interessante  Geschichte  der  Anfänge  des  neuen  afghanischen  Reiches 
unterrichten  konnte.  Die  hierher  gehörenden  Abschnitte  in  dem 
von  Ch.  Schefer  herausgegebenen  und  übersetzten  Werke  des  *Abd 
el-Kerlm  el-Bu^Arl  sind  viel  zu  sunmiarisch,  als  dass  man  ihnen 
den  Namen  einer  historischen  Quelle  geben  könnte.  So  ist  der 
zweite  Fascikel  des  „Mujmil  et-tarlkh-i-ba*dnädirijje*,  den  ich  im 
Jahre  1896  herausgegeben  habe,  die  erste  Geschichte  des  Al?med 
bah  Durranf,  die  wir  als  eine  gute,  alte  Quelle  bezeichnen  können, 
wenngleich  auch  diese  Darstellung,  wie  sich  im  Verlaufe  unserer 
Untersuchtmgen  zeigen  wird,  wegen  ihrer  mannigfachen  chronolo- 
gischen Irrtümer,  nur  mit  Vorsicht  benutzt  werden  darf. 

Die  Handschriftensammlungen  unserer  grossen  Bibliotheken- 
bieten uns  aber  einen  ziemlich  reichen  Stoff  besonders  für  die 
Geschichte  Persiens  und  Afghanistans  in  der  zweiten  Hälfte  des 
vorigen  Jahrhunderts.  Ich  will  im  folgenden  versuchen,  die  mir 
erreichbaren  Quellenwerke  einer  genaueren  Prüfung  zu  unterziehen, 
und  durch  geeignete  Auszüge  und  Übersetzungen  für  eine  Geschichte 

Bd.  Ul.  7 


98     Manfif  Q^eUenttudien  zur  GetchichU  des  Almied  Sah  Durrdnt 

des  A\imed  Sah  das  nötige  Material  zusammenzustellen.  Wenn  uns 
im  wesentlichen  hier  die  Unternehmungen  Al^meds  in  Persien, 
speciell  ]^urftsftn  heschfiftigen  werden,  während  der  vielfachen  Kriegs- 
Züge  im  Fangfth  nur  yorühergehend  gedacht  wird,  so  geschieht  das 
deshalb,  weil  für  die  Geschichte  des  nördlichen  Indiens  in  jener 
Zeit  die  im  allgemeinen  genügenden  Auszüge  in  Elliot-Dowsons 
bekannter  „Historj  of  India,  as  told  by  its  own  historians*^  Band  8 
vorliegen,  und  für  die  genauere  Datierung  der  einzelnen  Thatsachen 
auf  Grund  der  Münzen  von  Bodgers  im  Journal  of  the  Asiattc 
Society  of  Bengal,  Bd.  54,  T.  I  ebenfalls  die  nötige  Grundlage 
gegeben  ist. 

Ich  gebe  zunächst  eine  Übersicht  über  die  einzelnen  Quellen 
und  ihre  Verfasser  etc.,  sodann  folgt  ein  Versuch,  die  einzelnen 
Unternehmungen  des  A^^med  S&h  chronologisch  zu  fixieren.  Daran 
sollen  sich  dann  die  Übersetzungen  der  wichtigsten  Quellen  schliessen, 
soweit  nicht  schon  vorher  eine  genauere  Mitteilung  einzelner  Ab* 
schnitte  aus  ihnen  für  unsere  Untersuchungen  notwendig  geworden 
ist.  In  den  meisten  Fällen  habe  ich  von  einer  wörtlichen  Über- 
setzung Abstand  genommen,  vielmehr  eine  Art  von  Paraphrase  des 
persischen  Originals  zu  geben  versucht.  Wer  die  Schreibweise  der 
persischen  Historiographen  des  vorigen  Jahrhunderts,  etwa  aus  dem 
Tarf^-i-N&dirl  her  kennt,  wird  diese  paraphrasierende  Art  der  Über- 
setzung billigen.  Irgend  welche  thatsächlichen  Angaben  habe  ich  nie 
weggelassen,  dagegen  häufig  die  herrlich  stilisierten  Beschreibungen, 
die  mehrere  Seiten  füllen,  in  einem  Satze  abgethan.  Ich  hoffe,  dass 
auf  diese  Weise  eine  für  den  Geschichtsforscher  brauchbare  Material- 
sammlung zu  Stande  gekommen  sein  wird. 

Für  wohlwollende  Förderung  meiner  Arbeiten  habe  ich  in 
erster  Linie  Seiner  Excellenz  dem  preussischen  Herrn  Kultusminister, 
der  die  Mittel  zu  einer  Studienreise  nach  London  geneigtest  ge- 
währte, zu  danken,  und  ebenso  Herrn  Geheimen  Ober- Begierungs- 
rat Dr.  W  i  1  m  a  n  n  s ,  Generaldirektor  der  Königlichen  Bibliothek  zu 
Berlin.  Femer  bin  ich  für  ihre  stets  bewiesene  Bereitwilligkeit, 
meine  vielfachen  Anfragen  in  liebenswürdigster  Weise  zu  beant- 
worten, dem  Herrn  Rapson  vom  British  Museum,  sowie  besonders 
meinem  Freunde  Professor  Dr.  E.  Denison  Boss  in  London  zu  leb- 
haftestem Danke  verpflichtet. 

I.    Die  Quellenwerke. 

1.   Das  Tari^-i- Al^medSähl   des  Ma^imüd   al-Mutann& 

Ibn-Ibr&htm  al-^usainf. 

Abgesehen  von  den  gelegentlichen  Erwähnungen  der  Afghanen 
in  dem  Tari^-i-N&dii-t  des  Mirzä  Mehdl  ^än  Asteräbädl  ist  die 
älteste  Quelle  für  die  Geschichte  des  A^med  S4h  Durränt  das 
Tarl^-i-A^med§&ht  des  Ma)^müd  al-Mutannä  Ibn-Ibrfthim  al-HusainL 


Mann,  QueUmutudien  mr  GwskUshU  des  AJjmed  8dh  Durrdnt    99 

Von  diesem  Werke  ist  nur  eine  Handschrift  im  Besitze  des 
British  Mnseam  bekannt  (Or.  196 ;  s.  Rieu,  Catalogue  of  the  Persian 
Mss.  in  the  Brit.  Mus.,  vol.  I  pag.  213;  im  folgenden  mit  L  be- 
zeichnet). Ausserdem  besitzt  das  British  Musenm  noch  einen  für 
Sir  H.  M.  Elliot  angefertigten  Auszug  aus  diesem  Werke  in  persischer 
Sprache,  der  mit  andern  ähnlichen  Auszügen  zu  einem  Sammelband 
(Or.  2059,  s.  Rieu  m,  pag.  1054  no.  X)»)  vereinigt  ist  Von 
diesem  Auszuge  ist  mir  durch  Vermittelung  der  Herren  Luzac  &  Co., 
London,  eine  Abschrift  angefertigt  worden,  und  ich  möchte  die 
Gelegenheit  nicht  yersäumen,  den  Herren  för  ihre  Mühwaltung  in 
meinem  Interesse  auch  hier  meinen  Dank  auszusprechen.  Ich  werde 
im  folgenden  diesen  Auszug  mit  E  bezeichnen. 

Um  einen  klaren  Einblick  in  das  Verhältnis  von  L  und  E  zu 
«inander  zu  ermöglichen,  gebe  ich  hier  zunächst  eine  eingehendere 
Inhaltsangabe  der  beiden  Handschriften. 

Nach  dem  Bismillah  und  den  sich  anschliessenden  religiösen 
Eingangsworten  finden  wir  in  L  auf  fol.  6*  und  6b  die  übliche 
prunkvolle  Lobpreisung  des  königlichen  Auftraggebers.  Daran  schliesst 
sich  (foL  7*  Zeile  6)  die  Erzählung  von  der  Entstehung  des  Werkes 
(Rieu  I,  pag.  213b).  Der  Verfasser,  Ma\^nüd  al-Mutannä  Ibn-Ibrfthlm 
al-Qusainl  hatte  das  Glück  gehabt,  unter  die  Zahl  der  MunSi  Ahmeds 
aufgenommen  zu  werden,  tmd  es  war,  da  er  sich  viel  mit  der  Lektüre 
historischer  Werke  befasste,  in  ihm  der  Gedanke  rege  geworden, 
die  Thaten  seines  königlichen  Herrn  in  geschichtlicher  Darstellung 
zu  verewigen.  Er  bat  den  König  um  die  Erlaubnis  hierzu,  die  ihm 
dann  auch  nach  einiger  Zeit  erteilt  wurde.  Die  Handschrift  be- 
richtet dann  kurz  über  die  frühere  Geschichte  der  Durrdni,  und 
etwas  ausfuhrlicher  über  die  Ermordung  des  Nadir  Sah  (fol.  8^  bis 
12«),  über  den  Marsch  der  Afghanen  von  ^bü&ln  nach  ](andfthär, 
und  in  wenigen  Sätzen  über  die  Krönung  des  A)^med  S4h. 

Sodann  haben  wir  auf  foL  15b  eine  Kapitelüberschrift,  die 
Rieu  wiedergiebt:  »Events  of  A.  H.  1160*.    Sie  lautet  im  Persischen: 


m  > 


In  diesem  und  den  folgenden  Kapiteln  bis  fol.  50*  wird  in  der 
That  ein  mit  der  Unterwerfung  des  §äh  Ru^  S4h  endender  Feld- 
2tig  gegen  ^urftsän  erzählt.  Dass  dieser  Zug  gegen  Fersien  aber 
im  Jahre  1160,  wie  die  Überschrift  angiebt,  stattgefunden  hat,  ist 
absolut  ausgeschlossen.  Denn  erstens  war  im  Jahre  1160  Sah  Rul^ 
noch  nicht  Herrscher  in  Me§hed,  —  nach  Angabe  des  Tarl^-i-Nftdirl 


1)  VbL>  Mich  ebenda  pag.  104i  anter  Ko.  Or.  2047 ,  sowie  Preface  (zu 

Vol.  ui)  psg.  xxn^xxiv. 


100  Mann,  QueUenHudien  smr  Geschichte  des  Ahmed  Sdh  Durrdmi, 

wurde  er  erst  am  8.  oaww&l  1161  an  Stelle  des  Ibr&hlm  S&h  anf 
den  Thron  erhoben.  Femer  ist  auch  1160  gar  nicht  das  Hande- 
jahr des  türkischen  Cyklus,  sondern  dieses  würde  etwa  im  GumAdft  II. 
1167  beginnen.  Wir  müssten  also  annehmen,  dass  vielleicht  in  der 
Überschrift  hier,  ebenso  wie  weiter  unten  in  der  Handschrift,  auf 
fol.  37^1),  die  Zahl  der  Einet*  in  der  Jahreszahl  auszufüllen  ver- 
absäumt wäre.  Dass  nun  in  der  That  Ereignisse  des  Jahres  1167 
erzählt  werden,  erhellt  ohne  weiteres  aus  dem  gleich  im  Anfange 
gegebenen  Bericht  von  der  Zurückkunft  des  nach  Eiämir  geschickten 
^Abdallah  IJ&n,  auf  fol.  16b.  Die  Eroberung  von  Ei^mlr  durch 
eben  diesen  ^Abdallah  hat  nach  dem  Zeugnis  der  MaAtir-i-seltenet 
(Bibliotheca  Indica)  vol.  11  pag.  vCt   im  Jahre  1167    stattgefunden. 

Femer  wird  im  weiteren  Verlaufe  der  Erzählung  darauf  hingewiesen^), 
dass  jetzt,  d.  h.  zu  der  Zeit,  als  Al^med  von  Tun  aus  gegen  Me^hed 
zu  ziehen  sich  anschickte,  ungefähr  7  Jahre  nach  dem  Tode  des 
Nadir  §fth  verflossen  wären.  Wir  haben  es  also  in  dem  ersten 
Teile  von  L,  fol.  15  bis  50,  mit  dem  Feldzuge  der  Jahre  1167 
und  1168  zu  thun;  man  vergleiche  auch  die  Ausführungen  von 
St.  L.  Poole,  an  der  oben  angefahrten  Stelle. 

Die  nun  im  unmittelbaren  Anschluss  hieran  erzählten  Unter- 
nehmungen Al;imeds  im  Pangäb  (s.  Bieus  Inhaltsübersicht)  nehmen 
die  Jahre  1169  bis  1171  ein.  Bemerkt  werden  mag,  dass  mit  der 
„Battle  of  Sonipat*  bei  Rieu  I,  pag.  214  Zeile  3  nicht  etwa  die 
bekannte  von  A^med  den  Mahraten  im  Jahre  1174  gelieferte  Schlacht 
gemeint  ist.  Es  handelt  sich  vielmehr  in  L  nur  um  ein  gering- 
fügiges Rencontre  mit  den  Truppen  des  Kaisers  von  Hindöstän, 
dessen  für  die  Inder  ungünstiger  Ausfall  diese  zur  friedlichen  Unter- 
werfung veranlasst.  Die  Darstellung  von  L  bricht  dann  nach  der 
Schildeiamg  der  Vermählung  Teimürs  mit  einer  Tochter  des  ^Alamglr 
und  einer  Aufzählung  der  von  Seiten  Indiens  bezahlten  Strafsummen 
ganz  unvermittelt  ab.  Den  Schluss  bildet  ein  vom  Verfasser  ge- 
dichteter Tarilj  auf  die  Eroberung  Indiens: 

oUcsl  vi>wo  iJU.  ^!y 


Es  liegt  also  in  L  ein  Fragment  des  Tarlh-i-Abmedsähl  vor,  welches 

ausser   der  Einleitung   und   der   kurzen  Geschichte   des  Af^med  bis 

zu   seiner   Krönung   im  Jahre  1160   nur   die  Ereignisse   der  Jahre 

1167  bis  1170  schildert. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  E.    Der  Auszug  trägt  auf  dem  ersten 

■» 
Blatt  die  Titelangabe:  ^K^  »LäJu.>-I  r^j'*^»  sowie  eine  genauere 

Beschreibung  der  Handschrift,  aus  welcher  die  Excerpte  genommen 

1)  8.  Stuart  Lane  Poole,  The  ooins  of  the  Shahs  of  Peraia,  Introd.  p.  LI. 
.2^  Fol.  22». 


••  •  •'•    • 

_•  .   .   • 


MoMOf  QueUerutudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt  101 


worden  sind.  Femer  ist  der  Auftrag  angegeben,  den  der  Epitomator 
erhielt,  und  eine  Art  Bericht  über  die  Ausführung.  Die  Überschrift 
zu  dem  Auszuge  lautet: 

Dem  entspricht  auf  dem  unteren  Teile  des  Blattes  folgende  Notiz: 


^;^^3»'^Ä  ^^y.b  ^UJL-  »Jt;.U  u-y>  3  »^^?  a^  Lxij^) 

J3Ä9   oJ^Äir  \>3\^s> 

Der  MunSt  hatte  also  von  Elliot  den  Auftrag  erhalten,  aus  einer 
Handschrift,  welche  die  Geschichte  des  A^imed  S&h  von  der  Er- 
mordung Nadirs  an  bis  zu  Al;^meds  Tod  und  der  Thronbesteigung 
des  Sulaim&n,  des  Schützlings  des  Premierministers  S&h  Welt  I^ftn, 
enthielt,  in  der  Weise  zu  excerpieren,  dass  er  die  zehn  ersten  und 
die  zehn  letzten  Zeilen  der  Handschrift,  sowie  je  hundert  Zeilen 
von  den  Kapiteln,  welche  von  den  indischen  Feldzügen  des  Al^med 
handelten-),  abschreiben  sollte.  Die  Beschreibung  der  Handschrift 
ist  in  einzelne  Rubriken  eingeteilt,  ähnlich  wie  in  dem  ^^Catalogue 
of  the  Persian  books  and  mss.  in  the  library  of  the  Asiatic  Society 
of  Bengal**,  by  M.  Ashraf  Ali: 


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3y> 


1)  Uniicher!  Vielleicht  liegt  hier  eine  yerstQmmelang  der  bekannten 
Redensart  t.LJj  cy*^  9^^^  ^o''- 

S)  In  der  Überschrift  der  ersten  Seite  des  Auszuges  ist  der  Wortlaut 
etwas  dentlicber:    JjCa^^JU^  U^^  ^  j^  S^^   vXaöAao  .  .  . 


102  Mann,  Queüenstudien  zur  QeBchichU  de»  Aftmed  Sah  Durränt. 

Der  Aaszng  enthält  im  einzelnen  folgende  Kapitel:  1)  Die  Ein- 
leitung  zu   dem  Werke   mit   dem  Unterabschnitt  i_p_aaa^'    ..Uj   *> 

v^^LxT,  welcher  uns  später  noch  beschäftigen  wird,  anscheinend  voll- 
ständig abgeschrieben.  2)  Ereignisse  des  1.  Jahres  der  Regierung 
des  Ahmed  =  1160  H.  3)  Das  2.  Jahr  =  1161  H.  4)  Das 
5.  Jalir.  5)  Das  10.  Jahr  =  1170.  6)  Das  13.  Jahr  =  1172. 
7)  Das  26.  Jahr  =  1186  (die  Hs.  hat  fälschlich  jLää^  für  jlxi^). 

Also  in  der  That  eine  Auswahl  der  für  die  Geschichte  Indiens  in 
Betracht  konmienden  Unternehmungen  des  Ahmed  S&h,  wie  dies  ja 
auch  für  die  Zwecke  Elliots  ausreichte.  Die  einzelnen  Abschnitte 
brechen  jedesmal  unvermittelt,  mitten  im  Satze  ab,  so  dass  wirklich 
nur  die  verlangten  100  Zeilen  abgeschrieben  zu  sein  scheinen. 

Es  ergiebt  sich  also  aus  E,  dass  MunSl  Ma)^müd  al-QusainI 
1186,  also  im  Jahre  nach  dem  Tode  des  A^med  Sah,  sein  die  ganze 
Regierungszeit  dieses  Königs  behandelndes  Geschichtswerk  zum  Ab- 
schluss  gebracht  hat.  Zur  Yergleichung  der  in  E  vorliegenden  kurzen 
Abschnitte  aus  diesem  Werke  mit  den  Fragmenten  in  L  kann  natür- 
lich nur  die  Einleitung  und  das  Kapitel  dienen,  welches  die  Ereignisse 
des  Jahres  1170  enthält. 

Die  Einleitung,  abgesehen  von  dem  Abschnitt  über  die  Ent- 
stehung des  Werkes,  der  besonders  betrachtet  werden  muss,  stimmt 
hinsichtlich  des  Gedankenganges,  soweit  aus  dem  Prunkstil  über- 
haupt ein  solcher  herauszuschälen  ist,  in  L  und  E  durchaus  überein, 
der  Wortlaut  dagegen  ist  zum  grossen  Teil  nicht  identisch.  E  ist 
viel  weitschweifiger,  mit  mehr  Citaten  und  Versen  geschmückt  als  L, 
hat  aber  doch  ganze  Sätze  bis  auf  geringfügige  Wortabweichungen 
mit  L  gemeinsam,  so  dass  sich  die  Einleitung  in  E  durchaus  als 
eine  spätere  Um-  oder  Überarbeitung  von  L  charakterisieren  Ifisst^). 

Genau  dasselbe  Verhältnis  zeigt  L  und  E  in  dem  Kapitel  über 
das  Jahr  1170  (der  Text  von  E  setzt  mit  dem  Anfang  von  Cap.  XXV 
der  unten  folgenden  Übersetzimg  von  L  ein ;  fol.  90»  der  Hs.).  Die 
auch  schon  reichlich  aufgeputzte  Darstellung  von  L  erscheint  in  E 
unter  häufiger  Herübemahme  von  ganzen  Sätzen  so  gewaltsam  ver- 
schönt und  in  die  Länge  gezogen,  dass  aus  53  Zeüen  von  L  die 
100  von  E  geworden  sind,  ohne  dass  E  auch  nur  das  geringste 
mehr  an  Gedankeninhalt  böte. 

Wir  werden  also  nach  dem  eben  ausgeführten  kaum  fehl  gehen, 
wenn  wir  in  der  den  Excerpten  von  E  zu  Grunde  liegenden  Hand- 
schrift eine  spätere  Überarbeitung  von  L  sehen. 


1)  Gern  hätte  ich  hier  den  persischen  Text  der  beiden  Einleitanf^en  ein- 
Kefügt,  doch  ist  es  bei  dem  schlechten  Zustande  von  L,  vor  allem  wegen  der 
häufigen  und  grossen  Ameisenlöcher,  nicht  möglich,  einen  elnigermassen  ge- 
sicherten Text  SU  geben,  besonders  von  dieser  im  allerfelnsten  Pmnkstil  ge- 
arbeiteten Einleitung.  Auch  die  fUr  mich  gefertigte  Kopie  von  E  ist  keine 
sichere  Unterlage  für  eine  Textausgabe, 


Mann^  QuiUeMiudien  xur  OßgcJuchte  dea  AJjtmed  Sah  Durrdni,  103 

Es  gewinnt  also  den  Anschein,  als  ob  wir  zwei  Bearbeitungen 
des  Tarf^-i-AtimedS&hf  anztmebmen  hätten,  von  deren  ersterer  wir 
in  L  ein  Fragment,  und  von  deren  zweiter  wir  nnr  die  Excerpte 
von  E  besitzen.  Nun  ergiebt  sich  ausser  dem,  was  oben  aus  der 
Einleitung  von  L  über  die  persönlichen  Schicksale  des  Verfassers 
berichtet  ist,  noch  ans  einigen  andern  Stellen  im  Verlauf  der  Dar- 
stellung in  L  einiges  über  den  Verfasser  und  sein  Werk,  was  zur 
Lösung  der  uns  hier  beschäftigenden  Fragen  beitragen  wird. 

Im  SawwAl  des  Jahres  1169  finden  wir  (siehe  unten  Gap.  XIX 
der  Übersetzung)  den  Autor  im  Gefolge  des  Königs  in  Kabul.  Er 
erh&lt  hier  von  Berl^urdftr  9&n')  eine  Mitteilung  über  eine  Äusserung 

Abmeds:  ^J  J^tJ  >S  o^  ^Uj  ^^JUf  ^^jy  ;!  c)^j^'i>^J^ 
öxLti  ^U^^  •     'A.us  dem  Wortlaut,  besonders  der  Form  j:L*»  müssen 

wir  herauslesen,  dass  der  MunSt  zu  eben  dieser  Zeit  schon  mit  der 
Abfassung  des  ihm  aufgetragenen  Geschichtswerkes  beschäftigt  ge- 
wesen sei.  Bei  einer  ähnlichen  Gelegenheit  hebt  er  hervor,  dass 
er  über  die  einem  Gesandten  gegebenen  Aufträge  nichts  bestimmtes 
berichten  könne,  da  die  Abfertigung  der  Gesandten  im  geheimen 
stattgefunden  habe,  höchstens  Hesse  sich  aus  den  Antworten,  die 
derselbe  späterhin  zurückbrachte,  sowie  aus  dem  Gegenschreiben  aus 
der  Kanzlei  des  A|^ned  Sah  schliessen,  dass  der  Botschafter  ungefähr 
folgenden  Auftrag  gehabt  haben  müsse  .  .  .  (unten  Kap.  XX  der 
Übers.).  Im  weitem  Verlaufe  finden  wir  dann  in  L  mehrere  offizielle 
Schriftstücke  im  Wortlaut  mitgeteilt,  die  der  Verfasser  von  dem 
Chef  der  königlichen  Kanzlei,  Se^Adet  l^&n  erhalten  hat,  wie  zum 
Teil  ausdrücklich  bemerkt  wird,  mit  der  Weisung,  sie  seiner  Dar- 
stellung einzuverleiben.  Es  ist  dies  besonders  die  politische  Korre- 
spondenz des  A^med  Sfth  an  ^Alamglr  U.,  den  Kaiser  von  Hinddstftn, 
und  dessen  Wazir  Gftzl  ed-Dln  ^än;  femer  der  amtliche  Wortlaut 
des  Vertragsinstruments  über  die  von  ^Alamgfr  11.  an  A|^med  ab- 
zutretenden Grebietsteile  aus  dem  Jahre  1170.  Ein  Brief  des  ^Alamglr 
an  Abmed,  die  Antwort  auf  den  fol.  67 ^  mitgeteilten  Brief  Ahmeds 
(siehe  unten  die  Übersetzung),  sollte  eingefügt  werden  hinter  fol.  87^, 

welches    mit   den   Worten   schliesst:   ^jXjLe  Oy^ö5>  ^^JiiSi^  ^yä 

y::^  ^|,     Der  Brief  aber  fehlt,   und  es  folgen  statt  dessen  zwei 

leere  Blätter,  als  ob  auf  diesen  das  fehlende  hätte  nachgetragen 
werden  sollen.  Auch  sonst  finden  wir  in  L  ziemlich  häufig  derartig 
absichtlich  frei  gelassene  Stellen,  besonders  ist  zwecks  späterer  Aus- 
fallung für  die  Datumsangaben  ein  Baum  leer  gelassen.  Man  wird, 
glaube  ich,  aus  diesen  absichtlichen  Lücken  der  Handschrift  schliessen 
dürfen,  dass  wir  in  L  das  Concept  des  Verfassers  oder  eine  genaue 
Abschrift   davon   vor   uns   haben.     L   ist  nicht  datiert,   aber  alles, 


1)  Einen  tnch  in  Emins  Mn^mil  et-tari|s-i-ba'dnftdirijje  häufig  erwähnten 
hervorragenden  General  des  Ahmed  Sah. 


104  Mann,  QudlenstucUen  stur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrant 

was  sonst  an  äusserlichen  Kennzeichen  für  die  Bemieilung  des  Alters 
einer  Handschrift  in  Betracht  kommt,  weist  darauf  hin,  dass  wir  es 
mit  einer  Handschrift  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  zu  thun  haben. 

Vergegenwärtigen  wir  uns  nun,  was  E,  abweichend  von.  L, 
über  die  Entstehung  des  Werkes  berichtet  (s.  auch  Rieu  HI,  pag.  1054). 

Der  Verfasser  erzählt,  dass  A^med  »Sfth,  der  ein  eifriger  Be- 
wunderer des  damals  eben  vollendeten  Tarl^-i-Nftdirl  gewesen,  seinem 
Vertrauten  Mu^ammed  Teki  j|[än  aus  SIräz  den  Auftrag  gegeben 
habe,  einen  MunSf  zu  suchen,  der  im  stände  wäre,  ein  dem  Tari^- 
i-Nftdirl  ähnliches  Werk  über  Ahmeds  Regierung  zu  schreiben. 
Lange  habe  Mubammad  Taki  vergebens  gesucht,  bis  er  schliesslich 
„im  Hundejahre  nach  türkischer  Zeitrechnung  =  1167  der  Higra*, 
als  Me^hed  von  den  Afghanen  belagert  wurde,  an  den  ihm  seit 
langer  Zeit  bekannten  Mahmud  al-Husainl  dachte,  der  in  Me^hed 
in  bedrängten  Umständen  lebte,  und  diesen  als  einen  Freund  und 
Schüler  des  Mirzä  Mehdi  H&n,  der  wohl  im  stände  sei,  das  ge- 
wünschte zu  leisten,  dem  Könige  empfahl.  In  der  That  erhielt 
dann  auch  der  Mun^t  den  Auftrag  und  widmete  von  nun  an  seine 
ganze  Kraft  dem  Werke. 

Zunächst  ist  auffallend,  wie  diese  Darstellung  zu  der  in  L  ge- 
gebenen Entstehungsgeschichte  des  Werkes  in  Widerspruch  steht. 
^>Vie  im  einzelnen  diese  Widersprüche  auszugleichen  seien,  ist  eine 
Frage,  zu  deren  Beantwortung  man  höchstens  allerlei  Vermutungen 
beibringen  könnte,  ohne  ein  gesichertes  und  unanfechtbares  Resultat 
zu  erhalten.  Ich  glaube  zudem,  dass  auf  diese  Verschiedenheiten 
kein  besonderes  Gewicht  zu  legen  ist.  E  ist  eben  eine  spätere 
Bearbeitung  eines  älteren  Conceptes,  und  dass  bei  einer  Umarbeitung 
einzelne  Abschnitte  eine  andere  Fassung  erhalten,  ist  ja  nichts 
aussergewöhnliches.  Vielleicht  hat  E  nur  die  genauere,  L  die  weniger 
eingehende  Darstellung  der  betreffenden  Vorgänge.  Bei  dieser  An- 
nahme bliebe  dann  als  einziger  Unterschied  übrig,  dass  nach  L  der 
Verfasser  den  ersten  Gedanken  an  eine  historische  Verherrlichung 
des  Abmed  sich  selbst  zuschreibt,  während  nach  E  Ahmed  schon 
seit  geraumer  Zeit  nach  einem  geeigneten  Hofhistoriographen  gesucht 
hat.  Dass  dieser  Umstand  aber  durchaus  unwichtig  ist,  liegt  auf 
der  Hand. 

Im  übrigen  können  wir  aus  dem,  was  wir  nunmehr  aus  L 
und  E  wissen,  uns  ein  einigermassen  klares  Bild  von  der  Ent- 
stehung des  Werkes  kombinieren. 

Im  Jahre  1167  lernt  Ahmed  §äh  in  MeShed  den  MunSi  Mabmüd 
al  -  Husainl  kennen ,  und  beauftragt  ihn ,  eine  Geschichte  seiner 
Regierung  zu  schreiben.  Der  MimSi  wird  der  Kanzlei  des  Königs 
zugewiesen.  Er  beginnt  sein  Werk,  indem  er  zunächst  nieder- 
schreibt, was  er  aus  seinem  Verkehr  mit  Mirzä  Mehdl  IJän  über 
die  Vorgeschichte  der  Durränl  weiss,  und  was  ihm  über  die  Er- 
eignisse nach  Nadirs  Tode  berichtet  worden  ist  (Einleitung  von  L). 
Sodann   beschreibt   er   die  Ereignisse,    die    er   selbst   zur  Zeit   mit 


Mann,  QueUerutudien  zur  Getehichte  des  Ahmed  bäh  Durrdnt,  105 

erlebt.  Er  schildert  den  Feldzug  des  AJimed  nach  MeShed,  begleitet 
dann  den  König  nach  Kftbul  und  vielleicht  auch  nach  dem  Pang&b. 
Das  Goncept  des  Verfassers  bis  zu  dieser  Zeit  liegt  vielleicht  in  L 
vor;  auf  den  letzten  Blättern  des  Buches  hat  er  dann  noch  eine 
Reihe  von  einzelnen  Anekdoten  aus  dem  Leben  des  Königs  auf- 
gezeichnet, die  vielleicht  das  Material  zu  einer  Charakterschilderung 
A^eds  bilden  sollten^). 

Ob  diese  beiden  in  L  erhaltenen  Kapitel  die  einzigen  Teile 
des  ersten  Conceptes  blieben,  oder  ob  ihnen  später  noch  andere 
Kapitel  folgten,  können  wir  nicht  sa^n;  jedenfalls  bilden  sie  die 
einzigen  uns  bekannten  Teile  des  ersten  Entwurfes. 

Als  der  Autor  dann  später  an  die  Ausarbeitung  seines  Werkes 
ging,  hat  er  diesen  Entwurf  umgearbeitet  und  in  neuem  prunk- 
volleren Gewände  dem  gesamten  Werke  einverleibt. 

Nach  der  Angabe  von  E,  beziehungsweise  der  in  E  ezcerpierten 
Handschrift  ist  das  Werk  1186  vollendet  worden.  Das  würde  sich 
auch  aus  den  letzten  der  erzählten  Ereignisse  schliessen  lassen,  die 
ja  in  das  Jahr  1186  fallen. 

Merkwürdigerweise  wird  nun  in  dem  1182  (1184)  verfassten 
Far^at  an-Nä^prln  des  Muhammed  Aslam  (s.  Browne,  Catalogue  of 
the  Persian  mss.  in  the  library  of  the  University  of  Cambridge, 
pag.  118)  unter  den  benutzten  Quellenwerken  ein  Tarllj-i- Ahmad 
Abdftll  aufgeführt.  In  der  Pariser  Handschrift  des  Far^?at  an-Nftzirln 
(Suppl.  Pers.  245,  früher  Fond  Gentil  Nr.  47)  fehlt  das  Tarllj-i- 
A^ed,  sowie  noch  einige  andere  von  den  im  Cambridger  Manu- 
skript aufgezählten  Werken.  Es  kann  hier  kaum  eine  andere  Ge- 
schichte A^^neds,  als  die  des  Mahmud  al-Husainf  gemeint  sein; 
wenigstens  haben  wir  von  einem  Vorläufer  des  Mal^^nüd  keinerlei 
Kunde.  Wenn  nun  in  einem  schon  1184  abgeschlossenen  Geschichts- 
werke das  Tarl^-i-A^medSähl  als  Quelle  erwähnt  wird,  so  könnte 
man  eben  nur  annehmen,  dass  schon  vor  1186  eine  Becension  dieses 
Werkes  existiert  habe,  zu  der  eventuell  die  uns  in  L  erhaltenen 
Fragmente  gehörten.  Aber  es  ist  auch  nicht  unmöglich,  dass  in 
der  Cambridger  Handschrift  die  Nennung  des  Tari^-i-A1;^ned  Abdäll 
auf  späterer  Einschiebung ,  vielleicht  sogar  nur  des  Abschreibers, 
beruht,  der  durch  Hinzufügung  weiterer  Titel  von  Geschichtswerken 
sein  historisches  Wissen  zeigen  wollte. 

Wir  würden  natürlich  mit  viel  mehr  Klarheit  über  die  Ent- 
stehungsgeschichte des  Tarf^-i-A^medSähl  urteilen  können,  wenn 
wir  das  den  Excerpten  in  E  zu  Grunde  liegende  Original  vor  uns 
hatten.  Vor  allem  aber  würden  wir  durch  diese  authentische  Dar- 
stellung vielleicht  auf  die  mannigfaltigen  Fragen  nach  den  Daten 
der  einzelneu  Unternehmungen  des  Königs,  deren  Lösung,  wie  wir 

1)  Ob  ond  wie  weit  diese  ,,Materialsammlung"  in  der  spKteren  Bearbeitung- 
verwertet ist,  können  wir  leider  nicht  ermitteln ;  das  w&re  aber  ein  Punkt,  der 
för  die  BenrteUnng  von  L  in  dem  von  mir  angenommenen  Sinne  äusserst 
wichtig  wäre. 


106  ManUf  OiueUenatudien  zur  GeachichtB  des  Ahmed  Sdh  Dttrränt 

unten  sehen  werden,  viel  Schwierigkeiten  bereitet,  eine  befriedigende 
Antwort  erhalten.  Der  Auszug  in  E  kann  uns  hierbei  nicht  viel 
helfen,  da  wir  über  die  Feldzüge  der  Afghanen  im  Pang&b  aas 
andern  Quellen  hinlänglich  orientiert  sind.  Hoffentlich  findet  sich 
das  Original  von  E  noch  in  irgend  einer  indischen  Bibliothek,  aus 
der  ja  auch  Elliot  es  entliehen  haben  muss^). 

Was  den  historischen  Wert  der  Fragmente  in  L  anbelangte, 
so  können  wir  die  Handschrift  schlechthin  als  eine  Quelle  ersten 
Banges  bezeichnen.  Wenn  natürlich  auch  der  Charakter  der  offiziellen 
Hofhistoriographie  in  dieseuL  förmlich  unter  den  Augen  des  könig- 
lichen Auftraggebers  und  Helden  geschriebenen  Werke  sich  auf 
Schritt  und  Tritt  in  Darstellung  und  Beurteilung  des  Geschehnen 
zeigt,  so  ist  das  ein  Fehler,  den  das  Werk  mit  weitaus  den  meisten 
persischen  Geschichtsquellen  teilt,  und  der  Historiker  wird  wohl 
ohne  grosse  Mühe  aus  den  fortw^renden  Siegesberichten  in  der 
Darstellung  des  bezahlten  Lobredners  auch  die  Niederlagen  heraus- 
zulesen verstehen. 

Trotzdem  gehört  doch  eine  so  fast  ausschliesslich  auf  Autopsie 
und  den  besten,  ich  möchte  fast  sagen  amtlichen  Informationen 
beruhende  Darstellung,  wie  sie  das  Tarl^-i-A|;imed§4hl  bietet,  zu 
den  Seltenheiten,  und  dieser  Umstand  lässt  uns  um  so  mehr  den 
Verlust  des  ganzen  Werkes  bedauern. 

2.  DasMugmil  et-tarl^-i-ba^dnftdirijje  desEmln  und 
das  Me^ma'  et-tewärt^  des  ^elil. 

Als  Zweitälteste  Quelle  zur  Geschichte  des  Al^med  Sfth  wäre 
das  Mu^^mil  et-tarll^-i-ba'dnftdirijje  zn  nennen.  Das  Werk  enthält 
in  seinem  zweiten,  vor  etwa  einem  Jahre  von  mir  herausgegebenen 
Abschnitte  eine  ausführliche  Geschichte  der  Eroberungskriege  des 
A^med.  Es  ist  bekanntlich  in  den  Jahren  1195 — 96  in  MurSid&bftd 
in  Bengalen  geschrieben,  von  einem  aus  Kirm&nSfthftn  stammenden 
Perser,  der  etwa  zwischen  1166  und  1169  sein  Heimatland  ver- 
lassen und  sich  in  Indien  angesiedelt  hatte.  Ich  habe  in  der  Ein- 
leitung zu  meiner  Textausgabe  des  Werkes  (fasc.  I,  Leiden  1891) 
eingehend  über  das  Leben  des  Verfassers  und  über  die  Stellung 
dieses  Werkes  zu  den  übrigen  Geschichtsquellen  aus  dem  vorigen 
Jahrhundert  gehandelt,  und  darf  mich  also  hier  mit  einem  Hinweis 
auf  die  früheren  Ausführungen  begnügen^). 


1)  In  der  von  Sprenger  Teröffentlichten  Liste  von  Hs.  ans  ElUots  Nach- 
aas  (Journal  of  the  R.  Asiatic  Soe.  of  Bengal,  vol.  XXIIl),  die  auch  einige 
▼on  Elliot  nur  geliehene  Hs.  aufaählt,  ist  das  Tar!|)-i-Ahmeds&hi  nicht  enthalten. 

2)  Dem  Wunsche  des  Herrn  Becensenten  in  der  Deutsch.  Litt.-Zeitung, 
Jahrg.  XIU  (1892)  no.  9.  nach  einer  Kollation  der  Londoner  „Handschrift'* 
habe  ich  inswischen  nachzukommen  Gelegenheit  gehabt.  Dies  Manuskript  ent- 
hält jedoch  nur,  wie  aus  der  Beschreibung  Rieus  (II.  pag.  806*)  schon  hervor- 
geht, die  Kapitelüberschriften,  die  mit  ganz  belanglosen  Ausnahmen,  mit  denen 


ManUf  QueUenstudien  »ur  Geschickte  des  Almed  Sah  Durrdni.  107 

Über  die  Quellen,  nach  denen  Emln  seine  Geschichte  des  A^med 
SAh  behandelt  hat,  habe  ich  nichts  ermitteln  können.  Jedenfalls 
hat  er  das  Tarl^-i-A^medSÄhl  nicht  benutzt.  Zudem  scheint  mir 
die  ganz  unerklärliche  Verwirrung,  die,  wie  wir  weiter  unten  sehen 
werden,  in  Bezug  auf  die  zeitliche  Folge  der  einzelnen  Feldzüge 
der  Afghanen  bei  Emln  herrscht,  darauf  hinzudeuten,  dass  wir  es 
hier  lediglich  mit  einer  Kompilation  einzelner  dem  Verfasser  münd- 
lich oder  schriftlich  mitgeteilter  Erzfthlungen  zu  thun  haben.  Nach 
der  Darstellung  bei  Emln  haben  wir  folgende  Beihenfolge  der  Kriege 
des  A^ed  Siüi: 

Zwei  Feldzüge  gegen  SAh  Bu^  in  MeShed  (in  meiner  Text- 
ausgabe:  fasc.  n,  pag.  vr — i«,   Zeile  7,   und   von  da  bis  pag.  Ia)- 

Sodann  folgt:  Ein  Feldzug  nach  Indien  (pag.  1a — Itf,  Zeile  15). 
Aufstand  des  Lu|j[män  i^&n  (pag.  \\\^ — \\f),  Schilderung  der  Zu- 
stände und  Begebenheiten  in  ^urfts&n  (pag.  \\f — iff).  Dritter  (!) 
Feldzug  nach  Indien  (irP  —  !n*).  Dritter  Feldzug  nach  ^ur&s&n 
(trr — ^f  v).  Ahmeds  Tod  (ifA).  Thronwirren  nach  dem  Tode  Ahmeds 
(tfA  bis  Schluss). 

Wie  weit  diese  Darstellung  von  den  aus  den  übrigen  Quellen 
zu  gewinnenden  Daten  abweicht,  wird  sich  im  weitem  Verlaufe 
unserer  Untersuchungen  zeigen. 

Für  einige  Punkte  in  der  ^Gteschichte  des  ä&h  Rul)  Sah  in 
MeShed  sind  dann  noch  die  Angaben  des  Prinzen  ^elll  in  seinem 
Megma*  et-tewftrl^  von  .Wichtigkeit.  Über  dieses  Werk,  und  be- 
sonders über  sein  Verhältnis  zu  dem  des  Emln  habe  ich  in  der 
oben  angeführten  Einleitung  ebenfalls  ausführlich  gesprochen.  Es 
sei  hier  kurz  hervorgehoben,  dass  der  Vater  des  Verfassers,  der 
älteste  Sohn  des  Sah  Sulaim&n  IL  ungefiLhr  um  1165  MeShed  ver- 
liess,  um  nach  Indien  zu  gehen,  und  dass  die  schriftlichen  Auf- 
zeichnungen dieses  Prinzen  über  die  Schicksale  seiner  Familie  später 
von  dem  Sohne  Q^lll  als  Quelle  benutzt  wurden.  Das  Megma^  et- 
tewärl^  ist  im  Jahre  1207  vollendet  worden  (s.  auch  Pertsch,  Ver- 
zeichnis d.  pers.  Hss.  der  Kgl.  Bibl.  zu  Berlin,  pag.  425  ff.). 

3.  Das  QusainS&hl  des  Imam  ad-Dln  CiStl. 

Von  diesem  Werke  sind  drei  Handschriften  bekannt:  die  eine 
in  der  Bibliothek  der  Royal  Asiatic  Society'),  die  zweite  im  British 


der  Berliner  Hs.  genaa  fibereiDSÜmmen.  Als  erstes  Kapitel  ist  aufgeführt,  ohne 
persiscbe  Überschrift:  ,,Introdaction  &.  Aathors  preface".  Darunter  steht  die 
Bemerkung:  n^any  of  the  transactions  narrated  in  this  history  translated  in 
Persian  [from]  reeords  in  Arabie**.  Mir  scheint  hier  lediglich  ein  Irrtum  oder 
MissTentlndnis  des  BeV.  John  Haddon  Hindley,  der  jene  Sammlung  von  Kapitel- 
überschriften historischer  Werke  anlegte,  vorsuliegen. 

1)  Uorley,  Deseriptive  Catalogue  .  .  .,  pag.  76,  no.  LXI. 


108  Mann,  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durräni, 

Museum*),  und  eine  dritte  in  der  Bibliothek  der  Asiatic  Society 
of  Bengal  in  Calcutta-). 

Von  dem  bei  Eieu  11,  pag.  904^  genauer  verzeichneten  Inhalte 
interessiert  uns  hier  nur  der  erste  Abschnitt,  der  die  Geschichte 
des  A^med  S&h  behandelt,  und  der  etwa  ein  Viertel  des  ganzen 
Werkes  ausmacht. 

Ehe  wir  uns  aber  eingehender  mit  dieser  von  Morley  sehr 
hoch  geschätzten  Geschichte  der  Durr&nl-Dynastie  befassen,  müssen 
wir  unsere  Auftnerksamkeit  dem  von  Ch.  Schefer  in  seiner  Über- 
setzung des  Abdoul  Kerim  Boukhary  (pag.  280)  erwähnten  Tarlh- 
i- Ahmed  (s.  auch  Rieu  11,  pag.  90 5^)  zuwenden. 

Von  diesem  Werke  befindet  sich  in  der  Königlichen  Bibliothek 
zu   Berlin    eine    in   Indien   gedruckte  Lithographie  (Bibl.  Sprenger. 

Nr.  215).  Der  Vortitel  lautet:  ^.^L^X^  b  luJtJj  ^^^  ob^L^ 
jJCjl^:>.  ^  ^L^  • ,  während  der  eigentliche  Titel  die  Aufschrift  .spNjjb* 

Ol«.^*!  und  als  Jahr  der  Drucklegung  die  Zahl  1266  zeigt ^. 

Wie  sich  aus  der  Einleitung  ergiebt,  hatte  der  Verfasser,  Mun^S 
Muhammed  *Abd  el-Kerlm  *AlawI  eben  eine  Geschichte  des  Sugä* 
el-mulk,  p&di^ah-i-Durräni,  der  im  Jahre  1255  mit  Hilfe  der  Eng- 
länder sich  zum  Herrn  von  IJuräsän  gemacht  hatte,  vollendet,  als 
er  sich  entschloss,  eine  ausführlichere  Geschichte  der  ganzen  Durr&nl- 
Dynastie  zu  sclu-eiben.  Für  die  Zeit  bis  zum  Jahre  1212  wollte 
er  als  Quelle  das  Tarllj  des  Imftm  ed-Dln  Husainl  (CiStl  ?)  zu  Grunde 
legen,  und  die  späteren  Ereignisse,  nach  dem,  was  er  in  Kabul 
und  Kandahar  gehört  hatte,  erzählen. 

Dementsprechend  behandelt  das  Werk  in  fortlaufender  Dar- 
stellung die  Geschichte  des  A^med  Sah  u.  s.  w.  bis  zum  Jahre  1212, 
Sodann  folgt  ein  Kapitel  über  die  Emire  aus  der  Zeit  des  Zemän  Ij4n : 

darauf  die  Beschreibung  des  Pangäb  und  der  Wege  zwischen  Pesä- 
war,  Kabul,  Kandahar  und  Herftt: 

Die  Unterabteilungen  dieses  Kapitels  sind  bei  Schefer,  a.  a.  0., 
pag.  280  angegeben.  Sodann  folgt,  das  Kapitel,  welches  Schefer 
pag.  281  ff.  übersetzt  hat,  mit  der  Überschrift: 

An  dieses  Kapitel  schliesst  sich  dann,  ohne  dass  eine  Überschrift 
oder   auch    nur   ein   Absatz   den  Beginn   von   etwas   neuem   kenn- 


1)  Rieu  III,  paj?.  904l>. 

2)  Ashraf  Ali,  Catalogue  .  .  .  pag.  28,  no.  144. 

3)  Dieselbe  Ausgabe  citiert  Schefer,  a.  a.  O.  p.  28,  Anmerkung. 


Mann,  Quellenstudien  xur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdni,  109 

zeichnete,  noch  ein  längerer  Abschnitt  an,  dessen  erste  Sätze  folgen- 
dermassen  lauten: 


Jj-^^^^'ulaL-,  3   »Lä^^^LwOj    jl — p-    »uJü  j!    |yi    tli^    J^-y-^    j-*.-«j 

Es  folgt  dann  eine  Erzäblang  der  Schicksale  des  Zemän  Sah  und 
Sult&n  Mahmud  bis  zur  Installierung  des  Sugä^  el-Mulk  als  König 
von  Afghanistan.  Wir  ersehen  aus  den  mitgeteilten  Sätzen,  doss  • 
Mut^ammed  ^Abd  el-KerIm  das  Werk  des  Imam  ed-Dfn  Qusaint  von 
Anfang  bis  Ende  für  seine  Darstellung  benutzte,  vermutlich  ohne 
allzuviel  Mühe  auf  die  stilistische  Umarbeitung  zu  verwenden^), 
eine  Art  der  Benutzung,  die  wir  ja  an  orientalischen  Historikern 
zur  Genüge  kennen.  Er  verfuhr  dabei  sogar  so  ungeschickt,  dass 
er  alle  die  Kapitel,  die  Imäm  ed-Dln  Husaint  mit  Recht  an  den 
Schluss  seines  Werkes  stellte,  über  die  verschiedenen  Bouten  in 
Afghanistan  u.  s.  w. ,  ebenfalls  mit  ausschrieb,  und  seine  eigene 
Darstellung  erst  hinter  diese  Kapitel  einfügte,  während  er  sie  besser 
an  den  letzten  Abschnitt  des  historischen  Teiles,  an  das  Kapitel 
von  der  Flucht  des  Ma^üd  Sul^An,  dessen  unmittelbare  Fortsetzung 
sie  doch  bildet,  hätte  anschliessen  müssen. 

Wir  können  hiemach  annehmen,  dass  das  Werk  des  Muhammad 
'Abd  el-Kerlm  eine  einfache  Paraphrase  des  ^usainSähl  enthält-). 
Eine  Bestätigung  dieser  Annahme  wird  uns  die  folgende  Neben- 
einanderstellung der  Kapitelüberschriften  aus  dem  ereten,  die  Ge- 
schichte des  Al^med  Sah  behandelnden  Teile  beider  Werke  liefern'). 


1)  ^LJSüo!  v,jLj  Joj  yielleicht   ein  term.   techn.   fUr  jene  Art   der  Be^ 

notzong,  bei  welcher  Siits  fiir  Satz  der  Gedankengang  des  Originals  wieder- 
gegeben wird,  teils  mit  denselben  Worten,  teils  mit  absichtlichen  Abweichungen 
im  Ausdruck. 

2)  leb  habe  leider  keine  der  Has.  des  Hasain^&hi  selbst  einsehen  können, 
nnd  bin  deshalb  anf  den  Umweg  über  das  Tarih-i-Ahmed  angewiesen. 

3)  Die  Kopie  ans  dem  HnsainsAh!  verdanke  ich   der  Liebenswürdigkeit 


110  Mann,  QueUerutudien  »ur   Guchiehte  dea  Ahmed  Sah  Durränt 


Husidntf&hi  des  ImAm  ed^Din 
Husaint. 


1.  ^UL> 


»UATt 


O 


o 


iy 


2.  ^jju   *)»LäoL   OyÄ«>  ^Jwol 


3.  c;, 


i^ca. 


a^ 


LT 


l.  o— «a. 


d 


y  J**^  J     •       •  •    •• 


Tari^-i-A^med  des  Hahammed   'Abd- 
el-Kerfm. 


^-  cr^^^ 


3.  »U^r!  ^o^^  ^^^  e)^  j^ 


.L.J 


meines  Freundes  Professor  Dr.  Ross,   der  sich  der  HUhe  nnteraogen  hatte,  ans 
der  Hs.  der  Asiatic  Society,   die,  wie  er  schreibt,  sehr  schlecht  geschriebenen 
Überschriften  für  mich  zu   kopieren.     In   der  Hs.  des  Brit.  Mus.   fehlen  diese 
Überschriften  nach  seiner  Mitteilung  gänzlich. 
1)  Natürlich  ist  N&dir  S&h  gemeint. 


Mann,    Queüenatudien  mtr  Ouehiehte  des  Ahmed  Sah  Durränt  111 


HnnmUhi  des  Imkm  ed-D!n 
Hnsaini. 


^^L3Li>    ^uX^-«^ 


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8. 


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10.  (?)...  ^^;^yi3  ^yoa  Jjüu 


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Tarfh-i-Ahmed  des  Ha^ammed  *Abd- 
el-Kerim. 

6.  ^!y  »LAX4J>r«o^'  ^LaJ  y 


8.  J,!^  «U^rl  «^-   ^Lo  y 
VHf>^*  ^  *Ä^^'    c5!r^    o^^lr* 


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9.  ***j^  yCiü  ^Jw.t   ^Lo   ^ 


10. 


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112  Mann,  QueUen»tudien  tur  Geschickte  des  Ahmed  Sah  Durräni. 


Hosain^iahi  des  Im&m  ed-Din 
Hnsaini. 

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12.  vU>^U  »La  ^^y^^  ^y 


r        c." 


'^LäJLi 


14.  [Titel  fehlt!] 
beginnt : 
^y^  Jaj   JLäb  »La  o^c»>^ 

^UiwX;'!  JÜJI  vJyit  j^  c>y> 


Tarih-i-A^med   des  Muhammed  'Abd- 
el-Kerim. 

12.  ,UO^I  ^yJy.jS  *:^y  ^Loy 


i>        - 


•         V 


14.  j,|y  »U  0^1  o'J5  ^,La  y 
beginnt: 

iuwo.LjiJ  C5^i^'  vi>uuMk^  ;l  lXajLcXJT 


Die  vorliegende  Zusammenstellung  ergiebt  noch  ein  anderes, 
für  die  Beurteilung  des  HusainSfthl  bedeutsames  Faktum:  wir  ver- 
missen ein  bezw.  mehrere  Kapitel,  deren  Überschriften  uns  die 
Schilderung  der  Kriegszüge  des  A^imed  in  ^uräsän  versprachen. 
Da  nun  in  dem  Werke  des  Muhammad  *Abd  el-Kerlm  auch  inner- 
halb der  oben  angeführten  Kapitel  an  keiner  Stelle  irgend  etwas 
von  Feldzügen  nach  IJurftsän  erwähnt  wird ,  so  dürfen  wir  nach 
dem  oben  ausgeführten  annehmen,  dass  auch  im  ]^usain§4hl  die 
Darstellung  dieser  Kämpfe  fehlt. 

Wir  haben  also  in  dem  HusainSähl  eine  Erzählung  von  dem 
Emporkommen  des  Ahmed  SAh,  sowie  von  seinen  in  Indien  geführten 
Feldzügen.  Die  Kompilation  des  Werkes  geschah  etwa  50  Jahre 
nach  den  frühesten  der  geschilderten  Ereignisse,  im  Jahre  1212 — 13. 


Manuy  QueUewtndien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt.  113 

Die  Angabe  des  Mn^ammed  'Abd  el-Kerlm,  der  Verfasser  des 
HnsainSähl  habe  viele  der  Ereignisse  ans  eigner  Erfahrung  geschildert 
(s.  oben),  widerspricht  dem,  was  Imftm  ed-Dln  selbst  in  der  Ein- 
leitung seines  Werkes  über  die  Entstehung  desselben  mitteilt  (s. 
Rien  11,  pag.  905*).  Damach  hatte  er  bereits  im  Jahre  1211  eine 
Greschichte  des  Sah  Zemän  geschrieben,  als  ihm  von  einem  seiner 
Gönner,  dem  er  diese  seine  Arbeit  vorgelegt  hatte,  eine  kurze  Dar- 
stellung des  Al^med  und  Teimür  Sah  übergeben  wurde.  Diese 
überarbeitete  er  und  fügte  sie  dann  seinem  schon  fertigen  Werke  an. 

Ob  nun  das  QusainSähl  wirklich  eine  so  vorzügliche  Quelle 
ist,  wie  Morlej  meint,  ist  nach  dem  soeben  ausgeführten,  wenigstens 
was  die  Geschichte  des  A^med  Sfth  anbelangt,  zum  mindesten 
zweifelhaft. 

Wir  werden  im  folgenden  dies  Werk  kaum  brauchen,  da  es 
fiir  die  indischen  Kriegszüge  des  A^^ned  bedeutend  ältere  Dar- 
stellungen giebt,  die  fast  in  allen  Punkten  dasselbe  berichten,  wie 
das  Qnsainfiähi,  bezw.  der  uns  bekannte  Auszug  aus  dem  Ilusain- 
sabl,  das  Tarih-i- Ahmed. 

4.  Neuere  orientalische  Bearbeitungen. 

Neben  diesen  dem  vorigen  Jahrhunderte  angehörenden  Geschichts- 
werken  haben  wir  noch  zwei  jüngere  Kompilationen,  die  speciell 
die  Geschichte  von  Afghanistan  behandeln,  nämlich  das  TarSlj-i- 
waka*i  wa-sawäni^-i-Afj^änistan ,  verfasst  1272  H.  in  Tehrän  von 
dem  Prinzen  TtisAd  es-sel^ene  *AlI  Kuli  MirzÄ,  lithographiert  1273 
in  Tehrän,  und  das  Tarl^-i-Sultänl  von  Sultan  Muhammad  '^an 
Ibn-Musä  Hftn  Durränl,  welches  von  1291 — 1298  in  Bombay  be- 
arbeitet, und  1298  in  der  Mu^ammadl  Presse  gedruckt  worden  ist. 

Das  erstere  bietet,  so  weit  der  uns  hier  beschäftigende  Zeit- 
abschnitt in  Frage  kommt,  eine  recht  summarische  Erzählung  der 
Thaten  des  Aljmed  S&h.  Ich  gebe  eine  kurze  Inhaltsübersicht  und 
füge  die  Seitenzahlen  der  oben  genannten  Lithographie  hinzu,  da- 
mit man  sich  eine  Vorstellung  von  dem  ungefähren  Umfange  der 
Kapitel  machen  kann.  Die  Lithographie  ist  in  ziemlich  klarem, 
etwas  engen  persischen  Ta'llk  geschrieben,  imd  hat  15  Zeilen  auf 
der  Seite  (Format  16  X  10  cm). 

Einleitung  S.  1 — 3.  Lage  von  Afghanistan,  geogr.  Länge  und 
Breite,  Einteilung  S.  3.  Beschreibung  der  einzelnen  Städte:  Herät 
S.  3  -  8,  Kabul  S.  8,  Kandahar  S.  9,  KaSmlr  S.  10,  Öaznl  S.  11. 
Kurzer  Abriss  der  Geschichte  des  Landes  bis  1160  S.  11 — 13. 
Über  den  Ursprung  der  Afghanen;  die  einzelnen  Stämme  S.  13 — 17. 
Ereignisse  unmittelbar  nach  der  Ermordung  des  Nadir  Sah  S.  17 — 19. 
Krönung  des  A^^med  S.  19.  Muljammad  TakI  'Qän  SIrftzl  gefangen 
S.  20.  Feldzug  nach  Indien  S.  21,  Feldzug  nach  IJuräsän  S.  24. 
Belagerung  von  Herät  und  Meshed  S.  24.  Rückzug  nach  Herät 
S,   27.     Erneuerter   Feldzug   gegen   NiSäpür   S.   28.     Kapitulation 

Bd.  LH.  8 


114  Mann,  (iuellenHudieti  zur  Geschichte  dea  Ahmed  Sah  DurrdnS. 

von  N.  Kampf  gegen  'Alimerdftn  I^n  Zengüi  S.  30;  Belagerung 
von  Me^hed;  Niederlage  der  Afghanen  bei  MezfnAn;  Übergabe  von 
MeShed')  S.  31;  Zug  nach  Indien;  Tod  des  indischen  Kaisers 
Muhammad  S&h(I)  S.  32;  Kampf  mit  den  Mahra^en  (wobei  immer 
Al;imed  S&h  als  Kaiser  von  Hindöst&n  genannt  wird!)  8.  33 — 35; 
A^med  f  S.  36. 

Sehr  viel  ausführlicher,  man  möchte  beinahe  sagen  kritischer 
gearbeitet,  ist  das  Werk  des  Sultan  Mu^jiammed  Ij[&n,  welches  auch 
Longworth  Dames  in  seinem  Aufsatz  über  die  Durr&ni-Münzen-) 
benutzt  hat.  Der  Verfasser  war  der  Sohn  eines  angesehenen  Mannes 
aus  dem  Stamme  der  Barakz41,  und  entschloss  sich,  eine  ausfuhr- 
liche Geschichte  der  Afghanen  zu  schreiben,  hauptsächlich  weil  ihm 
die  ^JLiM.  des  Ttis&d  es- Seltene  nicht  ausreichend  erschien.     In  der 

Einleitung  giebt  er  eine  Aufzählung  seiner  Quellen:  die  Angaben 
über  die  geographischen  Verhältnisse  u.  s.  w.  entnimmt  er  dem 
Werke    des   Engländers    ^^^»iwi.vj«fy^l  <.      Die   älteste   Geschichte 

der  Afghanen  erzählt  er  nach  dem  TarlJj-i-PiriSte,  dem  Werke  des 
Sir  John  Malcolm  («XiU  ..%L:>-  ^)  und  dem  Ma^zan-i-afgftnijje ;  die 

Kämpfe  der  Gilgäl  imd  der  Durränl  nach  dem  GihftnguSäi-i-Nädirt, 
die  weitere  Geschichte  der  Durr&nl  teilweise  nach  dem  Werke  des 
§ugä^-el-mulk  Ibn-Teimür  Sah  Sadüzäl  (d.  i.  die  Autobiographie 
des  Sah  Sugä^,  s.  Rieu  III,  pag.  905).  Die  Geschichte  der  Muham* 
medzät  schildert  er  nach  den  mündlichen  Mitteilungen  des  Serd&r 
§lr  *All  5än  Ibn-Mihr  Dil  Hftn  Mu^ammadzAi,  des  *Abd  al-Öafür 
I^än  Mulj^ammadz&l,  des  l^a^i  ^Abdar-Bal^mftn  '^in  und  seines  eignen 
Vaters,  „welche  alle  vier  zu  den  angesehensten  Häuptern  der  Barak- 
zäi  gehören,  und  an  den  meisten  Kämpfen  persönlich  teilgenommen 
haben". 

Leider  haben  wir  in  diesen  Angaben  gerade  für  die  uns  hier 
beschäftigende  Epoche  eine  Lücke,  zwischen  dem  TarÜj-i-N&dirl  und 
den  Memoiren  des  Sugä.'  el-mulk.  Das  ist  um  so  mehr  zu  bedauern, 
als  gerade  die  Darstellimg  der  Geschichte  des  A^med  Sah  manche 
Nachrichten  bringt,  die  in  den  andern  Quellen  nicht  nachzuweisen 
sind,  und  für  welche  die  Gewährsmänner  zu  kennen  nicht  un- 
wichtig wäre^). 

Der  Verfasser  giebt  nach  einer  kurzen  Beschreibung  des  Landes 
eine  Geschichte    der  Afghanen   von   ihrem   ersten  Auftreten  an  bis 


1)  Hier  wird  die  von  da  ab  von  S&h  Bnl)  gebrauchte  SiegeUnBchrift  an- 
gegeben: ^'^  v:>Äj  ji  ^^»"^     *      »UoLi  tX4J>t  oUbJl  jt  vi>^Li 

2)  Nambmatic  Chronicle,  ser.  III,  vol.  8,  pag.^327y  Anm. 

3)  Vielleicht  enth&It  die  Autobiographie  des  SAh  8n^'  einen  Abriis  der 
Geschichte  der  früheren  Könige  aus  der  Durrllni  Dynastie;  ich  habe  leider  die 
Londoner  Hs.  nicht  ansehen  können,  und  weder  ans  Bieus  kurzer  Beschreibung 
noch  aus  den  vielen  Citaten  bei  Kaye :  History  of  the  war  in  Afghanistan,  iXast 
sich  hierüber  etwas  erfahren. 


Mann,  Quellenstudien  xur  Geaehichte  du  Ahmed  Sah  Durrdni  115 

zu  der  Dynastie  der  Surf  in  Hindöstftn  (Sir  S&h,  Sellm  §fth  und 
Mu^ammed  o&h).  Dann  folgt  eine  sehr  interessante  Geschichte  der 
beiden  führenden  Stämme,  der  Abd&ll  und  der  äaligftt,  und  ihrer 
fortwährenden  Fehden  untereinander,  bis  zur  Eroberung  von  Herät 
und  Kandahar  durch  Nadir  S&h.  Auf  Seite  122  wird  dann  die 
Ermordung  Nadirs  erzählt,  darauf  folgt  die  Geschichte  des  A)^ed 
S&h,  bis  Seite  148.  Dann  die  Geschichte  des  Teimür  Sah,  Zemftn 
o&fa  u.  s.  w.  bis  zur  Herrschaft  des  Jär  Muf^ammed  und  der  Anfang 
der  Belagerung  von  Her&t  durch  die  Perser. 

Die  indische  Lithographie  dieses  Werkes  ist  neuerdings  häufiger, 
z.  B.  in  den  Katalogen  des  Antiquariats  von  Spirgatis  in  Leipzig, 
auf  den  europäischen  Büchermarkt  gekommen. 

5.  Die  Zend-  und  ^a^ären-Geschichten. 

Von  nicht  geringer  Wichtigkeit  sind  die  alten  Quellen  zur 
Geschichte  des  westlichen  Persiens  in  dem  uns  interessierenden  Zeit- 
abschnitte. Diese  Werke  enthalten  zwar  nur  gelegentliche  An- 
merkungen über  die  Geschichte  von  !|^uräsän  und  der  östlichen 
Länder,  sie  sind  aber  für  die  chronologische  Festlegung  einzelner 
Thatsachen  hier  ganz  besonders  wertvoll.  Da  nämlich  in  diesen 
Quellen  die  Greschichte  des  Kerim  9&n,  wenigstens  in  den  beiden 
ältesten,  so  zu  sagen  ofßciellen  Darstellungen  chronikartig  nach  den 
einzelnen  Jahren  in  fast  ununterbrochener  Reihe  erzählt  wird,  so 
haben  wir  hier  wertvolle,  wenn  auch  leider  nur  spärliche  Anhalts- 
punkte für  die  Datierung  der  beiläufig  aus  Ilur&s&n  berichteten 
Ereignisse. 

Über  die  ältesten-  dieser  vorzüglichen  Quellenwerke ,  über  das 
Tarffe-i-GltIgu£ät  (Teil  I)  des  Mlrzft  §ädik,  das  im  Jahre  1204  ge- 
schrieben wurde,  und  das  Tarl^-i-Mubammedl ,  1211  verfasst,  und 
über  ihr  Verhältnis  zu  einander,  ist  von  Ernst  Beer  in  der  Ein- 
leitung zu  seiner  Ausgabe  des  Tarl^-i-Zendijje  des  Ibn-'Abd-el- 
Kerim  *  All  Ri^ä ,  pag.  8  ff.  sehr  eingehend  gehandelt ,  so  dass  ich 
hier  nur  auf  jene  Ausführungen  zu  verweisen  brauche. 

Neuerdings  ist  dann  ein  ziun  Teil  noch  älteres  Werk  über  die 
Geschichte  der  Zend  aus  Persien  nach  Europa  gebracht  worden, 
das,  soviel  ich  bei  allerdings  nur  fiüchtiger  Durchsicht  bemerkt 
habe,  von  dem  Tarl^-i-Gltfgu§ftt  durchaus  unabhängig  ist.  Es  ist 
das  von  Rieu,  Supplement  to  the  Gatalogue  of  Pers.  Mss.  in  the 
Brit.  Mus.  pag.  43^^  ziemlich  ausführlich  beschriebene  GulSen-i-Muräd 
des  Ibn-Muizz  ed-Dln  Muljiammed  Abul-IJlasan  al-Gaffart  al-Kä§änt. 
Das  Werk  ist,  wenn  auch  vielleicht  nicht  auf  Befehl,  so  doch  unter 
dem  direkten  Einflüsse  des  ^Ali  Muräd  l^än  Zend  im  Jahre  1198 
begonnen^)  und  nach  Rieu  erst  1210  vollendet  worden. 

1)  'Ali  Marftd  9&n  stnrb  nach   dem  T«ri|}-i-ZeiidU)e  (ed.  Beer,  pag.  IT^ 
Zeile  18)  am  28.  Safar  1199. 

8* 


116  Manny  QusUenHudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Dturrdnt 

Es  wäre  eine  dankbare  Aufgabe,  das  Verhältnis  dieses  GnlSen- 
i-Murftd  zu  dem  Tarll}-i-6ltlgu$ät  zu  untersuchen,  vor  allem  deshalb, 
weil  dieses  im  Auftrage  des  Öa'far  H&n  Zend  (6.  Babi'  I.  1199  bis 
25.  Rabl*  n.  1203)  geschrieben  worden  ist,  der  bekanntlich  der 
Todfeind  des  *AlI  Muräd  ^Än  war.  Vielleicht  sollte  das  GulSen-i- 
Muräd  eine  Art  Gegengewicht  bilden  zu  dem  Tarl^-i-GlttguSftl  des 
Mirzä  §ädik,  der  ja  von  *All  Muräd  ^än  wegen  der  Parteilichkeit 
seiner  Darstellung  schwer  bestraft  worden  sein  solP).  Leider  kennen 
wir  dieses  Werk  des  Mirzä  ^ädilj:  nicht  in  seiner  ursprünglichen 
Gestalt,  sondern  nur  in  der  spätem  Überarbeitung  des  ^All  Ri4ä9 
obwohl  das  Original  noch  vorhanden  zu  sein  scheint'). 

Jedenfalls  ist  auch  das  GulSen-i-Muräd  eine  Quelle  aUerersten 
Ranges  für  die  Geschichte  Persiens  im  18.  Jahrhundert,  die  nunmehr 
auf  Grund  dieser  vorzüglichen,  von  den  verschiedensten  Seiten  her 
fliessenden  Quellen^  eine  kritische  Bearbeitung  reichlich  lohnen  würde. 

Es  war  mir  wegen  der  Kürze  der  mir  zu  Gebote  stehenden 
Zeit  leider  nicht  möglich,  die  sehr  umfangreiche  Hs.  des  GulSen-i- 
Muräd  mit  Müsse  durchzuarbeiten.  Doch  wird  dieser  Mangel  glück- 
licherweise nicht  allzu  fählbar  werden,  da  in  dem  Matla*  e^-§ems 
des  früheren  $anl*  ed-Doule,  späteren  I'timäd  es-sel^ne  Mu^ammed 
Hasan  5*^*)  ^^^  Gelegenheit  der  Beschreibung  von  MeShed  eine 
kurze  chronikartige  Geschichte  dieser  Stadt  eingefügt  ist,  in  der 
ziemlich    ausführliche   Auszüge   aus   den   Annalen   der   Zendfamilie 

(«uJu;  ^jU->   ot  .jIxmmo)   gegeben  werden.     An  einer  Stelle  wird 

ausdrücklich  der  Verfasser  einer  Zendgeschichte  Mirzä  Abul-Jasan 

Kääänt  (^UiL/  ^^^N-^-^ÄJ]^!    [3^   äIjüj   ^Jü   v.;A>Lao)  als  Ge- 


währsmann  angeführt.  Nach  dieser  Quelle  berichtet  Mu^^ammed, 
Hasan  IJän  in  vier  Abschnitten  die  Ereignisse  der  Jahre  1161,  1162, 
1181  und  1183.  Den  Inhalt  der  ersten  beiden  Abschnitte  können 
wir  in  der  Londoner  Hs.  nicht  zu  finden  erwarten,  da  gerade  hier 
die  Hs.  eine  grosse  Lücke  aufweist.  Dass  auch  das  Original  des 
Londoner  Manuskripts,  eine  im  Besitze  des  I'timäd  es-Seltene  (also 
des  Verfassers  des  Matla'  aS-iems)  in  Tehrän  befindliche  Handschrift 
dieselbe  Lücke  hat,   wird  dadurch  wahrscheinlich,   dass  der  Matla* 


1)  Rien  I,  pag.  196. 

2)  s.  Rieu,  a.  a.  O.  and  Beer,  a.  a.  O.  pag.  11. 

3)  Zu  deren  besten  auch  noch  die  nur  aaf  das  Gedrncktwerden  warten- 
den Teile  des  Mu^mil  et-tar!h-i-ba'dnädirijje  sa  zfihlen  sind. 

4)  Der  Mafia'  es-Sems  bildet  den  5.,  6.  und  7.  Band  zu  dem  bekannteren 
Mirät  el-buld&n  desselben  Verfassers.  Oeplant  war  ein  geographisches  Worter- 
buch,  welches  am  Schlosse  des  4.  Bandes  bis  zum  Buchstaben  ^  einschliesslich 

gediehen  war.  Die  unter  einem  neuen  Titel  TeröffentHehten  3  folgenden  Bände 
sollen  den  Artikel  IJurAsAn  darstellen,  und  bilden  eine  unschätzbare  Fundgrube 
für  historische,  ethnologische  und  geographische  Fragen. 


Mantif  QueUenHudien  ssur  Geschickte  des  Ahmed  Sah  Durräni,  117 

e^-Sexns  für  die  Jahre  1161  und  1162  augenscheinlich  einer  anderen 
Quelle  folgt.  Hierüber  findet  man  weiter  unten  bei  der  Übersetzung 
der  betreffenden  Stellen   des  Ma^la*  e^-Sems  das  nötige  angemerkt. 


6.  Die  Quellen  zur  Geschichte  Indiens. 

Die  zahlreichen  indischen  Quellen  zur  Geschichte  des  Moghul- 
reiches  zwischen  1747  und  1773  hier  alle  einzeln  aufzuzählen,  würde, 
da  ich  nur  wenige  dieser  Werke  selbst  untersucht  habe,  zwecklos 
sein;  es  genügt  hier  auf  die  Auszüge  im  8.  Bande  von  Elliots 
gHistory  of  India  as  told  by  its  own  historians",  ed.  by  John  Dowson 
(London  1877)  hinzuweisen.  Wenn  auch  die  reichhaltigen  Samm- 
lungen des  British  Museum  und  des  £ast  India  Office  noch  so 
manches  andere,  vielleicht  noch  wertvollere  Quellenwerk  enthalten, 
wie  z.  B.  ein  Blick  auf  die  betr.  Abschnitte  in  Rieus  Catalogue 
zeigt,  so  werden  doch  für  unsere  Zwecke  die  bei  £lliot  gegebenen 
Excerpfe  ausreichen.  Allerdings  würden  auch  diese  Werke  eine 
eingehendere  Untersuchung  an  der  Hand  der  im  Brii  Mus.  auf- 
bewahrten Hs.  reichlich  lohnen.  So  zeigte  z.  B.  ein  flüchtiger  Ein- 
blick in  die  Berliner  Handschriften  des  Tarl^-i-Bahr  al-mawwftg 
(EUiot  Vm ,  pag.  235  ff.)  und  des  TarIfe-i-Mu?affarl  (EUiot  Vm, 
pag.  316  ff.)^),  dass  das  letztere  Wort  für  Wort  mit  den  inhaltlich 
entsprechenden  Abschnitten  des  Ba^ir  al-maww&g  übereinstimmt, 
dass  also  der  Verfasser,  Mu1;^anmiad  ^Ali  I^än  Ans&rf  im  Jahre  1209, 
ohne  ein  Wort  darüber  zu  verlieren,  sein  früheres,  1202  geschriebenes 
Werk  dem  augenblicklich  „in  Arbeit  befindlichen*  in  extenso  ein- 
verleibt hat. 


7.  Die  neueren  Geschichtswerke. 

Es  bleibt  nur  noch  übrig,  die  neueren  Gesohichtswerke,  in  denen 
sich  Berichte  von  A^med  Sah  und  den  Afghanen  finden,  kurz  auf- 
zuzählen. Von  den  persischen  Kompendien  der  neueren  Geschichte 
wären  nur  die  beiden,  auch  sonst  häufig  benutzten  Werke:  das 
Rau^at  as-safft-i-N&sirl  des  Ri4ft  Kuli  l^&n  und  das  NÄsil)-et-tew&rIlj 
des  Sipihr  zu  erwähnen.  Beide  sind  in  der  Zeit  der  KagÄrenherr- 
schaft  entstanden,  schöpfen  in  der  Hauptsache  aus  den  älteren 
Ka^färengeschichten ,  besonders  dem  Tarl^-i-Mu^ammedt ,  oder  aus 
den  jüngeren  Bearbeitungen,  wie  den  MaAtir-i-seltene.  Sie  berichten 
dementsprechend  ausführlich  auch  nur  über  den  Zeitpunkt,  in 
welchem  ihr  Held,  das  Haupt  der  Kag&r,  Muhammad  Hasan  IJ&n, 
mit  A^med  Sah  zusammenstiess ,  d.  h.  also  über  die  Schlacht  bei 
Mezin&n. 


1)   Siehe    Pertseh,   Verzeichnis    der   Berliner    Persischen   Handschriften, 
pag.  417  no.  423—425  und  pag.  463  no.  479. 


118     Hwirt,  Zu  VoUera,  Beiträge  z.  Kenfiima  d,  arab,  Sprache  etc. 

Viel  älter,  aber  inhaltlich  wenigstens  in  Bezug  auf  die  uns 
beschfiftigende  Zeit  ebenfalls  nur  wenig  ausgiebig  ist  die  ^Histoire 
de  l'Asie  centrale  par  Mir  Abdoul  Keiim  Boukhary*'  (hrsg.  u.  übs. 
von  Schefer),  von  der  schon  in  den  Eingangsworten  gesprochen 
wurde.  Was  von  A^med  Sfth  berichtet  wird,  ist  wenig  mehr  als 
eine  einfache  Aufzählung  der  von  ihm  eroberten  Gebietsteile. 

Die  genaueren  Titel  der  einschlägigen  europäischen  Werke, 
auf  die  im  folgenden  gelegentlich  zu  verweisen  sein  wird,  werde 
ich  jedesmal  an  den  betreffenden  Stellen  genauer  angeben,  so  dass 
ich  diese  Werke,  als  ebenfalls  zu  dem  benutzten  Material  gehörig, 
hier  nur  kurz  zu  erwähnen  brauche. 


Zu  Völlers^  Beitrüge  zur  Kenntnis  der  arabischen 

Sprache  in  Ägypten. 

Ans  einem  Briefe  von  Herrn  Ol.  Haart  in  Konstantinopol. 

ZDMG.  LI,  p.  292,  no.  16:  ^maSküf,  Name  eines  Tigris-Fahr- 
zeugs, u.  s.  w."  est  tir6  de  Denis  de  Rivoyre,  Lea  vrais  Arabes 
et  leur  paySy  p.  2,  123,  oü  ce  mot  est  transcrit  machkouff.  Cette 
transcription  est  inexacte  et  provient  de  la  difficulte  oü  se  trouvent 
les  etrangers  qui  ne  parlent  pas  Tarabe  d'articuler  et  de  transciire 
le  son  de  la  lettre  _.     Le  nom  de  cette  sorte  de  bateaux  est  — 

v_3«.:5=\^^^ )  pl*  v..aa>U!mo:  c'est  ainsi  qu'il  est  donn^  dans  un  manu- 
scrit  turc  qui  fait  partie  de  ma  coUection,  et  qui  traite  de  l'histoire 
moderne  de  Bagdad;  ce  ms.  n'a  ni  titre  ni  nom  d'auteur,  mais  il 
a  ete  evidemment  compos^  par  un  Turc,  qui  faisait  probablement 
partie  de  Vodjaq  des  Janissaires  formant  la  gamison  de  Bagdad, 
et  qui  ^tait  ä  mßmo  de  connattre  la  v^ritable  prononciation  de 
ce  mot: 

[F°  99  ro]     ^c?3^Juc  jtJul  «iUy^tJüw  y   ^ySo   » J*üü  yä^lij 


^Sur  la  rive  opposee,  egalement,  un  certain  nombre  de  fusiliers 
s'etaient  Caches ,  et  environ  cent  mashüf  s'etaient  dissimul^s  sur 
le   bord   de   l'eau.*     Dans    ce   cas   mcLshüf  ne   se   rattache    pas  ä 

^      ^     ^ 

«EDtiiN,  mais  ä  la  racine  \^sl<^J;:,  ^detraxit  cutem"  conserv6e  dans 

le  dialecte  du  Yemen. 

Cl.  Huart 


119 


Beiträge  zur  Erklärung  der  susischen  Achaemeniden- 

inschriften. 

Von 

WiUy  Foy. 

Den  folgenden  Beiträgen  der  in  neususischer  Sprache*)  abge- 
fassten  Achaemenidenihschriften,  der  Achaemenideninschriften  zweiter 
Artf  die  meist  eine  Übersetzung  altpersischer  Inschriften  bilden, 
liegt  Weissbachs  Ausgabe  mit  Grammatik  (Die  Achaemenidenin- 
schriften zweiter  Art.  Leipzig  1890)  zu  Grunde,  nur  sind  seine 
neuen  Lesungen  la  statt  tu^  tu  statt  jtu,  lu  statt  la^  tin  statt  mtik, 
d  statt  ur  (ygl.  seine  „  Neuen  Beiträge  zur  Kunde  der  susischen 
Inschriften*,  ASGW.  XTV,  No.  Vn)«)  und  mit  wenigen  Zusätzen 
seine  neuen  Bezeichnungen  der  Inschriften^  eingeführt,  über  deren 
Abweichungen  von  den  alten  folgende  Tabelle  orientieren  mag: 

Neue  Alte  Neue  Alte 

Bezeichnung  Bezeichnung 


Dar.  Pers.  a 

B 

Dar.  Pers.  c 

L 

Dar.  Pers.  f  *) 

H 

Dar.  Elv. 

0 

Dar.  Sz.  b 

Sz. 

a 

Dar.  Sz.  c 

Sz. 

b 

Dar.  Sgl. 

N 

Dar.  Pond. 

T 

Xerx.  Pers.  a 

D 

Xerx.  Pers.  c 

C 

Xerx.  Pers.  d 

E 

Xerx.  Pers.  e 

G 

Xerx.  Elv. 

F 

Xerx.  Van 

K 

Xerx.  Vase 

Qa 

Art.  Sus.  a 

S 

Art.  Sus.  b 

Sa 

Kyr.  Murgh. 

M 

Art.  Vase 

Qb 

1)  NeusQsUch  gebrauche  ich  wie  Weissbach  im  Sinne  von  Neuelamitisch, 
und  Snsisch  im  Sinne  von  Elamitlsch  (inkl.  des  anzaniscben  und  mftl-amirischen 
Dialektes).  Dass  es  sich  bei  der  Sprache  unserer  Inschriften  gegenüber  dem 
Ansanischen  und  Mftl-amirischen  um  eine  jUngere  Stufe  handelt,  wird  sich,  wenn 
es  noch  nicht  yon  allen  Gelehrten  acceptiert  sein  sollte,  im  Laufe  der  folgenden 
Untersuchungen  als  sicher  erweisen. 

2)  Weitere  Transskriptionsftnderungen,  die  sich  nach  meinen  Untersuchungen 
notig  machen  werden,  sind:  d  statt  a  (S.  122),  I.  ü  statt  hi,  hu  (S.  124),  i  statt  t 
(S.  124),  o  statt  u  (S.  122),  i  und  d  sUtt  yi  oder  ai  (S.  125),  ki  statt  gi, 
ibott  sUtt  gau  (S.  126  f.). 

3)  Vgl.  Weissbach  und  Bang,  Die  altpersischen  Keilinschriften  1,  S.  10. 

4)  Die  frühere  ap.  Inschrift  H  wird  jetzt  mit  Dar.  Pers.  d  bezeichnet. 
Sie  ist  mit  der  früheren  sus.  und  bab.  Inschrift  H  nicht  identisch,  wie  diese  selbst 


120    W.  Foy^  Beiträge  z.  Erklär,  d,  sutischen  AchaemenideniMchriflen, 

Ausserdem  habe  ich  yorgezogen,  die  Postpositionen  nicht  durch 
Bindestriche  mit  dem  vorangehenden  Worte  zu  verbinden,  da  sie 
auch  sonst  selbständig  auftreten,  dagegen  die  Doppelpostpositionen 
zusammenzuschreiben  und  die  Suffixe  nicht  vom  Stammworte  durch 
einen  Bindestrich  zu  trennen,  es  sei  denn  dieses  ein  Ideogramm 
oder  vor  dem  Suffix  ein  anaptyktischer  Vokal  entwickelt. 

Die  anzanischen  Denkmäler  und  die  von  Mäl-Amlr  habe  ich, 
obwohl  ich  sie  nach  Weissbachs  hervorragenden  Arbeiten  studiert 
habe,  absichtlich  nur  gelegentlich  herangezogen,  um  nicht  durch 
ihre  Dunkelheiten  gar  zu  unsichere  Dinge  in  meine  sonst,  wie  ich 
hoffe,  meist  zwingenden  Erörterungen  hineinzutragen.  Jedoch  glaube 
ich,  dass  meine  jetzigen  Beiträge  auch  zur  Entzifferung  der  ält«ren 
susischen  Denkmäler  nicht  ohne  Wert  sind  und  bleiben  werden, 
wie  auch  diese  bei  besserem  Verständnis  noch  neues  Licht  auf  die 
Grammatik   der  Achaemenideninschriften   zu   werfen   geeignet  sind. 

Einige  wenige  Punkte  der  folgenden  Beiträge  sind  schon  in 
meinen  Studien  über  die  altpersischen  Keilinschriften  KZ.  XXXHI, 
419  ff.,  ZDMG.  L,  129  ff.  und  vor  allem  KZ.  XXXV,  1  ff.  ent- 
halten und  hier  nur  zur  bequemeren  Orientierung  für  die  Spezial- 
forscher  auf  susischem  Gebiete  kurz  rekapituliert  worden').  Anderer- 
seits mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  in  diesen  Beiträgen  auch 
manche  Kleinigkeit  für  die  altpersische  Forschung  zu  finden  ist, 
während  ich  manches  Neugefundene  oder  Neuzuerörternde  mir  für 
eine  spätere  Gelegenheit  aufsparen  musste. 

Sollte  ich  mit  andern  Gelehrten  in  einer  oder  der  andern 
geringfügigeren  Erklärung  unbewusstermassen  zusammentreffen  oder 
eine  ihrer  Äusserungen  übersehen,  so  mag  das  mir,  dem  Nicht- 
keilschriftforscher, verziehen  werden.  Ich  publiziere  dies  eingedenk 
der  malmenden  Worte  Weissbachs  am  Schlüsse  seiner  „Neuen  Bei- 
träge":  „Möchten  sich  doch  auch  recht  bald  Kräfte  finden,  die 
bereit  sind,  sich  unserer  bis  jetzt  so  sehr  vernachlässigten  Wissen- 
schaft zu  widmen*. 

Grammatik. 

Über  einen  grossen  Teil  der  neususischen  Granmiatik  hat  in 
jüngster  Zeit  Heinrich  Winkler  in  einem  längeren  Aufsatze 
„Die  Sprache  der  zweiten  Columne  der  dreisprachigen  Inschriften 
und   das   Altaische*    (Progr.  Johannes-Gymn.   Breslau  1896)   mehr 


von   einander  ganz  verschieden  sind,  weshalb  sie  besser  mit  Dar.  Pers.  f  bav. 
Dar.  Pers.  g  bezeichnet  werden. 

1)  Auch  für  die  Entzifferung  der  bab.  Achaemenideninschriften  hat  sich 
einiges  wenige  aus  der  besseren  Erklttrung  des  Ap.  ergeben,  vgl.  namentlich 
zu  Bh.  25  KZ.  XXXV,  34  f.,  zu  Bh.  34  ebd.  50,  zu  Bh.  87  ebd.  43.  Ausser- 
dem bemerke  ich  zu  bab.  libbüSa  Bh.  28  und  NR.  24,  dass  es  dem  ap.  yad'ä  ent- 
spricht und,  wie  dieses  (vgl.  KZ.  XXXV,  44),  mit  „wie"  zu  fibersetaen  ist,  also 
im  Zusammenhange:  „(Ich  gab  mir  Mühe)  im  Schutze  AuramasdSs,  wie  dieser 
Oaumita  der  Mager  unser  Haus  nicht  beseitigte"  und  „Was  ich  ihnen  sage, 
(das)  thun  sie,  wie  ich  es  will*'.    Bh.  112  entspricht  lü  mäduLt  gewöhnlich  adj. 


TT.  Fotff  Beiträge  z.  Erklär,  <2.  euaiechen  Achctemenideninachriften,    1 21 

oder  weniger  eingebend  gehandelt.  Sein  Verdienst  ist,  darin  nach- 
gewiesen zu  haben,  dass  das  Susische  keine  ural-altaische  Sprache 
ist;  beweisend  für  mich  sind  die  Nebens&tze,  die  Nachstellung  des 
Attributs,  also  auch  des  Genitivs,  die  Wiederaufnahme  des  persön- 
lichen Objekts  (Dativ  und  Accusativ)  und  das  fast  völlige  Fehlen 
einer  Easusbezeichnung  beim  Dativ  und  Accusativ,  die  Nachstellung 
des  Zahlworts  kir,  die  nur  bei  Personen  stattfindende  Pluralbildung, 
die  Personalpronomina  und  manche  Eigenheiten  des  Verbums  im 
Snsischen.  Möglich  ist  auch,  dass,  wie  Winkler  annimmt,  das 
Susische  zu  der  kaukasischen  Sprachfamilie  gehört,  wenngleich  sich 
eine  Entscheidung  von  höherem  Wert  erst  nach  einer  viel  gründ- 
ücheren  sprachwissenschaftlichen  Untersuchung  der  einzelnen  kau- 
kasischen Sprachen  und  ihres  Zusauunenhangs ,  als  sie  bisher  vor- 
liegt, f&Uen  lassen  wird  (vgl.  W.  Bang,  LC.  1896,  Sp.  1235).  — 
Abgesehen  von  jenem  Verdienst  enthält  Winklers  Aufsatz  nur 
weniges,  was  zur  weiteren  Aufklärung  der  sus.  Grammatik  dienen 
könnte,  und  fast  alles  dieses  ist  in  meine  folgenden  Erörterungen 
nnter  Namensnennung  aufgenommen  worden^).  Winklers  Anschau- 
ungen und  die  meinigen  gehen  manchmal  weit  auseinander,  worauf 
ich  nicht  im  einzelnen  eingegangen  bin:  die  Thatsachen  sprechen 
für  sich  selbst  I  Einige  schlimme  Versehen  Winklers,  die  ihn  auch 
zu  verkehrten  sprachlichen  Bemerkungen  veranlasst  haben,  seien 
aber  noch  hier  erwähnt.  S.  24,  41  (vgl.  auch  42)  übersetzt  er 
eine  Stelle  Aupinri  ikki  hüitu  ap  tiris  durch  „zu  ihnen  sprach 
er^,  obwohl  hupirri  sonst  nur  Singular  und  hier  durch  nichts  als 
Plural  charakterisiert  ist,  wie  sonst  in  ähnlichem  Falle.    Die  ganze 

in  Frage  stehende  Stelle  (Bh.  III,  21  f.)  lautet  nun:  ^%{\^^  hir 

trsarra  appine  ir  huttas  ^Mtmana  hüe  *^Parätr[ra  ^]ü  ^lupd- 
ruri  l^äakscpämaname  ^Arraumati]§  huttas  hupirri  ikki  hizila 
ap  Hriä ,  d.  h.  „einen  Mann  machte  er  zu  ihrem  Obersten  —  ein 
Perser,  Viväna  mit  Namen,  mein  Diener,  übte  die  Satrapie  in 
Arachosien  aus  —  gegen  diesen  {hupirri  ikJci);  so  sprach  er  zu 
ihnen*';  hupirri  ikki  gehört  also  zum  vorhergehenden  Satze.  Ein 
anderer  Fall  ist  appi  ir  Bh.  III,  94,  das  er  so  bei  Weissbach  vor- 
gefunden hat.  Daran  knüpft  er  die  Bemerkung:  „hier  vor  dem 
Objektzeichen  ir  die  reine  demonstrative  Pluralform  appi,  die  sonst 
meist  mit  dem  Objektzeichen  verschmilzt*'  (S.  39).  Winkler  beachtet 
nicht,  dass  auch  das  zusammengeschriebene  appir  in  der  Keilschrift 
nicht  anders  aussieht  als  appi  ir  unserer  Stelle,  wo  Weissbach  aus 
unbekannten  Gründen  die  getrennte  Schreibung  vorgezogen  hat. 
Desgleichen   spricht   er  (S.  25)    über    *"m  ir  peptip  Bh.  II,  2  von 

„viel*',  dem  im  Ap.  xa  ergänzenden  kadätdy  (vgl.  KZ.  XXXV,  47)  nnd  bedeutet 
somit  „irielfaeh,  jederzeit".  NR.  26  f.  endlich  ist  zu  fibersetzen:  „  ....  so 
üeh  die  Gesamtheit  derer  an,  welche  meinen  Thron  tragen!  Dort  wirst  du  sie 
erkennen". 

1)  Ich  bemerke  dazu,  dass  ich  die  meisten  Funkte  unabhängig  von  Winkler 
gefunden  habe,  ihm  aber  die  PrioritSt  gebUhrt. 


1 22     ^'  ^oyy  Beiträge  z.  Erklär,  d»  sueiachen  AchaememdeniMchriften. 

einer  Wiederau&ahme  des  ^ü  durch  ir,  obwohl  dann  ^ür  zu  lesen 
wäre,  da  es  auf  gleicher  Stufe  mit  sonstigem  ün,  un  stände.  Auch 
sonst  zeigt  er  wenig  Vertrautheit  mit  den  Ausgaben,  wenn  er  z.  B. 
U'ikki  ir  statt  ^ü  ikki  .  .  .  ir  tanip  NB.a  14  liest  und  daraas 
einen  Dativ  mit  Wiederaufnahme  durch  ir  konstruiert  (S.  42  f.) 
oder  mar  statt  MÄR  NR.a  47  schreibt  (S.  86),  nicht  beachtend, 
dass  die  in  Weissbachs  Ausgabe  gross  geschriebenen  Wörter  die 
Ideogramme  in  der  sog.  , sumerischen''  Lesung  sind,  deren  susische 
Entsprechung  nicht  bekannt  ist. 

Lautlehre. 

Den  Lautbestand  des  Susischen  zu  bestimmen  gehört  zu 
den  schwierigsten  Problemen  auf  diesem  Gebiete;  nur  nach  und 
nach,  mit  besserem  Verständnis  der  älteren  Epochen  der  sus.  Sprache 
und  der  Geschichte  der  sus.  Laute,  wird  es  uns  glücken,  hierüber 
vollständig  ins  reine  zu  kommen.  Doch  lässt  sich  schon  jetzt  das 
meiste  mit  Sicherheit  feststellen. 

Den  Laut  8  hat  das  Susische  wie  den  Laut  S  besessen  (s.  u.),  dessen 
Kürze  far  die  Fälle  des  Vokalwechsels  mit  a  und  i  in  der  End- 
silbe gesichert  ist.  Wie  es  nun  gekommen  ist,  dass  in  Konsonanten- 
verbindungen e  von  i  unterschieden  wird,  dagegen  o  von  u  nicht, 
erkläre  ich  mir  auf  folgende  Weise.  Die  susische  Schrift  ist  dem 
babylonisch-assyrischen  Volke  entlehnt,  in  dessen  Sprache  es  nur  e, 
nicht  ö  gab  und  u  und  o  gar  nicht  oder  nicht  rein  von  einander 
geschieden  waren,  so  dass  sie  durch  ein  gleiches  Zeichen  oder  durch 
mehrere  promiscue  ausgedrückt  wurden.  Die  susische  Sprache  be- 
sass  dagegen  a,  ä;  e,  e;  i,  I;  o,  ö;  u,  ü;  sie  entlehnte  also  die 
Zeichen  mit  e,  verwandte  sie  aber  auch  für  die  Verbindungen  mit 
e,  wie  sie  überhaupt  zwischen  kurzen  und  langen  Vokalen  als 
solchen  nicht  unterscheidet;  für  die  Verbindungen  mit  o,  ö  fand 
sie  aber  keine  deutlich  von  solchen  mit  u,  ü  geschiedenen  Zeichen 
vor  und  gebrauchte  daher  gleiche  Zeichen  für  beide.  Die  selb- 
ständigen Vokale  8  und  ü  scheinen  dagegen  im  Susischen  geschieden 
zu  sein:  Weissbachs  u  wäre  o  (wie  ich  von  jetzt  an  schreibe),  t£ 
dagegen  u.  Man  kann  dies  daraus  schliessen,  dass  bei  den  sus. 
Kontraktionen  von  ap.  au  immer  das  erstere  auftritt,  bei  solchen 
von  ap.  ai  inamer  e  (soweit  es  ein  Zeichen  für  den  betreffenden 
Kons.  +  e  giebt,  vgl.  ri  =  ri  und  re;  über  ne  s.  u.  S.  127  f.),  das 
als  e  anzusehen  ist.  Wie  nun  einem  i  ein  u  entspricht,  so  einem  e  ein 
0,  In  der  Vorlage  des  sus.  Alphabets  braucht  dieser,  lautliche  Unter- 
schied nicht  bestanden  zu  haben,  es  können  vom  Sus.  zwei  promiscue 
gebrauchte  Zeichen  für  den  u-Laut  differenziert  worden  sein. 

Aus  den  Thatsachen,  dass  das  selbständige  a  fast  allgemein 
durch  o  (wie  ich  für  ha  schreiben  will)  wiedergegeben  wird;  dass 
die  Zeichen  für  al,  ar  (die  anz.  imd  mäl-amlrisch  noch  belegt) 
verschwunden  sind ;  dass  sonst  a  -f-  Kons,  mit  den  Silbenzeichen  für 
a  +  Kons,  wechselt  (vgl.  z.  B.  äzzakka  mit  azzaka)  und  ha  -f-  Kons. 


W»  Fby,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  suneehen  Aehaemenideninschriften.    1 23 

in  Lehnworten  durch  die  a-Zeichen  wiedergegeben  wird;  dass  dem 
ap.  Oüravähatra  sus.  Turmar,  dem  ap.  äham  sus.  am,  dem  ap.  Hara- 
hivatä^  Sikayafhivajtiä^  PiSiyä^vädä,  V*i8pa^uzatü  Baumavargä 
(vgl.  Verf.  KZ.  XXXV,  50)  im  Susischen  resp.  Arraomatiä  {Arru- 
matäf),  J§ikkiumatü ,  Püeümata^  Mäpäozatii,  Chnumarka  ent- 
spricht; —  aus  diesen  Thatsachen  würde  sich  schon  allein  er- 
geben, dass  h  im  Nsus.  geschwunden  ist.  Dazu  kcnmit  weiter,  dass 
h  im  Silbenauslaut  sicher  in  der  Sprache  verloren  gegangen  ist  (vgl. 
die  1.  Sg.  ,Aor/  trans.,  die  in  den  älteren  Sprachperioden  auf  -h 
auslautet,  das  im  Nsus.  fehlt) ^)  und  nur  in  einigen  historischen 
Schreibungen  sich  erhalten  hat  (ruh^,  tcJf  ^ich  sandte^,  huhpe^ 
huhpentukkime).  Auf  dasselbe  weist  der  Wechsel  von  ü  und  hu 
hin,  der  sich  sowohl  in  echtsusischen  wie  ap.  Wörtern  findet*), 
doch  nie  in  der  Diphthongverbindung  au,  die  nur  durch  clo  oder 
aü  wiedergegeben  wird  und  somit  einen  alten  Wechsel  dieser  beiden 

Bezeichnungen  für  den  au -Diphthong  erweist*).  »  E^  scheint 
nicht  mit  hi  in  echtsus.  Wörtern  zu  wechseln,  beide  scheinen  sich 
in  historischer  Schreibung  festgesetzt  zu  haben.  In  ap.  Wörtern 
erscheint    hi  an    Stelle   von   ap.    hi  in   Hintdä   =   ap.   Hi^d^*us, 

Xahitta  =  ap.  Ä7i{öL)h{i)ta^  vgl.  dagegen  t  ^^  in  lyaona  =  ap. 

Foima^),  f   II  (s.  u.  S.  125)  in  Saikurrizii  u.  s.  w.  =  ap.  Qäigracü 

(?  Justi,  ZDMG.  LI,  242  ff.)  u.  s.  w.  Dass  es  sich  hier  nicht  um 
Erhaltung  von  h  handeln  kann,  ist  leicht  zu  erweisen.  Dem  ap. 
DüdMuhya  entspricht  im  Sus.  TcMuhiya,  wo  das  hi,  selbst  voraus- 
gesetzt, dass  der  ap.  Name  richtig  gelesen  ist'*),  doch  nicht  das  ap. 
h  wiedergeben  kann,  da  A  im  Silbenauslaut  sicher  geschwunden 
ist  (s.  oben),  hi  steht  hier  för  «,.  und  iy  ist  durch  Verlegung  der 
Silbengrenze    in   das   ursprünglich   die   zweite   Silbe    anlautende   y 

entstanden,  wozu  sichere  weitere  Beispiele  folgende  sind:  Äriiyap^ 

Uiyama,  taiyaoä^  taiyaüä\  femer  gehören  hierher:  taräi^  taihuäy 

1)  Vgl.  auch  das  zu  ap  bemerkte. 

2)  Vgl.  auch  rvhhuiaJeri^  das  wohl  in  rtJi-hu-Sakri  zu  zerlegen  ist 

S)  In  einigen  Fftllen  IMsst  sieh  das  historische  prius  mit  gewisser  Sicher- 
heit angeben,  da  die  historische  Sehreibwelse  mit  it  oder  hu  überwiegt  (wie  sie 
iimieist  erstarrt  ist).  So  ist  für  hutta  „than"  der  ursprüngliche  Anlaut  mit  h 
trotx  des  einmaligen  liUaSta  (Xerz.  Van  7),  für  u  ,4ch"  diese  Form  trotz  (des 
erst  sp&t  belegten)  Ati  gesichert.  Sonst  wechselt  noch  üpd  mit  hupa^  htU  mit 
it<.  utta  (Xerz.  Pers.  a  16).  Über  die  historisch  berechdgte  Schreibung  des 
letzteren  konnte  die  Etymologie  entscheiden,  worüber  im  nächsten  Artikel.  — 
Von  ap.  Worten  kommt  hier  allein  taiüä^  taihttS  (s.  unten)  in  Betracht. 

4)  tahu  „helfen"  gegenüber  taümanlä  „zu  Hilfe  kommen"  beruht  auf 
historischer  Schreibung. 

5)  lazäa  und  IrtakkiaSSa,  Irtamartiya,  IrSata^  Iriama  kommen 
hier  nicht  iu  Betracht,  da  sie  nicht  plene  geschrieben  sind,  und  in  den  letzteren 
tr  einem  ap.  ar  ^  9r  entspricht,  also  ihr  %  nicht  auf  gleicher  Stufe  mit 
sonstigem  %  steht. 

6)  Das  h  ist  nicht  sicher;  nach  den  Übersetzungen  könnte  der  Name 
höchstens  noch  Däduya  lauten. 


124     ^«  -^oy»  Beiträge  z.  Eirklär,  d.  atuiachen  AcTiaemenidminschriften. 

müäataihuS,  dyaie^)  und  vielleicht  Bus.  taie^,  da  y  vor  u  (vgl. 
noch  äikkühnatä  =  ap.  SikayafhivatiS)  und  e^  wie  im  Bab.-Assyr., 
nicht  bezeichnet  wird*).  Ebenso  wie  interyok.  y  zu  «y,  wird  inter- 
vok.  V  (geschrieben  m)  zu  uv  (geschrieben  um)^  wofür  nur  ein 
Beispiel  vorhanden  ist :  Turrauma  =  ap.  Taurava  (vgl.  KZ.  XXXV, 
74).  Tattdhiya  beweist  also,  dass  hi  auch  an  Stellen  auftritt,  wo 
kein  h  möglich  ist,  wo  es  nur  für  t  steht.  Es  muss  also  das  h 
auch    \or    i  geschwunden    sein.     Nahitta^    TaUdhtya    gegenüber 

Saikurrizü  u.  s.  w.,  Ariiyap  u.  s.  w.  kann  somit  nur  als  Zufall 
gelten.  Der  Gegensatz  zwischen  Hintdi  und  lyacma  aber  hat  noch 
seine  besonderen  Gründe.  lyaona  nämlich  hat  sich  jedenfalls  nach 
den  inlautenden  Fällen  von  iy  gerichtet,  bei  denen  hi  nur  einmal 
(in  Tattiihiya)  eingedrungen  ist;  HintdS  dagegen,  das  seine  plene- 
Schreibung  der  Neigung  des  Nsus.  zur  Lautechrift  verdankt,   zeigt 

hi  statt  «  ^^  wahrscheinlich  infolge  bewusster  Verallgemeinerung 
von  hi  in  ap.  Wörtern  mit  Ausschluss  der  Fälle  von  ai  und  iy 
(bis  auf  Nahttta,  Tattuhiyd)^).   Ähnlich  findet  sich  HuUana  neben 

Uiyama^  obwohl  bei  jenem  auch  volksetymologische  Schreibung 
nach   huUa    ,thun*    mit   im   Spiele    sein   kann.   —   Ich    bezeichne 

von  jetzt  ab  hu  durch  u,  Ät  durch  I,  und  t  ^ST  durch  /,  um 
die  plene -Schreibung  von  der  Silbenschreibung  zu  unterscheiden, 
weshalb  ich  auch  'd  für  u  beibehalte. 

Neben  der  Verwendung  des  Zeichens  a  für  das  selbstÄndige  a 
hat  sich  das  Zeichen  a  im  in  einigen  wenigen  Worten  erhalten. 
Von  Weissbach  ist  es  als  yi  gelesen,  von  Jensen  ZA.  VI,  173  als 
ai  erklärt  worden:  beides  ist  sprachlich  und  paläographisch  un- 
wahrscheinlich  oder   sogar   unmöglich.     Über    .|    =  yi   s.  Jensen 

a.  a.  0.  Der  Lautwert  ai  würde  zwar  für  den  Anlaut  von  aiya-aie 
sehr  gut  passen,  doch  ist  es  unwahrscheinlich,  dass  die  Lautgrui)pe 
Kons,  -f-  ai  durch  die  a-haltigen  Konsonantenzeichen  +  ai  ausgedrückt 
worden  sein  sollte,  da  Kons.  +  au  durch  die  a-haltigen  Konsonanten- 
zeichen -\-  o^u  wiedergegeben  wird ;  ferner  ist  aini  gegenüber  anni 
Art.  Sus.  b  5  unerklärlich ;  schliesslich  lässt  sich  auch  nicht  ersehen, 

wie  |-  =  bab.-assvr.  a  im  Sus.  zu  ai  bzw.  .. |-  =  bab.-assjr.  a£ 


1)  So  statt  aiyaie  zu  lesen,  s.  unten  S.  125. 

2)  Über  \  «»  »,  nicht  ai  (oder  yi),  s.  unten  S.  125. 

3)  taie  würde  also  auf  *taye  zurückgehen,  und  die  Form  tat  durch  ^e 
Elision  des  Schluss-€  zu  erkliüren  sein.  —  äyaijß  erklärt  sich  dadurch,  dass  ap. 
yä  im  Sus.  gelegentlich  zu  ye  geworden  ist  (wahrscheinlich  in  Unbetontheit). 
Kseri{S)a  geht  also  vmS  * KbiyerS{s)a ^  PiSeumata  Kuf  *I^yeumata  zurück; 
iy  ist  vor  e  geschwunden. 

4)  Ebenso  ist  &  in  den  Lehnworten  bis  auf  dyale  durchgeführt  worden, 
desgl.  iü  und  pd  (s.  unten  S.  127). 


W.  Foy^  Beiträge  z.  Erklär,  d.  stuisehen  Aehaemenidenituchriften.    125 

im  Sus.  zu  II  =  ai  trotz  des  bab.-assyr.  I!  =  a  geworden  sein 
sollte.  Zur  Lösung  der  ganzen  Frage  dient  aber  das  eben  erwähnte 
bab.-assyr.  ||||  =  ai,  das  einem  doppelt  gesetzten  a  gleich  ist^). 

Dieses  Zeichen   übernahmen   auch   die  Susier  und  schufen  nach    H 

a:  iii'i  at  z.  B.  zu  l*.ff|  sa  ein  l^fff  ||  sai  u.  s.  w.     ||  kam 

also  zur  Bedeutung  von  i  im  ai'-Diphthong  und  erscheint  als  solches, 

Ton  mir  mit  f  transskribiert,  in  Ainafra,  dyaie  (worüber  unten), 
iaiyaui  u.  s.  w.,  miSScUaiüä,  pattiyamanyai ,  yanai^  Saikurrizü 
und  dem    echtsus.   taie  u.  s.  w.      Der   a*'- Diphthong   ist   bis   auf 

Naitta  (worüber  oben  S.  123  f.)  stets  mit  diesem  i  versehen,  an  anderer 
Stelle   tritt,  ||  =  t    nicht   auf.     Denn  die  anlautenden  ||  können 

nur  a  repräsentieren,  da  man  sonst  1 1  =  i  auch  an  anderer  Stelle 

erwarten    sollte   und  ini  neben  anni  unklar  wäre.     Ist  also    H    im 

Anlaut  =  a,  das  ich  zum  Unterschied  von  a  =  ha  und  den 
Sübenzeichen  mit  a  im  Anlaut  durch  d  bezeichnen  will,  so  bedarf 
dyaie  keiner  weiteren  Erklärung  und  dni  zeigt  neben  dem  zweimal 
Art.  Sus.  b  5  belegten  anni  nur  keine  Gemination  des  intervoka- 
lL«ichen  Konsonanten,  wie  Geminata  und  einfacher  Kons,  so  häufig 
mit  einander  wechseln,  d-ak  »imd"  aber  ist  plene- Schreibung  für 
dky  die  bei  ihrer  Regelmässigkeit  sich  durch  historische  Schreibung 
erklärt  und  an  die  Hand  giebt,  dass  dk  aus  d  und  ak  komponiert 
ist.  Man  kann  in  d  den  ^kopulativen  Vokal*  (nach  Weissbachs 
Benemiung)  erkennen,  der  häufig  am  Schlüsse  der  Verbalformen 
auftritt ;  doch  ist  es  nicht  sicher,  ob  er  nicht  —  in  welcher  Färbung 
ist  hier  gleichgültig  —  zur  Endung  von  Haus  aus  gehört  hat, 
worauf  der  Wechsel  von  a  und  t  in  mehreren  Formen  zu  deuten 
icheint.  Ist  a  aber  wirklich  ein  Zusatz,  so  wird  er  ursprünglich 
zur  ,und* -Verknüpfimg  von  Sätzen  verwendet  und  allmählich  an 
das  vorhergehende  Wort,  das  in  der  Regel  nach  sus.  Syntax  das 
Verbum  war,  angegliedert  worden  sein;  nach  und  nach  ging  dann 
aber  sein  ursprünglicher  Sinn  verloren,  und  so  wäre  es  gekommen, 
düss  er  über  sein  Gebiet  verallgemeinei-t  erscheint,  vgl.  z.  B.  manriya 
IQ  i  appa  *^[ü  ikkimor]  iiUak  aap  appa  anka  appuka  ^zunkukme 
marriya  ,,dies  (ist),  was  von  mir  gethan  wurde,  nachdem  ich  die 
Herrschaft   ergriffen   hatte**    Bh.  I,    55  f.    oder   emitdäa   in   kutta 

1)  Auf  dietes  Zeichen  aufimerkBRm  geworden  zn  sein  verdanke  ich  einem 
taeh  sonst  fiir   mich   lehr  anregenden  Gesprfiche  mit  meinem  Fronnde  Weiss- 

bftch,  wodurch   ich   erst   zu   den  Untersuchungen   der  letzten  Seiten  veranlasst 

wQrde.  —  Vgl.  über  bab.  l!l!  -»-  ai  Le  Oac,  ZA.  VI,  189  ff.     Der  Lautwort 

0»  wird  fikr  das  Zeichen  indirekt  auch  durch  die  hier  zu  erörternden  sus.  Ver- 
biltuisse  erwiesen. 


1 26      ^'  ^<^9  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susiscJien  Achaemenideninschriften, 

^^ParÜn  dk  kut[ta  ^Ma]tape  dk  kvtta  ^taiya[p]ß  appa  taie 
üpi'rri  emittiäa  tümane  „sowohl  Persien  wie  Medien  und  die  übrigen 
Länder  raubte  jener  als  Eigentum*  Bh.  I,  35  f.^)  dka  (statt  y&a!) 
endlich,  das  sich  Bh.  I,  24  belegt  findet,  ist  wohl  eine  Nebenform 
von  dk  „und",  vielleicht  nochmals  durch  den  kopulativen  Vokal 
erweitert,  vielleicht  auch  nur  neben  dk  stehend  wie  kikka  neben 
kik  „Himmel*  u.  a.   —   di   ist  im  Anlaut  nicht  belegt  und  viel- 

leicht  auch  nicht  erhalten.     In  Ainaira  tritt  dafür  ai  ein. 

Ältere  Diphthonge  sind,  wenn  überhaupt,  so  nur  spärlich  be- 
legt. Das  tl ,  o  von  peuranti^  mcLOri  neben  peranra ,  marn  wird 
für  r  eingetreten  sein  und  einen  besseren  Phonetiker,  als  ich  bin, 
in  den  Stand  setzen,  den  Laut  des  sus.  r  genauer  zu  bestimmen. 
tadmanlu  geht  auf  *tahumanlu  zurück  (vgl.  tau).  So  bleibt  nur 
noch  taiki'ta,  taip,  taippe,  taie,  tafe-te,  taiekki  (Bh.  1  3,  worüber 
im  nächsten  Artikel)  und  zaomtn  übrig,  wenn  man  von  den  Fremd- 
wörtern, die  nicht  in  Betracht  kommen,  absieht.  Vielleicht  Hessen  sich 
aber  auch  diese  Wörter  ohne  Annahme  eines  älteren  Diphthong  deuten, 
zaomtn  aus  *zamtn  =  *za^tn,  taie  aus  *taye  (s.  oben  S.  124  A.  3)? 
Doch  wäre  die  Erklärung  des  ersten  Wortes  schon  dann  hinfällig, 
wenn  —  wie  es  scheint  —  anz.  su-um-mi-in,  das  nur  summm 
zu  lesen  ist,  dazu  gehört,  —  man  müsste  denn  annehmen,  dass  m 
erst  nachanzanisch  oder  dialektisch  intervokalisch  zu  y^  geworden 
sei,  wofür  sonst  kein  Anhalt  vorhanden  ist.  Gegen  taie  aus  *taye 
lassen  sich  noch  schwerere  Bedenken  geltend  machen.  Li  echtsus. 
Wörtern  findet  sich  nämlich  y  nur  hinter  z',  vgl.  ziya,  ziyan,  kCycUa(?) 
und  die  1.  Sg.  „Aor."  trans.  auf  -ya  von  Verben  auf  -t;  es  hat 
sich  also  sichtbarlich  nur  beim  Zusammenstoss  von  %  und  Vokal 
gebildet.*)  Desgleichen  lässt  sich  m  =  u  nur  in  der  1.  Sg.  „Aor.* 
trans.    auf  -ma  von  Verben  auf  -u  nachweisen.     Andererseits  folgt 

aus  der  Entwickelungsgeschichte  von  i  .'•  (s.  oben  S.  125),  dass  die 

Susier  zur  Zeit  der  Entlehnung  ihrer  Schrift  bis  zu  Darius  diph- 
thongische Verbindungen  besessen  haben  müssen,  und  dazu  könnten 
unsere  beiden  Worte  gehören.^ 

An  Verschlusslauten  hat  das  Sus.  nur  stimmlose  Medien  ge- 
kannt (vgl.  KZ.  XXXV,  25  A.  2).  Weissbach  nimmt  in  der  Schrift 
noch  gi  und  gau{?)  an.  Letzteres,  dem  bab.-assyr.  Zeichen  für 
kam,  kau,  gam,  gau  entsprechend,  ist  in  der  Wiedergabe  der  ap. 
Eigennamen  Oatwr^va  und  Gaumäta  kau  zu  lesen,  wobei  k  eine 
stimmlose  Media  vorteilt.  Weissbachs  gi  aber  steht  auf  gleicher 
Stufe  mit  tu  (=  neubab.  du),  pd  (=  neubab.  ba),  d.  h.  es  ist  mit 

1)  Über  die  Zergliedernng  und  Übersetzung  von  Bh.  1, 34  ff.  vgl  KZ.  XXX V* 
34  und  den  nächsten  Artikel.  ^ 

2)  Wie  sehr  die  Lnutfolge  iy  beliebt  war,  ergiebt  sich  ans  Ariiya  statt 
Arrima, 

3)  Wie  dann  allerdings  das  VerhKltnis  von  nsus.  zaomin :  ans.  tvxnmn 
in  Bezug  auf  ao  :u  zu  erklären  ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen. 


W,  Fay,  Beiträge  z.  Erklär,  d,  nmtchen  Aohaeme/Udemnschriften.    127 

Jd  zu  umschreiben;  es  wechselt  mit  k  in  der  Flexion  der  Intr.-Pass. 
(s.  den  nächsten  Art.).  Dass  M^  td^  pd  gegenüber  ki^  tu,  pa  keine 
Medien  gegenüber  Tennes  bezeichnen,  ergiebt  sich  aus  der  Wieder- 
gabe der  ap.  Lehnwörter  (bes.  Eigennamen)  im  Susischen,  td  giebt 
sowohl   ap.  tu   wie  du  wieder,   z.  B.  Martuniya  =  Mard*Hiniya, 

aber  €iitd  =  *as^uv  (wonach  Üplratit]  anzusetzen),  —  und  zwar 
aasschliesslich.  Desgleichen  pd  sowohl  ap.  pä  wie  ba,  z.  B.  Pdka^ 
pihna  =  Bctgäbigna,  aber  apdtana  =  apadäna.  Die  ausschliess- 
liche Verwendung  von  tu  und  pd  in  ap.  Wörtern  erklärt  sich  wohl 
dadurch,  dass  die  Susier  in  diesen  Zeichen  das  gewöhnlichere,  regel- 
massigere,  in  tu  und  pa  aber  das  ungewöhnlichere,  altertümliche 
sahen.  k£  findet  sich  nur  einmal  in  einem  ap.  Worte,  nämlich 
Pdkfyatü  =  BägayOdHi,  dagegen  hi  in  6ikk£dmati§  =  Sikayor 
hivaiä',  hieraas  kann  man  doch  auf  keine  Fälle  für  kC  den  Laut- 
wert gi  schliessen  wollen*).  Die  Existenz  von  kt,  td,  pd  neben 
ki,  tu,  pa  erklärt  sich  folgendermassen :  Bei  der  Entlehnung  des 
SyUabars  waren  mehr  Silbenzeichen  vorhanden  als  später  (und  wahr- 
scheinlich auch  schon  damals)  Laute;  z.  T.  hatten  auch  die  sus. 
Lant«  nicht  genau  entsprechende  Laute  in  der  Sprache  des  Syllabars ; 
80  kam  es,  dass  die  Zeichen  der  am  nächsten  kommenden  Laute 
(z.  B.  tu  und  td  =  du  für  die  stimmlose  dentale  Media  +  u) 
eine  Zeitlang  promiscue  gebraucht  wurden  (so  noch  in  den  altsus. 
Inschriften),  bis  sich  eine  oder  die  andere  Schreibung  oder  ver- 
schiedene in  verschiedenen  Worten  festsetzten')  und  sich  dann  so 
historisch  fortpflanzten.  Ein  umgekehrter  Fall  liegt  bei  den  sus. 
Zeichen  m  +  Vokal  (-f  Kons.)  vor,  die  sowohl  m  wie  y,  -+•  Vokal 
("h  Kons.)  vertreten,  da  es  för  letztere  bei  der  Entlehnung  des 
Syllabars  keine  eigenen  Zeichen  gab. 

Li  Weissbachs  SjUabar  muss  es  als  auffallend  erscheinen,  dass 
das  nsns.  Zeichen  tu  dem  bab.  nu,  das  usus,  ne  dem  bab.  ni  ent- 
spricht. Ich  glaube,  dass  sich  diese  Schwierigkeit  mit  der  Annahme 
lost,  u  sei  susisch  hinter  n  zu  t  geworden,  sodass  das  alte  nu- 
Zeichen    auch   für   ursprüngliches  ni  und  das  alte  ni'-Zeichen,    das 


1)  Dam  die  Siuier  nicht  zwiscben  Tennes  und  Mediae  unterschieden,  könnte 
man  ancb  ans  ap.  Tigrä:  bab.  Diglat  schliessen,  da.  ap.  Tigrä  dem  anz. 
TUdat  (Weissbach,  Nene  Beitrfige,  Incert.  1,  Z.  7)  entlehnt  sein  kann,  indem 
die  stimmlose  Media  t  durch  £,  die  stimmlose  Media  k  aber  vor  r,  vor  dem  im 
Ap.  nur  g  oder  x  stehen  durfte,  durch  g  dargestellt  wurde.  So  erledigt  sich 
J«Dsens  Bemerkung  ZA.  VI,  171.  —  Aus  den  sus.  Göttemamen  Ldburabe  und 
Vdurctn  in  bab.-assyr.  Texten,  auf  die  sich  Jensen  ZA.  VI,  171  bei  seiner 
AnxMhme  von  Tennes  und  Mediae  filr  das  Sus.  stützt,  folgt  gar  nichts,  da  das 
Bab.-Assjr.,  das  Tennes  und  Mediae  unterschied,  wohl  im  Zweifel  sein  konnte, 
wie  es  die  stimmlose  Media  des  Sus.  umschreiben  sollte,  und  einmal  die  Media, 
ein  ander  Mal  die  Tennis  dazu  wählte. 

2)  Meist  wurde  eines  der  Zeichen  durchgeführt,  sO  z.  B.  ti  «a  tt,  aber 
Ui  =  cio,  pe,  pat  ■»  be,  bat  u.  s.  w.  Die  Qründe  für  die  Wahl  des  einzelnen 
Zeichens  lassen  sich  nicht  überall  angeben,  doch  hat  zum  TeU  die  Einfachheit 
des  Zeichen»  den  Ausschlag  gegeben  (Weissbach  S.  29). 


1 28     W-  ^^Vf  Beiträge  %.  Erklär,  d.  Munachen  AchaemerudeninBchriften . 

ursprünglich  den  Lautwert  ni  hatte ,  zur  Vermeidung  des  kompli- 
zierteren 71« -Zeichens')  für  ne  eintreten  konnte  (vgL  Ndpuneta 
=  ap.  Nahunaita).  —  Für  das  dem  bab.  tup  entsprechende  sus. 
Zeichen  vermutet  Jensen  ZA.  VI,  172  den  Lautwert  tip^  wie  er 
das  i  von  ap.  dHpü  ans  sus.  tippi  erklärt.  ^  Alpirtup  neben  Atpirtip 
beweist  nun  gar  nichts,  da  es  ja  auch  Äpirturra  heisst  und  die 
Endvokale  der  sus.  Wörter  selbst  nach  Antritt  von  Endungen  und 
da  gerade  am  meisten  fast  allgemein  schwanken.^  Ap.  dHpü  ist 
allerdings  auffallend  und  könnte  für  einen  wenigstens  dialektischen 
Übergang  von  sus.  tu  in  ti  oder  besser  tu  sprechen,  vgl.  turri  neben 
tiri^  wo  tur  ein  tir  vertreten  könnte,  nachdem  es  lautlich  zu  tikr  ge- 
worden wäre  (dann  wohl  auch  in  Taturäü  =  ap.  Dädarää,  wo  ar 

=  9r*),  und  in  Pdkturrä  =  ap.  Bäxinä*),  Äpirturra).  So  könnte 
auch  das  Zeichen  tuj)  den  Lautwert  tüp  (und  weiterhin  tip)  haben; 
dann  mllsste  aber  auch  sonst  u  nach  ^  zu  ü  übergegangen  sein, 
was  ja  möglich  ist. 

Als  Sibilanten  werden  in  der  Schrift  drei  unterschieden:  i,  ä,  ». 
Ihre  verschiedenen  Werte  erkennt  man  daraus,  dass  ap.  i  und  8 
überall  sowie  ap.  z  vor  Kons,  durch  i  (vgl.  KZ.  XXXV,  25  A.  2), 
ap.  z  in  den  übrigen  Stellungen,  femer  c,  ;  und  bab.  r,  §  durch  «, 
ap.  &  vor  a -Vokal  durch  s  (vgl.  KZ.  XXXV,  12)  ausschliesslich 
wiedergegeben  werden,  vorausgesetzt,  dass  die  den  bab.  sin  und 
8ir  entsprechenden  sus.  Zeichen  §vn  bzw.  äir  und  zir  gelesen  werden 
können.^)    Die  Wiedergabe  von  ap.  z  durch  sus.  8  vor  Kons,  erklärt 

1)  Diesen  Gmnd  vermutet  auch  Weissbach  in  einer  brieflichen  Mitteilung^. 

2)  Abgesehen  von  den  Endungsvokalen  (vgl.  auch  almarraS :  aUnarrü) 
finden  sich  Vokalschwanknngen  nur  beim  anaptyktischen  Vokal,  in  einigen 
Lehnwörtern  (namentlich  Namen)  wie  Napkuturrazir :  Napkuturruzir  :  Nap- 
huturzir,  Akkamannüiya  :  AkamannaSa  (erst  Art  Sus.  a),  TatarSÜ :  Tatur- 
SiS,  und  sporadisch  in  nükf :  neski,  mumika  :  miSnaka  (die  iweiten  Formen 
erst  Art.  Sus.  a).  Über  tiri :  turri  s.  oben,  Qber  piriataneka  : piriat{t)ineka 
und  Über  ünena  :  tmina  s.  im  nächsten  Artikel. 

3)  Im  Sus.  entspricht  auch  sonst  gewöhnlich  ir  dem  ap.  gr  (geschrieben 
ar)j  nur  zweimal  ar  in  TaiarSü  und  Parraka  «»  ap.  PargcL,  np.  Parg. 

4)  Neben  PdkSiS  »  ap.  *Bäx&rii  (KZ.  XXXV,  65). 

5)  Da  ap.  3,  ^,  Jf,  bab.  z,  ^  so  h&ufig  durch  die  sicheren  z  (ff)-Zeichen 
wiedergegeben  werden,  dagegen  nie  mit  den  «-Zeichen,  von  denen  sa  wiederum 
mit  Sicherheit  nur  für  ap.  &a  Verwendung  findet,  wKre  es  ein  unglaublicher 
Zufall,  wenn  gerade  in  der  Verbindung  zir  (sir)  dafUr  immer  eir  eintreten 
sollte.  Für  das  dem  bab.  8ir  entsprechende  Zeichen  ist  also  der  Lautwert 
zir  (air)  gesichert  (über  zar,  sar  s.  unten).  Ähnlich  steht  es  mit  dem  Laut- 
wert Sir  desselben  Zeichens.  Da  sonst  ap.  s  im  Silbenanlaut  stets  durch  i 
wiedergegeben  wird,  mUssen  wir  auch  in  ParSir{ra)  dasselbe  erwarten.  Ans 
ParSir{ra)  ergiebt  sich  dann  weiter  die  Lesung  Parün  mit  Sin  ^  bab.  «ifi, 
wie  Sir  es  bab.  sir.  Ich  glaube,  dass  an  diesen  Entsprechungen  mit  den  er- 
schlossenen Werten  nicht  su  zweifeln  ist.  —  Jensen  ZA.  VI,  178  will  »ar  {sar) 
statt  zir  (air)  lesen,  in  Zarranka  wegen  ap.  Zaranka,  in  Muzarraya  wegen 
Muzzariya  und  in  Napkuturrasar  wegen  bab.  Nabttkudurriutur  «a  ap. 
Nabukudracara.  Doch  entspricht  das  erste  Wort  nicht  einem  ap.  Zarcf^ka,^ 
sondern  Zranka  (vgl.  KZ.  XXXV,  22  A.),  kt  also  Zirranka  zu  lesen,  und  t 
ist  anaptyktischer  Vokal.     In  Muzirraya  (sie!)  und  Muzzariya  wechselt  ein 


W.  Foy,  Beiträge  0.  Erklär,  d,  nuittehen  Aehaemenideninsehriften.    129 

sich  wohl  durch  die  sns.  Lantgeschichte ,  nach  der  vor  Kons,  kein 
dentaler  Sibilant  (sas.  z)  auftreten  kann').  In  Irtakictzia  =  ap. 
Ardaxäaiia  (Art.  Vase)  und  den  Verbalformen  m€ustefma§§a^  maztenti 
ist  wohl  s  oder  *  (bzw.  te),  worüber  unten,  statt  z  zu  lesen,  da  ja 
im  Bab.-Assyr.  im  Silbenauslaut  3,  3  und  z  nicht  geschieden  werden, 
az  und  mcuB  also  auch  denr  Lautwert  03,  as  bzw.  mas^  ma^  haben 
können.  Die  beiden  Verbalformen  könnten  allerdings  auch,  da  sie 
wohl  zu  einem  komponierten  Verbum  maezi-tema  ,» verlassen '^  (vgl. 
mazti  «abschneiden*  ?)  gehören ,  sus.  z  enthalten  und  m  maz  nur 
eine  Analogie-  oder  etymologische  Schreibung  bieten ;  über  die  Syn- 
kopiemng  des  *  s.  weiter  unten  S.  131.  —  Fraglich  ist  es,  db  die 
sus.  Sprache  bloss  die  drei  in  der  Schrift  ausgedrückten  Sibilanten 
8,  3,  z  gekannt  hat  oder  ob  z  sowohl  den  Lautwert  z  wie  den  yon 
3  oder  ts  (wo  t  stimmlose  Media  wie  sonst)  besass.  Nach  Jensen 
ZA.  VI,  172  f.  müssten  wir  neben  zir  ein  ^,  neben  zi  ein  si  an- 
setzen. Warum  dann  nicht  neben  «a  ein  ^,  neben  zu  ein  ^, 
neben  az  ein  (»  u.  s.  w.?  Die  Möglichkeit,  dass  die  Susier  für 
die  Silben  mit  z  und  ^  (bzw.  to)  durchgängig  ein  gleiches  Zeichen 

einführten,  Iftsst  sich  nicht  von  der  Hand  weisen,  da  sie  ja  teil- 
weise gleiches  im  Bab.-Assyr.  vorfanden  (!!  =  za  und  ^a,  'zI 
^  22  und  i§  u.  s.  w.)  und  danach  verallgemeinern  konnten.    §  bzw. 

t3  wäre  dann  f&r  ^  oder  i ,  J  der  bab.  und  ap.  Worte  anzusetzen ; 
in  Irtakäazia  (Art.  Vase)  =  ap.  Ärdaxäctäca  imd  den  sus.  Worten 
bliebe  aber  die  Wahl  ungewiss:  wir  thun  daher  besser,  wie  bisher 
nur  mit  z  zu  umschreiben  und  auf  eine  günstigere  Gelegenheit  zur 
Entscheidung  zu  ho£fen  und  zu  warten.  —  Merkwürdig  ist  die 
Thatsache,  dass  mehrere  Worte,  die  usus,  mit  z  im  Anlaut  ge- 
schrieben werden,  im  Asus.  3  aufweisen,  z.  B.  usus,  zunhuk  =  asus. 
swnktk.  Vorläufig  ist  hierfür  keine  ratio  zu  finden;  vielleicht 
handelt  es  sich  um  Dialektunterschiede. 

Ausser  den  schon  in  die  Erörterungen  über  den  Lautbestand 
des  Nsus.  eingeflochtenen  sus.  Lautregeln  sind  es  nur  noch 
wenige,  die  wir  hier  kurz  besprechen  woUen. 

Die  sus.  Sprache  kennt  im  Silbenanlaut  der  einheimischen 
Wörter  nicht  mehr  als  einen  Konsonanten.  Danach  könnte  Ikier§{ä)a^ 
likiUra,  likunka,  iStana,  läparta  gelesen  werden.    Nun  findet  sich 


gleieher  anaptyktiseber  Vokal,  woran  kein  Anstoss  za  nehmen  ist.  Zn  Na/phur 
turraxir  (sie!)  mit  »  in  der  Schlusssilbe  statt  ap.  a  vgl.  etwa  aUnarraS  (nicht 
ALmarraS,  wie  Jensen  a.  a.  O.  174  lesen  will,  vgl.  Weissbach  S.  43  f.)  neben 
aknarrii  oder  Kurai  =  ap.  Kuurtiui  (denn  wie  sich  Jensen  KuraS  durch 
Einfloss  der  3.  Sg.  anf  -ai  entstanden  sein  denkt,  S.  170,  A.  1  ,  ist  mir  un- 
begreiflich).     Über  z  oder  9  siehe  oben  im  Text. 

1)  Wenn  ap.  z  vor  m  sus.  sn  i  wird,  so  braucht  also  die  Zwischenstufe 
nicht  s  und  der  Nasal  im  Sus.  nicht  tonlos  gewesen  zu  sein,  wie  ich  KZ.  XXXV, 
25  A.  2  annahm. 

Bd.  LU.  9 


130     W'  ^oy,  Beiträge  z.  Erklär,  cL  sueuehen  AcJuxemsnideninßchrifien. 

aber  Irtakkäaäia,  wo  die  Silbengrenze  doch  nur  hinter  dem  ersten 
k  liegen  kann,  die  folgende  Silbe^  also  mit  zwei  Konsonanten  be- 
ginnt. Also  ist  auch  Kierä(g)a,  Skutra,  Skunka,  itana,  äpcarta 
zu  lesen. 

Zu  §  6  in  Weissbachs  Grammatik  ,,  Wegfall  bez,  Zufügong 
von  Vokalen**  bemerke  ich  folgendes:  maori  neben  mcarri,  peuranti 
neben  peranra  haben  oben  (S.  126)  ihre  Erklärung  gefunden,  wonach 
sie  für  marri,  perrarUi  stehen.  In  der  Genitivendung  -mna,  -irra 
neben  -na,  die  nur  hinter  Kons,  auftritt,  in  titukkurra  neben 
täukra,  in  Sakurri  neben  Sakri  liegen  anaptjktische  Vokale  vor. 
Dazu  gehört  aber  noch  aacJcwrra  neben  azaka  u.  s.  w. ,  das  auch 
ein  *azak  erwarten  lässt  (vgl.  tarlak  neben  tarlaka);  das  Suffix 
'irra,  das  neben  -ra  steht  und  sich  nur  hinter  Kons,  findet^); 
äaparrak'Umme  ,» Schlacht^  mit  dem  Nominalsuffix  -me;  ^UmOu" 
tumme  statt  sonstigem  ^taähUum  vor  suffigiertem  mt  Bh.  11,  54  f. ; 

AUapirti  neben  Alpirti  und  Apirtip  (mit  Assimilation  von  /  an 
p?);  aus  dem  Asus.  vgl.  üpai-imma  neben  üpai-ma  (Weissbach, 
Neue  Beiträge  739,  vgl.  auch  786).  Dass  es  sich  in  den  Wörtern 
ohne  den  betreffenden  Vokal  nicht  um  einen  Verlust  desselben 
handelt,  ergiebt  sich  schon  aus  der  Thatsache,  dass  der  Vokal  nur 
bei  Verbindungen  von  Verschlusslauten  und  Nasalen  oder  Liquiden 
auftritt,  und  aus  der  Behandlung  der  ap.  Lehnwörter  im  Nsus., 
wo  oft  im  gleichen  Falle  ein  anapiyktischer  Vokid  erscheint,  aber 
so  gut  wie  nie  ein  Vokalschwund  sich  bemerkbar  macht^).  In  den 
ap.  Lehnworten  ist  der  anaptjktische  Vokal  meist  a,  daneben  i  in 
den  Verbindungen  pr,  sar,  rz,  rä;  äusserst  selten  u  (Tukkurr'a  = 
Gtuxra,  Saikurrizä  =  Oätgracä? ,  Pdktarrü  =  Bäoctrü^  doch 
s.  über  letzteres  oben  S.  128).  In  den  nsus.  Beispielen  findet  sich 
u,  a,  i  und  «,  ersteres  zwischen  k  und  r  oder  k  und  m ;  a  zwischen 
l  und  p;  i  zwischen  p  und  n  bei  der  Genitivendung  des  Plurals, 
zwischen  i  und  r  etc.;  e  zwischen  m  und  «i.  —  Neben  der  Ent- 
wicklung   eines   Vokals   kommt   im   Sus.   auch    Synkopierung    vor, 

1)  fn^/|«.id  lautet  daher  wegen  ^n  ^i^*^  id-irra  auf  einen  Kons.  ans. 

2)  Es  kommen  fUr  den  Inlaut  nur  Arpdya  «3  ap.  Ärabäya  (vgl. 
KZ.  XXXV,  74),  Turmar  es  Oüraväkara,  SuktaS  «i  Sugvuda,  tarma  «■ 
duur^uva ,  Kauparma  »  Gauhti*uva  und  KuntarruS  ^s  K**undt*(u)rfHii 
in  Betracht.  Af^ya  erklärt  sieh  wie  sus.  kutmampi  u.  s.  w.,  worüber  gleich 
oben  im  Text  zu  handeln  sein  wird.  Turmar  geht  wohl  auf  ^Turumaar  (vgl. 
Omumarka  es  ap.  Uaumavargä)  surück,  woraus  es  wie  MaraSmüf  aus  *  Uma- 
raimü  etc.  entstanden  ist.  In  ap.  Suguuda,  duuruuva^  Kuundu{u)ruui  ist 
das  u  zwischen  g  und  d  bzw.  d  und  r  nur  anaptyktischer  Vokal,  der.  bei 
der  Entlehnung  nicht  yoll  gehört  und  daher  nicht  berücksichtigt  ist.  80  ent- 
stand Sukta,  *truma  und  *Kuntrus^  aus  letzteren  beiden  dann  *toruma  und 
Kuntarrui,  und  aus  *taruma  ein  tarma  ^  wie  MaraifmiS  aus  *ümaragmüf 
Kauparma  aus  *Kauparuma  u.  s.  w.  (s.  oben).  Nahüta  ■=»  ap.  AfUJa)h{i)ta 
hat  den  anl.  Vokal  aus  unerkl&rlichem  Grunde  verloren;  vielleicht  trifft  Jenson 
das  Kichtige,  wenn  er  es  aus  dem  Namen  einer  sus.  Göttin  Nahunti  und 
ap.  Anähüa  kontaminiert  sein  lisst  (WZKH.  VI,  66). 


W,  Foy^  Betrage  z.  Elrklär.  d,  susischen  Achaemenideninschriften.    131 

und  zwar  tritt  diese  Erscheinung  in  vier-  und  mehrsilbigen  Worten 
zwischen  beliebigen  Konsonanten  auf.  Die  Beispiele  dafür  sind  ausser 
den  bei  Weissbach  aufgeführten  hutmampi  für  ^kutimarnpi^  mükme 
statt  ^müekme  die  folgenden:  Arpdya  =  ap.  Änibäya  (s.  oben), 
kutkcUurra  ^  wegnehmen '^  aus  *kuiikaturra  (vgl.  kiUi  ^  tragen, 
bringen*^),  tükim{m)e  aus  *ti^Jc(k)tm{m)€  „Lüge*^,  mcuiemaSia 
fiir  *mazeiie9na§äa,  maztenti  für  *fnaazüe{nuC)inti  (s.  oben  S.  129), 
üpentukkime  aus  üpenatukkime  ,, deswegen*,  eigentlich  „die  That 
(Folge)  davon*,  worin  üpena  der  Genitiv  von  üpe  ist;  tukmanna 
(raifmanna ?)  aus  tvkminena  (raSminena?)  über  *tukmnena  (*rai- 
mnena?y),  nappanna  Gen.  Plur.  zu  9uip,  nappi  ,,Gott*  aus 
nappipena^  wobei  a  für  e  auf  der  durch  die  Zusammenziehung  des 
Wortes  zu  drei  Silben  veränderten  Betonung  beruht.  Hierher 
gehört  wohl  auch  marpepta  neben  marripepta  und  marrita^  in 
dem  die  Bildungssilbe  pqp  nicht  zur  Anwendung  gekommen  ist^). 
Femer  vergleiche  das  Suffix  -r,  das  Völkemamen  bildet,  aber 
fast  nur  erscheint,  wenn  kir  «einer*  folgt ^),  während  sonst  sich 
die  ursprünglichere  Form  (vgl.  der  nächsten  Artikel)  -{ir)ra  findet, 
ohne  je  von  kir  gefolgt  zu  sein;  auch  hier  haben  wir  es  viel- 
leicht mit  einer  Synkopierung  des  a  zu  thun,  da  der  Yölker- 
name  mit  hir  eine  Einheit  bildet,  wenngleich  auch  Elision  des 
a,  ursprünglich  vor  folgendem  vokaHschen  Anlaut,  nicht  aus- 
geschlossen ist,  sodass  die  elidierte  Form  vor  kir  nur  auf  einer 
Bevorzugung  wegen  der  an  gleicher  Stelle  sonst  beliebten  Sjn- 
kopierung  beruhen  würde.  —  Gleiche  Formen  mit  und  ohne  aus- 
lautenden Vokal  finden  sich  vielfach;  Weissbachs  Beispiele  bitte 
ich  durch  die  über  diese  Studien  verstreut  besprochenen  Fälle  zu 
ergänzen.  Die  Erscheinung  ist  überall  noch  nicht  mit  Sicherheit 
zu  erklären,  doch  sind  in  den  meisten  Fällen  die  längeren  Formen 
die  älteren  und  die  verkürzten  durch  Elision  des  ausl.  Vokals  vor 
folgendem  vok.  Anlaut  entstanden. 

Die  häufige  Verdoppelung  der  Konsonanten,  die  schon  asus. 
vorhanden  ist,  erklärt  sich  dadurch,  dass  die  Silbengrenze  in  dem 
intervok.  Kons.,  scheinbar  auch  nach  langem  Vokal  und  Diphtiiong 
(vgl.  taippe  Bh.  lU,  79),  lag.  Hierher  gehören  auch  Käerääa  und 
Irtdkkäaääa  und  sind  deshalb  so  zu  schreiben. 


1)  Die  genaue  Bedeutung  dieses  Wortes  ist  noch  ebenso  unklar  wie  seine 
Form.     Eine  Verbalform  kann  es,  soviel  ich  sehe,  keinesfalls  sein. 

2)  Vgl.  über  diese  Wortsippe  inkl.  marpüa  die  Bemerkungen  zu  Bh.  I,  21. 

3)  Eine  Ausnahme  bildet  Parhr  zweimal  NR.a  10  f.,  wofür  sonst  ParSirra, 
das  auf  *FarHnrra  zurückgeht. 

(Fortsetzung  folgt) 


132 


Lexikalische  Stadien. 

Von 

Friedrioli  Sobwally. 

Nach  Analogie  von  jhutY^  V^  l^V^  ^^^  ähnlichen  Bildungen 
ist   anzunehmen,   dass   auch   J^^N^j    eine   Form    Kind   ist.     In  der 

That  findet  sich  der  dieser  Voraussetzung  entsprechende  Plui^al  J^^N^ 

bei  Overbeck  329,  26  und  Ephraim,  Josef  (1.  Aufl.)  221,  4  (falls  auf 
Bedjan  Yerlass  ist),  Stellen,  auf  die  mich  Nöldeke  aufmerksam  gemacht 
hat.  Deshalb  ist  auch  die  Angabe  Barhebr.  Gramm.  I  26,  dem  Pajne 
Smith  1247  nachschreibt,  dass  das  Wort  keinen  Pluralis  habe,  ungenau. 

—  Im  Arabischen  entspricht  äaJL^,  dieses  hat  kein  \^'^  neben 
sich,  sondern  nur  Ux:>  und  Ua^.     Das  beweist  an  sich  natürlich 


gar  nichts.  Nimmt  man  aber  den  Umstand  hinzu,  dass  tuJli^  eine 
Form  xLjö  ist,  während  dem  syrischen  Äquivalente  nur  scheinbar 
dassett)e  Paradigma,  thatsächlich  vielmehr  ein  aus  xJLjis  nach  syri- 
schen Lautgesetzen  entwickeltes  SCLots  zu  Grunde  liegt,  so  wird 
man   der   Annahme    zuneigen   müssen,    dass    'ilJas^   ein  S3rrisches 

Lehnwort  ist     Dasselbe  gilt  für  äthiop.  'J/IXÄ'^t'« 

2,  JLio 

in  der  Bedeutung  Betrüger*  (Agh.  Vm  35,  7,  ihn  al  Faq.  23,  9)  hat  im 
Arab.  keine  rechte  Begründung.  Dagegen  ist  aram.^\^  ausschliess- 

lieh  , täuschen,  betrügen'.  Verdächtig  ist  schon  allein,  dass  JL>0 
genau  wie  Jjf  j   vom   „falschen  Messias**   gebraucht  wird  (öauhari). 


SehoaUy,  LexiksdUaehe  Studien,  133 

3. 


»falsche  Münze*  (Baihaqi  Cod.  Lugd.  49*,  12;  Beladhori  466,  8. 
468,  2  y.  il),  kann  nicht  aof  arabischem  Boden  gewachsen  sein. 
^1;  heisst  .übermütig  einhergehen"  (Mlq.  Antara  23.  lAthir  HI  171, 7) 
=  äthiop.  't'Hü)^.  »Täuschen*  bedeutet  das  Verbum  allein 
im  Syr.  Es  wird  deshalb  nur  Zufall  sein,  dass  sich  jene  specielle 
Bedeutung  von  s^aj:  für  j^Jj  nicht  nachweisen  lässt.^) 

4.   y^j 

Es  ist  anerkannt,  dass  hebr.  *ii'nTö  „Psalm*  zu  den  Syrern, 
Abessyniem  und  Arabern  gewandert  ist  (Fränkel,  Aram.  Fremdw. 
248).     unter  der  arabischen  Wurzel  y.  sind  ausserdem  eine  Beihe 

nominaler  und  verbaler  Formen  yerzeichnet,  welche  insgesamt  mit 
^Uyi  .Flöte*  (Tabari  I  1126  u.  1452,  is.  Bu^ärT  I  1111,  26.   Baihaqi 

Cod.  Lugd.  8^,  17.  Aghani  11  175,  17  etc.)  zusammenhängen.  Fränkel 
a.  a.  0.  hält  das  Wort  für  echt  arabisch.  Das  ist  möglich,  da  es 
die  bekannte  Bildung  der  Instrumentalwörter  zeigt.  Aber  wie  diese 
ganze  Klasse,   so   ist  auch   «Ui^   vom  Verbum  aus   gebildet.     IJnd 

ich  bezweifele,  dass  dessen  Bed.  .flöten*  (Tabari  11  89,  6.  Freytag 
Prov.  n  444)  echt  arabisch  ist. 

Im  Hebr.  heisst  ^73T  .singen*  und  .musikalische  Instrumente 
spielen*  (besonders  von  Einnör  und  Nebel) ^,  also  Saiteninstrumenten, 
genau  in  dem  Doppelsinn  des  lat.  canere.  Im  Syrischen  wird  das 
Wort  ausserdem  gebraucht,  um  griech.  aiXetv  wiederzugeben  (Mtth. 
9,  23.  11,  17.  Luc.  7,  «2). 

Diese  auffallende  Übereinstimmung  mit  dem  Arabischen  kann 
weder   auf  Verwandtschaft   noch  auf  Zufall   beruhen.     Zuerst   ist 

vielleicht    .L«:    .Flötenspieler*,    oder    noch    wahrscheinlicher    sein 


1)  Nr.  8,  3  und  5  sind  allerdings  ziemlich  selbstverständlich.  Ich  habe  sie 
aar  gebnebt,    weü    sie    bei    Fränkel   fehlen.     Ebendahin    gehört   noch:    ty 

schaffen;   ^-Ju   natura  =  |lOl»;    cj^j^  DamTri  I  216,4  =  l^Tbri;  y>-j 

Zonutrafe  (Qnran)  =  jj^V,    ^^  aUqnis  -»  A^;    ÄÄfti  »  jfcüO&l   etc. 

2)  Wire  b^3  ein  hebräisches  Wort,  so  könnte  es  nur  ,,I>udelsack"  be- 
deuten. Es  entspricht  aber  ägyptisch  nfr,  das  durch  seine  Hieroglyphe  ^^ 
tls  Saiteninstroment  bezeugt  ist.  Auf  die  Entsprechung  hat  schon  Brugsch, 
Hierogiypb.-Demot.  Wörterbuch  III  758,  4  ff.  hingewiesen.  Ich  halte  bns  fUr 
ein  Lehnwort  aus  dem  Ägyptischen.    Vgl.  auch  Erman,  ZDMG.  46, 113  (1894). 


134  Sehwaily,  Lexikaliaehe  Studien, 

Femininum    importiert    worden.      » .U-    hatte     aus    naheliegenden 

Gründen  wohl  schon  von  vornherein  den  Nebensinn  ^meretrix". 
Natürlich  ist  immerhin  die  Möglichkeit  vorhanden,  dass  es  einmal 
ein  aram.  ;20)X>  n Flöte**  gegeben  hat,   das   nun   in    der  Litteratur 

verschollen  ist.  Tabari  I  1452,  15,  Aghani  11  175  finden  wir  dieses 
Instrument  in  den  Händen  der  jüdischen  Banu  Nadir,  als  sie  ihre 
feste  Burg  verlassen  mussten.  In  der  äthiopischen  Bibel  entspricht 
maemür,  das  auch  „Psalm**  bedeutet,  vielfach  hebräischem  b33 
(Dillmann). 

5.   J^^** 

• 

lao    „sich   niederwerfen,    anbeten*    ist    ein    gottesdienstlicher 

■• 

Terminus   im   Jüdisch- Aramäischen   wie   im   Syrischen.     Da  ^la^ 

und  hJLo  samt  ihren  äthiopischen  Varianten  schon  längst  als  ara- 
mäische Fremdwörter  erkannt  sind,  so  ist  das  in  die  nämliche 
Kategorie  gehörende  lA^  ebenfalls  als  entlehnt  anzusehen  (Nöldeke, 

pers.  Stud.  IE  37).  Echt  arabisch  sind  3.  und  «y..  Der  Gebrauch 
von  Jw^  in  profanem  Sinne  ist  im  Arabischen  natürlich  sekundär, 
aber  schon  bei  *Ajnr  ihn  Kolthüm  zn  belegen  (Muallaqa  104). 

Jl5\^«nmo  „Anbetungsstätte,  Moschee**  könnte  an  sich  Neu- 
bildung des  Arabischen  sein,  da  aus  der  syrischen  Litteratur  keine 
Vorlage  nachzuweisen  ist.     Das  l^^^-CO»  der  Lexica  (z.  B.  Bau-hebr. 

103,  s)  ist  ein  arabisches  Wort.  Nur  auf  nabatäischen  Inschriften 
findet  sich  Kiao».  Euting,  Nah.  21, 1.  de  Vogüö,  Nah.  5, 1.  8, 1.  9, 1. 
ZDMG.  38,  535,  1«.  Euting  übersetzt  richtig  „Anbetungsort* 
und  bezweifelt  mit  Recht,  dass  das  Wort  irgendwo  „Stele**  bedeute. 
(("(AD73  braucht  natürlich  nicht  notwendig  ein  Gebäude  zu  be- 
zeichnen,  wenn  auch  Jl^Umwq  immer  in  diesem  letzteren  Sinne  ge- 


braucht  wird*),  während   JUoa  diese  Entwickelung  nicht  mitgemacht 
hat.    Äthiop.  f^ti^^  geht  natürlich  auf  das  Aramäische  zurück. 

^^Üy  ist  nach  Gauharl  JJ^LJ!^  JÜl  ^j  w  05/  U  J^  J'/i\ 

Der  Koran  gebraucht  das  Wort  von  der  Offenbarung  an  Mose  und 
Aaron  (2,  so.  21, 49),  sowie  an  den  Propheten  (25, 1).     Die  Deutung 


1)  Offene  Gebetsplätze  werden  bei  den  obskuren  christlichen  Sekten 
Arabiens  hier  und  da  gebraucht  worden  sein.  Innerhalb  des  Judentums  scheinen 
sie  durch  Act  16,  13  bezeugt  (rg  re  rifii^a  jdiv  aaßßaTmv  aiifXd'Ofiev  iSof 
rfjg  noXatog  naga  nota/ttov  ov  ävo/ui^BJO  ngoaei^x^  etvai) ,  wlhrend 
£.  Schflrer  (Gesch.  d.  jad.  Volkes  II  373)  anderer  Meinung  bt. 


SehwaUy,  LexüeaUBche  Studien.  135 

der  Überlieferung  ist  an  sich  möglich,  aber  wegen  des  sjr.  |loKid 

«Erlösung'  unstatthaft.  Das  ist  schon  von  AGeiger  (Was  hat 
Muhammed  u.  s.  w.  S.  56)  und  von  SFränkel  (Inauguraldiss.  S.  23) 
erkannt. 

Hiervon   ist   aber  Of^.UJl,    der    Beiname    des    grossen   Omar 

(Tabari  I  2403,  lo.  11  212,  i6.  Nawawi  449),  kaum  zu  trennen. 
Das  Targum  Jerus.  Genesis  50,  S5  gebraucht  pinD  von  Mose  und 
Aaron,  Gen.  49,  is  von  Gideon  und  Simson,  im  Sinne  von  , Be- 
freier* (Polyglott.  Londin.  Tom.  IV).  Eine  Übertragung  von  daher 
ist  viel  wahrscheinlicher,  als  die  Deutung  der  Überlieferung  „der 
zwischen  Wahrheit  und  Lüge  scheidet,  obgleich  dies  schon  die 
Meinung  Muhammeds  und  seiner  Zeitgenossen  war.  Das  Paradigma 
i^is  kommt  zudem  fast  ausschliesslich  in  Fremdwörtern  vor. 


7.   K^^.^<   „  Schaltjahr •. 

ijM^  entspricht  sachlich  und  lautgesetzlich  aramäischem 

So  gut  auch  die  Bedeutung  ,  einschalten '^  von  der  arabischen  Be- 
deutung der  Wurzel  abgeleitet  werden  könnte ,  so  ist  dies  doch 
wegen   des  Verhältnisses   zu    dem   gleichbedeutenden   JbiJU^O   "on- 

möglich.  Ein  solcher  Begriff  kann  den  beiden  Sprachen  vor  ihrer 
Trennung   nicht   gemeinsam   gewesen   sein.      Wie   x^Mu^^y  ist  auch 

ijf.yAS'  »Alp*  =  ^f^'N*^  entlehnt,  was  ich  zuerst  in  Lisän  al  Arab 

Vm  75   (=  Tag  al  *Arüs  IV  230)  konstatiert  finde. 

Die  herrschende  Bedeutung  der  äthiopischen  Wurzel  ist  »ver- 
gessen*. Von  hier  kann  man  im  Notfalle  zu  „freveln,  sündigen* 
konunen.  Aber  angesichts  der  zahlreichen  thatsächlichen  Entleh- 
nungen theologischer  Ausdrücke  aus  dem  Aramäischen,  ist  es  un- 
abweislich,  in  rcisi'  das  syrische  ^MkJk9  anzuerkennen. 

9.   'P^'Pji 

Syr.  jsAjoiL  ist,  wie  es  allen  Anschein  hat  (Zeitschr.  f.  Assyr. 

vm  82  ff.),  aus  assyr.  siUapü  herübergenommen,  und  zwar,  wie 
ich  vermute,  als  Terminus  der  Kanzleisprache  im  Sinne  von  „Amts- 
genosse* (collega).  Man  könnte  auch  an  „Sacralgenossen*  denken. 
Dann  muss  auch  äthiop.  tcLsatafa  ein  Fremdwort  sein.  Natürlich 
sind  es  christliche  oder  jüdische  Missionare,  welche  das  Wort  zu 
den  Aksumiten  gebracht  haben.  Dasselbe  ist  in  den  christlichen 
Liturgien  und  dogmatischen  Aktenstücken  aramäischer  Zunge  ein 
feststehender  Terminus  gewesen.  Die  von  Dillmsinn  366  zusammen- 
getragenen Stellen  empfehlen,  besonders  an  den  Kreis  der  Christo- 
logie  und  Eucharistie  zu  denken. 


136  SckuodUyy  Lexikaluchs  Studien, 

10.    niSK  3^V 

steht  im  Alten  Testament  für  geschlechtlichen  Verkehr,  besonders 
in  der  Ehe  (z.  B.  Genesis  4,  i.  25,  i).  Nach  älterer  Annahme  ist 
diese  Phrase  ein  Euphemismus.  Dagegen  spricht,  dass  das  alte 
Israel  in  diesen  Dingen  sonst  nicht  so  zartfühlend  ist,  vielmehr  ge- 
schlechtliche Dinge  unverblümt  bei  ihrem  Namen  nennt  In  der 
12.  Aufl.  von  Gesenius'  hebr.  Wörterbuche  293*  wird  an  arabisches 
1  ii'^    Sj>\    erinnert.      Ich    halte    diese    Heranziehung    nicht    für 

sehr  glücklich.  Denn  das  Entschleiern  der  Frau,  das  im  Islam  so 
wesentlich  ist,  kann  in  Israel  kaum  diese  Bolle  gespielt  haben,  da 
die  hebräischen  Weiber  gewöhnlich  ohne  Schleier  gingen.  Auch 
Gen.  29,  23  steht  damit  nicht  in  Widerspruch. 

Trotzdem  ist  die  Ergänzung  von  "«SB  nicht  unmöglich,  aber  in 
einem  anderen  Sinne.  Die  Phrase  köniite  wie  mrr^  •'3E"rN  nK'n 
ursprünglich  von  dem  Besuche  der  Frau  überhaupt  und  erst  später 
wie  Nis«  b«  NTa  sexuell  verstanden  worden  sein. 

Ist  die  Phrase  von  vornherein  sexuell  gemeint  gewesen,  so  sind 
mehrere  Ergänzungen  denkbar.  Die  Analogie  von  n;s«  T)yi9  nVa 
legt  nahe,  den  Ausfall  von  m^y  anzunehmen.  Mein  letzter  Vor- 
schlag basiert  auf  Deut.  22,  i4  ff.  Diese  Stelle  zeigt  deutlich,  welcher 
Wert  im  alten  Israel  auf  die  Konstatierung  der  Virginität  gelegt 
wurde,  ms»  "»bina  TT»  könnte  natürlich  von  Hause  aus  nur  von 
den  ehelichen  Initien  gemeint  gewesen  sein. 

11.   ^-niö 

Da  der  Name  mir^  für  den  Gott  Israels  aus  der  Naturreligion 
stammt,  so  ist  jede  Deutung,  welche  diesen  Boden  verlässt,  abzu- 
lehnen. Zuletzt  ist  Buhl  (Gesenius,  Hebr.  Wörterb.  12.  A.  S.  296*) 
wieder  in  den  alten  Fehler  verfallen.  Sonst  ist  man  jetzt  geneigt, 
mrr»  als  „Fäller*  oder  „Blitzeschleuderer*  zu  verstehen.  Dies 
halte  auch  ich  für  die  vernünftigste  unter  den  bisher  aufgekommenen 
Deutungen.  Diese  Hypothese  würde  eine  neue  Stütze  bekommen, 
wenn  es  sich  beweisen  Hesse,  dass  '^^iD  nichts  anderes  wäre  als 
ein  dialektisches  Äquivalent  von  mJ"»*^  in  der  angegebenen  Be- 
deutung: also  eigentlich  ^'n^ö  „Schleuderer".  Dagegen  spricht,  dass 
fein  hebr.  mo  in  dieser  Öedeutung  (=  syr.  j^)  nicht  vorkommt 

Ausserdem  verkenne  ich  keineswegs,  dass  die  Ansicht  Nöldekes? 
der  ■^'n©  für  eine  tendenziöse  Umgestaltung  aus  •'i^^  hält  (ZDMG. 
40,  735  f.;  Hoff  mann,  Phöniz.  Inschr.  53  ff.)  manche  Wahr- 
scheinlichkeit für  sich  hat. 

» 

12.  ntiTTa 

In  Gesenius,  Hebr.  Handwörterbuch,  12.  A.  wird  nach  dem 
Vorgange  älterer  Auflagen  nnT'Q,  wenn  auch  nicht  ohne  Bedenken, 
zur  Wurzel  TiT  gestellt.     Dagegen  lässt   sich  Verschiedenes   sagen. 


Sehwally,  LexikeUüche  Studien,  137 

T1T  kommt  im  Hebiidschen  als  Verbum  nicht  vor,  während  die 
hebräischen   Substantive    der  Form  Joti^   in   der  Begel   noch  eine 

deutliche  Etymologie  in  der  Sprache  selbst  haben.  Tai*gum.  t^t 
heisst  nicht  «sich  bewegen*,  sondern  «sich  entfernen*,  während  die 
Thüre  sich  bekanntlich  um  den  Pfosten  bezw.  die  Angel  dreht. 
Ich  schlage  deshalb  vor,  nT*)T12  sei  für  identisch  mit  assyr.  mamäzu 
(Delitzsch,  Wörterb.  S.  457^)  zu  halten,  das  bekanntlich  auch  fnaz- 
zcuBU  oder  mezcusu  geschrieben,  bezw.  gesprochen  werden  kann 
(Delitzsch,  Gramm.  §  22.  100).  Möglicherweise  ist  die  hebräische 
Aussprache  des  Wortes  die  Folge  einer  Angleichung  an  die  Wurzel 
T^T.  Über  die  Wahrscheinlichkeit  der  Entlehnung  ist  kein  Wort  zu 
verlieren,  da  ja  auch  sonst  architektonische  Kunstausdrücke  ihren 
Weg  vom  Euphrat  nach  dem  Westmeere  ge^mden  haben.  An  dem 
Umstände,  dass  manzazu  in  der  Bed.  «Pfosten*  noch  nicht  nach- 
gewiesen ist,  darf  man  sich  nicht  stossen.  Unser  deutsches  «Pfosten* 
geht  ja  auch  durch  poatia  auf  latein.  ponere  zurück. 

13.  «iVn 

Die  Bedeutung  des  Wortes  ist  nicht  ganz  sicher.  Jedenfalls 
bezeichnet  es  den  Teil  einer  Befestigung.  Im  Assyrischen  heisst 
mylü  (Delitzsch,  Wörterb.  411)  «Erdaufwurf,  Terrasse*.  Beide 
Worte  sind  doch  wahrscheinlich  identisch.  In  diesem  Fall  ist  keine 
andere  Möglichkeit  vorhanden,  als  dass  ^V^  das  entlehnte  ist. 

14.  -n: 

Wellhausen,  Skizzen  III^  117  f.  ist  mit  Recht  dafür  ein- 
getreten, dass  hebr.  *nT3  zu  arab.  .  jvi  gehört,  dessen  Grundbedeutung 

»weihen*    sei      Nun    ist   aber    auch   n*i3    schwerlieh   von    .ju   zu 

trennen.  Bei  diesem  Sachverhalt  fragt  es  sich,  wie  es  kommt,  dass 
dieselbe  Wurzel  im  Hebräischen  in  zwei  lautlich  verschiedenen 
Formen  vorhanden  ist.  Nöldeke  neigt  der  Ansicht  zu,  dass  in 
^n:  eine  alte  Entlehnung  aus  dem  Aramäischen  vorliegt.  Das  ist 
mir  aus  sachlichen  Gründen  nicht  recht  einleuchtend.  Ich  glaube 
eher,  dass  in  ms  eine  innerhebräische  Lautverschiebung  vorliegt, 
die  sich  auf  den  in  sehr  alter  Zeit  festgewordenen  Terminus  ^"^13 
und  seine  Verwandten  nicht  ausgedehnt  hat.  Unter  diesem  Gesetze 
würden  dann  auch  die  Wurzeln  bnn  und  mp  gestanden  haben. 

Innerhalb   der  arabischen  Wurzel   ,Jü   stehen    ,JJ   c.   \^    des 

Objekts  «wahrnehmen,  bemerken*  (z.  B.  Tabari  I  998,  is.  1365,  ii 
=  Hisham  543,  le.  Hisham  719,  a  v.  u.  Aghani  HI  83,  15)  sowie 
.Jül  «warnen*   (Quran  passim)  in  keinem  deutlichen  Verhältnis  zu 

den  übrigen  Bedeutungen.     Aber  das  scheint   nur   so.   .  .jul  muss 

doch  das  Kausativum  zu  einer  im  ersten  Stamme  nicht  mehr  deut- 
Uch    vorhandenen    Bedeutung    «sich    hüten*    sein.      Dieses    .vju 


138  SehwaUy,  Lexikalüche  Studien, 

heisst  vielleicht  ursprünglich  „ geweiht  sein*,  mit  besonderer  Be- 
ziehung auf  die  Eautelen,  die  der  NazTr  der  uahilijja  zu  be- 
obachten hatte.  Von  hier  ist  es  leicht,  zu  , beobachten,  wahrnehmen' 
zu  gelangen.  Von  der  oben  nachgewiesenen  Bedeutung  „sich  hüten* 
lässt  sich  indessen  der  Übergang  zu  den  anderen  leichter  und  ein- 
facher vermitteln  als  von  der  religiösen  Bedeutung  „weihen*  aus. 
Deshalb  ist  wahrscheinlich,  dass  „sich  hüten*  die  Grundbedeutung 
der  Wurzel  ist.  Diese  Kombination  bestätigt  sich  auch  dadurch, 
dass   jjo  besonders  gern  —  so   in   allen   oben  citierten  Stellen  — 

„den  Feind  merken*  heisst. 

15.   JLOOJ 

Im  Syrischen   ist  für  )o)  und  seine  Derivate  besonders  stark 

die  Bedeutung  „siegen*  entwickelt.  Von  der  Grundbedentong  des 
Verbum  „unschuldig  sein*  konnte  man  zu  „siegen*  auf  zwei  Wegen 
gelangen.  Im  forensischen  Sprachgebrauch  der  Hebräer  heisst 
p'^'natn   „freisprechen*,  :?''tDirj   „verurteilen*. 

Es  ist  aber  nicht  wahrscheinlich,  dass  eine  Schlacht  als  ein 
bürgerlicher  Bechtsstreit  aufgefasst  wurde.  Indessen  ist  denkbar, 
dass  in  älterer  Zeit  das  Subjekt  von  p'^natrr  gar  nicht  der  Richter, 
sondern  die  Gottheit  war.  So  kommen  wir  zu  dem  andern  der 
oben  angedeuteten  Wege,  dem  religiösen  Sprachgebrauche.  Im 
semitischen  Altertum  ist  ja  jeder  Krieg  ein  heiliger  Krieg.  Und 
wenn  der  Gott  einmal  keinen  Sieg  verlieh,  so  suchte  man  die 
Ursache  der  Niederlage  in  einer  schweren  Verschuldung  des  Volkes 
oder  eines  Individuums.  Man  beachte  auch  den  Sprachgebrauch 
von  yc*« ,   y «m  und  yai . 

Zu  den  Stellen,  welche  Robertson  Smith,  Religion  of  the 
Semites  ^  436  f.  über  die  Heiligkeit  des  Krieges  zusammengetragen 
hat,  füge  ich  noch  Deut.  24,  s  hinzu :  „Wenn  einer  eine  neue  Frau 
genommen  hat,  so  soll  er  nicht  in  den  Krieg  ziehen  noch  irgend 
welche  Verpflichtung  ihm  obliegen;  frei  soll  er  sein  für  sein  Haus 
ein  ganzes  Jahr,  dass  er  sein  Weib,  das  er  genommen  hat,  erfreue*. 
Die  humanitäre  Motivierung  der  Sitte  ist  natürlich  verkehrt,  aber 
die  Sitte  selbst  ist  uralt.  Der  religiöse  Hintergrund  derselben 
leuchtet  noch  deutUch  hindurch  in  einer  Erzählung  des  Ibn  Hisham 
S.  568  oben,  einer  ebenfalls  von  Rob.  Smith  übersehenen  Stelle. 
Als  Hansala  ibn  Shaddäd  am  O^od  gefallen  war,  sagte  der  Gresandte 
Gottes:  „Fürwahr,  die  Engel  werden  euren  Kameraden  waschen*. 
Da  fragten  ihn  seine  Leute:  „Was  hat  es  mit  ihm  für  eine  Be- 
wandtnis?" Da  wurde  seine  GefiÜirtin  darnach  gefragt  Und  sie 
sagte:   „Er^  war  ausgezogen,  obwohl  er  sexuell  unrein  (v..aJL>)  war, 

als  er  den  Ruf  hörte*. 

Im  Hebr.   kommen   die  Nomina  pnx  und   npnas  in   der  Be- 


SekwaUyf  Lexikalische  Studien,  139 

dentnng  »Sieg*^  vor,  z.  B.  Jes.  45,8.  51,6.  Die  Exegeten  und 
Lexikographen  haben  das  nicht  scharf  genug  erkannt,  weil  sie  zu 
sehr  in  dogmatische  Gedankenkreise  eingesponnen  sind. 

16.  )X  K^«3  =  |«^i  ^«^ 

Ans  der  Masse  der  im  Syrischen  mit  ^^:^  gebildeten  Kom- 
posita  heben   sich   die   beiden   eben   genannten   heraus.      JX^  ^-'^ 

heisst  , Geburtstag''.  Die  eigentümliche  Verwendung,  die  hier  von 
^^'>  gemacht  ist,  begreift  sich  nur,  wenn  unter  «Haus  des  Kindes" 

ursprünglich  die  Konstellation  verstanden  wurde,  unter  der  die 
Geburt  stattgefunden  hatte,  ddofiev  yicQ  avvov  tov  icöxhga 
Matth.  3,  s.  Das  Wort  wird  in  der  Litteratur  besonders  häufig 
von  der  Geburt  des  Heilandes  gebraucht.     In  diesem  Sinne  ist  bu3 

J^mJi   sein  Synonym.     ,A*i;  <,  das  eigentlich  vom  Aufgehen  der  Sonne 

und  der  Sterne  steht,  wird  hier  nach  dem  Vorgang  des  Neuen 
Testamentes  (Hebr.  7,  i4  i^  lovSa  avarirakxev  6  xvgiog)  —  im 
Anschluss  an  gewisse  alttestamentliche  Stellen,  wie  Jes.  60,  2  — 
poetisch  von  dem  in  die  Erscheinung  tretenden  Messias  gebraucht. 
\hn^   ist    als   astronomischer   Terminus   auch   sonst   gesichert.     Es 

bedeutet  den  Ort,  den  ein  Planet  am  Fixstemen-Himmel  einnimmt 
(z.  B.  mK^;  J&u^)*  (P-  Smith  479,  11 — 14.)  In  letzter  Linie  wird 
dies  auf  assjrrischen  Sprachgebrauch  zurückgehen. 

17.    JbA9A> 

Jüd. -aram.  «m»  ist  , Gesetzerforschung,  Schriftauslegung". 
Im  jüngeren  Hebr.  des  Alten  Testamentes  (o-sb»n  *ico  üTia 
n.  Chron.  24,  27,  Tnr  »•'nrn  xöinz  n.  Chron.  13,  22)  ist  darunter 
eine   an    die   kanonischen  Schriften   sich  anlehnende,   legendarische 

Form  der  Überlieferung  zu  verstehen.    Die  Syrier  gebrauchen  1jl9^ 

vom  religiösen  ^Hymnus",  offenbar  deshalb,  weil  diese  Poesieen  ein- 
mal nur  gereimte  Homilieen  oder  Paraphrasen  biblischer  Texte  waren. 

JbiJLl^  ,schola*  ist  im  Syrischen   nur   aus  zwei,  schon   von 

Payne  Smith  nachgewiesenen,  Stellen  bekannt  1.  Asseman.  bibl. 
Or.  m  2,  919;  diese  Stelle  ist  aber  kein  eigentlicher  Beleg,  da 
das  Wort  in  einer  Abhandlung  des  Assemanus  steht,  der  nicht 
einmal  angibt,  wo  er  es  her  hat.  Die  andere,  welche  (PSmith, 
Praefatio  pag.  V)  den  in  den  Besitz  der  Cambridger  Bibliothek 
übergegangenen  lexikalischen  Sammlungen  GHBernsteins  (£ 
carmine  quodam  Isaaci  Sciadrensis)  entstammt,  kann  ich  nicht  nach- 
prüfen.    Seine  Vokalisation  J]Sjt9*X>   ist   natürlich  willkürliche  Er- 

findung.     Jb^jtf^  wäre  viel  wahrscheinlicher.    Die  Neusyrer  sagen 


140  SchwcUly,  LexikaMsche  Studien. 

m 

lfib9^,   also  mädräaä.     Jedenfalls  ist  das   Wort  als   Entlehnung 

aus  dem  Arabischen  zu  betrachten.  Es  ist  hier  die  interessante 
Thatsache  zu  konstatieren,  dass  die  Araber  aus  einem  dem  Syrischen 
entlehnten  Verbum  yA/.J  =  MJ  eine  Neubildung  geschaffen  haben, 
welche  wieder  in  die  alte  Heimat  zurückgewandert  ist.  Aber 
Heimatsrecht  hat  es  erst  im  Neusyrischen  erworben.  In  3Üterer 
Zeit  —  aber  erst  bei  Barhebraeus  zu  belegen  —  heisst  das  theo- 

logische  Studienhaus  jjt9;  Ku3 ,  was  jüdischem  ä^nn  r'^3  entspricht. 

18.   yu  qon  Dan.  2,  4i. 

Franke  1,  Fremdwörter  169,  hat  richtig  erkannt,  dass  Oj^ 

^Thongeföss",  auf  syr.  b-k#  (=  jüd.-aram.),  bezw.  dessen  phonetische 

Schreibung  j^J*.^)  zurückgeht.  Wahrscheinlich  ist  dieses  Wort 
erst  aus  dem  Euphratthale  eingewandert  (assyr.  ha^bu).  Hiermit 
wird  gewöhnlich  ein  ähnlich  klingendes  Wort  für  „Scherbe*,  l^j^m 

identificiert.  Wäre  dies  richtig,  so  müsste  es  doch  auffallend  sein, 
dass  die  Bedeutungen  der  beiden  Grlieder  der  Gleichung  so  reinlich 
geschieden  sind,  dass  \3>^  niemals  „Krug**  und  |^;m  niemals 
„Scherbe"  bedeutet. 

1^^   wird  im  Targ.  und  Talm.  Kcon  geschrieben  und  heisst 

„Scherbe*.  Die  Bed.  „Thon"  wird  aus  Dan.  2,  ss.  85.  42.  45  her- 
geleitet. An  sich  ist  es  natürlich  möglich,  dass  man  von  der  Bed 
Scherbe  im  Sinne  von  „Thonscherbe*  zu  der  Bed.  „Thon*  gelangt 
ist.  Aber  an  sämtlichen  eben  genannten  Stellen  konmit  man  mit 
der  Bed.  „Scherbe"  aus,  wenn  man  dieselbe  von  „bearbeitetem 
Thone*  versteht.  Dan.  2,  4i.  43  ist  dieser  Sinn  durch  Hinzu- 
fügung von  n:"«ü  («a-'ü  C)On)  näher  angedeutet  Die  Übersetzung 
Nöldekes  (ZDMG.  40,  730)  kann  ich  nicht  für  glücklich  halten. 
Die  Diktion  „Thon  von  Dreck*  ist  mir  zu  raffiniert.  Ausserdem 
heisst  »a-^a  m.  W.  immer  „Thon*   und  niemals  „Dreck*. 

19.   T^üiUJ  ^'py  Dan.  4,  12.  20.  21. 

Zur  etymologischen  Erklärung  von  xo^iD  geht  Gesenius,  Hebr. 
Handwörterbuch  ^*  nach  Vorgängern  auf  die  Wurzel  n*nü  zurück. 
Das  ist  an  sich  möglich,  wenn  auch  unbeweisbar.  Aber  ehe  man 
den  letzten  Gründen  der  Dinge  nachforscht,  muss  doch  zuerst  das  zu- 
nächstliegende Vergleichungsmaterial  herangezogefi  werden.   Nun  be- 


1)  Für  Übergang  der  emphatischen  Aussprache   des  3S  in    die  von  T  hat 
auch  das  Hebräische  zahlreiche  Beispiele. 


Schücally,  LexOcaUtche  Studien.  14X 

deutet  im  Arab.  «j«^  »kleines  Domgestrüpp*  (sabäisch  onV3  Wurzel), 
^jt-jjit]  «hart*^  vom  Boden  (belegt  bei  Grauhari)  und  in  übertragener 
Bed.  ^J^yS:0  , boshaft,  händelsüchtig''.     Als  Grundbed.  l&sst  sich  von 

hier  aus  etwa  »knorrig'  erschliessen.  iön*iä  heisst  dann  wohl  die 
Wurzel  wegen  der  H&rte  und  des  Gewirres  ihrer  Fasern. 

Nach  weit  verbreiteter  Meinung  ist  Ji^  =  npy  »einem  Tiere 
die  Sehnen  der  Hinterfüsse  durchhauen*  denominiert.  Das  halte 
ich  für  falsch,  da  weder  im  Hebräischen,  noch  im  Arabischen  und 
Äthiopischen  ein  zu  Jlc  gehörendes  Nomen  der  Bedeutung  »Wurzel^ 
vorhanden  ist.     Nur  das  Aramäische  hat  ;<>v   =  n]?^,  das  in  der 

Specialbedeutung  t^jjf  Juol  »offizineile  Wurzel*  ins  Arabische  (.Lä^) 
und  Äthiopische  (OjC)  gewandert  ist  (Fränkel  a.  0.  163). 
Wenn  \^\^  eine  Form  JLxd  wäre,  läge  es  viel  näher,  das  Nomen 
vom  Verbum  herzuleiten.  Indessen  ist  hier  wahrscheinlich  ein 
Paradigma    ^La»    anzunehmen,    mit    sekundärer  Verdoppelung   des 

•  

mittleren   Radikals    wie    bei    ^V    im   Verhältnis    zu    ^w'b     ..UJ 

(Barth,  Nominalbildung  163  o). 

Mit  Hilfe  des  Arabischen  scheint  es  mir  möglich  zu  sein,  für 
die  Wurzel   Jic  Bedeutungen  zu  erschliessen,  die  älter  sind  als  die 

der  nordsemitischen  Sprachen.  .{jJI  J^  =  «Jül  'iJL^  ^  .|jJt  Juot 
(Gauharl),  [^Lo\  (Abu  Zaid  Nawädir  43,  7),  L^ä^Lm  (Ibn  Doraid 
209,  s),  z.  B.  Mubarrad  Kämil  (Kairo  1206)  13,  9.  15, 1.  Die  Aus- 
Sprache  Jifi  ist  nach  Gauharl  medimsch.  [Hudhail  124,  17.  157,  4 
Nöldeke].  —  tjoy^  ^  =  00^3  üt  Jo^t  v^aäj  vi>^A5>  »y>^ 
(Gauharl),  belegt  durch  einen  Vers  des  Amrulqais  =  Divan  29,  4. 

(Gauharl),  z.  B.  Kämil  I  15,  1  ff.  11  17  und  Hisham  956,  7.  Baihaql 
Cod.  Lugd.  143^,  1«.   Aghani  H  21. 

Diese  Bedeutung  »Grundstück"  postuliere  ich  auch  für  n]?^; 
Leviticus  25,  47  f.,  wo  ich  deshalb  übersetze:  »Wenn  ein  Klient 
(ni)  zu  Wohlstand  kommt,  während  sein  Patron  (1^2^  T'n»)  ver- 
armt, und  der  Patron  sich  der  Person  des  Klienten  [als  Leibeigner] 
oder   dem   Grundstück    der   Klientenfamilie    [als   Bodensklave] 


142  SchwaUy,  Lexikalische  Studien. 

verkauft,  so  soll  von  selten  des  Bruders  des  Patrons  spftter  ein  Los- 
kauf stattfinden  etc/ 

Wie     Lä£    gleich    latein.  fundua  ist,    so   entspricht   Jic   dem 

franz.  fond,  der  Fond  des  Hauses  oder  des  Brunnens;  der  Fond 
einer  Frau,  d.  h.  ihr  Vermögen,  speziell  ihre  Mitgift  (Hisham 
273,  6.  Abu  Zaid  42,  is  ff.).  —  Von  yic  »Grund*  kommt  die  Be- 
deutung „funditus  perdere*,  ein  Tier  völlig  zu  Grunde  richten, 
d.  h.   ihm   die    Hintersehnen    durchhauen;      Ji^  \^.JS  ein  bissiger 

TT  ''  "  "  1 1 

Hund  (oft);   intransitiv    Ji^  Euine  =  v-;Ji  yaüJt   Doraid  209,  a; 

3 

Jjfi  im  sexuellen  Sinne  von  der  Frau  „unfruchtbar  sein"  (hebr.  njrj, 

syr.  JvO^);   jÄ£   ^om   Affekte,    „in   seinem  Innersten  (Marke)  ge- 

troffen,  vom  Schrecken  betäubt  sein"  (bei  Gauharl  belegt  aus  dem 
Hadithe  =  Hisham  1013,  2.     Ein    andere  Entwickelung   liegt  vor 

in   Jlic,  „sich  gründlich  mit  einer  Sache  abgeben*'  (Agh|mi  11  80,  is). 

Um  zum  Ausgangspunkt  dieser  Untersuchung  zurückzukehren, 

so  ist   in  j;^v   „Wurzel*  ebenfalls   eine  abgeleitete  Bedeutung   zu 

erblicken,  der  Grund,  die  Grundlage  einer  Pflanze.  Die  Etymologie 
weist  darauf  hin,  dass  damit  in  erster  Linie  die  Hauptwurzel  ge- 
meint sein  wird.  Dieser  Sprachgebrauch  liegt  in  Daniel  11  noch 
deutlich  vor.  Aus  demselben  Grunde  ist  im  Aramäischen  nur 
l'i^v  und  nicht  Ja4jl  für  die  „offizinelle  Wurzel**  gebraucht  worden« 
Eine  von  ;fi^    denominierte   Bedeutung  des  Verbums  ist  viel- 

■ 

leicht  in  Tiaj  "ripT  Qohel.  3,  2  und  in  gewissen  Anwendungen  von 
*i<>v  anzunehmen. 

20.    -91X4^ 

heisst  nach  Freytag  H  452*  „lectio  Judaeorum*.  Die  Notiz  stammt 
aus  Gauhari  (vgl.  ed.  Kairo  1282  0  203)  ^5^\Ji  J^i  iül*^. 
Ausführlicher  sagt  Lisän  al  *Arab  XHI  396  kJLju^  ^y^^  oJIju-Äj 
^^»)  j  l^*4.Ä>t  !  jt  ^s.\^  ^^  =  Ta^  al  'Arüs  VH  399.   Jau-Ä 


1)  Laue  im  Lexikon  las  in  seiner  Vorlage  A^jf^t  womit  er  natürlich 
nichts  anfangen  konnte.  Über  ^  ist  besonders  der  instmktiTe  Artikd 
Lis&n  al  'Arab  III  376  zn  vergleichen. 


SckwaÜy,  LmkaÜacKe  Studien.  143 

wird  Bekn   376   u.   =  Jaqüt   11  679,  i6    von    den    christlichen 
Presbytern  (j^«uu»*ö)  gebraucht.   Von  der  Wurzel  kommt  ausserdem 


A  •  • 


vor  in  der  Bedeutung   »sich  zerstreuen*  (Erweiterung  von 

y»4'))  Joui-wt  in  derselben  (Hisham  838,  i6),   „eilen**  (Hamäsa  172 

V.  1,  Kämil  (ed.  Wright)  113,  4.  lo.     Bringt  man  äLu-ä  hiermit  in 

Verbindung,  so  könnte  der  eigentliche  Sinn  des  Wortes  „rasch 
lesen*  sein.  Unerklärlich  bleibt  dabei,  dass  von  den  zahlreichen 
Synonymen,  die  das  arabische  Lexikon  fiir  „eilen*  besitzt,  gerade 
dieses  herausgegriffen  ist,  um  die  Eecitirweise  der  Babbinen  zu  be- 
zeichnen.    Deshalb  ist  diese  Kombination  unwahrscheinlich. 

Betrachtet  man  umgekehrt  ^jl^  als  denominiert  von  äLlmm, 
so  ist  aus  sachlichen  Gründen  die  Annahme  naheliegend,  dass  in 
ein  Fremdwort  steckt.  Ich  sehe  darin  eine  dem  bekannten 
analoge  Bildung.  Wie  letzteres  die  Formel  jtUt  j^Jl^  be- 
deutet, so  könnte  j^jl^  eine  mit  r^y^  zusammengesetzte  Formel 
sein.     Dies  «.«^  ist  dann  dem  jüdischen  TO:^  gleichzusetzen.     Das 

Schema'  spielt  ja  in  der  Grebetsliturgie  der  Juden  eine  hervor- 
ragende Bolle  und  vertritt  recht  eigentlich  die  Stelle  eines  Glaubens- 
bekenntnisses:  inN  mrr»  is-'b«  rvfrr  bun^^^)  :?»©. 

21.   h.IJwo  Minaret 

In  ältester  Zeit  kamen  die  Muslime  an  den  festgesetzten  Ter- 
minen spontan  zum  Gebet  zusammen.  In  Medina  entschied  sich 
der  Prophet  nach  mancherlei  Schwankungen  zwischen  der  Posaune 

(o*j)  der- Juden  und  dem  Schlagbrett  (^_^JjLi)  der  Christen  schliess- 
lich für  den  Gebetsruf«)  (^üt  Hishäm  347,  s  ff.  BufeärT,  Sa^ih  I  75). 

Biläl  rief  denselben  vom  Dache  eines  Hauses  unweit  der  Moschee 
(Hishäm  348*,  6  ff.,  SamhüdT  141,  15  ff.).  In  Mekka  wurde  von  dem 
Dache  der  Kaaba  herunter  gerufen  (Hishäm  822,  s,  Azräql  p.  192). 
Von  Minaretten  in  Medina  hören  wir  erst  unter  Valld  ibn  Abd  al 
Malik  (Samhüdi  141,  15),  und  nach  Mekka  kamen  dieselben  noch 
später. 


1)  Deut.  6,  i.     Später  wurde  es  erweitert  um  Deut.  6,  5 — 9.  11,  18 — si. 
Kn.  15,  97 — 41.     Vgl.  Talmud,   Traktat   BerSkhöt   fol.  1  ff.     SchulchSn  'Ariikh, 

Oraeh  ChajjTm  §  HS  bU  t3S.     Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  II  582  f.  377. 

2)  Eigentfimlicb  ist   eine   Tradition   bei   BuhSrT,   Sahlh  I  75,  7,    wo   von 

anderen  Beligionsgemeinden  gesagt  wird,  dass  sie  Feuer  anzünden  (I  .Li   t^jj-j) 

oder  das  Scblagbrett  rühren.  QastalSni  II  4  bezieht  das  Feuer  auf  die 
Zoroastrier.  Aber  das  Feuer  soU  an  der  Stelle  doch  ein  Signal  fiir  gottes- 
dienstliche Zeiten  sein.  Und  in  dieser  Eigenschaft  ist  es  aus  der  zoroastrischen 
Beligion  nicht  bekannt. 


144  Schwally,  LeonhalUche  Studien. 

Die  Moschee  des  ^Amr  in  Fostät  soll  erst  a.  H.  68  Minarette 
erhalten  haben  durch  Maslama  ihn  Mochallad,  den  Statthalter  Mua- 
wija's  n.  (MaqrIzT  IL  248,  Abu'l  Ma\^äsin  I  77).  Dieser  Überlieferung 
steht  aber  eine  andere  gegenüber,  nach  der  jener  Statthalter  nur 
einen  an  der  Nordseite  der  Moschee  gelegenen  Platz  in  dieselbe 
einbezog,  sonst  aber  keine  Veränderungen  an  dem  Bau  vornahm. 
Auch  andere  Gründe,  die  ich  an  einem  anderen  -Orte  ausführlich 
auseinandersetzen  werde,  sprechen  dafür,  dass  auch  in  Kairo  die 
Errichtung  von  Minaretten  nicht  vor  Valld  I.  stattfand. 

Bis  zu  einem  gevnssen  Grade  entsprach  die  Erbauung  von 
Minaretten  natürlich  einem  Bedür&isse.  Denn  in  grösseren  Stftdten 
konnte  ein  beliebiges  Dach  nicht  ohne  weiteres  genügen,  um  den  Ruf 
des  Mueddhin  in  alle  Quartiere  dringen  zu  lassen.  Da  wir  aber  nicht 
genau  wissen,  wo  und  unter  welchen  umständen  das  erste  Minaret 
errichtet  wurde,  so  muss  fraglich  bleiben,  ob  nicht  ursprünglich 
doch  der  Luxus  das  treibende  Motiv  gewesen  ist,  wenn  derselbe 
auch  einem  Bedürfiusse  entgegen  kam. 

Wahrscheinlich  sind  die  Muslime  nicht  von  selbst  auf  diese 
Gebetstürme  verfallen.  Aber  wo  sind  die  Vorbilder,  durch  die 
ihre  Architekten  oder  Bauherren  bestimmt  wurden,  zu  suchen? 

Fränkel  (Fremdwörter  S.  270)  hat  erkannt,  dass  hJJa 
„Leuchter*   aus  dem  Aram.  entlehnt  ist. 

Es  liegt  nun  nahe  ä.Lu«  „Gebetswarte''  dazu  in  Beziehung  zu 
setzen.  Aber  welcher  Art  diese  Beziehungen  gewesen  sind,  ist 
nicht  leicht  zu  sagen.     Die  Leuchter  hat  man  sich  als  ein  Gestell 

zu  denken,  an  dem  das  öllämpchen  (hebr.  ^3 ,  syr.  L^ä.  ,  vgl.  bes. 
Matth.  5,  15,   arab.  Jyw-,  xämö  Baihaqi  Cod.  Lugd.  2071  fol.  45^, 

iJL^^))  irgendwie  angebraucht  wurde.  Dass  dieses  Gestell  gewöhnlich 
hoch  und  schlank  war,  geht  vielleicht  aus  der  Bedeutung  „Stange* 
für  Jj^  hervor:  Abu  Zaid  Nawädir  174,  s  ^^  e)^^^'  e>^J^^ 
iUUJi  L^  Juu?a   jXJ\  ^  ^^  Jsa  ^^  ^^JÜ\.   —   Der 

äthiopische  König  Abraha  soll  deshalb  den  Beinamen  .LaI!  »«3  er- 
halten haben,  weil  er  der  erste  war,  der  Signalstangen  (jLs^l)  an 
den  Strassen  aufstellte,  Ibn  Doraid  311,  n.  Gauharl  I  410.  Unter 
der  Voraussetzung  der  etymologischen  Zugehörigkeit  dieses  manör 
zu  ö.Lju  „Leuchter*  ist  diese  Übertragung  aber  doch  nur  in  dem 
Falle  recht  plausibel,  dass  die  erwähnten  „Stangen*  wenigstens  zu- 
weilen   als    Lampenhalter    oder    sonst    zu    Feuerzeichen    verwandt 


1)  Oauharl  II  255, 1  proverbiell  äJU  ^^  äJL^  nJJ^  U^Lol   Lc:    wed«r 
Lämpcben  noch  Tröpfchen  (Ol). 


SchwaUy,  LexihaUsche  Studien.  145 

worden  sind.  Denn  was  Anderes  könnte  die  Veranlassung  gegeben 
haben,   diesen  Stangen  die  Form   eines  Lampengestelles  zu  geben? 

So  wenig  Verwandtschaft  auch  zwischen  einem  Turme,  in  den 

eine   Treppe    oder   Leiter   (  JLm)  hinaufführt   (Maqrlzl  11  248,  le^ 

nnd  einem  Lampengestelle  im  allgemeinen  vorhanden  ist,  so  besteht 
doch  immerhin  die  Möglichkeit,  dass  die  bestimmte  Gebetswarte, 
für  die  der  Name  '».Lu  ursprünglich  geprägt  worden  ist,  mit  einem 

damals  üblichen  Lampenhalter  eine  ganz  frappante  Ähnlichkeit  ge- 
habt bat.  Es  ist  aber  noch  eine  andere  Kombination  in  Betracht 
zu  ziehen.  Da  der  Mueddhin  beim  Ausrufen  gewisser  Gebets- 
zeiten (Einbruch  der  Nacht,  Morgendämmerung)  sein  hohes  Podium 
schwerlich  ohne  Laterne  bestiegen  haben  wird,  so  konnte  in 
diesen  Zeiten  das  Minaret  wirklich  den  Eindruck  eines  kolossalen 
Leuchters  hervorbringen.  Der  wesentlichste  Vergleichungspunkt 
wftre  in  diesem  Falle  nicht  die  Gestalt  des  Turmes,  sondern  in 
erster  Linie  die  Laterne  oder  das  Lämpchen  des  Gebetsrufers. 

Die  Reihe  der  möglichen  Kombinationen  erlährt  eine  bedeutende 
Erweiternng,  wenn  man  sich  daran  erinnert,  dass  ein  omajjadischer 
Kalif  oder  einer  seiner  Architekten  es  war,  dessen  Kopfe  der  Plan 
der  Minaretbauten  entsprungen  ist.  Denn  für  diese  gab  es  in  den 
Provinzen  zwischen  Euphrat  und  Nil  noch  andere  und  viel  geeig- 
netere Typen  als  Leuchter  oder  Signalstangen. 

Das  Minaret  steht  wesentlich  in  demselben  Verhältnis  zur 
Moschee  wie  zur  Kirche  der  Turm.  Die  Geschichte  des  Kirch- 
turms liegt  allerdings  noch  sehr  im  Dunkeln.  Aber  der  Graf  M. 
de  Vogü6  will  solche  Türme  in  Syrien  schon  für  das  4.  oder 
5.  Jahrhundert  nachgewiesen  haben  (Syrie  centrale,  Tarchitecture 
dvüe  et  reUgieuse  de  la  Syrie  57,  pl.  XVII.  5  ff.,  pl.  CXX— CXXIX, 
CXXX  ff.  Wenn  auch  die  Litteratur  von  Beziehungen  zwischen 
diesen  Türmen  und  Minaretten  nichts  weiss,  so  giebt  uns  doch  das 
arabische  Lexikon  einen  wichtigen  Fingerzeig  dafür,  dass  Türme 
christlicher  Heiligtümer  vielfach  als  Vorbilder  der  Gkbetswarten 
gedient  haben. 

'jMAy^  heisst  im  Arab.  vornehmlich  „  Kloster **,  bezw.  ,  Ein- 
siedelei« (Koran  22,  4i.  Tabari  I  1124,  2.  Hisham  115,  7.  IbSihi 
Mustatraf  I  14,  2»  [Kairo  1311],  Bufeärl  I  137,  le).  Die  Grund- 
bedeutung des  Wortes  ist  wahrscheinlich  „mit  Zacken  oder  Spitzen 
versehen*^.     IkMAya  kommt  aber  auch  zuweilen  als  Bezeichnung  des 

Minaret  vor  (Abul  Mal^äsin  I  77,  9  ff.  Maqrizl  IE  248,  11.  i4.  Aghani 
XX,  85,  9.  1«.  Baihaql  Cod.  Lugd.  2071  fol.  17  v.  7  in  einem  Vers 
des  *A1T  ihn  Muhammad  al  *Alawi  [f  260  a.  H.  Masudi  VII  336]). 
Der  doppelte  Gebrauch  des  Wortes  ist  gewiss  nur  aus  der  Ähnlich- 
keit der  Form  der  beiden  Bauwerke  zu  erklären. 

Die  Übertragung  des  Namens  » .Uuo  auf  diese  «joLao  der  Moscheen 
Bd.  LH.  10 


146  SchufoUy,  LexikalUche  Studien. 

kann  auf  verschiedenem  Wege  erfolgt  sein.  Da  die  Lampe  des 
Mönchs  oder  Einsiedlers  in  der  arabischen  Poesie  berühmt  ist 
(W ellhausen,  Skizzen  HL ^  200  f ) ,  so  mögen  die  Araber  diese 
iLA\yjß  gelegentlich  B  .Uu«  genannt  haben,  indem  sie  sich  dabei  viel- 
leicht an  den  vulgären  Sprachgebrauch  syrischer  Christen  anschlössen. 
Oder  die  Araber  haben  nach  den  oben  angedeuteten  Motiven  für 
die  ;cja|yo  ihrer  Moscheen  die  Namen  B.Lu«  frei  erfunden.^) 

Eine  andere  Möglichkeit  ergiebt  sich  aus  der  Thatsache,  dass 
B.Lw«   auch   den    « Leuchtturm"    bezeichnet.     Bei   diesem  Bauwerke 

^ein  sind  mit  Sicherheit  aUe  Züge  vereinigt,  die  für  die  Gebets- 
warte  wesentlich  sind,  die  Gestalt  und  die  Gleichheit  des  Namens. 
Jedenfalls  in  späterer  Zeit  sind  die  Phanare  der  Byzantiner,  die 
man  sich  ohne  Frage  hoch  und  schlank  vorzustellen  hat,  auf  die 
Form  der  Minarette  von  entscheidendem  Einflüsse  gewesen. 

Auf  die  Frage  nach  der  Geschichte  des  Minarets  ist  also  nicht 
eine  kurze  und  bündige  Antwort  zu  geben.  Vor  allem  ist  zwischen 
Namen  und  Sache  streng  zu  scheiden.  Der  Name  der  Gebetswarte 
hLLa  ist   offenbar  derselbe  wie  der  des  Leuchters.     Aber  über  die 

Motive  der  Übertragung  kann  man  verschiedener  Meinung  sein, 
und  bezüglich  der  Sache  sind  wahrscheinlich  eine  ganze  Reihe 
konkurrierender  Vorbilder  massgebend  gewesen. 

22.  j^ 

Das  Wort   hat   im  Arabischen   keine  naheliegende  Etymologie 

während  im  Äthiopischen   iCXl*    der    gewöhnliche   Ausdruck   für 

„sitzen,  sich  setzen*  ist.  Desgleichen  ist  ^^7flC  allgemeine 
Bezeichnung  für  sella ,  thronus ,  cathedra ,  tribunal ,  vom  könig- 
lichen Throne  z.  B.  Aksüm  I  24,  11  39.  44.  49.  51).  Aber 
yjj^   ist   überall    nur   die   Kanzel   des   Predigers.     Darum  ist   das» 

Wort  als  Entlehnung  aus  dem  Äthiopischen  anzusehen.  Im 
Arabischen  heisst  ^  „  anschwellen ,  erheben  *  eto.  So  wahr- 
scheinlich es  auch  ist,  dass  die  äthiopische  Bedeutung  der  Wurzel 
in  letzter  Linie  auf  die  eben  erwähnte  arabische  zurückgeht  (vgL 
besonders   die   analoge   Entwickelung   von   (pJL:>),   im  Arabischen 

ist  die  Bedeutung  „sich  setzen^  eben  nicht  entwickelt  Die  Form 
von   minbar  ist  übrigens  merkwürdig,   da  man  nach  dem  Äthiop. 

manbar  oder  nach  ^^*JQC  ^^^^  mvnbdr  erwarten  sollte. 


1)  Die   heiligen  ThUrme  der  Christen    gehen  vielleicht   auf  die   Wacht- 

thttrme  (v^^j^)  zurück,  wie  sie  z.  B.  an  der  hyzantiniseh-sasanidiaehen  Grenze 

im  Oebranch  waren  (Bekrl  359,  I6.    Baihaqi  54  b,  i.    Mnbarrad  Kimil  [Kairo 
1306)  I  130  V.  3).     Gegenäber  dem  Hanna- Kloster   (Jaqüt  IV  500,  is)   stand 

eine  wö^X'^  ÄjJLc  ä.Lue,    die   ^'JÜi    genannt    wird.     Bekrl   359    ist   aber 
A-ilftil  nur  ein  anderer  Name  für  w^^3y« ,    a^'JÜI  ««  syr.  |^-l^  , 


SchwMy,  LexikctUsche  Shtdien,  147 

£s  fragt  sich  nun,  in  welcher  speciellen  Bedeutung  ^j^  nach 

Arabien  eingewandert  ist.  In  der  Bedeutung  ^Kanzel''  jedenfalls 
nicht;  da  das  äthiop.  Wort  nicht  dafür  gebraucht  wird,  und  da  die 
Entlehnung  wahrscheinlich  älter  ist  als  der  Islam. 

Aghani  Xlil,  165,  2  v.  u.  heisst  es  von  Jezid  I.,  dass  er  sich 
in   einem  yj^t   von  Dienern    auf  den  Schultern  tragen  Hess,     ^jj^ 

ist  also  hier  ein  Tragsessel.  Aghani  HI  2.  3  ist  von  berühmten 
Geschlechtshäuptem  der  heidnischen  Araber  die  Rede,  deren  ßichter- 
spruch  sich  das  Volk  beugte.  Unter  den  Jemeniem  —  so  heisst 
es  a.  a.  0.  3,  9  f.  —  war  Babl'a  ihn  Mu^äSin  der  erste,  welcher  auf 
einem  yjjt  oder  jjy^  sass.  Danach  könnte  ^jyt  über  Jemen  ein- 
gewandert sein,  und  das  Tribunal  des  Eichtei'S  als  Typus  der 
Kanzel  gelten. 

Eigentümlich  ist  der  Gebrauch  von  yjut  Hamäsa  (ed.  Kairo 
a.  H.  1296)  I  147  v.  4,  wo  in  Bezug  auf  die  Schwerter  (vju-y*,) 
kämpfender  Krieger  gesagt  ist: 


m        y  m  >  _  ajj«« 


Das  kann  doch  nur  heissen:  Die  Klingen  stecken  in  den  Köpfen 
der  Häuptlinge,  während  die  Schwprtknäufe  in  den  Fäusten  der 
siegreichen  Angreifer  liegen.  Bei  weitem  nicht  so  klar  wie  der 
Sinn   ist    die    eigentliche  Bedeutung  von    JSa-     Zweierlei  ist  hier 

möglich.  Entweder  ist  ,  Kanzel '^  ein  poetisches  Bild  für  Knauf, 
welches  durch  die  tTberlegung  an  die  Hand  gegeben  ist,  dass  die 
Klinge  in  dem  Knaufe  steht,  wie  der  Prediger  oder  vielleicht  besser 
der  Stab  des  Predigers  auf  der  Kanzel.     Oder  ^jj^  hat  mit  dem 

gleichen  Worte  für  Kanzel  gar  nichts  zu  thun,  sondern  gehört  eng 
zu  der  in  der  arabischen  Wurzel   -J  stark  entwickelten  Bedeutungs- 

reihe  „hoch  sein,  erhaben,  anschwellen''  und  heisst  also  ursprüng- 
lich „Anschwellung"  bezw.  an  unserer  Stelle  „Knauf.  Bei  diesem 
Sachverhalte  ist  es  nur  auffallend,  dass  ^jji  in  diesem  Sinne  sonst 

kaum  zu  belegen  ist.  Darum  darf  vielleicht  auf  die  frappante  Ähn- 
lichkeit mit  dem  lateinischen  Tnanvbriwn  hingewiesen  werden. 

Die  Bedeutung  „Schaffot*  für  ^^  (Shähnäme  1080,  250)  ist 

erst  aus  der  gewöhnlichen   „Kanzel''   abgeleitet. 

Der  Prophet  bediente  sich  nicht  von  vornherein  einer  Kanzel, 
sondern  wahrscheinlich  der  verschiedensten  Gegenstände,  die  gerade 
zur  Hand  waren,  um  eine  die  Gemeinde  überragende  Stelle  zu  ge- 
winnen. Wie  sich  sonst  Eedner  auf  einen  Stuhl  (  ^J)  oder 
sonst  eine  Unterlage  (JLmö  Masüdl  V  185.  187)  stellen,  so  ver- 
wandte nach  Bu^ärl  I  107,  35  der  Prophet  in  Medina  einen  Baum- 
stumpf dazu  (cA:>).     Eines  Tages  aber  sagte  Muhammad  zu  einer 

Frau  (Bu^ärl  a.  0.  lin.  31  ff.  =  n  7,  20  ff.):    „Heisse  Deinen  Sklaven, 


148  SchwaUy,  LexikaUsehe  Studien» 

den   Zimmermann,   mir  Hölzer  (oLc!)^)  herrichten,  dass  ich  mich 

darauf  setze,  wenn  ich  zu  den  Leuten  spreche''.  Da  bearbeitete 
er  sie  aus  Tamarindenholz  und  brachte  sie  zu  der  Frau.  Diese 
aber  sandte  zu  dem  Propheten,  der  sie  dann  aufstellen  Hess. 

Diese  Kanzel  hatte  der  Überlieferung  zufolge  zwei  Stufen,  die 
dritte  diente  zum  Sitzen  oder  Stehen  (Bu^ärl  I  107  f.  Aghan.  IV  52. 
Samhüdl  120,  4)^).  Erst  Muäwija  erhöhte  die  Kanzel,  indem  er 
sechs  Stufen  hinzufügte  (Tabari  11  92  f.  Samhüdl  120, 11.  is). 

Die  Aufstellung  der  Kanzel  in  Medina  war  eine  Neuerung. 
Dass  dieselbe  auch  von  der  Gemeinde  als  eine  solche  empfunden 
wurde,  scheint  in  der  Tradition  noch  deutlich  durch.  Bu^äil  a.  O. 
lin.  36  f. :  ^ Als  die  Kanzel  für  den  Gesandten  Gottes  aufgestellt 
war,  hörten  wir  den  Baumstumpf  heulen  wie  ein  trächtiges  Kamel^ 
bis  der  Prophet  von  der  Kanzel  herabstieg  und  die  Hand  auf  den 
Stumpf  legte«.)     Vgl.  auch  Tirmidi  11  203. 

In  der  muhammedanischen  Welt  hat  sich  der  Gebrauch  der 
Kanzel  erst  allmählich  eingebürgert  *Amr  ihn  al  ^As  hatte  eine  solche 
in  seiner  Moschee  in  Kairo  aufgestellt,  aber  'Omar  hiess  sie  ihn 
schleunigst  abreissen  (abu'l  Mahäsin  I  76).  Er  betrachtete  die 
Kanzel  offenbar  als  ausschliessliches  Privileg  der  Prophetenmoschee 
in  Medina.  Erst  unter  Schuraik  ihn  Qurra,  der  für  Valld  I.  Statt- 
halter von  Masr  war,  kam  wieder  eine  Kanzel  herein  (a,  0.  p.  78), 
Auf  dem  flachen  Lande  aber  predigte  man  ruhig  weiter    ^aobJ!     JLc  , 

d.  h.  nur  mit  Benutzung  des  Predigerstebes^ ,  bis  der  Väll  Mu^ 
ihn  Nosair  den  Minbar  auch  für  die  Provinzialmoscheen  einführte, 
a.  H.  132. 

Mit  dem  oben  erwähnten  Verhalten  des  Khalifen  'Omar  steht 
es  nun  im  Einklang,  wenn  wir  hören,  dass  für  Mekka  der  erste, 
welcher  auf  einer  Kanzel  sprach,  Muäwija  war  (Qutb  eddin  114,  5. 
Azraql  333,  3  f.).  Das  ist  bekanntlich  auch  der  Khalif,  der  den  Ver- 
such machte,  die  Prophetenkanzel  aus  Medina  nach  Damaskus  zu 
entführen  (Tabari  H  92  f.  Samhüdl  120,  11  f.).  Wenn  Abul  Ma^a- 
sin  I  78  behauptet  wird,  die  Kanzel  des  Schoraik  sei  die  älteste, 
die  nach  der  des  Propheten  bekannt  sei,  so  mag  das  insofern  richtig 
sein,  als  auch  noch  lange  nach  Muäwija  kein  gewöhnlicher  Prediger 
in  Mekka  eine  Kanzel  benutzen  durfte. 


1)  jLcI  ist  hier  Synonym  Ton  «aJJo  .  Deshalb  ist  wabraoheinlieh  aacfa 
Rabra  ihn  Muhftsin  Ji^^l  ^ö  genannt  (Aghan.  III  8,  9  f.). 

2)  Über  die  Verbindlichkeit  des  Stehens  aof  der  Kansel  gehen  die  Hale- 
Iciten  und  Sehafiiten  auseinander  (QastalSni  II  187).  Vgl.  auch  Goldxiher, 
Muharomedan.  Studien  II  140  ff. 

3)  Vgl  Oähiz  Kitäb  al  BajSn  U  76,  16 f.:  Ein  Prediger  darf  meinetwegen 
nackt  auftreten,  aber  Stab  (S^ao^)  und  Turban  (&4X)  muss  er  haben. 


149 


Der  Grhya-Ritus  Pratyavarohana  im  Päli-Kanon. 

Von 

£.  Hardy. 

Bei  der  Vorbereitung  der  noch  nicht  herausgegebenen  Teile  des 
Aüguttaxa-Nikäya  zum  Drucke  stiess  ich  in  dem  Dasaka-Nipäta  auf 
einen  Vagga,  der  in  den  Handschriften  nach  einem  darin  vorkommen- 
den Sutta  als  Paccorohai^i-Vagga  bezeichnet  wird.  Einige  Blätter 
weiter  steht  dasselbe  Stück  nochmals,  indem  das  nämliche  Thema 
vom  Unterschied  des  „Wiederherabsteigens"  im  brahmanischen  und 
buddhistischen  Sinne  (ariyassa  vinaye)  mit  Variationen  (wie  über- 
haupt in  dem  erwähnten  Nipäta)  zweimal  (oder  mehr)  behandelt 
wird.  Der  Vagga,  in  dem  unser  Sutta  zum  zweiten  Male  auf- 
genommen ist,  heisst  Jä^usso^i- Vagga,  so  benannt  nach  dem  Brah- 
manen  J. ,  mit  welchem  das  hier  angezogene  Gespräch  über  die 
verschiedenen  Arten  der  paccoroJiani  geführt  wird.  Ohne  auf  den 
Inhalt  desselben  näher  einzugehen,  den  der  Kommentar  (Manoratha- 
Püranl)  als  päpa^sa  paccorohani  charakterisiert,  möchte  ich  nur 
den  gleichlautenden  Eingang  des  genannten  Sutta  berücksichtigen, 
weil  die  Beschreibung  des  bekannten  Gfhya-Ritus  Pratyavarohana, 
wie  sie  uns  hier  entgegentritt,  zu  einer  Vergleichung  mit  den 
Nonnen  der  Gyhya-Sütras  einladet.  Aus  diesen  erfahren  wir,  dass 
die  Zurückverlegung  des  Lagers  auf  den  Erdboden  nach  Ablauf  der 
durch  die  Schlangen  gelUhrlichen  Zeit  mit  besonderen  Ceremonien 
verbunden  war  (vgl.  Alfr.  Hülebrandt,  Ritual- Litteratur,  S.  78).  Wie 
sich  die  Sache  nach  den  in  jenem  Sutta  enthaltenen  Angaben  ver- 
hielt, mag  folgende  Stelle  lehren,  der  ich  mich  nicht  entsinne  schon 
einmal  anderswo  in  der  Päli-Litteratur  begegnet  zu  sein. 

Tena  hho  parva  aamayena  Jänuaaoni  brähmano  tadahu  'posäthe 
sisam  nahäto  navam  khomauuqam  nivattho  aüam  Jcusamuttkim 
ädoya  ßhagavato  avidure  mito  ahoat.  Addasä  Jcho  Bhagavä 
Jänusaonim  brähmanam  tadahu  'poaathe  sisam  nahätam  navam 
khomaytuiam  mvaäham  aUam  TcuaamvMhiin  ädäya  avidüre  eka- 
mantam  thttam,  diavä  Januasomm  brähmanam  etad  avoca:  ,km 
nu  hho  tvam  brähmana  tadahu  ^posathe  sisam  nahäto  navam 
momat/ugam  nivattho  aüarn  hasamutthim  ädäya  ekamantarn  thito^ 
hin  nu   cLJIja  brähmanakuiassä^   tif     ^Paccoroharu   bho   Ootama 


150      Hardy,  Der  Grhya-Ritug  Pratyavarohana  im  PaU-Kanon, 

ajja  brähmanak^lasaä*  ti,  Yathäkatkatn  pana  brähmana  bräh- 
manänam  paccorohani  hott  ti?  ^Idha  bho  Ootama  hrdhmCmil 
tadahu  'posathe  sisam  ruthätä  navam  Ichomayugam  mvatthä  cUlena 
gomayena  pafhavtm  opuyetvä  hariteht  kusehi  pattharüvä  antarS 
ca  vetam  atüarä  ca  agyagäram  aeyyatn  kappenti.  Te  tarn  rattim 
tikkhaüuin  paccufthäya  pafijalikä  aggim  namassanti  ^pcLCcoroh&ma 
bhavantam ,  pctccorohäma  ohavantan^  ti  pdhutena  ca  eappüelena 
navanitena  aggtm  santapperUi  taasä  ca  raUiyä  accayena  pani- 
tena  khädaniyena  bhojanlyena  brähmane  santappenti,  Evam  bho 
Gotama  brähmariänarn  pa/xorohani  fioü'  ti, 

Punkt  für  Punkt  stimmt  die  Beschreibung  des  Ritus  Paccoro- 
hani =  Pratyavarohana,  die  der  Verfasser  des  obigen  Sutta  wie 
anzunehmen  der  Wirklichkeit  entlehnt  hat,  mit  dem  Bilde  übereia, 
das  wir  aus  den  Gyhya-Sütren  gewinnen.  Es  genüge,  die  Einzel- 
heiten mit  den  entsprechenden  Parallelen  hervorzuheben. 

Die  Zeitbestimmung:  tadahu  'posathe;  ein  Vollmondstag, 
und  zwar  fast  durchgehends  Vollmond  im  Monat  Märgaäirsa  wird 
als   Termin    der   Feier   angegeben    (A6v.  2,  3,  1 ;  Pär.  3,  2,  1 ;  Hir. 

2,  17,  2;  Ap.  19,  3;  Säükh.  4,  17,  1;  Gobh.  3,  9,  1).  Zu  den  Vor- 
bereitungen  gehört:  1)  Baden  (slsam  nahäiä).  So  wenigstens 
Pär.  3,2,6;  2)  Anlegen  eines  neuen  (noch  nicht  gewaschenen) 
Kleides :  navam  khomayugam  nivatt/iä.  Ebenfalls  bei  Pär.  3,  2,  6 ; 
3)  Bedecken  des  Bodens  mit  Kuhdung  {aüena  goniayena  pafhavim 
opurijetvä).  Hierfür  findet  sich  eine  Vorschrift  bei  Par.  2,  14,  11, 
indem  3,  2,  4  auf  diese  Riten  verwiesen  vrird;  4)  einerseits  der 
Gebrauch  einer  Handvoll  angefeuchteter  Kusa- Gräser  (allam  kuaa- 
mutthim  ädäyä),  womit  SäAkh.  4,  17,  3 — 5  zu  vergleichen  ist,  wo 
auch  der  Zweck  (Abwehr  des  Übels)  angeführt  wird,  und  anderseits 
das  Ausstreuen  von  grünen  Kusa- Gräsern  (harüehi  kusehi  ^attha- 
rüvä)^  um  daraus  ein  Lager  zu  bereiten  (Säükh.  4,  18,  5;  Aäv.  2, 

3,  7;  Pär.  3,  2,  6;  Gobh.  3,  9,  12—14;  Hir.  2,  17,  2;  Khäd.  3,  3, 
20).  Der  Ort  für  dieses  Lager  ist  aus  der  Angabe  antarä  ca 
velam  antarä  ca  agyägärain  zu  entnehmen.  Denn  befand  sich  das 
agyagäram  im  Osten  vom  Hause,  so  hatte  das  Lager  seinen  Platz 
westfich  vom  Feuer,  wie  die  Vorschrift  in  den  Sütren  lautet  (Aiv. 

2,  3,  7;  Pär.  3,  2,  6;  Gobh.  3,  9,  12;  Khäd.  3,  3,  20).  Haben  wir. 
unter  velä  das  Haus  als  Grenze  oder  was  sonst  zu  verstehen?  Der 
Kommentar,  der  zu  unserm  Sutta  nicht  einmal  eine  volle  Zeile  bei- 
bringt, bemerkt:  antarä  ca  velam  antarä  ca  agyägäran  tiväUkä- 
rästasa  ca  antare,  Soll  dieser  Sandhaufen  vielleicht  die  Grenze 
vorstellen?  Auf  alle  Fälle  würde,  was  allerdings  in  jenem  Sutta 
nicht  ausgesprochen  ist,  diese  „Grenze*  nach  Norden  zu  liegen,  da 
die  einzelnen  Personen  (der  Hausvater,  sein  Weib  und  die  Haus- 
genossen, letztere  nach  ihrem  Alter)  von  Süden  nach  Norden  sich 
auf   die    Streu   niederlegen   (Hir.  2,  17,  5.  6;   Ap.  7,  19,  10;   Pär. 

3,  2,  6),  seyyam  kappenti^  wie  das  Päli-Sutta  sich  ausdrückt.     Es 


Harcbff  Der  Orhya-RUna  Fratyavarohana  im  PaH-Kanon,       151 

folgt  niin,  nachdem  alle  sich  niedergelassen  haben,  die  demPra- 
tjayaroha^a  eigentümliche  Sitte,  in  der  Nacht,  d.  h. 
also  in  jener  Yollmondsnacht,  dreimal  sich  von  dem  Lager  zu  erheben 
(tom  rattirn  tikkhattum  paccutfhäya)  und  jedesmal  dabei  die  Hände 
zu  falten  nach  der  Richtung  des  Feuers  {pavjaUka  aggim  namas- 
scmti)  unter  Anwendung  einer  bestinunten  Formel,  in  der  auf  den 
Altt  des  Wiederherabsteigens  Bezug  genommen  wird,  und  die  der 
buddhistischen  Quelle  zufolge  lautet:  lasst  uns  wiederherabsteigen 
zu  Dir  (Agni) !  Auch  in  den  Gyhya-Sütras  wird  dieser  Ritus  ähn- 
lich beschrieben.  Am  nächsten  kommt  Hir.  2,  17,  12;  nur  die 
Formel,  die  man  jedesmal,  nachdem  man  sich  erhoben  hat,  spricht, 
ist  abweichend,  hierin  aber  herrscht  überhaupt  keine  Übereinstinmiung 
in  den  einzelnen  Sütren.  Pär.  3,  2,  14.  15  verweist  den  Ritus  zwar 
nicht  ausdrücklich  auf  die  Nacht,  doch  lässt  die  Stelle  in  Ver- 
bindung mit  der  Anpreisung  (auch  bei  Hir.)  der  Nacht,  ,die  die 
Leute  freudig  begrüssen*,  düe  „die  Gattin  des  Jahres**  ist  (Neujahrs- 
nacht), kaum  eine  andere  Deutung  zu.  Die  übrigen  SOtras  (Asv. 
2,  3,  11;  Ap.  7,  19,  12;  Gobh.  3,  9,  20)  erwähnen  nur,  dass  das 
Sichniederlassen  dreimal  erfolgt,  und  zugleich,  dass  sich  alle  dreimal 
auf  die  rechte  Seite  legen  (Gobh.  3,  9,  20 ;  Khäd.  3,  3,  25).  Für 
die  Ceremonie  des  pränjalika  gegenüber  dem  Feuer  im  Rahmen 
unseres  Ritus  zeugt  Pär.  3,  2,  7.  8,  während  ims  für  die  reichliche 
Bedienung  des  Feuers  mit  zerlassener  Butter,  Öl  und  frischer  Butter 
{pahutena  sappitdena  navarütena  aggim  santappenti)  kein  Zeugnis 
aus  den  Gfhya-Sütras  zur  Verfugung  steht.  Ich  glaube,  dass  auch 
Ap.  7,  19,  13  nicht  als  strenge  Parallele  zu  betrachten  ist.  Da- 
gegen haben  wir  wieder  für  die  den  Abschluss  bildende  Brahmanen- 
speisung  {tasaä  rattiyä  accayerui  panUena  khädaniyena  bkojani- 
yena  brähmane  santappenti)  eine  sichere  Parallele  in  Ä^v.  2, 13, 13; 
Hir.  2,  17,  13. 

So  zeigt  denn  die  Beschreibung  des  Pratyavarohana-Ritus  im 
Päli-Eanon  eine  sich  über  eine  Reihe  von  Einzelheiten  erstreckende 
Ähnlichkeit  mit  den  brahmanischen  Normen,  was  für  die  Geschichte 
der  religiösen  Bräuche  der  Inder  von  einigem  Werte  sein  dürfte. 
Der  Hinweis  hierauf  an  der  Hand  des  besprochenen  Falles  muss, 
da  mir  vorerst  noch  keine  umfassende  Behandlung  der  vorliegenden 
Materie  möglich  ist,  für  jetzt  genügen,  sowenig  er,  wie  ich  sehe, 
gerade  weil  es  nur  ein  Einzelfall  ist,  befriedigen  kann. 


152 


Zum  Kudatku  Bilik. 

Von 

Yf.  Badloir. 

Unter  dem  Titel  „Zur  Textkritik  des  Kudatku  Bilik*  bean- 
standet Herr  Dr.  Otto  Alberts  meine  Auffassung  eines  S.  3  Zeile 
11 — 14  befindlichen  Satzes,  in  dem  der  Verfasser  des  Buches  Jussuf 
Chass  Hadschib  sich  ,,aus  Belassagun  gebürtig"  nennt,  und  sucht 
durch  eine  andere  Fassung  dieses  Satzes  zu  beweisen,  dass  aus  dem 
Titel  meiner  Ausgabe :  „Das  Kudatku  Bilik  des  Jussuf  Chass  Had- 
schib  aus  Belassagun"   die  letzten  beiden  Worte  fortfaDen  müssen. 

Der  Umstand,  dass  die  Vicekönigl.  Bibliothek  in  Kairo  eine 
zweite  Handschrift  des  Kudatku  Bilik  erworben  hat,  welche  mit 
arabischen  Buchstaben  aus  dem  Uigurischen  umschrieben  ist,  von 
der  ich  durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  Moritz  eine  Abschrift  in 
Händen  habe,  überhebt  mich  der  Aufgabe,  die  Richtigkeit  meiner 
früheren  Lesung  zu  beweisen. 

Der  betreffende  Satz  lautet  in  der  mit  arabischen  Buchstaben 

geschriebenen  Handschrift  folgendermassen:  ..»LäIaä  \_^^-a^'*  v-jLxTjJ 

J^jy  }  y^y^  J^  LfT;^  ^y'y^  ^y^^^  »^^^  Verfasser 
dieses  Buches  ist  ein  Mann  aus  Belassagun  etc.";  obgleich  die 
Worte  jjL^-  c^jW  offenbar  auf  einer  fehlerhaften  Abschrift  be- 
ruhen, beweist  der  Anfang  und  das  Ende  des  Satzes  die  unumstöss- 
liehe  Richtigkeit  meiner  Auffassung.  Der  Titel  meiner  Ausgabe 
ist  somit  nicht  zu  ändern. 

Ich  erlaube  mir  hier  zu  bemerken,  dass  meine  Ausgabe  des 
Kudatku  Büik  nur  der  erste  Versuch  ist,  den  vielfach  verdorbenen 
Text  dieses  Buches  einigermassen  lesbar  zu  machen.  Die  mir  jetzt 
vorliegende  zweite  Handschrift  beweist  mir,  dass,  wenn  ich  auch 
meist  das  Richtige  getroffen  habe,  doch  in  meinem  Texte  manche 
unnütze  Verbesserung  vorkommt  und  recht  Vieles  anders  aufzufassen 
ist.  Es  scheint  mir  deshalb  verfrüht,  meine  Ausgabe  einer  Kritik 
zu  unterwerfen.  Ich  bin  jetzt  mit  der  Herausgabe  einer  Trans- 
skription und  Übersetzung  des  Kudatku  Bilik  beschäftigt,  in  der 
ich  in  zahlreichen  Anmerkungen  den  Text  und  jede  meiner  Än- 
derungen mit  Hilfe  der  zweiten  Handschrift  einer  genauen  Kritik 
unterwerfe. 


153 


Bemerkungen  zu  der  syrischen  Chronik  des  Jahres  846, 

(ZDMG.  LI,  569  ff.) 

Von 

SiegmiiBd  Fraenkel. 

Zn  den  im  letzten  Hefte  unserer  Zeitschrift  von  Herfn  Brooks 
veröffentlichten  Fragmenten  einer  syrischen  Chronik  erlaube  ich 
mir  einige  meist   die  Textgestaltung  betreffende  Notizen  zu  geben. 

S.  571  L  19  muss  hinter  jl.^   das  Objekt   ausgefallen   sein, 

wie  auch  der  Herausgeber  in  den  Anmerkungen  zur  Übersetzxmg 
als  möglich  annimmt.  Dann  ist  zu  übersetzen:  ,, damit  sie  nicht 
weiter  den  Dienst  am  Altare  versehen*  —  die  im  Texte  gegebene 
Übersetzung  des  Herrn  Br.  ist  aus  grammatischen  Gründen  nicht 
möglich. 

S.  572  1.  18.   Die  Konstruktion  J'^jy  |o^^>  ist  aus  älterer  Zeit 

nicht  bekannt.  Sie  ist  auch  in  den  meisten  anderen  aramäischen  Dia- 
lekten kaum  üblich;  vgl.  aber  Nöldeke,  Mand.  Gramm.  §  240,  Ende 
[s.  jetzt  auch  Euseb.  eccl.  bist.  179,  11]. 

S.  573  1.  6   ist   jsLoo   (Nomen  vom  Pael)   ganz  in  Ordnung 

als  , Verzeichnis,  Aufzeichnung*;  in  diesem  Sinne  ist  es  unseren 
Leidcis  hinzuzufügen.     (Gegen  Anm.  1.) 

S.  573  1.  14  giebt  einen  neuen  Beleg  für  das  seltene,  ver- 
mutlich fremde  Jy^A  „Räuber*.    (Von  jüd.  noib  gewiss  zu  trennen). 

S.  574  1.  10.  Die  Bleisiegel  vertreten  die  Stelle  der  Steuer- 
quittungen. 

S.  574  1.  16  kann  nicht  in  Ordnung  sein,  da  man  „Syrer* 
nicht  in  Sardes  oder  Pergamum  zu  suchen  hat.    Oder  1.  Quq\^/  ?  ? 

ib.  L  17/18  L  entweder  JL**  ^i  Jf^^^^  )Q^  ^^''^^^  ^  ^l'^ 
oder  Ji),^  ^4  jp^'Nv  JJ^  Oft  JD--"> ;  in  jedem  Falle  ist  oi  j«*^^ 
JLm  sicher  herzustellen. 

S.  575  1.  8  ist  J^  tSf^  (^Yfi)  &\feO  nicht  möglich;  lies 
)^  bu^  -^VV^  ff  am  Eingange  der  Weihnacht*  ;  1.  10  ist  |«00) 
wohl  Schreibfehler  für  Ji^O^;   1.  ult.  1.  Jfc^V/  ebenso  S.  576  1.  1. 


154       Framkel,  Bemerkungen  z.  d.  eyr,  ChrofUk  d.  Jahres  846. 

S.  576  1.  2  ist  wohl  besser  ö^V«/o  zu  lesen  ^und  zerstörte 
sie".  Der  Herausgeber,  der  ,he  bumt  it*  überträgt,  scheint  das 
Aphel  von  -^^^  ,, brennen*^  darin  gesehen  zu  haben;  «2u«/  ist  aber 
in  dieser  nicht  übertragenen  Bedeutung  nicht  belegt. 

S.  576  1.  5  würde  ich  für  Jl^uUfäD  ciii  Wort  wie  j^pa  »Burgen* 
dem  Sinne  entsprechender  finden. 

S.  578  1.  1  lies  jedenfaUs  JL;»?!-. 

ib.  1.  2  kann  das  sehr  merkwürdige  J)  ^v^nV  ^qjQ^i  nicht 
den  vom  Herausgeber  darin  gefundenen  Sinn  haben  (,to  offer 
prayers*).  Ich  vermute,  dass  Jlftv*^  verderbt  ist,  weiss  aber  die 
Stelle  nicht  zu  heilen. 

Mit  den  vielfachen  vom  Herausgeber  gegebenen  Ergänzungen 
lückenhafter  Stellen  kann  man  fast  stets  einverstanden  sein.  S.  575 
1.  7  genügt  aber  ««OfQSD^C;  ^  '^Jk^,  —  Eine  von  ihm  nicht  be- 
achtete Lücke  ist  wohl  S*.  578  1.  17/18,  wo  J^  JbojL V^crTJ/ 

nicht  wohl  angeht.  Vor  Jj^oit  ist  etwa  ^NV>/o  oder  dgl.  einzu- 
schieben. — 

AuffäUig  sind   einige  WortsteUungen  S.  573  1.  7;  577  1.  10. 

Zum  Schlüsse  möcht«  ich  den  Wunsch  aussprechen,  dass  Herr 
Brooks  doch  auch  die  anderen  Stücke  der  Chronik  pubücieren 
möge,  da  sie  dem  Anscheine  nach  noch  manches  sprachlich  Inter- 
essante bringen  dürften. 


155 


Anzeigen. 

Ahmed  Um  Hanbai  and  the  Mihna.  A  Biography  of 
ihe  Imdm  mcludmg  an  account  of  the  Mohammeaan  in- 
qmsitum  caüed  the  Mihna.  By  Walter  M.  Patton,  Pro- 
fessor in  the  Wesleyan  Theological  College,  Montreal,  Canada. 
Leiden  (E.  J.  Brill)  1897,  S».     208  pp. 

Unter  den  Schulrichtungen  des  muhammedanischen  Gesetzes 
hat  jene,  die  an  den  Nanien  des  Ahmed  ihn  Hanhai  geknüpft  ist, 
die  geringste  Ausbreitung  gefunden;  wohl  aber  kann  man  von  ihr 
sagen,  dass  sie  unter  allen  diesen  MadAhib  den  am  schärfsten  aus- 
geprägten individuellen  Charakter  aufweist. 

Sie  hat  auf  rituellem  Gebiete  den  Protest  gegen  die  Bid^a 
mit  grösster  Konsequenz  festgehalten;  ihre  doktrinären  Vertreter 
und  die  Gemeinde  ihrer  Anhänger  haben  den  Kampf  gegen  den 
Bationalismus  am  hartnäckigsten  fortgesetzt.  Mit  ihrer  vom  Gemein- 
geföhl  des  gewöhnlichen  Volkes  gerne  unterstützten^)  starren  Zurück- 
weisung jeden  Kompromisses  mit  der  durch  die  Mu'taziliten  und 
ihre  Gesinnungsgenossen  angebahnten  rationellen  Auffassung  vom 
Wesen  *  Gottes  und  seinen  Wirkungen ,  mit  ihrem  unnachgiebigen 
Festhalten  an  der  buchstäblichen  Deutung  der  überlieferten  Koran - 
und  Hadlt- Worte*),  haben  sie  das  Durchdringen  der  aä*aritischen 
Vermittlungstheologie*)  anderthalb  Jahrhunderte  lang  aufgehalten 
(diese  Zeitschr.  XLI,  63). 

Während  die  übrigen  Madähib  vor  dem  Igmft'  die  Waffen 
streckten    und   mancher   Bid*a   die   gesetzliche   Anerkennung   nicht 


1)  Man  Tgl.  s.  B.  die  Nachricht  des  Kazwini  ed.  Wüstenfeld  II,  259  ult.  ff. 
fiber  die  Auflehnung  des  Volkes  gegen  einen  Lehrer,   der   das  tasbih  verwirft. 

2)  Daher  ihre  Benennung:  ahl  al-tansil,  s.  diese  Zeitschr.  XLIV,  171. 

3)  Der  Seldschnkenvezir  Nizftm   al-mulk  Jy^y^    N^    \A^    ^   l)*^^ 

»IjtaL^  y^a;^l3  i^y^^l  v^  er  «^'  ^-^^^^  *^'  Ai-Sujoti,  xaVich 

al-chulafä' (Kairo)  168,  23:  er  verbot  die  öffentliche  Schmfihung  der  Anhänger 
de»  As'an  und  er  (derselbe  NisAm  al-mulk)  unterstützte  die  Säfi'iten;  Dugat  hat 
dies  miasverstanden,  wenn  er  mit  Berufung  auf  diese  Stelle  sagt:  Araid  el*Molk 
^tablit  la  coutome  d'ii\jurier  les  Acharites  et  de  faire  pr^dominer  les  Chafe'ites 
(Histoire  des  philosophes  et  des  theologiens  musulmans  170). 


156  Anzeigen. 

versagten,  haben  die  Hanbaliten  die  rigorose  Beurteilung  der  Bid^a 
am  längsten  festgehalten.  Diese  Starrheit  in  der  dogmatischen 
Lehre  und  der  Beurteilung  der  rituellen  Blanche  sowie  der  alltäg- 
lichen Lebensgewohnheiten  verlieh  ihnen  im  Vergleich  mit  den 
anderen  Mad&hib,  die  sich  gegenüber  den  dogmatischen  Nuancen 
ziemlich  indifferent  verhalten,  eine  individuell  ausgeprägte  Stellung. 
Selbst  nach  ihrer  Zurückdrängung  von  der  öffentlichen  Bedeutung 
macht  die  ^anbalitische  Richtung  in  Syrien  im  VIL — VJLU.  Jahr- 
hundert wieder  viel  von  sich  reden,  als  ihr  ein  energischer  Führer 
in  Ibn  Tejmijja  (st.  728)  erstand,  einer  Persönlichkeit,  deren 
Bedeutung  in  der  Geschichte  der  muhammedanischen  Theologie  und 
religiösen  Litteratur  noch  einer  eingehenden  Darstellung  harrt^). 

Was  wir  bei  dieser  Gelegenheit  hervorheben  möchten,  ist  die 
Thatsache,  dass  die  historische  Wirkung  der  hanbalitischen  Schule 
durch  die  Schriften  dieses  Ibn  Tejmijja  und  seiner  Schüler  ver- 
mittelt wurde:  ich  meine  die  Entstehung  des  Wahhäbismus,  dieses 
konsequentesten  Ausläufers  der  hanbalitischen  Lehre  ^,  mit  seinem 
unbeugsamen  Sunnafanatismus^)  und  seiner  Verfolgung  aller  Bid'a. 
Dass  der  Stifter  des  Wahhftbismus  seine  Anregungen  thatsächlich 
aus  den  Werken  des  Ibn  Tejmijja  und  seiner  Schule  geschöpft 
hat,  zeigt  sich  auch  darin,  dass  er  Schriften  jenes  Theologen  und 
seines  bedeutenden  Schülers  Ibn  Kajjim  al-Gauzija  eigenhändig 
kopierte ;  zwei  arabische  Handschriften  der  Leidener  Bibliothek,  die 
Aminschen  Codices  nr.  127  und  638,  sind  Zeugen  dafür*).  Und 
es  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  auch  die  neueste  Polemik  gegen 
die  dem  muhammedanischen  Igmä\  freilich  auf  sehr  beschränktem 
Felde,  sich  entgegenstenunende  Opposition  der  theoretischen  Ver- 
teidiger der  wahhftbitischen  Lehren  in  einen  Kampf  gegen  Ibn 
Tejmijja  ausläuft.  Davon  kann  man  sich  aus  der  Polemik  des 
^ftfi'itischen  Mufti  in  Mekka,  Mu^^ammed  Sa^fd  b.  Mu^amlned  b. 
B&besßl,   gegen    das  Buch  des  wahhftbitischen  Theologen  'Abdall&h 

b.  *Abd  al-Ra^män  al-Sindl  überzeugen.  (jJ!  ^  ^^J^Äjt  ^VaJ! 
j^JUu^l  ^y^:>J\  Jljä  ^^  dJt   Jl^c  ^y   lithogr.   Batavia    1309.) 

In  dieser  Polemik,  die  eigentlich  eine  Zurückweisung  der  wahhft- 
bitischen Angriffe  gegen  eine  Schrift  des  verstorbenen  Sejch  al- 
'ulemft  von  Mekka,  Ahmed  b.  Z6nl  Dahlftn  über  die  Wallfahrt  zum 
Prophetengrabe  in  Medina  zum  unmittelbaren  Zwecke  hat,  wird  der 


1)  Unrichtig  wird  er  im  Katalog  der  arab.  Handschriften  der  Pariser 
Nationalbibliothek  Nr.  214  ein  „docteur  hanöfite"  genannt. 

2)  Suouck  HorgroiOe,  Mekka  II,  249. 

3)  Noch  in  neuen  BQchem  kann  man  die  Fabel  lesen,  dass  die  Wahba- 
biten  Jede  Überlieferang,  in  erster  Linie  also  auch  die  Sanna  verwerfen  n.  s.  w." 
Nolde,  Reise  nach  Innerarabien,  Kurdistan  und  Armenien  (Braunschweig  1895) 
59,  während  doch  gerade  das  Gegenteil  der  Fall  ist. 

4)  Landberg,  Catalogue  de  Manuscrits  provenant  d*une  biblioth^ue  priv^e 
k  El-Medina  (Leiden  1883)  35.  176. 


Gokbiher,  Pctttom  Ahmed  ibn  PanbcU  and  the  MUina,         157 

wahh&bitische  Standpunkt  dadurch  widerlegt,  dass  der  Verf.  alles 
zusammenträgt,  was  Leute  wie  Ibn  Hagar  und  T&g  al-dln  al-Subkt 
zur  Herabwürdigung  des  Ibn  Tejmljja  und  zur  Entkräftung  seiner 
Lehrsätze  geschrieben  haben.  So  ist  die  wahh&bitische  Lehre  von 
dem  Wert  dieses  vielumstrittenen  Hanbaliten  abhängig  gemacht. 
Und  in  der  That  kann  die  seiner  Verteidigung  gewidmete  Litteratur 
noch  heute  zumeist  im  Qigäz  auf  Interesse  rechnen.  Der  grösste 
Teil   der  Auflage   der  Apologie   für   Ibn  Tejmljja   vom  Bagdader 

Gelehrten  Norman  Chejr   al-dln   al-Alüsl:   tU^l^  ^  ^^ÄAxJt  x^^ 

^^jJU»*^!    (Büläk    1298),  welche   am   Margo   noch   zwei   kleinere 

apologetische  Schriften  für  L  T.  enthält,  ist  —  wie  ich  in  Kairo 
erfahren  habe,  —  für  den  Hl^z  aufgekauft;  worden. 

Das  Leben  und  Wirken  des  Ln&m,  dessen  Namen  die  hanba- 
litische  Schule  tr9gt,  ist  in  vorliegendem  Buche  des  Hm.  Fat  ton 
Gegenstand  einer  flelssigen  Monographie,  als  deren  Quellen  er  auch 
handschriftliche  Dokumente  verwendet,  die  für  den  Gegenstand  seiner 
Arbeit  bisher  noch  nicht  ausgenutzt  worden  sind.  Die  Manft^lb 
des  A^^ned  b.  Hanbai  waren  Anlass  häufiger  Darstellung  bei  seinen 
Anhängern,  denen  der  Lebensgang  und  die  Leiden  dieses  mit  der 
Strahlenkrone  des  Martyriums  umkränzten  und  gegen  alle  Ver- 
suchung standhaften  Lehrers  als  vorbildlich  galten.  Am  bekanntesten 
ist  die  Biographie  des  A^med  ibn  ^anbal  vom  berühmten  ^anba- 
litischen  Vielschreiber  Abü-1-fara^  b.  al-Oauzl  (st  597,  Kairoer 
Bibliothek,  Ta'rich  nr.  311,  Katalog  V,  158),  von  welcher  auch  ein 
Auszug  von  ZakI  al-dln  al-Chazra^  in  der  Kremerschen  Sammlung 
(nr.  50)  des  Brit.  Mus.  vorhanden  ist.  Fatton  benutzte  für  sein 
Werk  eine  ähnliche  Schrift  des  Historikers  Al-Ma]^rtzt,  der, 
wenn  auch  kein  ausgesprochener  Qanballte,  durch  seine  Abneigung 
gegen  die  ^ijäs-Schulen  in  Gesetz  und  Dogmatik  der  Methode  dieser 
Lehrrichtung  sehr  nahe  stand  (s.  Zfthiriten  196  ff.);  auch  durch 
seine  Verwerfung  des  Gräberkultus  (Muh.  Stud.  11,  355)  zeigt  er 
Verwandtschaft  mit  ^anbalitlschen  Anschauungen.  Dass  der  sonst 
nüchterne  Historiker  nicht  abgeneigt  war,  seinem  Werke  auch  fromme 
Fabeln  einzuverleiben,  zeigt  das  Excerpt  bei  F.  49.  Ausser  dieser 
Schrift,  welche  die  Leidener  Bibliothek  im  Autograph  des  Verf. 
besitzt,  benutzte  F.  noch  die  biographischen  Artikel  aus  der  Qilja 
des  Abu  Nu^ajm,  sowie  den  grossen  l'aba^ät  des  Tag  al-din 
al-Subkl,  dieser  unschätzbaren  Fundgrube  für  die  Geschichte 
der  theologischen  Bewegungen  im  Islam.  Durch  ausgiebige  und 
gewissenhafte  Benutzung  dieser  Quellen,  aus  denen  er  uns  auch 
grössere  TestmitteHrmgen  bietet,  konnte  der  Verf.  ein  an  feinen 
Zügen  reicheres  Bild  von  Ibn  Hanbals  Leben  und  theologischer 
Haltung  bieten,  als  wir  es  bis  jetzt  besessen.  Namentlich  werden  uns 
die  speciellen  Einzelnheiten  jener  unerquicklichen  Inquisition  (Mi]^na) 
vorgeführt,  durch  welche  (218 — 234  d.  H.)  einige  Chalifen  der 
*abbftsidischen   Dynastie    ihre   rationalistische   Liebhaberei   mit   un- 


158  Anzägm, 

duldsamer^)  Aufdringlichkeit  aller  Welt  beizubringen  beabsichtigten, 
bis  unter  al-Mutawakkil  die  Anhänger  der  alten  Glaubensanschau- 
ungen  wieder  freier  aufatmen  konnten.  Aus  einer  ecclesia  pressa 
werden  sie  nun  recht  bald  zur  ecclesia  militans.  Sie  gebärden  sich, 
als  wären  sie  die  ausschliesslichen  Vertreter  der  rechten  Sunna*), 
während  alle  übrige  Welt  durch  böse  Bid*a  korrumpiert  sei.  Die 
düstere  Beaktion,  in  deren  Formen  sich  dieser  ihr  Anspruch  kleidet, 
artet  auch  bald  in  fanatischen  Terrorismus  aus,  der  erst  gegen  Ende 
des  V.  Jahrhimderts  in  seine  Schranken  zurückgewiesen  ward. 

Die  Mihna  gegen  Ahmed  b.  ^Qanbal  bildet  den  Mittelpunkt  der 
Darstellung  P.'s,  die  deshalb  für  die  Kenntnis  der  erst  durch  die 
Verfolgung  geschärften  orthodoxen  Dogmatik  jener  Zeit  überaus 
lehrreich  ist.  Auch  über  die  Werke  des  Tmam  erfahren  wir  mehr 
als  aus  den  bisher  benutzten  biographischen  Artikeln  bekannt  war. 


1)  Die  Mu'taziliteii  waren  nicht  weniger  intolerant  als  ihre  Gegner;   im 

IV.  Jahrhundert  spricht  einer  ihrer  Vertreter,  *AbdaU&h  b.  Mahammed  b.  'Akfl 

«• 
al-Bilrüdi  aus  Ispahan  den  Satz  aus:   jJ^^mh^)    ijnuJLs   LJiXjla  CT^  /*^   cy*i 
bei  Al-Dahabi,  Miz&n  al-i'tidftl  II,  68. 

2)  In  einem  sehr  interessanten  hanbalitischen  Sammelbande  der  Landberg- 
schen  Handschriftensammlung  ist  im  Anhang  eine  Reihe  von  versificierten  Kund- 
gebungen über  die  hanbalitische  Glaubensrichtung  von  verschiedenen  Verfass«im 

(die  Klteste   darunter  ist:  JtJuu   vli^Jc^    J^b    _j(  qJ  ^u      J^  ScX^Aoä 
JLJL^  der  Verf.  st.  326;  Anfang: 

gJUi*  «5ÜLjlI  LIcJo  Jsli  ^5  ^  ^5*^'  £J^b  ^^  J^^^'  tJ^-lij). 

In  den  mebten  dieser  Lehrgedichte  kommt  die  oben  gekennzeichnete  Überzeugung 
zum  Ausdruck.  Unter  diesen  Poemen  ist  eines  von  einem  Urenkel  des  ägyptischen 
'Abbäsiden  Al-Mutawakkil,  das  ich  in  folgendem  mitteile: 


Die  ungeschickten  Denominative  am  Schluss  des  1.  Verses  sind  unter  der  Wirkung 
der  Analogie  von  u^uX^'  (vgl.  cX.;»»J  A^.  VIII,  147,  21  dem  Ma'bad  nach- 

ahmen)  entstanden.  Zur  Behandlung  eines  solchen  mim  als  Verbalradical  ( ^.^Uww^ij) 
s.  auch  Snouck,  Mekkanische  Sprichwörter  und  Redensarten  92,  23  LajJUäj. 


GoldzikeTf  FüUons  Ahmed  ibn  J^cmhal  and  the  Mihna,         159 

Za  24,  17  erlaube  ich  mir  die  Notiz  hinzuzufagen,  dass  die  Jul^; 

jLum  vom  Sohne  des  A\^ned  b.  Qanbal  bei  *All  al-K4rt  (st.  1014) 

in  dessen  Kommentar  zum  l^ifä  des  E&^I  ^Ijä4  (Stambul  1299)  IT, 
552,  1  —  wie  es  scheint,  aus  eigener  Lektüre  —  angeführt  werden. 
Nur  noch  einige  Bemerkungen  zu  einzebien  Punkten  des 
Buches  p.  11,  1.  Dass  der  Imam  gewöhnlich  nach  seinem  Gross- 
yater  (Hanbal)  genannt  wird,  hat  wohl  nicht  die  vom  Verfasser 
angegebene  Ursache,  dass  A\^med  seinen  Vater  in  früher  Kindheit 
yerloren    hatte;   es   liegt   dabei   vielmehr   der  häufige   Fall   jU^^JÜt 


iXS.  Jl  vor.  —  p.  12,  8  sind  v..Jb^  nicht  „writings*,  sondern 
einzelne    Abschnitte    des   ganzen    Systems   der    muhammedanischen 

Gesetzkodifikation,  wie  das  vorhergehende  ^iJi.  y^lxf^  \pL2afiJt  u^Lä5^ 

u.  a.  m.  —  33,  Anm.  1. 11.     Das  Cognomen  des  berühmten  Dogma- 

tikeis  und  Exegeten  Fachr  al  -  dln  al  -  R&zt  war  nicht  Abü^  sondern 

I 
Ibn   al-GhatIb.    —    45  Anm.  1.  6  K.«jJüt  tJLo   ist  falsch;    das 

Iß  ^  ^ 

zweite  Wort  muss  heissen:  JUJCäJI,  das  Nachtgebet.  —  49,  Anm. 
L    1    ist    das  ^    im    sechsten    Worte    wohl    Druckfehler.    —    161, 

Anm.  Bei  der  Benennung  der  von  dem  orthodoxen  Glaubens- 
begriff  sich  entfernenden  Leute  als  pLP^I  ^\  schwebt  dem  ortho- 
doxen Theologen  die  Zugehörigkeit  dieser  Leute  zu  den  unter  ver- 
schiedenen Denominationen  bekannten  dogmatischen  Schulparteien 
vor  AugeiL     Auch   die   Zugehörigkeit   zu   einer  politischen   Partei 

wird   mit   ^^   ausgedrückt,    z.   B.  ^^lXj^  ^^t  ^\  ^^  ^y^, 

3ui|  Tab.  n,  223,  20 ;   469,  7.  8.     kLqI  ^  ^^  ^^^  ibid.  vgl. 

224,  18.     470,  1  u.  a.  m.   —    175,  1    (vi>oJ^)  ^  sind   nicht 

sthe  arguments  for  if^,  sondern  die  nSchwächen**  des  l^adlt 
u.  z.,  wie  man  jetzt  auch  aus  der  ältesten  Abhandlung  über  diesen 

Gegenstand  (Al-Ö&fi'l,  Risala,  Kairo  1312,  p.  57  ff.:  ^  JJijtit  v^b 
vi>sjw>l^-^l )  ersehen  kann,  nicht  nur  Umstände,  welche  die  Korrekt- 
heit des  Isn&d  betreffen  (*Izz  al-dln  ed.  Risch  4,  Note  k),  sondern 
auch  solche,  die  die  Verwendbarkeit  des  Hadtt  als  gesetzlichen  Be- 
weis beeinträchtigen,  z.  B.  der  Umstand,  dass  ein  solcher  Traditions- 
spruch   als   abrogiert  {^jm^Sj^  erwiesen  wird.     Diese  Ausdehnung 

der  Definition  der  viAjJLH  JJLc  wird  gewöhnlich  dem  Tirmidl  zu- 
geschrieben  (Dictionary  of  technical  Terms  1038  ^^-^  ^JoojJt^ 
Äifi  ;a.^mjl\)\  wie  wir  gesehen  haben,  ist  sie  bereits  mehrere  Jahr- 


160  Anzeigen, 

zehnte  früher  bekannt.  —  175,  9.  11  „under  the  protection*;  das 
.1^  des  Textes  bedeutet  hier  örtliche  Nachbarschaft.  —  177, 
Anm.  1.     J^AÄ>-   ^   Jl«.^!  ji^j^,  ry^^^  J^   ^^   ^^^   korrekter 

Text;  das  Richtige  ist  wohl:  gJ!  Ju>!  Ij^]  j^  L^*^'  J^ 
oder:  [JiJ]  ^\  /^,  c5«-5^'  J^»  beziehungsweise  bei  Beibehal- 
tung  des   pron.  relat  plur.   die  Verba   ^jj^Ju   oder  ^^jCJu-  — 

180,  penult.    Druckfehler  1.     ^^| .  —  181,  6  v.  u.  für  die  beiden 

ersten  Verse  des  hier  dem  A^med  b.  Qanbal  zugeschriebenen  Sitten- 
gedichtes wird  anderwärts  der  Zindl^  §&lih  b.  ^Abd  al-Kuddüs  als 
Autor  genannt  (Transactions  des  IX.  Orientalistenkongresses,  London 
1893,  n,  118  nr.  8);  v.  1  ist  überdies  bei  Al-6ftti?,  Bajftn  ed. 
Kairo  11,  108,  14  der  Schlussvers  eines  dem  Tamiml  zugeschriebenen 
Vierzeilers ;  ein  Beispiel  mehr  für  die  Unzuverlässigkeit  der  Autoren- 
angaben an  solchen  Stellen. 

Budapest.  '      Ign.  &oldziher. 


161 


V 

Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durränl 

(1747—1773). 

Von 

Oskar  Maiui. 

n.    Zur  Chronologie  der  Oesohiohte  des  Ahmed  Sah. 

Wenn  wir  die  uns  vorKegenden  europäisclien  DarsteUungen  der 
Geschichte  des  Ahmed  Sah  betrachten,  von  denen  man  doch  wenigstens 
eine  gewisse  kritische  Durcharbeitung  des  benutzten  Quellenmaterials 
Toraussetzen  könnte,  so  zeigen  sich  bei  den  einzelnen  ganz  erstaun- 
liche Verschiedenheiten  in  der  Angabe  der  Jahreszahlen  für  die 
einzelnen  Unternehmungen  Ahmeds.  Man  vergleiche  beispielsweise 
die  betreffenden  Abschnitte  bei  Elphinstone  ^)  mit  den  Kapiteln  in 
Perriers  »History  of  the  Afghans*  2),  wobei  allerdings  von  vornherein 
klar  sein  wird,  dass  die  letztere  Darstellung  ganz  den  Charakter 
der  Übersetzung  einer  persischen  Quelle  trilgt*^).  Nehmen  wir  hierzu 
noch  die  kurze  Aufzählung  von  Ahmeds  Thaten  bei  Mir  Abdoul 
Kerim  Boukhary  (Schefers  Übers,  pag.  15 — 17),  oder  gar  die  Dar- 
stellung in  Emlns  Mugmil  et-tarl^-i-ba'dnädirijje  (s.  oben),  so  ist 
die  Verwirrung  eine  vollständige. 

Einigermassen  sicheren  Boden  betreten  wir,  wenn  wir  aus  den 
Quellen  zur  Geschichte  des  indischen  Moghuireiches  im  18.  Jahr- 
hundert die  Kriegszüge  Af^meds  im  Pang&b  und  gegen  Delhi  fest- 
zulegen versuchen*).  Was  wir  in  dieser  Richtung  aus  den  bei 
Elliot  excerpierten  Werken  erfahren,  wird  dann  durch  die  Münzen 
des  weiteren  festgelegt,  und  wir  werden  aus  diesen  beiden  Faktoren 
einen  sicheren  Standpunkt  gewinnen,  von  dem  aus  eine  Lösung  der 
übrigen  chronologischen  Schwierigkeiten  möglich  werden  wird.  Was 
aus  den  in  Indien  geschlagenen  Münzen  des  A^med  Sah  sich  ergiebt,, 


1)  Accoant  of  the  Kingdom  of  Caabul,  London  1815,  pRg.  546C 

2)  London  1858.     pag.  68  ff. 

3)  TieUoicht  kt  das  oben  erwähnte  Tarib-^-wakAi'  wa-sewftnih-i-Afg&nistfia 
benutzt. 

4)  Eine  recht  übersichtliche  Zosammenstellnng  dessen,  was  diese  indischen 
Qaellen  berichten,  stellt  die  „History  of  the  Panjab"  by  Syad  Hahammad  Latif, 
London  (1889),  dar,  auf  die  ich  im  folgenden  der  Einfiichheit  halber  ver- 
weben werde. 

Bd.  LIL  1\ 


162  -Mann,  Q^eUen8tueiien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durränt 

ist  festgestellt  von  Chas.  J.  Rodgers  in  seinem  Aufsätze :  »The  coins 
of  Ahmad  Shah  Abdalli*  im  Journal  of  the  Asiatic  Society  of 
Bengal,  vol.  LIV.  part  I  (1885)  pag.  67—76. 

Wir  erhalten  hieraus  folgende  Daten  für  die  indischen  Feld- 
züge des  A\imed  S&h: 

[1160.     11.  6um.  n.     Mdir  §äJi  ermordet.] 
1161.     RabI'  I.     Al^med  §&h  Durranl  bei  Sirhind  geschlagen. 
[26.  Rabl*  n.   Der  indische  Kaiser  Muhammed  §&h  ti- 
li 62.     (2.  Jahr   des   Ahmed   §ah   DuiTftnl).      2.  Feldzug   der 

Afghanen  gegen  Indien.    Vertrag  mit  Mir  Mannü*). 
1165.     (5.  Jahr   des  A^imed  §&h  Durranl.)      3.  Feldzug   nach 

Indien^).     Erneuerung  des  Vertrages  von  1162. 
1165—1169.     Atmed  §&h  Durrftni  ist  Herr  des  Fan^äb. 
[1167.     11.  Sa^b&n.    Der  Moghul  Kaiser  A|?med  geblendet  und 

abgesetzt^).] 
(1169 — )1170.   Al?med  §&h  Durr4nl  zum  4.  Male  gegen  Indien*). 
1170.     Teimür  Öfth  Nizam  in  Lahor. 

1173.  5.  Feldzug  der  Afghanen  gegen  Indien. 

1174.  (Anfang    Gum.  H.)     Schlacht  bei  Panipat*). 

Über  die  Feldzüge  Ahmeds  in  Indien  nach  1170  erhalten  wir 
aus  den  Münzen  nicht  mehr  Aufschluss,  da  von  diesem  Jahre  ab 
die  Münzen  des  Teimür  Sah  als  Nizam  fast  Jahr  für  Jahr  belegt 
sind,  s.  Longworth  Dames  im  Numismatic  chronicle,  ser.  III.  vol.  8. 
Aus  den  Historikern  ist  noch  folgendes  festzulegen: 

1176.     Aufstand  der  Sikhs.    A^med  zum  6.  Male  nach  Indien^. 
1178.     Die  Sikhs  erobern  Sirhind.     Ahmed  zum  7.  Male  nach 

Indien"). 
1 1 80.     Al^meds  8.  Feldzug  nach  Indien ^).  Amar  Singh  von  Patiftla 

wird  Mahäräga  und  schlägt  in  A)?meds  Namen  Münzen. 

1)  S.  Mahammad  Latif,  pag.  221.  Bodgers  scheint  die  Ereignisse  des 
2.,  3.|  4.  und  5.  Jahres  des  Ahmed  Sah  Dorräni  nicht  richtig  auseinander  zu 
halten.  Ich  füge  aus  den  indischen  Quellen  oben  das  nötige  Jiinsu.  Der  Feld- 
zug des  Jahres  1162  wird  geschildert  in  dem  Tari|i-i-Ahmed-S&h  (Gurg&ni)  bei 
Elliot  VIII,  pag.  114  u.  115*,  es  heisst  dort:  „After  several  monUis  (nach  den 
im  vorhergehenden  geschilderten  Ereignissen,  die  in  den  Schlnss  von  1161 
fallen)  Ahmad  Khan  Afghan  again  made  bis  appearance  with  an  army,  and 
crossing  the  Indus,  made  direct  for  L&hore".  Ferner  Farhat  an-Nftzirin,  ElHot 
VIII,  pag.  166,  wo  allerdings  die  Jahreszahl  1160  »»  3.  Jahr  des  indischen 
Ahmed  Sah,  falsch  ist. 

2)  Muh.  Latif,  pag.  222:  „in  the  season  of  1751—52". 

3)  Tarih-i-'Älamgir  II.  bei  Elliot  VIU,  pag.  141;  Muh.  Latif,  pag.  225. 
Bodgers,  a.  a.  O.  pag.  71  hat  irrtümlicherweise  Muhammad  Shah. 

4)  Muh.  Latif,  p.  227  ff. 

5)  Grant  Puff,  history  of  the  Mahrattas,  4.  ed.  vol.  I.  pag.  614  giebt  den 
7.  Januar  1761  an;  dagegen  die  Ahbär-al-Muhabbat  bei  EUiot  VIII,  153  noto 
den  12.  Januar  (6.  Öum.  IL  1174  »  8.  Pus-badi  1817  samvat). 

6)  Muh.  Latif,  p.  283. 

7)  Ebenda  p.  286. 

8)  Ebenda  p.  287—88. 


Manuf  QudlenH%idien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durränt  163 

Auch  für  die  Geschichte  der  Unternehmungen  des  A^med  Sah 
in  !^nräs&n  geben  uns  die  Münzen  wenigstens  einen  festen  Punkt: 
wir  haben  einige  von  A|]tmed  in  MeShed  geschlagene  Münzen,  die 
aus  der  Zeit  stammen,  in  welcher  A^med  sich  zum  Oberherm  von 
^urftsÄn  erklärte,  und  dem  Enkel  des  N&dir  §fth,  Sfth  Ru^  §äh  die 
Statthalterschaft  in  Meähed  übertrugt).  Durch  die  Liebenswürdig- 
keit des  Herrn  Bapson  bin  ich  in  den  Besitz  eines  Gipsabdruckes 
eines  im  Brit.  Mus.  vorhandenen  Exemplars  dieser  Münze  gekommen. 
Ein  zweites  Exemplar  besitzt  das  Berliner  Münzkabinet. 

Die  Münze  des  Brit.  Mus.  trägt  auf  der  einen  Seite  die 
Aufschrift : 

Die  Berliner  Münze    zeigt   ebenfalls  Meshed   als  Prägeort   und   das 
8,  Jahr  der  Regierung  Ahmeds. 

Das  ergäbe  also  für  die  Eroberung  von  MeShed  das  Jahr 
1167  68.  Diese  Angabe  stimmt  denn  auch  vorzüglich  zu  dem  Be- 
richte der  Londoner  Fragmente  des  Tarl^-i-A^medSahi,  welche,  wie 
oben  gezeigt,  gerade  den  in  den  Jahren  1167 — 69  in  Huräsän  ge- 
führten Feldzug  erzählen.  Nach  dem  Tarl^  hätte  die  feierliche 
Übergabe  der  Stadt  an  die  Afghanen  am  19.  §afar  1168  statt- 
gefunden; an  diesem  Tage  sei  von  den  Kanzeln  die  I^utba  auf 
Ahmeds  Namen  verlesen  worden,  und  besonders  zu  diesem  Zwecke 
in  die  Stadt  geschickte  Münzmeister  hätten  in  Ahmeds  Namen 
Münzen  schlagen  müssen.  Denken  wir  daran,  dass  die  Ermordung 
des  N&dir  Sah  am  11.  Gum.  11.  1160  stattfand,  und  nehmen  wir 
hiervon  ausgehend,  ungefähr  den  Anfang  des  Regeb  als  den  Zeit- 
punkt der  Krönung  des  A^med  in  Kandahar,  so  fällt  in  der  That 
der  Monat  §afar  1168  in  das  8.  Jahr  der  Regierung  des  Ahmed  S&h. 

Nach  den  weiteren  Angaben  des  Ma^^müd  al-Mutannä  verweilte 
dann  Ahmed  Sah  noch  bis  zum  Ende  des  Jahres  1168  in  IJuras&n; 
ungefähr  die  letzten  fünf  Monate  dieses  Jahres  würden  aber  schon 
in  das  9.  Regierungsjahr  des  Ahmed  fallen:  aus  diesen  Monaten 
wird  dann  die  von  Reg.  St.  Poole  (Coins  of  the  Shahs  of  Persia, 
pag,  LIII)  erwähnte  in  MeShed  geschlagene  Münze  Ahmeds  aus 
seinem  9.  Regierungsjahre  stammen. 

Wir  haben  nunmehr  in  die  obenstehende  Zeittafel  vor  den 
4.  indischen  Feldzug  einen  die  Jahre  1167  bis  Anfang  1169  ein- 
nehmenden Kriegszug  nach  Meshed  einzufügen. 

Fast  unmittelbar  nach  der  Rückkehr  aus  Hurasftn  finden  wir 
nach  den  Angaben  des  Tarl^-i-AbmedSähl  eine  starke  Heeresabteilung 
der  Afghanen  in  einem  Feldzuge  gegen  die  Stämme  der  Kat^&n-). 
Dabei  erfahren  wir,  dass  diese  Gebiete  Turkistäns  schon  früher  von 


1)  Maleolm,  Geschichte  Persicnt,  deutsehe  Übers.;  Bd,  II,  p.  192. 

2)  Kien,  a.  a.  O.  und  cap.  XIX  ff.  der  unten  folgenden  Übersetiung. 

II» 


154  Mann,  Qudlenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durräni, 

Ahmed  Sah,  oder  einem  seiner  Generale  unterworfen  worden  waren. 
A^imed  selbst  zieht  nach  kurzer  Buhepaose  noch  1 169  wieder  nach  Indien. 

Viel  weniger  sicher  sind  wir  in  Bezug  auf  die,  oder  besser 
gesagt,  den  früheren  Zug  des  Ahmed  Sah  gegen  !^urftsan,  welchen 
Reg.  St.  Poole*)  anscheinend  in  das  Reich  der  Fabel  verwiesen 
wissen  will. 

Das  TarSlj-i-Al?medS&hl  spricht  öfters  von  einem  früheren  Zuge 
A]|imeds  gegen  I^uräsän,  w^iüirend  dessen  die  Afghanen  Nl^ftpür  ver- 
geblich belagert  haben.  Als  1168  der  Angriff  der  Afghanen  auf 
NiSÄpür  zu  gelingen  droht,  äussern  die  Bewohner  der  bedrängten 
Stadt  ihre  Reue  über  die  von  ihnen  vor  drei  Jahren  dem  Heere 
Ahmeds  bereitet«  Niederlage-).  Nach  Emlns  Darstellung'^)  hätte 
Ahmed  bei  seinem  ersten  Angriffe  auf  NiSäpür  eine  schwere  Nieder- 
lage erlitten,  sei  aber  im  folgenden  Jahre  wiedergekehrt,  und  habe 
sich  blutig  gerächt.  Nach  Elphinstone*)  hat  Ahmed  drei  Peldzüge 
gegen  Huräsän  in  den  Jahren  1749  (spring),  1750  (spring),  und 
1751  (early  in  the  year)  unternommen,  doch  erkennen  wir  leicht 
in  der  Erzählung  von  den  beiden  letzten  Feldzügen  die  Haupt - 
ereignisse  desjenigen,  den  wir  soeben  für  die  Jahre  1167 — 6S 
(1753—54)  festgelegt  haben. 

Einen  Ausweg  aus  diesem  Wirrnis  zeigen  uns  die  oben  er- 
wähnten Zendgeschichten ,  die  für  uns  zudem  den  Vorteil  haben, 
dass  sie  von  den  bisher   benutzten  Quellen  völlig  unabhängig  sind. 

In  dem  Tarl^-i-GitlguSäl  des  Mirzä  Sädi^c  findet  sich^)  inner- 
halb des  diese  Ereignisse  des  Jahres  1168  behandelnden  Abschnittes 
folgendes  Kapitel: 

Geschichte  des  Ahmed  Sah  Afgän  und  seiner 
Eroberung  von  IJ^^^sän^). 

„Nach  der  Ermordung  des  Nadir  Sah  hatte  Ahmed,  ein  Prinz 
„aus  dem  Stamme  der  Abdäll  in  Feräh'^)  die  für  die  Staatskasse 
„Nadirs  bestimmten  Einkünfte  Hindüstäns,  die  nach  Kilät  gebracht 
„werden  sollten,  in  seinen  Besitz  gebracht.   In  Kandahar  brachte  er 


1)  a.  a.  O.  pag.  LI. 

2)  8.  Cap.  VII  der  Übersetzung. 

3)  fasc.  II  pag.  AOfif.  und  If  ff. 

4)  Account  of  the  kingdom  of  Caubul,  pag.  547  u.  548. 

5)  fol.  24  b  der  Berliner  Hs.,  siehe  Pertsch,  Verz.  d.  pers.  Hss.  zu  Berlin, 
pag!  430,  no.  439  und  Nachträge  pag.  1061 — 62. 

7)  Kach   allen  andern  Quellen  (siehe  z.  B.  Emin,   &sc.  II   pag.  vO)   ge- 
schah dies  in  der  N&he  von  Kandahar. 


Manrif  QueUensiudien  ssur  Geschichte  du  AJimed  Sdh  Durrdnt  165 

„hiemach  ein  bedeutendes  Heer  zusammen  und  liess  sich  zum  Könige 
^krönen.  Während  der  drei  auf  die  Ermordung  Nadirs  folgenden 
,  Jahre  war  die  Herrschaft  von  J^urasän  in  den  Händen  von  *AlI 
^SiÜi  und  Sah  Ru^  S&hf  und  diese  konnten  sich  wenig  um  die  Ver- 
^hältnisse  in  Afghanistan,  wo  inzwischen  A^med  S4h  seine  Macht 
,nach  allen  Seiten  hin  festigte,  kümmern.  Sodann  wendete, sich  der 
.neue  Afghanenkönig  nach  Indien.  Er  eroberte  Sahgeh&näb&d  *)  und 
,  brachte  von  da  eine  grosse  Menge  von  Gold  und  Edelsteinen  in 
, seine  Heimat  zurück.  In  dem  Jahre,  in  welchem  die  Emire  von 
^Hur&sän  den  Nawwäb  Mlrzä  Sejjid  Muhammed,  den  Si\h  Sulaiman  11. 
,  absetzten  und  den  blinden  Sah  Rulj  Sah  zum  zweiten  Male  mit  der 
,  königlichen  Würde  bekleideten,  beschloss  A^med  Sah,  IJuräsütn  au- 
fzugreifen, um  es  seiner  Herrschaft  einzuverleiben.  Nachdem  er 
,Herät  erobert,  wendete  er  sich  gegen  MeShed,  und  versuchte  die 
.heilige  Stadt  zu  erobern.  Aber  durch  die  Gnade  des  Höchsten 
„blieben  die  Pforten  des  Sieges  vor  dem  Antlitz  seiner  Hoffnung 
, geschlossen.  Da  die  an  das  heisse  Klima  gewöhnten  Soldaten 
„Abmeds  durch  die  kalte  und  rauhe  Witterung  in  Huräsftn  sehr 
•litten,  mussten  die  Afghanen  wieder  nach  Kandahar  zui-ückkehren. 
»Darauf  entfaltete  Emir  'Alam  IJan,  ^Arab-i-^uzaime,  in  IJurasän 
,das  Banner  seiner  Herrschaft,  und  zwang  alle  türkischen  imd 
«kurdischen  Stämme  jener  Gegenden  unter  seine  Botmässigkeit. 

„Darauf  zog  A\^med  Sä.h  zum  zweiten  Male  gegen  I^uräsän. 
,Die  von  Emir  *Alam  Hän  gepeinigten  Emire  schlössen  sich  lieber 
„an  Ahmed  an,  und  nachdem  Meshed  auf  friedlichem  Wege  sich 
„den  Afghanen  unterworfen  hatte,  zog  Aljmed  gegen  NiSäbür.  Die 
„Emire  der  türkischen  und  kurdischen  Stämme,  der  Bugairi  und 
„Kalgf  und  ButAlailü  (?)  flohen  mit  den  reichen  Schätzen  an  Gold 
,und  Edelsteinen,  die  sie  dem  Emir  *Alam  Hftn  abgenommen  hatten, 
«aus  Furcht  vor  den  Afghanen  mit  ihrem  Anhange  zu  Muliammed 
^ Hasan  ^^än  (Kftgär)  nach  Mäzenderän,  der  sie  freundlich  aufnahm, 
„ihnen  in  Mäzenderän  Wohnplätze  (     t-  — '  '^j^)  anwies,  und  für 

^hren  Unterhalt  sorgte.     Die  Krieger  dieser  Stämme,  deren  gegen 
,4 — 5000  Mann  waren,   brachten  seinem  Heere  einen  erwünschten 
,  Zuwachs.     Darauf  zog  Muhammed  Hasan  ^kn  nach  Irälj:  ..." 
Wir  erfahren  aus  diesem  Berichte  von   zwei  Feldzügen  gegen 

I^nräsän.  Der  erste  fand  in  dem  Jahre  statt,  in  welchem  Sah 
Sulaim&n  H.  abgesetzt  wurde,  und  Sah  Ru^  zum  zweiten  Male  den 
Thron  bestieg.  Dies  Ereignis  fand  aber  statt  am  11.  Rabl*  IL 
1163,  wie  5^111  in  seinem  Megma*  et-tew&rl^^)  und  nach  ihm  die 
Tedkire-i-41-i-Däüd  ^)  berichten.     Somit  ist  für   das  Jahr  1163  ein 

1)  Das  bt  ein  Irrtam.  Ahmed  kam  erst  1170  sam  ersten  Male  nach 
Delhi  (s.  Bodgera,  Journal  of  the  Asiatic  Soc.  of  Bengal  54.  I.  1885  pag.  71). 
'  2)  Berliner  Hb.,  siehe  Pertsch,  Katalog  pag.  425,  und  meine  Einleitung 
SQ  Emln  fiisc.  I.  pag.  10  ff. 

3)  B.  Poole,  Coins  of  the  Shihs  of  Persiai  pag.  LI,  und  meine  Einleitung 
au  Emin  I,  pag.  14. 


166  Maniif  QueUehstudien  zur  Geschichte  des  AJtmed  Sah  Durr&ni. 

Feldzug  der  Afghanen  gegen  IJuräsän  festgelegt.  Was  im  Tarl^-i- 
Gltlgu^ät  von  den  Einzelheiten  dieses  Feldzuges  berichtet  wird, 
stimmt   ganz    gut   zu   der  Erzählung    des  Emtn,   fasc.  11,  pag.  v*1, 

Zeile  10  ff.  Nach  der  langen  Belagerung  von  Herftt  (pag.  aO  zieht 
A^med  gegen  Tun  (pag.  ac)Oj  unternimmt  einen  vergeblichen  An- 
griff auf  Nßftpür,  und  zieht  sich  nach  Herät  zurück,  Dass  das 
Taril}-i-Gltlgusäi  die  Belagerung  von  NlSäpür  nicht  erwähnt,  ist  bei 
der  gedrängten  Kürze  der  Darstellung  kaum  aufBQlig.  Dagegen 
berichtet  merkwürdigerweise  Emin  hier  nichts  von  einer  Belagerung 
von  Me^hed,  sondern  lässt  die  Afghanen  von  Tun  direkt  nach 
NlSäpür,  und  von  da  nach  Herät  marschieren.  Dass  aber  A|?med 
Sah  im  Jahre  1163  auch  vor  MeShed  erschienen  ist,  wird  besiÄtigt 
durch  das  Zeugnis  des  ^elll,  der  mit  seinem  Vater  um  diese  Zeit 
noch  in  MeShed  war  2).  Der  diesbezügliche  Abschnitt  des  Me^^ma* 
et-tewärl^,  aus  dem  wir  auch  sonst  allerlei  Nachrichten  über  die 
Ereignisse  der  Jahre  1163  und  1167  erhalten,  wird  unten  in  Über- 
setzung mitgeteilt  werden. 

Die  Einzelheiten  dieses  Feldzuges  vom  Jahre  1163  sind  recht 
unklar.  Die  beiden  ältesten  Quellen,  die  hierüber  ausführlich  be- 
richten, Emin  und  IJ^lll  zeigen  bedeutende  Verschiedenheiten.  Auch 
die  sicher  auf  eine  gemeinsame  Quelle  zurückgehende  ErzäJilung 
beider  von  den  Schicksalen  Her&ts  vor  der  Einnahme  durch  Ahmed 
1163  bietet  manche  dunkle  Punkte.  Schon  zur  Zeit  des  Ibrahim 
§äh,  der  gegen  das  Ende  des  Jahres  1161^)  in  Täbriz  sich  zum 
Herrscher  erklärte,  muss  Ahmed  Sah  im  Besitze  von  Herät  gewesen 
sein,  wie  aus  Emin,  fasc.  I,  pag.  fr,  Zeile  9  hervorgeht*).     Doch 


1)  Der  bei   Emin    hier    (pag.   aI — aö)    eingeschobene   Bericht   Ober   das 

Emporkommen  des  Emir  'Alam  IJän  and  seine  Untemehmnngen  gegen  Nisäpür 
gehört  sicher  in  eine  spätere  Zeit.  Das  Tarib-i-6itigasld  setzt,  wie  ^^  oben 
sahen,  diese  Ereignisse  in  die  Zeit  nach  der  Bückkehr  des  Ahmed  S&h  nach 
Kandahar.  Was  fiir  eine  RoUe  Emtr  'Alam  im  Jahre  1163  in  Meshed  gespielt 
hat,  erzählt  Emin  an  einer  andern  SteUe  (fasc.  I  pag.  *irff.)  ziemlich  ausführ- 
lich. Von  dem  intriganten  Parteigänger  des  Sulaimlüi  II.  aber  bis  zum 
Herren  von  Hur&sftn,  der  an  einen  Widerstand  gegen  die  Afghanen  denken 
kann  (Emin  II,  pag.  Ar,  Zeile  8)  ist  ein  weiter  Schritt,  den  zu  machen  selbst 
in  den  zerfahrenen  Verhältnissen  in  |Iari«än  wohl  kaum  im  Verlauf  einiger 
Monate  möglich  war.  Über  das  Ende  des  Emir  'Alam  berichtet,  in  den  Einzel- 
heiten etwas  anders  als  Emin ,  aber  jedenfalls  in  unmittelbarem  Anschluss  an 
seine  Unternehmungen  gegen  Nisäpftr,  auch  noch  das  Tarih-i-Ahmeds&hi,  das 
diese  Ereignisse  ausdrücklich  in  die  Jahre  1167 — 68  setzt  (siehe  die  Über- 
setzung, Kap.  V).  Die  falsche  Einreihung  der  Geschichte  des  Emir  *Alam  bei 
Emin  ist  leicht  daraus  zu  erklären,  dass  Emin  die  beiden  Feldzüge  yon  1163 
und  1167 — 68  zusammenwirft. 

2)  fol.  154  ff.  der  Berliner  Handschrift,  s.  Pertseh,  pag.  425—428. 

3)  Nach  dem  Tarih-i-Nädiri  am  17.  Dil-hi^ij^a;  s.  auch  Emin  üuc.  I,  pag. 
t^v,  Zeile  12,  der  hier  bekanntlich  das  Tarih-i-Nädiri  ausschreibt. 

4)  Der  hier  geschilderte  Angriff  auf  Kum  wird  etwa  in  die  letzten  Monate 
des  Jahres  1162  zu  setzen  sein,  s.  Poole,  The  coins  .  .  .  Introd.  pag.  L  unten, 
und  Note  2. 


Mann,  QiteUenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdni,  167 

<dnd  im  Jahre  1161  in  Her&t  noch  Münzen  im  Namen  des  Sah 
Ra\i  Sah  geschlagen^),  siehe  Poole  pag.  92  no.  294.  Wenn  also 
die  ehenerwähnte  Angabe  Emlns  richtig  ist,  so  muss  Al^^med  Sah 
Her&t  im  Jahre  1161  oder  1162  in  seinen  Besitz  gebracht  haben. 
Nun  war  A^med  fast  unmittelbar  nach  seiner  Krönung  in  ^andahftr, 
die  etwa  im  Regeb  1160  stattgefunden  haben  muss,  im  östlichen 
Afghanistan,  Kabul  und  PeSäwar  gegen  Nä^ir  ^An  beschäftigt,  und 
machte  von  hier  aus  einen  Einfall  in  das  Pang4b,  in  das  er  im  Anfang 
des  Mu^arram  1161  eindrangt).  Im  Rabl^  11.  scheint  er  nach  der 
Niederlage  bei  Sirhind  das  Pangäb  bereits  wieder  geräumt  zu  haben, 
denn  wir  hören,  dass  am  24.  Rabl'  IT.  N&sir  IJän  von  Seiten  des 
indischen  Oberbefehlshabers  wieder  nach  Kftbul  gesendet  wird.  Kurz 
darauf,  noch  im  Jahre  1161 ,  finden  wir  Ali^med  Sä^  wiederum  in 
Indien. 

Wenn  also  wirklich  Herät  in  den  Jahren  1161  oder  1162  in 
den  Besitz  der  Afghanen  gekommen  ist,  so  kann  es  kaum  von 
Ahmed  selbst,  sondern  nur  von  einem  seiner  Feldherm  eingenommen 
worden  sein.  Oder  wir  müssten  annehmen,  dass  sich  Al^med  un- 
mittelbar nach  seiner  Bückkehr  im  Rabi^  1161  von  Pe^äwar  aus 
gegen  Herftt  gewendet  habe.  Hierbei  wäre  aber  zu  bedenken,  dass 
ein  Heer  für  den  Weg  von  PeS&war  nach  Herftt  reichlich  vier  Wochen 
brauchen  muss,  für  den  Rückweg  dann  ebensoviel,  während  der  zweite 
Einfall    in  Indien    etwa   in  den  Anfang  des  SawwäP)  zu  legen  ist. 

Immerhin  scheint  aus  allem,  auch  aus  der  Nichterwähnung  in 
allen  Quellen,  hervorzugehen,  dass  diese  Besitzergreifung  von  Herät 
ohne  bedeutendere  Kämpfe  vor  sich  gegangen  ist.  Jedenfalls  ist 
nach  dem  Zeugnis  des  Emln  und  des  Hell!*)  während  der  Regierungs- 
zeit des  Sulaimän  IL  Herät  im  Besitze  der  Afghanen.  Nach  diesen 
Quellen  (Emln  fasc.  I,   pag.  o/v,  Zeile  15  fr.)   schickte  Sulaimän  ü. 

V  ^ 

an  A^xned  Sah  ein  Schreiben,  indem  er  ihm  befahl,  sich  aus  Herät 
und  dem  Lande  bis  E[andahär  zurückzuziehen,  und  diese  Gebiete 
den  Beauftragten  Sulaimäns  auszuliefern^).  A^med  tötete  den  einen 
der  beiden  Gesandten,  und  setzte  den  andern  gefangen.  Zu  gleicher 
Zeit  gab  er  seinem  Sohne  Teimur,  der  in  Herät  kommandierte,  von 
den  Vorgängen  Nachricht.  Sulaiman  schickte  nun  den  Behbüd  |J[4n 
und  Emir  5^  ^i*  einem  Heere  von  20  000  Mann  gegen  Herät. 
Nach  kurzem  Widerstände  räumten  die  Afghanen  die  Stadt  und 
die   Perser  zogen    als    Sieger    ein^).     Die   Erwähnung   des   Teimur 


1)  SAh  Roh  gelangte  in  Meshed  anf  den  Thron  am  8.  Saww&l  1161,  nach 
dem  Tarih4-Nädir?. 

2)  far!fa-i-AhmedsÄhi(-i-Garg4n!)  bei  ElUot  VIII,  pag.  106. 

3)  Muh.  Latir  pag.  221:  „At  the  dose  of  the  rains  of  1748". 

4)  Welche   Übereinstimmung  allerdings  nicht   viel   su   bedeuten  hat,   da 
wohl   beide   eine  gemeinsame  Quelle  haben:   siehe  Einleitung   zu  Emln  fasc.  I. 

5)  Emin  pag.  o1,  Zeile  11—15. 

6)  Emin  pag.  1) ,  Zeile  15. 


168  Mann,  QueUenatudien  stur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt 

Mirzä  hier  ist  unsinnig,  da  A^med  S&h  bei  seiner  Tbronbesteigung 
erst  23,  also  1163  etwa  26  Jahre  alt  war.  Gleich  nach  der  Ein- 
nahme von  Herät  durch  Behbüd  IJftn  wurde  Sulaim&n  IT.  in  Meshed 
abgesetzt,  am  11.  BÄbl*  I.  1163.  Dies  bewog  die  neuen  Statthalter 
von  Herat,  welche  an  der  Blendung  des  Sah  Ru^  teilgehabt  hatten, 
aus  Furcht  vor  der  Rache  des  Königs  dem  A)?med  Söh  die  Über- 
gabe der  Stadt  anzubieten,  imd  ihn  gegen  S&h  Ru^  zu  Hilfe  zu 
rufen*).  Ganz  dasselbe,  nur  in  den  Einzelheiten  viel  ausführlicher, 
erzählt  Helll^).  Da  diese  beiden  Quellen  durchaus  einwandfrei  sind, 
so  werden  wir  die  Thatsache  als  feststehend  betrachten  müssen,  dass 
Her&t  etwa  1162  von  den  Afghanen  besetzt  worden  ist,  und  un- 
gefähr im  Muljarram  1163  von  den  Persem  zurückerobert  wurde. 
Unmittelbar  an  Emfn  I  pag.  vi  Zeile  7  schliesst  sich  dann  die 

Fortsetzung  der  Erzählung  fasc.  11  pag.  v*i  Zeile  9.    Emin  schildert. 

hier  eine  sehr  langwierige  Belagerung,  deren  Dauer  er  auf  neun 
Monate  bemisst').  Auch  das  Tarl^-i-AbmedSahl  erwähnt  diese  Be- 
lagerung und  berichtet  etwas  ausführlicher  über  den  auch  bei  IJelll 
erzählten  Versuch  des  S&h  Rulj  Sah,  die  Stadt  zu  entsetzen*),  von 
welchem  Emln  nichts  erwähnt.  Im  übrigen  schwanken  die  Angaben 
der  einzelnen  Quellen  über  die  Dauer  der  Belagerung  ganz  ausser- 
ordentlich. Im  allgemeinen  scheint  nach  den  älteren  Quellen  fest- 
zustehen, dass  eine  ziemlich  langwierige  Belagerung  nötig  war;  so 
nimmt  auch  anscheinend  das  Tari^-i-Alimed§&hI  an  der  eben  an- 
geführten Stelle  an.  Nur  nach  der  Erzählung  des  5^1ll  ist  die  Über- 
gabe   ganz  ohne  Widerstand  erfolgt '^). 

Überhaupt  weicht  dieser  Bericht  in  wesentlichen  Punkten  von 
dem,  was  Emin  erzählt,  und  was  wir  aus  dem  Tarllj-i-AhmedSähl 
wissen,  ab.  Im  letzteren  spielt  Isma*il  IJän  aus  gwäf  ungeftlhr 
dieselbe  Rolle ,  die  von  IJ^lIl  dem  Emir  'Alam  5^n  zugeteilt  Lst. 
Unwahrscheinlich  ist  mir  zudem,  dass  Emir  *Alam  sich  auf  die 
Seite  der  Afghanen  gestellt  haben  sollte,  während  er  im  Jahre  1167 
als  ein  eifriger  Gegner  des  A^med  Sah  auftritt.  Auch  würde  wohl 
der  Verfasser  des  Tari^-i-AhmedSäht  bei  den  vielfachen  Erwähnungen 
des  Emir  *Alam  H&n  Gelegenheit  genommen  haben,  gerade  auf  diese 
früheren  Thaten  des  Mannes  hinzuweisen.  Das  Tari^-i-Sult&ni  er- 
zählt, dass  Ahmed  gegen  den  heranziehenden  Sah  Ru^  von  Herät 
aus  seinen  Feldherm  ^än  dän  IJ&n  entsendet  habe,  der  die  Truppen 
der  Perser  dann  bei  Turbet-i-Sailj  Gämi  aufgerieben  habe.  Das 
würde  sich  gut  mit  den  Angaben  des  Tarllj-i-AljmedSähi  vereinigen 
lassen.  Durch  die  Orte  Sengbest  bei  IJelil  und  Turbet-i-Saife  G&mi 
im  Tarl^-i-Sult&ni   ist    in  der  That  der  kürzeste  Weg  von  Meshed 

1)  Emfn  pag.  vi. 

2)  fol.  136b  bis  Ulb   der  BerUner  Handschrift. 

3)  pag.  vv,  Zeile  7 — 8. 

4)  Kap.  IX  der  L^bersetzang  des  Tarih-i-Ahmedsftbi. 

5)  Vgl.  die  unten   folgende  Übersetzung  der  betreffenden  Stellen  aus  Helil. 


Mann,  Quellenstudien  zur  GeacMehte  des  Ahmed  Sah  DurrdnS,  169 

nach  Herät  bezeichnet,  und  das  Schloss  Büd  (o^    xjtiä)  im  Taril)- 

i-AhmedSahi  könnte  ebenfalls  in  der  Nähe  dieser  Strasse  zn  suchen 
sein,  da  die  Grenzen  des  Bezirkes  von  l^waf  nördlich  bis  in  die 
Nähe  von  Turbet-i-Sai^  6sLmi  reichen,  und  im  Tari^-i-A^^medS&hl 
eben  nur  gesagt  wird,  dass  das  Schloss  zu  diesem  Bezirke  gehöre. 

Auf  alle  Fälle  scheint  es  mir  nötig,  den  Angaben  des  Tari^- 
i-Ahmed§IÜii  auch  hier  in  erster  Linie  Glauben  zu  schenken,  und 
80  als  feststehend  zu  betrachten,  dass  A^med  Sah  erst  nach  längerer 
J^Iagerung  Herät  bezwang,  und  dass  inzwischen  ein  von  Sah  Bul) 
Sä^  unternommener  Versuch,  den  Belagerten  zu  Hilfe  zu  kommen, 
durch  die  Afghanen,  ungefyhr  in  der  Nähe  von  Sailj  6ämi,  ab- 
geschlagen worden  sei.  ^elll  hat  seine  Nachrichten  von  seinem 
Vater,  der  während  dieser  Zeit  in  MeShed  selbst  lebte,  und  viel- 
leicht gerade  wegen  seiner  Stellung  zu  Sah  Rulj  über  die  Ereig- 
nisse nicht  ganz  klar  unterrichtet  war.  Zudem  ist  die  Erzählung 
bei  ^elil  an  dieser  Stelle  von  fast  epigrammatischer  Kürze,  was 
eben  auch  auf  mangelhafte  Kenntnis  des  Erzählers  hindeutet.  Wofür 
sich  Helll  interessiert,  z.  B.  die  Schicksale  seines  Grossvaters  und 
dessen  moralische  Reden,  das  giebt  er  immer  mit  der  grössten  Aus- 
fohrlichkeit  wieder. 

über  den  zweiten  Feldzug  Ahmeds  gegen  I^ur&sän  in  den 
Jahren  1167 — 69  haben  wir  dann  den  ausführlichen  Bericht  in 
den  Londoner  Fragmenten  des  Tarl^-i- AbmedSähl ,  der  unter  allen 
Umständen  Anspruch  darauf  hat,  ein  authentischer  genannt  zu 
werden.  Ich  gebe  diese  Darstellung  unten  in  freier  Übersetzung, 
und  will  deshalb  hier  nicht  auf  eine  Vergleichung  mit  den  andern 
Quellen,  vor  allem  mit  Emin,  dessen  Text  ja  allgemein  zugänglich 
ist'),  eingehen.  Wo  tiefergehende  Verschiedenheiten  sich  finden, 
werden  wir  a  priori  jedesmal  dem  Tari^-i-AbmedSahi  folgen  müssen. 

Über  das,  was  nach  diesem  entscheidenden  Feldzuge  in  MeShed 
sich  ereignete,  über  die  nie  aufhörenden  Streitigkeiten  und  Litrigen, 
besonders  zwischen  den  beiden  ältesten  Söhnen  des  Sah  Ru^,  Nasr- 
ullMi  Mirz4  und  Mdir  Mirza,  die  erst  nach  1169  eine  politische 
Rolle  zu  spielen  beginnen,  weil  sie  eben  vorher  noch  zu  jung  waren, 
haben  wir  einen  recht  ausführlichen  Bericht  bei  EmIn,  pag.  \\f  bis 

\rt  Der  Punkt,  mit  dem  hier  die  Darstellung  anhebt,  die  Nieder- 
lage der  Afghanen  durch  die  Kft^ären,  sowie  die  Einsetzung  des 
Nur  Mu^ammed  |^an  als  Wekil  in  Me^hed,  ist  aus  dem  Tari^-i- 
A^edi^ahl  festzulegen:  diese  Begebenheiten  fallen  in  das  Jahr  1168. 
Wie  sich  die  weiteren  Ereignisse  auf  die  folgenden  Jahre  verteilen, 
ist  aus  EmIn,  der  ja  überhaupt  mit  Daten  sehr  sparsam  ist,  nicht 
zn  ersehen. 

Doch  in  dem  GulSen-i-Murad  (s.  oben)  haben  wir  eine  Angabe, 
die  wenigstens  6inen  Punkt  in  der  fortlaufenden  Erzählung  Emins 


1)  fasc.  Hf  pag.  1.  bis  iv. 


170  Mawiiy  QueUenshuiien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdni, 

bestimmt.     Auf  fol.  81^  der  Londoner  Handschrift  wird  unter  den 
Ereignissen  des  Jahres  1181  erzählt: 

^Es  kam  eine  Nachricht  (nämlich  nach  oiraz  zu  Kerhn  9&n) 
von  Seiten  des  Takt  I^än,  .  .  .  dem  HlÜdm  von  ^w&r,  des  Inhalts, 
dass  NasruUah  Mirzä,  der  Sohn  des  Sah  Bu^  »&h  .  .  .  aus  Curasan 
über  ]^wär  und  Semnan  auf  dem  Wege  zu  Kertm  ^än  sich  befinde. 
Sofort  erliess  Kerim  ^kn  den  Befehl,  den  Na^rulläh  ^überall  mit 
der  grössten  Höflichkeit  aufzunehmen  und  ihn  nach  Sfr&z  zu  ge- 
leiten".  Der  weitere  Verlauf  dieses  Aufenthaltes  in  Sfr4z  wird 
dann  ebenso  geschildert,  wie  bei  Emin.  Nasrull&h  hielt  sich  etwa 
sechs  Monate  in  Färs  auf  und  kehrte  dann  über  Jezd  nach  Me&hed 
zurück.  Hier  haben  wir  also  einen  festen  Punkt,  um  welchen  wir 
die  von  Emin  erzählten  Vorgänge  in  Hurasän  gruppieren  kOnnen*). 

Später,  ganz  am  Ende  seines  ruhmgekrönten  Lebens,  musste 
Al^med  Sah  noch  einmal  gegen  Huräsfi.n  die  Waflfen  ergreifen*). 
Von  den  älteren  Quellen^  berichtet  ausser  Emin  anscheinend  nur 
noch  das  GulSen-i-MurAd  über  diesen  Kriegszug.  Ich  gebe  weiter 
unten  die  Übersetzung  der  betrefPenden ,  auf  dem  GulSen-i-Mur&d 
beruhenden  Abschnitte  des  Matla*  eS-8ems. 

In  welchem  Jahre  dieser  Krieg  geführt  wurde,  ist  nicht  mit 
Sicherheit  festzustellen;    der  Matla*  eS-Sems  giebt  zunächst  an: 


ti         m 


*zäLXi    *)*jjÜ3  ^,p  ^jjj,  »Xjjji  jl  ^iL-  ^\  ^      IUI- 
\^S  \zyji^  \^jM^yM  vX^^  ^jA.^uö  cXaoäj  , . ,  »LmlX^^-! 

Doch  fügt  er  am  Schlüsse  hinzu: 

y   O.^  ^^Aj     t^»UA4^t    ^y>^\    ^JJUJ    ^^.^1^1X3  jl    ßjt^    Ks^jy 

Auch  aus  Emfns  Erzählung  von  der  schleunigen  Rückkehr  A^pieds 
aus  5^uräsän  nach  Herät  und  dem  raschen  Verlauf  der  Krankheit 
des  Königs  scheint  hervorzugehen,  dass  er  sich  das  Jahr  1185  als 
das  des  dritten  Peldzuges  gegen  MeShed  denkt.  Nach  Elphinstone*) 
hat  dieser  Feldzug  im  Jahre  1768  (=  1183)  stattgefunden. 


1)  Die  eben  erwähnte  Nachricht  des  Gul^en-i-Mur&d  ist  auch  im  Ha(1a' 
es-sems  in  der  oben  besprochenen  Weise  reprodnciert;  man  wird  hierflbsr 
Näheres  in  den  Anmerkungen  zu  der  unten  folgenden  Übersetzung  des  betreffen- 
den  Abschnittes  des  Matla*  es-sems  finden. 

2)  Emin,  pag.  it^rff.  und  Elphinstone,  pag.  556. 

3)  Die  neueren  Kompilationen  bringen  von  diesen  Kämpfen  ebenfalls  nichts 
oder  werfen,  wie  das  Tarih-i-Sul(änf,  diesen  Feldzug  mit  dem  von  1167 — 68 
zusammen. 

4)  Was  auf  den  später  namhaft  gemachten  Abül-Hasan  Käsäni,  eben  den 
Verfasser  des  Gulsen-i-Muräd,  geht« 

5)  pag.  556. 


Mann,   Q^eÜeMUuUen  sur  GeschiehU  de»  Ahmed  Sah  DurrdnU  171 

über  die  mannigfachen  Erobenmgszüge  des  A^^med  §4h  in 
die  tunliegenden  Länder,  abgesehen  vom  Pangäb  und  I^ur&s&n, 
haben  wir  aus  den  orientalischen  Quellen  nur  sehr  spärliche  Nach- 
richten. Mir  Abdoul  Kertm  Boukhary  giebt  eine  lange  Liste  aller 
eroberten  Grebiete,  bleibt  aber  alle  Einzelheiten  schuldig. 

Des  Zuges  j  den  im  Jahre  1169  Ip^an  (jrän  Qän  gegen  die 
Katjran  nntemahm,  und  der  angeblich  mit  vollständiger  Unter- 
werfung dieses  Türkstammes  endigte,  haben  wir  oben  bereits 
gedacht').  Aus  der  Darstellung  des  Tart^-i-At^med£&hi  ergab  sich 
dabei,  dass  diese  Gebiete  schon  früher  einmal  unterworfen  worden 
waren ;  wann,  Iftsst  sich  leider  nicht  feststellen.  Das  Tart^-i-Sultant 
erzählt  noch  von  einem  späteren,  im  Jahre  1175  untemonunenen 
Feldzuge  des  Sah  Well  ]gän  gegen  Bal^  und  Bu^är&.  Muräd  B! 
stellte  sich  dem  Wezir  entgegen ,  wurde  aber  durch  den  inzwischen 
zur  Hilfe  herbeigeeilten  A]|^med  Sah  zum  Frieden  gezwungen.  Ander- 
weitige Nachrichten  über  diesen  Feldzug  fehlen. 

über  die  Unterwerfung  von  Belücist4n  haben  wir  ausser  der 
kurzen  Erwähnung  bei  Emin,  fasc.  11  pag.  i.  Zeile  9  und  iv  Zeile  14  ff. 

keinerlei  Angaben  in  den  orientalischen  Quellen.  Ausführliche  Nach- 
richten über  Ahmeds  Unternehmungen  in  Belü6istdn  bringt  Elphin- 
stone,  pag.  550 — 551 ,  sowie  A.  W.  Hughes ,  The  country  of  Ba- 
lochistan  (London  1877),  pag.  184  ff.  Nach  diesen  hätte  die  von 
Emln  pag.  Iv    erwähnte  Empörung   des  Nas!r  IJan   im  Jahre  1758 

(=  1171/72),  also  nach  der  ersten  Einnahme  von  Delhi  statt- 
gefunden. Das  frühere  Einschreiten  der  Afghanen,  welches  schliess- 
lich den  Nasir  Hän  zum  Herrscher  von  Belücistän  machte  (Emln  i.), 

wird  in  die  ersten  Jahre  des  A^med,  vielleicht  schon  in  das  Jahr 
1160  fallen. 

Über  die  Geschichte  von  KaSmir  unter  der  Durräni-Herrechafl 
giebt  es  mehrere  recht  brauchbare  Quellenwerke.  Einen  kurzen 
Abriss  bietet  das,  allerdings  verhältnismässig  spät  (1263)  kompilierte 
Lubb-et-tewän^,  von  dem  ich  die  Handschrift  des  British  Museum*) 
benutzt  habe.  Hiemach  wäre  im  Jahre  1166  das  Land  in  den 
Besitz  des  Ahmed  Sah  übergegangen.     ^Abdallah  ^än  ^ßJ^\  m5^Jcot 

eroberte  es  in  diesem  Jahre  und  blieb  dort  sechs  Monate  lang  als 
Statthalter,  bis  er  im  Jahre  1167  von  Atimed  abberufen  wurde ^). 
Eine  in  Ea^mfr  geschlagene  Münze  des  Ahmed  öäh  aus  dem  6.  Re- 
gierungsjahr 1167  belegt  diesen  Feldzug*).  Bei  seinem  Weggange 
setzte  *  Abdallah  9^n    den    Sukh   6iwan   Mal    als    Statthalter   ein^). 


1)  Siehe  Kap.  XlXff.  der  Übenetznng. 

2)  Or.  1633;  Rieu  III,  pag.  957. 

3)  Siehe  oben  Teil  I,  S.  100  nnd  Kap.  II,  Anfang,  in  der  nnten  folgenden 
Ubenetzung  des  Tarih-i-Ahmedäiabi. 

4)  Original  im  British  Museum.   Mr.  Bapson  hatte  die  Liebenswürdigkeit 
mir  einen  Oipsabguss  ta.  senden. 

5)  8.  aueh  Ma&ür   al-UmIrä  (Bibliotheca  Indica)  Vol.  II,  pag.  vH. 


172  Mann,  QueUenstudien  aur  Geackichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt. 

Der  neue  Gouverneur  suchte  bald  darauf  sich  unabhängig  zu  machen, 
und  wir  finden  ihn  im  Jahre  1170  in  offenem  Kampfe  gegen  die 
Afghanen').  1175  schickte  Ahmed  den  Nur  ed-Dln  Hftn  von  L&hör 
aus  nach  Ka^mlr,  um  Sukh  Giwan  Mal  zu  bestrafen.  In  der  Folge- 
zeit scheint  A^med  d^  dann  den  Statthalterposten  immer  in  knrzen 
Zwischenräumen  neu  besetzt  zu  haben,  so  dass  bis  zu  seinem  Tode 
nichts  von  grösseren  Unruhen  gemeldet  wird,  wenigstens  nicht  in 
dfem  hier  zu  Grunde  gelegten  Lubb-et-tewftrih.  Dies  berichtet  nur 
von  den  Empörungen  einzelner  Häuptlinge,  die  meist  durch  die 
afghanischen  Gouverneure  rasch  unterdrückt  wurden.  Nur  im  Jahre 
1180  musste  Nur  ed-Dln  zum  dritten  Male  mit  Heeresmacht  nach 
KaSmir  ziehen,  um  die  Bebellion  eines  Mir  Fakir  Allah  niederzu- 
werfen, der  bereits  den  Statthalter  Aljmeds,  ^urrem  Hän,  aus  dem 
Lande  getrieben  hatte.  Mit  leichter  Mühe  stellte  Nur  ed-Din  die 
afghanische  Herrschaft  wieder  her. 

Was  das  Todesjahr  des  Ahmed  S&h  anbelangt,  so  geben  die 
orientalischen  Quellen  fast  einstimmig 2)  das  Jahr  1185  an,  —  auch 
der  für  EUiot  angefertigte  Auszug  aus  dem  Tarilj-i-AhmedSAhi 
scheint  den  Tod  des  Königs  in  dieses  Jahr  zu  legen.  Die  Dauer 
der  Herrschaft  wird  auf  25  Jahre  bemessen.  Dem  gegenüber  .setzt 
Elphinstone  den  Tod  des  Königs  in  den  Juni  1773  (=  Rabl*  IL 
1187).  Letztere  Angabe  wird  die  richtige  sein,  da  Ahmeds  Nach- 
folger Teimür  Sfth  nach  Ausweis  der  Münzen^)  1187/88  als  das 
erste  Jahr  seiner  Herrschaft  rechnet.  Die  Kämpfe  des  Teimür  Sfth 
gegen  seinen  Bruder  Sulaimftn,  die  unmittelbar  nach  Ahmeds  Tode 
stattfanden,  können  kaum  lange  gewährt  haben.  Zudem  wird  von 
den  Schriftstellern  ausdrücklich  erwähnt,  dass  Teimür  in  Herät 
unmittelbar  nach  dem  Tode  seines  Vaters  sich  zum  rechtmässigen 
Nachfolger  erklärte,   und  auf  seinen  Namen  Münzen  schlagen  liess. 

III.    Übersetzungen  und  Auszüge  aus  den  Quellenwerken. 

1.  Das  Tari^-i-A\^medS&hl  des  Ma^imüd  al-Mutann& 

Ibn-Ibrählm  al-Husaint 
(Von  fol.  12*  der  Handschrift  des  British  Museum  an.) 

I. 
[fol.  11.     Erzählung  der  Ermordung  Nadirs.] 

Als  am  nächsten  Morgen  die  Kunde  von  der  Ermordung  N&dirs 
im  Heere  sich  verbreitete,  machte  sich  die  schon  lange  vorhandene 
Erbitterung  gegen  die  von  Nadir  in  der  letzten  Zeit  sehr  bevor- 
zugten Afghanen  Luft,  und  man  stürmte  gegen  das  in  unmittelbarer 
Umgebung  des  Königszeltes  gelegene  afghanische  Lager,  das  unter 


1)  Übersetsung  des  Tarih-i-Aljmeds&h!  Kap.  XX  ff. 

2)  Das  Tarih-i-SuHani  hat  den  20.  Rej^eb  1186. 

3)  Longworth  Dames,  im  Numismatic  Chronicle,  ser.  III,  vol.  8,  pag.  343  ff. 


Alatmy  QuieUenatuäien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt.    173 

dem  Befehle  des  Mu^ammed  Hän  *AlIzäl  stand.  Die  Perser  hatten 
den  gesamten  Artilleriepark  Nadirs  in  ihrer  Hand,  60  Kanonen 
kleineren  und  grösseren  Kalibers,  sowie  700  Kameelkanonen  {^.y^-X 

und  richteten  ein  heftiges  Feuer  gegen  die  Afghanen.  Die  Lage 
war  schon  eine  recht  bedrängte ,  da  brachte  ein  kühner  Vorstoss 
des  A^med  [SAh]  den  Vorteil  auf  die  Seit«  der  Afghanen.  Das 
gesammte    Arsenal   (aüL>.ji)   sowie    das  Artillerie -Material   fiel   in 

die  Hände  der  Sieger,  und  nur  dem  Dazwischentreten  Al?meds  war 
es  zu  danken,  dass  nicht  die  gesamte  Armee  Nadirs,  soweit  sie  aus 
Kizilbäs  bestand,  niedergemacht  wurde.  Noch  am  selben  Tage  setzten 
sich  die  Afghanen  mit  der  besonders  wegen  der  zahlreichen  Kanonen 
recht  wertvollen  Beute  und  einem  grossen  Tross  von  Gefangenen 
in  der  Richtung  auf  Afghanistan  in  Marsch.  Schon  im  menzil 
Sal(^  maidän')  Hess  man  die  Gefangenen  laufen  und  marschierte 
dann,    ,iii   der  vollkommensten  Ruhe   und  Ordnung*^    nach  Tur^Iz 

r^r^  b'^^  jur  y  «J^^  ^jA  ^jy:^j  ^^»/^  b  \)jJ^  ^yc^^o 

,-sr^\^^  y    ^  jtf^ß  k3^^   »^y   ^j'-^  ^  J^'j^  ^_^  L>  i^^ 

Auf  dem  Wege,  unweit  TurSlz,  hatte  das  Heer  eine  Schlucht 

zu  passieren    (j^  «it^  »L  \z>>^^   .0  if^^  ^J^"»  ^^^^  ^^^  ®^°®^ 

Feste  beherrscht  wurde.  Hier  hatten  sich  Wegelagerer  eingenistet, 
die  alle  Vorbeiziehenden  brandschatzten.  Die  Afghanen  zwangen 
durch  geschickte  Umzingelung  die  Bewohner  der  Feste  zur  Über- 
gabe, und  zogen,  nachdem  sie  eine  Nacht  hier  Aufenthalt  genommen, 
am  nächsten  Morgen  weiter.  Noch  drei  andere  solcher  Wegsperren 
überwältigten  die  Afghanen,  wobei  reichlich  Proviant  in*ihre  Hände 
fiel.     Am   nächsten  Tage    erreichten   sie   die  Gegend  von  Turbet-i- 


Haidarljje  (^^v^a5>  v^^^y  J=>\y  j^  ^  v^^v^  v5>^  ,.jt  jt  /Lj  j»^  ^ 


Hier  wollten  sie  eben  wieder  einige  Ordnung  in  ihre  Reihen 
bringen,  als  plötzlich  die  Vorhut  eines  aus  Herftt  gegen  sie  ab- 
geschickten Heeres    des  *Ali  \\3^1  IJ^'^*)    ^   ziemlich    grosser  Nähe 


1)  Diese  Ortschaft  liegt  nach  Matla'  e8-sema(,  Bd.  3,  v^  an  dem  direkten 

Wege  zwischen  H^bftsAn  und  Kisäpür,  nicht  weit  von  letzterer  Stadt.  Die 
Afghanen  haben  also,  am  das  in  der  Gewalt  der  Kizilbäs  befindliche  Meshed 
n  meiden,  Mnen  direkt  nach  Süden  führenden  Weg  gewählt. 

2)  Dass  'AU  Knli  I][&n,  der  spätere  *Ali  Sah,  auch  'Adil  Sah  genannt,  nm 
diese  Zeit  sich  in  Her&t  befand,  geht  aas  Emiu,  pag.  fl  Zeile  15  ff.  herror.    Er 


174  Mann,  QueUenatudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt 
sich   zeigte.      (^  JjS^  »j^t^o  »j  wu^ä^Ly^  ^^.,j.Ä3  ^LSt  »Lfü  ä^ 


^ly    ^.jL^U   ^/  «t^  ^   u^^^^i^  I^^Uul   o!/  jt  »Uyj 

Sofort  richteten  sich  die  Afghanen  zur  Vertheidigung  ein.  Da 
aber  auch  am  nächsten  Tage  kein  Angriff  erfolgte,  so  brachen  sie 

am  folgenden  Morgen  in   der  Richtung  nach  Tun  auf^)   (sL^Ä^^l:^ 

Hier  unterwarfen  sich  die  Bewohner  einiger  Haubburgen  frei- 
willig und  Ahmed  nahm  ihre  Unterwerfung  an.  Auf  dem  Wege 
trafen  die  Afghanen  etwa  3 — 4000  Familien  von  dem  Stamme  der 
Sah-sewen  und  Baljtlärl,  die  auf  die  Kunde  von  der  Ermordung 
N&dirs  hin  sich  aus  Herät  aufgemacht  hatten,  um  ihre  alten  Wohn- 
sitze in  ^IräV  ^^d  Aderbftigän  wieder  aufzusuchen.  A^med  (der 
überhaupt  in  dieser  Darstellung  als  der  Leiter  des  Zuges  erscheint) 
gab  den  Befehl,  diese  Scharen  ungehindert  ziehen  zu  lassen.  Von 
Tun  aus  marschierten  dann  die  Afghanen  unbehelligt  bis  Feräh. 
Die  von  *All  Kuli  5an  hierher  gelegte  Besatzung  räumte  nach 
einem  schwachen  Versuch  des  Widerstandes  das  Feld,  und  die 
Afghanen  zogen  dann  ohne  jegliche  Störung  weiter  bis  nach  IJan- 
dahar.    Nach  einigen  Tagen  der  Ruhe  begaben  sich  die  Heerführer 

scheint  überhaupt  sich  anf  die  östlichen  Teile  Persiens  gestützt  zn  haben.   Schon 
zu  Lebzeiten  N4dirs  hatte  er  sich  in  SeistAn  einen  starken  Anhang  bu  schaffen 

gewusst  (Exnin  pag.  \f ,  nach  dem  Tarih-i-Nftdirf).    Auch  eine  von  ihm  in  Herät 

geschlagene    Münze    liegt    vor    (s.  Beg.  St.  Poole,  The    coins   of  the  Sh&hs    of 
Persia,  pag.  88). 

1)  Das  heisst:  sie  kehrten  um,  und  versuchten  auf  einem  südlicheren 
Wege,  mit  Umgehung  von  Herät,  nach  Kandahar  zu  kommen,  w&hrend  nach 
der  bisherigen  Marschrichtung  zu  urteilen,  ursprünglich  ihre  Absicht  gewesen 
zu  sein  scheint,  auf  dem  kürzesten  Wege,  über  Herät,  sich  zurückzuziehen. 
Über  diesen  Teil  des  Marsches  finden  sich  noch  anderwärts  einige  Angaben. 
Mir  Abdoul-Kerim  al-Boukhary,  Histoire  de  l'Asie  Centrale,  trad.  p.  Ch.  Schefer, 
pag.  16:  „ils  se  dirigörent  vers  Qandahär  par  la  ronte  de  Qäin  et  du  S^istan'*. 
Und  das  Tarih-i- Ahmed  des  Muhammed  'Abd  el-Kerina  (s.  oben)  schreibt: 
„Aus  der  Gegend  von  Hebüsän  zog  sich  Ahmed  mit  seinen  Afghanen  allmählich 

„(^  *Xj  -f.  ^)   bis  in   die  Gegend   von  Herät  zurück,   und   gelangte  von  da, 

„ohne  einen  Versuch  der  Eroberung  Heräts  zu  machen,  und  ohne   den  [näheren) 

„Weg  über  Herät  zu  benutzen  (jüLä^t JoT    \jcAjP    z\j   nach  Nädiräbäd  (Kan- 

„dähär).    Der  Grund  für  diese  Handlungsweise  (oL^  CPt^'  «vXfi  v«/^<*^)    ^^^ 

„der,  dass  er  seinen  Leuten  nicht  genügend  trauen  konnte".  Übrigens  spricht 
Muhammed  'Abd  el-Kerim  von  nur  3 — 4000  Begleitern  des  A^med  Sah,  was 
immerhin  glaublicher  erscheint,  als  die  30,000  bei  Emin.pag.  f.,  Zeile  12. 


J/ofin,  QueUensiudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdni.  175 

nach  längeren  Beratungen  zu  Ahmed  und  haten  ihn,  die  Königs- 
würde  anzunehmen  (c>jUa^  LT^J^  ^^UJüu*,l  äJKJ*^  ^»JLlt  ouÄ^ 
lAiJ^   ^^^j^  c:^LiaJL»  ^j^\  y  y-Oüi!  (j*y'^). 

A];^med  weigerte  sich  anfangs,  aber  der  DerwiS  §äbir,  der  schon  . 
lange  vorher  dem  A|^med  prophezeit  hatte,  dass  er  König  werden 
würde,  trat  plötzlich  aus  der  Menge  der  anscheinend  vergeblich 
Bittenden  hervor,  und  befestigte  eine  Handvoll  Gras,  die  er  rasch 
ausgerupft  hatte,  an  der  Kull&h  des  Al^med,  und  begrüsste  ihn  als 
P&diSiJi.     Darauf  sprach   er   rasch   das  Gebet  um  Sieg  und  lange 

Dauer  der  Herrschaft.  (^^'^  ^Lf  J^  vJy  ^.^Lyo  ji  j^^  ^^ j^  ^ 
I^v-i'lLä-i*^  «^'Ja3*  ^!  xä:>Lm  ^l^ü^t  o^^a^  ^^. J  »iL'  txiß  ^ 


l5j5^  3  gJÖ  *^*li  «JliX)  c>-«3j3  c>*L*#  ^^.^L?  3  .  .  .  ^Jai  O^  y^Xj 

.  .  .  lOukiL«,  J.Ü!  ^iU'  (ji^  lA^  cLfi  j^  y). 

So  überrumpelt  erklärte  sich  A\jmed  zur  Annahme  der  Herr- 
schaft bereit,  und  trat  sein  neues  Amt  mit  den  üblichen  Gnaden- 
bezeugungen  an. 

n. 


Nachdem  Ahmed  S&h  die  Verhältnisse  von  HindüstÄn  und  Sind 
geordnet  hatte,  bereitete  er,  einem  lange  gehegten  Wunsche  folgend, 
sich  zu  einem  Feldzuge  gegen  Hurftsän  vor.  Am  22.  Rabl'  11. 
gelangte  er  nach  ^^j^,  in  Sind'-^,  wo  er  drei  Tage  lang  Auf- 
enthalt nahm  und  eine  Musterung  seines  Heeres  abhielt.  Auf  dem 
Weitermarsche    (in    der   Richtung   nach   Kandahar)   in    dem  menzil 

Häk  (?)    ((^L^  Ljh  ^j^jA  »?^  oöy:  iyj»  jS)   stiess    ^Abdallah   IJän, 
der  I§ik-agäsl-b&£l,  Serdar  von  Hindüstan^,  zu  ihm. 

1)  FeUt  in  der  Handschrift,  s.  oben. 

2)  Gemeint  ist  sicher  Rohri  am  Indus,  wie  auch  Mr.  Irvine,  ein  aus- 
gezeichneter Kenner  der  indischen  Geschichte,  mir  mitzuteilen  die  Güte  hatte. 

3)  Der  soeben  aus  Kasmir  zurückkehrte,  siehe  oben. 


176  Mann,  Qudlenatudien  zur  Geschickte  des  Ahmed  Sah  DurrdnL 

Zugleich  mit  ihm  wurde  Ri4&  ^uli  ^&n,  ein  Gesandter  des 
Kaisers  von  Hindüstftn,  von  Aljmed  Sah  empfangen  und  mit  Ant- 
worten an  den  indischen  Kaiser  versehen,  entlassen.  'Abdallah  ^&n 
wurde  zum  Pächter  der  Einkünfte  aus  Pe^ftwar  ernannt  und  als- 
bald in  die  ihm  unterstellten  Gebiete  D^ragät,  Mult&n  etc.  entlassen. 

Am  Montag  den  4.  Gumäd&  11  endlich  gelangte  Ahmed  nach 
Kandahar. 

* 

Für  die  Zeit  des  nunmehr  anzutretenden  Feldzuges  gegen 
Irftn  setzte  Ahmed  hier  seinen  ältesten  Sohn  Teimür  als  seinen 
Stellvertreter  ein,  imd  schickte  um  mitsamt  seinem  jüngeren 
Sohne  Sulaimän  nach  Kabul. 

Am  8.  Regeb  brach  sodann  Afemed  nach  trän  auf,  und  ge« 
langte  ohne  Zwischenfälle  nach  Feräh,^  wo  er  zwei  Tage  lang  Auf- 
enthalt nahm.  Nawwäb  IJän,  der  Gezairgl-bäSi  und  Mir  Haz4r 
I^än  aus  dem  Stamme  der  Alikuzät  wurden  von  hier  aus  mit  einer 
Vorhut  in  der  Richtung  auf  Käin  vorausgesendet;  am  8.  Sa'bÄn 
folgte  sodann  Al^ed  mit  dem  Gros  des  Heeres.  Der  Oberbefehl 
über  die  inzwischen  verstärkte  Vorhut  wurde  dem  Kürgi-baSi  'Abd- 
allah IJän  Durränl  übertragen.  Die  Einwohner  von  Käin  und 
Tebbes  unterwarfen  sich  sofort  beim  Anrücken  der  afghanischen 
Truppen.  In  T^bbes  fielen  den  Afghanen  die  von  Mir  *Alam  dort- 
hin gebrachten  beträchtlichen  Kriegsmaterialien  in  die  Hände.  In 
denjenigen  Ortschaften,  welche  sich  freiwillig  unterworfen  hatten, 
wurden  zumeist  die  früheren  Machthaber  von  Af^med  wieder  in 
Amt  und  Würden  eingesetzt.  Am  29.  öa*ban  stiess,  einem  erhal- 
tenen Befehle  gemäss  Sah  Pesend  IJän  Durränl  Isl^älkzäi,  der  Ober- 
befehlshaber in  5uräsan,  (^.^L.|y>  «iÜL»^  Ji^  ^LÄ-äoyai  ^ L»^^l3^) 

aus  Herät  zu  Ahmed.  Muhammed  Tekl  IJän  erhielt  die  Würde 
des  §ähib-i^tiär  von  trän.  Ebenso  fanden  sich  auf  dem  Marsche 
noch  Enzel  5^»  d^r  frühere  Serdär  von  Herat,  und  'Itäb  ^An 
Täimenl  mit  einer  Abordnung,  sowie  auch  Ismä'Il  IJän  aus  ^wsS 
bei  A^med  ein. 

Ahmed  setzte  seinen  Marsch  von  Käin  aus  auf  Tun  fort  Noch 
in  ^ain  ordnete  er  an,  dass  die  Vorhut  des  afghanischen  Heeres 
zwei  Tage  vor  dem  Gros  aufbrechen,  und  vor  Tun  angelangt  auf 
das  EintreflFen  Ahmeds  mit  dem  übrigen  Heere  warten  sollte. 

Am  22.  Sa'ban  brach  sodann  Al^med  aus  ^4in  auf  und  langte 
am  1.  Ramadan*)  vor  Tun  an.  Muhammed  Tekt  5^n  Hess  die 
Bewohner  zweimal  zur  tTbergabe  auffordern,  jedoch  verwarfen  diese 
im  Vertrauen  auf  die  Stärke  der  Festung  sowie  in  der  Hoffnung, 
Mir  'Alam  IJän  werde  in  kurzer  Zeit  zum  Entsatz  Tuns  schreiten, 
die    gestellten    Bedingungen    und    leisteten    tapferen    Widerstand. 


m 

1)   ^\ui*o  |>L^^b^Xä3^  »L«    Vjt    kjJJiXj  y^j  BS  Sonnabend  (niebt 
SonnUg!),  den  22.  Jani  1754. 


Mann,  QueUenthtdiBn  amr  GueMehte  det  Ahmed  Sah  Durrdni.  177 

Ahmed  b&h  hatte  im  Zorn  über  die  widerspenstige  Haltung  sofort 
seine  Artillerie  in  Thäügkeit  treten  lassen. 

Inzwischen  hatte  Mir  ^Alam  9^y  ^^^  ^^^  ^^ — 12  000  Mann 
und  30 — 40  Kanonen  und  5 — 600  Kamelkanonen  Nl^&pür  belagert 
hatte  ^),  auf  die  Kunde  von  den  Absichten  des  A^med  8&h  auf 
^urftsÄn  eiligst  die  Belagerung  von  N.  aufgegeben  und  war  nach 
MeShed  geeilt.     Hier  rief  er  eine  Versammlung  seiner  Offiziere  ein 

nnd  beriet  mit  ihnen   die  gegenwärtige  Lage  (^  J:Lm  ».L^  t^  xf 

Seine  Offiziere  glaubten  überhaupt  nicht  ^,  dass  Alimed  §&h 
wirklich  einen  Feldzug  gegen  Irftn  untemShme;  er  sei  ja  in  Indien; 
es  sei  allerdings  möglich,  dass  er  einen  seiner  Feldherm  hergeschickt 
habe,  da  sich  die  Häuptlinge  des  Karäl-Stammes  um  Hilfe  an  ihn 
gewendet  hätten.  Schliesslich  erklärten  sich  die  Emire  bereit,  ge- 
gebenen Falles  den  Kampf  mit  A^^med  Sah  aufzunehmen. 

Mir  *Alam  aber  (j^  ^^|  ^^1^  ^^  JUA*^  o^  ^y^r 

c^yk  tfJ^^)   suchte   auch  andere  Kreise,   besonders   die  Stammober- 

hänpter  yon  ganz  ^uräsftn  auf  die  drohende  Gefahr  aufmerksam  zu 
machen ;  es  sollten  sich  alle  bereit  halten,  bei  der  ersten  bestimmten 
Nachricht  über  die  Bewegungen  der  Afghanen  zu  ihm  zu  stossen, 
tmd  gemeinsam  gegen  den  Feind  vorzugehen.  Am  4.  Tage  nach 
jener  Beratung  langte  endlich  ein  Bote  aus  K&in  an,  der  die  Ein- 
nahme der  Stadt  durch  A^med  Öfth  selbst  bestätigte.  Diese  Nach- 
richt bewirkte  sofort,  dass  sich  die  Truppen  des  Mir  *Alam  schleu- 
nigst verliefen.  Emir  ^Alam  selbst  floh  nach  Sebzewftr.  Als  diese 
Nachrichten  nach  Tun  gelangten,  wurden  die  Soldaten  Ahmeds  mit 


1)  Cf.  hlena  EmSn,  Tar.-i-ba'dnftd.  fasc.  II,  pag.  Af ,  Zeile  23  ff. 


>    b   vLl>  ^T  ^L>  jI   ^}^j^   ^  ^ii^^  O^^  ^^j^ 


L>W-Äb    »vXÄ   ^ 

'  3)  VieUeieht  ist  hiermit  der  erste  Feldzug  Ahmeds  nach  Har&slln  gemeint, 
der  wenigstens  in  Meshed  in  der  Tbat  kein  anderes  Resultat  gezeitigt  hatte, 
*U  dass  Ahmed  anf  dem  Wege  gtttlichen  Vergleiches  zur  Wallfahrt  zum  Grabe 
des  Imim  angelassen  wurde. 

Bd.  LH.  *  12 


178  Manrif  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrant, 

neuem  Eifer  erfüllt,  so  dass  es  ihnen  gelang,  die  Stadt  zu  nehmen; 
nur  die  Burg  (jij)  hielt  noch  Stand. 

Aber  die  Befehlshaber  sahen  bald  ein,  dass  ihr  Widerstand 
vergeblich  sei.  Sie  wendeten  sich  deshalb  an  A^med  mit  der  Bitte 
um  Gnade,  die  ihnen  auch  gewährt  wurde. 

Die  in  der  Burg  lagernden  Schätze  und  Kriegsgez^te ,  noch 
aus  dem  Besitze  des  N^ir  §ah  stammend,  die  Mir  'Alam  grössten- 
teils aus  MeShed  geraubt  und  nach  Tun  hatte  schaffen  lassen,  wur- 
den durch  die  dazu  kommandierten  Offiziere  Ahmeds,  Ber^urd&r 
IJ&n,  6ul  Mu^ammed  @an  und  Mu\^ammed  Te^t  9^  ^^  ^^^ 
Burg  in  das  Lager  der  Afghanen  gebracht.   Zu  gleicher  Zeit  unt'er- 

warf  sich  Na^d  *AlI  g&n,  der  Bruder  des  6a*far  Hftn,  j^  ^^^uU*^, 

der  durch  die  Vermittelung  seines  Vetters  Mu)?ammed  Tek!  ^An 
von  A\)med  S&h  gnädig  aufgenommen  wurde;  A]^med  liess  sogar 
den  Naww4b  ^4n  Durr&nt,  den  6ez&irgl-b&Si,  mit  500  Mann  zur 
Befreiung  des  von  Mir  ^Alam  in  'febbes  gefangen  gehaltenen  Ga^far 
5än  vorrücken ;  nach  der  Ausführung  dieses  Befehls  sollte  Naww&b 
Hän  dem  Gros  des  Heeres  folgend,   vor  MeShed  wieder  zu  A^med 

S&h  stossen.  Sodann  wurde  eine  geordnete  Verwaltung  der  bisher 
eroberten  Landstriche  eingerichtet  und  ein  Fat^näma  in  alle  Teile 
der  afghanischen  Herrschaft  gesendet. 

lU. 

^jSAy^    *Ut ji    ^^U    ^t    0^^235>    ^^U^   V^    *^*  /^ 

Nach  der  Einnahme  von  Tun  beschloss  A^med  sich  gegen 
Me^hed  zu  wenden.  Seit  der  Ermordung  Nadirs  waren  nunmehr 
etwa  sieben  Jahre  verflossen,  und  während  dieser  ganzen  Zeit  hatte 
in  und  um  Me^hed  völlige  Anarchie  geherrscht,  so  dass  die  Be- 
völkerung durch  die  fortwährenden  Fehden  der  aufrührerischen 
Stammeshäuptlinge  [sowohl  untereinander  wie  gegen  den  Schein - 
könig  S&h  Rulj]  in  die  äusserste  Not  versetzt  war.  Besonders  in 
den  letzten  zwei  Jahren,  während  deren  Mir  ^Alam  in  fortwähren- 
dem Kampfe  mit  den  .^<-<At'^  y^\S\  begriffen  war.  Mir  *Alam 
hatte  schliesslich  die  Oberhand  gewonnen,  aber  die  ihm  dadurch 
zugefallene  Machtstellung  hatte  er  nur  zu  weiteren  Erpressungen 
schlimmster  Art  benutzt.  Alles,  was  an  Gold  und  Edelsteinen  auf- 
zutreiben war,  hatte  er  geraubt,  und  sich  so  einen  ungeheuren 
Schatz  angesammelt.  Als  nun  Mir  *Alam  [vor  dem  Heere  Ahmeds] 
geflohen  war,  war  MeShed  keineswegs  etwa  von  seinen  Peinigern 
befreit:   an   dessen  Stelle  trat  Zäl  }}än  öeläjir,   der  nunmehr  mit 

einem  Haufen  Kurden  MeShed  angriff  (^^jj^Ji:^  *J3»L-  «yoLs^  'jjf*^ 
o.«wt).    Wegen  dieser  Sachlasf^  beschloss  A^^med  S&h,  zunächst  eine 


Mann,  QßMenatudien  zur  GeBchichte  des  Ahmed  Sdh  Durrdni.  179 

Botschaft  nach  MeShed  zu  senden,  in  der  er  seine  Ankunft  in 
I^arfts&n  sowie  die  Eroberung  von  Tun  den  Bewohnern  von  MeShed 
melden  liess,  und  zugleich  ihnen  endliche  Befreiung  von  den 
Peinigem  versprach.  Mit  dieser  Botschaft  wurde  Kerim  H4n 
Dnrrantf  der  GftuS-bftSl,  betraut, .  und  zwar  aus  folgenden  Gründen : 

Drei  Jahre  vorher  [das  wäre  also  1164]  hatte  Abmed  S&h 
diesen  Kerlm  ^än  nach  Nä&pür  geschickt,  um  die  Stadt  zur  Unter- 
werfung auffordern  zu  lassen.  Die  widerspenstigen  Bewohner  aber 
hatten  den  Gesandten  gefangen  gehalten.  Da  nun  A^^med  in  jenem 
Jahre  auf  göttliche  Eingebung  die  Bestrafung  der  Bevölkerung  von 
Nfiäpür  auf  eine  gelegenere  Zeit  verschieben  und  nach  Afghanistan 
zurückkehren  musste^),  begab  sich  der  in  Hur&sftn  zurückgebliebene 
Kerlm  ^&n  nach  Me^hed,  wo  er  bei  dem  ihm  befreundeten  Jüsuf 
'All  ^kn.  Gel&jir  Aufenthalt  nahm.  In  der  Folge  kam  es  zu  ernsten 
Streitigkeiten  zwischen  Jüsuf  ^Alt  l^&n  und  den  Kurdenstämmen, 
die  mit  einer  Niederlage  des  Jüsuf  'All  ]g[&n  endeten. 

Jüsuf  'Ali  }^&n  sandte  damals  den  Eerim  ^an  zu  A^med  S&h 
mit  der  Bitte  um  Hülfe.  Al^med  erliess  an  die  Eurdenhäuptlinge 
ein  Schreiben,  in  dem  er  ihnen  Eihstellung  der  Feindseligkeiten 
anbefahl,  imd  dieses  hatte  in  der  That  eine  gütliche  Einigung  der 
Streitenden  zur  Folge,  und  so  Gott  will,  wird  eine  eingehende 
Schilderung  dieser  Ereignisse  am  gehörigen  Orte  erfolgen. 

Kurz^)  der  Inhalt  des  Schreibens  an  Mfrza  Emln  und  die  Grossen 
und  Vornehmen  der  Stadt  war  folgender:  Der  einzige  Zweck  der 
Anwesenheit  Al^meds  in  5^r&sftn  sei,  einige  Ordnung  in  die  Ver- 
hältnisse   zu  bringen  und  den  gequälten  (  ..Lf  JuJ^^JC^)  Bewohnern 

die  ersehnte  Buhe  zu  geben;  deshalb  verlange  Seine  Majestät  aber 
auch  in  jeder  Weise  Entgegenkommen.  So  sollten  sich  an  jedem 
Tage  die  Häupter  derjenigen  Ortschafben,  durch  die  der  Marsch 
der  Afghanen  führe,  am  Wege  einfinden,  und  von  ihm  die  Befehle 
zur  Wiederherstellung  der  Ordnung  entgegennehmen;  die  Bewohner 


U4    v:;-.H;C    ^,Uc    «JCÄb    ßj^    ^ySty^  "^jh^    •   •   •    ^jiSjji^^^ 

Die     ^Wj  1*1-^1  war  allerdin;s8  kaum  misszaverstehen:   sie  bestand»  wie 

wir   ans   Emin  wissen   [fasc.  II,  p.  Af — 1.],   in  einer  empfindlichen  Niederlage, 

welche  den  Afghanen  durch  den  tapferen  Kommandanten  ron.Nisipür,  öa'far 
Hän  Ba^ki  nnd  dessen  Nachfolger  *Abb&s  Kuli  Hftn  Bi^it  unter  den  Maaem 
der  Stadt  beigebracht  wurde. 

