Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commcrcial parties, including placing technical restrictions on automatcd qucrying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send aulomated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogX'S "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct andhclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http : //books . google . com/|
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch fiir Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .corül durchsuchen.
UBRAia'
OFTHC
TJP^S^äÄ^
m » wm^^^^^t^m
^
Tf2.,CiL
-17 f"?
V
m
i
J •
> '
Inhalt
des zweiundfiinfzigsten Bandes der Zeitschrift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft.
SeiM
Personalnachrichten III. XI. XVII. XXXI
Allgemeine Versammlung der D. M. O. sa Jena ... X. XVI
Protokoll. Bericht über die zu Jena abgehaltene Allgemeine
Versammlung ......;.. XXIII
Extrakt aus der Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der
Kasse der D. M. G. 1897 XXVI
Sabttische Typen bei O. Kreysing in Leipzig .... XXIX
XII, Internationaler t)rientalistenkongress XXX
Verzeicbnb der fUr die Bibliothek eingegangenen Schriften u. s. w.
IV. xn. xvm. xxxii
Verzeichnis der MitgUeder der D. H. O. im Jahre 1898 . . XXXVIII
Verzeichnis der gelehrten Körperschaften und Institute, die mit
der D. M. 6. in Schriflenaustausch stehen .... L
Verzeichnis der auf Kosten der D. Bf. G. veröffentlichten Werke LH
Über das Verhältnis der bnddhistbchen Philosophie zum SSnkhya-Yoga
und die Bedeutung der Nidfinas. Von Bertnann Jacohi 1
Zur tendenziösen Gestaltung der Urgeschichte des Islfim's. Von l^heodor
Nöldeke 16
Zar Kritik und Erklärung des Diwans Hfttim Tejjs. Von J, Barth 34
Paltiel-Djauhar. Von M. J. de Goeje ' 75
Kritische Bemerkungen zu Hiranyakesins Grhyasütra. Von O, BöhtUngk 81
Über Brahmayarta. Von O. BöhtUngk 89
ZuT syrischen Lexikographie. Von Theoiior Nöldeke . . .91
BiTar^ayaho 7, 62. Von Richard Pischel 93
Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durr&ni (1747—1773).
Von Oskar Mann . 97
Zu Völlers, Beiträge zur Kenntnis der arabischen Sprache iu Ägypten.
Aas einem Briefe yon Cl, Huart 118
Beiträge zur Erklärung der susischen AchaemenideninschrifVen. Von
Willy Fay 119
Lexikalische Studien. Von Friedrich iSckwaüij 132
Der Grbya-Ritus Pratyayarohapa im Päli-Kanon. Von E. Hardy . .149
Zum kndatku Bilik. Von W, Radioff .152
liemerknngen zu der syrischen Chronik des Jahres 846. Von Siegmund
Fraenkel 153
Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durräni (174r— 1773).
Von Oskar Mann 161
Die alten Religionen in Erän. Von F, Spiegel 187
Le l^rt aa temps de Tfmoür. Von CL Huart 196
Das jildiaeh-buch&rische Gedicht Chudäidäd. Von W.Bacher .197
Zur Abbaaidengeschichte. Von G, van V loten 213
Der Schal teyklus der Babvlonier. Von Eduard Mahler .227
Miscellen. Von O. BöhtUngk 247
Avesto. Von WiUy Foy .254
Bemerkungen zu Böhtlingks Indischen Sprüchen (Zweite Auflage). Von
Theodor Aufrecht 255
Nachträgliches zu KV. 10, 95, 8. Von O. BöhtUngk . .257
Der Kalender der alten Perser. Von JuUus Upper t .259
The IndSan Game of Chess. By J, W, Thomas 271
Seit«
Über einen eigentümlichen Gebrauch von ^. Von Theodor Aufreckt 273
Die Respektuprache im Ladaker tibetischen Dialekt. Von H. Francke 275
Nochmals Landauer. Von C. ßrockelmann 282
Fünf indische Fabeln. Von B. Läufer 283
Zum Kudatku Bilik. Von W. Radio f . . * . . .289
Quellenstudien sur Geschichte des Ahmed Sih Durr&ni (1747 — 1773).
Von Oskar Mann . . . 323
Eine unbekannte Bearbeitung des Marzbän-nSroeh. Von M. Th, Houtama 359
Die hio^arischen Inschriften von Kharibet-Se'oüd (Hai. 628—638). Von
Dr. J, H, Mordtmann . 393
Zur syrischen Betonungs- und Verslehre. Von C, Brockelmann . .401
Miscellen. Von O. BÖhUingk 409
Notes on the Syriao Chronide of 846. By E, W. Brooks . .416
Bemerkungen zu der Schrift Ahwäl al-kyftme. Von M. Wölff . .418
Zur Exegese und Kritik der rituellen Sntras. Von W, QUand . . 425
yf«AUddd> and its pahlavi translations. By L. ff, MiUs . . 436
Padmasambhava und Handtrava. Von Albert Grümoedel . . 447
Ävarta. By E, W, Hopkins 462
Beiträge sur Geschichte der theologischen Bewegungen im Isl&m. Von
Marün Schreiner 463
Nachträge. Von Friedrich Schwallp 511
Zu „The Indian Game of Chess" (S. 271). Von E. Windisch . . 512
Beiträge zur Geschichte der theologischen Bewegungen im Isl&m. Von
Martin Schreiner 513
Beiträge zur Erklärung der susischen Achaemenideninschriften. Von WtUy Foy 564
Miscellen. Von O. BöhtUngk 606
Buddhistische Studien. Von Hermann Oldenberg 613
Zur Grammatik des Vulgär-Tflrkischen. Von Dr. Cr. Ja^oh . .695
Vedisch viddtha. Von E. F. Geldner 730
Ober Ugra als Kommentator zum Nirukta. Von Theodor Aufrecht . 762
AnKeig^en : Ahmed ihn Hanbai and the Mihna. A Biography of the Imäm
iucluding an account of the Mohammedan Inquisition calied the Mihna.
P'y Walter M. Patton, Professor in the Wesleyan Theological College,
Montreal, Canada, angezeigt von Jgna» Goldxiher . . .155
— — Griechische und lateinische Lehnwörter im Talmud, Midrasch
und Targum von Samuel Krauss. Mit Bemerkungen von Immanuel
Low, angezeigt von Siegmund Fraenkel. — HCO 0'^*T*tt3tl *1^tt3
nbysm aatD:n ^"nöwn ^10 nto« bnnn ■»-i'»« bD bbiD
blT'aa ]aN nmn-' p n73b© Weltiiche Gedichte des Abu Aijub
Soleiman b. Jafaja Ibn Gabirol. Unter Mitwirkung namhafter G^
lehrter nach Handschriften und Druckwerken bearbeitet und mit
Anmerkungen und Einleitung versehen von Dr. H. Brody, angezeigt
von David Kaufmann, — R. Payne Smith, Thesaurus syriaeus, an-
gezeigt von Immanuel Low, — Steinschneider (Mor.), Vorlesungen
über die Kande hebräischer Handschriften, deren Sammlungen und
Verzeichnisse, angezeigt von Porges, — Königliche Museen zu Berlin.
Mittheilungeu aus den orientalischen Sammlungen. Heft XII. Aus-
grabungen in Sendschirli II. Ausgrabungsbericht und Architektur,
angezeigt von Theodor Nöldeke . . ^ 29(>
— — Carl Kutta, Über FirdüsTs Reime im Sfth-Nama und ihre Be-
deutung für die Kenntnis der damaligen Aussprache des Neupersischen,
angezeigt von P. Hom 764
Nachrichten
über
Angelegenheiten
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
m
Personalnaclirichteii.
AU ordentliche Hitglieder Mnd der D. M. O. beigetreten fOr 1898:
1273 Herr Pfarrer R. Schmutzler, Oberlödla (S.-Altenburg).
1274 „ Dr. Moses Buttenwieser, Prof., Hebrew Union Ckillege, Cin-
cinnati, O.
1275 „ Dr. med. Karl Narbesbuber, Sfakea (i/Taneden).
1276 „ G. Bnchanan Oray, M. A., Maoafield College, Oxford.
1277 „ J. F. Stenning, M. A., Wadham College, Oxford.
1278 „ Lonis H. Gray, Fellow in Indo-Iranian Langixages, Colnmbian
ünivenity in New-York City.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihr correspondierendes Hitglied:
Herrn Hofrat Georg BQhler, f 8. April 1898 (veranglückt auf dem Bodensee).
Ihren Austritt erklärten die Herren Tauber (Ende 1896) und Kellner.
/
w
Yerzetclinls der Tom 27. Januar bis 20. April 1898 für die
Bibliotliek der D. M. 6. eingegangenen Scliriften u. s. w.
I. Fortsetzungen.
1. Zu Ae 10. 4^. Abhandlungen der philosophUch-philologiscben Classe
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 20. Bandes
3. Abtheilung. München 1897. 21. Bandes 1. Abtheilong. München 1898.
2. Zu Ae 24. Almanach, Magyar Tnd. Akad^miai , polgM ^s csUlagiszati
naptArral MDCCCXCVII-re. [Budapest] 1897.
3. Zu Ae 30. Nachrichten von der KÖnigl. Gesellschaft der Wissen^
Schäften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1897. Heft 3.
Geschäftliche MitteUungen. 1897. Heft 2. Göttingen 1897.
4. Zu Ae 45. Bendiconti della Reale Accademia dei Lincei classe di
scienze morali, storicbe e filologiche. Serie quinta. Vol. VI. ITasc. 11. 12.
Borna 1897. Vol. VU. Fase. 1. Roma 1898.
5. Zu Ae 96. Ertekezisek a nyelv- ^ szöptudom&nyok köreböl
Szerkeszti Gyulai PÄl. XVI. kötet. VIU. IX. szÄm. Budapest 1896.
6. Zu Ae 130. Közlem^nyek, Nyelvtudom&nyL XXVI. kötet 3.4. füzete.
XXVU. kötet 1. 2. füzete. Budapest 1896. 1897.
7. Zu Ae 165. 4^. Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. XL— LIU. Berlin 18^7.
8. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch-philologbchen und der
hbtorischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1897. Bd. U. Heft L U. München 1897.
9. Zu Ae 196. Szily, G. Rapport sur les travaux de TAcad^mie hongroise
des sciences en 1896. Budapest 1897.
10. ZuAfll6. Musäon, Le, et la Revue des Religions. Etudes historiqnes,
ethnologiques et religieuses. Tome XVII et U. — No. 1. Janvier 1898.
Louvain.
11. Zu Af 160. 8. Transaotions and Proceedings of the American Philo-
logical Association. 1897. Volume XXVUI. Boston, Mass.
12. Zu Ah 5. Analecta Bollandiana. Tomus XVII. — Fase. I et II. Bruzelles
1898.
13. Zu Ah 5b. Chevalier, ülysse, Repertorium hymnologicum. Catalogue
des chants, hymnes, proses, s^quences, tropes en usage dans l'eglise latine
depuis les oiigines jusqu' k nos jours. Extrait des Analecta Bollandiana.
Tome II. No. 20885—22256. Louvain 1897.
14. Zu Bb 220. 49. Collect! ons scientifiques de Tlnstitut des Langues
Orientales du Minist&re des AflGsires j&trang^res. VIU. Saint-P^tersbourg
1897.
Ven. dar für die BibUoihek der D. M, G. eingeg. Sehnftm u. s. to. T
15. Zn Bb 608. BiJdrEgen tot de Taal-, Land- en Volkenkande van Neder-
landsch-Indie. Zesde Volgreeks. — VSjfde Deel. (Deel XLIX der geheele
Reeks). Tweede Afleveriug. 's-Oravenhage 1898.
16. Zu Bb 608 6. Naamlijst der Leden op 1. April 1898. Koninkiyk In-
stitattt Toor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch-Indie.
17. Zu Bb 755. Journal, The, of the Bombay Branch of the Royal Asiatic
Society. No. LIU. Vol. XIX. Bombay 1897.
18. Zu Bb 790. Journal Asiatique' .. . publik par la Soei^U Asiatiqne.
Neuvi^me Serie. Tome X. No. 3. — Novembre — Ddcembre 1897. Tome XI.
No. 1. — Janvier — Fövrier 1898. Paris.
19. Zu Bb 818. al-Malriq. Al-Machriq. Revue catboliqne Orientale bimen-
suelle. Sciences— Lettres—Arts. No. 2. 3. 4. 5. 6. 7. [Bairüt] 1898.
80. Zu Bb 901. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeven door het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Woten-
schappen. Deel XXXIX. Aflevering 4. 5. 6. Deel XL. Aflevering 1. 2.
Batavia | 's Hage 1896. 1897.
21. Zu Bb 901 d. Notulen van de Algemeene en Bestuurs-Vergaderingen
van het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen. —
Deel XXXIV. — 1896. Aflevering 3. 4. Deel XXXV. — 1897. Afleve-
ring 1. 2. Batavia 1896. 1897.
22. ZaBb901n. 49, Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap
van Künsten en Wetenschappen. Deel XL VIII. 3e Stuk. Deel XLIX.
3e Stuk. Deel L. 3e Stuk. Batavia | 's Hage 1896. 1897.
23. Za Bb 905. 4^. T'oung-pao. Archives pour servir ä l'^tude de Thistoire,
des langues, de la göographie et de Tethnographie de TAsie Orientale.
R^dig4es par Gustave Schlegel et Henri Cordier, Vol. IX. No. 1.
Leide 1898.
24. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenliindischen Gesellschaft.
EinttndfÜn£&lgster Band. IV. Heft. Leipzig 1897.
25. Zu Bb 935. 4^. Zeitschrift für afrikanische und oceanlsche Sprachen«
Hit besonderer Berücksichtigung der Deutschen Kolonien. IH. Jahi^ang,
3. Heft. Berlin 1897.
26. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes.
XI, Band. — Heft 3. Wien 1897.
27. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 1898. 2.
Berlin.
28. Zu Ca 15. 4^. Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Alterthums-
kande. Herausgegeben von A. Erman und G. Steindorff. Band XXXV.
Zweites Heft. Leipzig 1897.
29. Zu De 10378. Sibawaihi's Buch über die Grammatik .... übersetzt
und erklärt von G. Jahn, 19/20. Lieferung des ganzen /Werks. H. Band
Lief. 11/12. BerUn 1898.
30. Zu De 1570. 2®. Smith, R. Payne, Thesaurus Syriacus. Fascicoli X
pars I. Oxonii 1897.
31. Zu De 10464. Jacob, Georg, Studien in arabbchen Dichtern. Heft HI.
BerUn 1897. (Vom Verf.)
32. Zu Eb 10. 2®. Assam Library. Catalogue of Books registered for
the quarter ending 3 Ist December 1897.
33. Zu Eb 50. 2°. Bengal Library Catalogue of Books for the Third
Quarter ending 30 th September 1897. Appendix to the Calcutta Gazette.
Wednesday, January 26 th, 1898.
YI VerM, der für die Biblwthek der D.M. G, emgeg. Schriften u.9,w.
34. Zu Eb 285. 2^ Gatalogae of Books registered in BamiA daring the
qaarter ending the 3 Ist December 1897. Rangoon 1898.
35. Zu Eb 295. 2<'. Catalogue of Books, registered In the Ponjab
.... daring the qaarter ending the 3 Ist December 1897.
36. Za Eb 390. 49. HnskOce^ Sästrt and Siva Chandra Oui, A DeseriptiTo
Catalogae of Sanskrit Manascripts in the Library of the Calcatta Sanskrit
College. No. 6. 7. Calcatta 1896.
37. Za Eb 485. 2^ Memorandam of Books registered in the Hyderabad
Assigned Districts daring the qaarter ending 3 Ist December 1897. Akola 1898.
38. Za Eb 765. 2°. Statement of Particohurs regarding Books and Perio-
dicals, pnblished in the North- Western Provinces and Oudh, .... daring
the Foarth Qaarter of 1897. [Allahabad 1897.]
39. Za Eb 825. Stadien, Indische. Beiträge fDr die Kande des indischen
Alterthams. . . . Heraasgegeben von Albrecht Weber, 18. Band. Leipzig
1898. (6 Exemplare.)
40. Za Eb 3719. Vidyodayafa. The Sanskrit CriticalJoomal of the Oriental
NobiUty Institate Woking— England. Vol. XXVU. 1898. No. 1. 2. 3.
41. Za Ed 1365. i^, Bandes amsoreay. 1898, 2. 3. 4. Wienna.
42. Za £g 419. Unsjij^i.s, Eroi ß' ^iXoXoytxog ^v^ioyos üa^vagoog»
Ev A^rjvaie 1898.
43. ZaFa61. 4^ Memoires de U Soci^tö Finno-Oagrienne. XL Helsingfors
1898.
44. Za Fa 1310. Gyöjtemöny, Vogul nöpkölt^si. IV. kötet. Badapest 1897.
45. Za Fg 45. Hansei Zasschi, The. Vol. XU. No. 11. 12. Vol. XUI.
No. 1. 2. [Tokyo 1897. 1898.]
46. Za la 140. Zeitschrift des Deatschen Palaestina- Vereins. Band XX,
* Heft 2/3. Leipzig 1897.
47. Za la 140a. Mittheilangen und Nachrichten des Deatschen Palaestina-
Vereins. Leipzig 1898. Nr. 1. 2.
48. Zalc2290. Proceedings of the Society ofBibllcal Archaeology. Vol. XX.
Part. 1. 2. London 1898.
49. Za Mb 135. 49. Monatsblatt der namismatischen (Gesellschaft in Wien.
Nr. 175. 176. 1898.
50. Zu Na 325. Beyae arch^ologiqae. Troisi^e S^rie. — Tome ^^^^T.
Novembre— D^cembre 1897. Paris 1897. — Tome XXXII. Janvier —
Fevrier 1898.
51. Za Nf 342. 2^. Progress Report of the Archaeological Sarvey of
Western India, for the year ending 30 th Jane 1897. [Goyemment of
Bombay. General Department. Archaeology.]
52. Za Nf. 452. 2^ Saryey, Archaeological, of India. (New Imperial
Series.) Volame XVI. Bombay 1897.
53. Za Ng 1185. Plakaatboek, Nederlandsch - Indisch , 1602—1811, door
J. A. van der Chijs. Zestiende Deel. 1810 — 1811. Batavla, 's Hage 1897.
54. Za Nh 200. Mittheilangen des Historischen Vereines für Steiermark.
XLV. Heft. Graz 1897.
55. Za Nh 201. Beiträge zur Kande steiermärkischor Geschichts-
qa eilen. 28. Jahrgang. Graz 1897.
56. Za Oa 25. Balletin de la Sociötä de Geographie. Septiöme SMe. —
Tome XVm. 3« Trimestre 1897. Paris 1897.
57. Za Oa 26. Comptes rendos des s^ances [de la] Sociötä de Geographie.
1897. Nos. 18, 19 et 20. 1898. No. 1. 2. Paris.
V&n.d0rfQir die BüUoOiek der D, M, O.mngeg. 8ehrift$nu.ä.vf. TD
58. Zn Oa 42. HsBtcTi« HmiepaTopciaro PyccKaro reorpM^Hiecsaro
06ii(ecTBa. Tom XXXm. 1897. BHoycsi IV. G.-nerepöypn 1897.
59. Zo Oa 151. Journal, The Oeographieal. 1898. Vol. XI. No. 2. 3. 4.
London.
60. Zu Oa 255. Verhandlungen der OeselUchaft für Erdkunde an Berlin.
Band XXV. — 1898 — No. 1. 2. 3. BerUn 1898.
61. Zu Oa 256. Zeit sehr ift der Gesellschaft fUr Erdkunde zu Berlin. Band
XXXII — 1897 — No. 5. 6. Berlin 1897. Band XXXUI — 1898 —
No. 1. BerUn 1898.
62. Zu Ob 2780. 4^ Dagh-Register gehenden int Casteel Batavia yant
passerende daer ter plaetse als oyer geheel Nederlandts-India. Anno 1668
— 1669. Uitgegeven .... onder toezicht van Mr. J. A. van der ChiJB,
Batayia | 's Hage 1897.
63. Zu Ob 2845. 4^ LUh^ P. A. van der, en FokkmB, F., Eneydopaedie
van Nederlandscb-Indie. Afl. 12. 14. 's Gravenhage — Leiden.
64. Zu Oo 2380. 4^ Powell, J. W. , Sixteenth Annual Report of the Bureau
of Ethnology to the Secretary of the Smithsonlan Institution 1894—95.
Washington 1897.
n. Andere Werke.
10739. Soeiiij A. und Holzinger, H. Zur Mesainschrift. SA. a, d. Berichten
der KSnigl. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften [Leipzig] 1897.
(Von Herrn Prof. Socin.) Dh 9472.
10740. Aeadt» neupernsches Wörterbuch Lnghat-i Fürs nach der einzigen
▼aticanischen Handschrift herausgegeben von Paul Hörn, Berlin 1897.
[ssa Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu
Gdttingen. Philologisch -historische Klasse. Neue Folge. Band I.
Nro. 8.] (Vom Herausgeber.) Ec 1613. 4®.
10741. al-Battänl, Le tabelle geografiehe d'al-BattSnl tradotte ed anno-
Ute dal Dott Prof. C. A. NdlUno. [Torino 1898.] Estratto dal
Cosmos di Guido Coro. Serie II, yolume XII (Torino 1894—96),
fudcolo VI. (Vom Übersetzer.) De 3905. 4«>.
10742 Q. [Oatr/brcl], Bibliotheca Lindesiana. Hand-list of Oriental Manuscripts
Anbic Persian Turkish. [Aberdeen] 1898. (Von Lord Cnwford.)
Bb 225. 4^
10743. [Medaille, geprigt zur Erinnerung an das 50jKhrige Bestehen der
Kaiserl. Russischen Archäologischen Gesellschaft in St. Petersburg.]
(Von der Arch. Gesellschaft.) B 620.
10744. Tear-Book and.Becord [of the] Royal Geognphical Society. 1898.
London. Oa 154.
10745. LUtmarnkf Enno, Die Pronomina im Tigre. E2n Beitrag zur äthio-
pischen Dialektkunde. SA. aus Zeitschrift fOr Assyriologie , Band XII
(1897), Heft 2—4. [Leipzig 1897.] (Vom Verf.) Dg 765.
10746 Q. Jeremia, De Profetieen en Klaagliederen van, in het Makassaarsch
▼ertaald door B. F. MatÜiea, Amsterdam 1897. (Vom Übersetzer.)
Ib 3000. 4P.
10747 Q, Jeremia, De Profetieen en Klaagliederen van, in het Boeg^eesch
▼ertaald door B. F. McfUhes, Amsterdam 1898. (Vom Übersetzer.)
Ib 2934. AP.
10748 Q. 3ajieMaH%, R. F., Ornen o cBoefi no^XK^ bi CpexBDi) AsId
[und zwei Berichte Über von A. ü. JIdtdii und E. Denison Ross
erworbene Handschriften und Lithographieen]. [Hai HsBicrift H. Asa-
XeifiH Haysi. VIU. 1898.] (Vom Verf.) Bb 496. 4P.
Yin Ver»,derfUir die BibUotkek der DM. G. eingeg. Schriften u.a.Vf.
10749. Actes da dixi^me Congr&s international des Orientalistes. Session de
Gen^ve. — 1894. — Partie I— IV. Leide 1895—1897. Bb 989.
107 50 Q. Pubblicazioni sdentifiche del B. Istitnto Orientale in Napoli.
Tomo I. n. Borna 1897. (Vom Istitnto.) Bb 1248. 4®.
.10751. [al-'AgSib] L'Abr^g^ des Merveilles tradnit de TArabe d'aprfes les
manuscrits de la Biblioth^ue . Nationale de Paris par le Bon Carra
de Vaux. Paris 1898. («» Actes de la Socidtö Philologiqne (Organ
de rOeuvre de saint J^rome.) Tome XXVI (lio de la nouvelle s^rie).
Ann^e 1897.) De 3011.
10752. [Visnnsarman]. Le noyelle indiane dl Visnusarma (Pandatantra)
tradotte dal Sanscrito da Italo Pizzi. Torino 1896. £b 3777.
10753. [Dionysius Tellmabharensis] iVott, F., Analyse des parties in-
^dites de la Chronique attribu^e k Denis de Tellmahnö (Socrate et
Jean d'Asie). Eztrait du Snppl^ent de TOrient Cbrätien (1897).
Paris 1898. (Vom Verf.) De 1879.
10754. Mbaraka, Ein Saaheligedicht über die Vorgange beim letzten Thron-
wechsel in Sansibar. Aus dem Suaheli übersetst von A. Seidel, ^ SA.
aus Nr. 7 der Deutschen Kolonialzeitung, Jahrgang 1898. (Vom Über-
setzer.) Fd 546.
10755. KaTaHOBi, H., Hs'b o6iacTH BsmoxHHxi npBirbii, stpOBaHifi h
npexanifi TaTapi-MycyjuaBi. — TarapcKoe npexaeie o cjto^oxaxi»
(>apoTaTapCKOH s HoBOTarapcKofi bi Pop. KaaaeH. o. O. u. J.
(Vom Verf.) Oc 2540.
10756. KaxaHOB'b, U., Bocro^Haji 5H6iiorpa<|>ia. o. O. n. J. (Vom Verf.)
Fa 3457.
10757. ycTaBi Oön^ecTBa Apxeoiorie, HcTopis h 3THorpa<|)iH npH
HMneparopcKOKi KasaHcsom yEHsepcHTerb. Kasaai 1898. (Von
Herrn Prof. Katanov.) Ni 345.
10758. KapHMOBl, Asämi '1-kutub. Kasani 1897. (Dgl.) Ac 218.
10759 Q. Ararat. Kronakan-baroyakan, graknnakan - patmakan, mankawarza-
kan-banasirakan ev pastonakan amsagir. 30. 31, 1. Wal^arsapat 1897.
1898. (Von der Bedaktion des Ararat.) £d 1237. 4^^.
10760. Sanasarean, Mkrtic, Ktaki gorcadruthiune. o. O. u. J. (Dgl.) Ed 1085.
10761. Skrifter utgifna af Humanistiska Vetenskapssamfundet i Upsala.
Bandn. V. üpsala 1892-94. 1897. (Von der Königl. üniversitÄts-
Bibliothek in Upsala.) Af 155.
10762. Orientalistkongressen i Stockholm-Kristiania. Nagra Skildringar
firan Utiandet Utgifna af K. U. Nylander. Upsala 1890. (Dgl.)
Bb 987c.
10763. Celsius y Olavus, Bibliotbecae Upsaliensis historia. Upsaliae 1745.
(Dgl.) Ni 630.
10764. Wüdund, K. B., Entwurf einer urlappischen LauÜehre. I. Einleitung,
Quantitjitsgesetze, Accent, Geschichte der haaptbetonten Vokale. (Diss.)
Helsingfors 1896. (Dgl.) Fa 720.
10765. Ttdlberg, Otto Fredrik, Strödda Anmärkningar rörande Indien ocb
Sanskrit-Litteraturen. ForsU haftet. Upsala 1839. (Dgl.) £b 983.
10766. Almkvist, Herman, Om det Sanskritiska ah&m. Upsala Universitets
o
Arsskrift 1879. Filosofi, Sprakvetenskap och Historiska Vetenskaper.
IV. Upsala 1879. (Dgl.) Eb 992.
10767. Ldndberg, O. £., Studier öfver de Semitiska Ljuden w och y. (Diss.)
Land 1893. (Dgl.) Da 125.
Ver», der f&r die BtbUothek der D.M. O. emgeg. Schriften u,8,tü, IX
10768. Weddftse Mftijftni. Ein fithiopiacher Lobgesang an Maria, nach
mehreren Handschriften herausgegeben und übersetzt .... von Karl
fVies. (Diss.) UpsHla 1898. (DkI.) Dg 640.
10769. Accessionskatalog, Sveriges offentliga biblioteks. Arabbk, Tar-
kisk FUologi. SA. 4 (1889). 5 (1890). (Dgl.) Ab 15.
10770. F)rie8, Samuel Andreas, Den Israelitiska Knltens Centralisation. (Diss.)
Upsala 1895. (Dgl.) Hb 1210.
10771. Kolmodinj Adolf, La6-ts^, en Profet bland Hedningame, med ett
försök tili kortfattod biblisk Orundlftggning for hans System. (Diss.)
Stockholm 1888. (Dgl.) Hb 3320.
10772. Sphinx, Revue eritique embrassant le domaine entier de TEgyptologie
pubUi^ . . . par Karl Fiehl. Vol. I. UpsaU 1897. (Dgl.) Ca 9.
10773. [at-Ta'3libI] Prooemium et specimen lexici synonymici arabici
Attha'ilibii Edidit, vertit, notis instziuit Joseph SSeUgmann. o. O.
n. J. (Dgl.) De 10672.
10774. Jabjft bin 'Abd-el-mu't! ez-Zaw&wi's, Ur, Dikt Ed-Dnrra el-
Alfije ß Hlm e1-*arabije. Akademisk Afhandling, som . . . firamstiUles
af K. V. Zetteretien. (Diss.) Leipzig 1895. (Dgl.) De 5620.
10775. [IdrlBl] Brandet, B. A., Om och ur den Arabiske Qeografen Idria.
(Diss.) üpsaU 1894. (Dgl.) De 7525.
10776. NordUng, Johan Teodor, ProfgC. J. Tombergs Korftnöfversfittning
granskad. Upsala Unlversitets Arsskrift 1876. Philosophi, Sprak-
vetenskap ooh Historiska Vetenskaper. J. Upsala 1876. (Dgl.) De 1912.
10777. Hemer, Sven, Syntax der Zahlwörter im Alten Testament. (Diss.)
Lund 1893. (Dgl.) Dh 566.
10778. Molin, Olof, Om Prepositionen *,U i Bibelhebreiskan. (Diss.) Upsala
1893. (Dgl.) Dh 780.
10779. NordUng, J. T., De allmänna Vokalförändringama i Hebreiska Spraket.
Andra Uplagan. Upsala 1879. (Dgl.) Dh 885.
10780. Nordling, Johan Teodor, Den svaga Verb-bildningen i Hebreiskan.
Andra Uplagan öfrersedd och tillökad. Upsala 1879. (Dgl.) Dh 884.
10781. Hackb'n, Anton, Prepositionen b:s Etymologi och Anvfindning i
Hebreiskan. (Diss.) Upsala 1886.' (Dgl.) Dh 531.
10782. Oittin i den Babyloniska Talmud. Perek 1. Öfversättning med for-
klarande Anmilrkningar. Akadembk Afhandling . . . firamställes . . .
af Simon Aberet^, (Dias.) Göteborg 1896. (Dgl.) Dh 2580.
10783. [Meaa] Nordländer, K. G. Amandus, Die Inschrift des Königs Mesa
von Moab. (Diss.) Leipzig 1896. (Dgl.) Dh 9469.
10784. TuUberg, Otto Fredrik, Nagra Anmärkningar vid . . . C. J. Tombergs
Academiska Afhandling De linguae Aramaeae dialectis. Upsala 1843 .
(Dgl.) De 90.
10785. Stave, Erik, Om Uppkomsten af Gamla Testamentets Kanon. Upsala
Universitets Arsskrift 1894. Teologi I. Upsala 1894. (Dgl.) Id 365.
10786. [Hoeea] Loftman^ Karl, Öfversättning och Kommentar tili Profeten
Hoseas Bok. (Diss.) Linköpin« 1896. (Dgl.) Ic 885.
10787 Q. [Haeea] Loftman, Karl, Kritisk Underdökning af den Masoretlska
Texten tili Profeten Hoseas Bok. (Dbs.) Linköping 1894. (Dgl.)
Ic 884. 40.
10788. Nylander, K. U., Inledning tUl Psaltoren. (Diss.) Upsala 1894. (Dgl.)
Id 1244.
10789. [Biob] NordUng, Johan Teodor, ^'6bs Bok öfversatt fran Grundspraket.
Upsala 1877. (Dgl.) Ic 1493.
Allgemeine Versammlung
der D. M. G. am 24. Sept. 1898 zu Jena.
Im Einyerständnis mit den Jenaischen Mitgliedern der
Gesellschaft haben wir die diesjährige Allgemeine Yersammlang
auf Sonnabend den 24. Sept. angesetzt. Die Sitzung soll in den
Rosensalen stattfinden und um 9 Uhr Vormittags beginnen.
Früher eintre£Pende Mitglieder wollen sich am 23. Abends von
7 Uhr an im Burgkeller (bei der Kirche) einfinden. Etwaige
Vortrage wolle man baldigst dem Schriftführer der Gesellschaft
anmelden.
Halle und Leipzig, Anfang Mai 1898.
Der tieschäftsfrihrende Vorstand.
»
Personalnackrlehten.
Als ordentliehet Mitglied ist der D. M. G. beigetreten fttr 1898:
1279 Herr Cand. theol. et phil. Karl Weymann in Hagafeld bei Karlsrnhe
1/ Baden.
Durcb den Tod Torlor die Oesellscliaft ihre ordontlieben Mitglieder:
Herrn Prof. Dr. Mieh. John Gramer, New-Tork, f schon tn Ende d. J. 1897.
„ Dr. Arthur Lincke, Dresden, t An 2. Juni 1898.
Seinen Austritt erkllrte Herr Peter, Prag (Ende 1897).
Terzeichnis der Tom 21. April bis 14. Juli 189S f&r die
Bibliotliek der D. H. O. eingegangenen Schriften n. s. w.
I. Fortsetzangen.
1. ZaAe5. 4*^. Abhandlungen, Philosophische und historische , der
Königlichen Akademie der Wissenschaften sa Berlin. Aus dem Jahre 1897.
Berlin 1897.
2. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Qesellschaft der Wissen-
schaften zu Qöttingen. Philologisch-historische Klasse. 1898. Heft 1.
Göttingen 1897 (sie!).
3. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei classe dl
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. VII. Fase. 2.
3. 4. Roma 1898.
4. Zu Ae 65. A9. Bulletin de TAcad^mie Imperiale des Sciences de St.-
Pötersbourg. V« S^rie. Tome VII. No. 2. — St.-P^tersbourg 1897.
5. Zu Ae 165. 4^. Sitzungsberichte der Königlich Prenssischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. I— XXIII. Berlin 1898.
6. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der
historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu MUnchen.
1897. Bd. U. Heft UI. 1898. Heft I. München 1898.
7. ZuAfll6. Musäon, Le, et la Revue des Religions. Etudes historiqaes,
ethnologiques et religieuses. Tome XVII et II. — No. 2. Avril 1898. Louvain.
8. Zu Bb 10. Bibliographie, Orientalische, .... bearbeitet und heraus-
gegeben von Lucian Scliennan. XI. Jahrg. Erstes Halbjahrsheft. Berlin 1898.
9. Zu Bb 725. Journal of the Asiatic Society of Bengal. Vol. LXVI.
Part I, No. 4. — 1897. — Vol. LXVII. Part I. No. 1. — 1898. —
Vol. LXI. Part I, Extra No. 3. — 1892. Calcutta 1897. 1898.
10. Zu Bb 725c. Proceedings of the Asiatic Society of Bengal. No. IX.
X. XI, November, December, Extra No., 1897. Calcutta 1897. No. I-IV,
January — ^April, 1898. Calcutta 1898.
11. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. April, 1898. London.
12. Zu Bb 760. Journal of the Ceylon Brauch of the Royal Asiatic
Society, 1897. Volume XV. No. 48. Colombo 1898.
13. Zu Bb 790. Journal Asiat! que . . . publik par la Soci^t4 Asiatique.
Nenvi^me S^rie. Tome XI. No. 2. — Mars— Avril 1898. — Paris.
14. Zu Bb 818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimensuelle.
Sciences— lettres—arts. [Bairut] 1898. No. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
15. Zu Bb 905. 4^. T'oung-pao. Archives pour servir k l'^tude de Thistoire,
des langues, de la g^ographie et de Tethnographie de l'Asie Orientale.
R^dig^es par Gustave Schlegel et Henri Cordier, Vol. IX. No. 2. 8.
Leide 1898.
V0t».derfardieBibUoihaidtrD.M.G.€ing0g.8ehriftenu,9.w. XHI
16. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deatiehen Morgenlin^chen Oeeellsehaft.
Zweiundfilxifidgster Band. I. Heft. Leipiig 1898.
17. Zu Bb 936. 4^. Zeitschrift fUr efrikenisohe ond ocesjüsche Sprachen.
Bllt besonderer Berflcksiehtignng der Deutschen Kolonien. III. Jahrgang.
4. Heft. Berlin 1897.
18. Ztt Bb 945. Zeitschrift, IVlener, fQr die Kunde des Morgenlandes,
XI. Band. — Heft 4. Wien 1897. XII. Band. — Heft 1. Wien 1898.
19. Zu Bb 1180a. 4^ Annales da Mos^e Qnimet. Tome yingt-sixibme.
Deozi^me, troisi&me partie. Paria 1897.
80. Zq Bb 124S. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 1898. 3.
4. ö. Berlin.
21. Zu Bb. 1250. 4°. Publications de l'äcole des Langues Orientales
Virantes. Quatriime S^rie. — Vol. VIII. X. XII. XIV. [Vol. VIU:
Smimov, Jean N., Les populations flnnoises des bassins de la Volga et de
la Kama. Etudes d*ethnographie historique tradaites du Busse et revues
par Paul Boyer. Premiere partie. — Vol. X : 'OumAra du Yömen, sa We
et son ODuyre par Hartwig Derenbourg. Tome premier. — Vol. XII:
Abderrahman ben Abdallah ben 'Imran ben 'Amir es-Sa'di, Tarikh es-Soudan.
Texte arabe 4dit4 par O. Haudas . . . avec la coUaboration de Edm.
Benoigt, — Tome XIV: BuondelmOfUi , Christophe, Descripdon des lies
de VArehipel. Version grecque par un Anonyme. Publice . . . par Emile
Legrand. Premiöre partie]. Paris 1897. 1898.
22. Zu De 10385. Stbawaihl's Buch über die Grammatik .... übersetit
und erklXrt von G. Jahn. 21. Lieferung des ganzen Werks. IL Band
LieC 13. 14. Beriin 1898.
23. Zu Eb 50. 2«. Bengal Library Catalogue of Books for the Fourth
Quarter ending 31 st December 1897. Appendix to the Calcatta Gazette.
Wednesday, Mareh 30, 1898.
24. Zu Eb 225. 2^. Catalogue of books, registered in Burma during the
quarter ending the 3 Ist March 1898. Bangoon 1898.
25. Zu Eb 295. 2*^. Catalogue of Books registered in the Punjab ....
during the quarter ending the 31 st March 1898.
26. Zu Eb 485. 2^. Memorandum of Books registered in the Hyderabad
Assigned Districts during the quarter ending 8 Ist March 1898. Akola 1898.
27. Zu Eb 765. 2^ Statement of Parficulars regardlng Books and Perio-
dlcab, published in the North- Western Provinces and Ondh, registered . . .
during the first quarter of 1898.
28. Zu Eb 3719. Vidyodayah. The Sanskrit Critical Journal of the Oriental
NobUity Institute Woking— England. Vol. XXVII. 1898. No. 4. 5. 6.
29. Zu £e 60. 4®. Grundriss der iranischen Philologie. Band I, Abteil. 2,
Lieferung 1. Strassburg 1898 [Hörn, Paul, Neupersisohe Schriftsprache].
(Vom Verf.)
30. Zu Ed 1237. 4^ Ararat. 1898. 31, 2. 8. 4. WalarSapat.
31. Zu Bd 1365. 49. Handes amsoreay. 1898, 5. 6. 7. Wienna.
32. Zu Eg 330. 4®. Xpot^tua Bv^avrtya, Tofies tna^oe^ Tevxos y
'Ual f. CaBKTnerepöypn 1897.
33. Zu Fa 2288. 4^ Radioff, W., Versuch eines Wörterbuches der TOrk-
Dialectei Zehnte Lieferung. St-P^tersbourg 1898.
34. Zu Fa 8457. Kamanoeh, H., BocTOiHa« 6B6jdorpa(|^i«. No. 82—94.
(» 4^Tett 1898. No. 5).
35. ZuFg45. Hansei Zassehi, The. Vol. XHI. No. 8. 4. 5. [Tokyo 1898.]
I
XIY Vwn, der für die BibUathek der D. M. O, eingeg. Schriften u.«. w.
36. Za Ha 200. Bevae de rhiatoire des religions. Tome XXXVI. No. 1. 2.
Paris 1897.
87. Zu le 2290. Proeeedings of the Sodety of Biblical Arohaeology. Vol. XX.
Part. 3. 4. 5. London 1898.
38. Zu Mb 185. A^. Monatsblatt der nomismatischen Oesellsohafl in Wien.
Nr. 177. 178. 179. 1898.
39. Za Mb 245. Zeitschrift, Numismatische, herausgegeben von der Numis-
matischen Gesellschaft in Wien durch deren Bedactions-Comitö. 29. Band,
Jahrgang 1897. 80. Band. Erstes Semester. Januar— Juni 1898. Wien
1898.
40. Zu Na 825. Eevue arch4ologiqne. Troisibme S4rie. — Tome XXXII.
Man— Avril 1898.
41. Zu Na 426. 4^ SanRCKH BocTOiHaro OrxiieHiji HMnepaTopcsaro
PyccKaro ApxeoioraqecKaro 06mfictB9L Tom X. BunycKH I— IV.
C-Üerepi^ypn 1897.
42. Zu Nf 270. Minntes of the Managing Gommittee [of] the North- Western
Provinces & Oudh Proyincial Museum, Lucknow. From April 1894 to March
1896. Allahabad 1896.
43. Zu Nf 452. l^. Epigraphia Indiea and Record of the Archaeologieal
Survey of India. Edited by E. Hutbuch, (Vol. V.) Part I. Jannary 1898. I
Calcntta.
44. Zu Nf 452. 2^ Survey, Archaeologieal, of India. (New Imperial
Series.) Volume XIX. Calcutta 1897. Volume XXV. Madras 1897.
45. Zu Oa 25. Bulletin de la Soci^tö de Geographie. Septiime S4rie. —
Tome XVII. 4» Trimestre 1896. Paris 1896. Tome XIX. 1«' Trimestre
1898. Paris 1898.
46. Zu Oa 26. Comptes rendus des s^anees [de la] Sociötä de Geographie.
1898. No. 3. 4. 5. Paris.
47. Zu Oa 42. HaB^CTifl HiniepaTopcKaro PyccKtro reorpaj^Hvecaaro
06mecTBa. Tom» XXXIV. 1898. BHoycsi I. IL G.-Üerepöypn 1898.
48. Zu Oa 151. Journal, The Geographica!. May, June, July, 1898.
Vol. XI. No. 5. 6. Vol. XU. No. 1. London.
49. Zu Oa 255. Verhandlungen der G^esellschaft für Erdkunde su Berlin.
Band XXV. — 1898 — No. 4. 5. 6. BerUn 1898.
50. Zu Oa 256. Zeitschrift der G^esellsohaft für Erdkunde su Berlin. Band
XXXIU — 1898 — No. 2. Berlin 1898.
51. Zu Oa 452. 4^ G6opHHKi TpyxOBi OpxOBCBOfi dKCnexHUlH. III. IV.
CaHKTnerepÖypn 1897.
52. Zu Ob 2845. 4^. Lüh^ P. A. van der, Encydopaedie van Nederlandsch-
IndiS. Afl. 15. 's Gravenhage — Leiden.
II. Andere Werke.
10790. Hart/mann^ Martin, Das arabische Strophengedicht. I. Das Muwassah.
Weimar 1897. (Vom Verf.) De 865.
10791. VogiUf Le Ml> de, Notes d'^pigraphie aramöenne. Extralt du Jonmal
Asiatique. Paris 1898 [verbessert aus 1896]. (Vom Verf.) De 906.
10792. Ltigrange, Fr. M.-J., Recherches epigraphiques k P4tra. Eztrait de la
"Revue Biblique" Avril 1898. Paris. (Von Herrn Marquis de Voga4.)
10793. Kahle, Paul, Teztkritische und lexikalische Bemerkungen zum Samari-
tanischen Pentateuchtargum. (Diss.) Halle a/3. 1898. De 829.
Fam. derfOrdie BibUothek der D.M. O. eingeg. Schriften u.a.w. XY
19794. SrtPara^s KatbäkSatukam. Die Geschichte yon Joseph in persisch-
indischem Gewände. Sanskrit und Dentsch von Richard Schmidl.
Kiel 1898. (Vom Heransgeber.) £b 8519.
10795. Frank, Othm., De Persidb linguA et genio. Commentationes phaosophico-
perdcae. Norimbergae 1809. (Von Herrn Dr. Reinhold.) £c 1479.
10796. iSa'di, Gttlistan. o. O. 1289h. (Von Herrn Dr. Schrader.) Eo 2290.
10797. [Eptingen, Hans Bernhard von] BemouUi, A., Die Pilgerfahrt Hans
Bernhards von Eptingen. [A. aus den Beiträgen aur vaterl. Geschichte.
Neue Folge. Band 2, Heft 1. Der ganzen Reihe 12. Band.] (Von
Herrn Dr. Jacob.) Ob 1356.
10798. Nippoldf Friedrich, Aegyptens Stellung in der Religions- und Cnltnr-
gesehichte. 2. Auflage. Berlin 1878. (Dgl.) Nb 164.
10799. Mihri, Muljtasar-i-Gfildeste . . . Tab' gedid. Konstantinopel 1303 . . .
(Von Herrn Dr. Schrader;) Fa 2877.
10800. Sedlähek, Jaroslav, al-kitibu mluvnice arabsk4ho Jaiyka. v Praxe
1898. (Vom Verf.) De 719.
10801. nOeldger^ F. A., Die Insel Socotra. [SA. aus Arohiv der Pharmacie.
26. Band, Heft 22. 1888.] (Von Herrn Dr. Jacob.) Ob 1142.
10802. Upanishad's, Sechzig, des Veda. Aus dem Sanskrit fibersetst und
mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Paul DeoMen, Leipaig
1897. Eb 1345.
10803. Version, The Coptic, of the New Testament in the Northern Dialect
otherwise called Hemphitic and Bohairic with introduction, critical
apparatus, and llteral English translatton. Vol. I. II. Oxford 1898.)
(Von den Delegates of the Clarendon Press.) Ib 880.
10804. VtdUe Pouann, Louis de la, Bouddhisme. £tudes et mat4riauz.
Adikarmapradlpa. Bodhicary&vatfira(IkS. London 1898. (Vom Verf.)
Hb 2694. 4^
10805. Muir, Sir William, Cyprian, bis Life and Teaching. Edinburgh 1898.
(Vom Verf.) Eg 1040.
10806. Volksüberlieferungen deutscher Juden. Von Jakob EkrUch.
{= Der Urquell. Der neuen Folge Band I. Heft 3 u. 4. p. 80—81.]
Fi 453.
10807. Verzeichnis wertvoller hebräischer Handschriften aus dem Lager
von J. Kaufmann. Frankfurt a. M. 1898. Dh 174.
10808. es Saijäd wo ibnoh hikäje ma»ryje bil lisin el masry. masr el
qähira 1316. De 10196.
10809. 4P, BapmoMd%t B., Orien o noisxKi bi GpexHDD AaiD ci BayvHOD
i^ilLD. 1893 — 94 rr. G.-nerepÖypn 1897 [=3* Mömoires de l'Aca-
d4mie Impöriala des Sciences de St.-Pötersbourg. VIU« S4rie. Volume I.
No. 4.] Ob 2340. 4^
10810. 4^ TlacociOBi 99ioncKoft i^epBBH. Hsx&n h nepeaeii . . .
E I\fpaeeh. C.-nerepöypn 1897 [« M^moires . . . VIU« Sörie.
Volume I. No. 7]. Dg 532. 4^
10811. 4**. PbUkLKon, G. F., MyaHsa r ntcHH VpaiBCKEXi MycyiuiaHi
Ch oiepäOMi Hxi 6iiTa. C.-IIeTepÖypri 1897 [«> Mömoires . . .
Vm« Sörie. Tome U. No. 2]. Oc 1356. i\
10812. Kamanon, H. 6., Otshbi o KHHri F. £. Fpyjin-rpjieuMaüJM : Ons-
caaie nyTemecTBia bi 3anaxHHft KHTafi . . . Kasau 1898. (Vom
Verf.) Ob 2394.
J
XVI
Allgemeine Versammlung
der D. M. G. am 24. Sept. 1898 zu Jena,
um 9 Uhr Vormittags, in den Bosensalen, s. I. Heft dieses Jahr-
gangs S. X.
Zur Tagesordnung:
Fortbestand der Orientalischen Bibliographie;
Bewilligung einer Summe ftir Anschaffungen der Bibliothek.
Halle und Leipzig, Anfang August 1898.
Der OeschäftsfQbrende Yorstand.
xvn
Personalnachrichten.
Als ordentliche Mitglieder sind der D. M. G. beigetreten fUr 1898:
1280 Herr Dr. phil. H. Hilgenfeld, Privatdocent a. d. UniversitiCt zu Jena.
1281 „ Llc. Dr. B. Baensch, Privatdocent a. d. Universit&t zu Jena,
Lichtenhainerstr. 3.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihr ordentliches Mitglied :
Herrn Prof. Dr. Georg Ebers, f 7. Aug. 1898.
XVIII
Terzeiclmis der vom 15. Jnli Ms 6. Oktober 1898 fOr die
Bibliothek der D. M. 6. eingegangenen Schriften n. s. w.
I. Fortsetzungen.
1. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1898. Heft 2.
Geschäftliche Mittheilungen. 1898. Heft 1. Göttingen 1898.
2. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. VII. Fase. 5^
e 6<>. Roma 1898.
3. Zu Ae 45 a. 4^. Atti della R. Accademia dei Lincei anno CCXCV.
1898. Rendiconto deir adunanza solenne dei 12 giugno 1897 [sie]
onorata dalla presenza delle LL. MM. il Re e la Regina. Roma 1898.
4. Zu Ae 165. 4^. Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. XXIV— XXXIX. Berlin 1898.
5. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der
historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1898. Heft n. München 1898.
6. Zu Ae 190. Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 136. 137. Wien 1897.
1898.
7. Zu Af 54. Report, Annual, of the Board of Regents of the Smithsonian
Institution, showing the Operations, Ezpenditures , and Condition of the
Institution for the year June 30, 1895. Report of the Ü.-S. National Museum.
Washington 1897.*
8. Zu Af 116. Mus6on, Le, et la Revue des Religions. Etudes historiquea,
ethnologiques et religieuses. Tome XVII et II. — "So. 3 — 4. Juin — Aoat
1898. Louvain.
9. Zu Af 124. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XIII. No. 91.
Vol. XX. No. 112. Vol. XXIII. No. 124. Vol. XXIV—XXXVII. No.
157. Philadelphia 1873—1898.
10. Zu Bb 608. Bijdragen tot de Taal-, Liand- en Volkenkunde van Neder-
landsch-Indie. Zesde Volgreeks. — Vijfde Deel. (Deel XLIX der geheele
Reeks). Derde en vierde Aflevering. 's-Gravenhage 1898.
11. Zu Bb 670. Giornale della Societk Asiatica Italiana. Volume undecimo.
1897—98. Roma— Firenze— Torino 1898.
12. Zu Bb 720. Journal of the American Oriental Society. Edited by
George F. Moore. 19. Volume, Second Half. New Haven 1898.
13. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of (h'eat Britain
& Ireland. July, 1898. London.
Vert. der für fite Bibliothek der D. M, G. eingeg. Schriften u. s. w. XIX
14. Zu Bb 790. Journal Asiatiqae . . . publik par la Soci^t^ Asiatiqne.
Keavi^me S^rie. Tome XI. No. 3. — Mal-Juin 1898. — Paria.
15. Zu Bb 818. al-Masriq. Al-Machrlq. Reyue catholique Orientale bi-
mensnelle. Sciences — Lettres — Arts. No. 14. 15. 16. 17. 18. [Bairät] 1898.
16. Za Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenlftndischen Oesellschaft.
Zweiundf^n&igster Band. II. Heft. Leipaiff 1898.
17. Zu Bb 935. 49. Zeitschrift für afrikanische und oceanbche Sprachen.
Mit besonderer Berücksichtigung der Deutschen Kolonien. IV. Jahrgang,
1. Heft. Berlin 1898.
18. Zu Bb 1150. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, heraus-
gegeben von der Deutschen Morgenlftndischen Oeselbchaft. XI. Band.
No. 1. [SaufOf Rudolf V., Wörterbuch des* Dialekts der deutschen Zigeuner.]
Leipzig 1898.
19. Zu Bb 1200, p, 12. ['Abdu '1 QSdir Badä'ünl] Muntakhabu-t-TawS-
rikh by 'Abdu-1-Qadir ihn i Muluk ShSh known as al-BadSonl. Translated
from the original Persian and edited by G. Ranking. Vol. I. Fase. V.
Index to the English Translation of Muntakhaba-t-Tawftrikh. Vol. II.
Calcutta 1898. [« Bibliotheca Indica. New Series, No. 917. 914.]
20. Zu Bb 1200, p, 26. [Abu'1-Fadl 'AllSml] The Akbamftma of Abu-
1-Fazl translated from the Persian by H. Beveridge. Vol. I, Fase. I.
Calcutta 1897. [»> Bibliotheca Indica. New Series, No. 910.]
21. Zu Bb 1200, p, 51. [6ulSm Husain Zaidpürl Sallm] RiySzu-s-
salStln. History of Bengal. By OhulSm-i-Husain, Sallm, edited by Maulavi
Abdul Hak Abid. Fasciculus V. Calcutta 1898. [Bibliotheca Indica.
New Series, No. 916.]
22. Zu Bb 1200, s, 180. Oaiigesa Upftdhyftya, TaUva-CintSmani. Edited
by Pa^idit Kämakhyä-Naih Tarka^Vägläa. Part IV. Vol. n. Fasciculus
UI. IV. V. Calcutta 1898. [» Bibliotheca Indica. New Series, No. 915.
918. 921.]
23. Zu Bb 1200, s, 295. [JimütavShana], KSlavivekah. The KSla-Viveka
edited by Madhueüdana SmrtircUna, Fasciculus III. Calcutta 1898.
[« Bibliotheca Indica. New Series, No. 919.] .
24. Zu Bb 1200. s, 470. 4®. Malik Muhammad Jaisi, The Padumftwati.
Edited, with a Commentary, Translation, and Critical Notes, by O. A. Grierson
and Stuihäkara Dvivedi. Fasciculus II. Calcutta 1898. [»s Bibliotheca
Indica. New Series, No. 920.]
25. Zu Bb 1200, s, 791. [Susruta]. The Su9ruta< Saihhitfi or The Hindu
System of Medicine aceording to Susruta. Translated from the original
Sanskrit by A. F. R. HoemU, Fasciculus I. Calcutta 1897. [» Biblio-
theca Indica. New Series, No. 911.]
26. Zu Bb 1200, s, 912. VallabhftcSrya, A^u-Bhäshyam. By Pa^dit
Hemachandra Vidijdratna. Fasciculus V. Calcutta 1897. [«a Biblio-
theca Indica. New Series, No. 912.[
27. Zu Bb 1200, t, 150. Sher-Phyin Being a Tibetan Translation
of the QatasShasrika Pnjnl PSramitl. Edited by Fratdpacandra Ghosa.
Volume m. Fasciculus III. CalcutU 1898. [» Bibliotheca Indica. New
Series. No. 913.]
28. Zu De 10385. Sibawaihl's Buch über die Grammatik .... übersetzt
und erklärt von G. Jahn. 23. Lieferung des ganzen Werks. II. Band
Lief. 15. Berlin 1898.
29. Zu Eb 10. 2®. Assam Library. Catalogue of Books for the quarter
ending 30 th June 1898.
XX Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. e. w.
30. Zu Eb 226. 2^ Catalogue of books, registered in Burma during the
quarter ending the 30 th June 1898. Rangoon 1898.
31. Zu Eb 295. 2^. Catalogue of Books registered in the Punjab ....
during the quarter ending the 30 th June 1898.
32. Zu Eb 485. 2^. Memorandum of Books registered in the Hyderabad
Assigned Distriots during the quarter ending 80 th June 1898. AkoUi 1898.
33. Zu Eb 692. Haraprasäd ^ästri, Notices of Sanskrit Mss. Second
Series. Volume I, Part I. II. Calcutte 1898.
34. Zu Eb 765. 2^'. Statement of Particulars regarding Books and Perio-
dicals, published in the North- Western Provinces and Oudh, registered . . .
during the second quarter of 1898.
35. Zu Eb 1481. 4<>. Weber, Albr., Vedische Beiträge. [SA. aus: Sitzungs-
berichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
1898. XXXVU.]
36. Zu Eb 3719. Vidyodayah. The Sanskrit Critical Journal of the Oriental
NobUity Institute Woking— England. Vol. XXVII. No. 7. 8. 1898.
37. Zu Ed 1237. 4". Ararat. 31, 5. 6. Walarsapat 1898.
38. Zu Ed 1365. 4^ Randes amsoreay. 1898, 8. 9. Wlenna.
39. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palaestina- Vereins. Band XXI,
Heft 1. Leipzig 1898.
40. Zu la 140 a. M i 1 1 h e i 1 u n g e n und Nachrichten des Deutschen Palaestina-
Vereins. Leipzig 1898. Nr. 3.
41. Zu Mb 135. 4®. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 180. 181. 182. Juli. August. September. 1898.
42. Zu Na 325. Bevue archdologique. TroisiJnne S^rie. — Tome XXXII.
Mai— Juin 1898. Tome XXXIII. Juillet— Aout 1898. Paris 1898.
43. Zu Nf 452. 4^ Epigraph! a Indica and Becord of the Archaeologicai
Surrey of India. Edited by E. HuUzsch, (Vol. V.) Part II. April 1898.
Calcutta.
44. Zu Nh 170. Archiv für österreichische Geschichte. 84. Band. Wien 1898.
Begister zu den Bänden LI— LXXX. Wien 1897.
45. Zu Oa 25. Bulletin de la Soci<^t^ de Geographie. Septifeme Sörie. —
Tome XIX. 2« Trimestre 1898. Paris 1898.
46. Zu Oa 26. Comptes rendus des sdances [de la] Soci^tä de Geographie.
1898. Nos. 6 et 7. Paris.
47. Zu Oa 151. Journal, The Geographica!. 1898. Vol. XU. No. 2. 3. 4.
48. Zu Oa 256. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band
XXXIII — 1898 — No. 3. BerUn 1898.
II. Andere Werke.
10813. 2^. Survey, Linguistic, of India. [First. Rough, List of Languages]
4 voll. CalcutU 1898. (Vom Government of India.) Bb 1840. 2^
10814. Khcüchanaw, A., Les manuscrits g^orgiens de la Bibliotb^que Nationale
k Paris, o. O. u. J. Fi 327.
10815. [Rouffaer, G. P.], Catalogus der Land- en Zeekarten toebehoorende
aan het Koninklijk Instituut voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van
Nederlandsch-Indie. 's-Gravenhage 1898. Oa 212.
10816. Jacob, Georg, Wissenschaft und Berliner Auffassung, Worte der Ab-
wehr. Halle a. S. 1898. (Vom Verf.) De 10464a.
Verz. der für die Bibliothek der D,M, G, emgeg. Schriften u.8,w. XXI
10817. Baramiz, Josef, De WAqidü libro qui Kitftb al Magäzi inscribitnr.
Berolini 1898. (Vom Verf.) De 11674.
10818. Targum scheni, Das, nach Handschriften herausgegeben und mit
einer Einleitung versehen von Moritz David. Berlin 1898. (Vom
Herausgeber.) Ib 1390.
10819 Q. Ezechiel en Daniel, De Profetieen van, in het Makassaarsch ver-
taald door B. F. Matthes. Amsterdam 1898. (Vom Übersetzer.)
Ib 3001. 40.
10820. Streck, Maximilian, Das Gebiet der heutigen Landschaften Armenien»
Kurdistan und Westpersien nach den babylonisch-assyrischen Keil-
Inschriften. (SA. aas Zeitschrift für Assyriologie, Bd. XUI.) (Vom Verf.)
Ob 1937.
10821 Q. WUhekn, Eus^ne. L'ezp^dition de Ninos et des Assyriens contro un
roi de la Bactrie. Eztrait du Mus^on. Louvain 1891. (Vom Verf)
Nc 250. 40.
10822 Q. Oätha Vohukhs'athra. — Yasna LI, 1—7 uebersetzt und erkllLrt
von £. Wilhelm. [Extrait des Melauges Charles de Harlez.] Leid»
o. J. (Dgl.) Ec 398. 4".
10823. [Wilhelm, Eugen], PärsI varsnl suruSt .... (SA. aus Mumbal
Samftcftr.) [Bombay 1895.] (Dgl.) Eb 5221.
10824. Wilhelm, E. Perser. [SA. aus Jahresberichte der Geschichtswissen-
schaft 1894. 1895. 1896.] Berlin. (Dgl.) Nf 805.
ProtokoUarlseher Berieht
fiber die am 24. Septemlier 1898 zu Jena abgehaltene
Allgemeine Yersammlnng der D. M. 6.
Erste Sitzung
Beginn S^/a Uhr Vorm.
Anwesend: 18 Mitglieder, s. PrSsenzlisto^).
VTahlen: Zum Präsidenten wird gewählt Prof. Dr. Wilhelm, zumVice-
Präsidenten Prof. Dr. Delbrttck, su Schriftführern Lic. Dr.
Baentsch und Dr. Hilgenfeld.
Begrüssnng durch Prof. Wilhelm mit Nachruf an die verstorbenen Mit-
glieder Bühler und Ebers, su deren Ehren die Versammlung sich erhebt.
Berieht des Schriftführers^, sowie Redaktions-^ und Kassen-
bericht^) von Prof. Windisch, verlesen durch Prof. Prätorius.
Bibliotheksbericfat von Prof. Pischel^).
Za K assenrevisoren Werden gewählt Prof. Kautzsch und Prof. Ed. Meyer.
Vorstands wähl: Als Ersatz für Bühler wird einstimmig Prof. Dr. Beinisch
in Wien gewählt. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Praetorius,
Pischel, Socin, Zimmern werden durch Acdamation wiedergewählt.
Prof. Ed. Meyer stellt den Antrag, in § 8 der Statuten die Worte: „aus der-
selben Stadt wie der Abwesende" zu streichen. Es wird beschlossen,
über den Antrag auf der nächsten Generalversammlung zu entscheiden.
I>ie von Prof. Kautzsch im vorigen Jahre gegebene Anregung: „die Reichs-
regierung zu ersuchen, es der D. M. Q. ein für alle Mal zu überlassen, bei
den Kongressen einen offiziellen Redner im Namen der Deutschen Regierung
zu designieren" wird zum Beschlnss erhoben, und der Vorstand beauftragt,
dahingehende Verhandlungen einzuleiten.
Die nächste allgemeine Versammlung wird im Anschluss an die Philo-
logen-Versammlung 26. — 30. September 1899 in Bremen stattfinden.
Die Bibliotheksverwaltung der D. M. 6. beantragt einen jährlichen Dispo-
sitions-Fonds von 300 Mark für die Bibliothek. Dieser Fonds
soll dienen:
1) Zur allmählichen Kompletierung der zahlreichen unvollständigen
Werke älteren Bestandes, so weit eine solche in wissenschaftlichem Interesse
wünschenswert erscheint.
2) Zur Erwerbung besonders wichtiger Werke von Nicht-Mitgliedern,
zu denen die Gesellschaft keinerlei Beziehungen hat.
3) Zum Ankauf von im Orient veröffentlichten Drucken.
1) Siehe die Namen der Teilnehmer in Beilage A. 2) Siehe Beilage B.
3) Siehe Beüage D. 4) Siehe Beilage E. 5) Siehe Beilage C.
XXIT ProtokoUar, Bericht über die Aügem. Versammlung zu Jena,
Ausgeschlossen ist der Ankauf aller Publikationen von Mitgliedern,
femer von Nicht-Mitgliedern, soweit dieselben die Bibliothek benutzt oder
sonst der Gesellschaft zu Dank yerpflichtet sind. Über die Verwendung im
einzelnen entscheidet der Bibliothekar auf Grund der Desiderate.
Dieser Antrag wird von der Versammlung einstimmig angenommen.
Verhandlungen betreffend Unterstützung der Orientalischen Biblio-
graphie. Da die Verlagshandlung von Beuther & Reichardt ihren
Antrag auf Gewährung von 300 M. weiteren Zuschusses zurückgezogen hat,
wird beschlossen, die Sache für einstweilen erledigt zu erklären.
Zweite Sitzung
Nachm. S^a ühr.
Die Rechnung wird von der Versammlung auf Antrag der Revisoren für
richtig erklärt und dem Rechnungsführer Decharge erteilt.
Eugen Wilhelm. F. Praetorius.
B. Baentsch. H. Hilgenfeld.
Beilage A.
Präsenzliste der am 24. Sept. in Jena tagenden all-
gemeinen Versammlung der D. M. G.
1. Wilhelm, Jena. 11. Kautzsch, Halle.
2. Praetorius, Halle. 12. Siegfried, Jena.
3. E. Kuhn, München. 13. H. L. Strack, Gross-Lichterfelde
4. Völlers, Jena. b. Berlin.
6. Winckler, Berlin. 14. R. Pischel, Halle.
6. Radioff, Petersburg. 15. H. Hilgenfeld, Jena.
7. Peiser, Königsberg. 16. B. Baentsch, Jena.
8. Geizer, Jena. 17. B. Lindner, Leipzig.
9. Eduard Meyer, Halle. 18. H. Zimmern, Leipzig.
10. Delbrück, Jena. 19. V. Ryssel, Zürich.
Beilage B.
Bericht des Schriftführers für 1897/98.
Seit dem vorjährigen Berichte sind der Gesellschaft 16 ordentliche Mit-
glieder beigetreten (1264 — 1279), und zwar 3 davon noch für 1897. Zum
Ehrenmitglied e wurde ernannt Herr Theod. Aufrecht in Bonn. — Dagegen
traten 8 Herren aus der Gesellschaft aus.
Wir beklagen den Tod der Herren Bühl er (korresp. Mitglied), Gramer,
KberSy Lincke, Steinnordh.
Herrn Martin Hartmann in Charlottenburg wurden nachträglich noch
400 M. Reisekosten bewilligt (vgl. Bd. 51 S. XXVUl), zahlbar nach fertiger
Drucklegung seiner Arbeit.
Es wurde weiter beschlossen, die Zeitschrift für Ägypt/ Sprache
und Alterthumskunde noch auf weitere 3 Jahre, also bis einschliesslich
zum Jahre 1900, mit je 400 M. zu unterstützen (vgl. Bd. 48, S. XXIV). Femer
ProiokoUar. Bericht über die Aügem. Versammlung zu Jena. XXY
L. ▼. Schröders Text des Kftthaka auf Kosten der Gesellschaft zu drucken.
Endlich auf ein Exemplar von M. Bloomfields Kashmirian Atharva-
Veda, the so- call ed PSippalSda-QskhS zu subskribieren.
In Schriftaustausch getreten ist die Gesellschaft mit der Redaktion des
AI-Hachriq zu Bairut, mit der Redaktion der S t u dj italiani di filologia
indoiranica zu Florenz, mit der Societk asiatica italiana zu Florenz
(diese erhält von uns nur die Abhandlungen), mit The American Philoso-
phical Society zu Philadelphia; endlich mit der Konigl. UnWersitäts-
bibliothek zu Upsala (letztere sendet uns u. a. orientalische Dissertationen,
Programme, die tfgypt Sphinx; wir senden Zeitschrift und Abhandlungen).
Vom 51. Bande der Zeitschrift wurden abgegeben 479 Exemplare an Mit-
glieder der Gesellschaft, 47 an gelehrte Gesellschaften und Institute, 138 durch
den Buchhandel; zusammen also 664 Exemplare (4 mehr als im Voijahre).
— Der Gesamtabsatz unserer Veröffentlichungen ergab einen Reinertrag von
3605 M. 36 Pf.
Das Fleischerstipendium wurde am 4. März 1898 Herrn Mark Lidzbarski
in Kiel verliehen. F. Praetorius.
Beilage C
Bibliotheksbericht für 1897—1898.
Der Bestand der Bibliothek ist, abgesehen yon den regelmässigen Fort-
setzungen, um 132 Werke (Nr. 10687 — 10819) vermehrt worden. Ausgeliehen
wurden 523 Bände und 26 MSS. an 66 Entleiber.
Mit dem Beginne des Druckes des Kataloges ist bbher gezögert worden,
vor allem deswegen, weil der wichtigste Teil der Bibliothek, die arabische
Litteratur, aus den im vorigen Jahresberichte angeführten Gründen, noch immer
nicht druckfertig ist. Da aber Herr Dr. Fischer jetzt Hir längere Zeit von
Europa abwesend ist, scheint es nicht mehr ratsam, den Druck wieder auf un-
bestimmte Zeit zu verschieben. Er soll deswegen bald begonnen werden, auf
die Gefahr hin, dass Herr Dr. Fischer nicht selbst die Revision der von ihm
bearbeiteten Teile vornehmen und Veränderungen treffen kann, die er sonst
vielleicht gemacht hätte. Das Japanische ist durch Herrn Haruhiko Kato, das
Armenische durch Herrn Hussik Sohrabian revidiert worden; für die ein-
silbigen Sprachen ist die Hilfe von Herrn Prof. Conrady in Leipzig zugesagt
worden. B. Pischel.
Beilage D.
Aus dem Bedaktionsbericht.
Erschienen ist, gedruckt auf Kosten der D. M. G. :
ibhAndlungen für die Kunde des Morgenlandes, herausgegeben von der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. XI. Band. Nr. 1. Wörterbuch
des Dialekts der Deutschen Zigeuner. Zusammengestellt von Rudolf v. Sowa. ,
Leipzig 1898. In Kommission bei F. A. Brockhaus. — Preis 4 M. 50 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 3 M.). E. W indisch.
d*
xxyi
Evnndhmen u. Ausgaben der D, M, 6r. 1%WJ,
la ^ H *
(I
00
1
ä
CO
<s1
•^ s
CO
•
1
eo
O
o
Oä
CD
04
^
«3
•
U)
fl
«
?
H
0)
.fi
p^
CS
•
0
<ll»
I
«^
«
(ü
<l«
H
E^
r0 ce :3
® oo .2
c
o
•-a »-9
cn
C
o
1^3
I
63
es
00 ^ (5 rSroo
o j2 «2 'S M
■Js S II
B^ CO
ej CO
CO
OO
M
O
0«
B
a
■** 64) h '^
® «^ 'S a
S CO
00
o ^
^ o>
•c-S
N 3
ö S
'O tu
§ '"^
«0 !S
1
2 ß c
o
lg
a
o
a
a
9
09
f. CO
00 oo
o
QO sc
•13
O
(14
•TS -2
^ © (m
.-I *
a a
c 'S
•f« ©
a **-
> at
00
o
04
00
04
*Q
O
«O
04
1
CS
o
00
Ol
kQ
OD
CO
U
• 2 "
©'0 0
c a ü
BS
o
©
I §
© ffi
fs a a o
a ^ s ^
2 «5 © 60
•öS Ä «
00 §5^ a
bC ©
1 §*«
Rom
©
I
u
©
©
T3
o
p«.
•J3
OQ
»4
©
©
.a
0
s
»
1«^
© -^
^ 2
*^ r "^
SS
eo Oi
ri eo
© '
bß
g r- ,5 CO QO
>< OS — O t»
© 00 o "^ *
^ »^ tß Fl o
CM
CO eo
00 04
04
04
Einnahmen u. Ausgaben der D, M. G. 1897,
xxvn
J3
u QQ
's *
S5
«0
»4
e
o
s
o
a
M
0
I I
kB «»^
a
a
a
9
_ DD
?>
sä
.fi B
OB 'S
® -
is iS
• •
a>
8
PPQ I 53
S =* 5
&-§ ä>i3
> « 5 S
fci - 'S '^
9 S^- S
.25^0
o o S
IIb
-ä Ä ^ S
|:
5 a
© a
I s^
© © s
r. c ä
•a ^
^^§
o
äs
5
sc
Sä
I
0»
M
©
'S ^ „
d c "B
'^ -
a
a o
ä,'
a
«3
a
©
•a
.a-c
R S
.2
a
^ CO
09
oo
00
•
I«
o
>
6
o
•ßx
o
a
o
ä
'S s
S .«N
•S a a
N d M
o
«3
1
1
•k
•»
1
©
>o
o
««
o»
1»
09
CO
o
CO
0«
o
Ol
-<!
•^
»
1
4
oS
OQ
OD
0^
•«*
•»
CO
CO
0«
flO
0«
Oi
s
1
«•
>a
00
OO
©
eo
o>
CO
o>
CO
eo
^
•^
©
©
00
Ol
1:1
« ©
a
•ö 'S)
d ©
it
eo
»H
»»
vH
09
eo
e
1[
eo
«0
o>
©
eo
eo
©
^
09
iH
eo
e-
rH
09
9
eo
09
«H 09
a
9
'S
o
•s
s
d
o
t«
ao
a
©
I
•a
•p4
s.
©
w
a
Ol
ja
M
©
o
n
<
a
©
I
00
■
06
O
©
M
•*»
O
PQ
p3
&
a
a
a
•s
o
9
•a
d
I
S
<
9
►
I
t
XXTIIl
Sabäische Typen
bei
G. Kreysing in Leipzig.
feinem Wunsche des gescliäftsftihrenden Vorstandes folge
gebend, hat sich unser Drucker, Herr G. Kreysing in
dankenswertester Weise entschlossen, sabäische Typen zu
beschaffen. Dieselben sind nunmehr auf der Druckerei in
Leipzig eingetroffen.
Halle und Leipzig, Januar 1899.
Der geschäftsfQhrende Torstand.
XXIX
Xn. Internationaler Orientalistenkongress.
Nach einem von Angelo De Gubematis unterzeichneten
Zirkular wird der XII. Internationale Orientalisten-
kongress in Rom Anfang Oktober dieses Jahres stattfinden.
President du Comite Organisateur ist le Comte Angelo De
Gubernatis, Professor des Sanskrit in Bom (Via San Martino
al Macao, 11), secrfetaire gen6ral du Congrfes ist le Comte
Francesco Lorenzo PuUe, Professor des Sanskrit in Pisa,
wohnhaft in Florenz, Via Giordani 7. Dem Präsidenten
stehen als Vicepräsidenten zur Seite Comm. Fausto Lasinio,
Professor des Arabischen in Florenz, und Chev. Celestino
Schiaparelli, Professor des Arabischen in Rom.
Mitgliedskarten können schon jetzt zum Preise von 20 fr.
= 16 Mark von der Buchhandlung F. A. Brockhaus, Leipzig,
Querstrasse 16, bezogen werden.
XXX
Personalnaehrichten.
Als ordentliche Hitglieder sind der D. M. Q. beigetreten für 1899:
1282 Herr cand. theol. Ernst Liebmann in Erfurt, Holsheienstraase 13.
1283 „ Dr. Ignaz Kdnos, Direktor der orientalischen Handelsakademie in
Budapest, V alkotmÄny-utcza 11.
1284 „ David Lop es, Lissabon, 3R. Abarracamento de Peniche.
In die Stolle eines ordentlichen Mitgliedes ist eingetreten für 1899:
The New-Tork Pablic Library, Astor Lenox and Tilden Fonndations. New- York,
40 Lafayette Place.
Z. Z. unbekannten Aufenthalts: die Herren Geisler und Lergetporer.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft die ordentlichen Mitglieder:
Herrn Grünbaum in München und Herrn Heidenheim in Zürich.
Seinen Austritt erklärte Herr l>r. J. Hertel (1247).
Yerzeiclmis der Tom 7. Okt. 1898 bis 30. Jan. 1899 fOr die
Bibliothek der D. M. 0. eingegangenen Schriften n. s. w.
I. Fortsetsnngen.
1. Zu Ae 24. Alm an ach, Magyar Tud. Akaddmiai, polg&ri 6s csillagÄszati
naptÄrral MDCCCXCVIII-ra. [Badapest] 1898.
2. Zu Ae 30. Nachrichten von der K5nigl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu €töttingen. Philologisch-historische Klasse. 1898. Heft S.
Göttingen 1898.
3. Zu Ae 45. Bendiconti della Reale Accademia dei Lincei classe di
scienxe morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. YII. Fase. 7® — 11^.
Roma 1899.
4. Zu Ae 65. 4^. Bulletin de TAcad^mie Imperiale des Sciences de St.-
P4tershonrg. V. Sdrie. Tome VII. No. 8—5. Tome VIU. No. 1—4.
St. Petersburg 1897. 1898.
6. Zu Ae 96. Ertekez^sek a nyelv-^ sz^ptudom&nyok köreböl. . . . Szer-
keszti GyuUU PäI. XVI. kötet. X. szim. Budapest 1897.
6. Zu Ae 130. Közlem4nyek, Kyelvtudom&nyi. XXVII. kötet lU. IV.
mzete. XXVUI. kötet I. II. füzete. Budapest 1897. 1898.
7. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch - philologischen und
der historischen Klasse der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1898. Heft m. Bd. II. Heft i. München 1898.
8. Zu Ae 196. Szily, C, Rapport sur les travauz de TAcad^mie bongroise
des seieuees en 1897. Budapest 1898.
9. Zu Ah 5. Analecta BoUandiana. Tomus XVII. — Fase. III. IV.
Bruxelles 1898.
10. Zu Ah 8. Anecdota Ozoniensia. Tezts, Documenta, and Eztracts chiefly
from Mannscripts in the Bodleian and other Ozford Libraries. Semitic
Series. Part X. Ozford 1898.
11. Zu Ah 20. Jahresbericht des jüdisch-theologischen Seminars Fraenckel-
scher Stiftung. Breslau 1880. 1895 — 1899. (Vom jüdisch- theolog. Seminar.)
12. Zu Ah 50. Proceedings of the Sizth Biennial Convention of the Je-
wish Theological Seminary Association. New York 5658-1898.
13. Zu Hb 10. Bibliographie, Orientalische, .... bearbeitet und heraus-
gegeben yon Lucian Scherman. XI. Jahrgang. Zweites Halbjahrsheft.
Berlin 1898.
14. Zu Bb 608. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landseh-IndiS. Zesde Volgreeks. — Zesde Deel. (Deel L der geheele
Reeks.) — Eerste Aflevering. 's-Gravenhage 1899.
15. Zu Bb 725. Journal of the Asiatie Sodety of Bengal. Vol. LXVII,
Part I, No. 2. 3. Part III, No. 1. — 1898. Calcutta 1898.
XXXn Verz, der für die Bibliothek der D. M, G. eingeg. Schriften u. s, w.
16. Zu Bb 725c. Proceedings of the Asiatic Society of Beogal. No. V
— VUI, May-Augast, 1898. Calcutta 1898.
17. ZaBb7öO. Journal, The of the Boyal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. October, 1898. Janaary, 1899. London.
18. Zu Bb 765. Journ^al of the China Branch of the Royal Asiatic Society.
New Series, Vol. XXVIU. Shanghai 1898.
19. Zu Bb 790. Journal Asiatique .... pnblie par la Soci^tä Aüatique.
Neuvifeme Serie. Tome XII. No. 1. — Juillet— Aoüt 1898. — No. 2. —
Septembre — Octobre 1898. — Paris.
20. Zu Bb. 818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimensnelle.
Sciences-lettres-arts. [Bairüt] 1898. No. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 1899. No. 1.
21. Zu Bb 901. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeven door het Bataviaasch Genootschap ran Künsten en Weten-
schappen. Deel XXXIX. Aflevering 4. 5. 6. Deel XL. Aflevering 3. 4.
Batavia | 's Hage 1898.
22. Zu Bb 901 d. Notulen van de Algemeene en Bestuurs-Vergaderingen
von het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetensehappen. Deel
XXXV. — 1897. Aflevering 3. 4. Deel XXXVI. — 1898. Aflevering
1. 2. Batavia 1897. 1898.
23. Zu Bb 90in. 4®. Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap
van Künsten en Wetensehappen. Deel LI. 1^ Stuk. Batavia | 's Hage 1898.
24. Zu Bb 905. 4®. T'oung-pao. Archives pour servir ä Tetude de l'histoire,
des langues, de 1h g^ographie et de l'ethnographie de l'Asie Orientale.
Ridig^es par Gustave Schlegel et Henri CorcUer. Vol. IX. No. 4. 5.
Leide 1898.
25. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Zweiundfünfzigster Band. HL Heft. Leipzig 1898.
26. Zu Bb 935. 4^. Zeitschrift für afrikanische und oceanische Sprachen.
Mit besonderer Berücksichtigung der Deutschen Kolonien. IV. Jahrgang,
2. Heft. Beriiu 1898.
27. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes.
XH. Band. — Heft 2. 3. Wien 1898.
28. Zu Bb 1180. 40. Annales du Musöe Guimet. Tome XXVIU. XXIX.
Paris 1896.
29. Zu Bb 1180a. 4^ Annales du Mus^e Guimet. Biblioth^ue d'^tudes.
Tome VL VU. Paris 1897. 1898.
30. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1898.
6. Berlin.
31. Zu Bb 1840. 2. Survey, Linguisüc, of India. Berar, or Hyderabad
Assigned Districts. Assam. [First, Rougb, List of Languages.] Calcutta 1898.
32. Zu Ca 15. 4^. Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Alterthum»-
kunde. Herausgegeben von A. Erman und G, Steindorff. Band XXXVI.
Erstes Heft. Leipzig 1898.
33. Zu De 306 ^ Caspari, A Grammar of the Arabic Language, translated
from the German of Caspari, and odited with numeroiis additions and
corrections by W. Wright, Third edition revised by W. Robertson Smith
and M. J. €ie Goeje. Volume II. Cambridge 1898. (Von den Syudics
of the Cambridge University Press).
84. Zu De 10385. SIbawaihi's Buch über die Grammatik .... übersetzt
und erklärt . . . von G. Jahn, 24. Lieferung des ganzen Werks. H. Band.
Lief. 16. Beriin 1898.
Vern, der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg, Sehriften u. «. w. XXXIII
35« Zu Db 1420. Oesenius, Wilhelm, Hebräisches und Aramäisches Hand-
wörterbuch. über das Alte Testament in Verbindung; mit Albert Sodn und
H. JSünmem bearbeitet von Frants Buhl. 13. Auflage. Leipzig 1899.
(Dh 1420".)
36. Zu £b 50. 2®. Bengal Library Catalogue of Books for the Second
Quarter ending 30 th June 1898.
37. Zu Eb 225. 2^ Catalogue of Books registered in Burma during the
quarter ending the 30th September 1898. Bangoon 1898.
38. Zu Eb 390. 4". Hrishikesa Sastri and Siva Chandra 6ui, A
Descriptive Catalogue of Sanskrit Mannscripts in the Library of the Caicutta
Sanskrit College. No. 8. 9. CalcutU 1897. 1898.
39. Zu Kb 295. 2^. Catalogue of Books registered in the Punjab . . .
during the quarter ending the 30 th September 1898. [Labore 1898].
40. Zu Eb 765. 2^. Statement ofParticuIars regarding Books and Periodicals
publlshed in the North-Western Provinces and Oudh , ... during the
Third Quarter of 1898 [Allahabad 1898].
41. Zu Eb 3719. Vidyodayab. The Sanskrit CriticalJournal of the Oriental
Nobility Institute Woking-England. Vol. XXVII. 1898. No. 9. 10. 11.
42. Zu Eb 4025. 2^ HuUzsch, E., [Annual Report for July 1897 to June
1898 forwarded to the] Government of Madras. Public. G. O. , &c.,
Nos. 1093, 1094, 29 th August 1898. August. Epigraphy. (Von Herrn
Dr. Hultzsch.)
43. Zu £c 2510. Beiträge zur Kenntniss der iranischen Sprachen. Heraus-
gegeben von B. Dorn. II. Theil. Vorrede und Lieferung 2. III. Theil.
St. Petersburg 1863. [Äusserst selten.] (Von Herrn Dr. Salemann.)
44. Zu £d 1237. 4P. Ararat. 1898. 31, 7. 8. 9. Wabrsapat
45. Zu Ed 1365. 4^. Handes amsoreay. 1898, 10, 11, 12. 1899, 1. Wienna.
46. Zu Eg 330. 4®. Xoovixaf Bv^avtiva, Tofioe nefinrog, Tcvxoe «'
xal /?. CaHKTneTepöypri 1898.
47. Zu Fb 15. Brandstetter , Renward, Malaio - Polynesische Forschungen.
Zweite Reihe. I. Luzern 1898 (Vom Verf.).
48. Zu Fg 45. Hansei Zasschi, The. Vol. XIU. No. 6— 11. [Tokyo 1898.
49. Zu Fg 100. Transacticns of the Asiatic Society of Japan. Vol. XXIV:
Supplement. Yokohama 1896./
50. Zu Ha 200. Revue de Vhistoire des religions. Tome XXXVL No. 3.
ParU 1897. Tome XXXVII. No. 1. 2. 3. Tome XXXVIH. No. 1.
Paria 1898.
51. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palaestina- Vereins. Band XXI,
Heft 2. Leipzig 1898.
52. Zu la 140a. . Mit the ilun gen und Nachrichten des Deutschen Palaestina-
Vereins. Herausgegeben ... von H. Guthe. 1898. No. 4. 5. 6.
53. Zu Ic 2290. Proceedings of the Society of Biblical Archaeology.
Vol. XIX. Appendix. Vol. XX. Part 6. 7. 8. [London] 1898.
54. Zu Mb 135. 4^. Bfonatsblatt der numismatischen Geselbchaft in Wien.
Nr. 183. 1^4. 185. 186. October. November. December 1898. Jänner 1899.
55. Zu Mb 1355. Siz, J. P. , Monnaies grecques, in^dites et incortaines.
Eztrait du .,Nnmismatic, Chronicle*', Troisifeme Sörie, Vol. XVIII., Pages
193—245. Londres 1898. (Vom Verf.)
56. Zu Na 32$. Revu^ arch^ologique. Troisi^me Serie. — Tome XXXIII.
Septembre — Octobre. Novembre — D^cembre.. .1898. Paris 1898.
XXXiy Verg. der für die Bibliothek der D.M. O. eingeg. Schriften u,e.to.
57. Zu Nf 452. 4^ Epigraphia Indica and Record of the Archaeological
Surreyoflndia. Edited by E. HuUgsch, {VoLlV .) PartVIII. Dec6mberl897.
(Vol. V.) Part III. IV. July, October 1898. Calcutto.
58. Zu Oa 25. Bulletin de la Soci^tä de Geographie. Septifeme Serie. —
Tome XIX. 3« Trimestre 1898. Paris 1898.
59. ZaOa26. Comptesrendus des s^ances [de la] Soci^t^ de G^ograpfaie.
1898. No. 8. Paris.
60. Zu Oa 42. HsB^CTix HMDepaTopcKaro PyccEaro reorpa<i»H«ecKaro
OömecTBa. Tomi XXXUI. 1897. BHnycEi VI. Tom XXXIV. 1898.
BuoycEi III. IV. C.-IIeTep6ypn 1898.
61. Zu Oa 43. ÜT^BTi ÜMnepaTopcKaro PyccKaro reorpa<l)HnecKaro 05-
mecTBa sa 1897 rox'b. C-UeTep6ypn 1898.
62. Zu Oa 151. Journal, The Geographical. 1898. Vol. XII. No. 5. 6.
Vol. Xm, No. 1.
63. Zu Oa 255. Verhandlungen der Gesellschaft flir Erdkunde zu Berlin.
Band XXV. 1898. No. 7. 8. 9. 10. Berlin 1898.
64. Zu Oa 256. Zeitschrift der Gesellschaft fUr Erdkunde tu Berlin.
Band XXXIII. — 1898. — No. 4. BerUn 1898.
65. Zu Ob 2780. i9. Dagh- Reg ister gehouden int Casteel BaUyia vant
passerende daer ter plaetse als oVergeheelNederlandts-India. Anno 1670—167 1.
Uitgegeven . . . onder toezicht van J. A. van der Chijs. Batavia |
's Hage 1898.
66. Zu Ob 2845. 4^. Lith, P. A. van der, Encyclopaedie van Nederlandsch-
Indie. Afl. 16. 17. 's Gravenhage-Leiden.
II. Andere Werke.
10825. Bayer y Jözsef, A Magyar drAmairodalom tört^nete. A legr^gibb
nyomokon 1867— ig. Kötet I. II. Budapest 1897. Nh 513.
10826. Sprichwörter und Spiele, Arabische. Gesammelt und erklärt von
Knut L. Tallquist. Leipzig 1897. (Von Herrn Prof. Dr. Völlers.)
De 10463.
10827. Härchen und Gedichte aus der Stadt Tripolis in Nordafrika. Eine
Sammlung .... von Hans Stumme. Leipzig 1898. (Dgl.) De 8156.
10828. Markham, Sir Clements R., Antarctic Exploration: A Plea for a
National Expedition. London 1898. Ob 560.
10829. KaruanOf Ant. Em., Ines Farrug. Malta 1889. (Von Herrn
Dr. H. Stumme.) De 7843.
10830. Heer, Justus, Die historischen und geographischen Quellen in Jäqtit's
geographischem Wörterbuch. Strassburg 1898. (Vom Verf.) De 5678.
10831. Caearteüi, L. C, Report on the Eleventh International Congress of
Orientalist! in Paris; September 5th to 12 th, 1897. [Manchester 1898.]
(Vom Verf.) Bb 994.
10832. BHUrheckf A., Das Sandschak Suleimania und dessen persische Nach-
barlandschaften zur babylonischen und assyrischen Zeit. Leipzig 1898.
(Vom Verf.) Ob 1750.
10833. Literature ofthe Tnrks. A Turkish Chrestomathy . . . . by Charles
WelU. London 1891. Fa 2577.
10834. Youescuf^ R., Dictionnaire portatif turc-firan9ais de la langue usuelle
en caractöres latins et turcs. Constantinople 1890. Fa 2540.
VerM, der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg, Schriften «. #. w. XXXY
f» '—
10835. Ifägt, SQmbfile. Stambal 1307 h. Fa 2932.
10836. Latlif-i-hajU. [Stambnl] o. J. (Von Herrn Dr. Jacob.) Fa 2842.
10837. An;|[-f-en-amen, Der Todteopapynu des. Inauguraldissertation ....
eingereicbt von Arthur SchübacK Leipzig 188U. (Von Herrn Josef
Prasch.) Ca 252.
10838. Zain-ad-DTn, Historia dos Portugueses no Malabar por Zinadim.
Manuscripto arabe do seculo XVI publicado e traduzido por David
Lopea. Lisboa 1898. (Vom Heransgeber.) De 11861.
10839. Mühendis-hane -i-berri-i-huma)un harbije senefleri sagirdanyn imtihan-
i-umnmisine maljsus müfettis ^edvel-dir. Konstantinopel 1310. (Von
Herrn Dr. Jacob.) Fa 2902.
10840. Lesestücke, Türkische. [Herausgegeben von] O. Jacob, [Halle 1 898.]
(Vom Heransgeber.) Fa 2576.
10841. LUtmannf Enno, Das Verbum der Tigresprache. [Zeitschrift für
Assyriologie, XIII]. (Vom Verf.) Dg 766.
10842. Se^zade^ Kyvk vezir. Eonstantinopel 1303. Fa 3070.
10843. Kemal, Vatan jahod SiUstria, Defa-i-sahi. Stambul 1307. Fa 2845.
10844. Humajun name. [Kunstantinopel] 1193. Fa 2833.
10845. MtJiibbl .[d. i. Sultan Solimau Kanuni], Dlwfin. Konstantinopel 1308.
Fa 3018.
10846. FuduU, KnllTj&t-i-Dlwfai. [Konstantinopel] 1308. Fa 2725.
10847 Q. ^OACMaKh, R. F., .lereHxa npo XaKHMi-ATk. Otthcki hsi Hanicrift
HMoepaTopcKoft AKaxeiiiH HayKi» T. IX, No. 2 (GeBTaÖpB 1898).
CaBKToerepÖypni 1898. (Vom Verf.) Bb 1790. 4".
10848. King, L. W., First Steps in Assyrian. London 1898. (Von den Ver-
legern Kegan Paul, Trencb, Trübner & Co.) Db 506.
10849. Cook, Stanley A., A Glossary of the Aramaic Inscriptions. Cambridge
1898. (Von den Syndics of the Cambridge University Press). De 485.
10850. *ASiq Kerem. [Konstantinopel] 1300. Am Rande Zi^an ile Asman.
Fa 2633.
10851. Jüsuf ibn Sdlämah, Die Zariath-Gesetze der Bibel nach dem Kit4b
al-kAfi des Jüsuf Ibn Sal&mah. Ein Beitrag zur Pentateuchezegese und
Dogmatik der Samaritaner .... herausgegeben und mit einer Ein-
leitnuK und Anmerkungen versehen von Naphtali Cohn. Frankfurt a. M.
1899. (Vom Herausgeber.) De 7704.
10852. Molikre, Innis&Vl'&limät von Muhammad Bey 'Osm&n Gal&l. Neu-
arabische Bearbeitung von MoUöre's Femmes savantes transkribiert,
übersetzt, eingeleitet und mit einem Glossar versehen von Friedrich Kern.
Leipzig 1898. (Vom Herausgeber.) De 8612.
10853. Ibn Mäiik, Ebn-Maiek, L'Alfiiah tradotta e commentata da Errico Vitto,
Beyrouth 1898. [Vom Übersetzer.] De 6695.
10854. J^asan Q^waidir. Hassan Kueider, Dizionario dei triplici. Tradotto
da Errico Vüto. Beirut 1898. (Vom Übersetzer.) De 9846.
10855. Littmann, Enno, Mfthletäta ge'ez targuama wa-darasa. München 1899.
(Vom Verf.) Dg 518.
10856. [GolalediRn Rümi\ Selected Poems from the DlvSni Shamai Tabrtz
edited and translated with an introduction, notes, and appendices by
Reynold A. Nicholson. Cambridge 1898. (Von den Syndics of the
Cambridge University Press.) £c 1778.
%XX^i Verz,darf^ die BiUk4kek der D.M. G. emyeg. Sdtrifim ».«.v.
ViHftl. Marijvnrif J,. Mvt CbT*/uA'jfde der aJttürkiscben InseliriAen. Mit
trUi^rm Vt/rwmt oud AnltMo^ rem W. ßang in Lföven. Leipxie 1898.
Fa 3850.
UlHUH. \»i'Oäfd:ff Abu 'Utmin 'Amr b. Bai^ir. Al-mahäsm wal-mddSd]. Le
Uvre dM b«aiit^t et det aotitlie»«* attribae ä Ab« Otfammn Amr ibn
Babr al-I>|abiz de Basra. Texte axabe pablie par G. van Vloten.
fyeyde — l$d8. ^'on Heim Prof. M. J. de Goeje. De 4880.
iifÜfß'K JfUftraWf }r,f KtmrlM, The Beli^non of Babylonia and Assyria. (^^ Hand-
b<^/k« on tbe HUtory of Religioos^. Boston 1898. (Ton den Ver-
\tt%ttm GIno & Company.; Hb 357.
lOMOO« Jansetif Hubert, Verbreitanf^ des Islams mit Angabe der Terschiedenea
H\Uiu, H«kten und rell^^iösen Bruderschaften in den verschiedenen Lindern
tUif Hrii« 18'JO bis 181^7. Friedrichsbagen (bei Berlin) 1897. (.Vom
Verf.; Hb 806.
U)Hf\l, Swulalffian, Joseph , L'idiome des inscriptions can<^iformes urartiqnes.
Korne 18{)8, Fk 170.
]OH<iV. KarolUUm, Paul, Die sogenannten Assyro-Chaldaer und Hittiten von
KUflnaslon, Athen 1898. Ng 690.
JOHOO« Niikitsaptatl, Der Textus ornatior der. Kritisch herausgegeben von
Klcliarrl HrMmifU. Aus den Abhandlungen der k. bayer. Akademie
(liir WisN., I. Cl. XXI. Bd. II. Abth. München 1898. (Vom Heraos-
K"b«r.j Eb 3529. 4«.
J()H«I4, I Vf/ilm] ArimadBhagRvadgTtR Samanvayabhä^yänvitä [by Pandit Gour
(toviiid ]lay\. Khanda 1. 2. KalikätSySip o. J. (Vom Verfasser des
KommontaroM.). Eb 3891.
loBllft. IhernU^ A. 1^ Uudolf, A Note on some Block-Prints from KhoUn
wUh two fHCsItrllt« plnteM. Reprintod from tbe Proceedines of the
ANiMtiu Hueioty of Uwignl, for April, 1898. Calcutta 1898. (Vom
Vml.) Hb 1495.
Zu B.
l'.Inn Kni'iuiliamUohrllV j^Von Horrn Dr. Schrader in Halle a/S.) B 620.
xxxvn
Terzeichnis der Mitglieder der Deutsehen Morgen-
lindischen Gesellschaft im Jahr 1898.
I.
Ehrenmitglieder^).
Herr Dr. Theod. Aufrecht, Prot a. d. UniFersitfit Bonn, Mozartstr. 8 (67).
- Dr. B. G. Bhandarkar, Prof. amDeccan College, in Puna in Indien (63).
- Dr. O. von Böhtlingk Exe, kaiaerl. ross. Geheimer Rath, der kaiaerl.
Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg Ehrenmitglied mit
Sitz und Stimme, in Leipzig-R., Hospitalstr. 2d, II (35).
- Dr. Edw. Byles Co well, Prof. des Sanskrit an der Universität zu Cam-
bridge, Engl., 10 Scrope Terrace (60).
Dr. V. Fausboll, Prof. an der Universität zu Kopenhagen (61).
- Dr. M. J. de G o e j e , Interpres legati Wameriani u. Prof. an d. Universität
in Leiden, VUet 15 (43).
- Dr. Ignazio Guidi, Professor in Rom, via Botteghe oscure 24 (58).
- Dr. H. Kern, Professor an der Universität in Leiden (57).
• Dr. Ludolf Krehl, Geh. Hofrath, Prof. an der Univ. in Leipzig, An der
I. Bürgerschule 4 (65).
Sir Alfred C. Lyall, K. C. B. etc. Member of Council, in London SW India
Office (53).
Herr Dr. F. Max Müller, Right Honourable, Professor an der Univ. in Oxford,
Norham Gardens 7 (27).
- Dr. Theod. Nöldeke, Prof. an der Univers, in Strassburg i/Els. , Kalbs-
gasse 16 (64).
- Dr. Julius Oppert, Membre de Vinstitut, Prof. am College de France,
ä Paris, rue de Sfax 2 (55).
- Dr. Wilhelm Radioff Excellonz, Wirkl. StaaUrath, Mitglied der k. Akad.
der Wissenschaften in St. Petersburg (59).
- Dr. S. L. Reinisch, Prof. a. d. Univ. in Wien VIII, Feldgasse 8 (66).
- Dr. Em. Senart, Membre de Tlnstitut k Paris, rue Fran9ois I^' 18 (56).
- Dr. F. vonSpiegel, Geh. Rath u. Prof. in München, Königinstr. 49, I (51).
- Dr. Whitley S tokos, früher Law-member of the Council of the Govemor
General of India, jetzt in London SW, Grenville Plaoe 15 (24).
- Dr. Wilh. Thomson, Prof. an der Universität in Kopenhagen, V, Gamle
Kongevei 150 (62).
- Graf Melchior de Yogü^, Membre de Tlnstitut ä Paris, 2 rue Fabert (28).
- Dr. Albrecht Weber, Prof. an der Univ. in Berlin SW, Ritterstr. 56 (54).
- Dr. H. F. Wüstenfeld, Geheimer Regierungsrath und Professor in
Hannover, Brühlstr. 5 (49).
n.
Correspondierende Mitglieder.
Herr Francis Ainsworth Esq., in London (26).
• Dr. G. Bühl er, k. k. Hofrath, Mitglied der Akademie der Wissenschaften
und Prof. an d. Univ. in Wien IX, Alserstr. 8 (46) (f).
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die Reihenfolge, in der die betreffenden Herren zu Ehren-,
resp. correspondierenden Mitgliedern proclamiert worden sind.
XXXTIU Verzeichnis der Mitglieder der D. M. GeseOschaft.
Herr Ldeatenant-Colonel Sir B. Lambert Play fair, 18, Qaeeoa Oardens
in 8t. Andrews, Ora&ch. Fife (Scotland) (41).
- Dr. Edward E. Salisbury, Prof. in New Haven, Conn., U. 8. A. (32).
- Dr. W. 6. Schauffler, Missionar in New York (16).
ni.
Ordentliche Mitglieder^).
Herr Dr. W. Ahlwardt, Geh. Regieningsrath, Prof. d. morgenl. Spr. in
Greiüswald, Brüggstr. 88 (578).
- Dr. Herman Almkvist, Prof. der semit. Sprachen an der Universität in
Upsala (1034).
- Dr. C. F. Andreas in Sclimargendorf bei Berlin, Heiligendammstrasse 7
(1124).
• Dr. Theodor Arndt, Prediger an St Petri in Berlin C, Friedrichsgracht 53
(1078).
- Dr. Carl von Arnhard in München, Wilhelmstr. 4 (990).
- Dr. Siegmund Auerbach, Rabbiner in Halberstadt (597).
- Dr. Wilhelm Bacher, Prof. au der Landes-Rabbinerschule in Buda-
pest Vn, Elisabethring 26 (804).
- Lic. Dr. B. Baentsch, Privatdocent a. d. Ünivers. in Jena, Lichten-
hainerstr. 3 (1281).
- Dr. Friedrich Baethgen, Consistorialrath, Professor an der Universität in
Berlin, Charlottenburg, Kantstr. 19 (961).
- Willy Bang, Professor an der Univ. in Löwen (1145).
- Dr. Otto Bardenhe wer, Prof. d. neutest. Exegese a. d. Univ. in Mfinchen,
Sigmundstr. 1 (809).
- Dr. Jacob Barth, Prof. a. d. Univ. in Berlin N, Weissenburgerstr. 6 (835).
- Wilh. Barthold, Privatdocent an der Univers, in St Petersburg, Wassili
Ostrow, lOte Linie 43, Quart 40 (1232).
- Dr. Christian Bartholomae, Professor an der Universität in Giessen,
Asterweg 34 (955).
- Rena Basset, Correspondent de l'Institut, Directeur de TEcoIe snperieure
desLettres d' Alger in L'Agba (Alger-Mustapha), Rue Michelet 77 (997.)
- Dr. A. Bastian, Geh. Regierungsrath, Director des Museums flir Völkerkunde
und Prof. an der Univ. in Berlin SW, Königgrätzerstr. 120 (560).
- Dr. Wolf Graf von Baudissin, Prof. an d. Univ. in Marburg i/H., Uni-
versitätsstr. 13 (704).
- Dr. A. Baumgartner, Professor a. d. Univers, in Basel, am Sehänzlein
bei St Jakob (1063).
- Dr. Ant. J. Baumgartner, Prof. ä T^cole de Theologie in Genf, Saint Jean-
la-Tour (1096).
- Di. Anton Baumstark, Privatdocent a. d. Univers, in Heidelberg (1171.)
- Cand. phil. C. H. Becker in Heidelberg, Bahnhofstr. 1, I (1261).
- Lic. Dr. phil. Georg Beer, Privatdocent a. d. Universität in Halle a. 8.,
Karlstr. 18 (1263).
- Dr. G. Behrmann, Senior und Hauptpastor in Hamburg, Kraien-
kamp 3 (793).
- Dr. Waldemar Belck in Frankfurt a. M., Wöhlerstr. 18 (1242).
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die nach der Zeit des Eintritts in die Gesellschaft geordnete
Liste Bd. H, S. 505 £f. , welche bei der Anmeldung der neu eintretenden Mit-
glieder in den Nachrichten fortgeführt wird.
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. GeeeUschaft. XXXIX
HeiT Liie. Dr. Immanuel G. A. Benzinger, Privatdoc. a. d. Univers. Berlin
aii7).
- Dr. Maz van Berchem, Priyatdocent an der Universität in Genf, auf
Chäteau de Crana, pr^ Celigny, Canton de Vaud, Schweiz (1055).
- Aug. Bern US, Professor in Lausanne (785). ^
- A. A. Bevan, M. A., Professor in Cambridge, England (1172).
- Xyx. Carl Bezold, Prof. a. d. Univ. in Heidelberg, Brückenstr. 39 (940).
- Dr. A. Bezzenberger, Professor an der Universität in Königsberg i/Pr.,
Üesselstr. 2 (801).
- Dr. Gust Bickell, Prof. a. d. Univ. in Wien VIII, Alserstr. 25, 2. Stiege,
I. Stock (573).
- Christoph Beichsfrhr. v. Biedermann, Blicknitz b. Dresden (1269).
- Dr. Th. Bloch, Indian Museum, in Calcutta (1194).
- Vr. Maurice Bloomfield, Prof. a. d. Johns Hopkins Univorsity in
Baltimore, Md., U. S. A. (999).
- Dr. Lonb Blumenthal, Babbiner in Danzig, Heil. Geistgasse 94 I (1142).
- Dr. Alfr. Boissier in Genf, 4 Conrs des Bastions (1222).
- A. Bonrguin, Pastor in Lausanne (1008).
• Dr. Edw. Brandes in Kopenhagen, Kronprinsessegade, 50 (764).
• Dr. Oscar Braun, Professor in Wttrzburg, Sanderring 6,111 (1176).
• James Henry Breasted, Prof. in Chicago, 515-62nd Street, Englewood
(1198).
- Rev. C. A. Briggs, Prof. am Union Theol. Seminary in New York (725).
• Dr. Karl Brockelmann, Privatdoc. a. d. Universität in Breslau, Lehm-
dämm 8 (1195).
• Emest Walter Brooks in London WC, 28 Great Ormondstr. (1253).
- Dr. Karl Brugmann, Prof. a. d. Universität in Leipzig, Anenstr. 4 (1258).
- Dr. Kud. E. Brünnow, Prof. in Vevey, Canton de Vaud, Villa Beauval
(Schweiz) (1009).
Dr. tb. Karl Budde, Professor an der Universität in Strassburg i/Els.,
Spachall^e 3 (917).
- E. A. Wallis Budge, Litt.D. F. S.A., Assistent Deputy Keeper of Egyptian
and Oriental Antiquities, Brit. Mus., in London WC (1033).
- Dr. Frants Buhl , Prof. a, d. Univ. in Kopenhagen, Oesterbrogade 28 E (920)
- Dr. Moses Buttenwieser, Prof., Hebrew Union College in Cincinnati O.,
U.8.A. (1274).
Don Leone Caetani, Principe di Teano, in Rom, Palazzo Caetani (1148).
Herr Dr. W. Caland in Breda i/Holland, Seellgsingel 5 (1239).
- Freiherr Guido von Call, k. u. k. Österreich -ungar. Gesandter in
Sofia (Bulgarien) (822).
- Dr. Carl Cappeller, Prof a. d. Univ. in Jena, Forstweg 1 (1075).
- Rev. L. A. Casartelli, M. A., St. Bede*s College, in Manchester, Alexandra
Park (910).
- Alfred Ca s pari, Königl. Gymnasial-Professor a. D. in München, Rottmann-
Strasse 10 (979).
- Abb< Dr. J. B. Chabot in Paris, rue Claude Bemafd 47 (1270).
• Dr. D. A. Chwolson, w. Staatsrath, Ejec, Prof. d. hebr. Spr. u. Litteratur
an der Univ. in St. Petersburg (292).
- M. Josef Cizek, Pfarrer in Einsiedl b. Marienbad (1211).
• Hyde Clarke, Esq., gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt (601).
- Dr. Ph. Colinet, Professor des Sanskrit und der vergl. Grammatik an
der Universität in Löwen (1169).
- Ih. Hermann Collitz, Professor am Bryn Mawr College in Bryn Mawr Pa.
bei Philadelphia, Pennsylvania, U. S. A. (1067).
- Dr. August Conrady, Professor an der Universität in Leipzig, Grassi-
Strasse 27. II (1141).
• Dr. Carl Heinr. Cornill, Professor an der Universität in Breslau, Kron-
prinzenstrasse 61 (885).
e
XL VerzeiehfUs der MügUeder der Z>. M. Gesdltchaft.
Harr Dr. Sam. Ivm Curtits, Prot am tfaeoL Seminar in Chicago, Illinois, U. S. A.,
Warren Avenae 45 (923).
p. Joa. Dahlmann.S.I. in Ezaeten bei Roermond, Limbnig, Holland (1203)
T. Witten Davies. Prof. of Old Teatament Literatare Baptist College and
Lectarer in Semitic langnages, ünivenity College in Bangor (North-
Wales) (11S8).
Dr. Alexander Dedekind, k. n. k. Cnstos - Adijanct an der Sammlung
ägyptischer Alterthümer des österr. Kaiserhanses in Wien XVm,
Staudgasse 41 (1188).
Dr. Berthold Delbrlick, Prof. an d. Univ. in Jena, Farstengraben 14 (753).
l>r. Friedrich Delitzsch, Prof. a. d. Univ. in Breslau, Kaiser Wilhelm-
Strasse 105 (948).
Dr. Hartwig Derenbourg, Prof. an der Ecole speciale des Langues
orientales Vivantes u. am College de France in Paris, Rae de la
Victoire 56 (666).
Dr. Paul Deussen, Professor a. d. Univers, in Kiel, Beseler A114e 39 (1132).
Dr. F. H. Dieterici, Geh. Kegierungsrath, Prof. an der Universitttt in
Berlin, Charlottenburg, Hardenbergstr. 7 (22).
Dr. Otto Donner, Prof. d. Sanskrit u. d. vergl. Sprachforschung an d.
Univ. in Helsingfors, Norra Kogen 12 (654).
Rev. Sam. K. Driver, D. D., Canon of Christ Church in Oxford (858).
R. C. Dutt, C. I. £., J. C. S., in Cuttaok, Lower Bengal (India) (1213).
Dr. Rubens Duval, Prof. am College de France in Paris, Rue de Sontay 11
(1267).
Dr. Rudolf D vor Äk, Professor a. d. böhmischen Universität in Prag UI, 44
Kleinseite, Brückengasse 26 (1115).
Dr. Karl Dyroff, K. Kustos bei der ägjrptol. Sammlung des Staates, Privat-
docent a. d. Universität in München, Schraudolphstr. 14 III (1130).
Dr. Georg Moritz Ebers, Professor em.d. Univ. Leipzig, in Tutzing (Bayeni),
Villa Ebers, im Winter in München, Triftstr. 6 (562) (f).
Dr. J. Eggeling, Prof. des Sanskrit an der Univ. in Edinburgh, 15 Hatton
Place (763).
Dr. J. Ehni, Pastor emer. in Genf, Chemin de Malagnou 7 bis (947).
Dr. Karl Ehrenburg, Privatdocent der Geographie in Würzburg,
Paradeplatz 411 (1016).
Dr. Adolf Erman, Professor an der Univ. in Berlin, Südende, Bahn-
strasse 21 (902).
Dr. Carl Hermann Eth4, Prof. am University College in Aberystwith,
Wales, Marine Terrace 575 (641).
Waldemar Ettel, Pfarrer in Falkenrehde, Reg.-Bez. Potsdam (1015).
Dr. Julius Eutin g, Prof. an der Univ. und Bibliothekar d. Universitäts-
u. Lnndes-Bibliothek in Strassburg i/Els., Schloss (614).
Edmond Fagnan, Profosseur ä l'Ecole superieure des Lettres d' Alger,
k Algor (063).
Dr. Winaud Fol 1, Prof. an der Akademie in Münster i. W., Sternstr. 2a (703).
Dr. lÜch. Fick in Charlottenburg, Kantstr. 14 (1266).
Dr. Louis Fi not, Prof. ä Töcole des hautes ötudes & Paris, 49 rue Claude
Bomard (1250).
Dr. A. Fi s eher, Privatdoc. a. d. Univ. u. Secr.-Bibliothekar a. orient. Seminar
in Beriin N.W.. Neustädtische Kirchstr. 15,111 (1094).
Dr. Johannes Flcmming, Kustos au der Universitäts -Bibliothek in Bonn,
Arndtstr. 35 (1192).
Dr. Karl Florenz, Prof. an der Univ. in Tokyo, Japan, Koishikawa-Kn,
Kobina Suido Mach 87 (1183).
Dr. Willy Fuy, Asi»istont am Königl. ethnogr. Museum in Dresden,
FUrstonstr, 89 part. (1228).
Dr. Siognmnd Fraenkel, Professor an der Univ. in Breslau, Freiburger»
Strasse 25 1 (1144).
Veneichnü der MügUeder der D. M. GeaeUschaft. XII
Herr Dr. B. Otto Franke, Profoasor an der üniv. in Königsberg i/Pr., Schön-
atrasse 2 III (1080).
- Jakob Frey, Kaofmann, s. Z. im Handelahanse Stacken & Co. in
Bostow a. D. (Roasland) (1095).
- Dr. Lodwig Fritse, Professor und Seminar-Oberlehrer in Köpenick bei
BerUn (1041).
- Dr. Alois Ant. Führer, Prof. of Sanscrit n. Carator des Provinoial Ma-
seom in Lacknow (973).
• Dr. Julias Fürst, Babbiner in Mannheim (956).
. Dr. Bichard Garbe, Professor an der Universitit in Tübingen, Biesinger
Strasse 14 (904).
• Dr. Luden Gautier, Professor in Gen!^ 88 Beute de Ch6ne (872).
- Dr. Wilhelm Geiger, Prof. a. d. Univ. in Erlangen, Löweniehstr. 24 (930).
' Cand. theol. J. P. P. Gelsler, Gouvent de St. Etienne in Jerusalem (1255).
• Dr. H. D. van Gelder in Leiden, Plantsoen 81 (1108).
- Dr. Karl Geldner, Professor an der Universität in Berlin NW, Bandei-
strasse 45 (1090).
• Dr. H. Geizer, Hofrath, Professor an der Universität in Jena, Kahlaische
Strasse 4 (958).
- Dr. Budolf Geyer, Scriptor a. d. k. k. Hofbibliotbek in Wien VI,
Blümeigasse 1 (1035).
- N. Geyser, Pfarrer in Elborfeld (1089).
- Dr. Hermann Gies, Dragoman bei der kais. deutschen Botschaft in Con-
stantinopel, Pera (760).
• D. Dr. F. Gi es ebr e ch t , Professor in Königsberg i. Pr., Ziegelstr. 1 1 III (877).
• Dr. Eduard Gl aser , Arabienreisender, in München, v. d. Tannstr. 25 (1 162).
- Dr. Ignaz Goldziher, Professor an d. Univ. und Secretär der Israelit.
Gemeinde in Budapest YII, HoI16-utcza 4 (758).
• Dr. Bichard J. H. Gottheil, Professor an der Columbia University in
New York, Nr. 169 West, 93'd Street (1050).
- S. Buchanan Gray, M. A., Mansfield College in Oxford (1276).
- Louis U. Gray, Fellow in Indo-Iranian Languages, Columbia University,
in New York City (1278).
- Dr. George A. Grierson, B. C. S., Asiatic Society in Townsend, Simla, India
(1068).
- Dr. Julius Grill, Professor a. d. Univ. in Tubingen, Grabenstr. 5 (780).
- Dr. H. Grimme, Prof an der Universität in Freiburg i. d. Schweiz (1184).
• Dr. Wilh. Grube, Prof. a. d. Univ. und Directorialassistent am Kgl. Museum
fiir Völkerkunde in Berlin, Charlottenburg, Kantstr. 149 (991).
' Frhr. Werner von Grünau in Karlsruhe, Linkenheimerstr. 13 (1244).
- Dr. Max Grtinbaum in München, Schleissheimer Str. 40 (459) (f).
• Dr. Max Th. Grünert, Professor an der deutschen Univ. in Prag II,
Krakauergasse 5 (873)
- Dr, Albert Grünwedel, Prof., Directorialassistent am Kgl. Museum für
Völkerkunde in Berlin, Gross - Lichterfelde b. Berlin, Verlängerte
Wilhelmstr. 2a I (1059).
• Lic. Dr. Herm. Gnthe, Prof a. d. Univ. in Leipzig, Kömerplatz 7, II (919).
• Johannes Haar dt, Pastor in Wesel (1071).
- Dr. med. et philos Julius Caesar Haentzschein Dresden, Amalienstr. 9 (595).
- 1'. Anton Haitzm ann S. J., Prof am kathol. Seminar in Sarajewo, Bosnien
(1236).
- Dr. J. HaHvy, Maitre de Conferences ä l'Ecole pratique des Hautos
Etudes ä Paris, Kue Aumaire 26 (845).
' Dr. Ludwig Hallier, Pfarrer in Diedenhofen (1093).
- Dr. F. J. van den Ham, Prof an d. Univ. in Groningen (941).
- Dr. Edmund Hardy, Prof. in Würzburg, Sanderringstr. 20 III (1240).
- Dr. A. Harkavy, kais. russ. Staatsrath und Prof. der Geschichte des
Orients au der Univ. in St. Petersburg, Paschkarski^a 47 (676).
e*
XLII Verzeichnis der Mitglieder der D. M, GeseUsckaft. ^
•
Herr Dr. C. de Harlez, Prof. d. Orient. Spr. an der Univ. in Löwen, Rue des
lUcollets 25 (881).
- Professor Dr. Martin Hartmann, Lehrer d. Arabischen am Seminar für
Orient. Sprachen in Berlin, Chariottenburg, SchiÜerstr. 7 (802).
- K. Hassenstein in Waltershausen bei Qotha, Schnepfenthaler Weg 7 7 b (1 25 1).
- Dr. J. Hausheer, z. Z. in Zürich V, Bergstr. 187 (1125).
- Dr. Justus Heer in Basel. Austr. 79 (1218).
- Rev. Dr. M. Heidenheim in Zürich, U. Enge, Stockgasse 36 (570) (f).
- P. Dr. Joh. Heller, Professor in Innsbruck, Universitätsstr. 8 (965).
- Oscar Herrigel, Pfarramtscandid. in Heidelberg, Philosophenweg 6 (1268).
- Dr. Jobs. Hertel, Hilfslehrer am Real-Oymnasium in Zwickau, Römer-
strasse 21 (1247).
- Dr. 6. F. Hertzberg, Prof. an d. Univ. in Halle a/S., Lonisenstr. 4 (359).
- A. Heusler, V. D. M. in Berlin SW, Johanniterstr. 3 II (1156).
- Dr. H. Hilgenfeld, Privatdocent an der Universitfit in Jena, Fürsten-
graben 7 (1280).
- Dr. A. Hillebrandt, Prof. a. d. Univ. in Breslau, Monhauptstr. 14 (950).
- Dr. H. V. Hilprecht, Professor a. d. Universität von Pennsylvania
in Philadelphia (1199).
- K. Himly, kais. Dolmetscher a. D. in Wiesbaden, Stiftstr. 5 (567).
- Dr. Val. Hintner, Professor am akad. Gymnasium in Wien (806).
- Dr. Hartwig Hirsch feld, Docent d. somit. Sprachen am Jews College
in London W., 123 Portsdorn Road (995).
- Cand. theol. Arthur Hirsch t in Berlin N., Oranienburgerstr. 76a (1223).
• Dr. Friedr. Hirth, Professor in München, Leopoldstr. 59 (1252).
- Dr. 6. Hob er g, Professor an der Universität in Freiburg 1. Br., Schiller-
strasse 4 (1113).
- Dr. A. F. Rudolf Hoernle, Principal, Madrasah College, und Sekretär
der Asiaüc Society in Caicutta, Wellesley Square (818).
• Dr. Adolf Holtzmann, Prof am Gymn. u. an d. Univ. in Freiburg i. B.,
Moltkestr. 42 (934).
- Dr. H. Holzinger, Stadtpfarrer in Ulm (Württemberg) (1265).
- Dr. Fritz Hommel, Professor an d. Univers, in München, Schwabinger
Landstr. 50 (841).
- Dr. £dw. W. Hopkins, Professor am Yale College in New Haven, Conn.,
U. 8. A., 235 Bishop Str. (992).
- Dr. Paul Hörn, Privatdocent a. d. Univ. in Strassburg i/£ls. , Keudorf bei
Strassburg, bei St. Urban 22 a (1066).
- Dr. phil. Josef Horovitz, in Frankfurt a/M., Börsenplatz 16 (1230).
- Dr. M. Th. Houtsma, Professor d. morgenländ. Spr. an der Univ. in
Utrecht (1002).
- Clement Huart, franz. Konsul, Secr^taire-interpr^te du gouvernement,
43 rue Madame in Paris (1036).
- Dr. H. Hübschmann, Prof an der Univ. in Strassburg i/Els., Ruprechts-
auer All^e 31 (779).
- Dr. Eugen Hultzsch, Govemment-Epigraphist in Ootacamund (British
India), z. Z. in Dresden, Wartburgstr. 18 (946).
- Dr. Georg Huth, Privatdocent a. d. Universität in Berlin, Charlottenburg,
Sesenheimer Str. 7 (1202).
- Dr. A. V. Williams Jackson, Professor am Columbia College, Highland
Avenue, Yonkers, in New York, U. S. A. (1092).
- Dr. Georg K. Jacob, Privatdocent a. d. Universität in Halle a/S., Krön-
prinzonstr. 99 (1127).
- Dr. Hermann Jacobi, Prof an der Univ. in Bonn, Niebuhrstrasse 29a (791).
- Dr. G. Jahn, Professor an der Universität in Königsberg i/Pr., Altstadt.
Langgasse 38 (820).
- Dr. P. J e n s e n , Prof an der Univ. in Marburg i/H., Frankfurterstr. 21(1 118).
- Dr. Julius Jelly, Prof an d. Univ. in Würzburg, Sonnenstr. '5 (815).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. XLWL
Herr Dr. Ford. Justi, Gebeimrath und Prof. a. d. Üniv. in Marburg i/H., Bar-
fQssertbor 82 (561).
. Dr. Tb. W. JuynboU, in Leiden (1106).
- Dr. Adolf Kaegi, Professor an der Uniy. in ZQrich, Hottingen, Kasinostr. 4
(1027).
- Dr. Adolf Kampbausen, Prof. an der Univ. in Bonn, Weberstr. 27 (462).
- Dr. David Kaufmann, Prof. an der Landes -Rabbinerscbule in Buda-
pest, Andrassystrasse 20 (892).
• Dr. Emil Kantzscb, Prof. an der Univ. in Halle a/S., Wettiner Str. 3 1 (62 1).
- Dr. Alezander von Kägl, Gutsbesitzer in Puszta Szent KirÄly, Post
Laczbaza, Com. Pest-Pilis, Ungarn (1104).
Dr. S. Kekuie v. Stradonitz, Kammerberr, Referendar u. Lieutenant a.D.
in Gross-Licbterfelde b/ Berlin, Marienstr. 16 (1174).
• Dr. Cbarles F. Kent, Professor of Biblical Literature and History at Brown
üniversity in Providence R. J. (1178).
- Lic. Dr. Konrad Kessler, Professor der orient. Sprachen an d. Univ. in
Greüswald, Steinstr. 25 (875).
- Dr. Franz Kielborn, Geh. Regierungsrath und Prof. an der Universität
in Gottingen, Hainbolzweg 21 (1022).
- Dr. H. Kiepert, Professor an der Universität in Berlin SVV, Linden-
strasse 11 (218).
- Leonard W. King, of British Museum, Department of Egyptian and
Assyrian Antiquitie.«, in London WC (1191).
• Dr. Jobannes Klatt, Bibliothekar a.D. au der Kgl. Bibliothek in Berlin,
Westend, Charlottenburg. Linden All^o 8/10 (878).
- Dr. G. Kle.in, Rabbiner in Stockholm, Strandvägen 49 (931).
- Dr. P. Kleinert, Prof. d. Theol. in Berlin W, Schellingstr. l( (495).
• Dr. K. Klemm in Gross-Lichterfelde b. Berlin, Verlängerte Wilhelm-
strasse 28 A. (1208).
- Dr. Heinr. Aug. Klost ermann, Prof. d. Theologie in Kiel, Jägersberg 7
(741).
- Dr. Friedrich Knauer, Professor an der Univ. in Kiew (1031).
- Dr. Kaufmann Kohl er, Rabbiner in New York (723).
- Dr. Samuel Kobn, Rabbiner und Prediger der Israelit. Religionsgemeinde
in Budapest VK, HoU6-uteza 4 (656).
Dr. George Alex. Kobut, Rabbiner und Prediger in Dallas, Texas U. S.A.,
No. 141, Pocahontas Street (1219).
Dr. Paul V. Kokowzow, Privatdocent a. d. Universität in St. Petersburg,
3 Rotte Ismailowsky Polk, H. 11, Log. 10 (1216).
- Dr. Eduard König, Professor an d. Univ. in Rostock, Paulstr. 11 (891).
Dr. pbil. Leberecht Kootz, Predigtamts-Candidat in Bad Sachsa a. Harz,
Villa Apel (1204).
Alexander Kov4ts, Professor der Theologie am röm.-katbol. Seminar in
TemesvÄr, Ungarn (1131).
- Dr. J. Krcsmarik, k. Oberstuhlricbter in Szarvas, Bdkdser Comitat,
Ungarn (1159).
- Dr. P. Maximilian Krenkel in Dresden, Bergstr. 42 (1073).
- Theod. Kreussler, Pastor in Ursprung b. Ober-Lungwitz i. Erzgebirge i/S.
(1126).
- Dr. £. Kuhn, Prof. an der Univ. in München, Hessstr. 3 (768).
- Dr. Franz Kübnort, Privatdocent an der Üniv. in Wien IV, Phorus-
gasse 7 (1109).
' Dr. Joseph Kuhnert, Kaplan in Järlscbau, Kr. Striegau (1238).
• Dr. £. Kurz, a. o. Professor der semit. Philologie an der Universität in
Bern, Taubenstr. 12 (761).
• Dr. G4za Graf Kuun vonOsdola, Excellenz, Kaiserl. u. Königl. Gebeim-
rath auf Schloss Maros-Nemeti, Post Deva (Ungarn) (696).
XLIY VerseichtUs der Mitglieder der D, M. GeseU$ehaft,
Herr Dr. S. Landauer, Prof. n. Bibliothekar an der Univ. in Strassbarg i/EU.^
Ehrmannstr. 1 (882).
- Dr. Carlo Graf von Landberg-Hallberger, k. schwed. Kammerlierr
u. diplomatischer Agent s. D., auf Schloss Tatzing, Oberbayem (1048).
- Dr. Carl Lang, Direktor am Kgl. Seminar in Bederkesa (1000).
- Dr. Charles R. L an man, Prof. of Sanskrit in Harvard University,
9 Farrar Street, in Cambridge, Massachusetts, U. S. A. (897).
- Dr. M. Lauer, Geh. Regierungsrath u. Schnlrath in Stade (1013).
- Dr. S. Lefmann, Prof. an der Univ. in Heidelberg, Plöckstr. 46 (868).
- Dr. jur. et phil. Carl F. Lehmann, Privatdocent an der Universitfit in
Berlin NW, Louisenstr. 51 (1076).
- Dr. Oscar von Lemm, am Asiat. Museum d. K. Ak. d. W. in St. Peters-
burg, Wassili Ostrow, Nicolai-Qaai 1 (1026).
• Paul Lergetporer, Aufenthalt unbekannt (1100).
- L. Le riebe in Magador, Maroc (1182).
- Dr. Ernst L eumann, Prof. a. d. Univ. in Strassburg i/Els., Stemwartstr. 3
(1021).
- Dr. Mark Lidzbarski, Privatdocent in Kiel, Karlstr. 39 (1243).
- Dr. Bruno Liebich, Professor an der Universität in Breslau, Ohlauufer 19
(1110).
- Dr. Atthur Lincke in Dresden, Bergstr. 5 (942) (f).
- Dr. Ernest Lindl, Presbyter in München, Theresienstr. 39 I (1245).
- Dr. Bruno Lindner, Professor an der Univ. in Leipzig, Egelstr. 8 (952).
- Dr. phil. Enno Littmann in Strassburg i/EIs., Stemwartstr. 4 (1271).
- Dr. J. Lobe, Geheimer Kirchenrath in Rasephas bei Altenburg (32).
- D. Theophil Löbel, Censur-Inspektor im k. ottomanis<;hen Unterrichts-
^ministerium in Constantinopel (1114).
- Dr. Wilhelm Lotz, Professor der Theologie in Erlangen, Landwehrstr. 11
(1007).
- Dr. Immanuel Low, Oberrabbiner in Szegedin (978).
- Dr. Alfred Ludwig, Professor an der deutschen Universitfit in Prag,
Königl. Weinberge, Celakowsky-Str. 15 (lOOG).
- Jacob Lütschg, Secretair d. kais. russ. Consulats in Bochara (865).
- C. J. Lyall, B. S. C, in London SW, 38 Lower Sloane St. (922).
- Dr. J. F. Mc Curdy, Prof. am Univ. College in Toronto, Canada (1020).
- Dr. Arthur Anthony Macdonell, Professor des Sanskrit a. d. Univ. in
Oxford, 7 Fyfield Road (1051).
Norman M^Lean, FoUow of Christas College and Lecturer in Cambridge
(England) (1237).
- Dr. Eduard Mab 1er in Budapest I, Orszagh4z-utcza, 12 (1082).
- Dr. Oskar Mann, Hilfsbibliothekar an d. Kgl. Bibliothek in Berlin N.,
Weissenburgerstr. 28 III (1197).
- David Samuel Margolioutfa, Fellow of New College and Laudian Pro-
fessor of Arabic in the University of Oxford (1024).
- Dr. Karl Marti , Professor der Theologie an der Universität in Bern, Marien-
strasse 25 (943).
- Michael Maschanoff, Professor an der geistl. Akademia in Kasan (1123).
- Dr. B. F. Matthes, Agent der Amsterd. Bibelgesellschaft im Haag,
Bilderdijkstr. 102 (270).
- Dr. A. F. von Mehren, Professor in Fredensborg b. Kopenhagen (240).
- Dr. Bruno Meissner, Privatdoc. a. d. Uuiv. in Hallo a/S. , z. Z. auf
Reisen (1215).
- Dr. A. Merx, Geh. Hofrath, Professor d. Theologie in Heidelberg, Bunsen-
strasse 1 (537).
- Dr. Ed. Meyer, Professor a. d. Universität in Halle a/S. , Giebichenstein
b. Halle, Reilstr. 88 (808).
- Dr. Leo Meyer, k. russ. wirklicher Staatsrath und Prof. in Dorpat (724).
- Stud. phil. Curt Michaelis, in München, Hohenzollernstr. 73 (1181).
Veraeichiiü der Mitglieder der D. M. GeseUechaft. XLY
Herr Dr. Ch. Michel, Professor an der Uniyersit&t in Ltttüch, 110 Avenne
d'Ayroy (951).
- Dr. tbeol. L. H. Mills, Professor of Zend Philology in the University
of Oxford, Norham Road 19 (1059).
- Dr. pbil. Eugen Mittwoch in Berlin C, Aoguststr. 28 (1272).
- Dr. O. F. von MöUendorff, kaiserlich deutscher Consul in Kowno
i. Russland (986).
- P. G. Ton Moellendorff, Commiss. ofCustoms in Mingpo (Chin«) (C90).
- Dr. George F. Moore, Professor of Theology in Andover, Mass., U. S. A.
(1072).
• Dr. J. H. Mordtmann, kaiserl. deutscher Konsul in Salonik (807).
- MnbarekGhalib Bey, Exe, in ConsUntinopel, Cantardjilar (1170).
- Dr. Ferd. Mühlau, kais. russ. wirkl. Staatsrath u. Professor d. Theol. an
der Universität in Kiel, Niemannweg 36 II (565).
Sir WiUiam Mnir. K. C. S. I., LL. D., in Edinburgh (473).
Herr Dr. D. H. Müller, Professor an der Universität in Wien VIII, Feld-
gasse 10 (824).
- Dr. Friedrich W. K. Müller, Hil&arbeiter am Königl. Museum für Völker-
kunde in Berlin, Tempelhof b/Berlin, Stolbergstr. 2 (1101).
- Dr. Ed. Müller-Hess, Professor in Bern, Zieglerstrasse 30 (834).
- Dr. C. A. Nallino in Neapel, R. Istituto Orientale (1201).
- Dr. med. Karl Narbeshuber in Sfakes, Tunisien (1275).
- Dr. Eberh. Nestle, Professor am theol. Semioar zu Maulbronn (805).
- Dr. W. A. Neumann, Prof. a. d. Univ. in Wien IX, Garnisongasse 18
(518. 1084).
- Dr. George Karel Niemann, Professor in Delft (547).
- Dr. Ludwig Nix, Privatdocent an der Universität in Bonn (1079).
- Dr. W. Nowack, Professor an der Univers, in Strassburg i/Els., Thomas-
gasse 3 (853).
- Dr. Heinrich Nützel, Directorial -Assistent bei den Kgl. Museen in
Berlin N, Elsaaserstr. 31 (1166).
• Dr. J. Oestrup, Privatdocent in Kopenhagen, N. Norrebrogade 42 (1241).
- Dr. H. Oldenberg, Prof. an der Univ. in Kiel, Hohenbergstr. 13 (993).
- Stud. phil. J. van Oordt, in Leiden, Oude Ryn (1224).
- Dr. Max Freiherr von Oppenheim, beim deutschen Generalcon^ulat in
Kairo (1229).
- Dr. Gustav Oppert, Prof. in Berlin W., Bülowstr. 55 I (1264).
- Dr. Conrad vonOrelli, Professor an der Universität in Basel, Bemoulli-
strasse 6 (707).
- Dr. C. Pauli, Professor am Kantonslyceum in Lugano (Cant. Tessin),
Casa Monti, Viale Carlo Cattaneo 94 (987).
- Dr. Felix E. P eiser, Privatdocent an der Universität in Königsberg i/Pr.,
Steindamm 88/90 (1064).
- Dr. FeUx Perles, in Berlin N. Gr. Hamburgerstrasse 24 (1214).
- Prof. Dr. W. Pertsch, Geh. Hofrath, Oberbibliothekar in Gotha, Damm-
weg 25 (328).
- Rev. John P. Peters, Prof. an der Episcopal Divinity School in Phila-
delphia, Pennsylvania, U. S. A. (996).
- Dr. Norbert Peters, Prof. der alttestamentlichen Exegese an der B.
tbeolog. Facultät in Paderborn (1189).
- Dr. Arthur Pfungst, Fabrikant in Frankfurt a. M., Gärtnerweg 2 (1209).
- Dr. Friedr. Wilh. Mart. Philippi, Professor an d. Univ. in Rostock,
• Georgstr. 74 (699).
- Dr. Bernhard Pick, in Albany, New-York, 393 Washington Str. (913).
- Dr. Richard Pietschmann, Prof an der Universität und Ober-Bibliothekar
an der Univ.-Bibliothek in Göttingen, Gronerthor 1 (901).
XLYI Verzeichnü der Mitglieder der Z). M. Gesellschaft,
Herr Theophilas Goldridge Pin che s, Department of.£gyptian and Assyrian
Antiquities, Britbh Museum ; 36, Heath Str., Hampstcad, London NW
(1017).
- Dr. Richard Pischel, Prof. a. d. Univ. in Halle a/S., Schillerstr. 8 (796).
- Dr. Samuel Poznanski in Warschau, Tlomackie 7 (1257).
- Dr. Franz Praetorins, Prof. a. d. Univ. in Halle a/S. Franckestr. 2 (685).
- Josef Prasch, Sparkassen-Beamter in Graz (Steiermark) II, Leonfaard-
Strasse 59 (1160).
- Dr. Eugen Prym, Prof. an der Univ. in Bonn, Coblenzerstr. (64i).
- Lic. Dr. Alfred Rahlfs, Professor a. d. ünivers. in Göttingen, St, Annen-
gang 2 (1200).
- Dr. H. Reckendorf, Professor a. d. Univ. in Freiburg i. B., Maximilian-
Strasse 34 (1077).
- Dr. theol. und phil. C. Reinicke, Professor in Wittenberg (871).
- Dr. J. N. Reuter, Docent des Sanskrit und der vergl. Sprachwissenschaft
an der Universität in Helsingfors, Fredsgaten 11 (1111).
- Dr. Charles Rice, Chemist Department Public Charity & Corr., Bellevue
Hospital, in New York (887).
- P. Dr. Joseph Rieb er, Prof. der Theologie an der deutschen Univ. in
Prag III, Carmelitergasse 16 (1154).
- Dr. Fr. Risch, Pfarrer in Heuchelheim, Post Ingonheim, bei Landau,
Rheinpfalz (1005).
- Dr. James Robertson, Prof. of Orient. Languages, in Glasgow 7 tho
University (953).
- Dr. Job. Roediger, Director der Königl. Universitäts-Bibliothek in Mar-
burg i/H., Schwauall^e 7 (743).
- Dr. Robert W. Rogers, B. A., Professor am Drew Theological Seminary,
in Madison, New Jersey, U. S. A. (1133).
- Dr. Albert Rohr, Docent an der Univ. in Bern (857).
- Gustav Rösch, pens. ev. Pfarrer in Biberach a. d. Riss (932).
- Baron Victor von Rosen, Prof. an der Universität und Akademiker in
St. Petersburg, Excellenz, Wassili-Ostrow, 7*« Linie, 2 (757).
- Dr. Arthur von Rosthorn, Legationssecr. in Peking (China), K. u. K.
österr. -Ungar. Gesandtsch. (1225).
- Lic. Dr. J. W. Rothstein, Professor an der Universität in Halle a/S.,
Karlstr. 4 (915).
- Dr. Max Rottenburg in Vizsoly, Ungarn (1212).
- W. H. D. Rouse, M. A., Fellow of Christas College in Cambridge, Eng-
land (1175).
- D. F. Rudioff, Superintendent in Wangenheim bei Gotha (1048).
- Dr. Franz Rühl, Professor an der Univ. in Königsberg i/Pr., Königsstr. 39,
(880).
- Dr. theol. und phil. Victor Ryssel, Professor an der Uuivers. in Zürich,
Fluntern, Plattenstr. 45 (869).
- Dr. med. Lamec Saad, Sanitätsarzt in Jaffa (Syrien) (1046).
- Dr. Ed. S ach au. Geb. Regierungsrath, Prof. an der Univ. in Berlin W,
Wormsor Str. 12 (660).
- Carl S alemann. Exe, Wirkl. Staatsrath, Mitglied der kais. Akad. d. W.,
Direktor des Asiatischen Museums in St. Petersburg, Wassili-Ostrow,
Haus der Akademie (773).
- Archibald Henry Sayce, M. A., Prof. a. d. Univ. in Oxford (762).
- Dr. Wilhelm Schenz, Geistl. Rath u. königl. Lycealrector in Regensbnrg
(1018).
- Dr. Lucian Scherman, Privatdocent an der Universität in München,
Giselastr. 8 (1122).
- Celestino Schiaparelli, Prof. des Arab. an der Univ. in Rom, Lungara 10
(777).
- Gregor Heinrich S ch i 1 s , Pfarrer in Fontenoille (Ste Cöcile), Belgien (1056).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. GeaeOschaft, XLVII
Herr A. Houtum-Schindler, Oeneral in persischen Diensten, General -Inspeetor
der Telegraphen 'in Teheran (1010).
• Dr. EmllSchlagintweit, k. bayr. Regiemngsrath in ZweibrUcken (626).
- Dr. Erich Schmidt in Bromberg, Töpferstr. 20 (1070).
- Dr. Johannes Schmidt, Geh. Rath u. Prof. an der Univ. in Berlin W,
Lützower Ufer 24 (9d4).
- Dr. Richard Schmidt, Frivatdocent a. d. Universitftt in Halle, Uhland-
strasse 1 I (1157).
- R. Schmutaler, Pfarrer zu Oberlödla b. Rositz (S.- Altenburg) (1273).
- Dr. Leo Schneedorfer, Prof. der Theologie and. deutschen Universitftt
in Prag I, Aegidigasse (Dominicaner-Kloster) 9 (862).
- Dr. H. Schnorr von Carolsfeld, Oberbibliothekar der kgl. Univers.-
Bibliothek in München, Leopoldstr. 33, 1 (1128).
- £>r. George H. Schodde, Prof. a. d. Capital University in Columbus, Ohio,
452 Keniball Place, U. S. A. (900).
- Dr. Eberhard Schrader, Geh. Regierungsrath , Prof. an der Univ. in
Berlin NW, Kronprinzen-Ufer 20 (655).
- Dt. Friedr. Schrader in Halle a/S., An der Universitftt 1 (1152).
• Dr« W. Schrameier, kaiserl. deutscher Vice-Consnl a. i. am kaiserl.
deutschen Consulat in Shanghai, China (976).
- Dr. Martin Schreiner, Docent an der Lehranstalt fdr Wissenschaft
des Judenthums in Berlin N, Ziegelstr. 13 I (1105).
- Dr. Paul Schröder, kaiserl. deutscher Generalkonsul für Syrien in
Beirut (700).
- Dr. Leopold v. Schroede[r, Prof. an der Univ. in Innsbruck, Fischer-
gasse 7 III (905).
' Dt, Friedrich Schulthess, Privatdocent an der Universität in Göttingen,
Herzberger Chaussee 33 I (1233).
- Dr. Martin Schultze, Rector a. D. in Ellrich a. Harz (790).
- Lic. Dr. Fr. Schwally, Privatdocent a. d. Univers, in Strassburg i/Elsass,
Lessingstr. 3 (1140).
- Dr. Paul Schwarz, Privatdoc. a. d. Univers. in Leipzig, Waldstr. 29 III
(1250).
- Dr. Jaroslav Sedlicek, Professor an der k. böhmischen Universität und
Kaplan zu St. Heinrich in Smichow bei Prag, Hussgasse 304 (1161).
- Dr. Ernst Seidel, prakticierender Arzt in Leipzig - Reudnitz , Grenz-
strasse 19 II (1187).
- Dr. Chr. F. Seybold, Professor der semit. Sprachen an der Univers, in
Tübingen, Hechingerstr. 14 (1012).
- Henry Sidgwick, Fellow of Trinity College in Cambridge (632).
- Otto Siegesmund, Pfarrer in Gross-Mirko witz bei Stempuchowo (Bez.
Bromberg) (1246).
- Dr. K. Siegfried, Geh. Kirchenrath, Prof. der Theologie in Jena, W.-G.-
Bahnho&tr. 12 (692).
- Dr. Richard Simon, Privatdocent an der Universität in München, Neu-
Pasing II bei München (1193).
- David Simonsen, Oberrabbiner in Kopenhagen, Skindergade 28 (1074).
- Dr. J. P. Six in Amsterdam (599).
- Dr. Rudolf Smend, Prof. an der Univ. in Göttingen, Bühl 21 (843).
- Dr. theol. Henry Preserved Smith, Prof. Amherst College in Amherst, Mass.
(918).
• Dr. Christian Snonck Hurgronje, Professor in Batavia, Java (1019).
• Dr. phil. Moritz Sobernheim in Berlin W., Vossstr. 34 II (1262).
- Dr. Alb. So ein, Professor an der Universitftt in Leipzig, Schreber-
strasse 5 (661).
- Dr. Rudolf von Sowa, k. k. Gymnasialprof. in Brunn, Franz Josephstr. 4
(1089).
XLYni VerMoehnü der Mitglieder der D. M. GeaeOeehafi.
Herr Dr. J. 8. Speyer, Professor an der Universität in Groningen (12S7).
- Dr. W. Spiegelberg, PriTatdoeent an der Umyenitit in Stnsibnrg i/E^
Sebiflinattweg 32 bis (1220).
- Jean H. Spiro, Prof. k lUniTorsitä de Lausanne k Vufflens-la-Ville, Cant.
de Vand (Soisse) (1065).
- Dr. Seinbold Baron von Stackeiberg, Docent am Lazarew'scben Institat
in Moskau (1120).
- R. Steck, Prof. d. Tbeol. an der Universitit in Bern (689).
- Dr. Anrel Stein, M. A., Principal. Orientai College, and Registrar, Pai^ab
Uniyersity, in Labore (1116).
- Dr. Georg Steindorf f, Professor a. d. Univers. in Leipzig, Haydnstr. 8 III
(1060).
- P. Placidns Steininger, Prof. des Bibebtudiams in der Benediktiner-
Abtei Admont (861).
- Dr. M. Steinscbneider,' Prof. in Berlin O, Wallner-Tbeaterstr. 34 (175).
- Dr. H.8teintbal. Prof. an der Universitfit in Berlin W, Scböneberger
Ufer 42 (424).
- Rev. Dr. T. Stenhouse, in StocksGeld on Tyne, Nortbumberland (1062).
- Dr. Edv. Steni), Adjunkt an der tbeologiscben Fakultät der Unirersität
in Helsingfors (1167).
- J. F. Stenning, M. A., Wadham College in Oxford (1277).
• Dr. Josef Stier, Prediger und Rabbiner der Israelit. Gemeinde in Berlin N,
Oranienburgerstr. 39 (1134).
- Dr. Tbeod. Stockmayer, in Stuttgart Feuerseeplatz 14 (1254).
- Dr. Hermann L. Strack, Prof. der Tbeol. in Berlin, Gross-Lichterfelde,
Boothstr. 24 (977).
• D. Victor von Strauss und Torney, Exe, Wirkl. Geh. Ratb, in Dresden,
Lüttichaustr. 34 (719).
- Dr. Maz Streck in Strassburg i/Els., Roibeisengasse 8 (1259).
- Artbur Streng, H.A., Lecturer in the University of Cambridge in London,
SW Westminster, 30, Grosvenor Road (1196).
- Dr. phil. Hans Stumme, Privatdocont an der Universität in Leipzig,
Robert-Scbumannstr. 1 (1103).
Georges D. Sursock, Dragoman des k. deutschen Consulats in Beirut (1014).
• Dr. Hoinrich Suter, Professor am Gymnasium in Zürich, Kilcbberg
b. ZUrich (1248).
• Aren von Szilady, reform. Pfarrer in Halas, Klein-Kumsnien (697).
- Dr. Jyun Takakusu, 207 Motomatchi in Kobe, Japan (1249).
- A. Tappehorn, Pfarrer in Vreden, Westphalen (568).
- Dr. Emilio Teza, ordentl. Prof. an der Universität in Padova (444).
- G. W. Thatcher, M. A., B. D., in Oxford (1107).
- Dr. G. T h i b a u t , Principal Muir Central College in Allahabad, Indien (7 8 1).
- Dr. C. P. Tiele, Professor an der Universität in Leiden (847).
• W. von Tiesenhausen, Exe, kais. russ. wirkl. Staatsrath in St. Peters-
burg, Kaiserl. Eremitage (2G2).
• Dr. Tsuru-Matsu Tokiwai, in Strassburg i/E., Schiff leutg. 171 (1217).
- Dr. Fr. Trechsel, Pfarrer in Spiez, Canton Bern (Schweiz) (755).
Fürst Esper Esporowitsch Uchtomskij, Durchl. , Kammerherr Sr. Maj. des
Kaisers v. Russland in St. Petersburg, Schpalemaja 26 (1235).
Herr Rud. Uli mann, Pfarrer, Inspector des prot. Alumneums in Regensburg
(1150).
- Dr. J. Jacob Ungar, Rabbiner in Iglau (650).
• Dr. J. J. Ph. V aleton, emer. Proi. d. Tbeol. in Amersfoort (Niederlande)
(130).
• Dr. Herrn. V&mbdry, Prof. an der Univ. iu Budapest, Franz- Josephs-
Quai 19 (672).
- Dr. B. Vand en ho ff, Privatdocent in Münster i/W., Bergstr. 8 (1207).
VerMeü^mie der Mitglieder der D, M. Gesellschaft, XUX
Herr Cuid. phiL Friedrich Veit, in Ostdorf i/Warttemberg (Sehwanwaldkreis)
(1185).
- Albin Venia, Principal Sanskrit College in ßenares (1143).
- Dr. O. van Vloten, A^utor Interpretis Legati Wameriani in Leiden,
Oangetje 1 (1119).
- Dr. H. Vogelstein, Rabbiner in Stettin (1146).
Dr. Hermann Vogelstein, Rabbiner in Königsberg i/Pr., Burgstr. 10.
(1234).
- Dr. Hans Voigt, Gymnasial-Oberlehrer in Leipzig, Hauptmannstr. 4 (1057).
- Dr. Wilh. Volck, kais. ross. w. Staatsrath und Prof. der Theol., in Groifi-
wald (536).
Lie. Dr. K. Völlers, Prof. an der Universität in Jena, Weimar-Geraer'
Bahnbofstr. 5 (1037).
Dr. Jakob Wackernagel, Professor an der Universität in Basel, Garten-
strasse 93 (921).
- Oscar Wassermann in Berlin C, Bargstr. 21 (1260).
- The Venerable Arehdeacon A. William W a tk i ns, The College, in Dnrham (827).
- Dr. J. B. von Weiss, k. k. Hofrath und Professor der Geschichte an
der Universität in Graz, in Ruhestand, BQrgergasse 13 (613).
Dr. F. H. Weissbach, Assistent an der Universitätsbibliothek und
Privatdocent an der Universität in Leipzig, Leipzig - Schleussig,
Könneritzstr. 62 (1173).
Dr. J. Wellhausen, Professor an der Universität in Göttingen, Weber-
strasse 18 a (832).
Dr. J. 6. Wetzstein, königl. preuss. Consul a. D. in Berlin N, August«
Strasse 69 (47).
- Cand. K. Weymann in Hagsfeld bei Karlsruhe i. B. (1279).
- Dr. Alfred Wiedemann, Professor an der Universität in Bonn, König-
strasse 2 (898).
Dr. Ulrich Wilcken, Professor an der Universität in Breslau, Augusta-
strasse 56 (1206).
Dr. Eug. Wilhelm, Professor in Jena, Wagnergasse 11 (744).
Dr. Hugo Winckler, Privatdocent der semit. Philologie an der Uni-
versität in Berlin, Wilmersdorf, Uin^erstr. 80 (1177).
Dr. Ernst Windisch, Geh. Hofrath, Prof. des Sanskrit an der Univ. in
Leipzig, Univeraitätsstr. 15 (737).
Dr. Moritz Winternitz, in Prag, Kgl. Weinberge. Manesgasse 4 (1121).
W. Witschel, Oberlehrer am Louisenstädt. Realgymnas. in Berlin S,
Planufer 39 (1226).
- Dr. M. Wolff, Rabbiner in Gothenburg <263).
• Rev. ChsrlesH. H. Wright, D.D., M. A , Ph. D. in Birkenheud, Chester,
44 Rock Park, Rockferry (553).
- W. Aldis Wrigbt, B. A. in'Cambridge, England, Trinity College (556).
- Dr. C. Aug. Wünsche, Professor u. Oberlehrer an d. Rathstöchterschule
in Dresden, Albrechtstr. 15 (639).
- Dr. Th. Zachariae, Prof. a. d. Univ. in Halle a^S., Jft'gerplatz 2 (1149).
- Dr. Joseph Zaus, Docent der Philosophie an der k. k. deutschen Uni-
versität in Prag I. Karlsg. 174 (1221).
- Dr. Heinr. Zimmer, Geh. Reglern ngsrath , Professor an der Universität
in Greifswald, Karlsplatz 13 (971).
- Dr. Heinr. Zimmern, Professor an der Universität in Leipzig, Stötteritz
(Marien)iöhe), Naunhoferstr. 5 (1151).
- Dr. Jos. Zubaty, Prof. a. d. Prager böhmischen Universität in Smichov
b/Prag, Hussstrasse 539 (1129).
L Verzeichnu d, Mitgl. u, d, gelehrten Körperschaften und Institute.
In die Stellung eines ordentlichen Mitgliedes sind eingetreten'):
Das Veitel-Heine-Ephraim'sche Beth ha-Midrasch in Berlin (3).
Die Königl. Bibliothek in Berlin W, OpernplaU (12).
„ Königl. und Universitäts-Bibliothek in Breslau (16).
„ Königl. und Universitäts-Bibliotbe k in Königsberg i/Pr. (13).
„ Bibliothek des Benedictinerstifts St. Bonifas in München (18).
La Bibliothfeque Kh^diviale ä Caire (Egypte) (32).
Die Bodleiana in Oxford (5).
„ Grossherzogliche Hofbibliothek in Dannstadt (33).
„ K. K. Hofbibliothek in Wien (39).
St. Ignatius-Collegium in Valkenburg (Holland) (35).
Das Fürstlich Hohenzollern'sche Museum in Sigmaringen (1).
The Owens College in Manchester. England (30).
Das Rabbiner-Seminar in Berlin. (Dr. A.Berliner, Berlin C, Gipsstr. 12a)(B).
The Rector of St. Francis Xavier's College in Bombay (9).
„ Union Theological Seminary in New York (25).
Die Stadtbibliothek in Hamburg (4).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Amsterdam (19).
„ Universitäts-Bibliothek in Basel (26).
„ Königl. Universitäts-Bibl iothek iu Berlin NW, Dorotheenstr. 9 (17).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Christiania (43).
„ Kaiserl. Universitäts-Bibliothek in Dorpat (41).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Erlangen (37).
„ Grossherzogl. Universitäts-Bibliothek in Freiburg i/B. (42).
„ Grossherzogl. Universitäts-Bibliothek in Giessen (10).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Greifswald (21).
„ Grossherzogl. Universitäts-Bibliothek in Jena (38).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Kiel (24).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek „Albertina" in Leipzig,
Beethovenstr. 4 (G).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Marburg i/H. (29).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in München (40).
„ Kaiserl. Universitäts-Bibliothek in St. Petersburg (22).
„ K. K. Universitäts-Bibliothek in Prag (14).
„ Grossherzogl. Universitäts-Bibliothek in Rostock (34).
„ Kaiserl. Universitäts- u. Landes-Bibliothek in Strassburg i/Els. (7).
„ Königl. Universitäts-Bibliothek in Utrecht (11).
Terzeichnis der gelehrten Körperschaften und Institute^
die mit der D. M. Gesellschaft in Schriftenaustansch stehen.
(Nach dem Alphabet der* Städtenamen.)
1. Das Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen in Batavia.
2. Die Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften in Berlin.
3. Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin SW 12, Zimmerstr. 90.
4. Die Zeitschrift für afrikanische und oceanische Sprachen in Berlin, NW,
Pritzwalkerstr. 17.
5. Die Redaction des Al-Machriq, Revue catholique Orientale in Beyrouth
(Syrien).
6. The Bombay Branch of the Royal Asiatic Society in Bombay.
7. La Society des Bollandistes, 14, rue des Ursulines, ä Bruzelles.
8. Die Magyar Tudomanyos Akademia in Budapest.
9. Die Redaction der Ethnologischen Mittheilungen aus Ungarn, In Budapest
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die Reihenfolge, in der die betreff. Bibliotheken und Institute
beigetreten sind.
Verzeiehnia der gelehrten Körperschaften und Institute, LI
10. Le Minist^re de Tlnstruction publique k Caire (Egypte).
11. The Royal AsSatic Society of Bengal in Calcatta.
12. The Ceylon Branch of the Royal Asiatic Society in Colombo.
13. Das Real Instituto di Studj superiori in Florens, Piazxa S. Marco 2.
14. Stadj italiani di filologia indo-iranica in Florenz.
15. Societk asiatica italiana in Florenz, Piazza San Marco 2.
16. Die Konigl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen.
17. Der Historische Verein für Steiermark in Graz.
18. Das Koninkiyk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch
IndiS im Haag.
19. Die Finnisch-Usrische Gesellschaft in Helsingfors.
20. Das Caratorinm der Universität in Leiden.
21. Die Kedaction des Toung-pao in Leiden.
22. Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas in Leipzig.
23. The Society of Biblical Archaeology in L on do n WC, Bloomsbary, 37, Great
Russell Street.
24. The Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland in London W
22, Albemarle Str.
25. The Royal Geographical Society in London W, 1, Savile Ro^.
26. Das Ath^nöe oriental in Löwen.
27. Die Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften in München.
28. The American Oriental Society in New Haven.
29. Die l^cole speciale des Langues orientales Vivantes in Paris , Rue de Lille 2.
30. Das Mns4Se Goimet in Paris.
31. Die Revue Arch^ologique in Paris, Rue de Lille 2.
32. Die Soci^tö Asiatiqne in Paris, Rue de Seine, Palais de l'Institut.
33. Die Soci^t^ de Geographie in Paris, Boulevard St. Germain 184.
34. Die Soci^tö Acad^mique Indo-chinoise in Paris.
35. Die KaiserL Akademie der Wissenschaften jn St. Petersburg.
36. Die Kaiserl. Rnss. Geographische Gesellschaft in St. Petersburg.
37. Die Society d' Archäologie et de Numismatique in St. Petersburg.
38. The American Philosophical Society, Philadelphia, No. 104 South
Fifth Street.
39. The American Journal of Archaeology in Princeton, New Jersey U. S. A.
40. Die R. Accademia dei Lincei in Rom.
41. Die Direction du Service local de la Cpchinchine (Cabinet du Directeur)
in Saigon.
42. The North China Branch of the Royal Asiatic Society in Shanghai.
43. The Tokyo Library of the Imperial University of Japan in Tokyo (Japan).
44. The AsiaÜc Society of Japan in Tokyo.
45. Die Königl. Universit&Ubibliothek in Upsala.
4C. The Smithsonian Institution in Washington.
47. Tbe Bureau of Ethnology in Washington.
48. Die Kaiserl. Königl. Akademie der Wissenschaften in Wien.
49. Die Numismatische Gesellschaft in Wien I, Universitätsplatz 2.
50. Die Mechitharisten-Congregation in Wien VII, Mechitharbtengasse 4.
Ex officio erhalten je 1 Expl, der Zeitschrift:
Se. Hoheit Prinz Moritz von Sachsen- Altenburg in Alten bürg.
Das Königl. Ministerium des Unterrichts in Berlin.
Die Privat-Bibliothek Sr. Majestät des Königs von Sachsen in Dresden.
Se. Ezcellenz der Herr Staatsminister von Seydewitz in Dresden.
Die eigene Bibliothek der Gesellschaft in Halle a/S. (2 Exemplare).
Die Königl. Universitäts-Bibliothek in Halle a/S.
Die India Office Library in London SW, Whitehall, Downing Str.
Die Königl. öffentliche Bibliothek in Stuttgart.
Die Königl. Universitäts-Bibliothek in Tübingen.
LU
Terzeichnis der auf Kosten der Deutschen Morgen-
ländischen Gesellschaft yeroffentlichten Werke.