2)  Hier  verliert  der  Verf.  ein  wenig  den^  Faden  der  Erzählung.  Er  giebt 
jetzt  den  Inhalt  eines  Fermanes  des  Ahmed  Sah,  wohl  dMÜ^i^^K^^*  ^^^  Kerim 
Hin  DurrAni  nach  Melhed  bringen  sollte.  Wir  liönnen  uns  ja  leicht  das  Aus- 
gelassene hinaofBgen. 

12* 


180  Mcmn,  QueUenHudien  zur  GeaekkhU  des  Ahmed  Sah  Durrätä. 

von  MeShed  selbst  aber  sollten  in  aller  Ruhe  und  ohne  Besorgnis 
seinem  Eintreifen  vor  der  Stadt  entgegensehen. 

Am  14.Bama4ftn  brach  sodann  A^med  Sah  von  Tun  auf.  3  nienzil 
von  Tun,  von  dem  Dorfe  Fat^dbid  aus,  wuixle  §4h  Pesend  "Q&u 
mit  6000  Mann  ausgeschickt,  um  Mir  ^Alam,  der  nach  der  Gegend 
von  Sebzewftr  hin  geflohen  war,  einzufangen.  Wenn  die  Bewohner 
8ebzew4rs  den  M!r  ^Alam  freiwillig  ausliefern  würden,  so  sollte 
S&h  Pesend  IJ&n  den  Gefangenen  zu  A^med  transportieren,  ver- 
weigerten sie  aber  die  Auslieferung,  so  sollte  die  Stadt  von  dem 
afghanischen  Detachement  belagert  werden. 

Q&k  Pesend  I^än  brach  den  erhaltenen  Befehlen  gemäss  in  der 
Richtung  auf  Sebzewftr  auf.  A\^med  Sah  selbst  richtete  seinen  Marsch 
zunächst  gegen  Tuiitz. 

IV. 

0^j^\J^  Ü^J   i^^j  3  O^'    bjA^   vi]^' 


Als  Mir  ^Alam,  seine  gesamten  Schätze  im  Stich  lassend,  von 
Me&hed  nach  Sebzewär  geflohen  war,  kamen  die  einflussreichen 
Personen  in  MeShed,  Ibrahim  ^än,  Qftggi  Ga^far,  Sai^  A^ed  ^än 
Ear&i,  Mu)^ammed  ^än  Samlü  und  die  sonst  in  der  Stadt  an- 
wesenden  höheren    Offiziere  {  .jSöSjm)  überein,   den  M!rz4  Emin 

zum  Befehlshaber  der  Stadt  zu  machen  und  ihm  die  Leitung  der 
Verteidigung  in  die  Hand  zu  legen.  Mirza  Emin  berief  einen  Kriegs- 
rat, und  hier  wurden  seitens  der  Erfahreneren  Stimmen  laut,  die 
darauf  aufmerksam  machten,  dass  A^med  S&h  bei  der  xuigeheuren 
Anzahl  seiner  Truppen  nur  sehr  schwer  in  der  Umgebung  von 
MeShed  genügend  Proviant  würde  auftreiben  können.  Und  selbst 
wenn  es  gelingen  sollte,  hinreichende  Zufuhr  von  weiter  her  zu 
ermöglichen,  so  wäre  zu  bedenken,  dass  es  sich  höchstens  um  eine 
Belagerung  von  zwei  bis  drei  Monaten  handeln  könne,  da  die  an 
die  Kälte  des  Ijurds&nischen  Winters  nicht  gewöhnten  Afghanen 
dann  durch  die  vorgeschrittene  Jahreszeit^)  zum  Abzug  gezwungen 
wurden.  Die  Sturmangriffe  ((j&.^),  die  während  dieser  Zeit  ge- 
macht werden  könnten,  brauche  man  nicht  zu  fürchten;  die  Stadt 
sei  mit  Kanonen  und  sonstigem  Verteidigungsmaterial  zur  Genüge 
versehen,  und  wenn  die  Not  wirklich  sehr  gross  werden  sollte,  so 
seien  immerhin  über  100000  Einwohner,  Männer  und  Weiber,  in 
der  Stadt,  die  auch  bei  der  Verteidigung  mit  Hand  anlegen  würden. 
Da  diese  Ansichten  von  fast  allen  geteilt  wurden,  so  beruhigte  man 
sich  leicht,  und  bald  waren  wieder  die  früheren  persönlichen  Fehden 
an  der  Tagesordnung,  wie  in  den  Zeiten  der  unaufhörlichen  Kämpfe 
zwischen  Kurden-,  Türken-  und  Araberhäuptlingen.  Als  nun  Mirzä 
Emin   erfuhr,    dass   Ahmed  Sah    einen    Gesandten    an    ihn  schicke, 


1)  Wir  befinden  uns  jetit  za  Anfang  des  Juli  1754;   siehe  dM  oben  an- 
gegebene Datum  des  Aofbrachs  Ahmeds  aus  T&n  («=  5.  Juli). 


Maim^  QueUm$tudien  «ttr  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnt  181 

zog  er  ans  der  Umgegend  der  Stadt  5000  bis  6000  Bewaffnete  zu 
sich,  und  bereitete  so  inmitten  dieser  stattlichen  Leibgarde  dem 
Gesandten  einen  feierlichen  Empfang*).  Dem  Gesandten  Keiim  ]^&n 
gegenüber  wurde  auf  die  reichlichen  Hilfsmittel,  über  welche  die 
Stadt  verfügte,  und  auf  die  Schwierigkeiten  einer  Belagerung  hin- 
gewiesen ;  alsdann  wurde  der  Gesandte  in  das  Haus  des  Mtrz&  IJasan, 
Bruders  des  Emtn,  geleitet,  wo  er  scharf  bewacht  wurde,  so  dass 
niemand  mit  ihm  yerkehren  durfte. 

An  Ahmed  wurde  durch  Kerim  'Q&n  eine  Antwort  geschickt, 
die  seine  Entscheidungen  zu  verzögern  bestimmt  war,  und  inzwischen 
wurden  von  allen  Seiten  her  Trappen  gesammelt  und  die  Befestigungs- 
werke in  stand  gesetzt.  Kerim  5&n  traf  in  dem  Dorfe  Kend*)  (Gund?) 
bei  TurStz  auf  das  Gros  der  Afghanen,  und  übergab  die  Antwort 
des  Mtrz4  Emtn  an  A^ed.  Das  Heer  marschierte  weiter  bis  Sul^än- 
äbäd^,  wo  wegen  der  Verproviantierung  ein  bis  zwei  Tage  ge- 
halten  wurde.     Nächster  Halt  war  bei   dem  Dorfe  JüLft.M).     Von 

nah  und  fem  kamen  die  Gouverneure  der  Kreise  und  die  Befehls- 
haber der  Festungen  (pblä  ^Hak^ij^^^  oL^^  v5Uä^  ^\J^  C^*^) 
zu  A^nied,  um  ihm  zu  huldigen,  und  wurden  von  ihm  zu  Gnaden 
angenommen  ^^^ma^  ^  tXiJ.^t  ^^Jun^  C)'^'^  ^^J^  ^^^^  <S^j 
sXmL^^^  ^Uä^U  oSJüüj  ^  oLUfi).     Auch  Mirzä  Emtn  hätte  sich 

auf  Ahmeds  Seite  stellen  sollen.  Denn  vier  Jahre  vorher,  während 
der  Kämpfe  um  die  Festung  Gulistan'^),   hatte  A^medä&h  sich  mit 


1)  Die  Schildenmg  klin^  fast  ironisch: 

«JuOL    ,ja^^   bcrf^'  ^  v:;---.^   jLäo3   o^Sjo^J  <^^ 

3)  VÄ-M,!  j^Ji  l^  ^yUÄ>   Ix^   ^^y^  ^^ly  j^  ^.    Siehe 

aaeh  die  Karte  von  C.  E.  Stewart  in  den  Proceedings  of  the  Royal  Geogr.  Soc 
1881,  Septemberheft. 

4)  Askand  auf  Stewarts  Karte? 

6)  ^^Lu^  Ldä  v^a>y  ^i  j!  J^  ^\^Jj^.    Also  lies 


182  Mantif  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  DurrdnL 

der  Tochter  des  Mirzft  Emln  vermählt  und  so  wäre  zu  erwarten 
gewesen,  dass  Mirza  Emln  jetzt  eingedenk  der  hohen  ihm  zu  teil 
gewordenen  Ehrung  und  in  Rücksicht  auf  die  nahen  Beziehungen 
zu  dem  Hen*scher  der  Afghanen,  demselben  in  jeder  Beziehung  bei 
seinen  Unternehmungen  hätte  Vorschub  leisten  sollen.  Statt  dessen 
Hess  jener  sich  hauptsächlich  durch  die  schlinmien  Batschläge  von 
Leuten  wie  Mu^ammed  Qän  S&mlü  und  Sai^  Ahmed  ^An  Karäi 
zum  oifenen  Widerstand  gegen  seinen  königlichen  Schwiegersohn 
verleiten.  Dies  erfüllte  AJ^med  S&h  mit  Zorn,  und  so  entschloss  er 
sich,  mit  äusserster  Strenge  gegen  Mirz4  Emln  zu  verfahren.  Von 
Askand  (?)  aus  wurden  Jf^^gi  Naww&b  ^an  Al!kuz4!  zusammen  mit 
Emir  ^än  ^aräi,  dem  Chef  der  Kreise  Tun,  Turbet,  TurSlz,  Z&we 
und  Mulj^awwil&t,  ferner  ^elil  Ij[&n  MiSmest,  der  Häkim  von  TurSiz 
und  Isma*51  1}^,  der  Häkim  von  i^wäf  mit  5 — 6000  Mann  gegen 
Me^hed  vorausgeschickt  mit  dem  Befehle,  die  Stadt  einzuschliessen ; 
gleichzeitig  erhielt  ^A^amat-!^än  (..«L^  »^^tt^^)  'Alfzät  den  Befehl, 

jede  Art  von  Proviant  aus  der  Umgebung  von  Me^ed  zusammen- 
zubringen und  zu  verhindern,  dass  irgend  welche  Nahrungsmittel 
in  die  Stadt  gelangten. 

Am  25.  Rama^än  erreichten  die  Vortruppen  die  Umgebung 
von  Me^hed  und  richteten  sich,  den  erhaltenen  Befehlen  gemäss, 
rings  um  die  Stadt  ein.  At^med  Sah  selbst  mit  der  Hauptmasse  des 
Heeres  traf  am  2.  Sawwäl  in  T^ruk,  einem  zwei  Parsa^  von  M. 
entfernten  Dorfe,  ein.  Am  nächsten  Tage  unternahm  er  eine  Re- 
cognoscierung    und    bestimmte    zum    Ort    des   Hauptquartiers    den 

IM 

Flecken  5elw&i  (  ^Ui^  tV^^  J^)*)  ™  Osten  von  MeShed,  ein 

Farsa^  von  der  Stadt  entfernt.  Ein  weitläufiger  Bau  mit  einer 
Feste,  Baz^,  Bädern  und  einer  Moschee  wurde  angelegt  und  in  kurzer 
Zeit  vollendet.  Hier  nahm  A^med  Sah  die  Huldigungen  der  nach 
und  nach  zur  Einsicht  konunenden  Bevölkerung  der  Umgegend  ent- 
gegen.    Besonders   aus  dem  Stamme  der  §&ndiz  (ijJüLm),  der  im 

Besitze  mehrerer  Festungen  in  der  Umgegend  war,  unterwarfen  sich 
viele,   die   anfangs  Widerstand  geleistet  hatten,  so  besonders  ajJLm 

^Jr^JJüU;  ^b   .jj  f^'^ih  (?),  dem  der  Befehl  über  den  Distrikt 

Kühbäje  («ubv^  ^jLa  v4>uOC>)  anvertraut  wurde.    Gleich  in  den 

ersten  Tagen  der  Belagerung  traf  auch  Nawwäb  Q&n  (Durräni), 
der  von  A^^med  Sah  nach  f^^^^s  entsandt  war,  um  den  dort  ge- 
fangenen 6a^far  ^än  zu  befreien,  mit  diesem  Kurdenhäuptling  und 
dessen  Bruder  Na^d  ^Ali  IJan  wieder  beim  Heere  ein.     Pie  beiden 


hat  eine  Belagerong  einer  Festung  Gulist&n,  Termatlich  in  j^lar&san,  statt- 
gefunden. Bei  dem  überaus  häufigen  Vorkommen  dieses  Namens  ist  leider 
nicht  mögUch,  näheres  hierüber  zu  ermitteln. 

1)  Derselbe  Ort  ist  bei  Emin,  ümc.  II,  pag.  !t*i ,  Zeile  13 ,  Hauptquartier 

Ahmeds  während  des  letzten  Feldzuges  gegen  Hurlis&n. 


Mamn^  QiuiUmghidien  mtr  Guchiehte  dss  Ahmed  SklA  Durrdnt  lg3 

worden,  nachdem  sie  von  A^med  empfangen  worden  waren,  in  ihre 
Heimat  entlassen,  xmd  zogen  mit  Asadalll^  9&n,  einem  Beauftragten 
Ahmeds,  nach  !^ebuS&n,  wo  sie  die  Stämme  der  Kurden  (jSJÜk^) 

zum  offenen  Bündnis  mit  A|^ed  Sfth  zu  bewegen  wussten.  Die 
Kurden  lieferten  von  IJebuSlüi  aus  Lebensmittel  und  Proviant  für 
das  afghanische  Heer.  Zugleich  kam  von  allen  Seiten  aus  Curasan, 
Turkistan  und  Hindüstän  Zufuhr  für  die  Afghanen,  so  dass  das 
Heer  in  keiner  Weise  Mangel  zu  leiden  hatte'). 

V. 

Mir  *Alam  war,  wie  vorher  berichtet  worden  ist,  nach  Sebzew&r 
zu  den  Bu^rt  geflohen,  und  A^med  Sah  hatte  den  o&h  Pesend 
Hftn  hinter  ihm  hergeschickt.  Die  Afghanen  hatten  die  Stadt 
Sebzewär  umschlossen  und  wollten,  obwohl  fast  alle  Tage  kleinere 
Kämpfe  stattfanden,  die  Bewohner  durch  Aushungern  zur  Aus- 
lieferung des  Mir  ^Alam  zwingen.  S&h  Pesend  Ij[&n  sah  bald  ein, 
dass  ein  Sturm  ohne  Schwierigkeiten  die  Stadt  in  seine  Hände 
bringen  würde;  da  er  aber  hierzu  keinen  Befehl  von  A^ed  Sah 
erhalten  hatte,  so  erstattete  er  über  die  bedrängte  Lage  der  Be- 
lagerten und  über  die  günstigen  Aussichten  einer  Erstürmung  an 
den  S&h  eine  Meldung,  indem  er  zugleich  um  die  Erlaubnis  zum 
Angriff  bat.  Ahmed  jedoch  wollte  unnützes  Blutvergiessen  ver- 
meiden, und  so  kam  er')  zu  dem  Ausweg,  durch  Na^d  ^Alt  ^än 
Kurd-i  Za^eränlu,   dessen  Stamm   mit   deh  Bu^irl   in  sehr  nahen 

Beziehungen   stand    (»j^  j|^  ^  «uU^  o4r*^  iÄ^*^  v:>^U:^  b 

Jül),   diese   zur  Auslieferung   des   Mir   *Alam  bewegen   zu  lassen. 

Kakd  'All  I^än  hatte  schon  lange  den  S&h  gebeten,  an  Mir  'Alam, 
welcher  seinen  Bruder  (ja^ar  5^^^  sowie  den  Ibrahim  IJftn  Kaiw&nlü 
geblendet  hatte,  sobald  er  eingefangen  wäre,  persönlich  Bache  nehmen 
zu  können.  OWohl  nun  A^imeds  Absicht  eigentlich  war,  den  Mir 
*Alam  später  zu  begnadigen,  wie  er  es  auch  mit  allen  übrigen  zur 


2)  NatllrUch  ^Lj  (-L^t  j'. 


184  Mann,  QßM&natudien  stur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durräni, 

Unterwerfung  gezwungenen  zu  machen  pflegte,  so  konnte  er  doch 
diesmal  dem  treu  ergebenen  Kurdenhäuptling  die  Erfüllung  seines 
Wunsches  nicht  versagen').  Es  schickte  also  den  Nakd  'All  ^ka 
nach  Sebzew&r,  und  gab  zugleich  an  Sah  Pesend  ^ftn  Befehl,  so- 
fort nach  der  eventuellen  Auslieferung  des  Mir  'Alam  die  Belagerung 
von  Sebzewftr  aufzuheben  und  nach  Me&hed  zurückzukehren;  mit 
Mir  'Alam  solle  Na^d  *All  ^än  ganz  nach  seinem  Belieben  verfahren. 
Nakd  'All  ^4n  begab  sich  nun  nach  Sebzewar  und  sendete  den 
DüH  ^n  Haj&nlü  (?)  an  den  Bu^&iri  Ibr&hlm  I^&n  mit  folgender 
Botschaft.  Mir  'Alam  habe  in  früheren  Jahren  den  Stamm  der 
Bu^&irt  hart  bedrängt,  und  da  sei  Gra'far  Ij[&n  im  Hinblick  auf  die 
nahen  Beziehungen  seines  Stammes  zu  den  Bug&iri  auf  ihre  Bitte 
sofort  zur  Hilfe  herbei  geeilt.  Bei  den  nun  folgenden^  Kämpfen 
zwischen  Kurden  und  Arabern  (Mtr  'Alam)  habe  leider  Ga'far  den 
Kürzeren  gezogen  und  so  habe  dann  Mir  'Alam  sich  Sebzewftrs  be- 
mächtigen können.,  Darauf  sei  er  nach  MeShed  und  ^ebü^n 
gekommen,  habe  Ga'far  ^än  und  Ibrähtm  ^än  in  seine  Gewalt 
gebracht,  geblendet  und  mitsamt  den  ihnen  abgenommenen  Schätzen 
nach  febbes  und  Tun  geschleppt,  wo  sie  erst  durch  die  Gnade 
des  A^med  S&h  wieder  befreit  worden  seien.  Der  gesamte  Kurden- 
stamm  habe  nun  deswegen  mit  den  Afghanen  Freundschaft  ge- 
schlossen. Afimed  Sah  habe  versprochen,  sobald  die  Bu^airi  den 
Mir  'Alam  ausliefern  würden,  die  Belagerung  von  Sebzew&r  auf- 
heben zu  lassen. 

Da  die  Bewohner  der  Stadt  durch  die  Belagerung  schon  in 
harte  Bedrängnis  gekonmien  waren,  ergriffen  sie  mit  Freuden  die 
ihnen  dargebotene  Gelegenheit,  die  Aufhebung  der  Belagerung  zu 
erlangen.  Sie  lieferten  Mir  'Alam  an  Na^d  'Alt  ^&n  aus,  und  die 
Afghanen  zogen  ab.  Na^d  'Ali  I^än  Hess  Mir  'Alam  zuerst  blenden 
und  schleppte  ihn  dann  nach  ^ebüSän.  Hier  wurde  Mir  'Alam 
von  der  gesamten  Bevölkerung  grausam  behandelt  und  schliesslich 
zu  (ja'far  ^än  gebracht,  der  ihm  das  Haupt  abschlagen  Hess  und 
es  durch  Asadall&h  ^än  nach  MeShed  zu  A^med  Sah  schickte. 

[Emin  (fasc.  H,  pag.  a) — ao)  berichtet  über  die  Schicksale  des  Mir 
'Alam  etwas  anders.  Zugleich  erfahren  wir  auch  über  die  früheren 
Thaten  dieses  AraberhäuptHngs  einiges.  Er  war  aus  dem  Stamme  der 
Hiizaime  und  war  lange  in  Diensten  Nsldirs  gewesen.  In  Meshed  gehörte 
er  zu  den  angesehensten  und  einflnssreichsten  Männern.  Bei  Emin  I 
(pag.  öf)  finden  wir  ihn  auf  der  Seite  des  späteren  Sah  Sulaimän  IL, 
er  ist  unter  der  Zahl  derer  genannt,  die  dem  Mir  Sejjid  Mu^ammed  den 
Thron  von  Huräsän   anbieten.    Von  Sah  Sulaimän  wurde  er  dann  sum 


1)  Dass  natfirlich  an  dieser  Stelle  iip  Persisehen  eine  fSrmliche  Orgie 
der  elegantesten  Stilistik  xum  Preise  des  S&h  veranstaltet  wird,  an  der  Teil 
za  nehmen  wir  uns  versagen  mfisseu,  braacbe  ich  wohl  kanm  sa  erwSlmen, 
Ahmed  ist  nach  der  Darstellung  seines  Historiographen  gans  nnsohaldig  an  der 
Hinmetzelnng  des  Mir  *Alam. 


IfaftM,  QueUemkidieH  war  GueJUcJUe  dea  AJimed  Sah  DwrränL  185 

Wekil  ed-daule  gemacht.  Während  der  Abwesenheit  des  Königs  liess 
er  den  entthronten  Sah  Rab  &äh  blenden,  um  ihn  für  immer  von  der 
Herrschaft  ansinschliessen.  Dafür  wurde  er  von  Sulaimftn  II.  durch 
Absetsung  von  seinem  Posten  bestraft,  bald  darauf  jedoch  wieder  in 
Gnaden  aufgenommen.  Durch  den  Handstreich  des  Jüsuf  *Ali  |I&n  und 
d»  ZM  Qin,  die  am  11.  Rabi'  U  1163  den  Sah  Sulaimän  blendeten  und  an 
dessen  SteUe  wieder  Sah  Ruh  Sah  auf  den  Thron  setzten  [siehe  die  an- 
schauliche Schilderung  a.  a.  0.  p.  11  bis  v.]  wurde  auch  Emir  'Alam 
ans  Melfhed  vertrieben.  Zunächst  nahm  er  an  seinen  ärgsten  Feinden 
Jüsuf  'Ali  ^än  und  dessen  Bruder  Zäl  ^lln,  die  sich  nach  gründlicher 
Plünderung  der  Schätze  Nadirs  in  ihre  Burg  Kilat  zurückgezogen  hatten 
(Emin  I,  p.  vf),  Rache  (Emin  II,  aI*).  Sie  gerieten  beide  in  seine  Ge- 
walt, und  wurden  von  ihm  nach  Meafhed  gebracht  und  dort  auf  Anraten 
der  Offiziere  getötet.  Diese  Ereignisse  fallen  nach  dem  ausdrücklichen 
Zeugnifl  des  I^elil  in  das  Jahr  1163.  Darauf  verliess  Mir  'Alam  wiederum 
Melhed  und  ging  nun  daran,  seine  Macht  in  Curasan  noch  mehr  zu 
▼erstarken.  Bei  den  zerfahrenen  Verhältnissen  in  MeShed,  der  Unföhig- 
keit  des  Sah  Ruh,  und  den  ewigen  Zwistigkeiten  zwischen  den  einzelnen 
Stämmen  war  es  Mir  'Alam  nicht  schwer,  sich  zum  Herrn  von  llurllsin 
2U  machen.  Zum  Teil  durch  Gewalt,  zum  Teil  auch  durch  Güte  und 
Anknüpfen  Terwandtschaftlicher  Beziehungen  machte  er  fast  alle  Stämme 
von  sich  abhängig.  Ni^äpür  allein  trotzte  allen  seinen  Bemühungen.  Er 
hatte  die  Stadt  bereits  umzingelt,  als  ihn  die  Nachricht  von  dem  Ein- 
falle der  Afghanen  erreichte,  die  bereits  bis  Lenger  und  G^  («»  Turbet- 
i-Saih-ö^i)  vorgedrungen  waren.  Sofort  gab  er  die  Belagerung  Niafäpürs 
auf  und  beschloss,  den  Afghanen  entgegenzugehen.  Eine  Musterung 
seiner  Truppen  ergab  die  stattliche  |Zahl  von  35  000  kriegstüchtigen 
Mannschaften.  Er  bestimmte  5000  Mann  als  Yortrab  und  setste  den 
Aufbruch  für  den  nächsten  Tag  fest.  Aber  in  der  Nacht  verliessen  fast 
alle  Heerführer  und  Stammeshäuptlinge,  die  der  Mehrzahl  nach  nur  ge- 
zwungen gefolgt  waren,  seine  Fahnen,  so  dass  am  nächsten  Morgen,  als 
Mir  *Alam  nach  6km  aufbrechen  wollte,  das  Heer  sich  in  alle  Winde 
zerstreut  hatte. 

Emir  'Alam  warf  sich  mit  der  geringen  Anzahl  treu  gebliebener 
Mannschaften  in  die  Festung  Tun,  und  brachte  dort  seine  Schätze  und 
Vorräte,  sowie  auch  seinen  Harem  unter ;  sein  Bruder  Ma'süm  ^än  über- 
nahm das  Kommando  in  Tun.  Sodann  begab  er  sich  zu  seinem 
Schwager  (?  Emin  p.  /vf,  Zeile  19)  Düli  Hin  Sädirlü  und  versuchte  von 
Neuem  ein  Heer  zusammenzubringen,  um  wiederum  sich  den  Afghanen 
entgegenzustellen.  Aber  die  Häuptlinge  der  Kurdenstämme  Hessen  ihren 
Stammesgenossen  Düll  Hän  auffordern,  ihren  Blutsfeind  sofort  ihnen 
auszuliefern,  widrigenfalls  sie  ihn  mit  Eürieg  überziehen  würden.  Düli 
Han,  der  sich  den  übrigen  Kurden  nicht  gewachsen  fühlte,  liess  den 
Emir  *Alain  nach  Isfizär  hin  entweichen,  wo  er  noch  Anhänger  besass. 
Die  Kurden,  welche  dies  erfuhren,  machten  sich  zur  Verfolgung  auf, 
imd  holten  den  Fliehenden  dicht  vor  Isiizär  ein.     Nach  verzweifelter 


186  Manfif  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Dvrräni, 

Gegenwehr  wurde  Emir  'Alam  gefaDgen  genommeii  und  gefesselt  nach 
Mea(hed  gebracht.  Hier  liess  ihn  Sah  Rub  Sah,  welcher  wuBste,  dass 
Emir  'Alam  ihn  selbst  hatte  blenden  lassen,  ebenfalls  des  Augenlichts 
berauben,  und  sendete  ihn  dann  zu  öa'far  Kurd,  der  ebenfalls  von  Emir 
'Alam  geblendet  worden  war,  mit  der  Weisung,  ihn  ganz  naeh  Belieben 
zu  behandeln.    Öa^far  ^än  liess  ihn  töten  ^).] 


1)  Ich  habe  diesen  Abschnitt  ans  dem  Ma^il  et-taril)-i-ba'dnftdirüje 
hier  ausführlich  wiedergegeben,  weil  er  in  den  Einzelheiten  betrXchtUch  von 
dem  offiziellen  Berichte  des  afghanischen  MunKi  abweicht  Welche  der  beiden 
Darstellungen  der  Wahrheit  mehr  entspricht,  dürfte  schwer  festzustellen  sein. 
Die  besseren  Quellen  haben  sicher  dem  Mahmud  Ibn>MataDn&  za  Gebote  ge- 
standen;  allerdings  zwingt  sein  Charakter  als  besoldeter  Hofhistoriograph  zu 
einiger  Vorsicht.  Dem  gegenüber  steht  Emin  den  Ereignissen  selbst  weniger 
interessiert  gegenüber  und  hat  sicher,  was  er  erfahren  hat,  treu  wiedergegeben. 
Gegen  die  Darstellung  des  Tarih-i-Ahmedsäh!  an  sich  habe  ich  nnr  das  eine 
Bedenken,  dass  es  mir  nicht  erkifirlich  ist,  wieso  Ahmed  es  gewagt  haben 
könnte,  ein  kleines  Detachement  von  Meshed  aus  so  weit  ins  Feindesland  (bis 
Sebzewftr)  hinein  zu  schicken,  in  ein  Gebiet,  das  er  militärisch  nicht  be- 
herrschte, besonders  da  zwischen  den  vorgeschobenen  Truppen  nnd  dem  Haupt- 
beere  die  feindliche  Festung  Nfs&pür  lag,  die  vor  wenigen  Jahren  (1163/64) 
den  Afghanen  den  zähesten  und  erfolgreichsten  Widerstand  geleistet  hatte. 
Auch  wird  im  weiteren  Verlaufe  der  Erzählung  nie  von  einer  früheren  Be- 
lagerung von  Sebzew&r  gesprochen. 

Einige  der  Abweichungen  sind  auffallend:  die  beiden  grundyerschiedenen 
Bollen,  ydie  Düli  HAn  spielt;  auf  der  einen  Seite  greift  Ahmed  Sah,  auf  der 
andern  Sah  Ruh  ein. 

Ich  sehe  zunächst  keinen  Ausweg  aus  diesem  Dilemma.  In  den  Haupt- 
sachen stimmen  beide  Berichte  sehr  gut  zu  einander,  und  die  bestimmte 
Datierung  des  Tarih - i - Ahmedsähi  ermöglicht  uns,  einige  Windungen  in  dem 
gordischen  Knoten  der  Eminschen  Irrtümer  in  der  Chronologie  zu  entwirren. 


187 


Die  alten  Beligionen  in  Eran. 

Von 

F.  Spiegel. 

Als  man  in  Europa  anfing,  sich  ernstlich  mit  dem  Awesta  zu 
beschäftigen,  da  war  die  allgemeine  Ansicht,  dass  man  in  diesem 
Buche  ein  Werk  des  hohen  Altertums  vor  sich  habe,  die  Form 
einer  Religion,  die  sich  erst  seit  kurzem  von  der  indischen  getrennt 
habe.  Die  Aufmerksamkeit  richtete  sich  daher  ausschliesslich  auf 
die  Punkte,  in  welchen  Inder  und  Eranier  übereinstimmten  und  man 
fand  auch  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  Berührungspunkten, 
welche  auf  eine  von  beiden  Völkern  gemeinsam  durchlebte  Periode, 
die  sogenannte  arische  Vorzeit,  hinwiesen.  Je  mehr  man  indessen 
in  das  Wesen  der  erftnischen  Religion  eindrang,  desto  deutlicher  . 
zeigte  es  sich,  dass  damit  allein  die  Sache  nicht  abgethan  sei ;  neben 
mehreren  Errungenschafben,  welche  der  selbständigen  Entwickelung 
des  eränischen  Geistes  zugeschrieben  werden  mussten,  zeigten  sich 
auch  Spuren  eines  Einflusses,  der  von  Westen,  von  den  Semiten 
ausgegangen  war.  Zwei  Dinge  aber  besonders  sind  es,  welche  zu 
einer  vollständigen  Umgestaltung  der  früheren  Ansicht  geführt 
haben:  bei  näherer  Betrachtung  stellte  es  sich  heraus,  dass  die 
Religion,  welche  in  den  Inschriften  der  AchämenidenkÖnige  er- 
scheint, keineswegs  identisch  sei  mit  den  Lehren  des  Awesta,  wie 
man  dies  früher  angenommen  hatte.  Es  ist  meines  Wissens  Harlez'), 
der  zuerst  auf  (|iese  Verschiedenheit  aufmerksam  gemacht  hat.  Er 
hat  auch  gesehen,  dass  sich  im  Awesta  Ideen  finden,  welche  nicht 
bloss  mit  dem  Semitismus,  sondern  geradezu  mit  den  Lehren  des 
A.T.  übereinstimmen,  er  setzte  diese  Berührungspunkte  in  eine  sehr 
frühe  Zeit,  in  das  8.  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung.  Ein 
zweiter  Punkt  war  die  gewonnene  Überzeugung,  dass  das  Awestft 
keineswegs  den  Anspruch  auf  das  hohe  Alter  habe,  das  man  ihm 
anfangs  zuschrieb.  Br^al  hat  darauf  hingewiesen,  dass  das  Buch 
wenigstens  in  späterer  Zeit  Zusätze  erhalten  haben  müsse,  als  die 
Sprache  des  Buches  schon  eine  tote  Sprache  war  und  bemerkte 
dabei,  dass  die  Sprache  desselben  kein  vollgültiger  Beweis  für  sein 


1)  Avesti  tradnit  par  Harlez;  2me  Edition.     Introd.  p.  I  fg.  und  CCVI. 


188  /  Spiegel,  Die  alten  Eeiigionen  in  Erdn. 

Alter  sei,  da  man  zugeben  muss,  dass  auch  Bücher  in  einer  todten 
Sprache  geschrieben  werden  können.  Der  trockne  Stil  des  Baches 
weist  nicht  auf  ein  hohes  Alter  hin,  die  Vorschriften  desselben 
sind  ausserordentlich  kleinlich  und  die  untergeordnetsten  Gregen- 
stände  haben  denselben  geheiligten  Charakter  wie  die  wichtigsten. 
Bezeichnungen  für  die  GreschSfte  der  Priester  giebt  es  neun,  während 
für  die  Krieger  und  die  Ackerbauer  nur  je  eine  Bezeichnung  er- 
scheint. Während  der  Lohn  für  die  Ärzte  nach  dem  Vermögens* 
Stande  bestimmt  wird,  zahlt  der  Priester  nur  mit  einem  frommen 
Segensspruche,  wenn  aber  der  Priester  mit  dem  Lohne,  den  er  f&r 
seine  Reinigungen  erhält,  nicht  zufrieden  ist,  so  bleibt  das  ganze 
Haus  unrein.  Der  Hass  gegen  alle,  welche  unrechtmässigerweise 
das  Amt  eines  Priesters  übernehmen,  tritt  an  mehreren  Stellen  deut- 
lich hervor.  Das  Buch  ist  sehr  fanatisch,  wer  nicht  Mazdajasna 
ist,  gehört  zu  den  Daeyayasnas.  Die  falschen  Priester  reinigen 
nicht,  sie  vermehren  nur  die  bestehende  Unreinheit  Grebete  haben 
eine  grosse  Wirkung,  aber  nur,  wenn  sie  in  der  vorgeschriebenen 
Weise  und  zu  richtiger  Zeit  verrichtet  werden. 

Später  hat  sich  Darmesteter  das  Verdienst  erworben,  die  For- 
schung über  das  Awestft  auf  den  richtigen  Standpunkt  zu  stellen, 
auf  den  sie  eigentlich  von  allem  Anfange  an  hätte  gestellt  werden 
sollen.  Er  sieht  im  Awestä  das  Beligionsbuch  der  Sfts&niden  and 
fragt,  wie  weit  die  in  ihm  erhaltenen  Lehren  in  eine  frühere  Zeit 
zurückreichen  können,  nicht  aber,  was  einem  bloss  vorausgesetzten 
uralten  Buche  zugesetzt  sei.  Er  hat  sehr  richtig  gezeigt,  dass 
Schriften  wie  Yasna  9  erst  in  der  Zeit  der  Arsakiden  entstanden  sein 
können.  Dort  wird  nämlich  gesagt,  dass  der  Gott  Haoma  die  Eränier 
von  dem  Keresftni  befreite,  ein  Wort,  das  Räuber  oder  Bandit  be- 
deuten muss.  Da  an  der  Stelle  von  der  Zeit  nach  dem  Auftreten 
des  Zarathushtra  die  Bede  ist,  so  kann  nur  ein  Mensch  an  dieser 
Stelle  gemeint  sein,  ein  Dämon,  an  den  man  früher  dachte,  ist 
gänzlich  ausgeschlossen,  da  wir  einige  Zeilen  früher  belehrt  werden, 
dass  Zarathushtra  die  Leiber  aller  Dämonen  vernichtet  hat,  so  dass 
sie  seit  dieser  Zeit  sich  nicht  mehr  auf  der  Erde  zeigen  können. 
Da  also  ein  menschlicher  Widersacher  Zarathushtras  gemeint  sein 
muss,  so  erwartete  man  hier  den  Namen  Alexanders  des  Grossen 
zu  finden,  der  ja  bei  den  Parsen  stets  als  der  hauptsächlichste  Feind 
ihrer  Beligion  gilt,  statt  dessen  ist  ein  Wort  gewählt,  welches  nur 
im  allgemeinen  einen  Räuber  bezeichnet.  Ich  erkläre  mir  dies  aus 
der  Thatsache,  dass  der  Zug  Alexanders  zwar  als  der  Beginn  der 
eränischen  Wirren  gelten  muss,  das  Ende  derselben  aber  nicht  mit 
dessen  Tode  zusammenlällt ,  sondern  das  Land  noch  Jahrhunderte 
fremden  Herrschern  unterthan  blieb.  Da  mm  Haoma  zwar  diese 
Räuber  verjagt,  nicht  aber  den  legitimen  Herrscher  wieder  herstellt, 
so  wird  das  angeführte  Schriftstück  in  die  Zeit  der  sogenannten 
Teilkönige  gesetzt  werden  müssen,  d.  h.  in  die  Zeit,  als  es  wieder 
einheimische  Herrscher  in  Erän   gab,   von   denen  aber  keiner  An- 


/ 


spiegelt  Die  aiien  Religionen  m  Erdn,  189 

sprach  aaf  die  Anerkennmig  durch  das  ganze  Land  machen  konnte, 
wie  dies  ja  zur  Zeit  der  Arsakiden  der  Fall  war. 

Unter  diesen  umständen  ist  es  für  uns  von  grosser  Wichtig- 
keit, zu  erkennen,  wie  die  Religion  der  alten  Er&nier  beschaffen 
war,  ehe  die  Lehren  Zarathushtras  in  Wirksamkeit  traten.  Wir 
haben  dazu  drei  ganz  unverdAchtige  Quellen,  die  auf  das  schönste 
übereinstimmen,  die  KeiUnschriften  der  Achftmenidenkönige ,  den 
Bericht  Herodots  über  die  Religion  der  alten  Perser  und  die  An- 
gaben des  Shfthnftme.  Diese  drei  Berichte  wollen  wir  nun  kennen 
lernen. 

In   den   altpersischen  Keilinschriften   steht   an   der  Spitze  der 
Welt  der  grosse  Gott  Auramazdä,  der  grösste  aller  Götter,  der  diese 
Erde   und  jenen  EQnmiel   geschaffen   hat.     Die   ganze  Erde  gehört 
hiernach  dem  Auramazd&,  er  hat  jedoch  dieselbe  dem  Könige  von 
£r&n   zur  Verwaltung   übergeben.     Wie   nun  Auramazd&   alles   ge- 
schaffen hat,  so  tötet  er  auch  diejenigen,  welche  ihm  nicht  gehorchen, 
er    rottet   ihre   Familien   aus   (Bh.  4,   11.  17).     Dass   böse  Wesen 
nicht  unbekannt  waren,  sieht  man  aus  verschiedenen  Stellen,  nach 
A.  19  flg.  werden  Misswachs  und  Lüge  ausdrücklich  genannt,  nament- 
lich die  letztere,  die  als  persönliches  Wesen  (drauga)  gedacht  wird, 
ist   zu   beachten.     Zu   diesen  Vorstellungen   stimmt   auf  das   beste 
Jesaia  45,  7,  wo  Koresh  im  Namen  Jehovas  verkündigen  soll:   „ich 
bin   der  Bildner   des  Lichts   und  der  Schöpfer  der  Finsternis,   der 
Geber  des  Friedens  und  der  Schöpfer  des  Bösen,  ich,  Jehova,  mache 
alles    dieses  **.     Nirgend    findet   sich  eine  Hinweisung  auf  ein  böses 
Princip.     Dass   übrigens  Auramazd&   die  Welt  nicht  allein  regiert, 
sondern   mit  Hilfe   anderer  Götter,   haben  wir  schon  gesagt.     Wie 
viele  Götter  es  ausser  ihm  giebt  imd  wie  sie  heissen,  darüber  teilen 
uns    die   Keilinschriften   nichts   näheres   mit,    nur   an    einer   Stelle 
(S.  4 — 5)   werden   Mithra   und   An&hita   genannt.     Meiner  Ansicht 
nach   haben   sie   diese  Auszeichnung   dem  Umstände  zu  verdanken, 
dass   man  sie  als  die  Voreltern  des  Königsgeschlechtes  betrachtete. 
Vervollständigen  lassen  sich  diese  Angaben  der  Keilinschriften 
über  die  alte  Religion  durch  die  Angaben  Herodots,  die  gleichfalls 
auf  Vollständigkeit   keinen  Anspruch   machen   können,   sonst   aber 
die   höchste   Beachtung   verdienen.     Er   sagt,   die   Perser   opferten 
dem  Zeus  auf  den  höchsten  Bergen,  indem  sie  den  ganzen  Umkreis 
des  Himmels  Zeus  nennen.     Es  ist  mir  am  wahrscheinlichsten,  dass 
unter  dem  Umkreise  des  Himmels  Auramazdä  gemeint  ist,  den  Um- 
kreis des  Himmels  als  besondere  Gottheit  kennen  die  Erftnier  zwar 
auch,   schwerlich   aber  hat   man   derselben  jemals  Opfer  gebracht, 
da  sie  als  ein  gegen  die  Schicksale  der  Menschen  vollkommen  teil- 
nahmloses Wesen  betrachtet  wurde.    Ausserdem  nennt  Herodot  noch 
andere  er&nische  Götter,  die  Sonne,  den  Mond,  die  Erde,  das  Feuer, 
das  Wasser   und   die  Winde.     Daneben   nennt   er  noch  Mitra  oder 
die  Venus,  eine  Gottheit,  welche  die  Perser  von  den  Assyrem  an- 
genommen haben  sollen.     Dass  hier  ein  Irrtum  vorliegt,  ist  längst 


190  Spiegel,  Die  alten  Religionen  in  Erän. 

anerkannt.  Die  Venus  heisst  bei  den  Erftniem  nicht  Mitra,  sondern 
An&hita,  Mitra  ist  damals  wohl  wie  noch  jetzt  Name  der  Sonne 
gewesen,  Herodot  nennt  uns  also  hier  dieselben  Götter,  die  wir 
schon  in  den  Keilinschriften  gefanden  haben.  Was  Herodot  über 
die  Opfer  und  die  übrigen  Sitten  der  Eranier  mitteilt,  wird  voll- 
kommen zuverlässig  sein.  Er  sagt,  dass  die  Perser  es  ausser  den 
kriegerischen  Tugenden  als  ein  hervorragendes  Verdienst  betrachten^ 
viele  Kinder  zu  haben  (1,  136).  Die  Kultivierung  der  Erde  wurde 
schon  damals  als  etwas  sehr  verdienstliches  angesehen.  Die  Perser 
urinieren  nicht  in  die  Flüsse  und  speien  nicht  in  dieselben,  weil 
dadurch  das  Wasser  derselben  verunreinigt  würde  (Her.  1,  138)^ 
sie  leiden  auch  nicht,  dass  man  die  Toten  verbrenne  (Her.  3,  16), 
man  begräbt  auch  die  Toten  nicht,  weil  man  dadurch  die  Erde  ver« 
imreinigen  würde,  wenigstens  die  Magier  thun  dies  nicht  (Her.  1,140). 
Die  Perser  bringen  blutige  Opfer,  die  von  den  Magiern  dargebracht 
werden  (Her.  1,  132).  Die  Magier  machten  sich  schon  damals  ein 
Verdienst  daraus,  schädliche  Tiere,  wie  Schlangen  und  Ameisen,  zu 
töten  (Her.  1,  140).  Alle  diese  Dinge  lassen  sich  leicht  mit  den 
religiösen  Ansichten  vereinigen,  die  wir  oben  besprochen  haben,  sie 
beziehen  sich  alle  auf  das  Leben  in  dieser  Welt.  Einen  Hinweis 
auf  das  Leben  nach  dem  Tode  darf  man  in  den  Worten  des  Prexaspes 
sehen,  der  (Her.  3,  62)  zu  Kambyses  sagt:  „Wenn  die  Toten  auf- 
erstehen, dann  erwarte  du  auch  den  Astyages  wieder  zu  sehen*. 
Unverkennbar  ist  hier  auf  die  Auferstehung  und  ein  künftiges 
Leben  angespielt. 

Weitere  Aufklärungen  über  die  ältere  eränische  Religion  können 
wir  von  Firdosi  erwarten,  denn  auch  das  alte  Königsbuch  musste 
eine  solche  voraussetzen,  da  Zarathushtra  erst  spät  nach  dem  Schlüsse 
der  eigentlichen  Heldenzeit  erscheint.  Da  nun  die  alten  Helden 
nicht  bloss  tapfere,  sondern  auch  fronmie  Männer  gewesen  sein  sollen, 
so  müssen  sie  Gott  nach  ihrem  besten  Wissen,  wenn  auch  in  weniger 
vollkommner  Art  als  die  Zarathushtrier  verehrt  haben.  Der  aus 
dem  alten  Königsbuche  entnommene  Teil  des  Sh&hn&me  zeigt  nun 
durchgängig  diese  alte  Religion,  während  die  einzige  aus  einer 
anderen  Quelle  entnommene  Episode  von  Bezhan  und  Man^zha  ganz 
mit  den  Ansichten  des  Awestä  übereinstimmt.  Die  ganze  Reihe 
der  alten  Götter  erscheint  Shfth.  777,  8  in  dem  Weltenspiegel: 


Spiegdf  Die  alten  Religionen  in  Erdn.  191 

(9  Von  derWirksamkeit  und  den  Kennzeichen  des  grossen  Himmels 
machte  er  (der  Weltenspiegel)  alles  deutlich :  das  Wie,  Warum  und 
Wieviel.  Vom  Fische  bis  zum  Widder  war  in  ihm  alles  zusammen 
abgemalt:  Kevin  und  Hormuzd  und  Behr&m  (Mars)  und  der  Löwe, 
die  Sonne,  der  Mond  und  Nfthid  (Venus)  und  Tlr  (Merkur)".) 

Die  Anfönge  der  verschiedenen  Briefe  zeigen  am  besten  die 
religiösen  Ansichten,  so  beginnt  Rostem  einen  Brief  an  seinen 
Vater  (p.  172,  xüt): 


(9  Zuerst  sei  Preis  dem  Herrn  der  Sonne,  dem  Herrn  der  Schlangen 
und  Ameisen,  dem  Herrn  der  Nfthfd,  des  K^vftn  und  der  Sonne, 
dem  Herrn  dieses  ausgebreiteten  Himmels*.) 

Ein  Brief  Nauders  beginnt  (p.  177,  ult.): 


r^  ^  er?/'  ck^  j' 

(n Zuerst   wurde    der  Name  des  Weltenschöpfers  erwähnt,   des 
Herren  des  Behr&m,  der  Nähfd  und  der  Sonne''.) 

Ebenso  schreibt  K&us  an  Siy&vakhsh  (p.  417,  1  flg.): 


(«Zuerst  pries  er  den  Schöpfer,  den  Herrn  der  Ruhe  und  des 
Kampfes,  den  Herrn  des  Köv&n,  des  Behräm  und  des  Mondes  **.) 

Afräsi&b  hat  dieselben  Ansichten  wie  die  Erftnier,    darum  be- 
ginnt sein  Brief  an  PulAdvend  (p.  733,  15): 


192  Spiegelf  Die  alten  Religionen  in  Erdn, 

(^Zuerst  preise  den  reinen  Schöpfer,  von  dem  Kraft  und  Ver- 
derben kommt,  den  Herrn  des  Köyftn  und  des  drehenden  Himmels. 
den  Herrn  der  Nähld  und  der  leuchtenden  Sonne''.) 

Aus  dieser  Gleichheit  der  Beligion  erklärt  es  sich  auch,  dass 
Afrftsiftb  den  Abfall  des  Gusht&sp  von  der  alten  Beligion  so  übe] 
nimmt,  dass  er  ihn  zum  Grunde  eines  Kriegszuges  macht  Ton 
Gusht&sp  selbst  heisst  es  beim  Antritte  seiner  Regierung  (p.  1066,  5) : 


(„Er  brachte  seine  Verehrung  der  Sonne  dar,  so  wie  es  die 
Sitte  der  Jemshed  war*.) 

Dass  auch  den  bösen  Mächten  in  dieser  Beligion  schon  eine 
Bolle  zugedacht  war,  ist  gewiss,  da  aber  auch  die  bösen  Wesen 
Geschöpfe  des  Auramazdä  sind,  so  stehen  sie  zu  demselben  in  dem- 
selben Verhältnisse,  wie  menschliche  Aufrührer  zu  ihrem  recht- 
mässigen Oberherm. 

In  diesen  religiösen  Bahmen  lassen  sich  auch  alle  Bestandteile 
der  arischen  Beligion  ohne  Schwierigkeit  einordnen.  Da  die  alten 
Erftnier  Feuer  und  Wasser  im  allgemeinen  verehrten,  so  ist  es  kein 
Widerspruch,  wenn  wir  auch  besondere  als  heilig  betrachtete  Feuer- 
und  Wasserarten  finden.  Auch  die  Anfüge  der  Heldensage  können 
wir  bis  in  jene  Zeit  verfolgen,  am  wichtigsten  sind  uns  jedoch  die 
Äusserungen  über  die  bösen  Mächte,  die  yätu  imd  drtyas,  die  wir 
demnach  mit  Sicherheit  in  dieser  älteren  er&nischen  Beligion  an- 
nehmen dürfen. 

Nachdem  wir  nun  die  ältere  Beligion  in  ihren  Grundzügen 
kennen  gelernt  haben,  werden  wir  bestimmen  können,  welche  Ver- 
änderungen die  Beform  Zarathushtras  an  derselben  hervorgebracht 
hat.  Das  Auftreten  Zarathushtras  wird  unter  die  Begierung  eines 
Königs  Vlshtäspa  gesetzt,  der  als  ein  Anhänger  der  neuen  Beligions- 
form  und  als  der  Beschützer  ihres  Urhebers  gilt.  Dieser  Vishtäspa 
wird  der  Sohn  eines  Königs  Aurvat-aspa  genannt.  Darmesteter  hat 
richtig  gesehen,  dass  Aurva^-aspa  ein  mythologisches  Wesen  ist*), 
wie  er  glaubt,  identisch  mit  Ap4m  nap&tv  ^^^  dieser  Name  öfter 
beigelegt  wird,  nach  meiner  Ansicht  ist  er  die  Sonne,  die  gleich- 
falls diesen  Namen  führt ;  Vf shtäspa  hat  also  einen  mythischen  Vater 
und  muss  selbst  eine  mythische  Person  sein.  Sicher  ist,  dass  der 
Name  Vishtäspa  in  keinem  der  uns  bekannten  er&nischen  Königs - 
geschlechter  erscheint,  ein  erftnischer  Grosskönig  kann  also  Vishtäspa 
sicher  nicht  gewesen  sein,  ausgeschlossen  wäre  aber  darum  nicht, 
dass  er  ein  Unterkönig  {dahyupati)  von  Macht  und  Ansehen  ge- 
wesen  sei,    den   wir   in   irgend   eine   passende  Zeit  setzen  können. 


1)  Zend-Avesta  T.  III,  p.  LXXXII,  not. 


Spiegelf  Die  aUen  Religionen  in  Erdn,  193 

Nach  der  Achämenidenzeit  würden  wir  unseren  Visht&spa  setzen 
müssen,  wenn  wir  der  Yishtäspalegende  historische  Bedeutung  bei- 
legen wollten,  denn  nach  ihr  soll  Yfshtftspa  als  junger  Mann  nach 
Griechenland  gewandert  sein  und  sich  dort  durch  verschiedene 
Heldenthaten  hervorgethan  und  die  Tochter  des  griechischen  Kaisers 
geheiratet  haben.  Da  diese  Geschichte  erst  erfinden  sein  kann, 
nachdem  es  einen  griechischen  Kaiser  gab,  so  würde  sie  uns  in 
eine  sehr  späte  Zeit  weisen,  wenn  sie  echt  wäre.  Es  lässt  sich  aber 
leicht  nachweisen,  dass  sie  dies  nicht  ist.  Glücklicherweise  erzählt 
uns  Chares  von  Mitylene  dieselbe  Geschichte,  er  macht  den  Vishtäspa 
zum  Sohn  des  Adonis  und  der  Aphrodite  und  nennt  ihn  einen 
König  von  Medien;  aber  die  Heiratsgeschichte  steht  mit  Ylshtäspa 
in  keiner  Beziehung,  sondern  betrifft  seinen  Bruder  Zariadres,  auch 
ist  die  Braut  keine  griechische  Prinzessin,  sondern  die  Tochter  eines 
Königs  Omotas,  der  jenseits  des  Yaxartes  wohnte.  Es  ist  klar,  dass 
diese  Fassang  der  Erzählung  die  ältere  ist  und  dass  die  Heirat 
erst  später  auf  den  Ylsht&spa  übertragen  und  nach  Griechenland 
verlegt  wurde,  um  dem  Ytshtftspa  durch  die  Yerheiratung  mit  einer 
griechischen  Prinzessin  ein  grösseres  Ansehen  zu  geben.  Der  Zug 
des  Ytshtftspa  nach  Griechenland  und  seine  dortigen  Thaten  ent- 
behren darnach  des  historischen  Hintergrundes  und  fallen  weg; 
dasselbe  ist  aber  auch  mit  allen  seinen  übrigen  Heldenthaten  der 
Fall,  welche  im  Awestft  erzählt  werden.  Ich  habe  schon  vor  Jahren 
darauf  au&ierksam  gemacht,  dass  diese  Thaten  nur  Wiederholung 
anderer  schon  in  der  alten  Heldensage  berichteten  Ereignisse  sind, 
man  wollte  eben  den  Beschützer  des  wahren  Glaubens  auch  an 
poHtischer  Bedeutung  nicht  hinter  den  grossen  Königen  der  Yor- 
zeit  zurückstehen  lassen  und  hat  daher  für  ihn  eine  Anzahl  grösserer 
Kriegszüge  erfunden,  welche  sich  noch  darum  über  die  Züge  der 
älteren  Helden  erheben,  dass  sie  nicht  zu  irdischen  Zwecken,  sondern 
für  die  Verbreitung  der  wahren  Religion  geführt  wurden. 

Wir  können  also  in  den  Erzählungen  von  YishtÄspas  Thaten 
eben  historischen  Kern  nicht  finden,  er  ist  eine  mythische  Person 
und  steht  in  ganz  mythischer  Umgebung.  Sein  Yerhältnis  zu  Zara- 
ihushtra  ist  darum  auch  nicht  geschichtlich  beglaubigt.  Möglich 
ist  es  darum  immerhin,  dass  dieser  unter  einem  Könige  Ylsht&spa  ge- 
lebt hat,  an  der  historischen  Person  des  Zarathushtra  können  wir 
nicht  zweifeln,  da  wir  ja  seine  Religion  noch  vor  uns  haben.  Es 
handelt  sieb  nur  darum,  zu  bestimmen,  wo  und  wann  er  gelebt  hat. 
Über  diese  beiden  Punkte  hat  neulich  Jackson  ausführlich  gehandelt, 
an  seine  Ansicht  schliesse  auch  ich  mich  an.  Sicher  ist,  dass  die 
Reform  Zarathushtras  gegen  das  Ende  der  Achämenidenherrschaft 
schon  vorhanden  war,  denn  Aristoteles  und  Theopomp  kennen  die 
Namen  Ormuzd  und  Ahrimun  und  machen  Angaben  über  die  Dauer 
der  Welt,  welche  mit  denen  der  Zarathushtrier  übereinstimmen. 

Nach  allem,  wass  wir  von  der  alten  Religion  Erftns  wissen, 
scheint  dieselbe  hauptsächlich  auf  die  Yerhältnisse  dieser  Welt  be- 

Bd.  LH.  13 


194  Spiegel,  Die  alten  Religionen  in  Erän, 

rechnet   gewesen    zu   sein.      Diese   hat   Auramazdä   gescbaifen    und 
erhält  sie  fortwährend.     In  seiner  Wirksamkeit  wird  er  unt-erstützt 
von  mehreren  Göttern,  welche  er  geschaffen  hat  und  die  unter  ihm 
stehen,  sowie  von  seinem  Stellvertreter  auf  Erden,  dem  Könige  von 
Er&n   samt   dessen   ihm    gehorsamen  Unterthanen.     Gehindert  wird 
er  nur  von  manchen  Wesen,    die  er  geschaffen  hat,    die  sich  aber 
gegen  ihren  Schöpfer  empört  haben  und  die  selbstsüchtige  Zwecke 
verfolgen.    Mehr  im  Hintergrunde  steht  eine  andere  Welt,  in  welche 
die   Verstorbenen    eintreten    und    dort   Lohn    oder   Strafe   für   ihr 
Wirken   in    dieser  Welt   erhalten.     Alle    diese   Dinge    ändern   sich 
wesentlich  in  der  Religion,    welche  Zarathushtra  gestiftet  hat     Es 
erscheint  nun  eine  ausführlich  beschriebene  Götterwelt,  welche  als 
die  Hauptsache   gelten   muss,    die    irdische  Welt   erscheint  nur  als 
die  Vorbereitung  auf  die  zukünftige  himmlische,    die  Erde  ist  nur 
geschaffen   als   ein   vorübergehendes  Mittel,   um  die  künftige  Welt 
möglich   zu   machen   und   wird  verschwinden,   wenn  dieser  Zweck 
erreicht  ist.     Die   alten  Anschauungen  werden  nun  wesentlich  ver- 
ändert,  Auramazdft   hört  auf,   der  Schöpfer  des  Himmels  und  der 
Erde  zu  sein,  er  wird  zum  Spento  mainyush  degradiert,   alle  Ver- 
antwortung für  das  Böse  in  der  Welt  wird  ihm  zwar  abgenommen, 
aber  auch  die  unbeschränkte  Herrschaft,  welche  er  erst  nach  einigen 
Jahrtausenden  erhalten  soll.     Für  die  Gegenwart  erhält  er  in  Agro 
mainyush   einen   ihm    ursprünglich   an  Macht   ganz  gleichstehenden 
Nebenbuhler,  der  alle  bösen  Geschöpfe  geschaffen  hat  und  zwar  mit 
der  bestinunten  Absicht,   mit  ihrer  Hilfe  die  Geschöpfe  des  guten 
Geistes   zu   vernichten.     Spento   mainyush   ist   indessen   weise   und 
voraussehend,  Agro  mainyush  dagegen  un weise  und  kennt  die  Folgen 
seiner  Handlungen  erst,  nachdem  er  sie  gethan  hat.    Dieser  Kampf 
des  Spento  mainyush   mit   dem  Agro  mainyush   beschäftigt  gegen- 
wärtig die  Welt  unaufhörlich,  infolge  desselben  hat  sich  die  Macht 
des  Spento  mainyush  vennehrt,  die  des  Agro  mainyush  vermindert, 
doch   bleibt   noch   immer   viel   zu  thun  übrig,    ehe  die  Herrschaft 
des  Guten   zur  Macht   gelangen   kann.     Jeder  der  beiden  Schöpfer 
hat   sich   mit   passenden  Gehülfen   vei'sehen,   die   ihn  unterstützen. 
Die  alten  Planeten götter  genügen  für  die  Zwecke  des  Spento  main- 
yush nicht,   sie  mussten  weichen  und  werden  sogar  zum  Teil  dem 
Reiche  des  Agro  mainyush  zugewiesen,  Jupiter,  Saturn,  Venus  und 
Merkur   sind   zu   bösen  Wesen    geworden;   da   sie   aber  nach  ihrer 
früheren  Bedeutung  gute  Namen  führten,  wie  Auramazdä  und  AnÄ- 
hita,  so  nahm  man  an,  sie  seien  an  den  Himmel  gefesselt  worden 
und  hätten  gute  Namen  erhalten,  weil  sie  auf  diese  Weise  weniger 
Schaden  stift-en  könnten.    Spento  mainyush  wurde  nunmehr  mit  einer 
Anzahl    rein  geistiger  Wesen  verstärkt,   welche  die  Namen  Ames^a 
spenta  erhielten;  ihre  Wirksamkeit  ist  natürlich  besonders  geistiger 
Art,  wenn  ihnen  auch  die  Aufsicht  ü])er  die  irdischen  Angelegen- 
heiten  zugeschrieben    wird,   so   ist   dies  erst  später  geschehen  und 
eigentlich    ganz   überflüssig.     Die    Entstehung   der   Ames'a   spentas 


Spiegel,  Die  alten  ReUgiopen  in  Erdn,  195 

möchte  ich  in  dieselbe  Zeit  setzen,  in  welcher  Spento  mainyush 
entstand,  ohne  ihn  können  sie  nicht  existieren.  Als  Gehülfen  des 
Agro  mainjrosh  wird  nun  auch  eine  entsprechende  Anzahl  von  Daevas 
geschaffen,  welche  aber  weniger  genau  beschrieben  werden  als  ihre 
Gegner,  die  Ames^a  spentas.  Es  ist  meine  Ansicht,  dass  das  Wort 
daeva  erst  in  dieser  Zeit  die  schlimme  Bedeutung  erhielt,  welche 
es  in  Eran  im  Gegensatze  zu  den  übrigen  indogermanischen  Sprachen 
hat.  Die  ganze  bereits  bestehende  Götterwelt  wird  nun  unter  die 
beiden  Principien  verteilt  und  neue  Götter  dazu  geschaffen,  die 
durch  ihre  abstrakte  Bedeutung  sich  leicht  von  den  älteren  Gott- 
heiten abscheiden.  Bisweilen  mussten  eigentümliche  Unterscheidungen 
gemacht  werden,  so  konnte  die  Göttin  An&hita  nicht  mehr  mit  dem 
Sterne  gleichen  Namens  vereinigt  bleiben,  da  dieser  zu  den  bösen 
Wesen  gehört.  Mithra  wurde  von  der  Sonne  geschieden  und  seine 
Wirksamkeit  bloss  auf  das  Licht  des  Morgens  beschränkt. 

Aus  dem  Gesagten  erhellt,  dass  wir  Schriften  über  die  Religion 
Zoroasters  in  der  älteren  Zeit  nicht  suchen  dürfen,  dass  sie  frühestens 
ans  den  letzten  Jahrhunderten  der  Achämenidenzeit,  wahrscheinlich 
aber    zum    grössten   Teil    erst   aus   der   Zeit   nach   der   Eroberung 
Alexanders  stammen  werden.     Die  Darstellung  der  eränischen  Reli- 
gion, welche  ich  in  meiner  Altertumskunde  hauptsächlich  nach  den 
Angaben    des  Awestä  gegeben  habe,   ist  daher  nur  für  die  spätere 
Zeit,  hauptsächlich  für  die  Zeit  der  Sasäniden  zutreffend.    Schriften 
aus    der    älteren   Periode   der   Religion   werden    die    Zarathushtrier 
sich  nicht  bemüht  haben  zu  erhalten,  dieselbe  galt  ihnen  als  über- 
wundener Standpunkt.    Ob  solche  Werke  bestanden  haben,  sind  wir 
nicht  einmal  in  der  Lage  mit  Sicherheit  zu  behaupten,  wir  kennen 
den  Zustand  der  Kultur  im  älteren  Erän  zu  wenig,  wir  wissen  gar 
nicht,  ob   die  alten  Eränier  Schreibmaterialien  besassen,  welche  sie 
in  den  Stand  setzten,  grössere  Werke  zu  verfassen.    Jedenfalls  war 
ein  Buch  ein  umfangreiches  und  teueres  Besitztum  und  nicht  jeder 
Priester   war   in   der  Lage,    ein  solches  zu  besitzen.     Die  Religion 
Zarathushtras   ist   daher  hauptsächlich  auf  mündliche  Tradition  be- 
rechnet, die  Priester  werden  nicht  angewiesen,  durch  das  Studium 
irgend   welcher   Schriften   ihre  Kenntnisse   zu   vermehren,    sondern 
sich   einen    zuverlässigen  Lehrer  zu  suchen,    der  ihnen  die  nötigen 
Kenntnisse  in  richtiger  Weise  überliefere.    Mit  diesem  durch  münd- 
lichen Unterricht  eriangten  Wissen  dürften  sich  die  meisten  Priester 
begnügt  haben.    Dass  von  der  Zeit  an,  wo  es  geschriebene  Religions- 
bücher   gab,    das   Studium    derselben   für   sehr   verdienstlich   galt, 
versteht   sich   von   selbst,   aber   eine    unerlässliche    Pflicht   war   es 
nicht.     Die  Klage,    dass  Alexander   die    eränischen  Religionsbücher 
vernichtet   habe,   kann  sich  nur  auf  ganz  vereinzelte  und  zufällige 
Vorkommnisse   beziehen,   denn   religiöse  Unduldsamkeit  lag  damals 
noch   nicht    im  Geiste  der  Zeit  und  Alexander  wird  auch  nicht  so 
thöricht   gewesen  sein,    durch  die  Verfolgimg  der  Priester,    die  er 
bei  der  Regierung  von  Erän  gar  nicht  entbehren  konnte,  sich  seine 

13* 


196  Huart,  Le  dM  au  temps  de  Ttmoür, 

ohnehin  schwierige  Aufgabe  zu  erschweren.  Möglicherweise  ist  diese 
Ansicht  nur  dadurch  entstanden,  dass  man  in  späterer  Zeit  nicht 
viel  Schriftliches  fand,  das  über  seine  Zeit  hinausgereicht  hätte. 
Dass  sich  aber  später  eine  nicht  unbedeutende  Litteratur  entwickelte 
wird  nicht  zu  leugnen  sein.  Man  denke  nur  an  die  verschiedenen 
Metra,  in  welchen  die  verschiedenen  Abteilungen  der  Gäthas  ge- 
schrieben sind.  Selbst  wenn  wir  annehmen,  dass  diese  Stücke  nicht 
aus  grösseren  Werken  entnommen,  sondern  eigens  für  den  vorliegen- 
den Zweck  geschrieben  wurden,  wird  man  doch  nicht  behaupten 
wollen,  dass  diese  Metra  nur  für  diese,  oft  nur  aus  wenigen  Zeilen 
bestehenden  Gebete  erfunden  worden  sind. 


Le  d6rl  au  temps  de  Timoür. 

Von 

Cl.  Haart. 

La  traduction  persane    abregne  du   recueü   de  tndt^s  philoso- 
phiques    des    \Jual\  .»^ys>\    publice   ä  Bombay   en  1884   par  MfrzA 


Mohammed  Chlräzl,  sur  l'ordre  du  S6yyid  Mohammed  Qiddlq  Hasan- 
Khftn  Bahadour,  souverain  de  Bhoptd,  contient,  p.  3,  le  passage 
suivant : 


g;.^^  4^1  ^Oa-  o^\  ^^  J^l  0^  ^L-  er^  ^\j  u^ 
^  jUsI   vjUi-t   ^^yfj^   ^LT^y  ^^^  ^t   ^!^  ^j.^    «OJI 

cXxT  jjü  ^^  ^j^  uu^  ^}  r,üuJi  ^.,y>i  v'^äT  ^t 


,Donc  Tavis  emis  d'un  commun  accord  par  le  conseil  illustre  du 
Seigneur  magnifique,  etc.  TEmlr  Timoür  Keur^gen,  fut  que  ce 
pauvre  ^crivain  traduirait  le  livre  des  Ikhvcdn  w<;-  (Jafd  en  persan 

deri • 

Or  cette  traduction  est  6crite  en  persan  moderne.  D  en  r^sulte 
qu'au  temps  de  Tamerlan  la  langue  littöraire  de  la  Perse  moderne 
etait  connue  sons  le  nom  de  dSrt  ou   „langue  de  la  cour*. 


197 


Das  jüdisch-buchärische  Gedicht  Chudäidäd. 

Beiträge  zur  Textkritik  und  Erklärung. 

Von 

W.  Bacher. 

Der  von  Nöldeke  in  dieser  Zeitschrift  (Bd.  LI,  p.  548 — 553) 
besprochenen  Edition  des  nach  seinem  Helden  benannten  erzählenden 
Gedichtes  Chudäid&t  (richtiger  Chudftid&d)  liegt  eine  einzige, 
dazu  sehr  junge  und  stellenweise  schwer  lesbare  Handschrift  zu 
Grunde.  Um  so  dankenswerter  ist  die  grosse  Mühe,  der  sich 
Salemann  unterzogen  hat,  als  er  auf  so  mangelhafter  Grundlage 
das  Gedicht  bearbeitete  und  mit  Transskription  und  Übersetzung 
herausgab.  Er  hat  damit  zum  ersten  Male  ein  auch  an  sich 
interessantes  Erzeugnis  der  neueren  jüdisch -persischen  Poesie  weiteren 
Kreisen  zugänglich  gemacht,  welches,  wie  Nöldeke  hervorhebt,  „der 
Gesinnung  des  Dichters  und  seines  Kreises  alle  Ehre  macht*.  Das 
Gedicht  erzählt  das  Martjrrium  eines  Juden  von  Buch&rft  aus  dem 
Anfange  dieses  Jahrhunderts  (in  V.  203  und  V.  250  wird  der 
Ausdruck  Jci^^,  Märtyrer  auf  ihn   angewendet)   und   gewährt   in 

den  Beden  der  auftretenden  Personen,  namentlich  der  Abschiedsrede 
des  Helden  und  den  Klagen  seiner  Hinterbliebenen  einen  Einblick 
in  das  Seelenleben  und  in  die  häuslichen  und  socialen  Verhältnisse 
der  buchÄrischen  Juden.  Dabei  entbehrt  das  Gedicht  auch  der 
poetischen  Schönheiten  nicht  und  zeigt  vielfach,  dass  der  Dichter 
in  der  poetischen  Litteratur  seiner  persischen  Muttersprache  be- 
wandert war^).  Das  Gedicht  verdient  unbedingt  die  Mühewaltung, 
welche  der  Herausgeber  auf  seine  Edition  verwendet  und  die  Auf- 
merksamkeit, mit  der  Nöldeke  sein  Metrum  und  seine  Sprache 
untersucht  hat.  Leider  aber  bietet  die  Textgestalt,  in  welcher  das 
Gedicht  auf  Grund  der  erwähnten  einzigen  Handschrift  heraus- 
gegeben werden  mosste,  die  grössten  Schwierigkeiten,  da  sowohl  die 

1)  Es  sei  hier  darauf  hingewiesen,  dass  die  persischen  Juden  Abschriften 
perriseher  Dichtungen  in  hebräischer  Schrift  bis  in  die  neueste  Zeit  verfertigen 
und  benntsen.  Im  VIL  Bande  der  Jewish  Quarterly  Review,  p.  119,  giebt 
8.  Margoliouth  Kunde  von  neuen  Erwerbungen  des  British  Museums;  darunter 
befinden  sich  in  hebräischer  Schrift  der  Divan  des  Hdfiz  (vom  J.  1789),  der 
Heft  Paikar  Nfz&mfs  (aus  dem  18.  Jahrb.).  Über  den  Inhalt  und  den  histo- 
rischen Hintergrund  des  Gedichtes  von  Chud&idftd  siehe  meinen  Au&ats  in 
Brodys  Zeitschr.  für  hebr.  Bibliographie,  III.  Jahrg.,  S.  19—25. 


198  Bacher,  Das  jüdischrbwchärische  Gedicht  Chuddidäd, 

metrische  Form  der  Verse,  als  die  Orthographie  und  Punktation 
offenbar  durch  die  Schuld  des  Abschreibers  die  grössten  Anomalien 
und  Entstellungen  bietet.  Ich  bin  nun  in  der  glückliclien  Lage, 
den  Wunsch  Nöldekes,  durch  eine  bessere  Handschrift  unseres  Ge- 
dichtes den  Text  desselben  in  richtigeres  Licht  zu  setzen,  erfüllen 
zu  können.  Herr  Elkan  N.  Adler  in  London  war  so  gütig, 
mir  jüngst  zwei  in  seinem  Besitze  befindliche  Abschriften  des  Ge- 
dichtes zur  Verfügung  zu  stellen,  welche  in  jeder  Beziehung  geeignet 
sind,  den  in  Salemans  Edition  gebotenen  Text  zu  berichtigen  und 
von  der  ursprünglichen  Textgestalt  des  Gedichtes  eine  zuverlässigere 
Vorstellung  zu  bieten.  Zugleich  aber  ermöglichen  erst  diese  bessern 
Handschriften  für  viele  Stellen  des  Werkes  die  richtige  Erklärung. 
Von  den  beiden  Adler  sehen  Handschrift<in  ist  die  erste  ein 
Sammelband,  der  auch  sonstige  jüdisch-persische  Poesien  enthält, 
und  in  dem  die  Blätter  27 — 41  von  unserem  Gedichte  ausgefüllt 
werden.     Es   hat   die   Überschrift:    nNT^-^Knib    i'u   "»»t:   v^    (i^t^' 

oIlXjIsX^  ^     tf-Ä-^aJ)-   Diese  Abschrift  stammt  aus  dem  Jahre  1830, 

da  ein  anderes  in  demselben  Sammelband  von  derselben  Hand  ge- 
schriebenes Gedicht  als  Zeit  der  Abschrift  dieses  Jahr  nennt.  Diese 
Abschrift  —  welche  fortan  als  A'  bezeichnet  werden  soll  —  ist 
also  nur  um  etwa  ein  Vierteljahrhundert  jünger  als  die  Abfassung 
des  Gedichtes  selbst.  —  Die  zweite  Handschrift  —  die  mit  A' 
bezeichnet  werden  soll  —  ist  in  einem  besonderen  Hefte  enthalten, 
ohne  Überschrift  und  ohne  Datum;  sie  scheint  viel  jünger  zu 
sein,  bietet  jedoch  den  Text  ebenfalls  in  ziemlich  korrekter,  der 
ersteren  Handschrift  sich  anschliessenden  Gestalt,  wenn  sie  auch 
Lesarten  enthält,  welche  nicht  in  A*,  sondern  in  Salemans  Texte 
(fortan  mit  S  bezeichnet)  sich  finden. 

Es  soll  nun  hier  meine  Aufgabe  nicht  sein,  den  edierten  Text 
des  Chudäidäd-Gedichtes  auf  Grund  der  beiden  Handschriften  zu 
verbessern.  Das  würde  einen  zu  grossen  Raum  beanspruchen,  imd 
der  Zweck  einer  solchen  Verbesserung  wäre  eigentlich  nur  durch 
eine  neue  Edition  des  Gedichtes  auf  Grund  dieser  Handschriften  zu 
erreichen.  Ich  will  mich  vielmehr  darauf  beschränken,  in  erster 
Reihe  die  Bemerkungen  Nöldekes  auf  Grund  des  neuen  Materials 
zu  bestätigen  oder  zu  berichtigen  und  zu  ergänzen,  dann  aber  für 
eine  Anzahl  von  Versen  den  bessern  Text  und  damit  die  richtigere 
Erklärung  zu  bieten.  Damit  soll  die  Arbeit  Salemans,  der  trotz 
der  mangelhaften  Unterlage  seiner  Edition  das  Gedicht  zum  grössten 
Teile  leserlich  und  verständlich  gemacht  hat,  besonders  für  eine 
Reihe  durch  ihn  unerklärt  gelassener  Punkte  ergänzt  werden. 

I. 

Was  zunächst  die  von  Nöldeke  besprochenen  metrischen 
Unregelmässigkeiten  betrifft,  so  kann  ich  bestätigen,  dass  diese  nur 
dem  Abschreiber  von  S  oder  seiner  nächsten  Vorlage  aufs  Kerbholz 


Bacher^  Das  ßUUsch-buchdrisehe  Gedicht  Chuddidäd,  199 

ZQ  setzen  sind.  In  A^  und  A'  ist  das  Metram  überall  korrekt 
durchgeführt,  abgesehen  von  den  auch  durch  Nöldeke  hervorgehobenen 
Licenzen   und  von    einzelnen  Nachlässigkeiten   der  Abschreiber.     In 

V.  129  hat  A^  nicht  "'P'^bD,  sondern  "^bD,  also  vjji:^.   Der  Halb - 

Yers  lautet  dann   .^L^J  \jyis>  b  ob    ..LjUs.    Übrigens  scheint  auch 

•'p'^bD  (so  schreibt  auch  A')  die  Aussprache  von  ö^l^i  ™t  Imäle 
des  ä,  wiederzugeben  (s.  ZDMG.  LI,  401).  —  In  V.  222  lautet  die 

erste  Hälfte  nach  A*  und  A':   *j^  *^j3ri  'r*     c^^  Lü;   in  S  ist 

x'nn  zu  in  und  mm^D  zu  m"«*nnD  geworden.  —  Xä  ist  in  A* 
und  A*  stets  "TiDlo  (-  -)  punktiert ;  in  V.  44  jedoch  lautet  der 
erste  Fuss  ( ):   113  "iDTiDia.     Hier   ist   ofienbar   am  Ende    des 

m  m 

Wortes  ein  Vokal  zu  sprechen,  als  hiesse  es  '^'nsiTOa.  In  V.  57 
steht  wirklich,  wie  N.  emendiert,  Cp'^S;  und  in  V.  139  hat  A*  vor 
p'^^r:  ^TiE.  A-  das  von  N.  vorgeschlagene  •'rn«.  In  V.  101  ist 
nach  niDiü  in  S.  O^'iJk  ausgefallen.  V.  207b  muss  so  ergänzt  werden: 
naK3  riT'Tia  l^-^a  ipcn:  T«  -D  ;  in  der  ersten  Vershälfte  ist  that- 
siichlich,  wie  N.  annimmt,  NiiN  ausgefallen.  Andere  Beispiele  für 
Wiederherstellung  des  Metrums  werden  sich  unten  bei  der  Be- 
richtigung verschiedener  Verse  von  selbst  ergeben. 

Die  Punktation  in  S  ist,  wie  auch  ohne  das  Zeugnis  der 
andern  Handschriften  sich  von  selbst  aufdrängt,  durchaus  unverläss- 
lich  und  vnllkürlich.  Aus  derselben  lassen  sich  keinerlei  Schlüsse 
für  die  Aussprache  der  Wörter  ziehen.  Hinsichtlich  der  von 
!^öldeke  hervorgehobenen  Einzelheiten  sei  hier  das  Nötige  bemerkt. 
In  A*  und  A^  ist  überall  D^ia  (nicht  D^ii)  punktiert.  Die  1.  Pei-s. 
Plur.  wird  in  A^  n^"r»  ^®  2.  t-^t-  geschrieben,  und  auch  sonst 
steht  -j,  wo  S  (meist  auch  A-)  -^  hat.  Aber  schon  in  A'  zeigt 
sich  hie  and  da  das  Segol  anstatt  des  Zere,  z.  B.  V.  108,  wo  0"*5 
ij^y^)  niit  ©"'i'nT  reimt.  A'-^  und  S  schreiben  auch  das  zweite 
ßeimwort  mit  Segol.  Es  scheint,  dass  sich  bei  den  bucharischen 
Juden  im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  der  Unterschied  der  Aussprache 
des  Segol  und  Zere  verwischt  hat,  während  der  Dichter  des 
Chudäidftd  wahrscheinlich  noch  konsequent  das  J^^:^  jj:Lj  nüt  -^ 
schrieb,  was  natürlich  eine  bessere  Wiedergabe  des  e-Lautes  ist,  als 
"T"-  In  den  modernen  jüdisch -buchärischen  Übersetzungen  biblischer 
Bücher   ist  —  ganz   wie    in   S  —  überall  —  gesetzt,    z.  B.  Prov. 

l'>,  28  "»vTii»  (Jcy«!);  4,  1  n\3:tt;''a  (juj^läo).  —  In  dem  von  N. 


200  Bacher,  Das  ßldüeh-buchdriscke  Gedickt  Chudäidäd, 

erwähnten  V.  123  hat  A^  -pps  und  l^ü.  A^  und  S  haben  fiir 
beide  Wörter  Segol.  Hingegen  hat  in  V.  56  A^  '^*3'^P9  (™  Beim 
mit  ■•-i''DS),  ebenso  A^.     Auch  in  V.  272  haben  A*  A*'  l'T'C. 

Die  verschiedenen  ünerklärlichkeiten  im  Setzen  der  Vokal- 
punkte  und  im  Schreiben  der  Vokalbuchstaben,  auf  die  N.  hinweist, 
gehören  durchaus  S  an.    So  ist  die  sonderbare  Setzung  eines  Schewa 

an  ungehörigem  Orte    eine  Spezialität   von  S.     In  V.  83  ist  vi>ij 

in  A^  und  A^  riS'^'*?  geschrieben  u.  s.  w.  Zur  Annahme,  dass  -^7 
etwa  zur  Bezeichnung  eines  kurzen  Vokales  dienten,  liegt  keine 
Veranlassung  vor.    In  S  wird  Schewa  sehr  oft  dort  gesetzt,  wo  A* 

den  vollen  Vokal  hat;  so  z.  B.  bei  der  Präposition  j  (z.  B.  V.  46 
Tiänn,  "^nSlTölD:!  in  A'  während  A*  und  S  in  beiden  Wörtern 
n  haben)  und  bei  andern  Partikeln.  Hie  und  da  hat  auch  schon 
in  A*  die  Schreibung  mit  -—  Eingang  gefunden. 

Die  von  Nöldeke  auf  S.  551  f.  erwähnten  Einzelheiten  der 
Orthographie  und  deren  Schwankungen  sind  zum  Teile  auch 
in  anderen  jüdisch-persischen  Schriften    wahrzunehmen,   zum  Teile 

sind  es  aber  nur  Nachlässigkeiten  der  Kopisten  von  S.  *i  ist  m 
A^  immer  13  (oder  in:),  nie  35  geschrieben*);  jedoch  ist  3  (ä)  für 
^  schon  frühe  —  abwechselnd  mit  i  —  gebräuchlich  gewesen  (s. 
ZDMG.  LI,  308).  Der  Name  des  Helden  unseres  Gedichtes  wird 
nur  in  S  in  so  vielfachen  Variationen  geschrieben.  A*  hat  *iNT^^Nniib 
(auch  n«T^'^mr)  oder  —  wo  das  Metrum  es  erfordert  —  die  ge- 
kürzte Namensform  n«n*''^ii.  Nie  tritt  n  an  die  Stelle  des  Schluss- 
buchstaben, und  der  Vokal  der  ersten  Silbe  ist  gewöhnlich  als  i 
punktiert 

Die  Emendation  Nöldekes  für  V.  238,  152,  186  (S.  552), 
werden  durch  A*  bestätigt.  —  In  V.  104  haben  auch  A*  und  A' 
n^J"»a?.  —  Die  Nebenform  x-^J"  für  ^j,^,  die  S  in  V.  16  hat,  ent- 
fällt; denn  A*  hat  nicht  nOD,  sondern  "On  (  ^),  und  A»  dafär 
•^OD  .  In  V.  267  ist  der  Schluss  der  zweiten  Vershälfte  (no:  H03) 
ganz  korrumpiert.     Der  Vers  lautet  nach  A^  (und  A^  so: 

T-T*  X  -  ■■•T  •?• 

:  -     T       »     T :-  :-  •   :  ▼- 


«  3 


1)  Auch  ..\^%^   wird,  in   A*   immer   mit   1,   nie  —  wie   in  S  —  mit  3 
geschrieben. 


Bacher,  Dat  jüduch-buehärüche  Gedicht  Chuddidäd.  201 

Das  ist: 


o  «•»•        «  »     o« 


Das  will  sagen:  ,So  wie  der  Fisch  im  Wasser  in  Sicherheit 
ist,  so  ist  die  Zuflucht  und  der  Bücken  (Schutz)  der  Kinder  der 
Vater" .     Zu  Lj  j   Tgl.    die  Redensart   ^JiÄto  ü   j ;  oJiXj   ist   in 

übertragener  Bedeutung  Synonjrm  zu  »Lo.  Das  Wort  u^b  für 
, Vater*  kommt  in  unserem  Gedichte  auch  in  V.  108  vor.  —  Die 
«Mondfinsternis*,  an  die  Salemann  (S.  43)  denken  möchte,  ist  also 
unnötig  geworden. 

Das  sonderbare  "^OTZ  in  Y.  251,  welches  auch  Nöldeke  aus 
hebr.  rn  ableiten  will  und  das  schon  wegen  der  Wiedergabe  des  n 
durch  D  yerdächtig  ist,  aber  auch  in  der  Übersetzung  Salemanns 
nicht  in  den  Zusammenhang  passt,  wird  durch  die  richtige  Text- 
Gestalt  beseitigt.     In  A*  lautet  das  Distichon: 

•  •••'TT  '•*•  ~  "T"* 

In  A^  lautet  die  zweite  Hälfte  des  Verses: 

....      »TT        • :  -  :  -         "  :  -     • 

In  beiden  Versionen  hat  die  zweite  Vershälfte  ein  Wort  zu 
viel:  das  Metrum  erfordert,  dass  ■{«•nw  gestrichen  werde.  Dann 
erhalten  wir  in  der  bessern  Version  von  A^  folgenden  —  trans- 
skribierten  —  Text: 

^/s  L^j^y  «*^jy  "V?"? 

g***^  \y**ii^    c^^  Vil>wM^  jüLamumO 

Das  heisst:  ,» Deine  Seele  ist  eingegangen  zum  Gottesthrone, 
hat  ihren  Sitz  eingenommen  ganz  nahe  vor  Moses".  Der  Gottes- 
thron, in  dessen  Nähe  die  Seelen  der  heimgegangenen  Fronunen 
weilen,  ist  durch  zwei  Synonyme  bezeichnet.  ^$Jä  hat  den  Sinn 
von  liJLpii.  Das  überflüssige  ..JjLj  (=  .Lj)  scheint  eine  Glosse 
zu  ,25wu  zu  sein.  Die  Vorstellung,  dass  die  Seele  des  in  die  ewige 
Heimat  eingegangenen  Märtyrers  in  der  Nähe  Moses'  ihren  Sitz 
bekommt,  ist  in  diesem  Gedichte  um  so  erklärlicher,  als  in  ihm 
Moses  und  Mosis  Lehre  sehr  häufig  erwähnt  wird.  Schliesst  doch 
das  Gedicht  auch  mit  einem  Segen  für  die  ,  reine  Seele  Moses*, 
des  Sohnes  *Imrftns". 


202  Bacher,  Das  jüdisch-buchdrüche  Gedieht  Chudaiddd. 

Was  das  i^tselhafte  Wort  in  V.  155  und  156  betrifft,  so 
konstatiere  ich  nur,  dass  A^  und  A^  nicht  •^bryiz  und  Dbn3??a  haben^ 
sondern  '»'rnnTp  und  Dbnnp,   und  dass  auch  in  V.  15  nicht  "»brnTa 

■  ■ 

steht,  sondern  •»bnn'O.     Was  bnn73   bedeutet,   weiss   ich  allerdings 

nicht  anzugeben. 

Was  die  letzte  Bemerkung  Nöldekes  betrifft,  so  kann  ich  den 
von  ihm  selbst  erhobenen  Einwand  gegen  die  Beobachtung  über 
die  Anrede  mit  »ihr"  beseitigen.  Denn  von  V.  256  an  (bis 
V.  268)  sprechen  nicht  die  Schwestern  Chudftidads,  sondern  seine 
Kinder.  In  V.  255,  welcher  die  vorhergegangenen  Klageworte 
der  Brüder  abschliesst  und  die  folgenden  Klageworte  einleitet,  ist 
©aNnJllD  (von    Salemann  mit   ^jiJL^Li>    transskribiert)   Korruptel 

aus  lOSND^lD.   Es  sind  aber  die  Kinder,  welche  in  den  Klageworten 

ihren    verstorbenen    Vater    apostrophieren    und    mit    L^-Ä    anreden^ 

Übrigens  erhellt  aus  dem  ganzen  Inhalte  dieser  Klageworte,  dass 
die  Kinder  und  nicht  die  Schwestern  die  Redenden  sind.  Ich  be~ 
merke  nur  noch,  dass  auch  in  A^  ursprünglich,  wie  in  A^,  c;»^^^D 
geschrieben  war,  dass  aber  dieses  Wort  dann  durch  Korrektur  an 
den  Buchstaben  T  und  D  in  orNnmD  umgewandelt  wurde. 

II. 

Die  aus  den  beiden  Adler'schen  Handschriften  mitzuteilenden 
Textberichtigungen  zu  S  leite  ich  mit  der  Ergänzung  des  edierten 
Textes  durch  sieben  Verse  ein,  die  in  S  ausgefallen  sind. 

1.  Nach  V.  51  steht  in  A^  und  A^  folgender  Vers: 

-     '       T  T     •       T       '-  : 

"•^Nt^^  2)^^^^  i)r:N?2  "^T  "^nusa  iNrr^s 

Das  ist: 


o  >  o 


„Sie  sagten  (nämlich  die  Abgesandten  der  Fürsten):  Ungläubiger, 
heda,  wo  bist  du?  Hast  du  dich  versteckt,  suchst  du  uns  zu  ent- 
rinnen?"    Darauf  bezieht  sich  dann  V.  52:   ,Es  hörte  sie  Gh.* 

2.  Nach  V.  63  steht  in  A»  (nicht  in  A^)  folgender  Vera: 

TNn  iNn  ■'tnN?3  irc^i  n:i:a 

•  •  •  ■ 

nN^NS  -^aNüb^o  "»nyKü  n'nD  «)i73n 


1)  A^   schreibt  oft   das  Pron.    der  1.  Pers.   plur.  ÜM73   für  KTS.     A^  hAt 
auch  hier   KC 

2)  A«  -^n". 

3)  Ursprünglich  stand  "^T^t^,  was  zu  IT^H  geändert  warde. 


Bacher^  Das  ßUMseh-huehdriscke  Gedieht  Chudaiddd,  203 

Das  ist: 

fi  »'<•  o  9         ü    a  ^  ^ 

,Im  Paradiese  ist  die  Gattin,  zum  Wohnsitze  ward  es  ihr  gegeben; 
hat  sie  doch  auch  ihrer  religiösen  Pflicht  gegen  die  Herrschaft 
(Gottes)  in  vollem  Masse  Genüge  gethan**.  —  Die  Erwähnung  der 
schon  verstorbenen  Gattin  ist  unmittelbar  vor  dem  Verse,  in  welchem 
Chudftid&d  seine  unmündigen  Kinder  der  Fürsorge  seiner  Brüder 
empfiehlt,  unzweifelhaft  am  Platze. 

3.  Nach  V.  69  haben  beide  Handschriften  folgenden  Vers: 


Das  ist: 


r  s        :  •  :  -    t     t 

TT  '-        -;-•        »t'        -- 


oj»  >  *        "   ^    ^  y 


t^Uii  ^  j^^  ^j\^  yj=> 

,Ihr  —  Ch.  redet  seine  Brüder  an  —  wäret  mir  Waisen  auf  der 
Welt,  ich  habe  für  euch  Sorge  getragen".  Dieser  Vers  ist  zur 
Einleitung  der  folgenden  (V.  70  f.) :  „nun  sind  meine  Kinder  Waisen". . . 
unbedingt  erforderlich. 

4.  Nach   V.  108    haben   beide   Handschriften    folgenden  Vers: 

»TT  T         -     T        •  :  -         ••  : 

Das  ist: 

^.,LUi  L  .Xi'ü  i^}p  ^]L. 


,Ich  habe  euch  —  Ch.  redet  die  Mutter  an,  der  er  seine  un- 
mündige Tochter  übergiebt  —  alles,  was  da  ist,  übergeben,  um 
meinetwillen  blicket  sie  gütig  an*.  Der  Vers,  dessen  erste  HlUfte 
zum  Teil  aus  V.  103  a  wiederholt  ist,  bildet  einen  passenden  Schluss 
des  Absatzes. 

5.  Nach  V.  118a  steht  in  beiden  Handschriften  folgender  Vers: 

«"iKWiö  itim  üVM  inn?  D-^r: 


1)  A*  schreibt  abwechselnd  ^?ID  und  "IllD. 

2)  In  A^  bloss  Nn   ^^^ ,  K^gen  das  Metrum. 


204  Baeher,  Das  jüdisch-hucMrische  Gedicht  Chudaid&d. 

Das  ist: 

\jUA  «jü  ^^O  O^/  ^*-«L» 

^Zum  zweiten  Male  haben  sie  euch  zu  Waisen  gemacht.  Möge  Gott 
mich  an  ihnen  rÄchen!**  Dieser  Vera  ist  parallel  mit  dem  vorher- 
gehenden und  leitet  die  folgenden  zwei,  ebenfalls  mit  ^«^Jo  be- 
ginnenden Verse  ein.  Er  konnte  wegen  dieses  gleichen  Anfangs 
leicht  ausfallen. 

6.  Nach  V.  212  haben  beide  Handschriften: 

't       •       •      T       ••        •-:-      '-:        - 

Das  ist: 

^ Durch  falsche  Anklage  bist  du  hingegangen,  o  reiner  Engel;  mit 
deinem  Brandmale  —  dem  brennenden  Schmerz  um  dich  —  hast 
du  uns  Her/  und  Seele  verbrannt."  Der  V.  248  beginnt  mit  den- 
selben Worten,  und  das  Bild  vom  Brandmal  findet  sich  auch  in 
V.  235. 

7.  Nach  V.  275  haben  beide  Handschriften  folgenden  Vers. 

•     T  :t       -        -     T  '  - 

Der  erste  Halbvers  hat  in  A*  folgende  Gestalt: 

t:      V»        T        "t:*        - 

In  keiner  der  beiden  Formen  giebt  der  erste  Halbvers  einen  Sinn. 
Man  erhält  ihn  sofort,  wenn  man  die  Wörter  in  A^  richtig  abteilt : 

T-       ••      •  T      •  T  :      • 

Jetzt  lautet  der  Vers  in  Transskription  so: 

...   Ö  m  *      *  ,..  O        -        * 

C5;L^^Lj  jl   OuLo  ^^  ^^.^U. 

^Auch  du,  0  Ibrahim,  hast  nichts;  die  Poesie  bleibt  als  Er- 
innerung**.    Hier  apostrophiert  der  Dichter  sich   selbst,   seine  Be- 


1)  A«  nwninn. 

2)  A«  «*J72. 

3)  Ich  emendiere  "^fi^O  in  ""DNO. 


Bacher j  Das  ßtdisehrbuchdrische  Gedicht  Ckuddid&d.  205 

trachtung  über  die  Welt  und  die  Vergänglichkeit  ihrer  Güter  ab- 
schliessend. An  diesen  Vers  schliesst  sich  der  folgende  (276)  sehr 
gut  an :  „Jedermann,  der  dieses  Buch  liest,  möge  um  Gottes  willen 
für  uns  ein  Gebet  sprechen!* 

Der  Dichter  des  Chudäid&d  hat  es  also  nicht  unterlassen, 
am  Schlüsse  seines  Gedichtes  auch  seinen  Namen  zu  nennen,  wie 
das  alle  persischen  Dichter  thun.  Zugleich  aber  enthält  dieser  in 
S  fehlende  Vers  die  willkommene  Bestätigung  der  von  Salemann 
in  seiner  Einleitung  (p.  V)  ausgesprochenen  Annahme,  die  sich  ihm 
ans  einem  andern  jüdisch -buch  arischen  Gedichte  ergab,  dass  nämlich 
der  Verfasser  des  Ghudftidftd  Ibrählm  hiess. 

m. 

Es  mögen  nun  einzelne  Verse  des  Gedichtes  in  der  verbesserten 
Gestalt  folgen,  wie  sie  in  den  beiden  Adler'schen  Handschriften 
sich  finden.  Ich  wähle  solche  Verse,  durch  deren  Berichtigung  eine 
wesentliche  Erleichterung  in  dem  Verständnisse  des  Textes  geboten 
wird  oder  deren  Verständnis  erst  infolge  des  besseren  Textes  er- 
möglicht ist  Zuweilen  sollen  nur  einzelne  Wörter  berichtigt 
werden.  Da  die  gegenwärtigen  Mitteilungen  nur  bei  Benutzung 
der  Saleman'schen  Ausgabe  Dienste  leisten  sollen,  wird  es  genügen, 
die  richtige  Textgestalt  festzustellen,  ohne  auf  die  korrumpierte 
Form  in  S  näher  einzugehen. 

V.  31  lautet: 

'    T :   :  -       •     T  •    T 


i  m^  ,  m^         *    it     »  0»<J>> 


o-  >  «  » 


,Sie  fahrten  sofort  gefesselt  jenen  Jüngling  fort,  den  wohl  beredten, 
tapfem  Jüngling.* 

In  V.  43  hat  A^   statt  '|Sü'«'«ü   TOT  :  'ü   '^T'^^i   ^   i-   ^^ 
^^,lIaA-ä,  die  Fesseln  Satans. 

V.  45  (nach  A»): 

-        '       T  -  T  •  T  ; 


1)  A«  hat  wie  s  i:a  in^D^n, 

2)  A«  i:. 


206  Bacher ,  Das  jüdUch-huchdrüehe  Gedicht  Chudäiddd. 

ChudaidAd  „war  in  der  Danksagung  —  an  Gott  —  begriffen, 
während  zu  gleicher  Zeit  der  König,  des  Krieges  ledig  geworden, 
frohen  Herzens  und  heiter  war". 

V.  46  (nach  A^  und  A«): 

n»T»    ••1*10    iK    "»bi    •»riDiiöirn 

TT*  •  :-         »T  ••-  •     -  - 

„Auf  dem  Throne  der  Heiterkeit  sitzend,  frohen  Herzens,  mit 
Fröhlichkeit,  jene  edle  Cypresse*.  Das  ist  Fortsetzung  des  vorher- 
gehenden Verses,  und  mit  der  „edlen  Cy presse*  ist  der  König 
gemeint,  nicht  —  wie  Salemann  erklärt  —  Chud&idäd.  Damit  er- 
ledigt sich  auch  die  nachträgliche  Erklärung  Salemanns  zu  Y.  45. 
p.  Vni  der  Einleitung. 

V.  51  (nach  A»): 

1^^  liä  -»iNTs-bKT  Tri  nnc-r^a 

I  I 

„Es  gingen  einige  Gewaltthätige,  Blutdürstige  ans  Thor  Chud&idäds, 
des  Frühaufstehers**.  —  A-  hat  hier  dieselbe  Textgestalt,  wie  S; 
doch  ist  auch  da  die  erste  Vershälfte  nicht  verständlich.  Zum 
Epitheton  Ch.s  vgl.  V.  13. 

V.  54.  Statt  iNi:\  ^na  TN  (Saleman:  „um  der  Verleumder 
willen")  1.  mit  beiden  Hss. :  ^Nia  'im  TN  (^lAc  J>j  :!)»  «»^  ^^^ 
verräterischen  Welt\     Vgl.  V.  195  Ji^J,  ^^UiJjl. 

V.  69  (nach  A»): 

I  - :      T     •  T :  I    •  -  ••     T      r   r«  • 

Die  erste  Halbzeile  hat  schon  Nöldeke  erklärt  (S.  553).  Die  zweite 
bedeutet  wohl:  „Wisset  es  bestimmt,  die  Vergeltung  (Strafe)  ist  in 
dieser  Welt  eingehoben  worden",  d.  h.  ich  habe  schon  in  dieser 
Welt  gebüsst,  wofür  ich  Strafe  verdiente. 


Bacher,  Da»  jüdiaoh-buch&rische  Gedicht  Chuddiddd,  207 

m 

In  V.  73  ist  statt  D:«n  i:fita  die  in  unserem  Gedichte  häufig 
Torkommende  Redensart  Drwa  1D«D  (^'w^  ^  .^Li>)  zu  setzen  (beide  Hss.). 

V.  77b  lautet: 

no2«"»Tnb3  n»n  '•n«5  nyc« 

-  T   •  T  -  T    - 

Er  (Moses)   »ist  der  Fürbitter  für  uns,  die  im  Exile  Lebenden*. 
V.  81b  (nach  A>): 

-       T  -  •        T  •         T       • 

l»;Lw  xil3>   iXo   »t  |»ü  (^ti^ 

^        »        * 

yZnm  Löseopfer  für  seinen  Namen  gebe  ich   hundert  Häuser  hin**. 

V.  85:  aniD  -»SNTaNi  \nnäi73N  nnia 

T         :  - 

•  •         • 


„Sie  waren  an  meinen  Saum  gewöhnte  Kinder,  alle  wurden  fröhlich 
durch  mein  Licht*. 

In  V.  91a  ist  statt  i*nD  zu  lesen  in*!?,  das  ist  ^  43 tj-^-  J^ie 
ganze  Redensart  lautet:  ^U  3  .-j'^  3  L^'j^* 

V.  106.  Statt  -^rNc  ins  lies  ^l^n  ^m,  Jii  ^PJ,  die  ver- 
gängliche Welt.  Vgl.  V.  275  i:«d  ■^n«;:'n,  Jli  ^^Loj.  (S.  oben 
zu  V.  54). 

V.  107.  Statt  •^13110  haben  beide  Handschriften  '•:«n:TnD 
( .,!jü;  j),  wie  das  Metrum  erfordert. 

V.  128.  Beide  Handschriften  haben  d:n:?  (^'wii')  statt  d:jd 
(Salemann  transskribiert:  >il Ji).    «Ich  reisse  mein  Herz  von  euch  los". 

Die  ersten  zwei  Worte  in  V.  130  (in  S  T13  Son)  lauten  in 
beiden  Handschriften  ^id  yo?.  Doch  kann  ich  den  Sinn  derselben 
nicht  ermitteln. 

V.  132.  In  der  ersten  Vershälfte  muss  die  Übersetzung  lauten: 
»Sie  sagten:  0  Ungläubiger  (x-i''Cr),  LäU),  du  wirst  Muselman*. 
In  der  zweiten  Vershälfte  fehlt  N73  nach  N*nin. 

T  T 

V.  135.     Die  metrische  Unregelmässigkeit    der    zweiten  Vers- 

tofte  wird  dadurch  behoben,  dass  statt  nmb  gesetzt  wird  D"1  (j^), 
wie  beide  Handschriften  haben. 


208  Bacher,  Das  jüduch-buchdrische  Gedicht  Chuddtddd. 

V.  141.  Die  Reimworte  lauten  in  A^:  n«7r5^D,  tl»73"»m. 
Es  ist  die   vulgäre   verlängerte  Form  für  ^^^jS^  z^*^'     ^'  ^^^  S 

haben  dafür:  ^  ^jS  und  _>o  (^^- 

V.  144.     Die  zweite  Vershälfte  nach  beiden  Handschriften : 

In  Y.  148  ist  das  Metrum  der  zweiten  Yershälfte  dadurch 
herzustellen,  dass  nach  D'^l^^'^'^  mit  beiden  Hss.  1^2pN  ergänzt  wird. 
In  der  ersten  Yershälfte   hat   an  Stelle   der  mit  Fragezeichen  ver- 

sehenen  Worte  A^  1?)??»  A^  ri^JJW.   Das  wäre  Jükoiu.     Aber    das 
Metrum  erfordert  J^oLiU.     Der  Sinn  ist  mir  nicht  klar. 

In  Y.  151  haben  beide  Hss.  1M3M1S  statt  ^»rrfit^.  Das  letztere 
hat  auch  keinen  Sinn,  da  nur  von  einem  bL«  die  Bede  ist.  ..LiL^ 
(dignitates)  scheint  hier  die  Bedeutung  ,^ Würdenträger^    zu   habezu 

Y.  152b  muss  so  geschrieben  werden: 

T  »T-  "•  -  TT  ••  • 

Y.  153a  lautet  in  beiden  Handschriften: 

-         T  I-  T  - 

«  m  O  9  » 

In  Y.  158  giebt  tiDBK  (was  Salemann  mit  ^y^\  transskribiert 
und  mit  ,,Hohn''  übersetzt)  keinen  guten  Sinn.  Beide  Hss.  haben 
■p7BN  :  ^^y*i^\  ^1  ;i   »mehr  als  dieses**. 

In  Y.  161  hat  A^  naNj-^n  st.  nn«'<p.  „Sie  verbrannten  ihr© 
Religiosität **,  d.  h.  sie  gaben  sie  preis,  legten  gegen  ihr  religiöses 
Gewissen  falsches  Zeugnis  ab^). 

In  Y.  164  ist  ^nirr«  ein  sehr  schlechter  Reim  auf  "^obD  (^jkö^L>)^ 
In  A^  lautet  die  erste  Yershälfte  -OND  "»1^73  ■««  «•«  n»0  »ncia'^a. 
Der  Schah  spricht  also  den  Juden,  den  er  noch  immer  zum  Islam 

zu  bekehren  hofft,  als     ^'i3«  J-*,  als  , ausgezeichneten  Mann*   an. 

1)  Im  ersten  Halb  veno  mass  r^'^T7  mit  't^f^-J^^  transskribiert  and  diese« 
in  der  Bedeutung  „grosse  Sünde'*  genommen  werden:  „sie  begingen  durch  ihr« 
falsche  Beschuldigung  gegen  mich  eine  grosse  Sünde". 


Bacher,  Das  jüdisehbuckäriscke  Gedicht  Chudäiddd.  209 

V.  166a  lautet  in  A*: 

, Ausserdem  geben  wir  dir  Rang  und  Stelle".  Statt  n3073  (das 
auch  in  A^  steht;  das  Wort  bedeutet  hier  wohl  Rang,  eig.  «solium") 
hat  S  ^0073,  was  Salemann  zu  pDS  emendiert. 

V.  167  b  lautet  in  A*: 

i«a  wn-i  «n«n  n'nw  *i3"'5?i» 

»       T        »        T        •  TT  —      T  • 

In  V.  172  haben  beide  Handschriften  W^W'^S?  "^cac«»  statt 
*y  ^n  ^*^-  ^^  ißt  ^^^  eigentümliche  Anwendung  des  hebräischen 
Wortes  im  Sinne  yon  Religion,  welche  so  zu  erklären  ist,  dass 
arabisch-persisches  y*}  ^^^  das  Äquivalent  des  hebräischen  t»t  als 
Synonym  erhält. 

In  V.  174  haben   beide  Handschriften  nsNO  (=  o^Lm)  st. 
Y.  186  a  lautet  in  beiden  Handschriffcen : 

,Es  sprach  (der  König  zum  Henker) :  Diesen  Ungläubigen  mit  dem 
verstockten  Herzen  führe  hinweg**.  So  mutmasst  schon  Salemann 
in  der  Anmerkxmg  zur  Übersetzung,  S.  40. 

* 

V.  187.  Statt  'i«  haben  in  der  ersten  Vershälfte  beide  Hss. 
rp^a  (s>yiß);   in  der  zweiten  Vershälfte  hat  A^  ü'DlVfü  LjJ\/i)^ 

*     ü     i 

was  jedoch  zu  DDnn?a  {jJi^\A)  verbessert  werden  muss. 

V.  201.     Statt  «n-^D  lies  '•D  »r  (ä^  Lj) 

In  V.  205  punktiert  A^  P**!^?»  meint  also  das  arabische 
Äquivalent  von  p"»nat  (so  auch  A*):  vJuJu^. 

V.  207    ist   nach   beiden  Handschriften   so  zu  transskribieren : 

Bd.  LH.  14 


210  Bacher,  Das  jildUch-bucMriiche  Gedicht  Ckudäidäd, 

y.  216a  lautet  nach  beiden  Handschriften: 

«Von  der  Schönheit  seines  Angesichts  erblühen  die  Bösen*'.  Völlers 
bringt  das  arabische  Wort  nicht. 

V.  224.     nms  ist  zu  streichen. 

V.  217a  nach  beiden  Handschriften: 

* 

V.  229a  lautet  in  beiden  Handschriften: 

TNO  1510  '»tpb  ''7*in  ■>«  o^ii"'? 
„Ich  sage:  »0,  du  bist  der  redegewandte  Papagei'**'. 

V.  230    ist   nach   beiden  Handschriften   so  zu  transskribieren : 
yL^  Jui^  J..UJ  (^o^?  ^' 

„Du  warst  die  Nachtigall  im  Garten  der  Mutter;  du  warst  der 
schönredende  Papagei  der  Mutter*. 

In  V.  234  muss  vor  nO^«aiD  ergänzt  werden  m  (jO). 

V.  240.     Statt  in  "^DOI  ^T   lies   mit   beiden  Handschriften:  ■'a 

in  -^Dpi  d-^r:» ,  y  v-aaöj  ^ß  i^ . 

V.  247b  muss  lauten: 

■jNi  ■««  in  «mtt  -^rmD  i3)3i3nn 

I  ..  TT        •  -  :-        :-    - 

„Tüchtig  hast  du  uns  gemacht,  0  Seele  (Lieber)**. 
V.  248.     Statt  1«  lies  T«  (JL^  Ü  jI). 
V.  254  muss  nach  beiden  Handschriften  so  transskribiert  werden: 

Da  die  Brüder  sprechen,  ist  nur  der  Plural  am  Platze ;  ebenso  muss 
in  V.  266,  wo  die  Kinder  sprechen,  i%j,tJü  und  ^.aJUj  gesetzt 
werden. 

In   V.    256   hat   A^   nicht   "[«"»«TS    -^SNa,   sondern   •JK*««'»   •»2«3 


y 


»  J 


Bacher,  Das  födüek-buehärw^  Gedickt  Ckudäidäd.  211 

(^jLjU  kJj)  nnser  Vater.     A*  hat   aus   -^aBli   gemacht   -»aÄi  (fcb 
Garten). 

y.  272a  lantet  nach  beiden  Handschriften: 

,Sie  (die  Welt)  ist  wie  ohne  Erbarmen  und  hat  keine  Scheu',  sie 
nimmt  weder  auf  Greis  noch  auf  Jüngling  Rücksicht. 

Zum  Schluss  will  ich  nur  noch  einige  der  Bemerkungen 
und  Erklärungen  Salemanns  auf  Grund  des  neuen  handschriftlichen 
Materiales  prüfen.  Ich  bemerke  im  Allgemeinen,  dass  sehr  viele 
in  der  Transskription  gebotene  Verbesserungen  Salemanns  durch  A^ 
und  A'  bestätigt  werden.  So  z.  B.  seine  Konjektur  zu  V.  159, 
die  er  in  der  Einleitung,  p.  VJJUL  bespricht.  Ebenso  findet  die  in 
der  Einleitung,  ib.,  zu  V.  47  gegebene  nachträgliche  Vermutung 
in  A*  ihre  Bestätigung,  wo  der  erste  Halbvers  lautet: 

iriMija  1«  DT  1«  )Tp  ■'^ii''i 

o^^ß  J  (^  J  ^^/  Lf^J 
A2  hat  dafür:  ibwna  ün  l«  ITnin  ^ID,  d.  i.  ^^1^*:$-  ^  ^^^\  O^j 
Und   das   ist  auch  die  Lesung  in  S.  —  Zu  S.  13  (und  37),  Anm. 
zu  V.  117.    Beide  Handschriften  haben  an  allen  drei  Stellen  n:»inB. 

*    T  :- 

—  Zu  S.  16,  Anm.  zu  V.  144.  Beide  Handschriften  bieten: 
bn:^.  —  Zu  S.  20,  Anm.  zu  V.  184.  Beide  Handschriften  haben 
l"!».  —  Zu  S.  34,  Anm.  zu  V.  56.  Thatsächlich  lautet  der  zweite 
Halbvers  nach  beiden  Handschriften: 

,Sie  werden  mich  nicht  mehr  im  Alter  sehen".  —  Zu  S.  35,  Anm. 
zu  V.  70.  Die  Vermutung  Salemanns,  dass  ^  zu  lesen  ist,  be- 
stätigt sich.  Jedoch  lautet  der  ganze  Vers  in  beiden  Handschriften 
etwas  verschieden.     In  A ' : 

In  A*  lautet  der  zweite  Halbvers: 

O^:/    r^'3?    O*^'    (f-  J 

Im  ersten  Halbvers  hat  A-  als  Reimwort    ..'„^.aäj. 

o    ••  •• 


i  >     *    »^      ,  i 


14» 


212  Bacher,  Das  jüdisch-bticMrische  Gedicht  Chuddiddd. 

m 

Zu  S.  36,  Anm.  zu  Y.  114.  Die  Bemerkung,  dass  aJÜI,  als 
,,rein  muhammedanischer  Ausdruck**  bedenklich  ist,  kann  nicht  für 
stichhaltig  betrachtet  werden,  da  die  arabisch  redenden  Juden  sich 
ohne  Bedenken  des  Ausdruckes  bedienten,  Saadja  z.  B.  in  seiner 
Bibelübersetzung  Gott  inuner  nbb«  nennt.  Die  Orthographie  des 
Wortes  in  A*  und  A*  (fi^bw,  S.  hat  «nb«)  beweist  sogar,  dass 
es  ganz  vulgär  ist  und   ohne  Bücksicht  auf  seine  Etymologie  nach 

der   Aussprache   äld  geschrieben    wird,      s^l  in  unselrem  Gedichte 

(geschrieben  ^tib'^K)  s.  oben  11,  5.  —  Zu  S.  39,  Anm.  zu  V.  173. 
Statt  m»i  hat  A^  -»iKi,  A*  Tipi.  —  Zu  S.  40,  Anm.  zu  V.  209. 
Beide  Handschriften  haben  thatsächlich  D'1^5  (f^J^)- 


213 


Zur  Abbasidengeschichte. 

Von 

9.  ran  Yloten. 

I. 

Mansür  und  die  Aliden^).  Der  Aufstand  der  Chorasanier 
hatte  der  Familie  des  Propheten  die  so  lange  gewünschte  Herr- 
schaft gebracht.  Die  Frage  aber,  welchem  Zweige  dieser  Familie  die- 
selbe rechtlich  zukäme,  war  damit  noch  nicht  gelöst.  So  hatten 
denn  die  Abbasiden,  als  sie,  teilweise  auf  Kosten  ihrer  Vettern  aus 
dem  Hause  Alis,  an  das  Chalifat  gelangten,  far  die  Sicherheit  ihrer 
Dynastie  nichts  so  sehr  zu  fürchten,  als  die  Ansprüche  der  Aliden. 
Letzteren  z.  B.  und  nicht  den  Abbasiden  hatt«  auch  der  einflussreiche 
Dai,  später  Wesir,  Abu  Salama,  das  Chalifat  zugedacht  (s.  Anhang). 
Yorläuflg  kam  es  indessen  nur  darauf  an,  die  letzten  Spuren  der 
Omaiyaden-Dynastie  auszutilgen,  und  es  yerhielten  sich  die  Aliden 
imter  dem  Chalifate  des  Abul-Abbas  ziemlich  ruhig.  Das  änderte 
sich  aber  mit  der  Begierung  seines  Nachfolgers  Abu  Djafar.  Denn 
erstens  war  dieser  nicht  wie  sein  Bruder  Abul-Abbas,  Sohn  einer 
freien  Araberin  ^).  Zweitens  soll  er  schon  früher  den  Aliden 
Mohammed  ihn  Abdallah  ihn  Hasan  ihn  Hasan  als  Chalifen  an- 
erkannt haben. 

Abu  Djafar  hatte,  bevor  er  an  das  Chalifat  gelangte,  ein  eigen- 
tümliches, abenteuerliches  Leben  geführt,  dessen  Bruchstücke  man 
aus  den  verschiedensten  Quellen  zusammenlesen  muss.  Wir  besitzen 
noch  ein  Gedicht  das,  während  er  schon  Chalife  war,  einer  seiner 
alten  Gefährten  an  ihn  richtete^: 

»Wir  waren  einst  deine  Getreuen,  welche  die  Gefahren  mit  dir 

teilten. 
Von  denen  man  wusste,  dass  deine  Feinde  die  ihrigen. 


1)  Eine  Übenicbt  über  die  Regieruug  Mansün  findet  der  Leser  bei 
Noldeke,  Orientaliache  Skizzen  S.  111  ff.  Einige  scbon  vom  gelehrten  Verfasser 
benutzten  Daten  muss  ich  in  diesem  Aufsätze  vollständigkeitshalber  wiederholen. 

2)  Seine  Matter  war  eine  berberische  Sklavin.  „Sohn  der  SalSma",  nennt 
ihn  spottend  Basschär  AghSni  III,  29;  cf.  Weil,  Geschichte  der  Chalifen  II,  45. 

3)  Iqd.  I,  182,  228.     Vgl.  Yaqubi,  Historiae  (Houtsma)  II,  466. 


214  t'^*'  V loten,  Zur  Äöbtxsüiengeschichte. 

Die  aus  Liebe  zu   dir  in  finsterer  Nacht  auf  dem  Hügel  Wache 

hielten. 
Es  wäre  an  der  Zeit,  das  (damals)  Versprochene  zu  erfüllen*. 

Nach  Basra  sandte  ihn  sein  Vater  um  Anhänger  zu  werben  für 
die  Herrschaft  der  oÄ/  al-baü.  Dort  lebte  er  heimlich  im 
Hause  des  Solaim  ihn  Salim ')  und  soll  mitunter  auch  Hadith 
studiert  haben  ^),  Auch  machte  er  die  Bekanntschaft  von  Amr  ibn 
Obaid  und  erlernte  von  ihm  die  Ansichten  und  Methode  der 
Motazila^).  Nun  beginnen  seine  Wanderjahre.  Unter  dem  Namen 
Abdallah  at-tawll  (der  lange)  streifte  er  in  Gizeh,  Iraq,  Ispahan 
und  Fars  umher^).  Er  war  sehr  arm  und  ernährte  sich  von  dem 
Erwerbe  eines  Sklaven  und  Seilers,  Namens  Asbagh,  welchen  er 
später  dafür  belohnte^).  In  Mosul  soll  er  maddäd  gewesen  sein, 
d.  h.  dass  er  „im  Seil*  die  Schiffe  den  Tigris  hinaufzog;  auch  soll 
er  dort  eine  Frau  geheiratet  haben,  die  ihm  einen  Sohn  gebar**). 
Hier  verweben  sich  allerdings  schon  Legende  und  Geschichte.  Später 
nahm  er  teU  am  Aufstande  des  Djafariden  Abdallah  ibn  Moawia^ 
und  verwaltete  für  diesen  den  Distrikt  Aidedj  (zwischen  Fars  und 
Chuzistan)  oder  die  Zäb-Region.  Ihm  soll  in  dieser  Stellung  der 
damals  in  Chuzistan  fast  unabhängige  Emir,  Solaiman  ibn  Habib 
aus  dem  Hause  Mohalleb,  60  GeiseMebe  haben  erteilen  lassen^). 
Nach  einer  anderen  Version  war  Abu  Djafar  im  Dienst«  des 
Mohallabiden  und  Hess  ihn  dieser  wegen  Unterschlagungen  geissein  ^). 
Das  Treiben  der  Abbasiden  war  indessen  bekannt  geworden.  Als 
Abdallah  ibn  Moawia  vertrieben  war  und  der  Aufstand  in  Cho- 
rasan  zum  Ausbruch  kam,  verhaftete  Merwan  11  Abu  Djafar s 
Bruder  Ibrahim;  die  Abbasidenfamilie  verliess  130  ihren  Heimats- 
ort Homaima  und  verbarg  sich  in  Kufa,  das  im  nächsten  Jahre 
von  den  Chorasaniem  besetzt  ward. 


1)  Aghani  XIII,  75  i.  A. 

2)  Über  sein  VerhältnU  zu  Azhar  dem  Batterverkäufer  s.  Tabari  III.  4  t  1; 
Masüdi  VII,  76;  Iqd.  I,  95  a.  E.  Hier  ist  Tabari  mit  den  anderen  im  Wider- 
spruch. Er  sagt  bestimmt,  dass  Azhar  nicht  der  bekannte  Traditionarier  war, 
während  die  ganze  Geschichte  bei  Masudi  sich  um  die  Tbatsache  dreht,  dass 
beide  früher  zusammen  Hadith  getrieben  hatten. 

S)  Maqrizi,  Muqaffa  (s.  Anbang). 

4)  Fawät  al-Wafayät  I,  296. 

5)  Tabari  III,  414;  Iqd  I,  290  (a.  R.)  sucht  er  Hilfe  bei  Haritb  ibn 
Hassin  (?;. 

6)  Ibn  Khallikän  (Wüstenfeld)  Additamenta  III,  105  nach  dem  Kit. 
al-djalis  wal-nnis  you  Mo&fa  ibn.Zakariya  (f  390  H.)  vgl.  Ibn  Hamdün  (Cod. 
Lond.)  II,  237  (nach  v.  Kremer,  Kulturgesch.  II,  162). 

7)  Vgl.  über  diesen  Aufstand  ZDMG.  XLVI,  443  ff. 

8)  Ibn  KbalUkan  Ko.  275;  Yaqübi  II,  468.  Über  Solaiman  ibn  Hablb 
ygl.  noch  Tab.  II,  1977  ff.;  Aghani  VII.  7;  Fawät  al-Wa&yät  I,  26;  Yaqübi 
II,  408.  Die  Familie  Mohalleb  kam  zu  neuem  Aufschwung  unter  den  Abba* 
siden,  für  welche  sie  u.  a.  Afrika  verwaltete.  Ihr  Heimataort  war  wie  früher 
Basra,  ef.  Mobarrad  Kamil  241.  Daher  der  Anteil  der  Mohallabiden  am  Auf- 
stände der  Zeniy. 


v(M  Vloten,  Zur  AbbasidengetchichU,  215 

Dass  Abu  Djafar  und  sein  Bmder  in  Ägypten  waren  erzählt  auch 
Maqrizi.  Von  seinem  Verhältnisse  zum  Motazilitismus  spricht  ausser 
Maqrizi  (s.  o.)  noch  Schahrastani  *),  und  da  wir  bis  jetzt  noch  keine 
Beweise  des  Gegenteils  haben,  müssen  wir  annehmen,  dass  Abu  Djafar 
wenigstens  in  seiner  Jugend  Motazilit  war.  Daraus  erklärt  sich  nun 
teilweise  die  interessante  Nachricht  bei  Tabari,  nach  welcher,  als  die 
Sache  der  Omaijaden  sich  verschlimmerte  und  die  Banu  Haschim  sich 
in  Mekka  nachts  berieten,  wen  sie  zum  Chalifen  erwählen  sollten, 
Abu  Djafar  und  die  Motazila  dem  Aliden  Mohammed  ihn 
Abdallah  ihre  Huldigung  dargebracht  hätten^.  Auffallend  ist  nur, 
dass  in  der  polemischen  Korrespondenz  zwischen  Mansur  und  Moham- 
med ibn  Abdallah^  diese  Huldigung  nicht  erwähnt  wird.  Sonst 
wäre  die  Sache  gar  nicht  undenkbar.  Zumal  da  wir  wissen,  dass  die 
Motazila  anfänglich  mit  den  (schiitischen)  Zaiditen  zusammenhingen^). 
Wir  wissen  auch  aus  sehr  guter  Quelle,  dass  Abdallah  ibn  Hasan 
seine  Söhne  für  das  Ohalifat  ei-ziehen  Hess  und  nichts  anderes  er- 
wartet hatte,  als  dass  das  Chalifat  seinem  Hause  zufallen  würde ^). 
Im  Jahre  144  Hess  Abu  Djafar  die  ganze  Familie  des  Abdallah  nebst 
dem  Schwiegervater  seines  Sohnes,  Mohammed  ibn  Abdallah  ibn 
Amr  ibn  Othmän,  welcher  von  Othmän  und  Fatima  abstammte, 
im  Ganzen  13  Personen,  gefangen  setzen **).  Die  beiden  Söhne 
Mohammed  und  Ibrahim  bekam  er  aber  nicht  in  die  Hände.  Sie 
hatten  schon  firöher  den  Gehorsam  versagt,  waren  geflohen  und 
sannen  auf  eine  Erhebung. 

Die  ausführlichen  Berichte  Tabari's  über  den  darauf  erfolgten 
Aufstand  zeigen  uns  den  Umfang,  welchen  die  Alidische  Verschwö- 
rung angenommen  hatte  und  die  Gefahr,  in  welche  damals  die 
Abbasidische  Dynastie  geriet.  In  Ägypten  waren  viele  für  die 
Aliden  gewonnen,  auch,  wie  es  scheint,  der  Emir  Homaid  ibn 
Qahtaba^.     Im   Jahre    des  Aufstiandes  144    wurde    der  Haddj  aus 


1)  SebAfaraatani   p.  17.     Vgl.  Ibn  Khallikän  No.  514;  Houtsma,   Dogma 
p.  52  ff. ;  Weil  II,  90. 

2)  Tabari  lU.  152.    11  f.;   cf.   143,  16;    144,  6—7;   262,  15;   264,  1; 
297,  13.      VgL    Cod.   Leid.   1974   (Zaiditisch)    über    Mohammed  ibn  Abdallah: 

iJüJb    JyÜI    ^t    iJUOj     xj^    8^1^   ^    \y3^^    «5j*^^5     »>^' 


3)  Tabari  m,  208  ff.;  Mobarrad  Kamil  786  ff.  übersetzt  bei  Weil  II,  44  ff. 

4)  8.  nnten  p.  216,  n.  2. 

5)  Waqidi  (nach  Fragmenta  hbt.  arab.  230  s=  Beladhori  AnsSb  al-ascbrftf). 

6)  Tabari  Ui,  172  leqq. 

7)  Tabari  ni,  171  f.,  248;  Fragm.  172,  243;  Abal-Mahasin  I,  391  f.  und 
besonders  Maqrizi,  Rhitat  II,  338  a.  £. 


216  ^^^  V loten,  Zur  AbbandengeachicJUe. 

Ägypten  verboten.  Die  Centra  des  Aufstandes  waren  Basra  und 
Medina,  aber  Mohammed  ibn  Abdallah  rühmt  sich,  dass  fär 
ihn  in  allen  Ländern,  wo  man  Allah  diente,  die  Huldigung  ab- 
genommen war^).  In  Basra  hatten  vor  dem  Aufstande  4000  den 
Huldigungseid  geleistet,  darunter  eine  grosse  Menge  Traditions- 
und Rechtsgelehrten*).  Auf  der  Armeeliste  des  Ibrahim  ibn 
Abdallah  wollte  man  60,000,  nach  anderen  100,000  Namen  gezählt 
haben.  Mit  ihm  zogen  aber  nur  10,000  in  die  Schlacht*).  Der 
Statthalter  von  Basra,  der  Mohallabide  Sofyan  ibn  Moawia  war 
mit  den  Rebellen  im  Einverständnis*).  Auch  viele  Bewohner  von 
Mosul  nahmen  die  weisse  Farbe  an  und  kamen  in  Schiffen  den 
Tigris  hinunter^).  Eufa  und  der  ganze  Sawäd  waren  auf  der 
Seite  Ibrahims.  Kufa  war  nach  Mansurs  eigenem  Ausdruck  „wie 
ein  kochender  Kessel,  dem  er  nur  mit  Mühe  den  Deckel  hielt* ^), 
Auch  in  Chorasan  muss  grosse  Oährung  gewesen  sein.  Dass  dort 
für  die  Aliden  Propaganda  gemacht  wurde,  ist  gewiss  ^).  Im  Jahre  140 
Hess  der  damalige  Statthalter  Abdaldjabbär  ibn  Abdarrahmän  viele 
ansehnliche  Leute  töten,  die  er  im  Verdachte  hatte,  für  die  Aliden 
zu  werben  ^).  Nach  einem  anderen  Berichte  ^)  sollen  die  von  Abdal- 
djabbär Getöteten  gerade  die  treuesten  Anhänger  der  Abbasiden 
gewesen  sein.  Im  letzteren  Falle  wäre  Abdaldjabbär  ein  Anhänger 
der  Aliden.  Das  geht  nun  auch  aus  einem  Berichte  Maqrizi's 
hervor,  welcher  sagt:  Abdaldjabbär  rief  zum  Gehorsam  der  Familie 
des  Abu  Talib  und  hatte  den  Ibrahim,   welcher  damals  verborgen 


1)  Tab.  III,  297;  Fragm.  238. 

2)  Tab.  III,  290,  298.  Aach  hier  werden  die  MotaziU  wieder  erwfthnt, 
und  Bwar  mit   den  Zaldia  (cf.  Fragm.  263;  Tab.  III,  316,  14;  SehahrasL  115) 

als  die  treuesten  Anhänger  Ibrahims:  Cod.  Leid.  1974,  f.  19 r.:  iu«L«^Lj  «JuIj 

^iL4x|    U^3    iumJL:Pj«    Is^rl^  •     ^^^^  Schahrastani  116  waren  die  meisten 
Zaidia  zugleich  Motaxila. 

8)  Tab.  III.  309;  Yaqubi  II,  454. 

4)  Tab.  III,  298  f.     Vgl.  360,  8;  284. 

5)  Tab.  m,  298,  es  waren:  jj^  J^!  ^  cL^ .  Über  die  politischen 
Farben  vgl.  meine  Recherches  8.  64. 

6)  Tab.  III,  271  f.,  vgl.  178;  294;  307,  10;  309,  8—10.  „100,000 
Schwerter  waren  in  Kufa  bereit  die  Abbasiden  anzugreifen".  Davon  kamen  aller- 
dings nicht  viel. 

7)  Aghani  XVIII,  207,  7;  Tab.  III,  146,  231;  Iqd.  III,  35,  12. 

8)  Tab.  III,  128. 

9)  Ibid.  134. 


van  Vloten,  Zur  Abhatidengeschichte,  217 

war,  schriftlich  eingeladen,  zu  ihm  zu  kommen.  Als  dieser  das 
nicht  that,  stellte  er  den  Chorasaniem  eine  Person,  Namens  Jezid, 
als  Ibrahim  ihn  Abdallah  vor.  Und  als  dieser  in  weissem  Ge- 
wände in  der  Moschee  eine  Predigt  hielt,  worin  er  die  von 
Mansur  an  den  Aliden  verübten  Meuchelmorde^)  erwähnte,  fingen 
alle  an  zu  weinen^.  Die  Anhänger  der  Abbasiden  warf  Abdal- 
djabbär  in  einen  grossen  Kessel,  welcher  einst  dem  Abu  Moslim 
gehörte,  und  kochte  aus  ihnen  eine  Brühe  ^.  Abdaldjabbär  wurde 
im  folgenden  Jahre  eingefangen  und  getötet.  Als  aber  der  Aufstand 
in  Medina  ausbrach,  sollen  die  Chorasanier  wieder  abgefallen  sein. 
Um  sie  zu  beruhigen,  vnirde  der  Kopf  des  Othmaniden  Mohammed 
ihn  Abdallah  nach  Chorasan  geschickt,  als  ob  es  der  Kopf  des 
gleichnamigen  Aliden  wäre*).  Nach  Codex  1974  brach  in  Chorasan 
ein  Alidischer  Aufstand  vor  dem  Aufstande  in  Medina  aus*).  Da- 
mit ist  aber  wohl  der  Aufstand  des  Abdaldjabbär  gemeint.  Endlich 
scheint  es,  verband  sich  die  Alidische  Verschwörung  auch  mit  der 
Anti  -  Abbasidischen  Bewegung  in  Syrien.  Der  schon  genannte 
Othmanide  Mohammed  ihn  Abdallah  hatte,  wie  aus  Tabari  hervor- 
geht,   die    Sympathien   der  Syrer^),   und    es    mag   wirklich    etwas 


1)  MansuT  liess  n.  1.  sämtliche   gefangenen   Aliden   langsam  verhungern, 
Tab.  in,  172—186. 

•»•^  ** 

2)  Maqaffit  HS.  Puis,  fol.  100  r.:   ^.J'J?   ^!   i\  xcLb  J«   U^^^ 

»III  iXac  ^y  r^'y'  1^^  (J'»^  "^j  v-a**  S*^.  (^  »^'  ^j'^^'^. 

3)  Ibid.     Mansör  sagte  zu  ihm:   X;h-g^   t.\Jä^  c^JLäÄ  pUi^l  ^jL 

m         S 

OÄÄ-W*Jt    o^   v>^jJt    i*^    fä   o^^'    ^   ,J^.    0^3    ^^^ 

4)  Tabaii  UI,  183. 

6)  Fol.  14:  ^jJl  »^LXÄ^t   Juu   KajAJLj   äW  lXaü  ^   <A»3J?  j^ 

'ixLj^   ^.J^\y^    wyo   j^^  öLs^l  ^t   öUj^JI    «iLaii^  ijb)i\ 

6)  Tab.  m,  178. 


218  ^^'**  Vloten,  Zur  Abb<mdengesehickte. 

Wahres  enthalten  sein  in  den  Worten  des  Aliden,  dass  nicht  nur 
Ghorasan,  sondern  auch  Iraq  und  Syrien  die  weisse  Farbe  an- 
genommen  hätten^). 

Dem  raschen  Eingreifen  des  Chalifen,  wie  der  unwandelbaren 
Treue  der  chorasanischen  Truppen,  verdankte  die  Abbasiden-Dynastie 
ihre  Rettung.  Die  unvergleichliche  Wachsamkeit,  welche  damals 
Abu  Djafar  an  den  Tag  legte,  gab  Veranlassung  zu  der  Legende 
eines  Salomonischen  Wunderspiegels  im  Besitze  des  Chalifen,  wo- 
durch er  im  Stande  war  alles  zu  sehen  was  auf  der  Erde  vorfiel. 
Von  ihm  datiert  jedenfalls  das  seither  bei  den  Abbasiden  übliche 
Spioniersystem,  welches  mit  seiner  Geheimpolizei,  Agents  provo- 
cateurs^)  etc.  an  ganz  andere  Zeiten  erinnert. 

IL 

Der  Mahdi.  Der  Streit  mit  den  Waffen  war  nun  fürs  erste 
beendet.  Zwar  hören  die  Intriguen  der  Aliden  nicht  auf  und  gab 
es  noch  mehrere  Alidische  Aufstände.  Die  grosse  Gefahr  war  aber 
vorbei  und  Abu  Djafar  hatte  die  Regierung  endgültig  in  seinem 
Hause  befestigt.  Jetzt  erst  legte  er  sich  zu  seinem  urspiünglichen 
Namen  auch  den  Ehrennamen  al-Mansür,  „der  immer  Siegreiche*, 
bei*).  Auch  später  galt  er  für  den  eigentlichen  Gründer  der 
Dynastie.  Man  sprach  von  den  Banu  Mansür  statt  Banu  Abbas 
und  es  galt  für  einen  grossen  Vorzug,  dass  ein  Chalife  von  väter- 
licher und  mütterlicher  Seite  von  Mansur  abstammte*). 

Jetzt  fängt  aber  ein  anderer  Streit  an,  welchen  schon  Dr.  Gold- 
ziher  in  seinen  Muhammedanischen  Studien  besprochen  hat.  Es 
suchen  sich  die  Abbasiden  auch  juridisch  als  die  legitime 
Dynastie  zu  habilitieren  und  die  Ansprüche  ihrer  Alidischen 
Gegner  in  jeder  Weise  zu  widerlegen*). 

Indem  ich  die  Absicht  hege,  dem  Verlaufe  dieser  Polemik  bis 
auf  die  Regierung  Mamün's  später  einen  Aufsatz  zu  widmen,  muss 
ich  hier  noch  ein  Nachspiel  des  ersten  Streites  erwähnen,  welches 
mit  der  Befestigung  der  Abbasiden  -  Herrschaft  aufs  Innigste  zu- 
sammenhängt. 


1)  Tabari  III,  231.  Die  Syrer  hatten  separatistisehe  Neigaogen.  Die 
Hfiupter  der  syrischen  und  mesopotamischen  Mobaiyids  vom  Jahre  132  fioden 
sich  wieder  im  Aufstände  des  Abdallah  ihn  Ali  in  137  und  rächen  sich  furcht- 
bar an  den  Chorasaniern,  deren  Abdallah  10,000  ermorden  liess.  Vgl.  Tab.  III, 
53,  56  mit  Ibid.  94,  96.  Auch  standen  die  in  Syrien  residierenden  Abbasiden 
in  Bagdad  immer  im  Verdacht  das  Chalifat  usurpieren  zu  wollen.  So  Abdal- 
wahhab  ihn  Ibrahim  und  Salih  ihn  Ali  unter  Mansür  und  der  Sohn  des  letzteren, 
Abdalmelik  unter  Baschid,  Ihn  KhallikKn  516  (p.  122;;  Yaqübi  II  461;  Tab. 
III,  500,  688. 

2)  Tab.  III,  146,  156  f.;  Fragm.  235  a.  £.;  Iqd  III,  34;  Jaqubi  U,  466. 

3)  Masüdi  Tanblh  (de  Ooeje)  p.  341. 

4)  Dinaweri  (Oirgass)  p.  389;   Iqd.  III,  237  (am  Rande). 

5)  Goldziher,  Muhammed.  Studien  II,  98  ff.  Vgl.  jetzt  auch  Noldeke's 
Aufsatz  im  voi  hergehenden  Hefte  dieser  Zeitschr. 


van  Vloten,  Zur  Abhamdenguchichte,  219 

Es  ist  bekannt,  dass  der  Name  al-Mahdi  als  epitheton  Omans 
gewisser  hervorragender  Personen  schon  im  ersten  Jahrhunderte 
der  Hedjra  vorkommt  Anch  daran ,  dass  man  schon  damals  mit 
dem  Namen  al-Mahdi  die  Bedeutung  eines  messianischen  Erlösers 
verband,  kann  nicht  gezweifelt  werden^).  Und  zwar  scheinen  die 
betreffenden  Traditionen,  welche  den  Omar  ihn  Abdalaziz  als  Mahdi 
bezeichnen,  in  Opposition  zu  denjenigen  entstanden  zu  sein,  welche 
nur  ans  dem  Hause  des  Propheten  den  Mahdi  erwarten  Hessen. 
Abbasidischen  Tendenzen  verdanken  wir  endlich  ,den  Mann  mit 
den  schwarzen  Fahnen'',  welcher  das  Ende  der  Omaijaden-Dynastie 
herbeiführen  sollte.  Der  Sieg  dieses  Mannes  verband  sich  nun  mit 
der  Erwartung  des  endlichen  Sieges  des  Hauses  des  Propheten  und 
verknüpfte  sich  so  mit  der  Mahditradition.  Nach  Masudi  führte 
n.  1.  schon  der  erste  Abbasiden  -  Chalife ,  sonst  als  Saffah  bekannt, 
üen  Namen  al-Mahdi^).  Dazu  gehören  nim  auch  einige  Traditionen 
welche  zeigen,  dass  nach  dem  Siege  der  Ghorasanier  die  Erschei- 
nung des  Mahdi  erwartet  wurde.  So  ßndet  man  bei  Maqrizi  in 
vielen  Versionen  die  folgende  Tradition^:  ^Die  schwarzen  Fahnen 
werden  aus  Chorasan  kommen  und  euch  töten,  wie  noch  niemals 
Leute  getötet  worden  sind,  dann  wird  Allah's  Chalife,  der  Mahdi, 
kommen:  wenn  ihr  ihn  seht,  so  huldigt  ihm,  und  wenn  ihr  über 
den  Schnee  kriechen  solltet.  Auch  bei  Ihn  Ehaldün  finden  sich 
Traditionen,  nach  welchen  die  schwarzen  Fahnen  die  Herrschaft  des 
Mahdi  vorbereiten,  z.  B. :  „Es  werden  Leute  mit  schwarzen  Fahnen 
aus  dem  Osten  kommen,  die  man  um  Nachricht  fragen,  von  denen 
nian  aber  keine  erlangen  wird.  Sie  werden  kämpfen  und  siegen, 
man  wird  ihnen  geben  was  sie  fragen  und  sie  werden  es  nicht  eher 
annehmen,  bis  sie  die  Herrschaft  einem  Manne  aus  meinem  Hause 
übertragen,  welcher  die  Erde  mit  Gerechtigkeit  erfüllen  wird**). 

Die  Hoffnung  auf  Gerechtigkeit,  welche  die  Abbasiden  be- 
friedigen sollten,  hat  die  Regierung  des  Abül  Abbäs  wohl  nicht  über- 
dauert Denn  den  Gedanken,  dass  in  dem  furchtbaren  Abu  Djafar 
ein  neuer  Mahdi  entstanden  sei,  konnte  doch  keiner  hegen,  wenn 
auch  in  ihren  Schmeicheleien  die  Hofpoeten  ihm  bisweilen  Aus- 
druck gaben.     So  Abu  Doläma   nach  dem  Tode   des  Abu  Moslim: 

o/i!  ^jJ\  jJJti\  JJ>t  ^.,!  ^\     B^J^  ^^ls>  ^J^\  Ki^O  j! 

Hast  du  den  Mahdi  in  seiner  Herrschaft  verraten  wollen:  ja 
der  Verrat  passt  zu  deinen  kurdischen  Vätern^). 


1)  Vgl.  Recherches   S.  62,  78. 

2)  Tanblh   3S8,  4.     ^^uXfJb    ^^t    w^    ^^.^\S'  cXä^.     Vgl.  Nöldeke, 

Skiuen  p.  114. 

3)  Wiener  Handschr.  Flügel  no.  887  fol.  12  v.    Ibn  Kbaldün  Moqaddima 
iBelrüt  1879)  p.  279. 

4)  Ibid.  276. 

5)  Ibn  Qotaiba  MaKrif  214  (der  Test  wie  oben  zu  yerbessero). 


220  ^^^  Vloten,  Zur  Äbbasidengeachichte, 

Dagegen  wendete  sich  nun  die  messianische  HoffiiuDg  den 
Aliden  zu.  »Der  Mahdi,  der  Mahdi",  riefen  die  Medinenser,  aU 
sich  Mohammed  ihn  Abdallah  unter  ihnen  zeigte. 

Um  diese  messianische  Erregung  zu  begreifen,  muss  man  wissen, 
dass  die  ersten  Jahre  der  Abbasiden-Hen^schaft  aiyäin  alrkhäfiqät 
(die  Tage  der  fallenden  Sterne)  genannt  wurden,  weil  damals  eine 
so  ungewöhnliche  Masse  von  Sternschnuppen  fiel,  dass  man  das 
Ende  der  Zeiten  erwartete^).  143  H.,  in  dem  Jahre  vor  dem  Auf- 
stände in  Medina,  zeigte  sich  20  Tage  hindurch  ein  grosser  Komet 
(25  Moharram  bis  zur  Mitte  des  Safar)^),  dessen  Erscheinung  auf 
die  nachfolgenden  Ereignisse  wohl  nicht  ohne  Einfluss  geblieben  Ist. 
Es  war  der  Komet  von  Halley,  über  dessen  Erscheinung  im  Orient 
auch  Beobachtungen  aus  chinesischen  Quellen  vorliegen^).  147  H. 
endlich  gab  es  wieder  viele  Sternschnuppen*).  Auffallenderweise 
fällt  in  dasselbe  Jahr  die  Huldigung  des  Mohammed  ihn  Abdallah, 
Mansür's  ältesten  Sohnes,  als  Thronfolger  unter  dem  Namen 
a  1  -  M  a  h  d  i.  Daran  knüpft  sich  nun  folgende  Geschichte ,  die  ich 
wörtlich  aus  dem  Kitäb  al-Aghäni  übersetze:  Al-Fadhl  ihn  lyäs, 
der  Hodhailit  aus  Kufa,  erzählte :  Als  Mansürs  Sohn  Abu  Djafar  Ein- 
wendung machte  gegen  die  von  seinem  Vater  geplante  Huldigung 
des  al-Mahdi,  Hess  der  Chalife  die  Leute  zusammenrufen  und  als  sie 
kamen  und  die  Redner  und  Dichter  Mahdis  Tugenden  ausfuhrlich  ge- 
priesen hatten,  .sagte  Motl  ihn  lyäs,  welcher  sich  sowohl  unter  den 
Dichtem  wie  den  Rednern  hervorgethan,  zu  Mansür:  „Gebieter  der 
Gläubigen,  ich  habe  gehört  (u.  s.  w.),  dass  der  Prophet  gesagt  hat: 
Der  Mahdi  ist  von  uns,  Mohammed  ihn  Abdallah,  und  seine  Mutt-er 
ist  nicht  von  uns,  er  wird  die  Erde  mit  Gerechtigkeit  erfüllen,  sowie 
sie  jetzt  von  Ungerechtigkeit  erfüllt  ist.  Abbas  ihn  Mohammed,  dein 
Bruder,  kann  dieses  bezeugen*.  Als  er  sich  dann  an  Abbas  wendete 
und  ihn  fragte:  „ich  bitte,  hast  du  das  gehört",  bejahte  dieser,  aus 
Furcht  vor  Mansür.  Darauf  rief  Mansur  die  Leute  zu  der  Huldigung 
des  Mahdi.  Als  nun  die  Versammlung  beendigt  war,  und  Abbas  ibn 
Mohammed  den  Moti  nicht  mehr  sah,  sagte  er:  „Was  denkt  ihr 
von  diesem  Manichäer,  welcher  auf  den  Namen  Allahs  und  seines 
Gesandten  Lügen  erdichtet  und  mich  dabei  zum  Zeugen  nimmt. 
Ich  gab  mein  Zeugnis  nur  aus  Furcht  vor  Mansür.  Es  waren  aber 
alle   Zeugen    meiner   Lüge*^).       Die    von    Moti   mitgeteilte    Über- 


1)  Freytagf  Lezicon  i.  v. 

2)  Fragmenta  230. 

3)  Diese  Identifizierung  verdanke  ich  Herrn  J.  H.  Wilterdink,  Observator 
an  der  Sternwarte  in  Leiden,  vgl.  Langlier  in  Comptes  rend.  Acad.  d.  Sciences 
1846;  Pingrö,  Com^tographie  I,  33G,  610. 

4)  Yaqübi  II,  458:   v-A^t^i    OoLiaJÜt   ^,^  KJUJt   »v^  j^  . 

5)  Aghani  XII,  185  (cf.  ibid.  101).    Die  weitere  Oesehichte  bleibt  besser 

arabisch:    ^l\   \mAXa   j^  ^  ^  ^^äaIS^   ^\   ^    jftÄ>  yJ^     ^ 


van  Vloteifj  Zur  Ahhandengcschichte,  221 

lieferung  findet  sich  nun  wieder  in  den  Traditionssammlungen  in 
verschiedenen  Gestalten.  So  bei  Soyüti:  1)  Der  Mahdi  wird  von 
den  Söhnen  Abbas  sein;  2)  Des  Mahdis  Name  wird  meinem  Namen 
gleichen  und  seines  Vaters  Name  dem  Namen  meines  Vaters  (nach 
Tirmidhi  und  Abu  Daud)*).  Dieselbe  Tradition  giebt  Ihn  Khaldün 
und  ausserdem  (nach  Tabarani)-)  die  folgende:  „Die  Erde  wird  mit 
Unrecht  und  Gewalt  erfüllt  werden  (u.  s.  w.).  Dann  sendet  Allah 
einen  Mann  aus  meinem  Volke,  dessen  Name  der  meinige  und  dessen 
Vaters  Name  der  meines  Vaters  ist ;  er  wird  die  Erde  mit  Gerechtig- 
keit erfiillen  (u.  s.  w.).  Der  Himmel  wird  von  seinem  Taue  nichts 
zurückhalten  imd  die  Erde  keines  ihrer  Gewächse.  Er  wird  7  oder 
8  oder  9  Jahre  unter  euch  verweilen".  Da  diese  Überlieferung 
nnn  auch  den  gleichnamigen  Aliden  (Mohammed  ihn  Abdallah  ihn 
Hasan)  einschliesst,  mag  er  schon  älter  sein,  wie  aus  dem  Berichte 
des  Kit.  al-Aghäni  hervorzugehen  scheint^).  Mansür  hätte  in  diesem 
Falle  nicht  die  Tradition  gefälscht,  er  hätte  sie  nur  auf  seinen 
Sohn  übertragen  lassen. 

Denn  daran,  dass  man  al-Mahdi  als  den  versprochenen  Er- 
löser dem  Volke  vorgestellt  hat,  lässt  sich  nicht  zweifeln.  Nur  so 
erklären  sich  z.  B.  folgende  Stellen  aus  dem  Briefe  Mansürs,  in 
welchem  er  Isa  ibn  Musa  auffordert,  auf  das  Chalifat  zu  Gunsten 
seines  NefiTen  zu  verzichten.  Tab.  IIT,  340,  9:  „Als  der  Gebieter 
der  Gläubigen  sah,  welche  Liebe  er  (al-Mahdi)  den  Gläubigen  ein- 
fiösste,  wie  ihre  Zungen  seinen  Namen  lobten  und  wie  sie  ihn  an 
seinen  Zeichen  erkannten  ....*.  Ibid.  340,  17:  „Der  Ge- 
bieter der  Gläubigen  und  sein  Haus  sollen  die  ersten  sein,  ihn  (al- 
Mahdi)  zu  erkennen,  (die  Leute)  zu  ihm  aufzufordern,  seine  Vor- 
trefflichkeit einzusehen  und   die  Überlieferung   an   ihm   zu 


Uis    U>U  ^yftJO*     0)^^=*^   ^^    9SaXs>    ^ys    riöjo^    wLä9   *ü«Jcäj 

.j^3?  jT^  ^üüi  \Xp  Jj^t.^  o<^  ^\  ^.}S ,.,»  jü  ^ 

1)  Soyati,  Tarlkh  al-Kholafä  (Calro  1305)  p.  106. 

2)  L.  1.  p.  272.  280. 

3)  Nach  Ibn  Sa'd  Cod.  Gotfa.  1748  hätte  schon  Mohammed  ibn  al  Hanafia 
den   Gedanken   aiugetprochen ,    dass   ein   Mahdi   des  Propheten  Namens-   (and 

KoDya-)  Genosse  sein  sollte.     \>^^     Üä   ^j^JL*o    \y\S  JLä    ^j^^S*'  jj! 


222  von  Vloten,  Zur  Äbbasidengeachichte, 

bewahrheiten*.  Ibid.  341,  4:  ,, Allah  hat  dem  Gebieter  der 
Gläubigen  einen  Nachfolger  gegeben  und  hat  denselben  fromm, 
gesegnet,  geleitet  (^iXp)  und  zu  des  Propheten  Namens- 
genossen gemacht  und  er  hat  dem,  welcher  sich  diesen 
Namen  angemasst  hat  [das  Chalifat]  entrissen*  (n.  L  dem 
Aliden  Mohammed  ihn  Abdallah  ihn  Hasan). 

Auffallend  ist  nun  die  Übereinstimmung  der  ersten  Regierungs- 
thaten  Mahdi's  mit  dieser  ihm  von  seinem  Vater  beigelegten  Messias- 
EoUe.  Hier  muss  man  annehmen,  entweder  dass  Mahdi  sich  Mühe 
gab  als  Messias  aufzutreten  oder  dass  die  Geschichtsschreiber  in  Hin- 
sicht auf  seine  Messias-Bolle^)  die  Thatsachen  gruppierten.  Alle 
von  Mansür  konfiszierten  Gelder  wurden  zurückerstattet')  und  alle 
die  er  unrechtmässig  eingesperrt  hatte,  aus  dem  Gef^gnisse  ent- 
lassen*).  Der  Krieg  gegen  die  Ungläubigen  wurde  geführt  wie  nie 
vorher  (Weil  II,  96).  Mit  dem  Wesir  Jaqüb  ihn  Daüd  hatte  der 
Mahdi  nächtliche  Konferenzen,  wobei  sie  sich  zusammen  berieten  über 
schöne  Werke,  die  noch  auszuführen  wären  z.  B.  Verteidigung  der 
Grenzprovinzen,  Festungsbau,  Ausgaben  für  den  heiligen  Krieg,  Aus- 
steuer für  unverheiratete,  Befreiung  von  Gefangenen,  Almosen  an 
die  Frommen  und  Enthaltsamen  (Fragm.  271).  Ungeheure  Summen 
wurden  an  Geschenken  spendiert,  zumal  an  die  aht  al-karamatn*). 
Nach  Masüdi  Tanbih  242  wurden  sämtliche  120  Millionen  (Dirhem?), 
die  Mansür  gesammelt  hatte,  von  seinem  Nachfolger  gespendet  Die 
Moschee  von  Medina  wurde  ausgebessert ;  500  Ansarier,  die  er  aus 
Medina  mitbrachte,  sollten  ihm  eine  ständige  Leibwache  bilden. 
Die  Nachkommen  des  Ziyäd  wurden  in  Übereinstimmung  mit  den 
Worten  der  Tradition  (jjäLäJÜ   jJJi)   aus  der  Verwandtschaft   der 

Omaiyaden  entlassen.  Endlich  schloss  er  wohl  den  Syrern  zu  Ge- 
fallen eine  Heirat  mit  Roqaiya,  Enkelin  des  Chalifen  Othmän*). 

Am  besten  erkennt  man  aus  der  Darstellung  des  Kitäb  al 
Oyün  (Fragmenta  296  ff.)  die  fast  idyllische  Herrschaft  des  Mahdi, 
welcher  offenbar  danach  strebte,  die  Erde  mit  Gerechtig- 
keit zu  erfüllen. 


1)  Rolle  ist  vielleicht  ein  za  starkes  Wort.  Mahdi  wird  wohl  selbst  ge- 
glaubt haben,  dass  er  der  Mahdi  war. 

2)  Jaqübi  U,  475  ff. 

3)  Tab.  III,  461. 

4)  Tab.  m,  483:  500,000  Denare,  30  Millionen  Dirhem  und  150,000 
Kleider.  Vgl.  Agh.  UI,  94:  Als  al-Mahdi  das  Chalifat  antrat  und  nach  Mekka 
pilgerte,  verteilte  er  grosse  Summen  unter  die  Qoraischiten  und  AnsSr.  V^' 
durch  verbesserte  sich  ihre  Lage,  welehe  zur  Zeit  seines  Vaters,  da  sie  sieb 
zu  Moh.  i.  Abdallah  gehalten,  sehr  schlimm  war.  Auch  war  das  erste  Jahr 
seiner  Regierung  ein  Jahr  des  Gedeihens  und  Überflusses.  Deshalb  lobten  ihn 
die  Leute  und  segneten  sich  mit  seinem  Kamen  und  sagten:  Dieser  ist  der 
Mahdi,  dieser  ist  der  Neffe  des  Propheten  und  sein  Namensgenoste  etc. 

5)  Tab.  Ill,  480. 


wm  Vloieif,  Zur  AbbandenrOeschtckte.  223 

ni. 

Al-Hadi  als  MahdL  Ausser  den  schon  genannten  Tradi- 
tionen giebt  es  noch  einige,  in  welchen  der  Prophet  sich  über  das 
zukünftige  Abbassiden-Chalifat  ftussert,  ohne  dass  es  uns  gleich  ein- 
leuchtet, auf  welche  Personen  die  darin  yorkommenden  symbolischen 
Namen  sich  beziehen.  So  finden  wir  bei  SojQti  und  Maqrizi  fol- 
gende Tradition :  ,Der  Prophet  sagte :  ,Von  uns  wird  sein  der  Qäyim, 
von  uns  der  MansGr,  von  uns  der  Sa£fah  und  von  uns  der  Mahdi. 
Der  Qäyim  wird  an  das  Chalifat  gelangen  ohne  dafür  einen  SchrOpf- 
kopf  Blut  vergossen  zu  haben.  Dem  Mansür  wird  keine  Fahne 
zurückweichen.  Der  Saffah  wird  Geld  und  Blut  strömen  lassen. 
Der  Mahdi  wird  die  Erde  mit  Gerechtigkeit  erfüllen,  wie  sie  vor- 
dem von  unrecht  voll  .war*.  Dazu  bemerkt  Ihn  Djabir:  ich  glaube 
der  MansOr  ist  Abu  Djafar  und  der  Safiäh  al-Mahdi^)". 

Es  scheint  mir,  dass  Ibn  Djabir  Recht  hat  und  dass  hier  wirk- 
lich die  symbolischen  Namen  sich  nicht  auf  deren  historischen  Träger 
beziehen.  Halten  wir  die  historische  Beihe  inne,  so  muss  der  Name 
al-Qayim  (der  Stifter)  den  ersten  Abbasiden - Ghalif  andeuten,  von 
dem  man  wirklich  sagen  kann,  dass  er,  ohne  (selbst)  Blut  vergossen 
zu  haben,  zu  der  Chalifenwürde  gelangte^.  Dann  kann  sich  der  Name 
Saffah,  welcher  sowohl  Blutvergiesser  als  Gabenspender  bedeutet, 
auf  al- Mahdi  beziehen  und  der  Mahdi  selbst  wäre  Mahdi's  Sohn 
nnd  Nachfolger  al-Hadi.  Der  Gedanke  nämlich,  dass  Mahdi  nicht 
der  Mahdi  gewesen,  findet  sich  in  einer  anderen  Tradition  wieder. 
Maqrizi  foL  13  v.:  „Der  Prophet  sagte  zu  Abbäs:  Es  giebt  keine 
Prophetie,    auf   die    nicht    das    Chalifat    folgt.      Siebenzehn    von 


1)  SoyüU   11.  101;   Maqrizi,  Wiener  Handschr.  f.  13  v.:    ^i>OwX>'   ^^ 


iul^  «J  J/i  'i3jy^\  W^  -iUS^  L^  kJj^,  ^3  5ü:iü  XxüLxS  ^'JÜ! 
U^  ^Afi  lJ>bUj  i^J^\  3  (K>Jt3  JUt  (sie)  g^M^/i  j^  ^iLjt  ütj 

Ibn  Khaldön  )79   hat   folgende  Reihe   Saflfih,   Mondhir,   Mansür,  Mahdi. 
Mondhir  wird  erklftrt  mit:  der,  welcher  viel  GeschenlLe  machen  wird. 

2)  Masüdi  Tanbih  339 ,  9.      Die  Tradiüon   gab    sich  spfttor  MUhe  Saffah 

*is  Gabenspender  zu  deuten,  so  lese  ich  bei  Maqrizi  U.  f.  12  v.:   «Ut   iy^j  u^ 

J^J^    ^y(^,     j^LjuJt    J    vi'uiü     ^XftJ) 


224  ^^^  V loten,  Aufsätze  zur  Äbbtmden-GesehiehU, 

deinen  Söhnen  werden  regieren  am  Ende  der  Zeiten,  unter  ihnen 
der  Safifah,  der  Mansür,  der  Mahdi,  welcher  aber  kein  Mahdi  sein 
wird,  der  Djamüh  (der  Widerspenstige),  der  Aqib  (der  Stellvertreter 
oder  Nachfolger)  und  der  Wähin  (der  Schwache),  welcher  den 
Untergang  der  Dynastie  herbeiführen  wird**^). 

Was  nun  al-Hädi  betrifft,  ein  Gedicht,  das  ich  Soyüti  ent- 
lehne, zeigt,  wie  geneigt  man  war  die  Mahdistische  Erwütung  auf 
ihn  zu  übertragen  (p.  107).  Ein  Dichter  sang,  als  Hädi  zum  Thron- 
folger ernannt  wurde: 

L^^t^Pt  i^llu  u5^t  v:>J»Lj      Ju^I  jJI   ^t  xäaJLÜ  ^L 

|J^3UI*:  -Z]   s^^'  vi^jLT       ^JJW  yju:  iJop\  jjSUÜj 

,Sohn  des  Chalifen,  dir  zu  gehorchen  sehnen  sich  die  Herzen 
von  Ahmeds  Volke.  So  mögest  du  die  Erde  mit  Gerechtig- 
keit erfüllen,  nach  dem  was  die  Gelehrten  dem  Volke 
überliefert  haben*. 

Dieselbe  sklavische  Dienstfertigkeit,  welche  in  Born  die  Kaiser 
zu  Gottheiten  machte,  war,  scheint  es,  bereit  in  Bagdad  in  jedem 
Herrscher  einen  neuen  Mahdi  zu  erblicken.  Damit  sank  aber  zu- 
gleich die  Bedeutung  des  Mahdinamens  zu  der  eines  blossen  Ehren- 
titels herab.  In  jeder  neuen  revolutionären  Periode  gewann  er 
aber  wieder  seine  alte  messianische  Bedeutung.  Das  war  z.  B.  der 
Fall  in  der  Qarmatenzeit  und  auch  damals,  wie  de  Goeje  nach- 
gewiesen hat,  in  innigem  Zusammenhange  mit  gewissen  astralen 
und  meteorischen  Erscheinungen. 


Anhang. 

Maqrizi,  Muqaffa,  Cod.  Paris.     Fol.  71  r.  (Mordversuch  des 

Abu  Salama). 


1)  Maqrizi,  Wiener  Handschr.  fol.  13  v.: 


»jl    ^Lä    L     ^JlS    ^    U«l**!l    »-*«    k>-rf    kXS-l    (>»La    j_y*iJI    Vii^jl;    ij»i 

^T  i  w^jJ,  ^  ^jU^  -ais^  L*J^  ooir  ^«  8^  ^^J^^.  ^ 

u^  s  t5>^-*i'  c^  5  jy^^  r**^  i  ^Lfc»Jt  (fc^  ^jSijt  ma«.  ^^.,L«yt 


van  Vloten,  Zur  AbbasidengeachichU,  225 

,JLJ  ^jLiö  j^^!  »J^  v_*s>U<»  ^1  Mi^jt  Jüis  »JuJJt  «JoLöl  ^^  ^\ 
«Jt  (j»Luül  j^l  ^L«0  Uiä  aa9  ^  U  oLmö  J,Uj?  «JU  «^Ls  »sfji^ 

L?^'  £=?-^  i-j'  l5iy»  ^  oi  ^'"^  J^   »^  y^'  öy-  ef^  »^b 
U>L»    ^!    ij«LJ|   ^b   ^_p.|   ^_^  j^    jJÜI   Oue   ^IS  5    iUrfOat 

das  übrige  wie  bei  Tabari  HI,  27,  16—29,  1,  dann  folgt: 

lÄ*  Jjl^  ^jijJL  ij«LÜI  J-sJ  «jL*j  j^^  j  .jjUo  ^^  ^^  OjJj, 

■i 

.*ä9  o***^  C?^'  3  LTj*  i^  »^^  j**^  '^^^ 
Ibid.  fol.  84  r.  (über  MansOr). 

^1   (^j^J^J  j  L«J  er  j^JaJ  äyoJf   ^1   ^1  x^s^i    [sie  lac.)  Ki^ 

f'-iJl  ^t  ^L»  U»  j^i*e  ^^  5^  ^^o  ^.jLT j  0^^  jf  er  l-^^J! 

ijy  r^  ii^^  v^'^j  s  *A^  »j^''j  *Ä»  u«h14»  *Lff^  /J^  ?>^'  **<^ 


I 


Bd.  LH.  15 


226  v<i^  Vloten,  Zur  Abbasiden-GaeJUchte. 


o^  v.r^'At^  o^  o'-^Ä^  "^^^  jb^^'  er  2;^'  »V  r^^  l^^  ^^^ 
^  er  3  *^^  3  Ä.^^  jl^yt  ^y*  ^j^  ^^  äU!  lX^  J^U  wJ^^ 

jO  Ujoi:  ^Lp  ^^^  ^^  ^,t  jUjÄs!  ^^:^b  )Ua\^  er  '-^' 


«^1  jfi*aA*^   c>-^^    ^L»    iaiJ»3    Juu    Uxs^    fcf>3    ^J    *]!->•    J^i 
j>  ya^  j^lXäj  \hy^  o^y^    ^^    ^-^t  vJ^    Lbl^l   wyö  ^^    ^'J'  U 


227 


Der  Schaltcyklus  der  Babylonier. 

Von. 

Eduard  Mahler. 

Also  wiederum  der  Schaltcyklus  der  Babylonier! 
Als  ich  vor  mehreren  Jahren  (ich  glaube,  es  war  1890)  zum  ersten- 
male   mit    dem    19jährigen  Schaltcyklus   in   die  Öffentlichkeit  trat, 
ahnte  ich  wahrlich  nicht,  welchen  grossen  Kampf  ich  damit  herauf- 
beschwören  würde,    und    wieviel   Tinte   und   Buchdruckerschwärze 
darum  würde  vergeudet  werden  müssen.     Der  Federkrieg,  den  die 
einfache  Frage  nach  der  Identifikation  des  j^Kaklcah  mUri'^   seiner- 
zeit entfacht  hat,   hätte   mich  zwar  belehren  sollen,    dass   auf  dem 
Felde  der  orientalischen  Wissenschaften  die  Dinge    sich   denn   doch 
nicht  so  ruhig  abwickeln,   wie  auf  dem  der  abstrakten  Forschung; 
ich  konnte  jedoch  nicht   ahnen,    dass    auch    dort,   wo    die  Begriffe 
klar  und  deutlich  gegeben  sind,  viel  herumgesprochen  werden  wird 
und  dass  Leute,  die  sonst  ganz  klar  zu  sehen  gewohnt  sind,  plötz- 
lich  mit   Blindheit   geschlagen   werden.      Wie    soll    man    es   sonst 
anders  bezeichnen,  als  „mit  Blindheit  geschlagen  werden*,  wenn  zu- 
gegeben  wird,    die  Babylonier   haben  den  19jährigen  Cyklus  wohl 
gekannt,    ihn    aber    keineswegs    angewendet,    sondern    ihren    Zeit- 
hestinmiungen   astrologische  Kegeln    zu  Grunde   gelegt!?     Ich 
muss  offen  gestehen,    dass    es   mir  durchaus  widerstrebt,   die  Auf- 
merksamkeit der  geehrten  Fachgenossen  nochmals  auf  diesen  Gegen- 
stand lenken  zu  müssen ;  ich  bin  jedoch  dazu  genötigt  im  Interesse 
derjenigen  Kollegen,   die  auf  Grund  meiner  Arbeiten  weitere  Con- 
sequenzen    gezogen.     Jedenfalls    werde    ich    aber   bestrebt   sein,    in 
meinen    Ausführungen    mit    möglichst    sachlichen    Argumenten 
hervorzutreten,   und   ich   werde    keineswegs    dem  Beispiele   unseres 
Altmeisters    Oppert    folgen,    der,    so    oft    ein    wissenschaftliches 
fiesaltat  seine  Untersuchungen  kreuzt ,   dem  Gegner  die  Worte  ^u- 
nift:,Halt!  hier  hört  Eure  Machtvollkommenheit  auf* 
oder,  wie    er   dies  jüngst   wieder   gethan,    zu  dem  Satze  Zuflucht 
nimmt :  ^mitLogarithmentafe In  wird  keineGeschichte 
gemacht**.     Es  liegt  ja   in    diesen  Worten   viel  Wahrheit,    aber 
Tfarum  beherzigt  unser  verehrter  Altmeister  nicht  selber  diese  Worte  ? 
Warum  ruft  er  sich  nicht  selber  zu:   „Mit  den  Regeln  der  assyrischen 

15* 


228  Mahler,  Der  Schalteyklus  der  Babylanier, 

Grammatik  und  mit  Entzifferungsversuchen  keilinschriftlicher  Texte 
wird  keine  Chronologie  und  Astronomie  gemacht!**? 

Doch  nun  zur  Sache! 

Oppert  widmet  meiner  im  Jahre  1895  erschienenen  Abhand- 
lung*), die  den  schlichten  Titel  führt:  ,Zur  Chronologie  der 
Babylonier**  und  niemals  und  nirgends  von  mir  als  , Kanon''  be- 
zeichnet wird,  seit  kurzem  drei  Referate,  zu  denen  er  sich  eigentlich 
durch  eine  kleine,  aber  vorzüglich  durchgeführte  Arbeit  Lehmanns^ 
veranlasst  sah.  In  den  Comptes  rendus  de  Tacadämie  des  Inseriptions 
et  Belles-Lettres  1896  veröffentlicht  0.  einen  Artikel  unter  dem 
Titel  wüne  eclipse  lunaire  du  r^gne  de  Saosduchin,  roi  de  Babylone*, 
dessen  Grundidee  in  der  Bekämpfung  meiner  in  obengenannter  Ab- 
handlung veröffentlichten  Vergleichungs- Tabellen  gipfelt.  Dasselbe 
thut  0.  in  seinem  in  Z.  A.,  Bd.  XI,  pag.  310 — 317  veröffentlichten 
Aufsatze:  „Les  eclipses  mentionnees  dans  les  textes  cuneiformes* 
und  desgleichen  —  allerdings  diesmal  in  deutscher  Sprache  und 
etwas  ausführlicher  —  in  der  ZDMG.,  Bd.  51,  pag.  138 — 165  in 
dem  Artikel:  „Die  Schaltmonate  bei  den  Babyloniem  und  die 
ägyptisch- chaldäische  Ära  des  Nabonassar*. 

In  der  erstgenannten  Abhandlung  (pag.  8,  Zeile  8)  bezeichnet  0. 
meine  Vergleichungs-Tabellen  als  „un  travail  absolument  fantaisiste*'; 
in  der  zweiten  (Z.  A.,  Bd.  XI,  pag.  313,  Zeile  8 — 9)  nennt  er  sie 
ein  „oeuvre  de  perseverant  labeur  et  de  haute  fantaisie**,  und  in 
der  Einleitung  seines  dritten  Artikels  (ZDMG.,  Bd.  LI,  pag.  138, 
Zeüe  3  von  unt^n)  sagt  er:  »Für  jene  8014  Ealenderdaten  danken 
wir  dem  Herrn  Dr.  E.  Mahler,  und  können  inmaer,  wenn  das  Be- 
dürfnis erscheint,  den  LXII.  Band  der  Denkschriften  der  genannten 
Akademie  (1895,  p.  641)  zu  Rate  ziehen*. 

Ich  muss  aufrichtig  gestehen,  dass  ich  beim  Lesen  dieses  Satzes 
kaum  meinen  Augen  traute.  Wärs  möglich,  dass  ein  Werk,  dass 
als  Produkt  der  höchsten  Phantasie  verkündet  wird,  immer,  wenn 
das  Bedürfnis  erscheint,  zu  Rat«  gezogen  werden  kann? 

Es  ist  dies  jedoch  nicht  der  erste  und  alleinige  Widerspruch, 
dem  wir  da  begegnen. 

0.  hat  sich  der  Mühe  unterzogen,  die  Anzalil  der  von  mir 
veröffentlichten  Kalenderdaten  zu  bestimmen.  Viel  dankbarer  wäre 
ich  ihm  gewesen,  wenn  er  statt  dessen  die  meinen  Tabellen  voraus- 
geschickte „Einleitung*  gelesen  hätte.  Vieles  wäre  ihm  und  uns 
dann  erspart  geblieben.  Auf  pag.  5  Absatz  2  hätte  er  erfahren, 
warum  ich  mit  Nabonassar  begonnen,  und  dort  hätte  er  auch  den 
Satz  gefunden:  „Nun  gilt  es  aber  als  feste  Thatsache,  dass  nach 
Jahren  des  Nabonassar  nirgends  in  den  babylonischen  Chroniken 
gezählt  wurde",    einen  Satz,    der  gewiss  genügend  klar  meine  An- 


1)  Denkschriften  der  Kais.  Akad.  d.  Wiss.,  Wien  1895. 

V  V 

2)  „Die   Mondfinsternis   am    15.    Sabatu  Samasäumakin"   (Z.  A. ,   Bd.  XI, 
110—116). 


i 


Mahler,  Der  Schaüeyklus  der  Babylomer,  229 

schauung  über  die  Ära  des  Nabonassar  wiedergiebt.  Hätte  0.  die 
«Allgemeine  Einleitung*  meiner  Abhandlung:  ,,Zur  Chronologie  der 
Babylonier**)  einer  näheren  Beachtung  gewürdigt,  dann  hätte  er 
merken  müssen,  dass  ich  auf  pag.  3  ausdrücklich  seine 
Arbeiten  in  Z.  A.,  Bd.  VI  und  in  Compt.  rend.  t.  CXI  hervor- 
bebe, und  dann  wäre  er  in  die  notwendige  Lage  gekommen,  auch 
meine  übrigen  (in  den  Schriften  der  Wiener  Akademie,  in  Z.  A., 
in  den  Transac.  of  the  EX.  Congr.  of  the  Orientalists  erschienenen) 
hier  einschlägigen  Arbeiten  lesen  zu  müssen,  und  er  hätte  dann 
seine  auf  p^.  139 — 140  des  51.  Bandes  der  ZDMG.  mir  unter- 
schobenen, einer  jeden  wissenschaftlichen  Forschung  hohnsprechenden 
Erläuterung  bezüglich  des  Cjklusjahres  16  fortlassen  müssen,  denn 
aus  meinen  Untersuchungen  geht  es  ganz  klar  imd  deutlich  hervor, 
dass  ich  zum  Jahre  16  auf  ganz  gleiche  Weise  gekommen  bin,  wie 
zu  den  übrigen  Schaltjahren  des  19jährigen  Cyklus. 

Bei  einiger  Beachtung  meiner  Arbeiten  hätte  0.  zur  Erkenntnis 
gelangen  müssen,   dass  ich  das  Schema  der  Schaltung  schon  lange 
veröffentlicht  hatte,  bevor  ich  das  Jahrhundert  des  Kambyses  (d.  h. 
das  VL  Jahrhundert  y.  Chr.)   und  somit  auch  das  Jahr  VII  dieses 
Königs  in  den  Bereich  meiner  Untersuchungen  gezogen  habe.   Schon 
im   Dezember  1890    hatte   ich   den   XIX jährigen   Schaltcyklus   mit 
den  Schaltjahren  m,  VI,  Vni,  XI,  XIV,  XVI,  XIX  Herrn  Geheimrat 
Prof.  Eb.  Schrader  in  Berlin  mitgeteilt,  und  dieser  hatte  die  Freund- 
lichkeit,   die  Veröffentlichung   meiner   damals   wohl   noch  in  Form 
einer   Hypothese   gekleideten   Behauptungen    zu    veranlassen    (siehe 
Z.  A.,  Bd.  VI,  pag.  457).    In  den  Sitzungsberichten  der  Kais.  Akad. 
d.  Wiss.    zu  Wien  (Märzheft  1892)   habe    ich   diese   Frage   wissen- 
schaftlich   erörtert   und   zugleich  die  Grundlagen  des  babylonischen 
Kalenders  mitgeteilt.     In   meinem  „Kalenderwesen   der  Babylonier** 
(Transactions  of  the  IX.  Congr.    of  the  Orientalists,  London  1892) 
habe   ich    diese  Frage   von  neuem  erörtert,   und  in  Z.  A.,  Bd.  IX, 
pag.  42 — 61  habe  ich  nochmals  nachgewiesen,  dass  man  sowohl  aus 
den  von  Strassmaier  (Z.  A.,  Bd.  VII,  203—204)  veröffentlichten 
Daten   als    auch   aus    den   in    den  Egibitäfelchen   sich  vorfindenden 
Kalenderdaten  mit  Notwendigkeit  folgern  müsse,  dass  die  Babylonier 
einen  19jährigen  Cyklus  hatten,  in  dem  jedes  III.,  VI.,  VIIL,  XL, 
XIV.,  XVI.  und  XIX.  Jahr  ein  Schaltjahr   war.     Dasselbe  that  ich 
in  Z.  A.,  Bd.  XI,  pag.  44.     Dieser  Cyklus   hat   dann  später  seine 
Proben  bestanden,  nicht  nur  durch  die  Untersuchung  Ed.  Meyers 
(Z.  A.,  Bd.  IX,  325 — 328),  sondern  auch  durch  die  von  Oppert 
veröffentlichten  Keilschrifttexte,  in  denen  uns  zwei  Mondfinstemisse 
ans  dem  Jahre  VTE  des  Königs  Kambyses  berichtet  werden.    Die 
dort  für   beide  Finsternisse   überlieferten   babylonischen   Kalender- 
daten  stimmen    mit    meinen    Untersuchungen    vollkommen.      Und 
gerade  der  Umstand,  dass  der  Aufbau  meiner  Tabellen  erst  einige 


1)  Denkschriften  der  Kais.  Akad.  d.  Wiss.,  Wien  1895. 


230  Mahler,  Der  SchdUcyklua  der  Babylonier, 

Jahre  nach  Feststellung  und  Veröffentlichung  des  von  mir  ent- 
worfenen und  durch  zahlreiche  Beispiele  erprobten  Cyklus  erfolgt 
war,  muss  uns  —  in  Würdigung  der  Thatsache,  dass  die  Jahre  V 
und. VII  Kambyses  Schaltjahre  mit  einem  II.  Adam  waren  und  in 
meinen  Tabellen  den  Schaltjahren  XIV  und  XVI  entsprechen  — 
mit  zwingender  Notwendigkeit  von  der  Richtigkeit  meiner 
These  bezüglich  des  Schaltcyklus  der  Babylonier  und 
von  der  Richtigkeit  meiner  Vergleichungstabellen 
belehren. 

Indem  0.  gegen  meine  Tafeln,  die  er  st«ts  mit  dem  ehren- 
vollen Namen  , Kanon'*  belegt,  zu  Felde  zieht,  lässt  er  sich,  soweit 
überhaupt  sachliche  Erwägungen  in  Betracht  kommen,  von  zwei 
Argumenten  leiten:  1)  ist  die  Annahme  eines  19jährigen  Schalt- 
cyklus im  Kalender  der  Babylonier  zu  verwerfen  und  2)  sind  meine 
Angaben,  die  eine  Reduktion  der  babylonischen  Zeitrechnung  auf 
die  julianische  ermöglichen  sollen,  falsch,  und  zwar  deshalb  falsch, 
weil  die  Identificierung  einiger  Finsternisse  in  der  Weise,  wie  sie 
Herrn  Oppert  erwünscht  w^äre  und  von  ihm  auch  durchgeführt 
wurde,  mit  Zugrundelegung  meiner  Tafeln  nicht  gelingen  will. 

Was  den  ei-sten  Punkt  betrifft,  so  muss  ich  wahrlich  staunen, 
dass  ein  Mann ,  der  selber  zugiebt ,  die  Babylonier  haben  den 
19jährigen  Cyklus  gekannt,  und  dem  sogar  die  Priorität  gebührt, 
auf  diese  Thatsache  zum  erstenmale  hingewiesen  zu  haben,  nicht 
zugeben  will,  dass  die  Babylonier  diesen  Cyklus  auch  thatsächlich 
angewendet  und  gebraucht  haben. 

Es  liegt  aber  noch  ein  weiterer  Widerspruch  vor.  Die 
Schaltung  soll  —  so  behauptet  Oppert  —  nach  astrologischen 
Regeln  erfolgt  sein.  Auf  pag.  8  (Zeile  25)  seines  in  den  Compt 
rendus  veröffentlichten  Aufsatzes  sagt  0.:  „Les  Chaldeens  inter- 
calaient  les  mois  selon  leurs  besoins  astrologiques**.  Im  Sprech- 
saal der  Z.  A.,  Bd.  XI  (p.  313,  Z.  6  v.  u.)  sagt  0.:  ,nous  voyons 
bien  qu*on  connaissait  la  periode  de  19  ans,  mais  qu'on  intercalait 
arbitraireraent  le  mois,  selon  les  „besoins*  du  ciel,  au  point  de 
vue  astrologique".  Auf  pag.  148  des  51.  Bandes  der  ZDMG. 
(Z.  5  V.  u.)  schliesst  0.  also:  „Mit  diesem  Zeitpunkt  (712  v.  Chr.) 
und  nicht  mit  dem  1.  Jahre  Nabonassars  fangen  die  in  Babylon 
gekannten  19jährigen  Perioden  an,  in  denen  mau  ohne  fixe  Ordnung, 
durch  astrologische  Rücksichten  allein  geleitet,  an  willkürlicher 
Stelle  die  sieben  Monate  hinzufügte*. 

Nun  haben  aber  die  Babylonier  die  Sarosperiode  gekannt, 
und  es  gebührt  —  wie  ich  bereits  Z.  A. ,  Bd.  XI,  p.  41  hervor- 
gehoben habe  —  Jules  Oppert  das  Verdienst,  den  Gebrauch  dieser 
Periode  auf  Grund  keilinschriftlichen  Materials  eingehend  und 
wissenschaftlich  beleuchtet  zu  haben.  Mit  Rücksicht  auf  diese 
Periode  war  es  den  Babyloniem  ermöglicht,  die  Finsternisse  im 
Voraus  zu  bestimmen,  und  zwar  nicht  bloss  für  das  laufende  Jahr, 
sondern  auch  fär  Jahre  im  Vorhinein.   Wie  war  dies  nun  möglich, 


Mahler f  Der  ScJuüteykltu  der  Bctbylonier.  231 

wenn  sie  die  Dauer  der  einzelnen  Monate  und  die  Länge  der 
einzelnen  Jahre  im  Voraus  nicht  kannten,  sondern  stets  erst  von 
Fall  zu  Fall  nach  „Bedarfs  oder  nach  astrologischen  Regeln 
festgesetzt  haben  sollen? 

O.  citiert')  eine  Stelle,  die  vom  2.  Tammuz  der  Eponymie  des 
Belsunu  datiert  ist  und  die  Phrase  enthält:  ,,den  Mond  sahen  wir 
nicht,  eine  Sonnenfinsternis  fand  aber  nicht  statt*.  0.  bezieht  diese 
Stelle  auf  die  partielle  Sonnenfinsternis  vom  16.  Juni  660  v.  Chr., 
die  in  der  That  in  Ninive  und  Babylon  unsichtbar  war.  Doch  die 
Identifikation  dieser  Finstemiss  ist  jetzt  für  uns  belanglos ;  wichtiger 
Ist  jetzt  die  Erläuterung,  die  0.  hieran  knüpft.  Er  sagt:  „Es  war 
geboten,  sie  (d.  i.  die  Finsternis  vom  16.  Juni  660  v.  Chr.)  zuvor 
ins  Augenmerk  zu  fassen,  da  gerade  19  Jahr  vor  ihr,  am  17.*)  Juni 
679.  V.  Chr.  eine  grosse  Sonnenfinsternis  in  Ninive  eingetroffen 
war*.  Dies  alles  wäre  sehr  schön  und  zutreffend,  wenn  die  Baby- 
lonier  die  Dauer  der  Monate  und  Jahre  nicht  nach  Bedarf  und 
nicht  nach  astrologischen  Regeln,  sondern  nach  einem  festen  Ge* 
setze  geregelt  haben,  denn  dann  konnten  sie  im  Vorhinein  den 
Monat  bestimmen,  an  dessen  Neomenie  eine  Sonnenfinsternis  statt- 
haben soll.  Wie  konnten  sie  aber  ein  Ereignis  für  einen  b  e  - 
stimmten  Kalendertag  im  Voraus  ankündigen  oder  erwarten, 
wenn  ihnen  der  Beginn  der  einzelnen  Monate  von  vornherein  noch 
nnbekannt  war  und  die  Schaltung  erst  auf  astrologischem  Wege 
bestimmt  werden  sollte? 

Die  Babylonier  müssen  also  eine  Schaltregel  ge- 
bäht haben. 

Welcher  Art  war  dieselbe?  Allgemein  wird  zugegeben  (0. 
war  sogar  der  Erste,  der  hierauf  aufmerksam  gemacht  hat),  dass 
die  Babylonier  die  Bedeutung  und  die  Art  der  Anwendung  des 
19jährigen  Cyklus  gekannt  haben;  thatsächlich  wurde  auch  ein 
durch  Schaltmonate  reguliertes  Lunisolarjahr  angewendet;  und  da 
soll  man  erst  zu  astrologischen  Lehren  Zuflucht  genommen  und 
nach  astrologischen  Begriffen  und  astrologischen  Deuteleien  ge- 
schaltet haben? 

Ich  bin  vielmehr  von  der  Überzeugung  durchdrungen,  dass 
die  Babylonier,  wenn  sie  den  19jährigen  Cyklus  gekannt  und  zur 
Gnindlage  ihres  Kalenders  das  Lunisolarjahr  genommen  haben  (That- 
Sachen,  die  auch  0.  nicht  bestreitet),  auch  klug  genug  waren,  diesen 
19jfihrigen  Cyklus  praktisch  zu  verwerten  und  nicht  erst  bis  zum 
Jahre  867  v.  Chr.  gewartet  haben,  um  diese  Reform  „durch 
athenischen  Einfluss*  (so  0.  in  ZDMG.,  Bd.  51,  pag.  162,  sub  4) 
ins  Leben  zu  rufen. 

Es  haben  sich  aber  da  noch  weitere  Irrtümer  und  Wider- 
sprüche von  Seite  0.  eingeschlichen.    Das  Resultat,  zu  dem  0.  auf 


1)  ZDMO.,  Bd.  51,  p.  149. 

2j  Oppert  setzt  irrtfimlicherweise  16.  Jani. 


232  Afahler,  Der  SchaUcyhlus  der  Babylonier. 

p.  162  seiner  neuesten  Untersuchung  gelangt  und  das  er  mit  den 
stolzen  Worten  einleitet:  „Dieses  ist  das  letzte  grosse 
Resultat  unserer  Forschung*  besteht  aus  zehn  Punkten. 
In  drei  derselben  (1,  3,  4)  beschäftigt  er  sich  mit  dem  19  jährigen 
Cyklus  und  bezeichnet  das  Jahr  367  v.  Chr.  als  dasjenige,  in 
welchem  die  Beform  des  19jährigen  Cyklus  eingeführt  wurde,  ohne 
aber  diese  Angaben  näher  begründen  zu  können.  Denn  auf  pag.  160 
sagt  0.  ausdrücklich :  „  Wir  werden  zeigen,  dass  bis  zum  Jahre  368 
y.  Chr.  kein  festes  Einschaltungssystem  in  Babylon  bestand:  dass 
aber  vom  Jahre  367  an,  durch  uns  schlechterdings  un- 
bekannte Umstände^),  eine  Zeitrechnung  Platz  gnS^  die 
später  von  den  Juden  aufgenommen  worden  ist*. 

0.  nennt  das  Jahr  712,  mit  dem  der  19jährige  Cyklus,  ohne 
durch  eine  feste  Norm  geregelt  worden  zu  sein,  seinen  Anfang 
genommen  und  begründet  dies  auf  pag.  148,  wo  er  also  schliesst: 
»Von  diesem  Datum,  den  26.  März  712^^)  v.  Chr.  als  1.  Nisan, 
datieren  die  babylonischen  Kalender,  so  auch  zählt  von  ihm  der 
von  mir  (Oppert)  zuerst  nachgewiesene  Saroscyklus.  Mit  diesem 
Zeitpunkte  und  nicht  mit  dem  1.  Jahre  Nabonassars  fangen  die  in 
Babylon  gekannten  19jährigen  Perioden  an*. 

Und  wie  ganz  anders  spricht  0.  auf  pag.  159  und  pag.  163  ?I 
Da  nimmt  er  das  Jahr  747  v.  Chr.,  das  I.  Jahr  Nabonassars,  welches 
der  Ausgangspunkt  auch  anderer  Mondperioden  war,  als  Ausgangs- 
punkt des  Saroskanon  an  und  hebt  als  7.  Punkt  der  „grossen 
Eesultate  seiner  Forschung*  folgendes  hervor:  „Die  aus  der  Zeit 
der  Seleuciden  und  der  Römer  stammende  Sarostafel  geht  zurück 
auf  den  1.  Nisan  des  Jahres  I  des  Nabonassar*. 

In  diesem  Chaos  von  Widersprüchen  klammert  sich  0.  an  das 
Jahr  17  des  19jährigen  Cyklus,  ohne  meine  Arbeiten,  die  das 
Jahr  16  an  der  Hand  zahlreicher  Belege  motivieren,  jemals  gelesen 
zu  haben. 

Und  nun  zu  den  Finsternissen,  mit  deren  Hilfe  0.  den  weiteren 
Nachweis  über  die  ünbrauchbarkeit  meiner  Tafeln  erbringen  will! 
Da  ist  vor  allem  die  Finsternis  des  Samal^Sumukln ,  die  vom 
15.  Sabat  datiert  ist.  Ich  könnte  es  zwar  unterlassen,  auf  die 
Untersuchungen,  zu  denen  uns  die  keilinschrifÜich  vermerkten  Finster- 
nisse Anlass  geben,  näher  einzugehen,  weil  diese  von  anderer  Seit« 
durchgeführt  werden.  Kollege  Ginzel  wird  —  wie  man  uns 
andererseits*)  mitteilt,  auf  alle  hier  einschlägigen  Fragen  zurück- 
kommen. Wegen  einiger  Punkte  chronologischer  Natur  jedoch 
will  auch  ich  auf  diesen  Gegenstand  zurückkommen. 

Lehmann  identifizierte  diese  Finsternis  mit  der  unter  Nr.  832 
im  „Kanon*   von  Oppolzer  angeführten  Mondfinsternis  vom  17.  Febr. 


1)  Hier  stärker  hervorgehoben. 

2)  In  ZDM6.  heisst  es  irrtümlicherweise  112. 

3)  Z.  A.,  Bd.  XI,  110  und  437. 


\ 


MaJder^  Der  SchdUcyklua  der  Babylanier.  233 

d.  J.  664  V.  Chr.  Oppert*  dagegen  will  hierfür  die  in  der  Nacht 
vom  18. — 19.  Januar  653  v.  Chr.  stattgehabte  Finsternis  setzen. 
£r  opponiert  deshalb  der  Lehmann'schen  Annahme,  weil  die  Neomenie 
am  3.  Februar  664  um  2  */,  Uhr  Nachm.  babjlon.  Zeit  eingetreten, 
die  Mondsichel  also  frühestens  am  4.  abends  sichtbar  war  und  so- 
mit erst  mit  diesem  Abend  der  1.  Sabaf  begonnen  haben  kann. 
Dann  war  aber  der  Abend  des  17.  Februar  zum  14.  und  nicht 
zum  15.  Sabat  gehörend;  es  kann  aber  auch  —  meint  0.  —  erst 
der  13.  gewesen  sein,  ^wenn,  was  sehr  wahrscheinlich,  das  Datum 
von  Sonnenaufgang  an  gerechnet  wurde*' ^). 

Sind   dies   aber   auch    wirklich    ernste  Bedenken,    die  0.  hier 
erhebt  ? 

Vor  allem  muss  doch  in  Erwägung  gezogen  werden,  dass  bei 
einer  cyklischen  Kalenderrechnung  der  erste  Tag  eines  Monates 
niemals  durch  astronomische  Verhältnisse  d.  i.  durch 
wahren  Neumond  oder  durch  Neulicht  bedingt  wird, 
sondern  lediglich  so,  wie  ihn  die  cyklische  Eechnung 
bestimmt.  Wollten  wir  aber  einmal  uns  einen  Augenblick  auf 
Opperts  unberechtigten  Standpunkt  stellen,  so  erweist  sich  erst 
recht,  dass  seine  Behauptung,  die  von  ihm  bevorzugte  Finsternis 
stimme  besser,  falsch  ist. 

Hören  wir  einmal,  wasO.  zur  Begründung  seiner  An- 
nahme angiebt:  „Anders  indessen  verhält  es  sich  mit  der  Finsternis 
vom  18. — 19.  Januar  653.  Die  Neomenie  war  am  3.  Januar 
11^  42"  vormittags  eingetreten,  der  1.  des  Monats  konnte  schon 
der  4.  Januar  sein;  auf  jeden  Fall  aber  war  der  Monat  mit  dem 
Abend  des  4.  begonnen.  Also  der  18. — 19.  Januar  war  sicher  der 
fünfzehnte". 

0.  giebt  also  zu,  dass,  wiewohl  die  Neomenie  am  3.  Januar 
11^  42"  vormittags  eingetreten,  der  1.  des  Monates  schon  der 
4.  Januar  hätte  sein  können.  Dann  muss  aber  zugestanden  werden, 
dass  man  ebenso  mit  vollem  Rechte  den  4.  Februar  664  v.  Chr. 
=  1.  §abat  setzen  kann,  da  nach  0.  die  Neomenie  am  3.  Februar 
um  2^/2  Uhr  Nachm.  eingetreten  ist.  Wird  dies  nun  zugegeben, 
dann  war  der  18.  Februar  =  15.  Sabat,  und  somit,  da  im  Mond- 
kalender der  Tag  stets  nur  mit  Abend  beginnt,  die  Nacht  vom 
17. — 18.  Februar  664  v.  Chr.  =  Nacht  des  15.  Sabat,  was  mit 
Lehmanns  Auseinandersetzungen  und  meinen  Tafeln  voll- 
kommen  stimmt. 

I  Freilich   hat  0.    die   von   ihm  selber  hingestellte  Möglichkeit: 

I         ider  1.   des  Monates   konnte   schon    der  4.  Januar   sein*^    nicht  in 

I         Betracht  gezogen,  da  er  sonst  mit  sich  in  Konflikt  gekonmien  wäre. 

Wie  aber,   wenn    diese  Voraussetzung  denn  doch  die  richtige  und 

der  1.  des  Monats   schon   der  4.  Januar   war?     Dann  war 

^er  18.  Januar  =  15.  Sabat  und  die  Nacht  vom  18. — 19.  Januar 


1)  ZDMG.,  Bd.  51,  pag.  153,  Zeile  6. 


234  MaMer,  Der  SchalteyJdus  der  Babylonier. 

schon  dem  16.  Sabat  angehörend  und  nicht  dem  15.  Sabat-  Aber 
auch  die  zweite  Möglichkeit,  mit  der  0.  rechnet,  ist  nach  seinen 
eigenen  Worten,  die  er  wenige  Zeilen  vorher  gebraucht,  zu  be- 
mängeln. Denn  wenn  es  „sehr  wahrscheinlich*  ist,  dass  bei 
den  Babyloniem  »das  Datum  von  Sonnenaufgang  an  ge- 
rechnet wurde**  (Oppert  in  ZDMG.,  Bd.  51,  pag.  153,  Z.  7), 
dann  ist  es  unbegreiflich,  wie  0.  schon  12  Zeilen  weiter  (p.  153, 
Z.  19)  den  Satz  aufstellen  kann:  „auf  jeden  Fall  aber  war  der 
Monat  mit  dem  Abend  des  4.  begonnen". 

Ich  würde  mich  gewiss  gern  dem  Urteile  eines  vielfach  er- 
probten und  in  dem  Dienste  der  Wissenschaft  ergrauten  Meisters 
fügen,  wenn  dieses  Urteil  auf  einer  realen  Basis  sich  erheben  würde. 
Eine  solche  reale  Basis  wäre  eine  Sammlung  inschriftlich  beglaubigter 
Daten,  die  nach  Jahr,  Monat  und  Tag  datiert  sind  und  mit 
meinen  Tafeln  nicht  stimmen  wollen.  Solche  Daten  sind  z.  B.  die 
von  0.  publizierten  Mondfinstemisse  aus  dem  Jahre  YD.  Königs 
Kambyses.  Aber  merkwürdigerweise  stimmen  hier  meine 
Tafeln  mit  den  keilinschriftlich  überlieferten  Daten. 
Alle  anderen  Finsternisse,  die  0.  anführt,  beweisen  gar  nichts,  weder 
pro  noch  contra,  denn  nirgends  ist  uns  ein  ausfuhrliches  Datum 
überüefert.  Die  Zahl  28,  die  0.  der  in  Z.  A.,  Bd.  11,  pag.  314 
sub  2  erwähnten  und  auch  in  ZDMGr.,  Bd.  51,  pag.  149  besprochenen 
Finsternis  beilegt,  steht  nicht  im  Text,  sondern  giebt  lediglich 
Opperts  Anschauung  wieder  (siehe  Lehmann,  Z.  A.,  XI,  442).  Frei- 
lich ist  der  Monat  „Tammuz*  überliefert,  und  dieser  hat  nach 
meinen  Tafeln  im  Jahre  661  v.  Chr.  mit  29.  Juni  begonnen, 
während  die  Finsternis,  mit  der  0.  die  Identifikation  der  Tamniüz- 
Finsternis  herstellen  will,  am  Nachmittag  des  27.  Juni  stattgefunden 
hat.     Wer  bürgt  uns  aber  für  die  richtige  Identifikation? 

Vor  allem  ist  zu  bedenken,  dass  im  Texte  gar  nicht  von  einer 
Eklipsis  die  Rede  ist.  Denn  es  heisst  dort  nicht  —  wie  sonst  bei 
einer  Sonnenfinsternis  —  mina  ardh  Du'uzi  Samäu  atalä  ütakan^^ 
es  ist  dort  vielmehr  von  einem  „Ruhen*  des  Mondes  und  emem 
„Ruhen*  der  Sonne  die  Rede  und  zwar  in  einem  solchen  Zusammen- 
hange, dass,  wenn  dieses  „Ruhen*  als  „verfinstern*  im  Sinne  einer 
Eklipsis  aufgefasst  werden  soll,  keineswegs  von  einer  Sonnenfinsternis, 
sondern  —  wie  bereits  Jensen  und  Lehmann  bemerkten  —  va 
erster  Linie  von  einer  Mondfinsternis,  im  besten  Falle 
aber  von  einer  Mondfinsternis  und  darauffolgenden  Sonnen- 
finsternis gesprochen  wird.  Denn  es  heisst  dort  (Lehmann  in  Z.  A., 
XI,  441):  „Teumman  beschloss  Böses,  aber  Sin  beschloss  gegen  ihn 
böse  Vorzeichen:  Im  Monate  Tammuz  ruhte  er  in  der  Frühe  bis 
zu  Tagesanbruch,  und  wie  er  ruhte  auch  SamaS  zur  Zeit  seines 
Unterganges*. 

Man  sieht  also,  dass,  wenn  schon  das  „Ruhen"  im  Sinne  einer 
Eklipsis  interpretiert  wird,  zunächst  an  eine  am  frühen  Morgen 
stattgehabte  Mondfinsternis  gedacht  werden  muss  und  erst 


Mahler,  Der  SchciUcyklue  der  Babylomer.  235 

mit  dieser  im  Znsammenliange  an  eine  entweder  noch  im  selbigen 
Jahre  oder  in  einem  der  darauffolgenden  Jahre  gegen  Abend  ein- 
getretenen Sonnenfinsternis.  Beide  Ereignisse  müssen  natürlich  im 
Monate  Tammuz  erfolgt  sein,  und  zwar  die  Mondfinsternis  zur  Zeit 
des  Vollmondes,  also  Mitte  Tammuz,  die  Sonnenfinsternis  dagegen 
zur  Zeit  des  Neumondes.  Waren  beide  Ereignisse  im  selbigen  Jahre, 
dann  muss  die  Sonnenfinsternis  natürlich  mit  Ende  Tammuz,  d.  h. 
mit  der  Neomenie  des  Ab  erfolgt  sein;  waren  aber  Mond-  und 
Sonnenfinsternis  in  verschiedenen  Jahren,  dann  ist  es  nicht  aus- 
geschlossen, ja  sogar  mehr  denn  wahrscheinlich,  dass  die  Sonnen- 
finst'emis  zur  Zeit  der  Neomenie  des  Monats  Tammuz  erfolgt  sein. 
Nun  ist  der  erste  Fäll  absolut  ausgeschlossen,  da  innerhalb  des 
in  Betracht  kommenden  Gebietes  und  innerhalb  der  in  Betracht 
kommen^len  Epoche  nach  dem  „  Kanon '^  von  Oppolzer  nur  eine 
einzige  Sonnenfinsternis  in  Erwägung  gezogen  werden  kann:  die 
Sonnenfinsternis  vom  27.  Juni  661  v.  Chr.  Ihre  grösste  Phase 
betrag  für  Ninive  10^°^^  =  0*83  Sonnendurchmesser,  die  Zeit  dieser 
grösst^n  Phase  erfolgte  2  Stunden  vor  Sonnenuntergang  und 
das  Ende  der  Verfinsterung  war  1  Stunde  vor  Sonnenuntergang. 
Nun  war  aber  in  diesem  Jahre  keine  Mondfinsternis,  die  den  An- 
forderungen des  Textes:  Monat  Tammuz  und  Tagesanbruch 
entsprechen  würde,  denn  die  einzige  Mondfinsternis  im  Jahre  661 
ist  datiert  vom  6.  Dezember. 

Wenn  also  in  dem  betreffenden  Texte  von  Eklipsen  die  Rede 
sein  soU,  dann  müssen  beide  Ereignisse  in  verschieden en  Jahren 
erfolgt  sein  und  zwar  zuerst  die  Mondfinsternis  und  dann  die  Sonnen- 
finsternis. Allerdings  müssten  wir  die  Sonnenfinsternis  mit  der  vom 
27.  Juni  d.  J.  661  v.  Chr.  identifizieren^).  Es  entsteht  nun  die 
Frage:  wie  ist  dies  in  Übereinstimmung  zu  bringen  mit  meinen 
Tabellen,  die  den  1.  Tammuz  d.  J.  661  mit  29.  Juni  gleichsetzen? 

Bedenken  wir  doch  vor  allem,  dass  nirgends  im  Texte  ein 
Tagesdatum  angeführt  ist,  und  dass  die  Sonnenfinsternisse  stets  zur 
Zeit  der  Konjunktion  zwischen  Sonne  und  Mond,  d.  h.  um  die  Zeit 
des  Neumondes  erfolgen  und  daher  in  der  Regel  nach  diesem  Neu- 
monde benannt  werden;  erwägen  wir  femer  den  Umstand,  dass 
man  die  am  Ende  eines  Kalendermonates  eingetretene  Neomenie 
niemals  nach  diesem  ablaufenden  Monate,  sondern  immer  nach  dem 
kommenden  neuen  Monat  benannt  hat  (sowie  man  noch  heutzutage 
bei  den  Juden  den  1^172  eines  Monates  nicht  nach  dem  ablaufenden 
Monate,  sondern  nach  dem  neuen  Monate  benennt,  also  beispiels- 
weise den  am  29.  Sivan  eintretenden  Moled  nicht  als  Moled  Sivan, 
sondern  als  Moled  Tammuz  bezeichnet),  dass  man  also  unter  „Neomenie 
des  Tammuz'*  nicht  den  mit  Ende  Tammuz,  sondern  den  mit  Ende 

1)  Vorausgesetzt  allerdings,  dass  man  eine  Sonnenfinsternis,  deren  grösste 
Phase  BBS  ^^2  Bonnendorchmesser  2  Standen  vor  Sonnenuntergang  er- 
folgt, als  ein  zur  Zeit  des  Sonnenunterganges  stattgehabtes  Ereignis 
bewiehnen  kann. 


236  Mahler,  Der  SckaÜcyklue  der  Babylonier. 

Sivan  eingetretenen  Neumond  verstanden  hat;  dann  wird  es  erklär- 
lich, dass  man  eine  Sonnenfinsternis,  die  zur  Zeit  der  „Neomenie 
des  Tammuz**  eingetreten  ist,  als  eine  „Tammaz-Finstemis*  be- 
zeichnen musste.  Der  29.  Juni  des  Jahres  661  v.  Chr.  war  meinen 
Tabellen  zufolge  der  1.  Tammuz,  der  am  27.  Juni  stattgehabte 
Neumond  war  sonach  der  „Neumond  Tammuz",  und  die  an  diesem 
Tage  erfolgte  Sonnenfinsternis  konnte  somit  mit 
vollem  Rechte  als  »Tammuz  -  Finsternis  *  benannt 
werden. 

Übrigens  ist  mit  diesen  Auseinandersetztmgen  nichts  neues 
gesagt.  Bekanntlich  begehen  die  Juden  noch  heute  den  Neumonds- 
tag halb  feierlich,  indem  sie  jeden  30.  eines  Monates,  sowie  den 
1.  des  folgenden  Monats  als  ©^n  0«n,  d.  h.  Neumondstag  dieses 
neuen  Monates  bezeichnen.  Diese  Feier  datiert  seit  den  ältesten 
Zeiten,  denn  wir  finden  schon  in  der  Bibel  besondere  Opfervorschriften 
für  isnn  TDN*i.  Auch  die  alten  Ägypter,  die  schon  früh  das  Mond- 
jahr verliessen  und  als  Basis  ihrer  Zeitrechnung  die  Sonne  wählten, 
haben  —  wie  dies  die  Inschriften  ganz  deutlich  lehren  —  die 
einzelnen  Mondphasen  beachtet  und  am  Neumondstage,  an  der 
Sexta,  am  Yollmondstage  und  am  22.  Mondtage  besondere 
Feste  gefeiert.  Sicherlich  war  es  daher  auch  bei  den  Babyloniem, 
sowie  bei  allen  Völkern,  die  das  Mondjahr  kannten  und  näher  be- 
achteten, üblicher  Brauch  oder  Gesetz,  die  Zeichen  der  Mondphasen, 
insbesondere  jene  der  Neomenie,  festlich  zu  begehen.  Die  dem  Gotte 
Sin  geweihten  Hymnen  deuten  in  bestimmter  Weise  darauf  hin, 
mehr  aber  noch  das  babylonische  WeltschÖpfiingsepos.  Bekanntlich 
hat  Delitzsch  in  einer  vor  kurzem  erschienenen  Abhandlung^) 
alle  bis  jetzt  bekannten  Weltschöpfungsfragmente  ihrem  Wortlaute 
nach  mitgeteilt  und  interpretiert;  und  in  dieser  überaus  dankens- 
werten Arbeit  finden  wir  auf  pag.  85 — 86  die  V.  Weltschöpfungs- 
tafel, auf  pag.  108  deren  Übersetzung  und  pag.  148 — 151  den  zu- 
gehörigen Kommentar.  Aus  diesem  geht  nun  mit  vollster  Sicherheit 
hervor,  dass  die  Babylonier  den  Eintritt  der  Mondphasen  feierten 
(vielleicht  als  Vorläufer  des  sich  hieraus  gebildeten  Wochenbegriffes 
und  der  damit  verbundenen  Feier  eines  der  sieben  Wochentage). 
Bemerkenswert  daselbst  ist  jener  Passus,  der  auf  eine  Analogie  mit 
einem  noch  heutzutage  bei  den  Juden  gepflegten  Beligionsbraucbe 
hinweist.  Bekanntlich  ist  bei  den  Juden  auch  der  Vorabend  eines 
Neumondstages,  d.  i.  der  mit  «in  TOKn  ans?  bezeichnete  Tag  von 
einiger  Bedeutung.  Er  gilt  ihnen  nämlich  als  ein  ^ap  mc3  CT'r 
d.  h.  als  „kleiner  Jom-Kippur  =  Versöhnungstag",  an  dem  Gott, 
der  Weltschöpfer,  Gericht  hält. 

Genau  dasselbe  finden  wir   bei   den   alten  Babyloniem.     Denn 


1)  ,,Das  babylonische  Weltscböpfangsepos"  XVIII.  Bd.    der  Abhandl.   der 
phil.-hist.  Cl.  d.  Königl.  sftcfas.  Ges.  d.  Wiss. 


Mahler,  Der  SchaUcyhlus  der  Babylanier.  237 

in    der    V.    Schöpfungslegende    lesen    wir    nach   Zimmern   (siehe 
Delitzsch  pag.  150—151): 

,^«^  Beim  Beginn  des  Monats,  wenn  der  Abend  anbricht,  ^«mit 
den  Hörnern  erglänze,  um  den  Himmel  zu  bezeichnen.  ^^Am 
siebenten  Tage  mach  die  Scheibe  [ha]lb,  ^^  stehe  senkrecht  am 
Sa]bbath]  mit  der  [erst]en  Hälfte.  ^^Wann  bei  [CFnterga]ng  der 
Sonne  am  Horizont  du  [aufgehst],  ^^so  stehe  ihr  gegenüber  [am 
14.]  im  vollsten  Glänze.  ^^[Vom  15.  an]  nähere  dich  der  Bahn 
der  Sonne,  '^[am  21.]  stehe  senkrecht  zur  Sonne  zum  zweiten  Mal. 

'*[Vom  22.  an  .  .  .] aufzusuchen   ihren  Weg,    **[am  28. 

zur  Sonne]  komm  heran  und  halte  Gericht.* 

Jensen  (siehe  gleichfalls  daselbst)  weicht  in  seiner  Über- 
setzung und  Interpretation  der  lückenhaften  Stellen  hie  und  da  von 
Zimmern  ab ,  schliesst  aber  auch  mit  den  Worten :  „Komm 
heran  und  richte  das  Gericht*. 

Der  Tag  also,   an   dem   die  Konjunktion   zwischen  Mond  und 
Sonne  erfolgt,  war  den  Babyloniem  —  ebenso  wie  noch  heutzutage 
den  Juden  —  ein  «Tag  des  Gerichts*.   Und  wir  gehen  gewiss 
nicht  fehl,  wenn  wir  unter  solchen  Umständen  behaupten,  auch  die 
Begriffe  onn  ««n  und  ©nn  ««n  yiy   seien  von  den  Babyloniem 
kalendarisch  beachtet  worden,  und  wir  werden  gewiss  noch  in 
den  Besitz  solcher  Urkunden  gelangen,  die  uns  in  klarster  Weise 
hierüber  belehren.     Von   den   alten  Ägyptern   besitzen    wir  bereits 
solches  urkundliches  Material  (siehe  Zeitschr.  für  ägypt.  Spr.  1889 
»Die  Phönixperiode  der  alten  Ägypter*).   Wir  können  noch  weiter 
gehen    und    aus    den    vorhandenen    Parallelen    innerhalb    der 
Kalender    der    Juden    und    Babylonier    auf   eine    vollkommene 
Analogie  derselben  schliessen.   Es  ist  somit  gar  nichts  überraschen- 
des dabei,   wenn  man  eine  am  29.  Sivan,   am  TOin  TD»*!  y^y  des 
Monates  Tammuz,  stattgehabte  Finsternis  als  eine  „Tammuz -Finster- 
nis* bezeichnet  hätte,  denn  wir  finden  es  gar  nicht  selten,  dass  in 
hebräischen  Urkunden  also  datiert   ist:    „am  x*®°  Wochentage,    am 
Vorabende  des  Neumondtages  des  Monates  y*.     Übrigens  ist  es  — 
wie  bereits  oben  erwähnt  wurde  —  noch   gar   nicht  sichergestellt, 
ob  im  Texte   überhaupt   von  Eklipsen   die  Reden   ist;   sollte    aber 
die  Interpretation   des  Textes  mit  Sicherheit  zu  einem  solchen  Er- 
gebnisse fähren,  dass  man  die  dort  geschilderten  bösen  Vorzeichen 
nur  als  Finsternisse  zu  erklären  vermag,    dann   muss  jedenfalls  in 
erster  Linie  an  eine  mit  Tagesanbruch  sich  vollziehende 
Mondfinsternis  gedacht  werden. 

Im  Übrigen  ist  noch  darauf  hinzuweisen  (s.  u.),  dass  wir  es 
hier  mit  einem  assyrischen  Finstemisberichte  zu  thun  haben 
und  dass  es  nicht  absolut  feststeht,  dass  der  assyrische  und  der 
babylonische  Kalender,  wenn  sie  auch  auf  gleichen  Principien  be- 
^en,  sich  in  allen  Einzelheiten  decken. 

Keineswegs  kann  aber  die  betreffende  Inschrift  in  irgend 
welcher  Beziehung   kalendarische   Aufschlüsse   bieten,   und   es 


238 


Jdahler,  Der  ScTiaUcykhu  der  Babylonier, 


ist  somit  nicht  gestattet,  die  Finsternis  vom  27.  Juni  661 
V.  Chr.  dahin  zu  benützen,  um  mit  ihrer  Hilfe,  gestützt  auf  eine 
nach  keiner  Richtung  hin  begründeten  Hypothese,  über  den  Wert 
oder  Nichtwert  einer  kalendarischen  Arbeit  urteilen  zu  können. 

Sehen  wir  einmal,  wie  sich  meine  Vergleichungs -Tabellen  zu 
den  Finsternissen  des  Almagest  verhalten.  Oppert  will  auch  hier 
Bemängelungen  finden,  aber  auch  hier  gelingt  ihm  dies  nur  durch 
innere  Widersprüche  und  willkürliche  Textauslegung. 

Im  Almagest  wird  uns  berichtet,  dass  im  27.  Jahre  des  Nabo- 
nassar  im  Jahre  I  des  Mardokempados  am  29.  Thoth  eine  Mond- 
finsternis in  Babylon  beobachtet  worden  sei. 

Da  der  29.  Thoth  im  Jahre  27.  Nabonassar  gleichzusetzen  ist 
dem  19.  März  721  v.  Chr.,  so  ist  es  einleuchtend,  dass  hier  nur 
die  Mondfinsternis  berichtet  sein  kann,  die  im  Oppolzer 'sehen 
„Kanon  der  Finsternisse**  unter  Nr.  741  mit  folgenden  Elementen 
dargestellt  erscheint: 


Nr. 

Jalian.  Kai. 

Julian.  Tag 

Vyreltseit 

Grösse 

741 

i 
1 

—  720  m  19 

1458  156 

19h  4» 

18-7^^ 

Halbe  Dauer  der  Part.    =  110» 
Halbe  Dauer  der  Total.  =     48°» 


Mond  im  Zenith 


l  =  +  75°,  y  =  +  4* 


Es   ist   dies    also    die  Finsternis   in  der  Nacht  vom  19. — 20.  MUrz 
des  Jahres  721  v.  Chr. 

Während  nun  hierfür  nach  meinen  Tafeln  der  15.  Adar  des 
babylonischen  Kalenders  zu  nehmen  ist,  will  0.  hierfür  den  13.  Nisan 
setzen,  weil  nach  der  babylonischen  Chronik  (dieselbe  Chronik,  die 
auf  pag.  144,  ZDMG.,  Bd.  51  Herrn  Oppert  noch  als  Quelle  dient, 
aber  schon  pag.  146  mit  den  scharfen  Worten  bekritelt  wird:  „die 
babylonische  Chronik  ist  nicht  immer  wahrhaft")  der  König  Mardo- 
kempados erst  im  Nisan  den  Thron  bestieg. 

Wir  dürfen  vor  allem  nie  ausser  acht  lassen,  welcher  Quelle 
wir  den  Bericht  über  die  stattgehabte  Finsternis  entnehmen;  es  ist 
dies  das  Werk  des  Ptolemäus,  der  die  einzelnen  Ereignisse  nach 
dem  beweglichen  ägyptischen  Kalender  datiert  und  dabei 
nach  Jahren  des  Nabonassar  und  nach  Ilegierungsjahren  der  je- 
weiligen Könige  zählt,  für  die  er  stets  den  1.  Thoth,  den 
Neujahrstag  des  beweglichen  Kalenders,  als  Ausgangspunkt  nimmt 
Wenn  daher  im  Almagest  angeführt  wird  Jahr  27  Nabonassar 
=  Jahr  I  Mardokempados,  so  ist  dabei  niemals  vom  eigent- 
lichen Regierungsantritte,   sondern   stets  vom  1.  Thoth  an  gezählt. 

Nach   der   bei  Ptolemäus   befolgten  Methode    entspricht   somit 


MaJUer,  Der  Schaücyklus  der  Babylonier.  239 

das  Jahr  I  des  Mardokempados  =  Jahr  27  des  Nahonassar  der 
Zeit  vom  20.  Februar  d.  J.  721  v.  Chr.  bis  18.  Februar  d.  J. 
720  V.  Chr.  inkl.  Desgleichen  war  nach  dem  Kanon  des  Ptolemäus 
das  Jahr  11  des  Mardokempados  =  Jahr  28  des  Nahonassar  die 
Zeit  vom  19.  Februar  d.  J.  720  bis  18.  Februar,  d.  J.  719  inkl. 
Es  sind  also  die  weiteren  Bemerkungen  Opperts  ganz  unbegründet 
und  belanglos  und  ^Herr  Dr.  Mahler  verlegt"  auch  gar  nicht  die 
Finsternis   ,» willkürlich  in  das  26.  Jahr". 

Aber  auch  innere  Widersprüche  liegen  in  den  Auseinander- 
setzungen O.'s  vor.  Auf  pag.  145,  Zeile  1  des  51.  Bandes  der 
ZDMG.  identifiziert  0.  den  1.  Nisan  d.  J.  721  v.  Chr.  mit  dem 
7.  März  und  dementsprechend  den  19.  März  mit  dem  13.  Nisan; 
dasselbe  geschieht  auf  pag.  163.  Auf  pag.  145,  Zeile  26  dagegen 
identifiziert  0.  denselben  1.  Nisan  mit  dem  6.  März  und  dem- 
entsprechend den  19.  März  mit  dem  14.  Nisan.  Dasselbe  ge- 
schieht auf  pag.  146,  Z.  21  und  pag.  147,  Z.  14.  Welche  der 
beiden  Annahmen  Opperts  ist  die  richtige?  Meines  Dafürhaltens 
keine  von  beiden,  weil  die  Nacht  vom  19. — 20.  März  d.  J.  721 
V.  Chr.  nach  ägyptischer  Zählweise  dem  29.  Thoth  d.  J.  I  Mardo- 
kemp.  =  Jahr  27  Nabon.  entsprach,  nach  babylonischer  Zäfalweise 
dagegen  dem  15.  Adar  d.  J.  Y  Salmanassar. 

So  bewegen  wir  uns,  wenn  wir  0.  folgen,  in  einem  Chaos  von 
Widersprüchen.  Nur  in  Einem  können  wir  ihm  folgen:  in  den 
Baten,  die  er  (pag.  163 — 164)  in  seinem  R^gentenkanon  giebt. 
Biese  stimmen  nämlich  fast  durchgehends  mit  dem  von  mir  ge- 
gebenen , Verzeichnis  der  Könige",  und  es  ist  geradezu  merkwürdig, 
dass  0.  hierzu  nichts  zu  bemerken  hat.  Da  hätte  er  doch  hand- 
greiflich den  Nachweis  führen  können,  dass  Mahler  bereits  am 
7.  März  1895  den  im  Frühjahre  1897  (also  2  Jahre  später)  er- 
schienenen Oppert'schen  Kanon  „benutzte  und  anwandte,  ohne  dies 
zu  erwähnen''. 

Auch  bezüglich  des  Zeitpunkts  der  Einführung  der 
Olympiadenrechnung  irrt  0.,  wenn  er  dieselbe  in  das 
4.  Jahrhundert  (siehe  ZDMG.  Bd.  51,  pag.  161,  Z.  38—41) 
verlegt. 

0.  publiziert  auch  auf  pag.  165  seines  Aufsatzes  eine  Tabelle, 
"ober  deren  Nutzen  er  also  spricht:  »Man  kann  mit  Hilfe  dieser 
Tafel  jegliches  in  den  Inschriften  bezeichnete  Datum  finden;  man 
mnss  zu  dem  Tage  vor  der  Angabe  je  nach  der  Zahl  der 
Monate  297«,  59,  871/2,  118,  1471/2,  177,  206 V2 ,  236,  265^/2, 
295,  324 Vi  oder  354  Tage  und  die  Zahl  der  Tage  des  Monates 
hinzufügen". 

Merkt  0.  nicht,  dass  man  nach  dieser  seiner  Methode  dann 
auch  Bruchteile  des  Tages  bekommt  und  dass  man  kalendarisch 
^  wenn  also  irgend  ein  in  den  Inschriften  bezeichnetes  Datum 
gefunden  werden  soll  —  niemals  mit  Bruchteilen  des  Tages  rechnen 
darf,  sondern  stets  mit  ganzen  Tageszahlen? 


240  Makler,  Der  SchaUcyhlus  der  Babylomer. 

Ich  will  jetzt  das  Besultat  unserer  Darlegongen  ins  Auge 
fassen.  Auf  pag.  144  erklärt  0.,  dass  er  die  Daten  des  1.  Nisan 
728,  709,  690,  671,  652,  638,  614  nicht  kennt,  dass  aber  die  far 
den  1.  Nisan  der  folgenden  zwei  Cyklen  595  und  576  mit  meinen 
Tafeln  übereinstimmen-  Das  Jahr  661  war  (siehe  149)  ein  Schalt- 
jahr, und  als  solches  ist  es  auch  in  meinen  Tafeln  erwähnt.  Bezüglich 
des  1.  Sabat  d.  J.  644  bemerkt  0.  (pag.  153,  Zeile  7  v.  n.):  «Hier 
hat  Herr  Dr.  Mahler  einen  richtigen  Anschlag  gemacht,  er  setzt 
den  1.  Schebat  auf  den  24.  Januar".  Auch  bei  der  von  PtoL 
erwähnten  Finsternis  aus  dem  Jahre  V  Nabopolassars ,  die  mit  der 
Finsternis  vom  21.  April  621  v.  Chr.  zu  identifizieren  ist,  giebt 
O.  (pag.  154,  Zeile  24 — 27)  die  Möglichkeit  des  Ansatzes  ,14.  Nisan* 
zu.  Die  Kambyses  -  Finsternisse  stimmen  mit  meinen  Tafeln  voll- 
kommen, und  in  den  Daten  seines  Kanons  stimmt  0.  fast  durch- 
gehends  mit  dem  in  meinen  Tafeln  gegebenen  ,  Verzeichnis  der 
Könige".  Dort,  wo  zwischen  0.  und  meinen  Tafeln  keine  Über- 
einstimmung herrscht,  ist  dieselbe  nur  durch  das  Chaos  von  Wider- 
sprüchen erklärlich,  in  denen  0.  bedauerlicherweise  umherzuirren 
beliebte.  Es  ist  also  auch  das  Ergebnis  der  Arbeit  Opperts  eher 
ein  günstiges  für  meine  Tafeln,  als  umgekehrt.  — 

Ich  muss  aber  noch  auf  einen  Punkt  zurückgreifen,  den  ich 
bereits  eingangs  berührt  habe.  So  oft  nämlich  jemand  die  Resultate 
Opperts  zu  negieren  oder  auch  nur  zu  bekritteln  wagt,  greift  0. 
zu  dem  Verzweiflungsrufe:  „Mein  Herr,  hier  hört  Ihre  Macht- 
vollkommenheit auf!"  oder:  „Mit  Logarithmentafeln  wird  keine 
Geschichte  gemacht". 

Allerdings  können  solche  Widersprüche ,  wie  sie  Oppert  in 
seinen  letzten  Arbeiten  begegnet  sind,  mit  „Logarithmentafeln* 
nicht  begangen  werden,  aber  ich  frage:  1.  Warum  beherzigt  0. 
nicht  selber  diesen  von  ihm  so  wohlmeinend  erteilten  Rat?  Warum 
sucht  er  die  Geschichte  mit  Sonnenfinsternissen  zu  rektifizieren? 
2.  Warum  versucht  Oppert  sich  in  der  Lösung  astronomisch- 
chronologischer Probleme  zu  vertiefen? 

Dass  er  auf  diesem  Gebiete  nicht  unfehlbar  ist,  beweisen  nicht 
nur  die  hier  angeführten  Widersprüche,  sondern  auch  seine  Aus- 
einandersetzungen betreffs  der  Finsternis  vom  10.  Januar  d,  J. 
522  V.  Chr.O 

0.  legt  dieser  Finsternis  mit  Rücksicht  auf  die  betreffenden 
Angaben  Oppolzers,  wonach  die  halbe  Dauer  der  Totalität  52** 
und  die  halbe  Dauer  der  Partialität  112™  betrug,  eine  Gesamt- 
dauer von  5^  28™  bei,  denn  auf  pag.  2  seiner  Arbeit  in  den 
Comp.  rend. ,   Zeile  15  von  unten,   sagt   0.:    »eile   fut   totale,   de 


1)  Un  annnaire  astronomiqae  babylonien  (Journ.  As.  1890);  I7n  annuAire 
astronomiqne  chald^en  (Comp.  rend.  t.  CXI);  Un  texte  babylonien  astronomiqae 
(Z.  A.  Bd.  VI). 


MaMer,  Der  SchaUcyJduB  der  Babylanier,  241 

22   doigts,   dura   en    tout   cinq    heures   vingt-huit   minutes'^.     Er 
rechnet  nämlich: 

Halbe  Dauer  der  Partialitat  =  112» 

,     Totalität     =     52  ~ 


also  halbe  Dauer  der  Finsternis  =  164" 
und  somit  ganze  Dauer  der  Finsternis  =  328™  =  5**  28" 

Nun  ist  aber  (siehe  „Kanon  von  Oppolzer'^  pag.  XXXIII, 
Zeile  2)  unter  der  halben  Dauer  der  Partialität  die  Hälfte 
jener  Zeit  zu  verstehen,  welche  zwischen  der  ersten  und  letzten 
äussern  Berührung  des  Yollschattens  mit  der  Mondscheibe  verfliesst. 
Es  giebt  daher  die  halbe  Dauer  der  Partialität  allein  schon  die 
halbe  Dauer  der  Finsternis  überhaupt;  obige  Finsternis  hatte  also 
eine  Gesamtdauer  von  nur  2  X  112"  =  224"  =  3**  44". 

Den  gleichen  Irrtum  hat  0.  auch  in  seiner  späteren  Arbeit 
(Z.  A.  VI,  109)  begangen.  Er  sagt  dort:  „La  seconde  6clipse, 
arrivee  le  10  janvier  522  a.  J.  C,  6tait  d'une  totalite  exceptionelle, 
eile  ^tait  22  doigts.  Oppolzer  place  le  milieu  ä  1^  45"  temps 
de  Green  wich  donc  ä  4**  45"  temps  babylonien;  Pingr6  ä  8^  de 
Paris,  donc  ä  5*^  50"  de  Babylone.  Le  commencement  de  Töclipse 
partielle  est  donc  dapr^s  Oppolzer,  qui  donne  ä  la  demi  duröe 
164  minutes,  ä  2  heures  1  minute  du  matin,  donc  2  heures  presque 
precises*.  In  der  That  jedoch  betrug  die  halbe  Dauer  der  Finster- 
nis 112»  =  1^  52",  also  Anfang  =  4»^  45"  —  1»>  52"  = 
2»»  53"  babylon.  Zeit. 

Es  wird  gewiss  niemandem  einfallen,  deswegen  die  Verdienste, 
die  sich  0.  auf  dem  Gebiete  der  astronomisch  -  chronologischen 
Forschung  errungen,  irgendwie  schmälern  zu  wollen.  —  Aber, 
Jedem  das  Seine!  —  Auf  dem  Felde  wissenschaftlicher  For- 
schung muss  jeder  gehört  werden,  und  niemand  ist  berechtigt,  auf 
ein  besonderes  Patent  hinzuweisen.  Noch  weniger  aber  ist  man 
berechtigt,  Behauptungen  in  die  Öffentlichkeit  zu  streuen,  die  den 
Thatsachen  widersprechen.  Meine  Tafeln  führen  den  Namen:  ,Zur 
Chronologie  der  Babylonier**  und  geben  noch  auf  dem  Titelblatt 
tn  erkennen,  welche  Zwecke  mit  denselben  verbunden  sein  sollen. 
Sie  sind  «Vergleichungs- Tabellen  der  babylonischen  und  christlichen 
Zeitrechnung  von  Nabonassar  (747  v.  Chr.)  bis  100  v.  Chr."  und 
zwar  thun  sie  dies,  wie  ich  im  Vorworte  ausdrücklich  hervorhebe, 
in  der  Weise,  dass  für  jeden  1.  Tag  der  babylonischen  Monate  das 
entsprechende  Datum  der  julianischen  Zeitrechnung  angegeben  ist. 
Es  ist  dies  ein  Vorgang,  den  man  bis  jetzt  in  der  Chronologie 
der  Babylonier  vermissen  musste.  Mit  welchem  Kechte  kann 
dann  0.  behaupten,  dass  ich  in  meinen  Tafeln  seine  Arbeiten  be- 
nutzt habe?  Wo  hat  0.  jemals  derartige  Tafeln  veröffentlicht? 
Schon  der  Umstand,  dass  ich  über  9800  Kalenderdaten  gebe,  während 
0.  selbst  in  seiner  jüngsten  Arbeit  nicht  mehr  als  128  Nisandaten 
^d  in  seiner  am  23.  Dezember  1892  der  französischen  Akademie 

Bd.  LH.  16 


242  MaJUer,  Der  SchaUeyJeku  der  Btibylonier. 

unterbreiteten  Arbeit  „Le  canon  des  dates  babyloniennes^  gar  nur 
97  Nisandaten  zu  geben  yermag,  sowie  der  Umstand,  dass  sich 
meine  Tafeln  auf  einen  19jährigen  Oyklus  stützen,  dessen  Existenz 
0.  zu  bezweifebi  sich  anschickte,  hätten  ihn  belehren  müssen,  dass 
ich  keinen  Grund  hatte,  mich  auf  seine  Arbeiten  zu  stützen  und 
dass  ich  mich  auch  nicht  veranlasst  sehen  konnte,  meine  Unter- 
suchungen auf  die  seinen  aufzubauen. 

In  der  That  stimmen  auch  nur  14  der  von  Oppert  im  Jahre 
1892  veröffentlichten  97  Nisandaten  mit  den  meinigen  überein, 
während  in  den  übrigen  83  Fällen  Abweichungen  von  nicht  nur 
1 — 2  Tagen,  sondern  sogar  solche  von  1  Monate  vorliegen.  Dabei 
stimmen  wir  innerhalb  der  Begierungszeit  Nabonids  bloss  an  drei 
Stellen  überein.  Wenn  nun  0.  dessenungeachtet  auf  pag.  155  des 
51.  Bandes  der  ZDMG.  sagt:  «hier  sind  meine  Arbeiten  benutzt'', 
so  überlasse  ich  das  Urteil  über  diese  Behauptung  dem  Leser. 

Ich  möchte  aber  im  Interesse  der  Forschung  eine  kleine  War- 
nung ergehen  lassen.  Man  vennengt  allzuleicht  die  assyrische  und 
babylonische  Chronologie.  Es  ist  wohl  selbstverständlich,  dass  sich 
die  Eulturzustände  Assyriens  in  vielen  Beziehungen  mit  denen 
Babylons  deckten.  Es  steht  auch  sicher,  dass  dem  assyrischen 
Kalender  ebenso  wie  dem  babylonischen  ein  Lunisolarjahr  als  Grund- 
lage dient.  Ob  aber  die  Hegeln,  nach  denen  die  Lage  der  einzelnen 
Schaltjahre  bestimmt  wurde,  sich  vollkommen  deckte  mit  jenen 
im  babylonischen  Kalender,  ist  noch  nicht  definitiv  entschieden. 
Man  bedenke  doch,  dass  im  Altertum  nicht  nur  Nachbarstaaten, 
welche  dieselbe  Jahrform  hatten  und  nach  gleichen  Prinzipien 
schalteten,  denn  doch  verschiedene  Kalender  besassen,  sondern  dass 
Städte  eines  und  desselben  Staatsgebildes  mit  einer  derartigen 
Autonomie  ausgestattet  waren,  dass  auch  ihre  Kalender  verschieden 
waren.  Dies  sehen  wir  sogar  noch  im  späteren  Syrerreiche  und 
finden  eine  ähnliche  Erscheinung  auch  im  heutigen  christlichen 
Kalender.  Die  römisch-katholische  Kirche  und  die  Protestanten 
datieren  nach  dem  gregorianischen  Kalender,  während  die  griechisch- 
orthodoxe Kirche  noch  immer  an  dem  julianischen  Kalender  fest- 
hält, und  so  weichen  beide  in  ihren  Datierungen  heute  um  12  Tage 
und  von  1900  an  schon  um  13  Tage  von  einander  ab,  wiewohl 
beiden  Kalendern  das  gleiche  Prinzip,  d.  i.  das  Sonnenjahr,  zu  Grunde 
liegt.  Und  wer  kennt  nicht  die  vielen  Streitigkeiten,  welche  der  Ein- 
führung des  gregorianischen  Kalenders  hemmend  in  den  Weg  traten? 

Genau  das  Gleiche  mochte  auch  beim  babylonischen  Kalender 
der  Fall  gewesen  sein.  Jedenfalls  hat  mit  Nabonassar  eine  Beform 
des  Kalenders  stattgefunden;  ob  aber  auch  die  Assyrer  und  alle 
anderen  stanunverwandten  Völker  Asiens  sofort  davon  Gebrauch 
machten,  ist  eine  Frage,  die  noch  ihrer  Lösung  harret. 

Mit  Bücksicht  auf  diesen  Umstand  erkläre  ich  auch  ein  für 
allemal,  dass  ich  die  Frage  des  babylonischen  Schaltcyklns  — 
insofern  die  Zeit  seit  Nabonassar  in  Betracht  konomt  —  von  meiner 


Mahler,  Der  SchaUeyklus  der  Bäbylomer.  243 

Seite  als  definitiv  erledigt  betrachte.  Ich  habe  mich  über  diesen 
Gegenstand  vielleicht  schon  mehr  als  erwünscht  geäussert;  wir 
wollen  nim  die  Thontäfelchen  sprechen  lassen,  indem  wir  eine 
reichliche  Sammlung  altbabylonischer  Daten  abwarten  wollen,  um 
beurteilen  zu  können,  inwiefern  meine  Annahmen  mit  der  Wahr- 
heit übereinstimmen.  Dass  hie  und  da  Widersprüche  gefunden 
werden,  ist  bei  dem  Stande  der  Chronologie  und  des  Kalender- 
wesens  im  Altertum  etwas  selbstverständliches.  Solche  sporadisch 
auftretende  Abweichungen  dürfen  uns  aber  noch  nicht  zur  Yer- 
werfnng  eines  ganzen  Systems  verleiten.  Der  christliche  Kalender 
hat  gewiss  seine  festbegründeten  Prinzipien  und  dennoch  finden 
wir  sogar  in  Urkunden  aus  der  Neuzeit  Datierungen,  die  einander 
za  widersprechen  scheinen. 

Budapest  im  September  1897. 

Nachtrag. 

Eben   war   ich   mit   der  Abschrift   des   obigen  Aufsatzes   zum 
Behuf e  der  Drucklegung  fertig,  da  erhielt  ich  von  C.  F.  Lehmann 
einen  Sonderabdmck   eines   neueren,   in   den  Comptes   rendus 
Tom   Jahre    1897    erschienenen    Artikels    aus    der    Feder   Jules 
Opperts,  betitelt:    „Eclaircissements  sur  quelques   points  relativ 
ä  la  demier  p^riode  de  l'empire  assyrien*,  in  welchem  0.  wiederum 
ftof  meine  Tabellen  zurückkommt.    Dasselbe  thut  er  in  dem  ,  N  a  c  h 
Jahr  und   Tag*    betitelten  Aufsatze   im  Sprechsaal*    der  Z.  A. 
Bd.  Xn,  97 — 103,  woselbst  das  in  den  Comp.  rend.  Mitgeteilte  in 
deutscher  Sprache  wiedergegeben  wird.     Allerdings  ist  hier  der 
Haaptangnfif    gegen    Herrn    Ginzel    gerichtet.      «Der    verdiente 
Astronom*  —  sagt  0.   —  „weiss   doch  so  gut  wie  jeder   andere, 
dass  kein  Volk  der  Welt  jemals  von  einem  nicht  bemerkten  Augen- 
blicke  des    Neumondes   an   hat   rechnen   können.     Übei-aU   rechnet 
man  den  Kalendermonat  von   der   dem  Publice   sichtbaren  Mond- 
sichel*.    Dies   weiss   Herr  Ginzel   ganz  wohl;   aber   der  verdiente 
Assyriologe  Oppert  scheint   nicht  zu   wissen,   dass   dort,   wo  von 
einem  Gyklus  die  Bede  ist   und  dem  Kalender  eine  cyklische 
Hechnung   zu  Grunde  liegt,   der  1.  Tag  eines  Kalendermonates 
weder  von    einem    nicht   bemerkten   Augenblicke   des   Neumondes, 
noch  von  der  dem  Publice  sichtbaren  Mondsichel,   sondern  so  ge- 
nommen wird,  wie  ihn  die  cyklische  Bechnimg  gibt.    Seit  der  Ein- 
föhnmg  der   cyklischen   Rechnung  im   Kalender   der  Juden   fragt 
kein  Jude  danach,    ob   am  ersten  Tage  eines  Kalendermonates  der 
Neomond  stattfindet   oder   die  Mondsichel  zum  erstenmale  sichtbar 
wird.    Früher,  vor  Einführung  der  cyklischen  Rechnung,  war  aller- 
dings das  Wiedersehen   des  Neulichts   massgebend   für  den  1.  Tag 
eines  Kalendermonates,  jetzt  aber  bestimmt  die  cyklische  Bechnung 
den  1.  Kalendertag.    Das  Gleiche  gut  von  jedem  Volke,  das  seiner 
Kalenderrechnung  einen  Cyklus  zu  Grunde  legt. 

16» 


244  MiMer,  Der  SchaUcykhu  der  Bahylonier. 

Allerdings,  so  lange  die  Babylonier  ihren  Kalender  nicht  durch 
cyklische  Rechnung  sondern  durch  Beobachtung  regulierten,  da  war 
das  Neulicht  massgebend  für  den  Beginn  eines  Kalendermonates. 
Da  wurde  das  allmILlige  Verschwinden  der  letzten  Mondphase  und 
das  Wiederaufleuchten  der  neuen  Mondsichel  genau  beobachtet  und 
danach  der  Kalender  reguliert. 

Und  wie  sieht  es  mit  dem  Hauptargumente  aus,  mit  dem 
Oppert  ,das  ganze  System  des  Herrn  Mahler  über  den  Haufen 
wirft**?     Er  sagt  (Compt.  rend.): 

^Voici  ce  texte  (Bawl.  HI.,  51,  2):  Le  15  nisan,  le  jour  et 
la  nuit  sont  6gaux:  6  doubles  heures  le  jour,  6  doubles  heures 
la  nuit*. 

Es  fiel  also  —  so  folgert  0.  weiter  —  die  Tag-  und  Nacht- 
gleiche, die  um  jene  Zeit  am  28.  Mäns  statthatte,  auf  den  15.  Nisan. 
Es  muss  also  der  1.  Nisan  auf  den  14.  März  gefallen  sein,  was 
aber  nach  Mahlers  Tafeln  für  jene  Epoche  nicht  zutrifft. 

Dies  wäre  allerdings  ein  wichtiger  Einwurf  gegen  meine  Tafeln 
und  gegen  das  ganze  von  mir  aufgestellte  System,  wenn  der  über- 
lieferte Satz:  ,am  15.  Nisan  sind  Tag  und  Nacht  gleich*  ein  all- 
gemein gültiger  wäre  oder  wenigstens  jene  Bedeutung  beanspruchen 
könnte,  die  dem  15.  Nisan  des  jüdischen  Kalenders  von  Seiten  der 
heiligen  Schrift  beigelegt  wird,  dass  er  der  15.  Tag  des  ,TD*tn 
a'^aKn  =  chodeach  haabib  =  Monat  der  Fruchtreife*  sein  müsse. 
Dies  ist  aber  nicht  der  Fall.  Und  dass  dies  auch  Oppert  ganz 
gut  wusste,  geht  schon  aus  dem  hervor,  weil  er  ja  sonst  den 
gleichen  Einwurf  auch  gegen  seinen  eigenen  Kanon  hätte  erheben 
müssen,  denn  auch  dort  ist  nicht  immer  der  15.  Nisan  der  Tag^ 
an  dem  Tag  und  Nacht  gleich  sind. 

Es  muss  also  der  angeftihrte  15.  Nisan  auf  ein  bestimmtes 
Jahr  Bezug  haben;  aber  da  hätte  doch  0.  zuerst  diese  Vor- 
frage erledigen  und  erst  dann  eventuell  gegen  meine  Tafeln  seine 
Einwendungen  erheben  sollen.  Er  hätte  ergründen  müssen,  welchen 
Charakters  die  betreffende  Stelle  (Rawl.  III,  51,  2)  sei  und  auf 
welches  Jahr  sie  Bezug  habe. 

Ich  bin  nicht  im  Besitze  des  Rawlinson'schen  Werkes  und 
bin  zufolge  meines  erst  kurzen  Aufenthaltes  hier  (Budapest)  noch 
nicht  in  die  Lage  gekonamen,  die  hiesigen  Bibliotheksverhältnisse 
näher  kennen  zu  lernen.  Sonst  hätte  ich  das  nachgeholt,  was  0. 
in  dieser  Beziehung  zu  thun  unterlassen  hat 

Aber  zugegeben,  die  betreffende  Stelle  sei  streng  astronomischen 
Charakters  und  beziehe  sich  auf  ein  Jahr,  das  nach  meinen  Tafeln 
erst  mit  13.  April  seinen  Anfang  hat,  während  es  dieser  Inschrift 
zufolge  thatsächlich  schon  mit  14.  März  begonnen  hat;  können 
wegen  dieses  einen  Falles  meine  Tafeln  als  „falsch*  erklärt 
und  das  ganze  Schaltsystem  über  den  Haufen  geworfen  werden? 
0.  möge  sich  doch  der  Mühe  unterziehen  und  das  meinen  Ver- 
gleichungs-Tabellen  vorangeschickte  Vorwort  lesen!    Schon  auf  der 


Mahler,  Der  SchaUcyklus  der  BahyUmier,  245 

dritten  Seite  wird  er  finden,  dass  ich  selber  mit  diesem  Faktor 
gerechnet  hatte  und  auch  rechnen  musste.  Im  Altertum  war  der 
Kalender  niemals  vor  etwaigen  Willkürlichkeiten  gefeit.  Dem  macht- 
habenden Könige  konnte  es  belieben,  ein  Jahr,  das  der  festgesetzten 
Regel  zufolge  ein  Schaltjahr  sein  sollte,  aus  irgendwelchen  poli- 
tischen Gründen  als  Gemeinjahr  zu  erklären.  Solche  Unregelmässig- 
keiten und  Ausnahmen  sind  nicht  selten  yorgekommen,  und  ich 
habe  hierauf  bereits  des  öfteren  hingewiesen  und  auch  in  meinen 
Tafeln  darauf  Rücksicht  genommen.  Es  ist  also  durchaus  nicht 
ausgeschlossen,  dass  innerhalb  des  bereits  edierten  oder  erst  später 
aufzufindenden  Materials  Fälle  sich  vorfinden,  die  der  allgemein  gül- 
tigen Kalenderregel  entgegen  den  IE.  Adaru  entfallen  und  das  Jahr 
somit  statt  mit  13.  April  schon  mit  14.  März  beginnen  lassen. 
Solche  Ausnahmen  weist  jeder  Kalender  auf,  und  niemals  darf  des- 
halb das  ganze  System  verworfen  werden. 

Sehr  bedenklich  erscheint  eine  weitere  Folgerung,  die  0.  aus 
der  citierten  Stelle  des  Rawlinson'schen  Werkes  zieht.  In  dem 
Umstände,  dass  dort  bei  der  Erwähnung  von  Tag-  und  Nacht- 
gleichheit zuerst  der  Tag  und  dann  die  Nacht  genannt  wird, 
sieht  O.  einen  Beweis  ^dass  die  Babylonier  den  Tag  von  Sonnen- 
aufgang an  rechneten". 

Ich  habe  bereits  oben  auf  die  Hinfälligkeit  einer  derartigen 
Behauptung  hingewiesen.  Nachdem  aber  0.  aus  einem  einfachen 
Wortspiel  oder  aus  einer  zufälligen  Wortstellung  sich  zu  einer 
derartigen  Behauptung  hinreissen  lässt,  die  allen  Quellenstudien 
und  Überlieferungen  schnurstracks  widerspricht,  so  will  ich  eine 
Stelle  citieren,  die  —  wenn  wir  dem  Beispiele  O.'s  folgen  und 
etwaige  Wortstellungen  als  chronologische  oder  historische  Beweise 
anerkennen  —  darthun  würde,  dass  auch  bei  den  alten  Hebräern 
der  bürgerliche  Tag  nicht  mit  dem  Abend,  sondern  mit  Sonnen- 
aufgang begonnen  habe. 

Wir  lesen  im  „Liber  psalmorum"   Cap.  XIX,  3: 

'iw«  y-»n"«  Drb  DT» 

Ein  Tag  sagt  es  dem  andern, 

imd  eine  Nacht  thut  es  der  andern  kund. 

I^'nd  auch  schon  in  , Genesis*   Cap.  I,  14  ist  zu  lesen: 

nb'^bn  vm  dw  yi  b-«nanb  D"«%Tort  y^p'is  n^N»  ■^rr» 

Es  ist  also  zuerst  der  Tag  =  DT*  und  dann  die  Nacht  =  Sib^^b 
genannt  Es  dürfte  aber  kaum  jemand  hieraus  folgern  wollen, 
te  bei  den  Hebräern  der  bürgerliche  Tag  mit  Sonnenaufgang 
begonnen  habe. 

Ein  Volk,   das  seinem  Kalender  ein  Lunisolarjahr  zu  Grunde 
legt,  muss  den  bürgerlichen  Tag  wohl  nur  mit  Abend  beginnen. 


1 


246 


Mahler,  Der  SchaltcyJdus  der  Bdbylonier, 


Und  nun  nur  noch  einen  Punkt,  der  nicht  unberührt  bleiben 
darf.  Auf  ps^.  165  des  51.  Bandes  der  ZDMG.  veröflfentlicht  0. 
von  neuem  seinen  bereits  1892  bekannt  gegebenen  Kanon  der 
Nisandaten,  nur  mit  dem  unterschiede,  dass  er  diesmal  nicht  das 
Datum  der  Neomenie  des  Monates  Nisan,  sondern  das  1 — 2  Tage 
spätere  Datum  des  1.  Kalendertages  publiziert.  Und  dennoch  treten 
an  einigen  Stellen  ganz  wesentliche  Unterschiede  auf,  für  die  0. 
keine  Begründung  gibt,  vielleicht  auch  keine  zu  geben  weiss.  So 
finden  wir: 


Oppert  1892 

Oppert  1897 

(Compt. 

rend.  410^411) 

(ZDMG.  LI,  165) 

598 

24.  März 

598 

24.  April 

576 

20.  April 

576 

21.  Mära 

571 

25.  April 

571 

25.  März 

557 

18.  April 

557 

22.  März 

541 

24.  März 

541 

23.  April 

525 

26.  März 

525 

28.  April 

515 

5.  Mai 

515 

6.  April 

506 
505 

28.  März 
17.  März 

506 
505 

26.  März 

Dabei  ist  das  letztere  Datum  «505  26.  März*  von  besonderer 
Merkwürdigkeit,  da  dasselbe  weder  mit  der  Neomenie  noch  mit 
dem  Neulichte  irgendwie  zusammenhängt,  sondern  dem  8.  Mond- 
tage, also  eher  dem  1.  Mondviertel  entspricht  (sie!). 

Budapest  im  Dezember  1897. 


Anmerkung:   Auf  die  von  Weissbach  in  ZDMG.,  Bd.  LI, 
Heft  4,  pag.  665  gegebene  Bemerkung  komme  ich  anderweitig  zurück. 


247 


Miscellen. 

Von 

0.  Böhtlingrk. 

1. 
RV.   10,  95,  8  spricht  Purüravas: 

^^  ^sj^T^  'nnftj  "^smn^  •  ^nrr^y  ^in^  tV^  i 

Er  berichtet,   dass   die  Apsarasen,    die    sich   ihres    Gewandes   ent- 
ledigt hatten,  bei  seiner  Annäherung  vor  ihm  erschraken.    Es  folgen 
zwei    Gleichnisse,    von    denen    das    erste    auf    verschiedene  Weise 
gedeutet   worden    ist,   nach    meinem  Dafürhalten    aber   noch   nicht 
eine  befriedigende  Lösung   gefunden   hat.     Nach  Roth   und  Grass - 
mann  bedeutet  n^tiHl   f  ^^*  wie  eine  bebende  Schlange^  nach 
Geldner    (Vedische    Studien  I,    S.   275  fg.)    wü    eine    erschreckte 
Hindin^\  angeblich  in  Übereinstimmung  mit  Säyana.     Hierbei  hat 
Geldner   sich   aber   versehen,    da   dieser   Kommentator   nicht  ^^, 
sondern  n^tl^   durch  'pft  erklärt,  während  er  ^pj  ^^^  Adjektiv 
=  m'TOTVf^Rrr  auffasst.    In  den  Nachträgen  und  Verbesserungen 
am  Ende   des   zweiten   Bandes   wird    das   Versehen    erwähnt,    aber 
nicht  gesagt,  was  das  Attribut  WJ  bedeutet.    Th.  Baunack  (Kuhns 
Zeitschr.  XV,  S.  540)   hat   Säyanas   Erklärung    richtig   verstanden 
und  hält   sie   in  jedem  Teile  für  richtig.     Er  giebt  demnach  ^pj 
durch  Genuss  bringend  (nämlich  dem  Jäger)   wieder   und  ist  der 
Hebung,   dass  solches  Wild,   weil    es   mit  Vorliebe    gejagt  werde, 
besonders  scheu  sei. 

Ich  wende  mich  nun  zur  Kritik  der  verschiedenen  Auffassungen 
iinseres  Gleichnisses.     n^^«rf\  kann   als  Adjektiv  sicherlich  nichts 


1)  So  auch  Max  Malier,  wie  ich  ans  dem  PW.  ersehe. 


248  BöhtUngk,  MüceUen. 

Anderes  besagen  als  zäiemd,  bebend  oder  erschreckt;  aber  dieses 
Beiwort  einer  Schlange  oder  Hindin  wiederholt  ja  nur  das  schon 
von  selbst  sich  verstehende  tertium  comparationis,  ist  also  ein  ganz 
müssiges  Flickwort  Auch  darf  man  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass 
der  Dichter  mit  den  Worten  nvti^  und  ^I^^P^  offenbar  ein 
Wortspiel  beabsichtigt  hat.  Hieraus  folgt  aber,  dass  irC^Rn  nicht 
=  ^ti«nT  sein  kann.  Besser  verhalt  es  sich  mit  dem  Beiwort 
Oenuss  bringend,  aber  auch  dieses  gewinnt  eine  scheinbare  Be- 
rechtigung erst  durch  den  im  £[intergrunde  erscheinenden  Jäger, 
was  auch  Baunack  offenbar  empfanden  hat.  Man  fragt  sich  un- 
willkürlich, warum  der  Dichter  nicht  den  Jäger,  der  hier  besser 
am  Platze  gewesen  wäre,  sondern  die  ihn  reizenden  Eigenschaften 
der  Antilope  im  Gleichnis  verwendet  Mit  dem  überlieferten  Texte 
vermag  ich  keine  andere,  mir  genügende  Erklärung  zu  geben.  Man 
erwartet,  wie  es  ndr  scheint,  kein  Beiwort  einer  Schlange  oder 
Hindin,  sondern  ein  dem  W^  var  mir  entsprechendes  Wort.  Im 
zweiten  Gleichnis  ist  T^  Wagen  ein  solches  Wort.  Mit  der  ge- 
ringen Änderung  ^^ÖT«  für  ^^«  gewinnen  wir  das  passende 
Gleichnis  wie  eine  Antilope  vor  einer  Schlange,  ^jpj,  auf  1.  ^^ 
zurückgeführt,  kann  sehr  wohl  die  von  Roth  und  Grassmann  an- 
genommene Bedeutung  Natter,  Schlange  haben,  braucht  aber  bei 
meiner  Auffassung  des  Gleichnisses  kein  Femininum  zu  sein.  Dass 
^P5  als  Beiwort  des  Wagens  der  A^vin  Genuss,  Nutzen  o.  ä. 
bringend  bedeuten  soll,  ist  für  mich  noch  keine  ausgemachte  Sache. 
Ich  meine,  dass  sich  biegend,  sich  senkend,  nämlich  unter  der 
darauf  ruhenden  Last,  also  soviel  als  reich  beladen,  anschaulicher 
und  nicht  weniger  bezeichnend  wäre.  Roth  und  Grassmann  ge- 
langten von  der  Bedeutung  biegsam  zu  lenksam.  ^.  8,  46,  2U, 
wo  Baunack  ^^g^  auf  ^(««♦V  in  der  vorangehenden  Strophe  be- 
zieht und  auf  gleiche  Weise  wie  beim  Wagen  der  Aävin  übersetzt, 
komme  ich  mit  sich  biegend,  sich  senkend  auch  zum  gewünschten 
Ziele.  Eine  Habe,  ein  Reichtum  senkt  sich,  wenn  durch  das  grosse 
Gewicht  desselben  die  Unterlage,  z.  B.  ein  Wagen,  zum  Sichbiegen, 
Sichsenken  gebracht  wird.  Woher  der  Sohn  Tugras  seinen  Namen 
erhalten  hat,  mögen  die  Götter  wissen. 

Nun  versuche  ich  meine  Konjektur  auch  von  der  formalen 
Seite  zu  stützen,  indem  ich  zwei  Fälle  vorführe,  in  denen  u,  bezw. 
U  mit  0  verwechselt  wird.  In  der  für  die  Kritik  des  Taitt 
Ar.  höchst  bedeutenden,  mit  unsäglicher  Mühe  zu  Stande  gebrachten 


BShtUngk,  MiaeeUm.  249 

Schrift  L.  V.  Schröders  .Die  Tübinger  Katha- Handschriften  und 
ihre  Beziehung  zum  Taittinya-Ära^ijaka''  S.  71,  Z.  2  liest  die 
Katha- Becension  ^fii\^^\i«if\,  während  die  Berliner  Handschrift, 
Taitt.  Ar.,  wie  ebendaselbst  zu  sehen  ist,  und  AV.  6,  118,  2  richtig 
^rra^W?CT*  aufweisen.  Schon  der  unvergessliche  Bühler,  auf 
vielen  Gebieten  der  Indologie  eine  Autorität  ersten  Banges,  sagt 
auf  S.  122  der  Schröder  sehen  Schrift,  dass  nach  ka^mirischem 
Brauche  hier  o  statt  u  gesetzt  werde.  Ka^h.  35,  14  haben  alle 
Handschriften,  wie  mir  v.  Schröder  schreibt: 

Ich  vermute  W^TSH^*»  '^^  Schröder  gedenkt  diese  Konjektur 
in  den  Text  zu  setzen  und  teilt  mir  zugleich  mit,  dass  auch  f, 
bezw.  i  in  den  Kä^haka-Mss.  mit  e  verwechselt  werde.  Diese  Laute 
müssen  also  in  bestimmten  Gegenden  und  zu  bestimmten  Zeiten 
ziemlich  gleich  gesprochen  worden  sein. 

um  den  Parallelismus  in  den  Gleichnissen  zu  vervollständigen 
möchte  ich  1)  TTT^RTTn  lesen  (das  Attribut  ^PJ*  verdrängte  den 
Plural)  und  2)  ^"Ull  im  zweiten  Gleichnis,  nicht  wie  Grassmann 
und  Geldner  durch  Bosse,  sondern  durch  Stuten  übersetzen. 

Je  weniger  ich  mit  Baunacks  Auffassung  vom  Worte  ^^ 
mich  einverstanden  erklären  konnte,  desto  mehr  hat  mich  der  übrige 
Teil  des  Artikels  ,Bhujyu,  der  Schützling  der  A^vin"  im  Grossen 
und  Ganzen  befriedigt  und  erfreut,  trotz  mancher  gewagten,  aber 
stets  scharfsinnigen  und  sachgemässen  Deutung. 

Als  dieser  Artikel  schon  in  der  Druckerei  war,  erhielt  ich  die 
«Sitzungsberichte  der  königl.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften, Klasse  der  Philosophie  u.  s.  w.  1897".  Die  X^.  Ab- 
handlung ist  betitelt  ,Purüraväs  und  Ürva9i'*  und  hat  Professor 
A.  Ludwig  zum  Verfasser.  Die  zweite  Hälfte  unserer  Strophe  über- 
setzt L.  Seite  10: 

„Da  flohen  sie  vor  mir  wie  scheuend, 
scheuten  wie  rosse  von  dem  griffe  hinweg". 

Verständlich  wird  uns  diese  Übersetzung,  wenn  wir  S.  13  fg. 
erfahren,  dass  L.  "^n  H'^^i^^O^  ^'J«  (dieses  soll  Verbum  fin. 
sein)  und  WT  ^B^WBW  ^iJV  ändert.  Ich  glaube  nicht,  dass  es 
L.  gelungen  ist  des  Dichters  Worte  herzustellen.  So  farblos  und 
Düchtem  hat  sich  dieser  gewiss  nicht  ausgedrückt. 


250  BöhtUngk,  Mücellen. 

2. 

AV.  6,  118,  2  lautet   überemstimmend   in   beiden   Ausgaben, 
der  Roth- Whitney 'sehen  und  der  Bombayer: 

Schwierigkeit  macht  nur  ^OTTW*  im  dritten  Päda,  der  über- 
dies um  zwei  Silben  zu  kurz  gekommen  ist.  Säyana  trennt  zu- 
nächst 'V^ni^v  ^*  lind  erklärt  den  Akkusativ  durch  ^ffftPH  = 
''ir'nrratTnf • ,  indem  er  an  W^  n.  das  Suffix  ^  in  der  Bedeutung 
von  Wf  antreten  lässt.  Bei  der  richtigen  Trennung  des  Padapä^ba 
'^^[q^  W*  soll  'WT  die  Bedeutung  eines  Nom.  abstr.  haben, 
^Ulicv.  demnach  soviel  als  '^Huf^H^nl'«  sein.  Ein  heutiger  Philolog 
lächelt  über  solche  Erklärungsversuche.  Wie  Säyapa  dazu  kommt 
das  von  beiden  Pä^ha  überlieferte  li«i*iH«  ganz  zu  ignorieren  und 
dafür  TT^fTPrS  zu  substituieren,  ist  mir  nicht  recht  verständlich. 
Dieses  lI^fTPf  ist  offenbar  eine  präkritische  Form  von  RCW^l^J 
vgl.  weiter  unten.  Wenn  derselbe  Säyana,  um  dieses  im  Vorbei- 
gehen zu  bemerken,  im  vierten  Päda  den  Konjunktiv  ^RR^  auf 
^RT  Tcft"  zurückführt  und  ^TW^  Mi^lM^H  hinzufügt,  so  giebt 
er  sich  eine  grosse  Blosse.  Den  Sinn  des  dritten  Päda  hat  Säyana, 
wie  ich  glaube,  mit  seinem  unmöglichen  ^OTTP^  getroflFen.  Die 
von  ihm  angenommene  Bedeutung  haben  sowohl  ^BrftPl  als  auch 
^^I^T,,  aber  jenes  kommt  in  der  älteren  Literatur  nicht  vor. 
Ich  konjiziere  demgemäss  'V^uHgi  'fl  imd  trenne  T  ^OTW.;  ^^' 
WH^  würde  mir  aber  mehr  zusagen. 

Unsere  Strophe  konunt,  wie  schon  Bühler  bemerkt  hat,  auch 
in  dem  von  Schröder  sogenannten  Katha-Brähmana  und  in  Taitt. 
Ar.  2,  4,  3  vor;  s.  die  unter  Nr.  1  erwähnte  Schröder  sehe  Schrift 
S.  71.  Auch  hier  ist  der  dritte  Päda  verdorben,  lässt  sich  aber, 
wenn  man  nicht  gewaltsam  verfährt,  nicht  mit  der  Korruptel,  bezw. 
mit  der  versuchten  Verbesserung  im  AV.,  in  vollkommene  Über- 
einstimmung bringen.  Im  Brähmapa  lautet  der  dritte  Päda:  'W 
41U||{U|<lT  ^^fTPr:,  in  Taitt.  Ar.:  %ir  4l<0r^lll^  1,<M **!•*•• 
Hier  erklärt  Säyana  ^BUTf^  gleichfalls  durch  ^HWT^WT'^,  f]^' 
TRI  zerlegt  er  in  1[<t  =  ^  ^^^  H^\m  =  ^flTift*.;  ^WR* 
soll  wieder  =  ^<q«{7li*  und  das  fehlerhafte  ^WV  im  vierten  Päda 
=  ^1^1«!  sein.     Man  traut  seinen  Augen  kaum. 


BohtUngk,  MisceUm,  251 

Anf  S.  122  wül  Bühler  den  dritten  Päda  so  herstellen:  %» 
^^WT  ^WIT  ^WrPT*,  bemerkt  aber  zugleich,  dass  sowohl  1p^- 
fTTt  als  auch  I^^^TPf I  wahrscheinlicher  Korruptelen  von  ii(^^i«i* 
des  AV.  seien.  Um  den  erforderlichen  Sinn  zu  gewinnen ,  muss 
bei  dieser  Fassung  ^WW^  =  ^31TinJ  Gläubiger  sein,  was  das 
Wort  seiner  Etymologie  nach,  wie  Bühler  meint,  bedeuten  könne. 
Ich  bleibe  bei  der  hergebrachten  Bedeutung  des  Wortes  und 
schlage  folgende  Lesung  vor:  ^fT  "«^l«}  4iU|Jl<lJ*<l«II.  Diese 
Aufeinanderfolge  der  Worte  scheint  mir  natürlicher  zu  sein,  als 
die  für  den  AV.  von  mir  vorgeschlagene.  Zum  Schluss  bemerke 
ich  noch,  dass  das  Brähmana  und  Taitt.  Ar.  im  zweiten  Päda 
das  metrisch  überschüssige  und  entbehrliche  f  (f*)  des  AV.  weg- 
lassen. 

3. 

Kathopanisad  6,  9  lautet: 

Ebenso  Mahänär.  üp.  1,  11,  wie  ich  aus  Deussens  Übersetzung 
(der  Text  ist  mir  nicht  zur  Hand)   schliessen   muss,   und  Bvetäsv. 
üp.  4,  20.  wo  aber  in  c.  d.  gelesen  wird:   1^  it^^  TTOT  ^ 
H'iIJ^  ni^<®.    Die  zweite  Hälfte  der  Strophe  findet  sich  Svetäsv. 
üp.  3,  13;    hier   fälschlich    *l«41^     (=    Ultlft    nach   Samkara) 
St.  Wft^.    MBh.  ed.  Calc.  5,  1747  (ed.  Vardh.  5,  46,  6)  ist  für  das 
nicht   mehr    verstandene   ti^i)    das   ganz    unpassende    tii^Sjh   ein- 
gesetzt   worden,    und   c.  d.   in    einen    einzigen   Satz    verschmolzen 
worden :  «fft^^rwt  'T'reT  1^  ^  ^  IT*  ft^l*.   Diese  Parallel- 
stellen waren   bisher   bekannt,    zwei   neue   bieten   uns  das  Ka^ha- 
Bräihmaga  und  Taitt.  Ar.  10,  1,  3    in  Schröders  oben  angeführter 
Schrift   S.  86.     Taitt.  Ar.  stimmt  mit  Ka^hop.  überein,   nur   dass 
W  st.  Ip!^  dort  gelesen  wird.    Das  Brähmana  dagegen  hat  "^rfif- 
??ft  st  ^(ii^Ht,  und  Bühler  ist  auf  S.  122  der  Meinung,   dass 
dieses  auf  jenes   zurückgehe.     Ich   bin   der   entgegengesetzten  An- 
sicht, einmal  weil  ^rfäf^JHt  sich  leichter  aus  dem  andern  erklaren 
lässt,  und  dann,  weil  ^rfif*J?Jl  dem  Sinne  nach  hier  gar  nicht  zu 
passen  scheint.     Hierbei  muss  ich  aber  doch  bemerken,   dass  Saip- 
kara  zu  Övetäsv.  üp.  3,  13  die  Lesart  des  Textes  ^rfH^j^t  ignoriert 
und  in  seinem  Kommentar  dafür  ^rfäl^fJTt  setzt. 


252  BöhUingk,  Mücdlen. 


Sarpkara  zu  Ka^hop.  umschreibt  ^^JW*  durch  ^RftWüf^hT, 

^RfäüWITftnT« ;  Säyana  zu  Taitt.  Ar.  durch  ^rf^  f*lR|<f1  ^^fil, 

^^•iNg  i|Wn.  Beide  beziehen,  wie  man  es  nicht  anders  er- 
warten konnte,  das  Particip  auf  *J^^«.  Ich  habe  mit  Zurate- 
ziehung des  PW.  in  der  BKSGW.  Bd.  42,  S.  159  den  dritten 
Päda  mit  durch  das  HerZy  den  Veratand  und  das  Denkorgan 
wird  er  entsprechend  dargestellt  wiedergegeben.  Deussen  geht 
seinen  eigenen  Weg,  giebt  dem  Worte  ^rt%W?T  eine  Bedeutung, 
die  es  niemals  hat,  und  bildet  aus  c.  einen  Relativsatz  ohne  Nach- 
satz. Er  übersetzt:  Nur  wer  an  Herz  und  Sinn  und  Geist  be- 
reitet, — .  Der  Gedankenstrich  ersetzt  den  fehlenden  Nachsatz. 
In  d.  möchte  ich  der  Lesart  V^  st.  l^n^  den  Vorzug  geben.  Ob 
man  diesen  zwölfsilbigen  Päda  gelten  lassen  oder  ob  man  das  allen- 
falls zu  entbehrende   n  streichen  soll,   mögen  Andere  entscheiden. 


4. 

Im  16.  Bande  des  JAOS.  S.  XXXI  fg.  bespricht  Lanman  Kathä- 
saritsägara  3,  37  und  hat  gewiss  Eecht,  wenn  er  sagt,  dass  die  im 
PW.  für  diese  eine  Stelle  gegebene  Bedeutung  von  ^^«11^  hier 
nicht  recht  passe.     Die  Strophe  lautet  in  allen  Ausgaben: 

Nun  will  Lanman  durch  einen  ziemlich  verwickelten  Vor- 
gang ^T^pn'u  5\l<w«nn.  auf  die  nach  seiner  Meinung  m*- 
sprüngliche  Lesart  ^#nql  ^i<l<il^l*i  zurückfuhren  und  dem- 
nach übersetzen:  Strange  to  say,  wicked  men,  even  after  (hetj 
have  got  into  misfortune  and  out  again,  cannot  (so  blind  ort 
their  minds  for  lack  of  judgement)  give  up  their  oton  nature. 
Ich  finde  die  Änderung  etwas  gewagt  und  den  Spruch  gar  zu 
nichtssagend.  Weshalb  soll  es  ein  Wunder  sein,  wenn  solche 
Menschen  ihre  Natur  nicht  aufgeben? 

Im  Kathäs.  wird  erzählt,  dass  drei  Brüder  drei  reiche  Schwestern 
heiraten,  ihr  Vermögen  verschleudern  und  dann  die  Frauen  ver- 
lassen. Die  drei  Frauen  finden  bei  einem  armen  Freunde  des  ver- 
storbenen Vaters  Unterkunft  und  eine  von  ihnen  gebiert  einen 
Sohn,    öiva  erscheint  den  Frauen  im  Traume  und  verkündet  ihnen, 


BöhtUngk,  Mitcellm.  253 

dass  der  Sohn  jeden  Tag  beim  Erwachen  Gold  unter  seinem  Kopf- 
kissen finden  würde.  Dieses  trifPb  ein,  und  der  Sohn  wird  ein 
reicher  Mann.  Der  Pflegevater  rät  ihm,  reiche  Geschenke  zu 
machen.  Dieses  würde  zu  den  Ohren  der  drei  Brüder  gelangen 
nnd  sie  herbeilocken.  So  geschieht  es  auch:  sie  kehren  zurück, 
werden  sogleich  erkannt,  finden  ihre  Frauen  wieder  und  erlangen 
zugleich  grosses  Glück.  Hierauf  folgt  jener  Spruch,  den  ich  ohne 
Änderung  und  mit  der  dem  Worte  ii^^n^  auch  sonst  zu- 
kommenden Bedeutung  folgendermaassen  übersetze:  Ein  Wunder 
ist  €8,  dass  schlechte  Menschen,  deren  Einsicht  aus  Mangel  an 
Urteilskraft  geblendet  ist,  auch  wenn  sie  schnell  vorübergehende 
Unfälle  erleiden,  ihrer  Macht  nicht  verlustig  gehen.  Der  Dichter 
wundert  sich  darüber,  dass  die  drei  Brüder  trotz  ihrer  Dummheit 
und  Schlechtigkeit  zu  einem  erwünschten  Ziele  gelangen. 


254 


Avesta. 

Von 

Willy  Foy. 

Das  Wort  Avesta  hat  zahlreiche  etymologische  Deutungen  er* 
fahren.  Zuletzt  ist  es  von  Geldner  im  Anschluss  an  Andreas  im 
Iranischen  Grundriss  U,  S.  2  aus  upcLStä^-ka-)  «Grundlage,  Grand- 
text" und^  von  Fr.  MüUer,  WZKM.  XI,  291  f.  (vgL  auch  X,  175  ff.) 
aus  *abhistdka-  „instructio"  erklärt  worden*).  Gegen  jene  Ver- 
mutung spricht  die  Behandlung  des  p  (das  im  Phl.  erhalten  ist, 
vgl.  Hübschmann,  Persische  Studien  175  ff.),  gegen  diese  die  voraus- 
zusetzende Bedeutungsentwicklung.  Es  sei  mir  daher  gestattet 
eine  weitere  Etymologie  vorzuschlagen,  die  in  lautlicher,  fonnaler 
und  begrifflicher  Beziehung  gleichermassen  vollkommen  sein  und 
daher  mehr  als  jede  andere  befriedigen  dürfte.  Sollte  ich  damit 
unbewussterweise  eine  ältere  Ansicht  wieder  au&ehmen,  so  bitte 
ich  diese  Zeilen  als  ein  Memorandum  zu  betrachten. 

Im  PhL  lautet  unser  Wort  avisiäk;  die  Richtigkeit  dieser 
Lesung  scheint  auch  mir,  wie  Fr.  Müller,  durch  Neriosanghs  avfstä- 
erwiesen.  Wenn  daneben  im  Päz.  awastäk  =  syr.  Awaatäg  vor- 
liegt, so  vergleiche  man  dazu  Hom,  Grundriss  der  neupers.  Etymo- 
logie S.  XI Y  und  Hübschmann,  Persische  Studien  186  f.  PhL  avi" 
stak  führe  ich  auf  ein  Part.  Pf.  Pass.  avista-  zu  Wzl.  vtd  «wissen* 
zurück.  Bekanntlich  hat  das  Xs- Suffix  im  Persischen  die  weiteste 
Verbreitung  erlangt  (vgl.  Hübschmann,  a.  a.  0.  240  ff.);  so  ist  ein 
^avistak  als  Vertreter  des  alten  Part.  Pf.  Pass.  *avMto-  voraus- 
zusetzen. Neben  diesem  steht  nun  avistäk^  wie  z.  B.  phl.  äikäräk 
neben  äikärak  „offen,  klar",  vgl.  auch  phl.  gartnOk,  np.  garmä 
„  Wärme '^  neben  ai.  gharma-  usw.  Die  Bedeutung  von  avistök 
wäre  nach  dieser  Etymologie  „das  Ungewusste,  Unbekannte*,  und 
dazu  stimmt,  dass  phl.  avistök  meist  einen  Gegensatz  zu  der  bei 
gefügten  Pahlaviübersetzung  oder  -erklärung  {za/nd  =  av.  *zahUi 
„Wissen,  Kenntnis*)  involviert  oder  ausdrückt,  vgl.  den  t.  t  Avi 
stak  va  Zand  (Neriosangh :  atnstaväni  vyöJchyänam  ca),  wo  Zand 
zum  grossen  Teile  die  traditionelle  Schulauslegnng  der  (demnach 
schon  lange  nicht  mehr  verstandenen)  Avestatexte  bezeichnet,  die 
der  zu  Papier  gebrachten  Pahlaviübersetzung  als  Grundlage  diente 
(vgl.  Geldner,  Iran.  Gr.  11,  S.  2)^). 


1)  Die  iweite  Ansicht  teilt  auch  Bang  IF.  VIII,  293  und  sieht  dasa  tp. 
ab(i)itäm.  Die  AnffassaDg  des  letsteren  fUlt  schon  mit  der  Etymologie  Toa 
Aveürta.  Auch  sonst  ist  sie  nnhaltbar,  worauf  ich  später  an  anderem  Orte  ta- 
rfickkommen  werde.     [Korr.-Note.] 

2)  Vgl.  hiena  Haags  Ansicht,  ZDMO.  IX,  696,  Essays*  S.  121.  Bern, 
d.  Red. 


255 


Bemerkungen  zu  Böhtlingks  Indischen  Sprüchen 

(Zweite  Auflage). 

Von 

Theodor  Aufrecht* 

43*.    ^  yi:    Mr^NlIl    |a*ft(ii:   S*l!f«lfl    N    ,ist   wie   ein 

Mann,  der  sein  Haupt  in  ein  Gewand  gehüllt  hat*.  Ich  übersetze: 
«ist  wie  ein  Mann,  der  sein  Unterkleid  nm  den  Kopf  gehüllt  hat**. 
Etwa  wie  jemand,  der  seine  Hosen  auf  dem  Kopfe  trüge. 

102*.    I|«l|f|«n4ld  ^^a»^.     Die   Hss.  A.  C.    haben   ajäivä 

mukhato  medki/ä;  B.  D.  lesen  ajüdvani  mukhato  medhyam.  In 
der  letzteren  Weise  beginnt  ein  Vers  in  Yäjiiavalkya  1,  194.  Der 
Sprach  cyä^vä  nmkhcUo  medhyä  ist  aus  dem  Väsishthadharma- 
SSstra  28,  9  entlehnt. 

209.  UVI  ^Ofn.  Lies  karo^i,  dharayaae  und  daahaa 
Uwaha,  Durch  das  letzte  wird  das  unbrauchbare  taayaiva  be- 
seitigt 

314*.     ii^«i^  ^9irf  ^oi«     märgaatho  nävaaidaä    ,wer  auf 

dem  Wege  bleibt,  der  kommt  nicht  in  Nöten*'.  Ich  übersetze: 
,wer  einmal  auf  dem  Wege  ist,  der  erschlafft  nicht*,  d.  h.  wer 
sich  entschlossen  hat,  dem  Beispiel  der  Guten  zu  folgen,  ermattet 
nicht,  auch  wenn  er  ihnen  nicht  gleichkommen  kann. 

379^.  ^1^  %  ^^4^f*lW1 .  kirn  vrähätvrafüct^.  kirn  vrähä 
virafäaik  E.  F.     kirn  vn'thätra  ratUaih  A.  C.  B. 

386^.  ^PifX  ff^.  Statt  daranäya  hi  haben  alle  sechs  Hss. 
hranam  yadi^  wie  in  der  ersten  Ausgabe  der  Ind.  Sprüche  ge- 
geben ist.  daranäya  hi  hat  auch  Petersen,  ein  Bombay  und  ein 
Benares  Druck. 

550.  ^rt  f^W.  V^  ^fif.  Diese  Strophe  wird  in  der 
Sarfig.  Paddh.  einem  unbekannten  und  nicht  Bhart^ihari  zu- 
gescbieben. 

726».  ▼sfVüff  ^  ftwm.  aSimahi  in  A.  D.  E.  Dieses 
ist  za  übersetzen:  «Mögen  wir  Almosen  erlangen'*,  und  der  Gleich- 


256    Aufrecht^  Bemerk,  «u  BöhOingks  Ind.  Sprüchm  {Ztceäe  Äufl,). 

laut  der  übrigen  Optative  erfordert  die  letztere  Lesung.   Vergleiche 
übrigens  den  J^igveda  unter  aSimahi. 

728\    '^^^n*^.     Statt  puru^asya  hhagyam  haben  die  Sifi- 
häsanadv.  und  Yetalap.  bhavüavyatäm  ca, 

772*».    ^TOT^I   4nV|^I.     Alle    Hss.   und   Drucke    haben  das 
richtige  na  hi  aujanatä. 

782^.    ^UftrVTT^-   nirjagäma  katham  ytiSah  bedeutet  ,und 
wie  zog  dein  Buhm  in  die  Feme?*. 


Chrestomathie,  zweite  Auflage,  Sprüche,  19*».  Statt  utpala- 
nilalocanä  ist  utpcUapatiralocanä  zu  lesen. 

Ibid.  209^.  i,na  däntyat  tj-isah^,  na  ddntyä  trüdh^  wie 
oärfigadhara  und  Vallabhadeva  haben,  ist  richtig.  Der  Wanderer 
trinkt  überhaupt  nicht  Wasser,  wie  aus  der  ganzen  Strophe  er- 
sichtlich ist.     däntyä  entspricht  dem  folgenden  jjrltyä. 


267 


Nachträgliches  zu  RV.  10,  95,  8. 

Von 

0.  BShübigrk. 

Auf  S.  247  fgg.  glaube  ich  dargethan  zu  haben,  dass  alle  bis* 
herigen  Versuche  das  Gleichnis  IfT^Ru  T  ^^^*  z^  deuten,  die 
Probe  nicht  bestehen,  und  dass  meine  Konjektur  n\^^4  ^Wtt 
tßie  Antilopen  vor  einer  Schlange  (erschrecken  und  ausreissen) 
einen  durchaus  befriedigenden  Sinn  ergiebt  und,  bis  etwas  Zu- 
treffenderes gefunden  wird,  eine  Existenzberechtigung  hat.  Das 
zweite  Gleichnis  TW^lft  f  ^PTTJ  haben  Roth  und  die  späteren 
Übersetzer  als  wie  Bosse  (besser  Stuten),  die  einen  Wagen  be- 
rühren, d.  i.  gegen  einen  Wagen  ausschlagen,  aufgefassi  Auch 
ich  gab  mich  damit  zufrieden,  weil  ich  nichts  Besseres  yorzuschlagen 
hatte,  und  weü  mir  Säya^as  Erklärung  TW  f^l^nn«  ganz  un- 
brauchbar erschien.  Befriedigt  fühlte  ich  mich  aber  mit  jener 
Anffossung  nicht,  da  das  erste  Gleichnis,  wie  ich  es  herzustellen 
versucht  hatte,  es  wahrscheinlich  machte,  dass  auch  hier  ein  Ablativ 
zu  vermuten  sei.  Dieses  hat  auch  Ludwig,  ganz  abgesehen  yom 
ersten  Gleichnis,  das  er  gar  nicht  als  solches  erkennen  wollte'), 
empfanden  und  konjiziert  infolgedessen  WWWITW  ^iH.  Dieses 
giebt  er  durch  vor  (von  ist  gewiss  nur  Druckfehler)  dem  Griffe 
wieder.  Ich  nehme  an  ^IW  einigen  Anstoss  und  auch  am  Nomen 
aci;  man  erwartet  eher  ein  Wort  mit  einer  konkreten  Bedeutung. 

Da  verschiedene  Fachgenossen  mündlich  und  schriftlich  sich 
mit  meiner  Konjektur  W^iWtTn  «f^inl  einverstanden  erklärt  haben^ 


1)  Ludwig   ändert  nicht  lf[^  ^T^TQ^**   ^®  ^^^  angeb»,   sondern 
V  ^nr^*  sind  ikist  MWI  nicht  ab  Verbam  fln.,  sondern  ak  ein  dieies  ver- 
tretende! flexionsloses  Partie,  perf.  act     In  einer  Fassnote  läset  er  sMJsea  Zorn 
ttber  AUe  ergehen,  die  an  solche  flexionslose  Formen  nicht  glaabea  wollen;  wx 
^•Q  gehdre  leider  auch  ich,  was  ich  aber  jetzt  erst  öffentlich  bekenne. 
Bd.  LH.  17 


258  BÖhOingk,  Nachträgliches  zu  RV.  10,  95,  8, 

wage  idb  auch  das  zweite  Gleiclmis  mit  dem  ersten  in  Einklang 
zu  bringen,  indem  ich  f^^^lfV  st.  ^^^iH  zu  lesen  vorschlage. 
Unter  einem  TW^ff'T.  verstehe  ich  einen  Aufseher  über  die  Wageri, 
eine  Art  Wagenmeister ,  der  das  Amt  hatte,  die  auf  der  Weide 
befindlichen  Stuten  einzufangen  und  vielleicht  auch  anzoschirren. 
Es  ist  wohl  nicht  zu  gewagt  anzunehmen,  dass  die  Stuten  einen 
solchen  Mann  als  ihren  Quäler  kannten  und  ihm  auf  jegliche  Weise 
zu  entschlüpfen  suchten.  Meine  Änderung  besteht  nur  in  der 
Tilgung  eines  kleinen  Häkchens.  Auch  Manu  8,  116  bieten  mehrere 
Handschriften  fehlerhaft  ^If!  (Nomin.)  st.  ^OniT«,  was  schon  das 
PW.  unter  ^HJ  und  ^11  bemerkt  hat  Die  Bichtigkeit  dieser  Ver- 
mutung bestätigen  andere  Handschriften ;  vgl.  JoUjs  Ausgabe.  Die 
richtige  Lesart  hat  übrigens  schon  Kullüka  vor  sich  gehabt,  da  er 
das  Wort  durch  "«n^^jci  erklärt,  was  in  der  alten  Calc.  Ausgabe, 
die  mir  allein  zu  Gebote  steht,  ein  Druckfehler  für  '^•^•jn  ist. 

Durch  die  geringen  Änderungen  von  ^^5*  ^^  ^'^^  "^^^  von 
TW^ln  in  T^TOlft  ist  in  allen  drei  Gliedern  eine  vollständige 
Kongruenz  hergestellt  worden;  es  flohen  erschrocken  die  Apsarasen 
vor  Purüravas  wie  Antilopen  vor  einer  Schlange  (Masc.) ,  wie 
Stuten  vor  einem  Schirrmeister. 


259 


Der  Kalender  der  alten  Perser. 

Von 

Julius  Oppert. 

Nicht  selten  erregen  ganz  specielle  Fragen  ein  besonderes  Interesse, 
namentlich  dann,  wenn  man  vielleicht  niemals  im  Stande  sein  wird, 
die  Antwort  geben  zu  können.  Zu  diesen  höchst  anziehenden  Fragen 
gehört  die  über  den  Kalender  und  die  Monatsfolge  bei  den  alten 
Persem  zur  Zeit  der  Achämeniden.  Wir  müssen  es  daher  dankbar 
anerkennen,  wenn  ein  Mann  von  den  hohen  Verdiensten  um  die 
Kunde  des  alten  Iran  sich  einmal  wieder  eingehend  mit  der  Auf- 
gabe beschäftigt  hat,  die  Reihenfolge  der  altpersischen  Monate,  wie 
sie  einzig  und  allein  durch  die  berühmte  Felseninschrift  von  Behistun 
bekannt  ist,  in  einer  gelehrten  Abhandlung  zu  beleuchten  und  die 
Feststellung  der  einzelnen  Monatsnamen  zu  ermitteln. 

Die  Frage  ist,  wie  Justi  bemerkt  hat,  nicht  neu.  Rawlinson, 
Spiegel  und  der  Verfasser  haben  seit  fast  einem  halben  Jahr- 
hundert es  sich  angelegen  sein  lassen,  das  Problem  zu  lösen,  und 
langsam  Schritt  für  Schritt  ist  man  endlich  dahin  gekommen, 
das  vorhandene  Material  zu  ordnen.  Leider  ist  aber  seit  den 
zweimidfOnzig  Jahren,  wo  Bawlinson  die  Heldenleistung  der  Ab- 
schrift des  Textes  vom  Felsen  selbst  vollführte,  kein  neues  Doku- 
ment gefunden  worden,  tmd  unser  Material  hat  sich  um  keinen 
Zuwachs  bereichert. 

Es  ist  unnötig,  die  Specialgeschichte  der  Lösungsversuche  des 
Problems  dem  Leser  vorzuführen.  Die  ersten  Vermutungen  wurden 
1852  von  mir  ausgesprochen,  ehe  die  babylonische  Übersetzung  für 
fönf  noch  vorhandene  Monate  einen  festen  Anhalt  gegeben  hatte.  Zu 
bemerken  ist,  dass  trotz  der  Mangelhaftigkeit  der  dem  Forscher 
damals  zu  Gebote  stehenden  Mittel  die  relative  Richtigkeit  der 
Reihenfolge  schon  erreicht  war,  obgleich  die  darauffolgenden  Ver- 
suche, die  sich  schon  der  Vorteile  der  Benutzung  der  fönf  keil- 
iBschriftlichen  Angaben  erfreuen  konnten,  mehrere  Änderungen  ein- 
fahren mussten. 

Denn  nicht  drei,  wie  Justi  sagt,  sondern  fünf  Monate  sind 
in  der  babylonischen  Übersetzung  der  Felseninschrift  erhalten.  Ich 
^eiss  nicht,    wie    mein    verehrter   alter   Freund   diese   irrige   An- 

17» 


260  Oppert,  Der  Kalender  der  alten  Peteer, 

schaumig  gewonnen  hat  Es  sind  dieses  die  Monate  2,  8,  9 ^  10 
und  12,  wie  man  früher  sagte.  Im  Anfang  der  Stadien  glaubte 
man  die  Beihe  der  Monate  beginne  mit  dem  Tischri  oder  Oktober, 
und  man  rechnete  auch  das  assyrische  Eponjmenjahr  von  dem 
Herbste  ab.  Erst  1863  machte  ich  darauf  aidfmerksam,  dass  im 
10.  Monate  Schnee  und  Regen  den  König  Sanherib  aus  Elams  Ge- 
birge vertrieben  habe.  Da  in  Susiana  im  Juli  kein  Schnee  auf  den 
Bergen  liegt,  konnte  dieser  nur  der  Januar  sein  und  der  erste 
Monat  der  assyrischen  Liste  musste  mit  dem  April  beginnen.  Das 
bekannte  Täfelchen,  welches  uns  die  assyrischen  Namen  giebt,  wurde 
erst  1865  von  Coze  entdeckt  und  bestätigte  die  Annahme  des 
Jahresanfanges  im  Frühling. 

Auf  diese  fünf  Monatsidentifikationen  stützt  sich  nun  die,  wie 
ich  glaube,  jetzt  endgültig  erlangte  Kenntnis  von  der  Reihenfolge 
der  Monate;  es  handelt  sich  bloss  um  die  Frage  nach  den  vier 
übrigen,  noch  unbekannten ;  denn  drei  Monatsnamen  fehlen  uns  gänz- 
lich, nicht  durch  Zufall,  sondern  weil  die  während  dieses  Viertel* 
Jahres  herrschende  Hitze  jede  Kriegsoperationen  erschweren  mosste. 

Wir  gehen  nun  zu  der  Ausführung  der  Einzelheiten  über  and 
bemerken,  dass  wir  unserer  Reihenfolge  in  der  Stockholmer  Kongress« 
abhandlung,  als  die  vierte  von  uns  gegebene,  aber  als  die  endlich 
richtige  aufrecht  halten. 

Wir  beschäftigen  uns  zuerst  mit  dem  Thuravähara,  über 
dessen  Bedeutung  wir  ja  seit  45  Jahren  alle  einig  sind. 

Hier  haben  wir  es  nun  leider  mit  einem  materiellen  Irrtiim 
Justis  zu  thun,  der  Cnrecht  gethan  hat,  Herrn  Floigl  zu  folgen. 
Rawlinson  und  ich  haben  diesen  Monat  mit  dem  lyar  identificiert, 
einfach  deshalb,  weil  schon  König  Darius  Hjstaspes  Sohn  es  ge- 
than.  Er  wusste  davon  soviel  als  Rawlinson,  Unger,  Justi  und  ich, 
xmd  ich  sage  freilich  mit  einiger  Zögerung,  selbst  als  Floigl,  dessen 
ausgebreitete  Kenntnis  von  allem  Unbekannten  mich  Unwissenden 
inmier  tief  beschämt  hat  '  So  weiss  er  auch  hier  vom  Neumond 
zu  erzählen,  mit  dem  wir  hier  gar  nichts  zu  thun  haben ;  ich  weiss 
nicht,  ob  der  Monat  29  oder  30  Tage  zählte,  xmd  ob  der  folgende 
Monat  schon  begonnen  hatte.    Was  Rawlinson  und  ich  wissen,  ist: 

Dass  die  Behistuninschrift  babylonischer  Text,  Z.  56  yum 
XXX  (dam)  sa  arah  Ätru  tttpsü  scUtu  „am  30.  Tag  des  Monats 
lyar  lieferten  sie  die  Schlacht '^  hat; 

Das  persische  Original  hat  (ü,  62):  Thuravähcarahya  mähyä 
kskiyamanam  ,An  des  Monats  Thuravähara  Ende" ; 

Und  die  medische  (nicht  susische)  Übersetzung:  Qurwxrva 
purnkäava  was  dasselbe  bedeutet. 

Schon  Benfey  erklärte  1846  das  Wort  als  ,den  letzten  Tag* 
und  die  babylonische  Übersetzung,  wo  der  30.  Tag  steht,  gab  Üun 
Recht.     Es  ist  die  bekannte  Wurzel  khsij  sanskr.  ksht  enden. 


OTPptTtj  Der  KdUmder  der  aken  Bsrsgr.  261 

Es  handelt  sich  um  die  Schlacht  yon  Autiyarns,  die  der 
persische  Heerführer  Omises  gegen  die  medischen  Aufruhrer  schlug. 

Im   assyrischen    Text    steht     <<<,     tl^,    das    Ideogramm    des 

zweiten  Monats,  lyar. 

Man  hegreift,  aufrichtig  gesagt  nicht,  wie  man  sich  gegen  diese 
so  sonnenklar  kundgegebene  Autorität  auflehnen  kann. 

Also:  Thuravähara  ist  und  bleibt  der  zweite  Monat. 

Nun  zum  Thäigarcis. 

In  dem  babylonischem  Texte  haben  wir  Z.  52,  wo  es  sich  um 
die  Schlacht  von  ühyama  handelt:  yum   9   kam  arah  Stvani, 

Im  persischen  und  im  medischen  Texte  steht  beide  Male  der 
9,  Thäigarcis. 

Wo   in  aller  Welt  hat  denn  Floigl  gesehen,   dass   dort  das 

Zeichen   des  lyar  steht?     Der  Text  hat    <«f    ^^.15,  auf  jeden 

Fall  richtig  eingegraben^),  nur  unrichtig  gelesen:  es  ist  das  komplicierte 
^^^^ ,   das  den  Sivan ,   den  3.  Monat  ausdrückt.    Mit  richtigem 

Blicke  setzt  ja  Justi  den  Thäigar6is  gleich  nach  dem  Thurayahara; 
ersterer  ist  der  dritte  Monat,  der  Stvan. 

Also :  ThurayShara,  lyar  und  Thäigaröis  =  Slyan  sind  endgiltig 
und  unyerlegbar,  fixum  immotumque,  festgestellt.  Wir  haben  nur 
noch  an  Herrn  Floigl,  ünger  und  Justi  die  Frage,  die  jeder  Assyrio- 
loge  schon  gestellt  haben  wird: 

Ist  der  Thurayahara  wirklich  der  Nisan,  warum  steht  dann 
Beh.  Z.  56  das  Zeichen  für  lyar  und  nicht  eines  der  beiden  Gruppen 

<<<!  ^1^3"  oder   «<i  >^,  die  den  ersten  Monat  bedeuten? 

Die  Antwort  warte  ich  nicht  ab,  sondern  wende  mich  sofort 
zn  den  drei  andern,  über  die  Herr  Justi  und  ich  einig  sind. 

Athriyadiya  —  Kisley 
Anämaka       —  Tebet  und 
Viyakhna      —  Adar. 
Mein  gelehrter  Freund   sagt  mit  Recht,   dass   man   über   die 
Stellung  des  letzten  Monats  einig  sei.     Aber   dafür  giebt  es  einen 
sehr  trifdgen  Orund.     So  steht  es  in  der  assyrischen  Übersetzung, 

1)  Dia  Inschrift  von  Behiatan  enthllt  gar  keine  Zeichen,  die  ihr  eigen 
^^n;  sie  ist  in  der  su  Darios  Zeiten  landUufigen  karsiren  babylonischen 
Sehraibweise  eingegraben.  Es  ist  sicher,  dass  auf  dem  Felsen  5^^25  steht, 
*>ne  leichte  Beschädigung  der  Stelle  kann,  wie  es  oft  geschieht,  die  beiden  ge- 
broehenen  Keile  in  xwei  einfache  horisontale  verwischt  haben  und  Hess  den 
Ueinen  Doppelhaken  ^  als  ein  f  erseheinen.  Kein  anderes  Monatseichen  sieht 
dem  bischen  Bilde  Ihnllch,  ausser  das  des  Sivan,  der  allein  mit  dem  Doppel- 
baken  und  den  beiden  ho  izontalen  Keilen  anfängt  und  mit  den  Doppel- 
b»ken  endigt. 


262  Oppert,  Der  Kcdmder  der  allen  Pereer. 

wo  man  in  Zeile  15  bezüglich  der  Erhebnng   des  Magiers  Gomata 
in  Pasargadä  liest: 


^1  <';'  4-<  H!  ti  il  <  I!  --"I 


yum.  14.         *        Addari    su-u.  a-    na 
die    XIY  (mensis)       Adar  ille  ad 

Was  in  der  ersten  Ausgabe  Rawlinsons  von  Justi  tü-a-nu  ge- 
lesen wird,  ist  schon  1858,  in  meiner  Expedition  en  Mesopotamie 
tom.  n,  p.  207  richtig  getrennt  worden,  xmd  in  dieser  wahren 
Form  von  allen  andern  (siehe  Bezold,  Achämenideninschriften,  S.  62) 
als  einfach  dastehend  angenommen  worden. 

Nach  diesen  fünf  direkt  festgestellten  Monaten  bleiben  noch 
vier  übrig,  nämlich  Garmapada,  Bägayädis,  Adukanis  und 
Margazana. 

Von  diesen  sind  die  ersten  zwei  fest,  die  beiden  anderen  nur 
hypothetisch,   aber   mit   grösster  Wahrscheinlichkeit  zu  bestimmen. 

Hier  kommt  nur  die  Behistuninschrift,  erklärt  durch  die  baby- 
lonischen Privattexte,  in  Betracht.     Der  Felsentext: 

„Und  hierauf  war  ein  Magier,  Gromata  mit  Namen,  dieser  erhob 
sich  zu  Pasargadä  (P  a  i  s  i  y  ä '  u  v  ä  d  ä),  am  Berge  genannt  Arakadris. 
Es  war  im  Monat  YiyaÜma,  am  14.  Tage,  dass  er  sich  erhob. 
Also  log  er  zum  Volk  und  sprach:  „Ich  bin  Smerdis,  der  Sohn  des 
Cyrus,  der  Bruder  des  Kambyses.  Hierauf  fiel  das  ganze  Volk  von 
Kambyses  ab  und  ging  zu  ihm  über,  Persien,  Medien  und  die  andern 
Länder.  Er  bemächtigte  sich  des  Königtumes.  Es  war  am  9.  des 
Monats  Garmapada,  dass  er  sich  des  Königtumes  bemächtigte. 
Hierauf  starb  Kambyses,  indem  er  sich  selbst  tötete*^. 

Dann  erzählt  Darius,  wie  er  in  der  Feste  Sikhyavati,  in  Nisaea 
in  Medien,  nicht  in  Susa,  wie  Herodot  sagt,  am  10.  Bägayädis  den 
Magier  getötet  habe. 

Also  14.  Yiyakhna:  Erste  Erhebung  des  Magiers. 
9.  Garmapada:  Der  Magier  wird  König. 
10.  Bägayädis:  Tod  des  Magiers. 

Wie  Herodot  und  alle  Geschichtsschreiber  erzählen,  regierte 
der  Magier  sieben  Monate.  Dieses  ist  durch  die  Privattexte  be- 
stätigt worden.  Von  der  Etymologie  des  Wortes  Garmapada: 
„Wärmezeif^  ausgehend,  setzte  ich  unrichtig  im  Jahre  1852  den 
Monat  als  Juli  an,  zählte  sieben  Monate  weiter  und  bekam  den 
Monat  Bägayädis  auf  den  Februar.  Diese  zwar  philologisch  mög- 
liche, aber  nichtsdestoweniger  unhaltbare  Ansetzung  ist  von  Justi 
angenommen  worden. 

Am  14.  Viyakhna  erhob  Gomates  die  Fahne  des  Aufruhrs, 
am  9.  Garmapada  wurde  er  König;  es  gab  also  zwei  Tage,  von 
denen  man  seine  Königswürde  datieren  konnte;   dieser  fiel  vor  den 


Ofp&rtf  Der  Kalender  der  aUen  Perser,  263 

1.  Nisan,  der  zweite  nach  diesem  Datum,  da  der  Adar — Viyakhna 
sogleich  nach  folgt.  Nun  zählte  man  die  Jahre  vom  Nisan  ab;  die 
letzten  Monate,  Adar  inklusive,  ,|des  Jahres  der  Thronbesteigung*' 
hiessen  in  den  babylonischen  Texten  ^Jahr  des  Anfangs  der  Herr- 
schaft, und  vom  folgenden  1.  Nisan  ab  zählte  das  erste  Jahr  des 
Königtnmes. 

Es  gab  also  für  den  Magier  zwei  Arten  seine  Jahre  zu  rechnen, 
entweder  von  dem  Tage  seines  Aufruhrs,  dann  gehörten  nur  15 
oder  16  Tage  dem  „Antrittsjahr",  und  die  Daten  von  dem  1.  Nisan 
des  Jahres  521  waren  das  erste  Jahr  des  Smerdis. 

Oder  man  zählte  vom  9.  Garmapada  ab,  dem  Tage  der  Krönung 
in  Pasargadä,  dann  waren  alle  Daten  des  Jahres  521  das  Antritts- 
jahr, da  der  Anfang  des  Jahres  noch  zum  9.  Jahre  des  Kambyses 
gehörte  —  welches  wirklich  genannt  wird  —  und  bis  zum  9.  Garma- 
pada unter  der  Rubrik  des  Kambyses  aufgezeichnet  werden  musste. 
Diese  beiden  Alternativen  finden  sich  in  der  That. 
Unter  den  zwölf  Texten  aus  der  Begierung  des  Pseudo- Smerdis 
sind  zwei   die   von   dem  lyar  (Str.  n®  1)   und   dem  Slvan  (Peiser, 
Bab.  Vertr.  n**  XXXVII)   des  Antrittsjahres   datieren.     Es   ist   also 
mit  stringentester  mathematischer  Notwendigkeit   zu   folgern,    dass 
der  Antritt   der  Begierung   in   den  lyar   fällt.     Der  lyar   ist  aber 
der  zweite  Monat,  also  ist  Smerdis  Herrschaftsantritt,  gezählt  von 
seinem  Krönungstage  an,  in  den  Nisan  zu  setzen.    Hat  nun  Darius 
Recht,  dass  der  Magier  am  9.  Garmapada  zum  König  erklärt  wurde, 
so  kann  dieser  Monat  nur  der  Nisan  gewesen  sein,  da 
urkundlich  der  lyar  dem  Thuravähara  gleich  ist. 
Ist  dieses  einleuchtend? 

Hiermit  stimmt  nun  auch  die  Lage  der  Dinge  selbst.  Nur 
24  oder  25  Tage  trennt  die  Erhebung  des  Gomates  von  seiner 
Thronbesteigung.  Dieses  ist  annehmbar.  Aber  in  der  irrigen,  be- 
seitigten Voraussetzung  hätte  sich  der  Magier  und  seine  Umgebung 
mit  einem  provisorischen  Titel  begnügt,  und  seine  Gegner  denselben 
gednldet?  Dieses  ist  nicht  vorauszusetzen  Aber  genau  sind  die 
julianischen  Daten  nur  für  babylonische  Dokumente;  von 
den  persischen  Ereignissen  dürfen  wir  nur  sagen,  dass  die  Erhebung 
vor,  die  Krönung  nach  dem  14.  Api-il  521  fiel. 

Die  Inschriften  des  Kambyses  gehn  bis  in  den  Schebat  521 ; 
am  14.  Adar  oder  Ende  März  521  hörte  seine  Herrschaft  auf.  Kam- 
byses starb  nicht  zur  selben  Zeit,  sondern  erst  nach  der  Krönung 
des  Usurpators,  wie  Darius  energisch  behauptet.  Das  Wort  pa(;äva 
heisst  nie  etwas  anders  als  , nachher*^.  Er  hatte,  wie  Herodot  richtig 
behauptet,  effektiv  und  noch  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  7  Jahre 
5  Monate  als  König  von  Persien  regiert,  von  Oktober  529  bis 
27.  Mai  521.  Die  Zeitrechnung  der  Jahre  des  Kambyses  ist  übrigens 
schwierig;  Strassmaier  und  Pral^ek  haben  schon  bemerkt,  dass 
(vgl.  Str.  Kamb.  n®  81)  Cyrus  noch  am  27.  Dezember  529,  das  ist 
25.  Kislev  des  Jahres  1  des  Kambyses,  am  Leben  war,  dass  er  als 


264  Oppert,  Der  Ealmder  der  aiten  Burter. 

„König  der  Länder*  genannt  wird^),  während  sein  Sohn  schon  den 
Titel  «König  von  Babylon*  trag. 

Wenn  nun  nach  Darius  der  Garmapada  dem  Nisan  gleich- 
zusetzen ist,  was  ist  der  Bagayadis  ?  Hierauf  geben  die  von  Stniss* 
maier  veröffentlichten  Texte  Aofschluss. 

Das  letzte  Dokument  aus  der  Regierung  des  Smerdis  (aasyr. 
Bandya,  zendisierte  Form  des  altpersischen  Bardiya)  ist  aus  Babylon 
datiert,  vom  1.  Tischri  (Str.  n*'  9).     Es  lautet: 

»(Zwanzig?)  Kor  Datteln,  Pacht  des  Feldes,  welches  ein 
,  Grundstück  ist  vor  dem  grossen  Thore  des  Gottes  Zamama,  ist 
„die  Forderung  des  Itti-Marduk-balat,  Sohn  des  Nabu-akhS*iddin, 
„aus  dem  Stamme  Egibi :  an  Naba-benanni,  Sklaven  des  Itti-Marduk- 
„balat,  Sohnes  des  Nabu-akhe-iddin,  aus  dem  Stamme  EgibL 

„Im  Monat  Marchesvan  wird  er  die  Datteln  in  Auswahl 
„(?  hart)  nach  dem  Masse  von  einer  Amphora,  hinzugefügt  f(ir 
„eine  Messung  des  Grundstücks  noch  eine  Kor  tugalla  gibü 
^mangaga  biltu  huzab  1.  dartku^  geben. 

„Gewährsmänner:  Nergal-usallim ,  Sohn  des  Bel-nadin,  aus 
„dem  Stamm  EdSru;  Nabu-kin-abal,  Sohn  des  Nur-qiba  aus  dem 
„Stamm  Ir-äni,  Marduk-suzibani-edir,  Schreiber,  Sohn  des  Nadin- 
„Marduk  aus  dem  Stanune  £pis-el. 

„Babylon,  im  Monat  Tischri,  am  1.  Tage,  Jahr  1  des  Smerdis, 
„Königs  von  Babylon,  König  der  Länder.* 

Sechszehn  Tage  später  findet  sich  folgende  Urkunde: 

„2  Minen  Silber  sind  das  Depositum  des  Itti-Marduk-balat, 
„Sohnes  des  Nabu-akhe-iddin ,  aus  dem  Stamme  Egibi,  welches 
„im  Besitze  ist  des  Nergal-usallim ,  Sohnes  des  Bel-nadin,  aus 
„dem  Stamme  Ederu,  des  Depositars. 

„Am  Ende  des  Tischri  wird  er  es  zurückbringen  und  dem 
„Itti-Marduk-balat  überliefern. 

„Gewährsmänner:  Marduk-nadin-akh,  Sohn  des  Ibnä,  aus  dem 
Stamme  Egibi. 

„Kina,  Sohn  des  Nur-qibä,  aus  dem  Stamme  Ir-ani,  der 
„Jäger  (?)  Itti-Nabu-balat,  Sohn  des  Tabiq-zir. 

„Nabu-zir-ikis  der  Schreiber,  Sohn  des  Bal-^abal-iddin,  aus 
„dem  Stamme  Egibi. 

„Babylon,  im  Monat  Tischri,  am  17.  Tage  des  Antritts« 
„Jahres  des  Nabuchadnezzar,  König  von  Babylon.* 


1)  Die  abgeschmackte  Lerang:  11  Jahre  des  Kambyses,  woraaf  mehrere 
Oelehrte  eine  gewiss  feine,  aber  mir  unverständliche,  Theorie  banten,  ist  längst 
durch  Strassmaier  beseitigt.  Am  27.  Desember  529  war  Cyms  wahrsehelnllcb 
schon  im  fernen  lazartes  gefallen,  ohne  dass  die  Kunde  von  seinem  Tode  nach 
Babylon  gedrungen  war.  Cambyses ,  der  nach  Herodots  prXdser  Aussage  sieben 
Jahr  und  fUnf  Monate  herrschte,  war  wohl  schon  während  der  Abwesenheit  dos 
Vaters  wirklicher  Regent. 

2)  Eine  häufig  gebrauchte,  bisher  noch  unerklärte  Phrase. 


Opptrt,  Der  Kalender  der  aUen  Per§er,  26Ö 

Diese  üikande  (Str.,  Nabncb.  n®  3)  ist  also  unter  dem,  von 
Darit»  genannten  Nidintabel  aasgefertigt,  der  sich  nach  Aussage  des 
Darins  beträgerischer  Weise  für  Nebuchadnezzar,  Sohn  des  Nabonid 
ausgab.  Nun  existieren  aber  von  Smerdis  Urkunden  von  dem 
10.  Elul  (Peiser  XXXVm)  und  vom  20.  Elul  (Str.  n^  8),  und  von 
Nebuchadnezzar  ähnliche  Dokumente  vom  20.  Tischri  und  einem 
unl^erlichen  Datum  aus  dem  Tischri  (Str.  n^  4  und  5),  sodass  also 
gar  kein  Zweifel  darüber  obwaltet,  dass  im  Tischri  der  Begiemngs- 
Wechsel  in  Babylon  eingetreten  ist  Daher  liegt  die  an  Gewissheit 
grenzende  Wahrscheinlichkeit  vor,  dass  der  Bägajadis  dem  Tischri 
entspricht,  und  dass  der  Magier  am  10.  Tischri  getOdtet  wurde. 

Ganz  stringent  ist  der  Beweis  indes  nicht.   Ist  der  Begierungs- 
antritt Nidintabels   abhängig  zu   machen    von   der  Ermordung   des 
Gomates,  die  am  10.  Bägajädis  erfolgte,  so  ist  es  auffallend,  dass 
aus  Nisaea  in  Medien  die  Kunde  von  dem  Sturze  seiner  Herrschaft 
schon  in  Babylon  sieben  Tage  später  eingetroffen  sein  und  zu  einer 
Bevolution  Anlass  gegeben  haben  soll.     Steht  aber  die  Usurpation 
des  Nidintabel  in  keinem  Konnex  mit  dem  Tode  des  Pseudo-Smerdis, 
dann    ist  platterdings  kein  Schluss  zu  ziehen.     Die  sieben  Monate 
können  nicht  von  Yiyakhna,  sondern  von  Garmapada  ab  zu  rechnen 
sein,  so  dass  der  Bagayädis  sich  mit  dem  Marchf^van  decken  würde. 
Mir  behagt  indessen  ersteres  viel  besser,  da  gerade  mein  Freund 
Jusü   in   seiner  gelehrten  Auseinandersetzung   mir  Gründe   an   die 
Hand  giebt,   mit   dem  Marchesvan  den  Adukanis  zu  identificieren. 
Da  die  Gleichsetzung   des  Adukams   mit   dem  Sivan   abgethan   ist, 
weil  der  Sivan  sicher  und  ohne  Widerrede  mit  dem  Thäigarcis  zu- 
sammenfällt, so  bleibt  für  diesen  der  Marcheschvan  übrig.  Wenn  Justi 
sagt  (8.  246) :   „Im  Perserkalender  ist  der  8.  Monat  nicht  der  Ardvi- 
slra  Anähitä,  sondern  einem  andern  Genius  des  Wassers,  der  Haurva- 
tat  geweiht  und  Anähitä  steht  unter  dem  Namen  Apan  dem  achten 
Honat  (babyl.  Ara^samna,  hebr.  Marchesvan)  vor,  dessen  Benennung 
im  Altpersischen  unbekannt  ist.     Nun,   so   unbekannt  ist   er   aber 
nicht  Der  Marcheschvan  ist  entweder  der  Bagayädis,  oder  was  sich 
als  viel  wahrscheinlicher  herausstellt,  der  Adukani,  der  Kanal-  oder 
Gmndgraben.     Kann   man   nun   auch  einmal  die  altsumerische  Be- 
zeichnung in  Betrachtung  ziehen,  so  vergesse  man  nicht,   dass  der 
Marcheschvan,  dessen  sumerischer  Name  uns  aus  unbekannten  Ursachen 
und  Motiven  vorenthalten  ist,  sich  den  Gründungsmonat  nennt,  im 

Assyrischen  ^  {  ■"^^1»  babyl.  «<i  ^— |l.  Viele  Ana- 
logien zu  diesem  Beispiel  bietet  der  sumerische  Kalender  jedoch  nicht. 
Wir  setzen  also  getrost  den  Marchesvan  mit  dem  Adukanis  gleich ;  weil 
€S  uns  als  das  rationellste  erscheint.  Nicht  zu  vernachlässigen  sind 
auch  andere  Umstände,  auf  die  wir  später  zurückkommen  werden. 
Meine  Annahme,  dass  der  Margazana  dem  Schebat  entspricht, 
nimmt  Justi  an,  ob  es  nun  Wiesenzeugung  oder  Yogelbrut  oder 
Varkazana,  Wolfstödtung  heisst   Die  altpersische  Form  ist  verloren 


266 


Oppert,  Der  Kalender  der  alten  Ferner, 


und  die  medische  Übersetzung  giebt  Varkazanas,  was  f^l»'*FV!flgwt  «tf 
c^as  eine,  wie  auf  das  andere  altpersische  Wort  nrhliiMiM  ii  lassen  kann. 
Durch  äiß  y-"«*^™— ^■»■^^*— ^  jbü  Aoa  l)abylonischen  Monaten 
iiahgi  mir  jmbu  M%  tuHg  Tteihenf olge  als  endgiltig  festzustellen,  welche 
wir  aus  annehmbaren,  wenn  auch  nicht  gebieterisch  notwendigen 
Gründen  mit  dem  Herbste  beginnen. 


X. 

XT. 

xn. 

1.  Bägayädis 

2.  Adukanis 

3.  Athriyädiya 

Götteropfer 
Ausgrabung 
Feuerdienst 

Tischri 

Marcheschvan 

Kislev 

I. 

4.  Anämaka 

ünbenannter 

• 

Tebet 

n. 
ni. 

5.  Margazana 

6.  yijakhna 

Vögelbrut 
Eisfrei 

Schebat 
Adar 

IV. 

V. 

VI. 

vn. 

7.  Garmapada 

8.  Thuravähara 

9.  Thäigarcis 
10 

Wärmeanfang 

Frühling 

Schattenverkürzung 

Nisan 
lyar 
Sivan 
Tammuz 

VIII. 

11 

Ab 

IX. 

12 

i 

Elul 

Wir 

werden  nun  zur  ( 

!]lhronoloffie  der  ii 

1  der 

Behistuninschr 

erwähnten  Ereignisse  übergehen,  doch  ehe  wir  dazu  schreiten,  haben 
wir  eine  sehr  ernste  und  sehr  unbequeme  Frage  aufzuwerfen,  welche 
unserem  verehrten  Freunde  fremd  geblieben  zu  sein  scheint.  Herr 
Jusü  giebt  alle  Daten  nach  unserm,  auf  die  Texte  begründeten 
Ansetzungen  des  ausschliesslich  babylonischen  Kalenders.  Aber 
wer  ermächtigt  uns  denn  anzunehmen,  dass  Darius  I.,  der  in 
Ekbatana,  Persepolis,  Susa,  Pasargardä,  Gabä  und  Taoka,  aber 
niemals  wie  sein  Urenkel  Darius  Ochus  in  Babylon  wohnte,  seine 
arischen  Zeitbestimmungen  nach  dem  semitischen  Kalender  mit 
seinen  Capricen  und  Unregelmässigkeiten  berechnet  habe?  Was 
wir  von  den  baktrischen  Zeitbestimmungen  wissen,  lässt  uns  im 
Gegenteil  vermuten,  dass  dieses  nicht  der  Fall  war,  und  dass  die 
Perser  nach  wirklichen  Sonnenjahren  die  Zeit  abteilten.  Die  Tra- 
dition spricht  dafar.  Freilich  ist  hier  sehr  vieles  dunkel,  aber  wir 
wissen,  dass  die  Sassaniden  sich  nach  der  Sonne  richteten,  dass  sie 
ein  Jahr  von  365  oder  366  Tagen  besassen,  und  sich  nach  ägyp- 
tischem Muster  der  12  Monate  zu  30  Tagen  und  5  oder  6  Epa- 
gomenen  bedienten*).  Der  heutige  Parsenkalender  datiert  von 
Jezdegerd  III.  von  632,  und  der  von  meinem  geehrten  Freunde 
aufgeführte  in  dieser  Form  von  1075,  als  Djellaleddin,  Sultan  von 
Khorassan,  den  heute  gebrauchten  Kalender  einführte,  der  von  Allen 
dem  tropischen  Sonnenjahr  am  nächsten  kommt.   Djellaleddin  änderte 


])  Das  persische  System  verkQrat  das  julianische  Jahr  um  654,54  Sekon* 
den,  und  nicht  wie  das  gregorianische  um  648  Sekunden,  kommt  aUo  dem 
Sonnenjalir  am  6"  54  näher. 


Oppert,  Der  Kalender  der  aUen  Perser.  267 

sogar  die  TtehBrih^  4er  Monate,  iisd  setzte  den  Farvardin  in  den 
Mftrz ,  der  bis  dahin  mH  ^m  iLdar  «nymmenfiel ,  der  Deh  (Daya) 
fiel  trotz  seines  Namens  in  den  PiTEUIiB§. 

Der  Kalender  des  Darios  hatte  vor  allem  eine  ^l^mmf^  Aämmt- 
tische  und  keineswegs  religiöse  Färbung.  Mit  dem  assyrisch- 
chaldaischen  System,  mit  seinen  aus  einer  uns  vollkommen  un- 
bekannten Sprache  stammenden  Namen  hatte  derselbe  nichts  gemein, 
als  eine  ungefthre  Gleichzeitigkeit.  Es  ist  mehr  als  wahrscheinlich, 
dass  die  Gleichsetzung  der  babylonischen  und  altpei'sischen  Monate 
nur  auch  annähernd  richtig  war,  und  dass  man  beispielsweise  den 
14.  Yiyakhna  durch  14.  Adar  wiedergab,  ohne  nachzurechnen,  ob 
dieses  synchronistisch  stimmte. 

War  das  altpersische  Jahr  ein  lunisolares  Jahr,  so  fielen  sicher- 
lich die  Schaltmonate  nicht  zusammen,  so  dass  die  Kongruenz  der 
Monate  nicht  kontakt  War. 

Nur  wenn  wir  babylonische  Daten  haben,  können  wir  mit 
Sicherheit  die  Zeit  bedtinunen ;  so  fUllt  die  Erhebung  des  Nidintabel 
sicher  zwischen  den  1.  und  17.  Tischri  521,  das  ist  zwischen  den 
6.  und  22.  Oktober  5^1,  ob  es  aber  gerade  am  10.  des  Monats,  am 
Sonnabend  den  15.  Oktober  war,  ist  höchst  fraglich. 

Wir  haben  aber  noch  andere  Anhaltspunkte.  Der  9.  Garma- 
pada muss  nach  dehi  1.  Nisan  babylonischer  Rechnung  gefallen 
sein,  nämlich  dem  Tage  der  wirklichen  Herrschaft  des  Magiers,  also 
frühestens  am  13.  April  521  v.  Chr.  Daraus  folgt,  dass  der 
14.  Yiyakhna  nicht  auf  den  18.  März  gefallen  sein  kann.  Wir 
haben  ausserdem  einen  Text  (Str.  Camb.  n**  412)  vom  27.  Schebat 
des  Jahres  8  des  Kambyses,  also  vom  12.  März.  Aber  vom  12.  März 
bis  22.  Oktober,  17.  Tischri,  wo  Nidintabel  schon  auf  dem  Throne 
8ass,  sind  nur  224  Tage,  sodass  wir  hier  die  äusserste  Grenze 
haben,  die  gar  nicht  überschritten  werden  kann.  Ausserdem  ist 
Kambyses  spätestens  den  12.  gefallen  und  der  Magier  frühestens 
den  18.  März  zur  Herrschaft  gekommen.  Zwischen  der  Erhebung 
des  Magiers  und  der  Nidintabels  sind  nur  218  Tage,  und  da  ist  es 
sehr  fraglich,  ob  wir  nicht  annehmen  müssen,  dass  Nidintabel  schon 
die  letzten  Tage  des  Smerdis,  vor  seiner  Ermordung,  das  Perserjoch 
abgeschüttelt  hat').  Dann  allerdings  wissen  wir  gar  nichts  mehr 
über  die  Usurpation  des  Darius,  und  können  entweder  einen  zweiten 
Elol  annehmen,  oder  uns  zur  Gleichsetzung  des  BägayadTs  mit  dem 
Marcheschvan  bequemen. 

Man  sieht,  wie  die  neuen  Entdeckungen  und  die  jüngst  erst 
bekannt  gewordenen  Urkiuiden  die  Forschung  durchkreuzen  und  die 
Ergründung  der  Wahrheit  erechweren. 

Nach   diesen   Bemerkungen   wollen   wir  jetzt   die    annähernde 

1)  Auf  die  Ausdnicksweise  des  Darios  (Beb.  P.  I,  73)  yalka  adam 
(jaunüUam  iycan  Magwm  aväzanam  pagäva  „Als  ich  den  Magier  Gaamäta 
^tst«,  dsnn"  Ut  kein  grosses  Gewicht  su  legen;  doch  kann  es  bedeuten,  dass 
damals  schon  NidinUbal  in  Babylon  König  war. 


268 


Oppert,  Der  Kalender  der  alten  Perwr. 


Chronologie  der  Behistaninschrift  aufstellen,  indem  wir  darauf  hin- 
weisen, dass  es  uns  nicht  gestattet  ist,  eine  vollstilndige  Kon- 
gruenz der  altpersischen  Angaben  mit  dem  damals  geltenden 
babylonischen  Kalender  anzunehmen,  so  dass  wir  durch  diese  un- 
gefähre Bestimmung  sicher  vor  bedeutenden  Irrtümern  geschützt 
sind^).  So  fiel  beispielsweise  der  15.  Adar  521  nach  dem  babylo- 
nischen Kalender  auf  den  26.  März,  wohin  der  altpersische  den 
1.  Garmapada  setzen  musste,  wenn,  wie  die  Perser,  wie  noch 
heute,  das  neue  Jahr  mit  der  Frühlingsnachtgleiche  begannen;  das- 
selbe Resultat  würde  sich  ergeben,  da  521  v.  Chr.  9280  ein  julia- 
nisches Schaltjahr  war,  wenn  am  1.  Bägayädis  das  Jahr  mit  dem 
Herbstäquinoctium  seinen  Anfang  nahm.  Der  14.  Adar  fiele  also 
auf  den  26.  M&rz,  der  14.  Yiyakhna  auf  den  9.  M&rz.  Daher  thun 
wir  viel  weiser,   uns  mit  ungefllhren  Angaben  zufrieden  zu  geben. 


Kambyies,  König  von  Babylon 

Tod  des  Cyms  im  Norden,  wohl  schon  frtther 
Erhebung  des  Magiers  Gomates  zu  Pasargadä 

Herrschaft  des  Psendo-Smerdis 

Tod  des  Kambyses  bald  nachher 

Empörung  des  Midintabel  in  Babylon  .  .  . 
Tod  des  pMudo  Smerdis  u.  Darins  wird  König 
Rebellion  der  Susianer  unter  Athrina  .  .  . 
Sieg  am  Tigris  Über  die  Babylonier  .... 

Schlacht  bei  Zazina 

Einschliessung  Babylons 

Ab&ll  der  Ägypter 

Phraortes,  der  Meder,  nnabhftngig  unter  dem 

Namen  Sattarita 

Zug  des  Hydames  gegen  Medien  und  Schlacht 

bei  Mams 

Feldsug  des  Dadarses  in  Armenien,  Schlacht 

bei  Zusa 

Zweite  Schlacht  bei  Tigra 

Dritte  Schlacht  bei  Uhyima 

Feldsug  des  Omises  in  Armenien  und  Assy- 

rien,  Schlacht  bei  Isstd 

Feldsug  des  Hystaspes  gegen  die  Parther 
Schlacht  gegen  die  Parther  bei  Patigrabana 

acht  Tage  später,  sweite  Schlacht  .... 
Aufrtand    der   Perser    unter    dem    sweiten 

Pseudo-Smerdis,  Oeardates 

Schlacht  bei  Racha 

Schlacht  des  Omises  gegen   die  Meder  bei 

Autiyarus 

Darius  verlisst  Babylon 

Niederlage  des  Phraortes  bei  Kundnrus  .  . 
Einnahme  der  modischen  Hauptstadt  Rhagft, 

Hinrichtung  der  Rebellen  in  Ekbatana   . 


U.  Viyakhna 
9.  Oarmapada 


10.  Ligayldis 

27.  AthriyKdiya 
6.  Anftmaka 


27.  Animaka 

6.  Thuravfthara 
18.  Thura^Khara 
9.  ThSigar6U 

15.  AnKmaka 

22.  Viyakhna 
9.  Garmapada 


12.  ThuravShara 


30.  Thurarihara 


25.  Adukanis 


9471  SSO 
947S  529 


9480 
9480 


9480 

9480 
9481 


9482 

9482 
9482 
9482 

9483 
9483 

9483 


9483 


9483 


9483 


521 
521 


521 

521 
520 


519 

519 
519 
519 

518 
518 

518 


518 


518 


518 


Juli 
Dee. 
Man 

April 
Okt 

Not. 

Dec. 
Jan. 


Jan. 

Mai 

EndeMai 

Juni 

Jan. 
Mlrs 

April 


Mai 


Mai 


Not. 


1)  So  bedeutet  s.  B.  der  9.  Ab  heute  noch  bei  den  orientalischen  Katho- 
liken den  9.  August,  bei  den  Orthodoxen  den  21.  August  gregorianisch;  bei 
den  Juden  ist  er  der  bewegliche  Gedenktag  der  Zerstörung  Jerusalems. 


I 

i 


Oppert,  Der  Kalender  der  alten  Pereer. 


269 


EmpöruBg  der  Soaiuitr  nntor  Martiyft  .  .  . 
An&taod  der  Segertier  unter  ChUreiltekhiiia 
DSmpfiiDg  der  Empörung  derUergUner  unter 

FrSda 

Schlaelit  gegen  Oeardetei  bei  Parage  (Forg) 

OcCuigennelime  dee  üiurpeton  und    seine 

Hinriehtong  in  üradaiceye  (Ande4{) .  .  . 

F«ldsng  des  Byenes  in  Areehosien  gegen  die 

Anliftoge»  des  Pseudo-Smerdis 

8€hlneht  bei  Kaplsakaiiis 

19i«derlnge  der  Smerditen  bei  Oandntara  . 
Anlstend  der  Bektrier  und  Oelkngennehme 

des  IVida 

Zweite    Empdrung    der    Bebylonier    unter 

Arekbsu     Einnehme  der  Stadt 

Zog  gegen  Ägypten 

Zag  gegen  die  Seythen 

Rebellion  in  Snsisna 

Tod  des  Dsrins 


6.  Gannepada 


6.  Garmapsda 
18.  Animaka 

7.  Viyalihna 

S7.  Athriyadiya 
22.  Margssana 


9484 


9484 
9485 
9485 

9485 

9488 


9499 
9516 


517 


517 
516 
516 

516 

518 


509 
485 


April 


April 

Jan. 

Min 

Dee. 

Febr. 


Okt. 


Es  ist,  wie  Justi  richtig  bemerkt,  eine  Lücke  von  109  Tagen 
in  den  Privattezten ,  dem  Jahr  7  des  Darius  vom  Tischri  bis  An- 
fang Sehebat.  Ich  sehe  keinen  Grand,  hier  meinem  gelehrten 
Freunde  nicht  zu  folgen;  der  22.  Margazana,  an  dem  Babylon 
wieder  unter  die  Perserherrschaft  kam,  braucht  nicht  gerade  der 
22.  Sehebat  des  Jahres  7  gewesen  zu  sein.  Eine  andere  Lücke 
ist  übrigens  zwei  Jahre  sp&ter  vom  25.  Marcheschvan  bis  5.  Adar 
des  Jahres  9,  was  die  Usurpation  des  Armeniers  Arakha  in  den 
Anfang  des  Jahres  511  setzen  würde.  Das  erste  Jahr  des  Darios 
beginnt  mit  dem  2.  April  9481  (520);  seine  Regierungsjahre  z&hlen 
Ton  seiner  Thronbesteigung  an,  sodass  das  zwölfte  Jahr,  nachdem 
die  Skythen  besiegt  und  die  susianische  Empörung  niedergeworfen 
war,  auf  Oktober  510  bis  Oktober  509  zu  setzen  ist 

Ist  etwas  auf  die  persische  Tradition  zu  halten,  so  war  das 
Jahr  der  alten  Perser  ein  Sonnenjahr,  ohne  Einmischung  der  syno- 
dischen Monate.  Begann  das  Jahr  mit  dem  Frühlingsftquinoctium, 
dem  Eintritt  der  Wärme,  Oarmapada,  so  war  dieses  zu  Darius 
Zeiten  am  25.  oder  26.  März;  bildete  die  Herbstnachtgleiche  den 
Anfang,  so  war  es  nur  der  27.  oder  28.  September  julianisch,  und 
der  erste  Tag  des  Jahres  war  der  erste  Bägayädis.  Wo  die 
Epagomenen  eingeschaltet,  wissen  wir  nicht;  sie  werden  aber  von 
jeher  bestanden  haben,  wie  in  Ägypten;  Djellaleddin  hat  im  Jahre 
1075  in  gelehrtester  Weise  schon  Beform,  aber  kein  neues  Monats- 
system geschaffen.  Man  könnte  nun  nach  diesem  Stand  die  alt- 
persischen Angaben  berechnen,  aber  die  Basis  selbst  ist  zu  wenig 
Terbürgt,  um  sie  zur  Grundlage  eines  allzugenauen,  das  heisst  un- 
wahren Systems  zu  machen. 

Bis  jeüt  wissen  wir  nicht  viel  über  den  Kalender  der  alten 
Perser.      Aber    man   erlaube    mir,    etwas    in    diesen    Kalender   zu 


270  Oppert,  Der  Kalender  der  alien  Ferser. 

schreiben.  Herr  Justi  nennt  die  Sprache  des  Cjras  altpersisch, 
die  Zendsprache  altmedisch,  und  die  Sprache  der  zweiten  (Gattung 
der  achämenidischen  Trilinguen,  susisch  (\).  Er  möge  mir  gestatten,  zn 
bemerken,  dass  die  beiden  letzteren  Namen  irrig  sind.  Der  zweiten 
Gattung  Sprache  ist  mit  Nichten  die  der  susianischen  Inschriften, 
die  2;war  nahe  verwandt,  jedoch  verschieden  ist,  wie  Zend  und 
Altpersisch.  Man  hat  sie  auch  elamitisch  genannt,  auch  wie 
ich  glaube  anzanisch,  Namen  die  sehr  Wenige  verstehen,  denn 
die  grosse  Mehrheit  des  Menschengeschlechtes  bilden  die  Nicht- 
assyriologen.  Diese  zweite  Sprache  ist  und  bleibt  die  Sprache  der 
nichtarischen  Meder,  und  Hincks  und  Bawlinson  hatten  Recht, 
Norris  und  ich  hatten  Unrecht,  sie  skjthisch  oder  medo-skythisch 
zu  heissen.  Wer  Elamite  sagt,  sagt  Semite,  und  wer  vom  Meder 
spricht,  redet  von  Turaniem.  Die  Meder  nannten  sich  selbst  vor 
der  Ankunft  der  Meder  Arier,  sagt  der  alte  Herodot;  er  sagt  wahr. 
Die  Arier  wurden  von  den  Turaniem  überflutet;  aber  als  die  Arier 
durch  die  Perser  die  Übermacht  wiedererlangten,  schwand  auch  der 
Name  (Medien  und  MaY)  aus  der  Geschichte,  und  das  einstige  Medien, 
wo  es  immer  Arier  gegeben,  hiess  wieder  Ariana,  und  fuhrt  noch 
heute  den  Namen  Iran.  Seine  iranische  Majestät  wohnt  unfern 
des  alten  Bhagä,  der  Mederhauptstadt.  Medisch  ist  die  Sprache 
des  Daya-ukku,  Pirruvartis,  Vak-istarra,  Istuvegu,  Sattarrita  und 
Easparrita,  die  in  der  Geschichte  arianisierte  Namen  tragen.  Sie 
waren  keine  Arier,  sondern  Turanier.  Heute  soll  nun  das  Zend 
altmedisch  genannt  werden,  und  der  früher  vorgeschlagene,  gewiss 
richtigere  Name  altbaktrisch  wird  schon  altmodisch.  Alle  diese 
mehr  oder  weniger  passenden  neuen  Bezeichnungen  sind  vom  Übel 
und  schlagen  doch  nicht  durch.  Reden  wir  verstftndlich :  die 
heilige  Sprache  der  Parsen^)  heisst  auf  deutsch:  das  Zend. 


1)  Die  einstigen  Bestrebunjiren  meiner  Jagend  »ind  seither  durch  ein  ans- 
geseichnetes  Bnch  gefördert  worden,  welches  den  Titel  fBhrt:  Handbach  der 
Zendsprache  von  Ferdinand  Jnsti.  Leipdg  1866.  Ist  auch  manches  aassa> 
setzen,  so  muss  man  Sprachgebranch  respektieren;  auch  in  der  Philologie,  nnd 
namentlich  dort,  mnss  es  heissen:  nsns  dominus.  Man  darf  keine  Namen 
wählen,  die  ausser  einigen  sehr  wenigen  Esoterlkem,  kein  Mensch  Terstebt 
Warum  soll  man  „ansanische  Inschriften**  sagen,  wenn  sie  susianisch  sind  ?  oder 
warum  soll  man  alarodisch  reden,  wenn  man  noch  gar  nicht  sicher  ist,  dass 
die  Alarodier  Herodots,  die  allerdings  den  Namen  Ararat  darstellen,  die  Sprache 
der  Inschriften  von  Van  und  Taschburun,  dem  alten  Dasehpa>nrn,  redeten?  Wenn 
wir  von  altarmenisch,  medisch,  susianisch,  cappadocisch ,  phrygisch,  kariMh, 
lycisch,  libyisch,  etruskisch,  celtiberisch  reden,  so  versteht  ^dieses  jeder,  wenn 
auch  niemand  weiss,  zu  welchem  Sprachstamm  alle  diese  Sprachen  gehören. 
Selbst  Herodot  wusste  nicht,  welche  Sprache  eigentlich  die  Pelaiger  redeten, 
und  ich  gestehe,  nicht  mehr  davon  zu  wissen  ab  Herodot  Man  darf  filr 
pans  neuentdeckte  Sprachen  ganz  neue  Namen  wthlen,  nur  müssen  sie  das 
Glück  haben,  allgemein  angenommen  zu  werden,  wie  sumerisch,  mitani.  hitütiscb ; 
sie  behalten  dann  diese  Bezeichnung,  ohne  dass  man  sie  mit  barbarischen  und 
nichtssagenden  Namen,  wie  protochaldjüsch,  anatoliseh  oder  haldisch  (!)  vertauscht. 
Der  Name  thut  nichts  zur  Sache:  aber  falsch  darf  er  nicht  sein. 