Zeitschrift der Deutschen MorgenUlndischen Gesellschaft. Heranagegeben Ton
den Geschfiftsfdhrem. I— LH. Band. 1847 — 98. 713 Af. (I. 8 M,
II— XXI. ä 12 M. XXII— LH. ä 15 M.) (Für MitgUeder der D. M. O.
483 M.)
Früher erschien und wurde später mit obiger Zeitschrift vereinigt:
Jahresbericht der Deutschen Morgenl&ndischen Gesellschaft für das Jahr
1845 und 1846 (Ister und 2ter Band). 8. 1846—47. 5 M, (1845.
2 M. — 1846. 3 M.) Die Fortsetzung von 1847—1858 findet sich in
den Heften der „Zeitschrift" Bd. IV— XIV verteilt enthalten.
Register sum I.— X. Band. 1858. 8. 4 M. (Für MitgUeder
der D. M. G. 3 M:)
Register zum XI.— XX. Band. 1872. 8. 1 M, 60 Pf. (Für
Mitglieder der D. M. G. 1 üf. 20 Pf.)
Regbter zum XXI.— XXX. Band. 1877. 8. 1 M, 60 Pf.
(Für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 20 Pf.)
Register zum XXXL— XL. Band. 1888. 8. 4 M. (Für Mit-
gUeder der D. M. G. 2 M. 50 Pf,)
Bd. 2, 3, 8—10, 25—27, 29—32 können einzeln nicht mehr ab-
gegeben werden, sondern nur bei Abnahme der gesammten Zeitschrift, und
zwar auch dann nur noch zum vollen Ladenpreise. Vom 21. Bande an
werden einzelne Jahrgänge oder Hefte an die Mitglieder der Gesellschaft
auf Verlangen , unmittelbar von der Commissionsbuchhandlung
F. A. Brockhaus in Leipzig, zur Hälfte dos Preises abgegeben, mit Aus- *
nähme von Band 25—27, 29 — 32, welche nur noch zum vollen Laden-
preise (k 15 Af.) abgegeben werden können.
Supplement zum 20. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht über die morgenländ. Studien 1859 —
1861, von Dr. Rieh. Gosche, 8. 1868. 4 M. (Für Mitglieder der
D. M. G. 3 AI.)
- Supplement zum 24. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1862 — 1867, von Dr. Rieh, Gosche*
Heft I. 8. 1871. 3 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf.)
Heft H hiervon ist nicht erschienen und für die Jahre 1868 bis October
1876 sind keine wissenschaftl. Jahresberichte publiciert worden.
- Supplement zum 33. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für October 1876 bis December 1877,
von Dr. Ernst Kuhn und Dr. Albert Socin. 2 Hefte. 8. 1879. 8 3f.
(Für Mitglieder der D. M. G. 4 M.)
(NB. Diese beiden Hefte werden getrennt nicht abgegeben.)
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1878, von Dr. Ernst Ktüm und Dr.
Albert Socin. I. Hälfte. 8. 1881. — II. Hälfte. 8. 1883 (I. & H. Hälfte
complet: 6 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 3 M.)
— Supplement zum 33. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1879, von Dr. Ernst Kuhn und Dr.
August Müller, 8. 1881. 5 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 2 M.
50 Pf,)
w der auf Kosten d, D. M, G. veröfeniUohten Werke. LBEI
Zettsohrift der Deatsehen Morgenlindiachen Gesellschaft. Sapplement mm
34. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht ffir 1880, Ton I>r. Ernst Kßhn und
Dr. August Müller. 8. 1 883. 6 M. (Ffir Mitglieder der D. M. G. 8 M.)
WissensehaftUcher Jahresbericht mr 1881. 8. 1885. 4 Af . (Ffir Mit-
glieder der D. M. G. 2 M.)
Abhandlungen ffir die Kunde des Morgenlandes, herausgegeben von der Deutschen
Morgenlindischen Gesellschaft. I. Band (in 5 Nummern). 1867 — 1869. 8.
19 Af. (Ffir MitgUeder der D. M. G. 14 M. 25 Ff.)
Die einzelnen Nummern unter folgenden besondem Titeln:
[Nr. 1. Mithra. Ein Beitrag zur Mythengeschichte des Orients von
F. Windisehmann. 1857. 2 A£, 40 Ff. ^fir MitgUeder der D. M. G.
1 M. 80 Ff.) Yergriifeil bU auf l EzempUr.
Nr. 2. AI Kindi, genannt „der Philosoph der Araber". Ein Vorbild
seiner Zeit und seines Volkes. Von G. Flügel. 1857. 1 Af. 60 Ff
(Ffir MitgUeder der D. M. G. 1 M. 20 Ff.)
Nr. S. Die ffinf G&th&s oder Sammlungen yon Liedern und Sprüchen
Zarathustra's, seiner Jfinger und Nachfolger. Herausgegeben, fibersetst und
erläutert von Af. Haug. 1. AbtheUung: Die erste Sammlung (G&thi
ahunaraiti) enthaltend. 1858. 6 M. (Ffir MitgUeder der D. M. G.
4 Af. 50 Ff.) Yerip^iffen bis auf l Exemplar.
Nr. 4. Ueber das ^^trunjaya Mihitmyam. Ein Beitrag zur Geschichte
der Jaina. Von Albr. Weber. 1858. 4 M, 50 Ff (Ffir MitgUeder der
D. M, G. 3 Af. 40 Ff.)
Nr. 5. Ueber das VerhAltniss des Textes der drei syrischen Briefe des
Ignatius zu den fibrigen Recensionen der Ignatianischon Litteratur. Von
Rieh. Adlb. Lipsius. 1859. 4 Af. 50 Ff (Ffir MitgUeder der D. M. G.
3 M, 40 Ff.)
n. Band (in 5 Nummern). 1860—1862. 8. 27 Af. 40 Ff
(Ffir MitgUeder d. D. M. G. 20 M. 30 Ff)
Nr. 1. Hermae Pastor. Aethiopice primum edidit et Aethiopica latine
▼ertit Ant. d'Abbadie. 1860. 6 M. (Ffir Mitglieder der D. M. G.
4 A/. 50 Ff)
Nr. 2. Die ffinf GftthAs des Zarathnstra. Herausgegeben, fibersetzt und
erl&utert von Af. Haug. 2. Abtheilung: Die vier übrigen Sammlungen
enthaltend. 1860. 6 M. (Ffir MitgUeder der D. M. G. 4 Af. 50 Ff.)
Nr. 3. Die Krone der Lebensbeschreibungen, enthaltend die Classen der
Hanefiten von Zein-ad-din Kftsim Ibn Kntlübugi. Zum ersten Mal heraus-
gegeben und mit Anmerkungen und einem Index begleitet von 6r. I* lügel.
1862. 6 M. (Ffir MitgUeder der D. M. G. 4 M. 50 Ff.)
Nr. 4. Die grammatischen Schulen der Araber. Nach den Quellen be-
arbeitet von G. Flügel. * 1. Abtheilung: Die Schulen von Basra und
Kufa und die gemischte Schule. 1862. 6 Af. 40 Ff. (Für Mitglieder
der D. M. G. 4 Af. 80 Ff.)
Nr. 5. Kath& Sarit Sftgara. Die Märchensammlung des Somadeva,
Buch VI. VU. Vin. Herai&gogeben von H. Brockhaus. 1862. 6 Af .
(Für MitgUeder der D. M. G. 4 M. 50 Ff.) Herabgesetzt auf 3 M„
für Mitglieder 2 M.
m. Band (in 4 Nummern). 1864. 8. 27 M. (Für MitgUeder
der D. M. G. 20 M. 25 Ff)
Nr. 1. Sse-schu, Schu-king, Schi-king in Mandschuischer Uebersetzung
mit einem Mandschu-Deutschen Wörterbuch, herausgegeben von H. Conon
von der Gabelentz. 1. Heft. Text. 1864. 9 Af. (Für MitgUeder der
D. M. G. 6 M. 75 Ff)
Nr. 2. 2. Heft. Mandschu-Deutsches Wörterbuch. 1864. 6 Af.
(Pur MitgUeder der D. M. G. 4 Af 50 Ff)
LIV Verzeichnis der atef Kosten d. D, M, 6r. veröffentlichten Werke.
Abhandlungen lUr die Kunde des Morgenlandes. III. Band.
Kr. 3. Die Post- und Reiserouten des Orients. Mit 16 SLarten nach
einheimischen Quellen von A, Sprenger, 1. Heft. 1864. 10 M. (Für
MitgUeder der D. M. G. 7 M. 50 Pf.)
Nr. 4. Indische Hausregeln. Sanskrit u. Deutsch herausg. von Ad. Fr,
Stenzler. I. Ä9Yal&yana. 1. Heft. Text. 1864. 2 M. (Pur MitgUeder
der D. M. G. 1 Af. 50 Ff.)
rV. Band (in 5 Nummern). 1865—66. 8. 18 M. 20 Pf.
(Für Mitglieder der D. M. G. 12 M. 90 Pf.)
Nr. 1. Indische Hausregeln. Sanskrit u. Deutsch herausg. von Ad, Fr,
Stenzler. 1. Ä9yaläyana. 2. Heft. Uebersetzung. 1865. 3 M. (Für
Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf.)
Nr. 2. ^äntanava's F^itsütra. Mit verschiedenen indischen Commentaren,
Einleitung, Uebersetzung und Anmerkungen herausg. von FY, Kielham,
1866. 3 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf.)
Nr. 3. Ueber die jüdische Angelologie und Daemonologie in ihrer Ab-
hängigkeit vom Parsismus. You A, Kohut. 1866. 2 3f . (Für Mitglieder
der D. M. G. 1 3/. 50 Pf.)
Nr. 4. Die Grabschrift des sidonischen Königs Eschmun-^zer übersetzt
und erklärt von E, Meier. 1866. 1 M. 20 Pf. (Für Mitglieder der
D. M. G. 90 Pf.)
Nr. 5. Kathä Sarit Sdgara. Die Märchensammlimg des Somadeva.
Buch IX — XVni. (Schluss.) Herausgegeben von H. Brockhaus. 1866.
16 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 12 M.) Herabgesetzt auf 9 M.,
für MitgUeder 6 M.
V. Band (in 4 Nummern). 1868—1876. 8. 31 M. 10 Pf.
(Für MitgUeder der D. M. G. 22 M. 85 Pf.)
Nr. 1. Versuch einer hebräischen Formenlehre nach der Aussprache
der heutigen Samaritaner nebst einer darnach gebildeten Transscription der
Genesis mit einer Beilage von H. Petermann. 1868. 7 M. 50 Pf. (Für
MitgUeder der D. M. G. 5 M. 65 Pf.)
Nr. 2. Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler von O. Blau, 1868. 9 3/ .
60 Pf. (Für MitgUeder der D. M. G. 7 M. 20 Pf.)
Nr. 3. Ueber das Sapta^atakam des Häla von Albr. Weber, 1870.
8 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 6 M.) Herabgesetzt auf 2 M„
für Mitglieder 1 M.
Nr. 4. Zur Sprache, Literatur und Dogmatik der Samaritaner. Drei Ab-
handlungen nebst zwei bisher unedirten samaritan. Texten herausgeg. von
Sam.Kohn. 1876. 12 At. (Für Mitglieder d. D. M. t>. 9 M.)
- VI. Band (in 4 Nummern). 1876—1878. 8. 39 M. (Für
Mitglieder der D. M. G. 29 Ai. 25 Pf.)
Nr. 1. Chronique de Josud le StyUte, öcrite vers Tan 515, texte et
traduction par P. Afar^w. 8. 1876. 9 AI. (Für MitgUeder der D. M. G.
6 AI. 75 Pf)
Nx'. 2. Indische Hausregeln. Sanskrit und Deutsch herausgeg. von Ad.
Fr, Stenzler. U. Paraskara. 1. Heft. . Text. 1876. 8. 3 AI. 60 Pf.
(Für MitgUeder der D. M. G. 2 A/. 70 Pf.)
Nr. 3. Polemische und apologetische Literatur in arabischer Sprache,
zwischen MusUmen, Christen und Juden, nebst Anhängen verwandten
Inhalts. Von AI. Steinschneider. 1877. 22 AI. (Für Mitglieder der
D. M. G. 16 M. 50 Pf.)
Nr. 4. Indische Hausrogeln. Sanskrit und Deutsch herausg. von Ad. Fr,
Stenzler. II. PAraskara. 2. Heft. Uebersetzung. 1878. 8. 4 Af. 40 Pf.
(Für MitgUeder der D. M. G. 3 AI. 30 Pf.)
■ Vn. Band (in 4 Nummern) 1879—1881. 8. 42 M, (Für
MitgUeder der D. M. G. 29 M. 50 Pf,)
Verzdeknis der auf Kosten d. D, M, G. veröffentlichten Werke. LV
Abhandlungen filr die Kunde des Morgenlandes. VIL Band.
Nr. 1. The Kalpasütra of Bhadrabähu, cdited with an Introduction
Notes, and a Prftkrit-Samskrit Glossary, hy H, Jacohi. 1879. 8. 10 Af.
(Far MitgUeder der D. M. G. 7 M. 50 /f.) Herabgesetzt auf 6 M,,
fdr Mitglieder 4 M.
Nr. 2. De la Mdtriqne diez les Syriens par M. l'abb^ Martin. 1879.
8. 4 M. (Ffir MitgUeder der D. M. O. 3 M.)
Nr. 3. Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer. Uebersetst
und durch Untersuchungen zur historischen Topographie erläutert von Georg
Hoffmann. 1880. 14 üf, (Für Mitglieder der D. M. G. 10 M. 50 Ff,)
No. 4. Das Sapta^takam des Hila, heransg. von Albr, Weber. 1881.
8. 32 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 24 M.) üerab^esetst auf
18 M., für MitgUeder \% M,
Vm. Band (in 4 Nummern) 1881—1884. 8. 27 M, 50 Pf
(Für MitgUeder der D. M. G. 19 M. 50 Pf.),
Ko. 1 . Die Vet&lapancaviu^atikä in den Recensionen des Qivadisa und
eines Ungenannten, mit kritischem Commentar herausg. von Heinrich Uhle,
1881. 8. 8 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 6 M.) Herabgesetzt
auf 6 M., für MitgUeder 4 M.
No. 2. Das Aupapfttika Sütra, erstes Up&nga der Jaina. L Theil. Ein-
leitung, Text und Glossar von Dr. Ernst Leumann. 8. 1883. 6 M.
(Für MitgUeder der D. M. G. 4 M. 50 Pf.)
No. 3. Fragmente syrischer und arabischer Hutoriker, herausgegeben
und übersetzt von Friedrich Baethgen. 1884. 8. 7 M, 50 Pf, (Für
MitgUeder der D. M. G. 5 M.)
No. 4. The BaudhAyanadharmasftstra , ed. E. Hultzsch. 1884. 8.
8 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 6 M.)
IX. Band (in 4 Nummern) 1886—1893. 8. 33 M. 50 If-
(Für MitgUeder der D. M. G. 23 M. 50 Pf.)
No. 1. Worterverzeichniss zu den Hausregeln von Ä^valäyana, Päraskara,
QAnkh&yana und Gobhila. Von Adolf Friedrich Stenzler. 1886. 8.
4 M. 50 Pf. (Für MitgUeder der D. M. G. 3 M.)
No. 2. Historia artis grammaticae apud Syros. Composuit et edidit
Adalbertw Merx. 1889. 8. 15 M. (Für Mitglieder der D. M. G.
10 M.)
No. 3. Säipkhya-pravacana-bhftshya, Vijnänabhikshu*s Commentar zu den
Sftipkhyasütras. Aus dem Sanskrit übersetzt von Richard Garbe. 1889.
8. 10 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 8 M.)
No. 4. Index zu Otto von BöhtUngk's Indischen Sprüchen. Von Attgtist
Blau. 1893. 8. 4 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 50 Pf.)
X. Band (in 4 Nummern) 1893 — 1897. 8. 24 M. 30 Pf
(Für MitgUeder der D. M. G. 16 M. 20 Pf.)
No. 1. Die gukasaptati. Von Richard Schmidt. 1893. 8. 9 M.
(Für MitgUeder der D. M. G. 6 M.)
No. 2, Die Ävasyaka-Erzählungen, herausgegeben von Ernst Litunann.
1. Heft. 1897. 8. 1 M. 80 Pf. (Für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 20 Pf.)
No. 3. The Pitrmedhasütras , ed. by W. Caland. 1896. 8. 6 M.
(Für MitgUeder der D. M. G. 4 M.)
No. 4. Die MarS^hl-Uebersetzung der Sukasaptati. MarSthl und deutsch
von Richard Schmitt. 1897. 8. 7 M. 50 Pf. (Für Mitglieder der
D. M. O. 5 M.)
XI. Band, No. 1 : Wörterbuch der Dialekte der deutschen Zigeuner.
zusammengestellt von Rudolf von Sowa. 1898. 8. 4 M. 50 Pf. (Für
MitgUeder der D. M. G. 3 M.)
(
LYI Verzeichnü der auf Kosten d, D, M, G, veröffentlichten Werke.
Vergleichungs-Tabellen der Muhammedanischen und Christlichen Zeitrechnung
nach dem ersten Tage jedes Muhammedanischen Monats berechnet, heransg.
von Ferd. Wiistenfeld. 1864. 4. 2 Af. (Für MitgUeder der D. M. G.
1 M. 50 yy.) Yergriffen bis auf 8 Exemplare.
Fortsetzung der Wüstenfeld'schen Vergleichungstabellen der Muhammedanischen
und Christlichen Zeitrechnung (von 1300 bis 1500 der Hedschra). Heraus-
gegeben von Dr. Eduard Mahler. 1887. 4. 75 Pf, (Für Mitglieder
der D. M. G. 50 Pf.).
Biblloteca Arabo-Sicula, ossia Raccolta di testi Arabid ehe toecano la geografia,
la storia, le biografie e la bibliografia della Sicilia, messi insieme da
Michele Amari. 3 fascicoli. 1855—1857. 8. 12 M. (Für Mitglieder
der D. M. G. 9 Jl/.) Uerabgesetxt auf 9 Af., für Mitglieder 6 M.
Appondice alla Biblloteca Arabo-Sicula per Michele Amari con nuove anno-
tazioni critiche del Prof. Fleischer. 1875. 8. 4 M. (Für MitgUeder der
D. M. G. 3 M,) Herabgesetzt auf 3 M., für Mitglieder 2 M.
Seconda Appendice alla Biblloteca Arabo-Sicula per Michele Anari, 1887.
8. 2 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 50 Pf,). Henfe^esetzt
auf 1 M. 50 Pf., für MitgUeder 1 M,
Die Chroniken der Stadt Mekka, gesammelt und auf Kosten der D. M. G. heraus-
gegeben, arabisch und deutsch, von Ferdinand Wüstenfeld. 1857 — 61.
4 Bünde. 8. 48 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 31 M. 50 Pf.)
Herabfesetlt auf 30 M., für Mitglieder 20 M.
BibSfai Vetoris Testament! aethiopica, in quinque tomos distributa. Tomus II,
sive libri Regum, Paralipomenon, Esdrae, Esther. Ad librorum monuscrip-
torum fidem odidit et apparatu critico instruxit A. ZHÜmann. Fase. I.
1861. 4. 8 M. (Für Mitgllodor der D. M. G. 6 M.)
Fase. II, quo continentur Libri Regum DI et IV. 4. 1872.
9 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 6 Jt/. 75 Pf.)
Firdnsi. Das Buch vom Fechter. Herausgegeben auf Kosten der D. M. G.
von Ottokar von Schlechta-Wssehrd. (In türkischer Sprache.) 1862.
8. 1 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 75 iy.)
Subhi Bey. Compte-rendu d'une döcouverte importanto en fait de numismatique
musulmane publik en langne turque, traduit de Toriginal par Ottocar de
Schlechta-Wssehrd. 1862. 8. 40 Pf. (Für Mitglieder der D. M. G.
30 lY.)
The Kämil of el-Mubarrad. Editod for tho German Oriental Society from tho
Manuscripts of Leydcn , St. Petersburg , Cambridge and Berlin , by IK.
WrigJU. XII Parts. 1864—1892. 4. 96 3f. (Für Mitgl. der D. M. G.
72 M.) Ist Part. 1864. 4. 10 M. (Für Mitglieder der D. M. G.
7 M. 50 Pf.) Ild— Xth Part. 1865—74. 4. Jeder Part 6 M. (Für
MitgUeder der D. M. G. k 4 M. 50 Pf.) Xlth Part (Indexes). 1882. 4.
16 A/. (Für MitgUeder der D. M. G. 12 M.) Xllth Part (Critical notes)
besorgt von Dr. M. J. de Goeje. 1892, 4. 16 AI. (Für MitgUeder
der D. M. G. 12 Af.)
Jacut s Geographisches Wörterbuch aus den Handschriften zu Berlin , St.
Petersburg, Paris, London und Oxford auf Kosten der D. M. G. herausg.
von Ferd. Wüstenfeld. 6 Bände. 1866—73. 8. 180 Af. (Für »ßt-
gUeder der D. M. G. 120 Af.)
-._ I._IV. Band in je 2 Halbb&nden. 1866—1869. 8. Jeder
Halbband 16 3/. 50 Pf. (Für MitgUeder der D. M. Q. je 11 M.)
V.Band. 1873. 8. 24 JJ/. (Für Mitglieder der D.M. G. 16 A/.)
— - VI. Band. 1. Abtheilung. 1870. 8. 8 M. (Für Mitglieder
der D. M. G. 5 M. 30 Pf.)
- VI. Band. II. AbtfaeUung. 1871. 8. 16 M. (Für MitgUeder
der D. M. G. 10 M. 70 If.)
Verteiehnis der auf Kosten d, D, M, G, veröffentlichten Werke. LYII
Ihn jA'ii Commentar zu Zamaehlari's Mufa5sal. Nacb den Handschiiiten ztt
Leipzig, Oxford, Constantinopel und Cairo herausgeg. von G. Jahn, 2 Bände
1876^1886. 4. 117 M. (FQr Mitglieder der D. M. G. 78 Af.) Herab-
gesetzt auf 72 A/., Hir Mitglieder 48 M,
I. Band. I.Heft. 1876. 2. und 3. Heft. 1877. 4. Hoft. 1878.
5. Hoft. 1880. 6. Heft. 1882. 4. Jedes Heft 12 M. (Für Mitglieder
der D. M.. O. je 8 M.) Herabgesetzt auf 7 M. 50 Pf., lür Mitglieder
5 M.
H. Band. 1. Heft. 1883. 2. Heft. 1885. 3. Heft. 1885.
Hoft 12 'M. (Für Mitglieder der D. M. G. je 8 M.) Herab«
gesetzt auf je 7 M, 50 Pf,, nir Mitgl. je 5 3/., 4. Heft. 1886. 4. 9 3f.
(F&r Mitglieder der D. M. G. 6 Af) Herabgesetzt auf 4 M. 50 Pf,
mr Mitglieder 3 M,
Chronologie orientalischer Völker von Alberüni. Herausg. von C Ed. Sachau,
2 Hefte. 1876—78. 4. 29 M. (Für MitgUeder dor D. M. G. 19 M.)
Herabgesetzt auf 15 M., für Mitglieder 10 M.
Heftl. 1876. 4. 13 3/. (Für Mitglieder der D. U. G. 8 Af. 50 -P/".)
Herabgesetzt auf 6 Af., für Mitglieder 4 Af.
Heft 2. 1878. 4. 16 Af. (Für Mitglieder der D.M. G. 10 A/. 50 /y.)
Herabgesetzt auf 9 A/., für Mitglieder 6 A/.
MtilavUia und Agnimitra. Ein Drama Kalidasa's in 5 Akten. Mit kritbchon
und erklärenden Anmerkungen herauag. von /)*. Boüensen. 1879. 8.
18 A/. (Für Mitglieder der D. M. G. 8 M.) Herabgesetzt auf 6 M.,
für Mitglieder 4 A/.
MäitrAyai>i Samhitä, herausg. von Dr. Leopold von Schroeder. 1881 — 1886.
8. 36 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 27 M.)
Erstes Buch. 1881. 8. 8 Af (Für Mitglieder dor D.M. G. 6 Af.)
Zweites Buch. 1883. 8. 8A/. (Für Mitglieder dor D.M. G. 6 Af.)
Drittes Buch. 1885. 8. 8 Af (Für Mitglieder der D.M. G. 6 Af.)
ViertesBuch. 1886. 8. 12 Af. (Für Mitglieder der D.M. G. 9 Af.)
Die Mufaiidalljät. Nach den Handschriften zu Berlin, London und Wien auf
Kosten der deutschen morgenländischen Gesellschaft herausgegeben und mit
Anmerkungen versehen von Heinrich Thorbecke, Erstes Heft. Leipzig,
1885. 8. Text 56 S., Anmerk. 104 S. 7 Af 50 Pf. (Für Mitglieder
der D. M. G. 5 M.)
Katalog d. Bibliothek der Deutschen morgenländ. Gesellschaft. I. Druckschriften
und Aehnlicbes. 1880. 8. 6 Af (Für Mitglieder der D. M. G. 3 Af)
In Neubearbeitung begriffen.
U. Handschriften, Inschriften, Münzen, Verschiedenes. 1881. 8.
3 Af (Für 3ütglieder der D. M. G. 1 Af 50 Pf.)
Köldeke, Th. Uober Mommsen's Darstellung der römbchen Herrschaft und rüm.
Politik im Orient. 1885. 8. 1 Af 60 Pf, (Für Mitglieder der D. M. G.
1 Af. 15 Pf.) Yergriffen bis auf 8 Exemplare.
Teuffei, F., Quellenstudien zur neueren Geschichte der Chänato. Separatabdruck
aus dor Zeitschrift der D. M. G., Band 38. 1884. 8. In 15 Exemplaren.
4 Af (Für MitgUeder der D. M. G. 3 M.)
Catalogus Catalogorum. An Alphabetical Register of Sanskrit Works and Authors
hy Theodor Aufrecht. 1891. 4. 36 Af (Für Mitglieder der D. M. G.
24 Af.)
Part II. 1896. 4. 10 M. (Für Mitglieder der D.M G. 6 M.)
Goldziber, Ign. , Der DiwAn des Öarwal b. Aus Al-Hutej'a. (Separatabdruck
«US der Zeitschrift der D. M. G., Band 46 und 47.) 1893. 8. 6 M,
(Für Mitglieder der D. M. G. 3 A/.)
LYni VerzeichtUs der auf Kosten d. D, M, G. veröffentlichten Werke.
Hath, Georg, Die Inschriften von Tsaghan BalSin. Tibetisch-mongolischer Text
mit einer Uebersetzung sowie sprachlichen und historischen Erlftuterangen.
1894. 8. 3 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 2 Af.)
Die Deutsche morgenländische Gesellschaft 1845 — 1895. Ein RQckblick ge-
geben von den GeschUftsfQhrem in Halle und Leipzig. 1895. 8. 1 AI.
(Für Mitglieder der D. M. G. gratis.)
Bacher, W., Die Anftnge der hebriüschen Grammatik. (120 S.) Leipzig 1895.
8. 4 M, 50 Pf. (FQr Mitglieder der D. M. G. 3 M.) (Separat-Abdmck
aus der „Zeitschrift, Bd. 49" in 60 Exemplaren.)
Zu den fdr die Mitglieder der D. M. G. festgesetzten Preisen können
die BUcher nur von der Commissionsbuchhandlung, F. A. Brock-
haus in Leipzig, unter Francoeinsendung des Betrags bezogen wer-
den; bei Bezug durch andere Buchhandlungen worden dieselben nicht
gewährt.
über das Verhältnis der buddhistischen Philosophie
zu Smänkhja-Yoga und die Bedeutung der Nidänas.
Von
HerBMui Jacobi.
In einem Aufsatz in den N. G. G. W. phil. Kl. 1896, p. 43 ff.
habe ich nachzuweisen versucht, dass die Philosophie des Buddhismus
aas dem Sankhya-Yoga hexTcn'gegangen sei. Meine Darlegungen
haben den Widerspruch Oldenbergs (siehe den darauf bezüglichen
Excuis in seinem «Buddha", 3. Aufl., p. 448 ff.) und Senarts
(M61anges Charles de Harlez, p. 281 ff.) hervorgerufen. Indem ich
nun im Folgenden die gemachten Einwürfe einer Prüfimg unter-
ziehe, will ich daran anschliessend die Bedeutung der einzelnen
Glieder der Nidänakette nach meiner Ansicht entwickeln.
Zunächst muss ich mich gegen die Unterstellung verwahren,
dass ich den Buddhismus für einen einfachen „Abklatsch'' der Sänkhja-
philosophie hielte, wie sich Oldenberg p. 450 ausdrückt. Ich sehe
die Sache nicht so an, als ob Buddha dem fertig abgeschlossenen
^nkhya objektiv gegenüber gestanden und dessen Dogmen kombiniert
and modificiert hätte, um sich so ein eigenes System zurecht zu
machen; vielmehr gehe ich von der Ansicht aus, dass Buddha in
Sänkhya-Ideen gewissermassen aufgewachsen seL Denn das Sänkhja
giebt die philosophische Begründung der Yogapraxis, und da sich
nun der Buddhismus letztere in weitem Umfange zu eigen gemacht
hat, so müsste es mit sonderbaren Dingen zugegangen sein, wenn
Buddha die Praxis der Ybgins übernommen hätte, ohne von der ihr
zxi Grunde liegenden und aus ihr erwachsenen Theorie in seinem
Denken bestiznmt zu werden. Bei dieser Auffassung erscheint der
Buddhismus nicht als ein Abklatsch, sondern als eine individuelle
Umgestaltung des Sänkhja; dieses ist nicht das Modell, dem der
Buddhismus nachgebildet wurde, sondern es ist die Grundlage, auf
dem er erwachsen ist.
Meine Annahme beruht auf der Voraussetzung, dass die Sänkhya-
Philosophie nicht auf eine bestimmte Philosophenschule beschränkt
gewesen ist, sei es, dass man unter Schule dabei irgend etwas
Konkretes verstehe, oder mir die Summe der durch das ideelle
Band gleicher philosophischer Überzeugung vereinigten Fachgelehrten.
Bd. LU. 1
2 Jacohi^ über d. Verhält, d. huddh. Phäoeophie z, Sänkhy(i-Yoga ete.
Ich gehe vielmehr von der Voraussetznng aus, wie ich dies auch
p. 54 meines ersten Aufsatzes angedeutet habe, dass die Grund-
anschauungen des Sänkhya geistiges Gemeingut jener Zeit gewesen
seien und den mannigfaltigen wissenschaftlichen und religiösen
Strömungen entsprechend verschiedene Formulierung im Einzelnen
erfahren haben. In der That lässt sich eine grosse Mannigfaltigkeit
in der Gestaltung der Sänkhya- Ideen geschichtlich nachweisen. Zu-
nächst schon in ihrer rein systematisch-philosophischen Ausprägung.
Trotz der grossen Übereinstimmung nämlich, die zwischen Sänkhya
und Yoga herrscht, bestehen doch . gewichtige Unterscheidungslehren,
welche Sänkhya und Yoga deutlich als zwei verschiedene Systeme
erkennen lassen^): sie laufen seit Alters gesondert neben einander her
{aanätane dve im MBh), wenn aücl^ beinahe parallel^ die Mitglieder
beider Schulen traten denn auch far die Richtigkeit je ihrer speciellen
Lehren ein'). Erst von ihrem höheren Standpunkte aus vermochte
eine unificierende Tendenz über die Differenzpunkte wegzusehen und
beide Systeme als wesentlich identisch zu erkennen (ekam Sänkhyam
ca Yogam ca t^ah paiyali sa paA/ati),
Ausserhalb dieser beiden Philosophenschulen fanden die Sänkhya-
Ideen in religiösen Kreisen Aufnahme und eigenartige Weiterbildung.
Und zwar treten sie uns in brahmanischen Quellen meist in Ver-
bindung mit bestimmten Vedäntalehren entgegen. In welchem Um-
fange dies' geschieht, ersehen wir am deutlichsten aus dem Mahä-
bhärata, in dessen 12. Buche zahlreiche äihäsa purätana vorgetragen
werdeii, in denen die Lösung religiöser Probleme mit Hilfe dieses
epischen Sänläbyas , wie ihn Dahlmann nennt, versucht wird. Es
ist nicht eine in allen Einzelheiten festgelegte Philosophie, obschon
im Grossen und Ganzen die Lehre bestimmt war. Ähnlich ist das
philosophische System des Manu. In manchen Punkten abweichend,
aber in der Hauptsache übereinstimmend ist die Philosophie der
Puräi^a. So sehen wir denn die Herrschaft der Sänkhya-Ideen auf
weiten Gebieten des geistigen Lebens. Für andere Gebiete dürfen
wir sie daraus erschliessen, dass sie die theoretische Grundlage für
die Yogapraxis abgaben. Es steht also zu vermuten, dass religiöse
Richtungen, die Yogaübungen pflegten, in ihrem theoretischen Teile
vom Sänkhya ausgingen. Die im Mahäbhärata zu Tage tretende
Strömung mag eine der mächtigsten gewesen sein ; zahlreiche andere,
minder bedeutende werden daneben bestanden haben und sind ohne
Spuren zu hinterlassen untergegangen.
Die Macht der Sänkhya-Ideen zeigt sich auch in ihrem Einfluss
auf den Yedänta. Hatte das epische Sänkhya, wie es z. B. in der
Lehre der Sätvatas in der Bhagavadgltä vorliegt, die Lehre vom
paramätman nach dem viSi^t^dvaita Vedänta aufgenommen, so be-
1) Siehe meine Anzeige von Dahlmanns „Nirvi^" in Gott. gel. Ans.
1897, p. 272.
2) Ebenda p. 268.
JacoU^ Über d, VerkäU. d. buddh. Philosophie a, Sänkhya- Yoga etc. 3
diente sich nmgekehrt der spätere Vedanta (z. B. im Vedäntasära) der
wichtigsten Sänkhyalehren zum theoretischen Ausbau seines Systems.
Es kann also keinem Zweifel unterliegen, dass das indische
Denken während langer Zeiträume von Sänkhya-Ideen beherrscht und
durchdrungen war, und dass wenn Buddhas Zeit in diese Periode
f^llt, auch er sich von denselben ebensowenig frei machen konnte,
wie ein mittelalterlicher Schriftsteller bei uns von den Grundsätzen
der aristotelischen Philosophie. Es erhebt sich also die Frage, ob
jene Voraussetzung zutrifft. Direkt können wir dieselbe nicht
beantworten, weil wir die Abfassungszeit weder des buddhistischen
Kanons noch des Mahäbhärata, bez. der in ihm enthaltenen itihäsa
purätana mit Sänkhyatendenz, kennen. Aber wenn man bedenkt,
dass im MBh, dessen Redaktion man nicht wohl nach den Beginn
unserer Zeitrechnung setzen kann, Sänkhya und Yoga zwei Systeme
^von Ewigkeit her'' {scmätane dve) genannt werden, dass daselbst
Kapila in eine frühe Urzeit verlegt wird, so kann man nicht an-
nehmen, dass die betreffenden Dichter in diesen Ausdrücken von
Ereignissen reden konnten, die nur um zwei oder drei Jahrhunderte
vor ihrer Zeit gelegen hätten, wie es ja der Fall sein müsste, wenn
der Sänkhya- Yoga nachbuddhistisch wäre. Wenn die Inder auch
noch so sehr des historischen Sinnes entbehrten, so haben sie doch
stets ein Gefühl dafür gehabt, was ein geschichtliches Ereignis war,
das sich in den ihrigen ähnlichen Verhältnissen abgespielt hat, und
eine in solchen Verhältnissen lebende Persönlichkeit wird nicht so
leicht zum 9§i kanonisiert. Dazu gehört, dass jede persönliche
Beziehung zu der zeitgenössigen Welt ausgelöscht ist, wie sie z. B.
durch die Verkettung von Schüler und Lehrer gegeben ist. Hätten
die Begründer von Sänkhya und Yoga in den ersten Jahrhunderten
vor unserer Zeitrechnung gelebt, so wäre in den auf sie zurück-
gehenden Schulen die Erinnerung an die historische Wirklichkeit
nicht so vollständig schon im MBh. erloschen, und es würden sich
wahrscheinlich in jenen Schulen ebensogut Lehrerlisten erhalten
haben, wie bei den Buddhisten und Jaina. Das Fehlen solcher
Lehrerlisten beweist eben, dass die Diffusion der Sänkhya-Ideen und
die Differenzierung der Lehre schon soweit vorgeschritten war, dass
<*rstere Gremeingut geworden waren und zu ihrer Überlieferung die
Thätigkeit einzelner Schulen nicht mehr in Anspruch genommen
zu werden brauchte. Es musste sich thatsächlich jede historische
Erinnerung an eine Entstehung der philosophischen Strömungen des
Sänkhya und Yoga vollständig verloren haben, ehe man dieselbe in
mythische Zeit versetzen und in den Anfang der Dinge projicieren
konnte. Bei solcher Lage der Dinge scheint es mir nicht zweifel-
haft zu sein, dass der Buddhismus eine um viele Jahrhunderte
spätere Erscheinung ist als der Sänkhya- Yoga.
Wir sahen, dass die Sänkhyalehren sich mit solchen des Vedanta
verbanden, wodurch eine Vereinigung der Vorzüge beider Systeme
erstrebt wurde. Die Anknüpfung des einen Systems an das andere
4 Jacobi, Über d, VerhäU. d. buddh. Philosophie «. Sänkhya- Yoga ete,
war gegeben durch die UvaropäaanSL ^ welche im Toga eine so
wichtige Bolle spielt Bei einer solchergestalt nahegelegten Ver-
bindung des Vedänta mit dem Yoga ist es nicht aufflQlig, wenn
eine Schule von Yogins darin dem älteren Vedänta sich angeschlossen
hätten, dass sie die drei gunas ganz bei Seite liessen, eine Lehre,
wie sie in Aivaghosas Buddhacarita dem Lehrer Buddhas, Arä(}a,
zugeschrieben wird. Ich war arglos genug, anzunehmen, dass A^a-
gho§as ausführliche Erzählung, um nicht zu sagen Bericht, auf, einer
dem Dichter bekannten Überlieferung beruhe. Oldenberg aber be-
deutet mir, dass ich ein kühnes Spiel mit der Überliefe-
rung treibe. Denn in dem buddhistischen Kanon finde sich kein
Bericht über Arä4afi Lehre (oder ist bis jetzt noch nicht geftmden).
Wo Arä4a vorkommt, ist von seinem dkarma die Rede; es wird
uns aber nichts genaueres darüber gesagt , als dass seine höchste
Stufe von samäJhi das akificanyäyattma gewesen sei. Also weil
es im Kanon keinen Bericht über Aiä^as Philosophie gab, so gab
es, nach Oldenbergs Dafürhalten, überhaupt keine Tradition darüber.
Einen so kühnen Schluss ex silentio vermag ich nicht mitzumachen.
Angenommen, wie es natürlich ist, dass Arä4a einer angesehenen
und darum nicht ephemeren Yogaschule angehörte, so konnte sich
die Kenntnis seiner Philosophie so lange und länger erhalten als
diese Schule bestand; und die kanonischen Schriften hatten darom
doch keine Veranlassung sich darüber weitläufig auszusprechen, da
ihnen die indische Etikette eine Polemik gegen den gwru ihres
äcärya verbieten musste. Dass aber in volkstümlichen äkhyänas
dieser Punkt nicht mit Stillschweigen übergangen worden sei, ist
eine keineswegs von der Hand zu weisende Möglichkeit. Dergleichen
ältere Buddhacaritras müssen wir ims als Aävagho^as Quellen denken.
Oldenberg allerdings meint, dass A^vagho^a nur die kanonischen
Bücher als Quellen habe benutzen können, und dass er in der Partie
über Ara4as Lehre sich die ganze Geschichte aus den Fingern
gesogen hätte. Er malt sich die Sache folgendermassen aus: ,,die
Begegnung Buddhas mit Arä<}a bot ihm die Gelegenheit in einem
philosophischen Dialog den Jünger seinen Meister überwinden zu lassen :
und wenn er mm in diesem Dialog von einer Beihe von Sänkhya*
philosophemen Gebrauch machte, werden wir uns ernstlich ziimuten
lassen, das, was er sagt, und vollends das, was er nicht sagt, als
quellenmässiges Zeugnis über die Gestalt, in welcher die Sänkhja-
lehre auf den jungen Buddha eingewirkt haben soll, gelten zu lassen ?*
(p. 452). Den ganzen Charakter jenes Textstückes beschreibt Olden-
berg folgendermassen: „dasselbe führt in äusserster Kürze die Grund-
principien (tattva) des Sänkhyasystems auf und geht dann in der
Terminologie, aber nicht in der Sache von Sänkhya sich teilweise
emancipierend, die Ursachen der Gebundenheit und Befreiung durch,
auf einem Wege, auf dem die zufällige Laune des Poeten 0
1) Von mir gesperrt
Jacobif Über cL V»hdU. d, huddh. Philosophie a. Sänlehya- Yoga etc, 5
genau so gut an der Doktrin von den Onnas vorbeigehen wie die-
selbe berühren konnte* (p. 451). Jeder der sich mit den mahä-
häoyaa eingehender beschäftigt hat, wird die Unrichtigkeit von
Oldenbergs Ansicht sofort erkennen. Denn erstens ist es im höchsten
Grade unwahrscheinlich, dass der Dichter dem Lehrer des Buddha
eine bestimmte Philosophie angedichtet hätte, ohne einen genügen-
den Anlass dazu in seinen Vorlagen gefunden zu haben; zweitens,
wenn er dem Ara4a auch, ohne von einer Tradition unterstützt zu
sein, die Sänkhyaphilosophie beigelegt hätte, würde er sich ebenso-
wenig willkürliche Änderungen in der Terminologie wie Auslassung
eines Grundelements im System zu schulden haben kommen lassen.
In jedem Lehrbuch über aiamkära wird vor einem solchen Fehler
[vidyäviniddha) gewarnt und kein Dichter würde der Kritik seiner
Neider eine solche Blosse gegeben haben. Ein Kavi darf wohl an
der Fabel etwas ändern, nicht aber am däatra; in letzterer Be-
ziehung giebt es keine „Dichterlaune*. Wenn also der Dichter den
Ara4a seine Lehre von der Entstehung des Saipsora ycUhäiästram
mepafp&rlham samäaatah (XII, 45) auseinandersetzen lässt, so will
er ein bestimmtes, bekanntes System dariegen. Dass es nicht das
Sänkhya der Stitra« und Kärikäs, noch der Yoga des Patanjali sein
soll, zeigt die Verschiedenheit der Terminologie. Eher muss man
an eine Art des epischen Sänkhya denken, der eine Verschmelzung
dieses Systems mit dem viSi§tadvaita Vedänta darstellt. Einerseits
scheint dies aus v. 65 hervorzugehen:
etat tat paramam brahma nirlingam dhruvam ak^aram^
yan maJcfa iti tattüoffiäh kathayanti mani^nah,
anderseits weist darauf die Nennung von Janaka und ParäSara in
V. 67:
Jaigifovyo ^pi Janako vrddhai caiva Parädarah
itnam panthänam äaädya muktä hy anye ca mokfindh.
Es ist also nicht zu bezweifeln, dass uns in Arä4as System,
wie es Advaghosa schildert, eine bestimmte Lehre vorliegt, die im
Grossen und Ganzen dem Sänkhya entspricht, aber doch in Einzel-
heiten deutlich davon abweicht. Ob thatsächlich Arä4a diese Lehre
vertrat, können wir bei dem Mangel an Quellen nicht bestimmt
behaupten, aber darum ebensowenig mit Oldenberg leugnen. Und
selbst wenn Aivaghosa einer falschen Tradition gefolgt wäre, so
wäre sein Zeugnis uns wichtig für das Bestehen und die weite
Verbreitxmg jener Form des Sänkhya im östlichen Indien, die so-
mit wahrscheinlich in hohes Altertum zurückgeht.
Doch wenden wir uns nun zum Kernpunkte der Frage: sind
die von Oldenberg gegen meine Herleitung der buddhistischen
Philosophie aus dem Sänkhya- Yoga vorgebrachten Gegengründe stich-
haltig oder nicht. Oldenberg beginnt seine Auseinandersetzung mit
6 Jacohi, Über d. Verhält, d. ImddJi. Pliüoaopkie z. Sänkhya- Yoga eic,
der Bemerkung, „dass die buddhistische Eausalitfttsreihe auf ein
ganz anderes Problem zugeschnitten ist, als die Eategorienreihe der
Weltevolution des Sänkhya. Dort handelt es sich um die Frage:
wie entsteht im Laufe der psychischen Prozesse Leiden? und ab
die letzte Ursache des Leidens wird das Nichtwissen angegeben,
d. h. die Thatsache, dass an einer bestimmten Stelle eine bestimmte
Erkenntnis, die der vier heiligen Wahrheiten, nicht vorhanden ge-
wesen ist". . . „Im Sänkhya dagegen ist die Frage: wie entwickelt
5ich aus dem Weltgrunde das Universum? Und als Ursache der
Ursachen wird die unendliche natura naturans, die prak^ti,
hingestellt, die in ewig gleichbleibendem Rhythmus das Weltall aus
sich heraustreten Iftsst und wieder in sich absorbiert *" etc. ^Man
sieht es liegen zwei total verschiedene Fragestellungen und natürlich
auch entsprechende Beantwortungen vor*.
Ich möchte nun zunächst zu erwägen geben, ob es für die
Frage, ob der Buddhismus eine Reihe der wichtigsten Grundbegriffe
dem Sänkhya- Yoga entlehnt habe, nicht ganz irrelevant sei, auf
welcher Fragestellung das Problem beruhe, zu dessen Lösung die
betreffenden philosophischen Grundbegriffe ihre Verwendung finden.
Es würde doch nicht einen Beweis gegen die Entlehnung der Grund-
begriffe abgeben, wenn die entlehnende Schule mit denselben in
selbständiger Weise oder zu ihr eigentümlichen Zwecken operierte.
Dann aber muss betont werden, dass Oldenbergs Formulierung der
Fragestellung im Sänkhya sich in durchaus willkürlicher Weise
von derjenigen der Quellen entfernt. Im Sänkhya wird nämlich
nicht gefragt „wie entwickelt sich aus dem Weltgrunde das
Universum*; sondern viel richtiger wäre es, die von Oldenberg
für den Buddhismus aufgestellte Fragestellung: „wie entsteht im
Laufe der psychischen Prozesse Leiden?** auch als diejenige des
Sänkhya anzugeben. Das beweist schon das erste Sütra: atha tri-
vidha'duhhhä'^tyanta'nivrUir cUyanta-puru^ärthah. „Die absolut«
Aufhebung des dreifachen Leides ist das höchste Ziel der Seele*.
Das Sänkhya lehrt, wie dies Ziel zu erreichen sei und zu dem
Zwecke lehrt es. wie das Leiden entsteht. Der letzte Grund ist
die Verbindung von puru^a und prdlcrti^ die in der Nichterkenntois
ihres Unterschiedes besteht, und mit der Erkenntnis desselben, dem
viveka-Jfiäna, gelöst wird.
Die „Entwicklung des Universums aus dem Weltgrunde* ist
nicht das Hauptproblem des Sänkhya, und gelingt seine Lösung
nicht in konsequenter Weise. Glücklicher ist darin der Vedänt-a,
wie ich in meiner oben angeführten Besprechung von Dahlmanns
Nirväna in G. G. A. dargelegt habe.
Den psychologischen, nicht den kosmogonischen Gesichtspunkt
nimmt ebenfalls der Yoga ein. Die Verbindung (von Prakyti und
Purusa) ist der Grund davon, dass man beide in ihrer Natur als
das, was seinem Wesen nach das Besessene (prakrti)^ und das,
was der Besitzer (puru^a) ist, erkennt. Der Grund der Verbindung
J^MCohif über d. Verhält, d huddh. Philosophie m, SärüchychYoga etc. 7
ist die Unwissenheit*). Diese, die amäyä^ ist aber einer der fünf
Jeledas^). Sie ist die Grundlage der vier übrigen^. In den kledaa
aber wurzeln die harma^ die in diesem oder einem andern Leben
zum Austrag kommen^. Sie fuhren zu Gebuit, Leben und Genus^.
Für den Weisen, der den Unterschied zwischen Puru^a und Prak^ti
erkannt hat, ist eben alles weltliche Dasein Leiden {aarvam duk-
kha$n eva vivekiruih). Auch hier ist also eine ganz bestimmte
Unkenntnis {avidt^ä) der Grund des Leidens, und die Aufhebung
des Leidens durch die Beseitigung jener Unkenntnis ist die Auf-
gabe von Sänkhya-Yoga ebensogut wie die der buddhistischen
Philosophie.
Was das Verhältnis von avidyä und samahära betrifft, so hat
Oldenberg nicht die „Absicht zu bestreiten, dass die hier berührten
Begriffe und Gedanken des Sänkhya den buddhistischen nahe ver-
wandt sind^. Aber er meint doch, ,dass hier keineswegs eine Ent-
wicklung konstruiert wird, bei welcher aus dem Nichtwissen als
erstes, direktestes Produkt die Saipskära, dann die weiteren Produkte
entstehen* p. 448. Der Begriff Produkt ist in dieser Beihe ebenso-
wenig angebracht wie in der buddhistischen; vergleiche Oldenbergs
Bemerkung in Anm. 1, p. 257 über den unklaren Begriff, der mit
dem ,rEntstehen in Abhängigkeit'' verbunden wird : bald ist es, um
mich der scholastischen Termini zu bedienen , aamaväyi käranam,
bald nimüiam. Man war eben noch nicht dazu gekonmien, die
verschiedenen Arten von Ursächlichkeit streng auseinander zu halten ;
diesen Schritt that erst der Nyäja-Yaisesika. Eigentliche Produkte
{kärya) statuiert das Sänkhya erst bei dem, was sich aus der
Pralqfti entwickelt. Li der buddhistischen Philosophie hat dieser
Begriff keine principielle Berechtigung, da sie nur die Erscheinungen,
nicht deren Substrat, die dharmaa nicht die dharmma anerkennt.
Aber wenn es vielleicht unangemessen ist, aamakära als kärya
der avidf/ä aufzufassen, so bezeichnet man das umgekehrte Ver-
hältnis doch unbedenklich mit kärana ; so erklärt Bhoja das Yoga-
sütra IV, 29 : totoA IdeicJearmanivrftih folgendermassen : 'kleaänäm'
aoidyadmäm cAhmiveiäntänäm ^ ^karmanäm' äuJelädibhedena tri-
vidhanäm jnänadayät pürvapürva kärana nivrttyä nivrttih^ bha-
voll *ty arthah.
Auf die Bedeutung von aamakära werde ich gleich zurück-
kommen und wende mich nun zu dem 3. ntÜäna, viTiüäna, Olden-
berg sagt: »die dritte und vierte Kategorie der buddhistischen
Kansalitätsreihe viünäna und nämaräpa („ Erkennen" ; „Name und
Körperlichkeit*) sollen resp. aus den beiden ersten Produkten der
praJcjrti der Sänkhyas, hvddhi und aharnkära^ hervorgegangen sein.
1) 2, 23. 24 wa-evämiiäktyoh avarüpopalahdhüietuh aamyogah, —
ia»ya hetwr avidyä.
2) 2, 5— 4: <nndyä {xsmita-rQga'dvesa'iibhinive^äh panca kle^äh. —
<mdyä haetram iMareaäm.
3) kkeiamiüläh karma^ayo dfstädfstajanmavedamyah.
8 Jaeohi, Über d. Verhält, d, huddh. Philosophie z, Sänkhya- Yoga ete»
Ich meine, dass die oben S. 259 fg. gegebenen Erlttatenmgen über
die Rolle von mnnäna tind nämarüpa zeigen, um wie verschiedenes
es sich auf beiden Seiten handelt Vergeblich habe ich Oldenbergs
Erläuterungen an der angefiihrten Stelle gelesen und nach einer
Andeutung gesucht, wodurch sich das vtjnäna im Sänkhya- Yoga
von dem vifinäna der Buddhisten unterscheidet. In beiden Philo-
sophemen bedeutet es dasselbe: Denken oder Erkennen; vtffiäna
ist im Sänkhya- Yoga eine Funktion der buddhi, und diese ist eine
Substanz. Es würde nun ungereimt sein, buddhi mit dem Nidana
vinnäna auf dieselbe Linie zu stellen, wenn nicht auch die Buddhisten
ihr vinnäna als vinriäna-dhätu substanziell auffassten und als
sechstes den gewöhnlichen ftinf Elementen der Inder zuzählten. In
dem vihnäna-dhäiu ist also das vyfläna mit seiner materiellen Ur-
sache, der buddhi enthalten, weshalb wir wohl berechtigt sind
vinnäna als das Gegenstück von buddhi zu betrachten.
Nicht so einfach ist die Sache bei näma-rüpa, das Oldenberg
mit „Name und Körperlichkeit*' übersetzt. In der ersten Auflage
seines „Buddha* p. 450 hat er Stellen angefahrt, aus denen die in
den buddhistischen Texten gewöhnlich mit nämarüpa verbundene
Bedeutung hervorgeht; danach bilden unter anderm auch vedanä
sparia und die vier inahöhhvta konstituierende Bestandteile von
nSntarupa. Da aber die genannten Dinge {^aedanä etc.) in der
nü2äna-Beihe auf nümarfipa folgen, so können sie nicht Bestand*
teile von mSmarUpa sein. Will man also nämarüpa in der NidSna-
reihe so verstehen, wie es in der Regel von den Buddhisten selbst
definiert wird, so müsste man auf ein Verständnis der NidSnareihe
verzichten, weil wir dann Buddha den Widerspruch beilegen müssten^
dass er ein und dasselbe als Ursache und Folge desselben andern
bezeichnet hätte. Oldenberg betrachtet daher auch jene Bedeutung
von nämarüpa als eine sekundäre. Damit scheint mir aber auch
die Berechtigung der Übersetzung von nämarvpa mit „Name und
Körperlichkeit* wegzufallen. Eine so konkrete Bedeutung
kann rupa in der Nidänareihe nicht haben, weil die „Körperlichkeit*
auf Folgen von nämMiikpa beruht. Der eigentlichen Bedeutung von
nämarvpa konunen wir näher, wenn wir von dem parallelen Ter-
minus der Jaina nämagotra ausgehen. Derselbe bedeutet etwa
soviel wie Individualität und steht daher mit dem Organ der
Individualität im Sänkhya, dem ahamkära auf einer Linie. Die
Erweiterong des Begriffes nämarüpa zu der oben angegebenen Be-
deutung lässt sich leicht verstehen: es wurde dem Begriffe der
Individualität eben alles untergeordnet, was dem konkreten Individuum
eignet, und dadurch ihm manches beigelegt, was erst als Folge von
nämarüpa zu denken ist.
Indem wir die Kette der Nidana bis zu ihrem 4. Gliede ver-
folgten, fanden wir vollständigen Parallelismus in den 3 ersten
Gliedern mit Begriffen des Sänkhya; mit dem 4. Nidäna wird die
Divergenz grösser. An Stelle des vom Sänkhya sanktionierten
Jaeobi, Über <2. Verhält d, buddh, Phüosophie 0, SänJchya- Yoga etc. Q
Terminns, dessen Herkunft aus der Philosophie nicht zu verkennen
war, trat ein volkstümlicher, der von Alters her Geltung hatte und
in seiner Grandbedeutung mit jenem philosophischen aufs Engste
zusammenhing. In der weiteren Fortsetzung der Reihe treten mm
grossere Abweichungen ein; im Einzelnen aber finden sich gleiche
Ideenverbindungen wie im Sänkhya, um am Schlüsse mit dem Zu-
sammenfallen beider Beulen zu endigen. Ich sehe keine Veranlassung,
darauf zurückzukommen, und kann auf meine Ausführungen in
den N. G. G. W. verweisen. Dagegen glaube ich wird es nützlich
sein, die Bedeutung von aamkhära zu prüfen, weil sich daraus mit
Oewissheit zu ergeben scheint, dass dieser BegrifiF nicht von buddhi-
stischer Px^gung ist.
Oldenberg kommt in der dritten Auflage seines „Buddha*'
p. 286 f. zu dem Ergebnis, dass „die Sankhära, welchen die Formel
[der NidSnas] die entscheidende Gewalt über die Wiedergeburt des
Menschen beilegt, nichts andres sind als das innere Gestalten des
Geistes, welches sich bald daran genügen lässt, nach den Sphären
irdischer Hoheit zu streben, bald in reiner Kraft sich zu Götter-
welten bis hinauf zu den höchsten Höhen erhebt und in der Wieder-
geburt das Wesen thats&chlich in diese Höhen emporträgt. " Also
ginge den Sankhäras der Geist voran, der „gestaltet** oder „sich
gestaltet**, und doch ist der Geist erst mit dem folgenden Nidäna,
dem vyfiana^ das aus dem vijnönadhätu gebildet ist, gegeben. Der-
selbe Widerspruch kehrt bei avidyä wieder: das Nichtwissen setzt
ein Etwas voraus, das nicht weiss. Hier erkennt man deutlich die
Lücke, die durch Weglassung der Buddhi als der Denksubstanz
entstanden ist. Zwar konnte man das Denken als v^ü^na an eine
spätere Stelle der Reihe setzen und ihm eine gewisse Substanzia-
litftt dadurch geben, dass man es aus einem subtilen Element, dem
vgfiänadhätu ^ gewoben sein Hess; so glaubte man der Notwendig-
keit überhoben zu sein, ein eigentliches Denkorgan anzuerkennen.
Aber das Denkorgan des Sänkhya-Yoga ist nicht bloss Träger der
Gedanken, seiner eigentlichen Funktionen, sondern auch der
latenten Eindrücke oder Anlagen (samskära), welche alle Seelen-
vorgänge, als Denken, Fühlen, Wollen und Handeln, in ihr zurück-
lassen, mn in der Folge andere Vorgänge des innem und äusseren
Lebens auszulösen, als Instinkte und Triebe, Charaktereigentümlich-
keiten und Leidenschaften, gutes und schlimmes Schicksal bis zur
Artbestinimung in der Wiedergeburt. Indem nun Buddha das
Snbstrat dieser „Eindrücke** strich, letztere aber beibehielt, so Hess
er sie gewissermassen in der Luft schweben, als eine unbegreifliche
Grundursache. Sollte nicht diese mystische UnbegreifHchkeit grade
einem religiösen Gemüte mehr zugesagt haben, als die nüchterne
VerständHchkeit des philosophischen Systems? Aber darum wird
man doch nicht annehmen dürfen, dass das ÜnverständHche das
prius gewesen seL Denn die satpakära sind ja nicht Thatsachen
des Seelenlebens, dem Beobachter sich bietende Erscheinungen des-
10 4o^9^f Üiterd. Verhält, d. buddh. Philosophie z. Sankhya- Yoga ete,
selben, sondern sind Ergebnisse einer Spekulation, die objektiv ge-
botene Erscheinungen zu erklären suchte.
Die Annahme von solchen samskäras ging vermutlich in letzter
Linie aus von der religiösen Vorstellung, dass durch sakramen-
tale Handlungen {samskäras) die betreffende Person vorübergehend
in einen übernatürlichen Zustand, etwa Stand der Gnade, versetzt
werde. Man scheint einen dergleichen Zustand sich materiell ge*
dacht zu haben, ähnlich dem der Parfümierung: der in der Seele
durch irgend welche Handlung hervorgerufene Zustand, der bleibende
Eindruck dieser Handlung, war einem Parfüm vergleichbar, dass
z. B. einem Gewand beigebracht wurde und an ihm haftete, ohne
dessen eigentliche Natur zu ändern. Ich glaube nämlich, dass der
mit samskära im Yoga synonyme Ausdruck väsanä nicht mit
Yvas „wohnen", sondern mit väsayati „wohlriechend machen* zu-
sammenhängt^). Man begreift die ausgebildete philosophische Theorie
von den samskära, wenn man von einer derartigen konkreten Vor-
stellung ausgeht, nicht aber wenn man einen so allgemeinen und
farblosen Begriff wie „Gestaltung* zu Grunde legt. Im Sänkhya-
Yoga sind nun die satnskäras der Grund für die Mehrzahl der
Lebensäusserungen; man hatte darin ein Erklärungsmittel, das die
meisten Rätsel des Lebens in einer tür die Inder befriedigenden
Weise löste. Der Buddhismus verzichtete nicht auf dieses anerkannte
Erklärungsmittel; hätte er doch etwas anderes an seine Stelle setzen
müssen und dazu fehlte ihm die schöpferische Kraft. Hier wie
anderswo erhalten wir den Eindruck, dass der Buddhismus nichts
durchaus Neues schuf, sondern nur Gemeingut indischen Denkens
anders zu gruppieren, im besten FaUe anders zu formulieren ver-
stand. So übernahm er denn auch vom Sänkhya-Yoga den Begriff der
Samskäras. Legt man die von uns gegebene Bedeutung zu Grunde,
so wird man leicht das, was in buddhistischen Texten über die
Sankhäras gesagt ist, verstehen können. Nur in einer Beziehung
scheinen die Buddhisten weiter zu gehen, und zeigt sich darin so
recht ihre plumpe Art der Verallgemeinerung. Während nämlich
im Sänkhya-Yoga nur gewisse Seelenthätigkeiten , allerdings in
weitem Umfange, als Folgen von bestehenden Saipskäras erklärt
werden , scheint der Buddhismus für alle und jede Seelenthätigkeit
einen vorherbestehenden Samkhära anzunehmen^.
1) Derselbe Begriff von aainskära als ein Etwas, das eine Bewegung ads-
löst, wird vom Vaisesika auch auf die Materie übertragen. Denn dort gilt
samskära als dreifach: Geschwindigkeit, Elasticit&t und Gedanke. Die beiden
erstem samskära werden durch eine Handlung (kriyä) erzeugt, die ihrerseits
eine neue kriyä hervorruft, mit deren Ende der samskära erschöpft ist. Der
Gedanke (bhävanä) beruht aber insofern auf einem samskära ^ als er in der
Reproduktion einer frühem direkten Perception besteht.
2) Ich halte es flir durchaus verfehlt, SankhSra und Dhamma mit Oldenberg
(Buddha' p. 290) als „wesentlich synonym" zu bezeichnen. Die Dhammas sind
die Erscheinungen Überhaupt, oder die Dinge, insofern nach buddhistischer An-
sicht nur die Erscheinung besteht und diese das Ding ausmacht, ein von der
Jaeohi, Über d. Verhall, d, buddk. Fhäoaophie z, Safikhi/a- Yoga ete, H
Sehen wir nun einerseits, dass der Buddhismus den BegrifF
von Saipskära dem Sänkhya-Yoga entlehnt hat, was ja z. B. von
Senart direkt zugegeben wird, andererseits, dass er denselben nicht
ausschliesslich zur Fortsetzung der Kette von Ursachen und Folgen
benutzt hat, sondern ihn auch als vielgebrauchten Terminus in
seinen philosophischen Diskussionen und Deduktionen verwendet, so
können wir daraus den Schluss ziehen, dass das philosophische
System des Sänkhya-Yoga auf den werdenden Buddhismus einen
principiellen, über die Entlehnimg des einen oder andern isolierten
Begrifis hinausgehenden Einfluss gehabt habe. Wir dürfen diesen
Einfluss als einen vorbildlichen bezeichnen. Man denke sich
eine Philosophie, wie Sänkhja-Yoga, welche in konsequenter Durch-
führung alle Erscheinungen auf Ursachen imd diese wieder auf
weiter zurückliegende Ursachen zurückgeführt hatte, und alles dies
zu dem Ziele, um aus dem weltlichen Dasein hinauszuführen, indem
man eine Wurzel desselben nach der anderen in natürlicher Reihen-
folge bis zur allerletzten untergrub; und daneben denke man sich
eine Mönchsreligion, die dasselbe oder wenigstens ein ganz ähnliches
Ziel verfolgte, so wird nur die äusserste Skepsis leugnen können,
dass der entstehende Buddhismus sich jene Philosophie zum Muster
nehmen musste. Das deutlichste Zeichen einer solchen, sich von
selbst aufdrängenden Nachahmung ist die Beihe der Nidänas, die
wie jeder sofort erkennen muss, in ununterbrochener Kette die Ur-
sachen des weltlichen Daseins eines Individuums bis auf die letzten
erschöpfend darstellen, und zwar so, dass mit der Aufhebimg der
ersten Ursache alle bis auf die letzte wegfallen.
Die Auffindung und Formulierung des paticcaaamuppäda war
die erste That des Buddha nach Erlangung der Erleuchtung unter
dem Bodhibaume^). Der paficcaaamuppäda wurde daher als Grund-
formel der buddhistischen Lehre angesehen, imd zwar gilt dies
sowohl für die südlichen wie die nördlichen Buddhisten, bei denen
vollständige Übereinstimmung in dieser Beziehung sowie hinsichtlich
des Wortlautes der Nidänareihe herrscht. Ich sollte meinen, dass
diese Thatsache allein genügte, eine Ansicht abzulehnen, nach der
Erscheinung untenchiedenes Ding aber geleugnet wird; die SankhSras aber
siftd die Ursachen der seelischen Erscheinungen. Oldenberg beruft sich fUr
die Synonymität von dhamma und samlchära auf drei Verse des Dbammapada
(277 — 879); in den beiden ersten heiast es ^alle SankhSra sind unbeständig,
bes. Toll Leiden" im dritten : „Alle Dbamma sind Nicht-Ich". Alle drei Verse
haben den gemeinsamen Bestandteil: „Wenn er dies in Weisheit schaut, wendet
er sieh vom Leiden ab; dies ist der Pfad der Reinheit". Oldenberg sagt: im
dritten Vene, wo aus metrischen Rücksichten eine Silbe gespart werden muss,
wird für SankhSra Dhamma gesagt**. Sollte wirklich bloss eine Silbe gespart
werden? Ebendaselbst Note 1 erkUrt Oldenberg Dhamma als „alles was den
Inhalt dieser Welt ausmacht'*, und p. 283 verweist er auf zahlreiche Stellen,
in denen erklärt wird, es gäbe drei Sankhira „den Sankhära des Körpers, den
der Rede, den des Oeistes". Es ist wohl klar, dass beide Begriffe nicht ein-
ander gleichgesetzt werden können.
1) hiahävagga I, IfT.
12 Jaeobh Über d. Verhält, d. buddh, Fhäoeophie «. SärJchya- Yoga ete,
die Reihe der Nidänas ein späteres Machwerk, eine scholastische
Koinhination von zum Teil selbst schon abgeleiteten Kategorien
wäre^. Eine solche Ansicht würde erst dann in Betracht zu ziehen
sein, wenn die Reihe der Nidäna unvereinbare Widersprüche, un-
begreifliche Lücken oder greifbare Wiederholungen enthielte. Das
ist meines Erachtens durchaus nicht der Fall; im Gegenteil glaabe
ich, dass sie vom Standpunkt des indischen Denkens recht wohl
verständlich gemacht werden kann. Hierbei müssen wir aber immer
die indische Philosophie zu Rate ziehen, um die Anforderungen zu
erkennen und zu würdigen, die man an Deduktionen stellt, wie sie
der paficoasamuppäda enthält.
Es heisst, dass Buddha in jener ersten Nacht den paficcasa*
muppädam anuloma-pafilomam manaa' äkäsi, ihn in Gedanken
von vorne und von hinten durchlief. Wenn die Verkettung von
Ursachen und Folgen als eine notwendige erkannt werden soll, so
muss sie ebenso einwandsfrei erscheinen, wenn man von den Ur-
sachen zu den Folgen ab-, als von den Folgen zu den Ursachen
aufsteigt. In den Texten ist die erste Reihenfolge gewählt, weil sie
dem praktisch-religiösen Zweck angemessener ist. Denn so trat die
Grundursache des Übels an die Spitze, mit dessen Aufhebung alle
Folgen schwinden sollten, worauf ja der Zweck der Religion hinaus-
läuft Will man sich aber die Verkettung von Ursachen und Folgen
klar machen, so wird man von den letzten Gliedern ausgehen müssen,
mit denen die Kette aus dem Bereich luftiger Spekulation in die
greifbare Wirklichkeit hineinreicht. Also gegeben ist (12) jara*
maranam mit den Leiden des menschlichen Daseins; dasselbe ist
eine Folge der Geburt (11) jQti, Diese Geburt ist die letzte Wieder-
geburt, durch welche das betre£fende Lidividuum in sein jetziges
Leben eingetreten ist. Die Ursachen dieser letzten Geburt liegen
natürlich in Vorgängen, die sich in früheren Wiedergeburten ab-
gespielt haben ; denn da die Reihe der verflossenen Wiedergeburten
ohne Ende in die Ewigkeit zurückreicht, so wäre es nach indischen
Voraussetzungen imsinnig, nach der ersten Geburt und ihren
Ursachen zu fragen, eben weil es keine erste Geburt giebt. Bei
den Ursachen, die wir nun aufzusuchen haben, wird weniger ihr
zeitliche als das logische Verhältnis zur Folge in die Augen springen.
Fragen wir nun, warum Geburt eintreten muss, so wird die Ant-
wort im Sinne der indischen Philosophie lauten : wiedergeboren muss
derjenige werden, dessen ätman oder puru^ noch nicht fMtleta
sondern bcuUdha, mit andern Worten aamaärtka ist Das Gebunden -
sein an den samaüra (= bhxiva) ist also die Bedingimg für jäii.
1) Senart bezeichnet sie in Milanges Charles de Harles p. 284: „uie
construction plns ou moins tardiye oü sont amalgam^es, sans nn ordre logiqae
s^y^re, des caUgories primitivement ind^pendantes , difi^rentes dans les termes«
quoiqne asses äquivalentes par le sens, en sorte que Ton n*y saurait, saoa iine
extreme Illusion, chercher la forte stmctare d'une th^rie autonome, sortant tout
armee d'une spöculation maitresse d'elle meme".
Jaeobi, Über d, Verhäit. d. buddh, Pkihtophie t, Sankktfo- Yoga ete. 13
So erklärt sich (10) bkava.
Die Ursache von bhava ist (9) upädäna. Ich hatte mich in
meinem ersten Aufsatz dahin ausgesprochen, dass upädäna mit dem
adtfpa {dharmädharmaü) der indischen Philosophie identisch sei;
68 Wäre vorsichtiger gewesen, wenn ich gesagt htttte, dass in dem
Begriffe von upädäna derjenige von adrsfa irgendwie enthalten
oder mit ihm gesetzt seL So sagt Hardj, Man. B. p. 394: «by
upädäna a new existence is produced, but the manner of its Operation
is controlled hj the karma, with which it is connected. It would
sometimes appear that upädäna is the eüficient cause of reproduction,
at others that it is karma*^. Upädäna ist in der philosophischen
Sprache die materielle Ursache (das aamaväyi käranam des Nyäya
Vaisesika), und diese Vorstellung liegt auch dem Vergleiche mit
dem Feuer, das an dem Brennstoff bez. am Winde haftet, zu Grunde.
Der Begriff der materiellen Ursache muss nun in der buddhischen
Philosophie, für welche nur die Erscheinungen der Dinge reale
Existenz haben, nicht die Dinge selbst, eine Modifikation erfahren
haben, so dass er auch auf adrsfa anwendbar schien. Eine solche
Ansicht scheint Sänkhyasütra II, 81 im Auge zu haben, indem es
die Meinung, die Ui^ache der Welt sei adrafa (karman) abfertigt :
na karmana, upädänäyogät; wozu Aniruddha bemerkt: mmitta-
käranam adr^fam astu, dharmädharmaj/aa tu 'pädänakäraruUvam
na kvadd dr^tam. Auch der Ausdruck anupädäna filr arhat
begreift sich leicht unter der Voraussetzung, dass der wichtigste
B^tandteil von upädäna das karma ist; denn arhat oder Jivan*
mukta ist derjenige, dessen karma definitiv getilgt ist. Lässt man
die Beziehung zu karma aus den Augen und fasst man upädäna
als „das Eigreifen der Sinnenwelt, der Existenz*, so scheint mir
upädetna und sparia nicht genügend geschieden; denn aparSa ist
ja das in-Berührung-treten der Sinne mit der Sinnenwelt; und fasst
man upädäna als das Oefallenfinden an der Sinnen weit auf, so
würde es mit tr^ä zusammenfallen. Sparia und trariä aber gelten
in der Nidanareihe als Ursachen von Upädäna, können also nicht
damit identisch sein. Ich glaube, man wird der Bedeutung von
upädäna am nächsten kommen, wenn man darunter die Leiden-
schaften und sonstigen sündhaften Dispositionen versteht, welche die
Wirkungen des karma ermöglichen und zur Entstehung neuen
karmaa beitragen'). Wie man aber auch den Begriff von upädäna
genauer bestimmen wird, jedenfalls steht fest, dass s^ine Rolle der
von adrfta in der orthodoxen Philosophie parallel geht.
Bei den nächsten Gliedern der Kette stösst die Erklärung
sowohl ihres Inhalts als auch ihrer gegenseitigen Verknüpfung kaum
auf nennenswerte Schwierigkeiten*). Upädäna (9), der Grund von
1) BesügUch der Ansicht Senarts, d«ss upädäna >-> upädänakhhandka
Tonfeia« ich auf Oldenbergs ErÖrternng, Baddha*, p. 275, Not«.
2) Ich verweise fOr das. Einzelne auf meine Aasfahmngen in meinem
ersten Anfsatse.
14 JacoU^ über d. Verhält, d, huddh. Phüoiophie z, Sänkhya- Yoga etc,
bhava (10) ist seinerseits die Folge von tr^nä (8), gerade wie im
Sänkhya-Yoga adr^fa der Grund von Samsära und die Folge von
trsnä ist, die dort meist cAhfnive^a oder ädis genannt und als
^ Wille zum Leben und Abneigung vor dem Tode* definiert wird.
Abhiniveia ist die Folge von früher erfahrenem sykhaduhklui\
dieses entspricht der vedanä (7), die (nach Njäyabindu 1. par.
definiert als aarvam cätacaätänäm ätmaaamvedanam) eine Art der
Wahrnehmung {pratyaksa) und die subjektive Seite des Wahr-
nehmungsaktes ist, der die Erkenntnis von Äusserem zur Folge
hat (iha ca rüpädau vastuni drsyamäne ^ntarcA sukhädyakäras
tuiyakölam samvedycUe Nyäyabindutikä p. 14 1. 9). Jede Wahr*
nehmung entsteht durch den tndriyärthciaannikar^a , wofür die
Buddhisten spar Ja (6) gebrauchen: das Sinnesorgan verbindet sich
mit dem Objekt und dadurch entsteht (mit Hilfe des manas) die
Wahrnehmung. Damit aber eine Berührung von Objekt und Sinnes-
organ zu Stande komme, müssen Beide vorhanden sein; sie sind
nun gegeben durch sadäyatana (5) i. e. die sechs Sinnesorgane
und ihre Objekte. Vor aparia (6) muss also in der Nidänareihe
fodäyatana (5) aufgeführt werden.
Soweit scheint gegen die Folgerichtigkeit der Nidänareihe, wenn
nicht von unserem, so doch von dem Standpunkt der indischen
Philosophie aus nichts einzuwenden zu sein. Nun aber beginnen
Schwierigkeiten, die m. E. ihren Grund dann haben, dass wichtige
Begriffe aus einem älteren System entlehnt in anderen Zusammen-
hang gebracht wurden. Wenn nä7narüpa das ist, wodurch das
Individuum als solches in die Erscheinung tritt, so begreift man
nicht, warum aus diesem Princip der Individualität, wie wir kurz
nämarüpa wiedergeben wollen, die 6 Sinne und ihr^ Objekte hervor-
gehen sollen, oder wie mit der Setzung des einen Begriffes der
andere gesetzt sein könne. Und wenn man auch irgendwie die
Herleitung der Sinnesorgane aus der Individualität verteidigen zu
können glauben möchte, wie verhält es sich mit den Objekten, den
sinnlich wahrnehmbaren Dingen? Ihre Existenz scheint doch von
der des Individuums durchaus unabhängig. Die Erklärung hierfür
liefert uns wiederum der Sänkhya-Toga. Nach ihm gehen die 5 feinen
Elemente und die Sinnesorgane aus dem ahamkära hervor, den wir
mit nämarüpa verglichen haben. Der Schwierigkeit, dass die Welt
der Objekte aus dem Individuum hervorgeht, begegnete Sänkfaya-
Yoga durch die Annahme von Schöpfern für die verschiedenen
Weltperioden, aus deren ahamkära die Welt hervorgeht, wo-
gegen die Annahme der Entstehung der Sinnesorgange aus dem
ahamkära jedes einzelnen Individuums ohne weiteres verständlich
ist. Indem nun Buddha, in den Gedankenkreis von Sänkhya-Yoga
gebannt, für dessen ahamkära den populäreren Terminus nä^na-
rupa substituierte, mochte er glauben, eine wahre Idee nur richtiger
ausgedrückt zu haben. Aber jener Begriff von ahamkära war eben
auf das System zugeschnitten; aus seinem Zusamenhange heraus«-
Jaeohif Über d, VerhäU. d. buddh. PhÜosopJiie ». Sänkhya, Yoga etc. 15
gerissen tuid noch etwas vergröbert büsste er seine Folgerichtigkeit
ein. Und so ergaben sich aas dem buddhistischen ncmarüpa jene
Bätsei und Widersprüche, die oben angedeutet wurden.
Weiter verläuft die Kette der Nidänas in engstem Parallelismus
mit den vom Sänkhya-Yoga festgestellten Ursachen des DaseiQS.
Der Reihe akamkära — buddhi — samaJcära — avidyä ent-
sprechen auf buddhistischer Seite, wie eingangs dieses Artikels und
in meinem früheren ausgeführt, fiamarwpa — vynäna — sams-
kära — avidyä.
Zum Schlüsse fasse ich die Hauptpunkte meiner Darlegung
noch einmal zusammen. Auszugehen hat man bei der Erklärung
der Nidänakette von dem letzten Gliede, mit welchem wir in dem
wirklichen Leben stehen ; das vorhergehende, jäti^ fuhrt in dasselbe
ein durch die Geburt, und alle vorausgehenden Glieder enthalten
die Ursachen für die Notwendigkeit der Geburt, bez. Wiedergeburt^
da es nach indischer Anschauung keine erste Geburt giebt. Für
den Aufbau dieser Glieder 1 — 10 diente Sänkhya-Yoga als Vor-
bild. Denn in vielen Asketenkreisen, namentlich brahmanischen,
war die Yogaphilosophie massgebend. Buddha, der sich zuerst
strenger Askese hingab, also einen regelrechten Yogakursus durch-
machte, muss darum auch mit den Ideen des Sänkhya vertraut ge-
worden sein, und wenn er sich auch nachher davon selbständig zu
machen versuchte, so gaben sie ihm doch für seine spätere Spekulation
I die Elemente, die er weiter entwickelte und mit anderweitigen in
l eigener Weise kombinierte. Namentlich musste er dabei die Er-
klärung des Sänkhya für die Entstehung der Welt der Erscheinungen
des Leides aus ihren Ursachen bis auf die ersten Gründe durch
einen eigenen Erklärungsversuch ersetzen. Diesen gab er in der
Formel der Nidänas. Hatte er auch mit der Sänkhyaphilosophie
gebrochen, speciell ihre Grundprincipien negiert, so zeigte sie ihm
doch . den Gang eines solchen Erklärungsversuches im Allgemeinen
an. Um dem Ideal zu genügen und die Reihe der Folgen und
Ursachen bis auf den letzten Urgrund, die avidyä, fortzusetzen,
wurden die drei Anfangsglieder aus der Yogaphilosophie übernommen,
obschon sie sich mit den principiellen Grundlagen der buddhistischen
^ Philosophie nicht ohne Widerspruch vereinigen liessen, der aller-
dings denjenigen entgehen musste, welche in der Denkweise des
I Sänkhya- Yoga aufgewachsen waren. So entstand die Kette der
Nidänas, die unter den dargelegten Voraussetzungen ungezwungen
I verständlich wird. Die inneren Widersprüche aber, die sie barg,
mussten mit der Zeit offenbar werden ; sie sind nicht im geringsten
Masse der Grund für die rapide Entwicklung, ja Zersetzung, welche
I sich während der ersten Jahrhunderte des Bestehens der buddhistischen
Xirche in ihrer Philosophie vollzieht.
16
Zur tendenziösen Gestaltung der Urgeschichte
des Isläm's.
Von
Theodor Nöldeke.
Wie bekannt, scheiden sich die Parteien des Islams in froherer
Zeit und zum grössten Theil auch später danach, wie sie die Nach-
folgerschaft des Propheten betrachten, üeber die Anerkennung der
beiden ersten Chalifen war die grosse Mehrzahl der Muslime einig.
Nach und nach ward bei den ^ Sunniten* auch die Anerkennung
'Othmän's und 'Ali's ein Glaubenssatz, und man bestimmte theoretisch
meistens den geistlichen Bang (J.Aa*r) der Vier nach der Folge ihrer
Herrschaft, obwohl man in Wirklichkeit 'All mehr zu verehren
pflegte, nicht bloss als 'Othmän, sondern auch als Abu Bekr und
'Omar. Nur die Independenten (Chawärig) Hessen, ein Pnncip
folgerecht durchführend, bloss diese beiden gelten, höchstens dass
sie den 'Ali für seine erste Zeit, Tor seinem Sündenfall, anerkannten.
Die Schiiten behaupteten dagegen das alleinige Recht 'Alfs, der
sofort nach des Propheten Tod die Nachfolge hätte antreten müssen.
Die gemässigten Schiiten gaben aber doch halb und halb zu, dass
Abu Bekr und 'Omar, wenn auch widerrechtlich zur Herrschaft
gelangt statt des viel höher stehenden 'All, doch gute Muslime
gewesen seien, während die Extremen sie für Schurken erklärten«
Die 'Abbäsiden haben, wie es scheint, in der ersten Zeit ihrer
Herrschaft gegenüber den Vorgängern 'Alfs im Chalifat nicht gleich
eine feste Stellung eingenommen. Deren offene Anerkennung wäre
für ihr angebliches Erbrecht bedenklich gewesen, während ihre
entschiedene Verwerfung die Theologen und die Masse des Volks
zu sehr erbittert hätte. Dass ihnen aber Angriffe selbst gegen AbQ
Bekr und 'Omar gar nicht unangenehm waren, zeigt sich darin, dass
sie dem Dichter asSaijid alQimjari (f 2ur Zeit des HärQn) ihre
Gunst erwiesen, obwohl er als ultra- Schiit jene Beiden und andere
Genossen Muhammed's aufs ärgste schmähte'), während er auch durch
1) Der Abschnitt Agh. 7, 2ffl bt höchst lehrreich. Der Verfasser muss
ans religiöser und vielleicht auch politischer Sehen das Schlimmste weglassen,
aber was er glebt, genfigt schon elnigermassen. So nennt der Dichter Abu
Om ,
Bekr und 'Omar „die beiden Irregehenden" (i-^jaII) Agh. 7, 23, 1.
i
lg Nöldeke, Zur tenden», Gestaltung tUr. UrgeschiekU des IslänCs,
mir sehr viel grösser gewesen zu sein scheint als seine Herrscher-
tugend, eine Proclamation ergehn, worin Mu^äwija und die übrigen
Omaijaden recht gründlich geschmäht und verflucht wurden. Merk-
würdigerweise hatte der kluge und thatkrSftige, in der Wahl seiner
Mittel allerdings scrupellose Mu^ta4id die Absicht, auch einmal diese
Proclamation oder eine Nachahmung derselben zu verkünden; s. den
Wortlaut Tab. 1, 2166 flf. Doch Hess er sich bewegen, das Edict
zurückzuhalten, da ihm verständige Männer vorstellten, es werde
die ^Aliden nur noch begehrlicher machen.
Wie man in der regierenden Familie damals — in der 2. Hälfte
des 3. Jahrhunderts d. H. — über die Ansprüche auf die Herr-
schaft dachte, das zeigen uns recht deutlich die Gedichte des Chalifen-
Sohnes Ihn Mu^tazz. Er äussert darin maasslosen Familienstolz,
erkennt mit einer gewissen Herablassung die Vortrefflichkeit 'Airs
und seiner Abkommen an, eifert aber stark gegen sie, so weit sie
sich nicht mit dem zweiten Platz begnügen wollen, der ihnen allein
von Gottes und Rechts wegen zukomme.
Das Herrscherhaus konnte schon aus Politik in allen diesen
Fragen keine ganz consequente Haltung behaupten. Auch die
religiösen Parteien beeinflussten einander und waren durchaus nicht
immer streng geschieden. Grar manche, zum Teil sich kreuzende,
Einflüsse machten sich bei ihnen geltend. Das zeigt sich denn auch
in der sunnitischen Tradition.
Dass unsere Ueberlieferung über Leben und Lehre Muhammed's
und was damit eng zusammenhängt, durch dogmatische und sonstige
Tendenzen vielfach entstellt ist, hat man schon längst erkannt; es
gentigt, auf allerlei in Sprengers grossem Werke und in einigen
meiner Schriften aus jüngeren Jahren hinzuweisen. Aber erst in Gold-
ziher's Arbeiten, namentlich in der meisterhaften Abhandlung „lieber
die Entwicklung des Hadith* ') ist dies Thema ebenso umfassend wie
gründlich behandelt worden. Ich gebe im Folgenden nur einige
bescheidene Ergänzungen zu Goldziher's Darlegungen, indem ich
besonders die tendenziöse Auffassimg einiger Personen aus der
nächsten Umgebung Muf^ammed's zu beleuchten suche.
Der erste Gläubige.
Die Frage, wer den Propheten zuerst als solchen anerkannt
habe, wird von der Ueberlieferung verschieden beantwortet. Aller-
dings sehn wohl die Meisten seine Frau Chadiga als die erste
gläubige Person an, vgl. Ibn Hi5. 155 f.; Tab. 1, 1159 (Ibn Is^äq
und Wäqidi) u. a. m., imd auch Manche, welche den *Ali als ersten
Gläubigen nennen, setzen vermuthlich stillschweigend voraus, dass
er nur der erste Mann gewesen, der an Muhammed glaubte, dass
aber Chadiga ihm vorangegangen sei. Den ^Aliden konnte es ja
1) Mahammedaniscbe Stadion 2, 1 — 274.
NökUke, Zur iendens, Gestaltung der Urgeschichte des Islam' s, 19
auch ganz recht sein, ihrer Ahnfrau, der Mutter Fätima's, diese
Stellung zuzuweisen.
Als ei'ster gläubiger Mann oder als erster, der glaubte, schlecht-
weg wird *AlI genannt Ibn HiS. 158; Tab. 1, 1159 if. 1165; Ibn
Qoteiba, Ma^ärif 84; Ja^qübT 2, 22. 188 u. a. m. ; vgl. Ibn Ijagar
2. 1208, sowie die ^Ali's Vetter *Otba b. Abi Lahab in den Mund
gelegten (sicher unechten) Verse Ja^qübl 2, 188; femer die Stelle
des Muslim b. Walld (de Goeje) S. 56, v. 25, die zeigt, dass diese
Ansicht am Hofe Härün's gern gesehn wurde; Ibn Mu^tazz, Diwan
(Cairo 1891) 1, 108, 8 und das Edict Mu*tadid's Tab. 3, 2171, 16.
Wenn es wirklich wahr ist, dass Muhammed dem Abu fälib seinen
Sohn ^All zur Erziehung abgenommen habe Ibn Hi§. 159 , so ist
allerdings selbstverständlich, dass der damals nach durchaus wahr-
scheinlicher Angabe Ibn HiS. 159; Tab. 1, 1163. 1165; Ibn Qot. 84,
9 oder 10jährige Knabe sofort alles glaubte, was sein Pfleger ihm
vorsagte. Aber so hübsch sich die Erzählimg auch macht, wie
Muhammed, dessen Frau wohlhabend war, von dem kinderreichen,
unbemittelten Oheim einen Sohn übernimmt, ich traue ihr nicht
recht. Eine mächtige Partei hatte ein grosses Interesse daran, 'All,
den Vater der Enkel des Propheten, von vornherein in die aller-
engste Beziehung zu diesem zu bringen und ihn so allen Muslimen
voranzustellen. Einige gingen sogar so weit, zu behaupten, *All
habe 7 Jahre vor allen Andern mit dem Propheten den regel-
mSssigen Gottesdienst abgehalten Tab. 1, 1160!
Dagegen steht nicht das geringste Bedenken der Ueberlieferung
entgegen, dass Zaid, Muljammed's Sklave oder Freigelassener, den
er vielleicht schon damals adoptiert hatte, sofort gläubig geworden
sei Ibn HiS. 160; Tab. 1, 1167; Ibn Hag. 3, 47 (Wäqidl); Mas'üdl
4, 137; vgl. Ja^q. 2, 22. Niemand war dabei interessiert diesem
Manne, dessen Nachkommen später keine Bolle gespielt haben, ein
solches Verdienst anzudichten. Höchstens wäre die Möglichkeit,
dass es von stark Antischiitischer Seite betont wäre, 'All habe im
Islam sogar einen Sklaven als Vorgänger. Da Muhammed unmittelbar
vor seinem Tode Zaid's Sohn Usäma ein wichtiges Commando an-
vertraute, so muss er damals, im Jahre 11 d. H. , vollkommen
erwachsen gewesen^), mithin sein Vater 20 — 24 Jahre früher auch
schon ein Mann gewesen sein.
Andre nennen Abu Bekr als frühesten Anhänger des Propheten
Tab. 1, 1165 f.; Ibn Qot. 84 (wonach Abu Bekr das selbst erklärt
haben soll); Mas. 4, 137; Ibn Hag. 2, 828. 833. Zwar konnten
für Abu Bekr so wenig wie für *Omar positive dynastische Tendenzen
Erdichtungen hervorbringen, da ihre Abkömmlinge bald in eine
ziemlich bescheidene Stellung zurücktraten, aber nicht nur ergab
1) MobAtnmed liess den UsSma mit andern 15 jährigen Barschen am
Grabenkampf (im Jahre 5) theiloehmen Ibn His. 560 f. Er war also beim
To4e jenes etwa 20 Jahre alt. So die eine Angabe bei Ibn Hag. 1, 55; die
andere, weiche ihm damals 18 giebt, ist unrichtig berechnet.
2*
20 Nöldekty Zur tenden», Gestaltung der Urgesekiehte des Islam's,
sich die Auffassung fast von selbst, dass der erste Nachfolger des
Propheten, der mit ihm die Hidschra gemacht und ihm überaus
nahe gestanden hatte, auch der erste Gläubige gewesen sei, sondern
sie kann auch durch die blosse Opposition gegen die ^Alidiscben
Ansprüche aufgekommen sein. Nicht ^All, sondern Abu Bekr war
nach dieser Anschauung der vorzüglichste aller Gefährten Mu\^ammed'$
und deshalb der Nachfolge allein würdig; er musste also auch der
erste Muslim gewesen sein. Man ging sogar weiter und erdichtete,
Abu Bekr habe schon vor der Erweckung des Propheten, ja noch
vor *All's Geburt an jenen geglaubt Ihn Hag. 2, 833, vgl. 2, 828,
wonach er wenigstens ein Jahr vor der Erweckung der GefiLhrte
Mu]^ammeds gewesen sein soll. Ja grade dem eifrigsten und
rücksichtslosesten Anhänger ^AlT's, *Ammar wird die Versicherung
in den Mund gelegt, dass einst Mu^ammed's Anhängerschaft nur
bestanden habe aus 5 Sklaven, 2 Frauen (d. h. Chsdlga und Fäfima)
und Abu Bekr (also ohne *Ali!) Buchärl 2, 419, 8. 3, 23, 2.
Diese Erdichtungen machen die ganze Annahme noch bedenklicher.
Und man darf nicht etwa aus dem Verse des Zeitgenossen Qassän
b. Thäbit über den eben verstorbenen Abu Bekr
9 i «w^ ^ m J^O««
„und den Zweiten (nach Mutiammed), den Folgenden, dessen Theil-
nahme an den Ereignissen lobenswerth war, der zuerst von allen
Menschen die Gottgesandten anerkannt«", schliessen, dass der Ge-
feierte damit schlechthin als frühester Muslim hingestellt werde,
denn diese Worte gehn theils auf die Bezeichnung desselben als
o «
einzigen Reisegefährten Mu|^ammed's ^.^^t ^'i-i* Süra 9, 40, theils
{saddcLqa) auf den ihm von diesem gegebenen Beinamen a^Siddig.
Natürlich ist aber nicht zu bezweifeln, dass AbQ Bekr zu der
ersten Gruppe der Bekehrten gehört. Uebertrieben ist wohl die
Angabe bei Tab. 1, 1167, dass mehr als Fünfeig vor Abu Bekr
bekehrt worden seien, obgleich dieser der Vorzüglichste gewesen
(u«Xm»I ULaJl). Ich lege Gewicht darauf, dass der üebertritt *Omar*s,
der doch in Mu^ammed's Geschichte so stark hervortritt, von der
ihm durchaus günstigen Ueberlieferung bedeutend später gesetzt
wird').
Es ist mir wahrscheinlich, dass der erste nicht zu Mubammed's
engster Hausgenossenschaft gehörende Gläubige Sa'd b. Abi Waqqäs
war. Ich wüsste wenigstens nicht, was gegen die Echtheit der
Angabe spräche, Sa'd habe den Isläni sofort angenommen, er sei
7 Tage lang „ein Drittteil des Isläm's** gewesen (also entweder mit
Einschluss Muhammed's neben Chadiga, oder ohne ihn neben dieser
1) AUerdinf^s haben wir über 'Omar*s späte Bekehnuig zwei im Eluzelnen
ganz verschiedene Berichte.
Noldeke, Zur tenden». Gestaltung der Urgeschichte des Islätn's. 21
und Zaid) Buch. 2, 439. 3, 23; Ja'q. 2, 23. Sa*d war einer der
besten M&nner unter den intimen Anhängern des Gottgesandten,
aber er zog sich beim Beginn der Bürgerkriege verstimmt zurück,
und sein Sohn 'Omar hat, weil er die gegen ^usain ausgesandte
Schaar pflichtmftssig führte (61 d. H.), den Abscheu der Frommen
auf sich gezogen. Zu Sa'd's Gunsten ein derartiges l^adlth zu er-
finden, lag also keine Veranlassung vor. Uebrigens wird allgemein
anerkannt, dass Sa'd einer der ersten Muslime gewesen sei Ihn
HiS. 162 u. 8. w.
Ich erwähne noch die schiitische Erfindung, dass Abu Dharr
gleich nach Chadlga, 'All und Zaid Mu\ianmied anerkannt habe,
Ja'q. 2, 22. S. die verschiedenen Erdichtungen über diesen Heiligen,
der in Wirklichkeit erst mehrere Jahre nach der Hidschra des
Propheten zu diesem gekommen ist, bei Ibn Hag. 4, 112 ff.
Als Ergebnis haben wir also, dass der Prophet wahrscheinlich
zuerst von seinen Hausgenossen Ghadlga, Zaid, 'All und vielleicht
noch einigen Sklaven anerkannt worden ist, dann von Sa'd b. Abi
Waqqas, dann von einigen andern QoraiSiten, unter denen AbO Bekr.
•Abbis^).
Für die auf den Thron gelangten 'Abbäsiden war es sehr un-
bequem, dass ihr Ahnherr sich erst spät bekehrt, ja sogar die
Schlacht bei Bedr auf Seiten der ungläubigen mitgemacht hatte
and darin Gefangener seines Neffen geworden war. Die Thatsache
war zu bekannt, als dass sie enustlich geleugnet werden konnte.
Von 'Alidischer Seite wird es nicht an Hohn gefehlt haben, dass
wenigstens die offene Bekehrung des 'Abbäs nicht wesentlich früher
stattgefunden habe als die des Führers der Ungläubigen, Abu Sufjän.
Wir brauchen allerdings nicht grade anzunehmen, dass 'Abbäs ein
eifriger Gegner des Propheten gewesen sei. Er war ein reicher
Kaufinann Ibn HiS. 159. 460; Tab. 1, 1344, der Geld auf Zinsen
auslieh Ibn HiS. 968 und auf seinen Handelsreisen als grosser Herr
auftrat Ibn HiS. 953. Mit den Andern zog er damals (im Jahre 2)
ans zum Schutz der von den Muslimen bedrohten Garavane oder
vielmehr seines Antheils an derselben und rückte dann mit der
Mehrheit gegen diese vor. Aber eine unglückliche Erfindung ist
es, dass er sowie einige andre Geschlechtsgenossen gezwungen
an dem Feldzuge theilgenommen habe Ibn HiS. 446. 460; Tab.
1, 1523; Ibn Qot 76 f.; Ja'q. 2, 45; Ibn Hag. 2, 228. Wir wissen
ja, dass ein Theil der Qorail auf die Kunde hin, dass die Garavane
in Sicherheit, nach Mekka unbehelligt zurückkehrte; darunter war
*Airs Bruder Täub*) Ibn HiS. 438, Beweis dafür, dass auch die
1) Vgl. Sprenger, Mohammad 3, 131 f.
2) Naeh Ibn 3a*d bei Wüstenfeld, Register za den genealogischen Tafeln
s. ▼. ist Tallb nach der Schlacht bei Bedr verschwanden. £r wird eben bald
nachher in Mekka als Ungläubiger gestorben sein.
22 NöldekCf Zur tendenz, Gestaltung der Urgeaehichte des Islcbn's,
Banü HäSim nicht gezwungen wurden, gegen ihren Vetter zu ziehn.
Nach allem, «was wir von den Verhältnissen der Araber und speciell
der Mekkaner wissen, wäre ein solcher Zwang auch gar nicht denkbar
gewesen. Uebrigens dachten wohl die Wenigsten von dem Heere,
dass das Unerhörte geschehn, Mu\iammed seine Stammes- und Gre-
schlechtsgenossen angreifen und ein blutiges Treffen stattfinden
werde.
Ihn Is\^äq hat denn auch Mehreres über die Gefangenschaft
des *Abbäs, siehe besonders Tab. 1, 1341. Dabei wird er aller-
dings schon dadurch ausgezeichnet, dass Mu^anuned aus Kununer
über die Fesselung seines braven Oheims nicht schlafen kann und
dass ihn nicht Menschen, sondern ein Engel gefangen genonunea
hat. Auch Ihn Hiääm leugnet zwar nicht die Theünahme des
Mannes an der Schlacht, aber, wie er auch sonst gern Dinge aus
seiner Vorlage (Ihn Ishäq) weglässt, die nach dieser oder jener
Seite hin anstössig waren, so tilgt er auch hier allerlei, führt den
^Abbäs nicht in der Liste der Gefangenen auf und spricht nicht
von seiner Auslösung. Dass er aber nur gegen schweres Lösegeld
freikam , steht sicher Buch. 3, 29, 2 ; Tab. 1. c. ; Ja'q. 46 u. a. m.
Da nun die Theilnahme am Zuge der Ungläubigen nicht gut
wegzuschaffen war, so renommierten die Seinigen — echt arabisch
— damit, dass er zu denen gehört habe, welche für die Kriegs -
genossen schlachten Hessen und dass er noch als Gefangener Andre
bewirthet habe Ja'q. 45. Die verschiedenen Listen dieser „Speiser^
o >
,.y4jtl:iA^) eh.; Ihn Hi5. 475 = Ihn Qot. 76 nennen den *Abbäs.
Aber Waq. 140 fehlt er in einer Liste, und in einer andern ist
sein Namen durch „ein Gewisser" ..^ ersetzt: das weist, wie
Sprenger 3, 113 richtig bemerkt, auf bewusste Vertuschung durch
Wäqidl selbst hin. Und so müssen wir denn auch annehmen, dass
die vollständige Unterdrückung seines Namens bei diesem Bericht
über die Bedr- Schlacht der Absicht entspringt, dem regierenden
Hause zu gefallen die unangenehme Thatsache aus der Welt zu
bringen-). Das ist aber nicht gelungen. Lieber redete man sich
so hinaus, dass Mul^ammed zwar anerkannt habe, der gefangene
Oheim sei gläubig, aber da der äussere Schein gegen ihn sei, müsse
er sich auslösen Ibn Isljäq bei Tab. 1, 1344 und Ihn Qot 77 (von
Ihn HiS. weggelassen).
In der Angabe, dass *Omar Mu\^ammed aufgefordert habe, den
'Abbäs durch seinen Bruder Hamza hinrichten zu lassen Tab. 1, 1355
möchte ich übrigens das Erzeugniss einer chärigitischen, jedem Legiti-
mismus feindlichen und zur extremen Schärfe geneigten Tendenz sehn.
1) Die ursprfinRiUche Nachricht war wohl nur, dass die QondS t&glich
9 oder 10 Thiere schlachteten (und yenehrten) Ihn Hill 436. Die Listen sind
dann nachträglich zusammengestellt.
2) S. meine „Geschichte des QorAns" XV.
Nclddctf Zur iendenz. GeHaltung der ürguehiehU des Islam^s. 23
Dass 'Abbäs schon vor der Schlacht bei Bedr gläubig gewesen sei,
wird zwar auch sonst berichtet Ihn Hi§. 460, ist aber sicher eine
Fabel. Auch der prophetische Traum seiner Schwester *Ätika, für
die er eintritt Ihn Hi§. 428 ff. ; Waq. 22 f., ist zu Ehren des Hauses
erdichtet. Der Berichterstatter ist eben des ^Abbäs Sohn 'Abdallah,
bekanntlich ein Erzlügner, geriebener Politiker und Theologe. Es
ist wohl möglich, dass schon dieser selbst erzählt hat, er und seine
Mutter seien im Gegensatz zu ihrem Vater in Mekka gläubig ge-
wesen Buch. 1 , 339. 341. Damit wäre allerdings einem andern
Ahnen der Dynastie das Verdienst angedichtet, das für dessen Vater
nicht recht zu beglaubigen war.
Denkbar wäre jedoch immerhin, dass ^Abbäs wirklich die erste
Verbindung Muhammed's mit den Leuten von Jathrib befördert
hätte Ibn HiS. 292; Ja*q. 38; Ibn Hag. 2, 668; wahrscheinlicher
wird das durch die ausdrückliche Angabe, dass er damals noch
Heide gewesen sei. Muhammed war in jener Zeit ziemlich schutz-
los: das Vermögen seiner Frau stand ihm nach deren Tode nicht
mehr zur Verfügung; Abu f^^ ^ar todt; mit Abu Lahab stand
er auf dem schlechtesten Fuss, und der vierte Oheim Hamza war
wohl noch jünger und ohne Einfluss. Der reiche und angesehne
*Abbäs war somit der gegebene Schützer des Propheten ; er konnte
nicht ahnen, dass der Anschluss an jene zu schwerem Blutvergiessen
ftibren werde, und vielleicht war es ihm ganz recht, dass der un-
bequeme Neffe anderswo ein Unterkommen finde. Die Bande des
Blutes gehn dem Araber über alles; hatte doch auch Abu T^lib
den Propheten kräftig geschützt, ohne an ihn zu glauben. Freilich
muss aber auch diese Angabe fallen, wenn, was doch sehr nahe
liegt, die Worte über die traurige Verödung der Wohnsitze eines
ganzen nach Medina ausgewanderten Mekkanischen Geschlechts „das
hat mein Brudersohn gethan ; der hat unsere Gemeinschaft gesprengt,
unsre Sache gespalten, unsre Verbindung zerrissen* Ibn HiS. 317, 4
dem 'Abbäs zukommen, für den sie viel besser passen als für
Abu Gahl,
Dass 'Abbäs mit Einwilligung Mu^ammed's in Mekka geblieben
sei Ibn HiS. 811, ist natürlich erfunden. Ebenso, dass er sich
gleich bei der Entlassung aus der Gefangenschaft bekehrt habe
Ja'q. 46. In dem Falle wäre er bei Muliammed geblieben. Frei-
o «
lieh heisst es, er habe nun dem Propheten als Spion (^^-^t) gedient
Ibn Hag. 2, 668; Tab. 3, 2169 (Edict Mu^ta^id's), eine SteUung,
die allerdings in den Augen der Muslims grade so ehrenvoll war,
wie der Auftrag Mu];^ammed's , den oder jenen Feind meuchlerisch
umzubringen. Nach Waq. 202 meldete er so den Auszug der
QoraiS zur ül?ud- Schlacht an. Aber dieser konnte gar nicht ver-
borgen bleiben, da er mit grossem Prunk vor sich ging, und über-
dies hatte Muhammed in den Chuzä'a oder wenigstens einigen
24 Noldeke, Zur tmdenM, GettaUung der Urgetchichte dea UIcoiCb^
Geschlechtern dieses Beduinenstammes Späher, welche ein solches
Amt für den Oheim überflüssig machten.
Dass ^Abbäs den frommen Abu Dharr, und zwar schon Yor
der Hidschra, offen beschützt habe Buch. 2, 387 f., ist schon deshalb
eine Fabel, weil eben die frühe Bekehrung dieses Mannes erdichtet
ist, s. oben S. 20.
Femer ist die Angabe, dass *Abbäs Mutammed's Tochter Zainab
nach Medina gebracht habe und dann umgekehrt sei Ja^q. 42, eine
Fabel. Sie leidet an innerer Verwirrung und stimmt nicht zu dem
guten Bericht über Zainab Ibn Hi§. 466 f. ; Ibn Hag. 4, 598. Auch
dass ^Abbäs die beiden andern Töchter des Propheten, Fätima und
Umm Kulthüm nach Medina habe bringen wollen Ibn Hiä. 819,
braucht niemand zu glauben.
Alle diese Angaben haben den Zweck, zu zeigen, dass der
Ahnherr der Ghalifen trotz des ungünstigen Scheins (den die That-
sachen geben) doch in enger Beziehung zum Propheten gestanden
habe und also schon früh gläubig gewesen sei.
•Eher lässt sich hören, dass im Jahre 6 der Sulaimit Qaggag
dem ^Abbäs zu Mekka erzählt habe, das von ihm über die Ver*
nichtung Mu\^ammed's und seiner Anhänger bei Chaibar ausgesprengte
Gerücht sei unwahr. Die Geschichte Ibn HiS. 770 ff. sieht im
Ganzen sehr glaubhaft aus. Für das damalige Haupt der HäSimiten
hätte der Untergang seines Neffen und Anderer seines Geschlechts
immerhin schmerzlich sein müssen. Noch weniger bezweifle ich,
dass ^Abbäs, als Mu^^ammed im Jahre 7 als Pilger nach Mekka
kam, dessen Yerheirathung mit Maimüna vermittelt hat Ibn Hi§. 790
= Tab. 1, 1595, vgl. Ibn Hag. 4, 793 ff. *Abbäs war mit einer
Schwester MaimQna's verheirathet Ibn Qot. 58. 67 f. u. a. m. ; die
beiden Frauen waren vom Beduinenstamm Hiläl und hatten also in
Mekka keinen sonstigen Protector. In jener Zeit, als auch so an-
gesehne, kluge und thatkräftige Männer wie Chälid (aus dem
mächtigen und dem Neuerer besonders feindlichen Geschlechte
MachzQm) und *Amr b. al'Asi übergingen, wird auch ^Abbäs er-
kannt haben, dass Mu^ammed die Oberhand haben werde. Grade,
dass dieser die Pilgerfahrt durchgesetzt und gewissermaassen als
Sieger Mekka betreten hatte, musste ihn darauf fOhren.
So stiess ^Abbäs denn im folgenden Jahre kurz vor der Ein-
nahme Mekka's zu Muliammed Ibn HiS. 811; Waq. bei Tab. 1,
1630. Ob das damals noch als ,. Hidschra* angesehn wurde, ist
mir sehr zweifelhaft, wenngleich die Quellen ihm auf diese Weise die
Würde eines Muhädschir zusprechen. Kaum zu verkennen ist es, dass
^4bbäs und Abu Sufjän damals gemeinsam die fnedliche üebergabe
der nicht mehr zu haltenden Stadt mit Mul^ammed verabredet haben >).
Zu beachten, dass zu den Beiden der Ghuza^t Budail stiess Ibn
HiS. 811, 1. 812, 15; Waq. (Wellhausen) 381, der schon länger
1) Vgl. Aug. MfiUer, Islftm 1, 153.
NUddce, Zur tend&nz, Gestaltung der ürgeickiehte des Isläm*s, 25
auf Ma^ammed's Seite gestanden und eben den Anstoss zu dem
£roberung8znge gegeben hatte.
Von da an treffen wir ^Abbäs noch einigemal in der Nähe des
Propheten, z. B. in der Schl&cht bei Hunain, wo er mit Wenigen
Stand hielt, als das Heer anfangs, von panischem Schrecken ergriffen,
floh (vgl. Ibn alMn^tazz 1 , 6, 5 v. u. 23, 7 v. u. 28, 12). Doch
tritt er in dieser Zeit wie auch nachher bis zu seinem späten Tode
nnr wenig hervor. Die grossen Lobsprüche des Propheten über
seinen Oheim Ibn Hag. 2, 668 f.; Goldziher, Muh. Studien 2, 109
sind augenscheinUch tendenziös erfunden. Dahin gehört wahrschein-
lich auch, dass er Mu^anuned's Milchbruder gewesen sei Tab. 1,
1777, sowie dass dieser eigentlich eine Tochter des ^Abbäs
habe heirathen wollen etc. Dass er die Cousine von Vatersseite
(&«c \£>JJf) zur Frau genommen hätte, wäre ja der arabischen Sitte
durchaus gemäss gewesen.
Eine Erdichtung ganz besonderer Art zu Ehren des ^Abbäs ist
das Begenwunder Buch. 2, 436 f.; Agh. 11, 81. Dieses hat schon
Goldziher 2, 108 genügend beleuchtet. Goldziher theilt mir jetzt
noch die Yermuthung mit, dass die Erzählung, wie 'Omar durch
das Gebet des frommen ^Abbäs Begen erlangt, ein Gegenstück zu
den Ausdrücken von Dichtem sei, wonach die Wolken durch die
Wirkung oder den Segen omaijadischer Fürsten oder Prinzen Begen
geben, vgl. Achjal 56, 3. 101, 3. 185, 6; Gamhara 160, 1. Aller-
dings ist das bei den Dichtem gewiss nur ein Bild für die un-
gemessene Freigebigkeit, während das 'Abbäsidische Qadlth die
Sache ganz crass nimmt.
Zum Schluss gebe ich die letzten Verse einer Qa^lda des Ibn
Mu*tazz, in denen er seinen Stammvater verherrlicht (1, 28):
* A
/^ »y' ^^^1? 'H^ «^ ^^ k^'-^ ^j^ lM-5»-^' J^^
I
Cr « « oS * » « S ^ y o« «<• o»
'■)}^\ J^\ ^\ vLäPy Li^^Ä *^L25 oA* J^ O- »y -^
1) Die VocAle habe ich fast alle hinzngefagt. Der 5. und 6. Vers sind
26 Nöldeke, Zur tendenz, Gestaltung der ürgesehiehte des IslänCs.
„Und ohne ihn (*Abbäs) . wäre in ^9.\h^ (= Medina) keine
Hidschra zu Stande gekommen^), und ohne ihn wären die Renn-
pferde bei Bedr nicht gelaufen 2).
„Er blieb im Lande des Unglaubens als Späher wider die
Feinde, indem er dem Propheten Gottes deren List und Yerrath
meldete*^).
, Deshalb fanden Mu^ammed's, des Propheten der (göttlichen)
Leitung, Augenlider keinen Schlaf, bis jener aus der Fesselung be-
freit war*).
,,Und er gab nur ihm allein sein Geld wieder*). Wenn du
aber unwissend bist, so frage jeden Kundigen.
„Und hätte ihn nicht hohes Alter betroffen und ihm seine
Leuchten gehemmt (d. h. ihn blind gemacht), nachdem er zum
äussersten Ende seines Lebens gekommen,
„So hätte Abu Hafs (= *Omar) des Reiches Zügel seinen
Händen übergeben und hätte keinen Zweifel über ihn (als den
Würdigsten) gehabt, aber die Dinge gehn auf ihr verhängtes
Ziel los.
„Hast du nicht früher auf ihn ('Omar) gemerkt, wie er ihn
(den *Abbäs) den Gefährten des Propheten als Fürbitter für den
Regen aufstellt«?"
Die letzten drei Verse sind besonders interessant. Der *Abba-
side behauptet hier, dass *Omar auf dem Sterbebette ohne Weiteres
den *Abbäs zu seinem Nachfolger ernannt haben würde (statt es
einigen der angesehensten Gefährten zu überlassen, einen von ihnen
zu wählen), wenn jener damals nicht zu alt und noch dazu blind
gewesen wäre. Damit beansprucht er für seinen Stammvater den
Rang vor *AlT und den andern Mitgliedern jenes Rathes. Auf der
andern Seite giebt er hier allerdings, im Einklang mit der religiösen
Ueberzeugung aller Sunniten, indirect zu, dass ^AbbSs hinter Abu
in der Ausgabe nnverstftndlich : r. 5 steht da Lg^^ und fehlt das .«t (so dass
man Kf^\y*t lesen miisste), und in v. 6 hat sie j-i^Xj für jOwXj . Den richtigen
Text verdanke ich Hrn. Dr. Oestrup, der die Liebenswürdigkeit hatte, die beiden
Verse in der Kopenhagener Handsclirift nachzusebn.
1) S. oben 8. 23, 13 ff.
2) Das kann kaum etwas anderes bedeuten, als dass er grade besonders
für die Ausrüstung der Qorais gesorgt habe!
3) S. oben 8. 23 unten.
4) 8. oben 8. 22, 10 f.
5) Das ist sonst, so viel ich sehe, nirgends überliefert. Es kann sich
nur um die Uückgnbe des Lösegeldes handeln.
Nöldeke, Zur tendenz, Geataliung der Urgeschichte des Isläm's. 27
Bekr und 'Omar an , Vorzüglichkeit* zurückgestanden habe. Dass
^Omar den 'Abbäs als den Besten erkannt, erweist er (im letzten
Verse) dadurch, dass er ihn für das Kegenwunder bestellt hatte.
Abu TäUb.
•
Noch weit verdriesslicher als den 'Abbäsiden die späte Be-
kehrung des 'Abbäs war es den 'Aliden, dass ihr Stammvater Abu
Tälib, obwohl er Mu^^anmied beschützt hatte, doch als Heide ge-
storben war. Die üeberlieferung erkennt das im Ganzen an. Man
sehe die reiche Sammlung Ibn Hag. 4, 211fr. Selbst die dem
Abu Tälib in den Mund gelegten Gedichte, welche den Propheten
sehr rühmen, gehn nicht bis zum offnen Bekenntniss des Isläm's.
Aber die tendenziöse Erdichtung that auch diesen Schritt. Der
Prophet, heisst es, erhielt von Gott gute Zusicherung hinsichtlich
des Seelenheils seines Oheims Ja'q. 2, 13, 5 v. u. Man Hess diesen
wenigstens im Sterben die nöthigen Formeln aussprechen. Um das
besser zu bekräftigen, muss grade nur ^Abbäs, also der Repräsentant
der glücklichen Bivalen seiner Abkommen, diese Worte gehört haben
Ibn HiS. 278 unten; Ihn Hag. 4, 213. Aber die Gegner nahmen
den 'Aliden diese Karte wieder aus der Hand, indem sie erklärten,
^Abbäs sei damals selbst noch ungläubig gewesen und sein Zeugniss
daher ohne Werth Ibn Hag. 214, 3 v. u. Auch der noch ent-
schiedenere Eival *All*s, Abu Bekr, wird als Zeuge dafür aufgeboten,
dass dessen Vater schliesslich Muslim geworden sei, indem er sagen
muss: «ich freute mich mehr über die Bekehrung Abu ^älib's als
über die meines Vaters" eb. 213 ult. Doch auch das wird wieder
umgedeutet; es solle nur heissen: „ich hätte mich mehr über
seine (leider nicht eingetretene) Bekehrung gefreut u. s. w." eb.
214 f. Ja schliesslich setzt man die Worte „wenn er sich bekehrt
hätte* gradezu in den Ausspruch hinein eb. 216, 2 und machte
diesen so eben zu einem entschiedenen Zeugniss dafür, dass ^All
der Sohn eines hartnäckigen Ungläubigen gewesen sei. Man lässt
gar den 'Ali den Tod seines Vaters dem Propheten mit den Worten
melden „dein irrgläubiger Oheim (jLail «^«x) ist gestorben" eb.
215. So werden auch einige Koränstellen auf den im Unglauben
verschiedenen Abu f*^^ gedeutet wie Sure 9, 114 fF.; s. Buch.
8, 29 und die in meiner „Geschichte des Qorftn's** 168, Annu 4
genannten Belege. Da ist denn nur noch ein Schritt dazu, dass
man Muliammed selbst eine kurze Schilderung der Qualen in den
Mund legte, die der unbekehrte Stanunvater der *Aliden in der
Hölle zu dulden habe Buch. 3, 29 f. Die Tendenz dieser Erdichtung
ist schon von Sprenger, ZDMG. 14, 289 unten erkannt; vgl. Gold-
ziher 2, 107. Somit kann Ibn Mu*tazz 1, 51, 7 höhnen, man möge
doch den Mälik (den Wärter der Hölle) nach Abu Tälib, den
Biijwäa (den Vorgesetzten der Himmelbewohner) nach 'Abbäs fragen.
28 Nöldtke, Zur tendenz. Gestaltung der ürgesehiehte des leläm^s.
Den ^4.bbäsiden war es eben sehr recht, dass der unbekehrte
Abu X^^ der Bruder ihres gläubigen Ahnherrn war: *All stand
dem Propheten doch schon um eine Stufe in der Verwandtschaft
femer. Wie anti'alidisch Gesinnte schon früher einen Sohn *All's
mit der Benennung „Sohn des (ungläubigen) Abu Tälib* zu ärgern
suchten Kämil 226, 6 f., so wird in der *Abbäsidischen Polemik
die Nichtigkeit der Ansprüche der ^Aliden durch ihre Abstammung
von diesem Heiden erhärtet. Der in solcher Polemik starke Ibn
Mu^tazz betont immer wieder den Namen dieses Ahnen, z. B. „o
ihr, unsre nächsten Vettern aus dem Täü^'H^-^^c*^) 1, 4, 5 v. u.
^6ott will einmal nichts anderes als den Zustand, den ihr seht
(dass wir herrschen, nicht ihr) ; was habt ihr denn den (göttlichen)
Verhängnissen vorzuwerfen, ihr Tälib -Leute?** 1, 16, 5, ,0 ihr
Xälibiden lasst ab von dem, was ims zukommt** 2, 8 paen. „Ist
wohl Abu TäHb dem Abul Fa^l CAbbäs) gleich?" 1, 51, 6.
In rücksichtsvollerer Weise spielt das Edict Mu*ta4id's auf
Abu T^^b Als heidnischen Helfer Muhammed's an Tab. 3, 2168,.
Note m^).
Einen schüchternen Versuch, *All*8 Eltern zu Muslimen zu
machen, haben wir in der Angabe zu sehn, seine Mutter Fätim&
sei gläubig gewesen Ibn Qot. 102, 12; Ja*q. 2, 18 ult und habe
die Hidschra nach Medina gemacht Ibn Hag. 4, 731. Die Ge-
schichte weiss von dieser Frau nichts näheres und selbst die Legende
nur sehr wenig.
Eine extrem schiitische Ansicht ist die, dass weder *Ali noch
irgend einer seiner Väter jemals Götzendiener gewesen sei Ibn Hag.
4, 217 ult. Dieser Glaube gab allerdings den *Aliden einen hohen
Vorrang vor den *Abbäsiden, deren Vater ja notorisch die grösste
Zeit seines Lebens ungläubig geblieben war.
•All.
Zur Verherrlichung *All's ist vielleicht noch viel mehr erdichtet
worden als zu der Muhammed's'). Ich will im Folgenden nur
wenige Beiträge zur Beleuchtung dieses Vorgangs geben, und zwar
fast nur in Bezug auf solche Dinge, die in die sunnitische Tradition
übergegangen sind und auch zunächst ganz harmlos aussehn*).
Als Mul^ammed nach Medina kam, verbrüderte er die einzelnen
Myhädschir's mit Medmensem. Das hatte einen guten Sinn: die
von ihrem Stamme losgelösten, grösstenteils mittellosen Männer be-
1) v^Lb des Verses we^^n statt wJLb «jI.
2) Die Worte irehören nothwendig in den Text.
3) Ebenso wurden ihm besonders viele unechte Aussprüche beigelegt.
Fast alles, was aus 'All's Mund tradiert wird, ist LQge, soll schon der Traditionist
STrIn oft gesagt haben Buch. 2, 436.
4) Vgl. namentlich Goldziher 2, 11 5 ff.
NSUteke, Zur tendenz, GeetaUung der Urgeschichte des Isläm's. 29
kamen so wieder einen Anhalt. Nun heisst es, Mu^^ammed habe
damals ^All für seinen Bruder erklärt Ibn HiS. 344; Ihn Hag. 2,
1208. Das ÜQlt aber ganz aus dem Rahmen und entspricht durch-
aus nicht der SteDung des Propheten. Die Verbrüderung der beiden
Mekkaner Hamza und Zaid, Ibn Hi§. eh., ist nicht so befremdend,
gehört auch vielleicht zu einer andern Gelegenheit. ^All als Bruder
Mu^ammed's ist eine schiitische Erfindung, wie ebenso ^All als dessen
Erbfolger (1^), VezTr u. s. w. Siehe z. B. Tab. 1, 1172 f. Jene
schiitische Bezeichnung ist aber auch tief in die sunnitische Auf-
fassung gedrungen. Selbst Ibn Mu^tazz erkennt *Ali als Bruder des
Propheten an 1, 108, 9. Der schiitisch gesinnte Ja^qubl Iftsst die
Verbrüderung ^All's mit Mu^ammed durch Gott selbst voUziehn
und Ton ihm bezeugen Ja^q. 2, 39. Bei ihm finden sich auch
einige dem Hassan b. Thäbit untergeschobne Verse zum Preise
*Air8, worin er ihn u. A. als Bruder des Propheten bezeichnet
Ja*q. 143 f. In Wirklichkeit war grade Hassan, abweichend von
der grossen Mehrzahl seiner Stammesgenossen, anti'alidisch.
Schon Goldziher (2, 107) hat darauf hingewiesen, dass die
Bezeichnung ^Alfs als ^^\ UüJuaJl Ihn Qot. 84; Tab. 1, 1160,
7, vgl. Tab. 2, 546, 11 (Goldziher, Abhh. zur arab. Philol. 196,
Anm. 3 und 4) die Benennung wegnimmt, welche dem Abu Bekr
gebührt^). Ebenso nimmt der extrem schiitische Dichter asSaijid
alHimjan dem 'Omar seinen auszeichnenden Titel vjj^.LäJt, indem
u
er von *All sagt ^^J Uä^I yJ^JJ^^ c5^' r^^ ^^^' ^' ^"^ ^**
Aus einer späteren Quelle belegt auch diese Occupation Goldziher,
Abbh. 196, Anm. 4.
Als Mu^anuned auswandern will, stellen ihm die Führer der
Qorai6 nach. Da nimmt 'AU mit Gefahr seines Lebens dessen Platz
ein Ibn Hi5. 325 f. An der Geschichte ist schwerlich ein wahres
Wort. Auf keinen Fall hat man in Mekka dem Propheten, so sehr
man ihn verwünschen mochte, nach dem Leben getrachtet. Wegen
thörichter Phantasien eines der Banü HiSim dies Geschlecht zur
Blutfehde zu nöthigen, das kam keinem in den Sinn. Aber die
Dichtung ging weiter. Ja'q. 2, 89 treten Gott und die Erzengel
ein, und 'All beschämt die Letzteren durch seine Bereitwilligkeit,
sich aufzuopfern. •
Ich habe schon in meiner „Geschichte Muhammed's" 76 kurz
dargelegt, dass \^\ß jjt „Erdvater** ein von den Gegnern dem 'Ali
1) Bei jA'qubl wird, weun ich mich nicht sehr täusche, Abu Bekr nie
s-ä jAas W genannt.
30 Nöldeke, Zur tendenz. Gestaltung der Urgeschichte des Islands.
beigelegter Schimpfname ist (nach Art der Kunja), zurückgehend
o - *
auf Redensarten wie »Iju v£>jy »naögen. seine Hände erdig werden*
d. h. „möge er zu Boden stürzen*. Dass die Feinde ihn so nannten,
wird auch Buch. 2, 435 = Tab. 1, 1272 zugegeben, wo doch er-
zählt wird, dass Muf^ammed selbst seinen Schwiegersohn so benannt
habe, als ihm einmal viel Erde anhaftete, da er eben am Boden
gelegen hatte. Eine Variante dieser Erzählung, aber mit anderem
Local und andern Nebenpersonen, bei Tab. eb. imd Ibn HiS. 422.
Dieser hat aber auch noch eine ganz andre, sehr rührende, Erklärung
des Namens : wenn dem 'All seine Frau, die Tochter des Propheten,
Ursache zum Aerger gab, so machte er ihr keinen Vorwurf, sondern
legte sich nur Erde auf den Kopf, um seinen Kummer anzudeuten.
Davon redete ihn Mu|jammed „Erdvater** an. Endlich heisst es,
Mul^ammed habe seinem Schwiegersohne versprochen, bei der Auf-
erstehung werde er von Allen zuerst die Erde (des Bodens, unter
dem er geschlummert) vom Kopfe schütteln Ibn Hag. 4, 239').
Man sieht, lauter schwache Versuche, den Schimpfnamen in einen
Ehrennamen zu verwandeln. Aber das ist doch gelungen. In
späterer Zeit benannte daher mancher schiitische Vater seinen Sohn
Abu Turäb^).
1) Als Gewährsmann dieser und vieler andrer Auszeichnungen (J^LiCqs)
Ali*s moss wieder ein Mann dienen, der zu einer Gegenpartei gehören sollte,
nämlich der Erzieher (^^y^oL^-) der 'Äi^a, die jenem spinnefeind war.
2) Ich habe läng^it vermuthet, dass der Beiname der Asmfi, Tochter Aba
Bekfs und Mutter des Gegenchalifen Ibn Zubair, -,^^Vl \-t'A\ ol<3 oder auch
tJ^'JajJt ol3 „die mit den beiden GUrteln" oder „die mit dem GUrtel" auch
eine Beschimpfung ausdrücken soll. Die zur harmlosen Erklärung dieses Namens
erzählten Geschichten Ibn Ilis. 329; Buch. 3, 38. 41; Ibn Hag. 4, 435 passen
ziemlich schlecht darauf, zumal da immer nur von einem Gürtel die Rede ist,
während die Form mit dem Singulaiis allem Anschein nach auf nachträglicher
Correctur beruht. Dazu kommt, dass doch wohl manche, wenn nicht jede Frau
einen Gürtel trug, o'^i^ OÜ war. Bei Ibn Hag. a. a. O. rechtfertigt sie ihren
Namen grade dem Haggäg gegenüber: also war doch wohl die Voraussetzung,
dass die Gegner und Ueberwinder ihres Sohnes diesen ^Namen zum Spott im
Munde führten. Man kann ja den Araber nicht ärger beleidigen als durch
Verhöhnung seiner Mutter. Dass Asma irgend eine schwere Sünde auf sich
geladen habe, wird Ibn Hag. 4, 437 deutlich gesagt. Welche Leichtfertigkeit
oder welches Vergehn diese Benennung ausdrücken will, ist mir allerdings
unklar. Wir stellen uns Asmä zunächst a^s die ehrwürdige blinde Matrone vor,
die den schrecklichen Tod ihres Sohnes Überleben muss, aber bei einer Schwester
der 'Äisa und des Muhammed b. Abi Bekr würde doch ein gelindes Abweichen
Ifoldeke, Zur tendenz, Gestaltung der Urgeschichte des Islam' s. 31
*A1I war ein tapferer Mann; vermuthlich beruht ein grosser
Tbeil seiner Popularität auf dieser Eigenschaft, die jedem tüchtigen
Volk imponiert, und erst recht einem so jugendfrischen. Aber wie
viele von den einzelnen kriegerischen Thaten, die ihm zugeschrieben
werden und die er sehr wohl verrichtet haben kann, er auch
wirklich verrichtet hat, ISsst sich nicht wohl bestimmen. Dagegen
zeigt sich deutlich, dass seine Heldenthaten vor Chaibar stark über-
trieben sind. Nach Ihn Ishäq bei Ihn HiS. 761 und nach Waq.
(Wellhausen) 272 wurde der feindliche Vorkämpfer Mar^ab von
Muhammed b. Maslama getödtet; die speciellen Umstände dieses
Kampfes machen durchaus den Eindruck der Thatsächlichkeit. Es
hatte auch keinen Sinn, diese wichtige That einem sonst unbekannten
Miuine — er fehlt sogar ganz bei Ihn Hag. — fälschlich zuzu- *
schreiben. Aber Tab. 1, 1579 ff. lässt die Angabe des Ihn Ishäq
weg und macht *All in zwei Variationen einer Erzählung zum Ueber-
winder Marfeab's. Dabei werden auch dem *Ali Verse in den Mund
l?elegt, die sich auf diesen Kampf beziehn. So auch Ja^q. 2, 56.
Eine schwache Vermittlung hat Waq. a. a. 0.: jener Muljammed
habe dem Marbab die Füsse abgehauen und ^All ihm dann den
Garaas gemacht. Bei Ja*q. wird mit der That auch das Wunder
verbunden, dass er das Burgthor ausreisst. Andre lassen ihn das
Thor als Schild gebrauchen Ihn HiS. 761 f. = Tab. 1, 1579 ff.;
Waq. (Wellh.) 271. Die WTinderbare Heilung seines Augenleidens,
bevor er in den Kampf geschickt wird Buch. 2, 434 f., 3, 125,
passt zu dieser Legendenart. Endlich zeigt sich noch in mehreren
der genannten Stellen die positive Tendenz, *All über Abu Bekr
nnd 'Omar zu erheben, die das nicht leisten können, was er fertig
bringt. Sogar wird dabei wenigstens leise angedeutet, dass jene
Beiden oder einer von ihnen damals vor dem Feinde geflohen seien.
AsSaijid alHimjarl ergeht sich mit Behagen in dieser Beschimpfung,
an der schwerlich etwas wahres ist Agh. 7, 13 unten.
Zeugniss der Gegner.
Wir haben schon oben einige Fälle des eigenthümlichen Ver-
fahrens gesehn, die Vorzüge eines von seiner Partei besonders hoch
gehaltenen Mannes durch einen Gegner oder doch Rivalen aussprechen
zu lassen. Das kommt noch mehr vor. So soll *Alr von der
Kanzel herab oft bezeugt haben, dass Abu Bekr seinen Beinamen
a^Siddiq von Gott selbst erhalten habe Ibn Hag. 2, 830, vgl.
vom Pfmde der Tollkommenen Tagend nicht allzu sehr befremden. — Freilich wäre
der Name ein Ehrenname, wenn die von einem Abkömmling Zabairs tradierte
Deutung wahr wäre, der Prophet habe ihr gesagt: ,4ch werde dir für diesen
deinen GQrtel (den du mir bei der Abreise zum Zuschnüren gereicht hast) zwei
Gürtel im Paradiese geben" Ibn Hag. 4, 436, aber das ist deutlich ein späterer
Zusatz zu der sonst ohne diese Worte berichteten Tradition.
32 ^^öldeke. Zur tend&n», Gestaltung der Urgeschichte des Isläm's.
Goldziher, Abhh. 196, Anm. 2. ^Alfs Sohn Ibn al^a]lafIja, der
Abgott mancher Schiiten, erklärt den AbQ Bekr für den «besten
Muslim '^ U^LmI «.fLndt, Ibn Hag. a. a. 0. Aehnlich muss 'All
sich gegen übertriebene Verehrung seiner Person verwahren ZDMG.
38, 391 (Belädhorl) u. a. m.; vgl. Qoldziher, Muh. Stud. 2, 118.
*All bezeugt, *Othmän heisse im Himmel i-^Jj^Jt »si «der mit den
beiden Lichtem** Ibn Hag. 2, 1153 (weil er mit zwei Töchtern
des Propheten verheirathet gewesen war, während *All nur eine
seiner Töchter hatte). So erhält also selbst dieses Mannes Vorrang
vor *Alr scheinbar authentische Anerkennung!
Umgekehrt mahnt Abu Bekr, den Muhammed in seinen An-
gehörigen ^äaj J^! (d. i. 'All und seinen Abkommen) zu respec-
tieren Buch. 2, 444, 9, und erkennt an, dass 'All eigentlich die Nach-
folge Mu^ammed's zukomme und dass er nur zur Verhütung eines
Bürgerkrieges diese übernommen habe Mas. 4, 183. Und so tritt
'Omar für die Vortrefflichkeit 'Ali's ein Buch. 2, 434; Goldziher,
Muh. Stud. 2, 116.
Sogar der Führer der Omaijaden Abu SuQän legte Zeugniss
dafür ab, dass 'All und 'Abbäs durch die Anerkennung eines Andern
stark zurückgesetzt worden seien Tab. 1, 1827 f. ^) Freilich lehnt
in einem dieser Berichte 'All das Entgegenkommen Abu SuiQän's
schroff ab; das wird der Zusatz eines Späteren sein, dem diese
Unterstützung der Legitimität doch bedenklich erschien. Man legt
dem Abu Sufjan sogar Verse bei, worin 'Ali als Einziger dargestellt
vnrdy welcher der Herrschaft würdig, im Gegensatz zu Abu Bekr
und 'Omar, und worin auch gleich auf das Recht seiner Nachkommen
hingewiesen wird Ja*q. 2, 140 f.*). Indirect spricht Abu Sußän
für dieses Recht, als er erklärt, wenn *Ali*s Söhnchen Qasan ihn
in seinen Schutz nehme, so werde der für alle Folgezeit das Ober-
haupt der Araber sein Ibn HiS. 807 paen.
Besonders klar zeigt sich der Kampf verschiedener Richtungen
in folgender Erzählung: .Mu^anuned nimmt den kleinen Enkel
Hasan mit auf die Kanzel und sagt: „dies ist ein Oberhaupt; viel-
leicht wird Gott durch ihn zwischen zwei muslimischen Parteien
Frieden stiften*^ Buch. 2, 411 = 443. Dass Mu\^ammed den
kleinen Knaben auf so feierliche Weise zum Oberhaupt erklärt
habe, ist äusserst unwahrscheinlich ; wir haben das für eine schiitische
1) Uebrigens mochte diese En&hlang einen wirklichen Torgmng nar mit
einigen Modificationen wiedergeben. Dass das Haopt des Hauses Omaija da-
m»Xs einen Mann aus dem ihm nahe verwandten Hause Hisim als Herrscher
lieber gesehn hätte als den Abu Dckr, ist gana wahrscheinlich.
H) Der Keim ist i (mit Unterdrückang des Trilb), wofür im rierten Verse
ai (^*asi^ eintritt. Die letaten Worte bedeuten: „nur die Abkömmlinge des
Qu5ai sind die wahren Qorailiten („Gh&libiten')**,
Nöldeke, Zur tendenz, GettaUung der ürgeacJUchte des Isläm's, 33
Erfindung zu halten. Wenn er sagt „ein Oberhaupt^ und nicht
ydas Oberhaupt*^, so geschieht dies, um den Rechten seines Bruders
Hnsain nicht zu präjudicieren. Der zweite Theil der Bede des
Propheten kann sich nur darauf beziehn, dass durch den Verzicht
Qasan's auf das Ghalifat und den mit Mo^äw\ja abgeschlossenen
Vertrag im Jahre 40 der Bürgerkrieg beendet wurde. Also hat
Mu^ammed selbst diesen Friedensschluss im Voraus bestätigt, und
wer den Qasan so ehrt, wie es der Prophet verlangt, der muss den
durch den Vertrag bestätigten Uebergang der Herrschaft auf die
Omaijaden anerkennen! Man sieht, die siegreiche Partei hat sich
der Fiction der Gegner geschickt bemächtigt. Freilich gab ihr das
ganze Verfahren l^asan's ein gewisses Recht zu solchen Worten,
denn sie sind ja im Grunde nur der Ausdruck dessen, was wirk-
lich geschehn ist.
Bd. LH.
34
Zur Kritik und Erklärung des Diwans Hätim Tejjs.
Von
J. Barth.
Die Gedichte H&tiins nehmen unter den andern vorislamischen
Poesien wegen der hohen allgemeinmenschlichen Vorzüge ihres
Autors, seines Edelmuts, seiner grenzenlosen Wohlthätigkeit, seiner
vornehmen Gesinnung, seiner Bescheidenheit^) bei unerschrockenem
Kampfesmut unser Interesse in ebenso hohem Grade in Anspruch,
wie diese Eigenschaften ihn bei den Arabern sprichwörtlich berähmt
gemacht haben. Nachdem daher Rieh eine junge Abschrift seiner
Gedichte aus d. J. 1228 H. = 1813 nach London gebracht hatte,
kam Hassoun i. J. 1872 dem allgemeinen Interesse für sie durch
eine Ausgabe derselben nebst einigen Beigaben aus Agh&nl, Mai-
dänl u. a. entgegen, welcher bald darauf ein maskierter Nachdruck
in Kairo seitens Emlns az-Zeitüne nachfolgte'). Hassouns Ausgabe,
ohne jede Yokalisation und Erklärung, sowie ohne jede Rechenschaft
über ihr Verhältnis zu dem einzigen, dazu unzuverlässigen europä-
ischen Codex veröffentlicht, konnte wissenschaftlichen Anforderungen
nicht genügen. Thorbecke, der im Besitz einer von Wright
sorglältig hergestellten Abschrift dieses L(ondinensis) war, urteilte,
dass er „für eine gute abschliessende Ausgabe nicht ausreiche'' ; er
selbst fühlte sich „auch weit entfernt, alle Schwierigkeiten von L
lösen zu können*' (a. a. 0. 701).
Fr. Schulthess hat gleichwohl jetzt nochmals auf der Grund-
lage dieser Wrightschen Kopie des L die hier vorliegenden Gredichte
H&tims herausgegeben*). Er giebt den Text vokalisiert mit Über-
1) Vgl. zu diesem bei den arabischen Recken nicht gerade hKnfigen Zog
die Erzählung n^ IV auf S. ö, — Das gelegentliche abflUlige Urteil eines un-
zuverlässigen Verwandten, Agh. XVI, 100, 16, zur Zeit, als H&tim reich ge-
wesen, habe er ihn im Stiche gelassen, hat der allgemeinen Wertschätzung
H&tims gegenüber keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit.
2) Vgl. über diesen Thorbecke, ZDMO. XXXI, 699—710, der auch
eine Reihe von Losarten des Codex gegenüber Änderungen in Hassouns Ausgabe
richtig stellte.
8) Der Diwan des arabuchen Dichters H&tim Tej nebst Fragmenten heraus-
gegeben, übersetzt und erläutert von Dr. Friedrich Schulthess. Leipzig 1897.
J. C. Hinrichs.
ßarih, Zur Kritik und Erklärung des Diwans J^dUin Tejjs. 35
Setzung und Noten, in welchen er alle ihm erreichbaren Citate der
fiLschen Gedichte beibringt Hinter dieser Reproduktion von L
giebt er die Gedichte Qitims, die sich in der Göttinger Handschrift
der Muwaffaq^'&t des >kz-Zubair b. Baqqär (G) finden und die einen
beträchtlichen Teil der Ausgabe einnehmen; dann noch einzelnes
aus Abu Zaid, Iqd, (jähif, Cod. Sprenger Berol. 1220, Qam. u. a.;
auch Ibn Zeidün, Qu^iturls 9^1^^^ ui Thorbeckes Abschrift, ^izä-
nat u. a. sind für PfOBllelen herangezogen. Da nach Fihrist 132, 28
die Becension der Qfttimschen Gedichte von al-Marzub&nt gegen
200 Blätter enthielt, so haben wir trotz alledem nur einen geringen
Teil derselben vor uns.
Der Fleiss in der mühsamen Zusammentragung dieses Apparates
verdient alle Anerkennung ; er giebt jedem Sachkundigen die Mög-
lichkeit der Nachprüfung und eveni veränderten Textgestaltung.
Soweit ich die von mir nur gelegentlich gesammelten Citate ver-
glichen habe, fanden sich alle, auch die erst jetzt in Tebrlzls
Tahdibul 'Alfä^ veröffentlichten, in der Ausgabe verwertet. Nur
zu dem Gedichtchen LXXVII, S. o«, 2 — 3, welches aus Sawahidu '1
Ka&^ aufgenommen ist, ist die Parallele Qam. 722, 1. 2 über-
sehen, wo dasselbe anonym überliefert ist
Dagegen Ifisst die Herstellung des Textes, trotz mancher ge-
lungenen Verbesserung der Überlieferung, imd seine Übersetzung
noch ziemlich zu wünschen übrig. Das erstere ist bis zu einem
gewissen Grad nicht überraschend, wenn selbst ein so gewiegter
Arabist wie Thorbecke die Handschrift als für eine gute Aus-
gabe nicht ausreichend erklären musste ; viele Gedichte sind nur in
ihr, andere wieder, wie z. B. das wichtige Stück LV, S. fr, 5 —
ff , 16 in dem ebenfalls unzuverlässigen G allein überliefert. Häufig
ist Schulthess der Schwierigkeiten der überlieferten Texte sich
nicht bewusst geworden; in anderen Fällen sind schwierige Aus-
drücke des Textes durch eine summarische Übersetzung nicht be-
rücksichtigt^) ; in einer ziemlichen Anzahl von Fällen ist seine Auf-
fassung mit den arabischen Sprachgesetzen unvereinbar. In der
äusseren Anordnung ist es störend, dass im arabischen Text die
Verse nach der jeweiligen Seite, in der Übersetzung aber vom
Beginn des einzelnen Gedichtes ab gezählt werden , wodurch keine
Korrespondenz zwischen beiden Zählungen existiert.
Dem Inhalt nach enthält die vorliegende Sanmilung zum Teil
Anekdoten, die mit einem Gedichte Hfttims schliessen, teils blosse
Gedichte, die auf ihn zurückgeführt werden. Manche von diesen
nehmen auf den jUmaII uj^, den Bruderkrieg zwischen den tajji-
<9 £ 4 «O m
1) z. B. s2jaA i, 3; ferner \ 7; 11, 7; J^ßj^, fö, 5; ^cü^- öt, 1 und
änderet.
3^
36 Barth, Zur KriHk und Erklärung dss Ditoans Hddm T^s.
tischen Stämmen &aut und Gadlla Bezug, wohin wohl auch das
interessante, aber nicht in allen Teilen klare, oben erwähnte Ge-
dicht S. fr — ff gehört Vereinzelt erscheinen auch Gedichtchen,
die den I^fttim nicht zum Autor, sondern zum Gegenstand haben
(z. B. n® LH). — Der Zusammenhang und die Aufeinanderfolge
der Verse in den einzelnen Gedichten ist oft sehr lückenhaft, selbst
im Verhältnis zu anderen vorislandschen Poesien. Wo parallele
Becensionen in anderen Werken vorliegen, zeigt sich durch die
Variationen in denselben häufig genug diese Ünzuverlässigkeit in
der Anordnung. Man beachte nur beispielsweise n' XXVIH, wo
Ys. 2 ursprünglich nicht hinter 1, und Vs. 3 weder hinter 2 noch
hinter 1 gestanden haben kann; oder n^ XXXVII, wo die 4 ersten
Verse ein ähnliches Verhältnis zu einander zeigen, oder n*^ LX, wo
die falsche Stellung der Verse den Herausgeber, der sie nicht
daraufhin untersuchte, das ^anze Gedicht irrtümlich für spät und
unecht halten liess; s. unten.
Besser scheint es äusserlich hinsichtlich der Echtheit zu
stehen, die bei einer Anzahl der Gedichte durch den persönlichen
Inhalt gestützt wird^), so in Gedicht XXV, vgl. Vs. 3; XXVH,
vgl. Vs. 9; XXIX, vgl. Vs. 8; XXXI, vgl. Vs. 11; XLIV, vgL
Vs. 1 ; n^ VI, LX, LV und eine Eeihe anderer. — Aber da Qätim
einmal der klassische Dichter der Freigebigkeit und Gastfreiheit
war, so ist anzunehmen, dass man manche herrenlosen Verse ent-
sprechenden Inhalts auf ihn zurückführte oder auch Verse, die diese
Tugenden verherrlichten, auf seinen Namen hin dichtete. Manche
erweisen sich durch islamische Gedanken als unecht, wie XXI oder
«O J
der Vs. S. Iv, 5 mit ^^UiO, M, 17; vgl. darüber unten. N^ LIX
kann wegen der in ihm ausgesprochenen Gesinnimg nicht dem H&tim
angehören^. Allen diesen Fragen hat übrigens der Herausgeber
keine Besprechung gewidmet; mindestens wäre dies hinsichtlich des
inhaltlichen Zusammenhangs der grösseren Gedichte zu wünschen
gewesen.
Es braucht nicht erst gesagt zu werden, dass gegenüber Hassouns
Publikation diejenige von Schulthess einen starken Fortschritt dar-
stellt und seine Bemühungen upi die Sammlung des Materials und
Anbahnung des Verständnisses Dank verdienen. Die ihr andererseits
anhaftenden Mängel, die z. T. auch in der unzureichenden hand-
schriftlichen Grundlage, z. T. darin ihren Grund haben, dass Schu.
für seine arabistische Erstlingspublikation einen dichterischen Autor
gewählt hat, mögen es bei der grossen Bedeutung dieses Dichters
erklären, wenn ich im folgenden gebe, was ich zur besseren Ge-
staltung des Textes oder dessen richtigerem Verständnis beitragen
1) Selbstverstfindlich soll dies nur von den Gedichten im Gtnzen, nicht
von Jedem einseinen Vers gelten.
2) Nor Muhädarät nennt Hatim als Autor; (j&hiz hat es anonym.
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans J^dtim Tejjs. 37
zu können meinte. Es bleiben natürlich noch eine Beihe von z. T.
sicher verdorbenen Stellen, bei denen Schn.s Text zwar nicht be-
friedigte, ich aber in Ermangelmig anderer Handschriften nichts
besseres bieten kann.
Ich gehe nun zum Einzelnen über,
r, 14 (Lobgedicht auf die B. Ziftd):
Mit Unrecht folgt hier Schu. der Erklärung im Diwan (i**, 1) selbst:
»ihre Mutter ist eine züchtige u. s. w.* Welches Lob läge für
die B. Zi&d darin, dass ihre Mutter im Winter etwas zu essen hat^)
und dass sie nicht als Buhlerin gilt? Das passt aber sehr gut auf
ihre Nachbarin. Diese wird nicht für buhlerisch gehalten, d. h.
die B. Ziad halten sich Nachts von ihrem Hause fem (vgl. a, 2;
!v, 17; M, 17. 18; fA, 12, gam. 197, 3 u. s.) und schonen dadurch
ihren guten Buf ; sie hat auch im Winter zu essen, weil die B. Ziäd
auch in dieser Zeit der Not für ihre Nachbarin sorgen, wie z. B. To , 2Q
bis t**l , 1 von Hätim gerühmt wird ; fremden Wanderern gegenüber
ißt dies ja eine oft gepriesene Art der Wohlthätigkeit.
r, 4. Statt »g^o^ 1. ^^^Q*^ oder ^ g^ö«^ , ebenso Z. 15 statt
jn^Äbo 1. Aj"^^^^ — Z. 7 ist die Änderung des handschriftlichen
B^U» JuL3^3 in JuLä schwerlich richtig; denn Kamil 129, 21
hat dafür 'J^] o'^s^yi iJbö . Es ist also wohl JjLä in Ordnung
und in s .L»^ , wie schon Thorb. vermutete, das Korruptel zu suchen.
^ " ** ' '
f, 12 («dass er mit Kleidern versehen, geehrt werde**) Jb4-^»,
nach Schu. »und (mit Wohlthaten) beladen werde". Schreibe J-t^^
,und auf ein Reittier gesetzt werde", vgl. «üLi^^t^ Z. 14, «5üL*>l ,y\
^-oü ^^ tt, 12; Qor. 9, 93 u. s. — f, 14. Das Schimpfwort
^,,LJU Lj, das Schu. unverständlich geblieben, ist ( .^L«Xe) .^UJU La
.0 Gemeiner- = 1^ L. — f, 22 ^ls> 'lj> ^l^ ^y. Up- Jüü
mit Übers. „Beiden ist nun der beste Hfttim versagt" 2). Dies ist
1) Weder „haushälterisch, sparsAm", noch „wohlthätig", was Schu. 12, 7
als Erklärung; versucht, kann das bedeuten.
2) MUsste nach Schu.s Übersetzung yf^^ sein.
38 Barth, Zur Krüäe und Erklärung des Diwans ^dtün TIßjjs,
» » »
sprachlich, da «^ kein ^ regieren kann, ebensowenig möglich,
wie inhaltlich. Es liegt das Juy^uil ^ Tor: „Beiden ist in (der
Person) l^&tims (zugleich) das Beste des H&tim abgesperrt*, d. h.
indem sie nicht zu 9. zu kommen wagen, ist ihnen auch sein ^U^',
auf den sie Anspruch hatten, verloren. Schu.s Gitat E&mil 131, 17
hat er selbst bei der Übersetzung ausser Acht gelassen; denn dort
ist gerade gesagt , dass ^l^- j*.s> so viel als i^jLsi \^^\ tA^'
sein kann.
ö, 3 ^t jäj ^jiuaJLJ JLäj ^^ y^J^> ^^r Übersetzung „unter
raswan versteht man, dass . .• liegt eine fehlerhafte Textgestaltung
.»L^«*Jl zu Grunde, die im Arab. selbst, nicht aber in der Über-
Setzung, richtig gestellt worden ist. — c, 18 vi5oL-y^. . . . U^ ;
lies w^Laa.^. als -^^1 ^^1,^.
^ , 7 ff. In diesem Gedicht ist von Z. 12 das erste Hemistich
Dublette von Z. 10*, das zweite, was in den Noten schon be-
merkt ist, von Z. 14^, der Vers also nicht echt. — Mehreres ist
von Schu. missverstanden: Z. 7 ^ääJ! i^tfLÄ^i^ -ääJI \J^ cV^-5
soll heissen „ich lebe in bescheidener Armut und haÜe es mit Oe-
nügaamkeit So vokalisiert würde es aber nur bedeuten, ich und
die Genügsamkeit haben gemeinsam an etwas drittem Teil. Lies
JJtl\ ^yiä*j^ „im Reichtum aber Einer, an dem (die Anderen)
teilhaben **, wie y^\ yfiJÜMw« Qam. 325, 6; ySjÄA^ in derselben
Art gebraucht, wie es ein Homonym bezeichnet m y6yi^ »Si
ö-yi^ ttfj'j*^. — <5? 11 '^y^ lT^Ij ^LJt Jju «^ J^. Das hdschr.
jy.,'^!^ ist nicht richtig, weil er erst nachher, eben mit iJyo, von
der bisherigen Schilderung der Freigebigkeit auf die seiner Tapfer-
keit übergeht. Es passt nur das 0^|^ des G. — *1, 10 Well-
en O « G O
hausens Fassung des jLiad = Juas und Z. 12 JLiü = JJü in
der Pause ist gewiss richtig, vgl. ^^J^ -xc für Jv^fr, 1 und
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans ^aUm T^s. 39
^L^t U für v-ji,^! ti Agh. XVI, 103, 2 *) u. o. Es hatte aber auch
in Z. 14 ^jl ^ J^^> L« JJ^ /*4^ iy-4i>t^ nicht übersetzt werden
dürfen ^ich nehme Euch alles ab, was mich bedrängt^ was auf diese
Art nicht ausgedrückt werden konnte, sondern: ich trage statt
Euerer alles, was in einem Notjahre (= J-t ^) eintritt". — *1, 15:
jJUJ Jt JUxIi :5l LV'iii »)V >JÜ{ JjLe *.4] ^ U, soll
bedeuten : ^Nie hat man ihm etwas Bitteres angethan, dass er sich
dessen erinnerte, sondern es ist alles sein Hang zum Geiz". Der
Vers ist missverstanden. Lies JUäm).! und übersetze: „Es giebt
keiaen Gemeinen, über den jemals Bitteres gekommen ist, ohne dass
er sich (hierdurch) dem Geize zuneigte*. — 1, 17 Jj^f äJLäJÜj
,JLsA ^L3-b I m'"-^ i-r*-* • Schu.: „Mag der, der einmal mit Geizen
angefangen, dem Geize weiter leben", statt „die erste (Bethätigung
m
Ton) Geiz erscheint dem, der geizig ist, anständig" (ygl. v,.^ Iv, 14).
Dies Hemistich lässt eine Fortsetzung über die zweäe Bethätigung
des Geizes erwarten, wie sie in dem Vers aus Bu^turls Ham4sa,
den Schu. S. 17, Anm. 4 schön nachgewiesen hat, sich findet. Aber
gerade diese Antithese fehlt bei uns. .Der Vers, sonst' in keiner
Becension unseres Gedichtes überliefert, ist gewiss ein späteres An-
hängseL — t, 19 aÜJ vW; ^^^ ^ ^^j...^j^ ^*"^ ^^^^ i»®^
war ein Zeitgenosse Muh.s" (Schu.) bedeuten; hinter s\jj\ wäre
vielmehr .L«j oder dgl. einzuschalten.
V, 6 „Manches Schmähenden Wort hörte ich und sprach ^y«
v._TuVflJlf*7 von Schu. übersetzt „geh weg und weiche von mir'^.
f ^ » m » ^ O
Aber Jüü, das = L^ und ^j^j93 ist, müsste ^ regieren und
seine Bedeutung wäre unpassend. Lies ^JuiÄftili ^j^; denn sXsu
*Jii\ ist s. V. a. ^:L:>.. »Geh vorbei und lass mich hinter dir!
1) Es mögen bSer WiUkÜrliehkeiten der Abschreiber vorUegen-, denn es
finden sich In denselben Gedichten auch AbschlQsse mit blossem Ji z* B.
*1, 11. 16. 17.
S) 8o hat schon WeUhansen richtig verbessert.
40 BärÜif Zur Krüik und Erklärung des DitoauB Hdtun TijJB.s
= lass mieh ungeschoren I* Diese Herstellung wird durch einen
Parallelvers in 6 (Noten S. 87, Z. 9 v. u.) direct bestätigt:
V, 8. Weder Juu»*<JLj des Codex L, noch JuJLjL scheint einen
brftnchbaren Sinn zu geben. — v, 13. Statt .xAa«. 1. aäJL». — v, 16 :
Glied » übersetzt Schu. nach Wellhausen (Nachträge zu S. 18):
„Ich dringe auf meinen Gast nicht mit Worten ein, wenn er des
Nachts zu mir kommt*. Aber ^ibüt ^J 0.3 = ^^ ot: kann hier
nicht vorliegen, weil dieses nicht den Accusativ der Person regiert
und andererseits ein ^ der Sache notwendig nach sich haben müsste»
Es ist das \^.\ , das mit ^^^ erklärt wird^) (Qam., TA.). „Ich dränge
meinen Gast nicht fort, wenn er des Nachts zu mir kommt** ; dazu
passt gut b: „ich nähere mich ihm aber auch nicht, so lange er
sich (mir) nicht nähert*, d. h. ich bin ihm gegenüber weder ab-
stossend noch aufdringlich.
A, 3. Hatim erzählt vor s. Tod s. Kindern: cX^t J»t ^^
»•^mu vJLd ^ Bs^^ JLä ^. Nach Schu.: „Nie ist Jemand von
meiner Seite schlecht behandelt worden oder hat etwas Bösea von
mir ausgesagf^. Die drei letzten arabischen Wörter sind miss-
verstanden. Gemeint ist: „oder er (Hatim) hat statt H^j^mo das
Wort i^y^ gesagt; ein tty^ vJ'«-* »Böses sagen* giebt es nicht —
A, 13 — 14. ^».A/to d^ o^ l£Ji*.»J ,.L4.^-JÜ ösLLL Ju^. Schu. „und
die andere (Hand) schänkt Gift ein, welches sie vor jedem Unrecht
schützt*. \ g*^t.? kann schon darum nicht richtig sein, weil das
als Subjekt gedachte *U^ als Plur. frct. Feminin wäre. Aber auch
L^ als Objekt giebt einen kaum erträglichen Sinn. Ich vermute,
dass u^f't" einzusetzen und „die Hand* Subjekt ist: „Und eine
(den Feinden) Gift einschenkende Hand, die dich vor jedem Schaden
1) Wenn nach Freytag der Infinitiv dieses Verbums im Qam. Calc. mit
ÄjJLu, im türk. Qam. mit i^j^Äaj umschrieben ist (auch TA erwfthnt beide LA),
so wird beides auf äjwÄJu BorficksnfUhren sein.
Barthy Zur Krüßs und Erklärung des Diwans Jffdtim Tejjs. 41
schätzt*. Der Text in nnserm Vers ist ohnehin schlecht über-'
liefert und die Emendationen ^^.^ (Wellhausen) , juoLmj (Nöldeke)
durch den Zusammenhang als notwendig erwiesen. — a, 16. 17.
*JuiJl iOJ j «5JIL» . . . Ju>l ^ r\^P^ ^ ^ Übersetzt Schu.
«Keinen haben die nächtlichen Wanderer ... so berühmt gemacht*^
statt nNie haben die ... . einen Deinesgleichen Nachts aus dem
Schlaf geweckt *" ; t^Ju^l L^ ^Ju£ ^ jt^ vS ^^^^ «ohne Ab-,
sieht und ohne es zu wollen**, sondern „sowohl in dem, was sie
nicht beabsichtigten, als in dem, was sie erstrebten** d. h. mochten
sie nun mit oder ohne Absicht an Dein Haus gelangt sein. Endlich
die Beschreibung der Wintemacht: jJL^! l.|J^-^ L-**^ ..>L^ 1^ 1^35
meint nicht mit Schu. ,wenn vor ihrer grossen Kälte die Batit
ansgetrocknet war*, sondern „wenn der harte Boden durch sie
trocken ist**. So JJL> „harter Boden** N&bi^a 5, 3 = Ibn Ja*is
265, 4, während die Bedeutung „Haut*, die an sich hier nicht
passt, von JSikkit bei 6auh. dem Wort ausdrücklich bestritten wird.
— A, 20. Statt iJü lies ijj.
*l , 1 «Jü Jt . . . jljJl-J \i>w*-»<i^l3 ist ein Korruptel, das ich aber
nicht zu verbessern vermag. vi^wm^aäSI, an das man gerne dächte,
regiert den Accus., nicht \^,' — *i, 2. Die Teztänderung J^!'