271 


The  Indian  Game  of  Chess. 

By 

F.  W.  Thomas. 

In  the  ZDMG.  for  1896  pp.  227—233  Professor  Jacobi  has 
adduced  two  passages  from  Batnäkara's  Haravijaya  XII.  9  and 
Radrata's  Kävyälankara  5.  2  as  containiiig  the  earliest  references 
to  the  Indian  game  of  chess.  The  two  works  belong  to  the  ninth 
Century.  Bat  that  the  game  was  known  to  the  Hindoos  before 
this  time  appears  from  other  passages  in  works  of  an  earlier  date. 

The  first  (  VäaavadaUxi  p.  284  ed.  Hall)  occurs  in  a  description 
of  the  rainj  season,  and  reads  as  follows: — 

pUaharäaih  h'^näsu  kedärikäko^thikäsu  samutpatadbhir  jcUu- 
dabalair  iva  dardurair  nayadyiUair  iva  cilcrida  varsäkälah, 

^'The  time  of  the  rains  played  its  game  with  frogs  for  chessmen, 
which,  jellow  and  green  in  colour,  as  if  mottled  with  lac,  leapt 
up  on  the  black  field  (or  ^garden  bed')  Squares". 

The  reference  to  chess  seems  to  be  here  qoitc  piain.  The 
frogs,  yellow  and  green  in  colour,  are  compared  to  the  lac-stained 
pieces  on  the  board.  The  fields  are  the  Squares,  for  which  reason 
they  are  named  kosfküeä^  a  word  which  at  least  in  the  forras 
ho^tha  and  ko^fhaka  is  used  elsewhere  of  chess.  The  frogs  leap 
as  do  the  chessmen. 

Hall's  various  readings  do  not  in  any  marked  degree  aflfect 
the  sense.  We  have  äpUa  for  pita  (ABCF),  krpiäsu  *ploughed* 
for  kr^näsu  (ABD),  nara  for  naya  (Schol.),  jähiaabalair  ^armies 
of  W  for  jataSabalair  (ABDFH),  nava  for  naya  (ABDFGH)^  dar- 
durair  viayrUä  aamam  navadyüte  (CE).  The  Commentators  ex- 
planation  reads  as  follows: — 

hedänkä  eva  ho^fhikäa  täau.  Icedärakosfhäbhyäm  alpatve 
kani  rüpam,  hiyärUi^)  bhäsäyäm.  vasträdmirmäatn  Icridd- 
aädhanam  athalaviiesdh  kotha  üi  ca. 

pitahcaräaia  tadvarnaSr.  jaiuiabalair  läJe^äraktair.  nayo  yu- 
dähanUia  tacchik^akair  dyfUaid  caturangaid  catarangasädh' 

1)  Hindi  aa  "garden  bed\  as  Prof.  Cowell  informs  me. 


272  Thomas,  The  Indian  Chane  of  ChuB. 

ane§u  laJc^anä^)  nayadyfUasGdhanabhütoir  hastyaivädibhir  üa 
aamutpatadbhir  dardurair  bhdcaih  kölaS  cikrida,  Jähuair 
üi  piuhe  Vikare  trapujaitanoh  ^ug  äy^  an  fugägamadcou 

The  second  passage  is  Har^OrCarüa  p.  10  11.  10 — 12  (ed. 
Bomb.  =  p.  20  11.  5 — 8  ed.  Kashmir),  where  in  a  description  of 
an  angry  sage  we  have  the  following  phrase:— 

krtakälaaannidhänSm  ivändhakäritalalOfapatfä^päpadäm  on- 
takäntahpuraman(JM,fiapal^  bhrkufim  öba- 

dhnan 

^^Contracting  a  frown,  which,  as  if  the  presence  of  Jeäla  had 
been  obtained,  darkened  the  chess-board  of  his  forehead,  and 
was  the  crocodile  omament  which  bedecks  the  wiyes  of  Yama". 

Here  the  ascetic's  frowning  and  puckered  brow  is  compared 
(1)  to  the  mottled  Squares  of  a  chess-board  (cf.  Schol.  ya^l  fr(h 
tipanhty  a^fau  padäny  asyety  a^täpadam  caturangaphalaham  ata 
evänena  bkrüsamunnamanam  avyaktikrtarekkavattayä  viapaffa- 
vyalikam  etat  kUötam  upcyiyate),  (2)  to  the  forehead  crocodile- 
omaments  of  Yama's  wives.  In  ihe  latter  case  the  blackness  is 
caosed  by  the  presence  of  the  dark  Yama  hinuself  (kälait  hrfno 
gwno  yama4ca).  But  in  the  former  case  the  point  of  the  expression 
is  not  clear.  So  mach  however  is  piain,  that  käla  has  some  special 
appropriateness  in  connection  with  an  a^föpQda\  and  this  being 
the  case,  the  occurrence  of  the  word  in  the  VäsavadaUa  (varfä" 
hälah)  is  more  than  an  accident.  Does  it  refer  therefore  to  the 
block  armj?  or  to  the  block  sqnares?  Both  suppositions  seem 
excluded  by  the  Väaavadattä^  where  kölah  is  the  player^  and 
plays  with  the  yeUow  oinA  green  armies  on  the  block  sqnares.  It 
is  therefore  more  likely  that  hälah  represents  one  of  the  players^ 
namely  the  one  who  has  the  black  Squares. 

A  third  passage  is  Harsa-Carita  p.  86  1.  11  (ed.  Bomb.  = 
p.  182  1.  1  ed.  Kashmir).  Here  the  king  is  eulogized  in  the 
rhetorical  figure  pansankhyä^  and  we  find  the  phrase 

a^fäpadänäm  catwrangakalpanä 

"Only  in  the  case  of  chess-boards  was  there  arranging  of 
armies"  (or  punningly  "cutting  oft*  of  the  foor  members"). 

In  the  Kädambarl  also  p.  6  1.  15  (ed.  2.  Peterson)  däryO' 
kse^  iünyagrhäk  the  reference  will  probably  be  to  chess. 

We  find  therefore  that  Professor  Jacobi's  interesting  researches 
may  be  extended  at  least  as  far  back  ,as  the  first  half  of  ihe 
seventh  Century,  and  it  may  be  permissible  to  conjecture  that  the^ 
invention  of  chess  belongs  to  a  considerably  earlier  period. 


1)  SS  metonymy.  8)  PSri.  4.  3.  138. 


273 


Über  einen  eigentümlichen  Gebrauch  von  ^.• 

Von 

Theodor  Aaftreelit. 

Bei   der  Lektüre   des  Nandipurana   (Oxford  Num.  137  =  A) 
tmd    dem   Auszug    daraus   (Kedärakalpa ,  Leipzig  =  B)    sind    mir 

folgende  Stellen  aufgefallen,  wo  ^  die  ungewöhnliche  Bedeutung 
7on  wie  (tVa,  yaihä)  hat.  Im  voraus  bemerke  ich,  dass  der  Text 
in  beiden  nachlässig  verfasst  ist. 

A  2,  21 : 

»Die  Verehrer  des  Siva  erlangen  in  jedem  Zeitalter  Herr- 
schaft, Seligkeit  und  Erlösung.  Sie  ragen  auf  der  Erde  empor  ^) 
wie  Schlingpflanzen,  Bftume,  und  GrÄser-. 

B  6,  98: 

»Wie  das  Meer  voll  von  Wasser  ist,  so  ist  die  Welt  voll 
von  Leid". 

A  7,  49: 

if^fiapnfrrr  (?)  ^  i'^^Nift  ifrff^:  1 

» —  wie  der  Liebesgott  die  Sinne  verwirrend*. 
B  6,  40: 

,Die   Töchter    des   Saflkhapala    sprechen    in    zitternder    Hast 
^e  die  Stacheln  am  Stengel  eines  Lotus". 

1)  prithnnfopari  für  prithivyäh  upari.     Vgl.   aarvatopetam ,   Äpaat. 
Dhtnnataträ  I,  6,  19,  8.     tahoddhrüya,  VSyapur.  6,  27. 

Bd.  LU.  18 


274  Aufrecht,  Über  einen  etgeniümUehen  Gebrauch  von  ^. 

B  6,  168: 

,Die  Menseben  auf  der  Erde  erkennen  nicht  das  Entstehen 
und  Verschwinden  des  Daseins ;  die  Unbeständigkeit  der  Welt  Ifisst 
sich  nur  mit  der  Erscheinung  einer  Wasserblase  vergleichen*. 

Sieh  A  3,  27: 

Diese  vergleichende  Bedeutung  von  ca  ist  durch  weitere  sichere 
Beispiele  zu  begründen. 


1)  budlnidakäram  Ms. 


275 


Die  Respektssprache  im  Ladaker  tibetischen  Dialekt. 

Von 

H.  Franoke,  Leh. 

Der  Mensch  hat  das  Bedürfnis,  seine  Achtung  vor  einem 
anderen  Menschen  äusserlich  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Es  ge- 
schieht dies  auf  zweierlei  Weise.  Einmal  kann  man  durch  gewisse 
Körperbewegungen  und  Stellungen,  wie  Verneigen,  sich  zur  Erde 
werfen,  den  Hut  abnehmen,  dem  Mitmenschen  Ehre  erweisen ;  anderer- 
seits kann  man  dasselbe  durch  die  Rede  thun.  Von  dem  letzteren, 
von  dem  Ehren  des  Nächsten  durch  Worte,  und  zwar  wie  sich  das- 
selbe in  Ladak  gestaltet  hat,  soll  im  folgenden  die  Rede  sein. 

Um  von  Bekanntem  auszugehen,  sei  zunächst  einmal  an  ähn- 
liche Erscheinungen  in  Europa  erinnert.  Jedermann  versteht,  dass 
es  für  den  Uneingeweihten  nicht  leicht  ist  mit  Fürsten  zu  unter- 
handeln, weil  man  da  seine  Worte  sorgftQtig  wählen  muss.  Auch 
der  Jüngling,  der  sich  zum  ersten  Mal  in  feiner  Damengesellschaft 
bewegt,  empfindet,  dass  sein  gewöhnlicher  Sprachschatz  der  Höhe 
seiner  gegenwärtigen  Stellung  nicht  genügen  will  und  ringt  sich 
in  eine  neue  Ausdrucksweise  hinein,  durch  die  er  seine  Gesellschaft 
ehren  will. 

Auch  der  Ladaker,  oder  allgemein  tibetischen  Respektssprache 
haben  ähnliche  Lebenslagen,  wie  die  soeben  angedeuteten,  das  Leben 
gegeben,  aber  die  in  solchen  Fällen  in  Europa  gewählten  Aus- 
drücke entsprechen  doch  noch  nicht  der  Ladaker  Respektssprache; 
sie  gehören  nur  zu  den  von  Jäschke  auch  oft  erwähnten  ^eleganten* 
Worten.  Von  einer  eigentlichen  Respektssprache  finden  sich  wohl 
nnr  folgende  drei  Formen  in  Deutschland:  1)  Die  Anrede  mit 
,Sie'  und  »Ihr".  2)  Die  Anreden  an  Fürsten,  wie  „Euer  Gnaden, 
Durchlaucht,  Excellenz,  Majestät"  u.  s.  w. ,  die  auch  beim  Reden 
in  der  dritten  Person  nicht  vergessen  werden,  o)  Der  Gebrauch 
des  sich  selbst  ehrenden  „Wir"  in  kaiserlichen  Verordnungen^).  Die 
Respektssprache  des  Deutschen  sowie  der  meisten  europäischen 
Sprachen  beruht  also  namentlich  auf  der  Form  des  Pronomens  und 
^ erbums,  bei  denen  die  Einzahl  mit  der  Mehrzahl  vertauscht 
wird.   —    In    der    am    meisten    zur    Einfachheit    fortgeschrittenen 


1)  Bb  giebt  schon  noch  mehr  hierhergohSriges,  es  sei  nnr  an  „Allerhöchst", 
gerahon",  „gehorsamster  Diener'  u.  a.  m.  erinnert.  —  Die  Red. 

18» 


276    Froncke,  Die  Respekts«pr€tche  im  Ladaher  ttbeUtchen  Dialekt, 

europäischen  Sprache,  im  Englischen,  lässt  sich  heutzutage  eine 
Erscheinung  beobachten,  die  der  Bespektssprache  geradezu  entgegen- 
gesetzt ist.  Durch  den  , Slang"  wird  der  Grundsatz  zum  Aus- 
druck gebracht,  dass  unter  den  Leuten,  welche  sich  desselben  be- 
dienen, alle  äusseren  Respektsbezeugungen  ausser  Acht  gelassen 
werden  sollen. 

Das  Bestreben,  die  Ehrfurcht  vor  anderen  durch  ganz  be- 
sondere Ausdrücke  und  Redewendungen  zu  zeigen,  sehen  wir  immer 
wachsen,  je  weiter  wir  von  Europa  nach  Osten  vordringen.  Kein 
Wunder  also,  wenn  sich  dieses  Bestreben  in  der  Sprache  Tibets 
und  in  allen  tibetischen  Dialekten  schon  recht  stark  äussert.  Der 
gebräuchlichste  Ausdruck  für  diese  uns  Europäern  ungewohnte 
Spracherscheinung  ist  yasai  dpe  sgra^)  (sprich:  yasche  sp€ra\ 
oder  , Sprache  der  Liebe'*,  was  immerhin  kein  übler  Name  ist, 
wenn  man  bedenkt,  wie  nahe  wahre  Achtung  und  Liebe  bei  ein- 
ander wohnen.  Das  einzelne  Wort  dieser  Sprechweise  wird  rje 
rtags  genannt,  was  , Zeichen  der  Grösse*  bedeutet.  Das  flotte 
Umgehen  mit  solchen  Worten,  was  allerdings  gelernt  sein  will,  be- 
zeichnet man  als  rje  sa  coces,  d.  h.  „einen  Herrenplatz  machen*, 
weil  man  durch  das  ümherstreuen  solcher  höflicher  Worte  jeden 
Ort  und  Gegenstand  auf  eine  höhere  Stufe  hebt. 

Dass  eine  vollkommen  ausgebildete  Höflichkeitssprache  sich  in 
Bezug  auf  die  eigene  und  auf  eine  fremde  Person  ganz  verschieden 
ausdrücken  muss,  wird  an  einem  drastischen  Beispiel  klar  werden. 
In  einem  Daheim -Kalender  erschien  einmal  eine  nicht  üble  Anekdote 
von  zwei  Chinesen,  die  im  Gespräch  mit  einander  ihre  gegenseitige 
Hochachtung  zum  Ausdruck  zu  bringen  suchten.  Der  eine  sagte 
ungefähr  so:  „Und  wie  befindet  sich  Ihre  verehrte  Frau  Gross- 
mutter, die  vorzügliche  alte  Dame?*  Der  andere  antwortete:  ,Der 
alten  Vettel  hat  es  neulich  schauerlich  in  ihren  klapprigen  Knochen 
rumort,  aber  jetzt  scheint  ihr  morsches  Gestell  wieder  einige  Ruhe 
zu  haben*.  An  diesen  zwei  Sätzen  erkennt  man  deutlich,  dass  die 
wahre  Höflichkeitssprache  das  Ziel  hat:  1)  den  Nächsten  in  die 
Höhe  zu  heben;  2)  die  eigne  Person  und  die  zu  derselben  Ge- 
hörenden herunterzusetzen. 

Fassen  wir  zunächst  den  zweiten  Punkt,  das  Heruntersetzen 
der  eignen  Person  ins  Auge.  Dasselbe  konmit  im  allgemeinen 
nur  dadurch  zum  Ausdruck,  dass  man  beim  Reden  von  sich  selbst 
und  den  Seinen  nicht  Respektsworte,  sondern  die  Normalsprache 
anwendet.  Diese  Regel  gilt  im  Gegensatz  zur  europäischen  Ge- 
wohnheit  auch  von  Königen   und  Fürsten.     Würde  einer  der  ver- 


1)  Die  Transskription  der  tibetischen  Wörter  in  diesem  AnfiMUs  ist  in 
Übereinstimmung  mit  der  in  Jftschkes  Tibetan-English  Dictonary  angewandten; 
c  ist  also  »B  tschf  )  BS  deckf  n  m^  ng,  ^  ««  8ch,  z  *^  e  im  englischen 
Wort  leieurCf  «  «•  «  in  Rose;  ^  und  «  unten  vor  ein  Wort  gesetst,  stehen 
fUr  einen  der  tibetischen  Sprache  eigentumlichen,  als  Vokal -Basis  beaeichneten 
Buchstaben  und  Laut. 


Fraackef  Die  Retpektnprache  im  Ladaker  tibetischen  Dialekt,   277 

schiedenen  Ladaker  Exkönige,  ähnlich  wie  der  von  sich  im  Plural 
sprechende    deutsche    Kaiser,    die    Bespektssprache    auf   die   eigne 
Person  anwenden,  so  würde   ihn  jedermann  wegen  seiner  grossen 
Anmassung  mit  Staunen  betrachten.    Es  finden  sich  aber  im  Ladi^er 
Dialekt  auch  noch  einige  wenige  Reste  einer,  das  eigne  Thun  und 
Befinden    absichtlich    herabsetzenden    Ausdrucksweise,    also    einer 
Derespektssprache.      Das   normale  Wort   für    „fragen"    ist   ^drices. 
Wende  ich  mich  aber  mit  meiner  Frage  an  eine  zu  respektierende 
Person,   dann  mnss  ich  fär  « fragen '^  zuces  brauchen.     Die  Liebe, 
welche  ich  einem  über  mir  Stehenden  erweise,  darf  ich  nur  durch 
iagcea  zum    Ausdruck   bringen,    während    man    sonst  yaaa   coces 
braucht.    Es  legt  sich  die  Vermutung  nahe,  dass  es  Begriffe  geben 
könnte,   welche  in  allen  drei  denkbaren  Sprachformen  vorkommen, 
nämlich   in   der  der  Unterwürfigkeit,    der  Normalstellung   und  der 
Erhebung.     Ein   solcher  Begriff  ist  „geben*.     Derselbe   lautet   im 
Normalwert  tancea,    Giebt  ein  Niedrigstehender  einem  Hochstehen- 
den etwas,  so  braucht  man  das  Wort  pulces.     Beehrt  dagegen  ein 
Hochstehender  einen  Untergebenen  mit  seinem  Geschenk,  so  nennt 
man  seine  Handlungsweise  salces. 

Mit  salces   haben    wir   nun    das   Hauptgebiet    der   Respekts- 
sprache   betreten,    welches    die    Erhebung    des    Begriffs    über    das 
Kormale   umfasst.     Alle  Wortklassen   sind   freilich  nicht  an  dieser 
Spracheigentümlichkeit   in   gleicher  Weise,   und   manche   auch  gar 
nicht,   beteiligt.     Die   meisten    Respektswörter   finden   wir  in   der 
Klasse   des  Substantivs,   weniger   in   der   des  Verbums.      Auffällig 
könnte  es  auf  den  ersten  Blick  scheinen,   dass  es  in  der  Adjektiv- 
klasse überhaupt  keine  Respektsausdrücke   giebt.     Denkt  man  aber 
weiter    über   die   Natur    des   Adjektivs   nach,    so   muss   dies   ganz 
natürlich   erscheinen.     Das   Adjektiv   kann   nur   eine   Eigenschaft 
deutlich  zur  Vorstellung  bringen.    Erhöhe  oder  verringere  ich  die- 
selbe,  so   ist  es  nicht  mehr  dieselbe  Eigenschaft,   und  ich  bin  ge- 
nötigt  ein   neues  Wort   zu   gebrauchen.     Steigerung  des  Adjektivs 
tindet  zwar  im  Tibetischen  statt;    doch  bedeutet  dieselbe  in  jedem 
Falle  nur  eine  gewissermassen  quantitative  Mehrung  des  Adjektiv - 
begriffes,    welche   die    Natur   desselben    durchaus   nicht    verändert. 
Ganz   anders    steht   es    beim   Substantiv   und  Verbum.     Ein   Bart, 
ein  Pferd,   das   Sprechen,   das   Geben,   können   ihrer   Natur   nach 
höherer  oder   niederer  Art  sein;   nicht   aber  das  Tapfer -sein,   das 
Gemein -sein.     In   den  übrigen  Wortklassen  finden  sich,   mit  Aus- 
nahme des  Pronomens,   in  der  klassischen  Sprache  keine  Respekts- 
worte.   Im  Ladaker  Dialekt  hat  sich   aber  eine  Postposition,   mit 
der  Bedeutung  »vor,  im  Angesicht  von*,  zu  einem  Respektsworte 
ausgebildet.      Während    man    nämlich   in    der   klassischen   Sprache 
druiidu  und   mdundu  als   ganz   gleich   bedeutend   braucht,    kann 
im  Ladaker  Dialekt  für  »vor*,   wenn   es   sich  um   das  Stehen  vor 
Hochgestellten  handelt,  nur  drundu  sagen. 

Untersuchen     wir    zunächst    einmal    die    Respektsworte    der 


278    Francks,  Die  BetpektsaprcKke  im  Ladaker  tibetischen  Dialekt. 


Substantivklasse.  Die  Mehrzahl  derselben  sind  Konkreta,  nnd  unter 
diesen  sind  viele  Namen  von  Körperteilen.  Es  ist  merkwürdig, 
wie  gewissenhaft  genau  der  Sprachgeist  verfahren  ist  und  auch 
kleine  Glieder   nicht   übersehen   hat     Geben  wir  eioige  Beispiele: 


Deutsch 

Tibetisch 

Tibetisch 

normal 

respektvoll 

Kopf 
Haar 

mgo 
skra 

dbu 
dbu  skra 

Auge 

mig 

apyan 

Ohr 

Nase 

ma  mcog 
sfia 

snyan 
baah 

Zahn 

80 

thsems 

Lippen 
Bart 

khalpags 
sam  dal 

zal  Ipags 
zcU  snyan 

Hals 
Brust 

mjinpa 
brah 

mgrtnpa 
skubrdä 

Hand 
Fuss 

lagpa 
rkanpa 

jfhya^ 
zabs  u.  s.  w 

Ausser  diesen  dem  Leib  der  zu  ehrenden  Person  zugehörigen 
Teilen,  braucht  man  ReSpektsworte  auch  für  Gegenstände  und 
Wesen,  welche  in  direktem  Besitz-  oder  Verwandtschafts  Verhältnis 
^zu  derselben  stehen.     Z.  B.: 

yab 
yum 
sraa 

diu  zxoa 
na  bza 
zaba  ia 
phyag  rten 
gaol  Icog 
gzim  chun 
nyvl  rgyan 
^dogs  Ichyi 
chws  u.  s.  w. 

Man  wird  bemerkt  haben,  dass  einige  wenige  der  aufgeführten 
Wörter  in  der  normalen  und  in  der  respektvollen  Gestalt  voll- 
ständig übereinstimmen,  dass  aber  in  der  Eespektsform  noch  ein 
anderes  Wort  hinzugefügt  worden  ist,  so  z.  B.  bei  den  Kespekts- 
ausdrücken  für  Haar,  Brust,  Hund.  Für  diese  sowie  einige  andere 
sind  keine  eigentlichen  Eespektsstanmie  vorhanden,  und  man  hat 
gesucht,  ihnen  einen  der  Absicht  entsprechenden  Klang  zu  geben, 
indem  man  sie  mit  einem  Respektswort  verband,  welches  ^Kopf, 
„Leib*  u.  s.  w.  bedeutet. 

Indem  wir  ims  nun  dem  Abstrakten  zuwenden,  werden  wir 
beobachten  können,  dass  sich  eigentliche  Respektsstämme  hier  noch 


Vater 

apa 

Mutter 

ama 

Sohn 

buthaa 

Hut 

tibi 

Kleid 

nam  bza 

Schuh 

kab  za 

Hose 

snam  ya 

Tisch 

Icoq  tae 

Fenster 

khan  mig 

.  Schmuck 

btaga  ake 

Hund 

khyi 

Pferd 

rta 

F^cmehe^  Die  Regpektssprache  im  Ladaker  tibetischen  Dialekt,   279 


viel  weniger  vorfinden  und  dass  man,  am  dem  Bedürfnis  zu  ge- 
nügen, noch  mehr  Zusammensetzungen  hat  bilden  müssen.  Das 
Wort,  welches  für  die  meisten  Zusammensetzungen  gebraucht  wird, 
ist  thugSy  die  Respektsform  für  ytÜ  (Sinn)  oder  für  sems  (Seele). 
Hierher  gehören  folgende  Beispiele. 


Seele 

Zorn 

Geduld 

Liebe 

Freude 

Wüle 

Leid 

Mitleid 

Versuchung 


sro 

zodpa 

byamapa 

madpa 

dgonspa 

tserka 

anyih  rje 

nyam8  aadpa 


thugs  nyams 
thuga  sro      , 
thtigs  tod 
byamathuqa 
thugsthad 
thugs  dgohs 
thugs  tser 
thuga  rje 
thuga  aadpa 


Das  Verbum   hat   einen   geringeren  Vorrat  von  Respektswort- 
stämmen.    Einige  derselben  mögen  hier  angeführt  werden: 


•  % 


yoncea 

caiea 

thohcea 

thaoriea 

taniea 

akyecea 

aüea 

zer6ea 

aruliea 


bzugcea 

mdzadcea 

phebcea 

akyodcea 

gzigacea 

aaniea 

acdäea 

hhruncea 

o 

^groniea 

molcea 

^chagacea 


sitzen  ^dugcea 

machen  bcocea 

kommen 
gehen 
sehen 
hören 
geben 

gebären,  ge-^ 
boren  sein/ 
sterben 
sprechen 
bewegen 

und  einige  andere. 

Mehr  als  beim  Substantivum  spielt  beim  Verbum  die  Zu- 
sammensetzung eine  Rolle.  Zum  Unterschied  von  jenem  ist  bei 
ihm  die  Zusammensetzung  keine  innige,  d.  h.  das  Grundwort  ver- 
schmilzt nicht  mit  dem  es  zum  Respektwort  erhebenden  zu  einem 
"Ort,  wie  dies  beim  Substantivum  besonders  dadurch  zum  Aus- 
^ck  gebracht  wird,  dass  beide  Teile  des  Kompositums  ihren  Artikel 
abwerfen.  Beim  Verb  tritt  dagegen  das  Grundwort  in  das 
Supinum,  während  das  Respekts -Hilfszeitwort  die  erforderlichen 
Tempusendungen  (Suffixe)  annimmt.  Das  Supinum  des  Grund- 
▼erbrnns  ist  aber  nicht  das  dem  Ladaker  Dialekt  eigentümliche 
a^f  ceakt^  sondern  das  der  alten  klassischen  Sprache  auf  par  oder 
^^  welches  hier  als  einfaches  a  erscheint  und  sich  in  einigen 
wenigen  Konstruktionen  noch  erhalten  hat.  Als  Respekts-Hilfszeit- 
wort gebraucht  man  inmier  mdzadcea,  Stammkonsonanten  werden 
^or  dem  a  verdoppelt.     Hier  einige  Beispiele: 


280   FraneJeey  Die  Respektsaprache  im  Ladaker  tiöeiüchm  Dialekt. 

zeigen  Standes  stanna  (statt  stanbar)  mdzaddfsg  (cea) 

sianna  mdaadscn  hat  gezeigt 
staama  mdzadyüi  wird  zeigen 
treffen  thugces  tkugga  mdtaadug  (son^  yin) 

schliessen        ckugaes  chugga  mdzaddug  {soh,  yin) 

bringen  kyonces  hyohna  mdzaddug  {son,  yin) 

öffnen  pkeces  phea  mdzaddug  (son,  yin) 

lesen     ,  silces  siUa  mdzaddug  {soh,  yin) 

Es  ist  nun  noch  das  persönliche  Pronomen  zu  besprechen.  Die 
alte  klassische  Sprache  braucht  als  R^spektswort  namentlich  das 
Wort  khyedj  du,  dessen  Entstehung  aus  dem  normalen  khyody  du^ 
deutlich  zu  erkennen  ist.  Dieses  khyedj  obgleich  der  Unterhaltungs- 
sprache fremd  f  hat  sich  namentlich  in  Gebeten  noch  im  Gebrauch 
erhalten.  Für  die  Unterhaltungssprache  ist  das  Respektswort  das 
Pronomen  nyidran  „das  eigne  Selbst'',  als  Anrede  in  Ao&ahme 
gekommen.  Da  dasselbe  an  sich  kein  Pronomen  zweiter,  sondern 
ein  solches  dritter  Person  ist,  erinnert  dasselbe  entschieden  an  den 
Gebrauch  des  deutschen  „Sie*.  Für  die  dritte  Person  erhält  das 
hho^  er,  sie,  ein  n  für  die  Respektsfoim  angehangen,  und  wird 
also  hhoh. 

Der  Plural  lautet  in  der  zweiten  Person  in  der  gespektsfoim 
nyüarahy  in  der  dritten  khongun.  Doch  ist  es  nicht,  wie  in  den 
meisten  arischen  Sprachen,  Sitte  eine  einzelne  Person  im  Plural 
anzureden. 

Die  erste  Person  kann,  wegen  des  sprachlichen  Bescheid enheits- 
gefähls,  welches  schon  vorher  erwähnt  wurde,  keine  Respektsform 
haben. 

Wir  wenden  uns  nun  der  Frage  zu,  inwieweit  der  Respekt^- 
auscjruck  die  Wortform  beeinflusst.  Von  der  Konstruktion  der 
Verben  mit  wdzadces  ist  schon  gesprochen  worden;  ebenso  haben 
wir  gesehen,  dass  der  Plural  niemals  statt  des  Singulars  angewendet 
wird.     Es  bleibt  nun  nur  noch  weniges  hinzuzufügen. 

Es  kann  eine  höflichere  Form  des  Imperativs  gebildet  werden, 
nsimentlich  bei  den  Verben,  die  einen  Imperativstamm  mit  ablauten- 
dem Vokal  haben,  indem  man  die  Endung  (oder  das  Suffix)  sig^ 
cig,  zig  an  den  Imperativstamm  hängt. 

Alle  anderen  Wörter  können  schliesslich  in  die  Respektsform 
erhoben  werden,  indem  man  sie  mit  der  Endung  le  versieht.  Die- 
selbe spielt  in  der  Umgangssprache  eine  grosse  Rolle  und  wird  bei 
kleinen  Sätzen  dem  letzten  Wort  beigefügt,  z.  B.  Oaru  skyod 
yinle  Wohin  gehen  Sie?  Selbst  Interjektionen  nehmen  dieses  & 
an,  z.  B.  ^onle  oho! 

Hängt  man  le  an  ein  Wort,  welches  an  sich  schon  Respekts- 
wort ist,  oder  konstruiert  man  ein  Respektsverbum  mit  mdzadceSj 
so  treibt  man  Übermass  im  Respekt  und  geht  weiter  als  es  der 
Anstand  erfordert. 


Iranckey  Die  RespeJctMprache  im  Ladaker  tibetischen  Dialekt,   281 

Wir  fr^eiL  uns  nun:  Wer  wird  eigentlich  mit  der  Respekts- 
spracbe  angeredet  ?  Die  Antwort  kann  kurz  die  folgende  sein :  Jeder 
Vorgesetzte  von  seinem  Untergebenen.  Der  Minister  gebraucht  dem 
König  gegenüber  Respektsausdrücke,  der  Munschi  (Sekretär)  dem 
Minister  gegenüber;  der  Bauer  spricht  im  Respekt  zum  Staats- 
sekretär, der  Tagearbeiter  zum  Bauern.  Ausserdem  ziemt  es  sich 
für  die  Kinder,  die  Eltern  als  Respektspersonen  anzusehen,  und  für 
die  Laien,  gegenüber  ihren  Geistlichen  dasselbe  zu  thun.  Hierbei 
kann  auch  bemerkt  werden,  dass  in  buddhistischen  Klöstern  die 
Zahl  der  Grüsse  in  Empfehlungsschreiben  mit  der  hohen  Stellung 
der  angeredeten  Person  in  Einklang  gebracht  werden  mu$s.  Geht 
also  ein  Brief  von  unten  nach  oben  durch  mehrere  Hände,  so  muss 
die  Zahl  der  —  Nullen  allmählich  vermehrt  werden. 

Interessant  wäre  gewiss  eine  Untersuchung  der  Frage,  ob  die 
Respektssprache    im   Zunehmen    oder   im   Abnehmen    begriffen   ist, 
d.  h.  ob  die  Ladaker  Sprache  früher  über  eine  grössere  Menge  von 
Respektsstämmen  verfügt   hat   oder   nicht.     Man  kann  hierbei  nur 
Vermutungen  aussprechen.     Sehen  wir  uns  nach  ähnlichen  Sprach - 
erscheinungen  in  Europa  um.     Li  England  ist  in  früherer  Zeit  das 
you  nur  als  Anrede  eigentlicher  Respektspersonen  gebraucht  worden. 
Bei  dem  Bestreben  höflich  zu  erscheinen,  wandte  man  die  Respekts- 
form   auf  einen   immer   grösseren  Kreis  von  Personen  an,   bis  sie 
Gemeingut  aller  geworden  war,  und  damit  den  respekty)llen  Klang. 
Terloren  hatte.     Vom  deutschen   „Sie*  lässt   sich  zwarQas  gleiche 
noch  nicht   sagen,    aber  man  achte   einmal  auf  das  Gebräuchlich- 
werden   von    Anreden    mit    »Herr,   Fräulein",    statt   Jungfer    und 
anderer.     Noch   im  Anfang   dieses  Jahrhunderts   fand   eine  gewisse 
Auswahl  der  Personen  bei   den  genannten  Anreden  statt,   während 
heute   ihr   Gebrauch  allgemein   ist.      Ähnliches   lässt    sich   in   den 
meisten  Sprachen  Europas  beobachten  und  die  Auswahl  der  Pei-sonen 
spielt  woM  überall  eine  immer  geringere  Rolle,  so  dass  die  Möglich- 
keit  nahe    liegt,    dass    die    Respektsausdrücke    einmal   ihren    vor- 
nehmeren  Klang   ganz   verlieren   könnten.     Sie  würden   dann    ent- 
weder  die    alten   Normalstänmie   teilweise    verdrängen,    oder   neben 
ihnen  als  besondere  Stämme  mit  gleicher  Bedeutung  stehen.    Viel- 
leicht wäre  der  Sprachgeist  abec  auch  imstande,  den  verschiedenen 
Stämmen  allmählich  feinere  Schattierungen  einzuhauchen. 

Wir  haben  uns  in  den  vorstehenden  Ausführungen  auf  einen 
tibetischen  Dialekt  beschränkt,  weil  ein  solcher  als  lebende  Sprache 
sich  am  besten  zur  Beobachtung  eignet.  Sollten  aber  durch  obige 
Betrachtungen  auch  einige  Streiflichter  auf  das  Studium  des 
klassischen  Tibetisch  fallen,  so  wäre  der  Zweck  dieses  Aufsatzes 
erreicht. 


282 


Nochmals  Landauer. 

Von 

C.  Brockelmann« 

Das  von  mir  diese  Zeitschr.  51,  658  besprochene  Wort  andül 

findet  sich  als  j. jjp  palanquin  schon  im  Livre  des  Merveilles  de 

rinde  ed.  van  der  Lith  118,  s.  Im  Glossar  dieser  Ausgabe  fährt 
Kern  dies  Wort  auf  sanskrit.  ^hindola^  balanc^oire  zurück  und 
ebendört  weist  Yule  das  Wort  als  andola  ander  „Palankin*  bei 
englischen  und  portugiesischen  Schriftstellern  des  16.  und  17.  Jahrk 
als  in  Indien  und  Nordafrika  gebräuchlich  nach.  Dazu  teilt  mir 
mein  Kollege  Prof.  Ldebich  mit:  «Skr.  hindola  m.  „Schaukel,  Säuft«* 
ist  eine  verdunkelte  Zusanunensetzung,  deren  erster  Teil  wohl  noch 
nicht  erklärt  ist,  mit  dem  Denominativum  hindolayati  ^schaukeln*. 
Der  zweite  Teil  kehrt  in  einer  synonymen  Form  andola  wieder, 
die  in  andolana  und  andolayaii  vorliegt.  Neben  hindola  auch 
hülola  und  das  Simplex  dolä  f.,  beide  ebenfalls  in  der  Bedeutung 
, Schaukel,  Sänfte".  Alles  dies  sind  dialektische,  ins  Skr.  zurückgekehrte 
Formen,  denen  die  prakritische  Wurzel  dul  zu  Grunde  liegt.  Diese 
wieder  ist  die  reguläre  Entsprechung  der  wohlbekannten  idg.  Wurzel 
ftt/,  rf,  td  „tragen,  ertragen**,  bezeugt  durch  skr.  tuiä  „Wage*, 
tulya  „gleich*',  tolayati  „wägen",  gr.  rk^vai,  rdXavxov^  nkafiutv 
„Tragriemen",  lokuäv  „wagen",  lat.  tult,  tollere,  tolerare^  got. 
thulan^  ahd.  dolen,  nhd.  mit  suffixaler  Erweiterung  dulden^  Ge- 
duld. Zur  Sache  ist  noch  darauf  hinzuweisen,  dass  auch  unser 
Wort  Palankm  auf  skr.  paryanka,  palyanka  „Ruhebett"  (beide 
Formen  schon  bei  Pänini)  zurückgeht,  zum  Bedeutungswandel,  dass 
auch  unser  wiegen,  wägen  und  wagen  aus  ein  und  derselben  Wurzel 
(vegh)  entstammen". 


283 


Fünf  indische  Fabeln. 

Aus   dem  Mongolischen   von   Hans  Conon  von  der  Gabelentz. 

Aus  einer  unveröffentlichten  HandBclirift  der  Königl.  Bibliothek 

zu  Berlin^)  mitgeteilt 

von 

B.  Läufer. 

L  (p.  159  b,  160.) 

Als  vor  alten  Zeiten  ein  Elefant  das  Wasser  des  Meeres  zu 
trinken  ging,  begegnete  er  einer  Maus,  die  zu  ihm  sagte:  „Onkel, 
du  bist  von  Natur  weise,  ich  bin  von  Natur  listig;  wer  von  uns 
beiden  ist  der  ältere  Bruder?"  Der  Elefant  erwiderte  zornig: 
, Ziemt  es  sich,  dass  du  Knirps  älterer  Bruder  sein  willst?  Ich 
zerstöre  mit  meinem  Stosszahn  den  Berg  Sumeru;  wenn  ich  mit 
dem  Puss  auftrete,  töte  ich  zehntausend  Mäuse". 

Als  er  im  Begriff  war,  auf  sie  zu  treten,  floh  die  Maus  er- 
schrocken und  sann  auf  eine  List.  Sie  versammelte  viele  Mäuse 
und  sprach :  ,Ein  Elefant  will  uns  alle  töten.  Wenn  wir  die  Erde 
auf  seinem  Wege  heimlich  aushöhlen  und  ihn  zu  Falle  bringen 
und  besiegen,  so  wird  dies  gut  für  unsern  Ruhm  sein*. 

Die  andern  billigten  diesen  Vorschlag,  gruben  die  Erde  auf 
und  warteten.  Der  Elefant  kam ,  stolperte  und  fiel ,  und  da  er 
sich  nicht  wieder  aufrichten  konnte,  sprang  die  erste  Maus  auf  das 
Haupt  des  Elefanten  und  sprach:  „Onkel  Elefant,  wer  von  uns 
beiden  ist  nun  der  ältere  Bruder?*  Der  Elefant  antwortete:  „Da 
alle  Mäuse  meine  Lehrer  gewesen  sind,  so  mögen  sie  die  älteren 
Brüder  sein.  Wenn  ihr  mich  aus  diesem  Unglück  errettet,  so 
werde  ich,  wo  ich  eure  Löcher  sehe,  erschrocken  fliehen*.  Auf 
diese  Rede  versammelte  die  erste  Maus  800  000  Mäuse ;  einige  be- 
fehligten von  dem  Körper   des  Elefanten  aus  und  zogen  von  oben. 


1)  Über  dieses  bedeutsame  Werk  habe  ich  bisher  nar  eine  Notiz  in  der 
Kolnisehen  Zeitung  1895  (Nr.  375)  veröffentlicht,  welche  auch  die  Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung  abgedruckt  hat.  Meine  BemfihunKen,  eine  Publikation  dor 
ganzen  Handschrift  zu  ermöglichen,  sind  sttmtlich  gescheitert. 


284  V'  d-  Gabelentz,  Fünf  indUche  Fabdn. 

< 
andere  gruben  die  Erde  tiefer  aus   und  feuchteten  sie  an,   so  dass 
der  Elefant   allmählich   sich   erhob.     Als   nun   der   Boden   geebnet 
und  der  Elefant  aufgestanden  war,  lief  er  erschrocken  davon.    Die 
Mäuse  lachten. 

0  König,  dass  die  einen  Finger  langen  Mäuse  durch  Be- 
hendigkeit und  List  den  gierigen  Elefanten  besiegt  haben,  ist  durch 
solche  List  geschehen. 

Vergl.  Hitopadesa  I,  8. 

IL  (p.  160  a,  160  b.) 

Einstmals  kam  eine  Katze,  die  ein  gelb  und  rotes  Kleid  an- 
gezogen hatte,  in  die  Nähe  der  Mäuse.  Als  die  Mäase  sie  er- 
blickten, flohen  sie  erschrocken.  Die  Katze  sagte:  , Flieht  nicht! 
Ich  habe  vor  Buddha  ein  Gelübde  abgelegt  und  thue  deshalb  keinem 
Geschöpf  etwas  zuleide**.  Die  Mäuse  aber  sagten:  „Frau  Katze, 
höre.  Wenn  dein  Körper,  indem  du  das  gelb  und  rote  Kleid  an- 
zogst, ein  Gelübde  genommen  hat,  hat  dein  Gemüt  auch  ein  Ge- 
lübde genommen?*  Die  Katze  sprach:  „Meine  Brüder,  hört  mich! 
Alle  andern  Dinge  werden  sich  linden,  mein  Gemüt  ist  aufrichtig 
und  rein.  Die  Mäuse  glaubten  es  und  machten  die  Katze  zu  ihrem 
Fürsten.  Als  sie  aber  zusammen  waren,  frass  die  Katze,  sich  listig 
verbergend,  täglich  mehrere  hundert  Mäuse.  Die  Mäuse  wunderten 
sich  und  fanden ,  als  sie  nachzählten ,  dass  800  000  Mäuse  we^ 
waren.     Sie  erkannten  nun,  dass  die  Katze  sie  gefressen  hatte  und 

sprachen:   „Jeder  schlechtgesinnte  Mensch  muss  so werden'. 

So  sprechend  flohen  sie.     Dies  war  die  Macht  der  List. 

Eine  Variante  dieser  Fabel  hat  Schiefner  unter  dem  Titel 
„Der  heuchlerische  Kater*  aus  dem  tibetischen  Kandjur  übersetzt 
(M^langes  asiatiques  Bd.  VIII,  S.  177).  Dieselbe  lautet:  In  längst 
vergangener  Zeit  lebte  ein  Anführer  einer  Mäuseschar  mit  einer 
Umgebung  von  500  Mäusen  und  gab  es  einen  Kater  Namens 
Agnidscha.  In  seiner  Jugendzeit  tötete  dieser,  wo  er  wohnte,  in 
der  Umgegend  alle  Mäuse.  Als  er  aber  zu  anderer  Zeit  alt  ge- 
worden mit  seiner  Überlegenheit  keine  Mäuse  mehr  fangen  konnte, 
dachte  er:  „Früher  habe  ich  in  der  Jugendzeit  durch  meine  Über- 
legenheit Mäuse  fangen  können;  da  ich  es  jetzt  nicht  mehr  ver- 
mag, muss  ich  irgend  eine  List  verbreitend  sie  verzehren*.  Er 
fing  an,  verstohlenerweise  Mäuse  zu  suchen.  Bei  diesem  Suchen 
erfuhr  er,  dass  es  eine  Schar  von  500  Mäusen  gebe.  Als  er  an 
einer  von  dem  Mäuseloche  nicht  sehr  entfernten  Stelle  trughafte 
Bussübung  ausübte,  sahen  die  Mäuse,  als  sie  hin-  und  herliefen, 
ihn  mit  frommer  Haltung  stehen.  Aus  der  Entfernung  fragten  sie 
ihn:  „Oheim,  was  machst  du?**  Der  Kater  antwortete:  „Da  ich 
in  meiner  Jugend  viel  untugendhafte  Handlungen  verübt  habe, 
thue  ich  jetzt,  um  sie  auszugleichen,  Busse*.     Die  Mäuse  meinten, 


f>.  d.  Gabelentz,  FUnf  mdUche  Fabeln.  286 

er  habe  nnn  das  sündhafte  Leben  aufgegeben,  und  es  entstand  in 
ihnen  aus  dem  Glauben  erwachsenes  Zutrauen.  Als  sie  nun  täglich, 
nachdem  sie  ihren  Kreis  gemacht  hatten,  in  das  Loch  zurückkehrten, 
packte  der  Kater  immer  die  letzte  derselben  und  verzehrte  sie. 
Als  aber  nun  die  Schar  immer  kleiner  wurde,  dachte  der  Anführer : 
,Da  meine  M&use  an  Zahl  abnehmen,  dieser  Kater  aber  gedeiht, 
muss  es  irgend  eine  Ursache  geben*.  Er  fing  deshalb  an,  den 
Kater  zu  betrachten;  als  er  ihn  dick  und  behaart  sah,  dachte  er: 
,Ohne  Zweifel  hat  dieser  die  Mftuse  getötet,  deshalb  muss  ich  die 
Sache  ans  Tageslicht  bringen^.  Als  er  nun  aus  einem  Verstecke 
sorgfUtig  Acht  gab,  sah  er,  wie  der  Kater  die  letzte  Maus  verzehrte. 

F.  W.  K.  Müller,  Die  16  ersten  Erzählungen  des  Piääcapra- 
karaQam,  Thai-Test  mit  Übersetzung,  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  48, 
1894,  S.  212,  giebt  die  folgende  verwandte  Geschichte,  in  welcher 
jedoch  die  Katze  durch  einen  Raben  und  die  Mäuse  durch  Schwäne 
vertreten  werden: 

Im  Altertum  erzählte  man :  Es  gab  einst  einen  heiligen  Feigen- 
baum mit  breiten  Ästen,  welcher  einen  Umfang  ähnlich  einem 
Njagrodhabaum  hatte.  Es  ereignete  sich  nun,  dass  ein  Rabe  die 
Schwäne  erblickte,  welche  mit  Jungen  und  Neugeborenen  versehen 
auf  jenem  Feigenbaume  lebten.  Da  dachte  er:  Wenn  ich  diese 
Jangen  mir  zum  Frasse  hole,  auch  nur  einen  oder  zwei,  und  wenn 
jene  es  sehen,  so  werden  sie  sich  zusanunenrotten  und  mich  töten, 
so  dass  ich  auf  dieselbe  Weise  umkommen  werde.  Wenn  die 
Sache  sich  so  verhält,  so  werde  ich  Betrug  anwenden  müssen,  um 
die  Schwlüie  zum  Frasse  zu  erlangen.  Ich  will  eine  List  anwenden. 
Nachdem  der  Rabe  so  überlegt  hatte,  nahm  er  einen  Ring  und 
steckte  ihn  auf  seinen  Schnabel,  stellte  sich  sogleich  aufrecht  hin 
und  vollbrachte  Bussübungen  in  den  Zweigen  des  Feigenbaums, 
nnd  zwar  auf  der  Ostseite.  Als  nun  die  Sonne  aufging,  erblickten 
ihn  die  Schwäne  und  fragten:  „Warum  thust  du  das?'  Der  Rabe 
öffnete  seinen  Schnabel  nicht.  Der  König  der  Schwäne  befragte 
ihn  bis  zum  zweiten  oder  dritten  Tag.  Der  Rabe  antwortete  als- 
dann: ,Ich  vollziehe  Bussübungen.  Ich  heisse  Thuerecht  (Dhar- 
mafikaro)  und  enthalte  mich  so  (durch  den  Ring)  der  Speise.  Alle 
Einsiedler  und  Frommen  üben  Askese  und  nehmen  gewöhnlich  ihre 
Lebenskraft  als  Speise.  Ich  habe  nie  Speise  zu  mir  genommen". 
Der  Schwanenkönig  und  sein  Gefolge  fassten  Vertrauen  zu  ihm 
nnd  sprachen:  „Dieser  Rabe  fastet  wahrhaft!"  Als  nun  die 
Schwäne  fortgezogen  waren,  um  ihre  Nahrung  zu  suchen,  zog  der 
Rabe  den  Ring  von  seinem  Schnabel  herab  und  nahm  sich  junge 
nnd  kleine  Schwäne  ziun  Frass  (und  zwar)  alle  Tage.  Die  Schwäne 
beschuldigten  sich  darauf  untereinander.  Sodann  zeigten  sie  es 
dem  Schwanenkönig  an  und  dieser  Hess  vier  Schwäne  jenen  Um- 
b%is  beobachten.  Da  sahen  sie,  wie  der  Rabe  den  Ring  von  seinem 
Schnabel  streifte  und  die  jungen  und  kleinen  Schwäne  frass.  Als 
die  vier  Schwäne  dies    gesehen  hatten,   sprachen  sie:    „Du  pflegst 


286  V'  d,  Gabelentz,  F\lnf  inditche  Fabdn, 

Bussübungen  zu  vollziehen  und  handelst  so?!   Ist  das  auch  recht ?** 
Der  Rabe  erwiderte  nichts  darauf,  sondern  flog  davon. 

Die  Fabel  ist  auch  in  der  mohammedanischen  Welt  verbreitet; 
man  vergleiche  die  folgende  Version^): 

Eine  alte  Katze  war  neben  dem  Feuer  im  Hause,  auf  dem 
Kopfe  einen  Turban  setzend;  diese  Katze  rief  zu  den  Mftusen:  ich 
habe  viele  Leute  von  euch  getötet,  ich  habe  Beue  empfunden,  ich 
habe  Busse  gethan,  ich  begebe  mich  zur  Kaaba;  kommet,  um  mir 
zu  verzeihen  und  Frieden  zu  machen,  sprach  die  Katze.  Alle 
Mäuse  kamen  zu  dieser  Katze;  eine  grosse  Maus  blieb  auf  dem 
Hofe,  ohne  ins  Innere  des  Hauses  zu  gehen.  Komm  auch  da, 
sprach  die  Katze  zu  dieser  Maus;  diese  Maus  sprach:  bei  Gott, 
das  Aussehen  dieser  Katze  ist  dasselbe,  der  Schnauzbart  ist  der- 
selbe, die  Ohren  sind  dieselben,  der  Schwanz  ist  derselbe,  die  Art 
ist  dieselbe;  wegen  des  Turbans  hat  sie  ihre  Sitten  nicht  auf- 
gegeben; ich  kann  nicht  hinkommen.  Also  sprechend  lief  die 
grosse  Maus  davon;  nahe  kamen  alle  Mäuse  und  die  Katze  tötete 
und  frass  jene  Mäuse  und  die  Katze  wurde  satt. 

m.  (p.  161a.) 

Einstmals  gingen  ein  Pfau  und  eine  Pfauhenne  freundschaftlich 
zusammen,  und  da  sie  sich  nicht  begatten  konnten,  machte  der 
Pfau  die  Bewegung  des  Begattens  und  ging  dreimal  um  die  Henne 
herum.  Da  er  dabei  eine  Thräne  vergoss,  so  fing  die  Henne  diese, 
ehe  sie  zur  Erde  fiel,  in  ihrem  Schnabel  auf  und  verschluckt«  sie. 

Einst  dachte  der  Pfau  so:  „Kein  Geschöpf  ist  so  schön  wie 
ich;  indem  die  Menschen  meine  Federn  anstecken,  erlangen  sie 
einen  Rang,  und  mein  Futter  sind  giftige  Schlangen"-).  Während 
er  so  sich  brüstend  dort  stand,  kam  plötzlich  ein  Geier  listig  herbei 
und  holte  ihn.     So  war  die  List  sehr  mächtig. 

Der  Pfau  ist  in  der  Fabel  oft  das  Bild  der  Eitelkeit  und 
Thorheit,  wie  in  der  von  Schief ner,  M61anges  asiatiques  Bd.  MII. 
S.  101  mitgeteilten  Geschichte,  aber  andererseits  auch  das  Symbol 
der  geistigen  Schönheit,  Reinheit  und  Tugend,  wozu  man  die  Er- 
zählung von  dem  Pfauenkönig  Suvar^aprabhäsa  (Goldglanz)  ver- 
gleiche ^). 

IV.  (p.  161b,  162  a). 

Einstmals  sagt«  ein  König  zu  seinem  Minister:  , Minister, 
welches  ist  das  Vorzüglichere,  List  oder  Weisheit?*     Der  Minister 

1)  Schiefner.  Versuch  über  das  A warische  in  Häm.  de  Tac.  imp.  des 
science»  de  Pet.     Tom.  V,  No.  8,  28/29. 

2)  Vergl.  Täranftthas  Geschichte  des  Buddhismus  in  Indien,  übersetzt 
von  Schiefner,  Petersb.  1869,  S.  99. 

3)  W.  W.  Rockhill,  Tibetan  buddbist  birth-stories  im  Journal  of  the 
American  OrienUl  Society  1897,  S.  18  des  S.-A. 


V.  d.  GabdefUz,  FUnf  indische  Fabeln.  287 

antwortete:  »Die  List".  Da  wurde  der  König  sehr  zornig  und 
sprach:  , Warum  ziehst  du  die  List  der  Weisheit  vor?*  Damit 
Hess  er  den  Minister  hinauswerfen.  Als  der  König  einen  Monat 
lang  gezürnt  hatte,  rief  er  seinen  Elefantenwärter  und  sprach: 
^Hahu,  höre  meine  Worte.  Nachdem  du  einem  wütenden  Elefanten 
tausend  Mass  Branntwein  gegehen  hast,  so  lass  ihn  auf  jenen 
Minister  los'^.  Er  Hess  den  Minister  kommen  und  gab  ihm  reichlich 
zu  essen  und  zu  trinken.  Nachdem  er  gegangen  war,  begaben  sich 
der  König  und  die  übrigen  aus  dem  Palast,  der  König  und  die 
Königin  sahen  von  einem  Versteck  aus  zu.  Als  der  Minister  sich 
hinsetzt»  und  pisste,  wurde  der  Elefant  losgelassen.  Als  dieser 
wütende  Elefant  angerannt  kam,  dachte  der  Minister:  „Weil  ich 
keine  Waffen  bei  mir  habe,  bin  ich  verloren**.  Er  packte  einen 
in  der  Nähe  befindlichen  Hund  beim  Schwänze,  und  nachdem  er 
ihn  dreimal  gegen  den  Elefanten  geschwungen  hatte,  biss  der  Hund 
den  Elefanten  in  den  Rüssel,  so  dass  dieser  erschrocken  floh.  Als 
dies  der  König  sah,  lachte  er  sehr,  Hess  den  Minister  kommen  und 
sprach:  „Deine  Rede  war  richtig;  die  List  ist  das  Vorzüglichere!* 
Er  machte  ihn  auf  der  Stelle  zum  Fürsten,  wies  ihm  einen  jähr- 
hohen  Grehalt  von  9000  Stücken  Silber  an  und  entHess  ihn. 

0  König,  dies  ist  die  Macht  der  List  Es  bedeutet,  dass  du 
durch  unsere  Macht  König  bist.  Wir  halten  Religion  und 
Sitte  durch  allerlei  List;  weil  der  König  etwas  Unpassen- 
des befohlen  hat,  deshalb  waren  wir  ungehorsam. 

V.  (p.  206b— 208b.) 

Die  folgende  Geschichte,  die  sich  im  25.  Kapitel  des  Kasna 
Chan  befindet,  ist  für  die  vergleichende  Märchenkunde  von  grosser 
Bedeutung,  da  sie  über  manche  Züge,  welche  dieselbe  in  Europa 
angenommen  hat,  und  die  Art  ihrer  Verbreitung  Aufklärung 
^baffen  kann.  Das  wesentHche  Material  findet  man  bei  Benfey, 
Ein  Märchen  von  der  Tiersprache,  QueUe  und  Verbreitung,  in  Orient 
und  Occident  11,133 — 171.  Vorauszuschicken  ist:  Bikarmatschita^) 
ist  mit  seiner  Gattin  Nargi  in  die  Heimat  zu  seinen  königlichen 
Eltern  zurückgekehrt,  welche  durch  ihren  Minister  Soorma  von  dem 
Backwerk,  das  Schigerauni  ^)  isst,  neun  Teller  voll  auftragen  lassen. 

Als  Bikarmatschita  und  Nargi  davon  kosteten,  fiel  ein  Brocken 
des  Backwerks  auf  die  Erde.  Alsbald  kam  ein  Schiragoldschin, 
las  es  auf  und  trug  es  in  seine  Höhle.  Ein  Schiragoldschin  kam 
heraus  und  sprach:  , Kamerad,  wenn  du  mir  nichts  von  dem  Ge- 
bäck giebst,  das  du  aufgelesen  hast,  werde  ich  dich  samt  dem 
Gebäck  fressen*.  Der  andere  sprach:  „Neben  Bikarmatschita  ist 
viel   Gebäck   hingefallen,   geh   hin   und   iss   das!"     Bikarmatschita 


1)  Wobl  *=-  VikramSditya. 

2)  Mongolische  Form  von  i^äkyamuni. 


288  V.  d.  Gabelentz,  Mnf  indische  Fabeln, 

hörte  das  und  lachte.  Da  sagte  Nargi:  ^Bikarmatschita,  sag  mir^ 
worüber  du  lachst*.  Bikarmatschita  antwortete:  «Ich  lachte  nn- 
willkürlich''.  Darauf  sagte  Nargi:  „ König,  da  wir  doch  ein  Leib 
sind,  warum  willst  du  es  mir  nicht  sagen?  Wenn  du  es  mir  nicht 
sagst,  bleibe  ich  nicht  bei  dir**.  Als  sie  sich  abseits  von  ihm 
setzte,  ergriff  Bikarmatschita  ihre  Hand  und  sagte:  „Nargi,  der 
Lehrer,  welcher  mich  in  der  Sprache  der  Schinigoldschin  unter- 
richtet hat,  hat  mir  verboten,  diese  Sprache  jemand  zu  verraten. 
Wenn  ich  sie  verriete,  würde  ich  sterben,  und  meine  Seele  zur 
Hölle  fahren.  Deshalb  habe  ich  es  nicht  gesagt''.  Nargi  sprach 
böse  geworden:  «Magst  du  statt  einmal  tausendmal  sterben,  ich 
setze  mich  nicht  wieder  neben  dich!*  Bikarmatschita  erwiderte: 
,,Frau,  sieh  mich  an,  ich  will  es  dir  sagen.  Nargi,  bleibe  ruhig 
hier;  wenn  ich  den  Platz  für  das  Begräbnis  ausgesucht  habe,  komme 
ich  wieder  und  sage  es  dir*. 

Um  das  Gemüt  der  Geschöpfe  nicht  zu  verletzen,  beachtete 
er  das  Gemüt  seiner  Gemahlin,  opferte  er  das  Leben,  sah  sich  nach 
einem  Begräbnisplatz  um,  bezeichnete  ihn  und  kehrte  dann  zurück. 
Unterwegs  bemerkte  er  in  der  Nähe  eines  Brunnens  viele  Ziegen. 
Eine  alte  Ziege  sagte  zu  ihrem  Jungen:  „Bist  du  nicht  den  ganzen 
Tag  auf  der  Erde,  um  an  mir  zu  saugen?  Spring  einmal  über 
diesen  Brunnen  weg,  komm  und  spiel  mit  mir;  schnell,  schnell!* 
Das  Junge  aber  sagte:  „Du  willst,  dass  ich  in  den  Brunnen  falle 
und  sterben  soll?  Bin  ich  solch  ein  Narr  wie  Bikarmatschita? 
Ich  bin  nicht  so  einer,  der  auf  das  Wort  eines  Weibes  fortgeht 
und  sich  nach  einem  Ort  zu  sterben  umsieht*^.  Als  das  Bikar- 
matschita hörte,  ging  er  eiligst  nach  Hause,  peitschte  Nargi 
durch  und  warf  sie  zum  Hause  hinaus.  Während  er  Nargi  züch- 
tigte, freuten  sich  die  Bodhisattvas  und  alle,  und  ein  Blumenregen 
fiel  herab. 


289 


Zum  Eudatku  Bilik. 

Aus  einom  Briefe  des  Herrn  W.  Radioff  in  St  Petersburg. 

Soeben   erhalte   ich   einen  Brief  des  Direktors  der  Vicekönigl. 
Bibliothek  in  Kairo  vom  12./V.,  in  welchem  er  mir  Folgendes  mit- 
teilt:   flZur   Berichtigung   Ihrer   in    der   ZDMG.    gedruckten   Notiz 
bemerke   ich,   dass    unsere  Handschrift   (des   Kudatku  Bilik)    nicht 
erst  in  jüngerer  Zeit  erworben  ist.     Ich  habe  vielmehr  die  Bl&tter 
teils    la^^enweise,    teils    einzeln    aus    einem    riesigen    Haufen    von 
Fragmenten,   die   seit  Jahren   hier   in  einem  Winkel  ruhen,  Stück 
fiir  Stück  zusammengesucht.   Meine  Hofifhung,  dass  es  mir  gelingen 
würde  das  ganze  Werk  zusammen  zu  bekommen  hat  sich  nun  leider 
nicht   erfüllt.     Was    ich    gefunden    habe    ist    alles    sorgfältig    ab- 
geschrieben und  noch  sorgfältiger  kollationiert  worden,  so  dass  Sie 
in  den  übersandten  Teilen   ein   treues  Abbild   unserer  Handschrift 
erhalten*.     Ich   ersuche    Sie   ergebenst   diese   Berichtigung   meiner 
Notiz  in  der  ZDMG.  abzudrucken.     Ich   halte   es   für   nötig,   noch 
hinzuzufügen,  dass  die  mir  schon  vorliegenden  Hefte  der  Abschrift 
die  Wichtigkeit   der  Entdeckung   des   Dr.  Moritz   aufs   Deutlichste 
beweisen,   sie    enthalten   nicht   nur   weit   über   die  Hälfte    des  mit 
uigurischer    Schrift    geschriebenen    Manuskripts    der    Wiener   Hof- 
bibliothek,  sondern   ergänzen   auch   einen   grossen  Teil   der  Lücke 
dieser  Handschrift  (vgl.  das  auf  pt^.  IV  der  Einleitung  zum  Kudatku 
Bilik  Faksimile  Ausgabe  St.  Petersburg  1890  Gesagte).     Wir  sind 
Herrn  Dr.  Moritz  für  diese  Entdeckung  und  für  die  Sorgfalt,   die 
er  auf  die  Durchsicht  der  Abschrift  verwendet  hat,  zum  aufrichtigsten 
Danke  verpflichtet. 


Bd.  LH.  19 


290 


Anzeigen. 

Griechlache  und  lateinische  Lehnwörter  im  Talmud^  Midrasch 
und  Targum  von  Samuel  Kr  au 88.  Mü  Bemerkungen 
von  Immanuel  Low,  Preisgelcr'önte  Losung  der  LaUes- 
8chen  Preisfrage.    Teil  L   (Berlin  1898.)   XH  u.  349  S.   S» 

Der  Vei*fasser  des  yorliegenden  Buches  hat  sich  augenscheinlich 
grosse  Mühe  gegeben,  seines  Stoffes  Herr  zu  werden;  es  ist  ihm 
aber  leider  nur  in  sehr  vereinzelten  Fällen  gelungen.  Verhängnis* 
voll  ward  für  ihn,  dass  er  sich  bei  seinen  Studien  über  die 
griechisch-römischen  Lehn-  und  Fremdwörter  in  jüdischen  Schriften 
nur  auf  die  jüdische  Litteratur  beschränkt  und  sich  mit  dem 
Syrischen,  das  für  Untersuchungen  dieser  Art  gradezu  unentbehrlich 
ist,  ersichtlich  nur  sehr  wenig  beschäftigt  hat.  Diesen  Mangel, 
durch  den  er  schon  in  seiner,  einige  hübsche  Funde  enthaltenden 
Erstlingsschrift ^)  vielfach  auf  Abwege  geraten  ist ,  sowie  seine  Un- 
bekanntschaft mit  den  Ergebnissen  semitischer  Sprachwissenschaft, 
haben  seine  phonetischen  Studien  nicht  ausgleichen  können.  Seine 
weitläufigen  Citate  aus  neueren  phonetischen  Schriften  wirken  viel- 
mehr so  nur  als  falsche  Drapierung  und  haben  höchstens  dazu  gedient, 
den  Umfang  seines  Buches  ganz  unverhältnismässig  anschwellen  zn 
lassen.  Allerdings  gefällt  sich  der  Verfasser  auch  sonst  in  einer 
Breite,  wie  sie  in  wissenschaftlichen  Darstellungen  nicht  eben 
üblich  ist.  — 

Ich  will,  um  Herrn  Dr.  Krauss  nicht  Unrecht  zu  thun,  zunächst 
hervorheben,  welche  Abschnitte  seines  Buches  den  berechtigten  An- 
sprüchen einigermassen  genügen.  Es  sind  dies  seine  Sammlungen 
über  das  Geschlecht  der  Lehnwörter  (S.  154 — 170)  und  die  folgenden 
Abschnitte  über  den  Status  emphaticus  imd  constructus,  sowie  über 
die  Pluralbildung  (S.  170 — 184).  Diese  Untersuchungen  sind  ja 
nicht  gerade  sehr  schwierig  gewesen,  aber  es  ist  nützlich,  dass  das 
Material  einmal  gesammelt  worden  ist.  Hier  zeigt  auch  der  Ver- 
fasser Einiges  von  der  Sorgsamkeit  und  Genauigkeit,  mit  der 
philologische  Detailuntersuchungen  geführt  werden  müssen.  Nament- 
lieh  möchte  ich  §  323  Anm.  hier  lobend  hervorheben.  —  Auch 
die    Zusammenstellung    und    Sichtung    des    ganzen    umfangreichen 


1)  Zur  griechischen   und  lateinischen  Lexicographie  aus  ßUIischen 
Quellen  (Byzantin.  ZeiUchr.)  II,  395— -448. 


Fraenkel,  Krauati'  Grieehische  und  lateinische  Lehnwörter  ete,   291 

Stoffes  ist  an  sich  nicht  ganz  unyerdienstlich  und  die  Rücksicht 
auf  den  dabei  bewiesenen  Fleiss  ist  jedenfalls  für  die  ^ Krönung" 
dieser  Arbeit  entscheidend  gewesen,  da  wenigstens  einem  der 
Preisrichter  (Vorrede,  p.  VI),  Prof.  Bacher,  einem  gerade  auf  diesem 
Gebiete  vorzüglich  bewahrten  Gelehrten,  ihre  erheblichen  Mängel 
unmöglich  entgangen  sein  können. 

Der  Verfasser  entbehrt  der  rechten  philologischen  Zucht;  es 
mangelt  ihm  an  Selbstkritik  und  seine  Methode  ist  vielfach  verfehlt. 
Daher  sind  auch  die  meisten  seiner  neuen  Erklärungen  völlig  miss- 
lungen. 

Ich  werde,  so  peinlich  diese  Aufgabe  auch  ist,  meine  Vorwürfe 
im  Einzelnen  zu  begründen  haben. 

Der  Verfasser  giebt  zunächst  eine  Darstellung  der  Transskrip- 
tion der  griechisch-römischen  Laute  in  jüdischen  Schriften.  Dabei 
scheint  er  sich  eine  Grundfrage,  nämlich  wieweit  die  vorkommenden 
Schreibungen  überhaupt  auf  genuiner  Tradition  beruhen  resp. 
waÄ  auf  Schreiberwillkür  zurückzuführen  ist,  gar  nicht  vor- 
gelegt zu  haben.  Für  ihn  gilt  das  Wort:  scripta  manet  und  so 
nimmt  er  keinen  Anstand,  auch  ganz  korrumpierte  Lesarten  für 
seine  Transskriptionstabellen  zu  verwerten. 

Im  Einzelnen  bemerke  ich: 

§  4  setzt  der  Verfasser  0:p  =  xrjvaog  census.  Dagegen  vgl. 
Nöldeke  bei  Euting  Nah.  Inschr.  S.  32.  —  §  3,  3  -prüb«  steht  der 
LA.  der  JeruS.  '\iz'*^:z  Sabb.  4**  20  v.  u.  gegenüber ;  dass  D-ünn  m^i:^ 
durch  äXi]&iVüV  ,echt  (purpurn)"  glossiert  werden  konnte,  ist  sehr 
zweifelhaft.  —  §  9,  2.  Dass  tid  von  xr^ovl^  stamme,  ist  kaum  an- 
zunehmen. — 

In  §  16  B  giebt  der  Verfasser  Beispiele  für  die  Transskription 
von  a  durch  c.  Die  meisten  von  ihnen  beruhen  auf  Missverständ- 
nissen,  Nr-'Sio  Targ.  Jer.  Deut.  32,  10  soll  —  so  Levy  —  axvviov 
«Augenwimper"  sein.  Das  griechische  Wort  bedeutet  aber  nicht 
die  , Wimper*,  sondern  die  ^Stimhaut* ;  es  ist  femer  sehr  selten. 
Bas  übliche  Wort  ist  iniaxvviov.  Dem  Sinne  nach  kann  es  hier 
gar  nicht  in  Betracht  kommen,  da  die  Stirnhaut  den  Aug- 
apfel nicht  schützt.  (Die  Stelle  lautet  N-^a:  n:"'3^i  N'>2D^n 
^i^y^  ficaa  mit  allerlei  Varianten.)  Form  und  Bedeutung  dieses 
cfST.  Xty.  sind  durchaus  unsicher,  nciü  setzt  der  Verfasser  =  oaqvg 
,Hfifte*.  Es  erklärt  JeruS.  Meg.  72«  n-bTH  I  Sam.  9,  24.  Dass 
in  einer  solchen  Erklärung  zur  genaueren  Bezeichnung  eines 
tierischen  Körperteils  gerade  ein  griechisches  Wort  verwendet 
sein  sollte,  wäre  ungewöhnlich;  dazu  machen  die  Vokalverhältnisse 
diese  Ableitung  so  gut  wie  unmöglich.  Das  Wort  kommt  aber 
daneben  auch  in  der  Form  "»cio  (so  in  derselben  Tradition  babl. 
'Ab.  zAr.  25*  4s)  und  yull.  92^  17  vor.  Die  Ableitung  ist  zwar 
nicht  ganz  deutlich ;  aber  semitisch  ist  es  gewiss,  vielleicht  sogar 
hebräisch,    trotzdem   es   in   der  MiSnäh   nicht   erhalten   scheint. 

19* 


292  Anzeigen. 


m        « 


Ob  man  an  einen  Zusammenhang  mit  iiLwASI  denken  darf?  — yiz^^Q 
ist  schwerlich  aus  aiffwv  übernommen,  wie  der  Verfasser  meint, 
da  dieser  Name  nur  ganz  vereinzelt  auftritt.    Auch  das  arab.    .» J»JÄ 

spricht    dagegen.      Dass   in   "»i::"!«  (=  (fvgrig?)   das  erste  Zeichen 

unbedingt  als  Sin  anzusprechen  ist,  wird  schon  durch  die  daneben 
überlieferte  Schreibung  iiüio  (so  Cod.  Mon.  Ber.  60*)  unsicher.  — 
Die  Identifikation  von  nbiDO«  mit  ff;jfoA>;  ist  schon  von  Levv 
I,  177  mit  Recht  zurückgewiesen.  Schon  diese  Pluralbildung  wÄre 
sehr  auffallend;  man  würde  mindestens  nT'biDiDK  oder  mNbiD^N 
erwarten.  —  •jT'üüiS»  ist  eine  vereinzelte  Schreibung  für  die 
häufigere  mit  o  Levy  I,  119  und  lU,  500.  —  Das  N.  propr.  ^«^ax 
dem  sehr  seltenen  'Aaiwv  gleich  zu  setzen  wäre  selbst  dann 
gewagt,  wenn  die  Ableitung  aus  dem  Semitischen  ganz  ausgeschlossen 
wäre.  Es  kann  aber  z.  B.  als  Weiterbildung  von  "^c«  (Hypo- 
koristikon  zu  TC«?)  aufgefasst  werden,  wie  ^1T»  zu  min'».  — 
Übrigens  ist  die  Frage,  wie  ein  in  talm.  Handschriften  auftretendes 
O  zu  sprechen  ist,  nicht  ganz  sicher  zu  entscheiden.  Dass  es  in 
biblischen  Wörtern  (wie  nciD  „Lippe")  und  auch  aramäischen 
Bildungen,  die  hebräischen  Wörtern  entsprechen  (wie  2(niM:a 
Levy  IV,  584)   als  Sin   gemeint   war,   ist   zweifellos.     Aber   auch 

in   dem    nur    aramäischen    zpx    ,  einschlucken "    (=  vÄ;od),   bei 

dem  trotz  seiner  Häufigkeit  niemals  eine  Variante  mit  5  vor- 
kommt, muss  doch  gewiss  dieselbe  Aussprache  angenommen  werden. 
—  Vielleicht  darf  man  auch  daran  erinnern,  dass  französisches  * 
in  mittelalterlichen  Handschriften  vielfach  durch  \0  (neben  o  und 
t)  transskribiert  wird;  vgl.  Raschi  ed.  Berliner  p.  1,  Not.  1;  p.  18, 
Not.  2  u.  ö.  —  In  jedem  Falle  wechseln  auch  in  talmudischen 
Handschriften  -p^iTSO  (so  *Aruch)  und  li^?2©  =  fffjfiBgov,  so  dass 
für  die  letztere  Schreibung  doch  wohl  Sm  als  Aussprache  anzu- 
setzen ist.  Und  so  wird  es  sich  vielleicht  auch  mit  dem  targu- 
mischen  an.  ley.  CTDDbn  verhalten. 

§  16  C.  Der  Verfasser  hat,  trotzdem  es  ihm  seine  Beispiele  nahe 
genug  legten,  nicht  erkannt,  dass  n  meistens  vor  und  nach  n  durch 
^  transskribiert  wird  (Aram.  Fremdw.  277).  Seine  Beispiele  sind 
sehr  zu  sichten.  ■jibp'ONa;:)  «c^na:  *Ab.  zar.  11**  29  setzt  der  Ver- 
fasser =  ^igdni^*.  Da  dieser  Name  ^Ab.  z4r.  43*  e  deutlich  als 
O'^sNno  vorkommt,  so  ist  die  Umbildung  zu  »D'^iak  sehr  unwahr- 
scheinlich. —  tr^iat  bedeutet  „Hütte",  es  ist  nicht  nur  im  Jüd. 
Aram.    in  Geltung   gewesen,   wie    der  Ortsname     .^jAj-aö   beweist 

(fagnog ,  das  der  Verfasser  ihm  gleichsetzt,  i'^t  ein  nur  aus  den 
Lexicis  bekanntes  Wort  unsicherer  Bedeutung.  Es  soll  „Kiste* 
oder  nach  dem  Etym.  Magn.  bei  den  Bithyniem  „ein  leichtes  Haus* 
bezeichnen.  Sehr  üblich  war  das  Wort  gewiss  nicht.  Dazu  die 
lautlichen  Schwierigkeiten,  da  aagnog  im  Allgemeinen  nur  «cnx 
ergeben  würde.  —  "»^"mp  giebt  der  Verfasser  durch  „Locke*   wieifer 


Fraenkelf  Krause*  Griechische  und  lateinische  Lehnwörter  etc.   293 

und  setzt  es  =  x6Q<f9].  Es  ist  zunächst  der  Bedeutung  nach  zweifel- 
haft; xogaij  heisst  femer  nicht  »Locke"  sondern  , Schläfe".  Über- 
dies ist  xoQtTij  nur  bei  Dichtern  üblich;  die  prosaische  Form 
heisst  XQOf}fi,  Die  Zusammenstellung  ist  also  schon  deshalb  un- 
möglich. —  K"'m3:-y  wird  auch  sonst  =  koiavßt]  gesetzt.  Dies 
Wort  steht  allerdings  LXX  Joel  1,  4  für  das  hebräische  b^on.  Es 
ist  aber  nicht  unbedingt  nötig ,  dem  griechischen  Worte  an  dieser 
Stelle  nur  aufGrundderhebräischen  Vorlage  eine  andere 
Bedeutung  zu  geben^  als  es  sonst  hat.  Da  axgig,  das  sonst  als  Über- 
tragung von  b-on  gilt,  bereits  verbraucht  war,  so  ist  m.  E.  in  freier 
n)ersetzung  ein  anderer  Schädling  des  Getreides  genannt,  nämlich 
der  Mehltau,  rubigo^  der  durch  igvaißti  sonst  stets  bezeichnet  wird. 
Es  wäre  im  Übrigen  auch  recht  wunderbar,  wenn  man  für  die 
Hauptplage  Palästinas  sich  einen  Namen  aus  der  Fremde  geholt 
hätte.  —  ■'S'^SNT  =  öaövnovQ.  Das  ist  ein  starkes  Stück.  Die 
LAA.  schwanken;  wir  finden  ''DiS"'"!  (Cod.  Mon.),  "'C"'2:"'''T  (*Arüch), 
^rs:T^-T,  ^E-^rri  (vgl.  Dikd.  Sofr.  XVI,  83*).  Das  Wort  steht  neben 
V^in  in  einer  Diskussion,  in  der  nur  von  Vögeln  die  Rede  ist. 
Auf  alle  Fälle  ist  da  daavnovg  undenkbar;  denn  das  Wort  bedeutet 
,Hase*  und  was  soll  der  unter  den  Tauben?  Und  dazu  die 
formalen  Schwierigkeiten!  —  §  16  D,  a.  r"^TTn  soll  /tiaaog  sein. 
PMTn  b"a  nn  ist  ein  „böser  Geist".  &iaaog  ist  ein  „fest- 
licher Aufzug*  (zu  Ehren  einer  Gottheit).  Also  ist  die  Zu- 
sammenstellung sachlich  völlig  unmöglich.  Dazu  ist  die  Wurzel 
Tr  im  Syrischen  sehr  gut  vertreten  (Brockelmann  395)  und  erweist 
sich  so  als  semitisch.  — 

§  16  D,  b.  ^^f  soll  8tru8  sein.  Es  ist  an.  ksy.  und  steht 
Sifra  zu  Lev.  19,  35  als  Erklärung  von  n^iix'?;  „Mass*;  sirus  (aus 
GiiQog  entlehnt)  ist  aber  eine  unterirdische  Grube  zum  Auf- 
bewahren von  Getreide.  Die  Identifikation  ist  also  völlig 
ausgeschlossen.  — 

§  17,  2.  nnn  ist  kaum  mit  dem  nur  plautinischen  temetum 
zusammenzustellen,  das  zunächst  im  Griechischen  nachzuweisen 
wäre.  Der  verbale  Gebrauch  der  Wurzel,  der  kaum  denominativ 
ist,  macht  es  wahrscheinlich,  dass  wir  hier  ein  semitisches  Wort 
haben,  von  dem  allerdings  sonst,  wie  es  scheint,  jede  Spur  ver- 
schwunden ist,  — 

In  §  21,  2  giebt  der  Verfasser  drei  Beispiele  für  die  Trans - 
skription  eines  ^  durch  n.  Es  setzt  1)  rr'obin  =  x(i/?,i]i.  Da  n*« 
sicher  semitische  Endung  ist,  so  müssten  sich  cbin  und  xdx^fi^ 
entsprechen.  Dass  dies  undenkbar  ist,  leuchtet  ein.  Dazu  stimmen 
auch  die  Bedeutungen  nicht  einmal.  Das  zweite  Beispiel,  N:i:bn, 
das  j[tXtovidg  sein  soll,  beruht  auf  einem  Schreibfehler.  Denn  für 
Ä:i:bn  ist  nach  einer  Mitteilung  von  Prof.  Nöldeke  «nibn  zu  lesen. 
—  n^bn-in  ist  nach  der  Erklärung  der  Tosepht.  „Regenwasser,  das 
von  einem  Abhänge  fliesst*;  das  kann  nicht  mit  ydgaSoct  „Spalte" 


294  Anzeigen. 

—  das   nur  bei  Dichtem   für   den   Sturzbach  gebraucht  wird  — 
kombiniert  werden. 

Die  Darstellung  der  Yokaltransskription  (§  23  ff.)  leidet  eben- 
falls an  erheblichen  Mängeln.  So  hat  der  Verfasser  z.  B.  nicht 
erkannt,  dass  M  im  Anlaute  der  Wörter  an  sich  noch  keine  Yokal- 
bezeichnung  enthält,  trotzdem  ihm  dies  doch  schon  Tom  Hebräischen 
her  hätte  bekannt  sein  müssen,  —  er  zählt  also  bei  or  e  o  stets  &t 
als  erste  Transskription  auf  und  meint,  dass  durch  ein  solches  &t 
wirklich  die  Aussprache  a  gewährleistet  wird  —  so  fuhrt  er  als 
besondere  Merkwürdigkeit  den  schon  im  Biblisch-Aramäischen  be- 
stehenden Wechsel  von  n  und  &t  zur  Bezeichnung  des  auslautenden 
langen  a  auf  (§  23  C,  1).  Wie  wenig  Verlass  auf  die  ÜberHefe- 
lieferung  in  solchen  Fällen  ist,  zeigt  der  Verfasser  selbst  unter 
Nr.  B  2  des  §  23.  Hier  fährt  er  eine  Anzahl  Wörter  auf,  in 
denen  im  Inlaute  M  ein  langes  a  bezeichnet.  In  Anm.  8  aber  heisst 
es  wörtlich:  »Alle  diese  Wörter  werden  auch  ohne  «  geschrieben**.  — 

Ich  gebe  hierzu  wieder  einige  Einzelbemerkungen.  Bei  der 
Besprechung  der  Fälle,  wo  7  für  M  als  „Yokalbuchstabe''  im  Anlaute 
eintritt,  hätte  der  Verfasser  bemerken  müssen,  dass  die  beiden 
Laute  in  der  Aussprache  in  späterer  Zeit  einander  sehr  nahe 
standen  und  daher  in  der  Schrift  verwechselt  wurden.  In  einigen 
Wörtern  hat  auch  wohl  volksetymologische  Anlehnung  mitgewirkt, 
so  bei  'ni^izy  §  23  A,  b;  "(-s^Tzy  ib.  —  §  27  C  ist  zu  streichen.— 

—  §  28  C,  c  Nm   ist   nicht   dogv    „Lanze •*.  —  «a:73iK    ist   nicht 
dffiog  ZDMG.  31,  539. 

In  §  31  und  S.  239  bespricht  der  Verfasser  das  viel  versuchte 
'^üpb''«  resp.  ■^icpbTT.  Er  will  darin  eigxTij  oder  eipxr?/  sehen. 
Dies  griechische  Wort  bedeutet  aber  „Geftüignis*  und  diese  Be- 
deutung p&sst  für  keine  der  Stellen,  an  denen  '^cpb'^fit  vorkommt. 
(Tosepht.  Erub.^Tn,ll  kann  man  mit  iltxTi]  (seil,  xkiua^)  .  Wendel- 
treppe **  allenfalls  auskommen;  dies  passt  aber  nicht  für  m'^Spb» 
Ma^asr.  3,  7.). 

Im  zweiten  Abschnitte  „Lautlehre"  sucht  der  Verfasser  aus 
der  Transskription  der  griechisch-römischen  Lehnwörter  auf  die 
Aussprache  des  Griechischen  Schlüsse  zu  ziehen.  Er  meint,  dass 
gerade  die  in  jüdischen  Schriften  geltende  Transskription  hierzu 
eher  geeignet  sei  als  die  im  Syrischen  auftretende,  die  eine  sklavische 
Nachahmung  der  griechischen  Orthographie  sei.  Nun  stimmen  aber 
im  Allgemeinen  das  Syrische  und  Jüdisch- Aramäische  in  der 
Umschreibung  der  Lehnwörter  ganz  überein  und  die  Merkwürdig- 
keiten, die  die  jüdische  Transskription  angeblich  bietet,  sind  fast  nur 
auf  graphische  Corruptelen  zurückzuführen.  —  Im  Einzelnen 
bemerke  ich:  Für  die  in  §  45  erörtete  Frage  nach  der  Aussprache 
des  lateinischen  qu  kann  niü^D'^'^p  nicht  in  Betracht  kommen,  da  dies 
Wort  zunächst  aus  der  griechischen  Form  xovaiaztup  ent- 
lehnt ist.  Der  kurze  Vokal  vor  dem  Diphthong  ist  in  der  jüdischen 
Aussprache  unterdrückt  worden.   Die  weitere  Umbildung  des  Wortes 


Ftaenkelf  Krau8$'  Griechüehe  und  lateinische  Lehnwörter  etc.   295 

(mit  Asgleichnng  des  13  an  das  Torhergehende  o  zn  n,  dann  weiter, 
des  0  an  n  zu  T  in  nnop ,  minp )  fÄllt  nicht  weiter  auf  —  Auch 
ircoip  xoveativugiog  und  oa:"^mp  (so  ist  —  vgl.  oiAjijQiD  — 
natürlich  die  LA.  herzustellen,  nicht  mit  dem  Verfasser  das  un- 
mögliche oasili-p)  d.  i.  xodgdvTijg  tragen  für  diese  Frage  nichts 
aus.  Dieser  Paragraph  ist  also  völlig  überflüssig.  —  Das  Gleiche 
gilt  von  §  46  und  47,  in  denen  ohne  Beispiele  allgemein  theoretische 
Bemerkungen  mitgei«üt  werden. 

In  §  49  herrscht  eine  arge  Verwirrung.  Im  Anfange  handelt 
der  Verfasser  über  die  Aussprache  des  y  und  man  erwartet,  dass 
er  auf  Grund  jüdischer  Transskriptionen  diese  feststellen  würde. 
Die  Originale  aber,  deren  Umschrift  er  citiert,  sind  TrcyanuSy 
ßaaiXofgy  ßatov  und  *PaipivXog.  Keines  dieser  Worte  enthält  ein 
y.  Vielmehr  könnte  nach  seinen  Angaben  sich  nur  herausstellen, 
dass  in  den  Transskriptionen  ciS'^a-ü,  0^3b'^D3,  y^l  (so  lies  für 
V^N3),  Ci5b''72^«  ^  für  j  etc.  eingetreten  seL  Es  würden  also  diese 
Beispiele  nur  für  die  Aussprache  desji'  etc.  in  Betracht  kommen. 
Prüft  man  sie  nun  aber,  so  ergiebt  sich  dass  y:^^^  (Var.  für  V"*N3) 
zunächst  nicht  aus  ßatov  ^  sondern  aus  der  schon  auf  griechischem 
Boden  entwickelten  Nebenform  ßayia  (Duc.  168)  stammt.  Eine 
entsprechende  —  der  romanischen  ähnliche  (Giacomo,  gia)  —  Aus- 
sprache des  j  und  darnach  Umschrift  durch  :i  kann  bei  Trajanua 
vorausgesetzt  werden,  wenn  nicht  die  Form  oi:^ant3  erst  aus  oi:"'Dia, 
Oimp*i::,  die  auf  Verwechselung  mit  Tarquinius  zurückgehen, 
entstanden  ist  Die  echte  Form  ist  jedenfalls  oi:''''*nö  (oi:""»T."j). 
Auch  0130*^03  wie  onab'<72*i»  scheinen  ganz  nichtsnutzige  Varianten, 
höchstens  hat  vielleicht  ein  gelehrter  Schreiber  da  einen  Anklang  an 
'Xoyog  (vgl.  0"?aibp'*n,  N^5ibriK)  hergestellt.  *Arüch  hat  nur  die 
echten  Formen  oib*»?^«  und  oiK'^b^oa.  — 

Sehr  böse  ist  §  50.  Hier  soll  die  spirantische  Aussprache  des 
ö  erwiesen  werden.  «Der  Beweis  ist  erbracht,  wenn  sich  für  8 
irgendwo  g  oder  o  finden  Hesse  **.  —  Dies  ist  aber  leider  trotz  der 
vom  Verfasser  aufgeführten  Beispiele  niemals  der  Fall. 

«Plane  und  PI.  nT^ianD  sollen  ===  nagayctvdiov  sein.  Schon 
die  Femininbildung  wäre  unerhört.  *Aruch  erklärt  das  Wort  durch 
C^93;,  dachte  also  keinesfalls  an  Gewänder.  —  Noch  schlimmer  ist 
VTC?:^t: ,  wo  t3  für  t  nach  dessen  Erweichung  in  d  stehen  soll.  Hier 
hält  der  Verfasser  folgende  Übergänge  für  möglich:  sompazm  aus 
tompasin^  dies  aus  dompazm,  dies  aus  roncc^iop  „Topaz*'.  Der- 
gleichen verträgt  keine  Kritik.  —  Von  demselben  Kaliber  ist  •pona , 
das  gleich  SjQUtwv  sein  und  die  Transskription  des  r  durch  TS 
erweisen  solL  —  In  n^bD  soll  a  zu  d  geworden  sein.  Der  Verfasser 
leitet  es  falsch  aus  ccdix  ab;  aber  selbst  diese  unmögliche  Ab- 
leitung zugegeben,  stände  hier  immer  noch  nicht  d  für  «,  ebenso- 
wenig wie  in  OTcbo,  einer  schlechten  Variante  für  das  bei  *Aruch 
ebenfalls  überlieferte  und  durch  andere  Stellen  gehaltene  oss'^cbo 
Gakmyyag,  —  In   dem   talmudischen   omnp   für   xiSgog   ist  eine 


296  Anzeigen, 

Angleichung  des  d  an  das  emphatische  p  eingetreten.  —  "pTiÄ^B 
kann  an  der  einzigen  Stelle,  an  der  es  vorkommt  —  es  heisst  £sod. 
Rab.  33  vom  Bräutigam  T'72n  rr^nb  "pTiNiD  miTi  «nn  —  nicht 
Tiagä&vgov  sein,  das  übrigens  noch  unbelegt  ist.  Das  wirk- 
lich vorkommende  naQtid'vgog  heisst  nur  „Nebenthür". 

In  §  58,  wo  die  Umschrift  von  yy  behandelt  wird,  übergeht 
der  Verfasser  gerade  das  einzige  wirklich  populäre  Lehnwort  >tco 
(snoyyog. 

In  §  77  bespricht  der  Verfasser  die  Erscheinung,  dass  in 
der  Transskription  der  Lehnwörter  gelegentlich  ein  n  auftritt,  wo 
das  griechische  Original  den  Lenis  zeigt.  Einige  der  von  ihm  auf- 
geführten Beispiele  sind  zweifelhaft;  sicher  falsch  ist  Van,  das 
keinesfalls  evyipijg  ist. 

§  80  enthält  Beispiele  für  das  Eintreten  eines  n  an  Stelle  des 
griechischen  Asper  (lat.  h)  und  Lenis.  Der  Verfasser  hat  nicht  bemerkt, 
dass  in  mehreren  (r:pb"»n  halica^  pb-'n  halec,  rrnpn  äxga)  die^e 
Umbildung  unter  dem  Einflüsse  des  emphatischen  p  eingetreten  ist 
(ZDMG.  XXXn,  740).  o-JSin  =  ^fAiffv  ist  noch  recht  zweifelhaft*). 
Die  vom  Verfasser,  wenn  ich  nicht  irre,  zuerst  versuchte  Zu- 
sammenstellung von  Nü"'7:n  „ Fladen **  mit  cl^J]g  lässt  sich  hören; 
doch  scheint  dies  griechische  Wort  nicht  eben  sehr  populär  ge- 
wesen zu  sein.  Ableitung  aus  dem  Semitischen  ist  jedenfalls  auch 
denkbar.  —  Dagegen  ist  das  —  vom  Verfasser  nicht  belegte  und 
mir  unbekannte  —  0i53in  „Wasserleitung"  gewiss  nur  ein  Fehler, 
der  durch  Anlehnung  an  35n  entstand.  —  Sicher  falsch  ist  auch 
die  vom  Verfasser  seinen  Vorgängern  nachgeschriebene  Erklärung 
von  "pü72in  —  vortrefflich  bei  Aruch  glossiert  —  aus  aunö'og 
(§  390).  Das  W  ort  bedeutet  ja  nicht  —  wie  das  nur  homerische 
äfjia&og  —  schlechthin  „Sand**,  sondern  nach  Aruch  „Salpeter*. 
Es  ist  somit  —  wie  ich  von  Prof.  Nöldeke  gelernt  —  identisch 
mit  |iA2DQM7  das  bei  PSM.  1303  missverstanden  ist  Vgl.  auch 
ZDMG.  XLVI,  743,  Anm. 

Sehr  schlimm  ist  wieder  §  81,  wo  es  heisst:  „Dialektisch,  viel- 
leicht volkstümlich  oder  archaistisch  (!)  zeigt  sich  einigemal  a  (lies 
o)  für  Spiritus  asper *.  So  soll  ]ip*'l^O"*72''0  r]jLiiafjgtx6v  sein  tmd 
dabei  citiert  der  Verfasser  dicht  daneben  semtsericonl  —  in:3:?:bo 
hat  auch  Sachs  =  SX^tvg  gesetzt.  Die  LA.  steht  nicht  fest,  Abr. 
b.  Daud  zu  Sifrä  108*  liest  iiüaTano.  Ob  die  Erklärungen  in  der 
Gem&rä  richtig  sind,  steht  noch  dahin.  Von  den  formalen  Schwierig- 
keiten ganz  abgesehen,  bezeichet  V^fiivg  speziell  die  Eingeweide- 
würmer im  tierischen  Körper,  während  es  sich  hier  um 
das  Getreide  handelt.  —  Dem  jüdischen  N2ia00  entspricht  genau 


1)  Die  LA.  dieses  cltt*  Xb)'.  kann  sehr  wobl  etwas  entstellt  sein.  Auch 
die  Bedeutung  steht  nicht  ganz  fest  (vgl.  Ar.  s.  v.  l^O);  die  echte  Transskriptioo 
▼on  fjfiufv  ist  1D^72?1  (Levy  I,  476).     ofttoodßavov? 


IVaenhel,  Krams*  Griechische  und  lateinische  Lehmeörter  etc.   297 

syr.  ^  |io,^-fiQOD ,  das  den  vorletzten  Vokal  sicher  stellt.   Selbst  wenn 

die  Ableitung  ans  dem  Persischen  (Lagarde  G.  A.  27)  nicht  sicher 
stände,  wäre  an  eine  Ableitung  aus  vayivov  schon  wegen  des  langen 
ö,  das  hier  kurzem  t  entsprechen  müsste,  nicht  zu  denken.  —  Weim 
das  biblisch-aramäische  ba"^0  auch  einmal  im  MidraS  (vgl.  Levy  s.  v.) 
durch  , Schuhe*  erklärt  wird,  so  ist  doch  dadurch  diese  Bedeutung, 
gegenüber  dem  thatsächlichen  Gebrauche  dieses  Wortes  und  arab. 
A^^,   durchaus  nicht  so  sicher  gestellt,   dass  man    ägßvkr],   das 

nur  in  der  Dichtersprache  vorkommt,  vergleichen  dürfte. 
Auch  die  übrigen  in  diesem  g  gegebenen  Identifikationen  —  -i"':::o 
,Kinn*  av&^Qsutv  (es  ist  ein  ziemlich  seltenes  Wort  und  wo  bliebe 
das  wv?),  "^oinao  wgaiog,  "Nrio  N.  pr.  *'Ayvog  —  sind  schon 
anderer  lautlicher  Schwierigkeiten  wegen  ganz  unmöglich.  —  Der 
Verfasser  hätte,  wenn  er  seine  Zusammenstellungen  hätte  glaublich 
machen  wollen,  zum  Mindesten  Belege  dafür  bringen  müssen,  dass 
in  der  xoivri  Syriens  gelegentlich  a  für  den  Asper  auftrat.  — 

Von  derselben  Art  ist  §  82,  der  beginnt:  „An  Stelle  des 
Spiritus  erscheint  Diganmia  Aeolicum  in  folgenden  Wörtern".  Wie 
sich  der  Verfasser  eigentlich  das  Wiederauftreten  dieses  in  der 
Zeit  der  Entstehung  der  jüdischen  Schriften  längst  geschwundenen 
Lautes  gerade  in  der  griechischen  Vulgärsprache  denkt,  hat  er  nicht 
verraten.  Sieht  man  genauer  zu,  so  zeigt  es  sich,  dass  er  zu  dieser 
verzweifelten  Auskunft  nur  greift,  um  einige  Wörter,  deren  Etymo- 
logie nicht  ganz  klar  ist,  irgendwo  unterzubringen.  Das  ist  aber 
gerade  das  Umgekehrte  von  dem,  was  die  wissenschaftliche  Methode 
vorschreibt.     Untersuchen  wir  nun  seine  vermeintlichen  Belege! 

üTön  soll  laxog  sein.  So  auch  Levy  I  505.  Thatsächlich 
bedeutet   aber  auch  das  Wort  in  der  Redensart  r!7aia3  nN"^»^  rr^p 

scnn  •'ca  ■^"nü'^CD nach  den  alten  Kommentatoren 

('Ar.  s.  V.  •''n:3''D  und  •»'iiEa:;  BaSf  zu  Ber.  8*)  nicht  den  Mast- 
baum selbst,  vielmehr  höchstens  ein  der  Öffnung  des  ü'an  = 
Igju  ähnliches  L  o  c  h  in  demselben,  während  die  RGA.  der  Gftönlm 

ed.  Harkavy  294  es  auch  hier  mit  der  sonstigen  Bedeutung  völlig 
identificieren.  Nun  hat  ja  aber  /<7ro'^  überhaupt  niemals  ein  Digamma 
besessen.  Wie  soll  dies  nun  in  dem  Lehnworte  erscheinen?  Dazu 
kommt,  daiSS  wir  laruq  sicher  in  w-ipox  (WZKM.  3,  181)  und 
wahrscheinlich  auch  in  nt'i::o''K  Öabb.  111*  (mit  allerlei  Varianten) 
ohne  jenen  Vorschlag  finden.  (a"Oi  hat  m.  E.  an  dieser  Stelle  die- 
selbe Bedeutung  wie  sonst;  die  Schwierigkeit  scheint  an  ''*^i:2"'D  oder 
'^is'^j:  zu  liegen).  —  pm  (so  *Aruch)  ist  der  Name  einer  Krankheit, 
die  R.  Nath.  durch  mabn  , Schwäche"  erklärt.  Das  dazu  gehörige 
Adjektiv  pTi  soll  ixrixög  sein.  Die  Wurzel  scheint  sonst  keine  Ver- 
wandten zu  haben.  Aber,  von  allem  andern  abgesehen,  wie  konnte 
das  erste  x  von  ixuxog  ganz  verschwinden?  Wieso  erscheint  hier 
gegen  die  Regel  n  für  r  ?  Der  Verfasser  beruft  sich  für  seine  Ableitung 
S.  241  auf  die  Autorität  Fleischers ;  aber  hier  hätte  er  des  horazischen 


298  Ameigm, 

Wortes  vom  „schlafenden  Homer*  eingedenk  sein  sollen.  —  rC'i 
ist  zwar  auch  sonst  mit  id-og  zusammengestellt  worden ;  die  häufige 
Wiederholung  dieser  Ableitung  macht  aber  die  LautübergSnge,  die 
hierbei  anzunehmen  wären,  nicht  im  mindesten  erträglicher.  Die 
Etymologie  ist  unsicher ;  dass  es  aber  nicht  t&og  ist,  ist  ganz  sicher. 

—  N3C-n  erklärt  der  Verfasser  durch  goinxoq.  Das  ist  eine  kleine 
Granate  (bei  den  LXX  Übersetzung  von  y\iir^  (Exod.  28,  33  u.  ö.); 
NZOTi    aber  ist    sicher    ein   Gürtel    und    längst    von   Landauer 

als  das  persische  vt5^-^  erkannt  worden.  —  Auch  3  soll  nach  dem 

Verfasser  ein  Digamma  vertreten.  So  in  oii^pi-a.  Der  Verfasser 
setzt  hierför  recht  leichtsinnig  ein  *ooday.ivog  an,  das  er  durch 
„ein  roter  Mensch*  wieder  giebt.  In  den  Leadcis  verzeichnet  findet 
sich  nur:  goääxivov  „eine  Frucht*.  Das  ist  wie  schon  der  alte 
Saumaise  erkannte  (Ducange  1304)  nur  eine  ( —  meines  Er- 
achtens  in  Anlehnung  an  (todov  vollzogene  — )  Um- 
bildung von   SuiQaxtvov  ^'Ji^p-     Soweit  über   die  Bedeutung  des 

Wortes.  —  Nun  aber  die  Form!  oii'^p^^^  findet  sich  nirgends; 
in  unseren  Texten  steht  neben  anderen  Formen  nur  oip-^rn-^a  und 
dies  kann  sehr  wohl  mit  Sachs  =  ßgtTavvixog  gesetzt  werden, 
wenn  man  den  entsprechenden  Gebrauch  von  ^rr-^a  („Germane* 
d.  i.  „Weisser*)  vergleicht.  —  Auch  "«rN^-np^na,  das  HercuUam  sein 
soll,  kann  die  Transskription  eines  Digamma  nicht  enthalten.  Wenn 
Hercvliani  in  dem  an,  Aey.  wirklich  steckt,  so  muss  eben  die 
Lesart  dieses  späten  Textes  entstellt  sein.  —  V-^^"''^'^^^  (^^  o^&o- 
yuiviov)  ist  mir  unbekannt.  —  Dass  in  allen  genannten  Wörtern 
von  einem  Digamma  sonst  keine  Spur  zu  bemerken  ist  (auch  nicht 
in  dem  bisher  unbelegten  *()o8axtvog,  das  der  Verfasser  wohl  falsch 
auf  J^godov  zurückgeführt  hat),  sei  hier  zum  Schlüsse  noch  ein- 
mal hervorgehoben.  — 

Nachdem  ich  im  Vorstehenden  die  ersten  beiden  Abschnitte  des 
Buches  ausführlicher  behandelt  habe,  will  ich  im  folgenden  mich  auf 
die  Hervorhebung  einzelner  besonders  markanter  Lrtümer  beschränken. 

Li  §  86  behauptet'  der  Verfasser:  „Viele  Lehnwörter  zeigen 
eine  absolut  grammatische  Form  (Stammform).  Hierher  gehören 
besonders  Nomina  der  dritten  Deklination  mit  Konsonantenstänunen*'. 

—  Beleg  z.  B.  ^r'^c,  das  natürlich  nur  Stat.  absol.  von  «d:^c  ist 
Li  der  folgenden  Anmerkung  3  sucht  der  Verfasser  zu  zeigen,  dass 
den  von  ihm  aufgeführten  Lehnwörtern  nicht,  wie  man  sonst  immer 
annahm,  der  Accusativ  zu  Grunde  liege.  Die  Unterscheidung,  die 
er  vornimmt,  ist  recht  unwesentlich;  seine  Gründe  aber  zeigen 
nur  seine  Unkenntnis  des  aramäischen  Sprachgebrauchs.  So  gleich 
Nr.  1 :  „Formen  wie  ^tj  ,  "^r-^s ,  nDiD ,  n'^^np  etc.  sind  nicht 
Accusativi,  sondern  zeigen  bloss  den  Konsonanten  des  casus  obliqui*. 

Li  §  98  sucht  der  Verfasser  Spuren  des  Vokativs  in  Lehn- 
wörtern nachzuweisen.  Weil  das  Syrische  in  fremden  Eigennamen 
den  bei  solchen  naturgemäss  viel  mehr  gebrauchten  Vokativ  bevor- 


Fraenkd,  Krauu^  Oriechüche  und  lateinüehe  Lehnwörter  etc,  299 

zagt,  glaubt  er  diesen  Vorgang  auch  auf  Appellative  übertragen 
zu  können  und  überlegt  nicht,  dass  der  Ofen  —  sein  erstes  Beispiel 
—  wohl  kaum  jemals  angeredet  worden  ist  Gegenüber  (fovyifog 
ist  ^mc  wirklich  recht  auffallend.  Hier  bleibt  wohl  nichts  Anderes 
übrig,  als  eine  Femininform  als  Original  anzusetzen.  Die  übrigen 
Beispiele  sind  yerschieden  zu  erklären ;  ein  Vokativ  liegt  in  keinem 
von  ihnen  vor,  (In  ■'DIt:«  ist  ein  Irrtum  des  Autors  der  Sentenz 
anzunehmen,  vgL  das  populäre  oiCTn:^). 

In  §  118  konstatiert  der  Verfasser  Übergang  von  y;  in  ^,  ver- 
gleicht dazu  das  moderne  Tsakonische(!)  und  belegt  den  Wandel 
durch  wann:  =  vavxi^g^  Nb-^-^D  =  fpidkfi  u.  a.  Er  hat  den  Vor- 
gang durchaus  mias verstanden.  —  In  §  126  werden  6  Wörter  auf- 
geführt, in  denen  u  für  ?;  eingetreten  sein  soll.  Parallelen  bieten 
einige  dialektische  Glossen  bei  Hesjch  und  das  Neugriechische. 
Der  Verf.  hat  nicht  beachtet,  dass  die  graphische  Differenz  zwischen 
"1  und  1  eine  ganz  minimale  ist,  so  dass,  selbst  die  Richtigkeit  seiner 
Identifikationen  zugegeben,  die  Korruption  des  angeblichen  i  aus  *« 
bei  weitem  das  Wahrscheinlichere  ist.  So  ist  das  angebliche  oiuibip 
nur  eine  ganz  nichtsnutzige  Variante  für  o-ü'^bp  (o-;:'*b''p)  Tos. 
(Zuckerm.)    539,37  =  xi/A/yn;^,   vgl   äIxJüj.  —  7-wT'::''''T    wird 

allerdings  mit  ÖtaTpr^Tug  ^durchlöchert'^  zu  identiücieren  sein,  aber 
dann  ist  aber  "|*a''-!:2»*'T  zu  schreiben.  —  Ob  in  i:i«  eine  Weiter- 
bildung von  «rr^ri»  («mri»)  oder  nur  eine  graphische  Verderbnis 
für  ••31«  vorliegt,  steht  dahin.  (Auch  nah.  fit^irio«  CIS.  II,  1. 
No.  287  tstgatt)y6g  ist  wohl  fehlerhaft). 

§  132  verzeichnet  Beispiele,  in  denen  t  für  o  ü)  steht.  Es 
sind  dies  alles  Umbildungen  nach  der  beliebten  Form  Pi**ul,  die 
auch  hebräische  Worte  bei  ihrer  Übernahme  ins  Aramäische  be- 
troffen hat  (z.  B.  K-nct)  aus  nanc),  zum  Teile  haben  sich  (wie  bei 
ö*ia"»n  und  ct'C''::)  auch  noch  die  echten  Formen  (oi?:n  und  oi73ia) 
erhalten^).  An  einen  wirklichen  Vokalwandel,  für  den  der  Verfasser 
in  der  Anmerkung  Analogieen  beizubringen  sucht,  ist  natürlich  hier 
nicht  zu  denken.  —  §  168  '^nniD  ngöd'VQa  unmöglich  I  — 

§  172  ^  für  8.  n'''^::-p  „Adjektiv  von  Kaiaägeia*^  und  dazu 
S.  262  die  Bemerkung,  dass  em  Cod.  für  «•»•^-op  Gen.  R.  50,  11 
rm::''p  lese:  »Ein  sicheres  Beispiel  fehlt.  Jedenfalls  passt  dieser 
Wandel  in  das  Lautsystem*.  Dies  „jedenfalls"  ist  für  des  Ver- 
fassers Methode  charakteristisch. 

Ganz  zu  streichen  sind  §  173,  §  174,  §  175,  §  176,  §  177 
(o-nn  soll  ußoXog  sein,  n-»-!!"»  =  v/igig}),  §  178  (wo  als  Bei- 
spiel des  Überganges  von  g  in  b  rr^mba  aus  gcUerua  angeführt 
wird;  n-^mba  ist  „Locke",  qoderua  bedeutet  "Mütze"),  §  205  b, 
§  207  a  dritter  Absatz,  §  210,  §  226,  §  235,  §  246,  §  272  a.  b. 

1)  So  bt  auch  D1?2'*3  zu  erkl&ren.  Anders  Praetorins  ZDM6.  XL VIII, 
462,  Anm.  1.  Das  dort  genannte  QPQ\q«J  möchte  ich  nach  Nöldeke,  ZDMO. 
Xni,  524,  Anm.  2  g.  E.  bearteUen. 


\ 


300  Anzeigen. 

c.  d.  e.  §  275,  §  278,  Von  §  282  die  Nummern  3.  4.  7.  8.  11. 16.  18. 
20.  21.  37.  40.  53.  59.  64,  §  283  1.  2.  3.  4.  6.  7.  8.  10.  11.  13. 
In  §  333  ist  das  Verhältnis  der  beiden  Nisbaendungen  •*»"  und 
rjK —  nicht  erkannt.  —  In  §  338  nimmt  der  Verfasser  ümbüdung 
der  Endungen  -og ,  -r^g  etc.  in  "n  an  unter  Berufung  auf  gewisse 
Inschriften  aus  ganz  anderer  Zeit  und  Gegend,  die  Rhotacismua 
zeigen.  —  In  §  342  wird  rrbaa«  von  dem  homerischen  nrolig 
abgeleitet.  —  Zu  streichen  sind  ferner  §  346,  §  347,  §  348:  in 
dem  letzten  sucht  der  Verfasser  das  seiner  Etymologie  nach  nicht 
ganz  klare  ■T'^j«  (Cod.  Mon.  ■jT'^n)  Sanh.  30**  und  41*  mit  dem 
nur  bei  Dichtern  vorkommenden  äoo  zu  kombinieren. 

Um  den  Raum  unserer  Zeitschrift  nicht  übermässig  in  Anspruch 
zu  nehmen,  muss  ich  auf  eine  Kritik  der  letzten  Abschnitte  des  Buches 
verzichten.  Das  Vorstehende  aber  genügt  wohl  um  das  im  Ein- 
gange ausgesprochene  Urteil  zu  rechtfertigen. 

Der  Verfasser  hat,  wie  er  in  der  Vorrede  mitteilt  (p.  MI), 
als  sich  sein  Manuskript  bereits  in  der  Druckerei  befand,  Beiträge 
von  Immanuel  Low  erhalten.  Es  ist  sehr  zu  beklagen,  dass 
er  sein  Werk  diesem  Gelehrten  nicht  früher  vorgelegt  hat.  So 
finden  sich  nur  an  verhältnismässig  wenigen  Stellen  Löws  kurze 
Bemerkungen,  die  die  weitschweifigen  Erklärungen  des  Verfassers 
schlagend  widerlegen  (so  p.  297).  Das  Übrige  wird  jedenfalls  dem 
Lexikon  zu  Gute  kommen,  das  den  zweiten  Band  dieses  "Werkes 
bilden  soll.  Diesem  darf  man  also  mit  besseren  Hoffnungen  ent- 
gegensehen, da  Low  seinen  Rotstift  gewiss  kräftig  hat  walten  lassen. 

Ich  habe  den  ersten,  systematischen  Teil  so  ausführlich  be- 
handelt, weil  er  durch  den  gekehrten  Apparat,  mit  dem  er 
auftritt,  Erwartungen  erregt,  die  er  nicht  befriedigt,  und  weil  so 
die  Gefahr  vorliegt,  dass  diejenigen,  die  mit  diesem  Gebiete  nicht 
ganz  vertraut  sind,  seine  Ergebnisse  ungeprüft  übernehmen 
könnten.     Davor  muss  ich  zuletzt  noch  ausdrücklich  warnen. 

Siegmund  Fraenkel. 


nm^srrr  »1©  niöN  bnnr:  "»n*»!»  bD  bbiD  'nco  D^T^Tan  T'a 
bi^^rs  p«  min"^  p  riTabttj  nbyrm  iaiorJ^  WeUUche  Ge- 
dichte des  Abu  Soleiman  Aj[Jui  b.  Jahja  Ibn  Gahirol.  Unter 
Mitwirkung  namhafter  Gelehrter  nach  Handschriften  und 
Druckwerken  bearbeitet  und  mit  Anmerkungen  und  Ein- 
leitung versehen  von  Dr.  H,  Brody,  (Heft  1.)  Berlin. 
M.  Poppelauer.     1897.     Lex.  8^ 

Die  weltliche  Poesie  der  Juden  im  Mittelalter,  die  herrlichste 
Blüte  der  spanisch  -  arabischen  Epoche,  hat  nach  einer  Erstarrung 
und  Vergessenheit  von  nahezu  einem  halben  Jahrtausend  erst  in 
diesem    Jahrhundert    ihre    Wiedererweckung    gefunden.      Mit    den 


Kaufmann,  BrodyM  Gedichte  des  Ibn  Gabirol,  301 

£xalaDten  Spaniens  nach  Nordafrika  und  in  die  Länder  der  Türkei 
geflüchtet,  hatte  sie  es  auch  da  nur  zu  schwachen  neuen  Trieben 
gebracht;  für  die  Judenheit  Europas  war  sie  zu  einer  litterarischen 
Erinnerung  verblasst.  Während  die  grossen  Dichter  Spaniens  durch 
ihre  religiösen  Gesänge  in  allen  Riten  und  Synagogen  des  Erden- 
rundes fortlebten,  waren  ihre  weltlichen  Lieder  vergessen  und  ver- 
loren, die  Hälfte  ihres  Poetenruhmes  vom  Wellengrabe  der  Zeiten 
verschlungen.  Handschriften  dieser  Poesieen  waren  in  Europa  nicht 
mehr  aufzufinden,  von  den  Diwanen  der  Klassiker  der  neuhebräischen 
Poesie  war  jede  Kunde  erloschen.  Juda  Halewi  musste  erst  wieder 
aus  Txmis  einwandern  und  am  gastlichen  Herde  Samuel  David 
Luzzattos  in  Padua  aus  seiner  Totenstarre  zu  neuem  Leben  er- 
wachen. Von  Abraham  Ibn  Esra  musste  Leopold  Zunz  noch  1865 
in  seiner  Literaturgeschichte  der  synagogalen  Poesie  p.  208  er- 
klären: ,Von  seinem  Diwan  hat  sich  nichts  erhalten*.  Er  schlief 
eben  damals  noch,  für  Europa  vergessen  und  aufgegeben,  in  der 
Handschrift  in  Jemen,  aus  der  Jakob  Egers  zum  30.  März  1886, 
zu  Moritz  Steinschneiders  siebzigstem  Geburtstage,  ihn  er- 
weckte^). Manche  dieser  Sammlungen  sind  in  den  Jahrhunderten 
dieser  Vergessenheit  völlig  untergegangen  oder  schwer  geschädigt 
worden,  so  dass  wir  nur  noch  auf  Trümmer  und  Fragmente  zu 
hoffen  haben. 

Aber  selbst  über  den  Glücklicheren  der  Erweckten  und  Ge- 
retteten hat  ein  Unstern  gewaltet.  Salomon  Ibn  Gabirol  hat  es  in 
der  Bearbeitung  seiner  religiösen  Poesieen  durch  Senior  Sachs 
nur  zu  Einem  Hefte  gebracht^).  Moses  Ibn  Esra  ist  nicht  einmal 
so  viel  beschieden  gewesen ;  nur  wie  Kostproben  sind  einzelne  seiner 
weltliehen  Gedichte  von  Luzzatto  und  Dukes  ans  Licht  gezogen 
worden.  Der  Diwan  Juda  Halewis,  von  Luzzattos  Meisterhand 
bearbeitet,  ist  über  das  erste  Heft  nicht  hinausgekommen.  Abraham 
Ibn  Esras  Poesieen,  die  in  der  textkritischen  Behandlung  und  form- 
schönen Übersetzung  Bosins  das  Modell  einer  wissenschaftlichen 
Ausgabe  darzustellen  auf  dem  besten  Wege  waren,  sind  durch  den 
Tod  des  hingebenden  Pflegers  und  Bearbeiters  beim  ersten  Bande 
stehen  geblieben^. 

Um  so  erfreulicher  ist  es  darum,  in  Dr.  Heinrich  Brody 
eine  junge  Krafk  begrüssen  zu  können,  die  der  verlassenen  oder 
nur  zum  geringsten  Teile  gehobenen  Schätze  der  mittelalterlichen 
Hebräischen  Poesie  sich  anzunehmen  Entschlossenheit  und  Eignung 
genug  besitzt.      Durch    mannigfache    Studien   auf   diesem   Gebiete, 


1)  KITy    13    On-in»    -^n^lb    INT^n    Diwan    des    Abraham    Ibn    Esra, 
Fninkfiirt  am  Hain  1886. 

2)  bin"»35  p  riTablDb  IIDK  D"«n''C3n  ■'-l"'©  ncO   Cantiques  de  Salomon 
Ibn  Gabirol.     Pflria  1868. 

3)  Beime  und  Gedichte  des  Abraham  Ibn  Esra,  gesichtet  und  gesammelt, 
fibenetst  and   erlintert  von  Dr.  David  Rosin.     Erster   Teil.     Breslaa  1891. 


302  Anzeigen, 

ganz  besonders  aber  durch  selbstständige  Erforschung  der  arabischen 
Metrik  und  ihrer  hebräischen  Nachbildung  für  seine  Aufgabe  vor- 
bereitet, hat  Brodj  zu  gleicher  Zeit  die  Herausgabe  der  Diwane 
Jehuda  Halewis,  von  der  er  bereits  zwei  Hefte  vorgelegt  hat^),  und 
Salomon  Ihn  Gabirols  in  Angriff  genommen.  Einzelne  Veröffent- 
lichungen aus  dem  Diwan  Mose  b.  Esras  beweisen,  dass  er  auch 
dem  dritten  in  dem  Dreigestim  der  Klassiker  der  hebi^ischen  Poesie 
sich  zugewendet  hat. 

Man  muss  es  Leopold  Dukes  ewig  Dank  wissen,  dass  er  den 
Mut  und  die  Sachkenntnis  besessen  hat,  nach  einer  einzigen  Hand- 
schrift den  Diwan  der  weltlichen  Gedichte  Salomon  Ihn  Gabirols 
herauszugeben*).  Bei  der  Fülle  fast  unübersteiglicher  Schwierig- 
keiten, von  denen  die  Texte  dieses  gedankentiefsten  und  sprach- 
schöpferischsten der  jüdischen  Poeten  Spaniens  wimmeln,  wird  man 
mit  den  Unzulänglichkeiten  eines  ersten  Versuches  seiner  Heraus - 
gäbe  nicht  allzusehr  ins  Gericht  gehen  dürfen.  Die  Wallfahrten  zu 
dem  handschriftlichen  Original  in  Oxford  haben  inmier  ergeben, 
dass  nicht  so  sehr  in  Lesefehlem  als  in  Versehen  beim  Drucke,  die 
bei  metrisch  geschulter  Kontrole  sich  unschwer  hätten  vermeiden 
lassen,  die  Sünden  der  Edition  begründet  sind.  Senior  Sachs, 
Abraham  Geiger  und  Jakob  Egers  haben  nicht  selten  Grelegen- 
heit  genommen,  auf  die  Fehler  dieses  mangelhaften  Textes  hinzu- 
weisen. Besonders  hat  Jakob  Egers,  der  zu  früh  Vollendete^ 
diese  Gedichte  Ihn  Gabirols  zum  Gegenstande  eines  liebevollen  und 
unablässigen  Studiums  gemacht.  Eine  sorgfältige  in  Oxford  vor- 
genommene Kollation  des  Textes  hatte  ihn  in  den  Stand  gesetzt, 
das  Ausmass  des  in  der  Ausgabe  dringend  der  Verbesserung  Be- 
dürftigen mehr  als  jeder  Andere  zu  erkennen,  so  dass  wir  sein 
zorniges  Wort  von  den  „Dichtungen,  die  trotz  ihres  entstellten 
Textes  in  Dukes*  tiTiba  -»i-a  ihre  Anziehungskraft"  auf  ihn  übten  ^), 
ihm  zu  Gute  halten  müssen.  Er  schränkt  sein  Urteil  selber  ein, 
indem  er  von  den  Ergebnissen  seiner  Oxforder  Reise  sagt:  ,Die 
grossen  Entdeckungen,  von  denen  ich  hierbei  geträumt  hatte,  blieben 
zwar  aus,  allein  ich  fand  doch  manche  an  sich  unscheinbare  Kleinig- 
keiten, die  dem  ganzen  Zusammenhange  erst  das  rechte  Licht  ver- 
leihen." Aber  bei  einem  Dichter  von,  man  möchte  sagen,  so  zarten 
und  reichen  Nerven  wie  Ihn  Gabirol,  konunt  es  eben  in  der  That 
auf  die  Sicherung  und  Feststellung  jedes  Wortes  an,   so  dass  bei 


1)  p  nnirt''  o^^morn  n-ax  n-^ia  bs  bbis  ^co  »im  |»rn 

"^ibn  bMlUD  Diwan  des  Aba-l-Hasttm  Jehada  ha-Levi.  Unter  Mitwirkung  nam- 
hafter Gelehrter  bearbeitet  und  mit  einer  ausführlichen  Einleitung  versehen. 
Berlin  1894,  1897  (In  den  Schriften  des  Mekbe  Nirdamim- Vereins). 

2)  n7:blS   ->n**lS    I— II.     Schlre    Schlomo.      HebrSische    Oedicbte    roa 
Salomon  ben  Oabirol  aus  MalaKa.     Hannover  1858. 

3)  In  der  Zunz- Jubelschrift  p.  158. 


Kaufnannf  Brodya  Gedichte  des  Ibn  Gabirol,  303 

einem  von  Fehlem  entstellten  Texte,  wie  es  der  bisher  vorliegende 
ist,  an  ein  auch  nur  elementares  Verständnis  nicht  zu  denken  war. 

Dazu  kommt,  dass  die  Ausgabe  seit  langer  Zeit  nicht  mehr 
zu  haben  war,  die  neue  Bearbeitung  also  auch  von  dieser  Seite 
her  einem  wirklichen  Bedürfiiisse  abhilft.  Salomon  Ibn  Gabirol 
steht  an  der  Pforte  der  jüdischen  Poesie  der  spanisch -arabischen 
Epoche,  ,der  Meister  aller,  die  da  wissen*,  der  Lehrer  und  das 
Vorbild  einer  Schule  glücklicher  und  bald  um  die  Palme  mit  ihm 
ringender  Jünger.  Von  ihm  wird  das  Studium  dieser  Poesie  aus- 
zugehen, auf  ihn  inuner  wieder  zurückzukonunen  haben.  Die  Her- 
stellung eines  zuverlässigen  Textes  seiner  Lieder  war  daher  die 
oberste  Aufgabe,  welche  die  wissenschaftliche  Pflege  der  neu- 
hebraischen  Poesie  zu  lösen  hatte. 

Brody  hat  vor  allem  die  handschriftliche  Grundlage  seiner 
Ausgabe  durch  eine  selbstständige,  sorgf^tige  Vergleichung  der 
Oxforder  Handschrift  sich  gesichert,  daneben  aber  auch  alles  be- 
nutzt, was  von  den  bisherigen  Freunden  der  Muse  Ibn  Gabirols 
durch  Vermutungen  und  Erklärungen  zum  Verständnis  seiner  Ge* 
dichte  beigetragen  worden  ist.  Die  Verweisung  des  kritischen 
Apparates  und  der  Auslegung  in  einen  besonderen  Anhang  befreit 
die  Lieder  nicht  nur  von  der  Fessel  des  gelehrten  Beiwerks,  son- 
dern überlässt  sie  auch  dem  freien  Genüsse  und  Urteilsvermögen 
des  Lesers.  Zeichnet  ihm  auch  eine  sorgfältig  bis  ins  Einzelne 
durchdachte  und  durchgeprüfte  Vokalisation  den  Weg  des  Verständ- 
nisses vor,  so  wird  man  doch  die  Schäden  dieser  suggerierenden 
Führung  für  die  Vorteile  eines  sicheren  und  immer  beachtenswerten 
Wegweisers  gern  in  den  Kauf  nehmen.  Aller  Unterbrechungen 
durch  Hinweise  und  Notenkram  ledig,  erscheinen  die  Gedichte 
endlich  wie  für  den  Geschmack  und  die  Empfindung  zubereitete 
Kunstwerke  und  nicht  länger  wie  Jagdgründe  für  Sonntags- 
Philologen. 

Die  Wahl  des  Hebräischen  für  die  Sprache  der  erklärenden 
Anmerkungen  kann  nur  gebilligt  werden.  Sie  empfiehlt  sich  nicht 
nur  bei  der  Enge  des  Leserkreises  durch  ihren  internationalen 
Charakter,  sondern  mehr  noch'  als  das  kongeniale,  geborene  Idiom 
zur  Ausdeutung  dieser  Gedichte.  Die  Sprache  Brodys  verdient 
aber  auch  infolge  ihrer  hohen  Schmiegsamkeit  und  selbst  in  Ab- 
straktionen der  Bibel  sich  nähernden  Beinheit  und  Schlichtheit  noch 
ganz  besonderes  Lob. 

Stets  die  Quellen  des  Dichterwortes  im  Sprachgute  der  heiligen 
Schrift  nachweisend,  ohne  schwatzhafte  Vordringlichkeit,  den  Leser 
mehr  führend  als  tragend,  beschränkt  sich  Brody  in  seinen  An- 
merkungen bei  sorgfältiger  Berücksichtigung  der  Meinungen  seiner 
Vorgänger  auf  die  notwendigsten  Handreichungen  in  der  Angabe 
des  Gedankenganges  und  Zusammenhanges  und  der  Erleichterung 
des  Verständnisses  der  einzelnen  Worte  und  Wendungen. 


304  Anzeigen, 

Das  erste  Acbtteil  der  neuen  Ausgabe,  die  das  erste  Heft  aus- 
machtf  umfasst  die  Freundschafts-  und  Trauergedichte  auf  Jekuthiel, 
in  dem  man  seit  A.  Geiger^)  Jekuthiel  Hassan,  den  Astronomen  von 
Cordova,  zu  erblicken  sich  gewöhnt  hat.  Nach  der  Art  der  ara- 
bischen Kasside  kühn  imd  sprunghaft,  oft  von  den  unerwartetesten 
Ausgangspunkten  her  zum  Gegenstände  der  Liebe  des  Dichters 
überleitend,  bieten  gerade  diese  Gedichte  der  Auffassung  und  der 
Nachempfindung  die  grössten  Schwierigkeiten. 

Mehr  um  ein  Beispiel  dieser  eigentümlichen  Schwierigkeiten 
zu  zeigen,  als  um  Widerspruch  geltend  zu  machen,  will  ich  auf 
das  zweite  der  vorgelegten  Gedichte  hinweisen.  Brody  fasst  es 
als  ein  Zwiegespräch  Ihn  Gabirols  mit  Jekuthiel  auf,  in  der  zmn 
Schlüsse  etwas  ungerufen  das  Schicksal  das  Wort  ergreift.  Ab- 
gesehen von  dieser  Kühnheit,  widerlegt  sich  diese  Auffassimg  aber 
schon  dadurch,  dass  sie  dem  angebeteten,  ewig  hoheitsvollen  und 
vatergleichen  Freunde  und  Gönner  des  Dichters  eine  launenhaft 
hochmütige  Abweisung  Ihn  Gabirols  einen  Augenblick  lang  zu- 
mutet. Nein,  seinem  Jekuthiel  gegenüber  hat  der  geniale  Philosoph 
und  Dichter  es  nicht  nötig,  sich  in  die  Brust  zu  werfen  und  auf 
seine  Bedeutung  zu  pochen ;  er  weiss  sie  bei  ihm  in  zu  treuer  Hut 
als  dass  er  durch  ihre  Hervorhebung  sich  zu  übernehmen  und  aus 
seiner  demutsvollen  Haltung  herauszutreten  brauchte.  Nicht  dem 
Herzog,  nicht  Jekuthiel  gegenüber  schlägt  Tasso-Ibn  Gabirol  ein 
Rad,  sondern  Antonio,  einem  Höfling,  einer  Kreatur  Jekuthiek, 
einer  Mücke,  die  in  seinem  Lichte  lebt  und  den  jungen  Dichter 
schul-  und  hofmeistem  möchte,  zeigt  er  die  Zähne,  reckt  er  sich 
gleichsam  in  die  Höhe,  um  den  dünkelhaften  Niemand  in  die 
Schranken  zu  weisen,  in  denen  er  nur  von  Jekuthiels  Gnaden  sein 
Dasein  fristet.  Dem  Urheber  dieser  Abfertigung  selber  legt  hier 
der  Dichter  seinen  eigenen  Erzieherversuch  und  die  Lektion  in  den 
Mund,  die  ihm  dafür  zu  Teil  geworden  ist.  Um  diese  Auffassmig 
im  Gedichte  selber  nachzuweisen,  möge  es  mit  den  leisen  Textes- 
verbesserungen, die  ich  vorschlage,  im  Wortlaute  und  in  dem  Ver- 
suche einer  Übersetzung  hier  eine  Stelle  finden: 

«i:Eipd733  'T^i  ncN  nris 
irETCS  -»SDis  i-iiNa  v^'nn 

TnN"i  Dibna  p^ns  inr 


•  ■■ 


n*i?:N"i  piniis  t^bts  bim  nbs 

T  :  I  T    '  :  •   •  .•         TT 

jnsy-i  tib  QiVjö 

V-I--        I  ;  T 


•las'^in 


1)  Salomo  Gabirol  und  seine  Dichtungen,  p.  118,  n.  24. 


Kaufmann^  Brodys  Gedichte  des  Ihn  GabiroL  305 

n«*i  nvzJ  -«^i«)3  ösnb  nönn  •t"« 
nrsD  itta  C73d  nbsna  cw 

irD'in  nörn  n^bn  ms 

••:t  -j-         tt:        -t 

•  •  ■  •  ■  •  • 

•i:s»  ninna  ibDi  D-'^n 

—  -.-  T  :  •  r 

D3T  rtirTn-'  bin  ni«*i  d^ü 

- :     1       :  - :       ••  ••  :        w 

n:Eü  P73»  iTcb  "«ba  na-n 

••  •         V  ••:    I        T       •  :        TT 

T'nn»  bam  xa-'  va^r:  nb 

nrniöN  T^rasi  o'»?:'^  ni:a  d-'Td» 


•  a 


Ktz^  •!»«  nT-«73  mpTa:  -^s 

n:E-»T  •'^T  bs^nip"»  T»  n« 

VTa  tisüü  -»bib  nc«  ntor» 
«!:e:sp  T3»a  ttisc^b  T^n*^ 

»••  ••  T  •  •• 

irs^"»  tr7272  npTn  *T«ai 
031  VT  bai  is-'r'^Tb  nrn?: 

-:'•-        t:  «...        -j- 

«i:b»  'ifei  i:2iicb  rc: 
nwas  HTatoi  npE  m\^  nbo  n:n 

•  •  •  •  • 

^rsK  ""bT  "äi-ni  rriin  n^Ei 

n«bn:  web  triinn  ban 

•  •  •  ■    • 

Du  Leuchte,  eben  hehr  am  Himmel  aufgegangen, 
Vor  der  so  rasch  erblich  der  Sterne  blendend  Prangen, 
Ein  Herzensdieb,  mit  Augen  nimmermehr  zu  fangen. 
Seit  gestern  war  das  Lächeln  seiner  Lipp'  entflohen. 
Glück  zu,  sprach  ich.     Da  hat  er  zornig  angefangen: 
Lass  ab,  wie  willst  mein  Licht  du  dich  zu  fahn  vermessen, 
Seit  wann  greift  nach  der  Sonne  man  mit  Fingerzangen? 
Du  Myrtenreis,  das  jedes  Lüftchens  Hauch  verscheucht, 

Bd.  LH.  20 


306  Anzeiffen. 

Du  willst  mein  Ich  zu  modeln  frech  dich  unterfangen  ? 

Ich  bin  vom  Volk,  vor  dessen  wilder  Zomesglut 

Die  Berg'  in  ihrem  festen  Grund  erbebend  bangen, 

Das  schon  die  Welt  durchschaut,  bevor  es  sie  noch  sah, 

Und  dessen  Geist  sich  ohne  Sprach'  die  Wort*  entrangen, 

In  dessen  Haupte  Zeit  und  Welt  und  Wesen  drauf 

Weglos  verloren  nach  dem  Führer  heiss  verlangen! 

Ich  trotze  dem  Geschick  und  forders  kühn  heraus, 

Dass  wild  es  ruft:  Wo  sind,  die  mich  noch  je  bezwangen?! 

Wie  sollst  dann  du,  mein  armer  Wicht,  mich  ändern  können? 

Wärs  Jekuthiel  nicht,  wie  wärs  sonst  zugegangen! 

Hätt'  nicht  der  Fürst  mit  Gnadenströmen  dich  benetzt, 

Längst  lohtest  du  in  meiner  Zomglut  Flammen-Sangen ! 

Doch,  da  er's  schwur,  dich  nimmer  von  der  Hand  zu  lassen, 

Da  ward  ich  plötzlich  kraftlos,  wie  von  Schwäch*  befangen. 

Du,  unsres  Mundes  Honigseim,  du  Würzebeet, 

An  dem  die  Augen  mein  und  all'  verlangend  hangen, 

Lass  oder  nimm  mich,  immer  grüne,  blühe  fort, 

Stoss  fort  mich,  tritt  einher,  ob  meine  Wünsch'  misslangen, 

Dir  jubelt  zu  die  Welt,  von  dir  mit  Wonn'  erfüllt, 

Und  —  erst  die  Beutel,  die  von  deinem  Gold  erklangen. 

Z.  14  ist  wohl  doch  ^rcu  zu  lesen,  eine  Neubildung  für 
Sprache;  vgl.  Zunz,  Synagogale  Poesie  S.  392. 

Z.  17  lese  ich  mit  Senior  Sachs,  der  diese  Leseart  in  sein 
Handexemplar  von  Dukes*  Ausgabe  des  Textes  eingetragen  hat, 
npnisfi«,   zumal   ein   Gehörfehler   bei  der   gleichen  Aussprache  von 

^  und  b  bei  sefardisch?n  Abschreibern  so  nahe  liegt. 

Z.  27  lese  ich  für.ns^t,  das  nicht  allein  keinen  Sinn  giebt, 
sondern  an  der  Spitze  der  Beihe  von  Assonanzen  sich  von  selbst 
verbietet:  ns?l.  Salomon  Ihn  Gabirol  hat  innerhalb  der  Armut 
seines  Idioms  mit  einem  Beichtum  geschaltet,  der  Staunen  erregen 
muss.  Er  bringt  es  fertig,  mitten  im  Vers  wie  mit  einer  Wünschel- 
rute jedes  Wort  zu  einem  Beime  umzuzaubem  imd  wie  aus  einem 
Füllhorn  der  Sprache  gleichklingende  Wörter  vor  uns  auszuschütten. 
So  leistet  er  p.  15,  Z.  75  der  neuen  Ausgabe  die  für  ein  sefardiscbes 
Ohr  und  Auge  vollwertigen  Assonanzen: 

•la^i:^*»  •ixc3'^  ^^t'S'^ 
i'nn'»  «lons-«  iok'ö'» 

T  •  :  T*  -IT» 

und  vollends  in  der  Strophe  darauf: 

«ibban*»  ibbi^rr»  •ibbiar*' 
i'HK'^  «ibbiTn*^  ibbnnrr» 


I   • 


Kaufmann,  Brody$  Gedichte  dea  Ihn  Gabirol,  307 

Salomon  Ibn  Grabirol  gebraacht  manches  Wort  im  neu- 
hebrSischen  Simie.  So  ist  trotz  Neh.  9,  25  p.  2,  Z.  31:  n^K 
nona  ban  roi^nn  der  Ausdrack  ps^nn  für  yerjüngen  im  Simie 
von  rr:iy  1  Mos.  18,  12  nach  Baha  m.  f.  87»  angewendet,  eine  Er- 
klfinmg,  die  allerdings  ein  Exeget  wie  Samuel  Ibn  Meir  einfach 
ZOT  Auslegung  des  Textes  heranzieht;  vgl.  meine  Bemerkung 
Gkittingische  Gelehrte  Anzeigen  1882,  Stück  88,  p.  1206. 

In  der  Konstruktion,  besonders  in  der  Wortfolge,  erlaubt  der 

Dichter  sich  Freiheiten,   die   den  Erklärer   leicht   irrefOhren.     Wie 

gleich   die   erste   Zeile  p.  1:   nwp7  "^^£3  *rrn  i»  ^ißatn   das  zu 

den  ersten   beiden  Worten   gehörige  Partizip   ans  Ende   stellt,   so 

gehört  p.  4,  Z.  71   in:    ntöNi    ••n-bs   "»by   «'»N   innrrs   das  Wort 

TOÄi  natürlich  zu  o**«,  nicht,  wie  Brody  annimmt,  zu  «»n,  also: 

Wie  der  Mensch,  Mann  und  Weib,  über  dem  Tiere  steht. 

Dem  Einfiuss  des  arabischen  Idioms,  in  dem  er  denkt  und 
lebt,  entzieht  sich  auch  Ibn  Gabirol  nicht.  Er,  der  selbst  Termini, 
die  nachmals  in  der  Sprache  der  Übersetzer  das  Bürgerrecht  er- 
kngt  haben,  streng  vermeidet  und  durch  glückliche  Neuprägungen 
oder  Erweiterungen  der  Wortbedeutungen  die  Sprache  bereichert, 
wie  er  fär  Horizont  an  der  Schwelle  unseres  Gedichtes  £)pC5  ge- 
braucht, das  Allgemein  nach  dem  arabischen  \Jüi\  durch  ps'iK  er- 
setzt wurde,  bedient  sich  des  hebräischen  pias  imter  dem  Einfluss4»- 
von  O^AaO)  ^  ob  es:  wahr  sein,  wahr  sprechen^)  bedeutete,  und 
stellt  in  Einer  Strophe  p.  3,  Z.  58 — 54  pnas  und  «nD  gegenüber: 

nw'nfi«  "»raDn  npiat":  n^^Di 


TT-:       ••:-       '        :•         t-: 


T»:        f'-  -;•  T-J 


1)  Kur  der  Urbeber  der  sog.  zweiten  ÜbersetzuDg  Saadjas  gebranobt  p^^  in 
diesem  Sinne;  so  für  ijAsi\  ^  in  olj'JiÄc^t^  oliUbll  ^\jS  ed.  Lan- 
dauer p.  rtt  Z.  1  =  Emonot  wedeot  ed.  Slucky  p.  22,  Z.  10:  t^lSlpTS 
ni33nn  rpn^m  bs^Sn.  Allerdings  wagt  er  es  aacb  sonst,  das  Hebräische 
durch  Anleben  und  willkfirlicbe  Bedeatnngserweiterungen  nach  dem  Arabischen 
m  erweitem,  wie  er  ans  ..«IX^  yCH^  für  Ranm,  aus  'iu^jol  na^3£3  für  Lage, 
*Q9  s>ftii>  S;)lbn  für  Gegenteil  —  allerdings  nach  neahebrftischem  Vorgange  — 
UQd  aus  ^  yjooA  Q'^^pin^l  Q'^3^33t173  für  geschaffen  zu  sagen  wagt.  Vgl. 
meine  Bemerkungen  ZDMG.  37,  833  and  M.  Steinschneider,  Die  hebrü- 
iiehen  Übersetzungen  des  Mittelalters  p.  440  ff.  sJJ^AAaV  im  Gegensatz  au 
ßyo^  ist  gewöhnUeh  durch  PI^M  übersetzt  worden,  vgl.  Steinschneider, 
Al-Farabi  p.  147,  246,  jedoch  auch  durch  p'l^ntl  wie  bei  Ihn  Pulgar  in 
C'rpT  Q7£2  p.  16,  Z.  4  v.  n.  und  Arama  ed.  Venedig  f.  180«. 

20* 


308  *  Anzeigen. 

So  gering  auch  dem  Umfange  nach  der  vorgelegte  Teil  der 
weltlichen  Gedichte  Ihn  Gabirols  sich  darstellt,  so  gäbe  er  doch 
bereits  zu  einer  sehr  grossen  Zahl  von  Fragen  und  Einwürfen  Ver- 
anlassung. Es  wird  eben  noch  einer  langen  und  vertieften  Arbeit 
auf  dem  Gebiete  der  hebräischen  Poesie  bedürfen,  ehe  wir  der 
Schwierigkeiten,  die  noch  in  jedem  Gedichte  Ihn  Gabirols  lauem, 
vollkommen  Herr  zu  werden  hoffen  dürfen.  Ich  zweifle  nicht  dass 
die  Schätze  der  Genisa  von  Kairo,  die  heute  in  Cambridge  der 
Erweckung  harren^,  auch  für  diesen  Dichter  sich  nutzbar  erweisen 
werden.  Wenn  ein  einziger  Hub  aus  dieser  Fülle  in  meiner 
eigenen  Sammlung  dazu  genügt  hat,  um  Gedichte  Juda  Halewis, 
Abraham  Ibn  Esras  und  Charisis  in  trefflichen  Abschriften  zu  Tage 
zu  bringen,  so  wird  der  schier  unabsehbare  Schatz  von  Fragmenten 
sicher  auch  für  Ibn  Gabirol  uns  Licht  und  Hilfe  bringen. 

Herr  Brody  aber  möge,  von  Freunden  der  mittelalterlichen 
hebräischen  Poesie  wie  von  gelehrten  Gesellschaften  ermutigt  und 
gefördert,  sein  so  verdienstliches  Unternehmen  unjentwegt  und  un- 
ermüdlich zu  Ende  führen.  Die  vortreffliche  und  geschmackvolle 
typographische  Ausstattung,  die  sich  bisher,  auch  von  dem  Erb- 
feinde der  Editionen,  von  den  Druckfehlem,  frei  zu  halten  gewusst 
hat,  macht  das  Buch,  wenn  man  an  die  löschpapierene  Ärmlichkeit 
und  die  Kleinheit  der  Typen  in  der  ersten  Ausgabe  denkt,  za 
einem  rechten  Augentrost.  Möchten  wir  bald  in  die  Lage  kommen, 
von  dem  Abschluss  des  Werkes  berichten  zu  können! 

David   Kaufmann. 


E.    Payne    Smith ^     Thesaurus    syrtacus.      Oxonii    1897. 
Fasciculi  X,  pars  L     jt— i     Col.  3781—4360. 

Es  war  dem  verdienstvollen  Verfasser,  Robert  Payne  Smith, 
der  seinem  Lebenswerke,  dem  Thesaurus  sechsunddreissig  Jahre  auf- 
reibenden Sammlerfleisses  gewidmet  hat,  nicht  gegönnt,  sein  Werk 
zu  vollenden.  Er  hatte  die  Arbeit  bis  zur  Mitte  des  vorletzten 
Buchstaben  geführt,  als  der  Tod  ihn  der  Wissenschaft  entriss.  Nicht 
lunsonst  trachtete  er  die  Drucklegung  des  Werkes  rasch  zu  fördern 
und  nicht  ohne  Rührung  liest  man  in  seiner  Vorrede  zum  ersten 
Bande:  Fata  enim  aliorum  exemplo  sunt.  Mortem  obiit  Agrell, 
mortem  Lindgren,  Lorsbach,  Amoldi,  mortem  Quatrem^re  et  Bern- 
stein dum  in  hoc  opus  incumbunt ;  mihi  quoque  plurimi  jam  elapsi 
sunt  anni  ex  quo  onus  ipse  suscepi  .... 

Der  syrische  Thesaurus  ist  ein  bleibendes  Denkmal  ausdauern- 
den  Gelehrtenfleisses    und    sichert    dem    verewigten    Verfasser   die 

1)  Vgl.  meine  Darstellang  in  n'bisn   n,  386  ff.  und  481  ff. 


Low,  Fayne  Smüha  Thesaurus  syriacus.  309 

dankbare  Anerkennung  der  Fachgenossen.  Sein  Werk  wird  für 
lange  Zeit  die  Grundlage  der  Sammlung  und  Sichtung  des  syrischen 
Sprachgutes  bilden.  Nach  dreissig  Jahren  liegt  nunmehr  das  vor- 
letzte Heft  vor,  wahrend  der  Verfasser  ursprünglich  das  ganze  Werk 
in  zehn  Jahren  zu  Ende  zu  führen  hoffte. 

Die  Fortsetzung  der  Arbeit,  für  welche  sich  im  Nachlasse  nur 
loconun  afferendorum  rudis  indigestaque  moles  vorfand,  übernahmen 
D.  S.  und  J.  P.  M  a  r  g  0 1  i  0  u  t  h ,  die  in  der  Korrektur  von  Rubens 
Duval  unterstützt  wurden.  Die  neuen  Bearbeiter  machen  sich 
dnrch  eingehendere  Beachtung  des  hebräischen  Bibeltextes  bemerkbar 
and  es  ist  unfraglich,  d&ss  das  Werk  bei  ihnen  in  guten  Händen 
raht  Ganz  besonders  erfreulich  ist  es,  dass  Kol.  4233  ein  Supple- 
ment in  Aussicht  gestellt  wird,  wie  in  dieser  Zeitschrift  XLVII, 
514  gewünscht  wurde. 

Im  folgenden  soll  zu  dem  zehnten  Hefte  einiges  nachgetragen 
werden '). 

1.  Zur  GloBsenbearbeitung. 

3782:   ^naojQoJ)    qui   vestigia  observat  .  .  vox  corrupta   ex 

l^voaxoniZv,     Lies   l^vivfiiuv  BB  1314   n.    16.    1861    n, 
1862  3. 

3824 :  \ioji  gr^SioVj  dimin.  vocis  QfiSa,  rheda,  llOJVD  ^H»oV.     Das 

ist  aber  JilO^V^  Maulesel!     Ein  umgekehrter  Irrtum  liegt 

609  vor:     o^i'n  jejunus,  vacuus.     Zu  lesen  -A*i  +  Ä 

(BB  430),  das  3870  nachzutragen  ist. 
3811:   )L^  aar  gdyaXog  p\ant&.  Galen -Übersetzung.  BB  224,  acrrp. 

I«Q\^/  ü^^'^  =  283  7,  227;  Ü^L^^,  d.  i.  JIiqX^  syrisch 
PSm  301,  IZ  irrig  Jjd!ii.i 

G.  E.  Post,  Flora  of  Syria,  Palestine  and  Sinai,  (Beirut) 
p.  256  ff.  zählt  nicht  weniger  als  115  As  trag  alus -Arten 
auf,  so  dass  man  wohl  erwarten  darf,  dass  die  Pflanze  auch 
syrisch  einen  einheimischen  Namen  hatte.  Da  unter  den 
arabischen  Namen  der  verschiedenen  Arten  Fingerchen 
vorkonmien  [Khansarat  el  *Arus  Post  261,  Khanser  el-'arüs 
Ascherson  Flore  d'Egypte  67,  Asabl'  el-'Arüs  Post  267.  273, 
isba'  el-*aru8  (Aschers.  67)],  kann  sie  bei  den  Syrern  wohl 
auch  Füsschen  JjqJi^  genannt  worden  sein,  das  nach  der 

1)  ZDMO.  XXXVII.  469.  XLI,  359.  XLV,  697.  XLVII,  514. 


i 


310  Anzeigen. 

richtigen  LA  BB's  für  Jjo\o/  und   JJ^*  herzostellen  Ist 

Es  ist  nicht  an  jjQ\^ii  Würfel  zu  denken.  Das  Wort  ist 
in  meinen  Pflanzenn^en  nachzutragen. 

3836:  |llO)9  sec.  lexx.  negotiatio,  opes  negotiis  partae, 
potius  ratio  vitae,  Jer.  XXIII  10.  Es  ist  bloss  dem 
Textworte  cnsi^n  LXX  äoofjiüg  nachgebildet. 

8856:  |loi  tigellus,  trabecula  tignis  majoribns  snper- 
imposita  arguTtjoBg  ed.  Vta  Cant.  I  17.  Es  ist  das  bei- 
behaltene t^**:!*!  des  hebräischen  Textes,  mit  dem  sich  die 
Syrer,  wie  es  eben  ging,  abzufinden  suchten. 

8857:    )»U.oV  fructus  e  pulpa  et  fibris   compositi  sunt 

l^oV  J^  ^/  BH  de  Plantis  s^8\  Bei  Gottheil  List  of 
plants  8 :  j^^oV  P^  ^J  ^ZlO't^O  ^pop^jo  j'^CQ^  ^.  Nach 
Aristoteles  de  plantis  I  5  ix  aagxwv  xai  xoxxatv  xai  ksfAUU' 
twv  (US  oi  aixvoi.     Danach  ist  JxAjD  zu  lesen! 

8857:  ^gpouot  «Iftil  Sonat  ^otVo^  ad  malum  granatum  pertinens. 
sed  potius  ex  kgv&goSavov  corruptum  sit  Aber  goivog 
ist  richtig,  wie  Fleischer  Pfln.  368  bemerkt:  von  goa  Granat- 
apfel, eigentlich  granatrot,  dann  als  Subst.  Krapp  (jiy), 
gemeinai*abisch  ^J .  s.  Bocthor  sv  garance. 

8898:  l^o^  BB  sub  J^cxi^cfi/.  Lies  BA  wie  Kol.  816.  I^^oi 
ist  das  missverstandene  kar&unisch  geschriebene  kJs».,  BB 
1068.  1458.   Elias  Nisib.  25,  59  Lagarde;  Pflanzennamen  95. 

8906:  Wird  für  den  Yolksnamen  issn  Ez.  88,  2,  8,  89;  terra 
Russica  vorgeschlagen:  eine  Kombination,  die  weder  neu 
noch  richtig  ist.     S.  Keil  z.  St. 

8922:  ^p^v^^^nf^^*^Jnr^^  .^  war  die  LA  des  Cod.  Asulanus,  Diese. 
I  189  anzuführen:  gi^axoaxrj^  da  dem  sjr.  Diosc.  diese 
LA  vorlag. 

8958:  J&5b.V  \^*'^  ist  Übersetzung  von  TgofAtjTäj  kernweiche 
Eier,  Galen  VI  706  opp.  go(ffiT€Cj  weiche  Eier.  Der 
syrische  Ausdruck  wird  jL^pD  \^'^'^ »  kemweiche  Eier,  sein 
8950.     Vgl.  talm.  «a-''?2mJ3  und  v^idti  Levy  11  198. 

8958:  jb^o9  wofür  PSm  jjbii,09  vorschlägt,  bei  Galen  „nomen 
papaveris  Heraclei**  ist  bloss  Übersetzung  des  griech. 
dcfgdSr^g,     Galen  ZDMG.,  89,  292  hat  Jj^X09. 

8965:   Jiiai  forte  cibi  vel  supellex  ist  Sandvfj,  \iS^  985. 


Low^  Fayne  Smühs  'ThMOurus  syriacus.  311 


4071:  jjtiQA.   ein  Sechstel   ist  das  arab.  (j^A^.     Syr.  ]LL< 

4110:   wird   jAu^jt   erklärt:   ^\S  )«»jQd   und    bemerkt:    nullius 

quod  sciam  exstat  I^JOd.   Es  ist  zu  lesen  )m9QO  P^u.  373. 

{jOjQd  BB  1502  n.  5  ^^3^1  (dies  auch  PSm  68)  ist  davon 
verschieden. 

4132:  j&u.Q^  (JÜJb^  Ih^O^  by^o/  jb^'^J  jljL  ^1  |kh») 
ficus  silvestris.  Es  ist  aber  bloss  Übersetzung  von  k^anlu)- 
&uai  Arist.  de  plantis  16  p.  821.  Gottheil,  List  of  plants 
5  4:  ficus  silvestres  per  terram  expansae  ficubus  horten- 
sibus  confenmt.  Die  beiden  Citate  bei  PSm:  BH  Cand  41  r 
und  BH  de  Plantis  of  4  meinen  dieselbe  Stelle,  nur 
dass  Gottheil  statt  JLL,  das  PSm  aus  dem  Ms  citiert,  jLjL 
giebt.     Gottheil  streicht  übrigens  b^^oj  uiit  Becht. 

4198:  \dSsL  holus,  nach  Giorgios  Karmsedin&jft  Jc^n^j  00)|20jl 

mJUJi   jAojbOD.     Es  ist  das  arab.  OlL«,  das  syr.  |ai^£D, 

nicht  |fl\it  heisst.  Für  Georgios  hat  Verfasser  4327  end- 
lich die  richtige  Würdigung  gefunden,  indem  er  an  einer 
Stelle  bemerkt:  alucinari  videtur.  Das  ist  dem  Manne,  der 
seine  Synonyma  mechanisch  zusammentrug,  oft  genug  passiert. 

4222 :  Zu  JvfiJt  :  ^^UJSO  bemerke  ich,  dass  fidgad-ov  statt  fAdcga- 
&QOV  der  berühmte  Wiener  Dioscorides- Codex  hat.  Pfln. 
382  n.  8.,  so  dass  .%  *jy«  und  ^Li]»  nicht  korrigiert  werden 
müssen. 

4244:  a)  Jb^uiit  Laac>  und  b)  Jb^^aüL  s-jjfi  sind  zwei  Glossen,  die 
mir  Doppelgänger  zu  sein  scheinen,  ohne  dass  ich  eine  be- 
friedigende Lösung  geben  könnte.  Zunächst  scheint  JJS^ujjl 
»jjyiJi  (so  Duval  BB  1994,  neben  der  LA  »jjytJl)  nach  ghu- 
reirah  Post,  Flora  440  und  Ascherson  91:  Artemisia 
Herba  alba  Asso  zu  sein.  Dasselbe  könnte  n^:i3i23  sein, 
Toss.  Tebul  jom  1 ,  p.  684  is  20 ,  das  ich  Pfln.  384  be- 
sprochen und  wahrscheinlich  irrig  für  Sennesblätter  erklärt 
habe.  In  betreff  der  Glosse  sub  a)  bemerke  ich,  Duval  habe 
BB  1343  die  LA  J^^^mmA  einer  Hs  in  den  Text  gesetzt, 
während  cod  F  jbuüJt  hat,  das  durch  ULu'JLm.,  LA  U^JL« 
bestätigt   wird.     Duval   will   hier   sowohl,   als   1337  j^nrfi 


o«> 


=  iJu^  (=^  üiop)  lesen.     Mir  ist  nur  so  viel   klar,   dass 
die  Glosse  I^aas  nicht  zu  halten  ist,  und  die  darauf  gestützte 


312 


Anzeigen. 


Angabe  Cast/s,  die  ich  Pfln.  289  erwähnt  habe:  j>y  *t^  be- 
deute sorba,  hinfällig  wird.  —  Für  JIqlm^jl  und  Jbuijk, 
Rost,  wird  überall  JI^qjl  Nöld.  mand.  Gr.  S.  63  zu 
lesen  sein. 
4334:  steht  zu  |*>^;^  eine  dunkle  Glosse,  die  aber  durch  .Siraces 
Plin.  rV  12  §  83»  um  nichts  klarer  wird. 
)iii^v*^^  nom.  plantae,  aster  atticus.  Lies  )-t)<%v;^' 
es  ist  Übersetzung  von  ßovßtiv  D  I  606  (ßovßwviov  605). 
Nach  diesem  Schlagworte  ist  jLQilQ^.V*'  ^^^  ^®  2010  an- 
zuführen. Hier  sei  bemerkt,  dass  für  )b^»3Q3l  3788  überall 
JbsA^Q^l)  herzustellen  sein  wird. 


4337: 


3823: 

3866: 
3871: 


3881 
3896 
3896 

3932 
3934 
3941 

3968 


4065 
4070 
4137 

4138: 
4243: 

4256: 
4294: 


l-V^»  (jOjJ\  BA,   kennt  BB   nicht.     Es   wird   ^i,;»   2229 

gemeint  sein. 

l^S^Ooi  =  )Yl»y>»  1»^  wird  jojcoi  3867  zu  lesen  sein. 

jLoi  atriplex  halimus.   Neben  jLj  LjU  talm.  NnT  (»n«T, 

KXT't)  scheinen   jLoj  und  die  LA  bei  BB  LS!    kaum  haltbar 

zu  sein. 

Ob  J20m09  nicht  bloss  verschriebenes  )x>X09  ist? 

li^^  lies  W^l^»  3999. 

JjllOV^   lind   jLo —  bei  K   ist   falsch   und   nach    jjüjO#X>, 
worauf  PSm  verweist,  zu  korrigieren. 
|d20V20  lies  |D20pD. 
]hJXOSl  Ues  Jb^xuOll. 

I^nj»  fortassis  error  sit  pro  ^floji.     Gewiss  ry^\y 
\jh^*^  hc^t    schon    Gast.   874   als   Korruptel   von    |ib^pD 
erkannt.      Dass   aber   4000    J^LpD   auch   nur   aus   Jib^pP 
entstellt  ist,  blieb  unbemerkt. 
Lt^fi   ist  zu  streichen  und  unter  Ij^  4069  aufeufuhren. 

ji^  =  )ju20 ,  bloss  KarmsedinftjA,  beruht  auf  Verwechslung. 

jlCCUJt  netus  —  vox   forte    corr.  e  |lQXaut  4207.     Sicher 
nichts  als  Entstellung. 
JjOnftr-     Korruptel  von  jJOLUt  4243. 

JJ^üt  Fraenkel  429.   (Vgl.  Sandolin(?),  ein  ganz  schmaler 
Kahn.)     Ebenso  ist  4069  für  JJ^^Jt  zu  lesen. 
j-^Xit  aus  Ephr.  III  124  B.     Ob  jLpjO  zu  lesen? 
Ob  aus  ^^iOjt/  Jud.  14  19? 


3916 
3981 
4016 


Low,  Payne  Smühs  Thesaurus  syriacus,  313 

2.  ZnBammengehörige  Glossen  ohne  gegenseitige  Verweisung. 

3807.  3844:   JßDO^*,  5^^^  1^^  **^*  ^^^' 

3869:  \s>di,  v^ao*,  3960  jasi  ^oni]  und  V^. 

3813.  3844:   J^|»^i  (jriy^ara. 

3817:   )t^*ji   war   auf  das   wahrscheinlich    falsche  jl^fi  und    jlfi 

3874.  3875  zu  verweisen. 
3833.  3865:   ja900)9,  |»09  i}evua, 
3856:   )jo^3**09,  3867  QpOmSüiOQii  3868  |2^ax>9t  alles:  gofiffaicu 

Qfi,^0%  920  ^01209  (worauf  PSm  hinweist)  und  3932  Qcefivog. 

jbooov  3965  jb^D^oi  =  Jb^JO^X). 

I^^^jlOVO  3770.  3246.  1946.  1666  )K«juQ». 

^9|jt  UjjL,  das  transskrihierte  Q"*-i"»on  T»t3  wird  4142  unter 

.  ^'^^fi   l^ikiL  nochmals  behandelt. 
4074:   ^io;200M^7  pers.  J^.U-/cb',«ä  fehlt  die  Verweisung  auf  2221 

^90pd. 
^<^Ö7:   J^^jt   vestis   tenuis:    4050    l^oi»,  JK^a»  g^y^'wo 

leichtes,  wollenes  Mönchsgewand. 
4106:   jLiGüL  syrisch  und  neusyrisch,  fehlt  die  Verweisung  auf  j;jty 

4305,  wo  allerdings  auf  Erst^res  zurückverwiesen  wird.    Die 

Formen  mit  u  sind  durch  das  arabische  äy^*  beeinflusst. 

4107:  Jj9Qjk  mustela,  lies  mit  Brockelmann  389  felis.  (Brock, 
hat  irrig  JJ^Qjt  uiit  /  statt  n,  da  Geop.  an  beiden  Stellen 
n  hat)  Dazu  war  auf  4328  JjoVJt  zu  verweisen,  wozu  PSm 
mit  Becht  jiciA.  K")2i;s  stellt. 

■^129:  jVojLMUit  mandragora.  Anzuführen:  BA  Nr.  4380  = 
BB  835.  Dazu  giebt  Karmsedinftjä  einen  ganzen  Ratten- 
könig von  Erklärungen:  ^Uj,  ^.ytj,  ^j^,  jä-i-iw«. 

■^l*^!'  ;^-^  verweist  PSm  auf  4137  J^^^njt,-  Dazu  noch  4241: 
0>^5-lÄ-  forte  id  quod  .LfULÄ.  Es  ist  mit  der  handschrift- 
lich bezeugten  LA  BB  1991  ;^^  zu  lesen.  Alle  Formen 
sind  Transskriptionen  von   .L^UÄ. 

4145:  j^iby^jt  stellt  PSm  zu  JlikfiDJ&Jt  fundamentum,  behandelt 
aber  das  Wort  unter  fcijt,  sechs,  4346  wiederholt,  ohne 
sich  an  Kol.  4145  zu  erinnern. 


314  AnMeigen, 

^178:  jK^«^\.QjL  xSiKfliL^^  lathyrus,  vox  Arabibus,  nt  videtar, 
ignota.  Das  arabische  Wort  ist  offenbar  nur  das  entlehnte 
syrische  «j^,  an  welches  4330  unter  JbullCüL  nicht  er- 
innert wird. 

4196:  Jä^QjL,  jo^Xr^^  adeps  avium,  4170  IzSS^qa,,  daza: 
4261  l^^OML  und  das  falsche  |--Oi\n^  4197  aus  BB.  BB. 
1952  n.  1  cod.  P:  iU^^vÄ  );^Qjt,  auf  |Si^Qjt  nnd  )«,^Qa 
folgend,  wird  aus  JoN.<^^   korrumpiert  sein. 

4230:  ;^^v;^^  cardamomum  ^LP  lies,  da  BA  selbst  an  der 
Richtigkeit  zweifelt,  v^sajtQjt  4343.  2182  (J^). 

4244:   J^QJJL  «c£  arab.  ;$j^  foetuit*^    scheint  mir  aus  JsoQln 

4255  entstellt  zu  sein.    Synonym  sind  K-ff9>^   Kotfia  .«J^ 

BB  (Elias  Nisib.  39  so  zu  J^^Am)  Brockeknann  882  jaDOUi 
cibi  genus  El.  Nisib.  34  79  ist  falsch.  Lies:  insipidas 
^•jlLJI  »uX!i,  bei  Elias  im  Kapitel  vom  Geschmacke. 

4257:   |o^   pinnula   naris   auf  Jv«a«j;   jKdQJL   4101    zurück- 
zuverweisen. 
4343:   t^Jj  )ojLQjL  =  4344  j^Jj  ^ojl. 

8.  An  unrechter  Stelle  sind  behandelt. 

4003:   ^)jt  zu  4095  ^Qjt. 

4015:   ^|it  und  jo|jl  zu  ^2>Qml  und  jocul. 
—   :    im  Lunge,  irrig  unter  Li  wie  iu.  und  n»Vz6igen.   Nöld. 

mand.  Gramm.  97. 
3794:   .^3VJt  ns.  virga  cecidit,  Parel  von  «A^a,,  unter  ,^1! 

3956:   .o>v;firfc  Parelbildung  zu  qjD  Zweig,  unter  ^Si^ll    Ges.** 

unter  n. 
3793:   ^M  v-Jy'  »a-tn  unter  ^^i  statt  unter  oil-  Da*^  )u3il. 

2596.     Brockelmann  402. 
3929:   |»vL  unter  ^i  statt  unter  )oiL. 
4258:   J;t2)Aad  qA^^^  ^^^^    o>^   statt  ^^,  '\m  4268. 
3795 :   sind   die   zwei  in  ^09  zusammenfallenden  Wurzeln   1)  >509 

ysn  ^.  2)  >aoi  ya*l  ^ja^,  nicht  gesondert   Lag.  Sem.  I  26. 


3807 
3822 
3883 
3843 

3868 

3869 
3897 
3998 


jLotr,  Fayne  Smiths  Theacturus  gyriacui.  315 

4.  Sprach- Vergleiohung. 

Da   der  Thesanras   auf  die   Sprachvergleichung 
Gewicht  legt,   will  ich   nach  dieser  Richtung  einiges  nach- 
tragen. 
3794:   ,^-31   putruit   Hebr.   ap-..     Nöld.    vergleicht    sam.    yi2l 
Gen.  19  27.     ZDMG.,  22,  517. 

3795:  >^-^  bn-io  Ly  m  584,  das  zu^^i  Ju,  tumuit  gehört. 

,ai^  bh.  sn! 

Jl.0j;30  mischn.  nnn^c     Auch  targ. 

^Ofi,  ns.  ^4. 

I^09  strepitus,  clamor.     Ob  hierzu  yi  Hiob  4  u? 

)b^  pulvis  bei  BH  zu  >öä)4  ,  ^ja^ .  Y^  8933. 
Jj^oi  Malve,  talm.  Ä:»nrT  Pfln.  359. 
JQ^t  elongatio,  ,  >  r\y>^  \f^  -i^  elongavit  zu  yi», 
^J.9  mischnisch,  targ.  und  talm. 

Für  das  Mischnische  so  zu  belegen :  N  i  f.  i^-nn«b  yrris 
Para  3  s  T  m  632  s.  Sifra  Schemtnl  45^  Weiss.  (Pes.  der. 
K.  20*  n'^'mnKb  rrnn:  Ber.  r.  78  10  Romm.)  •»nrn'13 
•»mnwb  (LA:  '^m^:)  TRh  I  210  is  n.  b.  22^  j  II  57'^  vorl. 
Z.  —  bpn  Ktantt  yrrns  •»in  Derech  Erez  (Hai.  ged.  649  s 
Hildesheimer.  2  9  Harburger).  Aboth  der.  Nathan  11  cap 
33  f  36*  Schecht^r.  —  b"^73  n''^  cn-'-nnKb  a^rm:  Mech.  62*»  10 
Friedmann,  (auch  Midrasch  ha-gadol,  Kohut,  Nachträge  77). 
Sifre  n  345,  143**  24.  (Danach  bei  dem  synag.  Dichter: 
■jyn:n  i»*t»  Kohut,  Semit.  Studies  392  24.)  —  D^Jn'i:  T»n  »b 

Sifre  n  313,  134^  IZ. Hif.  i-rnnsb  y%-T-irr  Nazir  5  «. 

—  y-n^in  —  y-rnn  j  Ber  HI  6*  46.  —  «m  9^r*V2  Ber. 
r.  10  7  Ronun  und  Parallelstellen.  —  i^m^  l^«:iD  ly  y^mn 
Aboth  der.  Nathan  I  cap.  1  f.  2®  12  Schechter.  —  (cyrinn 
Beth  ha-Midrasch  VI  36  JeUinek). 

Irrig  statt  HTi-'.n  TJoma  I  181  2  statt  HTinnb  TBb 
V  404  88,  statt  nnn-^)3?  TSabb.  \T  117  28. 

3898:  ^fiQ^f  palpebrae.  Wenn  die  Bedeutung  richtig  ist,  so  ist 
0*^3''^  '*0'»n  anzuführen.     Levy  IV  447 :  Augenlider. 

8905:  OMui  ibo  rittlings,  kopfüber:  o»i  ra  (Ofi«1  nnn)  Monats- 
schrift XL  378.  —  Zu  jt^'^  ^Mui  Geiger,  Urschrift  240  n. 
ZDMG.  25,  279. 


316  Anzeigen. 

3918:  JfcoooV  ^^  nicht  transponiertes  JDKC  wie  ILS.  und 
n^D^K  zeigen. 

3932:   ^^i»^  forte  ex  Hebr.  to:n! 

3951.  3220:  jjQi.iL.  Brockelmann  verweist  auf  Nöldeke,  ZDMG. 
35,  497. 

3964:    3i,  3967  fc^i,  vgl.  üB-i  Levy  IV  462  wackeln,  wack- 

lig  werden. 
3966:   Zu   op^,  wenn  die  LA  richtig  ist,  roona  zu  vergleichen. 

Schwally,  Idioticon  89. 

3980:   jl^^Loo)  Fetzen.     Nöld.  syr.  Gr.  35  samar.  ^rpn. 

3981:   ^jujt^  jfccilO  l^'  müittJi,  Nffii«").   So  ist  Levy  I  430'» 

für  miSTOT  und  NiDliDT  zu  lesen.  Babbinow  z.  St.  Aruch. 
Hai.  ged.  202  n-  79  ed.  Hildesheimer.  Kaftor  wa-Pherach 
22»  Edelmann  (131.  132.  Luncz). 

4009:  liÄci^  b\.iit  Frucht  von  Cordia  Myxa  L  ist,  wie  ich 
bei  Erauss,  Lehnwörter  sv  I^OODI'JS  zeige,  identisch  mit  dem 
talmudischen  n:c^:i  '^b*'©.  |*SCU^  Pflanzennamen  68  ist 
Druckfehler. 

h  ft^-^     )j^ft^^   talm.  k:2-i31S. 

I^'^^   Haarnetz  hebr.  rrDnilD. 

\äa)  ]a^^  Fabeln  des  Sophos  55  4  Landsberger:  K'^r:!  Mp2''0. 

Nöld.  mand.  Gr.  113  NpaN'O. 
4084:   jLojL  =  jtO-^O,    4081:   jfc^oQJt,    4109:   jft^OQjt,   Nm« 

Levy  IV  529. 
4092 :   j^r«-«^   ;0>^^  mischnisch  y^n^^^  iDin  Levy  IV  545». 

jb^^ü^jt  ramus,  talm.  Nn^22itt3  Levy  IV  518». 

WM  <• 

JLqjlGül   Nöld.   mand.    Gr.    49:    zu   (Jä^ä,  ^jöojJiij,    neu- 

mandaisch  0'«iCNn.  „Ursprünglich  ist  es  wohl  dem  Ara- 
mäischen entlehnt  und  gilt  deshalb  fär  unklassisch.*  Das 
ist  richtig,  denn  es  ist  das  aram.  isrd,  Kn:p:!C,  auch  misch* 

nisch  lS2d  und  'S^ac. 
••  •  . 

4112:  N-^  zu  nno  ^^i^^st*  gestellt;  besser  Völlers,  ZDMG.  50, 
643  n  2  zu    \:^<!*  aufreiben,  äthiop.  sahafa^  schädigen. 

4145:  j-*>^  sedimentum  urinae  cf.  4162  jLob^*DA.  Eamise- 
dinftjä. 


4031 
4031 
4041 


4095 
4108 


L^y  Pdyne  Smiths  Thesaurvu  syriaeua.  317 

•« 
4163:  ^^jt  neusjr.  paralyticus,  ist  arab.  J»um. 


4170 

4170 

4278 
4283 


|"^_\g^^   Pustulae.     Vgl.  sam.  T^pi^b«)  und  pabnc«. 


VjVfi  ns  Yulsit  cf. 


I'^SÜML  crepusculum  bibL-aram.  u.  targ.  NiDIDü. 
«Afijt  jer.    syr.    placavit,     JAOa  syr.  Stille  (?)  bibl.- 
hebr.  UpiS,  dazu  stellt  PSm  mit  Recht  V^^    c>Xm..     Für 
den  Lautwandel  vgl.  ntDp  j^JüD. 

4328:   Ij^  neusyr.  insecta,  vgl.  yn®  j^Jt. 

^,  |«*ViL  ns.  vitnlus,  vgl.  syr.  |d;jl  =  |io\^ . 

lapsus  est  vergleicht  PSm  talm.  p^V9,  es  ist  aber 
talm.  !?n"C  zu  vergleichen.  So,  nicht  'b  wie  Levy  IV  612 
und  danach  Kohut  sv  haben.  Für  das  talm.  Wort: 
Hamaggid  IX  (1865)  366  f.  Frankel,  Einleit.   Jerusch.  17*. 

4337:  JVoly  l^'^  stercus.  Dazu  ist  nicht  bibl.-hebr.  0-*.D  jL;S, 
sondern  oci  bibl.-hebr.  zu  stellen. 

4338:  |fiu;jL  vacuus  auch  ns  4340.     Vgl.  pno. 


4330 
4334 


4031 
4109 

4101 


5.  Ungenügend  Erklärtes. 

^^A^jL  malum  Persicum  ist  persisch. 

V^Q2D90bA   ist   persisch  ^/^y^S ,  £, j^y^  Vullers  I  102. 

Zeile  8  v.  u.:   glaucium   lies    collyrium   e   glaucio. 

Daselbst  ist  zu  —  ,LJl  w*^  nachzutragen:  BB  147  J;^/  — 

LI  148.     115  Jio>-/.     PSm  139. 

s^iOV^iL  lac  asclepiadis  [giganteae]. 

\JfS^m,  Gen.  XTV  2 :  naw:«  des  hebr.  Textes. 

Zeüe  5  V.  u.   op<%^;Kon\^^  yr^c  ivTtga:  730.     BB  498. 

jer.-syr.  platea.     Schwally  vermutet  axoai. 


4143 

4204 
4342 

4353 


6.  Druckfehler. 

3782  Z.  5  V.  u. :  felis  1.  mustela.  —  3905  Z.  3  v.  u. :  oesophagi. 
—  6  V.  u. :  primipilaris.  —  3974  Z.  2:  |jOOV  —  4127  ii 
Nilus.  —  4145  Z.  2  ^jä^jl.  —  4204  s  colchici.  —  4253  J^( 
matrix  L  natrix?  —  4263  of^A.  U^^S-  —  4279  Z.  12  v.  u.: 
)Ko-^.  —  4326  Z.  17:  fructus  edibilis"  —  4344  Z.  11  v.  u.:  flos 
albus  1.  lilium  album. 

Szegedin.  Immanuel  Löw. 


318  Anzeigen, 

Stetnachneider  (Mor.) ,  Vorlesungen  über  die  Kunde 
hebräischer  Handschriften^  deren  Sammlungen  und  Ver- 
zeichnisse, Mit  einer  Schrifttafel.  (Beiheft  XIX  zum 
Centralblatt  fiir  Bibliothekswesen.)  Leipzig,  Otto  HarragsO' 
witz  1897.     80.     X  und  110  Seiten. 

Auf  keinem  Grebiete  mittelalterlicher  Quellenforschnng  hst 
leichtfertige  Unkenntnis,  in  den  Mantel  der  Gelehrsamkeit  gehüllt^ 
Jahrhunderte  hindurch  so  ungehindert  sich  breit  machen  dürfen, 
wie  auf  dem  Gebiete  der  hebräischen  Handschriflenkunde.  Diese 
bedauerliche  Erscheinung  kann  aber  den  nicht  Wunder  nehmen, 
der  es  weiss,  wie  viele  und  grosse  Schwierigkeiten  das  Lesen 
hebräischer  Manuskripte  —  Bibelhandschriften  ausgenommen  — 
bietet,  und  wie  überaus  wenig  und  einseitig  die  Universitas  litterarom 
sich  bisher  mit  diesem  Special-Zweige  der  mittelalterlichen  Litterator 
beschäftigt  hat.  Es  kann  jemand  ein  vortrefflicher  Kenner  des 
biblischen  Hebräisch  sein,  auch  an  der  Hand  eines  neuhebrtlischen 
Wörterbuches  talmudische  Texte  glatt  bewältigen,  dazu  noch  vieles 
aus  der  gedruckten  hebräischen  Litteratur  des  Mittelalters  genau 
gelesen  haben  und  schliesslich  mit  Hilfe  der  Neubauer  sehen  Schrift- 
proben die  Buchstaben  einer  hebräischen  Handschrift  leidlich  ent« 
Ziffern,  selbst  solche  nicht  gering  anzuschlagende  Fachgelehrsam- 
keit wird,  wie  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  da,  wo  es  sich  um  Be- 
schreibung und  Kritik  hebräischer  Handschriften  handelt,  oft  in 
Verlegenheit  geraten  und  der  Gefahr  bedauerlicher  und  zugleich 
ergötzlicher  Missverständnisse,  für  den  Kenner  ebenso  ärgerlicher 
wie  lächerlicher  Irrtümer  ausgesetzt  bleiben.  Viele  Äusserlichkeiten, 
auf  die  es  bei  Beschreibung  einer  Handschrift  mit  ankommt,  wie 
Namen  des  Schreibers  und  des  Besitzers,  Orts-  und  Zeitangabe, 
und  die  anderen  Elemente  der  üblichen  Epigraphie  mit  ihren  zahl- 
reichen Abbreviaturen,  die  z.  T.  noch  nicht  entziffert  sind,  bieten 
ihre  ganz  eigenartigen  Schwierigkeiten,  und  es  konnte  z.  B.  selbst 
dem  grundgelehrten  und  streng  gewissenhafben  Verfasser  der  vor- 
trefflichen Biblioth.  hebr.,  einem  Forscher  und  Kenner  ersten  Ranges, 
das  Missgeschick  widerfahren,  dass  er  aus  „Samuel,  Sohn  des 
Herrn  .  .  .  .*  (n'ten  bKirc)  einen  , Samuel  Bochmer'  machte 
-  (Wolf  I,  2049). 

Noch  giebt  es  keine  Lehranstalt,  ja  nicht  einmal  einen  akade- 
mischen Lehrstuhl  für  die  selbständige  Pflege  der  hebräischen  Hand- 
schriftenkunde, keine  Encyklopädie ,  keine  Monographie  hat  bisher 
dieses  vernachlässigten  Stiefkindes  der  Wissenschaft  mit  Liebe  sich 
angenommen.  Mühsam  nur  auf  dem  Wege  des  Selbststudiums  und 
einer  durch  eingehende  Autopsie  allmählich  gewonnenen  Erfahrung 
haben  einzelne  zu  Meistern  der  hebräischen  Handschriftenkunde  sich 
emporgearbeitet.  Für  dieses  Fachstudium  sind  die  wenigen  vor- 
handenen Hilfsmittel  bei  weitem  nicht  ausreichend,  zum  grossen 
Teile  unzuverlässig,   zum  nicht  geringen  Teile  völlig  unbrauchbar. 


Porgts,  Steinschneiders  Vorltmmgen  üb.  d.  Kunde  hehr.  Hse,  ete.  319 

Selbst  die  Handschriftenverzeichnisse  lassen  noch  viel  zu  wünschen 
übrig.  So  ist  z.  B.  der  vor  etwa  fünfzig  Jahren  angefertigte  Katalog 
der  hebräischen  Manuskripte  der  Wiener  Hof  bibliothek  ein  stümper- 
haftes Machwerk  zu  nennen,  obwohl  der  kurz  vorher  i.  J.  1838 
erschienene  Handschriften -Katalog  der  Leipziger  Raisbibliothek  als 
nachahmenswerte  Musterarbeit  dienen  konnte.  Von  den  Katalogen 
abgesehen,  besteht  das  vorhandene  Material  zur  Kunde  hebräischer 
Handschniten  grösstenteils  aus  kleinen  Notizen,  die  in  Werken  und 
Zeitschriften  in  den  verschiedensten  Sprachen  zerstreut,  ja  versteckt, 
aus  einer  unendlichen  Menge  von  Einzelheiten,  die  zum  Teil  schwer 
auÜEufinden  sind. 

Unter  den  gegenwärtig  lebenden  Gelehrten  aber  giebt  es  wohl 
keinen,  der  eine  so  umfassende  und  gründliche  Kenntnis  und  eine 
so  reiche  praktische  Erfahrung  auf  dem  Gebiete  hebräischer  Hand- 
schriftenkunde mit  einer  so  souveiUnen  Beherrschung  der  gesammten 
hierauf  bezüglichen  Litteratur  verbindet,  Mrie  der  Nestor  der  hebrä- 
ischen Bibliographie,  Steinschneider.  Darum  ist  es  freudig 
zu  begrössen  und  mit  Dank  entgegenzunehmen,  dass  der  Altmeister 
der  Bücherkunde  sich  entschlossen  hat,  seine  seit  ungef^r  zwanzig 
Jahren  in  einem  kleinen  Kreise  von  Hörern  gehaltenen  und  durch 
fortlaufende  Nachti^ge,  Zusätze  und  Berichtigungen  dem  jeweiligen 
Stande  der  Wissenschaften  angepassten  „Vorlesungen  über  die  Kunde 
der  hebräischen  Handschriften'^  durch  den  Druck  weiteren  Kreisen 
zugänglich  zu  machen.  Nicht  ein  abschliessendes  Werk  konnte  ge- 
boten werden,  auch  nicht  ein  Lehrbuch  oder  Handbuch  beabsichtigte 
der  Verf.  zu  geben,  sondern  nur  „die  Grundzüge  einer  künftigen 
Monographie  oder  auch  einer  Vorlesung  vorzuzeichnen,  worin  kein 
zur  Sache  gehöriger  einzelner  Gegenstand  oder  Gesichtspunkt  gänzlich 
übergangen  oder  ohne  jeden  faktischen  Beleg  und  die  Hinweisung 
auf  sichere  Zusammenstellungen  geblieben  sei'^.  Vollständigkeit  des 
Stoffes  wird  noch  lange  ein  fronmier  Wunsch  bleiben;  sind  doch  z.  B. 
erst  vor  Jahresfrist  aus  den  ägyptischen  Genisoth  Schätze  noch  uner- 
forschten handschriftlichen  Materials  nach  England  gekommen,  deren 
Sichtung  und  Bearbeitung  voraussichtlich  noch  eine  lange  Beihe  von 
Jahren  erfordern  und  die  Kunde  der  hebräischen  Handschriften  aus 
dem  Orient  um  ein  bedeutendes  erweitem  und  bereichem  wird. 

Dass  auch  bei  dieser  Arbeit  Steinschneiders  sein  staunenswerter 
Sammelfleiss  sich  nicht  verleugnet,  bedarf  keiner  besonderen  Hervor- 
hebung, um  so  mehr  verdient  anerkannt  zu  werden,  dass  die  über- 
reiche Fülle  des  aus  tausenden  Materialsplittem  zusammengetragenen 
Stoffes  nicht  verwirrend  wirkt,  sondern  durch  zweckmässige  An- 
ordnung übersichtlich  und  durch  drei  treffliche  Register  aufs  beste 
nutzbar  gemacht  worden  ist. 

Das  Büchlein  bietet  reichhaltige  Belehrung  über  alle  die 
Ausserlichkeiten,  die  für  die  richtige  Beurteilung  und  Beschreibung 
hebräischer  Handschriften  als  wichtig  in  Betracht  kommen,  wie  auch 
über  die  früher  und  jetzt  vorhandenen  hebräischen  Handschriften- 


320  Anzeigen, 

Sammlungen  und  Handschriften -Verzeichnisse.  Schon  aus  der 
kurzen  der  Einleitung  vorausgeschickten  Übersicht  ergiebt  sich  die 
Reichhaltigkeit  des  Inhaltes,  der  keinen  wesentlichen  Punkt  ver- 
missen lässt  und  nur  zu  Nachträgen  und  Berichtigungen  von 
Einzelheiten  Gelegenheit  bietet. 

Zu  S.  6  Z.  13  und  S.  17  Anm.  1 :  Ein  genaues  Bezept  für  Be- 
reitung von  b^'ia  schon  bei  dem  Gaon  Natronai,  s.  Responsen  der 
Gaonim  nmon  -«^lyo,  Leipz.  1858,  n.  332,  und  bei  Hai  Gaon,  Besp. 
d.  Gaon.  ed.  Harkavy,  BerL  1887,  n.  63.  —  S.  20  Z.  22  muss  es 
wohl  „Leim"  st.  „Lein*  heissen.  —  Zu  S.  23:  Tintenrezept  s.  auch 
Machsor  Vitry  653  ff.  —  S.  24  Z.  5 :  Die  Palimpseste ,  Hebriüscb 
über  Syrisch -Palästinisch  geschrieben,  sind  herausgegeben  mit  faksi- 
milierten Tafeln  von  GwiUiam  in  Anecd.  Ox.,  Sem.  Series  I  1893. 
—  S.  26  Z.  2  will  besagen,  dass  das  Fabelbuch  •'riTanpn  ba73  des 
Isaak  Sahula  mit  Illustrationen  versehen  ist  Das  Gitat  ans  Joseph 
Caspi's  non?:n  nnafi^  (abgedruckt  in  dem  Sammelwerke  D^rpi  cr::. 
Frankf.  a.  M.  1854,  was  der  Verfasser  hinzuzufügen  vergass)  scheint 
mir  insofern  unrichtig,  als  die  Worte  D"»i«*i  o:-K  und  0D"»rT3  o^c^^nT*^ 
sich  wohl  nicht  auf  die  Illustrationen,  sondern  auf  die  Erzählungen 
beziehen,  die,  wie  Gaspi  meint,  „unpassend  und  innerlich  unwahr^ 
seien.  —  Zu  S.  28  Anm.  40:  Ein  Faksimile  einer  alten  Machsor- 
Handschrift  des  XII.  oder  XIII.  Jahrb.  in  dem  Katalog  ^ccn  r^a 
Amst.  1868.  —  S.  29  Anm.  47:  r?oa  rxyr'':i  und  npi  *ro  s.  auch 
Machsor  Vitry  655.  —  Zu  S.  30  ist  El.  Levita,  Tischbi  s.  v.  a-^po*: 
heranzuziehen.  Dort  erfahren  wii*  auch,  dass  pMbri»  na^PD  oder 
nrm«  "^Kn  bo  'pd  die  Schrift  bedeutet,  wo  die  Buchstaben  ■* 
und  1  in  der  Mitte  von  T,  n,  n  untergebracht  und  die  Buch- 
staben durch  Ligaturen  mit  einander  verbunden  sind,  also  wohl  = 
rr^ibp  na^PD,  aber  nicht  in  dem  Sinne  von  „hängende*,  schiefe 
Schrift,  sondern  aneinander-  oder  ineinandergehängte  Buchstaben  auf 
weisende  Schrift.  —  Zu  S.  30  Anm.  48  s.  El.  Levita,  Tischbi  s.  v. 
tyb.  —  Die  zu  S.  31  gehörende  Schrifttafel  ist  selbst  mit  der  im 
Vorworte  S.  VI  gegebenen  Erklärung  als  misslungen  zu  bezeichnen 
darum,  weil  daraus  nicht  zu  ersehen  ist,  zu  welchen  Schriftarten 
die  einzelnen  von  den  Quadratlettem  abweichenden  Buchstaben- 
formen  gehören.  Vollständige  Alphabete  in  Rubriken  nebeneinander 
von  oben  nach  unten  gehend  mit  entsprechender  Überschrift  für 
jeden  besonderen  Schriftcharakter  wären  am  Platze  gewesen.  — 
S.  33  Anm.  2 :  b^"^iD  n*)D3  bedeutet  vermutlich  ,in  Folio-Band'.  — 
Zu  S.  35  Z.  5:  Der  Raschi-Konunentar  zu  Hiob  ist  mehrfach  er- 
gänzt worden,  s.  Rosin,  R.  Sam.  b.  Metr  (1880),  S.  16  ff.  —  Das. 
Z.  8:  Defekte  in  der  Vorlage  werden  oft  vom  Abschreiber  ver- 
merkt mit  Formeln,  wie  n?3D  3?ii"»  ■*:■»»  INDS  "^on  u.  dgl.  und  diesp 
Worte  als  nicht  zum  Texte  gehörig  durch  Punkte  oder  Striche 
über  den  Buchstaben  kenntlich  gemacht.  —  In  §  17  (Abschreiber) 
war  auch  der  Schreiberinnen  Erwähnung  zu  thun,  so  der 
Schreiberin  Paula,   der  Ur- Urenkelin   des  Verfassers    des  Arucb. 


Nöldeke,  EMgUehs  Mu9em  nu  Berlin.    MiUheikmgen  etc.      321 

die  1288  in  Rom  den  Cod.  104  der  Breslauer  Seminar  -  Bibliothek 
geschrieben  hat  —  S.  47  Z.  24  st.  :n"ba  ö"nbn  1.:  n"bD  ü'bbn 
(mon  nbn^b  -»d  ma  "»d  'nb  "mn).  —  Das.  Z.  29  1.  Ms.  Maihingen, 
Mtschr.  1868  S.  319  nn«  ccn  is-rrb«  Dün  ^m». 

Stehengebliebene,  aber  von  einem  kundigen  Leser  leicht  zu 
verbessernde  Druckfehler  sind:  S.  47  Z.  22  st.  n"bn  1.  n"bn; 
48,23  st.  rt  1.  n;  49,  18  st.  ^mrab  1.  ^inb;  53,  18  st.  1822  1. 
1828;  55,  8  v.  u.  st  ni-»  1.  n"T';  56,  Anm.  27  st  -^rbp  1.  -»na-^bp; 
67,  Yorletzte  Z.  st  »mit"  1.  „aus",  gemeint  ist  der  Katalog  n*a 
••EOn;  68,  17  1.  Eleasar;  Index  S.  110  st  ip^n  L  ^p-ri. 

Die  „Vorlesungen",  die  langsam  gereifte  Frucht  einer  etwa 
sechzigjährigen  mühseligen  Forschung  und  Stoffsammlung,  werden 
em  hochwillkommenes,  unentbehrliches  Hilfsmittel  der  Belehrung 
sein  für  alle  diejenigen,  die  es  vorziehen,  an  der  Hand  eines  zu- 
verlSssigen,  kundigen  Führers  das  Feld  der  hebräischen  Hand- 
schriftenkunde zu  betreten,  statt  fuhriBrlos  Schritt  für  Schritt  durch 
eigene  Anstrengung  sich  den  schwierigen  Weg  selbst  zu  bahnen. 

Porges. 


Königliche  Mvseen  zu  Berlin.  Miitheäungen  aus  den  orien- 
talischen Sammlungen,  Heft  XII.  Atufgrabungen  in  Ben- 
dschirli  IL  Auagraiungsbericht  und  Architektur.  Mit 
25  Tafeln.  Berlin  1898  (S.  25—200.  Tab.  IX— XXXHI. 
Gr.  40). 

Das  zweite  Heft  des  Werkes^)  enthält  nach  einem  orientieren- 
den Vorwort  Luschan's  zuerst  den  ausführlichen  Bericht  des  ver- 
storbenen Humann  über  die  erste  Ausgrabung  zu  Sendschirli  im 
Jahre  1888.  Mit  gutem  Grunde  hat  man  aber  darauf  verzichtet, 
auch  über  die  späteren  Ausgrabungen  solche  Berichte  zu  geben; 
die  Darstellung  ihrer  Resultate  ist  ja  das  bei  weitem  Wichtigere. 
Der  grösste  Theil  des  Heftes  gilt  also  der  Architectur.  Robert 
Koldewey  zeigt  hier,  was  sich  aus  den  bis  jetzt  aufgedeckten  Resten 
über  die  Bauwerke  jener  alten  Königstadt  ermitteln  lässt  Auch 
wer  auf  diesem  Gebiete  so  gänzlich  der  Sachkenntniss  entbehrt  wie 
ich,  muss  doch  zu  der  Ueberzeugung  kommen,  dass  Koldewey 's 
Ergebnisse  freilich  schwer  zu  erreichen  waren,  dass  sie  aber  zum 
grossen  Theil  sicher  stehn.  Er  hat  sich  sehr  erfolgreich  bemüht, 
das  Unter-  und  Durcheinander  der  Trümmer  zu  entwirren,  an  dem 
die  Hand  der  Feinde,  die  Arbeit  der  späteren  Bewohner,  welche  mit 
dem  Material  der  älteren  Bauten  ihre  Häuser  oder  Hütten  auf- 
föhrten,  und  endlich  die  stetig  wirkenden,  gelegentlich  auch  gewalt- 
sam auftretenden  Naturkräfte  ihre  zerstörende  Macht  nur  zu  gut 
bewährt  haben.     Die  Tafeln  und  die  zahlreichen  Bilder  im  Text  — 


1)  Vgl.  dieM  ZeiUchrift  47,  96  ff. 
Bd.  LU.  21 


322  Aiueigen, 

Ansichten,  Pläne,  Durchschnitte,  Bestanrationen  u.  s.  w.  —  gehen 
uns,  so  weit  es  his  jetzt  möglich,  eine  Anschauung  von  dem,  was 
dort  einst  war  und  jetzt  ist.  Koldewej  sucht  auch  die  Greschichta 
der  Bauten  in  Sendschirli  und  ihre  Stellung  in  der  Geschichte  der 
Architectur  üherhaupt  zu  bestimmen.  Er  zeigt  uns  die  Verwandt- 
Schaft  des  dortigen  Baustils  mit  dem  andrer  Länder  Asiens.  Er 
deutet  auch  auf  die  Wichtigkeit  hin,  welche  die  aus  Sendschirli 
gewonnenen  Erkenntnisse  für  das  A.  T.  haben.  Freilich  ist  zu  be- 
denken, dass  die  Bauausdrücke  des  A.  T.  zum  grossen  Theil  unklar 
sind  und  z.  B.  eine  Beconstruction  des  Salomonischen  Tempels  auch 
nur  in  ihren  Orundzügen  kaum  ohne  grosse  Willkür  möglich  ist 
Koldewej  schien  berechtigt  zu  sein,  die  angebliche  „Festung*  des 
Baal  Berith  in  Sichem  mit  dem  grossen  «Hilani*  in  Sendschirli 
zusammenzustellen  (S.  186),  aber  das  ist  doch  nicht  mehr  zulässig, 
nachdem  G.  Hoffinann  (Zeitschr.  für  Assyr.  1896,  322  f.)  erwiesen 
hat,  dass  n*^^^  Richter  9,  46,  49 ;  1  Sam.  13,  6  nicht  einen  Hoch- 
bau, sondern  einen  Schacht,  Keller  im  Felsen  bedeutet*). 

Zur  Orientierung  über  die  Anlagen  der  Könige  von  Sam'al 
wird  natürlich  die  vortrefflich  erhaltene  « Bauinschrift  **  benutzt 
Leider  ist  aber  auch  ihr  Süm  durchaus  nicht  ganz  klar.  So  kann 
ich  mir  noch  inuner  nicht  denken,  dass  NH  und  n3T  darin  auf  ein- 
und  dasselbe  Gebäude  gehn  sollen.  Hoffentlich  bringen  weitere  Funde 
uns  Aufklärung. 

Dem  nächsten  Hefte,  das  die  Sculpturen  behandeln  soll,  sehn 
wir  mit  Erwartung  entgegen.  Ganz  besonders  zu  wünschen 
ist  aber,  dass  die  Ausgrabungen  in  Sendschirli  und 
in  Nordsyrien  überhaupt  recht  bald  rüstig  fortgesetzt 
werden.  Ich  muss  offen  gestehn,  dass  ich  es  nicht  gewagt  hätte, 
über  dies  Heft,  dass  sich  fast  ganz  meiner  Competenz  entzieht,  zn 
schreiben,  wenn  ich  nicht  die  Gelegenheit  hätte  benutzen  wollen, 
nachdrücklich  zur  Weiterführung  des  schönen  Unternehmens  auf- 
zufordern. Femer  erkläre  ich,  dass  ich  es  jetzt  für  mindestens 
ebenso  wichtig  halte,  die  Alterthümer  des  nördlichen  Syriens,  nament- 
lich die  Inschriften,  ans  Licht  zu  fördern,  als  die  Babyloniens  und 
Assyriens^). 

Auf  alle  Fälle  gebührt  nicht  bloss  den  Männern  unser  wärmster 
Dank,  welche  die  Ausgrabungen  geleitet  und  bearbeitet,  sondern 
auch  denen,  welche  sie  durch  reiche  Spenden  erst  ermöglicht  haben 
—  Se  Majestät  der  Kaiser  voran. 

Strassburg  i.  E.  Th.  Nöldeke. 


1)  Daas  die  Ausdrucke  np*1p   Jes.  82,  5  und   '^^^  Jer.  51,  58  auf 
Unterminiemiig  durch  belngemde  Feinde  gehen  (S.  182),  bt  mir  anch  sehr  nn- 

wahncheinlieh. 

2)  Sehr  empfehlen  dürfte  sich  Übrigens  auch,  die  gewaltigen  Bnlnen  ron 
Hatra  einmal  gründlich  zu  untersuchen.  Es  wäre  doch  seltsam,  wenn  sieh 
da  nicht  auch  noch  Inschriften  fknden. 


323 


...    * 


Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durränl 

(1747—1773). 

Von 

Oskar  Mann. 

VI 

V^...^.yju'^  IjJu^  iZjSü  ^\Sj:i\  ^  oU>50  JX«.  »L^Ä-^j 

^U^^yüi-  yüJ^JÜb  3^.-^  vJUaS'yi  c5Juf  ^LäI 

MeShed  war  inzwischen  von  Al^med  S&h  fest  umschlossen  ge- 
halten worden,  und  bald  wurde  der  Mangel  an  Zufuhr  in  der  Stadt 
fühlbar.  Dazu  kam  noch,  dass  die  Banden  der  S&mlü  und  ^arftf 
und  anderer  Stämme,  die  Mlrz&  Emln  zur  Verteidigung  der  Stadt 
&a%eboten  hatte,  albnählich  ihre  Raublust  und  Beutegier  an  den 
ihrem  Schutze  anvertrauten  unglücklichen  Bewohnern  ausliessen,  so 
dass  fast  in  jeder  Nacht  irgend  einer  der  Einwohner  in  seinem 
Hanse  von  den  gänzlich  disciplinlosen  Horden  überfallen  wurde. 
So  fanden  denn  die  Unterhandlungen,  welche  Mu^ammed  Te^t  mit 
Mlrz4  Emln  anknüpfte,  auf  seiten  der  Belagerten  ein  freundliches 
Entgegenkonunen. 

Zunächst  forderte  Mu);^anmied  Tekt  unbedingte  Unterwerfung 
unter  den  Willen  des  A^med  Sah  und  die  Anruftmg  der  könig- 
lichen Gnade.  Dies  wurde  rundweg  abgeschlagen,  und  von  Mlrzä 
Emln  dagegen  als  Grundlage  für  weitere  Verhandlungen  die  so- 
fortige Aufhebung  der  Belagerung  verlangt.  Schliesslich  wurde 
zwecks  gemeinschaftlicher  Beratung  eine  Zusammenkunft  zwischen 
Mn^ammed  Te^i  und  Mlrzä  Emin  verabredet,  die  dann  auch  statt- 
fand.   Emin  schob  alle  Schuld  auf  die  Bewohner  MeSheds,  die  ihn 

Bd.  LU.  22 


324   Mannf  Quellensttub'en  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnf, 


X 


mit  Gewalt  davon  abgehalten  hätten,  sich  Ahmed  Sah  zu  miter- 
werfen.  Die  Afghanen  sollten  nur  die  Belagerung  der  Stadt  auf- 
heben, dann  würden  auch  die  Oberhäupter  der  Stadt  sich  mit  den 
nötigen  Geschenken  bei  A^med  einfinden.  Mulbammed  Tek!  ging 
auf  diesen  Vorschlag  ein,  gab  aber  zu  bedenken,  dass,  da  der  Winter 
sehr  nahe  sei,  die  Zugtiere  der  Afghanen  augenblicklich  nach  den 
Germsir&t  weggeschickt  seien,  um  dort  verpflegt  zu  werden  [dass 
also  ein  Abzug  Aljmeds  nicht  so  schnell  bewerkstelligt  werden 
könne] ;  es  mögen  deshalb  die  Bewohner  der  Stadt  ohne  Furcht  vor 
Übergriffen  seitens  der  Afghanen,  die  Thore  der  Stadt  öflhen,  und 
so  einen  Verkehr  zwischen  Belagerten  und  Belagerern  ermöglichen. 
MirzA  Emin,  nach  MeShed  zurückgekehrt,  stachelte  die  Bewohner  von 
neuem  zum  Widerstände  an.  Jedoch  wurde  von  den  Machthabeni, 
die  sich  nach  Euhe  und  Frieden  sehnten,  die  Absendung  einer  Ge- 
sandtschaft an  Ahmed  ^selbst  verlangt.  Demgemäss  begaben  sich 
denn  auch  Akä  Zain  el-'Abidin  und  'Abd  Husain  B^g  zu  A|jmed,  die 
sehr  gnädig  aufgenommen  wurden,  und  voller  Befriedigung  zm'uck- 
kehrten.  Doch  Mirzä  Emin  Hess  das  Gerücht  verbreiten,  das  Heer 
der  Afghanen  litte  schon  stark  unter  dem  Mangel  an  Lebens- 
mitteln, es  könne  sich  nur  noch  wenige  Tage  halten,  so  dass  von 
neuem  die  Hoffnung  auf  einen  erfolgreichen  Widerstand  Raum  ge- 
wann. Doch  da  Tag  auf  Tag  verging,  ohne  dass  die  Afghanen 
abzogen,  während  in  der  Stadt  die  Preise  der  Lebensmittel  ins 
Ungeheure  stiegen,  so  zwangen  die  Bewohner  endlich  den  Mirzä 
Emin,  mit  den  Friedensverhandlungen  Ernst  zu  machen.  Es  wurden 
nunmehr  Mirzä  Muhammed  Radi,  welcher  Näzir  der  Mesgid-i-gami' 
und  Wäkif-newis  in  Diensten  des  Sah  Ru^  Sah,  und  wegen  seiner 
Humanität  und  Frömmigkeit,  sowie  auch  wegen  seiner  Beredsam- 
keit, bekannt  und  sehr  beliebt  war,  zusammen  mit  A^ä  Muhammed 
und  Mirzä  *Askari,  dem  Bruder  des  Mirzä  Emin  zu  den  Afghanen 
gesendet,  um  die  Stimmung  im  Lager  auszukundschaften.  Sollten 
die  Abgesandten  den  Eindruck  gewinnen,  dass  ein  Widerstand  gegen 
Ahmed  nutzlos  sei,  so  wollte  man  hernach  den  Sah  Rülj  Sah  um 
Frieden  zu  bitten  veranlassen;  wenn  aber  die  Lage  für  die  Stadt 
günstig  erscheine,  so  würde  man  alle  Armen,  und  wer  überhaupt 
weniger  als  für  ein  Jahr  Lebensmittel  besitze,  aus  der  Stadt  hinanü- 
treiben,  deren  geringe  Habe  unter  die  Soldaten  veii-eilen,  und  den 
Widerstand  mit  Nachdruck  fortsetzen.  Den  Gesandten  ^vurde  noch 
seitens  des  Mirzä  Emin  unbedingter  Gehorsam  gegen  Muhammed 
Radi  zur  Pflicht  gemacht. 

Die  Gesandtschaft  wurde  von  Ahmed  freundlich  empfangen, 
wobei  Ahmed  versichei'te ,  dass  er  nur  wegen  der  ausserordentlich 
bedrängten  Lage  der  Bewohner  Mesheds  sich  zur  Einmischung  in 
die  Verhältnisse  der  Stadt  entschlossen  habe.  Seine  Absicht  sei 
urspriinglich  nur  gewesen,  eine  Wallfahrt  zu  dem  Grabe  des  ImAra 
zu  machen  und  dabei  den  Bewohnern  der  Stadt  den  langersehnten 
Frieden    zu   verschaffen.     Nun    habe    man    aber   sich   ihm  feindlich 


Mann,  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  AJtmed  bah  Durrdnt.   325 

gegenübergestellt ,  imd  bereits  sechs  Monate  lang ')  den  zähesten 
Widerstand  geleistet,  so  dass  die  in  der  Stadt  herrschende  Not 
nnerträglich  geworden  sein  raüsste.  Darauf  drückten  die  Gesandten 
ihr  Bedauern  über  das  Missverstehen  der  gütigen  Absichten  Ahmeds 
aus  und  baten  demütig  um  Gnade.  Sie  wurden  dann,  reichlich 
mit  Ehrenkleidern  beschenkt,  nach  der  Stadt  entlassen.  In  Me^hed 
gaben  sie  eine  beredte  Schilderung  des  vorzüglichen  Standes  der 
Verpflegung  und  der  ausserordentlich  gut  geregelten  Zufuhr  bei 
den  Afghanen. 

Sie  wiederholten  dann,  was  Ahmed  schon  früher  hatte  ver- 
sichern lassen,  dass  die  Afghanen  es  durchaus  nicht  auf  eine 
Plünderung  der  Stadt  abgesehen  hätten,  sondern  dass  sie  bei  der 
Übergabe  MeSheds  mit  der  grössten  Mässigung  verfahren  würden, 
da  Aljimed  seinen  Soldaten  die  schwersten  Strafen  für  jeglichen 
Übergriff  angedroht  hätte.  Als  diese  Nachrichten  allgemeiner  be- 
kannt wurden,  liefen  die  Einwohner  von  allen  Seiten  zu  dem  Hause 
des  Mirzä  Emin  zusammen,  imd  forderten  laut  und  drohend,  dass 
den  Afghanen  die  Thore  geöffnet  würden.  Emln  musste  dem 
Drängen  endlich  nachgeben  und  bat  den  Sah  Ru^  Sah,  die  Ver- 
mittelnng  zu  übernehmen  und  von  Ali  med  Sah  die  Einstellung  der 
Feindseligkeiten  zu  erbitten.  Demgemäss  machte  sich  S&h  Ru^  Sah 
am  16.  §afar  (1168)  auf  den  Weg,  Als  die  Kunde  von  seinem 
Aufbruch  zu  Ahmed  gelangte,  Hess  dieser  sämtliche  Würdenträger 
und  hohen  Offiziere  dem  Enkel  Nadirs  entgegenziehen  und  ihn  mit 
grossem  Gepränge  in  das  afghanische  Lager  geleiten.  Mu^ammed 
Teki  5^n  Sirazl  wurde  zum  Mihm&ndar  des  königlichen  Gastes 
ernannt.  Am  folgenden  Tage  fand  sodann  der  feierliche  Empfang 
statt,  öäh  Rul}  S&h  bat  A^med  um  Vergebung  alles  Bösen ,  was . 
die  Einwohner  MeSheds  den  Afghanen  angethan  hätten,  worauf 
Ahmed  o&h  ein  Aman-nftme,  welches  vollständige  Verzeihung  ver- 
si»rach,  an  die  Bewohner  der  Stadt  erliess.  Drei  Tage  lang  ver- 
weilte Sah  Ruh  im  Lager  der  Afghanen.  Am  vierten  endlich  be- 
eab  er  sich  wieder  in  die  Stadt  zurück.  In  seiner  Begleitung 
befanden  sich  einige  der  'Ulemä,  die  Ahmed  beauftragte,  in  der 
Hauptmoschee  die  5^t^e  für  ihn  zu  verlesen,  sowie  ein  Münzpräger 

(^Lö),    der    in    der    Stadt  Münzen   in   Ahmeds   Namen    schlagen 

böllte.  Am  Gum'a  den  19.*),  welchen  Tag  die  Sterndeuter  als 
glückbringend  bezeichnet  hatten,  wurden  in  der  Mesgid - i - gami' 
durch  Verlesen  der  ^^t^a  in  Aljmeds  Namen  diesem  als  Oberherrn 

1 1  Cf.  oben  in  Kap.  IV.    Die  ZaU  6  iat  etwas  hoch  gegriffen.    Weiter  nnten 
wird  als  Datum    der   Ankunft  des    Sah  Ruh    im   Lager  Ahmeds    der    16.  Safar 
4 also  schon  1168)  angegeben.     Da   am  25.  Ramadan    die  Cernierung  der  Stadt' 
l^eginn,   so    sind    kaum  5  Monate   verflossen.     Wir   befinden  uns  also  jetzt  im 
Anfang  des  Dezembers  1754. 

2)  Nach    den   Wüstenfeldschen    Tabellen    wäre    der    19.    Safar    1108   » 
Donnerstag,  dem  6.  Dezember  1754. 

22* 


326   Mann,  Quellensiudien  aur  Geschichte  de»  Ahmed  Sah  DurrM. 

feierlichst  gehuldigt  Nach  den  Feierlichkeiten  Hess  8&h  Ko^  Sah 
den  Mlrz&  Emtn  zu  sich  entbieten,  und  machte  ihm  energische 
Vorhaltungen  wegen  seines  doppelzüngigen  Verhaltens  den  Afghanen 
und  den  Bewohnern  MeSieds  gegenüber,  so  dass  Mirzft  Emfn  es 
für  das  Geratenste  hielt,  sobald  als  möglich  persönlich  die  Gnade 
des  Afghanenherrschers  anzurufen.  Sogleich  am  folgenden  Tage, 
dem  20.,  begab  er  sich  ins  afghanische  Lager.  A^med  Sah  liess 
trotz  der  vielfachen  ünthaten  Emlns  in  den  letzten  fünf  Monaten^) 
Gnade  für  Becht  ergehen.  Mtrzft  Emtn  war  dann  im  Lager  ver- 
blieben, und  wohnte  im  Hause  des  Mu^ammed  Tekl  ^^^  ^^^ 
hatte  er  auch  sein  Geld  und  seine  Kostbarkeiten  in  dem  Zimmer, 
welches  er  bewohnte,  verborgen,  und  pflegte  des  Nachts  die  Sachen 
unter  sein  Kopfkissen  zu  legen.  Dies  hatte  einer  der  Farrai  des 
Muhammed  Te^i  ]^än  in  Erfahrung  gebracht,  und  war  zur  Nacht- 
zeit in  das  Zinuner  eingedrungen,  um  das  Geld  zu  stehlen.  Er 
hatte  aber  unter  dem  Kopfkissen  nichts  gefunden  und  wollte  sich 
unverrichteter  Sache  wieder  aus  dem  Zinuner  schleichen.  In  der 
Dunkelheit  berührte  er  hierbei  den  Körper  des  Schlafenden,  so 
dass  dieser  atifwachte.  Sofort  stürzte  er  dem  Diebe  nach,  holte 
ihn  bald  ein  und  es  begann  ein  heftiger  Kampf,  in  dessen  Verlani' 
M!rzä  Emtn  den  Hals  des  Diebes  packte,  während  jener  ein  Messer 
zog  und  es  dem  Emtn  in  die  Seite  stiess.  Emin  musste  den  Ver- 
brecher loslassen,  und  dieser  entkam  nach  dem  Küh-i-mftje-i-Me£hed. 
Mirzft  Emln  wurde  bald  darauf  von  seinen  Leuten  gefunden,  und 
verstarb  nach  wenigen  Augenblicken.  Als  AJ^med  Sät  am  nächsten 
Morgen  von  diesen  Vorgängen  Kunde  erhielt,  geriet  er  in  Zorn 
und  gab  den  Befehl,  mit  allen  möglichen  Mitteln  den  Verbrecher 
einzufangen.  Da  nun  zufällig  der  Dieb  auf  der  Flucht  von 
einem  Schreiber  des  Mu^anmied  Te^i  gesehen  und  als  einer  der 
FarrftS  erkannt  worden  war,  so  wurde  er  nach  wenigen  Tagen  in 
dem  Knh-i-mftje-i-Me^hed  ergriffen,  und  auf  Befehl  A^eds  dem 
Bruder  des  Ermordeten  zur  Bestrafung  übergeben.  Einige  Tage 
später  erhob  A^med  §fth  den  A^ft  Serif,  einen  der  Oberen  in 
MeShed  zum  Range  eines  !^&n,  und  schickte  ihn  am  25.  ($afar)  in 
die  Stadt,  wo  er  an  Stelle  des  getöteten  Mirzä  Emin  die  Leitoog 
der  Geschäfte  übernehmen  sollte.  Darauf  ö£fheten  auch  die  Ein- 
wohner von  Me^hed  die  Thore  der  Stadt,  und  es  entwickelte  sich 
ein  friedlicher  Verkehr  zwischen  Belagerern  und  Belagerten,  der 
den  Einwohnern  die  so  lange  entbehrten  Lebensmittel  reichlich  zn- 
fährte.     AJ^med  Sah   machte   eine   Wallfahrt   zum  Grabe  des  ^Alt 

ben   Müsft   er-Ri4ft    («^^ojä^   »^ywo   &.mJüU   xiU^I    ^y>  f^^^ 

^J^  O^  ^  cAl^'    J^^  ^^^  J^J^  ^^3^'  J^ 
. .  .  «JüäI  ß^  ^»hc    ojL*^  ^?Ju  3  JÜUü  . . .  LtojJt)    und   liess 


1)  Hier  die  richtige  Zahl.    Siehe  oben. 


Manny  QueUengtudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdni.   327 

bei  dieser  Gelegenheit  den  Kuppelschmuck  des  Grabes,  einen  reich 
vergoldeten  Rosenstrauss,  der  durch  eine  Feuersbrunst  arg  gelitten 
hatte,  wieder  herstellen,   und  ebenso   die  Grablampe  (JuJüLs),   die 

einen  Wert  von  3000  TomÄn  *)  hatte,  und  die  Mlrz&  EmSn  wahrend 
der  Belagerung  zerbrochen  und  zu  Gelde  gemacht  hatte. 

vn. 

o^'^  u^'^  v*oL«^  ur^  (^  i\^  »^  ^j?^  [w  3]  v:>-*^  3 

Sowie  nach  dem  Beginne  des  Frühlings  die  Witterung  wieder 
milder  wurde,  entsandte  Ahnied  §fth  den  'Abdallah  !^än  Durr&nl 
mit  einigen  Truppen  nach  Ni^apür  auf  eine  Art  Rekognoszierung. 
Nachdem  ^Abdallah  9&n  die  Umgegend  der  Stadt  verwüstet  hatte, 
kehrte  er  mit  vielen  Gefangenen  wieder  ins  Lager  zurück. 

vni. 

JJioLj  ^^ljj{  ui^Ull    j^3    w^*'u4-«    vä^jiaL-  (jJUjAj    j^Lo  y 

Nach  der  Unterwerfung  von  MeShed  beschloss  A^med  S&h 
sich  gegen  Ni^&pür  zu  wenden.  Er  schickte  zunächst  einen  Teil 
seiner  Truppen  unter  Emir  ^&n  KarftI,  ^elil  IJän  MiSmest,  dem 
Häkim  von  Tur^iz,  und  Isma^il  H&n,  dem  Hftkim  von  ^wftf  nach 
NSftpür,  die  den  *Abbfts  Kuli  5&n,  welcher  in  der  Stadt  den  Be- 
fehl führte,  zur  Übergabe  auffordern  sollten.     Weigere  jener  sich, 

1)  Die  Handschrift  hat  ^^yC  J^9^, 

S)  In  der  Hs.  fehlen  die  Einer  der  Jahreszahl  ^i  » .  Zu  dieser  Über- 
Khrift  vgl.  B.  St.  Poole,  The  coins  of  the  Sh&hs  of  Persia,  Introd.  p.  LI.    Der 

«rite  Satz  dieses  Kapitels  lautet:  j5j  jO  , .  .  vi'*-w-    ^!  j^^lsi>CfVp   ^3jjJ 

SJs\  ö'Jb't  j^UJl  ^^U>  »1^  ^.  ^^  v&re  der  23.  März  1755  nach 
Wastenfeld.  Das  „Gnlsen-i-Mariid"  (s.  oben)  giebt  ab  Neqjahrstag  dieses  Jahres 
den  7.  öam&da  II.  an  (Bleu,  Supplement  to  the  Catalogue  of  Persian  Mss.  in 
the  Brit.  Mas.  pag.  44).  In  der  That  fiUlt  der  Frühlingsanfang  im  Jahre  1755 
aaf  den  81.  Mftrz. 

3)  Die   Handschrift   schreibt   fast   ausnahmslos    .^l\^   und    meist  anch 


328  Mann,  Quellenstttdien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdni. 

Ahmed  persönlich  zu  huldigen,  so  sollten  die  Afghanen  NiUpur 
umschliessen ,  und  mit  weiteren  Massregeln  bis  zum  Eintretfen 
Ahmeds  warten.     In  MeShed  selbst  übertrug  Ahmed  dem  §äh  Rnli 

Sah  von  neuem  die  Königsherrschaft  über  Irftn  (.  ..(5ljl/J«^vj^  3 

Am  Montag  dem  27.  Regeb  fand  die  feierliche  Einsetzung  des 
§äh  Ruh  §äh  statt  (v^^oIaJu.  ^U  t^ww^-J^itj  »U  vi>J*^  ^jj" 
(jÄtO  ^  IjJj?^  iJ:i>'w*  ^^^-^j^J  ^'uÄJ^'w^  J:>Li>  o'J.-Lju  3  vXJbj- 
j^LJj  . . .  vi>wt    2JC5Ü    ^jo'u^aÄi>t  JÄ  (?)  cLftwiw^^    p^^-^    »'-^äj'uJ    Cya> 

Zum  Häkim  von  Meshed  wurde  Muhammed  Eazim  Han,  der 
Sohn   eines    Oheims   (^)    von  Sah   Rulj    Sah,   zum    WezSr-i-a'zem 

Ga'far  Hän  Kurd  und  zum  Wekil  ed-doule  Nur  Muhammed  Hau 
DuiTäni  bestimmt,  und  femer  wurde  zum  Schutze  der  Herrschaft 
eine  Truppe  von  2  —  300  Mann  aus  dem  afghanischen  Heere  in 
Meshed  zurückgelassen.  An  demselben  Tage  begann  dann  Ahiue^i 
seinen  Marsch  gegen  Nisäpür,  und  machte  am  Abend  in  dem  Dorfe 
ö-b  zwei  Parsal]  von  MeShed  entfernt,  Halt.     Der  Marsch   wurde 

dann    am   Donnerstag    den  29.  fortgesetzt*).     Alles    in    allem    hatte 

Ahmed  Sah   elf  Monate    sich    vor   MeShed   aufgehalten    (v  ^  -^  x^» 

m  f.  m 

Auf  dem  weiteren  Marsche  gelangte  an  Aljmed  Sah  die  Nach- 
richt, dass  die  Bewohner  von  Sebzewar  sich  aus  Furcht  vor  den 
Afghanen  in  die  Walddickichte  von  Asteräbäd  zu  flüchten  beab- 
sichtigten. Um  dies  zu  verhindern  erhielt  Sah  Pesend  Hän  den 
Befehl,  die  schon  vor  Nisapür  unter  Emir  IJän  Karäl  liegenden 
Tmppen  an  sich  zu  ziehen,  mit  ihnen  nach  Sebzewftr  zu  gehen,  und 
dort  jeder  Bewegung    der  Bewohner   nach  Asteräbad   in  den  Weg 


1)  In  diesem  Datum  würde  der   angegebene  WochentAg  (k^J>Jm^sJS\  mit 

dem  29.  Ke^^eb  für  das  Jahr  1169  stimmen  (nach  Wüstenfelds  Tabellen  fällt 
der  1.  Sa'ban  auf  einen  Sonnabend).  Beiläufig  bemerkt  ist  dies  fast  das  einzige 
Datum  in  dem  Tarili,  welches  in  dieser  Weise  richtig  angegeben  ist.  Alisa 
grosses  Gewicht  wird  man  den  Angaben  über  die  Wochentage  nicht  beilegen 
dürfen,  wenn  man  sieht,  wie  hier  auf  zwei  aufeinanderfolgenden  Seiten  der 
Handschrift,  einmal  von  Montag  dem  27.,  und  dann  von  Donnerstag  dem  2i*. 
gesprochen  wird. 

2)  S.    oben.     Am  25.  Ramadnn   hatte   die    Umschliessung   der   Stadt   be- 
gonnen. 


Mann,  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durr&nt   329 

V 

zu  treten.  Sah  Pesend  5&n  verlegte  alle  Strassen  in  der  Umgegend 
von  Sebzew&r,  so  dass  den  Bewohnern  ein  Entkommen  unmöglich 
gemacht  war.  Aljmed  SAh  langte  am  7.  Rama4Än  vor  NiSapür  an. 
*Abb&s  Kuli  Hän,  der  lÄmmandant  von  Nl^äpür,  der  wohl  nicht 
von  neuem  die  Schrecken  einer  Belagerung  über  die  Stadt  bringen 
wollte')  sendete  zwei  seiner  Vei'wandten,  Mu\^ammed  'All  ^^än  und 
Bükir  zu  Ahmed,  um  ihm  die  Unterwerfung  anzubieten. 

'Abbds  KuU  IJan  bedauere  aufrichtig,  dass  er  vor  drei  Jahren 
sich  dem  Ahmed  Sah  zu  widersetzen  gewagt  habe,  und  dass  bei  den 
vor  NiSäpür  ausgefochtenen  Kämpfen  so  viele  aus  dem  afghanischen 
Heere^  gefallen  seien ;  er  habe  es  deshalb  nicht  gewagt ,  selbst  zu 
dem  Sah  zu  kommen,  und  bitte  nur  um  eine  Kundgebung,  ob 
seine  Unterwerfung  in  Gnaden  angenommen  werden  würde.  A}jmed 
iSäh  liess  ihm   mitteilen,    dass   er   sofortige  Untenverfung   verlange 

y:^'^  Jo'.^  ^öjL  jfJ;.^  oL?'^*-^'  ^  ""^ß  u^'-^j*^  «'^j^^ 

*Abbäs  Kuli  Hän  kam  denn  auch  in  das  Lager  zu  Ahmed; 
dieser  gewährte  ilun  zwar  die  erbetene  Verzeihung,   hielt  ihn  aber 

im  Lager  fest,  weil  er  ihm  misstraute  (jL^J^  -JLbbwVj  .i*.^ 
s:>umJ  'A  IuX^  J^  ^^  \^^\  J^^  b'taXÄ**#J  jj  »1  ^^;^c\JlxL>" 
^^.  vi:<v.o.'>.  ^ämJI^  oJ»^  S^^  \a^\A    j»^^    ^^\X*^  ^XiliÄir 


1)  Emin,  Bfujoall   et-tarikh  i-ba'dn&dir\je  fasc.  II,  p.  1f  sagt,  dass  durch 

den  Feldzag  Ahmeds  im  vorhergehenden  Jahre  die  Hil&mittel  der  Stadt  er- 
schöpft gewesen  seien,  die  Felder  sich  noch  nicht  von  der  Verwüstung  durch 
die  Afghanen  erholt  hätten,  so  dass  'Abhfts  Kuli  liän  sich  genötigt  gesehen 
hätte,  bei  Ahmed  um  Frieden  zu  bitten.  Dass  die  Afghanen  ein  Jahr  vorher 
NiUpÜr  belagert  hätten,  ist  nun,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  nicht  richtig. 
Aber  der  gleiche  Effekt  konnte  ja  auch  durch  die  wirklich  ein  Jahr  vorher  unter- 
nommene Belagerung  durch  Mir  *Alam  herbeigeführt  worden  sein,  was  auch  Emin 
Andeutet.  Jedenfalls  wird  *Abbäs  Kuli  Han,  der  uns  aus  Emins  Uericht  über  den 
«r»ten  Versuch  Ahmeds  auf  Ni^npür  als  ein  ganzer  Mann  entgegentritt,  nicht 
ohne  zwingende  Gründe  sich  zu  einer  Bitte  um  Frieden  herbeigelassen  haben, 
Milbst  wenn  diese  in  einer  weniger  demütigenden  Form,  als  die  Darstellung  des 
Tarih-i-Alimed^ähi  gieht,  erfolgt  sein  sollte. 

2)  Durch  diese  Angabe  gewinnt  die  Erzählung  bei  Emin,  fasc.  II,  p.  A*t — i» 

festen  Boden.  Dass  diese  vergebliche  Belagerung  von  Ni&äpür  aber  drej  Jahre 
vor  der  jetzigen  stattgefunden  habe,  ist  ein  Irrtum:  1166  war  Ahmed  Sah  das 
ganze  Jahr  hindurch  in  Indien  beschäftigt.  Es  ist  vielmehr  das  Jahr  1164 
gemeint,  wie  wir  oben  gesehen  haben. 


330  Mann,  Quellengtudkn  aur  Geschichte  des  Ahmed  Sdh  DurrdnL 

Die  Stadt  NiS&pür  musste  8000  Tom&n  (^^l)  Kontribution 

bezahlen  und  ausserdem  50  Mann  aus  der  Zahl  ihrer  gut  geschulten 
Artilleristen  ins  afghanische  Heer  einstellen.  Zu  dieser  Zieit  traf 
bei  Ali^med  die  Kunde  von  der  Niederlage  der  nach  Sebzew&r  ent- 
sendeten Truppen  ein.  Sah  Pesend  ^4n  (siehe  oben)  hatte  sich 
kaum  den  erhaltenen  Befehlen  gemäss  um  Sebzew&r  eingerichtet, 
als  ihm  gemeldet  wurde,  dass  ein  Trupp  von  5 — 6000  Mann,  der 
von  Mu^ammed  Qasan  H4n  in  die  Gegend  von  SebzewlLr  geschickt 
war,  um  den  Bewohnern  für  den  geplanten  Auszug  nach  AsterA- 
b&d  als  Bedeckung  zu  dienen,  bei  Mezin&n  lagere.  Die  Vorposten 
des  afghanischen  Heeres  hatten  aber  geglaubt,  diese  Scharen  seien 
die  schon  auf  dem  Wege  begriffenen  Einwohner  Sebzewftrs,  tmd  auf 
diese  falsche  Meldung  hin  brach  nun  S4h  Pesend  l^ka  mit  einer 
kleinen  Schar  nach  Mezln&n  hin  auf.  Ein  Farsa^  vor  dem  ge- 
nannten Orte  stiessen  die  Afghanen  auf  die  ^a^ären,  welche  im 
ersten  Anprall  in  die  Flucht  geschlagen  wurden.  Aber  während 
der  Verfolgung  der  Fliehenden  zeigten  sich  zu  beiden  Seiten  des 
Weges  neue  Scharen  von  Feinden,  die  den  Rückzug  der  Afghanen 
bedrohten,  so  dass  diese  zu  schleuniger  Umkehr  gezwungen  waren, 
wobei  einige  der  Afghanen  den  Tod  fanden^).  Unter  fortwähren- 
dem Kampf  zog  sich  Sah  Pesend  ^Aa  auf  Sebzewftr  zurück,  ver- 
schanzte sich  dort  und  meldete  das  Vorgefallene  nach  NlS&pür  an 
A^ed  Sah. 

Die  Nachricht  von  dieser  Niederlage  der  Afghanen  stachelte 
auch  die  Einwohner  von  Nf^&pür  von  neuem  zum  Widerstände  an. 
Sie  stellten  sofort  die  Zahlung  der  ihnen  von  A^med  auferlegten 
Kontribution   ein,   zumal   sie   durch  ein  Schreiben  des  Mu|^anuned 


1)  Diese  ziemlich  empfindliche  Niederlage  der  Afghanen,  die  nach  andern 
Berichten  (Emin,  Elphinstone  u.  a.)  sogar  den  Rückzug  Ahmeds  nach  Berit 
veranlasste,  wird  von  dem  Lobredner  Ahmeds  natürlich  als  eine  Bagatelle  ge- 
schildert: 


Wir  werden  weiter  nnten  sehen,  dass  Mahmftd  Ihn  MatannA  selbst  dieeen  kleinen 
Hakel  einer  so  geringfügigen  Niederlage  auf  dem  Namen  der  Afgh^jien  nicht 
sitzen  lassen  kann:  nach  seiner  Darstellung  unternimmt  Ahmed  Sfth  einen 
Rachezug,  der  aber,  da  sich  kein  Feind  findet,  erfolglos  verUuft.  Keine  einsige 
der  andern  Quellen  berichtet  hiervon  etwas,  so  dass  man  geneigt  sein  könnte, 
in  der  Erzählung  des  Tarih  i  Ahmedl&hS  ein  freies  [oder  inspiriertes?]  Phantasie- 
gebilde des  Autors  zu  sehen,   in   majorem   regis   gloriam.     Im   fibrigen  ist  die 

Übereinstimmung  der  Erzählung  bei  Emin  (pag.  io — 1^)  mit  dem  vorliegenden 

Berichte  fast  eine  völlige ;  die  Darstellung  Emins  ist  nur  viel  eingehender.  Ver- 
schieden werden  allerdings  die  Folgen  der  Niederlage  geschildert:  nach  Emin 
flieht  Sah  Pesend  HAn  mit  seinem  ganzen  Heere  nach  NisApfir  (so  haben  aacb 
die  fibrigen  Quellen,  besonders  die  Ka^lrengeschichten),  während  das  Tarib  i> 
Ahmedsähi  die  Afghanen  wenigstens  ihre  Stellung  bei  Sebzew&r  behaupten  lissU 


ManUf  Quellenstudien  aur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durräni,  331 

Hasan  H&n  zur  Auflehnung  ermutigt  waren.  A^med  schickte  un-. 
yerzüglich  beträchtliche  Verstärkungen  nach  Sebzewftr,  um  jeden 
Zuzug  seitens  der  ^a^ären  nach  Sebzewftr  oder  gar  nach  Nli&pür 
zu  verhindern.  Gegen  die  Bewohner  dieser  Stadt  aber  beschloss 
Af^med,  der  über  ihre  Hartnäckigkeit  in  heftigen  Zorn  geraten  war, 
mit  aller  Strenge  vorzugehen.  Er  gab  Befehl  zu  einer  fürchter- 
lichen Kanonade,  welche  sieben  Tage  andauerte  und  alle  Befestigungs- 
werke der  Stadt  in  Trümmer  legte.   Besonders  wirksam  erwies  sich 

die  exiropäische  Artillerie  (^^^^  c^-^^^^J^)^  deren  Kanonen  Ge- 
schosse im  Gewichte  von  25  män-i-Täbrlz  gegen  die  Mauern  der 
Stadt  schleuderten.  Sehr  bald  sahen  sich  unter  solchen  Umständen 
die  Bewohner  von  Ni§4pür  zur  bedingungslosen  Unterwerfung  ge- 
zwungen. Ahmed  Hess  sofort  die  Stadt  von  einer  Anzahl  seiner 
Leibwächter  (? ;    ^jpsäjMÜ)  besetzen,  um  eine  nochmalige  Auf lehnimg 

zu  verhindern.  Die  Bewohner  mussten  die  Stadt  verlassen  und  sich 
in  der  Umgegend  ansiedeln.  Ihre  Schätze  mussten  sie  zurücklassen 
nnd  damit  fiel  eine  wertvolle  Beute  in  die  Hände  der  Afghanen. 
*  Die  Stadt  selbst  wurde  dem  Erdboden  gleich  gemacht,  da  A^med 
fiir  seine  weiteren  Unternehmungen  gegen  ^Irak  eine  so  starke 
Festung  in  seinem  Bücken  zu  lassen  sich  scheute. 

IX. 

Isma'll  ^kn  war  in  der  letzten  Zeit  von  bäh  Bu^  S&hs  erster 
Regierungsperiode  [also  etwa  im  Anfang  von  1163]  von  *Iräk  nach 
Hor&sAn  gekommen  und  hatte  sich  in  Me^hed  niedergelassen.  Nach 
der  Absetzung  und  Blendung  des  sah  Bu^  hatte  er,  die  allgemeine 
Verwirrung  benutzend,   sich  nach  IJwftf  begeben,   und  sich  in  der 

Burg  Rüd  (j^    xtdÄ  jS)  in  der  Nähe  von  gw&f  festgesetzt.     Hier 

wusste  er,  als  S&h  Ru^  wiederum  den  Thron  bestieg,  sich  zum 
unabhängigen  Gebieter  zu  machen,  und  setzte  es  durch,  dass  er  von 
Sah  Ru^  feierlichst  mit  der  Herrschaft  über  diese  Gegenden  belehnt 
wurde.     In  dem  Jahre,   in  dem  A^imed  Sah  (Durr&nl)  sich  an  die 

Belagerung  Herftts  machte  (^^LäJoL^  oLI^  »jJLiXb  »S  iL-  jJ  ^ 


v)^  otjp   vi>JlliJLJyj   Ä*l3  ^i=UÖ    ^y^)   iiod  §äh  Ru^   zum 
Entsätze   von  Herat   von  Hwäf  her   anrückte,   beeilte   sich  Isma*ll 


V 

332  J^onn,  QueüenatwUen  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrärä, 

Hän,  als  öÄh  Rulj  bei  Rüd  anlangte,  seine  Unterwürfigkeit  zu  zeigen. 
Im  Geheimen  aber  suchte  er  lediglich  auszukundschai'ten,  ob  irgend 
eine  seiner  vielen  in  Hwftf  begangenen  Mordthaten  etwa  dem  fcfah 
Ruh  bekannt  geworden  sei.  Da  sich  'All  Han  ^^^ei*,  der  damals  die 
Geschäfte  des  Sah  Ru^  fährte,  seinem  Werben  gegenüber  ablehnend 
verhielt,  so  entschloss  sich  Isma'il  Hän  kurzer  Hand,  sich  lieber 
den  Afghanen  in  die  Arme  zu  werfen,  und  schickte  eine  Bot-^chaft 
mit  der  Bitte  um  Beistand  an  Aljmed  bfth,  während  er  zugleich 
dem  Heere  des  S&h  Rulj  gegenüber  eine  feindselige  Haltung  an- 
nahm. Sofort  begannen  die  Trupi)en  des  Sah  Rulj  die  Burg  Rüd 
zu  beschiessen,  und  die  Besatzung  war  nahe  daran,  sich  zu  ergeben, 
als  die  von  Ahmed  Sah  geschickten  Afghanen  erechienen ,  und  die 
Soldaten  des  Sah  Ruh  infolgedessen  sich  zurückzogen.  Das  plötz- 
liche Auftreten  der  Afghanen  rief  unter  den  Truppen  des  Sah  Ruh 
eine  förmliche  Panik  hei-vor,  so  dass  alles  eiligst  flüchtete  und 
Sah  Ruh  selber  nur  von  wenigen  seiner  Getreuen  begleitet,  nach 
MeShed  zurückkehrte.  Isma*Il  IJän  unterwarf  sich  den  Afghanen 
und  begleitete  Alimed  Sah  auf  dessen  weiteren  Unternehmungen 
in  Huräsftn.  Erst  als  die  Afghanen  nach  Kandahar  zurückkehrten, 
kam  auch  Isma'il  Hän  wieder  nach  Hwäf,  und  gelangte  in  der 
Folgezeit,    hauptsächlich    wegen    seiner   engen  Verbindung  mit  den 

Afghanen,  zu  grossem  Ansehen.   Als  nun  im  Jahre  1167  ( -^t  y  • 

...ojjijuc  jLJJ!^  ^^j^^xÄj  Jti:>-3  »Ls»-  oy.   ä/JU-)    Ahmed  h\\ 

zum  zweiten  Male  in  Hurasän  einfiel,  erhielt  Isma'il  IJ&n  den  Be- 
fehl, mit  seinen  Truppen  unter  dem  Oberbefehl  des  Sah  Pesend 
Hän  gegen  Sebzewär  vorzurücken.  Isma*ll  liän  wusste  sich  jedoch 
aus  dem  Heere  des  Sah  Pesend  Hän  unbemerkt  zu  entfernen.  Er 
begab  sich  nach  Hwäf,  wo  er  die  Bevölkerung  gegen  die  Afghanen 
aufzureizen  vei*suchte.  Ganz  besonders  vertraute  er  auf  Unter- 
stützung seitens  der  Kagaren,  welche  für  den  Fall  einer  Belagerung 
von  Hwäf  durch  die  Afghanen  zum  Entsätze  herbeieilen  würden. 
Inzwischen  hatte  Ahmed  Sah  von  der  Empönmg  des  Ismall 
Hän  Kunde  erhalten,  und  sandte  Enzel  Hän.  den  frühem  Gouverneur 
von  Herät  nach  Hwäf,  um  dort  Ruhe  zu  stiften.  Da  auf  eine 
Aufforderuncr  zur  Unterwerfung  Isma'fl  Hän  von  seinem  Wider- 
Stande  nicht  abliess,  so  wurde  die  Burg  Rüd  von  den  Soldaten 
des  Enzel  Hän  umschlossen  und  eine  regelrechte  Belagerung  begann. 

X. 

«■ 

J^j^  v^'wfu  J^-^^j^  v^  ^.yx^^^yu 

Da  Ahmed  Sah  zur  Bestrafung  der  Kagärcn  fest  entschlossen 
war,  so  machte  er  sich  nach  der  Erobening  von  Kl^äpür  zunächst 
auf  den  Weg  nach  Sebzewär.  Er  gelangte  mit  seinem  Heere  bis 
Hüsrougird,  ein  Farsalj  von  der  Stadt  entfernt.    Von  hier  aus  ent- 


V 

Mann,  (iaelleuBtucUen  zur  Geschichte  des  Ahnied  bah  Durrdnt.  333 

V 

sendete  er  den  Sah  Pesend  Hän  mit  einer  genügenden  Anzahl  von 
Trappen  gegen  die  Kagftren ;  er  sollte,  wenn  nötig,  bis  nach  Aster- 
äbftd  vorgehen,  um  die  den  Afghanen  angethane  Schmach  einer 
Niederlage  zu  rächen.  Sah  Pesend  l^kn  drang  bis  Asterftbäd  vor, 
fand  jedoch  nirgend  eine  Spur  vom  Feinde.  Überall  waren  die 
Felder  von  den  Kagftren  zerstört  und  die  Saaten  verbrannt.  Sah 
Pesend  Hän  kehrte  also  unverrichteter  Sache  wieder  zurück. 

Da  nun  inzwischen  bei  dem  afghanischen  Heere  die  Lebens- 
mittel knapp  geworden  waren,  und  überdies  die  Soldaten,  die  bereits 
ungefähr  zwei  Jahre  lang  die  Heimat  nicht  gesehen  hatten,  bei 
weiteren  Unternehmungen  schwierig  geworden  wären,  so  musste 
Ahmed  Sah  seine  Pläne  in  Bezug  airf  das  westliche  Persien  auf- 
geben  und  entschloss  sich  zur  Rückkehr  nach  Kandah&r.  Der  Rück- 
marsch   wurde    in   der  Richtung   auf  TurSiz   und  IJwäf  angetreten. 

XL 

Enzel  ^än  hatte  bis  zum  Eintreffen  des  A^med  Sah  das  Schloss 
Rüd  in  Belagerung  gehalten,  ohne  sich  auf  weitere  Kämpfe  ein- 
zulassen. Als  nun  Ahmed  Sah  vor  Rüd  eintraf,  wagte  Isma*Il  Hän 
wirklich  eine  Schlacht,  in  der  er  besiegt  und  unter  grossen  Ver- 
lusten ^vieder  in  die  Burg  zurückgedrängt  wurde.  Eine  äusserst 
heftige  Kanonade  seitens  der  Afghanen,  die  den  Bewohnern  der 
Burg  grossen  Schaden  zufügte,  bestimmte  endlich  den  Isma'll  IJän 
zum  Einlenken.  Er  sendete  seinen  Sohn  zu  Berljurdär  IJan ,  mit 
dem  er  befreundet  war,  und  dieser  brachte  ihn  vor  A^imed  Sah. 
Da  A^ed  einem  seiner  besten  Offiziere  nichts  abschlagen  wollte, 
so  nahm  er  Isma*il  IJän  wieder  in  Gnaden  an.  Isma^il  Hän  wurde 
seiner  einflussreichen  Stellung  in  Hwäf  beraubt  und  musste  mit 
dem  afghanischen  Heere  nach  Kandahar  ziehen.  Zu  dieser  Zeit  erhielt 
der  Eunuch  Jaküt  den  Titel  IJän  und  es  wurde  ihm  die  Oberleitung 

der  Kanzlei   übertragen   (sJjii  /ki'3y3o  ^J^j^b  ^  ^J>  v-j'wla.i?wi 

v:ioLj  (j^LvTÄj>n      Darauf  setzte  sich  Ahmed  mit  seinem  Heere  in 

der  Richtung  auf  Herät  in  Marsch.    Li  dem  Mänzil  j'u|jcw«j  wurde 

A^med  Sah  ein  Sohn,  geboren  am  5.  Dü'1-higga'). 

1)  Cf.  das  Datum  oben  (pag.  329).     Also   sind   seit   der  Belagerung   von 
Kisftpfir  ungefähr  drei  Monate  verflossen. 


334  J^ann,  Quellenstudien  aur  Geechiehte  des  Ahmed  Sah  DurränS. 

Am  12.  Dul-^ig^  wurde  Her&t  erreicht  Während  der  Zeit 
seines  Aufenthaltes  in  Herftt  ernannte  A^ed  den  §äh  Welt  "Qka 
6&mizfti,  der  bisher  den  Posten  des  KeSekfiib^f-i-dlw&n-i  alft  be- 
kleidet hatte  zum  Wezir-i-a'^em,  und  ausserdem  wurden  viele  andere 
Würden  und  Ämter  neu  besetzt,  sowie  eine  neue  Art  der  Steuer- 
einziehung für  das  ganze  Beich  eingerichtet,  die  dem  Wezir-i-a'^m 
sowie  dem  Könige  selbst  eine  genauere  Kontrolle  ermöglichte  und 
die  ünterthanen  vor  unrechtmässiger  Bedrückung  schützen  sollte. 
Gegen  Ende  seines  Aufenthaltes  in  Herftt  besuchte  Alj^med  Sah  das 
zwei  Farsa^  Von  der  Stadt  entfernte  Grab  seines  Vaters,  des 
Mu4;^anmied  Zem&n  ^ftn.  Am  PengSembe^)  dem  1.  Mu);iarram  (also 
1169)  brach  A^med  von  Herftt  nach  Ferfth  auf. 

xn. 

j\   ^^.öju  ^  «ly   J^J\JO^   »Ujcyoi   v^>^   s^j^  /3  y«) 

In  Ferfth  hielt  sich  Af^med  längere  Zeit  auf.  Er  besuchte 
einige  in  der  Umgegend  gelegene  Wallfahrtsorte  (Germäb  etc.)  und 
veranstaltete  mehrere  Jagden.  Da  der  sehr  reissende  Fluss  die 
Brücke  bei  Ferfth  zerstört  hatte,  so  Hess  A^med  S&h  die  Brücke 
wieder  herstellen  und  löste,  nachdem  er  den  Fluss  noch  mit  seinen 

Truppen    überschritten   hatte,   das  Heer   auf  (bLum  frtf  Lrfül  ;t  ^ 


xm. 

^jju  ^LWuÜ5  ^lyÜty Ju  üjLäl  jjfj^  Jyu^  ^jf  ^5^3  ^Lu  j> 

Am  2.  ^afar  langte  Ahmed  Sfth  in  Kandahar  an.  Er  wurde 
von  der  Bevölkerung  mit  grosser  Feierlichkeit  empfangen,  und  ver- 
anstaltete mehrere  Jagden,  besonders  in  Jt^^O^U. 


XIV. 

1)  Nach  Wüstenfeld  ist  der  1.  Mab.  1169  —  Dienstag  den  7.  Okt.  1755. 

2)  Die  folgenden  Kapp,  enthalten  zumeist  Schilderungen  von  Jagden  und 
Gelagen.  Ich  gebe  hier  nur  ganz  kurze  Inhaltsangaben,  und  vor  allem,  was 
an  Daten  genannt  wird. 


Marm,  QueUenahtdien  teur  Geschichte  de»  Ahmed  Sdh  Durrdnt  335 

Da  während  seines  Feldzuges  in  ir&n  A^med  Sfth  des  Zn- 
sammenseins mit  seinem  Sohne  Teimür  S&h  lange  hatte  entbehren 
müssen,  so  hatte  er  gleich  nach  seiner  Ankunft  in  ^andahftr  durch 
ein  Schreiben  den  Sohn^)  zu  sich  entbieten  lassen.  Am  20.  §afar 
traf  Teimür  in  ]^andah&r  ein,   und  wurde  von  A^med  mit  grosser 

Freude  empfangen  («JuÄ^  v£>^Lc  {J*yiA  j^  gJuJLb  Oj^  ij^ß 

JuJyii  IfXit    ^  lAjV^)*     -^^   n&chsten  Tage   wurden   dann   die 

hohen  Beamten  und  Offiziere,  die  dem  Prinzen  zur  Seite  gestanden 
hatten,  und  ebenfalls  nach  l^andahftr  gekommen  waren,  von  A^^med 
Sah  in  feierlicher  Audienz  empfangen,  und  einige  von  ihnen  durch 
Titelverleihungen  und  Bangerhöhungen  ausgezeichnet.  Femer  wurde 
auch  der  l^wft^e  ser&I  Mat^nüd  "Q&a  zum  ]g[ullar-a^  ernannt.  Er 
stammte   aus   einer  vornehmen  Familie   der  Bilb&rs- Kurden   (:|  ^t 

o^l  u^jLjl?  Jjy  t  vy^U>  yl/1 3  lOt^tj^O  und  war  von  N&dir  §Äh, 

gegen  den  der  Stamm  sich  einst  empört  hatte,  gefangen  und  zum 
Eunuchen  gemacht  worden.  Nach  der  Ermordung  Nftdirs  lebte  er 
in  MeShed  und  trat  hier,  nach  der  Einnahme  der  Stadt  durch  die 
Afghanen,  in  die  Dienste  des  A^med  S&h,  der  ihn  bald  zu  wich- 
tigen Geschäften  verwendete.     Vor  !^w&f  erhielt  er  den  Titel  'Q.ka 

und  wurde   zum   Chef  ^der  Beamten   des  Diwans''    ernannt   (o  ^ 

s;;a9Lj  jUä^I  aaj,  ^^y^  c)^^^^'  Später  wurde  er  nach  Selstftn 
geschickt,  um  die  Tochter  des  Suleiman  l^an,  der  ^^im  von 
Selst&n  war,  und  seine  Familie  auf  die  Kajanier  zurückführte,  in 
den  Harem  Ahmeds  zu  bringen.  Nachdem  er  diesen  Auftrag  zur 
Zufriedenheit  Ahmeds  ausgeführt  hatte,  wurde  er  zum  E[ullar-a^& 
ernannt,  und  an  seine  Stelle  ein  anderer  Kurde,  ebenfalls  ein 
Eunuch,   9<hmza  5^  zu'^  Obersten  der  Diener  ernannt  (  S^^Sjm 

^:>J^J9JU^  J^'iU  3  ^LÜ5!  was  doch  wohl  der  ^LLät  ^O^ 
^Lo  entsprechen  soll). 

In  demselben  Jahre  wurde  an  Stelle  des  l^en^etallfth  "Qin 
ans  K&bul  B&r  öeng  Hän,  der  bisherige  Qftkim  der  BangaSftt,  zum 
Gouverneur  (Qäkim)  von  Gugarät,  Siälküt,  Aurangftb4d  und  Pasrür 
(j^y  ääLLmJLIj  vJL^  j^-^   j£— ^)^)  ernannt ,   und   der  Posten 


1)  Der,  wie  wir  oben  gesehen  haben,   während  des  Feldznges  in  K&bal 
sIs  Reiehsrerweser  sich  aufgehalten  hatte. 

2)  Ebenso  werden  in  der  Tadkira  des  Anand  B&m  Mahlis  die  vier  MahftU 
von  LIhdr  namhaft  gemacht  (Elliot-Dowson  YIII,  p.  95).     Dagegen  nennt   das 


336  Mann,  QueUenstucUen  zur  Geschichte  des  Ahmed  bdh  Durrdnt 


des  Gouverneurs  (.^Läo  ^^büt  o'uJL«  ^J^;^0ü3l  s«A5>La  ^  v;>^«^X>) 
von  Pe§äwar  dem  'Abd-as-§amad  IJän  Ma^müdza!  übertragen. 

XV. 

Dies  Kapitel  enthält  sehr  wenig  thatsächliche  Angaben.  A^med 
S&h  Hess  nach  seiner  Rückkehr  neben  dem  von  N&dir  Sah  N^dirabäd 
genannten  alten  Kand&har  eine  neue  Stadt  mit  Burg  aufbauen,  die 
er  AtmedS&hi  nannte.  Am  Sonntag,  den  1.  Rabi*  IL*)  wurden 
unter  grossen  Feierlichkeiten  die  Arbeiten  begonnen,  und  in  kurzer 
Zeit  (bis  zum  Gumadä,  I.)  vollendet. 

XVI. 
* 

m         m 


Das  Frühlingsfest  wurde  in  diesem  Jahre  mit  grossem  Pompe 
am  Montag  dem  16.  6umftdä  11.  gefeiert^).  Aus  Indien  kamen 
böse  Nachrichten  nach  Kand&h^r:  Gftzi  ed-Din  ^^än,  der  Wezlr-i-a*zem 
des  Reiches  hatte  sich  empört  und  sich  mit  den  ungläubigen 
Mahraten  verbündet,  der  Kaiser  *Alamglr  war  jegliches  Ansehens 
beraubt  und  die  Muslim  durch  die  Ungläubigen  hart  bedrängt.  Von 
Balamgarh  an,  welches  6  Farsalj  von  Dehll  entfernt  ist,  bis  nach 
Akbar&bäd  in  der  Nähe  der  Feste  Gät  hatten  die  Mahrat«n  das 
Gebiet  in  ihre  Gewalt  bekommen.  Dort  schalteten  sie  mit  grosser 
Willkür  und  bedrückten  die  Muhanmiedaner ,  indem  sie  dieselben 
an  der  Ausübung  ihrer  religiösen  Pflichten  hinderten,  oder  zur 
Auswanderung  zwangen.  Ausserdem  hatte  öäzl  ed-Dln  Han  einen 
Untergebenen,  den  Gamil  ed-Dln  'Qafi^)  gegen  Lahor  geschickt,  und 


(anonyme)  Tarib-i-Ahmedsähi  (a.  a.  O.  VIII, ^p.  115)  Imänftbftd  an  Stello  von 
Ghi^arät.  Es  sind  dies  die  schon  an  Nadir  Sah  seitens  des  indischen  Kaisers 
abgetretenen  Gebiete,  die  dann  nach  dem  Tode  des  Mahammed  Sah,  im  zweiten 
indischen  Feldzug  Ahmeds,  durch  Vertrag  den  Afghanen  überlassen  worden 
waren. 

1)  Der  1.  Rabi'  II.  1169    ist   nach  Wüstenfeld   in   der  That  ein  SonnUg 
(4.  Januar  1756). 

2)  r=:    18.   März    1756.      Nach    Wüstenfeld    würde    der    Tag    aber    ein 
Donnerstag  sein. 

3)  Hierüber   vergleiche    man    das   'Ibratnäma    des   Fakir  Khaira«d  Din 
Muhammad,  bei  Elliot  VIII,  speciell  pag.  240.    Ebenso  in  dem  bekannten  „Life 


Äfann,  Quellenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  DurrdnL  337 

diese  Stadt  so  in  seine  Gewalt  gebracht.  Ebenso  hatte  Sukh  Giwan 
Mal*),  ein  Hindu,  auf  Antrieb  des  Grftzl  ed-Din  Hi\n  ein  Heer  von  etwa 
60 — 70000  Mann  aus  Kashmir  zusammengebracht,  und  belagerte 
den  BAr  6enff  Hän,  den  oben  erwähnten  Häkim  der  4  Mahftll  in 
Sialküt,  w^ährend  Gftzi  ed-Dln  selbst  mit  einem  beträchtlichen 
Heere  von  Sirhind  aus  gegen  Lahor  marschiert«.  Diese  Nachrichten 
empörten  Ahmed  Sah  so,  dass  er  unverzüglich  das  Heer  zu  einem 
Kriegszuge  nach  Indien  einberief. 

Ahmed  Sah  Hess  durch  die  Schreiber  ein  genaues  Verzeichnis 
der  Mannschaften,  sowie  eine  eingehende  Personalbeschreibung  eines 
jeden  Soldaten   anfertigen ,   damit  keinerlei  Verwechselungen  statt- 


finden könnten.     (iS  v:>^'»-*:>  ^jI  j\  Jou  ^Lj;l*JU^Ai>  JJuJ  y  »S 
Jlu'^  ^*j  vXäb  liA^  *uLiy  ^.jLäo^  Ij^  3  ^1). 

XVII. 

Ahmed  Sah  versammelte  darauf  die  höheren  Offiziere  des  Heeres 
zu  einer  Beratung  über  den  bevorstehenden  Feldzug,  und  brach, 
nachdem  alles  aufs  beste  geordnet  war,  am  22.  Sa^bän  aus  Kandahar 
auf.  Fünf  Tage  verbrachte  er  in  der  Nähe  der  Stadt,  und  am 
Sonnabend ,  den  27.  öa'bän-)  setzten  sich  die  Truppen  in  Marsch. 
Das  Heer  zog  über  Kelät  nach  Gaznin,  wo  längerer  Aufenthalt 
genommen  wurde. 

xvm. 

In  öaznln  traf  ein  Gesandter  des  Kaisers  von  Hindüstdn,  Ire^ 
Han  bei  dem  afghanischen  Heere  ein.  Nach  zwei  Tagen  wurde  er 
von  Al^med  Sah  feierlich  empfangen.  Er  überreichte  ausser  den 
vielen   Ehrengeschenken    einen    Brief,    der    dem    Wezir-i-a*zem    des 


of  Hafi2ool-Moolk ,  Hafiz  Rehmut  Khan  .  .  ."  translated  by  Cb.  EUiot ,  London 
1831,  pag.  51. 

l;  In  der  Handschrift  ist  die  Stelle  wegen  eines  Insektenloches  überklebt, 
und  so  der  Name  verloren  gegangen,  doch  ergieht  sich  aus  dem  weiteren  Ver- 
laufe der  Erzählung,  dass  es  sich  um  diesen  Mann  handelt.  Auffallend  ist,  dass 
er  hier    (und    auch    weiterhin)   a's  Hindu    bezeichnet   wird,    während  z.  13.  die 

MüHr  al-Umara  (ed.  Caleutt.  II,  pag.  vf.)  ihn  ein  ^  „^^    aus  Kabul  nennen. 

2)  Der  27.  Sa'bän  wäre  =  27.  Mai  175G;  aber  nicht  Sonnabend,  sondern 
Donnerstag. 


338  ^onn,  QusUenstudien  zur  Geschichte  des  AJmed  ädh  Durrdnt 

A^med,  dem  Sfth  Well  5*n  übergeben  werden  musste.  Al?med 
SaIi  versprach  dem  Gesandten  die  Erfüllung  aller  Wünsche.  Darauf 
wurde  das  Ende  des  Fastenmonats  durch  ein  Fest  gefeiert,  und  am 
Tage  nachher  brachen  die  Afghanen  von  ö-aznln  auf  und  marschierten 
bis  zum  Schlosse  5*4^»  vier  Farsa^  von  KAbul^). 

XIX. 

^LäLÜIyyU  «L>iU  J^jj^  e;L3L>  o^.a>  ^cLi^^  J^y 


^,\£^\ö  ^  . , .  mULä  i4;^U:?^  iSiÄÄJ  |^...^y  J^^^J^ 

^o^*ü|5^  3  sSUi  ^^  d^^...j^  ^\Mj^^xs>  r^j^y^  r^^ 

«)...fcftjU3  ^1^  äJI^Um«  ^bj--  ^^L  (^j5jA»  5  *^i-^y  ^ 

Der  Stamm  der  Eat^ftn  bewohnte  die  Umgegend  von  Balh 
und  bestand   aus   mehr  als   60 — 70000   Familien   (.UiLe*-).     Vor 

einigen  Jahren  hatte  sich  der  Stamm  mit  den  Üzbeken  von  Bal^  ver- 
eint, unter  der  Anfuhrung  ihres  Oberhauptes  Suhrftb  ^ftn  empört 
und  die  Tributzahlungen  verweigert.  A^med  Sah  hatte  darauf  ein 
ziemlich  freundliches  Schreiben  an  Suhrftb  9&n  erlassen,  und  ihn 
imd  den  ganzen  Stamm  an  seine  Pflicht  gemahnt  Suhr&b  ^n 
war  anscheinend  auf  die  Ermahnungen  eingegangen  und  Hess  den 
Befehlshabern  in  Bal^  sagen,  sie  möchten  zu  einer  friedlichen  Zu- 
sammenkunft sich  an  einem  bestimmten  Orte  ausserhalb  der  Stadt 
einfinden.  Daraufhin  begab  sich  der  Musföfl  von  Bal^  ^^gffl  'Ali 
l^ftn  Durrftni  ^AllzAl  mit  einigen  Vornehmen  aus  Bal^  nach  dem 
angegebenen  Orte,  wurde  aber  dort  hinterlistiger  Weise  von  den 
Leuten  des  Suhräb  ^&n  erschossen^.  Bald  darauf  war  Suhr&b 
I^än  gestorben  aber  sein  Sohn,  Mi^rftb  (sie)  Ij[ftn,  führte  den  vom 
Vater  angezettelten  Aufstand  weiter. 

A^^ned  S&h  war  durch  seine  Kämpfe  in  Persien  und  Indien 
zu  sehr  in  Anspruch  genommen,  so  dass  er  erst  jetzt  an  die  Aus- 
sendung einer  grösseren  Truppenmacht  gegen  die  Aufrührer  denken 
konnte. 

A^med  selbst   zog  mit  seiner  Armee  am  9.  SawwÄl  in  Kftbul 


1)  Das  wftre  alao  Anfang  des  Sawwftl  1169. 

2)  Diese  ttbermlssig  lange  Überschrift  ist  an  den  durch  Punkte  beieich- 
neten  Stellen,  die  weitere  Titel  etc.  enthalten,  von  mir  gekUrat. 

3)  Aus  dieser  Erzfthlnng  ergiebt  sich,  dass  die  Afghanen  vor  1168  schon 
in  BalLi  festen  Fuss  gefasst  haben  mUssen.  Leider  ist  nicht  su  ermitteln,  ia 
welchem  Jahre  und  auf  welche  Weise. 

Man  vergleiche  die  Notisen  bei  Mir  Abdoul  Kerim:  Hbtoire  de  I'Asie 
centrale,  trad.  pag.  17,  Zeile  9,  und  aus  dem  „Flhris  out  Tewarikh"  des  Bisa 
Qouly  Khan,  ebenda  pag.  260/61. 


Mann,  Qudlmstudien  zur  Geschichte  des  AJjaned  Sah  Durränt  339  | 

« 

ein,  und  verweilte  dort  einige  Zeit.  Gnl  Mu|;^ammed  ^An,  der  Emln 
el-malkf  lud  A^med  S&h  zu  einem  Feuerwerke  ein,  doch  wurde  diese  ] 

Festlichkeit  durch  den  vom  Gebirge  her  wehenden  heftigen  Wind,  der  i 

nin  diese  Jahreszeit,  unter  den  Sternbildern  der  Zwillinge  und  des 

Krebses    ( .»Llay^  ^  'ij^  J^*^  J^)   ö-^^ö-^^Ddlich   zu   wehen   begann, 

vereitelt.  A^ed  Hess  daher  die  Festlichkeit  vorl&ufig  absagen^). 
Die  dem  Gul  Mul^ammed  9&n  von  A^^med  gegebene  Antwort  teilte 
bemach  Ber^urdAr  i^An   dem  Schreiber   dieser  Bl&tter  mit,   damit 

er  sie  seiner  Geschichte  einverleibe.    (^yu*.L>  j  \\  Juu  .  m'-^j^^jj-^-j^ 

^.;uü  ^y^yuT  ,^1^  jl  ^^^y^j^  SJ^  ^  »^^  [so  stets  für  5^^^] 
Oj'^  ü^tj^t  «-*jt  J^t^  •i'  "^^^)  '^"^  ^^*  ^aww&l  brach  alsdann 
Hän  (jftn  ^än  mit  seinem  Heere  gegen  die  Katgftn  auf. 

XX. 

^Xi^AjsXjf  »ts jL>^l  ,Aa^  »LäoLj  O^U^  Oüjlaj  3!  viiöli^  l5^1j^  wi^ 

Der  Gesandte  Ireg  ^än  war  von  öazn$n  mit  nach  Kabul  ge- 
zogen, und  hatte  sich  in  dem  Sommerlager  (vjjXu)  Ahmeds  auf- 
gehalten, bis  er  in  den  ersten  Tagen  des  Dul-^a^da  von  A^ed 
entlassen  wurde,  ^aland&r  ^ftn  Durr&nl  F6falz&i  wurde  ihm  zur 
Begleitung  und  zur  Überreichung  des  Antwortschreibens  an  den 
Kaiser  von  Hindüst&n  mitgegeben. 

Der  Wortlaut  der  Briefe  an  den  Kaiser  ^Alamglr  und  an  den 
Premierminister  ö&zl  ed-Dln  IJän,  welche  von  dem  MunSl-b&5l 
Ahmeds,  dem  Se*&det  5^n  verfasst  worden  waren,  wurde  durch  M!rz& 
Mul^ammed  Ri^ft)  dem  Intendanten  des  afghanischen  Ministers  dem 
Schreiber  dieser  Geschichte  zur  VeröfFentlichung  in  diesen  Blättern 
übergeben*).     Ahmed  §Äh  teilte  hierin  dem  *Alamgir  mit,   dass  er 


1)  Der  Text  ist  hier  darch  In^ektenfrau  dermassen  verdorben,  dass  sieh 
KBoauerei  leider  nicht  herauslesen  l&sst.  Ahmed  scheint  das  Feuerwerk  auf  den 
15.  des  betreffenden  Monats  festgesetzt  zu  haben  (s.  den  oben  gegebenen  Wort- 
l»^t  der  Antwort). 

2)  Ich  gebe  ans  dem  Inhalte  des  in  blühendem  Kanzleistil  abgefisssten 
Schreibens  hier  nur  das  wesentlichste,  was  sich  auf  die  gegenwärtige  Lage  be- 
liebt.   Die  vielikchen  Anspielungen  auf  früher  geschehenes  bringen  nichts,  was 

Bd.  LU.  23 


340    ManUf  Quellenstudien  zur  Oeschichte  des  Ahmed  Sah  Durräni. 

soeben  die  Angelegenheiten  in  l^urfts&n,  die  dringend  ein  Eingreifen 
seinerseits  erheischten,  in  der  Weise  geordnet  habe,  dass  er  den 
Nachkommen  des  Nadir  Sah/ speziell  dem  S&h  Eu^  o&h,  die  Herr- 
schaft im  östlichen  Persien  gesichert  habe.  Nunmehr  stehe  er  im 
Begriffe,  auch  in  Turkist&n  Ordnung  zu  schaffen.  Zu  diesem  Zwecke 
habe  er  soeben  eine  Expedition  gegen  die  unbotmässigen  Stftmme 
der  ^at^ftn  ausgerüstet.  Er  verlange  nun  von  ^Alamgir  eine  Er- 
neuerung des  Grenz  Vertrages,  der  [im  Jahre  1161  =  1748]  zwischen 
ihm  und  dem  Vorgänger  des  ^Alamglr  geschlossen  worden  sei.  Zu 
diesem  Behufe  schicke  er  den  ^alandar  ]^&n  an  den  Hof  von  Delhi. 

Ebenso  wurde  für  Kalandar  ^än  ein  Beglaubigungsschreiben 
an  Ö&zl  ed-Dln  ^An  ausgefertigt  [dessen  Woitlaut  ebenfalls  mit- 
geteilt wird]. 

Über  die  sonstigen  Instruktionen,  die  den  Gesandten  gegeben 
wurden,  erhielt  der  Autor  keine  Kunde,  da  At^med  Sah  diese  dem 
Beauftragten  persönlich  ohne  Zeugen  gegeben  hatte.  Doch  konnte 
der  Verfasser  aus  der  später  eingelaufenen  Antwort,  sowie  aus  dem 
Gegenschreiben  des  Ahmed  Sfth,  welches  ihm  durch  den  Mun&t- 
b&M  Se^&det  Hän  mitgeteilt  wurde,  schliessen,  dass  ^alandar  ^än 
den  Befehl  erhalten  habe,  auf  eine  sofortige  Beantwortung  seiner 
Botschaft  zu  dringen.  Wenn  der  Gresandte  irgendwie  hingehalten 
werden  würde,  so  würde  A\^ned  sofort  mit  seinem  Heere  in  das 
Gebiet  von  Hindüstän  einrücken. 

Am  15.  Dü'l-]^a^da  war  die  Nachricht  von  dem  Tode  des  BedAl 

'Qän  {.y[s>  i\jJ)  Durräni  Bamizäf,  der  zum  Statthalter  in  A^med- 

&ähl  [Kandahar]  ernannt  worden  war,  nach  K&bul  gekommen.  An 
seine  Stelle   wurde  Zerk  'Q&n   ( ..13-^' .;)   gesetzt ,   und ,   da   dieser 

noch  in  jugendlichem  Alter  stand,  die  Bevormundung  dem  5^1Il 
IJ&n  Durrftnl  AcikzftI  übertragen.  Femer  wurde  der  Bruder  des 
Verstorbenen  Berljurdftr  5*n  wegen  seiner  vielfachen  Verdienste 
von  Atmed  Sah  unter  entsprechender  Rangerhöhung  durch  die 
Ernennung  zum  §&hibi^tijär-i-doulet^&na  ausgezeichnet,  und  ihm 
die  Aufsicht  über  die  Steuereintreibung  im  gesammten  Reiche  über- 
tragen.     Femer    erliess    Ahmed   Sah   an   seine   ünterthanen   einen 

Fermän,    es  sollten  auf  zwei  Jahre  ausser  den  ^^4Jüm^  c^L^:>yL« 

(?,  der  Text  ist  hier  wieder  sehr  verdorben)  keinerlei  Steuern  er- 
hoben werden,  und  in  einem  andern  FermAn  befahl  er  die  An- 
legung von  Karaw&nser&i  an  den  Hauptverkehrswegen. 

Während  des  weiteren  Aufenthaltes  in  KAbul  langten  auch 
die  Boten   des  Ij[än  (jän  Ij[d,n    an,   die   die  Einnahme    von  ^unduz 


nicht  schon  bekannt  wäre.  Der  grosste  Teil  des  4^/,  Seiten  langen  Brief«! 
enthält  übrigens  Beteuerungen  Ahmeds,  dass  er  lediglich  als  Schutsherr  des 
wahren  Glaubens  zu  einer  Einmischung  in  die  Verhältnisse  Indiens  getrieben 
würde. 


=.     "»•■--*<D- 


Mann^  Quellenstudien  zur  Geachichte  des  Ahmed  ääh  Durrdnt  341 

meldeten  nnd  einen  eingehenden  Bericht  des  Feldherm  über  den  Ver- 
lauf des  Zuges  mitbrachten. 

'Q&n  (jän  ^ka  war,   nachdem   er   von   A^med   ofth   entlassen 

worden,  in  C^kar  ( .l/yjLjjLj:^  ^j^)  ^^  seinen  Truppen  gestossen. 

Wegen  der  vielen  zu  passierenden  Flüsse,  die  stark  angeschwollen 
waren,  sowie  wegen  der  Enge  und  Schwierigkeit  der  Gebirgspfade 
teilte  er  das  Heer  in  mehrere  kleine  Trupps  und  rückte  so  langsam 
Torwarts. 

Nachdem  er  das  mänzil  Murlj  (?  ;j.y«?)  erreicht  hatte,  schickte 

er  die  Briefe,  die  A^med  »&h  an  die  Häuptlinge  von  Turkistän  ge- 
richtet hatte,  an  die  einzelnen  Stämme  aus,  indem  er  sie  aufforderte, 
zu  seinem  Heere  zu  stossen.  Den  Mu^ammed  Qusein  ^än  Kurd  sendete 
er  mit  einigen  hundert  Beitem  an  die  Brücke  über  den  Sur^&b,  xmi 
diese  zu  besetzen  und  jeden  Verkehr  mit  den  Aufständischen  bei  ^unduz 
zu  verhindern.  Er  selbst  marschierte  bis  zum  mänzil  Sur^ftb,  von  da 
bis  zum  mänzil  äörl,  von  da  aus  überschritt  er  den  Sur^ftb  auf  der 
Bracke.  Er  formierte  darauf  eine  Avantgarde  von  etwa  3000  Mann, 
die  er  in  kleinen  Abteilungen  vorrücken  liess,  und  brach  gegen 
Abend  mit  dem  Heere  auf.  In  Eilmärschen  wurde  ein  Weg  von 
15  Farsa^  zurückgelegt  und  am  Freitag  den  25.  SawwäP)  am 
frühen  Morgen,  unmittelbar  nachdem  man  die  Engpässe  des  Gebirges 
passiert  hatte,  traf  man  auf  den  nichtsahnenden  Feind,  der  beim 
ersten  Angriff  zersprengt  wurde.  IJän  Gan  ^Sld.  liess  nun  das  feind- 
liche Gebiet  nach  allen  Richtungen  hin  von  seinen  Truppen  durch- 
streifen und  eüte  mit  einer  kleinen  Schaar  nach  Kimduz.  Unmittelbar 
vor  der  Stadt  stellte  sich  Mi^r&b  (deutlich  v-^Laä*  I)  mit  etwa  5000  Mann 

uocfi  einmal  den  Afghanen,  wurde  aber  geschlagen  und  floh  nach 
der  Feste  Imäm*),  welche  7  Farsal}  von  Kunduz  entfernt  war.  In- 
zwischen hatten  die  Afghanen  überall  geplündert  und  dabei  reiche 
Beute  gemacht.  Die  Einwohner  von  Talikän,  einer  etwa  5 — 6  Farsalj 
von  ^undnz  entfernten  Stadt,  hatten  alle  ihre  Habe  in  die  nahen 
Berge  geflüchtet.  Aber  die  Afghanen  spürten  alle  Schlupfwinkel 
auf,  und  raubten  alles  was  sie  fanden.  Schliesslich  bequemten  sich 
die  Stämme  der  Ka^^än  insgesamt  zur  Unterwerfung.  Auch  Mi^räb 
^Q  kam  ins  afghanische  Lager  und  flehte  um  Gnade.  Auf  die 
Vorstellung  des  Hän  Gän  ^än  gewährte  Ahmed  allen  Aufständischen 
Veneihung.  ^^än  Gftn  Hän  selbst  sollte  so  rasch  als  möglich  die 
Ordnung  der  Verhältnisse  in  Turkistän  beenden  und  dann  wieder 
zum  Heere  Ahmeds  sich  zurückziehen '0- 


1)  Du  Datam  stimmt  nach  WUstenfeld  »=  FreiUg,  23.  Juli  1756. 

2)  Wohl  das  Hasret  Imam  der  Karten,  direkt  nördlich  von  Knndaz,  un- 
weit des  Amu-Darjä. 

8)  Der  hier  Torliegende  Bericht  Qher  den  Feldzug  gegen  die  Katgftn 
zeichnet  sich  durch  Knappheit  und  Klarheit  sehr  zu  seinem  Vorteil  vor 
indem  Teilen  des  Werkes  aus.  Der  Marsch  des  afghanischen  Heeres  Iftsst  sich 
nut  einiger   Sicherheit   festlegen.     Bis   ÖftrikAr  Hihrte   die   Strasse   von  K&bul 

23* 


342  Mann,  QuetUnstudien  cur  Gt&cMchte  des  Ahmed  Sah  DurränL 

A^med  SAh  lagerte  indessen  bei  Eftbul.  Am  19.  Dü'1-Ka^ada, 
Dienstag,  wurde  die  Beschneidung  des  jüngsten  Sohnes  des  Königs, 
Suleim&n,  unter  grossen  Feierlichkeiten  yollzogen. 

Um  diese  Zeit  wurde  der  9&kim  von  Pe^ftwar,  'Abd  as-§amad 
!^&n  zum  Serd&r  von  EaSmlr  ernannt,  und  erhielt  den  Auftrag,  mit 
einem  aus  den  Pe^&wart,  Mehmendl  und  Jüsu&ät^)  gebildeten  Heere 
nach  KaSmlr  zur  Bestrafung  des  Sükh  6iwan  [Mal]^  aufrabrechen. 
Der  Feldherr  sollte  zunächst  nach  Lkhöjc  gehen  und  hier  im  Verein 
mit  B&r  Geng  9^n,  dem  Hftkim  der  CehSr  Ma^&ll,  und  ^Abdall&h 
!^än,  dem  $obahdftr^),  Ordnung  zu  schaffen;  alsdann  sollte  er  nach 

Kal^mir   ziehen    und   das   Land   unterwerfen   («J^a^.  i^i  t.  jt^J^ 

0.3t  jk>  ■A.jsu^s.j).   Alle  Stftnmie  und  Machthaber,  durch  deren  Gebiet 

das  Heer  ziehen  musste,  wurden  durch  ein  Schreiben  Ahmeds  auf- 
gefordert, dem  *Abd  as-$amad  I^än  Heeresfolge  zu  leisten. 

Während  des  Aufenthaltes  in  Kabul  starb  auch^)  Mubammed 
Te^I  5^  älrazl,  der  von  A^med  §äh  zum  §ä\^ibi^ti&r  von  Iran  er- 
nannt worden  war.  Sein  Leichnam  wurde  unter  den  üblichen 
Ehrenbezeugungen  nach  Persien  transportiert. 


Dordw&rtf .  Aus  der  weiteren  Darttellung  geht  hervor,  dass  die  Afghsneii  •pftteT' 
hin  auf  dem  westlichen  Ufer  des  SorhAb  (auf  den  Karten  meist  Kondna-Float 
genannt;  cf.  auch  C.  E.  Yate,  Northern  Afghanistan.  London  1888.  pag.  SS6)  nord- 
wKrts  Yorrfickten,  und  dann  den  Fluss  auf  einer  Brücke  nördlich  des  ,,minstl- 
i-G6rt**  (auf  den  Karten :  Kala-!-G6ri)  überschritten,  so  dass  sie  nun  einen  leichten 
Anmarsch  durch  offenes  Terrain  bis  nach  Kundus  hin  hatten.  Es  ist  hiemaeb 
wahrscheinlich,  dass  |IAn  Ö&n  Hftn  Ton  OirikAr  aus  einen  Pass  benatite,  der 
ihn  unmittelbar  an  die  auf  dem  westlichen  Ufer  des  SnrhAb  entlang  ffil^nde 
Heerstrasse  brachte,  die,  nach  Angabe  der  Karten,  in  der  Tliat  anmittelbar 
nördlich  Tom  Kala-i-6ori  auf  das  östliche  Ufer  tritt.  Die  Äthanen  werden 
also  das  6örband-Thal  zunächst  nach  Westen  verfolgt  und  sodann  die  Kettsn 
des  Hindukus  auf  dem  bereits  von  Babur  in  seinen  Memoiren  (übers,  v.  Pavet 
de  Courteille  I,  pag.  285)  beschriebenen  „Col  de  Kiptchak"  überschritten  haben, 
der,  wie  Babur  augiebt,  direkt  sum  Zusammenfluss  des  Kisil*8ü  mit  dem  Fltwe 
von  Enderab  fUhrte.  Dass  dieser  Pass  für  ein  Heer  geeignet  war,  erhellt  aas 
der  Angabe  Baburs  „eile  est  facilement  praticable".  Den  Namen  «»Kiptcbsk 
Pass**  kann  ich  allerdings  auf  den  Karten  und  in  den  einschlftgigen  Reisewerken 
nicht  nachweisen,  doch  scheint  es  derselbe  ijbergang  zu  sein,  den  die  englisch- 
afghanische  Orenzkommission  im  Jahre  1886  ebenfalls  mit  ihrer  nicht  an- 
beträchtiichen  militärischen  Bedeckung  wählte  (C.  E.  Yate,  a.  a.  O.  pag.  385  ff.) 
Das  mänziM-Sar|iikb   hätten   wir  dann  am  Zusammenfluss  des  8ur(i&b  mit  dem 

Enderabflnss  zu  suchen.  Mit  dem   ^j^  ^jÄ^  ^'^  Lesung  ist  sehr  ansieher)  weiss 

ich  nichts  anzufangen. 

1)  Also  aus   den   in   seinem   bisherigen   Wirkungskreise  lebenden  Berg> 
Stämmen. 

2)  So   nach  Syad   Muhammad  Latif,   z.  B.  pag.  224  und  dem  oben  er- 
wähnten Lubb  et-tewärih.     Das  Tarih-i-Alimedsahi  schreibt  ..»^^c^  >^<w. 

8)  Derselbe,  der  schon  im  Jahre  1166  die  Unterwerfung  Kasmirs  doreh- 
geführt  hatte;  sieben  oben  pag.  100. 
4)  Im  Laufe  des  pü'l-Hig^a. 


Mnm,  QuellenHudien  zw  Gß^ehichte  des  Ahmed  ädh  Durräni.  343 

XXL 


Am  22.  Dül-Qig^a^)  brach  A^med  nach  einem  2 ^/^  monatlichen 
Aufenthalt  yon  Eftbul  auf  imd  marschierte  bis  But^&k^.  Hier  wurde 
der  Prinz  Soleimftn  entlassen  und  nach  Kabul  zurückgeschickt, 
während  A\^med  mit  seinem  Heere  nach  öel&l&b&d  weitermarschierte, 
wo  er  am  8.  Mu|;^arrem  [1170]  eintraf.  Es  wurde  wieder  eine 
längere  Rast  gemacht.  Hier  traf  eine  Nachricht  von  B&r  öeng  9&n 
nnd  *Abd  a^-^amad  1^1^  über  die  Vorgänge  um  L&hör  ein.  Wie 
vorher  berichtet  worden  ist  (s.  oben  pag.  337)  hatte  Sukh  (jiwan 
Mal,  der  sich  der  Herrschaft  in  KaSmir  bemächtigt,  und  sich  gegen 
Ahmed  empprt  hatte,  auf  Antrieb  des  ö&zt  ed-Dln  Q&n  den  Statt- 
halter der  Cehär  Malt^&ll,  B&r  (jeng  ^än,  in  Siftlikut  eingeschlossen, 
während  Sejjid  6emll  ed-Dln  ^än  von  öazi  ed-Dtn  nach  Lfthör 
geschickt  war,  und  sich  in  den  Besitz  dieser  Stadt  gesetzt  hatte. 
Gegen  Sukh  Giwan  zog  der  Bruder  des  in  Siftlikut  eingeschlossenen 
Bär  (jeng  l^ftn.  Auf  die  Kunde  yom  Anrücken  der  Afghanen  zer- 
streuten sich  die  Truppen  des  Sukh  öiwan,  so  dass  Bar  öeng  I^&n 
sich  mit  den  Truppen  seines  Bruders  vereinigen  konnte,  worauf 
beide  gemeinsam  die  Verfolgung  der  Flüchtigen  aufnahmen. 

^Abd    af-^amad    war    nach   L&hör   marschiert  und   hatte   am 

[rechten]   Ufer   des   Flusses  [Ravi]  an  der  Furt  oL^-L    Stellung 

genommen,  öemll  ed-Dln  IJän  verliess  hierauf  mit  seinen  Truppen 
die  Ton  ihm  stark  befestigte  Stadt,  und  verschanzte  sich  gegenüber 
der  Stellung  der  Afghanen  auf  dem  andern  Ufer  in  einem  Garten, 

PendldftS    (^I^XjJ^  xi  j^^^SUjn  ^b  ^.^Lwo  jS)   genannt.     Von   hier 

ans  beherrschte  er  mit  seiner  Artillerie  den  Flussübergang.  Eine 
andere  Fürth  in  der  Nähe,  Säh-Melftl,  die  für  Reiter  passierbar 
war,  Hess  er  ebenfalls  besetzen.  Die  Afghanen  fanden  aber  mit 
Hülfe  eines  Ortskundigen,   einen  dritten,   einige  Farsa^  entfernten 

Übergang   (Farldäna  &itju^)   und   überschritten  hier  während   der 

Nacht  den  Fluss,  so  dass  sie  am  nächsten  Morgen  dem  indischen 
Heere  gegenüber  standen,  (jemil  ed-Dln  ]^an  wagte  nicht,  eine 
Schlacht  anzunehmen,  sondern  zog  sich  nach  §fth-6ehftnäbäd  zurück. 
Die  Afghanen  zogen  in  die  Stadt  Lfthör  am  10.  Mu^arrem  ein, 
und  erhaelten  auf  ihren  an  Al^med  sfth  gesendeten  Bericht  den 
Befehl,  vorläufig  nicht  gegen  KaSmlr  vorzurücken,  sondern  in  Lahor 
zu  bleiben  und  dort  die  Ankunft  des  Sah  abzuwarten. 


1)  Sembe,  nach  Wfistenfeld  FreiUg,  den  27.  September  1756. 

2)  Dar  Name  ist  sehr  undeutlich  geschrieben.  Auf  der  Karte  findet  sich 
twiaehen  Kabul  und  Öelil&bäd  eine  Ortschaft  Batchak,  bei  C.  E.  Yate,  Northern 
Aigfaanistan  pag.  869:  Butkak,  15  miles  von  Kabul. 


344  Mann,  QueUenstudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdm. 

xxn. 

j^LAj  ^^büb  j^j\o  ^jj^  o^ojLju*-  v^  Jj^^  ^.^U  y 


Im  Laufe  des  §afar^)  langte  A^med  in  Pe&&war  an.  Hier 
erreichte  ihn  die  Nachricht  von  dem. Tode  seines  jüngsten  Sohnes 
!j-juc  .^Lp ,  der  in  K&bul  am  .  .  .  gestorben  war. 

Das  Heer  war  inzwischen  durch  Zuzug  aus  den  umwohnenden 
Stämmen  sehr  angewachsen.  Auch  J^än  Gän  ^än  war  aus  Turkist&a 
mit  einer  grossen  Zahl  von  Gefangenen  und  Geiseln,  darunter  dem 
Empörer  Mi4r4b  I^&n  selbst,  zurückgekehrt.  Am  Peng-^embe,  dem 
6.  §afar,  sowie  am  Cehär-^embe,  dem  11.  ^afar  veranstaltete  A);uned 
grosse  Jagden  in  der  Umgegend  von  Pe&4war^). 

xxm. 


Am  22.  §afar  brach  A^med  von  PeS&war  auf.  Der  Prinz 
Teimür  erhielt  das  Eonmiando  über  die  Avantgarde,  welche  in  der 
Stärke  von  10 — 12  000  Mann  stets  zwei  Menzil  vor  dem  Gros 
marschieren  sollte;  ebenfalls  zur  Vorhut  wurde  ^kn  6&n  HÄn  mit 
seinen  Truppen  befohlen.  Der  Pluss  Atok  wurde  hierauf  auf  der 
vorher  zu  diesem  Zwecke  gebauten  Brücke  überschritten.  Während 
des  weiteren  Vormarsches  traf  ein  Bote  des  Adina-Bdg  I^Än  ein, 
der  die  Gnade  Ahmeds  anrief.  Da  er  aber  auf  die  von  Afpied 
gestellten  Bedingungen  nicht  einging,  blieben  die  Verhandlungen 
erfolglos.  Nachdem  nun  das  afghanische  Heer  den  Gh^lam  über- 
schritten hatte,  erhielten  sie  durch  die  Aufklärungstruppen  Nach- 
richt, dass  Adina-B6g  in  der  Gegend  von  Hoshiärpür  ein  beträcht* 
liebes  Heer  zusammengezogen  habe,  und  sich  den  Afghanen  ent- 
gegenzustellen beabsichtige.  Hierüber  auf  äusserste  erzürnt,  gab 
A^ed  S&h  dem  j^än  (jän  I^&n  den  Befehl,  mit  den  ihm  unter- 
stellten Truppen  gegen  Adina-Bdg  zu  ziehen.  ^&n  Gän  Y^ka  wendete 
sich  in  Eilmärschen  gegen  Adlna-B6g.     Bei  J^L«  [?]  stiessen  die 

Afghanen  auf  einen  vorgeschobenen  Posten  des  Adina-Bdg,  den 
sie,  obwohl  in  der  Minderzahl,  aufrieben.  ]^an  6än  ]^&n  machte 
sich  nunmehr  an  die  Verfolgung  des  Adina-B6g,  der  auf  die  Nach- 


1)  Die  Handschrift  hat:  ^uo  M ^.IJü.     Aaf  derartig«,   hlufig 

vorkommende  Anslaasongen  von  Datensahlen  ist  oben  schon  aufmerksam  gemacht 

2)  Ich  habe  diese  beiden  Daten  nar  erwähnt,  um  sn  zeigen,  dass  snf  die 
angegebenen  Wochentage  nicht  viel  zu  geben  ist.  Wenn  der  6.  Safiir  ein 
Donnerstag  ist,  so  kann  der  11.  nicht  auf  einen  Dienstag  fallen.  Nach  Wfisteo- 
feld  wäre  der  6.  ein  Sonntag,  der  11.  dementsprechend  ein  Freitag. 


ManHf  QueUenatudi&a  zur  GeschichU  des  Ahmed  Sdh  Durränt,  345 

rieht  von  der  Vernichtung  seiner  Vorhut  hin  in  die  unzugänglichen 
Wälder  von  Duftba  geflüchtet  war. 

Hftn  (jrän  l^ftn  bemächtigte  sich  zunächst  der  Vorräte  des 
Adlna-B^g,  und  versuchte  dann,  ihn  selbst  in  den  gebirgigen  und 
dichtbewaldeten  Gegenden  zu  fangen,  doch  wurde  der  Flüchtige 
von  dem  Ba^a  von  damü  verborgen  gehalten  und  die  Hindus 
leisteten  dem  nicht  sehr  zahlreichen  afghanischen  Heere  erfolg- 
reichen Widerstand.  Erst  als  Abmed  Sah  selbst  mit  dem  Gros 
des  Heeres  anlangte  und  eine  allgemeine  Plünderung  durch  die 
Afghanen  ins  Werk  gesetzt  wurde,  bequemte  sich  der  E4ga  von 
Gamü  zur  Unterwerfung.  Er  schickte  30  Lakh  Rupien  an  A^med 
bäh  und  unterwarf  sich  bedingxmgslos.  A^med  marschierte  dann 
über  öamü  R&fpür  und  Bahrämpür,  und  konnte,  ohne  Widerstand 
zu  finden,  die  Flüsse  des  Pan^äb  überschreiten.  Er  beschloss  nun, 
gegen  die  Sikhs,  die  in  der  letzten  Zeit  durch  fortwährende  Plün- 
derung der  Umgegend  von  Lahor  und  Sirhind  den  Bewohnern  viel 
Schaden  zugefügt  hatten,  eine  Abteilung  seiner  Truppen  zu  senden. 

Hierzu  wurde  ^Abdallah  I^,  der  ^urdi-bäst  und  Ga'far  IJän, 
der  Kullar-a^äst  kommandiert,  die  denn  auch  eine  grosse  Anzahl 
von  Dörfern  der  Sikhs  zerstörten,  und  viele  Gefangenen  machten, 
die  dann  im  Lager  A]|^eds  getötet  wurden. 

^4n  Grän  ]^än  war  inzwischen  auf  A)}meds  Befehl  nach  Sirhind 
vorgerückt,  und  die  Stadt  hatte  sich  den  Afghanen  freiwillig  unter- 
worfen. Da  erhielt  A^med  Nachricht,  dass  öäzl  ed-Dln  'Q.kn  mit 
einer  beträchtlichen  Truppenzahl  bei  Kamäl  Stellung  genommen 
habe,  um  das  weitere  Vordringen  der  Afghanen  zu  verhindern. 
Hän  6än  !^än  erhielt  den  Befehl,  zusammen  mit  §äh  Pesend  ^än 
gegen  die  Stellung  der  Lider  bei  Kamal  vorzugeben,  und  nach 
Zurückwerfnng  des  öäzl  ed-Din  IJän  Delbi  zu  besetzen. 

XXIV. 

ji  ^r  ^u-^  ^y^  vy^  v!r^  o^ji^  3  vi'y  c^j^^-^ 

^^JLj  J^^J  3  ^-JljL^  ^^J^^  Vy^ui^  JuLT  ^oLLJl  ^b 

Es  war  oben  von  der  Entsendung  des  Kalandar  !^än  an  den 
Hof  von  Delhi  berichtet.  Trotz  der  Aufforderung  Ahmeds,  un- 
verzüglich eine  Antwort  auf  die  afghanischen  Forderungen  zu  geben, 
und  den  Kalandar  ^^  ^^  dieser  Antwort  sofort  wieder  zurück - 
zusenden,  hielt  ö&zl  ed-Dln  IJ^n  den  Gesandten  hin,  um  womöglich 
durch  den  Aufschub  zu  erreichen,  dass  Aljimed  Sah  die  günstige 
Jahreszeit  für  einen  Feldzug  in  Lidien  vorübergehen  Hesse,  und 
dann   zum  Rückzug   gezwungen  wäre.     Erst  als  Gftz!  ed-Din  ^än 


346  Mann,  QusUenatudim  mr  Oetchtohte  des  AJjtmed  Sah  Durrdiä. 

sah,  dass  Al^med  Sah  Ernst  machte,  und  bereits  bis  Sirhind  vor* 
gerückt  war,  sendete  er  den  Kalandar  'Qka  zurüc^,  und  zugleich 
mit  diesem  einen  ^gewissen  Bi4&  ^nll  9^n  aus  Qkm  in  l^or&s&ii, 
der  ein  Schreiben  ^Alamglrs  überbringen  sollte,  in  welchem  Ahmed 
S&h  gebeten  wurde,  umzukehren.  Der  Inhalt  des  Schreibens  war 
folgender : 

Diese  letzten  Worte  (sij-w--Ju!  »Li^JLLU  o,ä>  ^y^  ^ j^) 

bilden  den  Anfang  der  18.  Zeile  auf  fol.  87  a  der  Londoner  H». 
Hierauf  folgen  zwei  leere  Blätter,  auf  welche  augenscheinlich  der 
Text  des  Briefes  nachgetragen  werden  sollte.  Fol.  88  a  beginnt 
darauf  mit  einem  neuen  Satze  und  fuhrt  die  Erzählung  fort. 

Aber  'Alamgir  o&h  hatte  zugleich  einen  seiner  Eunuchen 
heimlich  vor  ö-Azl  ed-Dln  l^ka  an  ^alandar  geschickt,  und  diesem 
sagen  lassen:  Er  selbst  trage  grosses  Verlangen,  mit  Al^ned  S&h 
persönlich  zusammenzutreffen;  der  Brief,  den  (jr&zt  ed-Dtn  'Qkn  in 
seinen  (des  Kaisers)  Namen  an  Ahmed  oah  gesendet  habe,  stimme 
gar    nicht   zu    seinen   Absichten    (s:>^MwAi  ^^  .Laä^ü).     Es   würde 

durchaus  heilsam  sein,  und  im  Interesse  der  wahren  Beligion  liegen 
wenn  Ahmed  S&h  persönlich  die  Verhältnisse  im  indischen  Kaiser- 
reiche ordnen  würde. 

Demgemäss  wurde  an  6räzl  ed-Din  ^än  ein  Antwortschreiben 
gesandt,  des  Inhalts,  dass  die  Bücksicht  auf  die  rechtgläubigen  Be- 
wohner Indiens  gebieterisch  das  Eingreifen  Ahmeds  erheische;  ein 
Umkehren  sei  jetzt  nicht  mehr  möglich.  Diese  Antwort  wurde 
von  Schadet  ^än,  dem  MunM-bäSi  abgefasst,  und  durch  Bi4ä  Kuli 
^ka  nach  Dehli  geschickt.  Ihr  Wortlaut  ist  folgender:  A]|^med 
habe  lange  auf  die  Bückkunft  seines  Gesandten  gewartet;  da  aber 
seitens  der  Begierung  in  Delhi  so  unverantwortlich  lange  gezögert 
worden  sei,  habe  er  seine  Drohung  wahr  gemacht,  und  sei  in  die 
Länder  des  indischen  Kaisers  einmarschiert.  Er  sähe  ein,  dass  eine 
persönliche  Zusammenkunft  mit  dem  Kaiser  in  Delhi  zur  Ordnung 
der  Verhältnisse,  besonders  zur  Sicherung  der  rechtgläubigen  Be- 
wohner Indiens,  unumgänglich  notwendig  sei,  und  werde  deshalb 
nach  Delhi  kommen. 

Am  nächsten  Tage  [?;  es  ist  vorher  von  keinem  Datum  ge- 
sprochen] wurde  Bicjä  Kuli  IJän  mit  diesem  Briefe  entlassen. 

9&n  (jän  I^an  und  §äh  Pesend  Ij[&n  waren  inzwischen  dem 
erhaltenen  Befehl  entsprechend,  auf  Kam&l  vorgerückt,  und  hatten 
die  dort  postierten  Abteilungen  mit  leichter  Mühe  zurückgeworfen. 
Nunmehr  rückte  auch  Ahmed  Sah  mit  dem  Gros  des  Heeres  vor, 
und  am  ....  des  Monats  .  .  .  .^)  traf  Al^med  S^  in  Sönpat  ein. 


1)  Die  Stellen   für   die  Zahl   des  Tages   und  den  Monatsnamen  sind  hier 
«rieder  freigelassen. 


S^: 


r.v 


ManMf  QueüenitueU&n  zur  Oeachichte  des  Aljantd  Sah  Durrdni.  347 

XXV. 

Als  A^med  Sfth  in  der  Ebene  von  Sönpat  angelangt  war,  er- 
hielt er  genauere  Nachrichten  über  die  Massregeln  des  Gftzf  ed-Dln. 
Dieser  hatte  die  Mabrafen  anter  Molh&r  Rftd,  Räkhü  und  SemSlr 
Bah&dur  mit  etwa  40  000  Mann  zu  Hilfe  gerufen.  Hinter  diesem 
ersten  Treffen  stand  Neglb  9&n  mit  50 — 60000  Mann,  während 
Gäzt  ed-Dln  9&n  selbst  mit  einer  grossen  Anzahl  indischer  Truppen 
von  Delhi  aus  sich  soeben  nach  Sönpat  hin  in  Bewegung  setzte. 
A^med  o&h  Hess  bei  Sönpat  ein  befestigtes  Lager  einrichten,  und 
am  nächsten  Tage  [gemeint  ist  wohl  der  Tag  nach  der  Ankunft] 
seine  Truppen  in  Schlachtordnung  ausrücken.  Die  gesamte  Bagage 
Hess  er  unter  Murftd  ]^&n  Durr&ni  in  Sönpat  zurück,  während  er 
selbst  mit  dem  Heere  den  indischen  Truppen  entgegenging.  In- 
zwischen war  ^än  6än  ^än,  nachdem  er  mit  §&h  Pesend  ^än  zu- 
sammen die  bei  Eamftl  stehenden  feindlichen  Abteilungen  aus- 
einandergesprengt hatte,  über  die  Gamuna  gegangen  und  auf  dem 
linken  Ufer  des  Flusses  gegen  Delhi  marschiert,   bis  o&hwara  und 

tfvJLi^c>o  vorgerückt,  während  S&h  Pesend  l^kn  bis  nach  ^sJj^l^ 

marschiert  war.  Nach  heftiger  Gegenwehr  wurden  die  Mahrafen 
von  Sah  Pesend  ^ftn  und  ^än  6&n  ^ftn  geworfen.  Infolge  dieser 
Niederlage  des  kaiserlichen  Heeres  trat  Ne^b  ed-Doule  nach  einigen 
Verhandlungen  mit  l^ka  6&n  !^&n  auf  die  Seite  der  Afghanen  über. 
Da  die  Yerproviantierung  des  afghanischen  Heeres  bei  Sönpat 
Schwierigkeiten  machte,  erhielt  der  Premierminister  der  Afghanen 
S&h  Welt  ^än  von  A^med  den  Auftrag,  sich  mit  ÖAzl  ed-Din  Ijlftn, 
der  inzwischen  schon  Friedensverhandlungen  angeknüpft  habe,  zwecks 
weiterer  Verständigung  in  Verbindung  zu  setzen,  und  mit  Hilfe  des 
Gäzl  ed*Dln  ^an  einen  geeigneten  Ort  zum  Lager  für  die  afgha- 
nischen Truppen  ausfindig  zu  machen.  Es  wurde  die  Gegend  um 
Narela^  ausgewählt.  Am  ...  des  Rabi^  IL  wurde  das  neue  Lager 
bei  Narftla  von  A^med  bezogen.  Cräzl  ed-Dln  ^an  liess  nun  den 
S&h  Welt  !^&n  zu  einer  Zusammenkunft  in  Delht  auffordern,  doch 
auf  Befehl  des  Afpned  Sah  bestand  der  afghanische  Minister  darauf, 
dass  diese  Zusammenkunft  ausserhalb  der  Stadt  stattfinden  sollte. 
Unter  grossen  Vorsichtsmassregeln  beiderseits  fand  endlich  die 
Konferenz   statt,   in   der  äftzt  ed-Din  ^ftn   sich  zur  Unterwerfung 


1)  Die  Überschrift/  9   Zeilen  Ung,   glebt  noch  weiter  ein   Besum^   des 
ganzen  Feldzoget. 

2)  Nach  Sjad  Mohammed  Latif  (pag.  228)  „ten  kos  from  Delhi". 


348  Mann,  QueUenshuUen  zur  Geackushte  de»  Ahmed  Sah  DwrrdiU. 

bereit  erklärte.  Schliesslich  entschloss  sich  ö&zt  ed-Dln  H4n,  in 
das  afghanische  Lager  zu  kommen. 

Nach  einigen  Tagen  wurde  er  hier  von  A]|^med  S^  in  feier- 
licher Audienz  empfangen,  zugleich  mit  einigen  andern  Indem, 
wie  dem  Sohne  des  verstorbenen  Kamr  ed-Dln  9&n,  Sejjid  öemü 
ed-Din  ^än,  Nft§ir  I^än  und  Ne^b  ^du.  Alsdann  wurden  Münz- 
meister und  Priester  nach  Delhi  geschickt,  um  auf  Ahmeds  Namen 
Münzen  zu  schlagen  und  in  den  Moscheen  die  l^u^be  zu  verlesen. 

XXVI. 

jLjüv:>.4J>;^  fc.J^  ^.^O^  J^b  3  «Lsi^A^Lju  ^Lä^wXä^  vi^alalU  ^ 

A^med  Sah  rückte  hierauf  noch  näher  an  die  Stadt  heran 
und  schlug  sein  Quartier  in  dem  Garten  §ftlAmftr*)  auf.  Am 
7.  Gumädä  I.  begab  sich  ^Alamglr  zu  A^med  Sah.  Kaum  war  dem 
Ahmed  SAh  die  Kunde  von  dem  Herannahen  des  Kaisers  überbracht 
worden,  als  er  sofort  die  Grosswürdenträger  und  Oberbefehlshaber 
seines  Heeres  zur  feierlichen  Einholung  dem  ^Alamglr  entgegensandte, 
und  ihn  in  das  für  ihn  bestimmte  Zelt  geleiten  Hess.  Darauf  be- 
gab sich  A^med  aus  seinem  Zelte  zu  dem  seines  Gastes,  der  ihm 
etwa  30  bis  40  Schritte  entgegenging.  A^ed  stieg  sofort  vom 
Pferde,  und  beide  Fürsten  unterhielten  sich  einige  Minuten. 
Sodann  ergriff  Ahmed  die  Hand  *AlamgIrs  und  führte  ihn  in  das 
Innere  des  Zeltes.  Hier  Hessen  sich  beide  auf  Kissen  nebeneinander 
nieder,  und  A^med  Sah  bekleidete  den  ^Alamgir  von  neuem  mit 
der  Herrschaft  über  Hindüst&n.  Darauf  wurde  *AlamgIr  zum  Früh- 
stück festlich  bewirtet  (j^^  ^.J  vi>uÄL^  r,»LäjA^!c  »L?x53  »LäjIj  ^ 
kXjJja^  ^^.yU^  ^LÄ^^j-^y  »Lfjb  jS).      Auf   besonderen    Wunsch 

des  indischen  Kaisers  wurde  das  Amt  des  Wezfr  el-mem&lik  dem 
öäzl  ed-Dln  genommen,  und  auf  5*n-i  I^ftnftn,  dem  Sohne  des 
Kamr-ed-Dln  IJän*)  übertragen.  Hiemach  kehrte  *AlamgIr  wieder 
nach  Delhi  zurück.  Am  8.  desselben  Monats  hielt  A^med  SAh 
feierlichen  Einzug  in  Delhi. 


1)  ?;  die  Hs.  schreibt:  sLc^JUi;   cb.    JedenfUb  ist  das  wät  beluamtero 

SnlAmftr   „on  the   high  road  to  Ddhi"   (Elliot  VUI,  p.  80)   in    der  Nibe  von 
Lahor,  nicht  gemeint 

2)  Sonst  Intizftm  ed-Doule  genannt. 


Üfofifiy  Q^eilleMtudien  sur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  DurrdnL  349 

Der  zwischen  beiden  Regierungen  vereinbarte  Vertrag,  den 
Se'&det  9&n,  der  Mon&i-b&Sf  A^^eds  entworfen  hatte  (vO^.«««wnk#j  tS 

xXiL  ^  ^^3  ^^jP  ^^j^^^  J^  ooL* .L>  ^Lx.),  hatte 

folgenden  Wortlaut: 

Im  Laufe  der  Zeiten  sei  das  Reich  Hinddst&n  durch  innere 
Wirren  so  geschw&cht  worden,  dass  es  den  zu  Beschützern  der 
wahren  Religion  berufenen  Nachkommen  Teimürs  (^l5\«y  vi^J^^) 

nicht  möglich  war,  die  Gläubigen  vor  den  Verfolgungen  der  Heiden 
zu  schützen.  Deshalb  hat  sich  die  Regierung  von  Hindüst&n  an 
den  Fuss  des  hinmielgleichen  Thrones  des  weltschützenden  Königs, 
des  Durr-i-Durr&n,  hilfesuchend  gewendet,  und  dieser  sei  sofort 
herbeigeeilt,  und  habe  alle  Widersacher  der  wahren  Religion  ver- 
nichtet. Es  sollen  nun  folgende  Landesteile:  Sirhind  mit  Depen- 
dencien  (cjLj  5c^),  L&hör,  Multän,  KaSmlr,  mit  sämtlichem  Zubehör, 

sowie  alles  was  früher  durch  Vertrag  an  Nadir  Sfth  abgetreten  war, 
femer  Thäthä,  Sind,  und  die  Döragät  bis  an  den  A^ok  unter  die 
Herrschaft  des  Teimür  S&h,  des  ältesten  Sohnes  des  Ahmed  Sah, 
gestellt  werden,  da  Ahmed  selber  zu  häufig  in  weitabliegenden 
Ländern  beschäftigt  sei.  Teimür  sollte  dann  mit  der  indischen 
Begierung  zu  gegenseitigem  Schutz  und  Trutz  verbündet  sein. 
Dieser  Vertrag  sollte  am  17.  (jum.  L  des  Jahres  1170  in  Kraft  treten. 
Zur   selben   Zeit   wurde   Teimür   Sah   mit   einer   Tochter   des 

A 

^Alamgfr  vermählt. 

Als  die  Verhältnisse  in  Indien  geordnet  waren,  wurde  ein  von 
Se'&dat  gftn  verfasstes  Fat^nftme  in  alle  Provinzen  geschickt,  und 
die  glorreichen  Siege  des  Ahmed  Sah  zu  allgemeiner  Kenntnis  der 
ünterthanen  gebracht.  Den  Umarä  in  Delhi  war  eine  Summe  von 
2  Krur  Rupien  =  1 000  000  Tum&n-i-Tebrlzl  als  Strafsunune  auf- 
erlegt worden,  zu  deren  Beitreibung  ^kn  6ftn  IJän  den  Auftrag 
erhielt.     17  Lakh  Rupien  waren  bereits  in  Ahmeds  Kasse  geflossen, 

da  erliess  A^ed  grossmütig  die  Zahlung  des  Restes.  {}j»^^  J>^ 
JüJu^j^  \J^ji  Tind  nun  folgt:  ^JL^Ij  iJb»-U  ^.^t  .  .  .0  »^  «^^J 


Folgt  ein  Na?m  von  vier  Doppelversen,   mit  dem  dann  die  Hand- 
schrift abbricht 

[Die  hier  gegebene  Darstellung  des  indischen  Feldzuges  vom  Jahre 
1169—70  [1756 — 57J  weicht  von  der  der  indischen  Quellen  erheblich  ab. 
Mir  sind  zunächst  nur  zugänglich  der  Auszug  aus  dem  'Ibrat-näme  des 

1)  Ameisenloch. 


350  ^onn,  QueUenßtudien  stur  Gegehichte  de»  Altmtd  Sdh  Dwrrdtä, 

Fakir  IJair  ad-Din  Mulliammed  bei  Elliot  VIII,  pag.  240,  sowie  die  Er- 
zählung in  dem  «Life  of  Hafiz  Rehmut  Khan,  written  bei  Moott^ujab 
Ehan*^  transl.  by  Ch.  Elliot.  Diese  beiden  Werke  scheinen  auch  die 
Grundlage  der  Darstellung  bei  Sjad  Muhammed  Latif  zu  bilden,  wie 
einige  zum  Teil  wörtliche  Übereinstimmungen  zeigen. 

Im  Tar!h-i-Ahmedaähi  fehlt  jegliche  Erwähnung  der  Witwe  des 
Mu^n  el-mulk,  die  in  den  indischen  Quellen  eine  so  hervorragende  Rolle 
spielt,  und  sogar  die  HauptvermitÜerin  zwischen  Ahmed  Sah  und  6azi 
ed-Din  Hän  *Imäd  el-mulk  gewesen  sein  soll.  Femer  berichten  die  luder 
ausdrücklich,  dass  die  Afghanen,  ohne  Widerstand  zu  finden,  bb  Dehli 
vorgedrungen  seien,  während  im  Tarih - i - Ahmedä[&hi  von  Kämpfen  bei 
Kamäl  und  Sonpat  erzählt  wird.  In  der  Angabe  des  Datums  des  Elia- 
zuges  von  Dehli,  7./8.  öumÄdä  I.  1170,  stimmen  Tarih-i-A^medsahi  und 
^Ibratnäme  Uberein.] 


2.    Ans    dem   ,,Matla*   eS-Sems*    des   Maf^ammed 

Hasan  9&n. 

(Band  n,  Seite  rf !  flF.) 

Im  Jahre  1161  setzen  die  Umar4  von  l^ar&sän,  nachdem  sie 
den  ^All  Sfth  geblendet  hatten,  am  8.  äawwü')  den  §äh  Ru^  als 
Herrscher  ein.     In  einigen  Greschichtswerken  wird  der  Tarl^  seiner 

ersten    Thronbesteigung    angegeben    äjäs\    .^ÜoLm    =    1161.      In 

demselben  Jahre  wurde  ^All  S&h  und  Ibr&him  S&h  auf  Befehl  des 
Sah  Ru^  getötet,  und  ihre  Leichname  nach  Me^hed  gebracht.  Der 
Verfasser  des  Rau^at  es-sefä-i-Näsirf  sagt,  dass  die  Bevölkerung 
Yon  ]^uräs&n  nach   der   Absetzung   des   *Alt  §fth,   der  61  und  62 

regiert   hatte,  den  S&h  Ru^  Mlrz&,   einen  Sohn  (--*j)  Nftdirs  zum 

Herrscher  machten,  aber  ihn  nach  einigen  Tagen  wieder  absetzten, 
und  den  Mlrz&  Sejjid  Muhammed,  den  Mutawalll  von  MeShed,  einen 
Tochtersohn  des  Sah  Suleimän  des  §efewiden  und  Schwiegersohn 
des  Sfth  Sultftn  Qusein  zum  Herrscher  wählten,  und  ihn  §äh 
Suleimän  II.  nannten.  Das  Datum  seiner  Thronbesteigung  war  Diens- 
tag der  5.  §afar  1162«). 

Nach  kurzer  Zeit  blendete  man  ihn  ebenfalls  und  setzte  äfth 
Ru^  wieder  auf  den  Thron. 


1)  Dasselbe  Datum  bei  Emin  (fasc.  I,  pag.  Tv)  nach  dem  TariM-K&din 
des  MirzA  Mehdi  Han. 

2)  Diese  Ansätze  sind  falsch.  Das  Richtige  findet  man  bei  R.  6t.  Poole, 
The  coins  of  the  8b4hs  of  Persia,  Introd.  pag.  L — LI.  Zu  den  dort  dtierten 
Quellen  ist  noch  hinzasufügen  das  Me^ma'  et-tewftrSh  des  ^elil  (s.  Pertsch, 
Verzeichnis  der  pers.  Es.  d.  Kgl.  Bibl.  zu  Berlin,  pag.  426  a.  427),  welches 
die  Berechnung  Pooles  durchaus  bestätigt.  Emin  (fasc.  I,  pag.  öv,  Zeile  7)  hat 
ebenfalls  fälschlich  1162  für  1163.  Helil  giebt  richtig  den  6.  Safar  1163  als 
Datum  der  offiziellen  Krönung. 


ManUf  QueUetutwUen  sur  Oetchiehte  des  Ahmed  Sdh  Durrdni.  351 

1162.    Nach  den  Angaben  der  Zend-Annalen  (ot.  Ja^^^  JS  ;l 

jjjjj  ^j\jj)   zog.  in   diesem  Jahre   A^med  §Äh  Afg&n-i-Durrftnl 

nach  der  Erobening  von  Her&t  gegen  MeShed,  mn  die  Stadt  in 
seinen  Besitz  zu  bringen.  Da  er  sah,  dass  die  Stadt  wohlbefestigt 
war,  versachte  er  mit  List  hineinzukommen.  Er  gab  vor,  eine 
Wallfahrt  machen  zu  wollen,  und  gelangte  so  mit  einem  grossen 
Anhange  in  das  Innere.  Hier  setzte  er  den  Nur  Mu|;^animed  'Q&n 
als  eine  Art  Beaufsichtiger  des  Sfth  Eu^  ein,  und  begab  sich  dann 
nach  Nli&pür  und  Sebzew&r,  um  von  hier  Asterlkbftd  und  Mftzender&n 
anzugreifen.  Bei  Mezlnftn  stiess  sein  Feldherr  mit  einer  Anzahl  von 
Reitern  des  Mu^ammed  9&n  ]^a^&r  zusammen,  und  wurde  geschlagen, 
80  dass  er  bis  Sebzewär  fliehen  musste.  A^^ed  o&h  kehrte  hierauf 
nach  Her4t  zurück').  Nur  Mu^ammed  ^ftn  wurde  bald  hernach 
ans  Me^hed  abberufen  und  an  seine  Stelle  Emir  ^ftn  Kar&t  zum 
Wekfl  es-seltenet  des  S&h  Bu^  bestellt.  Emtr  I^4n  gelangte  mit 
List  in  die  Stadt  und  wusste  sich  in  den  Besitz  eines  Thores  sowie 
mehrerer  Befestigungswerke  zu  setzen.  S&h  Ru^  beauftragte  des- 
halb den  Ferldün  Ijka  6ur^  mit  der  Vertreibung  des  Emir  I^ftn, 
der  dann  auch  bald  zum  Verlassen  der  Stadt  gezwungen  wurde, 
wahrend  Ferldün  ^ftn  mit  den  Regierungsgeschäften  betraut  wurde. 
Kürze  Zeit  darauf  aber  wurde  Ferldün  ^&n  von  NasruUäh  MtrzA, 
dem  Sohne  des  S&h  Ru^  ermordet,  und  Nasrull&h  riss  die  Regierung 
an  sich.  Er  wurde  darauf  von  Sfth  Ru^j  unter  einem  Verwände  zu 
Kerim  9&n  nach  Sfrftz  geschickt,  und  in  seiner  Abwesenheit  der 
andere  Sohn  des  Sfth  Ru^,  Nftdir  Mlrzft  zum  l^&hibi^tiär  gemacht. 
Als  nach  sechs  Monaten  Nasrulläh  wieder  zurückkehrte,  floh  Nadir 
ans  MeShed,  und  Nasrulläh  Mlrzft  nahm  wieder  die  Regierung  in 
seine  Hand.  ^  ^ 

Einige  Zeit  darauf  schnitt  6a*far  IJftn  Kurd,  der  in  Cinftrftn 
wohnte,  den  Fluss,  der  die  Stadt  MeShed  mit  Wasser  versorgte, 
nnd  dessen  Quelle  in  der  Nähe  von  Cinarftn  sich  befand,  ab  und 
leitete  das  Wasser  auf  seine  eignen  Felder.  Nasrullfth  zog,  um 
das  Wasser  wieder  frei  zu  machen,  aus  MeShed  aus  und  leitete, 
nachdem  er  Ga^far  ^an  besiegt  hatte,  den  Fluss  wieder  nach  Me^hed, 
nnd  dies  Ereignis  fiel  in  das  Jahr  1163.  Ln  selben  Jahre  begab 
sich  Nasrullfth  nach  NlSftpür,  um  die  Stadt  zu  erobern.  Nftdir  hielt 
jetzt  den  Augenblick  für  seiner  Sache  günstig  und  kehrte  nach 
Meäed  zurück.  Sfth  Ru^  Hess  die  Thore  der  Stadt  schliessen,  um 
zu  verhüten,  dass  Nasrullfth  wieder  zurückkehrte.  Der  Prinz  erhielt 
hiervon  Nachricht,  hob  die  Belagerung  von  NlSäpür  auf  und  kehrte 
nach  Me^ed  zurück  und  sah  die  Thore  geschlossen.  Die  Bevölkerung 
von  MeShed,   die  durch  die  Gewaltsamkeiten  des  Nftdir  Mlrzft  sich 


1)  Hier  werden  ^e  Ereignisse  des  ersten  I^uräsftnischen  Feldzages  des 
Ahmed,  der,  wie  wir  oben  sahen,  1163  unternommen  wurde,  mit  denen  des 
zweiten  aus  den  Jahren  1167/68  zusammengeworfen. 


352  Manrif  Quelleniittdien  9ur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durr&id, 

arg  bedrückt  fühlte,  ö&ete  dem  Nasnilläh  Mfrz4  die  Thore  und 
holte  ihn  in  die  Stadt.  Nftdir  Mtrzsl  floh  aus  einem  andern  Thore 
aus   Me§hed    und   S&h   Bu^    suchte   Zuflucht    im    heiligen    Garten. 

Nasrull&h  Mlrzft  begab  sich  in  den  heiligen  Garten,  und  fahrte 
seinen  Vater,  nachdem  er  ihm  den  Fuss  geküsst,  wieder  nach  dem 
Cehftr  Bft^  zurück.     Darauf  übernahm  er  wieder  die  Regierung. 

1181  =  J^...üL^U-.     Nasrull&h   Mlrzft,   der   Sohn   des   SÄh 

Ru^,  begab  sich  nach  Fftrs,  wo  Kerim  IJftn  herrschte,  und  erreichte 
über  Semnftn  und  ^wftr  glücklich  Strftz.  Obwohl  er  offiziell  einen 
Auftrag  von  seinem  Vater  S&h  Rul^  an  Kerim  l^&n  hatte,  so  hatte 
doch  im  Geheimen  Sah  Ru^  an  Kerim  ^ftn  geschrieben,  man  solle 
den  Nasrullah  möglichst  in  Siräz  festhalten.  Aber  nach  sechs- 
monatlichem Aufenthalt  in  Slrftz  kehrte  NasruUfth  über  Jezd  nach 
Me^hed  zurück. 

[Anmerkung.  Im  GulSen-i-Muräd  wird,  wie  oben  erwähnt, 
die  Ankunft  des  NasruUfth  Mlrzft  in  Färs  als  ein  Ereignis  des 
Jahres  1181  erzählt.  Die  Darstellung  deckt  sich  mit  dem  im 
Manila'  e^-^ems  Berichteten  vollständig,  so  dass  die  Benutzung  des 
Gul§en-i-Murftd  an  dieser  Stelle  des  Ma^W  e$-Sems  augenföllig  ist 
Sehr  viel  problematischer  erscheinen  aber  die  Angaben  über  das 
Jahr  1162.  Dass  hier  die  Ereignisse  7on  1163  und  1167/68  zu- 
sammengeworfen sind,  lehrt  die  Erwähnung  der  Eroberung  Ton 
Herat,  die  1163  stattgefunden  haben  muss,  neben  dem  Kampfe 
gegen  die  Kagftren,  welcher  in  das  Jahr  1167  Mit.  Die  Dar- 
stellung im  Ma^la^  eS-Sems  erzählt  von  der  Einnahme  Ni^ftpürs  an 
alle  Thatsachen  genau  in  der  Reihenfolge  des  Mugmil  et-tarl^-i- 
ba^dnftdirijje ;  kein  wichtiges  Faktum  ist  ausgelassen;  es  sieht 
fast  aus,  als  ob  Ma^la^  eS-Sems  einen  stark  gekürzten  Auszug  ans 
Emtn  geben  wollte^).  Im  Ma^la^  eS-§ems  sind  allerdings  die 
beiden,  bei  Emin  um  ein  Jahr  auseinanderliegenden  Feldzüge  in 
einen  zusammengezogen,  und  wird  die  Rückkehr  der  Afghanen 
nach   Herät   (Emln   i.,   Zeile    6 — 12)    nicht   erwähnt.      Doch    dies 

wäre  auch  der  einzige  Punkt,  in  dem  die  beiden  Berichte  von 
einander  abweichen. 

Ganz  augenfällig  wird  die  Übereinstimmung  von  der  Ab- 
berufung des  Nur  Mu^ammed  ^kn  an.  Zur  bequemeren  Ver- 
gleichung  mit  der  betreflfenden  Stelle  bei  Emln  (fasc.  II,  pag.  If.^ 

Zeile  18  ff.)  setze  ich  den  persischen  Text  des  Ma^la'  e5-5ems  hier- 
her (Übersetzung  oben  Seite  351): 


1)  Natürlich  müssen  wir  uns  das  auf  Indien  bezügliche  Kapitel  bei  Emin 
wegdenken.  Lassen  wir  etwa  bei  Emin  an  pag.  Iv,  Zeile  1  sich  unmittelbar 
pag.  Ilf ,  Zeile  14  ff.  anschliessen ,  so  gewinnen  wir  die  matmossliche  VorUge 
des  Ma^la'  es-sems. 


Mann,  QuellenHudien  stur  GuehiehU  du  Ahmed  Sdh  Durrdni  353 

yÜ   oULü  j!   */  j^  J^l  OsP  iJUu  Ij  V!^'  "^  Jc^A^  O^ 

Hier  schliesst  sich,  besonders  in  den  letzten  Sätzen,  sogar  der 
Wortlaut  des  Ma^la^  eS-Sems  eng  an  den  des  Emin  an.  Ein  weiterer 
höchst  auffallender  Punkt  ist  das  beiden  gemeinsame  falsche  Datum 
5.  ^ar  1162,  für  1163.  Hat  nun  Mu^ammed  IBlasan  H&n  eine 
Handschrift  des  Mugmil  et-tarl^-i-ba*dnftdirijje  benutzt,  oder  hat  er 
eine  noch  ältere  Geschichtsquelle  vor  sich  gehabt,  aus  der  auch 
Emln  geschöpft  hat?  Das  ist  eine  Frage,  die  hier  leider  un- 
beantwortet bleiben  muss.  Die  Bibliotheken  der  persischen  Grossen 
bergen  aber  sicher  noch  manche  Schätze,  besonders  an  historischen 
Handschriften,  von  deren  Eiristenz  wir  nicht  einmal  eine  Ahnung 
haben.  Dafür  ist  ja  auch  das  Gul§en-i-Muräd  ein  deutlich  redendes 
Beispiel. 

Wenn  wir  uns  so  die  verschiedenen  Quellen  der  beiden  Ab- 
schnitte des  Matla*  eS-5ems,  für  1163  eventuell  Emin,  für  1181 
das  GuUen-i-Murftd,  vor  Augen  halten,  so  ergiebt  sich,  dass  das 
Matla'  eS-äems  die  Beise  des  Nasrulläh  einmal  nach  Emfn  als 
Ereignis  des  Jahres  1163,  das  andere  Mal,  aus  dem  Gul§en-i-Muräd, 
als  1181  unternommen,  also  doppelt,  erzählt  Mu];^ammed  I^asan 
l^än  hat  eben  nicht  gemerkt,  dass  die  Darstellung  Emlns  die  Er- 
eignisse einer  längeren  Beihe  von  Jahren  umfasst,  sondern  alles  in 
das  Jahr  1162—63  verlegt.] 


354   Mann,  QiMenstudien  9ur  GesehieJUe  des  Ahmed  ixih  Dwrrdnt. 

Mafia*  e^-Sems  fiLhrt  dann  fort: 

1183.  In  diesem  Jalire  brach  A^med  §4h  Durr&ni  mit  300  000 
Mann,  600  Elephanten  mid  700  Kanonen  aus  Jgjmdahär  gegen  Me^ied 
auf.  Sah  Ru^  liess  die  Thore  der  Stadt  befestigen  und  forderte 
die  llftt  der  Umgegend  zur  Hilfeleistung  auf.  Zwei  Tage  nach  der 
Fertigstellung  der  Yerteidigungsnaittel  langte  A^med  b&h  in  'furuk 
an  und  bezog  mit  seinem  Heere  dieselben  Quartiere,  die  er  schon 
im  vorigen  Feldzug  hier  innegehabt  hatte.  Die  ^4ne  der  Kurden* 
stamme  wussten  sich  unter  allerlei  Verwänden  bei  Zeiten  aus  M^hed 
herauszuziehen,  so  dass  Sfth  Eu^  und  sein  ältester  Sohn  und  Ober- 
feldherr, Nasrullfth  Mirz&,  nur  eine  ganz  geringe  Anzahl  von  Reitern, 
etwa  200,  zu  ihrer  Verfügung  hatten.  Tagtäglich  machte  NasrolUh 
mit  diesen  sehr  kühne  Ausfälle  aus  der  Stadt  und  brachte  den 
Afghanen  beträchtliche  Verluste  bei.  Eines  Nachts  machte  Nasir 
^ftn  BalüS  auf  Befehl  des  A^med  S&h  mit  12  000  Mann  einen 
Angriff  auf  die  Stadt;  Nasrulläh  warf  sich  mit  seinen  so  wenig 
zahlreichen  Truppen  mit  solcher  Tapferkeit  auf  die  Afghanen,  dass 
diese  eine  Niederlage  erlitten,  imd  nach  beträchtlichen  Verlusten 
sich    zurückziehen    mussten.      Der    Verfasser    der    Zendgeschichte 


(jujüj  ^jl^'  w^s^Ijo)  Mirzä  Abül-Hasan  KäSftnt  schreibt,  dass 
6000  Yon  den  12  000  getötet  worden  seien,   aber  das  scheint  mir 

(dem  Verfasser  des  Ma^la*  eS-Sems,  \^yA  bJlJu)  eine  Übertreibtmg. 

Infolge  dieses  Sieges  wuchs  die  Kühnheit  des  Nasrulläh  noch  mehr, 
so  dass  er  es  eines  Tages  wagte,  mit  zehn  Reitern,  von  denen  er 
noch  vier  auf  dem  Wege  zur  Deckung  des  Rückzuges  zurückliess, 
in  das  Lager  der  Afghanen  einzudringen.  Als  er  sich  in  den  Urdu 
Bazär  begeben  wollte,  wurde  er  von  einem  früheren  Einwohner 
von  MeShed  erkannt,  und  es  begann  nun  eine  Jagd  auf  Nasrulläh 
Mirzä,  zu  der  von  Seiten  der  Afghanen  11000  (sie!)  Mann  auf- 
geboten  wurden,    die    jedoch    des   Prinzen    nicht    habhaft   werden 

konnten.      A^^med   schaute   vom   Lager    aus    dem    Kampfe   {i^J^ 

»jL^üi  wi^.)  zu,   und  bewunderte  die  Tapferkeit  des  NasruU&h 

so  sehr,  dass  er  zu  seinem  Sohne  Teimür  auf  afghanisch  sagt«: 
y  Solch  einen  Sohn  müsste  ich  haben  *'. 

Wenn  man  den  Übertreibungen  des  Zendchronisten  (j^jjJü;  ^  jV*) 

Glauben  schenken  könnte,  so  wären  in  diesem  Kampfe  von  NasrollÄh 
gegen  1000  Afghanen  getötet  worden ;  er  selbst  sei  ohne  jede  Ver- 
.¥mndung  nach  MeShed  zurückgekehrt  ....  Schliesslich  wurde 
Ahmed  8äh  der  Belagerung  müde  und  liess  durch  die  ihm  zu- 
gethanen  Stammesgenossen  des  (verstorbenen)  Tekl  IJän  Sträzl  und 
den  Premierminister  §äh  Well  l^n  mit  §äh  Ru^  Sah  Unterhand- 
lungen  anknüpfen.     Al^med   verlangte   das  Leibross  des  Na§nillÄh, 


Mmmy  Qudlentiudien  Mir  Cfeaehielde  des  AfaMd  Sah  Dwrrdfd.  3^ 

das  3000  Tümdn  wert  war,  femer  sollte  S&h  Bn^  eine  seiner 
Töchter  dem  Snleim&n  SAb,  dem  Sohne  Ahmeds  zur  Frau  geben  und 
Jezd4n  Ba^fi,  ein  Sobn  des  S4b  Bu^,  als  Geisel  nach  ^andah4r 
kommen.  Die  Bedingungen  wurden  angenommen;  jedoeb  schickte 
Sah  Bu^  an  Stelle  seiner  Tochter  die  Tochter  des  Feridün  ^ftn  Gurgft 
in  das  afghanische  Lager.  A^med  Sfth  zog  sich  hierauf  am  8.  ^afar 
1184  Yon  MeShed  zurftck.  JezdAn  Ba^S  blieb  bis  1192  in  ^[andahAr, 
in  welchem  Jahre  er  nach  Me&hed  zurückkehrte. 

^)Nach  dem  Abzüge  Ahmeds  lag  die  Begierung  in  Meihed  in 
den  Händen  des  Nasrull&h.  Dieser  liess  sich  mancherlei  Übergriffe 
zu  Schulden  konunen,  so  dass  ä&h  Bu^  SAh  den  NAdir  Mtrz&  an 
Stelle  des  Na^rullAh  zum  Well^ahd  ernannte.  Hierüber  kam  es  zum 
o&en  Kampfe  zwischen  den  Brüdern.  NasrullAh  wurde  aus  MeShed 
Terdiibigt,  und  suchte  Zuflucht  bei  Kerlm  ^kn.  Nach  dem  Tode 
des  Eertm  9^")  ^^^^^  ^^^  NafmllAh  noch  eine  Zeitlang  in  Isfahftn 
und  äirkz  wif,  begab  sich  aber  dann  wieder  nach  ^urdsAn. 

In  der  Zwischenzeit  hatte  NAdir  MlrzA  in  MeShed  fast  noch 
schlimmer  als  sein  Bruder  gehaust.  Er  hatte  sogar  die  goldenen 
Deckplatten   von   der  Kuppel  des  heiligen  Grabes  (^^Lb^L^Äix»- 

j^JoA  Jua^  ij[9j)  ^^ro^i^c^^i^  lassen,  und  den  Erlös  verbraucht. 
Ebenso  hatte  er,  ohne  sich  an  die  Vorstellungen  des  MlrzA  Mehdl^, 
des  Mu^ptahid,  des  Mutawallt  des  heiligen  Grabes,   zu  kehren,  die 

Flagge  (?  JJJCa  \^yhjM,),  welche  die  Spitze  der  Kuppel  schmückte, 

und  welche  7000  TümAn  wert  war,  sowie  die  golddurchwirkten 
Teppiche  in  seinem  Interesse  zu  Gelde  gemacht. 

W&hrend  der  sechsjAhrigen  Abwesenheit  des  Nasrull^  hatte 
N&dir  MlrzA  mit  soldier  Willkür  in  Me&hed  gewaltet,  dass  alle  Emire 
Ton  J^urAsAn  sich  gegen  ihn  erhoben.  Besonders  Mir  Mu^ammed 
Hän,  'Arab-i-Zenküt,  der  QAkim  von  X^^^^s,  trachtete  dem  Prinzen 
nach  dem  Leben.  Er  machte,  von  einer  grossen  Schaar  seiner 
Araber  begleitet,  eine  Wallfahrt  nach  MeShed,  und  wusste  durch 
Sem  freundliches  Wesen  NAdir  MirzA  in  Sicherheit  zu  wiegen,  biß 
er  den  Prinzen  plötzlich  samt  zweien  seiner  Brüder  und  Schwestern 
in  seine  Gewalt  brachte,  und  nach  Tebbes  schleppte,  während  er 
einen  ihm   ergebenen  Kurden*)   zum  QukmrAn   in  MeShed  machte. 


1)  WWif  obl  der  folgtad«  Abschnitt  sieh  nicht  mehr  aof  die  Oesobichte 
des  A^med  8Ah  beiSeht,  bietet  er  doch  so  viele  interessante  und  bisher 
unbekannte  NAchrichten  sor  späteren  (beschichte  von  Melhed,  daas  ich  die 
Übenetnmg  doch  hier  mitteile.  Herr  Dr.  Rosen  macht  mich  Übrigens  darauf 
anfinerluam,  dass  dem  Mnhammed  Hasan  ^än  hier  möglicherweise  die  Moschee- 
annalen  ans  Melhed  als  Quelle  gedient  haben  konnten. 

2)  1198. 

3)  Yielleieht  der  bekannte  Verfasser  des  Tar!l)-i-K&diri  ? 

4)  Der  Name  ist  nndentlich:  ^Li>^^Mb4^? 

Bd.  LH.  24 


356    Maimj  QaelUnBtudien  zur  Geschichte  des  Ahmed  Sah  Durrdnl, 

Teimür  Sfth  schickte  auf  diese  Nachricht  hin  sofort  ein  Heer  ans  ^andah&r 
gegen  T^hbes.  Die  Afghanen  belagerten  Me^hed  drei  Monate  lang; 
schliesslich  einigten  sie  sich  mit  Mir  Mu];^ammed  ]|(&n,  der  in  Me^ied 
eingeschlossen  war,  dahin,  dass  Nadir  Mtrzä  den  Afghanen  ausgeliefert 
werden  sollte.  N&dir  Mfrz&  wurde  hierauf  nach  Herftt  gebracht, 
wo  er  als  Gast  des  Prinzen  Mahmud^)  weilte.  Als  NasrulM  Mlrz& 
nun  aus  Sirftz  wieder  nach  ]|]urlls&n  kam,  brach  Nftdir  Mlrz&  mit 
einem  Heere  aus  Herät  gegen  seinen  Bruder  auf.  Er  wurde  aber 
geschlagen  und  kehrte  nach  Herät  zurück,  während  Nasrullfth  Mirzä 
in  MeShed  die  Begierung  übernahm. 