7y^^ statt des handschriftlichen .... Jjöl ist falsch. Es ist jjü?
als Accusativ des Elativs Jjöl, Apposition zu vrf5üLi^, a, 17, bei-
zubehalten. „(Nicht weckten sie je Einen wie Du) der den Hunger
(seiner Gäste) mehr tödete**. — i, 3. 4. 7. Der Schluss dieses
Gedichtes ist schwierig. Er hat wohl in der Überlieferung und
noch mehr in der Übersetzung gelitten. Z. 3 „Man weiss es und
die Kessel wissen es** j Ja^ j'j*'' lH*-»*«'^ • Schu. „und der die
Schwertesschneide entblösst**. Was soll ein solcher, der auch in
der Übersetzung zu Z. 4 wieder erscheint, hier, wo gar nichts über
ihn ausgesc^ wird? Da in Z. 4^ von dem Zücken der Schwerter
(s. Z. 6) gesprochen wird und diese in Schilderungen wie hier dazu
dienen, die Beinsehne des Kameeis zu durchhauen, so denke ichy
42 Barth, Zur EriHk und Erklärung du Diwan» J^dHm T^s.
dass mit obigen Worten das Schwert bezeichnet werden soll «und
das (Schwert), dessen Spitze aus der Scheide gezogen wird (vokal.
J^^X^iiM^), das eben verlaufende*^). — Z. 4** übersetze: »Du nicht
länger zögerst als {Du Zeit brauchst) das Schwert aus der Scheide
zu ziehen«. — Z. 7: JJuJ! sju\jal\^ wyü' xäjI^ ^^^äL1jT«5Ju ^
von Schu. übersetzt: „Bei deinem Besitz unterscheidest du das, was
von ihm neu erworben ist, aber das Neuerworbene ist zugleich Alt-
ererbtes''. Das Letztere wäre sehr mystisch, aber auch das Erstere
mit dem Text in keinen Einklang zu bringen. Ich glaube kaum,
dass der arabische Text in Ordnung ist; das zweimalige wAjIJ^ ist
verdächtig; die 2 letzten Wörter gäben etwa denselben Sinn wie
und „das Schwarze ist weiss*. Nur als Vermutung möchte ich
folgendes vorschlagen:
„Von Deinen Kamelen, deren [Fleischteile*)?] auserlesen sind, wissen
es sowohl die neuerworbenen als die ererbten". Asyü entspräche
dem h^^itCi in Z. 8. — 1, 10 LnaJLt ^^^ „kehrte aber wegen
Mangels an Proviant zurück* (Schu.) ist nicht wahrscheinlich, weil
Ham. 635, 10 dafür \JSaJsJk %^^ hat, was Thorbecke a. a. 0.
704 auch hier konjicierte. Da aber ^jak^ so viel wie Oift:>t be-
deutet „sein Vorhaben nicht erreichen*, so ist wohl LaiLw« oder
LoÄJL^ zu lesen. — i, 13 LJb L> \S:kio^ nach Schu. „und
dann einen unansehnlichen Stamm trifft*. So despektierlich kann
*Ariq von seinem eigenen Stamm (Ham. 759 M.), den Tajjiten, zu
deren Gunsten er hier eintritt, nicht sprechen. Vielmehr „und
dann einen nahe wohnenden Stamm triflFt*. — 1, 18 Uaä ist hier
nicht „einen Gast*, sondern „Gäste*, was es ja ebensogut bedeuten
kann; vgl. ^sLytol S. |., 1.
ö a >
1) ^^JaA sonst von der Lanse, Ham. 189, 1 vom Panzer, scheint vom
Schwert auch IHisAm 517, 4 ▼. u. gebraucht, vgl. Z. 3 v. u.
2) Vgl. iJBuJo „Brustmuskel" Zoh. 8, 27 ; \J^\Jo beim Pferd Mfddl 20, 62
nach dem Schol. t. BQckenmuskeln. Eigentlich „Fleischstreifen".
Barths Zur Kritik und Erklärung de$ Dwam ffdUm 2ejj9, 43
!., 8:
mit Übersetning «verbirg mir meinen Kessel nicht, wenn ich damit
gekocht habe*^^). Lies L^x^gub (wie das tafba^ina in b erweist);
das JL& ist von |»|p» abhängig. «Verbirg, wenn Du in ihm kochst,
meinen Kessel nicht (vor Fremden, Gftsten), sonst ist mir, was Du
in ihm kochst, verboten'*. — f., 12. In den Worten \>^\aaj\ iJj^
tLo ^^y^^ '^J^^?^^ rr^ ^]y ' ^® ®^^^ ^® in L , so auch in G
£nden, steht ^ly an falscher Stelle; es gehört hinter ^LmJ, wo
es auch im AgL richtig steht
n, 4 Statt ^^Lä vlj't^ lies entweder \lj3 L/l^ als Oh&l (wie
Agh. XVI, 101) oder es ist yfi^ vorher einzufügen, wie in G, s.
Noten S. 90. — U, 8 L^Uä HjaAjlSI Oj^i*^ ist nicht «der Un-
9 « oS
gerechteste und Schmfthsüchtigste vom ganzen Stamme**, was Jlnm^-!
<^XJ^] . . . hiesse, sondern «Einer, der den Stamm viel befeindet und
schmäht*.
ir, 2. Statt vi5^J^! 1. u5^uM^t oder ^J,^,^. — Z. 4/5. Dies
Oedichtchen hat nach Schu.s Text und Übersetzung gar keinen Zu-
sammenhang mit dem unmittelbar Vorangehenden, der Schilderung
Ton Saffänas Freigebigkeit, für die es doch als Beleg beigebracht
ist jüIäm Oj^3> wiü'de nicht bedeuten «ich redete mit S.** (Seh.),
sondern «ich erzählte S., gab ihr e. Nachricht*. Ich lese:
^^^ fJ e)> LTA^' rf^ tP ^^ *^^ ^J^
^P yjß^ l5^'3 er* c)^j
^
,Man hat mir erzählt, dass Saffäna [beim Wegschenken ihrer
Kamelheerde zu deren Führer] gesprochen: eile hinweg und mute
den Kamelen, obgleich sie ihren Trunk nicht bekommen haben, (den
Weg) nach Bamm4n von Wlidi'l Qora in 4 Tagen zu (damit Dich
1) Hier wie mehrfaeh ist es Schu. fremd, dass das Perfekt nach 13!
nicht mit deutschem Perfekt flbersetzt werden darf.
9) 80 Termate ich ffir das schon yon Sohn, verworfene «Jp\Aj.
44 Barthy Zur Kritik und Erklärung des DUoana J^d«»?» TejJM.
meine Angehörigen nicht einholen)!" — !f, 7. ^^jJt ^c^^^ j^' ^^
wlaj fdy> Schu.: „auch nicht die längste Vergangenheit, die . .*
Da es aber ein ^fjiS j^äjLo = „lange Vergangenheit* nicht giebt,
so ist mit Agh. ^^Ut <^r!^ zu lesen. — if, 10. JJ J^*^-»« ^'
Ju:o1ju JLo von Schu. falsch gefasst als „Wendet sich mir denn
kein Weg zum Besitztum zu?"^) statt „Giebt es denn keinen Weg
zum Vermögen, das mir entgegenkäme?* Ebenso ist Glied h zu
übersetzen: „Wie das dauernd laufende Wasser eines Thalbeckens
(einem Wandernden) entgegenläuft*. — Z. 11:
^ .bÖf Jy ^ JJ Jjri ilÄ iy.^ 0^ ^ ^yU{ ^5
Schu.: „Hilft mir nicht ein Glücksfall gegen meine Freigebigkeit
(Anm. = gegen die durch sie erlittenen Verluste) und bringt mir
nicht meine Verarmung das von mir Gespendete wieder zurück?*
Da aber s, ^ JU: jJLß^ bedeutet „er half ihm tn (der Ausführung)
e. Sache* nicht „gegen e. Sache*, so liegt der entgegengesetzte
Sinn vor: „Wird mir nicht zur (Vollbringung von) Freigebigkeit
durch Reichtum geholfen ? Aber auch meine Armut wird die Frei-
gebigkeit meiner Hände nicht zurückdrängen*. — |f, 13, 14. Dass
das blosse loi ein scharfes adversatives Verhältnis in einem Vorder-
satz einleiten könnte, wenn die angeblichen Gegensätze „Du . . ich^
nicht durch ein besonderes Wort, wie Harn. 132, 3, ausgedrückt sind-)»
halte ich für ausgeschlossen. Von Z. 13 führt keine Brücke zu
Z. 14; zwischen beiden ist m. E. mindestens ein Vers ausgefallen.
Vs. 13 ist, abweichend von Schu., zu übersetzen: „Wenn Du sehr
reich und angesehen bist, so zerstösst man dir überall Gewürze für
Deine Speisen*. In Vs. 14 ist ^•Jw^.Äjb ;tL|5 schon von Schu.
mit Recht angezweifelt ; ich vermute dafür . . . «JüU , das dem Zu-
sammenhang durchaus entspräche: „(aus dem Brunnen geschöpftes
o «
1) In diesem Fall wfire — von Anderem abgesehen — kein . fA^J ^
o
• MuLjpJl hier möglich.
2) Im Nachsatze wird bei Dichtem in Selbstschilderangen bekanntlich öfter
mit t3l = i^wenn, während Andere . ." ein Gegensatz gebildet.
Barth, Ztw Kritik und Erklärung des Düeam HdUm T^. 45
Wasser aber löscht mir den Durst) nnd ich muss mich mit un-
gepfeffertem rohen Fleisch begnügen^,
!r, 5. ^^f5;i^ Ol^tj '^^^\ ^ßo\ stfUi" Jüü . Wieso dies Schu.
übersetzen kann : ^Ich habe den Leib stets zusammengeschnürt und
tn. Lusi zum Essen unterdrückt, ist nicht zu verstehen. Lies
^Ä^ und übers. „. . . . während man das Essen begehrte *".
Übrigens ist die Var. LiJ\J! ^^\h ^Jii\ jUi^^ ^t^ , die von
einer Reihe von Zeugen gestützt ist, gewiss besser. — Z. 6:
^ ^ir^t viy *i Jjj^ Jjü j-^jj ^.js \j,^ js\j^
Schu. unrichtig: «Niemals habe ich, wenn einfarbige Finsternis der
Nacht die Hügel bekleidete ... .'^j als ob das zweite ..iS [a eine
nichtssagende Wiederholung des ersten sein könnte. Die Bemerkung
des Schol. ^r ajVi Lo ist von ihm nicht erwogen worden. Lies
^jfuX* und übers.: ,Nicht ist das bei mir, was (sonst, bei Andern)
zu sein pflegt, während der Schleier*) der Nacht einfarbig über den
Hügeln lagert«. — r, 7b. ^ypl JÜLT^ ^t^ü uJT Jöj. Schu.
«wenn die Gestirne untergingen und verschwanden*. Gemeint ist
vielmehr, „wenn ein Stern unterging, andere aber hervortraien
(JjAÄ.t = ;tftj.l, z. B. von der Sonne).
tf , 8. Das aufgenommene ^jJSI^ ist unmöglich, das tJSl^ von
Agh. XVI, 102, 9 notwendig; es steht dem \^M Lo von Z. 7 gegen-
über. — If , 10. !^li> LJ Jyü .... vI^Jj bedeutet nicht „gäbe er
mis e, guten Rat* sondern „spräche er doch Gütiges zu uns". —
*
In Z. 11 stimmt Agh. mit G in L-ä, in Z. 14^ ebenso Beide in
Xj jl Xjo \S\ zusammen. Einer so schlechten Handschrift wie L
gegenüber dürfte das entscheidend sein. — |f, 12 ... iJul ^Ju»
St-*J| 0*JL> Schu: „Gott möge . . die Gebiete der Fürsten tränken ''.
Das unbestimmte „der Fürsten", schon an sich unwahrscheinlich,
1) So vJ$l»« uch IHilam 827, 7. — Zum Bild vgl. auch unten H, 3.
46 Barth, Zur KrüÜG und Erklärung du Dmane ^düm T^.
ist hier in einem direkt für Q&rit b. 'Amr bestinunten Lobgedicht
unrichtig. Lies mit Bekrl 440 (s. Noten 94) hLmJI ^y^ «^^^
V
Süden von aS-Sar&t (in Syrien), im Oebiet des H&rit gelegen.
— If, 15. jio^ y^ ÜUjuto ^ LuX ^ i^ heisst nicht »ich werde
kommen als Edler, nicht schwächlich*^, sondern „ich komme zu
einem Edeln, der nicht schwach und engherzig ist** (vorher in
Glied * redet der Dichter sich selbst an „freue Dich und sei be-
ruhigt"). — If, 20. fSXxfjJo ^ y^yJP\ yj^\ \jA "U Lies ^
^«jCäjiaJLo mit Agh.; vgL auch ^«JuuUu^ ^ des G; denn man sag^
jJcäaJuö ^ Agh. n 198, 15 oder wuLuo ^^ jS^ Tab.. HI 119, 15
„sie, bezw. er haben von ihm Wohlthaten empfangen". — tf, 21
^4>Xm^ L5!y* c5^ ^J^ -/*' O^ k^»^ vä;^.^ \Ö\ LkX^ ^y\
Schu. : „Begierst Du über 'Adl, so gehört doch ihr Gebiet zu öant,
so viel man sieht und hört". Es bedeutet jedoch: Siehe die ^Adi,
wenn Du sie in Deiner Gewalt hältst, stehen den öaut so nahe,
dass man sie bei ihnen sieht und hört", d. h. ausserordentlich nahe.
Die Glosse in L, die das ausführt (S. 95), ist vom Verfasser miss-
verstanden.
nach Schu.: „Kommst Du aber auf einem sich im Lauf ausstrecken-
den Pferde daher, so wirf die Pferde über den Haufen . ." Ge-
wiss MTÜrde aber das Pferd des Härit dem feindlichen Heer (das
ist hier J^a^) keine schwere Niederlage beigebracht haben. Übers.
Kommst Du mit einem langgestreckten Heer einhergezogen". So
\ , vom Langgestrecktsein eines Reiterzugs Ham. 73, 2 ; 101, 2.
ö
— lö, 15. J^:»^ LjJU «^töj cUaj. Schu.: „Auf einem Hügel, wo
man Halt machen kann". Hier ist L^JU übersprungen. Übers.
„Auf einer Anhöhe, und das ist die Stätte von jener (der könig-
lichen iUä Z. 14). — ^0, 17. Bl-i^l vlwi.t y sLu^ mit der Übers.
s -
„wo ich keine Anfeindung fürchte". Da es ein Nom. verbi H?ii>
Barth, Zur Krüik und ErJdänmg des Diwana Jf&tkn Tejjs. 47
nicht giebt, so lies ütjj^l «die Schmähenden", was auch mit der
Variante »JuJl in G stimmt.
n, 5. .;L|j v-jLofliy kann wegen der Plorale nicht , einer
grossen [Kamelin] gleich einem Hügel'' (Schu.) bedeuten, yielmehr
«welche (weissen K.) gross waren wie Hügel'*. Wieso JIÄ-J »um
zu durchschneiden'* sein soll, ist mir unerfindlich; ich halte einen
Fehler für vorliegend. — Vor n , 7 muss ein Vers ausgefallen sein,
der den »Kessel'* einführte, der nun Vs. 7 — 11 näher geschildert
wird. In Vs. 7 ist weder Schu.s Text
haltbar, der nur auf die unzuverlässige Handschrift L hin im Gegen-
satz zu G, TA, LA aufgenommen ist, noch Schu.s Übersetzung dazu :
«ein Kessel aus aS-Säm, den weder der Koch, noch der Schutz-
flehende tadeln** mit jenem Text vereinbar. Statt yj^^ iJ bieten
alle Zeugen i^L>vXl, welchfes mit 5^^j>. erklärt wird, vorher
(Äi=Uj; in ^ hat Lis.-A. ^. Der so herzustellende Text besagt:
,ein Kessel aus S., der nie verwendet worden zu ordinärem Braten,
noch in einer Weise, die den Tadel des befreundeten Gastes er-
regte''. — n, 12. (,0 wäre doch der Tod über mich gekommen'*)
yj> sj^\ ^ j^ i^^* "^^^^ ^^^°' ""^ *®^ Nächten, wo
Haj) sich in den Gebieten von Ch&mir niederlässf* statt »wo der
Stamm (dieser meiner Geliebten) in Ch. sich niederliess'* (und noch
nicht, wie jetzt, fortgezogen war). Hiemach ist auch Z. 13 zu
übers.: ,rn den Nächten, wo mich die Liebe rief und ich ihr folgte**.
— II, 15. (»Manche Wüste habe ich durchwandert mit einer
stampfenden Kamelin **)
von Schu. übersetzt »die lief als gölte es einen starken mit dem
iSchwanz schlagenden Hengst abssyAJOmren* . Lies vAJiXj und übers.
,(die so erschien), als ob ihre Sattelriemen (Hut. 10, 14; Aljtl.
186, 3) aufgebunden wären einem starken, wedelnden Hengst**. —
n, 17. "^ \a oli » -dÄJ J^yCi %. Schu.s irrige Cbers. ist z. T.
48 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans ffaüm T^.
von Wellhausen richtig gestellt. Aber dftSi ^m L« bedeutet nicht
„wie steht es?", sondern „was hat er (5&tim) da gethan!** Dazu
ist 18» die weitere Ausführung: „Sage es auch nicht von 'Vermögen,
das ich preisgebe!**
Iv, 6 („0 wüsste ich doch-) jJ^yj ,c^1 L^ ^lj> ^5^
Sehu. : „wie es den B. T. geht", was schon wegen des vernach-
lässigten L^ ausgeschlossen ist. Übers, „wegen welchen Zustands
die B. T. hineingeraten sind (in e. vj»j> oder in e. Land oder dgl.).
Dieser Teil des Gedichtes beginnt abrupt; das Beziehungssubstantiv
zu L^ muss in einem jetzt fehlenden Vs. gestanden haben. — W, 17.
v^L> 3'U' L^A-^I nach Schu.: „um sie zu grüssen, wie wohl
sonst einer". Übersetze „wie ein Anderer, der von fremd her kommt".
U, 3. L^U^ iV^^^ i^l-^W ^^ ^^ Schu.: „ich bin nicht
geschäftig mit dem Zipfel ihres Halfters", während es bedeutet:
„nicht eile ich mit dem überhängenden Teil ihres Zügels", (die
Kamelin vorwärts reissend), damit sie u. s. w. — \h^ ^ (welcher
Vs. übrigens ohne Zusammenhang im Gredicht steht und bei G wie
in dem Fragment der Ham. fehlt) ist zu übersetzen: „und der
schlimmste der Armen ist der, dessen Sinn nur dahin geht, sich
mit Frauen*) zu unterhalten und seinen Bedürfiiissen nachzugehen". —
U, 17: IJjuA^ ^yJ^ ^^O^ ,ct^' ■ sii^ÄÄ^ Uä» ji^ Ui ry-^'-^
nach Schu.: „handle schön! Einer Wohlthat haftet durchaus keine
Schande an, wenn man damit Ahnen wieder lebendig macht und
mit ihnen wetteifert". Aber Lc L« ist unmöglich, da es ein L«
^j^mJÜI jLij nicht giebt. Ist sonst richtig überliefert, so ist .Lc ^
zu lesen. Femer ist \^y^% , das Wellhausen (S. 32 , Anm.) ver-
1) Die Deutungen ,,sich selbst genügende" oder, wie Schu. noch zur Wahl
giebt ,^elbstgef!Ulige" Frauen für ^|^ beruhen auf etymologischen Küniteleien
• der Araber , um das Wort mit den bekannten Bedeutungen von JL^ in Zn-
sammenhang zu halten. Es ist aber schwer zu sagen, aus welcher der ver-
.schiedenen Bedeutungen es sich herausentwickelt hat.
Barths Zur Kritik und Erklärung de$ Diwans J^dtiin TeiJ9. 49
* 9 ^ i O >
mutungsweise = (^jL*Ä9 setzen wollte, vielmehr = ^^jaj^; vgl.
die Verbindung v^.^uaJt ^^ bU (Lane). Also ,du machst (durch
dies Wohlthun deine) Ahnen fortleben und machst sie rein (von
Makel). — fA, 10. IJuJl^I ^«AxLm ^ ^r?^b ^^^ nicht mit Schu.:
«und [ich bin] von den ackarfen Kanten meiner Vorderarme ge-
schmerzt **. Das ^ könnte an sich den Ursprung angeben: «ich
empfinde schmerzlich von meinen Händen her das Eisen*'. Da der
Dichter aber nicht gefesselt ist, so liegt Ju-ääJI ^^ vor: „ich
empfinde schmerzlich in meinen Armen das Eisen", d. h. ich liege
auf meinen Armen so schmerzlich hart auf, als wären sie Eisen. —
Ia, 12. \s\jiaj UL*. ^ll'i ^Ji:j^ Schu.s Übersetzung «bis er mit der
Zeit einen gewaltigen Vorsprung gewann* liegt die Meinung zu
Grunde, dass J^|t>' hier ^aUmählig etwas Avn^ bedeute. Das ist
aber nicht der Fall; es ist = , voraneilen* ; vgl. Kftmil 177, 6,
IHiS. 866, 10, wie auch J^^gtV = LyJSCi Mf441, 25, 30; ^!^ =
^»jJÜ» Agh. XX, 130 M; ^ = »Vorangehen* Zoh. 9, 23. —
Ia, 13. («Wie am Tag des Wettlaufs ein Benner vorankommt*)
tOuJL« I^Lm ^ywJt JLc ^.i von Schu. übersetzt: «der trotz des
Alters ein weit gestrecktes Ziel tiberwindet*. Aber 1) • La ist nicht
»Ziel", sondern «eilender Lauf* Imrlq. 4, 38; Zoh. 3, 7; Lebld
50, 2 (ChAL); 2) ist I^Ci ^J = «ein Ziel tiberwinden* ohnehin
tmmOglich; 3) wtirde man einen Wettrenner nicht als «alt* be-
zeichnen. JLft ^S heisst «hinausgehen über , tibertreffen* ; vgl.
z. B. Hut. 16, 9. ^ ist = «Gleichaltriger* Agh. Xm, 111, 29,
IHis. 915, 8. Übers, also «welches die gleichaltrigen (Rosse)') im
1) ^>y0tt kommt auch «» „Wildstier** Imrlq. 85, 21 (s. Bafalj. z. St.) vor,
was hier immerhin möglich^ wenn auch nicht wahrscheinlich bt.
Bd. LIL 4
9
50 Barths Zur ErttOe und Erklärung des Diwans ^ätun Tejj§.
weitgestreckten Laufe übertrifft;**. — U, 15. Statt L^ya^^ , .
lies die Suhjunktive «.»jpCd u. s. w. wegen des v»^Lil ^li nach
dem Imperativ.
II, 1. Statt ^]! lies ^i\ oder ^;l. — II, 4. J[0 M.> schon
lange dauert unsere Trennung") jXmI] ^^ S l^J^^ *^"
Schu.s Übersetzung: «aber ich habe eine Entschuldigung für Eure
Forderung' giebt keinen Sinn. Übers, «und es entschuldigen mich
nun, wenn ich Euch wieder aufsuche, die Entschuldigungen* d. h.
„ich bin, wenn ich . . ., gut entschuldigt** ; yX^ feminin behandelt
als Flur, von -jJ^ „Entschuldigung** und „Entschuldigender* Bai<].
n, 378, 2; Lane u. d. W. ^J^. — !1, 5 („0 M&wijja*)
>o . y -o.
Schu.: „der Besitz selber konunt des Morgens und geht des Abends,
aber was von ihm übrig bleibt, ist, das9 man von ihm spricht und
seiner gedenkt". Statt dessen übersetze: „der Besitz geht Morgens
oder Abends wieder fort (verschwindet wieder), es bleiben von ihm
aber die Berichte und die Erzählung** (über die mit ihm ausgeübten
Wohlthaten). Die Fhrase ^Ij^ oLc JUt ist auch weiterhin S. fo, 15
missverstanden, sowohl in der urspr. Übersetzung, als in der Be-
richtigung S. 132. IiAp ist hier ö^ j<i; ^,^3 , ebenso entsprechend
t,; vgl. Tarf. 4, 11; ^am. 375, 3; 390, 7. — ü, 7. ^U U J.W
^wwA^i mit der Übersetzung „entweder weise ich unzweideutig ab**.
Lies -. AAf^, parallel mit «JL«. — li, 16. Mit meinem Vermögen, sagt
H., thue ich Gutes, JU^ÜI "i^ JJüüt juIiij ^ Loj. Bas seltene
m i O*
&jjiü^ erklärt die ^iz&na (s. Noten 101 ob.) mit ^uuLoj, wonach
Schu. übers.: „weder die Spielpfeile noch der Wein sollen ihn (den
Besitz) leeren**. Diese Glosse der IJiz. beruht auf einer angeblichen
Bedeutung von- ^c^c, ^e durch Nichts belegt ist Es bedeutet
„etwas frei machen von einer .Sache** (^). . Das passt hier nicht.
Barthf Zur Kritik und Erldärung de$ Diwant ^dUm T^a. 51
Auch der Sinn, dass er für seine Habe keinen Wein kaufe und
nicht Maisir spiele, wäre befremdlich, weil umgekehrt die Helden
sich dieser zwei Verrichtungen zu rühmen pflegen gegenüber der
Knauserei des J^ia^ (z. B. t*A, 13 — 14; Harn. 116, 2). Es liegt m. E.
die umgekehrte Aussage vor. ^c^ ist gesichert in der Bdtg. von
* * ^
iiiji (Laue „1 left if) z. B. Lebid Ghal iv, 1 (wonach auch IHi&Am
940, 2 V. u. ^^ mit Cod. C zu lesen), LebId ed. Hub. n<> 40, 63.
Demnach übersetze ich: „und nicht lässt ihn (meinen Besitz) frei,
unbehelligt das Maisirspiel und der Wein". — ii, 17 (»Ich beleidige
meinen Vetter nicht •*) au^b ^jo^I Jö^ tJ^ lT*^' a^ O^
j^jJt. Schu. : „in Gegenwart meiner Brüder; das Todesgeschick
nimmt ja seine Brüder hinweg". Übersetze dafür „wenn meine
Brüder anwesend sind, während das Geschick seine Brüder weg-
gerafft hat". — M, 18» ^liJt^ «iÜüL^b ÜLo; LUÄ^, von Schu.
übersetzt: „ich bin eine Zeit lang zufrieden gewesen mit Armut
und Reichtum*. Mit dem letzteren sind wohl andere Leute auch
zufrieden. Übers, „wir lebten . . in Armut u. s. w." ^Li „leben"
wie Imrlq. 35, 24, Agh. III, 9, 10 u. ö., weshalb auch L.A. (s. d.
Noten) dafür UAc als Variante hat. — Im Übrigen liegen in 18 h
und 19* Verderbnisse in der Überlieferung vor. 18 b lautet Uf'
j^\^ y^\ hjUi ^ y>jJt mit der Ubers. „wie ja das Schicksal
sowohl schwierige als leichte Tage bringt". Es wäre aber ge^^n
im
allen Sprachgebrauch, dass mit Lii' eine solche reflektierende Sentenz
im Nachsatz eingeleitet würde. Es liegt sicher ein Fehler des Codex
vor für -JJüJ tJJ^. j»Ä9 ist nun einmal die Zeit; inmitten ihrer
Tage sind sowohl ..." 11, 19. Auch dieser nur von L gebrachte Vers
'iJj! U^kj iüüu ti/j ilälcj iLj ^jJt Jjy^' LlII?
ist offenbar falsch. Schu. conjiciert Ua^m^T. Aber die Schicksals-
Wendungen „erwirbt" man doch nicht! Es istr^lpjJ! oj^ Itüü«^
4»
52 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans HdUm Tejjs,
zu lesen, wozu dann auch die beiden Objekte richtig passen: Die
Wendungen der Zeit haben uns bald mit Weichem, bald mit
Rauhem bekleidet. IhI^i und ß wird gerade auch von Kleidern
gebraucht. Dasselbe Bild Tebr. zu Harn. 322, 3. Glied b sagt
denselben Gedanken in einem anderen Bild. Beachte noch , dass
18b und 19* in den anderen Überlieferungen fehlen, 19* also viel-
leicht ursprünglich nicht mit 19 b verbunden war.
t*., 10. Diesen Vers hat zwar schon Abu Zeid in unserem (?«-
dicht Aber das erste Hemistich ist um zwei Silben langer als alle
andern. *Ainl hat den Vers im Gedicht eines Andern, von Andern
wird er mit den zwei vorhergehenden Versen zusammen dem Chimiq
zugeschrieben^). Nach alledem gehört er urspr. schwerlich zu unserem
Gedicht.
o^ « o «
n, 8. statt Li^ lies Ü^. — Z. 12 (nur in L):
^y> vLdPi JyJl ijjh Jb IJ^ iyJU J ^1 ^«5
kann weder bedeuten : „Ich weiss schon, dass einer der sich trennt,
sich zu dem bekennen wird, was jeder Genosse H&tims sagt*' (Sehu.),
noch ist den Worten sonst ein vernünftiger Sinn abzugewinnen.
Ich halte den Text für verdorben. — l*!, 15. (»Edel . ., verbringe
ich die Nacht nicht) «Oij;. Lo J^Ü^b OwXcI. Schu. : „zähle die
Wohlthaten, die man mir erwiesen^ an den Fingern ab**. Es be-
deutet aber umgekehrt „die Wohlthaten, die man von mir erhalten
hat, die ich erwiesen habe* ; s. Ham. 325, 6; Lane: ij-j jJ? „he is
a bountiful person, whose gratuitous gifts people obtain*. — Im
ersten Hemistich jL:>. JuJÜI s:>.ajI ^ ^S ist jedenfalls jL> falsch.
Denn da es Ch41 zum Subjekt wäre, müsste es Ljl>1>- lauten, was
wieder das Metrum verbietet. Man könnte an t^j^ denken und
v^^Au^t vokalisieren : „Edel, lasse ich nicht meinen Gast übernachten,
indem ich . . .* Aber es ist nicht erweislich, dass vom Verhältnis
IM ^ ^ £
ZU einem Gast die Rede ist. Ob vielleicht einfach tjLß J»JJ! v:>^^ ^
1) 8. Sehnlthess' Noten zu uns. Stelle.
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans JEldtim Tejjs. 53
gemeint ist und das letzte Wort dann im 2. Hemistich expliciert
wird? Ohne einen zweiten Codex ist keine sichere Heilung möglich.
rr, 8 b JiSj^ y s\^Xs>i\ ^ ^W. Die Randglosse L ^JSx}^^^
iü^^woo ÄjJLc JuL*^ .^t, nach welcher das Verbum im Vers wohl
passiv gelesen werden soll, findet keine Bestätigung im Sprach-
gebrauch; ebensowenig genügt Schu.s Übers, ^und weiche unter den
Feinden nicht aus**. Es wird *tvXxi^i ^ -i!^ zu lesen sein «und
ich weiche vor den Feinden nicht zurück**. — rr, 11. Uäj-ä »sj^b
,die durch Tugend geglänzt" (Schu.). Lies l^j-ä oder Li^j. —
In |*h, 9 — 11 ist der Zusammenhang von Schu. verkannt, daher seine
Übersetzung mehrfach unrichtig. Z. 9^ handelt von Zumutungen,
die über seine Kräfte, Z. 10 — 11 von solchen, die gegen seine
Ehre gehen. Übersetze daher: (Z. 9) »Ich gebe dem, der mich
darum angeht; zuweilen aber mutet man mir zu und bemühe ich
mich selbst in Etwas, was ich nicht vermag. (10) Ich werde ge-
tadelt, wenn man sagt, Qfttim hat einmal versagt, (wird ja der
Edle oft hart behandelt!) (11) Ich lehne ab [Zumutungen unehren-
hafter Art zu erfüllen] , und es macht mich (sie) ablehnen meine
edle Abkunft und rechtliche Ahnen, die durch ihre Tugend für
edel angesehen wurden". — t*r, 12. ^Ajl^ vXaM lL« fS^SS Ji nach
8chu: »Das ist es, wovon ich Geschenke mache und preisgebe".
Der Text — wenn richtig — würde vielmehr bedeuten: ^so bin
ich infolge meines Verschenkens und Preisgebens" (>ü.JoaIt Lc).
Es ist aber leicht möglich, dass man ^jüjj zu lesen hat: »Ich —
wahrlich dieses ( JLo in Glied ») gehört zu dem, was ich yerschenke
und preisgebe". — rf, 16. Jula^aj^ vokal, natürlich JUia*aLi^.
— rr, 17:
^>ix^ Üt Uj ^. ^ji^\ J<5 v-^LT Üt Uj k3j^ iVb
Das zweite Hemistich ist unsinnig: »Jeder Mensch ist haftbar für
das, was ich verschwende" ist eia unmöglicher Gedanke. Der
\S^\ ist ja ohnehin in unserem Gedicht Z. 12 als eine Tugend
54 -Barth^ Zur Kritik und Erklärung des Diwans Ifdtvn Tejjs,
gepriesen. Unser Yeis enthält anscheinend eine Anspielung auf Qor.
51, 21 ^ CJ^ Uj Jy.1 JJ'; 74, 41 kLp' v^^lru^ ij^ ir.
« " »
Dann wäre in ihm eine starke Umstellung zu machen, wodurch
zugleich sein Sinn vollständig befriedigend wird:
„(Während) jeder Mann verantwortlich ist für das, was er erwirbt,
werde ich belohnt für das, was ich herschenke**). Natürlich kann
der Vers wegen der Anspielung auf den Qoran nicht echt sein.
Die falsche Umstellung erklärte sich aus äusserlicher Angleichung
an den vorigen Vers, wo mit JI5 das erste Glied beginnt. —
rr, 19 ff. In diesem Gedichtchen n« XXX\TII bieten die Verse S. T^
1^, 2 b unüberwindliche Schwierigkeiten. Es ist Schu. entgangen,
dass die ersten 3 Verse Variationen zu den 3 Versen eines anderen
Gedichts n, 18 — 20 bilden. Dass beide Parallelrecensionen echt
seien, ist nicht anzunehmen. Nun sind gerade die unerklärlichen
Vershälften der Teil, worin unsere Verse und diejenigen t*i, 19
bis 20 differieren. Es wird fehlerhafte Überlieferung unserer Verse
sie z. T. verunstaltet haben. In r^ 19» ist für das fehlerhafte
^Jua^ Jj Jü) vielleicht ^y^^ • . ^^ lesen, „der mich zu Boden
strecken wollte", ^cjüko^, »der mir die Schläfe treffen wollte*,
wäre auch passend, wenn nur von 0X0 ein solcher Infin. über-
liefert wäre.
l-r, 8:
cXityJt L^ v£>JUI ^jJt ^30^ 0^\y^\ u5ü^ s\^y^ owftJL3*t ^\
mit Schu.8 Übersetzung: „Deine Versprechungen haben also richtig
die Saudä falsch erfunden". Die Textgestaltung und Übersetzung
sind falsch, weil in unserer, wie in den andern Qastden, der (Je-
liebte nicht über den Bruch seiner Versprechungen, sondern
darüber klagt, dass die Geliebte die ihrigen nicht gehalten hat.
Dass das auch hier der Fall ist, zeigt ja Glied b. Es ist also unter
Beachtung dessen , dass das erste Hemistich mit u auf das zweite
O*«« 0«wl '0>
1) Es findet sich aber auch c>.a.m«^ U^ \j*^ J^ ^r^ ^^- ^^> ^^>
dabei brancbte man nur im 2. Hemisticb üt in «^ zu ändern.
ßarih, Zar Kritik und Erklärung^ de» Diwans J^dtim T^'s. 55
reimen moss, zu lesen: ^XcL^Jl ^iiJj* ^1J^ c:^wftL^I ^! «0 Saudä,
die von dir (gegebenen) Versprechungen sind gebrochen worden^.
— Die Übersetzung des zweiten Hemistichs ist in den Nachträgen
(,ru S. 38, 13 V. u.*) zwar ver&ndert, aber nicht verbessert; es be-
deutet: „und nfther als (die Erfüllung dessen) was Du von ihr
hoSstj sind die Farqad&n*^. — Auch IT, 9 ist missyerstanden. Statt
«du erweckst in uns den Wunsch am Morgen aoBzuziehen* über-
setze: „Du vertröstest uns (mich fär Deine Liebe) auf einen späteren
• o <» # »
Tag*^ (dem t^J^ entspricht das gleich folgende |j^). — fr, 11:
e
iX>^ ^\J^ meint nicht „und der Todtengi^ber Dich yerbirgf*,
sondern „und die Qruft Dich deckt*, von welcher ^«1^ sonst immer
ausgesagt wird. Zum Gebrauch vgl. \X>>i yi y3 = vX^ yi j^
* ' ' * d
(Mut.). — IT, 10. („Wenn Einer nicht freigebig ist) vi5üU sJ^läJI
iX«L>> „so sieht man eben, dass [Du =] er seinen Besitz lobf.
Der Sinn wäre unverständlich, und die Grammatik würde |Jü«L>
fordern. Es ist statt yjJU zu lesen u5J L« „so wirst Du als Einer
befanden, dem Niemand Lob spendet". — t*r, 14.'^filb£t ^^ fJ>^
jULto t5UJt- Schu.: „sie warf mir vor, ich verschenke den Besitz
auf unrechte Weise". Aber )kL^ gehört vielmehr, wie S. Yo, 6
beweist, zu «JLj* Übers, also: „Sie tadelt mich irrtümlich, weil ich
m. B. verschenke*. — n*, 15. tJujU ^^yJiJij\ JOc JUI ^5^1.
Die Änderung in tJujL», die Schu. in der Übers. (S. 39, Anm. 1)
vorschlägt, ist nicht haltbar; denn die hier sprechende Tadlerin
wird doch nicht zur Empfehlung des Geizes sagen: „ich sehe dass
das Vermögen bei den Zusammenhaltenden (diese) zu Knechten
macht!* Da der Ys. in mehreren übereinstimmenden Quellen
hat, so können wir darüber nicht hinausgehen. Entweder
man berohigt sich bei der Erklärung der arab. Philologen
« >
m »
sei = |»X«, wofür noch spräche, dass es auch ein „nicht zum
Beiten genommenes* = „weri|;eschätztes Kamel* ' bedeuten kann,
56 Barth, Zur Krüik und Erklärung dea Düoans ^dtim TejJB.
oder man erklärt nach f«, 1 „ich sehe, dass das Vermögen bei den
Sparsamen (ihrer Person und ihrem Willen) diens^flichtig ist. —
rt**, 18. Statt jm ^ 1. . . ob, parallel mit ^.
Pf, 8 und 4 (vorher: „Weisst Du nicht, dass ich freigebig bin*):
6L^t Jj^r,-!^ J-««>3 lLsL». Bj*Ä*Jt ü»|J^ Jji,
Z. 3 kann nicht, wie Schu. will, bedeuten: ,Ich mache einen
Kundigen, d. h. mich selber, zum Herrn über die Herren d. Stamms *".
Das würde so geschraubt nicht ausgedrückt. Lies ^yt}^. Da nun
in Z. 4b erst eingeführt wird, dass er, 5fttim, der s^ymjk ist, so
ist es wahrscheinlich, dass Z. 4, die nur in L vorliegt, vor Z. 3
gehört. (Z. 4) Ich werde erfunden als Einer, der . . ., so dass ich
tum Haupt (des Stammes) gemacht wurde; (Z. 3) Ich bin zum
Haupt gemacht über die sonstigen Häupter des Stammes als ein
leitender Mann') und als Einer, der . . .'^ j^mI in Z. 4 giebt erst
die weitere Ausfuhrung zu öy^j^ in Z. 3. — t*f, 11. ^\ >Ul . ^^
Uj>jo J^-^ ^^!. Dass der Vetter im Stamm nicht geohrfeigt
wird, wäre ein so seltsamer Selbstruhm ^), dass ich mit Bestimmt-
heit JL^ vermute *), »er wird in s. Recht nicht gekränkt (welches
schön auf Glied ^ vorbereitet), und wir liebeln mit s. Frau nicht,
wenn er es nicht merkt*. — |*if, 17. Der Juä» - ChÄlsatz in
»> . ' o % o « «
jW cy* ^^^^3 vi^JL^* Jü)^ u^y» ^^^^ ™* ^* ^^^ auf die Geliebte,
nicht auf die Behausung gehen, obgleich ich ^^cJil in diesem Ge-
brauche („allein sein* c. ^ pers.) nicht belegen kann. — Xf^ 18-
Ä^\^ olo L^^JL> L^xife i^^^^' könnte nicht mit Schu. über-
setzt werden „mit dessen Schmuck eine Schöne spielte*. Lies
1) Zu uijl-£ es v..»Aj*c »the orderer or manager of the affairs of the
people" Tgl. Lane 2016«.
2) Anders fo» 18 vom „Gemeinen"; ebenso ist Ham. 62, 3 gemeint
3) Wie M, 17 JUJI ^\ ^t "3^.
Barth, Zur Krüik und Erklärung du Diwana J^ätän Tejjs. 57
JO
oü l^ftiLr*» L^JLfi fCi^'^' (== 'äj) und übers.: „Sie geht wiegenden
Ganges einher, ihren Schmuck auf sich (tragend), als eine Schöne".
Zu ^^jLp in dieser Bedeutung vgl. Omar b. Abi Rab. 11, 5, KmL
461, 7; vom schwankenden Gang Agh. lU 17, 20; XVHI 158, 2.
— rf, 19*^. jÄ-ä^; lies \jOJi^ mit Agh., Mfet., AZeid u. s. w.,
m i
sonst wäre das Beimwort VJoXa im Accus, unmöglich, da ein
indeterm. Subst keinen j^ftl regiert. Es ist selbständiger Schmuck
wie Imrlq. 20, 12; Nab^. 27, 6; Hud. 271, 16.
ro, 1. LSal\ J^J sind „Ost-" nicht .Westwinde«. — Z. 2:
mit der Übers, .indem uns das im Schatten liegende Haus eine
Spalte erleuchtet '^ ist falsch verstanden und vokaJisiert. Das
Scholion in den Mu^J. (angeführt S. 106, Z. 5) ist zu lesen: ^^ju
w ly il ^^! iLxj Jo\jaJ>^ y . Lies im Vers mit Agh., Mufet. yü^\
9aaLa:> J^^JiJt; „es erleuchtet uns das Haus (= domum), dessen
Spalten dunkel^) sind (der Fall), wenn sie einmal des Nachts zum
Lächeln sich anschickt". — To, 8. UjC:s=v^ ö^Jü ^^JuI o^yaJ ^^ä^.
Lies UjC^U »als etwas, was den Mann abhäÜ^. — To, 10. In »
ist nur t^J^^JL^ ^>y^ .J, nicht auch ^^* möglich, weil dieses nicht
intrans. ist — In b bed. aber Lo^L« ^jJ! L^ ^JüJ ^ nicht „so
wirst Du's erfahren, dass das Schicksal sie nicht hochhält '^ , sondern
,so wirst Du in allen Zeiten Keinen finden, der sie hochhält^;
vom Schicksal sagt man keinen Jj I aus. S. 42 , Anm. 2 ist zu
streichen, — fo, 13. i^^S iSj^^ (W*^ ^■•'^) ^^^^' «^^^ ^^^^'
mutig drangiebt". Übers, „imd sich hohe Stellung erkauft*. — Z. 14
Schluss 1. UaÄ^ statt Uxi*«; sonst fehlte ein Objekt. — Z. 15
^^ylij^t ^ Jb?'. Schu. .Bemühe Dich, den gemeinen Leuten
1) Oder „wenig sind" nach der LA. JuJLfii!.
5g Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwam päiün Tejjt.
Besonnenheit zu zeigen **. Übersetze ^Sei nachsichtig gegen die
Nahestehenden". — t*0) 22. j^ULvol ^^1 ^^jj^ j^!^* ^^
hcLäIxoI und übers, abweichend von Sehn. : „Ich verzeihe das häss-
liche Wort e. Mannes, dessen Wohlthun edel ist*.
* i» « o «•
n, 6. u*L-^ ^^; sehr. UäL^j. — n, ii. ^^f. u ui
v£>u&>jfil rj'-^ '"^ ^^^' ^^^^ nicht 9 . . . . dass Edelthaten sich von
ihm abwenden«, sondern umgekehrt „sich ihm darbieten, ihm mög-
lich sind*. — n, 15:
mit der Übers, «gäbe er, was er giebt, nur dem Scheine zu Liebe,
so würde der Tadel^) es von allen Seäen zuriickhaUen und an sich
zu ziehen versuchen*. Die letzten Worte geben keinen Sinn, eben-
sowenig wie das arab. oLaä:>. Es ist dafür mit Bücksicht auf
tJjsX^, zu lesen ob«>j>-, wodurch der Sinn grut und klar wird:
„Gäbe er nur zum Schein, so würden ihn die Zerrungen des
Tadels (1. mit dem Cod. ^lii\) eurückhaUen, die heftig an ihm
zerren*, d. h. er würde dann den Tadlerinnen nachgeben.
Tv, 4. iuwc -A^ ^ JUt ^^-A^j üt^ . Statt des letzten unver-
ständlichen Wortes (Schu.: ohne zu beleidigen*) würde ich mit
G (Z) jUä lesen »wegen unseren Nichtgeizes*, obgleich ^ auf-
fällig wäre. — Z. 11. Nur der Subjunktiv ^aäaLj ^ä>- ist richtig.
— rv, 18. LP,jiu Lo üyLä ^\js^ vi^ . . . U mit Übers, „geht
nicht (vergebens) suchend um meinen Kessel herum*, statt: «geht
nicht um meinen Kessel herum, ohne an ihn heranzukommen^.
Diese Bed. hat JI3 mit Accus, z. B. Mf^l. 28, 13; Agh. VI 62, 24;
mit \^ Dln&w. 37, 19. — Tv, 15 (Meine Nachbarin besuche ich
nicht in ihres Gratten Abwesenheit)
1) 8. 44, Anm. 2 Ende wird aaseiaandergesetit, d«ss das ^^^1 doi Cod.
t>
richtig und nicht in ^ Jlll *u indem sei. Trotidem steht Letsteres im ir»-
hischen Text.
Barth, Zur KrüA und Erklärung de» Diwan$ ^dtim TtQJB, 59
^jy^ ^ ya£j ^3 ^Jl l^i»J j^jJj l5jA^ 4*i.>A^
Der Sizm des Verses ist durchaus verkannt in der Übers. : «sie wirdg
schon erfahren, dass ich es gut mit ihr meine und ihr Gatte wird
xa ihr zurückkehren, ohne dass sie den Schleier vor mir gelüftet
hat'. Der Dichter meint hingegen: „es gelangt zu ihr Gutes (=
Geschenke) von mir, aber ihr Gatte kehrt heim, ohne dass sie über
mich (mich deckend) je ihren Zeltvorhang herab (mich bei ihr
•einge-) gelassen hfttte*^. yoÄ vom Vorhang ist „herunterlassen **.
J> «• O > m m
Zum Anfang des Verses vgl. ff, 10b J^^' iu^M^W ^1» ^*® ^^*^'^*
2. ßt auch nicht richtig gefasst hat. — fv, 20. )Ujj^\ ULäSj oJlj-ä
v^^^t jJü Lül soll bedeuten : „Ich bezeuge es bei unserem Feld-
geschrei „ümeima!'^ dass wir . . . sind*'. Es nimmt aber das erste
Wort einfach das LpA^ von Z. 16 nochmals auf; unser Vs. und
der folgende gehören direkt hinter Z. 16 und bedeutet: „Ich war
bei ihnen (den J^a^) anwesend und unser Anspruch, o ümeima,
war: wir sind (L LjüI mit fast allen Zeugen) Söhne des K.s**. —
Z. 21 übersetze „auf einer Stute*.
r^, 1. Statt \jtii' sehr. LpUp. — Z. 2 ist J^^JLfi in der Über-
setzung übergangen; gemeint ist: „habe ich für Jünglinge, die auf
ihnen (den E^amelinnen) sassen, angetrieben*. — Pa, 4/5. In dem
kurzen, nur in L überlieferten Gedichtchen ist ^g^^su und wohl
auch oyMNÄAwt Ton fraglicher Richtigkeit. Sonst übersetze ich, ab-
weichend von Schu.: „(4) Wie eine schöne Stätte für den Gast —
0 dass Du (Frau) es wüsstest I — wenn die Hunde ihn anblicken (?)
[ist mein Haus^)]; (5) der über den Stamm hinweg zu mir ge-
kommen, entweder weil man ihn auf mich hinwies oder ein treuer
Freund zu mir hergeführt hat*. — Ta, 7. ^ u^^^^^^aj Lo^ o>^
Jü» JJlL. Schu.: „Du weinst, und doch macht Dich keine öde
Wohnstfttte weinen*. Aber Lq ist natürlich fragend: „und was
1) Ein solcher Nominativ muss ichon wegen des »cK»Jl JjtS ergänzt
werden.
\
60 Barth, Zur Kritik und Erklärung de» Diwans ^dtun Tejjs.
macht Dich denn an e. Ö. W. weinen?" — Ta, 12. „.a»» UJ ^y3
iULm lAjwvai-T Hajiä kann nicht heissen , unsere Seelen hängen schlimm
an der Liebe des Lebens", weil J^Li nur transitiv ist und LJ vor
dem Suffix Li müssig wäre. Lies wohl Uj^) .und übersetze ,, Unsere
Seelen machen die Lust zum Leben als ein Mühsal an uns hängen".
— Ta, 14:
Schu.s Übers.: ,denn wäre die Weinquelle oben auf einem Berge
eine Löwentränke, so würden ..." ist unhaltbar, weil ö.Li nicht
„hoch" von e. Berg, sondern ,alt" von e. Tier (selten =
„vornehm") bedeutet und o.^ kXjJ^\ ^ nicht „Löwentränke" sem
kann. Lies J.^ „eines roten" als Attribut des Löwen (wie Hud.
265, 6, Agh. X, 66y 12) und übers.: „Denn wäre auch die Wein-
quelle auf dem Kopfe eines alten, roten (von den) Löwen, so . ."-
— 1*A, 15. („Ich verlasse den Klienten nicht") JL:g\^ ii)'^ vmS
j4^ JLc c JLa^I muss natürlich ein Moment einfähren, welches
leicht zum Verlassen des Klienten verfuhren k(Jpnte. Lies -♦i und
übers, „auch wenn er seine Rippen überHass gegen mich wölbt"
iv o <• * »
= Hass gegen mich in sich birgt. Vgl. JLc x^^äy l5^ ' *^
in gutem Sinn sagt man yJyJle LcJL^ (j-#Lüt jJ^^-f . .»blä vom Mit-
leidigsten". Schu. ist hier sehr in die Irre gegangen. — I'a, 16«
Juo tij ^ jl^ vJ[r ^li- Es ist mit Gab., Ham. J'i^ ^-)
zu lesen „so viel als eine Hand füllt, die nicht voll und nicht
(ganz) leer ist".
1) 0 Ilönnte höchstens statt J| stehen , welches hinter J^Li Torkommt,
Sanf. 12, Hans&^ 8, 4.
o »
2) ^J^ »•▼oU", das Freytag nicht hat, kenne ich nar ans Boch. VII'
>«.o«
164, 10 (vok. Ausg.) a Qast.^ 9, 250, 3 ▼. u., wo aber ^ als Variante
daneben steht.
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans ffätim Tejjs, gl
ri T B. otyüt Ou^ ^ jAfi mjua^ . Es ist Jj^ auuo^ zu lesen,
wie aach Agh. hat, weil sonst das i,{5Ü3 von m5J3 ft^Jh ..y« in
Z. 1 7 onverstlLndlich wäre. Die Lesart des L kann einer Erinnerung
an die übliche Einleitung zur Erzählung der Schlacht von Badr
entspringen, z. B. IHiSäm 427, 4 v. u.
r\, 6/7. Übersetze: „0 M&lik, eine der grossen Angelegenheiten
ist gekommen, der auch Ihr nicht ferne stehet; o M., sie (die An-
gelegenheit) ist bis an die Todescistemen gelangt, (zu ihnen) hinab-
steigend (1- Si3.|^), teils an wasserreiche, so dass wir in sie hinein-
geraten sind, teils an seichte''. — n, 14. ^ajmm.^ ^^ o-bi>l;
dem Sprachgebrauch zufolge lies mit Agh. . , JLä o-bLi^. —
ri, 15. ^^Lü LU j^jä^ «^Aaä ^LT U «JÜt^ kann nicht fragend
bed. , womit glaubst Du mich von meinem Entschluss abhalten zu
können?*, das verbietet die Situation und das tll\^. Der Text ist
verderbt; Agh. hat gut . ^jJ vi5Ui ^^JsJ! ^[^ L». Wenn dies
nicht einfach herzustellen ist, so ist mindestens i^sXJ^ v5«^t i m)-^ ^
zu lesen: .nicht halt das, was Dich betrübt (bezw. was Du em-
pfindest) mich ab«. — H, 21. 'L\Ji ^\ ^y» ^t w5Uj|; mit
tbers. »ich halte Dich mir näher verwandt als Andere* wäre hier
sehr matt Lies mit Agh. iüLä U#« (j**LjlH ^jjI «i^'j »ich sehe
dass Du von allen Menschen mir am nächsten verwandt bist (^ „und
doch hatte ich Andere besser als Dich behandelt*).
n*, 10 — 11. jlJjOiAaj Aa ^jCdaß!. Dem Sprachgebrauch
gemäss lies mit Agh. t^yS^,
rr, 12. ^JL^, u5wko{ JC> ist unbrauchbar. Schreibe ^L^.
«bis ich Dir meme Lage berichtet habe*, wozu das \i6j^\ JC>
des Agh. gut passt Die Ausführung dieses Vorhabens folgt so-
gleich. — |*r, 20. Lies bLäjJI^ oder, wie Agh., «LfuJlj .
rf, 5 ff. Das Gedicht ist in unserem Diwan in ungeordnetem
Zustande und dadurch viel unverständlicher als in Agh. XYI, 103
62 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Ditoans ^dtün Tejjt.
bis 104. Der Gedankengang ist nach letzterem folgender: Nach dem
Bericht über den glücklichen Erfolg s. Flacht (Agh. 104, 4) s^
er,, seine Heimat sei ihm lieber als der seltsame Freier (Mäwijja),
der sich über sein reduciertes Aussehen wundert Letzteres giebt
ihm Anlass zu der Selbstschilderang, die im Agh. annnterbrochen
von Z. 9—18 lauft, während sie im Diwan durch Z. 12 und 19—20
unterbrochen wird ; diese Verse können ursprünglich nicht an dieser
Stelle gestanden haben, sie passen aber mit Agh. vor Diw. To, 5.
Dann folgt im Agh. der Ausfall gegen die lieblosen Verwandten
Gadüa = Diw. Z. 19 [Übers.: , sucht man Liebe bei 6adüa, so
wird man sie (die Liebe) als eine solche finden, dass sie verbunden
mit ihrem Hass dauert und Spuren aufweist*, d. h. wie der
Schwabe sagt: «a bissle Falschheit is allerweil dabei*]. Der letzte
Vers sagt: „Wenn ein Sandhügel (meines heimatlichen, s. fr, 7)
Salftmftn vor mich tritt (= mich von Dir M^wijja, scheidet), dann
wirst Du die Schweife der Verbindung bei mir verstümmelt finden*,
d. h. dann ist endgiltig die Verbindung mit Dir abgeschnitten" .
— Zum Einzelnen bemerke: rf, 5 ist statt oL .,1 zu lesen ... .A
(= ^b) „darüber dass sie gesehen*. — hP, 8:
ty>5^ HjiÄLt J^\ jü5^ »r,; ^ ^.i ^i ^
kann nicht heissen: „und doch musste ich sehen, wie M.s Sohn
sich furchtsam der Führung begab'^, schon weil -ktl ein zweites
Objekt fordert Das zweite Objekt ist L^jt, ofienbar der Eigen-
name des zweiten Begleiters, von denen hier die Rede ist. Also:
„die beiden erkannten wohl (den drohenden Schaden und flohen)^
nur dass Ihn Milqat, wie ich sah, dem Augar die Führung über-
liess*. (Zu xjJÜU »lixc! „er Hess sich von ihm führen* vgl. Kamil
223, 9 ; das Gegenteil ist ^^"ih SJÜU JU Nftbfe. 8, 16). — rf , 16.
Ä-Jj ot va^w^J -j! . Für das letzte. Wort lies mit Agh.. iUj J
oder nach einer lexikalischen Notiz bei Tebr. zu JJam. 363, 4 viel-
leicht besser ju^y „ich bringe (über einen Andern) keine Beun-
ruhigung* (wie Du es mit mir gethan). Denn nach der prosaischen
Einleitung |*Y, 2 soll im Gedicht ausgedrückt sein ,dass er sich
zurückgehalten habe iLo^Jl ^ und dass er nicht sei -jU ^^
('jJb?j wu^t. Davon ist nun aber in dem Gedicht selbst nur
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwan» J^dtün Tejjs, 63
nach dieser Lesart des Agh. die Bede ; nach dem Text Schrus würde
es fehlen. Für vi^wmJ lies mit Agh. ^^ , weil kein Accnsativ folgt.
ro, 10. kJoXa^ Druckf. f. äLoJLo*. — Daselbst für ^S'i^^
nach lüo^j lies ÄJJbL^-l^ »und seine Charakterzüge*. — Z. 16 (CjAAöt
u5LJbi£t , sehr, ^h"] als yo^l Vi«'L:>- > falls nicht mit Agh. ^ä:
o «
u^wJapt zu lesen ist.
Tv , 6. Statt ^^yx^üMlJ lies ^oi' . — Z. 7 qäJDCäJ bed. nicht
,so borgt er sich* sondern ,so quält er sich ab*.
n, 10. Statt ^f^! ^1 :ily>jJl JJ> Hes ../^l .als
das Heute . . .**
f., 2. („Mit meinem Vermögen wird der Gefangene losgekauft")
Jaju^ L*^ J^-Os^^ ' ^*^^ Schu. »und mit guter Nahrung versehen
nnd beschenkt*. Aber Subjekt ist wahrscheinlich das Vermögen,
nicht der Gefangene ; also »und es wird in schöner Weise gegessen
(vgl. z. B. Qor. 2, 163) und hergeschenkt". — f., 3: ^ j^t
IfrJe^l l5j'-^ ^^*^,' ^^^' ff sage ich, wenn sich Einer an meinem
Feuer wärmt [wörtlich „mit Bezugnahme auf Einen . . .*], lasst
es brennen!* Das J 9^ Bezug auf* bed. solle, widerstreitet dem
klaren Wortsinn. .^^ ist vielmehr pluralisch, wie oft. Übersetze :
flSage ich zu Denen (von meinen Angehörigen), die sich an meinem
Feuer wärmen, lasst es brennen, (Z. 4) mag es nun ein wenig um-
fassend (Jussiv als yki\ oL>) oder gerade für uns dort (1. ^)
genug (Platz) sein ; aber eine offene (sichtbare) Brandstätte ist ehren-
und ruhmvoller". — f., 6. y^jyJ^ i«^' pj^ jc'' l*'"^' ^*® letzte
Wort giebt keinen Sinn; denn Schu.s Übers, „die andern ersteigen
den Gipfel der Freigebigkeit {so begierig) als stiegen sie zum
Wasser hinab'^ fügt ein Vergleichsverhältnis willkürlich hinzu. Ich
3m 3
vermute auf Grand von fv, 1, dass J^^jÄ^ zu lesen: ,der zum Gipfel
edler Handlungen emporsteigt und (seinen Lebensweg) mit guten
64 Barth, Zur Krüüe und Erklärung des Diwans ^aüm Tejjs.
Thaten ausrüstet*. — f., 11. L^ s^^JL^t bedeutet ^bei denen sie
ihn im Stiche gelassen hatten; vgl. Z. 17, wo auch im Gegensatz
zu uns. Stelle richtig übersetzt ist. — f., 13. Die SteUe ist falsch
verstanden. Übersetze: »Und ich habe sie (die Blutschulden zu
zahlen) auf mich genommen mit meinem Besitz und meiner Familie
(die dafür hingegeben werden müsste; lies JLPi^ mit Agh. ; deim
JjI^ würde in JU schon inbegriffen sein). Nun habe ich mein
Vermögen schon drangegeben, meine Familie aber zurückbehalten'' ^).
Hier ist aus 6, Agh, A^ der Satz einzufügen jjjjjj oü^l o«J^3
c^**s^ vS ^ »i^cl Du bist Der, auf den ich für (das Schenken)
desselben (des Blutgelds) am meisten Vertrauen setze. Wenn Du
es nun auf Dich nehmen wirst (so wäre das nichts Neues, denn)
wie manche Verpflichtung hast Du schon erfüllt, wie manche Sorge
schon beseitigt*.
fl, 2. Die Trauerfrauen
Dieses L-»^ ist ein alter Fehler; denn es kann nicht bedeuten
„Keinen wird man darin ihm nachfolgen sehen*. Es ist Ux^ (=
Luk^) zu lesen als Gegensatz von oLo im 1. Hemistich: .Gestorben
ist die Freigebigkeit mit Dir und wir werden keinen finden, der
sie wieder lebendig macht\ — f|, 8. sLiL^I v^jo^ "U. Lies ^^
iJU^b mit Ag., A^, Goth. : „wenn es hinreicht für das Blutgeld'.
— fl, 10/11. Der Witz, der den ACiubail zum Lachen bringt, liegt
darin, dass die ihm hier geschenkten 200 Kamele seinen eigenen
Stammesgenossen, den Tamim, deren Unterstämme die Barft^^ sind
abgenommen waren. Daher auch seine Worte: „Euch gehört, was
Ihr uns, und uns gehört, was wir Euch abgenommen haben, und
welches Kamels Schwanz (1. xoJ mit Ag, A^, Goth.) nicht (mehr)
in der Hand seines (früheren) Besitzers ist, von dem bist Du frei*
1) Nach der LA. des Agh., Goth. und A^; hei letzterem ist JUI ein
Fehler. — Nach der aufgenommenen Lesart von L JL«) v:>üi\ wttrde der
Gegensatz zu v^^waXÄ fehlen.
Barth, Zur Krüik und Erklärung de» Diwans J^cUim Tejjs. 65
(der Verantwortung ledig). — ff, 15. t^J cb^l Jc>. Das letzte
Wort, wofür Agh. Monac. (ZDMG. 50, 147, 1 v. u.) |^ hat, ist
nnbranchbar. Beide LA gehen graphisch auf das dafür einzusetzende
so»
LP. zurück »nimm meinen vierten Anteil (der Beute) als freuoiUiges
Geschenk'^ ; vgl. Lfl^ ^JULlcI »ich gab ihm ohne Zwang, freiwillig"
(Lane u. d. W. U»^ I). — f|, 16. Das ^j^L ^ bed. nicht „bei
allen Krankheiten" sondern bekanntlich „in allen Lagen" ; z. B.
Zeh. 17, 12, Alq. 1, 30, Lebid ed. Hub. 39, 19; vgl. auch die
Glosse ZDMG. 46, 198, wo es mit JL^- umschrieben ist. — f|, 19.
Ein CberUeferungsfehler üegt vor in
(ohne Variante in b)^ was natürlich schon sprachlich nicht mit Schu.
übersetzt werden könnte „da erhob sich der B. mä der Last des
Blutgelds für den Erschlagenen'^ ; der folgende Vers sagt ohnehin
umgekehrt „den Rücken erleichtert von einer schweren Last". Lies
Juyi statt Juwö nach der RA Xui «jUc Jj^ Lo „er hat Dir
» ^ « ^ ^^
Nichts genützt"; s. Qor. 4, 79, Ham. 241, 1. Also: „und hatte
nicht das Oerrngste von der Last des Blutgelds mehr auf
sich", = ich hatte sie ihm abgenommen, womit dann der nächste
Vers „den Rücken erleichert" u. s. w. übereinstimmt.
ff, 3. Statt j^LÜI ^L^\jJ^ lies ^j^Uil ^c-i^t q-^j i^i* A.gh.
(s. Noten).
ft**, 5 — ff, 16. Dieses Gedicht, das fast nur nach G
(Muwaffaqijjftt) herausgegeben ist, ist im Text häufig fehler-
haft, ohne dass Schu. dies bemerkt hätte. Auch über Gesamt-
inhalt und Zusammenhang des geschichtlich sehr interessanten Ge-
dichts^) sagt er Nichts. Der nach Ausschluss der verderbten und
der unverständlichen Stellen sich ergebende Sinn ist folgender:
B&tim fürchtet, dass weitere Stämme der öaut von seiner Heimat
wegziehen würden, indem Entfremdung zwischen ihnen entstanden
sei, wie bereits jetzt einzelne^) nach dem Haurftn und sonst nach
1) Für dessen Echtheit spricht, dass HäÜms Stammverwandte Slnbis und
Stl&mAn i^öt 5) in f^, 7 angeredet sind, das feindliche Verhältnis zu den
(^tdila und die vielen geschichtlichen Einaelzüge.
2) Das bestätigt der Bericht Tebr. 177, 15 ff.
Bd. UI. 5
66 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans J^dtim Tejjs.
Norden verdrängt seien ; unter Letzteren werden Nachkommen eines
Abu Nu*mÄn namhaft gemacht (fr, 5 — 12)^). Fremde Stämme,
wie die Muhärib haben sich in deren Land mit ihren Heerden ein-
gedrängt und einen Zeid seiner Kamele beraubt, so dass er flüchten
musste (Z. 13 — 19). Verwandte Stämme, wie die B. Büm&n'), die
B. al-^AU&t (ihre „Stiefbrüder?")»), die B. Hind, haben des Dichters
Stamm im Stich gelassen (fp, 19 — ff, 5). Daher wird gedroht,
dass des Dichters Stamm an die entfernteren Madhig und deren
Clan Ju^abir^) sich anschliessen und dadurch die alten Bande der
Stamm Verwandtschaft zerrissen würden (ff, 6 — 11). „Wir werden
Euch in Zukunft nicht helfen, wie Ihr jetzt nur an Eure Interessen
dachtet und uns kalt und feindselig im Stiche liesset" (12 — 16).
Im Einzelnen ist im Text und Übersetzung folgendes zu be-
richtigen: f^**, 6 („Nicht hat mich erregt die Erinnerong an die
Frauen") v-j^-b JÜtj mit übers, „ich bin zwar erregt •. Lies
^\^ „und dass ich (leicht von ihnen) eiTegbar (vgl. Alq. 2, 1)
bin, sondern ich denke an etwas Anderes **. Derselbe Gedanke und
Gegensatz findet sich |f, 7^. — fi**, 8 („Stänmie werden wegziehen*)
y^Löjj ftg^;; yjjit vi^.Ji mit Übers, „einen Erben einsetzend, Hass
und Zwiespalt unter ihnen". Von einem Erben kann hier keine
Kede sein. Lies vi^. »j „indem Feindschaft und Abfall von einander
bei ihnen entfacht ist^. Zu o 1 „anschüren" Krieg u. s. w.
'Antara 1, 2, Kamil 582, 9, s. die Note das. — Z. 11 lies ^^vXä
nach IJam. 202, 3 ; in .jL^. U-« steckt wahrscheinlich ein Fehler. —
Z. 13 ist zu übers, „haben meine Leute erfahren, dass von den Mu]|;iärib
sich sowohl herumstreifende wie ansässige (also Alle) in as-^ahw nieder-
1) Der Vers Z. 12 gehört direkt hinter Z. 9.
2) Von den Öadila (Wttstenfeld, Gen. Tab. 7, 16); es wird ihnen ff, S
▼orgeworfen, dass sie sich mit den B. öad'ft' (anch Ton öadila, s. Wfistenfeld,
Tab. 7, 18) verbunden haben. Auch die andern sonst nicht nachwebbaren
hier genannten Stämme werden zu den öadila gehören, s. ff, 11.
3) Der Tadel, dass sie mehr an ihre Heerden als an die Hilfe der Stamm-
brüder gedacht h&tten, erinnert an den im Deboralied Rieh. 5, 16.
4) S. über diese Lesung S. 67 unten.
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwan$ J^ätim Tejjn. Q^
gelassen haben?* — Z. 15 ist ij-c ein Fehler. — Z. 19 kann jjb
oiUil »die Stiefbrüder", von anderer Mutter (Tab. I 964, 2;
n 813, 5, EmL 535, 7) also solche Clans bedeuten, die sich von
demselben Vater, aber anderer Mutter als H&tims Stamm ableiteten.
l»Jüüt U tJ! nicht „so oft ich in ihrem Kreis sass', sondern „so
oft sie sich versammeln*. — ff^ 2 ist s^ö (»sie sehnten sich nach
*
einer Büze'^) sicher ein Fehler; Z. 1 lässt ein Wort, das Heerden- oder
sonstigen Besitz bezeichnet, erwarten. Ob y^ „schlanke Rosse*? —
In b lies *:iUbU. — ff, 3. „Soll nach den B. Rüman, die . . .*
ist nach sonstigen dichterischen Parallelen als eine Ellipse zu fassen,
m der als Ergänzung gehört: „man von Anderen noch Gutes er-
warten?* — ff, 6. Eine Verbindung ^pi\ ^ iS^^^. „schützt
vor Verblendung* ist schwerlich möglich und sicherlich nicht (b)
Juö oot Lii^ = dass es Dir schlecht geht* (Schu.). Das letztere,
welchem vorangeht „sieh wohl zu, wenn wir zusammentreffen!* ist
wohl zu verbessern JLö vi>Jl Lu^ „wem von uns (Beiden, Dir oder
mir) Du schadest*. — ff , 9 ,! 5 ^ ^^ iü!y bl 3^ Xily
soll heissen „und er wird erschlagen; keine Verwandtschaft giebt
es mehr zwischen ihnen*. Wieso das in den Worten liegen soll,
ist ganz unerfindlich, wie sie denn überhaupt keinen Sinn geben.
Statt JuJö lese ich J»-^; aber auch die Worte vor- oder nachher
dürften noch einen Fehler enthalten; der Sinn ist „und es würde
ein Stamm in die Feme ziehen'), indem keine Verwandtschaft (mehr)
zwischen ihnen (und Euch) besteht, obgleich sie doch ihren Stamm-
baum auf Öaut zurückführen*. — ff, 10. Übersetze: „Gehet Dir
nach Diaf imd seinem Lande . ., so ist mein Urspnmg Juhdbir
(statt J^u lies JJs^j , ein Beiname der Madhig), d. h. wir werden
ö
1) Vgl. JJ'^ jji^^ J in uns. Gedicht fr, 8, sowie w^-^a^ Uj^
im Torhergebenden Vers.
5^
58 Barth, Zur Kritik und Erklärung du Diwans JfdUm T^jjs,
uns an diese anschliessen , s. Z. 7. — 11^ c5«^ i-j' V^"' rj^ '^3
->L^I Schu: ,ich möchte nicht, dass man uns Unehrenhaftes zu-
traut*. Übersetze dafür: ,,ich habe es (sonst) nicht gerne, dass
Schmähungen {von uns aus) ilierbrcuJit werden^, — ff, 12:
Das soll bedeuten: ,, Haben wir Zank gehabt, dass Ihr während der
ganzen Nacht mit der Hilfe zögertet?" Es bedarf aber keiner Be-
gründung, dass hiervon in dem Verse Nichts steht. Da es ein
yaJsJI JLc v^^äJLä^I , welche Worte mit einander verbunden werden
müssten, nicht giebt, so lese man U&U^t , wodurch eine klare und
passende Verbindung gewonnen wird: „Haben wir denn ein Bünd-
nis mit Euch geschlossen Euch zu helfen, so lange auch die noch
verbleibenden Nächte dauern* (d. h. für alle Ewigkeit)? Das ist
die Begründung dafür, warum Qatims Stamm sie jetzt im Stich
lassen will, wie bisher sie es gethan hatten. — ff^ 14. Die schwierige
Stelle möchte ich versuchsweise übersetzen: „Eure Gabe war ein
Wunder (so selten kam sie vor) und selten und ebenso Eure Habe
(die Ihr uns zukommen liesset). So nach der LA AZeids ^«XILoj . iJ3 .
— ff, 19. äJLoj!^ ist hier nicht „eine arme Wittwe", sondern, wie
^1 in b beweist, „eine Arme". — Z. 20. Sie sind beide nur bekleidet
bljix^^ tjLpü. Bei der wandernden armen Frau wäre ein „Wehr-
gehänge" sehr merkwürdig. Ich vermute dafür ijLpJ, ein einfaches
Gewand, wie es die Beduinen zu tragen pflegen (Lane).
fo, 1* ist zu übersetzen: „du hast mir als Deinen Auftrag
anbefohlen, meinen Sinn zur Höhe zu heben*. In h ist statt
vi^wfiJjJÜ-lj ZU lesen c>jOyü*|^ „Du aber bist dem Staub und Kies
anvertraut (= beerdigt) worden*. " — fo, 2 „Möge Gott auf ihn
giessen bÜLfU LdJ»*; lies dafür ^LL^ „einhüllenden, umkleidenden
Regen*. — fo, 5 J^f* giebt keinen Sinn, ist auch von Schu. in
der Übers, übergangen. Wenn es zu ^cJt^ gehört, würde ein Wort
wie JwftX« „mit Sträuchem dicht besät* oder dgl. passen. — fo, J^-
Barth, Zur Kritik und Erklärung des Ditcans Hdtim Tejjs, QQ
Statt iuJyfj lies iüC^-jj »ich habe ihn liegen lassen". 5- riihmt
sich seiner Heldenthaten. — fo, 13 — 14. Manche Schöne ^rOl^J J^ä
yj^^ts L^LoJ; das meint nicht ,hat mich zur Heirat aufgefordert",
da sie nach 14^ bereits mit einem Mann versehen ist, sondern „hat
mich zum Liebesumgang eingeladen". In 14b bedeutet .jCj ^J
^j^' ^ „ich fürchtete mich nicht ob der Sünde" ^) (Schu. „ich
hatte keinen andern Grund davon abzustehen").
fo, 15 — f1, 6. Über dies Gedicht, in dem Schu. Einiges
falsch verstanden, in Anderem die Textschwierigkeiten nicht gehoben
hat, urteilt er, „es kennzeichne sich schon durch die elende äussere
Form als spät und unecht" (S. 69, Anra. 3). Das ist m. E. un-
begründet. Schu. hat nur nicht gesehen, dass die Aufeinanderfolge
der Verse in Unordnung geraten ist, wie bei manchen andern Ge-
dichten H&tims, wo dies die parallelen Recensionen erweisen, und
der alten Dichter überhaupt. Was den Reim betrifft, so hätten
wir hier f1, 5 u. 6 zwei Beispiele dafür, dass das ..1/ .*:> des
Reimzwangs wegen den Nominativ hat, wodurch die isolierten Fälle
bei Nöldeke, Z. Gramm, des class. Arabisch S. 38 — 9 vermehrt
würden und die Veranlassung zur Umdeutung von Beispielen wie
S. 38, Z. 6 V. u. daselbst wegfiele. Doch will Nöldeke (nach
persönlicher Mitteilung) den Reim vokallos auf ih lesen. Dem
Inhalt nach gehört das Gedicht enge zu n^ VI, bei welchem
es auch in der einzigen Handschrift Spr. steht. Ich ordne
hier die Verse so, wie sie dem Sinne nach aufeinander folgen
müssen*).
1 (= f*i, 2). „Lasset meinen Grossvater gehen und in seinem
Geize dahinleben; ich gehöre nicht zu Denen, die an Gemeinem
Gefallen finden;
2 (= fo, 15) wenn er zornig von mir wegzieht mit seinen
Kamelen; (Besitz geht ja bald morgens, bald abends weg)*^).
* Ä.
1) Oder nach der LA des Ö&hiz L>r^ ,3^^ jjmwaJ „ich pflege nicht an
einer Sfinde Anstoss zn nehmen".
2) Die eingeklammerten Zahlen vor den Versen gehen auf Seite und
Zeile des arabuchen Textes.
3) Anm. 4 auf S. 69 (Übers.) bei Schu. ist zu streichen. — Unser Vers
setzt offenbar f*t, 2 mit seinem Subjekt als vorangegangen voraus.
70 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Dwoans J^ätim Tejjß.
3 (= f1, 3). Seine Art ist nicht die meinige, und ich bin
nicht wie er; der Lebensunterhalt wird mir auch nicht entgehen,
wenn er (der Grossvater) fem ist;
4 (= f1, 4) denn für das, was ich herschenke, bringt mir
mit den Tagen Anderes (Ersatz) ein am Abend oder Morgen (zu
mir) Kommender.
5 (= f1, 1). Gott tadle Den, der seine Wegzehrung hin-
und herdreht, während Die, die um ihn herumstehen, Herzweh
vor Hunger haben ^).
6 (= fc, 16). Von Demjenigen, der mit seinem Vermögen
schönen Ruhm erwirbt, meinen die Leut«, er habe Verlust, während
er doch Gewinn hat.
7. 8. = f1, 5—6 unverändert.
^ Z, 3
f1, 8. I jLm^s» . . . jJ yt «ohne dass er Neider hätte". Die
- - ' *
Syntax fordert jL«^5> , und so ist in dem Vers, der als vereinzelter
überliefert ist, zu* lesen. — Z. 15 »J.^» tjt; il\ ^-c.^a ^*t^^
^jlII \^JuJl^* Zu dem Sinn des Verses „wie kann Einer essen,
während sein Gast hungert*, passt nicht ^^»aj, dagegen sehr gut
g.A.^00 „wie vermag zu verschlucken** des SM, auf welches auch
das <.A-ÄJ des Gähi; des Metrums wegen graphisch zurückzu-
führen ist.
fv, 5. jLä iL^ Schu. „dann dichtete er* statt „warum (^)
hat er (Mutalammis) nicht gedichtet?* — Z. 7». Der aus Hiz.
aufgenommene Text ^ji^^ou Las ^j^-^^iüLi' bis giebt keinen Sinn (auch
nicht den von Schu.: „trachte nicht nach Armut um (!) Lebens-
unterhalt zu haben*); es war mit §M zu lesen ^'^ ^j^^jJLj ^^
1) Die Lesart ^j'wÄ der Hdscbr. ist richtig und nicht mit Schu. za
ändern. Ich lese f->jIä pj-> q^ \m^ i^ly>' q^^ (im Msc. J| wJlÄj).
Vgl. . lil ^ Jw>J! wiä 1,1 (Lane nach L); yJLüJl -5>yj Ham. 112, 2.
— UÜi ist vorausstehendes Tamjiz (Wright^ S. 135).
a> y ci«
ßarthf Zur Kritik und Erklärung des Diwans Jfdtim Tejjs. 71
JüU ^^M^iAju g suche nicht darch ein knauseriges Leben Vermögen
(m sammeln)*). — Z. 10. Statt y^ lies ys^, da das X^'jdl ..ly
vorliegt und übersetze: „und betreffs der vereinzelten (Sache),
wenn nur eine da ist, halte ich ihn (den Gast, Vs. 1) ihrer für
würdig, sobald er arm ist*.
fA, 12. »j^L>! ^! ^ .L>. ^ U. Da nach J der Modus
apocopatus stehen müsste, der hier durch das Metrum ausgeschlossen
ist, so vermute ich ».^L>! 31. — Z. 17 ^ JuJ. Der Reim in
.*j. ,> macht es wahrscheinlich, dass ^ zu vokalisieren ist, ob-
gleich die Lexica diese Form als Adjektiv nicht nennen.
fi, 3. ^3 fc^ ^3! otls?u -xj Jüüj mit der Übers. „Aus
hat, indem er seine Stammgenossen bekriegte, freventlich ge-
handelt* ist schon wegen des im Arabischen fehlenden Subjekts
unmöglich. In O^L^ steckt die Ortsangabe ; es ist o^L^ zu lesen.
Über 0^13- sagt J&qüt 11 457 : „Es ist ein Ort im Gebiet der
Tajj bei den beiden Bergen, den Banü Sinbis gehörig'), ursprüng-
lich ein Brunnen* u. s. w. Übers.: „Bei ^ul&d hat Aus gegen
seinen Stamm treulos gehandelt* (jü«J» (j*^t oilÄJ jb Jüü»).
Daraus, dass Ghulftd ursprünglich ein Bininnen gewesen, wird auch
Z. 5 und 8 verständlich. Z. 2 lies L^imJju »dass sie sie (die Ehre)
nicht beschmutzten*. Z. 5 mit Cod. Agh. Berol. Spr. 1178 L^M^l^ui;
Z. 8 das letzte Wort mit diesem Codex und Spr. 1175 I^j^JL^U*
unmittelbar vorher hat Spr. 1178 l^jJiS, was mir sehr einleuchtet.
— Die zwei Verse Z. 9 und 10 schliessen übrigens an das Vorige
nicht an; zwischen ihnen und dem Vorangehenden muss einiges
ausgefallen sein. — In dem unverständlichen Vers Z. 7 hat
Spr. 1178 ^^\, Spr. 1175 wie Schu. nach Agh. — fi, IIb
<i« so.
1) Demnach wird die LA Hiz.'8 auf urspr. ^jit^,fja LäÄ ^j>»>»äIj ^^
*
mrfiekgehen, „suche nicht am Lebensanterhalt zu sparen^^.
2) Hienn vergl. unseren ersten Vers.
72 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans Hätim T^s.
(jcojäJL cPjÄlt Jlß LaJJj äJLjl^I^ bed. nicht „und ich vermache es
ihm mit der Bestimmung, dass er es schuldet und einmal wieder-
bezahlt" , sondern „und ich lege es an (gewissermassen als Legat)
für (meine) Schulden und Verpflichtungen". — 12a zu ..ij^l
*JJÜI otojß bedeutet „ich schütze mit ihm die Ehre edler
Männer*. In ^ lies o.; gemeint ist „und schütze mich vor dem
Niedrigen, der, wenn ich ihn ehre, von (der Antastung) meiner Ehre
abgehalten wird". — Z. 13 ist von Schu. falsch abgeteilt Übers.:
„Das ist die Handlungsweise der Freigebigkeit wo immer man
zusammenkommt, welche die Berichte (der Leute) auf der ganzen
Erde wiederholen".
öt, 1:
mit der Übers. „. . . und am Morgen, was Muw&sil sagt". Das
in der Übers, nicht berücksichtigte ^zsr giebt keinen Sinn ; es ist
i. ^p zu lesen ^); das Wort vorher lies I^J^^; „und morgen wird
mir zukommen was M. sagt". Ar-Rajjän, schon t**f , 13 genannt,
und Muwasil sind zwei Berggipfel im Gebiet der Tajj. — öt, 10 — 11.
Von diesem 2 -versigen Gedichtchen, das nur Abu Zaid Naw., über-
liefert, ist Vs. 2 schon im Original nicht in Ordnung:
Schu. übersetzt: „ich werde es sicher nicht zugeben, dass die weiss-
liehen und bräunlichen Kamele, die wir aufziehen^ Uk4z besuchen,
aoioeit ich mitzureden hahe^. Der Belativsatz in ^ könnte schon
syntaktisch nicht ohne ein jJt sein und . . . ^^Jüb kann den
* o -
hier angenommenen Sinn nicht haben. Statt JLäaj lies JLäxj;
— Jüs.\ steht speciell vom Galoppieren der Kamele (IHiS. 255,
13; 964, 5). Übersetze: „Und ich werde sicher Nichts (mehr)
davon hören, wie weissliche und dunkle Kamele dahintraben nach
*üka?, hinbringend (Männer die recitiereiO was ich dichte". —
— öl, 14 („Nicht war Wahnsinn in ihm") fcJ^LsT. ^1 J^ ^-J^^\
1) Derselbe Fehler liegt an einer andern Stelle im Agh. XVI, 102, 17 vor.
Barth, Zur Krüik und Erklärung de» Diwan» JfäUm Tejjg, 73
nach Sehn. , sondern nur eine. List, um den Zweck zu erreichen*'
Gemeint ist aber „sondern die Tücke (das Schlimme) einer Lage,
gegen die er anstrebte*, bezw. „die ihn bedrohte*. So ist es auch
von Tebrlzl zu Qam. 741, Z. 2 paraphrasiert.. Vgl. die bekannte
Phrase \J^ ,^ ^ i).
or, 17. y> ^\ ÄJUfi ^^ i^\ vX>ai5. Statt des ersten Worts
lies J^Afi. Das zweite ^\ ist unpassend; denn das Hinfallen ist
nicht eine Erläuterung zum Halsneigen. Es ist js^ zu lesen ; das
jji beruht auf gedankenloser Wiederholung.
or, 3 (= Agh. XVI, 107, 25). ^i^jL 'l ^s>J^ vj5ÜJ^
JuJax bed. nicht, . . . „wenn Du mein Reittier fragst*, sondern
,so lasse ich dem Reittier zu Ader, wenn Du darnach fragst*.
Zum Schluss seien noch einige Berichtigungen zu den Versen
und Texten, die in den beigegebenen Noten sich finden, an-
gefugt. S. 33 Anm. 2, Z. 2 v. u. ist statt oJt ^^ jL>r. i^*^ zu
lesen jl^t. ..^^ „wenn Einer ausweicht* ; in Hemistich ^ statt
c joj 1. ^jAOj als Nachsatz zum Bedingungssatz; der Reim ist da-
durch nicht gestört. — Z. 1 v. u. in » statt yz^^Jkf,,^^ Vj^ '^'
1. owiUi^'l „entflammt wird* ; in b ist »^aÄJj vorzuziehen. —
S. 82, Z. 8—9. Statt 0^\^ ^JL:?^ j Lu^ U lies nach 0, 14
LLj.p^ „so würde er uns . . . verschenken* ®) oder LLjJpJ nach
Kftmü 132, 19. — Z. 11 statt pL» Uä^ iJ lies Ib ,er hat edle
Stellung (Mf441. 10, 26, Hut- 17, 1) über uns*. — Z. 13. Druck-
fehler statt ^•^JI^I. — Z. 16. LäI^ »^ ^ ^^^t vJyij; lies
'ju^^ als Infinitiv „durch ein Wort, während ich bequemen Ge-
irauch an einem andern finde*. — Das. in der Note zu „Z. 9*.
Das überschüssige -3»*iJ ist nicht zu streichen, sondern nur an
1) Es entspricht ihm das hebr. H^D „Unglfick".
2) Statt ^ ist irrtümlich Lo eingesetzt worden.
74 Barth, Zur Kritik und Erklärung des Diwans pdtim TyJ8,
falsche Stelle geraten; es gehört zu ^'l^. — 97 M. LJJCä Druck£
Ovo« JA«*
f. \yJL.. — 98, 1. Statt ijjjuis 1. fcxJjuü. — 99, 12. Für ^Stij
1. hj^^ wie t*A, 15 auch richtig steht. — 104, 10 v. u. l\/S4F^ L^äJb;
lies iJLc^. — 101 M. (zu f., 1). In der Stelle Agh. XVI, 108
ist statt JoiSj iüL^X^» er V/^' CT ^^ ^®^^^ V/^' (o^;^ CT^
...ÄJLjJe>. wie in G und Diwan f, , 4. — 116 M. in dem Vs. zu
o- o *
rf, 18 statt i^-ß ^i>y^ ^- '^i'^^^» ^® Dinaw. !aa richtig st^ht.
O J o *
— Z. 6 V. u. statt LuiaÄi 1. UaLäj. — 117, 7. 12. 15 statt
Q • •• \i • •« '
o y o
^äaIx:>, das ,»m. Rede*^ wäre, lies Juix> »das Freien um mich*'.
— Z. 18 schalte vor ^S ein ^ ein wegen des folgd. L«. In
dem nun folgenden Gedicht in V. 1 1. ^.|rhM: Vs. 2 statt "^Ijua
1. ii£-i (ebenso 118, Z. 2 natürlich tj^'); V. 6 statt bt wegen
des Metrums jt . — Vs. 7. Statt oyC»^ jLU ^JaJj J^J vjü Jt
lies: . . . -Pj v^Li öt „wenn 6en ^o/m der Zeit den Knochen des
Gasts benagt*. — 118 M. In dem angeführten Gedicht Vs. 5 lies
wö'Jü und ii^ als jl^ ^ jxi>. — 119, 4 ^^jjtl J^t oA>5
^jLä ^^ L5y^'^ • -^^^^ L5y^' ' ^®^^ °^^ ^^^ ^'y (*^ A^tal
181, 5; s. auch Lane unt. li^. — 129, Z. 4 statt /^--Jüi 1. ,^-*^t.
75
Paltiel-Djauhar.
Von
H. J. de Goeje«
In den merkwürdigen Mitteilungen des Achimaaz über Paltiel,
welche Dr. Kaufinann in dieser Zeitschrift LI, 436 ff. und schon
früher in seiner Abhandlung „die Chronik des Achimaaz von Oria**
gegeben hat, liest man S. 439 (Chron. 32) : ,,Die nähere Ausführung
über [Paltiels] Würden, wie ihn der König über alle seine Schätze
einsetzte und ihm die Waltung über das Reich iigypten und das
Reich der Syrer bis Mesopotamien tmd über das Land Israel bis
Jerusalem verlieh, wie auch über seine Herrschaft, seine Macht und
seinen Reichtum, wodurch der König ihn erhob und auszeichnete,
ist eingetragen in die Geschichtsbücher des ägyptischen Reiches*.
Da der Name Paltiel von keinem Historiker erwähnt wird, zwingen
diese Worte uns, entweder die ganze Erzählung des Achimaaz für
einen Roman zu halten, oder anzunehmen dass Paltiel in den Ge-
schichtsbüchern unter einem anderen Namen bekannt sei. Lässt
sich, wie ich mit Dr. Kaufmann der Meinung bin, an einem ge-
schichtlichen Kern dieser Familientradition nicht zweifeln, so bleibt
die zweite Hypothese. Ich wüsste nun aber nur einen Mann,
dessen Geschichte mit der Paltiels im grossen und ganzen über-
einstimmt, nämlich General Djanhar, den Eroberer Ägyptens, den
Gründer Kairos.
Nach Qodhä'l bei Amari Bibl. Sic. 197 wurde Djauhar, der
bald ar-RQmi (der Römer; Abulf. ^«J-S. ^^^ ^T^^^ ^^^ ^^'
(J^aqlabl (der Slave) mit der Variante a^-^iqali (der Sicilianer) ge-
nannt wird, aus Süditalien mitgebracht durch den fatimidischen
General ^äbir (oder 9*^^)» ^^^^ ursprünglich ein Freigelassener von
Ibn Qorhob, in den Dienst des *Obaidallah al-Mahdl übergegangen
war, 314 die Verwaltung von Qairawän führte und in den Jahren
315 — 317 Eroberungszüge nach Sicilien und Süditalien machte
(Bayan I, 196 — 201). Wie Djauhar in ^äbirs Besitz kam, wird
nicht gesagt. Die Eroberung und Plünderung von Oria hatte 313
stattgefunden durch Dja*far ihn 'Obaid al-gädjib, der ausser einer
sehr ansehnlichen Beute 10,000 Frauen und Kinder in die Sklaverei
mitfuhrte. Das Oberhaupt (der Patricier) kaufte sich selbst und
76 ^ Goeje, PaUieL-Djaukar.
seine Stadt frei für 5000 Goldstücke (Bayän I, 195). Dies würde
einigermassen zu Achimaaz (Zeitschr. 437) stimmen, wenn wir an-
nehmen dürften, dass dieses Oberhaupt zu der Familie Schefatjas
gehörte. Da Djauhar, als er 381 starb, über 80 Jahre alt war,
muss er bei der Eroberung Orias ein ungef^r dreizehnjähriger
Knabe gewesen sein. In diesem Jahre wurden auch Taranto und
Otranto erobert (Ihn al-Athir VUI, 117), worauf in der Erzählung
des Achimaaz angespielt wird (Zeitschr. 437, Ghron. 27). Bari
wird nicht erwähnt, was bei der Kürze und Mangelhaftigkeit der
Berichte nicht auffallend ist. Ganz unhistorisch aber ist bei Achi-
maaz, dass al-Mu4zz der Eroberer Orias sollte gewesen sein. Dieser
Fürst ist erst 319 geboren (vgl. Kaufmann, Chron. 26 f.).
In demselben Jahre 319 ist Djauhar wahrscheinlich nach Afrika
gekonmien. Nach Qodhä^l ging er von (Jüäbir über in den Besitz
des Eunuchen Chairän, dann in den des Eunuchen Khaflf a^-i^aqlabi
(vgl. Quatrem^re, Joum. as. 1836, II, 426) und von diesem in
den des Kalifen Man9ür, dessen maulä er hiess (Sqjütl, Hu9n
al-Muhädhara 11, 12, 2). Im Bayän I, 229 liest man das-
selbe, nur fehlt daselbst Chairän. Da Djauhar stets al-Kätib ge-
nannt wird, ist er vermutlich einer der Sekretäre Man9ürs gewesen.
In dessen Dienst machte er sich einen Namen («JUc i ^*) und
muss schon damals die Gunst des Mu^izz gewonnen haben. Wenn
Djauhar die astrologischen Kenntnisse gehabt hat, die Achimaaz
dem Paltiel zuschreibt, kann hierin die Erklärung der hohen SteUe
liegen, die Djauhar bei diesem Fürsten einnahm, der, wie bekannt^
sich selbst viel mit Astrologie beschäftigte (vgl. auch meine Mem.
sur les Carmathes, 124, 181). Schon gleich nach der Thronbesteigung
verlieh ihm Mu*izz den Rang eines Veziers (s .1; Jl Ä-ö. MaqrlzT I,
352, 2, 377, 3 v. u., Quatremöre 1. 1. 403; vgl. Zeitschr. 437,
Chron. 26 Anm. 3) und ernannte ihn 347 zum Oberbefehlshaber
der nach Westafrika bestimmten Armee. Djauhar unterwarf Tähart,
Fez, Tetuan, Sidjilmäsa, also das ganze heutige Algerien und Marokko.
Als er den Atlantischen Ocean erreicht hatte, schickte er dem
Kalifen per Post (JyjJt Ka^ Nuwairl) einen Fisch in einer gläsernen
Flasche als Symbol der Herrschaft des Fürsten über das westliche
Meer (Maqrizi 352 1. 4). Nach Achimaaz hat Paltiel dem Mu'izz
aus den Sternen die Herrschaft über Sicilien, Afrika und Babylonia
(Ägypten) vorher verkündigt. Ob Djauhar die Sterne als Bundes-
genossen gebraucht hat, können wir nicht entscheiden. Gewiss aber
war es seine Politik, nach welcher erst Westafrika und Sicilien
ganz unterworfen sein müssten, ehe man die Eroberungspläne des
Obaidallah al-Mahdl gegen Ägypten wieder aufnehmen könnte. Durch
die glänzenden Siege Djauhars und die Brechung des letzten Wider-
standes in Sicilien 351 (vgl. Kaufmann, Chron. 26) waren zwei
Drittel des politischen Programmes oder der himmlischen Ver-
de Goeje, Paltid-Djauhar. 77
heissung in Erfällung gegangen. Das Vertrauen des Kalifen auf
Djanhar war jetzt so unerschütterlich geworden, dass, als dieser
kurz vor dem Zuge nach Ägypten krank wurde, Mu'izz fest ver-
sicherte, dass er nicht sterben würde, da er dazu bestimmt sei,
Ägypten zu erobern (Ibn Challikän), ja er soll selbst gesagt haben,
auch wenn Djauhar ganz allein nach Ägypten ginge, so würde er
sieh des Landes bemächtigen (MaqnzI 378).
Nach den meisten Berichten beschloss MuHzz die Eroberung
Ägyptens erst 258, nachdem Käfur gestorben und ein Kind als
Thronerbe eingesetzt war. Dies ist nicht richtig. Schon 255,
also gleich nach dem Tode All's ibn al-Ichschld, war der Gouver-
neur von Barqa beauftragt den Weg zu bahnen, überall Brunnen
zu graben und an allen Haltestellen Einkehrhäuser (yyjaÄ) zu
hauen, was er in 4 Jahren fertig brachte (Nuwairi, cod. Leid. 2 l,
p. 53, vgl. Ibn Chaldün IV, 48 und Kaufinann, Chron. 81, Zeitschr. 439),
und lange vorher war nicht nur die Armee und alles was zum
grossen Feldzuge nötig war, vorbereitet, sondern auch in Ägypten
durch Missionäre ein grosser Anhang für die fatimidischen Interessen
gewonnen. Alle Erzähler versichern ganz wie Achimaaz (Zeitschr. 438,
Chron. 30), dass von Ägypten aus dringende Bitten an Mu^izz kamen,
die Herrschaft zu übernehmen (vgl. M^m. sur les Carmathes 182).
Ein besonders starker Andrang kam von Ja'qub ibn Killis, der
von Geburt ein* Bagdadischer Jude, in Ägypten den Islam an-
genommen und bei Käfür in grosser Gunst gestanden hatte. Die
Intriguen desVezirs Ibn al-Furät nötigten ihn zur Flucht (Maqrlzill, 5,
AbuTMahäsin 11, 396) und 357 kam er zu Mu^izz, wo er, wie Ibn
al-DjauzI sagt (cod. Bodl. Uri 679 unter dem Jahre 380), sich an
die Juden anschloss, die am Hofe des Kalifen waren. Nach Nuwain
(p. 70) begleitete er Djauhar und erhielt schon von diesem nach
der Eroberung die Leitung der Geschäfte, nach den meisten kam
er erst mit dem Kalifen (Ibn Challikän n. 841). Er erhielt die
Wurde des Vezirats 367 (andere haben 360 oder 365) unter *AzTz
und behielt sie bis zu seinem Tode 380. Alles nun was Achimaaz
über Paltiels Anteil an der Eroberung Ägyptens erzählt, stimmt
genau zu dem, was die arabischen Geschichtsschreiber über Djauhar
sagen. Nur scheint es bei ersterem, als ob Mu4zz Djauhar gleich
folgt, was bekanntlich unrichtig ist.
Es ist selbstverständlich, dass die hohe Auszeichnung Djauhars
vielen ein Dom im Auge war. Der Gouverneur von Barqa bot
sogar 50,000 Golddenare, wenn er Djauhar nicht nach dem Befehl
des Kalifen fürstliche Ehre zu erweisen brauchte. Dja'far ibn-Faläh,
welchen Djauhar mit der Unterwerfung Syriens beauftragt hatte,
schrieb, als er in Damaskus festen Fuss gewonnen, da er sich im
Stand weit über Djauhar erhaben fühlte (^ Jw:>! ».jmJo ^jt-j ,}S
ß>^ MaqrIzT 378), direkt an Mu4zz, um seine Leistungen für den
78 ^ Goejey PaUiel-Djaühar,
Kalifen ins Licht zu stellen und Djauhars Verdienst zu schmalem.
Mu^izz sandte ihm seine Briefe ungeöffnet zurück mit dem Schreiben :
„Du hast dir selbst einen schlechten Rat gegeben. Wir haben dich
mit unserem General Djauhar geschickt ; an ihn sollst du schreiben.
Was uns durch ihn von dir kommt, werden wir lesen; übergehe
ihn also nicht. Ob du schon hoch bei uns in Gunst stehest, in
dieser Angelegenheit wollen wir dir nicht zu Gefallen sein, noch
unseren treuen Diener Djauhar verstimmen ". Legt man hiemebeD,
was Achimaaz Zeitschr. 440, 1. 6 ff. schreibt, so' ist der einzige
Unterschied, dass dieser ^AzTz statt Mu'izz nennt.
Was Achimaaz von Paltiel sagt, dass „er herrschte über das
[einstige] Beich der Hebräer, der Syrer, der Ägypter, Ismaels und
Israels* (Zeitschr. 441), ist buchstäblich wahr von Djauhar, der
bis zu dem Einzug des Mu'izz in Kairo (362) die unumschränkte
Regierung über diese Länder führte und dann weiterhin unter dem
Kalifen die erste Stelle einnahm, obgleich er (364) der finanziellen
Verwaltimg und der inneren Angelegenheiten enthoben wurde. Dass
die Weissagung über den Tod der drei Könige (Chron. 34, Zeit-
schr. 441) nicht unter AzTz, doch wohl zum Sterbejahre des MuHzz
passt, hat Dr. Kaufinann gezeigt. Die arabischen Geschichtsschreiber
wissen zu erzählen, dass dem Mu4zz sein Tod durch die Astrologen
vorher angekündigt war. Ob nun aber Djauhar sich, wie Achi-
maaz von Paltiel berichtet , nach seinem Landhause zurückgezogen
habe, wo ihn dann der Kalif besuchte, um öffentlich seine un-
geschwächte Gewogenheit zu beweisen, kann ich nicht entscheiden,
da mir kein ausführlicherer Bericht über Djauhar zu Gebot steht,
als die, welche Ihn Challikän und Maqrlzl geben. Ersterer sagt,
dass Djauhar, als er nach Mu'izz' Einzug den Regiemngspalast ver-
Hess, nichts mitnahm als die Kleider, die er trug, und sein eignes
Haus in Kairo bezog; MaqrlzT (Kosegarten, Chrestom. 120), dass
Mu^izz ihm reiche Geschenke gab. Es ist sehr wohl möglich, dass
er nach seiner Entlassung von der Leitung der Geschäfte sich auf
das Land zurückgezogen habe und daselbst mit einem Besuche vom
Kalifen beehrt sei. Bei Achimaaz ist dann nur ^Aziz an die Stelle
des Mu4zz gesetzt. Wir wissen wohl von einem Besuch des *Az!z
bei Djauhar im Jahre 381. Vielleicht sind bei Achimaaz zwei fürstliche
Besuche zu einem verschmolzen. Denn nach dem des 'Aziz starb
wirklich Djauhar, wie dies von Paltiel erzählt wird; der Tod der
drei Könige aber Mit in das Jahr 365.
Nach Achimaaz soll Mu4zz, als er sein Ende herannahen fühlte,
Paltiel beauftragt haben, seinem Sohne „als Berater, Helfer und
Bewacher* zu dienen. Nuwairl (p. 65) erzählt dasselbe von Djauhar
1»
(^j*J! jy^) »j!>^^ |y^>^ !A"^ Ju'üÜI ^Jt^ , s. auch Elmacin
235), der wirklich in den ersten Regierungsjahren des *Azlz die
Oberleitung der Regierung hatte. In den letzten zehn Jähren
seines Lebens scheint Djauhar, obgleich er im Besitz seiner Titel
tie Goeje, PaUtel-Djctuhar. 79
und B^ichtümer blieb, etwas vernachlässigt zu sein. Der Vezir
rbn Killis, sagt Nuwain, bereitete ihm eine Demütigung, da er den
alten Herrn mit der Sorge für die Unterhaltung der Befestigungs-
werke beauftragte. Da sagte Djauhar: „Yerflucht sei die Länge
des Lebens, die zwingt solches zu thun (-^ <*3y' 'A^ ^^^3
^y>\ ^JJ\ Jil] ijh M ^ijäj ^jbä xi^! ^ «JL*>^ J*JI
,,t5ü3 JJUi). Man vergleiche dazu was Maqrizl 379 erzählt. Als
er aber krank wurde, da erinnerte sich *AzIz seines alten treuen
Dieners, schickte ihm reiche Geschenke und besuchte ihn. Sein
Tod im selben Jahre verursachte allgemeine Trauer, an welcher der
Kalif und der Prinz-Thronfolger sich warm beteiligten. Da er ein
sehr wohlthätiger Mann gewesen, wurden viele Trauerlieder auf
ihn gedichtet. *AzTz liess nicht nur seine^i Sohn Husain im Besitz
des ganzen Nachlasses des Vaters, er verlieh ihm auch dessen Bang
und gab ihm den Titel General Generalssohn (Maqnzi) oder Gene-
ralissimus (Jl^t Ju'l3 Ihn ChaldQn IV, 63 und Ihn Challikän
n. 111. Nach Maqrizl n, 285 bekam er letzteren Titel von al-Häkim).
Dies stimmt zum Bericht des Achimaaz, dass auch Paltiels Sohn
ein reicher Mann, „dem Vater gleich von fürstlicher Wohlthätig-
keit war*. Er nennt aber den Sohn Samuel.
Die Geschichte Djauhars und die Paltiels haben also sehr viel
gemein. Die Anekdote von Paltiel mit dem Botschafter von Kon-
stantinopel, Chron. 28, erinnere ich mich früher bei einem arabischen
Autor gelesen zu haben, weiss sie aber jetzt nicht wiederzufinden
und wage auch nicht zu versichern, das es gerade Djauhar war,
welcher darin die Rolle Paltiels erfällt. Es ist aber gewiss, dass
vor Mu*izz* Ankunft in Ägypten, 361, ein Gesandter vom römischen
Kaiser kam mit einem Schreiben und einem Geschenk an Mu'izz
(Nuwain p. 60). Auch Kleinigkeiten stimmen, wie z. B. was Achi-
maaz vom , prächtigen und glänzenden Throne'' des Mu'izz sagt,
mit Maqnzls Mitteilung (Kosegarten 117) über den goldenen Thron,
den Djauhar für den Kalifen hatte machen lassen.
Es sind aber zwei Schwierigkeiten, die sich der Identifikation
beider zu widersetzen scheinen. Erstens die Verschiedenheit der
Namen. Diese ist aber nicht von grossem Gewicht. Die jungen
Sklaven, welche die Gunst ihrer Herren genossen, erhielten von
diesen in der Regel Namen wie Perle (lülü*), Juwel (Djauhar),
Rubin (jäqQt) u. s. w. Beim Übergang zum Islam wurde der
Name des ungläubigen Vaters durch Abdallah (Knecht Gottes) er-
setzt, und die Söhne erhielten muslimische Namen. Es ist ganz
natürlich, dass Djauhar im Dienste des fatimidischen Kalifen die
seinigen al-Hasan (nach welchem er die Kunja Abul-Hasan hatte)
und al-Husain (sein Nachfolger als Generalissimus) benannte. Ist
80 de Goeje, Paltiel-Djauhar.
Djauhar wirklich Paltiel, der mit seiner Familie in geheimer Ver-
bindung blieb, so ist es selbst nicht ganz unwahrscheinlich , dass
die Söhne neben dem muslimischen Namen auch noch einen ge-
heimen jüdischen hatten, so dass al-Husain auch Samuel hiess.
Noch gegenwärtig haben viele Juden einen anderen Namen in der
Familie als im geschäftlichen Verkehr. Mit diesem Samuel endet
die Kunde von ägyptischen Verwandten in Italien, sagt Dr. Kauf-
mann, Chron. 35. Husain nämlich war noch Vezier des Häkim.
wurde aber 401 mit all den Seinigen ermordet (Ihn Challikän n. 144).
Schwieriger ist der zweite Punkt. Nach Achimaaz nannte
sich Paltiel dem Kalifen gegenüber ein Jude, begünstigte die Juden
überall und spendete ansehnliche Sunmien für jüdische Schulen
und Gelehrte. Keiner der arabischen Historiker aber sagt, dass
Djauhar Jude oder von jüdischem Ursprung war, wie sie das alle
von Ihn BoUis wissen. Djauhar war gewiss Muslim geworden und
Anhänger der fatimidischen Lehre. Wir müsst^n also annehmen,
dass Djauhar seine jüdische Abstammung vom Anfang ab verheim-
licht hat und dass diese nur seinem Oheim (Chron. 28 f.) bekannt
gewesen ist, der das Geheimnis sorgfältig in der Familie bewahrt
hat. Zwar finden wir am Hof des Mu*izz viele Juden (s. oben).
Auch seine Ärzte waren Juden (Ihn abl Useibia H, 86). Ebenso
hatten unter *Azlz die Juden (und die Christen) viel zu bedeuten.
Es ist uns aber nicht bekannt, dass Djauhar sie besonders begünstigt
hat, obgleich dies ebensowenig ausgeschlossen ist. Sind Paltiel
und Djauhar wirklich ein und derselbe Mann, so ist es klar, dass
der Titel Nagid, welchen ersterer nach Achimaaz führte, Über-
setzung von Wazir ist, wie schon Dr. Kaufmann, Chron. 26,
Anm. 3 vermutete.
/
81
Kritische Bemerkungen zu Hiranyakesins Grhyasütra.
Von
0. Böhtlingk.
Im 43. Bande S. 598 fgg. habe ich ,Über die sogenannten
Unregelmässigkeiten in der Sprache des Gfhjasütra des Hiraiija-
ke<;in* meine Ansicht ausgesprochen. Hier beabsichtige ich zum
genannten Sütra Anderes nachzutragen.
1, 1, 24. 'finC» ^t^T^ ist kein Kompositum, wie man aus
RV. 1, 135, 6 ersehen kann. — 27. Nach Pä^ini 7, 4, 23 wären
f«i^ll und in^tf die richtigen Formen. 2, 7, 2 st<)ssen wir auf
^^ und 41^11. Das fehlerhafte I^W^ st. f'T^^ habe ich
schon in dem oben angeführten Artikel gerügt.
1, 2, 9. ilfi^n in 8 und il^#fn verschulden den falschen
Vokativ HT^nt.
1, 4, 2. Der Text besagt, dass der Lehrer das alte Gewand
ablegt, der Sinn aber erfordert, wie auch Oldenberg übersetzt, dass
der Schüler dieses thut. Hir. hat natürlich nicht fTOTO, sondern
t'Wnil geschrieben. Zum Spruch Wl 'HW^n, ^- s. w. vgl. Man.
Grhy. Ind. unter diesem Pratlka. — 3. Die richtige Lesart ist
^rtVVTI, wie auch AV. hat. Für das Übrige hat schon Kirste
das Richtige vermutet — 5. '«"^^nV W^l giebt Old. mit on the
north side of the navel wieder und ^f^^nV TW» mit on the
south side of the navel. Links und rechts wären wohl verständ-
licher; vgl. 1,6,1.2. — 6. Old. trennt schon Säftkh. 2, 1, 30
richtig iWt ^nR«!. — 8. Oldenbergs Vermutung, es sei ^ftl
st ^^Jfftr zu lesen, verdient den Namen einer Emendation. Für
^(f^ W^ konjiziere ich «rlT»% ^^. — 13. ^MIM^früfffli
ist sehr verdächtig; ich vermute llWI^flUM (d. i. "tR:) 4yi$f<«fl|
st ^|^|^IJM4H«.
1, 5, 1. Vgl. Man. Grhy. 1, 22, 2. — 9. Vgl. ebend. Ind.
unter ^^Ifl ?fT. — 12. Vgl. ebend. unter Jlimi«ll HfiH 4,(41. —
Bd. LH. 6
g2 Böhtlingk, Kritische Bemerkungen zu Hiranyakeäüu Grhyasutrci,
13. (S. 12, Z. 5). Ich glaube nicht mit Old., dass in ^CTL ein
verdorbener Gen. zu suchen sei, vielmehr mit Kirste, dass in ^Hf*
^^ ein verdorbener Nomin. stecke. Auch werden die beiden
Worte aller Wahrscheinlichkeit nach Gegensätze bezeichnen.
1, 6, 8. Also auch Old. entscheidet sich für Puskarasädi.
Über diese falsche Form, die keine von Kirste benutzte Hdschr.
bietet und die der Kommentar als falsche Lesart bezeichnet, habe
ich mich in Bd. 43, S. 599 ausgesprochen. Auch der Kommentar
zu Äpast. Dh. sagt, dass das Fehlen der V^ddhi vedisch sei. Was
dieses bedeutet, wissen wir ja. — 10. Der Dativ '^ir^TTOTO ist
schwerlich richtig; man hätte den Acc. erwartet.
1, 7, 10. Vgl. Man. Grhy. Ind. unter ^TO^'. — 22. Old hat
offenbar Xfii nach y^llf ^W^I^I^ftlH hier und in der Folge
nicht in der richtigen Bedeutung aufgefasst, da er die vorangehenden
Worte mit Gänsefüsschen versieht. Vgl. PW.2 unter 1. l^fTT, Z, 8
und BKSGW. Bd. 44, S. 195 fg.
1, 8, 4 (S. 17, Z. 10). ^PWT fehlerhaft für IRR^Ti^. —
7. Vgl. zu 1, 7, 22.
1, 9, 11. Wohl H^nr st. Wrar zu lesen. — 16. ^tNt ist
sehr verdächtig; ich vermute ^l^'MT. Die Parallelstellen haben
andere Lesarten. — 19. ^iti^utj«! erklärt der Kommentar wohl
mit Recht für eine falsche Lesart. Grammatisch richtig wäre
^HM^n^M, der Komm, aber hat ^i«u«)«i vorgezogen. Nun ist
noch zu bemerken, dass das Kaus. von ^^ mit ^^ in der Sfitra-
Litteratur nicht abreiben, wie Old. übersetzt, sondern weg-
räumen bedeutet. Demnach hätte man statt eines Instr. eher
einen Acc. erwartet.
], 10, 3. JTT mit dem Acc! — 6. *^l«^^ ^rfÜt zu lesen.
Ein Adjektiv pflegt nicht ohne weiteres mit seinem Substantiv
komponiert zu werden. — 6 (Z. 5). Lies Mn«ll<ll^.
I9 11, 1. Old. scheint an dem Spruch keinen Anstoss zu
nehmen, da er ihn ohne irgend eine Bemerkung glattweg übersetzt
f^^l4 und t<f<i4 fasst er als Nominative. Kirste hat offenbar
nur n«4l TT für verdächtig gehalten, während gerade diese Wort^
keine Schwierigkeit bieten. Ich konjiziere Hl^l«!! ^ ^TWf ^
^rfiff«^ und am Schluss ^f^^ irff (Adv.). — 4, <»mii|l^
übersetzt Old. mit to please her; Kirstes Vermutung scheint mir
ganz unhaltbar zu sein. Der Päda ist defekt, was beide nicht
beachtet haben. ^l«fl«)tV«ll^ in der Parallelstelle bei Pär. Gj-by.
Bolitlingkj Kritische Bemerkungen su Hiranyakeiina Grhyaaütra. 83
2, 6, 23 Verstoss! gleichfalls gegen das Metrum. — 5. AV. metrisch
richtig ffiWinRfT. — 9. Vgl. Man. Grhy. 1, 2, 16. — 11. Nach
1VR[^ ist ^ni d. i. ^:^^, zu streichen; vgl. Pär. G^hy. 2, 2, 12.
1, 12, 2. Vgl. MSn. Grhy. Ind. unter ^'IT. Besser bei Pär.
3, 14, 13 yi und ^5| (nach der richtigen Lesart) statt ^•% und
^. Statt des verdächtigen fqfqwi, ist vielleicht fqf^^l, zu
lesen. Zu ^ ^fiT* vgl. Man. G^hy. Ind. — 4. ^TrtJ ^ carry
the time ist mir nicht verständlich. Ist etwa VRt (Adv.) zu
lesen ? Ein Kompositum if^^ivif^f fVi«lMtn ist ganz undenkbar.
Es ist ff^^Hrrft zu lesen. — 14 fg. Von Caland im 51. Bande,
S. 128 fg. besprochen, ^i^is^fn hat er jedenfalls richtiger auf-
gefasßt als Old. und der Kommentar. Statt ii^j^Jg^i«!! oder ^ITJ-
^rtftnrr (so der Komm.) will Caland ii^J«if«ini (von 'WJ) lesen,
als wenn das vorangehende ^R^^RF nicht schon dasselbe bedeutete.
Dass beim Tragen der verschiedenen Gegenstände mehrere Personen
beschäftigt waren, dass diese hintereinander gingen, und dass der
Wirt zuletzt folgte, nimmt Caland wohl mit Recht an. Demnach
scheint mir jede Schwierigkeit gehoben zu sein, wenn man ^^HJ*
^hftPf I liest und dieses als von ^R([^ abhängigen Acc. PL fasst.
Calands Erklärung von ^i^rf^n' als wo sich nichts darauf be-
findet, angedrückt, ungehindert und klar, nicht heiser
(so S. 129) will mir nicht zusagen; Old. faUermg mit hinzugefügtem
Fragezeichen. Nach meinem Dafürhalten ist eine Bildung wie
^ryrfilW in der Sprache der Sütra kaum denkbar; auch erwartet
man ein anderes Beiwort der Stimme. Ist die Stimme des Wirtes
heiser, so kann er sie in diesem Augenblicke auch nicht nach seinem
lielieben ändern. Wenn der Komm, schliesslich '^l^^ftW^ durch
^%yRn erklärt, so wird er dem Sinne nach wohl das Richtige
gefanden haben. Aus der Stimme des Wirtes soll der Snätaka
ersehen, dass ihm die Gaben gern gereicht werden. Eine Konjektur
wage ich nicht vorzuschlagen.
1, 13, 1. Vgl. Man. Grhy. Ind. unt^r ftTHlt. — 3. ^ f^
zu trennen, und ^ — f^. als Imperativ (gegen Old.) zu über-
setzen; vgl. ly 28, 1, Z. 4 und meine Bemerkung zu Pär. 1, 3, 15.
— 4. Vgl. Man. G^hy. Ind. unter ^RJ^ ^: . — 1 3. fTf st. fÄ zu
lesen. — 15. "nrfl«i kann nur erste Person sein, ^ HlTO kann
denmach nicht richtig sein und nicht, wie Old. übersetzt, mit dem
vorangehenden 1!^ may 1 ohtam it bedeuten. Ich vermute 1 \^^
das zu H wi vortrefflich passen würde. Statt VT^ ist VTc^^ zu
g4 BöhtUngk, Kritische Bemerkungen zu UiranyakeHne OrhyasiUra.
lesen. — 16. Anqh diesen Paragraphen hat Caland a. a. 0. besprochen.
Er ist der Meinung, dass höchst wahrscheinlich ii^J^f^nn, zu
lesen sei, und übersetzt: „wenn diese (die im Vorhergehenden ge-
nannten Brahmanen) gespeist haben, lässt er ihm Speise bringen,
die (von andern Zuthaten) gefolgt und begleitet ist". Gegen diese
Auffassung l&sst sich zunächst einwenden, dass ^fw hier nicht
am Platz ist, da zwischen n^ ^wqw , einem in sich abgeschlossenen
verkürzten Satze, kein Fremdling geduldet werden kann, und zwei-
tens, dass 'H^^«!«!^ wohl von Personen (vgl. zu 1, 12, 15), nicht
aber von Sachen gebraucht wird. Ich vermute ^TO st. ^^ und
fasse jenes als partitiven Gen., mit dem das in 14 genannte ^l<
gemeint ist. ^^tlgf^i und ^f^^tut^ff sind Ungetüme, was aber
an ihre Stelle zu setzen ist, weiss ich nicht. — 17. Statt n ist wohl
FIT zu lesen ; vgl. Pär. G^hy. 3, 15, 22 fgg.
1,14,2. ^: TW: zu trennen; ebenso 17, 6. ^rf^^^J
iri^flr fehlerhaft für MR4|>«: W IWtW (fi^lftr Old. fragend).
1, 15, 3. Besser inpft, wie bei Pär. und Hdschr. H. S. 32,
Z. 2. ^ nft^ st ^f^^ zu lesen. Jetzt wird auch die 1. PI.
verstandlich, während der PI. bei Pär. befremdet. — 6 (S. 32,
Z. 10). ^imi^^ ist eine gelungene Konjektur von Kirste; st.
•f«it«l möchte ich ^il^l^Rf lesen. — 7. Oldenbergs Konjektur
^WiirniT ist nicht sinngemäss und verstösst auch gegen das
Metrum. ^WWf gewiss nicht richtig. — 8. Ich vermute ^WtH-
1, 16, 3. Old. übersetzt nach der Lesart bei Pär. ftl«lf%
T Wt ^Vftr. — 9. ^rwnft" halte ich für verdorben; ai a düng
heap kann es wohl nicht bedeuten. — 16. '^pft beanstandet Old.
wohl mit Unrecht. — 17. Ich lese HfilJlrt Mf<J|?t (M(\1^ wird
wohl auch wie '•ilfiijjq^ Subst. sein können), tilge mit Kirste ^f^'
^ schon des Metrums wegen, verbinde H^^^f^ct (besser Tf9r
^^n^d), lese mit Kirste ^WC und iWIfftf und trenne schliess-
lich IT^^rfTp? !!•; gemeint ist doch wohl l|WH*l*lfi|^URf .
1, 17, 2. Ist etwa OlÜOl Adj. zu lesen? — 4. Vgl. Man.
Grhy. Ind. unter Jf^ WSH und M«l4|J^«*. Durch Umstellung
zweier mit gleichen Konsonanten anlautenden Worte erhalten wir
im letzten Spruche den metrisch richtigen Päda f f^ n^f it
n^^l. Statt f^l ist t^ zu lesen und dieses mit ^if II zu
verbinden (so Old.). — 5. 'mCW^?^ (von ^ gebildet !) fehlerhaft für
^Wrt^, ^T^lftl^ fehlerhaft für ^^^. Kirstes Erklärung
BöhtHngk, Krüifche Bemerkungen stu Hiranyakeüne Grhy<mUra. 85
Ton "«4^*1. verstehe ich nicht ; nach meiner Meinung haben wir darin
einen verdorbenen Aorist von t?[^ mit xi^ zu suchen.
1, 18, 1. Statt ^^TOTJ ist '€MI«ig zu lesen. — 5. t^Ijt
f^lf übersetzt Old. fro^n all. quarter 8 of ihe heaven^ wird also
wohl mit der Hdschr. H. fi^lf! st f?[ir gelesen haben ; Kirste fasst
ff^ als Imperativ, wie man aus dem Index ersieht. Ich vermute
eine Korruptel. Im zweiten Spruch ist nitn^inM^ zu lesen;
^mi* ist doch Vok und flN^Wnft^ ein defektes t||^Wh*.
Die zweite Hälfte dieses Spruches hat Old., wie ich glaube, richtig
beigestellt
1, 19, 6. Es ist 'WAPITI ti#f«qi* zu lesen. Der wunderlichen
Erklärung von ti«f««n\«ii^in^, die der Komm, vorbringt, hat sich
auch Old. angeschlossen. Der Lok. ist in derselben Bedeutung
wie HWnT'^ ħv. Gfhy. 1, 22, 13 aufzufassen, d. i. als Passivum.
1, 20, 1. Vgl. Man. 6rhy. 1, 20, 1. — 2 (S. 42, Z. 1). Dass
^WIJW nicht richtig ist, hat schon Caland a. a. 0. S. 129, N. 3
bemerkt. Z. 10. Das sinnlose "H^jM^n, hätte Kirste wohl ruhig ver-
besssem können. Zu nftff u. s. w. vgl. Man. Gvhy. Ind. unter
irff. — 4. Die Parallelstellen zum Spruch findet man Man. G^hy.
Ind. unter X^ TT^*.
1, 21, 1. Vgl. Man. Grhy. 1, 11, 18.
1, 22, 14. Trenne lÄpn^k (Acc.) vom Folgenden. Komposita
der Art kennt die ältere Sprache nicht. ^f^«l«v zerlegt Old.
in qf«nl ^CVl, ich in «lif«n X^^. Der Schluss scheint mir
verdorben zu sein. Der zweite Päda des an den Polarstem ge-
richteten Spruches ist gleichfalls verdorben, wie schon das Metrum
zeigt Man könnte ihn etwa so herstellen: ^^ ^^RWt ^üftT.
1, 23, 1 (S. 47, Z. 6). Nach dem zweiten ft|PTr'^ ist ^WT-
^ ausgefallen. Z. 7 lies TnWPT W^f^ st. Mimi«l«^g , das
hier gar keine Konstruktion ergiebt; ^ ist verlesenes ^.
1, 24, 3. Ich vermute iffflTOT st. ^f%^ oder ^TTf •. Old.
verbindet das Wort (wahrscheinlich ^1^5H) mit dem voran-
gehenden ^^n^ und giebt es durch thausandfoldly wieder, was
ganz unzulässig ist. Der Spruch schliesst mit ^fif^m^iftl, —
4. SlMllv^l^ kann nicht die vom Kommentar angegebene Bedeutung
haben, diese kommt xSM'l^ffl zu. Statt l^Trf'f ist l^ zu
lesen; auch Ü^FT^J halte ich nicht für richtig. ^Wrf'f ^Uft-
^H^ wäre metrisch korrekt. ' Am Schluss will Kirste ^f st. ^W
lesen, aber dies Medium ist doch wohl zu beanstanden. Die v. 1.
86 Bdhilinghj Kritische Bemerkungen zu Hirai^yaJcesins GrhpoitUra,
^* könnte vielleicht zweisilbig gesprochen werden. — 7. Zu lesen
1, 25, 1. Vgl. Man. Gfhy. 2, 18, 2. Old. hat vergessen, dass
in der letzten Zeile ^ TWI Fehler für ^ ^it 'Hf: ist Statt
unäed are our namea mnsste es heissen unäed la our aoul. ii^I
könnte übrigens nur Gen. oder Abi. Sing. sein.
\y 26, 7. Wie kommt Old. dazu, das ganz unbekannte ^Tf
durch big veasel wiederzugeben? Ist etwa Wl zu lesen? H^-
^fifWl ist sehr verdächtig. — 8. irfTO übersetzt Old. mit fixüy,
es ist aber nicht Vok., sondern Imperativ. — 13. Lies ^rf^Hlftni
und vgl. noch Mäitr. S. 1, 4, 8 (S. 56, Z. 17 fg.). In der folgen-
den Zeile ist zweimal ^RITOT zu lesen. — 14. ^^^«t. kann
schwerlich die von Old. vermutete Bedeutung haben; wir werden
wohl eine Korruptel anzunehmen haben.
1y 27, 1. Old. übersetzt casts the earth towards the tnside,
hat also mit Recht ii^q^i MI^I getrennt. — 8. Vgl. Man.
Gfhy. 2, 11, 12. — 4. Das überschüssige If^ nach ^««n, ist zu
tilgen. Vgl. auch Man. Gyhy. 2, 11, 12. — 7. Vgl. Man. Grhy. Ind.
unter 1[?^.
1, 28, 1. Zum Spruch TRPN?t vgl. Man. Grhy. 2, 18, 2 (m).
Z. 5. "irfM — ift^nrr^ steht im PW. richtig unter 1. if^. Hierher
gehören auch die unter IRT aufgeführten Formen iH^n und ^lO"
^Rf mit der Bedeutung fallen, herabfallen. Auch Whitney
hat sich verleiten lassen iH^n auf WT zurückzuführen.
1, 29, 2. Vgl. Man. Grhy. Ind. unter ^THTf •
2, 2, 6. Statt ITOt^äl^ ist wohl •V^T^ z^ lesen; an die
anderen Korruptelen wage ich mich nicht.
2, 3, 2. Zum ersten Spruch vgl. Man. Grhy. Ind. unter ^HWT,
zum zweiten ebend. unter ^>f l^fic^. — 8. Der Päda ntai^J^i"
W^ 'ft Vf^ hat eine Silbe zu viel. Der Genitiv ist ein parti-
tiver, also Unsterblichkeit hier nicht am Platz, da diese nicht
geteilt werden kann, wohl aber kann dieses mit dem ünsterb-
lichkeitstrank geschehen, der ja im Monde sich befindet. Es
ist also mit D. citcii^n^ zu lesen. Im dritten Päda des zweiten
Spruches dagegen ist '^•mc^tsi richtig. Zu diesem zweiten Spruch
ist Par. Grhy. 1, 16, 17 zu vergleichen.
2, 4, 2. Es ist wohl ^^l^*i st. ^VT zu lesen. — 3. Es
ist irti Wl (Vok,) zu lesen. — 5. Mit Pär. Grhy. 1, 16, 22 ^Rpft
^q*J «lY^^ zu lesen. Der ftllschlich an die Stelle des PrUsens
BohiUngh, Kritische Bemerhwtgen xu Hiranpakeäitu Grhyasütra, 87
getretene Imperativ zog die Änderung ^^% für ^^ nach sich.
— 17. Über ^rfiif^W habe ich mich a. a. 0. S. 600 ausgesprochen.
2, 6, 5. "^ini: wohl nur Druckfehler für ^OT:. — 10. Vgl.
Man. Grhy. 1, 21, 6.
2, 7, 2. Zu ^fiP und Wgjg vgl. oben zu 1, 1, 27.
2, 8, 1. Lies 'gniRR:.
2, 9, 7. Die richtige Lesart wird wohl ^^«l sein, ein
^l^lf ist wohl zu tilgen. — 8. J[^ giebt Old. durch that wieder,
das zu ^iJiHiW^ gezogen wird. Es kann aber li«l*f, nicht thcU
bedeuten, und was hier that bedeuten soll, ist auch nicht ersichtlich.
Es ist ^54 zu lesen, was offenbar auch dem Scholiasten vor-
gelegen hat, obgleich wir im Kommentar IfTfirRf antreffen, ge-
meint ist aber H^mm. Die gangbaren Lesarten der Texte
schleichen sich auch in die Kommentare ein. jjqiH^ ?^^V*
ITRR im kann doch nur IPP^, nicht iprH erklären.
2, 11, 1 (Z. 2). Man sei noch so nachsichtig gegen Änderungen
bekannter, gut überlieferter Spräche, so kann man doch nicht ge-
statten ein sinnloses ^Eff^ für 'ifiT zu substituieren. Auch der
zweite Päda des zweiten Spruches ist sinnlos; vgl. AV. 18, 4, 64.
— 4. Z. 1. 2. 10. dmfM^Ms^SI und ^mfc^AI ^S^^ befremden;
man hätte ireiT ^J^* und liWiJ ^rf^* erwartet.
2, 12, 4. Wenn, wie Kirste sagt, im Kommentar gleichfalls
M*^lfl^ steht, aber keine Bemerkung dazu gemacht wird, so
schliesse ich daraus, dass dem Scholiasten nicht dieses, sondern
f^Wm vorgelegen hat; vgl. zu 2,9, 8. — 8. "JJ^ führt Kirste auf V
zurück, was doch nicht angeht. Ich vermute «J^^tf,. — 10. Man
hätte •J'J^ Wr^ 81^1 erwartet, und so scheint der Kommentar
gelesen zu haben.
2, 15, 7. Vgl. Man. Grhy. Ind. unter ^ ^Tlt .
2, 16, 8. Vgl. Man. Grhy. 2, 17, 1.
2, 17, 7. HWT neben ^rMpn scheint mir gar nicht am Platz
m sein. Ich vermute MUl . Old. übersetzt according to their
aeniority^ ich je nach ihrer Einsicht und ihrem Alter.
2, 18, 7. Statt V^, das unmöglich richtig sein kann, ver-
mute ich "PWT. ^ und ^ sehen sich in einigen Handschriften
sehr ähnlich, und den Abfall von f^ hat wohl das vorangehende
?rr verschuldet. Derselbe Fehler kehrt 2, 20, 9 wieder. — 9 (S. 89,
Z. 4). Hier hat dem Scholiasten mit Sicherheit die keinen Sinn
ergebende Lesart f^c^^ 1[^ vorgelegen, und er ist nicht auf den
88 BöhtUngk, Kritische Bemerkungen zu HiranyakeHn» GrhyamUra,
Gedanken gekommen, dass statt dessen fi^H|^ ^ zu lesen ist
Vielleicht hat er auch diese Form gar nicht gekannt.
2, 19, 6. Lies ipft^TÄ^:.
2, 20, 1. firftnC^ ^^iTO zu lesen. Ein Ignorant verband
fnfri^^n^l«!, und ein zweiter, nicht Klügerer, erfand den Dativ
firftnCRT. — 9. Lies ft^lÄJ st. V^T und vgl. zu 2, 18, 7. Die
Richtigkeit meiner Konjektur wird man wohl nicht in Abrede zu
stellen versuchen, wohl aber kann man die Frage aufwerfen, wie
es habe kommen können, dass ein so arges Versehen sich wieder-
holte. Ich vermute, dass an unserer Stelle die Handschrift, auf
die der Fehler zurückgeht, nur den Anfang (^8V^^ WWT bot
und die Ergänzung des an beiden Stellen gleichlautenden Satzes
dem Leser überliess.
Kirste und Oldenberg haben einen gerechten Anspruch auf
den Dank aller Fachgenossen. Es ist ihnen, wie man es auch nach
der Natur der Sache nicht anders erwarten konnte, nicht geglückt
Alles aufzuklären. Ein Dritter, der es schon leichter hatte, hat,
wie ich glaube, einiges Unkraut zu entfernen vermocht, seinen
Nachfolgern aber noch viele und schwere Arbeit hinterlassen.
89
Über Brahmävarta.
Von
0. Böhtllnifk.
Edward Wasbbum Hopkins, Whitneys Nachfolger an der Uni-
versität in New Haven, hat in der zweiten Hälfte des XIX. Bandes
des Journal of the American Oriental Society, S. 19 fgg. einige
WLSsenschaftliche Ergebnisse seiner indischen Heise veröffentlicht.
Der erste Artikel ist The FUnjdb and the Rig-Veda betitelt.
Hier sucht H. es wahrscheinlich zu machen, dass das Fünfstrom-
laDd, trotz der Erwähnung seiner Flüsse im l^gveda, als grosse
Wüste in Ermangelung von Bergen und Stürmen, die doch im Yeda
eine grosse Rolle spielten, nicht der Wohnort der vedischen Dichter
gewesen sein könne. Dieser müsse mehr nach Osten gelegen haben,
wo es Berge und Monsune gäbe, mit einem Worte, es sei das bei
Manu ^llHn genannte Land und dieses bedeute die Heimat
des Veda. Hier seine eigenen Worte auf S. 21: I refer to H. 17,
and translate in paraphrase: «The country divinely meted out by
the rivers Sarasouti and Ghuggar, and Ijing between them, is
where the (Big, etc.) Veda arose, and hence caUed brcJimävarta
or 'home of the Veda* in the tradition of the leamed.'^
Woraus schliesst nun aber H., dass ^l^n äothc, origin, birtJi-
place (vgl. S. 23) bedeutet? 1) Aus der Erklärung zweier Scho-
liasten von ^I^I^A M. 2, 22 : ^rNh ^PT^Mt JT: y^lM^f^-
Dieses bedeutet nach meinem Dafüthalten nicht werden dort
immer und immer wieder geboren, sondern nehmen
dort stets an Zahl zu; vgl. weiter unten. — 2) Aus ^I^TII^ll
^^^infVTRTt 5JW1' 'i^ M. 7, 82. Hier soll ^rTJ^fT: tfiey
that come {arrive^ arise) und ^J^^pTR^. from good famäies be-
deuten. Gemeint ist aber heimgekehrt aus dem Hause
de.s Lehrers, wie Bühler und seine Vorgänger, Übersetzer und
Kommentatoren, ganz richtig die Worte auffassen. Dass solche
Heimgekehrte hochgeehrt wurden, lehren uns die G^hyasütra. —
8) Aus der Erklärung von ^rnrfiTR M. 4, 172 durch IRf^iTTT
bei Rämacandra. Ich habe das Wort in Spr. 3574 durch heran-
kommend wiedergegeben, Bühler durch advancing (dieses wäre
90 Böhtlingky über Brahmävarta.
H^fnTPT). Ich glaube aber, dass sich wendend richtiger wäre.
Auf keinen Fall kann daraus für liisn die Bedeutung home u. s. w.
hergeleitet werden.
Die Bedeutungen Windung, Wendung; Wirbel, Strudel
für liisn werden wohl nicht beanstandet werden. Von diesen zu
home, angin, birth- place giebt es also auch keine Brücke, wohl
aber zu der im PW. angegebenen Bedeutung ein Ort, an dem
eine Menge Menschen zusammengedrängt wohnen.
Das PW.*-^ giebt statt dessen Tummelplatz, besser wäre viel-
leicht Sammelplatz. Das zweite von Manu auf ^isn aus-
gehende Kompositum ist '^i^llsa und dieses bedeutet doch wohl
aller Wahrscheinlichkeit nach eine von Arya bewohnte Gegend.
Liegt es da nun nicht nahe auch ^^«v iß l^l^n als Priesterkaste
und nicht als Yeda zu fassen?') Diese Sammelplätze füllen sich
nicht nur durch neue Geburten, sondern auch durch beständige
Einwanderungen, da es den drei höheren Kasten nicht gestattet ist^
sich im Lande der Mleccha dauernd niederzulassen ; vgl. M. 2, 24.
Nun noch ein sachliches Bedenken. Soviel ich weiss, wird in
der indischen Literatur nie ein Land erwähnt, in dem der Veda
gedichtet worden wäre. Wie konnte der sogenannte Manu, der ja
mehr als ein Jahrtausend nach den vedischen Dichtern lebte, wissen^
dass der Veda in Brahmävarta gedichtet worden sei, und dass diese
Örtlichkeit daher ihren Namen führe? Und wenn er das gewusst
hätte, würde er sich wohl deutlicher ausgedrückt haben. Auch
ist es nicht wahrscheinlich, dass alle Lieder in einer und derselben
Gegend gedichtet worden wären.
1) 1- ^^Tir^ l>o^ ||(p|€|^ im PW. ist wohl nur Druckfehler für 2. W^P^,
da unter ^THTq offenbar die hier angegebene Bedeutung angenommen wird.
91
Zur syrischen Lexikographie.
Von
Theodor Köldeke.
|0 V r
J. K. Zenner sieht (ZDMÖ. 51, 679) in j;o«A**td , Fledermaus **
die Verstümmelung einer Zusammensetzung von ^{[s (««-^VS) ^"<^
JiljCJ = Jj^oj; „Ohrenvogel**. Er schliesst dies besonders aus dem
Adjectivum |*jfo^Ä#vS- Fi'eilicb macht ihm das j nach dem Stat.
constr. einiges Bedenken, aber er beruhigt sich mit dem Hinweis
auf Duval's Grammatik S. 339, wonach dieser Fall doch zuweilen
Torkomme. Ich w^rde allerdings schon daran grossen Anstoss
nehmen, dass eine jedenfalls sehr alte Zusammensetzung überhaupt
das ^ enthalten solle : für die alte Zeit wäre der St. cstr. allein zu
erwarten. Von den beiden Belegen, die Duval anführt, hätte der
erste aus Martin's Ausgabe des (Pseudo-)Josua Styl. 69, 15 bei der
Liederlichkeit, womit die Handschrift geschrieben ist, schon an sich
gar kein Gewicht, aber Wright's Ausgabe 77, 16 zeigt, dass die-
selbe hier regelrecht jb^jüQJtl. ««JJ20 hat, nicht ''tf^l^o- Bleibt also
nur das Beispiel wLOL^} ««200« Ephr. 3, 429 F. Wer die Römische
Aasgabe des h. Ephraim für fehlerlos hält, mag auf dies Beispiel
etwas geben. Wer aber weiss, wie wenig zuverlässig diese Edition
im Einzelnen ist, der wird ruhig annehmen, dass die Handschriften
'L «riJÖO» oder höchstens 'Ij ÖM^Qu haben. Und wenn sich in un-
genauen Editionen oder schlechten Handschriften gleich noch einige
weitere Beispiele der Art finden sollten, ich beharre auf meinem
»nie**. Das fehlte noch, dass wir auf elende Schreibfehler gramma-
tische Regeln bauten! Also schon wegen groben Verstosses gegen
die Grammatik ist jene Etymologie unannehmbar. Femer wäre der
Abfall des n höchst bedenklich. Das Adjectiv J^i<rt^^^*o> ist natür-
92 Nöldehe, Zur syriichen Lexikographie,
lieh eine junge gelehrte Bildung und nicht j-t<fi^^^;0>. sondern
|*J104**i3 auszusprechen (wie |*J9QJ, |*I\.V ^* ^* ^')' ^ findet
sich Causa Caus. 255, 12. An der älteren Form K3niM für )ji/
wäre sonst kein Anstoss zu nehmen. Aber, wie man sieht, ist die
Etymologie unzulässig. Eine einigermassen sichere Erklärung des
Wortes weiss ich nicht. Dass Zenner Recht hat, wenn er die
Herleitung aus ]mV& + «3»J „Wurm* verwirft, bedaif keiner
weiteren Ausfuhrung.
Die Bedeutung „Fledermaus" steht ganz fest. Seltsam daher,
dass das Wort im Caus. Caus. „Insekt" oder vielmehr „fliegendes
Insekt* heisst, s. 21, 20. 238, 9. 254, 21.
93
Ravanavaho 7, 62.
Von
Richard Fischel.
Rävai?avaho 7, 62 lautet nach S. Goldschmidts Text:
Im Anschluss an den Kommentar des Rämadäsa und die Setu-
sarai^ übersetzt dies Goldschmidt: „Die aus Blütenstaub be-
stehende Fahne verrät die von zornigen Waldelefanten zerstampften
Wälder der samt den Apsarasen untergegangenen Berge — welche
Walder von solcher Frische sind, dass ihnen ununterbrochen der
Duft des Blütensafts entströmt".
Dagegen lässt sich manches einwenden. Die Übersetzung von
^Hm mit , Fahne" ist zwar wörtlich, im Deutschen aber kaum
verständlich. Wir sprechen von einer , Staubsäule", aber nicht von
einer „Staubfahne*. ^W hat auch» die allgemeine Bedeutung von
, Wahrzeichen * , , Merkmal", , Erkennungszeichen" = f^U" der
Lexikographen, und so erklärt es Rämadäsa ganz richtig hier mit
^^nWr^ t^nn^* Sodann ist es nicht wahrscheinlich, dass der
Dichter die besondere Frische von Wäldern hervorheben wird, die
von zornigen Waldelefanten zerstempft sind. Auch kann nicht
von dem Dufte des Blütensaftes die Rede sein, da die Waldbäume
sich nicht durch wohlriechende Blüten auszeichnen. Wenn von
dem Dufte der Wälder gesprochen wird, nennen die indischen
Dichter vor allem den Sandelbaum. Gerade von ihm aber wird
gesagt, dass er ohne Blüten und Früchte vom Geschick geschaffen
sei (Govardhana, AryäsaptasatI 487), und es ist ja bekanntlich das
Holz, das den Wohlgeruch ausströmt. Durch das Zerstampfen der
94 Fischet, Ravanavaho 7, 62,
Wälder aber wird dieser Duft vermehrt, er bekommt gleichsam
neue Jugend (^Ät^PlT = 'ftWO und wird berauschend wie der
Duft des Mets CWTO), des Weines, würden wir sagen.
Die Schwierigkeit der Strophe liegt aber in dem ersten Wf-
^Bfv^ • Rämadäsa und die Setusara^i zerlegen es in ^[H^ + ^T^*
^fif und übersetzen es danach mit ^fW^Ttt^'. Dass das
grammatisch unmöglich ist, braucht nicht ausgeführt zu werden.
Goldschmidt selbst hat es anerkannt, indem er hinter diese
Erklärung ein ! setzt. Wie ich ZDMG. 51, 589 ff. ausgeführt habe,
ist das Priikritthema zu ^HJVtl^ nur ^ra^TT. Davon kann aber
kein Instrumental Pluralis ^'^XfU gebildet werden. Er stand in
der alten Calcuttaer Ausgabe der Vikramorvaäl vom Jahre 1880
p. 53, 5: ^raf^fij ^RFTRit ^ ^^^iftf, woraus ihn Lenz in
seine Ausgabe p. 40, 1 übernommen hat. Die Form schien so
merkwürdig, dass ihr Bopp, Vergl. Grammatik 2, * 315 f., Hoefer,
De Prakrita dialecto libri duo (Berolini 1836) p. 150 f. und Lassen,
Institutiones linguae Pracriticae p. 316 f. eine Untersuchung wid-
meten. Bollensen schrieb zwar in seiner Ausgabe 40, 11 ^I^-
<Vn{, wagte aber nicht die Form H^An( zu verwerfen, sondern
vermutete, „dass ^HJVtl^ wie 41^^ ursprünglich sächlichen Ge-
schlechts war und die Dialekte, wie so oft, den ältesten Zustand
in diesem Beugfalle bew^ahrt haben*. Auch S. Goldschmidt
fragt, ob wir Ravanavaho 7, 62 ein Neutrum ^ü^fT anerkennen
sollen, oder ob dies eine äusserste Concession an den Reim sei?
Man kann von den Apsarasen viel Schlimmes denken. Aber Neutra
sind sie wahrhaftig nicht gewesen. Wie ^••T^, so war auch
^ra^V^ nur falsche Lesai't der alten Ausgabe, die auch in die
Bombay er Ausgabe' von 1888 p. 67, 7 übergegangen ist. Auch
Bollensens ^^OHf ist falsch. Der Stamm '^^O" =
"^Hi^^ wurde früher gelesen Pärvatlpari^aya ed. Glaser (Wien
1883) p. 14, 12. 23 in ^^0^^; die neue Ausgabe von
Mangesh Rämkrishijia Telang (Bombay 1892), die trotz
aller Mängel turmhoch über der von Glaser steht, liest aber
p. 9, 9; 10, 2 richtig ^rafTT^Wn', und so ist in der SauraseuT
der Stamm stets ^raFCT* (^akuntalä 118, 10; 158, 2; Vikra-
morvasl 31, 14; 51, 13; 75, 10), in der Ardhamagadhi gemäss
ihren Lautgesetzen '^^\* (z. B. Ovaväiyasutta § [38]; Panhävä-
garagäiiji p. 315; Näyädhammakahäo p. 526). Der Instr. Plur.
kann daher nur ^"^^if^ lauten, wie er Ratnävall ed. Cappeller
Pischdf Rävanavaho 7, 62. 95
322, 30 und BälaramSya^a 202, 13 richtig steht. Am Ende eines
auf ein Masculinum oder Neatnun bezüglichen BahuyrThi ist natür-
lich ^ra^xfif allein richtig, wie Räva^ayaho 7, 45.
In unserer Stelle kann also ^f^T^ nicht stecken, da der
Reim die Form sichert. Aufklärung giebt hier, wie in vielen
andern Fallen, der wichtigste, weil am besten überlieferte und
reichhaltigste aller Präkritdialekte , die ArdhamägadhT. Fanhävä-
garapäini p. 287 f. lesen wir: ^^^^^^^^^«l«M^5v'^«^^U«l^ I
fii4<ii^ci^jii|j[iin«i*^<ii nr^^pwf^WTTrfT'rfHit ti^ii^
Bif^^l^in'Jir^fTT^n l Abhayadeva übersetzt das letzte Kompo-
situm mit 'dM^^^g TF^I^^Prri, erklart also WT mit ^. Und
diese Erklärung passt allein auf die Stelle: „Apsarasen mit schönem
Busen, Hüften, Gesicht, Händen, Füssen, Augen, mit den Vorzügen
der Schönheit, Gestalt, Jugend begabt, die in den Schluchten des
Nandanawaldes wandeln und die Gestalt der Menschen bei den
Uttarakuru haben ^. Dasselbe Wort liegt an unserer Stelle vor.
«•i^\nf im ersten Päda ist aufzulösen in Wf "H «Hf^f^ „gleiche
Gestalt habend* und ist Bahuvrihi zu ^^tPFIffif . Von ^RT aber
hängt der Genetiv TfiPfTTtT ab, so dass der Sinn ist: „von den
wilden Elefanten die gleiche Gestalt mit Bergen haben", d. h. berg-
hoch sind. Der Vergleich von Elefanten mit Bergen ist den indi-
schen Dichtem geläufig. So heisst es Visnupuräija 2, 16, 7 «i5^-
lj^^*iri^^t4|4l^«l*i; 5, 11, 5 ^Ifrat^^fTit ^giFT^w ^-
W^j Raghuvamsa 16, 26 ftfTT^WT^'l^ wA*; Subhasitävali
634 arwnct HlMfilH:; ^ärögadharapaddhati 327 f^T^T fWf-
^RPn: if^:-, indische Sprüche« 2108 fil0^^fil%lil*lO • • •
^l^^I u. s. w. Nach der Sabdaratnävali ist f^rfTTTf „die Grösse
eines Berges habend* direkt Bezeichnung für „Elefant** geworden
(B— R. s. V.). Für ^«VfOllllUI aber ist mit der v. 1. bei Räma-
däsa und der südindischen Recension des Kv^na zu lesen ^c^fii-
^rr^ (metri causa ^•), so dass dann die ganze Strophe zu über-
setzen ist: „Eine Säule von Blumenstaub verrät die Wälder, denen
ununterbrochen frischer Metduft entströmt, (und) die zugninde ge-
gangen sind, zermalmt von den berghohen, wütenden, wilden Elefanten".
Ausser an den beiden besprochenen. Stellen habe ich bis jetzt
^T nicht gefunden. Es wird weder von Dhanapäla in der Päiya-
lacchT noch von Hemacandra in der Deölnämamalä erwähnt, von
dem letzten vielleicht deshalb nicht, weil es ein Tatsama ist. Denn
es unterliegt keinem Zweifel, dass ^T das vedische Hji^tl, ist.
96 Üüchelf Rävanavaho 7, 62.
Freilich nicht, wenn wir die europäischen Vedagelehrten hören.
Roth giebt s. v. dem Worte die Bedeutungen , Lieblingsgericht;
Schmaus, Genuss* ; Grass mann , Schmaus, Mahl*, Benfey,
der es mit aäg^ verwandt sein lässt, Sämaveda s. v. „Speise, Opfer-
speise*, Ludwig „Speise*, ebenso Hillebrandt*), Vedische
Mythologie p. 360. Nur Geldner hat Vedische Studien 2, 258,
Anm. 5 diese Erklärung abgelehnt, aber keine eigene gegeben.
Die indische Tradition kannte nach Naigha^t^ka 3, 7 für das
Wort die Bedeutung „Gestalt*, ^^, wie Abhayadeva W^ erklärt.
Danach Säyana zu ^Y, 1, 41, 7. Dagegen erklärt er es zu 9, 2, 2
mit ^TW^^iro:, im SV. Vol. 4, 9 auch ^W; zu 9, 74, 3 mit
^nPtf ^T'fH, zu 9, 96, 3 und 9, 97, 27 mit H^HT. Das Wort
kommt noch vor in den Kompositen ^RHI^tj, ^V. 1, 75, 1; 9,
104, 5 ; 9, 105, 5 ; ^T^^^T^ W- 4, 33, 3 und ^m i^ gV. 8, 26, 24.
Zu ]^V. 1, 75, 1 erklärt Säyapa ^^m<^*t mit "^Wprt llW^T-
gnit, dagegen ^^T^: zu RV. 9, 105, 5, wie im SV. Vol. 5, 130
mit ^fifll^'r <)hVm1^^* ; zu ^V. 9, 104, 5 *^^m<i: mit 1^'
^^S zu RV. 4, 33, 3 iTWJT^: mit ^f^W ^ft^T'Brei W^-
mrt ^nftfT^^ m und zu J^V. 8, 26, 24 ^m<^*i mit ^fff^T-
^TTT ^*l1^^q«ri, hier mit einer ganz abweichenden Etymologie
aus ^^ == ^^ + "^ . Neben der Tradition hat also Säyaija noch
eine auf eine falsche Etymologie gegründete Erklärung, die Benfey
und Roth, und mit diesem alle andern angenommen haben, da sie
scheinbar in den Zusammenhang passt. Die traditionelle Erklärung
mit ^H erhält durch das Präkrit eine gewichtige Stütze und sie
lässt sich an allen Stellen durchführen, wie ich im einzelnen in
den Vedischen Studien zeigen werde. Dem ZDMG. 51, 591 ge-
nannten ^rni „hungrig*, das übrigens ganz zu trennen ist von
^1^ „mager*, das = *W\^ ist (Bühler, PäiyalacchT s. v.
m^), ist also als zweites sicheres Beispiel für anlautendes "^J = If
hinzuzufügen IfT* = H|\tl,. Für inlautendes ^ habe ich 1. c.
absichtlich nicht 1,(^11 = I^Thjci erwähnt, da es besser = *^
d. h. \^ vom Praesensstamme IC^"* zu 1[^ gesetzt wird.
1) Vedische Studien 2, 232 habe ich gesagt, Hillebrandt habe die
Anmerkungen ZDMQ. 48, 420 infolge einer Mitteilung hinzugefügti die ich ihm
durch Windisch hatte logehn lassen. Wie mir Hillebrandt schreibt, ist
dies irrig. Vielmehr habe er schon selbst die dort erwähnte Anzeige vor der
Korrektur seines Artikels gefunden. Dies sei hiermit berichtigend erklärt.
97
Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränl
(1747—1773).
Von
Oskar Mann.
Auch für die Geschichte Afghanistans im vorigen Jahrhundert
gilt fast Wort fiir Wort, was E. Teufel in der Einleitung zu seinen
^Quellenstudien zur neueren Geschichte der Ghanate* betont: auch
hier fehlt es an einer wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden
Bearbeitung, und doch ist gerade jene Epoche des 18. Jahrhunderts,
in welcher die afghanischen Stänune, zum erstenmal unter einem
zielbewussten Herrscher vereinigt, das persische Joch für immer
abschütteln und zu einer Art von Grossmacht in Centralasien werden,
in mehr als einer Hinsicht fiir die weitere Entwicklung der be-
teiligten Staaten und Völker massgebend gewesen. _^
Den mannigfaltigen Fragen, die hier der Lösung harren, näher
zu treten, kann erst versucht werden auf Grund einer kritischen
Bearbeitung der vorhandenen handschriftlichen Quellen. Bis vor
kurzem waren die durchaus unkritischen Darstellungen bei Elphin-
stone, Malcolm und Ferner alles, was uns über die ausserordentlich
interessante Geschichte der Anfänge des neuen afghanischen Reiches
unterrichten konnte. Die hierher gehörenden Abschnitte in dem
von Ch. Schefer herausgegebenen und übersetzten Werke des *Abd
el-Kerlm el-Bu^Arl sind viel zu sunmiarisch, als dass man ihnen
den Namen einer historischen Quelle geben könnte. So ist der
zweite Fascikel des „Mujmil et-tarlkh-i-ba*dnädirijje*, den ich im
Jahre 1896 herausgegeben habe, die erste Geschichte des Al?med
bah Durranf, die wir als eine gute, alte Quelle bezeichnen können,
wenngleich auch diese Darstellung, wie sich im Verlaufe unserer
Untersuchtmgen zeigen wird, wegen ihrer mannigfachen chronolo-
gischen Irrtümer, nur mit Vorsicht benutzt werden darf.
Die Handschriftensammlungen unserer grossen Bibliotheken-
bieten uns aber einen ziemlich reichen Stoff besonders für die
Geschichte Persiens und Afghanistans in der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts. Ich will im folgenden versuchen, die mir
erreichbaren Quellenwerke einer genaueren Prüfung zu unterziehen,
und durch geeignete Auszüge und Übersetzungen für eine Geschichte
Bd. Ul. 7
98 Manfif Q^eUenttudien zur GetchichU des Almied Sah Durrdnt
des A\imed Sah das nötige Material zusammenzustellen. Wenn uns
im wesentlichen hier die Unternehmungen Al^meds in Persien,
speciell ]^urftsftn heschfiftigen werden, während der vielfachen Kriegs-
Züge im Fangfth nur yorühergehend gedacht wird, so geschieht das
deshalb, weil für die Geschichte des nördlichen Indiens in jener
Zeit die im allgemeinen genügenden Auszüge in Elliot-Dowsons
bekannter „Historj of India, as told by its own historians*^ Band 8
vorliegen, und für die genauere Datierung der einzelnen Thatsachen
auf Grund der Münzen von Bodgers im Journal of the Asiattc
Society of Bengal, Bd. 54, T. I ebenfalls die nötige Grundlage
gegeben ist.
Ich gebe zunächst eine Übersicht über die einzelnen Quellen
und ihre Verfasser etc., sodann folgt ein Versuch, die einzelnen
Unternehmungen des A^^med S&h chronologisch zu fixieren. Daran
sollen sich dann die Übersetzungen der wichtigsten Quellen schliessen,
soweit nicht schon vorher eine genauere Mitteilung einzelner Ab*
schnitte aus ihnen für unsere Untersuchungen notwendig geworden
ist. In den meisten Fällen habe ich von einer wörtlichen Über-
setzung Abstand genommen, vielmehr eine Art von Paraphrase des
persischen Originals zu geben versucht. Wer die Schreibweise der
persischen Historiographen des vorigen Jahrhunderts, etwa aus dem
Tarf^-i-N&dirl her kennt, wird diese paraphrasierende Art der Über-
setzung billigen. Irgend welche thatsächlichen Angaben habe ich nie
weggelassen, dagegen häufig die herrlich stilisierten Beschreibungen,
die mehrere Seiten füllen, in einem Satze abgethan. Ich hoffe, dass
auf diese Weise eine für den Geschichtsforscher brauchbare Material-
sammlung zu Stande gekommen sein wird.
Für wohlwollende Förderung meiner Arbeiten habe ich in
erster Linie Seiner Excellenz dem preussischen Herrn Kultusminister,
der die Mittel zu einer Studienreise nach London geneigtest ge-
währte, zu danken, und ebenso Herrn Geheimen Ober- Begierungs-
rat Dr. W i 1 m a n n s , Generaldirektor der Königlichen Bibliothek zu
Berlin. Femer bin ich für ihre stets bewiesene Bereitwilligkeit,
meine vielfachen Anfragen in liebenswürdigster Weise zu beant-
worten, dem Herrn Rapson vom British Museum, sowie besonders
meinem Freunde Professor Dr. E. Denison Boss in London zu leb-
haftestem Danke verpflichtet.
I. Die Quellenwerke.
1. Das Tari^-i- Al^medSähl des Ma^imüd al-Mutann&
Ibn-Ibr&htm al-^usainf.
Abgesehen von den gelegentlichen Erwähnungen der Afghanen
in dem Tari^-i-N&dii-t des Mirzä Mehdl ^än Asteräbädl ist die
älteste Quelle für die Geschichte des A^med S4h Durränt das
Tarl^-i-A^med§&ht des Ma)^müd al-Mutannä Ibn-Ibrfthim al-HusainL
Mann, QueUmutudien mr GwskUshU des AJjmed 8dh Durrdnt 99
Von diesem Werke ist nur eine Handschrift im Besitze des
British Mnseam bekannt (Or. 196 ; s. Rieu, Catalogue of the Persian
Mss. in the Brit. Mus., vol. I pag. 213; im folgenden mit L be-
zeichnet). Ausserdem besitzt das British Musenm noch einen für
Sir H. M. Elliot angefertigten Auszug aus diesem Werke in persischer
Sprache, der mit andern ähnlichen Auszügen zu einem Sammelband
(Or. 2059, s. Rieu m, pag. 1054 no. X)») vereinigt ist Von
diesem Auszuge ist mir durch Vermittelung der Herren Luzac & Co.,
London, eine Abschrift angefertigt worden, und ich möchte die
Gelegenheit nicht yersäumen, den Herren för ihre Mühwaltung in
meinem Interesse auch hier meinen Dank auszusprechen. Ich werde
im folgenden diesen Auszug mit E bezeichnen.