Mir  'Abd  al-Kerlm  Bu^ärät,  der  mit  einer  Gesandtschaft  von 
Bu^ärft  nach  Isl&mbül  gekommen  war,  hat  auf  Wunsch  einiger 
Vornehmen  der  Otmänen  eine  Geschichte  der  Herrscher  von  Bu^&ri, 
Afghanisten,  und' der  anderen  Ltoder  geschrieben,  und  in  diesem 
Werke  setzt  er  den  ersten  Feldzug  des  A^ed  Sfth  gegen  Me^bed 
in  das  Jahr  1164,  und  nachdem  er  den  Feldzug  Ahmeds  nach 
Indien  geschildert,  sagt  er:  Nachdem  A^ed  H&n  Merw,  Sarahs, 
MeShed  u.  s.  w.  erobert  hatte,  schloss  er  mit  Eerim  ^ftn  ein  Freund- 
schaftsbündnis (si^wmo  ci^liLa^  <-'^)'     -^^t^h   sagt   er,    dass  Ahmed 

Sfth  Mefihed  dem  Enkel  Nadirs,  dem  §äh  Ru^  S4h  übergeben  hatte, 
und  den  ^Alam  9&n^)  ^Arab-i-]^uzaime ,  der  den  Sah  Ru^  §äh  ge- 
blendet hatte,  getötet  habe.  Als  Todesjahr  des  A^ed  giebt  er 
1185  an. 

Ein  anderer  Chronist  der  Zenddjnastie  setzt  den  letzten  Feld» 
zug  AImneds  gegen  MeShed  in  das  Todesjahr  des  A^ed,  1185. 


3.   Aus  dem   ,Me^ma'   et-tewftri^*'    des  Prinzen  ^elil. 

(Berliner  Handschrift  fol.  154  *  ff.) 

Als  nun  diese  traurige  Kunde  (von  der  Absetzung  und  Blendung 
des  8dh  Suleimän  IX)  nach  Herät  zu  Behbüd  l^än,  dem  Beglerbegi, 
und   Emir  ]^än,   dem   Tüp6ibä§i,   und   den   übrigen   BefeMshabem 

icy^\y^)  S^^^^^i  schickten   sie  sofort  eine  Botschaft  an  A^ed 

IJ&n  Abd&li  und  boten  ihm  ihre  Unterwerfung,  sowie  die  Aus- 
lieferung des  königlichen  Artilleriematerials  und  der  Burg  von 
Herftt,  und  die  Oberherrschaft  über  ][j[uräsan  an.  A^med  !^&n  brach 
sofort  von  ^andah&r  nach  Herät  auf,  die  Emire  kamen  ihm  ent* 
gegen  und  führten  ihn  in  die  Stadt  Her&t.  Darauf  schlössen  sie 
sich  dem  A^ed  zu  einem  Feldzuge  gegen  MeShed  an. 

Jüsuf  ^All  ]^&n  sammelte  aus  seinen  Anhängern  ein  Heer  von 


1)  Sohn  dei  Teimdr  S&h. 

2)  Die  Lithographie   hat     ..Lp-aiamLc,  offenbar  eine  Verlesung  oder  ein 

Schreibfehler  filr  ^Li>^JLc. 


Mcmn^  OudUiMtudiea  zur  Geschichte  des  Ahmed  ädh  Dturrdnt,  357 

etwa  7 — 8000  Mann  und  zog  mit  diesen  Trappen,  zusammen  mij; 
dem  blinden  S&h  Ru^  M!rz&  den  Afghanen  entgegen.  Als  er  nach 
Sengbest^)  gekommen  war,  warf  sich  Emir  ^Alam  I^an,  der  aus 
K4in  mit  der  grössten  Schnelligkeit  herbeigeeilt  war,  auf  ihn  und 
schlug  beim  ersten  Angriff  die  Truppen  der  Perser  in  die  Flucht. 
Nur  mit  knapper  Not  konnte  Sfth  Bu^  Sfth  mit  wenigen  Begleitern 
nach  Meähed  entfliehen.  Der  gesamte  Tross  und  das  Artillerie- 
material fiel  in  die  Hände  des  Emir  'Alam  9&n,  der  es  dem  A^med 
^än  zum  Geschenk  machte. 

Nachdem  Sah  Bu^  Sah  wieder  nach  MeShed  zurückgekehrt 
war,  bemächtigten  sich  Jüsuf  *All  ^ftn  und  Eeled  'Q&n  der  Schätze 

des  Königs  (^U^Lj  mL>j^L:>)   und   stahlen   sich   eines   Nachts 

mit  sieben,  mit  den  kostbarsten  Edelsteinen  beladenen  Lasttieren 
aus  der  Stadt,  und  begaben  sich  nach  Eil&t,  wo  sie  ihren  Wohn- 
sitz hatten  .  .  .^. 

In  dieser  Zeit  lebte  der  frühere  Sah  Suleim&n  ü.  in  grosser 
Trübsal  in  MeShed. 

Als  Al;^med  ^&n  Durrftnl  vor  MeShed  erschienen,  und,  nach- 
dem er  MeShed  in  seine  Gewalt  gebracht,  wieder  nach  Herät  zurück- 
gekehrt war,  kam  Emir  'Alam  l^än  nach  MeShed,  und  ging  von 
da  nach  Kilkt,  und  nahm  nach  längerm  Kampfe  Jüsuf  *All  ^&n 
nnd  dessen  Bruder  Zäl  !^än  gefangen.  Er  brachte  sie  nach  MeShed 
m  Saleim4n  Ü.  und  forderte  diesen  auf,  sich  wegen  seiner  Blendung 
an  den  beiden  Urhebern  zu  rächen.  Suleimftn  aber  lehnte  es  ab^). 
Nach  langen  Verhandlungen  tötete  endlich  Emir  ^Alam  !^&n  den 
Jüsuf  *All  ^kn  selbst. 

Nach  einiger  Zeit  zog  Alj^med  H&n  Durrftnl  mit  einem  grossen 
Heere  und  zahlreicher  Artillerie  gegen  MeShed.  Emir  *Alam  ^ftn 
rüstete  sich  zum  Widerstände.  Nachdem  A^med  Sah  vor  Me&hed 
angelangt  war,  kam  es  einige  Male  zum  offnen  Kampfe,  doch  wurden 
die  l^ur&s&nischen  Truppen,  da  es  ihnen  an  guter  Leitung  fehlte, 
und  überhaupt  keinerlei  Disciplin  bei  ihnen  vorhanden  war,  ge- 
schlagen. Sie  flüchteten  in  die  Stadt,  plünderten  diese  und  machten 
sich  dann  mit  den  geraubten  Schätzen  aus  dem  Staube.  So  fiel 
die  Burg  von,Me&hed  in  die  Hände  der  Abdälls. 

In  dieser  Zeit  lebte  Suleiman  11.  noch  in  MeShed,  und  richtete 
an  den  Kaiser  von  Hindüstan,  der  damals  ^Alftmglr  IE.  war,  ein 
Schreiben,  .  .  .*). 


1)  Etwa  33  km  südsüdöstlich  von  Meshed,  cf.  C.  E.  Stewarts  Karte  in 
den  Proeeedings  of  the  Royal  Geographica!  Society  1881,  Septemberheft. 

8)  Hier  folgt  eine  eingehende  Erzlihlang  von  den  Schicksalen  der  beiden 
ältesten  Sohne  Snleim&ns  II.,  die  für  die  ans  hier  interessierenden  Fragen  ohne 
Belang  ist,  nnd  die  ich  deshalb  weglasse. 

3)  9elil  hat  hier  mehrere  Seiten  mit  den  Antworten  seines  Grossvateis 
angefUlt 

4)  Dss  weitere  gehört  nicht  hierher. 

24* 


358  Mann,  Q^eiUlMtȊim  wr  ChaefddUe  dea  Afpmd  S6k  Durrdni. 

^  [Diese  letzte  Notiz  von  einem  Einfalle  des  A|^ned  ä&h  in 
il^uräsAn  kann  sich  nur  auf  den  Feldzag  von  1167 — 68  beziehen, 
da  'llamglr  U.  in  Delhi  im  äa'bftn  1167  auf  den  Thron  kam^). 

Somit  kann  die  Erzählung  yon  dem  früheren  Erscheinen  A^eds 
vor  MeShed  eben  nur  auf  den  Feldzug  von  1163/64  gehen,  da  in 
den  Jahren  1165 — 67,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  A^ed  fast 
ununterbrochen  in  Indien  beschäftigt  war. 

Über  die  Ereignisse  des  Jahres  1167 — 68  ist  l^elil  augen- 
scheinlich nicht  me£f  so  gut  orientiert,  wie  über  die  früheren  Jahre. 
Das  ist  auch  erklärlich,  da  etwa  1165  sein  Vater  MeShed  yerlassen 
hat,  um  nach  Indien  auszuwandern.  Auf  diese  Art  lassen  sich  wohl 
am  besten  die  Abweichungen  der  Erzählung  ^ellls  von  der  des 
Emin,  und  von  der  des  Tarl^-i-At^medfiähl  erklären.] 


l)^aeli  dem  anonymen  Tarih-i-'ÄUmgir  II   (bei  Elliot  VIII,  peg.  UOff) 
am  11.  Sa'bAa. 


359 


Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzban-nämeh. 

Von 

M.  Th.  Hontgma. 

Eine  höchst  interessante  Nachahmnng  von  Eallla  und  Dimna, 
schreibt  Ethö  in  seiner  trefflichen  Übersicht  der  nenpersischen 
Litteratur^) ,  ist  das  ursprünglich  im  Dialekt  von  Tabaristän  ge- 
schriebene Marzban-nämeL  Es  ist  das  Verdienst  Schefers,  zuerst 
diese  Sammlung  durch  Auszüge  aus  derjenigen  Becension,  welche 
Ton  einem  gewissen  Sa'd  aus  Waräwin  (Anfang  des  7.  Jahrhunderts 
der  Higra)  herrührt,  bekannt  gemacht  zu  haben^.  Sonst  sind  wir, 
von  einigen  gelegentüchen  Notizen  abgesehen,  auf  die  Beschreibungen 
des  Werkes  in  den  Handschriftenkatalogen,  welche  bei  Schefer, 
£th6  und  in  der  sofort  zu  erwähnenden  Arbeit  Chauvins  verzeichnet 
sind,  angewiesen.  Die  von  Pertsch')  und  Eth^  erwähnte  lithogra- 
phierte Ausgabe  der  arabischen  Übersetzung  ist  mir  nicht  zu  Gesicht 
gekommen;  dieselbe  dürfte  überhaupt  in  Europa  nahezu  unbekannt 
geblieben  sein. 

Neuerdings  hat  Herr  Professor  V,  Chauvin  in  seiner  verdienst- 
vollen Bibliographie  des  ouvrages  arabes  11,  S.  111  die 
litterarisch  höchst  interessante  Entdeckung  gemacht,  dass  das  bereits 
längst  bekannte,  von  Freytag  1832  herausgegebene  Buch  ibn- 
'AiabSähs,   welches   den   Titel:   li^t  K^LL«^    Uii-I  ä^U   führt, 

nichts  anderes  als  eine  arabische  Bearbeitung  des  Marzbän-nämeh 
ist,  obgleich  der  wenig  gewissenhafte  arabische  Litterat  in  der  Ein- 
leitung seiner  Schrift  dieser  Sammlung  mit  keiner  einzigen  Silbe 
gedenkt.  Dennoch  ist  die  Identität  so  augenfällig,  dass  Chauvin 
mit  Becht  bemerken  konnte:  „II  est  ^tonnant  que  cette  identite 
n'ait  pas  6t^  remarqu^e  plus  t6t^.  Es  ist  wirklich  beschämend, 
dass,  mit  der  einzigen  Ausnahme  von  Herrn  Prof.  Pertsch,  kein 
Orientalist  das  unverschämte  Plagiat  auch  nur  vermutet  hat. 

Die  arabische  Bearbeitung  ibn-^ArabSahs,  welche  im  Jahre  852 


1)  Grandriss  der  iranischen  Philologie  II,  328. 
S)  Chrestomathie  Persane  II,  S.  Wt — 111;  vgl.  die  dazu  gehörenden 
Anmerlnmgen  a.  a.  O.  S.  194—211. 

S)  Die  arab.  Hss.  der  H.  Bibliothek  zu  Gotha  V,  56. 


360    Hbutsma,  Eine  unbekannte  Bearbeäung  des  Marzbän^ämeh, 

der  Higra  verfasst  wurde,  hat  die  Recension  Sa'ds  zur  Vorlage,  wie 
Chauvin   richtig   erkannt   hat.      Es   war   überhaupt   nicht  bekannt, 
dass,   abgesehen   von   dem   freüich  verloren  gegangenen   ui^rüng- 
lichen  Marzbän  -  nämeh,  noch  andere  neupersische  Bearbeitungen  des 
nämlichen  Buches  existierten.   Es  dürft«  daher  den  Leser  interessieren, 
wenn  hier  eine  andere,  sonderbarerweise  im  Orient,  wie  in  Europa 
nahezu  vergessene  Recension  dieser  Schrift,   welche  wenigstens  um 
einige  Jahrzehnte  älter  ist  als  die  bis  jetzt   bekannte,    beschrieben 
werden  soll.     Diese  Beschreibung  hat  nicht  allein  den  Zweck,  die 
Möglichkeit   anzubahnen,   beide  Recensionen   mit   einander  zu  ver- 
gleichen,   sondern    auch    einem    vergessenen   Litteraten    die   Ehre, 
welche  ihm  gebührt,  wieder   zu   geben,    wenngleich    dieser   keinen 
Anspruch  darauf  erheben  kann,  zu  den  Schöngeistem  ersten  Ranges 
gerechnet  zu  werden.     Aus  diesem  Ziel,   welches   ich  mir  gesteckt 
habe,    möge  man  auch  die  grössere  oder  geringere  Ausführlichkeit 
erklären,   womit  ich  das  eine  oder  das  andere  ins  Licht  zu  stellen 
mich  bemüht  habe.    Vorher  sei  aber  bemerkt,  dass  ich  die  persische, 
nur  handschriftlich  vorhandene,  Bearbeitung   von  Sa^d   nicht  selbst 
zur  Verfügung  gehabt  habe,  sondern,  so  oft  ich  derselben  erwähne, 
von  den  Mitteilungen  Schefers   oder   den   daraus   entlehnten  Daten 
bei   Chauvin   abhängig   bin.      Für   meinen   Zweck   genügten    diese, 
obgleich  ich  nicht  in  Abrede   stelle,   dass,   wenn   das  Buch    selbst 
mir  zu  Gebote  gestanden  hätte,  sich  noch  weitere  Ziele  hätten  ver* 
folgen  lassen,   namentlich   in  Bezug   auf  die  ursprüngliche  Grestalt 
des  Marzbän-nämeh. 

Die  hier  zu  besprechende  Recension  ist  enthalten  in  der 
Leidener  Hs.  Warner  Nr.  539,  einem  stattlichen  Bande  von  298 
Blättern  von  26X17  cm.  Auf  jeder  Seite  stehen  19,  bisweilen 
18  in  deutlichem  Naschl  geschriebene  Zeilen.  Der  Colophon  lautet 
folgendermassen : 


VL^t  j^^  .^  ^^J  ^^yJ^j  J  VL^  0^5  0^  r^-  ^'-H 
Uk>Jl   e^Uc   y^3  v3yi  ^L^ajlv>^  ciJjO   j*U  y  y^i^S  ^^ 

^)  gl3  ^^  ^y.Js^  ^\yS  ^yiA-^\^  r^"ift  ^J^  ^S 


Derselbe  ist  bereits  abgedruckt  bei  Dozy,  Cat.  Codd.  Or. 
L.  B.  I,  353 — 354;  jedoch  in  der  kurzen  Beschreibung  a.  a.  0. 
wird  mit  Unrecht  behauptet:  erstens,  dass  der  Name  des  Verfassers 
in  der  Hs.  nicht  angegeben  und  zweitens,  dass  der  Codex  vielleicht 
vom  Verfasser  selbst  geschrieben  seL  Unten  wird  ausführlich  vom 
Verfasser,  dessen  Lebzeit  chronologisch  vollkommen  sicher  ist,  die 
Rede  sein,  hier  seien  noch  einige  Bemerkungen  über  den  Cod.  selbst 


Houigma,  Eine  unhekannte  Bearbeitung  de»  Marnhän-nSmek,    361 

hinzugefügt.  Die  Hs.  ist,  soviel  mir  bekannt,  ein  Unikum  und  bietet 
einen  sehr  guten,  obgleich  nicht  gänzlich  fehlerfreien  Text.  Bereits  der 
orientalische  Buchbinder  hat  sich  bei  der  Ordnung  der  Blatter  ein 
kleines  Versehen  zu  Schulden  konmien  lassen,  bei  den  Foliis  247 
bis  256,  welche  richtig  geordnet  einander  so  hätten  folgen  müssen : 
247.  255.  249—254.  248.  256.     Ein   orientalischer  Leser  schrieb 

deshalb  richtig  unten  am  Rande  von  fol.  247**:  ^  (custos  folii)  ^  ^ 

^  wJLb  ^.Xi.^  0|^3   und   ebenso  auf  fol.  248^:  y  (c.  f.)  J=>'^ 

0/  \Jas>  \j3j^  JJL^  ^/  ^  V^  (sie)  jJj^  f^^^^  vJ^5-    Spuren 

einer  Kollation  des  Textes  sind  nicht  vorhanden ;  nur  finden  sich  hier 
und  dort  am  Bande  Bleistiftstriche,  welche  vermutlich  von  Warner 
herrühren.  Ob  sonst  jemand  die  Hs.  benutzt  hat,  ist  mir  nicht  bekannt. 
Der  Verfasser,  resp.  der  Redaktor  des  Werkes  nennt  seinen 
Namen  am  Ende  der  verschiedenen  Kapitel  und  am  Schlüsse  des 
ganzen  Buches,  nicht  aber  da,  wo  wir  es  am  ersten  erwarten  würden, 
in  der  wortreichen  und  schwübtigen  Vorrede.  Er  heisst  Mu^ammed 
Gäzl  al-Malatjawl  und  scheint,  wie  der  Beiname  £razl  andeutet,  mit 
den  Ungläubigen  manchen  Kampf  bestanden  zu  haben.  Aus  einer 
Stelle  in  der  Vorrede  scheint  noch  hervorzugehen,  dass  er  nicht 
von  Malatia  gebürtig  war,  doch  aus  irgendwelcher  nicht  näher 
bezeichneten  Ursache  seine  Familie  verlassen  hatte  und  dorthin 
übergesiedelt  war.  Weil  die  Vorrede  ausführlich  über  die  Ent- 
stehung dieser  Arbeit  berichtet,  wobei  auch  die  Verhältnisse  des 
Autors  zur  Sprache  kommen,  werde  ich  die  Hauptsachen  daraus 
hier  mitteilen  und  den  persischen  Text  selbst  für  diejenigen,  welche 
sich  dafür  interessieren,  abdrucken  lassen,  weil  eine  wortgetreue 
Übersetzung  unnötig  vorkommt.  Vorher  muss  ich  aber  bemerken, 
dass  sich  daraus  eine  klare  Vorstellung  über  die  Zustände,  welche 
in  Malatia  herrschten,  als  der  Autor  sich  mit  dem  Plane  seiner 
Arbeit  trug,  nicht  gewinnen  Ifisst,  weil  zwar  sehr  deutlich  gesagt 
wird,  dass  er  dort  einen  hochgestellten  Oönner  hatte  und  noch 
mächtigere  persönliche  Feinde,  doch  keine  Namen  genannt  werden. 
Damals  aber  —  denn  die  Abfassungszeit  des  Werkes  ist,  wie  aus 
dem  hier  folgenden  hervorgehen  wird,  genau  fixiert  —  regierte  in 
Malatia  ein  Sohn  des  bekannten  SelguV^^^^^^^  ^^ifiT  'Arslän,  Namens 
Mu^izz  ed-dln  ]^i§arliäh.  Jener  hatt«  nämlich  seine  Herrschaft  unter 
seine  zahlreichen  Söhne  verteilt,  wobei  Malatia  an  Mu4zz  ed-dln 
gekonunen  war.  Als  aber  der  alte  Vater  ein  Spielball  seiner  Söhne 
geworden  war,  suchte  einer  derselben,  Namens  Pflutb  ed-dln  die 
Herrschaft  an  sich  zu  reissen  und  zwang  seinen  Vater  ihm  auch 
Malatia  zu  geben,  so  dass  Mu^izz  ed-dln  sich  587  zu  $aläb-ed- 
din  begab  und  dessen  Hilfe  gegen  seinen  Bruder  und  Vater  anrieft). 


1)  Vgl.   lA  XII,   0«;   Doc.  Arm.  S.  402;  'Imftd  ed-dln   ed.   Landborg 
8.  ni  und  Ha. 


362    HmUmna^  Eine  tmbekannie  Btarbeüung  des  Jüanbäm-mSmek. 

Dieser  nahm  ihn  freundlich  auf,  gab  ihm  selbst  eine  Tochter  seines 
Bruders  ^Adü  zur  Frau  und  bewirkte  dadurch,  dass  er  nach  Malatia 
zurückkehren  und  seine  Herrschaft  von  seinem  Bruder  unbelfistigt 
ausüben  konnte.  Freilich  nur  auf  kurze  Zeit,  denn  bereits  im 
folgenden  Jahre  588  starb  sein  Vater  l^^ili^  'Arslin  und  herrschte 
im  Sel^V^i^^c^c^®  vollständige  Anarchie,  bis  es  einem  seiner  Brüder, 
Namens  Bukn  ed-dln  SnlaimänSah  gelang  wieder  das  ganze  Reich 
in  seiner  Hand  zu  einigen.  Dieser  eroberte  auch  Malatia  und  zwar, 
wie  aus  dem  Zeugnisse  unseres  Verfassers  mit  Grewissheit  hervor* 
geht,  am  19.  Bamaiän  597  (=  23.  Juni  1200),  wonach  das  ab- 
weichende Datum  bei  al-'AinI  (595)  zu  verbessern  ist^). 

Der  Autor  hatte  vor  diesem  Ereignisse,  vielleicht  von  Mu4zz 
ed-dln  selbst,  einen  Auftrag  bekommen,  nämlich  irgendeine  litte- 
rarische Arbeit  zu  schreiben.  Zehn  falsche  und  unbarmherzige 
Freunde,  auf  welche  er  Oottes  Fluch  herabwünscht,  hatten  ihn  aber 
in  eine  so  bedrängte  Lage  versetzt,  dass  er  fürchten  musste,  den 
Wunsch  seines  Gönners  nicht  erfüllen  zu  können.  Er  wollte  sich 
aber  seiner   Verpflichtung   nicht   entziehen   und   meinte,    dass    ein 

Sammelwerk   (mu.*.^Uc)   erwünscht  sei,    worin   Ermahnungen  und 

Batschläge  vorkämen  und  obgleich  er  sich  beÜÜiigt  glaubte,  ein 
solches  aus  eigener  Erfindung  zustande  zu  bringen,  schien  es  ihm 
besser,  eine  ältere  Arbeit  neu  zu  redigieren,  wie  es  auch  der 
Ma^amendichter  al-Qariri  und  Na§r  'allah  ihn  Mu^ammed  ibn  *Abd 
al-]^amid  gemacht  hatten.  Kein  Werk  schien  ihm  mehr  geeignet 
als  Vorlage  der  eigenen  Arbeit  zu  dienen,  als  das  Marzbän  -  nämeh, 
das  von  einem  Nachkommen  des  Käbüs-i-Wasmglr^  verfasst  worden 
war.  Einerseits  nämlich  enthielt  diese  Schrift  vortreffliche  Lehren, 
zumal  für  Fürsten  und  Begierende,  andererseits  entbehrte  sie  einer 
schönen  Form,  wodurch  sie  weniger  bekannt  und  geschätzt  war,  als 
sie  verdiente.  Er  entschloss  sich  also  dieses  Werk  neu  zu  redigieren^ 
wobei  die  Weise,  in  der  Nasr  'Alliüi  mit  der  Eallla  wa-Dimna* 
Sammlung  verfahren  war,  massgebend  sein  sollte.  Als  er  aber  ein 
Stück  in  dieser  Weise  bearbeitet  hatte,  überlegte  er  sich,  dass  diese 
Form  sich  für  den  Marzbän-nämeh  nicht  schicke  und  fing  die 
Arbeit  von  neuem  wieder  an,  wurde  aber  kurz  darauf  von  seinen 
Feinden  auf  eine  falsche  Anklage  hin  gefangen  gesetzt.  Er  tröstete 
sich  aber,  dass  Gott  es  dahin  führen  wiirde,  dass  ein  gerechter  und 
mächtiger  Fürst  bald  vor  Malatia  erschiene,  um  dem  Treiben  ge- 
meiner und  unwissender  Leute,  welche  dort  ihr  CJnwesen  trieben^, 
ein  Ende  zu  machen.   Dieser  Wunsch  ging  bald  in  Erfüllung  durch 


1)  Vgl.  lA  XU,  \]\,  der  über  die  spSteren  SehickMae  Ma*iB  ed-dlns  be- 
richtet a.  a.  O.  8.  trt*.     BarhebrftuB,  Chron.  ed.  Brniu  s.  484—485. 

2)  Nach  Vullen,  Lex.  II,  1426b  wttre  sa  schreiben:  Wal(mgTr. 

8)  Ma'izs  ed-dXn  hatte  damals  bereits  die  Stadt  verlasseii,  denn  aas  den 
Andeutangen  unseres  Verfassers  geht  herror,  dass  in  Malatia  Anarchie  berrsehte. 


HmUmnOf  Eine  vmbekaimte  Bearbelkmg  du  Mamban-nUlmtk,    363 

die  Ankunft  des  Snltans  Bukn  ed-dln,  welcher  sich  der  Stadt  be- 
mächtigte. Zuvor  aber  war  seine  Wohntmg  von  seinen  Feinden  ver« 
wüstet,  seine  Besitzungen  und  sein  G«ld  geraubt  und  er  selbst  nach 
Harr&n  abgeführt,  was  er  als  eine  gerechte  göttliche  Strafe  ansah, 
weil  er  seine  Familie  verlassen  hatte,  um  sich  bei  Leuten,  welche 
seinen  Wert  nicht  kannten,  au&uhalten.  Er  fand  aber  Gelegenheit 
sich  zum  Sultan  zu  begeben,  wurde  von  diesem  freundlich  auf- 
genommen und  empfing  den  Auftrag,  die  vorgenommene  Bearbeitung 
des  Marzbän-nämeh  zu  Ende  zu  führen.  Er  ersuchte  und  erhielt 
die  Erlaubnis  nach  Malatia  zurückzukehren  und  setzte  sich  eifrig 
an  die  Arbeit.  Als  er  dieselbe  beendigt  hatte,  gefiel  es  ihm,  gleich 
wie  der  Lehrer  seinem  Schüler  einen  anderen  Beinamen  beizulegen 
pflegt,  als  er  von  seinem  Vater  bei  der  Geburt  empfangen  hat,  die 
neue  Bearbeitung  des  Marzten-nameh  i^ymlS  ä^^.  zu  betiteln.  Mit 

noch  einigen  Bemerkungen  über  den  Gebrauch  arabischer  Wörter 
schliesst  das  Vorwort,  dessen  Text  ich  hier  getreu  nach  der  Hand- 
schrift einschalte. 


«JJ!   ^J^   ,^JLÄ  v^'3  ^»a^:c.>*mo  s:>S^    yJ^jS>  fji^^  ^^J^l  j.j!< 
J^  vi^jUju  l^^^t  ^yaJ^  OÜI^Ä*-    o^  h    O^^'    Cr^^ 

"^^j^  ^-*Ä^  '^-M^  'j^'  o*"^*^  ^^U-2M  ^Uji  jtj  Jw^Lä  vi>^U,^ 

5!  vtfJ^U^  JUaSJ  JatÄ>5  JU^D  Juufl^"  ^y^   v-^A--  ^5  jIj    J.Ä 
jlii^t  ^a^UU   j3  ^t    e5^j^'  ^^^l^y^    C5^l^'^   OJIaam    si^ib    2oyKA 


1)  Kor.  67,  8.  ^ 

8)  UnleBbar!  Am  Bande  steht  mit  anderer  Hand  gesellrieben:  \^j^»it^j^  (?)• 


364    Houttma,  Eine  unbekannte  Be<trbeitung  dee  MarabSn^nSmek. 


{^VjjI^I  «^'j^I  CjJf/»  V^  '^^  ^y»**  y^  /^  ks^  '^^'^  ^^ 

t^jt  vJjIjJj  v:>-yj^  |yö{  (foL  2)  y^^^  Jüj  JL».  (^L-a-ajö  0% 
JJJlj  ;JUuJI   jjÜlj  ^.AJuIj  iUlj   ^Jutj   tib^5  »JJt   Juo.  jiy- 

Ju?^  JA4-Ö  cöIAj  ^UJj?   ^jjjo  jl^  Ojä,  coLji  va-^jS   «>jj| 
j^sSj  ^  ^Ui^\  XaJ  Jj*XJ  fLLi  y  4y.Uj  Ju-ji  ^Ui-by  ^ jÄ. 

vaJ*  {jjtj  i\ji  »w>^i;  o4;  j^  gHt»  Vji  '^'-J  ****^  r*^  **^ 

o'^'  (>hI^j3  ^>^^^Ät^  er  J^l^*:»  e)>^  '^b'  ^^'^J^   vi>w5?^  vJiU 

^^4.^LwM3  wJL'^l^  ^«.^Li)    v^^L^t  (2r  v£>^  lAJL^I^.^  «>jü!<Aj 
^UÄi^t  y  y  c>^^  ^^^  Ut  ^;uJLi^^  ^j^\jJ\^  ^y^  u-^lJ^Ij 

'-^l^y  a>^  VÄ:^^JAb  ^!  Ju^y  s^^^A^  J^y  v^x>^  ^  v-^j^ 


1)  Kor.  57,  13. 


Houtmu»,  Eine  wtbekaimte  Bearheüwng  du  Manbän^nSmeh.    365 

^jj  J\  oy)  tj^^oj  ^  JsW  J^S  '^^,  '^jyo  ^y  jub  «jL. 
UiLu  ^^sjh  va^'-i-  *I-ÄJ5  ■)  ^  v^^»  '>^j-  (4*J>  J-^j^ü  3? 
<ölöl  olp.!  ^  Jjb  ^jLiu,  j,LtJj  oLüI^J^jaäLUj  Oy^  ^ 


lj«.-Ä-s«^  VMi  va^L-ai  V'^'a  ^  ^4)  jft*U>  »*«jj  jjLe-J 

(JT  j^l  oU  »35  iXjLiji  ^  v>I-.  ,^Ä>  jj/  oU»  j^Ijj  8,*» 
M  ^äÄJu  „^JLc,  Jü^L>  ÄäJuo;  iU>  JJ,  v^^  ^  ^bll  iJUfi  ^iiäit 

^y^  e)'j^  ^^^  LTi  ^i*^'  v:>.4X5»*  3J  ^»  a**=aÄ^  v^y  cr^' 

^\  J^oUT!  ^L>ö  ^L>|5  ot>l  ^U*  ^Uo  b-  Läo  U  vjüü«> 
oLL^  g^!yü>l  *:^/t  ^  ja  «sy,3l  >L5>  ^;i^  ^-  ^t  sX^^ 

'^'  &J^  k/  V^  J?  J^  "^^J  ^^  *^  VW  j^  y  ^^^;  gl^lj 
UXiü     t  JÜÖ5    ^^  J^3  ^  jx*Ä>5   ,i;^f  ^,^A.a^3  v-*x:?U  >Li> 

(joas^  c^^LfÄ  v:>^U    ^^  /«^^l;^   ^t  jbt  v^L.  i^ULiu  tJüCPt^ 

^»^M»Jül  ^1  ^  v:>wiMjt  ^   ^t   «J^lkXjo^  v,>j>^3  v:>JX^  j^L^aji^ 
v:>jliLÄm«  er  y  *^_/  *^j^  *^'  ^  J>'^  t^  vi^^lJüo  fc5>,  ^^y^ 

vy/iAÄö    -c>^y^3   «^^'v^/  gjy»  ji^^  ^jW*!5  JJ^  Js^LäJü  r,*-L05 

£*^  O^J  t^l^j'^  ^^i*  jl^'  y  v^t^  e)'*^  ^y^  -r^'  ^^'•^^ 
■»y>  c^wbUj  vl^  o'   «^^!>^^  ^l^j  J^l(5  J^Li>  JiUj  JJjU 


366    BmUgma,  Eku  vmbtkimMU  Btarbmhmg  de»  Hara&äM-MÖMflfc. 

KjLwa  v^Uj^  l»L<^  J^  yä   (foL  3) 


^b.  ^^1  Uüü  ^^  oLriUs-  g^tyü>J  jJ  >L>  ^/\  V--.  o*^ 
VWjl  v-ääjI^«"  j'  l^  '^^  »^y  v^  (^^^  ^^j  '«^^^  '^y^j 

^j:^iJüL^  ouLäJ    ^>.*Ä^Mt  y^y^  s^i^^Ju^^s   v-^b^^   c)>*^"^ 
vj^^fl^   yJyoy^   4>*^3  ^j*^  4>t^   l5j'^'^  UuLftP-  o-^"**^^ 

s:>Auuo  vL^I    ^   ö3L-:>  e5>^^   c;^U.   VJ^J  y  ^^ 
Ju4a9    ^soUi    jud^L^    JJifi    T'l'^    (sie)    ^y**^    iJU->  j^U^^  lT^''*^ 

^^ly>5  «S^  ciJjO  ^Uj  s^ 1,,*^=^  ik\o  ^5  c;^V,9  oob,  j^y 

t^vjü^L»  j>i4^  ik  0)^i^  iXÄ^  brV  -^1^^'  QÄ^^  ojCJLn^ 
jL^V^  4>^  trfisjj«^*  y  c5jy3  «^^  4r^  v^^  lH  ^  c5j«^ 


1)  Fehlt  im  Cod. 


BcnOtma,  Bku  miekamO«  Bmrbätmg  dm  MmtbSm^mSmek.    367 


****-*  er»'  O***»  *^^  *^  t5*^5  bu^j*  O*^  «>a»iU  M^t 
vjj*  -bUÜf  Ja^  J^b/  JsiWj^  Jjir,.il&j*^jl^tj|j  Jjji 

jjj  ob  y^l  IjiT  gjUj  g^jt^  JU-{  gujLaf  j|5  v3uJb/  <A»  Oj*^ 
y*äLu  vW  4>«a.  LS  OjÄ  JuW  j>»  «y»  jLIüt  jUä5  grfU«^ 

>Ö{^IX?|5  «3^y  ^iJJül  ^U-ö^  ^J  j^  c;^?  *>^  ^Lüu.1  ^Ü^ 

j  J^   *X«il-«;   ^UOj    [/  j^  ^JLci  ,^y4^  «A*ib/j*Lfe» 

i>]£w^  oJLyui  e^yu  Vj-B  >^>L<^'  e)'"'^^^^'  '^^  e)''^^^^^^^^*^ 
oÜLw  jj_i  jl   >»iipg  ow»t  «öj^   )<>Jä{  vJLjLwJ  vJL»>^  iXL^jy^s 

^  -^  jL>*M5  j^'  triyb  >*^  j^  o^j^  er  »^  ^^-ax-»^ 

yUTj  J^  Jsib  jJly  »a*3L-u  (foL  4)  ^  j^jä^  ü/  j.^  vJSLiÄt 
U  j^k>/  j^  coL?.!   j^jäj  ojl3l  j^j  J^L-^I  i^W^ls  jliä! 

JUJL.J  jub  JJte  vJt JC.J  ^yJ  jl  ,yawu  cÖJ    V^^^  --^■'  j'  LT«^ 

<iJo  j^  jfjuj^\  Out  AÄ&j'  ^g^»  o^ Juli  ui9^  jl  Opy»«j) 


368    Houtsma,  Eins  unbekannte  Bearheümng  dm  MarMbSn-nSmeh, 


Ouj^  JJÜ.  ^y^  JUit  ü^j«  JJ«:  ji^  ^j  v*«y  ^\ß  ^b  jJLpJJ 

g-e«  3^  o*^  *-^j*  y  ^  J*^  j*^  ^j  a*^  J***^-»  ««-^ 


»Uaj   iLoö   JJ^Xa^x/  Owa3  ju>    lyo  cXaaö  ^^^:^  i>Jj/  C/:^^^  !/ 


v£>wwj  (sie)  Jö«3IJu«i 

ij«^  ^*^^  ^  ^^  ^»  üjj     ^J.y:f^  J-Ls-  ^  »U  Lab- 

J^U?  j-i't*^  t5jl-*»^     J^Lj  jJijiö,  ^\£=,  ,jryy 

fcxtiJU  Jb-  y  pi^  ^  oJ^jj  jJjiJ  ^yJ  yj  jyi,  ^UL  J  ji  1/ 

Vi 

oUit  (^^;^  oiwMt   »3^  Ui3  oLa^I  f^"^  (jM-^-^  <^^  ^»ta<«}  jä 

y  Psj^  '^yo»  ^u^js  jo/  i)-cLa  v.**.*  er  ob-y  J^,  ^ 

1)  8ic!    Ist  etwa  5^^^  sa  yerbessem? 

«• 

2)  Lies:  ^^jüLwö. 


BiouUma,  Eine  wtbehumte  Btarbeitiutg  de»  ManbäimSnuA.    369 

JLüäl  jU,  JUr  jLi^  yu>^j  vJL^  luSuJ  ^y  J^iuLJU  (^bL^üu^J  iJ^jö 

ly'jCi  ^1  ^LL.  v;>9t;^  JUJot    IcXaju«    &j:i>   3^^    I^SJ^^   ^W^^^ 

0J5J  ö^y  fJ^'  *aLju  o^iUcüu^b  *iii  »:Afii  ^u  vir,  s:>-ä/ 

UiL^  v^l^  m5ÜL93    ^Li    O^JÜ>)    ^13-    Oy^oj    sX»\j  jib^    Jü^U: 

/'^  »Uj  (fol.  5)  ^U   »La   vi>or,  vi>Jr  ^>^  vX^U  OiU  yo^ 
oly>j  iXÄ  ^^Lb  vJLAät  vJj-ÄM«  jl  JujLi  v-jLäsT  O^  ü$|yil    JuJaJU 

o'-i»  j5    r,vJu*ö   j^t    *JaL.  j»\Jäi   ^J5   *1H    »yoj   _^l3    ^UaJU 

vJU  «yLfl^^  ^^  jiJLSjj  ^^5  v-*rfr«3  ^X«  J^La-  jLIs^  SAs> 
y  ^yLiu»  «)j^LäÄ*.|5  «jJu.  y  ^Liu»  Jübt  ^^yg.  Aio/  L^**-^ 


1)  Kor.  6,  4S. 

i)  Cod.  ,3^lÄM.t;. 


370    Hcmittmay  Em»  unbehamiie  BearbeUtmg  de»  MambSt^mSiimk, 


vÄ^-ixT  ^joLiüU^  luJbJU  ^^^  ^  iy>  b  t>^k>/  g^  sä^, 

mm 

iXjU  j*aäj  ya»  ^^1    \jiya^  ^»w*Äi    j^j  iswaf*  **!*•  j*  1/ 

r^ji'  i>*^  lyV  e-^  r^  o^y^  3J0  ^  ^  ^\  W  j^L>j 

^  coLil  u9j3.  jl,  ,,*ä4-ya  (jtoji  ü»jä5  f^^  U^j^  y^)  ^^^ 
JJ^.  Jj»  ^  J^\  IjJ^  f^j^  oUxJl  ^\J\  di\  ^  J^ 
KtX»  vaöj  ^^Jj^  JL*«j  JjjI  JUiM  ^yt  3I5  >»X*Jl-<^  o"-^' 
.XoJU  (JlO  Jya».  fJ^M-j  L^iLOi  atft  ixIä  ^\  Lxm  «;*aXäj 

.i.«uüt3  \;^j  ^Lit,  LL>r,  jo.toJi  v^Jj  u«,j^  ^.«*»  j<  o' 
fO^  ^ji»  f::is^\  e^^Ab  r^  ^A*  "^^^  *^  vk«*^  «>^ 

vjjoUj  iüUa«j   »J3lj  va**JjJ  ^53j,!l   sa*jUft  j:©"  y  ^vXjJ  ijUaL. 

JLmXa  ^jlfjiäi  J^iJos  J^*^  ^1-*  J^^  *>^j*>^  y"  «J> 


^yä.  cäX:>  J-mi«3j  v»:,y  JwXJ  oIäjI,  o«^  i»j;t  (»JL^Sj 
j*^  jft**»  ly  "^  *J:-»JtJ  ,y  kXÄ  *ib  ^]y>-  JU»b  J>«-.j^  er 


HouUmaf  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzbän-nSmeh,    371 

^Ui  U  ^J^  ^[äIL  ^^yLi  o3IAj  j!^  ib  ^^yoA  ^yo  jl  ^y  U 

^  i^  uiub  ^t^iXy.!  Lo  v:>I>  o^^aö-  gUIoAöbj  (fol.  6)  j/  Job 

— — —  «■ 

!/•  J^l^    i^twXAO    ^JOJ^'  jO    »U^L«^    »bi    ^1    >jJo\yj:,    ^j^ 

jjLÄ  /«^^^  r^'^  *-*^  o^J  ^^^"^  tJ^A^^>aj 

va4:>  jJT  aä^Lj  ^JjLß  cX^bi  J^Lia»  v^Lb  y  »Ui  jj^  JciäJ  ^^^jJ^ 
J-ilj  «- j-ÄJu*   ^5^^*-==^  W  «^   iOu*.l^    ojL>t    co^    ujU^  j.Uj! 

vUr  ^.Ujb  ^j^^  Ju|;  Ju!y>  ^iJLixr  jb  *llt  L^  «üJaUi  g.--A;u 

dl!  j^  iu^  ^to  ^  r, vL^  r^^'  r^^  *^^^^  o-^  J^^ 

,.jb  (jsojs^  Jo\j>  ji  ^t  e^AÄ/>  J>U«3  ^^^A«^  J,bu«3  ^^T^b>  ^jXäj 

oJLyi239    Oj^b«M«3     sLm    V£;J^<J^    ^IÄ^    sXjJlX^    ^>o3^»J    ^^ÜÜuMt    ^t 

^y?>J  '^J/  O-r^  c^-^K^j^«^   »cXcLäj  ^*AXä  j^jUj  J.J/  j.U:i  !yt 

iyü  ^»^  j^b  «iL^  ^,Aj  1^1  y  ^/>Läj  jOa^  3'  vii^!>  4^^ 

^/  jL-^'  ^^3  jLtiä«  .Lrt^  v^  c)'^  ^*  ^j'^  ^!i;'  e5>Äi  1,3» 
^b  sJujJX  j,b/»5  v^aaLJ  j,L«-«  ^IlXj  \jU^  ^bjy«  ^^^^  ^  er 

l/  r^  c5j^3  Lj^'  ^j"^^  i^J  j'  J^^5  ^^'^  ^^^-^^  j'  e5jL^ 


Bd.  Ln.  25 


372    HovAgmay  Emß  unbekannte  Bearbeitung  des  Marubat^^iiämek, 

Ö^  »Li  t^iLaa»  jLy>  ^l/i  u^'y^  »V^  »l-Ä  Jj^  ^^^  ^\  jl 

^ji  vy^i  ^^jb-  Jjyi  gji  ji  r,  ^y.i«u  vxJLJLr  ^  jujuui  ,^^l 

vi:/^LÄ)l3  **jV5  crlr^i  jA^^i  si>^Lj  3^v>  juib  t5^jUj  ^jLj  J^Lftil 

^«j9  ^U^ÄJU  Ij  JLäsI  otjjj  ^yl  j5  ,^*.  ^^l5  »i^  j^a^  !/' 
vLja'  ^^^J  jjLsu  /Ij  (foL  7)  iXüJju  ^JOi  ^^t  0^.»^  lytvXxi::-«^ 

JUj  j^^b  Jw>a«  ^yy>5  JOib  ^^Jü^  {yfo^b  iJÖ^  ,^Ü  >6y 

CJJ^  «:^T  £Aä^5  jÄ»;5  tiy=»s  j»  c^y  ^  *:üS^bj^  Ua^  ^1 
*x«,^  ooU  jt  jüüb/i  ü*-**^  a4>  y '  '^^r*  ^j*-*^  »«Muj 

jJlÄ  OÜ^mJ  i^kAi«   v_»Ää)   eJüü 

c5^  «■>^  J[y*^  »M^aJt   ijjbiut  er  vi^J-ya»  vä^jL^j  «>^  va^U   *:^ 

jy^  OJ^  *^"^  e^-r*  '^^^  si>J>U^  ^2^jj  vi^  i>-^'  j'  bt^W 

»Ait^    C53'-^    ^;W^    (j;;'-^'    l5^^    JUitJcj    OÜuUj    i>jJ> 

j  VL^  ^5  ^^^JU^  J^LäJI^  ^)^^  o^bx  ^^^  ^ 

XÄb     «iUit      ^^    ^.1     |;^^/l    ^jJ    ,^1    ^     i^ti 

1)  Cod.  ^^. 


Houttmaf  Ems  unb^eannte  Bearbeiiung  des  MarMbän-nämeh.    373 


o'  ^y^  ^J^  O^V  f^^  "^  Vr^  ^  V^  j'  /'-5  ^^ 
^yri  i^LyÄ^t  ^^^-  L^I^5  Jül  *jar  ^  3yi  ojL;  ^^I  vJü^^ 

t/J   c\>ily^    ^-^^j^  CnXx'u»^  «oJLucad  sf^i^Lju«^  ^^\^X.s>  yJLajX^ 
gJ'L-*w«  ^J^3  vii^^^^  ^yh  f^  a'^^J/  '^  '^^  vi^Li^  jt   t-XÄjt 

^  'j^  \JJ^\  va-w^i  OUiT  JUüÜt  ^oT  ^«fj  ^Uft»  jUi  jt  ^'^ 

•^jlr*  c5^  j*  **  ^j'^  H^  jr*'  r*V*"  j*  J°^  "^^^  o^-  '^^i 

r'Hj'i  '^^'^  ...U-^   vJ,tj3   v^;^   '^J^jJ 


cXälÄej  Ui>  cXcUUy  «AA^Xit  ^i  w^aXäjj  w^Ljj  Jjm^  j^j^^ 

VWj'3  J^L-as  v^^'^  t3u!j/3^Lo  ^IXi  g^LL^  ^b^  z^^^  ^ 

«;UiaJL-    ^^^3    ^^5^^"^    ^    k5^^  )^  3'    ^J^  J^^^   ^^J^    ^*^ 
ijü  jjjj  ojUej   Juü»  tU»  <j«;J5J  ^5^Lc|s  -Jy'j  jHj»-  kS^  J^i 

^\jj\    j^-    vp«   ^is   ^^  &^  J^  t^  ^^S  J^-^ 


Es  fUlt  auf,  dass  in  dieser  langathmigen  Vorrede  so  wenig 
von  der  vom  Redaktor  benutzten  Vorlage,  vom  ursprünglichen 
Marzbän-nämeh  gesagt  wird;  mehr  noch,  dass  in  der  sehr  kurzen 
Erwähnung  dieses  Buches  als  Autor  desselben  ein  Nachkomme  von 
Käbüs-i-Waämgir  genannt  wird,  der  bekanntlich  von  366—403  A.  H. 

25* 


374    HauJtsma,  Eine  unbtkannU  Bearbeitung  des  Marzbän-nämeh. 

regierte.  Diese  Angabe  ist  jedenfalls  ungenau,  denn  wir  wissen 
aus  dem  in  dieser  litterarischen  Frage  gewiss  zuverlässigen  Käbüs- 
nameh'),  dass  der  Autor  Marzbän  b.  Bustam  b.  Sarwln  war,  welcher 
um  ungefähr  300  anzusetzen  ist,  weil  dessen  Vater  im  Jahre  273 
der  Higra  die  Regierung  antrat^),  um  diese  einander  widersprechen- 
den Angaben  mit  einander  in  Einklang  zu  bringen,  Hesse  sich  ver- 
muten, dass  das  Marzbän -nämeh,  dessen  Ursprung  sich  bis  in  die 
Zeiten  der  späteren  Sasaniden  verfolgen  lässt,  mehr  als  einmal  von 
verschiedenen  Autoren  bearbeitet  worden  ist.  Als  die  beste  be- 
kannte Becension  wäre  sodann  diejenige  des  Marzbän  zu  betrachten, 
indem  unserem  Verfasser  die  jüngere  Becension  vorgelegen  hätte. 
Denn,  wie  wir  unten  ausführlich  darthun  werden,  sind  die  Unter- 
schiede zwischen  der  Becension  Sa^ds  und  derjenigen  unseres  Ver- 
fassers bedeutend  genug  um  zwei  verschiedene  Vorlagen,  wonach 
beide  gearbeitet  haben,  zu  postulieren.  Mehr  als  eine  Vermutung 
ist  dies  aber  nicht;  es  lässt  sich  ja  sehr  gut  begreifen,  dass  unser 
Bearbeiter  sich  in  der  Nennung  des  Namens  des  Verfassers  geirrt 
und  fälschlich  den  Prinzen  Marzbän  für  einen  Nachkommen  des 
berühmten  Käbus-i-Wt^mgir  gehalten  hat.  Vielleicht,  dass  das 
bibliographische  Material,  welches  nach  den  Andeutungen  Doras 
und  Schefers  in  der  Becension  Sa^ds  enthalten  sein  soll,  doch  von 
diesen  beiden  Forschem,  leider,  nicht  näher  bekannt  gemacht  ist^ 
ausreicht,  um  auch  diese  Frage  zu  entscheiden.  So  lange  dies  nicht 
veröffentlicht  ist,  wird  es  auch  geraten  sein  über  die  Quellen  des 
Marzbän -nämeh  eine  vorsichtige  Zurückhaltung  zu  beobachten,  ob- 
gleich bereits  eine  oberflächliche  Vergleichung  mit  der  Kaltia  wa 
Dimna-Sammlung  die  Verwandtschaft  beider  unzweifelhaft  macht 
und  ich  es  oben  als  ganz  sicher  hingestellt  habe ,  dass  auch  das 
Marzbän -nämeh  zunächst  bis  in  die  Zeiten  der  letzten  Sasaniden 
zurückreicht.  Aus  unserer  Bearbeitung  des  Marzbän -nämeh  lassen 
sich  jedenfalls  keine  direkten  Zeugnisse  für  solche  Vermutungen 
entnehmen. 

Zur  Vervollständigung  der  Angaben  der  Vorrede  sei  noch  be- 
merkt, dass  dem  Schlussworte  des  Buches  zufolge  die  ganze  Arbeit 
beendigt  wurde  am  1.  Mu^arram  598  (1.  Okt.  1201). 

Über  den  Verfasser  und  dessen  sonstige  litterarische  Th&tigkeit 
können  wir  noch  folgendes  mitteilen. 

In  der  Königl.  Bibliothek  zu  Berlin  findet  sich  eine  Abschrift 
einer  späteren  Arbeit  desselben,  welche  im  Kataloge  der  persischen 
Handschriften  von  Herrn  Prof.  W.  Pertsch  unter  Nr.  996  (2),  s, 
966  beschrieben  ist.  Durch  die  ruhmwürdige  Liberalität  der  Ver- 
waltung der  Königl.  Bibliothek  war  es  mir  gestattet,  die  Hand- 
schrift in  Utrecht  zu  vergleichen,  wofür  ich  hier  den  gebührenden 
Dank  abstatte. 


1)  Vgl.  S.  16  in  der  französischen  Übersetzung  von  Qaeny. 

2)  Schefer  a.  a.  O.  S.  194;  Muna^^im-BwT,  Ta'ricb  II,  8.  f.^. 


HatUmna,  Eine  uiUfekannte  BearheUung  des  Marzbän-nämeh.    375 

Diese  Schrift  fuhrt  den  Titel:  «Jl.^l  ^^fVJLo^  «j'^t  Juy  und 

enthält  eine  Anzahl  arabischer  Aussprüche,  welche  vom  Propheten, 
von  den  vier  ersten  Chalifen  und  von  Weisen  überliefert  sind,  woran 
sich  noch  20  arabische  Sprüche  reihen.  Diese  stellen  den  Text 
des  Werkes  dar,  welchen  der  persische  Bearbeiter  ausführlich  in 
seiner  Muttersprache  paraphrasiert  und  mit  dazu  passenden  Er- 
zählungen ausschmückt.  Woher  er  diese  Erzählungen  entnommen 
hat,   sagt  er  nicht;   sie   werden  gewöhnlich  einfach  eingeleitet  mit 

den  Worten:  tS  Jot  sJ,»!  .-«aJLi»,   und  beziehen  sich  in  weitaus 

den  meisten  Fällen  auf  Ma^pnüd  den  Ghazneviden,  Käbüs  ihn  WaSm- 
gir  und  andere  bekannte  Persönlichkeiten.  Das  meiste  davon  dürfte 
bereits  aus  anderen  Anekdotensammlungen  genugsam  bekannt  sein; 
ich  habe  mir  nur  ein  paar  Greschichten  notiert,  welche  mir  unbekannt 
vorkamen.  £[ier  sei  aber  bemerkt,  dass  der  Autor  9>n  zwei  Stellen 
auch  seiner  früheren  Arbeit,  des  Marzbän-nämehs,  gedenkt.  Die 
erste   findet  sich  foL  86b  der  Handschrift,   wo  darauf  hingewiesen 

wird,  dass  vorher  die  Schrift  iyÄxi\  K^*j  zu  Ehren  des  Selguken 
Bnkn  ed-din  abgefasst  worden  war;  die  zweite  findet  sich  fol.  96a 
und   lautet   folgendermassen :    j^iiLj  »JuUi  ^'3-  ^^\J  ^Lc  ^^iy^ 


ouJu^-  fS  5^U  ^bjy«  v^  u-*^  ^'^  0^3^  LT^  *^ 
^.y  y   O^  ^\jh  J^jA^  JuLflS  w-^  ÄiCil  jt  bUoLj  ^^,1^  cj^^^LaJ 


.^t  JüU.   Man  sieht,  dass  die  Bescheidenheit  nicht  zu  den  Tagen- 

den  unseres  Verfassers  zählt');  zu  seiner  Entschuldigung  sei  bemerkt, 
dass  er  durch  den  Hinweis,  wie  berühmt  Rukn  ed-din  durch  das 
ihm  gewidmete  Marzbän-nämeh  geworden  war,  den  Sultan,  dem  er 
diese  neue  Arbeit  widmete,  zu  grösserer  Freigebigkeit  zu  verlocken 
suchte.  Er  schrieb  nämlich  diese  Schrift  im  Jahre  606,  am  1.  Rabi*  I 
(=  3.  Sept.  1209)   und   zwar  in  der  Stadt  Siwäs,   als  der  Sultan 

al-äälib  ^Izz  ed-dln  Kaikäwüs  ihn  Kaichusrau,  dessen  Lehrer  ( j'jL.^!) 

er  war,  die  Herrschaft  antrat  (^jiJCJLlaJL«  oyi'w-^  ^^Uj  ^o),  wie  die 

Überschrift  der  Handschrift  aussagt  und  die  Unterschrift  bestätigt 
Dieses  Datum  ist  für  die  Chronologie  der  Selguken  Bums  wichtig 


1)  VgU  oben  in  der  Vorrede  unseres  Bnches  8.  S69. 


376     HouirnnOf  Ein»  unbekannte  Bearbeitung  des  Mar^bän-nSmek. 

und   dürfte   die   endgültige  Entscheidung  bringen  in  der  bis  jetzt 
noch  nicht  ausgemachten  Frage,   ob  Eaikäwüs  i.  J.  606  oder  607 
angefangen  hat  zu  regieren  und  zwar  zu  Gunsten  ersteren  Datums. 
Bereits  vor  vier  Jahren  habe  ich  aus  anderen  Gründen  ebenso  das 
Jahr  606   als   das   richtige  Datum  erkannt^),   bin   aber  wiederom 
daran  irre  geworden,  als  Herr  Huart  in  seiner  Ausgabe  selgukischer 
Inschriften   unter   Nr.  22  und  55    deren  zwei  mitteilte,   worin  die 
Jahreszahl  607   und  als  Name  des  regierenden  Sultans  Eaichusrau 
erwähnt   wurden*).     Ich   sehe   mich  jetzt  aber  verpflichtet,   dieses 
Geständnis  zurückzunehmen   und   wiederum   die   früher   verteidigte 
Ansicht  aufrecht  zu  halten,  weil  es  undenkbar  ist,  dass  der  Verfasser 
sich  in  der  Jahreszahl  geirrt  hat,  xmd  hingegen  sehr  wohl  möglich, 
dass  der  Steinmetz  aus  irgendwelcher  Veranlassung  ein  unrichtiges 
Datum   angebracht   hat,   umsomehr,   weil   die   Jahreszahl  606   auf 
einem    von    Galib    Edhem^    publizierten    Dirhem    sich    vorfindet 
Wenn   Herr  Prof.  Pertsch   in   der  Beschreibung   der  Hs.  a.  a.  0. 
bemerkt,  dass  das  Datum  der  Hs.  nicht  stinunt  mit  der  Thatsache, 
dass  Kaikä¥ras  nur  ein  Jahr  (609 — 610)  regierte,  so  liegt  hier  ein 
Versehen  vor,    dessen  Ursprung  mir  unbekannt  ist,   denn  es  steht 
fest,   dBSS  Kaikäwüs   bis  616    regiert   hat,    obgleich   die   Angaben 
zwischen  615,  616  und  617  variieren.     Weder  der  frühzeitige  Tod 
Rukn  ed-dlns,   noch   die   darauf   folgenden  Thronstreitigkeiten   im 
Selgu^oi^^i^^h^    änderten    also   etwas    in   der   Stellung   Mu];^ammed 
öäzts;    er  wurde   auch    von    dem   nachherigen   Sultan   Kaichusrau 
(600 — 606)  gut  aufgenommen  und  mit  dem  Unterricht  des  jungen 
Prinzen  Kaikäwüs,  speciell  in  der  arabischen  Grammatik,  beauftragt. 
Von  seinen  späteren  Schicksalen  ist   mir  nichts  bekannt;   auch  als 
Schriftsteller  scheint  er  ausser  den  beiden  hier  besprochenen  Schriften 
nichts  produziert  zu  haben,  ausgenommen  vielleicht  eine  elementare 
arabische  Grammatik,  worauf  in  der  Vorrede  der  Berliner  Hs.  eine 
Anspielung   vorkommt.     Dass   er   die    arabische   Sprache   sehr   gut 
verstand,   zeigen  seine  persischen  Arbeiten,   welche  von  arabischen 
Wollten  und  Citaten  strotzen:  vielleicht  war  das  eben  die  Ursache, 
weshalb  seine  litterarischen  Arbeiten  so  wenig  bekannt  und  populär 
geworden   sind,    dass   sie,    soviel   mir   bekannt,    nirgends   erwähnt 
werden   und   nur   zuflUligerweise   in   zwei   Hss.  (beides  Unica)   auf 
uns  gekommen  sind.     Auch  Sa'd  al-WarawInl  hat  die  einige  Jahre 
vorher  publizierte   Bearbeitung  seines   Vorgängers   augenscheinlich 
ebensowenig    gekannt   als    ihn  ^ArabSah.      Ihr   Schweigen   darüber 
würde  allerdings  bei  den  freien  Begriffen  über  litterarisches  Eigen* 
tum  wenig  beweisen,   doch  es  genügt  eine  der  von  Schefer  publi- 
zierten Erzählungen  mit   der  korrespondierenden  unseres  Verfassers 


1)  Verslagen  en  Hededeelingen   der  Kon.  Ak.  v.  Wetenscb. 
Amsterdam  1893,  8.  143. 

2)  Wiener  Zeitsch.  fUr  die  Kunde  des  Morgenl.  1897»  8.  S94. 

3)  Essai  de  numismatique  seldjoukide   8.  t*^,  Nr.  U. 


HcuUmay  Eine  unbekannte  Bearbethmg  du  Marabän-nämth,    377 

zu  yergleichen ,  um  den  Verdacht  eines  Plagiats  abzuweisen.  Das- 
selbe Ergebnis  werden  wir  finden,  wenn  wir  den  Inhalt  des  ganzen 
Werkes  bei  Sa'd  und  bei  Mu^ammed  ö&zi  ins  Auge  fassen;  jener 
bringt  nach  den  Angaben  Schefers  nur  44,  dieser  90  Erzählungen. 
Das  Inhaltsverzeichnis  der  Fäkihat  al-Chulafä  bei  Chauvin 
macht  zwar  79  Nummern  namhaft,  doch  das  Plus  dieses  Werkes 
ist  nicht,  oder  höchstens  nur  für  einen  verschwindend  kleinen  Teil 
aas  MiOMmmied  ääzis  Sammlang  entnommen,  weU  nur  sechs  Er- 
Zählungen  in  beiden  Werken  vorkommen,  welche  nicht  bei  Schefer 
genannt  werden,  wobei  es  imgewiss  bleibt,  ob  sie  von  Schefer  über- 
sehen worden  sind,  oder  nur  zufälligerweise  in  den  ihm  zu  Gebote 
stehenden  Hss.  fehlten.  Es  ist  also,  wie  schon  oben  S.  374  bemerkt 
wurde,  von  vornherein  wahrscheinlich,  dass  die  beträchtliche  Ver- 
schiedenheit der  zwei  persischen  Bearbeitungen  auf  eine  nicht 
weniger  grosse  Verschiedenheit  des  beiden  zu  Grunde  liegenden 
Urtextes  zurückweist.  Eben  deshalb  scheint  es  der  Mühe  wert, 
hier  eine  genaue  Inhaltsangabe  der  Leidener  Hs.  mitzuteilen,  wobei 
wir  die  Erzählungen,  welche  auch  bei  Schefer  und  Chauvin  ver- 
zeichnet sind,  nur  kurz  angeben  und  auf  die  betreffenden  Nununem 
bei  diesen  beiden  Forschem  hinweisen,  indem  wir  diejenigen,  welche 
hier  allein  vorkommen,  etwas  ausführlicher  charakterisieren.  Ehe 
wir  aber  daran  gehen,  wird  es  notwendig  sein,  etwas  über  die 
Rahmenerzählung  und  die  Eapiteleinteilung  mitzuteilen,  denn  auch 
hierin  herrscht  keine  vollständige  Übereinstimmung. 

Die  von  Schefer  beschriebene  Becension  ist  eingeteilt  in  neun 
Kapitel,  diejenige  der  Leidener  Hs.  zählt  deren  elf,  oder,  wenn  wir 
das  vierte  und  fünfte,  welche  zusammengehören,  für  eins  rechnen, 
jedenfalls  zehn.  Das  zehnte  imd  letzte  Kapitel  fehlt  nämlich 
gänzlich  bei  Schefer  und  ist  auch  völlig  verschieden  von  dem 
zehnten  Kapitel  der  Fäkihat.  Ausserdem  stimmt  das  erste 
Kapitel  bei  S.  mit  dem  zweiten  in  unserer  Redaktion  und  um- 
gekehrt, was  um  so  wichtiger  ist,  weil  dadurch  die  Rahmenerzählung 
eine  abweichende  Gestalt  bekommt. 

Das  erste  Kapitel  hat  die  Au&chrift:    sJ^^l^  irf5ULji  u^b  und 

berichtet   folgendes:    Ein    alter    König    von    Mazandarän    (bei    S. 

oiJ^ljLJ  genannt)  fühlt   den  Tod  herannahen,   und   richtet   seine 

letzten  Ermahnungen  an  seine  sechs  Söhne.  Darauf  entspinnt  sich 
ein  Gespräch  zwischen  dem  Vater  und  einem  der  Prinzen,  welcher 
das  Vorhaben  äussert,  in  der  Zurückgezogenheit  nur  für  die  künftige 
Welt  zu  leben,  doch  das  Bedenken  macht,  dass  seine  Brüder,  deren 
Vorzüge  er  übrigens  anerkenne,  nach  dem  Ableben  des  Vaters  ohne 
eine  tüchtige  Leitung  auf  Irrwege  geraten  werden ;  der  Vater  ant- 
wortet hierauf,  indem  er  auf  seine  Freunde  hinweist,  und  speziell 
auf  einen,  der  sich  in  ChorasSn  befindet  und  gewiss  den  Prinzen 
den  besten  Rat  erteilen  wird.  Der  Prinz  sucht  dann  darzutun, 
dass  auf  Freunde  öfters  kein  Verlass  sei;   beide,  Vater  und  Sohn, 


378    Soutsma,  Eine  unbekannte  Bearbeitung  de»  Martbän^nämek, 

sind  bestrebt  ihre  Behauptungen  durch  zweckdienliche  Erzählongen 
zu  beweisen.  Am  Schluss  des  Kapitels  wird  erzählt,  wie  der  greise 
Yater  stirbt  und  dessen  ältester  Sohn  ihm  in  der  Regierung  folgt, 
ohne  dass  die  Unterredung  zu  einem  Ergebnisse  geführt  hat 

Das  zweite  Kapitel  enthält  die  Fortsetzung  der  Geschichte  mit 

der   Aufechrift:   (ji,oly  ^33  b  »j|j«5üU  b^'JL«  v^L.      Der   neue 

König  hat  nämlich  einen  verräterischen  und  heuchlerischen  WazTr, 
der  das  Reich  zu  Grunde  richtet  und  nur  den  weisen,  in  der 
Zurückgezogenheit  lebenden  Bruder  des  Fürsten  fürchtet,  den  er 
deshalb  zu  yerderben  sucht.  Dieser,  welcher  die  ihm  drohende 
Gefahr  voraussieht,  will  aus  dem  Lande  weichen,  lässt  sich  aber 
durch  die  Reichsgrossen  überreden  ein  Buch  zu  schreiben  mit 
weisen  Ermahnungen  und  Beispielen,  welches  geeignet  wäre,  den 
König  zum  Nachdenken  zu  bringen.  Als  dieser  davon  hört,  berät 
er  sich  mit  seinem  Wazir,  ob  er  das  Vorhaben  seines  Bruders  gut- 
heissen  soll  oder  nicht.  Jener  antwortet,  dass  die  Anwesenheit 
des  Prinzen  dem  Lande  nur  Verderben  bringe  und  bittet  um  die 
Erlaubnis,  ihn  vor  seiner  Abreise  in  einer  öffentlichen  Audienz  der 
Heuchelei  und  der  Unwissenheit  zu  überführen.  Der  König  erklärt 
sich  damit  einverstanden,  und  in  dem  folgenden  mit  Erzählungen 
illustrierten  Gespräche  zwischen  dem  Prinzen  und  dem  WazTr, 
besteht  jener  siegreich  die  Probe,  sodass  alle  Anwesenden  in  laute 
Klagen  gegen  den  WazTr  ausbrechen  und  dieser  in  Ungnade  ftUt 
und  ins  Gefängnis  abgeführt  wird.  Darauf  folgt  ein  längeres  Stück 
(fol.  52 — 70),  worin  meistens  der  Prinz  redet  und  allerlei  weise 
Ratschläge  und  Bemerkungen  vorbringt  mit  vielen  eingestreuten 
kurzen  Versen  und  Vergleichungen,  doch  ohne  längere  Erzählungen, 
welche  vielmehr  erst  in  den  folgenden  Kapiteln  enthalten  sind. 

Die  Kapitel  in — IX  bringen  nämlich  eine  grosse  2^hl  Er- 
zählungen, welche  wieder  in  Rahmenerzählungen  eingefügt  sind. 
Wir  brauchen  aber  diese  Rahmenerzählungen  hier  nicht  ausführlich 
zu  beschreiben;  im  allgemeinen  stimmen  sie  mit  den  korrespondie- 
renden in  der  Recension  Schefers  überein.  Wir  begnügen  uns  also 
mit  dem  Verzeichnisse  der  Kapitelaufschriften : 

in.  üb  ^,1^  Lj  ^U;b  yJ;^j\  v'u  (£  70—87). 

IV.  ^yjj  L  j^Ly  ^  »Jä'-U   (f.  87—98)  und   dazu  als 

Anhang :_jjj  L  ^-oJ  »^bU^  o>-^«J  (f-  98—106). 
V.  ^U-.5Jj  »-ob  U^  (f.  106-142). 

VI-  ^ijyi  -4^15  VW  (f-  142-186). 
VII.  ^.,^  ,U  b  ^.ySjiJi.  b'-ä  vW  (f-  187—216). 


L 


HonUma,  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Mambän-nämeh,    379 

Vm  J^'^  ^^y>3  JSj^^  ^  U^  (f.  217-238). 

IX.  j^r^\j\^  /JSi^  V^  VL^  (^-  238—270). 

Das  zehnte,  nnr  in  unserer  Redaktion  vorhandene  Kapitel 
föhrt  die  Aufschrift :  Li^j  \j!*-^\  b  v:>^wjCo  «5JL«  »^ J .     Der  hier 

vorkommende  Namen  des  Königs  findet  sich  bei  Schefer  schon  im 
zweiten  Kapitel,  wo  der  Held  der  darin  enthaltenen  Erzählung  ihn 
führt  Auch  andere  hier  gebotene  Namen  mögen  zum  alten  Be- 
stände des  Marzbän-nämeh  gehören,  doch  sonst  macht  das  Kapitel 
den  Eindruck,  eine  muhammedanische  Zugabe  zu  sein.  Die  frommen 
Mohammedaner  yermissten  nämlich  in  dem  alten  Buche  den  Hin- 
weis auf  die  göttliche  Belehrung,  welche  Gott  durch  die  Propheten, 
besonders  durch  Muhanmied,  den  Menschen  erteilt  hat.  Dieses 
Kapitel  ist  bestimmt,  diese  Lücke  auszufüllen.  Die  Bahmenerzählung 
ist  unbedeutend:  Kömg  Nikbacht  sieht  die  Bildnisse  früherer 
Könige  auf  Brokatteppichen  gestickt  und  lässt  sich  die  Geschichts- 
bucher bringen,  um  sich  über  ihre  Geschichte  belehren  zu  lassen; 
dadurch  wird  er  zur  Betrachtung  der  Nichtigkeit  irdischer  Grösse 
geführt  und  bespricht  sich  darüber  mit  seiner  klugen  Frau  Jona. 
Da  wird  es  ihm  deutlich,  dass  wahres  und  dauerhaftes  Glück  nur 
in  der  Zufriedenheit  und  im  zukünftigen  Leben  zu  suchen  sei,  und 
dass  nicht  weltliche  Weisheit,  sondern  allein  die  von  den  Propheten 
geoflfenbarte  Wahrheit  dem  Menschen  die  notwendige  Führung  biete. 
Wie  überall,  so  müssen  auch  hier  verschiedene  Geschichten  die 
Richtigkeit  dieser  Ansicht  erhärten;  doch  tragen  diese  hier  ein 
eigentümliches  Gepräge,  weil  die  sonst  so  beliebte  Tierfabel  hier 
sehr  selten  ist,  um  so  häufiger  dagegen  Asketen  und  Philosophen 
auftreten. 

Im  folgenden  geben  wir  das  Inhaltsverzeichnis  der  im  ganzen 
Buche  enthaltenen  Geschichten  und  Erzählungen. 

Kapitel  I  =  Schefer  H  =  Chauvin  II. 

1.  Der  Mann  und  die  Schlange  =  S.  1^),  Ch.  8. 

2.  Der  kluge  Jüngling  =  S.  2«),  Ch.  9. 

3.  Die  Hindin  und  die  Maus  =  Ch.  10. 

4.  Das  Wildschwein,  die  beiden  Füchse  und  die  Bärin.  Fehlt 
bei  S.  und  Ch.  —  Inhalt:  Eine  trächtige  Bärin  flüchtet  sich  aus 
Furcht  vor  den  Jägern  in  einen  Wald,  worin  ein  Wildschwein  die 
Herrschaft  fuhrt,  und  weiss  sich  bei  ihm  einzuschmeicheln.  Ver- 
gebens warnen  zwei  Füchse,  Freunde  und  Ratgeber  des  Wild- 
schweines, vor  der  gefährlichen  Nachbarschaft,  und  als  sie  deshalb 


1)  Schefer  a.  a.  O.  hat  allerdSogs  „da  labourear  et  de  la  foirml",  doch  ich 
betrachte  es  als  sicher,  dass   .^   (»  foormi)  aus   .L«  Terlesen  ist. 

2)  Der  Text  ist  abgedruckt  ebenda  IaI — Ia*1. 


380    HauUma,  Eine  unbekannte  BearbeUung  des  Marzhän-nämeh. 

den  Untergang  ihres  Herren  voraussehen,  schliessen  sie  mit  der 
Bärin  Freundschaft.  Diese  hat  indessen  zwei  Junge  geworfen  und 
als  diese  herangewachsen  sind,  fallen  sie  mitsamt  den  beiden  treu- 
losen Füchsen  nach  einem  Wortwechsel  über  das  Wildschwein  her 
und  töten  es. 

5.  Der  einer  widerlichen  Krankheit  bezichtigte  WazTr  = 
S.  3,  Ch.  11.     (Der  Wazir  heisst  hier  »y>^.) 

6.  Der  König  von  Babel  und  dessen  Sohn  =  S.  4  (der  Text 
ebenda  S.  IaI— tAi),  Ch.  12. 

7.  Der  Kamelreiter  und  der  Diw  =  S.  5,  Ch.  13. 

8.  Die  Ente  und  der  Fuchs  =  S.  6,  Ch.  14. 

9.  Der  treue  Freund.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt :  Ein  Ein- 
wohner von  Balch  ist  sehr  befreundet  mit  einem  Sigistaner  und 
empfiehlt  diesem  bei  seinem  Ableben  seine  Söhne.  Einer  von 
diesen^)  begegnet  eines  Tages  in  der  Wüste  dreien  Männern,  welche 
uneinig   sind   über   die  Frage,   wer   mächtiger   sei:    das  Licht  der 

Welt  (^,L^  »j>>)»  ^^^  Unterhalter  der  Welt  (^U  ^[s>)  oder 
der  Todesengel  (..^U.^^  [J^^)-  ^^^  Jüngling,  dem  sie  die  Ent- 
scheidung anheimstellen,  spricht  zu  Gunsten  des  letztgenannten, 
worauf  sich  herausstellt,  dass  die  drei  Männer  eben  diese  Persönlich- 
keiten sind.  Der  Todesengel,  erfreut  über  den  ihm  zuerkannten 
Vorzug,  sagt  dem  Jüngling  die  Erfüllung  einer  Bitte  zu;  dieser 
bittet,  dass  er  statt  seiner,  wenn  die  Todesstunde  für  ihn  gekommen 
sei,  sonst  jemanden  hinwegnehme.  Der  Engel  erklärt  sich  damit 
einverstanden.  Als  aber  der  Jüngling  dem  Tode  nahe  ist,  sind 
weder  die  Mutter,  noch  die  Brüder,  noch  die  Frau  bereit  für  ihn 
in  den  Tod  zu  gehen,  bis  endlich  der  Freund  seines  Vaters  sich 
sogleich  bereit  erklärt.  Der  Todesengel,  über  dessen  Treue  erstaunt, 
schickt  ihn  aber  heim  und  schenkt  ausserdem  auch  dem  Jünglinge 
das  Leben. 

10  und  11.  Zwei  miteinander  verbundene  Erzählungen  von 
falschen  Freunden  =  S.  8  und  7,  Ch.  15  und  16. 

Kapitel  11  =  Schefer  I,  Chauvin  I. 

12.  Hanbui  und  Äahak  =  S.  1  (Text  ebenda  S.  tv*l— Iva). 
Ch.  2. 

13.  Bahräm  Gür  und  die  Tochter  eines  Dihkäns  =  S.  2,  Ch.  4. 

14.  Der  Wolf  und  die  beiden  Lämmer «)  =  S.  3,  Ch.  5. 

15.  Der  voreilige  Sohn  eines  Mobeds.  Fehlt  bei  S.  und  Ch. 
Lihalt :  Eine  schöne  und  geistreiche  Sklavin  wird  von  Chusrau  sehr 
geliebt.     Eines  Tages  aber,  als  er  mit  ihr  scherzt,  versetzt  sie  ihm 


1)  Der  Text  hat  einfach :    ^ J^JLJl ,  als  ob  der  Vater  selbst  gemeint  wilre 
was  aber  weder  mit  dem  Vorhergehenden  noch  mit  dem  Folgenden  stimmt. 

2)  Hier  ist  von  zwei  Lämmern  die  Rede. 


HoutsmOf  Eine  unbekannie  Bearheüung  dea  Marzhän-nämeh.    381 

einen  Schlag,  wodurch  er  ein  Nasenbluten  bekommt.  Erzürnt 
darüber  schickt  er  zum  Mobed,  wie  diese  Frechheit  gesetzlich  zu 
bestrafen  sei.  Der  Mobed  ist  unglücklicherweise  abwesend  und 
dessen  voreiliger  Sohn  giebt,  ohne  die  Sache  zu  untersuchen,  den 
Bescheid:  man  solle  dem  Missethäter  die  Hand  abhacken.  Solches 
geschieht;  als  aber  Ghusrau,  nachdem  sein  Zorn  sich  gelegt  hat, 
vernimmt,  dass  nicht  der  Mobed  selbst,  sondern  dessen  Sohn  das 
Urteil  abgegeben  hat,  schickt  er  wiederum  zum  Mobed  mit  der 
nämlichen  Frage,  und  erhält  jetzt  die  Antwort:  dem  Missethater 
sei  allerdings  die  Hand  abzuhacken ,  ausgenommen ,  wenn  es  eine 
Sklavin  oder  ein  nicht  erwachsener  Knabe  sei.  Chusrau  lässt  darauf 
fragen:  was  zu  thun  sei,  wenn  der  Mobed  auch  in  diesem  Falle 
die  nämliche  Strafe  vorgeschrieben  habe.  Der  Mobed,  welcher  nicht 
weiss,  dass  es  sich  um  seinen  eigenen  Sohn  handelt,  giebt  den  Be- 
scheid: er  soll  selbst  die  unrechtmässig  vorgeschriebene  Strafe 
leiden.  Demzufolge  wird  dem  Sohne  die  Hand  abgeschnitten  und 
er  stirbt  an  den  Folgen  dieser  Verstümmelung. 

16.  Der  Schakal  und  der  Esel  =  S.  4  (Text  ebenda  S.  Iva — IaO, 
Ch.  6. 

Kapitel  HL     Der  Text  vollständig  abgedruckt  bei  Schefer  a.  a.  0. 

S.  Ui— ili. 

17.  Der  Mobed  Mihr-sipand  und  dessen  Hausfrau.  Fehlt  bei 
S.  und  Ch.  Inhalt:  Die  Frau  des  Mobeds  Mihr-sipand  beschwert 
sich  fortwährend  über  ihre  enge  Wohnung,  sodass  ihr  Gatte  am 
Ende  verspricht,  ihr  eine  geräumigere  Wohnung  zu  bauen.  Wirk- 
lich fängt  er  an,  die  nötigen  Lehmziegel  und  sonstigen  Baumaterialien 
fertig  zu  stellen  und  überredet  die  Frau,  dieselben  während  des 
Winters  im  Hause  selbst  unterzubringen,  weil  sie  sonst  vom  Wetter 
Schaden  erleiden  würden.  Im  nächsten  Frühjahr  schafiFfc  er  die- 
selben wieder  heraus,  trifft  aber  keine  Anstalten,  mit  dem  Bau 
anzufangen.  Als  seine  Frau  ihn  daran  erinnert,  antwortet  er:  sie 
habe  sich  während  des  Winters  schon  mit  der  Hälfte  der  Wohnung 
einzurichten  gewusst,  habe  folglich  jetzt,  da  alles  wieder  geräumt 
sei,  Raum  genug. 

18.  Die  drei  Kaufleute.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt:  Drei 
Kaufleute  werden  auf  einer  Seereise  nach  einer  Insel  verschlagen, 
woselbst  sie  eine  Menge  schöne  Früchte  u.  s.  w.  finden.  Der  eine 
geniesst  massig  davon,  die  übrigen  aber  sammeln  aus  Habsucht 
einen  grossen  Vorrat,  sodass  sie  auf  dem  Schiffe  selbst  kaum  Raum 
finden  und  sich  ausserdem  ärgern,  als  die  Früchte  zu  verfaulen 
anfangen.  Schliesslich,  als  sie  ans  Land  kommen,  ninomt  ihnen  der 
Fürst  was  sie  noch  besitzen,  während  der  andere  von  ihm  aufs 
beste  aufgenonunen  wird. 

19.  Der  am  meisten  geschätzte  Freund.  Fehlt  bei  S.  und  Ch. 
Inhalt:  Ein  weiser  Mann  wird  von  seinem  Schüler  befragt,  weshalb 
er  einem    Freunde,   der   nur  Belehrung   von   ihm   sucht,   grössere 


382    Hautsma,  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzbün-nämek, 

Achtung  erweise  als  einem  zweiten,  der  ihn  mit  Wohlthaten  fiber- 
häuft. Er  rechtfertigt  sich  damit,  dass  das  Wohlwollen  des  einen 
nur  von  dessen  Schätzen  abhänge,  sodass  er,  wenn  jenem  diese  ver- 
lustig gehen,  Geringschätzung  befurchte,  indessen  der  andere  ihn 
fortwährend  höher  schätzen  werde,  je  tiefer  er  in  die  Weisheit 
eindringe. 

20.  Der  Bär,  der  Löwe  und  der  Hirt  im  Brunnen.  Fehlt  bei 
S.  und  Ch.  Inhalt:  Ein  Hirt  begegnet  einem  Löwen  und  springt, 
um  sein  Leben  zu  retten,  in  einen  Brunnen  hinein.  Der  Löwe 
aber  springt  auch  hinein  und  findet  ausserdem  dort  einen  hungrigen 
Bären  vor,  der  schon  vier  Tage  darin  zugebracht  hat.  Der  Löwe 
schlägt  diesem  vor,  den  Hirten  zu  töten  und  zu  fressen;  der  Bär 
aber  geht  nicht  darauf  ein,  sondern  überredet  ihn,  mit  dem  Hirten 
ein  Bündnis  zu  schliessen,  damit  jener  eine  List  ersinne,  wodurcb 
alle  drei  aus  dem  Brunnen  gerettet  werden.  Der  Hirt  entdeckt 
darauf  auf  dem  Boden  des  Brunnens  eine  öffiiung,  und  als  sie 
diese  mit  vereinten  Kräften  genügend  vergrössert  haben,  gelangen 
alle  wieder  ins  Freie. 

21.  Die  drei  Gefährten,  welche  sich  eines  gefundenen  Schatzes 
wegen  gegenseitig  umbringen  =  S.  1,  Ch.  18. 

22.  Sokrates  und  der  Höfling.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Lihalt: 
Ein  Höfling  bemerkt,  als  er  Sokrates  ins  Feld  gehen  sieht  nm 
seinen  Hunger  zu  stillen,  er  brauche  solches  nicht  zu  thun,  wenn 
er  in  den  Dienst  eines  Fürsten  trete.  Sokrates  entgegnet:  jener 
brauche  kein  Sklave  zu  sein  und  in  fortwährender  Angst  zu  ver- 
harren, wenn  es  ihm  genüge,  nur  von  Kräutern  zu  leben.  Der 
Höfling  wünscht  den  Weg  zu  solcher  Genügsamkeit  zu  kennen, 
worauf  Sokrates  ihm  vorhält,  die  künftige  Welt  zu  suchen  u.  s.  w. 

Kapitel  FV. 

Die   in   diesem  Kapitel   enthaltenen   Erzählungen    werden   den 

Hauptpersonen   der   Rahmenerzählung,   dem  DTw  Graupai    (^L*/) 

und  dessen  Wazir  nyfJJ^  in  den  Mimd  gelegt.    Die  Diws  beschweren 

sich  nämlich  bei  ihrem  Herrn,  dem  Diw  Gaupai,  über  einen  frommen 

Asketen  in  Babel,  Namens  Dini  (  ^Juj),  welcher  die  Menschen  von 

dem   Dienste   der  Diws    mit  Erfolg   abmahnt.     Gaupai   berät  sich 

mit  seinen  drei  Waziren,   unter  welchen  »^^  der  vornehmste  ist, 

verwirft    aber    schliesslich    deren    Bat    und    schickt    einen    Boten, 

Namens  iJLm,   zu  Dini,   um   diesen  aufzufordern  mit  ihm,   Ganpai, 

einen  Wettstreit  in  Gegenwart  von  Zeugen  einzugehen.  Der  Diw 
will  ihm  nämlich  Fragen  vorlegen,  welche  er  zu  beantworten  hat; 
kann  er  dies  nicht,  so  werden  die  Diws  mit  ihm  thun,  was  ihnen 
gutdünkt;  bleibt  er  aber  auf  keine  Frage  die  Antwort  schuldig,  so 
werden  die  Diws  insgesamt  unter  der  Erde  gefangen  gesetzt  werden, 
sodass  nur  ihre  Hinterteile  sichtbar  bleiben.    Die  Disputation  währt 


Hatitsma,  Eins  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzban-nameh,    383 

mehrere  Tage,  weil  der  Diw  eine  ungeheure  Menge  Fragen  in 
Bereitschaft  hat;  dennoch  weiss  Dinl  sie  alle  zu  beantworten,  so- 
dass schliesslich  die  DTws  sich  besiegt  erklären  müssen.  Diese 
Fragen  und  Antworten  werden  in  einem  Anhang  dieses  Kapitels 
(vgl  oben  S.  378)  ausfuhrlich  mitgeteilt. 

23.  Die  richtig  ausgerichtete  Botschaft.  Fehlt  bei  S.  und  Gh. 
Inhalt:  Ein  Gho^  schickt  seine  Magd  zu  einer  Nachbarin  mit  der 

Bitte,   ihm   eine  Schüssel   mit   einer  gewissen   Zukost   (xxUui)   zu 

geben.  Die  Magd  erhält  aber  die  kurze  Antwort,  dass  es  keine 
gebe,  und  berichtet  dies  dem  Choga.  Dieser  unterrichtet  darauf 
die  Magd,  dass  die  abschlägige  Antwort  bloss  davon  herrühre,  dass 
sie  nicht  höflich,  wie  es  sich  gehört,  die  Bitte  vorgetragen  habe. 
Wirklich  thut  sie  noch  einmal  die  nämliche  Bitte  nach  den  Vor- 
schriften des  Gho^  und  erhält  jetzt  nicht  allein  die  Zukost,  son- 
dern noch  Weissbrot  hinzu. 

24.  Der  Wirt  und  dessen  schielender  Sohn  =  S.  1,  Ch.  22. 

25.  Der  Bauer  und  dessen  Gastfreund  =  S.  2,  Gh.  25. 

26.  Die  Maus  und  die  Schlange  =  S.  3,  Gh.  24. 

27.  Chusrau  und  Buzurgmihr  =  S.  4,  Gh.  26. 

28.  Der  Reiter  und  die  Fleischpreise.  Fehlt  bei  S.  und  Gh. 
Inhalt:  Ein  Reiter  passiert  wegen  eines  Geschäfts  ein  Dorf  und 
findet  auf  seine  Frage  die  Fleischpreise  übermässig  hoch.  Als  er 
aber  auf  der  Rückreise  wieder  durch  den  Ort  kommt,  findet  er 
dieselben  sehr  billig.  Sein  Diener  wundert  sich  über  diesen  Wider- 
spruch, den  der  Reiter  dahin  erklärt,  dass  ihm  auf  der  Hinreise, 
aJs  er  noch  gedrückt  von  den  ihm  bevorstehenden  Schwierigkeiten 
war,  alles  schwer  vorgekommen  sei,  jedoch  jetzt  nach' Beendigung 
seiner  Geschäfte,  ihm  leicht  scheine. 

Kapitel  V. 

Die  Rahmenerzählung  ist  ganz  kurz,  doch  zutreffend  von 
Chauvin  in  diesen  wenigen  Worten  angegeben:  „Le  lion,  le  renard 
et  Thy^ne.  Intrigues  de  cour :  le  renard  ayant  ri  du  bruit  que  fait 
le  lion  en  dormant  tombe  en  disgräce  et,  malgrö  les  intrigues  de 
Tours,  est  sauve  par  l'hyfene.  Reconciliation  generale*.  Anstatt 
der  Hyäne  treten  aber  hier  zwei  Füchse  auf  (Schefer :  deux  chacals), 
auob  und    ..U^!j  genannt.     Der  Bär,  Namens  »jjij,  bekleidet  am 

Hofe  des  Löwen  das  Amt  eines  Wazlrs  und  hat  einen  Freund  an 
dem  Esel  y*jf^-     I^ie  eingestreuten  Geschichten  werden  diesen  vier 

Personen  in  den  Mund  gelegt. 

29  \md  30.  Die  Eselsohren  Alexanders,  mit  der  eingefügten 
Erzählung  von  dem  Diebe  und  der  Laus  =  S.  1,  Gh.  29. 

31.  Der  Wiedehopf  und  das  Verhängnis  =  S.  2,  Gh.  30. 

32.  Der  neuaufblühende  Baum  =  S.  3,  Gh.  36. 

33.  Der  Kaufmann,  welcher  Höfling  zu  werden  wünscht.   Fehlt 


384    Houtama,  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  MarabänrJnamek, 

bei  S.  nnd  Ch.  Inhalt:  Ghiisrau  ist  genötigt,  eine  Anleihe  za 
machen.  Ein  Leinwandhändler  ans  Balch  ist  bereit,  die  erforder- 
liche Summe  zu  besorgen,  sucht  aber  dafür  die  Fürsprache  des 
Ministers  Buzurgmihr  nach,  um  ein  Hofamt  für  sich  auszubedingen. 
Als  Buzurgmihr  die  Bitte  vorträgt,  weist  sie  aber  Chusrau  mit 
Entrüstung  zurück,  weil  solche  gemeine  Leute  fOr  den  Hofdienst 
untauglich  seien. 

34.  Chusrau  und  Buzur^^hr  =  S.  4,  Ch.  32. 

35.  Die  ehebrecherische  Schlange.  Fehlt  bei  8.  und  Ch.  In- 
halt: Ein  heimwärts  kehrender  Bauer  trifft  zwei  Schlangen,  eine 
weisse  und  eine  schwarze,  welche  sich  begatten,  und  tötet  die 
schwarze.  Die  weisse,  das  Weibchen,  entsdilüpft  und  stellt  sich 
im  Hause  ihres  Gatten  krank.  Auf  dessen  Frage  erzählt  sie  ihm: 
ein  Bauer  habe  sie  verletzt  und  überredet  ihn,  die  Unbill  an  diesem 
zu  i^hen.  Als  jener  aber  dem  Bauer  an  der  Schwelle  seiner 
Wohnung  auflauert,  hört  er,  wie  dieser  die  Geschichte  seinem  Weibe 
erzählt  mit  der  von  seiner  Frau  verschwiegenen  Angabe,  dass  die 
beiden  Schlangen  sich  umarmt  hielten.  Eilends  kehrt  er  nach  der 
bezeichneten  Stelle  um,  findet  dort  die  schwarze  Schlange  tot 
liegen  und  dadurch  von  der  Untreue  seiner  Grattin  überzeugt^ 
tötet  er  sie. 

36.  Der  Bauer,  welcher  Traumdeuter  wurde  =  Ch.  23.  Diese 
Erzählung  ist  folglich  von  ibn-'ArabSäh  im  vorhergehenden  Kapitel 
eingefügt;  bei  S.  wird  sie  nicht  erwähnt.) 

37.  Der  Kaufmann  und  dessen  Frau  =  S.  5,  Ch.  34. 

38.  Der  schlaue  Bauer.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt:  Ein 
frommer  Asket  findet  unterwegs  zwei  Stück  Golderz.  Weil  diese 
für  ihn  persönlich  wertlos  sind,  will  er  sie  anfangs  liegen  lassen, 
entschliesst  sich  aber  sie  dennoch  zu  behalten,  um  sie  demjenigen 
zu  schenken,  welcher  davon  einen  richtigen  Gebrauch  machen  wird. 
Er  setzt  sich  am  Wege  hin  und  fragt  die  Vorbeigehenden,  was  sie 
thun  würden,  wenn  sie  unverhofft  zwei  Goldstücken  f^den.  Als 
ihm  ein  Bauer  erklärt:  er  würde  ein  Viertel  davon  veräussem 
und  den  Best  aufbewahren,  schenkt  er  diesem  das  Gefundene.  Der 
Bauer  nimmt  das  Gold  und  teilt  das  eine  Stück  in  zwei  Teile; 
das  andere  Stück  und  die  eine  Hälfte  versteckt  er  sorgfältig,  die 
andere  Hälfte  bringt  er  einem  Schmied  mit  der  Weisung,  daraus 
ein  Pflugeisen  zu  schmieden;  dieser  soU  sich  aber  hüten,  damit 
anderes  Metall  zu  verschmelzen,  denn  das  ihm  gegebene  Metall  sei 
rechtmässig  erworben,  was  vielleicht  mit  demjenigen  des  Schmiedes 
der  Fall  nicht  sei,  sodass  bei  etwaiger  Mischung  das  Pfiugeisen 
keinen  Segen  bringen  würde.  Der  Schmied  verlacht  die  NaivetÄt 
des  Bauern,  behält  das  Gold  für  sich  imd  schmiedet  ein  gewöhn- 
liches Pflugeisen.  Der  Bauer  merkt  den  Betrug  und  beschuldigt 
den  Schmied,  die  gestellte  Bedingung  verletzt  zu  haben,  worauf 
beide  dem  Fürsten  die  Sache  zur  Entscheidung  vorlegen.  Der 
Schmied   glaubt  sich   seiner  Sache   gewiss,  weil   sich   der  Beweis, 


BauUmOf  Eine  unhtikaninU  BearbeUung  des  Marzbän-nämeh,    385 

dass  das  verwendete  Eisen  unrechtmässig  erworben  sei,  niclit  bringen 
lasse;  doch  der  Bauer  bittet  nm  die  Erlaubnis,  die  andere  HSifte 
des  gegebenen  Materials  vorzuzeigen  und  danach  die  Frage  zu  ent- 
scheiden. Dies  geschieht;  der  Schmied  wird  des  Betruges  über- 
fuhrt und  muss  das  Gold  herausgeben,  welches  der  Fürst  sodann 
für  den  Staatsschatz  behält,  indess  der  Bauer  ein  Schriftstück 
erhält,  dass  der  Best  sein  rechtmässiges  Eigentum  sei.  Darauf  ver- 
wendet er  ruhig  und  unbehelligt  das  vorher  Vergrabene  zu  seinem 
eigenen  Nutzen.  Die  Geschichte  bezweckt  also  zu  zeigen,  wie  man 
es  anlegen  soll,  einen  gefundenen  Schatz  für  sich  zu  behalten,  ohne 
die  Aufmerksamkeit  der  Behörden  auf  sich  zu  ziehen  und  das  An- 
recht an  dessen  Besitz  zu  verlieren. 

39.  Der  unzufriedene  Kaufmann.  Fehlt  bei  S.  und  Gh.  In- 
halt: Ein  reicher  Kaufmann  aus  Samarkand  wird  von  bösen  Träumen 
gequält  und  in  der  Meinung,  dass  die  bösen  Vorbedeutungen  an 
dem  Wohnorte  haften,  verkauft  er  seine  Wohnung  und  kauft  sich 
eine  andere.  In  der  neuen  Wohnung  wiederholen  sich  aber  die 
Träume,  sodass  er  sich  entschliesst ,  seine  Vaterstadt  zu  verlassen. 
Er  befrachtet  ein  Schiff  mit  seiner  Habe  und  setzt  sich  selbst  mit 
seinem  Kinde  in  einen  Kahn.  Das  Schiff  aber  geht  mit  allem  was 
er  besitzt  im  dlai^ün  zu  Grande;  er  selbst  mit  seinem  Kinde  ver- 
llisst  den  Kahn,  um  sich  auf  dem  Lande  durch  die  Jagd  Nahrung 
za  verschaffen,  unglücklicherweise  findet  er  kein  Wild  und  trifft 
schliesslich  sein  eigenes  Kind,  welches  er  unterdessen  unter  einem 
Baimie  hingelegt  hat,  mit  einem  Pfeilschusse.  Der  unglückliche 
Tater  beeilt  sich,  das  tödlich  verwundete  Kind  wenigstens  zu  be- 
statten, und  weil  er  kein  anderes  Werkzeug  zur  Hand  hat,  sucht 
er  mit  dem  Bogen  den  Boden  aufzuwühlen.  Dabei  zerschellt  der 
Bogen  und  trifft  ihn  selbst  ins  Auge,  sodass  er  endlich  von  idlem 
entblösst,  kinderlos  und  erblindet,  einsieht,  dass  ihm  alle  diese  Un- 
glacksf^Ue  durch  seine  eigene  Unzufriedenheit  zugestossen  sind. 

40.  Der  Höfling  und  der  feuerfressende  Vogel  =  S.  6,  Ch.  85. 

Kapitel  VL 

Die  Rahmenerzählung  verläuft  wie  bei  S.  und  Gh. 

41.  Der  Reiher  und  der  Fisch  =  S.  1,  Ch.  39. 

42.  Der  Maler,  welcher  Arzt  wurde.  Fehlt  bei  S.  und  C5h. 
Inhalt:  Ein  Maler  entschliesst  sich,  Arzt  zu  werden,  geht  auf  Reisen 
tind  erwirbt  sich  im  Verkehre  mit  trefflichen  Heilkünstlem  die 
nötigen  Fachkenntnisse.  Als  er  in  seine  Vaterstadt  zurückgekehrt 
ist,  findet  er  bald  Gelegenheit  seine  Kunst  an  dem  Königssohn,  der 
schwer  erkrankt  ist,  zu  versuchen.  Der  Fürst,  erstaunt  den  früheren 
Maler  jetzt  als  Arzt  wiederzusehen,  befragt  ihn,  weshalb  er  seine 
frühere  Kunst  mit  der  jetzigen  vertauscht  habe.  Er  antwortet: 
die  Heilkunst  sei  viel  lohnender  als  die  Malerei,  weil  ein  Gemälde 
oft  misslinge,   rmd   selbst   wenn    es   gelungen   sei,   von   neidischen 


386    HotUsma,  Eine  unbekantUe  Bearbeitung  dee  Marzhän-namdi, 

Kritikern  bemängelt  werde,  so  dass  der  Künstler  seines  Lohnes 
verlustig  gehe;  der  Arzt  hingegen  werde  hoch  gefeiert,  wenn  der 
Kranke  sich  unter  seiner  Sorge  erhole  und  falls  dieser  sterbe, 
werde  es  als  eine  Fügtmg  Gottes  hingenommen. 

43.  Der  Schakal  und  die  Dorfbewohner.  Fehlt  bei  S.  und 
Ch.  Inhalt:  Ein  Schakal  lebt  in  einem  Dorfe  in  gutem  Ein- 
vernehmen mit  den  Bewohnern,  obgleich  sie  nicht  ungern  den 
lästigen  Schreihals  los  wären.  Als  nun  der  Schakal  aus  freiem 
Willen  das  Dorf  verlässt,  bildet  er  sich  ein,  dass  die  Einwohner 
eingedenk  des  früheren  freundschaftlichen  Verkehres,  sich  bald  nach 
ihm  sehnen  und  mit  Ehrenbezeugungen  ihn  bitten  werden,  zu  ihnen 
zurückzukehren.  Als  solches  aber  nicht  geschieht  und  der  Schakal 
hungrig  am  Wege  steht  und  einen  Vorbeigehenden  befragt.,  ob  man 
im  Dorfe  nicht  von  ihm  rede,  erfährt  er  zu  seiner  Enttäuschung, 
dass  keiner  mehr  seiner  gedenke. 

44.  Die  Katze,  die  Maus  und  der  Hahn  =  S.  3,  Ch.  42. 

45.  Die  Krähe,  welche  ihre  Tochter  an  eine  Eule  verheiraten 
will  =  S.  4,  Ch.  43. 

46.  Der  Wolf  und  das  Schaf.  Fehlt  bei  S.  und  Ck  Inhalt: 
Ein  Wolf  sucht  Vorwände  ein  unschuldiges  Schaf  zu  fressen;  dieses 
zeigt  mit  deutlichen  Gründen  die  Nichtigkeit  der  Anschuldigungen, 
wird  aber  schliesslich  dennoch  vom  Wolfe  gefressen. 

47.  Der  Mann  und  die  Katze.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt: 
Jemand  hat  seine  Katze  darauf  abgerichtet  ihn  während  des  Schlales 
zu  bewachen,  schädliche  Insekten  zu  vertreiben  u.  s.  w.  Einmal 
legt  er  sich  am  Bande  eines  Wasserbehälters  hin,  erwacht  aber 
plötzlich  aus  seinem  Schlafe,  als  die  Katze  ein  schädliches  Tier  za 
erblicken  meint  und  einen  Katzensprung  macht.  Infolgedessen  stürzt 
er  ins  Wasser  hinein  und  bricht  sich  das  Genick. 

48.  Der  heilige  Baum  =  S.  5,  Ch.  44. 

49.  Der  Wert  des  Kleinen.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt: 
Ein  weiser  Kaufmann  erteilt  auf  seinem  Sterbebette  seinem  Sohne 
nützlichen  Rat,  indem  er  ihm  den  Wert  des  Kleinen  zeigt  an  dem 
Beispiele  der  Zahlen,  weil  eins  weniger  als  Tausend  die  Tausende 
zu  Hunderten  macht.  Verwandt  scheint  die  Erzählung  Nr.  76  bei 
Ch.,  wenigstens  in  Bezug  auf  die  Nutzanwendung. 

50.  Die  ehebrecherische  Frau  =  S.  6,  Ch.  45. 

51.  Der  bekehrte  Dieb  =  S.  7,  Ch.  46. 

52.  Der  Esel  und  der  Löwe  =  Ch.  59  (im  folgenden  Kapitel). 

53.  AnöSai-wän  und  der  Esel  =  S.  8,  Ch.  48. 

54.  Der  Musiker,  welcher  sich  weigert  bei  einer  Hochzeit  zu 
musizieren  =  S.  9,  Ch.  49. 

55.  Der  Fuchs  und  der  Hahn  =  S.  10,  Ch.  51. 


HaiUtma,  Eins  unbekannU  Bearbeüung  des  Marzbän''nämeh.    387 

Kapitel  VH. 

Die  RahmenerzähloBg  verläuft,  wie  bei  S.  und  Gh.  und  giebt 
dem  Redaktor  Veranlassung  sich  über  die  Kriegführung  zu  ver- 
breiten. 

56.  Chusrau  tröstet  sich  über  den  Tod  seines  Sohnes  =  Ch.  54. 
Zu  bemerken  ist  aber,  dass  die  von  einem  Narren  vorgebrachten 
Trostgründe  nicht,  wie  Ch.  angiebt,  der  Notwendigkeit  des  Todes 
entnommen  sind,  sondern  darauf  hinzielen,  dass  es  ganz  einerlei  sei, 
ob  man  längere  oder  kürzere  Zeit  lebe. 

57.  Der  König  und  der  Astrologe  =  S.  1,  Ch.  55. 

58.  Die  Katze  als  Jagdhund  =  S.  2  (?),  Ch.  56.  Obgleich 
die  Identität  beider  Erzählungen  zweifellos  ist,  wird  die  Geschichte 
im  Marzbän-nämeh  nicht  ganz  so  erzählt,  wie  bei  Ihn  ^Arabsäh,  so 

dass   die    Aufschrift    bei    S.    -.X^jf^Äi  .\y*M   ..lJu**U    »histoire    du 

cavalier  ayant  pris  un  cerf*  etwas  völlig  verschiedenes  erwarten 
lässt  und  Ch.  deshalb  bei  seiner  Verweisung  auf  das  Marzbän- 
nämeh  ein  Fragezeichen  gesetzt  hat.  Die  Katze  verursacht  hier 
nämlich  das  Unglück  nicht,  weil  sie  beim  Auffliegen  der  Rebhühner 
erschreckt,  sondern  weil  der  Jäger  beim  Nachsetzen  einer  Hindin 
zugleich  einen  Hund  und  eine  Katze  verwendet  und  jener,  anstatt 
die  Hindin  zu  verfolgen,  dieser  nachsetzt. 

59.  Das  betrogene  Kamel  =  Ch.  57. 

60.  Die  Türken  und  die  Elefanten.  Fehlt  bei  S.  und  Ch. 
Inhalt:  Ein  König  von  Hindostän  thut  einen  Einfall  in  Turkestän, 
wendet  sich  aber  zur  Flucht,  als  er  sieht,  dass  die  Türken  in  grossen 
Scharen  heranziehen.  Diese  verfolgen  den  Feind,  doch  ihre  Pferde 
werden  unruhig  durch  den  ungewohnten  Anblick  der  Elefanten  und 
geraten  in  Unordnung,  so  dass  die  anfangliche  Niederlage  der  Inder 
sich  schliesslich  in  einen  glänzenden  Sieg  verwandelt. 

61.  Die  Maus  und  der  Skorpion  =  S.  3  (?),  Ch.  58. 

Kapitel  Vin. 

Die  Rahmenerzählung  verläuft  wie  bei  S.  und  Ch. 

62.  Chusrau  und  der  Bucklige  =  S.  1*    Ch.  61. 

63.  Der  Weber  und  die  Schlange  =  S.  l^  Ch.  62. 

64.  Der  Schlangenbeschwörer  und  die  Schlange  =  S.  2,  Ch.  63. 

65.  Die  worthaltende  Frau.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt: 
Eine  keusche  Frau  gerät  unglücklicherweise  in  die  Macht  von 
Schurken,  welche  sie  zu  schänden  beabsichtigen.  Die  Frau  scheut 
sich  ihre  eheliche  Treue  zu  brechen  und  bittet  um  Aufschub,  damit 
sie  sich  vorher  von  ihrem  Gatten  Verstössen  lasse.  Jene  sind  damit 
einverstanden  und  die  Frau  eilt  zu  ihrem  Gatten  zurück  und  lässt 
sich  von  ihm  Verstössen.  Als  sie  darauf  wieder  bei  den  Schurken 
eintriflFt,  sind  diese  so  eretaunt,  dass  sie  wiiklich  ihr  Wort  gehalten 
hat,  dass  sie  sie  ungeschändet  zu  ihrem  Gatten  zurückbringen. 

Bd.  LU.  26 


388    HouUmay  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marsbän^nameh, 

66.  Der  Bauer,  der  Wolf  und  die  Schlange  =  S.  3,  Ch.  64. 

67.  Der  Handwerker  und  dessen  treulose  Frau  -^  Ch.  65. 

68.  Der  unschuldig  gestrafte  Asket.  Fehlt  bei  S.  und  Ck 
Inhalt:  Ein  Asket,  von  Dieben  ausgeplündert,  findet  eine  Zuflucht 
in  einer  Höhle.  Die  Diebe  stehlen  gleich  darauf  auch  die  IQeider 
des  Königs,  der  sich  im  Bade  befindet,  werfen  aber  dieselben,  als 
sie  sich  vor  Entdeckung  fürchten,  in  die  nämliche  Höhle,  worin 
sich  der  Asket  befindet.  Als  die  Diener  des  Königs  den  Asketen 
mitsamt  den  Kleidern  in  der  Höhle  entdecken,  wird  dieser  für  den 
Dieb  gehalten  und  gestraft. 

69.  Chusrau  und  der  WazTr  xjiM^j>]ß  =  Ch.  660- 

70.  Bahräm  Gür  und  der  schlaue  Küchenmeister.  Fehlt  bei 
S.  und  Ch.  Inhalt:  Bahräm  Gür  nimmt  sich  eines  armen  Mannes 
an,  den  er  auf  der  Jagd  trifPt  und  im  höchsten  Elend  findet, 
weil  er,  obgleich  zu  vielem  befähigt,  von  niemand  in  Dienst  ge- 
nommen wurde.  Er  beauftragt  ihn  mit  der  Aufsicht  über  die  Eier, 
welche  täglich  für  die  königliche  Küche  benötigt  sind,  nicht  weniger 
als  10000  Stück.  Der  Beamte  zeigt  sofort  seine  Geschicklichkeit, 
indem  er  die  Lieferanten  nötigt  sehr  grosse  und  schwere  !Eier,  wie 
er  deren  zehn  vorzeigt,  zu  bringen.  Jene  wissen,  bei  der  Unmöglich- 
keit dieser  Aufforderung  zu  genügen,  keine  andere  Auskunft,  als 
den  Aufseher  durch  Geschenke  zu  beschwichtigen,  so  dass  dieser  in 
kurzer  Zeit  ein  reicher  Mann  wird.  Eines  Tages  ladet  er  darauf 
Bahräm  Gür  ein,  ihn  in  einem  prachtvollen  Garten,  den  er  gekauft 
hat,  zu  besuchen  und  dieser  empfängt  einen  so  tiefen  Eindruck 
von  der  Geschicklichkeit  des  Mannes,  der  in  einer  so  unbedeuten- 
den Stellung  sich  so  grosse  Reichtümer  erworben  hat,  dass  er  ihm 
ein  sehr  angesehenes  Amt  verleiht. 

71.  Der  Walker,  welcher  zweien  Dingen  nachläuft  und  beide 
verliert  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt:  Das  Kind  eines  Walkers 
fällt  ins  Wasser  und  als  der  Vater  sich  anschickt  es  zu  retten, 
kommt  ein  Dieb  und  stiehlt  seine  Kleider.  Er  setzt  darauf  diesem 
nach,  ohne  ihn  einholen  zu  können,  und  findet  bei  der  Hückkebr 
sein  Kind  ertrunken. 

Kapitel  IX. 

Die  Rahmenerzählung  verläuft  wie  bei  S.  und  Ch. 

72.  Der  Reiher  und  der  Fisch  =  S.  1,  Ch.  70. 

73.  Die  Krähe  und  das  Wiesel  =  S.  2,  Ch.  71. 

74.  Der  Reiter  und  der  Kleiderverkäufer  =  S.  3,  Ch.  92. 

75.  Die  reiche  Frau  und  der  Dieb.  Fehlt  bei  S.  und  Ch. 
Inhalt:  Eine  reiche  kinderlose  Witwe  bemerkt  eines  Tages  einen 
Dieb,   der  sich  unter  dem  Dache   ihres  Hauses   versteckt   hat;   sie 


1)  Diese  Geschichte  ist  im  Orient  in  verschiedenen  Redaktionen  verbreitet, 
wie  ein  Blick  in  die  bei  Chauvin  verzeichnete  Litterator  a,  a.  O.  8,  10S 
und  104  zeigt. 


Houisma,  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzbän-nämeh.    389 

betet  daher   zu   Gott:   er   möge   ihr   zwei  Söhne  Namens  Hülferuf 
(jui)  und  Diebsfänger  (^^j:j)  schenken.    Der  Dieb  achtet  darauf 

nicht,    doch    ihr   Gottvertrauen    wird   nicht    beschämt:    der   Dieb 
wird  von  den  Nachbarn  ergriffen. 

76.  Der  unglückliche  Gelehrte.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt: 
Ein  melancholischer  Gelehrter,  der  mit  allen  Glücksgütem  gesegnet 
ist,  wird  von  einem  Freunde  nach  der  Ursache  seines  Trübsinns  be- 
fragt. Der  Gelehrte  gesteht,  dass  er  sich  mit  vier  Wissenschaften  be- 
schäftige, welche  ihn  unglücklich  machen,  nämlich  mit  der  Medizin, 
welche  ihm  die  Genüsse  des  Lebens  versage,  mit  der  Traumdeute- 
kunst, welche  ihm  den  Schlaf  raube,  mit  der  Astrologie,  welche 
iLn  jederzeit  Gefahren  befurchten  lasse  und  endlich  mit  der  Escha- 
tologie,  deren  Geheimnisse  ihm  keine  Ruhe  lassen. 

77  und  78.  Zwei  mit  einander  verknüpfte  Erzählungen,  welche 
bei  S.  und  Ch.  fehlen.  Inhalt:  Der  Sohn  eines  reichen  Mannes 
wird  zu  einem  Lehrer  in  die  Schule  geschickt  und  ehrt  ihn  mit 
vielen  Geschenken,  meint  aber  die  Mühe  des  Lernens  vernachlässigen 
zu  können.  Der  Lehrer,  darüber  ungehalten,  bestraft  ihn  hart  und 
als  der  Knabe  sich  verdriesslich  zeigt,  belehrt  ihn  eine  mit  ihm 
befreundete  Ringeltaube,  dass  man  den  Lehrer  nicht  durch  Ge- 
schenke, sondern  durch  Fleiss  für  sich  einnehme.  Der  Knabe  befolgt 
diesen  Bat,  studiert  fleissig,  imterlässt  aber  das  Geben  von  Ge- 
schenken, so  dass  der  Lehrer  noch  unfreundlicher  wird  als  vorher. 
Als  der  Knabe  sich  darüber  bei  der  Ringeltaube  beschwert,  erzählt 
diese  die  Geschichte  von  dem  Ffeilmacher  imd  dem  Schützen.  Ein 
Schütze  kommt  zu  einem  Pfeilmacher  um  Pfeile  zu  untersuchen 
und  zieht  sie  dabei  krumm.  Der  Pfeilmacher  wirft  ihm  vor,  er 
verstehe  nicht  mit  Pfeilen  umzugehen.  Jener  kann  darauf  nichts 
erwidern,  legt  sich  aber  auf  das  Pfeümachen  und  bringt  es  dahin, 
dass  der  Pfeil,  als  er  denselben  behandelt,  seine  Befiederung  ver- 
liert. Sodann  besucht  er  den  Pfeilmacher  wieder  und  schilt  ihn 
einen  Dummkopf,  weil  seine  Pfeile  bei  der  Behandlung  die  Be- 
fiederung verlieren.  Jener  erinnert  sich  dessen,  was  früher  zwischen 
ihnen  vorgefallen  ist  und  schweigt  dazu.  Diesem  Beispiele,  so 
schliesst  die  Ringeltaube,  soll  auch  der  Knabe  folgen:  sich  des 
Lernens  befleissigen  und  die  Grobheit   des  Lehrers   nicht  beachten. 

79.  Die  Fliegen  und  der  Wind.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt : 
Die  Fliegen  beschweren  sich  beim  König  Salomon  über  den  Wind, 
welcher  sie  zerstreut  und  daran  hindert  ihren  Lebensunterhalt  zu 
finden.  Salomon  befiehlt  darauf  den  Wind  zu  holen,  damit  er  sich 
verantworte.  Sobald  aber  die  Fliegen  dessen  Wehen  und  Sausen 
spüren,  zerstreuen  sie  sich  nach  allen  Seiten,  sodass  beim  Erscheinen 
des  Angeklagten  beim  Könige  die  Kläger  verschwunden  sind. 

80.  Wie  die  persischen  Könige  ihre  Unterthanen  zu  belehren 
wussten.  Fehlt  bei  S.  und  Ch.  Inhalt:  Die  persischen  Könige 
pflegten  jährlich  einmal  ihre  üntei-thanen  insgesamt  zu  dem  könig- 

26* 


390    HouUmaf  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzbän-nämeh. 

liehen  Tisch  einzuladen,  wobei  jedermann  standesgemäss  bedient 
wurde.  Der  Ghusrau  selbst  nahm  die  höchste  Stelle  ein,  ass  und 
trank  aus  goldenem,  mit  Edelsteinen  geziertem  Geschirr  u.  s,  w., 
bis  zur  untersten  Stufe,  wo  diejenigen  anzutreffen  waren,  denen 
die  Hinrichtung  bevorstand.  Ein  Herold  rief  dabei  aus:  jedermann 
richte  das  Auge  auf  das  Geschirr  desjenigen,  der  nach  ihm  folgt 
und  sei  mit  dem  seinigen  zufrieden. 

81.  Chusrau  und  der  Gärtner  =  S.  3,  Ch.  75. 

Kapitel  X. 

82.  Ein  indischer  König,  der  in  jeder  Hinsicht  das  GegenU^il 
ist  desjenigen,  was  ein  guter  König  sein  soll,  wird  durch  einen 
Traum  geängstigt.  Er  ruft  die  Traumdeuter  zu  sich,  welche  ihre 
Deutungen  vorlegen  und  nachher  sämtlich  umgebracht  werden, 
damit  die  böse  Vorbedeutung  des  Traumes  unbekannt  bleibe.  Nach- 
her hat  der  König  wieder  einen  Traum,  worin  ihm  die  Weisimg 
zu  teil  wird,  sein  Glück  hänge  ab  von  einem  trefflichen  Philo- 
sophen, Namens  ^j*,ljuJb,  der  auf  dem  Berge  Alburz  lebe.    Er  lässt 

diesen  vor  sich  kommen  und  heisst  ihn  seine  Deutung  des  Tramneb 
vorzubringen.  Der  weise  Mann  steUt  die  Bedingung,  dass  der 
König  den  Traum  in  einer  öffentlichen  Audienz  mitteile  und,  ob- 
gleich der  König  sich  dagegen  sträubt,  ist  er  schliesslich  gezwungen 
dem  Wunsche  des  Weisen  zu  willfahren.  Jener  deutet  darauf  den 
Traum  umständlich  und  hält  dabei  so  ergreifende  Ermahnungen, 
dass  der  König  sich  von  seiner  Bosheit  bekehrt  und  sich  von  da 
an  als  ein  weiser  und  frommer  Fürst  beträgt. 

83.  Der  Weise   und   der   Sophist   (j^l  U  ^v,  ^V      Ein    Sophist 

schimpft  einen  Weisen,  weil  er  hässlich  ist;  dieser  nennt  ihn  einen 
schlechten  Menschen,  nicht  weil  er  ihm  Hässlichkeit  vorgeworfen, 
sondern  weil  er  den  Schöpfer  getadelt  hat. 

84.  Buzurgmihr  und  die  Frau.  Eine  Frau  richtet  an  Buzur^- 
mihr  eine  Frage,  welche  er  erklärt  nicht  beantworten  zu  können: 
dies  scheint  der  Frau  bei  einem  so  berühmten  Manne  kaum  glaub- 
lich. Buzurgmihr  beweist  ihr  darauf  die  Beschränktheit  des  mensch- 
lichen Wissens. 

85.  Der  Philosoph  als  Brotverkäufer.  Eines  Tages  schickt  eine 
alte  Frau  ihren  Mann,  einen  armen  Philosophen,  auf  den  Markt  imi 
Brot  zu  verkaufen.  Jener  geht  hin,  kommt  aber  Abends  zurück 
ohne  etwas  verkauft  zu  haben  und  erklärt,  als  er  darüber  von 
seiner  Frau  befragt  wird :  es  hätten  sich  Käufer  bei  ihm  eingefunden 

und  gefragt,  wie  er  das  Brot  verkaufe  ((^^»3     ^  ^JjJ^    .»wi    ^), 

er  hätte  sodann  das  Brot  in  die  eine  Schale,  das  Gewicht  in  die 
andere  Schale  hineingelegt,  um  es  ihnen  zu  zeigen,  die  Leute 
aber  hätten  sich  darauf  lachend  entfernt.  Die  Frau  belehrt  ihn, 
dass  er  die  Frage  unrichtig  verstanden  habe;    nicht  die  Weise  des 


Houtsma,  Eine  unhekcmnte  Bearbeitung  des  MarzLän^nämeh.     391 

Verkaufens,  sondern  die  Quantität  des  zu  verkaufenden  und  den 
Preis  habe  man  zu  wissen  gewünscht.  Der  Mann  besteht  aber 
darauf,  er  habe  die  Frage  richtig  verstanden  und  beantwortet,  weil 
überhaupt  der  Gedanke,  welchen  der  Frager  voraussetze,  bei  der 
Beantwortung  nicht  in  Betracht  komme.  Die  Erzählung  soll  zeigen, 
dass  er  logisch  Becht  hat,  in  der  Praxis  aber  damit  nicht  auskonmit. 

86.  Der  greise  Philosoph  und  der  König.  Diese  Erzählung 
hat  zum  Zweck,  zu  zeigen,  dass  es  unnütz  sei  sich  um  ein  langes 
Leben  zu  kümmern,  weil  es  keine  Mittel  gebe,  sich  desselben  zu 
versichern  und  Gottes  Wille  hier  unbeschränkt  gelte.  Diese  Wahr- 
heit wird  von  einem  120jährigen  Greise,  der  sein  Leben  in  aske- 
tischen Ül)ungen  auf  einem  Berge  verbracht  hat,  in  einem  Gespräche 
mit  einem  leichtfertigen  Könige,  der  ihn  dort  zufälligerweise  an- 
trifft und  gerne  wissen  möchte  durch  welche  Mittel  jener  ein  so 
hohes  Alter  erreicht  habe,  verteidigt. 

87.  Chusrau  und  der  Hirt.  Chusrau  befragt  einen  Schäfer 
über  sein  Vorhaben,  in  einer  wüsten  Gegend  eine  Stadt  bauen  zu 
hissen.  Dieser  meint,  der  Fürst  werde  das  ebensowenig  fertig 
bringen,  als  er  selbst  je  ein  gewandter  Kätib  oder  Munsl  werden 
könne.  Chusrau  lässt  darauf  den  Hirten  in  seine  Residenz  kommen 
und  in  den  für  einen  Kätib  und  MunSl  notwendigen  Wissenschaften 
Unterricht  erteilen.  Allerdings  ging  das  nicht  eben  leicht,  denn 
der  nicht  mehr  junge  Schüler  vergass  immer,  was  er  am  Tage  vor- 
her gelernt  hatte,  doch  schliesslich  gelang  das  Kunststück  und  auch 
die  Stadt  in  der  von  Chusrau  in  Aussicht  genommenen  Gegend  gedieh. 

88.  Der  Dihkän  und  die  Köchin.  Ein  Dihkän  und  Fein- 
schmecker hat  seine  treffliche  Köchin  durch  den  Tod  verloren  und 
sich  bei  einem  Sklavenhändler  eine  andere  gekauft.  Er  will  aber 
zuerst  ein  kleines  Examen  mit  ihr  abhalten  und  fragt,  wie  sie 
eine  Paluda  («oJL)  zubereitet;    die  Köchin   fängt   darauf  an    eine 

vollständige  Mahlzeit  zu  beschreiben.  Der  Herr  wird  darüber 
ungeduldig  und  bemerkt:  es  komme  ihm  nur  auf  die  Paluda  an. 
Die  Köchin  antwortet:  sie  müsse  vorher  die  andern  Gericht«  be- 
schreiben, weil  es  nicht  Sitte  sei  eine  Mahlzeit  mit  einer  Paluda 
anzufangen. 

89.  Der  Hausherr  und  die  beiden  Elstern.  Jemand  kauft  sich 
zwei  junge  Elstern,  Näznah  und  Näzrui.  Näznah  ist  fromm  und 
tüchtig,  Näzrui  aber  eine  echte  Elster,  welche  alles,  dessen  sie 
habhaft  werden  kann,  stiehlt  und  in  der  Erde  verscharrt.  Deshalb 
ist  jeden  Tag  etwas  verschwunden  und  giebt  es  endlosen  Hader  und 
Zank  im  Hause,  weil  niemand  den  Schuldigen  kennt,  bis  Näznah 
ihre  Schwester  auf  frischer  That  ertappt.  Daraus  entspinnt  sich 
ein  Gespräch  zwischen  beiden  und  bringt  Näznah  die  Geschichte  vor 

90.  von  den  drei  Kaufleuten  auf  dem  Schiffe.  Drei  Kaufleute 
reisen  zu  Schiff  nach  Hindostän.  Unterwegs  stiehlt  einer  von  dem 
zweiten  1000  Dinar.     Da  sie  nur  ihrer  drei  sind,  zeigt  der  dritte,. 


392     HotUsma,  Eine  unbekannte  Bearbeitung  des  Marzbän-nämek, 

als  der  Diebstahl  entdeckt  ist,  augenblicklich  den  Dieb  an.  Näznah 
zeigt  ihrer  Schwester  durch  dieses  Beispiel,  dass  ihre  Dieberei 
ebenso  nicht  verborgen  bleiben  wird  und,  obgleich  diese  noch 
widerspricht,  gesteht  sie  schliesslich  ihr  Unrecht  ein  und  steht  von 
ihrer  schlimmen  Gewohnheit  ab. 

Das  vorhergehende  Inhaltsverzeichnis  beweist,  wie  ich  glaube, 
zur  Genüge,  dass  die  in  unserer  Recension  allein  vorkommenden 
Erzählungen  weder  vom  Bearbeiter  erfunden,  noch  aus  neueren 
Anekdotensammlungen  entnommen  sind.  Sie  tragen  überhaupt  das 
nämliche  Geprlige,  wie  die  aus  anderen  Becensionen  des  Werkes 
schon  längst  bekannten  und  sind  deshalb  als  ebenso  alt  zu  be- 
trachten. Daraus  lässt  sich  folgern,  was  oben  S.  374  schon  bemerkt 
worden  ist,  dass  schon  v^or  dem  6.  Jahrhundert  der  Higra  ver- 
schiedene ältere  Recensionen  des  Marzbän-nameh  existiert  haben 
müssen,  denn  ebensowenig  als  unser  Redaktor  neues  hinzugefugt 
hat,  lässt  sich  ein  Grund  vermuten,  weshalb  Sa*d  und  ibn-'ArabUh 
so  viele  Erzählungen  fortgelassen  hätten. 


393 


Die  himjarischen  Inschriften  von  Kharibet-Se'oüd 

(Hai.  628—638). 

Von 

Dr.  J.  H.  Mordtmann« 

Über  den  Fundort  sagt  Halevy  (Rapport  sur  une  mission 
archöologiqne  dans  le  Yemen  S.  94,  vgl.  S.  45  f.): 

«Yille  en  roines  sise  sur  un  monticule,  k  une  heure  de  marche 
a  Test  de  Baghyftn  et  k  une  joum^e  au  nord-est  de  Mareb.  Les 
murs  d'enceinte,  presque  tous  conserves,  sont  couverts  de  sable. 
L'int^rieur  ne  präsente  que  des  d^combres  et  des  döbris.  On  y 
trouve  pourtant  quelques  stäles  qui  portent  des  inscriptions*. 

S.  46  wird  der  Name  dieser  Ruinen  arabisch  o^ju«  >Ujy> 
geschrieben;  Hamd&nl  Djazlrat  8.  167,  ii  nennt  neben  al  Charibat 
al  bai4&  noch  die  , schwarze  Ruine*'  ^ij^^t  *^r^  ^^^  ^^  ^^^^ 
nahe,  einen  Irrtum  bei  Halevy  anzunehmen,  wenn  nicht  Sprenger, 
Alte  Geogr.  Ar.  §  243  nach  den  mündlichen  Angaben  eines  Mannes 
ans  dem  Djauf  unter  den  St&dten  dieser  Gegend  ausser  al-Baidhä 
and  al-Saudä  auch  noch  So'oüd  anführte.  Für  die  „schwarze 
Ruine'*  Hamd&nia  käme  dann  die  von  Halevy  £s-soud  genannte 
minäische  Ruinenstätte  in  Betracht. 

Der  antike  Name  von  Kharibet-Se'oüd  ist,  wie  schon  Praetorius 
sah,  Dbns,  womit  die  Anrufungen  in  den  Inschriften  schliessen  und 
was  man  mit  Katil  zu  umschreiben  pflegt. 

Die  erhaltenen  Inschriften  weisen  altertümliche  Buchstaben - 
formen  und  mit  Ausnahme  einer  einzeiligen  Inschrift  (unten  Nr.  1) 
Farchenschrift  auf,  gehören,  also  der  frühesten  Epoche  der  sabäischen 
Epigraphik  an,  womit  andere  Indicien  sachlicher  und  sprachlicher 
Art  übereinstimmen. 

Die  elf  Inschriften  Hal^vys  sind  auf  fünf  zu  reducieren,  indem 
Nr.  628  und  632,  630  und  631,  633—635,  sowie  636—688  zu- 
sammengehörige Fragmente  sind.  Hierzu  kommt  ein  von  Halevy 
nicht  gesehener  Stein,  welcher  sich  jetzt  zusammen  mit  Hai.  629 
in  der  Sammlung  des  British  Museum  befindet. 

Diese  sechs  Texte  lauten: 


394     Mordtmann^  Die  himjarischen  Inschriften  von  Kharibet-Se'aüd, 

1.  a)  Hai.  638: 

1]2  [I]  innan  |  irn-n«  |  ^b[t; 

....  König  der  Stämme  Du  b-r-t-n,  Sohn  des  ....  [hat  dargebracht 

b)  HaL  637: 

-»Om  I  bD  I  D-^rn  I  r[T 

der  D&t  Himaj  den  gesamten  Bau 

c)  Hai.  636: 

....  r^lai  I  V ^  \  i'^np["«n 

ihres  Hauses  R j-n  und  das  Haus 

Vermutlich  bestand  die  Inschrift  aus  einer  einzigen  langen 
Zeile.  Ein  anderer  „  König  der  Stämme  **  wird  in  der  kleinen  In- 
schrift Fresnel  XXXII  (bustrophedon !)  genannt: 

.  I  l]3  I  D3>nn«  I  ^b7a  |  -,»«72^    -f-« 
i^->-    . .  N]b  I  n/p^'»  I  mDfa  I  iNbrpn 

„*Amml  'aman,  König  von  S3>n^N,    Sohn  des  .  .  .  il,   hat  ge- 
weiht dem  Haubas  und  dem  Almaqah* 

Dieses  Fragment,  sowie  ein  anderes  kleineres  (Nr.  XXXIX). 
welches  dieselbe  Inschrift  enthält,  kopierte  Amaud  auf  den  Damm- 
bauten von  Marib:  wahrscheinlich  haben  sich  diese  Bruchstücke 
dort  nicht  ursprünglich  befunden,  sondern  sind  in  bedeutend  späterer 
Zeit  mit  andern  Steinen  dorthin  verschleppt  und  bei  einer  Reparatur 
des  Dammes  als  Baumaterial  verwandt  worden. 

Möglicherweise  sind  die  ^Stämme*,  13^3*^«,  in  der  Inschrift 
Hai.  51,  3  (§irvät)  zum  Vergleich  heranzuziehen. 

2.  Hai.  630  ■+-  631. 

in    I    ^^D-'tDaDT    I   a^Dtaa:  1     <-^ 

»-►    P173D  I  ii«ad  I  :ii^  I  yxi^ü  \  2 

n  I  'n7aK5^h"'i  |  bN^T»  |  iny  3 

p:-«  I  nn  |  t\12'^ü  \  bn-^Thn  |  ia?  4 

:i»y^^  I  irTn*^«  |  dt»  |  ^7a«ö  5 

ayb-»  I  Dnbo  |  nayb*^  |  lasa-»  6 

N  I  m  I  nnnra  r|]D"'73n  |  nn  |  xr^a  7 

b-^pn  ha  I  nr [pn^-'D  |  na  |  nn  |  a  8 

31 1  b«yT»  I  an  |  yw  1  an  |  yiy  9 

•^ns^NTs^n  I  na  [I]  -»iTNa  |  na  |  anbo  10 

Dass  Hai.  630  und  631  eine  einzige  Inschrift  bilden,  erkannte 
schon    vor    Jahren    der    um    die    südarabischen    Altertümer    hoch* 


MortUnumn,  Die  MmjariMchen  Insehriften  von  Kkaribet  Se^oüd,    395 


verdiente  Prideaux;  er  teilte  mir  dies  in  einem  Briefe  aus  Bushire 
vom  9.' Dezember  1876  zugleich  mit  Kopien  des  Steines  Hai.  629 
und  des  folgenden  Bruchstückes  mit: 


Das  ist  offenbar  ein  Bruchstück  von  Hai.  631  enthaltend 
Z.  4  ff.  —  In  der  Hal^vy 'sehen  Kopie  steht  Z.  6  ars''  |  bnbc,  wohl 
ein  Druckfehler  infolge  Transposition  des  3  und  b. 

Die  Inschrift  ist  von  D.  H.  Müller  in  seinen  „Sabäischen  Alter- 
tümern in  den  Königlichen  Museen  zu  Berlin*  (Sitzungsberr.  Berl. 
Ac.  1886,  S.  839  ff.)  S.  6  ff.  des  SA.  übersetzt  worden;  die  richtige 
Deutung  von  Z.  5  ff.  fand  Hommel  Aufsätze  S.  17.  Die  folgende 
Ibersetzung  weicht  nur  unwesentlich  von  der  Übersetzung  meiner 
beiden  Vorgänger  ab. 

Nabatkarib  und  Nabatjafa\  Sohn 
des  Qaum,  und  Di'b,  Söhne  (dual.)  des  'Aschr, 
Knecht  des  Jada^'fl  und  Jata^'amar,  hat  dar- 
gebracht der  Dtkt  Himaj  den  Libaij^atat  und  den  ^Am- 
ml'amar,  am  Tage,  da  ihn  Jada^'ab  setzte 
über  KatÜ  und  über  den  Bau 

des  Tempels  der  D&t  IJimaj.     Bei  *Att&r  imd  bei  Al- 
maqah  und  bei  der  Dftt  Himaj  und  bei  der  Dat  Ba'- 
d&n  und  bei  Sami^,  und  bei  Jada^'il  und  bei 
Jata^'amar  und  bei  Jada^'ab  und  bei  Katil'' 

Nachdem  zu  Anfang  zwei  oder  drei  Personen  genannt  sind, 
welche  das  grammatische  Subjekt  darstellen,  folgen  auffälligerweise 
das  Verbum  und  die  Apposition  nar  im  Singular.  Das  Singular- 
suffix in  nrw^ti,  wofür  Müller  stillschweigend  iTaSiTS''^  einsetzt,  zeigt, 
dass  hier  keine  defektiven  Schreibungen,  also  etwa  '^^'pr^  für  T^2pn 
vorliegen,  sondern  dass  Prädikat  und  Apposition  sich  auf  das 
logische  Hauptsubjekt,  das  nur  der  an  erster  Stelle  genannte  Eigen- 
namen sein  kann,  bezogen  sind. 

Ebenso  unbequem  ist  die  Beziehung  von  p  Z.  1  (Müller: 
•»]»)  und  ^:a  Z.  2.    Nach  Analogie  der  älteren  sabäischen  Inschriften 


396     Alordtmanrif  Die  himjarUchen  Inschriften  von  Kharibet^Se^oüd, 

(im  engeren  Sinne),  in  denen  die  Angabe  der  Grenealogie  bis  ins 
dritte  Glied  häufig  ist  (vgl.  Beiträge  zur  minäischen  Epigraphik  76), 
habe  ich  angenommen,  dass  "^rn  Z.  2  Apposition  zu  D^ip  und  D2xn 
ist  und  diese  beiden  Eigennamen  die  Väter  des  Nabatkarib  und 
Nabatjafa^  bezeichnen. 

3.  Hai.  628  -f  632 : 

»-y  -»iD  I  •Ä'«?3m  [|]  -»ny^a  |  ^h[^]  2 
r^a  I  -»sa^  |  ••byai  |  Dbn[D  3 
^n  I  n^-'D  I  aynn^  |  ia  |  «bi:[pn    4 

■»  [|]  112^=1 1  riT  I  S">  I D"^"  I  ni  I  a[i  5 
a  1  t(ü9  I  ia  I  -»n^Nb  |  -la  |  -^ny  6 
I  abna  |  an  [|]  aetyi*»  |  ai  |  ^ts»     7 

Der    Anfang    fehlt;    Z.  1    z.  E.    giebt    Halevy    -»a  |  p,    Z.  3 

•»sa  I  »-»by  I  ai. 

n .  .  .  .  den  .  .  .  amar  und  den  $adaq'amar,  die  beiden  Söhne 
Yon  ihnen  beiden,  am  Tage  da  ihn  setzte  Jada^'ab  über  KatU 
und  über  den  Bau  des  Tempels  der  Dät  Ijümaj  etc.  etc.* 
(folgen  dieselben  Anrufungen  wie  in  Nr.  2). 

Z.  1  steht  ■'7:[n'']:a  ebenso  wie  inn:a  Nr.  4  hinter  dem  Eigen- 
namen, auf  den  es  sich  bezieht,  während  sonst,  im  Sabäischen  so- 
wohl wie  im  Minäischen,  die  umgekehrte  Stellung  die  Regel  bildet 
Ich  kenne  nur  noch  eine  dritte  Ausnahme,  cfcn^"^ü  |  nnara  HaL 
485,2,  528,  „ihrem  Herren,  dem  Nakra^^,  denn  ioaN  |  nrn? 
Os.  29,  6,  was  man  manchmal  als  „^Att&r,  sein  [des  Gottes  Sin] 
Vater*  aufgefasst  hat,  ist  vielmehr  „der  *AttAr  seines  Vaters*  zu 
übersetzen. 

4.  Hai.  629  =  ZDMG.  XXXVI,  S.  430,  Nr.  VI  (Kopie 
W.  Wrights);  ausserdem  liegt  mir  eine  handschriftliche  Kopie  von 
Prideaux  vor. 

T'Ta:?  I  [l]a  |  DT'n     <-^ 

»^    5^  I  =iT  I  P'T^I  I  ^? 
sn  I  D-'Tan  I  nn  I  "'S 

na  I  a:rm 

Z.  1  Halevy  PH,  Wright  und  Prideaux  [in  statt  -,3  (Sri), 
dagegen  Z.  2  alle  drei  übereinstimimend  HH  =  3^-  Praetorius 
schreibt  an  beiden  Stellen  na,  das  er  aus  arab.  .ju  »Samen*  = 
Sohn  erklärt,  während  Müller  beide  Male  p  =  ^1  korrigiert 
Auf  Grund  der  durchaus  sicheren  Lesung  von  Nr.  5  nehme  ich  an. 


Mordimann,  Die  himjarüchen  Inschriften  von  Kharibet-Se'oüd.    397 


dass  Z.  1  mit  den  beiden  fehlerhaften  Zeichen  p  gemeint  ist,  während 
ni  in  der  zweiten  Zeile  nicht  anzutasten  ist.  Letzteres  steht  wie 
minftisch  na  fiir  t  p  =  ^^3  ^,  kommt  allerdings  sonst  nicht  vor. 

Der  kleine  Text  lautet  in  Übersetzung: 

»^aijav,    Sohn   des  *Ammljada*,  von   der  Familie  Du  Qadrftn, 
hat  geweiht  der  D&t  Qimaj  seine  Tochter  Bannat". 


mxcmm 


f\M\]HM 


5.  Zwei  zusammengehörige  Fragmente  im  British  Museum: 

a)  Z.  1—5  ist  von  D.  H.  Müller  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  XXX, 
8.  677,  sub  Nr.  4  in  hebräischer  Transskription  veröffentlicht 
worden ; 

b)  Z.  5—8  ebendaselbst  Bd.  XXVl,  S.  431,  sub  Nr.  Vm  von 
Praetorius. 

Nachdem  ich  schon  lange  den  Zusammenhang  zwischen  beiden 
Bruchstücken  geahnt  hatte,  wandte  ich  mich  um  Abklatsche  an 
den  promus  condus  der  orientalischen  Altertümer  des  British  Museum, 
Herrn  Wallis  Budge.     Seiner  liebenswürdigen  Gefälligkeit  verdanke 


398    Mordtmann,  Die  himjarischen  Inschriften  von  Kharibet  S^oüd. 

ich  nicht  nur  die  erbetenen  Abklatsche,  sondern  auch  die  Wieder- 
entdecknng  des  Fragmentes  a),  welche  erst  nach  wiederholtem 
Suchen  gelang,  weil  in  der  MüUer'schen  Transskription,  wie  sich 
jetzt  herausstellte,  offenbar  infolge  eines  Versehens,  eine  Zeile  (die 
dritte)  ganz  ausgefallen  ist  und  von  den  ersten  zwei  Zeilen  nur 
fünf  Buchstaben  wiedergegeben  sind.  Die  Vermutung,  dass  a)  und 
b)  zusanunengehören,  ist  durch  die  Abklatsche  bestätigt 

^1-^27  I  p  I  £[i]-«n     1 

nn  I  pn-Tj  |  npr  |  n  2 

bNiöiN'^  I  D'»7:n  |  n  3 

nrnn-i  |  in  |  «b»  4 

■»73n  I  DT  I  m  I  np  6 

G  I  in  I  nn  I  nT^i  |  6 

yi"»  I  m  I  yi2^  I  m  7 

«b  I  in  I  -nyKön  |  8 

I  dbnn  1  m  9 


d.  i.  „Haijav,  Sohn  des  'Ammijada*  von  der  Familie  Du  Qadrän, 
hat  geweiht  der  DAt  Himaj  den  Ja'us'll;  bei  'Attftr  und  bei 
Almaqah  und  bei  der  Dät  Himaj  und  bei  der  Dat  Ba*dan  und 
bei  Sämi^  und  bei  Jada'il  und  bei  Jata^'amar  und  bei  Katil*. 

6.  Hai.  633,  634,  635,  restituiert  ZDMG.  XLVH,  S.  407: 


^D  I  m  I  D 
nxb  I  in 


"•cn  I  ni  I  ni  I  nlprab 
■>i:^«n  I  in  I  Nnp^in 


«  I  ni  I  nnnyn 
in  I  nnbD  | 


Das  Fragment  a)  ist  jetzt  im  British  Museum;  b)  im  Osma- 
manischen  Museum  (Nr.  10  des  Catalogue  sommaire  des  Antiquites 
Himyarites  et  Palmyröniennes).  Ersteres  ist  ZDMG.  XXVT,  S.  431, 
Nr.  Vn,  letzteres  ebenda  Bd.  XXX,  S.  291,  Nr.  5  veröffentlicht 
worden.  Nachträglich  erlangte  ich  von  beiden  Fragmenten  Ab- 
klatsche, welche  die  Richtigkeit  der  ZDMG.  a.  a.  0.  vorgeschlagenen 
Restitution  bestätigten. 

Es  liegt  nur  der  Schluss  der  Inschrift  mit  den  Anruftmgen  vor: 

„bei  *AttÄr  und  bei  Almaqah  und  bei  der  Dät  Himaj  und  l>€i 
Kariba'll  und  bei  Jada"ab  und  bei  Achükarib  und  bei  Katil". 


Epoche  der  Inschriften.  Es  werden  in  den  Inschriften 
zum  Schluss  ausser  verschiedenen  Gottheiten  und  der  Stadt  Katll 
angerufen : 


MonUmann,  Die  hmjariachen  Inschriften  von  Eharibet-Se^oüd.    399 

Jada^'il  und  Jata^'amar:  Nr.  2,  3  und  5; 
Kariba'Ü:  Nr.  6; 
Jada^'ab:  Nr.  2,  3  und  6; 
Achukarib:  Nr.  6. 

Die  Namen  Jada^'ll  und  Jata''aniar  sowie  Eariba'il  sind  unter 
den  Mukrabs  und  älteren  Königen  von  Saba  wiederholt  vertreten; 
welche  von  diesen  Herrschern  in  den  Katllinschriften  gemeint  sind, 
lässt  sich  vorläufig  nicht  feststellen,  doch  sei  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  alle  drei  Fr.  LYI  zusammen  erwähnt  werden.  Aus 
letzterem  Texte  könnte  man  folgern,  dass  Kariba'll  nm  Vater  des 
Jada'^il  -pa  und  Grossvater  des  Jata"amar  y^  war,  und  es  liegt 
alsdann  nahe,  diese  drei  Könige  mit  den  in  unseren  Texten  ge- 
nannten Herrschern  zu  identifizieren. 

Der  Name  Jada^'ab  kommt  nur  hier  und  Hai.  49  (§irv41?), 
sowie  als  Name  eines  Königs  von  Hadramaut  aus  bedeutend  spä- 
terer Zeit  vor;  ebenso  ist  der  Name  Achukarib  nur  noch  aus  dem 
späten  Texte  SD.  Nr.  4  zu  belegen.  Jada^'ab  und  Achukarib  waren 
vermutlich  die  Herren  des  Grebietes  von  Katll. 

Über  das  Reich  ,der  Stämme '',  deren  König  in  Nr.  1  erwähnt 
wird,  wissen  wir  sonst  nichts:  es  wird  ähnlich  wie  die  kleinen 
Reiche  von  Haram  und  Kamnahü  in  einem  Abhängigkeitsverhältnis 
zu  Saba  gestanden  haben. 

Im  übrigen  bedarf  es  keines  Beweises,  dass  die  uns  bisher 
bekannt  gewordenen  Inschriften  von  Katil  aus  einer  und  derselben 
Epoche  stammen. 

Kultus.  Die  D4t  IJimaj,  aus  deren  Heiligtume  diese  In- 
schriften stammen,  kommt  sonst  nur  in  den  stereotypen  Anrufungen 
zum  Schlüsse  der  Inschriften  vor;  den  Minäem  ist  sie  unbekannt, 
dagegen  finden  wir  sie  noch  in  Haram,  dessen  Pantheon  aus 
sabäischen  und  minäischen  Elementen  gemischt  ist,  neben  Wadd 
und  *AttÄr.  Bei  den  Sabäem  wird  sie  später  von  der  Schams, 
von  der  sie  ursprünglich  ein  Ableger  ist,  verdrängt.  Seit  Osiander 
(ZDMG.  XX,  282)  hat  man  sich  an  die  Transskription  Dät  Himaj 
gewöhnt;  es  ist  vielleicht  nicht  überflüssig  daran  zu  erinnern,  dass 
diese  Transskription  rein  konventionell  ist. 

Die  Hierodulenweihungen  von  Katll  finden  ihr  Analogon  in 
den  Inschriften  von  Haram  (Hai.  144— 146, 148, 150,161,153—156, 
158,  159),  welche  zuerst  Hommel  (Aufsätze  S.  29)  richtig  erklärt 
bat,  und  in  einer  Inschrift  von  Me*In,  über  welche  derselbe  Ge- 
lehrte jüngst  in  der  Festschrift  Aegyptiaca  einige  Mitteilungen  ge- 
macht  hat^).      Namentlich    erstere    haben    in    ihrer   Fassung   eine 

1)  Hommel  hat  es  unterlassen,  die  Übereinstimmungen  in  den  Namen 
der  Hierodulen  von  Haram  und  Me'in  hervorzuheben,  obwohl  sie  ihm  nicht 
entgangen  sein  dfirften.  Ausser  1]21^M,  das  auch  in  Me^in  wiederkehrt,  finden 
sich  in  beiden  Eahlreiche  Komposita  mit  ^fi<,  wie  solche  auch  sonst  als  weib- 
liche Eigennamen  verwandt  werden  (vgl.  ^bttDN,  nNTi»,  -^bya«),  zu  p^mÜ: 


400    Mordtmann,  Die  himjarischen  Inschriften  von  Kharibet-Se^cQd. 

überraschende  Ähnlichkeit  mit  den  Inschriften  von  Katil:  der 
Gottheit  von  Haram,  welche  den  seltsamen  Namen  T^craria  fahrt 
imd  wahrscheinlich  eine  lokale  Form  des  *AttÄr  ist,  werden  weib- 
liche Sklavinnen  geweiht  und  diese  Akte  auf  Stelen  eingegraben, 
welche  vor  dem  Heiligtume  aufgestellt  sind.  Die  Hierodulenliste 
von  Me'In  weist  auch  durchgängig  weibliche  Eigennamen  auf; 
vermutlich  gehörten  diese  Sklavinnen  zum  lebenden  Inventar  des 
Tempels  des  *Attär.  Insofern  allerdings  besteht  ein  Unterschied, 
als  in  den  Inschriften  von  Katil,  soweit  erkennbar,  nur  freie  Personen 
dem  Tempeldienste  geweiht  werden. 

Hiermit  nicht  zu  verwechseln  sind  die  Proskyneme,  welche 
ebenfalls  ziemlich  alt  und  teilweise  ganz  ähnlich  abgefasst  sind 
(vgl.  die  Bemerkungen  in  der  Publikation  der  Berliner  Samm- 
lung S.  26). 

Sprachliches  und  Onomatologisches.  In  den  Bei- 
trägen zur  minäischen  Epigraphik  S.  107  ff.  ist  auf  die  Überein- 
stimmung des  Wortschatzes  in  den  älteren  sab&ischen  und  in  den 
minäischen  Texten  hingewiesen  und  ein  Verzeichnis  solcher  Wörter, 
welche  später  aus  dem  Sabäischen  verschwinden,   gegeben  worden. 

Aus  den  Katilinschriften  sind  anzuführen: 

nn  =  "3  +  1,  Hai.  629  und  oben  Nr.  5; 

2".*^  als  Konjunktion  gebraucht,  oben  Nr.  2  und  3,  vgl.  Bei- 
träge S.  110,  Nr.  12; 

Tao  »Bau*,  oben  Nr.  1,  2  und  3,  sonst  nur  noch  in  dem 
alten  Proskynem  Gl.  B.  873,  vgl.  Beiträge  S.  108. 

Femer  sind  hervorzuheben :  die  Appositionsstellung  von  ^n'^:3, 
oben  Nr.  3  (vgl.  zur  Stelle)  und  das  Fehlen  der  Mimation  in  yvf^  ,  nn 
gegenüber  der  sonst  üblicheren  Form  D2iya    rn. 

Die  meisten  Eigennamen  tragen  ein  altertümliches  Oepräge, 
wie  yD-^üns,  a*l3DS3,  D73ip  (vgl.  Hai.  202);  altsabäisch  und  mi- 
näisch  sind: 

caNT,   wohl  =  wuv3,   oben  Nr.  1,   minäisch   HaL  233  ohne 

Mimation. 

bMi::-)2<'^  sabäisch  zum  ersten  Male  oben  Nr.  5,  sonst  nur 
minäisch,  vgl.  Beiträge  S.  67  A.  1); 

n72«73r,  -iTSNpns  und  n7:[«  .  .  .,  oben  Nr.  1  und  2,  vgl.  Bei- 
träge S.  109,  Nr.  6,  S.  113,  Nr.  38  und  144,  Nr.  48. 

5?T^7:r,  oben  Nr.  4  und  5,  vgl.  Beiträge  S.  114,  Nr.  49. 


(Hai.  145,  151)  und  pm  Hai.  153  ygl.  l'mfi«  bei  Hommel,  su  bnb»  Hai.  146 
die  Namen  b'^H^i^  and  bns«  bei  demselben.  Haram  nnd  Me'in  venorgtea 
sich  also  auf  denselben  Sklavenmärkten. 


401 


Zur  syrischen  ßetonungs-  und  Verslehre. 

Von 

C.  Brockelmaim« 

Im  47.  Bande  dieser  Zeitschrift  S.  276  ff.  hat  Grimme  für  das 
Syrische  eine  neue  Betonungs-  und  Verslehre  aufgestellt ,  för  die 
er  im  Gegensatz  zu  den  von.  ihm  aufs  schärfste  verurteilten  bis- 
herigen Anschauungen  über  syrische  Metrik  das  Verdienst  strengster 
Wissenschaftlichkeit  in  Anspruch  nimmt;  er  hat  dann  in  den  Collec- 
tanea  Friburgensia,  fasc.  11  (1893)  seine  Hieorie  weiter  ausgebaut. 
Obwohl  ich  die  Grundlage  der  Grimmeschen  Metrik,  seine  An- 
schauungen über  den  Accent  des  Syrischen  von  vornherein  für  falsch 
hielt,  habe  ich  doch  bei  meiner  seit  Erscheinen  jenes  Aufsatzes  fast 
nie  unterbrochenen  syrischen  Lektüre  an  jedem  mir  vorkommenden 
«poetischen'^  Stücke  die  Grimmesche  Theorie  immer  wieder  zu  er- 
proben versucht  und  mich  immer  wieder  von  ihrer  Unhaltbarkeit 
überzeugt.  Ich  habe  nun  lange  darauf  gewartet,  dass  etwa  einer 
der  anerkannten  Meister  unserer  Wissenschaft  sich  die  Widerlegung 
dieser  Theorie  würde  angelegen  sein  lassen.  Ganz  überflüssig  dürfte 
das  doch  nicht  sein.  Da  Grimme  selbst  bekennt,  durch  einen  Appell 
seitens  eines  der  Hauptvertreter  der  klassischen  Philologie  zu  seinen 
Untersuchungen  angeregt  zu  sein,  und  da  er  in  den  Coli,  aus 
seiner  Theorie  die  weittragendsten  Schlüsse  für  die  Geschichte  der 
griechischen  und  lateinischen  rhythmischen  Dichtung  gezogen  hat, 
so  ist  zu  befürchten ,  dass  die  Forscher  auf  diesem  Gebiete  mit 
Grinmies  Behauptungen,  falls  ihnen  von  syrologischer  Seite  gar 
nicht  widersprochen  wird,  wie  mit  gesicherten  Resultaten  und  an- 
erkannten Thatsachen  operieren  werden.  Diese  Erwägungen  mögen 
die  folgenden  Zeilen  rechtfertigen,  wenn  sie  auch  den  Kennern  des 
Syrischen  nichts  neues  bieten  sollten. 

Grimme  behauptet,  die  Betonung  der  Ultima,  die  Nöldeke  für 
orsprünglicher  erklärt  hatte  als  die  heute  bei  den  Nestorianem 
herrschende  Betonung  der  Paenultima,  müsse  zwar  för  die  Werdezeit 
der  syrischen  Sprache  als  sicher  angenommen  werden,  sei  aber  für 
die  'fertige  Sprache  durch  nichts  bezeugt  oder  auch  nur  wahrschein- 
lich zu  machen.  In  der  Werdezeit  der  syrischen  Sprache  herrschte 
vielmehr  ein  freier,   noch  nicht  an  die  Ultima  gebundener  Accent, 


402         BrockelmanUf  Zur  syrischen  BetonungS'  und  Verslehre. 

wie  ihn  das  Bibl.  Aram.  noch  bewahrt  hat;  das  zeigen  Formen  wie 

ciSk^jO  aus  g^fdlü^  &^^  *^^  c^tdUd^  ^;2D  aus  mdri  u.  s.  w.  deut- 
lich genug.  Erst  durch  die  Wirkung  des  speciell  syrischen  Aus- 
lautsgesetzes,  dem  die  hinter  der  Tonsilbe  stehenden  Vokale  zum 
Opfer  fielen,  ist  die  Ultimabetonung  zur  Herrschaft  gelangt.  Dass 
dies  Auslautsgesetz  noch  in  der  klassischen  Sprache  nicht  ausser 
Kraft  getreten  war,  zeigt  die  Behandlung  von  Fremdwörtern,   wie 

^  aus  Taxct^  J^^hco/  aus  atgccra,  ^t^^  ^^  ^AvTi^o^t^a  (vgl. 

auch  Nöldeke,  Syr.  Gramm.  S.  144).  Damit  ist  zugleich  bewiesen, 
dass  die  jetzt  noch  vokalisch  auslautenden  Formen ,  wie  z.  B.  der 
Stat.  emph.  auf  der  Ultima  betont  gewesen  sein  müssen^).  Zu 
demselben  Resultate  führt  uns  die  Betrachtung  aller  Fremdwörter, 
soweit  ihre  Umbildung  im  Yolksmunde  überhaupt  Bückschlüsse  auf 

die  Betonung  zulässt.  Das  Schwinden  der  Vokale  in  |2uQfiC?  aus 
axv(fog,  \cn\c\Oi  aus  qpoA^i^,  jaio^Qd  aus  nvgyog,  JfiDvjjO  aus 
xaiQog,  ist  nur  aus  Ultimabetonung  zu  erklären ;  bei  Betonung  der 
Paenultima  hätten  Formen  wie  *|ScuQfiD/,  ^joa^od.  ^jCDOJOlOd, 
^jfiDO^liO  entstehen  müssen.  Formen  wie  cpo'^  ]CDnO!^  au> 
nogog,  jm2DO}  aus  Sof^og,  jnt>o>ri>  aus  tvnos  konnten  der  Analogie 
von   «jLO^,   IjklQiO    erst   dann   folgen,   nachdem   der   Accent   von 

noüOQ  zu  porös  u.  s.  w.  verschoben  war.  Umgekehrt  finden  wir 
im  Altsyrischen  keine  Spur  von  der  Wirkung  der  Paenultima- 
betonung,  die  bekanntlich  im  Neusyrischen  auf  die  Gestalt  der  ein- 
heimischen wie  der  Fremdwörter  sehr  stark  eingewirkt  hat.  Nur 
in  der  Setzung  der  Qusääjä-  und  Bukk&chäpunkte ,  die  bekanntlich 
erst  aus  der  Zeit  stammen,  als  das  Syrische  bereits  im  Aussterben 
war,    lassen    sich    die    ersten    Spuren    der    beginnenden    Accent- 

verschiebung  konstatieren.  Die  Hart«  des  ^  von  yn:^^t^  lässt  sich 
nur  aus  Iktusbetonung  der  ersten  Silbe  erklären,  die  den  Ausfall 
des  nachfolgenden  Gleitvokals  bewirkte-).  Aber  in  der  Über- 
lieferung finden  sich  auch  noch  Formen  wie  ^tA^  (Nöldeke,  Syr. 
Gramm,  p.  16,  n.  1).    Besondere  charakteristisch  ist  das  Schwanken 


Ä^  r  r 


1)  Formen  wie  )Of2b,  )0}y  )^'^  ausn-f-f^  dürfen  hier  nicht  bann- 
f^ezogen  werden,  da  sie  nicht  auf  lantgesetslichem  Wege,  sondern  dareh  Anaiofde* 
bildung  entstanden  sind.  Umgekehrt  dürfen  natürlich  auch  gelehrte  Fremd- 
wörter, die  auslautendes  a  bewahrt  haben,  nicht  als  Gegeninstanz  angeiubrt 
werden. 

2)  Vgl.  analoge  Erscheinungen  aus  den  indischen  und  den  romanischen 
Sprachen  bei  Jacobi,  diese  Zeitschrift  47,  576. 


Broclcelmann,  Zur  syrUchen  Betonungs-  und  Veralehre.         403 

der  Tradition  bei  L  des  Fem.,   das   in   vielen  Fallen  noch  das  ur- 

sprüngliclie  Bukkächä  bewahrt  hat,  während  im  Neusyrischen  be- 
kanntlich Qnss^'ft  zur  Alleinherrschaft  gelangt  ist.  Eben  dies 
Schwanken  der  Überlieferung  zeigt  uns,  dass  die  Accentverschiebung 
im  7.  Jahrhundert  noch  im  Fluss  war,  also  800  Jahre  früher  zu 
Ephraems  Zeit,  noch  nicht  durchgeführt  sein  konnte,  wie  Grimme 
meint. 

Die  Grundlage  der  Grimmeschen  Theorie,  die  Hypothese  von 
der  Paenultimabetonung  des  Syrischen  in  seiner  Blütezeit  ist  also 
unerwiesen  und  unerweisbar.  Freilich  hätte  Grimme,  wie  mir  mehr- 
fache Versuche  gezeigt  haben,  auch  wenn  er  von  der  Ultimabetonung 
ausgegangen  wäre,  eine  Metrik  konstruieren  können,  die  an  nicht 
viel  mehr  ünwahrscheinlichkeiten  hätte  zu  kranken  brauchen  als 
seine  jetzige  Theorie,  die  wir  nun  etwas  näher  ins  Auge  fassen 
müssen.  Obwohl  ich  dieselbe  an  fast  allen  Klassikern  der  syrischen 
Litteratur  nachgeprüft  habe,  wähle  ich  doch  im  folgenden  meine 
Beispiele  gleich  Grimme  nur  aus  Ephraems  Werken  und,  um  jede 
unnötige  Kontroverse  zu  vermeiden,  nur  aus  solchen  Stücken,  deren 
metrisches  Schema  Grimme  in  dieser  Zeitschrift  oder  in  den  Coli, 
selbst  bestimmt  hat. 

Grimme  definiert  das  Wesen  der  von  ihm  für  das  Syrische 
angenommenen  Accentpoesie  dahin,  dass  sie  keinen  Unterschied 
kenne  zwischen  der  Betonung  der  Poesie  und  der  Prosa.  Nun 
muss  er  aber  selbst  schon  der  weder  von  ihm  noch  von  Bickell 
bewiesenen  Hypothese  zu  liebe,  dass  jeder  Vers  mit  einer  Senkung 
schliesse,  eine  ganze  Beihe  von  Ausnahmen  von  dieser  Grundregel 
annehmen.  Dass  schon  das  Altsyrische  Enklitika  gehabt  hat,  ist 
selbstverständlich.  Dass  aber  eine  einsilbige  Yerbalform  nur  dadurch, 
dass  sie  am  Satzende  steht,  enklitisch  werden  könne  (Zeitschr., 
p.  288 f.),  lässt  sich  nicht  beweisen.  Noch  weniger,  dass  das  ein- 
silbige zweite  Wort  in  jeder  Genetiwerbindung  enklitisch  sein  soll 
(ib.  286  f.).  Das  steht  doch  in  direktem  Widerspruch  mit  der  durch 
alle  semitischen  Sprachen  gleichmässig  bezeugten  Thatsache,  dass  in 
der  Genetiwerbindung  gerade  das  erste  Wort  seinen  Accent  an 
das  zweite  abgiebt.  Umgekehrt  muss  Grimme  seiner  Theorie  zu 
liebe  für  notorische  Enklitika  wieder  Hauptbetonung  annehmen. 
Die  Pronomina  ^oi^^  und  wj/,  die  bekanntlich  in  Enklisis  aus  ^oiOf 

mJO)  entstanden  sind,  sollen  nur  nach  einem  Participium  enklitisch 

sein,  „alleinstehend  im  Sinne  des  Hilfsverbs  sowie  in  accusativischer 
Pimktion*  aber  nicht  (Zeitschr.,  p.  284).    Was  ist  denn  überhaupt  für 

ein  syntaktischer  Unterschied  zwischen  ^/  ^-Mb*  Ä  ««0)0. JCU^  iiiid 
^/  Ifrf»'^  IjäI?  Noch  viel  weniger  konnte  die  Enklisis  in  Ver- 
bindungen  wie  ^oj/  ^^AO  aufgegeben  werden ,  da  diese  sich  im 
Sprachbewusstsein   beständig   mit  Formen  wie  ^o\Kq  associieren 

Bd.  LH.  27 


404         Brockelmann^  Zur  syrischen  Betonungs-  und  Verslehre, 

mussten.  Eine  weitere  Reihe  von  Accentverschiebimgen  nimmt 
Grimme  an,  indem  er  p.  28^8  behauptet,  dass  Hilfsvokale  auch  in 
Hebung  stehn  können.  Welcher  deutsche  Reimschmied  würde  es 
wagen  ^^gethan*^  !  .  statt  .  !  zu  betonen ;  etwas  anderes  ist  es  nicht, 
wenn  Grimme  statt  n^hdA  auch  die  Betonung  ndhef.  für  mögüch 
halt.  Endlich  betrachtet  Grimme  Verbindungen  einsilbiger  Wörter 
mit^O*^  ohne  weiteres  als  6in  auf  der  Paenultima  zu  betonendes 

Wort;   er   spricht   das    zwar  nirgends  offen  aus,    doch  geht  es  ans 

seinen  Beispielen  281  pu,  289  4  u.  s.  w.)  zur  Genüge  hervor.    Also 

"  und  ^i^o   sollen    als   ein  Wort   auf  der  Paenultima  betont 


werden,  wie  wenn  man  im  Deutschen  ,der  floh*  !  .  »und  floh*  ! . 
betonen  wollte.   Durch  die  rein  konventionelle  Schreibart  darf  man 

sich  natürlich  nicht  imponieren  lassen,    o  und  \  gelten  dem  Sprach- 

bewusstsein  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als  unser  «und*  «der*. 
Selbstverständlich  fassen  wir  diese  mit  dem  folgenden  Einsilbler  zu 
einem  Sprechtakt  zusammen,  hüten  uns  aber  wohl,  diese  Verbindung 
als  6in  Wort  anzusehn,  auf  welches  das  germanische  Accentgesetz 
anzuwenden  wäre.  Zu  welchen  Konsequenzen  Grimmes  Lesung 
führt,  macht  man  sich  am  besten  klar,  wenn  man  die  Fälle  ins 
Auge  fasst,  in  denen  nach  Grimme  zwei  durch  o  verbundene  Wörter 

in  Senkung ,  o  selbst  in  Hebung  stehn  soll,  wie  jQ^fioo   ^^  ^^ 

und  stieg  .  !  .  CN  43  sss,  J^o  ji?  Vater  und  Sohn  .  !  .  EO  ffl  112 

D2,  116  F»,  122 u,  126  Ei,    U.  o  oi  gross  und  klar  .  !  .  EO  III 

15  Bö.  Damit  nicht  etwa  der  Verdacht  entstehe,  als  hätte  ich 
einen  nebensächlichen  Punkt  übermässig  urgiert,  halte  ich  es  für 
nützlich,  hier  einmal  meine  Beispielsammlung  ganz  auszuschütten, 
die  allerdings  auf  Vollständigkeit  nicht  den  geringsten  Ansprach 
macht.  Man  vgl.  CN  17  v  5;  18  v  48;  21  v  174;  29  v  69,  111, 
133,214;  30  V  123;  31  v  180;  32  v  19;  43  v  95,  207;  46  v  05, 
98 ;  72  V  3;  EO  m  6  A  s,  4,  C  4,  7  A  7,  11  B  i,  13  D  2,  15  B  5, 
C  8,  E  4,  19  C  «,  E  3,  4,  22  B  8,  93  B  7,  94  D  6,  8,  9,  100  A  «,  102 
E4,ß,  104  01,  Fs,  109  Bi,  127  0  5,  251  u,  321  apu,  417  A  j,  426 
F  6,  445  B  2,  499  E ;  EHS  I  589  le,  603  pu,  611  u,  629  11,  H  447  u. 

Aber,  wenn  man  auch  den  syrischen  Dichtem  alle  diese  Will- 
kür zutrauen  wollte,  so  stösst  man  doch  bei  der  Lektüre  poetischer 
Stücke  nach  Grimmescher  Vorschrift  auf  immer  neue  Seltsamkeiten. 
Bald  finden  wir  das  Subjekt  des  Satzes  in  der  Senkung,  wie  ON  34 
17,  30,  83,  72,  98,  108,  134,  70  43,  53  29,  EO  HI  449  B,  95  u.  96»),  bald 

1)  Grimmo  wird  diese  Fälle  wohl  unter  seine  Regel  Zeitschr.  p.  290 
bringen,  „dass  durch  eine  schnelle  Aussprache  der  Silben  Hebungen  Bum  Bange 
von  Senkungen  herabgedrückt  werden  können,  besonders  im  sweisilbigen  Auf- 
takte".   Diese  Regel  wird  dadurch  nicht  gerade  wahrscheinlicher,  dass  Orimme 


Brockelmann,  Zur  syrieehen  Betonungs-  und  Verslehre,        405 

das  Verbum  wie  CN  36  85,  48  S7,  54,  50  76,  57  ss,  sa,  EO  HI  94  D  s, 
£HS  I  571  10, 14,  575  13.  Ein  Substantiv  soll  in  Senkung,  das  zu- 
gehörige Adjektiv  in  Hebung  stehen  können:  CN  56  45,  69  85,  EO 
m  94  B  6,  9  C  «,  12  A  8,  B  4,  15  C  i.   Präpositionen  sollen  sowohl 

die   von    ihnen    abhangigen    Substantiva    (^qj  )ai.  I  •  •   CN  1  4i, 

)0Q-  ^  )OQu  .  ! .  EO  m  418  B  8,  294  D  7,  vgl.  CN  6  5s,  43  so,  48 
108,  49  86,  97,  EO  m  9  8,  300  B  7,  520  C  s)  wie  die  sie  regierenden 
Verba  ( JLL  ^oi  . ! .  EO  HI  422  A  6,  vgl.  ib.  11  C  4,  12  B  7,  324 
C  4,  423  As,  B  2)  ihres  Accentes  berauben  können.  Verba  sollen 
ihren  Accent   an   die   Negation  (jq&gd  |I  ! .  EO  LH  15  B  s,  EH3 

I  23  6,  vgl.  CN  19  147,  72  112,  71  54,  EO  HI  10  C  7,  16  A  6,  20  B  4, 
22  A  7,  317  C  8,  323  C  1,  444  F  s)  und  an  Konjunktionen  (jqScdj  \mjOI 

OoLjOt  jetzo   da   stieg   und   sass   ..!.!.  EO  m  16  A  s,   vgl.  ib. 

10  C  1,  15  apu,  17  B  2,  254  C  1,  255  C  s,  CN  71  24)  abgeben.   Auf 

siongemftsse  Betonung  seiner  Sätze  müsste  Ephraem  nicht  das  ge- 
ringste Gewicht  gelegt  haben.  In  zwei  ganz  gleichen  und  im 
Parallelismus  zu  einander  stehenden  Sätzen  soll  das  Verbum  einmal 
betont,  einmal  unbetont  sein  können:  CN  1  4  (Coli.  p.  67),  ib.  is« 
(Z.  p.  296  2),  ib.  3  eo— 61,  73  9.  Von  zwei  oder  drei  gemeinsamen 
Subjekten  eines  Satzes  soll  je  eins  unbetont  sein:  CN  3  91,  EO  III 
9  E  2 ,  ebenso  eins  von  zwei  oder  drei  gemeinsamen  Prädikaten : 
EO  miO  C  2,  CN  43  242,  vgl.  CN  6  110,  111,  7  so,  28  84,  EO  m  96 

B  7.      CN  52  107,  110   soll   «00^    einmal   in   Senkung,   einmal   in 

Hebung  stehn,  ebenso  ^/  ib.  3  39.     Von  den  beiden  in  Parallelis- 

mos  stehenden  Wörtern     <v^-t''\  und  -^*^^  EHS  IE  445  14,  15   soll 

(Coli.  p.  28)   das   erste   in  Senkung,    das   zweite  in  Hebung  stehn. 

Aber  wenn  man  den  syrischen  Dichtem,  deren  Fähigkeiten 
man  ja  im  allgemeinen  keine  sehr  hohe  Achtung  schuldig  zu  sein 
glaubt,  auch  alle  diese  Verse  noch  zutrauen  wollte,  so  wird  man 
doch  in  Ephraems  Werken  auf  zahlreiche  Stellen  stossen,  die  zwar 
nach  dem  Prinzip  der  Silbenzählung  untadelig  sind,  an  denen  aber 
Grimmes  Theorie  selbst  bei  Berücksichtigung  aller  seiner  Finessen 
rettungslos  scheitert.  Allerdings  lassen  sich  auch  diese  Stellen  mit 
mehr  oder  minder  billigen  Konjekturen  sehr  leicht  nach  den 
Grimmeschen  Vorschriften  einrenken ;  ist  es  nun  aber  schon  in 
Texten,  deren  Metrum  bekannt  ist,    methodisch   höchst  bedenklich, 


(Coli.  p.  29)  auch  im  Deutschen  Vene  wie  „Die  Hand  soll  Dich  greifen?' 
nDas  Ohr  soll  Dich  hören?"  „Ein  Mensch  soll  Dich  lieben?"  nach  dem  Schema 
..!.!.  mr  möglich  hftlt 

27* 


406         Brochdmann,  Zur  syrischen  Betonungs-  und  V&rskhre, 

sprachlich  und  sachlich  ganz  einwandfreie  Stellen  nur  um  des  Metrnms 
Willen  zu  beanstanden,  so  ist  das  natürlich  ganz  unerlaubt,  so  lange 
das  Metrum  selbst  noch  hypothetisch  ist.  Verse,  deren  Wortiaut 
auch  nur  zu  den  leisesten  Bedenken  Anlass  giebt,  lasse  ich  ganz 
aus  dem  Spiele. 

CN  29  192  ,^|?ft''N  I^Qm  jJ^J,  als  fünfsilbiger  Vers  untadelig*), 
soll  nach  Coli.  p.  24  !  .  .  !  .  skandiert  werden.  Das  wäre  nur 
möglich,  wenn  man  annimmt,  dass  .^^^ih^n  als  Enklitikon  den  Accent 

von  )::^Qm  verschoben  habe;  aber  nach  welcher  Regel?     Liest  man 

mit  Hilfsvokal  ,^y^fi^  nach  der  Ersatzform  !...!.  (Zeitschr.,  p.  294), 

so  stände  das  Subjekt  J^Om  in  Senkung,   während   es   doch  durch 


0 


die  Antithese  zu  jx>o.  v  191  einen  starken  Sinnaccent  erhSJt   Nimmt 

man  die  nach  Grimme  gleichfalls  mögliche  Ersatzform  ..!.!.,  so 
stünde  jLjii  in  Senkung,  während  es  in  dem  Parallel verse  194  in 
Hebung  steht. 

CN  35  286  soll  nach  Coli.  p.  53  entweder  !.!..!.  oder  .!.!.!. 

gemessen  werden.  In  beiden  Fällen  stünde  der  Imperativ  ^^^ ,  der 
als  Anfang  des  Nachsatzes  doch  einen  starken  Sinnaccent  trägt, 
(vgl.  CN  36  15,  le)  in  der  Senkung. 

CN  59  14  ^^t"N)  OJS^ii^  Schema  ! .  !  .   Also  opw,  das  enklitisch 

zum  vorhergehenden  Worte  gehören  sollte,  stünde  in  Hebung  und 
das  Subjekt  in  Senkung.   Von  den  beiden  Ersatzformen  passt  keine. 

CN  54  19  ist   nach  Sinn   und  Silbenzahl   untadelig,   falls   man 

nur  mit  Bickell,  freilich  gegen  Grimmes  Begel,  ^/  einsilbig  nimmt 
Der  Vers  lässt  sich  aber  weder  nach  dem  Schema  !.!..!.,  noch 
nach  einer  seiner  Ersatzformen  skandieren.  Denn  ^^^,  das  doch 
zu  JVo^  gehört,  kann  nicht  enklitisch  zum  vorhergehenden  ^oo^tLl 
gezogen  werden,  so  dass  dies  auf  der  Ultima  zu  betonen  wäre.   Liest 

man  mit  Grimme  Äl/,  so  erhält  man  eine  von  ihm  Zeitschr.  p.  295/6 
nicht  aufgeführte  Ersatzform  .!..!.!. 


1)  Die  von  allen  früheren  Metrikem  und  OrtmmAtikem  uierkanDte  Be^l 
(Nöldeke,  Syr.  Gramm. ,  §  43  D,  Anm.) ,  dass  ^O^  vor  vokalloaen  Konso- 
nanten je  nach  Bedürfnis  des  Verses  mit  oder  ohne  a  gesprochen  werden 
können,  hat  Grimme  zwar  nicht  in  seinen  Kanon  aufgenommen,  doch  Uessen 
sich  zahlreiche  FäUe  anführen ,  in  denen  seine  Skandiening  gleichfalls  diese 
Licenz  voraussetzt. 


BrocMmanny  Zur  syriachen  Betonanga-  und  Veralehre.         407 

CN  67  53,  nach  Silbenzahl  untadelig,  Iftsst  sich  nach  keiner 
der  von  Grimme  Zeitschr.  p.  295/6  aufgeführten  Formen  skandieren. 
Mit  Paenultimabetonung  gelesen,  ergiebt  der  Vers  entweder  !.!.!.. 
oder  !.!.!.!,  die  beide  gegen  Grimmes  Grundgesetz,  dass  jeder 
Vers  mit  6iner  Senkung  schliesst,  Verstössen.  Man  könnte  zwar 
durch  Umstellung  von  j-^rn  und  ^cjt  leicht  das  Schema  !.!..!. 

herausbekonmien.    Dass  das  Subjekt  ^oujt  dabei  in  Senkung  stünde, 

wäre  nach  Grimmescher  Metrik  kein  Hindernis.  Aber  die  Über- 
lieferung wird  durch  den  folgenden  Vers  als  richtig  erwiesen,  der 
unbedingt  am  Ende  stehendes  ^q^jl  voraussetzt. 

CN  68  39 ,  nach  Silbenzahl  korrekt ,  ergäbe  skandiert  .!..!.! 
eventuell  !...!.!,  Formen,    die  beide  gegen  Grimmes  Grundgesetz 

Verstössen.  Man  körmte  zwar  o;dL  lesen  und  erhielte  dann  .!..!.!. 
Das  wäre  Metrum  5  b  in  einem  Gedicht,  das  sonst  ganz  im  4.  Metrum 
gebaut  sein  soll. 

CN  69  1.  Dass  das  durch  oO)  noch  besonders  hervorgehobene 
hj/  in  Senkung  stehn  soll,  ist  unglaublich,     ib.  v  7.     Das  Objekt 

)OjJI  soll  unbetont  sein,  die  Konjunktion  ^  den  Ton  tragen.     Die 

Ersatzform   . ! . ! .   kann   nicht    angenommen  werden ;    denn  ^ ,  das 

zum  folgenden  gehört,  kann  nicht  den  Ton  des  vorhergehenden 
Wortes  enklitisch  verändern.  Ib.  v  10.  Bei  Annahme  der  Grund- 
form müsste  J^,,^_Sto  in  Senkimg  stehn,  während  es  doch  durch  die 

Antithese  zu  j^o>  t^s  in  der  nächsten  Zeile  hervorgehoben  wird. 
Die  Annahme  einer  der  Ei-satzformen  ist  ausgeschlossen,  da  L;^ 
nicht  enklitisch  sein  kann. 

EOm420F:jK\^  ^^0)00-^^  \^  soll  nach  Coli.  p.   35 

.!.!..!.  gelesen  werden.  Man  lasse  das  in  deutscher  Nachbildung 
auf  sich  wirken:   „Wach*  jed'n  Tag  und  b'reit  zum  Kampfe". 

EO  m  452  B  2 ,  526  i    (CoU.   p.    30) :  \^lo  ^j   |I;X)   4? 

wbA^L}  als  siebensilbiger  Vers  untadelig,  lässt  sich  nach  keiner 
der  3,  Zeitschr.  p.  295  angegebenen  Formen  skandieren,  ohne  die 
Annahme  unerklärlicher  Accentverschiebungen.  Bei  der  Grund- 
form müssten  ^\J^  und  .^N^^^    als  Enklitika  wirken ,  bei  Form  2 

wenigstens  «fc^iäl.,  ebenso  bei  Form  3,  wo  ausserdem  noch  der 
Vokativ  j^^   ganz   tonlos   wäre.     Bei  Annahme    eines    Hilfsvokals 


408        Brockelmann,  Zur  syrischen  Betonungs-  und  Verslehre. 

in  >io)Lo   und   bei  Zugrundelegung   der   achtsilbigen   Ersatzformen 
bestehn  dieselben  Schwierigkeiten. 

EOin473E:   ^ov^  fxy^^\    oa^»    ein   tadelloser  fünf- 

silbiger   Vers ,   ist   nach   Grimmes  Schema  (Coli.  p.  22)  ! . . ! .  oder 

. ! . ! .   nur   dann   lesbar ,    wenn   man   ^o'^   als   enklitisch  ansähe, 
wozu  aber  kein  Grund  vorliegt. 

Diese  Beispiele,  die  sich  noch  beliebig  vermehren  liessen, 
dürften  genügend  beweisen,  dass  die  von  Grimme  so  hart  an- 
gelassenen älteren  Gelehrten  vollkommen  im  Rechte  waren,  wenn 
sie  kein  weiteres  Prinzip  im  syrischen  Versbau  anerkannten  als 
das  eben  allein  vorhandene  der  Silbenzählung.  Ephraems  Muse 
aber  wird  auf  den  Ehrenkranz,  den  W.  Meyer  ihr  zugedacht  hatte 
und  den  Grimme  ihr  zu  erringen  strebte,  verzichten  müssen. 


409 


Miscellen. 

(Fortsetzung  su  8.  253.) 
Von 

0.  Böhtlingk. 

5. 

8.  255  fg.  dieses  Bandes  hat  mein  alter  Freund. Th.  Aufrecht 
zu  13  Sprüchen  in  meiner  Sammlung  Indischer  Sprüche  Bemerkungen 
veröffentlicht.     Hier  meine  Gegenbemerkungen. 

43.  ir  ^  M!\m«l«l  ynfttir:  ^^Rrrf'nf  übersetze  ich:  ist 
wie  ein  Mann,  der  sein  Haupt  in  ein  Gewand  gehüllt  hat; 
Aufrecht:  ist  wie  ein  Mann^  der  sein  Unterkleid^)  um  den  Kopf 
gehüllt  hat,  etwa  wie  Jemand,  der  seine  Hosen  auf  dem  Kopfe 
trüge,  A.  legt  das  (rewicht  auf  ^fVvrft*!,  ich  auf  gflrfifllt;  er 
meint  also,  dass  ein  Fürst,  der  einen  Angriff  unternimmt,  bevor  er 
sein  eigenes  Land  geschützt  hat,  so  verkehrt  handle,  wie  ein  Mann, 
der  ein  Kleidungsstück  an  falscher  Stelle  anlegt.  Ich  glaube,  dass 
ein  Vergleich  mit  einem  Manne,  der  sein  Haupt  verhüllt,  also  das 
ztm&chst  zu  Vollbringende  nicht  sieht  und  demnach  zu  thun  unter- 
lässt,  hier  zutreffender  ist. 

102.  A.  führt  verschiedene  Varianten  an,  ohne  sich  für  eine 
bestimmte  zu  entscheiden.  Die  Fassung  in  Vasi^th^  Dharmas.,  der 
ältesten  Quelle,  verdient  schon  dieserhalb  den  Vorzug,  empfiehlt  sich 
aber  auch  wegen  •j^nt«,,  das  dem  |Jüf!<,  si^nn,  und  tl4ntl, 
in  der  Folge  entspricht.  ^WTV^  vermissen  wir  unter  den  «l^lti- 
injnn'r  zu  Päi;^ni  2,  4,  11,  es  ist  aber  darum  nicht  zu  beanstanden. 

209.  Eine  glänzende  Emendation,  durch  die  jedoch  der  Sinn 
des  Spruches  nicht  geändert  wird.  Bei  mir  erscheint  das  Meer  in 
der  dritten  Person,  bei  A.  wird  es  geduzt. 


^)  ^IXMI^  ^^  '^^^^  HüUef  Gewand  überhaupt. 


410  ßöhtlingkf  Misceüen. 

314.  Nach  abermaliger  reiflicher  Überlegung  kann  ich  niA- 
Wt  •iNtn^Rr  nicht  anders  fassen,  als  ich  es  gethan  habe.  Wer 
auf  dem  rechten  Wege  bleibt,  gerät,  wenn  er  auch  das  Ziel  nicht 
erreicht,  in  keine  schlimme  Lage,  kann  aber  unterwegs  wohl  er- 
schlaffen und  Halt  machen. 

386  ein  Versehen  für  387. 

726.  Statt  ^Rftirff  (^  tWT^)  will  A.  mit  einigen  Hand- 
schriften ^yO^I?  lesen.  Er  übersetzt:  mögen  wir  Almosen  er- 
langen, ^nf^ft^  soll  durch  den  Gleichlaut  der  folgenden  Opta- 
tive qtTVtifi ,  iprfVfff  und  ^^fT^Rtf  erfordert  werden.  Wird  der 
Gleichlaut  etwa  durch  den  vorangehenden  Doppelkonsonanten  gestört? 
Dann  müsste  auch  ^^TRf^  verdächtig  sein.  In  Betreff  der  Form 
sollen  wir  den  ^^gveda  unter  ^uO^^Hs  vergleichen.  Aufrecht  hat 
zweierlei  ausser  Acht  gelassen.  Erstens  ist  ^JlnTflf  eine  vedische 
Form,  das  klassische  Sanskrit  kennt  als  Optativ  von  ^t,  erlangen 
nur  ^^ql«if^,  und  zweitens  ist  in  unserem  Spruche  nur  essen, 
nicht  erlangen  am  Platz. 

772  ein  Versehen  für  773.  Warum  T  f%  allein  richtig  sein 
soll,  leuchtet  mir  nicht  ein. 

782.  fil^«M#f  'rt  VUl  übersetze  ich:  und  wie  tauchte  der 
RvJim  auff  Aufrecht  verbessert:  und  wie  zog  dein  Ruhm  in 
die  Feme?  Wörtlicher  und  nicht  schlechter  wäre:  und  wie  zog 
der  Ruhm  hinaus?  Voran  geht  *^l^«ll«i  Vt  W^R^^  wie  zog  das 
Glück  herein? 

Spr.  19  in  meiner  Chrest.^  S.  162.  Überliefert  ist  "dfM^^'^- 
Wt^TT;  für  't^  habe  ich  'iTir  eingesetzt,  A.  will  statt  dessen 
Mfsi  C^)  lesen.  Ich  habe  mehr  Gewicht  auf  die  erste  Silbe  ge- 
legt, A.  auf  die  zweite.  Mit  meinem  'ft^  gewinne  ich  ein  bedeut- 
sames Wort,  da  es  nicht  nur  ein  'iTWtfTW,  sondern  auch  ein 
^IfiifM^  giebt.     Aufrechts  ^rf  ist  ein  blosses  Flickwort. 

Spr.  209  ebend.  S.  176.  Trotz  Särfigadhara  und  Vallabha- 
deva  bleibe  ich  dabei,  dass  meine  Änderung  J\\^  J^I  st.  IfWT 
5^J  absolut  notwendig  ist.  Man  streckt  den  Kopf  vor,  um  den 
Durst  zu  löschen,  d.  i.  um  das  in  den  hohlen  Händen  befindliche 
Wasser  zu  trinken,  nicht  aber  dämm,  weil  der  Durst  gestült  ist*). 
Aber  auch  im  ersten  Päda  ^<1^^  ^Rft  iSftrf  H  JiTI  m^ft^HTT- 


1)  Die  gegen  mich  gerichtete  Bemerkung  „der  Wanderer  trinkt  überhaupt 
nicht  Wasser,  wie  aus  der  ganzen  Strophe  zu  ersehen  ist",  verstehe  ich  nicht, 
da  auch  bei  meiner  Änderung  der  Wanderer  nicht  zum  Trinken  kommt. 


ßöJuUngk,  MüceUen.  411 

'ftf^Tfi  ist  Etwas  in  Unordnung.  Aufrecht  übersetzt  im  27.  Bande 
dieser  Zeitschrift  S.  51:  der  Wanderer  fcUtet  schon  von  weäem 
die  Hände,  aber  nicht  um  Wasser  zu  schöpfen.  Dieses  hört  sich 
ganz  hübsch  an,  aber  der  Text  sagt:  gewohnt  Wasser  zu  trinken, 
was  vom  ^RrfW  nicht  behauptet  werden  kann.  Es  ist  Hi«u^* 
Hlnif^n*  gewohnt,  dass  das  Wasser  sich  darauf  ergiesst^),  zu 
lesen.  Bei  ^rPfT^  denkt  man  unwillkürlich  zunächst  an  Hl«!,  nicht 
an  TRI,  und  so  ist  es  zu  erklären,  dass  ein  gedankenloser  Ab- 
schreiber den  Unsinn  hinschrieb.  Die  Ähnlichkeit  von  f  und  IT 
mag  das  Ihrige  dazu  beigetragen  haben.  Hiermit  glaube  ich  die 
Ehre  des  Dichters  Bäna  gerettet  zu  haben. 

6. 

S.  273  fg.  versucht  Aufrecht  aus  fünf  Stellen  in  einem  un- 
edierten  Puräna  und  einem  Auszuge  daraus  für  ^  die  Bedeutung 
von  1[^  oder  «l^l  zu  erschliessen.  Wollen  wir  sehen,  ob  dieses 
kühne  Wagestück  ihm  gelingt.  Zu  bedauern  ist,  dass  nur  zwei 
Sloka  vollständig  mitgeteilt  werden;  die  drei  halben  erschweren 
das  Verständnis,  da  sie  aus  dem  Zusammenhange  gerissen  und  über- 
dies durch  Abschreiber  stark  entstellt  sind.  Nach  Aufrecht  soll 
der  Text  in  beiden  Werken  nachlässig  verfasst  sein;  es  wird  also 
schon  der  Autor,  aber  wohl  mit  Unrecht,  für  das  Unverständliche 
verantwortlich  gemacht.     Der  erste  Sloka  lautet: 

Ich  verbessere  ^•f«n  und  gf^^gnlX  (der  unregelmässige 
Saipdhi*)  ist  schwerlich  beabsichtigt);  der  Sinn  wird  dadurch  nicht 
weiter  berührt.  Die  zweite  Hälfte  übersetzt  A. :  Sie  ragen  auf 
der  Erde  empor  vxie  Schlingpflanzen,  Bäume  und  Gräser.  Be- 
neidet wohl  Jemand  die  Verehrer  Sivas  (diese  sind  mit  n  gemeint) 
um  diesen  Vorzug?  Der  Autor  hat  etwas  ganz  Anderes  im  Sinne 
gehabt  und  den  Leser  vielleicht  mit  Absicht  irre  führen  wollen. 
^  ist  und,  ^fM^^g^qir«!  ein  von  ^«inj  abhängiger  Accusativ, 
und  m«f«n  nicht  Verbum  fin. ,   sondern    ein    zum   folgenden   Sub- 


1)  Es  wird  angoDommen,  dass  ein  Wanderer  das  Wasser  nicht  selbst  aus 
der  Tränke  {prapä)  schöpfti  sondern  dass  die  Aufseherin  über  diese  es  ihm  in 
die  Hfinde  gieast. 

2)  In  der  Note  ist  tahoddhritya  Druckfehler  für  tatoddhritya. 


412  BöhiUngh,  MiscdUn, 

stantiv  gehöriges  Particip.     Ich  übersetze :  und  oberhalb  der  Erde 
stehende  (in  der  Luft  schwebende)  Schlingpflanzen,  Bäume  und 
Gräser.     Etwas  phantastisch  aber  nicht  anindisch. 
Der  erste  Halb-Sloka  lautet: 

und  soll  bedeuten:  Wie  das  Meer  voll  von  Wasser  ist,  so  ist  die 
Welt  voll  von  Leid.  Dass  die  erste  Hälfte  verdorben  ist  und 
nicht  die  von  A.  gegebene  Bedeutung,  auch  wenn  ^  =  une  sein 
sollte,  haben  kann,  liegt  auf  der  Hand.  tli«i^q  (mit  unregel- 
mässigem Sarndhi)  ^im!  Y^*  würde  den  gewünschten  Sinn  ergeben, 
brauchte  aber  deshalb  noch  nicht  die  ursprüngliche  Lesart  zu  sein. 
Mit  dem  zweiten  Halb-Sloka 

steht  es  noch  schlechter.  Die  erste  Hälfte,  die  A.  selbst  mit  einem 
Fragezeichen  versieht,  wird  in  der  Übersetzung  übergangen.  Die 
zweite  Hälfte  soll  wie  der  Liebesgott  die  Sinne  verwirrend  be- 
deuten. ^llH  nach  einem  vorhergehenden  ^  würde  eher  und  auch 
sein,  ich  vermute  aber  *I^1*IÄ^^0  ^  ^<^4mfM  «Tlfi^il. 
Den  letzten  Halb-Sloka 

übersetzt  A. :  Sie  (gewisse  Frauen)  sprechen  in  zitternder  Hast 
wie  die  Stacheln  am  Stengel  eines  Lotus.  Ein  gar  seltsamer  Ver- 
gleich. Die  Stacheln  am  Stengel  eines  Lotus  sprechen  doch  nicht; 
auch  verraten  sie  nicht  eine  zitternde  Hast.  Statt  ^^Pn  ist  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  T|[ftT  zu  lesen;  ^  und  %  werden  nicht 
selten  mit  einander  verwechselt.  Ich  übersetze:  Sie  und  die 
Stacheln  am  Stengel  eines  Lotus  haben  das  Aussehen  von 
(gleichen)  — ;  vgl.  das  PW.  unter  1.  ^  12)  und  PW.'  unter 
1.  ^IPITT.  In  ^^W  steckt  wohl  irgend  ein  entstelltes  Substantiv, 
vielleicht  11^^  StacJiel  eines  Stachelschweins.  Auffallend  wäre 
es  allerdings,  wenn  Frauen  mit  solchen  Stacheln  verglichen  würden; 
wäre  es  aber  nicht  denkbar,  dass  zu  q^fin  sich  ein  anderes  Sub- 
jekt ergäbe,  etwa  ^«nfil  oder  404^1*  allein? 

Den  Schluss  bildet  der  ganz  verständliche  Sloka 


BöMUngh,  MüceUen,  413 

Statt  des  ersten  d^t  ist,  wie  es  sich  beinahe  von  selbst  ver- 
steht, «1^1  zu  lesen ;  A.  nimmt  in  der  Übersetzung  weder  von  dem 
einen,  noch  von  dem  andern  7IWT  Notiz.  titilfV^  ^fTt  wird 
durch  die  Menschen  auf  der  Erde  wiedergegeben.  Ich  fasse 
^SvrfrVt  als  einen  zu  «l^iMlti^l,  gehörenden  Genitiv,  während  A. 
zu  diesem  in  der  Übersetzung  des  Daseins  ergänzt.  tl^l(\^ 
ist  vielleicht  ein  verlesenes  oder  verschriebenes  tj^ii^^l ;  die 
Zweideutigkeit  kann  aber  auch  beabsichtigt  sein  wie  oben  im  ersten 
Öloka  fireftf.     Das  richtige    ^^^iqii<,   das  als  Adj.  zu   ^NTTT- 

l^üf^  gehört,  ändert  A.  in  ^T^TVnC^.  Die  zweite  Hälfte 
übersetzt  er:  Die  Unbeständigkeit  der  Welt  lässt  sich  nur  mit 
der  Erscheinung  einer  Wasserblase  vergleichen.  Ich  fasse  ^tii  v 
W^Wn^.  wie  'RTHRm  als  von  ^Wlftf  abhängigen  Accusativ  und 
übersetze  den  ganzen  Sloka:  Wie  die  Menschen  das  Kommen 
und  Gehen  eines  an  den  Samsära  gebundenen  Wesens  nicht  ge- 
wahren^  so  gewahren  sie  auch  nicht  das  Wasserblasen  gleicJiende 
Hinundherwogen  des  Samsära,  Dass  ^  nach  einem  vorangehen- 
den W  soviel  als  ^  ^  ist,  lehrt  das  PW.  unter  1.  ^  Sp.  2  oben. 
Da  die  zwei  gut  überlieferten  oloka  entschieden  gegen,  und 
die  drei,  wegen  ihrer  Verderbnis  nicht  mit  Sicherheit  zu  enträtseln- 
den halben  Sloka  schwerlich  für  Aufrecht  sprechen,  so  wird  man 
wohl  zugeben  müssen,  dass  die  schon  von  Haus  aus  sehr  verdäch- 
tige Bedeutung  von  ^  auf  recht  schwachen  Füssen  steht. 

7. 

Das  zweideutige  fiwftT  im  ersten  Sloka  des  vorangehenden 
Artikels  erinnert  mich  an  einen  echten  Vexier-Sloka,  den  ich  hier 
mitzuteilen  mir  gestatte,  da  er  nicht  des  Witzes  ermangelt.  Ein 
auswärtiger  Pachgenosse  machte  mich  vor  einiger  Zeit  auf  ihn  auf- 
merksam und  versuchte,  da  er  nicht  auf  den  Gedanken  kam,  dass 
es  ein  Vexier-Sloka  sei,  sogleich  verschiedene  Konjekturen  zu 
machen.  Der  ^loka  steht  im  Subhäshita  -  Batna  -  Bhändägäram  auf 
S,  253,  No.  168  und  lautet: 

Die  vier  Erben  einer  Habe  sind  das  Recht  (der  rechtmässige 
Erbe)^  das  Feuer^  der  Fürst  und  der  Dieb.     Wird  der  Obenan- 


414  Böhtlingkf  MisceUen, 

stehende  unter  diesen  (das  Recht)  hintangesetzt^  so  erzürnen  die 
drei  (andern)  Verioandten.  In  Wirklichkeit  geschieht  das  Gegen- 
teil: die  drei  freuen  sich  darüber.  Das  Rätsel  löst  sich,  sobald 
man  ^«is^iH  T,  was  femer  liegt,  trennt.  Die  Heransgeber  der 
Sammlung  scheinen  den  Sloka  auch  nicht  verstanden  zu  haben,  da 
sie  zu  wIbis^iH«!  keine  Bemerkung  machen,  obgleich  sie  sonst 
mit  Eselsbrücken  nicht  zu  kargen  pflegen. 

8. 

In  dem  soeben  im  American  Journal  of  Philology,  VoL  XIX, 
No.  1  erschienenen,  sehr  interessanten  und  scharfsinnigen  Artikel 
„The  Bhärata  and  the  Great  Bhärata**  erwähnt  der  Verfasser 
desselben,  E.  Washbum  Hopkins,  in  der  Note  auf  S.  3  die  un- 
grammatische Form  Vff  st.  V^  aus  MBh.  11,  26,  5.  Die  ed. 
Vardh.  bietet  das  grammatisch  richtige,  aber  metrisch  falsche  V^. 
Soll  in  diesem  Falle  die  Metrik  oder  die  Grammatik  das  ent- 
scheidende Wort  sprechen?  Wenn  sich  im  Epos  keine  andere  dem 
V^  entsprechende  3.  Sg.  finden  sollte,  was  ich  für  sehr  wahr- 
scheinlich halte,  würde  ich  der  Grammatik  den  Vorrang  ein- 
räumen, da  metrische  Licenzen  im  Epos  nicht  selten  vorkonmieii, 
ob  auch  in  der  Tri§tubh ,   vermag  ich  jedoch  nicht  zu  behaupten. 

^SWf^  und  •jfWTT^,  die  ebenda  erwähnt  werden,  sind  Neu- 
bildungen, die  auf  die  Nominative  ^tH  und  Jif ni  zurück- 
zuführen sind. 

Aus  12,  321,  143  (ed.  Bomb.)  wird  ^T^J  ^fffWTT^  citiert, 
also  ^  mit  dem  Aecusativ  der  Person,  der  gegeben  wird.  Ebenso 
ed.  Calc.  12,  11995  und  ed.  Vardh.  12,  320,  143.  Es  befremdet 
aber  nicht  nur  der  Aecusativ,  sondern  auch  der  Plural,  und  ich 
stehe  nicht  an  *lt5l"ai*l  für  die  ursprüngliche  Lesart  zu  halt<*n. 
Die  übrigen  Citate  kann  ich  nicht  vergleichen,  da  ich  das  13.  Buch 
in  der  ed.  Vardh.  nicht  besitze. 

9. 

Professor  Hanns  Oertel,  dem  w^ir  schon  so  manchen  gediegenen 
Artikel  über  das  JaiminTya-Brähmana  verdanken,  bespricht  in  der 
zweiten  Hälfte  des  19.  Bandes  des  JAOS.  S.  97  fg.  die  in  der 
Brhaddevatä  mitgeteilte  kurze  Legende  von  der  Saramä  und  den 
Panis.  Zu  zwei  Stellen  dieser  Legende  gestatte  ich  mir  die  folgen- 
den Bemerkungen.     8,  28   lesen  wir:    ^^iSl   iT^  TTWl-     ^^^ 


BöhtUngk,  MüceUen.  415 

Worte  der  Panis  giebt  Oertel  durch  never  mind  the  cows  wieder, 
fasst  also  TT  —  «n^j^n,  als  Ellipse,  wogegen  zunächst  Nichts  ein- 
zuwenden ist.  Die  Auffassung  ist  sinnreich  und  passt  vortrefflich 
in  den  Zusammenhang.  <fl*l.  und  die  gleich  darauffolgenden  Worte 
IJfT^IJrtl  ^TOT  VT^  scheinen  mir  indessen  mehr  für  die  näher 
liegende  Auffassung  von  WT^  als  Verbum  fin.,  an  die  auch  Oertel 
gewiss  gedacht  hat,  zu  sprechen :  gehe  nicht  fort,  o  Saramä,  werde 
hier  unsere  Schwester.  Saramä  verschmäht  die  Gunstbezeugungen 
der  Paijis  und  antwortet  30:  HlW  ^  ^RRTHErt  'Rt  ^TtWT  f*f- 
^[||W.  Ich  nehme  an  TTT^  Anstoss,  da  Saramä  nicht  auf  die  Kühe 
hinweisen  kann,  die  ja  verborgen  sind.  Ich  vermute  statt  dessen 
n,  womit  die  vor  ihr  stehenden  Panis  angeredet  werden.  Zu 
n  wir  hier  und  ihr  hier  vgl.  das  PW.  unter  1.  7{  Spalte  1  unten 
und  8p.  2  oben. 


416 


Notes  on  the  Syriac  Chronicle  of  846. 

(ZOHQ.,  LI,  569  ff.) 

By 

E.  W.  Brooks. 

In  the  present  number  of  this  Journal  p.  153  appeared  some 
notes  by  Dr.  Praenkel  on  my  edition  of  a  portion  of  the  above 
chronicle.  Several  of  Dr.  Fraenkel's  criticisms  and  suggestions,  such 
as    the    certain    emendation    c^^/    for    oJ^a*/    at    p.    576   1.   2 

(Michael  has  in  fact  JofODV^/)  a^d  the  correction  of  the  slip 
jL[VQ]aDjL  for  jL[;]2DjL  at  p.  578  1.  1,  I  gladly  accept;  but  there 
remain  the  following  points  which  appear  to  call  for  an  answer. 
p.  574  1.  16.  I  do  not  see  any  difficolty  in  the  statement 
as  it  Stands.  There  were  no  doubt  many  Syrians  who  had  fled 
into  Asia  Minor  to  escape  from  Arab  oppression.  This  the  Arab 
rulers  would  regard  as  defrauding  them  of  tribute  and  would  there- 
fore  be  glad  to  bring  them  back  when  an  opportunity  o£fered. 
This  explains  why  after  bringing  them  back  to  their  own  conntry 
they  let  them  go  free:  they  were  wanted,  not  as  slaves,  but  as 
tribute -paying  subjects.  It  is  not  necessary  to  take  the  chronicler 
so  literally  as  to  suppose  that  the  Syrians  were  in  the  neighbour- 
hood  of  Sardis  and  Pergamos:  they  may  have  been  in  the  more 
easterly  provinces  traversed  by  the  invaders  on  their  way. 

p.  575  1.  8.  I  cannot  understand  why  j^uJS-O  [yV^I  &^ 
is  impossible;  and  Dr.  FraenkeVs  emendation  is  founded  upon  a 
misunderstanding.  Where  I  have  supplied  words  in  brackets,  it  is 
not  because  there  is  something  wanting  in  the  sense,   but   because 

there  is  a  gap  of  corresponding  length  in  the  MS,  and  Dr.  Fraenkel 

• 

will  scarcely  contend  for  so  violent  an  alteration  as  -Vvv^  for  jSSubO 

followed  by  a  space  long  enough  for  ^.Xiu«  Moreover  on  examining 
the  MS  again  I  find  that  the  first  letter  of  the  missing  word  must 
be  ju ,  since  it  begins  with  a  projecting  horizontal  line,  which  does 
not  occur  in  any  other  letter. 

1.  ult.  and  p.  576  1.  1.     When  first  I  examined  this  passage, 


Brooks,  Nota  on  the  Syriac  Chronicle  of  846.  41  ^ 

I  thonght   with  Dr.  Fraenkel   that   jh^Sf  was  an  error   for   jfc^V/; 

bnt,  finding  that  Michael  has  >\oi\\/  and  Theophanes  xaracnogag^ 

I  saw  no  jnstification  for  changing  the  text.  In  the  Hexaplar  of 
Josh.  21.  2  and  Judg.  1.  18  (I  take  the  references  from  Smith) 
the  Word  jKciVj  seems   to   mean    *agricultiiral   land  round   a  town', 

which  is  just  what  we  require  here. 

p.  576  1.  5.  The  J.  of  the  word  printed  jb^fiaJao  is  quite 
clear,  so  that  to  read  jjpa  with  Dr.  Fraenkel  involves  a  departure 
from  the  MS.  jbos^  is,  I  admit,   not   the   word  which  we  should 

expect  here,  hut  I  cannot  think  of  any  other  possible  word  that 
is  consistent  with  the  MS. 

p.  575  1.  7.  Dr.  Fränkel's  comment  upon  this  passage  depends 
npon  the  same  misunderstanding  as  that  noticed  above.  There  is 
nearly  half  a  line  missing  here. 

p.  578  1.  17.  18.  I  do  not  think  that  any  Supplement  is 
required.  The  sentence  is  a  slipshod  one,  which  would  not  be 
written  by  any  literary  writer ,  but  it  does  not  follow  that  it  was 
not  written  by  our  chronicler;  we  find  in  fact  an  exactly  similar 
one  at  p.  572  1.  3,  4. 

With    regard   to   the   difficult  J>ftv->\  ^^jqS^j   (p.  578  1.  2) 

possibly  we  may  render  *to  go  out  to  prayers*,  i.  e.  from  their 
towns  and  yillages  to  the  place  frequented  by  Morutho. 

With  respect  to  Dr.  Fraenkel's  concluding  remarks  I  certainly 
hope  to  be  able  to  publish  the  whole  chronicle  at  no  very  distant 
date :  if  the  matter  had  depended  only  on  my  own  wishes,  it  would 
have  been  published  before  now. 


418 


Bemerkungen  zu  der  Schrift  Ahwäl  al-kijäme. 

Von 

M.  Wolff. 

Die  populär  gehaltene,  ans  dem  Yolksgeiste  hervorgegangene 
Eschatologie  unter  obigem  Titel,  die  ich  vor  sechsundzwanzig  Jahren 
herausgegeben,  scheint  mir  noch  jetzt  trotz  all  des  Fabelhaftea  — 

^«.^mJI  (»^Ouuq  ^^^^t  1^%^?^  —  ^^d  Grotesken,   das  sie  enthält,  ein 

gewisses  wissenschaftliches  Interesse  zu  besitzen,  weil  sie  für  die 
Ethnopsychologie  nicht  ohne  Bedeutung  ist  und  auch  fiir  die 
Geschichte  des  Glaubens  an  ein  ewiges  Leben  einen  nicht  un- 
wichtigen Beitrag  liefert.  In  ersterer  Hinsicht  sagt  auch  L.  Gautier 
in  dem  Vorworte  zu  Ghazftlis  „La  perle  pröcieuse"^)  (welche 
Schrift  ein  mehr  wissenschaftliches  Gepräge,  aber  doch,  wie 
die  Anmerkungen  zu  der  treflPlichen  Übersetzung  zeigen,  vielfecbe 
Berührungspunkte  mit  der  unsrigen  hat) :  ,cet  6crit,  sorti  du  peuple 
et  destinö  au  peuple  offre  un  grand  interöt  pour  TEthnopsychologie, 
comme  le  fait  ä  just«  titre  remarquer  son  traducteur".  Es  dürfte 
demnach  nicht  ganz  überflüssig  sein,  auf  dieselbe  hier  zurück- 
zukommen, umsomehr  als  dann  doch  manches  sich  findet,  was,  wenn 
ihm  die  krause  Umhüllung  abgestreift  wird,  Beachtung  verdient 

Hierbei  ist  es  mir  auch  besonders  um  Analoges  aus  der  rabbi- 
nischen  Haggada  zu  thun,  was  früher  Angeführtes  vervollständigen 
soll.  Dass  die  häufig  nicht  weniger  phantastischen  und  ungereimten 
Aussprüche  derselben  auch  auf  dem  Gebiete  der  Eschatologie  von 
Einfluss  auf  den  Islftm  waren,  unterliegt  keinem  Zweifel,  wobei 
jedoch  zu  berücksichtigen  ist,  dass  neben  der  Fülle  des  Schönen 
und  Erhebenden,  das  auf  den  weiten  Gefilden  der  Haggada  erblüht 
ist,  gerade  ihre  eschatologischen  Darstellungen,  wenn  sie  wörtlich 
genommen  werden,  viel  wildes  Gestrüpp  sehen  lassen.  Diese  freien, 
oft  ganz  zügellosen  Phantasiegebilde  —  zum  Teil  wohl  auch  durch 
Einwirkung  des  Parsismus  erzeugt  —  haben  jedoch  für  den  Glauben 
nie  Bedeutung  gehabt,   wie  ja   überhaupt  als  alte  Begel  feststeht; 


1)  Arabbch  and  französisch  1878  erschienen:  Genfeve-Bale-Lyon. 


Wolff,  ßemerkungen  au  der  Schrift  AJtwäl  al-kijdme,  419 

ü^^TSn  1T3  niDbn  y^'^irti  V«  und  es  auch  von  den  Agadisten  aus- 
drücklich heisst:  inüö  «bi  «Tu»  «b  nT«  i3"»«i  ncn«  i:-k^). 

Was  nun  einzelne  Punkte  in  unserer  Schrift  betrifft,  so  sei  es 
mir  gestattet,  einiges  nachzutragen. 

1.  Zu  Seite  5  (der  Übersetzung)  hinsichtlich  des  ^himmlischen 
Heiligtums* :  die  Midrasch-Stellen  (Tanchuma  zu  bnp'^i)  bo  «ipM 
nao  b«  «ip72n  n-'a  na:D  ^nsTa  nbaf»  und  (Jalkut  zu  Ps.  30): 
nan  b«  TDipon  rr^m  nb^T:  bo  «npnn  r-^n  nasD  P-r»«  ^iJzn2  rrcb. 
Von  einem  der  sieben  Himmel,  bnnT  genannt,  wird  (b.  Chagiga  12^) 
gesagt:  •'im  naiTai  ©ipon  rr^m  ob«Ti^  na. 

2.  Zu  Seite  6  finden  wir  eine  Parallele  in  Schemot  B.  Sectio  40 : 

7^isi  p"»na:  bs  n^apn   nb   rtwirr  obia  büTn  -postnn  m«o  nr 

^T  ins?2a  "»ibn  «irsio  Wi  wobei  es  sich  hier  freilich  nur  um  die 
»Frommen"  handelt,  wahrend  dort  ja  von  verschiedenen  Menschen- 
klassen  die  Rede  ist.   —   Beiläufig  sei  erwähnt,   dass  unter  diesen 

j^^Ui,   das   ich  nach  Freytag  und  Belot  als  » Maler"  gefasst  habe, 

nach  Weil  (Heidelb.  Jahrbb.  1872,  N.  19)  »Forscher'  (in  den  heiligen 
Schriften)  werden  soll;  aus  welchem  Grunde,  ist  jedoch  nicht  ersichtlich. 
—  Zu  S.  10  ist  noch  hinzuzufügen  Midr.  Tanchuma  zu  ^iipo  gegen 
Ende  (Leipziger  Ausgabe):   ^iiDK'^rr  on«  bü  iDis  nfit  ynp72  b'^nnn 

131  ob-urn  mmn  :?a^»73.  Eine  andere  Stelle  an  dem  schon  an- 
geföhrten  Orte  (Sanhedr.  38*)  lautet:  tid3^  'laasin  obirn  br»  ^"r*». 
Vgl.  auch  Kohut,  Die  talmud. - midraschische  Adamssage  (ZDMG. 
25,  82). 

3.  Zur  „Bekleidung"  des  Menschen  (d.  h.  des  ersten)  S.  12 
ist  zu  vergleichen  Pirke  d'R.  Elieser  C.  14:  bt3  lomb  rr^n  rw 
n-i'fsfa  bD«TD  iT»D,  T'by  noiD?a  niaa  ir^n  picas  bo  -nr  n"m» 

vb773,  welche  Stelle  auch  im  Jalkut  Gen.  B.  27  eingeführt  ist 
Der  Midrasch  Gen.  R.  Seite  20   hat  jedoch   eine   andere    Fassung; 

dort  heisst  es  in  Bezug  auf  Adam  und  Eva:  i-ncsD  ttt  D'^pbn 
nrbanttD  CÄSi,  was  also  nur  einen  Vergleich  bildet.  Delitzsch 
(Komm.  z.  Gen.  S.  163)  fasst  —  vielleicht  in  Bezug  hierauf  — 
pi&a&  bo  '^i?  als:    „die  BLaut  war  durchscheinend",   also  bildlich. 

4.  Seite  13   ist  vielleicht   mit  Weil  (a.  a.  0.)  statt   „Gewalt 


über"   richtiger  zu  übersetzen:   „Kraft  der"   (^L^^l   ä^.^  8J5). 

5.  Zu  Seite  29,  Anm.  42  ist  Maimonides  iy^  '^^♦^'  i^-  ^^^' 
gäbe)  S.  58  und  Anmerkung  37  zu  beachten.  —  Eine  Parallele 
zu    den    in    der    Todesstunde    des    Menschen    erschallenden    Rufen 


1)  Jer.  Horiot  III,  gegen  Ende.  —  Wie  lichtToU  sind  dagegen  die  Auf- 
fusangen  der  jüdischen  Religionsphilosophen,  besonders  des  Maimonides! 
Vgl.  XL  a.  „eschatologisehe  Gedanken  Müsl  b.  Maimftns"  in  Actes  du  8e  congr^s 
iatem.  des  Orientalistes,  Leiden  1890. 

Bd.  LH.  28 


420  ^o^fff  Bmerhwigen  mu  der  Si^urift  AhtM  al^^ifdme. 

(Seite  32)  lässt  sich  in  den  Worten  des  Midrasch  Ezod  R.  Seite  5 

finden:  irr"»:'»^  n'^'^am  icio  ly)  obvn  tjio»  niDbin  mbip  nobo 

qi^n  "p  r«3tT»«  «D3n oibD  mym«  is*«»!  wenigstens  in 

Einem  Punkte  finden. 

6.  Hinsichtlich  der  Gkdnld  in  Leiden  nnd  der  frommen  Er- 
gebimg  in  den  göttlichen  Willen  (Seite  54)  sei  auch  Bai^Awls  Aus- 
sprach über  den  hohen  Wert  derselben  angeführt  Zu  Sor.  II,  172 
macht  er  betre£fs  des  im  Accusatiy  stehenden  ^.jLaJI,  indem  er 

denselben  als  -piXlt     JLfi  ,_v>3J  erklärt,  die  Bemerkung:    _&^««  A 

JUfi^it  jSU    JL  y^\    J-ääJ. 

7.  Die  göttliche  Vergeltung  betreffend  (Seite  60  ff.)  ist  auch 
Midrasch  Gen.  R.  Seite  33  anzuführen,  wo  es  heisst:  ^npix  n^ns 
zy  'p'^'piT^  .  .  .  1121»  tci^py  "»3*1  ...  na-i  Dinn  T»t3D«n  b«  ^nnro 

Narr  Dbvb  aiü  ns©  cnb  in"«b  mb«  onb  y^Darrb.  So  auch  in 
etwas  veränderter  Form  Lev.  R.  Sectio  27.  —  Dass  Befreitsein  von 
körperlichen  Leiden  und  anderen  Schmerzen  den  Menschen  für  sein 
Verdienst  schon  hienieden  hinreichend  belohnen  könne  und  so  das 
sonst  von  ihm  zu  erwartende  ewige  Heil  verloren  gehen  würde, 
wird  analog  dem  Seite  61  Ausgesprochenen  in  masslos  hyperbolischer 
Weise  durch  folgendes  ausgedrückt:  or  D'^^nn«  T^by  Tiny«  bs 
lubny  bap  V^IO'»  «bn  ('Arachin  16**).  An  einer  anderen  Stelle 
(Menach.  44*)  wird  jedoch  gesagt,  dass  jedes  Verdienst  sowohl  im 
Diesseits,  als  auch  im  Jenseits  seinen  Lohn  findet:  ^b  ]'^et  ]r3  "n^H 
Dbvai  ntn  obvn  msa  pTs  ynxo  n-nnn  nairiDTD  nbp  mx»  bD 
m2D  9ni'^  "«S^M  bsM  Ksn.  (So  nämlich  ist  nach  einem  berühmten 
Talmudgelehrten  zu  lesen,  statt  des  unrichtigen:  ^ii"^  ^3**K  n'^m3^b1 
TXüD  in  den  gewöhnlichen  Talmud-Ausgaben.)  "" 

8.  Zu  der  Anmerk.  95  (S.  62,  Z.  12  v.  u.)  ist  hinzuzufügen: 
in  den  Tahnud  -  Stellen  (Berach.  S""  und  Moed  Kat.  28*)  hat  das 
Original:  «abntt  «iT'ra  brnowD  und  wird  diese  Todesart  als  rvp'^xs: 
betrachtet. 

9.  Zu  Seite  67  sei  beiläufig  bemerkt,  dass  die  Textworte  nach 
«alle  Opfer*  in  der  Anmerkung  103  beim  Drucke  ausgefallen  und 
in  Anmerkung  105  gesetzt  worden  sind.  —  Die  Wohlthätig- 
keit  betreffend  sei  auch  an  Bai^&wts  Bemerkung  zu  Sur.  11,  172 


erinnert.     Hinsichtlich  des  xa^-     JLc,   von  dem  er  sagt:   die  Vri- 

Position  und  der  mit  ihr  verbundene  Genitiv  (.•y^tj  .Lli ,  worüber 
Fleischer  in  ZDMG.  30,  499  und  Klein.  Schriften  I,  373  zu 
vergleichen)  stehen  jlJL   fLAOjA     -s,   und  die  Worte   seien   als   die 

Liebe  zum  Vermögen  (3UJt  v-^«^    JLc)  aufzufassen,  fügt  er  folgen» 


Wolf^  Bemerkungen  zu  der  Schrift  Ahwäl  (d-kijäme,  421 

des  hinzu:    mjj  ^\  jLä  ^.äjI   xSOuoJt  ^^\  J^  Ü  ^  vJLä  Ur 
Jisd\  ^^-äJ^O;^  ^^]  jJili  gu^ÄÄ  g^^  vi^JU ,  d.  h.  wohl:   „nicht 


etwa  durch  Krankheit,  die  Furcht  vor  dem  Tode  in  dir  erweckte,  zum 
Wohlthnn  veranlasst;  trotz  deines  Geizes,  der  dich  dies  als  ein  Opfer 
empfinden  liess;  trotz  auch  deiner  Hoffnung  auf  Gewinnung  des 
Reichtums  und  deiner  Furcht  Tor  der  Armut,  welche  beide  dich 
yerhindem  konnten,  einen  Teil  deines  Vermögens  zu  verschenken  **. 

—  Von  diesem,  auch  andere  Gutthaten  zur  Pflicht  machenden  Verse 
sagt  Bai44wl  zum  Schluss,  er  enthalte  alle  menschlichen  Vollkommen- 
heiten (LP^b  xliL-J^t  o^UXJLl  wu^L?.).    Über  wahre  Wohlthatig- 

keit  ,D"%©  D»b*  vgl.  auch  Sur.  11,  263,  266  u.  267  und  Bäicj&wls 
Erklärung  dazu,  wie  zu  den  dabei  angewandten  schönen  Gleich- 
oissen.  —  Beachtenswert  ist  schliesslich  auch  das  bekannte  rabbi- 
msche  Wort  (Abot  I,  2):  n-nnn  by  'T^iJf  obi^n  D"»nm  niöb«  by 

10.  Zu  Seite  78  ist  Grünbaum  «Zur  vergleichenden  Mytho- 
logie«   (ZDMG.  31,  231  ff.  und  besonders  S.  233)    zu   vergleichen. 

—  Seite  91,  Z.  5  ist  im  Druck  nach  Bewohner  „der  Himmel  und* 
ausgefallen.  Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  auf  Baidftwis 
Kommentar  zu  Sur.  11,  159,  wo  er  den  Grund  des  Plurals  oL^*« 

und  des  Singulars   (j^^   angiebt  und   beiläufig   auch    auf  den   in 

diesem  Verse  liegenden  Gedanken  von  den  echten,  im  Beiche  der 
Natur  täglich  sich  wiederholenden  und  Gottes  Grösse  offenbarenden 
Wandern  aufmerksam  machen. 

11.  Zu  Seite  94  ff.  sei  auf  die  «Zusätze*  S.  209  hingewiesen. 

12.  Zu  Seite  106  ff.  trage  ich  folgendes  nach:  zuerst  Wissen 
und  Thun  (des  Guten)  betreffendes  nach  Midr.  Lev.  B.  Seite  30.  In 
der  sinnbildlichen,  an  die  Eigenschaften  des  Wohlgeschmackes 
und  des  Wohlgeruches  anknüpfenden  Deutung  der  s.  g.  „vier 
Arten*  im  Feststrausse  (Lev.  23,  9)  als  vier  Menschenklassen 
heisst  es  dort  von  der  ersten,  sie  habe,  wie  der  ainn«,  Wohl- 
geschmack und  Wohlgeruch,  d.  i.  0*^310  D'»tt5y7ai  min,  und  von  der 
andern,  sie  habe,  wie  die  Palmfrucht  Wohlgeschmack,  aber  keinen 
Wohlgeruch,  d.  i.  D^ma  D^ioa^r:  T'NI  rriin.  Dies  erinnert  an  zwei 
schöne  Sprüche  aus  Dhammapadam  (nach  Müller,  deutsch 
von  Schnitze) :  „Wie  eine  schöne  Blume,  an  Farben  reich,  doch  des 
Dnftes  ledig,  sind  fruchtlose  Worte  redebegabter  Leute,  die  nicht 
auch  handeln  danach;  doch  eine  schöne  Blume,  an  Farben  reich 
und  von  Duft  erfüllt,  das  ist  solch  eines  Mannes  fruchtbare  Rede, 
der  auf  das  Wort  lässt  folgen  die  Thaf ;  und:  „Wer  zwar  in  Menge 
kennt  des  Gesetzes  Worte,  jedoch  nicht  handelt  danach,  ist  kein 
ßamana  (Priester);  er  gleicht  einem  Hirten,  welcher  die  Rinder 
anderer  zählt**.  —  Ähnlich  unserem  Midrasch  wird  in  Hermes 
Trismegistos  „an  die  menschliche  Seele"  (herausgeg.  von  Fleischer) 

28» 


422  y^olfi  Bemerkungen  »u  der  Schrift  Ahwäi  al-kifdme, 

S.  23  ff.  von  drei  Stufen  unter  den  Menschen  gesprochen,  deren 
höchste  ist :  J^Lc  ^Lc ,  deren  niedrigste  JuoLc  ^^  ^Lc  und  deren 

mittlere  ^Lc  jj^c-  Jw-«Lc  .     Üher  das  Verhältnis  von  ^JLc  zu  ^y^s.  sei 

auch  das  ZDMO.  28,  303  mitgeteilte  Wort  angeführt :  ^  ^t 

«aJu  y  '^  jjJu  Jw^jiJl^  «Ju  y  J^c    (JBU    welchem    letzteren    das 

bereits  citierte  rabbinische :  T'on  y^NH  DT  «b  ein  Analogon  bietet). 
Über  die  Bedeutung  des  Wissens  handelt  auch  die  Anmerkung  371, 
Seite  188  ausführlicher.  —  Die  Gerechtigkeit  des  Richters  he- 
treffend  heisst   es   im   Jalkut   zu   Spr.   2:    "^rio  -pna   aci^  ^  ba 

nsT  DK,  nüöbtt  D3!T»aT  nbröbo  ^i'^-'on  on  ib«  nb  vppia  nnm 
cn'»T«a  notJ3  wb  dni  orr'DTO'«  bat-«:  nnosb  v-rn  »-»xim  (beiläufig 
—  ein  „memento"  für  gewisse  Recht  und  Wahrheit  verhöhnende 
Richter,  die  auf  die  Macht  ihres  Schwertes  pochen  und  frömmebid, 
wie  sie  sind,  auch  an  die  Hölle  glauben  müssen). 

13.  Betreffs  der  aufrichtigen  Hingebung  des  Menschen,  vor 
allem  des  .Gelehrten*  an  das  Gottgefällige  und  der  vollsten  Harmonie 
seines  „innem  und  äussern*  Wesens,  heisst  es  auch  in  Tanchnma 
zu  brip"^*»  (Leipz.  Ausg.  p.  123^)  zu  den  Worten  Exod.  37,  2,  indem 
die  , heilige  Lade*  als  Symbol  für  den  Gelehrten  genommen  wird: 
i-iaD  iDin  n"n  »rr^iD  1»dt3.    Über  die  innige  Hingebung  der  Seele 

an    Gott  bei   Übung   religiöser   Handlungen  (^jöbLi^l)  vgl.  Gold- 

zihers  Besprechung  des  ,Sittenspiegels*  in  dieser  Ztschr.  28,311. 
Es  entspricht  dies  dem  ^Tib«  'n  DT  rr^nn  ü^^ün  und  ähnlichen 
biblischen  Stellen. 

14.  Zu  Seite  112,  falsches  Zeugnis  betreffend:  jer.  Berachot 
C.  I,  S.  3  heisst  es :  '^T^ünb  my^^n  DK  n"3pn  173«  ,n»«  onb«  'n' 
y-)Ni  n"»?2«  "^nxnn  «b«  "b:?  mr^-^n  ib-^^D  "y^by  •»:«  ribyo  np«  mr. 

15.  Hinsichtlich  des  Verhaltens  gegen  Waisen  (S.  113)  seien 
folgende  Stellen  angeführt  (b.  Peäach.  50^) :  nann  ia  -f  K  T^in"»  "^aa 
d.  i.  „wer  durch  Waisen  sich  Gewinn  verschafft,  beraubt  sich  des  Segens 
(den  liebevolle  Fürsorge  für  sie  ihm  sonst  bereiten  würde)* ;  ferner 
(Megilla  13*):  mriDn  i^hy  nbyia  •jn"'3  "jina  rrain-^n  mn-«  b*T3cn  ba 
inb*«  ib"«««;  dann  wird  (Ketub.  50*)  hierauf  der  Psalmvers  106,  8 
angewandt  und  schliesslich  ist  (Midr.  R.  zu  Ester  I,  9)  sogar  von 
dem  göttlichen  Schutze  der  »D'^iain"'  -^sa*,  Romulus  und  Remos, 
den  Gründern  des  Israel  doch  so  feindlichen  römischen  Reiches 
die  Rede. 

16.  Zu  Seite  114  sei  nur  an  die  vielen  rabbinischen  Lehren 
und  Betrachtungen  über  CNi  3«  nnD  und  betreffs  des  Würfel- 
spieles um  des  Gewinnes  wegen  an  Aristoteles*  Eth.  Nie  IV, 
C.  I,  §  43  erinnert. 

17.  Zu  Anmerkung  218  (S.  120)  kann  zu  dem  Vergleiche  mit 
dem  Weizenkorn  als  Parallele  betrachtet  werden,  was  E.  Cur t ins 


Wdiffy  Bemerkungen  zu  der  Schrift  Ahwdl  <d-kijame.  423 

in  der  Abhandlung  » Athen  und  Eleusis**  von  den  ackerbauenden 
Pelasgem,  als  sie  den  Boden  von  Hellas  urbar  machten,  sagt:  «Das 
Samenkorn,  das  in  der  Tiefe  modert,  um  neu  zu  keimen,  wurde 
ihnen  das  heilige  Symbol  für  die  des  Leibes  Verwesung  über- 
dauernde, einem  neuen  Leben  entgegenreifende  Menschenseele*'. 

18.  Zu  Seite  129  ist  auf  Jalkut  Jesaj.  §  316  zu  verweisen, 
wo  es  heisst:  bö  pno  ^nom  irx^^a  nxaiy  inbia^  ti"npn  «nn-^iDs 
'ai  D''«'^a3  bü  D'»Dbn  buj  D-^isy  b«)  D-'T'on. 

19.  Seite  133,  Z.  13  v.  u.  ist  zu  lesen:  ^bn  Vergelten**;  nach 
»sie*  Z.  7  V.  u.  zu  ergfinzen:  d.  h.  die  Widersacher. 

20.  Zu  Seite  153,  Anmerk.  290  ist  noch  zu  bemerken,  dass 
Bai^ftwl,  von  dem  hohen  Werte  des  aus  frommem  Herzen  kommen- 
den Gebetes   für   das  religiöse  Leben  ausgehend,   dasselbe  (zu  Sur. 

n,  147)  als  oIoLjl!!  J  bezeichnet.     Ahnlich  heisst  es  im  Talmud 

(Ta'anit  2») :  nbcn  1T  ?  abn«5  min:?  «-^n  it*»»  und  dass  ein  solches 

Gebet  Gott  wohlgefällig  ist,  mit  Beziehung  auf  Ps.  116,  1:  •^n«"'» 
••:i:nr  bip  77210  nnwo  tj2t3  P^^aDb  nmn«  •»:«  (Bosch  ha- 
Haschana  17*;  so  nämlich  lässt  der  Talmud  die  fromme  Gemeinde 
sprechen). 

21.  Zu  Seite  165,  Anm.  319  sei  noch  erwähnt,  dass  die  Kraft 
der  Busse  von  der  Haggada  sogar  hinsichtlich  des  gottlosen 
Pharao  mit  den  Worten  nr-ic7a  nmonn  nD  ^b  ynn  (Pirke  d'Rabbi 
Elieser,  C.  43  und  Midrasch  zu  Ps.  106)  nachgewiesen  sind.  Zu 
beachten  ist  auch  die  Midrasch-Stelle  (Jalkut  S.  345),  wo  es  heisst: 
cn-,"»  nn:>i  mwj  '30  T«by  ünii2  Ti"^pn  rnnniD  "^t:. 

22.  Seite  170  ist  in  Anm.  331  ^ angefahrten*'  zu  streichen 
und  nach  „Korftn- Stellen*^  zu  lesen:  „Sur.  37,  60;  44,  43  und 
56,  52  •. 

23.  Das  Loblied  der  Sünder  in  der  Hölle  betreffend  (Seite  177), 
findet  sich  eine  Parallele  in  Jalkut  Jesaj.  20  zu  den  Worten  nnno 
D-iy©,  wo  jedoch  statt  , Gabriel*  „Michael"  genannt  wird.  Vgl. 
auch  Sefer  Elia  in  Bet  ha-Midr.  ed.  Jellinek  in,  65  ff.,  wo  wieder 
Gabriel  erwähnt  wird  und  daselbst  Otiot  de  R.  Akoba  S.  27  ff. 

24.  Zu  Seite  189,  Anm.  371  erinnere  ich  betreffs  der  Vemunft- 
wirksamkeit  an  Hermes  Trismegistos  S.  25,  wo  die  ^thätige  Ver- 
nunft** als  das  , ewige  Leben"  iUStsJÜI  oUÜ  bezeichnet  wird^). 


1)  Ob  hier  J^xLftJt  JJuJt   als   vovs  TtOirjTiHOg   des  Aristoteles   oder  aU 

tfovg  inlnxrjTog  Alezanders  aus  Aphrodisias  (bei  Maimilni  ^'l^^umaII  J^ÄJl!!)  zu 
fioien  sei,  ISsst  sich  aus  dem  Charakter  dieser  pseudo-epigraphischen  Schrift, 
die  —  nach  dem  Urteil  unseres  verewigten  Altmeisters  —  auf  einen  „mit 
Gnosticismus.  Keuplatonismus,  Manichlüsmus  und  überhaupt  orientalischer  Theo- 
*ophie  yertrauten"  christlichen  Verfasser  hinweist,  nicht  genau  bestimmen. 


424  ^olf^  Bemerkungen  tm  der  Schrift  Ahw&l  al-kijdme. 

25.  Zu  dem  schon  in  der  Anm.  214  (Seite  118,  woza  noch 
Maimonides'  Erklärong  in  ^eschatol.  Gedanken  M.  b.  Maimüns*  za 
yergleichen)  und  Anm.  383  (S.  192)  betreffs  der  rechten  Anffassnng 
des  ewigen  Lebens  Mitgeteilten  sei  noch  Midr.  Tanchuma  zu  Mnp^i 
erwähnt  (Leipz.  Ausg.  S.  136*»),  wo  es  zu  0^)3^  riD'iÄm  heisst: 
^Ti«  ibi30  obiyb  und  die  beachtenswerten  Worte  hinzogefugt 
werden:  Nan  öbi^n  •^"•n  maiött)  D^Di««nn  d-^dh  ns-w^-nm  "lasi 
nb  V»  -^D  n-'D-'i  tibma  arm"»  y^i  mm^bi  n«inb  meta  na  v» 

m^m  lT^7:n  «bi  ^nj,  womit  die  eschatologischen  Phantasmen  alle 
im  wesentlichen  als  nichtig  erklärt  werden. 

Auf  diese  weiter,  als  es  bereits  in  den  Anmerkungen  und 
Zusätzen  geschehen  ist,  einzugehen,  scheint  mir  nicht  nötig:  ich 
möchte  auch  nicht  in  die  dunkelsten  Tiefen  der  Eschatologie  hinab- 
steigen, um  doch  nur  —  nach  einem  rabbinischen  Worte  (Jebam. 
94*)  —  „Scherben*  statt  „Perlen"  hervorholen  zu  können. 


426 


Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras*). 

Von 

W.  CalAiid. 

X.  Zum  Upanayana. 

Der  Hanptakt  beim  Upanayana  hatte  nach  der  bis  jetzt  gelten- 
den Auffassung  der  Stelle  in  Hira^jakesin  grhs.  I.  5,  8  den  folgenden 
Vorgang.  Mit  seiner  Rechten  berührt  der  Äcärya  die  rechte  Schulter 
des  Knaben,  mit  seiner  Linken  die  linke  und  fuhrt  den  rechten 
Arm  des  Knaben  mit  den  Yyährtis  und  einem  Verse  an  Savitr 
auf  sich  zu:  »auf  Gott  SavitfS  Geheiss  u.  s.  w.  führe  ich  dich  ein*. 
So  Hillebrandt,  Ritual- Litteratur  S.  53,  der  wohl  auch  hier  Olden- 
bergs  Übersetzung  (Sacred  Books  of  the  East  XXX  ,151)  folgt 
Der  Text  lautet:  athäsya  dakainena  hastena  dak^nam  amaam 
anvSrcAhya  savyena  savyam  vyöhrtibhih  aävüryeti  dah^nam 
bähvmt  abhyätmann  upanayate  und  Oldenbergs  Übersetzung:  „Then 
(the  teacher)  touches  with  his  right  band  the  (boys)  right  Shoulder 
and  with  his  left  (band)  his  left  (Shoulder)  and  draws  the  (bojs) 
right  arm  towards  himself  with  the  vyäh)^  etc."  Dieser  Auf- 
fassung stehen  aber,  wie  ich  meine,  erhebliche  Schwierigkeiten  im 
Wege.  Erstens  darf  man  die  Präposition  anu  in  anvärabhya  nicht 
vemachlSssigen ,  durch  welche  angedeutet  wird,  dass  der  Äcärya, 
der  das  Angesicht  nach  Osten  gerichtet  hat,  den  Knaben  mit  dem 
Angesicht  gleichfalls  nach  Osten  kehrt  und  ihm  dann  yon  hinten 
die  beiden  Hände  auf  die  Schultern  legt.  Nach  der  bis  jetzt 
geltenden  Auffassung  der  Stelle  wäre  der  Schüler  ^eingeführt* 
worden,  während  er  dem  Lehi'er  den  Rücken  zukehrte,  was  an  sich 
höchst  unwahrscheinlich  ist  und  sowohl  mit  dem  aus  anderen 
Quellen  bekannten  Rituell  in  schroffem  Widerspruch  steht,  als  auch 
mit  der  bei  Hira^yakeäin  gleich  folgenden  Vorschrift,  aus  welcher 
hervorgeht,  dass  der  Knabe  dem  Lehrer  gegenübersteht.  Wäre 
dcJc^mam  bähum  wirklich  das  Objekt  zu  upanat/ate  gewesen,  so 
hätte  man  wohl  auch  mit  Recht  ein  anderes  Verbum  erwarten 
dürfen.  Mät^datta  hilft  uns  nichts,  auch  nicht  Böhtlingks  Kon- 
jektur abhyätmam  statt  abhyätmann.     Nach   meiner  Ansicht  hat 

1)  Vgl.  diese  Zeitschrift  LI,  128. 


426  Cakmd,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rüueUen  StUroi. 

man  die  Wahl  entweder  die  Worte  so  zu  lesen:  dak^nam  bahum 
obhy  Stmann  upanayate :  „er  führt  ihn  zu  sich,  seinem  (d.  h.  des 
Knaben)  rechten  Arme  nach*^,  d.  h.  indem  er  den  Knaben,  der  ihm 
ja  bis  jetzt  den  Bücken  zugekehrt  hat,  sich  nach  rechts,  also  mit 
der  Sonne  um,  umdrehen  lässt.  In  diesem  Falle  ist  äimami  der 
auch  sonst  in  diesen  Sütras  vorkommende  archaische  Lokativ.  Oder 
man  hat  Böhtlingks  Konjektur  aufzunehmen  und  nochmals  ein 
abhi  einzuschalten :  daksinarn  bähum  obhy  abhyätmatn  uparuiycUe^ 
was  mir  am  meisten  zusagen  würde.  Man  vergleiche  das  Ritual 
der  Baudhäyanlyas :  athainatn  .  .  .  ätmano  'nkam  sammukham 
änaycUi  (PrayogaSikhämani).  Häufig  findet  sich  in  den  rituellen 
Sütras  der  Ausdruck:  daksinarn  bahvmi  (amsam)  abhi  gleich- 
bedeutend mit  daksinarn  bähum  (amsaim)  anu  und  mit  pradti- 
k^nam  ävrtya  (bezw.  ävartya).  —  Eine  gleichartige  Schwierigkeit 
findet  sich  auch  Hir.  gfhs.  I.  20,  2:  tarn  (sc.  bhäryäm)  agrena 
dakfinam  amsam  pratldm  abhyävartyäbhimantraycie  (so  lese  ich 
mit  Böhtlingk  und  Oldenberg  statt  abhyämtyä^  Entweder  man 
hat  anzunehmen,  was  kaum  zulässig  ist,  dass  die  Pi^position  abhy 
in  abhyävariya  sich  über  praticim  hin  auf  daksinarn  amsam 
bezieht,  oder  praticim.  als  Interpolation  auszuscheiden.  Der  folgende 
Spruch:  aghoracakfur  .  .  .  soll  ja  auch  über  der  jungen  Fran 
hergesagt  werden,  während  sie  ihren  Mann  anblickt:  Ap.  grhs.  3.  4: 
caturthyä  (sc.  rcä,  nl.  Mantrapä^ha  I.  1,  4)  samik^eta  und  Baudh. 
gfhs.  I.  1:  tayek^amäno  japaty  aghoracakfur  u.  s.  w. 

XI.  Zu  Päraskara  grhs.  m.  7,  1. 
Die  Überlieferung  des  Spruches 

pari  tvä  girer  aham  pari  mätuh  pari  svasuh 

pari  pitrod  ca  bhrätroi  ca  sakkyebhyo  visrjwmy  aham 

hat  Böhtlingk  mit  Recht  als  sehr  verdächtig  bezeichnet.  (Ber.  der 
Kgl.  Sachs.  Ges.  der  Wiss.  1896,  S.  10  des  Separat-Abz.).  Jeden- 
falls ist  zu  lesen: 

pari  tvä  girer  aham  pari  bhrätuh  pari  svasuh 
pari  pitroä  ca  mätrod  ca  s.  v.  a. 

Vielleicht  ist  aber,  da  man  zu  j[>ari  ja  ein  Verbum  vermisst,  der 
erste  Päda  so  zu  verbessern: 

pari  tvä  girer  amiham  u.  s.  w. ,  vgl.  Mantrapä^ha  II.  22,  5. 
Die  Granthahs.  des  Bhäradväja  grhs.  liest:  pari  tvä  girer  ahara» 
miham.  Man  könnte  an  pitrod  ca  mätrod  ca  {:  ^,  .  und  von  den 
beiden  Eltern  habe  ich  dich  geschieden,  dadurch  dass  ich  dich  um- 
harnt  habe*^)  Anstoss  nehmen.  Geschiedene  und  durch  ca  verbundene 
Dvandva-composita  wie  hier  pitroh  .  .  mätrod  ca  kommen  aber 
auch  sonst  vor,  z.  B.  ganz  ähnlich  Väj.  Samh.  IX,  19 :  ä  mä  gantätn 
pitarä  mätarä  ca,  vgl.  auch  K.  Z.  XXX,  545,  Delbrück,  Vgl.  Syntax 
der  Indog.  Spr.  I,  138  und  Indog.  Forsch.  IX,  24. 


Caland,  Zur  Exegete  und  Kritik  der  rUueUen  StUroi.         427 

Xn.  Zu  Päraskara  HL  15,  22. 

Mit  Unrecht  hat  dagegen  BöhÜingk  gegen  die  hier  über- 
lieferten Worte :  sa  yadi  kfficCt  labheta  tat  pratigrhnäti  dyaus  tvä 
dadätu  prihivl  tvä  pratigrhnätv  üi  aäsya  na  dadatah  kslyate 
bhüyasi  ca  pratigrhüä  iAamf»  Einsprach  eingelegt,  indem  er  sagt 
(ib.  S.  11):  ^säaya  kann  nicht  richtig  sein;  zu  aa  giebt  es  keine 
passende  Ergänzung,  und  aaya  hat  hier  auch  nichts  zu  thun.  In' 
iäsya  haben  wir  ein  Sahst,  fem.  zu  suchen.  Vielleicht  könnte 
dieses  avadha  sein''.  Die  zu  aä  passende  Ergänzung  ist  ohne  Zweifel: 
dak^nä.  An  aaya  hat  Böhtlingk  wohl  an  erster  Stelle  deshalb 
Anstoss  genommen,  weil  es  durch  na  von  dem  zugehörigen  dadatah 
getrennt  ist.  Er  scheint  mir  aber  Art  und  Wesen  dieses  aaya 
verkannt  zu  haben,  ebenso  von  aamat,  Hir.  g^hs.  I.  13,  16:  tesv 
asmai  bhuktavatav  anuaamvrcyäam  annam  ähürayaJtiy  worüber 
er  sich  (brieflich)  so  äussert:  ^te^  aamai  kann  unmöglich  richtig 
sein;  ich  vermute  aaya^  sc.  annasycL  Den  partitiven  Genitiv  ver- 
stand man  nicht  und  änderte  aamai ^  das  man  mit  ähäraycUi  ver- 
band; aamai  kann  nicht  an  dieser  Stelle  stehen*.  Wir  haben  hier 
aber  das  enklitische  pron.  dem.,  welches  folglich  ganz  richtig 
imd  regelmässig  an  zweiter,  d.  h.  nachdrucksloser  Stelle  steht.  Man 
vergleiche  besonders  Stellen  wie  Hir.  gfhs.  I.  5,  8 :  athäaya  daksi- 
nena  haatena  dak^nam  amaam  anväraihya;  I.  12,  19:  tenäaya 
4üdrah  düdrä  vä  pädau  prakaälayaii;  I.  21,  3;  I.  24,  6:  athäayai 
mukkena  mukham  ipaati;  n.  2,  7 :  ärdrenäayäh  päninä  trir  ür- 
dhvam  näbher  unmärafi,  wo  das  dem.  pron.  resp.  zu  amaam, 
pädau  {pädam),  mukham  und  näbher  gehört.  Selbstverständlich 
gilt  das  Gesagte  nur  für  die  Prosastellen. 

XHL  Zu  Lätyäyana  srs.  HI.  10,  16;  V.  6,  7. 

Im  PW.  wird  dem  an  diesen  Stellen  ge^mdenen  vidrambhayati 
die  Bedeutung :  « auflösen,  aufknöpfen **  beigelegt.  Diese  Bedeutung 
hat  das  Verbum  hier  ohne  allen  Zweifel.  Freilich  ist  vürambha- 
yati  ein  sehr  bekanntes  Wort,  aber  nur  an  diesen  beiden  Lätyäyana- 
Stellen  scheint  es  eine  ganz  von  der  gewöhnlichen  abweichende 
Bedeutung  zu  haben.  Die  Behauptung  wird  aber  wohl  Niemandem 
za  kühn  erscheinen,  dass  an  beiden  Stellen  viaramaayati  herzustellen 
ist  Stellen  wie  I.  9,  11,  wo  bähun  avahtUya  statt  bähün  ava- 
^rfy^  j  m.  5,5,  wo  abhyät  aam  statt  abkyätmam ;  V.  3 ,  5 ,  wo 
aväm  varudram  statt  ai^mba  rudram;  V.  6,  10,  wo  dak^inän 
pamcah  statt  dak^nä  nyancah;  Y.  12,  4,  wo  anuapäd  statt 
anufyüt  gedruckt  ist,  geben  Anlass  zur  Behauptung,  dass  auch 
hier  vürambh^  einfach  falsch  gelesen  oder  gedruckt  worden  ist 
und  diese  Bedeutung  von  vi-drambh-  also  aus  dem  Wörterbuche 
zu  streichen  ist. 


428  Calandt  Zur  Exegese  und  KriHk  der  rituellen  Suirae. 

XV.  Zum  Äpastamblya-äraatasütra. 

In  Garbes  Ausgabe  dieses  Textes  liest  man  X.  28,  3:  hartni 
iökhe  bibhran  subrdhmanyo  'ntarese  va  sarpott.  Za  diesem  va 
bemerkt  der  Herausgeber  in  einer  Fussnote:  ,thus  all  MSS.  in* 
stead  of  iva^.  Wir  hätten  hier  demnach  wieder  einen  unregel- 
mässigen Sandhi  anzunehmen:  ardare^  va  statt  antares  tm,  wie 
auch  Bühler  in  dieser  Zeitschrift  (XL.  536)  vorschlägt  Die  ver- 
wandten Texte  aber  lehren  uns,  dass  man  hier  wenigstens  dem 
Apastamba  zu  viel  aufgebürdet  hat,  denn  ohne  den  mindesten 
Zweifel  ist  die  Stelle  so  zu  lesen:  harini  iäkhe  bibkrat^)  aubrak- 
manyo  'ntare^e  'vasarpati.  So  liest  Bhäradväja  (natürlich  ohne 
Avagraha).  HiraQjakeäin  bietet  (Srs.  VIL  9):  harini  dökhe  bibhrad 
antareaäifi  svbrahmanya  upasarpati  und  Yaikhänasa  ^rs.  XU  20: 
paläSadäJehe  hibhrad  antareneae  auirahmanya  upasarpati.  Hätte 
unregelmässiger  Sandhi  vorgelegen,  so  hätte  wohl  auch  Rudradatta 
eine  Bemerkung  dazu  gemacht. 

In  seiner  vorzüglichen  Ausgabe  des  SQtra  hat  Oarbe  einige 
Male  den  überlieferten  Text  geändert.  An  der  folgenden  Stelle 
war  nach  meiner  Ansicht  nichts  zu  ändern:  patikämöyäd  ccUvam 
aamäwipeyua  taihcuva  mantram  aamnamalyah  (\iii.  18,  5).  Grarbe 
schlägt  vor  zu  lesen:  pcUikämä  yäi  caivam  u.  s.  w.  Man  hätte 
aber  erstens  in  diesem  Falle ,  meine  ich ,  entweder  patikämäi  ca 
yä(k)  oder  yäS  ca  patikämä(h)  erwarten  dürfen.  Da  nun,  zweitens, 
im  ÄpastambasQtra  selber  (18,  3)  wie  im  Baudh&yana-,  Bhäradväja, 
Hiranyakeiin-  und  Mänavasutra  immer  von  einer  ^o^ijkämä  die 
Rede  ist,  so  ist  man  nach  meiner  Ansicht  gezwungen  patikämöyäi 
zu  lesen  und  diesen  Oenitiv  von  einem  zu  supplierenden  anjaltm 
abhängig  zu  machen;  zu  patikämäyäh  gehört  dann  als  Apposition 
der  Gen.  sg.  8annamaty<ih  j  statt  eines  klassischen  sannamatyäh. 
Das  Sütra  bedeutet  demnach:  „auch  (in  die  zusammengehaltenen 
Hände)  einer  (Tochter),  die  einen  Gatten  wünscht,  werfen  sie  (nL 
die  Verwandte)  in  der  (Sütra  4)  beschriebenen  Weise  (den  puro- 
däia)^  indem  dieselbe  den  Spruch  (TS.  I.  8,  6.  i)  so  ändert,  wie 
(in  Sütra  3)  angedeutet  ist**.  Man  sieht,  dass  der  Hergang  dadurch 
ein  ganz  anderer  wird :  nach  Garbes  Auffassung  werfen  die  Mädchen 
den  Kuchen  in  die  hohlen  Hände  des  Yigamäna,  nach  meiner  da- 
gegen empfangen  die  Mädchen  den  Kuchen.  So  ist  auch  das 
Rituell  der  Mänavas:  täm  yajamänäyd  aamövapanti  patikämäyai 
ca  (örs.  Vn.  7).  Im  Rituell  der  Baudhäyanljas  werden  die  Kuchen 
der  eine  nach  dem  andern  von  den  Verwandten  dem  Yajamäna  in 
die  Hände  geworfen  mit  dem  Spruch:  prajayä  tvd  paiubhih  aam- 
ajj'ämi,  etc.;  der  Yajamäna  wirft  sie  seiner  Gattin  mit  demselben 
Spruch  in  die  Hände,  die  Gattin  endlich  der  Tochter  mit  dem 
Spruch:  bhagena  tvä  aamarjümi  etc.  — 

1)  Wenn  wirklich  alle  Handschriften  bibhran  haben,  wie  Oarbe  dnickt, 
80  ist  anbedenklich  zu  korrigieren. 


Caland,  Zur  Exegese  und  KriHk  der  rüueüen  Süira$.         429 

• 

Völlig  sinnlos  ist  der  Mantra,  mit  welchem  die  Stimme  „frei- 
gelassen*' wird  (XL  18,  8):  svähä  vä  viväU  viarja  tÜ,  Ohne 
Zweifel  ist  dieser  Sprach,  wie  er  auch  in  Hir.  6rs.  X.  12,  Bh&radT. 
SO.SQ.  n.  18  nnd  Vaikh.  örs.  XIY.  17  gefunden  wird,  so  herzustellen: 
8vahä  väci  väte  visfje:  ^^SYähä!  in  die  Stimme  lasse  ich  die  beiden 
Winde  (nl.  präna  und  apäna)  frei**. 

Das  rätselhafte  iasya  (sc.  rac^bhasya)  ravcUe,  VIII.  11,  19,  21, 
wird  durch  Vergleichung  der  verwandten  Texte  einfach  als  eine 
Korruptel  erwiesen  aus  ravcUhe  (Lätj.  V.  1,  13;  Baudh.  srs.  V.  10). 
Auffallenderweise  haben  auch  Bhäradväja  (ca.  sü.  14)  und  Hirapja- 
ke^in  <srs.  V.  5  und  VL  26)  ravate,  Vait.  sQ.  9,4  (übers.)  wird 
die  Äpastambastelle  von  Garbe  mit  ravcUhe  citiert ;  hier  liegt  wohl 
eine  Korrektion  Garbes  vor.  Für  eine  Korruptel  jüngerer  Zeit 
scheint  man  das  VI.  6,  4  überlieferte  und  von  Budradatta  be- 
sprochene tusturfamänaaya  halten  zu  müssen:  Bhäradväja  wenigstens 
hat  tUhr^mänagya  tmd  Hiranyakesin  das  aktive  titJrsatah, 

Zu  trennen  ist  Zusammengerücktes  an  folgenden  Stellen: 

ürg  asiti  näbkiin  pratiparivyayati  (X.  9,  16) ;  man  lese  nObhim 
prati  parioyayati  und  vergleiche  Hir.  Srs.  VII.  2 :  tayä  ytyamänam 
näbkide^e  trih  pradak^nam  parivyayatL 

pcUnUälämukhiyam  (XL  16,  10)  ist  zu  trennen:  paini  äälä^. 

Zusammenzurücken  ist  Getrenntes  an  folgenden  Stellen: 

paristaranänäm  adhi  niähäny  (I.  5,  5).  Zu  lesen  ist :  cLdJunt- 
dkäny;  die  adhinidhanl  (sc.  x^)  ist  der  Yedavers  yä  jätä  o^a- 
dhayah^  mit  welchem  der  asida  aufs  barhif  gelegt  wird  (vgl. 
L3, 18). 

dak^nä  prägagrodr  daarhhair  . .  .  agnim  pariathrya  (I.  7,  5). 
Zu  lesen  ist  dak^näpräg<igrair.  Das  Sütra  bedeutet  nicht:  „an 
der  Südseite  ist  das  Feuer  mit  Gräsern  zu  umstreuen,  deren  Spitzen 
nach  Osten  zu  richten  sind",  sondern:  „das  Feuer  ist  zu  umsbreuen 
mit  Gräsern,  deren  Spitzen  nach  Süden  und  nach  Osten  zu  richten 
sind*. 

Statt  süöhofmano  vyatht^ä  üy  (VII.  23,  9)  ist  ^vyathiayä 
üy  zu  lesen,  vgL  Maitr.  S.  L  2,  17;  desgleichen  ist  XVI.  16,  4  vor 
viraghnl  der  Avagraha  zu  setzen.  In  XIX.  6,  5  tasniin  yadä 
srauati  sä  parürud  bhavati  ist  yad  üsravaii  zu  lesen ,  in  XIX. 
11,6  actrvatahparimandoUam,  Auch  XIII.  3,  3  ist  wohl  statt 
äym  ca  tvä  jarü  ca  dririltäm  zu  lesen:  tväjarä,  d.  h.  tvä  ajaräi 
„das  Nicht-alt-werden*. 

Wie  das  Scheiden  eines  Textes  in  Sütras  irre  ühren  kann, 
beweist  wiederum  XX.  3,8,9.  Die  drei  Handschriften  D ,  E ,  P 
lesen:  8cddhrakamusalah  pauuiicaleyah  .  .  .  paäcäd  anveti.  Die 
Richtigkeit  dieser  Lesart  beweist  erstens  Hiranyakesin,  der  saidhra' 
kam  tnuscUam  dh&rayan  hat  und  zweitens  der  Zusammenhang :  der 
pauviicalßyah  soll  mit  einer  Keule  gewaflfhet  hinter  dem  Hund 
folgen.  Der  von  Garbe  als  besonderes  Sütra  genommene  Nominativ 
saidkrakam  muaalam  hängt  völlig  in  der  Luft. 


430  Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  SHtrae. 

Zweimal  ist,  wenn  ich  nicht  irre,  ävrtya  in  ävartya  zu  ändern: 
praclm  ävjtya  dogdhy  udtcim  präctm  udMm  vä  (VI.  3,  10),  vgl. 
Baudh.  §rs.  Hl,  4:  cUhaitäm  agnihotrlm  dak^nata  udicim  aihä- 
payitvä.  Er  lässt  also  die  Kuh  sich  so  wenden,  dass  sie  nach 
Osten  u.  s.  w.  gerichtet  ist.     So  auch  IX.  19,  3. 

XY.  Zum  Baudhäyanapitf medhasütra. 

Durch  die  freundliche  Vennittelung  des  Herrn  Haraprasäd 
Sästi^  in  Calcutta  bekam  ich  eine  Liste  von  abweichenden  Lesarten, 
gefunden  in  der  Handschrift,  die  wie  folgt  von  ihm  beschrieben 
wird: 

„Number  1229  of  the  Government  CoUection:  Baudhäjana- 
gvhyasütra.  It  contains  the  g^hyasütra,  gi-hyaparibhäsä ,  gfhya- 
paddhati  or  prayoga  as  well  as  the  pitpnedhasOtra.  The  last,  i.  e. 
the  pitpnedhasütra  is  written  in  country-made  paper.  The  nxunber 
of  leaves  is  thirteen,  each  containing  ten  lines  of  about  46  letters. 
It  is  in  modern  Devanägarl  Gharacter.  The  age  is  between  150  to 
200.     It  was  purchased  at  Benares.'' 

Ohne  Zweifel  ist  diese  Benares-Handschrift  den  beiden  von 
mir  mit  H(aug)  und  Bü(hler)  bezeichneten  nahe  verwandt  Höchst 
wahrscheinlich  ist  sie  eine  Kopie  von  demselben  schon  unvoll- 
ständigen Originale ,  dessen  Blätter  in  Unordnung  geraten  waren. 
Die  Benares  Handschrift  bricht  ebenso  wie  Bü  und  H  im  ersten 
Satze  des  zweiten  Prasna  ab;  sie  zeigt  dieselben  Interpolationen 
(z.  B.  S.  6,  Z.  1;  11.  18).  Obschon  sie  im  Allgemeinen  etwas 
weniger  fehlerhaft  ist  als  die  beiden  Schwesterkopien,  ist  doch  die 
Ausbeute  gering.     Ich  verzeichne  einige    der  wichtigsten  Lesarten: 

3.  2.  Benares  wie  HBü. 

3.  11.  välam  karrnane, 

5.  8.  Mbe. 

5.  16.  hhcdvadyannäsyodyanno  evädyam.  Das  zweite  Mal: 
khcUvadyannäsyadyanno  yamvädyam.  Der  Spruch  ist  mir  noch 
immer  unverständlich. 

7.  14.  anägartti, 

8.  3.  cäpärcLaämdcäpämärgam  ca  dumfhlm  ca.  Vielleicht  ist 
iundlm  ca  zu  lesen. 

11.  9.  srucau  liest  auch  Ben. 

12-  19.  yadyuhadravati.  Wahrscheinlich  zu  lesen:  yady  u 
hoddravati. 

18.  8.  udetyyjvalayed  auch  Ben. 

18.  9.  anuvüed. 

19.  1.  evam  u  hähähinähäjcadhyähäyanäs  tarn  ho  evam 
caJcre. 

27.  5.  sauträmanyäh  ....  airämiksäyä, 

29.  8.  samtisthate  pifymedhah  samtüthate  pärmedkcA  (richtig!). 


Caiand,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Su^cu.         431 

XYL  Zum  Apastambapitfznedhasütra. 

Für  die  Herstellung  des  Terbes  des  HiraQjakesipitrmedhasütra 
stand  mir  nur  ein  grosses  Fragment  _  von  Gopälayajvans  aus- 
gezeichnetem pitpnedhanibandhana  (nach  Apastamba)  zur  Verfügung. 
Noch  während  des  Druckes  aber  erhielt  ich  die  Nachricht,  dass  in 
Südindien  noch  vollständige  Handschriften  dieses  Werkes  vorhanden 
waren  (vgl.  S.  XVI,  Anm.  1  der  Einleitung).  Durch  die  Freund- 
lichkeit des  Herrn  Government  Epigraphist  Dr.  Hultzsch  erhielt 
ich  bald  eine  Kopie  des  mir  fehlenden  Teiles  in  Teluguschrift,  vgl. 
Report  I  on  Sanskrit  MSS.  in  Southern  India  1895,  Nr.  152.  So 
bin  ich  jetzt  im  Stande  etwas  Näheres  über  diesen  Apastambatext 
mitzuteilen,  der  jetzt  vollständig  vorliegt. 

Allererst  bedarf  meine  Nachricht  (die  Altindischen  Todten- 
und  Bestattungsgebräuche,  S.  VI)  über  die  Einteilung  der  Sütra 
einiger  Berichtigung.  Die  Synopsis  der  drei  Sotratexte  gestaltet 
sich  jetzt  so: 

Äputamba.  Hira^yakesin.  BhEradvIya. 

Patala  I  XXVm.  1—4  I.  1—4. 

Patala  H  XXVTH.  4—9  (40.  7)  L  4—9. 

Patala  HI  XXVÜI.  9—11  (43.  3)  I.  9—11. 

Patala  IV  XXVIH.  11,  12;  XXIX.  7  I.  11— H.  2  (excl.). 

Patala  V  XXIX.      1—5  (50.  3)  H.  2—6. 

Apastamba  fasst  also  den  Brahmamedha  und  die  Lostaciti  in 
einen  Patala  zusammen  und  ich  hatte  Becht,  als  ich  vermutete, 
dass  der  in  Hir.  XXIX.  8  sqq.  behandelte  Stoff  nicht  im  Apastamba- 
sütra  vorhanden  sei. 

Pur  meine  Bearbeitung  der  Lostaciti  nach  den  jüngeren  Taitti- 
r!ja-Schulen  (die  Altind.  Todten-  und  Bestattungsgebräuche  S.  129  fg.) 
stand  mir  nur  dürftiges  Hilfsmaterial  zur  Verfügung  (vgl.  ib. 
S.  Xm,  rV).  Obschon  ich  im  grossen  Ganzen  das  Richtige  getroffen 
zu  haben  scheine,  habe  ich  mich  doch,  wie  jetzt  aus  Gopälayajvans 
Bhäsya  ersichtlich  wird,  hier  und  da  geirrt. 

Was  im  Allgemeinen  die  Konstruktion  der  Smaääna  nach  Apa- 
stamba-Bhäradväja-Hira^yakeäin  anbelangt,  zu  der  schwierigen  Stelle 
über  die  Anfertigung  der  Ziegel  (bezw.  Erdschollen),  nl.  lo^fän 
avanyi/a  .  .  .  athalürtkän  i^taleärihän  vä  (Hir.  p.  45,  8),  wo  va 
von  den  Prayogas  als  ca  aufgefasst  wird,  bemerkt  Gopäla :  athcUärthä 
dahafKuthalasya  cayanänugunamäträJdptytMrtfuih  (1.  ^thäh) ;  ycUhä 
wJcfuati  (50,  4);  ^dmcidünaaya  möJbrG,  dvyangulafn  tryahgularn'^ 
üyäai',  evam  sthcdärthapak^a  upayogah.  tatre^fcJcärtkapakse  tu 
ethalärthafn  lospä/ntarapariffrahah,  paksadvaye  ^pi  Tdumariadeda» 
9ya  ca  madhye  lo^{h)_sthäpyante.  Der  Auffassung  der  Prayogas 
zufolge  wird  für  einen  Apastambin  das  ^masäna  in  folgender  Weise 
errichtet.  Das  Viereck,  fünf  Schritt  breit  und  lang,  oder  im  Osten 
sechs  Schritt,  wird  erst  mit  Erdschollen  zu  der  erwünschten  Höhe 
aufgeschichtet,   vgl.  Hir.  50,  4    (über  die  Maasse  vgl.  Best.  Gebr. 


432  Calandy  Zur  Eaegete  und  Krüüe  der  rüuMen  Sütroi. 

S.  143,  b).  Dies  ist  der  Sthala.  Dazu  Oopälajajvan :  imudäna- 
iabdenäira  h^tadteh  athalam  ucyate^  iasyöyQmavistarau  präg 
evoktau  (nL  46,  1),  idänim  ürdhvapramänam  ucycUe.  Diese  kom- 
pakte Masse  enthält  in  sich  die  Qebeine  des  Todten  und  die  Mit- 
gaben. Darüber,  über  den  Sthala,  werden  nun  die  Ziegel  gelegt, 
deren  ja  vorher  gerade  soviel  verfertigt  sind,  dass  die  ganze  Ober- 
fläche des  Sthala  damit  bedeckt  wird.  Die  ganze  Höhe  des  ^ma- 
sSna  beträgt  demnach  ^/s  jänu  mehr  als  die,  welche  man  dem 
Sthala  gegeben  hatte,  vgl.  Qox^a  ad  50.  6,  7:  ata  evävagamyaU: 
cüyädhorasya  (?  gemeint  ist  jedenfalls  «ohne  die  Giti*)  sthökL- 
syatvcute  mäträh,  na  tu  cMsafutasthalasyeti.  Die  Prayogas  und 
Gopälayajvan  vertiefen  sich  auch  in  die  Frage,  wie  viele  Ziegel  za 
veifertigen  sind  für  den  Fall,  dass  mit  12  oder  24  Ochsen  gepflügt 
wird  (vgl.  Todtenbesi  S.  133)^  und  berechnen  die  Maasse  der  Schollen 
für  den  Fall,  dass  man  das  Smaääna  im  Osten  6  statt  5  prakrama 
breit  macht.     Dann  kommen  ja  einige  vcJarä  ißtakäh  hinzu. 

Gopälayajvans  Bemerkungen  zu  49,  15  (i^feJeäh  praiidüam 
.  .  .  upadadhäti  .  .  madhye  paficamlm,  täm  dak^nena  fo^im): 
i^takäh  ^ad  iha  mvak^üäh,  etaih  pratimantram  äi  ^anmantra-- 
aamyogät  und  zu  50.  3  {lokam  prneti  lokamprnä  upadadhäti): 
hhatn  prnety  ekayaivarcä  tayädevathntayä  ävartamänayä  avadisß 
tstakäh  sarvä  üfakä  ekaika^a  upadadhäti,  geben  mir  Anlass  meine 
frühere  Darstellung  (Best.  Gebr.,  Anm.  491  und  570)  zu  berichtigen. 
Beim  Sma^äna  der  jüngeren  Taittinyas  wenigstens  kommen  im 
ganzen  nur  sechshundert  Ziegel  zur  Verwendung;  davon  sind 
nur  die  seclus,  von  welchen  in  49,  15  die  Bede  ist,  y<ffufifnatifah, 
die  anderen  594  sind  lokarpprnäs.  Richtig  ist  also  Prayoga  Hang 
(Best.  Gebr.,  Anm.  491);  aber  nur  für  die  jüngeren  Taittirlyas: 
verschieden  ist  der  Ritus  der  Baudhäyaniyas. 

Die  merkwürdige  Unterredung  der  Witwe  mit  dem  oüdra  bei 
Gelegenheit  des  dhuvana  (Hir.  XXIX.  2,  p.  46,  10)  bleibt  leider 
auch  jetzt  noch  eine  Crux  interpretis.  Ich  nahm  die  Lesart  von 
T  auf:  purastäd  eva  iüdro  brahmaiandhur  vä  aamvädäcpavi- 
äati;  yä  strl  mukhyatamä  täm  äha:  vasatim  mayä&äv  icckaÜti^)', 
na  dadämUitarä  pratyäha.  Wegen  der  Wichtigkeit  dieser  Stelle 
auch  für  die  Ethnologie  teile  ich  aus  der  Lebur'schen  Handschrift 
den  bezüglichen  Passus  ganz  mit: 

purastäd  eva  äüdro^anno  brahmabandhur  vä  samvädäa 
upavüati  l|  iüdrotpanna  iti  utpannagrahanam  jälyantaropasam- 
grahane  raham  tata^ca  iüdrotpannaaya  grcihanam  bhavati\  brah- 
mabandhur  vety  avidvän  traivarnika  ucyate;  tayar  anyaiaro 
dhavanärambhät  pürvam  eva  aamvädüas  8an  thopaviSati  vak^yor 
mänam  karma  samvädätmakam  avabodhäa  üyarthah. 


1)  T  hat  hier  icharntUi,  ebenso  auch  die  Hillebrandt'sche  Handschrift 
(Tgl.  weiter  unten),  die  übrigens  auch  an  dieser  Stelle  genau  mit  T  Qberein* 
stimmt. 


Calamd,  Zw  Exegete  und  Krüüe  der  rituellen  SiUrae.         433 

yä  atri  mukhyaiamä  täm  äha  vaacttim  maya  aaha  prccheii\\yä 
mrtaaya  etrlnäm  mukkyatama  mahifii  aurüpä  vä{vä]täm  anantor 
rcktah  puTU^  evam  brüyäd:  va8aii(m)  mayäscthaprccheti;  prcchatir 
(Urädarärthak^).  yathä  [nd\  nartum  prcchen  na  nak^atroan  (A^v. 
äiB.  n.  1,  15).  Etwas  weiter,  ad.  46,  11  {ekaräiräya  dadOmUi 
trüye) :  Miye  *hani  tcUhcuva  tena  pr^fä  ekarditräya  dadämUi  pra- 
brüyöd  etac  ca  vacanamäträm  ^  na  tu  tena  aakavüaah  Jcäryah. 
Ich  zweifle,  ob  die  hier  yon  Gopalayajyan  kommentierte  Lesart 
mayä  saha  prccheti  die  richtige  ist.  Die  Antwort  der  Frau :  na 
dadümi  und  ekxträträya  dadämt  weisen  auf  ein  anderes  Verbam 
hin.  Gopälaj^jyans  Deutung  von  vasatim  (« Beiwohnung  ^)  dagegen 
könnte  richtig  sein;  auch  der  Kommentator  zum  Bhäradvaja  fasst 
es  80  auf:  ivayä  aaha  iayanam  mahyam  dehiti.  Hat  man  hier 
einen  Überrest  der  barbarischen  Sitte,  die  sich  noch  bei  den  Dajaks 
anf  Bomeo  finden  soll,  zur  Gelegenheit  eines  Todtenfestes  den  Bei- 
schlaf zu  vollziehen? 

Ehe  ich  daran  gehe  die  im  Bhä^ya  gefundenen  Abweichungen 
mitzuteilen,  wird  es  nötig  sein  ein  paar  Fehler  zu  verbessern,  die  ich 
mir  leider  bei  der  Feststellung  des  Pitpnedhatext'es  habe  zu  Schulden 
kommen  lassen. 

Mit  allen  Handschriften  ist  zu  lesen: 

40.  7.  upamoffyottirya, 

47.  6.  aak^nän  ürün  äghnänää  cartnäghnantah. 

50.  3.  .  . .  tüäm  arjuneti  pratimantram ;  tesüm  mantralihgair 
droüyaniyamo. 

52.  14.  aaptabhir  vyährtibhih. 

Mit  der  Mehrzahl  der  Handschriften  ist  zu  yerbessem: 

58.  10.  pra&adhyänadho  nidadhänäh.  Es  ist  nicht  verboten 
überhaupt  die  Gebeine  während  der  Reise  niederzulegen,  sondern 
man  braucht,  wenn  man  sie  hinlegt,  nur  Sorge  zu  tragen,  dass 
etwas  zwischen  denselben  und  der  Erde  ist.  Zur  Vorschrift  vgl. 
z.  B.  Äp.  ärs.  I.  4,  1:  anadho  nidadhäti^  wo  Rudradatta  das 
Wort  durch  cUfhümau  umschreibt 

Von  den  in  Gopalas  Bhäsya  gefundenen  Variae  Lectiones  ver* 
zeichne  ich  jetzt  die  wichtigsten. 

55.  1.  paäifnedhikam  karnia;  tän  param  .  .  . 

55.  3.  aamti^fhate  brahmamedhah  ||  caturthah  patalah  \\ 

45.  5.  ayuk^  ahaaav  ardhamäaartuaamvataare  vä. 

45.  8.  aak^nätiharanti, 

45.  10.    .    .   .    räjavrTc^phanüüvakavibhitak€tka 
dau^räghumdä. 

46.  1.  anutkheya  om. 

46.  7.  ^  bhüte  paiunä  tadartham  annam  aamakrtya  tad 
ahar  .  .  .;  Bhäsya:  tathä  ivo  bhüte  karisyamänabrähmanabhoja- 
näya  etaammn  ahani  paiunä  aahännam  aamakartavyam^  paior 

1)  Handschrift:  prcchatir ätraf^. 


434  Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras. 

vidasanädikam  vrihtnäm  avaghatädikafn  cädya  hartavyatn^  päkas 
tüttaredyur  eva ;  itarathä  pan/ti^äapraaamgät  tad  ahar  iti  vaca- 
nam  dvo  bhute  ity  asya  cayanadiv<i8aprai£padakcih>aprakafa- 
närtham, 

46.  8.  punar  om. 

46.  10.  sqq.  vgl.  oben. 

47.  6.  viarasya  ^aü  prasrasya, 
47.  8.  vinädamkhünmittinavä. 

•  •  •  ■ 

47.  9.  'parähne  ca;  evatn  rätrea  trir;  api  vä  tCgro  rätrir. 

48.  2.  anadvähah  (sec.  m.;  anadvän  pr.  m.).   Bhäsja:  anad- 

vähah  karaanärihah, 

.  .    .  . 

48.  6.  apa  upanprdya  om. 

50.  9.  ärtim  äräma  häficana  om. 

Die  Unterschrift  der  Lebur'schen  Handschrüt  lautet:  aamcmio 
lostacitih  iti  irlgärgya>gopälay<Mvanä  viradte  äpaMambapibrmeaJha' 
nibandhane  pahcannah  pafcaah.    rubandhanah  samäptah. 

Xyn.  Zum  Hira^jakeSipit^medhasütra. 

Ausser  dem  fehlenden  Teile  des  Nibandhana  ist  mir  noch  eine 
vollständige  Handschrift;  des  Pitpnedhasütra  nach  der  Becension  der 
HairanyakeSa  zugegangen.  Professor  Hillebrandt  nl.,  der  im  Besitze 
eines  vollständigen  Hira^yake^ikalpasGtra  ist,  war  so  freundlich  mir 
das  Pitpnedhasütra  aus  dieser  in  Benares  verfertigten  Kopie  zxw 
Benutzung  zu  übersenden.  Für  die  Herstellung  des  Textes  liefert 
diese  Handschrift  leider  nur  sehr  geringe  Beiti'äge.  Die  in  ihr 
erhaltene  Becension  schliesst  sich  der  Tanjore -Becension  (der  von 
mir  mit  T  bezeichneten  Handschrift)  sehr  eng  an.  An  den  wenigen 
Stellen,  wo  die  Benareshandschrift  des  Herrn  Hillebrandt  eine  von 
T  abweichende  Lesart  hat,  schliesst  sie  sich  der  von  mir  mit  H^ 
bezeichneten  Handschrift  an.  Das  ist  an  den  folgenden  Stellen  der 
Fall:  37,  5;  45,  10  (am  Ende  der  Pflanzenliste);  57,  2;  57,  7; 
58,  10.  Sonst  stimmt  sie,  einige  blosse  Schreibfehler  ausgenommen, 
vollständig  mit  T  überein.  Eine  selbständige  Lesart  von  einigem 
Werte  ist  mir  in  dieser  Handschrift  nicht  begegnet. 

Bei  den  Indem  selbst  •  gilt  das  Hira^yakeäisutra  als  über- 
nommen von  den  Bhäradväjins.  Zu  dem  schon  früher  von  mir 
mitgeteilten  Colophon  (Best.  Gebr.,  Anm.  11)  kommt  jetzt  noch 
ein  anderes  Zeugnis,  das  des  Mahädeva,  der  in  seiner  Lihaltsangabe 
des  Hir.  Kalpasütra  die  zwei  letzten  Pradnas  als  von  Bhäradvlja 
herstammend  bezeichnet  hat:  pitrmedhad  ca  bhSradväjtyo  muniiiä 
parigi'hitau  dvau  pradnau. 


Calanä,  Zur  Exegese  ufid  Kritik  der  rituellen  Sutrtu.         435 

Verzeichnis  der  behandelten  Stellen. 

Äpastamba  ärs.  I.  5,  5 XIV. 

I.  7,  5 XIV. 

VI.  3,  10 XIV. 

VI.  6,  4 XIV. 

VII.  23,  9 XIV. 

VIII.  11,  19,  21.     .     .     .  XIV. 
VIII.  18,  5 XIV. 

,     IX.  19,  3 XIV. 

X.  9,  16 XIV. 

X.  28,  3 XIV. 

XL  16,  10 XIV. 

XI.  18,  8 XIV. 


1»  n 

m  ^ 

•«  n 

l  ,     Xin.  3.  3 XIV. 

.     XVI.  16,  4 XIV. 

n 


XIX.  6,  5 XIV. 

.     XIX.  11,  6 XIV. 

XX.  3,  8,  9 XIV. 

pi.  sü.                     XVI  pass. 

Baudhäyana  pi.  sü.  8,  3 XV. 

«      ,    12,  19 XV. 

Hiranyakesin  gfhs.    I.  5,  8 X. 

,     I.  13,  16 xn. 

,       I.  20,  2 X. 

pi.  SU.  40,  7 XVI. 

45,  8 XVI. 

46,  7 XVI. 

46,  10  sqq XVI. 

,       47,  6 XVI. 

49,  15 XVI. 

50,  3 XVI. 

50.  4 XVI. 

50,  6,  7 XVI. 

52,  14 XVI. 

58,  10 XVI. 

Lätyäyana  sre.  III.   10,  16 XIII. 

V.  6,  7 XIII. 

Päraskara  g^hs.  III.  7,  1 XI. 

.      IIL   15,  22 XII. 


m 

m 

"  u 


Bd.  LH.  29 


436 


y^sMj^^d>  and  its  pahlavi  translations. 

By 
L.  H.  Mills. 

In  my  short  article  in  this  Zeitschrift  Bd.  XLIX,  3.  Heft  on 
the  ambiguit}'  of  certain  characters  in  the  avesta  aiphabet,  I  omitted 
all  argument  and  did  not  State  (what  I  supposed  was  to  be  taken 
for  granted)  which  was,  that  the  innovations  which  I  presented 
were  suggested  in  a  tentative  spirit  and  therefore  with  very  dif- 
ferent  degrees  of  confidence.  I  would  now  answer  an  aequiesccnt 
correspondent  by  saying  that  I  think  that  the  greek  dat.  sulf.  V' 
as  =  WL  contains  elements  kindred  to  the  sk.  lat.  äyaj  so  that  1 
conjecture  the  avesta  ^oai  =  äij  as  dat.  of  the  a  declension,  to 
represent  *wÄi«Aw  =  äi/a,  i  being  a  trace  of  the  original  pahl-zend 
^  =  y  with  an  inherent  a  (as  usual),  and  I  now  think  this  to  be 
corroborated  by  the  metre  of  the  Gothas  in  a  predominance  of 
occurrences,  while  the  possible  twelve  syllables  in  trishtüp  disarm 
a  counter-argument,  but  this  was  perhaps  the  least  probable  of  the 
several  cases  advanced. 

I  now  desire  to  show  scholars  (outside  of  the  extremely  small 
group  of  close  experts  in  zend)  what  my  argument  for  *M3  =  y<^ 
and  ya  is  founded  upon.  I  was  transcribing  some  Gäthastrophes 
into  pahlavi  many  years  ago,  as  I  have  transcribed  them  all  into 

indian  (see  Roth's  P^estgrüsse  p.  192),  and  on  writing  >j»^aa*^ä^> 
(y.  28,5)  as  pahlavi  ^f^H^e^f  I  saw  at  once  the  *motive'  of  the 
mistake  in  the  pahlavi  translation,  which  is  (6*M5€^f  =  fia/shman 
(|S^H^  is  ^6  +  w^^  «A4-  man) ;  but  this  letter  is  also  a  crnnposttum 
in  pahlavi  equivalent  to  y  +  <^.  From  this  we  have  the  rationale 
of  the  error;  the  character  ^h?ä;j  represents  two  words  in  pahlavi, 
or  one  word  and  the  main  part  of  another;  and  these  two  ex- 
pressions  have  not  one  single  letter  in  common;  for  they  are  ufyä 
in  the  case  of  the  zend  and  napsh  in  the  case  of  the  pahlavi.  The 
translation  nafshman  =  ''seif'   or   '*own''  for  u/yd  —  "I  will  weave 


MiüSf  •^9<Auddd>  and  iU  pahlavi  transhtions.  437 

my  Bong)''  is  wbolly  senseless,  and  could  in  no  wise  have  been 
original.  Some  copyist  or  scholar^  in  the  long  line  of  successian, 
was  led  astray  by  the  appearance  of  the  word  ufyäni  which  in 
accordance   with   what    I    noticcd    in   transcribing  the  word,  mtist 

have  stood  before  him  as  ^^*ü^(  ^^  ^f*^Vf  or  at  least  as  ^J^M^dj. 
The  peculiarity  in  the  appearance  of  this  <>^*t^e^|  or  ^f^^QJf  which 
led  him  to  read  this  zend  word  ufyä  as  if  its  first  two  syllables 
were  but  one,  and  as  if  that  one  were  nafsh^  could  only  have 
been  manifest  in  the  characters  ^hJ  and  j. 

The  first  I  have  already  considered;  as  to  f  my  Statements 
can  be  even  yet  more  brief ;  the  sign  is  used  in  pahlavi  for  both 
n  and  u;  unless  then  the  pahlavi  translator  who  was  first  responsible 

for  this  error  had  seen  the  >  of  skjj^^V>  before  him  in  the  form  of  ), 
he  could  never  have  supposed  that  it  was  meant  to  i'epresent  n. 
First  of  all  we  must  remember  what  this  circumstance  prin- 
eipally  recalls  to  us,  which  is  that  it  is  an  universally  accepted 
faet  that  this  zend  word  together  wiih  all  (?)  its  companionSj  was 
during  the  early  Sasanian  and  Arsacid  periods,  written  in  a 
character  closely  resembling  the  pahlavi  letters  or  combinations 
of  letters,  and  so  in  an  aiphabet,  the  coiTesponding  characters  of 
which  (so  far  as  this  particular  word  is  concemed)  closely  resembled 
^^Vf  or  df^M^e^fj  that  is  to  say,  the  avesta  texts  themselves,  and 
not  only  the  translations  of  the  texts,  were  written  in  a  quasi 
pahlavi  form  (cp.  the  coins  and  the  inscriptions).  Now  here  are 
two  facts;  ist,  that  a  pahlavi  translator  saw  an  ^^  istead  of  ^^AJ^^ 
and  f  instead  of  >  in  some  previous  MS.  in  the  word  now  trän- 

scribed  as  — sajj^^^>  (a  part  of  the  word  y>*AJüiiü>)  and  so  mistook 

this  *H3  =  y^  for  *H5  =  «Ä,  and  this  f  =  u  for  j  =  n,  rendering 
na/sM^man)  instead  of  fj/yä]  and  the  other  fact   is    that    the    word 

>)YaAiddd>  =  ufydni  in  its  quasi  original  form,  that  is  to  say,  in 
the  shape  in  which  it  stood  during  the  early  Sasanian  and  Arsacid 
periods,  actually  did  stand  with  all  the  rest  of  the  avesta  in  some 
such  form  as  the  one  which  misled  this  (later)  translator,  before 
it  was  fuUy  transliterated  into  the  present  zend  letters.  Can  we 
bring  these  facts  together  in  the  matter  of  time  ?  If  so  we  shall  be 
in  a  Position  to  say  that  we  have  found  in  this  curious  pahlavi 
mistake  a  trace  of  the  ancient  zend-pahlavi  writing. 

This  is,  however,  not  the  immediate  point  which  I  hope  to 
make  clear  in  the  present  communication;  what  I  desire  to  prove 
is  not  that  we  have  certainly  a  proof  of  the  existence  of  an  an- 
cient form  of  writing  up  to  a  certain  date,  but  that  at  some  period 
of  tvme^  perhaps  a  few  hundred  years  after  the  development  of  the 
present  füll   and  clear  zend  aiphabet,  there  lingered  or  therc  arose 

29* 


438  MiÜ8f  •^)MAiddd>  and  iU  pahlavi  iranskUüms, 

(this  is  the  point),  an  ambiguity  in  some  of  those  now  so  olear 
characters,  and  that  we  have  an  instance  of  this  in  the  text  befoie 
us;  and  that  a  similar  ambiguity  appears  in  other  connections 
where  its  discovery  is  vital  to  the  forma  of  zend  grammar  (happily 
not  so  much  to  their  actual  force ,  for  we  have  recognised  many 
of  these  obscure  forms  at  their  just  grammatical  value  aad  in  some 
of  the  most  important  occurrences,  and  this  notwithstanding  the 
most  perplexing  of  disguises). 

But  there  doubtless  remain  still  many  instances,  as  yet  totally 
undiscovered,  where  the  application  of  a  criticism  (kindred  to  this 
present  attempt)  to  grammatical  difficulties  would  solve  them,  or 
would  at  least  greatly  relieve  them  even  from  the  syntactical  em- 
barrassments  with  which  they  are  surrounded. 

It  is  neither  strictly,  nor  at  all  necessary  for  me  to  prove 
that  this  peculiarity  in  the  appearance  of  certain  characters  has 
descended  in  an  unbroken  line  from  the  period  when  the  send,  as 
well  as  the  pahlavi  tezts  of  the  avesta,  stood  in  the  pahlavi 
characters;  nor  is  it  at  all  essential  to  the  question  to  show  hovc 
the  peculiarity  under  consideration  arose,  whether  by  pure  accident, 
through  ignorance,  or  by  design;  for  the  question  is  simply  to 
prove  that  it  existed,  and  that  it  accounts  for  certain  very  curious 
phenomena;  in  other  words  I  merely  say  that  I  think  that  it  is 
piain  that  we  have  foimd  a  proof  that  *^  was  written  for  «M^^d 
during  a  certain  interval  of  time  before  it  was  later  written  or 
re- written,  as  «aju^^,  and  that  f  was  written  for  >. 

This  usage  may  have  been  a  reversion  to  the  earlier  custom 
after  centuries  during  which  oju^d  was  written  in  this  füll  form 
in  a  certain  family  of  MSS.,  as  it  is  now    at   present   written  in 

this  particular  zend-gathic  word  ^t«Ajüddd>  t^äni  in  every  MiS. 
which  has  survived  to  us,  and  this,  close  beside  its  erroneous 
translation  in  the  pahlavi.     And  this  is  not  the  only  instance  in 

which  at  least  this  «aju^^  as  in  y)ajüddd>  was  written  in  such  a 
manner  as  to  deceive  the  commentator,  for  our  most  interesting 
pahlavi  error  recurs  at  ^another  place  in  the  Gäthas,  that  is  to  say, 
at  y.  43,  S,  and  also  at  y.  26,  1,  in  the  later  yasna,  the  only 
places  provided  with  pahlavi  translations  where  forms  from  the 
stem  ufya  occur,  as  other  occurences  of  ufyeimi  (sie)  (the  exact 
form  of  the  word  at  y.  26,  1)  are  probably,  together  with  y.  26,1» 
recurrences  of  one  and  the  same  original  and  more  ancient  text 
which  has  been  lost.  So  far  then  as  my  present  purpose  is  con- 
cemed,  it  makes,  as  I  have  intimated,  no  difference  (whatsoeverj 
how  the  mistake  which  I  am  considering  originated;  the  sole 
question  critically  involved  being  whether  it  prevailed,  at  a  certaiu 
unknown  period  of  time,    and   whether    it    proves   the   possibility 


Mills,  ^f%«Afddd>  and  iU  pahlaoi  iranslations.  439 

of  further  ambiguity,  especially  in  the  use  of  this  characier  «^; 
for  tliis  ambiguity,  if  once  granted,  explains  many  difficulties. 
The  ocourence  of  the  ambiguity  of  this  characier  in  the  present 
instance  is  however  so  striking  that  it  surpasses  in  its  power  to 
coDTince  üb  any  of  those  occurrences  which  were  cited  in  this 
Zeitschrift  as  above  quoted. 

But  althougb  the  manner  in  which  the  misapprehension  to 
which  I  have  alluded  took  place  is  not  the  main  point  at  issue 
with  me  at  the  present  moment,  it  will  yet  be  interesting,  and 
I  hope  profitable,  to  dwell  for  a  little  on  the  genesis  of  the 
circumstance,  and  in  the  course  of  our  discussion  of  this  inferior 
detail  we  cannot  fail  to  gain  corroborative  evidence  as  to  the 
general  proposition,  namely  that  some  of  the  characters  in  the 
zend  aiphabet  represent  more  that  one  sound. 

To  put  the  whole  case,  then,  once  more  in  its  bare  outlines: 

it  is  this:  —  •^fMAiddd>  =  ufyänt  Stands,  let  us  say,  so  written  in 
the  zend,  in  all  (?)  our  present  zend  MSS.  of  the  G&thas  (barring 
the  d^bris  of  the  valuable  variations).  Beside  this  ^ifydnt  and 
closely  foUowing  it,  there  Stands  a  pahlavi  translation  nafshman. 
No  one  not  blinded  by  prejudice  will  deny  for  a  moment  that 
this  nafshman  could  not  possibly  have  occurred  to  a  pahlavi  trans- 
lator,  if  it  had  not  been  that  <Au^d  s  yd  of  ufydni  was  at  some 
one  time,  and  in  some  MSS.,  written  in  its  older  form  «m^,  and 
that  this  MS.  so  written  came  before  the  eyes  of  the  person  who 
first  translated  this  ^^  =  %Ajudd  =  y(^  in  this  present  case  as  if  it 
were  ^h3  =  ^K  ^M^  =  '^  being  correct  for  many  cases,  but  not  for  this. 

The  zend  letter  >  must  also  have  come  before  the  eye  of 
the  translator  in  its  more  ancient  form,  that  is  to  say,  in  the  shape 
of  the  pahlavi  ),  which  has  u  for  one  of  its  yalues  as  well  as  n. 

Aa  to  the  letter  ^  -/,  it  also  must  have  looked  more  like  its 
original  pahlavi  ^  ^/,  ot  pj  or  v,  and  this  for  the  reason  al- 
ready  given. 

dd  was  once  quite  certainly  written  d,  for  a  pahlavi  dd  for 
pahlavi  y  is  entirely  unknown;  oai^  as  =  ^^  is  originally  nothing 
more  than  a  cursively  written  «aju  +  ^  the  two  marks  have  flowed 
together;  and  as  this  similarity  exists,  therefore  «M3^f  =  na/8h[man] 
in  the  translation  recalled  a  form  of  zend  writing  which  was 
original   to    the  Arsacid    period.     But  no  trace   of  it  remains  in 

the  spelling   of  these    two   particular   zend   words  >)fMAiddd>  and 

wu/^^^>  in  our  present  extant  zend  MSS.  which  show  invariably 
^Mi^d  for  ya  and  not  ^M9  for  yd  in  these  two  particular  words. 


440  Milhy  <^9aA;ddd>  and  iU  pahhtci  translations. 

As  the  points  bere  involved  have  been  regarded  as  in  so  far 
important  tbat  tbey  bave  been  raore  tban  once  extensively  alluded 
to  by  one  wbose  Services  to  zend-pbilology  bave  been  paramount 
(as  also  by  leading  scbolars  in  private  Communications],  and  as  I 
have  only  stated  them  bere  and  elsewbere  in  tbeir  bare  outline^i, 
it  is  proper  tbat  I  sbould  now  discuss  tbem,  carefully,  once  for 
all;  and  it  is  obvious  tbat  if  I  intend  my  discussion  to  be  at  all 
exbaustive,  1  must  abandon  entirely  tbat  extreme  brevity  wbich  1 
practised  on  former  occasions  botb  in  tbis  Zeitscbrift  and  in  the 
commentary  in  my  work  on  tbe  Gätbas.  ^)  I  propose^r«/  to  examiue 
the  facts  abovc  stated  without  discussing  the  question  of  a  descent 
unbroken,  or  broken,  in  tbe  line  of  MSS.  wbich  once  read  <a)u3^ 
as  *M^;  secondly  to  sbow  tbe  bearings  of  the  facts  on  otber  curious 
occurrences  of  serions  importance,  and  entirely  regardless  of  the 
question  as  to  tbe  origin  of  the  error ;  but  thirdJy  I  dcsirc  to  sbow 
what  may  be  said  in  bebalf  of  the  view  tbat  ^mj^^  ya  was  written 

•^  in  the  word  -pJJ^H^dj  from  the  time  of  the  Arsacids  in  an 
unbroken  line  of  MSS.  tili  the  date  of  the  period  when  this  Bamc 
^^ ,  f/äj  in  tbis  particular  word  was  written  ojü^  in  those  MSS. 
frpm  wbich  our  present  zend  text  of  this  word  was  taken  in  its 
form  generally  at  present  in  use;  in  otber  words  I  w^ill  endeavour 
to  say  something  for  the  view  tbat  an  original  (?)  *h?  for  yrf,  or 
ya  lingered  in  the  word,  or  words,  in  some  MSS.  long  öfter  it  ctasitl 
lo  appear  in  that  fortii  in  most  of  the  other  occurrences  of  ivords 
which  contain  the  char acters.  And  it  will  be  better  to  discuss  the 
matter  negatively,  so  to  speak;  that  is  to  say,  it  will  bring  out 
the  points  more  clearly  if  we  raise  at  the  outset  every  objectio« 
which  we  can  think  of. 

[Not  pausing  to  consider  a  possible  question  (ridiculous  to  a 
zendist]  as  to  whether  the  pahlavi  translation  may  not  be  itself 
in  the  right  after  all,  so  that  we  have  bere  one  of  those  half 
semitic  hybrid  formations  so  common  to  the  pahlavi  but  unknowii 
to  tbe  zend,  and  that  therefore  we  sbould  actually  correct  our  zend 
text,  and  read  in  it  nafshäni  (sie)  =  "I  will  be  bis  own'^  instead 
of  our  deeply  interesting  gätha-vedic  ufyäni  =  '*!  will  weave  my 
song]"],  let  me  ask  n?ore  practically,  not  whether  nafsh  may  be  a 
part  of  a  hybrid  word,  but  whether  nafshman  is  really  and  in  fact 
the  pahlavi  traiislation  which  we  have  before  us;  have  we  not 
made  a  mistake  at  this  curious  rendering  itself;  and  sbould  wi* 
not  read  our  pahlavi  |S'^e>j  as  ufydman  (sie.  whatever  that  migbt 
mean  as  pointing  to  a  root  «/*,  or  vap^  "to  weave"  ,  for  the  chn- 
racters  may  spell  a  word  like  that,  if  such  a  word  existed?    M\ 


1)  See  A  study  of  the  Five  Zarathiishtrian  GÄthas,  pp.  397,  4;i7,  ctc 


MilUj  •9J)4Auddd>  and  iU  pahlaoi  tran$lations,  441 

ans  wer  is:  not  only  would  ufyäman  be  nonsense,  as  it  Stands,  but 
we  have  a  persian  translation  of  ]i*^^]  in  the  sense  of  "seif" 
or  "own"  in  one  of  our  MSS.  of  the  pahlavi,  and  if  we  suspect 
this  persian  translation  to  be  modern,  we  have  Ner.  's  svädhino^ 
smi^  see  y.  28,  3,  which  certainly  carries  us  back  some  five  or 
six  hundred  years  with  no  hint  whatsoever  looking  to  vap.  And 
if  we  doubt  Ner.  ^s  main  text,  there  are  his  glosses,  cet  svddhtnatayd 
yushmäkam  iiahthdmi]  questionin;^  these,  we  have  the  gloas  of  the 
pahlavi  translation  to  the  same  eflect,  adding  ash  nafskman  Aömandnt. 

If  these  be  not  sufficient,  then  we  have  a  reserve  of  very 
peculiar  and  significant  value,  for  we  have  ctctual  va'tations  in  ihe 
hody  of  the  pahlavi  texte  Vieniselves.  Herc  again  the  same  idea 
which  exists  in  this  notable  blunder  is  expressed,  but  in  a  totally 
different  word  and  from  the  other  family  of  languages;  in  y.  43,  8, 
all  the  MSS.  read  khveshxnishno-  the  base  of  which  is  hva  =  sva^ 
which  is  purely  aryan,  while  at  y.  26,  1.  the  next  but  one  oldest 
MS.  and  the  sister  codex  to  our  Oxford  MS.  j^,  has  khveshinam^ 
all  question  as  to  the  sense  in  which  these  aryan-iranian  forms 
ure  used  being  put  to  rest  by  the  pahlavi  glosses^  for  it  is  these 
in  the  occurrences  now  at  this  present  moment  alluded  to,  and 
not  the  pahlavi  texts]  which  reproduce  our  veritable  semitic 
nafehman'^  at  y.  13,  8,  we  have  aigh  pavan  nafshman  ddriehno  ,  .  . 
cvo  na/ahman  küniehnn^  and  at  y.  26,  1,  we  have  aigh  .  .  .  nafehma- 
ninam,  This  proves  beyond  any  question  whatsoever  that  juifshmun 
is  correct  for  the  pahlavi  |5*M5«^|,  and  that  it  expresses  a  mis- 
conception  which  took  place  at  a  very  remote  period  of  time, 
for  the  idea  which  nafshman  expresses  is  reproduced  in  a  word, 
khvesh^^  which  had  lost  all  trace  of  the  form  which  gave  it  birth. 

If  nafshman^  nafshmaninam  etc.  were  inexplicable  until  they 
were  explained  by  «^e^j  =  ufyd  in  '^^•^C^f,  or  i^*ü^J  ^  con- 
nection  with  >*^v\  =  nafsh  in  jC^H^C^j  nafshman^  how  much  more 
incomprehensible  khveshiniehnö  and  khveshinam  would  be,  if  we  did 
not  possess  nafshman^  vafshmanmam ^  etc.  in  the  vuriants  of  the 
pahlavi  texts  and  in  those  of  the  glosses,  in  Ner.*s  text  also,  and 
in  his  glosses,  together  with  the  persian  and  its  exegetical  inter- 
[lolations. 

The  question  then  seems  settled,  so  far  as  our  present  MSS. 
arc  concemed;  from  the  beginning  to  the  end  of  the  matter  every 
hint  and  every  fact  points  in  the  same  direction. 

Although,  as  I  have  said,  it  is  not  vital  to  my  argument  to 
rthow  how  this  error  arose,  as  1  only  desire  to  show  that  uses 
similar  to  that  which  caused  this  occurrence  at  one  time  existed, 
and  that  they  may  have  lingered  from  the  original  period,  it  will 
yet  be  usefiü  to  discuss  this  question  of  the  mode  of  origin.     Not 

the  least  probable  view  is  that  ^MJi^®>  =  ufyd-  as  re-involved  in  the 


442  Milhj  ^)%«Af5dd>  and  iia  pahlam  iranalations, 

form  of  *^Qjf  [these  being  approximately  tbe  original  avesta- 
pahlavi  characters)  was  repeated  by  soine  early  Bcholar  from  the 
zend  text  and  placed  in  the  body  of  the  pahlavi  text,  in  wbich 
repetition  of  the  re-involved  word  he  meani  it,  *H^€^f,  to  be  read 
as  ufyä  (in  ufyäni)  with  no  thought  whatsoever  of  nafih  (aa  in 
na/shman),  and  that  this  correct  pahlavi  writing  of  the  zend  word 
was  misnnderstood  as  the  pahlavi  writing  of  a  pahlavi  word.  The 
theory  is  of  course  only  possible  on  the  supposition  of  caprice 
or  accidenty  for  we  may  ask  how  any  sensible  man  would  re- 
involve  a  clear  zend  word  back  into  the  obscure  pahlavi  character; 
but  then,  it  is  precisely  such  unreasonable  caprice  that  we  are 
called  upon  to  meet  and  deal  with  at  every  step  in  all  possible 
discuBsions;  it  is  the  incredible  which  appears  as  commonplace. 
Or  to  put  the  explanadon  one  step  further  back,  was  not  an 

^f«Au5^d>,  ufyänt  repeated  in  that  (its  zend)  form  in  the  body  of 
the  pahlavi  text,  being  later  re-involved  into  the  ancient  pahlavi 
as  ^yi^Vfj  and  this  in  good  faith,  and  as  meaning  ufyäni  and  not 
na/shänt  (sie),  and  was  not  this  ^yi^QJf  =  ufyäni  the  word  which 
was  later  misread  na/shäniy  so  giving  rise  to  our  error  of  nafshman? 
This  however  seems  to  be  practically  the  same  hypothesis  as  the 

preceding;  wherever  — MAid^d>  may  have  been  found,  whether  in 
the  body  of  the  zend  text  or  transferred  from  that  inta  the  body 
of  the  pahlavi  text  on  the  same  piece  of  skin  or  paper  and  within 
a  few  inches  of  its  first  insertion,  only  caprice  or  accident  could 
account  for  its  having  been  taken  out  of  its  clear  zend  letters 
and  re-involved  in  the  pahlavi  terms;  for  the  zend  characters  were 
specially  developed  for  the  purpose  of  Clearing  up  the  obscurities 
of  the  early  zend-pahlavi  writing  (although  the  pahlavi  translations 
were  intended  to  clear  up  the  obscurities  in  the  zend-gathic  text, 
Strange  as  such  a  proposition  may  appear  to  those  who  do  not 
so  carefully  study  their  interior  characteristics). 

We  are  left  then  face  to  face  with  the  original  facta,  with 
one  explanation  of  them  which  has  been  given;  the  error  under 
consideration  may  have  been  caused  by  accident  or  by  caprice. 
After  the  antiquated  *^  had  once  been  written  instead  of  the 
more  newly  developed  aA>dd  (by  accident  or  from  caprice)  the 
progress  of  the  matter  becomes  evident.  The  later  translator  then 
wrote  naf8h[man)  for  ufyä-  in  ufyäni  solely  because  this  compo- 
situm which  expressed  the  ^ ,  allowed  him  to  use  a  fymiliar  word, 
nafahman^  meaning  "seif'  or  **own",  instead  of  the  more  difficult, 
but  to  US  so  exceedingly  interesting  ufyä  in  ufyäni,  (I  may  say 
in  passing  that  bis  translation  nafahman  concems  only  ^M^€;f,  the 
Suffix  man  is  in  no  scnse  a  rendering  of  the  suffix  rU  which  is 
admirably  reproduced  by  the  use  of  the  auxiliary  word  Mmanäm, 


Milh.  <^9ajüddd>  and  its  pahlavi  tranalations.  443 

so  thftt  we  are  not  obliged  to  bring  tlie  Charge  of  grammatical 
inaceiiracy  against  the  pahlavi  translator  in  this  instance^  (as  well 
as  the  error  in  etymology);  and  it  is  a  fortunate  circumstance, 
for  we  are  not  always  able  to  clear  him  as  to  this  particular). 
And  this  error  once  perpetrated  by  accident  or  caprice,  has  con- 
trolled  all  traditional  exegesis  of  the  word  in  its  various  forms 
ever  since,  an  object  lesson  waming  us  to  be  cantious  in  the  use 
of  the  pahlavi  texts,  which  should  never  be  slavishly  foUowed. 

But  I  must  criticise,  or  at  least  explain,  the  theory  of  the 
origin  of  the  mistake,  as  having  arisen  through  accident,  admirable 
as  that  theory  always  is.  It  being  conceded  to  me  by  those  whose 
judgment  I  regard  as  safest  that  the  original  zend-pahlavi  character 
for  yd  was  often  ^m^  (or  something  practically  identical  with  it) 
is  it  not  reasonable  to  suppose  that  this  feature  lingered  in  some 
families  of  MSS.  long  after  the  transliteration  into  the  clear  zend 
had  become  complete  in  others,  for  beyond  all  manner  of  doubt 
there  was  a  transition  period  which  extended  to  a  time  long  after 
most  of  the  old  and  ambiguous  (pahlavi)  signs  had  been  given 
up,  and  before  all  the  new  ones  had  been  universally  applied  or 
fully  developed.  Although  it  is  not  at  all  necessary  to  my  main 
argument,  I  am  inclined  to  believe  that  this  was  the  fact,  and 
that  there  existed  for  a  very  long  time  a  family  of  MSS.  in  which 
these  old  letters  lingered,  in  certain  words,  and  especially  in  this 
Word  under  discussion;  and  I  believe  that  those  MSS.  which  re- 

produced  this  «^  in  this  particular  zend  word  •pJj^H^df  instead  ot 

ojüdd  as  in  •^f<AAJddd>,  have  perished,  jnst  as  that  line  of  zend- 
pahlavi  iranslations  häs  perished  which  most  probably  contained 
the  original,  and  therefore  necessarily  correct  pahlavi  (?),  or  stül 
earlier  zend-pahlavi ^  translation  and  exegetical  explanation  of  ufydni^ 
for  no  expert  will  concede  for  a  moment  that  nafahman  hämandni^ 
or  any  of  its  equivalents,  was  the  primitive  and  orginal  explanation 
of  the  text,  when  such  an  explanation  of  this  rendering  can  be 
offered  as  that  which  I  have  given  from  the  character  of  this  ^H3, 
for  it  is  precisely  this  letter,  or  compositum,  ^H3,  which  in  its 
slightly  altered  form    of  ;0j  )ü  ,  survives  io  this  very  day  in  very 

many  other  words  where  the  syllable  smj^^,  <ju^^,  or  £dd,  would 
be  expected;  (see  this  Zeitschrift  Bd.  49  III.  Heft  as  above  cited 
where  I  have  mentioned  only  a  very  few  instances,  which  have 
been  for  the  most  part  accepted  by  those  whom  I  regard  as 
persons  best  qualified  to  judge  as  to  questions  involving  the  zend- 
pahlavi  translations).  And  this  fact,  if  it  be  a  fact,  may  well 
banish  all  positive  necessity  for  the  supposition  of  an  accidental 
change  in  the  method  of  writing  the  letters  under  consideration 
(admirable  as  the  theory  of  pure  accident  often  is)  to  account  für 


444  Mills,  ^)4^jud5d>  and  iU  pahlavi  translatiam, 

na/shman  hömandni  as  an  attempted  translation  of  ufydni,  *^^  =yd 
may  on  the  contrary  have  lingered  in  an  unbroken  Une  in  our  zend 
MSS.  froxn  the  very  first  zend -pahlavi  writing  tili  to-day,  But 
it  leaves  ns  under  the  necessity  of  supposing,  what  was  indeed 
very  like  an  accident,  and  this  was  either  that  (in  the  case  of 
this  particiliar  stem  ufyd)  some   copyist,   more   or  less  a  scholar, 

saw  the  fuUy  written  y  t^ujd5d>  ufydni  in  some  one  of  the  MSS. 
at  his  side,  and  inserted  it  into  his  zend-gathic  text,  while  he 
retained')   his   erroneous   pahlavi    translation^    nafshman  h6mandni\ 

and  that  this  more  fully  written  ^»«AA;d^d>  has  descended  to  our- 
selves,  while  on  the  contrary  all  the  MSS.  which  once  read 
^l"^^^  (or  the  like)  have  perished;  or  eise  it  calls  for  the  sup- 
position  that  the  copyist  simply  corrected  the  old  ^l'*^^^\  .or 
^I^M^e^l,  ^^*ü€^f)  ^  liis  zend  MS.  hy  writing  |  as  >  and  **ü  m 
«aa;^^  in  order  to  make  the  appearance  of  the  letters  in  this  word 
correspond  to  the  already  fully  developed  syllahle  «mj^^  (y<f)  which 
he  had  just  written  hefore  it  and  after  it  on  different  folios  of 
the  parchment  or  the  paper  before  him. 

We  may,  however,  cast  more  light  on  the  difficulty  of  pure 
accident  as  onr  theory  for  explaining  nafshman  for  ufyd  by  quoting 
the  Strange  band  writing  of  the  zend  MS.  J.  9  of  which  the  Bod- 
leian  Library  possesses  a  photo-facsimile.  It  would  be  hazardous 
to  suppose  these  boldly  varied  signs  to  be  the  result  of  individual 
caprice;  they  are  so  marked  in  their  peculiarity  that  it  requires 
study  to  decipher  them.  If  they  show  a  kind  of  writing  which 
was  prevalent  for  some  decades  of  years  or  more,  in  some  remote 
school  of  ancient  philology,  then  the  survival  of  dubious  signs  in 
other    schools    looks    still    more   probable.      Unquestionably    there 

1 )  I  may  mention  in  passing  that  this  apparently  obvious  fact  affordd 
US  an  incontestable  proof  of  one  moat  interesting  and  otherwise  not  so 
easily  attested  circumstance,  which  is  that  the  zend-pahlavi  MSS.  could 
not  possibly  have  been  mechanically  copied  one  from  the  other  in  every 
instance  with  mathematical  exactnces.  In  very  many  instances  our  ancient 
predecessors  studied  as  they  progressed,  cuUing  now  a  word  from  one 
older  document  besidc  them,  now  one  from  another,  declining  to  follov 
the  pahlavi  translation  in  one  MS.  while  retainig  its  zend  text ;  sometimes 
re-copyng  the  pahlavi  translations  before  them  and  enriching  them  vitli 
interpolated  renderings  wiihout  erasirtg  those  tchirh  they  replaced^  and  so 
clther  offering  alternative  translations  thcmsclves  or  eise  affording  the 
ready  material  to  their  successors  for  such  productions;  see  cspecially 
such  cases  a*«  the  double  translation  of  yaste^  in  y.  31,7,  where  the  word 
was  first  rendered  as  a  form  of  a  yas  (sie)  =  "to  come",  then  more  cor- 
rectly  as  the  pronoun  "who",  see  my  Gdthas,  page  ü2. 

It  was  to  be  sure  a  priori  probable  that  the  ancient  editors  fsic , 
some  of  them,  should  select  zend  texts  and  texts  of  pahlavi  translation-i 
from  differing  MS.  or  from  more  than  one  oral  teacher,  but  here  wc 
possess  what  seems  tu  be  an  absolute  proof  of  it. 


MillSj  ^faA/ddd>  and  iU  paklavi  translations,  445 

were  schools  where  such  an  error  as  nqfskman  ASmanäm  for  ufyäni 
could  not  have  arisen,  nor  could  it  have  remained  undetected  in 
MSS.  from  otber  seats  of  primitive  leaming;  but  these  schools 
of  higher  leaming  must  have  been  quite  rare;  not  a  trace  of  a 
correction  has  survived  to  ns.  And  that  there  were  schools  whose 
MSS.  read  *H3  (in  its  modefied  forms)  =  yrf,  etc.  and  who  some- 
times  mistook  the  «^-o  =  ?0  =  yä  for  another  letter  or  compositum 
remains,  as  I  hold,  incontestable  from  the  fact  that  we  ourselves 
afford  an  instance  of  persons  who  have  made  such  an  error.  In 
view  of  the  fact  that  ^H3  =  A)  =  y^  solves  great  grammatical 
(Üfficulties  (as  to  form)  in  cases  like  aÄf  (?)  for  ahf/d  and  kaine  (?) 
for  kainydj  etc.,  etc.  as  well  as  in  the  case  of  the  explanation  of 
nafsh  from  the  ambiguity  of  an  >JJ*H5^f  or  ^^*ü€^|  =  nfydni  we 
have  every  rcason  to  expect,  what  criticism  ought  long  since  to 
have  found  out,  which  is,  namely,  that  our  present  extant  zend 
texts  ahound  in  ancient  misapplications  of  the  aiphabet,  for  the 
vowel  inherent  in  the  consonant  is  to  be  restored  at  every  tum; 
while  half  of  the  so-called  impossible  spellings  in  the  avesta  arc 
simply  mistakes  in  supplying  the  lost  inherent  vowel;  for,  as  in 
cur  modern  pahlavi,  all  the  short  vowels  were  probably  once 
inherent  in  the  consonants  with  occasional  signs  to  refresh  the 
flagging  memory. 

All  the  rieh  irregularities  of  the  MSS.  are  precious  to  us 
as  the  debris  of  former  more  rational  readings,  for  they  fumish 
US  with  an  invaluable  quarry,  out  of  which  to  select  our  materials 
for  reconstructions;  but  they  render  the  theory  of  an  intentional 
caprice  as  an  exclusive  source  of  change  very  difficult,  while  they 
assist  US  to  belicve  that  other  ancient  peculiarities  which  have 
now  perished  lingered  for  centuries,  leaving  their  traces  in  the 
frequent  oddity  of  our  pahlavi  translations,  where  in  the  midst 
of  renderings  brilliantly  suggestive  we  come  upon  such  apparently 
uncaused  (?)  eccentricities  as  our  nafshman  hSniandni]  and  they 
corroborate  the  arguments  which  we  present  to  prove  that  this 
ancient   original   use   of  «^  =  ^    for   sku^ö   in   *H3e;j    which   has 

perished  from  ytajüddd>  still  survives  in  ;t>eV<A;  as  =  «^OO**^  and 
in  the  many  occurrences  of  this  amended  ^H3  for  saju^^. 

I  hope  eise  where  to  rebut  in  detail  the  once  forcible,  but 
now  antiquated  argument  that  ii  —  y  has  simply  disappeared  in 
the  case  of  ^^%jj  for  «A;<>dev«ju  or  «Aud^evu^,  leaving  as  the  result 
of  its  disappearance  a  modification  of  *ju  =  a  to  ;ü  =  ^  or  of 
s\jü  =  d,  to  {O  =  ?•  I  ani  of  the  opinion  that  ii  seldom  or  ?iever 
disappears  (in  good  readings)  from  Mjudi  =  y^?  or  from  *vi.>  =  ya 
[except   as    a    mechanical    accident),    for    (aside    from    the    case    of 


446  Mills,  •>J9«\ud5d>  and  its  pahlavi  tranalatüms. 

jü  5  A),  *H5  which  I  have  considered  above)  this  W  =  y,  is  coa- 
tained  in  a  character  which.  is  practically  always  present  in  cases 
where  this  ^^  =  y ,  was  supposed  to  disappear ;  that  character  is 
sj^  which  is  ;/y,  the  contraction  being  also  a  dispktcemeni ,  some- 
what  as  in  the  case  of  ^nuha  for  ^hhva  (term.  of  the  imper.  2d 
sg.  med.);  o/*  is  a  compositum  =  ;2 .  .  y;  \^sA^*jJip  is  V^^^MJ^v^, 
cp.  ind.  vdst/aSj  and  vanhö  (sie)  is  really  nonsense.  In  ^^%*^Q^ 
for  4A^(dd)^^eV3£^  the  second  dd,  y,  was  probably  permitted  owing 
to  the  obscnrity  of  the  letter  (y)  included  within  u/",  or  it  was 
simply  a  case  of  over-writing  (that  is  to  say  of  superfluous  and 
redundant  letters)  such  as  uj  for  n,  (p  ujg  for  )^Ajm,  -OJioju,  ^  J^ 
for  6sMJ,  etc. 

In  this  Zeitschrift  Bd.  49  III.  Heft,  I  read  ^^d;0>J*)  with 
three  MSS.  correcting  to  ^/O^  «  ujj^ösKxt^^b  ^  cp.  sk.  iy^ya,  the 
form  ;t)  being  perpetuated  in  this  case  to  avoid  the  accumulation  of 
^'s;  but  reading  ^/d^;o^^  (sie)  and  writing  w^d;o^5^,  we  would 
have  ;o  as  =  ^  in  the  place  of  sansk.  a  or  <^,  the  propriety  of 
which  I  greatly  doubt.  Sansk.  a  is  supposed  to  be  represented  in 
zend  by  ;o  at  times;  but  almost,  if  not  quite,  always  (in  rational 
readings)  /O  Stands  in  the  place  of  an  expected  ou  only  after  y, 
which  is  a  part  of  this  seifsame  letter  /O  =  ^M^  which  is  the 
subject  in  debate.  I  have  myself  not  the  slightest  doubt  that  this 
;0  which  is  supposed  to  equal  sansk.  «v  is  simply  our  oompositum 
again  as  in  the  case  of  ;oeV«^  when  deciphered  as  a^a  =  sk.  asya] 
cp.  also  gäthic  aht/ä,  1  think  we  have  here  again  iydd«Mj(d^]dd^ 
iy[y  dyan  pret,  (?)  perf.,  cp.  sk.  iydyd  perf.  with  the  ^^  redundantly 
writtcn  as  in  the  case  of  ymhy[y']a  (see  above,  ^  being  used  for 
sMJ^d,  or  «ju^d  to  avoid  an  accumulation  of  the  signs  d). 

I  may  ask  in  conclusion;  if  the  disappearing  (?)  ^^^  y  leaves 
the  o;  OT  «mj  in  the  form  of  ;o  or  ]0  (=  ^7  ^^  how  comes  it  that 
this  supposed  disappearance  has  no  effect  in  the  modification  of 
oiher    vowels;    cp.    for    instance    \   in    ^eva/*a;^    and    gojü   in 


447 


Padmasambhava  und  Mandärava. 

Von 

Albert  Orflnwedel. 

Als  den  Begründer  des  eigentümlichen  hierarchischen  Systems 
der  nördlichen  Schule  des  Buddhismus,  welches  man  mit  dem  Aus- 
druck Lamaismus  zu  bezeichnen  sich  gewöhnt  hat,  hat  man  nach 
L.  A.  W  a  d  d  e  1 P)  eine  Persönlichkeit  anzusprechen ,  welche  uns 
merkwürdigerweise  nicht  einmal  mit  ihrem  wirklichen  Namen  bis 
jetzt  bekannt  ist.  Unter  dem  Beinamen  „der  aus  dem  Lotus  ge- 
borene" Skt.  Padmaaambhava,  Tib.  Pad-ma^byun-gnas  oder  ,,der 
Mann  von  Udyäna*  Tib.  U-rgyan-^a  ist  diese  Persöiüichkeit,  welche 
zu  den  Zeiten  des  tibetischen  Königs  K*ri-sroA  Ide-btsan  (740 — 786 
n.  Chr.)  in  Tibet  gewirkt  hat,  der  Mittelpunkt  von  allerlei  Fabeln 
und  Mystifikationen.  Alles,  was  über  ihn  erzählt  wird,  fällt  aus 
den  geläufigen  indischen  Ailschaumigen,  die  man  erwarten  könnte, 
heraus;  doch  kann  man  sich  aus  dem  Wenigen,  was  bisher  über 
ihn  bekannt  ist,  kein  Bild  über  seine  eigentliche  Wirksamkeit 
machen.  Sicher  ist,  dass  die  herrschende  Kirche  (die  Gelbmützen) 
ihn  nicht  kennen  will,  dass  manche  der  ihm  zugeschriebenen  Aus- 
sprüche als  blasphemische  ^  bezeichnet  werden.  Beachtet  man  dazu 
die  weitere  Angabe,  dass  er  in  Kabul,  also  in  einem  unter  persischem 
Einfluss  stehenden  Lande  geboren  und  gross  geworden  ist,  so  wird 
der  Mann,  für  welchen  die  lamaische  Ikonographie  einen  äusserst 
markanten  und  peinlich  festgehaltenen  Typus  in  eigenartiger  Tracht  ^) 
(Tib.  Za-hor-mä)  besitzt,  noch  interessanter.  Zu  den  weiteren 
charakteristischen  Angaben  über  ihn  gehört  das  Auffinden  heiliger 
Bücher  in  Höhlen*)  und  das  Wiedemiederlegen  derselben  in  solchen 
versteckten  Orten    „er  habe  von  IJäkinTs  und  anderen  Gottheiten, 


1)  H.  H.  Bisley,  Gazetteer  of  Sikhim.     S.  244. 

2)  Veröffentlichangen  ans  dem  Kgl.  Mnseani  für  Völkerkiuide  sa  Berlin, 
I,  2 — 3;  8.  107. 

3)  Vgl.  die  Abbildungen  bei  Schlagintweit,  Buddhiam  (trad.  Millonö,  Ann. 
da  MuB^e  Guimet  III,  PI.  VU;  Risley,  Gazetteer  of  Sikhim  PI.  V;  L.  A.  Waddell, 
Buddhism  of  T.  or  Lamaism,  Lond.  1895,  S.  25;  Bastian  -  Festschrift  S.  463 
(S.  5   des  Sep.'Abdmcks). 

4)  Sarat  Chandra  D4s,  Buddhist  Schools  in  T.   JASB.  1882,  13.  H.  123. 


448  Grünwedelf  Padmasambhava  und  Mandärava. 

welche  er  als  Dharmapälas  bestellte,  Offenbarangen  in  unbekamiter 
Sprache^)  erhalten,  und  diese  da  und  dort  untrer  dem  Schutz  einer 
Lokalgottheit  deponiert,  auch  Prophezeiungen  hinterlassen,  wer 
dieselben  finden  und  zum  Nutzen  aller  lebenden  Wesen  bekannt 
machen  würde".  Das  berühmteste  Buch,  das  seine  Legende  be- 
handelt, das  Pad-ma-t'an-yig,  lässt  ihn  seine  eigene  Lehre  durch 
Vermittelung  einer  Inkarnation  des  Samantabhadra  aus  der  ,  Höhle 
des  Asuren"  holen^  wo  ihm  Änanda  dieselbe  mitteilt-).  Wenn  hier 
die  Anschauung  von  in  Bergeshöhlen  wohnenden  Heiligen  an  die 
Maitreya-Legende •^)  anstreift,  so  ist  andererseits  wieder  nicht  zu 
vergessen,  dass  durch  solche  Angaben  manche  Fälschung  möglich 
war;  wie  denn  auch  Padmasambhavas  Anhänger  im  Eifer  des  Anü- 
gleichs  —  der  im  Buddhismus  stets  eine  grosse  Rolle  gespielt  hat  — 
behaupten,  dass  viele  schlechte  Bücher  von  gewissenlosen  Schatz- 
suchern ihm  unterschoben  seien*).  Ja,  es  wird  sogar  von  einem 
zweiten  Padmasambhava,  einem  Betrüger^),  berichtet,  welcher  viele 
solche  schlechte  Schriften  verfasst  und  verbreitet  habe.  Ob  darunter, 
wie  ich  glauben  möchte,  eine  Entschuldigung  für  das  viele  dem 
Buddhismus  und  dem  indischen  Denken  überhaupt  völlig  Fremd- 
artige in  der  ganzen  dem  .Padmasambhava  angehörigen  Richtung 
zu  sehen  ist,  oder  umgekehrt  eine  Beschuldigung  seitens  der  Gelb- 
mützen, muss  vorderhand  dahingestellt  bleiben.  Der  Anlass,  welcher 
ihn  nach  Tibet  führt«,  „da  er  allein  durch  seine  ungewöhnliche 
Zauberkraft  imstande  sei,  die  Dämonen  des  Schneelandes,  welche  den 
Tempelbau  von  Sam-ye  zu  hindern  suchten,  zu  bannen **,  trifft  wohl 
den  Kern  seines  Wesens.  Ferner  lässt  ihn  seine  Legende,  welche 
ihn  an  verschiedenen  Stellen  als  den  für  Tibet  bestimmten  Buddha 
darzustellen  bemüht  ist^),  beweibt  sein,  und  zwar  mit  fünf  Fniiieii'). 


1)  Zu  seineu  mystischen  Lehren,  welche  er  nach  dem  Pad-mA-t'an-yi(i? 
in  Gays  entwickelte,  gehört  der  A-ti  yoga,  Spyi-ti  yoga  und  Yau-ti  yogR 
Fol.  149  A  des  Holzdrncks  und  Jfiscbke,  Dict.  s.  v.  v. 

2)  Pad-ma-t*an-yig  Fol.  84  ff. 

3)  Schiefner,  Zur  buddb.  Apokalyptik,  Melanges  Asiatiques,  Bull,  de 
TAcad^mie  Imp.  de  Sciences  de  St.  P^tersbourg  VII,  S.  416  ff. 

4)  Sarat  Chandra  Das,  JASB.   1882,  124. 

5)  Genannt  „U-rgyan  Za-hor-ma"  nach  der  obenerwähnten  Tracht,  Sarat 
Chandra  Dds,  JASB.   1892,  9. 

6)  Z.  B.  Veröffentl.  Vol.  V.    Excurs  S.   114. 

7)  Pad-ma-t'an-yig  Fol.  1:  Iha-Vcam  Man-da-ra-ha  dan  hal  *ban9  Ka- 
la^sid-dhi  dan  bal-mo  Cä-hfa-de-ba  daii  mon-mo  bKra-Hs  kUje-^drea  dan 
bud-med  Ye-ties  nUs^o-rgyal  ....  was  das  Tfi-se-suü  E  fol.  16  öborsetat: 
Tä-Se  yii  L/um  pa-no  kiip  Man-da-ra  yaä  sa  ik-kä  Lum  pä-no  http  Ka-la 
su'di  yän  sä  Pa-pu-mÜ  Sa-kf/a  de-tco  yan  sä  Rön-mU  Kra-H  gen-ran. 
Den  Namen  Mandärava,  welcher  in  Mainwarings  TS-se-Mskpt.  in  Anlehnung  an 
ein  Lepcha-Präfix  miin :  Miin  da-ra  geschrieben  war,  während  die  letite  Silbe 
-ba  (geschrieben)  vom  Lepcha-Übcrsetzer  als  tibetischer  Artikel  aufgefasst  und 
weggelassen  worden  ist,  —  denn  an  Rekonstruktion  der  ebenfalls  vorhandenen 
Sanskritform  Mandära  darf  man  bei  dem  Lepeha  wohl  nicht  denken.  —  habe 
ich  nicht  in  eine  Femininform  umgeändert  (etwa  Mandäravati),  da  es  »ich  ja 


Griintoedel,  Fadmasambkava  und  Mandärava.  449 

und  das  knrz  nachdem  die  Erzählung  Teile  der  Buddhalegende,  das 
Abhiniskramanasütra  auf  ihn  zurechtgestutzt  hat!  Ausser  seiner 
rechtmässigen  Gattin^),  angeblich  einer  sinhalesischen  Prinzessin, 
welche  er  ähnlich  wie  Gautama  verliess,  sind  fünf  Frauen  die  Ge- 
nossinnen seiner  Razzien,  die  Tochter  des  Königs  von  Indien  (Za-hor) 
Mandärava;  die  Indierin  Kälasiddhi;  die  Nepalesin  Säkya  de-ba; 
die  Mon-frau  bKra-Sis  k*ye-'dren  und  die  Tibeterin  Ye-ses  mts*o- 
rgyal.  Seine  eigentliche  Begleiterin  ist  Mandärava,  welche  auf  Bildern 
nnd  Skulpturen  häufig  mit  der  Ye-Ses  mts'o-rgyal  neben  ihm  dar- 
cfestellt  wird.  Sie  ist  es,  welche  seine  meist  recht  eigentümlichen 
ßekehmngszüge  mitmacht,  manchmal  versperrt  sie  mit  einem  Katzen- 
kopf versehen  denen,  welche  vor  dem  „Bekehrer"  fliehen  wollen, 
den  Weg  ^).  Ein  Tempel,  in  welchem  sie  verehrt  wird,  ist  in  Tibet 
(in  Nalam,  genannt  „Ri-vo  tag-ssang^))  vorhanden.  Merkwürdig 
Ist  femer,  dass  Padmasambhava  nach  seinem  Abhiniskramana,  bevor 
er  nach  Gayä  geht,  der  Tradition  nach  auf  acht  Leichenstätten  — 
die  Höllen  der  vier  Weltgegenden  und  der  vier  Zwischenwelt- 
gegenden  —  in  Bannungen  verharrt  und  dort  Geheimlehren  von 
den  DäkinTs  erhält;  es  ist  zu  beachten,  dass  auch  die  Bon-Religion 
acht  Leichenstätten-Bannungen*)  kennt,  dass  es  also  nicht  unmöglich 
ist,  dass  ein  alter  Connex  zwischen  Padmasambhavas  Wirken  und 
der  Bon -Religion  besteht. 

Als  Berichterstatter  vor  Jahren  die  Drucklegung  der  von 
General  Mainwaring  hinterlassen en  Materialien  zu  einem  Wörter 
buche  der  Lepchasprache  übernahm,  fand  es  sich  glücklich,  dass 
kurz  vorher  Hei-m  Dr.  Ehrenreich  in  Berlin*)  die  Erwerbung  eines 
Manuskriptes  jenes  Werkes  gelungen  war,  welches  in  Sikhim  als 
das  Hauptlegendenbuch  über  Padmasambhava  gilt,  des  sogenannten 
Tä-Se-sün^.  Über  die  Erklärung  des  Namens  Tä-Se  für  Padma- 
sambhava wage  ich  keine  Vermutung,  die  von  Mainwaring  gegebene 
ist  sicher  nicht  richtig,  noch  weniger  die  des  Berichterstatters  im 

um  tibetisches  Sanskrit  handelt.  L.  A.  Waddell  schreibt  Manddravakumära' 
rlevi  offenbar  als  Übersetzung  von  Iha-lcam  (ihres  gewöhnlichen  Titels).  Dio 
Übersetzung  des  Wortes  Mon  mit  dem  Lepchaworte  Mön  (was  übrigens  der 
nationale  Name  der  Lepcha  selbst  ist)  ist  beachtenswert;  dadurch  ist  die  be- 
treffende Persönlichkeit  Nationalheilige  geworden;  Qber  Mon  vgl.  jetzt  B.  Läufer, 
Klu-*bum  bsdus-pai  suin-po,  Helsingfors  1898,  S.  94  ff. 

1)  Sie  heisst  Tib.  *0d  *c*an-ma,  was  der  Lepcha  mit  Nnm-tsur-mit  über- 
setaet,  vielleicht  Sanskrit  Marlci.  Seine  Werbung  und  Heirat  wird  aus- 
fQhrlich  erzählt  im  Pad-ma  t^an-yig  Fol.  61—65. 

2)  Vgl.  T*oung-Pao   1896,  S.  532. 

3)  „The  Place  considered  holy"  siehe  Sarat  Chandra  DAs,  A  brief  account 
of  Tibet  Ärom  Dsam-ling  gye-sho,  JASB.  1887,  8;  Graham  Sandberg,  Handbook 
of  colloquial  Tibetan  S.  202  „Kibotagzang  near  mount  Everest'*. 

4)  Journ.  Buddh.  Text  Soc.  I,  Taf.  1,  'Fig.  8,  9  und  die  Erklärung  dazu. 

5)  Handschrift  £;  erworben  Dez.  1892;  sie  ist  ganz  neu,  mehrmals  am 
Anfang,  wie  zum  Schluss  findet  sich  das  Datum  1890. 

6)  Vgl.  darüber  die  weiteren  Notizen  in  „  Bastian  -  Festschrift "  S.  462 
^^.    4    des  Sep.-Abdrucks)  und  T'oung-Pao  1896,  S.  551  f. 


450  Grrünwedd,  Pcutmaeamhha/oa  und  Mandäratfa, 

, Hansel  Zasshi'*  Xu,  (11),  26.     In   Mainwarings   Materialien  war 
das  Werk   oft   citiert,   aber   selten  mit  Übersetzung  und  wenn  es 
der  Fall  war,  nicht  mit  der  richtigen.    Die  Kenntnis  des  Tibetischen 
war   vor   dreissig   Jahren    noch   weit    zurück,    und    der    verdiente 
Offizier  hatte  als  Hilfsmittel  nur  das   nDictionary*'    von  Osoma  de 
Koros,  wie  deutlich  aus  seinen  Manuskripten  hervorgeht.    Täranätha, 
der   soviel   für  die  hier  nötige  Phraseologie  bietet,   lag  ihm  nicht 
vor.     Ausserdem  hatte  Mainwaring   seine  eigentün^chen  Ansichten 
von  Sprachvergleichung  und  Philologie  überhaupt,  welche  aus  seiner 
Lepcha- Grammatik  genügend  hervorgehen;  seine  Liebe  zu  dem  Volke 
unter  dem  er  lebte,  und  das  alle  Berichterstatter,  wenn  auch  nicht 
in  so  leuchtenden  Farben  wie  der  General,  doch  einmütig  als  rechtlich 
und   liebenswürdig   schildern,   liess   ihn   den  Versuch    machen,   im 
TS-Se-süA  Teile    der  göttlichen  Ofifenbarung,  womöglich  der  Bibel, 
zu   suchen.      Wer   wie   ich   sein   ganzes   Material   Blatt   für  Blatt 
durchgearbeitet   hat,    wird   ihm   deshalb   keinen   Vorwurf  machen, 
sondern  nur  über  den  Sammeleifer  des  Mannes  staimen.    Wie  weit 
er   mit   seiner   „OflFenbarung   des   wahren  Gottes*    recht  hat,  mag 
dahingestellt  bleiben;  ich  sehe  nur  eine  Inkarnation  des  Amitäbha, 
aber  die  Ausstaffierung  der  Legenden  ist,  wie  erwähnt,  merkwürdig 
genug.     Sie  zeigen  eine  tolle  Eeligionsmengerei.     So  hat  der  ver- 
diente General  doch  den  richtigen  Eindruck  gehabt.     „  Jemand  aus 
Mitleid  zu  seinen  Ketzereien  in  eine  bessere  Wiedergeburt  bringen**), 
„den  verstockten  König,  welcher  in  der  Gewalt  des  Satans  (Mära) 
war,   in  die  Welt  der  Akanistha- Götter  veisetzen',   und    wie   die 
hübschen    Phrasen    für    das    deutsche    „totschlagen*^    alle    heissen: 
den  Frauen  der  Ketzer  beiwohnen,  um  der  Nachkommenschaft  vom 
Mutterleibe  her  das  Vijfiäna  beizubringen,  sind  ganz  unbuddhistische 
Dinge.     Dazu  kommen  Formeln,    welche   an   mohammedanische  er- 
innern,  wie   der  so  häufige  Kapitelanfang   „der  Buddha  weiss  es'', 
die   eigentümliche  Lehre,   dass   das  Opfer  nah  mc^od'^   durch  das 
Mantra   om   äh   hüm   in   Amyta   verwandelt   wird   —    eine    merk- 
würdige Transsubstantiation;  vom  Paradiese  des  Amitäbha,  der  my- 
stischen Quelle  zu  DhanakoSa,  mancherlei  Stimmen  von  Oben  u.  s.  w. 
gar  nicht  zu  reden. 