Um einen klaren Einblick in das Verhältnis von L und E zu
«inander zu ermöglichen, gebe ich hier zunächst eine eingehendere
Inhaltsangabe der beiden Handschriften.
Nach dem Bismillah und den sich anschliessenden religiösen
Eingangsworten finden wir in L auf fol. 6* und 6b die übliche
prunkvolle Lobpreisung des königlichen Auftraggebers. Daran schliesst
sich (foL 7* Zeile 6) die Erzählung von der Entstehung des Werkes
(Rieu I, pag. 213b). Der Verfasser, Ma\^nüd al-Mutannä Ibn-Ibrfthlm
al-Qusainl hatte das Glück gehabt, unter die Zahl der MunSi Ahmeds
aufgenommen zu werden, tmd es war, da er sich viel mit der Lektüre
historischer Werke befasste, in ihm der Gedanke rege geworden,
die Thaten seines königlichen Herrn in geschichtlicher Darstellung
zu verewigen. Er bat den König um die Erlaubnis hierzu, die ihm
dann auch nach einiger Zeit erteilt wurde. Die Handschrift be-
richtet dann kurz über die frühere Geschichte der Durrdni, und
etwas ausfuhrlicher über die Ermordung des Nadir Sah (fol. 8^ bis
12«), über den Marsch der Afghanen von ^bü&ln nach ](andfthär,
und in wenigen Sätzen über die Krönung des A)^med S4h.
Sodann haben wir auf foL 15b eine Kapitelüberschrift, die
Rieu wiedergiebt: »Events of A. H. 1160*. Sie lautet im Persischen:
m >
In diesem und den folgenden Kapiteln bis fol. 50* wird in der
That ein mit der Unterwerfung des §äh Ru^ S4h endender Feld-
2tig gegen ^urftsän erzählt. Dass dieser Zug gegen Fersien aber
im Jahre 1160, wie die Überschrift angiebt, stattgefunden hat, ist
absolut ausgeschlossen. Denn erstens war im Jahre 1160 Sah Rul^
noch nicht Herrscher in Me§hed, — nach Angabe des Tarl^-i-Nftdirl
1) VbL> Mich ebenda pag. 104i anter Ko. Or. 2047 , sowie Preface (zu
Vol. ui) psg. xxn^xxiv.
100 Mann, QueUenHudien smr Geschichte des Ahmed Sdh Durrdmi,
wurde er erst am 8. oaww&l 1161 an Stelle des Ibr&hlm S&h anf
den Thron erhoben. Femer ist auch 1160 gar nicht das Hande-
jahr des türkischen Cyklus, sondern dieses würde etwa im GumAdft II.
1167 beginnen. Wir müssten also annehmen, dass vielleicht in der
Überschrift hier, ebenso wie weiter unten in der Handschrift, auf
fol. 37^1), die Zahl der Einet* in der Jahreszahl auszufüllen ver-
absäumt wäre. Dass nun in der That Ereignisse des Jahres 1167
erzählt werden, erhellt ohne weiteres aus dem gleich im Anfange
gegebenen Bericht von der Zurückkunft des nach Eiämir geschickten
^Abdallah IJ&n, auf fol. 16b. Die Eroberung von Ei^mlr durch
eben diesen ^Abdallah hat nach dem Zeugnis der MaAtir-i-seltenet
(Bibliotheca Indica) vol. 11 pag. vCt im Jahre 1167 stattgefunden.
Femer wird im weiteren Verlaufe der Erzählung darauf hingewiesen^),
dass jetzt, d. h. zu der Zeit, als Al^med von Tun aus gegen Me^hed
zu ziehen sich anschickte, ungefähr 7 Jahre nach dem Tode des
Nadir §fth verflossen wären. Wir haben es also in dem ersten
Teile von L, fol. 15 bis 50, mit dem Feldzuge der Jahre 1167
und 1168 zu thun; man vergleiche auch die Ausführungen von
St. L. Poole, an der oben angefahrten Stelle.
Die nun im unmittelbaren Anschluss hieran erzählten Unter-
nehmungen Al;imeds im Pangäb (s. Bieus Inhaltsübersicht) nehmen
die Jahre 1169 bis 1171 ein. Bemerkt werden mag, dass mit der
„Battle of Sonipat* bei Rieu I, pag. 214 Zeile 3 nicht etwa die
bekannte von A^med den Mahraten im Jahre 1174 gelieferte Schlacht
gemeint ist. Es handelt sich vielmehr in L nur um ein gering-
fügiges Rencontre mit den Truppen des Kaisers von Hindöstän,
dessen für die Inder ungünstiger Ausfall diese zur friedlichen Unter-
werfung veranlasst. Die Darstellung von L bricht dann nach der
Schildeiamg der Vermählung Teimürs mit einer Tochter des ^Alamglr
und einer Aufzählung der von Seiten Indiens bezahlten Strafsummen
ganz unvermittelt ab. Den Schluss bildet ein vom Verfasser ge-
dichteter Tarilj auf die Eroberung Indiens:
oUcsl vi>wo iJU. ^!y
Es liegt also in L ein Fragment des Tarlh-i-Abmedsähl vor, welches
ausser der Einleitung und der kurzen Geschichte des Af^med bis
zu seiner Krönung im Jahre 1160 nur die Ereignisse der Jahre
1167 bis 1170 schildert.
Wenden wir uns nun zu E. Der Auszug trägt auf dem ersten
■»
Blatt die Titelangabe: ^K^ »LäJu.>-I r^j'*^» sowie eine genauere
Beschreibung der Handschrift, aus welcher die Excerpte genommen
1) 8. Stuart Lane Poole, The ooins of the Shahs of Peraia, Introd. p. LI.
.2^ Fol. 22».
•• • •'• •
_• . . •
MoMOf QueUerutudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnt 101
worden sind. Femer ist der Auftrag angegeben, den der Epitomator
erhielt, und eine Art Bericht über die Ausführung. Die Überschrift
zu dem Auszuge lautet:
Dem entspricht auf dem unteren Teile des Blattes folgende Notiz:
^;^^3»'^Ä ^^y.b ^UJL- »Jt;.U u-y> 3 »^^? a^ Lxij^)
J3Ä9 oJ^Äir \>3\^s>
Der MunSt hatte also von Elliot den Auftrag erhalten, aus einer
Handschrift, welche die Geschichte des A^imed S&h von der Er-
mordung Nadirs an bis zu Al;^meds Tod und der Thronbesteigung
des Sulaim&n, des Schützlings des Premierministers S&h Welt I^ftn,
enthielt, in der Weise zu excerpieren, dass er die zehn ersten und
die zehn letzten Zeilen der Handschrift, sowie je hundert Zeilen
von den Kapiteln, welche von den indischen Feldzügen des Al^med
handelten-), abschreiben sollte. Die Beschreibung der Handschrift
ist in einzelne Rubriken eingeteilt, ähnlich wie in dem ^^Catalogue
of the Persian books and mss. in the library of the Asiatic Society
of Bengal**, by M. Ashraf Ali:
.^ J^'J-
u
i>»»JW
• • ••
vjL*r-Lj
;s'Uü
^ V
j
it
^ \ >'-^
?
IUI
?
dy4^^****i^
3y>
1) Uniicher! Vielleicht liegt hier eine yerstQmmelang der bekannten
Redensart t.LJj cy*^ 9^^^ ^o''-
S) In der Überschrift der ersten Seite des Auszuges ist der Wortlaut
etwas dentlicber: JjCa^^JU^ U^^ ^ j^ S^^ vXaöAao . . .
102 Mann, Queüenstudien zur QeBchichU de» Aftmed Sah Durränt.
Der Aaszng enthält im einzelnen folgende Kapitel: 1) Die Ein-
leitung zu dem Werke mit dem Unterabschnitt i_p_aaa^' ..Uj *>
v^^LxT, welcher uns später noch beschäftigen wird, anscheinend voll-
ständig abgeschrieben. 2) Ereignisse des 1. Jahres der Regierung
des Ahmed = 1160 H. 3) Das 2. Jahr = 1161 H. 4) Das
5. Jalir. 5) Das 10. Jahr = 1170. 6) Das 13. Jahr = 1172.
7) Das 26. Jahr = 1186 (die Hs. hat fälschlich jLää^ für jlxi^).
Also in der That eine Auswahl der für die Geschichte Indiens in
Betracht konmienden Unternehmungen des Ahmed S&h, wie dies ja
auch für die Zwecke Elliots ausreichte. Die einzelnen Abschnitte
brechen jedesmal unvermittelt, mitten im Satze ab, so dass wirklich
nur die verlangten 100 Zeilen abgeschrieben zu sein scheinen.
Es ergiebt sich also aus E, dass MunSl Ma)^müd al-QusainI
1186, also im Jahre nach dem Tode des A^med Sah, sein die ganze
Regierungszeit dieses Königs behandelndes Geschichtswerk zum Ab-
schluss gebracht hat. Zur Yergleichung der in E vorliegenden kurzen
Abschnitte aus diesem Werke mit den Fragmenten in L kann natür-
lich nur die Einleitung und das Kapitel dienen, welches die Ereignisse
des Jahres 1170 enthält.
Die Einleitung, abgesehen von dem Abschnitt über die Ent-
stehung des Werkes, der besonders betrachtet werden muss, stimmt
hinsichtlich des Gedankenganges, soweit aus dem Prunkstil über-
haupt ein solcher herauszuschälen ist, in L und E durchaus überein,
der Wortlaut dagegen ist zum grossen Teil nicht identisch. E ist
viel weitschweifiger, mit mehr Citaten und Versen geschmückt als L,
hat aber doch ganze Sätze bis auf geringfügige Wortabweichungen
mit L gemeinsam, so dass sich die Einleitung in E durchaus als
eine spätere Um- oder Überarbeitung von L charakterisieren Ifisst^).
Genau dasselbe Verhältnis zeigt L und E in dem Kapitel über
das Jahr 1170 (der Text von E setzt mit dem Anfang von Cap. XXV
der unten folgenden Übersetzimg von L ein ; fol. 90» der Hs.). Die
auch schon reichlich aufgeputzte Darstellung von L erscheint in E
unter häufiger Herübemahme von ganzen Sätzen so gewaltsam ver-
schönt und in die Länge gezogen, dass aus 53 Zeüen von L die
100 von E geworden sind, ohne dass E auch nur das geringste
mehr an Gedankeninhalt böte.
Wir werden also nach dem eben ausgeführten kaum fehl gehen,
wenn wir in der den Excerpten von E zu Grunde liegenden Hand-
schrift eine spätere Überarbeitung von L sehen.
1) Gern hätte ich hier den persischen Text der beiden Einleitanf^en ein-
Kefügt, doch ist es bei dem schlechten Zustande von L, vor allem wegen der
häufigen und grossen Ameisenlöcher, nicht möglich, einen elnigermassen ge-
sicherten Text SU geben, besonders von dieser im allerfelnsten Pmnkstil ge-
arbeiteten Einleitung. Auch die fUr mich gefertigte Kopie von E ist keine
sichere Unterlage für eine Textausgabe,
Mann^ QuiUeMiudien xur OßgcJuchte dea AJjtmed Sah Durrdni, 103
Es gewinnt also den Anschein, als ob wir zwei Bearbeitungen
des Tarf^-i-AtimedS&hf anztmebmen hätten, von deren ersterer wir
in L ein Fragment, und von deren zweiter wir nnr die Excerpte
von E besitzen. Nun ergiebt sich ausser dem, was oben aus der
Einleitung von L über die persönlichen Schicksale des Verfassers
berichtet ist, noch ans einigen andern Stellen im Verlauf der Dar-
stellung in L einiges über den Verfasser und sein Werk, was zur
Lösung der uns hier beschäftigenden Fragen beitragen wird.
Im SawwAl des Jahres 1169 finden wir (siehe unten Gap. XIX
der Übersetzung) den Autor im Gefolge des Königs in Kabul. Er
erh< hier von Berl^urdftr 9&n') eine Mitteilung über eine Äusserung
Abmeds: ^J J^tJ >S o^ ^Uj ^^JUf ^^jy ;! c)^j^'i>^J^
öxLti ^U^^ • 'A.us dem Wortlaut, besonders der Form j:L*» müssen
wir herauslesen, dass der MunSt zu eben dieser Zeit schon mit der
Abfassung des ihm aufgetragenen Geschichtswerkes beschäftigt ge-
wesen sei. Bei einer ähnlichen Gelegenheit hebt er hervor, dass
er über die einem Gesandten gegebenen Aufträge nichts bestimmtes
berichten könne, da die Abfertigung der Gesandten im geheimen
stattgefunden habe, höchstens Hesse sich aus den Antworten, die
derselbe späterhin zurückbrachte, sowie aus dem Gegenschreiben aus
der Kanzlei des A|^ned Sah schliessen, dass der Botschafter ungefähr
folgenden Auftrag gehabt haben müsse . . . (unten Kap. XX der
Übers.). Im weitem Verlaufe finden wir dann in L mehrere offizielle
Schriftstücke im Wortlaut mitgeteilt, die der Verfasser von dem
Chef der königlichen Kanzlei, Se^Adet l^&n erhalten hat, wie zum
Teil ausdrücklich bemerkt wird, mit der Weisung, sie seiner Dar-
stellung einzuverleiben. Es ist dies besonders die politische Korre-
spondenz des A^med Sfth an ^Alamglr U., den Kaiser von Hinddstftn,
und dessen Wazir Gftzl ed-Dln ^än; femer der amtliche Wortlaut
des Vertragsinstruments über die von ^Alamgfr 11. an A|^med ab-
zutretenden Grebietsteile aus dem Jahre 1170. Ein Brief des ^Alamglr
an Abmed, die Antwort auf den fol. 67 ^ mitgeteilten Brief Ahmeds
(siehe unten die Übersetzung), sollte eingefügt werden hinter fol. 87^,
welches mit den Worten schliesst: ^jXjLe Oy^ö5> ^^JiiSi^ ^yä
y::^ ^|, Der Brief aber fehlt, und es folgen statt dessen zwei
leere Blätter, als ob auf diesen das fehlende hätte nachgetragen
werden sollen. Auch sonst finden wir in L ziemlich häufig derartig
absichtlich frei gelassene Stellen, besonders ist zwecks späterer Aus-
fallung für die Datumsangaben ein Baum leer gelassen. Man wird,
glaube ich, aus diesen absichtlichen Lücken der Handschrift schliessen
dürfen, dass wir in L das Concept des Verfassers oder eine genaue
Abschrift davon vor uns haben. L ist nicht datiert, aber alles,
1) Einen tnch in Emins Mn^mil et-tari|s-i-ba'dnftdirijje häufig erwähnten
hervorragenden General des Ahmed Sah.
104 Mann, QudlenstucUen stur Geschichte des Ahmed Sah Durrant
was sonst an äusserlichen Kennzeichen für die Bemieilung des Alters
einer Handschrift in Betracht kommt, weist darauf hin, dass wir es
mit einer Handschrift aus dem vorigen Jahrhundert zu thun haben.
Vergegenwärtigen wir uns nun, was E, abweichend von. L,
über die Entstehung des Werkes berichtet (s. auch Rieu HI, pag. 1054).
Der Verfasser erzählt, dass A^med »Sfth, der ein eifriger Be-
wunderer des damals eben vollendeten Tarl^-i-Nftdirl gewesen, seinem
Vertrauten Mu^ammed Teki j|[än aus SIräz den Auftrag gegeben
habe, einen MunSf zu suchen, der im stände wäre, ein dem Tari^-
i-Nftdirl ähnliches Werk über Ahmeds Regierung zu schreiben.
Lange habe Mubammad Taki vergebens gesucht, bis er schliesslich
„im Hundejahre nach türkischer Zeitrechnung = 1167 der Higra*,
als Me^hed von den Afghanen belagert wurde, an den ihm seit
langer Zeit bekannten Mahmud al-Husainl dachte, der in Me^hed
in bedrängten Umständen lebte, und diesen als einen Freund und
Schüler des Mirzä Mehdi H&n, der wohl im stände sei, das ge-
wünschte zu leisten, dem Könige empfahl. In der That erhielt
dann auch der Mun^t den Auftrag und widmete von nun an seine
ganze Kraft dem Werke.
Zunächst ist auffallend, wie diese Darstellung zu der in L ge-
gebenen Entstehungsgeschichte des Werkes in Widerspruch steht.
^>Vie im einzelnen diese Widersprüche auszugleichen seien, ist eine
Frage, zu deren Beantwortung man höchstens allerlei Vermutungen
beibringen könnte, ohne ein gesichertes und unanfechtbares Resultat
zu erhalten. Ich glaube zudem, dass auf diese Verschiedenheiten
kein besonderes Gewicht zu legen ist. E ist eben eine spätere
Bearbeitung eines älteren Conceptes, und dass bei einer Umarbeitung
einzelne Abschnitte eine andere Fassung erhalten, ist ja nichts
aussergewöhnliches. Vielleicht hat E nur die genauere, L die weniger
eingehende Darstellung der betreffenden Vorgänge. Bei dieser An-
nahme bliebe dann als einziger Unterschied übrig, dass nach L der
Verfasser den ersten Gedanken an eine historische Verherrlichung
des Abmed sich selbst zuschreibt, während nach E Ahmed schon
seit geraumer Zeit nach einem geeigneten Hofhistoriographen gesucht
hat. Dass dieser Umstand aber durchaus unwichtig ist, liegt auf
der Hand.
Im übrigen können wir aus dem, was wir nunmehr aus L
und E wissen, uns ein einigermassen klares Bild von der Ent-
stehung des Werkes kombinieren.
Im Jahre 1167 lernt Ahmed §äh in MeShed den MunSi Mabmüd
al - Husainl kennen , und beauftragt ihn , eine Geschichte seiner
Regierung zu schreiben. Der MimSi wird der Kanzlei des Königs
zugewiesen. Er beginnt sein Werk, indem er zunächst nieder-
schreibt, was er aus seinem Verkehr mit Mirzä Mehdl IJän über
die Vorgeschichte der Durränl weiss, und was ihm über die Er-
eignisse nach Nadirs Tode berichtet worden ist (Einleitung von L).
Sodann beschreibt er die Ereignisse, die er selbst zur Zeit mit
Mann, QueUerutudien zur Getehichte des Ahmed bäh Durrdnt, 105
erlebt. Er schildert den Feldzug des AJimed nach MeShed, begleitet
dann den König nach Kftbul und vielleicht auch nach dem Pang&b.
Das Goncept des Verfassers bis zu dieser Zeit liegt vielleicht in L
vor; auf den letzten Blättern des Buches hat er dann noch eine
Reihe von einzelnen Anekdoten aus dem Leben des Königs auf-
gezeichnet, die vielleicht das Material zu einer Charakterschilderung
A^eds bilden sollten^).
Ob diese beiden in L erhaltenen Kapitel die einzigen Teile
des ersten Conceptes blieben, oder ob ihnen später noch andere
Kapitel folgten, können wir nicht sa^n; jedenfalls bilden sie die
einzigen uns bekannten Teile des ersten Entwurfes.
Als der Autor dann später an die Ausarbeitung seines Werkes
ging, hat er diesen Entwurf umgearbeitet und in neuem prunk-
volleren Gewände dem gesamten Werke einverleibt.
Nach der Angabe von E, beziehungsweise der in E ezcerpierten
Handschrift ist das Werk 1186 vollendet worden. Das würde sich
auch aus den letzten der erzählten Ereignisse schliessen lassen, die
ja in das Jahr 1186 fallen.
Merkwürdigerweise wird nun in dem 1182 (1184) verfassten
Far^at an-Nä^prln des Muhammed Aslam (s. Browne, Catalogue of
the Persian mss. in the library of the University of Cambridge,
pag. 118) unter den benutzten Quellenwerken ein Tarllj-i- Ahmad
Abdftll aufgeführt. In der Pariser Handschrift des Far^?at an-Nftzirln
(Suppl. Pers. 245, früher Fond Gentil Nr. 47) fehlt das Tarllj-i-
A^ed, sowie noch einige andere von den im Cambridger Manu-
skript aufgezählten Werken. Es kann hier kaum eine andere Ge-
schichte A^^neds, als die des Mahmud al-Husainf gemeint sein;
wenigstens haben wir von einem Vorläufer des Mal^^nüd keinerlei
Kunde. Wenn nun in einem schon 1184 abgeschlossenen Geschichts-
werke das Tarl^-i-A^medSähl als Quelle erwähnt wird, so könnte
man eben nur annehmen, dass schon vor 1186 eine Becension dieses
Werkes existiert habe, zu der eventuell die uns in L erhaltenen
Fragmente gehörten. Aber es ist auch nicht unmöglich, dass in
der Cambridger Handschrift die Nennung des Tari^-i-A1;^ned Abdäll
auf späterer Einschiebung , vielleicht sogar nur des Abschreibers,
beruht, der durch Hinzufügung weiterer Titel von Geschichtswerken
sein historisches Wissen zeigen wollte.
Wir würden natürlich mit viel mehr Klarheit über die Ent-
stehungsgeschichte des Tarf^-i-A^medSähl urteilen können, wenn
wir das den Excerpten in E zu Grunde liegende Original vor uns
hatten. Vor allem aber würden wir durch diese authentische Dar-
stellung vielleicht auf die mannigfaltigen Fragen nach den Daten
der einzelneu Unternehmungen des Königs, deren Lösung, wie wir
1) Ob ond wie weit diese ,,Materialsammlung" in der spKteren Bearbeitung-
verwertet ist, können wir leider nicht ermitteln ; das w&re aber ein Punkt, der
för die BenrteUnng von L in dem von mir angenommenen Sinne äusserst
wichtig wäre.
106 ManUf OiueUenatudien zur GeachichtB des Ahmed Sdh Dttrränt
unten sehen werden, viel Schwierigkeiten bereitet, eine befriedigende
Antwort erhalten. Der Auszug in E kann uns hierbei nicht viel
helfen, da wir über die Feldzüge der Afghanen im Pang&b aas
andern Quellen hinlänglich orientiert sind. Hoffentlich findet sich
das Original von E noch in irgend einer indischen Bibliothek, aus
der ja auch Elliot es entliehen haben muss^).
Was den historischen Wert der Fragmente in L anbelangte,
so können wir die Handschrift schlechthin als eine Quelle ersten
Banges bezeichnen. Wenn natürlich auch der Charakter der offiziellen
Hofhistoriographie in dieseuL förmlich unter den Augen des könig-
lichen Auftraggebers und Helden geschriebenen Werke sich auf
Schritt und Tritt in Darstellung und Beurteilung des Geschehnen
zeigt, so ist das ein Fehler, den das Werk mit weitaus den meisten
persischen Geschichtsquellen teilt, und der Historiker wird wohl
ohne grosse Mühe aus den fortw^renden Siegesberichten in der
Darstellung des bezahlten Lobredners auch die Niederlagen heraus-
zulesen verstehen.
Trotzdem gehört doch eine so fast ausschliesslich auf Autopsie
und den besten, ich möchte fast sagen amtlichen Informationen
beruhende Darstellung, wie sie das Tarl^-i-A|;imed§4hl bietet, zu
den Seltenheiten, und dieser Umstand lässt uns um so mehr den
Verlust des ganzen Werkes bedauern.
2. DasMugmil et-tarl^-i-ba^dnftdirijje desEmln und
das Me^ma' et-tewärt^ des ^elil.
Als Zweitälteste Quelle zur Geschichte des Al^med Sfth wäre
das Mu^^mil et-tarll^-i-ba'dnftdirijje zn nennen. Das Werk enthält
in seinem zweiten, vor etwa einem Jahre von mir herausgegebenen
Abschnitte eine ausführliche Geschichte der Eroberungskriege des
A^med. Es ist bekanntlich in den Jahren 1195 — 96 in MurSid&bftd
in Bengalen geschrieben, von einem aus Kirm&nSfthftn stammenden
Perser, der etwa zwischen 1166 und 1169 sein Heimatland ver-
lassen und sich in Indien angesiedelt hatte. Ich habe in der Ein-
leitung zu meiner Textausgabe des Werkes (fasc. I, Leiden 1891)
eingehend über das Leben des Verfassers und über die Stellung
dieses Werkes zu den übrigen Geschichtsquellen aus dem vorigen
Jahrhundert gehandelt, und darf mich also hier mit einem Hinweis
auf die früheren Ausführungen begnügen^).
1) In der von Sprenger Teröffentlichten Liste von Hs. ans ElUots Nach-
aas (Journal of the R. Asiatic Soe. of Bengal, vol. XXIIl), die auch einige
▼on Elliot nur geliehene Hs. aufaählt, ist das Tar!|)-i-Ahmeds&hi nicht enthalten.
2) Dem Wunsche des Herrn Becensenten in der Deutsch. Litt.-Zeitung,
Jahrg. XIU (1892) no. 9. nach einer Kollation der Londoner „Handschrift'*
habe ich inswischen nachzukommen Gelegenheit gehabt. Dies Manuskript ent-
hält jedoch nur, wie aus der Beschreibung Rieus (II. pag. 806*) schon hervor-
geht, die Kapitelüberschriften, die mit ganz belanglosen Ausnahmen, mit denen
ManUf QueUenstudien »ur Geschickte des Almed Sah Durrdni. 107
Über die Quellen, nach denen Emln seine Geschichte des A^med
SAh behandelt hat, habe ich nichts ermitteln können. Jedenfalls
hat er das Tarl^-i-A^medSÄhl nicht benutzt. Zudem scheint mir
die ganz unerklärliche Verwirrung, die, wie wir weiter unten sehen
werden, in Bezug auf die zeitliche Folge der einzelnen Feldzüge
der Afghanen bei Emln herrscht, darauf hinzudeuten, dass wir es
hier lediglich mit einer Kompilation einzelner dem Verfasser münd-
lich oder schriftlich mitgeteilter Erzfthlungen zu thun haben. Nach
der Darstellung bei Emln haben wir folgende Beihenfolge der Kriege
des A^ed Siüi:
Zwei Feldzüge gegen SAh Bu^ in MeShed (in meiner Text-
ausgabe: fasc. n, pag. vr — i«, Zeile 7, und von da bis pag. Ia)-
Sodann folgt: Ein Feldzug nach Indien (pag. 1a — Itf, Zeile 15).
Aufstand des Lu|j[män i^&n (pag. \\\^ — \\f), Schilderung der Zu-
stände und Begebenheiten in ^urfts&n (pag. \\f — iff). Dritter (!)
Feldzug nach Indien (irP — !n*). Dritter Feldzug nach ^ur&s&n
(trr — ^f v). Ahmeds Tod (ifA). Thronwirren nach dem Tode Ahmeds
(tfA bis Schluss).
Wie weit diese Darstellung von den aus den übrigen Quellen
zu gewinnenden Daten abweicht, wird sich im weitem Verlaufe
unserer Untersuchungen zeigen.
Für einige Punkte in der ^Gteschichte des ä&h Rul) Sah in
MeShed sind dann noch die Angaben des Prinzen ^elll in seinem
Megma* et-tewftrl^ von .Wichtigkeit. Über dieses Werk, und be-
sonders über sein Verhältnis zu dem des Emln habe ich in der
oben angeführten Einleitung ebenfalls ausführlich gesprochen. Es
sei hier kurz hervorgehoben, dass der Vater des Verfassers, der
älteste Sohn des Sah Sulaim&n IL ungefiLhr um 1165 MeShed ver-
liess, um nach Indien zu gehen, und dass die schriftlichen Auf-
zeichnungen dieses Prinzen über die Schicksale seiner Familie später
von dem Sohne Q^lll als Quelle benutzt wurden. Das Megma^ et-
tewärl^ ist im Jahre 1207 vollendet worden (s. auch Pertsch, Ver-
zeichnis d. pers. Hss. der Kgl. Bibl. zu Berlin, pag. 425 ff.).
3. Das QusainS&hl des Imam ad-Dln CiStl.
Von diesem Werke sind drei Handschriften bekannt: die eine
in der Bibliothek der Royal Asiatic Society'), die zweite im British
der Berliner Hs. genaa fibereiDSÜmmen. Als erstes Kapitel ist aufgeführt, ohne
persiscbe Überschrift: ,,Introdaction &. Aathors preface". Darunter steht die
Bemerkung: n^any of the transactions narrated in this history translated in
Persian [from] reeords in Arabie**. Mir scheint hier lediglich ein Irrtum oder
MissTentlndnis des BeV. John Haddon Hindley, der jene Sammlung von Kapitel-
überschriften historischer Werke anlegte, vorsuliegen.
1) Uorley, Deseriptive Catalogue . . ., pag. 76, no. LXI.
108 Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durräni,
Museum*), und eine dritte in der Bibliothek der Asiatic Society
of Bengal in Calcutta-).
Von dem bei Eieu 11, pag. 904^ genauer verzeichneten Inhalte
interessiert uns hier nur der erste Abschnitt, der die Geschichte
des A^med S&h behandelt, und der etwa ein Viertel des ganzen
Werkes ausmacht.
Ehe wir uns aber eingehender mit dieser von Morley sehr
hoch geschätzten Geschichte der Durr&nl-Dynastie befassen, müssen
wir unsere Auftnerksamkeit dem von Ch. Schefer in seiner Über-
setzung des Abdoul Kerim Boukhary (pag. 280) erwähnten Tarlh-
i- Ahmed (s. auch Rieu 11, pag. 90 5^) zuwenden.
Von diesem Werke befindet sich in der Königlichen Bibliothek
zu Berlin eine in Indien gedruckte Lithographie (Bibl. Sprenger.
Nr. 215). Der Vortitel lautet: ^.^L^X^ b luJtJj ^^^ ob^L^
jJCjl^:>. ^ ^L^ • , während der eigentliche Titel die Aufschrift .spNjjb*
Ol«.^*! und als Jahr der Drucklegung die Zahl 1266 zeigt ^.
Wie sich aus der Einleitung ergiebt, hatte der Verfasser, Mun^S
Muhammed *Abd el-Kerlm *AlawI eben eine Geschichte des Sugä*
el-mulk, p&di^ah-i-Durräni, der im Jahre 1255 mit Hilfe der Eng-
länder sich zum Herrn von IJuräsän gemacht hatte, vollendet, als
er sich entschloss, eine ausführlichere Geschichte der ganzen Durr&nl-
Dynastie zu sclu-eiben. Für die Zeit bis zum Jahre 1212 wollte
er als Quelle das Tarllj des Imftm ed-Dln Husainl (CiStl ?) zu Grunde
legen, und die späteren Ereignisse, nach dem, was er in Kabul
und Kandahar gehört hatte, erzählen.
Dementsprechend behandelt das Werk in fortlaufender Dar-
stellung die Geschichte des A^med Sah u. s. w. bis zum Jahre 1212,
Sodann folgt ein Kapitel über die Emire aus der Zeit des Zemän Ij4n :
darauf die Beschreibung des Pangäb und der Wege zwischen Pesä-
war, Kabul, Kandahar und Herftt:
Die Unterabteilungen dieses Kapitels sind bei Schefer, a. a. 0.,
pag. 280 angegeben. Sodann folgt, das Kapitel, welches Schefer
pag. 281 ff. übersetzt hat, mit der Überschrift:
An dieses Kapitel schliesst sich dann, ohne dass eine Überschrift
oder auch nur ein Absatz den Beginn von etwas neuem kenn-
1) Rieu III, paj?. 904l>.
2) Ashraf Ali, Catalogue . . . pag. 28, no. 144.
3) Dieselbe Ausgabe citiert Schefer, a. a. O. p. 28, Anmerkung.
Mann, Quellenstudien xur Geschichte des Ahmed Sah Durrdni, 109
zeichnete, noch ein längerer Abschnitt an, dessen erste Sätze folgen-
dermassen lauten:
Jj-^^^^'ulaL-, 3 »Lä^^^LwOj jl — p- »uJü j! |yi tli^ J^-y-^ j-*.-«j
Es folgt dann eine Erzäblang der Schicksale des Zemän Sah und
Sult&n Mahmud bis zur Installierung des Sugä^ el-Mulk als König
von Afghanistan. Wir ersehen aus den mitgeteilten Sätzen, doss •
Mut^ammed ^Abd el-KerIm das Werk des Imam ed-Dfn Qusaint von
Anfang bis Ende für seine Darstellung benutzte, vermutlich ohne
allzuviel Mühe auf die stilistische Umarbeitung zu verwenden^),
eine Art der Benutzung, die wir ja an orientalischen Historikern
zur Genüge kennen. Er verfuhr dabei sogar so ungeschickt, dass
er alle die Kapitel, die Imäm ed-Dln Husaint mit Recht an den
Schluss seines Werkes stellte, über die verschiedenen Bouten in
Afghanistan u. s. w. , ebenfalls mit ausschrieb, und seine eigene
Darstellung erst hinter diese Kapitel einfügte, während er sie besser
an den letzten Abschnitt des historischen Teiles, an das Kapitel
von der Flucht des Ma^üd Sul^An, dessen unmittelbare Fortsetzung
sie doch bildet, hätte anschliessen müssen.
Wir können hiemach annehmen, dass das Werk des Muhammad
'Abd el-Kerlm eine einfache Paraphrase des ^usainSähl enthält-).
Eine Bestätigung dieser Annahme wird uns die folgende Neben-
einanderstellung der Kapitelüberschriften aus dem ereten, die Ge-
schichte des Al^med Sah behandelnden Teile beider Werke liefern').
1) ^LJSüo! v,jLj Joj yielleicht ein term. techn. fUr jene Art der Be^
notzong, bei welcher Siits fiir Satz der Gedankengang des Originals wieder-
gegeben wird, teils mit denselben Worten, teils mit absichtlichen Abweichungen
im Ausdruck.
2) leb habe leider keine der Has. des Hasain^&hi selbst einsehen können,
nnd bin deshalb anf den Umweg über das Tarih-i-Ahmed angewiesen.
3) Die Kopie ans dem HnsainsAh! verdanke ich der Liebenswürdigkeit
110 Mann, QueUerutudien »ur Guchiehte dea Ahmed Sah Durränt
Husidntf&hi des ImAm ed^Din
Husaint.
1. ^UL>
»UATt
O
o
iy
2. ^jju *)»LäoL OyÄ«> ^Jwol
3. c;,
i^ca.
a^
LT
l. o— «a.
d
y J**^ J • • • ••
Tari^-i-A^med des Hahammed 'Abd-
el-Kerfm.
^- cr^^^
3. »U^r! ^o^^ ^^^ e)^ j^
.L.J
meines Freundes Professor Dr. Ross, der sich der HUhe nnteraogen hatte, ans
der Hs. der Asiatic Society, die, wie er schreibt, sehr schlecht geschriebenen
Überschriften für mich zu kopieren. In der Hs. des Brit. Mus. fehlen diese
Überschriften nach seiner Mitteilung gänzlich.
1) Natürlich ist N&dir S&h gemeint.
Mann, Queüenatudien mtr Ouehiehte des Ahmed Sah Durränt 111
HnnmUhi des Imkm ed-D!n
Hnsaini.
^^L3Li> ^uX^-«^
Ü 3
&J
C^A^
/.
8.
yl-**",^** »^ O*^^ *^y^
O
10. (?)... ^^;^yi3 ^yoa Jjüu
_5 ^y^;b_;-.
Tarfh-i-Ahmed des Ha^ammed *Abd-
el-Kerim.
6. ^!y »LAX4J>r«o^' ^LaJ y
8. J,!^ «U^rl «^- ^Lo y
VHf>^* ^ *Ä^^' c5!r^ o^^lr*
I «^WAA^^ y^"
h -
9. ***j^ yCiü ^Jw.t ^Lo ^
10.
j
112 Mann, QueUen»tudien tur Geschickte des Ahmed Sah Durräni.
Hosain^iahi des Im&m ed-Din
Hnsaini.
■
12. vU>^U »La ^^y^^ ^y
r c."
'^LäJLi
14. [Titel fehlt!]
beginnt :
^y^ Jaj JLäb »La o^c»>^
^UiwX;'! JÜJI vJyit j^ c>y>
Tarih-i-A^med des Muhammed 'Abd-
el-Kerim.
12. ,UO^I ^yJy.jS *:^y ^Loy
i> -
• V
14. j,|y »U 0^1 o'J5 ^,La y
beginnt:
iuwo.LjiJ C5^i^' vi>uuMk^ ;l lXajLcXJT
Die vorliegende Zusammenstellung ergiebt noch ein anderes,
für die Beurteilung des HusainSfthl bedeutsames Faktum: wir ver-
missen ein bezw. mehrere Kapitel, deren Überschriften uns die
Schilderung der Kriegszüge des A^imed in ^uräsän versprachen.
Da nun in dem Werke des Muhammad *Abd el-Kerlm auch inner-
halb der oben angeführten Kapitel an keiner Stelle irgend etwas
von Feldzügen nach IJurftsän erwähnt wird , so dürfen wir nach
dem oben ausgeführten annehmen, dass auch im ]^usain§4hl die
Darstellung dieser Kämpfe fehlt.
Wir haben also in dem HusainSähl eine Erzählung von dem
Emporkommen des Ahmed SAh, sowie von seinen in Indien geführten
Feldzügen. Die Kompilation des Werkes geschah etwa 50 Jahre
nach den frühesten der geschilderten Ereignisse, im Jahre 1212 — 13.
Manuy QueUewtndien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnt. 113
Die Angabe des Mn^ammed 'Abd el-Kerlm, der Verfasser des
HnsainSähl habe viele der Ereignisse ans eigner Erfahrung geschildert
(s. oben), widerspricht dem, was Imftm ed-Dln selbst in der Ein-
leitung seines Werkes über die Entstehung desselben mitteilt (s.
Rien 11, pag. 905*). Damach hatte er bereits im Jahre 1211 eine
Greschichte des Sah Zemän geschrieben, als ihm von einem seiner
Gönner, dem er diese seine Arbeit vorgelegt hatte, eine kurze Dar-
stellung des Al^med und Teimür Sah übergeben wurde. Diese
überarbeitete er und fügte sie dann seinem schon fertigen Werke an.
Ob nun das QusainSähl wirklich eine so vorzügliche Quelle
ist, wie Morlej meint, ist nach dem soeben ausgeführten, wenigstens
was die Geschichte des A^med Sfth anbelangt, zum mindesten
zweifelhaft.
Wir werden im folgenden dies Werk kaum brauchen, da es
fiir die indischen Kriegszüge des A^^ned bedeutend ältere Dar-
stellungen giebt, die fast in allen Punkten dasselbe berichten, wie
das Qnsainfiähi, bezw. der uns bekannte Auszug aus dem Ilusain-
sabl, das Tarih-i- Ahmed.
4. Neuere orientalische Bearbeitungen.
Neben diesen dem vorigen Jahrhunderte angehörenden Geschichts-
werken haben wir noch zwei jüngere Kompilationen, die speciell
die Geschichte von Afghanistan behandeln, nämlich das TarSlj-i-
waka*i wa-sawäni^-i-Afj^änistan , verfasst 1272 H. in Tehrän von
dem Prinzen TtisAd es-sel^ene *AlI Kuli MirzÄ, lithographiert 1273
in Tehrän, und das Tarl^-i-Sultänl von Sultan Muhammad '^an
Ibn-Musä Hftn Durränl, welches von 1291 — 1298 in Bombay be-
arbeitet, und 1298 in der Mu^ammadl Presse gedruckt worden ist.
Das erstere bietet, so weit der uns hier beschäftigende Zeit-
abschnitt in Frage kommt, eine recht summarische Erzählung der
Thaten des Aljmed S&h. Ich gebe eine kurze Inhaltsübersicht und
füge die Seitenzahlen der oben genannten Lithographie hinzu, da-
mit man sich eine Vorstellung von dem ungefähren Umfange der
Kapitel machen kann. Die Lithographie ist in ziemlich klarem,
etwas engen persischen Ta'llk geschrieben, imd hat 15 Zeilen auf
der Seite (Format 16 X 10 cm).
Einleitung S. 1 — 3. Lage von Afghanistan, geogr. Länge und
Breite, Einteilung S. 3. Beschreibung der einzelnen Städte: Herät
S. 3 - 8, Kabul S. 8, Kandahar S. 9, KaSmlr S. 10, Öaznl S. 11.
Kurzer Abriss der Geschichte des Landes bis 1160 S. 11 — 13.
Über den Ursprung der Afghanen; die einzelnen Stämme S. 13 — 17.
Ereignisse unmittelbar nach der Ermordung des Nadir Sah S. 17 — 19.
Krönung des A^^med S. 19. Muljammad TakI 'Qän SIrftzl gefangen
S. 20. Feldzug nach Indien S. 21, Feldzug nach IJuräsän S. 24.
Belagerung von Herät und Meshed S. 24. Rückzug nach Herät
S, 27. Erneuerter Feldzug gegen NiSäpür S. 28. Kapitulation
Bd. LH. 8
114 Mann, (iuellenHudieti zur Geschichte dea Ahmed Sah DurrdnS.
von N. Kampf gegen 'Alimerdftn I^n Zengüi S. 30; Belagerung
von Me^hed; Niederlage der Afghanen bei MezfnAn; Übergabe von
MeShed') S. 31; Zug nach Indien; Tod des indischen Kaisers
Muhammad S&h(I) S. 32; Kampf mit den Mahra^en (wobei immer
Al;imed S&h als Kaiser von Hindöst&n genannt wird!) 8. 33 — 35;
A^med f S. 36.
Sehr viel ausführlicher, man möchte beinahe sagen kritischer
gearbeitet, ist das Werk des Sultan Mu^jiammed Ij[&n, welches auch
Longworth Dames in seinem Aufsatz über die Durr&ni-Münzen-)
benutzt hat. Der Verfasser war der Sohn eines angesehenen Mannes
aus dem Stamme der Barakz41, und entschloss sich, eine ausfuhr-
liche Geschichte der Afghanen zu schreiben, hauptsächlich weil ihm
die ^JLiM. des Ttis&d es- Seltene nicht ausreichend erschien. In der
Einleitung giebt er eine Aufzählung seiner Quellen: die Angaben
über die geographischen Verhältnisse u. s. w. entnimmt er dem
Werke des Engländers ^^^»iwi.vj«fy^l <. Die älteste Geschichte
der Afghanen erzählt er nach dem TarlJj-i-PiriSte, dem Werke des
Sir John Malcolm («XiU ..%L:>- ^) und dem Ma^zan-i-afgftnijje ; die
Kämpfe der Gilgäl imd der Durränl nach dem GihftnguSäi-i-Nädirt,
die weitere Geschichte der Durr&nl teilweise nach dem Werke des
§ugä^-el-mulk Ibn-Teimür Sah Sadüzäl (d. i. die Autobiographie
des Sah Sugä^, s. Rieu III, pag. 905). Die Geschichte der Muham*
medzät schildert er nach den mündlichen Mitteilungen des Serd&r
§lr *All 5än Ibn-Mihr Dil Hftn Mu^ammadzAi, des *Abd al-Öafür
I^än Mulj^ammadz&l, des l^a^i ^Abdar-Bal^mftn '^in und seines eignen
Vaters, „welche alle vier zu den angesehensten Häuptern der Barak-
zäi gehören, und an den meisten Kämpfen persönlich teilgenommen
haben".
Leider haben wir in diesen Angaben gerade für die uns hier
beschäftigende Epoche eine Lücke, zwischen dem TarÜj-i-N&dirl und
den Memoiren des Sugä.' el-mulk. Das ist um so mehr zu bedauern,
als gerade die Darstellimg der Geschichte des A^med Sah manche
Nachrichten bringt, die in den andern Quellen nicht nachzuweisen
sind, und für welche die Gewährsmänner zu kennen nicht un-
wichtig wäre^).
Der Verfasser giebt nach einer kurzen Beschreibung des Landes
eine Geschichte der Afghanen von ihrem ersten Auftreten an bis
1) Hier wird die von da ab von S&h Bnl) gebrauchte SiegeUnBchrift an-
gegeben: ^'^ v:>Äj ji ^^»"^ * »UoLi tX4J>t oUbJl jt vi>^Li
2) Nambmatic Chronicle, ser. III, vol. 8, pag.^327y Anm.
3) Vielleicht enth&It die Autobiographie des SAh 8n^' einen Abriis der
Geschichte der früheren Könige aus der Durrllni Dynastie; ich habe leider die
Londoner Hs. nicht ansehen können, und weder ans Bieus kurzer Beschreibung
noch aus den vielen Citaten bei Kaye : History of the war in Afghanistan, iXast
sich hierüber etwas erfahren.
Mann, Quellenstudien xur Geaehichte du Ahmed Sah Durrdni 115
zu der Dynastie der Surf in Hindöstftn (Sir S&h, Sellm §fth und
Mu^ammed o&h). Dann folgt eine sehr interessante Geschichte der
beiden führenden Stämme, der Abd&ll und der äaligftt, und ihrer
fortwährenden Fehden untereinander, bis zur Eroberung von Herät
und Kandahar durch Nadir S&h. Auf Seite 122 wird dann die
Ermordung Nadirs erzählt, darauf folgt die Geschichte des A)^ed
S&h, bis Seite 148. Dann die Geschichte des Teimür Sah, Zemftn
o&fa u. s. w. bis zur Herrschaft des Jär Muf^ammed und der Anfang
der Belagerung von Her&t durch die Perser.
Die indische Lithographie dieses Werkes ist neuerdings häufiger,
z. B. in den Katalogen des Antiquariats von Spirgatis in Leipzig,
auf den europäischen Büchermarkt gekommen.
5. Die Zend- und ^a^ären-Geschichten.
Von nicht geringer Wichtigkeit sind die alten Quellen zur
Geschichte des westlichen Persiens in dem uns interessierenden Zeit-
abschnitte. Diese Werke enthalten zwar nur gelegentliche An-
merkungen über die Geschichte von !|^uräsän und der östlichen
Länder, sie sind aber für die chronologische Festlegung einzelner
Thatsachen hier ganz besonders wertvoll. Da nämlich in diesen
Quellen die Greschichte des Kerim 9&n, wenigstens in den beiden
ältesten, so zu sagen ofßciellen Darstellungen chronikartig nach den
einzelnen Jahren in fast ununterbrochener Reihe erzählt wird, so
haben wir hier wertvolle, wenn auch leider nur spärliche Anhalts-
punkte für die Datierung der beiläufig aus Ilur&s&n berichteten
Ereignisse.
Über die ältesten- dieser vorzüglichen Quellenwerke , über das
Tarffe-i-GltIgu£ät (Teil I) des Mlrzft §ädik, das im Jahre 1204 ge-
schrieben wurde, und das Tarl^-i-Mubammedl , 1211 verfasst, und
über ihr Verhältnis zu einander, ist von Ernst Beer in der Ein-
leitung zu seiner Ausgabe des Tarl^-i-Zendijje des Ibn-'Abd-el-
Kerim * All Ri^ä , pag. 8 ff. sehr eingehend gehandelt , so dass ich
hier nur auf jene Ausführungen zu verweisen brauche.
Neuerdings ist dann ein ziun Teil noch älteres Werk über die
Geschichte der Zend aus Persien nach Europa gebracht worden,
das, soviel ich bei allerdings nur fiüchtiger Durchsicht bemerkt
habe, von dem Tarl^-i-Gltfgu§ftt durchaus unabhängig ist. Es ist
das von Rieu, Supplement to the Gatalogue of Pers. Mss. in the
Brit. Mus. pag. 43^^ ziemlich ausführlich beschriebene GulSen-i-Muräd
des Ibn-Muizz ed-Dln Muljiammed Abul-IJlasan al-Gaffart al-Kä§änt.
Das Werk ist, wenn auch vielleicht nicht auf Befehl, so doch unter
dem direkten Einflüsse des ^Ali Muräd l^än Zend im Jahre 1198
begonnen^) und nach Rieu erst 1210 vollendet worden.
1) 'Ali Marftd 9&n stnrb nach dem T«ri|}-i-ZeiidU)e (ed. Beer, pag. IT^
Zeile 18) am 28. Safar 1199.
8*
116 Manny QusUenHudien zur Geschichte des Ahmed Sah Dturrdnt
Es wäre eine dankbare Aufgabe, das Verhältnis dieses GnlSen-
i-Murftd zu dem Tarll}-i-6ltlgu$ät zu untersuchen, vor allem deshalb,
weil dieses im Auftrage des Öa'far H&n Zend (6. Babi' I. 1199 bis
25. Rabl* n. 1203) geschrieben worden ist, der bekanntlich der
Todfeind des *AlI Muräd ^Än war. Vielleicht sollte das GulSen-i-
Muräd eine Art Gegengewicht bilden zu dem Tarl^-i-GlttguSftl des
Mirzä §ädik, der ja von *All Muräd ^än wegen der Parteilichkeit
seiner Darstellung schwer bestraft worden sein solP). Leider kennen
wir dieses Werk des Mirzä ^ädilj: nicht in seiner ursprünglichen
Gestalt, sondern nur in der spätem Überarbeitung des ^All Ri4ä9
obwohl das Original noch vorhanden zu sein scheint').
Jedenfalls ist auch das GulSen-i-Muräd eine Quelle aUerersten
Ranges für die Geschichte Persiens im 18. Jahrhundert, die nunmehr
auf Grund dieser vorzüglichen, von den verschiedensten Seiten her
fliessenden Quellen^ eine kritische Bearbeitung reichlich lohnen würde.
Es war mir wegen der Kürze der mir zu Gebote stehenden
Zeit leider nicht möglich, die sehr umfangreiche Hs. des GulSen-i-
Muräd mit Müsse durchzuarbeiten. Doch wird dieser Mangel glück-
licherweise nicht allzu fählbar werden, da in dem Matla* e^-§ems
des früheren $anl* ed-Doule, späteren I'timäd es-sel^ne Mu^ammed
Hasan 5*^*) ^^^ Gelegenheit der Beschreibung von MeShed eine
kurze chronikartige Geschichte dieser Stadt eingefügt ist, in der
ziemlich ausführliche Auszüge aus den Annalen der Zendfamilie
(«uJu; ^jU-> ot .jIxmmo) gegeben werden. An einer Stelle wird
ausdrücklich der Verfasser einer Zendgeschichte Mirzä Abul-Jasan
Kääänt (^UiL/ ^^^N-^-^ÄJ]^! [3^ äIjüj ^Jü v.;A>Lao) als Ge-
währsmann angeführt. Nach dieser Quelle berichtet Mu^^ammed,
Hasan IJän in vier Abschnitten die Ereignisse der Jahre 1161, 1162,
1181 und 1183. Den Inhalt der ersten beiden Abschnitte können
wir in der Londoner Hs. nicht zu finden erwarten, da gerade hier
die Hs. eine grosse Lücke aufweist. Dass auch das Original des
Londoner Manuskripts, eine im Besitze des I'timäd es-Seltene (also
des Verfassers des Matla' aS-iems) in Tehrän befindliche Handschrift
dieselbe Lücke hat, wird dadurch wahrscheinlich, dass der Matla*
1) Rien I, pag. 196.
2) s. Rieu, a. a. O. and Beer, a. a. O. pag. 11.
3) Zu deren besten auch noch die nur aaf das Gedrncktwerden warten-
den Teile des Mu^mil et-tar!h-i-ba'dnädirijje sa zfihlen sind.
4) Der Mafia' es-Sems bildet den 5., 6. und 7. Band zu dem bekannteren
Mirät el-buld&n desselben Verfassers. Oeplant war ein geographisches Worter-
buch, welches am Schlosse des 4. Bandes bis zum Buchstaben ^ einschliesslich
gediehen war. Die unter einem neuen Titel TeröffentHehten 3 folgenden Bände
sollen den Artikel IJurAsAn darstellen, und bilden eine unschätzbare Fundgrube
für historische, ethnologische und geographische Fragen.
Mantif QueUenHudien ssur Geschickte des Ahmed Sah Durräni, 117
e^-Sexns für die Jahre 1161 und 1162 augenscheinlich einer anderen
Quelle folgt. Hierüber findet man weiter unten bei der Übersetzung
der betreffenden Stellen des Ma^la* e^-Sems das nötige angemerkt.
6. Die Quellen zur Geschichte Indiens.
Die zahlreichen indischen Quellen zur Geschichte des Moghul-
reiches zwischen 1747 und 1773 hier alle einzeln aufzuzählen, würde,
da ich nur wenige dieser Werke selbst untersucht habe, zwecklos
sein; es genügt hier auf die Auszüge im 8. Bande von Elliots
gHistory of India as told by its own historians", ed. by John Dowson
(London 1877) hinzuweisen. Wenn auch die reichhaltigen Samm-
lungen des British Museum und des £ast India Office noch so
manches andere, vielleicht noch wertvollere Quellenwerk enthalten,
wie z. B. ein Blick auf die betr. Abschnitte in Rieus Catalogue
zeigt, so werden doch für unsere Zwecke die bei £lliot gegebenen
Excerpfe ausreichen. Allerdings würden auch diese Werke eine
eingehendere Untersuchung an der Hand der im Brii Mus. auf-
bewahrten Hs. reichlich lohnen. So zeigte z. B. ein flüchtiger Ein-
blick in die Berliner Handschriften des Tarl^-i-Bahr al-mawwftg
(EUiot Vm , pag. 235 ff.) und des TarIfe-i-Mu?affarl (EUiot Vm,
pag. 316 ff.)^), dass das letztere Wort für Wort mit den inhaltlich
entsprechenden Abschnitten des Ba^ir al-maww&g übereinstimmt,
dass also der Verfasser, Mu1;^anmiad ^Ali I^än Ans&rf im Jahre 1209,
ohne ein Wort darüber zu verlieren, sein früheres, 1202 geschriebenes
Werk dem augenblicklich „in Arbeit befindlichen* in extenso ein-
verleibt hat.
7. Die neueren Geschichtswerke.
Es bleibt nur noch übrig, die neueren Gesohichtswerke, in denen
sich Berichte von A^med Sah und den Afghanen finden, kurz auf-
zuzählen. Von den persischen Kompendien der neueren Geschichte
wären nur die beiden, auch sonst häufig benutzten Werke: das
Rau^at as-safft-i-N&sirl des Ri4ft Kuli l^&n und das NÄsil)-et-tew&rIlj
des Sipihr zu erwähnen. Beide sind in der Zeit der KagÄrenherr-
schaft entstanden, schöpfen in der Hauptsache aus den älteren
Ka^färengeschichten , besonders dem Tarl^-i-Mu^ammedt , oder aus
den jüngeren Bearbeitungen, wie den MaAtir-i-seltene. Sie berichten
dementsprechend ausführlich auch nur über den Zeitpunkt, in
welchem ihr Held, das Haupt der Kag&r, Muhammad Hasan IJ&n,
mit A^med Sah zusammenstiess , d. h. also über die Schlacht bei
Mezin&n.
1) Siehe Pertseh, Verzeichnis der Berliner Persischen Handschriften,
pag. 417 no. 423—425 und pag. 463 no. 479.
118 Hwirt, Zu VoUera, Beiträge z. Kenfiima d, arab, Sprache etc.
Viel älter, aber inhaltlich wenigstens in Bezug auf die uns
beschfiftigende Zeit ebenfalls nur wenig ausgiebig ist die ^Histoire
de l'Asie centrale par Mir Abdoul Keiim Boukhary*' (hrsg. u. übs.
von Schefer), von der schon in den Eingangsworten gesprochen
wurde. Was von A^med Sfth berichtet wird, ist wenig mehr als
eine einfache Aufzählung der von ihm eroberten Gebietsteile.
Die genaueren Titel der einschlägigen europäischen Werke,
auf die im folgenden gelegentlich zu verweisen sein wird, werde
ich jedesmal an den betreffenden Stellen genauer angeben, so dass
ich diese Werke, als ebenfalls zu dem benutzten Material gehörig,
hier nur kurz zu erwähnen brauche.
Zu Völlers^ Beitrüge zur Kenntnis der arabischen
Sprache in Ägypten.
Ans einem Briefe von Herrn Ol. Haart in Konstantinopol.
ZDMG. LI, p. 292, no. 16: ^maSküf, Name eines Tigris-Fahr-
zeugs, u. s. w." est tir6 de Denis de Rivoyre, Lea vrais Arabes
et leur paySy p. 2, 123, oü ce mot est transcrit machkouff. Cette
transcription est inexacte et provient de la difficulte oü se trouvent
les etrangers qui ne parlent pas Tarabe d'articuler et de transciire
le son de la lettre _. Le nom de cette sorte de bateaux est —
v_3«.:5=\^^^ ) pl* v..aa>U!mo: c'est ainsi qu'il est donn^ dans un manu-
scrit turc qui fait partie de ma coUection, et qui traite de l'histoire
moderne de Bagdad; ce ms. n'a ni titre ni nom d'auteur, mais il
a ete evidemment compos^ par un Turc, qui faisait probablement
partie de Vodjaq des Janissaires formant la gamison de Bagdad,
et qui ^tait ä mßmo de connattre la v^ritable prononciation de
ce mot:
[F° 99 ro] ^c?3^Juc jtJul «iUy^tJüw y ^ySo » J*üü yä^lij
^Sur la rive opposee, egalement, un certain nombre de fusiliers
s'etaient Caches , et environ cent mashüf s'etaient dissimul^s sur
le bord de l'eau.* Dans ce cas mcLshüf ne se rattache pas ä
^ ^ ^
«EDtiiN, mais ä la racine \^sl<^J;:, ^detraxit cutem" conserv6e dans
le dialecte du Yemen.
Cl. Huart
119
Beiträge zur Erklärung der susischen Achaemeniden-
inschriften.
Von
WiUy Foy.
Den folgenden Beiträgen der in neususischer Sprache*) abge-
fassten Achaemenidenihschriften, der Achaemenideninschriften zweiter
Artf die meist eine Übersetzung altpersischer Inschriften bilden,
liegt Weissbachs Ausgabe mit Grammatik (Die Achaemenidenin-
schriften zweiter Art. Leipzig 1890) zu Grunde, nur sind seine
neuen Lesungen la statt tu^ tu statt jtu, lu statt la^ tin statt mtik,
d statt ur (ygl. seine „ Neuen Beiträge zur Kunde der susischen
Inschriften*, ASGW. XTV, No. Vn)«) und mit wenigen Zusätzen
seine neuen Bezeichnungen der Inschriften^ eingeführt, über deren
Abweichungen von den alten folgende Tabelle orientieren mag:
Neue Alte Neue Alte
Bezeichnung Bezeichnung
Dar. Pers. a
B
Dar. Pers. c
L
Dar. Pers. f *)
H
Dar. Elv.
0
Dar. Sz. b
Sz.
a
Dar. Sz. c
Sz.
b
Dar. Sgl.
N
Dar. Pond.
T
Xerx. Pers. a
D
Xerx. Pers. c
C
Xerx. Pers. d
E
Xerx. Pers. e
G
Xerx. Elv.
F
Xerx. Van
K
Xerx. Vase
Qa
Art. Sus. a
S
Art. Sus. b
Sa
Kyr. Murgh.
M
Art. Vase
Qb
1) NeusQsUch gebrauche ich wie Weissbach im Sinne von Neuelamitisch,
und Snsisch im Sinne von Elamitlsch (inkl. des anzaniscben und mftl-amirischen
Dialektes). Dass es sich bei der Sprache unserer Inschriften gegenüber dem
Ansanischen und Mftl-amirischen um eine jUngere Stufe handelt, wird sich, wenn
es noch nicht yon allen Gelehrten acceptiert sein sollte, im Laufe der folgenden
Untersuchungen als sicher erweisen.
2) Weitere Transskriptionsftnderungen, die sich nach meinen Untersuchungen
notig machen werden, sind: d statt a (S. 122), I. ü statt hi, hu (S. 124), i statt t
(S. 124), o statt u (S. 122), i und d sUtt yi oder ai (S. 125), ki statt gi,
ibott sUtt gau (S. 126 f.).
3) Vgl. Weissbach und Bang, Die altpersischen Keilinschriften 1, S. 10.
4) Die frühere ap. Inschrift H wird jetzt mit Dar. Pers. d bezeichnet.
Sie ist mit der früheren sus. und bab. Inschrift H nicht identisch, wie diese selbst
120 W. Foy^ Beiträge z. Erklär, d, sutischen AchaemenideniMchriflen,
Ausserdem habe ich yorgezogen, die Postpositionen nicht durch
Bindestriche mit dem vorangehenden Worte zu verbinden, da sie
auch sonst selbständig auftreten, dagegen die Doppelpostpositionen
zusammenzuschreiben und die Suffixe nicht vom Stammworte durch
einen Bindestrich zu trennen, es sei denn dieses ein Ideogramm
oder vor dem Suffix ein anaptyktischer Vokal entwickelt.
Die anzanischen Denkmäler und die von Mäl-Amlr habe ich,
obwohl ich sie nach Weissbachs hervorragenden Arbeiten studiert
habe, absichtlich nur gelegentlich herangezogen, um nicht durch
ihre Dunkelheiten gar zu unsichere Dinge in meine sonst, wie ich
hoffe, meist zwingenden Erörterungen hineinzutragen. Jedoch glaube
ich, dass meine jetzigen Beiträge auch zur Entzifferung der ält«ren
susischen Denkmäler nicht ohne Wert sind und bleiben werden,
wie auch diese bei besserem Verständnis noch neues Licht auf die
Grammatik der Achaemenideninschriften zu werfen geeignet sind.
Einige wenige Punkte der folgenden Beiträge sind schon in
meinen Studien über die altpersischen Keilinschriften KZ. XXXHI,
419 ff., ZDMG. L, 129 ff. und vor allem KZ. XXXV, 1 ff. ent-
halten und hier nur zur bequemeren Orientierung für die Spezial-
forscher auf susischem Gebiete kurz rekapituliert worden'). Anderer-
seits mache ich darauf aufmerksam, dass in diesen Beiträgen auch
manche Kleinigkeit für die altpersische Forschung zu finden ist,
während ich manches Neugefundene oder Neuzuerörternde mir für
eine spätere Gelegenheit aufsparen musste.
Sollte ich mit andern Gelehrten in einer oder der andern
geringfügigeren Erklärung unbewusstermassen zusammentreffen oder
eine ihrer Äusserungen übersehen, so mag das mir, dem Nicht-
keilschriftforscher, verziehen werden. Ich publiziere dies eingedenk
der malmenden Worte Weissbachs am Schlüsse seiner „Neuen Bei-
träge": „Möchten sich doch auch recht bald Kräfte finden, die
bereit sind, sich unserer bis jetzt so sehr vernachlässigten Wissen-
schaft zu widmen*.
Grammatik.
Über einen grossen Teil der neususischen Granmiatik hat in
jüngster Zeit Heinrich Winkler in einem längeren Aufsatze
„Die Sprache der zweiten Columne der dreisprachigen Inschriften
und das Altaische* (Progr. Johannes-Gymn. Breslau 1896) mehr
von einander ganz verschieden sind, weshalb sie besser mit Dar. Pers. f bav.
Dar. Pers. g bezeichnet werden.
1) Auch für die Entzifferung der bab. Achaemenideninschriften hat sich
einiges wenige aus der besseren Erklttrung des Ap. ergeben, vgl. namentlich
zu Bh. 25 KZ. XXXV, 34 f., zu Bh. 34 ebd. 50, zu Bh. 87 ebd. 43. Ausser-
dem bemerke ich zu bab. libbüSa Bh. 28 und NR. 24, dass es dem ap. yad'ä ent-
spricht und, wie dieses (vgl. KZ. XXXV, 44), mit „wie" zu fibersetaen ist, also
im Zusammenhange: „(Ich gab mir Mühe) im Schutze AuramasdSs, wie dieser
Oaumita der Mager unser Haus nicht beseitigte" und „Was ich ihnen sage,
(das) thun sie, wie ich es will*'. Bh. 112 entspricht lü mäduLt gewöhnlich adj.
TT. Fotff Beiträge z. Erklär, <2. euaiechen Achctemenideninachriften, 1 21
oder weniger eingebend gehandelt. Sein Verdienst ist, darin nach-
gewiesen zu haben, dass das Susische keine ural-altaische Sprache
ist; beweisend für mich sind die Nebens&tze, die Nachstellung des
Attributs, also auch des Genitivs, die Wiederaufnahme des persön-
lichen Objekts (Dativ und Accusativ) und das fast völlige Fehlen
einer Easusbezeichnung beim Dativ und Accusativ, die Nachstellung
des Zahlworts kir, die nur bei Personen stattfindende Pluralbildung,
die Personalpronomina und manche Eigenheiten des Verbums im
Snsischen. Möglich ist auch, dass, wie Winkler annimmt, das
Susische zu der kaukasischen Sprachfamilie gehört, wenngleich sich
eine Entscheidung von höherem Wert erst nach einer viel gründ-
ücheren sprachwissenschaftlichen Untersuchung der einzelnen kau-
kasischen Sprachen und ihres Zusauunenhangs , als sie bisher vor-
liegt, f&Uen lassen wird (vgl. W. Bang, LC. 1896, Sp. 1235). —
Abgesehen von jenem Verdienst enthält Winklers Aufsatz nur
weniges, was zur weiteren Aufklärung der sus. Grammatik dienen
könnte, und fast alles dieses ist in meine folgenden Erörterungen
nnter Namensnennung aufgenommen worden^). Winklers Anschau-
ungen und die meinigen gehen manchmal weit auseinander, worauf
ich nicht im einzelnen eingegangen bin: die Thatsachen sprechen
für sich selbst I Einige schlimme Versehen Winklers, die ihn auch
zu verkehrten sprachlichen Bemerkungen veranlasst haben, seien
aber noch hier erwähnt. S. 24, 41 (vgl. auch 42) übersetzt er
eine Stelle Aupinri ikki hüitu ap tiris durch „zu ihnen sprach
er^, obwohl hupirri sonst nur Singular und hier durch nichts als
Plural charakterisiert ist, wie sonst in ähnlichem Falle. Die ganze
in Frage stehende Stelle (Bh. III, 21 f.) lautet nun: ^%{\^^ hir
trsarra appine ir huttas ^Mtmana hüe *^Parätr[ra ^]ü ^lupd-
ruri l^äakscpämaname ^Arraumati]§ huttas hupirri ikki hizila
ap Hriä , d. h. „einen Mann machte er zu ihrem Obersten — ein
Perser, Viväna mit Namen, mein Diener, übte die Satrapie in
Arachosien aus — gegen diesen {hupirri ikJci); so sprach er zu
ihnen*'; hupirri ikki gehört also zum vorhergehenden Satze. Ein
anderer Fall ist appi ir Bh. III, 94, das er so bei Weissbach vor-
gefunden hat. Daran knüpft er die Bemerkung: „hier vor dem
Objektzeichen ir die reine demonstrative Pluralform appi, die sonst
meist mit dem Objektzeichen verschmilzt*' (S. 39). Winkler beachtet
nicht, dass auch das zusammengeschriebene appir in der Keilschrift
nicht anders aussieht als appi ir unserer Stelle, wo Weissbach aus
unbekannten Gründen die getrennte Schreibung vorgezogen hat.
Desgleichen spricht er (S. 25) über *"m ir peptip Bh. II, 2 von
„viel*', dem im Ap. xa ergänzenden kadätdy (vgl. KZ. XXXV, 47) nnd bedeutet
somit „irielfaeh, jederzeit". NR. 26 f. endlich ist zu fibersetzen: „ .... so
üeh die Gesamtheit derer an, welche meinen Thron tragen! Dort wirst du sie
erkennen".
1) Ich bemerke dazu, dass ich die meisten Funkte unabhängig von Winkler
gefunden habe, ihm aber die PrioritSt gebUhrt.
1 22 ^' ^oyy Beiträge z. Erklär, d» sueiachen AchaememdeniMchriften.
einer Wiederau&ahme des ^ü durch ir, obwohl dann ^ür zu lesen
wäre, da es auf gleicher Stufe mit sonstigem ün, un stände. Auch
sonst zeigt er wenig Vertrautheit mit den Ausgaben, wenn er z. B.
U'ikki ir statt ^ü ikki . . . ir tanip NB.a 14 liest und daraas
einen Dativ mit Wiederaufnahme durch ir konstruiert (S. 42 f.)
oder mar statt MÄR NR.a 47 schreibt (S. 86), nicht beachtend,
dass die in Weissbachs Ausgabe gross geschriebenen Wörter die
Ideogramme in der sog. , sumerischen'' Lesung sind, deren susische
Entsprechung nicht bekannt ist.
Lautlehre.
Den Lautbestand des Susischen zu bestimmen gehört zu
den schwierigsten Problemen auf diesem Gebiete; nur nach und
nach, mit besserem Verständnis der älteren Epochen der sus. Sprache
und der Geschichte der sus. Laute, wird es uns glücken, hierüber
vollständig ins reine zu kommen. Doch lässt sich schon jetzt das
meiste mit Sicherheit feststellen.
Den Laut 8 hat das Susische wie den Laut S besessen (s. u.), dessen
Kürze far die Fälle des Vokalwechsels mit a und i in der End-
silbe gesichert ist. Wie es nun gekommen ist, dass in Konsonanten-
verbindungen e von i unterschieden wird, dagegen o von u nicht,
erkläre ich mir auf folgende Weise. Die susische Schrift ist dem
babylonisch-assyrischen Volke entlehnt, in dessen Sprache es nur e,
nicht ö gab und u und o gar nicht oder nicht rein von einander
geschieden waren, so dass sie durch ein gleiches Zeichen oder durch
mehrere promiscue ausgedrückt wurden. Die susische Sprache be-
sass dagegen a, ä; e, e; i, I; o, ö; u, ü; sie entlehnte also die
Zeichen mit e, verwandte sie aber auch für die Verbindungen mit
e, wie sie überhaupt zwischen kurzen und langen Vokalen als
solchen nicht unterscheidet; für die Verbindungen mit o, ö fand
sie aber keine deutlich von solchen mit u, ü geschiedenen Zeichen
vor und gebrauchte daher gleiche Zeichen für beide. Die selb-
ständigen Vokale 8 und ü scheinen dagegen im Susischen geschieden
zu sein: Weissbachs u wäre o (wie ich von jetzt an schreibe), t£
dagegen u. Man kann dies daraus schliessen, dass bei den sus.
Kontraktionen von ap. au immer das erstere auftritt, bei solchen
von ap. ai inamer e (soweit es ein Zeichen für den betreffenden
Kons. + e giebt, vgl. ri = ri und re; über ne s. u. S. 127 f.), das
als e anzusehen ist. Wie nun einem i ein u entspricht, so einem e ein
0, In der Vorlage des sus. Alphabets braucht dieser, lautliche Unter-
schied nicht bestanden zu haben, es können vom Sus. zwei promiscue
gebrauchte Zeichen für den u-Laut differenziert worden sein.
Aus den Thatsachen, dass das selbständige a fast allgemein
durch o (wie ich für ha schreiben will) wiedergegeben wird; dass
die Zeichen für al, ar (die anz. imd mäl-amlrisch noch belegt)
verschwunden sind ; dass sonst a -f- Kons, mit den Silbenzeichen für
a + Kons, wechselt (vgl. z. B. äzzakka mit azzaka) und ha -f- Kons.
W» Fby, Beiträge z. Erklär, d. suneehen Aehaemenideninschriften. 1 23
in Lehnworten durch die a-Zeichen wiedergegeben wird; dass dem
ap. Oüravähatra sus. Turmar, dem ap. äham sus. am, dem ap. Hara-
hivatä^ Sikayafhivajtiä^ PiSiyä^vädä, V*i8pa^uzatü Baumavargä
(vgl. Verf. KZ. XXXV, 50) im Susischen resp. Arraomatiä {Arru-
matäf), J§ikkiumatü , Püeümata^ Mäpäozatii, Chnumarka ent-
spricht; — aus diesen Thatsachen würde sich schon allein er-
geben, dass h im Nsus. geschwunden ist. Dazu kcnmit weiter, dass
h im Silbenauslaut sicher in der Sprache verloren gegangen ist (vgl.
die 1. Sg. ,Aor/ trans., die in den älteren Sprachperioden auf -h
auslautet, das im Nsus. fehlt) ^) und nur in einigen historischen
Schreibungen sich erhalten hat (ruh^, tcJf ^ich sandte^, huhpe^
huhpentukkime). Auf dasselbe weist der Wechsel von ü und hu
hin, der sich sowohl in echtsusischen wie ap. Wörtern findet*),
doch nie in der Diphthongverbindung au, die nur durch clo oder
aü wiedergegeben wird und somit einen alten Wechsel dieser beiden
Bezeichnungen für den au -Diphthong erweist*). » E^ scheint
nicht mit hi in echtsus. Wörtern zu wechseln, beide scheinen sich
in historischer Schreibung festgesetzt zu haben. In ap. Wörtern
erscheint hi an Stelle von ap. hi in Hintdä = ap. Hi^d^*us,
Xahitta = ap. Ä7i{öL)h{i)ta^ vgl. dagegen t ^^ in lyaona = ap.
Foima^), f II (s. u. S. 125) in Saikurrizii u. s. w. = ap. Qäigracü
(? Justi, ZDMG. LI, 242 ff.) u. s. w. Dass es sich hier nicht um
Erhaltung von h handeln kann, ist leicht zu erweisen. Dem ap.
DüdMuhya entspricht im Sus. TcMuhiya, wo das hi, selbst voraus-
gesetzt, dass der ap. Name richtig gelesen ist'*), doch nicht das ap.
h wiedergeben kann, da A im Silbenauslaut sicher geschwunden
ist (s. oben), hi steht hier för «,. und iy ist durch Verlegung der
Silbengrenze in das ursprünglich die zweite Silbe anlautende y
entstanden, wozu sichere weitere Beispiele folgende sind: Äriiyap^
Uiyama, taiyaoä^ taiyaüä\ femer gehören hierher: taräi^ taihuäy
1) Vgl. auch das zu ap bemerkte.
2) Vgl. auch rvhhuiaJeri^ das wohl in rtJi-hu-Sakri zu zerlegen ist
S) In einigen Fftllen IMsst sieh das historische prius mit gewisser Sicher-
heit angeben, da die historische Sehreibwelse mit it oder hu überwiegt (wie sie
iimieist erstarrt ist). So ist für hutta „than" der ursprüngliche Anlaut mit h
trotx des einmaligen liUaSta (Xerz. Van 7), für u ,4ch" diese Form trotz (des
erst sp&t belegten) Ati gesichert. Sonst wechselt noch üpd mit hupa^ htU mit
it<. utta (Xerz. Pers. a 16). Über die historisch berechdgte Schreibung des
letzteren konnte die Etymologie entscheiden, worüber im nächsten Artikel. —
Von ap. Worten kommt hier allein taiüä^ taihttS (s. unten) in Betracht.
4) tahu „helfen" gegenüber taümanlä „zu Hilfe kommen" beruht auf
historischer Schreibung.
5) lazäa und IrtakkiaSSa, Irtamartiya, IrSata^ Iriama kommen
hier nicht iu Betracht, da sie nicht plene geschrieben sind, und in den letzteren
tr einem ap. ar ^ 9r entspricht, also ihr % nicht auf gleicher Stufe mit
sonstigem % steht.
6) Das h ist nicht sicher; nach den Übersetzungen könnte der Name
höchstens noch Däduya lauten.
124 ^« -^oy» Beiträge z. Eirklär, d. atuiachen AcTiaemenidminschriften.
müäataihuS, dyaie^) und vielleicht Bus. taie^, da y vor u (vgl.
noch äikkühnatä = ap. SikayafhivatiS) und e^ wie im Bab.-Assyr.,
nicht bezeichnet wird*). Ebenso wie interyok. y zu «y, wird inter-
vok. V (geschrieben m) zu uv (geschrieben um)^ wofür nur ein
Beispiel vorhanden ist : Turrauma = ap. Taurava (vgl. KZ. XXXV,
74). Tattdhiya beweist also, dass hi auch an Stellen auftritt, wo
kein h möglich ist, wo es nur für t steht. Es muss also das h
auch \or i geschwunden sein. Nahitta^ TaUdhtya gegenüber
Saikurrizü u. s. w., Ariiyap u. s. w. kann somit nur als Zufall
gelten. Der Gegensatz zwischen Hintdi und lyacma aber hat noch
seine besonderen Gründe. lyaona nämlich hat sich jedenfalls nach
den inlautenden Fällen von iy gerichtet, bei denen hi nur einmal
(in Tattiihiya) eingedrungen ist; HintdS dagegen, das seine plene-
Schreibung der Neigung des Nsus. zur Lautechrift verdankt, zeigt
hi statt « ^^ wahrscheinlich infolge bewusster Verallgemeinerung
von hi in ap. Wörtern mit Ausschluss der Fälle von ai und iy
(bis auf Nahttta, Tattuhiyd)^). Ähnlich findet sich HuUana neben
Uiyama^ obwohl bei jenem auch volksetymologische Schreibung
nach huUa ,thun* mit im Spiele sein kann. — Ich bezeichne
von jetzt ab hu durch u, Ät durch I, und t ^ST durch /, um
die plene -Schreibung von der Silbenschreibung zu unterscheiden,
weshalb ich auch 'd für u beibehalte.
Neben der Verwendung des Zeichens a für das selbstÄndige a
hat sich das Zeichen a im in einigen wenigen Worten erhalten.
Von Weissbach ist es als yi gelesen, von Jensen ZA. VI, 173 als
ai erklärt worden: beides ist sprachlich und paläographisch un-
wahrscheinlich oder sogar unmöglich. Über .| = yi s. Jensen
a. a. 0. Der Lautwert ai würde zwar für den Anlaut von aiya-aie
sehr gut passen, doch ist es unwahrscheinlich, dass die Lautgrui)pe
Kons, -f- ai durch die a-haltigen Konsonantenzeichen + ai ausgedrückt
worden sein sollte, da Kons. + au durch die a-haltigen Konsonanten-
zeichen -\- o^u wiedergegeben wird ; ferner ist aini gegenüber anni
Art. Sus. b 5 unerklärlich ; schliesslich lässt sich auch nicht ersehen,
wie |- = bab.-assvr. a im Sus. zu ai bzw. .. |- = bab.-assjr. a£
1) So statt aiyaie zu lesen, s. unten S. 125.
2) Über \ «» », nicht ai (oder yi), s. unten S. 125.
3) taie würde also auf *taye zurückgehen, und die Form tat durch ^e
Elision des Schluss-€ zu erkliüren sein. — äyaijß erklärt sich dadurch, dass ap.
yä im Sus. gelegentlich zu ye geworden ist (wahrscheinlich in Unbetontheit).
Kseri{S)a geht also vmS * KbiyerS{s)a ^ PiSeumata Kuf *I^yeumata zurück;
iy ist vor e geschwunden.
4) Ebenso ist & in den Lehnworten bis auf dyale durchgeführt worden,
desgl. iü und pd (s. unten S. 127).
W. Foy^ Beiträge z. Erklär, d. stuisehen Aehaemenidenituchriften. 125
im Sus. zu II = ai trotz des bab.-assyr. I! = a geworden sein
sollte. Zur Lösung der ganzen Frage dient aber das eben erwähnte
bab.-assyr. |||| = ai, das einem doppelt gesetzten a gleich ist^).