Im  folgenden  gebe  ich  ein  kleines  Kapitel  aus  dem  TS-6e-stlfi 
nach  der  Ehrenreich'schen  Handschrift,  wobei  ich  mich  zur  Er- 
klärung und  Interpretation  auf  die  entsprechenden,  viel  umfang- 
reicheren Kapitel  ^)  des  tibetischen  Textes  des  Pad-ma-t*an-yig  stüty.e. 
welcher  mir  zur  Bearbeitung  des  Lexikons  seitens  der  Britischen 
Regierung  geliehen  worden  war.  Diese  Stütze  erwies  sich  aus  den 
obenangeführten  Gründen   als  sehr  nötig;    denn   erst   das  tibetische 


1)  Bastian-Festschrift  S.  463  (S.  5);  T'ouixg-Pao  1896,  S.  582. 

2)  Jäschke,  T.-Engl.  Dict.  8.  v. 

3)  Kapitel  33  ff.,  Fol.  114— -132  des  Holzdruckes.  HoffentUeh  wird  es 
mir  später  einmal  möglich  sein,  auch  den  tibetischen  Text  (mit  Übersetsnng) 
zum  Druck  zu  bringen. 


Grümeeilelf  Fadmasambhava  und  Mandärtwa.  451 

Original  verhalf  in  den  meisten  Fällen  zu  leidlich  befriedigenden 
Bedeutnngsangaben  für  diejenigen  Wörter,  für  welche  die  Bibel- 
texte und  die  oft  nützliche  Etymologie  versagten.  Ich  habe  zum 
Lexikon  das  ganze  TS-Se-süÄ  in  zwei  Bearbeitungen  und  nahezu  die 
Hälfte  des  sehr  umfangreichen  Pad-ma-t'an-yig  durchgearbeitet,  und 
doch  ist  manches  unerklärt  oder  hypothetisch  geblieben.  Auf  das 
Lexikon  muss  ich  also  den  Leser  verweisen,  der  den  untenfolgenden 
Text  analysieren  will;  im  übrigen,  hoffe  ich,  werden  die  von  mir 
früher  gedruckten  kleinen  Glossare  ^)  ziemlich  ausreichen.  Den  Text 
habe  ich  geschrieben,  wie  ich  ihn  im  Lexikon  eitlere  (nach  Main- 
warings  Grammar  imd  der  Orthographie  der  Bibeltexte)  und  dem- 
gemSss  die  leidige,  jedem  Lidianisten  geläufige  Eonfusion  von  e, 
^a,  7/e  korrigiert.  Massgebend  blieb  die  Etymologie;  so  ist  ä  her- 
gestellt in  Wörtern  wie  ni/an  (hören)  aus  T.  ni/an-da^  ebenso  in 
nyän  (setzen),  weil  es  Kausativum  von  nan  (sitzen)  ist,  um  es  von 
nyen  (die  Milch)  zu  unterscheiden;  die  Handschriften  wechseln  in 
der  Schreibung,  und  darin  liegt  die  einzige  Schwierigkeit,  die  Texte 
zu  verstehen.  Den  Objektiv  re  schreibe  ich  rem^  nicht  ryum^ 
wie  die  Handschriften  oft  (aber  nicht  immer  thun),  ren  (aus  re- 
nun)  schreibe  ich  so,  nicht  ryen,  wie  die  Handschriften  und  die 
Bibeltexte. 

Es  erübrigt  noch,  eine  kurze  Lihaltsangabe  des  ganzen  Buches 
zu  geben,  um  die  Stellung  unseres  Kapitels  zu  fixieren. 

1.  Beschreibung  von  Amitabhas  Paradies;  Fadmasambhava  ist 
ein  spiritueller  Sohn  Amitabhas  zur  Bekehrung  Tibets^). 

2.  Er  wird  als  Sohn  des  kinderlosen,  blinden  Königs  Indra- 
bhGti  aus  einer  Lotusblume  geboren.  Der  König,  welcher  durch 
Almosengeben  seinen  Schatz  erschöpft  hat,  holt  das  Tschintämani 
von  den  Nägis  im  Meere  und  erhält  sein  Augenlicht  wieder;  — 
übersetzt  in  Yeröffentl.  aus  d.  kgl.  Mus.  f.  Völkerkunde  zu  Berlin, 
V.,  1897.     S.  105  ff. 

3.  Fadmasambhava  wird  als  der  Sohn  des  Königs  erzogen  und 
mit  einer  Prinzessin  von  Ceylon  verheiratet;  er  entsagt  der  Welt 
und  entflieht  auf  einem  von  Dschinnen  gebildeten  Pferde. 

4.  Darauf  meditiert  er  auf  Leichenstätten ,  begiebt  sich  nach 
Gayä,  lernt  Astrologie,  alle  Sprachen  etc.  —  Probe  in  der  Bastian- 
Festschrift,  S.  461  ff. 


1)  Poung-Pao  1892,  8.  238—308;  (dies  Olouar  —  du  Mskpt.  bestand 
schon  seit  1885  —  fasst  nur  auf  Mainwarings  Grammar  und  der  (älteren) 
Lepcha-Übersetsang  von  EvangeUum  Johannis.  Es  wurde  damals  zur  Korrektor 
▼on  Etiquetten  aus  Sikhim  stammender  Samminngen,  welche  die  indische  Ab- 
teilong  des  Berl.  Mnsenms  kurs  vorher  erworben  hatte,  aasgearbeitet.  Die 
Worte  „von  pron.  a^j.  other*'  nnd  Jyak  to  taste,  to  try*'  beruhen  aaf  IrrtQmem 
nnd  sind  an  tilgen;  an  di-du-mo  bt  BiBvfioQ  nachzutragen,  das  tibetische  Wort 
m  streichen;  femer  Toung-Pao  1896,  526 — 561. 

2)  Das  bekannte,  den  Ayalokitesyara  yerherrlichende  Werk  Ha-ni  bka'- 
'bnm  ist  dieser  Partie  des  Textes  des  Pad-ma-fan-yig  nahe  verwandt;  vgl. 
Pallas,  Sammlung  histor.  Nachrichten  über  die  mongol.  Völkerschaften  2,  396  ff. 

Bd.  UL  30 


452  Grüfttcedd,  Padnuuambhava  und  Mandärava. 

5.  Er  bekehrt  die  Mandärava;  das  untenfolgende  Kapitel. 

6.  Er  zieht  mit  ihr  auf  ^Bekehrungen*  aus:  es  folgen  eine 
Reihe  abenteuerlicher  Erzählungen;  —  Proben  im  T*oung-Pao  1896, 
S.  526—561. 

7.  Er  wird^)  nach  Tibet  berufen,  unterwirft  alle  DSmonen, 
darunter  Mära;  der  Bau  von  Sam-ye  wird  erzählt  etc.  Abschied 
vom  König  und  dem  tibetischen  Volke  in  einer  langen  Schluss- 
predigt, welche  die  pafica  gaii's  als  Thema  hat.  Er  begiebt  sich 
nach  Westen  in  das  Land  der  weiblichen  Dämonen,  T.  srinrmo, 
L.  3Ü-mo  (aus  dem  T.  entlehnt),  Skt  räkahaai, 

Leptscha-Text,  E  74—86. 

A-läÄ  go  sll-ba  noA-pu  yo  sak-iiA-yam-o.  a-l&6  go  SS-hor 
lyaA  yo-ba-s&  p&-no-re  6*o^)-ka  t*ap-yet^-sö  yo  sak-öiA-yam-o. 
pä-no  ilr*)-s&  t&-*ayü  köp  kat  nyi-yam-o.  pün-di  köp  ür-sä  a-biyafi- 
ka  Män-da-ra  rip-bor  ySA  ka-yam-o.  (75)  pün-di  kÜp  ör-len  ryu 
ryam-müA-re  len  gat-tilA-re  m&-nyin-ne-yam-o.  tsük-kyer  tsilk-lat 
giin-nä-sä  pä-no-pän  sut-glyem  t*yo-lüÄ  yam-o.  pa-öA-sä  pä-no 
tim-bo  yo-p&A-nün  pS-no  küp  pün-di-rem  *)  ul-ka  t4 -yam-o.  jer 
körn  bü  zuk-ban  tyaö-mo-ka  by&t^  löt-lÄt-t*i -yam-o.  lyaA  gün-nik- 
sä  pä-no  gün-nä-nün  jer  körn  dum  dSA  t^yam  t^o-ban  Sü^-ba:  pä- 
no-wö  a-do-sä  küp  piin-di-re  kä-yum  bo  yäA  gün-nä-nÜn  lä  a-bäft 
jo  jo  raA  raA  pS-no  gfin-niln  ul-yam-o.  pä-no  do-sä  sak-(iA-ka 
ul-bo  IS  gyap  nön-ne;  pS-no  kat-ka  bi-l^en  küm-duü-säA-nün  mä- 
go-nä  te  yäA  sak-SiA-yam-o.  ür-len  tä  küp  do-ka  vyet-so -yam-o: 
küp-p6  ho  dom  ul-bo  lä  gyap  n6n-ne;  a-lSA  küp  do-ka  sä-re  mü- 
re  jak-küA-re  küp  do  Aäk-ban  a-bo  (76)  kä-süm  dün  bo  yo  li- 
yam-o.  han  pün-di-küp  re  a-lo-yo  8ü-yam-o:  a-bo  pä-no  tim-bo-wö 
ho  do-ka  tä-*ayü  küp  gyap-mo  nyi-la  gäA  tä  ryu-So-pa»  pä-no 
rel-lä-ka  bi-sä  nyi-lä  gaA  h6  ryu-So-pa.  ür-nün  gäA  pä-no  gÜn-nl 
hö  t*yüm-lel-So-pa.  go  kä-ta  kat-ka  bi-Sen  kÜm-duA-päA-uÜn  hö 
dom  pün-jüm  Aun-So-pa.  pün-di-küp-re  li-ba:  a-läA  go  a-vo  mB- 
gat-ne  kä-süm  hl'o  mat^)  kön-nä  yo  li-yam-o.  pÜn-di-küp  do-sft 
tsöm-lä  pün-di-küp  do  Aöt  fat-yam-o.  han  a-bo  pä-no  li-ba:  küp- 
p6  ho  tä-'ayü-nün  t*o  fe*ok*)  mä-mya-ne -yam-o.  küp  ho-do-sä  s«i- 
8in-ka   go   gäA   t*o   lä   mat-tä-o.     han   pä-no  li-ba:   a-yu-do  pa-no 


1)  Hier  beginnt  der  allerdings  noch  mit  vielen  Wnndergeechiehten  ge- 
mischte, aber  doch  der  Grundlage  nach  einigermassen  historische  Teil  des 
Pad-ma-f  an-yig.  AnslÜhriicheres  über  die  Bannungen  der  einseinen  Dimonan  etc. 
giebt  L.  A.  Waddell,  Baddhism  882,  Note. 

2)  T.  c*M. 

3)  In  E  oft  für  ^ayat^  was  die  BibelÜbersetinngen  gebraucht  (es  bildet 
Transitiva  oder  yerstJLrkt  sie). 

4)  In  den  Handschriften  fast  immer  fUr  dr  in  den  obliquen  Formoo. 
ö)  E  ryum.  6)  E  byet.  7)  T.  iu-ba. 

8)  Für  T.  &08  byed^pa.   .  9)  T.  m&og. 


GrÜHieedeif  Padmasambhava  und  Mandärava.  453 

(77)  küp-päfi  gün-nS  kam  sen^)  bo  yo  li-yam-o.  a-lSü  kä-sü  küp 
kä-ta  nä  &*o-ka  gö-18A  6*0  mat*&&fi  g^^-  i*o  mat-ban  a-ynm  b6n 
so  mä-njet-ne-yam-o.  han  pä-no-söA^  li-ba:  6^0  mya  1&  g&ft  tä 
Iku  li-sä  Byi-te?  yo  li-yam-o.  pS-no  kttm-duA-sä  vo  len^  16A  1& 
gM  kS-yu-pä&-äfin  h6  do-sS  t^yak-ka  fyen  mat-ä&A  güm  yo  li-ban 
gün-nä  16t-n6n-yam-o.  han  ptfn-di  küp-re  b^o  mat-bam-yam-o. 
sük-nyi-ka  lyon  mat  lyaA  pür-tam  tim-mo  kat  nyi-yam-o.  ür-ka 
pün-di-soA  sS-t*a-l&  lyön  mat-ka  ndn  dyet-yam-o.  han  kat  t^in 
tä-Se-tiü-re  nöA-ban  pür-tam  ilr-sä  a-6ük-ka  pür-fy6k-ka  t^-lüA 
Aan-nyi-yam-o.  Ür-rem^)  piln-di-söü  &i-fat-yam-o.  pün-di-söA  nak- 
lüA  li'ba:    a-re   rtim-dar   küp   go-pa  yo   li-ban   li-ka   löA   noA-ban 

(78)  ny&n*)  t'o-yam-o.  tä-5e-t'iA-nän  fe*o  giln-nä  dün  bi-yam-o. 
pün-di-küp-soÄ  IS  h^o  gün-nä  y&-n6n-yam-o.  kat-Vin  t&-ie-t4A-re 
tioxi  sak  ma-di-n&-ban  16m-bam-6en  bik  üak-bn  boA  kat-tün  Si-£at- 
yam-o.  Ür-ren  mli-rö  gün-nft-ka  diln  bi-fat-yam-o.  han  p&-no  IS 
t^yo-lüA  sak-lyak-lüü  li-ba:  kS-sü  küp  ö^o  mat-tüA-ka  a-lo  mat 
lin-bo-re-  §im-bo-re  to  gö  gram-mS  dün  bo  yo  li-yam-o.  p&-no-nün 
li-ba:  tS-gri-nün  Si  lä  gaä  kür-t*ak-ka  ka-So-yam-o.  ta-'ayü-nün 
Si  lä  g&&  pä-no-sä  yü  mat-Süm-yam-o.  mS-r6  gün-n&^ka  rlA  6p- 
yam-o.  to  lä  lin-bo  mS-nyin-ne-yam-o.  han  pä-no-nün  pä-6n-ka 
jer  köm  'ayü®)  mu-tik')  tor*^)  rip  dum  d&ü  a-mik  (79)  a-nyo 
wüA-AÜn  ta-at-l&  mlo-k*6ft  gün-nS  püA  t^o-ban  li-yam-o.  kS-sü 
kÜp*ka  bam-ty6l  mik  t^yak  nyi  mä  y&&  re  to.  &im-bo-nün  mlo-k'öA 
a-re-p&fi  16A-Ää-o.  kS-sÜm  nÜA-naft-ida  dün-bo  yo  li-yam-o.  han 
mä-rö  gün-n&  znm-bam-sä  a-5ük-kün  böA  kat  re  tS-bSk-ka^)  süfi-vo 
lä  mat-bam-müA  tÜk-tok-ka  lä  tä-'ayot^^)  bü-bam-müA  mü-zü  a- 
jüm^^)-s6ü  pür-cok  sür-yok  lä  tük-nöm-s6&  nä-nar-lä  kat-tün  mä- 
ro-sä  2ük-kün  diA  di-ban  li-yam-o.  han  pä-no  lin-bo-re  in  li-bam- 
müA  gö-yam-o.  &im-bo  yam-bo  to  gö  go  lin-bo-re  t^a&  mä-t^aA- 
nüA-re  pün-di  küp  do-sä  Aan  li-ka  Mk-nön-yam-o.  ri&  ür  t*yo-ren 
pä-no-re  sak-lyak-ban  kür-t'ak-säÄ-ka  ja-gräm  nöft  Ädk-ban  mä-rö- 
rem  tsam  dam-ban  mi-ka  fan-nä-o.  pün-küp  pün-di  lä  kä-sü  riA-ka 
mä-nyin-nä  mat-lüA  yo  len^^)  loA-AüA-re  jü  püA-höA-ka  nam  sam 
sam  Vap-t*o-yam-o.  han  (80)  kÜr-t^ak-säA  nöA-lüA  Aak-Sen  tä-Se- 
t'lA-sä  a-tsür  a-6m-nün  tsut-lüft  kür-t'ak-säü  pyä-lä  li-ban  pok-nön- 
yam-o.  han  kat-t*in  16t  nöA-ban  pä-no-ka  äü-yam-o:  mä-r6  a-re 
re  küm-doü-sä  mä-dok-ne  yää  Sü-Sen  yam-o;  pä-no-w6  ka  a-lo 
mä-mat-nä  ka  yo  Sü-Sen  pä-no-nün  li-ba:  a-läA  do  dal-lä  mi-ka 
gram  fan-nä  yam-o.  han  kür-t*ak-s6Ä  böÄ  mä-lyäk*^-nä  ban  tä- 
Se-t*iA-müm   tsam-ban   dam -fat- yam-o.     han   pä-no  ür-sä  mi-sä 


1)  T.  g§€n^ba. 

2)  In  den  Handschriften  oft  für  -«an  (Suffix  des  Plurals  Yon  Personen). 

8)  E  lyen\  aber  da  es  T.  len-pa  ist,  habe  ich  len  geschrieben. 
4)  £  ryum.  5)  E  nyen,  aber  T.  nyan  ha. 

6)  T.  yyu,  7)  T.  mu-tig,  Skt.  muktä.  8)  T.  dar. 

9)  £  tä-bök-ha.  10)  E  ta-'ayut,  11)  E  a-jan, 
12)  E  lyen,  aber  T.  2efi-pa,  Tgl.  3).      «    .       13)  E  lek. 

30* 


454  Grüntoedel,  Padmasambhava  und  Mandärctva. 

fia-wok^)-ka  gün-nä  jam  päA-ka  nyit  fii^)  rel-lä  (81)-sä  tsan-dan') 
knü   SaA  bü  rel-lä  gyom-ban  tä-§e-t^ifi-müm   mi-ka  fan   fat-yam-o. 
pün-di   küp-mÜm   1&  pün-höü   du*)-ban  jü-sä  gryam*)  t*o-ban  sä- 
gäü-ka  t*ap-t*o-yet'^)-yam-o.    han  ta-Se-t^iÄ-müm  mi  fan-luA  sä-'ayak 
k&-kyäk  nön-ne-yam-o  yati  mi-re  mä-mak-ne  mi  kan  kan-nS  k^-nä 
kan  üan-nüA  ^i-yam-o.     pä-no  li-ba:   ka  lyaA  a-re-ka  m4-rö  mi-ka 
fan-bo-re  mi  a-tet  ma-zu-nä  yaft  sä-röA  re  sä-lo  go  te  yo-ban  m&*r6 
nyät^-tä-ka   fiak   k6n-Sen   ^aA-päü   nÄ   da   fiun   da-nyi-yam-o.     uä 
dä-sä   a-pim-ka   15   var-rtt   var-rä   mi   dyak   Äan-nyi-yam-o.     d&-sa 
a-öük-kä  tüA-kuü  öm  a-dum-s&  sS-gäA-Aän  rip  MA-f6ü-8&  a-bor*0-sä 
a-pl&A-ka  (82)  t&-6e-t*in-re  pür-fyök-ka  ju®)  Aan-nyi-yam-o.    rip-sä 
a-b&A    a-pnn    var-rä    var-rä    re    rüm-mit    k*an-ro-mo  *®)    fä-fto-nün 
vor-lüA   Aan-nyi-yam-o.     ür  Si   sä-lä  16t  nöA-lüA  pä-no-ka  dün-bi- 
yam-o.    han  pä-no  lä  nöA-lüA  Aäk-Sen  2a  kür-t'ak  nyÜm-nün  dün-re 
,  zöA   ral-l&   Si-yam-o.     pä-no-re   ür   Si-AüA-sä  sak-SiA-ka  go  röA-A6 
rüm-dar-küp  a-re  z6A  go  a-lo  mat-tä  ini-ka  fan  fat-tüA-re  yo  sak- 
däk-ban   5u  lä   lin   t*ök   mä-fe*et^^)-ne-yam-o.      tä-Se-t*in-nön   tarn 
vyät-ban  li-yam-o.     rüm  mi-ka  fan-bo-sä  pä-no  hö  t'i-AüA-ä.     lyaA 
uA-sä  (83)  krut  sät  güm  yaA  sak-(iA-AüA  yo  li-yam-o.     tä-Se-t'iA- 
nön  a-lo-yo  vyät-Sen  pä-no-re   o-tet-ka  AaA-löA   pok-nön-ne-yam-o. 
tä-5e-t*iA-niin  a-gyän^*)-sä  5i   byön-yam-o.     pä-no-do-sä   sak-Ün-ka 
go  Su  rnuA-Aiin  mat-tüA  go  te  yam-o.    söt-luA  Ao  fat-ji-ka  lyap-lön 
Süm-re   zöA    Aun-nön-yam-o.      o-tet-ka   pün-di-söA-sä   re  nye  zum- 
pän*^  kiir-t*ak-söA  gün-nä  t'i-lttu  lyaA-sä  mä--rö  gön-nä  zum-yam-o. 
'ayo   mä-r6    a-tet   mi-ka  fan-ba   mi-nün   dop-pä   yam-o,    sä-r6A-n& 
mä-ro   mi-ka   fan-ba   mi-nÜn   mä-dop-nä   pa  yäA-sä   a-snt  re  sa-ba 
re-ba  tsük-kyer  tsük-lat  gün-nä  t*yo-n6n-yam-o.  (84)  ür-ren^*)  ran- 
rit-söA'*)    lä   pä-toA   piir-vit   tsiik-liiA   Aak-ka  t*i-yam-o.      'ayok*^ 
pr6k    giin-nä    66m-ban    Aäk-ka    t4-yam-o.      han    pä-no-nün    p'yök 
tsa*')-ban    6ü^®) -yam-o.      rüm-küp-pö    hö    sak    mä-däk-kün-nä-o. 
kä-yu   t^am-bik   t*am-cäA-sä  Su  kyät^*)  nyi  te.     mä-yä  mä-Sin-nün 
zuk-fat-pa.     a-läA    kä-sü-sä   lyaA   nA   lä-vo   tüA-bik  gün-nä  h6   da 
löA-Aä-o-yam-o.     h6   sak  mä-däk-kün  yo  kä-sü  li-ka  yo  Sü-Sen  tä- 
5e-t*iA-nün   li-ba:   pä-no-w6   go   rüm   tä-lyaA-sä  Su  kyät**)  lä  mä- 
njrin-ne-yam-o.     go-ka   mi  uA-Aün   lä  kä-süm  Sn  lel  te-yam-o.     go 
rüm-sä  Su  kyät ")  nyi-te-yam-o.     t*am-6aA  t'am-bik-nÜn  kyöl  nor- 
rüA-re   a-yu-ka   it-po    (85)    yam-o.     Vam-SaA   t'am-bü   gün-nä    go 
fe*o-ka  t*ap  gat-pa-yam-o.     sä-röü  pä-no  do-sä  rlA-ka  go  nyÄn*^)-s6 

1)  E  na,4üukirha)  von  T.  mna-'og,  2)  T.  bre. 

3)  T.  tsan-dan.  4)  T.  lyrt^-ba.  5)  £  gryam, 

6)  In  E  meist  f&r  'aycU.  7)  E  nyei.  8)  £  a-bur-^. 

9)  T.  bhtgs-pa.  10)  T.  mkch^gro-ma,  Skt.  dakkd. 

11)  T.  *tcui-pa.  12)  E.  a^0n,  doch  wohl  von  T.  rgyan  absnlMt«n. 

13)  T.  gzün-dpan.  14)  £  ur-ryen,  15)  E  ren-rÜ-^öA* 

16)  E  ^ayuk,  17)  T.  p^yag  'tt^al-ba,  18)  T.  hUa. 

19)  E  h^et  was  keinen  Sinn  hat  (es  ist  T.  Ar'^od);   die  Handaehriften 
verwechseln  übrigens  die  beiden  Wörter  oft. 

20)  £  nyeUf  T.  nyan-ba. 


Grüfttoedel,  Padmatambhava  und  Mandärava,  455 

jam-o.  tä-Se-t^iA  pä-no-sS  li-ka  nöA-S&A  mat-sen  pä-no-re  gö  ^  krok- 
lüü  tä-Se-t*iA-ka  p*yök  tsa-yam-o.  pS-no  li-ba:  kiir-t^ak-soA  ja- 
gram-mä  li-ka  kä-sü-sä  däA  sä  tiik-tük-s&  rüm  t&-£e-t^  bün-bü-s& 
kuA-on  lyo  nöÄ  jo  li-yam-o.  ür  lyo-lüü  Vi  sä-lä  pä-no  do*sä  tük- 
tük  s&  däÄ  sä  dum  giin-nä-päü  riim  tä-Se-t4A-ka  p^u^)  ban  kuö-on- 
sä  a-pläA-ka  jer-sä  go^)  kyöp-ban  jer  köm-sä  li  läp  lap-ban  tä-§e- 
t^iA-miiin  ny^^)  t'o-ban  on-sä  tük-po-re  pä-no  do-sä  dum  gÜn-nS 
6t-ban  a-gun  mat-ban  tök-po-re  tük-tok-ka  vyöt  bü-yam-o.  pä-no 
do  lyaÄ  lern  tä-5e-t*iü  van-sen  m&-rö  gün-nä  ryak-löA  hryöp-fat- 
jam-o.  (86)  a-flik-kün  ryak  Aäk-yam-o.  a-flik-kün  ryak  Ion  hr6A- 
yam-o.  a-flik-kün  li-ba  rüm  tä-le-t^ü  h6  sä  mä-biydt^-Ae  yo  li- 
jam-o.  pä-no-sä  li-ka  16A  t^-ban  jer  köm-sä  li  lap  lap-sä  pläA-ka 
ta-Se-t*iA-miim  nyän*)  t*o-yam-o.  *aya  pä-no  do-sä  a-küp  pün-di- 
rem*)  lä  jü  püA-höft-ka  t*ap-t*öm-bo  ryam-lä  dot-ban  tä-5e-t*iA  do- 
ka  bi-yam-o. 

Tä-se-t*iA-niin  Sä-hor  lyaü  tsam-lüA-sä  suü')  a-pröl 
kä-yam-o.  Sä-hor  lyaA-ka  mä-rö  mi-ka  fan-ba  mi  mä 
dop-n6n-sä  stüä  kä-yam-o. 

Übersetzung. 

Darauf  überlegte  er  (Padmasambhava) :  ,  Wohin  könnte  ich 
jetzt  gehen?*  Da  fiel  ihm  bei:  ,Ich  will  den  König  des  Zahor*) 
genannten  Reiches  zur  Bekehrung  bringen".  Dieser  König  hatte 
eine  Tochter.  Dieser  Königstochter  Name  war  Mandärava'*^) -Blüte. 
Etwas  schöneres  und  besseres  als  diese  Königstochter  konnte  man 
sich  nicht  wünschen.  Alle  Fürsten,  von  da  an  wo  die  Sonne  ent- 
steht bis  da  wo  sie  zu  Raste  geht,  hörten  diese  Freudenkunde ^•). 
Alle,  welche  im  Auslande  den  Titel  Grosskönig ^^)  führten,  kamen, 


1)  Doch  wohl  T.  dgct-ha.  2)  T.  p*uL  prfit.  ron  ^bul-ba, 

3)  T.  aga,  4)  K  nyen^  aber  Raus.  Ton  •nan.  5)  E  bret. 

6)  E  ryum,  7)  T.  gsun, 

8)  Über  Sä-hor,  T.  Zet-hor  rgl.  Jäschke,  T.  Dict.  i.  ▼. 

9)  Skt.  MandäravOf  mandära  Erythrina  iodioa,   einer  der  fünf  himm- 
lischen BAame  B.  R. 

10)  Die  Übersetsang  des  Wortes  mU-glyem  (die  andere  Handschrift,  welche 
ich  benntsen  konnte,  bietet  mi-glyurn)  ist  nicht  gans  sicher«  Das  Wort  kommt 
nur  an  dieser  Stelle  vor.  8Ut,  a-sut  ist  ganz  gewöhnlich  in  der  Bedeutung: 
^*at,  Ton;  Gerede;  Nachricht",  b.  B.  Joh.  Ev.  3,  8;  die  Missionare  übersetsen 
gogpel  mit  a-3ut  a-rytmi',  chryum  von  ryu  „gut  sein**.  Ob  statt  glyem  oder 
glyum  (wie  dies  oft  der  Fall  ist)  glün  geschrieben  werden  muss  und  dies  aum 
8t.  gU  (sä-gU  la)  „offenkundig,  sichtbar  sein"  gezogen  werden  muss  oder  ob  es 
das  Raus,  glyam  (von  gla^  glam  „plötzlich  auftreten")  ist,  wage  ich  nicht  zu 
entscheiden.  Der  Tibetische  (viel  reicher  ausgeführte)  Text  drückt  die  Phrase 
ganz  anders  aus. 

11)  Das  Pad-ma-fan-yig  116  A  nennt  als  Bewerber  den  König  von  rGya- 
gar  (Indien),  den  König  von  rGya-nat;  (China);  ersterer  bringt  Gold,  letztwer 
besonders  Seide  als  G^chenk  mit,  femer  den  König  von  Bhangala,  er  bringt 
Edelsteine,   den  König  von  Be-ta,  welcher  Wunschedelsteine  bringt,  femer  die 


456  Grünwedelf  Padmasambhava  und  Mandärava. 

tun  sich  um  die  Königstochter  zu  bewerben.   Mit  Lasten  von  Gold 
nnd   Silber   beluden   sie   Elefanten    und    schickten    sie    ab.     Aller 
Länder  Fürsten  machten  Schätze  und  (kostbare)  Kleider  bereit  und 
baten:   „0  König,  gieb  uns  doch  deine  Tochter*^.     So  sprachen  sie 
alle  aus  einem  Munde.   Der  König  aber  bedachte  in  seinem  Sinne: 
«Viele  ja  silid  da,  welche  sich  bewerben;  wenn  ich  sie  nun  einem 
Könige  gebe,  so  können  mir  die  andern  aufsässig  werden.     Damm 
will  ich  das  Mädchen  selbst  fragen.**      , Meine  Tochter,  viele  sind 
da,   die  sich  um  dich  bewerben,   darum  sage  du  mir,  dem  Vater, 
indem  du  die  Prinzen  ansiehst,    zu   welchem  immer  du  Zune^nng 
hast*    Also  sprach  er').   Darauf  antwortete  die  Königstochter  also: 
«0  Vater,  Orosskönig,  nun  ist  es  in  der  That  gut,   dass  du  viele 
Töchter  hast;  nun  ist  es  gut,  dass  du  jedem  König  (eine  Tochter) 
geben  kannst;   darum  versanmile  du  alle  Könige;   wenn   ich  alleia 
aber  einem  gegeben  werden  sollte,  werden  dir  die  andern  au&essig 
werden.*     Die  Königstochter  fuhr  fort:    ,Ich  habe  keine  Liebe  zu 
einem  Gatten,  lass  mich  der  Religion  dienen;  ich  habe  Abneigung 
davor  Prinzessin  zu  sein,  so  dass  ich  darauf  Verzicht  leisten  möchte.' 
Darauf  antwortete  der  König :   «Ein  Mädchen  darf  nicht  die  Askese 
als  Bestes  anstreben,  treibe  nicht  Askese  meine  Tochter,  wenn  dir 
auch  der  Sinn  darnach  gerichtet  ist".     Weiter   sprach   der  König: 
«Ihr,  meine  Königsöhne,  höret  auf  mich !  meine  Tochter  will  allein 
bleiben,  der  Religion  anhängen  und  Askese  treiben.   Da  sie  Askese 
treibt,   kann   ich   sie   euch   nicht  geben*.     Darauf  antworteten  die 
Prinzen:  «Wenn  sie  der  Beligion  anhängt,   was   ist    da   weiter  zu 
reden  ?  wenn  sie  aber  einen  anderen  König  als  Gatten  erhält,  werden 
wir  dir  Krieg  anzetteln^).     So  sprachen  sie  alle  und  gingen  davon. 
Da  widmete  sich  die  Prinzessin   der  Beligion.     Um   sich    bei  Tage 
zu  ergehen,  war  nun  ein  grosser  freier  Platz  da.    Dorthin  ging  die 


Könige   von  U-rgyan,  Yon   Ka-c'e   (K&schmir),   den   von  Li;  von   Ge-nr  (in 
(inderen  Stellen  steht  dafür  K'rom  ge^sar,  Kaiser  von  Rüm)  nnd  von  Zan-inn. 

1)  Das  Pad-ma-t'an-yig  119 Äff.  IXsst  die  M.  erst  heimUch  fliehen,  ihre 
Schmncksachen  serbricht  sie  nnd  wirft  sie  als  Opfer  für  das  Triratna  in  die 
Laft;  „dsi^n  ordnete  sie  ihr  Hanpthaar  nach  rechts  und  links  auseinander,  so 
dass  es  nicht  mehr  zasammenlag,  zerkratzte  sich  ihr  Gesicht  mit  den  Kigelo, 
so  dass  es  mit  Blut  befleckt  war.  Da  eilte  ihre  Zofe  Sems-son-ma  herbei  nnd 
versucht  sie  zurflckznhalten,  ohne  es  zu  können  ....  M.  antwortet  ihr:  „Nur 
ohne  diesen  irdischen  Leib,  welcher  anderen  Sinnes  ist,  kann  ich  (möge  es  mir 
gelingen)  der  Religion  dienen  ohne  Hindernis".  Nach  diesem  Wort  warf  sie 
alles  fort,  auf  dass  es  ihr  eine  Wehr  sei  gegen  die  Unreinheit  des  ehelichen 
Lebens.  Als  Kleid  legte  sie  Lumpen  an,  trank  Wasser,  lebte  im  Walde,  Hand 
und  Fuss,  Schulter  und  Haupt  weihend,  dem  Gebrauche  der  Sprache  entsagend, 
frei  vom  Lärm  der  Welt  verharrte  sie  in  Schweigen."  Die  Zofe  bringt  die 
Nachricht  und  nun  gestattet  ihr  der  König  sich  in  ein  Kloster,  das  er  ihr  baut, 
znrficksnziehen. 

2)  Wörtlich :  „Wir  werden  Feindschaft  bringen  auf  dein  Haupt*,  eine  ge- 
wöhnliche Phrase  des  Leptscha,  vgl.  Bastian-Festschrift  S.  476  (18).  Der  t!betisehe 
Text  hat  weiter  oben  (nicht  genau  an  dieser  Stelle)  bloss  mi  dgä'-ba  „de  freuen 
sich  nicht"  d.  h.  „sie  hassen". 


Grünwedel,  Fadmasambhava  und  Mandärava.  457 

Prinzessin  und  ihre  Begleiterinnen^),  wenn  es  ihnen  beliebte  aas- 
zugehen. Dahin  ging  eines  Tages  Padmasambhaya  und  setzte  sich 
auf  diesem,  freien  Platze  mit  gekreuzten  Beinen  nieder^.  Da  sah 
ihn  die  Königstochter  und  ihre  Dienerinnen.  Als  sie  ihn  sah, 
sprach  sie:  «Das  ist  ein  Sohn  Gottes'),  nahm  ihn  mit  sich  nach 
Hause  und  hörte  (seine  Predigt).  Padmasambhaya  lehrte  sie  die 
ganze  Religion.  Die  Königstochter  und  ihre  Dienerinnen  begriffen 
auch  alles.  Als  eines  Tages  nun  Padmasambhaya  nicht  mehr  yer- 
weilen  wollte,  sondern  aufbrach,  sah  ihn  ein  unwissender-*)  Kuhhirt 
Dieser  erzählte  aller  Welt  dayon.  Als  nun  auch  der  König  dayon 
hörte,  wurde  er  wütend  und  sprach:  «Wer  es  auch  sei,  der  solche 
Dinge  yon  den  Beligionsübungen  meiner  Tochter  erzählt  hat,  der 
melde  es  schnell^).  Wenn  es  ein  Mann  gesehen  hat,  so  melde  er 
es  dem  Minister,  wezm  es  aber  eine  Frau  gesehen  hat,  so  melde 
sie  es  der  Gattin  des  Königs.     Diesen  Erlass   machte  er  allerwärts 


1)  Das  Plarabnffix  »an  (oder  sön)  steht  hier  im  Sinne  der  Begleitung 
»JfandlniTA  und  ihre  Dienerin  oder  Dienerinnen**. 

S)  Sehr  ansfiihrlich  das  Padma-f  an-yig  Fol.  121 A,  B.  „indem  sehn  Tage 
lang  Bagenhogen,  aas  Sonnenregen  entstanden,  aafeinander  folgten,  erschien  in 
der  Luft  Aber  dem  Parke,  wo  M.  und  ihre  Mftdchen  sich  ergingen,  seine  Gestalt 
schimmernd  in  Olans  nnd  Strahlen,  mit  untergeschlagenen  Beinen  sitsend  nnter 
einem  Anreol  von  Regenbogenfarben :  das  rot  nnd  weiss  wechselnde  Licht  fibenog 
sieh  mit  weissem  Schimmer  und  daraas  trat  hervor  Padma  mit  lilchelnder  Miene, 
von  Aasseben  wie  ein  ach^ähriger  Knabe  mit  den  Schönheitsseichen  begabt, 
vollendet  in  allen  Vorsfigen,  eine  solche  Qestalt  seigend  erschien  er"  —  eine 
ungemein  graphische  Schilderung,  welche  durch  gute  alte  laroaische  Bilder  wohl 
verständlich  wird.  Drei  Strahlen  gehen  von  ihm  aus,  welche  die  drei  Organe: 
„Leib,  Wort,  Gedanken"  gefangen  nehmen. 

3)  Im  Pad-ma-fan-yig  12Sb  betet  M.:  „Du  Stimjuwel  eines  geistigen 
Sohnes  eines  sieghaft  Vollendeten,  selbstvollendeter  Buddha  sum  Heile  der 
Menschheit,  du  hältst  alle  Lebewesen  insgesamt  mit  dem  Haken  deiner  Gnade, 
da  giebst  uns  allen  den  Seelentrost  der  Liebe,  zeigst  ans  allen  dein  von  Herr- 
lichkeit verklärtes  Antlitz,  leite  uns  hinfiber  durch  das  Schilf  der  Leidenschafts- 
losigkeit, dass  Freund-  und  Feindschaft  schwindet,  du  einziger,  der  uns  Blinder 
guise  Stätze  ist,  komm  in  meinen  Palast  und  gewähre  uns  das  Wort  deiner 
Predigt". 

4)  Nach  dem  Pad-ma-fan-ylg  war  ihm  eine  Kuh  entlaufen,  welche  er 
sachte;  dabei  sah  er  die  Königstochter,  wie  sie  den  P.  nach  dem  Palaste  fahrte. 
Der  tibetische  Text  giebt  dem  Kuhhirten  das  Epithet  ma  dag-pa  „unrein", 
was  der  L.-Übersetzer  mit  bön  „dumm"  wiedergiebt.  Die  Gleichung  mit  der 
Bezeichnung  fatnus  der  mittelalterlichen  Mysterien  ist  sehr  merkwürdig.  Auch 
sonst  erwähnen  buddhistische  Legenden  Kinderhirten  als  unwillkommene  oder 
unfreiwillige  Zeugen  gewisser  Vorgänge ;  so  ist  ein  „Binderhirt  des  Königs  Asoka" 
Zeuge  der  Ermordung  einer  frommen  Elster  durch  einen  Mönch,  A.  Schiefher, 
Über  eine  tibet.  Handschrift  der  India  Office,  M^Ianges  asiatiques  VIII,  628. 

5)  Auch  die  fremden  Könige  werden  nach  dem  P.-t'an-yig  gefragt,  welche 
Art  Mönch  es  gewesen  sein  könne,  „aber  es  war  kein  Brähms^a  des  Königs 
▼on  Indien,  kein  Äcärya  des  Königs  von  Bengalen;  kein  blonpo  des  Königs 
von  Be-ta;  kein  Tänzer  (gar-mk*an)  des  Königs  von  Udyäna;  kein  Händler 
CWoH-bä)  des  Königs  von  Kaschmir;  kein  mu-Uo-ba  k*yu{f)  des  Königs  von 
Li;  kein  Masiker  {rol-mo  k'an)  des  Königs  der  Perser;  kein  Yogi  (rn€il-''byor- 

pa)  des  Königs  von  K'rom  ge-sar;  kein  Bon-po  des  Königs  von  Zan-znu". 


458  Griinwedel,  Badmasambhava  und  Mandarava, 

bekannt.     Aber  da  war  niemand,    der  etwas  gesagt  hätte.     Darauf 
Hess  der  König  öffentlich  eine  Augen  verwirrende  Menge  Gold  und 
Silber,  Jadeit,  Perlen,  Seide  und  geblümte  Stoffe,  kurz  Wertsachen 
aller  Art  aufhäufen  und  verkünden:    „Wer   es  als  Augenzeuge  ge- 
sehen hat,  dass  meine  Tochter  sich  vergangen  hat,  der  nehme  alle 
diese  Schätze  hin.     Er   sage   es   mir   offen  und  ehrlich.''     Als  nun 
viele   Leute   versammelt   waren,    erhob    sich    aus   ihrer   Mitte   ein 
gemein  aussehender  Mann  mit   ungeheuerem  Bauche,   einem  Kropf 
am   Nacken,    der    kontrakte   Leib    fahl    und    affenartig,    mit   auf- 
gestülpter  Nase^)    und   redete:    „Ich   bin  der,   welcher  redet,  was 
der  König  meint;   ich  spreche,  weil  ich  es  gesehen  habe,  was  ich 
weiss.     Was  wahr  und  was  falsch  ist,  habe  ich  in  dem  Hause,  wo 
die   Königstochter  wohnt,   gesehen.*      Als    dies    der   König  hörte, 
wurde   er   wütend   und   befahl   seinen  Dienern:   „Geht  schnell  hin, 
prüft,    dann  lasst  den  Mann  binden  und  verbrennt  ihn  im  Feuer*. 
Die  Königstochter  aber,   „weil  sie  einen  Mann  genommen,  der  nicht 
nach  meinem  Willen  ist",   Hess  er  auf  drei  JaJire  in  eine  Domen- 
höhle ^)  setzen.     Da  gingen  die  Diener  hin   und   sahen   nach^   aber 
von  dem  ausstrahlenden  Lichte  Padmasambhavas  wurden  sie  betäubt 
und  stürzten  zu  Boden.   Darauf  kehrten  sie  einmal  um  und  meldeten 
dem  König:   , Dieser  Mann  gleicht  keinem  Menschen,  o  König,  lass 
uns  nicht  also  handeln".     Obgleich  sie  so   baten,   antwortete   doch 
der  König:   „Nun    gerade,   verbrennt   ihn   schnell   im  Feuer*.     Da 
gaben  die  Diener   ihren  Einfluss   verloren,   Hessen  Padmasambhava 
fassen   und   binden.     Da   Hess   der   König   aHe    seine    (Jnterthanen, 
jeden   ein  Bre  Sesamöl^)   und   eine  Last  Cypressenholz    zusammen- 
bringen und  Padmasambhava  im  Feuer  verbrennen.     Seine  Tochter 
Hess  er  in  eine  gegrabene  Grube,   welche  mit  Domen  umschlossen 
war,  setzen.     Obwohl  nun  das  Feuer,  welches  Padmasambhava  ver- 
zehren sollte,  sieben  Tage  brannte,  erlosch  es  doch  nicht,  sondern 
man  sah,  wie  der  Rauch  qualmend  aufstieg.     Da  sagte  der  König: 
„Unsererseits    ist   doch    ein    Mann   im   Feuer   verbrannt,    aber   das 
Feuer  ist  bis  jetzt  nicht  auseinander  gefallen,   wie   mag  das  heut« 
sein?*     Und  als  er  nun  zwei  Männern  den  Auftrag  gegeben  hatte, 

1)  Im  Pad-ma  tan-yig:  mi  Sa  rtsi  nag-po  mgo  Iba-ba  h^e-la  |  mkur- 
ha  'bur-zin  k'a  h*ela  iio  nyag-pa  mdun  so  bud-bin  nUg  gtih-da  nub-pa  | 
bse-dri  bsnam-pa  „ein  Mann  von  schwarzer  Farbe  des  Fleisches,  am  Hals  mit 
einem  grossen  Kropf,  die  Rackenknochen  vortretend,  bei  einem  grossen  Munde 
die  Gesichtszüge  wie  frespalten,  vorne  die  Zähne  aasgefallen,  die  Augen  ein< 
gesunken,  nach  Bocksgeruch  riechend";  mk^ur-ba  ist  ein  seltenes  nur  von 
Chandradas  citirtes  Wort  im  Sinne  von  „cheeks";  KSvySdarsa  2,  75  dient  es  zur 
Übersetzung  von  ganda^  2,  80  von  kapola.  Der  LeptschaQbersetzer  hat  nicht 
alles  wörtlich  übersetzt,  die  Stelle  vom  Bocksgeruch  vielleicht  aus  nationaler 
Empfindlichkeit  weggelassen. 

2)  Pad-ma  t'an-yig:  schla  don  brus  ts^er-mai  atan-gos  apras  „er  Hess 
eine  Grube  in  die  Erde  graben  und  mit  einem  Teppich  von  Domen  venderen: 
höhnende  Worte  an  die  M.  gerichtet  Sie  soll  dort  fünfundzwanzig  Jahre  zu> 
bringen I 

3)  T.  tu,  Skt.  tüa,  vgl.  T'oung-Pao  1896,  S.  550. 


Grütiwedel,  Padmoiambhava  und  Mandärava  459 

nachzusehen,  war  das  Brennholz  alles  zn  einem  See  geworden.  Am 
Rande  des  Sees  ringshertun  flanmite  das  Feuer  noch.  Inmitten  des 
Sees,  umgeben  von  einem  weissschimmemden  Strahlenkranze  sass 
Padmasambhava  mit  gekreuzten  Beinen  auf  einer  blauen  Blume  ^). 
Ringsumher  zur  Seite  des  Stammes  der  Blume  sassen  die  fünf 
göttlichen  Pakinls.  Als  sie  dies  sahen,  kehrten  sie  sofort  um  und 
meldeten  es  dem  König.  Darauf  ging  auch  der  König  hin  und  sah 
nach  und  sah  alles,  wie  ihm  die  zwei  Minister  gesagt  hatten.  Als 
nun  der  König  dies  erblickte^  dachte  er:  ,Wehe  über  mich,  dass 
ich  einen  Sohn  Gottes  also  behandelte  und  ihn  verbrennen  Hess, 
und  vor  Gram  war  es  ihm  unmöglich,  auch  nur  ein  Wort  zu 
sprechen.  Da  redete  Padmasambhava  imd  frug  ihn:  „0  König,  bist 
du  es,  der  Gott  im  Ifeuer  verbrennt?*  Er  sprach,  dass  man  meinte 
Erde  und  Meer  dröhne  zusammen.  Als  ihn  Padmasambhava  also 
frug,  war  der  König  noch  immer  sprachlos  und  stürzte  zur  Erde. 
Yon  Padmasambhava  wurde  also  seine  Zaubermacht  geoffenbart. 
Der  König  aber  dachte:  „Welcher  Teufel  mag  mir  das  angethan 
haben,  dass  ich  mordete  und  war  wie  ein  Fisch,  der  sich  auf  dem 
Sand  wälzt '*^.  Nun  stellten  sich  die  Königinnen  und  nach  xmd 
nach  auch  die  Diener  und  die  Umgebung  (des  Königs)  alle  ein  und 
das  ganze  Volk  des  Landes  kam  zusammen.  „Erst  wurde  der 
Mann  in  ein  solches  Feuer  geworfen  und  verbrannt  und  heute  ist 
der  Mann,  welcher  ins  Feuer  geworfen  wurde,  nicht  versengt.** 
Also  ging  die  Kunde  überaU  um  vom  Aufgang  bis  zum  Niedergang 
der  Sonne.  Da  kamen  auch  die  alten  Leute  auf  zierliche  Stöcke^) 
gestützt,  um  zu  schauen,  und  die  Leute,  welche  mit  Arbeit  belastet 
waren,  kamen  um  zu  schauen.  Der  König  aber  faltete  dis  Hände 
und  sprach  also:  „0  Sohn  Gottes,  zürne  uns  nicht!  Wie  kann 
Frieden  sein  unter  uns  Geschöpfen  der  Erde  ?  Es  ist  aus  Unkenntnis^) 
geschehen ;  jetzt  nimm  unser  alles,  gross  und  klein  hin !  Zürne  uns 
nicht,    komm   in   unser  Haus^).**     So   lud  er  um  ein.     Padmasam- 


1)  Nach  Pad-ma  fan-yig  wieder  in  Geatalt  eines  Knaben.  Die  fUof 
pskinla  repriUentieren  seine  fünf  Fraaen. 

2)  Dieser  Vergleich  fehlt  hier  im  T.  Text,  ist  aber  sonst  dem  Pad-ma- 
t'an-yig  geläufig  genug,  vgl.  Buddhistische  Studien,  Veröffentlichungen  aus  dem 
Kgl.  Museum  für  Völkerkunde,  Vol.  6,  S.  114. 

3)  Jj,  piir-vÜ  „geschnitzt,  verziert**;  den  tibetische  Text  hat  bloss  'har-ha 
(für  nihar-oa)  „Stock";  nennt  aber  neben  den  alten  Leuten  (rk(U-pa)  auch  die 
mit  Husten  behafteten  (k*ogs-pa'rnams)  oder  wie  wohl  zu  ändern  ist:  die  Hin- 
fkUigen  Ck^ogs-pa-mamg),  Vielleicht  liegt  seitens  des  Leptschaübersetzeis  ein 
MiMverständnis  vor,  indem  ein  Epithet  der  alten  Leute  auf  ihre  Stöcke  be- 
zogen wurde« 

4)  T.  ma  rig-pa,  Skt  avidyä',  diese  Formel  ist  dem  T.  wohl  geläufig, 
vgl.  das  fiai  ma  ie  bei  Graham  Sandberg,  Handbook  of  colloquial  Tibetan, 
CaL  1894,  8.  153. 

5)  Im  Pad-ma-t'an-yig  spricht  der  König  unter  Musik  aller  dreiunddreissig 
DevBs,  welche  unter  Anfßhrung  des  Satakratu  (Indra)  herbeigekommen  sind, 
ein  langes  Lobgebet,  in  welchem  er  den  Heiligen  den  Leib  (käyä)  des  Säkya 
siinha  nennt,  welcher   den  MSra  der  Irrlehrer  besiegt  habe,   den  Leib  des  mit 


460  Orüttwedelf  Padmaaambhava  und  Mandärava. 

bhava  aber  sprach:  ,0  König,  du  hast  nicht  den  Frieden  meiner 
göttlichen  Wohnung;  durch  Feuer  und  Wasser,  (die)  in  meiner 
Hand  (stehen)^),  wie  kannst  du  mich  bewältigen?  Wie  kannst  du 
meinen  göttlichen  Frieden  besitzen?  Ich  bin  es  auch,  der  es 
schafft,  dass  ihr  Erdengeschöpfe  in  Thorheit  sündigt,  ich  bin  es 
zugleich,  der  allen  Erdengeschöpfen  den  wahren  Weg  zeigt.  Heute 
will  ich  dem  Wort  des  Königs  Folge  leisten.*^  Als  nun  Padmasam- 
bhava  sich  aufmachte  in  das  Haus  des  Königs  zu  gehen,  freute  sich 
der  König  über  die  Massen  und  stand  mit  gefalteten  Händen  vor 
Padmasambhava.  Er  sprach:  „Ihr  Minister  geht  eilig  nach  meinem 
Palaste,  holt  meinen  Mantel  und  meine  Krone ^)  und  meinen  Wagen, 
der  den  Padmasambhava  fahren  soll ;  und  als  sie  ihn  geholt  hatten^ 
gab  er  sogleich  selbst  seine  Krone  und  sein  königliches  Kleid  dem 
göttlichen  Padmasambhava,  legte  einen  goldnen  Sitz')  auf  den 
Wagen  und  breitete  ein  goldnes  und  silbernes  Dach  darüber;  dami 
Hess  er  Padmasambhava  hineinsteigen;  die  Zügel  des  Pferdes  aber 
schlang  er  sich,  nachdem  er  sich  die  königlichen  Kleider  ausgezogen 


der  Löwenstimme   Rufenden    (T.    sen-ge-sgra,   Skt.   sirnhanäda),   welcher  die 
Dämonen,  auf  welche  die  Tirthikas  schwören,  hewiltigt  hat  .  .  .  ete.,  also  eine 
direkte  Identifikation  Padmasambbavas  mit  Gautama.   Das  alte  Epltbet  GaatamM 
(vgl.  Childers>  PAli-DicÜonary  s.  v.  Mo)   giebt  die  lamaisehe  Mytbolo^e  auch 
dem  Avalokite&vara.   Amitfibha  hat  es  wie  alle  Buddhas,  er  bt  ja  der  spirituelle 
Vater  des  Padmasambbavay  ebenso  '^-ie  des  Avalokitesyara,  den  die  Gelbmfitsen 
direkt  dem  ersteren  entgegenstellen.     AvalokiteSvara  bat  eine  besondere  Form 
SiiphanidalokesTara:  so  ist  das  Sliphanlthalokesvara  bei  J.  Bnrgess,  The  Bnddba- 
roektemples  of  Ajanta,  Arch.  Snrvey  of  West.  India,  9.,  Taf.  XXV  an  korrigieren. 
Über  AmitKbha  vgl.  z.  B.  Anecdota  Oxoniensia,  Ar.  Ser.  I,  8,  84.     Ein  Siiphs- 
nftdatantra  und  eine  Ayalokitesvarasiipban&dadhSranl  orwihnt  der  Index  des  Ksn* 
dschur,   Annales   du   Musöe    Guimet    2,   S.  331.      rGyud  XIV,   46 — 47.     Dies 
Epithet  Buddhas   gehört    zu    den   indischen   Elementen   des   Pbysiologvs,   vgl. 
E.   P.   Evans,   Animal  Symbolism   in   ecelesiastical  Architeetnre ,  Lond.    1897, 
S.  84,  welcher  freilich  davon  keine  Ahnung  hat. 

1)  Diese  Stelle  ist  von  grossem  Interesse,  dadurch,  dass  ne  eine  Gl«ch- 
setznng  des  Padmasambhava  mit  Gautama  enthält,  welche  auf  eine  bastimiDte 
Legende,  welche  besonders  in  Skulpturen  sehr  beliebt  war,  bezng  nimmt.  Es 
bt  dies  die  Legende  von  der  Bekehrung  des  Urnvilvaki&syapa  und  seiner  Schfiler. 
vg.  S.  Beal,  Romantic  Hbtory  of  Buddha,  292—304.  Während  die  ältere 
buddhistische  Kunst  die  ganze  Legende  ausfUhrlicb  schildert,  ohne  den  Buddha 
dabei  abzubilden,  vgl.  Handbuch  der  buddh.  Kunst  62 IT.,  hat  die  Gandhära- 
Periode  eine  Reihe  von  Darstellungen,  welche  die  Scene  ausfQbrlich  mit  dem 
Buddha  geben  (Veröffenti.  Band  5,  Fig.  10,  S.  8.)  bis  zu  solchen,  in  denen  nur 
der  Buddha  mit  ein  paar  Adoranten  dargestellt  bt,  wie  er  auf  Wasser 
schreitet,  während  eine  Feuermasse  sein  Aureol  nmgiebt.  Vgl.  Cole,  Graeco- 
buddhist  Scnlptures  from  Tnsufzai,  Plate  17,  Fig.  5.  Diese  abgekflivte  Dar- 
stellung, in  welcher  der  Buddha  „ab  Herr  über  Feuer  und  Wasser"  dargestellt 
wird,  ist  eine  interessante  Parallele  zu  unserer  Stelle. 

2)  T.  zva  Motze  und  gos  Kleid,  Mantel,  ab  Abzeichen  der  Konigswfirde. 
der  nationalindbche  Schirm  fehlt. 

3)  Das  T.  Wort,  welches  der  L.-Übersetzer  hier  gebraucht,  bedeutet  eigent- 
lich „Sattel",  es  ist  weitergeführt  aus  dem  L.-Worte  kun-on  „das  Holzpferd* 
!•  e.  der  „Wagen**,  T.  ün-rta. 


Grünweddj  PcUbnaaamhhava  und  Mandärava.  461 

und  sich  armselig^)  gemacht  hatte,  als  Zügel  nm  den  Kopf  und 
zog  den  Wagen.  Als  nun  der  König  also  den  Padmasambhava  an 
seine  Stelle  setzte,  folgte  alles  Volk  nach  und  weinte.  Einige 
folgten  und  sahen  zu,  andere  folgten  noch  weiter  nach,  wieder 
andere  sprachen:  „0  göttlicher  Padmasambhava,  yerschliesse  dich 
(mir)  nicht. '^  Als  er  so  geleitet  in  des  Königs  Palast  kam,  setzte 
ihn  der  König  auf  seinen  goldnen  und  silbernen  Thron.  Die  früher 
in  die  Domengrube  gesetzte  Tochter  des  Königs  holte  dieser  wieder 
in  Ehren  herbei  und  übergab  sie  dem  Padmasambhava  selbst. 

Dies  ist  das  Kapitel  von  der  Besitznahme  von  Sahor 
durch  Padmasambhava.  Abschnitt,  wie  er  im  Lande  Sahor 
ins  Feuer  geworfen,  nicht  verbrannt  wurde. 


1)  Wdrüieh  ,4eer,  nackt". 


• 


462 


A  V  a  r  t  a. 

E.  W.  Hopkins. 

In  the  last  number  of  this  Journal  Mr.  Böhtlingk,  in  criti- 
cizing  my  article  on  the  Pufijäb  and  the  Big-Yeda,  has  laid  more 
stress  on  the  etjmology  of  ävarta  and  on  the  lexicographical 
bearing  of  the  word  than  the  arguments  called  for.  The  article 
in  question  dealt  primarily  with  geographical  conditions,  which 
showed  plainly  that  the  Big-Yeda  as  a  tohole  (this  point  is  ex* 
pressly  made  in  the  article  but  has  been  ignored  by  my  leamed 
critic)  must  have  been  composed  in  Brahmävarta,  which  is  there- 
fore  so  named,  *home  of  the  Yeda'.  The  discussion,  so  far  as  it 
related  to  brahmävarta^  had  to  do  with  the  meaning  of  brakma 
rather  than  of  ävarta,  which  I  assumed^  to  be  'home'  mainly  on 
the  strength  of  the  obvious  parallel  in  Aryävarta.  Mr.  Böhtlingk 
credits  me  with  three  formal  arguments  to  prove  what  in  reality 
I  assumed.  In  the  article  itself  these  ^arguments'  will  be  found 
to  be  simply  illustrative  material.  In  regard  to  the  meaning  of 
ä  vart  in  Manu,  as  I  edited  a  translation  of  the  work  a  few  years 
ago  it  may  be  presumed  that  I  was  not  unacquainted  with 
the  current  Interpretation  of  the  verb  as  used  therein;  but  I 
admit  that  the  rendering  proposed  is  justly  criticized.  The  other 
exceptions  to  my  Suggestion  do  not  seem  to  be  well  taken.  Mr. 
Böhtlingk  lays  all  the  weight  on  the  etymology,  but  he  must  know 
that  a  word  may  pass  into  a  second  or  third  stage,  where  the 
literal  meaning  is  forgotten.  The  Petersburg  Lexicon  itself  defines 
ävarta  as  a  place  where  a  lot  of  people  live  crowded  together, 
that  is,  their  habitat.  From  this  to  *home'  is  an  easy  step,  and 
given  the  latter  notion  that  of  origin  is  self-suggested.  Etymology 
here  plays  no  further  part.  To  refuse  to  see  *source'  in  ftie  use 
of  the  corresponding  primitive  is  the  only  valid  objection  in  my 
critic's  notice.  Granting  this,  it  is  the  more  surprising  that  the 
commentator  (despite  the  ordinary  meaning  of  ä-vart)  grasps  at 
the  real  meaning  of  the  noun,  as  I  gave  it,  and  renders  it  a  place 
where  people  of  the  class  named  udbhavanti  punah  punah,  ^'are 
perpetually  bom",  for  this  is  the  natural  and,  as  I  think,  the  only 
permissible  meaning  of  these  words.  Aryävarta  means  home  of  the 
Aryans.  I  may  add  that  in  all  probability  Euruksetra,  Dharma- 
ksetra,  Brahmaksetra,  and  Brahmävarta  are  essentially  one,  meaning 
the  land  or  home  of  the  holy  Kurus,  the  holy  law,  and  the  holy 
Yeda*  respectively. 


463 


Beiträge  zur  Geschichte  der  theologischen  Bewegungen 

im  IslänL 

Von 

Mftrtln  Sohrelner. 

Nach  den  Forschungen  Alfred  v.  Eremers  und  6old- 
zihers  darf  es  wohl  als  anerkannte  Thatsache  gelten,  dass  die 
meisten  religiösen  Bewegungen  des  Isl&ms  auf  eine  Kombination 
religiöser  Ideen  verschiedenen  Ursprungs  zurückzufuhren  sind.  Die 
Sektenbildungen,  der  Heiligenkultus  und  viele  andere  Erscheinungen 
lassen  sich  nur  als  Produkte  der  Apperception  der  Lehre  Muhammeds 
durch  die  Völker  des  Isl&ms  erklären.  Die  Elemente  des  alten 
heidnischen  Yolksbewusstseins  lebten  imter  muslimischer  Hülle  fort 
und  der  Islam  suchte  diese  ursprünglich  ihm  widersprechenden 
Elemente  sich  zu  assimilieren.  Als  eine  Reaktion  gegen  derartige 
Erscheinungen  und  als  ein  Zeichen  des  Wiederauflebens  des  alten 
Islams  gilt  mit  Becht  der  Wahhäbismus,  der  aber  in  der  älteren 
Geschichte  des  Lsl&ms  seine  Vorläufer  hat  0-  Die  vorwahh&bitische, 
monotheistische  Reaktion  offenbart  sich  sowohl  gegenüber  gewissen 
Ausschreitungen  des  §üfismus  und  dem  Heiligenkultus,  als  auch 
gegenüber  fremden  oder  abergläubischen  Gebräuchen  und  manchen 
Afterwissenschaften,  wie  z.  B.  die  Astrologie.  Ihre  Vertreter  sind 
vorwiegend  orthodoxe  Muhammedaner,  die  ausser  Koran  und  Sunna 
keine  Quelle  der  religiösen  Erkenntnis  gelten  lassen  wollen.  Darum 
gilt  manchmal  ihr  Kampf  nicht  nur  den  Erscheinungen,  in  denen 
sie  mit  Recht  einen  Widerspruch  gegen  den  monotheistischen  Ge- 
danken gefunden  haben,  sondern  auch  dem  Rationalismus  und  der 
Mystik.  Und  zwar  ist  für  diese  Orthodoxie  nicht  nur  der  radikale 
Rationalismus  der  muslimischen  Peripatetiker  ein  Gräuel,  sondern 
auch  derjenige  des  as^aritischen  Kal&ms. 

Zur  Kenntnis  dieser  vorwahh&biti sehen  Reaktion  möchte  ich 
im  folgenden  einige  Beiträge  bieten,  aus  denen  hervorgehen  wird, 
dass  der  Isl^,  wie  er  in  der  ältesten  Zeit  aufgefasst  wurde,  auch 
vor  dem  Erscheinen  des  Wahhftbismus  energische  Fürsprecher  ge- 
funden hat.    Es  wird  sich  aber  auch  zeigen,  dass  es  im  Islam  auch 


1)  Si  Goldsiber,  Mohanmiedanische  Stadien  II,  370;  ZDMG.  LH,  166  ff. 


464    Schreiner^  BeUr,  z.  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  Islam. 

nach  al-Ai^art  an  grossen  theologischen  Bewegungen  nicht  gefehlt 
hat,  in  denen  nm  die  wichtigsten  Fragen  der  religiösen  Erkenntnis 
gekämpft  wurde,  dass  der  Rationalismus  und  die  Mystik  zu  ähn- 
lichen Folgen  geführt  haben,  wie  im  Judentum  und  Christentum, 
wie  sie  denn  zum  Teil  auf  dieselben  litterarischen  Einwirkungen 
zurückzuführen  sind. 

L    Traditionen.     Ibn  Hasm. 

1. 

Der  Reaktion  gegen  heidnisches  Wesen  begegnen  wir  vielfach 
schon  in  der  Traditionslitteratur.  Dahin  gehören  die  Verbote,  bei 
den  Ahnen  *),  oder  den  Göttern :  All&t,  al-^Uzzä  zu  schwören^,  femer 
die  Traditionen,  welche  gegen  Wahrsagerei  und  astrologischen  Aber- 
glauben gerichtet  sind.  Nach  einer  solchen  Überlieferung  soll  der 
Prophet  gesagt  haben  ^:  «Wer  einen  Wahrsager  besucht  und  ihn 
wegen  einer  Sache  befragt,  dessen  Gebet  wird  vierzig  Nächte  nicht 
erhört".  Wie  es  in  einem  andern  Ausspruch  des  Propheten  heisst, 
stammt  das  Wahrsagen  aus  den  Stimmen  und  dem  Fluge  der  Vögel 
vom  Götzen  öibt*).  Charakteristisch  sind  die  Traditionen  über 
die  Astrologie.  Eine  derselben  lautet^):  „Wenn  die  Vorherbestim- 
mung erwIÄnt  wird,  so  haltet  zurück,  und  wenn  die  Sterne  erwähnt 
werden,  so  haltet  zurück,  und  wenn  meine  Genossen  erwähnt  werden, 
so  haltet  zurück ''.  Femer  soll  der  Prophet  den  Ausspruch  gethan 
haben:  „Ich  fürchte  für  meine  Gemeinde  drei  Dinge:  die  Un- 
gerechtigkeit der  Imftme,  den  Glauben  an  die  Sterne,  und  die 
Leugnung  der  Vorherbestimmung'*.  Diese  Traditionen  stammen  offen- 
bar aus  der  Zeit  der  mu^tazilitischen  Bewegung,  und  ihre  Urheber 
fanden  es  für  gut,  mit  der  Lehre  von  der  Willensfreiheit  auch 
die  Astrologie  durch  den  Propheten  verurteilen  zu  lassen.  —  Al- 
öazall  erwähnt  noch  einen  Ausspruch  des  ^Omar  ibn  al-Chattab: 
„Lernet  von  der  Astronomie  soviel  ihr  braucht,  um  zu  Hause  und 
auf  dem  Meere  euch  zurechtzufinden,  dann  aber  haltet  zurück*. 
Gegen  die  Astrologie  ist  auch  folgende  alte  Erzählung  gerichtet^): 
Als  ^Omar  ibn  ^Abd  al-Az!z  von  MedSna  aus  ausgezogen  war,  da 
sagte  ein  Mann  vom  Stamme  Lachm:  „Ich  habe  die  Zukunft  (des 
'Omar  ibn  ^Abd  al-Aziz)  ermitteln  wollen,  und  da  sah  ich,  dass 
der  Mond  eben  im  Zeichen  des  Taurus  stand.  Ich  wollte  ihm  dies 
nicht  gerade  heraussagen  und  so  bemerkte  ich :  ,Möchtest  Du  nicht 
auf  den  Mond  sehen,  wie  schön  seine  Stellung  in  dieser  Nacht  ist?* 

1)  Al-Bueh&H,  AJni&n,  3. 
S)  Dm.  N^  4. 

3)  Bei   Zejn    al-d!n    al-Ma*iri,  Sir&g   al-kalAb  wa-^iüLj;  al-dunüb, 
MarginaUasgabe  yon  Kairo,  Mcijmanya  1306.     I,  8.  157  ff. 

4)  Vgl.  Sprenger,  Daa  Leben  nnd  die  Lehre  des  Mohammad  III,  S.  43. 

5)  lh]k\  ed.  Kairo  1318,  I,  S.  22. 

6)  Al-Damiri,  bei  Zejn  al-din  al*Ma*iri,  das. 


Sehreiner,  Beut,  a,  Geschichte  d,  iheoL  Betoegtmgen  im  leldm.    466 

Da  antwortete  er:  ,Wie  es  scheint,  willst  Dn  mir  nicht  sagen, 
dass  er  im  Zeichen  des  Tanros  steht.  Siehe  aber,  wir  ziehen  weder 
mit  der  Sonne,  noch  mit  dem  Monde  aus,  sondern  mit  dem  einzigen, 
allmachtigen  Gott*«i). 

2. 

Zu  den  Vertretern  der  monotheistischen  Reaktion  werden  wir 
gewiss  'All  b.  A^med  Ibn  Qazm^)  rechnen  müssen.  Dieser 
kenntnisreiche  Mann  war  auf  dem  Gebiete  des  Kalftms  imd  der 
Philosophie  zu  Hanse,  aber  nur  Kor&n  und  Tradition  in  ihrem 
buchstäblichen  Sinne  waren  filr  ihn  massgebend  und  darum  sind 
auch  viele  Erscheinungen  des  Islftms  ihm  ein  Ärgernis.  Seine 
polemischen  Bemerkungen  gegen  sie  sind  in  mancher  Beziehung 
lehrreich,  weshalb  ich  diejenigen,  welche  sich  auf  den  Ursprung 
der  Sekten  des  Islams,  auf  den  Heiligenkultus,  süfistische 
Irrlehren  und  auf  die  Astrologie  beziehen,  hier  vorführen  und 
beleuchten  will. 

Schon  in  seiner  Charakteristik  der  Sekten  des  Islftms^)  und 
in  seiner  Ansicht  über  ihren  Ursprung,  zeigt  sich  seine  Grund - 
anschauung.  Als  die  Hauptsekten  des  Isl&ms  betrachtet  er  die 
Mu'tazila,  Murgi'a,  Sl^a  und  Chaw&rig.  Von  anderen  Sekten  heisst 
es  bei  ihm*):  „Es  nennen  sich  aber  auch  solche  Muslime,  in  betreff 
welcher  alle  muslimischen  Sekten  übereinstinmiend  lehren,  dass  sie 
keine  Muslime  sind,  wie  manche  Ghftrigiten,  die  in  ihrer  Über- 
treibung lehren,  der  Gottesdienst  bestände  nur  aus  je  einer 
Eniebeugrmg  des  Morgens  imd  des  Abends.  Andere  gestatten,  die 
Töchter  der  Söhne  und  der  Töchter,  die  Töchter  der  Neffen  zu 
heiraten^),  und  behaupten,  dass  die  Sure  Josephs  nicht  zum  Korftn 
• 

1)  VgL  aacb  die  AatfQhrnngen  über  du  Wesen  des  Einbeitsbekenntnisses 
und  fiber  die  Astrologie  bei  al-Damiri,  Haj&t  al-hejwftn,  s.  t.  cXa«!  Ende.  — 
Anscbaanngen,  wie  die  bier  angefübrten  finden  wir  in  den  ersten  Jfthrbnnderten 
des   Islams   nieht   nar   bei    den    Ortbodozen,    sondern    ancb    bei   Ma'tsziliten. 

IbrAbim   Ibn   Ab!   *Aun    teilt    in    seinem    ^^^3  ^\y>-  O.   ^   V^b^I  s^ 

v^UI^t  HS.  der  kön.  Bibl.  su  Berlin,  Spr.  1205,  El.  102  a,  mit,  Abü-1-Hudejl 
al-'AllAf  babe  sich  in  einer  Gesellschaft  nach  einem  jungen  Manne  erkundigt, 
dem  besondere  Ehren  erwiesen  wurden,  worauf  ihm  die  Antwort  zu  Teil  wurde, 

dieser  wftre  ein  Sternkundiger  (ji»^jpjüt   J^5  ^).     Dann  heisst  es:  ^  JLä 

2)  S.  über  ihn  Goldziher,  Die  Zahiriten,  S.  116  ff. 

3)  Milal  I,  135  a  u.  ff. 

4)  Das.  135  b. 

5)  Vgl.  al-.^ahrastftni-Haarbr&cker  I,  144  f.  Sie  thaten  es  im  Wider- 
spruche mit  dem  Koran,  Sure  IV,  27. 


466    Schreiner,  Beitr,  z.  Geschickte  d,  iheoL  Bewegungen  im  Islam, 

gehöre ') Unter  den  Ma^taziliten  gab  es  welche,  von  denen 

die  Seelenwanderung   gelehrt  wurde ^).      Andere   hielten   den 

Genuss   des   Fettes  und   Gehirnes   vom   Schweine   erlaubt 

Wieder  andere  behaupteten,  dass  man  durch  gute  Werke  zum 
Propheten  werden  könne.  Von  den  Anhängern  der  Sunna  waren 
manche  der  Ansicht,  dass  es  unter  den  Frommen  solche  gebe,  die 
eine  höhere  Stufe  einnehmen,  als  die  Propheten  und  Engel  und 
dass,  wer  das  Wesen  Gottes  erkannt  hat,  für  den  haben  alle  Pflichten 
und  Religionsgesetze  aufgehört^.  Manche  lehren  die  Inkarnation 
des  Schöpfers  in  Körpern,  die  er  geschaffen.  Unter  den  Sitten 
gab  es  manche,  die  übertreibend  behaupteten,  ^Ali  b.  Abt  Tftlib 
und  die  Imftme  nach  ihm  wären  Götter  gewesen.  Andere  hielten 
diese  för  Propheten  und  glaubten  an  die  Seelenwanderung,  wie  der 
Dichter  al-Sejjid  al-Himjarl^)  und  andere.  Manche  von  ihnen 
glaubten,  Abü-l-Chatt&b  Mu^^ammed  b.  Abi  Zejnab^)  sei  ein  Gott 
gewesen.  Andere  glaubten  an  die  Prophetie  des  Mu^ra  b.  Abi 
Sa^d^),  des  Schützlings  der  Banü  Baglla,  an  die  des  Abu  Mansür 
al-*Igll7),    des  Bazig  al-^ft^ik»),  des  Bunan  b.  Sam*ftn  al-Tamüni») 


1)  8.  Nöldeke,  Geschichte  des  QorAns,  S.  277.  Bei  den  ketserischen 
Sekten  icheinen  Zweifel  an  der  Integrität  des  Korans  nicht  gar  selten  gewesen 

zn  sein.   Fachr-al-din  RAsi  berichtet  Maf&tih  ed.  Azharüja  VIII,  264:  ^yi  ^\ 

y^  L«L3  l^  j^j  -iJiS  «JüP  ^^  •i^\j^  :il  »Jb  *JLe  I^^VÄs-t^  *ie 

m 

Zn  Sure  VI,  74  bemerkt  er.  Maf.  IV,  72:«^^^  ^iXi  'lu^t   sJ^  ^\ib 

^jl\  Jlü  ^b-  iL^^l  vilä  ^  ^.^^  jy>  ^\j]  vxJIj  ^\  ^1 

2)  S.  hierüber  meine  Schrift:  Der  Kalftm  in  der  jUd.  Litteratar.  Beilage 
som  XIII.  Bericht  der  Lehranstalt  f.  die  Wiss.  des  Judentums,  S.  62  ff.  Im 
folgenden  wird  diese  Abhandlung  mit  KJL.  bezeichnet. 

8)  Über  diese  Ansichten  mancher  Süfis  s.  unten  S.  476  £ 

4)  A^&n!  VU,  8.  2  C 

5)  Al-äahr.  I,  S.  206  ff. 

6)  Das.  S.  203. 

7)  Das.  S.  205  f. 

8)  Das.  8.  207. 

9)  Das.  8.  171.  Vgl.  t.  Krem  er,  Geschichte  der  hemchenden  Ideen 
des  Islftms,  B.  193,  377  fil 


Schreiner,  Beitr,  ».  GesehieJUe  d.  theoL  Bewegungen  im  laldm.    467 

und  anderer.  Man  hat  auch  an  die  Rückkehr  *Alls  in  diese  Welt 
geglaubt  und  den  einfachen  Wortsinn  des  Korftns  zurückgewiesen 
indem  man  behauptete^  der  Kor4n  müsse  allegorisch  ausgelegt  werden. 
Nach  diesen  Auslegungen  wären  unter  dem  ,Himmel*  Mu^ammed, 
unter  der  ,Erde*  seine  Genossen  zu  verstehen.  Wenn  All&h  befiehlt, 
man  solle  eine  ,Kuh'  schlachten,  so  ist  unter  dieser  ,jene  Frau'  zu 
verstehen,  womit  sie  die  ,Mutter  der  Gläubigen*  meinen.  Ferner 
sagen  sie,  unter  ,der  Gerechtigkeit'  und  ,dem  Wohlthun'  sei  'All, 
unter  ,al-(jribt  und  al-fa^t' *)  seien  der  und  jener  zu  verstehen^ 
womit  sie  auf  Abu  Bekr  und  'Omar  hindeuten.  Unter  ,§alät'  ver- 
stehen sie  die  Anrufung  des  Imftms,  unter  ,Zakat'  was  ihm  ge- 
schenkt wird,  unt-er  ,Hagg'  die  Wallfahrt  zu  ihm".  All  diese  sind 
nach  ihm  keine  Muslime.  Den  Ursprung  dieser  Sekten  führt  er 
nicht  mit  Unrecht  auf  die  Perser  zurück,  die  an  dem  Islam  für 
den  Verlust  ihrer  HeiTSchaft  in  der  Weise  Rache  zu  nehmen  gesucht 
haben,  dass  sie  zum  Schein  den  Islam  annahmen,  und  indem  sie  die 
Liebe  zur  Familie  des  Propheten  zur  Schau  trugen,  die  Leute  dem 
Islam  entfremdeten  und  die  Gefährten  des  Propheten  verketzerten*). 
—  „Wisset**,  schliesst  Ihn  Hazm  seine  Darlegungen,  „dass  die 
Religion  AUähs  offenbar  und  nicht  verborgen  ist,  sie  ist  eine  Ver- 
kündigung, unter  der  kein  Geheimnis  steckt.  Sie  beruht  ganz  auf 
der  Beweisführung,  es  giebt  keine  Konnivenz  in  ihr.  Darum 
nehmet  euch  in  Acht  vor  einem  jeden,  der  euch  auffordert,  dass 
ihr  ihm  ohne  Beweis  folget,  und  der  da  behauptet,  dass  es  in  der 
Religion  ein  Geheimnis  und  ein  Verborgenes  giebt.  Das  ist  gewiss 
einer,  der  Lügen  verkündet.  Merket  euch,  dass  der  Gesandt« 
Allahs  kein  Wort  von  der  Religion  verheimlicht  hat,  es  giebt  nichts 
über  ihr.  Er  hat  niemand,  weder  eine  Frau,  noch  eine  Tochter, 
noch  einen  Onkel ,  noch  den  Sohn  eines  Onkels  oder  einen  Ge- 
führten dadurch  ausgezeichnet,  dass  er  ihm  allein  etwas  in  Sachen 
der  Religion  anvertraut  hätte,  was  er  den  Weissen  oder  Schwarzen, 
oder  auch  nur  den  Schafhirten  verheimlicht  hätte.  Er  hat  kein 
Geheimnis,  keine  Andeutung  und  keine  verborgene  Lehre  gehabt, 
ausser  dem,  was  er  allen  Menschen  verkündet  hat.  Hätte  er  ihnen 
etwas  verheimlicht,  so  wäre  er  kein  Mittler  gewesen,  wie  es  ihm 
geboten  wurde"  ■^. 


1)  Sure  IV,  54.     Auch  al-Sahr.  erwähnt  solche  Erklärungen. 

2)  Wörtlich   sind    die   letzten    Bemerkungen    angeführt  bei    v.  Krem  er, 
a.  a.  O.  S.  10  f. 

3)  HS.  Warn.  480  I,   Bl.  137  a.     ^  _^'cj    «j   xJlJi   ^^   ^.,!   l^-JLctj 

^  Jj- 1^-^  ^  i^'i^  y  j',L?y  di-  ^x^-  ^)i  ^j  ^^L 

Bd.  LH.  31 


468    Schreiner,  Beitr.  a.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Isldm. 

3. 

Diese  Ausführungen  I.  H/s  zeigen  uns,  dass  der  Verfasser  des 
Kitftb  al-milal  wa-1-nihal  in  der  Hauptsache  vom  Wesen  der  Sekten 
eine  richtige  Einsicht  gewonnen  hat.  Denn  wenn  auch  ihre  Anschau- 
ungen keine  absichtlichen  Fälschungen  der  muslimischen  Lehre  sind, 
so  sind  sie  doch  unter  fremdem  Einflüsse  entstanden. 

Das  zeigt  sich  am  besten  bei  den  falschen  Propheten,  welche 
Ihn  Hazm  erwähnt  und  die  zu  den  merkwürdigsten  Erscheinungen 
der  muslimischen  Religionsgeschichte  gehören,  weshalb  wir  einige 
von  ihnen,  über  welche  uns  ausführliche  Nachrichten  vorliegen,  näher 
charakterisieren  wollen.  Manche  von  ihnen  waren  schlaue  politische 
Abenteurer,  andere  mystische  Schwärmer. 

Der  bedeutendste  unter  ihnen  war  ohne  Zweifel  Abu  Mu^t 
al-Husejn  al-5allftg').  In  betreff  seines  Geburtsortes  sind  die  An- 
sichten verschieden.  Nach  manchen  soll  er  in  Bej4&,  nach  anderen 
in  NlsAbür,  wieder  nach  anderen  in  Merw  geboren  sein.  Der 
Verfasser   des   Fihrist   hält  es  für   unmöglich,    den  Geburtsort   al- 


mm  f  M  f  P  S 

f^c   jt  xJül  ,\   äj>-j:  ^  Ki   (jo'wül    ^;a»-t  ^J-^t    ^j  ^^    ^    xjir 

}\J'_^  \Ck9  J'Ji  ^^  j^l  Ui-  jL  Ü  'l**ä  (>^r^jii  [xJi]  ^ 

Aus  dieser  Feindseligkeit  Ibn  Hazms  gegen  eine  jede  allegorisclie  Aus- 
legung erklärt  sich  auch  seine  genugsam  bekannte  Stellung  gegenüber  den 
As'ariten ,    wegen    welcher    sein    Kitäb    al-milal   unter   diesen   verpönt  wurde. 

Ibn    al-Subki   1.    c.   I,    26    sagt    darüber:       Ji>    ^    d'^^^^^    JJLJ!     \j<^^ 

jts.  ^   ^Jt    •SJu3^^\  ^\ß^\  Kx^3   XA^JI  ^'^  ^\y^\  ^   x^ 

Sehr  übel  wurde  ihm  genommen,    dass  er  selbst  al-As*ari  verketzert   hat. 

1)  S.  über  ihn  Krem  er,  a.  a.  O.  S.  70  flf.  Ausser  den  von  ihm  an- 
geführten Quellen  Fihrist  I,  S.  190  ff.  Al-Mas'Üdi,  Kit4b  al-tanbih,  ed.  de 
Goeje,  S.  387.  Al-Berünis  Chronologie  orientalischer  Völker,  ed.  Sachau, 
S.  211.  'Abd  al-K&hir  al-Bagdädi,  Kitäb  al-fark  bejn  al-firak,  HS.  der 
Kön.  Bibl.  zu  Berlin,  Ahlw.  2800,  Bl.  100a  f.  Al-Sa'r&wi,  Lawäkih  al- 
anwftr  fi  fabakät  al-achjftr  I,  143  f.  Al-Alüsi,  Öala  al-'iynejn  fi  muhäkamat 
al-Ahmadejn,  BüUk  1298,  S.  51  ff. 


Sehreiner,  Beitr.  z,  Oeechichte  d.  theoL  Bewegungen  im  Islam,    469 

5allägs  festzustellen,  nur^  so  viel  ist  sicher,  dass  er  ein  Perser  war. 
Er  soll  ein  Schüler  al-Gunejds  gewesen  sein.  Sein  Grossvater 
war  Magier.  In  seinen  Schriften  bediente  er  sich  der  Ausdracks- 
weise  der  §üffs.  Er  lehrte  die  Inkarnation  und  hielt  sich  selbst 
für  eine  Inkarnation  der  Gottheit:  Ibn  Abi  al-Nedlm  hat  einen 
alten  Bericht  erhalten,  der  allerdings  al-HallAg  feindselig  gesinnt 
ist.  Danach  soll  al-Halläg  ein  Schwarzkünstler  gewesen  sein,  der 
allerlei  zu  verstehen  vorgab,  in  Wahrheit  aber  unwissend  war  und 
dabei  kühn  gegenüber  den  Herrschern  und  ein  Umstürzler.  Vor 
seinen  Genossen  nannte  er  sich  ,Gott",  den  Fürsten  gegenüber  zeigte 
er  sich  als  Si^te  und  vor  dem  Volke  als  frommer  §üfl.  Nach- 
dem er  gefangen  genommen  wurde,  übergab  man  ihn  dem  Ai- 
Hasan  Ali  b.  ^IsÄ,  der  sich  mit  ihm  in  eine  Diskussion  einliess  und 
ihm  seine  Unwissenheit  nachwies.  Am  Ende  warf  er  ihm  vor,  er 
wüsste  selbst  nicht,  was  er  sage.  Als  Beispiel  führte  er  aus  einer 
Schrift  folgende  Stelle  an:  ^Wehe  euch,  ihr  Menschen,  es  wird 
heruntersteigen  der  Herr  des  glänzenden  Lichtes,  welches  blinkt, 
nachdem  es  geglänzt  hat".  »Wie  bedürftest  du  doch  der  Bildung!" 
bemerkte  dazu  der  Beamte,  der  auf  einen  guten  Stil  viel  gehalten  hat. 

Über  seine  Zauberkünste  erzählt  Ibn  Abi  al-Nedim  folgendes. 
Einmal  machte  al-Halläg  in  einer  Versammlung  eine  Bewegung  mit 
der  Hand,  darauf  fiel  Moschus  auf  die  Anwesenden.  Auf  eine  zweite 
Handbewegung  fielen  Drachmen  hernieder.  Das  sind,  bemerkte  einer 
der  Zuschauer,  bekannte,  gewöhnliche  Drachmen,  wir  können  aber 
dir  nur  dann  glauben,  wenn  du  uns  eine  Drachme  giebst,  auf 
welcher  dein  und  deines  Vaters  Name  steht?"  „Wie?"  erwiderte 
al-Halläg,  „solche  werden  ja  nicht  angefertigt".  „Wer  hervor- 
zaubern kann,  was  nicht  hier  ist,  der  kann  solches  anfertigen,  was 
andere  nicht  anfertigen",  war  die  Antwort  des  Zweifelsüchtigen. 

Die  Titel  der  Schriften  al-Hallägs  zeigen,  das  manche  von 
ihnen  krauses  Zeug  enthalten  haben  mögen,  aber  auch  die  Einflüsse, 
unter  denen  al-Halläg  gestanden  hat.  Eine  Schrift  führte  den 
Titel :  „Al-'adl-wa-l-tauhid",  was  auf  mu'tazilitische  Ein- 
wirkungen schliessen  lässt.  Eine  andere  über  die  „geschaffenen 
und  ewigen  Buchstaben"  ist  mystischen  Ursprunges.  Er  hat  sich 
auch  mit  Alchimie  beschäftigt. 

Von  seinen  Schriften  sind  uns  nur  einzelne  Aussprüche  er- 
halten geblieben,  die  von  §üfis  angeführt  werden,  die  es  nicht 
glauben  konnten,  dass  diese  frommen  Sprüche  von  einem  Ketzer 
herrühren.  Er  war  gewiss  ein  Pantheist.  Als  er  befragt  wurde, 
was  eigentlich  sein  Verbrechen  sei,  antwortete  er:  „Drei  unpunktierte 
Buchstaben  und  zwei  punktierte".  Er  meinte  damit  das  Wort 
jUk^'.j^).      Er   soU    aber   seiner   pantheistischen    Anschauung   ganz 


1)   Fark,   Bl.   102a.       op-i  iuJLS  ^yu  LiJLs  ^^J  ^ä   U^  ^X^ 


31 


470    Schreiner^  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol,  Beweguiigen  im  Isldm. 

bestimmt  Ausdruck  gegeben  haben,   abgesehen  von  der  Äusserung 
and  al-hakky  die  vor  Al-Gunejd  gefallen  sein  soll*). 

Einige  Sprüche  werden  von  Al-Sa'r&wl-)  angeführt,  von  denen 
wir  einzelne  hervorheben  wollen.  ,Wer  noch  ausser  Gott  etwas 
sieht,  und  ausser  Gott  etwas  erwähnt,  der  kann  nicht  sagen:  Ich 
habe  den  einen  Gott  erkannt,  von  dem  aus  die  einzelnen  Dinge 
in  Erscheinung  treten**.  ,Wer  Gott  mit  dem  Lichte  des  Glaubens 
begreifen  will,  ist  wie  derjenige,  der  die  Sonne  mit  dem  Lichte 
der  Sterne  sucht*.  "Über  den  Zustand  Moses  zur  Zeit,  als  Gott 
mit  ihm  sprach,  sagte  er:  ^Dem  Moses  ist  etwas  von  Gott  offenbar 
geworden,  und  M.  ist  spurlos  verschwunden.  Moses  ist  für  sich 
selbst  verschwunden,  so  dass  er  von  sich  nichts  mehr  wusste.  Dann 
wurde  er  angesprochen;  der  Angesprochene  war  aber  sprechend, 
wenn  Moses  in  dem  Zustand  des  Beisammenseins  war  und  auch 
wenn  er  ihn  verliess,  so  oft  er  die  Offenbarung  zu  empfangen  im 
stände  war,  und  auch  wenn  er  dies  nicht  wollte".  —  Man  muss 
anerkennen,  dass  al-Hall&g  seine  panth eistische  Grundanschauung  in 
mannigfaltiger  Weise  auszudrücken  gewusst  hat.  Das  that  er  auch 
in  folgenden  Versen: 

,Es  giebt  zwischen  mir  und  Gott  keine  zwei* 
,ünd  keinen  Beweis  durch  Koränverse  und  Argumentation.* 

„Der  Beweis  ist  in  Wahrheit  sein,  von  ihm,  zu  ihm  (führend) 
und  in  ihm*).* 
„Wir  haben  ihn  (selbst)  in  Wissenschaft  und  Kor&n  geftmden.* 

„Dies  ist  mein  Sein,   meine  offene  Behauptung  und  mein  Be- 
kenntnis." 
„Dies  ist  die  Vereinigung  meines  Einheitsbekenntnisses  und  Glaubens.* 

„Dies  ist  die  Offenbarung  des  göttlichen  Lichtes,   ein  Licht,* 
„Das  wahrhaftig  leuchtet  auf  ihren  Höhen  durch  einen  Herrscher** 

„Der  nicht  durch  das  Werk  Gottes  sein  Dasein  beweist." 

Nach  dem  Fihrist  soll  er  in  Süs  gefangen  worden  sein,  nachdem 
er  geleugnet  hatte,  dass  er  al- Hai  lag  sei.  Nach  einem  andern  Be- 
richt soll  er  sich  vor  den  Kädls  als  einen  Sunniten  bekannt  haben.. 


1)  Das.  101  b.     j^ao»   iCt'^'l  ^  ^^fti  OÄ^   q,  JJs  sj\   ^wLc  |^:>- 

^  j,  t^j.  ^  *L'!  Jod  a«  ^x^  ^.,bs  jij  ur  ^.»'j-  -is  Ll^ 

2)  a.  a.  O. 

3)  Zum  Ausdruck  w   ju.Ji    »Jj^  vgl.  ZDMG.  XLVIII,  95.  425  f. 


Schreiner,  Beitr.  z.  Geschichte  d,  theol.  Beacegungen  im  Islam,     471 

Das  stimmt  schlecht  zu  seinem  mutigen  Verhalten  und  zu  seiner  Ruhe, 
mit  welcher  er  später  alles  über  sich  ergehen  Hess.  Nachdem  er  durch 
die  Richter,  vor  die  er  i.  J.  309  d.  H.  durch  den  Chalifen  al-Muktadir 
gestellt  wurde,  verhört  worden  war,  lehnte  es  einer  von  ihnen, 
Abü-l-*Abbä8  b.  Surejg  ab,  über  ihn  ein  Urteil  zu  fällen.  Dagegen 
Hess  sich  ein  anderer,  Abu  Bekr  b.  Däwud,  mit  einigen  Genossen 
dazu  herbei^),  dem  Wunsche  des  ChaHfen  zu  entsprechen  und  al- 
Hallä^  zu  verurteilen.  Alle  Beteuerungen  al-Hallags,  dass  er  ein 
rechtgläubiger  Sunnite  sei,  nützten  nichts,  die  Richter,  die  sich  mit 
dem  Niederschreiben  des  Urteils  beschäftigten,  hörten  nicht  auf  ihn. 
Nach  dem  Richt^rspruche  hatte  er  tausend  Peitschenhiebe  zu  er- 
leiden, seine  GHedmassen  wurden  abgehauen,  sein  Körper  verbrannt 
und  der  Kopf  auf  einer  Brücke  Bagdads  aufgesteckt.  Seine  An- 
hänger glaubten  nach  seinem  Tode,  dass  das  Todesurteil  nur  an 
einer  Maske  al-5allftgs  vollstreckt  wurde,  er  selbst  würde  noch 
wiederkehren  und  seine  Feinde  bestrafen.  —  *Abd  al-Kähir  al- 
Ba^dädi  erzählt^),  in  den  Schriften  seiner  Anhänger  habe  es  ge- 
heissen;  „0  Wesen  der  Freuden,  Endziel  der  Sehnsucht,  wir  bekennen, 
dass  du  es  bist,  der  in  jeder  Zeit  eine  Gestalt  annimmt,  imd  in 
unserer  Zeit  die  Gestalt  des  Husejn  b.  Mansür  angenommen  hast. 
Wir  suchen  deinen  Schutz  und  hoffen  auf  dein  Erbarmen,  der  du 
die  Geheimnisse  wohl  kennst". 

Zu  den  seltsamen  synkretistischen  Erscheinungen  der  ersten 
Jahrhunderte  des  Islams  gehört  die  Lehre  des  falschen  Propheten 
Behäferld  b.  Mäh  Feridün^.  Er  war  ursprünglich  Magier,  später 
stellte  er  seine  eigene  Lehre  auf,  zu  deren  Annahme  er  besonders  die 
Magier  aufforderte.  Er  erkannte  an  die  Prophetie  Zarathustras, 
aber  widersprach  in  vielen  Punkten  der  Religion  der  Mazdayasnier. 
Er  verbot  das  Weintrinken,  das  Eingehen  einer  Ehe  mit  Müttern, 
Töchtern  und  Schwestern.  Er  ordnete  sieben  tägliche  Gottesdienste 
an,  die  alle  knieend  und  gegen  die  Sonne  gewendet,  verrichtet 
werden  sollten.  Seine  Lehre  legte  er  in  einem  persisch  geschriebenen 
Buche  nieder.  Das  Verbot  des  Weintrinkens  und  der  Ehe  mit 
Blutsverwandten  zeigen  den  muslimischen  Einfluss  und  es  war  nur 
natürHch,   dass   als  Abu  MusHm  al-Churfts&nl  einmal  nach  Nlsftbür 


1)  Ha^  Chalfa  V,  8.  35    findet   sich   eine   Anekdote   über   ein    Gespräch 
zwischen  al-Hftll&^  und  einem  seiner  Richter. 


2)  Fark    101b.   o( JJÜ!  otJ  Lj  L^^  *^J|   hsL3\   s^j^JC^aj    l^^ila» 
S)  Fihrist  I,  S.  349.      Al-Bdrüni,  S.  210.     Al-Sahrast&ni  I,  S.  283. 


472     Schreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  hldtn, 

kam,  die  Möbeds  sich  bei  ihm  beschwerten,  dass  Behftferld  den 
Islftm  und  ihre  Religion  fälsche.  Dadurch  war  Behäferld  gezwungen, 
zum  Isl&m  überzutreten,  wurde  aber  später  beschuldigt,  dass  er 
Hexerei  treibe  und  zum  Tode  verurteilt.  Seine  Anhänger  behaupteten, 
er  wäre  zu  Ross  in  den  Himmel  gestiegen  und  würde  einst  auf 
demselben  Rosse  zurückkehren  und  seine  Widersacher  bestrafen. 

Al-B6runi^)  erwähnt  noch  einen  persischen  Jüngling,  Ihn  Abi 
Zakarijä'  al-Xanimäml,  dessen  Lehren  ein  noch  bunteres  Gemisch  zeigen. 
Durch  astrologische  Berechnungen  ermutigt,  trat  er  als  Prophet 
auf,  eine  den  jüdischen  Pseudo-Messiasen  analoge  Erscheinung. 

Bedeutender  war  der  Pseudo  -  Prophet,  Abu  Ga*far  Muhammed 
b.  *All  b.  al-Salma^Anl -).  Dieser  lehrte  die  Seelen  Wanderung  und 
die  Incamation  der  Gottheit.  Er  erliess  das  Gebet,  das  Fasten, 
erlaubte  die  Ehe  mit  den  Blutsverwandten  und  verwarf  einzelne 
muslimische  Religionsgesetze,  worin  der  persische  Einfluss  offenbar 
ist.  Seine  Lehre  entwickelte  er  in  mehreren  Schriften,  von  denen 
eine,  deren  Titel  „der  sechste  Sinn*  war,  die  Verwerfung  der 
Religionsgesetze  behandelte. 

Die  Fukahä'  waren  solchen  Ketzereien  gegenüber  unermüdlich. 
Ibn  al-Salmag&nl  sollte  seinem  Schicksal  auch  nicht  entgehen. 
Nachdem  er  sich  eine  Zeit  lang  verborgen  gehalten  hatte,  wurde 
er  vom  Wezir  Ibn  Mukla  verhaftet  und  vor  den  Gerichtshof  gestellt. 
Hier  wurde  seinen  Anhängern  befohlen,  Ibn  al-Salmagänl  gegenüber 
ihrer  Verachtung  Ausdruck  zu  geben,  wodurch  die  Richter  erfahren 
wollten,  ob  jene  ihn  für  eine  Inkarnation  der  Gottheit  halten.  Einer 
entsprach  nach  einigem  Zögern  dieser  Aufforderung,  der  andere  aber 
küsste  das  Haupt  und  den  Bart  Ibn  al-SalmagftnJs  mit  den  Worten : 
«Ilähi,  sejjidl!*  Nun  war  alles  Leugnen  Ibn  al-Salmagfänls  um- 
sonst, er  wurde  mit  seinem  Anhänger  gekreuzigt  und  verbrannt. 

Um  dieselbe  Zeit  ist,  wie  Ibn  al-Atir  erzählt*),  auch  ein 
anderer  Pseudo -Prophet  in  Bäsend  aufgetreten,  der  besonders  aus 
S&9  viele  Anhänger  gewonnen  hat.  Es  wurden  ihm  viele  Zauber- 
künste nacherzählt.  Als  sein  Treiben  auffallend  wurde,  schickte 
der  Statthalter  eine  Truppe  gegen  ihn  und  er  wurde  mit  vielem 
Anhängern  getödtet.  Er  behauptete,  dass  er  nach  seinem  Tode 
wiederkommen  würde.  Lange  Zeit  nach  seinem  Tode  soll  es  noch 
Anhänger  von  ihm  gegeben  haben. 

Die  Pseudo-Propheten  haben  aber  nicht  immer  so  traurig  ge- 
endet. Wie  es  scheint,  sind  sie  nur  dann  ernstlich  verfolgt  worden, 
wenn   die  Kraft   ihrer  Individualität   sie    als   gefährlich   erscheinen 


1)  S.  213. 

2)  Fihrist  I,  196.  360.  Al-Berünt,  S.  219.  Ibn  al-Atir,  z.  J. 
322.  Abulfeda,  Annales  moslemici,  ed.  Reiske  11,  382.  Fark,  Bl.  102  a.  Al- 
Mas'üdi,  KitÄb  al-Unbih,  S.  395. 

3)  Ed.  Tornberg  VIII,  S.  216.  Abulfeda,  Anuales,  S.  186  x.  J.  234 
wird  von  einem  Pseudopropheten,  Mahmfid  b.  Fara^  erz&blt,  der  in  S&marrft 
aufgetreten  ist. 


Sehreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d,  theoL  Bewegungen  im  Islam.     473 

Hess,  oder  wenn  sie  durch  die  Lehre  der  Incamation  Muslime 
arischer  Abstammung  zu  sehr  angezogen  haben.  In  den  grossen 
Kulturcentren  am  Eufrat,  zur  Zeit,  wo  es  unter  der  Herrschaft  des 
mu^taÄÜitischen  Rationalismus,  in  der  herrschenden  Klasse  des  Volkes 
auch  viele  Skeptiker  gegeben  hat,  nahm  man  solche  falsche  Propheten 
überhaupt  nicht  ernst.  Ihn  Abdi  Rabbihi^)  widmet  diesen  falschen 
Propheten  ein  kurzes  Kapitel,  dessen  Angaben  er  aus  Chronisten 
schöpft-)  und  an  deren  Authentie  zu  zweifeln,  trotz  ihres  anekdoten- 
haften Charakters ,  kein  Grund  vorliegt.  Er  erwähnt  mehrere 
Propheten,  die  unter  al-Mahdl  und  al-Mftmün  aufgetreten  sind,  und 
deren  Verhör  damit  endigte,  dass  sie  ausgelacht  und  freigelassen 
wurden.  Tum&ma  b.  Asras,  der  mutazilitische  Hoftheologe  al- 
Ma'müns  hat  sich  diesen  Leuten  gegenüber  manchen  derben  Scherz 
erlaubt,  was  ganz  gut  zu  seinem  Charakter  stimmt '*). 

Nur  zwei  Fälle  erwähnt  Ihn  'Abdi  Rabbihi,  in  denen  die 
falschen  Propheten  zum  Tode  verurteilt  worden  sind.  In  dem  einen 
Falle  wollte  der  betreffende  ein  schöneres  Werk,  als  der  Koran, 
schreiben,  im  andern  Falle  hat  der  Pseudo -Prophet  das  Weintrinken 
erlaubt.  Wir  haben  es  hier  mit  einer  offenen  Opposition  gegen 
den  Islam  zu  thun. 

Aber  nicht  nur  solche  Erscheinungen  hat  die  Annahme  des 
Islams  durch  die  Völker  Vorderasiens  hervorgebracht,  bekanntlich 
sind  zuweilen  auch  dualistische  Anschauungen  offen  vertreten  worden, 
die  dann  allerdings  von  den  Muslimen  grimmig  verfolgt  worden 
sind*).  Zu  den  hervorragendsten  litterarischen  Vertretern  des  Dua- 
lismus gehört  Ibn  al-Mukaffa*^).  Gegen  ihn  richtet  sich  die 
polemische  Schrift  des  Zejditen  al-KAsim  b.  IbrAhim  Hasanl'»)^ 
(st.  i.  J.  246  d.  H.)  aus  der  wir  Einiges  über  seine  Ansichten  er- 
fahren. Damach  hat  Ibn  al-Mukaffa'  eine  seiner  Schriften  mit  den 
Worten  begonnen:  „Im  Namen  des  Lichtes,  des  Barmherzigen  und 
Allgütigen'*'),     Über  den  blinden  Autoritätsglauben  des  orthodoxen 


1)  Ed.  Büläk.  1302.  III,  S.  300  fr. 

2)  z.  B.  aas' al-Taban  III,  S.  169  f. 

3)  Ibn  al-Atir,  ed.  Tornberg  VIII,  S.  384.  z.  J.  344  berichtet  von  einem 
Pseudopropheten  in  Dinawend,  der  getötet  worden  ist  und  von  einem  zweiten 
in  Adarbejgän,  der  den  Fleischgeunss  verboten  hatte  und  vorgab,  allwissend  zu 
sein.     Er  wurde  aber  einmal  betrogen  und    deshalb  von  den  Leuten  verlassen. 

4)  S.  Goldziher  in  Transactions  of  the  IX  th.  Congr.  of  Orient.  (London 
1893.)     II,  104  f. 

5)  S.  über  ihn  Steinschneider  in  ZDMG.  XXIV,  360  und:  die  hebrä- 
bchen  Übersetzungen  des  Mittelalters,  S.  874  A.  156.  Von  einem  Sohne  des 
Ibn  al-Mukaffa',  der  als  Zindik  verhaftet  worden  ist,  wird  berichtet  Agäni 
XVIII,  20Ö. 

6)  HS.  der  königl.  Bibl.  zu  Berlin,  Ahlw.  IV,  Nr.  4876  cod.  Glaser  101. 
BI.  38  a  ff. 

7)  Bl.  39  b.  Jy^\  ^'.*Ä5  cXiU  W  .  .  .  .  ^5>^t   ^y^J\  ^^Jt  ^.^ 


474     Schreiner^  Beitr.  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam, 

Islams  äussert  er  sich  in  einem  Citate  folgendermassen ^) :  „Verwirf 
den  Gedanken  des  unwissenden  Satans,  der  die  Unwissenheit  dir 
leicht  machen  will  und  dir  befiehlt,  dass  du  nicht  forschen  und 
suchen  sollst  und  dir  den  Glauben  an  das  befiehlt,  was  du  nicht 
erkennst  und  dass  du  für  wahr  hältst,  was  du  nicht  einzusehen 
vermagst.  Wenn  du  auf  den  Markt  kommst  mit  deinem  G^lde, 
um  dafür  Waren  einzukaufen  und  ein  Kaufmann  zu  dir  kommt 
und  dir  seine  Ware  anbietet  und  dir  schwört,  dass  auf  dem  ganzen 
Markte  keine  bessere  Ware  vorhanden  ist,  als  die,  welche  er  dir 
anbietet,  so  wirst  du  ihm  gewiss  nicht  glauben  nnd  wirst  dich 
hüten,  dass  du  nicht  getäuscht  und  betrogen  wirst,  ja  du  würdest 
dies  als  einen  Fehler  und  eine  Schwäche  ansehen,  bis  du  gewählt 
haben  wirst". 

Muhammed  nannte  er  geringschätzend  einen  Mann  aus  dem 
Volke  von  Tihäma  ^).  Er  verwarf  auch  die  Lehre  von  der  Schöpfung 
aus  Nichts^). 

Zu  den  merkwürdigsten  Gestalten  unter  den  muslimischen 
Dualisten  gehören  die  sogenannten  Hammadun,  drei  Männer,  die 
den  Namen  Hamm&d  führten,  H.  al-*Agrad*),  H.  al-R&wija*)  und 
H.  al-Zibirkan.  Alle  drei  waren  der  Ketzerei  verdächtig,  lebten 
und  dichteten  in  Küfa  in  schöner  Eintracht  beisammen  und  kümmerten 


1)  44  b.   J^Lil  ^.^UiyiJt  ^j  ^y>\^  JJ^Ut^^^jJl  iß  ijyj  U3 
«^y>Lj^  v-Jiü  ^^  vi>-j^'  :i  j^.,1  ^yLi^   *x!L^  w5^  y*^.  (^vXJ! 

'ifJuJsJi^  O"^^'    o-fti»-^    &dAAaj     .^t   u^^^j^aJ  JuJt  uS^LcJ  L«^    Ju^l 

.Jui^^     ^C^l^^'     «^Ju«     U^^     liÜUÖ    \J^3    Vi^WjK^ 

2)  Bl.  45  b. 

3)  Bl.  99.    »J^  l^Ir  i^LvÄ^t  vJili-  J!i  ^^\  l^4*j  ^  i^y  U!^ 
D.s.  viLi^  *5  ?y»  i  c^^  y  *c5^  er  ^  ^Lf^  ^y  e)^  '^  '^^^ 

4)  Ibn  Chafl.  205  ed.  Büläk  1299,  I,  S.  207.     Abü-l-mahftsio  I,  420. 

5)  Ibn  Chall.  204,  I,  S.  205.  Abü-1-mah.  das.   Ibn  Kutejba,  Kit&b  al-ma'ftrif, 
«d.  Wfistenfeld,  S.  268. 


Schreiner^  Beitr.  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam.    475 

sich  um  das  Weinverbot  des  Islams  wenig  ^).  Abu  Nuwäs,  der 
einmal  mit  H.  al-*Agrad  in  den  Kerker  der  Zindike  gerieth,  erzählt, 
dass  er  erst  dort  wahrgenommen  habe,  dass  dieser  ein  Im&m  der 
Zindike  war,  dessen  Lieder  sie  bei  ihrem  Gottesdienste  sangen. 

Ketzern,  wie  Hamm&d  al-*Agrad,  muteten  ihre  Zeitgenossen  alle 
Laster  zu  und  das  Geringste,  was  sein  Feind  Basä&r  b.  Burd  ihm  nach- 
sagt, ist,  er  hätte  behauptet,  seine  Verse  seien  schöner  als  der  Korftn. 

Für  die  Abstammung  der  Zindike  ist  charakteristisch  folgende 
Antwort  des  Adam  b.  *Abd  al-*AzIz,  die  er  auf  den  Vorwurf  al- 
Mahdis,  dass  er  ein  Zindik  geworden  sei,  erteilte:  „Wenn  hast  du 
einen  Kurejsiten  gesehen,  der  ein  Zindik  geworden  ist?  Du  kannst 
ja  eine  Untersuchung  ansteUen!«^)  Allerdings  wird  auch  al-Walid 
b.  Jezid  als  Zindik  bezeichnet,  aber  seine  Ketzerei  bestand  nur  im 
Weintrinken    und   in  der  Äflissachtung  des  muslimischen  Gesetzes*). 

All  diese  Thatsachen  beweisen,  wie  berechtigt  die  Gegnerschaft 
Ihn  Hazms  ihnen  gegenüber  und  wie  richtig  seine  Ansicht  von  ihrem 
Ursprünge  war. 

In  einem  Kapitel  seines  Kitäb  al-milal  wa-1-nihal^) 
spricht  sich  Ibn  I^azm  über  die  Zauberei,  über  den  Unterschied 
zwischen  dieser  und  der  Wunderthäterei  aus  und  untersucht  die 
Frage,  ob  jemand  ausser  den  Propheten  Wunder  vollführen 
könne,  oder  nicht.  Manche  sind,  erzählt  Ibn  Hazm,  der  An- 
sicht, dass  die  Zauberei  in  der  Veränderung  der  Substanzen  der 
Dinge  und  in  der  Aufhebung  ihrer  natürlichen  Eigenschaften 
besteht  und  dass  die  Frommen  die  Macht  besitzen  derartige 
Veränderungen  in  den  Dingen  hervorzurufen.  Muhammed  Ibn  al- 
fejjib  al-BAkil&n!,  war  der  Ansicht,  dass  der  Zauberer  wirklich  auf 
dem  Wasser  und  in  der  Luft  gehen,  einen  Menschen  in  einen  Esel 
verwandeln  könne  und  dass  natürlich  auch  die  Frommen  die  Macht 
besitzen,  solches  zu  thun.  Der  Unterschied  zwischen  diesen  Wundem 
und  denen  der  Propheten  besteht  nur  darin,  dass  der  Prophet  seine 
Zeitgenossen  auffordert  ihm  nachzuahmen,  diese  aber  unfähig  dazu 
sind,  es  zu  thun.  Ein  Wunder  gilt  also  nur  dann  als  Beweis  für 
die  Wahrheit  eines  Propheten,  wenn  dieser  seine  Zeitgenossen  auf- 
gefordert hat,  ihm  nachzuahmen,  dies  ihnen  aber  nicht  gelungen  ist. 
Die  richtige  Ansicht  ist  nach  Ibn  Hazm,  dass  ein  Wunder  nur 
durch  einen  Propheten  vollführt  werden  könne,  ob  er  nun  die  Zeit- 
genossen zur  Nachahmung  seiner  Wunderthaten  auffordert  oder 
nicht.  Weder  ein  Zauberer,  noch  ein  Frommer  kann  Wunder  thun. 
Gott  könnte  wohl  wegen  eines  Lügenpropheten  Wunder  vollführen, 
aber  er  thue  solches  nicht.  Jede  andere  Ansicht  hält  Ibn  Hazm 
für  unmöglich.     Es  ist  hierbei  noch  zu  bemerken,  das  I.  H.  ausser 


1)  Ag&n!  y,  S.  166.  XIII,  8.  73. 

2)  Ebenda  XIV,  8.  60. 
8)  Ebenda  VI,  S.   101  f. 

4)  Handschrift    der    Leidener   Universitätsbibliothek,    Cod.   Warner   480, 
n,  Bl.  166  b. 


476    Schreiner,  Beär.  z.  Geschichte  d.  theoL  Bewegungen  im  Islam, 

den  Gefährten  des  Propheten  keinen  Frommen  (f&dil)  anerkennen 
will  und  alle  Zauberkünste  auf  Schwindel  und  Geschicklichkeit 
zurückführt  *). 

Von  besonderem  Interesse  scheinen  die  Ausführungen  Ihn  Hazms 
über  die  Irrlehren  zu  sein,  deren  Urheber  er  zu  keiner  bestimmten 
Sekte  rechnen  kann-).  Von  diesen  werden  an  erster  Stelle  An- 
schauungen von  §üfis  erwähnt,  denen  gewisse  Heilige  höher  stehen, 
als  die  Propheten  und  die  da  behaupten,  dass  wer  die  höchste 
Stufe  der  Heiligkeit  erreicht  hat,  für  den  die  Verbindlichkeit  aller 
Eeligionsgesetze ,  des  Gebetes,  Fastens,  Almosengebens,  der  Wall- 
fahrt und  ähnlicher  Einrichtungen  aufgehört  hat.  Für  diesen  ist 
alles  erlaubt:  die  Unzucht,  das  Weintrinken  und  ähnliche  Dinge. 
Darum  erlaubten  sich  diese  Leute  den  Ehebruch  indem  sie  be- 
haupteten: „Wir  sehen  Gott  und  sprechen  ihn,  deshalb  ist  Alles 
was  in  unsere  Seele  fällt,  wahr.  Ich  habe  aber,  erzählt  Ihn  Hazm, 
von  einem  Manne  aus  dieser  Sippschaft,  von  einem  gewissen  Ihn 
Schampun*),  eine  Schrift  gelesen,  in  welcher  es  heisst,  dass  Gott 
hundert  Namen  habe,  der  hundertste  besteht  aus  36  Buchstaben*), 
von  welchem  nur  ein  einziger  unserem  Alphabete  entnommen  ist 
und  mit  Hülfe  dieses  einzigen  Buchstaben  kann  man  die  Wahrheit 
erreichen  (d.  h.  Gott  erkennen)**.  Im  folgenden  spricht  sich  I.  H. 
über  die  groben  Anthropomorphismen  mancher  Muhamraedaner  aus, 
um  dann  über  die  ketzerischen  Sekten  und  ihre  Verderblichkeit 
einige  allgemeine  Bemerkungen  zu  machen. 

Aus  den  Darlegungen  I.  H.  ersehen  wir,  wie  früh  die  musli- 
mische Mystik  zu  libertinistischen  Folgerungen  geführt  hat.  In  der 
späteren  Litteratur  werden  die  Leute,  welche    X^-Li^l  J^l  genannt 

werden,  ziemlich  häufig  erwähnt^).     Es  st«ht  ausser  allem  Zweifel, 


1)  Über  dio  Frage  von  den  Wundern  der  Heiligen  s.  KJL.,  S.  14,  Anm.  3. 

2)  Anhang  I. 

3)  Dieser  bt   vielleicht   mit    dem    ^y^\  ^.^ySL^^  ^\   ^^^a^m^^JI  yj\ 

identisch,  der  von  Ihn  al-Ahdal  1.  c.  Bl.  75  b.  erwähnt  wird. 

4)  Natürlich  hängt  dies  mit  der  Vorstellung  vom  „grossen  Oottesnamen" 
^^£^1  ^1  f^^  zusammen.  Einige  Bemerkungen  Über  denselben  siehe  bei 
Fachr  al-din  Rftzi,  Maf&tih  al-gejb,  II,  S.  323.  Ihn  Abdi  Babbihi, 
Al-*ikd  al-farld  I,  S.  396.  Die  Anschauung  von  einem  „grossen  Gottesnamen" 
ist  jüdischen  Ursprunges.  Die  talmudischen  Äusserungen  Ober  den  ID'l'^CTiri  DTD 
8.  Revue  des  Etudes  juives,  XVII,  239.  XVIII,  119.  290.  ZDM6.  XXXIX, 
S.  543  ff.,  XL,  S.  234  ff. 

5)  Ich  will  hier  einige   Stellen   anführen.     Al-Nasafi,   Bahr  al-Kal&m, 


cod.   Warner    661».  Bl.   64a.     ^  JUjJ!    jJb    131    K^b^it    J^l  JLä  Ju^ 


Schreiner,  ßeär.  z.  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  Islam,    477 

dass  die  Darstellungen  ihrer  Lehren  zum  Teil  durch  die  Gehässig- 
keit gegen  die  §üfi8,  beeinflusst  sind,  zum  Teil  aber  auch  Remi- 
niscenzen  von  Ansichten,    die  persischen  und  indischen  Ursprunges 


^ ÄXs  vXi-L  ^,1  »Si  .j*i  J'w.  ^1  ^Us>l  ^^  ^.y  ^Äfl*  ;iLLo  U-i 
Jc.«Jt  jJb  \J\  JIj  iis-W^l  J^t  er  ^-*^3  .  ■  .  *^lr-  ^J^  1-^^  '^'-^ 

y^  üs>'u^i  j^i  ^  v_Ä^5 . . .  w5juw  ^1  '■i>'^^s  -i-jcüb  yt  tL^i 

j^i  w5ÜvX5^  ö'^Aä  o^^j:»  ^^-ä:>  H^IaJ!   ,.'JJ5  2u^^  *-!-^^>  ^')^  ^ 

In  'Abd  al-Wahhäb  aI-Kudwä*i  Al-KannÜ|^is  v^IvAII  ^.  HS.  der  könlgl. 
Bibliothek  zu  Berlin,  Ahlwardt,  Nr.  1851,  Bl.  212  b  heisst  es  von  den  Ansichten 

mancher  Süfis:  jj   dJ!  ^^1  ^-yj^jj^.   '^ft^^  r^   '**^*^5  iJ^^   ^J^^ 


478    Schreiner,  Beür.  z,  Geechicide  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam. 

sind,  enthalten.  Ein  Beweis  hierfür  ist  die  Darstellung  Al-B6runls 
ähnlicher  indischer  Ansichten  und  dass  manche  Autoren,  wie  z.  B. 
*Abd  al-Kfthir  al-Bagdftdl  in  seinem  Kit&b  al-far^  bejn  al-firaV,  im 


j^jji  ^.^1  ^jijius  L«**>  ■ism\^  j^jjt,  J^i  ^  j-«s»  ^ji\  ,.y 

Ud^  J^  ^  ^yuj  y  UUJ5  Kxiyi  iü^yt  J5  j^^-LiÜI  &>_,aJ5 
^,y_^  iU:>b^t  ^»^3  ^;i  JJ-  *I  J^5  >^  V'^>  ^5  V^.^' 
ÜJ'^Ü«  ojai'  yi  „OJÜ  ^^-.J}  -^yül  J JO;  5C*.L^l  ^  L^  ^yyj 


^p\  ^  ,.j>iu^  ^cC>  iüiiUl^  .L^l^  ^-i^i   K:>L^b  ^.,yyü 

Hier  spricht  'Abd  al-Wahh&b  von  den  XAAä!^  und  aJL^'w^wQ,  deren 
Charakteristik   ich   in  meinem  „Kalftm   in  der  jüd.  Literatur*',  8.  10  mitgeteilt 

habe.     Dann  heisst    es:    ^   CT^   ^bU^   |y^j  f^  /»^^   ÄJl^L^JUi!    ««-^ä^^ 

J..  ^..^^x..^  y^  ^^J.^.  U  ^^y^-L  :ibL>  •!  ^lÄ  Uly^  ^'.xUl 

Auch  Ibn  al-Ahdal  (st.  855  d.  H.)  weiss  in  seinem  Werke  gegen  den 
Süfismus,  HS.  der  königL  Bibliothek  su  Berlin,  Ahlwardt,  Nr.  8109,  Spr.  830 
viel  Böses  von   den  Sfifis   za   berichten.     Bl.  113  r.  erz&hlt  er:  ^g»y>»j  j^^ 


a 


Schreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Isldm,    479 


Kapitel  über  die   K^b^t  J^l   nur  von  persischen  Sekten,   wie  die 

Mazdaklja,  oder  von  solchen  die  gewiss  persischen  Ursprunges  sind, 
wie  die  B&beklja  zu  berichten  weiss.  Aber  ganz  aus  der  Luft  gegriffen 
werden  die  Beschuldigungen  gegen  die  §üfls  um  so  weniger  sein, 
weil  die  Mystik  überall  diese  Gefahren  für  das  sittliche  Leben 
heraufbeschworen  hat.  Ich  will  nur  an  die  Amalricaner  und  an  ähn- 
liche Erscheinungen  aus  der  indischen  Religionsgeschichte  erinnern. 
Aus  diesen  Gründen  ist  anzunehmen,  dass  diese  Anschauungen  von 
den  Persern  und  Indem  stammen,  im  Isl&m  aber  durch  den  Ein- 
fluss  pantheistischer  Mystik  Anhänger  gefunden  haben.  Dass  die 
letzteren  sich  nicht  allzusehr  vermehrt,  das  ist  der  monotheistischen 
Reaktion  zuzuschreiben.  Aus  der  Exklusivität  des  Monotheismus 
wurde  das  Verbot  des  Heiligenkultus  und  der  Astrologie  gefolgert, 
und  aus  seinem  ethischen  Charakter,  der  im  Islam  durch  ver- 
schiedene Faktoren  beeinträchtigt  worden  ist,  den  er  aber  infolge 
der  ethischen  Elemente  in  Koran  und  Tradition  nicht  eingebüsst 
hat,  folgte  die  Reaktion  gegen  die  sittlichen  Verirrungen,  die  vor- 
zugsweise auf  persische  und  indische  Einflüsse  zurückzufuhren  sind. 
Folgerichtig  musste  I.  H.  auch  die  Astrologie,  oder  wenigstens 
manche  ihrer  Voraussetzungen  verdammen.  In  einem  besonderen 
Kapital  seines  Buches  *^)  finden  wir  folgende  Ausführungen:  Manche 
hegen  die  Ansicht,  dass  die  Sphäre  und  die  Sterne  vernunftbegabte 
Wesen  sind^),  welche  sehen  und  hören,  aber  keinen  Geschmacks- 
sinn haben  und  nicht  riechen.  Das  ist  eine  unerwiesene  Behauptung. 
Dass  das  Gegenteil  wahr  ist,  geht  daraus  hervor,  dass  die  Bewegung 
der  Sphäre  imd  der  Sterne  eine  gleichförmige  ist,  wie  sie  nur  ein 
willenloser  Körper,  der  getragen  wird,  beschreiben  kann.  Wenn 
aber  die  Gegner  glauben,  dass  dem  vollkommensten  Wesen  nur  das 
vollkommenste  Thun  zukommen  kann''),  so  ist  dagegen  einzuwenden, 

S.  auch  V.  Kremer,  die  herrschenden  Ideen  des  iBlftms,  S.  134,  N.  39. 
ZDMG.  XLIII,  S.  332  ff.  Über  die  Lehre  des  Vedänta  von  der  Aafhebang  der 
Pflichten  s.  Deussen,  System  d.  Vedänta,  S.  457.  513. 

1)  8.  Anhang  I. 

2)  Eine  aristutelische  Anschauung  (de  Coelo  II,  2),  die  bei  mtthammeda- 
nischen  und  jüdischen  Philosophen  häufig  anzutreffen  ist.  S.  Munk,  Guide 
des  Egares  II,  S.  51ff.  AlfäräbU  Abhandlung,  der  Musterstaat,  ed.  Dieterici, 
S.  23  ff.  Al-Gazili,  Tahafut  al-faläsifa,  S.  59.  Abraham  Ihn  DäwAd, 
Emfinä   ramä,   S.  41ff.     Ibn  Falaquera,   More   ha-More,   S.  78f.     Gerson 

ben   Salomo,    C*>i:iSn   "ira,   ed.    Warschau,   S.    82.     Chasdai  Kreskas, 

1   m«  IV,  3. 

3)  Das  ist  nämlich  nach  aristotelischer  Anschauung  die  Kreisbewegung 
der  Sphären. 


480    Schretner,  Beär.  z.  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  hlam, 

dass  es  gar  nicht  erwiesen  ist,  dass  die  Bewegung  etwas  Yoll- 
komraeneres,  Höheres  sei,  als  die  durch  den  Willen  bestimmte  Buhe. 
Denn  so  wie  es  eine  Bewegung  aus  fi'eier  Wahl  und  eine  solche, 
die  durch  einen  Zwang  bewirkt  wird,  giebt,  also  giebt  es  auch 
einen  ruhenden  Zustand  aus  freier  Wahl  und  einen  solchen,  der 
durch  eine  Nötigung  entstanden  ist.  Nun  ist  nicht  einzusehen, 
weshalb  die  Bewegung  aus  freier  Wahl  etwas  Höheres  sein  soll, 
als  die  Euhe  aus  freier  Selbstbestimmung.  Ebenso  kann  man  ein- 
wenden, woher  denn  jene  wüssten,  dass  die  Bewegung  von  Osten 
nach  Westen,  wie  sie  von  der  grössten  Sphäre  vollzogen  wird, 
etwas  Höheres  sei,  als  die  Bewegung  vom  Westen  nach  dem  Osten, 
wie  sie  bei  den  übrigen  Sphären  und  allen  Sternen  beobachtet 
wird.  Daraus  ergiebt  sich,  dass  die  Ansicht  jener  Leute  unrichtig 
ist.  Es  giebt  auch  solche,  die  behaupten,  dass  wenn  wir,  die  von 
den  Sternen  beherrschten  Wesen,  vernunftbegabt  sind,  so  müssten 
unsere  Beherrscher,  die  Sterne,  noch  eher  Vernunft  und  Leben 
besitzen.  Dass  die  Sterne  uns  regieren,  das  ist,  wie  wir  beweisen 
werden,    eine    unerwiesene,   lügnerische    Behauptung').      Denn    die 


1)  Al-Nasafi,  Bahr  al-KalÄm ,  Bl.  66  r.     jy\    *j4=^*t   JwPt   ^'JJ   J.A2S 
^.;^    i^'jj.    -wuv^l    cr^W^  jT^  ^^'  2:3jt^W    i^Ä^*^  ü^^^t   ^^ 

^  (1.  ^3  JJi)  ^  JJo  ^<oJi\  J^^i  ^::A^  ^y^\^  ^.^t  »j^ 

.  «yo  oiy^u^  ry^^3  j*^^^  ,j---i:Ji5  5^'  i^\  3^  ^  i^\  y>  ^^^i 

Abu  Hamid  al-Kazw!ni,   ^y*-^\  *^\^^'3    1*^^^^    ^-^^^   ^jS  (HS.  der 
königl.  Bibliothek  in  Berlin,  Pet.  369,  Ahlw.  VH,  Nr.  8859,  S.  737)  Bl.  40  a. 

. . .  ^^'jtU  oLjcX-«  ot.Lu-Jl   xijs^^   xJ;l   K4^<Ad  oi^Ly-J!  Q^  Nxs 

v.;>w^  s^l^^aJl   B AP  ^^A^   JJü  ^.,t   j^^.  JoJJ   ^^   iUJ!   Jwc'j  y^ 


Schreiner,  Beär,  z.  Geeehichte  d,  theol.  Bewegungen  im  läläm.     481 

Herrschaft  ist  entweder  eine  natürliche  oder  eine  bewusste, 
durch  einen  Willen  bestimmte.  Wenn  es  nun  auch  richtig  wäre, 
dass  wir  von  den  Sternen  abhängig  sind,  so  ist  dies  nur  eine 
natürliche  Abhängigkeit,  wie  wir  von  der  Nahrung,  von  der 
Luft,  vom  Wasser  abhängig  sind,  und  diese  besitzen,  wie  der 
Augenschein  lehrt,  weder  Leben,  noch  Vernunft.  Wir  haben  es  aber 
schon  widerlegt,  dass  die  Sterne  eine  aus  freier  Wahl  hervorgehende 
Herrschaft  über  uns  ausüben,  indem  wir  erwähnt  haben,  dass  sie 
nur  eine  einzige  Bewegung  vollziehen,  und  in  derselben  Ordnung 
verharren,  welche  sie  nie  verlassen. 

Was  aber  die  „Bestimmungen  der  Sterne"  betrifft,  so  will  ich 
in  dieser  Sache  eine  sichere  und  klare  Ansicht  mitteilen.  Die 
Wissenschaft  von  der  Verteilung  der  Sterne  auf  ihre  Sphäre,  von 
den  Stellen  ihres  Aufganges,  von  ihrem  Wiedererscheinen  und  Ver- 
schwinden, von  der  Abweichung  der  Mittelpunkte  ihrer  Sphären, 
ist  eine  schöne,  sichere  und  erhabene  Wissenschaft,  durch  welche 
derjenige,  der  sich  mit  ihr  beschäftigt,  zur  Grösse  der  Allmacht 
Gottes  erhoben  wird,  zur  sicheren  Erkenntnis  seines  Wirkens, 
seiner  Kunst  und  dessen,  wie  er  die  Welt,  mit  dem  was  sich  in  ihr 
befindet,  geordnet  hat.  Es  liegt  femer  Etwas  in  dieser  Erkenntnis, 
wodurch  dies  Alles  zum  Glauben  an  den  Schöpfer  zwingt^).  Diese 
Wissenschaft  ist  auch  unentbehrlich,  um  die  Gebetsrichtung,  die 
Gebetszeiten  feststellen  zu  können,  femer  um  die  Beobachtung  des 
Neumondes  wegen  der  Fasten  und  ihrer  Unterbrechung,  wie  die- 
jenige der  Eklipsen  der  Sonne  und  des  Mondes  vornehmen  zu 
können,  wie  das  auch  aus  Sure  23,  17.  36,  39.  85,  1.  17,  13. 
erhellt.  Wenn  aber  auch  diese  Wissenschaft  Vorzüge  besitzt,  so 
ist   doch   das   »Urteilen*   (Verkünden  der  Zukunft)  auf  Grund  der- 


Maf.  IV,  S.  7 Off.  werden  die  Ansichten  der  Sternanbeter  dargelegt.    S.  71 
heisst  es:  yi:^JLAjj\  8^3    U   ^^J<jS^\   BAa£  'djLÄS>  ^y^   ^   J^'JJl    9^ji\ 

über  Abu  Ma'sar  s.  Steinschneider,  Die  hehr.  Übers.  S.  566  ff. 

1)  Hafättiti  II,   8.  69.    \J^    !yü   ^.\S  y0^m.£^\   ^,  j*B.  ^  ^J^j 

Vgl.  «ach  Haf&tih  I,  S.  228. 


482     Schreiner,  Beär,  z,  Geschichte  d,  iheol.  Bewegungen  im  Islam. 

selben  ein  Fehler,  wie  wir  das  ausführen  werden.  Die  Astrologen 
scheiden  sich  nämlich  in  solche,  die  behaupten,  dass  die  Sterne  und 
die  Sphäre  vernunftbegabte,  erkennende,  wirkende  und  herrschende 
Wesen  sind,  unabhängig  von  Gott,  oder  neben  ihm  und  dass  sie 
ewig  sind.  Das  sind  aber  Ungläubige  imd  Heiden ,  die  nach  der 
Übereinstimmung  der  Gläubigen  vogelfrei  sind  und  diese  meint  der 
Prophet,  wenn  er  sagt:  „Gott  sprach;  Mancher  von  meinen  Knechten 
wird  am  Morgen  mich  verleugnen  und  an  die  Sterne  glauben-. 
Der  Prophet  bezog  das  auf  denjenigen,  der  da  sagt:  „Durch  diesen 
und  diesen  Stern  bekommen  wir  Regen."  Was  aber  diejenigen 
Astrologen  betrifft,  welche  behaupten,  dass  die  Sterne  geschaffen 
und  nicht  vernunftbegabt  sind,  und  dass  Gott  sie  geschaffen  und 
zu  den  Vorzeichen  der  werdenden  Dinge  gemacht  hat,  so  sind  diese 
weder  als  Ungläubige,  noch  als  Ketzer  zu  betrachten  und  auf  diese 
Behauptung  bezieht  sich  imsere  obige  Bemerkung,  dass  sie  ein 
Fehler  sei  *).  Denn  der  Anhänger  dieser  Ansicht  verlässt  sich  auf 
eine  Erfahrung,  die  nicht  augenfällig  ist.  Sicher  ist,  dass  Flut 
und  Ebbe  dem  Aufgange  des  Mondes,  seinem  Niedergange,  seiner 
Verfinsterung,  seinem  Vollwerden  und  Abnehmen  zufc^ge  entstehen, 
dass  der  Mond  auf  den  Tod  des  Rindes  durch  eine  Wunde  eine 
Wirkung  ausübt,  wenn  nämlich  der  Mondstrahl  die  Wunde  trifft, 
ebenso  auf  die  Kürbisse  und  Gurken,  die  beim  Mondlichte  während 
ihres  Wachstums  ein  starkes  Geräusch  vernehmen  lassen,  femer 
dass  der  Mond  auf  das  Gehirn,  auf  das  Blut  und  auf  die  Behaarung 
Einfluss  hat*).  Ebenso  sicher  ist  der  Einfluss  der  Sonne  auf  die 
Veränderung  der  Wärme,  auf  die  Verdunstung  der  Flüssigkeiten,  auf 
die  Augen  der  Katzen  des  morgens,  mittags,  abends  und  mitter- 
nachts und  bei  anderen  Dingen,  die  durch  die  Sinne  wahrnehmbar 
sind.  All  dies  ist  richtig  und  kein  Mensch  mit  gesunden  Sinnen 
wird  es  leugnen.  All  dies  hat  aber  Gott  so  geschaffen,  er  ist  der 
Schöpfer  der  Kräfte  und  der  Dinge,  welche  durch  sie  entstehen, 
wie  es  in  Sure  50,  11.  35,  10.  50,  9.  heisst.  Die  Behauptungen 
aber,  welche  von  den  Astrologen  ausser  den  erwähnten  Erfahrungs- 


t)  Auch  Ibn  Cbaldün  verhält  sich  der  Astrologie  gegenüber  ablehnend. 
S.  seine  Ausführungen  Mukaddima,  ed.  Bejrüt,  S.  476,  die  sich  in  manchen 
Punkten  mit  denen  Ibn  Hazms  berühren.  Weniger  bestimmt  äussert  sich  AI- 
fd.räbi,  Philosophische  Abhandlungen,  ed.  Dieterici,  S.  104  f.  Von  den  jüdischen 
Autoren  des  Mittelalters  hat  sich  Maimonides  sowohl  aus  religiösen  Gründen, 
als  auch  aus  Misstrauen  gegen  die  Argumente  der  Astrologen  mit  Entschieden- 
heit gegen  die  Astrologie  ausgesprochen.  S.  sein  Sendschreiben,  Kobez  II,  24  c  f. 
Viele  Talmudgelehrte  nahmen  aus  religiösen  Gründen  an  der  Astrologie  Anstoss. 
Über  die  Ansichten  mehrerer  jüdischer  Schriftsteller  des  Mittelalters  s.  Kerem 
Chemed  VIII,  S.  195fr.  S.  Sachs,  Uajona  I,  S.  59fir.  Schmledl,  Studien, 
S.  299 ff.    Mit  spöttischen  Bemerkungen  wird  die  Astrologie  zurückgewiesen  von 

Kalonymos    b.  Kalonymos   (um   1321)  in  seinem  iri3   l^N,  ed.  Cremona  lAa  ff. 
2)  Über  diese  Vorstellungen  s.  al-Kazwini,  Marginalausg.  von  Kairo  I, 
S.  31  ff.     Tylor,  Die  Anfange    der   Cultur,    deutsch   von    Spengel   und   Poske, 
I,  129  ff. 


Schreiner,  üeür.  z.  Geschichte  d.  theol,  Bewegungen  im  Islam,    483 

thatsachen  aufgestellt  werden,  sind  aus  mehreren  Gründen  unrichtig. 
Erstens,  weil  eine  Erfahrung  nur  durch  die  vielfache  Wiederholung 
sich  als  richtig  erweist,  und  dadurch,  dass  sie  dauernd  bestätigt 
wird,  wodurch  die  Geister  gezwungen  werden,  sie  als  wahr  an- 
zuerkennen. So  werden  wir  z.  B.  gezwungen,  als  wahr  anzunehmen, 
dass  der  Mensch,  wenn  er  drei  Stunden  unter  dem  Wasser  bleibt, 
sterben  muss,  und  dass  er,  wenn  er  seine  Hand  ins  Feuer  steckt, 
sich  verbrennt.  Eine  solche  Wiederholung  der  Erfahrung  ist  aber 
bei  der  Astrologie  unmöglich,  denn  der  Zustand,  der  nach  den 
Astrologen  auf  die  werdenden  Dinge  deuten  soll,  kehrt  nur  in 
zehntausend  Jahren  einmal  wieder,  so  dass  man  auf  keine  Weise 
«ine  richtige  Erfahrung  gewinnen  kann,  ja  kein  Staat  besteht  so 
lange,  dass  er  solche  Zeitläufe  mit  Aufmerksamkeit  verfolgen  könnte. 
Dies  ist  aber  ein  entscheidender  Beweis  für  die  Nichtigkeit  ihrer 
Behauptung  von  der  Wahrheit  der  ^Bestinmiungen  der  Sterne.*  — 
Zweitens  können  die  Astrologen  schon  deshalb  aus  den  Sternen 
nichts  ermitteln,  weil  sie  alle  Bedingungen,  von  welchen  nach  ihrer 
Ansicht  die  Bestimmung  der  Sterne  abhängig  ist,  die  Stellen,  wo- 
hin die  Strahlen  fallen,  den  Strahlenwurf  *) t  ^^^  beleuchteten  und 
dunkeln  Grade,  die  Stemgruppen  und  andere  Bedingungen  unmög- 
lich zu  kennen  vermögen.  —  Femer  ist  gegen  sie  einzuwenden, 
dass  nach  ihrer  Ansicht  aus  einer  nichtigen  Annahme  eine  sichere 
Erkenntnis  hervorgehen  soll.  Denn  sie  sagen,  dem  Saturn  ent- 
spreche die  Kälte  und  Trockenheit,  dem  Mars  die  Wärme  und 
Trockenheit,  dem  Mond  die  Kälte  und  Nässe ^),  das  sind  aber 
Eigenschaften  der  Elemente,  welche  unterhalb  der  Mondsphäre  sind 
und  die  mit  den  Himmelskörpern  nichts  zu  thun  haben,  denn  diese 
gehören  nicht  zu  den  Substraten  der  Träger  jener  Eigenschaften, 
die  Accidenzen  aber  können  nicht  die  Grenze  ihrer  Träger,  und 
die  Träger  nicht  den  Ort  verlassen,  wohin  sie  von  Gott  gestellt 
worden  sind.  —  Auch  ihre  Einteilung  der  Erde  nach  den  Stern- 
bildern (des  Zodiacus)  und  nach  den  Planeten*)  beweist  die  Nichtig- 
keit ihrer  Anschauungen*).  Wir  sprechen  hierbei  nicht  von  den 
Städten,  da  sie  bei  diesen  die  Behauptung  aufstellen  können, 
dass    sie   unter    diesem    und    diesem   Horoskop   gegründet   worden 


1)  Über  den  Ausdruck  c'oA^mJI   _    'wio^  s.  Steinschneider,  Die  hebr. 

Übersetzungen  des  Mittelalters  II,  S.  521. 

2)  Diese  astrologischen  Ansichten  stammen  alle  aus  dem  Quadripartitum 
des    Ptolemaeus.      S.    auch    Ichwän    al-safä\    ed.    Bombay    Bd.  I,  S.  74fr. 

Menachem    b.    Zerach,    ^Tlb   tlT'LS   I,    29,    ed.    Lemberg    13b.      Meir 

Aldabi,  n31?2N    "'b'^aü  II,  3. 

3)  S.  Al-Mas'ftdi,  Kitäb  al-tanbih,  ed.  de  Goeje,  S.  33.  Menachem  b. 
Zerach,  das.  I,  cap.  28.     Meir  Aldabi,  a.  a.  O.,  II,  2. 

4)  Ans  dem  folgenden  schliessen  wir,  dass  I.  H.  meint,  diese  Einteilung 
sei  deshalb  falsch,  weil  die  Erde  auf  einmal  entstanden  ist  und  es  nicht  ein- 
zusehen ist,  weshalb  ihre  einzelnen  Teile  mit  dem  einen  oder  dem  anderen 
Planeten,  oder  mit  irgend  einem  Stembilde  in  näherer  Beziehung  stehen  sollten. 

Bd.  LH.  32 


484    Schreiner,  BeUr.  z.  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  Islam, 

sind.  —  Ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Klimaten  und  Erdteilen, 
die  alle  zur  selben  Zeit  entstanden  sind  und  also  ihre  Ansichten, 
aus  welchen  sie  die  Bestimmungen  der  Sterne  folgern,  Lügen  strafen. 
Dasselbe  ist  der  Fall  bei  ihrer  Einteilung  der  Körperteile  und 
Metalle  nach  den  Sternen. 

Ebenso  spricht  gegen  die  Astrologen  die  Thatsache,  dass  manche 
Tiergattungen  geschlachtet  werden,  die  Individuen  anderer  Tier- 
gattungen dagegen  nur  eines  natürlichen  Todes  zu  sterben  pflegen. 
Wir  wissen  aber  bestimmt,  dass  diese  Tiere  trotz  der  verschiedenen 
Todesart  doch  im  selben  Augenblicke  geboren  werden.  Was  sind 
nun  die  Bestimmungen  der  Astrologen  wert,  die  aus  der  Geburts- 
zeit herausfinden  wollen,  welchen  Todes  ein  Wesen  sterben  wird? 
—  Der  siebente  Beweis  gegen  die  Astrologie  ist,  dass  die  Be- 
wohner der  verschiedenen  Klimaten  ihre  Kleidung,  trotz  des  gleichen 
Horoskops,  imter  dem  sie  geboren  werden,  aus  verschiedenen  Stoffen 
herzustellen  gezwungen  sind,  woraus  folgt,  dass  die  Annahme  der 
Astrologen,  nach  welcher  die  Kleidung  des  Menschen  durch  die 
Stellung  der  Sterne  zur  Zeit  seiner  Geburt  bestimmt  wird,  eine 
irrige  ist  —  Zum  Überfluss  beweist  noch  der  Augenschein,  dass 
die  Astrologen  nicht  Becht  haben  können,  denn  wenn  sie  uns  in 
Betreff  dessen,  was  wir  thun  werden,  etwas  mitteilen,  so  steht  es 
noch  immer  in  unserer  Macht,  etwas  anderes  zu  thun. 

Aus  alledem  ergiebt  sich,  dass  die  Astrologie  ebenso  ein  Aber- 
glaube ist,  wie  das  Loswerfen  mit  Steinchen  oder  Körnern,  das 
Schauen  auf  das  Schulterblatt^),  das  Wahrsagen,  das  Augurium  und 
ähnliche  Dinge,  von  denen  ihre  Anhänger  behaupten,  dass  man  mit 
ihrer  Hülfe  die  Zukunft  sicher  erfahren  kann.  Wir  haben  es  un- 
zähligemal  erfahren,  dass  vorzügliche  Astrologen  in  Betreff  von 
Nativitäten,  Rettungsmitteln  und  Veränderungen  der  Jahre  etwas 
genau  festgestellt  haben,  ihre  Voraussetzimgen  bewahrheiteten  sich 
aber  nicht.     Nur  sehr  selten  haben  sie  das  Richtige  getroffen. 

Ihn  Ilazm  schliesst  seine  Ausführungen  damit,  dass  von  einer 
Kenntnis  des  Verborgenen  nur  beim  Propheten  die  Rede  sein  könne, 
die  Kunst  der  Kuhhän  habe  eben  seit  Muhammed  aufgehört. 

Wir  haben  die  etwas  breitspurige  Auseinandersetzung  wieder- 
gegeben, weil  diese  Argumentation  gegen  die  Astrologie  bei  einem 
Autor  des  elften  Jahrh.  uns  von  einigem  Interesse  zu  sein  schien. 
Ohne  Zweifel  liegt  die  Wurzel  der  Opposition  des  I.  H.  gegen  die 
Astrologie  und  andere  Arten  des  Aberglaubens  in  seiner  Auffassung 
des  Monotheismus.  Er  besass  Kenntnisse  und  Scharfsinn  genug,  um 
seine  Ansicht  nachträglich  begründen  zu  können. 

Ihn  Hazm  kommt  an  einer  anderen  Stelle  -)  auf  zeitgenössische 
Ketzer'^)    zu   sprechen,   deren  Ansichten  beweisen,   dass  der  astro- 


1)  Über  Wahrsagung  ans  dem  Schulterblatt  a.  Tylor,  a.  a.  O.  I,  S.  124. 

2)  MUal,  HS.  Landberg  I,  Bl.  129  a. 


Schreiner,  Beür.  z,  Chachiehte  d.  theol,  Bewegungen  im  Islam,     485 

logische  Aberglaube  mit  einem  hohen  Masse  von  Skepsis  sich  ver- 
einigen Hess.  Er  spricht  von  Leuten ,  denen  er  begegnet  ist,  die 
sich  mit  mathematischen,  astronomischen  mid  philosophischen  Studien 
beschäftigt  haben,  die  alle  Ansichten  der  alten  Schriften  annahmen, 
vom  I$[oran  und  der  Tradition  nichts  verstanden  haben  und  nur 
eitlen  Dingen  nachliefen.  „Der  Satan  setzt  sich  in  ihnen  fest  und  fährt 
in  sie  hinein  wann  er  will,  sie  gehen  zu  Grunde  und  verfallen  dem 
Irrtum.  Sie  glauben,  dass  in  der  Religion  All&hs  nichts  sicher  und 
dass  für  ihre  Wahrheit  kein  Beweis  vorhanden  sei  Die  meisten  von 
ihnen  huldigen  gottlosen  Ansichten  und  der  Sublimierung  der  gött- 
lichen Eigenschaften,  manche  von  ihnen  nehmen  die  Dinge  leicht, 
veinverfen  die  schwereren  Beligionsgesetze,  die  Ausübung  der  Pflichten 
und  gottesdienstlichen  Handlungen*)''.  «Sie  streben  nach  leichtem 
Gelderwerb,  nach  gewaltthätiger  Behandlung  der  Menschen,  nach 
Baub,  Verlassen  des  Gesetzes  und  der  Redlichkeit  und  sehr  wenige 
von  ihnen  verehren  die  Sterne  aus  Religion.  Es  schmerzt  aber 
dem  reinen  Muslim  die  Seele  ob  dieser  Partei  und  ihrer  Anhänger, 
wegen  des  Unterganges  dieser  armen  Menschen  und  dass  sie  aus 
der  Gemeinschaft  der  Gläubigen  ausgeschieden  sind,  nachdem  sie 
mit  der  Muttermilch  des  Isl&ms  genährt  worden  waren  ^)'*. 

Eine  andere  Gruppe  von  Leuten,  von  der  Ibn  Qazm  berichtet, 
hat  sich  wohl  mit  dem  J^adlt  beschäftigt,  war  aber  dabei  unvor- 
sichtig. «Die  meisten  von  dieser  Gesellschaft  üben  nur  das,  was 
im  Namen  des  Mu^^til  b.  Sulejmftn,  al-Pat^^&k  b.  MuzAbini  mit- 
geteilt wird,  aus  dem  Kommentar  des  al-Kalbt  und  überhaupt  aus 
dieser  Generation  und  lügnerischen  Werken  stammt.  Das  sind  aber 
Schwindeleien,  Lügen,  Erfindungen,  welche  von  den  Zindi^en 
tückischer  Weise  gegen  den  Islam  und  seine  Bekenner  erzeugt 
worden  sind.  Diese  Gesellschaft  bringt  frei  allerlei  unwahre  Ver- 
mischungen (von  Ansichten)  zu  stände,  wie  dass  die  Erde  auf  einem 


1)  129  b.  ^.y\j$^XJ:i\  ^^yJ^  ^j£>'^\  »J^  ^  ^^^f  XÄjliaJ!  o^ 
yJL^  Z^\  y-^s^  ^  jL>3  ,,,1^3-^1  O^  ^L«^fC-^I^  ^LftO^^^t^ 
v)^  ^Jlii  ^yL  y^  ^^  ^  ^  :*  j^-  *1II  ^  J  I^AJUi:!^  1^3 

.obL«i!5  (jaStjül  iU»XJis  jjt/JJ  JJiS  ^\Jo\^ 

2)  Das.     ^9:lJ^^    jLäÜ   ^Jlbj  y^  \J^  viUii    v-a^-^  s^mÜ^ 

Ci^   i^:iP  ^   L^ij  iüÜt  »J4J   g^LJt  .^JUwJt   ^j^   s::^jlJa 

82» 


486     Schreiner^  Beitr,  »,  Geschickte  d,  tkeol.  Bewegungen  im  Islam. 

Fische  ruht,  der  Fisch  auf  dem  Hom  eines  Ochsen,  der  Ochse  auf 
der  Schulter  eines  Engels,  der  Engel  auf  der  Finsternis,  die  Finsternis 
auf  etwas,  wovon  niemand  ausser  Gott  weiss.  Daraus  folgt,  dass 
der  Weltkörper  unendlich  ist  —  die  wahre  Ketzerei^)*. 

Auch  dieses  Beispiel  zeigt,  wie  mannigfaltig  und  zuweilen 
wie  abenteuerlich  die  Anschauungen  waren,  welche  von  Ihn  Hazm 
bekämpft  wurden. 


n.  Die  Aa^ariten  vor  Ibn  Tejmiija. 

In  den  nach  dem  Auftreten  des  Abü-1 -Hasan  al-A^^arl  folgen- 
den Jahrhunderten  ist  Ta^l  al-dln  Ibn  Tejmlja  der  hervor- 
ragendste Vertreter  der  Reaktion  des  ursprünglichen  Greistes  des 
Isl&ms  gegen  das  Eindringen  fremder  Elemente,  insbesondere  der- 
jenigen, welche  mit  dem  muslimischen  Monotheismus  im  Wider- 
spruche stehen.  Wir  wollen  daher  im  Folgenden  den  Gang  der 
religiösen  Entwickelung ,  den  der  östliche  Isl&m  genommen  hat, 
kurz  beschreiben.  Eine  solche  Schilderung  dürfte  um  so  mehr  be- 
rechtigt erscheinen,  weil  die  vier  Jahrhunderte,  welche  zwischeij 
al-A§*ari  und  Ibn  Tejmlja  liegen,  Zeugen  einer  folgenschweren 
Evolution  waren.  In  diese  Jahrhunderte  f^llt  die  Ausbreitung  und 
der  endgiltige  Sieg  der  Lehre  al-As'arls,  die  so  tief  in  das  Be- 
wusstsein  der  muslimischen  Welt  eingedrungen  ist,  dass  sie  auf 
das  Volksleben  in  hohem  Masse  bestimmend  eingewirkt  hat. 

Wir  haben  an  einer  anderen  Stelle  die  Reste  der  Äusserungen  der 
ältesten  atlantischen  Lehrer  zu  sammeln  gesucht^).  Über  die  spätere 
Gefolgschaft  al-A6*arls  und  über  ihre  Geschichte  ist  die  reichhaltigste 


1)  Das.  130a.   ^y.  i^L^  U  ^\  fjJ^  J^   ^  Äij'JaJl  »Js^  ß^]  Ja 

^^di^aii  jt^^s^^    ^y*'S>\jA    ^J    ^i:^^\^  e)'-*^  Cy  ^^^  "^.J^ 
oü^jü^l^  \:J^^yoyA  olily>  ^  UJl  ^t   ^aJI  s.j-^JC^  iüuUt  y^JLs^ 

Eine   ausführlichere  Darstellung   dieser   Anschauung  findet   man    bei    al- 
Tylabi,  «Ara'is,  S.  4flf. 

2)  Zur  Geschichte  des  As'aritenthums.    Actes  du  VIII  Congr^s  international 
des  Orientalistes,  Secl.  I,  Bd.  I,  S.  77  fr. 


Schreiner,  Beitr.  z.  Geschickte  d,  theol,  Bewegungen  im  Islam.    487 

der  uns  vorliegenden  Quellen  das  Tabakat  al-kubr&  des  T&g  al-dfn 
Ibn  al-Subkt.  Ausser  den  diesem  Werke  und  anderen  arabischen 
Geschichtsschreibern  entnommenen  Daten  stehen  uns  vom  Lehrer 
al'£raz&lls,  dem  al-uuwejnl  ImiLm  al-Qaramejn  angefangen,  voll- 
ständige Kalamwerke  und  sonstige  Schriften  der  hervorragendsten 
As*ariten  zur  Verfügung. 

Ibn  al-Subkl  ^)  beginnt  seine  Geschichte  der  As^ariten  mit  der 
Darlegung  dessen,  al-A^'art  hätte  keine  neue  Ansicht  ausgesprochen, 
auch  keine  neue  Schule  gegründet,  nur  die  Ansichten  der  Alten 
gefestigt.  Eigentlich  sind  nach  ihm  die  meisten  Lehrer  der  vier 
Fikh- Schulen  A6*ariten  gewesen,  eine  Ansicht,  welche  sich  als  die 
Folge  der  Verlegung  der  eignen  Anschauungen  in  die  alte  Zeit 
wohl  begreifen  lässt.  In  Betreff  anderer  Schulen  war  Ibn  al-Subkl 
nicht  so  leicht  geneigt,  ähnliches  anzunehmen.  Sein  Vater  erzählte 
ihm  einmal,  wie  er  mitteilt,  er  habe  in  dem  Werke  «Tabal^ät  al- 
Mu'tazila** -) ,  das  einen  Mu^taziliten  zum  Verfasser  hatte,  gelesen. 
Dieser  hat  das  Buch  mit  ^Abdall&h  b.  Massud  begonnen,  weil  er 
meinte,  dieser  hätte  ähnliche  Ansichten,  wie  seine  Genossen,  das 
ist  aber  schon,  bemerkte  der  Vater  Ibn  al-Subkls,  die  höchste 
Befangenheit.  Ibn  al-Subkl  meinte  hierauf,  dass  wenn  dies  Vor- 
gehen der  Mu*tazila  richtig  wäre,  so  könnten  die  As'ariten  Abu 
Bekr  und  *Omar  als  die  ihrigen  betrachten,  weil  es  ja  ihr  Bekennt- 
nis ist,  das  von  jenen  verteidigt  wird.  Darauf  lächelte  der  Sejch, 
und  sagte,  die  Anhänger  eines  Mannes  seien  diejenigen,  welche 
seiner  Ansicht  folgen  und  nach  ihm  zu  seiner  Lehre  sich  bekennen, 
denn  zwischen  der  Übereinstimmung  und  Anhängerschaft  sei  ein 
grosser  Unterschied.  —  Der  Gedankengang,  der  den  Gegenstand 
dieses  Gespräches  bildet,  verrät  uns,  wie  es  kam,  dass  die  $ufis 
ihre  Ansichten  auf  manche  Gefährten  des  Propheten  zurückführten. 
—  In  den  weiteren  Mitteilungen  Ibn  al-SubkIs  ist  Abu  *  Abdallah 
Muhammed  b.  Müsä  al-Mäjurki*^,  sein  Gewährsmann.  Dieser,  ein 
Malikit e ,  behauptete ,  AI  -  As*arl  sei  in  den  religionsgesetzlichen 
Fragen  M&likite  gewesen.  Dies  gefällt  unserem  Autor  nicht  und 
er  meint,  diese  Ansicht  stamme  daher,  dass  der  grosse  Verteidiger 
der  Lehre  al-As'arls,  Abu  Bekr  al-Bäkilänl  ein  Malikite  war. 
Auf  al-Majurkls  Zeugniss  ist  aber  schon  deshalb  nicht  viel  zu 
geben,  weil  dieser  als  Magrebiner  über  die  Vorgänge  im  *Irak 
nicht  gut  unterrichtet  sein  konnte. 

In  den  sieben  Generationen,  welche  Ibn  al-Subkl  von  Abü- 
l-Qasan  al  As^arl  bis  auf  seine  Zeit  zählt,  hat  eine  Reihe  von  hervor- 
ragenden Gelehrten  der  vier  Fikh-Schulen  daran  gearbeitet,  der 
Lehre  al-As*aris  Verbreitung  zu  verschaffen.  Diese  stille  Arbeit 
sollte    nicht   ungestört  bleiben.     Am  Anfange  der  von  uns  hier  zu 


1)  HS.  der  Leidener  Universitüts-Bibliotliek,  I,  S.  361. 

2)  Diesen  Titel  führt  eine  Schrift  des  Abd  al-Öabbftr  nl-Mu'tazilT. 

3)  S.  über  ihn  Ibn  Challikän,  ed.  BülAk  I,  614.     Er  starb  i.  J.  488. 


488    Schreiner,  Beitr,  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  leldtn, 

schildernden  Zeit  hat  eine  grosse  Verfolgung  stattgefunden,  üher 
die  uns  Ihn  al-Suhki  eingehend  berichtet^).  Die  Verfolgung  ging 
von  Nisftbür  aus.  Der  Sel^kide  Togrulbeg*),  dessen  Eigenschaften 
von  Ihn  al-Subkl  rühmend  hervorgehoben  werden,  ernannte  Abu 
Nasr  Mansür  b.  Muhammed  al-Kundarl^  zu  seinem  Wezir. 
Dieser  wird  von  Ibn  al-Subkl  als  Mu*tazilite  und  ß4fi4ite  bezeichnet. 
Er  soll  den  verschiedensten  Ketzereien  gehuldigt  haben,  dagegen 
war  der  Stadthauptmann  Abu  Sabal  b.  al-Muwafß^  ein  frommer 
As'arite.  Al-Eundarl  soll  nun  aus  Eifersucht  auf  den  letzteren 
den  Sultan  überredet  haben,  er  solle  die  Ketzer  von  den  Kanzeln 
herab  verfluchen  lassen.  Nachdem  Togrulbeg  hierzu  seine  Ein- 
willigung gegeben  hatte,  bediente  sich  al-Kundari  ihrer  um  die 
Aä'ariten  mit  den  Ketzern  verfluchen  zu  lassen,  ihnen  das  Lehren 
und  Predigen  zu  verbieten.  Dabei  halfen  ihm  die  Hanefltischen 
Mu^taziliten,  denen  es  gelungen  war,  den  Sultan  vom  Unglauben  der 
S&fi*iten  und  insbesondere  der  A^*ariten  zu  überzeugen.  —  Offenbar 
waren  also  zwischen  den  Verfolgern  der  As*ariten  und  diesen  nicht 
nur  dogmatische  Gegensätze,  sondern  auch  solche  in  Fragen  des 
Fi^  vorhanden.  —  So  entstand  im  Dü-1-J^a^da  des  Jahres  436  eine 
grosse  Verfolgung  der  A6*ariten,  die  sich  über  Chorfts4n,  Syrien, 
!Qigäz  imd  den  ^Ir&l^  ausbreitete.  Abu  Sabal  ging  nach  al-^Askar 
zum  Sult&n,  um  den  Befehl  rückgängig  zu  machen,  was  ihm  aber 
nicht  gelang.  Vielmehr  kam  ein  Befehl  des  Sultans,  der  die 
A^^ariten  al-Farätl,  Abü-1-Kftsim  al-Kuäejrt,  den  Imäm  al-Haramejn 
und  Abu  Sabal  b.  al-Muwaf&k  des  Landes  verwies.  *Abd  al-malik 
al-Guwejnl,  der  unterrichtet  war  darüber,  was  kommen  sollte, 
flüchtete  über  Kirmän  nach  dem  Qigäz  und  wurde  wegen  seines 
Aufenthaltes  in  den  zwei  heiligen  Städten  „Imftm  al-Haramejn'' 
genannt,  Abu  Sahl  zog  sich  ebenfalls  zurück  imd  so  blieben  nur 
al-Far&tl  und  al-Ku^ejri,  die,  nachdem  sie  misshandelt  worden  waren, 
in  das  Gef^gnis  kamen,  wo  sie  länger  als  einen  Monat  bleiben  mussten. 
Unter  grossen  Schwierigkeiten  wurden  sie  durch  Abu  Sabal  mit 
Gewalt  befreit  und  flüchteten  zusammen  nach  Rejj.  Der  Sultan 
war  darüber  gegen  die  ä&fi^ten  sehr  aufgebracht,  Abu  Sabal  wurde 
gefangen  und  sein  Vermögen  konfisziert  Nachdem  er  freigelassen 
worden  war,  wallfahrtete  er  nach  Mekka,  wohin  sich  al-!^uäejrf  und  Abu 
Bekr  al-Bejhakl  begeben  hatten.  Aus  Nisäbür,  Merw  und  anderen 
Städten  Chorfts&ns  mussten  sehr  viele  Gelehrte  flüchten.  Manche 
kamen  nach  dem  ^Irak,  andere  nach  dem  Higäz,  wieder  andere 
nach  Mekka.  Togrulbeg  überlebte  nicht  lange  diese  Ereignißse. 
Sein  Sohn  Abu  Sugä*  Alparslftn  liess  den  Wezir  al-Kundarl  nicht 
lange  walten.  Aus  Gründen,  die  nicht  angegeben  werden,  liess  er 
ihn  töten  und  in  Stücke  zerhauen. 


1)  I,  S.  369  ff. 

2)  SUrb  i.  J.  455.   Ibn  Cbamk&n  701,  U,  S.  61.   Ihn  al-Atfr  X,  21.    Abiü- 
feda,  Annales  moslemici  HI,  197.     Ibn  Cbaldün  III,  467,  IV,  381. 

3)  Ibn  Chall.  Nr.  713,  II,  S.  92.     Ibn  alAtir  X,  S.  20  z.  J.  456. 


V  Bmtr,  2.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Isldm.    489 

Die  Verfolgung  gab  zu  vielen  Gutachten  Anlass,  von  denen 
einige  in  dem  Werke  Ibn  al-Subkis  erhalten  geblieben  sind  und 
die  auf  die  Denkweise  der  A6*ariten  dieser  Zeit  ein  Licht  werfen. 
In  einem  Gutachten  al-KuSejrls  erklärt  dieser,  al-As*art  wäre  nach 
der  übereinstimmenden  Ansicht  der  Traditionsgelehrten  rechtgläubig, 
und  ein  ^ gezücktes  Schwert*^  gegen  die  Mu^iliten,  Raw&fi4  und 
andere  Ketzer  gewesen  und  eine  grössere  Anzahl  von  Ai*ariten  trat 
dieser  Erklärung  bei. 

Von  grösserem  Interesse  ist  das  Schreiben  al-Bejhak!s^)  an 
^Amld  al-Mulk  al-Kundarl.  Darin  wird  ausgeführt,  dass  die  AäWten 
es  weder  mit  denen  halten,  welche  die  Eigenschaften  Gottes  subli- 
mieren,  noch  aber  mit  den  Anthropomorphisten.  Er  giebt  eine 
Biographie  al-As^ans  und  eine  Darlegung  seiner  Verdienste. 

Vollständig  wird  von  Ibn  al-Subkl  eine  Ris&la  des  Abu  Na§r, 
al-Kuäejrl  mitgeteilt.  In  dieser  wird  erzählt,  al-Aä*arI  habe 
auf  seinem  Totenbette  die  Mu'taziliten  verflucht,  und  nach  einer 
Überlieferung  des  ^Abdallah  b.  Chafif,  al-Aä*arI  habe  nie  Disputa- 
tionen begonnen,  sondern  immer  auf  die  Widerlegung  der  Ketzer 
sich  beschränkt.  Offenbar  eine  Erdichtung,  um  die  Beschäftigung 
mit  dem  Kaläm,  die  nach  den  Gegnern  zu  vermeiden  sei,  zu  recht- 
fertigen. Al-5uiejrt  beklagt  sich  darüber,  dass  im  Verlaufe  der 
Verfolgung  durch  Togrulbeg  dem  Aä*arl  Ansichten  zugeschrieben 
wurden,  von  denen  in  seinen  Schriften  keine  Spur  zu  finden  ist.  In 
der  Lehre  von  den  Eigenschaften  Gottes  habe  er  das  Tag;sim 
verworfen  und  im  Widerspruche  mit  den  Mu*tazüiten  eine  Reihe 
von  Attributen,  so  wie  das  Ungeschaffensein  des  Gotteswortes  an- 
genommen. Wer  ihn  und  die  Mu'taziliten  verketzert  und  verflucht, 
thut  dies  gegenüber  der  Gesamtheit  der  Muslimen  und  behauptet 
damit,  dass  die  Wahrheit  ausserhalb  des  Islams  zu  suchen  seL  — 
Aus  diesen  Bemerkungen  geht  hervor,  dass  es  sich  bei  dieser  Be- 
wegung nicht  um  ein  letztes  Aufflackern  des  Mu*tazilitentums,  nicht 
um  einen  letzten  Versuch  dieser  Schule,  die  Macht  wieder  zi;  er- 
langen, handelt,  sondern  um  eine  orthodoxe  Beaktion,  welcher  al- 
As^aris  Rationalismus  zu  weit  zu  gehen  schien  und  von  welcher  die 
Lehre  der  Aa*ariten  noch  mehr  verdammt  wurde,  als  die  der 
Mu^taziliten.     In  Bagd&d  hatten  dabei  die  Qanbaliten  die  Hand  im 


1)  über  al-Bej  haki  8.  Al-Alüsi,  S.  137.  Seine  Ansicht  fiber  das  „Oottes- 
wort**  das.  8.  198—206,  wo  mehrere  Kapitel  ans  seinem  oLaaoJI  oU^  an- 
geführt werden.     8.  auch  das.  8.  211. 

2)  Dies  anzunehmen  würden  wir  sonst  veranlasst  sein  durch  Angaben, 
wie  z.  B.  die  in  *Abdall4h  b.  Higäzis  Tuhfat  al-bahijja  fi  tabakät  al- 
8äfl*ljja,   HS.    der   k.    k.   Hofbibliothek   in  Wien,    cod.    Mxt.    214   fol.    32a. 

'^>^'  o^  o^^  '^^^  ^  jj^^-"^  er  io^ß-  r4  ^^^  ^^^ 


490    Schreiner,  Beür.  z.  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  leläm, 

Spiele^).  —  Al-Kusejrf  erwähnt  einige  Punkte,  welche  von  den  Gegnern 
seiner  Schule  dem  As^arl  zum  Vorwurfe  gemacht  worden  sind. 
Der  erste  ist,  dass  Muhammed  nach  seinem  Tode  kein  Prophet  und 
Gesandter  Gottes  sei.  Al-Ku^ejrl  leugnet,  dass  diese  Lehre  je  von 
A^'ariten  in  einer  Versammlung  oder  in  einer  Schrift  aufgestellt 
worden  wäre,  vielmehr  lebt  der  Prophet  nach  ihnen  auch  nach 
seinem  Tode.  Trotz  seines  Leugnens  und  der  von  ihm  angeführten 
Traditionen  scheint  dies  doch  die  Lehre  mancher  as*aritischer  Sejche 
gewesen  zu  sein-).  Al-Ku^ejrl  meint,  sie  werde  deshalb  den  As^a- 
riten  zugeschrieben,  weil  diese  lehren,  dass  der  Tote  weder  sinnliche 
Wahrnehmungen  machen,  noch  aber  etwas  \vissen  kann.  Das  gilt 
aber  nicht  mit  Bezug  auf  die  Propheten.  —  Eine  andere  anstössige 
Ansicht  der  As*ariten  soll  die  sein,  dass  Gott  die  Frommen  nicht 
belohne  und  die  Ungläubigen  und  Sünder  nicht  bestrafe.  Das  ist 
aber  eine  Verdrehung  ihrer  Ansicht.  Sie  meinen  im  Gegensatze 
zu  den  Mu'taziliten ,  welche  es  als  eine  Pflicht  Gottes  betrachten, 
den  Frommen  zu  belohnen  und  den  Sünder  zu  bestrafen,  dass  das 
sittliche  Urteil  der  Menschen  für  Gott  nicht  verbindlich  sei,  er 
thut  was  er  wilP).  Dass  Gott  aber  die  Gerechten  thatsächlich  be- 
lohnt und  die  Sünder  bestraft,  ist  eine  Lehre,  welche  im  Koran 
begründet  ist.  Hier  ist  die  Apologie  al  -  Kusejrls  einigermassen 
begründet. 

Al-As'ari  soll  auch  behauptet  haben,  Moses  habe  nicht  das 
Wort  Gottes  gehört  und  dieses  sei  nicht  zwischen  den  zwei  Deckeln 
des  Kor&nexemplares  enthalten*).  Auch  dies  wird  von  al-Kusejrt 
geleugnet  und  hier  haben  in  der  That  die  Feinde  der  As'ariten 
Wahres  mit  Falschem  vermengt. 

Einen  willkommenen  Angriffspunkt  bot  den  Gegnern  die  Lehre 
al-As'aris  von  der  Pflicht,  den  Glauben  durch  Spekulation  zu  festigen, 
was  diese  so  ausgelegt  haben,  al-As'ari  habe  die  Menge  der  Gläubigen 
verketzert. 

Die  Verfolgung  hat  den  Siegesgang  der  Lehre  al-A6*arIs  nicht 
gehemmt,  vielmehr  scheint  sie  ihre  Verbreitung  gefördert  zu  haben. 
Ibn  al-Subkl  berichtet  mit  Vorliebe  über  ihre  Vertreter  und  ihre 
Schriften,  die  sie  in  Prosa  und  Versen  zur  Verteidigung  ihres  Be- 
kenntnisses geschrieben  haben.  Thatsächlich,  wenn  man  beachtet, 
wie  viele  bedeutende  Vertreter  diese  Schule  hatte,  muss  man  zugeben, 
dass  sie  auf  die  besten  Geister  des  Östlichen  Islams  eine  grosse 
Anziehungskraft   ausgeübt    haben   muss.      Zu    diesen    gehörte    nach 


1)  Ibn  al-Atir  X.  z.  J.  469,  ed.  Tornberg,  S.  71. 

2)  Siehe  Zur  Geschichte  des  As*aritenthunis,  S.  107. 
8)  Siehe  über  diese  Frage  KJL.,  S.  55. 

4)  Diese  Behauptung  ist  darauf  zurückzufQhren ,  das  al-As'ari  zwischen 
dem  „Gottes werte",  das  er  als  Attribut  Gottes  auf^efasst  hat,  nnd  zwischen  dem 
geschriebenen  und  gesprochenen  Worte  einen  Unterschied  gemacht  hat.  Siehe 
über  diese  Ansicht  meine  Bemerkungen  in  Brody's  Zeitächr.  f.  hebr.  Bibliographie» 
Bd.  I,  S.   128. 


Schreiner^  Beür,  z.  OeschieliU  d,  ikeol.  Bewegungen  im  Itläm.    491 

dem  Urteile  ihrer  Zeitgenossen  auch  diejenigen,  welche  während 
der  Verfolgung  am  meisten  zu  leiden  hatten.  Einer  derselben  war, 
wie  wir  gesehen,  Abü-1-Kftsim  al-Ku6ejrf ')  (376 — 464),  der  Ver- 
fasser der  Risftla-),  die  in  der  Geschichte  der  muslimischen 
mystischen  Litteratur  eine  grosse  Rolle  spielt.  Er  war  ein  Schüler 
des  Abu  Ish&k  aMsfar4^fni '^) ,  und  stand  unter  dem  Einflüsse  Ibn 
Füraks  und  al-BAkilanls  *).  In  süfische  Gedanken  wurde  er  durch 
Abu  *AlI  al-Dak|^ftl^  eingeführt.  Von  seiner  Flucht  aus  NlSäbür 
während  der  Verfolgung  ist  schon  oben  die  Rede  gewesen.  Er 
hielt  sich  eine  Zeit  lang  in  Bagdad  auf,  von  wo  er  später  nach 
Nisftbür  zurückkehrte,  wo  er  auch  verstarb.  Sein  Sohn,  Abu  Nasr 
al-Kuöejrl,  von  dessen  Briefe  ebenfalls  schon  die  Rede  war,  wurde 
von  den  Hanbaliten  in  Bagdad,  wo  er  in  der  Ni?Ämijja  lehrte, 
sehr  angefeindet. 

Wichtig  für  die  Geschichte  des  ai*aritischen  Kalftms  sind  die 
Schriften  des  Im&m  al-ßaramejn  Abü-1-Ma*äll  *Abdalmalik  al-Gu- 
wejnl^  (419 — 478).  Nachdem  Nizam  al-Mulk  den  Frieden  unter 
den  Theologen  hergestellt  hatte,  durfte  er  nach  Nlsäbür  zurückkehren. 
Er  soll  noch  mit  einem  Philosophen  über  das  Geschaffen  sein  des 
Korans  disputiert  haben®).  Wenn  der  Nachricht  zu  trauen  ist,  so 
ist  aus  ihr  zu  schliessen,  dass  ketzerische  Rationalisten,  in  dieser 
Zeit  mit  ihren  Ansichten  offen  hervortreten  durften.  —  Al-Gu- 
wejnl  scheint  auch  der  erste  gewesen  zu  sein,  der  in  seinem  Kitftb 
al-burhän  die  Lehre  von  den  Usül  al-fikh  nach  as'aritischen 
Prinzipien  bearbeitet  hat,  wobei  er  allerdings  seine  Selbständigkeit 
gewahrt   haben   soll.     Ausführlicher  berichtet    über    die  Schicksale 

1)  Ibn  ChRll.  Nr.  404.     Al-Äiasi,  S.  77  f. 

2)  Ibn  ftl-Subki  II.  8.  95  sagt  von  ihr:  v^a^Co^  v:^^^  ^  O^^  ^  3^  • 

Über  den  Inhalt  der  Schrift  siehe  Merx,  Idee  nnd  Orandlinien  einer  all- 
gemeinen Geschichte  der  Mystik,  Akad.  Rede.     Heidelberg  1893,  S.  29. 

3)  Ibn  al-Subki  II,  94. 

4)  Über  diese  zwei  grossen  Sejche  siehe  Zur  Gesch.  des  As'aritenthums, 
S.  108.  Al-Bäkiliini  wird  in  einer  kleinen  Schrift  von  Leo  Africanus  ein  Kapitel 
gewidmet.  S. ' Fabricius,  Bibliotheca  graeca  XIII,  S.  267.  De  Bachillani  Philo- 
sopho  et  Theologo.  Ein  grösseres  Citat  aas  einer  Schrift  von  ihm  findet  sich 
bei  Ibn  Tejmija,  'Akidat  al-Hamawija  45  a  f.  Dasselbe  auch  bei  al-l)ahabi  1.  c. 
129  b.  Seine  Ansichten  über  Fragen,  welche  mit  den  Usfil  al-fikh  im  Zusammen- 
hange stehen,  werden  von  Ibn  al  Subki,  öam*  al-gaw^mi'  und  im  Kommentar 
dieses  Werkes  von  al-Mahalli  häufig  angeführt.     So  z.  B.  S.   106.   149.  167. 

5)  Ibn  al-Subki  II,  S.  97  f.  Ibn  Challikän,  Nr.  402.  Ibn  al-Atir,  X. 
B.  J.  478.  Abulfeda  III,  259.  Al-B&cbarzl,  HS.  Sprenger,  1485.  Ahlw. 
VI,  7409,  Bl.  209a. 

6)  Ibn    al-Subki   II,  8.  103.     qä^j^   ^'^t   ^.)^  J>ljttfwJt  ^^\  \^^j^ 

iJLi?'^   ^JLc    \Ji^\^   \^JsM  ^.}J^\   oiJL5>   äJLL**wo  ^    Ls^j^JLs  ^'J 


492    Schreiner,  Beitr,  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  IMm, 

dieser  Schrift  Ihn  al-Subkl  ^).  Er  giebt  seiner  yerwnndemng  darüber 
Ausdruck,  dass  das  Werk  noch  yon  keinem  S&fi'iten  eiüirt  mnde. 
Dagegen  wurde  es  durch  zwei  Miläüen,  Abä  ^Abdaü&h  al-Mftzinl 
und  Abü-l-l^asaai  al-Anbftxl  erkl&rt,  deren  Kommentare  von  einem 
Magrebiner  Al-Sarif  Abu  Ja^jä  zusammengearbeitet  worden  sind. 
All  diese  hegen  Vorurteüe  gegen  den  Im&m  al-garamejn  wegen 
seiner  Widersprüche  gegen  al-A^^ari  und  wegen  seiner  Abweichungen 
von  den  Ansichten  MftÜks^. 

Mehrere  Ansichten  des  Im&m  al-Qaramejn  welche  die  U^ül 
al-fi^^  betreffen*)  finden  wir  in  Ihn  al-SubkIs  Werk:  Gam'  al- 
gawämi^,   die  uns  vermuten  lassen,  dass  das  Kitäb  al-burhftn  ganz 


1)  II,  104f. 

2)  Das.     Da  die  Stelle  f&r  die  Geschichte  der  Usül  al-fikh  von  Interesse 

sein  dfirft«,   möge  sie  hier  Plsts   finden:    «J  ^^Ju  igij''^  yja.^^  «L»-  ji 
fja*i  ^JOft  ^,^  t.'^jS'^  C7**J^'  O^  £^  kS<^-  ^^   >-«t?A" 

y  jjjüü  y  ^L.:iltj  [105]  iu-Jäft  äiiÄ»  «Jjjji  (}rj«Ä^5   ü-^ 

^  iüJU  «jLou  ^ij  Jyt^^il    s^L>   Ux,^    ^\-^^\^   «>5   ^ti- 

kJLL-^  j  .>s  Ur  iOx:  dJt  ^^  «5ÜLo  ^\Ji\  Q^  JLi  Ul,  wl  NoLiJt^ 

iu^'wiuil  Juojsr.  ^^j^Jcs=Vft^t  ^^*Lf^  lJy«5  i^jil   ^UaJli^  -^i-aÄ^yi 

^8^  v^  o^  r*^5  «-^^  (^  r^^  r^ 

8)  Innerhalb  der  l^ftfi'itischen  Schule  hat  es  verschiedene  Methoden  ge- 
geben,  wie   wir   durch   Ihn  al-Subki  I,  67  erfahren,   wo  es  heisst:   31   iJÜA 

I,  S.  112 f.  spricht  er  von  der  Verbreitung  dieser  Schule,  durch  welche 
örtliche  Verschiedenheiten  entstanden  sind.  In  Damascus  war  in  der  Haupt- 
moschee  der  Umejjaden  immer  ein  S&fi'ite  der  K&di  und  Prediger,  bis  B^bars 
auch  für  die  Auh&nger  der  andern  Fikh-Schulen  den  Zutritt  enwang.  In 
Ägypten  führten  die  MAlikiten  das  Regiment,  bis  die  Slifi'iten  auch  hier  ein* 
gedrungen  sind,   in  Hignz  und  Jemen   waren  immer  die  Letsteren  die  FUhrer. 


',  Beür,  s.  GeBckichte  cÜ  theol,  Bewegungen  im  Islam,    493 

anderer  Art  war,  als  das  dnreh  die  Aoszäge  Goldzihers  wohl- 
bekannte Buch:  Wara^&t.  Einige  dieser  AnsdiaxHmgea  mögen  iiier 
erwähnt  werden. 

Mit  anderen  aä^aritischen  Gelehrten  verwirft  er  das  KijAs  in  der 
Anwendung  von  Namen  auf  Gegenstände,  welche  mit  der  ursprüng- 
lich bezeichneten  Sache  analoge  Eigenschaften  haben.  Daher  ist 
nach  ihm  das  Weinverbot  auf  andere  berauschende  Getränke  nicht 
auszudehnen*).  Das  Kijfts  wurde  von  ihm  überhaupt  nicht  zu  den 
üsül  al-fikh  gerechnet^.  Über  die  ununterbrochene  Tradition 
( y'Lj)    hatte    er  die  Ansicht,   dass  ihre  Anerkennung  nicht  durch 

die  Spekulation  bewirkt  werdet,  während  andere  angenommen 
haben,  dass  sie  eine  logische  Notwendigkeit  sei^). 

Sein  dogmatisches  System  legte  al-Guwejnl  in  zweien  Schriften 
nieder,  im  Kit&b  al-äftmü  fl  usül  al-din  und  im  Eit&b  al-in§&d  f! 
usül  al-i'tiVAd"«). 

Die  letztere  Schrift  ist  nur  ein  Auszug  aus  dem  S&mil.  Da 
es  das  älteste  uns  zugängliche  Kal&mwerk  aus  der  atlantischen 
Schule  ist,  wollen  wir  darnach  einige  Punkte  der  Weltanschauung 
des  Imam  al-Haramejn  hervorheben. 

In  der  Komposition  des  Buches  zeigt  sich  noch  die  Einwirkung 
des  mu'tazilitischen  Kalams.  Die  ersten  zwei  Kapitel  (la — 4  a) 
handeln  von  den  Gesetzen  der  Spekulation  und  dem  Wesen  der 
Erkenntnis,  dann  folgt  die  Lehre  von  der  Schöpfung  der  Welt,  von 
den  Beweisen  for  das  Dasein,  die  Einheit  und  Unkörperlichkeit 
Gottes  und  von  den  Eigenschaften  Gottes  (Bl.  4  b — 40  a),  zu  denen 
auch  das  „Wort  Gottes*  gehört.  Im  folgenden  Teile  werden  die 
Fragen  von  der  Schöpfung  der  menschlichen  Werke  durch  Gott, 
von  der  Schuld  xmd  dem  Verdienst,  von  den  Leiden  und  ihrer 
Rechtfertigung  und  andere  Punkte,  die  mit  der  Theodicee  zusammen- 
hängen, besprochen  (Bl.  10a — 61b).  Darauf  folgen  die  Kapitel 
über  die  Prophetie  und  ihre  Beweise ,  über  die  Wunder  der  Pro- 
pheten und  Heiligen,  ihre  Unterscheidung  von  den  Werken  der 
Zauberer,  die  ünnachahmbarkeit  des  Korans  und  die  Abrogation. 
Einige  Kapitel  über  die  Eschatologie ,  über  die  Einteilung  der 
Traditionen  und  über  die  Bedingungen  des  Imämats  bilden  den 
Schluss. 

Die  erste  Pflicht  eines  jeden  mündigen,  vernunftbegabten  Wesens, 
damit  beginnt   al-Guw.   sein   Werk,   ist   die   richtige    Spekulation, 


1)  Ibn  al-Subki,  Öam<  Rl-^awämi*  I,  149. 

2)  Das.  II,  S.  216. 

3)  Das.  U,  S.  83. 

4)  Andere  Ansichten  des  Imäm  al-Haramejn,  s.  das.  I,  97.  106.  114. 
218f.  240;  U,  104. 

5)  HS.  der  Leid.  Uiiir.  Bibl.  cod.  Gol.  146.  Von  al-Alfisi  S.  229  wird 
eine  Schrift  des  al-öuw.  „al-risälat  al-NizämiJja"  angeführt,  in  welcher  er  mit 
seinen  Ansichten  den  orthodoxen  Imämen  viel  näher  steht,  als  in  den  anderen 
Schriften. 


494     Schreiner^  Beitr,  z.  Geschichte  d,  theoL  Bewegungen  im  Islam. 

welche  zur  Erkenntnis  der  Schöpfung  der  Welt  führt.  Die  Spe- 
kulation bezeichnet  im  Sprachgebrauch  der  Einheitsbekenner  das 
Nachdenken,  durch  welches  derjenige,  der  sich  damit  beschäftigt, 
zur  Erkenntnis  oder  zur  Überwindung  des  Irrtums  gelangen  will^). 
Manche  von  den  Alten  behaupteten,  dass  man  nur  durch  die  Sinnes- 
Wahrnehmung  zur  Erkenntnis  gelangen*  kann.  Das  ist  aber  un- 
richtig, denn  die  Wertlosigkeit  der  Spekulation  kann  man  weder 
durch  die  Sinne  erkennen,  noch  aber  unmittelbar  einsehen,  meinen 
sie  aber,  dass  sie  durch  Spekulation  dies  erkannt  haben,  so  geraten 
sie  mit  sich  selber  in  Widerspruch,  da  sie  doch  angenommen 
haben,  dass  man  durch  Spekulation  zu  keiner  Erkenntnis  ge- 
langen kann  2). 

Daraus  ersehen  wir,  dass  al-6uwejni,  ebenso  wie  die  anderen 
Aä^ariten,  an  dem  Prinzipe  festgehalten  hat,  dass  die  Spekulation 
über  die  Grundlehren  der  Religion  eine  Pflicht  des  Muslimen  sei 
und  in  welcher  Weise  er  die  Angriffe  von  Sensualisten  und  Skep- 
tikern zurückzuweisen  bestrebt  war.  —  Die  folgenden  Kapitel*) 
enthalten  ebenfalls  gleichsam  erkenntnistheoretische  Erörterungen, 
von  denen  wir  die  wichtigeren  hervorheben. 

Die  Beweise  sind  entweder  Vernunft-  oder  Offenbarungsbeweise. 
Der  erstere  muss  von  einer  notwendigen  Eigenschaft  des  Gegen- 
standes hergenommen  sein,  wie  z.  B.  beim  Geschaffenen,  das  da- 
durch,   dass    es   nur   der   Möglichkeit   nach   existirt,   auf  ein   Be- 


1)  Bl.  Ib.  jJUt  JJ5'jul  Ji^  v-A^.  Lc  ^.\  «^JJI  »bCs^t  i  vW 

.  ^^  üLJLi  ^t  Uifi  2u  j.Lä  ^^  xj  N^JlIaj  {^Ou\  jSiii\ 

2)  Siehe  KJL.,  S.  6,  A.  2,  Bl.  1  b.     j^^iziiJ!    ^.-».Jü    ^^.^1    ä:=>^I    'uJÜi 

\y^  vi>.x2>  jjj^^r  ^^  Oüü  yaJ'^  Jtul\  J'u^  l^jl  ^t  !^x:j  ^.}^ 
^    ^^    1^^-  ^  ^\  ^J!  ^J^  ^  ^ib    1^3  ^t  ii^ 

3)  Bl.  2  b  ff. 

a)  HS.  qJ^^j-^-^ 


Schreiner,  BeUr,  a.  Geachiehte  d,  theol,  Bewegungen  im  leidm.     490 

stimmendes  hinweist,  das  ihm  das  Sein  als  eine  spezielle  Eigenschaft 
verliehen  hat*).  Ebenso  weisen  die  Ordnung  und  die  speziellen 
Eigenschaften  der  Dinge  auf  die  Weisheit  des  Ordners  und  auf 
den  Willen  dessen  hin,  der  ihnen  die  speziellen  Eigenschafken  ver- 
liehen hat.  Der  Offenbarungsbeweis  ist  derjenige,  welcher  auf 
einer  wahren  Mitteilung  oder  auf  einem  Befehl,  dem  Folge  geleistet 
werden  muss,  beruht^).  Im  Gegensatze  zu  den  Mu^taziliten  lehrt 
al-öuwejni,  dass  die  Pflicht  der  Spekulation  durch  das  Beligions- 
gesetz  geboten  wird  und'  dass  alles,  was  mit  den  religiösen  Geboten 
zusammenhängt,  nur  durch  die  Offenbarungsbeweise  erkannt  werden 
kann,  dass  sowohl  die  Pflicht  der  Spekulation,  als  auch  andere 
Pflichten  durch  die  Vernunft  erkannt  werden^.  Die  Ansicht  der 
Mu^taziliten,  soweit  sie  sich  auf  die  Spekulation  bezieht,  wird  nun 
hier  von  al-6uwejnl  widerlegt. 

Von   Interesse    ist    auch    das   Kapitel    über    das    «Wesen   des 
Wissens***).     „Das  Wissen,  sagt  al-Guwejni,  ist  die  Erkenntnis 


1)  DBS.    ,^^iÄ*:i    ^ j  ^.»^^l\^    ,^fJ^^^   ^^  ^*--ft^*    (iJo^i  ^^*j) 

2)  Das.  ^ÄlJi   ^  J^   c)^^^^   U^^ä-^äääJI^    ^.^Lftj^t    ^Jk^ 


3)  Das.    »^y=>^     ^J^^    V^lj   v-i^LxJI    ^t   J^o^t  yiJI    JüciP 

L'u^l^  iuou^t  iJj^it  ^  B'üiL:^  vjuJLX;Jl  >>bC5^f  nJU>^  g^yiJI 
o'.^yt  «i^y  ü  H  lH>^'  J^^'  e/  -^'  *^J^^'  ^^^^^^  i^j^l 

4)  Iriad  3  b.    \^  ^    ^ji^J\    'ii^yLA    ^\    *^l    iJUÄ2>    V'-^ 
.  J'Ju!^  JatftJ!  JjC^f  w   s^ÄA^i   *)^  l.aj  U  ^1   xäjLI^  iß 


a)  HS.  v-gjaj'l . 


496    Schreiner,  Beitr,  z,  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  in  Isldm. 

des  Gewnssten,  wie  es  in  Wirklichkeit  ist^).  Dies  ist,  wenn  wir 
das  Wissen  zn  definieren  suchen,  eine  bessere  Definition  als  die 
Äusserungen,  die  im  Namen  mancher  unserer  Genossen  in  betreff 
der 'Definition  des  Wissens  überliefert  werden.  Zu  diesen  Äusserungen 
gehört  die  Ansicht  mancher,  das  Wissen  sei  das  Klarwerden  des 
Gewussten,  wie  es  in  Wirklichkeit  ist^).  Femer  die  Ansicht  unseres 
^ejchs,  dass  Wissen  sei  dasjenige,  was  zur  notwendigen  Folge  hat, 
dass  sein  Substrat  wissend  sei^).  So  auch  die  Behauptung  einer 
Schule,  nach  welcher  das  Wissen  das  sei,  wodurch  derjenige,  der 
es  besitzt,  das  Thun  gut  beurteilt  und  einrichtet*  ^). 

Diese  Anschauungen  widerlegt  al-öuwejn!  und  geht  dann  über 
zu  den  Ansichten  der  Mu^taziliten.  «Die  alten  Mu^tazila  behaupteten 
in  betreff  der  Definition  des  Wissens,  dass  es  der  Glaube  von  einer 
Sache  sei,  wie  sie  in  Wirklichkeit  ist,  wobei  die  Seele  an  dem 
Geglaubten  festhält.  Ihre  Definition  wird  aber  durch  den  Glauben 
der  Mukallida  an  das  Dasein  des  Schöpfers  widerlegt,  denn  dieser 
ist  ein  Glaube  Ton  einem  Gegenstande,  wie  er  in  Wirklichkeit  ist, 
wobei  die  Seele  in  dem,  was  geglaubt  wird  Beruhigung  findet  und 
er  ist  doch  kein  Wissen.  Daher  haben  die  späteren  Mu^tazila  die 
Definition  erweitert  und  gesagt,  dass  Wissen  sei  der  Glaube  von 
einer  Sache,  wie  sie  in  Wirklichkeit  ist,  wozu  das  Festhalten  der 
Seele  kommen  muss,  das  durch  die  logische  Notwendigkeit,  oder 
durch  die  Spekulation  bewirkt  wird.  Auch  diese  Definition  erweist 
sich  aber  als  falsch  bei  dem  Wissen  davon,  dass  Gott  keinen  Ge- 
nossen habe  und  beim  Wissen  von  den  Unmöglichkeiten,  wie  z,  B. 
beim  Satze  des  Widerspruchs  und  was  dem  ähnlich  ist.  Das  ist 
alles  ein  Wissen,  das  sich  nicht  auf  Dinge  bezieht,  da  nach  unserer 
Ansicht  das  Ding  nur  das  Existierende,  nach  ihrer  (der  Mu^tazila) 
Ansicht  aber  das  Existierende,  oder  Nichtexistierende  ist,  dessen 
Existenz  denkbar  ist.  Daraus  folgt,  dass  es  ein  Wissen  ausserhalb 
der  Grenze  dessen  giebt,  was  an  das  Ding  gebunden  ist^)". 

1)  Diese  Definition  hat  al-Öuw.  dem  Abu  Bekr  al-BäkilAnf  entlehnt,  in 
dessen  Namen  sie  von  Fachr  al-din  Razi,  Maf.  I,  S.  289  mitgeteilt  wird.  VgU 
auch  FlQgel  in  ZDMG.,  XX,  S.  25. 

2)  Maf.  das.  wird  diese  Definition,  als  diejenige  des  Abu  IsbAk  al-Isfarft'ini 
angeführt. 

3)  Nach  Maf.  das.  die  Ansicht  des  Abft-1-Haaan  al-AsWi.  Das.  findet 
man  auch  die  Kritik  dieser  Definitionen  und  wie  dem  Einwurfe,  dass  sie  Tauto- 
logien, beziehungsweise  einen  circulus  vitiosus  enthalten,  entgegnet  worden  bt. 

4)  Maf.  das.  ^y^  guöj  U   ^JljJl   ^j^  ^^  Ji^  j^\    oU^blt    iVi^ 

5)  IrsAd  3  b.  oLüÄct  ^  ^t   cX>  ^  I^Lä  JÜö  XJ^ÄJtJl  ^\^\  Lstj 


Schreiner^  BeUr,  z,  Geschichte  d.  iheol.  Bewegungen  im  Islam,    497 

Es  folgen  noch  zwei  Kapitel  über  die  Arten  des  Wissens  und 
über  die  notwendige  Erkenntnis,  dann  diejenigen,  welche  von  der 
Schöpfong  der  Welt,  vom  Dasein  und  den  Eigenschaften  Gottes 
handeln.  Ich  habe  an  einer  anderen  Stelle^)  aus  der  Schrift  al- 
(juwejnts  mehrere  Mitteilungen  gemacht,  weshalb  ich  mich  nun  auf 
die  Hervorhebung  derjenigen  Punkte  beschränke,  welche  geeignet 
sind  zu  zeigen,  wie  sich  die  Lehre  der  Ai'ariten  im  Laufe  der 
Zeiten  geändert  hat.  Ein  solcher  Punkt  ist  die  Lehre  von  den 
Eigenschaften  Gottes. 

Al-Guwejnl  unterscheidet  Wesens- Attribute  und  mittel- 
bare Attribute.  Die  ersteren  haften  dem  Wesen  des  Dinges 
an,  die  letzteren  müssen  aus  einem  wesentlichen  Attribute  abgeleitet 
werden.  So  ist  es  z.  B.  eine  wesentliche  Eigenschaft  der  Substanz, 
dass  sie  im  Baum  existiert,  während  das  Wissen  eine  mittelbare 
Eigenschaft  ist,  indem  sie  einem  Wesen  zukommt,  insofern  es 
wissend  ist^. 


^^  .jSLäII  ot^   fjM  ^j^  y>  J  JüjääX!  JI  ^J*^I  ^^J^  ^  ^J^ 
^»3  JlsLi  *U  ^^  ^  ^L  ^b  J.tuH  \J^^  !>  3»  ^j.yo  ^33 

« J^b  JuJuJi  JJJl  ^  1^  oJLä  jüö  ^JOc   »j^3  iu^ 

1)  KJL.  S.  11.  12.  56. 

2)  Bl.  7  b.   JJ   ^U    ^oLÄi^l    O^   t*   ^  V^.  >-*^   vV*^'    VW 

^  iu^JUjt  oUi^t^  iOLup  Ui  J-^T  v:>vxiü   U  K^j^il   ,j**.äJ  oLSI 
^^^AAAjj    ö^^ö^b   iUjÜ    JJLjtj   KJÜLjuo   o^^so^    iÄjLiJl    j»L^aj>':i» 

oLä>ö  ^  v:>Jbo^^  ^^  iAjI^  KJÜjuo  ^  ^3  ^-^  cyX»^!  U 

«j^  vi^ua  ^ujb  ^Liüi  .^jLiJb  JL«  uju  ^bJ!  ^^y;  ^^1 


498    Schreiner^  Beür,  z.  Geschichte  d,  theoL  Beuregungen  im  Isiäm, 

Gott  existiert^  damit  leugnen  wir  sein  Nichtsein,  denn  dieses 
ist  nur  eine  reine  Negation,  nicht  aber,  wie  die  Mu^taziliten  lehren, 
eine  positive  Eigenschaft. 

Er  ist  ewig,  d.  h.  anfangslos.  Daraus  folgt  aber  nicht,  dass 
es  eine  unendliche  Reihe  von  Zeitpunkten  giebt,  denn  von  den 
Zeitpunkten  kann  nur  bei  aufeinanderfolgenden  existierenden  die 
Bede  sein,  wenn  es  keine  aufeinanderfolgende  Dinge  giebt,  giebt 
es  auch  keine  Zeitpunkte^). 

Gott  ist  für  sich  existierend,  er  bedarf  keines  Substrates  und 
keines  Baumes,  denn  wenn  er  eines  Substrates  bedürfte,  müsste 
dies  ebenso,  wie  er  selbst,  ewig  sein. 

Gott  ist  verschieden  von  allen  Wesen *).  Ob  aber  zwischen 
ihm  und  den  geschaffenen  Dingen  im  Allgemeinen  eine  Ähnlichkeit 
vorhanden  sei,  diese  Frage  kann  einfach  weder  bejahend,  noch  ver- 
neinend beantwortet  werden.  Zwei  Dinge  sind  zwar  einander  nur 
dann  ähnlich,  wenn  die  Gleichheit  in  allen  Wesensattributen  vor- 
handen ist,  es  können  aber  die  Dinge  von  einander  verschieden  sein, 
wenn  die  Verschiedenheit  auch  nicht  in  allen  Eigenschaften  vor- 
handen  ist.     Die  Eigenschaften,   welche    nicht   Gott,    sondern   nur 

j 

den  geschaffenen  Dingen  zukommen,  sind  die  „Lage*  (i^^^^t)  und 

die  Aufnahme  der  Accidenzen.  Beide  dürfen  von  Gott  nicht  aus- 
gesagt werden,  denn  dadurch  kämen  wir  zur  Verkörperlichung  Gottes 
und  darum  müssen  die  Stellen  des  Kor&ns,  wo  vom  „  Sitzen  **  Gottes 
(Sure  20,  4.  25,  60)  die  Bede  ist,  allegorisch  ausgelegt  werden.  —  Hier 
setzt  die  Polemik  gegen  die  Karr&mija  ein,  welche  keinen  Anstand 
genonunen  haben,  Gott  mit  dem  Worte  g  i  s  m  zu  bezeichnen,  indem 


P         9 


1)  Bl.  8a.      OÜ^i    O'^l    *J    J)^i    :*    <>y>y^    ^^^     i    iM    e-^'^ 

Jjii   J^   ^^y^  jtj   !j^  UÜ  *L^  S^\  ^  v^Jt^  oLJ;«  ^^1  ^SyA 

2)  Dl.   8b  ff. 


Schreiner,  BeUr,  z,  Guehiehte  d,  theoL  Bewegungen  im  leldm.    499 

sie  behaupteten,  sie  wollten  damit  nur  das  Dasein  Gottes  aus- 
sagen, in  die  geschaffenen  Dinge  zum  Wesen  Gottes  gehören.  Da- 
gegen macht  al-6uw.  geltend,  dass  jeder  Körper  zusammengesetzt 
ist  und  darum  kann  man  Gott  keine  Körperlichkeit  zuschreiben, 
wenn  sie  aber  unter  ^ism  nur  das  Dasein  yerstehen,  so  könnten 
sie  in  diesem  Sinne  auch  das  Wort  ^asad  (Leib)  gebrauchen,  was 
sie  aber  nicht  wagen  ^). 

Gott  ist  keine  Substanz,  denn  zum  Wesen  dieser  gehört,  dass 
sie  im  Baume  sei.  Allerdings  nehmen  die  Christen  an,  dass  Gott 
eine  Substanz  sei,  worunter  sie  den  Grund  der  drei  Personen  ver- 
stehen. Diese  sind:  das  Sein  (Yater),  das  Leben  (der  heil.  Geist), 
das  Wissen  (das  Wort,  der  Sohn).  Die  Substanz  ist  nach  ihrer 
Ansicht   eine,    und   die   drei   Personen   denken   sie   sich,    wie   die 

Muslimen  die  „ Zustände '^  (v3W>l^)-  Al-öuw.  meint  nun,  dass  es 
nicht   einzusehen   sei,   weshalb   es   nicht   ebenso  vier  ^[ji\  geben 

könnte  und  warum  das  Attribut  der  Allmacht  eher  ausgeschlossen 
sei,  als  das  der  Allwissenheit.  Femer  wendet  er  ein,  dass  die 
Person,  welche  mit '„Wissen*  oder  „Wort*  bezeichnet  wird,  ent- 
weder trennbar  ist  von  der  Substanz  Gottes  oder  nicht.  Ln  ersteren 
Falle  gehört  sie  nicht  zur  Substanz,  im  letzteren  kann  sie  nicht  mit 
dem  Körper  des  Masl(^  in  Verbindung  gewesen  sein.  Geben  sie 
wieder  zu,  dass  das  „Wort*,  trotzdem  dass  es  Substanz  ist,  mit 
dem  Körper  des  Maslh  in  Verbindung  gewesen  sein  kann,  so  dürften 
sie  die  Möglichkeit  nicht  leugnen,  dass  die  göttliche  Substanz  sich 

mit  der  menschlichen  Natur  (o*^Ü)  im  Maslh  vereinigte*). 

Die  Beweise  für  die  Einheit  Gottes,  die  al-6uw.  vorführt. 


1)  Bl.  9b  ff. 


w  P 


2)  BI.  IIa.    ^    jj^    w'wÄA^   ^jU\    ^\   ^\   (^^LaJt  y^^6^ 

-oüjyt  Juo!  Äit  lyy^  iJ^  \ys^  jüfiis  e^Jü-  wl^  jpy>^  ^y 

J-^^^  Jy>^\  ^  ^^>j  ^  ^(^   ^lA^  O^yi  iC3^  ^\s:i\^ 
JUx.  i\y>>i\  ^  ^y>?OÜ  ^  Ju  L^.*^b  oiJ^^  fjJ^  ^Ü^t 

S)  Ober  die  Berichte  mabammedanischer  Schriftsteller  von  der  Trinitfits- 
lehre  s.  Kaafmann,  Qeschichte  der  Attributenlehre,  S.  36. 

Dd.  Ln.  33 


500    Schreiner,  Beür.  z»  Geschichte  d.  theoL  Bewegungen  im  leldan, 

sind  schon  so  häufig  nach  jüdischen  Religionsphilosophen  dargestellt 
worden,  dass  wir  sie  hier  übergehen  können. 

Nachdem  al-Guw.  die  Wesensattribute  behandelt  hat,  geht 
er  zu  den  mittelbaren  Attributen  über.  Aus  der  Zweckmässigkeit 
der  Weltordnung  schliesst  er  auf  die  Allmacht  und  Allwissend- 
heit Gottes,  und  aus  diesen  beiden  Attributen  auf  das  Leben 
Gottes.  Gott  ist  auch  wollend  in  Wahrheit,  nicht  aber  wie  Abu 
al-K&sim  al-Ea*bl  lehrt,  dass  unter  dem  Willen  Gottes  nur  sein 
Wirken  zu  verstehen  sei,  oder  wie  al-Nagg&r  behauptet  hat,  dass 
mit  dem  Attribute  des  Willens  nur  das  Nichtwollen  und  die  Passivität 
geleugnet  werde.  Aus  dem  Attribute  des  Lebens  folgt  auch,  dass. 
Gott  hört  und  sieht. 

Diese  Attribute  müssen  angenommen  werden,  weil  durch  ihr 
Fehlen  im  Wesen  Gottes  Ün Vollkommenheiten  vorausgesetzt  würden. 
Auf  die  Frage,  ob  der  orthodoxe  Ealäm  ausser  den  Wahrnehmungen 
durch  Gesicht  imd  Gehör  noch  andere  Sinneswahmehmungen  bei 
Gott  lehre,  antwortet  al-Guwejnl,  dass  all  diese  mit  Ausnahme  des 
Sehens  und  Hörens  einen  Zusammenhang  mit  dem  Stoff  voraussetzen^ 
wesshalb  sie  verneint  werden  müssen '). 

Im  Gegensatze  zu  den  meisten  MutakaUimün,  die  nach  dem 
Vorgänge  al-Aä^aris  die  mu^tazilitische  Lehre  von  den  „Zuständen'' 

(jLs>i)  verworfen  haben,  hält  al-6uw.  fest  an  dieser,  offenbar  weil  sie 


•  «  o  «  S  O 

1)  17b,  tjjyaJ    L«*««  w^    iUj   i5jLJl  ,**«*Oj   J-sä  ^^Ls   »J-aJ 


,^A^  JiLL  2\Ai  >.»*u 


H?>^=UaJt  Ldlä  'tjA>aJ  Läa^a«  ^y^,    '^ÄAOj      JLü  ^^yaÄftj  ^   y:JS\Si\ 
Jijj-p  y^jlS^    ^4.Mo,.!l    fS'^^.   9>SjO^    "^y^^    ^f^   ^^    1-^    Äil  J-^  o>j:o 

'jj^JÜI,  VJJ5JJI  ^^  4yiJl  w5ÜJJ^  *(^t 


ikhremer,  Beür.  9,  Gescldchie  d,  theol,  Bewegungen  im  Isldm,    501 

ihm  die  Schwierigkeiten ,  welche  die  Lehre  von  den  Eigenschaften 
Gottes  boten,  zu  lösen  schien.  Unter  dem  ^ Zustande*^  versteht  al- 
6aw.  ein  Seiendes,  dem  weder  das  Attribut  des  Seins,  noch  aber 
dasjenige  des  Nichtseins  zugeschrieben  werden  kann.  Manche  Zu- 
stände werden  den  Substanzen  wegen  einer  Ursache,  d.  h.  wegen 
eines  Dinges,  das  in  ihr  Bestand  hat,  zugeschrieben,  wie  wenn  wir 
z.  B.  das  Lebende  lebend,  das  Mächtige  mächtig  nennen.  Ein  jedes 
Ding,  das  in  einem  Substrat  Bestand  hat,  hat  in  diesem  einen  Zu- 
stand zur  Folge.  Es  giebt  aber  auch  Zustände,  welche  keine  von 
der  Substanz  verschiedene  Ursache  voraussetzen^). 

Zur  Erkenntnis  der  ewigen  Attribute  Gottes  gelangt  man  nur 
durch  die  Beschreibung  des  Verborgenen  mit  Hilfe  des  Offenbaren. 
Der  Zusammenhang  zwischen  beiden  kann  aber  auf  vier  Arten  ge- 
funden werden:  1.  Durch  den  Schluss  von  dem  Verursachten  auf 
die  Ursache.  So  können  wir  daraus,  dass  der  Wissende  wissend 
ist,  auf  das  Wissen  schliessen.  2.  Wenn  bei  den  offenbaren  Dingen 
ein  Urteil  durch  etwas  bedingt  ist,  so  ist  diese  Bedingtheit  auch 
beim  Verborgenen  vorauszusetzen.  So  behaupten  wir  z.  B.  dass 
der  Wissende  lebend  sein  muss.  Das  gilt  aber  ebenso  vom  Ver- 
borgenen. 3.  Kann  aus  dem  Wesen  der  Dinge  ein  solcher  Schluss 
gezogen  werden.  Wir  sagen,  dass  das  Wesen  des  Wissenden  sei, 
dass  das  Wissen  in  ihm  Bestand  hat  4.  Durch  die  Beweisführung, 
wie  wenn  wir  von  der  Schöpfung  auf  den  Schöpfer   schliessen.  — 

Merkwürdig  ist,  dass  der  Imftm  al-Qaramejn  damit  verdächtigt 
wurde,  dass  er  an  die  spezielle  Providenz  nicht  glaube,  augenschein- 
lich in  unbegründeter  Weise  ^. 

Al-Dahab!  erzählt^),  er  hätte  seinen  Freunden  geraten,  dass 
sie  sich  mit  dem  Kaläm  nicht  beschäftigten,  denn  wenn  er  selbst 
gewusst  hätte,  wohin  dieses  Studium  führt,  so  hätte  er  sich  damit 
nimmer  beschäftigt.  Offenbar  eine  Erfindung  der  Orthodoxen,  ebenso 
wie  die  Erzählung,  nach  welcher  er  sich  vor  seinem  Tode  bekehrt 
und  zum  Glauben  der  frommen  Weiber  von  NlsAbür  bekannt  hätte. 


1)  Bl.  18  a.  J'J.  ijÄii  \^JJ^  ^  3j\^  i\y>'^\  oUil  j  J^ 
.oluXJf  J^  SJiSlj  iÜU  ^  ^  olJJ  oLSI  'ijL^  jJä  jijü  y  j^\ 

2)  Ibn  al-Subki  U,  105  f. 

S)  B«i  AI  Äldsi,  S.  87. 

33» 


502    Schreiner,  Beär,  z,  Geachichte  d.  thed.  Bewegungen  im  laläm. 

Seine  Bedeutung  ist  unbestreitbar  und  seine  Schriften  ver- 
breiteten sich  rasch  bis  nach  Spanien^),  wo  z.  B.  Ayerro6s  seine 
Schriften  als  Quellen  der  Lehre  der  Aä^ariten  benutzt 

Von  den  Zeitgenossen  des  Im&m  al-Haramejn  wollen  wir  hier 
noch  erwähnen  Muhammed  b.  *Abd  al-Malik  al-Kargl  (geb.  458), 
der  eine  Kastda  schrieb,  die  sein  Glaubensbekenntnis  enthielt.  Es 
finden  sich  aber  darin  solch  abfällige  Bemerkungen  über  die  As^a- 
riten,  die  mit  den  Mu^taziliten  und  Eawafi4  in  einen  Topf  geworfen 
werden,   dass  Ihn  al-Subkl  das  Gedicht  für  eine  Fälschung  hält^. 

Ein  jüngerer  Zeitgenosse,  der  auch  unter  den  Verfolgungen 
durch  die  Hanbaliten  treu  zur  Lehre  al-As^arls  gehalten  hat,  war 
Abü-1-Putüb  al-Isfarft'inl  (st.  i.  J.  538)»). 

Mächtige  Förderer  fanden  die  Ai^ariten  im  Sultan  Salä^  al- 
dln  und  seinen  Nachfolgern.  Allerdings  Hessen  sie  sich  nicht  herbei, 
ihre  Lehre  mit  Gewalt  zu  verbreiten,  aber  sie  beschützten  die 
A^'ariten  gegen  die  Gewaltthätigkeiten  ihrer  Feinde.  Für  Sala^ 
al-din  schrieb  T&^  al-dln  b.  Hibet  A114h  b.  Mekkl  al-Qamawl  eine 
ürguza  unter  dem  Titel  Had&'ik  al-fusül  wa-^aw&hir  al- 
u  s  ü  1 ,  in  welcher  er  die  aä^aritische  Dogmatik  in  Verse  brachte.  Da- 
gegen berichtet  Ibn  al-Subkt  auch  von  einem  Befehle,  in  welchem 
er  verboten  hatte,  über  die  Frage  vom  Gescha£fensein  des  Kor&ns 
zu  sprechen*). 

Für  die  Entwicklung  des  a^^aritischen  Kal&ms  war  die  litte- 
rarische Thätigkeit  al-öaz&lls^)  von  geringerer  Bedeutung.  Nach 
Ibn  Chaldün  beginnt  zwar  mit  ihm  eine  neue  Phase  in  der  Geschichte 
des  Kal&ms,  indem  nach  ihm  immer  mehr  philosophische  Elemente 
in  die  Dogmatik  eindringen.  Ibn  Chaldün  mag  in  dieser  Beziehung 
Becht^)  haben.  Aber  ein  vollständiges  System  des  Kalams  hat  al- 
Öazäll  nicht  geschaffen.  Er  war  in  seinen  Ansichten  viel  zu  un- 
beständig^), als  dass  er  dazu  hätte  kommen  können.    Die  Sage,  die 

1)  Abu  Bekr  b.  Chq'r,  Bibl.  arab.  hUp.  IX,  S.  255  f.  giebt  eine  Liste 
der  ihm  bekannten  dogmatischen  Werke.  Man  ersieht  daraus,  wie  wenig  der- 
artige Schriften   im  mnhammedanischen   Spanien  studiert   worden.     Unter  den 

von   ihm   erwähnten  Werken   findet  sich  das  ^v\p^^t    oLääcI    oLäT  des 
Ibn  Fürak  und  das  Kit&b  al-irs&d  des  Öuwconl. 

2)  II,  S.  172. 

3)  Das.  II,  S.   179. 

4)  II,  S.  295.  Dasselbe  erzählt  al-8ujüti,  ^usn  al-muhädara  H  ta'rieh 
al-Misr  wa-l-K&hira  II,  35.  Über  das  Verhalten  der  Ejjabiden  in  Kaläm-Fragen 
s.  KJL.,  S.  42ff.  Über  Izz  aldin  Ihn  *Abd  al-SaUm,  den  streitbaren  As'ariten, 
s.  Fawftt  al-wafsjftt  I,  287.  Al-Älüsi,  S.  254.  259.  Sein  GUubensbekenntnis 
bei  Ibn  al-Ahdal,  1.  c.  Bl.  39  b. 

5)  Die  Litteratnr  über  ihn  siehe  bei  Steinschneider,  die  hehr.  Übei> 
Setzungen,  S.  296. 

6)  Mukaddima,  ed.  B&IiLk,  S.  389. 

7)  Das  ist  das  Urteil  Ibn  Tufejls  über  ihn.  S.  Munk,  M^langes  sur  la 
Philosophie  juiye   et   arabe,   S.  381.     In   Lisaa  al-din  Ibn   al-Chatibs 


Schreiner,  Beür.  z.  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  leldm.    503 

der  jüdische  Schrifsteller ,  Abraham  Gavison  erhalten  hat  2),  und 
nach  welcher  er  des  Tages  an  seinem  TahAfut  al-falftsifa  und 
des  Nachts  am  Tahftfut  al-tah&fut,  gearbeitet  hätte,  charak- 
terisiert ihn  vorzüglich.  Sein  Glaubensbekenntnis  ist  zwar  a^^aritisch, 
er   steckt   aber   zu   sehr   in   sufistischen  Vorstellungen,   als  dass  er 

Kitäb  al-ih&t&  fi  ta'rich  Oarn&ta,  HS.  d.  königl.  Bibl.  in  Berlin,  cod.  Peter- 
mann 76.  Bl.  238  b  ff.  findet  sich  ein  Brief  des  .*  ajciI^  ...j  \^Ju*t^^  .-y^  \\^^ 
in  dem  das  UrteU  Ibn  Tafejls  über  al-6azali  angeführt   wird.     Dann   beisst   es 

239  a,    »J\JS  ^  ^jLjLil]  J^  y^     ^uJJäJI     1^3      JLß    Lajj    «LO    lXJI^ 
6  0 

Ja)L>^  ^'i\^  vJläL  ^^  kIs^W  «^IäJ  »ili  J^^l  t j^  V^ 
ii:'j  ^.^1  Jyt  ^1  j^   L^s   (j^LJ!  JaU  ,jC-:>  ^^♦^tJwj  kÄ,.JLÄJ! 

^^jäJL^  ^\  ^Jü  y  iu^a^JLjj  ^'J  '-^^  vj5>  L^  obLftJo^^it  ^ijj 
»Js^^  '^AÄ^y^  i  j^  ^3^.>"3  KÄ.ii'J^it  JwPb  oL5^ij  w^  [239  b] 

Munk  bat  a.  a.  O.  S.  371  angenommen,  dass  Mi'jär  al-'ilm  eine  Bezeich- 
nung der  Makäsid  sei.  Das  ist,  wie  auch  aus  dieser  Stelle  hervorgeht,  nicht  der 
Fall.  S.  auch  Steinschneider,  die  hebr.  Übersetzungen  des  Mittelalters, 
S.  329.  Einiges  über  die  späteren  Gegner  al-Oazfclia,  yon  denen  die  hervor- 
ragendsten der  Kftdi  Ijad  und  Ihn  al-Kejjim  al-Gauzija  waren,  s.  al-Älüsi,  S.  73. 

2)  nnr^n  iTsiisr  135  a.  nrn  i:n«  »asTsrn  nbst^n  '0  'ism 
nbsn  i«npn  nnbcr;  b"«cnb  ^n«  -^co  nnn^a  n-'n  Tnian  n^n  orr« 
nb-ibii  nbcnn  '0  nsn»  rr-n  DT^n  -»d  mb^^bn  no'^'^T:  rr^m  nbcnn 
DT'a  na»  PN  nNom  mm  i:*7:npn  nt:«  Nn-^Ta  is-'ra  ba  omn  t\''T\ 

.riDcnn  »-»n  i^cn  bai  n^o-^  bsi  n73'^''pi  «n—:;3 

über  diese  merkwürdige  Legende,  welche  das  Tahftfut  al-tahftfut  des 
Averroes  dem  öazali  zuschreibt,  s.  Steinschneider,  a.  a.  O.  S.  336. 


504    Schreiner,  Beär,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  ün  leldm. 

ein  richtiger  As'arite  hätte  sein  können.  Infolge  dieser  seiner 
schwankenden  Stellung  haben  die  Aä^ariten  häufig  ihrem  Misstrauen 
gegen  ihn  Ausdruck  gegeben,  und  dass  er  bei  den  Philosophen^) 
übel  angeschrieben  war,  ist  selbstverständlich. 

Wichtig  ist  für  den  aä*aritischen  Eal&m  sein  Werk  Al-mustasft 
min  ilm  al-usül,  über  das  ich  an  einer  anderen  Stelle  ge- 
handelt habe*). 


1)  Ibn  8&Vin  nimmt  in  seiner  Schrift  »JL«  y^.ljJLI   Jo   ^,  cod.  Wetz- 
stein II,  Kr.  1524,  Ahlw.  1744,  öfter  Gelegenheit  die  Ansichten  der  As'ariten 

za  besprechen.  8o  z.  K.  23  b  i^^JLa^JI  ftiyu«  ^yuii^t  cXÄc  ^JLjlII  <A>^ 
AjJLc  y^  Lq  ^ic  Bl.  41b  findet  sich  in  einem  Kapitel,  welches  die  Über- 
schrift führt:  ^ji^ÄJÜi   j    )LjjxX!:^\      JLc   ^^t  folgende  Stelle: 

vJ^,Li=ai5  H^W  iSij*^^»  V^^  ^j^  ^ßi^  j^y^^  J'^  5^Vi^ 
^   dJi.Ji\   i_^&»La  L«|s  HAU    j^   vyn  ^5.«-.^   #J  ^j*aj  jjj  »^^^ 

^^}  O^y  "42>*  O^'-S  ''^^  tWIs  *A*A*  l:W  *J*»-  l5  J«Jl  »-Äi^uJu 


^Lil^   L^^  ^  ^v>^*   L^   U^ii>5  L^l  *JcU?u  ^U  L^  ^y3^ 
^  L^'L^L^  ^  ^^ibül  ,jJL>5  LP,l^i   *JL*:  v:^^^^   L^t   ^ 

äJLc  ^  L«  jy^  ^«^A^lJuo^  Ä-^s^l  c^  ey*  ^'^  ^'-ä!^  l5j^' 
^jjj  äJl4^  JuLfi  ^^1  iu  Q^»-w>3  »jLftÄfi!^  h^ju^  'iUi^  ^  iJ  ^jUj 

Zu  den  hier  erwähnten  Ansichten  vgl.  noch  KJL.,  S.  17  ff.  Al-Älüsi,S.  88  ff. 
Über  die  Ansichten  lü-Öszftli's,  denen  er  in  seinem  T ah if  a t  al -  f  a U  si  f  a  Aasdmck 
gegeben  hat,  s.  Tjitze  de  Boer,  Die  Widersprüche  der  Philosophie  nach 
al-Gazz&li.  Strassburg  1894.  Über  seine  Stellang  zum  as'aritischen  Kal&m  vgl. 
4a8.  8.  32. 

2)  Zur  Oeschichte  des  AS'aritentums,  8.  97. 


Schreiner^  Beär.  «.  Geschichte  d.  theol.  Beilegungen  im  leldm.    50Ö 

Von  grösster  Bedeutung  für  den  Sieg  der  Lehre  al-Aö*arl8  war 
die  Thfttigkeit  des  Fachr  al-dln  Razi»)  (544  —  606).  Dieser 
ausserordentlich  fruchtbare  Schriftsteller  musste  durch  seine  Werke 
einen  tiefen  Einfluss  ausüben.  Er  soll  auch  sehr  beredt  gewesen 
sein.  Ibn  al-Subkl  weiss  viel  davon  zu  erzählen,  wie  er  Ketzer 
aller  Art  zu  widerlegen  gewusst  habe.  Er  studierte  in  Maräga  und 
kam  später  nach  Chowftrezm.  Hier  disputierte  er  mit  den  Mu'ta- 
ziliten'^),  was  ihm  ihre  Feindschaft  in  dem  Masse  zuzog,  dass  er 
nach  Transoxanien  zu  ziehen  gezwungen  war.  Hier  ging  es  ihm 
ebenso  und  da  kehrte  er  nach  seiner  Heimat,  Rejj  zurück  ^).  Dort 
verblieb  er  auch  bis  zu  seinem  Tode.  Die  Karrftmija,  denen  er 
stark  zugesetzt  hatte,  sollen  ihn  vergiftet  haben.  — 

Die  dogmatischen  Anschauungen  al-Bäzls  kennen  wir  aus  seinem 
Kalämwerke  Kitftb  al-mu^assal,  von  dem  Schmölders^) 
eine  Analyse  gegeben  hat.  Von  einem  Manne,  der  philosophische 
Schriften  Avicennas,  wie  das  *üjün  al-hikma  und  das  Kitftb 
al-i^arät  erklärt  hat,  ist  zu  erwarten,  dass  philosophische  Ge- 
danken sich  bei  ihm  in  höherem  Masse,  als  bei  seinen  Genossen 
geltend  machen  werden.  Thatsächlich  ist  dies  der  FaD.  Auch  dem 
§üfismus  und  der  neuplatonischen  Philosophie  gegenüber  war  Fachr 
al-din  R&zi  nicht  unzugänglich.  Al-Sa^rftwl  erwähnt  einen 
Brief,  den  Ihn  *Arabl*)  an  ihn  gerichtet  haben  soll.  Auf  die  Ein- 
wirkung des  §üfismus  ist  es  zurückzuführen,  dass  er  es  mit  dem 
dogmatischen  erbaulichen  Hadlt  nicht  sehr  genau  genommen  hat, 
weshalb   er  bei  al-D^abl  sehr  schlecht  wegkommt^).     Von  diesem 


1)  Sein  Vater,  Dija'  al  din  al-RAzi,  schrieb  ein  Kalämwerk:  NihAjat  a1- 
mar&m  fi  *ilm  al  kaUm,  in  dem  ein  in  Reimprosa  geschriebener  Bericht  über 
eine  Seise  des  AbQ  Abdalllih  b.  Chafif  an  al-As*ari  sich  findet.  Der  Bericht 
ist  von  Ibn  al-Sabki  in  sein  Werk  I,  S.  287  f.  aufgenommen.  Über  Fachr  al-din 
8.  Ibn  al-Subki  II,  S.  329.  Ibn  ChaU.  ed.  WiUtenf.  VI,  Nr.  611.  Ibn  Abi  Usejbi'a  U, 
8.  23  ff.  Fabricins,  Bibl.  graeca  XIII,  S.  289.  Über  seine  Polemik  gegen  daa 
Judentum  s.  ZDHG.  XLII,  8.  639 f.  Mafätih,  ed.  v.  J.  1308,  II,  S.  472 ff.  finden 
sich  polemische  Bemerkungen  gegen  das  Christentum.  Das.  S.  486  berichtet  er 
über  eine  Deputation,  die  er  mit  einem  Christen  in  Cbowarezm  hatte. 

2)  In  Persien  gab  es  von  jeher  viele  Mu'taziliten.  8.  al-Hukaddasi, 
8.  410.  415.  439.  464.  469. 

3)  Das.  331.    tJ^  ^yd   ^^\  j  ^  Lo   Joü    f^Jy^  ^\  y^ 


4)  Essai  snr  les  ^coles  pbilosophiques  chez  les  Arabes,  8.  140  ff. 

5)  Lawäldb  I,  8.  6.   Jawftkit  I,  8.  25.    Allerdings  soll  er  nach  der  Ansicht 
des  Ibn  al-'Arabi  in  dieser  Wissenschaft  keine  hohe  8tufe  eingenommen  haben. 

6)  Ibn  al-Subki  II,  8.  332. 


506     Schreiner,  Beitr.  z.   Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam, 

wird   sein   Buch    über    die    ^Geheimnisse    der   Sterne"    als    ^ reine 
Zauberei"   bezeichnet^). 

Wie  Fachr  al-dln  B&z!  durch  die  Ansichten  der  muslimischen 
Peripatetiker  beeinflusst  worden  ist,  dafür  wollen  wir  nur  ein  Bei- 
spiel hervorheben.  Während  al-6uwejnl  nur  von  Wesensattributen 
und  mittelbaren  Attributen  spricht,  ältere  As*ariten  Wesens-  und 
Thätigkeitsattribute  unterscheiden,  reiht  Fachr  al-dfn  al-Razf  die 
Namen  Gottes  in  folgende  Gruppen  ein  *):  1.  Namen,  welche  Wesens- 
attribute  Gottes  bezeichnen;  2.  Namen  der  Belationsattri- 
bute;  3.  solche,  die  aus  den  negativen  Attributen  folgen. 
Seine  Belege  entnimmt  er  dem  Kor&n  und  der  Traditionslitteratur. 
Dabei  werden  von  ihm  Traditionen  angeführt,  wie  z.  B.  die  folgende  ^ : 
Es  sagte  Abu  T)arr:  „Ich  fragte  den  Propheten,  Gott  segne  und 
begrüsse  ihn:  Welcher  Glaubenskampf  ist  der  vorzüglichste?"  und 
er  antwortete:  „Dass  du  deine  Seele  und  deine  Begierde  in  Betreff 
des  Wesens  Gottes  bekämpfst."  Diese  Tradition  richtet  sich  offenbar 
ebenso  wie  die  meisten  anderen,  die  von  Fachr  al-dln  al-Häzl  er- 
wähnt werden,  gegen  die  Spekulation  über  die  Eigenschaften  Gottes 
und  es  ist  nur  zu  begreiflich,  dass  al-Dahabi  an  der  Leichtgläubig- 
keit al-Razis  in  dieser  Beziehung  Anstoss  genommen  hat. 

Neben  seinen  Kal&mwerken  ist  sein  grosser  Kor&nkommentar 
Maffttih-al-gejb"*)  eine  reiche  Quelle  auch  für  die  Kenntnis 
des  Kaläms  und  für  die  der  as'aritischen  Dogmatik  insbesondere. 
Alte  und  spätere  Mu'taziliten,  sowie  die  grossen  as^aritischen  Lehrer 
werden  von  ihm  angeführt.  Die  Kommentare  al-Gubbä*is,  Abu 
Muslim  al-Isfähanls  gehören  zu  den  von  ihm  am  häufigsten  benutzten 
Werken.  Mit  Rücksicht  auf  die  Bewegung,  welche  sich  gegen  den 
Kal&m  geltend  machte  und  die  wir  in  den  letzten  Abschnitten  dieser 


1)  Das.  c^Jls  ^yo  ^  ^y:$\J^\  JyJ^  ^LäT  J  ^\^\  i  :S^^ 

2)  Maf.  I,  64  ff. 

3)  Das.  S.  65. 

4)  In  diesem  Werke  finden  sich  ziemlich  häufig  chronologische  Daten. 
Am  Ende  zahlreicher  Suren  giebt  er  an,  wann  er  ihre  Erklärung  beendigt 
hat.  Das  erste  solche  Datum  ist  am  Schlüsse  vun  Sure  III,  Bd.  III,  S.  132  zu 
lesen.  Darnach  hat  er  die  Erklärung  dieser  Sure  am  1.  Rabi*  al-ächir  des 
Jahres  595  d.  H.  beendigt,  das  letzte  findet  sich  am  Ende  der  XLVII.  ^ure, 
Bd.  VII,  S.  558  der  17.  l)ü-lHi^')Va  des  Jahres  603.  Er  wird  also  an  dem 
Werke  ungefähr  zehn  Jahre  gearbeitet  haben.  —  Bd.  V,  S.  35  erwähnt  er  den 
Tod  seines  Sohnes  Muhammed  (RejS^eb  601),  worauf  er  noch  S.  104  auf  den  2.  Re^'eb, 
S.  180  den  7.  Sa'bän  und  8.  219  den  18.  Sa'bän  zu  sprechen  kommt  und  den 
Leser  beschwört,  für  das  Seelenheil  seines  Kindes  zu  beten.  S.  180  bt  ein 
rührendes  Gedicht  auf  seinen  Sohn  zu  lesen.  Andere  chronologische  Daten 
finden   sich    am  Ende   folgender  Suren:    8.  14.   (geschrieben    im  l^a*bän  601  in 

OiJuu  s^\j^)  17.  (geschr.  in  ^V^c)  18.  37.  38.  39.  40.  42.  43.  45. 


Schreiner,  Beür.  s.    Geschichte  d,  theol,  Bewegtingen  im  Islam.    507 

Arbeit  schildern,  halten  wir  es  für  angebracht,  ein  Beispiel  atlan- 
tischer Koränauslegung  hier  anzuführen. 

Als  guter  Ai^^arite  bekämpft  al-B&zi  an  mehreren  Stellen  die 
Anthropomorphisten  *)  und  erklart  die  vermenschlichenden  Ausdrücke 
des  Kor&ns  von  Gott  in  figürlichem  Sinne.  Das  ist  auch  bei  dem 
Ausdruck  Sure  VII,  52.  „Und  er  setzte  sich  dann  auf  den  Thron" 
der  Fall.  In  einer  langen  Auseinandersetzung^)  weist  er  nach,  dass  man, 
wenn  man  den  Satz  im  buchstüblichen  Sinne  auffasst,  notwendiger- 
weise zu  der  Folgerung  kommt,  dass  das  Wesen  Gottes  ein  räum- 
lich beschränktes,  endliches  und  zusammengesetztes  sei,  was  mit  der 
von  den  Mutakallimün  und  Philosophen  angenommenen  Anschauung 
von  der  Einfachheit  und  notwendigen  Existenz  seines  Wesens  un- 
vereinbar sei.  Vielmehr  ist  unter  dem  „Sitzen  Gottes  auf  dem 
Throne"  mit  al-^^affäl  al-6äsl  seine  dauernde  Herrschaft  zu  verstehen. 

Seine  Ansicht  vom  Gottesworte  ist  diejenige  aller  späteren 
Aä*ariten,  nach  welcher  man  zwischen  dem  ewigen  Worte  Gottes, 
d.  h.  seinem  Attribut,  dem  zufolge  er  sich  oifenbai*t  und  zwischen 
den  Worten   und  Lauten,    die  geschaflPen  sind,  unterscheiden  muss. 

Er  hält  auch  fest  an  der  Lehre  von  der  „ErschaflFang  aller 
Werke"  durch  Gott  Zu  Sure  III  V.  104—5.  .Dies  sind  die  Vei*se 
All&hs,  die  wir  dii*  in  Wahrheit  vorlesen,  AUäh  will  aber  nichts 
Unrechtes  den  Menschen.  All&h  gehört,  was  im  Himmel  und  auf 
Erden  ist  und  zu  ihm  kehren  alle  Dinge  zurück" ,  macht  al-Räzl 
folgende  Mitteilungen^.  Aus  diesen  Versen  hat  al-(jrubbä'i  ge- 
schlossen, dass  Gott  das  Böse  weder  in  seinem,  noch  in  des  Menschen 
Thun  will  und  dass  er  solches  nicht  thue,  femer  dass  das  Böse  that- 
sächlich  vorhanden  ist  und  dass  nicht  Gott  der  Schöpfer  der  mensch- 
lichen Werke  ist.  Es  ist  natürlich,  dass  die  Mu^taziliten  in  dieser 
Stelle  einen  starken  Beweis  zu  haben  glaubten  und  meinten,  dass 
sie  allein  genüge,  um  alle  ihre  Hauptlehren  in  betreff  der  Gerechtig- 
keit Gottes  zu  beweisen*).  V.  105  enthält  nach  ihrer  Ansicht  die 
Begründung  von  v.  104.  Denn  der  Missethäter  thut  das  Böse  aus  Un- 
wissenheit, aus  Schwäche  oder  aus  Bedürftigkeit,  Allah  liegen  aber  alle 
diese  Motive  fem,  da  „Alles  im  Himmel  und  auf  Erden  ihm  gehört." 
Diese  Worte  sollen  auch  dem  Einwurfe  begegnen,  dass  wenn  Gott 
die  Ungerechtigkeit  nicht  wolle,  und  diese  dennoch  unter  den 
Menschen  anzutreffen  ist,  der  Grund  hiervon  nicht  die  Beschränkt- 
heit seiner  Macht  ist,  sondern  der  Umstand,  dass  er  dem  Menschen 
*  die  freie  Wahl  in  seinem  Thun  überlassen  hat,  damit  er  sich  den 
Lohn  Gottes  erwerbe. 


1)  Mftf.  V,  S.  506.     VI,  S.  364.  499.     VII,  8.  211.  322.     VIII,  S.  601. 

2)  Bd.  IV,  8.  226 f.     Vgl.  VI.  S.  Ö90.. 
8)  Maf.  lU,  2  4  ff. 


4)  Das.  8.  25.  iyo]    ^t^=>'  ^yÜÜ  iUdl^  »Jol^l   'iS^]  »ÄP  I^JSj 


508    SchrdneTf  Beär.  ».  Geschichte  d.  theol,  Bewegungen  im  Idäm. 

Diesen  Ausführangen  gegenüber  bemerkt  al-EAzl,  dass  aus 
V.  104.  nur  folgt,  dass  Gott  keine  Ungerechtigkeit  begehe,  —  die 
Mu^taziliten  lehrten  nämlich,  dass  Gott  keine  Ungerechtigkeit  äben 
könne,  —  femer  ist  daraus,  dass  er  zu  seinem  Lob  erwähnt,  dass 
er  die  Ungerechtigkeit  nicht  wolle,  zu  schliessen,  dass  dies  sehr 
gut  möglich  sei.  Diese  die  Darstellung  al-Gubbä'ls  unterbrechenden 
Bemerkungen  sind  offenbar  sehr  schwach.  Nicht  viel  glücklicher 
ist  die  Beweisführung  der  A6*ariten,  die  sich  auf  v.  105  bezieht. 
Aus  dieser  Stelle  folgerten  sie,  dass  Gott  der  Schöpfer  der  mensch- 
lichen Werke  sei.  Darauf  entgegnete  al-(jubbft*i,  dass  hier  nur  davon 
die  Rede  sei,  dass  alle  Dinge  im  Besitze  Gottes  seien  („tJJUJ^  ÄiL^!) 

nicht  aber  davon,  dass  er  Alles  geschaffen  habe  (JolaJI  'ksL^!).    Es 

ist  auch  nicht  anzunehmen,  dass  hier,  wo  Gott  seine  Herrlichkeit 
verkündet,  gemeint  sein  soll,  er  sei  auch  der  Schöpfer  der  Misse- 
thaten  und  Sünden.  Endlich  lässt  der  Ausdruck  „was  im  Himmel 
und  auf  Erden  ist,''  darauf  schliessen,  dass  es  sich  um  Dinge  handelt, 
die  einen  Kaum  einnehmen,  also  Körper,  nicht  aber  um  Handlungen, 
welche  Accidenzen  sind.  Die  Antwort  der  Aä'ariten  auf  diese  Ein- 
wände ist  höchst  merkwürdig:  „Es  kann  sich  hier  nur  um  eine 
JwsiJl  ÄiL^i  handeln,  denn  wer  das  Böse  und  Gute  thun  kann,  ver- 
leiht dem  letzteren  über  das  erstere  nur  das  Übergewicht,  wenn  in 
seinem  Herzen  das  zum  Vorschein  kommt,  was  ihn  zur  guten  That 
auffordert.  Diese  Aufforderung  tritt  aber  durch  die  Schöpfung 
Gottes  auf,  wobei  der  „regressus  in  infinitum*  zurückgewiesen  werden 
muss^).  Ist  aber  dasjenige,  wovon  das  Thun  des  Menschen  bewirkt 
wird  die  Gesamtheit  der  Macht  und  der  Aufforderung,  und  steht 
es  fest,  dass  diese  das  Werk  Gottes  ist,  so  steht  auch  das  fest, 
dass  das  Thun  des  Menschen  durch  Gott  geschaffen  und  hervor- 
gebracht wird,  indem  er  die  Ursache  ins  Dasein  gerufen  hat^)". 


1)  D.  h.  der  Mensch  wird  nur  dann  durch  den  Eindruck,  den  die  Welt 
auf  ihn  macht,  zum  Oehorsam  aufgefordert,  wenn  er  die  Anfangslosigkeit  der 
Welt  zurückweist. 

2)  Das.  S.  2Ö.  JjtaJt  'izJkA  xs'üö^l  »J^   Jjj    «JLc   LüL^!   i^L>^ 

sX-.*Jt  Joe  J^>a5>  ^^yi  ^^  13!^  J^UjdÜ  Uäj  jj  *l!t  UuLcwä 


Schreiner,  BeUr»  z,  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  Islam,    509 

Alles  menschliclie  Thun,  jegliche  Tagend  ist  die  Auslösung 
des  Eindruckes,  den  die  von  All&h  geschaffene  Welt  auf  den  Menschen 
macht  und  der  ihn  veranlasst,  sein  Gebot  zu  erfüllen,  darum  sind 
auch  die  Thaten  des  Menschen  das  Werk  All&hs.  Die  Auslegung 
al-6ubbft'ls  ist  die  richtige,  aber  man  begreift,  warum  seine  Lehre 
von  den  AiWten  überwunden  worden  ist. 

Wir  wollen  nun  auch  ein  charakteristisches  Beispiel  as*aritischer 
Traditionserklarung  hier  anführen.  Zu  .Sure  54,  v.  47 — 48  wird 
von  al-Bftzi  die  Ansicht  der  meisten  Eoränausleger  angeführt^), 
nach  welcher  diese  Verse  sich  auf  die  Kadarija  beziehen  sollen. 
Die  Erklärung  wird  mit  Traditionen  belegt,  die  von  den  ]^adariten 
sprechen.  Nach  einer  von  diesen,  die  auf  Abu.  flurejra  zurück- 
geführt wird,  sollen  die  Heiden  aus  dem  Stamme  Kurej^  zum 
Propheten  gekommen  sein  und  mit  ihm  über  das  „Kadar"  disputiert 
haben  und  dies  wäre  die  Veranlassung  zu  der  in  diesen  Versen 
enthaltenen  Äusserung  gewesen.  Auf  die  ^Ajida  wird  eine  Tradition 
zurückgeführt,  nach  welcher  der  Prophet  gesagt  haben  soll:  „Die 
Magier  dieser  Gemeinde  sind  die  ^adariten.*  Die  zahlreichen  Tra- 
ditionen, welche  von  frommen  Muslimen  gegen  die  ^adaritische 
Ketzerei  fabriziert  worden  sind-),  haben  Mu*taziliten  und  Fatalisten 
in  verschiedener  Weise  ausgelegt.  „Der  (jabarl,  sagt  al-Räz!,  be- 
hauptet, der  Kadarite  sei  derjenige,  der  da  meint,  der  Gehorsam 
und  die  Widerspenstigkeit  sind  nicht  von  Gott  geschaffen,  bestimmt 
und  praedestiniert ,  sie  sind  also  die  Kadariten,  weil  sie  das 
Kadar  leugnen.  Der  Mu*tazilite  dagegen  behauptet,  unter  dem 
Kadariten  sei  der  (jrabarite  zu  verstehen,  der  da  sagt,  wenn  er 
Unzucht  treibt,  stiehlt:  „Allah  hat  mich  dazu  bestimmt."  Er 
ist  also  Kadarite,  weil  er  das  „^^adar'^  annimmt. **  Beide  behaupten 
aber  von  den  Leuten  der  Sunna,  welche  die  Lehre  von  der  Schöpfung 
der  Werke  durch  Gott  anerkennen,  dass  diese  Kadariten  seien.  Al- 
E&zt  ist  der  Ansicht,  dass  mit  den  „Kadariten"  weder  die  Mu'ta- 
ziliten  noch  die  Aä^ariten  gemeint  seien. 

Die  Ausführungen  al-Räzts  werden  in  merkwürdiger  Weise  be- 
leuchtet durch  ein  Kapitel  im  Auszuge  des  Ibn  Mattawejhi 
aus  einem  mu^tazilitischen  Kalämwerke  des  'Abd  al-6abb&r  al-Mu'ta- 
zili^.  Es  führt  die  Überschrift:  „Die  Erwähnung  dessen,  wer  die 
If[adariten  seien."     Auch  aus  den  Mitteilungen  *Abd  al-dabbärs  er- 


1)  Maf.  VII,  8.  7  83  ff. 

2)  Al-Tirmidi  II,   S.  22   laatet   die   antikadaritische   Tradition:   ^\  ^fi 

3)  Al-ma^mü'   min   al-muhit  bi-I-taklif,  HS.    der   königl.  Bibl.  in  Berlin, 
cod.  Glaser  52.     Ahlwardt  IV,  Nr.  5149,  Bl.  218a  ff. 


510    Schreiner^  Beitr.  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  ün  Islam. 

sehen  wir,  da^s  es  viele  Traditionen  gegen  die  Kadariten  gegeben 
hat.  *Abd  al-Gabb&r  bekämpft  sie  aber  nicht  in  der  Weise,  dass 
er  ihre  Echtheit  bezweifelt,  denn  er  hält  es  für  möglich,  dass  der 
Prophet  von  den  Kadariten  spreche ,  'wenn  es  auch  keine  solche 
Sekte  zu  seiner  Zeit  gegeben  hat  *),  vielmehr  sucht  er  zu  beweisen, 
dass  unter  den  Kadariten  die  orthodoxen  Fatalisten  zu  verstehen 
seien,  wobei  er  sich  ebenfalls  auf  Traditionen  beruft^). 

So  beantworteten  die.  Mu'taziliten  die  auf  sie  gemünzten  Tra- 
ditionen mit  solchen,  die  sie  zu  ihren  Gunsten  erfunden  haben  und 
mit  einer  Auslegung,  durch  welche  die  gegen  sie  gericliteten 
Traditionen  auf  die  Gegner  bezogen  wurden. 

Wir  vermögen  nicht  an  dieser  Stelle  weitere  Beispiele  aus  dem 
weitschweifigen  Werke  Fachr  al-din  Eazls  anzuführen  um  den 
Stand  der  dogmatischen  Spekulation  zu  kennzeichnen  und  müssen 
zu  seinem  Nachfolger  übergehen. 

Das  Werk  Fachr  al-dfn  Bäzis  ^ wurde  fortgesetzt  durch  den 
Erklärer  seines  Kitäb  al-mahsül,  Sams  al-dln  al-Isfäh&nt  (616  bis 
688)^).  Er  verliess,  noch  jung  an  Jahren,  Isfäh&n  und  kam  nach 
Bagdad,  von  hier  nach  Syrien  und  dann  Ägypten,  wo  er  eine  Zeit 
lang  in  Küs  und  Kerak  Kädl  war.  Seine  letzten  Lebensjahre  ver- 
brachte er  in  Kairo.  Sein  bestes  Werk  führte  den  Titel:  KitAb 
al-kawft*id *).  Ihn  al-Subki  teilt  sein  Glaubensbekenntnis  mit*), 
das  voll  von  Hindeutungen  auf  die  Beweise  der  a§*aritischen 
KaJäms  ist. 


1)  Bl.  218b.  ^^:il  ^  Kjj'ljuo  ^U  ^  c:)A5>  ^AJLc  yJii  J^  ^.^wi 

M  ^J^  JxjJt  jxJ:ü  ^.jt  ^Lo  ti  xS  J^  jLe^^t  »^  f^  ^^^ 

2)  Bl.  218  a.  ^^*Ö  iuJLß  dJl  ^J^   iS^^  o'   *'*:J'-^^^*'  Cy^  C55J  ^3 

S  c)'^  '^  ^  ^  i-y^^^^  i-yJ^J^'  cr^^'  '^^y^^  o*^  ^  r^^^ 

3)  Fawät  al-wafftjftt,  II,  S.  265.     Ibn  al-Subki  U,  336  f. 

4)  Seine    Biographen    sagen    davon:    v^ftiaÄl!»    (jOLo^!      Jlc    J.»Ä.^^ 

5)  Das. 


511 


Nachträge. 

« 

Von 

Friedrlcli  Seliwallj. 

L  Zu  ZDMG.  LI  (Jahrg.  1897),  S.  252  flf.: 

Meine  daselbst  vorgetragene  Theorie  berührt  sich  teilweise  mit 
derjenigen,  welche  G-eorgHoffmannin  dieser  Zeitschr.  Bd.  XXXII 
(Jahrg.  1878),  S.  759  unten  angedeutet  hat.  Die  Bemerkungen 
dieses  Gelehrten  sind  mir  entgangen,  da  sie  inmitten  einer  grösseren 
Becension  über  zwei  syrische  Textausgaben  stehen. 

n.  Zu  ZDMG.  Ln  (Jahrg.  1898),  S.  132  ff. 

1.  Nr.  3.  Diese  Entlehnung  ist  schon  vonFränkel,  Aram. 
Fremdw.,  S.  195  f.  gebucht  worden,  das  Wort  fehlt  aber  im  Index. 

2.  Nr.  4.     Zu   dem  Bedeutungsübergang   bei   ».Loj  hat  mich 

Wellhausen  auf  eine  gute  Analogie  aufmerksam  gemacht.   K^ma^^^ ^ 

pl.  ^«*.<^^Lyo  =  syr.  jnn>ci^v%    „Schauspielerin*  =  nsiT.   Vergleiche 

z.  B.  den  interessanten  5adith  Buhärl,  Sahl^  (ed.  Kairo  1306) 
I,  127,  7  und  dazu  Qastalänl  II,  354  f.  Die  Nationallexikographen 
und  darnach  Freytag  haben  von  der  Bedeutung  des  Wortes  nur  eine 
sehr  vage  Vorstellung  (fatua,  stolida  et  iners  mulier). 

3.  Nr.  12.  Wie  mir  Zimmern  mitteilt,  ist  manzäzu  jetzt 
im  Assyrischen  nachzuweisen,  und  zwar  bei  Meissner,  Supplement 
S.  26,  in  dem  Vokabular  79,  7.  8,  170,  wo  manzäzu  unmittelbar 
neben  askuppu  „Thürschwelle**  steht. 

4.  Nr.  14.  -Assyr.  nazüru  gehört  nicht  zu  ju,  sondern  zu 
.ij   „ungestüm  fordern",  z.  B.  Baihaqi,  Cod.  Lugd.,  fol.  55**,  8. 

5.  Nr.  20.     In   der  Erklärung   von  '»Ix^  habe   ich   leider 

schon  einen  Vorgänger,  und  zwar  keinen  berufeneren  alsS.  Fränkel, 
der  in  seinen  „Beiträgen  zur  Erklärung  der  mehrlautigen  Bildungen 
im  Arabischen*  (Leiden  1878)  S.  30  unten  sagt:  „Ich  glaube  mich 
nicht   zu   täuschen,   wenn   ich   dies   Wort   aus   i3'^nbN   :f72^,   dem 


512  Schwally,  Nachträge, 

kanonischen  Gebete  der  Juden  ableite,  mit  einer  leicht  erklärlichen 
Verstümmelung,  die  vermutlich  einen  spöttischen  Zw%ck  hatte". 

6.  Nr.  22.  Einen  sehr  wichtigen  Beitrag  zur  Erklärung  des 
angezogenen  Hamäsaverses  hat  mir  L  Goldziher  zugehen  lassen. 
Er  citiert  mir  Abdul  Va^id  al  Marrakushl,  ed.  2  (Dozy),  p.  81,  5: 

\yJ^  jSw^  vi^Jir  ^1  Vj^  S      'M^^  ^Lj;  o^  g^^'  UUi^\ 


Hier  sind  ganz  deutlich  die  Fäuste  als  Predigerstühle  betrachtet, 
und  es  wird  mit  gewissem  Hechte  behauptet,  dass  der  Säbel  eine 
deutlichere  Sprac&e  redet  als  das  Wort  des  beredtesten  Mundes. 


Zu  „The  Indian  Game  of  Chess"  (S.  271). 

Dr.  L.  Scherman  macht  mich  brieflich  darauf  aufinerksam,  dass 
schon  Prof.  A.  Macdonell  im  Athenaeum,  Jahrg.  1897,  July  24, 
p.  130,  in  Bezug  auf  das  Alter  des  Schachspiels  in  Indien  zum 
gleichen  Resultate  mit  zum  Teil  denselben  Argumenten  gelangt  sei, 
wie  Thomas.  In  der  That  hatte  Macdonell  bereits  auf  Thomas' 
zweite  Stelle  aus  dem  Har^acarita  hingewiesen  (a^töpadänäm  ca- 
turanga-kalpana)  und  noch  auf  eine,  allerdings  unsichere,  Stelle 
aus  der  Kädamban  (Bomb.  Skr.  Ser.,  p.  88,  1.  15:  (t^täpadcuyä- 
päram  äsphcUayaiä) ,  aber  drei  andere  Stellen  hat  Thomas  neu 
hinzugebracht.  Die  Stellen  sind  nicht  alle  von  gleicher  Beweiskraft, 
da  man  das  astäpada  auch  noch  zu  andern  Brettspielen  benutzt 
haben  kann.  Die  deutlichste  Beziehung  auf  das  Schachspiel  scheint 
unter  den  neuen  Stellen  die  von  Thomas  aus  der  Väsavadatta  an- 
geführte zu  haben.  Das  Wort  astäpada  findet  sich  in  seiner 
Päliform  affhapada  schon  in  der  ältesten  buddhistischen  Litteratur, 
s^  B.  in  der  bekannten  Aufzählung  von  Spielen  Brahmajälasutta 
§  14,  Cullavagga  I,  13,  2.  Der  Kommentator  bemerkt  aber  nur 
dazu:  ekekäya  pantiyä  attha  affha  padäni  asscUi  atthapadam 
(atth.,  weil  es  in  jeder  einzelnen  Reihe  acht  Felder  hat). 

£•  Windisch. 


513 


Beiträge  zur  Geschichte  der  theologischen  Bewegungen 

im  Islam. 

Von 

Martin  Schreiner« 

m.    Der  Sufismus  und  seine  Ursprünge. 

Es  ist  schon  mehrfach  auf  den  grossen  Unterschied  zwischen 
der  Mystik  der  ersten  Jahrhunderte  des  Islams  und  dem  späteren 
^ufismus  hingewiesen  worden  ^).  Der  fremde  Einfluss  auf  die  alten 
Mystiker  des  IslAms,  die  asketischen  (zuhd)  Anschauungen  huldigten, 
ist  gering.  Ihre  Ansichten  sind  durch  das  Bestreben,  das  religiöse 
Leben  des  Isl&ms  zu  verinnerlichen ,  entstanden.  Die  erbaulichen 
l^adlthe  und  die  eigenen  Aussprüche  sind  lediglich  Äusserungen 
ihrer  religiösen  Erfahrung.  Solche  Spruches  finden  sich  in  den 
Traditionssammlungen ^),  in  Florilegien,  wie  das  Lubb  al-&dab 
des  Ibrähhn  b.  Abi  *Aun«),  und  im  *IVd  al-farld  des  Ihn  *Abdi 
Eabbihi^).  Sie  werden  dem  Propheten,  den  A$\^äb  und  den  Im&men 
zugeschrieben  und  das  ist  der  Grund,  weshalb  al-6az&lt,  und  al-Sa^rawf 
in  seinem  biographischen  Werke  die  ChulafA'  rftäidün  und  die  ältesten 
Im4me  zu  den  §üfts  rechnen,  was  übrigens  schon  der  Verfasser 
■des  Fihrist*)  gethan  hat. 

Thatsächlich  finden  wir  bei  einer  Durchmusterung  der  Schriften 
der  alten  Z  u  h  h  &  d  keine  Spur  der  charakteristischen  Elemente  der 
Weltanschauung  der  späteren  §üf[s.  Die  Schriften  des  Abu  al- 
Lejth  al  -  Samarkand!^),  das  Kitab  al-manäzil  des 
Harawl'),   das  ?üt  al-kulüb   von   Muhammed   al-Mekki^),   sind 


1)  A.  von  Kremer,  Die  verschiedenen  Ideen  des  Islams,  S.  52  f.  07  f. 
Kerx,  Idee  und  Qrundlinien  einer  allgemeinen  Gesch.  der  Mystik,  S,  ?d. 

2)  Al-Tirmidi  n,  8.  49  ff. 

3)  HS.  der  Kön.  Bibliothek  zu  BerUn,  Ahlw.  8317,  HS.  Spr,  1205,  Bl.  88b. 

4)  Ed.  V.  J.  1302,  I,  8.  367  ff. 

5)  I,  S.  183  ff. 

6)  Mir  liegen  vor:  Tunbih  al-g&filin,  Kairo  1303.  Am  Rande:  BustAn 
al-^ftriHn;  Kurrat  al-*ujün,  eine  ausführliche  Beschreibung  des '  muslimischen 
f,Schreckensapparates'*  am  Rande  von  Al-Sa'r&wis  Muchtasar  tadkirat  al-Kurtubi. 

7)  Siehe  KJL.  S.  25. 

8)  Ihn  Chall.  641. 

Bd.  LH.  34 


514    Schreiner,  Beür.  z.  Geschickte  d,  theoL  Bewegungen  im  Islam, 

Sammlungen  von  erbaulichen  !Radithen  und  nur  bei  den  letzteren 
finden  sich  einzelne  Termini,  die  bei  den  späteren  5üfis  eine  grössere 
Rolle  spielen.-  Es  finden  sich  in  ihnen  erbauliche  Geschichten  jü- 
dischen^) und  christlichen  Ursprunges,  aber  im  grossen  und  ganzen 
ist  es  rein  muslimischer  Geist,  der  sich  in  ihnen  wiederspiegelt. 

Trotz  der  zahlreichen  Beweise,  welche  die  Zuhh&d  nach  der 
Erzählung  ihnen  nahestehender  Personen  von  ihrer  Frömmigkeit 
gegeben  haben,  hegten  die  Orthodoxen  ein  unüberwindliches  Miss- 
trauen gegen  sie.  Ein  Ausdruck  dessen  sind  die  Verfolgungen,  denen 
sie  ausgesetzt  waren.  Al-Sa'rftwl  sieht  sich  nämlich  sowohl  in 
seinem  dogmatischen  Werke,  als  auch  in  seinem  „Law&ki^  al- an- 
war* veranlasst,  die  9üfis  gegen  die  Anklage  in  Schutz  zu  nehmen, 
dass  ihre  Ansichten  Ketzereien  enthalten,  und  dass  sie  es  mit  der 
Beobachtung  der  Gesetze  des  Isl&ms  nicht  ernst  nähmen.  Einzelne 
verfängliche  Stellen  bei  Mystikern  erklärt  er  für  Fälschungen  2). 
Er  beruft  sich  hierbei  darauf,  dass  dem  A)imed  b.  Hanbai  ein 
Glaubensbekenntnis  und  dem  Flrüz&bädl  eine  Schrift,  in  welcher 
Abu  HanIfa  verketzert  wird,  untergeschoben  wurde,  dass  Stellen  in 
al-Gaz&lls  Ibjä*,  in  Ibn  *ArabIs  Futü\?&t  und  seiner  eigenen  Schrift 
Al-Bahr  al-maurüd  gefälscht  worden  sind.  Solche  Fälschungen 
mögen  thatsächlich  vorgekommen  sein,  alle  Ketzereien,  die  den 
§üfls  zugeschrieben  werden,  lassen  sich  damit  nicht  rechtfertigen. 
Die  Muslime  Hessen  sich  nichts  vormachen  und  so  weiss  al-öar&wt 
eine  ganze  Reihe  von  §üfis  namhaft  zu  machen,  die  verketzert  und 
verfolgt  worden  sind*),  unter  ihnen  auch  die  grössten  Sejche  der 
§üfis,  von  denen  wir  einige  hier  näher  kennzeichnen  wollen. 

Zu  ihnen  gehörte  Al-H&rith  b.  Asad  al'Mu^4sibi  (st.  in  Bagd&d 
im  J.  243),  der  einer  der  fruchtbarsten  SchrifbsteUer  unter  den 
§üfls  der  älteren  Zeit  war*).  In  Fikh -Fragen  war  er  Säfi*ite,  und 
in  dogmatischen  Fragen  scheint  er  orthodoxe  Ansichten  vertreten  zu 
haben.  Er  polemisierte  gegen  die  Mu*taziliten  *),  nichtsdestoweniger 
scheint  er  einige  Gedanken  von  ihnen  herübergenommen  zu  haben, 
so  zum  Beispiel  die  Einteilung  der  Pflichten  in  solche  des  Herzens 
und  des  Körpers  ^).  Al-Sa'r&wi  erzählt  von  einer  Zusammenkunft 
al-Mul;&sibls  mit  A^med  b.  IJanbal,  die  mit  seiner  Anerkennung 
durch  den  letzteren  geendigt  haben  soll,  —  eine  Erfindung,  um 
die  Rechtgläubigkeit  dieses  Sejchs  nachzuweisen. 

Eine  Schrift   al-Muhfisibls,    die   uns  vorliegt'),    behandelt  die- 


1)  Die  ErzfthlttDR  Sifre,  ed.  Friedmann  35  b,  Menachotli  44  a,  findet  sich 
Tanbih  al-g&filin,  S.  44. 

2)  Jawäkft   I,   S.  8.      Übt^r    solche    Fälschungen     vgl.    Goldsiher    in 
ZDMG.  XXXVIII,  S.  681.     S.  auch  al-ÄlÜs  i,  S.  97. 

3)  JawHkft  I,  S    17.     Law&kih  I,  19  ff. 

4)  Ibn  ai-Sabki  I,  S.  228.'  Einiges   über   ihn    s.  bei   al>Kusejri,   S.  15. 
Law&kih  I,  S.  98.     Ibn  Chall.  Nr.  151. 

5)  Fihrist  I,  183. 

6)  S.  die  folg.  Anm. 

7)  IIS.  der   Kon.  Bibl.  zu  Derlin,   cod.  Spr.  872.     Bl.  31  f.  enthält  den 


Schreiner f  Beär.  «.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam,    515 

selben  Gegenstände,  wie  die  späteren  asketischen  Werke,  und  es 
lässt  sich  in  ihr  weder  eine  Eigentümlichkeit,  noch  aber  fremder 
Einfluss  entdecken. 

Eher  lassen  sich  solche  bei  Abu  Jezld  al-Bist&m!  (st.  im 
J.  261  *))  nachweisen.  Sein  Grossvater  war  Magier,  der  Muhamme- 
daner  wurde.  Aus  diesem  Umstände  ist  sein  Ausspruch  zu  erklären : 
Seit  dreissig  Jahren  verrichte  ich  den  Gottesdienst  und  bei  einem 
jeden  war  mein  Bekenntnis  in  meiner  Seele  gegenwärtig,  als  wäre 
ich  ein  Magier  und  wollte  meinen  Gürtel  abschneiden').  Nach 
al-Öa*r&wt®)  soll  er  das  „Wort  Gottes*  als  ein  Attribut  betrachtet 
haben,  eine  Ansicht,  die  von  al-As^arl  gelehrt  wurde  und  die  viel- 
leicht mit  Unrecht  dem  Bis^äml  zugeschrieben  wird^). 

Wir  können  auch  Abu  al-Käsim  al-Gunejd^)  nicht  über- 
gehen, der  nicht  nur  von  den  $üfis,  sondern  auch  von  Ful^ahä'  und 
Mutakallimün  hochgeachtet  wurde.  Er  hat  nur  Korftn  und  Sunna 
als  Quelle  der  religiösen  Erkenntniss  betrachtet.  Trotzdem  er  im 
Rufe  grosser  Frömmigkeit  stand,  soll  er  doch  Tauljld- Fragen  vor 
seinen  Schülern  nur  bei  verschlossenen  Thüren  besprochen  haben  ^')* 
Ein  Ausspruch,  den  al-Sa*r4wi  in  seinem  Namen  mitteilt^),  be- 
zieht sich  darauf,  dass  der  Mensch  nur  durch  Beweise  zur  Er- 
kenntnis Gottes   gelangt.     Er  soll  auch  folgende  Äusserung  gethan 


Kommentar  des  „SuUIldb  der  Gelehrten"  'Abd  al-'Aziz  al-Sulami  zu  einem 
Werke  des  Muhäsibi  unter  dem  Titel:  ^Le^  Ni^j^l  «AaoÜLq  J..:>  ^'O^ 
^^.^b!=uJl   J^\  qJ  \^J^  B1.  35  beginnt  ein  Kapitel  über  ^jJtXi\  )UJl^  . 

Bl.  42b  beisst  es:  ^.y\JJ)i\  S^t^^    ',^^^  ^i'XJl  J^  ^3!   y^'  C)^  ^' 

1)  Al-Kus.  8.  17.     Law.  I,  8.  100.     Ibn  Chall.  Nr.  311. 

2)  Einiges  über  al-Muhäsibi  s.  bei  Ooldziber,  Die  Zähiriten,  8.  134  Anm. 

3)  S.   101  oben. 

4)  Über  seine  Ansicht  in  betteff  der  Meinungsverscbiedenbeiten  im  IslAm 
s.  al-Kns.  S.   17.     Eibanliche  Erzfihlungen  bei  al-J&fi'i,  1.  c.  8.  20. 

5)  St.  im  J.  297.  8.  über  ihn  al-Kosejri  S.  23.  Law&kih  I,  8.  111  ff. 
Ibn  al-8abki  I,  8.  223  f.  Ibn  Chall.  Nr.  143.  Eine  erbauliebe  Erzählung  im 
Auszüge  aus  al-Jäfi'ls  Kand  al-rajähin  8.  6. 

6)  Jawäkit  I>  8.  22.  Dasselbe  sollen  al- Hasan  al-Basri  und  al-8ibli  ge- 
than haben. 

7)  Law.  I,   8.  113.     ^   JJ>    iJÜb    i^iyuJl    »J^   xU!  ^j  J^ 

34» 


516    Sehreiner,  Beilr.  z.  GeechichU  d.  theol,  Bewegmmgem,  im  Mdm. 

haben'):  «Wenn  ich  ein  Bichter  wäre,  würde  ich  einen  jeden 
köpfen,  der  da  sagt:  Es  giebt  nichts  ausser  Grott*.  Dazu  stimmt 
schlecht  seine  Bemerkung'):  «Kein  Mensch  habe  die  Stufe  der  Wahr- 
heit erreicht,  solange  ihn  nicht  tausend  Freunde  für  einen  Ketzer 
erklären^.  Ebenso  sein  Ausspruch  über  die  religiöse  Erkenntnis: 
«Das  Wasser  hat  die  Farbe  des  GefiLsses,  in  dem  es  ist^  ^. 

Der  bedeutendste  unter  den  muslimischen  Mystikern,  die  ihre 
Schriften  in  arabischer  Sprache  abgefasst  haben,  ist  Mu^ji  al-din 
Ihn  ^Arabl,  der  zugleich  als  der  einfiussreichste  gelten  kann^). 
-Hierauf  l38st  wenigstens  der  Umstand  schliessen,  dass  wenn  er 
auch  in  seinem  Leben  verhältnismSssig  nicht  viel  angefeindet  wurde, 
so  haben  seine  Schriften  nach  seinem  Tode  vielfach  zu  heftigen 
Kämpfen  Anlass  gegeben.  Eine  grosse  Anzahl  von  Schriften  richtete 
sich  gegen  seine  Ketzereien,  er  hatte  aber  auch  viele  begeisterte 
Anhänger.  Er  entfaltete  eine  sehr  reiche  litterarische  Thätigkeit 
und  seine  Werke,  von  denen  das  umfangreichste  das  Buch  der 
«Mekkanischen  Eröffiiungen*  ist,  lassen  auf  eine  grosse  Gelehrsam- 
keit schliessen.     Uns  interessiert  hier  besonders  sein  Werk  «Fu§ü§ 


1)  Jaw&kit  U,  8.  116.    vJUft  c>Ojä!  U^l:>  c^J^^  iyu  JS^ 

2)  Dm.  I,  8.  31.    ^  tj  '9Ju\hi\  «J^  JU^  JUÄ^  ^ÜÜI  ^{  jLd 
.vJUXij   Ajb  UUX^   sjii\  M  »A^Aj  ,y^  iüuftii  ^y  wX>! 

8)  Ibn  *Anhi,  Fas&s  al-hikam,  ed.  Konst.  8.  125.  ^.^jJ  JuJL^  ^13 
^j\j\  ..)^  ^'^1 .     ITber  andere  Süfls  ans  Uterer  Zeit  s.  Merz  a.  a.  O.  8.  30  fil 

4)  Vgl.  über  ihn  v.  Krem  er,  Gesch.  der  herrschenden  Ideen  des  IsUms, 
S.  102  ff.  Seine  Darstellang  bemht  auf  den  zahlreichen  Ci taten  al-äa'rawis 
in  seinem  Jaw&kit.  Sie  stammen  ans  den  Fatüh&t  al-makkija  des  Ibn  'Arabf, 
in  welcher  Schrift  dieser  seine  Ansichten  nicht  in  so  unyerblümter  Weise  aus- 
gesprochen hat,  wie  in  dem  hier  za  besprechenden  Boche.  iJber  Ibn  'Arabis 
Stellnng  in  Fikh- Fragen  s.  Ooldziher,  Die  Zihiriten  S.  185  f.  In  seinem 
Diw&n,  ed.  Bülkk  1271,  S.  47,  findet  sich  folgendes  Gedichtchen: 

Auf  diese  Verwahrung  ist  kein  grosses  Gewicht  zu  legen.  I.  'A.  war 
nicht  der  Mann,  der  seine  Anschauungen  nicht  wechselt.  Dazu  kommt  noch, 
dass  er  vom  KijAs  schweigt,  was  dem  Zugeständnisse,  dass  er  ZAhirite  sei, 
gleichkommt. 


Schreiner,  BeUr,  9,  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  hldm,     517 

al-l^kam'^,  in  welchem  er  seine  Weltanschauung  am  unverhülltesten 
dargestellt  hat  und  das  in  späterer  Zeit  den  Angriffen  der  Gegner 
am  meisten  ausgesetzt  war.  Thats&chlich  wird  man  nicht  leicht 
ein  Werk  aus  dem  Mittelalter  angeben  können,  in  dem  pantheistische 
Lehren  samt  ihren  letzten  Folgerungen  mit  gleicher  Rücksichtslosig- 
keit dargestellt  werden,  wie  in  diesem  gar  nicht  umfangreichen 
Werke.  In  27  Kapiteln,  die  nach  Propheten  von  Adam  bis  Mu- 
hammed  benannt  werden,  sucht  er  die  verschiedenen  Punkte  seiner 
Lehre  darzustellen,  wobei  er  den  leitenden  Gedanken  mit  einem 
Momente  aus  dem  Leben  des  betreffenden  Propheten,  natürlich 
nach  der  Darstellung  des  Kor&ns  und  der  Tradition,  manchmal 
in  sehr  geschickter  Weise  in  Verbindung  bringt  Über  den  Ur- 
sprung des  Buches  giebt  er  in  der  Einleitung  folgendermassen 
Aufschluss:  «Lob  sei  Allah,  der  die  Erkenntnisse  in  die  Herzen 
der  Worte  senkt,  mit  der  Einheit  des  nahen  Weges,  vom 
ersten  Orte  her,  wenn  auch  die  Religionen  und  Sekten,  wegen 
der  Verschiedenheit  der  Völker  verschieden  sind^).«  Ich  habe  den 
Gesandten  Allahs,  A114h  segne  und  begrüsse  ihn,  in  einem  Traume 
der  guten  Botschaft  gesehen,  der  mir  im  letzten  Drittel  des  Monates 
Mu^airem  im  Jahre  627  in  Damaskus  zu  Teil  geworden  ist.  In 
seiner  Hand  hielt  er  ein  Buch  und  er  sagte  mir:  Dies  ist  das  Buch 
,Fusüs  al-t^ikam^,  nimm  es  hin  und  gehe  damit  hinaus  zu  den 
Leuten,  damit  sie  daraus  lernen*.  Das  Buch  soll  ihm  also  Muhammed 
gegeben  haben.  Die  Grundanschauungen  Ihn  ^Arabis  sind  nach 
dieser  Schrift  folgende: 


1)  In  diesen  Worten  zeigt  sich  die  den  meisten  Mystikern  gemeinsame 
Tendern,  die  Grenzen  der  Religionen  zu  verwischen.  Von  dieser  Tendenz  waren 
znch  mittelalterliche  Philosophen  nnd  Skeptiker  nicht  frei.  Siehe  die  merk- 
würdigen Äusserungen  der  IchwAn  al-safä\  IV,  S.  61  ff.,  KJL.  S.  10.  A.  3 
und    i.      Der    philosophische    Prediger   Lewi    ben   Abraham    aus    VUlefranche 

(13.  Jh.)  sagt,  Kobak,  n-ir03  "»Tra  lU,  140:   bDO  D-^DIOiyDH  nXp  D^m 

a-'bon  (so)  V2D  nn«  ba  ■•d  n-'pibn  D-'Dmn  nn«  v:3rb  isnD'«  mmrn 
ibao*^TD  rm  -»obi  on-'böwi  -isrn^i  Tnn  "»ü:«  nas-^bTa  ynm  "^cb  O'^aT'mi 

'iai  Dn->ni9n .     Die  HS.  der  Königl.  Bibliothek  zu  Berlin,  cod.  Wetzstein  II, 
Kr.  1735,  Bl.  54  ff.  enthält  eine  Schrift  des  'Omar  b.  Muhammed  al-Fftrisküri: 

'9ÄyajUi\   Xdjli;   (^  ÄAP^t  v-5*^wmJ!  'kSl^,,    in    welcher    der   Verfasser 

58b   mit  Bezug   auf  die   Einleitung  Ihn  'Arabis  zu   den   Fusüs   al-hikam  sagt: 

luXP  Ji^i»  ^   i^L5>   ^^Aojl   ^^y^    äS    vJl-ÄJ^   r*^=a*^  V^^ 
^Lä  Juu  L«l   J^    i^tjb    Uajl   (^jCil  ^yab   »w^LäT  ^^^)  v-^UiüJ 

)U^!^   u^bJCJt   vJoCj^  L^jUu^    I^Wrb  '^j^^  r^  ^  r*^ 

.  l5^>^  J^  h^  r^b  ""^  i}^  J^^'  fÄ*^  o'  »]^*^^^ 

Vgl.  auch  Steinschneider,  Polem.  n.  apol.  Lit.  S.  48  A. 


518     Schreiner,  Beär.  z,  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  laläm. 

Die  Quelle  wahrer  religiöser  Erkenntnis  ist  nicht  die  Spekulation 
des  Verstandes*),  sondern  die  göttliche  Erleuchtung').  Durch 
sie  wird  den  Menschen  folgende  Erkenntnis  zu  Teil,  Das  Wesen 
aller  Dinge  ist  Gott,  es  giebt  nichts  ausser  üim^.  Er  ist  das 
Wesen  des  Gesichtes,  des  Gehörs,  der  Hand,  des  Fusses,  der  Zunge, 
d.  h.  er  ist  das  Wesen  der  Sinne  und  geistigen  Krilfke*).  Er  ist 
das  Wesen  der  Welt,  die  Welt  ist  seine  Form,  er  ist  der  Geist 
der  Welt,  der  sie  führt,  der  grosse  Mensch,  das  ganze  Sein,  der 
Einzige,  durch  dessen  Sein  mein  Sein  besteht^). 

Mit  grossem  Nachdruck  wird  von  Ihn  *Arabl  die  Wesensein- 
heit aller  Dinge  gelehrt.  „Ein  jeder  Teil  der  Welt  ist  die  ge- 
samte Welt,  d.  h.  er  empfängt  die  Wesenheit  der  Einzelheiten  der 
ganzen  Welt.  Wenn  wir  aber  sagen,  dass  Zejd  in  der  Erkenntnis 
ein  anderer  ist  als  'Amr,  so  widerlegt  dos  nicht  die  Behauptung, 
dass  die  Substanz  Gottes  das  Wesen  Zejds  und  *Amr8  ist*®).  „AUfth 
sagt  (Sure  2, 182):  ,,Wenn  meine  Knechte  dich  meinetwegen  befragen, 
so  bin  ich  nahe,  ich  erhöre  den  Ruf  des  Eufenden,  wenn  er  mich 
anruft*,  denn  es  giebt  keinen  der  erhört,  wenn  niemand  ihn  anruft. 
Wenn  das  Wesen  des  Bufenden  mit  dem  Wesen  dessen,  der  erhört, 
identisch  ist,  so  giebt  es  keinen  Unterschied  in  der  Verschiedenheit 
der  Formen.  Beide  sind  also  ohne  Zweifel  nur  Formen.  Alle 
diese  Formen  aber  sind  nur  wie  die  Körperteile  Zejds,  und  wir 
vrissen,  dass  Zejd  ein  individuelles  Wesen  ist,  dass  seine  Hand  nicht 
die  Form  seines  Fusses,  seines  Auges,  seines  Kopfes,  seiner  Stirn 
ist,  sodass  er  Vieles  und  Eins,  viel  an  Formen,  eins  im  Wesen  ist. 
Ebenso  ist  der  Mensch  dem  Wesen  nach  ohne  Zweifel  Eins,  und 
es  ist  auch  kein  Zweifel,  dass  ^Amr  nicht  Zejd,  nicht  Chälid  und 
nicht    dra^far   ist,   sodass   die  Individuen    dieses   einen  Wesens   un- 


1)  ^j^  Jäl  Fusüs  S.  4. 

2)  ^)i\   ^^^Lp*  oder  ^tjt  v^äJi^   du.   I.  A.    kommt   hierftuf  noch 
S.  58,  Z.  19;  95,  Z.  6  f.;  96,  Z.  16  in  sprechen. 

s)  S.  2i.  y»  L05  13  U  ^  ^1  *Jt  JJ  ^^1  ^  jj^  )i\  ^  Uj 

otJ^^Jt  ^y^yi\  vi>.A>    ^  j^3    ik^mAJJ    8^ijt9  y    ^1    ^'.      Siehe 

auch  8.  73. 

4)  S.  44. 

5)  S.  45. 

6)  s.  73.  j^AjaÄxJi  ^LJ  ^jc>  ^  Ju  :i  Jf  :5i  y>  ^^  ^  Uj . 

.gJ!     ^13     J../I     .j^     Ji     ^^      .y^t^     O^^     ^^^ 


vW 


Schreiner f  Beür.  z.  Geschichte  d.  iheol.  Bewegungen  im  leläm.    519 

endlich  sind  in  der  Existenz.  Wenn  er  also  auch  Eins  ist  im 
Wesen,  so  ist  er  Viel  in  den  Formen  und  Individuen"  *). 

Yon  dem  Einen  Wesen  stammt  das  Sein  der  Dinge.  ^  Durch 
ihn  bist  du*,  sagt  L  *A. ,  „in  deinem  Sein  zum  Vorschein  ge- 
kommen, wenn  es  dir  feststeht,  dass  dir  eine  Existenz  zukommt. 
Wenn  es  wahr  ist,  dass  das  Sein  Gott  gehört,  nicht  dir,  so  ist  ohne 
Zweifel  das  Urteil  über  das  Sein  Gottes  von  dir  selbst,  und  wenn 
es  wahr  ist,  dass  du  das  Seiende  bist,  so  kommt  das  Urteil  ohne 
Zweifel  dir  zu.  Sollte  aber  Gott  das  Bestimmende  sein,  so  kommt 
nur  die  Emanation  deines  Seins  ihm  zu,  dich  selbst  bestimmst  du 
selber  und  darum  darfst  du  nur  dich  selbst  loben  und  tadeln,  Gott 
kommt  nur  das  Lob  für  die  Emanation  des  Seins  zu,  denn  das 
letztere  gehört  ihm,  nicht  dir.  Du  bist  seine  Nahrung  durch  die 
Bestimmungen  und  er  ist  deine  Nahrung  durch  das  Sein"'). 

„Das  Eine  Wesen  ist  wie  der  Spiegel.  Wenn  jemand  hinein- 
sieht und  die  Form  dessen,  was  er  yon  Gott  glaubt,  darin  sieht, 
so  erkennt  er  ihn  und  glaubt  daran,  wenn  er  aber  das  darin  sieht, 
was  andere  glauben,  so  leugnet  er  es,  als  würde  er  im  Spiegel  die 
eigene  Gestalt  und  die  eines  anderen  sehen.  Der  Spiegel  aber  ist 
eine  Substanz,  nur  der  Formen  giebt  es  viele  im  Auge  des 
Sehenden«  »). 

Diese  Einheit  des  göttlichen  Wesens  in  der  Vielheit  der  Formen 
erklärt  Ibn  *Arabl  in  folgender  Weise*).  Die  Namen,  d.  h.  die 
Offenbarungen  Gottes  sind  unzählig.  Ihre  Substanz,  oder  was  das- 
selbe ist,  die  Substanz  Gottes  zeigt  sich  in  einem  umfassenden 
Sein  (.)*i^),  welches  das  ganze  Weltall  umfasst.  Dieses  Sein  be- 
sitzt das  Attribut  der  Existenz  (j^»),  und  dadurch  offenbart  sich 

für  Gott  sein  Geheimnis.  In  diesem  Sein  sieht  Gott  sich  selbst 
wie  in  einem  Spiegel,  und  zwar  in  der  Form,  die  er  dem  Substrat 
verliehen  hat,  in  dem  er  sich  sieht.  Als  Gott  die  Welt  geschaffen 
hat,  war  in  ihr  kein  Geist,  und  sie  war  wie  ein  zugedeckter 
Spiegel.     Die  Substrate   mussten   aber   alle   einen   göttlichen  Geist 


1)  8.  95. 
"^   wJLJLe  «JÜ  ^i   «iLJLft   0^1    iüölit  )i\   *J  ^J^  üüL  jS> 

3)  8.  95.  4)  8.  3  flf.  .  ^y>y^^  ^^\d^ 


520    Schreiner,  Beür.  z.  Geschichte  d,  theoL  Bewegungen  im  Isläm. 

erhalten.  Unter  dem  n^inhanchen  des  Geistes  **  ist  zu  verstehen^ 
dass  die  Disposition  der  Form  zum  Vorschein  kommt,  welche  zum 
Empfangen  der  Ofifenbarungsemanation  vorbereitet  ist.  Diese  Ema- 
nation ist  ewig  und  alles  kommt  von  Gott  her^).  Der  Spiegel 
der  Welt  ist  also  aufgedeckt  worden  und  das  Wesen  der  Auf- 
deckung des  Spiegels  und  der  Geist  dieser  Form  war  Adam. 
Die  , Engel**  waren  die  Kräfte  der  Welt,  welche  „der  grosse  Mensch* 
genannt  wird.  Sie  verhalten  sich  zur  Welt,  wie  die  Kräfte  der 
Seele  und  die  der  Sinne  zum  Menschen.  —  Der  „grosse  Mensch ** 
ist  für  Gott,  was  die  Pupille  dem  Auge,  durch  die  wir  sehen*). 

Durch  diesen  entstandenen  und  ewigen  Menschen  ist  die  Welt 
vollkommen  geworden.  Er  ist  für  die  Welt,  was  die  Inschrift 
für  den  Siegelring  ist.  Er  wird  auch  „Chalife*  genannt,  weil  er 
die  Welt  behütet,  wie  das  Siegel  die  Schätze.  So  ist  die  Welt 
wohl  bewahrt,  solange  dieser  „vollkommene  Mensch*^)  in  ihr  ist. 
Wird  das  Siegel  von  der  Schatzkammer  dieser  Welt  entfernt,  so 
wird  das,  was  in  ihr  aufbewahrt  wird,  nicht  bleiben,  es  wird 
herausgenommen  und  die  Dinge  werden  durcheinandergeworfen. 
Die  äussere  Form  der  Welt  ist  der  Körper  Adams,  die  innere  Form 
ist   seine   Seele,   er   ist  Gott   in   der  Schöpfung*).     Adam   ist   die 


«    •• 


1)  S.  6.    Uj   *^    g^b    jOfi  jAß   U^l    l^^j   J^  ^1    kX^   ^^ 

2)  S.  3.    ^1    j;^Ü3uoI   ^    aJwc  ^^t   ^LjJI    Sjj^  ^    J^\ 

ji^S  ^.^Uo^ib .  s.  4.  (Jjüül  ^yas>^  wLiJ  ^^^*ld  lüüJUot  LtLa 
e)^  ^  ^JJ!  ^\  ^  ^\  ^L^t  xJ^   OL^  ^^   \^ 

.gjf  jp]  OjlS.  ^L-J^l  yp  f,^^J>  xiil>  J\ 

Deussen,  Sechzig  Upanishads  des  Veda  ans  dem  Sanskrit  übersetst» 
8.  128  heisst  es:  „Der  Mann,  den  man  in  dem  Auge  siehot,  der  ist  der  Ätman". 
Vgl.  auch  Denssen,  Das  System  des  Vedftnta,  S.  152,  178. 

3)  J^IXlt   ^LaJ^I  ,  ein  Ansdmck,  den  I.  A.  ziemlich  häufig  gebraucht^ 

so  s.  B.  noch  S.  21,  fil.  Daher  stammt  auch  der  Titel  eines  Werkes  von 
Abdal-Kädir  al-Öil&ni.  Die  Vorstellung  stammt  aus  der  Pseudo-Aristotelischen 
Theologie,  ed.  Dietericl,  S.  146. 


4)  S.  8.    Jöj  gyUaJt  Kijyo  ^\  ^\  sXm*^  »>w^  v:>w4.ic  Jüia 


Schreiner^  Btür,  s.  Geschichte  d,  theoL  Bewegungen  im  Isläm,    521 

eine  Seele,  ans  welcher  die  menschliche  Gattung  geschaffen  worden 
ist.  ,Gott  that  dies  durch  zwei  Eontraktionen,  in  der  ersten 
Kontraktion  war  die  Welt,  in  der  zweiten  waren  Adam  und  seine 
Nachkommen*  ^). 

Nach  dieser  Identitatslehre  Ibn  *ArabIs  werden  wir  Äusserungen 
begreiflich  finden,  wie  dass  „die  Gottheit  ohne  Anthropomorphismus 
vorgestellt,  die  gottähnliche  Welt  sei*'^),  und  „das  Schaffende  ist 
das  Geschaffene  und  das  Geschaffene  ist  das  Schaffende  und  dies 
alles  ist  eine  Substanz**).  Durch  sie  wird  auch  die  Attributen- 
lehre bestimmt.  Die  Zahl  der  Gottesnamen  oder  Attribute  ist  un- 
endlich, ihr  Wesen  ist  aber  eins,  ebenso  wie  die  Hyle  trotz  der 
Vielheit  der  Formen  eine  ist*).  Die  eigentlichen  Attribute  werden 
von  I.  A.  zuweilen  allegorisiert.  Unter  dem  Willen  Gottes 
versteht  er  z.  B.  sein  Wirken  in  der  Welt*).  Charakteristisch  sind 
seine  Ausführungen  über  die  Barmherzigkeit  Gottes.  „Gott  ist 
kein  Substrat  der  geschaffenen  Dinge,  er  ist  also  kein  Substrat  für  die 
Entstehung  der  Barmherzigkeit  in  ihm.  Da  aber  Gott  barmherzig  ist, 
und  es  keinen  Barmherzigen  giebt,  in  dem  keine  Barmherzigkeit 
wäre,  so  folgt  daraus,  dass  Gott  die  Barmherzigkeit  selbst  ist*^). 
„Die  Barmherzigkeit  Gottes  umfasst  ein  jedes  Ding  der  Existenz 
und   der  Bestimmtheit   nach,   die    göttlichen  Namen   aber  kommen 


1)  Das.  «uJÜCOxä  ^  ^i  Joi>5  9^  gjjl  U  ^  iodlal  J.J   wl  ^ 

Eine   andere   Stelle  über  die  Kontraktion   des    göttlichen  Wesens   findet 
sich  S.  89. 

2)  S.  23.     Äx-Ä-J!   vJÜÜ  y>  ipUil   sJil. 

3)  Das.  «^  jLr  OüLÜ  q^JlÄj!  y»:^!^  v^^JLsaJI  fjil&  jA)i^^ 

8J<^>{^  rr^  CT^*     ^^^'  ^^^*'®"»  System  d.  Ved&nta,  S.  275 f. 

4)  S.  54. 

5)  S.  82.     fJ^jC,  ^^\Jh  j^\   L^ijo*  \J<ii^  ^tjäc.  L|ilIiJU  ÄlJULs 

jju^   y^  J-Ä  O^yt    j  JÄH  ^  r^  ^5^^=^*  k^i^  ^"^  ^1^^! 

Abu  Tälib  ist  der  Verfasser  des  Küt  al-kulfib.     Die  Stelle,   die   I.  A.  im 
Auge  hat,  findet  sich  I,  101. 

6)  s.  92.    jLsEUJ   g^   c:^j|^äU  Jkä^j   ,j^  wLs^u-m*  y»^ 
fLiü  ^\   U:>r,  ^\J\   ^jiii    ^a   ^\J\  ya  1^  U^J\  oL?r.^ 


£22     Schreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol,  Beieegungen  im  Islam, 

Ton  den  Dingen  her^  die  alle  von  einer  Substanz  sind,  dämm  ist 
das  erste,  was  von  der  Barmherzigkeit  Gottes  umfasst  wird,  das 
Dingsein  dieser  Substanz,  welche  die  Barmherzigkeit  durch  Barm- 
herzigkeit ins  Dasein  ruft  und  darum  ist  auch  das  erste,  was  von 
der  Barmherzigkeit  umfasst  wird,  sie  selbst '^^). 

Auch  den  Fatalismus  der  muslimischen  Orthodoxie  hat 
Ihn  'Arabt  mit  seiner  Identitätslehre  in  Zusammenhang  gebracht^. 
Die  Vorsehung  ist  das  Urteil  Gottes  über  die  Dinge;  dieses 
hängt  von  der  Grenze  des  Wissens  ab,  das  Gott  von  den 
Dingen  hat,  und  sein  Wissen  wird  durch  die  Substanz  der  er- 
kannten Dinge  bestimmt.  Die  Prädestination  ist  ausschliesslich  die 
zeitliche  Bes^mmung  der  scibstantiellen  Beschaffenheit  der  Dinge. 
Das  Urteil  der  Vorsehung  findet  also  durch  die  Dinge  selbst  statt. 
Der  gewissenhafte  Bichter  verfolgt  das  Wesen  der  Frage,  in  welcher 
er  zu  urteilen  hat,  so  dass  das  Urteil  ihrer  Substanz  entspreche, 
und  der  zu  Bichtende  fordert  durch  seinen  Zustand  vom  Bichter, 
dass  er  über  ihn  dieses  bestimmte  Urteil  f^len  soll,  so  dass  ein 
jeder  Bichter  durch  seinen  Urteilsspruch  und  durch  den  Beurteilten 
gerichtet  wird^. 

Der  Sinn  dieser  Ausführungen  ist,  dass  alles,  was  geschieht, 
durch  das  Wesen  der  Dinge,  das  allerdings  mit  dem  Wesen  Gottes 
identisch  ist,  bestimmt  wird.  Daraus  erklärt  dann  I.  A.  das  Vorher- 
wissen der  Gesandten  Allahs,  welche  je  nach  der  Stufe  des  Volkes, 
dem  sie  angehörten,  ein  gewisses  Mass  von  Erkenntnis  erlangt 
haben,  deren  ihr  Volk  bedurfte.  Die  Erkenntnis  der  Prädestination 
verleiht  ihrem  Besitzer  absolute  Buhe,  aber  sie  kann  auch  eine 
schmerzhafte  Strafe  sein,  denn  von  der  Vorherbestimmung  kommen 
die  beiden  Gegensätze ,  und  mit  ihr  bezeichnete  Gott  sich  selbst 
indem  er  von  seinem  „  Wohlgefallen '^  und  vom  ,  Zorne '^  sprach. 
Durch  sie  entsprechen  einander  die  Namen  Gottes,  von  ihrem  Wesen 
vnrd  durch  das  „absolute  Sein*^  das  „gebundene  Seiende*^ 
bestimmt.  Es  giebt  nichts  Vollkommeneres,  Mächtigeres  und 
Grösseres  als  ihr  Wesen,  weil  ihr  Urteü  das  Vorübergehende  und 
Kichtvonibergehende  umfasst. 

Der  Mjsticismus  führt  bei  I.  A.  wie  auch  anderwärts  zur 
Verwischung  der  Grenzen  der  Beligionen  und  zu  einer  milden  Be- 
urteilung des  Götzendienstes  und  des  Heidentums  überhaupt.  Da 
Gott  in  allen  Dingen  gegenwärtig  ist,  so  dienen  auch  die  Heiden 
alle  nur  Gott,  die  in  den  von  ihnen  verehrten  Dingen  eine  gött- 
liche Offenbarung  sehen.  Allerdings  steht  auf  der  höchsten  Stufe 
der  Wissende,  der  da  spricht :  «Euer  Gott  ist  e  i  n  Gott,  ihm  müsset 
ihr  euch  ergeben,  wo  immer  er  sich  offenbart!*^ 


1)  S.  90. 

2)  S.  58. 

3)  8.  19.    *JL^.3  w^  ^y9  ^yu  L^^  o^*«^  d^<  S  v-Ä^=OJ  ^.^Ls 


Schremer,  Beitr,  z,  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  L/läm,     523 

Himmel  und  Hölle  sind  unter  dem  Gesichtspunkte  des 
Pantheismus  die  Gottesnfthe  und  die  Entfremdung  von  Gott,  beide 
werden  aber  bestimmt  durch  das  Mass  mystischer  Erleuchtung, 
welches  dem  Menschen  zu  Teil  geworden  ist^).  Unter  dem  «Satan' 
ist  die  Entfernung  von  den  Wesenheiten  der  Dinge  zu  verstehen^). 

Wir  wollen  nun  noch  einiges  über  die  von  I.  A.  angefahrten 
Quellen  bemerken.  Ausser  dem  Kor&n  und  den  Traditionssamm- 
lungen ^)  werden  von  ihm  citiert:  Abu  Jezid  al  -  Bis^aml  ^) ,  Abü- 
l-Ii:Äsim  b.  Kasiü  «),  Ihn  al-lSibl «),  Abu  Su^üd  7),  Abu  Madjan  »),  *Abd 
al-Razz&K  »),  Abu  T^üb  al-Mekkl,  der  Verf.  des  Küt  al-kulüb  ^%  Abu 
Said  al  -  5arrftz  *  ^).  Von  seinen  eigenen  Schriften  fahrt  L  A.  die 
Putühat^*)  und  das  Kit&b  al-ta^lijj&t »«)  an. 

I.  A.  polemisiert  gegen  die  Anschauung  neuplatonischen  Ur- 
sprunges, dass  die  Erkenntnis  von  der  Unmöglichkeit  der  Erkenntnis 
des  göttlichen  Wesens  die  höchste  Erkenntnis  sei  ^^),  gegen  die  An- 
schauung der  Aä^ariten,  dass  das  Thun  Gottes  durch  die  Vernunft 
nicht   begründet   werden   könne  und  gegen  diejenigen,   welche  das 


••  fi 


sX^    J^  j^    Hjyo  ^^\  ^^    ,>^^    ^  ^Uju  ^L*JI3  .  .  .  id^  ^^ 

j^  y^>.JiS>  \jj^\   »Ss  sXs»-\^  aII  ^«X^I  Uit   ij&J.     Vgl.  auch  S.  108. 

1)  8.  42.    JutJl    ^3  ^J^  ^\  ly^  \y\S  ^cJl  i^^^!  o^j^^ 
^^jXj   \y\S'  ^ jJl .     8.  auch  8.  87. 

2)  8.  87.     vJuLäÜ   ^^  JU^J'   {J^  ^ILiA^Jl , 

«* 
8)  8.    17  wird   der  Ansipruch  ju .   OjC    «AÜd    Kß^Ju   OjC  i^   dem 

Mahammed  ingeschrieben.   8.  auch  8.  25,  64,  68,  117.   Über  diesen  Ausspruch 
siehe  meine  Bemerkungen  in  Brodys  Zeitschr.  für.  hebr.  Bibliographie  I,  8.  128. 

4)  8.  29,  51.  5)  8.  24,  93. 

6)  8.  56.  7)  8.  56.     Law.  I,  216. 

8)  Dos.  Law.  I,  206.  9)  Das. 

10)  8.  oben  8.  521.  11)  8.22.  Law.  1,121.  Al-Knsejri,  8.  28. 

12)  8.  12,  91,  123,  121.  18)  8.  53. 


14)  8.  12.    ^  J^f^lj  fAßUüJli  Mt^lyl  ^\jS:i\    yS^O    ^ 
u^t  «O^t   iüL^  »P  W^tjJl  q£   r^F^   ^  ^j->»      über    den   Ausspruch  siehe 
Kaufmann,  Gesch.  der  Attributenlehre,  S.  445. 


524    Schreine,  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  m  Islam, 

« Mögliche '^  leugnen,  d.  h.  alles  als  notwendig  betrachten^).  Mit 
einer  gewissen  Missachtong  spricht  er  von  denen,  die  das  Wesen 
der  Dinge  durch  die  Vernunft  erfassen  wollen.  ,Die  Vernunft  ist 
eine  Fessel  und  will  die  Dinge  in  eine. Beschreibung  hineinzwängen, 
das  Wesen  (der  Welt)  widerstrebt  aber  dem  ihrer  Natur  nach*. 
Die  Männer  der  Vernunft  sind  die  Dogmatiker,  die  einander  ver- 
ketzern und  yei-fluchen^).  Er  ist  auch  der  Ansicht,  dass  nur  die 
Gesandten  Gottes  und  ^üfls  zur  Erkenntnis  der  Seele  und  ihres 
Wesens  gelangt  sind,  die  alten  Denker  und  die  Mutakallimün 
haben  von  ihrem  Wesen  nichts  verstanden.  Dagegen  findet  die  An- 
sicht der  A^^ariten  von  der  sich  jeden  Augenblick  wiederholenden 
Schöpfung  der  Accidenzen  durch  Gott  bei  ihm  Anerkennung.  Neben 
ihnen  wird  auch  eine  sonst  unbekannte  Schule  der  Husbftnijja 
erwähnt ,  die  dasselbe  .  in  Betreff  der  ganzen  Welt  gelehrt  haben 
soll*).     An   einer   anderen  Stelle  hebt  er  die  Verwandtschaft  einer 


1)  8.  lö.    ikÄAjuiJl   ijä*}]   v^L^I    ^  ^^1  ^\   jöjü  ^.jt  ^\ 
JJ^\  jjiaju  JjUi  |J^3   XmJ6  ^5  äJIc  jA^\  y>  L«3  iUiÄll  ^ja3\j^ 

.^b^  olJJb  y^yi  oL5t3  ^\Jj::i\  ^^  ^Jt 

2)  8.  52.     g^l^l    J   äJÜüJ   wiä  *J  ^.jLT  ^^J  ^/yXl  w5Ü3  ^  ^^\ 

La^ju  itcaju  ^^«aLj^.  Mit  diesen  Bemerkungen  Über  die  Undttldsamkeit  der 
Theologen  vergleiche  man  die  grosse  Strafrede  der  Ichwftn  al-saf&',  gegen 
die  orthodoxen  Mutakallimün,  ed.  Bombay,  Bd.  IV,  S.  95 ff.  In  der  Ver- 
urteilung   der    Unduldsamkeit    der    Theologen     stimmen    sie    mit    Averroes 

übertin,  der  Philosophie  und  Theologie,  ed.  Müller,  S.  23  sagt:    L^b  ^^^1^ 

«  «  .  •  ••      « 

Jjit  |y U'  ^1^  Kj^yt^^t .  suJUs  iicjJvX^»}  . .  .  Loju   ^{Usju  pAJ^  Lcoju 

tyy,  Vij=-5  u^Ws,  JiÄ  j  «5ÜJ  j^  ^^  erl^l  l^/b  ^jl/l; 

.Uüyüüi  jj-  tj.Lül  |y»>5  ^1 

3)  8.  64.     iÜ^    ^^    i^UXil^    i^LJL*i^    ^    Oo-I  ^  U    IlX^3 


Schreinerf  ßeär.  z,  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  IMm,     525 

as'aritischen  Ansicht  mit  der  seinigen  hervor')  und  er  verschmäht 
es  auch  nicht,  in  einer  Untersuchung  einen  KalAmbeweis  zu  ver- 
werten*). Auch  die  Mu^allida  werden  von  ihm  erwähnt^). 
Unter  den  „As^äb  al-^lla",  d.  h.  diejenigen,  welche  Gott  als 
die  Ursache  des  Daseins  der  Welt  begreifen  zu  können  meinen, 
sind  offenbar  die  Philosophen  zu  verstehen^). 

Zum  Schlüsse  wollen  wir  noch  einiges  über  die  Quellen  der 
hier  vorgeführten  Anschauungen  der  $üfts  bemerken. 

Vor  allem  kommt  die  Verwandtschaft  mit  indischen  Anschau- 
ungen, insbesondere  mit  den  Lehren  der  Upanishads  in  Be- 
tracht. Diese  waren  im  Ostlichen  Islftm  nicht  unbekannt  und 
manches  stammt  ohne  Zweifel  aus  Indien^).  Von  einer  litte- 
rarischen Beeinflussung  von  dieser  Seite  kann  aber  nicht  die  Rede 
sein,  denn  sogar  dasjenige,  was  al-B^rünl  in  dieser  Beziehung 
bietet^),  ist  ziemlich  dürftig  und  mit  Philosophemen  griechischen 
Ursprunges  durchsetzt. 


1)  8. 98.  ^  j^W  J^Uä/»  Jr  ^uit  ^!  s^u^t  jyü  u/' 

vJdxÄi^   v:;JL25    ^   HJ^t^    ^\    LJy  ^^^  ^   A^lj  ^y> 

2)  8.  83,  Z.  3f.     Es  ist  der  Beweis  für  die  Einheit  Gottes,  der  uÄj^ 
«Jl^-Xil  genannt  wurde.     S.  KJL.  54  und  11. 

3)  S.  53. 

4)  8.  121.    J^\  öy>^  j  iJLe  oül  y*>  ^^JJI  idiJl  v'^ 

5)  Indische  Eänflfisse  im  Süfismus  hat  schon  A.  von  Kremer,  Cnlturgesch. 
8treUliQge  auf  dem  Gebiete  des  IslAms,  8.  8  ff.  angenommen. 

8)  India,  8.  16  ff.     Die  Lehre  von   der   Wesenseinheit   der  Dinge   findet 
al-Bftrftni  schon  bei  den  Indem,  wie  bei  den  griechischen  Philosophen  und  den 

Süiis.     Daselbst  hebst  es  von  den  letzteren:  öy.z>yi\    ..]  J.I   |^a^3  \^i^jS^ 

.Jl^'^il   ^  y'LÄÄit  v>^'  ^'-y^  «il^'W  «-i»'-*^' 


526     Schreiner^  BeUr,  x.  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  Islam, 

Wahrscheinlich  ist  auch,  dass  die  christliche  Mystik*),  die 
unter  dem  Einflüsse  der  Schriften  des  Pseudo  Dionysius-Areopagita 
stand,  auf  die  muslimische  eingewirkt  hat.  Zu  den  aus  diesem 
Kreise  stammenden  Anschauungen,  die  nicht  eben  auf  litterarischem 
Wege  in  den  Islam  eingedrungen  sind,  kam  später  die  immer 
wachsende  Einwirkung  pseudoaristotelischer  Schriften,  die  ins  Ara- 
bische übersetzt  worden  sind.  Hier  kommen  besonders  die  pseudo- 
aristotelische Theologie  und  das  Buch  „de  causis*  in  Betracht. 
Sowohl  der  Philosoph  IbnSab*ln^),  als  auch  Ibn  *Arabi^)  stehen 
unter  ihrem  Einfluss.  Der  letztere  spricht  sich  zwar  an  einer  Stelle 
abfällig  über  das  Studium  der  Werke  über  Religionen  und  Sekten 
aus  und  in  einem  Schriftchen,  in  dem  er  über  seinen  Studiengang 
und  seine  Werke  berichtet*),  lässt  er  kein  Wort  darüber  fallen,  bei 
wem  er  philosophische  Ansichten  kennen  gelernt  habe,  man  erfährt 
nur  bei  wem  er  die  grossen  Traditionssammlungen  oder  süfische 
Werke**)  studiert  hat.  Nichtsdestoweniger  bemerkt  er  in  der  Ein- 
leitung zu  seinen  Futüliät'),  man  solle  nicht  ohne  weiteres  die  An- 
sichten der  Mu*taziliten  und  Philosophen  verwerfen. 


1)  Über  ihre  Ursprünge  s.  Merx,  a.  a.  O.  S.  18  ff. 

2)  S.  Steinschneider.  Die  bebr.  Übers,  d.  Mittelalters,  S.  244.     Über  ihn 
s.  Fawät  al-wafaj4t,  I,  247  f.     Law&kih  I,  S.  273. 

3)  Al-futühAt  al-makkijjal,  117  j.jJLÄji^   ^IjtJt   fX»^^    j.      Vgl. 
dazu  Dieterici,    Die  sogenannte  Theologie  des  Aristoteles,  S.  8    des  arabischen 

Textes.     Fatübat  III,  S.  414.     öy>^\  ^^   ^jc^^l\  ^ü    Xaä^  j  (^^^^ 

;;pj|   äjIJsJ  0»->y!l   »^y^-»    a.^^".     Vgl.    dazu   Bardenhewer,  Das  Buch 
„de  causis",  S.  76.    Die  Stelle  zeigt  uns  den  Ursprung  der  kabbalistischen  Lehre 

vom  c"is:'7:i:n  "no. 

5)  HS.  der  königl.  Bibl.  in  Berlin,  cod.  Wetzstein  II,  Nr.  1723,  Bl.  1—5. 

6)  Das.  2  b.     si>^JU^   ^J^\    \X^^  ^   Js^^  ^J   vX^^   ^^^jJ^^ 

7)  Jaw&kit  I,  S.  33.     Jt  yLö  ^\    wiL!   o'.5>^l    -».AjJiA  j  Jüj^ 


Schreiner,  Beitr,  z,  Geschichte  d,  tlieol.  Bewegungen  im  Islam,    527 

Welcher  Sympathien  philosophische  Schriften  bei  den  $üfls  sich 
erfreuten,  trotz  ihrer  Abweichungen  von  denselben  und  trotzdem 
sie  von  den  Philosophen  als  Narren  betrachtet  worden  sind  ^),  zeigt 
uns  eine  Erzählung  des  Sihftb  al-dtn  al-Suhrawardt  *),  in  der  er  eine- 
Unterredung  mitteilt,  die  er  im  Traimie  mit  Aristoteles  gehabt 
haben  soll.  Er  befragte  ihn  unter  anderen  in  betreff  der  Kon- 
junktion und  der  Vereinigung  der  Intellekte  unter  einander  und 
mit.  dem  thätigen  Intellekt  und  nachdem  Aristoteles  ihm  darüber 
einiges  mitgeteilt  hatte,  fragte  er  ihn,  ob  jemand  unter  den 
Philosophen  des  Isl&ms  jene  Stufe  der  Vereinigung  mit  dem  thätigen 
Intellekt  erreicht  habe.  ^Da  antwortete  er  —  sagt  al-SuhrawardI 
—  sie  hätten  nicht  den  tausendsten  Teil  seiner  Stufe  erreicht.  Ich 
zählte  ihm  dann  eine  Anzahl  von  denen  auf,  die  ich  kannte,  er  kehrte 
sich  aber  nicht  daran.  Da  kam  ich  auf  Abu  Jezld  al-Bistäml  und  Abu 
Mnl^anuned  Sabal  b.  ^Abdallah  al-Tustarl  zu  sprechen  und  da  schien 
er  erfreut  zu  sein  und  sagte:  Das  sind  die  wahren  Philosophen 
und  Weisen,  die  nicht  bei  der  vorstellungsmässigen  Erkenntnis 
stehen  geblieben ,  sondern  zur  umfassenden ,  die  Konjunktion  und 
Erleuchtung  bewirkenden  Erkenntnis  gelangt  sind.  Sie  haben  sich 
nicht  dem  Tode  der  Hyle  ergeben,  vielmehr  ist  ihnen  nun  der 
Ort  der  Würde  zu  teil  geworden,  sie  mieden,  was  wir  gemieden 
haben ,  sie  lehrten ,  was  wir  lehrten.  Dann  schied  er  von  mir 
und  verliess  mich,  —  ich  aber  weinte,  dass  er  von  mir  schiede 
Wehe  über  diesen  Zustand^).* 


1)  Dm.  I.  S.  81.    ^V^LaL!^    LJ    ji^   JÜÜ3   ^vAJI  ^^   ;;xjyÄJ!    i\3 

iÜJJüy'Lj    LU9    \^J^^  jlr^^b    vJjLaJI    Li^L^i   kIo^I^  ^j<5  jjA^ 

.^sJ!   ^,£!^gg  vi^ftjusas  ^^Iji^ 

2)  Talwihftt,  HS.  der  königl.  Bibl.  zu  BerUn,  cod.  Peterm.  678,  Bl.  9Gb.  ft 
Über  den  Verfasser  s.  ZDMG.  XLII,  S.  C40,  A.  1.  Ibn  Challiklin,  Nr.  403. 
Über  seine  Beziehungen  zu  *Omar  b.  al-F&rld  s.  dessen  DiwAn,  ed.  Mar- 
seille S.  17. 

3)  BL  98  b.     jUs  sL>\   iu.)\   |.^yt    iU^Us   ^^  Juo^  Jw?3    c^JLä» 


«    » 


^^^t  iicL»s-  Aet   o^äT  ^  fcÄöj  ^  tj=.  oiJl  ^y  »^  ^\  >, 
^^  u^J^jf  vJlSj  yi-JUl  *jL^as  ^'ti/ifj  (Jj***^!  »lÜ   vX**  ^\ 


528    Schreiner,  Beär.  z.  GtUhiehte  d.  theol.  Bewegungen  im  Mäm. 

Diese  Freundschaft  mit  Aristoteles  war  für  einen  Muslimen, 
wie  das  Ende  al-Suhrawardls  zeigt,  mit  Gefahren  verbunden,  ihre 
Quelle  sind  aber  nicht  die  authentischen  Schriften  des  Aristoteles, 
sondern  pseudoepigraphische  Werke,  in  denen  neuplatonische  An- 
schauungen unter  dem  Namen  des  Aristoteles  verbreitet  wurden. 

Wir  haben  von  der  Geschichte  des  ^üfismus  und  seiner  Quellen 
hier  nur  soviel  darzustellen  gesucht,  als  zum  Verständnis  der  Stellung 
Ihn  Tejmljas  uns  notwendig  erscheint.  So  viel  steht  aber  auch 
nach  dem  Angeführten  fest,  dass  die  muslimische  M3rstik  nicht  nur 
dieselben  Merkmale  zeigt,  wie  die  jüdische  und  christliche,  sondern 
dass  sie  auch  litterarisch  unter  denselben  Einwirkungen  steht  Das 
Buch  «de  causis**  ist  ein  Ferment  von  grossem  Einfluss,  sowohl  bei 
Ibn  ^Arabl,  als  bei  dem  Meister  Eckart  bei  Abraham  Abulafia  und 
im  Zohar. 

Der  grössere  Teil  der  $üf!s  ist  arischen  Ursprunges  —  Ibn 
Sabbln  ist  nach  Lis4n  al-dln  gotischer  Abstammtmg,  —  ^Omar  b. 
al-F&ri4  und  Ibn  ^Arabl  wird  man  aber  kaum  zu  den  Ariern 
rechnen  können').  Überdies  gab  es  in  Jemen  $üfis  —  doch  wohl 
semitischer  Abstammung  —  in  solcher  Anzahl,  dass  sie  zuweilen 
Tumulte  hervorrufen  konnten ').  Daraus  folgt,  dass  die  Verbreitung 
einer  Weltanschauung  oder  einer  Gedankenrichtung  von  Kulturein - 
Aussen  und  von  der  bestimmenden  Kraft  ererbter  Vorstellungen 
abhängig  ist,  nicht  aber  von  der  Basse. 

IV.  Die  dogmatisohen  Ansichten  der  alten  Im&me. 

Neben  den  religiösen  Richtungen,  die  wir  bisher  gekennzeichnet 
haben,  ging  diejenige  der  alten  Imäme  einher^,  die  ebensowenig 
von  den  Anthropomorphisten,  als  von  den  allegorischen  Erklärungen 
der  Rationalisten  und  §üfis  etwas  wissen  wollten.    „Madhab  al- 


^  ^j^\  vJÜ:^  lyiÄÄÄl  U^  (^.>^J  ^Laj^it  (i^^ü  ^t 
^SJ^  ^J^  ^  UüLi^  lyilaj^  L^^-  lU  ^j(y^  vJu  ^^y.^^  ^^t 

iJÜl  JJJ  ^   ^jiL^  \^  Ä3l^  ^  ^\.      über   al-BistÄmi    ».    oben 

S.  615.    Abu  Muhammed  Sabal  al-TosUri  st.  i.  J.  283.    S.  über  ihn  al-Kusejri, 
8.  18.    Law&kih  I,  8.  101  £f. 

1)  Er  soll  ein  Abkömmling  des  HÄtim  al-Ta'i  gewesen  sein. 

2)  Ibn  al-Abdal,  Dl    113  a.     ÄjUaJI    v£>^Iu;^    K^Ls^JI    O^    JÜÜ 

3)  S.  Goldziher,  Die  Zähiriten,  8.  133.    Zur  Geschichte  des  As'ariten- 
thums,  8.  80  f. 


^ 


Schreiner^  Beitr.  z,  Geschichte  d.  theoL  Bewegungen  im  Isldm.    529 

balkafah"*)  nannte  man  ihre  Lehre.  Von  ihren  Anschauungen 
erfahren  wir  Näheres  aus  den  Schriften  des  Ihn  Tejmija  und  seiner 
Schüler,  welche  viele  Auszüge  aus  alten  Schriften  enthalten,  die 
nicht  mehr  auf  uns  gekommen  sind.  Besonders  reich  sind  an  solchen 
Fragmenten  orthodoxer  Lehrer  die  Al^ldat  al-l?amawija-)  des  Ihn 
Tejmtja  und  eine  Schrift  des  Dahabt  über  die  Traditionen,  welche 
von  den  Eigenschaften  Gottes  handeln^)  und  dessen  Citate  zum  Teil 
aus  der  Aktda  Ihn  Tejmljas  stammen. 

In  dieser  finden  wir  eine  Sammlung  von  Äusserungen  der 
ältesten  Imäme  aus  der  Zeit,  als  die  pantheistische  Lrrlehre  der 
öahmiten  aufgetreten  ist*).  Es  wird  hier  erzählt,  eine  Frau  aus 
Tirmid,  welche  die  Vorlesungen  des  (jahm  gehört  hatte,  sei  nach 
Küfa  gekommen,  wo  man  ihr  erzählte,  es  sei  hier  ein  Mann  — 
Abii  Panifa  — ,  der  sich  mit  rationalistischer  Spekulation  beschäftigt 
habe  (3».fix.Jl  J:  Jxi).    Sie  kam  zu  ihm  und  sagte:  Bist  du  es,  der 

die  Leute  in  fraglichen  Angelegenheiten  belehrest?  Du  hast  ja  deine 
Religion  verlassen!  Wo  ist  dein  Gott?  Abu  Hanlfa  schwieg.  Er 
zog  sich  sieben  Tage  lang  zurück  und  antwortete  ihr  nicht.  Endlich 
kam  er  hervor,  nachdem  er  ein  Buch  darüber  verfasst  hatte,  dass 
Gott  im  Himmel  und  nicht  auf  der  Erde  sei.  Als  jemand  darauf 
bemerkte,  es  heisse  im  Koran  (Sure  57,  4):  „er  ist  mit  euch",  ant- 
wortete er,  das  sei  so  aufzufassen,  wie  wenn  jemand  in  einem  Briefe 
schreibt:  ,Ich  bin  mit  dir",  in  Wahrheit  aber  bei  ihm  nicht  gegen- 
wärtig ist.  Eine  ähnliche  Äusserung  wird  dem  Abu  Hanifa  auch 
vom  Verfasser  des  Fikh  al-akbar,  Abu  Mu^t*  al-Hakam  b.  *  Abd- 
allah al-Balchi  zugeschrieben,  nach  dem  Abu  Hanifa  denjenigen,  der 
behauptet,  nicht  zu  wissen  ob  Gott  und  sein  Thron  im  Himmel 
oder  auf  der  Erde  ist,  verketzert  habe^).  —  Al-DahabI  erwähnt 
auch,  al-Bejha^t  habe  die  Ansicht  Abu  Qanlfas  gebilligt. 


1)  ^i^Jui!  y^^^^A  von  dem  Schlagworte  ^^^^w^'  ^^  v-Af^  ^.     Über 

•eine  Tradition,  auf  die  man  diesen  Grundsatz  stützte  s.  al*Ä10si,  S.  257. 

2)  S.  Anhang  III. 

3)  HS.  Wetzstein  II,  1538,  Bl.  68  ff.      .Lftill  J.cb)!  jjjiJJ  jLti!   oUi' 

4)  Al-Dababi  102  a. 

fi)  Dm.        _3;\LJl    jJÜI   >XjC   ^^   ,v^=-SvJl    ^^}iM  ^\   ^  UALj 

Js.  ^^j*:^ß   4yb  jj-  *1]|  e)^  jäT  J^  jU»  c^jil!  i  ^t  *U-Jt  ^ 
^ji^jJ!     JLfi  J^i  vJyij  xi!  olfts   »3\yk>^  v3^  ^J^  KSy^^  d^y^^ 

Bd.  LH.  85 


530    Schreiner,  Beitr.  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  hlam. 

Eine  ähnliche  Stellung  hat  Sufjan  al-Tauriin  dieser  Frage 
eingenommen.  Die  Traditionen,  welche  von  den  Eigenschaften 
Gottes  handeln,  Hess  er  unerklärt  und  die  Behauptung,  dass  der 
Koran  geschaffen  sei,  betrachtete  er  als  eine  Ketzerei^).  Ähnliche 
Ansichten  hegte  auch  Mälik  b.  Anas. 

Besondere  Aufmerksamkeit  beansprucht  eine  kleine  Schrift  des. 
Imäms  *Abd  al-^Aztz  al-Mägasün  (st.  um  213),  die  Ibn  Tejmfja  dem 
Buche  „al-Ib&na*^  des  Abu  'Abdallah  b.  Botta  entlehnt.  Al-Mäga- 
äün  wird  neben  M&lik  b.  Anas  und  Ibn  Abt  Di'b  gestellt,  daher 
wird  seinen  Äusserungen  gegen  die  gahmitische  Irrlehre  von  Ibn 
Tejmfja  grosses  Gewicht  beigelegt.  —  Al-M&gasün  nimmt  in  diesem 
Schriftchen  vor  allem  gegen  die  Lehre  der  Gahmlja  Stellung,  nach 
welcher  man  verpflichtet  sei,  über  die  geschaffenen  Dinge  nach- 
zudenken. Er  meint,  der  Mensch  sei  nicht  in  der  Lage,  die  Eigen- 
schaften Gottes  zu  ergründen,  darum  müsse  man  sich  darauf  be- 
schränken, was  Gott  im  Koran  von  sich  selbst  ausgesagt  hat.  Wer 
aber  hieran  Anstoss  nimmt,  den  haben  schon  die  bösen  Geister 
erhascht.  Solche  Leute  leugnen  dann,  dass  die  Froramen  am  Tage 
der  Auferstehung  Gott  sehen  werden  und  kommen  dazu,  auch  andere 
ausdrückliche  Lehren  des  Korans  und  der  Tradition  zu  leugnen. 
Überhaupt  kann  man  in  der  Religion  nur  dann  vor  Irrtümern  sich 
bewahren,  wenn  man  dort  aufhört,  wo  uns  in  der  Forschung  eine 
Grenze  gezogen  ist. 

Ausser  al-M&gasün  werden  noch  viele  andere  Traditions- 
gelehrte von  Ibn  Tejmija  angeführt*),  die  sich  in  ähnlicher  Weise 
geäussert  haben  sollen.  Zumeist  gaben  hierzu  die  pantheistischen 
Lehren  der  Gahmlja  Veranlassung'*). 


JS  cXäS  i^U-»*Jt  ,5  bJ\  ^jXil .    Über  die  Schrift  Al-fikh  al-akbar  vgl.  v.  Kremer, 
Die   herrsch.   Ideen,    S.    90 ff.     BI.    35b    der    'Akidat    al-HamawiJa    heisst    es: 

1)  AI-Dahabi  Bl.  103  a.    o'wÄxJt  e>ojL5>t  ^j  S^  ^Ü  ^J^^  *^^  J^^ 

e^si^b^!  Q^  IjAi^  L^  nyas^  ^  iJ  jJäj  y  j3v3Jt  j*U:i!  I JwP  vi>o 
^-  ^\  s^^  L^.U  ^  ^kJl^  ;^^yt^  JJ)i\  L^  ^j^^  o'JuJ; 

2)  8.  Anhang  lU. 

3)  Das.  Bl.  36  b  wird  das  v3»jlftit  ^iSiS  des  Harawi  angeführt,  in  den» 

folgendes  erzählt  wird:  ^y*^  ^^y^  lX4->   w*5>Ud  ^jtjJl  dlt  «X^H^  ^  -UxP 


Schreiner,  Beär.  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  leldm,     531 

Zu  den  Yon  Ibn  Tejmtja  und  seinen  Schülern  am  häufigsten 
angeführten  Autoren  gehört  Mu^ammed  b.  Ishäk  Ibn  Ghuzejma  (starb 
i.  J.  311)0.  Sein  Kitftb  al-taufeld,  das  nach  Fachr  al-din  R&zl  eher 
den  Titel  Eitäb  al-äirk  hätte  fuhren  sollen,  scheint  bei  den  Ortho- 
doxen eine  grosse  Autorität  besessen  zu  haben. 

Yon  seinen  Zeitgenossen  hat  sich  auch  Abü-al-l-*Abb&s  Ahmed 
b.  Surej\i  (st.  i.  J.  306)  in  dem  Sinne  geäussert,  dass  in  dogma- 
tischen Fragen  die  Spekulation  verboten  sei,  die  Kor&nstellen  über 
die  Eigenschaften  Gottes  dürften  nicht  figürlich  ausgelegt,  aber  auch 
nicht  in  anthropomorphistischer  Weise  aufgefasst  werden  '^). 


fcjiJLLiÄ»  ^\J^  J.!  2u  5^^  vLäj  ^.^\  i  iL>.^  ^j.^^  ^J^\  ^Lä 

Bl.  88«.    ^^  iU,^  ^jlc  JjJI  V^i:^i  r'^^L^'   ü^'  L55J5 

iü;jjx>  ^  üJL^  ü^  A*J?  vilS,  V  ^  ^  ^  yiäj  UÄJ.J5 
O^  ürf*^  *r;*  Lf^  kiV-"  ^  «Wl  ^yl   JJü   ^  ^^  iUj!iH   ^Lc| 

xiUe  yyi?  !Jt,  v_)Ij  ^li  v'-^'^^-*«^  o'  V«^^  »JiJL:>.  39  b  wird  al- 
Bejhaki's  oUxaJtj  i^Lm-i^I  V^U5"  und  41  b  Abu  Jä'H*»  Ju^bÜl  jLkil  V-j|jj" 
angefahrt. 

1)  Al-Dababi,  Bl.  69a,  71a,  121a. 


2)  Das.  Bl.  121a.    Juu*  ^„m^] ^\  j.b:i!  ^3^3  vj>lj*it   «^  g^  ^t 

MW  e.       ,      f. 

V^l^^    ViiwJ^i^    ^  *1J|  O^-ÄCw-b    oLftxaJl   ^5   v,.äJLÜ   gJböj   ^.ÄJbJt 

36' 


532     Schreiner,  ßeitr.  z,  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  ün  Islam. 

Von  den  späteren  Vertretern  des  Standpunktes  der  alten  Im&me 
seien  hier  noch  Abu  'Abdallah  b.  Botta  (st.  i.  J.  387)  und 
Abü-1-Hasan  al-Dftrakutni  (st  i.  J.  385)  erwähnt,  von  dem  Al- 
Dahabl  einige  Verse  dogmatischen  Inhaltes  anführt*). 

Wenn   auch  Ibn  Tejmtja   die    zeitgenössischen  Aä*ariten  heftig 


pti^^l   J^*^^  ^(^   j^i^  ^J^t^  ^ftjJl^  iUi>«JLr  ^lyiJ^  *4 

^  L^^'  y^LkSi   äü^l^  yUäJt  ^   ^JUo3    i^Jj*Ji  j^  .    Er  St.  i.  J.  306. 
1)  Das.  128  a.  i^yJixi\  '»S^  ^^  dJl  O^t«:^!  yXP\ji\  pLo^t  Jl^  äIij  ^^ 


iüiLs^  Jax^  iMJ^3  *JÜJ>  ^  ^b  i^y^   ^  äW  ^b  ^^Uj^I  k^L 


^j  ^  Jus  ^-  i^JLc  ^Lo  »^j  ^^1  ^lJLjJI  ^  Ju>5  Uxs^  Luuo  vJüö 

Or  liyi  »AjOL^b  v3j^  iuaj  ^^1  ^^.^t  ^  ^..xic  s^^  JJu  ^JJt  ^^\  L^y>| 


Schreiner,  Beür,  z.  Geschichte  d.  theol,  Bewegungen  im  laldm,    533 

bekämpft  hat,  so  verschmähte  er  es  ebensowenig  wie  al-Dahabl,  die 
Ansichten  al-Aä*arIs  und  seiner  unmittelbaren  Nachfolger  dort,  wo 
sie  mit  den  seinigen  übereinstimmten,  anzuführen.  Das  konnten  sie 
um  so  eher  thun,  weil  al-As*arl  —  wie  anderwärts  gezeigt  worden 
ist  —  wo  es  ihm  möglich  war,  seine  Übereinstimmung  mit  den 
orthodoxen  Traditionsgelehrten  geflissentlich  hervorgehoben  hat.  Das 
ist  auch  der  Fall  bei  einem  Kapitel  aus  der  Schrift  al-Aä*aris: 
„IchtilAf  al-musallln  wa-makälftt  al-isl&mijjln^,  in  welchem  er  die 
Ansichten  der  Anbänger  der  Sunna  und  der  Traditionsgelehrten  zur 
Darstellung  bringt^). 

Welcher  Mittel  man  sich  zuweilen  im  Kampfe  gegen  mu'tazi- 
litische  und  sonstige  Ketzereien  bediente,  zeigt  uns  ein  anonymes 
Schriftchen  über  die  „Grundlehren  der  Religion  nach  der  Ansicht 
Abu  Hanifas  und  aller  Imäme  und  frommen  Gelehrten**  -).  Es  be- 
ginnt mit  der  bekannten  Tradition  über  die  73  Sekten  des  Isl&ms. 
Es  ist  ganz  vom  orthodoxen  Standpunkte  aus  geschrieben  und  ent- 


iüL-Jl  ^  j^^^t  ÄxJt  ^^L^  oU>^l  v'^  *^Ir^l  V^  ^-^  '-^ 

1)  Al-Dahabi   12ia  nach  Ibn  Tejmijas  Akidat  al-Hamawija  41  äff. 

2)  HS.    der  K.  K.    Hofbibliothek  in  Wien,   Flügels   Katalog,   Kr.    1664, 

Bl.  38  v.      ^1    ^\jÖ\   ^^CKA  ^  ^^yj^\    iyJi   ^    <^Lä5j!    ^'    ^^ 

P 

a)  HS.     ^juLj!  . 


534     Schreiner,  Beitr,  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Isldm. 

hält  eine  Menge  plmnpgeiälscliter  dogmatischer  Traditionen,  wie  dies 
besonders  aus  dem  Stücke  über  das  ^Wort  Gottes*  hervorgeht^). 
Es  heisst  hier  unter  anderem  wörtlich:  ,Es  ist  überliefert  worden 
im  Namen  des  ^Abdallah  b.  Omar,  im  Namen  des  Propheten,  dass 
dieser  gesagt  habe:  „Wer  da  sagt,  dass  der  Koran  geschaffen  sei, 
der  ist  ein  Gottesleugner*^).  Nach  einer  anderen  Tradition  soll  der 
Prophet  gesagt  haben:  „Es  wird  über  meine  Gemeinde  eine  Zeit 
kommen,  in  der  manche  von  meiner  Gemeinde  behaupten  werden, 
dass  der  Koran  geschaffen  sei,  wer  von  euch  io  Gesellschaft  kommt 
und  sie  antrifft,  der,  möge  mit  ihnen  nicht  eines  Sinnes  sein  und 
nicht  in  ihrer  Gesellschaft  sitzen,  denn  sie  leugnen  den  mächtigen 
Gott  und  sie  werden  nicht  ins  Paradies  kommen  und  nicht  seinen 
Duft  zu  riechen  bekommen*  '^).  —  Aber  auch  die  grossen  Traditions- 
sammlungen enthalten  derartige  Aussprüche.  Bei  al-Tirmidl*)  wird 
auf  Abu  Hurejra  folgende  Erzählung  zurückgeführt:  „Einst  kam  der 
Prophet  heraus  zu  uns,  als  wir  eben  über  „das  Kadar*  dispu- 
tierten, da  erzürnte  er,  so  dass  sein  Angesicht  rot  wurde,  seine 
Wangen  wurden  aufgedunsen  wie  ein  Apfel  und  er  sagte:  „Ist 
das  euch  befohlen  worden  ?  Deshalb  bin  ich  zu  euch  gesandt  worden  ? 


^t .      Flügel  übersetzt  falsch:  „Buch  über  die  Grundregeln  der  Ausübung  der 
religiösen  Pflichten  nach  dem  Ritus  des  Imftm  Abu  Hanifa".  . 


«•   C  «  w» 


1)  Bl.  llr.     ^!   ^  ^i   J  ^yLJu  xit   ^y^  «Li/o   U  Uli  Ju^ 

.^^  «JÜb  Sy6  Jtf  IAP5  2C1;jIj>  K5^  2d?t 

Das  „Wort  Qottes"  gilt  also  dem  Verfasser  als  Attribut,  woraus  folgt,  dass 
er  nicht  vor  al-As'ari  geschrieben  haben  kann. 

2)  Das.     iy^j  ^  U^  ÄÜi    ^j  j^c.  ^J   aUI  vX^ß    ^    ^^j^ 
.^.>>!t   AÜb  ^\S  ^  v3y^  Jjil\  ^.,!    ^li   ^  J'JJ  wt  ^.jlLo  äW 

3)  Bl.  12  r.     ^Ä).  ^♦fi  qJ  äÜ!  kXj^  qä  ^jU^b  oLäiJi  b^^xi^t^ 
t^  ijüj  ^.)^j  J^]  ^  ^3U*.  vJ'J»  xJ?   ,^^iAO  (i>Jl  ^   Ufic   M 

4)  Al-Sahih  II,  S.  19. 


Schreiner,  Beür,  z,  Geschichte  d.  thtol,  Bewegungen  im  Isldm.    535 

Die  vor  euch  waren,  sind  wahrlich  zu  Grande  gegangen,  als  sie 
über  diese  Sache  disputiert  haben.  Ich  befehle  euch,  ich  befehle 
euch,  dass  ihr  darüber  nicht  disputiert/ 

Von  den  alten  Imämen  interessiert  uns  hier  am  meisten  A^med 
b.  I^anbal,  der  zur  Zeit  der  Inquisition  wegen  des  „  Geschaffen - 
Seins  des  KorAns*^  eine  grosse  Standhaftigkeit  gezeigt  hat').  Die 
von  ihm  gegründete  Fikh- Schule  war  auch  in  dogmatischer  Be- 
ziehung gebunden  ^),  was  darauf  zurückzuführen  ist,  dass  er  von  den 
Imamen  am  häufigsten  und  am  bestimmtesten  auch  über  dogmatische 
Fragen  sich  geäussert  hat.  Ihn  al  -  Gauzt  ^)  teilt  einen  Brief  des 
Al^med  b.  Qanbal  an  Musaddad  b.  Musarhad  mit,  in  dem  er  sich 
über  die  wichtigsten  dogmatischen  Fragen  und  über  verschiedene 
dogmatische  und  politische  Ketzereien  äussert.  Die  Echtheit  des 
Briefes  scheint  mir  nicht  über  allen  Zweifel  erhaben  zu  sein.  Es 
findet  sich  aber  darin  nichts,  was  Ahmed  b.  Hanbai  nicht  hätte 
sagen  können.  Al-Alüsl  erzählt  nach  Ihn  al-6auzl:  .Als  Musaddad 
b.  Musarhad  Zweifel  hatte  in  Sachen  der  Revolution  und  der 
Meinungsverschiedenheiten  der  Leute  über  die  Prädestination,  die 
Lehre  der  Räfi4iten,  der  Mu^tazilit«n ,  über  das  Geschaffensein  des 
Korans  und  über  die  Lehre  der  Murgiten,  schrieb  er  an  A^med 
b.  Hanbai:  „Schreibe  mir  die  Sunna  des  Propheten!"  Als  A.  b.  FI. 
den  Brief  erhielt,  weinte  er  und  sagte:  »Wir  gehören  All&h  und 
wir  wenden  uns  an  ihn!  Dieser  Basrenser  glaubt,  dass  er  in  der 
Wissenschaft  ein  grosses  Vermögen  erworben  hat  und  wird  nicht 
zur  Sunna  des  Propheten  geführt.*  Wenn  auch  der  Brief  nicht 
echt  sein  sollte,  so  ist  er  doch  im  Sinne  der  orthodoxen  Imäme 
geschrieben  und  nimmt  den  Standpunkt  ein,  den  wir  zur  Genüge 
kennen.  —  Von  Interesse  ist  die  Erzählung  Ihn  al-Subkls*),  nach 
welcher  Abu  *Ali  al-Kar&bisI  (st.  i  J.  245  oder  248)  in  betreff  der 
Natur  des  Korans  befrs^  worden  sein  soll.  Al-Kar&bisl  antwortete,  es 
wäre  das  ungeschaffene  Wort  Gottes.  Die  weitere  Frage,  ob  auch 
das  gesprochene  Wort  des  Korans  ungeschaffen  sei,  beantwortete  er 
in  verneinendem  Sinne.  Als  dies  dem  A\^med  b.  Qanbal  erzählt 
wurde,  erklärte  er,  es  wäre  eine  Ketzerei. 

Seine  Anhänger  sollten  es  den  grossen  und  kleinen  Ketzern 
reichlich  heimzahlen,  was  ihr  Imftm  einst  erduldet.  Seit  dem  An- 
fange des  vierten  Jahrhunderts  haben  sie  nie  aufgehört  Tumulte 
hervorzurufen.  In  Bagdad,  ebensowohl  wie  in  Syrien,  suchen  sie 
ihre  Gegner  durch  Prügel  zu  bekehren.  —  Ihre  dogmatischen  An- 
schauungen waren  ganz  merkwürdiger  Art.  Unter  den  Hanabila 
waren  die  krassest-en  Anthropomorpbisten.  Im  Jahre  317  d.  H. 
entstand  im  Bagdad  ein  Tumult  zwischen  den  Anhängern  des  ^an- 


1)  S.  Wftiter  M.  Patton,  Ahmed  b.  Hanbai  and  the  Mihna,  S.  88  ff.     AI- 
Ä1Ü81.  S.  122  ff. 

2)  OoldsSher  in  ZDMG.  XLI.  S.  C2f. 

3)  Bei  al-ÄlQsi,  S.   llGff. 

4)  I,  172 ff. 


636    Schreiner,  Beitr,  z,  Geschichte  d.  theoL  Bewegungen  im  Islam. 

ballten  Abu  Bekr  al  -  Mai*wazl  und  dem  übrigen  Volke  wegen  de 
Auslegung  von  Sure  17,  81,  welche  Stelle  von  den  Hanbaliten  s 
erklärt  wurde,  dass  Gott  den  Mubammed  auf  seinen  Thron  nebe 
sich  setzen  würde,  während  die  Gegner  die  betreffenden  Worte  au 
die  Fürsprache  Muhammeds  bezogen  haben.  Ihn  al-Abdal  be 
zeichnet  einen  Teil  der  Hanbaliten  einfach  als  Haswija,  d.  1 
als  krasse  Anthropomorphisten  ^).  Bei  dem  Buchstabenglauben  de 
Hanbaliten  mussten  die  as'aritischen  Anschauungen  ihnen  ein  Gräu€ 
sein  und  da  die  As^ariten  zumeist  der  Schule  des  Imäm  al 
Säfi^l  angehörten,  erzählen  Chronisten  und  Biographen  häufig  vo: 
den  Kämpfen  dieser  Schulen.  Über  dieselben  bietet  uns  Tag  al 
Din  ihn  al-Subkl  in  seinem  grossen  Tabakat -Werke  einige  be 
merkenswerte  Daten  -).  —  Nachdem  die  as'aritische  Schule  die  Ver 
folgung  unter  der  Regierung  Togrulbegs  und  Alp^Arslans  überstände! 
hatte'*),  war  es  ein  Sohn  des  atlantischen  Öejchs  Abu  al-Kösir 
al-Kusejrl,  der  den  Zorn  der  Hanbaliten  auf  sich  gezogen  bat*] 
Ihn  al-Subki  erzählt  hierüber,  dass  infolge  des  Tumultes,  den  di 
Ij anbauten  gegen  Abu  Nasr  Ihn  al-Kusojri  hervorgerufen  hatten,  Abi 
Ishak  al-{^Iräzt  —  wie  die  Hanbaliten  behaupten  —  die  Absich 
gehabt  habe,  ihre  Schule  zu  vernichten.  Diescjr  richtete  nämlic 
an  den  Wezir  Nizäm  al-Mulk  zu  wiederholten  Malen  Sendschreiben  ^ 


1)  77b.    j  xjyt^^il   ^^   ^^^^  vj:i<:Üw5  iü^il  idbUil    ^t 

2i^^.i;jJL  [78  aj  O^t^   vJj^3  '^^    O^  t*  ^^  K'^y^)"^-^  ^^'  "^^  ^^ 
^uiÄ5>  jj!  ^J^   t.jtP'^  u^^•^•^^    ^J^    'i^^.>^   ^t^j'— ^  vi<J^5"  y^jS^ 

Ähnliche  Ausrührunßen  hat  Ihn  al-Ahdal  auch  Hl.  80  b  f. 

2)  Leidener  IIS.  Bd.  II,  S.  7flf.,  354 fl.     Vgl.  uuch  Ibn  al-Atir  X,   S.    7] 
z.  J.  469. 

3)  S.  Goldzihes  Bemerkungen  das.  8.  63  und  oben  S.  488 f. 

4)  Faw&t  al-wafajät  I,  268. 

ö)  Ibn  al-Ahdal.  Bl.  75a  erwähnt  ein  Fotwä  des  Abu  Islmk  al-SirÄz 
Ober  die  As'witen,  in  dem  es  hoisst:   J^j^^  K;^|  ^\  ^<^  Xj^jui^l 


Schreiner,  ßeitr.  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  leldm,    537 

in  welchen  er  sich  über  die  Hanbaliten  beschwerte.  Er  erzählte 
von  den  Eevolten,  welcher  sie  sich  schuldig  gemacht  haben,  und 
dass  diese  ihnen  schon  zur  Gewohnheit  geworden  seien  und  bat  ihn 
um  seinen  Schutz.  Ni^&m  al-Mulk  untersagte  auch  die  Wieder- 
holung der  Auftritte  gegen  Ihn  al-Kusejrl,  worauf  eine  kurze  Zeit 
Ruhe  eintrat.  Den  Sejch  der  Hanbaliten  Abu  öa'far  ihn  Abi  Müsä 
liess  es  aber  nicht  ruhen.  Er  und  seine  Genossen  schmähten  den 
Abu  Ishäk  al-Slr&zt,  es  kam  zu  blutigen  Auftritten  zwischen  ihren 
Anhängern,  worauf  der  Chalife  beiden  befahl,  dass  sie  sich  aus- 
söhnten. Nun  verbreiteten  die  Hanbaliten,  der  Sejch  Abu  Ishäk 
hätte  sich  von  der  Lehre  al-Ai*aris  losgesagt,  worüber  dieser  ganz 
untröstlich  wurde.  Wiederum  richtete  er  ein  Schreiben  an  Ni?ftra 
al-Mulk,  über  dessen  Inhalt  ebenso  wie  über  die  Antwort  des  Nizäm 
al-Mulk  Ihn  al-Subkl  verschiedene  Vermutungen  mitteilt.  Die  Han- 
baliten behaupteten,  er  hätte  die  Vernichtung  der  tianbalitischen 
Schule  verlangt,  worauf  ihm  NizAm  al-Mulk  geantwortet  haben  soll: 
,Es  ist  unmöglich,  die  Ansichten  zu  ändern  und  ihre  Bekenner  von 
denselben  abzubringen;  überdies  sei  in  dieser  Gegend  die  Schule 
des  Ahmed  ihn  Hanbai  im  Übergewicht,  dessen  Bedeutung  den 
Imämen  bekannt  und  dessen  Kraft  in  der  Kenntnis  der  Sunna  an- 
erkannt sei*.  Ihn  al-Subkl  glaubt  nicht,  dass  Abu  Ishak  die  Ver- 
nichtung der  tianbalitischen  Schule  verlangt  hätte,  er  wäre  nicht 
darnach  gewesen,  dass  er  die  Bedeutung  Ahmed  ihn  Hanbals  nicht 
anerkannt  hätte,  seine  Gegnerschaft  galt  nur  denjenigen,  welche 
gegen  ihn  gehetzt  und  auf  al-Aö*ari  geschimpft  haben.  Nizftm  al-Mulk 
soll  in  seiner  Antwort  den  Sejch  Abu  Ishäk  mit  Lob  überhäuft  haben, 
er  Hess  die  Störenfriede  bestrafen  und  den  f^ejch  der  Hsinbaliten, 
Abu  (jra^far,  gefangen  nehmen.  —  Wir  halten  es  für  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  hier  der  Bericht  der  Hanbaliten  Glauben  verdient. 
Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  Abu  Ishäk  den  Hanbaliten  gegenüber 
gerne  jene  Mittel  angewandt  hätte,  welche  unter  al-Ma*mün  gegen 
die  Traditionsgelehrten ,  die  vom  Kaläm  nichts  wissen  wollten,  an- 
gewendet worden  sind;  die  Antwort  des  Nizäm  al-Mulk  aber  ent- 
spricht ganz  dem  Charakter  dieses  Staatsmannes^). 


j   a 


über  die  Schritte  des  Abu  Ish&k  al-Siräzi,  die  er  beim  Sultan  gegen  die 
Hanbaliten  gethan,  siehe  Ibn  al-Atir  X,  S.  81. 

1 )  In  ähnlicher  Weise  verhielt  sich  auch  al-Malik  al-A^raf  in  Syrien.  Der 
Kulam  in  der  jüd.  Lit.  S.  43  f.  Nizäm  al-Mulk  konnte  auch  mu*tazilitische 
Ketzereien  ertragen.   Ibn  al-Subki  II,  S.  86  erzählt  vom  grossen  KorAnkommen- 

tator.  AbQ  Jüsuf  al  Kazwini:  ^Jot  ^s»-  w  j^-^^^   vJ|/^^'-^  j^^.  ^^M^5 
i^i^^Jl  JJäl  ^^'w3 .     Er   soll    dem    Nizäm    al-Mulk   vier   seltene   Schriften   ge- 


538    Schreiner^  Beitr.  z.  Geschichte  d,  iheol.  Bewegungen  im  Itldm. 

An  einer  anderen  Stelle  teilt  Ibn  al-Subki  einige  Züge  mit) 
welche  für  die  Anschauungen  der  H anbauten  und  ihr  Verhältnis 
zu  den  As^arit^n  ebenfalls  charakteristisch  sind.  Fachr  al-din  ibn 
*As&kir  soll  mit  den  Hanbaliten  —  wie  dies  meistens  zwischen 
dem  Pöbel  der  Hanbaliten  und  den  Aä'ariten  zu  sein  pflegte  — 
Händel  gehabt  haben.  Er  erzählt,  er  pflegte  an  einem  Orte,  wo 
Hanbaliten  waren,  nie  vorüberzugehen,  da  er  einen  Überfall  fürchtete. 
Einst  begegnete  er  dem  Muwaffl^:  ibn  Kud&ma,  —  wohl  ein  Han- 
balit,  —  und  grüsste  ihn,  dieser  erwiderte  aber  den  Gruss  nicht. 
Als  man  ihm  darüber  Vorstellungen  machte,  antwortete  er:  „Jener 
glaubt  an  das  „geistige  Wort",  darum  erwidere  ich  seinen  Gruss 
in  meinem  Geiste".  Ibn  al-Subki  hält  die  Erzählung  für  die  Er- 
findung eines  Haäwl,  wahrscheinlich  ohne  Grund. 

Auf  denselben  Ibn  ^Asäkir  bezieht  sich  auch  folgende  Anekdote. 
Ahmed  b.  al-Megd  al-Makdisf  besuchte  einst  Jerusalem  während 
der  Zeit,  da  die  Stadt  in  der  Macht  der  Franken  war.  Da  sah  er 
eine  Schule  in  der  Nähe  des  Haräm,  mit  welcher  die  Franken  die 
Muslimen  geärgert  hatten  und  in  der  sie  gar  schreckliche  Dinge 
verübten.  „Ich  dachte",  erzählte  er,  „Allah  weiss,  was  in  dieser 
Schule  geschehen  ist,  bis  sie  dadurch  zu  Grunde  ging".  Als  ich 
nach  Damascus  zurückkehrte,  wurde  mir  erzählt,  dass  der  Sejch 
Fachr  al-din  ibn  Asakir  dort  das  „Führende  Glaubensbekenntnis" 
(Muräida)  zu  lehren  pflegte,  und  da  sagte  ich:  „Das  ist  das  „ Irre- 
führende Glaubensbekenntnis"  (Mudilla)".  Ibn  al-Subkl  ei-wähnt 
nun,  dass  sein  Gewährsmann,  ^alä^  al-din  al-^Alä'l  die  Mursida 
für  ein  vorzügliches,  richtiges  Glaubensbekenntnis  hielt.  Ibn  Tej- 
mija  wurde  in  Betreff"  derselben  befragt  und  er  antwortete,  dass  sie 
dem  Ibn  Tümart  zugeschrieben  wird.  Das  ist  aber  nach  al-*Alä't 
sehr  unwahrscheinlich  oder  unrichtig,  denn  es  ist  bekannt,  dass  Ibn 
Tümart  mit  den  Mu*taziliten  in  Betreff  ihrer  Grundlehren  überein- 
stimmte, die  Mursida  steht  aber  mit  denselben  im  Widersprach. 
Ibn  al  -  Subki  nimmt  ebenfalls  Ibn  Tümart  in  seinen  Schutz.  Er 
meint,  wie  wir  nun  durch  die  Untersuchungen  Goldzihers  wissen  *), 


schenkt  haben,   darunter  ein  Korfinezemplar ,   über   das  Ibn  al-Subki    folgendes 

<»         .  «»  •■  m  T? 

sagt:    ^Ao\y}\    JüÄb    ^^jjJ^"vil    V-jLxXJ!  ^jäju  Jai=b   v..Ä:S=Ua/o   J-ity|^ 
gJlAaj   ^Xl\   o'JSi   ^Ic    oLc^iiJ!    v^ÄJb    v,,AÄ^    '^jß^    w|j^^3 

1)  S.  ZDMG.  XLI,  S.  70flF. 


Schreiner,  Beär,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam.    539 

mit  Recht,  dieser  wäre  Aä^arit  gewesen  und  dem  entspricht  auch 
der  Inhalt  der  Mursida,  die  er  vollständig  mitzuteilen  sich  be- 
müssigt  sieht.  Die  Behauptung  des  Makdist,  meint  Ihn  al-Subkf, 
dass  die  Mursida  an  dem  Untergang  der  Schule  Ihn  *Asäkirs  schuld 
wäre,  stammt  aber  aus  Gehässigkeit  und  Unwissenheit,  denn  die 
Franken  haben  sogar  im  Inneren  der  Mas^d  al-Aksä  ebensolch 
schreckliche  Dinge  gethan. 

Obwohl  also  die  meisten  Hanbaliten  aus  Buchstabengläubigkeit 
Anthropomorphisten  waren  und  alle  Vermittelungsversuche  der 
A^*ariten  in  Betreff  der  Attributenlehre  und  der  Lehre  von  der 
Ewigkeit  des  Korans  verworfen  haben,  haben  sie  sich  alle  in  manchen 
Punkten  doch  der  ans  dem  Monotheismus  resultierenden  Anschauung 
angeschlossen.  Schon  im  Jahre  323  d.  H.  schreibt  an  sie  Al- 
Rä4i^):  »Ihr  verbietet  den  Besuch  der  Gräber  der  Imäme  und  ver- 
urteilt in  eurer  Neuerungssucht  das  Wallfahrten  zu  denselben,  trotz- 
dem versammelt  ihr  euch,  um  nach  dem  Grabe  eines  Mannes  aus 
dem  gemeinen  Volke  zu  pilgern,  der  weder  einen  Vorzug  hatte, 
noch  edler  Abstammung  war,  noch  aber  mit  dem  Propheten  in 
irgend  einem  Zusammenhange  gestanden  hat;  ja,  ihr  befehlet  sogar 
es  zu  besuchen  und  behauptet,  er  habe  Wunder  wie  die  Propheten 
und  Heiligen  vollführt*.  Wenn  also  die  ^^nbaliten  inkonsequent 
waren,  so  geht  doch  aus  dieser  Urkunde  hervor,  dass  sie  im  All- 
gemeinen dem  Besuche  von  Gräbern  abgeneigt  waren. 

Wir  hören  auch  von  einem  ^lanbaliten,  der  erklärt  haben  soll, 
dass  die  Zauberei  mit  dem  Glauben  unvereinbar  sei  und  dass,  wer 
den  Glauben  im  Herzen  habe,  unmöglich  ein  Zauberer  werden 
könne  ^). 

Den  meisten  Anschauungen,  denen  wir  bei  den  alten  Imämen 
und  den  Hanbaliten  begegnet  sind,  hat  auch  Ta^i  al-din  Ihn 
Tejmija  Ausdruck  verliehen,  mit  dem  wir  uns  im  folgenden  Ab- 
schnitt beschäftigen  wollen. 


1)  Ibn  al-Atir,  z.  J.  323.     VIII,  S.  229. 

2)  Al-Damiri   II,   8.   v.   wJL/  ^^.^b    v>JÖ    si^Jli    iJL^ljil  ^JiaJU  Jjj 

.tU.j|    ^JLÄ.    Dagegen  wird  Fawät  al-wafajät  I,  S.  275   vom   Hanbaliten  'Abd 

al-Saläm  b.  'Abd  al-Kädir  al-Öili  (st.  i.  J.  611)  berichtet,  er  hätte  ein  astrolo- 
gisches Werk  geschrieben,  in  dem  er  die  Macht  der  Sterne  anerkannt  habe. 
Als  ihm  deshalb  der  Prozess  gemacht  wurde,  ist  er  freigesprochen  worden,  weil 

er  das  Buch  si  tJÜLÄjuo  ^  nJL^  ^t-^^  geschrieben  hätte,  seine  Schriften 
worden  aber  verbrannt. 


540    Schreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam. 

V.  Taki  al-din  Ibn  Tejm|ja. 

a)  Quellen. 

Über  diesen  hervorragenden  Vertreter  des  IslAms  besitzen  wir 
zahlreiche  Quellen,  welche  sowohl  von  den  äusseren  Verhältnissen, 
unter  denen  er  gelebt  und  gewirkt  hat,  als  auch  von  seinen  An- 
schauungen und  Bestrebungen  ein  treues  Bild  zu  geben  geeignet 
sind.  Von  den  Schriften  Ibn  Tejmljas  haben  mir  folgende  vor- 
gelegen : 

•xJa^\j}\  äJuJütJl,  HS.  Wetzstein  11,  1536,  Bl.  7—18. 

iu^  BJuJUJi,  dieselbe  HS.  Bl.  18  b— 53. 

iu^JUJI  »JuJUJi,  HS.  Wetzstein  II,  1538,  Bl.  1—40. 

Von  biographischen  Werken: 

1.  Al-Sejch  Mar*i  b.  Jüsuf  al-Hanbal!:  Al-kawäkib  al-durrija 
fl  manäkib  al-mugtahid  Ibn  Tejmlja.  HS.  Landberg  158.  ^Das 
Werk  ist  ein  Auszug  aus  den  Biographien  Ibn  Tejmljas  von  Sams 
al-dln  al-Makdisi,  Sirftg  al-din  al-Bazzär  und  Süiftb  al-din  al-*Amri. 
Im  Folgenden  bezeichnen  wir  die  HS.  mit  Kaw. 

2.  Al-Alüsi,  6alft*  al-'ajnejn  fi  mu^&kamat  al-A^madejn,  ed. 
Büläk  1298.  Am  Rande  des  Buches  sind  zwei  Schriften  abgedruckt, 
die  sich  ebenfalls  mit  Ibn  Tejmlja  beschäftigen  und  ebenso  wie  die 
Schrift  al-Alüsts  zahlreiche  Anführungen*)  aus  seinen  Schriften 
enthalten : 

3.  §afi  al-din  al-Hanaft,  Al-kaul  al-galij  fi  targumat  al-Sejch 
Takl  al-din  Ibn  Tejmija  al- Hanbali.  S.  1—141  vom  Werke 'al- 
Aliisls  2). 

4.  §iddil^  Hasan  Gh&n,  Sultan  von  Buhüpal,  Al-intikftd  al-ragilj 
fl  sarb  al-i^tikäd  al-sahi^^). 

Eine  ausführliche  Biographie  Ibn  Tejmljas  giebt  galät  al-Kutubi, 
Fawät  al-wafajftt  I,  35 — 45.     Bibliographisches  Material  findet  man 

1)  Bei  al-Alüsi  werden  citiert:  X.otT»»i>Jl  öAaÄjJ!  S.  37  unten.  BwXaÄaJI 
'iijj,4)^  S.  79,  83.  JLo'^AftAö^i!  -yi  S.  157,  208.  '»^jJJjiJ:i\  X3y>^l 
S.  208.     Jow^^  S.  201.     (^•Uä  S.  254. 

2)  Von  den  Schriften  I.  T.  werden  darin  angeführt:  K.>tn^LJi  sA^Jütit 
S.  15,  34,  55,  59.  io^i  ^^1  S.  15,  48.  ^^jUaJÜi  JwC  JjJl  o'"^ 
S.   18,  21,  60.     >u,AaJI   'xJ^^^l  S.  81. 

3)  S.  203  wird  eine  Schrift  I.  T.s  i\y^J^\  'iM^^  ansefUhrt. 


Schreiner,  Beür,  z,  GescJucJUe  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam.    541 

bei  Steinschneider,  Polemische  und  apologetische  Litteratnr 
in  arabischer  Sprache.  S.  32,  36,  66,  89,  104,  108.  Eine  Charak- 
teristik der  theologischen  Anschaaungen  Ibn  Tejmijas  gab  Gold- 
ziher,  die  dahinten,  S.  188—192.  Über  ein  Fefrwft  Ibn  Tejmijas 
über  Synagogen  und  Kirchen  s.  Revue  des  Etudes  juives,  Bd.  XXYT 
S.  214  ff. 

b)  Leben  und  Wirken  des  Ibn  TejmSja. 

Ibn  Tejmija  ist  in  Harr&n  am  12.  Rabl*  al-auwal  d.  J.  661 
geboren.  Er  lebte  in  Damascus  und  erfreute  sich  wegen  seiner 
Gelehrsamkeit  und  Frömmigkeit  sehr  früh  eines  ausserordentlichen 
Ansehens.  Er  war  von  einem  umbeugsamen  Charakter  und  legte 
bei  verschiedenen  Gelegenheiten  eine  ünerschrockenheit  an  den  Tag, 
die  den  muslimischen  Fürsten  nicht  wenig  imponierte.  Er  pflegte 
zu  sagen :  „Kein  Mensch  fürchtet  jemanden  ausser  Allah,  es  sei  denn, 
dass  sein  Herz  von  Krankheit  ergriffen  ist"  ^).  Dem  entspricht  auch 
das  Bild,  welches  al-Bazz&r  von  ihm  entwirft:  „Wenn  der  ge- 
recht Urteilende  Ibn  TejmSja  beobachtet,  so  findet  er,  wie  er  da- 
steht mit  dem  Koran  und  der  Sunna  und  niemand,  wer  immer  es 
sei,  vermag  ihm  zum  Weichen  zu  bringen,  wie  er  im  Festhalten 
an  dem,  was  er  von  ihnen  erkannt,  niemandem  gegenüber  verzagt 
und  hierin  weder  einen  Emir  noch  einen  Sult&n,  weder  die  Peitsche 
noch  das  Schwert  furchtet  und  durch  das  Wort  keines  Menschen 
sich  davon  abbringen  lässt*.  Es  ist  ihm  auch  reichlich  Gelegenheit 
gegeben  worden,  seine  Standhaftigkeit  zu  beweisen.  Unser  Gewährs- 
mann berichtet  ausführlich  von  der  Inquisition,  welcher  er  zu  wieder- 
holten Malen  unterworfen  worden  ist.  Ibn  Tejmija  bekannte  sich 
zu  den  dogmatischen  Anschauungen  der  alten  Im&me  und  erinnert 
vielfach  an  Ibn  Hazm.  Das  As'aritentum  hatte  aber,  wie  wir  ge- 
sehen, unter  den  bedeutendsten  Slejchen  in  Damaskus  und  Ägypten 
sowie  überhaupt  im  östlichen  Isl4m  unter  dem  Einflüsse  der  Schriften 
der  grossen  A§*ariten  viele  eifrige  Anhänger  gefunden,  auch  der 
§üflsmus  hatte  einflussreiche  .Vertreter  und  der  Heiligenkultus  hatte 
zu  dieser  Zeit  im  Islam  schon  eine  solche  Ausbreitung  gewonnen, 
dass  seine  Anhänger  sich  in  dieser  Frage  auf  das  Igmä'  al-'umma, 
gegen  welches  kein  Rechtgläubiger  Einspruch  erheben  durfte,  be- 
rufen konnten.  Das  waren  die  Gegner,  deren  Anschauungen  den 
Widerspruch  Ibn  Tejmijas  herausgefordert  haben.  Zuerst  gab  ein 
Glaubensbekenntnis,  das  er  infolge  einer  Aufforderung  aus  Hamät 
geschrieben  hatte,  Anlass  zur  Verfolgung^).  Er  hatte  darin  das 
System  des  aä'aritischen  Kaläms  und  die  Korftnauslegung  der  Muta- 


1)  Kaw.  Bl.    22  a.      ^it     äÜI   ^    J^jJl    ^Läj    ^^    Jyü    ^L^ 


2)  Kaw.  27  b  ff. 


542    Schreiner,  Beitr.  z,  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  ün  Isldm. 

kallimüii  verdammt^).  »Wie  könnten  auch,  sagt  Ihn  Tejmlja,  diese 
besser  Bescheid  wissen  über  das  Wesen,  die  Namen  und  Eigen- 
schaften Gottes,  als  die  Muhftgirun,  Ansär  und  die  alten  Im&me? 
Wie  könnte  diese  Bande  von  Philosophanten,  die  den  Indem,  Griechen 
nachlaufen,  und  die  Erben  der  Magier,  Götzendiener,  des  Irrtumes 
der  Juden,  Christen,  §äbier  jmd  ähnliche  Leute  mehr  wissen  von 
Gott,  als  die  Erben  der  Propheten  und  die  Männer  des  Eor&ns  und 
des  wahren  Glaubens ?**  ,Ist  es  möglich,  dass  Gott,  sein  Prophet 
und  die  Besten  der  Gemeinde  immer  das  Gegenteil  der  Wahrheit 
sagen  und  die  Wahrheit  nie  kundgeben  und  nie  offen  das  Richtige 
sagen,  bis  die  Abkömmlinge  der  Perser  und  Griechen,  das  Juden - 
und  Philosophengesindel  kommt,  um  der  Gemeinde  den  richtigen 
Glauben  zu  lehren.  Wenn  es  wahr  wäre,  was  diese  Mutakallimün 
sagen,  so  wäre  es  besser  und  nützlicher  gewesen,  wenn  die  Menschen 
ohne  Koran  und  Sunna  geblieben,  ja  in  diesem  Falle  wäre  das  Da- 
sein von  Koran  und  Sunna  ein  wahres  Unglück  in  der  Religion-)**. 
—  Die  Mutakallimün  meinen,  man  solle  in  der  Lehre  von  den 
Eigenschaften  Gottes  nicht  dem  Kor&n  und  der  Sunna,  sondern  der 


1)  Bl.  28  b. 

P  «  c 

2)  Das.     ^jli^tj  kXJ^it    pl^'tj   ÄÄAnJiXjl    7-V^I   e)J^   ^-^X  (>t 

^,^^Six.  <^\  •^^y|  ^i>  ^  ^  J^^  ^  ^  ji-  xU5  ^  ;^^ 
^oP.  ^JJt  vjÜl  ^  vjil  ^-^j^  j  y'wb  j!  Jkj_^  Uj  L^Üsi 
J^  I/O.  ^l5  üi  y  ^JLfi  ^.,yj^  y^  iü  w  ^y>^.  y  «jLäXt» 
■»MS  ^.j,ylj  üjU-^sLäJI,   j^I   ^5j95   f,,J\s    ^Jii\    JjLit  ^-.^ 

^Ait  Jwoi  ^  L23^  ^Jj^  KJLmJI^  V^LäXjI  .  Eine  sehr  bemerkenswerte 
Darlegang  der  Aosichten  I.  T.s  über  die  Korftnauslegang  findet  sich  bei  al- 
Saj(i(i,  I  tk  &n ,  ed.  Kairo  1306,  II,  S.  184.  Einige  Äusserungen  von  I.  T.  und  seinem 

SchQIer  Ihn  aI-Eej[jim  werden  auch  von  al-Alüsi,  S.  68  angeführt.   ^s^^mJ!   0^3 

LLyi  ^  y  w^  oijpi^t  er  ^-^  r^  :i  ^  *1II  ^.^1  \^^  ^^üülH 


jSdkneiTtdr,  BeUr,  z.  Geschichte  d.  theoL  Bewegungen  ün  Islam.    543 

eigenen  Vernunft  folgen.  Und  doch  hat  der  Prophet  gesagt,  dass 
derjenige  zur  Gemeinde  der  Rechtgläubigen  gehört,  der  dieselben 
Ansichten  hegt,  wie  er  und  seine  Genossen.  Hat  er  denn  gesagt: 
„Ihr  werdet  dann  auf  dem  rechten  Wege  sein,  wenn  ihr  den  Schlüssen 
eurer  Vernunft  und  dem  folget,  was  eure  Mutakallimün  nach  den 
ersten  drei  Jahrhunderten  erfinden  werden?  —  Denn  wenn  auch 
die  Wurzeln  dieser  Ansichten  bis  zum  Ende  der  Zeit  der  „Tftbi*ün" 
hinauffuhren,  so  ist  doch  die  Lehre  von  der  Sublimierung  der  gött- 
lichen Eigenschaften  den  Schülern  der  Juden  und  Christen  entlehnt  ^). 
Diese  Ansicht  wird  von  Ihn  Tejmija  mit  ausführlichen  litterar- 
historischen  Angaben  begründet*).  Die  heidnischen  Sabäer  lehrten, 
Gott  habe  nur  negative  und  Relationsattribute,  oder  solche,  die 
aus  diesen  zusammengesetzt  sind.  Diesen  ^abäem  und  den  Philo- 
sophen hat  Ga*d  seine  Ansichten  entlehnt,  Abu  Nasr  al-Fär&bl  ging 
nach  Barrän  und  lernte  ebenfalls  von  den  dortigen  Philosophen. 
Dasselbe  hat  Gahm  b.  §afwan  gethan,  wie  von  Ahmed  b.  Hanbai 
mitgeteilt  wird.     Als  um  die  Wende  des  zweiten  Jahrhunderts  die 


1)  Da».  Ül    U   JJU  Ja:   ^ly  ^j^  ii-:^UJl    '^J^\    i^Ä^  j   S^^ 
^^^  ^j^Üu  ^t  ^^^  ^0^\  Uit   JÜ    J^  J^\j,  ^^ 

In  Übereinstimmang  hiermit  sagt  I.  T.   in  seiner  'Akidat   al-Tadmarijja: 
Bl.  2  a.     ^.y  U^\  IvXP  ^  Jjo^Ls  o'.ä*aJl  j  cXx^^i  ^    j.^l    Uli 

^  oLftAoJ!  ^  NÄ^t  Lo  oLJ;!   I^äwI^  iüc^l   sJdL.  iüLrjL  ^^.y  ^ 
131.  Sa.    ^jN^y^Jt^  ^U^t  ^  (.j^,^  ^c  J'^^  ^!j  ^y»  Lclj, 

2)  S.  die  AnszOge  ans  der  'Akidat-al-Hamawija  im  Anhang. 


544     Schreiner,  ßeitr,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam. 

Werke  der  Griechen  ins  Arabische  übersetzt  worden  sind ,  da  ist 
dies  Verderben  noch  grösser  geworden.  Die  Lehre,  welche  die  Alten 
die  Gahmitische  nannten,  wurde  durch  Biör  b.  &ai.jät  al-Marisf 
und  seine  Zeitgenossen  verbreitet  und  sie  wurde  durch  die  Ln&me, 
wie  Mftlik  b.  Anas,  Sufjän  al-TaurI  und  andere  vielfach  verdammt. 
Nun  sind  aber  die  Auslegungen,  welche  sich  in  dem  Kitäb  al- 
ta'wiUt  des  Abu  Bekr  b.  Fürak  und  im  Buche  Ta'sis  al- 
takdls  des  Abu  Abdallah  Muhammed  (Fachr  al-dln)  al-B&zl') 
finden,  sowie  bei  anderen,  wie  Al-Gubbft'l,  *Abd  al-Gabbftr,  Ibn 
Al?med  al-Hamad&nf,  Abü-1-gusejn  al-BasrI,  Abü-1-Wafft'  b.  *Akil  =), 
al-öazälf,  dieselben,  wie  diejenigen  des  Biär  al-MansL  Wenn  auch 
manche  von  diesen  hie  und  da  die  figürliche  Auslegung  verworfen 
und  widerlegt  haben,  so  sind  doch  ihre  Auslegungen  im  Wesen  mit 
denjenigen  Bisr  al-Marlsis  identisch.  Dies  beweist  auch  der  Um- 
stand, dass  in  einem  Werke  des  Otmftn  b.  Sa*ld  al-DÄrimi, 
das  gegen  Bisr  al-Marlsi  gerichtet  ist,  im  Namen  des  letzteren  Aus- 
legungen angeführt  werden,  die  im  Wesen  denjenigen  der  oben- 
erwähnten Autoren  gleich  sind.  Aus  demselben  Buche  kann  man 
aber  auch  erfahren,  welches  die  Ansichten  der  alten  Imäme  waren 
und  dass  die  Ansichten  der  Anhänger  al-Marlsis  von  ihnen  ver- 
dammt worden  sind.  Ibn  Tejmija  erwähnt  zahlreiche  Autoren,  aus 
deren  Schriften  man  die  wahre  muslimische  Ansicht  kennen  lernen 
kann.  Darunter  findet  sich  auch  das  Kitäb  al-Hejda,  das  *Abd 
al-*Azlz  b.  Jahjä  al-Kinani  al-Mekkl*^  zugeschrieben  wird. 

Wie  vom  Sejch  Mar'i  b.  Jüsuf  im  Namen  al  -  Dahabis  mit- 
geteilt wird*),  hat  Ibn  Tejmija  dieses  Glaubensbekenntnis  i.  J.  680 
verfasst  und  es  erging  deshalb  vom  K&dl  der  Hanafiten  ein  Urteil, 
nach  welchem  es  Ibn  Tejmija  von  nun  an  versagt  sein  sollte,  Gut- 
achten abzugeben.  Er  hatte  aber  auch  viele  Anhänger,  so  dass  nun 
Reibereien  entstanden,  die  in  der  Folge  nur  verschärft  wurden. 
Im  Jahre  698,  im  Monate  Rabi*  al-auwal,  kam  es  zur  Inquisition, 
nachdem  Ibn  Tejmija  sich  kurz  vorher  gegen  die  Astrologie  er- 
klärt hatte ^).  Er  geriet  in  eine  sehr  bedenkliche  Lage,  denn  er 
lebte  sehr  zurückgezogen ,  so  dass  sich  ein  jedes  Miss  Verständnis 
leicht  verbreiten  konnte  und  dazu  kam  nun  das  Ärgernis,  das  er 
durch  sein  Urteil  über  die  Mutakallimün  erregt  hatte.  Nichts- 
destoweniger Hess  er  sich  nicht  einschüchtern.     Als  der  Kä4i  öeläl 


1)  Diese  Schrift  wird  auch  Intikftd,  S.  255  Rngefuhrt. 

2)  SUrb  i.  J.  513.  Wie  Ibn  al-Atir  X,  z.  J.  513  berichtet,  war  er  nr- 
BprÜDglich  Mu'tazilite.  £r  lebte  in  Bagd&d  und  wurde  von  den  Hanbaliten 
verfolgt.  Später  bekehrte  er  sich  zu  ihrer  Schule  und  wurde  einer  ihrer  Haupt- 
vertreter.    S.  al-Älüsi  S.  99. 

3)  Ibn  al-Subki  I,  S.  183  hat  über  ihn  einen  Artikel.  Die  Authentie 
des  KitÄb  al-hejda  wurde  schon  von  al-Dahabi  geleugnet. 

4)  Siehe  S.  543,  Anm.  1. 

5)  Bl.  33  1.     ^jv.*:?Ujt  jA\  yCii    JuJLftJ    ^S^  J^  ^)bS  • 


Schreiner,  Beür.  z,  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  Isldm.    545 

al-dln  al-Hanafi  ihn  Yor  sich  laden  liess,  kam  er  nicht  und  Hess 
dem  K&dt  sagen,  die  Glaubenssachen  gingen  ihn  nichts  an.  Darauf 
Hess  dieser  yerkünden,  das  Bekenntnis  des  Ibn  Tejmija  sei  nichtig; 
die  Ausrufer  wurden  aber  von  den  Leuten  des  Sejf  al-dln  Gägan 
geprügelt.  Mehr  Entgegenkommen  zeigte  Ibn  Tejmija  dem  Kftdl 
der  Säfi^ten,  mit  dem  er  am  14.  Rabi^  al-auwal  seine  Aktda  durch- 
nahm und  der  dann  erklärte,  er  sei  der  Feind  eines  jeden,  der 
gegen  Ibn  Tejmija  rede  ^).  Eine  Zeit  lang  herrschte  dann  Buhe,  bis 
Ibn  Tejmija  wieder  Veranlassung  hatte,  sein  Wort  zu  erheben.  In 
Ägypten  hat  nämlich  der  Sejch  Al-Nasr  al-Manbigi  auf  die 
Begierung  in  Kairo  Einiluss  gewonnen  und  es  wurde  dem  Ibn 
Tejmija  mitgeteilt,  dieser  Sejch  sei  ein  Pantheist  und  dass  er  die 
Lehre  des  Ibn  *ArabI  und  Ibn  Sab*In  verteidige.  Natürlich 
musste  Ibn  Tejmija  an  ihn  schreiben,  um  ihn  von  solch  ketzerischem 
Treiben  abzubringen.  Dieser  Brief  des  Ibn  Tejmija  ist  von  al-Alüs! 
in  sein  reichhaltiges  Werk  vollständig  aufgenommen  worden^)  und 
wir  halten  es  für  angebracht,  seinen  Inhalt  hier  anzugeben.  Ibn 
Tejmija  führt  darin  aus,  dass  er  es  für  seine  Pflicht  halte,  seine 
Ansicht  über  die  Itti^ädtja  dem  oejch  mitzuteilen  um  so  eher, 
da  er  sowohl  von  Gelehrten  des  Ostens  als  auch  von  Leuten  aus 
Syrien  in  Glaubenssachen  sich  zu  äussern,  aufgefordert  worden  ist. 
Über  Ibn  *Arabi  habe  er  früher  eine  gute  Meinung  gehabt,  weil 
er  aus  manchen  Schriften,  wie  aus  den  Futül^ät,  al-kunhu,  al- 
muhkam  al-marbüt,  al-durrat  al-f&chirat,  ma^Ali*  al-nugum  ^)  viel  ge- 
lernt habe  —  damals  hatte  er  aber  die  Fusüs  al-^iikam  nicht  gelesen. 
—  Die  Itti^^adlja   sind   in   zwei  Klassen  einzuteilen:    in  solche, 


1)  Hit  diesem  Berichte  steht  derjenige  Ibn  al-Sabkis  II,  461  in  Wider- 
sprach. Danach  hat  die  Untersuchung  wegen  der  Akidat  al-Hamawija  damit 
geendigt,  dass  I.  T.  verhaftet  wurde.  Es  soll  nach  ihm  vor  dem  Emir  Tunguz 
eine  Disputation  stattgefunden  haben,  bei  welcher  auf  allgemeinen  Wunsch  der 
AS'arite  Safi  al-din  aUHindi  al-Armäwt  zugegen  war  und  bei  der  I.  T.  den 
kürzeren  gezogen  haben  soll.  —  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  hier  Ibn  al-Subki, 
der  gegen  I.  T.  eingenommen  ist,  sich  geirrt  und  diese  Angelegenheit  mit  der 
Inquisition  wegen  der  'Akidat  al-WäsitiJja  verwechselt  hat.  Charakteristisch  ist,  was 


P        m 


Ihn  al-Subki,  von  der  Art  I.  T.s  zu  disputieren  erzählt:  cXi£>i   .  JÜ  c  Jm  I.4JL9 
J  ^ÜÖ  s•^^  ^\  s-^   ^    Zr^'^    ^^^    ^    J-^^    *^VH^'    er? 

2)  Öal&'  al-'iynejn,  S.  54—61.    Kach  al-Älüsi  ist  Nasr  al-Manbig!  im 
Jahre   719    gestorben.      Das    Datum    des    Briefes    ist    falsch    angegeben.      Für 

äJUXm^     «j  .1    ist  natürlich    KjUju.^^    «j  .i  zu  lesen. 

3)  S.  C.  Brockelmann,  Oesch.  d.  arab.  Lit.  I,  S.  443  f.,  Nr.  15.  19.  40.58. 
Bd.  LH.  36 


546    Sehreinar,  Beär.  »,  Geschichte  d,  Üuol,  Beutegungen  im  Itl&n, 

welche  die  Inkarnation  Gottes  nur  in  einem  Individuum  annehmen,  — 
zu  diesen  gehören  die  Christen,  manche  B&fi4iten  und  $üfis  —  und 
in  solche,  welche  die  absolute  Verkörperung  (al-^ulül  al-mutlaljL), 
d.  h.  den  Pantheismus,  lehren.  Sie  behaupten,  dass  das  Wesen 
Oottes  in  einem  jeden  Ding  vorhanden  ist.  Das  wäre  nach  den 
Angaben  der  Ahl  al-sunna  die  Lehre  der  alten  öahmiten  gewesen, 
weshalb  auch  diese  von  ihnen  verketzert  worden  sind.  Ich  weiss 
aber  keinen,  der  ihnen  mit  dieser  Lehre  vorangegangen  wäre,  ausser 
denen,  welche  Gott  geleugnet  haben,  wie  Pharao  oder  die  Karämita. 
Das  Wesen  ihrer  Lehre  besteht  aber  darin,  dass  „die  Existenz  Gottes 
identisch  ist  mit  der  Existenz  der  Welt  und  dass  die  Existenz  Gottes, 
des  Schöpfers  des  Himmels  und  der  Erde,  im  Wesen  identisch  ist 
mit  der  Existenz  der  geschaffenen  Dinge ''^),  also  ist  es  nach  ihrer 


old  JL^^it  «-^«^»  •    über  diese  Ansichten  hat  sich  I.  T.  auch  in  einem  Fetwä 

ausgesprochen,   das   von  Ihn  al-Ahdal   in   seinem    schon   mehrfach    angeführten 
interessanten   Werke   Bl.  107  b   mitgeteilt   wird.     Es  beginnt  folgendermassen : 

L^  iUir  ^  j/^>^  B^J^Ii  oUbÜ!  »JüP  ^L*JI  O,  äI!  JcJl 

^.,\  ^ysoÄÄJ  ^jkü  ^  ^^  JJi  ^^\  ^-0  ^^1  ^^'w*oi  xS^  vJL<:aJ  ^1 


Vgl.  hierzu  die  Ausführungen  oben  S.  520  f. 

Ihn  T^m^a  nimmt  sich  wenigstens  die  Mühe,  die  Ansichten  Ihn  'ArabSs 
susammensustellon  und  zu  beweben,  wo  die  Ketzerei  steckt,  dagegen  befolgt 
ein  hanbalitbcher  Kädi  in  einem  Fetwä  ein  summarisches  Verfahren.   Es  findet 

sich  ebenfalls  bei  Ihn  al-Ahdal,  Bl.  110  a.     ^iy^\   ^  j^ju   U   ^  ai^   Jcjl 
o'^Jj-ijJ!    sAP  Jj; »jJol   ^t5ÜAJ    ^♦-^   ^   JJ'  vJt>-3   »JuLfc 

^.^tU  J^^  iU^  äU!  V'^'  e^ ^  ^  j^  ^-^1  ^-«^  ^->^33  ^^^^ 


Sehreiner,  BeUr,  m.  Geschichte  d.  thed,  Bewegwngen  im  JMäm.     547 

Ansicht  auch  undenkbar,  dass  Gott  etwas  ausser  sich  geschaffen 
habe,  dass  er  der  Herr  der  Welten,  selbstgenügsam,  die  anderen 
Dinge  aber  von  ihm  abhängig  seien. 

Nun  beginnt  Ihn  Tejmlja  mit  der  Darstellung  der  Ansichten 
muslimischer  Pantheisten.  In  erster  Beihe  wird  die  Weltanschauung 
Ihn  *Arabis,  wie  dieser  sie  in  seinen  Fusü§  al-hikam  niedergelegt 
hat,  vorgeführt  und  zwar  sind  es  folgende  Lehren  Ihn  ^Arabis, 
welche  I.  T.  besonders  anstössig  findet: 

Die  Substanzen  sind  von  Ewigkeit  her  und  in  aller  Ewigkeit 
im  Zustande  des  Nichtseins.  Von  Gott  ist  nur  ihr  Sein  ausgeströmt, 
ohne  dass  er  ihre  Substanz  und  ihre  Eigenschaften  bestimmt  hätte. 
Vielmehr  sind  diese  von  Gott  vollkommen  unabhängig.  „Sie  machen 
einen  Unterschied  zwischen  dem  Sein  und  der  Substanz.  Was  die 
Substanz  ist,  kommt  im  Sein  zum  Vorschein". 

Das  Sein  Gottes  ist  mit  dem  Sein  der  Substanzen  identisch^), 
er  ist  nur  durch  sie  und  in  ihnen.  Gott  sieht  die  Substanzen  im 
Zustande  des  Nichtseins,  imd  das  ist  seine  Allwissenheit.  Gott  weiss 
aber  auch  durch  das  Wissen  der  erkennenden  Menschen,  denn  die 
Erkenntnis  der  Wissenden  ist  derselben  Natur  mit  der  Erkenntnis 
Gottes. 

Gott  ist  in  allen  Dingen  gegenwärtig,  darum  giebt  es  auch 
keinen  Götzendienst.  Der  Unwissende  meint:  „dies  ist  ein  Stein, 
dies  ist  ein  Baum**,  der  Wissende  aber  weiss,  dass  es  die  Ver- 
körperung Gottes  ist.  Der  Unglaube  der  Christen  besteht  nur 
darin,  dass  sie  spezialisieren,  d.  h.  speziell  in  Jesus  die  Inkarnation 
Gottes  sehen,  derjenige  der  Götzendiener  darin,  dass  sie  ihre  Ver- 
ehrung auf  manche  äussere  Gegenstände  beschränken,  der  Wissende 
aber  verehrt  alles,  und  Gott  selbst  verehrt  alles,  denn  die  Dinge 
sind  seine  Nahrung  durch  ihre  Namen  und  ihre  Bestimmtheit,  und 
er   ist  ihre  Nahrung  durch  das  Sein,   sie  sind  auf  ihn  und  er  auf 


1)  Lawäkih  II,  S.  61  werden  folgende  Worte  des  'Ali  b.  Muhammed  Wafä' 
angeführt:    L^  ,j**^»      .x:>Ji*a  "^y^y   ^'^Ji  "^^^^^   ^  "^^^  l5^^*  J^ 

lJL  Ijlj^  ^^yij  :ii  i-juJt^  ^ooJt  'i\  »juu  ^j^  Jt y»  ii  ^^\  ij^^ 


36 


548     Schreiner,  Beitr.  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam. 

sie  angewiesen.  Die  Namen  Gottes  drücken  nur  das  Verhältnis 
zwischen  dem  Sein  und  der  (realen)  Existenz  aus.  Der  Sprechende 
ist  mit  dem  Hörenden  identisch.  —  Pharao  hat  nach  ihnen  die 
höchste  Stufe  der  Erkenntnis  erlangt  und  die  Zauberer  haben 
die  Wahrheit  seiner  Behauptung:  „Ich  bin  euer  höchster  Herr* 
(Sure  79,  24)  anerkannt.  —  Ihn  Tejmija  erzählt,  er  habe  mit  einem 
Anhänger  dieser  Anschauungen  verkehrt  und  er  habe  zugegeben, 
dass  sie  derselben  Anschauung  sind  wie  Pharao^). 

Es  ist  sehr  wohl  zu  begreifen,  wenn  Ibn  Tejmija  den  Ibn 
^Arabi  in  der  rücksichtslosesten  Weise  bekämpft.  Er  lässt  ihm  zwar 
insofern  Gerechtigkeit  widerfahren,  indem  er  bemerkt,  Ibn  *Arabi 
stehe  unter  den  Pantheisten  dem  Islam  noch  am  nächsten.  Dazu 
wurde  er  veranlasst  durch  die  gewiss  bedeutende  Traditionsgelehr- 
samkeit Ibn  *Arabls,  durch  den  Standpunkt,  den  dieser  in  der  Ge- 
setzeskunde eingenommen  hat.  Es  lässt  sich  aber  kein  grösserer 
Gegensatz  denken,  als  derjenige  zwischen  dem  Pantheismus  Ibn 
^Arabis  und  dem  konsequenten  transcendentalen  Monotheismus  Ibn 
Tejmljas,  zwischen  der  Ansicht  des  ersteren  von  der  Erkenntnis  der 
Erleuchteten,  die  höher  steht  als  die  der  Propheten,  und  derjenigen 
des  orthodoxen  Isldms,  nach  welcher  Koran  und  Tradition  die  höchste» 
einmal  geoflfenbart«  Erkenntnis  enthalten,  zwischen  denen,  welche 
die  Grenzen  zerstören,  die  Allah  durch  sein  ewiges  Wort  zwischen 
dem  Guten  und  Bösen  gesetzt  hat,  und  zwischen  denen,  die  in  Ehr- 
furcht leben  vor  AUäh,  der  seine  Knechte  am  Tage  des  Gerichts 
für  die  ewige  Seligkeit  bestimmen  oder  zu  ewigen  Höllenstrafen 
verdammen  kann.  ,Alläh  weiss,  mit  welchen  Ketzereien  der  Mann 
gestorben  ist",  sagt  Ibn  Tejmija  „Allah  vergebe  allen  Muslimen  .... 
Kurz,  was  das  Buch  Fusüs  al-hikäm  enthält,  das  dem  Propheten 
zugeschrieben  wird,  würde  von  demjenigen  Muslim,  der  es  versteht, 
von  allen  Propheten,  Heiligen  und  Frommen,  ja  von  allen  Religionen, 
von  den  Juden,  Christen,  §ü.bieni  zurückgewiesen  werden.  Auch 
einen  Teil  davon  würden  sie  nicht  annehmen,  um  so  weniger 
das  Ganze". 

Die  Anschauungen  Ibn  *Arabis  werden  dann  auf  zwei  Hauptlehren 
zurückgeführt :  auf  die  Annahme  von  der  Realität  des  Nichtseienden 
—  eine  mu'tazilitische  Anschauung  —  und  auf  die  von  der  Identität 
der  geschaffenen  Dinge  mit  dem  Schöpfer. 

Nach  Ibn  'Arabi  kommt  Ibn  Tejmija  auf  den  Lehrer  *Afif  al-dln 
al-Tilimsänls ,  al-§adr  al-Rümi  zu  sprechen.  Dieser  ist  nach 
ihm  gar  weit  entfernt  von  der  wahren  Lehre  der  Religion.  Er 
hat  manches  dem  Ibn  *ArabI  entlehnt,  hat  ihn  aber  nicht  verstanden. 
Seine  Grundansicht,  der  er  im  Buche  „Mifta^  gejb  al-gam*  wa-1- 
wugüd"  Ausdruck  gegeben  hat,  ist  die,  dass  Gott  das  absolute 
und  einzelne  Sein  ist.     Wir  sprechen  nämlich  vom  Tier  im  all- 


1)  Die  obenerwähnte  Stelle  des  Kor&ns  wurde  von   den  Süfis   in  panthe- 
istiflchem  Sinne  aasgelegt. 


Schreiner^  Beür,  z.  Geschichte  d,  theol.  Betoegungen  im  Islam,    549 

gemeinen  und  vom  einzelnen  Tiere,  vom  Körper  im  allgemeinen  und 
vom  einzelnen  Körper.  Das  Allgemeine  (Absolute)  ist  aber  nur  in 
den  einzelnen  offenbaren  Dingen  vorhanden.  Im  wesentlichen  geht 
also  seine  Ansicht  dahin,  dass  Gott,  ausser  der  Existenz  in  den 
geschaffenen  Dingen  keine  Existenz  zukommt.  Darum  meint  er 
auch,  ebenso  wie  sein  Lehrer,  dass  Gott  unsichtbar  sei,  dass  er  keinen 
Namen  und  kein  Attribut  habe.  Damit  behaupten  sie  aber  auch 
offen,  dass  die  Substanz  des  Hundes,  des  Schweines,  des  Urins  und 
des  Unflats  mit  der  Substanz  AUfths  identisch  sei,  erhaben  ist  er 
über  ihr  Gerede!* 

Was  aber  den  Schurken  al-Tilims&n!  betrifft,  so  ist  er  der 
abscheulichste  in  dieser  Gesellschaft  und  steckt  am  tiefsten  in  der 
Ketzerei.  Er  macht  keinen  Unterschied  zwischen  dem  Sein  und 
dem  positiven  Sein,  wie  Ibn  *Arabl,  zwischen  dem  Absoluten  und 
Einzelnen,  wie  al-Rümf,  sondern  nach  ihm  giebt  es  nichts  ausser 
Gott.  Der  Mensch  glaubt  nur  so  lange,  dass  es  etwas  ausser  Gott 
giebt,  so  lange  ihm  die  Wahrheit  verschleiert  ist,  wenn  aber  der 
Schleier  vor  ihm  gehoben  wird,  so  wird  er  dies  erkennen.  Des- 
halb hat  er  auch  alle  verbotenen  Dinge  für  erlaubt  gehalten,  so 
dass  glaubwürdige  Männer  von  ihm  erzählen,  er  hätte  gesagt: 
,  Tochter,  Mutter,  Seiten  verwandte  seien  ganz  gleich,  es  sei  nichts 
Verbotenes  an  ihnen*;  nur  diese  Verblendeten  sagen:  „Verboten!* 
wir  aber  meinen:  „Es  ist  verboten  für  euch*.  Er  pflegte  auch  zu 
sagen,  „der  ganze  Koran  enthalte  nur  Heidentum,  nicht  aber  das 
Einheitsbekenntnis;  das  wahre  Einheitsbekenntnis  ist  in  unserer  Lehre 
enthalten*.  Oder:  „Ich  bekenne  mich  zu  keiner  einzigen  Religion*. 
Wenn  er  sich  glimpflich  äusserte,  meinte  er:  „Der  KorÄn  führt  zum 
Paradies,  unsere  Lehre  führt  aber  zu  Gott*.  Nach  dieser  Grund- 
lehre erklärte  er  auch  die  Gottesnamen.  Er  hat  auch  Gedichte 
geschrieben,  die  in  poetischer  Beziehung  schön  sind,  aber  wie  schon 
gesagt  worden  ist,  sie  sind  „Schweinefleisch  auf  einer  chinesischen 
Tasse*.  Für  die  Nusejriten  verfasste  er  ein  Glaubensbekenntnis. 
Im  wesentlichen  besteht  ihre  Lehre  darin,  dass  die  Einzeldinge  zu 
Gott  sich  so  verhalten,  wie  die  Wellen  zum  Meere  ^). 

Man  wird  nicht  verkennen,  dass  die  Pantheisten  der  musli- 
mischen Welt  ebenso  wie  diejenigen  Europas  zum  Akosmismus  und 
zur  Vernichtung  des  Begriffes  des  Bösen  gelangt  sind.  Es  verdient 
aber  hervorgehoben  zu  werden ,  dass  al  -  Tilimsänl  mit  jener  Auf- 
hebung des  sittlichen  Urteils  wahrscheinlich  nur  eine  theoretische 
Anschauung  aussprechen  wollte. 


1)  S.  58.     ^\jy>ji\  i'\j^\^  j:^\  iüjJUJ  Ui^  ^.^  ,?y>f    i^M^3 

•ta»^i    X    ):  .1  j).      Derselbe    Gedanke    wird    aach    in    einem    Verse    aus- 
gesprochen, der  S.  59  von  dem  Süfi  Dichter  al-Bulbäni  aus  .4ir&z  angeführt  wird: 


550    Schreiner,  Beitr,  a,  Geschichte  d,  theol,  Bewegungen  im  leldm. 

Zu  den  Pantheisten  gehört  auch  Ihn' Sabin,  der  solchen  An- 
sichten in  seinen  Schriften  ^Budda"  und  ^Ihftta*'  Ausdruck  gegeben 
hat.  Später  bemerkt  Ihn  Tejmlja  über  ihn,  glaubwürdige  Leute 
behaupteten,  Ihn  Sabbln  habe  die  Absicht  gehabt,  nach  Indien  zu 
gehen  und  gesagt,  er  habe  keinen  Platz  in  dem  Reiche  des  Isl&m& 
„Ja*,  meint  Ihn  Tejmtja,  „weil  die  Inder  Heiden  sind,  alles,  auch 
Pflanzen  und  Tiere  anbeten''.  Für  die  schlimmsten  Ketzer  hält 
Ihn  Tejmlja  al-Tilims&nl  und  al-Bulbftnl,  der  in  einem  Ge- 
dichte sagt: 

„In  einem  jeden  Ding  ist  ein  Beweis  für  ihn*^. 
„Der  da  zeigt,  dass  er  damit  identisch  isf. 

Eine  andere  Stelle: 

„Du  bist  nicht  ein  Anderes  als  die  Welt,  vielmehr 

bist  du  identisch  mit  ihr**. 
„Nur  der  versteht  dies  Geheimnis,  wer  es  fühlt''  *). 

Zur  Widerlegung  der  Pantheisten  wird  von  Ihn  Tejmlja  eine 
Anzahl  grosser  Sejche  aus  allen  Ländern  des  Islams  erwähnt,  von 
denen  die  Pantheisten  verketzert  worden  sind,  dann  setzt  er  fort: 
„Gott  ist  aber  nicht  identisch  mit  seinem  Geschöpfe,  kein  Teil  und 
kein  Attribut  von  diesem,  vielmehr  ist  er  durch  sein  heiliges  Wesen 
verschieden,  durch  seine  erhabene  Substanz  abgesondert  von  seinen 
Geschöpfen.  Das  ist  die  Lehre  der  vier  heiligen  Bücher :  der  Tora, 
des  Evangeliums,  des  Psalters  und  des  Korans  und  zu  dessen  Er- 
kenntnis hat  Gott  die  Menschen  geschaffen  und  darauf  weist  die 
Vernunft  hin.  Ich  habe  gar  häufig  daran  gedacht,  dass  die  Ent- 
stehung solcher  Ketzereien  die  Hauptursache  davon  ist,  dass  die 
Tartaren  erschienen  sind  und  dass  die  Religion  des  Islams  im  Nieder- 
gange begriffen  ist.  —  Die  folgenden  Ausführungen  enthalten  nichts 
neues;  es  geht  aus  ihnen  nur  hervor,  wie  verbreitet  pantheistische 
Anschauungen  zur  Zeit  Ihn  Tejmljas  waren,  welche  von  diesem 
noch  mehr  verdammt  werden,  als  die  Ketzerei  der  Gahmfja.  „Ich 
kenne  Leute'',  sagt  dann  I.  T.,  „die  sich  mit  Philosophie  und  Kalüm 
beschäftigt  haben  und  nach  Art  der  Ittih&dija  zur  Yergottung 
gelangt  sind.  Wenn  sie  von  den  Eigenschaften  Gottes  sprechen, 
so  sagen  sie:  „Er  ist  nicht  Das  und  ist  nicht  Jenes*  und  dass  er 
nicht  wie  die  geschaffenen  Dinge  sei^),  wie  das  die  Muslimen  be* 
haupten.  Wenn  dann  einem  von  ihnen  das  Gefühl  und  die  Liebe, 
welche  aus  der  Vergottung  stammt,  zu  teil  wird  und  er  sich  zu 
den  Ittih&dija  bekennt,  so  sagt  er:  „Er  ist  mit  der  Gesamtheit  der 
Seienden  identisch".     Wenn  man  ihm  nun  sagt:   „Wie   folgerst  du 


1)  Faw&t  al-wafig&t  II,  8.  216   wird   der   letztere  Vers  dem  Abü-l-Ha*US 
al-SejbIni  (starb  in  Damaskus  i.  J.  677),  einem  Schaler  äihäb  al-din  al-Snhra- 

wardis  sageschrieben.     ^LJLJi   ist  wohl  in  ^Lh^iu^Jt  zu  ändern. 

1)  S.  61.    o'^^^JL^^I  j^  ^jMuJ  xib  ^yuo*^  .    Es  bt  wohl  o'w3^JÜ=Ul^ 
zn  lesen. 


Schrein&rf  Beür.  st.  Oßsehichte  d.  theol,  Bewegungen  im  lalSm.    551 

dann  aus  dieser  positiven  Behauptong  jene  Negation?*  so  antwortet 
er:  «Das  ist  mein  Gefahl,  mein  Geschmack*.  Diesem  Irrenden  ist 
aber  darauf  zu  antworten:  «Kein  Gefühl  und  keine  Empfindung 
kann  die  Wahrheit  einer  Vorstellung  bestätigen.  Eins  von  beiden, 
oder  beide  können  nichtig  sein.  Die  Gefühle  und  Empfindungen 
sind  Folgen  der  Erkenntnisse  und  der  Vorstellungen,  so  dass  das 
Wissen  des  Herzens  und  der  (Gemüts-)Zustand  mit  einander  ver- 
bunden sind  und  dem  Masse  des  Wissens  und  der  Erkenntnis  ent- 
sprechen die  Empfindung,  die  Liebe  und  der  Gemütszustand **. 
Mit  einer  kurzen  Charakteristik  der  verschiedenen  Meinungen  und 
mit  der  höflichen  Aufforderung  an  den  Sejch  Nasr  al-Manbigl 
den  wahren  Islam  zu  lehren,  schliesst  das  interessante  Schnffcstück, 
das  auf  den  Adressaten  gewiss  keinen  angenehmen  Eindruck  ge- 
macht hat.        ^ 

Wie  der  Sejch  Mar^l  erzählt,  setzte  sich  dieser  mit  den  ^a4is 
von  Kairo  ins  Einvernehmen  und  teilte  ihnen  die  Befürchtung  mit, 
Ihn  Tejmlja  könnte  einen  verderblichen  Einfluss  ausüben.  Der 
m&likitische  ^ft^l  Ihn  Machlüf  und  der  Emtr  Bukn  al-din  al-(j&dankir 
hielten  es  mit  ihm  und  die  K^^Ib  schlugen  den  Emiren  vor,  dass 
Ibn  Tejmlja  nach  Kairo  gebracht  werde.  Dem  Sejch  Nasr  al-Manbig! 
schien  aber  die  Gegenwart  Ibn  Tejmtjas  bedenklich  zu  sein  und 
daher  suchte  er  den  Emfren  Furcht  einzujagen.  Er  sagte  nämlich 
dem  Ibn  Machlüf:  «Sage  den  Emiren,  dass  von  diesem  für  den 
Staat  ähnliches  zu  befürchten  sei,  wie  das,  was  Ibn  Tümart  im 
Ma^rib  gethan  hat*.  Der  Rat  war  nicht  schlecht.  Das  Beispiel 
war  ganz  dazu  geeignet,  in  dem  Sultan  den  Argwohn  zu  erwecken, 
dass  aus  dem  Reformator  ein  Rebelle  werden  könnte,  und  es  war 
auch  das  beste  Mittel,  I.  T.  von  Ägypten  fernzuhalten.  In  der 
That  traf  darauf  in  Damaskus  ein  Befehl  des  Sult&ns  ein,  I.  T. 
inquirieren  zu  lassen^).  Am  8.  Regeb  des  Jahres  705  wurden  die 
Kudftt,  Fukahä'  und  I.  T.  nach  dem  Schloss  befohlen,  wo  die  unter- 
suchung   stattfinden  sollte.    Der  Sprecher  der  Gegner  Ibn  Tejmfjas 


^'J>5   njXi   ^^  y^uJl   jjJLfi  v-5L5>!^    P^^^  ''-^  ^^^  V*'  vSy*^  ö'-*^ 
,jjb^    J   ^\^    «/ÜÜt   ^1   xJLi?   ^ly»:^    «'ucqäJI    ^^jIä»  ^jaXjLäLII 


552    Schreiner,  Beitr.  z.  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  Islam. 

war  Eam&l  al-din  al-Zamalk4n!.  Unser  Gewährsmann  giebt 
an,  über  den  Verlauf  der  Sitzung  seien  falsche  Gerüchte  verbreitet 
worden,  nach  Ibn  al-Wakil  soll  I.  T.  sein  Bekenntnis  zurück- 
gezogen haben.  Es  ist  möglich,  dass  hierzu  der  Umstand  Anlass 
gegeben  hat,  dass  sich  dabei  herausgestellt  hat,  dass  I.  T.  kein 
Anthropomorphist  in  dem  Sinne  war,  wie  die  Gegner  dies  an- 
genommen haben.  I.  T.  selbst  berichtet  über  den  Verlauf  der 
Sitzung  folgendermassen ^) :  „Der  Emir  befahl,  dass  die  Ku4&t  und 
^ejche  sich  versammeln  und  dann  sagte   er   mir:  Diese  Sitzung  ist 


.  wA^  ^  g-t^t  v3|^  yJiJ^J^  J^\   ^.^UaJLJl   V-^^:JC«  0,y 

1)  Bl.  35b.     ».mJu   ^  Jj^,  )UUi  ^  cr^'   yS^  g-A^'   ^^ 

wiÜ  OjL  ^-JLäJI  ! j^  J^  ^Lsj  ;;njUUJ!^  «Laiüt  ^^^  ^^!  yj'j 

v;>.Ax5^  i^  s,,*Ä^^ll  L«l^    ii^^t  s^äLm  «^JLfr  ^■♦•vt  L«3  ^J^.^   ^1   q£ 

iL^y>!  v:>wa;:^  ^^^  vi5J3  ^y>  ^j^i  ^1  »^l  sIjüj^  UläS^  kXs>\  ^i 

^^  OU^  ^b;  ^_^i5  iS;.aJt  ^LOJI  J^!  ^  ^Lo  ^  L^  ^^\ 
iJs^  ^t  vilsJLc  ^  iüÜUÄÄ  ^?  ^^  Ks^  »A^  [36a]  y3  vir*-:^ 

'»J^\  V..ÄL«  ^  iuJLfi  ^^\S  U,  KJUJI^  v-jLjüL  «u^Ls  «^  oLiüCc^i 
iuL^  idS^iJ  g^^!  <^JJI  ^yi5  ^jfJ^  ic^Ül  oüjjl    ^bU^b  ^Lä  ^ 

•  •  • 


Sehreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam,     553 

deinetwegen  einberafen  worden,  denn  es  ist  vom  Snlt&n  ein  Befehl 
eingetroffen,    dass    ich   dich  in  betreff  deines  Bekenntnisses  und  in 
betreff  der  Schreiben   befrage,   die    du   nach  Ägypten   geschrieben 
hast,    in    denen     du    die   Leute    das   Bekenntnis   lehrst. '^      Darauf 
antwortete    ich:   ^Das  Glaubensbekenntnis   braucht   man   nicht   von 
mir  und  nicht  von  einem  Grösseren  als  ich  zu  empfangen,  sondern 
von  Allah  und  seinem  Propheten  und  es  ist  daraus   zu  entnehmen, 
in  Betreff  dessen  die  Vorfahren  der  Gemeinde  in  Übereinstimmung 
sind.     Was  aber   meine  Briefe   betrifft,   so   habe    ich    aus    eigenem 
Antriebe  an  Niemanden  einen  solchen  geschrieben,    nur  Antworten 
auf  Fragen,    die    aus  Ägypten   und  anderswoher  an  mich  gerichtet 
worden   sind.     Ich  habe   vernommen,     dass   in    betreff  meiner   ein 
lügnerischer  Brief  an  Hukn  al-din  al-Gftäanklr  gerichtet  worden  ist, 
in  welchem  von  einem  gefälschten  Glaubensbekenntnis  die  Bede  ist, 
das  ich  nicht  näher  kenne,    ich  weiss  nur  soviel,    dass   es   erlogen 
ist.     Es  pflegen  aber  zu  mir  aus  Ägypten   und  anderswoher  Leute 
zu   konunen,    die   mich   in  Sachen   des   Glaubensbekenntnisses   und 
anderer  Dinge  befragten  und  ich  antwortete  ihnen  aus  dem  Koran, 
der  Sunna  und  aus  dem,  was  die  Vorfahren  der  Gemeinde  geglaubt 
haben.     Dann  sagte  ich  dem  Emir  und  denen  die   zugegen  waren: 
Ich   weiss,    dass  manche  mich  vielfach  verleumdet  haben  und  dem 
Sultan  gewisse  Dinge  gesagt  haben.     Dann  sagte  ich  Dinge,  deren 
ich  bedurfte  (um  mich  zu  verteidigen).     So   sagte    ich  z.  B. :  Wer 
hat  sich  ausser  mir,  wenn  es  nötig  war,  für  den  Islam  eingesetzt, 
wer  hat  seine  Beweise  dargelegt  und  ihn  klargestellt?    Wer  hat  seine 
Feinde    bekämpft,     ihn     aufgerichtet,     als    er    zusammenzustürzen 
drohte  ?     Als  sich  alles  von  ihm    zurückgezogen   hatte ,    als   keiner 
von  seinem  Beweise  gesprochen  und  niemand  für  ihn  gekämpft  hat, 
da  stand  ich  auf  und  zeigte  seinen  Beweis,    kämpfte   für   ihn   und 
erweckte  Sehnsucht  nach   ihm.*     Ich    sagte:   „Wer   immer   mir   in 
irgend  einer  Frage  widerspricht,    dessen  Schule   kenne   ich   besser, 
als  er  selber."  —  Man   sieht,    übermässige  Bescheidenheit   gehörte 
nicht  zu  den  Tugenden  I.  T.s.     Allerdings  war  es  am  Platze,  dass 
er  gegenüber  seinen  Anklägern  sich  auf  seine  Verdienste  berief.  — 
„Dann  schickte  ich*,  so  setzt  I.  T.  seine  Erzählung  fort,   „und  liess 
die  Akldat  al-Wäsitlja  bringen  und  erzählte,    dass   ich  sie  auf  den 
Wunsch   eines   frommen   KMl   aus   Wäsit    geschrieben,    in    dessen 
Heimat  manche  im  Bekenntnis    schwach   waren.     Sie   lebten   unter 
der  Herrschaft  der  Tartaren,  unter  dem  Joche  des  Heidentums  und 
der   Gewaltthätigkeit ,    der   Unterdrückung    der   Eeligion    und   Er- 
kenntnis.  Auf  sein  Drängen  schrieb  ich  diese  Aklda."    Nun  wurde 
dies  Glaubensbekenntnis  auf  Befehl  des  Emirs  den  Anwesenden  vor- 
gelesen.     An    die    Stelle,    welche    von    den    Eigenschaften    Gottes 
handelte,   und  an  der  I.  T.    den   z&hiritischen    Standpunkt   vertrat, 
knüpfte  sich  eine  Diskussion,  in  deren  Verlaufe  I.  T.  sich  dagegen 
verwahrte,  dass  sein  Glaubensbekenntnis  mit  demjenigen  Ahmed  b. 
Hanbals  identisch  wäre.     Es  ist  vielmehr  nach  ihm  das  Bekenntnis 


554    Schreiner^  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  IMm. 

aller  grossen  IiD^me.  Dann  kam  die  Frage  vom  Geschaffensein 
des  Korans  zur  Sprache^),  bei  welcher  Gelegenheit  I.  T.  es  leug- 
nete, dass  Ihn  IJanbal  behauptet  hätte,  dass  die  Laute  derjenigen^ 
die  den  Kor&n  lesen  und  die  Tinte,  mit  der  die  Kor&nexemplare 
geschrieben  sind,  ungeschaffen  und  ewig  seien.  Auf  die  Bemerkung 
eines  Gegners,  dass  manche  Ha^wlja  und  Musabbiha  sich  zu  den 
Ijanbaliten  rechnen,  antwortete  I.  T.:  Unter  den  Anhängern  der 
anderen  Fikh-Schulen  seien  viel  mehr  Mu^bbiha  und  Mu^assima 
anzutreffen,  als  unter  den  Hanbaliten.  Diese  Kurden  sind  lauter 
oftfi^ten   und   doch   giebt   es  keine  Schule,  in   der   man  mehr  An- 


1)  Bl.  87  b.     O jjo  ^  wL^Ij  «ATI  ^  t^^^^  L5"^*'  ^'^   vi^wUö 

J^  ^^  cy*  o^  vj  ^^j  i^'  r^^  ^>^^'  r^  o^  l5^3j^^  >* 

^jUU  v3Lä9   (HJ^   vij*»  vJjJij    cr»^  v_Ä*Ö  ijt  ^_yMJ  jjyü  j^   v_A^ 

;sär  Jl/til  vJU*ot  t^  f^  f,^  JS\  JuÄ-l  (.L«^!  ^\SS>\  j**  j 
v.Äi^  j  [88.]  A>^  y  L.  ^„.^.-^-uJl,  *A-Ä^5  cj^  ^3  Xa«sU 

j^jjyil  Oj^b^^l  pjSyi  «vXjji*  ijJJl  i5^*JW  i5j-S^  LüL^J  ^j  ^ 

^y^yü  ;jüJ  (^^  «j**  ^y  JJÜ  Ur  ^^i  ^l-^  u-j^>^i  ä^j^« 
.^^  JJ»  I j^  ^.^  vX>5  vLi^  J'  i  'j^  i'^  o*  ji)'  ri^ 

Eine  Aassemng  Fachr  al-din  R&sis  über  die  Hanbaliten  s.  Zur  Gesch.  d. 
As'aritenthnms,  S.  80. 


Schreiner,  BeUr,  9.  Geachkihte  d,  theol.  Bewegungen  im  Islam,    566 

thropomorphisten  finden  vriirde.  Unter  den  Gelehrten  von  6!lftn 
giebt  es  I^Afi^ten  nnd  Q^ii^&^ten,  unter  den  reinen  Hanbaliten  giebt 
es  aber  Anthropomorphisten ,  wie  unter  Anderen.  Die  Anthropo- 
morphisten  unter  den  Karrftmija  sind  alle  Qanafiten.  I.  T.  beruft 
sich  auf  eine  ganze  Beihe  von  Qanbaliten,  von  denen  kein  Einziger 
Anthropomorphist  gewesen  sein  soll.  Er  leugnet  auch,  dass  die 
Ansichten,  die  Fachr  al-dln  B&zi  den  Hanbaliten  zuschreibt,  in  der 
Schrift  irgend  eines  Hanbaliten  nachgewiesen  werden  könnten. 
Auch  die  Gegner  beriefen  sich  auf  diesen,  woraus  wir  die  Bedeutung 
erkennen,  welche  ihm  in  Damascus  beigelegt  wurde. 

Wir  hielten  es  für  angebracht,  den  Verlauf  der  Untersuchung 
hier  nach  I.  T.  hier  zu  erzählen^),  weil  wir  nicht  viele  solche 
Darstellungen  eines  Ketzergerichts  im  Islftm  besitzen. 

Die  Untersuchung  gegen  I.  T. .  hat  in  Damascus  eine  grosse 
Erregung  hervorgerufen.  Als  der  Statthalter  auf  der  Jagd  war 
und  etwa  eine  Woche  sich  ausserhalb  der  Stadt  aufhielt,  ist  eine 
Revolte  ausgebrochen,  bei  der  die  Anhänger  I.  T/s  sehr  übel  zu- 
gerichtet worden  sind.  Nach  der  Rückkehr  des  Statthalters  beklagte 
sich  I.  T.  bei  ihm  ob  der  Unbill,  die  seinen  Anhängern  zugefügt 
worden  ist.  Darauf  Hess  jener  eine  Anzahl  von  den  Leuten  Ihn 
Waklls  verhaften  und  verhängte  die  Acht  und  Güterconfiskation  über 
Alle ,  die  über  das  Glaubensbekenntnis  zu  disputieren  wagen  ^). 
Am  7.  äa'b&n  ist  im  Schloss  eine  dritte  Sitzung  abgehalten 
worden,  welche  mit  der  Freisprechung  I.  T.'s  endigte.  Dabei  er- 
regte eine  Äusserung  des  Sejch  Kamäl  al-din  al-Zamalkänl^  bei 
dem  Oberkadi  Nagm  al-din*)  solches  Ärgernis,  dass  er  sich  von 
seinem  Amte  zurückzog.  Am  26.  Öa*bän  wurde  I.  T.  durch  ein 
Schreiben  des  Sult&ns  wieder  in  Amt  und  Würden  eingesetzt.  Ibn 
Tejmija  sollte  aber  nicht  lange  Ruhe  haben.  Er  hatte  sich  schon, 
wie  wir  gesehen,  nicht  nur  mit  den  Sejchen,  die  dem  aä^ari- 
tiscHen  Kal&m  anhingen,  entzweit,  sondern  auch  mit  den  $üfls. 
Nicht  nur  manche  ihrer  Lehren,  sondern  ihr  ganzes  Treiben  war 
ihm  anstössig*).  Neben  ihren  Schwindeleien  mit  Wundem,  waren 
es   besonders    die  Übertretungen   mancher  Gebote    des  Korans   und 


1)  Der  Berieht,  den  wir  nach  den  Auszügen  in  al-Mar'is  Kawftkib  wieder- 
gegeben haben,  ist  Torschieden  von  der  Jjixfi^l  ^  BjbLw^,  die  I.  T.  für 
einen  Sama  al-din  (al-Dahabi?)  geschrieben  hat. 

2)  BI.  35  a  ff. 

3)  Oeb.  i.  J.  667,  st.  i.  J.  727.  S.  Fawät  al-wafajftt  11,250.  AI-Älüsi, 
S.  17.  Er  hat  gegen  I.  T.  zwei  Schriften  verfasst,  in  denen  er  seine  An- 
schauung Über  die  Ehescheidung  und  über  die  Wallfahrten  bek&mpfte. 

4)  Eine  Biographie  von  ihm  giebt  Sal&h  al-Kutubi,  Faw&t  al-wafaj&t 
I,  S.  62.     Al-Älfisi,  S.  17. 

5)  Al-Sujü^i,  Tabakftt  al-mufaasirin ,  ed.  Meursinge,  Nr.  68  erwähnt 
*Ali  b.  Ahmed  al-Tn^!bi,  von  dem  er  bemerkt,  er  hätte  sich  dem  Kaläm  sugeneigt. 


556    Schreiner,  Beitr,  z.  Geschichte  d.  theoL  Bewegungen  im  Islam. 

der  Sunna,  die  ihm  ein  Ärgernis  waren.  Wie  es  scheint,  beun- 
ruhigte er  sie  so  lange  ^),  bis  sie  sich  beim  Statthalter  beschwerten. 
Sie  wurden  I.  T.  gegenüberstellt,  kamen  aber  schlecht  davon.  Sie 
wurden  damit  entlassen,  dass  wenn  sie  von  dem  Kor&n  und  der 
Sunna  abweichen,  so  würden  sie  mit  dem  Tode  bestraft.  Inzwischen 
aber  ist  es  ihrem  Genossen,  dem  Sejch  Nasral-Manbigl  gelungen, 
die  Machthaber  in  Kairo  in  dem  Masse  gegen  I.  T.  einzunehmen, 
dass  trotz  des  schon  erfolgten  freisprechenden  Urteils  am  5.  Ra- 
madan d.  J.  705,  ein  Befehl  eintraf,  dass  Ibn  Tejmija  sich  nach 
Kairo  zu  verfügen  habe.  Der  Statthalter  von  Syrien  sträubte  sich, 
den  Befehl  auszuführen,  aber  auf  die  Mitteilung  des  Boten,  dass 
Ibn  Tejmija  eine  Verschwörung  vorbereite,  schickte  er  diesen  nach 
Kairo.  Dieser  brach  am  12.  Ramadan  auf  und  gelangte  am  22.  in 
Kairo  an.  Hier  sollte  er  sich  besonders  wegen  dreier  Behauptungen 
die  ihm  zugeschrieben  wurden,  vertheidigen,  wegen  seiner  Lehre, 
dass  Gott  in  Wahrheit  über  dem  Throne  ist,  dass  er  durch  „Worte 


.Kä^^I    ÄJij^  ^   ii^^aj  ijÄj^   «uo^  ^   Ja-^  i^iM^'  Q^'   (;y^ 

1)  Gegen  die  Selbstüberhebung  der  grossen  Lehrer  des  Süfismos  richtet 
sich  seine  Schrift  über  den  „Unterschied  zwischen  den  Heiligen  Qottes  und  den 
Heiligen  des  Satans*',  die  ich  in  cod.  Wetzst.  1537,  Ahlw.  H,  Nr.  2082  benutzt 

habe.     Bl.  33b  heisst  es:  ^yjSii  i^LJ^yt  ^^ls>  J^  "xklLc  ÄijLb  ^  JÖ5 
^jj  ^^px'JcXt  ^^  zsÄjLb   .Lo  J^   ffj:o\jA  ^  xx9   JsJLi:  Laaao^  ol^Lo 

J-ail  ^Usbl!  (Jl=>  J  ^^  ^  f^iJ^s  ^U/:jI1  ^-Li»  tS\  ^  S^ 
iL<.J?  j^Ä-    -iÄJ'wJ?   J-.  JJuJt.    c  j^t    yJLsai    (j,a,ja«Jl    v_;LäJ^ 

Das.  Bl.  35«.     iJL«^    ,»4;üiL    ^yv>Jt    tLJs^il!  ^^   ^.,!   ^\   ^y»i 


Sehreiner,  Beür.  «.  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  laldm.     5Ö7 

und  Laute  spricht*,  und  nach  al-Dahabl  auch  deshalb,  weil  er  be- 
hauptet haben  sollte,  das  man  auf  Gott  mit  dem  Finger  hinweisen 
kann ').  Daraus  ersieht  man,  wie  im  Isl&m  zu  wiederholten  Malen 
aus  Verfolgern  Verfolgte  geworden  sind.  So  wie  einst  unter  al- 
Ma'mün  altgläubige  durch  Mu'taziliten,  zur  Zeit  Togrulbegs  durch 
den  Wezir  al-Kundari  die  A^'ariten  verfolgt  worden  sind,  so  ver- 
folgten jetzt  As'ariten  denjenigen,  der  ihrer  Vermittelungstheologie 
nicht  huldigen  wollte. 

Die  J^ejche  von  Kairo  sollten  aber  mit  I.  T.  kein  leichtes  Spiel 
haben.  Anfangs  wollte  er  sich  überhaupt  nicht  verantworten  und 
wurde  deshalb  mit  seinen  Brüdern  Saraf-al-dln  'Abdallah  und  Zejn 
al-din  Abd  al-ra^man  ins  Gefängnis  geworfen.  Wie  es  scheint,  schlug 
aber  den  K&dfs  ihr  Gewissen,  dass  sie  den  grossen  Sejch  im 
Gefängnis  Hessen,  sie  verlangten  im  Jahre  706,  dass  er  unter  der 
Bedingung  freigelassen  werde,  dass  er  manche  seiner  Glaubensan- 
schauungen widerrufe.  Sechsmal  schickten  sie  zu  ihm,  er  wollte 
ihnen  aber  nicht  Bede  stehen.  Achtzehn  Monate  blieb  er  nun  im 
Gefängnis,  bis  im  Rabi^-al-auwal  des  J.  707  der  Emir  Hisftm-al-din 
Muhnl'  b.  Isft  nach  Kairo  kam,  ihn  im  Kerker  besuchte  und  befreite. 
Wiederum  wiu*de  im  Schloss  eine  grosse  Versammlung  abgehalten, 
die  aber  resultatlos  verlief,  sodass  er  auch  weiter  im  Schloss  in 
Gewahrsam  gehalten  wurde. 

Es  ist  nur  natürlich,  dass  in  Ägypten,  wo  der  Heiligenkultus 
und  die  Anschauungen  der  §üfl's  tiefer  Wurzel  gefasst  haben  ^),  als 
in  Syrien,  neben  den  Feinden  I.  T.'s,  welche  sich  zur  Schule  des 
As'ari  bekannten,  bald  auch  die  §üfi's  sich  bemerkbar  machten.  Al- 
Dahabl  erzählt  darüber,  ohne  des  Briefes  an  Nasr-al-Manbigi  zu  ge- 
denken, I.  T.  habe  sich  während  seines  Aufenthaltes  in  Kairo  über 
die  Pantheisten,  wie  Ibn  Sab*In,  Ihn  *Arabl,  al-Künawi  und 
Andere^  abfällig  geäussert.     Darüber  waren  die  §üfl*s  und  Fakire 


1)  Krw.  B1.  41b.    aJl  JÜUi  vJ^JLs^  ^1  ^'^\  OoLfi  xAti  (J^3l^ 

w  mg 

Jl   H^Li^b   ÄuJ!  ^LÄu   äÜI    ^.jIj    (^  JJI    JiJlJl .      Zur   letzteren  An- 


klage mag  das  Hadit  im  Musnad  des  Ahmed  b.  Hanbai  Anlass  gegeben  haben, 
von  dem  ZDMG.  L,  S.  495  f.  die  Rede  ist. 

2)  Charakteristisch  ist  in  dieser  Beziehung  die  Erzählung  über  das  Ver- 
hältnis al-Malik  al-K&mils  zu 'Omar  b.  a I - F ä r i d  in  der  Einleitung  zum 
Diwan  des  letzteren,  ed.  Marseille,  S.  6,  15 f.  Über  den  Silfisraus  in  Ägypten 
s.  auch  Ooldziher  in  ZDMG.  XXVIII.  S.  295  ff. 

3)  Zu  diesen  gehörte  auch  Abu  al- Hasan  al-Sädili,  der  Begründer  des  Sädili.\ja- 
Ordens.  Er  stammte  aus  Sadila,  in  Afrika.  Er  hat  im  Magrib  durch  seine 
Lehren  so  viel  Anstoss  erregt,  dass  als  er  nach  Alezandria  auswanderte,  die 
Magrebiner  an  den  Statthalter  dieser  Stadt  einen  Brief  geschrieben  haben  sollen, 
in  welchem  sie  ihm  mitteilten,    dass   sie  den  Zindik  al-Sädili  vertrieben  hätten 


558    Schreiner,  Beitr,  z.  Geschickte  d.  theol,  Bewegungen  im  Islam» 

sehr  empört  und  eine  Menge  derselben  strömte  aus  ihren  Klöstern, 
Hospizen  und  Zellen  herbei,  um  vom  Sult&n  die  Bestrafung  I.  T.'s 
zu  verlangen.  Es  wurde  infolgedessen  am  10.  Sauwäl  d.  J.  707  eine 
Versammlung  veranstaltet,  bei  welcher  I.  T.  eine  unbeschreibliche 
Festigkeit  an  den  Tag  gelegt  haben  soll')*  Es  nützte  ihm  nicht 
viel.  Die  §üfl's  setzten  es  durch,  dass  ihm  die  Wahl  gestellt  wurde, 
entweder  unter  gewissen  Bedingungen  in  Damascus  oder  Alexandria 
sich  aufzuhalten,  oder  im  Gewahrsam  zu  bleiben.  I.  T.  entschied 
sich  für  das  Letztere.  Die  Machthaber  haben  sich  hierzu  schwer 
entschlossen.  Wahrscheinlich  imponierte  ihnen  der  Mann  und 
andererseits   war   die  Erregung   seiner  Anhänger   auch  in  Ägypten 


und  ihn  vor  seinen  gefÜbrlichen  Irrlehren  warnten.  Über  al-Sftdili  s.  Lawäkih 
II,  S.  5 ff.  Al-ÄlÜBi,  8.  41ff.  HaneberK  in  ZDMG.  VII,  8.  13  ffl  Von  spateren 
Autoren  haben  Manche  dem  I.  T.  sein  Verhalten  gegenüber  den  Sftfia  saiu  Vor* 
warfe  gemacht.  Seine  Apologeten  beriefen  sich  dem  gegenüber  darauf,  da^s 
I.  T.  mit  seiner  Feindschaft  gegen  die  Sfifis  nicht  allein  stehe.  Kaw.  89  a  und 
al-Älüsi  S.  44  wird  in  diesem  Zusammenhange  aus  einem  Koränkommentar  des 
Abu  Hajjftn  eine  Stelle  citiert,  aus  der  ersichtlich  ist,  wie  viele,  zum  Teil 
bisher  unbekannte  Vertreter  der  Pantheiümus  gefunden  hatte.  Über  den  hier 
erwähnten  *Abd  al-Öaffär  al-Kusi  s.  Lawakih  I,  8.  214. 

1)  Kaw.  43  b.    j^^Jö^i^   ^1  ^JBU  ya^  ^ül  (}vJ>JJl  iasLÜ  i\ji^ 


^^   0^1  öJ^5>^    uO^läit  iLpL^:i(  S  r^  o^  l5^'  ^^^^  ^-*^^ 

m  « 

lyüi-l^     L^!^    ^J^l^     Uü\y^     JJ^I     ^    OÜilx>     ^^\^      ^      \yX^^ 

sjils>^  iUJLÄJt  il  iüiii>  ^»^  jJlL»  ^.^LLLJÜ  ,snx.äJ|  yCio  ^\  ^U 
(«>)  S^  ^.^LLiLJt  jLä  J^  äsXiA.Ä  KÄto  ^  ,i>JL^    jüdLäll   v:>^' 

iuL«  Jl^  jÄc  j  tÜ^lÜÜt  lyj  >J  JüUi  jJuJi  j<Ju  *>-JLs^  jj  JJ:«J 

^     j'jö     IlX^    sjS^     qjI     q^    ^ftJL^Wi    Q^  j/>;^^  *J    J'JJj    *  JJ^^.,^^ 
^i  juiJjü  ^   ^^t   u5J    Qr^l   Q^  ^jomJI.     Über   die  Stellung   Ihn  Tejmijas 


sum  Süfismus  s.  noch  al-Älüsi  S.  34 ff. 


Sehreinerf  Btitr,  st,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  lal&m,     559 

bedenklieb.  Sie  mussten  es  aber  dennocb  thun,  nur  macbten  sie 
ibm  den  Aufenthalt  im  GefiLngnis  bequem  und  gestatteten  ihm, 
dass  er  einen  Diener  bei  sich  habe.  —  LT.  war  auch  im  Gefllng- 
nis  ein  £iferer.  Als  er  hier  wahrnahm,  erzählt  sein  Biograph, 
dass  die  Gefangenen  mit  Schach  und  anderem  Spiel  die  Zeit 
töteten  und  das  Gebet  yemachlässigten ,  verbot  er  ihnen  dies, 
befahl  ihnen,  zu  beten,  sich  zu  Allah  zu  wenden  und  sich  mit 
guten  Werken  zu  beschäftigen.  Er  lehrte  sie  die  Sunna,  welcher 
sie  bedurften,  erweckte  in  ihnen  die  Sehnsucht,  Gutes  zu  üben,  so- 
dass das  Gefängnis  an  Beschäftigung  mit  frommer  Erkenntnis  und 
Religion  besser  wurde,  als  viele  Zellen,  Hospize,  Klöster  und  Schulen. 
Viele  Gefangene,  als  sie  freigelassen  wurden,  zogen  es  vor,  bei  I.  T. 
zu  bleiben ,  und  viele  kehrten  zu  ihm  zurück ').  Diese  Vorgänge, 
wie  auch  der  Umstand,  dass  man  mit  I.  T.  ungehindert  verkehren 
konnte,  Hessen  seine  Feiade  nicht  ruhen,  bis  sie  bewirkten,  dass  er 
nach  Alexandria  überführt  worden  ist,  wo  er  acht  Monate  verblieb. 
Auch  hier  dauerte  der  Verkehr  mit  Allen,  die  ihn  sprechen  wollten 
fort,  seine  Freiheit  hat  er  aber  erst  durch  den  Sultan  al-Malik  al- 
Na§ir  im  Jahre  709  wiedererlangt,  der  ihn  nach  Kairo  einlud  und 
zwischen  ihm  und  seinen  Widersachern  den  Frieden  herstellte. 
In  diese  Zeit  fällt  die  Abfassung  eines  Fetwä  des  I.  T.  in 
Sachen  der  Juden  und  Christen  in  Kairo  *).  Der  Öejch  Mar*l  be- 
richtet auch  von  einer  anderen  Gelegenheit,  wo  I.  T.  in  die  An- 
gelegenheiten der  Ahl-al-dimma  in  unheilvoller  Weise  eingegriffen 
hat,  —  der  abstossendste  Zug  im  Charakter  Ibn  Tejmljas.  Die 
Ahl  al-dimma  —  wir  haben  es  hier  wahrscheinlich  mit  den 
Kopten  zu  thun  —  erklärten  sich  bereit,  ausser  der  Steuer  jährlich 
700000  Dirham  zu  zahlen,  wenn  man  ihnen  gestattete,  einen  weissen 
Turban  zu  tragen  und  sie   der  Verpflichtung,   die   ihnen  Bukn  al- 


1)  Dm.     w^I  p5^W  e/iJ^*^^-^  lT.*^^  »-^^^  Kj*":^  ö^^  L^Jj 

viUfib  JJI  J^\  J^'^  »^^^'  '^p^  ^y^J^  ^^-aIt   wiÜi  ^js^wi^J! 

<"  ■»  *  • 

2)  S.  oben  S.  641. 


560    Schreiner j  Beitr.  z.  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Islam. 

dfn  al-öäiankir  auferlegt  hatte,  eine  ge&'bte  Kopfbedeckang  za 
tragen,  enthöbe.  Als  der  Snlt&n  die  versammelten  K&dis  fragte, 
was  sie  dazu  sagten,  hüllten  sie  sich  in  Schweigen  —  ein  höchst 
charakteristischer  Vorgang  —  denn  sie  wussten,  dass  der  Sultan 
den  Wunsch  der  Ahl  al-dimma  gern  erfüllen  möchte.  Biese  haben 
doch  für  das  geringfügige  Privileg  eine  erkleckliche  Summe  an- 
geboten, und  die  Staatskasse  konnte  ja  immer  Geld  brauchen. 
„Da  stellte  sich  Ihn  Tejmija  auf  die  Fussspitzen  und  sprach  mit 
dem  Sultan  in  dieser  Sache  in  sehr  scharfer  Weise,  indem  er  die 
Gründe  des  Wezirs  derb  zurückwies*'.  Der  Sultftn  suchte  ihn 
freundlich  und  achtungsvoll  zu  besänftigen ,  L  T.  aber  sprach 
weiter  in  einer  Weise,  wie  es  Niemand  auch  nur  annähernd  ge- 
wagt hätte.  Der  Sultan  aber  war  gezwungen,  die  Sache  ruhen  zu 
lassen  und  die  Ahl  al-dimma  verblieben  in  ihren  früheren  Verhält- 
nissen. „Dies  gehört  zu  den  schönen  Thaten  des  Öejchs  Takl  al- 
din,  Allah  sei  ihm  gnädig!*'   meint  unser  Biograph'). 

Trotz  der  augenfälligen  Begünstigung  durch  den  Sult&n  ist 
im  Begeh  d.  J.  711  ein  Tumult  gegen  I.  T.  ausgebrochen.  Er  selbst 
wurde  an  einem  einsamen  Orte  durchgeprügelt,  als  aber  seine  An- 
hänger dafür  Hache  nehmen  wollten,  verwehrte  er  ihnen  dies. 


1)  Bl.  46  a.     c\ä  i^JJi   J^i   ^\   ^UaJLJi   ^\   ^\  yjjJt   ^,y\   ^ 


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Al-Snjüti,Hu8n,  11,211  berichtet :ya4^j^l  JoL;t.AjM  ÄJum  ^L«^  J3 

^^  byUJI^  üj^yi  ^^^^  ^^jLaoJIj  ^t  ^U*J!  ^^  o^t^ 

^^t  Jl  w5üo  ^j^X^I^  J*^-  ^"-  ^-  ^^^  eraählt  er  auch  vom  Versuche 
des  Wezin  Ibn  al-Chalili,  für  die  Ahl  al-dimma  die  Erlaubnis  zu  erwirken, 
dass  sie  wieder  weisse  Turbane  tragen  dürfen. 


,  Schreiner,  BeUr.  z,  Geschichte  d.  theol.  Bewegungen  im  Isldm.    561 

Diese  Erlebnisse  werden  I.  T.  überzeugt  haben,  dass  Ägypten 
nicht  der  geeignete  Ort  für  ihn  ist  und  so.  kehi*t  er  nach  Damas- 
cus  zurück,  wo  er  am  1.  Du  al-Ka'da  d.  J.  712  mit  grossen 
Ehren  empfangen  worden  ist.  Hier  ist  er  vor  seinem  Lebensende 
mit  der  Meinung  des  überwiegenden  Teiles  der  Muslimen  in  einen 
Konflikt  geraten,  der  ihn  wieder  ins  Gefängnis  führte,  das  er  lebend 
nicht  mehr  verlassen  sollte. 

Im  Jahre  726  beantwortete  er  nämlich  die  Frage,  ob  es  den;i- 
jenigen,  der  sich  auf  der  Wallfahrt  zum  Grabe  des  Propheten  oder 
zu  den  Gräbern  von  Propheten  oder  Frommen  befindet,  gestattet 
sei,  das  Gebet  abzukürzen,  und  ob  eine  solche  Reise  als  eine  von 
der  Religion  gebotene  zu  betrachten  sei.  I.  T.  beruft  sich  in  seiner 
Antwort  auf  die  Ansichten  früherer  Gelehrten,  von  denen  Manche 
die  Abkürzung  des  Gebetes  auf  einer  „Reise  der  Widerspenstigkeit* 
für  unstatthaft  erklären.  Eine  solche  Reise  wird  aber  durch  die 
Religion  verboten.  Andere,  wie  Abu  Hanlfa  erlauben  die  Abkür- 
zung des  Gebetes  auf  einer  „verbotenen  Reise*  und  derselben  An- 
sicht sind  manche  von  den  ^äfiHten  und  Hanbaliten,  welche  die 
Wallfahrt  zu  den  Gräbern  der  Propheten  und  Heiligen  gestatten, 
wie  Abu  Hamid  al-ÖazftU,  Abü-1-lJasan  b.  'Abdüs  al-Harränl,  Abu 
Muhammed  b.  Kudäma  al-Makdtst.  Diejenigen,  welche  solche 
Wallfahrten  erlauben ,  berufen  sich  auf  Traditionen ,  welche  von 
Kennern  des  Hadit  verworfen  werden^). 

Aus  dem  Fetwä  ergiebt  sich  in  unzweifelhafter  Weise,  dass 
I.  T.  die  Wallfahrt  zum  Grabe  des  Propheten  und  der  Heiügen  als 
eine  „zijärat  al-ma^sijat*  betrachtet  hat  und  dass  er  in  diesem  Punkte 
der  monotheistischen  Reaktion  im  Islam  viele  Vorgänger  hatte. 
Allerdings  sucht  ihn  sein  Biograph  damit  zu  rechtfertigen,  dass  er 

nur  das  direkte  Aufbrechen  zur  Wallfahrt  (jL5>Jt  Js^)  als  ver- 
boten erachtete,  den  gelegentlichen  Besuch  der  Gräber  der  Pro- 
pheten und  Heiligen  soll  er  garaicht  verboten  haben.  Nach  den 
Ausführungen  I.  T.'s  über  den  Heiligenkultus,  die  wir  weiter  unten 
besprechen  werden,  müssen  wir  aber  dieses  apologetische  Kunst- 
stück seines  Biographen  als  misslungen  betrachten.  I.  T.  hat  nur 
im  Einklänge  mit  seinen  sonstigen  Ansichten  gehandelt,  als  er  den 
Heiligenkultus  verboten  hat. 

Die  Wirkung  des  Fetwä's  war  eine  ausserordentliche.  In 
Syrien  und  Ägypten  war  Alles  darüber  aufgeregt,  manche  Gegner 
I.  T.'s  in  Damaskus  verlangten,  dass  er  verbannt  werde.  Andere, 
dass  seine  Zunge  ausgeschnitten  werde,  wieder  Andere,  dass  er 
gestäupt  oder  ins  Gefängnis  geworfen  werde.  Diese  haben  aber 
Nichts  ausgerichtet.  Leichter  hatten  es  die  Gegner  I.  T.*s  in 
Ägypten,  da  sie  den  Sultan  in  ihrer  Nähe  hatten.  Eine  Versamm- 
lung derselben  verlangte  füi*  ihn  vom  Sultan  die  Todesstrafe.    Für 


1)  Über  die  Frage  und  ihre  Qeschichte  s.  al-Älüsi,  S.  315  ff. 
Bd.  LU.  37 


562     Schreiner^  Batr,  0.  OeschichU  d,  theol.  Bmoegtmgen^  im  Islam, 

eine  solche  Tollheit  war  er  aber  nicht  leicht  zu  gewinnen,  dagegen 
willigte  er  ein,  dass  ^L  T.  gefangen  gesetzt  werde.  Der  Befehl  des 
Snlt&ns  kam  am  6.  ba'bän  des  Jahres  726  nach  Damascus  mid  I.  T. 
musste  nach  der  Festung,  wo  ihm  ein  schöner  Saal  zur  Verfügung 
gestellt  worden  ist  und  wo  sich  sein  Bruder  Zejn  al-dfn  bei  ihm 
aufhalten  durfte,  aber  es  war  ihm  nicht  gestattet,  Fetw&'s  abzu- 
geben. Nicht  so  glimpflich  verfuhr  man  mit  seinen  Anhängern. 
Von  diesen  wurde  eine  Anzahl  auf  den  Befehl  des  K4di's  der 
Säfi'iten  verhaftet.  Manche  von  ihnen  verbargen  sich,  eine  Anzahl 
von  ihnen  wurde  gestäupt,  was  öffentlich  ausgerufen  wurde,  dann 
wurden  sie  mit  Ausnahme  des  Imäms  oams  al-din  Mu^ammed  b. 
Abi  Bekr  (d.  i.  Ihn  al-Kejjim  al-drauzlja)  freigelassen. 

Ibn  Tejmija  stand  aber  mit  seinen  Ansichten  im  östlichen  Islam 
nicht  allein.  Als  seine  Antwort  in  Bagdad  bekannt  geworden  war, 
traten  die  dortigen  Gelehrten  seiner  Ansicht  bei.  Vor  allem  die 
Jßanbaliten  (jamäl  al-din  Jüsuf  b.  'Abd  al-Ma^müd,  $afi  al-din  b. 
*Abd-al-9akk,  von  denen  der  erstere  in  seinem  Schreiben  sich  auf 
Abu  Muhammed  al-6uwejnl,  Abü-1-Wafft  b.  *AkIl  und  auf  den 
1^^  *Ijä4  beruft,  der  letztere  aber  die  Feindschaft  der  Gegner  Ibn 
Tejmlja's  auf  Unwissenheit,  Neid  und  auf  den  , Fieberwahn  der 
(jähillja*  zurückfährt.  Auch  der  bäfi*it,  Ibn  al-Kalbl  und  mäliki- 
tische  Gelehrte  gaben  ihre  Zustimmung  zum  Fetwä  des  I.  T.  Die 
Bagdäder  Gelehrten  begnügten  sich  aber  nicht  damit,  dem  Gutachten 
I.  T.  beizutreten,  der  Biograph  des  Letzteren  teilt  auch  zwei  Send- 
schreiben mit,  die  von  ihnen  an  den  Sultan  al-Malik  al-N&sir  ge- 
richtet worden,  in  welchen  sie  für  I.  T.  eintreten  und  deren 
Authentie  zu  bezweifeln  kein  Grund  vorliegt.  In  dem  zweiten 
Schreiben  erzählen  sie,  welches  Bedauern  die  Behandlung  Ibn  Tej- 
mlja's  dort  hervorgerufen  habe  ^).  Dieser  wurde  aber  dennoch  nicht 
freigelassen  und  einen  Monat  vor  seinem  Tode  musste  er  seine 
Schriften  und  seine  Bücher  ausliefern,  die  in  der  Medreset  al-*Adil!ja 
der  Obhut   des  Kädi's   *Alä'   al-dln   al-KünawI   anvertraut  wurden. 

•        •  • 

Kein  Buch  und  kein  Schreibzeug  blieb  bei  ihm  und  wenn  er  einem 
seiner  Anhänger  etwas  schreiben  wollte,  musste  er  es  mit  Kohlen 
schreiben.  Am  22.  Du  al-Ka'da  des  Jahres  728  ereilte  ihn  der  Tod, 
Als  er  erkrankte  und  sein  Tod  zu  befürchten  war,  kam  der 
Wezlr   von  Damascus   zu   ihm   und   bat  ihn  um  Verzeihung.     Der 


1)  Bl.  61a.    U!  jüli  Juu^  ....  ^LxS^    'otjob  i^ULjJ  y>l  \^\jS 


Schreiner,  Beitr.  &  Geschichte  d,  theol.  Bewegungen  im  Isldm.    563 

oejch  antwortete  ihm:  ,  Wahrlich,  ich  verzeihe  dir  und  allen 
denen,  die  mich  angefeindet  hahen,  ohne  zu  wissen,  dass 
ich  Recht  habe"^).  Der  starke  Mann  war  nicht  bloss  ein  grosser 
Kämpfer,  auch  die  milde  muslimische  Lehre  von  ,al-afw  ^ind  al- 
mukaddara*  hatte  auf  sein  Gemüt  ihre  Wirkung  nicht  verfehlt. 
Was  nun  sein  Biograph  erzählt,  ist  der  reine  Hohn  auf  die 
Lehre  dieses  eifrigen  Streiters  gegen  die  Überlebsel  der  Gähilfja. 
I.  T.  wurde  sehr  betrauert,  erzählt  in  harmloser  Weise  der  Sejch 
Mar^l,  Manche  tranken  das  Wasser,  mit  dem  sein  Leichnam  ge- 
waschen wurde,  das  Tuch,  mit  dem  man  ihn  abwischte,  wurde  ver- 
teilt, für  die  Kopfbedeckung  soll  man  500  und  für  die  Schnur, 
auf  welcher  ein  Stück  Rohsilber  —  ein  Mittel  gegen  Ungeziefer  — 
hing,  150  Drachmen  angeboten  haben.  Während  seines  Leichen- 
begängnisses verbargen  sich  seine  Feinde,  um  von  der  Menge  nicht 
gesteinigt  zu  werden.  Mit  einer  Anzahl  von  ^a§lden,  die  nach 
dem  Tode  L  T.s  gedichtet  worden  sind  und  mit  einer  Apologie 
L  T.S  schliesst  al-Mar*l  sein  Werk. 


1)  Bl.  62  a.     „s5^jdUL5>t    s>3    ^t    iJLß    ^JLH    ^j    ifi^fJ^\    i^l^ü 


87' 


564 


Beiträge  zur  Erklärung  der  susischen  Achaemeniden- 

inschriften. 

Von 

WUlj  Foj. 

(Fortsetsang.) 

Wortbildungslehre. 

Das  Kapitel  der  Wortbildungslehre,  zu  dem  wir  nun  übergehen, 
wollen  wir  mit  einer  Darstellung  der  nominalen  Suffii- 
bildung,  soweit  sie  klar  erkenntlich  ist,  beginnen.  Eine  be- 
stimmte Ordnung  ist  dabei  nicht  eingehalten  worden. 

Das  Suffix  -wi€,  -mt  {-mme  zuweilen  hinter  Vokalen,  da  tüki- 
mme,  üpentukki-mme  abzuteilen  ist;  vgl.  dagegen  saparrak-umwe) 
bezeichnet  etwas,  was  dem  Stammwort  eigen  ist,  das  Wesen  des- 
selben ausmacht,  es  bedingt  Vgl.  die  Possessiva  nikami  „unser* 
zu  mieu  „wir*,  anz.  üme  „mein*  zu  ü  „ich";  zunkuhme  „Herr- 
schaft* zu  zunkuk  „Herrscher,  König*,  iaksapdmaname  „Satrapie* 
zu  sakiapamana  „Satrap";  titki{vi)me  „Lüge*,  *tukki{in)me  „That* 
(in  u(k)2^entukki(m)me  „die  Folge  davon*,  apparitukkimme  „Unrecht"), 
die  scheinbar  von  *tituk  in  tüukra  „Lügner*  resp.  *tuk  in  -tukkurra 
„Thäter*  (vgl.  appantukkurra  „Unrecht  thuend*  Bh.  HI,  80)  ab- 
geleitet sind;  tuppime  „Schrift*^)  zu  tuppi  „Inschrift*.  Hierher 
gehört  femer  peme  „Kampf,  Streit*  neben  pet^  emame  „Thorweg* 
(ema  entweder  =  asus.  e  „Haus*,  vgl.  Weissbach,  Neue  Beiträge 
738,  oder  =  e  „in,  zu*,  vgl.  tüman  e  „zum  Besitztum*,  +  *wa  „in, 
Inneres*,  sodass  ema  entweder  „Hausinneres*  oder  „hinein*  be- 
deuten würde ;  zu  letzterem  wäre  noch  tiel(?)manni^  ema  Dar.  Pers.  c 
zu  vergleichen),  lupdme  „Dienst"  neben  lupdruri  „Diener*,  ao- 
parrak-umme    „Schlacht"    (mit    -umme    aus    -me   hinter   Kons."^)), 


1)  Nicht  „Sammlang  von  Inschriften"!  Das  ist  fiir  die  Interpretation 
von  Bh.  1  von  höchster  Bedeatang  (s.  dieses). 

2)  u  ist  anaptyktischer  Vokal;  doch  bt  es  für  das  Siisisehe  chariikteri- 
stisch,  dass  die  Suffixe  zur  Zeit  der  Anaptyxis  noch  mehr  als  selbstündige 
Worte  empfunden  worden  sind  und  folglich  die  Silbengrenze  meist  vor  dem 
anaptyktischen  Vokale  liegen  blieb,  vgl.  noch  -innaj  -irra  neben  -na^  -rci, 
femer  -imma  neben  -ma  oben  S.  130. 


W,  Foy^  Beiträge  z.  Erklär,  d,  eusisehen  Achaemenideninechriften,    565 

pdlukme  , Anstrengung*,  mannatme  ^Tribut*  und  wohl  auch  tüme 
^ Zunge".  So  erklärt  sich  vielleicht  auch  das  anz.  Genitivsuffix 
-WC,  über  das  zuletzt  Weissbach,  Neue  Beiträge  733  gesprochen 
hat,  ähnlich  wie  das  gebräuchlichere  -na,  worüber  wir  im  Zu- 
sammenhange mit  dem  Nominalsuffix  -ne  handeln  müssen.  Das 
Ordinalsuffix  -umme  hat,  wie  es  scheint,  nichts  mit  dem  Suffix 
-me  zu  thun,  obwohl  sich  -umme  aus  -me  hinter  Konsonanten 
entwickelt  haben  kann  (vgl.  iaparraJc-umfne). 

Ein  Suffix  -ne  erkenne  ich  in  folgenden  des  näheren  zu  er- 
örternden Fällen:  ^GÜL^-ne  Bh.  III,  76,  88  f.,  """"feirine  Bh.  HE,  68, 
«a^taneka  ö.  In  ^OÜL^-ne  hat  man  bisher  -ne  als  einen  enkli- 
tischen Genitiv  des  Pron.  der  2.  Person  m  aufgefasst.  Bh.  III,  76, 
88  f.  ^GUU^-ne  dni  kitinti^)  kann  aber  nur  übersetzt  werden: 
„du  sollst  kein  Geschlecht  (oder:  keinen  Geschlechtsangehörigen) 
haben**),  die  Hinzufügung  eines  „dein*  wäre  absurd.  Ist  nun 
GUL  „Geschlecht*,  so  könnte  GÜL-ne  , Geschlechtsangehöriger* 
sein,  was  an  unseren  Stellen  vorzüglich  passt;  -ne  bezeichnete  also 
eine  Zugehörigkeit.  —  Über  die  Stelle  Bh.  III,  68,  in  der  ^^kirine 
vorkommt,  habe  ich  schon  KZ.  XXXV,  44,  wenn  auch  im  einzelnen 
unrichtig,  gehandelt.  Zu  lesen  ist  ^'^kirine  ^^Oramasta  ra  aap 
appa  etc.  sap  appa  entspricht  dem  ap.  ya&ä^  es  bedeutet  «wie*, 
und  wir  haben  es  mit  einer  ähnlichen  Beteuerungskonstruktion  wie 
in  lat.  ita  —  v/t  zu  thun.  Danach  vermutete  ich,  dass  ra  der 
Funktion  des  lat.  ita  entspricht,  d.  h.  dass  es  etwa  „so  gewiss,  in 
gleicher  Weise,  so*  bedeutet.  Und  ich  verglich  damit  das  sus.  mara, 
das  häufig  die  direkte  Rede  schliesst  und  kein  Verbum  sein  kann*^), 
vielmehr  dem  ai.  tti  in  seinem  Gebrauche  entspricht.  Im  Ap.  fehlt 
ein  Äquivalent  für  das  sus.  ra^  da  hier  nach  meiner  Vermutung 
j4uramuz[d^  ä]tiya\d'^%ya  zu  lesen  ist:  „Auramazdä  (ist)  hoch 
zu  verehren*.  Dem  ap.  Auramazdä  entspricht  sus.  ^^Oramanta, 
und  demnach  *^^kirine  dem  ap.  atiyadHya.  Ich  lese  ^^kirtne  und 
nicht  ankirine^  indem  ich  es  mit  elamitisch  kirir  „Göttin*  (vgl. 
Weissbach,  Anzan.  Inschr.  137)  zusammenstelle.  *kiri  heisst  viel- 
leicht „Heiligkeit,  Göttlichkeit*,  und  kirine  „heilig,  göttlich*. 
ist   dann   hier  ebenso   gebraucht   wie  vor  irSarra   Dar.  Elv.  1. 


an 


1)  Wonach  Bb.  III,  76  etwa  [Ak  mGULid-ne  käüitiyne  zu  ergänzen  ist 
(vgl.  takatakti-ne f  worüber  unten  S.  581  und  582).  kitiifti  wäre  die  2.  Sg. 
der  Kausativbildung  (vgl.  ä.  584). 

2)  kiti  setzt  schon  Oppert,  Le  peuple  etc.  s.  v.  mit  der  Bedeutung  „haben"  an. 

3)  Vor  allem  aus  grammatischen  Gründen,  da  es  in  den  Darius- 
inschriften  nur  hinter  einer  von  einer  dritten  Person  gesprochenen  Rede  steht; 
aber  auch  aus  stilistischen,  da  bei  mara  vor  der  Rede  ausser  dem  Verbum 
declarandi  oder  sentiendi  fast  immer  noch  ein  nanri  steht  oder  dieses  das 
einzige  Verbum  ist  (Bh.  I,  58,  II,  5  und  I,  29,  61,  wo  tüukka  s=  „gelogenes" 
oder  „täuschendes"),  dagegen  bei  manka,  das  sich  nur  hinter  Reden  aus  dem 
Munde  einer  ersten  Person  findet,  nicht,  manka  ist,  wie  schon  a.  a.  O.  gesagt, 
ein  defektives  Verbum  „ich  sage  u.  s.  w.",  zu  dem  als  2.  Sg.  nanta  fungiert 
(NR.  a  33)  und  als  3.  Sg.  nanri  fungieren  würde. 


566     ^.  ^oy,  Beiträge  ».  Erklär,  d.  susüchen  AchaememdetiiMchriften. 

Die  Erklärong  des  sus.  nnd  des  ap.  Textes  bestätigen  sich  gegen- 
seitig. —  Sataneka  findet  sich  allein  NR.  a  36,  37,  femer  in  dem 
bisher  zusammengeschriebenen  Worte  pirsataneka^  ptr3at{t)tneka  ö. 
nnd  entspricht  dem  ap.  d**ürat^.  Wenn  vrir  öotaneka  an  sich  er- 
klären können,  taben  wir  keinen  Grund  NE.  a  36,  37  darin  ein 
Abschriffcsversehen  anzunehmen.  Nun  erklärt  Bang,  M^langes  de 
Harlez  9  piräataneka  für  ein  Lehnwort  aus  einem  iranischen  */ya- 
stönika,  doch  sollte  man  dann  ^ptrraäianika  erwarten;  denn  ät 
wird  sonst  nie  durch  Einschubvokal  getrennt  und  ap.  fra-  wird 
durch  sus.  pirra-  vei-treten.  Ich  verbinde  äataneka  mit  äatamatak 
Bh.  I,  73,  das  vielmehr  in  Satama  und  tak  zu  zerlegen  ist.  tcJc 
ist  PPP.  zu  ta  „machen*  und  bedeutet  „erbaut*.  Sota  heisst  dann 
„Länge*,  ma  ist  die  bekannte  Postposition  und  iatama  ist  mit 
„längs — hin*,  entsprechend  dem  ap.  aw**t4v,  zu  übersetzen.  äcUandcu 
enthält  danach  in  -ka  ein  noch  unten  näher  zu  erörterndes  Adjektiv- 
oder Adverbialsuffix,  und  -r?c  hat  zu  Sata  „Länge*  ein  Adjektivum 
„fern*  gebildet,  pir  in  der  Verbindung  pir  Sataneka  ist  ein  be- 
sonderes Wort,  das  mit  pirka  in  den  Datumsangaben  wie  X  ^^na\7i 
anjx'ijid  an^PfUdyatiäna  pirka  izäa  . .  Bh.  I,  42  f.  verbunden  werden 
muss.  Diese  Stelle  ist  folgendermassen  zu  übersetzen:  „10  Tage 
dauerte  der  Monat  BägayädiS,  da  .  .  .* ;  pirka  ist  3.  Sg.  Intr.  zu 
dem  in  pir  sataneka  vorliegenden  Adjektiv -Adverb  pir  „lange 
(,  weit)*.  Hier  verstärkt  pir  nur  den  Begriff  ^otowe/ca,  wie  ausser- 
dem noch  azzakka  Dar.  Elv.  17  f.,  aazaka  Xerx.  Elv.  17  f.,  Xerx. 
Pers.  a  8  f.,  da  7,  azaka  Xerx.  Van  13  f.,  irSanna  NR.  a  9,  iriarra 
Xerx.  Pers.  ca  7  (wo  *"  für  ^-)  „sehr*.^)  —  Das  Suffix  -ne  ist 
jedenfalls  identisch  mit  dem  in  njeman  Bh.  II,  60,  nemanlci  Bh.  U, 
10  f.  vorliegenden  ne\  beide  Worte  werden  daher  „gehörig*  be- 
deuten, -man  und  -ka  sind  Adjektivsuffixe,  über  die  noch  später 
zu  handeln  sein  wird,  und  ne  ein  Verbum  „gehören",  dessen  Stamm 
zugleich  als  Nomen  actionis  wie  als  Adjektiv -Partizip  fungieren  kann. 
Für  die  erste  Funktion  der  Verbalstämme,  die  uns  hier  nicht  künmiert, 
verweise  ich  auf  die  Praesensbildung  beim  transitiven  Verbum  (a. 
S.  580   u.  585);   die    partizipiale    Funktion   folgt   einmal    aus    den 


1)  Die  Behandlung  dieser  Stellen  bei  Jensen  ZA.  VI,  179  f.  kann  ich 
nicht  billigen.  Er  fehlt  dabei  gegen  die  Schreibgesetze  des  Sus.,  wenn  er 
ukku  ma  azzakka  oder  ukhu  azaka,  azzaka  sich  als  ^in  Wort  ukkumazzakka 
oder  ukkuaz{z)aka  denkt;  denn  einmal  wird  nie  zu  einer  Silbe  auf  a  noch  a 
hinzugesetzt,  ausserdem  giebt  es  im  Sus.  keinen  Zusammenstoss  von  u  und  a 
ohne  die  Bezeichnung  des  Zwiscbenlautes  n  (der  asus.  Fall,  auf  den  sich  Jensen 
beruft,  ist  unsicher  und  jedenfalls  falsch,  da  tn  in  üme  nicht  y,  ist).  Was  an 
den  erwähnten  Stellen  zu  dem  vorausi^ehenden  ^  murun  t  gehört,  ist  likku 
Xerx.  Elv.  17,  Xerx.  Van  13,  Xerx.  Pers.  a8,  ca  7,  da  7  (indem  ^^  zur  Be- 
zeichnung des  Lokativs  dient),  ukku  ma  Dar.  Elv.  16  (mit  der  Bezeichnung 
des  Lokativs  durch  die  Postpos.  ma),  ukkurarra  (sie!)  NK.  a  8,  Dar.  Pers.  f  4 
(der  Genitiv  eines  erweiterten  A^.  ukkura).  Im  Sus.  findet  sich  teils  lokati- 
vische, teils  genitivische  Ausdrucksweise  deshalb,  weil  das  ap.  ahyäyä  bümHyä 
vazrakäyä  sowohl  Lok.  wie  Gen.  sein  kann. 


W.  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  eusüehen  AehaemenideninschrifUn.    567 

Adjektiven  auf  -man  und  -nt  (s.  unten  S.  569  und  S.  5 70  f.),  so- 
dann aus  den  Kompositen  luppu,  etwa  =  , gegangen  kommen*, 
^jiUta  ^vertreiben",  eigentlich  „gehend  machen **,  zikhita  „stellen*, 
eigentlich  „stehend  machen*  (s.  S.  587  Anm.  1),  schliesslich  aus  kanna 
ennikft  in  Bh.  II,  7 :  dk  ^ü  ämer  ^Alpirti  in  kanna  enniktt  „und 
ich  war  damals  auf  dem  Marsche  (eigtl.  marschierend)  nach 
Susa*  (vgl.  darüber  schon  KZ.  XXXV,  37  mit  Berichtigung  69), 
vgl.  auch  unten  S.  587  f  —  Ein  Abkömmling  oder  Verwandter  des- 
selben -ne  scheint  mir  auch  das  Genitivsuffix  -na  zu  sein,  woneben 
sich  noch  -ne  in  appine  findet  tmd  vielleicht  -n  in  mäl-amTrisch 
sunkipri  (Weissbach,  Neue  Beiträge  761).^)  Schon  H.  Winkler 
bemerkt  in  seiner  Abhandlung  „Die  Sprache  der  2.  Columne  der 
dreispr.  Inschr.*  S.  34,  dass  der  na -Genitiv  wie  ein  attributives 
Adjektiv  fungiert  (vgl.  namentlich  ffAR^-inna  Dar.  Pers.  c  „steinern* 
zu  JfAB^  „Stein").  Daher  steht  er  auch,  wie  dieses,  meistens 
nach  seinem  Regens,  nur  in  wenigen  Fällen  voran,  teilweise  unter 
ap.  Einfluss  ^) ;  daher  entspricht  er  auch  gelegentlich  dem  ap.  Dative, 
da  auch  die  sus.  Genitivbildung  häufig  für  einen  Dativ  stehen  kann, 
wie  z.  B.  in  mann  atme  ^ünena  kiUiä  NR.  a  14  f.  „Tribut  brachten 
sie  mir*  oder  „den  mir  gehörigen  Tribut  brachten  sie*,  wenn- 
gleich die  Hauptursache  dieser  gelegentlichen  Erscheinung  das  Vor- 
bild des  Ap.  gewesen  sein  wird  (H.  Winkler  a.  a.  0.  24).^)  Neben 
-na  steht  -rra  hinter  Vokalen  {uklcurarra) ,  -inna,  -irra  hinter 
Kons.*)  mit  i  als  anaptyktischem  Vokal.  —  Das  Suffix  -na  dient 
weiter  zur  Identifikation  des  Völkemamensuffixes  -ra  mit  dem  auch 
jenem  scheinbar  zu  Grunde  liegenden  Suffixe  -ne.  Dieses  Suffix  -ra 
(auch  -rra^  hinter  Kons,  -irra]  unter  gewissen  Bedingungen  -r,  vgl. 
oben  S.  131)  wird  zur  Bildung  des  Singulars  der  Nomina  gentilia 
an  den  Landnamen  angefügt,  während  der  Plural  direkt  von  diesem 
durch  Anfügung  der  Pluralendung  -/?,  '{p)pe  abgeleitet  wird,  vgl. 

z.  B.  Älpirti  „Susiana",  Äpirtarra  „ein  Susier",  Apirtip  „die 
Susier".  Ohne  dieses  Suffix  sind  nur  Mata  „ein  Meder"  imd 
Hakka  „ein  Sake"  (Bh.  k,  2)  gebildet,  in  Nachahmung  des 
ap.    Gebrauches.      Dsisselbe    Suffix   -ra   bezw.   "irra   findet   sich   in 

^£\f""    -irra  „der  (ein)  Mensch,  Mann"   (=  ap.  martiya)^  das  von 

1 )  Im  Sus.  wechseln  bekanntlich  gelegentlich  n  und  r.  Nach  den  sicheren 
Beispielen  \yy^..  Weissbach,  Gramm.  §  7  d,  ferner  die  1.  Sg.  der  verbalen  en- 
Bildung,  das  Adjektivsuffix  -ni  u.  s.  w.,  mana  neben  mara  S.  586)  ist  diese 
Erscheinung  nur  intervokalisch ,  auslautend  und  nach  Kons,  belegt,  doch  lässt 
sich  der  letzte  Fall  (Adjektivsuf&x  -hra)  auch  durch  Übertragung  erklären. 

2)  Die  Voranstellung  des  possessiven  Genitivs  ohne  -na  ist  dagegen  echt 
susisch  bei  den  Pronomina.  Vgl.  über  den  susischen  Genitiv  die  im  all- 
gemeinen richtigen  Zusammenstellungen  bei  H.  Winkler  a.  a.  O.  32  ff. 

3)  Regelrecht  wird  der  Dativ  im  Sus.  nicht  bezeichnet,  soweit  er  kein 
persönlicher  i^t,  wo  Wiederaufnahme  durch  pronominale  Elemente  eintreten 
kann  (s.  unten  S.  573  ff.  u.  589). 

4)  -inna,  -irra  ist  auch  Geuitivendung  im  Sg.  hinter  Kons.,  vgl.  zunkuk- 
inna-p,  gAWd-inna, 


568     ^-  ^oy^  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susischen  Achaemenideninschriften^ 

dem  Kollektivum  *^^^V'^  , Menschheit,  Menschen,  Männer*  (= 
ap.  martiyä)  abgeleitet  ist  wie  OUL^-ne  „ Geschlechtsangehöriger • 
von  ff Z7i*^, Geschlecht"').  Gerade  dieses  Beispiel  scheint  den 
Zusammenhang  der  beiden  Suffixe  zu  erweisen. 

Ein  weitverbreitetes  Adjektiv-  und  Adverbialsuffix  ist  -fr, 
-(k)kij  -(7c)ka.  Man  beachte  z.  B.  iräe(k)lei  „viel*  neben  irianna, 
irsarra  „gross",  tmld-ta  „auch  anderes",  taiekki  „ander*  (Bh.  1  3, 
s.  zur  Stelle)  neben  taie^  tat  „ander",  nemanki  neben  neman  „ge- 
hörig", äzaka  u.  s.  w.  „gross"  neben  azzaS-ne  „er  soll  gross  machen", 
milluk  neben  nnl,  millu  „sehr"  etc.;  femer  gehören  hierher  amak 
„vielfach",  kuppaka  „draussen",  appulca  „vorher",  nmmika  „wider- 
wärtig" u.  s.  w.  Selbst  an  Lehnwörter  wird  das  Ä- Suffix  angefügt, 
vgl.  tarmuk  neben  tarma  =  ap.  d^r^va  (s.  unten  S.  57G). 
Schliesslich  findet  es  sich  an  partizipial  -  adjektivisch  fungierenden 
Verbalstämmen  bei  sowohl  aktiver  wie  passiver  Bedeutung  des 
Wortes:  vgl.  einerseits  titukra^  titukkurra  „lügnerisch,  Lügner", 
ein  mit  dem  Adjektivsuffix  -ra  erweitertes  Hituk^  und  appantufc- 
kurra  „der  Unrecht  thuende"  von  *appantak  (vgl.  azakurra  neben 
azaka;  vielleicht  haben  auch  ippdkra  „rechtschaffen"  und  tstukra 
„schlechthandelnd,  schlecht,  böse"  KZ.  XXXV,  45  f.  das  Doppel- 
suffix -Ära);  andererseits  üttik  „Gesandter"  und  die  sog.  PPP.  auf 
'k  u.  s.  w.  Die  partizipialfungierenden  Stämme  von  Transitiven,  und 
daher  auch  ihre  i  -  Erweiterungen ,  hatten  nämlich  ursprünglich  so- 
wohl aktive  wie  passive  Bedeutung  (s.  unten  S.  587);  der  perfektive 
Sinn  bei  den  sog.  PPP.  ergiebt  sich  nur  aus  dem  Zusammenhange, 
wie  ja  auch  bei  der  verbalen  Ä;-Bildung,  mit  deren  3.  Sg.  sie  formell 
identisch  sind  (vgl.  unten  S.  581),  gar  kein  Tempus-  und  Aktions- 
unterschied anfänglich  vorlag.  Ob  die  fc-Partizipia  der  Transit! va 
zunächst  mit  den  Flexionsformen  (vgl.  unten  S.  587  f.)  ausschliesslich 
passive  Bedeutung  erhielten  und  zu  den  reinen,  aktiv-partizipial- 
fungierenden  Verbalstämmen  erst  später  wieder  nach  den  gleichen 
Formen  der  Intransitiva ,  neben  denen  immer  solche  mit  i-Sußix 
standen,  auch  /c- Formen  gebildet  wurden,  lässt  sich  nicht  ent- 
scheiden. —  Die  vollste  und  ursprünglichste  Form  unseres  Suffixes 

1)  *'*^^|»-*^    ist    bis   auf  ein   scheinb&r   widersprechendes  Beispiel   Hb. 

III,  21    nur    Kollektivam    und    ^^<y\*^     -irra    nur    singularisch -individuell. 

Daher  darf  *^£^f»**^-»rra-Mina  Bh.  I,  37  nicht  als  Gen.  „unter  den  Menschen" 

aufgefasst   werden,    sondern    muss    in    "^^/y*-     -«Vra  inna   zerlegt    werden, 

wobei  inna  für  inne  „nicht"  steht.     Die   bisherige   Lesung   dieses   Ideogramms 

als  ruh  ist  nach  den  vorliegenden  Thatsachen,  glaube  ich,  falsch.    Es  wechselt 

bb  auf  Bh.  III,  21,  wo  jedenfalls  "*  c^f^*^  für  "*  fc^f.-*^-irra  vermeisselt 

ist,  durchaus  nicht  mit  n\.ruh\  dieses  findet  sich  nur  in  der  Bedeutung  „Mensch, 
Mann'*  Bh.  III  [30],  32,  I  [27],  60  u.  s.  w.  (=  ap.  martiya)  und  steht  daher  mit 

^£/f*-*^-/rro   auf  gleicher  Stufe.     Wie  ist  jenes  Ideogramm  aber  zu  lesen? 


TT.  Foy^  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susisehen  Achaemenidemnschriften.    569 

scheint  *ki  oder  -ha  gewesen  zu  sein,  neben  der  -k  nur  auf  Elision 
des  {  vor  folgendem  Vokal  beruht.  Der  Plural  der  mit  diesem 
Suffix  gebildeten  Worte  sollte  also  auf  -kip  (oder  -kap?),  vgl.  ir- 
ie{k)kip^  oder  auf  'kip(p)e  auslauten;  doch  ist  im  letzteren  Falle 
jedenfalls  öfters  auch  die  elidierte  Form  des  Suffixes  eingedrungen 
(-kpe).  Wurde  nun  auch  das  auslautende  e  (oder  t)  des  Plural- 
zeichens elidiert,  so  entstand  eine  Form  auf  -/cp,  und  in  diesem 
Falle  wurde  zu  -p  assimiliert  (vgl.  die  3.  PI.  Intr.-Pass.  unten  S.  581). 
So  erklärt  sich  zu  zunkuk  , König**,  einem  alten  Partizipium  von 
nicht  näher  zu  eruierender  ursprünglicher  Bedeutung,  derVlur^zunkup. 
Ein  Adjektivsuffix  -man,  'mannt\  -manna  findet  sich  in  neman 
und  dem  daraus  erweiterten  nemanki  „gehörig**  (s.  oben  S.  568); 
ferner  in  taümardu  „zu  Hilfe  kommen",  eigentlich  „helfend  kommen* 
Bh.  ni,  93  f.  (vgl.  tau  „helfen"  Bh.  HI,  92),  und  wohl  auch  in 
fftütdmanna  „jenseits"  sowie  atarrvtnanni  „Edler".  Letzteres  findet 
sich  in  der  Phrase  appa  atarrimanm  tarnt  üpappi  =  ap.  tyai- 
Sahf  fratamä  an^iäiyä  (ähatä)  „welche  seine  eisten  (vornehmsten) 
Anhänger  (waren)" ;  Weissbachs  Abteilung  der  Worte  atarrtrnan 
nitami  und  seine  Übersetzung  von  nitanii  durch  »sein",  üpappi 
durch  „ersten",  atarriman  durch  „Anhänger"  ist  jedenfalls  unhalt- 
bar (vgl.  teils  Jensen  WZKM.  VI,  215  Anm.  3,  teils  Verf.  KZ.  XXXV, 
45  A.).  üpappi  entspricht  dem  ap.  an^uÜyä  (äfiatä),  wie  üpaMt 
Bh.  m,  80  „ich  hing  an"  einem  ap.  äpariyäyam  „ich  verehrte", 
und  daher  atarriman  oder  vielmehr  atarrim^anni  dem  ap.  fratamä ; 
nitami  könnte,  selbst  wenn  es  richtig  abgeteilt  wäre,  nicht  mit 
„sein"  übersetzt  werden,  da  ap.  Saiy  zu  an^hiSiyä  und  nicht  zu 
fratamä  gehört,  folglich  im  Sus.  nur  durch  ein  indirektes  Objekt 
„ihm"  wiedergegeben  werden  sollte.  Ich  verbinde  bei  meiner  Ab- 
teilung tarnt  mit  tamini  Bh.  II,  70,  das  einem  ap.  an^uäiya  ent- 
spricht und  neben  tami  stünde  wie  äiäneni  (und  sihiena)  neben 
iisne  „schön"  (vgl.  über  das  Suffix  unten  S.  570).  Es  bedeutete  also 
etwa  „treu",  und  ap.  an^*u§iyä  wäre  zweimal,  zur  Verstärkung, 
ausgedrückt.  Der  sus.  Text  wäre  danach  zu  übersetzen:  „welche 
als  Edle  treue  Anhänger  waren ".^)  Das  Suffix  -manni,  -manna, 
-man  ist  identisch  mit  der  1.  Sg.  Praes.  der  Transitiva,  einer  ur- 
sprünglichen Nominalform,  die  aus  dem  als  Nomen  actionis  fun- 
gierenden Verbalstamm,  der  Postposition  via  und  dem  partizipial 
fungierenden  Verbalstaram  en  „sein"  besteht  (vgl.  unten  S.  580) 
und  ursprünglich,  als  Prädikat  mit  einem  Subjekt  verbunden,  zum 
präsentischen  Verbalausdruck  diente  (s.  unten  S.  588  f.).  Die  An- 
wendung der  Endung  ^m^afi  als  allgemeines  Adjektivsuffix  bei  tran- 
sitiven Verben  vollzog  sich  wahrscheinlich  unter  Einfluss  des  eben- 

1)  Das  ap.  Saijj  scheint  nicht  zum  Ausdruck  gekommen  zu  sein,  da  man 
doch  kaum  von  atarritmin  a  abtrennen  und  als  den  für  ap  vorauszusetzenden 
S{?.  auffassen  kann:  denn  fUr  diesen  ist,  wie  wir  sehen  werden,  sonst  im  Dativ 
I,  im  Acc.  inj  ir  eingetreten,  und  statt  u  sollte  man  die  historische  Schreibung 
d  erwarten. 


570     ^*  ^^9  Beiträge  z.  Erklär,  d,  eueischen  Achaemenideninaekriften. 

falls  partizipial  und  präsentisch  fungierenden  reinen  Stammes ,  da 
die  Bildung  mit  -man  nie  obligatorisch  gewesen  ist  (s.  unten  S.  581). 
Wenn  nun  unser  Suffix  nicht  von  transitiven,  sondern  nur  von  in- 
ti'ansitiven  Verben  imd  scheinbar  reinen  Adjektiven  belegt  ist,  so 
erklärt  es  sich  bei  ersteren  durch  Übertragung  infolge  der  partizipial- 
adjektivischen  Funktion  der  reinen  Stämme  ohne  k  auch  bei  In- 
transitiven, und  bei  den  Adjektiven  dadurch,  dass  überhaupt  kein 
Unterschied  zwischen  dem,  was  wir  Partizip  nennen,  und  den 
Adjektiven  bestand.  —  In  tüman-e  Bh.  I,  36  scheint  dasselbe 
Suffix,  aber  an  einem  Substantiv  um ,  vorzuliegen.  Über  den  ap. 
Text  habe  ich  KZ.  XXXV,  33  f.  gehandelt  Da  sus.  üptrri  emüüia 
dem  ap.  hauv  äyasatä  entspricht,  so  übersetzt  sus.  tuman-e  das 
ap.  hiväipasifjam  ak^^viä  „er  machte  sich  zum  Eigentume**.  Kann 
nun  tuman-e  keine  Verbalform  sein,  wie  sich  aus  unserer  Unter- 
suchung unten  mit  Gewissheit  ergiebt,  so  kann  es  a  priori  nichts 
anderes  als  „zum  Eigentume,  zum  Besitz"  heissen.  e  verbindet 
sich  nun  mit  ema  „in"  in  der  Verbindung  üel(^^)manni^  ema  Dar. 
Pers.  c  (s.  oben  S.  564);  ema  ist  eine  Doppelpostposition  etwa 
wie  tkki  in  (s.  unten  S.  575).^)  tutnan  könnte  daher  zu  einem 
Verbum  tu  „besitzen"  gehören;  doch  giebt  es  im  Sus.  nur  ein  tii 
„nehmen"  (vgl.  unten  S.  575  Anm.  1),  und  die  Suffixbildung  mit  -man 
würde  sich  kaum  erklären  lassen.  Wir  haben  es  daher  mit  einem 
andern  Stanune,  vielleicht  *tuma^  zu  thun,  wie  es  ein  tdna  „über- 
geben" giebt,  und  es  ist  sehr  fraglich,  ob  beide  überhaupt  mit  tu 
„nehmen"  in  irgend  einer  Verbindung  stehen. 

Für  ein  Adjektivsuffix  -w«*,  -wa,  -ri  (?),  -ra^  -r  giebt  es  folgende 
Belege  aus  dem  Nsus. :  s-iSneni,  äänena  neben  siSne  „schön",  tamint 
neben  tami  „treu"  (s.  oben  S.  569);  trdanna^  iräarra  „gross" 
neben  irse{k)ki  „viel",  ukkura  neben  uJeku  „gross";  marrira 
„haltend"  NR.  d  imd  die  auf  evidenten  Verbesserungen  beruhenden 
beiden  kuktira  NR.  c,  d  (vgl.  unten,  zu  den  Stellen),  höchst  wahr- 
scheinlich auch  Hupdr  „Diener"  in  lupdruri  (s.  miter  dem  Suffix 
-uri);  titukj'a  {tituk'kurra)  ^  appantukkurra ,  äzakurra  und  viel- 
leicht ippdkra,  ütukra  (s.  oben  S.  568);  möglicherweise  auch 
üpirri  „jener",  akkari  „irgendeiner"  (asus.  akkara),  da  die  Pro- 
nomina syntaktisch  auf  gleicher  Stufe  mit  den  Adjektiven  stehen. 
Selbst  auf  ap.  Lehnworte  ist  dieses  Suffix  übertragen  worden,  wie 
wir  es  oben  schon  bei  -k  fanden:  vgl.  sak^apdmana  =  ap.  xSa&^a- 
pävä  und  tenimtattira ^  das  ein  ap.  ^dainäm-dätä  „Gesetzgeber" 
voraussetzt.  Die  ap.  Worte  sind  als  Nomina  agentis  partizipial- 
adjektivisch  gefasst  worden.  —  In  Erinnerung  des  zuvor  behandelten 
Adjektivsuffixes  -manni  liegt  eine  Erklärung  des  Suffixes  -ni  u.  s.  w. 
auf  der  Hand,  nämlich  die,  dass  es  mit  der  Endung  der  1.  Sg.  der 

1)  ema  hat  auch  die  Bedeutung  „weg",  vgl.  emüü  „wegnehmen",  nament- 
lich ema  ap  tüsta  Bh.  I,  50  (s.  unten  S.  67ö  Anm.  1).  ema  „weg^*  neben  ema 
„in"  erklärt  sich  ebenso,  wie  «r  „zu( — hin)**  und  „weg"  (s.  unten  S.  575  f.) i  vgl. 
auch  irma  ,  dorthin"  und  mar  „weg"  (ebd.). 


W,  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d,  eusischen  Achaemenideninschriften.     571 

en- Bildung  (s.  unten  S.  580)  identisch  ist.  Denn  auch  diese 
Verbalform  ist  nominalen  Ursprungs,  in  entsprechender  Weise  wie 
die  1.  Sg.  Praes.  derselben  Bildung  (s.  unten  S.  588  f.).  -n«',  -ri 
würde  dann  der  volleren  Form  des  Verbalstammes  »sein**,  annt, 
wie  sie  in  enm'kft,  *€nniun  (worüber  unten  S.  580)  vorliegt,  ent- 
sprechen; -92a,  -ra  wäre  dieselbe  oder  die  um  den  „kopulativen 
Vokal*  erweiterte  elidierte  Form  von  ennt. 

Ein  dem  zuletzt  behandelten  ähnliches  Suffix  ist  anz.  -liri, 
usus,  -uri  in  anz.  napir-iiri  von  noch  dunkler  Bedeutung  (vgl. 
zuletzt  Weissbach,  Neue  Beiträge  736  f.),  das  aber  von  napir 
„Gottheit*  (ebd.  761,  764)  abgeleitet  ist,  und  in  usus,  lupdruri 
„Diener*  neben  lupdme  „Dienst*.  Auffallend  ist,  dass  in  beiden 
Fällen  noch  ein  als  Suffix  aufzufassendes  -r  vorausgeht  (vgl.  nap, 
vappi  neben  napir) ,  das  sich  z.  B.  noch  in  elam.  kirir  neben 
usus,  kirine  (s.  oben  S.  565)  findet.  Dieses  -r  ist  wohl  in  napir, 
hirir  nichts  anderes  als  die  elidierte  Form  von  -ne,  -ra,  dem  das 
„Gehören  zu  einem  Dinge  oder  einer  Sache*  bezeichnenden  Suffixe, 
da  nap  ursprünglich  kollektivische  Bedeutung  gehabt  zu  haben 
scheint  (vgl.  unten  S.  573).  In  Hupdr  „Diener*  dagegen  liegt  wohl 
das  Adjektivsuffix  -ra  vor,  über  das  eben  gehandelt  worden  ist.  — 
'Uri  könnte  aus  -ri  hinter  Kons,  entwickelt  sein,  doch  würde 
dieses  -ri  nichts  mit  -ri  „sein*  zu  thun  haben  (gegen  H.  Winckler 
ZA.  VI,  321  A.  1),  da  es  in  anz.  napir -uri  auf  keine  Fälle  so  über- 
setzt werden  kann.  Vielleicht  haben  wir  es  wirklich  mit  dem- 
selben Suffix  wie  das  zuvor  behandelte  -n>,  -ri  etc.  zu  thun,  das 
dann  in  lupdruri  doppelt  vorliegen  würde. 

Ein  nachweisbares  n-Suffix  ist  sus.  in  den  ap.  oder  bab.  Orts- 
und Ländernamen  Rakkan  =  ap.  Raxä  und  Ragä,  Kukkannakan 
=  ap.  K^*uganakä,  Par^in  neben  Parsa  =  ap.  Pärsa,  Aäiuran 
neben  Aä&ura  =  bab.  Assur  (vgl.  ap.  A&urä)  angetreten  (s.  KZ. 
XXXV,  12,  67).  Ebendasselbe  liegt  vielleicht  in  pdtin  „Gegend*, 
murun  „Erde*  vor,  die  ebenfalls  Bezeichnungen  örtlicher  Begriffe 
sind.  Aber  auch  *appan  in  appantukkimme  „Unrecht*  und  appan- 
tukkurra  „Unrecht  thuend*,  lultn  „Edikt*,  ziyan  „Tempel*,  zaoniin 
„Willen"  und  ev.  tuman  „Besitz*   (S.  570)  sind  zu  beachten. 

Das  suffigierte  -to,  -te  in  appuka-ta  Bh.  I,  48,  52,  53  neben 
ajypuka  „früher*,  üpe-ta  Xerx.  Pers.  a  20,  upe-te  Xerx.  Pers.  c  13f. 
neben  üpe  „dieses*,  taie-te  Xerx.  Pers.  a  12,  taiki-ta  Bh.  III,  69 
neben  taie  etc.  „ander*  entspricht  überall  dem  ap.  -ciy  und  wird, 
wie  dieses,  „auch"  bedeuten  bzw.  zur  Hervorhebung  dienen.^)  Dann 
liegt  es  nahe,  dieses  Suffix  mit  ate,  at  „auch*  (==  ap.  apiy)  zu 
verbinden,  sei  es  nun,   dass  dieses  in  die  zwei  Bestandteile  d  und 


1)  Daher  ist  im  Ap.  Bh.  IV,  46  die  .Ergänzung  von  [api]maiy  nicht 
sicher,  weil  „auch"  »chon  durch  -Hy  an  anUyas  ausgedrückt  ist.  Wozu  das 
gelesene  .  .  .  ämaiy  sonst  zu  ergänzen  wäre,  vermag  ich  allerdings  nicht 
zu  sagen. 


572     ^'  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  susischen  Ackacfnenidenifischriften, 

te  zerfällt,  von  denen  das  letztere  schon  den  Sinn  des  ganzen 
Wortes  trägt,  oder  dass  bei  der  Anfügung  von  ate  an  vokalisch 
schliessende  Worte  sein  Anlaut  elidiert  wurde.  Dasselbe  -ta  liegt 
vielleicht  auch  in  saäSata  Bh.  I,  6  neben  sasäa  Bh.  I,  39,  Bh.  1  4 
„früher"^)  vor,  doch  lässt  sich  keine  sichere  Entscheidung  treffen, 
da  das  folgende  karatalari  noch  nicht  analysiert  ist  und  sass^afa 
im  Ap.  kein  Äquivalent  hat.  —  Eine  andere  Bedeutung  hat  -ta 
in  marrtta,  marpita  neben  mam/>e/7te,  marpepta  „alles*;  die  Ein- 
fügung von  pep  oder  pi  vor  -ti  beweist  deutlich  den  selbständigen 
suffixartigen  Charakter  desselben. 

In  pet  neben  peme  ^  Kampf*  erscheint  ein  <- Suffix  von 
nicht  zu  bestimmender  Bedeutung,  das  vielleicht  auch  in  enrä 
„Ufer"   vorliegt. 

Damit  sind  die  sicher  nachweisbaren  Nominalsuffixe  erschöpft. 
Denn  in  Fällen  wie  ate  neben  at^  kate  neben  Tc4it  (=  ap.  gäöu-)  etc. 
haben  wir  es  nicht  mit  einer  Suffigierung  zu  thun,  vielmehr  be- 
iniht  die  verkürzte  Form  auf  Elision  des  Schlussvokals  unter  be- 
stimmten satzphonetischen  Verhältnissen. 

Zur  Nominalflexion,  von  der  Einzelheiten  schon  im  Voran- 
gehenden zur  Sprache  gekommen  sind,  bleibt  nur  noch  Weniges 
zu  bemerken  übrig,  zumal  da  ihre  Ausbildung  im  Susischen  in 
den  ersten  Anfängen  begriffen  ist.  Eigentliche  Kasus  kennt  das 
Sus.  fast  gar  nicht.  Über  den  aus  einer  Adjektivbildung  ent- 
standenen Genitiv  s.  oben  S.  568.  Über  die  Ansätze  zu  einer 
Accusativbildung  der  persönlichen  Nomina  und  Pronomina  und 
über  die  teilweise  Charaktensierung  des  persönlichen  Dativs  s.  unten 
S.  573  ff.  Die  übrigen  Kasus  Verhältnisse  werden  durch  Postpositionen 
ausgedrückt.  Numeri  giebt  es  nur  zwei,  aber  auch  nur  beim  per- 
sönlichen Nomen.  Hier  fungiert  als  Pluralendung  -p  oder  -pe  {-ppe), 
die  nebeneinander  stehen  wie  nap  und  nappi,  ät  und  ate  u.  s.  w. 
Statt  zunkuk'ip^  das  eine  Endung  -ip  zu  erweisen  scheint,  ist,  wie 
Weissbach  schon  Gramm.  §  9  A.  1  vermutet  hat,  zunkup  zu  lesen, 
vgl.  asiis.  sunkip  (Weissbach,  Anz.  Inschr.  137).  -pi  liegt  in  appf 
, diese"  vor;  der  Wechsel  von  e  (in  -pe)  und  i  hat  im  Nsus.  nichts 
auffallendes.  Gewöhnlich  folgen  die  Post  Positionen  der  Plural - 
endung,  nur  nicht  in  zunkuk-tnna-p  Art.  Sus.  a  1,  einer  Analogie- 
bildung nach  einem  Verhältnis  wie  *telni  (, Reiter*):  *telnina  = 
telnip  :  X,  wo  dann  x  =  Hetninap.  Die  sächlichen  Nomina  ein- 
schliesslich der  Kollektiva  von  Personen  bilden  von  Haus  aus  keinen 
Plural  (vgl.  auch  H.  Winkler  a.  a.  0.  S.  44);  Ausnahmen  bilden 
zur  Bezeiclmung  des  kollektiven  Sinnes  tassutum  „Volk,  Leute* 
und    die    als    pluralische    Völkernamen    fungierenden    Plurale    von 


1)  SaSm  Bli.  I,  39  ist  Adverb,  nicht  Adjektiv,  und  ist  daher  vor  ^Piriiyo 
nicht  auffallend,  wodurch  sich  Weissbachs  Bemerkung  Gramm.  §  22,  1  Anm.  2 
erledigt. 


W.  Foy,  Beiträge  z,  Ejrklär.  d,  stLsischen  Achaemenideninsckriften.    573 

Ländernamen^),  zu  deren  Pluralisierang  ähnliche  Vorgänge  in  vielen, 
z.  B.  auch  den  indogermanischen  Sprachen  sich  finden'^),  teilweise 
aber  auch  taiyaoa  u.  s.  w.  (=  ap.  dahyäus\  tanaä  (==  ^dana  ,Volk**) 
parruzanaä  (=  par^uzna),  mispdzanaä  (=  v^ispazna\  miSäafanas 
(==  ^v^üadana)  zur  Bezeichnung  mehrerer  Länder  u.  s.  w.,  was  auf 
ap.  Einflüsse  beruht.  Eine  eigene  Bewandnis  hat  es  mit  nap  „Gott- 
heit", das  als  KoUektivum  Bh.  m,  79  und  Dar.  Pers.  f  13f.,  20  f. 
ohne  Pluralzeichen  erscheint,  sonst  aber  singularische  Bedeutung  hat 
und  einen  Plural  bildet  Bier  scheint  sich  die  singularische  Be- 
deutung aus  der  kollektiven  entwickelt  zu  haben  (s.  oben  S.  571). 

Von  den  Pronomina  behandeln  wir  zunächst  die  Demon- 
strativa.  üpirri  , jener*  ist  nur  persönlich  und  singularisch,  einem 
ap.  Aauv,  avam  etc.  entsprechend,  iipe  (uhpe,  üppe  Xerx.  Pers.  a  2) 
ist  andererseits  im  Singular  sächlich  und  giebt  ein  ap.  aoam  (neutr.) 
bzw.  aita  NR.  a  48,  53,  54  (das  Bh.  I,  45  durch  amtinni  vertreten 
wird)  wieder,  bedeutet  also  „jenes*.  Das  sächliche  Pronomen  kennt 
von  Haus  aus  nur  eine  Singularform,  wie  alle  sächlichen  Wörter 
des  Sus. ,  und  erscheint  so  auch  in  der  Bedeutung  des  Plurals  in 
appa  ämak  ^taiyaoS  üpe  appa  .  .  .  ,wie  vielfach  (sind)  jene 
Länder,  die  .  .  .*   NR.  a  32.     Pluralisiert   erscheint  iipe  als  itpipe 

„jene"  Bh.  EU,  72  und  bei  taäStUum  »Volk,  Leute*,  ■c/f-'^  „Mensch- 
heit, Männer*,  was  auf  deren  kollektivischer  Bedeutung  beruht, 
wie  ja  tasäiUum  selbst  teilweise  pluralisiert  wird  und  bei  beiden 
auch  andere  Attribute,  iipipe  ist  also  nur  persönlich,  upe  nur 
sächlich.  Wahrscheinlich  ist  letzteres  anfänglich  sowohl  persönlich 
wie  sächlich  gewesen,  bis  im  Sg.  die  Erweiterung  upirri  aus- 
schliesslich persönlich  gebraucht  wurde.  Wie  üpirri  ist  i  nur 
singularisch,  aber  persönlich  und  sächlich*);  es  vereinigt  zwei  Be- 
deutungen in  sich:  einmal  entspricht  es  dem  ap.  iyam  u.  s.  w. 
und  heisst  „dieser,  dieses* ;  femer  giebt  es  das  dativische  ap.  äaiy 
„ihm**  wieder  in  Bh.  II,  23,  39,  55,  65  und  dient  sogar  zur 
Charakterisierung  des  persönlichen  Dativs  in  Bh.  II,  63 :  äaparrak- 
UTHine  ^^Ziämntakma  i  taS  „eine  Schlacht  lieferte  er  dem  Cii?*'an- 
taxma**.*)  ir,  in  fungiert  nur  als  Accusativ,  indem  es  entweder  dem 
ap.  aim  „um*  entspricht  (Bh.  I,  38,  45,  65;  U,  56,  57,  QQ^  67; 
ohne  Entsprechung  I,  81)  oder  zur  Charakterisierung  des  persönlichen 
Accusativs  unmittelbar  vorm  Verbum  dient.     Sein   ausschliesslicher 


1)  Danach  ist  auch  das  noch  in  mancher  Beziehung  rätselhafte  (^nKAM^-p 
oder  AN-GAMid-p  (Jensen  ZA.  VI,  174  f.)  «=  ap.  tyaiy  drayahyä  gebildet 
worden. 

2)  Vgl.  hierzu  J.  Schmidt,  Pluralbildungen  der  idg.  Neutra  12  ff.  Delbrück, 
Vergl.  Syntex  der  idg.  Sprachen  l,  170  f. 

3)  Plnralisch  fangiert  es  daher  bei  den  sprachlich  nicht  aasgedrückten 
sächlichen  Pluralen. 

4)  Mit  l  ist  Izila  „so"  neben  zUa  (Bh.  III,  26,  NR.  a  31)  und  tma 
phier"  zusammengesetzt. 


574     ^^*  ^^9  Beiträge  z.  Erklär,  d.  sueischen  Achtiemenideninschriften. 

Gebrauch  als  Accosativ  ergiebt  sich  daraus,  dass  dafür  im  DatiT 
i  eintritt  (s.  o.),  und  aus  dem  nur  accusativisch  fingierenden  ap- 
m,  appm^  appir  „sie"  ;  ür,  ww,  im,  un,  ünan  „mich** ;  nin  „dich* 
gegenüber  dativischem  op,  H  (,  ni).  Dem  würde  nur  ir  via  in 
FlÜlen  wie  ^  Tatar sü  ir  ma  ätnnip  «gegen  DädaiiiS  zogen  sie* 
BL  n,  24 f.  widersprechen,  wenn  man  es  wie  bisher  mit  ap  ma 
z.  B.  in  iaparrak'Umme  ^^petip  ap  ma  taä  «eine  Schlacht  lieferte  er 
gegen  die  Abgefallenen **  Bh.  11,  71  auf  gleiche  Stufe  stellt.  Aber 
letzteres  findet  sich  nur  in  der  Wendung  iaparrak-umme  taä 
(s.  dazu  S.  575),  ersteres  nur  bei  ätnruk,  äinmp.  In  irma  (sie!) 
wird  eine  komponierte  Postposition  vorliegen,  etwa  von  der  Be- 
deutung „entgegen**,  deren  ir  unten  S.  575 f.  seine  Erklärung  finden 
wird.  Das  Pronomen  ap,  ^ppi,  d^  der  Plural  zu  dem  nur  im  mal- 
amirischen  Dialekte  belegten  Pronomen  äh  (vgl.  Weissbach,  Neue 
Beiträge  763)  ist^)  und  wohl  auch  in  am«",  amer  vorliegt,  giebt 
einmal  (in  der  Form  appi  als  Nom.,  apptr  Bh.  III,  94  als  Acc.) 
den  ap.  Plural  imaiy ,   imä  wieder,   bedeutet  also  „diese*  und  ist 

teils  rein  persönlich  (Bh.  m,  62),  teils  auf  £<!-'**  (Bh.  DI,  92,  93, 

94),  teils  auf  pluralisches  taiyaoS  (Bh.  D,  1,  DI,  61)  bezüglich. 
Im  letzteren  Falle  dürfte  es  nur  auf  Nachahmung  des  Ap.  be- 
ruhen, soweit  es  attributiv  voransteht  (Bh.  H,  1),  während  Bh.  III,  61 
das  Ap.  zwar  auch  den  Anstoss  zum  Plural  gegeben  haben  wird, 
aber  derselbe  sich  auch  sus.  durch  den  kollektiven  Sinn  von  „Land** 
als  Zusammenfassung  seiner  Einwohner  erklären  Hesse  (vgl.  appine 
Bh.  II,  80,  peptippd  Bh.  H,  79,  aüttap  Bh.  H,  78,  85,  HI,  34, 
alle  auf  singularisches  taiya^os  bezüglich).  2)  Weiter  ist  es  in  der 
Form  ap-tHy  appin,  appir  der  Plural  zu  «r,  in  in  seinen  beiden 
Funktionen.  In  der  selbständigen  Verwendung  als  Demonstrativ- 
pronomen „sie'',  als  welches  es  dem  ap.  d^U,  iis  entspricht,  ist  es 
wiederum  teüs  persönlich  (Bh.  II,  58,  HI,  33,  43  —  vgl.  KZ. 
XXXV,  43) ,  teils  auf  pluralisches  taiyaos  (Bh.  m,  62,  63,  64  — 
wo  ap'in  mit  Oppert  statt  td-in  zu  lesen  ist  — ;  NR.  a  16)  und  ein- 
mal (Bh.  in,  48)  auf  pet  „Schlachten*^  bezüglich,  wo  es  einem  ap. 
ääm  entspricht,  das  aber  für  äi§  vermeisselt  oder  verlesen  ist  (vgl. 
KZ.  XXXV,  29  Anm.  4) ;  jedenfalls  ist  hier  nur  das  Ap.  nachgeahmt. 
Bei  der  Wiederaufnahme  des  accusati vischen  Objektes  bezieht  sich 
appin  einmal  (Bh.  I,  69)  auf  appapa  (eigentlich  indefinites  „welches"), 
das  auf  tassutum  zurückweist,  ein  andermal  (Bh.  UI,  61)  auf  appi, 
worunter  die  Länder  taiyaoi  gemeint  sind.  Ferner  giebt  unser 
Pronomen  in  der  Genitivform  appine  das  ap.  säm   wieder,   indem 


1)  ap  erscheint  nur  pluralisch  (gegen  Weissbach,  §  13,  4;  §  27  A.),  sum 
teii  allerdings  auf  das  Kollektivum  taShdum  bezüglich,  und  zwar  bt  es  nicht 
speziell  Dativform,  sondern  überhaupt  ein  Pluralstamm  (vgl.  die  Accasativform 
ap-in)  and  steht  neben  appi  wie  Pdpilap  neben  PdpHappe. 

2)  So  stehen  auch  die  auf  pluralisches  taiyaoi  bezuglichen  Verba  im 
Plural,  z.  B.  Bh.  m,  61. 


W.Foy,  Beiträge  9.  Erklär,  d.  sunschen  Achaemenüieninechriften.    575 

es  sich  teils  auf  Personen  (Bh.  11,  8),   teils  auf  taäSutam  (Bh.  11, 
14,  61,  m,  21)  oder  £<f-^  (Bh.  H,  58),  teils  auf  das  pluralische 

iaiyaoS  (Bb.  I,  10,  wonach  auch  Bh.  I,  86  appine  statt  üpipena 
zu  lesen  ist),  teils  auf  ein  singularisches  tajyaoä  (Bh.  11,  80)  bezieht. 
Im  letzteren  Falle  entspricht  es  dem  ap.  Gebrauch  insofern,  als 
hier  zwar  für  appine  kein  Äquivalent  da  ist,  wohl  aber  das  Verbum 
(aJc^navatä  Bh.  III,  12)  pluralisch  ist;  auch  das  ap.  dahj/fluS  ist 
koUektivisch  gefasst.  Schliesslich  fungiert  unser  Pronomen  in  der 
Form  ap  als  Dativ  Plur.  zu  1  =  »ihm*  und  in  seiner  Verwendung 
zur  Charakterisierung  des  persönlichen  Dativs.  Als  „ihnen"  (=  ap. 
j^m)  ist  es  auf  tashUu/m  und  seinen  Befehlshaber  (Bh.  n,  14,  62, 
in,  22,  41)«)  oder  auf  taii/aai  „die  Länder"  (Bh.  I,  16,  NR.a  15 
und  NR.  a  30,  in  letzterem  Falle  wie  das  ap.  ääm  auf  ein  ideelles 
„Lander"  verweisend)  bezüglich.  Zur  Charakterisierung  des  persön- 
lichen Dativs  taihUum  bzw.  ta^äutumpe  dient  es  Bh.  11 ,  6,  10, 
59  f.,  ni,  2,  37.  Für  dieses  ap  findet  sich  ap  m  Bh.  HI,  74,  ^ap  ir 
Bh.  1 ,  29 ,  appi  ir  Bh.  1,61,  welche  Formen  scheinbar  mit  der 
Accusativform  identisch  sind.  Doch  liegt  hier  eine  Postposition 
tri,  tr  „zu( — ^hin)"  vor,  vor  der  das  persönliche  pluralische  Nomen  wie 
in  dem  Falle  äaparrak-wmme  ^petip  ap  ma  taS  Bh.  11,  71  (s.  oben 
S.  574)  durch  ap,  appi  nochm^s  aufgenommen  wird.  Dies  erklärt 
sich  wohl  dadurch,  dass  in  beiden  Fällen,  einmal  vor  tiri  „sagen", 
titukka  nanri  „erlogenes  sagte  er",  das  andere  Mal  vor  äaparrak- 
umme  .  .  toi  „eine  Schlacht  lieferte  er"  der  blosse  Dativ  genügen 
würde  und  die  Postpositionen  «r,  in  bzw.  ma  nur  adverbial  ge- 
braucht sind.  Die  Postposition  bzw.  das  Adverb  ir,  m  liegt  nun 
noch  in  folgenden  Fällen  ausser  den  erwähnten  vor:  in  Wendungen 
wie  aap  ^Matape  ikhi  in  pai-ukCt  „als  ich  nach  Medien  gelangte" 
Bh.  n,  50*),  in  dk  ^"ti  amer  ^Alpirti  in  kanna  ennikü  „und  ich 
war  damals  auf  dem  Marsche  nach  Susa  hin"  Bh.  11,  7,  in  appapa 
ANäü-KUR'RA^  ir  pepluppd  „die  andern  wurden  zu  Rossen 
hingeschafft"  (hingebracht,  um  darauf  gesetzt  zu  werden)  Bh.  I,  69, 
in  *^^/|»-*^-iVra  ^Faräirrana  Sataneka  ^sirum  fr*)  parik  „des  per- 
sischen Mannes  Lanze  ist  fem  hingedrungen"  NR.  a  3 5 f.,  in  irma 
„entgegen*  (s.  oben  S.  574)  oder  „dorthin"  Bh.  XET,  13 :  irma  [pd]rik^) 


1)  Hierher  gehört  auch  aip  in  emaptüita  Bh.  I,  50,  das  besser  ema  ap 
tüSta  zu  sehreiben  ist  (ygl.  H.  Wiukler  a.  a.  O.  55,  wo  em  fUschlich  statt  ema). 
emüü  ist  ein  Kompositum  ans  emi  (ema)  „we^*  und  tu  „nehmen",  einem  Verbum, 
das  auch  Bh.  I,  22  belegt  ist,  wo  tüma  statt  patiüma  zu  lesen.  Hommel  LC. 
1890,  8p.   1257  vergleicht  noch  tu-na  „Übergeben". 

2)  Vielleicht  ut  sogar  ikkin  (als  Komposition  aus  ikki  in)  au  lesen.  Dass 
hier  nicht  ohne  weiteres  das  Pronomen  tr,  in  vorliegt  (so  nach  Weissbach  §  25  b), 
ergiebt  sich  schon  daraus,  dass  es  nicht  appin  lautet,  wie  man  doch  nach  dem 
Plural  mMatape  erwarten  muss. 

3)  So  ist  mit  Oppert  fQr  das  sinnlose  i  au  lesen. 

4)  80  möchte  ich  statt  [pajriS  lesen,  da  das  Verbum  pari  in  der  Be- 
deutung „gelangen"  nur  intransitiv  flektiert  wird  (worüber  noch  unten  8.  588). 


W,  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d,  sueischen  AcJiaemerUdeninschriften.    577 

Acc.  ün^  ün,  un  auftretende  ünan  NE.  a  28  geht  auf  einen  erweiterten 
Stamm  des  Pronomens  der  1.  Person  *üna  zurück,  neben  dem  *üne 
im  Gen.  ünena,  ^iint  im  Gen.  ünma  (Art.  Sus.  a  3)  vorliegt.  Neben 
der  Genitivform  ünena  findet  sich  ein  enklitisches  -mt,  das  dem 
ap.  mati/  entlehnt  ist,  obwohl  noch  neuerdings  Heinrich  Winkler 
in  seiner  öfters  citierten  Abhandlung  S.  36  sich  dagegen  ausspricht; 
vgl.  dazu  Verf.  KZ.  XXXV,  60,  woraus  sich  ergiebt,  dass  das  sus. 
-mi  nur  an  Stellen  auftritt,  wo  es  einem  ap.  -maiy  entspricht,  mit 
Ausnahme  von  Art.  Sus.  a  4  myakka-mt,  wo  im  Ap.  das  Pronomen 
höchst  wahrscheinlich  fehlt  ^):  die  Entlehnung  liegt  also  auf  der 
Hand.  Über  die  angebliche  enklitische  Form  des  Gen.  der  2.  Pers. 
-ne  s.  oben  S.  565. 

Die  Possessiva  sind  durch  das  Suffix  -me  (worüber  oben  S.  564) 
von  den  Personalpronomina  abgeleitet,  vgl.  nika/mi  „unser*  (wofür  anz. 
nikame,  Weissbach,  Neue  Beiträge  733)  gegenüber  mku  „wir", 
anz.  üme  Si.  A.  „mein"  (Neue  Beiträge  737)  gegenüber  ü  „ich*. 
näami  „sein"   giebt  es  nicht,  s.  oben  S.  569. 

Die  Kelativa,  Interrogativa ,  Indefinita  müssen  zusammen  be- 
sprochen werden.  Jedes  Relativum  kann  an  sich  auch  Interrogativum 
sein.  An  das  persönliche  und  daher  der  Pluralisierung  durch  -pe 
fähige  akha  tritt  beim  indefiniten  Gebrauch  noch  das  Suffix  -ri 
an,  das  wahrscheinlich  auch  in  üpirri  neben  üpe  vorliegt,  vielleicht 
auch  mit  dem  Adjektivsuffix  -m,  -na^  -ra  (vgl.  anz.  akkara,  Weissbach, 
Anz.  Inschr.  141)  identisch  ist  (s.  oben  S.  570).  Dagegen  fungiert  das 
sächliche  appa^)  in  derselben  Form  sowohl  als  Relativum  in  der 
Bedeutung  „was,  wie",  wie  als  Interrogativum  und  Indefinitum  in 
der  Bedeutimg  „wie"  bzw.  „irgendwie".  Als  relatives  „wie*  findet 
es  sich  Bh.  I,  54  =  ap.  yaö'ä  (vgl.  darüber  KZ.  XXXV,  44);  als 
interrogatives  NR.  a  32  in  der  Verbindung  appa  amak  „wie  viel- 
fach" (vgl.  KZ.  XXXV,  47);  als  indefinites  „irgendwie*  Bh.  III,  94 
—  wo  vor  ihm  anka  „wann"  zu  ergänzen  ist*),  vgl,  appa  anka 
„was  irgendwann"  Bh.  I,  19  und  sap  appa  anka  appuka  „als  wann 
vorher"  :=  „nachdem"  (ap.  pasäva  ya(tä\  aap  appa  anka  appuka- 
ta  „wie  wann  früher  auch"  =  „wie  zuvor"  (ap.  ya&ä  par^hivam- 
^^y)i^)  —  ^^^  iii  der  Verbindung  sap  appa  „wie,  weil"  (Bh.  IH,  68, 
79  u.  s.  w.)  oder  „als"  (vgl.  ausser  sap  appa  anka  appuka  „nach- 


1)  Oder  ist  Art.  Sus.  a  4  [nyä]kam[(ny  .  . .]  a^u  lesen  (für  nyäkammaiy^ 
vgl.  äpiSim  für  äpisiim)?  Das  kfime  darauf  an,  ob  in  der  auf  kam  folgenden 
Lücke  dann  noch  ausser  fdr  die  KZ.  XXXV,  59  erschlossenen  Wörter  auch 
tür  das  auf  nyäkam  oder  nyükamaiy  notwendig  folgende  Verbflm  mit  der  Be- 
deutung „es  verbrannte"  Platz  w&re.  Das  lässt  sieb  nur  durch  die  im  Britischen 
Museum  befindlichen  Papierabdrficke  bestimmen. 

2)  Die  persönlichen  KoUektiva  ^^f-**^,  taSStUum,  nap  (Bh,  III,  79)  stehen 

auf  gleicher  Stufe  mit  Sachen,  so   dass  von  Hatts   aus  ihr  Relativum  appa  ist 
und  nur  sekundär  öfters  durch  akkape  vertreten  wird. 

3)  Dadurch  wird  meine  ap.  Konjektur  kaddhiy  KZ,  a.  a.  O.  aab  beste 
bestätigt,  s.  auch  oben  S.  120  f.  Anm. 

4)  Vgl.  über  anka  ,;wenn,  Wann'*  H.  Wickler  a.  a.  O.  31,  47. 

Bd.  LH.  38 


578     ^*  ^f^Vi  Beiträge  z.  Erklär,  d.  sueischen  ÄchaemcnideninBchriften. 

dem**  noch  Bh.  I,  22  m^ne  8ä]p  appd).  Denn  sap  bedeutet  auch 
aUein  ^als«*  und  .wie*  (vgl.  Bh.  HI,  78,  NR.  a  31,  Dar.  Pers.  f  17 
und  sap  tnnfp  patta  [bzw.  petä]  „wie  lange  die  Möglichkeit*  = 
ap.  yat;ö  tauma  ahatiy  Bh.  III,  85,  86,  worüber  KZ.  XXXV,  47  0) 
und  ist  wahrscheinlich  mit  demselben  Element  ap  zusammengesetzt 
das  auch  in  appa  vorliegt.  Auch  die  Verwendung  von  appa  in 
der  Bedeutung  „dass,  weü"  (Bh.  I,  25,  40,  DI,  62,  Dar.  Pers.  f  14) 
ist  nicht  eine  blosse  Nachbildung  des  ap.  tya  «dass,  weil*,  da  es  sich 
Dar.  Pers.  f  14  ohne  ap.  Äquivalent  findet  Ein  besonderer  eigentüm- 
licher Fall  liegt  Bh.  DI,  60  vor,  wo  der  Te3ct  lautet:  [appi IX ^^n- 
kup  appa  *^  pet  i  atima  maoriya  «dies  (sind)  die  9  Könige,  die  ich 
in  diesen  Schlachten  ergriff*-),  appa  scheint  hier  als  Belativ- 
partikel  zu  fungieren,  wie  z.  B.  in  der  deutschen  Vulgärsprache 
wo.  Welches  die  Grundbedeutung  unseres  Wortes  gewesen  ist  und 
wie  sich  seine  verschiedenen  Gebrauchsweisen  entwickelt  haben, 
Iftsst  sich  mit  unserem  Materiale  nicht  entscheiden,  wie  überhaupt 
das  berührte  Gebiet  eine  der  schwierigsten  Fragen  jeder  Sprach- 
wissenschaft bildet.  —  Als  Indefinitum  in  der  Bedeutung  «welches, 
einiges*  erscheint  appapa^  eine  Erweiterung  oder  Reduplikation 
von  appa,  Bh.  I,  68  f.  ,und  höchst  wahrscheinlich  Bh.  I,  78,  wo  zu 
ap[papä]  statt  zu  ap[-th]  zu  ergänzen  ist.  aski  Bh.  I,  40,  ü,  20,  36 
heisst  nicht  nur  «irgendwas*  (an  den  beiden  letzten  Stellen),  sondern 
auch  «irgendwie*  (Bh.  I,  40),  vgl.  appa  «was,  wie,  irgendwie'; 
hätte  es  Bh.  I,  40  die  Bedeutung  «irgendwas,  etwas*,  so  müsste 
das  Verbum  bdmak  die  transitive  Form  zeigen.  Bh.  I,  40  f.  ist 
somit  etwa  zu  übersetzen:  «keiner  erkühnte  sich  irgendwie  dem 
Mager  Gaumäta  gegenüber*. 

Wir  kommen  nun  zum  Verbum,  dessen  Entwicklung  und 
Bau  in  den  meisten,  aber  doch  lange  noch  nicht  in  allen  Punkten 
klar  gelegt  werden  können.  Ausgehen  wollen  wir  von  dem  Hilfszeit- 
wort «sein*,  das  in  den  Formen  enniktt  (sie!  s.  unten  S.  581)  «ich 
war*,  enri  «er  war**)  (woneben  enrik^  enrir),  enpep  «sie  waren**), 
enripi  «sie  sind*  (Bh.  DI,  78)  ein  gleichbleibendes  en  enthült, 
welches  der  Verbalstamm  sein  muss.  Die  Endungen  der  einzelnen 
Formen,  die  sie  differenzieren,  können  ferner  nichts  anderes  sein 
als  Pronominalsuffixe,  als  welche  sie  sich  auch  teilweise  sofort  er- 
klären lassen.  Wir  haben  in  enri  dasselbe  -ri  wie  in  Sakri  (neben 
iak)  «Sohn*,  eigentlich  «sein  Sohn*,  und  atteri  (neben  attata) 
«Vater*,  eigentlich  «sein  Vater*   (vgl.  H.  Winkler  a.  a.  0.  S.  33)^), 


1)  Ob  innip  peUi  richtig  getrennt  ist  und  innip  „lange",  peta  „Möglich* 
keif*  bedeutet,  ist  noch  nicht  ttber  alle  Zweifel  erhoben. 

2)  Im  ap.  Text  ist  danach  jedenfalls  zu  lesen:  inuxiy  IX xiäyadiy[ä  tyaiy 
agajrbäyam  u.  s.  w. 

3)  Bh.  II,  13,  Bh.  1  4;  es  ist  hier  Praeteritum,  nicht  Praesens  (Weissbach). 

4)  Bh.  III,  72;  vgl.  Anm.  3. 

5)  attata  neben  atteri  „sein  Vater**  hat  nichts  aufOUliges.     Es  ist  eine 


W,  Foyt  Beiträge  z.  Erklär,  d.  ßunschen  AchaemenideninschrifUn,    579 

die  sich  nur  nach  vorangehendem  Namen  des  Vaters  bzw.  Sohnes 
im  (ideellen)  Genitiv  finden  (vgL  Weissbach,  Gramm.  §  26,  1  Anm.; 
Anz.  Inschriften  S.  136).^)  Wir  haben  in  enpep  ein  Pronominal- 
8u£^  'pe,  das  doch  höchst  wahrscheinlich  mit  dem  Pluralsnffiz  -p, 
'pe,  -pi  identisch  ist. 2)  Das  -p  begreift  sich  aber,  wenn  wir  er- 
kennen, dass  eni-ik  (ziemlich  deutlich,  wie  es  scheint,  Bh.  I,  36 
lesbar)  durch  Anfügung  von  -k  in  die  intransitive  Flexion  über- 
geführt werden  soll,  da  das  Sprachgefühl  für  die  ursprüngliche 
Bedeutung  des  -ri  erloschen  war,  und  dass  nach  enrik  :  enri  zu 
*€np0  ein  enpep  gebildet  worden  ist,  mit  einem  -p,  das  sich  im 
Plural  der  intransitiv-passiven  Flexion  statt  des  -X;  der  3.  Sg.  findet. 
Nach  *enpe :  enpep  ist  wiederum  zu  enri  ein  enrir  geschaffen  worden 
(Bh.  U,  69),  und  nach  dem  Verhältnis  peptuk{ka):  peptippi  zu 
enrik  ein  enripi,  eine  Form,  die  das  (wenn  auch  nur  einstige)  Vor- 
handensein eines  enrik  im  Sus.  auch  ohne  einen  Beleg  dafür  be- 
stätigen würde.  ennikU  zeigt  eine  gleiche  Endung  wie  die  1.  Sg. 
Intr.  ( Aor.  nach  Weissbach),  enni  wird  aber  der  Stamm  des  Verbums 
sein  und  neben  en  stehen  wie  z.  B.  nappi  neben  nap.  So  bleiben 
von  den  angeblichen  Formen  des  Hilfszeitworts  en  nur  noch  kÜ 
.ich  war"  (Bh.  III,  80,  NR.  a  29),  vi  ,wir  sind*  (Bh.  I,  6,  8)  und 
nekti  ,du  wirst  sein*  (Bh.  III,  83)  zu  erklären,  von  denen  wir 
die  beiden  ersten  uns  für  später  aufsparen  müssen,  während  wir 
über  nekti  schon  jetzt  sagen  können ,  dass  es  zu  '[en]nekti  zu  er- 
gänzen ist,  in  enne  eine  Nebenform  von  enni  vorliegt  (mit  dem 
nicht  seltenen  Wechsel  von  e  und  i),  und  die  Endung  -kti  mit 
dem  'kti  der  2.  Sg.  Intr.  in  takatakti-ne  (Bh.  EI,  75),  takatukti-ne 
(Bh.  III,  87)   9 du  sollst  leben"  *)  zu  identifizieren  ist. 

Wir  thun  einen  Schritt  weiter  in  dem  Verständnis  des  Auf- 
baus des  sus.  Verbums  mit  der  Erkenntnis,  dass  das  sog.  trans. 
Futurum  eine  Zusammensetzung  des  Verbalstamms  mit  dem  eben 
behandelten  Hilfszeitwort  en  .sein*  ist  (vgl.  Hommel,  LC.  1890, 
Sp.  1257):  die  Endungen  der  dritten  Personen  -nri,  -nra  und  -Tyw* 
-mpi  erklären  sich  ohne  Weiteres  als  enri  ,er  ist  u.  s.  w.**)  und 
als  *enpij  *empi^),  die  für  tnpep  vorauszusetzende  und  dem  singu- 


Koseform,   da   es  nur  yon   des  sprechenden  Königs  Vater  gebraucht  wird.  — 
lupdruri  „Diener"  gehört  nicht  hierher  (s.  oben  S.  571). 

1)  Daher  heisst  es  im  Nsus.  nur  Sah  (wie  statt  tur  su  lesen,  s.  Weiss- 
bach §  26,  1  A.  oder  Jensen,  ZA.  VI,  174,  175,  178),  wenn  der  Oenitir  folgt 

2)  -r»  und  -pi  bedeuteten  ursprünglich  „er**  und  „sie"  (vgl.  auch  H.  Winkler 
a.  a*  O.  8.  50),  konnten  aber  nach  einem  Nomen  genitivische  Bedeutung  er- 
langen: ,3ein"  und  ,4hr**,  wie  in  Sakri  u.  s.  w. 

3)  Über  -fitf  sur  Bildung  eines  Konjunktiv-Optativs  siehe  unten  S.  580 
Anm.  4  und  582  f. 

4)  Über  die  Bedeutung  vergleiche  man  weiter  unten  S.  580  f.. 

6)  n  ist  nach  den  übrigen  Formen  des  Paradigmas  analogiseh  bewahrt 
geblieben,  während  m  das  lautgesetzliche  darstellt.  Aus  sus.  Kanpiudya  folgt 
daher,  dass  im  Ap.  nicht  m  -4*  bilabiale,  sondern  n  -|-  labiodentale  p,  h  gesprochen 
wurden  (Hübschmann,  Pers.  Studien  17,  Nr.  108),  denn  ap.  *Kcanbv^iya  hätte 
nicht  im  Sus.  zu  Kanpuxiya  werden  können.     Während  also  Kaivpuziya  sich 

38* 


580    •  ^-  ^^Vj  Beiträge  z.  Erklär,  d,  ntaüchen  Achaemenidemngckriften. 

laren  enri  entsprechende  Form,  ,sie  sind  u.  s.  w.*;  der  anlautende 
Vokal  ist  bei  der  Komposition  elidiert  worden.  Keine  Schwierig- 
keiten bereitet  auch  die  2.  Sg.  -nii\  -nta^  die  nach  -nri  u,  s.  w. 
=  eni-i  u.  s.  w.  ein  ^enti  voraussetzt,  also  für  die  2.  Sg.  das 
Pronominalsuffix  -^/  erweist^).  Die  Endung  der  1.  Plur.  -niun 
geht  danach  auf  ein  *€nnmn  zurück,  enm  ist  der  erweiterte  Verbal- 
stamm (vgl.  enntkü,  [enjnekti)  und  un  das  Pronominalsuffix  der 
1.  Plur.  2).  Von  dem  angeblichen  Futur  ist  das  Präsens  nur  durch 
die  zwischen  Verbalstamm  und  Endung  eingefügte  Silbä  ma  gewöhn- 
lich unterschieden,  die  mit  der  Postposition  ,in,  bei*  identisch  ist, 
so  dass  der  praesentische  Ausdruck  eigentlich  z.  B.  lautet:  «ich 
bin  beim  lesen*  u.  s.  w.  Eine  1.  Sg.  Praes.  ist  yazutaman  NR.  a 
44  f.  ,ich  bitte*  (aus  yazu  =  awestisch  yazu  , Gebet *^)  und  ta 
„machen*).  Als  1.  Sg.  des  Hilfszeitworts  „sein*  dient  also  der 
blosse  Verbalstamm  ohne  Pronominalsuffix,  en,  wie  ja  auch  eanikU 
auf  ein  ^enni  (erweiterter  Verbalstamm)  als  1.  Sg.  zurückgeht  (vgl 
enrik  neben  enri  u.  s.  w.).  Die  Formen  aus  Verbalstanmi  +  -ra  bzw. 
-na,  -n  (puUana  Bh,  I,  78  „ich  trieb*  aus  pu  „gehen,  ziehen*  und 
ta  „machen*,  also  eigentlich  „gehend  machen*,  vgl.  puttukka  Bb. 
I,  79,  ni,  13  „gehend  gemacht,  in  die  Flucht  geschlagen*  ;  nan*) 
„ich  sagte*),  die,  soweit  bisher  im  Nsus.  bekannt,  nur  praeteritalen 
Sinn  haben,  sind  natürlich  auch  mit  *en  bzw.  *ena  (=  *en  -f-  kopu- 
lativer Vokal)  „ich  bin  u.  s.  w.*  zusanamen gesetzt ;  es  beweist  diese 
Thatsache  nur,  dass  die  Bildung  mit  en  von  Haus  aus  gar  nichts 
mit  dem  Futurum  zu  thun  hat,  sondern  zeitlos  war  und  zum  grössten 

dem  ap.  Kanbujiya  anschliesst,  üt  in  KampanJtaS  =  ap.  Kcff^panda  (Bang, 
Melanges  de  Harlez  7)  m  für  n  vor  p  eingetreten  wie  in  '{e)mpi  f&t  -<e)ftpi 
(gegen  Bang  a.  a.  O.  7  f.).  Danach  ist  das,  was  ich  KZ.  XXXV,  11  Anm.  1 
gesagt  habe,  za  modifizieren.  Es  wurde  also  n  vor  Konsonanten  im  Ap. 
reduziert  gesprochen  und  deshalb  nicht  geschrieben;  m  dagegen  wurde,  wo  es 
vor  Kons,  erschien,  voll  ausgesprochen  und  geschrieben  (vgL  kamna^  das  schon 
iran.  aus  kafnf>na  entstand).  Aus  dieser  Redulction  des  n  erklärt  es  sich  suchf 
dass  es  auslautend  (zunächst  wohl  im  bedingten  Auslaut)  geschwunden  ist,  ohne 
erst  mit  dem  vorhergehenden  Vokal  zu  Nasalvokal  geworden  zu  sein  (gegen 
KZ.  XXXV,  66). 

1)  -nra  neben  -nrif  -nta  neben  -nti  erklärt  sich  wohl  am  besten  durch 
Antritt  des  kopulativen  Vokals,  vor  dem  das  -i  der  Endungen  elidiert  wurde. 
Doch  ist  auch  ein  lautliches  Schwanken  von  a  und  %  in  der  letaten  Silbe  wohl 
möglich. 

2)  Vielleicht  besteht  es  aus  u  „ich"  und  n{i)  „du". 

3)  Oppert,  Le  peuple  et  la  langue  des  Mides  s.  v.  verbindet  es  schon 
mit  av.  yaz,  .     . 

4)  nan  liegt  in  der  bisher  als  nanki  angesetzten  Form  Bh.  11,  81  vor. 
hC  ist  von  nan  als.  selbständiges  Wort  zu  trennen  und  gehört  schon  in  die 
Rede;  es  ist  mit  dem  in  anlaki  „Überschreiten"  (Bh.  I,  70)  vorliegenden  ki 
,,gehen"  (wpnach  ardQ  »über,  hinüber",  anlaki  aber  transitiv  „fiberschreiten") 
zu  verbinden  und  ist  2.  Sg.  Imper.  (vgl.  müa  Bh.  II,  23,  müe  II,  39)  .geh!" 
Das  auf  ki  folgende  mitki-ne  aber  bezieht  sich  auf  den  Satrapen  DSdarsil,  wie 
das  nächste  Verbum  alpiS-ne,  und  ist,  wie  dieses  als  3.  Sg.  Konj.-Opt  eines 
trans.  Verbums  durch  Anfügung  von  -ne  an  die  3.  Sg.  „Aor."  gebildet  worden 
ist,  durch  das  gleiche  Suffix  von  der  3.  Sg.  Intr.  abgeleitet. 


W.  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  maischen  Achaemenideninschriftfin,    581 

Teil  noch  ist.  Auch  eine  2.  Sg.  der  6n- Bildung  findet  sich  in 
praeteritaler  Funktion :  nanta  NR.  a  33 ,  desgleichen  zwei  3.  Sg. 
zcdanra  NB.  a  38,  nanri  öfter.  Das  letzte  Wort  wird  auch  äusserst 
häufig  als  3.  Sg.  Praes.  gebraucht  in  den  Wendungen  dk  ^Tariya- 
maoa  ^zunkuk  nanri  u.  s.  w.  Etwas  anderes  ist  auch  gar  nicht 
zu  erwarten,  da  ja  die  Flexion  des  Hilfszeitworts  en  natürlich 
zeitlos  sein  musste,  vgl.  ennikCt  ,ich  war",  enri^  enrir^  enrik  „er 
war*,  enpep  »sie  waren*,  [en\nekti  „du  bist,  du  wirst  sein",  enripi 
„sie  sind*. 

Neben  der  67i-Bildung  kommen  vor  allem  die  von  Weissbach 
als  Aor.  Trans,  und  Aor.  Intrans.  -  Pass.  bezeichneten  Flexionen  in 
Betracht.  Die  letztere  enthält  als  deutliches  Charakteristikum  in 
mehreren  Formen  ein  k  wie  die  €n-Bildung  ein  n :  Die  3.  Sg.  endigt 
auf  'k^  -{k)ka  oder  -(4)4«', -die  2.  Sg.  auf  -kti  in  [en\nekti  und  takutakti- 
ne  „du  sollst  leben*  (aus  takatakti  -\-  ne  gebildet  wie  müki-ne  aus 
♦twiVcAi  +  fie  „er  soll  ziehen*),  -ti  ist  dasselbe  Pronominalsuffix  wie 
bei  der  en -Bildung.  Die  1.  Sg.  wie  parukit  (sie!)  enthält  in  'kft 
natürlich  das  Pronomen  suff.  (poss.)  der  1.  Person*);  ob  aber  -kft 
in  k£  +  tt  zu  zerlegen  (wobei  -kC  =  -ki  der  3.  Sg.  und  ü  Pron. 
suff.)  oder  als  ganzes  das  Pron.  suff.  ist,  vor  dem  das  -k  der  2.  und 
3.  Sg.  graphisch  nicht  zum  Ausdruck  gekommen  wäre  (vgl.  -niuTi, 
die  Endung  der  1.  Plur.  der  cn-Bildung,  aus  *cwnütn),  muss 
zweifelhaft  bleiben;  höchstens  könnte  ennikCt  daftir  sprechen,  dass 
'kÜ  die  Pronominalendung  der  ersten  Person  ist,  wenn  dies  nicht 
von  der  X;-Bildung  aus  auf  eine  vorauszusetzende  1.  Sg.  *enni  (vgl. 
die  en -Bildungen)  auch  durch  Analogie  zu  übertragen  möglich 
gewesen  wäre'^).  In  der  3.  Plur.  ist  die  Endung  -jp,  -ppd^  -ppt 
daher  scheinbar  auffällig,  doch  liegt  auch  hier  ursprüngliches  -kpi 
vor,  das  aber  wahrscheinlich  in  der  elidierten  Form  -kp  zu  -p 
wurde  (denn  -kp-  wird  geduldet ,  vgl.  Ukpdtarranma :  KZ.  XXXV, 
11  Anm.  1),  wonach  auch  -(p)pi,  '{p)pä',  -pi  ist  natürlich  dieselbe 
Endung  wie  in  der  3.  PI.  der  en-Bildung.  Die  1.  Plur.  der  k- 
Bildung  ist  Bh.  I,  6,  8  belegt,  wo  iit  bei  Weissbach  die  Bedeu- 
tung „wir  sind**  erhält.  Es  ist  aber  das  Pronominalsuffix  „wir* 
und  findet  sich  ebenso  und  als  w/,  utta^  titta  in  der  1.  Plur.  des  sog. 
trans.  Aor.,  während  in  der  1.  PL    der   en-Bildung   merkwürdiger- 


1)  Nach  Weissbach  hätte  allerdings  hÜ  die  Bedeutung  „ich  war"  und 
würde  Bh.  111,  80.  NB.  a  29  selbständig  gebraucht  sein.  Die  letste  Stelle  ist 
aber  zu  transskribieren :  *nü  ^zunku(k)kÜ\  zunku(k)kit  „ich  war  (u.  s.  w.) 
König'*  ist  zu  zunkuk  „König"  gebildet,  wie  zu  *äzak  „gross"  (vgl.  äzaka  u.  s.  w.) 
„ich  war  gross"  ^kzakU  lauten  wQrde  (vgl.  8.  587).  Da  femer  auch  Adjektiva 
ohne  -k  eine  Intr.-FIezlon  neben  sich  haben  (vgl.  pirka  S.  566),  konnte  zu 
titukkurra  „lügnerisch"  ein  tüukkttrrakit  (Bh.  111,  80)  gebildet  werden.  — 
Über  -kÜta  s.  unten  S.  585. 

2)  Etwa  stott  -kÜ  -kiut  zu  lesen  (Hommel,  LC.  1890,  Sp.  1256),  acheint 
mir  gerade  der  Umstand  zu  verbieten,  dass  -fU  Suffix  der  1.  Plur.  ist;  denn 
ich  kann  mir  weder  ein  gleiches  Pronominabuffiz  fttr  die  1.  Sg.  und  Plur«  noch 
auch  eine  Verwendung  der  1.  Plur.  für  die  1.  Sg.  (so  Hommel  a.  a.  O.)  denken. 


W.  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susuehen  Achaemenidenifuchriften.    583 

Auch  azzaä-ne  ,er  soll  gross  machen*  Bh.  III,  87  gegenüber 
äzaka  XL  s.w.  «gross,  sehr",  das  ein  *aasa  voraussetzt  (s.  oben  S.  568), 
ist  hier  aufzuführen.  Hieraus  ergiebt  sich  mit  Evidenz,  dass  durch 
die  transitive  „Aorist'' -Bildung  Kausativa  zu  Intransitiven  gebildet 
werden.  Nun  erkl&rt  sich  auch  partS  „er  zog*  u.  s.  w.  gegenüber 
pari/c  „er  gelangte*  u.  s.  w. ;  der  Yerbalstamm  hatte  die  Bedeutung 
„gelangen*,  wozu  parä  u.  s.  w.  eine  Art  Kausativum  „das  Kommen 
(nach  etwas  hin)  machen  (ausfuhren,  bewerkstelligen  etc.)*  = 
„ziehen*  ist.  Danach  ist  .  .  .  .  k  Bh.  lU,  7  zu  [Mnni]k  zu  ergänzen, 
da  nur  die  Bedeutung  „es  zog*  vorliegen  kann;  Bh.  III,  18  aber 
ist  [pa]ris  jedenfalls  in  [pa]rtk  zu  verbessern  (vorausgesetzt,  dass 
trma  richtig  gelesen  ist),  da  vor  irtna  ein  sak  zu  ergänzen  ist  und 
die  ganze  Stelle  übersetzt  werden  muss:  „Darauf  floh  jener  Vahjaz- 
data  mit  wenigen  Reitern,  in  die  Flucht  geschlagen,  nach  PiSiyä^u- 

väda;  dorthin  gelangte  er;  von  dort  aber ^)",  vgl.  KZ.  XXXV,  41. 

Der  kausative  Sinn  der  angeführten  Fälle  kann  nur  in  den  Endungen 
liegen  (vgl.  noch  pes-ta  „er  schuf*,  worin  pe  „vorwärts*,  s.  zu 
Bh.  I,  21),  denn  dass  diese  nicht  praeteritale  Bedeutung  haben, 
folgt  .aus  dem  ursprünglich  zeitlosen  Gebrauch  dieser  Flexion.  Der- 
selbe ergiebt  sich  aus  folgenden  Thatsachen:  Die  8.  Sg.  Konj.-Opt. 
wird,  wie  bei  den  Pass.-Intr.  von  der  X:-Bildung,  so  bei  den  Tran- 
sitiva  von  der  „Aorist* -Bildung  durch  -ne  abgeleitet,  einen  prae- 
teritalen  Sinn  kann  sie  also  nicht  gehabt  haben;  in  Fällen  wie: 
nanri  ^zunkukme  ^ü  iUta  ^OUL^  ^Makstarrana  neman  mara 
Bh.  n,  60  „er  sagte:  ich  übe  die  Herrschaft  aus,  (der  ich)  zum 
Geschlechte  des  ^UvaxStra  gehörig  (bin)*  *)  ist  ütta  nicht  Aorist, 
sondern  Praesens;  marrtya  Bh.  I,  21  entspricht  einem  ap.  dära- 
yämHy,  Mit  der  Flexion  der  Kausativa  ist  die  der  Transitiva  zu- 
sammengefallen, nachdem  für  die  Intransitiva  und  Pa^iva  die  X;- 
Flexion  ausgebildet  worden  war,  da  die  Kausativa  fast  ausschliesslich 
transitiv  waren**)  und  somit  der  einen  Intransitiv -Passiv -Flexion 
zwei  verschiedene  Transitivflexionen  gegenüberstanden,  deren  ur- 
sprünglich besondere  Bedeutungen  vergessen  wurden.  Die  anfäng- 
lich promiscue  gebrauchten  beiden  Transitivflexionen  differenzierten 
sich  dann  z.  T.  in  ihrer  Verwendung,  da  beim  Futurum  in  Haupt- 


1)  Hier  bt  wohl  lo  zu  lesen:  bimi  mar  Sarah  ^taihutum  ii[pipe  itaka 
Il-umme  ma  fnlrtamartiya  trma  Hnnäe  .  .  .]  „von  dort  aber  zog  er  (der  Em- 
pörer) mit  jenem  Heere  zum  zweiten  Male  gegen  Artayardiya"  (gegen  KZ. 
XXXVy  41).  Der  Unterschied  vom  Ap.  wftre  also  nur  der  Zusatz:  „dorthin  ge- 
langte er". 

2)  Daher  bt  auch  in  Fällen  wie  nanri  ^zunkukme  ^Apirtuppe  *nu 
iitta  mara  Bh.  I,  58  u.  s.  w.  mara  nicht  zu  iUta  zu  ziehen;  siehe  weiteres 
Über  mara  S.  565.  Die  ganzen  Belege  fllr  dieses  Praesens  tUta  in  der  Ver- 
bindung mgunktikme  ütta  =  ap.  xiäyaiHya  amHy  sind:  Bh.  I,  7,  8 f.,  58, 
n,  51,  60,  m,  51,  55,  57,  Bh.  b— j. 

3)  Das  einzig  belegte  intrans.  Kaasativnm  pariS  n.  s.  w.  wird  sieh,  wie 
e^.  fthnliche  Verba,  nach  der  Masse  der  transitiven  gerichtet  haben. 


584      ^^o  ^^t  Beiträge  z.  Erklär,  d.  »unsehen  Achaemenideninäehriften. 

Sätzen*),  in  futnrisch -konjunktivischen  Nebensätzen  und  beim  ne- 
gierten Imperativ  der  2.  Sg.*)  die  en-Bildmig,  beim  nicht  negierten 
Imperativ  der  2.  und  3.  Sg.  und  bei  dem  mit  -/*,  -ta  gebildeten 
Praeteritum,  auf  das  weiter  unten  einzugehen  ist,  die  Kausativ- 
bildung,  beim  gewöhnlichen  Praeteritum  und  beim  Praesens  (s.  obeui 
dagegen  beide  vorliegen. 

Wir  kommen  jetzt  zur  Erklärung  der  Endungen  der  Kausativ  - 
bildung.  Die  1.  Sg.  scheint,  nach  dem  Nsus.  zu  urteilen,  den 
reinen  Stamm  zu  repräsentieren,  doch  ergiebt  sich  aus  dem  Anza- 
nischen  und  Mäl-amirischen ,  dass  im  Nsus.  auslautend  ein  -h  ge- 
schwunden ist;  vgl.  auch  tah  ,ich  sandte**,  das  zum  ünterschie«] 
von  ta  ,ich  machte*^  (in  zikkita^  pepta)  -A  in  historischer  Schreibunir 
bewahrt  hat.  In  dem  -A  wird  der  kausative  Sinn  zum  Ausdruck 
gekommen  sein,  ein  pronominales  Suffix  fehlt  wie  in  der  1.  i>g.  der 
en -Bildung.  Die  1.  PI.  zeigt  dieselbe  Form  wie  die  1.  Sg.  +  ut  (vt, 
uäa,  vtta\  hat  also  dasselbe  pron.  Suffix  „wir*  wie  die  1.  PI.  der 
A^-Büdung.  Die  2.  Pers.  sind  nicht  belegt;  doch  s.  S.  565  Anm.  1.  Die 
3.  Pers.  endigen  beide  auf  -^,  und  zwar  schon  im  Anz.  und  Mäl-amlr.: 
es  vertritt  also  dieses  -h  die  Stelle  des  -h  in  der  1.  Sg.,  d.  h.  es  i>t 
kausativbildend ^).  Auffallend  ist  dabei,  dass  beide  Formen  keine 
Pronominalsuffixe  haben,  doch  s.  S.  589  Anm.  1.  In  der  Kausativ- 
flexion sind  also  zwei  verschiedene  Formationen  mit  den  Elementen 
-Ä  bzw.  -d  zusammengeflossen ,  deshalb  konnte  auch  sowohl  die 
1.  Sg.  wie  die  3.  Sg.  ohne  Pronominalsuffix  bleiben,  hatten  sie 
doch  verschiedene  formative  Elemente.  Bei  den  Verbais täm inen 
auf  -«  oder  -u  lautet  die  1.  Sg.  beim  Antritt  des  kopulativen  Vokals 
auf  -iya  oder  -uma  aus,  wo  y  und  m  als  Halbvokale  aufzufassen 
sind.  Dies  war  jedoch  erst  möglich,  als  das  -A  dieser  Form  ge- 
schwunden war,  also  erst  im  Nsus.  Zu  *ztya  wurde  dann  eine 
3.  Sg.  ziyai(a)  gebildet,  zu  tiriya  tiriyas^  woneben  tirü  zu  tiri\  in 
ziyasa  liegt  also  zweimal  der  kopulative  Vokal  vor.     Auffällig  ij^t 

1)  Das  Fotarnm  in  Hauptsätzen  ist  allerdings  nur  in  der  Verbindang 
Saparrak-umme  iutinvan  „eine  Schlacht  wollen  wir  liefern"  belegt.  Ein  weiterer 
scheinbarer  Beleg  tüenra  Bh.  III,  64  kann  als  solcher  nach  dem  Zusammen- 
hange nicht  gelten.  Es  wird  darch  Schuld  des  Steinmetzen  davor  ein  akka 
vergessen  worden  sein,  wie  auch  im  Ap.  hya  gestanden  haben  musa,  wodurch 
sich  H«  Winklers  Bemerkungen  a.  a.  O.  8.  39,  56  Anm.  aufs  einfachste  erledigen. 

2)  Ob  Überhaupt  beim  negierten  Imperativ  die  0n-Bildung  das  regelmfissigo 
ist,  Iftsst  sich  wegen  Mangels  an  Beispielen  nicht  bestimmen.  Neben  dm  »ii-ne 
Dar.  Pers.  f  23  steht  dni  mür  tumampi  Bh.  I,  40. 

3)  Dass  es  ohne  sichtliche  Modifikation  reine  Adjektiva  bildete,  wie 
H.  Winkler  a.  a.  O.  S.  51  meint»  ist  unrichtig.  Er  stützt  sich  dabei  auf  kanna* 
neben  kanna\  doch  hat  letzteres  gar  nichts  mit  han{n)e  „lieben"  zu  thun  (siehe 
zu  Bh.  II,  7) y  und  statt  des  nur  ergänzten  kannaS  ist  Bh.  I,  17  vielleicht 
kanneS-ti  zu  lesen,  was  die  3.  Sg.  der  Kausativbild ung  von  ka'n{n)e  „lieben" 
^  'ti  (worüber  8.  585)  sein  würde.  Über  Fälle  wie  hrikkaS  Bh.  I,  26  neben 
arikka  habe  ich  mich  schon  KZ.  XXXV,  12  ausgesprochen;  -S  ist  dem  Ap. 
entlehnt  und  vom  Nominativ  der  ü,  u-Stämme  auf  die  ä-Stämme  verallgemeinert, 
endigten  doch  die  Accusative  aller  dieser  auf  dasselbe  SufiSz  -m. 


W,  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  susischen  Achaemenideninschriften.    585 

die  Form  masstema^sa  Bh.  11;  69  f.  gegenüber  maztenti  NB.  a  48. 
Ich  Termute,  dass  in  dem  letzteren  vom  Steinmetzen  die  Silbe  ma 
vor  71  übersehen  worden  ist,  dass  also  das  Verbum  , verlassen" 
maztema  (für  *mazzüema^  s.  S.  129)  heisst. 

Mit  den  noch  übrigbleibenden,  z.  T.  abgeleiteten  Verbalfonnen 
können  wir  uns  rascher  als  mit  den  drei  besprochenen  Haupt* 
formationen  abfinden.  Da  ist  zunächst  eine  2.  Sg.  und  PI.  Imperativi 
(PL:  Bh.  II,  14 f.,  62;  HI,  22  f.),  die  bei  den  transitiven  Verben 
auf  'ä  ausgeht  und  bei  den  intransitiven  teils  dieselbe  Endung  auf- 
weist, teils  den  reinen  Verbalstamm  darstellt.  Wahrscheinlich 
haben  wir  es  im  letzten  Falle  wirklich  mit  einem  sowohl  als 
Verbalstamm  wie  Nomen  actionis  fangierenden  Worte  *)  zu  thun 
(vgl.  die  imperativische  Funktion  des  Infinitivs  z.  B.  im  Griech.), 
und  die  Formen  mit  -ä  stammen  aus  der  Kausativbildung.  Sie 
waren  also  ursprünglich  nur  bei  den  Transitiva  berechtigt,  wurden 
aber  dann  auch  bei  den  Intransitiva  eingeführt,  weil  bei  beiden 
die  Stammformen  als  Imperative  fungierten.  —  Über  den  durch 
Anfügung  der  Paiiiikel  -ne  gebildeten  Konjunktiv- Optativ  ist  oben 
S.  580  A.  4  u.  582  f.,  soweit  wie  möglich,  erklärend  gehandelt  worden. 
—  Femer  ist  ein  mit  -ti,  -ta^)  gebildetes  Tempus  der  Vergangen- 
heit zu  nennen,  das  nur  für  die  3.  Sg.  und  PI.  der  transitiven 
Kausativbildung  und  nur  in  Belativsätzen  mit  Sicherheit  vorliegt. 
Letzteres  behauptet  zwar  schon  Jensen  ZA.  VI,  179,  doch  hat  er 
es  durch  nichts  erwiesen.  Er  hat  nicht  pesapti  Bh.  I,  67,  zikkita 
Bh.  I,  50,  53  und  die  intransitiven  Formen  mit  -iUta  bzw.  -utta 
(Bh.  I,  70,  Xerx.  Pers.  a  16)  und  -kOta  (Bh.  I,  73,  80,  II,  49)  be- 
achtet, die  Weissbach  zur  Bildung  mit  -ti^  -ta  rechnete,  und  daher 
brauchte  er  sich  nicht  zu  wundem,  dass  Weissbach  die  relativische 
Bedeutung  dieser  Bildung  nicht  erkannt  hat.  Die  Formen  mit 
'üäa  (bzw.  -utta)  und  -kCtta  lassen  sich  nun  leicht  als  Formen 
mit  kopulativem  a  begreifen  und  sind  als  solche  wohl  auch  da 
aufzufassen,  wo  sie  in  Nebensätzen  stehen  (Bh.  I,  73);  pesapti] 
ist  so  unsicher,  dass  man  dafür  eher  pe\8appi]  ansetzen  darf;  und 
zikkita  ist  mit  ta  „thun**  zusammengesetzt*).  Damit  ist  unsere 
oben  aufgestellte  Regel  erwiesen;  vgl.  über  die  anderen  Belege  für 
die  ^i-Bildung  H.  Winkler  a.  a.  0.  S.  54.  Über  ihre  ursprüngliche 
Funktion  und  ihren  Ursprung  wage  ich  keine  Meinung  aufzustellen, 
da  unter  gleichen  Bedingungen  die  Formen  ohne  und  mit  -ti  (-ta) 
nebeneinander  liegen  (beachte  namentlich  emittlä  Bh.  I,  38,  ült^tis 
Bh.  III,  83  f.,  [tiijnoö'Dar.  Sz.  c  3).  Jedenfalls  ist  Weissbachs  Auffassung 


1)  Man  vgl.  die  Praesensbilduog:  „Machen  dabei  sind  wir"  =  „wir  machen", 

ferner  paris  (S.  583)  and  cUpi  „Sterben,  Tod"  Bh.  I,  38»  worüber  unten  S.  586. 

'2)  -ta  ist  wohl   die  elidierte  Form   von   -ti  mit  dem  kopulativen  Vokal. 

Die  Verbalfonnen   mit  diesem   finden   sich   anch   in  Relativsfitzen ,   vgl.    z.  B. 

Bh.  I,  55  f.,  56  f. 

3)  Weissbachs  ku[tkatü\r[raSti]  Bh.  I,  55  ist  ergänzt  und  hat  keine 
Beweiskraft;   nach    den   übrigen  Belegen  ist  vielmehr  kultkatu]r[rai]  zu  lesen. 


586     ^'  ^^y*  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susischen  Ächaemenüieninschriften, 

* 

von  der  ^i'-Bildung  kaum  aufrecht  zu  erhalten.  —  Die  Ausdrucks- 
weise üUiniun  itpd  (üpd)  Bh.  11,  25  u.  s.  w.  kann  nicht  ab  1.  Plur. 
eines  Desiderativurns  aufgefasst  werden,  dagegen  spricht  der  Zu- 
sammenhang und  das  ap.  Äquivalent  (der  Infinitiv).  Wenn  es 
heisst:  ,Die  Abgefallenen  sammelten  sich  und  zogen  gegen  Dädar^iS, 
eine  Schlacht  üttiniun  üpd;  darauf  lieferte  ihnen  DädarSiS  eine 
Schlacht*,  so  kann  iUtimun  1.  PL  ,wir  (werden  oder  wollen)  liefern* 
nur  ein  direkt  angeführter  Gedanke  der  Abgefallenen  sein,  üpd 
wird  nun  diesen  Gedanken  als  solchen  charakterisieren  und  ab- 
schliessen  sollen,  es  bedeutet  also  vielleicht  „Gedanke,  Absicht, 
Plan*,  und  der  Text  meint  wörtlich:  „eine  Schlacht  wollen  wir 
liefern:  (war  ihr)  Gedanke*,  d.  h.  „mit  dem  Gedanken  eine  Schlacht 
zu  liefern*,  entsprechend  dem  ap.  finalen  Infinitiv  cartanaii^.  Merk- 
würdig ist  nun  nur,  dass  dort,  wo  dieser  zu  einem  Satze  mit  sg. 
Subjekt  gehört,  im  Sus.  nicht  etwa  utfinra  üpd  entspricht,  sondern 
iUtimanra  (Bh.  I,  74  u.  s.  w.).  Dies  ist  gleich  der  3.  Sg.  Praes., 
muss  und  kann  hier  aber  „er  stand  [war]  im  Begriffe  [dabei]  zu 
liefern*  bedeuten,  da  ja  das  flektierte  Hilfszeitwort  en  „sein*,  womit 
die  transitive  en -Bildung  zusammengesetzt  ist,  von  Haus  aus  zeit- 
los war*).  —  Ein  Beflexivum  giebt  es  nicht.  In  dem  angeblichen 
(verstümmelten)  Beispiel  alpipe  .  .  .  -iu  alpik  Bh.  I,  33  entspricht 
alpipe  ,  .  .  5u  dem  ap.  ^vämarsiyus  „als  Selbstmörder* ;  es  wird 
daher  wie  dieses  ein  nominaler  Ausdruck  sein.  Ich  möchte  Su  zu 
ma  ergänzen  und  glauben,  dass  in  alpi  pe  (?)...  ma  alpik  etwa  der 
Gedanke  „er  starb  an  einem  Tode  durch  eigene  Hand*  ausgedrückt 
gewesen  ist;  alpi  würde  dann  als  Yerbalsubstantivum  fungieren. 
Das  ap.  Reflexivum  wird  im  Sus.  nur  durch  das  Aktivum  vertreten 
(vgl.  Weissbach  Gr.  §  33),  da  das  Sus.  kein  Reflexivpronomen  kennt. 
—  Die  beiden  angeblichen  Belege  für  einen  Infinitiv  auf  -fnana^ 
Mzzamana  und  i-ilumana  Xerx.  Van  21  f.  u.  24^),  sind  anders  zu 
erklären.  Wie  sonst,  sind  auch  hier  die  ap.  Infinitive  umschrieben 
worden;  es  ist  kizza  mana  und  rtlu  mana  zu  lesen,  wobei  Mzza 
und  räu  den  Verbalbegriff  des  Befehls  am  einfachsten  durch  den 
Verbalstamm  oder  das  diesem  gleiche  Nomen  actionis  darstellen 
(vgl.  die  2.  Sg.  u.  PI.  Imper.),  während  mana  gleich  dem  oben 
S.  565  erörterten  mara  ist  und  den  Befehl  abschliesst,  ihn  zu- 
gleich mehr  hervorhebend.  Da  mcara  wegen  ra  Bh.  HI,  68  (oben 
S.  565)  ursprüngliches  r  zu  haben  scheint,  muss  mana  aus  mara, 
also  hier  wenigstens  n  aus  r  intervokaUsch  entstanden  sein,  während 
sonst  in  gleichem  Falle  oft  n  zu  r  wird.  —  Über  Verbaladjektiva 
ist  oben  S.  568 — 571  einiges  gesprochen  worden;  hier  soll  nur 
noch  einmal  an  die  Thatsache  erinnert  werden,  dass  der  sus.  Verbal - 


1)  Eine  ähnliche  Bildung  sollte  man  von  einem  intrans.  Verbum  statt 
kanna  ennikÜ  Bh.  II ,  7  ,4ch  war  auf  dem  Marsche"  erwarten ,  doch  ist  hier 
das  ap.  aSnaiy  äham  nachgeahmt. 

2)  tamana  Art.  Sus.  a  4  bt  unricher,  wenn  auch  so  von  Weissbach  sehr 
glücklich  für  Norris'  nata  gelesen  wird. 


W.  Foif,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  aueUchen  Aehaemeiudeniruehriften.    58  7 

m 

stamm  nicht  nur  als  Nomen  actionis,  sondern  auch  als  Partizipium 
Praesentis  fungiert,  eine  Thatsache,  die  sogleich  ihre  Erklärung 
finden  wird. 

Nachdem  wir  so  die  Yerhalflexion  des  Nsus.  in  ihren  Einzd- 
heiten  erörtert  hahen,  erührigt  es  noch  über  den  Bau  und  die 
geschichtliche  Entwicklung  des  sus.  Yerbums  im  Zusammenhang 
einige  Worte  zu  sagen.  Der  älteste  erschliessbare  Yerbalausdruck 
des  Sus.,  abgesehen  vom  Imperativ,  wird  etwa  aus  einem  sog.  Nomen 
actionis  oder  einem  Adjektiyum  als  Prädikat  und  dem  nach-  oder 
vorangestellten  Subjekte  bestanden  haben;  diese  Ausdrucksweise 
konnte  bei  transitiven  Yerbalbegriffen  sowohl  aktiv  wie  passiv  sein. 
Kausativa  von  Intransitiven  wurden  durch  Anfügung  von  andern 
Nomina  actionis,  die  etwa  «machen*  bedeuten,  gebildet;  in  historischer 
Zeit  sind  sie  durch  zwei  Elemente,  -h  und  -ä,  ausgezeichnet.^) 
Soweit  nun  das  Prädikat  ein  Nomen  actionis  war,  konnte  es  früh- 
zeitig partizipial-adjektivisch  aufgefasst  werden  (vgl.  dazu  S.  566  f.). 
Es  konnte  daher  an  alle  Prädikatsworte  das  noch  im  Nsus.  sehr 
gebi^uchliche  Adjektivsuffix  -k,  -ki  (s.  S.  568)  antreten,  das  von 
Haus  aus  den  Sinn  des  Stammes  nicht  merklich  verändert  zu  haben 
scheint.  Weiter  verschmolzen  die  nachgestellten  Subjekte,  soweit 
sie  Personalpronomina  oder  gewisse  anaphorische  Pronomina  (-n' 
-pi)  waren,  mit  dem  vorangehenden  prädikativen  Partizip-Adjektiv 
zu  einer  Einheit,  sodass  sich  ein  Paradigma  herausbildete.  Dadurch 
wurde  die  Nachstellung  des  Subjekts  für  den  Fall,  dass  es  ein 
Substantivum  war,  so  singulär,  dass  diese  Ausdrucksweise  ganz 
fallen  gelassen  wurde  imd  dafür  die  andre  mit  YoransteUung  des 
Subjekts  eintrat.  Femer  verdrängten  die  fe-Formen  die  ohne  k 
gebildeten  bei  den  flektierten  intransitiven  Yerben  mit  Ausnahme 
von  en  „sein***),  während  bei  den  transitiven  Yerben  (bei  den  un- 


1)  Eine  jüngere  Schiebt  derartiger  Kausativa  wird  mit  ta  „machen,  than" 
gebildet,  wofär  folgende  zwei  Belege:  pitUa  (in  puttana^  puUukka)  .»geben 
machen,  (ver)treiben*'  und  ztkkiia  „stehen  machen,  stellen".  Auch  sonst  findet 
sich  ta  hftnfig  in  Komposition  mit  SubstanÜTen ,  Adjektiven  etc.,  vgl.  yazu^ 
taman  (s.  oben  8.  ^80),  appantukkimme,  -tukkurra,  u(hypentukki{m)me  (s.  oben 
8.  564),  ütta  „machen"  (aus  üt  +  ta,  vgl.  {Ula  „schicken"  neben  pela,  pepla 
„machen  etc.",  worüber  unten  zu  Bh.  I,  21;  wie  gebort  hienu  't^Map  „sie 
wurden"?),  peta^  pepta  „abtrünnig  machen"  (s.  zu  Bh.  I,  21)  und  wohl  auch 
takata  „leben".  anSu  tanti  NR.  a  48  ist  in  zwei  Worten  zu  schreiben ,  da 
das  Kompositum  intransitiv  zu  flektieren  wäre.  frUta  ist  wohl  fillschlich  von 
Hommel,  LC.  1890,  8p.  1257  hierher  gezogen  worden,  da  es  höchstens  „mach' 
weg!"  bedeuten  könnte,  was  aber  eine  zu  weitgehende  Bedeutnngsentwickelung 
für  ta  voraussetzen  würde;  es  wechselt  ja  auch  mit  mite. 

2)  Scheinbar  alte  A;-Bildungen  sind  bei  en  in  der  1.  und  2.  8g.  aus- 
schliesslich in  Gebrauch ,  in  der  1.  Sg.  allerdings  nur,  wenn  die  Endung  der- 
selben 'itj  nicht  -hü  ist.  Doch  können  auch  sie  leicht  als  Neubildungen  erklürt 
werden:  ennikit  ist  zu  einer  etwa  vorauszusetzenden  1.  Sg.  *enni  gebildet, 
wie  enrik  zu  enrt ,  und  len]nekti  dazu  nach  einem  Verhältnisse  wie  *parukti : 
parukit.  —  en  ist  auch  sonst  in  seiner  Flexion  seine  eigenen  Wege  gegangen. 
In  der  1.  Flur,  hat  es  die  Endung  -un,  während  bei  der  Kausativ-  und  Ar- 
Flexion  dafür  'üt  eintritt.     Wahrscheinlich  waren   beide  Endungen  zu  einer 


588     ^'  ^oy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  aueuchen  Achaeoienideninschriften. 

flektierten  aber  vielleicht  nur,  soweit  sie  prädikativisch  gebraucht 
wurden,  nicht  z.  B.  bei  den  attributiven  Verbalstämmen,  s.  jedoch 
auch  oben  S.  568)  die  Formen  mit  und  ohne  k  sich  zu  passiver 
und  aktiver  Bedeutung  differenziert  hatten^).  So  kam  es  zur 
Scheidung  in  eine  transitive  und  eine  passiv-intransitive  Flexion, 
woneben  es  noch  zwei  Kausativbildungen  gab.  Des  weiteren  kam 
es  bei  den  Transitiven  zur  Bildung  eines  Präsens,  während  die 
Verbalflexion  bisher  ohne  Tempus-  und  in  der  Hauptsache  auch 
ohne  Modusunterschiede  geblieben  war.  Das  Praesens  setzte  sich 
aus  dem  als  Nomen  actionis  fungierenden  Verbalstamm,  ma  , dabei, 
darin"  und  dem  flektierten  oder,  wenn  prädikatives  Adjektivum, 
unflektierten  Hilfszeitwort  ea  „sein"  zusammen  und  verschmolz 
später  zu  einer  Einheit*).  Bevor  dies  aber  geschah,  rief  die  (übrigens 
nicht  obligatorische)  Praesensbildung  auch  eine  Umformung  der 
nicht  präsentischen  oder  präsentisch  präzisierten  Ausdrücke  hervor, 
indem  hier  die  Umschreibung  mit  dem  Part  Praes. ,  das  ja  mit 
dem  als  Nomen  actionis  fungierenden  Verbalstamm  identisch  war, 
und  dem  flektierten  oder  unflektierten  Hilfszeitwort  en  eingeführt 
wurde  •'^).  Denn  als  das  Charakteristische  des  Praesens  wurde  nur 
das  ma  empfunden,  das  mit  dem  vorhergehenden  Verbalsubstantivum 
vielleicht  schon  zeitiger  zu  einer  Einheit  verwachsen  war.  Nmi 
erst  verschmolzen  die  beiden  Mittel  des  Verbalausdrucks,  Subjekt 
+  prädikatives  Nomen  und  (flektierte)  Verbalform,  zu  einer  einzigen 
Flexion,  da  sich,  wenn  dies  schon  früher  geschehen  wäre,  die  Aus- 
bildung der  adjektivischen  Suffixe  -man  und  -ni  (s.  oben  S,  569  ff".) 
nicht  erklären  liesse.  Die  Verschmelzung  geschah  in  der  Weise, 
dass  teils  die  flektierten  Formen,  teils  die  Nominalformen  durch- 
geführt  wurden,   gleichviel   ob   ein   besonderes  Subjekt  dabeistand 


gewissen   Zeit   neben    einander   in    Gebrauch    und   wurden    später  verschieden 
veral  1  gern  einert. 

1)  Nach  Weissbach  würde  ipSi  „fürchten"  teils  transitiv  (ipüS),  teils  in- 
transitiv (ipSip)  flektieren.  Wählend  die  Lesung  von  ip^  Bfa.  1,  39  ziemlich 
sicher  ist  und  das  vor  ihm  auch  ziemlich  deutlich  lesbare  ir  die  transitive 
Form  beweist,  ist  ipSip  Bh.  II,  7  völlig  orgänst.  Wahrscheinlich  hat  an  dieser 
Stelle  ein  ganz  anderes  Wort  gestanden,  wenn  auch  im  Ap.  das  ebenfalls  er- 
gänzte cUarsa  richtig  sein  mag  und  dieses  Bh.  I,  39  dem  sus.  ipSü  entspricht 
Denn  sollte  allein  nach  dem  Ap.  der  aus.  Verbalstamm  ipSi  sowohl  ,/archten'* 
wie  „zittern**  bedeuten? 

2)  Dieselbe  Bildung  bezeichnete«  bei  der  Zeitlosigkeit  des  flektierten  en, 
natürlich  auch  eine  in  der  Vergangenheit  sich  vollziehende  imperfekte  Handlung, 
in  die  eine  andere  fällt;  ausserdem  hatte  sie  die  Bedeutung  von  „im  Begrifie 
sein  etwas  zu  thun"  (s.  S.  586).  —  Dass  eine  gleiche  Bildung  nicht  auch  von 
den  Intransitiven  vorliegt,  hat  seinen  guten  Qrund.  Denn  bei  den  Passiva  war 
sie  unmöglich  (weil  es  kein  vom  aktiven  unterschiedenes  passives  Nomen  actionis 
gab),  hier  konnte  nur  ein  ziyamak  analogisch  nach  den  Transitiva  gebildet 
werden;  und  nach  den  Passiva  haben  sich  die  sonst  damit  gleich  flektierenden 
Intransitiva  gerichtet  und  die  ev.  einmal  auch  bei  ihnen  vorhandene  Flexion 
des  transitiven  Praesens  wieder  aufgegeben. 

3)  Wahrscheinlich  nahm  dieselbe  bei  den  partizipia'en  Prädikaten  ihren 
Ausgang,  um  sie  als  Verbalausdrücke  zu  charakterisieren. 


W,  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  suaisßhen  Achaeniemdeninschrififin.    589 

oder  nicht.  Und  zwar  gelangten  die  Nominalformen  in  der  3.  Sg. 
der  fc-Bildung,  in  der  1.  Sg.  und  in  der  3.  Sg.  und  Plur.  der 
beiden  auch  ihrerseits  verschmelzenden  Kausativbildungen  *)  und  in 
der  1.  Sg.  der  en -Bildungen ,  ev.  auch  in  der  1.  Sg.  des  Hilfszeit- 
worts en  zur  Herrschaft-).  —  Die  ferneren  Schicksale  des  sus. 
Verbums,  insbesondere  die  abgeleiteten  Bildungen,  bedürfen  nach 
dem,  was  oben  über  sie  im  einzelnen  gesagt  worden  ist,  keiner 
weiteren  Erklärung. 

Syntax. 

Aus  dem  Gebiete  der  Syntax,  das  ich  im  Vorangehenden 
schon  oft ,  und  zuweilen  nicht  gerade  flüchtig ,  gestreift  habe ,  will 
ich  hier  nur  noch  einen  Punkt  kurz  zusammenfassend  erörtern, 
während  eine  zusammenhängende  Darstellung  der  nsus.  Syntax  einer 
späteren  Zeit  überlassen  werden  muss.  Bei  der  Besprechung  der 
Pronomina  haben  wir  oben  S.  578  flF.  konstatiert,  dass  zur  Wieder- 
aufnahme des  pers.  Objekts  vor  dem  Verbum,  wenn  es  ein  Dativ 
ist,  im  Sg.  J,  im  Plur.  op,  appi  wenn  es  dagegen  ein  Acc.  ist, 
im  Sg.  ir,  «n,  im  PL  ap-m,  apptn,  appir  dient;  wir  haben  weiter 
gesehen,  dass  das  au&ehmende  Element  des  Accusativs  mit  einigen 
vorangehenden  Pronomina  zur  Bildung  des  Accusativs  verschmolzen 
ist,  und  dürfen  vermuten,  dass  allmählich  auch  die  persönlichen 
Nomina  zu  einer  gleichen  festen  Accusativbildung  geschritten  sind. 
Die  Sprache  der  Achaemenideninschriften  ist  aber  noch  weit  von 
diesem  Endpunkt  entfernt,  da  hier  weder  das  dativische  noch  das 
accusativische  persönliche  Objekt  notwendig  wieder  aufgenommen 
werden  müssen,  vielmehr  liegt  die  Sache  nach  meiner  Material- 
sammlung so,  dass  die  Ausdrucksweise  mit  wiederau&ehmendem 
Elemente  und  die  ohne  dasselbe  sich  etwa  die  Wage  halten,  dass 
keine  als  die  regelmässigere  betrachtet  werden  kann.  —  Auffallend 
ist,  dass  nur  das  persönliche  Objekt  wieder  aufgenommen  wird,  und 
ich  weiss  keine  Erklärung  dieser  Thatsache  zu  geben.  Zu  beachten 
ist  jedenfalls,  dass  es  im  Sus.  kein  Demonstrativum  „es**  giebt,  dies 
vielmehr  unausgedrückt  oder  unübersetzt  bleibt,  vgl.  z.  B.  dk  *^ 
Icuäiya  Icutta  kuäiya  tarma  dk  stsne  kutta  tarlak  Dar.  Pers.  f  15 
„und  ich  baute  [sie,  d.  h.  die  Festung]  und  baute  [sie]  vollständig 
und  schön  und  gewaltig%  oder  Bh.  HI,  66,  74,  NR.  a  34  f 

Erwähnt  sei  noch,  dass  der  ap.  Genitiv  taumäyä  stets  nur 
durch  "^OUU^  „Geschlecht"  ohne  Kasussuffix  bzw.  Postposition 
ausgedrückt  wird,  selbst  wenn  er  nicht  attributiv  (Bh.  I,  7),  sondern 
prädikativ  (Bh.  IH,  54,  55,  e  3,  g  3)  oder  appositionell  (Bh.  I,  22, 


1)  Daraas,  dass  die  3.  Plur.  der  KaosaÜvbildang  ohne  Pronominalsaffix 
ist,  folgt  somit,  dass  die  prädikativen,  appositioneilen  und  attribatiren  Ausdrficlce 
zur  Zeit  der  Ausbildung  dieser  Flexion  noch  nicht  an  der  Pluralisierung  ihres 
Bezugsworts  teilnahmen. 

2)  Die  teilweise  Entstehung  der  susischen  Verbalflezion  aus  Adjektiven 
erkannten  schon  Bommel,  LC.'1890,  Sp.  1257  und  H.  Winkler  a.  a.  O.S.  51; 
doch  sind  die  Einzelheiten  in  den  Ausführungen  des  letzteren  nicht  richtig. 


590     ^*  ^oVf  Beiträge  s.  Erklär,  d,  muüchen  AchaamenidemnMchrifteii, 

38)  steht.  Für  diese  auffallende  Thatsache  vermag  ich  keine  ge- 
nügende Erklärung  zu  geben,  wenn  nicht  die,  dass  der  attributive 
Fall  als  erste  Entsprechung  für  das  ap.  tautaäyä  verallgemeinert 
worden  ist 

Übersetzung,  Textkritik.^) 

Bh.  I,  6:  Über  iaSSata  ,auch  früher*  s.  oben  S.  572.  Über 
Sa  .  .  [p\-iit  s.  oben  8.  582. 

Bh.  I,  7:  iitta  ist  praesentisch :  «ich  übe  aus*  (S.  583),  vgl. 
8 f.  iamak  mar  «seit  langem*,  entsprechend  dem  ap.  d**w^äätar' 
nam,  vgl.  ZDMG.  L,  130  f.,  KZ.  XXXVI,  136,  141.  Sollte  Samak 
mit  iaisa  «früher*  (redupliziertes  ia)  und  iata  «Länge*  in  iaiama 
tak  (oben  S.  566)  zusammenhängen? 

Bh.  I,  8  f.  iitia  ist  praesentisch  (S.  583),  entsprechend  dem 
ap.  scsäya&iya  atnhy.  Aiiders  steht  es  Bh.  I,  10,  wo  auch  im 
Ap.  xsäya&tya  äham  entspricht. 

Bh.  I,  9 f.  ist  zu  übersetzen:  «Dies  (sind)  die  Länder,  welche 
sich  zu  mir  bekannten*,  u.  s.  w.  (vgl.  das  Ap.  KZ.  XXXY,  32). 

Bh.  I,  15 f.  ist  ähnlich  wie  Bh.  I,  9 f.:  «Dies  (sind)  die  Länder, 
welche  sich  zu  mir  bekannten.  Nach  dem  Willen  Auramazdäs 
handelten  sie,  leisteten  sie  mir  Dienste,  . .  .*;  tos  «handelten  sie* 
hat  im  Ap.  kein  Äquivalent. 

Bh.  I,  17  lies  [kannei-tC]  statt  [karmaS]  (oben  S.  584  Anm.  3, 
vgl.  auch  schon  KZ.  XXXY,  37).  kane^  könne  ist  ein  trans.  Verbum 
«lieben*,  vgl.  ap.  dauStä  c.  Acc. 

Bh.  I,  18  e-a  ...  ist  als  Anfang  eines  Verbums  eit  Unding. 
e  ist  jedenfalls  nur  für  ir^  Wiederaufnahme  von  üpnri^  vermeisselt 
(vgl.  ir  k^kii  I,  17  f.,  in,  81);  ä  aber  kann  der  plene  geschriebene 
Anfang  des  in  derselben  Wendung  Bh.  III,  82  überlieferten  cUprya 
sein.  —  Statt  [pdtur  ukku  ^ujnena  ist  [tatta  appa  ^üjnena  zu 
ergänzen  und  die  ganze  Stelle  zu  übersetzen:  «mein  Gesetz  wurde 
in  meinem  Lande  bewahrt*  (vgl.  KZ.  XXXY,  45  Anm.).  pdtur  heisst 
gar  nicht  «nach,  gemäss*,  sondern  «Aufrichtigkeit*,  ukku  nicht 
«Gesetz*,  sondern  nur  «gross",  s.  zu  Bh.  HI,  80.  ^  vor  taiyaoi 
fungiert  hier  als  Lokativzeichen. 

Bh.  I,  21  ist  statt  Weissbachs  pattu^  da  das  Zeichen  tu  mit 
Hecht  jetzt  la  gelesen  wird  und  für  pat  und  pe  dasselbe  Zeichen 
gilt,  pela  zu  lesen.  Dies  Yerbum  bedeutet  «machen,  ausüben*-) 
und  findet  sich  noch  Bh.  IE,  57,  67  für  ap.  cJ^^unavam.  Eine 
Nebenform  davon  ist  pepla  in  gleicher  oder  verwandter  Bedeutung, 


1)  In  diesem  Teile  sind  auch  diejenigen  Stellen  mit  Verweisen  angefiihrt« 
die  schon  im  grammatischen  Teile  oder  in  meinen  frfiheren  altperaischen  Aiir> 
sätsen  ihre  Besprechung  oder  Erwähnung  gefunden  hahen.  —  Die  Reihenfolge 
der  Inschriften  ist  die  von  Weissbach  und  Bang  in  der  Nenausgahe  der  cp. 
KeUinschriften  befolgte. 

2)  Im  Ap.  entspricht  an  dieser  Stelle  wohl  adärayam  (vgl.  KZ.  XXXV» 
82  C)  »M  hielt,  hatte*'. 


W.  Foyy  BeUräge  a.  Erklär,  d.  sunschen  Achaemenidemnschriften,    591 

vgl.  namentlich  die  3.  PI.  Pass.  peplup-ne  Bh.  III,  46  entsprechend 
dem  ap.  äkarUya*'täm,  femer  jpep/oi-to  NB.  a  3  (zweimal)  , schuf**, 
pepluppä  Bh.  I,  69  „wurden  hingebracht*  (oben  S.  575).  Da- 
nach ist  pe  .  .  .  Bh.  I,  69  zu  pepla  oder  pela  zu  erg&nzen.  pq[>la 
neben  pela  beweist,  dass  die  Formen  Komposita  und  pe,  pep 
(redupliziert-elidierte  Form  von  pe)  Adverbia  sind.  Von  diesen  können 
nun  pe,  pep  in  der  Zusammensetzung  peta  (vgl.  petip,  petippe), 
pepta  „abtrünnig  machen*  (Kompositum  von  ta  „machen*^)  nicht 
(mt  sretrennt  werden.  Hier  würde  also  pe.  pep  .weff*  bedeuten. 
S  dfeser  Bedeutung  kann  es  aber  nicht ^gutTd^n  oWn  Korn- 
positen  von  der  Bedeutung  „machen  u.  s.  w.*  vorliegen,  sie  muss 
also  abgeleitet  sein  und  zwar,  wie  dann  allein  wahrscheinlich, 
von  einer  Bedeutung  „vorwärts*  (oder  dem  ähnlichen).^)  Das  erste 
Glied  von  pela^  pepla  ist  somit  klar,  das  zweite  aber  wird  schon 
an  sich  „machen*  bedeuten.  Das  ist  aus  folgenden  Thatsachen  zu 
schliessen:  es  giebt  ein  pei-ta,  „er  schuf*  (neben  pepla^-ta),  das 
aus  pe  und  dem  in  der  Kausativendung  vorliegenden  Yerbum 
„machen*  zusammengesetzt  ist;  iUla  „ich  sandte*  Bh.  II,  22  be- 
steht aus  iU  waä  laj  iU  liegt  auch  in  iitta  „machen*  vor,  und  dies 
hat  ebenso,  wie  das  Simplex  ta  „machen*,  die  Nebenbedeutung 
„senden*,  vgl.  uüik  „Bote*,  sodass  auch  la  in  iUla  „ich  sandte* 
sowohl  „senden*  wie  „machen*  bedeuten  wird.  —  In  derselben 
Stelle  Bh.  I,  21  ist  marriya  präsentisch,  da  im  Ap.  därayärnHy 
entspricht  (oben  S.  583). 

Bh.  I,  22:  Statt  [pat]tüma,  wie  von  Weissbach  nach  pattu 
(jetzt  pela  zu  lesen)  ergänzt  worden  ist,  muss  jetzt  nur  tüma  „ich 
nahm«  gelesen  werden.  Dies  gehört  zu  emM  »wegnehmen,  rauben« 
(s.  oben  S.  575  Anm.  1). 

Bh.  I,  23  ist  [*"ir|  vor  \appuka\  „früher*  (sie!)  zu  streichen. 
[uUaS]  ist  zweifelhaft,  es  könnte  nach  I,  7  eher  \maTrtS\  gehiessen 
haben.  (S.  auch  Weissbach  in  den  Textkritischen  Anmerkungen 
S.  115.) 

Bh.  I,  24  ist  dka  statt  yika  zu  lesen  und  bedeutet  „und* 
(s.  oben  S.  126).     Davor  ist  [dk]  (=  yiak)  zu  streichen. 

Die  Monatsangabe  von  Bh.  I,  28  f.  ist  zu  übersetzen:  „14  Tage 
dauerte  der  Monat  Viyaxna,  da...*^  und  dementsprechend  an 
den  andern  Stellen  (s.  oben  S.  566). 

Zu  Bh.  I,  33  vgl.  oben  S.  586. 

Zu  Bh.  I,  35  f.  vgl.  S.  126  u.  570. 

Bh.  I,  36  lies  [appvnel  statt  [üptpena]  (vgl.  S.  575). 

BL  I,  37  ist  *^*E/f--^-eVTa  inna  zu  schreiben,   wo  inna  für 

mne  „nicht*  steht  (vgl.  S.  568  Anm.  1). 

1)  Die  Bedentimg  von  dem  doch  auch  hierher  gehörenden  pi,  pep  in 
tnarripeptaf  marpepta,  ntarpUa  nehen  marrüa  „all"  iat  nicht  klar;  aar 
Bildung  dieser  Worte  kann  vielleicfat  an  die  indogermanischen  Bildungen  fUr 
„air*  yon  *^i  (ai.  vi)  „entzwei,  auseinander"  erinnert  werden  (Bmgmann,  Die 
Ausdrücke  für  den  Begriff  der  Totalit&t  in  den  idg.  Sprachen,  S.70ff.). 


592     ^-  ^^Vi  Beiträge  9.  Erklär,  d.  tutischen  Achaemenideninschriften. 

Bh.  I,  38  ist  statt  ^ta8Suium[me\  zu  lesen:  ^taSstUum  tarlaka, 
was  zu  den  für  Norris  noch  lesbaren  Resten  ausgezeichnet  passt. 
tor/aÄ^  entspricht  dem  ap.  darsam^  wie  Bh.  III,  64,  und  heisst 
„sehr*.  Danach  stinunen  der  sus.  und  bab.  Text  genau  überein 
(gegen  KZ.  XXXY,  32),  nur  der  ap.  ist  um  haZä  ,, insgesamt*  noch 
ausführlicher. 

Bh.  I,  39:  sassa  ist  Adverb,  und  es  ist  zu  übersetzen:  , welche 
früher  den  Bardiya  kannten*   (oben  S.  572  Anm.). 

Zu  Bh.  I,  40  f.  akkari  aski  u.  s.  w.  vgl.  oben  S.  578. 

Zu  Bh.  I,  44,  n,  57  u.  s.  w.  vgl.  oben  S.  569. 

Zu  Bh.  I,  46  ff.  vgl.  Verf.  KZ.  XXXIH,  419  ff.,  ZMDG.  L, 
132  ff.,  KZ.  XXXV,  34  f.  Z.  47  und  52  ist  mulcklya  durch  «ich 
brachte  zurück*  zu  übersetzen.  48  ist  dk  oder  kuUa  statt  des 
ergänzten  utta  zu  lesen;  Ende  49  ist  hinter  dk  nichts  weiter  sicher, 
doch  da  der  Anfang  von  50  (ya)  das  Ende  des  Verbums  im  vorher- 
gehenden Satze  sein  muss,  so  möchte  ich  es  zu  Icuktiya  «ich  be- 
wahrte* (=  ap.  niyaO''''ärayam)  ergänzen;  51  ist  ema  ap  tdsia 
zu  lesen  (s.  S.  575  Anm.  1);  53  lies  [za]la  statt  [zatü]fna  und  54 
za[lä]  statt  za[tumd];  appa  54  bedeutet  ,wie*  (vgl.  S.  577) 
=  ap.  yaää\  statt  kv\tkatu\r\raät%]  55  ist  lcu\tkatu\r[raS\  zu 
lesen  (s.  oben  S.  585  Anm.  3).  Danach  ist  die  ganze  wichtige  Stelle 
folgendermassen  zu  übersetzen:  „Und  es  spricht  der  König  Darius: 
Die  Herrschaft,  die  unserm  Geschlechte  genommen  wurde,  die 
brachte  ich  zurück,  setzte  ich  (wieder)  an  (ihren)  Platz,  sowie  früher 
es  war.  Und  ich  baute  (wieder)  die  Tempel,  die  der  Mager  Grau- 
mäta  zerstört  hatte,  und  bewahrte  dem  Volke  die  Freiheit  und  das 
Leben  und  die  Heimat  und  die  Eintracht'),  was  der  Mager  (jrau- 
mäta  ihnen  weggenommen  hatte.  Und  ich  stellte  das  Volk  auf 
(seinen)  Platz,  sowohl  Persien  wie  Medien  und  die  andern  Länder 
alle,  so  wie  früher;  ich  brachte  das  zurück,  was  genommen  war; 
nach  dem  Willen  Auramazdäs  that  ich  dies.  Ich  gab  mir  Mühe, 
bis  ich  unser  Haus  (wieder)  an  (seinen)  Platz  gestellt  hatte,  so  wie 
früher;  und  ich  gab  mir  nach  dem  Willen  Auramazdäs  Mühe,  wie 
(dass)  der  Mager  Gaumäta  rmser  Haus  nicht  nahm  (d.  h.  beseitigte).  ** 
—  Justi,  der  unbegreiflicherweise  meine  Auseinandersetzungen  an  den 
oben  angeführten  Orten  nicht  zu  kennen  scheint,  übersetzt  (teilweise  ganz 
willkürlich)  Iran.  Gnmdr.  H,  426  f.  so:  ,Die  Stätten  der  Anbetung, 
welche  der  Magier  zerstört  hatte,  habe  ich  bewahrt  (hergestellt), 
ebenso  des  Volkes  Versammlungen  (den  Verkehr),  die  Landgüter 
und  den  beweglichen  Besitz,  auch  bei  den  Stämmen,  was  ihnen 
Gaumäta  der  Magier  genommen  hatte,  (gab  ich  zurück)  ....  diesen 
unsem  Stamm  habe  ich  in  seine  Stellung  zurückversetzt*^.  Ap. 
abäcaris  kann  nicht  als  habäcarü,  vgl.  ai.  sabJiäcara^  aufgefasst 
werden,   da  h  im  Anlaut   nicht   schwindet  und  nur  ftir  hu  und  u 

1)  l'taS  =  ap.  äbävariS  =  „Freiheit",  ai  =  ap.  gaidätn  ■=»  „Leben**, 
fnJcurtas  ea  ap.  mäniyam  ^  „Heimat*'.  Das  sus.  Wor>  fUr  ap.  v*id'ba£ia 
fehlt  leider.    . 


W.  Fopf  Beiträge  a.  Erklär,  d,  sunschenAchaememdeninschriften,    593 

dasselbe  Zeichen  gilt.  Wie  gai&äm  , Landgüter*  heissen  soll,  dürfte 
schwer  fallen,  zn  erweisen.  vH&ahiä  wird  als  Lok.  Plur.  zu  t;*ii^ 
durch  das  Sus.  durchaus  nicht,  wie  Justi  a.  a.  o.  Anm.  7  meint,  be- 
stätigt.   Ich  kann  die  Erklärung  nur  als  gänzlich  verfehlt  bezeichnen. 

Bh.  I,  58  u.  an  allen  ähnlichen  Stellen  ist  i^a  mara  in  zwei 
Worten  zu  schreiben  (s.  oben  S.  583  Anm.  2  und  zu  mära  vgl.  S.  565). 

Bh.  I,  61   ist  appf  tr  statt  apptr  zu  lesen  (s.  oben  S.  575). 

Bh.  I,  67  ist  statt  pelsapti]  eher  pe[8appi]  anzusetzen  (s.  oben 
S.  585);  dies  entspricht  dem  ap.  atätatä^  während  marrä  68  das 
im  Ap.  dem  aütatä  vorangehende  adäraya  wiedergiebt.  Die 
Glieder  sind  also  im  Sus.  vertauscht  worden.  pe[8app{]  müsste  nach 
dem  Ap.  etwa  „stand*   bedeuten. 

Bh.  I,  68:  marrü  ist  mit  «hielt  besetzt"  zu  übersetzen,  ent- 
sprechend dem  Ap.  (KZ.  XXXV,  50).  Die  erste  Lücke  giebt  das 
ap.  lUä  abü  nav^iya  aha  ^und  dabei  war  eine  Flotille*^  (1.  c.  85) 
wieder;  zum  Sinne  der  zweiten  vgl.  ebd. 

Bh.  I,  69  ist  statt  pat[htmä]  nun  pe[lä]  oder  pe^pla]  zu  lesen 
(s.  oben  S.  591):  «ich  machte*,  entsprechend  dem  ap.  aJ^*unavam; 
„ich  machte  auf  Kameele*  heisst  „ich  machte  Kameele  reitend*. 
Der  folgende  Satz  ist  zu  übersetzen:  „die  andern  wurden  zu  Rossen 
hingebracht*  (s.  oben  S.  575);  über  appapa  siehe  S.  578. 

Bh.  I,  73  ist  ^Up[ratu]  satama  tak  abzuteilen:  „längs  des 
Eufrats  erbaut*,  worüber  S.  566. 

Bh.  I,  78  ist  höchst  wahrscheinlich  ap[papä]  statt  apl-in]  zu 
lesen ,  entsprechend  dem  ap.  aniya  (vgl.  68  f.).  Die  Stelle  ist 
dann  zu  übersetzen:  „und  einen  Teil  (eigentlich:  welches,  einiges) 
trieb  ich  in  den  Strom*. 

Bh.  I,  79  und  11,  54:  ptätuUcka  [acJc]  heisst  wörtlich:  „gehen 
gemacht  (d.  h.  in  die  Flucht  geschlagen)  floh  er"   (s.  oben  S.  580). 

Bh.  n,  5,  und  ebenso  III,  2,  heisst  artcJcx  „er  war  ansessig* 
(vgl.  KZ.  XXXV,  36  f.,  s.  auch  oben  S.  582). 

Bh.  n,  7  ist  zu  übersetzen:  „Und  ich  war  damals  auf  dem 
Marsche  nach  Susa*,  vgl.  KZ.  XXXV,  37  und  berichtigend  69, 
femer  oben  S.  567  u.  575.  Das  ergänzte  ipäip  ist  ganz  unsicher 
(vgl.  S.  588  Anm.  1). 

Bh.  n,  8  ist,  in  Übereinstimmung  mit  der  sonstigen  Nicht - 
bezeichnung  des  Reflexivums  (s.  oben  S.  586),  zu  übersetzen:  „der 
sich  ihr  Oberster  nannte**. 

Bh.  II,  11  heisst  appa  ^-  iiel(?)manni:  „(das  Heer,)  welches  zu 
Hause  war*,  vgl.  KZ.  XXXV,  37  f.;  ebenso  HI,  3,  5. 

Bh.  n,  12  f.  und  HI,  6  ist  t(i$  nicht  3.  Sg.  der  Kausativ- 
bildung  von  ta  .machen,  senden**,  dem  nur  auf  Grund  dieser  und 
ähnlicher  Verbindungen  auch  die  Bedeutung  .sein«  beigelegt  worden 
ist^),  sondern  Postposition  „bei*,  vgl.  nUaS  „gegen**,  tos  übersetzt 
sho  an  den  beiden  Stellen  das  ap.  upä. 

1)  Dann  sollte  die  Verbalform,  nebenbei  bemerkt,  vielmehr  tak  lauten. 
Bd.  LH.  39 


594      ^^-  ^^Iff  Beilräge  z.  Erklär,  d,  musischen  Achaemenidenineohriften. 

Bh.  II,  17  ist  statt  arir^  in  dem  die  Verbalform  enthalten  sein 
fuuss,  das  aber  als  solches  ewig  unerklärlich  bleiben  müsste,  ami 
enrir  zu  lesen  (vgl.  KZ.  XXXV,  74),  und  die  Stelle  ist  zu  über- 
setzen: „Der  Oberste  der  Meder  war  damals  nicht  dabei  (bei  der 
Schlacht)". 

Bh.  II,  25  und  in  allen  gleichen  Fällen  ist  iaparrak-umme 
üttiniun  üpd  zu  übersetzen:  „mit  dem  Gedanken:  eine  Schlacht 
wollen  wir  liefern*  (vgl.  oben  S.  586).  Die  Worte  ^-  ümanü  bis 
ami  sind  femer  zum  vorhergehendem  Satze  zu  ziehen,  mehr  ent- 
sprechend dem  ap.  Texte  und  der  sonstigen  Ausdrucksweise:  „Darauf 
lieferte  ihnen  Dädar§i§  eine  Schlacht  —  (es  giebt)  eine  Stadt,  Zuza 
mit  Namen,  in  Armenien  —  dorf*. 

Über  Bh.  H,  57  f.  habe  ich  KZ.  XXXV,  39  ff.  ausführlich  ge- 
handelt. Danach  heisst  kuppaka  appin  aira  sicher:  „draussen 
hing  ich  sie  auf".  In  den  Worten  MAR-SAO^  appine  sara  muss 
ii'gend  eine  Verstümmelung  angegeben  werden,  kaum  die  des 
Köpfens,  da  dann  die  Angabe  des  Aufhängens  vor  der  Festung,  die 
im  Ap.  allein  ausgedrückt  zu  sein  scheint,  nicht  die  Hauptsache  in 
der  Strafe  bilden  würde.  Über  die  völlige  Unsicherheit  betreffs 
MÄR'SAO^  vgl.  Jensen  ZA.  VI,  176.  Erwähnen  möchte  ich,  dass 
möglicherweise  mar  die  bekannte  hier  als  Adverb  fungierende  Post- 
position „weg*^  ist  und  mit  sara  zusammen  vielleicht  die  Bedeutung 
von  „abschneiden*  haben  könnte;  zur  Trennung  des  mar  vom 
Verbum  wäre  ema  ap  tuäta  Bh.  I,  51  zu  vergleichen.  Es  käme 
dann  darauf  an,  die  bab.-assyr.  Bedeutung  von  SAG  sicher  zu 
bestimmen. 

Bh.  n,  63  ist  i  in  der  Übersetzung  nicht  durch  „dies"  wieder- 
zugeben, sondern  gar  nicht  (s.  oben  S.  573). 

Bh.  n,  80  f.  ist  genauer  im  Stile  des  Sus.  zu  übersetzen: 
„Und  da  schickte  ich  —  DädarSiS  mit  Namen,  ein  Perser,  mein 
Diener,  übte  die  Satrapie  in  Persien  aus  —  einen  Boten  zu  diesem'. 
Ähnlich  ist  der  Satzbau  III,  21  f.  (&  S.  121).  Vgl.  auch  zu  II,  25  oben. 

Bh.  n,  81  lies  nan  hi  statt  nangi.  Id  heisst  »geh!**  (oben 
S.  580  Anm.  4)  und  mitki-ne  „er  soll  hinziehen!"  (ebd.  und  S.  582). 

Über  den  Sinn  des  in  Bh.  III,  3  nicht  zu  ergänzenden  Stückes 
vgl.  KZ.  XXXV,  37  f. 

Bh.  III,  7  lies  [pinni]k  statt  [pari\k^  vgl.  oben  S.  583. 

Über  Bh.  III,  13  f.  vgl.  oben  S.  575  f.  u.  583. 

Bh.  III,  15-:  dk  vor  ^tasSutum  muss  ein  Steinmetzversehen 
sein,  da  es  sich  sprachlich  absolut  nicht  rechfertigen  lässt. 

Bh.  UI,  24  ist  parüf  was  wohl  richtig  ergänzt  ist,  nicht  mit 
„kam*,  sondern  »zog**  zu  übersetzen:  „darauf  zog  jenes  Heer  nach 
Arachosien  gegen  Viväna*.     Vgl.  S.  583. 

Bh.  III,  28  wäre  nach  Justi  ZDMG.  LI,  240  Kaniü[mama] 
=  ap.  Oa^d^^umava  „Weizenland*  zu  lesen. 

Bh.  m,  33  ist  statt  tiristi  üpirri  wohl  ^Mütaita  ir  üUasU 
zu  ergänzen,  entsprechend  der  Z.  30. 


W.  Foy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  atuischen  Achaemenideninaehriften.    595 

Bh.  III,  43  ist  nach  Justi  ZDMG.  LI,  240  die  Datumsangabe 
22  in  2  zu  ändern,  wie  der  ap.  Text  bietet.  Siehe  dagegen  Weiss- 
bach ebd.  520  Anm. 

Zu  appin  Bh.  III,  48  s.  oben  S.  574. 

Bh.  III,  60  ist  das  ergänzte  i  zu  streichen  und  zu  übersetzen: 
„Dies  (sind)  die  9  Könige  .  .  .*. 

Bh.  III,  62  lies  appa  appi  \J^tas^tam  appin  tüe}S  tip  und 
tibersetze  61  f.:  ,Dies  (sind)  die  Länder,  welche  abtrünnig  wurden; 
die  Lüge  machte  sie  abtrünnig,  weil  diese  (die  9  Empörer)  das  Volk 
weglogen  (d.  h.  durch  Lüge  abwendig  machten)'.  Vgl.  die  ap. 
Übersetzung  in  KZ.  XXXV,  30  f.  Meine  Erklärungen  des  ap.  und 
des  sus.  Textes  stützen  sich  gegenseitig;  die  Deutung  des  an  ad^r^- 
jh'ya  angefügten  äa  des  Ap.  als  »weg*  wird  durch  das  im  Sus. 
am  Schlüsse  der  Phrase  erhaltene  tip  erwiesen,  das  mit  tippe  «fort, 
weg*  in  tippe  tah  „ich  sandte  fort*  zu  verbinden  ist  und  neben 
diesem  steht  wie  ät  neben  ate  u.  s.  w. 

Bh.  III,  63  lies  nur  [änerd]  statt  [anerazilä],  denn  anera  NB.  a  31 
heisst  „ich  wünschte*  und  zila  ist  mit  izHa  „so*  zu  verbinden. 

Bh.  III,  64  lies  [ennekti]  statt  [nekti]  (vgl.  oben  S.  579)  und 
ap'in  statt  ttt-in  bezw.  nin  (s.  oben  S.  574),  da  das  Beflexivum 
im  Sus.  nicht  ausgedrückt  wird  (vgl.  S.  586)  und  man  ausserdem 
statt  nin  ein  ^'^in  erwartet.  Der  sus.  Text  ist  dem  ap.  gegenüber 
etwas  frei,  doch  giebt  er  denselben  Gedanken  wieder.  —  Femer  ist 
in  derselben  Zeile  vor  täenra  ein  akka  zu  ergänzen  (s.  oben 
S.  584  Anm.  1). 

Bh.  in,  65  ergänze  hinter  miUu  :  alpii,  vgl.  zu  I,  18. 

Bh.  ni,  67  lies  etwa  ["^ünena  üttak]  statt  [^ü  utta  appaj-y  zwei 
asyndetische  Nebensätze  sind  im  Sus.  nicht  üblich. 

Zu  Bh.  in,  68  vgl.  oben  S.  565.  Lies  danach  ^^Icirine 
^^Oramasta  ra. 

Bh.  III,  69  übersetze:  „Nach  dem  Willen  Auramazdäs  giebt 
es  auch  viele  andere  Thaten  von  mir*.  Zur  weiteren  Übersetzung 
vgl.  KZ.  XXXV,  45  (zu  ap.  Bh.  IV,  45  ff.) 

Bh.  III,  75  lies:  [dk  ^^OUU^-ne  kitiSti-]ne,  s.  oben  S.  565 
Anm.  1 ;  desgl.  87. 

Bh.  m,  76  übersetze  dk  Jcutta  ^OUU^-ne  dni  kitinti: 
^und  du  sollst  keinen  Geschlechtsangehörigen  haben*,  vgl.  zu  75. 
Desgl.  88  f. 

Bh.  III,  78  ist  vor  ^"nap  jedenfalls  noch  dk  zu  ergänzen; 
ob  appa  taip  oder  nur  taip  oder  demähnl.  in  der  Inschrift  ge- 
standen hat,  lässt  sich  nicht  entscheiden. 

Bh.  III,  80  pdtur  ukku  üpakit  ist  zu  übersetzen:  „der  Auf- 
richtigkeit hing  ich  sehr  an*,  vgl.  KZ.  XXXV,  45  Anm.  und  oben 
S.  590.  Die  folgenden  Worte  bedeuten:  »und  weder  einem  recht- 
thuenden,  noch  einem  schlechthandelnden  (Menschen)  habe  ich  Unrecht 
gethan*,  indem  81  noch  ütta  oder  itttfjra  zu  ergänzen  ist;  vgl. 
a,  a.  0.  45  f. 

39* 


596     ^'  ^<^i  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susischen  Achaemenideninschriften. 

Bh.  III,  81  ist  das  Verbmn  des  Belativsatzes  unsicher.  Viel- 
leicht ist  es  nur  parrui-ta,  das  zum  Verbalstamm  part\  paru  trans. 
,, ziehen **,  intrans.  , gelangen*^  gehören  könnte,  so  dass  m  davor 
womöglich  die  oben  S.  575  f.  behandelte  Postposition  ,zu( — hin)*  ist 
und  das  vorangehende  Wort  die  Bedeutung  ,, Hilfe*  oder  dem  ähnl. 
gehabt  hat.  Der  Satz  wäre  dann  zu  übersetzen:  „welcher  meinem 
Hause  zu  Hilfe  gezogen  ist"  (vgl.  taümanlup  III,  93  f.)  Mag  dies 
auch  problematisch  sein,  jedenfalls  ist  die  Verbalform  transitiv- 
kausativ  und  'ta  die  Belativendung  (s.  oben  S.  585). 

Bh.  III,  82  ist  wiederum  das  Prädikat  des  Belativsatzes 
verdorben,  al-f-ma  kann  keine  Verbalform  der  3.  Sg.,  es  könnte 
höchstens  ein  prädikatives  Adjektivum  sein.  Doch  beginnt  der 
Nachsatz  erst  mit  iipirri,  sodass  das  davor  gelesene  ir  noch  zum 
Prädikat  des  Vordersatzes  gehören  muss  und  verlesen  oder  ver- 
schrieben ist.  Weiter  lässt  sich,  bevor  nicht  das  Zeichen  Tft 
gedeutet  ist,  über  diese  Stelle  nichts  Sicheres  sagen. 

Bh.  III,  83  lies  [€n]nekti  (s.  zu  HI,  69). 

Bh.  III,  84  hat  'u[t]tCs  durchaus  nichts  Auffälliges,  wie  Weiss- 
bach im  Komm,  meint,  da  es  sich  bei  der  ti-^  to-Bildung  durch- 
aus nicht  um  ein  Tempus  der  relativen  Vergangenheit  handelt 
(s.  oben  S.  585). 

Bh.  III,  85  ist  bei  Weissbach  fälschlich  iipipe  ergänzt,  das 
nur  Plural  ist,  hier  aber  auf  einen  Singular  sich  bezieht.  Viel- 
mehr werden  in  der  Lücke  die  ap.  Worte  „oder  diese  Bilder* 
wiedergegeben  worden  sein.  —  Fem  er  ist  vermutlich  sap  innip 
patta  oder  peta  zu  schreiben  (s.  oben  S.  578),  wobei  sap  innip  „so 
lange*  und  patta  oder  peta  „Möglichkeit*  bedeutet.    Desgl.  HI,  86. 

Bh.  III,  86  ist  [oppiVi]  ebenso  falsch  wie  [üpipe^  IH,  85,  ja 
noch  mehr,  weil  sich  appin  nur  (abgesehen  von  bestimmten  Aus- 
nahmen) auf  Personen  bezieht,  der  Sg.  von  iipipe  dagegen  auf  Sachen. 
Es  sind  auch  hier  Worte  für  „oder  diese  Bilder*  und  weit-er  vor 
[sä^^rinti  nur  inne  zu  ergänzen. 

Bh.  III,  87  heisst:  „und  du  sollst  einen  GeschlechtsangehÖrigen 
haben*,  vgl.  zu  III,  75,  76.     Entsprechend  übersetze  88  f. 

Bh.  III,  88  ergänze  lieber  „oder  diese  Bilder*  statt  innakkani mtj^ 

Bh.  III,  89  ist  [ap'Yn  ebenso  falsch  wie  \appin\  86  ergänzt. 
in  ist  vielmehr  in  ti  zu  ändern,  und  dies  ist  der  Ausgang  von  iUtanti. 

Bh.  III,  92  lies  [Irtdmannis]  statt  [ArtumanniS],  vgl.  Irta- 
martiya^  IrtakSasm^  Firtiya^  Mirkaniya  {=  ap.  Varkäna^^  wo 
ir  =  ap.  ar  =  dr;  vgl.  KZ.  XXXV,  13. 

Bh.  III,  93  f.  bedeutet  taümanlup  „sie  kamen  zu  Hilfe", 
s.  oben  S.  569. 

Bh.  III,  94  lies  [ennekti]  statt  [nekti]  (s.  zu  III,  64)  und  da- 
hinter ergänze  anka  „wann*  (vgl.  oben  S.  577),  sodass  anha  appa 
„wann  irgendwie*  bedeutet,  entsprechend  dem  im  Ap.  zu  lesenden 
Jcadäaiy.  Femer  lies  statt  appi  ir  vielmehr  appir  (s.  oben 
S.  121  u.  574). 


W.  Foy^  Beiträge  z.  Erklär,  d,  susüchen  Aehaemenidenineehrifien,    597 

Bh.  1  ist  zuletzt  zum  grössten  Teile  von  Jensen  ZA.  VI,  180  ff. 
behandelt  worden;  doch  sollte  derartiges  Raten  endlich  von  ernst- 
haften Gelehrten  vermieden  werden!  Dass  es  falsch  ist,  wird 
schon  durch  unsere  Erörterung  von  ap.  apar^iy  aritäm  äparHyäyam 
(Bh.  IV,  64  ff.)  =  sus.  pdtur  ukku  üpaJdt  (Bh.  III,  80)  erwiesen 
(vgl.  KZ.  XXXV,  45;  oben  8.  590  und  595).  Ebenso  steht  es  mit 
atwit^  das  jetzt  aUU  zu  lesen  ist.  Klassisch  sind  auch  seine  Be- 
merkungen über  pepraka  (Z.  8) ;  zu  marrüa  neben  marpita  s.  oben 
S.  591  Anm.,  zu  peiira  neben  pera  oben  S.  130.  eppi  (Z.  6)  soll 
ferner  zu  ippdkra  (Bh.  III,  80)  gehören;  zu  letzterem  ist  oben 
S.  568  zu  beachten.  —  Ich  halte  es  fär  viel  besser  zu  bekennen, 
dass  Bh.  1  noch  nach  wie  vor  unklar  ist.  Nur  im  Verständnis  des 
Eingangs  sind  wir  einen  Schritt  weiter  gekommen.  Z.  3  ist  taiekki 
zu  lesen  (oben  S.  568),  tuppime  (Z.  2)  bedeutet  „Schrift*^,  nicht 
,, Inschrift*  (oben  S.  564),  und  der  Satz  ist  zu  übersetzen:  ,Nach 
dem  Willen  Auramazdäs  schuf  ich  eine  andere  Schrift,  in  arisch, 
was  früher  nicht  war*^.  Dies  besagt  so  deutlich  wie  nur  möglich, 
dass  Darius  die  altpersische  Keilschrift  erfunden  hat,  deutlicher 
noch,  als  dies  bei  Weissbachs  Fassung  der  Fall  ist  (Weissbach 
ZDMG.  XL VIII,  664).     ukku  bedeutet  jedenfalls   überall    »gross*. 

Dar.  Pers.  c  bedeutet  das  aus  dem  Ap.  entlehnte  artaStana 
»Fenster*  (vgl.  KZ.  XXXV,  48  f.).  Über  ffARi^inna  s.  oben  S.  567 
und  Jensen  ZA.  VI,  175  f.,  wonach  ich  für  ffAW^  die  Bedeutung 
„behauener  Stein*  ansetze.  , 

Dar.  Pers.  f  22  ist  zu  übersetzen:  ,und  dagegen  soll  er  vor 
diesem  Platze  das  nicht  ansehen,  das  was  ein  feindlicher  Mann  er- 
sinnt*,  vgl.    KZ.   XXXV,  .41    (äarak  „dagegen*,  kuppaka  „vor*). 

NB.  a  5f.  und  sonst  ist  zu  tibersetzen:  „den  einen  zum  König 
über  viele,  den  einen  zum  Gebieter  über  viele*,  vgl.  KZ.  XXXV,  49. 

NB.  a  9  gehört  trsanna  zu  pir  äataneka  und  bedeutet  „sehr* 
(vgl.  oben  S.  566),  desgl.  Dar.  Sz.  c  5,    iräarra  Xerx.    Pers.  ca  7. 

NR.  a  13  übersetze:  „Dies  (sind)  die  Länder,  die  ich  einnahm 
ausser  Persien*,  vgl.  Bh.  I,  9  f.,  15  f.,  III,  61  f. 

NR.  a  14  ist  jedenfalls  mar  zu  ergänzen  und  fr  ist  mit  tanip 
zusammenzuschreiben,  so  dass  der  Satz  heissen  würde:  „sie  wurden 
von  mir  beherrscht*. 

NR.  a  16  heisst  upe  ap-in  marrä:  „das  hielt  sie  in  Schranken*, 
vgl.  KZ.  XXXV,  49  f.  und  oben  S.  574. 

NR.  a  31  lies  anera  ztla^  vgl.  zu  Bh.  III,  63. 

NR.  a  34  f.  hat  Weissbach  die  Worte  ämi  tumanti  zu  über- 
setzen vergessen:  „dort  wirst  du  (sie,  i.  e.  die  Länder)  erkennen*. 
üpimer  ist  statt  upime  ir  zu  lesen,  s.  oben  S.  576. 

NR.  a   36    ist   einfach   sataneka  zu   lesen ,    vgl.  oben  S.  566. 

NR.  a  38  ist  zalanra  durch  „schlug,  hat  geschlagen*  zu  über- 
setzen, vgl.  oben  S.  581. 

NR.  a  48  ist  jedenfalls  maztemanti  statt  mcuttenti  zu  lesen, 
s.  oben  S.  585,  und  aniu  tanti  (in  zwei  Worten!),  s.  S.  587  Anm.  1. 


598     ^*  ^^9  Beiträge  9.  Erklär,  d.  sueischen  AckaemenideninjBchrifteHi, 

NR.  c  ist  Icuktira  statt  Icuktikra  zu  lesen ,  wie  es  mehr  der 
Lücke  bei  Norris  entspricht.     Zur  Form.  vgl.  oben  S.  570. 

NR  d:  Für  den  ap.  Text  würde  ich  nach  meinen  Auseinander- 
setzungen ZDMG.  L,  129  folgenden  Wortlaut  mit  folgender  Über- 
setzung vorschlagen:  Aapctcanä  va(da)&^abara  ßärayavahaui 
xMyaß'iyahyä  ihiväm  därayatä ')  ,  AspaSanä  der  Waffenträger, 
des  Königs  Pfeilverwahrer*.  Dagegen  hat  sich  Justi  ZDMG.  L,  663 f. 
(vgl.  auch  Iran.  Grundr.  II,  426  Anm.  4)  gewandt,  er  will  va^d^abara 
lesen  und  Taökers  Abschrift  iauväm  däsyamä  ohne  Konjektur  bei- 
behalten; ersteres  soll  „Stabträger*,  letzteres  ,der  Annehmer  der 
Wünschenden*  =  gr.  ixerodoxog  bedeuten.  Gehen  wir  von  diesem 
aus,  um  den  neuen  Erklärungsversuch  auf  seine  Stichhaltigkeit  hin 
zu  prüfen  und  dabei  zugleich  auch  den  sus.  Text  zu  erörtern! 
Im  Sus.  lesen  wir  am  Schlüsse  der  Taskerschen  Abschrift  ganz 
deutlich  marri  und  1  Zeichen,  das  zunächst  noch  unklar  bleiben 
muss  (Norris  liest  es  ü).  Dieses  marri  ist  nun  ebenso  deutlich 
das  zahlreich  belegte  Verbum  marri  ,(fest)halten*,  das  so  oft  dem 
ap.  Verbum  dar  in  den  verschiedensten  Bedeutungsnüancen  ent- 
spricht (vgl.  Verf.  KZ.  XXXV,  49  f )  Sollte  es  da  nicht  hier ,  wo 
wiederum  die  Bedeutung  „halten*  vorliegt,  ebenso  sein?  Aber 
das  ist  ja  nicht  möglich,  sagt  Justi,  denn  Taskers  Text  hat  das- 
yamä  und  „Verbesserungen  der  Inschrift  dürfen  nur  durch  aber- 
malige Entzifferung  an  Ort  und  Stelle,  nicht  durch  Konjektur, 
wie  in  der  dieser  Zeitschrift  50,  129  bewirkt  werden,  besonders 
wenn  sich  die  Worte  noch  erklären  lassen*.*)  Was  die  Konjekturen 
betrifft,  so  hätt«  auch  Justi  eine  solche  machen  müssen,  denn  er  hätte, 
der  ap.  Sprache  gemäss,  däaiyamä  lesen  müssen  (vgl.  Verf.  KZ. 
XXXV,  4);  andererseits  verbessert  er  doch  auch  mit  andern  das 
Taskersche  sar{a)atibara  in  arstibara,  wofür  allerdings  arbtibam 
zu  lesen  ist. ')  Wie  hier,  so  sind  wir  auch  NR.  d  zu  Konjekturen 
berechtigt,  die  ja,  wenn  motiviert,  keinesfalls  zu  verwerfen  sind.  So 
kommen  wir  zu  der  Lesung  därayatä  statt  däsyamäy  der  im  Sus. 

am  besten  Twarrira  (mit  «►"feff-  ra  statt  ^^ff)  entspricht,  mit  dem 

Adjektivsuffix  ra,  über  das  wir  oben  S.  570  f  gehandelt  haben  und 
das  auch  an  die  blossen  Verbal  wurzeln  antritt,  wie  kuktira  NR.c  und 

NR.d  (wo  |f£  ^nr  ^fr:  -£Tf-  statt  |IE  (1^  [r:  E^H- 

zu    lesen    ist)    beweist,      därayatä   statt   däsyamä   zieht   aber   die 


1 )  Sic !  ^ddtiy  :  *dätä  ■=  därayatiy  :  därayatä. 

2)  Vgl.  übrigens  dazu  meine  Bemerkungen  a.  a.  O. :  „Alle  bisher  vor- 
gebrachten Konjekturen  sind  nicht  evident.  Sollten  sich  nicht  fihitliche  wie 
oben  für  vadaif^a  ergeben,  so  knnn  eine  Lösung  der  beiden  Worte  nur  durch 
eine  erneute  genaue  Vergleichung  der  Inschrift  an  Ort  und  Stelle  herbeigeführt 
werden".  Durch  den  sus.  Text  werden  meine  Verbesserungen  nun  zur  Kviden« 
erhoben  werden. 

3)  Ich  glaube,  dass  das  *  von  Justis  arstihara  nur  Opperts  TranssUription 
sein  Dasein  verdankt    Oder  hat  Justi  auch  nicht  an  Tasker^i  8  rütteln  wollen? 


W.  Foy,  Beiträge  «.  Erklär,  d.  swnschen  Achaemenideninßchriften.    599 

Konjektur  von  üuvüm  statt  iauväm  nach  sich!  —  Damit  ist  aber 
noch  nicht  die  Frage  gelöst,  ob  va^d-^ahara  oder  va{dä)&^ dbara 
zu  lesen  ist.  Wenn  wir  nun  erwägen,  dass  vä^if^a  kein  direktes 
Aequivalent  in  den  idg.  Sprachen  aufzuweisen  hat,  vadaO'^a  dagegen 
im  Ai.,  so  will  mir  dies  trotz  der  Konjektur  bei  weitem  das  Wahr- 
scheinlichste dünken  —  vorausgesetzt,  dass  es  ebenso  gut  wie  jenes 
in  den  Text  passt,  woran  an  unserer  Stelle  nicht  zu  zweifeln  ist,  — 
Anmerkungsweise  bemerkt  Justi  zu  Aspacanä,  dass  der  Name 
wahrscheinlich  Aspacinä  zu  lesen  sei,  wegen  Herodots  !Aana&iVi}g. 
Nun  sind  aber  die  Vokalbezeichnungen  der  ap.  Namen  im  Griechischen 
so  ungenau,  dass  dies  allein  von  gar  keinem  Wert  ist.  Es  kommt 
nun  freilich  das  Babylonische  mit  seinem  AzpaSina  hinzu,  doch 
das  beweist  auch  nichts,  da  es  z.  B.  Pidühuris  =  ap.  Patisuvariü 
bietet  (vgl.  dazu  Verf.  KZ.  XXXV,  14,  67).  Dagegen  ist  das 
Susische,  in  dessen  Lautverhältnisse  ich  mich,  wie  ich  glaube, 
gründlich  und  lange  genug  vertieft  habe,  in  der  Wiedergabe  der 
ap.  Wörter  so  konsequent,  dass  es  hier  von  Entscheidung  sein 
kann:  und  es  bietet  Aspäzanä.  Folglich  ist  im  Ap.  Aspacanä  zu 
lesen.  Es  ist  auch  zu  beachten ,  dass  im  Ap.  nur  da  das  t-  oder 
t£-Zeichen  hinter  Konsonanten  fehlt,  wo  dies  die  t-  oder  u-haltigen 
sind  (vgl.  Verf.  KZ.  XXXV,  14);  NR.  a  14  am  Ende  hat  c[i]  ge- 
standen, Westergaard  hat  ja  auch  die  Schlusszeichen  der  vorher- 
gehenden und  folgenden  Zeichen  nicht  lesen  können.  Justis  ap. 
Beiträge  sind  also  sämtlich  wieder  zu  streichen.^)  —  Die  sus. 
Übersetzung  ist,  wie  mir  scheint,  soweit  gesichert:  Aäpdzana  .... 
huktira  ^Tari[yamao§  ^zunlcukna  .  .  .  .]  marrira. 

Dar.  Elv.  17  f.  gehört  azzakka  zu  pir  iataneka  und  bedeutet 
^sehr";  desgl.  azzaka  Xerx.  Elv.  17  f.,  Xerx.  Pers;  a  8  f.,  da  7,  äzaka 
Xerx.  Van  13  f.     Vgl.  oben  S.  566. 

Xerx.  Pers.  a  12  tafe-te,  30  üpe-ta  ist  „auch  anderes"  bezw. 
„auch  das*  zu  übersetzen,  vgl.  oben  S.  571  f. 

Xerx.  Van  22  bedeutet  yanai  =  ap.  yanaiy  „wobei",  vgl. 
KZ.  XXXV,  52  f.,  69. 

Xerx.  Van  23  liest  Schulz  hinter  rilasa  noch  tarme^  was 
vielleicht  tarmaä  sein  soll,  das  dann  gleich  tarnia  =  ap.  d**ur^va 
ist  (vgl.  arikka^  neben  arikka)  und,  wie  dieses,  „unversehrt, 
vollkommen,  ganz"  bedeutet.  Danach  hätte  also  der  Vater  Darios 
eine  Inschrift,  nur  nicht  ganz,  einmeisseln  lassen.  Die  genauere 
Fassung  des  sus.  Textes  gegenüber  dem  ap.  dürfte  uns  nicht 
wundern,  da  wir  auch  sonst  derartige  Abweichungen  finden  (vgl. 
zu  Bh.  II,  57  f.,  III,  82  u.  s.  w.). 

Art.  Sus.  a:  Zur  Konstruktion  der  Genealogie  vgl.  im  all- 
gemeinen KZ.  XXXV,  53  ff. 


1)  Ich  bemerke  noch  be'iläiifi}ic;  <Iass  es  stntt  Gauhar^^uva,  wie  Justi  noch 
immer  liest,   Gaubr^uva  heiü»en  musi:  „der  Kuhbrauige". 


600     ^-  ^oy,  Beiträge  z.  Erklär,  d,  stuisohen  Achaemeniderunschriften. 

Art.  Sus.  a  4:  appuka  übersetze  mit  ,, unter*,  vgl.  ap.  upä 
(KZ.  XXXV,  60).  —  irma  heisst  „iii%  vgl.  oben  S.  576. 

Art  Sus.  a  5:  martema  »vor"  ist  eine  Doppelpostposition  wie 
ema  ,in,  zu,  weg*  (oben  S.  564,  570),  ikkin  (oben  S.  575)  u.  a. 


Wortindex. 

Über  die  Transskriptionsänderungen  vgl.  oben  S.  119  mit  Anm.  2. 
Dabei  sind  d  und  a  unter  a^  i^  i  und  i  unter  2*,  i£  und  ü  unter 
u,  A;^  unter  X:«'  zu  finden.  Die  alphabetische  Reihenfolge  ist:  a,  e, 
t,  0,  1^;  4,  ^,  />;  n,  w;  .v;  r,  i;  5,  ä,  »;  Ä.  Den  Schluss  bilden 
die  Ideogramme.  Ein  *  bezeichnet  ein  neugefundenes  Wort,  eine 
neugefundene  Form  oder  eine  neue  Lesung,  ein  f  ein  nach  meinen 
Untersuchungen  zu  beseitigendes  Wort,  eine  derartige  Form  oder 
Lesung. 


Seite 
Äinaira  ....  125,  126 
auttap      .     .     .     587  Anm.  1 

dk,  dka 125f. 

akka 577 

asus.  akkara  .  .  570,  577 
akkari  ....  570,  577 
at,  ate     ....  571  f.,  595 

•fatarriman 569 

*  aiarrimanni      ....     569 
attcUa  ....     578  Anm.  5 

atteri 578f. 

ap .      574ff. 

ap-in   .....     574,  576 
fop-ir 575 

Apirtarra 567 

Jpirtip     ....      130,  567 

Apiriurra 128 

appa 577  f. 

appapa 578 

appantukkimme  564,  571,  587 

Anm.  1 
apparUukkurra  564,  568,  570, 

571,  587  Anm.  1 
appi    ....       572,  574  fF. 

appin 574,  576 

appine      .     .     .       567,  574  fF. 

o^iV 574,  576 

appuka    .     .      568,  591,  600 

appuka-ta 571 

-parier azila 595 


Seite 

*anera 595 

dni 125 

anka 577 

^ankirine 565 

anlakC,  .  .  .  580  Anm.  4 
*an§u  ....  587  Anm.  1 
^anSuta      .     .     .     587  Anm.  1 

am 123 

amak 568,  577 

amer 574,  576 

ami 574 

dyaie 124  f. 

Ariiya  123,  126  Anm.  2 

ärikkas    .     .     .     584  Anm.  3 

tarir 593 

arta 582 

artak 582 

artaätana 597 

•\[Artumannis\    ....     596 
Arpdya    .      130  Anm.  2,  131 

Arraomatä 123 

Arrumatis 123 

alat 597 

alpi      .     .      582  Anm.  3,  586 

alpik 582 

^alp*pe . ,  .äu      .     .     .     .     586 
Alpirtipy  Alpirtup     .     .     128 

alpü 582 

alpü-ne    .     .     .     580  Anm.  4 
aimarras^  almanriä    129  Anm. 


W,  Foij^  Beiträge  z.  Erklär,  d.  susischen  Achaemenideninschriften.     ßOl 


Seite 

AUapirti 130 

al'f-ma 596 

OS 592  Anm. 

aski 578 

ASpdzana 599 

Äiiuran 571 

äzaka,     .     .       566,  568,  583 

azakurra             130,  568,  570 

azzaka 566 

äzzakka 566 

äzza^-ne 583 

osus.  dh 574 

asxis.  e  „Haus* ....  564 

e  ,in,  zu*          .     .      564,  570 

y6CI  ...  0"U 

eppi 597 

enpep 578  f. 

*ennektib79, 581, 582, 587  Anm.  2 

*ennika  578 f.,  580,  581,  587 

Anm.  2 

enri 578 

enrik 578  f. 

enrit 572 

enripi  ....  578  f.,  582 
enrir 578  f. 

*ema       564,  570,  575  Anm.  1 

^emaptusta  570  Anm.,  575  Anm.  1 

emame 564 

emitd  570  Anm.,  575  Anm.  1 

I 573,  576 

ikkamar  {ikkimar)    .     .     576 

*ikkin,  *ikkir    .     575  Anm.  2 

^Ikiensäa;  \Ikser^a  .  .  129  f. 
ippdkra  ....  568,  570 
ipH     .     .     .     .     588  Anm.  1 

'\ip8ip  ....  588  Anm.  1 
in 573  ff. 

tntüa 123  f. 

inna  Gen.-Endg.  .  130,  567 
*ifina  =  inne     .     .    568  Anm. 

*innip 578 

•\mmppatfa 578 

ima     .     .      573  Anm.  4,  576 

Jyaxma 123  f. 

tr 573  ff. 


Seite 

Irtakkäaiia  123  Anm.  5,  130, 

131,  596 

Irtakäazia 129 

*irtantp 597 

IrtamarÜya  123  Anm.  5,  596 
*[Irfumannä]  ....  596 
*irma  .  .  .  574,  575  f.,  583 
irra  Gen.-Endg.  .  130,  567 
JräcUa  .  .  .  123  Anm.  5 
iräannaj  iriarra  .  566,  570 
Iräama     .     .     .      123  Anm.  5 

trä€ik)ki 568 

iräe{k)kip 596 

^likutra 129  f. 

^läkunka 129  f. 

iüiana 129  f. 

ütukra     ....     568,  570 

fJäparta 129  f. 

izüa  .  .  573  Anm.  4,  595 
Omumarka  123,  130  Anm.  2 
Oramaita 565 

•\Oraniaiiara  .  .  .  .  565 
ti,  tt     .     .      123  Anm.  3,  574 

Üiyama 123 

vkka  „gross*     ....     590 

^ukku  „Gesetz*  ....  590 
vkkura  .  .  566  Anm.,  570 
uJckurarra  .  566  Anm.,  567 
Ukpdtarranma      .     .     .     581 

^üt  „wir  sind*  ,  .  .  .  581  f. 
ütta,  vUa  123  Anm.  3,  583,  587 

Anm.  1,  591 

Üttana 124 

üttik 568,  591 

*üttiniun  .  584  Anm.  1,  586 
iUtiniun  üpd  {üpa)     .     .     586 

üttimanra 586 

ütla 591 

asus.    Uduran    .     127  Anm.  1 

*upä,  upd 586 

*üpak(t 569 

asus.  upat-imma    .     .     .     130 

upappi 569 

iipe 573 

üpe-ta^  iipe-te    .     .     .     .     571 


602     W^-  ^oy^  Beiträge  z.  Erklär,  d,  smiechen  AchaemenideninMchriften. 


Seite 

iipentukkimme  131,  564,  587 

Anm.  1 

üpipe 573 

*üptmer 576 

vpirri  570,  573,  576  Anm.  4 
üppe 573 

^^Üplratu] 127 

.  .  574,  576 
.574,  576,  577 
....  577 
.  .  564,  577 
.  .  574,  576 
....  123 


un,  wn,  un   . 
linan    . 
linena^  unfna 
asus.  lime 
ur  .     .     ,     . 
iihpe 


iihpentukküne  123,  131,  564, 

587  Anm.  1 

Kauparma    .     .     130  Anm.  2 

kcU,  kate  .     . 

ka(nyne  .  . 
'\Kantu\tamd\ 
*  Kantd\piama'\ 

Kanpusdya 


579 


.  572 
.  590 
.  594 
.  594 
Anm.  5 


kanna   567,  584  Anm.  3,  586 

Anm.  1 
'\kannai  .  .  .  584  Anm.  3 
*\kannei-ti]    .     .     584  Anm.  3 

Kampantas  .     .     .    580  Anm. 

karaialari 572 

*kt 580  Anm.  4 

kikj  kikka 126 


.ich  war" 


581 


565 


fka, 

kiti 

*  [kitisti'lne     .     .     565  Anm.  1 

*kirtne 565 

asus.  kirir    .     .     .      565,  571 

*k{zza 586 

-fkCzzamana 586 

Kukkannakan  .     .  571 

-fkukiikra 598 

*[kukti]ya 592 

*kuktira    .     .     .     .  570,  598  f. 
kutkaturra 131 

*ku[tkaiu\r\raS]       585  Anm.  3 

'\lai[tkatu\7\ra§'ti]  585  Anm.  3 

Icutmampi 131 

kuppaka       .  .      568,  597 


KuiUarruä 
Kurai 
kurtaS 
♦  Käeräa 


Seite 

.     130  Anm,  2 
.     .    129  Anm. 
.     .    592  Amn. 
124  Anm.  3,  130 
*Käeräia  124  Anm.  3,  laO,  131 

ta 584,  591 

tat  .    .,     .      124  Anm.  3,  126 
taie  .  >    .     .       124,  125,  126 

.  .   126,  568 
.  .   126,  571 


.   123,  125 

126,  568,  571 

.   126,  131 


*taiekki 
taie-te 
taiiiäj  taikS 
taiki'ta    . 
taippe 

ta\yaoä,taiyau8  123, 125, 573ff. 
iaü  .  .  123  Anm.  4,  126 
iaumanlu      .     .     .      126,  569 

*tak 566 

talcaia  .  .  .  587  Anm.  1 
takatalcH-ne,  takatukti-ne  579, 

581,  582 

TatarSis 128 

Tattü\ya 123  f. 

tanaä 573 

^tanip 597 

*tanti    ....     587  Anm.  1 
tamana    .     .     .     586  Anm.  2 

*tami 569 

tamini  ....  569,  570 
tarma       .      130  Anm.  2,  599 

*tarmaä 599 

tarmuk  568,  576  Anm.  1 

tarlaka 592 

ta^  »bei* 593 

ta§hUum    572  ff.,  5^7  Anm.  2 

ta>säutumme 130 

tah 123,  584 

tenimtattira 570 

asus.   Tiklat  127  Anm.  1 

*ltite]3 595 

titukka  .  .  .  565  Anm.  3 
titukkurra    .       130,  568,  570 

*  titukkurrakft    .      581  Anm.  1 


tiiulcra     . 
tttld{m)me 


564,  568,  570 
131,  564 


titme 565 

*tip 595 


W^  Foy,  Beiträge  »,  Erklär,  d.  tusüchen  Aehaemeniderdnschriften.    603 


Seite 

tippe 595 

ttriya 584 

iiriyaä 584 

Tiikkurra 180 

tukmanna  (?)  .  .  .  .  131 
tuhmmena  (?)   .     .     .     .     131 

tuppime 564 

*t\i  .    .     .      570,  575  Anm.  1 

tdiia,  tum     570,  575  Anm.  1 

*tüma.  .     .      575  Anm.  1,  591 

*tuman      .     .      564,  570,  571 

-ftuman-e 670 

•ftur  ....  579  Anm.  1 
Turmar  .      123,  130  Anm.  2 

Turradma 124 

tum 128 

*tuäta  ....  575  Anm.  1 
Fdkturri§  .  .  .  128,  130 
Pdkiü     ...     128  Anm.  4 

pdtin 571 

pdtur 590 

*patta     (oder    peta)     „Möglich- 
keif      578 

-fpattip,  -fpattippe    .     .     .     591 

pattiyamanyai  .     .     .     .     125 

^pattu  .......     590 

^\pat\tuma 591 

-fpcU^tuma] 593 

pari,  paru 583 

parik 583 

parü 583 

*parruä'ta 596 

parrvaanaS 573 

ParSin  .  128  Anm.  5,  571 
ParSir  128  Anm.  5,  131  Anm.  3 
Pariirra  128  Anm.  5, 131  Anm.  3 

pdlukme 565 

*pe 583,  591 

peuranti 126 

pet.  .  ,  .  572,  574,  576 
*peta  .  .  587  Anm.  1,  591 
"^petip,  *peiippe       .     .     .     591 

*pep 591 

pepta  .     .      587  Anm.  1,  591 

pepraica 597 

pepla 590  f. 


Seite 

peplaä'ta 591 

pepluppd 591 

peplup-ne     .     .     .      582,  591 

peme  . 564 

^pela 590f. 

pei-ta      ....      583,  591 

fpefsaptC] 585 

'^peisappi]      .     .     .      585,  593 

*pir 566 

pirka  .     .      566,  581  Anm.  1 

Piriiya 596 

^pirru 576 

*pirrur 576 

^pirSataneka 566 

Päeümata      123,  124  Anm.  3 
*putta  .     .      567,  587  AnnL  1 

puttana 580 

-[piUiu  , fliehen"  ....     580 

ptUtukka 580 

na  Gen.-Endg 567 

Nakta  123  f.,  125,  130  Anm.  2 
nap  571,  572,  573,  577  Anm.  2, 

579 
asus.  napir  .....  571 
asus.  napir 'üri .  .  .  .  571 
NapkiUurrazir .     .     129  Anm. 

nappanna 131 

nappi 572,  579 

nan 580 

fnanki .  .  .  .  580  Anm.  4 
nanta  .  .  565  Anm.  3,  581 
nanri .  .   565  Anm.  3,  581 

fne   „dein* 565 

inekti 579 

neman      ....   566,  569 
nemanki .  .   566,  568,  569 

ni 574 

asus.  ni/eanie     .  .     577 

nikavii    ....      564,  577 

\nttami 569 

ntn 574,  576 

ma 564,  575 

ma^ot'i 126 

Mala 567 

^mana  .  .  567  Anm.  1,  586 
man-ir-tarrnuk      .     .     .     576 


604     ^*  ^oy,  Beiträge  z.  Erklär,  d.  eutUehen  AohaememdeninechrifieH. 


Seite 

manka     .     .     .     565  Anm.  3 

mannatme 565 

mar 576 

mara  565,  567  Anm.  1,   583 

Anm.  2,  586 
Marahnü     .     .     130  Anm.  2 

tnartema 600 

marpepta  131,  572,  591  Anm. 
marptta   .     .     572,  591  Anm. 

mam 598 

marräa  .  .  572,  591  Anm. 
marriptpta  .     572,  591  Anm. 

mamya 583 

♦iwamra    »haltend*    570,    598 

marrü 593 

■fmcLztenti 131,  585 

*mazU{mdinti     ....     585 
maztemaMa .     .     .      131,  585 

mi  . 577 

miVa,  ntäe  580  Anm.4, 587  Anm.l 
rnüki-ne  131,  580  Anm.  4,  582 
mütiimanna      ....     569 

Mirkaniva 596 

milj  mulu 568 

miUuk 568 

Müpaozatü      ....     123 

mfäpdzanaä 573 

müäataiüä    .     .     .      124,  125 

müicUofnaS 573 

mukkCya 592 

murun 571 

mvAnika 568 

Muzirraya  .  .  128  Anm.  5 
Mvazariya    .     .     128  Anm.  5 

yanai 125,  599 

yazutaman  580,    587  Anm.  1 

*ra 565 

Rdkkan 571 

raämannai^)  .  .  .  .  131 
raJwiiViena  (?)     .     .     .     .     131 

*rilu 586 

^^rtlumana 586 

rutaä 593 

ruh  .  .  .  123,  568  Anm. 
ruh'ü'äak{ri)  .  123  Anm.  2 
asus.  Lahurabe      127  Anm.  1 


Seite 

lupdme 564 

lupdruri  .     .     .     .      570,  571 

luppu 567 

ilu...ya  (Blu  I,  49f.)  .     592 

hUtin 571 

hUmak 578 

lu-f'hUta 582 

äak      ....     579  Anm.  1 

äakurri 130 

Sakka 567 

äakri 578f. 

äakäapämana  ....  570 
iakiapdmaname    .     .     .     564 

^Saianeka 566 

*äatama 566 

iiatamatak 566 

äaparrak'Umme  130.  564 

iamak 590 

-  iara 594 

iarak 597 

äaääa 572 

äaiiata 572 

*Sa-?'[p']iU 582 

äikktümcOü      .     .      123,  124 

iünena 570 

iäneni 570 

ävktaä     .     .     .     130  Anm.  2 

*äkutra 130 

*Skunka 130 

*ätana 180 

*  Sparta 130 

Saikurrizfä  .     .  123,  125,  130 

aap 578 

aap  appa     .     .     .      565,  577 

sira 594 

asus.  sunkik  ....  129 
asus.  sunkip  ....  572 
asus.  sunk'p-ri  .  .  .  567 
asus.  summin  .  .  .  .  126 
zaomin    ....      126,  571 

fzcUuma 592 

*zala 592 

zalanra 581 

zikkita  567,  585,  587  Anm.  1 

ziyan 126,  571 

ziyamak        582,  588  Anm.  2 


W.  Foy,  Beiträge  9.  Erklär,  d,  stuüchen  Aßhaemenideniniehriften.    605 


Seite 

zhfa8{a) 584 

Zirranka      .     .     128  Anm.  5 

*£»&»  .  .  573  Anm.  4,  595 
zunkuk  ....  129,  569 
zunkuk'inna-p  567  Anm.  4,  572 

*zunku{k)kü  .  .  581  Anm.  1 
zunkukme 564 

*smnkup    ....      569,  572 

^zunkup'Ut 582 

?'ta3 592  Anm. 


Seite 

^^KAW^'P  oder  ^  A'-  GA  ü^p 

573  Anm.  1 
OÜL^    ....  565,  589 f. 

OUU^ne 565 

MARBAO^  oder  SAO^  594 
ffAB^-inna     .     .      567,  597 

^<T^*'l30Anm.l,  568, 573 ff., 

577  Anm.  2 

£<T-*'-trra  130  Anm.  1,  567  f. 


Nachtrag  zu  S.  126. 

Bei  der  Korrektur  der  „Fortsetzung*  dieses  nunmehr  ab- 
geschlossenen Artikels  kamen  mir  Bedenken  bezüglich  des  Laut- 
wertes von  dem  Zeichen  fc^Tf"*,  das  jüngst  auch  von  Weissbach 
nach  Vorgang  von  Sajce  als  el  gelesen  wird.  Denn  dann  müsst« 
1^^9ltanm  anstatt  des  früheren  djinanni  «Haus*^  gelesen  werden,  aber 
ein  Diphthong  lie  ist  sonst  im  Nsus.  nicht  belegt,  wie  überhaupt 
die  Diphthonge  im  Nsus.  sehr  selten  sind  (s.  oben  S.  126).  Ich 
habe  daher  S.  564,  570  und  593  uel(?)7nanni  geschrieben,  um  an- 
zudeuten, dass  das  jetzt  ei  gelesene  Zeichen  vielleicht  doch  noch 
einen  andern  Lautwert  hat.  Vorläufig  ist  jedenfalls  lielnumni  als 
weiterer  Beleg  für  einen  nsus.  Diphthong  oben  S.  126  nachzutragen. 
Sowohl  dieser  Diphthong  wie  die  in  zcurnim^  taie  (u.  s.  w.)  lassen 
sich  durch  Schwund  eines  h  zwischen  ihren  beiden  Komponenten 
erklären  (vgl.  tau  mit  ü  in  historischer  Schreibung  gegenüber  tau- 
manlu^  S.  123  Anm.  4),  eine  Möglichkeit,  die  ich  oben  S.  126  nicht 
ins  Auge  gefasst  hatte.  Jedenfalls  liegt  im  Nsus.  kein  sicheres 
Beispiel  für  einen  älteren  Diphthong  vor.  Vielleicht  hat  es  einen 
solchen  im  Asus,  auch  gar  nicht  gegeben,  da  sich  das  Zeichen  ? 
zu  ältest  in  Fremdwörtern  entwickelt  haben  kann. 


Verbesserungen  zu  S.  119 — 131. 

S.  119,  Z.  6  streiche:  tin  statt  muk\  S.  123,  Z.  2  v.  o.  lies: 
am,  Anm.  4  lies:  taumanlu\  S.  124,  Z.  5  v.  o.  lies:  Turraüma^ 
Ti.  2  V.  u.  im  Text  lies:  Art.  Sus.  a  5;  S.  125,  Z.  8  v.  o.  lies: 
tajyaoä;  S.  126,  Z.  2  v.  o.  lies:  tüman  c,  Z.  25  v.  o.  streiche: 
ziya;  S.  129,  Z.  6  v.  u.  lies:  ap.  Ä^«ör"t«f;  S.  130,  Z.  4  v.  u.  Ues: 
J^aitta;  S.  131,  Z.  8  v.  o.  lies:  ü(h)pentuJcki(fn)me  aus  *ü{h)pena' 
takki{m)me. 


606 


!Miscellen. 

(Fortsetzang  za  8.  415.) 
Von 

0.  Böhtlliigk. 

10. 

Zu  dem  auf  S.  413  dieses  Bandes  besprochenen  Vexier -Sloka 
teilt  mir  Th.  Aufrecht  eine  interessante  Variante  mit,  die  er  in 
einer  Handschrift  gefunden  hat     Sie  lautet: 

Wenn  auch  ^TO  =  ^i«iqi  Erbe  sein  sollte,  würde  man  doch 
an  dem  nachfolgenden  ^,  das  hier  gar  Nichts  zu  thun  hat,  Anstoss 
nehmen.  Ich  stehe  demnach  nicht  an  in  Übereinstimmung  mit  der 
anderen  Redaktion  ftPff^TTR^T  zu  lesen.  Ä(%  Wnf*rÄ  |Jf^ 
ergiebt  aber  wie  das  entsprechende  %^  ÄBT^Tl'hf  keinen  Sinn. 
Mit  der  geringen  Änderung  rf^nrrf'nt  für  ^s^ilT*!^  erhalten  wir 
den  erwarteten  Sinn,  und  wenn  wir  den  Avagraha  fortlassen,  was 
nicht  nur  gestattet,  sondern  auch  allgemeiner  Brauch  ist,  so  ist 
auch  das  Rätsel  hergesteUt:  fs^ikf^H,  woran  man  zunächst  denkt, 
ergiebt  den  falschen,  rf^fTrfWn  den  richtigen  Sinn. 

Nun  erhebt  sich  die  Frage,  wie  verhalten  sich  die  beiden 
Fassungen,  die  in  dem  zweiten  und  dritten  Päda  doch  wesentlich 
vei-schieden  sind,  in  Bezug  auf  das  relative  Alter  zu  einander? 
Dass  im  zweiten  Päda  in  der  zuletzt  angeführten  Fassung  unter 
den  unrechtmässigen,  eigenmächtig  auftretenden  Erben  nicht  der 
Dieb,  wie  in  der  anderen  Fassung,  sondern  der  Fürst  an  letzter 
Stelle  aufgeführt  wird,  scheint  eine  beabsichtigte  Courtoisie  zu  sein, 
also  wohl  auf  späteren  Ursprung  zu  deuten.  Entschieden  scheint 
aber  für  das  höhere  Alter  der  früher  mitgeteilten  Fassung  die  hier 


BölUlingk,  Mucdlen,  607 

weniger  geschickt  zugespitzte  Zweideutigkeit  im  dritten  Päda  zu 
sprechen.  Auch  dass  d^r  abstrakte  Dharma  im  dritteu  Plda  der 
Variante  nicht  einfach  ftls  'BQ^!  der  vier  Erben  auftritt,  sondern, 
wohl  um  leichter  erkennbar  zu  sein,  als  ÄHt  M«n%  dürfte  vielleicht 
als  Anzeichen  einer  späteren  Überarbeitung  angesehen  Werden ;  wohl 
auch  llli^il*  statt  ^des  natürlicheren  WT^^PTTt. 

11. 

Das  bei  Päi^ini  3,  1,  42  überlieferte  vedische  f^qi«n^^I  (ein 
periphrastischer  Aorist)  ist  im  PW.  unter  1.  t^  gestellt  worden. 
Dieses  hat  wohl  Jacobi  in  seinem  scharfsinnigen,  mich  aber 
nicht  überzeugenden  Artikel  »"Ober  das  periphrastische  perfekt  im 
Sanskrit*  in  Kuhns  Zeitschr.  Bd.  XXXV,  S.  584  zu  der  Annahme 
verleitet,  dass  f^WITOf,  auf  einen  Perfektstamm  zurückgehe.  Dieses 
ist  aber  ein  Irrtum :  fx|4«nn.  gehört  zu  2.  f^ ,  f^^fn ,  entspricht 
also  genau  den  von  einem  Präsensstamm   abgeleiteten  Formen  WT* 

*l < T^,  Pf*! €11^7  ft^yrr^,  ft*4<.IH  und  «f^lH,  als  ersten  Teilen 
des  periphrastischen  Perfekts.  Nicht  vom  Prasensstamm ,  sondern 
von  der  Wurzel  gebildet  ist  f^^  ^T^,  was  sehr  auffällig  ist.  Eine 
nur  scheinbare  Ausnahme  macht  T'nRjt  MÜ  Sat.  Br.  1 ,  6.  4,  1. 
4,  1,  3,  1.  PHRTn^  ist  nämlich  nicht,  wie  allgemein  angenonmaen 
wird,  auf  ^  mit  f'f ,  sondern  auf  ^H^  mit  f'fW  =  t'T^  zurück- 
zuführen; vgl.  BKSGW.  44,  210.  49,  40.  134.  Das  Perfektum  von 
fSflfV  lautet  PlftlÖl. 

Nun  noch  Einiges  über  die  Jacobi'sche  Erklärung  des  peri- 
phrastischen Perfekts.  J.  tritt  der  herkömmlichen  Erklärung  des 
ersten  auf  am  ausgehenden  Teiles  als  Acc.  eines  Nomen  act.  auf 
^  aus  zweierlei  Gründen  entgegen:  einmal,  weil  der  Acc.  in  Ver- 
bindung mit  ^I^  und  ^  Schwierigkeiten  biete,  und  zweitens  weil, 
wie  er  meint,  sich  von  dem  betreffenden  Verbalnomen  ausser  der 
erstarrten  Kasusform  keine  Spur  sonst  erhalten  habe  (S.  585  unten). 

Letzteres  ist  nicht  ganz  richtig,  da  z.  B.  jedem  periphrastischen 
Perfekt  von  einem  Desiderativ  ein  ebenso  gebildetes  Nomen  act. 
auf  W  zur  Seite  steht  oder  doch  nach  den  Regeln  der  Grammatik 
von  jedem  Autor  gebildet  werden  könnte.  Das  Perfekt  vom  Intensiv 
von  ^f^  würde  ^^dl^l  ^RF  sein,  und  ein  Nomen  act.  ^6l«iil  ver* 
zeichnen  Grammatiker  und  Lexikographen;  neben  v^t  ^^iff  finden 
wir  ein  "vT  f.  und  neben  ^l«l\l  ^^TTT  eü  fPRCT  f.  Neben 
dem  Perfekt  vom  Kausativ  vermissen  wir  allerdings  ein  entsprööHeö- 


BöhÜingk,  MüeeUen.  609 

zunächst  bei  Kausativen,  bei  denen  bis  jetzt  kein  Nomen  act.  auf 
^  nachgewiesen  werden  konnte.  Wenn  Formen  wie  iRTBTn^  nicht 
als  Accusative  empfunden  wurden,  dann  konnte  das  Sprachgefühl 
leicht  auf  Abwege  geraten.  Möglich  auch,  dass  mit  dem  Wechsel 
des  Hilfsverbums  eine  Schattierung  der  Bedeutung  eintrat,  etwa  eine 
Bezeichnung  der  Dauer  bei  ^U^.  Dürfte  man  nicht  auch  die  nicht 
seltene  Verwechselung  der  Hilfszeitwörter  haben  und  sein  zur  Ver- 
gleichung  herbeiziehen?  Bei  Jacobis  Auffassung  ist  der  Übergang 
von  fj  zu  ^U^  auch  nicht  recht  verständlich. 

12. 
Hir.  Grhy.  1,  5,  8  lesen  wir:  IRTRI  ^f^JÜ«!   f%f  ^f*Wl- 

M*i«in.  Der  Schluss  ^HWl  ^Tl^C  u.  s.  w.  bietet  einige  Schwierig- 
keiten imd  wird  oben  S.  425  f.  von  Caland  besprochen.  Er  möchte 
mit  mir  "V^TW^  lesen  und  dann  noch  ein  ^lüH  einschalten;  der 
Schluss  würde  dann  zu  übersetzen  sein:  er  fährt  ihn  zu  sich, 
seinem  (d.  h.  des  Knaben)  rechten  Arme  nach,  d.  h.  wie  C.  weiter 
fortfährt,  indem  er  den  Knaben,  der  ihm  ja  bis  jetzt  den  Rücken 
zugekehrt  hat,  sich  na^h  rechts,  also  mit  der  Sonne  um,  um- 
drehen lässt  Eine,  wie  mir  scheint,  sehr  gezwungene  Erklärung, 
da  der  Text  von  keinem  Umdrehen  spricht.  Auch  möchte  das 
Kunststück  dem  Lehrer  nicht  gelingen,  es  sei  denn,  dass  er  die 
Hände  von  den  Schultern  des  Schülers  zurückzöge.  Darin  hat  C. 
gewiss  Recht,  dass  er,  entgegen  seinen  Vorgängern,  nicht  ^ljin,j 
sondern  den  Schüler  das  Objekt  zu  x»H«!^n  sein  lässt,  worauf  auch 
der  nachfolgende  Spruch  hinweist.  Ich  glaube,  dass  der  über- 
lieferte Text  richtig  ist,  ich  übersetze:  er  führt  ihn  zu  sich,  zu 
seinem  rechten  Arme.  Auf  diese  Weise  kommt  der  Schüler,  der 
bis  dahin  dem  Lehrer  den  Rücken  zuwandte,  jetzt  neben  ihm  und 
zwar  zu  seiner  Rechten  zu  stehen,  so  dass  er  ihm  das  Gesicht  zu- 
wenden kann. 

Ebenda  nimmt  Caland  auch  an  c1T*4*IU|  ^fXRIRW  inft^- 
WirT^lÄTfiW!5Rf^  Hir.  Gyhy.  1,  20,  2  Anstoss.  Verbinden  wir 
"^rfil  mit  Unr^^t,  und  fassen  dieses  als  Westen,  so  ist,  wie  ich 
glaube,  jede  Schwierigkeit  gehoben. 


Bd.  LH.  40 


610  BchiUmgk,  ÄßteeUem. 

13. 

Der  in  den  rituellen  Sötras  got  bewanderte  Caland  bespricht 
oben  8.426  den  verdorbenen  Sprach  Pär.  Gjhy.  3, 7, 1  Vf^  Wl  ils.  w. 
and  konjiziert  mit  Glück  HT^  st  «ll(j*,  hat  aber  übersehen,  dass 
schon  Hir.  G;4iy.  1,  14,  2  das  Richtige  bietet.  Calands  Konjektur 
^(•1^  st.  "V^  ist  aber  verfehlt,  da  es  eine  solche  Form  gar  nicht 
giebt.  Das  richtige  Imperfekt  '^•l^n.  wäre  hier  nicht  am  Platz, 
wohl  aber  der  Aorist  ^rf^T^^.  Jedoch  möchte  ich  hier  kein  neues 
Verbum,  mit  dem  Vlv^  verbunden  werden  müsste,  einführen,  da 
f^l^^lfll  das  Objekt  ?IT  und  die  Ablative  mit  ^if^  nicht  ent- 
behren kann.  Die  zweite  Hälfte  des  Spruches  ist  in  beiden  Sütras 
ganz  verschieden.  Gegen  Calands  Konjektur  TT^t^  statt  ^CTTtV 
liesse  sich  wie  gegen  ft^lTV  nur  einwenden,  dass  der  Kasus  be* 
fremdet;  man  erwartet  ja  Ablative. 

14. 

In  den  BKSGW.  Bd.  48,  S.  11  hatte  ich  von  VW  in  der 
Stelle  Pär;  Grhy.  3,  15,  22  mV  W  ^^I^Hnt  ^^Wft  UHlfflfll 

•l^fn  gesagt,  dass  es  zu  W[  keine  passende  Ergänzung  gebe,  und 
dass  ^m  hier  auch  Nichts  zu  thun  habe.  Aus  diesen  Worten 
schliesst  Caland  oben  S.  427,  ich  hätte  nicht  gewusst,  dass  das 
enklitische  Pronomen  in  der  Prosa  an  zweiter  Stelle  stehe*).  Auch 
bei  einem  andern  Texte  hätte  ich  diese  Unkenntnis  verraten,  in- 
dem ich  ihm  brieflich  mitgeteilt  hätte,  dass  das  Pronomen  dort 
nicht  stehen  könne.  Da  ich  nach  Calands  Ansicht  mit  einer  solchen 
Äusserung  mir  mehr  oder  weniger  eine  Blosse  gegeben  hatte,  so 
war  die  Veröffentlichung  und  abfällige  Besprechung  derselben  ohne 
meine  Erlaubnis  eine  Indiskretion.  Dass  ich  in  beiden  Fällen  aus 
andern  Gründen  das  enklitische  Pronomen  hier  beanstandete^ 
brauche  ich  wohl  kaum  zu  sagen. 

Mit  Wr9  wusste  ich,  wie  gesagt,  Nichts  anzufangen  und  kon- 
jizierte  dafür,  da  ^W^  ein  Feminin  verlangt,  ^VT.  Nach  Caland 
soll  die  zu  Wt  passende  Ergänzung  ohne  Zweifel  ^T^^l  sein;  auf 
welche  vorangehende  Person  das  nach  meiner  Meinung  ganz  über- 
flüssige ^roi  hinweist,  verschweigt  er.  Obgleich  hier  vom  Geben 
und  Empfangen  die  Rede  ist,  so  halte  ich  doch  die  Ergänzung  für 

1)  Dieses  brauchte  Caland   nicht   mit   sieben  Zeilen   füllenden  Beispiel» 
XU  belegen;  eine  Verweisung  auf  Speijers  Syntax  hätte  genügt. 


BöfuUngk,  Mieeeüm.  611 

sehr  rmwahrscheinlich ,  da  von  ^r^^i  im  Vorhergehenden  nicht 
gesprochen  wird,  und  da  man  nicht  einsieht,  weshalb  der  Autor 
nicht  dieses  Wort,  sondern  das  ganz  unbestimmte  Wt  hier  verwendet 
haben  sollte.  Aber  auch  meine  Konjektur  verwerfe  ich  jetzt,  da 
von  ^rar  ebensowenig  wie  von  ^ff^HTT  gesagt  werden  kann,  dass 
sie  f  ^^«  ^^  und  ^g^W\  **fn«{^<H  ^Wfif.  Ich  vermute 
jetzt  ^rar  statt  ^rW).  Nun  ist  nach  meinem  Sprachgefühl  auch 
die  Stellung  von  f  verständlich,  während,  wenn  tii^  richtig  wäre, 
f  nach  ^^ci*  stehen  müsste.  Wenn  eine  Schwester  vom  Bruder 
Jemand  zur  Ehe  gegeben  wird,  so  geht  sie  dem  Geber  nicht  ver- 
loren (dieser  büsst  dabei  Nichts  ein)  und  durch  den  Empfänger  wird 
sie  als  dessen  Gattin  ^«ftli.  Deutlicher  brauche  ich  mich  wohl 
nicht  auszudrücken.  Dieses  drastische  Beispiel  soll  alles  Geben  und 
Empfangen  rechtfertigen  und  empfehlen.  Mfci^^ni  erregt  keinen 
Anstoss,  aber  das  nicht  weit  davon  abliegende  irfinnfTTT  würde 
mir  wegen  ^^ci*  mehr  zusagen. 

Die  zweite  Stelle,  an  der  ich  nach  Galand  das  enklitische 
Pronomen  verkannt  haben  soll,  ist  Hir.  Gyhy.  1,  13,  16  n«q^ 
^w^rtj  —  ''ll^l^lfn.  Ich  hatte  ihm  brieflich  mitgeteilt,  dass 
^^  hier  unmöglich  stehen  könne.  Aus  der  Begründung  meiner 
Behauptung  oben  S.  84  wird  man  ersehen  können,  dass  nicht  ich 
der  Sünder  war,  dass  nicht  ich,  sondern  Caland  der  Belehrung 
bedurfte. 

15. 

Oben  S.  462  sucht  Hopkins  meine  Einwendungen  gegen  seine 
Deutung  von  Brakmävarta  in  eben  diesem  Bande  S.  89  fg.  zu  ent- 
kräften. Er  macht  mir  zum  Vorwurf,  dass  ich  mehr  Gewicht  auf 
die  Etymologie  von  ^i^n  als  auf  die  Bedeutungsentwickelung  des 
Wortes  selbst  gelegt  hätte.  Die  Sache  verhält  sich  aber  anders: 
Hopkins  gelangt  zu  seinen  Bedeutungen  Äottic,  origiriy  birth-place 
nur  auf  etymologischem  Wege,  während  ich  ausdrücklich  sage,  dass 
von  den  bekannten  Bedeutungen  des  Wortes  "^isn  keine  Brücke 
zu  den  von  Hopkins  angegebenen  Bedeutungen  führe.  Erst  jetzt 
bemerkt  H.,  dass  von  ein  Ort^  an  dem  eine  Menge  Menschen  dicht 
zusammengedrängt  wohnen,  kein  weiter  Schritt  zu  home  und  origin 
sei.  Man  beachte,  dass  die  im  PW.  von  mir  gegebene  Bedeutung  schon 


1)  ^FT^  is^  vielleicht  eine   Korrektur  für   sinnloses   ^|^ ,  und  dieses 
ein  verschriebenes  ^TCTT« 

40* 


612  BöhtUngk,  MisceUen. 

eine  übertragene,  nur  für  ^i«4l^n  und  ^Vl^n  bestimmte  war. 
In  meinem  oben  erwähnten  Artikel  schlage  ich  Sammelplatz  vor 
und  glaube,  dass  diese  Bedeutung  an  die  sonst  belegte  von  Wirbd 
sich  leicht  anschliesst.  Den  Versuch  Hopkins',  auf  etymologischem 
Wege  zu  den  Bedeutimgen  lumie  u.  s.  w.  zu  gelangen,  hatte  ich  für 
misslungen  erklärt.  Dass  die  wichtigste  Stütze  Manus.  7,  82  Hopkins 
missverstanden  hatte,  räumt  er  jetzt  selbst  ein.  Jetzt  legt  er  nur 
noch  auf  die  Erklärung  zweier  Scholiasten  des  Wortes  ^l4l^n 
Gewicht.  Sie  lautet :  ^|4t  ^il^A5l  yi:  y^^lf^ftT.  Die  letzten 
Worte  sollen  bedeuten  are  perpetually  bom,  „for  this  is  the  natural 
and,  as  I  think,  the  only  permissible  meaning  of  these  words*. 
^fl[^  bedeutet  hervorkommen,  entstellen^  und  von  diesen  Bedeutungen 
bis  geboren  werden  ist  nur  ein  halber  Schritt,  den  aber,  soviel  wir 
wissen,  Niemand,  auch  kein  Dichter,  gemacht  hat.  Ist  es  wohl 
wahrscheinlich,  dass  zwei  Scholiasten,  die  doch  mit  ihrer  Erklärung 
jedem  Missverständnis  vorbeugen  wollten,  ein  jedenfalls  eine  andere 
Deutung  zulassendes  Wort,  und  wie  Hopkins  selbst  bemerkt,  despüe 
the  ordmart/  meaning  of  ä-vart,  statt  des  nicht  zu  missverstehenden 
WRW  verwendet  hätten?  Fassen  wir  dagegen  "^'^isn^  in  der 
auch  bei  Manu  belegten  Bedeutung  kehren  dahin  zurück,  so  ist 
^I^  V^*  y^i^-^^Pn  treten  dort  immer  wieder  liervor  eine  zutreffende 
Erklärung.  Hiermit  glaube  ich  auch  den  beiden  Scholiasten  einen 
Dienst  erwiesen  zu  haben.  Wenn  ich  in  meinem  Artikel  nehmen 
dort  immer  an  Zahl  zu  übersetzte,  so  übersprang  ich  die  zunächst 
liegende  Bedeutung,  hatte  aber  in  der  Sache  selbst  nicht  Unrecht. 
Ich  schliesse  meine  Polemik  gegen  den  gediegenen  Kenner  des 
indischen  Epos  mit  dem  aufrichtigsten  Danke  für  seine  mir  freund- 
lichst zugesandte,  soeben  angelangte  Abhandlung  „Parallel  features 
in  the  two  Sanskrit  Epics*Oj  ^i®  von  grosser  Tragweite  ist  und 
viel  zu  denken  giebt. 


1)  Sonderabdruck  aus  dem  American  Journal  of  Philology,  Vol.  XIX,  No.  2. 


613 


Buddhistische  Studien*). 

Von 

Hermanii  Oldenberg. 

Minayeff's  Recher ches  sur  le  Bouddhisme^  daneben  das  in 
vielen  Beziehungen  an  dieselben  sich  anschliessende  Buch  de  la 
Vall6e  Poussin's  Bouddhisme^  Stades  et  math'iaux  geben  mir 
Anlass,  einige  der  Probleme,  welche  sich  um  die  buddhistischen 
Konzilien,  die  Entstehungsgeschichte  des  Kanon,  das  Verhältnis  der 
nördlichen  imd  südlichen  Überlieferung  bewegen,  erneuter  Betrach- 
tung zu  unterziehen.  Teilweise  werde  ich  mich  mit  der  Kritik 
von  Auffassungen  der  genannten  Forscher  beschäftigen-)  —  dass 
die  Trauer  um  den  Hingegangenen  mir  hierin  keine  Eückhaltung 
auflegt,  würde  unzweifelhaft  MinayefTs  eigner  Denkweise  über  das 
Verhältnis  persönlicher  und  sachlicher  Eücksichten  entsprechen  — ; 
teilweise  werde  ich  meinerseits  positiv  vorzugehen  versuchen,  in 
mancher  Beziehung,  wie  das  nicht  anders  sein  kann,  in  Bichtungen, 
welche  den  von  Windisch  („Mära  und  Buddha**)  in  seinen  Unter- 
suchungen über  das  Verhältnis  der  nördlichen  und  der  südlichen 
Tradition  eingeschlagenen  eng  verwandt  sind.  Zum  Schluss  gedenke 
ich  diesen  Erörterungen ,  im  Hinblick  auf  J  a  c  o  b  i '  s  Aufsatz 
ZDMG.  LH,  1  ff.,  einige  Bemerkungen  zur  erneuten  Prüfung  des 
Verhältnisses  der  buddhistischen  Nidänaformel  und  der  Sämkhya- 
philosophie  anzuhängen. 

I. 

Indem  ich  zuvörderst  an  die  Kritik  von  Minayeff's  Auf- 
stellungen über  die  Konzilien  herantrete,  betrachte  ich  zunächst 
eine  Reihe  von  einzelnen  Zügen  der  betreffenden  Traditionen,  in 
Bezug  auf  welche  mir  die  Auffassungen  des  genannten  Gelehrten 
als  irrig  erscheinen.  Ich  werde  dann  auf  seine  Ansicht  von  den 
Konzilien  und  ihrem  Verhältnis  zur  Entwicklung  der  kanonischen 
Litteratur  im  Ganzen  eingehen. 


1)  Siehe  Inhaltsübersicht  am  Schluss. 

2)  Ich  muss  bemerken,  dass  ich  dieser  Kritik  Minayeff's  Bucli  nur  in 
der  französischen  Übersetzung  zu  Grunde  legen  kann.  Sollte  dies  irgendwie 
zu  Ungerechtigkeiten  gegen  den  Verfasser  geführt  haben,  werde  ich  für  Berich- 
tigung aufrichtig  dankbar  sein. 


614  Oldenberg,  Buddhistische  Studien. 

Minayeff  (S.  25)  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  der  Bericht 
des  Cullavagga  vom  ersten  Konzil  aus  der  Zusammenfügung  ,de 
divers  r^cits  entiörement  ind^pendants*  hervorgegangen  sei  Diese 
Auffassung  beruht  darauf,  dass  jener  Bericht  —  wie  wenigstens 
M.  angiebt  —  mit  einer  Bede  des  Kassapa  anhebt  ^),  dann  aber  in  der 
dritten  Person  fort&hrt.  Eassapa  erzählt,  wie  er  mit  500  Mönchen 
von  Pävä  nach  Kusinärä  wandernd  unterwegs  den  Tod  Buddhas 
erfahren  habe.  Ein  Teil  der  Mönche  nahm  die  Nachricht  mit 
stürmischen  Schmerzausbrüchen,  ein  andrer  Teil  mit  frommer  Ge- 
fasstheit  auf.  Subhadda  aber,  einer  jener  wandernden  Mönche, 
tröstete  die  Klagenden  mit  dem  Hinweis  darauf,  dass  der  Tod  des 
Meisters  jetzt  Allen  die  Freiheit  bringe;  nun  könne  man  thun  und 
lassen  was  man  wolle.  Veranlasst  durch  diese  frivolen  Worte  wandte 
sich  —  so  giebt  M.  die  Cullavagga-Erzählung  wieder  —  Kassapa 
zu  den  Mönchen,  welche  ihn  umgaben  und  schlug  ihnen  die  Fest- 
stellung eines  Kanon  von  Dhamma  und  Vinaya  vor.  Es  wird  be- 
schlossen, zu  diesem  Zweck  ein  Konzil  zu  halten,  aber  der  Bericht 
über  diesen  Beschluss  ist  unklar:  ,Le  r^cit  du  Cullavagga  n'indique 
pas  clairement  oü  fut  prise  la  rösolution  de  convoquer  le  concile: 
lä  oü  les  ascötes  apprirent  la  nouvelle  de  la  mort  du  fondateur, 
ou  bien  &  Ku^inära,  oü,  d'apräs  d'autres  tämoignages,  Kä^yapa  alla 
v6nerer  les  restes  du  Maitre  (Mahäparinibbänasutta  p.  67).*' 

Ich  behaupte  dem  gegenüber,  dass  der  Bericht  des  Cullavagga 
vollkommen  klar  und  nur  seine  Wiedergabe  bei  Minayeff  teils  unklar, 
teils  positiv  unzutreffend  ist. 

Zunächst  existirt  die  Discrepanz  einer  Hede  des  Kassapa  und 
einer  in  der  dritten  Person  gegebenen  Erzählung  in  Wirklichkeit 
nicht  Das  Kapitel  hebt  in  der  dritten  Person  an:  atlia  Jcho 
äyasmä  Mahäkassapo  bkikkhü  ämantesi]  dann  folgt,  was  er  sagt, 
dann  was  Andere  sagen  und  was  geschieht,  wo  dann  die  Erzählung 
sich  natürlich  in  der  dritten  Person  bewegt.  Das  alles  verläuft:  in 
schönster  Einheitlichkeit;  ich  wenigstens  sehe  nicht,  wie  Vorgänge, 
welche  zum  teil  in  Äusserungen  redender  Persönlichkeiten  bestehen, 
einheitlicher  und  klarer  hätten  wiedergegeben  werden  können. 

Die  Rede  aber  des  Kassapa  zerfällt,  wie  Min.  offenbar  ent- 
gangen ist,  in  zwei  sehr  deutlich  von  einander  gesondert«  Teile  ^). 
Zuerst  erzählt  der  Thera  von  der  Wanderung  zwischen  Pävä  und 
Kusinärä,  von  der  unterwegs  erhaltenen  Todesnachricht,  von  dem 
verschiedenen  Benehmen  der  Mönche,  von  den  Worten  des  Subhadda. 
Damit  ist  die  Erzählung  von  jenen  vergangenen  Vorgängen  be- 
endet. Die  Worte  Kassapa's,  die  nun  folgen,  den  Vorschlag  zur  Re- 
daktion von  Dhanmia  und  Vinaya  enthaltend,  werden  nicht  mehr 
von  ihm  als  auf  jenem  Wege  zu  den  dort  anwesenden  Mönchen  ge- 


1)  Cullavagga   XI,   I,  1    nach    der  Paragrapheneinteilnng   meiner  Aasgabe. 

2)  Der    erste   umfasät  in   meinem    Druck    die    beiden    ersten  Absfitse,   der 
zweite  den  dritten  Absatz. 


Oldenberg,  Buddkistische  Studien.  ^5 

sprochen  erzählt^).  Sondern  mit  diesen  Worten  wendet  sich  K. 
an  die  gegenwärtigen  Mönche,  die  seiner  Erzählung  zugehört  haben, 
und  legt  ihnen  seinen  eben  durch  jene  Erzählung  motivirten  Antrag 
vor.  Diese  Mönche  sind  es  dann,  die  den  Antrag  annehmen;  es  kann 
keine  Bede  davon  sein,  dass  der  Gull,  dies  auf  jener  Wanderung  durch 
die  500  Begleiter  des  Eassapa  habe  besorgen  lassen. 

Wo  war  es  nun,  dass  Eassapa  diese  Bede  hielt  und  dieser 
Beschluss  gefasst  wurde?  Der  CuUav.  sagt  das  nicht  ausdrücklich, 
aber  wie  sich  sein  Verfasser  die  Sache  gedacht  hat,  kann  doch 
schlechterdings  nicht  zweifelhaft  sein.  Die  jüngeren  ceylonischen 
Quellen  ^)  und  ebenso  die  gesamten  nordbuddhistischen  Überliefe- 
rungen ^)  sind  einstimmig  darin,  die  betreffenden  Verhandlungen 
nach  Eusinärä  zu  verlegen.  Dort  war  der  Meister  gestorben ;  dorthin 
kam  —  wie  unter  den  kanonischen  Pälitexten  das  Mahäpari- 
nibbänasutta  *)  bestätigt  —  Eassapa,  der  Leiche  seine  Verehrung  zu 
bringen ;  dort  im  Ereise  der  nach  Buddha's  Tode  zurückgebliebenen 
Getreuen  musste  naturgemäss  eine  Verhandlung  geführt  worden 
sein,  welche  die  Tradition  auf  das  engste  an  Buddha's  Hingang 
anzuschliessen  das  offenbare  Bedür&is  hatte.  Die  Erzählung  des 
Cullavagga,  die  sich  genau  an  die  des  Mahäpannibbäna  Sutta  an- 
schliesst  und  durch  längere  Beihen  von  Sätzen  dieselbe  wörtlich 
reproducirt,  hat  entschieden  nicht  die  Absicht,  Eassapa  an  einem 
anderen  Orte  auftreten  zu  lassen,  als  da,  wohin  jenes  Sutta  ihn 
wandern  lässt  und  wohin  alle  andern  erwähnten  Quellen  jenes  sein 
Auftreten  verlegen. 

Die  versammelten  Mönche  nun,  indem  sie  auf  den  Antrag 
Eassapa's  eingehen,  ersuchen  diesen  die  Brüder  auszuwählen,  welche 
die  vorgeschlagene  Bedaktion  von  Dhamma  und  Vinaya  vornehmen 
sollen.  Eassapa  wählt  (Cullav.  a.  a.  0.  §  2)  499  Arhats,  dann  als 
iunfhundertsten  Ananda,  der  ja  bald  die  Arhatschaft  erreichen  soll. 
Minayeff  (S.  25)  bemerkt  zu  diesem  Bericht:  „il  an  röunit  499, 
c'est-ä-dire  tous  ses  compagnons  de  voyage  moins  un,  puisque,  dans 
le  r^cit  rapport^  plus  haut,  on  a  dit  que  cinq  cents  meines  mar- 
chaient  avec  Eä^yapa.     On  voit  que  le  choix  ne  fut  pas  difficile." 


1)  Wenn  Kassapa  diese  seine  Worte  in  demselben  Tenor  wie  das  Vorher- 
gehende referirte,  würde  er  dieselben  unzweifelhaft  mit  der  Wendung  einleiten: 
atha  khv  nham  ävuso  te  bkikkhü  etad  avocam  —  demselben  Ausdruck,  dessen 
sich  Kassapa  kurz  vorher  (8.  284,  Z.  10  ▼.  u.  meiner  Ausgabe)  bedient  hat. 
Man  kennt  den  unwandelbar  stereotypen  Charakter,  welcher  der  Ausdrucksweise 
der  heiligen  Päli-Pro'sa  eigen  ist. 

2)  So  der  Dipavamsa  5,  1  fg.,  die  SumangalavilSsinl  p.  2  (bh(tgavato 
dhätubhäjanadivase),  die  SamantapSsSdikä  Vin.  Pit.  vol.  III  p.  283  (bhaga- 
vaio  parinibbäne  sannipcUitänam  sattannam  bhikkhuscUasahcuisänam)^  der 
Mahävaipsa  p.   11  Tumonr. 

3)  So  MahSvastu  vol.  I  p.  69 — 70;  der  Vinaya  der  Dharmaguptas  nach 
der  chines.  Version  bei  Beal,  Vhdl.  des  5.  Or.  Kongr.,  Ostasiat.  Sektion  p.  17; 
4er  Dulva  bei  Rockhill.  Life  of  the  Buddha  p.  149. 

4)  p.  67  ed.  Childers. 


ßjg  Oldenberg,  Buddhistische  Studien, 

Die  Ironie  der  letzten  Worte  scheint  mir  nicht  vollkommen  glücklich, 
denn  offenbar  hat  M.  den  alten  Erzähler  missverstanden.  Hätte 
dieser  die  499  Erwählten  mit  jenen  500  Begleitern  des  Kassapa 
identifiziren  wollen,  so  hätte  er  das  nach  der  Art  dieser  umständlich 
genauen  Erzählungsweise  sicher  ausdrücklich  gesagt.  Das  hat  er 
nicht  gethan  und  in  der  That  vereinigt  sich  diese  Identifizirung  so 
schlecht  wie  möglich  mit  dem  ganzen  Zusammenhange.  Es  handelt 
sich  darum,  die  Hervorragendsten  und  Würdigsten  unter  den  Bhikkbos 
an  der  Konzilverhandlung  zu  beteiligen.  Offenbar  befand  sich  eine 
Menge  derselben  unter  den  Mönchen,  die  den  Buddha  auf  seiner 
letzten  Wanderung  begleitet  hatten  und  Zeugen  seines  Todes  ge- 
wesen waren,  also  an  Kassapa's  Zug  von  Pävä  nach  Kusinärä  nicht 
teilgenommen  haben  konnten.  Eine  Beschränkung  der  Auswahl  — 
abgesehen  etwa  von  Änanda  —  auf  jene  Gletährten  Kassapa's  würde 
daher  für  den  alten  Berichterstatter  ein  an  Absurdität  streifender 
Gedanke  gewesen  sein.  Zudem  enthielt  die  Erzählung  von  Kassapa's 
Wanderung  ausdrücklich  den  Zug,  dass  ein  Teil  der  begleitenden 
Mönche  avUarqga  war;  die  von  Kassapa  Erwählten  aber  waren  — 
mit  alleiniger  Ausnahme  des  Ananda  —  sämtlich  Arhats.  Es  ist 
danach  wohl  klar,  dass  Minayeff  hier  die  wahren  Intentionen  der 
Erzählung  verfehlt. 

In  den  Details  des  Berichts  über  die  Wahl  der  Teilnehmer 
an  dem  Konzil  und  der  örtlichkeit  desselben  findet  nun  Minayeff 
(S.  26)  wieder  die  Spur  zweier  verschiedener  Versionen,  von  denen 
ihm  die  eine  ein  höheres  Gepräge  der  Wahrheit  zu  tragen  scheint 
als  die  andere.  Der  OH,  an  welchem  das  Konzil  tagen  soll,  werde 
durch  förmlichen  Beschluss  der  Gemeinde  bestimmt  {iiatttcahitfha- 
kamma).  Vorher  aber  werde  erzählt,  dass  Kassapa  die  Teilnehmer 
an  der  Versammlung  „de  son  propre  mouvement,  sans  consulter 
la  communaute**  gewählt  habe.  „Peut-6tre  cette  premifere  Version 
est-elle  plus  pr^s  de  la  v^rite.*  Jene  Weise  der  formellen  Be- 
schlussfassung sei  nur  das  Natürliche  bei  einer  „communaute  com- 
plötement  organisee  et  qui  n'etait  pas  errant«" ;  dass  die  quadruple 
invitation,  wie  sie  z.  B.  bei  der  Aufnahme  eines  neuen  Gemeinde- 
gliedes in  Anwendung  kommt,  „d'origine  plus  r^cente  que  les  autres 
rites*   sei,  werde  von  den  Buddhisten  selbst  erzählt. 

Nur  im  Vorübergehen  will  ich  dem  gegenüber  konstatiren^ 
dass  der  Cullavagga  (a.  a.  0.  §  4)  von  gar  keinem  flatliccUuttha- 
kamma,  sondern  von  einem  vattidutit^akamma  berichtet.  Dass  die 
eine  wie  die  andere  Form  der  Beschlussfassung  schon  sehr  früh 
bei  einem  Orden  auftreten  konnte,  welcher  die  Technik  des 
geistlichen  Rechtslebens  unzweifelhaft  in  vielen  Beziehungen  schon 
von  andern  Gemeinschaften  fertig  ausgebildet  vorfand,  scheint  mir 
evident.  Die  Vinayatexte  legen  Buddha,  man  kann  sagen  zu  zahl- 
losen Malen,  Vorschriften  in  den  Mund,  welche  die  Anwendung 
jener  Prozeduren  in  sich  schliessen.  Und  von  der  angeblichen 
Überlieferung    eines    späteren    Ui*sprungs    der   Ordination    mit    dem 


Oldmbergf  Buddhütische  Studien.  617 

flaUicatatÜldkavima  gegenüber  den  .antres  rites''  kann  ich  im  Päli- 
Vinaya  wenigstens,  der  wohl  für  diese  Frage  allein  in  Betracht 
kommt,  nicht  allzu  viel  entdecken.  Dort  (Mahävagga  I,  28,  3) 
wird  die  Einführung  dieser  Prozedur  zwar  hinter  die  Feststellung 
einiger  anderer  Satzungen,  aber  immer  noch  in  die  Zeit  der  ersten 
Wanderungen  Buddha's,  welche  auf  die  Erlangung  der  Sambodhi 
folgten,  verlegt.  Eine  Entscheidung  darüber,  wie  alt  jene  Form 
der  Beschlussfassung  in  der  That  ist,  wird  sich  mit  den  uns  zu 
Gebote  stehenden  Mitteln  offenbar  nicht  erreichen  lassen.  Die 
unsre  Quellen  beherrschende  Yorstellungs weise,  dass  alle  Ordnungen 
des  Gemeindelebens  auf  Buddha  selbst  zurückgehen,  musste  sich 
unvermeidlich  auch  dieser  Prozedur  anheften;  die  bezügliche  Tradition 
braucht  also  an  sich  nicht  authentisch  zu  sein.  Andrerseits  hat 
es,  wie  wir  schon  bemerkten,  nichts  Unglaubliches,  dass  das  be- 
treffende Verfahren  wirklich  sehr  alt  ist.  Also  ein  unvermeidliches 
710«  liquet.  In  jedem  Fall  ist  soviel  für  den  Kenner  der  Vinaya- 
Litteratur  begreiflich,  ja  geradezu  selbstverständlich,  dass  die  Er- 
zählung des  Cullavagga,  welche  nun  einmal  die  ganzen  Institutionen 
des  Vinaya  als  von  Buddha  geordnet  und  mithin  als  bei  seinem 
Hinscheiden  fertig  vorliegend  auffasste,  den  Thera  in  der  regulären, 
für  solche  Anlässe  ein  für  allemal  geltenden  Form  eines  'hattidvtiya- 
kamma  mit  dem  Saingha  verhandeln  liess. 

Durchaus  ungenau  nun  aber  ist  die  Annahme  Minayeff*s,  dass 
neben  dieser  Vorstellungsweise  und  im  Widerspruch  mit  ihr  sich 
im  Cullavagga  eine  zweite  Auffassung  des  in  diesen  Verhandlungen 
angewandten  Verfahrens  verrate :  dass  von  einer  primitiven  weniger 
formellen  Prozedur  die  Rede  sei,  der  Entscheidung  der  Sache  durch 
die  Autorität  des  hochangesehenen  Kassapa  allein.  Man  lese  nur 
den  Text^).  Die  Bhikkhus  veranlasssen  Kassapa,  die  Mönche  aus- 
zuwählen und  bestimmen  ihn  auch  Änanda  unter  ihre  Zahl  auf- 
zunehmen. Dann  fassen  die  Theras  —  d.  h.  doch  wohl  unter  den 
andern  altem  Mönchen  auch  Kassapa  —  die  Stadt  Räjagaha  als 
den  geeignetesten  Ort  für  Abhaltung  der  Versammlung  ins  Auge. 
Darauf  lässt  Kassapa  vermittelst  des  vcUtidtUiyakainma  die  Gemeinde 
die  Wahl  jener  Persönlichkeiten  und  dieses  Ortes  zum  formellen 
Beschluss  erheben.  Wo  zeigt  sich  hier  eine  Spur  verschiedener 
Auffassungen  über  die  Behandlungsweise  solcher  Angelegenheiten? 
Zuerst  stellen  Kassapa  resp.  die  übrigen  massgebenden  Persönlich- 
keiten fest,  um  welche  Mönche  und  welchen  Ort  es  sich  handeln 
soll.  Dann  erfolgt  die  formelle  Antragstellung  und  die  Annahme 
des  Antrags.  Ich  wüsste  nicht,  wie  eine  Erzählung  besser  mit  sich 
selbst  im  Einklang  sein  kann.  — 

Nun  schreitet  die  Erzählung  zu  der  in  Räjagaha  geführten 
Verhandlung  selbst  fort.    Kassapa  geht  mit  Upäli  den  ,  beiderseitigen 


1)  a.  a.  O.  §  2—4. 


618  Oldenberg,  Buddhistische  Siudien. 

Vinaya*  '),  mit  dem  inzwischen  zum  Arhat  gewordenen  Änanda  den 
Dhamma,  d.  h.  die  fünf  Nikäyas  durch.  Die  einzelnen  angeführten 
■Daten  über  die  Vinaya-  und  Dhammatexte  passen  zu  dem  that- 
sächlichen  Bestände  des  heiligen  Pälikanon:  das  ist  selbstverständlich 
und  wir  lernen  daraus  kaum  etwas.  Nur  auf  das  eine  Faktum 
möchte  ich  Gewicht  legen,  dass  durchaus  allein  mit  einer  Zwei- 
teilung der  Texte  nach  den  Kategorien  von  Vinaya  und  Dhamma 
operirt  wird.  Die  Dreiteilung  der  Pitakas  lässt  sich  mit  diesem 
Bericht  nur  durch  gezwungene  Auskunftsmittel  vereinigen^);  die 
einzig  natürliche  Auffassung  wird  sein,  dass  dessen  Verfasser  vom 
Abhidhamma  entweder  nichts  wusste  oder  ihn  wenigstens  nicht  als 
gleichwertig  mit  den  beiden  andern  Pitakas  und  mit  ihnen  zusammen 
nach  Buddha's  Tode  redigirt  betrachtete:  ein  Sachverhalt,  dessen 
Bedeutung  für  die  Schätzung  des  Alters  unsres  Berichts  wohl  kaum 
ausdrücklich  hervorgehoben  zu  werden  braucht. 

An  die  Erzählung  von  der  Durcharbeitung  des  Dhamma  und 
Vinaya  schliessen  sich  einige  kleinere  Episoden,  an  welche  Minayeff 
Bemerkungen  knüpft,  die  ich  zum  Teil  nicht  ohne  Widerspruch 
lassen  kann. 

Die  Thera's  werfen  dem  Änanda  einige  Verfehlungen  vor:  so 
dass  er  Buddha's  Leiche  von  Weiberthränen  habe  befleckt  werden 
lassen '),  dass  er  Buddha,  obwohl  derselbe  deutlichermassen  dazu 
veranlasste,  nicht  aufgefordert  habe,  sein  Leben  den  Kappa  hin- 
durch zu  verlängern^)  u.  a.  m.  Änanda  erklärt  nicht  einzusehen, 
dass  er  gefehlt  habe,  jedoch  sei  er  in  Unterwürfigkeit  gegen  die 
Ansicht  der  Theras  bereit,  jene  Verfehlungen  als  solche  zu  bekennen. 

Minayeff  (S.  31  fgg.)  findet  diese  Episode  ausserordentlich 
merkwürdig.     Änanda  war  ein  Arhat,  ein  „saint   impeccable",  und 


1)  Nach  Minayeff  (S.  27  A.  1)  wftre  mit  ubhatovinaye  Vibhanga  und 
Khandhaka  (gemeint.  Ich  habe  mich  zusammen  mit  Bh.  Davids  schon  in 
den  Sacred  Books  XX,  376  A.  1  für  eine  andre  Auffassung  ausgesprochen:  es 
scheint  sich  mir  um  den  Vinaya  der  Bhikkhus  und  um  den  der  BhikkhunTs 
zu  bandeln.  Hierrür  spricht  die  offenbare  Gleichartigkeit  des  Ausdrucks 
ubhatovinaye  mit  dem  häufigen  und  bekannten  Ausdruck  ubhatosamgha,  d.  h. 
hhikkhusamgha  und  bhikkhunisamgha,  femer  die  Weise,  wie  Baddhaghosa  an 
den  entsprechenden  Stellen  der  Sum.  Vil.  (p.  13)  und  der  Sam.  PRs.  (Vinaya 
vol.  III  p.  290)  von  dem  uhhatovibhanga  spricht  (vgl.  auch  die  Varia  lectio 
zum  CuUiivagga  p.  329  meiner  Ausgabe;  siehe  femer  DTpav.  7,  43).  Nach 
der  Zugehörigkeit  zum  Mönchs-  resp.  Nonnenorden  ist  nicht  nur  das  Pfttimokkha, 
sondern  auch  das  Khandhaka  gegliedert,  wo  das  auf  die  Nonnen  bezügliche 
Buch  (Cullav.  X)  an  das  Ende  (nur  vor  den  auf  die  Konzilien  bezüglichen 
Anhang  Cullav.  XI.  XII)  gestellt  ist. 

2)  Man  sehe,  wie  anders  Buddhaghosa,  dem  natürlich  diese  Dreiteilung 
vorschwebte,  sich  ausdrückt  (Sum.  Vil.  p.  14  §  37;  in  der  Sam.  Pfts.  p.  290 
Bchliesst  er  sich  eng  an  den  Text  des  Cullav.  an). 

3)  Merkwürdigerweise  nicht  im  Mahäparinibbänasutta  berichtet,  wie  schon 
S.  B.  E.  vol.  XX  S.  379  A.  2  bemerkt  ist. 

4)  MahSparinibbünasutta  p.  32  fgg.  Dieselbe  Erzählung  im  DivyKvadina 
p.  201. 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien.  619 

doch  wird  ein  solches  Gericht  über  ihn  gehalten  und  er  unterwirft 
sich  ihm.  Ein  Widersprach,  welcher  Bnddhaghosa  als  ^scandaleux 
pour  les  fid^les**  erschienen  sein  mag,  daher  er  in  seiner  Erzählung 
vom  Konzil  diese  Episode  übergeht  Min.  seinerseits  nimmt  an, 
dass  durch  die  Episode  ein  Zustand  der  Vorstellungen  durchscheint, 
welcher  älter  ist  als  die  Haupterzählung,  ,,le  vague  des  id^es  primi« 
tives  au  sujet  du  saint*.  Speziell  soll  jener  Vorwurf,  dass  Änanda 
den  Meister  nicht  aufgefordert  hat,  sein  Leben  bis  zum  Ende  des 
Kappa  auszudehnen,  zeigen  (Min.  84),  dass  die  heiligen  Männer  des 
ersten  Kontils  ,,partageaient  une  conyiction  qui,  dans  le  canon,  est 
attribuee  aux  Mahäsänghikas  et  d^clar^e  heretique",  die  Vorstellung 
nämlich,  dass  man  vermöge  des  iddhibcda  sein  Leben  in  jener 
Weise  verlängern  könne. 

Ich  muss  gestehen,  dass  ich  von  solchen  Spuren,  die  uns  hinter 
die  Coulissen  des  Pälikanons  sehen  lassen,  von  dem  inneren  Wider- 
spruch in  der  Erzählung  und  von  dem  darin  sich  verratenden 
Abstand  eines  moderneren  Charakters  des  Kanon  gegenüber  hinter 
ihm  liegenden  älteren  Vorstellungsweisen  nicht  allzu  viel  ent- 
decken kann. 

Beginnen  wir  mit  dem  Punkt,  der  die  Verlängerung  des  Lebens 
der  Heiligen  betrifft.  Es  ist  doch  bedenklich,  von  dem  „  canon  •* 
in  der  Weise,  wie  es  Min.  thut,  ohne  nähere  Bestimmung  als  einer 
grossen  Wesenheit  zu  reden.  Wo  im  Kanon  ist  es  denn,  dass  in 
Widerspruch  mit  unsrer  Einzahlung  die  Lehre  von  der  Macht  des 
iddhibala  über  die  Lebensdauer  für  eine  Ketzerei  der  Mahäsatn- 
ghikas  erklärt  wird ?  Im  Kommentar  zum  Kathävatthu ^).  Dass 
jene  Lehre  irrig  sei,  wird  nun  allerdings  —  ohne  Erwähnung  der 
Mahäsamghikas  —  im  Kathävatthu  selbst  ausgeführt  '-^).  Man  kann 
daher,  wenn  man  will,  sagen,  dass  das  in  einem  Text  des  Kanon 
steht.  Aber  man  soll  dann  doch  nicht  vergessen,  dass  eben  dieser 
Text  zunächst  kein  Sutta-,  sondern  ein  Abhidhammatext  ist,  sodann 
dass  er  nach  dem  ausdrücklichen  Zeugnis  der  Tradition  jünger  als 
der  übrige  Abhidhamma,  erst  von  Tissa  MoggalTputta  auf  dem 
dritten  Konzil  proklamlrt  worden  ist*^.  Das  Kathävatthu  lehrt 
ims  die  Arbeit  einer  Generation  von  Theologen  kennen,  welche 
«ich  zum  Text  der  Suttas  ähnlich  verhielten  wie  die  christlichen 
Scholastiker  zum  Text  des  Neuen  Testaments.  Die  Suttas  stehen 
als  etwas  fest  Gegebenes  da;  oft  werden  grössere  und  kleinere 
Stücke  aus  ihnen  zitirt;  sie  geniessen  unbedingte  Autorität.  Aber 
es  handelt  sich  darum,  sie  richtig  auszulegen,  da,  wo  sie  sich  zu 
widersprechen  scheinen,  den  Ausweg  zu  finden.    So  beschäftigt  sich 


1)  Journal  of  the  Pfili  Text  Society  1889,  p.   131. 

2)  XI,  5;  p.  456  fg.  ed  Taylor. 

3)  Nach  Minayeff  wäre  das  Kath.  sogar  noch  viel  jQnger,  was  mir  für  die 
^gegenwärtige  Argamentation  nur  willkommen  sein  könnte.  Wir  sprechen  hier- 
von unten  eingehender. 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien.  621 

wie  der  Vinaya  sie  giebt,  einigermassen  zu  Hause  ist,  wird  sich 
darüber  klar  sein,  dass  ein  einmal  begangenes  Vergehen  seine  dis- 
ziplinarische Erledigung  finden  muss  ohne  Eücksicht  darauf,  ob  der 
Schuldige  inzwischen  irgend  eine  Stufe  der  geistlichen  Vollkommen- 
heit erlangt  hat.  — 

Neben  die  Episode  des  Änanda  und  teilweise  mit  ihr  im  Zu- 
sammenhang stehend  schliessen  sich  an  den  Bericht  von  den  Ver- 
handlungen des  Konzils  einige  andere  Episoden:  von  ihnen  müssen 
wir  die,  welche  die  sog.  khuddänukhuddakäni  sikkJiäpadäni  und 
die,  welche  das  Verfahren  des  brahmadanda  gegen  den  Mönch 
Channa  betrifft,  kurz  berühren. 

_^  Nachdem  Vinaya  und  Dhamma  durchgegangen  sind,  erklärt 
Ananda  den  versammelten  Mönchen,  dass  der  Meister  partmbbänakäle 
die  Erlaubnis  gegeben  habe,  nach  seinem  Tode  die  khuddänukhvd- 
ddkäni  aikkhäpadäm  aufzuheben.  Welche  sikkfütpada  dies  seien, 
hat  Änanda  den  Meister  zu  fragen  versäumt;  die  Theras  sprechen 
hierüber  verschiedene  Ansichten  aus  ^).  Man  entscheidet  sich 
schliesslich  dafür,  nichts  aufzuheben^). 

Minayeff  (S.  32)  findet  auch  hier  wieder  „la  marque  d'une 
antiquit^  recul6e*.  Die  Episode  führe  uns  in  eine  Zeit  zurück, 
in  welcher  es  noch  keinen  Kodex  der  geistlichen  Disziplin  gegeben 
haben  könne,  man  noch  nicht  gewusst  haben  könne,  was  von  den 
Eegeln  des  mönchischen  Lebens  wichtig  war  und  was  nicht.  Wenn 
der  Cullavagga,  ehe  er  diese  Episode  giebt,  die  versammelten 
Heiligen  den  ganzen  Vinaya  durchgehen  lässt,  widerspreche  er  sich 
selbst;  stand  der  Vinaya  einmal  fest,  sei  die  Aufhebung  irgend 
eines  seiner  Sätze  nicht  mehr  denkbar  gewesen. 

Auch  dieser  Argumentation  kann  ich  nicht  oder  doch  nur  zum 
geringen  Teil  folgen. 

Ich  mache  zuerst  darauf  aufmerksam,  dass  eine  Erörterung 
des  hier  in  Rede  stehenden  Berichts  meines  Erachtens  vor  allem 
die  Pflicht  gehabt  hätte,  das  Faktum  zu  berücksichtigen,  dass  die 
von  Buddha  kurz  vor  seinem  Tode  erteilte  Erlaubnis  zur  Aufhebung 
jener  si/ckhäpada  nicht  nur  im  Cullavagga,  sondern  auch  im  Mahä- 
parinibbänasutta  berichtet  ist**^.  Sie  ist  dort  mit  dem  Befehl  ver- 
bunden, über  den  Mönch  Channa  die  Strafe  des  brahmadanda  zu 
verhängen  *).    und  so  berichtet  der  Cullavagga  denn  auch,  wie  von 


1)  Die  Meinung  eines  späteren  Autors  hierüber  findet  man  Milinda- 
panba  142  fg 

2)  Cullavagga  a.  a.  O.  §  9. 

3)  p.  60  Childers.  Etwas  anders  an  der  entsprechenden  Stelle  die  tibe- 
tische Version  bei  Bockhill,  Life  of  the  Buddha  p.  140  (das  Original  wird  dort 
als  very  ohscure  bezeichnet). 

4)  Ich  _füge  hinzu,  dass  in  demselben  Sutta  (p.  33 — 35)  von  mehreren 
dukhata  des  Änanda  die  Bede  ist:  vermutlich  eben  der  Anknüpfungspunkt  fdr 
die  Erzählung  von  dem   über  Änanda  gehaltenen  Gericht. 


Oldenberg,  Buddhütüche  SttMen,  62ä 

welche  uns  hier  nach  Min.  einen  alten  Kern  guter  Überlieferung 
von  einer  im  Geist  eines  jüngeren  Zeitalters  gehaltenen  Darüber- 
lagerung sollen  unterscheiden  lassen,  scheinen  mir  illusorisch.  Von 
einer  Discrepanz  kann  meines  Erachtens  nur  in  dem  Sinne  ge- 
sprochen werden,  dass  die  Konzilserzählung  offenbar,  wie  ich  eben 
ausgesprochen  habe,  an  den  Hauptvorgang  ein  paar  dem  Mahäp. 
S.  entnommene  Daten  resp.  auf  Grund  dieser  Daten  hergestellte 
Konstruktionen  herangeschoben  hat.  Jene  Erzählung  ist  —  das  werden 
wir  nach  allem  hier  eröi^terten  gegen  Min.  festhalten  dürfen  — 
von  inneren  Widersprüchen  durchaus  frei.  Aber  wer  sie  redigiert 
hat,  benutzte  natürlich  als  Fundament  seiner  Arbeit  das,  was  er 
über  die  Ereignisse  unmittelbar  vor  und  nach  dem  Tode  des  Buddha, 
überliefert  vorfand.  — 

Wenden  wir  uns  nun  dazu,  einige  Details  von  M.s  Erörterung 
des  zweiten  Konzils  zu  prüfen. 

Es  handelt  sich  um  den  Streit  über  die  bekannten  zehn  von 
den  häretischen  Mönchen  von  Yesäli  aufgestellten  Indulgenzen. 
Auch  hier  entdeckt  Min.,  was  wir  ihn  so  oft  entdecken  sehen,  einen 
Gegensatz  zwischen  den  Auffassungen  oder  Stimmungen,  welche 
den  vorliegenden  Kanon  des  Yinaya  beherrschen  und  der  andern 
Bichtung  einer  altem  Zeit.  „Le  Vinaja  trace  de  la  Situation  de 
la  confr^rie  des  mendiants  un  tableau  qui  n'a  rien  de  commun  avec 
l'asc^tisme  rigide  et  le  detachement  absolu  attribu6s  par  le  r^cit  aux 
saints  personnages  du  concile  de  Vaiääll,  qui  condamn^rent  les  nou- 
veaut^s  des  Vajjiputtakas.  Leur  maniäre  de  voir  rigoureusement  asceti- 
que  est  absolument  ätrang^re  ä  beaucoup  de  parties  du  texte  actuel,  et 
ces  parties,  sans  aucun  doute,  ont  paru  longtemps  aprös  les  discussions 
de  VaisälT''  (S.  55).  Beim  ersten  Konzil  sollte  hinter  der  Strenge  der 
kanonischen  Ansichten  eine  der  frühem  Vergangenheit  eigene  grössere 
Lässlichkeit  zur  Erscheinung  kommen.  Hier  wäre  das  Verhältnis 
das  umgekehrte.  Aber  hier  wie  dort  muss  ich  mich  zu  der  Ansicht 
bekennen,  dass  eine  sorgfältige  Betrachtung  der  Texte  den  angeb- 
lichen Gegensatz  des  alten  und  neuen  verschwinden  lässt. 

„Est-il  possible  par  exemple",  so  fragt  Min.  (S.  55),  «en  se 
fondant  sur  le  Vinaya  actuel,  de  condamner  un  moine  mendiant 
parce  quil  garde  pour  le  lendemain  du  sei  dans  une  come')?** 
Dafür,  dass  hier  in  der  That  kein  Widerspruch  zwischen  dem 
Vinaya  actuel  und  der  strengsten  Auffassung  der  Orthodoxen  von 
Vesäli  vorliegt,  möchte  ich  mich  in  erster  Linie  auf  Min.  selbst 
berufen;  wer  dessen  Ausführungen  S.  53  liest,  vnrd  dort  das 
Gegenteil  von  dem  finden,  was  derselbe  Gelehrte  zwei  Seiten  später 
sagt.  An  dieser  späteren  Stelle  aber  —  was  wird  da  eigentlich 
zum  Erweis  der  im  Vinaya-Kanon  angeblich  herrschenden  milderen 
Auffassungsweise  beigebracht?  Wir  finden  Bemerkungen  wie  die 
folgende:   ,D'apr^s  le  texte  actuel,   la   communaut^    a   le    droit   de 


1)  Der  Bog.  nngilanakappa  der  Ketzer  von  VesSlI. 


624  Oldenberg,  Buddhistische  Studien, 

possession  mobiliöre  et  immobiliöre ;  la  propriet6  mobilifere  peut  aussi 
appartenir  k  un  moine  isolö/  Das  soll  zeigen,  dass  hier  eine  ab- 
solut andre  Situation  des  Gemeindelebens  vorliegt,  als  sie  dem 
Rigorismus  des  Konzils  von  Vesäll  entsprechen  würde.  Ich  fre^ge 
mich  vergebens,  inwiefern  die  Zulassung  von  Eigentum  bei  einem 
Mönch  —  wohlgemerkt  von  Eigentum  an  gewissen  Dingen; 
davon,  dass  ein  Mönch  alles  beliebige  besitzen  durfte,  kann  ja  nicht 
die  Rede  sein  —  im  Widerspruch  damit  stehen  soll,  dass  Nahrungs- 
mittel nicht  in  Vorräten  aufbewahrt  werden  durften.  Der  Vinaya, 
bemerkt  Min.  femer,  „permet  ä.  la  communaut^  de  faire  des  pro* 
visions  et  de  nourriture  et  d'habits  sacerdotaux.*  Ich  untersuche 
hier  nicht,  wie  es  mit  den  Mönchsgewändem  steht;  wäre  in  Bezug 
auf  diese  die  Anlegung  von  Vorräten  in  anderm  Masse  gestattet  gewesen 
als  betreffs  der  Speisen,  welche  täglich  zu  erbetteln  das  alte  Prinzip 
geistlichen  Lebens  gebot,  so  hätt«  dies  noch  nichts  auffallendes. 
Aber  über  Vorräte  von  Speisen  ist  der  Vinaya  durchaus  deutlich: 
im  allgemeinen  durfte  man  sie  nicht  haben  und  der  Übertreter 
verfiel  dem  päcittiya  (Päcittiya  38) ;  im  Besondem  waren  gewisse 
fest  definierte  Ausnahmen  gestattet  —  so  durften  fünf  Arten  von 
patisäyaniyäni  bhesajjäni  sieben  Tage  lang  aufbewahrt  werden 
(Nissaggiya  Päc.  23).  Es  genügt,  meine  ich,  eben  nur  die  positiven 
Einzelheiten  der  Texte  statt  des  imaginären  Gesamteindrucks  irgend 
einer  „Situation  de  la  confrörie"  ins  Auge  zu  fassen:  dann  wird 
man  den  Gegensatz  der  modernen  Weitberzigkeit,  die  im  Pälikanon 
herrschen  soll,  und  der  alten  Strenge  als  aus  der  Luft  gegrifien 
erkennen  ^). 


1)  Anhanfcsweise  möchte  ich  hier  einige  Worte  ui  Bemerkungen  knüpfen» 
welche  Kern  (Manual  105)  neuerdings  über  das  zweite  Konzil  gemacht  hat. 
„We  cannot  help  observing*',  sagt  er,  „that  the  date  assigned  to  Ihe  second 
Council  is  impossible,  unless  the  heroes  of  the  tale  are  purely  fictitioos.  A 
Century  after  the  Parinirvana,  Sarvakämin  would  have  been  at  least  140  years 
of  Hge;  Tasas,  Kakandaka's  son,  if  he  be  identical  with  Tassas,  one  of  the  first 
converts  of  the  Buddha,  would  have  been  20  +  45  -[-  100  =  165  years;  if  he 
be  another,  then  he  must  have  been  more  than  120  years,  and  so,  too,  the 
other  Tberas.  A  cbronology  leading  to  such  monstrous  results  condemns  itself.** 
Ganz  so  schlimm  scheint  mir  die  Sache  doch  nicht  zu  stehen.  Es  ist  richtig, 
dass  schon  der  CuUavagga  (p.  303)  den  SabbakSml  als  vlsamvassasatiko 
upasampadäya  äyasmato  Anandassa  saddJiivihäriko  bezeichnet.  Das  Alter  von 
120  Jahren  (bei  Laien  naturlich  von  der  Geburt  gerechnet)  dürfte  bei  den  Pitaka- 
verfassern  in  besonderer  Gunst  gestanden  haben;  vgL  Ang.  N.  III,  51.  52  (auch 
Jftt.  I  p.  286;  II  p.  16).  Dass  eine  Erzählung,  zu  deren  Staffage  Luftreiaen 
heiliger  Männer  gehören,  auch  das  Alter  des  SabbakSml  —  welcher  dafür 
übriKeiis  auch  jpathavya  samghaihero  war  —  mit  einer  gewissen  Liberalität 
nach  oben  abrundete,  ist  nicht  allzu  verwunderlich,  soll  übrigens  hier  keineswegs 
verteidigt  werden.  Aber  für  den  alten  Bericht,  den  des  CuUavagga,  ist  dies 
auch  der  einzige  derartige  Greis;  dass  auch  die  übrigen  Leiter  des  Konzils  diltha- 
pubbä  tathägatam  waren,  lesen  wir  erst  im  Dlpavainsa  (allerdings  würde 
Sumana  Therag.  429 — 434  ein  weiterer  Zeitgenosse  Buddha's  sein,  wenn  er  mit 
dem  Sumana  des  zweiten  Konzils  zu  identifizieren  ist,  wie  der  Dipav.  5,  24» 
vgl.  Therag.  433,  es  in  der  That   offenbar   versteht).     Insonderheit   ist   an   die 


Oldmberg,  BuddhütUehe  Studien.  625 


n. 

Indem  ich  so  den  Versuch  gemacht  habe,  eine  Anzahl  einzelner 
Aufstellungen  Minajeff's,  die  ich  für  irrig  halte,  zu  beseitigen,  habe 
ich  mir  das  Terrain  frei  gemacht,  um  nunmehr  den  Gegensatz 
seiner  und  meiner  Auffassungen  über  die  beiden  ersten  Konzilien 
und  über  ihr  Verhältnis  zur  Geschichte  des  heiligen  Kanon  im 
Ganzen  zu  diskutieren. 

Minayeff  urteilt  über  die  traditionelle  Erzählung  vom  ersten 
Konzil  nicht  durchaus  ungünstig.  Es  scheint  ihm  ungerechtfertigt, 
diese  Überlieferung  zu  verwerfen,  während  man  die  vom  zweiten 
Konzil  als  historisch  behandelt,  ,bien  que  les  r^cits  de  Tun  et  de 
l'autre  soient  reproduits  dans  les  m^mes  sources  et  soient  en  eux- 
mßmes  6galement  croyables*  (S.  18)  ^).  Ohne  Unterschied  freilich 
nimmt  auch  M.,  wie  wir  schon  berührt  haben,  die  einzelnen  Partieen 
der  Erzählung  nicht  hin.  Den  Bericht  über  die  Redaktion  des 
heiligen  Kanon  selbst  hält  er  für  jung  und  tendenziös.  Jede  Schule 
formuliert  diesen  Bericht  so,  dass  er  auf  die  ihr  eigne  Bedaktion 
des  Kanon  passt:  so  müssen  diese  Berichte  redigiert  sein  „ä  une 
epoque  oü  ü  existait  plusieurs  canons  differents,  en  d'autres  termes, 
posterieurement  au  schisme  de  la  communaut^  bouddhique*  (S.  29). 
Ja  noch  mehr.  Der  Bericht  hat  evidentermassen  die  Tendenz,  die 
Authentizität  der  heüigen  Texte  darzuthun;  zu  dieser  Bemühung 
aber  hatte  man  Anlass  erst,  als  sich  ernstliche  Zweifel  gegenüber 
dem  Wert  jener  Texte  geltend  machten,  d.  h.  als  das  Mahäyäna 
erstand  (S.  21.  24.  36).  Während  M.  dementsprechend  die  Er- 
zählung von  der  Bedaktion  des  Dhamma  und  Vinaya  für  sehr 
jung  hält,  steht  ihm  doch  die  Thatsache  des  ersten  Konzils  —  oder 
wenigstens  einer  Versammlung,  welche  als  Konzil  zu  bezeichnen 
unzutreffend  sein  mag  —  durchaus  fest.  „Le  fait  m^me  des 
assemblees  ne  peut  guöre  soulever  de  doute ;  le  scepticisme  le  plus 


Identität  des  Yasa  KSkandakapatta  mit  jenem  Tasa,  der  zn  den  ersten  Bekehrten 
gehörte  (Mahfiva^ga  p.  15  fg.).  absolut  nicht  zu  denken.  Der  Letztere  heiast 
nirgends  Kftkai^dakaputta;  hätte  er  zur  Zeit  des  zweiten  Konzils  —  wirklich 
oder  angeblich  —  gelebt,  so  hätte  nur  er,  nicht  aber  Sabbakäml,  der  patkavyä 
samghathero  sein  können.  Kern  (108  mit  A.  1)  mischt  .auch  den  Sthavira 
Yasas  hinein,  der  im  DiTySvadSna  als  Zeitgenosse  des  grossen  Asoka  erscheint: 
,.there  can  be  no  donbt  about  bis  identity  with  the  Yasas  of  the  Vaisftll 
Council."  Ich  finde  diese  Identität  durch  nichts  bewiesen;  der  Name  Y.  ist 
häufig.  Sollte  aber  wirklich  der  vom  zweiten  Konzil  her  bekannte  Y.  gemeint 
sein,  so  kann  das  DivySv.  diesen  in  keinem  FaU,  wie  der  Dipav.,  als  dittha- 
pubbo  tathägtMtam,  geschweige  denn  als  identisch  mit  dem  von  Buddha  im 
Anfang  bekehrten  Y.  aufgefasst  haben.  Sonst  hätte  das  Divy.  nicht  Pindola- 
bharadväja  als  den  einzigen  tiberlebenden  buddhadaräl  hkiksuh  (p.  400)  be- 
zeichnen können.  — .Auf  die  übrigen  sich  um  das  zweite  Konzil  bewegenden 
chronologischen  Betrachtungen  Kem's  muss  ich  es  mir  hier  versagen  einzugehen. 
1)  Die  Geschichten  von  Romulus  und  Numa  lesen  wir  bei  demselben 
Livius,  der  auch  von  Hannibal  und  Scipio  erzählt. 

Bd.  LU.  41 


626  Oldenberg,  Buddhütische  Studien. 

extreme  ne  trouve  gufere  d'argument  serieux  et  inattaquable  ä  y 
opposer*  (S.  18.)  Die  Versammlung  war  ^la  cons^quence  n6ces- 
saire  d'un  6tat  de  choses  domi6*.  Der  grosse  Lehrer  war  gestorben. 
Unter  seinen  Jüngern  offenbaren  sich  Stimmungen  der  Zuchtlosig* 
keit.  Es  ist  nötig,  diese  Gefahren  zu  beschwören.  So  wird  die 
Versammlung  gehalten  (S.  18.  19).  Man  erörtert  die  Frage,  welche 
unter  den  Vorschriften  für  das  mönchische  Leben  fär  wesentlich 
zu  gelten  haben  und  welche  nicht.  Rivalitäten,  die  unter  den  geist- 
lichen Brüdern  herrschen,  machen  sich  in  dem  Gericht  über  Ananda 
Luft:  einem  Ereignis,  welches  als  Erfindung  der  Legende  zu  be- 
trachten M.  kaum  möglich  findet,  und  dessen  Gedächtnis  noch  zu 
Hiouen-Thsang's  Zeit  durch  einen  an  der  betreffenden  Stelle  er- 
richteten Stapa  festgehalten  wurde  (S.  31.  39.  40).  Es  ist  hier 
also  die  Erinnerung  an  wirkliche  Thatsachen  mit  tendenziösen 
Konstruktionen  vermischt;  die  beiden  Elemente  der  Erzählung  unter- 
scheiden sich  dadurch,  dass  die  auf  Erfindung  beruhende  Partie  den 
Kanon  der  heiUgen  Texte  als  in  seiner  definitiven  Form  existierend 
voraussetzt,  für  die  authentische  Partie  dagegen  ,le  canon  semble 
ne  pas  exister,  möme  en  germe*  (S.  35). 

Einen  Teil  der  Fundamente,   auf  welchen    diese  Auffassungen 
ruhen,  haben  schon  unsre  vorangehenden  Erörterungen  zu  erschüttern 
versucht.     Wir  haben  die  Discrepanzen,  die  nach  M.  zwischen  den 
verschiedenen   Partieen    der   Erzählung    obwalten,    als    nicht    vor- 
handen erkannt;  wir  haben  gesehen,    dass   nirgends   der  Kanon  als 
nichtexistierend  vorausgesetzt  wird.     Was  die  Episoden   der  khtid- 
dänvkhuddaka  stkkhäpada   und  des  über  Ananda  gehaltenen  Gre- 
richts  -anlangt,   so   haben  wir  gesehen,    dass  denselben  die  Wider- 
sprüche mit  der  Haupterzählung,  welche  ihre  Authentizität  verbürgen 
sollen,   in  der  That  nicht  innewohnen;   wir   haben    andrerseits    im 
Mahäparinibbäna   Sutta  die    Anknüpfungspunkte    aufgewiesen,   aus 
welchen  diese  Episoden  sehr   leicht   herausgesponnen   sein   können. 
Natürlich  sind  wir  nicht  imstande,   positiv  zu  beweisen,    dass  von 
diesen    Dingen    sich    Nichts    thatsächlich    zugetragen    haben    kann. 
Aber  die  Entschiedenheit,  mit  welcher  M.  den  historischen  Charakter 
dieser  Angaben  behauptet,  scheint  vollkommen  unberechtigt.     Wer 
die  Lage  der  Gemeinde  bei  Buddha's  Tode,  das  ganze  Gewirr  der 
hier    spielenden    dogmatischen   und   persönlichen,    materiellen   und 
idealen  Strömungen  und  Gegenströmungen  so  zu  übersehen  glaubt, 
dass   er   Behauptungen    aufzustellen    den  Mut   hat,   wie    dass    eine 
Versammlung,  welche  der  überlieferten  von  Räjagaha  auch  nur  ent- 
fernt   ähnlich    sieht ,    die    notwendige    Konsequenz    der   gegebenen 
Situation  gewesen  sei,  der  befindet  sich  meines  Erachtens  darüber, 
was  uns  in   solchen  Dingen   zu    erkennen   vergönnt   ist,    in    einem 
prinzipiellen  Irrtum,     und  einen  kaum  geringeren  Missgrifi"  in  der 
Schätzung  geschichtlicher  Bezeugtheit  macht ,   wie  ich  meine ,    wer 
die  Gläubigkeit  so  weit  treibt,  dem  von  Hiouen  Thsang  geseheneu 
Stüpa    eine    irgend    wesentliche  Autorität    als  Gewähr  für  den  ge- 


Oldenberg,  BuddhistUche  Studien.  627 

«chichtlicheh   Charakter   des    durch   ein   solches  Bauwerk   verherr- 
lichten Ereignisses  beizumessen. 

Wenn  ich  so  die  Hochschätzung,  welche  M.  diesem  Teil  der 
Traditionen  entgegenbringt,  mir  nicht  aneignen  kann,  bin  ich  anderer* 
seits  ebenso  wenig  im  Stande,  die  Herabrückung  der  andern  Hälfte 
der  Erzählung  in  eine  so  späte  Zeit  wie  M.  will  als  motiviert  an- 
zuerkennen. Man  vergleiche,  was  der  Cullavagga  über  die  Redaktion 
von  Dhamma  und  Yinaya  sagt,  etwa  mit  dem  entsprechenden  von 
Beal  mitgeteilten  Bericht  der  Dharraaguptas.  Das  Verhältnis  der 
beiden  Versionen  ist  doch  nicht  erschöpfend  ausgedrückt,  wenn 
man  sagt,  dass  der  Kanon  der  beiden  Schulen  verschieden  gewesen 
ist  und  dem  entsprechend  auch  die  Erzählung  von  der  Feststellung 
des  Kanons  bei  beiden  eine  andre  war.  Es  ist  nötig,  dies  dahin  zu 
präzisieren,  dass  der  eine  Kanon  —  so  weit  wir  aus  jenem  Bericht 
urteilen  können  —  im  Wesentlichen  mit  dem  andern  überein- 
stimmt Der  eine  war  eine  etwas  modifizierte  Form  des  andern,  oder 
beide  waren  eng  verwandte  Bearbeitungen  eines  und  desselben 
Archetypus.  So  verliert  M.s  Argumentation,  nach  welcher  die  Be- 
richte über  die  Bedaktion  des  Vinaya  —  und  das  Entsprechende 
gilt  vom  Dhamma  —  erst  nach  Entstehung  der  Schismen  verfasst  sein 
können,  ihre  Beweiskraft:  es  enthüllt  sich  uns  eine  den  ver- 
schiedenen Sekten  im  Wesentlichen  gemeinsame  Struktur  der 
heiligen  Texte,  und  Nichts  hindert  an  ein  relativ  recht  hohes  Alter 
einer  Erzählung,  welche  die  Bedaktion  dieser  Texte  etwa  in  der 
Form  des  Cullavagga  dai'stellte,  zu  glauben.') 

Aber  M.  will  in  dieser  Erzählung  ja  gar  ein  Verteidigungs- 
mittel  gegen  Angriffe  von  Seiten  des  Mahäjäna  erkennen  und  da- 
nach ihre  Enstehungszeit  bemessen!  Den  Mönchen,  welche  im 
Studium  des  heiligen  Kanon  ihr  Leben  zubrachten,  soll  wirklich 
die  Frage  nach  der  Entstehung  dieses  Kanon,  der  Wunsch,  die 
Authentizität  des  Kanon  durch  die  Geschichte  seiner  Entstehung 
verbürgt  zu  sehen,  nicht  gut  eher  haben  nahe  treten  können,  als 
gerade  in  der  Zeit  des  Mahäyäna!  Ich  fürchte,  mich  hier  mit  M. 
in  einem  absoluten  Zwiespalt  der  letzten  Grundbegriffe  davon,  was 
philologische  oder  historische  Argumentation  ist,  zu  befinden. 

Darf  ich  nun  meinerseits  aussprechen,  was  mir  von  Anhalts- 
punkten für  die  —  allerdings  nicht  in  Form  einer  Jahreszahl  aus- 
drückbare —  Datierung  der  Erzählung  von  den  beiden  Konzilien, 
insonderheit  vom  ersten  Konzil  vorzuliegen  scheint,  so  dürfte  etwa 
Folgendes  in  Betracht  kommen. 


1)  Übrigens,  wenn  auch  die  Divergenzen  viel  grösser  wären,  als  sie  thuk- 
sächlich  sind:  waram  kann  nicht  eine,  die  älteste  der  Fassangen  weit  allen 
Schismen  vorangehen?  Und  warum  kann  dies  nicht  die  Päliversion  sein?  M.s 
Argumentation  Übergeht  diese  Möglichkeit  mit  StilUchweigen.  Dar&ber,  wie 
weit  wir  Qrnnd  haben,  sie  für  wirklich  zu  halten,  sollen  weiter  nnten  einige 
Bemerkungen  gegeben  werden. 

41* 


628  Oldenberg,  Buddhütuchs  Studien. 

Der  Bericht  kann  nicht  allzu  jung  sein.  Das  zeigt  schon  seine 
Sprache,  die  authentische  alte  Diktion  der  Pi^akas.  Als  eine  neue 
Form  der  Ausdrucksweise  aufgekommen  war,  konnte  man  die  alte 
nicht  mehr  nachmachen,  wenigstens  nicht  in  dieser  Vollendung. 
Man  hat  es  in  Indien  nie  verstanden,  den  litterarischen  Charakter 
eines  vergangenen  Zeitalters  so  zu  beobachten,  dass  man  sieb  bei 
einem  Nachahmungsversuch  nicht  auf  Schritt  und  Tritt  verraten 
hätte. 

Auch  die  Nichterwähnung  des  Abhidhamma  (oben  S.  618) 
hindert,  uns,  den  Bericht  für  sehr  jung  zu  erklären.  Ebenfalls,  wie 
oft  bemerkt  ist,  dass  nur  das  erste  und  zweite  Konzil  in  dieser 
Form  besprochen  worden  ist,  nicht  aber  das  dritte. 

Ebensowenig  aber  kann  man  dem  Bericht  ein  besonders  hohes 
Alter  zusprechen,  wenn  meine  vor  längerer  Zeit  gegebenen  Aus- 
fuhrungen darüber  zutreffen,  dass  dem  Verfasser  des  Mahäparinib- 
bäna  Sutta  die  Erzählung  von  dem  ersten  Konzil  noch  nicht  be- 
kannt gewesen  sein  kann.^)  Ist  femer  meine  Vermutung  richtig' 
—  nur  um  eine  solche  kann  es  sich  natürlich  handeln  —  dass  die 


1)  Vinaya  Pitaka  vol.  I  p.  XXVII  f.  (eine  Stelle  des  Kanon ,  welche  Be- 
kanntschaft mit  dem  Konzil  voransziisetzen  scheint,  bt  übrigens  Therag.   1024). 
Minayeff  geht   anf  meine   betreffende   Argumentation   nirgends    ein.     Bestritten 
hat  dieselbe   neuerdings  Kern   Manual  102.     Wenn  ich   hervorgehoben    hatte, 
dass  das  frivole  Benehmen  des  Subhadda  im  Mahfipar.  Sutta  swar  wie  im  CulK 
berichtet,  aber  nicht  wie  in  dem  letzteren  Text  als  Motiv  für  Kassapa*s  Antrsig 
auf  Abhaltung  des  Konzils  verwertet  wird,  so  h&It  Kern  entgegen:  „'Hie  motive 
alleged  in  the  Gullav.  is  not  ouly  absent  from  the  Sutta  (nämlich  dem  MahSpaiin. 
Sutta)    but   likewbe   from   the  Dipavaipsa.     Hence   the   argument  for  the  great 
antiquity  of  that  Sutta  falls  to   the   ground,  for   the   Dipav.    cannot   be    made 
older  than  the  CuUavagga".    Ich  glaube,  dass  meine  Argumentation  doch  etwa» 
weniger   leichtfertig   ist,   als   sie   hier   erscheint.     Der   Dipavaipsa    erzählt   da» 
Konzil   allerdings    ohne   es   durch    die   Subhadda-Episode  zu   motivieren.      Das 
konnte,  zumal  da  diese  Chronik  auf  die  Voi^eschichte   des  Konzils    überhaupt 
so  gut  wie  garnicht  eingeht,   sehr  wohl    geschehen;    Nichts  wäre  widersinniger 
als  hieraus  ein  Argumentum  ex  süentio  entnehmen    zu  wollen.     Das  MahSpa- 
rinibb.    Sutta   dagegen   erzählt  eben  die  Subhadda-Geschichte   eingehend:    dasa 
in    dieser   Erzählung  jede  Hindeutung   auf  das  Konzil,   welches  ja    nach    desk 
Cull.  gerade  um  jenes  Vorganges  willen  beantragt  sein  soll,    fehlt,  ja  dass  die 
betreffende  Erzählung  des  Mahäpar.  S.   von   der  im  Übrigen    mit   ihr    überein- 
stimmenden des  Cull.  gerade  in  der  Art  abweicht,  dass  der  Anknüpfungspunkt 
für  jenen  Antrag  im  Cull.  vorhanden  bt,   im  Mahäp.  S.  aber  nicht  (Vinaya  a. 
a.  O.  XXVIil,  A.  1):  das  bt  die  Grundlage,  auf  die  ich  mein  Arg,  ex  silerUio- 
baute.     Oder   vielmehr   eine    der  Grandlagen,  denn  a.  a.  O.  XXVII  habe  ich 
ausgeführt,  dass  wir  auch  an  andern  Stellen  des  Mahäp.  S.  alle  Ursache  hätten, 
Anspielungen  auf  das  Konzil  zu  erwarten,  die  wir  nicht  finden.     Wie  natürlich 
es  bt,  unter    den   letzten  Reden  Buddha's  Instruktionen   zu    erwarten,    die    das 
Konzil    betreffen,    kann    das     Mahäkarunäpu^idarlka    Sütra     (Annales    du    Mos. 
Guimet  V,    78   fg.)   veranschaulichen.    —   Wenn    übrigens  Kern   a.    a.   O.    be- 
hauptet   „that  we    find  nothing  of  that  alleged    motive    (nämlich  der  Subhadda* 
Geschichte)  with  the  Nordern  sects",    so  muss  ich  dies  im  Hinblick  auf  den   in 
China    erhaltenen   Bericht    der   Dharmaguptas    (Beal,    Vhdl.    des    Berliner     Or^ 
Kongr.,  Ostasiat.  Sektion  S.  17)  bestreiten.     Nur  der  Name  des  Mönchs  weiche 
ab;  Beal  giebt  Balanda. 


Oldenherg,  Buddhüti$chs  Sludien.  629 

Erzählung  vom  ersten  Konzil  unter  dem  Einfluss  der  Thatsache  des 
zweiten  Konzils  entstanden  ist^),  so  würde  hierin  ein  weiteres 
chronologisches  Moment  liegen.  EndUch  darf  hinzugefugt  werden, 
dass  die  Stellung  der  hetreffenden  Erzählung  —  der  vom  ersten  so 
gut  wie  der  vom  zweiten  Konzil  —  am  Ende  des  Vinaya*),  ohne 
für  die  Abfassung  nach  der  Hauptmasse  der  Yinayatexte  direkt  zu 
beweisen,  sich  doch  besonders  gut  mit  derselben  verträgt  Min. 
freilich  (S.  56)  fragt:  ,|Est-ce  le  Cullavagga  qui  termine  le  Yinaya 
pftli?*^  Die  richtige  Antwort  auf  diese  Frage  zu  ünden  wäre  kaum 
.schwer  gewesen.  M.  hätte  nur  den  von  ihm  selbst  publizierten 
Gandhavaijisa  (Rech,  sur  le  Bouddhisme  236)  nachzusehen  brauchen, 
um  dort  zu  finden,  dass  im  Yinaya  —  wenn  wir  den  Parivära 
selbstverständlich  bei  Seite  lassen  —  nach  dem  Päräjikaka^^^? 
Päcittiyaka94&  und  Mahävaggaka^cja  das  Gullavaggaka94s^  &ls  letztes 
kommt  Dass  der  Cullavagga  nach  dem  Mahävagga  folgt,  hätten 
für  die  Dharmaguptaschule  die  Angaben  Beal's  (s.  oben  S.  615, 
Anmerk.  3)  gelehrt,  für  die  MahlSäsakaschule  Beal  in  meiner  Ein- 
leitung zum  Yinaya  Pi^ka  vol.  I  p.  XLIY,  für  die  tibetische 
Yersion  des  Yinaya  mit  hinreichender  Deutlichkeit  das  von  Gsoma- 
Feer,  Annales  du  Mus^e  Guimet  11,  176  oder  von  Bockhill,  Life 
of  the  Buddha  159  Mitgeteilte.  Doch  um  zum  Päli- Yinaya  zurück- 
zukehren, so  bezeugt  der  Parivära  (p.  114  meiner  Ausgabe)  auf 
das  Deutlichste  die  Stellung  des  Cullavagga  hinter  dem  Mahävagga. 
Und  brauchen  wir  hier  im  Grunde  äussere  Zeugnisse?  Die  Texte 
selbst  sprechen  doch  deutlich  genug.  Der  Mahävagga  beginnt^) 
mit  dem  Beginn  des  Gemeindelebens:  eben  hat  der  Buddha  die 
erlösende  Erkenntnis  errungen;  jetzt  erwirbt  er  sich  die  ersten 
Jünger  und  teilt  diesen  die  ersten  und  notwendigsten  Ordnungen 
mit,  die  Ordnungen  über  die  Aufnahme  in  die  Gemeinde.  Nicht 
minder  deutlich  als  hier  der  Anfang,  ist  am  Ende  des  Cullavagga^) 
das  Ende  dieser  Auseinandersetzungen  markiert:  auf  die  allgemeinen 
bezw.  speziell  für  die  Bhikkhus  geltenden  Ordnungen  folgt  als  letztes 
(10.)  Buch  die  Darstellung  der  Satztmgen  für  die  Bhikkhunis: 
ganz  wie  im  Pätimokkha  resp.  SuttavibhaAga  ist  hier  der  Stoff  so 


1)  Ebeodas.  p.  XXVIII  fg.  Ich  moss  mich  aber  mit  Entschiedenheit  da- 
gegen Terwahren,  diese  Vermutaüg  in  der  Form  aufgestellt  za  haben,  welche 
Min.  (S.  38;  vgl.  8.  59)  ihr  suschreibt,  dass  der  „proc^verbal*^  des  ersten 
Konzils,  die  Verhandlung,  in  welcher  Yinaya  und  Dhamma  festgestellt  sind, 
„a  m  transpose  et  introduit  dans  la  legende  aprfes  avoir  ^t^  extrait  d'un  rdcit 
historiqne  du  deudöme  concile".  Der  alten,  z.  B.  im  CuUavagga  Yorliegen- 
den  Form  des  Berichts  über  das  zweite  Konzil,  die  allein  als  Prototyp  fUr  die 
Geschichte  vom  ersten  Konzil  in  Betracht  kommen  kann ,  fehlt  bekanntlich  ein 
solcher  Proc^yerbal  ttber  die  Redaktion  tou  Dhamma  und  Yinaya  yoUstttndig. 

2)  Dem  ich  hier  den  PariySra  als  offenbar  junge  Anukramanl,  wenn 
dieser  vedische  Ausdruck  erlaubt  ist,  nicht  zurechne. 

3)  Ganz  wie  in  etwas  andrer  Weise  der  Beginn  des  PKrXjik&-Abschnitts 
im  Suttavibhanga. 

4)  Ich  sehe  natürlich  hier  von  den  Schlusskapiteln  über  die  beiden  Kon- 
zilien ab. 


630  Oldenberg,  Buddhütische  Studien, 

geordnet,  dass  die  Nonnen  hinter  den  Mönchen  hehandelt  werden« 
Danach  ist  wohl  gegen  jeden  Zweifel  gesichert,  dass  die  Stelle,  an 
welcher  wir  die  Eonzilserzählnng  lesen,  in  der  That  das  Ende  des 
Vinaya  ist.*) 

Wir  wenden  uns,  nachdem  ohen  S.  623 fg  einige  das  zweite 
Konzil  betreffende  Einzelheiten  unter  Bezugnahme  auf  Min.  erörtert 
sind,  nunmehr  dazu,  die  Bedeutung  dieses  Konzils  für  die  Ent- 
wicklungsgeschichte   der   Yinayalitteratur    im    Ganzen    zu    prüfen. 

Die  Angaben  über  das  zweite  Konzil,  sagt  Min.  (8.  59),  „ne 
röpandent  aucune  lumiöre,  ni  sur  la  date  du  Vinaya,  ni  sur  son 
contenu  primitif*.  Denn  in  dem  ältesten  Bericht  über  jenes  Konzil^ 
dem  des  Gullavagga,  finde  sich  nicht  einmal  „ce  compte  rendu  de 
l'oeuvre  th^ologique  et  litt^raire,  donn6  dans  le  röcit  du  premier, 
et  qui  a  servi  de  base  &  toutes  les  consid^rations  sur  l'anciennete 
du  canon  p41i*.  Wie  diese  Bemerkungen  bei  Min.  stehen,  wird 
man  sie  in  Anbetracht  der  durchgehend  gegen  meine  Aufstellungen 
gerichteten  Tendenz  seiner  Darlegungen  naturgemäss  dahin  deuten^ 
dass  ich  meinerseits  die  ganze  Frage  über  das  Alter  des  Palikanoa 
auf  den  Compte  rendu  über  die  samglti  von  Dhamma  und  Vinaya 
zu  basieren  versucht  hätte,  und  dass  nun  für  meine  Bemühungen,  der 
Geschichte  vom  zweiten  Konzil  Aufschlüsse  über  jene  Frage  abzu- 
gewinnen, der  Umstand  verhängnisvoll  würde,  dass  der  besten 
Tradition  über  jenes  Konzil  ein  solcher  Compte  rendu  überhaupt 
fehlt.  Ich  möchte  dem  gegenüber  darauf  aufmersam  machen,  zu- 
nächst dass  ich  selbst  —  irre  ich  nicht  als  Erster  —  auf  das 
Nichtvorhandensein  des  betreffenden  Compte  rendu  in  der  alten 
Tradition  vom  zweiten  Konzil  hingewiesen  und  aus  dieser  Thatsaehe 
meine  Folgerungen  gezogen  habe.  ^)  Sodann  dass  es  auf  meine 
Untersuchungen  absolut  nicht  zutrifft,  dass  ich  jenen  Compte  rendu 
zur  Basis  der  Untersuchung  über  das  Alter  des  Pälikanons  gemacht 
habe.  Der  vom  Cullavagga  bei  der  Erzählung  vom  Konzil  von 
Räjagaha  gegebene  Überblick  über  die  Anordnung  jenes  Kanon  ist 
sehr  kurz  und  inhaltsarm;  dies  Referat  ist  sodann  seiner  Abfassungs- 
zeit  nach  keiner  irgend  genaueren  Bestimmung  zugänglich;  endlich 
kann  man  sich  nicht  verhehlen,  dass,  wenn  das  Aussehen  des 
Kanon  zu  irgend  einer  späteren  Zeit  von  den  Angaben  jenes  Be- 
richts abwich,  die  letzteren  mit  grösster  Leichtigkeit  entsprechend 
geändert  werden  konnten,  fast  möchte  ich  sagen  geändert  werden 
mussten.  Was  mir  in  der  That  eine  Basis  für  die  Untersuchung 
des  Alters  des  PäJi- Vinaya  abzugeben  schien  und  noch  scheint,  ist 


1)  Ich  möchte  übrigens  kaam  glauben,  dass  die  in  Rede  stehende  Er- 
Zählung,  wie  M.  S.  56  es  aufifassen  will,  deshalb  nur  am  Ende  des  Vluaya 
stehen  konnte,  weil  die  Vorgänge  nach  Buddhas  Tode  spielten.  Man  vei^ 
gleiche  das  Sutta  des  Aiiguttara  Nikfiya  (Pancaka  NipBta,  p.  57  ed.  Hardy), 
welches  zur  Zeit  des  Königs  Munda,  oder  das  Subhasutta  (Dlgha  KlkSya)» 
welches  acirapariniblnUe  Ihagavati  spielt. 

2)  Vinaya  Pitaka  vol.  I  p.  XXX. 


Oldenberg,  Buddhiit%$che  Studien.  631 

der  Streit  über  die  zehn  Indulgenzen  von  VesälT.  *)  Min.  schwankt 
und  widerspricht  sich  selbst,  wie  oben  (S.  623)  gezeigt  worden  ist, 
in  Bezug  auf  das  Verhältnis  dieser  zehn  Indulgenzen  zum  über- 
lieferten Yinaya- Kanon.  Präzisieren  wir  unsre  eigne  Stellung. 
Zunächst  scheint  so  viel  klar,  dass  der  ganze  Streit  von  Vesäll 
undenkbar  wäre,  wenn  nicht  bereits  damals  sehr  bestimmte  Ord- 
nungen för  das  Gemeindeleben  vorlagen.  Ob  es  ein  Vergehen  ist, 
sich  etwas  Salz  für  künftigen  Gebrauch  aufzuheben  oder  die  lipo- 
sathafeier  in  verschiedenen  äväsa  innerhalb  derselben  simä  zu 
feiern,  hierüber  überhaupt  zu  streiten  —  und  mit  Leidenschaft  als 
über  ein  hochwichtiges  Objekt  zu  streiten  —  war  nur  in  einer 
Gemeinschaft  möglich,  welche  sich  an  die  peinliche  Beachtung  von 
Minutien  in  der  geistlichen  Lebensführung,  an  die  durchgehend 
strenge  Regelung  aller  Äusserlichkeiten  gewöhnt  hatte.  Hier 
mochten  freiere  Naturen  —  oder  mag  es  zutreffender  sein,  sie  als 
die  zuchtlosen  zu  bezeichnen  —  an  der  festen  Ordnung  rütteln: 
die  Erzählung  des  Gullavagga  giebt  ein  mit  überaus  echten  Farben 
geförbtes  Bild  davon ,  wie  dann  die  Wächter  des  Gesetzes  und 
Buchstabens  in  frommer  Entrüstung  den  Kampfplatz  beschritten 
und  durch  das  Kampfgetöse  einer  erbitterten  geistlichen  Schlacht 
hindurch  die  gute  Sache  zum  Siege  führten.  Man  wird  sich  dies 
Milieu,  insonderheit  wenn  man  die  von  vedischer  Zeit  her  altein- 
gewurzelte Gewöhnung  des  indischen  geistlichen  Lebens  an  den 
Aufbau  auf  festgefügten  litterarischen  Fundamenten  bedenkt, 
schwer  ohne  das  Vorhandensein  von  Texten,  die  Alles  bis  ins 
kleinste  regelten,  vorstellen  können.  Und  wenn  wir  in  dem  vor- 
liegenden Vinaya- Kanon  die  Recitation  eines  vornehmsten  unter 
solchen  Texten  den  eigentlichen  Inhalt  der  Uposathafeier  bilden 
sehen  und  andererseits  durch  einen  der  zehn  Streitpunkte  von 
Vesall  (den  äväsakappa)  das  Vorhandensein  von  Uposathafeiem 
mit  sehr  bestimmtem,  vom  Geist  strenger  Gesetzlichkeit  erfülltem 
Ceremoniell  verbürgt  finden,  werden  wir  kaum  irgend  welchen  An- 
halt entdecken  können ,  daran  zu  zweifeln ,  dass  schon  in  die  Zeit 
des  Konzils  von  Vesäli  der  Vortrag  eines  solchen  Textes  an  den 
üposathatagen  zurückverlegt  werden  darf.  Nun  besitzen  wir  jenen 
Text,  das  Pätimokkha,  bekanntlich  im  Suttavibhanga  in  einer  mit 
Zuthaten  aller  Art  ausgestatteten  Ausgabe:  zu  den  Regeln  werden 
Geschichten  über  deren  Entstehung,  Erklärung  einzelner  Worte, 
Erzählung  von  Fällen,  welche  unter  die  Regel  fallen  oder  nicht 
unter  sie  fallen,  mit  Buddha's  zugehörigen  Entscheidungen  erzählt. 
Ich  habe  früher  darauf  hingewiesen^)  und  kann  dies  jetzt  nur  von 
Neuem  thun,  dass  man  ofFenbar,  wenn  die  Verfasser,  sei  es  der 
Regeln  selbst  oder  auch  nur  die  jener  Beigaben  von  den  Verhandlungen 

1)  Ich  meine  nicht  nnsern  Beiicht  über  diesen  Streit,  der  ja  auf  den 
ersten  Blick  den  Vinaya  als  vorbanden  erweisen  würde,  sondern  das  Faktank 
des  Streites  selber,  die  Natur  der  Streitpunkte. 

2)  Vinaya  Pi^aka  vol.  I  p.  XXXVI. 


632  Oldenberg,  BaddhietiBche  Shtdien. 

Yon  Vesäll  etwas  gewusst  hätten,  eine  Spur  davon,  eine  Bezag- 
nahme  auf  den  streitigen  Punkt,  zu  erwarten  berechtigt  wäre. 
Eine  PScittiyaregel  (38)  beispielsweise  verbietet  vorratsweise  auf- 
bewahrte Speisen  zu  geniessen.  Nun  wurde  von  Einigen  behauptet, 
dass  doch  die  Aufbewahrung  von  Salz  zulässig  sei,-  und  dies  war 
einer  der  Streitpunkte  in  den  erbitterten,  durch  die  ganze  buddhis- 
tische Welt  berühmt  gewordenen  Kämpfen  von  Vesäli:  dürften  wir 
da  nicht  erwarten,  dass  wo  nicht  der  Wortlaut  jener  Regel  selbst 
so  doch  mindestens  die  Erweiterungen,  die  Zuthaten  jener  eben 
beschriebenen  Art  auf  die  Frage  des  Salzes  irgendwie  eingegangen 
wären,  hätten  nicht  eben  Regel  und  Erweiterungen  zur  Zeit  des 
Konzils  von  Vesall  bereits  fertig  vorgelegen?^)  Oder  hätte  nicht 
die  Päcittiyaregel  (51),  welche  den  Genuss  von  surä  und  meraya 
verbot,  hätten  nicht  mindestens  die  erklärenden  Zuthaten  zu  jener 
Regel  ^)  irgendwie  auf  die  Frage  betreffend  das  in  der  Gährun^ 
begriffene,  jcdogi  genannte  Getränk  Bezug  genommen,  wenn  diese 
Frage  schon,  als  die  Regel  oder  die  Zuthaten  zu  ihr  redigiert 
wurden,  ihre  bekannte  Rolle  in  den  Diskussionen  von  Yesäll  ge- 
spielt hätte ?^)  Ich  meine  also:  ein  Yinaya,  der  nach  dem  Streit 
über  den  singüonakappa  ^  über  das  jcdogi  pdtam  etc.  redigiert 
worden  wäre,  müsste  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  an  den  be- 
treffenden Stellen  anders  aussehen  als  der  uns  erhaltene  Yinaya. 
In  diesem  aber  spricht  Alles  für,  Nichts  gegen  eine  Abfassung, 
die  dem  Konzil  von  Yesäll  voranging. 

m. 

Wir  wenden  uns  zu  dem  dritten  Konzil,  der  Zeit  des  grossen 
Asoka,  welcher  die  Inschrift  von  Bairat  entstammt,  und  den  Zeug- 
nissen der  am  besten  in  diesem  Zusammenhang  zu  besprechenden 
Monumente  von  Bharhut. 


1)  Es  darf  als  mit  dem  hier  Bemerkten  in  gutem  Einklang  stehend  ange- 
sehen werden,  dass  nicht  nur  die  Pfttimokkharegeln  selbst,  sondern  auch  er- 
weiternde Zuthaten  von  dem  hier  in  Rede  stehenden  Typus,  wie  sich  weiter 
ergeben  wird,  im  nördlichen  Kanon  wesentlich  so  wie  im  südlichen  yorgelegen 
haben. 

2)  Dieselben  (Vinaya  Pi^.  vol.  IV  p.  110)  zählen  eine  Reihe  einzelner 
Arten  von  surä  und  meraya  auf  und  sprechen  von  Fällen  wie  dass  man  nur 
mit  der  Spitze  eines  Qrashalmes  etwas  von  der  berauschenden  Flüssigkeit 
trinkt,  dass  man  Berauschendes  für  Nichtberauschendes  oder  Nichtberauschendea 
für  Berauschendes  hält,  und  eine  Reihe  derartiger  durchaus  In's  Spitzfindige 
▼erfallender  Einzelheiten  mehr.     Vom  jalogi  aber  ist  nicht  die  Rede. 

3)  Nur  bei  dem  Streitpunkte  über  jätarüparajata  ist  das,  was  die 
Vesällmönche  für  zulässig  erklärten,  im  Vinaya  ausdrücklich  als  verboten  nam- 
haft  gemacht.  Hier  also  versagt  unser  Argument.  Aber  es  ergiebt  sich  hier 
doch  auch  kein  Gegenargument.  Dass  jene  Häretiker  hier  etwas  in  der  That 
Verbotenes  einzuführen  suchten  und  dies  Bestreben  dann  von  den  Orthodoxen 
mit  Entrüstung,  unter  Berufung  auf  den  Verbotsparagraphen,  bekämpft  ^urde, 
ist  ein  durchaus  glaublicher  Vorgang. 


pidenberg,  Buddhütuche  SkuUen.  633 

Die  Punkte,  die  hier  Minayeff  gegenüber  einer  Diskussion  be- 
dürfen, sind  hauptsächlich  drei: 

1.  Das  Alter  der  Schrifl  Eathavatthn. 

2.  Die  Beziehung  der  in  der  Inschrift  von  Baiiüt  aufgeführten 
Titel  litterarischer  Werke  zum  Pälikanon. 

3.  Die  Beziehung  der  Skulpturen  und  Inschriften  von  Bharhut 
zu  den  Pali-Jätakas. 

Über  die  Entstehung  des  Kathävatthu  geben  die  Palitexte  eine 
Überlieferung,  die  meines  Erachtens  ein  geradezu  aussergewöhnlich 
authentisches  Aussehen  ti^lgt. 

Während  die  übrigen  Texte  des  Kanon  Buddha's  Wort  ent- 
halten und  unmittelbar  nach  dessen  Tode  von  den  Theras  redigiert 
und  gesammelt  sein  sollen,  wird  dem  Kathävatthu  ein  Verfasser  im 
gewöhnlichen  Sinn  des  Worts  zugeschrieben,  und  zwar  keiner  der 
grossen,  durch  die  ganze  buddhistische  Welt  berühmten  Heiligen, 
sondern  ein  Mann,  der  zugestandenermassen  dem  dritten  Jahrhundert 
nach  dem  Nibbäna  angehört  und  der  eine  Berühmtheit  nur  im 
Kreise  einer  bestimmten  Schule  gewesen  ist,  eben  der  Schule, 
welche  auch  das  E^thävatthu  überliefert,  Tissa  Moggaliputta '). 
Wir  haben  schon  oben  (S.  619)  beschrieben,  wie  das  Kathävatthu 
den  Text  der  Suttas  voraussetzt  und  unter  häufiger  Anrufung  von 
deren  Autorität  Controversen  über  zweifelhafte  Punkte  der  Dog- 
matik  behandelt. 

Nun  lesen  wir  bei  Minayeff  (S.  200)  eine  Behauptung,  welche, 
wenn  richtig,  die  Tradition  von  der  Entstehung  des  Kathävatthu 
über  den  Haufen  werfen,  der  ganzen  Sache  ein  völlig  verändertes 
Aussehen  geben  würde.  M.  sagt  nämlich  in  Bezug  auf  jenen  Text: 
9  Dans  un  livre  que  la  tradition  fait  remonter  ä  T^poque  d'Aioka 
le  Grand,  on  trouve  mentionnöe  entre  autres  la  secte  des  Vetulya- 
kas  qui  napparut  qu'au  HI®  si^cle  apr^s  J.-C.*^  Das  wäre  in  der 
That  ein  recht  starkes  Stück.  Aber  zum  Glück  liegt  die  Sache 
in  Wirklichkeit  doch  wesentlich  anders.  Sieht  man  an  eine  andre 
Stelle  von  Minayeff's  Buch  hinüber  (S.  82),  so  reduziert  sich  dort 
die  angebliche  Erwähnung  der  Vetulyakas  im  Kathävatthu  auf 
eine  Erwähnung  dieser  Sekte  in  Buddhaghosa's  Kommentar  zum 
Kathävatthu.  Der  Kommentar  nennt  zu  den  eiazelnen  häretischen 
Ansichten,  welche  im  Kathävatthu  widerleg  werden,  die  Sekten, 
welche  die  betreffenden  Ansichten  vertraten.  Und  da  begegnen  an 
einigen  Stellen  (s.  das  Register  im  Journal  P.  T.  S.  1889,  p.  222) 
bald  allein  bald  mit  andern  zusammen  die  Vetulyakas.  Was  ist 
häufiger  als  dass  alte  Dogmen  und  Spekulationen  unter  Theologen 
späterer  Zeiten  neue  Vertreter  finden!     Und  was   kann  natürlicher 


1)  Um  die  Tr&dition,  wie  sie  in  der  KathSratthnppakarana-Atthakathfi 
(Joamal  P.  T.  8.  1S89  p.  1)  Torliegt,  ganz  genau  wiedenogeben :  Bnddha  hat 
den  Text  einst  im  Gdtterreicbe  maUkäthapanen*  eva  vorgetragen;  die  Aus- 
Ifihmng  dieser  fnätüeä  und  ihre  Verkündigung  auf  Erden  hat  er  dem  Moggall- 
pnttatissa  vorbehalten. 


634  Oldenberg,  BuddhüHache  Studien, 

sein,  als  dass  der  Kommentator,  wo  von  der  betreffenden  Häresie 
die  Rede  war,  neben  deren  alten  Vertretern  auch  ihre  modernen 
Anhänger,  und  wo  er  über  die  Alten  nicht  informiert  war,  ge* 
legentlich  auch  die  Modernen  allein  nannte;  lag  doch  für  ihn  kein 
Bedenken  in  der  Vorstellung,  dass  der  Verfasser  des  Textes  in 
seiner  Weisheit  alle  gegenwärtigen  und  auch  alle  künftigen  Ket- 
zereien „yäm  ca  tada  uppannäni  vcUthüni  yäni  ca  äyatitn  uppa- 
jjiasanti^*'^)  mit  der  erforderlichen  Widerlegung  bedacht  habe. 
Ich  sage  wohl  nicht  zu  viel,  wenn  ich  es  für  höchst  bedenklich 
erkläre ,  auf  eine  solche  Notiz  bei  Buddhaghosa  hin  die  durchaus 
vertrauenerweckende  Tradition  über  das  Kathavatthu  zu  verwerfen 
und  die  Entstehungszeit  dieses  Textes  von  der  ihr  angewiesenen 
Stelle  nicht  etwa  um  ein  Greringes,  sondern  um  eine  solche  exorbi- 
tante Distanz,  bis  nahe  an  die  Zeit  des  Buddhaghosa  selbst,  z;a 
verschieben. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  einem  weitern  Dokumente,  welches 
nach  M.  geeignet  sein  soll  unsern  Glauben  an  das  Alter  des  Pali- 
kanon  zu  erschüttern,  zur  Inschrift  von  Bairat. 

„Piyadasi  der  König  von  Magadha"  *)  spricht  in  dieser  In- 
schrift, wie  bekannt,  seine  Verehrung  für  den  Buddha,  den  Dhamma, 
den  Saipgha  aus;  er  erklärt,  dass  Alles,  was  Buddha  gesprochen^ 
wohlgesprochen  sei;  eine  Reihe  religiöser  Textstücke  (dÄawma- 
paliyäya)  aber,  welche  er  mit  ihren  Titeln  auffuhrt*),  empfiehlt  er 
der  besonderen  Aufmerksamkeit  der  Mönche  und  Nonnen  wie  der 
Laienbrüder  und  -Schwestern. 

Das  Verhältnis  dieser  Titel  zum  Fälikanon  ist  es,  um  das  es 
sich  handelt. 

Betrachten  wir  zunächst,  was  die  von  Asoka  genannten  Titel 
zu  bedeuten  haben.  Fragen  wir  alsdann,  was  aus  der  Nichtnennung 
gewisser  andrer  Titel  geschlossen  werden  kann. 

„Les  ecrits  qui  y  (in  der  Inschrift)  sont  mentionnes  ne  se 
trouvent  pas  dans  le  canon  päli",  sagt  Minayeff  (S.  84). 


1)  Katfaftv.  Atth.,  Journal  a.  a.  O.,  6  fg. 

2)  Natürlich  ist  läjä  (überlief,  lejä)  mägadhß  zu  verbinden,  nicht 
mägadJie  samgham.  Minayeff  schwankt  in  seiner  Aaflassang.  8.  83  und  87ft 
spricht  er,  den  Inhalt  der  Inschrift  anfirebend,  von  der  „communautä  du  Magadha", 
dem  ,,sangha  du  Magadha*' ,  S.  84  lässt  er  Asoka  sich  als  ,.roi  de  Magadha**" 
bezeichnen.  Zu  lajä  Afagadhe  vgl.  die  stehenden  Benennungen  der  Pftli> 
Pitakas  räjä  Mägadho  Seniyo  Bimbüäro,  räjä  PaaencuU  Kosalo,  Der 
„Samgha  von  Magadha"  würde  ein  dem  buddhistischen  kirchlichen  Recht 
schlechterdings  fremder  Begriff  sein ;  ferner  wäre,  wie  Senart  (Inscr.  de  Piyad.  11^ 
199)  bemerkt  hat,  das  Erscheinen  eines  an  den  Saipgha  von  Magadha  ge- 
richteten Edikts  in  RSjasthSn  doch  mehr  als  befremdlich.  Senart^s  eigene  An- 
nahme, dass  samgha  Mägadha  so  viel  hiesse  wie  buddhistischer  Sarngha^ 
scheint  mir  mit  der  Auffassungs-  und  Ausdruckswebe  der  buddhistischen  QueUen 
nicht  im  Einklang  zu  stehen. 

3)  Ich  setze  die  Titel  in  der  Schreibweise  der  Inschrift  hierher:  vifiaya-- 
samukase  cUii^avasäni  anägaJtabhayäni  tnunigäthä  maneyeutUe  upettisapanne 
e  cä  läghuloväde  musävädam  cuihigicya  bhagavatä  budhena  bhäsite. 


Oldenbm-g,  Buädhütisch»  Studien,  635 

Einige  Seiten  später  (S.  91)  mildert  er  selbst  diese  schroffe 
Yemeinong:  «Des  sept  titres  de  Tinscription  de  Bairat  im  seal,  le 
demi^r,  läghuloväde,  se  rencontre  dans  le  canon  päli*.  Aber  diesen 
schwachen  Trost,  welchen  er  den  Verfechtern  der  Pälitradition  zu 
gOnnen  scheint,  nimmt  er  ihnen  gleich  darauf  wieder.  Der  Päli- 
kanon  weist  zwar  mehrere  Bahulovädas  auf,  aber  keiner  von  ihnen 
handelt,  wie  die  Inschrift  es  verlangt,  von  Ltigenreden  (musävdda). 

Mir  ist  diese  Behauptung  ToUkommen  unbegreiflich.  Längst 
hatte  ich  ^)  den  Rähuloväda  namhaft  gemacht ,  in  welchem  ein- 
gehend Yom  mueaväda  die  Rede  ist.  Senart  hatte  alsdann  meine 
Identifikation  angenommen  und  als  Anhang  zu  seiner  Behandlung 
der  Inschrift  diesen  Text  publiziert.  Ich  fuge  hinzu,  dass  nach 
dem  Erscheinen  von  M.'s  Werk  Trenckner's  Ausgabe  des  Majjh. 
Nikäya  das  Sutta  an  der  Stelle  des  Kanon,  an  die  es  gehört,  uns 
gebracht,  dass  endlich  ganz  neuerdings  S.  L^yi  eine  höchst  dankens- 
werte Übersetzung  einer  chinesischen  Version  desselben  gegeben 
hat  *).  Wäre  der  Richter,  der  über  das  Recht  der  Päli- Überlieferung 
seinen  Spruch  abzugeben  sich  anschickt,  nicht  den  Dokumenten, 
welche  zu  deren  Gunsten  sprechen,  eine  etwas  grössere  Aufmerk- 
samkeit schuldig  gewesen? 

Nicht  genug  übrigens,  dass  der  Palikanon  einen  den  Daten 
der  Inschrift  genau  entsprechenden  Text  enthält  Die  Zusammen- 
stimmung geht  noch  weiter.  Die  Ausdrucksweise  der  Inschrift  — 
nicht  einfach  Läghuloväde,  sondern  der  Läghul.,  welcher  sich  auf 
Lügen  bezieht  —  macht  sehr  wahrscheinlich,  dass  ihr  Autor  noch 
von  andern  Texten,  welche  gleichfalls  Läghuloväda  hiessen,  gewusst 
hat.     Auch  hierzu  stimmt  die  Pälitradition^). 

Ich  wende  mich  weiter  zu  dem  Titel  anägatabhaya.  Ich 
kann  nicht  finden,  dass  wir  hier  besser  als  im  Fall  des  Läghuloväda 
zu  der  Behauptung  berechtigt  sind,  dass  ein  solcher  Text  im  Pali- 
kanon fehle.  Ich  hatte  längst  (a.  a.  0.)  auf  das  Ara&fiakänägata- 
bhayasutta  verwiesen.  M.  hat  davon  keine  Notiz  genommen. 
Stimmte  er  mir  nicht  bei,  so  hatte  er  die  Pflicht,  seinerseits  eine 
hinreichende  Durchsuchung  des  Palikanon  vorzunehmen,  ehe  er 
sich  das  Recht  beilegen  durfte,  das  Auftreten  des  betreffenden 
Titels  in  diesem  Kanon  zu  leugnen.  Eine  solche  Nachsuchung  aber 
hätte  ihn  unfehlbar  auf  die  cattäro  anägcUä  —  um  die  Ausdrucks- 
weise des  versifizierten  Inhaltsverzeichnisses  (Uddäna)  anzuwenden 
—  aufmerksam  gemacht,  die  sich  im  Aftguttara  Nikäya  finden*). 
Sie  handeln  sämmtlich,  unter  fortwährender  Wiederholung  dieses 
Schlagworts,  von  den  anägatabhaya;  das_ früher  von  mir  aus  der 
Chrestomathie  Suttasaipgaha  beigebrachte  Ärafiflakänägatabhayasutta 
ist  das  erste  der  vier. 


1)  Vinaya  toI.  I  p.  XL,  A.   1. 

2)  Journal  asiaüqae,  Mai- Juni  1896,  S.  475  ff. 
8)  S.  Minayeff  91,  A.  3. 

4)  Jetzt  in  Hardy't»  Ausgabe  des  Aug.  Nik.  PaneakanipSta  p.  100  ff. 


636  Oldenberg,  BuddkMaehe  Studien. 

Die  Übereinstimmung  zwischen  Inschrift;  und  Pälitradition, 
welche  man  gar  nicht  vollständiger  wünschen  kann,  giebt  eine  feste, 
überlieferungsmässige  Grundlage,  der  gegenüber  man  die  Betrach- 
tungen M/s,  welche  ihn  bei  der  Deutung  der  anägaiabhayäni  bis 
zu  den  Träumen  des  Königs  K|-kin  führen,  doch  nur  als  freie  xind 
nicht  glückliche  Phantasien  wird  charakterisieren  können. 

Jetzt  zu  dem  vinayaaamukaae.  M.  (87)  lässt  die  Übersetzung 
„abstract  of  the  Yinaya*^  gelten;  ich  glaube  in  der  That,  dass  die* 
selbe  den  Sinn  des  Worts  wenigstens  annähernd  trifft.  Der  Zu- 
sammenhang mit  sämukkamstka  f  auf  welchen  Senart  hinweist, 
drängt  sich  in  der  Tbat  auf.  Die  stehend  in  den  Pälitexten  wieder- 
holte*) Beschreibung  von  Buddha's  Predigt  ist  bekannt,  in  welcher 
den  esoterischen  Ausführungen  (dänakathä^  aUakathä  etc.)  die 
Verkündigung  der  heiligen  vier  Wahrheiten  als  die  buddhiknam 
aämukkamaikä  dhammadesanä  gegenübergestellt  wird.  Verbinden 
wir  den  Anhalt,  welchen  diese  Stelle,  und  denjenigen,  welchen  die 
Etymologie  (samutkar^a)  giebt,  so  scheint  sich  als  Bedeutung  etwa 
„essentiell*  zu  ergeben.  Asoka  führt  also  eine  „Essenz  des  Vinaya* 
an,  und  ich  bekenne  keinen  ernstlichen  Grund  zu  sehen,  warum  wir 
nicht,  wie  ich  früher  vorgeschlagen  habe,  vermuten  sollen,  dass  dies 
das  Pätimokkha  ist,  welches  in  der  That  so  passend  wie  möglich 
als  Essenz  des  Vinaya  bezeichnet  werden  kann.  Die  Verschieden- 
heit der  Benennung  wird  kaum  ein  Hindernis  bilden;  Benennungen 
pflegen  eben  schwankend  zu  sein  —  wir  kommen  hierauf  zurück  *)• 
Möglich  ist  natürlich  auch,  dass  der  König  an  irgend  ein  anderes 
Kompendium  des  Vinaya  gedacht  hat^:  ist  dies  der  Fall,  so  wird 
man  aus  der  Anführung  eines  solchen  Werkes  natürlich  Nichts,  das 
einem  Einwand  gegen  das  Alter  des  Päli- Vinaya  ähnlich  sähe, 
folgern  dürfen.  Vielmehr  wird  es  berechtigt  sein,  in  dem  Vor- 
handensein eines  samutkar^a  des  Vinaya  ein  Argument  dafür  zu 
sehen,  dass  ein  ausführlicher  Vinaya  schon  zu  Asoka's  Zeit  exis- 
tiert hat. 

Ein  weiterer  von  Asoka  genannter  Titel  ist  Upaiiaapnaine, 
„Dans  le  canon  päli   on   ne  connalt  pas  .  .  .  d'ecrit   sous   le  titre 

1)  Siehe  k.  B.  Mahäva^ga  p.  181.  Weitere  dankenswerte  Zusammen- 
stellungen zu  dem  Wort  ukJeafnsa  giebt  Neu  mann  WZKM.  XI,  160.  Ich 
mache  noch  auf  das  aamukkatthapada  im  Parivara,  p.  114.  829  meiner  Aaa> 
gäbe  aufinerksam. 

2)  Einen  Einwand  gegen  die  Identifikation  des  vinayasamukoBe  mit  dem 
Pätimokkha ,  auf  den  man  verfallen  könnte ,  hat  man  —  wohl  mit  Recht  — 
nicht  gemacht.  Asoka  empfiehlt  die  von  ihm  genannten  Texte  aUen  Frommen, 
auch  den  Laien,  zum  Studium,  das  Pätimokkha  aber  war  Geheimlehre  der 
Mönche  resp.  Nonnen  (vgl.  meinen  „Buddha" '  S.  422,  A.  1).  Denkbar  genug, 
dass  der  König  entweder  diesen  Punkt  übersah  oder  dass  er  sich  in  der  knrson 
Inschrift  ungenau  ausdruckte;  er  konnte  gewiss  sein,  dass  der  Kundige  seine 
Ermahnung,  die  von  den  übrigen  Texten  uneingeschränkt  galt,  bei  diesem  Text 
mit  der  nötigen  Einschränkung  verstehen  werde. 

3)  Dergleichen  Werke  sind  später  jedenfalls  nicht  selten  gewesen,  wie 
man  sich  z.  B.  aus  Nai^jio's  ^atalog  überzeugen  kann. 


Oldenberg,  Buddhütische  Studien.  637 

de  „Questions  d'Upati§ya*  —  bemerkt  Minayeff  (S.  91).  Das  ist 
buchstäblich  richtig.  Aber  es  wäre  nicht  überflüssig  gewesen  hinzu- 
zufügen, dass  es  im  Pälikanon  doch  einen  besonders  berühmten 
Abschnitt  giebt,  in  welchem  Säriputta  —  bekanntlich  ist  dieser 
identisch  mit  Upatissa  —  fragend  auftritt:  seine  Frage  an  Assaji, 
welche  dieser  mit  dem  Vers  ye  dhammä  hetuppabhaoä  etc.  beant- 
wortet^). Was  kann  wahrscheinlicher  sein,  als  dass  dieser  Text 
gemeint  ist*)?  Wie  wir  ihn  im  Vinaya  lesen,  steht  er  im  Zu- 
sammenhang eines  grösseren  Ganzen;  wollte  man  ihn  allein  heraus- 
heben, so  konnte  kaum  eine  andre  Bezeichnung  passender  sein  als 
eben  die  vom  König  gebrauchte.  Hier  ein  Bedenken  gegen  das 
Alter  des  Pälikanon  zu  finden  wäre  etwa  so  gerechtfertigt,  als  wollte 
man  aus  einer  Empfehlung  des  Studiums  der  ,  Bergpredigt  ent- 
nehmen, dass  dem  Bedenden  unser  Neues  Testament  nicht  vorgelegen 
haben  könne:  denn  eine  neutestamentliche  Schrift,  die  , Bergpredigt** 
betitelt  ist,  giebt  es  in  der  That  nicht. 

Darüber,  was  hinter  zwei  weiteren  Titeln  der  Inschrift,  muni- 
gäthä  moneycLSüle^  zu  suchen  ist,  möchte  ich,  wenigstens  was  den 
zweiten  dieser  Titel  angeht,  nicht  allzu  bestimmte  Behauptungen 
wagen.  Den  munigäihä  wird,  wie  ich  früher  bemerkte,  das  kleine 
12.  Sutta  des  Sut^  Nipäta  sehr  wohl  entsprechen  können.  Es 
besteht  ausschliesslich  aus  Gäthäs  und  handelt  vom  Wesen  des  munt  ^). 


1)  M&hfivagga  p.  40. 

2)  Sollte  er  nicht  gemeint  sein,  so  würde  unsre  Verlegenheit,  mit  Hilfe 
des  P&likanons  far  diesen  von  Asoka  zitierten  Titel  Bat  zu  schaffen,  immer 
nur  den  Charakter  eines  embarras  de  richesse  tragen.  Schon  Neu  mann 
(Die  Reden  OoUmo  Baddho's  L  S.  567;  vgl.  WZKM.  XI,  159)  hat  im  HinbUck 
auf  die  Asokainsehrift  bemerkt,  dass  es  im  SuttanipSta  V.  955  ff.  ein  Säriputta- 
panhasutta  giebt  und  dass  auch  auf  das  24.  Sutta  des  Majjh.  Nikiya  die  Bezeich- 
nung passt.  Ich  glaube  freilich,  dass  die  Beziehung  auf  das  Gespräch  mit 
Assaji  wahrscheinlicher  ist,  einmal  wegen  der  hervorragenden  inneren  Bedeutung 
desselben,  sodann  weil  sich  hier,  wo  SSriputta  noch  nicht  in  die  Gemeinde 
aufgenommen  ist,  die  Bezeichnung  desselben  mit  dem  Namen  Upatissa  bosser 
erklärt  (über  die  beiden  Namen  vgl.  Majjh.  Nik.  vol.  I  p.  150).  Dieser  Name 
für  ihn  wird  sonst  selten  gebraucht ;  es  ist  wohl  kein  Zufall,  dass  der  Mahfivagga 
(p.  42)  ihn  eben  in  dieser  Geschichte  nennt  und  auch  das  zugehörige  UddSaa 
(ibid.  p.  99)  von  Upatissa  spricht.  Die  von  Beal  (S.  B.  £.  XIX,  p.  XIV, 
vgl.  Seydel,  die  Buddha-Legende  und  das  Leben  Jesu^  8.  112  A.  187)  be- 
sprochenen,  in  chinesischer  Version  erhaltenen  Questions  of  SSriputra 
können  hier  nicht  in  Betracht  kommen:  ein  Junger  Text,  in  dem  der  Enkel 
des  Asoka  erwähnt  wird.  Die  früher  von  Kern  (Der  Buddhismus  If,  455) 
vorgeschlsgene  Identifikation  der  Upatisya-Fragen  mit  einem  Abhidharmatezt 
hat  K.  selbst  wohl  jetzt,  wie  man  nach  seinem  Manual  p.  113  annehmen  darf, 
fallen  gcilassen:  gewiss  mit  Recht.  —  Wieso  übrigens,  um  dies  hier  beiläufig 
zu  bemerken,  der  Upatisapasine  die  in  Ceylon  überlieferten  Erzählungen  Über 
das  dritte  Konzil  upd  über  Tissa  MoggalTputta  als  tendenziös  erweisen  soll  (de 
la  Vallde  Poussin  53),  ist  mir  schlechterdings  unerfindlich. 

3)  Die  Wahrscheinlichkeit,  dass  es  sich  um  eben  dies  Sutta  handelt, 
dürfte  durch  den  Zusammenhang,  in  dem  wir  an  einer  unten  zu  besprechenden 
Stelle  des  DivySvadfina  die  munigäthäh  erwähnt  finden,  noch  wesentlich  ge< 
steigert  werden. 


638  Oldenberg,  Buddhütkchß  Studien, 

Unser  Text  nejint  es  munisutta.  Wer  die  Bachstabendienerei  so 
weit  treiben  wollte,  in  dieser  kleinen  Divergent  der  Benennung 
einen  Anstoss  zu  finden,  müsste  beispielsweise  auch  darauf  yerzichten^ 
das  Citat  des  Saipyutta  Nikäya  (vol.  III  p.  9):  viUtam  idam  bhante 
bhagavcUä  Auhakavaggike  Mägandiyapaflhe  mit  dem  Mägandi^a^ 
autta  des  Attliaka.yagga  in  Verbindung  zu  bringen:  in  der  That 
ist  es  aber  ein  Vers  eben  jenes  Sutta  (Sutta  Nipäta  844),  der  im 
Samy.  Nik.  zitiert  wird.  Ähnlich  kann  keine  Bezeichnung  besser 
als  mcmeyyasutta  auf  den  früher  schon  von  mir  in  diesem  Zu- 
sanunenhang  zitierten  Abschnitt  Aöguttara  Nik.  III,  120  passen. 
Er  wird,  wie  dies  im  AAg.  Nik.  die  Regel  ist,  im  Text  nicht  als 
eigenes  Sutta  benannt  resp.  mit  einem  dementsprechenden  Titel 
ausgestattet;  dass  man  aber,  wenn  man  einen  solchen  Abschnitt 
zitieren  wollte,  doch  eben  diese  Bezeichnungsweise  als  die  korrekte 
empfand,  zeigt  z.  B.  der  oben  (S.  635)  berührte  Fall  des  Arafi&a* 
känSgatabhayasutta,  das  unter  dieser  Bezeichnung  im  Suttasaipgaha 
angeführt  wird.  Wir  werden  uns  freilich  sagen  müssen,  dass  es 
im  Suttapitaka  noch  andre  Texte  geben  mag,  die  sich  als  muiidyäthü^ 
als  moneyyasutta  benennen  lassen ') ;  und  so  wird  es  vorsichtig 
sein,  die  erwähnten  Identifikationen  nicht  als  allzu  positive  Behanp- 
tungen  aufzustellen.  Aber  das  Gesagte  dürfte  genügen  zu  zeigen, 
dass  der  Pälikanon  Texte,  die  den  Angaben  Asoka's  entsprechen  — 
und  zwar  sehr  vollständig  und  ungezwungen  entsprechen  —  ent- 
hält, so  dass  von  irgend  welcher  Möglichkeit,  diese  bei  Asoka 
angeführten  Titel  gegen  das  Alter  des  Kanon  zu  verwerten,  nicht 
die  Bede  sein  kann. 

Bleibt  endlich  ein  einziger  Titel,  aliyavaaäniy  was  ich  —  die 
genaue  Korrektheit  der  Schreibung  vorausgesetzt  —  mit  Min.  über- 
setze „pouvoirs  sumaturels  des  saints."  Texte,  die  der  Sache  nach 
auf  diesen  Titel  passen  würden,  giebt  es  genug;  leider  weiss  ich 
einstweilen  nicht  zu  sagen,  ob  —  was  in  der  That  vermutet  werden 
müsste  —  in  einem  derselbefn  auch  das  Schlagwort  ariyavasa  vor- 
kam und  eine  mehr  oder  minder  hervortretende  Rolle  spielte. 
Unter  diesen  Umständen  verdient  es  bemerkt  zu  werden,  dass  die 
ausserordentlich  ungenaue  Setzung  der  Vokalzeichen  in  der  Inschrift 
ein  aliyaväsäni  wohl  nahezu  ebenso  wahrscheinlich  macht  wie 
aliyavasäniy  und  dann  würden  wir  auf  die  Auseinandersetzung  des 
Aiiguttara  Nikäya  (Dasanipäta)  oder  des  Samglti  Sutta  ^  über  die 
zehn  ariyavasa  geführt  werden. 

1)  Für  das  monei/yasuUa  denkt  Neumann  (Reden  Qotamo  Baddbo's 
I,  567)  an  SutU  NipSta  699—723  (vgl.  MabSvasta  vol.  III  p.  387).  WoM 
möglich.  Doch  erweckt  die  Nebeneinanderstellong  von  munigäthä  und  moneyct' 
süte  den  Eindruck,  dass  der  letztere  Text  etwas  anderes  aü  blosse  GithSs  ist. 
Der  Text,  auf  welchen  N.  hinweist,  besteht  nur  aus  solchen. 

2)  S.  B.  E.  XIII,  141  A.  2,  worauf  schon  Minayeff  verweist.  Auch 
Neu  mann,  Reden  Gotamo  Buddho's  I,  324  denkt  an  die  Dekade  des  Samglti 
Sutta,  unter  andern  Vorschlägen  (ebendas.  und  S.  567),  die  sich  mir  von  den 
Anhaltspunkten  der  Überlieferung  weiter  zu  entfernen  scheinen. 


Oldenherg,  ßuddhistiwhs  Studien,  639 

Blicken  wir  auf  diese  Betrachtungen  zurück,  so  dürfte  sich 
die  Bilanz  derselben  doch  ganz  anders  als  Min.  gelten  lassen  will, 
für  den  P&Ukanon  günstig  stellen.  Bei  der  ganzen  Lage  des  Prob- 
lems —  ich  denke  an  die  lakonische  Sprache  der  Inschrift  sowie 
daran,  dass  sie,  wie  sich  von  selbst  versteht,  eine  Mägadhirezension 
der  heiligen  Texte,  nicht  unsre  Falirezension  voraussetzt^)  —  und 
bei  dem  gegenwärtigen  Stande  unsrer  Kenntnis  wird  ein  billig 
Denkender  es  nicht  verwunderlich  finden  können,  dass  einzelne  Un- 
sicherheiten zurückbleiben;  eher  kann  es  überraschen,  dass  diese 
Unsicherheiten  nicht  zahlreicher  imd  nicht  grösser  sind.  Behaupten 
dürfen  wir  aber,  dass  nichts  auch  nur  mit  nennenswerter  Wahr- 
scheinlichkeit auf  eine  Divergenz  der  Asoka  vorliegenden  Texte 
von  unsem  Pälitexten  hindeutet,  dass  dagegen  die  Übereinstimmung 
an  einer  Reihe  von  Punkten  gegen  jedes  vernünftigerweise  zu  er* 
hebende  Bedenken  gesichert  ist  —  soweit  sie  eben  auf  Grund  einer 
Inschrift,  die  nur  Titel  nennt,  überhaupt  gesichert  sein  kann  — ; 
und  dass  diese  Übereinstimmung  im  übrigen  durchweg  möglich,  ja 
wahrscheinlich  ist:  es  sei  nur  an  den  einen  oben  besprochenen 
Zug  erinnert,  dass  die  Inschrift  das  Vorhandensein  von  mehr  als 
einem  B&huloväda  wahrscheinlich  macht  und  der  Pälikanon  in  der 
That  mehrere  Rähulovädas  enthält. 

Sollen  wir  nun  —  muss  endlich  gefragt  werden  —  in  dem, 
was  die  Inschrift  nicht  nennt,  irgend  einen  Yerdachtgrund  gegen 
unsem  Pälikanon  finden?  Vielleicht  befremdet  schon  die  blosse 
Frage.  Aber  unser  Kritiker  scheint  in  der  That  in  seinem  Miss- 
trauen  gegen  den  Pälikanon  so  weit  zu  gehen,  dass  er  die  Inschrift 
auch  in  dieser  Richtung  zu  verwerten  versucht  „Dans  les  titres 
de  CCS  Berits  il  n  j  a  pas  la  moindre  allusion  ä  l'existence  du  re- 
cueil  päli.  Le  roi  recommande  pour  l'^dification  des  fid^les,  non 
les  trois  pifakas,  mais  les  dhammapaliyäyäm'^  (S.  92).  Ja,  sagt 
denn  nicht  der  König  deutlich  genug,  dass  es  ihm  um  die  Erbauung 
weiter  Kreise,  der  Mönche  und  Nonnen,  der  Laienbrüder  und 
-Schwestern  zu  thun  ist  und  dass  er  daher  unter  den  Worten  Buddha's, 
die  alle  wohlgesprochen  sind,  nur  einiges  besonders  wichtige  auswählt? 
Will  er  nicht,  wie  Min.  selbst  (S.  85)  sich  an  einer  andern  Stelle 
durchaus   treffend    ausdrückt,   V inum^ration  de  quelques  textes 


1)  Min.  (S.  84.  92)  spricht  in  einem  Ton,  der  für  mich  wenigstens  einen 
gewissen  aggressiven  Beigeschmack  gegenüber  dem  Pftlikanon  hat,  davon,  dass 
Asoka  nicht  in  Päli  von  Pfilitexten  redet,  sondern  sich  eines  andern  Dialekts 
bedient.  Ich  glaube  kaum,  dass  ein  noch  so  warmer  Parteigänger  der  PSli- 
tradition  den  Anspruch  erheben  wird,  dass  die  Päliversion  der  heiligen  Texte 
die  Asoka  nächstliegende  oder  gar  die  ursprüngliche  gewesen  sei.  Dass  die 
ursprüngliche  Redaktion  in  MSgadhI  zu  denken  ist,  daran  lassen  einerseits 
die  geschichtlichen  VerhSltnisse  kaum  einen  Zweifel,  andererseits  wird  es  be- 
kanntlich durch  die  Magadhismen  des  Pftliteztes  in  festgewordenen  Worten  wie 
bhikkhave^  in  solchen  für  das  Sprachgefühl  nicht  mehr  lebendigen  Formen  wie 
dem  Nom.  pl.  auf  -ö^e,  in  gewissen  feststehenden  Formeln  (k.  Müller,  Pftli 
Grammar  44)  bestätigt. 


Oldenherg,  Buddhistische  Sitidien.  541 

kaum  mehr  als  die  Thatsache  übrig  —  um  mit  M.  S.  142  zu 
reden  —  dass  die  Inschriften  das  Wort  in  einem  Sinn  brauchen 
„que  le  mßme  mot  n'a  pas  toujours  dans  les  textest  Gewiss  wahr, 
aber  folgt  daraus  irgend  etwas  für  die  Litteraturgeschichte  der 
Pitakas  ? 

Eine  weitere  Divergenz  zwischen  den  Ausschmückungen  des 
Stüpa  und  den  Pälitexten.  Eine  der  Skulpturen  zeigt  die  Königin 
Mäyä  auf  ihrem  Lager  ruhend.  Ein  Elephant  steigt  zu  ihr  her- 
nieder. Dabei  die  Inschrift  bhagavato  okamtL  Für  bhagavato, 
bemerkt  M.,  wäre  bodhüatasa  zu  erwarten:  das  Nichtauftreten 
dieses  Ausdrucks  scheint  zu  zeigen,  dass  damals  die  Lehre  von  den 
Bodhisattvas  noch  nicht,  oder  doch  nicht  in  dem  durch  die  kano- 
nischen Texte  repräsentierten  Entwicklungsstadium  existierte.  Femer 
erzählen  „les  textes  pälis**  jenes  Herabsteigen  in  Elefantenform  nur 
als  einen  Traum  der  Königin,  nicht  als  wirklichen  Vorgang.  Und 
sie  lassen,  was  man  auf  der  Skulptur  vermisst,  den  Elefanten  eine 
Lotusblume  im  Bussel  tragen. 

Geben  wir  doch  nicht  den  kleinsten  Zutälligkeiten  eine  Be- 
deutung, die  sie  nie  beanspruchen  können!  Was  liegt  Auffallen- 
des darin,  wenn  der  Steinmetz  von  Bharhut  oder  der  ihn  dirigierende 
Künstler,  welcher  doch  aller  Vermutung  nach  kein  Dogmatiker 
gewesen  ist,  hier  von  der  Empfängnis  des  bhagavä  spricht,  wo  es 
sich  in  der  That  um  die  Empfängnis  des  Kindes  handelt,  welches 
einst  der  buddho  bhagavä  sein  wird?  Wenn  im  Mahävastu 
(vol.  n  p.  8,  8;  vol.  I  p.  204,  13)  die  Götter  sagen:  adya  cyavi- 
syati  hila  bhagavän,  wenn  es  an  einer  andern  Stelle  desselben 
Werks  (vol.  III  p.  801,  8)  von  den  der  Sambodhi  vorangehenden 
Kasteiungen  heisst  bhagavan  samyaksambuddhah  duakaram  caratiy 
wenn  im  Buddhacarita  (I,  89)  von  der  Geburt  des  Bodhisattva  als 
dem  tathägaiotpäda  die  Bede  ist  ^),  war  etwa  zur  Zeit  auch  dieser 
Texte  der  Begriff  des  Bodhisattva  noch  nicht  vorhanden?  Mir 
scheint  der  im  Augenblick  der  Sambodhi  sich  vollziehende  Über- 
gang eines  Wesens,  das  noch  nicht  Buddha  ist,  in  einen  Buddha 
so  tief  mit  den  Fundamenten  der  buddhistischen  VorstellungsweJt 
verwachsen  und  dementsprechend  scheint  es  mir  an  wirklich  signi- 
fikanten Spuren  von  dem  anfänglichen  Nichtdasein  der  Unterschei- 
dung zwischen  Bodhisattva  und  Buddha  so  durchaus  zu  fehlen,  dass 
ich  die  Annahme  derartiger  ebenso  geringfügiger  wie  begreiflicher 
Ungenauigkeiten  in  der   dogmatisch  nicht  strengen  Ausdrucksweise 


1)  Diesen  Unf^onauigkeiten,  wenn  man  sie  denn  doch  so  nennen  will,  stelle 
ich  ans  den  kanonischen  Pälitexten  den  von  mir  „Buddha'*'  S.  100  A.  4  be- 
sprochenen Fall  aas  dem  Sattanipfita  an  die  Seite,  wo  von  dem  Bodhisattva 
die  Ausdrucke  btuidha,  sam.buddha  (auch  bhagavä)  gebraucht  werden  (anders 
Windisch,  MSra  und  Buddha  211  A.  2).  Ich  führe  hier  nur  an,  was  mir 
eben  zur  Iland  ist;  mehr  derartiges  zu  sammeln,  was  offenbar  leicht  wäre,  würde 
ich  für  verlorne  Zeit  halten. 

Bd.  LH.  42 


642  Oldenbergf  Buddhüiüche  Studien, 

für  die  einzige  wirklich  wahrscheinliche  Erklärung  der  betreffenden 
Stellen  ansehen  möchte. 

Was  weiter  die  Elefantengestalt  des  Bodhisatta  anlangt,  so 
schwanken  die  Texte  zwischen  Traum  und  Wirklichkeit*).  Der 
Pälikanon,  so  viel  mir  jetzt  gegenwärtig  ^),  berührt  den  Punkt 
überhaupt  nicht;  was  Min.  als  die  Darstellung  der  «textes  pälis* 
in  Ansatz  bringt,  beruht  in  der  That  nur  auf  der  Einleitimg  des 
Jätaka- Kommentars.  Ich  möchte  mit  Rockhill*)  vermuten 
—  natürlich  eben  nur  vermuten  — ,  dass  zuerst  von  einem  Traum 
die  Rede  war,  dann  dieser  sich  zu  einem  wirklichen  Vorgang  ver- 
dichtete. Der  Päli- Kommentar  würde  dann  die  ältere  Vorstellungs- 
form  repräsentieren,  das  Relief  von  Bharhut  vieUeicht  die  jüngere. 
Ich  sage  „vielleicht" :  denn  wäre  es  nicht  auch  denkbar,  dass  der 
Künstler  den  Elefanten,  welcher  zur  schlEif enden  Königin  herabsteigt, 
als  eine  dieser  erscheinende  Traumgestalt  hätte  verstanden  wissen 
wollen?  Das  mag  sich  so  oder  anders  verhalten:  für  die  Fragt« 
nach  der  geschichtlichen  Stellung  des  Pälikanon  scheint  mir  die 
Sache  in  jedem  Fall  absolut  unerheblich. 

Endlich  die  Lotusblume.  Nun  ja,  der  Jätaka -Kommentar  giebt 
dem  Elefanten  in  der  That  eine  solche  in  den  Rüssel.  Andre 
Texte,  und  auch  das  Relief,  thun  es  nicht.  Hier  hat  also  wirklich 
der  Jätaka-Kommentar  eine  kleine  Ausschmückung,  welche  der 
Künstler  nicht  kannte  oder  nicht  beachtete.  Vielleicht  ist  die 
Lotusblume  wirklich  auf  dem  Weg  der  Legende  bis  zu  jenem 
Kommentar  hinzugekommen ;  auch  ohne  das  Monument  von  Bharhut 
hätte  diese  schwerwiegende  Frage  auf  Grund  der  Texte  allein  aiif- 
geworfen  werden  können,  wenn  —  es  der  Mühe  wert  gewesen  wäre. 

Bleibt  die  letzte  der  von  Minayeff  gesammelten  Discrepanzeu 
zwischen  den  Pälitexten  und  den  Skulpttuen  von  Bharhut.  Den 
Gegenstand  einer  plastischen  Darstellung  bildet  die  im  Ummagga- 
jätaka*)  sich  findende  Erzählung,  wie  Amarädevl  dem  König  die 
vier  entlarvten  Betrüger,  welche  ihren  Gatten  verläumdet  hatten, 
bringt.  Das  Relief  stimmt  ganz  zu  dem  Text,  aber  Minayeff  fragt, 
warum  von  den  vielen  Erzählungen  des  Ummaggajätaka  gerade» 
dieses  Stück  ,peu  caracteristique  et,  de  plus,  si  bri^vement  raconte 
dans  la  Version  pälie  ^)  qu'il  semble  ä  demi  oubli^*   dargestellt  ist, 

1)  Um  nur  einige  nächstliegende  Anführungen  zu  geben:  Traum:  Jilt. 
Atth.  I  p.  50;  Dulva  bei  Rockhill,  Life  of  the  Buddha  15.  Wirklichkeit  (oder 
sowohl  Traum  wie  Wirklichkeit)  BuddhacariU  I,  20;  Lal.  VisUra  p.  63.  Im 
Mahävastu  finden  wir  beide  AufTassungen,  vgl.  einerseits  vol.  II  p.  8,  17  (vgl. 
vol.  I  p.  205,  3    4,  aber  auch  p.  207,  8),  andererseits  vol.  II  p.  298,  6. 

2)  Ein  Irrtum  ist  leicht  möglich.  Die  Uauptstelle  des  Kanon  über  die 
Empfängnis  des  Bodhisatta,  das  Acchariyabahutasutta  (Majjh.  Nik.)  spricht  von 
der  Elefantengostalt  nicht. 

3)  a.  a.  O.  15  A.  1.  4)  Jät.  vol.  V  p.  370. 

5)  Man  bemerke  übrigens,  dass  es  sich  bei  der  „version  pälle"  auch  hier 
wieder  nicht  um  den  kanonischen  Text,  sondern  um  den  Kommentar  handelt 
(vgl.  Min.   151  A.  2). 


Oldenberg,  Buddhütische  Studien,  643 

noch  dazu  unter  dem  Titel  yavamajjkakiyajätaka  (S.  148 — 151). 
Wer  will  sagen,  ob  nicht  die  Anordner  des  künstlerischen  Schmucks 
jenes  Stüpa  die  Erzählung  doch  vielleicht  charakteristischer  gefunden 
haben  als  Minayeflf;  über  so  etwas  können  die  Meinungen  verschie- 
den sein.  Und  der  Titel?  Er  passt  so  gut  wie  möglich  zu  dem 
Pälitext,  welcher  erwähnt,  dass  Held  und  Heldin  der  Erzählung 
aus  zwei  als  yavamajjhaka^)  bezeichneten  Örtlichkeiten  stammten. 
Aber  allerdings,  als  Titel  ftingiert  dies  Wort  im  Pälitext  nicht. 
Was  folgt  daraus?  Doch  nur,  dass  Titel  eben  schwankend  waren. 
Das  wussten  wir  ohnedies^. 

Soweit  die  Skepsis  MinayefPs.  Wird  nach  den  hier  vorgelegten 
Betrachtungen  gesagt  werden  können,  dass  ihre  Gründe  hinreichend 
sind,  um  unsem  Glauben  an  diese  imposante  Traditionsmasse  zu 
erschüttern  ? 

IV. 

Doch  es  ist  nicht  genug,  die  gegen  diesen  Glauben  gerichteten 
Angriffe  abzuwehren.  Wir  müssen  ihn  auch  positiv  begründen. 
Dies  soll  versucht  werden,  indem  wir  —  natürlich  nur  in  den 
grossen  Haupt-  und  Grund zügen  —  den  Pälikanon  der  nördlichen 
Litteratur^)  gegenüber  stellen  und  die  Schlüsse,  zu  welchen  die 
Vergleichung  der  beiden  Quellenmassen  führt,  entwickeln. 


1)  Ich  rreiss  so  wenig  wie  Min.,  was  das  bedeutet.  Naturlich  gehört  es 
zu  skt.  ytwamadhya,  aber  die  Bedeutungen  dieses  Worts  helfen,  so  yiel  ich 
sehen  kann,  nicht  weiter.  Tatawara's  aus  dem  Sioghalesischen  gemachte 
Übersetzung  giebt  market-town.  Man  bemerke  übrigens,  dass  es  die  Namens- 
form des  Pftlitextes.  nicht  aber  die  des  Mahfivastu  (vol.  II  p.  83)  yavakcicchaka 
ist,  die  durch  die  Inschrift  bestätigt  wird. 

2)  Vgl.  oben  8.  G38.  Man  erinnere  sich,  dass  die  grossen  Suttasamm- 
lungen  bei  den  einen  Niktiya^  bei  den  andern  Ägama  hiessen.  Oder  man 
bemerke,  dass  das  2.  resp.  9.  Buch  des  MahSvagga  im  Cullavagga  p.  306.  307 
als  Uposathaeamyuita  und  Campeyyakam  vinayavatthu  zitiert  werden,  dass 
das  Daharcuiltra  mit  dem  Kumäradrstäntasiltra  (Aonales  du  Mus^e  Quimet 
V,  133),  das  Upaejfiha  mit  dem  Kalyänamitraifevanasütra  (das.  139)  identisch 
ist.  Mehr  Über  solche  Uenennungsverschiedenheiten  siehe  bei  Rh.  Davids, 
Buddh.  Birth  Stories  I  p.  LXfg.,  Bühlor,  Indian  Studios  III,  16  A.  1,  Neu- 
mann WZRM.  XI,  159.  Wollte  man  aus  jeder  Benennungsverschiedenheit 
einen  Verdachtgmnd  herleiten,  müsste  man  auch  Anstoss  daran  finden,  dass 
das  AndabhiitajfiUka  auf  einer  Bharhut-Inschrifl  (Hultzsch  ZDM6.  40,  76)  als 
Yam  bramfhjano  avayesi  jatakam  figuriert.  In  der  That  wird  man  im 
Gegenteil  behaupten  dürfen,  dass  dies  Citat  des  AnfangspSda  der  zu  dem 
Jätaka  gehöritren  Strophe  (Jät.  vol.  I  p.  293)  eine  Bestätigung  der  PSÜtradition 
darstellt,  welche  in  einer  Erörterung  über  das  Verhältnis  der  liharbut-Inschriften 
zu  dieser  Tradition  wohl  Erwähnung  verdient  hätte. 

3)  Unter  „nordlicher  Litteratur"  verstehen  wir  hier  die  in  Sanskrit  rosp. 
OSthSdialect  vorliegenden  Texte,  sowie  die  tibetischen  und  chinesischen  Ver- 
sionen, soweit  dieselben  nicht  nach  Päli-Originalen  gemacht  sind  (über  tibetische 
Übersetzungen  aus  dem  Päli  v(rl.  vornehmlich  Feor,  Annales  du  Mus^e  Guimet 
vol.  II,  288,  Über  chinesische  Übersetzungen  aus  dem  Pfili  besonder.4  Takakusu 
JRAS.   1896,  415  ff. 

42* 


644  Oldenberg,  Buddhistische  Studien, 

Es  versteht  sich  ^on  selbst,  dass  diese  Untersuchung  zu  Ende 
geführt  erst  werden  kann,  wenn  vor  allem  die  chinesische  Über- 
setzungslitteratur  vollständig  zugänglich  sein  wird^).  Aber  man 
hat  keinen  Grund,  diese  vermutlich  ferne  Zukunft  abzuwarten,  ohne 
dass  man  schon  jetzt  die  Frage  so  weit  fördert,  wie  sie  sich  eben 
fördeiii  lässt.  Schon  jetzt  aber  kann  sie,  meine  ich,  ziemlich  weit 
gefördert  werden. 

Wir  beginnen  mit  der  Vinaya-Litteratur.  Über  sie  können 
wir  uns  verhältnismässig  kurz  fassen. 

Gegenüber  solchen  nördlichen  Repräsentanten  des  Vinajapitaka 
wie  dem  Mahävastu,  ^f&it  de  morceaux  d'äge  et  d'origine  träs  divers, 
charg^  d'^normes  interpolations  souvent  bien  mal  assembl^es^^ 
brauchen  wir  uns  nur  ebenso  auf  die  Natur  der  Sache  wie  auf 
andre  Zweige  der  nördlichen  Überlieferung  selbst  zu  berufen,  um 
dem  höheren  Recht  des  südlichen  Vinaya  darauf,  ein  wirklicher 
Vinaya  zu  heissen,  Anerkennung  zu  schaffen. 

Die  uralte,  im  Norden  wie  im  Süden  bezeugte  Teilung  de& 
geistigen  und  litterarischen  Besitzes  des  Ordens  in  die  beiden 
Kategorieen  von  Dharma  und  Vinaya  schliesst  es  doch  von  selbst 
in  sich,  dass  Yinayatexte  ihrem  alten  und  eigentlichen  Begriff  nach 
Texte  gewesen  sein  müssen,  die  es  mit  den  Lebensordnungen  der 
Mönchsgemeinde,  nicht  aber  —  oder  doch  nur  gelegentlich  —  mit 
allem  nur  denkbaren  andern  Inhalt,  wie  dem  Leben  Buddha's, 
Jätakas  etc.  etc.  zu  thun  hatten^).  Um  ein  Werk  wie  das  Mahä- 
vastu gegenüber  Sütratexten  ähnlichen  Schlages  —  man  weiss  nicht 
recht  weshalb  —  abzugrenzen  wäre  man  nie  und  nimmer  darauf 
verfallen,  ein  Pitaka  des  Vinaya  einem  Süti*a  Pitaka  gegenüber 
zu   stellen.     Wenn   das  Mahävastu   als   ein   Vinayawerk   bezeichnet 


1)  Natürlich  ist  dies  nicht  das  einzige  Desideriom,  das  hier  aossasprecbeu 
wäre.  Unter  den  mir  vorläufig  unerreichbaren  Texten  der  nepalesischen 
Traditionsmasse  würde,  scheint  es,  besonders  die  Abhidharmakosavyikhyä  für 
die  Zwecke  unsrer  Untersuchung  von  höchster  Wichtigkeit  sein. 

2)  Senart,  Mahävastu  vol.  III  p.  111. 

3)  Kern,  Manual  4  sagt  über  die  Abgrenzung  des  Vinaya-Inhalts  gegen- 
über sonstigen  Materien  im  Päli- Vinaya,  richtig,  aber  doch  nicht  ganz  bestimmt 
genug:  „Though  the  Päü  Vinaya  contains  narrative  parts  to  a  considerable 
extent,  no  book  of  it  is  whoUy  made  up  of  subjects  which  otherwise  have  a 
place  in  the  Satta-Pitaka."  Dies  muss  dahin  präzisiert  werden,  dass  im  Päli 
Vinaya  ausnahmlos,  nicht  nur,  wie  sich  von  selbst  versteht,  im  Sutta  Vibhanga, 
sondern  auch  in  jedem  Buch  der  Khandhakas  (Mahävagga  und  Cullavagga),  der 
eigentliche  zur  Erörterung  kommende  Gegenstand  irgend  ein  Teil  der  Gemeinde- 
ordnungen ist  Die  Behandlung  dieser  Ordnungen  ist  allerdings  in  bekannter 
Weise  mit  erzählenden  Zuthaten  ausgestattet,  welche  sich  mehrfach  mit  Erzfib* 
lungen  decken,  die  im  Sutta  Pi(aka  enthalten  sind.  Und  diese  Zuthaten  sind 
in  der  That  nicht  selten  mit  einer  über  den  nächsten  Zweck  weit  hinausgehenden 
Breite  behandelt.  Aber  darum  ist  und  bleibt  doch  beispielsweise  das  erste 
Khandhaka  des  Mahävagga,  obwohl  es  z.  B.  die  ganze  Erzählung  von  den  ersten 
Ereignissen  nach  der  Sambodhi  umfasst,  seinem  eigentlichen  Wesen  nach  (vgl. 
Parivära  p.  114)  durchaus  eine  Darstellung  der  Ordnungen  der  upasampadä 
und  gewisser  damit  eng  zusammenhängender  Materien. 


Oldenherg,  BuddJiiatiache  Studien,  g45 

wird,  so  ist  wohl  klar  genug,  dass  darin  eine  abgeblasste  Erinne- 
mng  an  einen  Namen,  die  freie,  unzutreffende  Anwendung  einer  in 
alter  Erinnerung  aufbewahrten  Utterarischen  Kategorie  liegt,  welcher 
für  die  betreffenden  Kreise  lebendiges  Leben  eben  nicht  mehr 
zukam  '). 

Was  ich  im  Gegensatz  zu  einem  Pseudo-Vinayatext  wie  dem 
Mahävastu  als  wirklichen  Yinaya  benennen  möchte,  hat  sich  nun 
aber  im  Norden  so  gut  wie  im  Süden  erhalten. 

Vor  allem  das  Prätimoksa. 

Es  ist  bekannt,  dass  dieser  Text  in  einer  tibetischen  und  vier 
chinesischen  Versionen  verschiedener  Schulen  vorliegt*).  Schon 
jetzt  darf  in  Bezug  auf  die  tibetische  und  eine  der  chinesischen 
positiv  behauptet,  in  Bezug  auf  die  übrigen  mit  hinlänglicher 
Sicherheit  vermutet  werden,  dass  dieselben  in  allem  wesent- 
lichen eben  den  im  Pälikanon  erhaltenen  Text  repräsentieren. 
Für  den  Nissaggiya- Abschnitt  der  Mönche  wie  der  Nonnen  hat 
Huth*)  die  Vergleichung  des  Pälitextes  (Theravädl-Schule)  mit 
dem  tibetischen  (Mülasarvästivädin)  und  einem  chinesischen  (Dharma- 
gupta)  in  allen  Details  ausgeführt.  Es  zeigt  sich  zunächst,  dass  die 
Varianten  durchaus  nur  solche  sind,  wie  sie  wohl  den  auf  eine  exakte 
Textkonstitution  bedachten  Philologen,  aber  kaum  den  mit  der  be- 
treffenden Quelle  arbeitenden  litterargeschichtlichen   und  religions- 


1)  Einen  dUnnen  Faden  übritrens  mag  es  doch  schliesslich  geben,  der  das 
BlahSvastu  mit  dem  Vinaya  im  alten  Sinn  des  Wortes  verbindet.  Man  weiss, 
dass  im  Mab&vagga  der  erste  grosse  Abschnitt,  welcher  von  der  upasampada 
handelt,  durch  die  EnJthlong  von  den  ersten  Ereignissen  nach  der  Sambodhi 
eingeleitet  wird.  Den  Bericht  von  eben  diesen  Ereignissen  nan  dDrfen  wir 
vielleicht  als  das  Orundelement  des  MahSvastn  ansehen,  nur  alles  ins  Unabseh- 
bare angewachsen,  nach  rückwärts  durch  die  ganze  Vorgeschichte  hlndarch 
(einschliesslich  der  zehn  Bhümit  der  Bodhisattvas)  verlängert,  durch  fortwährende 
Wiederholungen  derselben  Erzählungen,  lange  Reihen  eingestreuter  Jätakas,  end- 
lose Beschreibungen  des  die  Ereignisse  begleitenden  himmlischen  Jubels  etc. 
erweitert  und  verwirrt,  von  dem  Bericht  des  MahSvagga  sich  vielfach  (wie  das 
überhaupt  von  den  meisten  nord liehen  Erzählungen  über  Buddha'»  Leben  gilt) 
in  ähnlicher  Richtung,  jedoch  ungleich  weiter,  entfernend  wie  etwa  die  apo- 
kryphen Evangelien  von  den  kanonischen.  Die  an  der  Spitce  des  Ganzen 
(vol.  I  p.  2,  Zeile  15  fg.)  stehenden  Sätze  über  die  caturvidhä  upasampada 
aber,  deren  Auftreten  an  dieser  Stel'e  auf  den  ersten  Blick  unerklärlich  scheint, 
geben  das  eigentliche  Vlnaya-Thema  an,  dessen  historisch-legendarische  Einlei- 
tung sich  im  Übrigen  zu  diesem  ganzen  chaotischen  Werk  ausgewachsen  hat. 
Vielleicht  erklärt  sich  so  auch  der  Titel  des  Mahävastu.  Man  kennt  die  Bedeutung 
von  veUthu  in  der  Vinaya-Litteratur ;  die  Erzählung  z.  B.  von  den  Vorgängen 
in  Campä  und  der  zugehörigen  Verkündigung  gewisser  Ordnungen  durch  Buddha 
ist  das  CampeyyaTcam  vinayavatthu  (Cullav.  p.  307).  In  diesem  Sinn  scheint 
mir  mahävastu  das  grosse  vinayavastu  zu  bedeuten.  Es  entspricht  dem  oder 
vielmehr  einem  kleinen  Teil  von  dem,  was  im  Pälikanon  mahakhandhaka 
heisst  (MahSvagga  p.  98). 

2)  Siehe  Hnth.  die  tibf^tische  Version  der  Naihsargikapräyascittikadhar- 
mäs  (Strassb.  1891),  S.  49.  Beal,  A  Catena  of  Buddhist  Scriptures  from  tbe 
Chinese  S.  204  ff. 

3)  In  der  eben  citlerten  Schrift,  S.  30fgg. 


646  Oldenberg,  BuddJtüftüche  Stitdien, 

geschichtlichen  Forscher  interessieren  können.  Pur  diesen  ist  es 
ein  und  derselbe  Text,  der  in  Ceylon  wie  in  Tibet  und  China  vor- 
liegt. Weiter  aber,  wenn  man  denn  doch  die  Varianten  der  Be- 
trachtung würdigen  will,  hat  die  gewissenhaft«,  alle  Einzelheiten 
genau  abwägende  Untersuchung  Huth's  zu  dem  offenbar  wohl- 
begründeten  Resultat  geführt ,  dass  die  Pälifassung  älter  ist  als 
diejenigen  indischen.  Redaktionen,  die  der  tibet.  und  chin.  Über- 
setzung zu  Giiinde  liegen.  Und  es  hat  sich  als  höchst  wahrschein- 
lich ergeben,  dass  eine  Anzahl  von  Zusätzen,  welche  die  letzteren 
Exemplare  gegenüber  dem  Pälitext  aufweisen,  aus  jenem  alten 
Kommentar  sowie  jenen  Legenden  entnommen  sind,  welche  der  Päli- 
kanon  im  Sutta  Yibhaäga  als  evidentermasscn  jüngere  Zulhaten 
zum  Text  der  Fätimokkharegeln  hinzufügt^).  Aber  möge  selbst 
Huth  —  was  ich  meinerseits  kaum  glaube  —  in  den  letzterwähnten 
Annahmen  zu  weit  gegangen  sein:  so  viel  steht  in  jedem  Fall  mit 
der  äussersten  Evidenz  fest,  dass  das  Pätimokkha,  wenn  nicht 
in  jedem  einzelneu  Wort,  so  doch  sicher  in  allem  Wesentlichen  von 
Form  und  Inhalt,  weit  davon  entfernt,  das  spezielle  Eigentum  des 
ceylonesischen  Buddhismus  zu  sein,  als  Gemeinbesitz  des  ceylo- 
nesischen wie  des  tibetischen,  wie  des  chinesischen  Buddhismus  an- 
erkannt werden  muss. 

Und  zwar,  können  wir  hinzufügen,  als  ein  Gemeinbesitz,  der 
zu  den  fundamentalen  Besitztümern  zu  zählen  ist.  Aus  dem  Nor- 
den berichtet  I  - 1  s  i  n  g  -)  über  den  Lehrkursus,  den  der  Neuordi- 
nierte durchzumachen  hat:  ,The  Upädhyäya  giving  out  the  Contents 
of  the  Prätimoksa  teaches  the  candidate  the  character  of  the  offen- 
ces  and  how  to  recite  the  precepts.  These  having  been  leamt, 
the  candidate  begins  to  read  the  larger  Vinaya-pitaka**  %  Und  an 
dem  südlichen  Vinaya-pi^aka  glaube  ich  in  eingehender  Analyse 
den  Nachweis  geführt  zu  haben,  dass  dort  alles  sich  um  das  Päti- 
mokkha als  um  den  Mittelpunkt  bewegt.  Einzig  und  allein  mit 
dem  Fat.  hat  es  der  Sutta  Vibhanga  zu  thim:  er  fügt  zu  jeder 
Regel  die  Worterklärung  eines  alten  Kommentare  und  eine  ein- 
leitende Erzählimg,  welche  die  Veranlassung  zur  Aufstellung  der 
betreffenden  Regel  berichtet;  zu  vielen  auch  weitere  Erzählungen,  in 
denen  zweifelhafte  Fälle,  die  unter  die  Regel  fallen  oder  nicht  fallen, 
von  Buddha  entschieden  werden.  Zu  der  ihrer  Natur  nach  unvoll- 
ständigen Darstellung  der  Gemeindeordnung,  welche  das  Sünden- 
register des  Pätimokkha  giebt,  tritt  alsdann  ergänzend  hinzu  ein 
zweiter  Kodex,  das  Khandhaka,  die  zusammenhängende  Erörterung 
solcher   Materien,    wie    Ordination,    Uposathafeier   etc.      Auch    das 


1)  Siehe  Huth  a.  a.  0.  insonderheit  S.  45—47.  Vgl.  auch  Beal,  Dud- 
dbism  in  China  S.  25.     Wir  kommen  auf  diese  Zulhaten  sogleich  zurück. 

2)  p.  103  der  Übersetzung  von  Takakusu. 

3)  Hier  sei  auch  angefiihrt,  dass  der  Anbänger  des  MahSy&na  zu  dem 
Hlnayftnisten  sagt:  kirn  hhoh  prätimokmvinayena  .  .  .  ,  mcüiäyänam  paiha 
(Minayeff  22  A.   2).     '  * 


Oldenberg,  Budd/iistücke  Studien.  647 

Khandhaka  setzt  beständig  das  Pätimokkha  als  vorhanden  und  als 
bekannt  voraus ;  wo  von  einer  in  diesem  verpönten  Sünde  die  Rede 
istj  kennzeichnet  das  Rh.  die  betreffende  Strafe  durch  den  Ausdruck 
yatltä  dhammo  haretahbo  „(der  Schuldige)  soll  behandelt  werden 
wie  es  Gesetz  ist*  oder  ähnlich;  wo  aber  ein  dort  nicht  erwähntes 
Vergehen  mit  Strafe  bedroht  wird,  geschieht  dies  in  andrer  als  der  dort 
gebrauchten  Form  {dvlckafa  etc.,  mchi  päcittiya  etc.),  da  eben  offen- 
bar der  Kreis  der  unter  die  Strafandrohungen  des  Pätimokkha  gestell- 
ten Vergebungen  fest  abgeschlossen  dastand  und  einer  Erweiterung 
nicht  für  fähig  galt.  Wie  sich  hier  überall  das  Pätimokkha  als  das 
Fundament  des  gesamten  Vinaya  erweist,  so  zeigt  sich  sein  höheres 
Alter  auch  darin,  dass  gewisse  in  ihm  beschriebene  disziplinarische 
Prozeduren  in  dem  erwähnten  alten  Kommentar  und  in  den  erzählen- 
den Zuthaten  des  Sutta  Vibhaüga  successive  weiter  entwickelte  Gestalten 
aufweisen,  so  dass  die  Verfasser  dieser  jüngeren  Textelemente,  offenbar 
ohne  dies  selbst  zu  bemerken,  den  Anpassungen  des  von  ihnen  behan- 
delten Textes  in  der  That  andre  jüngere  Auffassungen  substituieren  *). 

Wenn  sich  so  deutlich  wie  in  dieser  Analyse  des  Vinaya-pi^aka 
die  successive  Übereinanderlagerung  älterer,  jüngerer,  jüngster  Ele- 
mente herausstellt  und  wenn  sich  so,  wie  es  hier  der  Fall  ist, 
zeigt,  dass  die  jüngeren  Elemente  die  älteren  auf  der  einen  Seite 
beständig  voraussetzen,  auf  der  anderen  unbewussterweise  leise  aber 
doch  bemerkbar  modifizieren,  so  genügt  dieser  Sachverhalt  offenbar 
schon  für  sich  allein,  um  zu  zeigen,  auf  wie  festem  Boden  vortreff- 
lichster Überlieferung  wir  hier  stehen.  Wir  sehen  das  geschicht- 
liche Werden  dieser  Litteratur  vor  uns;  wir  nehmen  die  authen- 
tischen Zeichen  wahr,  in  welchen  das, geschulte  Auge  die  Spur  des 
geschichtlichen  Werdens  zu  erkennen  gewohnt  ist. 

Auch  in  Bezug  auf  die  an  das  Prätimoksa  anschliessenden 
Weiterentwicklungen  aber  sind  wir  schon  jetzt  im  stände,  für  das 
Alter  der  südlichen  Traditio^  das  bestätigende  Zeugnis  —  dessen 
jene  freilich  nicht  bedürfen  würde  —  der  nördlichen  Texte  bei-' 
zubringen.  Wir  können  nicht  nur  die  Zuthaten,  welche  das  Sutta- 
vibhaöga  zum  Pätimokkha  hinzufügt,  sondern  auch  den  erweiterten 
Darstellungskreis  des  Khandhaka  in  die  nördliche  Überlieferung 
verfolgen.     Für  die  Schule    der  Mahlsäsakas  *^)    informiert   uns    auf 


1)  IMes  alles  ist  von  mir  in  der  Einleitung  zum  Vinaya-pi(aka  vol.  I 
p.  XVII — XXIII  dargelegt  worden.  Aus  der  Ausdrucksweise  Kern*s  in  seinem 
Manual  8.  1  darf  ich  zu  meiner  Freude  wolil  entnehmen,  dass  dieser  Forscher, 
den  man  wohl  kaum  einer  parteiischen  Vorliebe  für  die  PSlitradltion  verdichtig 
finden  wird,  mir  im  Wesentlichen  zustimmt. 

2)  Diese  stehen  allerdings  der  im  PSiikanon  vertretenen  Schule  besonders 
nahe,  sind  aber  doch  von  jener  zu  unterscheiden.  Als  ein  Zeugnis  dafür,  dass 
der  Kanon  „est  une  productiou  de  la  secte  des  MahT^Ssakas"  finde  ich  bei 
Minayeff  (S.  64),  dem  de  la  ValHe  Poussin  54  nachfolgt,  Jätaka  vol.  I 
p.  1  citieit.  Was  steht  dort  in  der  That?  Dass  einer  der  Mönche,  auf  deren 
Veranlassung  der  Autor  des  Jätaka-Koramentars  diesen  verfasst  hat  (vgl.  den 
Gandhavaipsa  bei  Minayeff  S.  247),  dem  Mahimsäsakavarnsa  angehörte! 


648  Oldenherg,  Buddhütische  Studien. 

Omnd  der  chinesischen  Version  Baal  in  seinen  leider  kurzen,  mir 
mitgeteilten  und  von  mir  yeröffentlichten  Angaben,  Vinaya  Pit^ika 
vol.  I  p.  XLIV  fg. ;  für  die  der  Dharmaguptas  ergiebt  sich  wesent- 
liches aus  dem  Bericht  des  Vinaya  dieser  Schule  über  die  Redaktion 
der  Pi^akas  im  ersten  Konzil,  der  von  demselben  Gelehrten  eben- 
falls aus  dem  Chinesischen  übersetzt  ist^).  Über  den  tibetischen 
VibhaAga  sehe  man  Csoma-Feer,  Annales  du  Musee  Guimet  II, 
184 — 190  ^.     Aus  der  nepalesischen  Tradition  möge   als   von  be- 


1)  Vhdl.  des  5.  Or.  Koogr.,  Ostuiat.  Section  8.  24.  —  Wir  sehen  sus 
diesem  Derieht  sanächst,  dsss  die  Flriyiks,  Samghftdisesa-Abschnitte  etc.  bei 
den  Dburmsgoptas  so  aufeinander  folgten  wie  im  Pfili-Vinaya;  nnr  der  iLnrs« 
Abschnitt  der  adhikaranasanuUhä,  sa  welchem  im  Pftli-Vinsya  (vol.  IV  p.  207) 
keine  Geschichten  mit  Nennung  von  Orten  und  Personen  gegeben  werden,  ist 
übergangen.  Weiter  finden  wir  Ort  und  Hauptperson  der  einleitenden  Geschichte 
fUr  eine  nicht  gans  geringe  Anzahl  von  Regeln  namhaft  gemacht;  fast  durch- 
weg stimmen  diese  Daten  mit  denen  des  Ptlikanon.  Nach  Erledigang  des 
Bhikkbn-  und  BhikkhnnT-PKtimokkha  ind.  der  sugehSrigen  Zuthaten  geht  die 
Auseinandersetzung,  in  genauer  Übereinstimmung  mit  der  Anordnung  des  Pili- 
Vinaya,  zu  dem  dort  als  Mahfivsgga  vorliegenden  Text  fiber.  Die  Reihenfolge 
der  sieben  ersten  Bücher  der  PtJi-Rezension  wird  bestJltigt  (wenn  man,  wie 
wohl  evident  Ist,  in  Bezug  auf  das  sechste  statt  rulea  relating  to  mendicants 
lesen  darf  r.  r.  to  medicamenta).  Einzelne  kleine  Diskrepanzen  allerdings 
sind  zu  verzeichnen;  so  werden  die  Verordnungen  fiber  das  Vassa-Zeremoniell 
nach  Sfivatthi  (im  P&litext  nach  Rl^agaba)  verlegt.  Danach  ist  klar,  dass  der 
Aufbau  des  Vinaya  der  Dharmaguptas  im  wesentlichen  für  identisch  mit 
dem  des  südlichen  V.  Pi(aka  gelten  kann. 

2)  Nach  dem,  was  ich  in  äusserster  Kurze  schon  Vin.  Pifaka  vol.  I 
p.  XLVII  bemerkt  habe,  seien  hier  auf  Grund  der  Ezcerpte  von  Csoms- 
Feer,  Ann.  du  Musöe  Guimet  II,  149 — 198  einige  weitere  Worte  über  die  An- 
ordnung des  tibetischen  Vinaya  gestattet.  Derselbe  hebt  an  mit  dem,  was  dem 
Ffii  Mahlvagga  und  den  Büchern  I — VII  (ausser  V)  des  CuUavagga  entspricht 
Di«  Reihenfolge  der  Bücher  entspricht  im  ganzen  dem  Pfilitezt,  doch  liegen 
«mige  Umstellungen  vor  (s.  B.  steht  Mahtvagga  IX  hinter  X).  Ehe  nun  der 
CuUavagga  weitergeführt  wird,  folgen  Pfttimokkha  und  Vibhaüga  lür  Mönche 
und  Nonnen.  Dann  Cullavsgga  V  und  vielleicht  (die  Excerpte  erlauben  kein 
ganz  sicheres  Urteil)  VIII — IX;  weiter  jedenfalls  entsprechend  dem  PSiitext  X 
(über  die  Nonnen)  und  XI.  XII  (die  beiden  ersten  Konzilien).  In  welcher  Be- 
ziehung das,  was  dann  noch  kommt  (Vinaya-uttara-grantha,  a.  a.  O.  197 fg) 
zum  ParivSra  des  Pftli  Vinaya  steht,  muss  dahingestellt  b'eiben. 

Wie  wir  die  grossen  Abteilungen  des  PSii-Vinaya  in  Tibet  wiederfinden, 
steht  auch  die  Darstellungsweise  des  tibetischen  Vinaya,  die  Verflechtung  der 
kirchenrechtlichen  Auseinandersetzung  mit  Erzählungen,  in  engster  Beziehung 
zur  Darstellungsweise  des  südlichen  Kanon.  Die  Exzerpte  von  Csoma-Feer 
lassen  in  sehr  vielen  Fällen  erkennen,  dass  an  der  entsprechenden  Stelle  die 
entsprechende  Geschichte  stand:  so,  um  nur  wenige  Beispiele  anzuführen,  in 
dem  Kspitel  Über  Lederartikel  und  Verwandtes  die  Geschichte  von  Sona  Kn(i- 
kanna  und  Kacc&na  (C:toma-Feer  p.  162,  MshSvagga  p.  194  fg.),  iu  dem  Kapitel 
über  Wohnst&tten  die  Geschichte  von  der  grossen  Gabe  des  Anäthapindika 
(Cs.  F.  p.  176  fg.,  CuUavagga  p.  154  fg.),  in  dem  Abschnitt  über  die  Umdrehung 
der  Almosenschale  die  Geschichte  von  der  Verläuradung  des  Dabba  durch 
einen  Licchavi  (Cs.  F.  p.  192,  CuUavagga  p.  124  fg).  Allerdings  sind  diese 
Geschichten  in  der  tibetischen  Version  oft  viel  weiter  ausgesponnen  als  in  der 
Pfiliversion  (man  vergleiche  etwa  die  beiden  Fassungen  der  Geschichte  zu  dem 
Verbot,  Söhne  ohne  Erlaubnis  der  Eltern  zu  ordinieren,  Ann.  du  Mus^e  Guimet 


Oldenherg,  Buddhütüche  Studien,  649 

«ondercm  Interesse  hervorgehoben  werden,  dass  der  vollständige 
VibhaAga- Abschnitt  zu  einer  Prätimoksaregel  (dem  83.  Päcittiya 
nach  der  südlichen  Zählung)  mit  einleitender  Erzählung,  Text 
der  Eegel  und  dem  alten  Kommentar  ^)  einer  Erzählung  des 
-Divyävadäna  (p.  543  fg.)  *)  einverleibt  ist.  Die  einleitende  Geschichte 
ist  eine  andere  als  die  der  Pälirezension ;  der  Text  der  Begel 
stimmt  wohl  im  wesentlichen  ihres  Inhalts  zum  Pälitext^,  weicht 
aber  in  'vielen  einzelnen  Wendungen  von  demselben  ab,  was  denn 
«ine  durchgreifende  Abweichung  des  Konunentars  zur  Folge  hat. 
Trotz  dieser  Differenzen  aber  tritt  die  Identität  des  Typus  der 
im  Norden  und  im  Süden  zu  der  Prätimoksaregel  hinzugefügten 
Zuthaten  auf  das  Augenfälligste  hervor.  Der  Vorfall,  welcher  den 
Anlass  zur  Verkündigung  der  Satzung  giebt,  wird  Buddha  berichtet. 
Dieser  ^dik^kämalayä  (lies  ^iät/ä)  varnam  bhä^itvä  (vgl.  dazu 
das  vannam  bhäsüvä  des  Suttavibha^ga,  Vin.  Pif.  vol.  III  p.  21, 
Zeile  14,  das  dann  bei  allen  folgenden  Begeln  nachfolgt  resp.  zu 
ergänzen  ist)  leitet  seine  Verkündigung  mit  den  Worten  ein :  euam 
ca  me  drävakatr  vmaya^ik^äpadam  upcuie^favjt/am  (Päli  stehend: 
evam  capana  bhtkkhave  imam  stkkJiäpadam  uddüeyyäihcC),  Die 
Art  und  Weise,  wie  dann  der  Eonmientar  die  einzelnen  Worte  der 
Begel  erklärt,  ist  ganz  dieselbe,  welche  dem  Leser  des  Pälikanon 
aus  hunderten  von  Fällen  geläufig  ist.  Von  Einzelheiten  hebe  ich 
hervor:  anycUra  tadrüpät  pratyayäd  iti  tadrüpatn  pratyayarn 
sthäpayüvä  genau  gleich  der  Öfter  wiederholten  Wendung  der 
Päliredaktion :  afiiicLtra  tathärüpapaccayd  'ti  thapeivä  tathärüpa- 
paccayam  (z.  B.  Vin.  Pit.  vol.  IV  p.  105).  Dann  die  Auseinander- 
setzung über  den  Fall,  dass  der  Schuldige  das  Bewusstsein  der  die 
Schuld  begründenden  Sachlage  gehabt  resp.  nicht  gehabt  hat  resp. 
darüber  in  Zweifel  {vaimojtikahy  Päli  vematiko)  gewesen  ist  (vgl.  z.  B. 
Vinaya  Pit  voL  IV  p.  15).    Endlich  der  Abschluss  mit  den  Fällen 


y,  91  fg.  und  Mahävagga  p.  82  fg.),  und  die  entere  Version  enthält  unzweifel- 
iiait  viel  mehr  Geschichten  als  die  letztere.  —  Der  Typus  der  zu  den  Regeln 
des  Pfttimokkha  gehörigen  Vibhaiiga-Oeschichten  der  tibet.  Version  wird  von 
Csoma-Feer  (Ann.  II,  184)  folgendermassen  beschrieben:  »,  ;  .  .  actious  immo- 
raies  commises  par  quelques-uns  des  religieux,  disciples  de  Säkya.  En  g^n^ral 
la  connaissance  du  crime  se  r^pand  parmi  le  peuple,  qui  blame  la  conduite 
des  pretres.  S&lcya  est  ensnite  informä  du  fait.  Le  conpable  est  cit^  devant 
Taasembl^e;  il  confesse  sa  faute.  Sftkya  le  reprimande,  puis  explique  Timmora- 
lit^  de  Tacte,  fait  une  loi  k  ce  snjet  et  d^clare  qne  quiconqne  la  violera  sera 
trait^  comme  un  transgressenr."  Wie  genau  dieser  Verlauf  dem  zu  zahllosen 
Malen  im  Pili- Vinaya  vorliegenden  Erzählungstypns  entspricht,  braucht  kaum 
hervorgehoben  zu  werden. 

1)  Nicht  mit  nachfolgenden  einzelnen  Erzählungen  über  Fälle  der  An- 
wendbarkeit und  Nichtanwend barkeit:  dieselben  fehlen  auch  im  Pälikanon  bis- 
weilen, wobt  gar  bei  den  meisten  Segeln. 

2)  Schon  Cowell-Neil  haben  auf  die  Päliparallele  zu  dieser  Stelle  des 
Divyäv.  hingewiesen. 

3)  Es  sei  bemerkt,  dass  die  chinesische  Übersetzung  bei  Beal,  Catena 
of  Buddhist  Scriptures  230  mit  dem  Pälitext  nahezu  identisch  ist. 


650  Oldenberg,  ßuddhistüche  Studien. 

der  anäpatti  wie  im  Päli,  darunter  so  wie  dort  die  anöpattir  adi- 
Jcarmtkasya  (Päli  ädikammikasaa^).  Das  durch  den  ganzen  Ab- 
schnitt häufig  wiederholte  püruavat  zeigt,  was  freilich  auch  ohne 
einen  solchen  Beweis  sich  von  seihst  verstehen  würde,  dass  die 
ganze  Auseinandersetzung  —  ebenso  wie  ihr  Gegenbild  im  Päli- 
kanon  —  einem  festen  Geleise  folgt,  in  welchem  in  gleicher  We^e 
die  entsprechenden  Darlegungen  zu  andern  Prätimoksaregeln  sich 
bewegen  *). 

Wenn  wir  die  hier  (im  Text  und   in    den  Anmerkungen)  auf- 
geführten Materialien  überblicken,   so   stellt   sich  heraus,    dass  das 


1)  Das  Wort  bedeutet  nicht  „beginning  a  wrong  action  (withoat  finishing 
it)"  wie  Cowell-Neil  angeben  (vgl.  auch  de  la  ValUe  Pottssin  179), 
sondern  es  bezeichnet  den  ersten  Begeher  des  betreffenden  Vergehens,  welcher, 
weil  das  Verbot  erst  auf  AnlaHs  seiner  That  erlassen  worden  ist,  selbst  von  Strafe 
frei  bleibt  (yo  tastnim  tasmim  kämme  ädibhiUo,     At(h.  suoi  PSräjika.). 

2)  Hier  und  da  bieten  sich  die  nepalesischen  Texte,  in  denen  wie  bekannt 
die  Vinayamaterialien  sehr  zurücktreten,  zur  Vergleichung  auch  mit  den  Pili- 
Khandhakas  dar.  Schon  Cowell  hat  zu  Divyävadfina  p.  19  fg.  die  P&li-ParalleJ« 
herangezogen ;  die  Vergleichung  spricht  nicht  zu  Gunsten  des  nördlichen  Texte^. 
Ich  möchte  hier  weiter  darauf  hinweisen,  wie  das  DiyyRvadfina  p.  329  (man 
nehme  zu  dem  lückenhaft  überlieferten  Text  die  aus  der  tibetischen  Version 
gewonnenen  Ergänzungen  das.  S.  707  hinzu)  die  Vinaya-Satznng  darstellt,  das» 
den  Dharma  nur  wer  iu  gehöriger  Weise  dazu  aufgefordert  ist  vortrafien  darf. 
Die  Situation  ist  die,  dass  die  Sadvargika  Bhiksus  den  Dharma  vortragen 
wollen.  Ebenso  Mahävagga  p.  113:  tena  kho  pana  mmayena  chabbaggiy<i 
bhikkhn  samghamajjhe  anajjhiithä  dhammarn  bhäsanti.  Also  eine  jener 
durch  den  PSli-Vinaya  verstreuten  zahltosen  Geschichten,  in  denen  die  Er- 
teilung einer  neuen  Ordnung  von  selten  Buddhas  durch  eine  von  den  Chabbag» 
giyä  begangene  Ungehörigkeit  motiviert  wird.  Die  Sache  wird  vor  Buddb» 
gebracht:  eUit  prakaranam  bhiksavo  bhagavata  ärocayanti:  ziemlich  genau 
gleich  der  stehenden  auch  in  dieser  Geschichte  erscheinenden  Formel  des  Pili* 
Vinaya:  bhagavato  etam  attham  ärocettuin.  Buddha  erlässt  seine  Vorord- 
nung: tamnän  na  bhiksuniinadhlstena  dharmo  deiayüavyah  .  bhiksur  anA* 
dhlsto  dharmam  desayati  sätisäro  bhavati.  Entsprechend  im  MahSvaggs: 
na  bhikkhave  samghamajjhe  anajjhitßena  dhammo  bhäuitabbo,  yo  bhäseyyo^ 
äpaiti  dukkatassa.  Bemerkenswert  aber  ist  auch  der  Unterschied  der  beiden 
Sedaktionen.  Im  Mahävagga  spielt  die  einfache  Erzählung,  bei  welcher  es  aar 
auf  die  betreffende  Vinaya-Vorschrift  abgesehen  ist,  im  Kreise  der  Gemeinde 
allein.  In  der  nepalesisch-tibetischen  Version  dient  als  Staflage  ein  zauberhafter 
Vihira  an  der  See,  zu  welchem  Scharen  von  Nägas  in  der  Gestalt  von  Brah- 
maneu und  Grhapatis  herzukommen  und  der  schliesslich  ebenso  zauberhaft  wie 
er  entstanden  ist,  auch  wieder  verschwindet  Ob  es  wahrscheinlicher  ist,  dass 
die  Mönche  die  Ordnungen  für  ihr  geistliches  Leben  zuerst  einfach  und  sacb- 
gemäss  oder  zuerst  mit  Ausschmückungen  von  diesem  Schlage  dargestellt  habest 
wird  Unbefangenen  klar  sein.  —  Will  man  den  Khandhaka-Materialien  auch  die 
grösste  und  wichtigste  der  im  Päli- Vinaya  eingeflochtenen  Erzählungen  zurechnen, 
den  Bericht  über  die  ersten  Ereignisse  nach  der  Sambodhi,  das  Dhammacakkapp»* 
vattana  etc.,  (Mahävagga  I  im  Eingang),  so  ist  es  bekannt,  an  wievielen  Stellen 
der  nepalesischen  Litteratur  (Laiita  Vistara,  oft  im  Mah&vastu)  sich  Exemplare 
des  entsprechenden  Berichts  finden ;  die  Analyse  derselben  erweist  unzweifelhaft 
den  im  Päli  vorliegenden  Text  resp.  eine  ihm  sehr  nahe  stehende  Version  als 
zu  Grunde  liegend.  Vgl.  Kern  SBE.  XXI,  S.  XI ff.;  speziell  für  die  Episode 
der  Begegnung  Buddha's  mit  dem  Brahroaneu  Upakn  beachte  man  die  lehrreichen 
Znsammenstellungen  Feer's  Ann.  du  Mus^e  Guimet  V,  482 fg. 


Oldenherg^  Buddhistische  Studien,  651 

YorhaDdensein  einleitender  Erzählungen  zu  den  Prätimok^aregeln^ 
wie  der  Päli-Vinaya  sie  aufweist  —  zum  Teil  noch  so,  dass  die 
vorliegenden  Zeugnisse  uns  die  Übereinstimmung  mit  den  Daten  de» 
Pälitexts  mehr  oder  minder  in  das  Detail  zu  verfolgen  gestatten  — 
sich  bestätigt  bei  den  Mahisäsakas  und  den  Dhai*maguptas,  in  der 
tibetischen  wie  in  der  nepalesischen  Litteratur;  die  letztgenannte 
zeigt  uns  auch  die  auf  die  Begel  folgenden  Worterklärungen  in 
der  Weise  des  Pälitexts.  Von  der  dann  nachfolgenden  Erörterung 
einzelner  Fälle  hat  sich  in  dem,  was  wir  über  die  Mahisäsakas 
wissen,  die  deutliche  Spur  erhalten.  Den  Anschluss  der  Khandhakas 
an  Pätimokkha  resp.  Suttavibhaöga  können  wir  bei  Mahisäsakas 
und  Dharmaguptas  verfolgen;  im  tibetischen  Yinaya  hat  eine  eigen« 
tümliche  Umstellung  stattgefunden.  Den  Bericht  über  die  Konzilien 
endlich  findet  man  bei  den  Mahisäsakas  wie  in  Tibet  als  Bestands 
teil  des  Yinaya  und  zwar  mit  grösserer  oder  geringerer  Genauigkeit 
erkennbar  als  an  der  Stelle  stehend,  die  der  Stellung  im  Päli^ 
Yinaya  entspricht;  von  den  Dharmguptas  liegt  uns  der  betreffende 
Bericht  selbst  vor  und  es  wird  mitgeteilt,  dass  er  dem  Yinaya 
Pitaka  dieser  Schule  entnommen  ist. 

Man  sieht,  dass  diese  Yergleichungen  sich  über  stattliche 
Weiten  des  buddhistischen  Gebiets  erstrecken.  Immerhin  kann 
man  bemängeln  ^),  dass  dieselben  sich,  soweit  die  Zugehörigkeit  der 
Materialien  zu  bestimmten  Schulen  feststeht,  durchweg  im  Gebiet 
der  dem  Theraväda  entstammenden  Schulen  halten  und  nichts  über 
die  schismatischen  Schulen  der  Mahäsamghikas  beweisen.  Über  diese 
sind  wir  bis  jetzt,  soviel  ich  finden  kann,  sehr  wenig  orientiert; 
so  lange  aber  die  aus  den  anderweitigen  Quellen  abgeleiteten  Re- 
sultate so  unverdächtig  und  wohlbegründet  auf  ihrer  breiten  Basis 
dastehen,  wie  einstweilen  der  Fall  ist,  haben  wir  wohl  keine  Ursache, 
uns  durch  Zeugen,  welche  eben  bis  jetzt  uns  nichts  sagen,  miss- 
trauisch  machen  zu  lassen.  Übrigens  bemerkt  Beal^),  dass  mit 
der  Ordnung  der  Darstellung  im  Päli  Mahävagga  die  im  Yinaya 
der  Mahäsamghikas  (nach  der  chines.  Übersetzung)  „corresponds 
closely,  though  not  entirely",  so  dass  wir  allen  Grund  haben,  auch 
von  dieser  Seite  eine  Bestätigung  der  Authentizität  der  Päli -Tradition 
in  den  wesentlichen  Zügen  zu  erwarten. 

Es  lässt  sich  bis  jetzt  nicht  ermessen,  ob  jene  oben  (S.  647)  be- 
rührten  feinen   Indizien,   welche   im    Päli-Yinaya   so  zu   sagen  die 


1)  So  Kern,  Manual  3. 

2)  Baddhism  in  China  S.  31.  Für  eine  gewisse  Übereinstimmang  im 
Aufbau  des  Yinaya  der  Mahäsaipghikas  mit  dem  der  andern  Schulen  würde 
auch  die  oben  S.  645  Anm.  1  vorgetragene  Auffassung,  wenn  dieselbe  sich  als 
richtig  bewährt,  sprechen.  Es  sei  auch  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die 
unten  zu  gebenden  Erörterungen  über  das  Sütra  Pitaka  uns  vielfach  das  Mah&t 
vnstu,  d.  h.  die  Malifisamghikaschule,  als  die  Daten  des  Pälikanon  bestätigend 
zeigen  werden:  die  Vermutung  eines  ähnlichen  Verhältnisses  für  den  Vinaya 
ist  danach  wohl  zulässig. 


652  Oldenberg,  Buddhittische  Studien. 

Jahresringe  des  allmähligen  Wachsthnms  dieser  Litteratur  repräsen- 
tieren, auch  in  den  chinesischen  Versionen  der  andern  Schulen  zu 
erkennen  sein  würden.  Aber  schon  jetzt  ergeben  die  hier  vorgelegten 
Betrachtungen  ein  Gesamtresultat,  das  wir  etwa  in  folgenden  S&tzen 
formulieren  dürfen.  Von  einer  Auffassung  des  Päli-Vinaya  als 
eines  dem  ceylonesischen  Buddhismus  eigentümlich  angehörigen 
Gebildes  kann  nicht  die  Rede  sein.  In  der  ausserceylonesischen 
Tradition  finden  sich  grosse  Mengen  von  Einzelheiten  wieder,  die 
in  Bezug  auf  alle  verschiedenen  Schichten  dieser  schichtweise  sich 
aufbauenden  Litteratur  je  nach  dem  Stande  unsrer  gegenwärtigen 
Kenntnis  bald  knappere,  bald  ausserordentlich  reichhaltige  und  ein- 
gehende Bestätigungen  fär  die  Güte  der  Päli-Überlieferung  bieten. 
Innerhalb  der  südlichen  Überlieferung  selbst  aber  vervollständigt 
das  Aussehen  der  Lagerung  jener  Schichten  und  der  zwischen  ihnen 
obwaltenden  leisen  Unterschiede  den  Beweis  dafür,  dass  wir  hier 
ein  vorzüglich  erhaltenes  Exemplar  jenes  im  Norden  wie  im  Süden 
wesentlich  identischen  Vinaya-Schrifttums  vor  uns  haben.  Ob  das 
südliche  Exemplar  direkt  das  Ursprüngliche  ist^),  wird  zu  frsLgen 
sein,  wenn  insonderheit  die  chinesischen  Materialien  vollständig  vor- 
liegen.   Bis  jetzt  ist  Nichts  bekannt,  was  diese  Annahme  ausschliesst. 

Wenden  wir  ims  nun  vom  Vinaya  zum  Sfitra-Pitako.  Ent- 
sprechend der  weniger  festen  und  durchsichtigen  Komposition  dieses 
Pitaka  und  der  minderen  Zugänglichkeit  der  ausserindischen  Mate- 
rialien werden  wir  hier  nicht  ganz  mit  derselben  Besünuntheit  zu 
operieren  imstande  sein  wie  bisher.  Aber  wir  werden  doch  finden, 
dass  auch  hier  Alles  auf  das  gleiche  Resultat  hindeutet,  welches 
wir  für  den  Vinaya  gewonnen  haben.  Und  wie  wäre  es 
anders  zu  erwarten?  Wer  'diese  beiden  Pitakas  des  Päli- Kanon 
nebeneinander  studiert,  dem  wird  es  sich  mit  unmittelbarer  Gewiss- 
heit als  selbstverständlich  aufdrängen,  dass  das  eine  wie  das  andre 
ein  Bestandteil  dei'selben  grossen  Traditionsmasse  ist,  das  eine  mit 
dem  andern  in  Bezug  auf  'Alter  und  Authentizität  genau  auf  der- 
selben Linie  steht.  Es  würde  starker  Gegenbeweise  bedürfen,  einen 
solchen  Eindruck  zu  entkräften. 

Doch  wenden  wir  uns  von  solchen  allgemeinen  Bemerkungen 
dazu,  eine  Reihe  konkreter  Thatsachen  zu  durchmustern. 

Es  sei  zunächst  hervorgehoben,  dass  das  Hauptprinzip  der  An- 
ordnung des  Sütra-Pitaka,  die  Verteilung  der  Sütras  auf  die  vier 
oder  fünf  grossen  Sammlungen  —  je  nachdem  man  den  Khuddaka 
Nikäya  mitzählt  oder  nicht  ^)  —  durch  die  nördlichen  Daten  durch- 

1)  Abgesehen  natürlich  von  dem  Dialekt.  Und  ich  möchte  auch  im  Üb- 
rigen Ursprünglichkeit  immer  nur  im  Grossen  und  Ganzen  vorstanden  wissen. 
Dass  ein  Exemplar  dieser  Textmassen  in  allen  Details  das  Ursprüngliche 
unversehrt  oder  auch  nur  jedesmal  unversehrter  als  die  Übrigen  Exemplare 
erhalten  haben  sollte,  ist  von  vornherein  ausgeschlossen. 

2)  In  Bezug  auf  diesen  Punkt  verireise  ich  auf  S.  G54 ,  Anm.  2.  Hier 
sei  Milinda  Panlia  p.  22  ziiiert :  pancanekäyikd  pi  ca  catunekäyikä  d'eva  Näga- 
senam  purakhharum. 


Oldenhergy  Buddkütische  Studien,  653 

aus  bestätigt  wird.  Das  Divyäyadäna  erkennt  jene  Sammlungen  wieder- 
holt als  die  Grundlage  des  mönchischen  Wissens  an  ');  es  benennt 
sie^  mit  Namen,  welche  die  mehr  oder  weniger  genauen  Äquiva- 
lente der  Pälibenennungen  sind,  als  das  Saqiyuktaka  (Päli:  Saip- 
juttaka  Nikäya),  Madhyama  (Majjhima  Nikäya),  Dlrghägama  (Dlgha. 
Nikäya),  Ekottankä  (AAguttara  Nikäya;  im  Pälikanon  heisst  ein 
nach  dem  Prinzip  dieses  Nikäya  geordneter  Abschnitt  des  Parivära, 
das  sechste  Kapitel  dieses  Werkes,  in  der  That  Ekuttaraka).  So 
viel  ich  finden  kann,  denkt  das  Divyävadäna  nicht  daran,  für  sich, 
selbst  einen  Platz  in  einer  dieser  Sammlungen  zu  beanspruchen; 
um  so  viel  deutlicher  tritt  hervor,  wie  dieselben  für  die  Kreise,  aus 
welchen  das  Divy.  hervorgegangen  ist,  sozusagen  das  Fachwerk 
darstellen,  in  welchem  zwar  nicht  die  selbstgeschaffene,  moderne, 
aber  die  von  dieser  deutlich  als  unterschieden  gefühlte  alte,  kano- 
nische  Litteratur  des   Buddhismus  ihre  festgeordnete  Stelle  findet. 

Nicht  anders  lässt  der  Bericht  der  Dharmaguptas  über  die 
Redaktion  der  heiligen  Texte  im  ersten  Konzil  ^)  die  Sotras  auf  die 
grossen  Kodizes  der  n^ong  GoUection*^,  der  Mittleren  Sammlung, 
der  „Add-one  CoUection*  und  der  Samyukta- Sammlung  verteilt 
werden,  denen  sich  an  fünfter  Stelle  die  „miscellaneous  coUection  of 
Sotras*  wie  Jätakas,  Dharmapada  etc.,  also  mehr  oder  weniger  genau 
das,  was  in  Ceylon  Khuddaka  Nikäya  heisst,  anschliesst  ^).  Die  von 
Bunyiu  Nanjio  katalogisierte  chinesische  Tertsammlung  umfasst  in 
der  That  den  Dlrghägama  (Nr.  545),  den  Madhyamägama  (542), 
den  Ekottar%gama  (543),  den  Samyuktägama  (544). 

Fragen  wir  nun,  ob  sich  die  Vergleichbarkeit  dieser  vier 
Agamas  mit  den  vier  grossen  Nikäyas  des  Pälikanon  noch  weiter 
erstreckt  als  auf  ihre  Titel. 

Was  den  Dlrghägama  anlangt,  so  lässt  die  eben  erwähnte  KonzOs- 
geschieh te  der  Dharmaguptas  diesen  mit  dem  Fan- tun g  (Brahmajäla) 
Sütra  anheben,  genau  wie  dies  vom  Dlgha  Nikäya  gilt.  Jener  selbe  Be- 
richt nennt  dann  von  weiteren  Sütras  des  Dlrghägama  unter  andern  *). 
das  ,adding  ten* ;  dies  liegt  im  Dlgha  Nik.  als  Dasuttara  Suttanta  vor. 
Weiter  das  ,  Sütra  relating  to  the  perfection  and  destruction  of  the 
World**;  es  ist  kaum  gewagt,  dasselbe  mit  dem  Aggafiüasutta  des 
Dlgha  Nik.  zu  identifizieren.  Sodann  das  Mahänidäna  Sutta  und 
die  „questions  asked  by  Sakra-räja*.  Der  eine  wie  der  andre  Text, 
—  der  letztere  unter  dem  Titel  Sakkapafihasutta  —  ist  im  Dlgha. 

1)  Siehe  S.   17  gegen  Ende,  S.  331.    Vgl.  Buruouf,  Introduction  S.  48  f^. 

2)  Diy>ftvadSna  p.  333. 

3;  In  der  oft  von  uns  erwibnten,  yon  Beal  übersetzten  chinesucben. 
Version,  a.  a.  O.  28. 

4)  Wir  dürfen  uns  auf  diese  Stelle  gegenüber  der  Behauptung  Barth'» 
(UuUetin,  Bouddbiame,  1894,  8.  1,  Anm.  1)  berufen,  dass  die  Anordnung  der 
Sütralitteratur  nach  den  fünf  Nik&yas  dem  nördlichen  Buddhismus  unbekannt  sei. 

5)  Ich  fibergehe  hier  zwei  Titel,  über  die  ich  gegenw&rtig  keine  Aus- 
kunft geben  kann:  das  „adding  one"  (vgl.  B.  Nanjio  Nr.  545,  11)  und  das. 
Seng-tcbi-to  Sütra  (=  Sonadanda  S.  ??). 


^54  OldeTiberg,  ßuddkütische  Studien. 

Nikäya  enthalten.  Die  Ordnung,  welche  der  chinesische  Bericht 
innehält,  divergiert  allerdings  von  der  des  Pälitextes.  Für  jene 
chinesische  Version  des  Dirghägama,  welche  Bunyiu  Nanjio  be- 
schrieben hat  (Catalogue  Nr.  545),  hat  schon  dieser  Gelehrte  selbst 
gezeigt,  wie  der  bei  Weitem  grösste  Teil  der  Sütras  im  entsprechen- 
den Päli-Nikäya  wiederzufinden  ist;  eine  Anzahl  von  Divergenzen 
bleibt  allerdings  übrig.  Auch  für  den  Madhyamigama  Kanjio's 
{Nr.  542)  lehrt  schon  ein  flüchtiger  Blick  die  Übereinstimmimg'  eines 
grossen  Teils  der  Sütratitel  mit  denen  des  Majjhima  Nikäya. 
lieber  den  Ekottarägama  Nanjio's  (Nr.  543)  lässt  sich  auf  Grund 
des  Catalogue  kaum  etwas  Wesentliches  bemerken.  Über  den  Satp- 
yuktägama  sagt  der  Bericht  der  Dharmaguptas ,  dass  derselbe 
„treatises  relating  to  the  Bhiksus,  Bhiksui^Ts,  Upäsakas,  Upäsikäs, 
Devas,  Sakra,  Brahma,  Mära,  and  so  on*^  umfasst  habe.  Man  sieht 
auf  den  ersten  Blick,  wie  gut  das  zu  dem  Päli-Samyuttaka  stimmt, 
welches  in  der  That  ein  Devatäsaipyutta,  ein  Märasaipyutta ,  ein 
Bhikkhusamyutta  etc.  enthält;  fast  sämmtliche  Titel  der  eben  ge- 
gebenen Aufzählung  sind  in  ihm  vertreten^).  Die  zufällige  Reihen- 
folge im  Pälitext  gegenüber  der  dem  Sinn  der  betreffenden  Titel 
entsprechenden  Gruppierung  im  chinesischen  Bericht  dürfte  die 
Präsumtion  der  ürsprünglichkeit  für  sich  haben. 

Was  den  Khuddaka  Nikäya  anlangt,  so  schwanken,  wie  schon 
berichtet  wurde,  die  Auffassungen  darüber,  ob  derselbe  als  ein 
fünfter  neben  den  vier  anderen  Nikäyas  zu  gelten  habe.  Es  sind 
nicht  allein  die  nördlichen  Texte,  die  in  der  Regel  nur  von  vier 
Agamas  sprechen;  auch  in  Ceylon  war  die  Ansicht  vertreten,  daj>s 
dass  Sutta  Pit-aka  allein  jene  vier  Sammlungen  umfasse;  die  itinfte 
rechnete  man  dem  Abhidhamma  zu-).  Auch  die  nördliche  Tra- 
dition übrigens  kennt  das  „Ksudraka*^  in  der  Bedeutung  von  Khud- 


1)  Nur  ein  UpSsakasamyutta  ist  nicht  da;  doch  findet  sich  unter  don 
Unterabteilungen  ein  UpSsakavagga.  Sodann  fehlt  ein  Upäsikäsamyutta;  viel- 
leicht  würde  auch  hier  eine  genauere  Kachforschung  als  sie  mir  momentan 
möglich  ist,  ein  Äquivalent  eines  solchen  ergeben. 

2)  Siehe  Childers  s.  v.  nikäijo.  Die  in  der  Tradition  etwas  schwanken- 
dere Stellung  der  fünften  Sammlung  neben  den  „vier  Agamas"  möchte  ich  fib- 
rixens  nicht  dahin  deuten,  dass  die  betreffenden  Texte  jünger  oder  auch  nur  von 
minder  sicherer  kanonischer  Dignität  gewesen  &ein  müssten.  Jede  der  vier 
«rsten  Sammlungen  stellte  einen  kompakten  Komplex  von  gleichartigen  Materis- 
iien  dar,  welche  vom  Anfang  bis  zum  Ende  in  einheitlicher  Weise  geordnet 
waren.  Die  fünfte  Sammlung  enthielt  mannigfaltige,  von  einander  unabh&ngig« 
Miscellanea;  wohl  Grund  genug,  dass  ihr  Studium  nicht  als  ein  vollkommen 
l^leichberechtigter  und  den  übrigen  gleichartiger  Zweig  des  Studiums  der  heili- 
gen Überlieferung  anerkannt  gewesen  zu  sein  scheint.  Beobachtet  man,  wie  der 
SuttanipSta  im  Vinaya  (Mahftvagga*  p.  196)  oder  im  Sainyutta  NikSya  (vol.  IH 
p.  9)  oder  im  Auguttara  Nikäya  (VI,  61)  zitiert  wird,  wird  man  über  das  höh« 
Alter  jenes  Textes  nicht  im  Zweifel  sein.  Allerdings  dürfte  die  eben  aus- 
gesprochene günstige  Beurteilung  schwerlich  auf  alle  T^xte  des  Khndd.  Nik. 
«aszudehnen  sein;  das  lockore  Gefügo  dieses  Nikäya  war  leichter  als  die  Festig- 
keit andrer   Teile    des  Kanon   der   Zufügung   jüngerer   Materialien    zugEnglich. 


Oldenberg,  BttddhisUsehe  Studien.  g55 

daka  Nikaya  und  zitiert  aus  demselben,  wie  wir  gleich  sehen  werden, 
einen  Textabschnitt,  der  im  Päli  Rhudd.  Nik.  in  der  That  vorhanden 
ist  *).  So  darf  wenigstens  für  einen  Teil  der  Texte  des  Khudd.  Nik. 
wie  auf  Grund  ihres  Inhalts  so  auf  Grund  der  übereinstimmen- 
den Bezeugtheit  im  Norden  wie  im  Süden  geaidifirte  kanonische 
Dignität  in  Anspruch  genommea  werden.  So  zum  Beispiel  —  ich 
versuche  hier  nicht  alles  Einzelne  zu  diskutieren  —  für  das  Dham- 
mapada;  wir  kommen  auf  dessen  nördliche  Exemplare  noch  zurück. 
Von  besonderem  Interesse  .aber  ist  in  diesem  Zusammenhang  die 
auf  nördlicher  wie  auf  südlicher  Seite  überlieferte  Geschichte,  wie 
der  Mönch  Sona  Eu^ika^i^a  vor  Buddha  gewisse  heilige  Texte  vor- 
trug. Der  südliche  Bericht  sagt  hiervon:  aabbün*  eva  affhaka- 
va(jgikän%  sarena  a/yAä,9t' (Mahävagga  p.  196)  oder  aolasa  affhaka' 
vaggikäni  sabbön'  eva  sarena  abhani  (Udäna  p.  59  ed.  Steinthal). 
Die  entsprechende  nördliche  Version  lautet:  udänät  päräyanät 
aatyadrsfcLh  daüagäüiä  munigäthä  arthavarglyäni  ca  süträni  vi- 
starena  svarena  svädhyäyam  karoti  (Divjävadäna  p.  20),  wozu  die 
Parallelstelle  zu  fügen  ist:  udänät  päräyanät  satyadr^cA  sthavira- 
gäthäh  iaüagäthä  munigäthä  arthavarglyäni  ca  süträni  vistarena 
svarena  svädhyäyam  kurvanti  (p.  3 4  fg.).  Es  ist  charakteristisch,  wie 
sich  die  südliche  Version  bescheidentlich  mit  der  Bezitation  eines 
Textes  begnügt,  während  der  nördliche  Autor  es  recht  gut  machen 
will  und  eine  ganze  Reihe  längerer  und  kürzerer  Texte  durch  einander 
häuft.  Derjenige  Titel,  welchen  beide  Versionen  übereinstimmend 
zitieren  —  die  südliche  in  der  richtigen,  die  nördliche  in  einer 
fehlerhaft  sanskritisierten  Form^)  —  wird  in  der  letzteren  Form 
auch  in  der  Abhidharmakosavyäkhyä  erwähnt,  und  zwar  als  dem 
Ksudraka  (=  Khuddaka  Nikäya)  angehörig  ^).  Dort  findet  er  sich 
im  Pälikanon  in  der  That  als  der  vierte  Hauptabschnitt  des  Sutta 
Nipäta.  Man  beachte,  dass  der  betreffende  Text  dem  Urheber  der 
im  Norden  wie  im  Süden  vorliegenden  Belation  nicht  nur  als  vor- 
handen, sondern,  wie  die  Bezeichnung  varga  lehrt,  als  ein  innerhalb 
eines  grösseren  Ganzen  an  seiner  festen  Stelle  stehendes  Textstück 
bekannt  gewesen  sein  muss,  und  femer,  dass  der  Titel  affhaka^ 
die  Authentizität  der  Verszahl  mehrerer  der  einzelnen  Sütras,  so 
wie  diese  Zahl  in  dem  vorliegenden  Päliwerk  sich  stellt,  garantiert*). 

1)  Vgl.  auch  Kern  Manual,  3.  6,  A.  1. 

2)  Was  die  Benennung  arthavargiya  mit  dem  Inhalt  des  betrefTenden 
Textes  zu  thun  hat,  wäre  unerfindlich.  Attkeüeavagga  beisst  derselbe  danach, 
dass  in  ihm  ein  gvhatthakcuutta ,  ein  dutthatthakamUta ,  ein  stAddhatthaka- 
gutta,  ein  paramatthtxkcuutta  erscheint.  Diese  Suttas  ihrerseits  haben  diese 
Benennungen  davon,  dass  jedes  aus  acht  Versen  besteht. 

3)  Co  well- Neil  Divy&v.  p.  704  fg.;  Burnouf  Introduction  p.  565. 
Cowell-Neil  teilen  den  Wortlaut  des  Verses  mit,  welchen  die  Abb.  K.  Vy. 
aus  den  ArthavarglySni  Süträni  des  Ksudraka  anführt.  Er  findet  sich,  was 
doch  wichtig  ist,  im  Pfili  At^hakavagga  wieder  (Suttanip.  767). 

4)  Und  indirekt,  wird  man  hinzufügen  können,  auch  die  Verszahl  der 
übrigen  Sütras.     Denn  man  sieht  leicht,  dass  dieselben  nach  aufsteigender  Vers- 


656  Oldenlerg,  Buddhistische  Studien, 

So  weist  ein  Text  vom  Schlafe  des  Diyjävödäna  gelegentlich  axif 
Phasen  der  litterarischen  Entwickelang  zurück,  die  verglichen  mit 
ihm  selbst  einer  fernen  Vergangenheit  angehören,  und  die  Daten, 
die  er  giebt,  stimmen  bis  in  solche  Details,  wie  wir  sie  eben  kon- 
statiert haben,  zu  dem,  was  im  Pälikanon,  sobald  wir  an  der 
richtigen  Stelle  nachsuchen ,  zu  Tage  liegt.  —  Was  die  übrigen 
Texte  anlangt,  welche  an  den  mitgeteilten  Stellen  des  Divyävadäna 
zitiert  werden,  so  kann  zunftchst  in  Bezug  auf  das  Päräjana  kein  Zweifel 
obwalten.  Dieses  folgt  auf  den  A^thakavagga  als  fünftes  Haupt- 
stück  des  Sutta  Nipäta.  Führen  uns  also  zwei  dieser  Titel  mit 
gänzlicher  Sicherheit  auf  den  Sutta  Nipäta,  so  werden  wir  umso- 
mehr  geneigt  sein,  die  Saüagäthäh  und  Munigäthäh  mit  dem  Seta- 
sutta^)  und  Munisvita  desselben  Textes  (p.  99.  36  ed.  FausböU;  für 
den  ersten  dieser  Texte  vgl.  auch  Theragäthä  818  ff.)  zu  identifi- 
zieren. In  dem  ersten  dieser  Suttas  heisst  es  (p.  104)  aiha  kho 
Selo  brähmano  bhagavantam  sammukhä  aGruppahi  gäthafu 
abhitthavi  —  und  es  folgt  dann  der  Wortlaut  von  ydthäs^  die  teils 
in  den  Mund  des  Sela,  teils  in  den  Buddha's  gelegt  sind,  so  dass 
sich  die  Bezeichnung  aoilagäthaa  vollauf  rechtfertigt.  Das  Muni'^ 
sutta  besteht  seinerseits,  wie  wir  schon  oben  (S.  637)  bei  der  Dis- 
kussion des  Vorkommens  eben  dieses  Titels  in  der  Inschrift  von 
Bairät  bemerkten,  ausschliesslich  aus  gäthäs.  Dass  wie  Atthaka- 
vagga  und  Päräyana  so  auch  beide  eben  besprochenen  Texte  dem 
Kreise  des  Sutta  Nipäta  angehören,  wird  die  Zuverlässigkeit  der 
hier  vorgeschlagenen  Identifikationen,  indem  die  eine  der  andern 
als  Stütze  dient,  steigern  und  wohl  der  Gewissheit  nahe  bringen. 
Es  bleiben  von  den  im  Divyävad.  genannten  Titeln  noch  übrig 
Udana  und  Sthavtragäthäs ,  welche  als  üdäna  und  2'heragäthä 
bekanntlich  im  Päli  Ehuddaka  Nikäja  vorliegen.  Endlich  als 
einziger  bis  jetzt,  so  viel  ich  finde,  nicht  identifizierbarer  Titel 
Satyadi'dah  (schwerlich  Satt/adr^tah).  Man  wii'd  nach  dem  Allen 
nicht  leugnen,  dass  eine  Stelle  wie  die  hier  betrachtete  aber  den 
Dharmavortrag  des  Srona  Kotikarna  eine  nicht  geringe  Fülle  be- 
stätigender Bezeugung  von  Seiten  des  nördlichen  Divyävadäna  über 
die  südliche  Litteratur  des  Khuddaka  Nikäya  ausgiesst. 

Bis  jetzt  haben  wir  uns  im  Ganzen,  von  wenigen  dem  Fol- 
genden schon  vorgreifenden  Bemerkungen  abgesehen,  damit  begnügt» 
die  Gesamtstruktur,  das  Fachwerk  des  südlichen  Sütra  Pi^aka  als 
durch  die  nördlichen  Zeugnisse  gewährleistet  zu  erweisen:  darzuthun, 
dass  sich  für  die  Elemente  dieses  Pitaka  in  seiner  südlichen  Fassung 
im  Grossen  und  Ganzen  den  Titeln  nach  korrespondierende  Elemente 
im  Norden  nachweisen  lassen.     Wir   müssen  nun  fragen ,   wie  sich 


sahl  geordnet  sind :  oin  Prinzip,  dessen  genauer  Einklang  mit  dem  rorliegenden 
Text  die  gute  Erhaltung  desselben,  vras  die  Verszahl  anlangt,  mit  derselben 
Sicherheit  gewährleistet,  wie  Gleiches  bekanutermassen  innerhalb  der  vedischen 
Litteratur  gilt. 

1)  So  vermutungsweise  schon  Cowell-Keil,  Divy.  p.  704. 


Oldenherg,  Bvddhiatüche  StufUen.  657 

die  Texte  selbst,  welche  diese  übereinstimmenden  Titel  tragen,  auf 
beiden  Seiten  zu  einander  verhalten.  Natürlich  kann  diese  Frage 
nur  an  einigen  wenigen  Beispielen  behandelt  werden;  für  ihre  er- 
schöpfende Erledigung  stellen  vor  Allem  die  von_Nanjio  verzeich- 
neten chinesischen  Ausgaben  der  vier  grossen  Ägamas  überreiche, 
uns  heute  fast  durchweg  noch  unzugängliche  Materialien  in  Aussicht. 

Wir  sahen,  dass  die  Dharmaguptas  so  gut  wie  die  ceylone- 
sischen Buddhisten  den  Dirghägama  mit  dem  Brahmajälasütra 
eröffnen.  Beal  (The  Buddhist  Tripitaka  as  it  is  known  in  China 
and  Japan,  p.  111)  macht  Mitteilungen  über  eine  chinesische  Version 
des  Brahm.  Sütra,  die  auf  wesentliche  Übereinstimmung  mit  dem 
Pälitext  schliessen  lassen;  dasselbe  darf  auch  von  der  tibetischen 
Version  angenommen  wei'den,  vgl.  Fe  er,  Annales  du  Mus6e  Guimet 
II,  286,  A.  4. 

In  Bezug  auf  ein  andres  Sütra  des  Dirghägama,  das  Parinir- 
väna  S.,  konstatiert  Beal  (ebendas.)  Übereinstimmung  des  chine 
sischen  Exemplars  mit  dem  parallelen  Pälitext^).  Die  tibetische 
Version  (Dulva)  giebt  im  Auszug  Rockhill,  Life  of  the  Buddha 
123  fgg. ;  ich  stelle  die  ersten  Sätze  derselben  der  Päli-Parallele 
gegenüber: 

Dulva:  „The  Blessed  Buddha  was  stopping  at  Räjagriha  on 
the  Vulture's  Peak  mountain.  Now  at  that  time  Vaidehiputra 
Adjatasatru,  king  of  Magadha,  was  not  on  friendly  terms  with  the 
Vrijians;  so  he  said  to  his  courtiers,  "I  will  conquer  these  Vrijians, 
I  will  crush  them,  I  will  put  them  to  rout  for  their  turbulence; 
rieh,  mighty,  happy,  prosperous,  numerous  though  they  be". 

Mahäparinibbäna  Sutta:  [Evam  me  aulam.']  Ekam  samayam 
Bhagaoä  Räjagahe  viharati  Oijjhaküte  pabbate.  Tena  kho 
pana  samayena  räßä  Mägadho  Ajätasattu  Vedehiputto  Vqjji 
abhiyätukävio  hoti,  so  evain  äha:  aJiam  ime  Vajji  evammahid- 
dhike  evammahänubhäve  ucchecchänu  V(yji  vinäsessämi  Vqjji 
anayavyasanam  äpädessämi    Vajjlti, 

Ganz  so  weit  wie  in  diesen  Eingangsworten  geht  nun  freilich 
die  Übereinstimmung  im  weitem  Verlauf  der  beiden  Texte  nicht. 
Von  Differenzen  ist  insonderheit  hervorzuheben,  dass  auf  tibetischer 
Seite  einige  Abschnitte  hinzugekommen  sind,  die  in  ihrem  fabu- 
lierenden oder  allzu  stark  ins  Wunderbare  spielenden  Charakter 
offenbar  für  spätere  Hinzufügungen  zu  halten  sein  werden;  so  die 
Geschichte  von  dem  Gandharvakönig,  dessen  Namen  Rockhill  zweifelnd 
als  Abhinanda  wiedergiebt  *)  (Rockh.  137),  von  dem  Tode  des  Su- 
bhadra  (mit  Jätakas,  die  aus  diesem  Anlass  erzählt  werden,  Rockh. 
138  fg.),    von    der  Benachrichtigung    des  Ajätasatru   in  Betreff  von 


1)  Doch    vgl.    die    Bemerkungen    von    Rhys    Davids,    SBE.    vol.    XI, 
pp.  XXXVI  fg. 

2)  Nach  DivySvadäna  p.  202  dürfte  daiUr  Supriya  zu  setzen  sein. 
Bd.  LH.  43 


658  Oldenberg,  Buddhistische  Studien, 

m 

Bnddha's  Tod  (142)  *),  die  Ausmalung  der  Kriegsvorbereitungen  bei 
dem  Streit  um  die  Reliquien  (146)*).  Im  Gauzen  aber  lässt  sich 
schon  auf  Grund  des  Bockhill'schen  Auszugs  eine  sq  weitgehende 
Übereinstimmung  bis  zum  Schluss^)  konstatieren,  dass  man  in  der 
That  nicht  von  zwei  Texten,  sondern  von  zwei  im  Wesentlichen 
identischen  Exemplaren  eines  und  desselben  Textes  zu  sprecbfii 
haben  wird. 

Mit  Recht  bemerkt  Rh.  Davids*),  dass  ein  Sanskrittext  ükr 
die  letzten  Tage  Buddha's  uns  nicht  vorliegt.  Wenigstens  teilweise 
aber  wird  diese  Lücke  durch  das  17.  Kapitel  des  Divyävadänu  aii*^- 
gefüllt,  welches  einige  Abschnitte  eines  nördlichen  Mahäparininäna- 
sütra  (Entschluss  Buddha's  die  äyuhaamskäras  zu  entlassen;  sein 
letzter  Blick  auf  Vai^äll)  erhalten  hat,  um  dann  auf  dieser  Gnmd- 
läge  eine  Erzählung  jüngeren  Stils  aufzubauen.  Schon  Windiseh^) 
hat  die  Päliversion  und  die  des  Divyävadäna  einander  gegenüber- 
gestellt. Wir  folgen  ihm  hier  nicht  in  die  Einzelheiten ;  für  unseni 
augenblicklichen  Zweck  genügt  es  zu  konstatieren,  dass  durch  die 
Vergleichung  der  nördlichen  Rezension  die  Authentizität  des  Päii- 
textes  im  Wesentlichen  gesichert  wird.  Was  schon  die  Ver- 
gleichung von  Rockhill's  Dulva-Excerpt  uns  bewies,  finden  wir 
wieder  bestätigt;  es  muss  eine  Erzählung  von  Buddha's  letzten 
Wanderungen  gegeben  haben,  die  nicht  spezielles  Eigentum  de^ 
ceylonesischen  Buddhismus,  sondern  über  die  ganze  buddhistische 
Welt  verbreitet  war,  als  deren  getreuen  Repräsentanten  aber,  wenn 
vielleicht  nicht  in  jedem  Wort  und  jedem  Buchstaben,  so  doch 
nach  dem  ganzen  Tenor,  der  litterarischen  und  dogmatischen  Fär- 
bung und  im  Grossen  und  Ganzen  auch  im  Wortlaut,  wir  das  sud- 
liche Mahäparinibbäna  Sutta  ansehen  dürfen. 

Es  ist  übrigens  von  Interesse  zu  beobachten,  wie  sich  da.«? 
hier  erwähnte  17.  Kapitel  des  Divyävadäna   auch   unabhängig  von 


1)  Diese  Episode  lässt  den  Mahfikäsyapa  den  Eintritt  von  Buddha's  Tod 
aus  dem  Erdbeben  scbliessen  (141),  w&hrend  die  alte  Vorstellung  nicht  nur  der 
südlichen  kanonischen  Texte  (Mahüparinibb.  Sutta  und  CulUvagga),  sondimi 
auch  jener  tibetischen  Version  selbst  (Uockh.  144)  die  ist,  dass  Mabiikä^yapA 
auf  der  Wanderung  durch  einen  begegnenden  Äjlvaka  sieben  Tage  nach  Buddbi^s 
Tod  von  diesem  Ereignis  in  Kenntnis  gesetzt  wird. 

2)  An  zwei  Stellen,  so  viel  ich  sehe,  wird  die  Frage  aufzuwerfen  sein,  oh 
nicht  die  tibetische  Version  den  Vorrang  vor  dem  Pillitext  verdient.  Der  alw 
(oben  S.  618),  aber  im  Pälitext  auffallenderweise  nicht  berührte  Zug  von  der 
Verunreinigung  der  Leiche  Buddha's  durch  Weiberthränen  ist  vielleicht  —  dw 
Ezcerpt  erlaubt  kein  ganz  sicheres  Urteil  —  in  der  tibetischen  Version  ^oT' 
banden  (143).  Sodann  fehlt  dieser  Version  (147)  die  etwas  verdächtig  tos- 
sehende  und  vielleicht  interpolierte  Erwähnung  der  Mauryas  MahSparinibb.  S.  8.  TO. 

3)  Es  ist  bemerkenswert,  dass  auch  die  Schlussverse  des  Mahiparioib- 
bSna  S..  welche  Buddhaghosa  (nach  Rh  Davids,  SBE.  vol.  XI  p.  135)  Hir 
ein  Machwerk  ceylonesischer  Theras  erklärt,  die  Gewähr  der  tibetischen  ü«*- 
daktion  (S.   147)  für  sich  haben. 

4)  SBE.  vol.  XI,  p.  XXXVI. 

5)  Mära  und  Buddha  33  fg. 


Oldenbergt  Buddhistische  Studien.  659 

der  Vergleichung  des  Pälitextes  in  seiner  Diktion  und  dem  ganzen 
Charakter  der  in  ihm  herrschenden  Phantasie  auf  das  Schärfste  in 
zwei  Teile  zerlegt,  deren  Teilpunkt  eben  da  liegt,  wo  der  alte 
Originaltext  aufhört  (p.  209  Anfang).  Vorher  der  archaische  Wort- 
reichtum der  endlos  wiederholten  stehenden  Wendungen:  atkayu^- 
man  Änando  Bhagavantam  idam  avocat.  Hinterher  kurz:  atha- 
viränanddh  kathayati.  Aber  als  Ersatz  für  diese  Wortknappheit 
eine  um  so  verschwenderischere  Flut  von  Hunderttausenden  von 
Wesen,  welche  um  den  Erhabenen  zusammenströmen;  Hundert- 
tausende von  !P§is,  die  aus  Berghöhlen  hervorkommen;  Götter  und 
Nägas,  Yaksas  und  Gandharvas,  Kinnaras  und  Mahoragas:  in  zahl- 
losen Massen  bekehrt  man  sich,  vollzieht  das  darandgamana,  erlangt 
die  srotäpatti^  das  salcrdägämiphcdain  etc.  Es  kann  nicht  greif- 
barer als  in  diesem  Abschnitt  des  Divyäv.  uns  vor  Augen  treten, 
dass  der  einfache  Stil  der  Pälitexte  schlechterdings  nicht  etwas 
dem  singhalesischen  Buddhismus  Eigentümliches  ist ,  sondern  dass 
eben  die  Autoren ,  welche  den  bunteren ,  phantastischen  Stil  des 
nördlichen  Typus  kultivierten,  auf  eine  alte,  von  ihrer  eigenen 
Darstellungsweise  sich  auf  das  Schärfste  abhebende  Tradition  zu- 
rückblickten, welche  mit  der  Pälitradition  dem  Kern  der  Sache 
nach  identisch  ist. 

Ein  weiteres  Sutta  des  Dlgha  Nikäya,  welches  ich  hier  als 
interessante  Vergleichungen  veranlassend  hervorheben  möchte,  ist 
das  Mahägovindasutta. 

Im  Mahävastu  (vol.  III,  p.  197,  9  ff.)  finden  wir,  in  den  Zu- 
sammenhang anderweitiger  Darstellungen  verflochten ,  die  Angabe, 
dass  Buddha  „Mahägovindlyam  sütram  vütarena  vyäkaroti^^;  und 
es  folgt  nun  der  Text  dieses  Sotra.  Das  ihm  korrespondierende 
Mahägovindasutta  des  Pälikanon  liegt  in  der  Tipi^aka-Ausgabe  des 
Königs  von  Siam  (Abt.  2,  Band  2)  jetzt  vor.  Da  dieselbe  nicht 
allgemein  zugänglich  ist,  teile  ich  hier  Excerpte  aus  diesem  Sutta 
mit,  welche  ich  vor  längerer  Zeit  nach  der  singhal.  Hschr.  des 
Dlgha  Nik.  im  India  Office  gemacht  habe,  unerhebliche  Fehler  der 
Handschr.  verbessere  ich  stillschweigend.  Punkt  für  Punkt  stelle 
ich  die  Parallelen  des  Mahävastu  gegenüber. 

„Das  Govindasutta  erwähnt  den  Pancosikho  GandhabhaputtO'. 
Mahäv.  III,  197,  5. 

seyyathäpi  näma  G ahgoddlcam  Yämunodakena  samsandatl 
sameti  evam  eva  aupannattä  tena  bhagavatä  sävakänam  nibbäna- 
gäminl  patipadä,  sainsandatinibbänam  capatipadä  ca.  M.  201, 16  fg. 

bhütapvhbam  bho  räjä  Disampati  näma  ahosi.  Disampatissa 
rafino  Govindo  näma  brähmano  purohüo  ahosi.  Disampatissa 
rafino  Menü  näma  hwmöro  putto  ahosi.  Govindassa  brähma- 
nassa  Jotipälo  näma  mänavo  putto  ahosi.  iti  Renn  ca  räja- 
putto  Jotipälo  ca  mänavo  anne  ca  cha  khaUiyä  icc  ete  atfha  sa- 
häyä  ahesum.     M.  204,  8  fg. 

43  • 


Oldcnbei'g,  Buddhistische  Studien.  661 

von  L6vi  in  den  Worten  charakterisiert;  „L'etroite  parente  du 
texte  septentrional  avec  la  r^daction  palie  garantit  la  reelle  anci- 
ennete  du  Sütra  original".  Es  war  die  Beschäftigung  mit  den 
von  Asoka  in  der  Bairät- Inschrift  gegebenen  Andeutungen  gewesen, 
welche  L^vi  veranlasst  hatte,  an  dieser  Stelle  in  die  chinesische 
Agama- Übersetzung  hineinzugreifen.  Man  ermesse,  welch'  eklatante 
Bestätigung  der  Güte  der  Pälitradition  gleich  dieser  Griff  gebracht 
hat.  An  solchen  Erfolg  werden  sich  weitere  Erfolge  anreihen.  — 
Auf  ein  anderes  Sutta  des  Majjh.  Nik.  werden  wir  geführt,  wenn 
wir  Mahävastu  III,  67,  7  lesen:  Dlrghanakhasya  panvrajdlcasya 
sütram  kartavyam.  Leider  wird  das  Sütra  selbst  nicht  mitgeteilt, 
aber  wir  haben  Grund  genug,  dasselbe  für  mehr  oder  minder  genau 
identisch  mit  dem  Dighanakha  Suttanta  Majjh.  Nik.  Nr.  74 
zu  halten.  Der  hier  auftretende  Dighanakha  ist,  der  Angabe  des 
Mahävastu  entsprechend,  ein  paribbäjaka,  und  weiter  stimmt,  dass 
der  nördliche  Text  auf  dies  Sütra  bei  Gelegenheit  der  Erzählung 
von  Säriputra's  Erlangung  der  Arhatschaft  hinweist,  eben  dies  Er- 
eignis aber  in  dem  Päli-Sutta  erzählt  wird^). 

Für  Texte  des  Sarpyutta-  und  AÄguttara  Nikäya  haben 
die  von  v.  Oldenburg  untersuchten  alten,  aus  Kashgar  stammen- 
den Handschriftfragmente  „de  curieuses  rencontres"  ergeben  ^). 
Wir  heben  hier  noch  hervor,  dass  das  Daharasutta  des  Samy. 
Nikäya  im  wesentlichen  identisch  im  Kandjur  wiedergefunden  ist  ^) ; 
ebenso  das  Upaddha  gleichfalls  des  Samy.  Nikäya*).  Ich  mache 
noch  auf  dort  vol.  I  p.  133  stehende  Verse  aufmerksam,  welche 
dem  Mahävastu  (I,  33,  11 — 14)  bekannt  sind,  auf  Verse  Samy. 
Nik.  vol.  I  p.  174,  vgl.  Mahävastu  HI,  108,  17—109,  4,  auf  die 
Geschichte  Samy.  Nik.  vol.  I  p.  199  (IX,  4),  welche  sich  im  Mahä- 
vastu III,  420,  14 — 421,  7  wiederfindet  etc.  etc. 

Werfen  wir  von  den  grossen  Sütrasammlungen  noch  einen 
Blick  auf  die  kleinen  Texte,  welche  der  Pälikanon  im  Khuddaka- 
nikäya   vereinigt^),   so   haben   für   einen   gewissen   Abschnitt   des 

1)  Vergl.  Dhp.  At(h.  p.  125  Fausb.,  auf  welche  Stelle,  wie  auf  das 
Dighan.  S.  überhaupt,  schon  Senart  hingewiesen  hat. 

2)  So  Barth  in  dem  letzten  Bulletin  (1894)  über  die  buddh.  Studien 
S.  14  A.  2  des  Sep.  Abdrucks,  v.  Oldenburgs  Abhandlung  selbst  ist  mir 
jetzt  nicht  zugänglich.     Vgl.  noch  Bühl  er  WZKM.  VII.  271. 

3)  Ann.  du  Mus^e  Guimet  V,  133  fg.  Wir  werden  bei  dieser  l^berein* 
Stimmung  der  tibetischen  und  der  Päliversion  kaum  bezweifeln,  dass  einen  wesent- 
lich identischen  Text  auch  das  Avadänasataka  (Ann.  Mus.  Guimet  XVIII,  41) 
im  Auge  hat,  wenn  es  den  König  Prasenajit  „par  l'argument  du  Dahara  Sütra" 
bekehrt  werden  lässt.  £s  ist  charakteristisch,  wie  hier  (und  ähnlich  an  andern 
Stellen)  in  die  moderne  Erzählung  das  alte  Sütra  als  etwas  von  seiner  Um- 
gebung sich  als  altfeststehend  Abhebendes  hineinspielt. 

4)  Daselbst  139  fg. 

5)  Unter  denselben  will  ich  dasJStaka  von  der  gegenwärtigen  Betrach- 
tung ausschliessen:  das  weite  und  eigenartige  Gebiet  dieser  Litteratur  wird 
eine  eigne  Behandlung  verlangen,  für  welche  wir  neben  Andern  insonderheit 
V.  Oldenburg  wertvollste  Vorarbeiten  verdanken. 


662  Oldenberg,  Bvddhistiache  Studien. 

Suttanipäta  schon  unsre  obigen  Erörterungen  (S.  656)  gelehrt, 
dass  die  im  Norden  erhaltenen  Spuren  nicht  nur  in  Hezug  auf  den 
Titel,  sondern  in  recht  weitgehender  Weise  auch  in  Bezug  auf  den 
Inhalt  die  Authentizität  der  südlichen  Überlieferung  bestätigen.  Von 
andern  Bestandteilen  des  Suttanipäta  —  dem  Padhänasutta,  dem 
Pabbajjäsutta  —  hat  Windisch  ')  gehandelt.  Ich  erinnere  hier 
noch  an  mehrere  durchweg  schon  von  Senart  bemerkte  Stellen 
des  Mahävastu,  an  welchen  wir  Suttanipätatexte  wiedex-finden :  so 
I,  357  fF.  grosse  Stücke  des  Khaggavisänasutta ;  ebenso  III,  386, 
18flf.  ein  Teil  des  Nälakasutta,  HI,  394,  13  ff.  ein  Teil  des  Sabhiya- 
sutta  -).  Die  dem  Mägandiyasutta  zu  Grunde  liegende  Situation  und 
der  Vers  Suttanip.  835  lässt  sich  in  das  Divyävadäna  p.  519  verfolgen. 
Hier  mögen  weiter  einige  Worte  über  das  Dhammapada 
angereiht  werden  ^).  Materialien,  die  dasselbe  betreffen,  liegen  aus 
Nepal  wie  aus  China  und  Tibet  vor.  Von  nepalesischen  Zeug- 
nissen bekannt  sind  mir  vor  allem  die  Citate  des  Mahävasto. 
Insonderheit  kommt  hier  das  grosse  Citat  vol.  III  p.  434 — 436 
in  Betracht,-  wo  Buddha  einen  ganzen  Abschnitt  dieses  Textes  — 
dharmapadesu  sahasravargam  —  vorträgt*).  Der  saJiassavagga 
umfasst  im  Pälitext  16  Verse  (100—115),  während  das  Mahä- 
vastu deren  24  giebt.  Beiden  Exemplaren  sind  11  ganz  oder 
im  wesentlichen  übereinstimmende  Verse  gemeinsam;  es  verdient 
bemerkt  zu  werden,  dass  die  Reihenfolge  derselben  in  der  Päh- 
Version  bis  auf  eine  einzige  Ausnahme  durch  das  Mahävastu  be- 
stätigt wird.  Einige  Bemerkungen  über  die  Differenzen  im  einzelnen 
seien  in  die  Anmerkung  verwiesen  ^) ;   hier  hebe  ich  nur  das  wich- 


1)  MSrft  und  Buddha  S.  Iff.,  245  ff..  3 17  ff.,  vgl.  meine  Darlegungen  in 
den  Vhdl.  des  5.  Orient.  Kongr.,  II.  Teil,  2.  Hälfte  (Indog.  Sektion),  S.  Wt. 
118.  —  Ich  bemerke  hier  beiläufig,  dass  von  dem  Eingang  des  Pabbiyüäsatt«, 
welcher  im  Mahävastu  II  p.  198  fehlt,  der  erste  Halbvers  nach  Mahävastu  II 
p.   166,  3  verschlagen  ist. 

2)  Siehe  auch  Senart's  Bemerkungen  zu  Mahävastu  III,  417 — 418. 

3)  Den  hier  über  das  Dhammapada  zu  machenden  Bemerkungen  m5ge  es  ge- 
stattet sein,  beiläufig  die  nicht  ganz  unwichtige  Notiz  beizufügen,  dass  allem  Au- 
schein  nach  das  Dhammapada  (V.  9.  10)  in  den  Theragäthä  (V.  969  fg.)  citiert  wird. 

4)  Sonstige  Citate  des  Dhp.  (mit  Nennung  dieses  Titels)  im  Mahävastu: 
vol.  II,  p.  212,  18  =  111  p.  156,  15;  der  Vers  ist  im  Päli-Dhp.  nicht  vor- 
banden;  ich  glaube  ihn  anderweitig  gelesen  zu  haben,  kann  aber  die  Stelle 
nicht  wiederfinden.  Im  tibetischen  Dharmapada  (Udänavarga)  steht  er  XXVI,  10. 
Dann  III  p.  91,  18  zwei  Verse  =  Dhp.  179.  180.  —  Eine  Anzahl  Dhp.- Verse 
werden  im  Mahäv.  angeführt,  ohne  ausdrücklich  als  solche  bezeichnet  zu  sein. 
Indem  ich  auf  Vollständigkeit  keinen  Anspruch  mache,  notiere  ich  folgende 
Fälle:  Vers  126:  H  p.  424;  V.  141—142:  III  p.  412;  V.  146  (in  zwei  Verse 
zerlegt):  III  p.  376.  Mehr  s.  in  Senart's  Bemerkungen  zu  III  p.  420 — 423. 
welchen  zuzufügen  ist:  V.  271.  272.  266.  267:  III  p.  422;  V.  362:  III  p.  423. 
Auch  an  mehreren  Stellen  des  Divyävadäna  begegnen  Dhp.- Verse. 

5)  Die  grossen  Hinzufiigungen  des  Mahävastu  macheu  mir  keinen  beson- 
ders vertrauenswürdigen  Eindruck.  E^  handelt  sich  um  die  11  Verse  (p.  484, 
19—435;  20),  welche  alle  mit  kdläm  arghati  aodaätm  schliessen.  Der  erste 
ist   offenbar   eine  Umformung  von  Dhp.  106  (mit  jayeta  für  yqjetha\)\  daran 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien.  663 

tige  Hanptresultat  hervor:  auch  in  den  nordbuddhistischen  Kreisen, 
aus  welchen  das  Mahavastu  hervorgegangen  ist,  war  ein  Dharmapada 
bekannt,  welches  wie  sein  Päligegenbild  in  Vargas,  daininter  einen 

scblieuen  sich  eintönige,  an  neuem  Inhalt  arme  Variationen.  Auch  die  beiden 
anderen  Verse,  die  im  MahSvastu  dazukommen  (436,  8 — 9.  14 — 15),  sind 
Variationen  von  Benachbartem.  Wenn  andererseits  das  MahSvastu  mehrere  Verse 
des  Dhp.  fortlSsst,  so  verdient  bemerkt  su  werden,  dass  die  von  Beal  über- 
setzte chinesische  Anthologie  (Texts  from  the  Buddhist  Canon,  commonly  known 
as  Dhammapada  S.  86  fg.  89  fg.)  an  den  beiden  Stellen,  nn  welchen  sie  über- 
haupt ein  Urteil  erlaubt,  das  Vorhandensein  des  betreffenden  Päliverses 
(102.  109)  —  wenigstens  in  einer  dem  PSlitext  ähnlichen  Form  —  bestätigt. 
Auch  die  Weise,  wie  Dhp.  106.  107  korrespondierend  neben  einander  stehen, 
wird  durch  die  chines.  Anthologie  (S.  87)  gegenüber  dem  MahSvastu  geschützt. 
Man  bemerke  noch,  dass  die  von  Beal  a.  a.  O.  11  fg.  besprochene  chines. 
Übersetzung  des  ganzen  Dhp.  (Fil-kheu-king)  die  Sechzehnzahl  der  Verse  dieses 
Varga,  wie  der  PSlitezt  sie  aufweist,  bestätigt  (a    a.  O.  12). 

Von  einzelnen  Lesarten  des  MahSvastucitats  möchte  ich  nur  die  von 
Senart  (vol.  III  p.  525)  erörterte  Variante  zu  Dhp.  100.  101  kurz  berühren. 
Der  P&litext  hat  sahassam  api  ce  väcä  (resp.  gäthä)  €UuUthapadasamhitä, 
das  MahSvastu  dem  gegenüber  sahasram  api  väcänärn  (resp.  gäthänäm)  anar^ 
thapaelasainhitä.  Zu  dem  in  die  Augen  fallenden  Fehler  der  Konstruktion 
im  MahSv.  bemerkt  Senart:  „ce  participe  au  nominatif  avec  un  substantif  au 
genitif  n'est  pas  sans  exemple  dans  la  langue  de  notre  livre."  Leider  giebt  er 
keine  Citate.  Ich  möchte  aber  empfehlen  zu  erwägen,  ob  es  nicht  bedenklich 
ist,  so  von  der  ,,Sprache  des  MahSvastu"  im  allgemeinen  zu  reden.  Den  ver- 
schiedenen Bestandteilen  dieses  grossen  Mischmasch  kommt  eine  sehr  verschie- 
dene Diktion  zu  und  schwerlich  dürften  Eigentümlichkeiten,  die  innerhalb  der 
Hauptmasse  des  Werks  ihren  Sitz  haben,  gerade  hier,  wo  ein  sehr  alter,  offen- 
bar aus  dem  MSgadhIdialekt  übersetzter  Text  citiert  wird,  ohne  weiteres  als 
Analogie  heranzuziehen  sein.  Wenn  dann  Senart  weiter  sagt,  dass  der  PSli- 
bearbeiter,  um  den  vermeintlichen  Konstruktionsfehler  gut  zu  machen,  „est 
tombö  dans  une  construction  au  moins  aussi  inadmissible",  so  bekenne  ich  von 
dieser  Unzalässigkeit  nichts  entdecken  zu  können.  ,,Wenn  auch  tausend  Reden 
sind,  die  sinnlose  Worte  enthalten,  so  ist  ein  sinnvolles  Wort  besser,  welches 
hörend  man  Frieden  findet"  —  was  ist  daran  zu  bemängeln?  Das  ce.  welches 
im  MahSvastu  beseitigt  wird,  ist  in  der  Sprache  des  Dhp.  gerade  für  einen 
Zusammenhang  dieser  Art  („wenn  etwas  auch  gut  scheint,  ist  es  in  Wahrheit 
doch  wertlos,"  resp.  umgekehrt)  bemerkenswert  häufig  (vgl.  Vers  19.  20.  64. 
65.  142.  366). 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich,  Über  die  das  Dhp.  betreffenden  Fragen 
hinausgreifend,  die  Überzeugung  aussprechen,  dass  auch  Windisch  in  seinen 
Vergleichungen  nördlicher  und  südlicher  Lesarten  sich  hier  und  da  zu  Ungunsten 
der  südlichen  geirrt  hat.  Wenn  er  (MSra  u.  Buddha  17  (g,)  das  esa  munjam 
parihare  von  Suttanip.  440  für  corrupt  erklärte  und  das  varam  mrtyuh 
pränaharah  der  Parallelstelle  des  Lal.  Vbtara  vorzog,  so  hat  er  später  (eben- 
das.  325)  selbst  bemerkt,  dass  das  MahSvastu  „fast  dieselbe  Corruptel"  hat  wie 
der  SuttanipSta.  Ist  es  aber  wirklich  eine  Corruptel?  Warum  soll  munjam 
pariharati  nicht  bedeuten,  was  der  Kommentar  zu  dieser  Stelle  (in  FausböU's 
Sutta  Kip.  Glossary  p.  282)  es  bedeuten  lässt,  das  Zeichen  der  samgämäva- 
carä  anivattino  purisä  attano  amvaUanakabhävanäpanattham  f  Die  Lesart 
des  Lal.  Vist.  möchte  ich  für  den  billigen  Verbesserungsversuch  eines  Redak- 
tors halten,  der  den  alten  Text  nicht  verstand.  —  Suttanip.  430  schlägt 
Windisch  (S.  5.  17)  statt  yenaUhena  nach  dem  svenärthena  des  Lal.  Vist. 
senatthena  vor.  MahSvastu  II,  405,  19  scheint  mir  dieser  Konjektur  kaum 
günstig  zu  sein.  Ich  würde  yenatthena  für  richtig  halten  und,  allerdini^s  wie 
das  unvermeidlich  ist  in  etwas  gezwungenem  Deutseh,  übersetzen:  „Du  Leicht» 


ßß4  Oldenberg,  Buddhistische  SttuUen. 

SahcLsravarga-Sahassavagga  zerfiel.  Wir  dürfen  auf  einen  ge- 
meinsamen Archetypus,  welcher  bereits  eine  feste  Varga-Einteilung 
besass,  schliessen  ^).  Eine  grosse  Anzahl  von  Versen ,  sowie  im 
ganzen  deren  Ordnung  war  im  nördlichen  und  im  südlichen  Exemplar 
identisch;  doch  war  der  Bestand  nicht  —  oder  wenigstens  auf 
einer  der  beiden  Seiten  nicht  —  von  einer  Festigkeit,  durch 
welche  Hinzufügungen  und  Weglassungen  ausgeschlossen  gewesen 
wären.  Trotz  dieser  Wandelbarkeit  im  einzelnen  blieb  doch  im 
Ganzen  Ton  und  Charakter  des  Werks  durchaus  derselbe.  Der 
wesentliche  unterschied  ist  nur,  dass  in  Ceylon  der  betreffende 
Text  vollständig  überliefert,  kommentiert,  vielgelesen  vorliegt, 
während  in  Nepal  die  Tradition  uns  nur  gelegentlich  wie  durch 
einen  Riss  in.  einem  Vorhang  einen  Blick  auf  ein  Bruchstück  ge- 
stattet imd  wir  uns  im  übrigen  mit  den  Schlüssen,  zu  welchen  ein 
solcher  Blick  uns  die  Möglichkeit  giebt,  begnügen  müssen. 

fertiger,  Böser,  zu  welchem  Zweck  du  hergekommen  hist,  den  Zweck  hat  «ach 
das  geringste  gute  Werk  nicht  für  mich",  d.  h.  du  redest  mir  zu,  durch  ver- 
dienstliche Thaten  mir  Lohn  zu  erwerben;  dieser  Lohu  hat  keinen  Werl  (ur 
mich.  —  In  dem  UdSna  Mahfiparinibb.  S.  p.  26  zieht  W.  (37)  der  P&lile^art 
abhindi  kavacam  ivaUasambhavam  (ebenso  Udäna  p.  64)  die  des  Divyäv. 
ctbhinat  hoäam  ivändasaimbhavah  vor.  Wie  wäre  aus  dieser  glatten  Lesart 
jene  mit  dem  nicht  leicht  wiederzufindenden  attasamhhava  (vgl.  ajjhattasattt' 
bhavo  Therag.  1126,  attasamutthäna  das.  767)  entstanden?  Der  theologistbc 
Kunstausdruck  passt  ganz  in  die  Diktion  des  Verses;  die  Metrik  steht  nicht 
im  Wege.  Ich  halte  den  nördlichen  Text  fiir  bequeme  Verflachung.  —  Das 
tasmät  iha  Mahäpar.  S.  p.  36  wird  von  W.  (S.  37.  57)  als  Indicium  da/ur 
verwertet,  dass,  wie  im  Divy.  der  Fall  ist,  ein  Satz  vorangehen  musste.  rkvi 
welchen  sich  das  tasmä  bezog.  Doch  steht  tasmät  iha  nicht  selten  in  ähn- 
licher Weise;  vgl.  z.  B.  Angutt.  Nik.  V,  33,  3;  Majjh.  Nik.  vol.  I  p.  83.  — 
Endlich  möchte  ich  noch  hervorheben,  dass  bei  der  Gegenüberstellung  eines 
nördlichen  und  eines  südlichen  Exemplars  und  der  Ermittlung,  wie  oft  das  eine 
mit  Hilfe  des  andern  hat  verbessert  werden  können  (Wind,  lltj^.)^  es  mir 
wünschenswert  scheinen  würde,  strenger  als  W.  thut,  zwischen  den  Fillen  zu 
scheiden,  wo  wirklich  die  südliche  Rezension  selbst,  und  denen,  wo  nur  unsre 
Hss.  dieser  Rezension  resp.  etwa  nur  ein  Teil  unsrer  Hss.  von  der  VerbesseroDi; 
getroffen  werden.  Die  Unterscheidung  zwischen  dem  südlichen  Text  und  dem 
Text  der  südl.  Hss.  bt  allerdings  oft  eine  recht  schwierig: e  Aufgabe.  Ich  gl«ube. 
dass  ich  mich  bei  Lösung  derselben  im  Ganzen  etwas  konservativer  verhalten 
würde  als  W.  thut.  In  der  ersten  Zeile  des  Padhinasutta  z.  B.  tarn  mam 
padJiäjiapahitattam  würde  ich  doch  Bedenken  haben,  mit  W.  (20)  das  tnam 
für  interpoliert  zu  erklären;  vgl.  Vers  21  desselben  Sutta  te  appamaUa  paiu- 
taUä  und  Therlg.  212  «o  ^ham  padhänapahitatto.  Jedesmal  steht  die  Form  von 
pahitatta  (mit  der  in  PSliversen  so  häufigen  Verschleifung  zweier  Sylben)  ab 
Äquivalent  von  drei  Längen. 

Natürlich  werden  textgeschichtliche  Untersuchungen  der  hier  berührten 
Art  zu  rechten  Ergebnissen  erst  führen  können,  wenn  sie  in  allergrösstem  Zu- 
sammenhang angestellt  werden.  Dass  ich  doch  schon  jetzt  mit  ein  par  Bemer- 
kungen, welche  eben  auf  meinem  Wege  lagen,  nicht  zurückgehalten  habe^  vi^*' 
man  hoffentlich  nicht  tadeln.  Übrigens  bitte  ich  das  hier  Gesagte  nicht  io  so 
verstehen,  als  wollte  ich  in  jedem  Fall  für  den  Vorzug  der  südlichen  Lesarten 
eintreten.  Was  z.  B.  von  Senart  zu  Mahävastu  lU  p.  191  bemerktet»  scheint 
auch  mir  seine  Richtigkeit  zu  haben. 

1)  Ganz  so  wie  in  dem  oben  besprochenen  Fall  des  Atthakavagga. 


Oldenberg,  BudcUiütiache  IStudien.  6ß5 

Im  Anschluss  an  die  aus  Nepal  stammenden  Sparen  eines 
nördlichen  Dhp.  darf  ich  noch  auf  das  von  S.  v.  Oldenburg^) 
publizierte  wichtige  KharosthT-Fragment  aus  Kashgar  hinweisen, 
welches  80  Verse  allem  Anschein  nach  aus  dem  Brähmaiaavarga 
eines  nordbuddhistischen  Dharmapada  enthält.  Die  Übereinstimmung 
mit  dem  Pälitext  —  abgesehen  von  der  Eeihcnfolge  der  Verse  — 
geht  sehr  weit  und  darf  auch  hier  wieder  als  eine  wesentliche 
Identität  bezeichnet  werden. 

Auch  die  chinesische  Übersetzung  Fa-kheu-king,  über  welche 
Beal  einige  Angaben  macht-),  trifft  mit  diesen  Ergebnissen  zusammen. 
Sie  enthält  dieselben  26  Vargas  wie  der  Pälitext  in  derselben 
Reihenfolge,  dazu  allerdings  13  weitere  Vargas,  alle  (mit  einer  ein- 
zigen Ausnahme)  vor  oder  hinter  jene  26  gestellt.  Die  einzelnen 
Vargas  enthalten  vielfach  mehr  —  in  ein  par  Fällen  auch  weniger 
—  Verse  als  die  entsprechenden  des  Pälitexts.  In  dem  von  B.  als 
Beispiel  mitgeteilten  Bhikkhuvagga  hat  für  23  Verse  der  Päliversion 
die  chinesische  deren  32 :  die  hinzukommenden  9  Verse  aber  stehen 
als  kompakte  Masse  hinter  den  im  Päli  vorhandenen.  Was  diese 
letzteren  anlangt,  so  erklärt  Beal  —  mir  steht  ein  Urteil  hier  nicht 
zu  —  den  chinesischen  Text  dem  Pälitext  für  genau  entsprechend  % 
Weitere  Untersuchung  von  sinologischer  Seite  wäre  wünschenswert; 
schon  jetzt  aber  werden  wir  es  bei  der  Stellung  der  einfach  voran- 
imd  nachgesetzten  Vargas  und  Verse,  die  in  der  chines.  Version 
hinzukommen,  für  sehr  wahrscheinlich  halten  dürfen,  dass  rein 
äusserliche  Hinzufügungen  vorliegen,  so  dass  eine  sich  von  dieser 
Seite  ergebende  gewichtige  Bestätigung  der  Päli- Überlieferung  ver- 
mutet werden  kann. 

Das  tibetische  Dharmapada  (Udänavarga,  übers,  von  Rockhill), 
eine  Kompilation  des  Dharmaträta ,  beruht  zum  grossen  Teil  eben 
auf  den  Materialien,  welche  uns  im  Päli  Dhp.  vorliegen;  der  Text 
„contains  300  verses,  which  are  nearly  identical  with  verses  of 
the  Dhp.;  150  more  resemble  verses  of  that  work"  (Rockhill  p.  VIII). 
So  finden  wir  auch  hier  die  über  den  ceylonesischen  Buddhismus 
hinausreichende  Existenz  des  Dhp.  oder  allermindestens  seiner  wesent- 
lichsten Elemente  von  neuem  bestätigt. 

Was  die  andern  Texte  des  Khuddaka  Nikäya  anlangt,  so  treffen 
wir,  wie  schon  Senart  bemerkt,  nicht  unerhebliche  Teile  des 
Khuddakapätha  im  Mahävastu  I,  290 ff.  an;  weiter  mache  ich 


1)  ,,Vorläufige  Notiz  über  eine  buddh.  Hs.  in  Khar.-Schrift"  (russisch).  1897. 
Leider  konnte  hier  SenRrt's  Aufsatz  im  Journ.  asiatique  Sept.  Oct.  1898 
nicht  mehr  benatzt  werden. 

2)  Texts  f  om  the  Baddh.  Canon  commonly  known  as  Dhammapada, 
S.  1 1  ff.  Der  von  B.  in  diesem  Bande  selbst  übersetzte  Text  ist  leider  nur 
eine  Auswahl. 

3)  Beal  (S.  10)  geht  so  weit,  ihn  für  übersetzt  aus  dem  Päli  zu  halten. 
Nach  dem,  was  Takakosu  in  der  S.  643  Anm.  3  angeführten  Untersuchung 
auseinandersetzt,  ist  das  wohl  unwahrscheinlich. 


666  Oldenberg,  Buddhütische  Studien, 

auf  das  Vorliegen  von  Nr.  81  des  Vimänavatthu  ebendas.  II, 
191  ff.,  von  Kap.  4  des  Buddhavainsa^)  ebendas.  I,  250  ff.  auf* 
merksam.  Ich  gebe,  was  mir  aufgefallen  ist;  weiter  fortgesetztes 
Nachsuchen  würde  ohne  Zweifel  einen  ganz  andern  Reichtnm  dei- 
artiger  Ergebnisse  liefern. 

Kaum  weniger  bezeichnend  als  dieses  Auftreten  vollständiger 
den  südlichen  entsprechender  Texte  und  Textstücke  innerhalb  dfr 
nördlichen  Bücher  ist  ein  Fall  wie  er  Divyävadäna  p.  375  vorliegt  '}, 
Hier  tritt  inmitten  einer  ganz  im  späteren  Stil  gehaltenen  Erzab 
lung  —  dieselbe  erwähnt  die  Könige  Vindusära  und  A^oka  —  ein 
Bhiksu  auf,  welcher  sütram  pathati:  und  nun  folgt  als  dies  Sötni, 
also  als  etwas,  das  sich  nach  der  Intention  des  Erzählers  von  dt*r 
umgebenden  Erzählung  als  etwas  Andersgeartetes,  von  altersher 
Feststehendes  abheben  soll,  ein  Text,  welcher  in  der  That  in  gänz- 
lich anderem  Stil  verfasst  ist  als  das  übrige  und  zwar  genaa  in  d^m 
aus  dem  südlichen  Kanon  bekannten  Sutrastil,  wenn  auch  eben 
dieser  Text  selbst,  bis  jetzt  wenigstens,  in  jenem  Kanon  sich  nicht 
nachweisen  lässt  ^). 

Endlich  schliesse  ich  hier  die  Bemerkung  an,  dass  die  stehen- 
den, dem  Leser  des  Pälikanon  allbekannten  Wendungen  und  Koiu* 
plexe  von  Wendungen,  die  dort  kaum  in  einer  Erzählung  fehlen, 
in  Werken  wie  dem  Divyävadäna  und  Mahävastu  überaus  hfiuii? 
auch  in  Erzählungen,  die  sich  im  übrigen  von  dem  südlichen  Typns 
weit  entfernen,  wiederholt  werden.  Ich  führe  hier  nur  wenige 
Beispiele  mit  wenigen  Belegstellen  an;  der  Leser  jener  nördlichen 
Texte  findet  auf  Schritt  und  Tritt  Gelegenheit,  das  hier  gegebene 
zu  vervollständigen.  Almosengang,  Rückkehr  von  demselben,  Pnss- 
waschung  etc.:  Mahävastu  I,  56,  Iff.,  Divyäv.  516.  —  Einladung  zur 
Mahlzeit ;  sie  wird  angenommen ;  die  Mahlzeit  findet  statt :  Divyäv.  53. 
80 fg.  85.  96 fg.  284  etc.  —  Ruf,  der  Buddha  vorangeht,  von  der  Herr- 
lichkeit seiner  Person  und  Lehre:  Divy.  470.  —  Mit  seiner  Lehre 
unterweist,  erfreut  etc.  Buddha  (Häufung  von  Synonymen) :  Divy.  506  : 
vgl.  542.  —  Sichniedersetzen  pratimukhäm  smrtim  upaathöpya 
etc. :  Divy.  549.  —  Verschwinden  und  an  einem  andern  Ort  wieder 
auftauchen  so  schnell  wie  ein  Mann  den  Arm  krümmt  oder  aus- 
streckt: Divy.  473;  Dulva,  Annales  du  Mus.  Guimet  V,  14.  Oft 
ist  es  sehr  fühlbar,  wie  derartige  Wendungen  inmitten  ihrer  Um- 
gebung abstechen,  wie  sie  den  litterarischen  Charakter  eines  andern 
Zeitalters  verraten.  Für  den  sorgfältigen,  philologisch  geschalten 
Leser  würde  schon  hierin  sich  mit  hinreichender  Deutlichkeit  die 
Thatsache  kundgeben,  dass  die  Autoren  des  Divyävadäna  und  ähn- 
licher Texte  in  der  Kenntnis  einer  älteren,  für  sie  mit  massgeben- 


1)  Doch  finden  sich  im  Mahavasta  hier  teilweise  auch  Materialien,  die 
im  Pälitext  den  umgehenden  Kapiteln  angehören,  so  5,  15  ff.,  dann  2,  66  ff.  des 
P&lltexts. 

2)  Von  mir  schon  ,,Buddha'''  S.  89  Anm.  erwähnt. 

3)  Elnigermassen  nahe  steht  ührigens  Aüguttara  KikSja  III,  35. 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien,  667 

der  Bedeutung  ausgestatteten  Litteratur  erzogen  worden  sind,  die 
einen  wesentlich  anderen  Typus  aufwies  als  ihre  eignen  Produk- 
tionen, und  zwar  den  Typus  des  südlichen  Kanon.  Dort  sind 
Wendungen  dieser  Art  heimisch;  hier  überraschen  sie  den  Betrachter 
man  möchte  sagen  wie  erratische  Blöcke  inmitten  einer  völlig 
anders  gearteten  Umgebung. 

V. 

Ehe  wir  die  Ergebnisse  der  hier  versuchten  Skizzierung  des 
Verhältnisses  der  nördlichen  und  südlichen  Litteratur  formulieren  *), 
schreiten  wir,  um  die  Verteidigung  des  von  uns  eingenommenen 
Standpunkts  noch  zu  verstärken,  zu  einer  weiteren  Fragestellung  fort. 

Wir  setzen  den  Fall,  dass  die  südbuddhistische  Litteratur  uns 
nicht  erhalten  wäre.  Und  wir  legen  uns  nun  allein  auf  Grund 
nördlicher  Werke  wie  Laiita  Vistara,  Mahävastu  u.  dgl.  die 
Frage  vor,  was  in  dem  Kreise  der  buddhistischen  Vorstellungsmassen 
als  das  Alte,  Feste,  Wesentliche  anzusehen  ist-). 

Natürlich  kann  diese  Frage  hier  nur  in  Bezug  auf  einige 
Punkte  des  weiten  Gebiets  erörtert  werden.  Für  ein  derartiges 
Spezimen  aber  sollen  allein  solche  Punkte  ausgewählt  werden, 
welche  —  ebenfalls  allein  auf  Grund  nord  buddhistisch  er  Daten  — 
sich  als  im  Centrura  dieser  ganzen  Ideenwelt  liegend  ergeben. 

Ein  solcher  Punkt  ist  die  Sambodhi.  Dass  derselben  auch 
für  den  nördlichen  Buddhismus  centrale  Bedeutung  in  dem  eben 
bezeichneten  Sinn  zukommt,  bedarf  keines  Nachweises. 

Was  hebt  sich  nun  in  den  nördlichen  Versionen  von  der  Er- 
zählung über  die  Sambodhi  als  das  Wesentliche  heraus? 

Ich  habe  hier  nicht  vor,  mich  mit  dem  Kampf  gegen  Mära 
zu  beschäftigen.  Was  diesen  anlangt,  begnüge  ich  mich  mit  der 
Erwähnung,  dass  er  ^)  in  mehreren  der  nördlichen  Exemplare  fehlt : 
so  im  Mahävastu  vol.  II  p.  131 — 133*),  und  in  eben  demselben 
Werk  vol.  I  p.  228  fg.  in  der  Erzählung  von  der  Sambodhi  des 
Buddha  Dlpamkara,  welche  natürlich  nichts  ist  als  ein  Reflex  der 
auf  Gautama  Buddha  bezüglichen  Vorstellungen*).  Doch  will  ich 
im  übrigen  die  Fragen  betreffend  diesen  Kampf,  der  ja  im  günstig- 
sten  Fall    nichts    ist    als    die   Einleitung    zu    den    eigentlich    ent- 


1)  Diesen  Versuch,  der  sich  auf  das  Vinaya-  und  das  Sutta-Pitalca  bezog, 
auch  auf  den  Abhidhamma  auszudehnen,  fühle  ich  mich  für  jetzt  nicht  im  stände. 

2)  Nur  in  Anmerkungen  werden  wir,  wo  dies  instruktiv  zu  sein  scheint, 
Seitenblicke  auf  die  südliche  Litteratur  thun.  Aber  man  beachte,  dass  die 
im  Text  geführte  Untersuchung  von  diesen  Zuthaten    durchaus    unabhängig  ist. 

3)  Ebenso  wie  im  Pftlikanon  (Buddha  >  100). 

4)  Schon  Senart  hat  bemerkt,  dass  diese  Form  der  Erzählung  dem 
MahSsaccakasutta  des  Pälikanon  entspricht. 

5)  Mära  wird  hier  nur  insofern  erwähnt,  als  gesagt  wird,  dass,  während 
durch  die  Götterwelten  Jubel  ging,  die  MSrabhavanSnl  glanzlos  und  verwüstet 
dastanden  und  Mära  betrübt  war  (p.  230,  7.  10). 


668  Oldenberg,  Buddfiütkche  Studien. 

scheidenden    Ereignissen,   von    der   gegenwärtigen   Erörterung  aus- 
schliessen. 

Gautama  sitzt  also,  sei  es,  nachdem  er  Mära  überwunden 
oder  nachdem  er  mit  Mära  überhaupt  nicht  gekämpft  hat,  untir 
dem  Baum  der  Erkenntnis,  über  das,  was  nun  geschieht,  betracbie 
man  den  Bericht  etwa  des  Laiita  Vistara  Kap.  22.  23.  Zunächst 
möge  dieser  Bericht  ohne  alle  Vergleichung  paralleler  Texte  für 
sich  allein  ins  Auge  gefasst  werden. 

Man  sieht  auf  den  ersten  Blick,  dass  der  Inhalt  desselb<»n  m 
doppelter  ist.  Auf  der  einen  Seite  handelt  es  sich  um  gewi?>e 
Ereignisse  von  entscheidender  Bedeutung,  auf  der  andern  um  die 
Lobpreisungen,  Beifallsbezeugungen,  Wunderzeichen,  welche  jene 
Ereignisse  verherrlichen. 

Der  Text  erzählt  zuerst  von  gewissen  Vorgängen  im  Gei^t 
des  Bodhisattva,  auf  die  wir  zurückkommen  werden.  Nachdem  sie 
berichtet  sind,  heisst  es  (p.  447  ed.  Calc.  ^)):  „So  hatte  der  Bodhi- 
sattva erkannt  und  geschaut,  was  ein  grosser  Mann,  ein  Stier  von 
einem  Mann,  ein  Elefant  von  einem  Mann,  ein  Löwe  von  einem 
Mann,  ein  Lotus  von  einem  Mann  erkennen  muss.  Er  hatte  die 
höchste  Sambodhi  erworben." 

Nun  sprachen  die  Götter  zu  einander:  , Streut  Blumen;  Jener 
hat  die  Sambodhi  erworben."  Auf  ein  von  Buddha  gegeb€ne^ 
nimäfa  —  wie  auch  die  früheren  Buddhas  nimtttam  akärsuh  — 
überstreuen  ihn  die  Götter  mit  Blumen.  Li  zahlreichen  Ausdrücken 
wird  die  Bedeutung  des  so  von  den  Göttern  gefeierten  Ereignisses 
verherrlicht:  die  Finsternis  ist  vergangen,  die  Sünde  überwunden, 
die  Stadt  der  Allwissenheit  betreten  u.  s.  w.  Buddha  bleibt  sieber 
Tage  an  derselben  Stelle  sitzen,  indem  er  denkt:  hier  habe  ich  die 
höchste  Sambodhi  erreicht,  habe  ein  Ende  der  Geburt,  des  Alters, 
Todes,  Leidens  gemacht.  Freude  und  Lichtglanz  dringt  durch  alle 
Welten;  zahllose  Wunderzeichen  geschehen;  eine  Götterschaar  nach 
der  andern  bringt  dem  Tathägata  Verehrung  dar  und  preist  ihn 
in  langen  Reihen  von  Hymnen,  deren  Text  mitgeteilt  wird. 

Ohne  Zuziehung  weiterer  Hilfsmittel  sagt  uns  schon  allein 
die  Lektüre  dieser  Erzählung  mit  grösster  Deutlichkeit,  dass  sich 
als  das  Entscheidende  in  allen  diesen  Ereignissen  jene  inneren  Vor- 
gänge in  der  Seele  des  Bodhisattva  hervorheben.  Das  übrige  i.^t 
nur  Dekoration,  der  Ausdruck  davon  wie  das  ganze  Universum  y^^ 
Ereignisse  mitfeiert. 

Worin  bestehen  nun  jene  inneren  Vorgänge? 

In  Folgendem  (p.  439 — 447). 

Der  Bodhisattva  creht  durch  vier  Stufen  der  ekstatischen  Kon- 
templation  (Jhf/äJia)  hindurch,  deren  psychologische  Fonnehi  an- 
gegeben   werden  -).      Darauf  eignet    er    sieh   in   dem   ersten  ytfwö 

1 )  Ich  pebe  verkünte  Paraphrase. 

t)  Sie  sind  bis  auf  cninimale  Difi'erenzen  identisch  mit  den  Formeln  ^^^ 
vier  Jhänii  in  den  Pälitexten. 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien.  669 

der  Nacht  die  erste  vidyä  an,  den  Überblick  über  die  in  der  Welt 
sich  vollziehenden  Wanderungen  der  Seelen.  Ebenso  zweitens  in 
dem  mittleren  yäma  die  Erinnerung  an  die  eigenen  früheren  Exi- 
stenzen (pürvamväsa).  Im  dritten  yäma  erlangt  er  die  Erkenntnis 
von  der  Entstehung  und  Aufhebung  des  Leidens.  Er  erkennt  die 
Verkettung  der  Ursachen  und  Wirkungen  durch  die  zwölf  Glieder 
(von  der  avidyä  bis  zu  den  Jarämarana^okaparidevaduhkhadaur- 
manasyopäyäsäh)  und  die  Aufhebung  der  Wirkungen  durch  die 
Aufhebung  der  entsprechenden  Ursachen.  Jedes  Glied  dieser  Reihe 
erkennt  er  in  vier  Beziehungen :  was  es  selbst  ist,  seinen  aamvdaya^ 
seinen  nirodha^  endlich  die  nirodhagämini  pratipat.  Und  so  er- 
kennt er  schliesslich  im  ganzen:  idam  dulihhanty  ayam  duhklia- 
samudayOy  ^yam  duhkhanirodha,  iyam  duhkhanirodhagämini  pra- 
tipat. Damit  hat  er  denn  erkannt  und  geschaut,  was  ein  grosser 
Mann  etc.  (s.  S.  668)  erkennen  muss. 

Es  ist  klar,  dass  hier  der  Kern  der  ganzen  Erzählung  liegt. 
Wenn  in  den  oben  angeführten  Lobhymnen  der  verschiedenen 
Göttergruppen  beständig  auf  die  von  Buddha  errungenen  Eigen- 
schaften als  Erkenner,  als  Allwissender,  als  der  zur  Ausbreitung 
der  Erkenntnis  Bestimmte  hingedeutet  wird  *),  so  bestätigt  dies 
jenes  Ergebnis,  aber  das  letztere  ist  an  sich  so  klar,  dass  es  einer 
solchen  Bestätigung  kaum  bedürfen  würde. 

Prüfen  wir  nun  die  zahlreichen  Versionen  der  Erzählungen 
von  der  Sambodhi,  welche  sich  im  Mahävastu  finden.  Wird  das 
eben  für  den  Laiita  Vistara  gewonnene  Ergebnis  auch  auf  diese 
zutreffen  ? 

Wir  beginnen  mit  der  Version  von  Bd.  II  S.  276  fgg.  Für 
sie  ist  charakteristisch,  dass  in  den  Verzierungen,  von  welchen  die 
Haupterzählung  umgeben  ist,  lange  Aufzählungen  überwiegen.  Mära 
klagt  die  sechzehnfache  grosse  Klage;  der  Bodhisattva  erhebt  das 
vierfache  äryaniahäsimhaviloküam  u.  dgl.  mehr.  Auch  hier  aber, 
wo  eine  von  dem  allgemein  verbreiteten  Typus  sich  weiter  als  ge- 
wöhnlich entfernende  individuell  gestaltete  Ausschmückung  der 
Legende  vorliegt,  läuft  dieselbe,  sobald  man  zur  Hauptsache  gelangt, 
in  das  gewohnte  Geleise  ein.  Der  Bodhisattva  geht  durch  die  vier 
dhyäna  hindurch  (S.  283).  Er  überblickt  in  der  ersten  Nachtwache 
die  Wandeilingen  der  Seelen,  in  der  zweiten  den  pürvaniväsa 
(283 — 284).  In  der  letzten  Nachtwache  erreicht  er  —  die  Aus- 
drücke sind  mit  den  oben  erwähnten  des  Lal.  Vist.  so  gut  wie 
identisch  —  was  ein  grosser  Mann,  ein  Stier  von  einem  Mann,  ein 
Lotus  von  einem  Mann  erreichen  und  erkennen  muss,  er  erwirbt 
die  höchste  Sambodhi  y^sayyathldam :  idam  duhkham  ayam 
duhkhasamudayo  ayam  duhkhanirodho   ayam  duhkhanirodhagä- 


1)  So,  um  ganz  weniges  anzuf&hren,  avidyaghätaka  p.  466,  jnänakathä- 
gradhäraha,  traividya  p.  467,  prajndjyradlpf'Jia  triloka  jväläa  p.  470, 
Jiiänaketudhvaja  p.  471,  pravartaya  dharmacalcram  udäram  p.  468. 


670  Oltlenberg,  BuddhütiscJie  Studien, 

mini  pratipaf^.  Dann  ähnliche  Wendungen  wie  über  das  duhUia 
über  die  ädrava^  und  die  Lehre  von  der  Verkettung  der  Ursachen 
und  Wirkungen:  imasya  sato  tdam  bhavcUt,  tmasya  asato  idam 
na  bhavati  .  .  .  avidyäpraiyayäh  samakäräh  —  und  es  folgt  di^ 
ganze  Formel  des  pratityasamutpäda  in  der  positiven  wie  in  der 
negativen  Richtung  (S.  284 — 285).  Daran  schliesst  sich  die  Er- 
zählung von  der  Verehrung,  welche  die  Götterschaaren  darbringen, 
und  von  den  Schmähungen,  die  sie  gegen  Mära  richten. 

Man  sieht,  wie  auch  hier  der  Kern  der  Erzählung  von  Ver- 
zierungen, zum  Teil  von  wesentlich  andern  Verzierungen,  als  in  der 
vorher  betrachteten  Fassung,  umgeben  ist.  Der  Kern  selbst  eKt 
ist  genau  derselbe:  das  entscheidende  Ereignis,  das  den  Buddha 
zum  Buddha  macht,  ist  dies,  dass  er  nach  Durchmessen  der  dhyöna 
den  Anblick  der  durch  die  Welten  wandernden  Wesen,  die  Erinne- 
rung an  die  eigenen  früheren  Existenzen,  vor  allem  aber  die  Er- 
kenntnis der  heiligen  Wahrheiten  vom  Leiden  etc.  sowie  von  der 
Causal Verknüpfung  der  12  Kategorieen  erwirbt. 

Es  sei  dem  Leser  überlassen  zu  verificieren,  wie  sich  dies  Er- 
gebnis auch  in  den  übrigen  Exemplaren  derselben  Erzählung,  welche 
das  Mahävastu  aufbewahrt  hat,  wiederholt.  Ich  verweise  auf  Bd.  11. 
S.  131fr.  345 ff.  415—418,  sodann  auf  die  schon  oben  erwähnte 
entsprechende  Erzählung  über  den  Buddha  Dipamkara  Bd.  I,  226 ff.. 
endlich  auf  die  Erzählung  Bd.  III,  272  ff.,  die  zwar  erst  in  dem 
Augenblick  nach  der  Erlangung  der  Sambodhi  einsetzt,  aber  dorh 
in  vielen  Ausdrücken  auf  die  Sambodhi  selbst  Licht  zurückfallen  läs?it. 

Den  hier  namhaft  gemachten  Exemplaren  unsrer  Erzählung 
stelle  man  an  die  Seite  etwa  noch  das  tibetische  des  Dulva  bei 
Rockhill,  Life  of  the  Buddha  32,  das  nepalesische  des  Fort- 
setzei*s  von  Asvaghosa's  Buddhacarita  Kap.  14  u.  s.  w. ;  man  winl 
immer  wieder,  ganz  allein  auf  Grund  dieser  nördlichen  Quellen, 
das  Resultat  bestätigt  finden :  inmitten  von  Ausschmückungen,  deren 
Gestalt  wechselt,  erscheint  als  Hauptsache  und  fester  Kern  die 
Vorstellung,  dass  gewisse  Erkenntnisse,  die  in  langen  Reihen  ab- 
strakter, überall  identisch  angegebener  Begriffe  ausgedrückt  sind. 
im  Geist  des  Boddhisattva  aufleuchteten  und  dass  eben  dies  der 
grosse  Wendepunkt  in  seinem  Leben  imd  im  Leben  der  Welt  g»*- 
wesen  ist. 

Wir  führen  die  gleiche  Betrachtungsweise  in  aller  Kürze  noch 
an.  einer  zweiten  Stelle  der  Buddhalegende  durch,  in  Bezug  auJ 
das  Dharmacakrapravartana,  die  Predigt  zu  Benares  vor 
den  fünf  Asketen,  welche  die  Lehrt hätigkeit  Buddha's  eröffnet. 
Auch  nach  nördlicher  Tradition  ^)  wird  dieser  Vorgang  neben  dem- 
jenigen   der   Sambodhi    durch    die    begleitenden   Prodigien    als  ein 


1)  Divyävadäna  p.  204 ff.     Ebenso  die  südliche  Überlieferung,  M&bftp»"' 
uibbänasutta  p.  27  fg. 


d 


Oldenberg,  Buddhistieche  Studien.  671 

zweiter  höchster  Höhepunkt  im  Leben  eines  Buddha  charakterisiert  ^). 
Im  Norden  wie  im  Süden  bereitet  man  übereinstimmend  die  be- 
treffende  Erzählung  durch  eine  Legende  vor,  welche  in  der  Absicht, 
das  unvergleichliche  Gewicht  des  Dharmacakrapravartana  klar  zu 
machen,  so  weit  geht,  Buddha  vor  dieser  That  zaghaft  zurückweichen 
zu  lassen.  Der  Dharma  ist  zu  tief  und  fein,  zu  schwer  zu  begreifen, 
der  pratityasamutpäda  ^  der  satpskäropaiama^  das  Nirväna.  Erst 
auf  Brahman's  Bitte  entschliesst  er  sich  zu  dem  grossen  Werk  -). 
Beifallsrufen,  das  durch  die  Götterwelten  geht,  feiert  den  auf  das 
Dharmacakrapravartana  gerichteten  Entschluss  ^). 

Nun  folgt  der  mit  solcher  Emphase  vorbereitete  und  angekün- 
digte Vorgang  selbst. 

Alle  Stadien  desselben  sind  von  verherrlichenden  Ereignissen 
umgeben.  Wie  Buddha  sich  niedersetzt,  um  zu  reden,  geht  welt- 
durchleuchtender Glanz  von  seinem  Körper  aus;  Erdbeben  und  andere 
Prodigien  tragen  sich  zu;  zahllose  Scharen  von  Göttern  und  Bodhi- 
sattvas  versammeln  sich,  um  ihn  zum  Predigen  anzutreiben.  Ähnlich 
wird  seine  Predigt,  nachdem  er  sie  gehalten  hat,  verherrlicht.  Die 
genauere  Ausmalung  dieser  Dinge  ist  in  den  verschiedenen  Texten*) 
verschieden ;  der  Grundcharakter  stimmt  durchaus  überein.  Aber 
ohne  jede  Herbeiziehung  der  südlichen  Litteratur  würde  schon  das 
Studium  der  nördlichen  Texte  allein  vollständig  genügen,  um  klar- 
zustellen, dass  alles  das  nur  Rahmen  ist,  welcher  den  eigentlichen 
und  wesentlichen  Inhalt  umgiebt.  Dieser  Inhalt  aber  ist  die 
Predigt  an  die  fünf  Asketen,  die  erste  an  Menschen  gerichtete 
Verkündigung  eben  jener  Wahrheit,  deren  Aufleuchten  in  Buddha's 
eignem  Geist  den  wesentlichen,  von  ähnlichen  Umrahmungen  um- 
gebenen Inhalt  der  von  uns  vorher  betrachteten  Erzählung  ausge- 
macht hat.  Nach  einer  Vorbemerkung  über  die  beiden  Extreme, 
welche  der  Asket  in  seiner  Lebensführung  zu  yermeiden  hat  (Selbst - 


1)  Daneben  noch  die  Momente  der  Empfängnis,  der  Geburt,  der  Entlassung 
der  äyuhaamskäräh  t  des  Nirvft^a.  Also  wenn  wir  von  Geburt  und  Tod  und 
was  diese  vorbereitet  abseben,  sind  Sambodhi  und  Dharmacakrapravartana  die 
beiden  Höhepunkte.  Nach  anderer  Fassung  im  Ganzen  vier  Höhepunkte:  Ge- 
burt, Sambodhi,  Dharmacakrapr.,  Tod.  So  bei  Rockhill,  Life  of  the  Buddha  141 
(entsprechend  Hahäparin.  Sutta  p.  61). 

2)  Mahävastu  vol.  lU,  p.  3 14  ff.,  Laiita  VisUra,  Kap.  25. 

3)  Mahävastu  a.  a.  O.  319,  Lal.  Vist.,  p.  521. 

4)  Vgl.  namentlich  Mahävastu  vol.  UI.  p.  320 ff.;  Lal.  Vist. ,  Kap.  26. 
Von  besonderem  Interesse  übrigens  ist  unter  den  nördlichen  Exemplaren  das 
des  Dulva,  welches  Fe  er,  Ann.  du  Mus^e  Guimet  V,  13  ff.  (dazu  auch  112  ff.) 
mitteilt.  Hier  haben  wir  die  lange  im  Dharmacakrapravartana  gipfelnde  Er- 
zählung von  Buddhas  Zagen  und  Brahmas  ermunterndem  Eingreifen  an  bis  zu 
der  Erscheinung  MSras  (MahSvagga  p  4 — 21)  fast  ganz  ohne  die  in  den  nörd- 
lichen Texten  sonst  gewöhnlichen  Ausschmückungen  und  im  wesentlichen  durch- 
aus mit  dem  PftU-MahSvagga  stimmend.  Von  grösseren  Ausschmückungen  findet 
sich  nur  ein  auf  Yasas  bezügliches  JStaka  (Feer  a.  a.  O.  21).  Wieder  ein 
Beleg  zu  so  zahlreichen  andern  Belegen  dafür,  dass  der  relativ  schmucklose 
südliche  Typus  durchaus  nicht  allein  südlich  ist. 


672  Oldenherg,  Buddhistische  Studien. 

peinigung  und  weltliche  Lust),  und  über  den  wahren  in  der  Mitte 
liegenden  Weg  proklamiert  Buddha  die  vier  äryasatyänii  dttJikha^n 
duhkhasamxidayo  duhkhantrodho  diihkkanrrodhcujämim  prattpat 
Er  wendet  diese  satya  in  verschiedener  Weise  hin  und  her,  er- 
örtert sie  triparivartam  dvädaJäkäram  und  schliesst  damit,  dass  er 
in  dem  Erwerb  dieser  Erkenntnis  die  höchste  Sambodhi  und  Er- 
lösung errungen  habe  '). 

Es  sei  nur  kurz  bemerkt,  dass  auch  die  nördliche  Tradition  -) 
auf  diese  grundlegende  Predigt  als  eine  Art  Anhang  oder  weitere 
Ausführung  eine  andre  ebenfalls  sehr  wichtige,  wenn  auch  nicht 
mit  gleichem  Nachdruck  verherrlichte  Rede  an  dieselben  fönf  As- 
keten folgen  lässt.  Sie  hat  es  mit  den  fünf  Skandhas  zu  thuu  und 
weist  von  jedem  derselben  nach  dass  er  anätmä  ist.  Sonst  könnte 
er  nicht  zum  äbädha  gereichen,  und  wir  würden  im  stände  sein 
zu  sagen:  so  soll  mein  rüpa  {vedanä  etc.)  sein,  so  soU  es  nicht 
sein.  Dem  Wesen  der  Sache  nach  befindet  man  sich  hier  ganz 
innerhalb  desselben  Gedankenkreises,  dem  auch  das  Dharmacakrapra- 
vartana  angehört. 

Was  uns  diese  Erörterung  gelehrt  hat,  ist  folgendes. 

Der  mannigfach  bunte  Inhalt  der  nordbuddhistischen  Texte 
lässt  den  Unterschied  solcher  Bestandteile  erkennen,  die  als  Kern, 
und  solcher,  die  als  Umhüllung,  als  Ausschmückung  bezeichnet 
werden  dürfen.  Die  Ausschmückungen  werden  von  den  verschie- 
denen Autoren  im  Einzelnen  auf  ihre  eigne  Weise,  im  Ganzen 
natürlich  in  ziemlich  gleichbleibender  Art  gestaltet.  Der  altfest- 
stehende Kern  andrerseits  ist  überall  identisch.  Als  vornehmste 
Elemente,  die  diesem  Kern  zugehören,  heben  sich  die  Vorstellungen 
hervor,  dass  ein  wichtigstes  Ereignis  im  Leben  Buddha's  in  dem 
Erlangen  einer  gewissen  Erkenntnis,  ein  andres  wichtigstes  Ereignis 
in  der  Mitteilung  eben  dieser  Erkenntnis  an  die  Menschheit  bestand  ^). 

1)  In  diesen  Details  stimmen  MahSvasta  und  Laiita  Vistara  unter  einander 
wie  mit  dem  südbuddliistischen  Kanon  (Mahävagga,  p.   10  fg.)  tiberein. 

2)  Malifivastu  vol.  III,  p.  335  ff. ;  vgl.  den  Bericht  des  Dulva  bei  Feer. 
Ann.  du  Musee  Guimet  V,  124  ff.  Der  Laiita  Vistara  setzt  seinen  Bericht  nicht 
bis  zu  dieser  Stelle  fort,  weist  aber  doch  p.  543  deutlieh  auf  dieselbe  bin.  Mit 
dem  MabävAstu  in  allem  Wesentlichen  übereinstimmend  die  südliche  Über- 
lieferung Mahävagga  p.  13  fg.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auf  die  charakte- 
ristische Stelle  Avadäna  Satuka  96  (Ann.  du  Musee  Guimet  XVIII,  404  ff.)  Auf- 
merksam gemacht.  In  einer  Erzählung,  die  in  modernem  Stil  gehalten  ist,  ist 
die  Predigt  von  der  Nichtselbstheit  der  Skandhas  ganz  in  der  Form  des  alten 
Sütra  eingefügt. 

3)  Natürlich  sind  es  in  Wirklichkeit  nicht  die  hier  von  uns  betrachteten 
Erzählungen  von  der  Sambodhi  und  dem  Dharmacakrapr.  allein,  in  denen  die 
nördliche  Litteratur  die  allüberrsgcnde  Bedeutung  der  Erkenntnis  der  vier 
sati/a,  des  pratltyasamutpäda  etc.  hervortreten  lässt.  Vielmehr  begegnen  auf 
Schritt  und  Tritt  inmitten  der  bunten  Erzählungsmassen  von  Texten  wie  dem 
Divyfivadäna  Äusserungen,  die  in  gleicher  Weise  die  Dignität  jener  Erkenntnia 
charakterisieren.  Es  ist  überflüssig  Citate  zu  geben;  die  Stellen  sind  lasserst 
zahlreich.    Wenn  so  im  Divy.  oder  ähnlichen  Texten  auf  die  vier  aatya  u.  dgl. 


Oldenberg,  BuddhitÜsehe  ShuUen.  673 

Die  Erkenntnis,  um  die  es  sich  handelt,  enthält  die  Antwort  aaf 
IBVagen,  welche  eich  eben  hierin  als  Fondamentalfragen  erweisen, 
an  deren  Lösung  man  das  Schicksal  des  Einzelnen  und  der  Mensch- 
heit hängen  sieht.  Es  sind  die  Fragen  nach  der  Entstehung  des 
Weltleidens  und  nach  seiner  Aufhebung.  Der  Apparat,  welcher 
zur  Beantwortung  dieser  Fragen  aufgeboten  wird,  sind  Systeme 
abstrakter  Begriffe.  Die  Antw(»i;  schliesst  die  Forderung  der  Los- 
lösung von  aller  Lust  und  aUem  Weltdasein  in  sich.  Das  alles 
ist  in  den  nördlichen  Texten  nicht  allein  enthalten,  sondern  es  wird 
•dort  in  einer  Weise  vorgetragen,  durch  die  es  —  wenn  nicht  für 
•das  wirkliche  Bewusstsein  der  Kreise,  die  hier  reden,  so  doch  für  den 
aus  der  Vergangenheit  überkommenen  Standpunkt  ihres  offiziellen 
Bekenntnisses  —  als  im  Zentrum  des  religiösen  Erkennens  stehend 
charakterisiert  wird. 

VI. 

Wir  blicken  auf  das  Ganze  unsrer  Erörterungen  zurück  und 
indem  wir  die  Resultate  formulieren,  suchen  wir  diese  zugleich 
nach  einigen  Seiten  noch  weiter  zu  ergänzen. 

Die  uns  vorliegende  nördliche  Litteratur  beweist  die  Existenz 
bez.  die  einstige  Existenz  eines  Vinaya-  und  eines  Sütrapitaka  oder 
genauer  verschiedener  Exemplare  von  Vinaya-  und  Sütrapi^akas, 
welche  nach  denselben  grossen  Hauptabteilungen  und  weiter  im 
wesentlichen  nach  denselben  Unterabteilungen  wie  die  Päli-Pitakas 
gegliedert  sind.  Die  einzelnen  Texte  jenes  Kanon  sind  all.  Parallel- 
rezensionen der  Pälitexte  zu  denken.  Das  Paliexemplar,  natürlich 
nicht  von  unfehlbarer  Korrektheit,  muss  doch  als  hervorragend 
gut  erhalten  beurteilt  werden.  Die  nepalesischen  Sanskrittexte 
haben  die  Spur  des  alten  Kanon  in  zahlreichen  einzelnen  An- 
gaben und  einer  Fülle  von  Fragmenten  bewahrt,  welche  auf  das 
ihnen  zu  Grunde  liegende  Ganze,  einen  aus  dem  ursprünglichen 
Volksdialekt  (Mägadhi)  in  Sanskrit  resp.  Gäthädialekt  übertragenen 
nördlichen  Kanon,  schliessen  lassen.  In  Nepal  kommt  inmitten  einer 
moderneren  Litteratur  die  Erinnerung  an  Altüberkoramenes,  dem 
das  Vergessenwerden  droht,  sporadisch  zu  Wort.  In  China  dagegen 
scheint  der  grösste  Teil,  in  Tibet  ist  wenigstens  ein  Teil  der  alten 
Pitakatexte  direkt  erhalten. 

Barth   sagt    in   seinem    letzten    Bulletin    der    buddhistischen 


mit  höchster  Ehrfurcht  hingedeutet  wird,  so  richtet*  sich  doch  evidentermassen 
das  eif^entliche  lebendige  Interesse  der  Texte  selbst  nach  ganz  anderen  Seiten. 
Im  Pälikanon  dagegen  stehen  die  vier  aatya  inmitten  der  ganzen  Umgebung 
die  zu  ihnen  gehört  und  mit  ihnen  harmoniert,  inmitten  eines  Komplexes  von 
Gedankengängen  und  Lebensformen,  die  von  den  in  jenen  vier  Sätzen  so 
prägnant  verkörperten  idealen  Potenzen  her  ihr  Dasein  empfangen.  Die  Frage, 
auf  welcher  Seite  hier  die  abgeblasste,  in  neue  Umgebungen  hinein  versetzte 
Erinnerung  an  das  Ursprüngliche,  and  auf  welcher  das  Ursprüngliche  selbst 
liegt,  beantwortet  sich  von  selbst. 

Bd.  LH.  44 


674  Oldmberg,  Buddhistische  Studien. 

Studien^),   dass   der  Baddhismus   von  Ceylon    «seul   est  parvenu  a 
8e  constituer  un  v^ritable  canon,  comparable  anx  Yedaa  des  bräh- 
manes/     Die  hier   geführten  üntersuchnngen   werden    nns    in  den 
Stand  setzen,  dieser  Auffassung  eine  von  ihr  fondamental  verschie- 
dene entgegenzustellen:  es  gab  einen  Kanon,  welcher  —  sozusagen 
nach   verschiedenen    Säkhäs   sich   verzweigend,   aber  im    wesent- 
lichen  als   derselbe   —   den    nördlichen   Gemeinden    so   gut   wie 
den  südlichen  eigen  war.     Im  Süden  haben  ihn   die  Ceylonesen  zu 
bewahren    gewusst;    im   Norden   haben    wenigstens    die    Nepalesen 
ihn,   überwuchert   von  jüngerer   litterarischer   Produktion,   bis  auf 
Spuren,  übrigens  keineswegs  spärliche  Spuren,  untergehen  lassen -). 
Der  alte  Typus  der  Pi^akatexte  aber,  den  wir  nunmehr  höch- 
stens der  Kürze  wegen  nach  seinem  besterhaltenen  Exemplar,  aber 
nicht    in   genauer   Wiedergabe    des   vollständigen    Sachverhalts   ftls 
„südlichen  Typus **  bezeichnen  dürfen,   ist   in   sich  geschlossen  und 
fest.     Ist   diese  Festigkeit,   wie   man   behaupten   gewollt    hat,   eine 
nur  scheinbare?    Wir  haben  beleuchtet,  was  Minayeff  für  diese 
Auffassung   geltend  zu   machen   gesucht  hat.     Ist    die   Einfachheit 
welche  jenem  Typus  zukommt,  eine  nachträglich  hergestellte  ?    Aber 
wo  gab  es  denn  die   raffinierten  Fälscher,   wo   gab   es  die  Bedak- 
toren  von  so  tiefem  und  feinem  Instinkt  für  den  archaischen  Cha- 
rakter des  Werks,  welches  sie  hervorzubringen  beabsichtigten,  dass 
sie    einer    solchen    Arbeit    gewachsen    gewesen    wären,    ohne    sich 
hundert-  und  tausendmal  zu  verraten !    Bei  Indern,  bei  Buddhisten 
die   Fähif^keit,   litterargeschichtliche    Chsuraktere    zu   verstehen   und 
mit   so   vollendeter   Meisterschaft    sie    künstlich    herzustellen !     hi 
Wirklichkeit  hält  und  sichert  in  dieser  Litteratur    eins   das  andre. 
Das  Bild  der  einzelnen  Lebensformen  der  Mönche,  welche  wir  hier 
reden  hören,  steht  mit  dem  Bilde  der  Ideen,   in    denen  sie   lebten, 
im   Einklang.      Auf  jenem   wie    auf  diesem  Gebiet  ein  Anschluss, 
der   dem   Historiker   die  Authentizität   der  Zeugnisse   verbürgt,  an 
den    Veda,   an    die    alten    üpanisaden,   welche   die    Gedankenreiheu 
beginnen,  die  der  Buddhismus  fortspinnt;   Fortsetzung   der   in   den 
Üpanisaden  auf  älterer  Stufe  erscheinenden  Bewegung  auch  in  der 
Diktion    der   Pi^akatexte,    auch    im   Metrum,    dessen   unscheinbare, 
ungewollte  und  eben  darum  so  sichere  Charakteristika  den  kanoni- 
schen Päliversen  —  in   scharfem  Unterschiede    von    der  nördlichen 
Verstechnik  —  inmitten   einer  überaus   klar   und    konsequent   ver- 
laufenden   Entwicklungslinie    die    nächste    Stelle    nach    den   Versen 
der  Brähmanas,  der  alten  üpanisaden  anweisen  ^.    Wenn  wir  dann 
inmitten    dieser  Litteratur,   so   sehr   sie    aus    einem  Guss  ist,  doch 


1)  1894,  S.  28  des  Sep.-Abdr. 

2)  Man  sieht,  dass  ich  der  Sache  nach  durchaus  auf  den  Satz  Windiseb» 
(Mära  und  Buddha  1)  zurückkomme,  „dass  die  nordbuddhbtische  Litteratur  den 
Pällkanon  voraussetzt*'. 

3)  Vgl.  meinen  Aufsatz  „Zur  Chronologie  der  indischen  Metrik**,  Gora- 
püjäkaumudi  S.  9  ff. 


H 


Oldenb&rg,  Buddkütische  Studien.  675 

mit  der  Deutlichkeit,  wie  dies  im  Yiiiaya  der  Fall  ist,  einzelne 
allerälteste  Bestandteile  nnterscheiden  können  und  um  diese  herum 
sozusagen  die  Jahresringe  des  Wachstums  sich  abzeichnen  sehen 
(vgL  oben  S.  647),  so  werden  wir  uns  darüber  klar  sein,  was  eine 
solche  Beobachtung  lehrt :  was  wir  hier  yor  uns  haben,  ist  so,  wie 
wir  es  sehen,  aus  sich  selbst,  aus  seinen  eignen  Wurzeln  erwachsen; 
es  ist  nicht  eine  sekundäre,  den  Charakter  der  Einfachheit  nur 
affektierende  Umgestaltung  einer  Litteratur,  welche  ursprünglich 
ein  ganz  anderes  Aussehen  gezeigt  haben  könnte. 

Dass  einer  solchen  Textmasse  wie  diesem  alten  Yinaya-Sotra- 
Eanon  selbst  in  seinen  besterhaltenen  Exemplaren  einzelnes  jüngere 
anfliegen  konnte,  ja  musste,  versteht  sich  von  selbst.  Von  dem 
die  Konzilien  betreffenden  Abschnitt  haben  wir  gesprochen  und  die 
Wahrscheinlichkeit  dargelegt;  dass  der  Vinaya,  welcher  vom  zweiten 
Konzil  erzählt,  doch  in  seinen  Hauptbestandteilen  älter  ist  als  dies 
Konzil.  Jung  ist  natürlich  der  Parivära^),  wenn  auch  in  seiner 
Gesamtheit  gewiss  nicht  so  jung,  wie  die  in  ihm  enthaltenen  Verse, 
welche  etwa  im  Dipavamsa-Stil  eine  lange  Succession  ceylonesischer 
Lehrer  namhaft  machen  (S.  3).  Bekannt  ist  die  Erwähnung  der  Yona 
im  Assaläyanasutta  -) ;  nicht  minder  bemerkenswei't  ist  in  der  Thera- 
gäthäsammlung  das  Erscheinen  von  Versen  eines  Thera,  welcher  nach 
der  schwerlich  zu  beanstandenden  Angabe  des  Kommentars  unter 
Bindusära,  dem  Vater  des  grossen  Asoka,  gelebt  hat*).  Eben  die 
hohe  Seltenheit  aber  derartiger  in  der  That  gänzlich  ausnahm s weiser 
Daten  hebt  die  Litteratur,  in  welcher  sie  erscheinen,  wohl  deutlich 
genug  von  Werken  ab,  in  denen  wie  im  Mahävastu  die  Cina-  und 
die  Hünaschriffc  studiert  wird*),  oder  wie  im  Divyävadöna,  Asoka 
eine  Hauptrolle  spielt^),  eine  Reihe  von  Nachfolgern  des  Asoka  er- 
scheint, die  Kunde  von  den  Vorgängern  Asokas  ganz  verschwommen 


1)  Man  kann  nngefÜhr  sagen,  dass  dieser  zum  Vinaya  in  einem  ähnlichen 
Verhältnisse  steht  wie  der  Abhidhamma  zum  Satta  Pi^aka. 

2)  Sie  würde  übrigens  nach  dem,  was  Bühl  er,  Ind.  Studies  III ,  26  aus- 
führt, nicht  gegen  voralexandrinische  Zeit  beweisen.  Doch  fühle  ich  mich  hier 
von  B.  kaum  überzeugt. 

3)  Siehe  Comm.  zu  Vers  386,  S.  42  meiner  Ausgabe.  —  Schwerlich  ist 
für  chronologische  Zwecke  die  im  MahSvagga  und  MahSparinibbäna  Sutta  ent- 
haltene Prophezeiung  verwendbar,  dass  für  die  Stadt  PS(aliputta  tayo  antaräyä 
bhavüsanti  aggüo  vä  udakato  vä  mithubhedä  vä  (s.  darüber  Minayeff  57). 
Eine  Vorhernagung  von  dieser  Allgemeinheit  scheint  eine  Vorsicht  zu  verraten, 
die  bei  einem  vatünnium  ex  eventu  einen  unnötigen  Luxus  bilden  würde. 

4)  Und  in  denen  der  Name  Felix  erscheint,  würde  ich  hinzufügen,  wenn 
mir  Senarts  (vol.  III,  p.  536)  Vermutung  über  den  Namen  PeUyaksa  wahr- 
scheinlich wäre.  Aber  in  den  PSlitexten  haben  wir  Piliydkkha  nicht  nur,  wie 
schon  S.  bemerkt  hat,  im  Milindapanha,  sondern  auch  im  JStaka  (vol.  VI,  p.  77), 
und  zwar  nicht  allein  in  der  Prosaerzählung  sondern  im  metrischen  Text.  In 
Sanskrittexten  giebt  es  den  Namen  eines  Dämons  PUipicchaf  PUipinja.  Warum 
soll  ein  *Pili-aksa  (oder  ähnlich)  gerade  nur  römischen  Ursprung  haben  können? 

5)  Und  zwar  ein  Asoka,  der  das  Glück  hat,  einem  Mönch  zu  begegnen, 
der  Buddha  von  Angesicht  gesehen  hat,  noch  dazu  kurz  nach  Erlangung  der 
Buddhaschaft!     Divyäv.  p.  400—401. 

44» 


Oldmherg,  B^addMBtüehe  Studien,  677 

scditätsformel  betreffen  and  diese  als  im  Mittelpunkt  aller  Er- 
kenntnis stehend  charakterisieren  (oben  S.  667  fgg.)?  so  würde  schon 
solch  bescheidener  Bestand  —  und  über  wie  viel  grössere  Massen 
sicherer  Materialien  verfügen  wir  in  der  That !  —  hinreichend  sein, 
um  den  Haupt-  und  Grundzügen  nach  ein  Bild  der  gesamten  alt- 
buddistischen  Gedankenwelt  aufzubauen,  welches  keine  speziell 
cejlonesischen  Züge  trägt:  durchweg  würde  es  auf  dem  vollen 
Einklang  nördlicher  imd  südlicher  Autorität  beruhen  und  somit 
jede  Garantie  besitzen,  die  zu  fordern  und  zu  erlangen  überhaupt 
für  uns  im  Bereich  der  Möglichkeit  liegt.  Dies  Bild  würde  uns 
Gedankenkreise  zeigen,  die  in  ihrem  begrifflich-scholastischen  Aus- 
druck vielfach  imbeholfen  und  unklar,  ihrem  eigentlichen,  wesent- 
lichen Inhalt  nach  durchaus  klar,  durchaus  aus  einem  Gusse,  durchaus 
von  jener  Wucht  sind,  welche  uns  ihre  ungeheure  Macht  über  die 
Geister  verständlich  erscheinen  lässt.  Das  Leiden  alles  Daseins 
hienieden  und  in  den  unendlichen  Weiten  des  Samsära,  die  Erlösung 
von  diesem  Leiden,  das  Entrinnen  aus  der  Welt  der  Vergänglichkeit 
durch  Erkenntnis  und  Aufhebung  des  Begehrens,  die  allüberragende 
Herrlichkeit  dessen,  der  die  erlösende  Erkenntnis  selbst  errungen 
und  sie  seinen  Jüngern  mitgeteilt  hat:  diese  Vorstellungen  finden 
wir  verbürgt  nicht  allein  als  im  alten  Buddhismus  vorhanden,  als 
so  weit  zurückreichend,  wie  für  uns  überhaupt,  wenn  wir  vom 
Buddhismus  reden,  zurückzugehen  möglich  ist ;  sie  sind  ims  zugleich 
verbürgt  als  die  zentralen  Ideen  dieses  ganzen  .Vorstellungskreises. 
Hier  herrscht  durchaus  nicht  jenes  undefinierbare  Hin-  und  Her- 
schillem,  jene  Proteushaftigkeit  der  Gestaltungen,  deren  Schein  dann 
entsteht,  wenn  wir  die  alten  und  jungen  Elemente  der  Überlieferung, 
die  zentralen  Gedanken  und  die  zufälligen  Ausschmückungen  und 
Auswüchse  kritiklos  durcheinander  werfen.  Der  Buddha,  dessen 
Andenken  und  Predigt  man  hier  verehrt,  stellt  sich  durchaus  nicht 
zugleich  als  ein  über  die  Schranken  des  Erdenlebens  zu  unsterb- 
licher Herrlichkeit  erhobener  Gott,  als  ein  Bruder  der  ^bhus  dar  ^). 
Ganz  andere  Wege  sind  es,  welche  das  Denken  hier  geht.  In 
Indien  sind  die  Vorgänger  dieses  Buddha  solche  Gestalten  wie  jener 
Sä^cjilja  der  üpanisaden,  der  gewiss  ist  von  hinnen  scheidend  sich 
mit  dem  Atman  zu  vereinigen.  In  Griechenland  findet  er  sein 
Gegenbild  in  jener  Generation  von  Philosophen,  von  den  Orphikem 
und  Pythagoreem  bis  auf  Piaton,  denen  es  gelingt,  „sich  von  dem 
Kreise  zu  lösen  und  aufzuatmen  vom  Elend*''').  Es  ist  der  Buddha, 
debsen  Wesen  es  ist  das  erste  Glied  jener  Trinität  zu  sein,  in 
welcher  neben  ihm  dharma  und  samgha  stehen :  der  Erkenner  und 
Lehrer    des    ihn    gewissermassen     verkörpernden^)   dharma   d.   h. 


1)  de  la  Vall4e  Poossia  S.  10.  13.  42  lg. 

2)  Ich   verweise  f&r   diese   gpriechisch-indbche  Parallele   aaf  meine   Ans- 
fUhrnngen  in  der  Deutschen  Bandscbau,  Nov.  1895,  8.  219.  222  fg. 

3)  Wer  den  dkamma  sieht,  sieht  den  Buddha,  Itivnttaka  p.  91  (so  auch  in 
der  nördl.  Überliefemng.  s.  de  laValUe  Ponssin  257).  Vgl.  MahSparinibb.  SntUp.  60. 


678  Oldenberg,  BuddhütUehe  Studien. 

der  Yornehmlich  in  den  vier  heiligen  Wahrheiten  zusammen* 
gefassten  Gedanken;  der  Begründer  und,  so  lange  er  auf  Erden 
weilt;  der  Beherrscher  des  Samgha. 

Dieser  Saipgha  aber,  was  wissen  wir  von  seiner  Organisation 
und  seinem  Leben?  Auch  hier  antworten  wir:  so  weit  wir  über- 
haupt in  die  Vergangenheit  zurückgehend  vom  Buddhismus  reden 
können,  sind  wir  allermindestens  dazu  berechtigt,  dem  Saipgha  die 
Gestalt  beizulegen,  welche  uns  das  älteste  oder  doch  das  älteste 
eingehende,  im  Norden  wie  im  Süden  übereinstimmend  überlieferte, 
durch  die  Struktur  der  ganzen  Vinaya-Litteratur  dort  wie  hier  als 
zentral  verbürgte  Dokument  des  Gemeindelebens  vor  Augen  stellt, 
das  Pätimokkha.  Das  Pätimokkha  lehrt  uns  den  Samgha  kennen 
nicht  als  eine  vergnügliche,  dem  Sammeln  von  Jätakas  sich  wid- 
mende Folklore  Society  j  sondern  als  eine  Gesellschaft  so  ox^ani- 
siert,  wie  es  den  in  ihr  herrschenden  Gedanken  vom  Leiden  alles 
L'dischen,  dem  in  ihr  herrschenden  Streben  nach  der  Erlösung  von 
der  Vergänglichkeit  allein  entspricht:  ernst  und  streng,  heimatlos 
und  abgelöst  von  Banden  und  Freuden  des  weltlichen  Lebens,  der 
Eine  zum  Andern  sagend  svöJcIchäto  dhammo  cara  brcihmacariyam 
sammä  dukkhassa  antdlciriyäya^).  Nun  ist  es  ja  selbstverständ- 
lich, dass  diese  Mönche  in  regelmässigen  Beziehungen  zu  gläubigen 
Laien  standen  und  dass,  wo  die  Laienwelt  in  Betracht  kam,  ja 
auch  gewiss  vielfach,  je  nach  der  Lidividualität  der  Einzelnen,  in- 
mitten des  Samgha.  selbst^),  andere,  populärere  Vorstellungskreise 
sich  in  den  Vordergrund  drängten.  Aber  wer  den  Buddhismus 
verstehen  oder  ihn  darstellen  will,  hat  ihn  doch  zunächst  nicht  da 
aufzusuchen,  wo  man  den  starken  Wein  seiner  Gedanken  verdünnt 
hat.  Ja  wer  sich  das  Ziel  steckte,  etwa  Indien  in  der  Zeit  des 
Buddhismus  zu  schildern,  oder  wer  die  Erforschung  des  Buddhis- 
mus verwechselte  mit  einer  Erforschung  alles  dessen,  was  sich  mit 
Hilfe  buddhistischer  Texte  erforschen  lässt,  für  den  würde  die  Auf- 
gabe ein  andres  Gesicht  zeigen.  Der  wahre  alte  Buddhismus  selbst 
aber  hat  seinen  Sitz  vor  Allem  im  Saipgha,  und  zwar  in  den 
Kreisen  des  Saipgha,  in  welchen  man  es  mit  den  Ideen  vom  Welt- 
leiden und  der  Erlösung,  mit  den  Idealen  weitabgewandter  Rein- 
heit am  Ernstesten  nahm.  Alles  Übrige  verhält  sich  hierzu  wie 
die  Peripherie  zum  Zentrum.  Widerstehen  wir  der  Tendenz,  die 
klaren  und  grossen  Züge  dieses  altbuddhistischen  Wesens  zu  ver- 
schütten unter  einer  Flut  bunter  und  krauser  Bilder,  welche  gewiss 
an  der  ihnen  zukommenden  Stelle  der  Betrachtung  wert  sind,  an 
dieser  Stelle  aber  nur  das  Auge  verwirren  können. 

Und  endlich  zu  den  Problemen,  die  uns  das  Leben  des  Stifters 
dieser  Gemeinde  bietet.  Den  Weg,  welchen  ich  zu  gehen  ver- 
suchte,  um    von    einem  Bilde    dieses  Lebens    zu    erreichen   so  viel 


1)  BhikkhunI  P&timokkha,  Saqagbftd.  10. 

2)  Vgl.  meinen  ^Buddha"  '  S.  208  und  die  dort  Anm.  1  angeführten  Zengniase. 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien,  679 

eben  erreichbar  schien,  hat  Minayeff ')  in  folgenden  Worten  be- 
schrieben: ^Ge  meme  savant*  —  derjenige  nämlich,  der  die  Frage 
etwa  in  meinem  Sinn  behandeln  würde  —  «pent  encore  essayer  de 
traiter  avec  quelque  confiance  les  sonrces  qui  se  pr^sentent  &  lui; 
il  en  s^parera  tonte  la  mati^re  l^gendaire,  en  ^cartera  tout  ce  qni, 
k  son  aTis,  est  inyraisemblable  et  indigne  de  foi;  et  ayant  ainsi 
fait  le  d^part  dans  ses  sources,  se  fondant  sur  les  faits  qui  lui 
paraissent  m^riter  creance,  il  composera  un  portrait  dn  docteur  et 
de  Tascöte*.  Natürlich  erhebt  sich  die  Frage,  ob  diesem  Bild  ge- 
schichtliche Wahrheit  —  une  part ,  möme  faible ,  de  verit6  his- 
torique  —  beigemessen  werden  darf.  Die  Antwort  Minayeffs  ist 
nicht  günstig.  Der  Typus,  welchen  der  von  ihm  beschriebene 
Forscher  gezeichnet  hat,  ist  eben  nur  der  allgemeine  noch  heute 
verifizierbare  Typus  „des  fakirs  et  des  ascfetes  qui  errent  dans  Tlnde" ; 
persönliche  Giltigkeit  kommt  ihm  nicht  zu. 

Ich  glaube,  dass  wir  es  hier  doch  mit  einer  allzu  pessimis- 
tischen Betrachtungsweise  zu  thun  haben.  Wenn  die  Berichte  vom 
Leben  Buddha's  eine  Reihe  von  Wundererzählungen  enthalten,  die 
wir  Ungläubigen  nicht  anders  können  als  bei  Seite  legen,  haben 
wir  darum  kein  Recht  in  dem  was  übrig  bleibt  —  genauer  aus- 
gedrückt, was  nach  der  Vornahme  noch  einer  ganzen  Reihe  weiterer 
Sichtungen  übrig  bleibt  —  einen  im  Wesentlichen  geschichtlichen 
Kern  zu  erwarten?  Soll  sich  in  den  alten  Gemeinden  eines  ver- 
hältnismässig so  ütÜien  Zeitalters,  wie  das  ist,  auf  welches  uns  die 
obigen  Erörterungen  über  die  Geschichte  des  heiligen  Kanon  geführt 
haben,  w^irklich  nicht  eine  Fülle  geschichtlicher  Erinnerung  an  die 
Person  des  grossen  Lehrers  bewahrt  haben,  die  Erinnerung  an 
vielerlei  wichtige  Umstände  seines  Lebens,  an  die  ihn  umgebenden 
Persönlichkeiten,  an  die  Art  und  Weise  seiner  Predigt,  an  die 
Hauptpunkte  des  Inhalts  derselben?  Gewiss  enthalten  Texte  wie 
die  des  Pälikanon  viel  tendenziös  Gef^btes.  Aber  es  müsste  doch 
im  allerhöchsten  Masse  seltsam  zugehen,  wenn  sich  in  ihnen  nicht 
auch  eine  Menge  durchaus  unbefangen  und  absichtslos  mitgeteilter 
Züge  fände  —  oft  in  der  Gestalt  von  Voraussetzungen,  die  für 
die  Verfasser  der  Texte  selbstverständlich  sind  — :  Züge,  denen  wir 
vertrauen  können  und  sollen.  Und  ich  glaube  zu  bemerken,  dass 
dieselben  Forscher,  welche  sich  prinzipiell  zu  höchster  Skepsis  in 
Bezug  auf  alle  Behauptungen  über  die  Person  und  das  Leben  des 
Buddha  bekennen,  doch  in  der  Praxis  nicht  selten  eben  jenes 
natürliche  Vertrauen,  welches  sie  in  der  Theorie  bekämpfen,  in 
aller  Unbefangenheit  walten  lassen.  Mir  sei  gestattet  zu  exempli- 
fizieren. Bei  de  la  Vall6e  Poussin  (S.  25)  lesen  wir  von  Buddha: 
,il  pröchait  la  pratique  dune  moralitö  parfaite,  Tobservation  rigou- 


1)  S.  4.  Ähnlich  de  la  ValUe  Poussin  19  mit  specieller  Betonung 
der  einseitig  eeylonesischen  Färbung  des  Bildes.  Meine  Antwort  in  Bezug  auf 
diesen  Punkt  liegt  in  dem  oben  Gesagten. 


680  Oldenberg,  Buddhütitehe  Studien. 

rense  de  commandements  qui  rappellent  le  D^calogne  et  sont  ausBi 
yieox  qne  lliumanitä  (?);  ses  disciples  recomnisndaient  la  vie 
mendiante  et  Tabn^gation  sous  les  Ydtements  d'an  moine*  etc.  Ich 
meine,  dass  die  Behauptung  eines  solchen  Gregensatzes  ^)  —  Buddha. 
selbst  als  Yerkündiger  reiner  Moral,  seine  Jünger  als  Yerkündiger 
mönchischen  Lebens  —  doch  die  Voraussetzung  in  sich  schliesst, 
dass  die  Quellen  uns  über  die  wirkliche  Art  der  Wirksamkeit  des 
grossen  Lehrers  sehr  bestimmte  Vorstellungen  ermöglichen:  wobei 
es  natürlich  eine  Frage  für  sich  ist,  ob  diese  Vorstellungen  eben  in 
der  Form,  welche  de  la  V.  P.  ihnen  hier  gegeben  hat,  das  Bicbtige 
treffen  ^).  Den  Glauben  aber  kann  ich  nicht  für  begründet  bAlteo, 
dass  ein  solches  Bild  von  Buddha's  Leben  und  Wirken  dem  Ver- 
hängnis unterliegen  sollte,  allein  auf  die  Sph&re  dessen  beschrtokt 
zu  sein,  was  allem  indischen  Asketen-  und  Fakirtum  bis  auf  den 
heutigen  Tag  gemeinsam  gewesen  ist  und  noch  ist.  Ich  meine  im 
Gegenteil,  dass  wir  alles  Recht  haben,  darauf  zu  vertrauen,  dass 
mehr  uud  Besseres  erreichbar  ist.  Wir  brauchen  doch  nur  den 
buddhistischen  Typus  neben  den  ihm  so  nahe  stehenden  jainistischen 
Schwestertypus  zu  halten,  um  den  scharfen  Kontrast  mit  H&nden 
zu  greifen.  Vollends,  wenn  wir  etwa  an  visnuitisches  oder  ^vai- 
tisches  Wesen  und  Unwesen,  an  das  Treiben  der  ÜrdhTabäbvis, 
Käpälikas  u.  dgl.  denken.  Es  wäre  ein  Bankrott  unsrer  Forschung, 
wollten  wir  uns  nicht  zutrauen,  hier  über  ein  allgemeines  Bild 
indischen  Asketentums  hinauskommen  und  die  besonderen  Züge  ali- 
buddhistischen Wesens,  wie  sie  vor  Allem  der  eignen  Person  des 
Buddha  innegewohnt  haben  müssen,  klar  und  wahrheitsgetreu  er- 
fassen zu  können.  Gewiss  ist  von  da  bis  zur  vollen  Erkenntnis 
jener  Persönlichkeit  selbst  in  dem  ganzen  Geheimnis  ihrer  In^- 
vidualität  noch  ein  Schritt  —  kein  kleiner  Schritt  — ,  und  nicht 
erst  seit  heut  und  gestern  meine  ich  einzusehen^),  dass  diesen 
Schritt  zu  thun  uns  versagt  ist.  Aber  wenn  uns  das  Ziel  selbst 
unerreichbar  bleibt,  dürfen  wir  darum  verschmähen  uns  ihm  anzu- 
nähern so  nahe  wir  nur  können? 


1)  Ich  nehme  dabei  an,  dass  der  Verf.  die  oben  ausgehobenen  Sfttae  nicht 
mehr,  wie  einen  ihnen  vorangehenden  Satz,  von  der  knn  vorher  formnUert«a 
Bedingung  „s'ii  faut  en  croire  les  Singhaiais"  abhängig  macht.  Die  nfiheren 
Details  seiner  Ausdrucksweise  scheinen  mir  das  zu  ergeben,  und  die  Hinzu- 
fUgung  Jener  Bedingung  wäre  sinnlos,  da  die  Singhalesen  in  der  That  nichts 
derartiges  behaupten. 

2)  Ich  glaube  das  in  der  That  nicht.  In  den  Quellen  finde  ich  nicht  dea 
lebesten  Anhalt  für  eine  solche  Unterscheidung  zwischen  den  Tendenzen  des 
Heisters  und  denen  der  Jünger.  Dass  Jener  nicht  nur  Moralprediger  sondern 
auch  Bettelmönch  war,  wird  meines  Erachtens  ebenso  Überzeugend  durch  di« 
Überlieferung  verbürgt,  wie  es  sich  als  ein  natürlicher  und  verständlicher  Zog 
in  das  Gesamtbild  der  Zeit  einfugt,  welche  unsere  Quellen  —  auch  die  jaini* 
stischen  —  uns  schildern,  und  welche  wir  in  hinreichendem  Grade  der  An- 
näherung als  mit  Buddhas  eigner  Zeit  in  ihren  wesentlichen  Charakteren  fiber- 
einstimmend ansehen  dürfen. 

3)  Siehe  meinen  „Buddha"'  S.  159 fg.  (S.   141  fg.  der  ersten  Auflage). 


Oldenberg^  Buddhutitehe  Studien.  681 


vn. 


Jacobi's  erneute  Prüfdng  des  Verhältnisses  der  buddhis- 
tischen Dogniiatik  zum  Sämkhya-Toga  ^)  nötigt  mich  zu  einigen 
Gegenbemerkungen,  welche  sich  zunächst  auf  die  Lehre  des  Arä4a 
Käläma,  vor  Allem  aber  auf  die  Deutung  der  buddhistischen  Nidäna- 
formeln  zu  beziehen  haben. 

Der  Leser  yon  J.'s  früherer  Untersuchung  erinnert  sich  der 
Rolle  y  welche  in  ihr  Aävagho^a's  Bericht  (Buddhacar.  Xn)  über 
die  Doctrin  des  Arä4aKäläma^)  spielte.  Diesem,  einem  Lehrer 
Buddha's  in  der  Zeit  vor  der  Erlangung  der  Buddhaschaft,  legt 
AsY.  Spekulationen  in  den  Mund,  welche  im  Ganzen  Säipkhyalehre 
sind,  jedoch  die  Theorie  von  den  drei  guna  nicht  berühren.  Da 
nun  einerseits  J.  aus  anderweitigen  Gründen  Abhängigkeit  des 
Buddhismus  vom  Säipkhja  annehmen  zu  müssen  glaubt,  anderseits 
die  buddh.  Dogmatik  die  Lehre  von  den  guna  nicht  kennt,  so 
war  J.  zu  dem  Schluss  gelangt,  dass  diese  Momente  in  geradezu 
überraschender  Weise  zu  dem  Bericht  Aävaghosa's  über  Arä4a's 
Doctrin  passen  und  die  Entscheidung  darüber  ergeben ,  ob  dieser 
Bericht  auf  Fiktion  oder  Tradition  beruht:  „ich  glaube,  wir  müssen 
ihn  jetzt  als  Tradition  gelten  lassen*  ^).  Gegen  diese  Auffassung 
hatte  ich  mich  gewandt,  und  es  ist  mir  wenigstens  teilweise  be- 
friedigend jetzt  bei  J.  (S.  5)  zu  lesen:  „Ob  thatsächlich  Aräda  diese 
Lehre  veriörat,  können  wir  bei  dem  Mangel  an  Quellen  nicht  be- 
stimmt behaupten'';  allerdings  geht  der  Satz  weiter:  „aber  darum 
ebensowenig  mit  Old.  leugnen*^.  Das  klingt  immerhin  bemerkens- 
wert vorsichtiger  als  früher.  Aber  ganz  ohne  Widerspruch  kann 
ich    doch    aijich  J.'s  jetzige  Erörterungen   über  Arä4a  nicht  lassen. 

Ich  hatte  Gewicht  darauf  gelegt,  dass  die  sonstige  Über- 
lieferung, insonderheit  die  der  kanonischen  Pälibücher,  von  jener 
Sän.ikhya-artigen  Doctrin  des  Ar.  nichts  weiss.  J.  deutet  zunächst 
in  Bezug  auf  diese  Thatsache  wenigstens  einen  leisen  Zweifel  an; 
er  wählt  für  sie  den  Ausdruck,  dass  Zeugnisse  der  betreffenden 
Art  „bis  jetzt  noch  nicht  gefunden**  seien  (S.  4).  Ich  glaube  in 
der  That  hier  mit  einer  gewissen  Zuversicht  sprechen  und  behaupten 
zu    dürfen,    dass    meine    Durchsuchung    des    Palikanon    eingehend 


1)  ZDHG.  LII,  Iff.  Seine  frühere  Untersuebang  über  denselben  Oefcen- 
sUnd  s.  KGGW.  phil.  Kl.  1896,  43 ff.;  gegen  dieselbe  meine  Ausfohmngen 
^Buddha"  ^  446  ff.  Hit  den  letsteren  sowie  mit  denen  Senarts  (M^l.  de  Harles 
381  ff.)  bescblftigt  sich  J.s  neuer  Aufsats. 

8)  Bei  Gelegenheit  der  Erwähnung  dieses  Hannes  mache  ich  beiläoflg 
darauf  aufmerksam,  dass  wir  die  Gens,  welcher  er  angehörte,  die  KUSmas,  im 
Angutt.  Mik.  III,  65  erwähnt  finden.  Sie  wohnten  im  Kosalalande,  wo  ihnen 
der  Ort  Kesaputta  gehörte.  Ein  Einsiedler  aus  ihrem  Geschlecht,  Bharandu 
Käläma,  welcher  als  puräfuuabrahmacäri  Buddhas  bezeichnet  wird,  lebte  bei 
KapUavatthu  (Aug.  Nik.  Ül,  124).  Ein  Schüler  des  Aräda  Käläma  wird  im 
Mahäparinibb.  Sutta  p.  43  fg.  (Childers)  erwähnt 

3)  NGGW.  a.  a.  O.  S.  57. 


682  Oldenberg,  Buddhigtüche  Studien, 

genug  gewesen  ist,  um  das  noch  bevorstehende  Auftauchen  solcher 
Zeugnisse  wenigstens  annähernd  auszuschliessen.  Aber  auch 
ausserhalb  des  Kanon,  dem  nach  J.'s  Meinung  die  Etikette  gegen- 
über dem  guru  Buddha's  Polemik  verbieten  musste  '),  konnte  sich, 
sagt  J.,  die  Kenntnis  der  Philosophie  jenes  Mannes  erhalten;  volks- 
tümliche äkhyänas  konnten  sich  mit  ihr  beschäftigen :  „dergleichen 
ältere  Buddhacaritras  müssen  (?!)  wir  uns  als  Asvaghosa's  Quellen 
denken '^.  Es  wäre  interessant,  wenn  J.  durch  anderweitige  Analyse 
des  Buddhacaiita  m^r  6paraii  dieser  JÜteccn  nakuioinselrefi  Buddha- 
caritas zu  Tage  fördern  könnte;  einstweilen  zweifle  ich  an  der 
Möglichkeit  und  halte  an  dem  verbreiteten  und,  wie  ich  meine, 
wohlbegründeten  Glauben  fest,  dass  man  Buddhabiograpfaien  zu 
verfassen  erst  in  einer  erheblich  späteren  Zeit  als  der  des  alten 
Kanon  begonnen  hat.  Wenn  die  kanonischen  Texte  uns  über  das 
System  des  Ar.  nur  ganz  weniges  sagen,  das  allem  Anschein  nach 
erfunden  ist*),  und  wenn  selbst  —  füge  ich  zum  äussersten  Über- 
fluss  hinzu  —  ausführliche  spätere  Texte  wie  der  Lal.  Yistara 
nicht  mehr  geben,  so  wird,  meine  ich,  wenigstens  wer  dies  Gebiet 
von  Geschichtsquellen  zusammenhängend  durchforscht  hat,  sich  dar- 
über klar  sein,  dass  es  Luftschlösser  bauen  heisst,  wenn  man  jene 
angebliche  Überlieferung  in  das  geräumige  Nebelreich  der  „volks- 
tümlichen äkhyänas'^  verlegt.  Wer  war  denn  der  Träger  der 
alten  Überlieferungen  über  Buddha's  Leben  und  über  die  mit 
ihm  in  Beiührung  getretenen  Persönlichkeiten  anders  als  der  buddhis- 
tische Saingha,  der  grosse  Kollekti  werf  asser  des  Pitaka-Kanon  y 
Und  ausserhalb  der  buddhistischen  Litteratur,  wo  treffen  wir  da 
auf  irgendwelche  Spuren  von  Person  und  Lehre  des  Aiik^a^V^ 
Fast  ausnahmslos  sind  die  Persönlichkeiten,  die  wir  in  Buddha's 
Umgebung  finden,  für  uns,  abgesehen  eben  von  den  buddhistischen 
Quellen,  verschollen.  Wer  die  Meinung  hegt,  dass  gerade  Aräda 
es  für  A^v.  nicht  war,  wird  dafür  meines  Erachtens  bessere  Zeug- 
nisse geltend  zu  machen  haben,  als  das  suspecte  des  Buddhacarita. 
Doch  gegen  meine  Ansicht,  dass  Asv.  hier  dem  Aräda  frei  er- 
fundene oder  wenigstens  durch  einen  Akt  freier  Erfindung  auf  ihn 
übertragene  Lehren  in  den  Mund  legt,  erhebt  J.  (S,  5)  einen  Ein- 


1)  Von  dieser  Rücksicht  der  Etikette  merkt  man  jedenfalls  bei  Asvaglios» 
nicht  viel  (XII,  68 ff.),  auch  nicht  im  Majjhima  NikSya  (vol.  I,  p.  165),  wo 
Buddha  in  Bezug  auf  A.s  Lehre  sagt:  tarn  dhammam  analatnJearitoä  tatmi 
dhammä  nibbijjäpakkatnimf  oder  im  Mahäparinibb.  Sntta  (p.  45),  wo  PnkkoM 
Mallaputta  —  den  der  Autor  des  Textes  offenbar  beifällig  betrachtet  —  soft; 
yo  me  Aläre  Käläme  pasädo  tarn  mdhäväte  vä  opwnämi  sighasotäya  vä 
naddyä  pavähemi.  Schwerlich  würden  die  Buddhisten  anerkennen,  dass  es 
einen  guru  des  Buddha  geben  konnte.  Vgl.  die  einigermassen  hier  einschJagen* 
den  Erörterungen  des  Milinda  Panha  p.  235  fg. 

2)  „Buddha**^  452  fg.  J.  sagt  nicht  wie  er  sich  zu  diesen  AasfÜhrungen  stellt 

3)  Doch  wohl  schwerlich  an  mir  entgehenden  Stellen  der  JainaUtteratar. 
Sonst  hätte  uns  der  vorzügliche  Kenner  derselben,  gegen  den  ich  hier  polemisiere, 
das  gewiss  gesagt. 


J 


Oldenbarg,  Buddhü/tmJie  Studien,  683 

Wand,  an  welchem  ich  nicht  vorüber  gehen  ^anm.  Die  Unrichtig- 
keit meiner  Auffassungen  müsse  Jedem,  der  sich  mit  den  mahä- 
Jcävyae  eingehender  beschäftigt  hat,  sofort  klar  sein,  ^enn 
erstens  ist  es  im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich,  dass  der  Dichter 
dem  Lehrer  des  Buddha  eine  bestimmte  Philosophie  angedichtet 
hätte,  ohne  einen  genügenden  Anlass  dazu  in  seinen  Vorlagen  ge- 
funden zu  haben*.  Warum  unwahrscheinlich,  wenn  die  Vorlagen 
hier  eben  Nichts  oder  so  gut  wie  Nichts  boten,  und  wenn  den 
Autor  doch  danach  gelüstete  seiner  Kunst  hier  die  Zügel  schiessen 
zu  lassen?  Es  ist  Jacobi  selbst,  der  vor  nicht  lange  sagte  ^): 
9 Wir  könnten  wohl  verstehen,  dass  Aiv.  aus  freier  Erfindung  dem 
Lehrer  des  Buddha  irgend  eine  Philosophie  .  .  .  zugeschrieben 
hätte*.  Jetzt  nun  sagt  er  weiter:  , Zweitens,  wenn  er  (A§v.)  dem 
Ar.  auch,  ohne  von  einer  Tradition  unterstützt  zu  sein,  die  Säip- 
khyaphilosophie  beigelegt  hätte,  würde  er  sich  ebenso  wenig  will- 
kürliche Änderungen  in  der  Terminologie  wie  Auslassung  eines 
Grundelements  im  System  zu  schulden  haben  kommen  lassen.  In 
jedem  Lehrbuch  über  alamkära  wird  vor  einem  solchen  Fehler 
{vtdyäviruddhcL)  gewarnt  und  kein  Dichter  wüi'de  der  Kritik  seiner 
Neider  eine  solche  Blosse  gegeben  haben*.  Es  bleibe  dahingestellt, 
wie  weit  wir  bei  A^vaghosa,  diesem  allem  Anschein  nach  den 
Anfangszeiten  der  A^zTya-Poesie  angehörigen  Dichter,  fehlerlose  Be- 
obachtung der  alamkära-BAgtlii ,  wie  sie  uns  vorliegen ,  voraus- 
setzen dürfen.  Aber  selbst  diese  Voraussetzung  zugegeben,  läge 
denn  wirklich  ein  vidyäviruddham  vor?  Doch  nur  dann,  wenn 
der  Autor  die  Aufgabe  hätte  oder  den  Anspruch  erhöbe,  Lehren 
vorzutragen,  die  einem  bestimmten  feststehenden  Typus,  z.  B.  dem 
des  klassischen  Säipkhya ,  wirklich  entsprechen  ^.  Dann  würde 
der  einmal  in  der  Wissenschaft  feststehende  Sachverhalt  für  ihn 
bindend  gewesen  sein.  Wie  aber,  wenn  er  sich  die  hier  von  ihm 
eingeführte  Persönlichkeit  vorgestellt  hätte  als  im  Ganzen  etwa 
der  Säipkhyarichtung  angehörig,  aber  innerhalb  derselben,  wie  sich 
das  für  ein  solches  Schulhaupt  schickt,  seine  selbständige  Stellung 
einnehmend?  Und  wenn  er  nun  dem  entsprechend,  etwa  wie  er 
im  4.  Kapitel  die  erotischen  Künste  der  Weiber  offenbar  in  den 
meisten  Einzelheiten  nach  freier  Erfindung  schilderte,  so  hier  den 
Sämkhyatjpus ,  den  er  ja  eben  nicht  als  solchen,  sondern  als  die 
von  ihm  dichterisch  zu  gestaltende  Lehre  des  Aräda  vortrug,  nach 
eigenem  Gutdünken  in  einigen  Einzelheiten  umgebildet  hätte? 
Oder  auch  wenn  er  einen  uns  im  Übrigen  unbekannten  Lehr-Typus, 
der  ihm  vielleicht   als   irgend   einer  Abzweigung  des  Sämkhya  an- 


1)  NGQW.  a.  a.  O.  67. 

2)  Oder  will  man  finden,  dass  in  der  Nennung  des  Kapila,  Jaigisavya  etc. 
(XII,  21.  67)  ein  solcher  Ansprach  in  der  That  liegt?  Dann  bliebe  allerdings 
die  Frage  offen,  wie  Asv.  es  mit  seinem  Gewissen  vereinen  konnte,  dem  Kapila 
zuzuschreiben,  was  er  ihm  dann  eben  zuschrieb.  Aber  dem  Resultat,  dass  all 
das  als  Lehre  desArSda  gewahrleistet  wäre,  kämen  wir  so  um  nichts  nfther. 


684  Oldenberg,  BuddkutUehe  Studien. 

gehörig  bekannt  war,  genommen  und  anf  Grand  eigenen,  fiwien 
Ermessens  dem  Ar.  zudiktiert  hätte?  Wenn  es,  wie  wir  für  kaam 
zweifelhaft  halten,  eine  autoritative  Aussage  der  vidyä  darüber, 
was  Ar/s  Lehre  war,  zu  A^vaghosa's  Zeit  nicht  gab^),  wo  bleibt 
dann  das  vüiyävtruddham^)?  — 

Von  den  Arä^a  betreffenden  Fragen  gehen  wir  zu  den  wesent* 
lieh  wichtigeren  Problemen   der   buddhistischen   Nidänaformel. 

Den  Versuchen,  diese  Formel  in  eine  mehr  oder  weniger  enge 
Nähe  an  die  Eategorienreihe  des  Sämkhja  heranzurücken,  hatte 
ich  (Buddba^  447)  zunächst  die  allgemeine  Bemerkung  gegen- 
übergestellt, dass  beide  Begrififsreihen  auf  ganz  verschiedene  Pro- 
bleme zugeschnitten  sind.  Bei  den  Buddhisten  handelt  es  sich  um 
die  Frage :  wie  entsteht  im  Lauf  der  psychischen  Prozesse  Leiden  ? 
Hierauf  antwortet  die  Causalitätsformel ,  welche  vom  Nichtwissen, 
dem  letzten  Grunde  des  Leidens,  anhebt,  und  durch  eine  Reihe 
von  Mittelgliedern  hindurch  in  Alter,  Tod  u.  s.  w.,  das  Leiden  in 
allen  seinen  Gestalten  ausläuft.  Bei  den  Sämkhjas  dagegen  wird 
gefragt:  wie  entwickelt  sich  das  Universum?  Und  hier  hebt  die 
Beihe  der  Ursachen  von  der  Urmaterie  an  und  endet  mit  den 
letzten,  gröbsten  Substanzen,  welche  aus  dieser  hervorgehen. 

Jacobi  (S.  6)  findet,  dass  meine  Formulierung  der  Frage- 
stellung des  Sämkhya  sich  in  willkürlicher  Weise  von  den  Quellen 
entfernt.  „Im  Säzpkhya  wird  nämlich  nicht  gefragt:  „wie  ent- 
wickelt sich  aus  dem  Weltgrunde  das  Universum*' ;  sondern  viel 
richtiger  wäre  es,  die  von  Old.  für  den  Buddhismus  aufgestellte 
Fragestellung:  „wie  entsteht  im  Lauf  der  psychischen  Prozesse 
Leiden  ?**  auch  als  diejenige  des  S.  anzugeben.  Das  beweist  schon 
das  erste  Sütra:  aiha  trividhaduhkhätyantantvrttir  aiyantapurvr 
§ärthah^^, 

Dass  die  Aufhebung  des  Leidens  das  letzte  Ziel  ist,  dessen 
Erreichung  die  Säqikhyalehre  ihren  Anhängern  verheisst,  ist  gewiss 
ebenso  richtig  wie  es  allbekannt  ist.  Aber  darum  werden  wir  doch 
nicht  von  jeder  einzelnen  Doctrin  des  Säipkhya  sagen,  dass  sie  aof 
die  Frage  nach  dem  Leiden  und  seiner  Aufhebung  antwortet,  mag 


1)  Abgesehen  natürlich  von  dem  einzigen  Pankt  des  äkincOinnäycUanay 
welchen  ja  Asv.  auch  nicht  versäamt  hat  in  sein  Referat  aufsunehmen. 

2)  Anhangsweise  möchte  ich  hier  noch  folgende  Bemerkung  Jaeobis  (S.  5) 
herausheben:  „Selbst  wenn  Ast.  einer  falschen  Tradition  gefolgt  wfire,  so  wire 
sein  Zeugnis  uns  wichtig  für  das  Bestehen  und  die  weite  Verbreitung  jener 
Form  des  Sfinkhya  im  östlichen  Indien«  die  somit  wahrscheinlich  in  hohes 
Altertum  zurückgeht."  Also  Asv.  oder  seine  Quelle  hat  yielleicht  —  ich  nehme, 
wie  schon  oben  gesagt,  das  Zugeständnis  gern  an  —  dem  ArSda  eine  Lehre 
zugeschrieben,  welche  nicht  wirklich  die  seine  war:  dann  soll  ans  solchem 
Irrtum  oder  solcher  Erfindung  für  diese  Lehre  wenigstens  so  viel  folgen,  dass 
sie  im  östlichen  Indien  bestand?  Es  soll  folgen,  dass  sie  dort  weit  verbreitet 
war?  Es  soll  als  wahrscheinlich  folgen,  dass  sie  in  hohes  Altertum  sorflckgeht? 
Alles  mir  unverständlich. 


Oldmberg,  Buddhütiache  Studien.  686 

sie  immerhin  ein  Glied  in  einem  System  bilden,  welches  sich  diese 
Anfbebang  zu  seinem  letzten  Ziel  setzt.  Im  laxif  der  weiten  und 
komplizierten  Oedankeng&nge  des  Systems  giebt  es  eine  Menge 
einzelner  logischer,  kosmologischer,  psychologischer  etc.  Probleme 
zu  lösen:  und  so  handelt  es  sich  hier  um  die  Frage,  wie  sich  ans 
der  Urmaterie  schrittweise  die  Welt  der  Produkte,  von  den 
feineren  zu  immer  gröberen,  entfaltet  resp.  in  umgekehrter  Beihen- 
folge  wieder  absorbiert  wird.  Nun  wird  ja  freilich  dann  femer, 
wie  bekannt,  gelehrt,  dass  die  Verbindung  der  Seele  mit  dem 
Schmerz  auf  der  Nichtunterscheidung  jener  von  der  Materie  und 
von  dem  Treiben  der  materiellen  Welt  beruht,  und  dass  das  höchste 
Ziel  der  Erlösung  durch  die  entsprechende  Unterscheidung  erreicht 
wird.  Wird  man  darum  die  Verschiedenartigkeit  der  Gedanken- 
bewegung in  zwei  Eausalitätsreihen  verkennen,  von  welchen  die 
eine,  die  buddhistische,  in  der  Aneinanderkettung  seelischer  Vor- 
gänge den  Schmerz,  die  andere,  die  des  Sätnkhya,  in  der  An- 
einanderkettung seelischer  wie  kosmischer  Vorgänge  das  Universum 
entstehen  lässt? 

Nun  bemerkt  J  a  c  o  b  i  (S.  6)  allerdings  vollkommen  zutreffend, 
dass  es  noch  keinen  Beweis  gegen  die  Entlehnung  der  Grundbegriffe 
ergiebt,  wenn  wir  die  entlehnende  Schule  die  betreffenden  Begriffe 
in  selbständiger  Weise  einer  neuen  Fragestellung  dienstbar  machen 
sehen.  Die  Hervorhebung  der  Divergenz  der  Fragestellung  hatte 
für  mich  auch  nur  den  Zweck,  meinem  Unglauben  an  eine  Ent- 
lehnung eine  gewisse  vorläufige  Wahrscheinlichkeit  zu  sichern. 
Diese  Präsumtion  würde  entkräftet  werden,  Hesse  sich  zeigen,  dass 
trotz  jener  Divergenz  doch  die  Begriffe  selbst,  mit  denen  auf 
beiden  Seiten  opei'iert  wird,  Beziehungen  zeigen,  welche  auf  eine 
Entlehnung  schÖessen  lassen.  Ob  eben  dies  nun  der  Fall  ist,  wollen 
wir  jetzt  in  der  Diskussion  wenigstens  der  wichtigeren  dieser  Be- 
griffe —  derselben,  welche  auch  Jacobi  in  den  Vordergrund  seiner 
neuen  Erörterungen  gestellt  hat  —  prüfen. 

Wir  beschäftigen  uns  zunächst  mit  der  Kategorie  der  sam- 
khärä, 

Jacobi  (S.  11),  für  welchen  dieser  Begriff  dem  Särakhya-Yoga 
entlehnt  ist,  macht  auf  die  Thatsache  aufmerksam,  dass  der  Bud- 
dhismus denselben  nicht  ausschliesslich  in  der  Nidänaformel  be- 
nutzt, sondern  ihn  auch  als  vielgebrauchten  Terminus  in  seinen 
sonstigen  philosophischen  Diskussionen  verwendet.  Wir  können 
unsrerseits  hinzufügen,  dass  auch  in  der  einfachen  Erzählung  ge- 
wöhnlicher Vorgänge  bei  den  Buddhisten  das  Nomen  oder  das  zu- 
gehörige Verbum  nicht  selten  ist.  Bereiten  Disputierkünstler  eine 
verföngliche  Frage  für  Buddha  vor,  so  heisst  das  panham  ahhi- 
samkharonti  (Cülahatthipadopamasutta,  Majjh.  Nik.  vol.  I  p.  176); 
die  einem  Rade,  welches  man  rollen  lässt,  mitgeteilte  Bewegung 
ist  ein  abhisamJchära  (Aiig.  Nik.  III,  15,  2.  3);  die  Absicht 
Jemandes,  einen  bestimmten  Gang  zu  thun,  ist  sein  «auf  das  Gehen 


686  Oldmberg,  Buddkütiache  Studien. 

gerichteter  Sainkhära*  ^).     Jacobi  (a.  a.  0.)  schliesst  aus  den  über 
die  Nidänaformel  hinausgehenden  Verwendungen  des  Terminus  merk- 
würdiger Weise,    ,dass   das   philosophische  System   des   Sätpkhya- 
Yoga  auf  den  werdenden  Buddhismus  einen  prinzipiellen,  über  die 
Entlehnung  des  einen  oder  andern   isolierten  Begrifl^   hinausgehen- 
den Einfiuss   gehabt   habe.     Wir   dürfen   diesen  Einfluss   als  einen 
vorbildlichen  bezeichnen*.     Ich  meine,  viel  natürlicher  ist  die 
Folgerung,   dass   der  betreffende  Begriff  in  der  allgemeinen  Denk- 
atmosphäre, in  welcher  der  alte  Buddhismus  lebte,  so  weit  heimisch 
und  verbreitet   war,    dass   sich   seine  Verwendung  wie  der  Speku- 
lation  so   auch  der  un  spekulativen  Auffassung  von  Dingen  des   ge- 
wohnlichen  Lebens   aufdrängen   musste.     Ist   dies   aber  richtig,  so 
wird   es   sich    doch  sehr  fragen,   ob  wir  noch  Grund  behalten,   die 
spekulative  Verwendung  dieses  Begriffs  eben  aus  Säxpkhya-Einflüssen 
herzuleiten,   und   ob   nicht   die  Ähnlichkeit,   welche  zwischen  den 
samskära  bei  den  Buddhisten  und  bei  den  Sämkhyas  doch  besteht, 
eine  einfache  Familienähnlichkeit  ist,  welche  sich  aus  der  Herkunft 
des  Begriffs   hier   wie    dort   aus   den  Sphären   gleicher  Denk-  und 
Ausdrucksweise  überzeugend  genug  erklärt. 

Doch  Jacobi  (S.  9)  glaubt  einen  direkten  und  speziellen 
Beweis  dafür  geben  zu  können,  dass  die  buddhistischen  samkkära 
dem  Säipkhya-Yoga  entstammen.  In  der  Reihenfolge  der  Nidäna- 
formel  erscheinen  die  s.  vor  dem  Geist  (vinnäna).  Das  Substrat, 
welches  ihnen  im  Sämkhyasystem  unterliegt,  die  Buddhi  (=  vi- 
jfiänä)  —  diese  ist  ja  dort  die  Trägei-in  der  latenten  Eindrücke 
(sarnsk.)  —  fehlt  ihnen  also  im  Buddhismus.  So  schweben  sie 
hier  in  der  Luft,  in  einer  mystischen  Unbegreiflichkeit,  welche 
dem  religiösen  Gemüt  zusagen  mag,  die  aber  diese  Gestalt  der 
Doctrin  gegenüber  der  nüchternen  Verständlichkeit  der  S.lehre  als 
die  spätere  erweist. 

J.  missversteht  die  Nidänaformel,  wenn  er  die  Reihenfolge  von 
samkhärä  und  mnnäna  zu  einer  derartigen  Argumentation  ver- 
wertet. Die  Nennung  des  mfinäna  in  dieser  Formel  bezieht  sich 
—  wir  werden  hierauf  bald  eingehender  zurückzukommen  haben  — 
auf  den  Augenblick  der  Konception  eines  neuen  Wesens.  Was 
diesem  Augenblick  vorangeht ,  ist  nicht  mystisches  Wogen  im 
dunkeln  Schooss  eines  Weltgrundes  oder  in  den  Höhen  eines 
spekulativen  Wolkenkukuksheims,  sondern  es  sind  Vorgänge  in  der 
Seele  *)  desjenigen  Wesens ,  welches  dem  nun  in  die  Entstehung 
tretenden  Wesen   im    Lauf  des    Samsära   vorangeht   und   welchem 

1)  Buddha'  S.  282;  dort  mehr  MateriAlieD.  Wie  eben  die  mit  a^Aüam> 
kharoti  bezeichnete  Thfttigkeit  es  ist,  als  deren  Prodnkt  der  ßarnkhära  im 
Sinn  der  Kaosalitätsformel  erscheint,  kann  z.  B.  der  Saipy.  Kik.  vol.  II  p.  82 
(Buddha^  S.  284)  oder  das  unten  S.  687  angeführte  Kukkoravatikasatta  ver- 
anschaalichen. 

2)  Natürlich  sofern  von  einer  Seele  zu  sprechen  überhaupt  in  der  buddh. 
Lehre  statthaft  ist. 


Oldenberg,  BuddhiaUacke  Studim.  687 

empirisch  fassliche  Existenz  zukommt  genau  so  gut  wie  diesem 
letzteren.  Auch  der  avijjäy  dem  ersten  Begriff  der  Nidänareihe, 
fehlt  keineswegs  die  Unterlage  eines  Wesens,  welches  nicht  weiss 
(vgl.  Jacobi  8.  9  Mitte) :  es  ist  eben  jenes  Wesen,  in  dessen  Innern 
sich  auch  die  samkhära  abspielen.  Den  Beweis  für  diese  Auffassung 
ergeben  z.  B.  die  Auseinandersetzungen  des  Saipkhäruppatti  Sut- 
tanta,  welche  ich  ,, Buddha*  ^  285  fg.  mitgeteilt  habe,  und 
denen  ich  hier  das  Kukkuravatikasutta ,  Majjh.  Nikaya  vol.  I 
p.  389  fg.  (=  AAguttara  Nikäya  III,  23)  hinzufüge  i).  Soweit 
also  die  bekannte  allgemeine  Neigung  der  buddhistischen  Psycho- 
logie vielmehr  mit  psychischen  Vorgängen  als  mit  psychischen 
Substanzen  zu  arbeiten  überhaupt  dies  möglich  machte,  haben  die 
samkhära  genau  so  gut  ihre  fassliche  Unterlage,  als  irgend  ein 
andres  Glied  der  Reihe  z.  B.  phassa  oder  tanhä,  und  von  der  die 
Säipkhya- Vorlage  verratenden  , Lücke,  die  durch  Weglassung  der 
Buddhi  als  der  Denksubstanz  entstanden  ist*  (Jacobi)  ist  nichts  zu 
bemerken. 

Wie  nun  die  Rolle  der  samkhära  an  ihrer  Stelle  in  der 
Causalitätsreihe  vorzustellen  ist,  wird  sich  in  einiger  Anschaulich- 
keit besser  formulieren  lassen,  wenn  wir  vorher  auf  die  nächsten 
beiden  Glieder  der  Nidänaformel  vinnäna  und  nämarüpa  ein- 
gegangen sind-). 


1)  Ah  Bestätigung  vergleiche  man,  was  „Buddha"'  278  über  die  Kolle 
der  avijjä  ausgeführt  ist  (s.  auch  den  Visuddbimagga  bei  Warren,  Buddhism 
in  translations  181).  ^Dass  die  samkhära,  welche  neues  vinnäna  hervorbringen, 
zugleich  doch  altes  vinnäna  als  bereits  existierend  voraussetzen,  geht  sehr 
deutlich  auch  aus  dem  „Buddha"'  284  Anm.  2  beigebrachten  hervor. 

2)  Hier  mögen  nur  noch  einige  Bemerkungen  zur  Verteidigung  meiner 
von  J.  (S.  10  Anm.  2)  beanstandeten  Behauptung  von  der  wesentlichen  Syno* 
nymitfit  von  dhamma  und  samkhära  ihre  Stelle  finden.  Es  handelt  sich  um 
den  allgemeinsten  Sinn  von  sarpkhära^  dass  derselbe  Terminus  in  den  buddh. 
Texten  in  verschiedener  Bedeutung  gebraucht  wird,  ist  ja  nicht  selten  und 
macht  bekanntlich  eine  Hauptschwierigkeit  in  der  Behandlung  der  buddhistischen 
Dogmatik  aus.  Ich  hatte  auf  Dhp.  277 — 279  verwiesen,  wo  es  in  drei  im 
Übrigen  wörtlich  identischen  Versen  zuerst  heisst  sabbe  samkhära  aniccä, 
sabbe  samkhära  dukkhä^  dann  sabbe  dhamma  anattä  (offenbar  nach  dieser 
metrischen  Vorlage  dann  auch  die  Prosa,  Anguttara  Nik.  III,  134;  VI,  102 — 104). 
Die  scharf  ausgeprägte  Parallelität  der  dreimaligen  Äusserungen,  verbunden  mit 
der  in  der  buddh.  Spekulation  feststehenden  Coordinierung  der  Begriffe  anicca 
dukkha  anattä  (z.  B.  Milinda  Panha  p.  286)  scheint  mir  in  der  That  keinen 
Zweifel  übrig  zu  lassen.  Ich  verzeichne  nun  einitre  Stellen  —  sie  könnten 
leicht  vermehrt  werden  — ,  an  denen  von  den  samkhära  (resp.  dem  sainkhatam 
u.  dgl.)  offenbar  in  diesem  weitesten  Sinn  die  Rede  ist.  Sakkas  Wort  bei 
Buddhas  Tod  (Mahftparinibb.  S.  p.  62)  anicca  vata  samkhära  etc.;  nanu  rittä 
sabbasamkhärä  Buddhav.  II,  219  u.  öfter,  sabbaloke  anabhiratisannino 
sabbasamkhäresu  aniccänupassino  Majjh.  Nik.  vol.  I,  p.  336  =  Angutt.  Nik. 
V,  122.  ajätam  abhiUam  akatam  asainkhatam,  jätassa  bhütassa  katassa 
samkhatassa  Ud&na  p.  80.  Der  scitta  ist  suddhasamkhärapunja  Samy.  Nik.  I, 
p.  135.  Siehe  noch  das  Kathävatthu  passim\  Milinda  Panha  p.  50.  52  etc. 
Den  engeren  Begriff  von  samkhära  an  diesen  Stellen  zu  finden  ist  teils  ge- 
zwungen, teils  unmöglich. 


688  Oldenberg,  BuddkUtiaehe  St^udim, 

J.  (S.  8)  macht  einen  etwas  kühnen  Sprang,  wenn  er,  ohne 
sich  viel  bei  der  Wortbedeutung  von  nßmiarUpa  oder  bei  der 
buddhistischen  Tradition  über  diesen  Begriff  aufzuhalten,  kurz  uad 
bündig  folgendermassen  argumentiert:  Für  das  nämarüpa  der 
Buddhisten  ist  von  dem  parallelen  Terminus  der  Jaina  nSk/nagiftra 
auszugehen^).  Dieser  bedeutet  etwa  „Individualität*'.  So  werden 
wir  auf  das  Individualitätsorgan  des  Sämkhya,  den  aAamJcara  ge- 
führt. Diesem  substituierte  Buddha,  die  ganze  Lehre  vergröbernd, 
den  y populäreren  Terminus*  nämarüpa  (S.  8.  14  fg.) 

Misstrauen  wir  so  rasch  aufgeführten  Konstruktionen,  bis  wir 
gethan  haben,  was  hier  doch  zuerst  und  vor  aller  Herbeiziehang 
der  jainistischen  Terminologie  gethan  werden  muss:  bis  wir  die 
Äusserungen  der  kanonischen  Texte  über  nämarüpa,  —  daneben 
über  das  eng  damit  zusammenhängende  vihnäna  —  und  speziell 
über  die  Rolle  dieser  Begriffe  in  der  Nidänaformel  geprüft  haben. 

Ich  habe  nun  schon  in  meinem  , Buddha*^,  S.  259  fg.  ans- 
geföhrt,  dass  nach  den  eingehenden  Darlegungen  des  Mahänidäna- 
sutta  wie  nach  anderen  Texten  es  die  Zeit  der  Konzeption  xind 
dann  der  Schwangerschaft  ist,  in  welcher  das  vinüäna  das  näma- 
rüpam  sich  im  Mutterleib  gestalten  und  dann  anwachsen  and 
gedeihen  lässt.  Das  vififiäna  ist  entweder  direkt  dasjenige  des 
Wesens,  welches  in  der  Seelenwanderung  dem  jetzt  entstehenden 
vorangeht,  oder  auf  Grund  jenes  alten  vihnäna  bildet  sich  das  neue 
des  neuen  Wesens  (ebendas.  261  A.  1).  Senkt  sich  dieses  in  den 
Mutterleib  hinein,  so  entsteht  dort  der  neue  Körper:  okkantiffd 
sati  nämarüpam  (Aiigutt.  Nik.  III,  61,  9);  nämarüpam  pafiaanda- 
hcUi  (Milindap.  p.  46)*'^).  Über  die  Rolle  des  nämam  dabei  ver- 
weise ich  auf  „Buddha*  ^  259  A.  2.  Das  rüpam  aber  ist  der 
Körper.  Oft  wird  rüpam  definiert  als  coMäri  ca  mahabhütam 
(pafhavidhätu  etc.)  catunnain  ca  maJiähhütänam  upödäya  rüpam 
(Majjh.  Nik.  vol.  I  p.  185.  220  u.  sonst);  wir  treffen  auch  auf  die 
Erklärung  atfhim  ca  paticca  nahärum  ca  paticca  mawsatn  ca  p. 
cammam  ca  p.  äkäso  parivnrüo  rüpan  f  eva  samkharn  ga,cchati 
(Majjh.  Nik.  vol.  I,  p.  190).  Buddha,  befragt,  wie  das  rüpa  sich 
entwickelt,  beschreibt  wie  der  Embryo  erst  das  Stadium  des  kalala, 
dann  des  abbuda  etc.  durchmacht,  wie  er  durch  die  Ernährung 
der   Matter   ernährt   wird  (Samy.  Nik.  vol.  I  p  206).     So   wird   für 


1)  Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  daran  erinnert,  dass  aach  die  Baddhisten 
den  Begriff  nämagotta  kennen;  wir  finden  ihn  aber  in  ausdrücklicher  Gregen- 
überstellung  zu  rüjpam,  Samyutt.  Nik.  vol.  1,  p.  43 :  rupam  firati  maccänam 
nämagottam  na  jirati. 

2)  avakhanti  des  nämarnpai  Samy.  Nik.  vol.  II,  p.  66  etc.;  avakkanti 
des  vinriäna  p.  91  etc.  Man  vergleiche  auch  was  der  Vlsuddhimagga  (über- 
setzt bei  Warren  178)  über  rebirth-coiisciausness  und  the  descent  of  name 
and  foifn  sagt.  Aus  der  nördlichen  Litteratur  sei  die  Bodhicaryftvatiratikä 
bei  de  la  Vallöe  Poussin  p.  310  angeführt:  das  vijhäna  ist  das  htja,  aas  welchem 
mätuh  kuksau  das  nämarüpa  als  aukura  erwächst. 


H 


Oldenberg,  Buddhistische  Studien,  689 

nämarüpa  gelegentlich  direkt  nämakäya  gesagt  (Sutta  Nip.  1074)  ^) 
und  in  ähnlicher  Weise  der  Körper  einerseits ,  das  draussen  be- 
findliche nümarüpa  andrerseits  gegenübergestellt  {ayarn  deva  käyo 
bahiddhä  ca  nämarüpam  Saipy.  Nik.  vol.  U,  p.  24). 

Vergleicht  man  die  primitive  Art,  in  welcher  der  Buddhismus 
hier  mit  dem  aus  der  Brahmai^a-  und  Upanisadlitteratur  über- 
kommenen Terminus  nämarüpa  operiert,  um  die  Vorgänge  der 
Konzeption  zu  erklären,  mit  den  Phüosophemen  des  Säipkhya  über 
buddhi  und  ahamkära,  so  liegt  wohl  auf  der  Hand,  dass  der  eine 
Gredankenkreis  vom  andern  weit  abliegt,  ebenso  dem  Inhalt  nach 
wie  nach  dem  ganzen  Stil,  der  Technik  des  Denkens.  Dass  auch 
Jacobi  hier  dem  Buddhismus  Schuld  giebt,  seine  Vorlage  vergröbert 
zu  haben,  erwähnten  wir  schon.  Aber  wir  fragen  vergeblich,  wo 
bei  der  Gegenüberstellung  dieser  groben  und  jener  raffinierten  Ge- 
dankengebilde noch  der  Anhalt  dazu  übrig  bleibt,  die  letzteren  für 
das  Vorbild  der  ersteren  zu  halten. 

Bekapitulieren  wir  nach  unserer  Analyse  der  einzelnen  Begriffe 
nun  noch  einmal  im  ganzen,  was  der  Buddhismus  in  den  ersten 
Nidänasätzen  lehrt. 

Das  Nichtwissen  von  Leiden  und  Nichtigkeit  der  Welt  bewirkt, 
dass  der  Mensch  auf  neues  Dasein  gerichtete  Strebungen  in  sich 
entfaltet  (vgl.  Samyutta  Nik.  vol.  11,  p.  82 ;  Visuddhimagga,  Warren 
180  fg.).  Er  gestaltet  (abhisarnkharoti)  in  sich  reinere  oder  un- 
reinere aamkhära  auf  dem  Gebiet  von  Körper,  Bede,  Geist,  d.  h.  er 
bringt  in  sich  Tendenzen  hervor,  die  vergleichbar  der  Bewegungs- 
kraft,  welche  dem  rollenden  Bade  mitgeteilt  ist,  seinem  vifiiUina^) 
die  Bewegung  in  ein  neues  Dasein  hinein  mitteilen,  —  in  ein 
Dasein,  dessen  Beschaffenheit  der  Beschaffenheit  jener  Tendenzen 
entspricht  (Samy.  Nik.  a.  a.  0.;  Anguttara  Nik.  III,  23).  Das  virlfläna 
bringt  in  einem  Mutterleibe  neues  nämarüpa  zur  Entfaltung;  ein 
Leib  gestaltet  sich,  der  dann  in  Berührung  mit  der  Aussenwelt 
tritt,  Empfindungen  hat  u.  s.  w.*),  kurz,  sofern  das  Nichtwissen  nicht 
aufgehoben  wird,  den  alten  Kreislauf  von  neuem  durchmacht. 

Zeigen  sich  in  dieser  Gedankenreihe  nun  wirklich  wesentliche 
Berührungen  gerade  mit  der  Sämkhyaphilosophie  ?  An  der  Spitze 
die  avidyä  als  Wurzel  alles  Übels:  sie  ist  alt  und  allgemein  indisch. 
Die   samskära   wohl   nicht    ohne    Verwandtschaft    mit    denen    des 

■ 

Säipkhya,  aber  sie  sind  ein  der  allgemeinen  Denkweise  der  alt- 
buddhistischen Zeit,  auch  ausserhalb  philosophischer  Probleme,  ge- 
läufiger  Begriff.      Das   vynäna   der    buddhi   nicht   spezieller   nahe 


1)  Wenn  dort  von  dem  mtml  nämakäya  vimutto  die  Rede  ist,  so  liegt 
wohl  auf  der  Hand,  dass  an  den  Zustand  gedacht  ist  „ycUtha  nämam  ca  rüpam 
ca  (uesam  uparujjhcUi''  (das.  1037). 

2)  Oder  dem  neuen  vinnäna,  das  ans  dem  alten  entsteht,  wie  die  Flamme, 
die  jetzt  brennt,  aus  der  Flamme  entstanden  ist,  die  eben  brannte.  „Buddha"^ 
261  Anm.  1.  299.  303. 

3)  Mi^h.  Kik.  Yol.  I,  p.  389. 

Bd.  LH.  45 


390  Oldmiberg,  BuddkuHachB  SMüen. 

stehend,  als  die  Ansdröcke  für  ein  geistiges  Zentralorgan,  die  doch 
in  Systemen  dieser  Art  nahezu  unvermeidlich  vorkommen  mossten, 
sich  von  selbst  stehen.  Das  nämarüpa  weiter  ein  aus  den  BriJi- 
manas  etc.  überkommener  und  an  deren  Gedankenkreise  ansn- 
schliessender  Begriff,  der  dem  ahamh&ra  so  unähnlich  wie  möglich 
sieht.  Gewiss  verbindet  diese  buddhistischen  Spekulationen  nut 
dem  Sämkhya  ein  gewisser  durch  die  indischen  Philosophien  über- 
haupt hindurchgehender  Familienzug:  engere  Zusammenhänge  aber 
kann  ich  hier  in  der  That  nicht  finden. 

,In  der  weiteren  Fortsetzung  der  Beihe  treten  nun  grössere 
Abweichungen  ein",  sagt  Jacobi  (S.  9).  Ich  acceptiere  diese  sehr 
zutreffende  Bemerkung  und  beschränke  mich,  ohne  auf  die  übrigen 
einzelnen  Glieder  einzugehen,  nur  darauf,  noch  eine  Stelle,  an  welcher 
J.  eine  spezielle  Parallelität  der  buddhistischen  Vorstellung  mit 
derjenigen  der  „orthodoxen  Philosophie'*  behauptet,  etwas  n&faer 
zu  prüfen.  Es  handelt  sich  um  seine  Zusammenstellung  des  buddh. 
upädäna  mit  dem  adrsfam  (dharmädharmat^).  Seine  frühere 
Identifizierung  der  beiden  Begriffe  schränkt  er  jetzt  (8.  13)  dahin 
ein,  „dass  in  dem  Begriffe  von  upädäna  derjenige  von  cbdrsfa  irgend- 
wie enthalten  oder  mit  ihm  gesetzt  sei'*. 

dharmädharmau  sind  bekanntlich  Verdienst  und  Schuld,  die 
als  Produkte  oder  Attribute  der  Buddhi  aufgefasst  werden  und 
auch  adf^ta  ,der  unsichtbare  Faktor  **  heissen;  die  Ausdrücke  sind 
synonym  mit  karman.  Das  Säipkhyasütra  I,  81  ^)  polemisiert  nun 
gegen  die  Ansicht,  dass  das  karman  kärana  der  Welt  sei:  denn 
jenes  könne  —  wohl,  wie  die  Kommentare  hinzufögen  naVitiiMa- 
käranam  (causa  efficiens)  —  aber  nicht  upädäna  (causa  materialis) 
sein.  J.  vermutet,  dass  der  Sämkhyatext  sich  hier  gegen  eine 
Ansicht  wende,  wie  er  sie  dem  Buddhismus  beizulegen  vorschlägt. 
„Der  B^riff  der  materiellen  Ursache  muss  ...  in  der  buddhistischen 
Philosophie  .  .  .  eine  Modifikation  erfahren  haben,  so  dass  er  auch 
auf  adrsta  anwendbar  schien**. 

•  •  • 

Mir  scheint  das  vollkommen  in  der  Luft  zu  stehen ;  dafür  dass 
das  eben  der  Buddhismus  ist,  welcher  die  hier  bezeichnete  spekulative 
Operation  vollzogen  haben  „muss**,  kann  ich  nicht  auch  nur  den 
leisesten  Anhalt  finden.  Es  ist  aber  wohl  klar,  dass  wir,  um  über 
den  buddhistischen  Begriff  von  upädäna  etwas  zu  erfahren  und 
über  dessen  etwaige  Parallelität  mit  dem  adrsta  etwas  behaupten 
zu  können,  nicht  freie  Konstruktionen  dieser  Art  zu  Grunde  legen 
dürfen,  sondern  dass  wir  vor  allem  die  buddhistische  Überlieferung 
über  upädäna  (und  das  Verbum  upädiyaJti)  eingehender  Betrachtung 
würdigen  müssen  '^). 

1)  II,  81  bei  Jacobi  ist  Dmckfehler. 

2)  J.  begnügt  sich  hier  im  Wesentlichen  —  auf  eine  dAneben  liegende 
Argumentation  kommen  wir  weiterhin  zurück  —  mit  dem  Citat  einer  Bemeirkaiig 
«US  Sp.  Hardy's  Manual.  So  xerdienstlich  diese  Arbeit  fUr  ihre  Zeit  war, 
sind  wir  doch  jetzt  an  den  meisten  Stellen  in  der  Lage,  mit  viel  ausgedehnteren 


Oldenberg,  Buddhütieche  Studien.  691 

Eine  solche  Betrachtung  stellt  nun,  um  mit  einer  negativen 
^Feststellung  anzufangen,  zunächst  heraus,  dass  das  buddhistische 
upädana  mit  dem  upädäna  =  cauaa  materialia  der  Philosophie 
nichts  zu  thun  hat;  Deutungen  des  -  buddhistischen  Begriffs,  welche 
auf  die  letztere  Kategorie  zugeschnitten  sind,  sind  von  vornherein 
zum  Fehlschlagen  verurteilt  In  die  Region,  in  welcher  die  wirk- 
liche Bedeutung  von  upädäna  liegt,  führen  uns  zunächst  die  audi 
in  der  ausserphüosophischen  Redeweise  so  häufig^i  Ausdrücke  skt. 
upädaUe,  Päli  upäddyati '),  „er  ergreift,  er  eignet  sich  an**  %  Dem 
entsprechend  ist  upädana  das  Ergreifen  und  Ergriffenhalten  eines 
Objekts,  welches  man  sich  anzueignen,  zu  gemessen  wünscht,  oder 
auch  —  die  ÜberUeferung  scheint  mir  hier  von  einem  gewissen 
Schwanken  nicht  ganz  frei  —  der  korrespondierende  subjektive 
!Zustand  der  Entschlossenheit  zum  Ergreifen  und  Ergriffenhalten. 
Den  letzteren  Standpunkt  nimmt  das  Mahätaijihäsaipkhayasutta  (Majjh. 
Nik.  vol.  I,  p.  266)  ein,  wenn  es  beschreibt,  wie  man  auf  Grund 
von  Wahrnehmungen  des  Auges,  Ohres  etc.  Empfindungen  hat 
{vedaa^am  vedeti) ;  so  tarn  vedanam  abhinandati  ahhivadati  anho- 
säya  tiühati.  taasa  tarn  vedanam  ahhinandato  abhivadato  a/jho- 
8äya  titßiaJto  wppajjati  nandt.  yä  vedanäsu  nandl  tad  upädänatn. 
Andererseits  aber  wird  etwas  weiter  in  demselben  Sutta  (p.  270) 
das  upädäna  mit  der  nandt  nicht  direkt  identifiziert,  sondern  als 
immittelbare  Folge  derselben  bezeichnet :  tassa  tarn  vedanam  anabhi- 
nandato  anabhivadato  anajjhoaäya  titfhaJto  yä  vedanäsu  nandi  aa 
nvnijffhati,  tassa  nandinirodhä  upädänanirodho,  upädänanirodhä 
hhavamrodho  etc.  Hier  ist  offenbar  upädäna  das  aus  der  nandi 
hervorgehende  Ergreifen  resp.  Ergriffenhalten  selbst  ^.     Wie  an  der 


MateriiJiezi,  den  alten  Quellen  selbst,  eine  grössere  Bestimmtheit  der  Resultate 
zu  erreichen,  als  für  Sp.  H.  möglich  war.  Die  Durcharbeitung  dieser  Quellen 
würde  vielleicht  den  AuffassuDgen  Jaeobis  über  manche  Fragen  eine  andere 
Kichtung  geben,  als  er  sie  bei  seiner  jetzigen  Weise  die  den  Buddhismus  be- 
treffenden Probleme  zu  behandeln  einschlägt. 

1)  Dass  für  das  Bewusstsein  der  Autoren  des  heiligen  Kanon  upädäna 
-mit  upäcUyati  in  lebendiger  Zusammengehörigkeit  steht,  zeigt,  wenn  es  hier 
eines  Beweises  bedarf,  z.  B.  Saqiy.  Nik.  vol.  11,  p.  14. 

2)  Beispielsweise  heisst  es,  um  eine  charakteristische  Stelle  aus  einem  der 
kanonischen  Texte  (Aiigiittara  NikSya  I,  17,  9.  10)  anzuführen,  dass  der  im 
feuchten  Erdreich  ruhende  Samen  pctthavirtuam  upädÄyati,  äporasam  ttpä- 
dii/ati,  worauf  dieser  rasa  je  der  Natur  des  betreffenden  Samens  entsprechend 
sich  umgestaltet.  Ähnlich  wird  Samy.  Nik.  vol.  II,  p.  87  gesagt,  dass,  wenn 
die  Wurzeln  dem  Baum  ojam  abhiharanti,  derselbe  lebt  tadupadäno.  Offen- 
bar ist  die  Vorstellung  von  dem  Brennmaterial  als  dem  upädäna  des  Feuers 
oder  der  Leuchte  („Buddha" '  269;  Saipy.  Nik.  vol.  II,  p.  85  fg.)  eben  in  diesen 
Zusammenhang  zu  stellen.  Wie  der  Same  oder  wie  vermittelst  seiner  Wurzeln 
der  Baum  die  im  Erdreich  enthaltenen  Nahrungsstoffe  ergreift  und  von  ihnen 
lebt,  so  ergreift  die  Flamme  das  Brennmaterial  und  lebt  von  ihm.  Dia  kon- 
kret anschauliche  Vorstellung  dieses  Ergreifens  in  den  abstrakten  Begriff  der 
cauaa  materidUa  umsetzen  heisst  ihre  Färbung  wesentlich  ändern. 

3)  Noch  in  etwas  andere  Verbindung  sind  nantR  und  upädäna  in  dem 
Ters  Mflujh.  Nik.  I,  p.  S30  gebracht:  nawUm  ca  na  upädiyim, 

45» 


692  Oldenberg,  Buddhistische  Studim. 

ersteren  Stelle  die  nandU  mit  dem  up,  identifiziert  wird,  so  an 
anderen  Stellen  öfter  der  chandaräga,  welcher  sich  auf  irüpaj  ve- 
dana  etc.,  kurz  auf  die  Welt  des  adlckäya  richtet  (s.  die  An* 
führungen  in  meinem  Buddha^  S.  273  Anm.)^).  Direkt  das  Ergriffen- 
halten der  Objekte  wieder  scheint  gemeint,  wenn  der  Erkennende, 
welcher  auf  die  frühere  Zeit  seines  Nichterkennens  zurückblickt,  sagt : 
aJiam  hi  rUpam  (dann  vedanam  etc.)  yeva  upödiyamäno  upädiyim^ 
tcLsaa  me  upädänapaccayä  bhavo  etc.  ^.  Der  Weise  aber,  der  eine 
vedanä  hat  und  in  Bezug  auf  dieselbe  amccänupasai  ist,  na  hinci 
lohe  upädiyati  (Majjh.  Nik.  vol.  I,  p.  251).  Der  Sutta  Nipäta  (1103. 
1104)  warnt  vor  der  adariatanhä  d.  h.  dem  Durst  nach  Ergriffen- 
halten; Mära  treibt  überall  sein  Werk  yam  yam  hi  lokaamtm 
upädiyanti,  tasmä  pafänam  na  upädiyeiha  ohikkhu  sota  hin- 
canam  aabbalohe. 

m 

Damach  wird  es  im  ganzen  klar  sein,  was  in  der  Nidäna- 
formel  die  Begriffsreihe  phassa  —  vedanä  —  tanhä  —  upödäna 
bedeutet.  Die  Sinne  treten  in  Berührung  mit  den  äusseren  Ob- 
jekten. Daraus  entwickelt  sich  ein  Gefühl  von  Freude  resp.  Schmerz. 
Es  entsteht  Verlangen.  Voll  Lust  greift  man  nach  dem  Objekt, 
eignet  es  sich  an.  Dass  upädäna  so  von  phassa  nicht  getrennt 
sei  (Jacobi  S.  13)  scheint  mir  unzutreffend;  es  sind  zwei  verschiedene 
Stadien  des  Vorgangs,  wenn  etwa  der  Gesichtssinn  mit  einem  sicht- 
baren Objekt  in  Berührung  tritt  und  wenn  der  Mensch  voll  Lust 
an  jenem  Objekt  es  sich  aneignet.  Eher  könnte,  wenn  man  für 
upädäna  den  subjektiven  Begriff  von  nandi  oder  chandaräga  zu 
Grunde  legt,  die  Abgrenzung  gegenüber  der  tanhä  Schwierigkeit 
machen;  nandi  und  chandaräga  stehen  der  tanhä  gewiss  recht 
nah,  werden  übrigens  doch  im  Texte  der  ariyasacca  von  derselben 
deutlich  geschieden^.  Ich  möchte  für  wahrscheinlich  halten,  dass 
es  sich  ursprünglich  der  Wortbedeutung  und  einigen  der  oben  an- 
geführten Stellen  entsprechend  bei  upädäna  um  das  Ergreifen  selbst, 
nicht  um  die  nandi  handelte*).  Wie  dem  aber  auch  sein  mag,  wir 
befinden  uns  hier  jedenfalls  in  ziemlich  weiter  Entfernung  von 
dem  adratam^  dem  kamia.  Um  eine  von  Verdienst  und  Schuld 
der  Vergangenheit  hervorgebrachte  Wirkung  handelt  es  sich  höchstens 


1)  Nicht  aUzaweit  entfernt  davon  liegt  es,  wenn  Milindap.  p.  32,  wie  es 
scheint,  upädäna  mit  küesa  gleichgesetzt  wird. 

2)  Vgl.  auch  das  CandamahSrosanatantra  (JRAS.  1897,  p.  468),  wo  mir 
zu  lesen  scheint:  tatas  trsnä  sukhäbhiläsah,  tata  upadänam  tatUUpräpakam 
karma, 

'S)  Im  zweiten  sacca:  tanhä  ,  .  .  nandirägasahagatä.  —  Die  Bodhicar- 
ySvatSratikä  (bei  de  la  Vallee  Poussin  258)  sagt:  trsnävaipulyam  upadänam. 

4)  Die  Verwendung  der  vier  Begriffe  von  kämüpädäna^  däthüpäddna^ 
silabbcUiip.,  attavädüp.  für  die  Erklärung  der  Nid&naformel  scheint  mir  eine 
nachträgliche,  rein  scholastische  Hineintragung  von  Terminis,  die  aus  anderem 
Zusammenhang  stammen.  Doch  würden  wir  auch  wenn  hierüber  anders  sq 
urteilen  wäre,  der  Zusammenstellung  von  upädäna  mit  adrsta  um  Nichts  n&hor 
geführt  werden. 


Oldenherg,  Buddhüüache  Studien.  693 

ganz  indirekt,  in  dem  Sinn  wie  eben  jedes  Glied  der  Nidänareihe 
als  eine  Wirkung  der  in  den  vorangehenden  Gliedern  ausgedrückten 
Ursachen  aufgefasst  werden  kann,  wo  dann  auch  z.  B.  tinhä  oder 
bhava  ebenso  gut  wie  upädäna  mit  dem  adr^ta  in  Verbindung 
gebracht  werden  könnte^). 

Nach  alledem  kann  ich  nicht  finden,  dass  die  Interpretation 
der  Nidänaformel ,  welche  die  einzelnen  Kategorien  derselben  oder 
die  ganze  Formel  in  die  Nähe  des  Sämkhjasystems  rückt  und  auf 
Anregungen  von  dieser  Seite  her  zurückfuhrt,  ernstliche  Über- 
zeugungskraft besitzt. 

Gewiss  ist  es  richtig,  dass,  wie  J.  sagt  (S.  8),  das  indische 
Denken  —  oder,  ist  es  vielleicht  sicherer  zu  sagen,  weite  Gebiete 
des  indischen  Denkens  —  während  langer  Zeiträume  von  Sämkhya- 
Ideen  beherrscht  und  durchdrungen  waren.  Aber  haben  wir  hier 
An  die  Zeit  Buddhas,  an  die  Umgebungen,  in  welchen  Buddha  lebte, 
zu  denken?  Garbe  ^)  rechnet  die  Zeit,  während  welcher  „das  ge- 
samte philosophische  und  religiöse  Leben  des  indischen  Volks  von 
Sämkhya-Ideen  beeinflusst  ist"  vom  Anfang  unserer  Zeitrechnung 
an.  Und  weiter  ist  es  offenbar  richtig,  was  Jacobi  betont,  dass 
Buddha  sich  in  seinem  früheren  Lebensalter  Übungen  strenger 
Askese  hingegeben,  d.  h.  den  Yoga,  wie  er  zu  jener  Zeit  und  in 
jenen  Gegenden  betrieben  wurde,  kultiviert  hat.  Aber  ,muss  (sie) 
er  darum  auch  mit  den  Ideen  des  Sämkhya  vertraut  geworden  sein* 
(S.  15)?  Wissen  wir  denn,  von  wann  die  Basierung  des  Yoga  auf 
das  theoretische  Säipkhyafundament  datiert?  Und  wenn  wir  es 
wüssten,  würden  wir  die  Gewähr  haben,  dass  auch  die  im  östlichen 
Indien  heimischen  Yogaschulen  jene  Verschmelzung  schon  in  Buddhas 
Zeit  mitgemacht  hatten?  Bei  solchen  Ungewissheiten  kann  nur  die 
thatsächliche  Vergleichung  der  Säipkhyadoktnnen  mit  den  bud- 
dhistischen etwas  entscheiden.  Dass  da  nun  gewisse  Vergleichs- 
punkte, welche  mit  den  hier  diskutierten  kaum  etwas  zu  thun 
haben,  eine  Verwandtschaft  ergeben,  welche  vielleicht  als  Einfluss 
älterer  Vorstadien  des  klassischen  Sämkhya  auf  den  Buddhismus 
aufgefasst  werden  kann,  hielt  ich  schon  früher  •')  und  halte  ich  noch 
jetzt  für  wahrscheinlich.     Weiter  aber  zu  gehen  kann  ich  nirgends 


1)  Beiläufig  nrnss  ich  hier  noch  auf  ein  Detail  von  Jacobis  Argumentation 
eingehen.  Er  führt  (S.  13)  als  ein  Argument  dafür,  „dass  der  wichtigste  Be- 
standteil von  upädäna  das  harma  ist"  an,  dass  der  arhat,  dessen  harma 
getilgt  ist,  anwpadäna  heisst.  Ich  kann  diese  Bewebführung  doch  nicht  ohne 
Bedenken  betrachten.  Auf  demselben  Wege  könnten  wir  ziemlich  viele  Begriffe 
zusammenbringen,  die  alle  in  dem  nämlichen  Verhältnis  zu  harma  stehen 
müssten.  Oder  wir  könnten  mit  demselben  Recht  eine  nicht  geringe  Reihe,  von 
Kategorieen,  durch  deren  khaya  man  parinibbuta  ist  (Itivuttaka  p.  46  ff.),  unter 
einander  gleichsetzen.  Zum  Glück  eröffnet  uns  die  Überlieferung  bessere,  breiter 
fundamentierte  Methoden  zur  Bestimmung  der  dogmatischen  Begriffe  des  Buddhis- 
mus als  Beobachtungen  jener  Art 

2)  Die  Säipkhya-Philosophie  56  =  Bäipkhya  und  Yoga  (Gbundriss)  5. 

3)  Siehe  „Buddha"*  67—69. 


6d4  Oldgnberg,  Buddhistitehe  Studien. 

den  Anlass  tmd  das  Becht  finden,  und  insonderheit  bin  ich  nichts 
za  entdecken  im  stände,  was  den  auf  Momenten,  welche  ich  früher^) 
zu  formulieren  versucht  habe,  beruhenden  Eindruck  der  Posteriorit&t 
des  klassischen  S&ipkhya  gegenüber  dem  alten  Buddhismus  entkräften, 
könnte. 


Inhaltsübersicht. 

Vorbemerkung  S.  613. 

I.  Kritik  von  Minayeff's  Auffassungen  über  Details  des  Be- 
richts vom  ersten  Konzil  S.  613.  —  Eingang  der  Erzählung  im 
CuUavagga  S.  614.  —  Wahl  der  Teilnehmer  S.  615._ —  Die  Ver- 
handlung selbst  S.  617.  —  Episoden:  Anklagen  gegen  Ananda  S.  618 
(Stellung  des  Kathävatthu  S.  619).  —  Die  khuddännkkuddc^ 
käni  sikkhäpadäiUy  der  brahmadanda  S.  621. 

Kritik  von  Minayeff's  Auffassungen  über  Details  betreffend  das 
zweite  Konzil  S.  623.  —  Kern  über  die  Chronologie  des  zweiten 
Konzüs  S.  624  Anm. 

n.  Die  beiden  ersten  Konzilien  im  Ganzen.  Alter  der  Berichte. 
Bedeutung  der  Konzilien  für  die  Geschichte  des  Kanon  S.  625. 

III.  Minayeff  über  Fragen,  welche  den  Kanon  in  der  Zeit 
Asokas  betreffen  S.  632.  —  Das  Kathävatthu  S.  633.  —  Die  In- 
schrift von  Bairät  S.  634.  —  Die  Inschriften  von  Bharhut  S.  640. 

IV.  Verhältnis  des  südlichen  Kanons  zur  nördlichen  Litteratur. 
Der  Vinaya  S.  643.  —  Das  Sotra  Pitaka,  seine  grossen  Abteilungen 
und  Unterabteilungen  S.  652  (insonderheit  Sutta  Nipäta  S.  655). 
—  Der  Text  der  einzelnen  Sütras  etc.  S.  657  (insonderheit  Mahä- 
parinibbäna  Sutta  S.  657,  Mahägovinda  Sutta  S.  659,  Dhammapada 
S.  662,  Einzelnes  zur  Textkritik:  Auffassungen  von  Senart  und 
Windisch  S.  662  fg.). 

V.  Was  stellt  sich  auf  Grund  der  nördlichen  Litteratur  als 
das  Centrale  in  der  Überlieferung  heraus?  S.  667.  —  Die  Sambodbi 
und  die  vier  scttya  S.  667.  —  Das  Dharmacakrapravartana  S.  670. 

VI.  Folgerungen  über  die  kanonische  Litteratur  S.  673,  über 
den  Dharma  S.  676,  über  den  Samgha  S.  678,  über  das  Leben  des 
Buddha  S.  678. 

VII.  Über  Jacobi's  Behandlung  des  Verhältnisses  zwischen 
Buddhismus  und  Säinkhya  S.  681.  —  Arä^a  Käläma  S.  681.  — 
Die  Nidänaformel  S.  684.  —  Die  samkhära  S.  685.  —  vihnäna 
und  nämarüpa  S.  687.  —  Rekapitulation  S.  689.  —  upädäna 
S.  690.  —  Das  Problem  im  Ganzen  S.  693. 


1)  Siehe  .»Buddha"'  67. 


606 


Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türkiscliien. 

Von 

Dr.  0.  Jacob. 


Während  sich  der  rolgärarabischen  Grammatik  bereits  zahl- 
reiche Arbeitskräfte  zugewandt  haben,  liegt  die  des  Vulgär- 
Türkischen  noch  unangebaut.  Die  im  Abendlande  beliebten 
türkischen  Grammatiken  wie  die  von  Aug.  Müller  (Porta  linguarom 
orientalium  XI)  pflegen  die  Existenz  eines  Yulgär-Dialekts  zu 
ignoriren.  Aber  auch  dal  Medicos  Lehrbuch^),  dessen  erster  Teil 
die  Aufschrift  „Langue  usuelle"  trägt,  sowie  Youssoufs  kleiner 
Dictionnaire  portatif  turc-fran9ais  de  la  langue  usuelle  ^)  geben  nur 
die  Verkehrssprache  der  Gebildeten,  nicht  die  des  Volkes  wieder. 
Als  Quelle  für  letztere  kommen  für  uns  zunächst  nur  mit  der 
nötigen  Sorgfalt  transscribirte  Texte  in  Betracht,  somit  sind  wir 
hauptsächlich  auf  folgende  Aufzeichnungen  des  hochverdienten 
Kiinos  angewiesen: 

Harom  Karagöz-jät^k,  Badapest  1886  [Abkürzung:  E]:  Sender- 
Abdruck  aus  NyelvtudomÄnyi  közlem^nyek  [Abk.:  Nk]^. 

Oszmän-török  n^pkölt^si  gyüjtem^ny,  2  Bände,  Budapest  1887. 
1889  [Abkürzung  für  den  1.  Band  M,  für  den  2.  Band  11.]*) 

Türkische  Volkslieder:  WZKM  2.,  3.  und  4.  Bd.  1888—90. 

Orta  ojunu,  Budapest  1889  [Abk.:  Oo]:  SA  aus  Nk  Band  21. 

A  török  n5k  nyelve  es  költ^szete:  Nk  Band  23,  Budapest 
1893,  S.  424—31. 

Vgl.  femer  Haläsz  Ignacz,  Török  dalok:  Nk  22,  S.  526—28. 
Die  türkischen  Lieder,  welche  Dr.  Büttner  in  sehr  dankenswerter 
Weise  in  der  WZKM  Bd.  Xflf.,  1896  ff.  in  Text  Transscription  und 
Übersetzung   mitgeteilt  hat,   sind  nicht  mehr  richtige  Türküs  und 


1)  Moise  dal  Hedieo,  Methode  thtoriqne  et  pratiqne  ponr  l'enfleigneBient 
de  )a  iMxgae  tnrqne,  Constantinople  1885.  1888. 

2)  Constantinople  1890. 

8)  Die  in  Sadlofls  Proben  ans  der  ttlrk.  Volkslitt.  Till  in  nmiseher 
ThmsBcription  TeröffentUchten  Karagösstflcke  konnten,  da  unserer  Bibliothek 
der  8.  Band  des  Werkes  noch  nicht  zagegangen  ist,  nicht  verwertet  werden. 

4)  Tgl.  Fhigments  de  poMe  tnrqae  popnlaire  par  M.  Alria:  Joamat 
Asiatiqae,  S^rie  VIU,  Tome  XIV  Paris  1889  S.  143ff. 


696  Jacob j  Zur  Grrammatik  des  Vidgär-Türkiachen. 

zeigen  dementsprechend  eine  schon  etwas  mehr  in  der  altklassischen 
Tradition  befangene  Umschrift;  ihnen  wurden  deshalb  keine  Belege 
entnommen.  Dagegen  habe  ich  vergleichungsweise  bisweilen  Kara- 
manly -Drucke  herangezogen.  In  Eleinasien  und  Konstantinopel 
haben  bekanntlich  zahlreiche  Griechen  ihre  Sprache  mit  der 
türkischen  vertauscht^),  sind  aber  Christen  geblieben  und  pflegen 
ihr  Türkisch  mit  griechischen  Buchstaben  zu  schreiben.  Man  be- 
zeichnet diese  Litteratur  in  Eonstantinopel  als  Karamanly,  moss 
sich  aber  hüten,  dabei  an  einen  anatolischen  Yolksdialekt  zu  denken. 
Vielmehr  steht  dieses  Earamanly  der  klassischen  Sprache  sehr  nahe, 
zeigt  aber  doch,  da  der  Bann  der  herkömmlichen  Schreibweise  mit 
dem  Aufgeben  des  arabischen  Alphabets  einmal  gebrochen  war, 
manche  Freiheit  und  gewährt,  was  besonders  wichtig  ist,  einen 
Einblick  in  die  Vokal-  und  Ton- Verhältnisse ,  von  denen  die 
arabische  Schrift;  erstere  nur  ahnen  lässt,  letztere  gar  nicht  zum 
Ausdruck  bringt.  Ich  benutzte  12  in  Konstantinopel  1874  ge- 
druckte Gründonnerstag-Evangelien  aus  der  Bibliothek  unserer  Ge- 
sellschaft (Ib  2875 ,  Abk. :  Ev.) ,  eine  von  mir  aus  Konstantinopel 
mitgebrachte  Nummer  der  Zeitschrift  AvatoXtj  vom  24.  März 
griech.  Kalenders  1894  =  29.  Ramasan  und  ein  Neues  Testament, 
Könstantinopel  1892  [Abk.:  KT].  Der  an  erster  btelle  genannte 
Druck  zeigt  viel  stärkere  Verwilderung  der  Sprache  bez.  Ortho- 
graphie als  die  beiden  andern  vgl.  S.  38  ^efiavrä,  S.  39  ZifiavSi^ 
S.  18  Zifiavöd;  S.  33  ^Akkaxi^v  oykov^  aber  S.  44  'AXka^^^ 
also  mit  n.  Ausserdem  kennt  dieser  Druck  nicht  die  sonst  üblichen 
punktirten  Buchstaben  (li  für  Ä,  t  für  d  u.  s.  w.),  welche  sich 
nach  Wiedergabe  des  Titels  bereits  in  der  mir  unzugänglichen 
Karamanly -Bibel  von  1856  finden. 

Die  Texte  von  Künos  liefern  nun  aber  noch  weitere  Dialekt- 
proben. So  redet  der  im  Orta  ojunu  und  im  Schattenspiel  auf- 
tretende Perser  die  türkische  Mundart  des  Adherbei^än  ^).  Obwohl 
wir  in  diesem  Dialekt  zahlreiche  Drucke  besitzen,  darf  man  das 
von  Künos  gelieferte  Material  trotz  seines  geringen  Umfangs  nicht 
unterschätzen,  da  es  fast^  das  einzige  mit  sicherer  Vokalbezeich- 
nung ist.  Bei  seinem  Studium  wird  jeder  alsbald  erkennen,  wie 
misslich  es  ist  adherbeigänische  Texte    mit   möglichster  Anlehnung 


1)  Wenn  Vdmbäry,  Das  TQrkenvoIk  in  seinen  ethnologischen  und  ethno- 
graphischen Beziehungen  S.  600  behauptet,  dass  die  griechischen  Einwohner 
▼on  Isparta  Bezirk  Adalia  als  Muhammedaner  „in  der  Sprache  Homers  [f] 
den  arabischen  Propheten  verherrlichen",  so  kontrastirt  das  merkw&rdig  mit  der 
Behauptung  Tschihatscheffs ,  dass  in  dem  nämlichen  Isparta  die  .^echisehen 
Priester  das  Evangelium  türkisch  vortrugen  und  den  ganzen  christlichen  Gk>tte»- 
dienst  in  türkischer  Sprache  hielten".  (Naumann,  Vom  Gk>ldenen  Hom  so  den 
Quellen  des  Euphrat,  8.  208.) 

2)  Er  wird  trotzdem  als  Arier  gedacht,  das  zeigt  seine  Frage:  farifi 
midani:  K  114,  Z  27. 

3)  Vgl.  die  transscribirten  adherbei^änischen  Lieder  bei  Vimb^ry,  Das 
Türkenvolk,  S.  587  ff. 


Jacob,  Zur  Grammatik  des  VuHgär-Türkisehen.  697 

an  den  osmanischen  Yokalismiis  zu  lesen.  Ohne  sichere  Kenntnis 
der  Yokalverhältnisse  musste  Barbier  de  Mejnard  in  seiner  kurzen 
Übersicht  über  die  Eigentümlichkeiten  des  Adherl  (Journal  Asiati- 
que  8.  S6r.  Tome  7  Paris  1886  S.  7  ff.)  notwendig  an  der  Ober- 
fläche bleiben,  umsomehr,  da  «r,  lediglich  mit  der  Orthographie 
arbeitend,  auch  für  das  BumeHsche  beim  Vergleich  die  Aussprache 
nicht  berücksichtigt.  Das  Wort  für  Berg  lautet  im  Bumelischen 
z.  B.  ebenso  mit  d  an  wie  im  Adherl^),  das  nasale  n  ist  dort 
gleichfalls  zu  n  geworden,  die  Form  ona  für  ana  ist  auch 
osmanisch   etc.     Die  Schreibung  ^^  „Wasser*  für  yo  zeigt  kaum 

eine  Verschiedenheit  in  der  Aussprache  des  Konsonanten^)  an. 
Die  Angabe   über   das  Perfect  auf  ^jä^  a.  a.  0.  S.  10  wird  Jeder 

dahin  verstehen  müssen,  dass  dieses  im  Adherl  gar  nicht  vorkommt, 
was  den  Thatsachen  widerspricht^).  Die  sonst  im  Orta  ojunu  und 
im  Schattenspiel  auftretenden  Völkertypen  liefern  zwar  interessante 
Anhaltspunkte  für  die  gröberen  Differenzen  verschiedener  Dialekte 
und  Jargons,  doch  sind  diese  Proben  wegen  ihres  geringen  Umfangs, 
ihrer  Wiedergabe  durch  ein  wahrscheinlich  dialektfremdes  Medium 
und  zum  Teil  auch  karrikierender  Tendenz  wegen  ohne  sonstiges 
Material  für  eine  granmiatische  Skizze  unzureichend.  Kur  diejenigen 
Eigentümlichkeiten,  die  besonders  deutlich  hervortreten,  gelegent- 
lich anzumerken,  schien  mir  zweckmässig.  Wie  sehr  Vorsicht  ge- 
boten ist,  zeigt  z.  B.  der  Dialekt  des  Lasen,  welcher  im  Orta  ojunu 
(S.  27 ff.)  und  im  Karagöz  (S.  112 ff.)  auftritt;  der  Inhalt  seiner 
Bede  in  beiden  Stücken  deckt  sich  hier  und  da,  dabei  erscheinen 
aber  zum  Teil  verschiedene  Wortformen:  im  Oo  27  Z  2  v.  u. ,  28 
Z  22  sagt  er  pakor  (für  bakyr)  Kupfer,  im  Karagöz  113  Z  11 
pa^or,  im  Oo  nennt  er  die  Haselnuss  ^ne2u&  (für  rumelisch  fyndyk : 
K  110  Z  11),  im  K  113  fimdux,  dem  fartuna:  Oo  27  1.  Z.  entspricht 
•fvrtuna:  K  113  Z  13.  Noch  bedenklicher  scheinen  Schwankungen 
wie  püürsim:  Oo  27  Z  3/2  v.  u.,  Oo  28  Z  1,  10,  piHrsän:  Oo  28 
Z  9,  21,  btlirsun:  K  113  Z  19  für  dieselbe  Form*).  Doch  darf 
man  hierin  nicht  immer  Beobachtungsfehler  und  Nachlässigkeiten 
sehen;   der  Läse  passt  sich  eben   in  Konstantinopel  —  wo  das  Oo 


1)  Barbier  de  Meynard   a.  a.  O. ,    S.  8:   „L'azeii   permnte   certaines  con> 
flonnes  de  m^me  organe,  ezemples:  \Jm\J  dach  „pierre"  turc  osmanli  tach;   c!j 

dagh  „montagne"  osm.  cLb  etc." 

2)  Die  Aussprache  8Ü  käme   nach  Angabe  von  Karl  Kannenberg,   Klein- 
«siens  Naturschätze,  Berlin  1897,  S.  7  in  anatolischen  Dialekten  vor. 

3)  S.  Verbum.  —  —  Mehrfach   findet  man  bei  Wörtern,    die  im  Adheri 
ganz  gewöhnlich   sind,   in    Samy-Beys   Dictionnaire   tnrc-fran9ais    den  Vermerk 

„Vieux   mot"   «.  B.  bei    ul,   ^^A<:\j:    JA    1886    Z    19    Z    2,   vJw^.jX^I 
(vJUbLy:^!):  JA  1886  S.  22  Z  8,   (^^^\i  Bergä  Dicht.  102  Z  5  v.  u. 

4)  Dagegen  püürsen :  Oo  28  Z  23  Condit.  „wenn  da  weisst*'. 


698  Jacobe  Zur  Grammatik  des  VfUgär-Turküt^en. 

spielt  —  um  yerstanden  za  werden,  dem  Bnmelischeii  an«  Dass 
die  Abweichungen  anf  solche  Anpassungen  znmckzufmiren  sind,  er- 
sehen wir  aus  Liedern,  die  Kiinos  Nk  22  S.  275  ff.  in  lasischer  Mund- 
art veröffentlicht  hat.  Zufällig  finden  sich  in  dieser  Sammlung* 
2  Verse  aus  dem  Liede,  welches  der  Läse  Co  27  singt,  wieder, 
aber  hier  mit  einigen  lautlichen  Nuancen,  die  sich  als  Anpassungen 
ans  VT  darstellen.     Die  Verse  lauten  im  Oo: 


in  Nk22  S.  282: 


yamsä  kofditim  tavaja 
oaälardu  qjnamtya 


^amsu  hojdum  tavaja 
paMadu  qjnamaya. 

Der  Läse  des  Karagöz  gebraucht  dur  ^er  ist*^  als  selbst- 
ständiges  Wort  d.  h.  ohne  es  der  Vokalharmonie  zu  unterwerfen, 
z.  B.  antwortet  er  auf  die  Frage  nach  seinem  Namen  ^Xajreddin 
dur*:  E  113  Z  22,  was  Karagöz,  da  im  Bumelischen  das  Work 
enklitisch  gebraucht  wird,  also  in  diesem  Falle  i^dir^  lauten 
müsste,  als  Imperativ  von  durmak  ^)  auffasst,  wie  sein  Buf  ^siop* 
zeigt.  In  den  Lasen-Liedem  Nk  22  lautet  nun  aber  die  Form 
durchweg  „dir*  vgl.  z.  B.  Nr.  7,  i,  9,  4;  damit  Hess  sich  jedoch  der 
Effect  des  Misverstftndnisses  nicht  erzielen.  So  entlehnte  der  hajalgy 
die  Form  ^dur*  aus  dem  dem  Lasen-Türkisch,  das  nach  Künos^  noch 
in  Samsun  gesprochen  wird,  benachbarten  Eastamuni-DialekL  In 
den  von  Thmy  veröffentlichten  Kastamuni-Texten  finde  ich  nämlich 
in  der  That  durchweg  die  Form  „dur*  vgl.  daselbst  S.  74;  wenn 
Thury  daselbst  S.  16  „e2u,  du*  als  Eastamuni-Formen  für  ,£&cr, 
dür*  angiebt,  so  liegt  eine  Verwechslung  mit  idi  vor.  —  Die 
karrikierende  Tendenz  tritt  beispielsweise  in  dem  Gharakterwort 
hervor,  welches  der  Vertreter  jeder  Mundart  so  ziemlich  in  jedem 
Satze  anwendet ,  etwa  wie  wenn  wir  einen  Franzosen  nach  jedem 
Eomma  y,m(m8ieur*  sagen  Hessen;  so  gebraucht  der  Amaut  sein 
nwrt  im  Oo,  im  E.  vore,  der  Grieche  das  verwandte  vre,  der 
Perser  ^Te^H  im  Oo,  im  K  ele,  der  Läse  ia^o  etc.  So  viel  im 
Allgemeinen. 

Die  anatolischen  Dialekte,  zu  denen  ich  das  Lasen-Türkisch 
nicht  mehr  zähle,  haben  das  nasale  n  und  g  auch  zwischen  Vokalen 
bewahrt,  zeigen  die  Neigung  k  (namentlich  bei  gutturalem  Vokal)  in 
^  überzuführen,  sowie  wesentliche  Abweichungen  im  Vokalismns 
unter  denen  häufig  die  Vokalharmonie  leidet.  Im  Dialekt  von 
Brussa-Ajdin  hat  Eünos  eine  Sammlung  von  Liedern  veröffent* 
licht  ^,  der  sich  eine  Sprichwörtersammlung  aus  Brussa  anschUesst^). 

1)  Doch  lautet  dieser  Imperativ  im  Lasen-Tfirkisch  „tur":  OoSSZll, 
Nk  22  Nr.  11  Vers  1. 

2)  KisAssia  török  dialektusairöl  S.  7. 

3)  KisÄzsiai  török  nyelv:  Nk  Band  22  S.  113 ff,  Budapest  1890—92. 

4)  Ebend.  8.  261  ff. 


Jttech^  Zur  ChrammaHk  des  Vtdgär-Türkisehen.  699 

Über  den  Kastamxmi-Dialekt  besitzen  wir  die  schon  erwähnte 
ungarische  Monographie,  die  grammatischen  Abriss,  Glossar  und 
Textproben  enthält^);  eine  rassische*)  ist  den  Dialekten  von 
Chodawendikjar  ^)  und  Earaman  gewidmet.  Kunos  hat  neuerdings 
auch  Dialektproben  aus  Angora  und  Konia  geliefert^).  Den  Dialekt 
von  Caesarea  repräsentiert  der  im  Oo  25  ff.  auftretende  Eajserli. 

Li  den  Yolksspielen  erscheint  femer  ein  Läse,  zu  Schiff  aus 
Trapezunt  gekommen.  Das  Hauptmerkmal  seines  Dialekts^)  sind 
die  stimmlosen  Konsonanten  p,  t,  k  im  Wortanfange  für  die  ent- 
sprechenden stimmhaften  b,  d^  g  des  klassischen  Türkisch,  z.  B. 
pir  fSiv  1,  pw  dieser:  Oo  28  Z  16;  terdilm:  Oo  28  Z  10,  tmle: 
Oo  28  Z  11 ;  htrud:  Oo  28  Z  22,  kasteresun:  Oo  28  Z  23^.  In 
direktem  Gegensatz  dazu  bevorzugt  der  westlich  benachbarte 
Kastamuni-Dialekt  die  stimmhaften  Laute  d  und  g,  wo  das  klassische 
Osmanisch  die  stimmlosen  t  imd  k  im  Wortanfange  aufweist,  er 
hat  z.  B.  duz"^)  far  ttis  Salz:  Thury  74  Z  7,  d^kuz  für  tykyz  dick: 
ebend.  Z.  9,  gahik  für  Icadyk  Löffel:  ebend.  Z  3.  Dagegen  haben 
beide  Dialekte  mit  dem  von  Caesarea  den  Übergang  des  y  der 
Endung  in  u  gemeinsam®)  (vgl.  §  10)  z.  B.  a^ydum  für  ajydym: 
Oo  28  Z  1,  agrumaaun  für  agrymasyni  Oo  28  Z.  11/12.  Damit 
hängt  zusammen,  dass  der  Läse  des  Earagöz  immer  sun  ^du  bisf, 
unbekümmert  um  die  Vokalharmonie,  sagt  z.  B.  aen  Jcusugt-mt-sun 
bist  du  ein  Schreiber:  K  113  Z  9.  Der  Übergang  des  »der  Endung 
in  ü  z.  B.  efendü  fär  efendt:  Oo  28  Z  9  findet  sich  nur  im  Oo, 
nicht  aber  in  den  Liedern  und  im  Karagöz.  Aus  E  113  Z  9  geht 
hervor,  dass  ein  Charakteristikum  des  Lasen  das  schnellere  Sprech- 
tempo im  Vergleich  zum  Osmanen  bildet.  Ob  die  lautlichen 
Differenzen  zwischen  unseren  Texten  auf  dialektische  Nuancen  oder 
ungenaue  Wiedergabe   zurückzuführen   sind,   muss  vorläufig  dahin- 


1)  Thury  Jözsef,  A  kasztamani-i  törok  nyelyjäria:  £rtekes^8ek  a  nyelv-  is 
Bx^ptudomAnyok  kör^böl.  XU.  kötet.  VII.  ss&m.  Badapest  1886  [Abk.: 
Thury.) 

2)  Victor  Maximow,  Versuch  einer  Erforschung  der  türkischen  Dialekte  in 
Chudawendgjar  und  Karaman  [russisch].     Petersburg  1867. 

8)  Chodawendikjar  heisat  das  Vilajet,  östlich  yon  Karasi  und  Ajdin,  das 
ans  den  Liwas  Brussa,  l^utahia  und  AQun  Karahisar  besteht. 

4)  Kis&ssia  törok  dialektusairöl :  ]^rtekea^ek  a  nyelv-  is  ssiptndominyok 
kör^böl.     XVI.  kötet     IX.  saim.     Budapest  1896  [Abk.:  E]. 

5)  Es  wird  als  Charakteraug  der  Lasen  hervorgehoben,  dass  sie  auf  alte 
Erinnerungen  wenig  Wert  legen,  ihre  eigene  Sprache  verachten  und  lieber 
türkisch  reden:  Edmund  Naumann,  Vom  Goldnen  Hom  au  den  Quellen  des 
Euphrat  8.  346.  —  Da  die  Eigentümlichkeiten  ihres  Türkisch  sich  nicht  als 
lasisches  Völkersnbstrat  erklären  lassen  —  soweit  das  unvollkommene  Materia), 
das  mir  über  die  Sprache  der  Lasen  sugttnglich  ist,  Schlüsse  gestattet  —  könnten 
wir  für  Lasen-Türkisch  vielleicht  die  Bezeichnung  ,J>ialekt  von  Trapeaunt** 
w&blen;  erstere  Benennung  aber  ist  vorsichtiger,  da  uns  die  Dialektproben  als 
aua  dem  Hunde  von  Lasen  stammend  überliefert  werden. 

6)  Das  Gesets  erleidet  jedoch  verschiedene  Ausnahmen. 

7)  Auch  das  Adheri  schreibt  j^O:  JA  1886  S.  84. 


700  Jacob,  Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türküehen, 

gestellt  bleiben.  Dass  das  Lasen-Türkisch  gegenüber  den  andern 
Kleinasiaten  eine  Sonderstellung  einnimmt,  erklärt  sich  ans  der 
Geschichte  Trapezunts,  das  bekanntlich  erst  später  als  Konstantinopel 
in  die  Hände  der  Türken  fiel. 

Ziemlich  farblos  im  Vergleich  zu  diesen  kleinasiatischen  Mund- 
arten ist  die  Sprache  des  Amanten*),  der  im  Oo  sowohl  als  izn 
Schattenspiel  (K  111  ff.)  unter  demselben  Namen  Bajram  Efendi  auf- 
tritt; sie  unterscheidet  sich  vom  gewöhnlichen  Vulgärtürkisch  eigent- 
lich nur  durch  einige  Worte,  namentlich  das  beliebte  mori  bezw. 
vore%  Wohl  dieser  geringen  Differenzen  wegen  wird,  um  den 
Nichttürken  zu  markieren,  der  Amaut  stotternd  eingeführt  vgl. 
teteteübe:  Oo  30  Z  4,  biStbir:  Oo  30  Z  8,  iyoycykfnysler  (so  ohne 
Vokalharmonie):  Oo  30  Z  12,  pipipüaß:  K  111  Z  13/14  etc. 

Der  Jargon  des  Arabers  —  welcher  wohl  syrischer  Provenienz 
gedacht  wird  —  wenigstens  handelt  er  nach  Oo  32  Z  13  mit 
Damascener  Tuch  —  erklärt  sich  leicht  aus  der  Verschiedenheit 
der  arabischen  und  türkischen  Lautverhältnisse.  Für  c  spricht  er  i 
z.  B.  üun  wegen ,  äabuk  schnell :  Oo  33  Z  7 ,  aiktim  für  iyktytn : 
Oo  32  Z  9;  für  jp  erscheint  f  in  fabuglar  Pantoffel:  Oo  32  Z  19 
für  pabu^lar:  Oo  16  Z  17,  farajt/:  Öo  33  Z  14,  fiäman:  Oo  33 
Z  15/16.  Von  den  Vokalen  geht  y  meist  in  t  über,  z.  B.  azayik 
für  aza^t/k ,  ü  in  te ,  z.  B.  guzel  schön :  Oo  32  Z  7 ,  dun  gestern : 
Oo  32  Z  13  (wie  umgekehrt  arab.  u  zu  türk.  ü  wird).  Vielfach 
wird  natürlich  durch  solche  Vokalübergänge  das  Prinzip  der  Vokal- 
harmonie durchbrochen.  Nicht  minder  dadurch,  dass  der  Araber 
bisweilen  für  türk.  e  seinen  Zwischenlaut  zwischen  a  und  e  spricht, 
vgl.  afancU  (für  efendi):  Oo  32  Z  7,  afandim:  Oo  32  Z  4  v.  u. 
In  erregter  Rede  gebraucht  er  die  3.  Person  des  Verbums  für  erste 
und  zweite:  Oo  38  mehrf. 

Der  Jargon  des  im  Karagöz  auftretenden  Armeniers  Ajvaz 
Serkiz  (Hausmann  Sergius)  weist  mehrere  Erscheinungen  auf,  die 
an  seine  östliche  Heimat  erinnern.  Mit  den  anatolischen  Dialekten 
teilt  er  den  Übergang  des  ö  in  ^r,  z.  B.  gazma  Hacke:  K  24  Z  1, 

gafa  Kopf:  K  23  Z  26,  femer  erinnert  an  sie  der  Schwund  des  r 
in  der  2.  Person  des  Praesens  und  Aorists,  z.  B.  blisan  (für  bilirsfn) : 
K  24  Z  19.  In  der  Endsilbe  der  1.  und  2.  Person  dieser  Tempora 
erscheint  ein  Zwischenlaut  zwischen  a  und  c,  der  sich  im  Azeri 
wiederfindet,  der  Perser  sagt  severern:  Oo  22  Z  21,  was  sich  wiederum 
aus  dem  Einfluss  der  entsprechenden  persischen  Form  erklärt.  Diese 
Erscheinung,   sowie   den  Übergang  von  k  ux  kf,  g  m  gj  (s.  §  7) 


1)  Das  stimmt  su  der  Angabe  von  Künos  (Ungariscbe  Bevae  VII.  Jahrg. 
1887  S.  433),  dass  die  europäischen  Dialekte  sich  im  Wesentlichen  decken, 
während  in  Anatolien  grosse  Mannigfaltigkeit  herrscht. 

2)  Gustav  Meyer,  Etym.  Wörterb.  d.  albanesischen  Sprache  S.  286: 
„morö,  mre  Anruf  an  einen  Mann  .  .  .  Eine  auf  der  ganzen  Balkanhalbinsel 
verbreitete  Interjektion  .  .  ."  Vgl.  Jamik,  Zur  albanesischen  Sprachenkunde, 
Leipzig  1881  A32,  C9. 


Jacobe  Zur  Grammatik  des  VuLgär-Türkischen,  701 

konnte  ich  selbst  in  der  türkischen  Aussprache  von  Armeniern,  die 
ich  in  Halle  zu  befragen  Gelegenheit  hatte,  beobachten.  Dagegen 
war  ihnen  der  Übergang  des  ^  in  f  in  fo^  gga  willkommen 
(K  23/24:  mehrf.)  nicht  aUgemein  bekannt  und  die  andern  Eigen- 
tümlichkeiten des  Schattenspiel-Armeniers  wurden  von  ihnen  nicht 
als  armenisch  anerkannt.  Diese  bestehen  vor  allem  in  der  Vorliebe 
für  den  o-Laut,  durch  die  der  Hajalgi  recht  eigentlich  den  Armenier 
charakterisiert  und  den  er  für  e,  u,  ö,  bisweilen  sogar  y  eintreten 
lässt,  z.  B.  ofoncU  (für  efendi):  K  23  Z  21,  pokt  {für  peki):  K  24 
Z  15,  bojorcn  (für  bujurun):  K  24  Z  15,  Karjagoz  (für  Karagöz): 
K  23  Z  26,  äiaman  (für  akäamyn)i  K  23  Z  21.  Überhaupt  fehlen 
von  Vokalen  ö,  ü  und  y  ^);  killhon^iUk:  K  24  Z  6/7  ist  Anpassung 
bezw.  Lapsus,  vgl.  kjoUumi  E  24  Z  18,  y  wird  meist  durch  c,  zu- 
weilen auch  durch  %  ersetzt.  Für  jakmak  sagt  der  Armenier 
jahmak:  K  24  Z  19,  für  cok  ioh:  K  25  Z  18. 

Der  Grieche  des  Schattenspiels  spricht  statt  ^  meist  z  (also 
weiches  ä),  statt  c  immer  c,  denn  J,  womit  sich  der  Araber  hilft, 
kennt  er  gleichfalls  nicht,  dieses  verwandelt  er  vielmehr  in  s,  end- 
lich ersetzt  er  y  (a)  durch  t,  z.  B.  sen  jazigt-sin  für  Jaz^jy-syn: 
K  116  Z  30,  verezefim  für  vere^gim:  K  117  Z  9,  11,  Japazakstn 
für  japtigaksyn:  K  117  Z  7,  tcmdi,  kac  für  üinde^  kac:  E  118 
Z  1,  aindi  für  imÄ:  E  117  Z  15,  p«wi  für  ^c^:  E  117  Z  25. 
Über  das  von  ihm  fortwährend  im  Munde  geführte  vre,  vgl.  Gustav 
Meyer,  Etym.  Wörterb.  der  albanesischen  Sprache  S.  286.  Von  der  ein- 
zigen Eigentümlichkeit  der  türkisch  redenden  Griechen,  die  Vambery, 
Türkenvolk  S.  609  hervorhebt,  dass  sie  das  türkische  Ö  und  ü 
nicht  auszusprechen  vermögen,  findet  sich  keine  Spur.  Dagegen 
ist  dies  eine  Eigentümlichkeit  des  Armeniers,  der  z.  B.  Earjagoz 
sagt.  Der  Grieche  sagt  beispielsweise  E  118  Z  14  köpek,  der 
Armenier  dagegen  E  25  Z  18  kfopek,  der  Eajserli  gope^:  Oo  25 
Z  25,  in  Eonia  spricht  man  göppek:  E  34  Z  14. 

Der  Jude,  der  im  1.  von  Eünos  herausgegebenen  Earagözstück 

und  in  einem  andern  Earagözdruck  aus  Eonstantinopel  (^L^  v^LLii 

0.  0.  u.  J.  in  meinem  Besitz)  auftritt,  spricht  für  g  j  und  bevor- 
zugt den  w- Vokal,  er  sagt  z.  B.  Karajuz :  E  26  Z  17. 

Das  Earagöz  enthält  vermutlich  noch  verschiedene  Völker- 
typen, deren  eigentümliche  Mundart  man  aus  ihm  studieren  könnte, 
namentlich  wenn  auch  das  anatolische  und  adherbeigänische  Schatten- 
spiel genauer  untersucht  würde.  Allerdings  treten  in  den  in  meinem 
Besitze  befindlichen  Schattenspieldrucken  '^)  andere  Dialektrepräsen- 
tanten als  die  genannten  nicht  auf;  doch  besitze  ich  eine  Earagöz- 
figur  des  Zel'bek  ^,  die  ich  freilich  niemals  in  Aktion  gesehen  habe ; 


1)  Das  demnach  wohl  nicht  dem  armen.  H  entspricht. 

2)  In  unsem  Bibliotheken  sucht  man  vergeblich  nach  solchen  Texten. 

3)  Abgebildet    im    VI.  Jahresbericht    der    Geogr.   Gesellsch.    zu   Greifs- 
vald  S  28. 


702  Jacob,  Zur  Granmatik  des  Vulgär^Tiirkkchea, 

Luscban  hat  Internationales  Archiv  für  Ethnographie  11  Taf  m 
Kr.  27  auch  die  Figur  des  Eurden  abgebildet 

Abgesehen  von  den  erwähnten  Dialektproben  stellen  die  von 
Künos  veröffentlichten  Texte  eine  sprachliche  Einheit  dar,  die  ^r 
als  Vulgär-Türkisch  hinfort  mit  YT  bezeichnen.  Die  Schattenspiele 
hat  Künos  nach  seiner  Angabe  (Ungaiische  Revue  VII  Jdhrg.  1887 
S.  432)  ,in  den  Stambuler  Earagösbuden  niedergeschrieben*.  Das 
Orta  ojunu  wurde  nach  dem  letzten  Absatz  der  Vorrede  in  einem 
Dorfe  des  kleinasiatischen  Bosporus  aufgezeichnet  und  der  Text  in 
arabischer  Schrift  mit  Hülfe  eines  Sprachlehrers  in  Siambol  her- 
gestellt. Wesentliche  Unterschiede  zwischen  der  Sprache  des  Orta 
ojimu  und  der  in  Stambul  aufgezeichneten  EaragÖzstücke  sind  nicht 
vorhanden.  Die  Märchen  stammen,  obwohl  sie  der  englische  Über> 
Setzer  Bain  (London  1896)  und  Wlislocki^)  als  anatolisch  bezeichnen, 
nach  freundlicher  Mitteilung  von  Dr.  Eünos  sämtlich  aus  Stambul. 
Die  Volksschauspiele  sind  in  der  Diktion  wohl  noch  etwas  ple- 
bejischer als  die  Märchen,  wie  das  der  Gegenstand  mit  sich  bringt ; 
wenn  also  für  klassisch  oglan  in  ersteren  gewöhnlich  olan  (E  7,  10) 
oder  tUan  ^)  (Oo  30) ,  in  letzteren  ölan  erscheiot ,  so  wird  ersteres 
als  ein  niederer  Vulgarismus  zu  fassen  sein.  Innerhalb  der  Spiele 
ist  natürlich  die  Bedeweise  des  PeSekjar  und  namentlich  des 
Hagejvat  eine  feinere  als  die  des  bäurisch-tölpelhaften  Eavuklu  oder 
des  derben  Earagöz,  die  Unterschiede  sind  jedoch  mehr  phraseo- 
logischer als  grammatischer  Natur.  Im  Folgenden  verstehen  wir 
also  unter  VT  (Vulgär-Türkisch)  den  Stambuler  Vulgär- Dialekt  im 
Gegensatz  zum  klassischen  Türldsch  und  den  anatolischen  Bauern- 
dialekten.  Um  ein  möglichst  treues  Bild  der  Umgangssprache  zu 
erhalten,  habe  ich  die  Gedichte  nur  im  Notfalle,  die  Stellen,  an 
denen  Hagejvat  und  Pelekjar  den  gebildeten  Efendi  herauskehren, 
direkt  natürlich  garnicht  verwertet. 

Etwaige  Hörfehler  zu  berichtigen,  durfte  ich  nicht  wagen. 
Vielmehr  wird  die  systematische  Zusammenstellung  des  Materials 
am  ehesten  auf  die  Spur  solcher  leiten.  Doch  habe  ich  im  Gegen- 
teil während  der  Arbeit  den  Eindruck  eines  sehr  zuverlässigen 
Materials  erhalten;  nur  sind  mehrfach  Druckfehler  auch  in  den 
Druckfehlerverzeichnissen  nicht  angemerkt^).     Um  eine  einheitliche 

1)  Zeitschr.  für  vergl.  Litteratargesch.  Neue  Folge.  10.  Band.  Weimar 
1896  S  65ff. 

2)  Aus  Kimos  (K  150)  ersehe  ich,  dass  diese  Form  auf  Anatoliea  and 
Stambuler  Volk  beschränkt  ist,  während  das  Wort  in  Rumelien  holan  lautet. 

3)  Z.  B.  M.  S.  35  Z  14  für  aötürwp  lies  götürüp,  M.  S.  54  Z  4  y.  n.  fDr 
sejmiSl.  Sejmü,  M.  S.  65  Z  23  für  kilir  1.  bUir,  K  110  Z  8  für  ßevaq  I.  teveth, 

Oo  9  Z  14  V.  u.  für  süründum  1.   süründüm,  Oo  14  Z  23   für   vektt  1.  h?kU, 

Oo  18  Z  18  für  albak-niessen  1.  cdhak-miSsen,  Oo  21  Z  11  für  tesrif  1.  teSrif^ 

Oo  22  Z  4  für  apen  Ijapen,  Oo  26  Z  9  für  müSgvlümüz  1.  müSgiUHmü»,  Oo  28 
Z  15  fUr  kopar  1.  kapar,  Oo  29  Z  22  für  geUU-de  1.  gel-de\  eine  Inkonsequena 
ist  Oo  15  die  Schreibung  zarijeäilei  Z  7  und  dSarijei  Z.  14. 


Jacob,  Zw  Grammatik  des  Vulgär-Türkiachem,  703 

Umschreibung  herzustellen,  wurden  alle  Citate  aus  transskribierten 
Texten  in  die  Transskription  von  Künos  umgesetzt,  nur  für  z  auch 
bei  diesem  y  und  für  e  (bez.  I)  y  gewählt,  da  es  schon  des  Typen- 
bestandes der  Druckereien  wegen  sich  empfiehlt  am  Herkömmlichen 
nicht  immer  zu  ändern.  Obwohl  der  ungarischen  Sprache  nicht 
mächtig,  habe  ich  doch  manche  Einzelheit  zuerst  aus  den  An- 
merkungen von  Eunos  richtig  erkannt,  was  ich  mit  Dank  hervorhebe. 

§  1.     Die  Sprachelemente. 

Miklosich,  Die  tUvitchen,  magyariMhen  nnd  rumanucben  Element«  im  türkisehoB 
SpracbBchatae:  Bitzungsber.  Wiener  Akad.  118.  Band  1889. 

Gustav  Meyer,  Tilrkiache  Studien  I.  Die  griechischen  nnd  romanischen  Bestand- 
theile  im  Wortschatze  des  Osmanisoh-Türkischen :  Sitmngsber.  Wiener 
Akad.  128.  Band  1893. 

Kdnos,  A  torök  nyelv  idegen  elemei:  Nk  26 ff.  Budapest  1896 ff. 

Für  die  beiden  ersten  Arbeiten  sind  unsere  Vulgärtexte  nicht 
yerwertet,  obwohl  namentlich  die  1886  erschienenen  Karagözstücke 
eine  sehr  reiche  Nachlese  geliefert  hätten.  Meine  Materialien  sind 
unabhängig  von  den  genannten  Arbeiten  aus  der  Lektüre  geschöpft. 
Aus  den  Gedichten  hätte  ich  dieselben  noch  sehr  vermehren  können, 
doch  habe  ich  absichtlich  alles  imberücksichtigt  gelassen,  was  irgend- 
wie an  höheren  Stil  anklingt.  Die  folgende  Übersicht  enthält  also 
nur  wirklich  volkstümliches  Material  und  zwar  mit  Beleg,  nicht 
alphabetisch  wie  bei  Künos,  noch  nach  Materien  wie  bei  G.  Meyer, 
£ondem  nach  Sprachen  geordnet. 

Aus  der  Fortwirkung  der  arabischen  Orthographie  auf  die 
türkische  Aussprache  werden  wir  im  Folgenden  ersehen,  dass  das 
arabische  Spracfagut  ins  Türkische  der  Hauptsache  nach  auf  schrift- 
lichem Wege  eindrang.  An  arabischen  Fremdwörtern  ist  das  VT 
natürlich  erheblich  ärmer  als  die  Sprache  der  klassischen  Dichter 
und  Historiker;  dagegen  ist  es  in  höherem  Maasse  mit  abend- 
ländischen Elementen  durchsetzt  als  die  alte  Sprache.  Immerhin 
giebt  es  schwerlich  eine  Seite  bei  Künos,  auf  der  nicht  etliche 
arabische  Brocken  zu  finden  wären;  auch  beschränken  sich  die- 
selben keineswegs  auf  religiöse  und  Kultur-Begriffe.  Auf  dem  Ge- 
biete des  Nomens  hat  das  Türkische  bekanntlich  ungleich  mehr 
aus  dem  Arabischen  geschöpft  als  auf  dem  des  Verbums;  auf- 
fallend ist  die  grosse  Zahl  arabischer  Adverbia,  welche  den  alier- 
gewöhnlichsten  Bedarf  des  VT  decken  z.  B.-  tekrar  von  neuem: 
Oo  19  Z  5,  K  107  Z  6,  dajma  beständig:  Oo  19  Z  16,  ewela  zuerst: 
Oo  24  Z  21,  elbet  sicherlich:  Oo  31  Z  11,  elbette:  dass.  K  108 
Z  2  V.  u.,  kaia  noch:  Oo  12  Z  8,  17  Z  19,  galiba  wahrscheinlich: 
Oo  11  Z  4  V.  u.,  13  Z  13,  mutlaka  auf  jeden  Fall:  Oo  13  Z  22, 
14  Z  2,  mesela  beispielsweise:  K  103  Z  4.  Meist  geht  das  Tenwin 
im  VT  verloren  *) ,    doch  finden    sich   auch   bei  Künos  Ausnahmen, 


1)  Samy-Bey,  Dictionnaire  tarc-fran9ais  (Constantinople  1885)  giebt  z.  B. 
noch  mutlakan  an. 


704  Jacob,  Zur  Grammatik  des  Vulgär- lürküehen. 

z.  B.  kjamiUn  vollkommen:  Oo  13  Z  10,  riajeten  aus  Rücksicht r 
Oo  21  Z  8,  11,  zaten  von  selbst:  M  191  Z  2  y.  n.  sowie  AttStx&en 
am^edend:  Oo  34  Z  7.  —  Arabische  Namen  werden  nur  nocfa  als 
Namen  empfunden,  das  beweisen  Kürzungen  wie  Ejüb  für  Abu 
Atjüb:  Oo  33  Z  2  v.  u.,  Azü  für  'Abd-al-'Aziz:  H  S.  377*),  sulüxn 
Hamid:  II  S.  349  Z  4  v.  u. 

Etwas  seltener  als  die  arabischen  treten  uns  die  persischen 
Fremdwörter  entgegen,  aber  immerhin  noch  häufig,  z.  B.  peder 
Vater:  K  16  vorl.  Z,  bilader  Bruder:  vielf. ,  hemSire  Schwester: 
K  21  Z  9,  27  1.  Z.,padC§a:  vielf.,  ÄcwJm  Mitbürger :  Oo  26  Z  4  v.  n.^ 
para  Geld:  M  35  mehrf.,  kesedar  Börsenträger:   nach  M  191  Z  18 

vulgär,  meze  Imbiss:  E  121  Z  13,  zarzavat  vii^t^i^^  Gemüse:  K  15 

Z  24,  baxcuvan  Gärtner:  K  15  Z  24/25,  terzi  Schneider:   Dl   387, 
pedtamal  Bademantel:  E  18  Z  23,  destemal  Handtuch:  E  20  Z  16, 


j  » 


merdüven  ^.^U>y  Treppe :   Oo  13  Z  17,  WZEM  IV  S  38  Z  1,  arsu 

Wunsch:  Oo  19  Z  17,  derd  Schmerz:  Oo  18  Z  5  v.  u.,  günä  Sünde: 
Oo  25  Z  3,  püman     .UaAj  bereuend:   Oo  22  Z  6,   berbad  ver- 

nichtet:  Oo  22  Z  14,  myndar  (murdär)  unrein:  Oo  16  Z  9,  actr^aS 
Trunkenbold:  11  387  Z  11,  sersem  *L#»-^  hirnverbrannt:  E  12  Z  5^ 

E  17  Z  20,  küthani  =  Elender,  Vagabund :  Oo  20  Z  30,  koftehor 

=  Schwindler:   Oo  17  Z  1,  E  101  Z  13,   ejderha  Drache:   M  289 
mehrf.     Auch  von  persischen  Substantiven   finden  sich  Verba  nach 
Art   der   Penominalia   auf   -lamak   gebildet   in   der  Vulgärsprache 
z.  B.  zorlamak  zwingen:    Oo  104  Z  18/19,   ezberlemek  auswendig- 
lernen:    M  192  Z  18,   E  12  Z  27.     Dass  jedoch  Earagöz  das  Wort 
noch  als  etwas  Fremdartiges  empfindet,  ersieht  man  aus  seiner  Ver- 
drehung desselben  in  ebzerlemek:  E  12  Z  28,  13  Z  22.     Man  be- 
achte auch,  dass  Earagöz  das  persische  dest  und  biu  etmek :  E  109 
Z  19/20    misversteht,    während    er   das    türkische   el  und   Öpmeki 
Z  21/22  sogleich  begreift.  —  Armenisch  ist  oski  Gold:  E  79  Z  15. 
Von   abendländischen    Sprachen   kommt   für  Entlehnungen    an 
erster  Stelle  das  Italienische  in  Betracht.     Dorther  stammen :  baston 
(ital.  bastone)  Stock:    E  118  Z  13,  bravo:    Oo  18  Z  28,  gazona 

yü-Li  Lusthaus,  Easino :  Oo  14  Z  21,  wahrscheinlich  guruä  Piaster 

(vgl.  Gustav  Meyer  a.  a.  0.  S.  64),  ispir  (it.  sbirro)  Stallknecht: 
E  11  Z  12,  kampana  (it.  campana,  aber  auch  neugr.  xafindva) 
Glocke:  Oo  12  Z  4,  kanto  (it.  canto)  Gesang:  E  119  Z  17,  120  Z  4, 
lira:  E  113  unten,  wahrscheinlich  masa  (it.  mensa)  Tisch:  E  102 
Z  3,  108  Z  17  (vgl.  Miklosich  a.  a.  0.  S.  14),  pijasa  (it.  piazza): 
E  119  1.  Z,,ptrzola  (it.  bractuola  s.  G.  Meyer  a.  a.  0.  S.  56)  »Art  Eebab 
von  Hammelfleisch'' :  E  37  Z  12, 121  Z  13,  pyrlanta  (so !  it.  briUante) 

1)  >i^7^**  Sultan  Aziz  ujan!** 


Jacob f  Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türkischen.  705 

Brillant:  M  217  Z  3,  taula  (it  tavolä)  Brettspiel:  K  8  Z  8,  5,  urba 
Kleid,  Robe:  M  28  Z  9  v.  u.  Namentlich  sind  zahlreiche  auf  das 
Seewesen  bezügliche  Ausdrücke  italienischer  Herkunft,  z.  B.  bandyra 
(it.  bandiera)  Schiffsflagge:  K  9  Z  23,  cima  und  cyma  (nach 
G.  Meyer  S.  75  it.  cima):  Oo  33  Z  25,  29,  takele  (scala)  Landungs- 
treppe :  Oo  9  unten  (mehrfach),  kaptan  Kapitän :  M  268  Z  10  v.  u., 
koniando  Kommando :  Oo  83  Z  28/29  etc.  Der  Läse  sagt  pora  für 
bora  Nordwind:  Oo  27  1.  Z. ,  das  ich  doch,  zumal  er  ebendaselbst 
fortuna  (K  113  Z  13  dafür  furtuna)  wie  im  Italienischen  für  ,  Un- 
wetter zur  See*  gebraucht,  für  italienisches  und  nicht  fär  slavisches 
Lehngut  (Miklosich  S.  5)  halten  möchte. 

Nahezu  ebenso  häufig  wie  die  italienischen  sind  die  griechischen 
Elemente.  Von  dem  althergebrachten  Lehngut  wie  Efendi,  fyndyk 
absehend,  nenne  ich:  aftos  (avTog),  über  dessen  merkwürdigen  Be- 
deutungswandel man  JA.  8.  S^r.  Tome  14,  1889  S.  175  vergleiche, 
fastdje  (vom  Plur.  (paaovha)  Bohnen:  K  15  Z  1,  fener  (durch  das 

Medium    des    arab.     .Us    entlehntes    (pavdgiov    s.    Fränkel,    Aram. 

Fremdwörter  S.  96):  K  11  Z  9,  feslyen  (gr.  vasilikön)  Ocimum 
basüicum:  M  143  mehrfach,  das  Schimpfwort  kercUa  (xegarcig): 
K  7  Z  16,  10  Z  2,  im  Wiegenliede:  K  107  Z  2  v.  u.,  auch  in  der 
Rede  des  Amauten:  Oo  30  Z  12,  20,  kireniid  {xegafjiig,  ob  direkt 
oder  durch  das  Arabische,  ist  fraglich):  M  25  Z  22,  täna  für  lahcma 
(vom  plur.  Xd^avci)  Kohl:  K  118  Z  6,  papaz  (nanäg):  K  116  Z  29, 
praaa  (vom  plur.  ngdaa)  Lauch:  K  118  Z  6.  Ktdemek  ver- 
schliessen:  M  255  Z  18,  faWe' verschlossen :  M  53  Z  8  für  ktUdlemek^ 

kilicUi  sind  Ableitungen   von  JuJb"f  =  xkeig  Schlüssel.     Ob  kon- 

dura  Schuh:  Oo  11  Z  2  wirklich  xo&ogvog  ist,  wie  z.  B.  Zenkers 
Handwörterbuch  S.  710  angiebt,  scheint  mir  fraglich,  vgl.  G.  Meyer 
S.  53.  Über  die  Provenienz  von  ükemle  Sitz:  Oo  33  Z  24,  K  108 
Z  17  s.  G.  Meyer  S.  46. 

Wenig  hat  das  Französische  beigesteuert;  avanta:  Oo  16  Z  1 
hält  Kunos  Nk  26  S.  451  für  avantage;  lastygly:  K  112  Z  6  stanmit 
zunächst  von  franz.  Stastique;  äik:  K  103  Z  4  ist  jedenfalls  chic; 
potin  Mädchenschuh:  K  119  Z  25  kann  franz.  bottine  oder  auch  it. 
bottini  sein  (G.  Meyer  S.  52). 

Von  englischem  Sprachgut  vermöchte  ich  nur  stop;  K  113 
Z  23  (aUyper-.  ebend.  Z  16)  und  tomiatan  tomehet:  Oo  38  Z  25/26 
zu  nennen,  zwar  vermag  ich  den  zweiten  Bestandteil  von  tomiatan 
nicht  zu  deuten,  doch  ersehe  ich  aus  einer  Bemerkung  von  Kiinos 
zn  K  29  Z  3  v.  u.,  dass  tomehet  =  tum  head  ist. 

Die  Lehnwörter,  welche  Allgemeingut  der  Volkssprache  ge- 
worden sind,  werden  nicht  mehr  als  etwas  Fremdartiges  empfunden, 
haben  die  ihrer  Heimatsprache  eigentümlichen  Laute  eingebüsst  und 
folgen  den  Gesetzen  der  türkischen  Sprache,  so  dass  ich  sie  im 
Folgenden   unterschiedslos  mit  genuinem  Material  verwenden    darf. 

Bd.  LU.  46 


706  Jacob,  Zur  Grammatik  du  Vulgär-TürJasehm. 

Zur  Lautlehre. 

Vorbemerkung.     Da   bei   dem   Stande    der  Phonetik    auf 
orientalischem  Gebiet   es  leichtfertig  wäre  bereits  mit  phonetischen 
Begriffen  zu  operieren,   sehe   ich  mich  genötigt  im  Folgenden  bis- 
weilen   an    Stelle    von   Lauten    arabische    Buchstaben    zu    eitleren. 
Spreche   ich   also   vom  Laute  c,   so   ist  das  eine  Breviloquenz  für 

diejenigen  uns  noch  ihrem  Wesen  nach  mehr  oder  weniger  unbe- 
kannten Lantwerte,  welche  die  offizielle  Orthographie  durch  diesem 
eine  Zeichen  wiederzugeben  für  gut  befunden  hat. 

Die  Konsonanten. 

§  2.     Zum  Lautwert  einiger  Konsonanten. 

Während  die  Mehrzahl  unserer  türkischen  Granunatiken  sich 
zu  sehr  durch  den  Lautwert  der  arabischen  Buchstaben  im  Ara- 
bischen beeinflussen  lässt,  verfallen  diejenigen  ins  andere  Extrem, 
welche  lehren,  vJ?  ^^^^  ^  z.  B.  seien  im  Türkischen  lautlich  gleich- 
wertige ,  Direkt ionszeichen*  ^)  für  den  gutturalen  beziehungsweise  pala- 
talen  Vokal 2).  Aus  Sievers,  Phonetik*,  S.  61/2  ersieht  man  aber,  da*« 
zwischen  unserem  ke,  ki  einerseits  und  unserem  ka,  fa>,  ku  anderer- 
seits auch  ein  Unterschied  des  Konsonanten  besteht,  indem  wir  in 
ersterem  Falle  das  k  mit  Artikulation  des  mittleren  Zungenrückens 
gegen  den  harten  Gaumen  bilden,  im  letzteren  mit  Artikulation 
des  hinteren  Zungenrückens  gegen  den  weichen  Gaumen.  Dieser 
Unterschied  erklärt  uns,  warum  die  Türken  die  Zeichen  dö  und  ö 

auseinanderhalten. 

Das    arabische    •    ist    im  Türkischen  ein  sehr  viel  schwächerer 

Laut  als  im  Arabischen;  Aug.  Müller's  Angabe  „etwa  ch  in  ach* 
ist  unzutreffend.  Künos  giebt  es  meist  durch  A,  zuweilen  durch  ;jf, 
einmal  durch  Spiritus  lenis  wieder^;  vgl.  hcyli/    JUj>  sehr:  Oo  18 

Z  12,  halt  JaJL:>  Konfusion:  Oo  18  Z  9,  29,  maJidum  ^^^  für 
„Sohn*  :    Oo  19  Z  18,  hari^       L>:  Oo  82  Z  24,   aber  x^ber  ^. 

M  36  Z  20,  Oo  18  Z  18,  baxsys:  M  29  Z  3,  a'yry  (für  ahyry  den 
Stall):  K  10  Z  27.     x  erscheint  nun  aber  bei  Künos  zuweilen  auch 


1)  Jedenfalls  haben  in  der  Transskription  des  Türkischen  ^,  t^  s^  It  etc. 
nichts  zu  suchen.  Da  unsere  Transkription  vokalisiert  ist,  brauchen  wir  in 
ihr,  sollte  man  meinen,  keine  Direktionszeichen  für  Vokale.  ThatsKchlieh  aber 
geraten  wir  mit  dem  Lautwert  unserer  Buchstaben  in  Konflikt,  wenn  wir  unseren 
Laut  ka  mit  einem  andern  Konsonanten  als  unsem  Laut  ke  wiedergeben. 

2)  Ich  weiss,  dass  diese  Bezeichnung  inkorrekt  ist,  da  sie  aber  durch 
Radioff  weitere  Verbreitung  gefunden  hat  und  ich  keine  bessere  kenne,  mag 
man  sie  einstweilen  dulden. 

3)  i;ber  die  Aussprache  k  s.  §  5. 


Jacob ^  Zur  Grammatik  des  Vvlgär-TikrkUchen,  ^(yi 

für  arab.  und  pers.  v  so  in  arab.  ^^3:  K.  101  Z  2  v.  u.  {zi^{m€\ 
in  pers.  n  j*^  iexrei   M  43  S  8,  ganz  abgesehen  von  der  Bede  des 

Persers  im  Oo,  bei  dem  die  Interjektion  »I  a;^  (in  dem  Liedchen 
Oo  22),  L^  x^  (Öö  23)  lautet.  Hagejvat  wird  von  Karagöz  häufig 
Agejvat  genannt  (K  9,  10),  doch  vielleicht  nur  wegön  des  Anklanges 
an    ag   hungrig.  —  KT    schreibt   für  »  und       j^   z.  B.   ^^g  jeder, 

X^tyicct   Leben,   für   ^   aber   x   z.  B.   XVQ<^flC  yj^'   Luk.  22, 62, 

iXtiyiagXag  J  .LyC^t :  Luk.  9,  22,  rtixi. 

Das  alte  nasale  oder  richtiger  velare  n  ist  im  Rumelischen 
und  nach  der  Orthographie  auch  im  Adherbeiganischen  zu  einfachem 
n  geworden.  Dagegen  hat  sich  die  Nasalierung  im  Anatolischen 
erhalten,  in  den  Brussa-Ajdin-Liedem,  im  Dialekt  des  Kajserli  im 
Oo   und   in   den    Testen   aus   Konia   und   Angora   giebt   Künos  y^ 

durch  n  wieder  z.  B.  8ana:  Oo  25  Z  25,  dehize:  Nk  22  S  126  Z  1, 
bana:  ebend.  Z  3;  ebenso  Thury  in  seinen  Kastamuni-Liedem ;  das 
Lasen -Türkisch  steht  hier  wieder  dem  Rumelischen  näher  als  dem 
Anatolischen,  indem  es  die  Nasalierung  aufgegeben  hat.  —  AvaxoXri 
schreibt  einfach  v,  z.  B.  S^övfixövgiBTiViv  gi'Cai  der  Präsident  der 
Republik,  Ev.  aber  meist  y  z.  B.  S  34  lipx  lyXtSiy  du  hast  ver- 
lassen, 'lagafjkijy  narr^öaxT]  König  von  Israel,  ^AXXaxvy  byXov- 
yiovfi  ich  bin  Gottes  Sohn,  dagegen  S  33:  iyeg  'AXkaxrjv  oyXov 
iaey  wenn  du  Gottes  Sohn  bist.  Eine  bemerkenswerte  Zwischen- 
stufe nimmt  KT  ein,  es  giebt  die  Nasalierung  nur  in  Endungen 
auf,  behält  sie  aber  im  Stamme  bei,  schreibt  also  !4AAa;^?;i/  (Gen.), 
^lagaijkiv  Ilan&axV'  Joh.  Ev.  12, 13  laiv:  Luk.  4,  s,  9,  aber  ovov 
ävXafid^  iTi:  Joh.  Ev.  1,5,  aovga:  Joh.  Ev.  5, 1. 

§  3.     Einbusse  einzelner  Konsonanten. 

Das  arabische  c.  ist  bereits  im  Arabistischen ')  zu  blossem 
Stimmbwid verschluss  verblasst;  als  für  diesen  die  arabischen  Philo- 
logen   das  Zeichen  Haraza,  ein  kleines  c,    in  Anwendung  brachten, 

muss  die  jüngere  Aussprache  des  c  bereits  weit  verbreitet  gewesen 
sein.  Das  VT  scheint  bei  c  im  Inlaut  auch  den  Stimmbandvei-schluss 
aufzulösen  vergl.  defa  (für  defa):  Oo  14  Z  9,  def  (für  def):  Oo  16 
Z  8.  Zwischen  2  Vokalen  verhindert  c  bisweilen  nicht  die  Kon- 
traktion: sät  xcL«  Stunde:  M  39  Z  6 ,  Oo  17  Z  22,  aber  vukuaty 
j^Lc^^:  Oo  20  1  Z,  rtajeten:  Oo  21  Z  8.  Die  einstige  Anwesenheit 
eines  Konsonanten  verrät  sich  nur  noch  in  der  Ersatzdehnung  eines 


1)  Wie  man  von  hellenischer  und  hellenistischer  Knnst  spricht,  so  ge- 
brauche ich  der  Einfachheit  wegen  das  Wort  ..Arabistisch"  fQr  das  Arabische 
in  arabisierten  Ländern  mit  stammfremder  Bevölkerung. 

46* 


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Jacob,  Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türkischen,  709 

vorhergeht  und  keiner  unmittelbar  folgt,  verschwindet  das  c  unter 

Dehnung  des  vorhergehenden  Vokals  z.  B.  sä  (für  kl.  say)  rechts : 
M  36  Z  1,  ja  (fnr  Jag)  Fett:  Oo  13  Z  12;  dädan  vom  Gebirge: 
M  35  Z  2  V.  u.,  36  Z  5,  ölan  Jüngling^),  ölu  sein  Sohn,  döru  gerade, 
ürattyn  (für  uyrattyn  bez.  ograttyn):  11  S  378  Z  8.  Über  unter- 
bliebene Dehnung  in  diesem  und  den  folgenden  Fällen  s.  §  11 
Yokallänge.  —  Wenn  nun  drittens  c  zwischen  2  Vokalen  steht,  so 

erfährt  es  im  VT  eine  doppelte  Behandlung :  Entweder  es  verblasst 
zu  Hamza,  bewirkt  aber  keine  Dehnung  des  vorhergehenden  Vokals 
oder  aber  es  verschwindet  ganz,  was  dann  die  Kontraktion  der 
zusammenstossenden  Vokale  zur  Folge  hat.  Bei  Künos  erscheint 
hinter  dem  langen  Kontraktions  vokal,  sobald  dieser  &  ist  und  nicht 
im  Wortauslaut  steht  ^,  noch  ein  Spiritus  lenis,  den  ich  getreulich 
wiedergebe,  ohne  über  seine  Bedeutung  Rechenschaft  ablegen  zu 
können.  Ein  festes  Gesetz  für  das  Eintreten  der  Kontraktion  ver- 
mochte ich  nicht  zu  entdecken,  nur  so  viel  lässt  sich  sagen,  dass 
gleiche  Vokale  in  schwachbetonten  Silben  leichter  zusammenfliessen 
als  verschiedenartige  in  betonten ^^).  Dass  der  Dativ  von  da  Berg: 
(M  25  Z  20)  da'a:  M  35  Z  12,  von  jcUak  aber  JcUä  heisst:  M  154 
Z  20,  zeigt,  dass  das  Formenunterscheidungsbedürfiiis  mitspricht. 
Zu  den  folgenden  Beispielen  vergl.  man  die  §  11  gegebenen,  wo- 
selbst über  den  Kontraktionsvokal  gehandelt  ist.  Die  Kontraktion 
unterbleibt  in  oW  Sohn:  M37Z8,  38Z10,  dagegen  ölu  nach 
Fall  2  (\''okal  nur  vorhergehend),  yoÄJwia'y :  M  35  Z  13  v.  u.,  sogar 
das  Fremdwort  hfara  Cigarette:  Oo  12  Z  17  verliert  sein  g.  Be- 
achte jlcmr^  '«^Ä^  geronnene  Milch:  K  103  Z  5  v.  u.  ohne  Spiritus 
lenis!  Fälle  für  Kontraktion:  ölz  (für  agyz)  Mund:  M  27  Z  5,  a'g 
Baum :  M  23/4 ,  jylmak  (für  jygylmak)  sich  ansammeln :  M  300 
Z  12  V.  u.,  oidümu  (für  oldugvmu)\  M  23  Z  8.  Daraus,  dass  g  den 
ihm  eigenen  Laut  zwischen  Vokalen  verloren  hat,  erklären  sich 
gelegentliche  Unsicherheiten  der  Karamanly  -  Orthographie  in  der 
Wiedergabe  dieses  Konsonanten  z.  B.  Ev  S  38  a^aoi  för  agasi. 
Im  Adherbeigftnischen  wird  ö  zwischen  Vokalen  nicht  immer 

erweicht  vergl.  ^^jJ^I:  JA  1886  S  15  Z  4,  ^y£^öys>^\:  JA  1886 
S.  17  Z  3.     Wo   es  aber  zu   t  erweicht  wird,  hält  sich  dieses  auch 

zwischen  Vokalen,   wo  es  nicht,   wie   wir  §  5  sehen  werden,  in  )r 


1)  Aber  olan  seiend;  ulagak:  Oo  15  Z  12  ist  eine  Inkonsequenz. 

2)  Im  WorUusUat  fehlt  der  Spiritus  z.  B.  ä  Aga :  Oo  23  Z  SO ,  bc^ä 
(mr  bajagy)  gemein:  Oo  19  Z  4  v.  u.,  aiä  für  asaga  oder  aSagy:  M  25  Z  2. 
Sonst  habe  ich  ihn  vermbst  in  m^lKiai  K  77  Z  21,  märaja  für  magaraja  in 
eine  Höhle:  M  290  Z  19.  Für  bogaz  erscheint  b'äz:  K  9  Z  22ff,  fUr  muhaüa- 
begi  MUchspeisenTerkttufer  (vgl  Doxy  Suppl.)  m^alebeyi:  K  17  Z  30,  fUr  inu*a- 
mele  Behandlung  m^ämele:  R  20  Z  8,  des  Vokals  wegen  (vgl.  §  11)  würde  man 
hier  eher  an  Elision  als  an  Kontraktion  denken,  wenn  nicht  die  Länge  des  a 
dagegen  spräche. 

3)  Wozu  namentlich  auch  die  für  j  gegebenen  Beispiele  zu  vergleichen  sind 


710  Jacohy  Zur  Grammatik  des  Vulgär-TürkucTien. 

übergeht   z.   B.   uäayi:    Oo  23  Z  3,  7,    fcfiLjL»    Dativ    zu    osman. 

v^LjuIj  :  Berg6,  Dichtungen  transkaukasischer  Sänger  S.  102  Z  7  v.  o. 

Ähnlich  verhalten  sich  auch  die  andern  Asiaten.  Der  Kajserli  sa^ 
gylyyy  d.  i.  klass.  hylyh  mit  Suffix:  Oo  26  Z  15,  aber  asä^)x  Oo  26 
Z  22  im  Gegensatz  zu  dem  aäayt  des  Persers :  Oo  24  Z  5 ,  der 
Läse :  kimi  aryagayum  wen  werde  ich  suchen :  Oo  28  1.  Z. 

Ganz    analog    dem   g   wird   das  j   behandelt.     Nur   im  Azeri 
geht   anlautendes  ji   in   *   über   z.  B.  Jj|  für  J^  Jahr;  JA  1886 

S.  15  Z  3,  S.  19  Z  2,  üdiBim  ich  bin  ein  Stern:  VAmb^ry,  Türken- 
volk S  591.  Dagegen  verschwindet  es  im  VT  zwischen  Vokal  und 
Konsonant  und  dehnt  den  unmittelbar  vorhergehenden  Vokal  z.  B. 
Ine  für  tjne  Nadel :  M  52,  53,  54,  örendi  (für  öfrendt)  er  lernte : 
M  43  Z  18.  J  zwischen  2  Vokalen  wird  wieder  verschieden  be- 
handelt, entweder  es  bleibt  oder  es  lässt  verschwindend  die  beiden 
Vokale  in  einander  fliessen.  Bereits  aus  der  klassischen  Sprache 
bekannt   ist  jirmi     r^Xi   20.     Der  Kontraktionsvokal   ä  zeigt   iu 

diesem  Falle  bei  Kunos  keinen  Spiritus  lenis  hinter  sich  z.  B. 
kapunun  tokmä  (für  tokmajy)  Türklopfer:  Oo  11  Z  15.  Ein  Unter- 
schied in  der  Behandlung  des  stammhciften  ^  und  des  aus  \^  durch 

Antritt  eines  Endungsvokals  erweichten  ist  nicht  zu  konstatieren  *). 
Der  Optativ,  dessen  Charakteristikum  ja  der  Vokal  nach  dem  Stamm 
ist,  wird  selten  kontrahiert,  wobei  vielleicht  noch  die  Verschiedenheit 
der  Vokale  mitspricht  vergl.  mrejim :  K  108  Z  3  v.  u. ,  oturajym : 
K  109  Z  9,  öpefmt:  K  109  Z  21,  japajym:  M  26  Z  20,  bOegim: 
Oo  12  Z  1  und  namentlich  M  36  Z  15,  wo  man  in  derselben  Zeile 
j}^eUm  aber  j^gek  ^)  liest.  Doch  findet  sich :  tndirern :  K  9  Z  12, 
cjrenem:  K  17  Z  1,  japtyram:  ebend.  Meist  erklärt  sich  das  Ein- 
treten der  Zusammenziehimg  bei  j  aus  der  homogenen  Natur  der 
Vokale,  indem  iji^  yjy ^  üjü  derselben  selten,  e;e  dagegen  in  der 
Regel  Widerstand  leistet.  Als  einziges  Beispiel  für  unkontrabiertes 
iji  wüsste  ich  efendiji:  Oo  18  Z  21  zu  nennen,  aber  Bamdi  für 
Hamdiji  in  der  folgenden  Zeile  vergl.  ferner  güzelli  für  güzeUtji: 
M  27  Z  19,  janlyÜyn  für  jardyslyjyn:  M  154  Z  11  v.  u.,  kylijn 
für  hylyjyn:   M  42  Z  6  v.  u. ,  dün  (zweigipfelig)    .»ji^O   Hochzeit: 

M  23  Z  19.  Beispiele  für  unterbliebene  Kontraktion:  cfe/a:  M  26 
Z  20,  ölün^eje:  M  156  Z  5,  ölün^ejedek:  M  28  Z  3  v.  u.  Dass  eine 
gewisse  Willkür  herrscht,  ersieht  man  aus  dem  Vergleich  von  M  27 
Z  15:  türemeje  bc^lar  mit  ejlenme  baälarlar:  ebend.  Z  4  v.  u.,  etme 
gdmez:   Oo  19  Z  27.     Aus  pek  eji  sehr  gut  wird  peki*):   M  153 


1)  Vielleicht  eine  Anpassung  an  den  Stamboler  Dialekt 

2)  Die  Aug.  Müller  §  23  vorgetragene  Ansicht  von  der  Entwickelang-  eines 
j  aus  Spiritus  lenis  wird  durch  die  volleren  und  ursprünglicheren  osttfirkischen 
Formen  widerlegt. 

3)  Diese  Form  auch  K  14  Z  11. 

4)  ijher  peki  s.  §  11. 


Jacob f  Zwr  Grammatik  des  Vulgär-TürhUchen,  711 

Z  4  V.  u.,  Oo  21  Z  3  y.  u.,  22  Z  5;  dagegen  bleibt  unkontrahiert : 
eji(ie:  M  24  Z  2,  ^ütk  Güte:  Oo  17  Z  2. 

Schliesslich  verhalten  sich  noch  .  und  »  im  wesentlichen  analog. 

o 

Während  sie  im  Anlaut  bleiben,  verschwinden  sie  zwischen  Vokal 
und  Konsonant  unter  Dehnung  des  Vokals  z.  B.  sabä  Ju^  M'orgen: 

M  153  Z  7  V.  u.,  aabalajm  am  frühen  Morgen:  M  36  Z  20,  nikfäla- 

jarak:  M  29  Z  4,  Mämud:  Oo  12  Z  2/1  v.  u.  —  käve  »^  Kaffee: 

M  38  Z  5,  Oo  12  Z  24.    Ausnahmen :  arab.  ehleni'c^]  seinen  Gatten 

Oo  16  Z  22,   pers.  cexre  «^^^  Gesicht:   M  43  Z  3  vergl.  auch  §  2. 

Zwischen  2  Vokalen  ftllt  h  bald  aus,  worauf  die  Vokale  kontrahiert 
werden,  bald  hält  es  sich,  analog  den  vorher  besprochenen  Lauten. 
Kontraktion  findet  statt  z.  B.  im  arab.  sähib:  säbymyz:  Oo  9  Z  10, 
süby\  Oo  10  Z  13,  aber  auch  aahibi:  K  19  Z  17^),  femer  in  hahät 
vi>^Lä  Verschulden:   Oo  18  Z  7,    21  Z  15,   male  arab.  mahalle^) 

Quartier:    Oo  15  Z  3,   läna   gr.  kdxava  (plur.)  Kohl:   K  118  Z  6. 

Die  Kontraktion  unterbleibt  dagegen  in  rahat  vi>w>-!.  Ruhe:  Oo  16 

Z  4  V.  u.,  rahatsyz:  Oo  16  1.  Z.,  sabaha  (Dat.  von  saiä):  M  43 
Z  10,  in  diesem  Fall  offenbar  wieder,  um  den  Dativ  vom  Nominativ 
imterscheidbar  zu  lassen. 

Vereinzelt  findet  sich  jö  (für  jok):  K  8  Z.  20,  9  Z  27,  nasy 
(für  naayl,  naat);  K  12  Z  16,  14  Z  6,  74  Z  8;  a&iira  ist  zu  söra 
geworden.  Für  uatad  erscheint  familiär  vsta :  K  23  Z  23.  Einige 
anatolische  Dialekte  behandeln  das  r  in  gleicher  Weise,  so  sagt 
man  zu  Konia  jdtyö  für  jatijor :  E  34,  aöjUjösdn  für  aöjltjoraun : 
ebend. ,  ebenso  in  Angora  z.  B.  viriaifi  für  mrirain :  E  29  Nr  6. 
Über  den  auch  im  ßumelischen  vorkommenden  Verlust  des  r  beim 
bestimmten  Artikel  s.  §  16. 

Von  dem  scheinbaren  Ausfall  zweier  Konsonanten  mit  folgender 
Kontraktion  in  der  2.  Person  Sing.  Futuri  wird  beim  Verbum  die 
Rede  sein.  Hier  sei  nur  darauf  hingewiesen,  dass  ich  Bildungen 
wie  japajän  (Oo  13  Z  21)  für  Japajakayn,  edegen  (Oo  17  Z  9) 
neben  edegekain  (Oo  16  1.  Z)  für  Analogiebildungen  zur  1.  Person 
halte:  aus  ede^etm  wird  edegem:  K  108  Z  4  und,  da  man  nun 
wenigstens  im  Präteritum  efttm,  ettin  hatte,  lag  es  nahe  die  2.  Person 
edegen  zu  bilden.  —  Efem:  K  12  Z  19,  14  Z  5,  30  vorl.  Z  möchte 
ich  als  eine  einfache  Kürzung  von  efendi  zu  efe  mit  dann  erst  an- 
getretenem Suffix  erklären,  dieselbe  ist  also  nicht  nur,  wie  Samy- 
Bey  angiebt,  auf  ZeYbeks  und  andere  Stämme  Kleinasiens  beschränkt, 
sondern  findet  sich  auch  in  Konstantinopel,  doch  ist  es  nach  der 
Bemerkung  von  Kiinos  (K  153)  zweifelhaft,  ob  efe  zu  efendi  gehört. 


1)  Wahrmunds  Schreibung  ßäliiby  (Prakt.  Gramm.  Schlüssel  S  57)   stellt 
natürlich  eine  vokalharmonische  Unmöglichkeit  dar. 

2)  Vgl.  den  folgenden  §. 


712  Jacob ^  Zur  Grammatik  de»  Ynigär-TurkUehen. 

§  4.     Assimilation  and  Gemination. 

Für  das  Auge  stellt  sich  die  Assimilation  zunächst  Tieli'aeh 
als  Konsonantenschwund  dar^);  fast  ausschliesslich  für  sie  in  Be> 
tracht  kommen  r  und  Z;  sonst  nur  sporadisch  regressive  Assimilation 
wie  das  allgemein  ühliche  ezo^i' Apotheker:  K  113  Z  27  (für  eyzayt\ 
tiisü  Beräucherung :  E  113  Z  26  (für  tütsü)^  annaUcar  Schlüssel: 
K  18  Z  12,  M  192  Z  2  (für  anahtar),  iSaUä  (fär  insallä):  K  18 
Z  17,  76  Z  1.  Ausser  in  aslan  für  arslan  Löwe  (K  106  Z  3, 
M  264  Z  29)  zeigt  das  r  noch  in  Inr  eins  das  Bestrehen  zu  ver- 
schwinden, worüber  man  §  16  vergleiche.  Diese  Erscheinung  erkl3rt 
sich  wohl  zunächst  als  Assimilation  analog  der  des  /  im  arabischen 
Artikel    vor  Sonnenbuchstaben.     Da   aber  das  VT  eine  Gemination 

im  Sinne   von  arab.  Jjö  vermeidet,    eine  Eigentümlichkeit,    die  es 

mit  vielen  Sprachen  teilt-),  so  ist  das  r,  wo  es  assimiliert  wurde, 
scheinbar  verloren  gegangen.  Die  Einbusse  der  Gemination  erstreckt 
sich  auch  auf  arabische  Wörter  z.  B.  kasab  Fleischer:  M  43  1.  Z, 
K  15  Z  24  für  ka^aai,  teesüf  ettim  ich  habe  bedauert:  Oo  16  Z  20 
für  teeaaüfy  male  Quartier:  Oo  15  Z  3  für  mahaüe.  Dem  gegen- 
über stehen  Fälle  wie  aarraf:  K  15  Z  25,  11  386  Mitte,  haUagi 
II  386  Z  2  V.  u.,  bakkah.  H  386  Mitte,  okka:  K  15  Z  28,  etttfn 
und  die  gleich  zu  erörternde  Assimilation  des  d  und  l  an  voran- 
gehendes n.  Doch  erregen  Schreibungen  wie  lissan:  K  106  Z  17 
für  liaan  und  die  unmotivirte  Konsonantenhäufung  in  den  Nasreddin- 
sch wanken  aus  Angora')  Bedenken,  die  Umschreibung  scheint  hier 
eher  Konsonantendehnung  als  Gemination  anzuzeigen,  jedenfalls  be- 
darf ihr  Wesen  noch  genauerer  Untersuchung.  Der  Dialekt  von 
Angora  zeigt  Neigung  zur  regressiven  Assimilation  des  vokallosen  r 
an  /  z.  B.  baxijoUar:  E  27  (für  bakijorlar),  tekellek  Bad:  E  27  (fiir 
tekerlek)^  talla  Acker:  ebend.  (für  tarla). 

Über  die  Assimilation  des  d  der  Ablativendung  an  unmittelbar 
vorangehendes  n  s.  §  14.  In  gleicher  Weise  zeigt  l  die  Neigung 
sich  vorangehendem  vokallosen  n  zu  assimilieren.  Ein  bekanntes 
Beispiel  ist  onnar:  M  42  Z  12,  femer  erscheint  bunnar:  Oo  17 
Z  16,  18  neben  bunlar:  Oo  17  Z  20,  bunnara:  M  43  Z  4  v.  u.,  bun- 
narr/:  Oo  17  Z  15,  jakynnarda  (fixrjakynlarda):  K  14  Z  6,  annamtMk 
häufig:  Oo  26  Z  17,  15  Z  4/5,  M  43  Z  14  für  anlamak:  Oo  31  Z  23, 
dinnemek  (für  dinlemek):  Oo  16  Z  5,  M  191  Z  21/2,  M  217  Z  10, 
gtrsmner  (für  airaifder)  sie  sollen  eintreten:  Oo  17  Z  12,  isätne- 
sinner  (für  üHmesinler)  sie  sollen  nicht  hören:  Oo  17  Z  14.  Die 
Neigung  der  osttürkischen  Vulgärdialekte  das  ^  des  Plurals  einem 


1)  Vgl.  Aug.  Müller  S  73. 

2)  Vgl.  Sieren,  Phonetik^  §  519. 

3)  B.  B.  gaccar  für  kaiar:  E  S  27  1.  Z,  goSSarax:  E  28  Z  1,  gappajyb: 
E  28  Z  13,  topparlajyb:  E  29  Z  1/2. 


Jacob^  Zur  GrammaÜk  des  Vulgär-Türkischen,  713 

vorhergehenden  n  zu  -U  zu  assimilieren ')  findet  sich  schon  im  Ana- 
tolischen  z.  B.  Konia:  jalannary  für  jalanlan/:  E  34  Z  2  v.  u. 

§  5.     Konsonantenwandel. 

Da  ich  hier  vielfach  nur  vereinzelte  Erscheinungen  anzumerken 
habe,  folge  ich  dem  äusserlichen  Anordnungsprinzip  des  arabischen 
Alphabets. 

Der  Übergang  des  b  in  p,  am  Wortanfange  ein  Charakteristikum 
des  Lasen,  findet  sich  sonst  nur  sporadisch  in  der  bekannten  Vulgär- 
form paha  för  beha  Wert,  pahaly  wertvoll:  M  192  Z  6,  pyidk 
(für  byiak)  Messer:  Oo  13  Z  3 ff,  hapy  für  habby:  Oo  28  Z  15,  in 
pu8  für  bu8  Kuss:  K  109  Z  19  vielleicht  schon  um  das  folgende 
Miss  Verständnis  {puif)  wahrscheinlicher  zu  machen.  In  dem  Liede, 
welches  die  jungen  Mädchen  K  119  singen,  erscheint  p  für  sonst 
übliches  f  in  potin:  Z  25,  pafton  Phaeton:  1.  Z.  Das  im  Adher- 
beiganischen  und  Öagataischen  gewöhnliche  m  für  b  (z.  B.  maäinda 
auf  seinem  Kopfe:  Oo  23  Z  26  in  der  Rede  des  Persers,  adherb. 
^%^  1000:  JA  1886  S  15  Z  2,  vgl.  Vambery,  Öag.  Sprachst.  S  15, 

17)  habe  ich  im  VT  nicht  beobachtet. 

Den  Übergang  von  c  in  s  kann  ich  aus  dem  Rumelischen  nur 
mit  vaz  geätim  (für  vaz  gectim)  ich  habe  verzichtet:  K  14  Z  1, 
astyk:  K  22  Z  6  für  ctityk  belegen,  der  Kajserli  sagt  tiäj^ur  (für 
Jü>50  „Schnur,  mit  welcher  die  Pumphosen  an  den  Hüften  be- 
festigt werden"  :  Oo  25  Z  12.  Für  osm.  saämak  verwirren  hat 
das  Azeri  iasmak:  JA  1886  S  21  vorl.  Z,  ebenso  das  Cagataische. 
Allgemein  ist  der  Übergang  von  ^  zu  «  im  Munde  des  Arabers 
s.  Einleitung. 

•  ward  zu  ö  in  maakara  Narr :  K  83  Z  3,  maskaralyk  Possen- 

reisserei:    Oo  23  Z  5,  muska  für  nuaha  Schriftstück:   K  113  Z  20. 

ö   geht   im  Anlaut   fremder  Wörter  bisweilen  in  t  über  z.  B. 

teati  pers.   j:^^  Krug:   K  11  Z  14,  Nk  23  S  427  Nr  1 ,   tef  arab. 

s_jj   Handtrommel:   K  17  Z  24, 1.  Z,   im  Auslaut   in   «   im   Worte 

Xizmet  Dienst:  K  102  Z  3  v.  u.,  ;^iÄweA$»  Bediensteter:  M  27  Z  5  v.  u. 

Aus  pers.  servi  Cypresse  ist  in  der  Vulgärsprache  meist  advi-) 
geworden:  WZKM  H  S  324  Z  1 ,  aber  aervi:  K  16  Z  18;  pers. 
birader  erscheint  als  bäaderi  K  8  Z  31,  102  Z  20;  pers.  murdär 
„unrein,  schmutzig"   in  der  Vulgärform  myndar:  Oo  16  Z  9. 

8   fji»   ist   bisweilen   zu   z   erweicht   z.  B.   in   elmaz  Diamant: 

M  217  Z  3,  kyzkanup  (für  kyskanup)  indem  er  beneidete:  M  262 


1)  VÄmb^ry,  Cag.  Sprachstadien  S  16. 

2)  Iki    selvi    „die    2    Cypressen"    heisst   Hannibab    Grab    bei    den    um* 
wohnenden  Landleuten  nach  v.  d.  Goltz,  Anatolische  Ausflüge  S  75. 


714  Jacob,  Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türkischen, 

Z  12  V.  u.,  im  pers,  horoz  (für  horos)  Hahn:   E  12  Z  26,  zarzmxU 
für  sebzewdt  Gemüse:  K  15  Z  24,  ärz  Ambos:  K  83  Z  22. 

c   erscheint   als   k   in   kalabalyk  y^JxJL^:  Oo  14  Z  21 ,  feyi& 

s«ajU:  M  26  Z  9  V.  IL,  K  119  Z  11,  bisweilen  auch  kouga  für  gouga 
Ü^:    n  S  309;   c^^aÄ   v3!^:   M  36  Z  2  v.  u.   findet   sich   wohl 

auch  sonst  neben  cyrag  ^j^^)-  Vor  c  ist  i  im  VT  zu  x  g®" 
geworden  z.  B.  hd^ce  Gärtchen:  M  24  Z  2  y.  u.,  ba^cuvan  Gärtner: 
K  15  Z  24/5,  boxca  Packet:  M  43  Z  8  v.  u. «). 

Dagegen  weist  ö  ^^^^  ^  anatolischen  Dialekten  und  im  Azert 
üblichen  Übergang   in    •    nur   in  a^äam  Abend:  M  57  Z  18  neben 

o 

akSam:  WZKM  11  S  319  auf,  sonst  nicht  einmal  in  joksa:  Oo  18 
1.  Z,  19  Z  16,  27,  20  Z  6,  24  Z  21,  wofür  das  Schrift-Osmanisch 
Jo^sa  duldet;  dieses  im  Oo  nur  in  der  Rede  des  Persers:  Oo  24 
Z  27  und  des  KajserH:  Oo  26  1.  Z,  27  Z  10.  Im  Adherbeigftnischen 
sowohl  als  im  Anatolischen  ist  ö  des  In-  und  Auslauts  in  x  über- 
gegangen.    So  sagt  der  Perser  firäxi  ^\± :  Oo  22  Z  22,  jyxy^  J^ 

geh  fort :  Oo  23  Z  3 ,  der  Kajserli  baxyor  sie  schaut ,  taxyor  sie 
bindet:  Oo  25  Z  11,  12,  artux  ^^^  artox  für  artyk  schliesslich-., 
Oo  26  Z  11/12;  ebenso  verhalten  sich  die  Brussa-Ajdin-Lieder  z.  B. 
cyxty'm'''  Nk  22  Z  126,  die  Sprüchwörter  aus  Brussa  z.  B.  a;|f^^ 
Verstand :  Nr  95 ,  die  Sprachproben  aus  Konia  und  Angora  und 
schliesslich  das  Lasen -Türkisch,  wie  man  aus  den  Liedern  und  dem 
Karagöz  ersieht  z.  B.  iyxmazsa:  Nk  22  S  282,  fmdu/i  K  113 
Z  14/15,  während  der  Läse  des  Oo  sich  nach  dieser  Richtung  dem 
Rumelischen  anpasst.  Dass  übrigens  Schwankungen  vorkommen, 
ersieht  man  z.  B.  aus  den  Angora-Texten  E  27  vorl.  Zeile  Öxöz  (für 
kl.  'öküz)  1.  Z  ököz.  —  Im  Wortanfang  wird  in  den  anatolischen 
Dialekten,  zu  denen  das  Lasen -Türkisch  nicht  mehr  zu  zählen  ist, 
k  zu  g  vgl.  in  der  Rede  des  Kajserli  gadar :  Oo  26  Z  12,  gafa 
Hinterkopf:  Brussa- Sprüchwörter  Nr  95,  gary  Weib:  ebend.  Nr  126; 
dieselbe  Erscheinung  ist  für  den  Kastamuni-Dialekt  belegt  bei  Thury 
S  12  z.  B.  gapu  Tor,  vgl.  femer  aus  dem  Konia-Dialekt ^o^y  Tor: 
E  34  Z  14  V.  u. ,  gerre  „mal" :  ebend.  Das  Adherbeig&msche  da- 
gegen behält  im  Anlaut  k  meist  bei,  Fett  '-A.il  Aljondz&de  schreibt 
^y  3)  40:  JA  1886  S  15  Z  2,  der  Pei-ser  des  Oo  sagt  köpex  Hund: 

Oo  23  Z  3,  7,  der  Kajserli  aber  gopex :  Oo  25  Z  25 ;  die  Form  x^ 


1)  Andrerseits  erscheint  für  yshara  Rost  ysgara:  K  16  Z  6,  82  Z  6  ▼.  u. 

2)  Vgl.  aus  dem  klass.  Osmanisch  ^^^^!;^^b  neben  if^JHhJ^,, 

3)  Vdmbärys  Schreibang  hirk  in  seinen  adherbeig&nischen  Sprachproben 
(Türkenvolk  S  590)  contrastiert  merkwürdig  mit  seiner  Angabe  (ebend.  S  586) : 
„So  z.  B.  klingt  das  k  der  Osmanen  im  Munde  der  Azerbaidschaner  durch- 
weg wie  cÄ". 


Jacob ^  Zur  Grammatik  des  Vulgär- lUrkisehetf.  715 

^Lä:   Oo  23  Z  19   ist   vielleicht   karrikierende    Übertreibung.     Man 

ersieht  aus  dem  Gesagten,  dass  es  bedenklich  ist,  wenn  VAmböry^) 
Ähnlichkeit  der  Jürüken  mit  den  ^dherbeigänem  in  dialektischer 
Beziehung  aus  dem  ,  Gebrauch  der  harten  Gutturale  cÄ,  k  dort, 
wo  der  Osmane  nur  k  und  g  spricht"  konstruiert.  Ich  vermute,  dass 
es  heissen  soll:  Gebrauch  von  ch  und  g,  wo  der  Rumele  nur  k 
spricht,  denn  das  sind  anatolische  Eigentümlichkeiten.  —  Schon 
das  Beispiel  adherb.  köpe^  kajs.  gope](  zeigt,  dass  das  harte-Gaumen-ft 
der  Analogie  von  weichem-Gaumen-A;  folgt;  vgl.  femer  kajs.  für;^«: 
Oo  26  Z  4,  müägülümüzü^ :  Oo  26  Z  6.  —  Allgemein  ist  die  be- 
kannte   Aussprache   liangy  für      kiÄ  welcher,  homy  für  J^Lä  wo?: 

K  101  Z  18. 

L  ist  in  n  übergegangen  in  amstle  (für  arab.  silsile):  K  9 
Z  18,  11  Z  31,  18  Z  2. 

N  ward  in  einigen  FäUen  zu  m;  auch  sonst  kommt  neben 
donuz  Schwein  domuz  vor;  in  komdu  Nachbar:  M  255  Z  6  v.  u. ; 
WZKM  IV  S  38  scheint  m  für  fl  allgemein  gesprochen  zu  werden; 

aferim  sehr  häufig  für  pers.  1^3!  bravo!  z.  B.  Oo  24  Z  19;  muska 

Amulet:  K  113  Z  20  ist  arab.  nuaha-,  pers.  nerdubän  hat  (s.  §  1) 
die  Form  merdüven  angenommen.^  Andrerseits  erscheint  wieder 
äimdi  in  der  Form  itndi  z.  B.  K  118  mehrfach. 

J  verhärtet  sich  zu  g  bisweilen  in  gene  tJui  Oo  11  Z  6  v.  u., 

17  Z  20,  21  Z  4,  6.  Für  eflenmek  „spotten"  sagt  der  Perser  und 
Armenier  eglenmek:  K  115  Z  3,  23  Z  2  v.  u. 

Es  bleibt  noch  übrig  ein  wichtiges  Lautgesetz  des  VT  zu  er- 
wähnen, das  vor  antretenden  Affixen  in  Kraft  tritt,  welches  zuerst 
Dr.  E.  Littmann  nach  den  von  mir  in  der  Vorlesung  gegebenen 
Beispielen  formulierte:  Eine  stimmhaft  ajilautende  Silbe  folgt  nur 
auf  stimmhaften  Stamm- Auslaut,  eine  stimmlos  anlautende  nur  auf 
stimmlosen.  Dieses  Gesetz  ist  dem  klassischen  Osmanisch  der  Ortho- 
graphie nach  unbekannt.  Für  sämtliche  im  klassischen  Osmanisch 
mit  d  anlautenden  Enklitika,  Deklinations-  (Kommorativ-,  Ablativ-), 
Konjugations-  (Präteritum-,  Kausativ-)  Endungen  hat  demnach  das 
Vulgärtürkische  mit  t  anlautende  Nebenformen.  Diese  treten  ein 
nach  allen  stimmlosen  Schlusskonsonanten,  also  nach  k,  t,  p,  f,  «,  i,  c 
z.  B.  jatakta  auf  dem  Lager:  M  39  Z  1,  jok-twr:  Oo  10  Z  1,  rafta 
auf  dem  Wandbrett:  M  39  Z  1,  haatTß  ihr  gedrückt  sein:  Oo  12  Z  1, 
hus'ta:  M  24  Z  11,  d'&Mi^te  auf  dem  Bückwege:  M  36  Z  3,  256  Z  4, 
geiti:  Oo  10  Z  22.  So  erklärt  sich  auch  die  Aussprache  jastyk  für 
ouJuöLj  Kissen :    K  1 1  1.  Z.     D  erscheint   also ,   da  man  die  Ver- 

bindungen  bd^  gd,  dd,  wie  wir  in  dem  überhaupt  hier  zu  ver- 
gleichenden §  14  sehen  werden,  vermeidet,  nach  z,  j\  v,  den  Halb- 


1)  Türkenvolk  8  605. 

2)  In  der  Rede  des  Pesekjar  Citat. 


716  Jacob f  Zur  Grammatik  des  Vulgär- JUrkischen. 

vokalen  Z,  m,  ti,  r  und  Vokalen  z.  B.  jazdyk:  K  118,  evde:  Oo  26 
Z  18.  Ausnahmen  habe  ich  nur  in  der  Poesie  gefunden  und  zwar 
nur  nach  der  einen  Seite,  der  Wahrung  des  alten  Stimmtons  nach 
stimmlosen  Lauten:  tasda:  Nk  28  S  427  Nr  2,  kasda:  ebend.,  el- 
masdan:  WZKM  11  S  323  Z  10,  Ävoatosda  im  August:  ebend. 
S  324  Z  5.  Diese  Ausnahmen  stellen  sich  demnach  als  Klassicismen 
oder  Archaismen  dar.  Die  Karamanli  -  Orthographie  folgt  dem 
klassischen  Brauch,  sie  kennt  also  nur  cZ-AfQxe  z.  B.  IdiTTixxii 
KT  Ev.  Joh.  19, 13,      Dass   [^\X:^  güti  laute,   vermerkt   übrigens 

nebst  der  analogen  Erscheinung  beim  Kausativ  bereits  Aug.  Müller 
§  22,  4,  §  63  Anm.ai). 

§  6.     Metathesis. 

Zu  der  Metathesis,  welche  in  äaular  vorliegt,  wie  der  Kajserli 
Oo  25  Z  12  für  salvar  Pumphose  sagt,  möchte  ich  devrend  für 
derbend  vergleichen,  welches  Kannenberg,  Kleinasiens  Naturschätze 
S  7  als  anatolisch  anführt.  Zahlreiche  Parallelen  bietet  Thury  S  15 
aus  dem  Kastamuni-Dialekt  z.  B.  devrüs  für  derma ,  aorfa  Tisch 
für  sofra:  ^14:Z  10.     Vgl.  auch  adherb.y^l:  JA  1886  S  21  für 

osm.  *JLj!  und  sogar  Schrift-Osmanisch  ^j« »Jb  neben  Vjiyh  Futtei'sack. 

Oölmek  für gmnlek  Hemd:  K  33  Z  24,  nalet  für  la'net  Fluch: 
K  115  Z  21. 

§  7.     Entstehung  neuer  Konsonanten. 

Das  Türkische  weist  einen  Lautzuwachs  auf,  den  man  auf 
germanischem  Gebiet  im  Altnordischen  beobachten  kann,  den  Über- 
gang von  k  zu  Jg\  g  zu  gj.  Derselbe  ist  bedingt  durch  die  Natur 
des  folgenden  YokaJs;  er  zeigt  sich  wie  auch  in  der  klassischen 
Sprache  regelmässig  vor  ursprünglich  langem  a  ^,  also  in  arabischen 
und  persischen  Fremdwörtern  z.  B.  xiatv  wie  das  Karamanly  für 
,.^jL5"  schreibt.    In  echt  türkischen  Worten  kommt  er  im  Stambuler 

Vulgärdialekt  nicht  vor;  Künos  schreibt  höpek  Hund:  Oo  18  Z  20, 
19  Z  2  V.  u. ,  nicht  Tg'öpek^  aber  meakjen  Aufenthalt:  K  16  Z  16. 
Mir  scheint  der  Laut  kj  einer  Beeinflussung  der  Aussprache  durch 
die  gelehrte  Orthographie  seine  Entstehung  zu  verdanken ;  man  hielt 
nämlich  in  Lehnwörtern  das  arabische  und  persische  Buchstabenbild 
fest,  schrieb  also  z.  B.  »Lf ,  obwohl  die  türkische  Orthographie  nur 

die  Verbindung  Li  kannte ;  um  nun  aber  das  Gesetz,  dass  u3  niemals 

vor  a  (wohl  aber  vor  i)  stehen  dürfe,  nicht  zu  beugen,  modifizierte 


1)  Vereinzelt  findet  man  bei  Aug.  Müller  Vnlgarismen  ins  klassische  TQrkisch 
eingesetzt,  was  sich  vielleicht  aus  der  Art  der  Mitwirkung  von  Dr.  Gies  er- 
klärt, s.  z.  B.  S  114:  sJLo  ,,80nra,  sora",  wozu  man  §  3  vergleiche. 

2)  Vor  ursprünglich  kurzem  z.  B.  in  kjab 


Jacob,  Zur  Grammatik  des  Vidgär- Türkischen,  717 

man  die  Aassprache  dahin,  dass  man  vor  a  ein  i  einschob.  Eine 
ähnliche  Modifikation  liegt  in  der  klassisch  türkischen  Aussprache 
hyjafet  c^csLä  fär  arab.  qijdfa  vor,  wofür  Künos  allerdings  kijafet 

hat :  Oo  19  Z  22,  Z  2  v.  u.  Analog  dem  Laute  kj  erscheint  g/,  z.  B.  in 
gjufa  L  Js' :  Oo  22  1.  Z.  Vermutlich  schöpfte  das  Schulmeister- 
system aus  der  Aussprache  turkisirter  Armenier,  für  den  Armenier 
des  Schattenspiels  sind  die  Laute  fo'  und  gj  charakteristisch,  er 
sagt  gjoz  Auge  *) ,  Jefopek  Hund ,  gjoldem  (für  geldim) ,  Karjagoz 
(wohl  för  Karagjoz)  etc.,  selbst  in  der  Aussprache  des  Deutschen 
durch  Armenier  lässt  sich  diese  Neigung  beobachten,  worauf  mich 
Dr.  E.  Littmann  aufmerksam  machte.  Für  hylyg  Schwert  findet 
sich  kylipiij:  M.  36  mehrf.     Imbrendim  für  imrmdtm:  K  34  Z  15. 

Der  VokalismuB. 

§  8.     Vokalharmonie. 

Die  bekannten  Gesetze  des  bi5^i,  gegen  die  man  in  Kon- 
stantinopel vielfach  Verstössen  hört,  werden  in  den  Texten  von 
Künos  im  aligemeinen  sorgfältig  beobachtet.  Sogar  die  Gerundium- 
endung 'tnge,  nach  Aug.  Müller  §  80  3b  ,ohne  Vokalharmonie'*, 
folgt  derselben,  wie  übrigens  auch  Youssoufs  Grammaire  §  491 
lehrt  vgl.  göriinge:  M  26  Z  4  v.  u.,  varyn^a:  M  28  Z  12  v.  u., 
ölüngeje  kadar  bis  zum  Tode:  M  156  Z  5,  tatynga  als  er  gekostet 
hatte :  KT  Job.  Ev.  2,  9.  Desgleichen  folgt  die  verkürzte  Postposition 
iU  in  der  Kegel  der  Vokalharmonie  z.  B.  taüylykla  mit  Liebens- 
würdigkeit: Oo  19  Z  5,  raÄa^Za:  M  36  1.  Z,  paralarla:  M  35  Z  142), 
aber  im  Karamanly  novkovvfidyke:  KT  Job.  Ev.  2,  6 ,  auch  K  15 
Z  23 :  Ba^efvatle.  In  KT  folgt  dagegen  das  Präsens-^*  der  Vokal- 
harmonie z.  B.  Ivavj^yiOQGovv  du  glaubst  jetzt:  Job.  Ev.  1,  50.  Im 
VT  dagegen  ist  dieses  i,  das  hier  auch  meist*)  bei  vokalischem 
Stamm -Auslaut  ei^scheint  und  den  auslautenden  Vokal  verdrängt, 
unveränderlich  vgl,  bulamijormusun  kannst  du  nicht  finden:  M  191 
Z  17,  aamjorumi  K  10  Z  22/3.  Dem  zweiten  Gesetz  der  Vokal- 
harmonie wird  das  Nominal -SufBx  -^y  nicht  unterworfen:  odungy 
(statt  oduncju):  M  36  Z  12,  kapuffy  ba§y\  M  36  Z  7/8,  auch  steht 
sarguclyga  (nicht  sorgucluga):  K  108  Z  9,  jorgtmlyk:  K  74  Z  5. 

Im  einzelnen  ist  zu  erwähnen,  dass  gegen  das  Haupt-Gesetz 
der  Vokalharmonie  vorkommt:  ajde  monatlich:  K  14  Z  2  v.  u., 
17  Z  2  V.  0.,   omsunde:  K  22  Z  10,  mezar^i  Totengräber:   K  22 


1)  Kdnos  K  148  liegt  offenbar  ein  Versehen  vor,  da  gozmo  (K  23  Z  26) 
nicht  =  göz  Auge,  sondern  =  kazma  Hacke  ist  vgl.  gazma:  K  24  Z  1. 

2)  Aug.  Müllers  Gramm.  §  29  Anm.  a  vertritt  demnach  einen  undurch- 
führbaren Standpunkt,  wenn  sie  als  Kriterium  zwischen  Postposition  und  Kasus- 
endung das  Verhfiltnis  zur  Vokalharmonle  angesehen  wissen  will. 

3)  Ausnahme:  ütejor  K  14  Z  6,  II  386  mehrf.,  aber  ütijorsun:  K  22  Z  9» 


718  Jacob,  Zur  Grammatik  des  Vulgär-Ttirkischen. 

Z  13,  sakalden:  K  24  Z  24  (überall  2  Konsonanten  vor  dem  nicht 
beeinflussten  Vokal),  eza^t  Apotheker:  K  113  Z  27,  inriiarB  am 
Anfang:  KT  Job.  Ev.  1,  i,  2,  ßövitjovii  Dativ  von  «3^^:   KT  Job. 

Ev.  1, 3.  Als  dem  2.  Gesetz  nicbt  immer  unterworfen  erwähnt 
schon  Aug.  Müller  §  20  Anm.  a  kapujy :  M  28  Z  15,  42  Z  8  v.  u.. 
43  Z  3,  K  107  mehrf.;  kapusyny :  M  53  Z  4;  zu  M  39  Z  14  ver- 
bessert das  Druckfehlerverzeichnis  kapuju  für  kapyji\  die  Korrektnr 
ist   mir  zweifelhaft,  obwohl   kapuju  Oo  16  Z  8  v.  u.  erscheint;  yjji 

hat  eben  die  Nebenform    -wJs^),  obige  Bildungen  erklären  sich  daher 

wohl  als  Kontamination. 

Auch  bei  arabischen  Worten  wird  die  Vokalharmonie  selten 
vernachlässigt,  Beispiele  dafür  elfazi:  K  7  Z  7,  lüzumy:  M  26  Z  17, 
usulyny:  K  22  Z  18.  Sie  dringt  vielmehr  häufig  auch  in  arabische 
Stämme  ein.  So  hörte  Kiinos  haUyyk  nicht  kalaji/c  für  arab. 
kaläiq  Sklaven:  M  154  Z  22,  25.  Nach  Youssoufs  Dictionnaire 
portatif  S  206  soll  man  unterscheiden  zwischen  halajik  Sklaven 
(plur.)  und  hahyyk  Sklavin  (sing.).  Dazu  stinamt  aber  das  Material 
bei  Künos  nicht,  denn  M  154  Z  22  ist  von  Sklaven  die  Bede. 
halajyk  Sklavin:  M  265  Z  9.  Schon  im  Neuarabischen  hat  dt*r 
Wegfall  des  Tenwln  häufig  einen  Hilfs vokal  zwischen  dem  2.  und 
3.  Radikal  erzeugt.  Im  Türkischen  tritt  ein  solcher  fast  immer 
ein,  sobald  der  letzte  Konsonant  ein  Halbvokal  (^  ?w,  «,  r)  oder 
Zischlaut  («,  z)  ist,  da  es  türkische  Wörter  mit  derartiger  Kon- 
sonantenhäufung nicht  giebt.  Dieser  Hilfis  vokal  nun  folgt  der  Vokal - 
harmonie  z.  B.  asyl  Jfioi:  M  145  Z  14,  akyl  Jjix::  M  27  Z  21,  isim 

Name:  K  11  Z  13,  resim  Puppe:  M  145  Z  8,  izin  Erlaubnis:  M  37 
Z  19,  '&inür  Leben:  M  36  1.  Z,  Oo  21  Z  21,  sukür  Dank:  Oo  19 
Z  20,  hapysta  im  Gefängnis:  M  287  Z  4  v.  u.  Allerdings  darf  nicht 
unerwähnt  bleiben,  dass  in  allen  diesen  Beispielen  im  Text  den  ge- 
nannten Wörtern  ein  Konsonant  folgt;  K  16  Z  28  dagegen  haben 
wir  jj'ömr^^  bei  folgendem  Vokal  in  der  Phrase:  mezidi  Ömr  olun. 
Andrerseits  erscheint  sehr  häufig  vakü  Zeit:  M  28  Z  4,  36  Z  13  v.  u., 
Oo  16  Z  2  V.  u.,  22  Z  3,  30  Z  22,  ebend.  vakitsiz,  weil  hier  der 
Vokal  wohl  schon  im  Arabischen  aufgekommen  ist-),  doch  hat  auch 
hier  bisweilen  die  Vokalharmonie  gewirkt  vgl.  vakyt:  K  9  Z  Sff, 
17  Z  4,  vakytly-vakytsyz:  K  121  Z  20.  Der  arabische  Friedensgruss 
lautet  M  42  Z  18  selamyn^  alejküm;  Oo  12  Z  6  aber  aelamin 
alejküm,  K27Z26,  29Z8  aelamin  alejkum  ohne  Vokalharmonie. 
Auch  yümbiis:  M  35  Z  17  für  pers.  ^umöis,  dann  ^ümbis 
erklärt  sich  aus  dem  2.  Gesetz  der  Vokalharmonie.  Sogar  das  t 
der   pei-sischen   Izafet   folgt   bisweilen    dem  ersten  z.  B.  haspyhal: 


1)  Man  hört  in  Konstantinopel  auch  ac  kapp  öffne  die  Thfir. 

2)  Vgl.  Hartmann,  Metrum  und  Kfaythmos  S.  8. 

3)  Das  Natürlichste  wäre  zunächst  selamün. 


Jacob f  Zur  Grammatik  des  Vulgär-TürkUchen,  719 

K  102  Z  4,  in  der  Regel  allerdings  nicht  vgl.  K  7.  Auf  die  persische 
Deminutivendung  -ce  wird  dagegen  die  Vokalharmonie  nicht  aus- 
gedehnt: vgl.  bayoe  Gärtchen:  M  24  Z  2  v.  u.  mit  türk.  bo^ca  Paket: 
M  43  Z  8  V.  u. 

Beim  Demonstrativum  §  15 ,  beim  Vorschlagsvokal  g  9  und 
bei  mit  i  anlautenden  Postpositionen  werden  wir  eine  Vokalharmonie 
nach  vorne  kennen  lernen.  Dass  eine  solche  in  Fällen  wie  paraalle : 
M  35  Z  18  ,  karyaile:  ebend.  Z  26,  jarysile:  ebend.  Z  19  vor  der 
Kontraktion  eingetreten  ist,  bei  welcher  sonst  der  erste  Vokal  {y) 
den  Ausschlag  gegeben  hätte  (vgl.  §  11),  beweist  anin-icün:  K  11 
Z  4  V.  u.,  31  Z  22,  Z  6  v.  u. 

In  Kleinasien  ist  die  Vokalharmonie  teilweise  arg  im  Verfall. 
Der  Läse  sagt :  aen  Jazu(ft-mi-aun  bist  du  ein  öffentlicher  Schreiber : 
K  113Z  9,  der  Kajserli:  latejeyuyumu  biliraiü  du  weisst  schon, 
was  ich  will:  Oo  26  Z  30,  der  Adherbeiganer  derunimin  für  de- 
runumun  meines  Innern:  Oo  22  Z  24,  olrmsam:  Oo  23  Z  15. 

§.  9.     Vokalzuwachs  und  -Schwund. 

Von  dem  Hilfsvokal,  welchen  Konsonantenhäufung  im  Auslaut 
erzeugt,  ist  bereits  im  vorigen  §  das  Nötige  beigebracht.  Er  er- 
scheint bei  Künos  nicht  im  Worte  na^l:  Oo  10  Z  12,  Z  6  v.  u., 
14  Z  7.  —  Andrerseits  ist  Konsonantenhäufung  im  Anlaut  dem 
Türken  lange  nicht  so  unbequem  wie  dem  Araber,  aus  ist^  voilä 
ist  im  VT  sogar  meist  sie  geworden:  M154Z2,  Ool8Z15, 
19  Z  3;  Ute:  Oo  18  Z  5  v.  u.  R  am  Wortanfange  von  Fremd- 
wörtern schlägt  gerne  ein  u  beziehungsw.  ü  vor  z.  B.    Urum  *»  : 

n  349  Z  3  V.  u.  Diese  Erscheinung  hat  weite  Verbreitung,  noch 
im  Kasaner  Tatarisch  heisst  der  Russe  Urya,  Bisweilen  unter- 
drückt dieser  neu  entstandene  Vokal  den  der  folgenden  Silbe,  so 
erscheint  urba  für  uruba  ital.  roba  Kleid :  M  23  Z  9  v.  u.  und  in 
den  Liedern  aus  Brussa-Ajdin  Nr.  2  Vers  1  ürzügjar  für  rvzigjar 
Wind:  Nk22  S.  122. 

Beim  Antritt  einer  vokalisch  anlautenden  Endung  verschwindet 
beim  Nomen  gerne  der  letzte  Vokal  des  Stammes  vor  Halbvokalen : 
bumuna  (von  bururC)  auf  ihre  Nase:  M155  1.  Z,  bojnunu  (von 
bojun)  deinen  Hals:  M  42  Z  12  v.  u.,  gönlünü  (von  gönüt):  K  20 
Z  7,  Jcqfnundan  (von  kqj'un):  M  24  Z  7.  Dass  die  Wortlänge  die 
Synkope  begünstigt,  zeigt  ojnunu  sein  Spiel:  K  104  Z  5  Acc-  von 
aj'unu:  selbst  das  arab.  {jorije  bildet  den  Dat.  ^arjeje-.  Oo  15  Z  10. 
Überhaupt  zeigt,  sich  vielfach  das  Bestreben  den  letzten  Vokal  des 
Stammes,  wenn  das  Wort  wächst,  zu  imterdrücken.  In  den  mit 
,1      zusammengesetzten    Bildungen,    die    durch    Commorativ-    oder 

Ablativ-Endung  zu  Partikeln  werden,  ist  die  Unterdrückung  des 
Substantiwokals  beliebt,  z.  B.  burda:  M  25  Z  14  neben  burada: 
M  25  Z  8,  nerde  für  rierede:  M  26  Z  8,  in  einem  Liede  II  S  385/6 


720  -  Jacob,  Zw  Grammatik  des  Vulgär-Türküehen. 

beide  Formen  in  einem  Verse:  ^Ki/z  nerde  ain  nerede?'^,  hirdcaz  : 
Oo  16  Z  7,  8,  nerdm:  Oo  16  Z  7,  ardan:  M  153  1.  Z.,  Oo  16  Z  11, 
burdan:  Oo  24  Z  28,  aber  auch  iura<2an:  M  26  Z  2,  nereden: 
Oo  23  Z  13.  Vgl.  femer  jcdnyz  allein:  Oo  14  Z  24  für  jalj/nySj 
epejge  ganz  passabel:  M  26  Z  12  v.  u.,  dagegen  eftge:  M  24  Z  2, 
%rwn  für  bujurun:  M  264  Z  8,  K  18  Z  20,  21. 

Elision  eines  Vokals  vor  einem  andern  liegt  vor  in  ne  gÖrült* 
edyorsunuz  was  für  einen  Lärm  macht  ihr:  K  17  Z  10. 

§  10.     Vokalwandel. 

Der  Vokalismus  des  VT  weist  gegenüber  der  klassbchen 
Tradition  nur  einige  ziemlich  unwesentliche  Nuancen  auf,  die  sich 
nicht  in  allgemeine  Gesetze  fassen  lassen.  So  erscheint  nye  wamm : 
Oo  11  Z  24,  25  für  das  uns  geläufige  neje  mit  Färbung  des  ersten 
e  unter  dem  Einflüsse  des  folgenden  j.  In  ähnlicher  Weise  dürfte 
in  akubba  (für  ahibba):  K  7  Z  12,  14  Z  5  der  Vokal  durch  das 
folgende  b  beeinflusst  sein.  Da  es  mehr  Zufall  ist,  dass  sich  z.  B. 
kondura:  Oo  11  Z  2  in  unsem  Lexicis  gerade  in  Formen  wie 
kuntura,  kundura,  kundra  findet,  gehe  ich  auf  derartiges  nicht 
weiter  ein.  Erwähnt  mag  noch  werden  das  in  den  Wörterbüchern 
nicht  verzeichnete  bilat  Billet:  Oo  9,  10  mehrf.,  büatqy  Billeteur: 
ebend.,  während  Heintze  (Türk.  Sprachführer  1.  Aufl.)  biUet^i  angiebt 

Die  Dialekte  zeigen  natürlich  starke  Abweichungen  im  Vokalis- 
mus. Für  kl.  dolandyryqy  „Spitzbube,  Gauner*  sagt  der  Perser 
tolandiri§i\  Oo  23  Z  20,  der  Kajserli  dolanduru^ui  Oo  26  Z  9/10. 
Für  kl.  azagyk  ein  klein  wenig:  K  80  Z  12  sagt  der  Perser  az(ßk: 
Oo  24  Z  5,  der  KajserU :  izigtx :  Oo  26  Z  22  und  ü^x  •  Oo  26  Z  26. 
Der  Cäsarea- Dialekt  verwandelt  sonst  y  (auch  *)  der  Endung  meist 
in  tt,  vgl.  z.  B.  aldum  für  aldym:  Oo  26  Z  11,  arto^  und  arhtx 
für  artyk:  Oo  26  Z  11,  12  etc.,  deftd  für  defä:  Oo  26  mehrf. 
Darin  berührt  er  sich,  wie  oben  erwähnt,  mit  dem  Kastamuni-  und 
Lasen -Türkisch ,  der  Dialekt  von  Brussa  hingegen  zeigt  diese  Er- 
scheinung noch  nicht.  Der  Konia-  und  Angora-Dialekt  begünstigt 
den  o-Laut  auf  Kosten  des  w,  ersterer  hat  z.  B.  bcrada :  E  34  für 
burada^  dieses  dagegen  im  Angora-Dialekt:  E  27,  angorisch  ofctgyx 
für  klass.  ufa^yk  winzig:  E  27.  In  Konia  sagt  man  jo^-tor  für 
jok-tar  klass.  jok-dur :  E  34  Z  3  v.  u. ,  in  Angora  ak^  für  cJup 
kl.  alyp^), 

§  11.     Vokallänge. 

Da  das  Türkische    ausgesprochene  Längen    nicht  liebt,   ausser 
wo   im  VT  Kontraktion   oder  Ersatzdehnung  eintrat,   kürzt  es  die 


1)  Als  Endung  des  Oerundiums  kennt  dae  VT  fast  ansschliessllch  >fip 
und  'üpt  z.  B.  sykylup:  M  265  Z  9,  j^jüp:  M  26  Z  2  v.  n.;  Knsserat  selten  sind 
-yb  und  -ibt  z.  B.  ajartyp:  K  121  Z  21.     Die  klassische  Orthographie  schreibt 

bekanntlich  immer  ^k,  auch  für  -yb  und  -ib. 


Jacob f  Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türkischen.  721 

arabischen  Längen  d,  i,  ü  zu  a,  t^  u,  während  es  arab.  u  in  der 
Regel  in  ü  differenziert,  z.  B.  ßövt^ovri  KT  Job.  Ev.  I  3  wüyvde. 
Gegen  diese  Regel  erscheint  ü  für  arab.  ü  in  malüm  ftJdot:  Oo  14 

Z  3,  15  Z  22,  19  Z  3,  K  16  Z  2  V.  u.,  daneben  aber  auch  malum: 
Oo  9  Z  17,  18.     Für  arab.  illa  „ausser"  erscheint  iOe:  M  52  Z  12. 

Wo  der  Ausfall  eines  Konsonanten  nach  §  3  den  Zusammen- 
stoss  zweier  Vokale  zur  Folge  hat,  kann,  wie  wir  oben  gesehen 
haben,  Kontraktion  eintreten.  Hier  ist  noch  des  Kontraktionsvokals 
zu  gedenken,  welcher  bei  der  Verschmelzung  verschiedener 
Vokale  entsteht,  denn  dass  a  -}-  a  ä,  i  +  ii,  y-{-yy  ergeben,  ist 
selbstverständlich.  Bei  verschiedenen  Vokalen  bestimmt  der  erste 
den  Kontraktionsvokal,  aus  et  +  y  wird  also  d,  aus  6  -f  «  ^,  z.  B. 
ä'z  aus  agyz  Mund :  M  27  Z  5  dälup  für  dagylyp :  M  300  Z  6  v.  u., 
bula^äm:  M  26  Z  8,  tuta^am:  M  55  Z  14,  kala^äz:  M  27  Z  6 
V.  u.,  japa^äz:  Oo  10  Z  12;  gide^eni  (aus  gidegeim):  M  255  Z  8, 
s'öjlejeyem  ich  werde  sprechen:  Oo  16  Z  3  v.  u.  Ausnahmen,  bei 
denen  also  der  zweite  Vokal  den  Ausschlag  gegeben  hat,  sind  pekl 
(für  pek  efi),  täf  (für  tohaf):  K  17  Z  24,  1.  Z.,  Väz  (für  bogaz): 
K  9  Z  22ff.,  mälebegi  (für  muhailebe^i):  K  17  Z  30,  mämele 
(arab.  mu^dmala):  K  20  Z  8 ;  annatamigäm :  K  10  Z  4  v.  u.  steht 
für  anlatama'ijayaym  „ich  werde  nicht  erklären  können*,  im  VT 
schlagen  nämlich  die  Konjugationsendungen,  welche  im  klassischen 
Türkisch  nach  Vokalen  mit  /  anlauten ,  in  diesem  Falle  ein  i  vor, 
welches  sonst  den  auslautenden  Vokal  verdrängt^),  hier  hat  aber 
nicht  Verdrängung,  sondern  Kontraktion  stattgefunden,  bei  welcher 
sich  das  %  als  der  stärkere  Teil  erwies.    Vgl.  japmigak:  K  81  Z  3  v.  u. 

Die  Abneigung  der  Sprache  gegen  lange  Vokale  zeigt  sich  in 
einigen  Versuchen  die  durch  Kontraktion  oder  Ersatzdehnung  ent- 
standene Länge  wieder  auf  eine  Kürze  zu  reduzieren,  z.  B.  aSada: 
K  24  1.  Z. ,  baraaklarym  meine  Eingeweide ,  Gedärme  (für  bagyr- 
saklarym):    K  8  Z  26,    9  Z  3,    böriilje  t^.yfy^    Schminkbohne 

Phaseolus:  K  108  Z  2,  k^'ad  Papier:  K  113  Z  25,  Kiathane  für 
Kjagidhäne  „Papierfabrik",  bekannte  örtlichkeit  bei  Konstantinopel, 
/?c*/sehr  wohl:  Oo  15  Z  6,  30  Z  2  v.  u.,  K  104  Z  26,  109  Z  7 
erscheint  neben  peki\  M  153  Z  4  v.  u.,  Oo  21  Z  3  v.  u.,  22  Z  5; 
kysrany:  K  120  Z  4  v.  u.  und  Sandy  ny:  K  120  Z  3  v.  u.  sind 
wohl  eher  als  Synkope  zu  erklären.  Vgl.  noch  ba'^Uimak:  K  121 
Z  26,  28  für  bagyilamak. 

Die    Ersatzdehnung   ist   unterblieben   in   ala   ^^\  vortrefflich: 

K  17  Z  3,  18  Z  18,  20  Z  3,  sahi  (arab.  saMh):  M  28  Z  6  v.  u., 
301  Z  8,  Oo  11  Z  28,  hemseri  (pers.  hemiehri)  Mitbürger:  Oo  26 
Z  4  V.  u. ,    dömek  schlagen    für   döj'mek   oder   döümek,   man    sagt 

sogar  dÖUäüp:  K  102  Z  9,  eatafruliä  äUI   JJCkm,]  ich  bitte  Allah  um 


1)  Z.  B.  dijen  Part.  Praes.  von  demek:  K  112  Z  3,  anHjagäm  K  106  Z  C. 
Bd.  LH.  •         47 


722  Jacob,  Zw  Grammatik  des  ViUgär-Türkischen. 

Verzeihung:  Oo  20  Z  3,  K  19  Z  1,  30  vorL  Z  (zugleich  mit  Unter- 
drückung des  i)  und  in  dem  oben  erwähnten  olan  und  (sogar  mit 
Trübung  des  o  in  u)  lUan  für  ölan,  wofür  einmal  Oo  34  Z  3  sog&r 
elan  erscheint.  Der  Grieche  sagt  einmal  aora  für  söra:  K  118 
Z  10,  Karagöz  in  besonderer  Erregung^b:  K  22  Z  16  für  jo  (=jok). 
Bei  dieser  Gelegenheit  mag  auch  das  plebejische  cy'ol  (für  aj  oul 
,0  Sohn*')  erwähnt  werden:  Oo  10  Z  2,  24  Z  14,  29  Z  8,  30  Z  11, 
vgl.  K  154. 

§  12.     Diphthonge. 

Bekanntlich  pflegen  die  Türken  in  arabischen  Lehnwörtern  mit 
Diphthongen  den  zweiten  Vokal  dieser  in  den  entsprechenden  Kon- 
sonanten überzuführen,  was  für  direkten  Bezug  derartigen  Sprach- 
guts aus  dem  Arabischen  ohne  persisches  Medium  spricht  z.  B.  wefk 
ärab.  v^jj:   M  35  Z  20,  i^'  Sache:    Oo  11  Z  13,  m^dan  Bühne: 

Oo  15  Z  9.  Wenn  das  konsonantisch  gewordene  u  oder  i  einen 
Halbvokal  oder  Zischlaut  hinter  sich  hat,  tritt  nach  §  9  der  Hülfe- 

vokal  ein,  z.  B.  havuz  arab.  (jo^  Zisterne:  M  26  Z  4  v.  u.,  geviz 

\y>.  I^uss:    WZKM  IV  S  37 ,   aber   auch  sonst   z.  B.  ajt/b   w«-as: 

Oo  11  Z  4,  12  Z  8,  20.  Ob  der  erste  Bestandteil  des  Diphthongs 
€  oder  a  wird,  hängt  analog  der  sonstigen  Praxis  von  der  Natur 
des  Konsonanten  ab,  e  ist  häufiger,       und  c  bewirken,  wie  obige 

Beispiele  zeigen,  den  a-Laut.  Vereinzelt  finden  sich  Fälle,  in  denen 
der  zweite  Bestandteil  des  Diphthongs  vokalisch  bleibt,  z.  B.  zeäk: 
K  7  Z  13,  82  Z  19,  wo  die  Pxmkte  über  dem  u  als  Trema  zu  ver- 
stehen sind. 

Ai  ist  in  e  übergegangen  in  memenet:  Oo  30  Z  16,  28  Z  28  *), 
in  c  im  Worte  geh  v^^^^^^:?- :  M  36  Z  2,  Oo  12  Z  22.     Mir  scheint  das^ 

da  an  monophthongisierende  arabische  Dialekte  (Südsyrien,  Ägypten) 
hoff'entlich  Niemand  denken  wird,  auf  Entlehnung  durch  persisches 
Medium  hinzuweisen.  Die  nach  dem  Vorhergehenden  sehr  wohl 
mögliche  Entwickelung  von  ef  zu  e  zu  e  innerhalb  des  Türkischen 
würde  sich  hier  zu  sporadisch  und  willkürlich  in  ihrer  Auswahl 
zeigen,  um  wahrscheinlich  zu  sein. 

§  13.     Betonung. 

Die  Ton  Verhältnisse ,  über  welche  unsere  Grammatiken  zum 
Teil  recht  irreführende  Angaben  enthalten,  giebt  das  griechische 
Accentuationssystem  im  Karamanly,  wenn  auch  unvollkommen, 
wieder,  denn  da  jedes  Wort  in  KT  höchstens  einen  Accent  auf- 
weist, können  wir  annehmen,  dass  nur  der  Hauptton  markiert  ist 

1)  An  dieser  Stelle  in  der  Rede  des  Lasen,  an  ersterer  aber  in  der 
Kavnklus. 


Jacob j  Zur  GrammaUk  des  Vulgär-Türkischen,  723 

Dieser  raht  meist  auf  der  Endsilbe,  doch  kommt  es  Tor,  dass  er 
sich  bis  auf  die  5  und  6  letzte  Silbe  zurückzieht  (Enklitika  mit- 
gerechnet), vgl.  ibtidade:  KT  Joh.  Ev.  1,  i,  n&rede  dir:  Joh.  Ev. 
7,  11,  6hnajayaksifn\  Luk.  1,  «o,  kahÜ  ^tmeje^ekler-diri  Apostel- 
gesch.  22, 16. 

Tonlose  Enklitika  sind  die  Partikeln  mi^  ki  und  die  meisten 
Formen  der  Kopula,  z.  B.  im:  Lukas  24,89,  1.  Petr.  5,  i,  sin,  dir, 
iditn,  idi,  nicht  dagegen  iaS,  vi  „und*'.  Die  Postposition  iU  hat 
meist  selbständigen  Accent '),  das  gleichbedeutende  -le  aber  ist  ton- 
los. Hierhin  gehört  ferner  ge^Slgin  während  der  Nacht:  Joh.  Ev. 
8,2,  sabdhlajyn:  Mark.  11,  20.  Mehrere  Enklitika  können  akzent- 
los einander  folgen,  z.  B.  bilmiz  mi  idimz  wusstet  ihr  nicht: 
Luk.  2,49. 

Sonst  erleidet  das  Grundgesetz,  dass  der  Ton  die  Ultima  bevor- 
zugt, hauptsächlich  folgende  Ausnahmen.  Li  arabischen  Substantiven 
geht  der  Ton  vom  Stamm  nicht  auf  die  Feminin -Endung  -e  oder 
-a,  wohl  aber  auf  -et  oder  -o/,  z.  B.  yümlesi:  Luk.  14,  is,  hyzmSt : 
Luk.  16,29,  hakikcU:  Luk.  20, 21  (aber  hdkOcaten:  Joh.  Ev.  1,4?). 
Natürlich  kann  auch  das  Tenwln  keinen  Ton  vertragen,  z.  B.  taJerfben: 
Luk.  2,37,  sahihen:  Mark.  11,32. 

Die  Tempora  des  Verbums  behalten  im  Allgemeinen  den  Ton 
auf  der  Endsilbe  der  3.  Pers.  Sing,  auch  in  den  andern  Personen, 
nur  im  Plural  der  3.  Person  zieht  die  Endung  -Idr,  -iSr  den  Ton 
auf  sich,  z.  B.  olmaly  dyr:  Apostelg.  17,  is,  edSrim:  Luk.  14,  is, 
olunagdkayn :  Joh.  Ev.  1,  42,  aber  etdiUr:  Joh.  Ev.  2, 11.  Die  Regel 
bezieht  sich  nicht  auf  die  Modi ,  vgl.  Luk.  4, 6 :  verytm  ich  will 
geben,  aber  vertrim  ich  gebe,  ferner:  vuralym  my  sollen  wir 
schlagen :  Luk.  22,  49.  Das  Präsens  hat  im  Karamanly  abweichend 
vom  sonstigen  Usus  den  Accent  auf  dem  der  Endung  -jor  voran- 
gehenden Vokal,  z.  B.  edfjor:  Luk.  15,2,  tamgorsun-,  Joh.  Ev.  1,48, 
tnanyjoraun :  Joh.  Ev.  1, 00,  ardjor  tdiniz :  Luk.  2,  49,  olunüjor  idi: 
Apostelg.  5, 12.  Der  Imperativ  behält  den  Ton  auf  der  Stamm- 
silbe, z.  B.  bdkynyz  seht:  Luk.  24,  39,  Joh.  Ev.  1,  39,  Sdiniz: 
Matth.  7, 7.  Die  auf  -in()e  etc.  ausgehenden  Gerundia  sind  Paroxy- 
tona,  z.  B.  tatymja  als  er  gekostet  hatte :  Joh.  Ev.  2,  9. 

Ausnahmegesetze  gelten  für  die  negativen  Formen.  Das 
Negativinfix  -me,  -ma  verlangt  den  Ton  auf  der  vorhergehenden 
Silbe;  Joh.  Ev.  1,3:  geldl  er  kam,  neben  gSlmedi  er  kam  nicht, 
olünmqjdaynyz'.  Matth.  7,  1,  etmyiniz:  ebend.  Nur  der  negative 
Aorist  folgt  wiederum  der  Hauptregel,  z.  B.  siylemSm:  Mark.  11,  33, 
bümSz:  Römer  6,  le,  etmezlSr  idi:  Apostelg.  17,  21,  aber  gÖrimezi 
Apostelg.  22,  11;  denn  die  Unmöglichkeitsform  wird  immer  auf 
dem  für  sie  charakteristischen  e  bez.  a  betont,  z.  B.  edhnezi 
Job.  Ev.  3,  2. 

Das  Pronomen   Jidngy  was   für  ein :   Matth,  7,  9   hat  den  Ton 

1)  Ausnahmen:  Joh.  Ev.  2,8:  demesfile,  Apostelg.  14,26:  tariktile, 

47» 


724  Jacobe  Zur  Grammatik  des  Vulgär^  Törkigehen, 

auf  der  ersten  Silbe,  ferner  zieht  die  Fragepartikel  nS  den  Ton 
an,  z.  B.  niciin  weswegen:  Luk.  2,  48,  49  (aber  üun),  nnsjtfl: 
Matth.  7,  4,  nireden:  Job.  Ev.  1,  48.  Proparoxytona  sind  tSriidai 
Apost.  14,  28,  dradan:  Apost.  14,  26,  büretdan:  Job.  Ev.  18,  3«,  ob- 
wohl ja  sonst  Kommorativ-  und  Ablativ-Endung  den  Ton  auf  sich 
ziebn ;  docb  sagt  man  fbtidaden :  Job.  Ep.  1. 1,  i,  (btidadei  Job.  ^E^v.  1,  i. 
Sebr  viele  zweisilbige  Partikeln  und  Adverbia  sind  Paroxytona, 
z.  B.  h:v€t  ja:  Mattb.  5,  37,  bizzat  selbst:  Luk.  24,  S9,  Sger  w^enn: 
Mark.  11,  26,  sAra:  Luk.  24,  S9,  Ubux  Job.  Ev.  1,  7,  imdi:  Rom.  6,  1?, 
Simdi:  Job.  Ev.  2,8,  hSnuz:  Apost.  18,  2,  sonra:  Job.  Ev.  2,  is,  drtyh: 
Luk.  \Q^2,  jöksax  Luk.  20,22,  fdkat  jüb  aber:   Mattb.  5, 3»,  Idkin: 

Apost.  5,1,  h^ariy  ddki^  ßne,  dmma  etc.,  aber  tät^:  Job.  Ev.  1,47, 
gibf:  Jac.  5, 3,  gerii  Apostelg.  14, 21,  icun  etc. 


Zur  Formenlehre. 

§  14.     Deklination  und  Nominalderivate. 

Daraus,  dass  die  arab.  gebrochenen  Plurale  eigentlich  Kollektiva 
sind  und  einer  eigentlichen  Pluralendung  entbehren,  erklärt  sich  die 
Erscheinung,  dass  viele  von  ihnen  im  Türkischen  der  Bedeutung 
nach  wieder  Singulare  geworden  sind,  so  fukara:  M  255  Z  1,  das 
dann  auch  wieder  die  türkische  Pluralendung  annimmt:  fukarcJan 
M  36  Z  1').  Also:  peki  evladgym  sehr  wohl,  mein  Söbnchen: 
M  801  Z  4.  Die  meisten  dieser  Plurale  findet  man  in  Youssoufs 
Grammaire  complHe  S.  35  aufgeführt.  Nicht  erwähnt  sind  daselbst 
althab  Freund:  Oo  15  Z  1,  (auch  der  Läse  sagt  Oo  28  Z  29 
istttum-ki  aizm  ahpapimz  imis  ich  hörte ,  dass  er  euer  Freund), 
halajyk  z.  B.  M  265  Z  9 :  bu  karga  benim  halaj?/m  idi  dieser 
Rabe  war  meine  Sklavin ,  refika  Genoss :  K  20  Z  2  arab.  rufaqd 
plur.  von  raßq. 

Die  persische  Izafet  hat  bekanntlich  im  Türkischen  niemals 
Bürgerrecht  erworben,  sondern  ist  auch  in  die  klassische  Sprache 
nur  mit  persisch -arabischen  Kompositionen  berübergenommen.  In 
der  Vulgärsprache  ist  sie  selten:  Aus  dem  Oo  besinne  ich  mich 
überhaupt  auf  kein  Beispiel;  dass  sie  mehrfach  in  den  (allerdings 
nicht  abgesetzten)  Versen  der  Einleitung  des  Schattenspiels:  K  7 
erscheint  und  uns  im  Munde  des  gebildeten  Hagejvat-)  auch  sonst 
begegnet,  kommt  natürlich  nicht  in  Betracht. 

Bei  den  Substantiven,  welche  auf  einen  der  nach  §  3  im 
Neutürkischen  eingehenden  Konsonanten  schliessen ,  ist  bei  den 
vokalisch  anlautenden  Kasusendungen  die  Kontraktion  das  Gewöhn- 
liche, z.  B.  taban  Genetiv  von  tabak  Teller:  Oo  13  Z  3.  Die 
Kontraktion  unterbleibt  jedoch ,  wie  wir  gesehen  haben ,  im  Dativ, 


1)  Analoga  dazu  bereits  im  Arabistisclien. 

2)  haspyhal:  K  102  Z  4  wird  von  Karagöz  miasverstanden. 


Jacoh^  Zar  Grammatik  des  VuLgär-Türkischen,  725 

sobald  Nominativ  und  Dativ  durch  sie  in  der  Form  zusammenfallen 
würden ;  ausschlaggebend  war  dabei  jedoch  wohl  weniger  die  Unter- 
scheidbarkeit des  Dativs  als  die  der  Suffixform ;  so  haben  wir  günä 
Sünde :  Oo  25  Z  3 ,  aber  günaky  seine  Sünde :  M  36  Z  7  v.  u. ; 
femer  sctbä  Morgen:  M153Z7v.  u. ,  Oo9Z9,  Dativ  sabaJia: 
M  43  Z  10,  dagegen  aokak  Dat.  sokä:  Oo  9  Z  11,  ajak  Fuss  Dat. 
a/ä:  K  114  Z  12;  äeje:  Oo  16  Z  4  gehört  zwar  als  Dat.  zu  äg: 
K  12  Z  17,  bleibt  aber  gleichwohl  unkontrahiert  zur  Unterscheidung 
von  äe:  K  19  Z  22,  25,  27  etc.;  eine  Ausnahme  dagegen  ist  Allä, 
das  auch  im  Dat.  Allä  lautet:  K  21  Z  4,  22  Z  5,  in  der  Phrase 
AUä  (für  AUaha)  emanet  olun.  Das  Unterbleiben  der  Eontraktion 
erstreckt  sich  jedoch  nur  auf  die  Formen,  in  denen  Verwechslung 
mit  dem  Nominativ  möglich  wäre;  der  Gen.  von  da  heisst  z.  B. 
dä'n:  M  263  Z  8  v.  u.,  der  Abi.  von  aabä:  sabädan:  Oo  15  Z  12. 

Dass  arab.  v^^j  teUak  , Abreiber  im  Bade''   die  arab.  Orthographie 

festhaltend  mit  u^  geschrieben  wird,   darf  nicht  irre  fahren,  denn 

dass   der  Laut   trotzdem   ö   ist,   beweist   der   Dativ   (M  38  Z  3), 

welcher  tella*a^   nicht  teUaja  lautet.     Einsilbige  Worte   erweichen 

ihr  k  nicht  (Youssouf  §  124,  2)  z.  B.  jük  Bettschrank  (=  döldb), 
Dat.  jükei  M  255  Z  14  (aber  von  jüklük  in  derselben  Bedeutung 
jüldüje:  Z  17),  bok  Kot,  boku  sein  Kot:  K  121  Z  22,  auch  arab. 
mantik  Logik  bildet  den  Acc.  mantiki:  K  103  Z  4  v.  u.,  jedenfalls 
weil  es  ein  gelehrtes  Fremdwort  ist. 

Über  Synkope  in  der  Deklination  vgl.  §  9.  Zu  erwähnen  ist 
noch,  dass  die  Nomina,  welche  infolge  bestimmter  Konsonanten- 
häufung  im  Auslaut  den  §  8  und  12  erwähnten  Hülfsvokal  an- 
nehmen, diesen  in  den  Formen,  in  welchen  eine  vokalisch  anlautende 
Endung  antritt,  meist  nicht  aufweisen,  z.  B.  vakü  Zeit,  aber  Gen. 
vaktyn:  M  35  Z  12,  Dat.  vakta:  M  52  Z  19,  akyl  Verstand:  M  27 
Z  21,  aber  akly  sein  Verstand:  Oo  23  Z  12,  20  Z  16,  amzunde:  K  22 
Z  10,  doch  haoiunin:  M  109  Z  19  Gen.  von  hauuz:  ebend. 

Wann  auslautendes  t  in  den  Anlaut  tretend  stimmhaft  (d) 
wird,  darüber  lässt  sich,  wie  schon  Aug.  Müller  §  30  Anm.  be- 
merkt, keine  feste  Regel  aufstellen.  Der  Accusativ  von  tabut  Sarg 
lautet  tabuiu:  M  54  Z  2,  53  Z  18,  20,  tabudu:  M  54  Z  4,  Kom- 
morativ:  tabutta:  M  54  Z  18.  Die  Kommorativ-  und  Ablativ- 
Endungen  -rfa,  -cfc,  'dan,  -den  werden  nach  §  5  nach  stimmlosem 
Auslaut  zu  -to,  -te,  -tan,  -ten.  Dieses  Gesetz  gilt  nicht  nur  in 
Stambul,  sondern  erstreckt  sich  weit  über  die  Grenzen  des  Osmanischen 
hinaus,  ist  z.  B.  noch  bei  den  Kasaner  Tataren  in  Kraft,  vgl. 
Balint  G.,  Kazani-Tatar  nyelvtan  S.  38/39;  es  wird  daher  auch  im 
älteren  Osmanisch  wahrscheinlich  nur  durch  die  klassische  Ortho- 
graphie verschleiert.  Dass  dolab  Bettschrank:  M  145  Z  16  den 
Gen.  dolctbt/n  (ebend.),  aber  den  Abi.  dolaptani  M  145  Z  18  bildet, 
kommt  daher,  dass  es,  aus  dem  Arabischen  übernommen,  sein  b 
zunächst  in  der  Schi*ift  und  vor  folgendem  Vokal  auch  in  der  Aus- 


729  Jacobe  Zur  GranimcUik  des  Vulgär-Türkißchen, 

Sprache  gewahrt  hat;  wo  es  aber  durch  folgenden  Konsonanten  in 
festen  Silbenschluss  trat,  kommt  das  auch  in  unserer  Sprache 
waltende  Gesetz  zur  Geltung,  welches  naturgemäss  im  Auslaut  den 
stimmlosen  Konsonanten  fordert.  So  haben  wir  Efilpten  (AbL  von 
Efüb):  Oo  33  Z  2,  WZKM  IV  S.  88  Z  2  den  Dat.  derde,  Z  3  den 
Abi.   dertten.     Maksat:   K  19  Z  16   für  arab.  JuaiU  erklärt  sich 

vielleicht   daraus,   dass  ein   konsonantisch   anlautendes  Wort    folg^. 
Zwar  finden  sich  auch  Formen  wie  mektebden :  K.  10  Z  25,  hasabdai 
II  386  Z  5  V.  u.,  K  15  Z  24.    Aber  die  Verbindungen  bd,  gd,   dd^} 
gehören  zu  den  Seltenheiten.     Somit  ist  die  klassische  Kommorativ- 
und  Ablativ-Endung  nur  noch  nach  v,j\  z,  /,  vn,  yi,  r  und  Vokalen 
in  Gebrauch,  z.  B.  evden:    K  14  Z  28,  ajde  (so!):   K  14  Z  2  v.  a.^ 
ardymyzdani   II  S.  337,  jylda:   WZKM  IV  S.  35,  damda:    ebend. 
S.  37  Z  1,  eltnde:  Oo  9  Z  6  v.  u.,  ingrrde:  II  S.  386  Z  8,  ^jaJyda-. 
II  S.  386  Z  4/5.     Das  d  der  Ablativendung  wird   zuweilen    voian- 
gehendem  n  assimiliert  wie  beim  Pronomen  der  3.  Person'),   z.   B. 
merdüveanea  (für  merdüvenden):  Oo  13  Z 17,  kaptynnan :  M  25  Z  10. 
Im  Azeri  zeigt  die  Akkusativ-Endung  nach  vokalischem   Aas- 
laut bereits  die  osttürkische  Form  j,,  z.  B.     Jji^:^L5>  den  Mann 

aus  ^aSmaz:  JA  1886  S.  15  Z  6,  während  das  Turkmenische  auch 
im  Dativ  nach  vokalischem  Auslaut  die  osttürkische  Endung  zeigt, 
s.  Ilminsky,  Über  die  Sprache  der  Turkmenen:  Melanges  Asiatiques 
Tome  IV. 

Als  Vokativpartikel  scheint  das  arab.  Ja  für  ä  nicht  vulg-är 
zu  sein,  es  findet  sich  nur  im  Munde  des  Arabers :  Oo  32  Z  18, 1.  Z., 
der  aber  auch  a  und  ef  daneben  gebraucht.  £f  steht  gegen  die 
Regel  Aug.  Müller  §  29  Anm.  b  sehr  häufig  auch  vor  Konsonanten^ 
z.  B.  ef  bäader  o  Bruder:   K  102  Z  20,   auch  in  der  klassischen 

Litteratur  z.  B.  Juy  ^^\  Tutiname  ed.  Kairo  1267  h  S.  120.     Den 

persischen  Vokativ  auf  a  wendet  nicht  nur  der  Perser  in  türkischer 
Bede  an:  bona  Ali  Ekbera  derler  sie  nennen  mich  Ali  Ekber: 
K  114  Z  31,  sondern  auch  die  Osmanlys:  K  115  Z  13,  121  Z  18. 
Wie  andere  Vulgärdialekte  liebt  auch  das  Vulgär-Türkische 
die  Verkleinerungsform.  Die  Angaben  bei  Aug.  Müller  §  47,  3 
über  die  doppelte  Verkleinerungsendung  lassen  nicht  erkennen,  dass 
diese  -jcigcus,  -jejez  lautet,  vielmehr  wird  man  auf  '§ygyz^  'ÜV^ 
schliessen  müssen.  Die  vulgärtürkischen  Kontraktionen  -d'z  und 
-ez  fuhren  aber  thatsächlich  auf  erstere,  vgl.  kuäyä'zym  mein 
Vögelchen:  M  153  Z  7  v.  u.,  Z  2  v.  u.,  kadyngä'z  Frauchen:  M  255 
Z  1/2,   €v^ez  Häuselchen:   Oo  14  Z  6.  —  Die  arabische  Koseform 


1)  Sogar  der  Name  Xigreddin  wird  von  KarsgSa  (K  113  Z  25)  und  Ha^ej- 
Tat  (K  114  Z  2)  Higrettin  ausgesprochen,  wobei  allerdings  eine  Volksetymologie 
mitwirken  könnte. 

2)  onnan  fttr  andan  s.  Kasem-Beg,  Allg.  Gramm,  d.  tttrk.-tatar.  Spr., 
hrsg.  von  Zenker  S.  61. 


Jacob j  Zur  Qramnustik  des  Vulgär' TUrkischen,  727 

Faium  (vgl  Wetzstein:  ZDMG  11.  Bd.  1857  S.  509)  ist  auch  in 
Caesarea  noch  üblich:  Oo  25  Z  11. 

Namentlich  Handwerkern  und  ihresgleichen  gegenüber  ist  die 
Anrede  mit  baba  und  vorgesetztem  Stand  populär.  Ein  Derwisch 
begrüsst  einen  Holzhauer  mit  den  Worten :  Selamyn  cUefküm  odwnyy 
baba:  M  42  Z  18,  dieser  redet  seinerseits  den  Derwisch  mit  dervü 
baba  an:  ebend.  Z  19.  Karagöz  tituliert  den  Perser  (K  115,  116) 
A^emi  baba^  auch  äg  Ajemi  baba  Vater  Perser  Dings  da.  Die 
jungen  Mädchen  sagen  zu  Karagöz  als  Strassenschreiber  joay^y  baba : 
K  120  Z  5/6,  8,  11. 

In  vulgärer  Redeweise  redupliziert  man  häufig  das  Nomen,  so* 
wohl  im  Bumelischen  als  im  Anatolischen,  indem  man  dem  zweiten 
den  Anfangsbuchstaben  m  giebt,  so  sagt  der  Kajserli:  ben  foxo^Ta- 
inoyara  dejul-im  ich  bin  kein  Bettler:  Oo  26  Z  25,  tür^u-mür^u 
sößejerek  Volkslieder  rezitierend :  Oo  26  Z  4 ;  K  8  Z  20 :  tahyrty- 
makyrty  isteinez  Getrampel  ist  nicht  notwendig. 

Die  Nisbe  zu  Kajseri  xjyaj3  Caesarea  heisst  Kajserli,  vgl.  Oo 

und  n  809,  analog  dem  Arabischen,  das  von  StqtUifa  Sicilien 
Si'qiUi  Sicilianer  bildet.  Selbstverständlich  ist  eine  solche  Bildung 
keineswegs,  vergl.  ^x-aJLä  „gereimt*^,  weshalb  unsere  Gramma- 
tiken darauf  hinweisen  sollten.  Bei  Saloniki,  wozu  JSBkavixk&kig 
Thessalonicher  (KT)  gehört,  ist  ja  auch  für  die  Stadt  die  Form 
Salonik,  SelanOc  üblich.  Caesarea  aber  heisst  immer  Kajseri,  vgL 
das  Lied  77:  11  S.  309  und  Naumann  a.  a.  0.  S.  213:  „Ausdrück- 
lich sei  bemerkt,  dass  Kaisari  (das  i  lang)  die  richtige  Form  ist. 
Nicht  nur  in  Caesarea  selbst,  in  ganz  Anatolien  wird  sie  gebraucht.*^ 

§  15.     Pronomen. 

Merkwürdiger  Weise  sind  bei  Aug.  Müller  die  o-Formen  des 
Personalpronomens  der  3.  Person  gamicht  erwähnt,  obwohl  sie 
häufiger  als  die  a-Formen  sind  und  sich  bereits  auch  in  arabischer 

Schrift   Geltung    verschaffen;    man    schreibt   J,^!,    ^^Ju^i    ^^r   j,t^ 

^Jüt :  Youssouf,  Grammaire  S.  143  Anm.  1 ;  Samy-Bey  S.  38,  auch 

im  Azeri,  vgl.  Barbier  de  Meynard  a.  a.  0.  S.  9/10.  Doch  finden 
sich  neben  ihnen  auch  im  VT  noch  die  o-Formen*). 


1)  Folgende  Notizen  aus  der  Lektüre  mögen  die  Häufigkeit  des  Vor- 
kommens der  Formen  einigermassen  illustrieren:  onun:  M  37  Z  20,  88  Z  17, 
Oo  13  Z  4,  ovovvi  Job.  £v.  1,7,  anyni  M  38  Z  20,  anyn  üün  deswegen:  K  17 
Z  5,  dafür  mehrfach  anm-ihüm  K  11  Z  4  y.  u.,  31  Z  22,  Z  6  v.  u.;  onai  U  386 
Nr.  11  y  3,  4;  onu:  M  256  Z  8  v.  n.,  256  Z  2,  K  24  Z  24,  6vovi  Job.  Et.  1,5; 
ondani  M  255  Z  16,  Oo  18  Z  18;  andani  M  1  Z  14;  ondai  II  386  Nr.  11 
Vers  5;  ordari  M  35  Z  2  v.  u.,  Oo  11  Z  2  y.  u.;  onnan  M  42  Z  12;  arUarym 
M  38  Z  2  y.  o.;  onnary:  Oo  17  Z  2  y.  u.;  anlaryi  M  42  Z  8  y.  u.;  onnatdani 
Oo  17  Z  5  y.  u. 


728  Jacob,  Zur  GrammcUik  des  Vulgär- Türkitchen. 

Biz  wir  bildet  einen  Plural  bizler  \  K  82  Z  7  v.  u. 

Im  Azeri  lautet  das  Personalpronomen  der  1.  Person  bekannt- 
lich wie  im  OsttürkiscÜen  mit  m  statt  J  an  *) ;  da  die  Verbalendung 
der  1.  Person  auch  im  Osmanischen  m  ist,  scheint  das  b  seines 
Personalpronomens  sekundär.  Der  Armenier  bildet  san  (für  8€n)\ 
K  24  Z  18,  der  Perser  im  Oo  sagt  aena  (für  aana):  Oo  23  Z  3. 
Das  Azeri  liebt  als  verstärktes  Personalpronomen  die  Zusammen- 
setzungen von  öz  mit  Suffixen,  also  özüm  ich:  Oo  13  Z  19,  Özün 
du:  Oo  24  Z  13. 

Die  Demonstrativa  bu  und  §u  lehnen  sich  im  VT  bisweilen 
so  eng  an  das  folgende  Substantiv,  dass  sie  vor  einer  Silbe  mit  ü 
oder  ö  häufig  zu  b'd  und  sil  werden ,  z.  B.  äü-köSke :  M  26  1.  Z., 
büfün  heute:  M  26  Z  13,  aber  bugüntük:  ebend.  Wir  haben  diese 
Erscheinung  als  ein  Gegenstück  zur  Vokalharmonie  aufzufassen, 
die  sich  sonst  nur  bei  Affixen  äussert,  hier  aber  auf  virtuelle 
Präfixe  übertragen  wird. 

Die  bei  Aug.  Müller  §  58  aufgestellte  Regel,  dass     S  „stets* 

an  einen  Genitiv  oder  Kommorativ  trete,  ist  nicht  richtig;  der 
Form  nach  wenigstens  sind  auch  andere  Fälle  zulässig.  Bereits  aus 
der  klassischen  Sprache  ist  jjüji,  ^^Jjo,  J'iJjl,  ^J^jJ  be- 
kannt. Vgl.  femer  su  Icarsu-ki  daa  nach  diesem  Gebirge  gegen- 
über: M  38  Z19,  Icaräy-hi  feslijeruji  der  Basilikumgärtner  von 
gegenüber :  M  145  Z  1 ,  dün  ge^e-ki  Jere  nach  dem  Lande  von 
gestern  Nacht,  d.  h.  wo  wir  gestern  Nacht  waren:  M  154  Z  11, 
o  demtnki  düSündämün  sebebi  der  Grund  meines  Nachdenkens  von 
jetzt  eben:  Oo  13  L  Z.  Allerdings  handelt  es  sich  stets  um  einem 
Kommorativ  sinnverwandte  Begriffe. 

Das  Interrogativum  *J  hat  im  Azeri  die  Form  nefnene:  K  114 

Z  13,  116  Z  1;    Zenker  giebt  Handwörterb.   S.  922    ,adherb. 


mmne'^  an,  doch  findet  man  nemene  als  adherbeigänisch  bei  Vämbery, 
Öagat.  Sprachst.  S.  18  aufgeführt.  Karagöz  gebraucht  diese  Form 
K  116  Z  2  nur  nachspottend. 

§  16.     Zahlwort. 

Das  häufige  Verschwinden  des  r  von  bir,  eine  Erscheinung, 
die  das  Anatolische  noch  weiter  entwickelt  hat,  haben  wir  §  3,  4 
zu  erklären  versucht.  Beispiele  aus  dem  Rumelischen:  bikerre: 
Oo  11  Z  1,  4,  aber  bir  kene:  Oo  15  Z  3/4,  bi  äej:  Oo  11  Z  13, 
14  Z  3,  16  Z  3  V.  u.,  aber  bir  sej:  Oo  14  Z  16,  17  Z  3/4,  bide: 
Oo  11  Z  5  V.  u.,   bi  cyreje  kadar:    Oo  13  Z  29,   bi  teiniz  dajak 

1)  Also  men  ich:  Oo  23  Z  15,  Z  4  v.  u.,  JA  1886  8.  15  Z  3  ▼.  u.;  Oen. 
fnenimi  Oo  22  Z  3  v.  u.,  Berg^,  Diebtangen  transkauk.  Sanger  S.  \X  Z.  10,  Pat, 
manai  Oo  23  Z  23,  Z  4  y.  u. 


Jacob f  Zur  GrammaUk  des  Vulgär-Türkischen.  729 

atari  Oo  11  Z  26.  —  Unrichtig  ist  die  Angabe  der  Berliner 
Seminar- Grammatik  S.  59,  dass  bir  als  unbestimmter  Artikel  hinter 
dem  Adjektiv  stehe.  Das  Richtige  findet  man  bei  G.  Lang :  WZKM 
XI  S.  44,  Beispiele  dafür  aas  den  Vulgärtexten  im  §  Syntax. 

Das  Zahlwort  für  10  zeigt  bei  Aug.  Müller  eine  L&ige  in  der 
Umschrift:  on;  auch  üminsky  giebt  M^langes  Asiatiques  Tome  lY 
S.  66  für  das  Turkmenische  ön  an;  Eiinos  schreibt  immer  cm, 
z.  B.  n  379:  oniic  ondört\  Karamanlj  ov  beweist  nichts.  Ich 
habe  mir  den  Laut  wiederholt  vorsprechen  lassen  und  möchte  ihn 
als  ein  kurzes  breites  o  bezeichnen. 

Die  Kardinalzahl  kann  Suffixe  und  Pluralendung  annehmen, 
z.  B.  üüü  die  drei:  M  27  Z  6,  Ms  Haler  ü:  M  27  Z  2/1  v.  u.  Man 
Uebt  es  2  Zahlen  als  Grenzen  zu  nennen,  innerhalb  deren  sich  der 
wirkliche  Wert  bewegt;  die  Zahlwörter  werden  dabei  einfach  un- 
verbunden  neben  einander  gestellt  z.  B.  bes  on  oeki  odun  aldym 
„ich  habe  5—10  ceki  Holz  gekauft:  K  74  Z  13. 

Das  Azeri  bildet  die  Ordinalzahl  nicht  auf  ^:pj  sondern  ^^ 
der  erste  heisst  ^äIjI,  der  zweite  ^Ä»JCJ^  der  dritte  <a.t'^^<^ 
der  vierte     ^x^.yX 


Nachträge. 

Zu  S.  712  mia  für  miak:  K  79  Z  22,  nef  für  nefti  K  77  Z  4. 
—  713.  Aus  bargir  Saumtier  wird  pefgir:  M  103  Z  5  v.  u.,  K  83 
Z  26,  aus  mafbak  Küche  mtUfak:  K  76  Z  10;  hasf  erscheint  für 
hazf  oJo:   K"39  Z  7.  —  718.  hastane   (statt  haatana):   K  82 

Z  23;  hapyade:  K  75  Z  13  verstösst  zugleich  gegen  Vokalharmonie 
und  Anlautsgesetz.  —  719.  blejim  für  bilefim:  K  75  Z  18.  —  721. 
kade  Becher  für  kadeh:  K  76  Z  2  v.  u.  —  722.  Der  Araber  sagt 
sogar  ula:  K  27  Z  28,  28  Z  1,  3,  wohl  unter  dem  Einfluss  -der 
arabischen  Pausalformen.  —  726/27.   Das  Suffix  vju>-  ist  zweimal 

mit  dem  üblichen  Schwund  von  vorangehendem  k  angetreten  in 
ccJm^atjyk :  K  78  Z  5 ,  das  zweite  Mal  mit  y  wegen  des  voran- 
gehenden a  (Aug.  Müller  §  42.) 


730 


Vedisch  viddtha. 

Von 

K.  F.  G^ldner. 

1.  Zu  den  vielen  Bätsein  der  alten  Mantrasprache  gehört 
viddtha.  Roths  wohlabgerondeter  Artikel  im  FW.  entwickelt  ein 
Stück  des  indischen  Lebens  seiner  Auffassung.  An  ihn  lehnen  sich 
Grassmann  und  Oldenberg  an.  Bei  Oldenberg  ist  nur 
der  etymologische  Ausgangspunkt  ein  anderer,  SBE.  XLVI,  p.  27 
und  Index^).  Sehr  beachtenswert  und  ein  grosser  Fortschritt  sind 
Ludwigs  Ausführungen  (Mantralitteratur  259  f.),  obwohl  sie  eines 
abschliessenden  Resultates  ermangeln.  Einen  erneuten  Versuch  hat 
kürzlich  Bloomfield  gemacht  im  JAOS.  XIX,  2,  p.  12  f.  Nach  ihm 
bedeutet  viddtha  Haus,  Haushalt;  Opferhaus,  Opfer.  Für 
diejenigen  Stellen,  die  Bloomfield  als  Beweise  auswählt,  hat 
seine  Erklärung  auf  den-  ersten  Blick  etwas  bestechendes.  Ich  habe 
mich  aber  vergebens  bemüht,  gerade  an  den  charakteristischen 
vMÄftÄa-Stellen  wie  ßV.  J,  164,  21;  31,  6;  7,  93,  5;  AV.  4,  25,  1 ; 
VS.  23,  57  mit  Hilfe  dieser  Bedeutungen  einen  befriedigenden  Sinn 
zu  erzielen.  In  IJ-V.  10,  85,  26  trifft  Bloomfield  mit  Weber 
zusammen,  der  dort  viddtha  mit  „Hauswesen**  übersetzt  hat  (Ind. 
Stud.  5,  186).  Die  Priorität  gebührt  aber  Säja^a,  sofern  alle 
Bedeutungen,  die  Bloomfield  aufstellt,  wenn  auch  nur  vereinzelt, 
schon  bei  jenem  vorkommen,  nämlich /^o^^Aatn,  grhasthüam  bhrtyä- 
dyanam  zu  9^-  10,  85,  26  —  von  dieser  Stelle  geht  Bloomfield 
aus  —  grham,  grhe^  10,  85,  27;  2,  27, 12;  83, 15 ;  8,  48, 14  (zweite 
Erklärung);  3,  3,  3  (desgl.);  7,  84,  3  oder  yajnagrhäni  1,  130, 1 
(zweite  Erklärung)  ^).  In  der  Begel  aber  umschreibt  Säy.  das  Wort 
durch  yajfia  oder  yäga  im  Anschluss  an  das  alte  Niruktam  3,  17^. 
Bisweilen  begründet  er  den  Sinn  etymologisch:  vedanaaadhcario 
yajfioh  1,  162,  1 ;  vidanti  jänanty  atra  devän  iti  yad  vä  vmdanti 

1)  Zur  weiteren  Litteratur  y erweise  ich  der  Kurse  wegen  anf  Foy,  KZ. 
34,  226. 

2)  Ich  benatze  diese  Gelegenheit  za  der  Bemerkung,  dass  die  Ved.  Stad. 
II,  275  vorgeschlagene  Erklärung  von  JutvOi  und  lipa  sadenta  in  RV.  6,  75,  8 
schon  bei  MahXdhara  zu  VS.  29,  45  steht.  Ich  hatte  das  Vorkommen  der 
Str.  in  VS.  damals  ganz  übersehen. 

3)  Hier  masculin! 


Gddner,  Vedisch  viddtha.  731 

labhanta  tti  vidathä  yajriüh  9,  97,  56.  Andere  Erklärungen  der 
Scholiasten  sind:  karma  1,  31,  6;  vedäavyäni  karmäm  3,  27,  7; 
(idhunä  mayä  hriyamäne  kar mani  AY,  1,  13,  4;  k^ityädiathänäni 
?V.  7,  %^,  10,  veditavyani  atkanäni  6,  51,  2;  8,  39,  9;  stotram 
2,  12,  15;  yuddham  7,  18,  13  und  abhipräyavüesöh  zu  TS.  4,  7, 
15,  3  (TV.  p.  739,  16),  ßänam  zu  ^V.  1,  164,  21*  und  Mah.  zu 
VS.  34,  2.  Devaräja  erklärt  vüUuhäni  =  vijnänäm  (p.  434). 
viddthä  in  ^Y.  1,  164,  21  deutet  Yäska  3,  2,  6  durch  vedanena 
(Durga:  svakarmädhtkärayukiena  II,  p.  303,  12),  viddthe  in  ßV. 

2,  11,  21  durch  ^'e  vedane  1,  3,  2.  Durga  aber  bemerkt  zu  dieser 
Stelle:  hvaf  vidcUhe,  ycyne,  cUhavä  sve  grhe. 

Erschwerend  für  die  Sinnbestinunung  ist  der  Umstand,  dass 
viddtha  gern  in  formelhaften  Wendungen  gebraucht  wird.  Es-  über- 
wiegt, wie  schon  Bloomfield  p.  16  bemerkt,  der  Lokativ  sg. 
oder  plur.  und  diese  Lokative  stehen,  was  noch  viel  wichtiger  ist, 
häufig  an  vorletzter  Stelle  des  Päda  vor  einem  Substantiv  oder 
A^'ektiv,  mit  denen  sie  eng  zu  verbinden  sind.  Diese  Erkenntnis 
ist  mir  in  der  folgenden  Untersuchung  geradezu  zum  Ariadnefaden 
geworden.     So  lesen  wir  9^-  ^i  26,  6  von  den  Marut: 

gdntäro  yqfndm  viddthesu  dhiräh  \ 

Dies  dürfen  wir  nicht  nach  PW.  übersetzen:  ,sie  kommen  zu  dem 
Opfer  in  Scharen,  die  Weisen'',  weil  viddthe^  dhiräh  als  Schluss- 
formel in  anderem  Zusammenhang  3,  28,  4  steht,  wo  es  von  den 
rtmjcLh  heisst: 

nd  prd  mrnanti  viddthesu  dhiräh 

und  in  VS.  34,  2 : 

yajM  hrnvdnti  viddthe§u  dhiräh 

Diese  Beispiele  lehren  zugleich,  dass  dieselbe  Formel  auf  ganz  ver- 
schiedene Verhältnisse  Anwendung  finden  konnte.  Derselbe  Fall 
liegt  in  J^V.  1,  64  vor,  wo  in  Str.  1  die  gfrah  („Lieder")  als  die 
viddihefv  äbhüvah  bezeichnet  werden,  in  Str.  6  aber  die  Marut 
das  nämliche  Beiwort  erhalten*).  Ähnlich  wie  viddthe^  dhiräh 
sind  zu  beurteilen:  viddthe^  vedhdsah  10,  9i,  9  und  10,  122,  8; 
viddthesu  prdcetasä  1,  159,  1  und  viddthesu  prdcetäh  4,  6,  2;  vi" 
ddthesu  samrät  3,  55,  7  und  3,  56,  5;  viddthepA  ghfp)aydh  1,  85,  1 
und  1,  166,  2;  viddthe^  cärum  7,  84,  3  und  viddthe  cdrur  dn^ 
tamah  10,  100,  6  (hier  an  drittletzter  Stelle),  femer  viddthe  su- 
viräh  im  Schlussvers  der  G^ftsamadas  2,  1,  16;  2,  13  u.  ö.  und 
andere  Pädaschlüsse ,  zu  denen  die  Dubletten  fehlen  wie  viddthe 
vicar^ne  1,  31,  6;  viddthe  svardrSä  5,  63,  2;  viddthe  fnrdhrdvä- 
cam  7,  18,  13;  tiddthe  dtulhrdväcah  7,  21,  2;  viddthe^  prd  jätäh 

3,  4,  5 ;  viddthesu  praiastdh  2,  27,  12  u.  a.  m. 


1)  Die  Übersetzer  hiben  meist  richtig  konstraiert,  aber  nicht  die  richtige 
Konsequenz  gezogen. 


732  Gddner,  VedUch  viddtha. 

Streicht  man  bei  Both  die  Etymologie  und  was  unmittelbar 
daraus  abgeleitet  wird,  femer  die  politische  Bedeutung^)  und  den 
Begriff  der  Versammlung  und  des  Festes,  so  bleibt  in  dem  Artikel 
des  PW.  ein  Best  übrig,  der  mir  der  Wahrheit  näher  zu  liegen 
scheint  als  die  neueste  Deutung  Bloomfields. 

Wir  müssen  von  vornherein  die  Möglichkeit  ins  Auge  fassen, 
dass  viddtha  ein  gleitender  Begriff  ist,  der  auf  verschiedenartige 
Verhältnisse  Anwendung  finden  konnte.  Die  Kombination  muss 
einsetzen  bei  Stellen  wie  AV.  4,  25,  1  Väyöh  Savitur  viddthöni 
manmahe,  bei  $V.  1,  31,  6  wo  sdkman  mit  xnddthe  parallel  steht, 
bei  7,  93,  5  wo  dasselbe  von  viddthe  und  saird  gilt  und  bei  der 
Redensart  viddtham  d  vad  in 

RV.  10,  85,  26  vasinl  tvdm  vidätham  d  vadäsi  \ 
27  jtvri  viddtham  d  vadäthah  | 

Diese  Redensart  hat  ein  Seitenstück  in  AV.  1,  10,  4  acy'äian  ugrekd 
vada,  Bloomfield  übersetzt  dies:  Ofer  rivals,  0  mighty  one, 
do  thou  censure  here !  Aber  sajätd  kann  ohne  weitere  Bestimmung 
niemals  die  , rivals**  bezeichnen,  so  wenig  als  a  vad  =  ,to  censure* 
ist.  Zunächst  sind  unter  sajätdh  die  sagrämäh  zu  verstehen 
(Rudr.  zu  Ap.  Sr.  3,  15,  8),  an  deren  Spitze  der  grämin  (TS.  2,  1, 

3,  2;  6,^5;  2,  11,  1 ;  TBr.  2,  1,  5,  6)  oder  der  ffrämant  (TBr,  2,  7, 
18,  5;  Sat.  Br.  5,  4,  4,  19  2))  steht.  Sodann  verstand  man  unter 
sqjätdh  überhaupt  jeden  Verband  gleichartiger  Individuen,  Stammes- 
oder Standesgenossen,  mit  einem  Oberhaupt  {cetta  AV.  6,  78,  1; 
va^i  6,  5,  2)  an  der  Spitze,  das  zugleich  ihr  Schiedsrichter  {madhya- 
mesßdh  AV.  3,  8,  2;  2,  6,  4  =  VS.  27,  5;  cf.  TS.  4,  4,  5,  1)  war. 
Die  sajätdh  bildeten  einen  gana^  ihr  Chef  ward  durch  sie  ein  ganin : 
sajätair  enam  ganinam  karoti  MS.  2,  2,  3  (p.  17,  7*)).  Man  folgt 
seinem  Wort,  sei  er  ein  Brähmaija  oder  ein  Räjanya  (MS.  1,  4,  8 
p.  56,  15,  wo  vielleicht  zu  lesen:  vdcam  in  nv  asyd brähmandsya 
vä  rajanyäsya  vöpäsmahä  Üi  vgl.  TBr.  2,  4,  6,  12  sapdtnä  vdcam 
mdnasä  upösatäm).   Auch  der  König  hatte  seine  actjömn  AV.  3,  3, 

4.  6*);  er  beansprucht  unter  ihnen  das  irai^thyam  1,  9,  3;  cf.  MS. 

1,  4,  8  p.  55,  17,  das  madhyam^thyam  VS.  10,  29  und  sie  sind 
ihm  tributpflichtig  AV.  3,  4,  3,  vgl.  11,  1,  6.  In  3,  4,  3  hat  schon 
Säya^a  klar  gesehen,  wer  unter  den  Standesgenossen  des  Königs, 
denen  gegenüber  er  die  Rolle  des  primus  inter  pares  spielte,  zu 
verstehen  sind.  Die  , anderen  Könige",  wie  Säyaij^a  sajätdh  er- 
klärt, sind  die  Vasallenkönige,  die  sämarUah.  oder  anugä  nrpäh 
(Mbh.  5,  4,  11),  ohne  die  ein  wirklicher  König  in  Indien  seit  Alters 
undenkbar  ist.    In  AV.  1,  10,  4  sind  die  irdischen  Verhältnisse  auf 

1)  Gegen   diese  wendet  sich  schon  M.  Müller,  SBE.  XXXII,   p.  110; 
vgl.  auch  die  Bemerkung  ib.  p.  350. 

2)  Cf.  auch  Eggeling  zu  d.  St.  SBE.  XLI,  p.  111,  n.  2. 
8)  gandvän  sajätdvän  TBr.  2,  4,  6,  12;  Äs.  8r.  2,  11,  8. 

4)  An  dies  Verhältnb  bt  vielleicht  auch  bei  sajätänäm  —  rdjnäm  AV. 

2.  6,  4,  SU  denken. 


i 


Gddner,   Vedüch  viddtha.  73$ 

König  Varuna  übertrageD.  Seine  Vasallen  sind  hier  die  dienstbaren 
Geister,  yd  ia  istäv  Snah  kmvdntam  asura  bhrlndntt  -die  in 
deinem  Auftrag,  o  Asura,  den  Sünder  heimsuchen*  ?V.  2,  28,  7. 
Ihnen  soll  er  die  Weisung  geben,  dass  sie  von  dem  Kranken 
ablassen.     Dies  ist  der  Sinn  des  Spruches')  AV.  1,  10,  4 

muncdmi  tvä  vaüvänaräd  arnavan  makcttda  pdri  \ 
sajätdn  ugrehä  vada  brdhma  cäpa  ciklhi  nah  \\ 

,Ich  errette  dich  vom  Scheiterhaufen*)  (und)  von  der 
grossen  Wasserflut  (d.  i.  der  Wassersucht).  Gieb  du 
gewaltiger  (Varuna)  deinen  Leuten  diesbezüglich  Wei- 
sung und  respektiere  meinen  Zauberspruch!** 

ä-vad  ist  also:  ein  Machtwort  sprechen,  die  oder  eine 
Weisung  geben  und  es  ist  nicht  schwer  zu  erraten,  wem  in 
^V.  10,  85,  26  die  nunmehrige  Hausfrau  Weisung  geben  soll,  und 
schon  von  Säyana  (s.  o.  p.  730)  ganz  richtig  beantwortet  worden. 
Das  viddtham  sind  die  Pei*sonen  ihres  Hausstandes,  die  Haus- 
genossenschaft.  Zu  dieser  gehörte  ausser  den  eignen  Kindern, 
dem  Gesinde  u.  s.  w.  auch  die  Familie  des  Mannes.  In  Str.  46 
werden  die  einzelnen  Glieder  dieser  aufgezählt  und  gesagt,  die  neue 
Hausfrau  möge  Herrin  über  dieselben  sein.  Die  Str.  ist  also  nähere 
Ausführung  des  Gedankens  in  26.  Die  aus  Str.  26  und  27  aus- 
gehobenen Worte  sind  also  zu  übei*setzen: 

(26)  ^Als  Herrin  sollst  du  der  Hausgenossenschaft  die  Weisung 
geben." 

(27)  „Im  hohen  Alter*)  sollt  ihr  beide  der  Hausgenossenschaft 
die  Weisung  geben.* 

Doch  dies  ist  nur  ein  besonderer  Fall  von  viddtha,  viddtha 
bezeichnet  jede  Gruppe  zusammengehöriger  oder  gleichartiger  Per- 
sonen, Korporation,  Genossenschaft,  Bund,  Brüder- 
schaft; insbesondere  die  Standesgenossenschaft,  Zunft, 
Gilde,  femer  Partei,  Anhang.  Es  berührt  sich  begrifflich 
mit  pak^a,  svapafcsa  und  gana  und  wird  wie  pak§a  gleich- 
bedeutend  im   Sg.    und  Plur.    gebraucht.     Als  Synonyma   kommen 


1)  Das  Lied  ist  neuerdings  besprochen  von  A.  Weber,  Vedlsche  Beiträge 
VI,  p.  7.  —  Beiläufig  bemerke  ich,  dass  in  Str.  1  wie  auch  zu  RV.  1,  141,  9 
Sfiy.  die  richtige  Deutung  von  vedischem  üad  giebt.  iad  ist:  tiksnikr,  äüsa- 
dänah  b»  atyariham  tikmaJt. 

2)  8o  nach  Weber  a.  a.  O.  und  Bloom field  SBE.  XLII,  p.  242. 

3)  Über  jivri  bat  kürzUch  Th.  Baunack  KZ.  35,496  gehandelt.  Ich 
glaube  jedoch,  dass  der  Bchloss,  den  er  aus  RV.  1,  180,  5  zieht,  zu  weit  geht. 
Mit  jivri  soll  dort  der  augenblickliche  Zustand  des  dem  Ertrinken  nahen 
Bhujyu  gekennzeichnet  werden,  jivri  ist  es  jZrna.  Dies  bedeutet  aber  ebenso 
wie  jarjara  sowohl  „alt*'  als  „schwach".  Uan  vgl.  besonders  die  in  PW.  an- 
geführte Stelle  aus  Mbh.  3,  49,  8,  wo  es  sich  um  den  jugendlichen  Arjuna 
handelt:  mcihe^arena  yo  räjan  na  jtrno  hy  astamürtinä  \  kos  tarn  utsa- 
hau  tnro  yuddhe  jarayüv/ni  pumän?  Ich  übersetze  1,  180,  j^  „wie  der 
Tugrasohn,  als  ihn  die  Kräfte  verliessen". 


734  Gddner,  Vedisch  viddiha, 

aus  dem  Veda  noch  vräta  und  vielleicht  vrjdna^)^  aus  dem  späteren 
Skt.  varga,  püga,  pahkti  in  Betracht,  vidddia  ist  weder  ein  politischer 
BegriflF,  noch  ist  das  Wort  auf  ,home  matters  "^  begrenzt,  sondern  es 
ist  ein  socialer  Begriff.  Das  viddtkam  ist  ein  Produkt  des  stark  ent- 
wickelten Korporationsgeistes  der  Inder.  Wie  dieser  die  Glieder 
einer  Familie  zu  engstem  Zusammenschluss  drängte,  so  vereinigte 
er  im  socialen  Leben  die  Mitglieder  des  gleichen  Berufes  und 
Standes  zu  fester  Genossenschaft^.  In  viddtha  fliessen  diese  beiden 
Beziehungen  in  einander  über.  Wie  pak^a  und  gana  oft  gleich- 
bedeutend mit  gotra  und  vamia  gebraucht  werden  (M.  Müller, 
History  p.  879),  so  auch  viddtha. 

Das  eigentliche  Wort  für  Gilde  ist  im  kl.  Skt.  Areni;  doch 
ist  das  Woii;  auf  die  Kaufmanns-  und  Handwerkergilden  ^)  be- 
schränkt. Diese  hatten  ihre  eigenen  Gesetze ,  Manu  8,41.  Der 
Vorstand  einer  solchen  Gilde  hiess  4r€^thin  *).  Schon  in  der  vedischen 
Periode  ist  dies  Wort  zweifellos  im  technischen  Sinn  zu  fassen  als 
Oberhaupt  einer  Genossenschaft  oder  als  Familienoberhaupt.  In 
TBr.  3,  1,  4,  10  sind  dem  h-e^thin  die  samänäh,  in  Kaus.  Up.  4,  20 
die  Si>äh  gegenübergestellt.  Säyaiia  erklärt  das  Wort  in  Ait.  Br. 
3,  30,  3  durch  dkanapati.  In  demselben  engen  Sinn  ist  das  Ab- 
straktum  ^afyfkyam  zu  fassen  in  der  Verbindung  mit  sajätdnäm 
MS.  1,  4,  8  (p!  55,  18);  AV.  1,  9,  3.  Unter  seines  Gleichen,  in 
seiner  Gilde  eine  Bolle  bez.  die  f^rende  Rolle  zu  spielen,  ist  seit 
Alters  in  Indien  das  Ziel  des  Ehrgeizes.  Mit  einem  Schlag  fkllt 
Licht  auf  die  zahlreichen  Verbindungen  von  Adj.  oder  Subst.  mit 
viddtha.  Sie  bezeichnen  die  Stellung,  die  Jemand  innerhalb  seiner 
Standesgenossen  oder  seiner  Zunft  einnimmt  und  diese  ist  zum 
Gradmesser  seines  persönlichen  Wertes  überhaupt  geworden.  Und 
in  der  üblichen  Weise  werden  die  menschlichen  Verhältnisse  auch 
auf  die  Götterwelt  übertragen. 

Das  Oberhaupt  einer  Gilde  oder  Zunft  heisst  im  5V.  sdtpati  in 

1,  130,  1  4ndra  yähy  upa  nah  parävdto 

ndydm  dcchä  viddthäniva  sdtpatir 
datam  rdjeva  sdtpatih  \ 

^Komm  her,  o  Indra,  zu  uns  aus  der  Feme,  herlenkend®),  wie  das 
Oberhaupt  in  seine  Gilde,  wie  ein  König  (und)  Oberhaupt 
nach  seinem  Hause.*' 


1)  Die  von  mir  Ved.  St.  I,  150  nicht  richtig  Yerstandenen  Stellen  weisen 
vielleicht  auf  eine  Verwandtschaft  mit  varga. 

2)  Bloomfield,  p.  13. 

3)  Vgl.  die  treffenden  Ausführungen  bei  Da  hl  mann,  Buddha  (189S) 
p.  202. 

4)  Wie  die  Gilde  bei  uns.  Doch  gab  es  im  Mittelalter  auch  geistliche 
Oilden.  Ein  ganz  adäquater  Ausdruck  für  viddtha  fehlt  im  Deutschen;  ich 
muss  mich  darum  Im  folgenden  mit  verschiedenen  Umschreibungen  behelfen. 

5)  Vgl.  auch  Fick,  Sociale  Gliederung  p..l66f. 

6)  Nach  Pischel,  Ved.  Stud.  I,  41. 


Gddner,  VedUck  viddiha.  735 

In  Päda  c  bilden  räjä  sdtpaiih  einen  Begriff,  wie  in  1,  54,  7. 
Parallel  stehen  beide  Worte  in  1,  91,  5.  In  AV.  7,  73,  4  heissen 
die  A^vin  dhartärä  vidathasya  satpatl  ,  bestimmende  Führer  der 
Gilde*.  —  Ein  anderer  Ausdruck  für  den  Meister  der  Gilde  ist 
samrät:  ^V.  4,  21,  2 

ydaya  krdiur  vidathyb  nd  saimräf 
8ähvdn  tdrutro  abhy  dati  krsßh  j 

«dessen  Wille  wie  der  in  der  Gilde  beliebte  Gebieter  (d.  h.  wie 
der  des  in  der  Gilde  beliebten  (Gebieters)  überlegen,  durch- 
schlagend, die  Völker  beherrscht*. 

Der  fromme  Yajamäna  f&hrt  als  reicher  Mann  mit  seinem  Wagen 
an  der  Spitze  und  ist  in  seiner  Standesgenossenschaft  geehrt 
viddtke^  praSastdh  9V.  2,  27,  12.  Die  Thätigkeit  eines  solchen 
Gildevorstandes  wird  gleichfaUs  durch  ä-vad  ausgedrückt.  In  dem 
äyu^yam  sUktam^)  AV.  8,  1,  das  den  Tod  bannen  soll,  wird  dem 
Betreffenden  in  Str.  6  zugerufen: 

diha  jivrir  viddtham  ä  vadäsi  \ 

«Und  mögest  du  noch  im  hohen  Alter  deiner  Gilde  die  Parole  geben*. 

Wenn  ein  solches  Oberhaupt  den  Seinigen  (die  avdh  in  Str.  73) 
durch  den  Tod  entrissen  wird,  so  soll  ihn  das  Feuer  des  Scheiter- 
haufens wieder  freigeben,  damit  er  im  Jenseits,  am  Sitz  des  Yama 
einer  Gilde  präsidieren  kann  {ydthä  Ycumdsya  sddana  dsätai  viddthä 
vddan  AV.  18,  3,  70  ^.  Die  überlebenden  aber,  die  zur  gewohnten 
Th&tigkeit  zurückkehren,   resp.  ihren  Sprecher  freut  der  Gedanke: 

dtha  jivdao  viddtham  ä  vadema^  12,  2,  30. 

Dunkel  bleibt  mir  die  Beziehung  in  $V.  2,  1,  4 

tvdm  dmio  viddths  deva  bhäfayüh 

wegen  des  an.  kiy.  bhäjayü  und  weil  wir  von  dem  Charakter  des 
Am4a  überhaupt  nichts  positives  wissen^.  Man  könnte  vermuten: 
«Du  bist  Aip^a,  o  Gott,  der  zu  einer  Zunft  verhilft*,  d.  h.  die 
Führerrolle  in  der  Zunft  verschafft. 

2.  Speziell  aber  bezeichnet  mddtha  die  gelehrte  Genossen- 
schaft und  hier  ist  vermutlich  nach  seiner  Etymologie  von  vid 
der  Ursprung  des  Wortes  zu  suchen.  Einige  der  unter  1.  be- 
sprochenen Stellen  könnten  ebensogut  unter  2.  ihren  Platz  haben. 
Am  lehrreichsten  ist  das  Vorkommen  von  viddtha  in  den  drei  eng 
zusammenhangenden  Strophen  des  grossen  Bätseiliedes  1, 164, 20—22: 

dvd  suparnd  aayujä  adkhäyä 

samändm  vrk^dm  pdri  aasvajäte  \ 

tdyor  anydh  ptppalam  avädv  dtty 
dnainann  anyö  abhi  cäkaäiti^ 

1)  Bloomfield,  SBE.  XLII,  569. 

2)  Cf.  dazu  die  Emendatioa  Boths  in  PW.  s.  v.  vid&tha, 

3)  Auch  die  Legende  in  MS.  1,  6,  18  (p.  104,  10  f.)  bietet  keinen  Anhalt. 


736  Gddner,  Veduch  viddiha, 

ydttä  suparnd  amrtaaya  bhägdm 

dntmesam  viddthä bhisvdranti 
inö  vCsvasya  bhüvanasya  gopäh 

sd  mä  dhirah  pdkam  dtrd  vioeda  || 
ydsmin  vrks4  mddhvddak  suparnd 

mviddnte  stivate  cddhi  viive  \ 
tdst/ed  ähuh  pfppalam  svädv  dgre 

tdn  nön  naSad  ydh  pitdram  nd  vSda  || 

Es  ist  mir  nicht  möglich  mit  Grassmann  und  Denssen  (All- 
gemeine Geschichte  der  Philosophie  I,  p.  112)  hier  an  Tag  und  Nacht 
zu  denken.  Richtiger  scheint  mir  Ludwigs  Annahme,  dass  die 
auparndh  in  Str.  21  die  Priester  seien  (Y,  p.  453),  wenn  ich  auch 
im  Einzelnen  stark  von  seiner  Erklärung  abweiche.  Mit  Becht  aber 
halten  alle  Erklärer  die  vedantische  Auffassung  nach  Mun4.  Up.  3,  1, 1 
für  sekundäre  Umdeutung,  die  aber  dem  ursprünglichen  Sinn  nicht 
so  fernliegt,  als  es  nach  Deussen  erscheint.  Der  Dichter  selbst 
erklärt  und  löst  z.  T.  das  Rätsel,  welches  er  in  diesem  T^ca  auf- 
giebt.  Die  beiden  Yögel  in  Str.  20  erläutert  er  durch  den  Zusatz 
adkhäyäj  in  Str.  21  aber  die  suparndh  (Plur.)  durch  den  Zusatz 
vid^hä,  also  suparnd^  —  sdtdäyä 

suparndh  —  viddthä 

Damit  ist  zu  vergleichen  sdkman  —  viddthe  in  1,  31,  6.  Und  in 
Str.  22  legt  der  Dichter  durch  das  Beiwort  madhvddah  «die  das 
Süsse  geniessenden*  nochmals  nahe,  wer  mit  den  suparndh^  gemeint 
sei.  Der  Baum  in  Str.  20  und  22  ist  der  veda^  d.  h.  die  WL<5sen- 
schaft,  zugleich  aber  vorbildlich  far  den  späteren  Yedabaum.  Die 
süsse  Frucht,  die  in  seinem  Wipfel  hängt  (22  c — d),  ist  die  höchste 
Erkenntnis  von  dem  Urvater  der  Welt,  dem  späteren  brdhma^  also 
die  Einheitsidee,  nach  der  Deussen  ganz  passend  unser  Lied  das 
Einheitslied  benennt.  Die  Yögel ,  die  auf  dem  Baum  nisten ,  sind 
die  Gelehrten,  die  Brahmanen.  Sie  heissen  madhvddah^  weil  Soma 
ihre  eigentliche  Speise  ist  nach  der  von  A.  Weber  Lid,  Stad. 
10,  62 f.  entwickelten  Anschauung;  cf.  Yed.  Stud.  11,  p.  180,  und 
sie  pflanzen  sich  dort  fort  (22  b),  weil  die  vidyä  sich  auf  Söhne 
und  Schüler  vererbte.  Wer  die  beiden  Yögel  in  20  sind,  wird  aus 
dem  Yergleich  von  20  c — d  mit  22  c — d  klar.  Sie  repräsentieren 
die  beiden  Stufen  des  Wissens,  die  später  als  der  karmaanärga 
und  der  jnänamärga  geschieden  werden.  Es  ist  im  Grunde  der- 
selbe Gegensatz,  der  in  10,  71,  4 

utd  tvah  pddyan  nd  dadaria  vdcam 
utd  tvah  drnvdn  nd  dmotu  enäm  1 

utö  ivaamat  ianvhm  v£  sasre 
jäy&va  pdtya  udaii  suvasäh  \\ 

ausgesprochen  ist.  Der  Fruchtessende  ist  der,  in  welchem  die  höchste 
Erkenntnis  von  der  Einheit  der  Welt  im  Urvater  zum  Durchbruch 


Gddner,  Vtdüeh  mddOa.  737 

gekommen  ist.  Za  dieser  Kategorie  rechnet  der  Dichter  sich  selbst  in 
21  c — d.  Der  passiv  zuschauende  ist  der,  welchem  jene  Erkenntnis 
verschlossen  bleibt.     Der  ganze  Passus  ist  also  zu  übersetzen: 

«Zwei  Vögel,  nämlich  zwei  im  gleichen  Joch  gehende  ^)  Kameraden, 
klammem  sich  an  den  gleichen  Baum.  Der  eine  von  ihnen 
isst  die  süsse  Beere,  der  andere  schaut  nicht  essend  zu." 

„Auf  welchem  (Baum)  die  Vögel,  nftmlich  die  Gelehrtenzünfte, 
unaufhörlich  nach  einem  Anteil  an  der  Unsterblichkeit  schreien, 
auf  diesem  ist  der  Herr  und  Hüter  der  ganzen  Welt,  der  Weise 
in  mich  Thoren  eingegangen." 

„Auf  welchem  Baum  die  den  süssen  (Soma)  verzehrenden  Vögel 
nisten  und  sich  fortpflanzen  allesamt,  in  dessen  Wipfel,  sagt 
man,  sei  die  süsse  Beere.  Die  erlangt  Keiner,  der  nicht  den 
Vater  kennt." 

Was  ich  oben  über  den  gleitenden  Begriff  und  das  VerhÜtnis 
Ton  Genossenschaft  und  Familie  gesagt  habe,  gilt  auch  hier.  Bald 
scheint  die  ganze  Brahmanenschaft  als  Genossenschaft  oder  Zunft 
bezeichnet  worden  zu  sein,  meist  aber  die  einzelnen  gelehrten  Kor- 
porationen. Nun  waren  aber  in  der  alten  Zeit  die  Glieder  einer 
gelehrten  Zunft  de  facto  meist  auch  Glieder  desselben  gotra»  Es 
fallen  darum  in  viddtha  die  beiden  Begriffe  Gelehrtenzunft  und 
Gelehrtenfamilie  oft  zusammen.  Gleichwohl  bezeichnet  das  Wort 
nie  die  Familie  oder  gens  als  solche,  sondern  nur  als  eine  Gelehrten- 
clique oder  Dichterschule. 

Zwischen  den  einzelnen  gelehrten  Cliquen  herrschte  lebhafte 
Eifersucht,  die  oftmals  in  feindselige  Parteiung  ausartete.  In  den 
Bedeschlachten  platzten  die  Parteien  aufeinander.  Ihre  Schlagwörter 
waren  Buhm  und  Geld.  Man  buhlte  um  Gunst  und  Lohn  der 
reichen  Yajamänas,  besonders  der  Fürsten  und  suchte  sich  gegen- 
seitig daraus  zu  verdrängen.  Es  genügt  auf  das  Upäkhjänam  in 
Ait.  Br.  7,  27  f.  hinzuweisen.  Der  König  Viävantara  hatte  bei  einem 
Opfer  die  Sjäpar^a-Brahmanen ,  die  jedenfalls  auf  dieses  Priester- 
amt alte  Familienansprüche  besassen,  bei  der  Priesterwahl  über- 
gangen. Trotzdem  erscheinen  sie  bei  dem  Opfer  und  okkupieren 
ihren  alten  Platz.  Der  König  lässt  sie  hinausweisen.  Da  erinnern 
sie  sich,  dass  früher  einmal  bei  dem  König  Janamejaya  die  Ka^japas 
in  ähnlicher  Weise  durch  die  Bhutavlras  von  der  Priesterwürde  ver- 
drängt wurden.  Die  Asitam^gas^  aber,  ein  Zweig  des  Kasyapa- 
Gotra,  waren  damals  ihre  vircLh  und  eroberten  ihnen  den  verlornen 
Posten  zurück.  Wer  ist  jetzt  unser  vira^  so  fragen  sie,  der  uns 
das  Recht  auf  den  Somatrank  zurückerobert  ?  Da  meldet  sich  der 
gelehrte  sjäpar^ide  Bäma  Märgaveja  als  vlra  und  es  gelingt  ihm 

1)  Za  diesem  Bild  vergleiche  man  gaur  iva  nityam  gurunä  dhürsu 
niyojycanänah  Mbb.  1,  3»  79. 

2)  Ich  erinnere  tn  den  fthnliehea  Streit  zwischen  den  bu  den  Kasyapas 
gehörigen  AsiUmrgM  nnd   dem  Knsarabinda  AnddSlaki  in  ^ody.  Br.  1,  4,  16. 

Bd.  LU.  48 


738  .Gddner,  Vedüch  viddtka. 

durch  seine  Fr^en  und  gelehrten  Beden  sich  in  das  Vertrauen 
des  Königs  einzuschleichen.  Jener  schenkt  ihm  tausend  Kühe  und 
die  oyäparQas  bekommen  ihr  Priesteramt  wieder  (Ait.  Br.  7,  '34,  8). 
vira  bezeichnet  hier  den  Held  im  Wertkampf^) ,  den  Wortführer 
einer  Partei,  ebenso  in  Sat.  6r.  11,  4,  1,  2. 

'Sxm  lernen  wir  auch  den  Schlusspada  der  G^tsamadas  richtig 
verstehen: 

RV.  2j  1,  16  brhdd  vadema  viddthe  suviräh  \ 

j,Wir  mögen  das  grosse  Wort   haben  als  tüchtige  Anführer  in  der 
Zunft* 

Die  Sprecher  dieser  Strophe  begehren  innerhalb  ihres  Gotra  oder 
der  ganzen  brahmanischen  Genossenschaft  dieselbe  fuhrende  Stellung, 
wie  sie  nach  der  Brähma^aerzählung  die  Asitam^gas  unter  den 
Ka^yapas  einnahmen.     Etwas   anders   ist  der  Schluss  in  2,  12,  15 

^  '  suviräso  viädtham  ä  vadema 

,Als  tüchtige  Wortführer  wollen  wir  der  Zunft  die  Parole  geben.* 

Ebenso  1,  117,  25  ;  8,  48,  14;  AV.  12,  2,  22.  Hierzu  gehört  auch 
^tV,  7,  36,  8,  wo   „Soim*  gleichfalls  unpassend  wäre: 

wd  vo  maJiim  ardmatim  hrnudhvam 

♦        __  ...  . 

prd  Pü^dnam  vidaihyhm  nd  virdm  \ 

n Ladet  euch  ein  die  hohe  Aramati,    ein    den  Pü§an   wie  einen  bei 
der  Zunft  beliebten  Wortführer  *! 

Einen  andern  Ausdruck  für  die  leitenden  Persönlichkeiten  in  der 
alten  Dichterzunft  finden  wir  7,  21,  2: 

prd  yanti  yäjndm  vtpdyantt  barhih 
somamädo  vtddthe  dudhrdväcah 


^Sie  schreiten  zum  Opfer;  sie  legen  das  heilige  Gras,  somabegeisteri 
sie  die  packenden  Redner^  in  der  Gilde*. 

Die  Geschichte  der  Vasisthas  und  Yi^yämitras  zeigt,  dass  schon 
in  der  alten  Zeit  die  Eifersucht  der  Dichterfamilien  zu  grimmigem 
Hass  sich  steigerte.  Ich  habe  Ved.  Stud.  ü,  159  die  Spuren  dieses 
blutigen  Familienzwistes  im  ^V.  zu  verfolgen  versucht  Hierher 
gehört   auch   eine   t;i4i^Mi- Stelle.     In  7,  18,  13   rühmen    sich   die 

•^  J^sma  Purum  vtddthe  mrdhrdväcam  \ 

„Wir  besiegten  den  Püru,    der  in  seiner  Partei  feindliche^)  Reden 
führt*. 


1)  Den  va^vtra  in  Ind.  8p.*  1199. 

2)  Ich  glaube,  dass  8  Sy  a n  a s  durdhara  and  Ludwigs  „unwiderstehlich** 
der  Wahrheit  nfiher  kommen  als  meine  frühere  Deutung  Ton  dMdhrd  und  Sippe 
in  Ved.  St.  II,  9.  Nicht  der  Begriff  robur,  den  ich  früher  annahm,  sondern 
der  von  vis,  impetus  liegt  in  dem  Wort,     diudh  ist  „raffen,  packen**. 

3)  mrdhrd  ist  „feindlich"  wie  mfdh  =  4atru  (Säy.  sn  6,  60,  5  u.  «.). 


Qddner,  Vediach  vidätha,  739 

Pum  ist  dA,  wo  er  im  siebenten  Ma^^ala  als  Feind  genannt  wird, 
der  Yisvämitra  nach  einer  feinen  Beobachtung  E.  Siegs.  —  In 
3,  1,  2  sind  unter  viddthä  mit  dem  ausdrücklichen  Zusatz  knvindm 
die  Jtsigeschlechter  der  Vorzeit  zu  verstehen,  in  specie  die  Bhfgus, 
die  nach  10,  46,  2  den  versteckten  Agni  fanden: 

3,  1,  2  diväh  dciiasur  viddihä  kavlnätn 

gftaäya  cä  tavdse  gätiim  i^uA  \ 

,Vom  Himmel  (kommend)*)  beorderten  (die  Götter)  die  Zunft  der 
Weisen.  Sie  (die  Weisen)  suchten  fiir  den  starken  (Agni),  der 
selbst  ihr  Meister  ist,  den  Weg*,  ^ 

Der  Sinn  der  Strophe  liegt  nicht  ganz  auf  der  Hand.  Zu  gftaaya 
ist  aus  dem  vorangehenden  Päda  ein  Lokativ  mddthe^  zu  supplieren. 
girtaa  (=  medhävitC)  »der  einsichtsvolle*  ist  der  Lenker^  und 
Meister  der  Gilde.  Der  Sinn  ist,  dass  damals  die  Gilde  den  Agni, 
der  sonst  selbst  ihr  Führer  ist,  aus  dem  Versteck  zu  Göttern  imd 
Menschen  zurückführte.  In  dieser  Auffassung  bestärkt  mich  eine 
Reihe  von  Stellen,  in  welchen  1.  Synonyme  von  gftsa  eng  mit 
viddthesu  verknüpft  sind  und  2.  Agni  ausdrücklich  als  das  Ober- 
haupt der  gelehrten  Genossenschaften  bezeichnet  wird,  wie  es  sich 
aus  der  ganzen  Stellung  dieses  Gottes  eigentlich  von  selbst  versteht. 
„Die  Weisen  in  der  Gilde*  {mädthesu  dhträh),  „die  klugen  Denker 
in  der  Gilde*  (svädhyb^  viddthe),  „die  Gelehrten*)  in  der  Gilde* 
{viddihefu  vedhdsah)  sind  nur  andere  Ausdrücke  für  die  leitende 
Autorität  in  ihr.  Es  sind  Epitheta,  die  bald  die  faktische  Stellung 
der  Betreffenden  in  ihrer  Genossenschaft,  bald  allgemein  die  geistige 
Kapazität  charakterisieren.  Was  die  Gftsamadas  in  ihrem  Schluss- 
vers für  sich  wünschen,  das  nehmen  die  minder  bescheidenen 
Vasis^has  ohne  Weiteres  für  sich  in  Anspruch  10,  122,  8: 

ni  tvä  Vdsi^thä  cJivanta  viyinam 
grndnto  Agne  vtddthesu  vedhdsah  \ 

„Dich  haben  die  Vasisthas  eingeladen  den  streitbaren  preisend,  o 
Agni,  sie  die  Gelehrten  in  der  Genossenschaft*. 

Ähnlich  10,  91,  9: 

todm  id  dtra  vrnate  tvaydvo 

kötäram  Agne  viddtJie^  vedhdsah  \ 

„Dich  wählen  (die  ^tvijah)  dir  zugethan  jetzt  zum  Hotf ,  o  Agni, 
die  Gelehrten  in  der  Genossenschaft*. 


1)  Nach  Sfiy.  Ich  glaube  aach  jetzt  noch,  dass  mit  2c  die^ Erz&hlung 
beginnt;  cf.  Ved.  Stad.  I,  161. 

2)  Vgl.  rathagrtsd  =  Wagenlenker. 

3)  SS  äohhanaprajna  S.  su  1,  71,  8.  In  dieser  Verbindang  steht  das 
Adjektiv  ausnahmsweise  yorans.  Vielleicht  gehört  hierher  gleichfalls  in  um- 
gekehrter  Wortfolge  auviddirä  viddthe  AV.  18,  3,  19  (von  den  Manen). 

4)  vedhds  ist  der  spätere  pandita. 

4«» 


740  .   Geldner,  VedUch  viddiha. 

Auf  die  rtvijah  bezieht  Säja^a  auch  die  svädkyb  viddihefu  in 
1,  151,  1,  doch  bedarf  die  Strophe  noch  besonderer  Anfhellang. 
Dagegen  ist  klar  VS.  34,  2 : 

y^na  kdrmany  apdso  manl^tno 

ycgnS  krnvdnti  viddthesu  dhiräh  \ 
—  —  tdn  me  mdnah  Sivdaamkalpam  astu  \\ 

„Mit  welchem  Verstände  die  kundigen  Liturgen  bei  dem  Opfer 
die  Handlangen  vollziehen,  die  Weisen  in  der  Zunft ,  dieser 
Verstand   möge    für   mich  von  heilsamer  Entschliessung  sein*. 

^V.  3,  28,  4 :    Agne  yahvdsya  tdva  bhägadhSyarn 

nd  prd  mhumti  viddäie^  dhiräh  \ 

„0  Agni,  dein  des  jüngsten  Anteil  schmälern  nicht  die  Weisen  in 
der  Zunft*. 

Agni  als  Autorität  und  Haupt  der  Gilde  heisst  viddthe^  prdcetäh 
4,  6,  2  oder  viddthesu  samräf  in  3,  55,  7 : 

dvünätd  hotä  viddthe^  samrdl 
dnv  dgram  cdrati  k^Sti  budhndh. 

Ob  danach  auch  3,  56,  5 : 

utd  trimätd  viddthesu  aamrät  \ 

auf  Agni  zu  beziehen  sei,  ist  fraglich.  Säja^a  denkt  an  Süiya, 
während  er  in  8,  101,  6  über  den  ^.kam  putrdm  tisfndm.  sich  ganz 
ausschweigt.  Schliesslich  dürfte  auch  viddthe^  aahantya  in  8, 11, 2 : 

tvdm  asi  praidayo  viddthesu  sahantya 

hierher  zu  stellen  sein,  wo  viddthesu  trotz  Stellen  wie  10,  96,  1 
(vgl.  unter  4)  mit  sahantya  und  nicht  mit  praddsyah  zu  ver* 
knüpfen  ist.  Ebenso  ist  in  3,  54,  1  vidathyh  als  Beiwort  des  Agni 
zu  verstehen.  Bei  einigen  Stellen  mag  man  im  Zweifel  sein,  ob 
Agni  als  Haupt  seiner  Gilde,  d.  h.  der  Götter  oder  einer  mensch- 
lichen Priesterzunft  gedacht  wird.  Sicher  ist  das  letztere  der  Fall 
in  der  interessanten  Stelle  1,  31,  6: 

tvdm  Agne  mimdvartanim  ndram 
sdkman  pipar^  vüidthe  vicarsane  \ 

ydh  d&rasätä  pdrüakmye  dhdne 

dabhr^bhü  cit  sdmrtä  hdmsi  bhüyasah  \\ 

wo  viddthe  dem  sdkman  parallel  steht  und  wiederum  mit  dem 
Schlusswort  vicarsane  einen  einzigen  Begriif  bildet.  Das  Lied 
unterscheidet  sich  in  seinem  ganzen  Charakter  wesentlich  von  den 
üblichen  Sämidheni-  oder  Prätaranuväka-Liedem.  Es  ist  eine  oratio 
pro  domo.  Den  eigentlichen  Anlass  erfahren  wir  aus  obiger  Str., 
sowie  aus  16.     Letztere  lautet: 

imdm  Agne  iardnim  mimrso  na 
imdm  ddhvänam  ydm  dgäma  dürät 


Gddner,  Vedüch  vidäiha.  741 

Ludwig  erklärt  dardni  als  „Bittgang'^,  Roth  durch  ,pWider- 
spänstigkeif,  Säyana  als  kimaäm  vrataloparüpärn  und  ihm  hat 
sich  Grassmann  angeschlossen.  Vergleicht  man  AY.  6,  43,  3,  so 
ergieht  sich,  dass  iardni  ^die  Bosheit,  Ungezogenheit '^  ist.  Also: 
,, Verzeih  mir  diese  Ungezogenheit  und  auch  den  Weg,  den  wir 
fem-ah^)  gegangen".  Ludwig  deutet  hier  vidäiha  auf  das  Asyl. 
Richtiger  ist  wohl  das  Lied  einem  Brahmanen  in  den  Mund  zu 
legen,  der  sich  mit  seiner  Gilde  erzürnt  und  dieselbe  böswillig  ver- 
lassen hatte  und  nun  als  reuiger  Sünder  zurückgekehrt  den  Agni 
als  Obersten  der  Gilde  um  Schutz  und  Verzeihung  bittet.  1,  31,  6 
ist  darnach  zu  übersetzen:  „Du,  o  Agni,  schützest  den  Mann,  der 
auf  Abwege  geraten  ist,  du  der  Leiter  in  der  Genossenschaft,  in 
der  Gilde,  der  du  in  der  Schlacht  —  nur  mit  wenigen  viele  schlägst". 
Der  Sinn  ist  also:  Agni,  der  solches  in  der  Schlacht  fertig  bringt, 
wird  auch  den  einen,  der  auf  Abwege  geraten  ist,  im  Kreise  seiner 
Zunftgenossen  rehabilitieren  können.  Auf  diese  Weise  ist  es  weniger, 
„curious  to  find  here  Agni  as  the  protector  of  the  v{jinavartani 
(Oldenberg,  SBE.  46  p.  26).  Man  vergleiche  übrigens  auch 
Stellen  wie  10,  164,  8  Agnir  vtdväny  dpa  duakrtdny  dgusföny  ärS 
asmdd  dadhätu.  Die  Übersetzung  von  vicarsane  bedarf  noch  einer 
kurzen  Rechtfertigung.  Roths  .sehr  rührig,  —  ioistig»,  wie  Olden- 
bergs  „dwelling  among  all  tribes"  befriedigen  an  anderen  Stellen 
durchaus  nicht.  Säyana  erklärt  das  Wort  hier  mit  mii^taßiä' 
nayukta%  Wieder  hat  Ludwig  wesentlich  das  richtige  getroflFen, 
wenn  er  übersetzt  „ausgezeichneter  unter  den  Menschen".  Nur 
muss  das  Wort  öfters  substantivisch  gefasst  werden.  Es  regiert  in 
6,  45,  16  den  Genitiv  krpfindmy  wie  sonst  pdtih^  7*0/0,  vrsabhdh. 
In  3,  2,  8  steht  das  Wort  neben  rathih  und  puröküah,  5,  63,  3 
neben  samräjä;  1,  79,  12  hat  es  als  Beiwort  aahasräksdh^  9,  60,  1 
steht  in  demselben  Vers  sahdsracak^asam,  Indra  soll  grosse 
drohende  Gefahr  verscheuchen,  denn  er  ist  ein  zuverlässiger  (sthirdh) 
vicar^anih  2,  41,  10.  In  4,  36,  5—6  führt  der  Dichter  selbst  ge- 
nauer aus,  wer  als  ein  irCcarsani  gelten  darf: 

ydm  deväsö  'vathä  sd  v{car^anth\\ 

sd  vajy  drvä  sd  f§ir  va^asydyä 
sd  iuro  äsia  pftanäsu  du^tdrah  \ 

sd  räydspösam  sd  suviryam  dadke 
ydm  Väjo  Vibhvän  Rbhdvo  ydra  ävtsuh  \\ 

Also  ,ein  streitbarer  Ritter,  ein  ^si  an  Beredtsamkeit,  ein  tapferer 
in  der  Schlacht  unbesiegbarer  Schütze"  ein  reicher  Mann  und  ein 
Vater  tüchtiger  Söhne,  alle  diese  sind  in  dem  Wort  eingeschlossen. 
vicarfani  bezeichnet  überall  den  mukhya  oder  adhikärtriy  den 
Mann   von  Rang,  Ansehen  und  Einfluss,  den  Vorstand  und  Leiter. 


1)  dürdt  nach  Sfiy.:  duräd  düradeiam^  vgl.  ärdd  vUrftä  isavah  pa- 
tantu  rakfdsäm  AT.  2,  3,  6. 

2)  VgL  aueh  Naigh.  B,  11. 


742  Oddner,  Vedisch  vidätha. 

Zu   den  auf  Seite  739  besprochenen  Bedewendungen  ist  anck 
viddthe^  havya  in  VS.  22,  2  zu  stellen: 

tmäin  cigrbhnan  raianäm  rtdsya 
pürva  dyusi  viddthesu  kavyd 

wo  freilich  die  Form  kavyd  Schwierigkeit  macht.  TS.  4,1, 
2,  1  und  MS.  3, 12, 1  p.  159, 14  lesen  ebenso.  Säy.  zu  TS  (IV  p.  17) 
und  Mahidhara  nehmen  Vertauschung  der  Kasusendungen  an.  Das 
kurze  PW.  vermutet  kavydh  Und  darauf  läuft  dem  Sinn  nach 
auch  Mahidharas  Erklärung  (Jcavyä  kavai^cA  —  yafne^  huialäh) 
hinaus.  Die  Seher  oder  die  Klugen  in  der  Zunft,  also  dieselben 
die  sonst  viddtkefiA  dhiräh  oder  —  vedhdaah  heissen,  waren  es^ 
die  ,in  der  Vorzeit  diesen  Zügel  des  frommen  (Opfer) Werkes  in 
die  Hand  genommen  haben  **.  Für  den  besonderen  Vinijoga  im 
Asvamedha  ist  der  Vers  ursprüngUch  wohl  kaum  bestimmt  gewesen. 
Auch  Himmel  und  Erde  werden  im  ]^V.  1,  159,  1  viddthesu 
prdcetaaä  ,die  hoch  weisen^)  in  der  Gilde*  genannt,  während  sie 
in  AV.  6,  53)  1  =  TBr.  2,  7,  8,  2  einfach  prdceiasau  heissen.  Hier 
handelt  es  sich  nicht  mehr  um  die  gelehrten  Brahmanenzünfbe. 
Auch  die  Götter  bilden  für  sich  eine  Genossenschaft,  einen  gand 
(cf.  gandm.  devdnäm^  in  welchen  die  l^bhus  aufgenommen  \frerden 
9V.  4,  35,  3).  Diese  Genossenschaft  der  Götter  heisst  gleichfalls 
viddtha  und  innerhalb  derselben  bestand  eine  Abstufung  nach  Weisheit 
und  Autorität  Bei  dem  Opfer  erwartete  man  die  Elite  der  Götter- 
genossenschaft, 3,  4,  5 : 

saptd  hotrdni  mdnaaä  vmänä 

(nvanto  viävatn  prdti  i/ann  rtSna  \ 

nrp44aso  viddthesu  prd  jätd 

abhimdm  yajndm  vi  caranta  pürvfh  || 

,Nach  den  Werken  der  sieben  Hotj'S*)  im  Herzen  verlangend,  alles 
in  Bewegung  setzend  (?)  kommen  nach  der  Ordnimg  (die 
Götter)  herbei.  In  Männergestalt  ziehen  die  Spitzen  in  der 
(Götter)genossenschaft  durch  die  zahlreichen  (Thore)  ein  zu 
diesem  Opfer". 

Pischel  hat  Ved.  Stud.  H,  116  die  überlieferte  Lesart  prd  jätäh 
gegen  Grassmanns  Emendation  prdjätah  in  ihrem  Becht  geschützt, 
indem  er  zuerst  den  feinen  Untersclued  beider  Formen  erkannt  hat. 
Die  Stelle  ist  ein  erneuter  Beweis  für  die  vorzügliche  Überlieferung 
des  JIV. -Textes.  Pischels  Deutung  von  prd  jätd  als  ,  eine  Bolle 
spielend,  Hauptperson*  passt  sehr  gut  zu  meiner  Erklärung  von 
viddtha^.  prd  jätd  ist  gleichsam  ein  abgekürztes /^oiAamojfVl^ 
und  wie  schon  Pischel  gethan,   eng  an  viddthesu  anzuschliessen. 

fc  ■  ■      ■  ■  ^ 

1)  prdcetas  =  prakrstajnäna  8fty.  sa  2,  23,  2;  4,  6,  2  n.  o. 

2)  vgl.   PW.  s.  y.  hotar  2d),  Pischel  Yad.  Stad.  1,  76  niid  Olden- 
berg  a.  d.  St. 

3)  Vergleiche  auch  pröjäkim  ^ssprabhütam  (Sfiy.)  TBr.  8,  8,  1,  6. 


Geldner,  Vediseh  viddüiä.  743 

Nur  insofern  weiche  ich  von  Pischel  ab,  ^  ich  zum  Subjekt 
des  zweiten  Hemistich  gleichfalls  die  Götter  mache  und  zu  dem 
Accus.  püriAh  in  (2  ein  dvärah  suppliere;  vgl.  die  andere.  Äprl- 
stelle  1,  188,  5 ,  bahvU  ca-  bhAyastä  ca  ydh  \  durah.  Die  Be- 
deutung von  abhi'vi'Car  ergiebt  sich  dann  Yon  selbst,  cf.  W-i',  vi-yä^ 
vi'kram  , hindurchgehen*. 

Die   göttliche   und   die   menschliche   Gilde   oder  Gemeinschaft 
werden  einander  gegenübergestellt  in  8,  39,  1 : 

Agn£r  devdh  anaktu  na 

ubhi  h£  viddthe  kavbr  antdi  cdrati  dütyhm 

>Agni   soll   uns   die  Götter   gefWig  machen,  denn  der  Seher  thut 
Botendienst  zwischen  beiden  Gilden^)*. 

Die  Gesamtgilde  der  Götter  zer&Ilt  in  drei  Sektionen,  die  sich  noch 
weiter  in  Einzelgruppen  oder  Geschlechter  wie  die  Marut,  Yiäve 
deyäV ,  Vasus  u.  s.  w.  spalteten.  Auch  diese  drei  Unterabteilungen 
heissen  wieder  viddthäni.  In  ähnlicher  Weise  ist  bald  von  dem 
ganä^  der  Gresamtschar  der  Marut  die  Rede  (märtUam  ganäm 
1,  14,  8;  Marütatn  gandh  10,  137,  5)  bald  von  den  ganas,  d.  h. 
den  einzelnen  Scharen^  {Mcaruiäm  gandh  AY.  4,  18,  4;  15,4; 
19,  45,  10). 

]$V.  6,  51  2 :  v^da  yäs  irini  viddthäny  e^äm 

devänäm  jdnma  — 

.Welcher  (Sürya)  ihre  drei  Gilden,  der  Götter  Geschlechter  kennt*. 
Diese  drei  Gilden  sind  die  bekannten  dreimal  elf  Götter: 

8,  89,  9  Agnis  irini  tridhätüny  d  kpeti  viddthä  kavih  \ 

sd  trinr  ekädaädh  ihd  ydkaac  ca  piprdya^  ca  Tiah 

«Agni  der  weise  wohnt  bei  den  drei  Gilden  von  dreifacher  Natur; 
er  möge  die  dreimal  elf  hier  verehren  und  erfreuen*  I 

Dieses  dreifache  Element  oder  die  dreifache  Natur  {dhätu)  der 
Götter  ist  in  der  bekannten  Dreiteilung  der  Welt  lös  Hinmiel, 
Erde  und  Wasser  begründet: 

1,  139,  11  yi  deväao  divy  Skäda^a  athd 

prthivyäm  ddhy  Skädaia  athd  \ 
apsuk^iio  mahmcdkädaSa  athd 

tS  deväao  ycy'ridm  imdm  ju^adhvam  || 


1)  SSyana  hat  hier  übeneheii,  dass  viddthe  nach  P.  P.  Üaal  ist. 

2)  Es  sind  Bosammen  7  ga^as  je  lu  7  Mann:  aaptdganä  vai  MaHUah 
TS.  2,  2,  11t  1}  Si  3»,ii  6;  TBr.  2,  7,  2,  2;  Siy.  su  RV.  1»  6,  4,  107,  2,  «fiwM- 
Bopta  Märuiä  ganäh  MS.  3«  3,  10  (p.  44,  l),  aber  trir  vai  aaptdeapta  Ma- 
rutai^  MS.  4,  S,  9  (p.  49,  3).  Ihre  Zahl  beträgt  nach  gewöhnUcher  Annahme  49, 
Siy.  SU  RV.  1,  39,  4.  Ihre  Namen  sind  tdfn,  antfädrn  n.  s.  w.  VS.  17,  81; 
SSy.  saRV.  1,  6,  4;  107,  2;  zn  TS.  II  p.  327,  1.  Andere  Zahlen  bei  llacdonell, 
Yedie  Mythology  p.  78. 


744  Gddner,  Vedüeh  vidäiha. 

Die  ihr,  o  G6tter,  die  elf  im  Himmel  seid,  und  die  elf  auf  der 
Erde  seid,  und  elf  reimöge  eurer  Herrlichkeit  im  Wafiser 
wohnt,  ihr  Götter  geniesset  dieses  Opfer* ! 

2,  27,  8  trini  vraiä  vCddthe  antdr  e§äm  | 
„Drei  Ahteilungen  sind  in  ihrer  Oilde*. 

trini  vratd  gehört  nach  Bedeutung  und  Etymologie  eng  zu  irivfC 
„dreifach,  dreiteilig*.  In  4,  53,  5  sind  unter  den  drei  vratdni  ^e 
nämlichen  drei  Klassen  in  der  Göttergilde  zu  verstehen: 

tribhCr  vrcUaCr  abhC  no  rakaati  tmdnö,  \ 

„er  selbst  (Savitä)  mit  den  drei  Abteilungen  (der  Götter)  schützt  uns*'. 

In  7,  5,  4  ist  tridhdtu  vrcUdm  geradezu  die  Dreizahl,  Dreiheit: 

täva  triähdht  prthivf  utd  dyadr 
VaUvänwa  vrcUdm  Agne  sacanta  | 

„Himmel  und  Erde  suchen,  o  Agni  Yai^vänara,  deine  Dreizah) 
(d.  h.  die  drei  heiligen  Feuer  oder  die  Feuer  in  den  drei  Natur- 
reichen) auf*. 

In  2,  27,  8  ist  e^m  bxjS_  die  Ädityas  zu  beziehen.  Die  Götter  sind 
darnach  die  Gilde  der  Adityas.  Auch  das  hat  seinen  besonderen 
Grund.  Als  die  Häupter  der  Göttergilde  werden  bald  die  Ädityas^ 
bald  Mitra- Yaru^a ,  bald  Indra  und  yaru];;a,  „die  beiden  Könige* 
namhaft  gemacht: 

3,  38,  5  dtvo  napäta  viddAasya  dhibhfh 

Tc^atrdrn  räjänä  praMvo  dadhsihe  ||  5 
tAni  räjänä  viddthe  purüni 
•  pdri  viiväni  bhüsaihah  sddämsi  \ 
dpcLiyam  dtra  mdnasä  jaganvdn 

vratS  gandharvdn  dpi  vät/iike^än  ||  6 

„Durch  die  Weisheit  der  (Götter)genossenschaft  besitzet  ihr  beide 
Söhne  des  Himmels  ^)  seit  alter  Zeit  die  Herrscherwürde.  Die 
drei  (Abteilungen)  in  der  Gilde,  ihr  Könige,  die  vielen,  alle 
(Götter)sitze  regiert  ihr;  im  Geiste  dorthin  (dahinter)  ge* 
kommen  erschaute  ich  -auch  die  Gandharven  mit  fli^temden 
Haaren  bei  ihrem  Werk*. 

Trotz  7,  66, 10  (s.  u.)  glaube  ich  nicht,  dass  wir  mit  Roth  viddthasya 
von  k^atrdm  („Yon^tz  in  der  Gröttergenossenschafb*)  abhängig 
machen  dürfen,  weil  kfotrd  niemals  mit  einem  Grenit.  object.  ver- 
bunden wird.  Der  Sinn  ist,  dass  die  gesamte  Genossenschaft  der 
Götter  in  ihrer  Weisheit  die  beiden 'geeignetsten  zu  Oberhäuptern 
erkoren  hat.  Str.  6  a — ^b  ist  gebaut  wie  6,  8,  1  a — b  ■  (s.  u.).  Wie 
dort  prd,  so  ist  hier  pdri  aus  b  an  die  Spitze  des  Satzes  zu  denken« 


1)  Indr«  nnd  Vanina  nach  .S£y.;  die  Str.  steht  in  ^nem  Indralied.    lodr» 
wird  aber  erst  in  der  mehreren  Liedern  gemeinsamen  Schlossstrophe  genannt. 


Geldner,   Vedüch  viddtha.  745 

Zu  ^  trini  ist  aus  2,  27,  8 ,  vratd  zu  ergänzen.  Die  addämai  sind 
wegen  dira^)  in  c  als  die  Göttersitze  zu  fassen,  vgl.  e^äm*) 
avamä  sddämat  3,  54,  5;  divdh  addätpsi  AV.  19,  47,  1;  SV.  1,  4, 
1,  2,  10  und  Stellen  wie  8,  29,  9;  2,  4*1,  5;  1,  85,  2.  Den  addämsi 
unserer  Stelle  entsprechen  die  jirfnina,  ,die  Göttergeschlechter*  (vgl. 
die  divyäni  jdnma  10,  64,  16,  die  daivyöni  pärihiväm  jdnma 
5,  41,  14)  in  6,  51,  2.  Denn  jedes  einzelne  Göttergeschlecht  hat 
seinen  besonderen  Wohnsitz.  Das  viddtham  umfasst  alle  jdnma 
wie  alle  sddSmst  der  Götter.  Die  Strophe  3,  38,  6  hat  eine  un- 
verkennbare Parallele  in  7,  66 j  10: 

trini  yi  yemür  viddthäm  dhitCbhir 
vtiväni  pdribhütibhik  \ 

,  Welche  (Ädityas)   die   drei  Gilden   mit  Weisheit  gelenkt  haben  •), 
alle  durch  ihre  Überlegenheit*. 

Sollte  nicht  auch  hier  zu  vtiväni  das  Substantiv  aus  einer  anderen 
Stelle  und  zwar  gerade  addämsi  aus  3,  38,  6  zu  ergänzen  sein? 
yemür  in  7,  66,  10  erklärt  pdri  bhü^aihah  in  der  Parallele  3,  38,  6. 
pari'bhü^  bedeutet:  umfassen,  leiten.  Für  bhüa  findet  sich  eine 
interessante  Notiz  bei  Durga  III  p.  83,  4.  Nach  ihm  bedeutet 
bhü^cUi:  parigj'hnätij  partraksati,  atikrämctti,  Säyana  umschreibt 
pari'bhüf  bald  durch  paribhavati  (8,  22,  5 ;  3,  12,  9)  oder  durch 
parigrhnäti  (1,  136,  5;  2,  12,  1),  meist  aber  durch  alamharoti^ 
einmal  auch  mit  aädhayati  (1,  162,  13). 

In  5,  63,  2  heisst  es  von  Mitra  und  Varu^a: 

aamräjäv  aayd  bhuvanaaya  räjcUho 
Märävarunä  viddthe  avardfdä  \ 

,Als  Oberherm   herrscht   ihr  über  diese  Welt,  Mitra  und  Varui^a, 
als  die  welche  in  der  Gilde  das  Sonnenauge  besitzen*. 

avardfi  ist  zunächst  wörtlich  zu  nehmen^),  denn  die  Sonne  ist  das 
Auge  von  Mitra  und  Varuna  RV  1,  115,  1;  6,  51,  1;  7,  63,  1.  Da 
aber  die  Sonne  allsehend  {vüvdcdk§aa  1,  50,  2;  7,  63, 1),  weitsehend 
{urucdksaa  7,  35,  8;  63,  4),  ein  Späher  der  ganzen  Welt  (4,  13,  3X 
ein  Hüter  alles  leblosen  und  lebenden  ist  (7,  60  2),  der  Becht  und 
Unrecht   erschaut  (4,  1,  17;   6,  51,  2)   und   auf  alle  Wesen  schaut 


1)  vgl.  VS.  23,  49  prcckdmi  tvä  citdye  dewudkha  yddi  tvöm  dtra 
mdnasä  jagäntha.  »Jch  frage  dich,  o  Götterfr^and,  um  es  zu  wissen,  wenn 
du  im  Geiste  dahinter  gekommen  bist",  nfimlich  auf  die  im  fg.  erwähnten  drei 
pcuiäni.  MahTdh.:  matkrte  prahle^  was  auf  das  gleiche  hinanslftuft.  Deni 
dtra  jagdniha  entspricht  in  VS.  83,  50  dpi  tisu  trüü  pctdisv  asmi,  „Auch 
ich  bin  (im  Geist)  an  diesen  drei  padas.  —  apaSyann  in  RV.  8,  38,  6  Tom 
geistigen  Auge  des  Dichters. 

2)  se.  deodmam, 

3)  nämlich:  seit  alter  Zeit,  cf.  pradivcih  in  3,  38,  5. 

4)  Ich  fasse  hier  avardfi  als  Bahurrlhi:  =3  war  drg  yayos  tau, 
Durga  II  p.  830,  12  erklärt  es  durch  war  iva  yo  dräyate.  Das  passt  aa 
anderen  Stellen  gut. 


746  QddiMT,  V6di8ch  viddtha, 

(7,  61,  1))  und  über  Himmel,  Erde  und  Wasser  hinausschaut  (AV 
13,1,45),  so  ist  svardri  s.  v.  a.  allschauend,  allwissend. 
vic(dthe  avardfiä  reiht  sich  also  den  oben  besprochnen  Bedewendungen 
wie  viddthe  dhiräh  an. 

Indra,    der   oft   die   ganze   Göttergesellschaft   im   Asurakampf 
heraushauen  muss,  heisst  BV.  1,  56,  2 : 

pdtim  ddksaaya  viddthasya  nu  sdhah 
„den  Herrn  der  Thatkraft,  die  Stärke  (Eücldialt)  seiner  Genossenschaft^ . 

Auch   zwischen  zwei  Gottheiten  kann  ein  viddtham  bestehen: 

AY.  4,  25,  1    Väyoh  Savüdr  viddthäni  manmahe 

„Wir  gedenken  des  Bundes  zwischen  Väyu  und  Savity*. 

Das  ganze  Lied  schildert  die  gemeinsame  Thätigkeit  dieser  beiden 
Götter.  —  viddthe  mit  instr.  bedeutet:  „im  Bunde  mit*.  Pa- 
rallel steht  im  folgenden  Päda  saträ  JELV.  7,  93,  5 : 

sdm  ydn  maJd  mühati  apdrdhamäne 

tanürucä  Mrasätä  ydtaite  \ 
ddevayum  viddthe  devayübhih 

satrd  hatam  somasütä  Jdnena  \\ 

„Wenn  die  beiden  Heere  schreiend ')  wetteifernd  am  Leib  glänzend 
in  der  Feldschlacht  mit  einander  kämpfen,  so  erschlaget  ihr 
beide  (Indra  und  Agni)  den  Gottlosen  im  B.und  mit  den  Frommen, 
im  Verein  mit  dem  somapressenden  Mann*'! 

Auch  hier  bilden  die  beiden  Schlussworte  des  Päda  viddthe  devayü- 
bhih ein  syntaktisches  Ganze. 

In    der    Eingangsstrophe    von    6,  8    giebt    der   Dichter    sein 
Thema  an: 

prk^dsya  vrsno  aru^dsya  nu  sdhah 
prd  nd  vocam  vuidthä  Jätdvedasah  | 

Er  will  die  Macht  des  VaiSvänara  und  sein  viädtha  besingen.  Unter 
diesem  sind  zu  verstehen  Mitra  (in  Str.  3)  und  Agnis  gopdh 
(==  pdyavah)  in  Str.  7 ,  also  seine  Freundschaft  oder  Bundesge- 
nossenschaft und  sein  Anhang,  mit  einem  Wort  sein  pak^,  — 
Als  pak^a  im  Sinn  von  Kriegspartei  könnte  man  viddtha  fassen 
in  der  Formel  viddtha  nicCkyat  (zweimal  im  Padaschluss)  =  „die 
Parteien  durchschauend '',  von  dem  berühmten  Schlachtross  und 
Eennpferd  Dadhikrävan  BV.  4,  38,  4  ^)  und  von  der  Kriegspauke, 
die  als  ein  kundiger  Heerführer  (puraetä)  geschildert  wird  AV.5, 20, 12. 


1)  müh  BS  parcuparam  ä-kruä  Säy» 

2)  Pftda  d  dieser  Strophe  macht  Schwierigkeit;  es  scheint  eine  doppelte 
Ellipse  zu  sein.  Bei  dieser  Gelegenheit  mache  ich  auf.  die  glAnionde  Rüdhi> 
erkl&rung  von  ävirrfika  bei  SSyana  aufmerksam.  Er  erklärt  es  durch  ävirbhüta- 
muska  „mit  hervortretenden  Hoden",  rß,  wie  als  zweites  Glied  des  Kom- 
positum anzusetzen  ist,  ist  =  Avesta  eres*  Yasht  14,  29  und  im  Zend^PeUevl* 
Glossar  11,  1.     SufSz  -ka  im  Bahnv.  nach  Pft^.  ö,  4,  153. 


Geldner,  Vedüeh  viddJtha.  747 

3.  Auch  die  Mar ut  heissen  viddthe^  dhiräh  in  "^Y.  3,  26^  6 

gäntäro  yajüdm  viddihesu  dhiräh  \ 
«die  zum  Opfer  kommen  als  die  Weisen  in  der  Zunft/ 

Dieses  Epitheton  omans  wird  hier  aus  dem  Charakter  der 
Marut  verständlich.  Die  Marut  sind  gelehrte  Herren.  Sie  heissen 
kavdyah  1,  31,  1;  5,  57,  8;  7,  59,  11;  kavdyo  vedhdsdh  5,  52,  13; 
arJdnak  1,  38, 15 ;  cardnah  2,  34, 1 ;  brahmakftah  3,  32,*  2 ;  7,  9,  5 ; 
brahmdnah  5,  29, -3  und  vielleicht  auch  in  5,  31,  4 

hrahmäna  Indram  mahdyanto  arka£r 
dvardhayann  dhaye  hdntavä  u  \    - 

Säyapa:  brahrndno  'ngirasah  parivrdhä  MarvJto  vä.  Sie  sind  die 
Lobsänger  (Barden)  des  Indra  und  dieser  ihr  ]^i  5,  29,  1 

drcanti  tvä  Mardtdh  piUddakaüa 
tvdm  e^dm  fsir  Indräai  dhirdh  \ 

Alle  diese  Ausdrücke  sind  in  ihrem  technischen  Sinn  zu  nehmen 
und  nicht  etwa  auf  das  Heulen  und  Pfeifen  des  Sturmes  zu  deuten. 
Die  Marut  sind  dem  menschlichen  Sänger  geistesverwandt  und 
helfen  darum  dem  jungen  Syäva^va  aus  seinen  Dichtemöten  ^Y. 
5,  61^).  Sie  verdienen  schon  dieser  Eigenschaft  wegen  den  Titel 
der  Weisen  in  der  Zunft,  denn  die  Dichter  sind  im  9^*  ^^  Zierde 
ihrer  Zunft.  In  1,  64,  6 ,  heissen  die  Marut  viddüie^v  dbhiivah. 
Dasselbe  Beiwort  bekommen  in  Str.  1  desselben  Liedes  die  gircihi 

ap6  nd  dhiro  Tndnaaä  auhdatyo 

gtrah  adm  afije  viddthe^  äbhüvah  |  1. 

pinvanty  apo  Marütah  suddnavdh 

pdyo  ghrtdvad  viddthe^  öihdvah  \  6. 

Als  Beiwort  der  Marut  erinnert  viddüiefu  äbhüixih  an  äbhubhih 
in  5,  35,  3,  das  Säyana  auf  die  Marut  bezieht,  als  Beiwort  der  gtrah 
aber  an  die  vidathya  väk  in  1,  167,  3.  Die  Taddhitabildung 
vüUuhyh  ist  nach  indischer  Terminologie  eine  vrtti.  Setzen  wir 
diese  vrtti  nach  Päi;.  4,  4,  98  oder  5,  1,  5  in  ihre  avrtti  um,  so 
ergiebt  sich  vidathya  =  mdcUhe  sädhu  oder  vidathäya  hüa^). 
Die  beiden  Wörter  sädhu  und  htta  kommen  dem  Begriff  des  vedischen 
äbhä  nahe.  Eine  Bedeutung  von  äbhi  tritt  klar  zn  Tage  in  der 
Zusammensetzung  sv-äbhü  in  5,  6,  3 : 

Agnir  h£  väjinam  vüS 

dddäti  viivdcarfanih  \ 
Agni  räyS  sväbhüvam 

ad  prUö  yäti  väryam  |[ 


1)  Ved.  Stad.  II,  263..   Wer  den  Wert  derartiger  Legenden  in   Abrede 
stellt,  sentSrt  sieh  selbst  die  schönsten  Stücke  des  Rlgvedo. 

2)  Nach  KSs.  sn  4,  4,  98  ist  sädhu  a  pravina  oder  yogya\  Uta  —i 
vpakäraha. 


748  Gddner,  Vediseh  vidäJäia. 

„Denn  Agni  —  schenkt  dem  Volk  ein  Streitross  (oder  , einen 
Helden *^)i  Agni  ein  zu  Reichtum  behilfliches;  munter  geht  es 
auf  Beute  aus*  ^). 

Damit  ist  zu  vergleichen  1,  5,  3: 

ad  ghä  no  yöga  d  bhuvcU 
ad  räyi  ad  püramdhyäm  \ 

,Er  (Indra)  sei  uns  behilflich  bei  der  Unternehmung,  er  zuzn 
Beichtum*),  er  bei  der  Frau  (zu  Kindern)*. 

Das  Yerbum  ä-bhü  bedeutet:  1)  rasch  und  gern  erscheinen  bei 
8,  98,  17  ydt  admeaoma  äbhavah  verglichen  mit  8,  92,  26  desselben 
Dichters  dram  hi  pnä  aut/au  nah  adme^  Indra  bhü^aai.  2)  bei- 
stehen, fördern,  begünstigen  4,  31,  1  kdyä  na4  cürd  d  bhuvad  üti 
und  1,  5,  3.  Andere  Bedeutungen  sind:  in  etwas  eingehen,  bes.  in 
einen  Schoss  zu  neuer  Geburt,  wiedergeboren  werden  z.  6.  Ghänd. 
üp.  6,  9,  3  yad  yad  bhavanti  tad  d  bhavanti. 

Für  die  Begriffsbestimmung  ist  femer  wichtig,  dass  die  Stelle: 

7,  30,  4  aväbkdvo  jarandm  a4naxanta 

eine  Parallele  hat  in 

10,  37,  6  bhadrdm  jivanto  jarandm  aälmahi. 

Es  spielt  also  bei  avGbhä  auch  der  Begriff  von  bhadra  herein. 
Die  Bedeutungen  von  äbhiL  lassen  sich  etwa  so  anordnen:  , hilfreich, 
Helfer,  Freund*;  überhaupt  „geflQlig,  wohlthuend,  angenehm,  ge- 
nehm*. Dasselbe  bedeutet  aväbhu  imd  ausserdem  noch  in  7,  30,  4 
,  beliebt,  glücklich  **.  1,  64,  6  werden  die  Marut  als  die  hilfreichen 
Freunde  in  der  (6ötter)gilde  charakterisiert.  Dies  beziehe  ich  auf 
ihr  Verhältnis  zu  Indra,  den  sie  nicht  verliessen,  als  er  von  allen 
andern  Göttern  im  Stich  gelassen  wurde'),  ^Y,  8,  96,  7  und  Ait 
Br.  3,  16,  1:  Indram  vai —  aarvä  devatä  ctjakua,  tarn  Maruta  eva 
aväpayo  näjahuh.  Ähnlich  Ait.  Br.  3,  20,  1^).  Sie  heissen  darum 
seine  adkhäyah  ^V.  3,  51,  8;  TBr.  1,  5,  5,  3.  In  demselben  Sinn 
werden  sie  im  ^V.  5,  35,  3  und  1,  51,  9  mit  äbhubhih  bezeichnet, 
an  letzter  Stelle  im  Gegensatz  zu  dnähhuvah  „den  Feinden*^). 

Hingegen  besagt  die  erste  Strophe  von  1 ,  64,  dass  der  Dichter 
sein  Gedicht  herausputzt  wie  ein  geschickter  Künstler  ein  Kunst- 
werk,  auf  dass  es  der  Gilde  genehm  sei.     In  diesem  Fall  bezieht 


1)  In  der  KoDstraktion  des  Satzes  stimme  ich  Oldenberg  SBE.  XL  VI, 
379  bei. 

2)  Zum  Wechsel  von  Dat.  und  Locat  Tgl.  1,  10,  6  tdm  U  9oJädtv&  mähe 
tdm  räyi  tdm  suvirye.  sakhÜve  und  sumrye  sind  mmüta-hokM.tiye  wie  in 
carmard  dmpinarn  hanii  u.  s.  w.    HBhSs.  in  Pfin.  8,  8,  86,  6. 

8)  Es  war  freilich  nicht  immer  so,  wie  RV.  1,  165,  6;  8,  7,  81  und  die 
Begebenheit  mit  dem  Asvatthabanm  Sat.  Br.  4,  8,  8,  6  sdgen« 

4)  Auch  unter  äbhüsu  in  1,  56,  8  sind  rielloicht  die. Marut  zu  Verstehen, 
wfthrend  Säy.  dort  das  Wort  seltsamer  Weise  als  „GeOngnis"  erkllbi. 


Geidner,  Vedisch  vidtUha.  749 

sich  viddAa  nicht  auf  die  ganze  Göttergenossenschaft,  sondern  nur 
auf  die  Marui  In  einer  Reihe  von  Stellen  wird  vidätha  ganz 
synonym  mit  gand  gebraucht  und  bezeichnet  die  Schar  oder  die 
Scharen  der  Marut,  wie  Roth  schon  richtig  erkannt  hat: 

1,  89,  7  hibhamydväfno  viddihesu  jdgmayah 
^schmuck  gehend,  in  Scharen  ziehend''. 

1,  85,  1  mädanti  vlrd  viddihesu  ghffvayah 
1,  166,  2  hrÜanti  hrlld  vtddAe^  ghf^vayah 

ghjrsvi  hat  Roth  als  , munter,  lustig*'  gedeutet,  M.  Müller 
richtiger  als  «wild*.  Ludwig  giebt  dem  Wort  die  verschieden- 
artigsten Übersetzungen.  Die  Wahrheit  ist  auch  hier  bei  Säya^a 
zu  finden,  der  in  9,  101,  8  ghf^ayah  ^wcch.  parasparam  spar- 
dhamänäh  erklärt.  Die  gdvo  ghf^vayah  sind  dort  nach  Säy.  die 
stutilalcfianä  väcah^).  Auch  damit  hat  er  wohl  das  richtige  ge- 
troffen; zu  vergleichen  ist  7,  18,  3  pasprdhändso  gtrdh.  ghf^he- 
deutet:  «vorstürmend,  vordr&ngend,  einander  zuvorziäonmien  suchend, 
ungestüm*,  viddthe^  ghfP^V^  2^1  «in  Reihen  (Kolonnen)  vor- 
w&rtsstürmend*.  Wegen  ghr^irädhas  (Beiwort  der  Marut)  7,  59,  5 
verweise  ich  auf  1,  168,  7  (besprochen  in  Ved.  Stud.  ü,  253).  Die 
Zugehörigkeit  von  ghfpn  zu  Wz.  hr^  ist  zweifelhaft.  Der  Dhätu- 
pä^ha  verzeichnet  för  ghr^  nur  die  Bedeutung  aamghar^,  Böht- 
lingk  notiert  in  PW.  aus  einer  anderen  Wurzelsanunlung  auch 
die  Bedeutung  aamhar^a,  aamghar§a  und  aamhar^a  sind  insofern 
mit  einander  verwandt,  als  sie  beide  auch  die  apardhä  bezeichnen. 
ghr^  ist  wie  schon  Säya^a  erkannt  hat  mit  spardh  synonym,  und 
weiter  auch  mit  yat  in  der  hier  anzureihenden  Stelle 

5,  59,  2  antdr  mahS  viddthe  yetire  ndrah  \ 
Ich  glaube  nicht,  dass  das  PW.  die  Grundbedeutung  der  Wz.  yat 
richtig  getroffen  hat').  Im  Par.  bedeutet  yai:  «anspornen,  an- 
treiben^; im  Ätm.  «sich  gegenseitig  anspornen,  um  die  Wette 
losstürmen,  mit  einander  wetteifern,  kämpfen,  sich  anstrengen*. 
Also:  «die  Männer  stürmen  in  grosser  Kolonne  um  die  Wette  vor- 
wärts*. Cf.  äravasydvo  nd  prtanäsu  yetire  1,  85,  8;  ^tä  nd  yetire 
10,  77,  2.  Den  Zug  der  Marut  dachte  man  sich  wie  den  der 
Sonnenrosse,  die  wiederum  mit  Zugvögeln  verglichen  werden  in 
1,  163,  10  hamsd  iva  drenüö  yatante.  Was  dort  viddihe^  ist  hier 
drenüdh :  vidätha  =  drinii 

•  •  ■ 

1,  167,  6  dsthäpayamia  yuvaiCtn  ydvändh 

iubhS  rdtnüläm  viddthe^  pajrdm 


1)  Aach  sonst  nimmt  SSj.  für  go  öfters  die  Bedentaog  väc  (wie  im  klass. 
8kt)  oder  stiUi  11^  s.  B.  1,  173,  8;  180,  5  (an  beiden  Stellen  darchus  pusend), 
8,  24,  20  (vgl  A&.  Os.  1,  1,  4);  2,  21,  5.    Diese  Erklärung  stammt  ans  Naigh.  1, 11. 

2)  Das  hat  Roth  z.  T.  selbst  «eingestanden  ZDMG.  41,  676.  H.  Müller 
giebt  yeUre  weit  richtiger  durch  „to  striye  together**  wieder. 

3)  Das  Par.  hat  schon  Lndwig  so  gefasst  z.  B.  5,  65,  6. 


750  (jddnisr,  Veilisch  .viddtha. 

Die  Wortstellung  ist  geschickt  gewählt,  nimüla  hat  immer  eine 
Ergänzung  im  Locativ,  muss  also  hier  mit  dem  folgenden  vidaihe^u 
konstruiert  werden.  Dasselbe  gilt  aber  auch  nach  der  Stellung  am 
Ende  des  Fäda  und  den  analogen  Konstruktionen  für  pctfräm.  Auch 
hier  soll  durch  die  Schlussworte  die  besondere  Stellung,  welche 
die  RodasI  im  gana  der  Marut  einnimmt,  gekennzeichnet  werden. 
Das  ist  aber  bei  den  bisherigen  Deutungsversuchen  von  pajrd  nicht 
möglich*).  Der  Vergleich  mit  nrjyog  ist,  wie  immei:,  irreleitend 
gewesen.  In  der  Mehrzahl  der  Stellen  ist  Pajra  der  Name  eines 
bestimmten  Zweiges  des  grossen  Gotra  der  AAgiras  (vgl.  PW.  und 
Bergaigne  11,  479).  Es  kommen  für  das  Adjektiv  pajrd  nur  fonf 
Stellen  in  Betracht.     Die  wichtigsten  sind: 

1,  158,  3  yuktö  ha  yäd  väm  Taugrydya  perdr 
vi  mddhye  drnaso  dhdyi pajrdh  \ 
lipo,  väm  dvah  iarandm  gameyam 

8,  63,  12  yaJjt  idrnaaie  stuvatS  dhdyi  pajrd 
indrajye§thä  aamän  avcentu  deväh  \ 

Die  Worte  dhdyi  pajrdh  am  Ende  des  Stollens  sind  zu  beurteilen 
wie  die  fünfmal  den  Pädaschluss  bildende  Redensart  dhäyi  dar- 
4atdh  5,  56,  7;  8,  70,  2;  resp.  dhäyi  daräatdm  1,  141,  1;  4,  36,  7; 
5,  66,  2,  d.  h.  sie  gehören  eng  zusammen  und  bilden  das  Prädikat 
des  Satzes,  dhäyi  ist  s.  v.  a.  , machte  sich,  ward  (wird)*,  dhayi 
dariatdh  =  «ward  sichtbar*.  Auch  die  Worte  dhäyi haryatdk  In 
10,  96,  4  sind  so  zu  konstruieren.  Der  An£Euig  von  8,  63,  12  c  ist 
formelhaft^  und  kehrt  in 

5,  42,  7  ydh  ddmaate  atavatS  idmbhaviathah 

und  6,  62,  5  yd  idmsate  atuvatS  idmhhavi^thä 

wieder,  dhäyi  pajrdh  entspricht  also  dem  ddmbhavi^thah.  Auch 
sonst  sind  Anzeichen  vorhanden,  dass  pcjrd  begrifflich  nicht  weit 
von  dambhii  (=  suhha^ya  bhävayitäj  Säy.)  abliegt,  vidätheau 
pcjrdm  in  1,  167,  6  erinnert  an  viddthefu  iambhilvam  1,  40,  6 
und  dieses  wieder  an  viddthesu  cdrum  7,  84,  3,  beide  Male  am 
Ende  des  Stollens.  Entscheidend  ist  schliesslich,  dass  die  RodasI 
in  5,  56,  8  surdnäni  bCbhraü  („die  Reize  besitzende*")  in  Str.  9 
dieses  Liedes  auhhdgä  und  wahrscheinlich  in  1,  167,  7  subhsgd 
heisst  ^.  pcjrd  ist  ==  subhaga,  s.  v.  a.  glückbringend,  lieb,  erwünscht, 

1)  Cf.  neuerdings  Baanack   in   KZ.  35,  633.     Er   giebt  dem   Wort   die 
Bedeutung  „frisch,  frische  Kraft  gebend". 

2)  Cf.  Baunack  p.  538. 

3)  So  sehr  ich  im  allgemeinen  gegen  Kox\jekturen  im  KV.  misstrauisch 
bin,  so  kann  ich  mich  hier  der  Vermutung  nicht  entschlagen,  dass  mihhägdh 
Kedaktionsfehler  für  subhägä  sei,  hervorgerufen  durch  falsche  Auffassung  von 
jdmr  als  acc.  plur.  In  dem  ganzen  Lied  wird  BodasI  als  die  Begleiterin  der 
Marut  geschildert,  Fasst  man  jdmr  als  Nom.  sg.,  was  trotz  jdm  in  4,  58,  X 
und  trotz  des  Accents  nach  Lanman  p.  377  möglich  bt,  und  schreibt 
man  subhägä t  so  wäre  der  Sinn:  „so  oft  die  männlich  gesinnte  (Vf^cvnana/i 
=  nrmdnäh  in  Str.  5),  stolze,  sogar  trotzige  als  ihre  geliebte  Frau  mitfährt**» 


Geldner,  Vedisch  viddtha.  751 

und  in  specie  beliebt  oder  geliebt  von  der  Frau.  Damach  ist  zu 
übersetzen:  1,167,6  ,,Die  Jünglinge  hoben  die  jugendliche  zum 
Schmuck  (auf  den  Wagen),  sie  die  Gesellin  der  Schaar  (und)  Lieb- 
ling*. 1,  158,  3  (Wie  damals)  als  euer  geschirrter  strotzender 
(Wagen  *))  dem  Tugrasohn  mitten  auf  dem  Meer  iVillkommen  *) 
ward,  so  möchte  ich  in  euren  Schutz  und  Schirm  gelangen*. 
8,  63,  12  (Indra)  welcher  dem  preisenden,  lobsingenden  glück- 
bringend ist,  (und)  die  Götter  mit  Indra  an  der  Spitze  sollen 
xms  schützen*.  In  der  Konstruktion  des  Satzes  bin  ich  Säyana 
gefolgt.  Die  pafrd  in  9,  82,  4  ist  nach  Säja^a,  der  sich  hier 
ausdrücklich  auf  eine  ältere  ungenannte  Autorität  stützt,  die  Erde. 
In  1,  190,  5  fasse  ich  pajrdh  mit  Ludwig  (III,  109)  und  Ber^ 
gaigne  als  Eigennamen  und  nehme  mit  beiden  eine  Feindsehaft 
zwischen  den  Pajras  und  Agastya  an.  Zugleich  scheint  mir  aber 
die  Stelle  einen  Wortwitz,  eine  Anspielung  auf  die  Adjektiv- 
bedeutung von  pajrd  zu  enthalten.  Die  Pajras  (die  lieben)  sind 
in  Wahrheit  päpdh, 

4.  viddtha  bezeichnet  aber  nicht  ausschliesslich  die  Güde  oder 
Zunft  als  ständige  Korporation,  sondern  auch  das  zum  Zweck  eines 
Opfers  zusammengetretene  Konsortium  von  Priestern,  den  Konvent, 
insbesondere  das  vollzählige  Priesterkollegium,  wie  es  für  die  grossen 
Somaopfer  notwendig  war.  Durch  Metonymie  wird  der  Ausdruck 
vidcUha  auf  das  Somaopfer  selbst,  resp.  auf  dessen  einzelne  Ab- 
teilungen, die  savanas  übertragen.  In  unmittelbarer  Nähe  von 
tnddtka  erscheint  öfters  yajnd  (vgl.  Bloomfield  a.  a.  0.  16) 
oder  havts  und  zwar  stehen  beide  Wörter  entweder  parallel  wie 
in  3,  3,  3  ketüm  yajhänäm  viddthasya  sädhanam  und  8,  11,  1.  2, 
viddthe  —  havi^  6,  52,  17,  oder  in  verschiedenem  Kasus  wie 
7,  84,  8;  10,  100,  6.  Diese  beiden  Stellen  lassen  noch  den  eigent- 
lichen Unterschied  beider  Wörter  durchfühlen:  yaßid  ist  die  Hand- 
lung, aber  viddtha  sind  die  handelnden  Personen.  Die 
oben  mitgeteilte  Erzählung  eines  Brähmana  lehrt,  dass  gewisse 
Brahmanenfamilien  es  als  ihr  Privileg  betrachteten,  die  rtvijah  für 
das  Somaopfer  des  königlichen  Yajamäna  zu  stellen.  In  noch 
höherem  Grade  werden  diese  Ansprüche  bei  den  alten  Dichter- 
geschlechtem  des  ]^Y.  bestanden  haben.  Daraus  entsprangen  die 
fortwährenden  Reibereien,  die  wir  schon  im  ^V.  zwischen  den 
Zeilen   lesen.     Der   Neid   um   die   dakfinä   gab    der   gegenseitigen 

1)  B  er  gaigne,  Pischel  (Ved.  Stud.  I,  90)  und  Baunack  beziehen 
den  Vera  anf  den  Soma.     Obige  Deatang  hat  den  Vorsug  der  Einfachheit. 

2)  In  diesem  Sinn  ümb  ich  auch  jdthakuya  jüefäi  in  der  Bhigynstelle 
1,  182,  6,  in  deren  KonstnÜKtion  ich  ganz  mitBaunaok  a.  a.  O.  p.  550  aber- 
einstimme.  Wie  dort  der  Wagen  pajrd ,  so  sind  hier  die  Schiffe  jdthalasya 
jüetäh.  Da  hrd  aach  im  Sinn  von  kuksi  und  udara  gebraucht  wird,  bes. 
wo  es  sich  um  den  Somatrnnk  handelt,  so  könnte  nrngektlhrt  jdthala  s=i  jathara 
*=  hrd  und  jdthaUuya  pMta  b=  hrdya  sein.  Das  wilre  wieder  ein  Fall  der 
krenzweisen  BedentnngsUbertragung  bei  Synonymen,  über  welche  ich  Ved.  iStud. 
U,  277  gesprochen. 


752  Gddner,  Vedüeh  viddtka, 

Eifersucht  immer  neue  Nahrung.  Thatsftchlich  laufen  Dichter- 
geschlecht, Gelehrtenzunft,  Priesterpartei  und  coUegium  sacerdotum 
bei  dem  Opfer  oft  auf  dasselbe  hinaus,  so  dass  der  Bedeutungs- 
Wechsel  von  viddtka  nur  scheinbar  oder  ganz  geringfügig  ist. 
Auch  bei  den  Buddhisten  bezeichnet  aangha  den  geistlichen  Orden 
und  ein  Kapitel  Yon  Mönchen;  gana  die  gesamte  Gemeinde  der 
Bhikkhus  und  auch  „a  small  chapter  of  priests^^  (Childers  s.  v.). 
Unter  vidätha  sind  dieselben  Personen  zu  verstehen,  die  sich  in 
den  sakralen  Liedern  des  "^Y,  sAs  gand  (gand  ä  ni^ddya  6,  40, 1 
=  aamaistotrsanghe  Säy. ;  ni  ^  sida  ganapate  ganSpi  10,  112,  9 
=  atotrganefu  Säj.),  als  „unsere  Partei*  {ctsmäkam  ardhdm  ä 
gaht  4,  32,  1),  als  „die  Freundschaft*  (ddhi  stotrdaya  aakhydsya 
gätana  „gedenket  des  Loblieds  der  Genossenschaft"  5,  55,  9  nnd 
Tgl.  adhmcm  —  viddtke  in  1,  31,  6)  und  als  die  „Grenossen*  oder 
„Kollegen"  bezeichnen:  aamähkir  Inira  adkkibhir  huvändh 
10,  112,  3;  pdrt  tväaaie  nidhtbhih  adl'häydh  10,  179,  2  (hier  in 
b  der  madhyamdina  erwfihnt),  aomydaäh  adkhäyah  3,  80,  1,  im^ 
adkhäyah  aomiridh  8,  45,  16,  branmänah  adkhäyah  5,  32,  12. 
adkhäyah  kärdvah  8 ,  92 ,  33  oder  im  Vokativ :  kaihd  rädhäma 
aakhäyah  atdmarn  1,  41,  7;  5,  1 ;  5,  45,  6;  6,  48,  11  und  in  Ver- 
bindung mit  dem  beliebten  vah  6,  16,  22;  23,  9;  9,  105,  1.  Bis- 
weilen wird  der  Sprecher  neben  den  Kollegen  besonders  erwähnt: 
grnat4  adkhibhyah  3,  30,  15  (cf.  atotfbhyo  grnatS  ca  7,  3,  10), 

9,  96,  4  tdd  uianti  vdva  imS  adkhäyaa 

tdd  cJidm  va^mi  pavamäna  aoma  | 

In  9,  98,  12  werden  die  adkhäyah  den  Suris  gegenübergestellt  : 

tdtn  aakhäyah  purorucam 

yüydm  vaydm  ca  aürdyah 
adydma  väjagandhyam 

aan^ma  vajapaaiyafn  \ 

Hier  werden  also  die  Sprecher  selbst  aürdyah  genannt  S.  V.  frei- 
lich stellt  yüydm  und  vaydm  um.  Über  aürC  möchte  ich  mich 
an  diesem  Ort  nicht  endgiltig  entscheiden.  So  gewiss  es  an  vielen 
Stellen  den  Yajamäna  im  Gegensatz  zu  den  atotarah^  jarüäraJi, 
grndntah  bezeichnet,  so  gewiss  ist  auch  das  Gegenteil  davon  der 
Fall.  Ich  verweise  namentlich  auf  tvötäaah  —  vaydm  te  ayäma 
aürdyo  grndntah  4,  29,  5,  tdva  priyäaah  aürfyu  ayäma  7,  19,  7, 
femer  1,'54,  11  =  10,  61,  22;  6,  8,  7.  In  1,  22,  20  können  unter 
aürdyah  nur  die  in  der  folgenden  Str.  genannten  vfpräao  vipanyä- 
vah  gemeint  sein.  Auch  die  klassische  Bedeutung  von  aüri  kann 
nicht  vom  Hinunel  gefallen  sein,  sondern  muss  in  logischem  Zu- 
sammenhang aus  der  vedisehen  erwachsen  sein. 

In  7,  84,  3  stehen  die  viddthäni  den  Süris  gegenüber:^) 

1)  viddiha  und  mri  stehen  auch   in   1,  153»  8   beisammen«    Dort  liegt 
die  Schwierigkeit  nar  in  süri. 


:  L'. 


[  ■ 


i, 


j 


Geldner  .  Vediseh  viddtha.  753 

krtdm  no  yctfftdin  viddthe^u  cdrurn 
krtdm  Irdhmäni  aürfyu  prcbdastä  \ 

, Machet,  dass  nnser  Opfer  im  PriesterkoUegium  glückbringend  sei, 
machet,  dass  unsere  Gebete  bei  den  Süris  Beifall  finden '^ '). 

Wörter,  die  im  Skt.  „schön,  angenehm,  erfreulich*'  bedeuten, 
werden  auch  prägnant  im  Sinn  von  ,  Glück  verheissend,  glück- 
bringend" gebraucht.  Ich  verweise  auf  kctb/äna,  dubha,  dobhana^ 
'pwnya  und  die  betreffenden  Artikel  bei  Apte.  Es  mag  darum 
erlaubt  sein,  diesen  Bedeutungswechsel  hier  für  caru  anzunehmen, 
besonders  mit  Bücksicht  auf 

1,  40,  6  tdm  id.  vocemCL  viddthe^  iambkdvam 
mdntram  devä  anehäsam  \ 
und 

10,  100,  6  yajfidd  ca  bhüd  vicUUhe  cdrur  dntamah 

„und   das  Opfer   möge   ir.  PriesterkoUegium   glückbringend,   (von 
den  Göttern)  bevorzugt^)  sein*. 

Auch  hier  handelt  es  sich  wohl  um  die  spcardhä  verschiedener 
opfernder  Parteien.  Wir  haben  in  den  Ved.  Stud.  wiederholt  auf 
diese  spardhä  hingewiesen.  Man  betrachtete  die  Priesterschaft 
«ines  anderen  Tajamäna  als  feindselige  Eonkurrenten.  Das  Bild 
des  Bennsportes  oder  der  Schlacht  drängt  sich  dabei  deufi  Dichter 
von  selbst  auf.     So  heisst  es  7,  93,  3—4: 

üpo  ha  ydd  vtädtham  vajino  ffdr 

dhAMr  vCpräh  prdmatim  icchdmänäh 

drvarUo  nd  Tcä^thäm  ndksamäna 
Indrägni  johtivato  ndras  ^  ||   3 

girbhCr  vCprah  prdmcUim  tcchdmäna 
iäe  raytin  yaddsatn  pün^abhdfam 

,Wenn  sie  kampflustig  sich  zum  Opferkonvent  begeben,  die  Brah- 
manen,  die  mit  Liedern  die  Gunst  ^)  (der  Grötter)  suchen,  gleich 
Bossen,  die  in  die  Bennbahn  (oder:  auf  das  Schlachtfeld,  Säj.) 
*  kommen,  Indra  und  Agni  anrufend,  diese  Männer,  (4)  dann 
fleht  der  mit  Liedern  die  Gunst  suchende  Brahmane  um  einen 
rühmlichen  bevorzugten  Gewinn". 

vaßn  ist  auch  in  3,  29  7  ;  6,  7,  3;  7,  56,  15  Epitheton  des  vipra, 
in  1,  86,  3  aber  drücken  väjtnah  und  vfpram  den  bekannten  Gegen- 
satz des  Tajamäna  und  Sängers  aus.  Ludwig  möchte  diesen 
Gegensatz  auch  in  tmserer  Stelle  sehen;  doch  erscheint  mir  die 
obige  Auffassung  ungezwungener. 


1)  In  Gestalt  einer  Belohnung,  falls  die  Saris  hier  die  YajamSnas  sind. 

2)  Dies  scheint  mir  der  Sinn  von  dntama  za  sein.     Eine  erneate  Unter- 
snchong  des  Wortes  könnte  allerdings  die  obige  Übersetznng  nmstossen. 

8)  prdmati  =  anugrahabuddhi  SSy. 

Bd.  LH.  49 


J 


754  Geldner,  Vedisch  vidaJtha. 

Es  würde  zu  weit  führen  und  die  Exkurse  über  Gebühr  ver- 
mehren, wollte  ich  alle  einschlägigen  Stellen  ausführlich  durch- 
sprechen, in  welchen  viddtha  entweder  das  amtierende  Kollegirun 
der  rtvyah  oder  lak^anayä  das  Opfer  selbst  bedeutet.  Ich  will 
nur  den  Versuch  machen,  dieselben  einigermassen  zu  ordnen: 

1.  in  Verbindung  mit  Wz.  madi 

6,  52,  17  asmin  no  adyd  vtddthe  yajaträ 

vCdve  devä  havfyi  mäaayadhvam ; 

ähnlich  8,  54,  2  (hier  neben  8t6me) ;  10,  12,  7 ;  cf.  asmin  —  sdvane 
mädayasva  2,  18,  7 ;  asmin  yajnS  mandasänä  4,  50,  10. 

2.  Komm  zu  oder  lass  dich  nieder  bei  unserem  Konvent: 

1,  186,  1  d  na  iläbhtr  vtddthe  sitdasti 

vifvdnarah  Savitd  devd  etu  \ 

7,  57,  2  asmdkam  adyd  vidäthesu  barhir 
d  vUdye  sadata  pipriyändh  \ 

8.  Das  Lied  wird  viddihe^  im  Kreise  des  PriesterkoUegiums 
vorgetragen  oder  der  Gott  in  diesem  verherrlicht: 

7,  99,  6  rarS.  väm  stömam  viddfhesu  Visno. 

8,  89,  1.  2  maMh  —  yd  jdgrvir  vtddthe  iasydmäbnä, 

10,  96,  1  prd  te  maJiS  viddthe  dafnsisam  hart, 

7,  73,  2  d  väm  voce  viddtliesu  prdyasvän.'^) 

4,  21,  4  tdm  u  staväma  vtddthesv  Indram, 

stüid  viddthe  6,  24,  2,  tnddthesu  süstutäA  1,  166,  7,  pravaksyämo 
viddthe  viryäni  1,  162,  1,  viddthesu  pravdcyah  4,  86,  5;  prid  u 
tu  te  viddthesu  braväma  5,  29,  18. 

4.  Agni  als  Mittelpunkt  des  Priesterkollegiums  wie  überhaupt 
des  viddtha  (s.  o.),  Bloomfield  p.  16.  viddthe^  didyat  1, 148,  7, 
viddthasya  ketdm  1,  60,  1;  viddthasya  sddhanam  8,  8,  8,  — 
prasädhanam  10,  91,  8;  viddthäni  sddhan  8,  1,  18;  viddthäni 
pracoddyan  8,  27,  7,  viddthe  ydjadhyai  8,  1,  1.  —  Ebenso  vom 
Soma  9,  97,  56;  82,  1. 

5.  Einzelne  Priester  im  Priesterkolleg  namhaft  gemacht:  andkti 
ydd  vom  viddthe^  hota  1,  158,  2;  brahmdneva  viddtha  uktha^dsa. 
2,  39,  1;  von  Agni:  Agnim  hötäram  viddthäya  j'fjanan  10,  11,  3; 
6,  11,  2.  Zweifelhaft  ist'l,  158,  3.  Dagegen  gehört  10,  110,  7 
jrracoddyantä  viddthesti  kärä  (von  den  daCvyä  hotära)  wohl  zu 
den  unter  1  und  2  besprochenen  Pädaschlüssen. 

Schon  Säya^a  hat  zu  2,  4,  8  (vgl.  Bloomfield  p.  17): 

nu  te  purvasydvaso  ddhitau 
trtiye  viddthe  mdnma  damsi  \ 

1)  Auch  hier  wohl  mit  dem  Schhisswort  enger  za  verbinden.  Erst  «ine 
Untersuchung  über  pi'dyas  wird  das  sicher  entscheiden. 


tiddner,   Vedüeh  viddtha.  755' 

den  Ausdruck  trttjfe  vidäthe  auf  das  titiyasavavam  bezogen.  Doch 
fCgt  er  noch  eine  zweite  Erklaning  liinzn ,  weil  ihm  der  Wider- 
sprach der  ersteren  mit  dem  Viniyoga  des  Liedes  bedenklich  er- 
scheinen mochte.  Im  Ritaal  hatte  das  Sokta  seine  Stelle  im 
Prätaranuväka  (AS.  Sr.  4,  13,  7).  SäyoQa  meint,  mit  trliye  viddihe 
könne  auch  die  dritt«  Liturgie  (traft*'))  im  Frätaranuväka  gemeint 
sein.  —  Auch  in  3,  54,  11 ;  56,  5 — 8  hat  schon  Säya^a  richtig  die 
drei  saranas  herausgelesen: 

8,  56,  8  tr(r  ä  div6  vidäthe  aantu  devith 
3,  54,  11  trfr  d  div6  viddihe  päü/amänah 
3,  56,  &  trfr  ä  div6  viddüie  pdtyamanäh^ 
, Dreimal  des  Tages  zu  dem  Priest erkonvent  eilend*. 

S&y.  erklKrt  pdtyamana  beide  Male  mit  ügacchan.  Auch  sonst 
bringt  er  diese  Erklärung  statt  der  üblichen  von  aiävarya  (nach 
Naigh.  2,  21)  vor:  gaccftati,  Ogacdiaä  1,  128,  7 ;  3,  56,  S";  ö,  2,  1 ; 
65,  3 ;  66,  1 ;  7,  18,  16,  oder  paläyate  7,  18,  8  ;  abhi-pat  =  oiAr'- 
gam  8,  102,  9,  =  abkipräp  10,  132,  3.  Wenn  ich  auch  zugeben 
will ,  dass  Säyaija  pat  IV  mit  pat  I  (cf.  Dhätupätha)  verwechselt 
bat,  so  ergeben  diese  Erklärnngen  doch  z.  T.  einen  vorzttgUcben 
Sinn.  Die  Vermischung  beider  Wurzeln  könnte  alt  sein.  Endlieh 
stelle  ich  mit  Bloomfield  hierher  5,  3,  6: 

vaydm  Ägae  vanuyäma  tvötä 

vasüydvo  havfsä  büdhyamünSh  \ 
vaydm  aamaryi  vidäthegv  dhnäm 

vaydm  räyd  aahaaos  ptUra  märtän  \\ 
,Wir,,o  Agni,  woUen  ausstechen  mit  deiner  Hilfe,    nach  Gut  be- 
gehrend, mit  unsrem  Opfer,  wachend"),    wir  im  Wettstreit') 
in    den  Konventen    der    (drei)    Tt^szeiten,    wir   durch  Reich- 
tum'), o  Sohn  der  Kraft,  die  (anderen)  Sterblichen". 

Dass  der  Plural  von  ä/ian  im  '^V.  auch  die  Tageszeiten  be- 
liehne, scheint  mir  für  eine  ganze  Reihe  von  Stellen,  besonders 
in  der  Verbindung  mit  div,  eine  annehmbare  Vermuthung: 

1,  130,  10  Divodäs^hiT  Indra  atävüno 

vävrdAithd  dhobhir  ica  dyaüh  \ 

])  Vgl.  Hang,  Zu  Alt.  Br.  II  p.  111  □. 

t)  vidälhrsn  $amrut  in  deneibsu  SIrupbe  lonssts  tus  den  oban  du 
gelegten  Gründen  znr  ersten  Bedantang  gezogen  werden.  U«u  enieht  *ui  dt 
Stelle,  wie  die  Bedeatnngen  in  elaander  spielen. 

3)  Um  in  der  FtUbs  kIs  der  Erate  der  Konkurrenten  auf  dem  Platz  i 
«ein.     tüdhyamäna  Igt  der  FrühaubEeher  des  bekanaten  geäUgellen  Wortes. 

4)  Hit  aDdeieii  SttngeTD,  wieder  die  tpardhil. 

5)  cf.  rayim  yinavdnümahai  9,  101,9;  gemeint  ist  in  S,3,  6  die  daJci^'u 


756  Geldner,  Vedimsh  tfiddtha. 

,YoD  den  Divodäsas^)«  o  Indra,  gepriesen,  mögest  du  wachsen  wie 
der  Tag  durch  seine  Zeiten*. 

1,  151,  9  nd  väm  dydvö  ^kabhir  nitd  sfndhavo 

nd  devatvdm.  pariäyo  nänadur  maghdm  \ 

, Nicht  reichen  die  Tage  mit  ihren  Zeiten  noch  die  Ströme,  noch 
die  Pai;^is  an  eure  Gottheit  noch  an  euren  Beichtum^.* 

10,  7,  4  dyübliir  asmä  dhabhir  vämdm  asiu 
,(alle)  Tage,  (alle)  Tageszeiten  soll  ihm  Freude  sein*  I 

2,  19,  3  d^anayat  atryani  viddd  gd 

aJctünähnäm  vayünäm  aädhat  \ 

„(Indra)  hrachte  die  Sonne  zum  Vorschein,  er  fand  die  Küh^,  durch 
ihr  (der  Sonne)  Licht  regelte  er  die  Reihenfolge^  der  Tages- 
zeiten*. 

3,  34,  4  prdrocayan  mdnave  hetdm  dhfnäm 

dvindoj  jydtir  brhatS  rdnäya  \ 

„Er  Hess  aufleuchten  für  den  Menschen  den  Weiser  der  Tages- 
zeiten; er  fand  das  Licht  zu  hoher  Freude*. 

Gemeint  ist  der  Agni  Yai^vänara  als  Sonne  wie  in  10,  88,  12: 

viivdsmä  Ägnitn  bhdvanäya  devä 

Vaüvänardm  ketdm  dhnäm  akrnvan  \ 

•  •  •         1 

„Die  Gatter  machten  den  Agni  Vaiävänara  für  die  ganze  Welt  zum 
Weiser  der  Tageszeiten*).* 

Ebenso  1,  50,  7  und  10,  85,  19  im  ersten  Hemistich,  das  Weber 
(Ind.  Stud.  5,  184)  auf  die  Sonne  bezieht*). 

6,  7,  5  VaUväTiara  tdva  tdm  vrcUdni 

mahäny  Agne  ndkir  d  dadharsa 
ydj  jdyamänah  püror  updatM 
'vmdah  ketdm  vayüne^  dhnäm  \\ 


1)  Der  traditionelle  Dichter   des  Liedes,   Parucchepa,   war  dn  Sohn  des 
BftJarM  DivodSsa. 

2)  D.  h.  die  Tage  nnd  Ströme  an  ihre  Gottheit,  die  Panis  an  ihren  Reich- 
tum.    Nach  S&y.  soll  hier  ahan  die  Nacht,  div  den  Tag  bezeichnen. 

3)  Über  vayüna  vgl.  Fischöl,  Ved.  Stad.  I,  295 f. 

4)  Agni  hat  als  Sonne  die  Himmelsrichtungen  und  die  Zeiten  (des  Tages 
und  Jahres)  festgestellt:  1,  95,  3  pürväm  änu  prd  dUam  pdrthivänäm  rtün 
pra^dsad  vi  dadkäv  anusthü  „Die  östliche  Richtung  der  irdischen  Rftume 
(kennt  er).  Regulierend  bestimmt  er  die  Zeiten  in  richtiger  Folge".  anustkA  ist  «^ 
aamycüe  (Säy.).  Der  überlieferte  Text  prd  dUam  lässt  sich  gegen  die  Koi^ektur 
pradtiam  (Roth,  Grassmann,  Oldenberg)  und  trota  2,42,  2;  9, 111,  Sund 
VS.  17,  66  gut  verteidigen.  Es  ist  hier  wie  in  RV.  4,  29,  3  jänaü  au  prä  xu 
aupplieren.  4,  29,  3  ärfwdyid  €uya  hdrnä  vajayddhyai  jüstäm  dtiu  prd 
dÜ(tm  mandayddhycu  „Lass  es  seine  Oluren  hören,  dass  er  nch  beeile  (?); 
(er  kennt)  die  gewohnte  Richtung  (zu  uns),  um  sich  zu  berauschen**. 

5)  Doch  vgl.  RV.  4,  13,  1;  VS.  11,  17. 


Geldner,   Vedisch  vidätha.  757 

9O  Agni  VaisYänara  an  diese  deine  grossen  Werke  hat  noch  keiner 
getastet,  dass  du  eben  geboren  aus  der  beiden  Eltern  Schoss 
ein  Erkennungszeichen  erfandest  in  der  Beihenfolge  der  Tages- 
zeiten*. 

7,  41,  4  lUd  prapiivd  utd  mddJiye  dhnäm 

ybeim  Vorrücken  und  in  der  Mitte  der  Tageszeiten*,  d.  h.  bei  vor- 
gerückter Tageszeit  und  um  Mittag. 

Das  passt  noch  besser  zu  meiner  Ved.  Stud.  11,  178  vorgelegten 
Deutung  von  prapiivd  als  Tageszeit.  Ebenso  ist  ahhipttvS  dhnQfra 
1,  126,  8;  4,  84,  5;  35,  6  zu  verstehen:  wenn  die  Tageszeiten  zur 
Büste  gehen.  Dieselbe  Bedeutung  müssen  wir  auch  für  den 
Singular  dhah  in  TBr.  1,  5,  8,  1  annehmen:  Mitrdsya  aamgavdh: 
tdt  punyam  t^asvy  dhah,  tdsmät  tdrhi  paddvah  samayanti. 
Schon  Ludwig  spricht  zu  5^.  10,  39,  12  die  Vermuthung  aus,  dass 
dort  vbhS  dhanl  den  Vor-  und  Nachmittag  bezeichne.  — 

In  1,  92,  5  svarutn  nd  piio  viddtheav  avjdn 

cärdrn  div6  dtihitd  bhänum  adret  \ 

ist  der  Lokativ  viddihe§u  mit  Fisch el  (Ved.  Stud.  11,  124) 
temporal  zu  fassen :  „zur  Zeit  des  viddäw/*' ,  d.  h.  wann  das 
Priesterkollegium  amtiert,  nämlich  bei  dem  pratahaavana. 
Ich  tibersetze  nach  Pischel;  „Die  Tochter  des  Himmels,  die 
(sich  selbst)  Schminke  aufträgt,  wie  (man  Schmalz)  auf  den 
Svaru  (streicht),  verbreitet  während  des  Konvents  ihren  hellen 
Schein*. 

In  ähnlichem  Zusammenhang  findet  sich  viddtha  in  AV. 
1,  13,4: 

sä  no  mrda  viddthe  qmänä. 

Freilich  kann  hier  von  einem  Savana  keine  Bede  sein.  Der  Sprecher 
in  den  Beschwörungsliedem  des  AV.  gebraucht  bald  die  Wendung 
„ich",  bald  „wir*.  Der  Vokativ  brahmänah  in  6,  68,  3  zeigt,  dass 
z.  B.  die  Godäna-Ceremonie  von  mehreren  Brahmans  .vollzogen 
wurde.  Ein  solches  Kollegium  von  Brahmans  heisst  in  1,  13,  4 
viddtha.  „Sei  uns  gnädig,  in  unserem  Bund  gepriesen!*  Angeredet 
ist  der  Blitz. 

5.  In  den  noch  unerledigten  Stellen  erweitert  sich  der  Begriff 
des  viddtha  zu  dem  eines  ^ana  im  allgemeinen.  Wie  frater  und 
ad^Xqiog  wird  viddtha  zur  Bezeichnung  zusammengehöriger  oder 
gleichartiger  Dinge  verwendet.  Die  Sprache  schwankt  zwischen 
bildlichem  Ausdruck  und  Abstraktion.  Deutlich  wird  jetzt  das 
Brahmodyam  in  VS.  23,  57: 

Jcdty  asya  visthäh  kdtu  aksdräni 
hdti  h&mäaah  katidhä  sdmiddJiah 

ycyfidsya  tvä  viddtha  prcchaan  dtra 
kdti  hötära  rtudo  yajanti  \\ 


758  Gddner,   Vediseh  vidatha. 

^Wie  viel  Formen  des  Opfers  giebt  es,  wie  viel  Silben,  wie  viele 
Opferspenden,  mit  wie  vielen  wird  (Agni)  angezündet?  Ich 
frage  dich  dabei  nach  den  vidathä  des  Opfers.  Wie  viel  Hotys 
opfern  je  zur  bestimmten  Zeit?* 

Die  folgende  Strophe  giebt  die  Antwort  darauf: 

sdd  asya  visfhdh  datdm  dkadräny 

aditlr  ho  mäh  samidho  ha  tisrdh 
yajMsyd  te  viddtkä  prd  bravlmi 

saptd  hotära  rtyJö  yqjanti  || 

„Sechs  Arten  hat  es,  hundert  Silben,  achtzig  Opferspenden,  drei 
Brennhölzer.  Ich  thue  dir  die  vidatha  des  Opfers  kund.  Sieben 
Hotrs  opfern  je  zur  bestimmten  Zeit". 

Diese  fünf  Begriffe  bilden  die  vidatha  des  Opfers.  Hier  lassen 
Tcdti  und  die  Zahlwörter  in  Str.  58  keinen  Zweifel.  Es  sind  die 
Beihen,  die  Rubriken,  oder  noch  abstrakter  ausgedrückt  die  Zalilen 
—  dies  ist  die  spätere  technische  Bedeutung  von  gana  —  des 
Opfers. 

9V.  3,  14,  1  ä  hotä  mandrö  vtädthäny  asthät 

Säyana  fasst  ä-asthät  =  präpnoti]  Ludwig  übersetzt:  „den 
Opferversammlungen  ist  der  Hotä  genaht" ,  Oldenberg:  „has 
taken  his  place  at  the  sacrifices".  Dies  scheint  auf  den  ersten 
Blick  die  einfachere  Lösung,  da  sie  uns  eine  neue  Bedeutung  von 
vidatha  erspart.  Aber  ä-sthä  bedeutet  in  den  meisten  Fällen 
„besteigen*  und  wird  so  in  demselben  Man^ala  von  Agni  gebraucht: 

3,  5,  7  ä  yönim  Agnir  ghrtdvantam  asthät 

„Agni  hat  seine  schmalzreiche  Stätte  bestiegen",  d.  h.  den  Feueraltar. 

Mit  der  Reihe,  die  Agni  in  3,  14  bestiegen  hat,  sind  entweder 
die  Altäre  der  tretä  gemeint,  oder  wahrscheinlicher  die  dhi^yäh 
im  Sadas,  welche  einen  wirklichen  gana  bildeten  und  mit  ähn- 
lichem Bild  in  Sat.  Br.  3,  6,  2,  1  vijdmänah  (=  hhräJboaro  bändha- 
väh  Säy.)  und  samankäh  heissen,  in  Sat.  Br.  9,  4,  3,  1  aber  als 
die  vüah  aufgefassi;  werden,  während  der  a^id  citah  das  k^atram 
vorstellt. 

Noch    deutlicher   schimmert    das    ursprüngliche    Bild   von    der 
Gilde  und  ihrem  Oberhaupt  in  der  folgenden  Stelle  durch: 

ßV.  3,  8,  5  fäto  jäyate  sudiTvatvS  dhnam 

samaryd  d  viddtlve  vdrdhamänah  { 
pundnti  dhirä  apdso  manisd  \ 
devayd  vipra  üd  iyarti  vdcam  || 

Str.  1 — 5  des  Lieds  verherrlichen  den  yüpa^  6 — 10  die  svdravah. 
Beide  sind  keineswegs  identisch,  wenn  auch  bei  den  svdravah 
wegen  casdlavantah  in  Str.  10  kaum  an  den  svaru  des  späteren 
Rituals  gedacht  werden  kann,     yupa  ist  der  grössere  Hauptpfosten, 


Geldner,  Vedüch  mddtha,  759 

die  svdravah  dagegen  scheinen  im  ^Y.  kleine  Nebenpfosten  zu 
sein,  die  vielleicht  —  nach  Str.  7  —  bei  dem  Behauen  des  grossen 
Pfostens  abfielen,  wie  der  spätere  svaru  (Weber,  Ind.  Stud. 
9,  222).  Alle  zusammen  bilden  ein  vidcUha,  eine  Gilde,  innerhalb 
deren  der  yüpa  als  der  irSyän  (Str.  4)  angesehen  wurde;  cf.  den 
oben  erwähnten  dfesthin.  Seine  erste  Geburt  ist  im  Wald;  sein 
Einzug  auf  den  Opferplatz,  wo  er  geschmückt  und  gesalbt  wird, 
galt  als  seine  zweite  Geburt  ^)  {jdyamänah  in  Str.  4,  jäyate  in  5) ; 
sein  Aufrichten  als  das  Heranwachsen  nach  dieser.  Oldenberg 
hat  zweifellos  Becht,  dass  mit  pdrivita  in  Str.  4  auf  das  upana- 
yanam  angespielt  wird.  Ich  übersetze  nunmehr:  «Jung,  schön  ge- 
kleidet, gegürtet  ist  er  erschienen;  er  wird  der  Oberste,  wieder 
geboren.  Die  weisen  Seher  richten  ihn  auf,  nachsinnend,  im  Geiste 
die  Götter  herbeiwünschend.  (5)  Geboren  wird  er  wiedergeboren 
zu  glücklicher  Stunde,  im  Wettstreit^)  in  seiner  Gilde  gross 
werdend.  Es  reinigen  ihn  die  weisen  Werkleute  mit  Bedacht;  der 
opfernde  Brahmane  erhebt  seine  Stimme*^. 

6.  Noch  ein  Wort  über  vidathyhl  Festzuhalten  ist  die  nach 
Pän.  4,  4,  98  und  5,  1,  5  angezeigte  Auflösung  durch  vidalh^su] 
aadhu  oder  vidathäya  hita.  rdtha  vidathyh  in  10,  41,  1  ist  der 
dem  opfernden  Kollegium  frommende  Wagen  der  Asvin.  Die 
Beziehung  auf  die  bei  dem  Somaopfer  kooperierenden  Priester 
ist  aus  den  vorangehenden  Worten  sdvanä  gänigmcUam  zu  ent- 
nehmen. Ebenso  ist  vidathyhni  rayim  in  6,  8,  5  der  der  Opfer- 
genossenschaft genehme  Gewinn  (die  daksinä).  Der  Agni  vidathyh 
in  8,  54,  1,  die  Vergleiche  vidathyo  nd  samräf  4,  21,  2  und 
vidathyäm  nd  virdm  ,wie  einen  in  der  Zunft  beliebten  Wort- 
fuhrer*  7,  36,  8  sind  oben  erledigt.  Hingegen  ist  vird  ,der 
Sohn*  in  1,  91,  20: 

söino  vlrdm  karmanyhm  dadäti 
sädanyhm  vidathyäm  aabhSyam, 

Der  Sinn  von  vidathyh  aber  bleibt  derselbe  wie  in  den  zuletzt 
angeführten  Stellen:  „der  Gilde  oder  Zunft  genehm,  bei  seinen 
Standesgenossen  beliebt*,  ebenso  AV.  20,  128,  1,  wo  sabh^yah  und 
vidathyäh  gleichfalls  asyndetisch  nebeneinander  stehen.  Dies  ist 
aber  nicht  der  FaU  bei  sabhävatl  und  vidathyä  in  '^Y.  1,  167,  3: 

guhä  cdranti  mdnu^  nd  yösä 
aabhdvati  vidathybva  adrn  vak  \ 

Hier  haben  Ludwig  und  Bloomfield  (p.  13 n.  und  18)  das 
Wörtchen  nd  übersehen.  Zu  übersetzen  ist  das  Hemistich  etwa 
so:  «Wie  eine  heimlich  zu  Männern  gehende  Frau  (geht)  sie  mit 
(den  Marut),  eine  Corona  (von  Liebhabern)  besitzend,   so  wie  eine 


1)  Ebenso  jätau  in  RV.  7,  33,  13  zu  fassen,  Vei.  Stud.  I,  260. 
8)  Mit  den  svdravah. 


760 


GeHdner,  fiedisck  viddtka. 


znnftgerechte  Bede  (eine  Corona  von  Hörern  hat)*.  Zu  isdm  er- 
gänzt man  am  einfachsten  nach  Päda  c  carati,  — 

In  7,  43,  3  d  viivdci  vidathyam  anaktu 

kann  man  mit  Säjapa  zu  vi^dci  den  Opferlöffel,  za  vidatkyam 
aber  die  Opferflamme  ergänzen,  vgl.  ä  tvdm  anaktu  prdyala 
havfymcUi  8,  60,  1.  Wer  sich  von  Säjana  emanzipiert  und  ans 
dem  ]^y.  selbst  die  betreffenden  Substantive  zu  den  Adjektiven 
ergänzen  will,  muss  bei  vüvdci  mit  Grassmann  an  viSvdcya 
dhiyd  9,  101,  3,  bei  vidatkyam  aber  an  inistCr  vidathyä  7,  40,  ,1 
denken.  Diese  letzte  Stelle  mag  einer  besonderen  Abhandlung  über 
Truste  vorbehalten  bleiben. 


Index. 


dnöhhü            Seite 

748 

Yvad-^  a 

Seite  733 

dntama 

753 

vicar§ani 

• 

741 

ähäni 

755 

mddtha 

733 

abhu 

747 

vidathyä 

759 

ävCrijika 

746  n. 

vlrd 

738 

rjl 

746  n. 

vrjdna 

734 

ksaträ 

744 

vedhäs 

739 

gand         733.  749. 

752 

vratd 

744 

grtaa 

739 

Yiad 

733 

96^ 

749  n. 

iamblvd 

750 

ghfsvi 

749 

iardni 

• 

741 

car  +  abht'Vi 

743 

sreni 

734.  749 

cäru 

753 

äre^äiin 

734 

jivri 

733  n. 

aajätä 

satp^ti 

addas 

732 

tinvft 

744 

734 

dudhrd 

738  n. 

745 

dkätu 

743 

samrqf 

735 

dhäyi 

750 

subhdga 

750 

pqjrd 

750 

subhägd 

750 

ypat  IV 

755 

stwira 

738 

Färd 

739 

aüri 

752 

prd  jäJtd 

742 

svardf-S 

m 

746 

prdmati 

753  n. 

avobhü 

748 

budhyamäna 

755 

ybhü  +  ä 

748 

ßV.  I,     5, 

3 

748 

ybhü§  +  pari 

745 

81, 

6 

740 

madhyame^thd 

732 

31,1 

16 

741 

MaruCah     ' '     743. 

747 

40, 

6 

753 

Ymäh 

746  n. 

56, 

2 

746 

mrdhrd 

738  n. 

64, 

1 

747 

Yyat 

749 

64, 

6 

747 

Geldner,  Vediich  viddtha. 


761 


]»V. 

I,  89, 

7 

Seite 

749 

9V. 

V,  59,  2   Seite 

749 

92, 

5 

757 

63,  2 

745 

95, 

3 

756  n. 

ßV. 

VI,  7,  5 

756 

130, 

1 

734 

8,  1 

746 

130, 

10 

755 

51,  2 

743 

139, 

11 

743 

75,  8 

730  n 

151, 

9 

756 

ßV. 

VII,  5,  4 

744 

158, 

3 

751 

18,13 

738 

164, 

20- 

-22 

736 

21,  2 

738 

167, 

3 

759 

36,  8 

738 

167, 

6 

749. 

751 

41,  4 

757 

167, 

7 

, 

750  n. 

43,  3 

760 

180, 

5 

733  n. 

66, 10   744. 

745 

182, 

6 

751  n. 

84,  3 

752 

190, 

5 

751 

93,  3.4 

753 

?v. 

n,  1, 

4 

735 

93,  5 

746 

1, 

16 

738 

ltV.Vin,39,  1 

743 

12, 

15 

738 

39,  9 

743 

19, 

3 

756 

63, 12 

751 

27, 

8 

744 

5V. 

X,   7,  4 

756 

27, 

12 

735 

85,26.27 

733 

ßV. 

111,  1, 

2 

739 

88, 12 

756 

4, 

5 

742 

91,  9 

739 

5, 

7 

758 

100,  6 

753 

8, 

5 

758 

122,  8 

739 

14, 

1 

758 

26, 

6 

747 

AV 

'.   1, 10,  4 

733 

28, 

4 

740 

1, 13,  4 

757 

34, 

4 

756 

4,  25, 1 

746 

38, 

5 

744 

• 

5,  20, 12 

746 

56, 

5 

740. 

755 

8,  1,6 

735 

ßV. 

IV,  21, 
29, 

2 
3 

735 
756  n. 

18,  8,70 

735 

36, 

5. 

6 

741 

vs 

.  22,  2 

742 

38, 

4 

746  n. 

23,  49.  50 

745  n 

53, 

5 

744 

• 

23,  57.  58 

758 

?v. 

V,  3, 

6, 

6 
3 

755 

747 

34,  2 

740 

29, 

1 

747  . 

MS.  1,  4,  8 

732 

31, 

4 

747 

762 


I 

i 


Über  Ugra  als  Kommentator  zum  Nirakta. 

Von 

Theodor  Aufrecht. 

Im  ersten  Teil  von  CC.  p.  297  habe  ich  Ugra  nach  den 
folgenden  Quellen  als  Verfasser  eines  Kommentars  zum  Nirakra 
angegeben.  1)  Paris  (D.  136  a)  nach  S.  Munk's  ungedmcktem 
Katalog.  —  2)  Benares  Supplement  to  the  Pandit  VoL  3  (in  folio): 
Niruktabhä.sjam.  ügracärjakptam  uttarardham  asuddhaip  ca.  Lipi- 
käla^  1791.  Seite  1.  —  Nimktabhäsyam  pürvärdham  ügricarra- 
kptam  asyaiya  Niruktavpttir  iti  namäntaram.  Lipikala^  1852. 
Seite  2.  —  3)  A  Catalogue  of  Samskrit  Manuscripts  in  privat«* 
libraries  of  the  North -West  Provinces.  Seite  16:  Nimktavptti- 
Author  ügräcärya.  In  the  possession  of  Trilocana  Pandit,  Benare>. 
Old  and  apparently  correct.  Written  in  the  year  1705  Yikrama.  — 
4)  Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal  1869,  140.  —  Dazu 
kommt  5)  Nimktav|itti  by  ügräcärya.  In  Sücipustaka.  Calcntta 
1838,  p.  77. 

Von  Anfang  an  schien  mir  der  Name  Ugra  verdächtig.  Am 
26.  März  vorigen  Jahres  wandte  ich  mich  an  Arthur  Yenis,  den 
Principal  des  Sanskrit  College  in  Benares,  mit  der  Bitte,  mir  eine 
Abschrift  des  vermeintlichen  Kommentars  von  Ugra  besorgen  zu 
lassen.  Dieses  versprach  er  bereitwillig  und  teilte  mir  zugleich 
mit:  ^Pandit  Trilocana  of  Benares  is  unknown  to  any  of  us*'). 
Am  30.  Juni  erhielt  ich  von  Yindhyesvariprasädasarman,  Librarian 
Sanskrit  College  Benares,  das  folgende  Schreiben: 


f^^<'iH  i  ^rnftf^wrgvrf'TfvrRÄ 


1)  Der  Mann,  der  mehrere  vedische  Handschriften  besass,  mag  seit  1874 
gestorben  sein. 


Aufrecht,  Über  Ugra  als  Kommentator  eum  Nirukta.  753 

Monsieur  L.  Finot  schrieb  mir  am  17.  August  über  die  Pariser 
Handschrift  wie  folgt: 

Pour  repondre  ä  la  question  que  vous  avez  adress^e  ä  M.  Barth 
et  qu*il  m'a  transmise,  jai  examinö,  d^s  mon  retour  ^  Paris,  le 
ms.  de  la  Bibl.  Nat.  cot6  Devanagari  136  A.  C'est  un  ms.  en 
papier  divis6  en  2  t^omes,  contenant  resp.  204  et  114  fF.  H  contient 
le  commentaire  de  Durga  sur  le  Nirukta  publie  dans  la  Bibl.  Indica. 

(Fol.  1 :)   pürvärddha  mrukta  uttarärddha  318. 

204  114 

(Fol.  1  v*' :)  irtganapatai/e  ncrniah  \\  äditah  päninlyam  tu 
dlksä  jyotis  tatai  chandah  pancädhyäy},  nighamtoä  ca  mraktam 
upari  sthitam,  etc.  —  (Fol.  204:)  enäv  aJoinau  mantradrk  atauti 
statUi  II  ehädado  dhyäyah  ||  yävanto  manträh  sarvaSäkhäsu  tesu 
pärigunapadäni  lalc^anoddedatas  täni  sarcäny  eva  vyäkhyätäni  || 
nirulcta  samäpta. 

samvat  1896  hlrtika  ivkla  14  budha. 

(2™*  partie.     Fol.  1:)  uttarärdha  mrukta  114. 

(v^:)  drtganedäya  namah  athäto  daivatam  prakaranarn  vyä- 
hhyäsyäma  iti  väkyaie^ah  evam  hetau  äha  kirn  satatvam  punaa 
taa  daivatam  prakaranarn  iti  ucyate.  (Fol.  114,  fin:)  bhvktavatsu 
purusesu  iti  saptadaäasya  caturtkah  pädah  (=  Bibl.  Indica, 
IV,  p.  333). 

Nach  diesen  beiden  Zeugnissen  ist  Ugra  aus  irgend  einem 
Grunde  für  Durga  verschrieben  und  der  erste re  für  immer  aus 
der  Liste  von  KoraraentÄtoren  zu  streichen  und  in  den  Strom  der 
Vergessenheit  zu  senken. 

dohada. 

Zur  Bestätigung  der  von  Heinrich  Lüders  (Nachrichten  der 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  von  Göttingen  1898,  2)  gegebenen 
Etymologie  führe  ich  eine  Erklärung  von  Vijfiänesvara  zu  Yäjfla- 
valkja  3,  79  an:  garbhasyaikam  hrdayarn  garbhinyäd  cäparam 
ity  evam  dvihrdayäyäh  striyä  yad  aihüasitam  tad  dohadam,  — 
Tathä  ca  Sudrute:  dvihrdayäm  näritn  daukj-idintm  äcaksate. 


764 


Anzeigen. 

Carl  Kutta^  Über  Firdüsis  Heime  im  J^äh-Ntzma 
und  ihre  Bedeutung  für  die  Kenntnis  der  damaligen  Aus- 
sprache des  Neupersischen,  München  1895. 

Diese  vor  kurzem  aufgetauchte  Dissertation  behandelt  das  gleiche 
Thema,  wie  mein  Aufsatz  über  „Reimende  ^,  i,  6,  ü  un  Sfthn&me* 
in  KZ.  35,  155  ff.,  der  im  September  1897  erschienen  ist  Trotz- 
dem ist  dieser  aber  älter  als  jene.  Von  der  Dissertation  ist  näm- 
lich, wie  ich  erfahren  habe,  nur  der  erste  Bogen  im  November  1895 
gedruckt  worden,  der  zweite  dagegen  erst  im  Mai  1898,  als  der 
Verfasser  über  ein  halbes  Jahr  im  Besitze  meines  Aufsatzes  gewesen 
sein  muss  (durch  Postkarte  vom  1.  Sept.  97  war  er  von  mir  auf 
ihn  aufmerksam  gemacht  worden,  Anfang  Oktober  hatte  ich  ihn 
dann  selbst  ihm  überschickt).  Dass  K.  meinen  Aufsatz  für  den  zweiten 
Bogen  seiner  Dissertation  benutzen  musste,  war  klar.  Er  hat  dies 
aber  in  einer  Weise  gethan,  gegen  die  ich  Widerspruch  erheben 
muss :  er  hat  sich  nämlich  von  mir  gefundene  Resultate  angeeignet, 
ohne  mich  zu  nennen. 

Auf  S.  31    wird    als  Beim  wort   des  §ähnämes  neä  aufgeführt. 
Dieses   erscheint  jedoch   im  Epos    als  solches  nicht,   wohl  aber  in 
KZ.  35,  171  mit  einem  Belege  aus  Sa'dl.     K.  hat  es  aus  Versehen 
aus    meinem  Aufsatze   übernommen.     Da   es  zweimal  bei  ihm  vor- 
kommt, kann  es  kein  Druckfehler  sein. 

Auf  S.  25  wird  ohne  jede  nähere  Angabe  ein  np.  Substantiv 
ctd  eingeführt.  Das  Wort  ist  KZ.  35,  164  von  mir  entdeckt  worden. 
K.  hat  dies  übersehen  und  sich  die  Bereicherung  des  np.  Wörter- 
buches arglos  angeeignet.  Ohne  einige  erklärende  Worte  dazu  kann 
aber  kein  Leser  etwas  mit  dem  bisher  ganz  unbekannten  Buch- 
stabenkomplex anfangen.  K.  zweifelt  keinen  Augenblick  an  der 
Aussprache  mit  e,  obgleich  das  Wort  nur  ein  einziges  Mal  vor- 
kommt. Dagegen  setzt  er  in  dem  ebenfalls  wie  ceS  auf  umeS 
reimenden  -eö  der  2.  Flur,  des  Verbs  'id  an  und  ist  erstaunt,  als 
ihn  Nöldeke  darüber  belehrt,  dass  -eS  die  einzige  richtige  Aussprache 
sei  —  beä  «ihr  seid*  kennt  er  gar  nicht.  Den  wertvollen  Beim  38,  62 
sucht  er  durch  die  Bemerkung  verdächtig  zu  machen,  dass  er  gegen 
das  WaQlgesetz  Verstösse  und  macht  damit  FirdausI  den  Vorwurf, 
ein  Gesetz  der  Metrik   nicht   beachtet  zu   haben,   von  dem  K.  gar 


Hom,  KuUa^s  über  Firdüaia  Reime  im  ääh-Näma  etc,         765 

nicht  weiss,  wie  alt  es  ist.  Ebenso  setzt  er  den  Eigennamen  Jamhür^ 
der  aach  nur  ein  einziges  Mal  auf  das  unanfechtbare  ü  in  dür 
reimt,  mit  ö  an,  an  cid  (wie  Mohl)  aber  denkt  er  nicht,  sondern 
nur  an  ein  bisher  ganz  unbekanntes  ieö.     Hatte  er ,  analog  seinen 

Lesungen  -iJ  oder  Jamhör,  das  bekannte  ciSan  herangezogen,  so 
hätte  er  das  Subst.  cid  eigentlich  auch  kurz  erklären  müssen,  aber 
schliesslich  h&tte  doch  ohne  dies  der  Leser  in  ihm  die  Bedeutung 
«Sammlung**  oder  dgl.  vermuten  können,  während  c^8  einfach 
in  der  Luft  steht. 

Ebenso  trägt  E.  nicht  das  geringste  Bedenken,  pöS  zu  sprechen. 

Dies   ö  ist   wie   in  padrö8  gegen  jede   bisherige    Annahme.     Die 

Verhältnisse  liegen  hier  nicht   so  ganz  selbstyerständlich ,   ich  habe 

sie  KZ.  35,  182  ff.  klar  gestellt.    Über  die  Auffälligkeit  von  duröS, 

padröS  und  fazöS  äussert  K.  sich  S.  24  in  gesperrter  Schrift.    Dass 

pöö  mindestens  ebenso  auffällig  ist,  ist  ihm  entgangen,   das  Wort 

hätte   sonst   neben    diesen    dreien  nicht  fehlen  dürfen.     K. ,   der  in 

diesen  Fällen  die  MaJhulTokale  so  genau  erkannt  hat,   erkennt  die 

Aussprache  kabod  daneben  nicht.     Er  stellt  die  Behauptung  auf, 

„der  viel  nachlässigere  und  chronologisch  spätere **  Fandeddln  'A^tar 

reime  richtig  kaböö  gegen  Firdausfs  ü,  statt  zu  sehen,  dass  'Aftär 

auch  furüS  (nicht  mehr  furöS)  spricht,   wie  er  np.  3  auf  arab.  d 

reimt  (S.  18;  ebenda  umed  auf  arab.  mustafid)  —  wie  weit  diese 

Reime   ursprünglich   sind,   muss   hier   unberührt  bleiben.     E.  lässt 

rast  (2.  Sing.)   auf  -B   der  Einheit  {baae)   reimen  (S.  10,  12);  die 

Bemerkungen  auf  S.  8/9  und  9  Anm.  sind  höchst  konfus  und  falsch 

(er  kannte   damals   EZ.  35   noch   nicht).      Solche  Unklarheiten   in 

Einzelnem  und  daneben  die  scharfe  Einsicht  in  anderem,  besonders 

dem  Satze,  dass  MaJhGl  und  Ma  ruf  nicht  auf  einander  reimen  können, 

dem  Hauptergebnisse   der   ganzen  Untersuchung!     Einen  günstigen 

Eindruck  von  E.s  Urteilsfähigkeit  macht   es  auch  nicht,   wenn   er 

Aussprüche  thut,  wie:  ,np.  püt/  ist  nach  dem  phlv.  pdyltan  mit  ö 

anzusetzen*'   (er  hat  sich  wohl  den  Greist   eines  Mittelpersers  citiert 

und  sich  von  ihm  das  Wort  vorsprechen  lassen?),  oder  „d^r  Imperativ 

est  zu  iatädan  hat  dagegen  e*.     Er  weiss,   dass  iöy   (von  äustan 

„waschen*),  kör^  aamor  u.  a.  „etymologisch  sicheres '^  ö  haben,  teilt 

aber  leider   die   sicheren  Etymologieen   nicht   mit   (er  meint  wohl 

auch   nur   Übereinstimmungen   des  Vokals   mit   anderen   iranischen 

Sprachen  oder  dem  Armenischen). 

Doch  genug.  Das  unvorsichtig  übernommene  nes  liefert  den 
faktischen  Beweis,  dass  E.  meinen  Aufsatz  benutzt  hat,  ceä^  pö8  etc. 
sind  die  weiteren  Indizien.  Für  „das  nächste  Jahr*  verspricht  E. 
auf  S.  32  „eine  vollständige  und  systematische  Ausführung  dieser 
nur  summarischen  flüchtigen  Übersicht*  ;  das  wäre  also  1899,  nicht 
etwa  1896,  wie  die  Bückdatierung  auf  1895  vom  glauben  machen  soll. 

Paul  Hörn. 


766 


Namenregister  ^). 


Aufrecht    ....       255.  273.  762 

Bacher 197 

Barth 34 

Böhtlingk  81.  89.  247.  267.  409.  606 
Brockelmann 282.  401 

•Brody 300 

Brooks 416 

Caland 425 

Fraenkel 153.  300 

Francke 275 

Foy 119.  564 

*T.  d.  Qabelentz 288 

Geldner 780 

Goldsiher 160 

Grünwedel 447 

Hardy 149 

Hopkins 462 

Hörn 765 

Hontsma 359 

Haart 196 

Jacob 695 

Jacobi  1 

Kaufinauu 308 


*Krauss 

•KutU 

Läufer 

Low 

Mahler 

Mann 97.  l6l. 

MilU 

Mordtmann 

Nöldeke 16. 

Oldenberg      

Oppert 

•Patton 

*Payne  Smith 

Porges 

Radioff 

Schreiner 463. 

Schwally 132. 

Spiegel 

•Steinschneider 

Thomas 

van  Vloten 

Windisch 

Wolff 


290 
764 

883 

317 

227 

323 

4S6 

393 

322 

613 

259 

155 

308 

321 

152 

513 

511 

187 

318 

271 

213 

512 

418 


Sachregister  0. 


Abbasidengeschichte,  Zur      .     . 
*Abbu  Soleiman  Aji|ub,  Weltliche 


213 


300 
155 


323 


Gedichte  des 

*Ahmed  ihn  Hanbai  and  theMihna 

Ahmed  »&h  Durräni,  Quellen- 
studien   zur    Geschichte    des 

97.  161. 

Ahw&l  al-kij&me,  Bemerkungen 

zu  der  Schrift 418 

Ävarta 462 

Böhtlingk's  Indischen  Sprüchen, 
Bemerkungen  zu      .... 

BrahmSvarta,  Über       .     . 

Buddhistische  Studien  .     . 

Cüy  Über  einen  eigentümlichen 
Gebrauch  von 273 


255 
89.  462 
.     613 


Chess,  The  Indian  game  of   271.  512 

Chudäid&d,    Das  jüdisch-buchä- 

rische  Gedicht 197 

D^ri,  Le  .  .  au  temps  de  Timoür  196 

Diwans  H&tim  T^s,  Zur  Kritik 

und  Erklärung 35 

dohada 763 

Erän,  Die  alten  Religionen  in     .  187 

•Firdüsl's  Reime,  Über      .     .     .  764 

Hebräbcher  Handschriften,  Vor- 
lesungen über  die  Kunde     .  318 

Himj arische  Inschriften  von  Kha- 

ribet-Se'oüd,  Die      ....  393 

Hira^yakesina  Grhyasütra,  Kri- 
tische Bemerkungen  zu     .     .  81 

Indische  Fabeln,  Fünf      ...  283 


1)  *  bezeichnet  die  Verfasser  und  Titel  der  besprochenen  Werke. 


Sachregister, 


l&J 


Xsläm,    Beiträge  zur  Geschichte 

der  theol.  Bewegangen  im  463.  513 
IslJkxn's,    Zur    tendenziösen    Ge- 
staltung der  Urgeschichte  des  16 
K&lender  der  alten  Perser,  Der  259 
KudAtku  Bilik,  Zum    ....  158 
r^suidauer,  Noehmak    ....  282 
^IL«elixiw5rterf  Griechische  und  la- 
teinische .  .  im  Talmud     .     .  290 
Uenkalische  Studien    ....  132 
If&rabfin-nSmeh,  Eine  onbelcannte 

3earbeitong  des       ....  359 

SfisceUen  (Sanskrit)        247.  409.  606 

K&eliträge 257.  511 

!Nidgnas,  Bedeutung  der  ...  1 

Padinasambhaya  und  MandKrava  447 
Pratyavarohana,  Der  Grhya-Ritus 

.  .  im  Päli-Kanon    ....  149 
Respektsprache  im  Ladaker  tibe- 
tischen Dialekt,  Die     .     .     .  275 


Rituellen    Sütras,   Zur   Exegese 

und  Kritik  der 425 

SSnkhya-Yoga,    Verhältnis    der 
buddhistischen  Philosophie  zu         1 

Schaltcyklus  der  Babylonier,  Der     227 
*8endschirllf  Ausgrabungen  in    .     321 

Syrischen  Betonungs-  und  Vers- 
lehre, Zur 401 

Syrischen    Chronik    des   Jahres 
846,  Bemerkungen  zu  der  153.  416 

Susischen  Achaemenideninschrif- 
ten,  Beiträge   zur  Erklärung 

der 119.  564 

*Thesaurus  Syriacus      ....     308 

ufylnl  and  its  pahlavi  translations     436 

Ugra  als  Kommentator  zum  Mi- 

rukta,  Über 762 

Vedlsch  yiditha 730 

Vulgär-Türkischen,  Zur  Gramma- 
tik des       695 


i  • 


\-  "- 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft 


Herausgegeben 

von  den  Oesohäftsführem, 

in  Halle  Dr.  Piscliely  in  Leipzig  Dr.  Soein, 

Dr.  Praetorins,  Dr.  Windischy 

unter  der  yerantwortlichen  Redaction 

des  Prof.  Dr.   E.  Windisch. 


ZweimidffinfEigster  Band, 


IV.    Heft 


Leipzig  1898, 

in   Comxnission    bei  F.  A.   Brockhaas. 


I  n  li  a  1  t;« 


Heft  IV. 

Seit» 
Protokollarischer  Bericht  über  die  zu  Jena  abgehaltene  Allgemeine 

Versammlunif XXIII 

Extrakt  ans  der  Rechnung  über  Einnahme  und  Ausgabe  bei  der  Kasse 

derD.  M.  G.  1898 XXVI 

Sab&ische  Typen  bei  G.  Kreysing  in  Leipzig XXIX 

XII.  Internationaler  Orientalistenkongress XXX 

Personalnachriehteu           .........  XX^ 

Verzeichnis  der  (Ur  die  Bibliotliok  eingegangeneu  Schriften  u.  s,  w.  XXX- 
Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  G.  im  Jahre  1898  .                  .X     IVll. 
Verzeichnis  der  gelehrten  Körperschaften  und  Institute,  die  mit  der 

D.  M.  G.  in  Scbriftenaustausch  stehen L 

Verzeichnis  der  auf  Kosten  der  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke  LH 


Beltr&ge   zur  Geschichte   der  theologischen  Bewegungen   im   Islam.     Vou 

Martin  Schreiner 513 

Beiträge  zur  Erklärung  der  snsuchen  Achaemenideninachriften.  Von  Willy  Foy  5  S4 

Miscellen.     Von  O,  BöktUngk 606 

Buddhistische  Studien.     Von  Hermann  Oldenherg 613 

Zur  Grammatik  des  Vulgär-Türkischen.     Von  Dr.  G.  Jacob  .         .         .  695 

Vedisch  viddtha.    Von  K,  F.  Geldner 730 

Über  Ugra  als  Kommentator  zum  Nirukta«     Von  Theodor  Aufrecht      .  762 

Anzeigen:   Carl  Kutta,   Über  FirdüsTs  Reime  im  Säh-Näma  und  ihre  Be< 
deutung  für  die  Kenntnis  der  damaligen  Aussprache  des  Neopenischen, 

angezeigt  von  P.  Hörn 76i