Dieses Zeichen übernahmen auch die Susier und schufen nach H
a: iii'i at z. B. zu l*.ff| sa ein l^fff || sai u. s. w. || kam
also zur Bedeutung von i im ai'-Diphthong und erscheint als solches,
Ton mir mit f transskribiert, in Ainafra, dyaie (worüber unten),
iaiyaui u. s. w., miSScUaiüä, pattiyamanyai , yanai^ Saikurrizü
und dem echtsus. taie u. s. w. Der a*'- Diphthong ist bis auf
Naitta (worüber oben S. 123 f.) stets mit diesem i versehen, an anderer
Stelle tritt, || = t nicht auf. Denn die anlautenden || können
nur a repräsentieren, da man sonst 1 1 = i auch an anderer Stelle
erwarten sollte und ini neben anni unklar wäre. Ist also H im
Anlaut = a, das ich zum Unterschied von a = ha und den
Sübenzeichen mit a im Anlaut durch d bezeichnen will, so bedarf
dyaie keiner weiteren Erklärung und dni zeigt neben dem zweimal
Art. Sus. b 5 belegten anni nur keine Gemination des intervoka-
lL«ichen Konsonanten, wie Geminata und einfacher Kons, so häufig
mit einander wechseln, d-ak »imd" aber ist plene- Schreibung für
dky die bei ihrer Regelmässigkeit sich durch historische Schreibung
erklärt und an die Hand giebt, dass dk aus d und ak komponiert
ist. Man kann in d den ^kopulativen Vokal* (nach Weissbachs
Benemiung) erkennen, der häufig am Schlüsse der Verbalformen
auftritt ; doch ist es nicht sicher, ob er nicht — in welcher Färbung
ist hier gleichgültig — zur Endung von Haus aus gehört hat,
worauf der Wechsel von a und t in mehreren Formen zu deuten
icheint. Ist a aber wirklich ein Zusatz, so wird er ursprünglich
zur ,und* -Verknüpfimg von Sätzen verwendet und allmählich an
das vorhergehende Wort, das in der Regel nach sus. Syntax das
Verbum war, angegliedert worden sein; nach und nach ging dann
aber sein ursprünglicher Sinn verloren, und so wäre es gekommen,
düss er über sein Gebiet verallgemeinei-t erscheint, vgl. z. B. manriya
IQ i appa *^[ü ikkimor] iiUak aap appa anka appuka ^zunkukme
marriya ,,dies (ist), was von mir gethan wurde, nachdem ich die
Herrschaft ergriffen hatte** Bh. I, 55 f. oder emitdäa in kutta
1) Auf dietes Zeichen aufimerkBRm geworden zn sein verdanke ich einem
taeh sonst fiir mich lehr anregenden Gesprfiche mit meinem Fronnde Weiss-
bftch, wodurch ich erst zu den Untersuchungen der letzten Seiten veranlasst
wQrde. — Vgl. über bab. l!l! -»- ai Le Oac, ZA. VI, 189 ff. Der Lautwort
0» wird fikr das Zeichen indirekt auch durch die hier zu erörternden sus. Ver-
biltuisse erwiesen.
1 26 ^' ^<^9 Beiträge z. Erklär, d, susiscJien Achaemenideninschriften,
^^ParÜn dk kut[ta ^Ma]tape dk kvtta ^taiya[p]ß appa taie
üpi'rri emittiäa tümane „sowohl Persien wie Medien und die übrigen
Länder raubte jener als Eigentum* Bh. I, 35 f.^) dka (statt y&a!)
endlich, das sich Bh. I, 24 belegt findet, ist wohl eine Nebenform
von dk „und", vielleicht nochmals durch den kopulativen Vokal
erweitert, vielleicht auch nur neben dk stehend wie kikka neben
kik „Himmel* u. a. — di ist im Anlaut nicht belegt und viel-
leicht auch nicht erhalten. In Ainaira tritt dafür ai ein.
Ältere Diphthonge sind, wenn überhaupt, so nur spärlich be-
legt. Das tl , o von peuranti^ mcLOri neben peranra , marn wird
für r eingetreten sein und einen besseren Phonetiker, als ich bin,
in den Stand setzen, den Laut des sus. r genauer zu bestimmen.
tadmanlu geht auf *tahumanlu zurück (vgl. tau). So bleibt nur
noch taiki'ta, taip, taippe, taie, tafe-te, taiekki (Bh. 1 3, worüber
im nächsten Artikel) und zaomtn übrig, wenn man von den Fremd-
wörtern, die nicht in Betracht kommen, absieht. Vielleicht Hessen sich
aber auch diese Wörter ohne Annahme eines älteren Diphthong deuten,
zaomtn aus *zamtn = *za^tn, taie aus *taye (s. oben S. 124 A. 3)?
Doch wäre die Erklärung des ersten Wortes schon dann hinfällig,
wenn — wie es scheint — anz. su-um-mi-in, das nur summm
zu lesen ist, dazu gehört, — man müsste denn annehmen, dass m
erst nachanzanisch oder dialektisch intervokalisch zu y^ geworden
sei, wofür sonst kein Anhalt vorhanden ist. Gegen taie aus *taye
lassen sich noch schwerere Bedenken geltend machen. Li echtsus.
Wörtern findet sich nämlich y nur hinter z', vgl. ziya, ziyan, kCycUa(?)
und die 1. Sg. „Aor." trans. auf -ya von Verben auf -t; es hat
sich also sichtbarlich nur beim Zusammenstoss von % und Vokal
gebildet.*) Desgleichen lässt sich m = u nur in der 1. Sg. „Aor.*
trans. auf -ma von Verben auf -u nachweisen. Andererseits folgt
aus der Entwickelungsgeschichte von i .'• (s. oben S. 125), dass die
Susier zur Zeit der Entlehnung ihrer Schrift bis zu Darius diph-
thongische Verbindungen besessen haben müssen, und dazu könnten
unsere beiden Worte gehören.^
An Verschlusslauten hat das Sus. nur stimmlose Medien ge-
kannt (vgl. KZ. XXXV, 25 A. 2). Weissbach nimmt in der Schrift
noch gi und gau{?) an. Letzteres, dem bab.-assyr. Zeichen für
kam, kau, gam, gau entsprechend, ist in der Wiedergabe der ap.
Eigennamen Oatwr^va und Gaumäta kau zu lesen, wobei k eine
stimmlose Media vorteilt. Weissbachs gi aber steht auf gleicher
Stufe mit tu (= neubab. du), pd (= neubab. ba), d. h. es ist mit
1) Über die Zergliedernng und Übersetzung von Bh. 1, 34 ff. vgl KZ. XXX V*
34 und den nächsten Artikel. ^
2) Wie sehr die Lnutfolge iy beliebt war, ergiebt sich ans Ariiya statt
Arrima,
3) Wie dann allerdings das VerhKltnis von nsus. zaomin : ans. tvxnmn
in Bezug auf ao :u zu erklären ist, vermag ich nicht zu sagen.
W, Fay, Beiträge z. Erklär, d, nmtchen Aohaeme/Udemnschriften. 127
Jd zu umschreiben; es wechselt mit k in der Flexion der Intr.-Pass.
(s. den nächsten Art.). Dass M^ td^ pd gegenüber ki^ tu, pa keine
Medien gegenüber Tennes bezeichnen, ergiebt sich aus der Wieder-
gabe der ap. Lehnwörter (bes. Eigennamen) im Susischen, td giebt
sowohl ap. tu wie du wieder, z. B. Martuniya = Mard*Hiniya,
aber €iitd = *as^uv (wonach Üplratit] anzusetzen), — und zwar
aasschliesslich. Desgleichen pd sowohl ap. pä wie ba, z. B. Pdka^
pihna = Bctgäbigna, aber apdtana = apadäna. Die ausschliess-
liche Verwendung von tu und pd in ap. Wörtern erklärt sich wohl
dadurch, dass die Susier in diesen Zeichen das gewöhnlichere, regel-
massigere, in tu und pa aber das ungewöhnlichere, altertümliche
sahen. k£ findet sich nur einmal in einem ap. Worte, nämlich
Pdkfyatü = BägayOdHi, dagegen hi in 6ikk£dmati§ = Sikayor
hivaiä', hieraas kann man doch auf keine Fälle für kC den Laut-
wert gi schliessen wollen*). Die Existenz von kt, td, pd neben
ki, tu, pa erklärt sich folgendermassen : Bei der Entlehnung des
SyUabars waren mehr Silbenzeichen vorhanden als später (und wahr-
scheinlich auch schon damals) Laute; z. T. hatten auch die sus.
Lant« nicht genau entsprechende Laute in der Sprache des Syllabars ;
80 kam es, dass die Zeichen der am nächsten kommenden Laute
(z. B. tu und td = du für die stimmlose dentale Media + u)
eine Zeitlang promiscue gebraucht wurden (so noch in den altsus.
Inschriften), bis sich eine oder die andere Schreibung oder ver-
schiedene in verschiedenen Worten festsetzten') und sich dann so
historisch fortpflanzten. Ein umgekehrter Fall liegt bei den sus.
Zeichen m + Vokal (-f Kons.) vor, die sowohl m wie y, -+• Vokal
("h Kons.) vertreten, da es för letztere bei der Entlehnung des
Syllabars keine eigenen Zeichen gab.
Li Weissbachs SjUabar muss es als auffallend erscheinen, dass
das nsns. Zeichen tu dem bab. nu, das usus, ne dem bab. ni ent-
spricht. Ich glaube, dass sich diese Schwierigkeit mit der Annahme
lost, u sei susisch hinter n zu t geworden, sodass das alte nu-
Zeichen auch für ursprüngliches ni und das alte ni'-Zeichen, das
1) Dam die Siuier nicht zwiscben Tennes und Mediae unterschieden, könnte
man ancb ans ap. Tigrä: bab. Diglat schliessen, da. ap. Tigrä dem anz.
TUdat (Weissbach, Nene Beitrfige, Incert. 1, Z. 7) entlehnt sein kann, indem
die stimmlose Media t durch £, die stimmlose Media k aber vor r, vor dem im
Ap. nur g oder x stehen durfte, durch g dargestellt wurde. So erledigt sich
J«Dsens Bemerkung ZA. VI, 171. — Aus den sus. Göttemamen Ldburabe und
Vdurctn in bab.-assyr. Texten, auf die sich Jensen ZA. VI, 171 bei seiner
AnxMhme von Tennes und Mediae filr das Sus. stützt, folgt gar nichts, da das
Bab.-Assjr., das Tennes und Mediae unterschied, wohl im Zweifel sein konnte,
wie es die stimmlose Media des Sus. umschreiben sollte, und einmal die Media,
ein ander Mal die Tennis dazu wählte.
2) Meist wurde eines der Zeichen durchgeführt, sO z. B. ti «a tt, aber
Ui = cio, pe, pat ■» be, bat u. s. w. Die Qründe für die Wahl des einzelnen
Zeichens lassen sich nicht überall angeben, doch hat zum TeU die Einfachheit
des Zeichen» den Ausschlag gegeben (Weissbach S. 29).
1 28 W- ^^Vf Beiträge %. Erklär, d. Munachen AchaemerudeninBchriften .
ursprünglich den Lautwert ni hatte , zur Vermeidung des kompli-
zierteren 71« -Zeichens') für ne eintreten konnte (vgL Ndpuneta
= ap. Nahunaita). — Für das dem bab. tup entsprechende sus.
Zeichen vermutet Jensen ZA. VI, 172 den Lautwert tip^ wie er
das i von ap. dHpü ans sus. tippi erklärt. ^ Alpirtup neben Atpirtip
beweist nun gar nichts, da es ja auch Äpirturra heisst und die
Endvokale der sus. Wörter selbst nach Antritt von Endungen und
da gerade am meisten fast allgemein schwanken.^ Ap. dHpü ist
allerdings auffallend und könnte für einen wenigstens dialektischen
Übergang von sus. tu in ti oder besser tu sprechen, vgl. turri neben
tiri^ wo tur ein tir vertreten könnte, nachdem es lautlich zu tikr ge-
worden wäre (dann wohl auch in Taturäü = ap. Dädarää, wo ar
= 9r*), und in Pdkturrä = ap. Bäxinä*), Äpirturra). So könnte
auch das Zeichen tuj) den Lautwert tüp (und weiterhin tip) haben;
dann mllsste aber auch sonst u nach ^ zu ü übergegangen sein,
was ja möglich ist.
Als Sibilanten werden in der Schrift drei unterschieden: i, ä, ».
Ihre verschiedenen Werte erkennt man daraus, dass ap. i und 8
überall sowie ap. z vor Kons, durch i (vgl. KZ. XXXV, 25 A. 2),
ap. z in den übrigen Stellungen, femer c, ; und bab. r, § durch «,
ap. & vor a -Vokal durch s (vgl. KZ. XXXV, 12) ausschliesslich
wiedergegeben werden, vorausgesetzt, dass die den bab. sin und
8ir entsprechenden sus. Zeichen §vn bzw. äir und zir gelesen werden
können.^) Die Wiedergabe von ap. z durch sus. 8 vor Kons, erklärt
1) Diesen Gmnd vermutet auch Weissbach in einer brieflichen Mitteilung^.
2) Abgesehen von den Endungsvokalen (vgl. auch almarraS : aUnarrü)
finden sich Vokalschwanknngen nur beim anaptyktischen Vokal, in einigen
Lehnwörtern (namentlich Namen) wie Napkuturrazir : Napkuturruzir : Nap-
huturzir, Akkamannüiya : AkamannaSa (erst Art Sus. a), TatarSÜ : Tatur-
SiS, und sporadisch in nükf : neski, mumika : miSnaka (die iweiten Formen
erst Art. Sus. a). Über tiri : turri s. oben, Qber piriataneka : piriat{t)ineka
und Über ünena : tmina s. im nächsten Artikel.
3) Im Sus. entspricht auch sonst gewöhnlich ir dem ap. gr (geschrieben
ar)j nur zweimal ar in TaiarSü und Parraka «» ap. PargcL, np. Parg.
4) Neben PdkSiS » ap. *Bäx&rii (KZ. XXXV, 65).
5) Da ap. 3, ^, Jf, bab. z, ^ so h&ufig durch die sicheren z (ff)-Zeichen
wiedergegeben werden, dagegen nie mit den «-Zeichen, von denen sa wiederum
mit Sicherheit nur für ap. &a Verwendung findet, wKre es ein unglaublicher
Zufall, wenn gerade in der Verbindung zir (sir) dafUr immer eir eintreten
sollte. Für das dem bab. 8ir entsprechende Zeichen ist also der Lautwert
zir (air) gesichert (über zar, sar s. unten). Ähnlich steht es mit dem Laut-
wert Sir desselben Zeichens. Da sonst ap. s im Silbenanlaut stets durch i
wiedergegeben wird, mUssen wir auch in ParSir{ra) dasselbe erwarten. Ans
ParSir{ra) ergiebt sich dann weiter die Lesung Parün mit Sin ^ bab. «ifi,
wie Sir es bab. sir. Ich glaube, dass an diesen Entsprechungen mit den er-
schlossenen Werten nicht su zweifeln ist. — Jensen ZA. VI, 178 will »ar {sar)
statt zir (air) lesen, in Zarranka wegen ap. Zaranka, in Muzarraya wegen
Muzzariya und in Napkuturrasar wegen bab. Nabttkudurriutur «a ap.
Nabukudracara. Doch entspricht das erste Wort nicht einem ap. Zarcf^ka,^
sondern Zranka (vgl. KZ. XXXV, 22 A.), kt also Zirranka zu lesen, und t
ist anaptyktischer Vokal. In Muzirraya (sie!) und Muzzariya wechselt ein
W. Foy, Beiträge 0. Erklär, d, nuittehen Aehaemenideninsehriften. 129
sich wohl durch die sns. Lantgeschichte , nach der vor Kons, kein
dentaler Sibilant (sas. z) auftreten kann'). In Irtakictzia = ap.
Ardaxäaiia (Art. Vase) und den Verbalformen m€ustefma§§a^ maztenti
ist wohl s oder * (bzw. te), worüber unten, statt z zu lesen, da ja
im Bab.-Assyr. im Silbenauslaut 3, 3 und z nicht geschieden werden,
az und mcuB also auch denr Lautwert 03, as bzw. mas^ ma^ haben
können. Die beiden Verbalformen könnten allerdings auch, da sie
wohl zu einem komponierten Verbum maezi-tema ,» verlassen '^ (vgl.
mazti «abschneiden* ?) gehören , sus. z enthalten und m maz nur
eine Analogie- oder etymologische Schreibung bieten ; über die Syn-
kopiemng des * s. weiter unten S. 131. — Fraglich ist es, db die
sus. Sprache bloss die drei in der Schrift ausgedrückten Sibilanten
8, 3, z gekannt hat oder ob z sowohl den Lautwert z wie den yon
3 oder ts (wo t stimmlose Media wie sonst) besass. Nach Jensen
ZA. VI, 172 f. müssten wir neben zir ein ^, neben zi ein si an-
setzen. Warum dann nicht neben «a ein ^, neben zu ein ^,
neben az ein (» u. s. w.? Die Möglichkeit, dass die Susier für
die Silben mit z und ^ (bzw. to) durchgängig ein gleiches Zeichen
einführten, Iftsst sich nicht von der Hand weisen, da sie ja teil-
weise gleiches im Bab.-Assyr. vorfanden (!! = za und ^a, 'zI
^ 22 und i§ u. s. w.) und danach verallgemeinern konnten. § bzw.
t3 wäre dann f&r ^ oder i , J der bab. und ap. Worte anzusetzen ;
in Irtakäazia (Art. Vase) = ap. Ärdaxäctäca imd den sus. Worten
bliebe aber die Wahl ungewiss: wir thun daher besser, wie bisher
nur mit z zu umschreiben und auf eine günstigere Gelegenheit zur
Entscheidung zu ho£fen und zu warten. — Merkwürdig ist die
Thatsache, dass mehrere Worte, die usus, mit z im Anlaut ge-
schrieben werden, im Asus. 3 aufweisen, z. B. usus, zunhuk = asus.
swnktk. Vorläufig ist hierfür keine ratio zu finden; vielleicht
handelt es sich um Dialektunterschiede.
Ausser den schon in die Erörterungen über den Lautbestand
des Nsus. eingeflochtenen sus. Lautregeln sind es nur noch
wenige, die wir hier kurz besprechen woUen.
Die sus. Sprache kennt im Silbenanlaut der einheimischen
Wörter nicht mehr als einen Konsonanten. Danach könnte Ikier§{ä)a^
likiUra, likunka, iStana, läparta gelesen werden. Nun findet sich
gleieher anaptyktiseber Vokal, woran kein Anstoss za nehmen ist. Zn Na/phur
turraxir (sie!) mit » in der Schlusssilbe statt ap. a vgl. etwa aUnarraS (nicht
ALmarraS, wie Jensen a. a. O. 174 lesen will, vgl. Weissbach S. 43 f.) neben
aknarrii oder Kurai = ap. Kuurtiui (denn wie sich Jensen KuraS durch
Einfloss der 3. Sg. anf -ai entstanden sein denkt, S. 170, A. 1 , ist mir un-
begreiflich). Über z oder 9 siehe oben im Text.
1) Wenn ap. z vor m sus. sn i wird, so braucht also die Zwischenstufe
nicht s und der Nasal im Sus. nicht tonlos gewesen zu sein, wie ich KZ. XXXV,
25 A. 2 annahm.
Bd. LU. 9
130 W' ^oy, Beiträge z. Erklär, cL sueuehen AcJuxemsnideninßchrifien.
aber Irtakkäaäia, wo die Silbengrenze doch nur hinter dem ersten
k liegen kann, die folgende Silbe^ also mit zwei Konsonanten be-
ginnt. Also ist auch Kierä(g)a, Skutra, Skunka, itana, äpcarta
zu lesen.
Zu § 6 in Weissbachs Grammatik ,, Wegfall bez, Zufügong
von Vokalen** bemerke ich folgendes: maori neben mcarri, peuranti
neben peranra haben oben (S. 126) ihre Erklärung gefunden, wonach
sie für marri, perrarUi stehen. In der Genitivendung -mna, -irra
neben -na, die nur hinter Kons, auftritt, in titukkurra neben
täukra, in Sakurri neben Sakri liegen anaptjktische Vokale vor.
Dazu gehört aber noch aacJcwrra neben azaka u. s. w. , das auch
ein *azak erwarten lässt (vgl. tarlak neben tarlaka); das Suffix
'irra, das neben -ra steht und sich nur hinter Kons, findet^);
äaparrak'Umme ,» Schlacht^ mit dem Nominalsuffix -me; ^UmOu"
tumme statt sonstigem ^taähUum vor suffigiertem mt Bh. 11, 54 f. ;
AUapirti neben Alpirti und Apirtip (mit Assimilation von / an
p?); aus dem Asus. vgl. üpai-imma neben üpai-ma (Weissbach,
Neue Beiträge 739, vgl. auch 786). Dass es sich in den Wörtern
ohne den betreffenden Vokal nicht um einen Verlust desselben
handelt, ergiebt sich schon aus der Thatsache, dass der Vokal nur
bei Verbindungen von Verschlusslauten und Nasalen oder Liquiden
auftritt, und aus der Behandlung der ap. Lehnwörter im Nsus.,
wo oft im gleichen Falle ein anapiyktischer Vokid erscheint, aber
so gut wie nie ein Vokalschwund sich bemerkbar macht^). In den
ap. Lehnworten ist der anaptjktische Vokal meist a, daneben i in
den Verbindungen pr, sar, rz, rä; äusserst selten u (Tukkurr'a =
Gtuxra, Saikurrizä = Oätgracä? , Pdktarrü = Bäoctrü^ doch
s. über letzteres oben S. 128). In den nsus. Beispielen findet sich
u, a, i und «, ersteres zwischen k und r oder k und m ; a zwischen
l und p; i zwischen p und n bei der Genitivendung des Plurals,
zwischen i und r etc.; e zwischen m und «i. — Neben der Ent-
wicklung eines Vokals kommt im Sus. auch Synkopierung vor,
1) fn^/|«.id lautet daher wegen ^n ^i^*^ id-irra auf einen Kons. ans.
2) Es kommen fUr den Inlaut nur Arpdya «3 ap. Ärabäya (vgl.
KZ. XXXV, 74), Turmar es Oüraväkara, SuktaS «i Sugvuda, tarma «■
duur^uva , Kauparma » Gauhti*uva und KuntarruS ^s K**undt*(u)rfHii
in Betracht. Af^ya erklärt sieh wie sus. kutmampi u. s. w., worüber gleich
oben im Text zu handeln sein wird. Turmar geht wohl auf ^Turumaar (vgl.
Omumarka es ap. Uaumavargä) surück, woraus es wie MaraSmüf aus * Uma-
raimü etc. entstanden ist. In ap. Suguuda, duuruuva^ Kuundu{u)ruui ist
das u zwischen g und d bzw. d und r nur anaptyktischer Vokal, der. bei
der Entlehnung nicht yoll gehört und daher nicht berücksichtigt ist. 80 ent-
stand Sukta, *truma und *Kuntrus^ aus letzteren beiden dann *toruma und
Kuntarrui, und aus *taruma ein tarma ^ wie MaraifmiS aus *ümaragmüf
Kauparma aus *Kauparuma u. s. w. (s. oben). Nahüta ■=» ap. AfUJa)h{i)ta
hat den anl. Vokal aus unerkl&rlichem Grunde verloren; vielleicht trifft Jenson
das Kichtige, wenn er es aus dem Namen einer sus. Göttin Nahunti und
ap. Anähüa kontaminiert sein lisst (WZKH. VI, 66).
W, Foy^ Betrage z. Elrklär. d, susischen Achaemenideninschriften. 131
und zwar tritt diese Erscheinung in vier- und mehrsilbigen Worten
zwischen beliebigen Konsonanten auf. Die Beispiele dafür sind ausser
den bei Weissbach aufgeführten hutmampi für ^kutimarnpi^ mükme
statt ^müekme die folgenden: Arpdya = ap. Änibäya (s. oben),
kutkcUurra ^ wegnehmen '^ aus *kuiikaturra (vgl. kiUi ^ tragen,
bringen*^), tükim{m)e aus *ti^Jc(k)tm{m)€ „Lüge*^, mcuiemaSia
fiir *mazeiie9na§äa, maztenti für *fnaazüe{nuC)inti (s. oben S. 129),
üpentukkime aus üpenatukkime ,, deswegen*, eigentlich „die That
(Folge) davon*, worin üpena der Genitiv von üpe ist; tukmanna
(raifmanna ?) aus tvkminena (raSminena?) über *tukmnena (*rai-
mnena?y), nappanna Gen. Plur. zu 9uip, nappi ,,Gott* aus
nappipena^ wobei a für e auf der durch die Zusammenziehung des
Wortes zu drei Silben veränderten Betonung beruht. Hierher
gehört wohl auch marpepta neben marripepta und marrita^ in
dem die Bildungssilbe pqp nicht zur Anwendung gekommen ist^).
Femer vergleiche das Suffix -r, das Völkemamen bildet, aber
fast nur erscheint, wenn kir «einer* folgt ^), während sonst sich
die ursprünglichere Form (vgl. der nächsten Artikel) -{ir)ra findet,
ohne je von kir gefolgt zu sein; auch hier haben wir es viel-
leicht mit einer Synkopierung des a zu thun, da der Yölker-
name mit hir eine Einheit bildet, wenngleich auch Elision des
a, ursprünglich vor folgendem vokaHschen Anlaut, nicht aus-
geschlossen ist, sodass die elidierte Form vor kir nur auf einer
Bevorzugung wegen der an gleicher Stelle sonst beliebten Sjn-
kopierung beruhen würde. — Gleiche Formen mit und ohne aus-
lautenden Vokal finden sich vielfach; Weissbachs Beispiele bitte
ich durch die über diese Studien verstreut besprochenen Fälle zu
ergänzen. Die Erscheinung ist überall noch nicht mit Sicherheit
zu erklären, doch sind in den meisten Fällen die längeren Formen
die älteren und die verkürzten durch Elision des ausl. Vokals vor
folgendem vok. Anlaut entstanden.
Die häufige Verdoppelung der Konsonanten, die schon asus.
vorhanden ist, erklärt sich dadurch, dass die Silbengrenze in dem
intervok. Kons., scheinbar auch nach langem Vokal und Diphtiiong
(vgl. taippe Bh. lU, 79), lag. Hierher gehören auch Käerääa und
Irtdkkäaääa und sind deshalb so zu schreiben.
1) Die genaue Bedeutung dieses Wortes ist noch ebenso unklar wie seine
Form. Eine Verbalform kann es, soviel ich sehe, keinesfalls sein.
2) Vgl. über diese Wortsippe inkl. marpüa die Bemerkungen zu Bh. I, 21.
3) Eine Ausnahme bildet Parhr zweimal NR.a 10 f., wofür sonst ParSirra,
das auf *FarHnrra zurückgeht.
(Fortsetzung folgt)
132
Lexikalische Stadien.
Von
Friedrioli Sobwally.
Nach Analogie von jhutY^ V^ l^V^ ^^^ ähnlichen Bildungen
ist anzunehmen, dass auch J^^N^j eine Form Kind ist. In der
That findet sich der dieser Voraussetzung entsprechende Plui^al J^^N^
bei Overbeck 329, 26 und Ephraim, Josef (1. Aufl.) 221, 4 (falls auf
Bedjan Yerlass ist), Stellen, auf die mich Nöldeke aufmerksam gemacht
hat. Deshalb ist auch die Angabe Barhebr. Gramm. I 26, dem Pajne
Smith 1247 nachschreibt, dass das Wort keinen Pluralis habe, ungenau.
— Im Arabischen entspricht äaJL^, dieses hat kein \^'^ neben
sich, sondern nur Ux:> und Ua^. Das beweist an sich natürlich
gar nichts. Nimmt man aber den Umstand hinzu, dass tuJli^ eine
Form xLjö ist, während dem syrischen Äquivalente nur scheinbar
dassett)e Paradigma, thatsächlich vielmehr ein aus xJLjis nach syri-
schen Lautgesetzen entwickeltes SCLots zu Grunde liegt, so wird
man der Annahme zuneigen müssen, dass 'ilJas^ ein S3rrisches
Lehnwort ist Dasselbe gilt für äthiop. 'J/IXÄ'^t'«
2, JLio
in der Bedeutung Betrüger* (Agh. Vm 35, 7, ihn al Faq. 23, 9) hat im
Arab. keine rechte Begründung. Dagegen ist aram.^\^ ausschliess-
lieh , täuschen, betrügen'. Verdächtig ist schon allein, dass JL>0
genau wie Jjf j vom „falschen Messias** gebraucht wird (öauhari).
SehoaUy, LexiksdUaehe Studien, 133
3.
»falsche Münze* (Baihaqi Cod. Lugd. 49*, 12; Beladhori 466, 8.
468, 2 y. il), kann nicht aof arabischem Boden gewachsen sein.
^1; heisst .übermütig einhergehen" (Mlq. Antara 23. lAthir HI 171, 7)
= äthiop. 't'Hü)^. »Täuschen* bedeutet das Verbum allein
im Syr. Es wird deshalb nur Zufall sein, dass sich jene specielle
Bedeutung von s^aj: für j^Jj nicht nachweisen lässt.^)
4. y^j
Es ist anerkannt, dass hebr. *ii'nTö „Psalm* zu den Syrern,
Abessyniem und Arabern gewandert ist (Fränkel, Aram. Fremdw.
248). unter der arabischen Wurzel y. sind ausserdem eine Beihe
nominaler und verbaler Formen yerzeichnet, welche insgesamt mit
^Uyi .Flöte* (Tabari I 1126 u. 1452, is. Bu^ärT I 1111, 26. Baihaqi
Cod. Lugd. 8^, 17. Aghani 11 175, 17 etc.) zusammenhängen. Fränkel
a. a. 0. hält das Wort für echt arabisch. Das ist möglich, da es
die bekannte Bildung der Instrumentalwörter zeigt. Aber wie diese
ganze Klasse, so ist auch «Ui^ vom Verbum aus gebildet. IJnd
ich bezweifele, dass dessen Bed. .flöten* (Tabari 11 89, 6. Freytag
Prov. n 444) echt arabisch ist.
Im Hebr. heisst ^73T .singen* und .musikalische Instrumente
spielen* (besonders von Einnör und Nebel) ^, also Saiteninstrumenten,
genau in dem Doppelsinn des lat. canere. Im Syrischen wird das
Wort ausserdem gebraucht, um griech. aiXetv wiederzugeben (Mtth.
9, 23. 11, 17. Luc. 7, «2).
Diese auffallende Übereinstimmung mit dem Arabischen kann
weder auf Verwandtschaft noch auf Zufall beruhen. Zuerst ist
vielleicht .L«: .Flötenspieler*, oder noch wahrscheinlicher sein
1) Nr. 8, 3 und 5 sind allerdings ziemlich selbstverständlich. Ich habe sie
aar gebnebt, weü sie bei Fränkel fehlen. Ebendahin gehört noch: ty
schaffen; ^-Ju natura = |lOl»; cj^j^ DamTri I 216,4 = l^Tbri; y>-j
Zonutrafe (Qnran) = jj^V, ^^ aUqnis -» A^; ÄÄfti » jfcüO&l etc.
2) Wire b^3 ein hebräisches Wort, so könnte es nur ,,I>udelsack" be-
deuten. Es entspricht aber ägyptisch nfr, das durch seine Hieroglyphe ^^
tls Saiteninstroment bezeugt ist. Auf die Entsprechung hat schon Brugsch,
Hierogiypb.-Demot. Wörterbuch III 758, 4 ff. hingewiesen. Ich halte bns fUr
ein Lehnwort aus dem Ägyptischen. Vgl. auch Erman, ZDMG. 46, 113 (1894).
134 Sehwaily, Lexikaliaehe Studien,
Femininum importiert worden. » .U- hatte aus naheliegenden
Gründen wohl schon von vornherein den Nebensinn ^meretrix".
Natürlich ist immerhin die Möglichkeit vorhanden, dass es einmal
ein aram. ;20)X> n Flöte** gegeben hat, das nun in der Litteratur
verschollen ist. Tabari I 1452, 15, Aghani 11 175 finden wir dieses
Instrument in den Händen der jüdischen Banu Nadir, als sie ihre
feste Burg verlassen mussten. In der äthiopischen Bibel entspricht
maemür, das auch „Psalm** bedeutet, vielfach hebräischem b33
(Dillmann).
5. J^^**
•
lao „sich niederwerfen, anbeten* ist ein gottesdienstlicher
■•
Terminus im Jüdisch- Aramäischen wie im Syrischen. Da ^la^
und hJLo samt ihren äthiopischen Varianten schon längst als ara-
mäische Fremdwörter erkannt sind, so ist das in die nämliche
Kategorie gehörende lA^ ebenfalls als entlehnt anzusehen (Nöldeke,
pers. Stud. IE 37). Echt arabisch sind 3. und «y.. Der Gebrauch
von Jw^ in profanem Sinne ist im Arabischen natürlich sekundär,
aber schon bei *Ajnr ihn Kolthüm zn belegen (Muallaqa 104).
Jl5\^«nmo „Anbetungsstätte, Moschee** könnte an sich Neu-
bildung des Arabischen sein, da aus der syrischen Litteratur keine
Vorlage nachzuweisen ist. Das l^^^-CO» der Lexica (z. B. Bau-hebr.
103, s) ist ein arabisches Wort. Nur auf nabatäischen Inschriften
findet sich Kiao». Euting, Nah. 21, 1. de Vogüö, Nah. 5, 1. 8, 1. 9, 1.
ZDMG. 38, 535, 1«. Euting übersetzt richtig „Anbetungsort*
und bezweifelt mit Recht, dass das Wort irgendwo „Stele** bedeute.
(("(AD73 braucht natürlich nicht notwendig ein Gebäude zu be-
zeichnen, wenn auch Jl^Umwq immer in diesem letzteren Sinne ge-
braucht wird*), während JUoa diese Entwickelung nicht mitgemacht
hat. Äthiop. f^ti^^ geht natürlich auf das Aramäische zurück.
^^Üy ist nach Gauharl JJ^LJ!^ JÜl ^j w 05/ U J^ J'/i\
Der Koran gebraucht das Wort von der Offenbarung an Mose und
Aaron (2, so. 21, 49), sowie an den Propheten (25, 1). Die Deutung
1) Offene Gebetsplätze werden bei den obskuren christlichen Sekten
Arabiens hier und da gebraucht worden sein. Innerhalb des Judentums scheinen
sie durch Act 16, 13 bezeugt (rg re rifii^a jdiv aaßßaTmv aiifXd'Ofiev iSof
rfjg noXatog naga nota/ttov ov ävo/ui^BJO ngoaei^x^ etvai) , wlhrend
£. Schflrer (Gesch. d. jad. Volkes II 373) anderer Meinung bt.
SehwaUy, LexüeaUBche Studien. 135
der Überlieferung ist an sich möglich, aber wegen des sjr. |loKid
«Erlösung' unstatthaft. Das ist schon von AGeiger (Was hat
Muhammed u. s. w. S. 56) und von SFränkel (Inauguraldiss. S. 23)
erkannt.
Hiervon ist aber Of^.UJl, der Beiname des grossen Omar
(Tabari I 2403, lo. 11 212, i6. Nawawi 449), kaum zu trennen.
Das Targum Jerus. Genesis 50, S5 gebraucht pinD von Mose und
Aaron, Gen. 49, is von Gideon und Simson, im Sinne von , Be-
freier* (Polyglott. Londin. Tom. IV). Eine Übertragung von daher
ist viel wahrscheinlicher, als die Deutung der Überlieferung „der
zwischen Wahrheit und Lüge scheidet, obgleich dies schon die
Meinung Muhammeds und seiner Zeitgenossen war. Das Paradigma
i^is kommt zudem fast ausschliesslich in Fremdwörtern vor.
7. K^^.^< „ Schaltjahr •.
ijM^ entspricht sachlich und lautgesetzlich aramäischem
So gut auch die Bedeutung , einschalten '^ von der arabischen Be-
deutung der Wurzel abgeleitet werden könnte , so ist dies doch
wegen des Verhältnisses zu dem gleichbedeutenden JbiJU^O "on-
möglich. Ein solcher Begriff kann den beiden Sprachen vor ihrer
Trennung nicht gemeinsam gewesen sein. Wie x^Mu^^y ist auch
ijf.yAS' »Alp* = ^f^'N*^ entlehnt, was ich zuerst in Lisän al Arab
Vm 75 (= Tag al *Arüs IV 230) konstatiert finde.
Die herrschende Bedeutung der äthiopischen Wurzel ist »ver-
gessen*. Von hier kann man im Notfalle zu „freveln, sündigen*
konunen. Aber angesichts der zahlreichen thatsächlichen Entleh-
nungen theologischer Ausdrücke aus dem Aramäischen, ist es un-
abweislich, in rcisi' das syrische ^MkJk9 anzuerkennen.
9. 'P^'Pji
Syr. jsAjoiL ist, wie es allen Anschein hat (Zeitschr. f. Assyr.
vm 82 ff.), aus assyr. siUapü herübergenommen, und zwar, wie
ich vermute, als Terminus der Kanzleisprache im Sinne von „Amts-
genosse* (collega). Man könnte auch an „Sacralgenossen* denken.
Dann muss auch äthiop. tcLsatafa ein Fremdwort sein. Natürlich
sind es christliche oder jüdische Missionare, welche das Wort zu
den Aksumiten gebracht haben. Dasselbe ist in den christlichen
Liturgien und dogmatischen Aktenstücken aramäischer Zunge ein
feststehender Terminus gewesen. Die von Dillmsinn 366 zusammen-
getragenen Stellen empfehlen, besonders an den Kreis der Christo-
logie und Eucharistie zu denken.
136 SckuodUyy Lexikaluchs Studien,
10. niSK 3^V
steht im Alten Testament für geschlechtlichen Verkehr, besonders
in der Ehe (z. B. Genesis 4, i. 25, i). Nach älterer Annahme ist
diese Phrase ein Euphemismus. Dagegen spricht, dass das alte
Israel in diesen Dingen sonst nicht so zartfühlend ist, vielmehr ge-
schlechtliche Dinge unverblümt bei ihrem Namen nennt In der
12. Aufl. von Gesenius' hebr. Wörterbuche 293* wird an arabisches
1 ii'^ Sj>\ erinnert. Ich halte diese Heranziehung nicht für
sehr glücklich. Denn das Entschleiern der Frau, das im Islam so
wesentlich ist, kann in Israel kaum diese Bolle gespielt haben, da
die hebräischen Weiber gewöhnlich ohne Schleier gingen. Auch
Gen. 29, 23 steht damit nicht in Widerspruch.
Trotzdem ist die Ergänzung von "«SB nicht unmöglich, aber in
einem anderen Sinne. Die Phrase köniite wie mrr^ •'3E"rN nK'n
ursprünglich von dem Besuche der Frau überhaupt und erst später
wie Nis« b« NTa sexuell verstanden worden sein.
Ist die Phrase von vornherein sexuell gemeint gewesen, so sind
mehrere Ergänzungen denkbar. Die Analogie von n;s« T)yi9 nVa
legt nahe, den Ausfall von m^y anzunehmen. Mein letzter Vor-
schlag basiert auf Deut. 22, i4 ff. Diese Stelle zeigt deutlich, welcher
Wert im alten Israel auf die Konstatierung der Virginität gelegt
wurde, ms» "»bina TT» könnte natürlich von Hause aus nur von
den ehelichen Initien gemeint gewesen sein.
11. ^-niö
Da der Name mir^ für den Gott Israels aus der Naturreligion
stammt, so ist jede Deutung, welche diesen Boden verlässt, abzu-
lehnen. Zuletzt ist Buhl (Gesenius, Hebr. Wörterb. 12. A. S. 296*)
wieder in den alten Fehler verfallen. Sonst ist man jetzt geneigt,
mrr» als „Fäller* oder „Blitzeschleuderer* zu verstehen. Dies
halte auch ich für die vernünftigste unter den bisher aufgekommenen
Deutungen. Diese Hypothese würde eine neue Stütze bekommen,
wenn es sich beweisen Hesse, dass '^^iD nichts anderes wäre als
ein dialektisches Äquivalent von mJ"»*^ in der angegebenen Be-
deutung: also eigentlich ^'n^ö „Schleuderer". Dagegen spricht, dass
fein hebr. mo in dieser Öedeutung (= syr. j^) nicht vorkommt
Ausserdem verkenne ich keineswegs, dass die Ansicht Nöldekes?
der ■^'n© für eine tendenziöse Umgestaltung aus •'i^^ hält (ZDMG.
40, 735 f.; Hoff mann, Phöniz. Inschr. 53 ff.) manche Wahr-
scheinlichkeit für sich hat.
»
12. ntiTTa
In Gesenius, Hebr. Handwörterbuch, 12. A. wird nach dem
Vorgange älterer Auflagen nnT'Q, wenn auch nicht ohne Bedenken,
zur Wurzel TiT gestellt. Dagegen lässt sich Verschiedenes sagen.
Sehwally, LexikeUüche Studien, 137
T1T kommt im Hebiidschen als Verbum nicht vor, während die
hebräischen Substantive der Form Joti^ in der Begel noch eine
deutliche Etymologie in der Sprache selbst haben. Tai*gum. t^t
heisst nicht «sich bewegen*, sondern «sich entfernen*, während die
Thüre sich bekanntlich um den Pfosten bezw. die Angel dreht.
Ich schlage deshalb vor, nT*)T12 sei für identisch mit assyr. mamäzu
(Delitzsch, Wörterb. S. 457^) zu halten, das bekanntlich auch fnaz-
zcuBU oder mezcusu geschrieben, bezw. gesprochen werden kann
(Delitzsch, Gramm. § 22. 100). Möglicherweise ist die hebräische
Aussprache des Wortes die Folge einer Angleichung an die Wurzel
T^T. Über die Wahrscheinlichkeit der Entlehnung ist kein Wort zu
verlieren, da ja auch sonst architektonische Kunstausdrücke ihren
Weg vom Euphrat nach dem Westmeere ge^mden haben. An dem
Umstände, dass manzazu in der Bed. «Pfosten* noch nicht nach-
gewiesen ist, darf man sich nicht stossen. Unser deutsches «Pfosten*
geht ja auch durch poatia auf latein. ponere zurück.
13. «iVn
Die Bedeutung des Wortes ist nicht ganz sicher. Jedenfalls
bezeichnet es den Teil einer Befestigung. Im Assyrischen heisst
mylü (Delitzsch, Wörterb. 411) «Erdaufwurf, Terrasse*. Beide
Worte sind doch wahrscheinlich identisch. In diesem Fall ist keine
andere Möglichkeit vorhanden, als dass ^V^ das entlehnte ist.
14. -n:
Wellhausen, Skizzen III^ 117 f. ist mit Recht dafür ein-
getreten, dass hebr. *nT3 zu arab. . jvi gehört, dessen Grundbedeutung
»weihen* sei Nun ist aber auch n*i3 schwerlieh von .ju zu
trennen. Bei diesem Sachverhalt fragt es sich, wie es kommt, dass
dieselbe Wurzel im Hebräischen in zwei lautlich verschiedenen
Formen vorhanden ist. Nöldeke neigt der Ansicht zu, dass in
^n: eine alte Entlehnung aus dem Aramäischen vorliegt. Das ist
mir aus sachlichen Gründen nicht recht einleuchtend. Ich glaube
eher, dass in ms eine innerhebräische Lautverschiebung vorliegt,
die sich auf den in sehr alter Zeit festgewordenen Terminus ^"^13
und seine Verwandten nicht ausgedehnt hat. Unter diesem Gesetze
würden dann auch die Wurzeln bnn und mp gestanden haben.
Innerhalb der arabischen Wurzel ,Jü stehen ,JJ c. \^ des
Objekts «wahrnehmen, bemerken* (z. B. Tabari I 998, is. 1365, ii
= Hisham 543, le. Hisham 719, a v. u. Aghani HI 83, 15) sowie
.Jül «warnen* (Quran passim) in keinem deutlichen Verhältnis zu
den übrigen Bedeutungen. Aber das scheint nur so. . .jul muss
doch das Kausativum zu einer im ersten Stamme nicht mehr deut-
Uch vorhandenen Bedeutung «sich hüten* sein. Dieses .vju
138 SehwaUy, Lexikalüche Studien,
heisst vielleicht ursprünglich „ geweiht sein*, mit besonderer Be-
ziehung auf die Eautelen, die der NazTr der uahilijja zu be-
obachten hatte. Von hier ist es leicht, zu , beobachten, wahrnehmen'
zu gelangen. Von der oben nachgewiesenen Bedeutung „sich hüten*
lässt sich indessen der Übergang zu den anderen leichter und ein-
facher vermitteln als von der religiösen Bedeutung „weihen* aus.
Deshalb ist wahrscheinlich, dass „sich hüten* die Grundbedeutung
der Wurzel ist. Diese Kombination bestätigt sich auch dadurch,
dass jjo besonders gern — so in allen oben citierten Stellen —
„den Feind merken* heisst.
15. JLOOJ
Im Syrischen ist für )o) und seine Derivate besonders stark
die Bedeutung „siegen* entwickelt. Von der Grundbedentong des
Verbum „unschuldig sein* konnte man zu „siegen* auf zwei Wegen
gelangen. Im forensischen Sprachgebrauch der Hebräer heisst
p'^'natn „freisprechen*, :?''tDirj „verurteilen*.
Es ist aber nicht wahrscheinlich, dass eine Schlacht als ein
bürgerlicher Bechtsstreit aufgefasst wurde. Indessen ist denkbar,
dass in älterer Zeit das Subjekt von p'^natrr gar nicht der Richter,
sondern die Gottheit war. So kommen wir zu dem andern der
oben angedeuteten Wege, dem religiösen Sprachgebrauche. Im
semitischen Altertum ist ja jeder Krieg ein heiliger Krieg. Und
wenn der Gott einmal keinen Sieg verlieh, so suchte man die
Ursache der Niederlage in einer schweren Verschuldung des Volkes
oder eines Individuums. Man beachte auch den Sprachgebrauch
von yc*« , y «m und yai .
Zu den Stellen, welche Robertson Smith, Religion of the
Semites ^ 436 f. über die Heiligkeit des Krieges zusammengetragen
hat, füge ich noch Deut. 24, s hinzu : „Wenn einer eine neue Frau
genommen hat, so soll er nicht in den Krieg ziehen noch irgend
welche Verpflichtung ihm obliegen; frei soll er sein für sein Haus
ein ganzes Jahr, dass er sein Weib, das er genommen hat, erfreue*.
Die humanitäre Motivierung der Sitte ist natürlich verkehrt, aber
die Sitte selbst ist uralt. Der religiöse Hintergrund derselben
leuchtet noch deutUch hindurch in einer Erzählung des Ibn Hisham
S. 568 oben, einer ebenfalls von Rob. Smith übersehenen Stelle.
Als Hansala ibn Shaddäd am O^od gefallen war, sagte der Gresandte
Gottes: „Fürwahr, die Engel werden euren Kameraden waschen*.
Da fragten ihn seine Leute: „Was hat es mit ihm für eine Be-
wandtnis?" Da wurde seine GefiÜirtin darnach gefragt Und sie
sagte: „Er^ war ausgezogen, obwohl er sexuell unrein (v..aJL>) war,
als er den Ruf hörte*.
Im Hebr. kommen die Nomina pnx und npnas in der Be-
SekwaUyf Lexikalische Studien, 139
dentnng »Sieg*^ vor, z. B. Jes. 45,8. 51,6. Die Exegeten und
Lexikographen haben das nicht scharf genug erkannt, weil sie zu
sehr in dogmatische Gedankenkreise eingesponnen sind.
16. )X K^«3 = |«^i ^«^
Ans der Masse der im Syrischen mit ^^:^ gebildeten Kom-
posita heben sich die beiden eben genannten heraus. JX^ ^-'^
heisst , Geburtstag''. Die eigentümliche Verwendung, die hier von
^^'> gemacht ist, begreift sich nur, wenn unter «Haus des Kindes"
ursprünglich die Konstellation verstanden wurde, unter der die
Geburt stattgefunden hatte, ddofiev yicQ avvov tov icöxhga
Matth. 3, s. Das Wort wird in der Litteratur besonders häufig
von der Geburt des Heilandes gebraucht. In diesem Sinne ist bu3
J^mJi sein Synonym. ,A*i; <, das eigentlich vom Aufgehen der Sonne
und der Sterne steht, wird hier nach dem Vorgang des Neuen
Testamentes (Hebr. 7, i4 i^ lovSa avarirakxev 6 xvgiog) — im
Anschluss an gewisse alttestamentliche Stellen, wie Jes. 60, 2 —
poetisch von dem in die Erscheinung tretenden Messias gebraucht.
\hn^ ist als astronomischer Terminus auch sonst gesichert. Es
bedeutet den Ort, den ein Planet am Fixstemen-Himmel einnimmt
(z. B. mK^; J&u^)* (P- Smith 479, 11 — 14.) In letzter Linie wird
dies auf assjrrischen Sprachgebrauch zurückgehen.
17. JbA9A>
Jüd. -aram. «m» ist , Gesetzerforschung, Schriftauslegung".
Im jüngeren Hebr. des Alten Testamentes (o-sb»n *ico üTia
n. Chron. 24, 27, Tnr »•'nrn xöinz n. Chron. 13, 22) ist darunter
eine an die kanonischen Schriften sich anlehnende, legendarische
Form der Überlieferung zu verstehen. Die Syrier gebrauchen 1jl9^
vom religiösen ^Hymnus", offenbar deshalb, weil diese Poesieen ein-
mal nur gereimte Homilieen oder Paraphrasen biblischer Texte waren.
JbiJLl^ ,schola* ist im Syrischen nur aus zwei, schon von
Payne Smith nachgewiesenen, Stellen bekannt 1. Asseman. bibl.
Or. m 2, 919; diese Stelle ist aber kein eigentlicher Beleg, da
das Wort in einer Abhandlung des Assemanus steht, der nicht
einmal angibt, wo er es her hat. Die andere, welche (PSmith,
Praefatio pag. V) den in den Besitz der Cambridger Bibliothek
übergegangenen lexikalischen Sammlungen GHBernsteins (£
carmine quodam Isaaci Sciadrensis) entstammt, kann ich nicht nach-
prüfen. Seine Vokalisation J]Sjt9*X> ist natürlich willkürliche Er-
findung. Jb^jtf^ wäre viel wahrscheinlicher. Die Neusyrer sagen
140 SchwcUly, LexikaMsche Studien.
m
lfib9^, also mädräaä. Jedenfalls ist das Wort als Entlehnung
aus dem Arabischen zu betrachten. Es ist hier die interessante
Thatsache zu konstatieren, dass die Araber aus einem dem Syrischen
entlehnten Verbum yA/.J = MJ eine Neubildung geschaffen haben,
welche wieder in die alte Heimat zurückgewandert ist. Aber
Heimatsrecht hat es erst im Neusyrischen erworben. In 3Üterer
Zeit — aber erst bei Barhebraeus zu belegen — heisst das theo-
logische Studienhaus jjt9; Ku3 , was jüdischem ä^nn r'^3 entspricht.
18. yu qon Dan. 2, 4i.
Franke 1, Fremdwörter 169, hat richtig erkannt, dass Oj^
^Thongeföss", auf syr. b-k# (= jüd.-aram.), bezw. dessen phonetische
Schreibung j^J*.^) zurückgeht. Wahrscheinlich ist dieses Wort
erst aus dem Euphratthale eingewandert (assyr. ha^bu). Hiermit
wird gewöhnlich ein ähnlich klingendes Wort für „Scherbe*, l^j^m
identificiert. Wäre dies richtig, so müsste es doch auffallend sein,
dass die Bedeutungen der beiden Grlieder der Gleichung so reinlich
geschieden sind, dass \3>^ niemals „Krug** und |^;m niemals
„Scherbe" bedeutet.
1^^ wird im Targ. und Talm. Kcon geschrieben und heisst
„Scherbe*. Die Bed. „Thon" wird aus Dan. 2, ss. 85. 42. 45 her-
geleitet. An sich ist es natürlich möglich, dass man von der Bed
Scherbe im Sinne von „Thonscherbe* zu der Bed. „Thon* gelangt
ist. Aber an sämtlichen eben genannten Stellen konmit man mit
der Bed. „Scherbe" aus, wenn man dieselbe von „bearbeitetem
Thone* versteht. Dan. 2, 4i. 43 ist dieser Sinn durch Hinzu-
fügung von n:"«ü («a-'ü C)On) näher angedeutet Die Übersetzung
Nöldekes (ZDMG. 40, 730) kann ich nicht für glücklich halten.
Die Diktion „Thon von Dreck* ist mir zu raffiniert. Ausserdem
heisst »a-^a m. W. immer „Thon* und niemals „Dreck*.
19. T^üiUJ ^'py Dan. 4, 12. 20. 21.
Zur etymologischen Erklärung von xo^iD geht Gesenius, Hebr.
Handwörterbuch ^* nach Vorgängern auf die Wurzel n*nü zurück.
Das ist an sich möglich, wenn auch unbeweisbar. Aber ehe man
den letzten Gründen der Dinge nachforscht, muss doch zuerst das zu-
nächstliegende Vergleichungsmaterial herangezogefi werden. Nun be-
1) Für Übergang der emphatischen Aussprache des 3S in die von T hat
auch das Hebräische zahlreiche Beispiele.
Schücally, LexOcaUtche Studien. 14X
deutet im Arab. «j«^ »kleines Domgestrüpp* (sabäisch onV3 Wurzel),
^jt-jjit] «hart*^ vom Boden (belegt bei Grauhari) und in übertragener
Bed. ^J^yS:0 , boshaft, händelsüchtig''. Als Grundbed. l&sst sich von
hier aus etwa »knorrig' erschliessen. iön*iä heisst dann wohl die
Wurzel wegen der H&rte und des Gewirres ihrer Fasern.
Nach weit verbreiteter Meinung ist Ji^ = npy »einem Tiere
die Sehnen der Hinterfüsse durchhauen* denominiert. Das halte
ich für falsch, da weder im Hebräischen, noch im Arabischen und
Äthiopischen ein zu Jlc gehörendes Nomen der Bedeutung »Wurzel^
vorhanden ist. Nur das Aramäische hat ;<>v = n]?^, das in der
Specialbedeutung t^jjf Juol »offizineile Wurzel* ins Arabische (.Lä^)
und Äthiopische (OjC) gewandert ist (Fränkel a. 0. 163).
Wenn \^\^ eine Form JLxd wäre, läge es viel näher, das Nomen
vom Verbum herzuleiten. Indessen ist hier wahrscheinlich ein
Paradigma ^La» anzunehmen, mit sekundärer Verdoppelung des
•
mittleren Radikals wie bei ^V im Verhältnis zu ^w'b ..UJ
(Barth, Nominalbildung 163 o).
Mit Hilfe des Arabischen scheint es mir möglich zu sein, für
die Wurzel Jic Bedeutungen zu erschliessen, die älter sind als die
der nordsemitischen Sprachen. .{jJI J^ = «Jül 'iJL^ ^ .|jJt Juot
(Gauharl), [^Lo\ (Abu Zaid Nawädir 43, 7), L^ä^Lm (Ibn Doraid
209, s), z. B. Mubarrad Kämil (Kairo 1206) 13, 9. 15, 1. Die Aus-
Sprache Jifi ist nach Gauharl medimsch. [Hudhail 124, 17. 157, 4
Nöldeke]. — tjoy^ ^ = 00^3 üt Jo^t v^aäj vi>^A5> »y>^
(Gauharl), belegt durch einen Vers des Amrulqais = Divan 29, 4.
(Gauharl), z. B. Kämil I 15, 1 ff. 11 17 und Hisham 956, 7. Baihaql
Cod. Lugd. 143^, 1«. Aghani H 21.
Diese Bedeutung »Grundstück" postuliere ich auch für n]?^;
Leviticus 25, 47 f., wo ich deshalb übersetze: »Wenn ein Klient
(ni) zu Wohlstand kommt, während sein Patron (1^2^ T'n») ver-
armt, und der Patron sich der Person des Klienten [als Leibeigner]
oder dem Grundstück der Klientenfamilie [als Bodensklave]
142 SchwaUy, Lexikalische Studien.
verkauft, so soll von selten des Bruders des Patrons spftter ein Los-
kauf stattfinden etc/
Wie Lä£ gleich latein. fundua ist, so entspricht Jic dem
franz. fond, der Fond des Hauses oder des Brunnens; der Fond
einer Frau, d. h. ihr Vermögen, speziell ihre Mitgift (Hisham
273, 6. Abu Zaid 42, is ff.). — Von yic »Grund* kommt die Be-
deutung „funditus perdere*, ein Tier völlig zu Grunde richten,
d. h. ihm die Hintersehnen durchhauen; Ji^ \^.JS ein bissiger
TT '' " " 1 1
Hund (oft); intransitiv Ji^ Euine = v-;Ji yaüJt Doraid 209, a;
3
Jjfi im sexuellen Sinne von der Frau „unfruchtbar sein" (hebr. njrj,
syr. JvO^); jÄ£ ^om Affekte, „in seinem Innersten (Marke) ge-
troffen, vom Schrecken betäubt sein" (bei Gauharl belegt aus dem
Hadithe = Hisham 1013, 2. Ein andere Entwickelung liegt vor
in Jlic, „sich gründlich mit einer Sache abgeben*' (Agh|mi 11 80, is).
Um zum Ausgangspunkt dieser Untersuchung zurückzukehren,
so ist in j;^v „Wurzel* ebenfalls eine abgeleitete Bedeutung zu
erblicken, der Grund, die Grundlage einer Pflanze. Die Etymologie
weist darauf hin, dass damit in erster Linie die Hauptwurzel ge-
meint sein wird. Dieser Sprachgebrauch liegt in Daniel 11 noch
deutlich vor. Aus demselben Grunde ist im Aramäischen nur
l'i^v und nicht Ja4jl für die „offizinelle Wurzel** gebraucht worden«
Eine von ;fi^ denominierte Bedeutung des Verbums ist viel-
■
leicht in Tiaj "ripT Qohel. 3, 2 und in gewissen Anwendungen von
*i<>v anzunehmen.
20. -91X4^
heisst nach Freytag H 452* „lectio Judaeorum*. Die Notiz stammt
aus Gauhari (vgl. ed. Kairo 1282 0 203) ^5^\Ji J^i iül*^.
Ausführlicher sagt Lisän al *Arab XHI 396 kJLju^ ^y^^ oJIju-Äj
^^») j l^*4.Ä>t ! jt ^s.\^ ^^ = Ta^ al 'Arüs VH 399. Jau-Ä
1) Laue im Lexikon las in seiner Vorlage A^jf^t womit er natürlich
nichts anfangen konnte. Über ^ ist besonders der instmktiTe Artikd
Lis&n al 'Arab III 376 zn vergleichen.
SckwaÜy, LmkaÜacKe Studien. 143
wird Bekn 376 u. = Jaqüt 11 679, i6 von den christlichen
Presbytern (j^«uu»*ö) gebraucht. Von der Wurzel kommt ausserdem
A • •
vor in der Bedeutung »sich zerstreuen* (Erweiterung von
y»4')) Joui-wt in derselben (Hisham 838, i6), „eilen** (Hamäsa 172
V. 1, Kämil (ed. Wright) 113, 4. lo. Bringt man äLu-ä hiermit in
Verbindung, so könnte der eigentliche Sinn des Wortes „rasch
lesen* sein. Unerklärlich bleibt dabei, dass von den zahlreichen
Synonymen, die das arabische Lexikon fiir „eilen* besitzt, gerade
dieses herausgegriffen ist, um die Eecitirweise der Babbinen zu be-
zeichnen. Deshalb ist diese Kombination unwahrscheinlich.
Betrachtet man umgekehrt ^jl^ als denominiert von äLlmm,
so ist aus sachlichen Gründen die Annahme naheliegend, dass in
ein Fremdwort steckt. Ich sehe darin eine dem bekannten
analoge Bildung. Wie letzteres die Formel jtUt j^Jl^ be-
deutet, so könnte j^jl^ eine mit r^y^ zusammengesetzte Formel
sein. Dies «.«^ ist dann dem jüdischen TO:^ gleichzusetzen. Das
Schema' spielt ja in der Grebetsliturgie der Juden eine hervor-
ragende Bolle und vertritt recht eigentlich die Stelle eines Glaubens-
bekenntnisses: inN mrr» is-'b« rvfrr bun^^^) :?»©.
21. h.IJwo Minaret
In ältester Zeit kamen die Muslime an den festgesetzten Ter-
minen spontan zum Gebet zusammen. In Medina entschied sich
der Prophet nach mancherlei Schwankungen zwischen der Posaune
(o*j) der- Juden und dem Schlagbrett (^_^JjLi) der Christen schliess-
lich für den Gebetsruf«) (^üt Hishäm 347, s ff. BufeärT, Sa^ih I 75).
Biläl rief denselben vom Dache eines Hauses unweit der Moschee
(Hishäm 348*, 6 ff., SamhüdT 141, 15 ff.). In Mekka wurde von dem
Dache der Kaaba herunter gerufen (Hishäm 822, s, Azräql p. 192).
Von Minaretten in Medina hören wir erst unter Valld ibn Abd al
Malik (Samhüdi 141, 15), und nach Mekka kamen dieselben noch
später.
1) Deut. 6, i. Später wurde es erweitert um Deut. 6, 5 — 9. 11, 18 — si.
Kn. 15, 97 — 41. Vgl. Talmud, Traktat BerSkhöt fol. 1 ff. SchulchSn 'Ariikh,
Oraeh ChajjTm § HS bU t3S. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes II 582 f. 377.
2) Eigentfimlicb ist eine Tradition bei BuhSrT, Sahlh I 75, 7, wo von
anderen Beligionsgemeinden gesagt wird, dass sie Feuer anzünden (I .Li t^jj-j)
oder das Scblagbrett rühren. QastalSni II 4 bezieht das Feuer auf die
Zoroastrier. Aber das Feuer soU an der Stelle doch ein Signal fiir gottes-
dienstliche Zeiten sein. Und in dieser Eigenschaft ist es aus der zoroastrischen
Beligion nicht bekannt.
144 Schwally, LeonhalUche Studien.
Die Moschee des ^Amr in Fostät soll erst a. H. 68 Minarette
erhalten haben durch Maslama ihn Mochallad, den Statthalter Mua-
wija's n. (MaqrIzT IL 248, Abu'l Ma\^äsin I 77). Dieser Überlieferung
steht aber eine andere gegenüber, nach der jener Statthalter nur
einen an der Nordseite der Moschee gelegenen Platz in dieselbe
einbezog, sonst aber keine Veränderungen an dem Bau vornahm.
Auch andere Gründe, die ich an einem anderen -Orte ausführlich
auseinandersetzen werde, sprechen dafür, dass auch in Kairo die
Errichtung von Minaretten nicht vor Valld I. stattfand.
Bis zu einem gevnssen Grade entsprach die Erbauung von
Minaretten natürlich einem Bedür&isse. Denn in grösseren Stftdten
konnte ein beliebiges Dach nicht ohne weiteres genügen, um den Ruf
des Mueddhin in alle Quartiere dringen zu lassen. Da wir aber nicht
genau wissen, wo und unter welchen umständen das erste Minaret
errichtet wurde, so muss fraglich bleiben, ob nicht ursprünglich
doch der Luxus das treibende Motiv gewesen ist, wenn derselbe
auch einem Bedürfiusse entgegen kam.
Wahrscheinlich sind die Muslime nicht von selbst auf diese
Gebetstürme verfallen. Aber wo sind die Vorbilder, durch die
ihre Architekten oder Bauherren bestimmt wurden, zu suchen?
Fränkel (Fremdwörter S. 270) hat erkannt, dass hJJa
„Leuchter* aus dem Aram. entlehnt ist.
Es liegt nun nahe ä.Lu« „Gebetswarte'' dazu in Beziehung zu
setzen. Aber welcher Art diese Beziehungen gewesen sind, ist
nicht leicht zu sagen. Die Leuchter hat man sich als ein Gestell
zu denken, an dem das öllämpchen (hebr. ^3 , syr. L^ä. , vgl. bes.
Matth. 5, 15, arab. Jyw-, xämö Baihaqi Cod. Lugd. 2071 fol. 45^,
iJL^^)) irgendwie angebraucht wurde. Dass dieses Gestell gewöhnlich
hoch und schlank war, geht vielleicht aus der Bedeutung „Stange*
für Jj^ hervor: Abu Zaid Nawädir 174, s ^^ e)^^^' e>^J^^
iUUJi L^ Juu?a jXJ\ ^ ^^ Jsa ^^ ^^JÜ\. — Der
äthiopische König Abraha soll deshalb den Beinamen .LaI! »«3 er-
halten haben, weil er der erste war, der Signalstangen (jLs^l) an
den Strassen aufstellte, Ibn Doraid 311, n. Gauharl I 410. Unter
der Voraussetzung der etymologischen Zugehörigkeit dieses manör
zu ö.Lju „Leuchter* ist diese Übertragung aber doch nur in dem
Falle recht plausibel, dass die erwähnten „Stangen* wenigstens zu-
weilen als Lampenhalter oder sonst zu Feuerzeichen verwandt
1) Oauharl II 255, 1 proverbiell äJU ^^ äJL^ nJJ^ U^Lol Lc: wed«r
Lämpcben noch Tröpfchen (Ol).
SchwaUy, LexihaUsche Studien. 145
worden sind. Denn was Anderes könnte die Veranlassung gegeben
haben, diesen Stangen die Form eines Lampengestelles zu geben?
So wenig Verwandtschaft auch zwischen einem Turme, in den
eine Treppe oder Leiter ( JLm) hinaufführt (Maqrlzl 11 248, le^
nnd einem Lampengestelle im allgemeinen vorhanden ist, so besteht
doch immerhin die Möglichkeit, dass die bestimmte Gebetswarte,
für die der Name '».Lu ursprünglich geprägt worden ist, mit einem
damals üblichen Lampenhalter eine ganz frappante Ähnlichkeit ge-
habt bat. Es ist aber noch eine andere Kombination in Betracht
zu ziehen. Da der Mueddhin beim Ausrufen gewisser Gebets-
zeiten (Einbruch der Nacht, Morgendämmerung) sein hohes Podium
schwerlich ohne Laterne bestiegen haben wird, so konnte in
diesen Zeiten das Minaret wirklich den Eindruck eines kolossalen
Leuchters hervorbringen. Der wesentlichste Vergleichungspunkt
wftre in diesem Falle nicht die Gestalt des Turmes, sondern in
erster Linie die Laterne oder das Lämpchen des Gebetsrufers.
Die Reihe der möglichen Kombinationen erlährt eine bedeutende
Erweiternng, wenn man sich daran erinnert, dass ein omajjadischer
Kalif oder einer seiner Architekten es war, dessen Kopfe der Plan
der Minaretbauten entsprungen ist. Denn für diese gab es in den
Provinzen zwischen Euphrat und Nil noch andere und viel geeig-
netere Typen als Leuchter oder Signalstangen.
Das Minaret steht wesentlich in demselben Verhältnis zur
Moschee wie zur Kirche der Turm. Die Geschichte des Kirch-
turms liegt allerdings noch sehr im Dunkeln. Aber der Graf M.
de Vogü6 will solche Türme in Syrien schon für das 4. oder
5. Jahrhundert nachgewiesen haben (Syrie centrale, Tarchitecture
dvüe et reUgieuse de la Syrie 57, pl. XVII. 5 ff., pl. CXX— CXXIX,
CXXX ff. Wenn auch die Litteratur von Beziehungen zwischen
diesen Türmen und Minaretten nichts weiss, so giebt uns doch das
arabische Lexikon einen wichtigen Fingerzeig dafür, dass Türme
christlicher Heiligtümer vielfach als Vorbilder der Gkbetswarten
gedient haben.
'jMAy^ heisst im Arab. vornehmlich „ Kloster **, bezw. , Ein-
siedelei« (Koran 22, 4i. Tabari I 1124, 2. Hisham 115, 7. IbSihi
Mustatraf I 14, 2» [Kairo 1311], Bufeärl I 137, le). Die Grund-
bedeutung des Wortes ist wahrscheinlich „mit Zacken oder Spitzen
versehen*^. IkMAya kommt aber auch zuweilen als Bezeichnung des
Minaret vor (Abul Mal^äsin I 77, 9 ff. Maqrizl IE 248, 11. i4. Aghani
XX, 85, 9. 1«. Baihaql Cod. Lugd. 2071 fol. 17 v. 7 in einem Vers
des *A1T ihn Muhammad al *Alawi [f 260 a. H. Masudi VII 336]).
Der doppelte Gebrauch des Wortes ist gewiss nur aus der Ähnlich-
keit der Form der beiden Bauwerke zu erklären.
Die Übertragung des Namens » .Uuo auf diese «joLao der Moscheen
Bd. LH. 10
146 SchufoUy, LexikalUche Studien.
kann auf verschiedenem Wege erfolgt sein. Da die Lampe des
Mönchs oder Einsiedlers in der arabischen Poesie berühmt ist
(W ellhausen, Skizzen HL ^ 200 f ) , so mögen die Araber diese
iLA\yjß gelegentlich B .Uu« genannt haben, indem sie sich dabei viel-
leicht an den vulgären Sprachgebrauch syrischer Christen anschlössen.
Oder die Araber haben nach den oben angedeuteten Motiven für
die ;cja|yo ihrer Moscheen die Namen B.Lu« frei erfunden.^)
Eine andere Möglichkeit ergiebt sich aus der Thatsache, dass
B.Lw« auch den « Leuchtturm" bezeichnet. Bei diesem Bauwerke
^ein sind mit Sicherheit aUe Züge vereinigt, die für die Gebets-
warte wesentlich sind, die Gestalt und die Gleichheit des Namens.
Jedenfalls in späterer Zeit sind die Phanare der Byzantiner, die
man sich ohne Frage hoch und schlank vorzustellen hat, auf die
Form der Minarette von entscheidendem Einflüsse gewesen.
Auf die Frage nach der Geschichte des Minarets ist also nicht
eine kurze und bündige Antwort zu geben. Vor allem ist zwischen
Namen und Sache streng zu scheiden. Der Name der Gebetswarte
hLLa ist offenbar derselbe wie der des Leuchters. Aber über die
Motive der Übertragung kann man verschiedener Meinung sein,
und bezüglich der Sache sind wahrscheinlich eine ganze Reihe
konkurrierender Vorbilder massgebend gewesen.
22. j^
Das Wort hat im Arabischen keine naheliegende Etymologie
während im Äthiopischen iCXl* der gewöhnliche Ausdruck für
„sitzen, sich setzen* ist. Desgleichen ist ^^7flC allgemeine
Bezeichnung für sella , thronus , cathedra , tribunal , vom könig-
lichen Throne z. B. Aksüm I 24, 11 39. 44. 49. 51). Aber
yjj^ ist überall nur die Kanzel des Predigers. Darum ist das»
Wort als Entlehnung aus dem Äthiopischen anzusehen. Im
Arabischen heisst ^ „ anschwellen , erheben * eto. So wahr-
scheinlich es auch ist, dass die äthiopische Bedeutung der Wurzel
in letzter Linie auf die eben erwähnte arabische zurückgeht (vgL
besonders die analoge Entwickelung von (pJL:>), im Arabischen
ist die Bedeutung „sich setzen^ eben nicht entwickelt Die Form
von minbar ist übrigens merkwürdig, da man nach dem Äthiop.
manbar oder nach ^^*JQC ^^^^ mvnbdr erwarten sollte.
1) Die heiligen ThUrme der Christen gehen vielleicht auf die Wacht-
thttrme (v^^j^) zurück, wie sie z. B. an der hyzantiniseh-sasanidiaehen Grenze
im Oebranch waren (Bekrl 359, I6. Baihaqi 54 b, i. Mnbarrad Kimil [Kairo
1306) I 130 V. 3). Gegenäber dem Hanna- Kloster (Jaqüt IV 500, is) stand
eine wö^X'^ ÄjJLc ä.Lue, die ^'JÜi genannt wird. Bekrl 359 ist aber
A-ilftil nur ein anderer Name für w^^3y« , a^'JÜI «« syr. |^-l^ ,
SchwMy, LexikctUsche Shtdien, 147
£s fragt sich nun, in welcher speciellen Bedeutung ^j^ nach
Arabien eingewandert ist. In der Bedeutung ^Kanzel'' jedenfalls
nicht; da das äthiop. Wort nicht dafür gebraucht wird, und da die
Entlehnung wahrscheinlich älter ist als der Islam.
Aghani Xlil, 165, 2 v. u. heisst es von Jezid I., dass er sich
in einem yj^t von Dienern auf den Schultern tragen Hess, ^jj^
ist also hier ein Tragsessel. Aghani HI 2. 3 ist von berühmten
Geschlechtshäuptem der heidnischen Araber die Rede, deren ßichter-
spruch sich das Volk beugte. Unter den Jemeniem — so heisst
es a. a. 0. 3, 9 f. — war Babl'a ihn Mu^äSin der erste, welcher auf
einem yjjt oder jjy^ sass. Danach könnte ^jyt über Jemen ein-
gewandert sein, und das Tribunal des Eichtei'S als Typus der
Kanzel gelten.
Eigentümlich ist der Gebrauch von yjut Hamäsa (ed. Kairo
a. H. 1296) I 147 v. 4, wo in Bezug auf die Schwerter (vju-y*,)
kämpfender Krieger gesagt ist:
m y m > _ ajj««
Das kann doch nur heissen: Die Klingen stecken in den Köpfen
der Häuptlinge, während die Schwprtknäufe in den Fäusten der
siegreichen Angreifer liegen. Bei weitem nicht so klar wie der
Sinn ist die eigentliche Bedeutung von JSa- Zweierlei ist hier
möglich. Entweder ist , Kanzel '^ ein poetisches Bild für Knauf,
welches durch die tTberlegung an die Hand gegeben ist, dass die
Klinge in dem Knaufe steht, wie der Prediger oder vielleicht besser
der Stab des Predigers auf der Kanzel. Oder ^jj^ hat mit dem
gleichen Worte für Kanzel gar nichts zu thun, sondern gehört eng
zu der in der arabischen Wurzel -J stark entwickelten Bedeutungs-
reihe „hoch sein, erhaben, anschwellen'' und heisst also ursprüng-
lich „Anschwellung" bezw. an unserer Stelle „Knauf. Bei diesem
Sachverhalte ist es nur auffallend, dass ^jji in diesem Sinne sonst
kaum zu belegen ist. Darum darf vielleicht auf die frappante Ähn-
lichkeit mit dem lateinischen Tnanvbriwn hingewiesen werden.
Die Bedeutung „Schaffot* für ^^ (Shähnäme 1080, 250) ist
erst aus der gewöhnlichen „Kanzel'' abgeleitet.
Der Prophet bediente sich nicht von vornherein einer Kanzel,
sondern wahrscheinlich der verschiedensten Gegenstände, die gerade
zur Hand waren, um eine die Gemeinde überragende Stelle zu ge-
winnen. Wie sich sonst Eedner auf einen Stuhl ( ^J) oder
sonst eine Unterlage (JLmö Masüdl V 185. 187) stellen, so ver-
wandte nach Bu^ärl I 107, 35 der Prophet in Medina einen Baum-
stumpf dazu (cA:>). Eines Tages aber sagte Muhammad zu einer
Frau (Bu^ärl a. 0. lin. 31 ff. = n 7, 20 ff.): „Heisse Deinen Sklaven,
148 SchwaUy, LexikaUsehe Studien»
den Zimmermann, mir Hölzer (oLc!)^) herrichten, dass ich mich
darauf setze, wenn ich zu den Leuten spreche''. Da bearbeitete
er sie aus Tamarindenholz und brachte sie zu der Frau. Diese
aber sandte zu dem Propheten, der sie dann aufstellen Hess.
Diese Kanzel hatte der Überlieferung zufolge zwei Stufen, die
dritte diente zum Sitzen oder Stehen (Bu^ärl I 107 f. Aghan. IV 52.
Samhüdl 120, 4)^). Erst Muäwija erhöhte die Kanzel, indem er
sechs Stufen hinzufügte (Tabari 11 92 f. Samhüdl 120, 11. is).
Die Aufstellung der Kanzel in Medina war eine Neuerung.
Dass dieselbe auch von der Gemeinde als eine solche empfunden
wurde, scheint in der Tradition noch deutlich durch. Bu^äil a. O.
lin. 36 f. : ^ Als die Kanzel für den Gesandten Gottes aufgestellt
war, hörten wir den Baumstumpf heulen wie ein trächtiges Kamel^
bis der Prophet von der Kanzel herabstieg und die Hand auf den
Stumpf legte«.) Vgl. auch Tirmidi 11 203.
In der muhammedanischen Welt hat sich der Gebrauch der
Kanzel erst allmählich eingebürgert *Amr ihn al ^As hatte eine solche
in seiner Moschee in Kairo aufgestellt, aber 'Omar hiess sie ihn
schleunigst abreissen (abu'l Mahäsin I 76). Er betrachtete die
Kanzel offenbar als ausschliessliches Privileg der Prophetenmoschee
in Medina. Erst unter Schuraik ihn Qurra, der für Valld I. Statt-
halter von Masr war, kam wieder eine Kanzel herein (a, 0. p. 78),
Auf dem flachen Lande aber predigte man ruhig weiter ^aobJ! JLc ,
d. h. nur mit Benutzung des Predigerstebes^ , bis der Väll Mu^
ihn Nosair den Minbar auch für die Provinzialmoscheen einführte,
a. H. 132.
Mit dem oben erwähnten Verhalten des Khalifen 'Omar steht
es nun im Einklang, wenn wir hören, dass für Mekka der erste,
welcher auf einer Kanzel sprach, Muäwija war (Qutb eddin 114, 5.
Azraql 333, 3 f.). Das ist bekanntlich auch der Khalif, der den Ver-
such machte, die Prophetenkanzel aus Medina nach Damaskus zu
entführen (Tabari H 92 f. Samhüdl 120, 11 f.). Wenn Abul Ma^a-
sin I 78 behauptet wird, die Kanzel des Schoraik sei die älteste,
die nach der des Propheten bekannt sei, so mag das insofern richtig
sein, als auch noch lange nach Muäwija kein gewöhnlicher Prediger
in Mekka eine Kanzel benutzen durfte.
1) jLcI ist hier Synonym Ton «aJJo . Deshalb ist wabraoheinlieh aacfa
Rabra ihn Muhftsin Ji^^l ^ö genannt (Aghan. III 8, 9 f.).
2) Über die Verbindlichkeit des Stehens aof der Kansel gehen die Hale-
Iciten und Sehafiiten auseinander (QastalSni II 187). Vgl. auch Goldxiher,
Muharomedan. Studien II 140 ff.
3) Vgl Oähiz Kitäb al BajSn U 76, 16 f.: Ein Prediger darf meinetwegen
nackt auftreten, aber Stab (S^ao^) und Turban (&4X) muss er haben.
149
Der Grhya-Ritus Pratyavarohana im Päli-Kanon.
Von
£. Hardy.
Bei der Vorbereitung der noch nicht herausgegebenen Teile des
Aüguttaxa-Nikäya zum Drucke stiess ich in dem Dasaka-Nipäta auf
einen Vagga, der in den Handschriften nach einem darin vorkommen-
den Sutta als Paccorohai^i-Vagga bezeichnet wird. Einige Blätter
weiter steht dasselbe Stück nochmals, indem das nämliche Thema
vom Unterschied des „Wiederherabsteigens" im brahmanischen und
buddhistischen Sinne (ariyassa vinaye) mit Variationen (wie über-
haupt in dem erwähnten Nipäta) zweimal (oder mehr) behandelt
wird. Der Vagga, in dem unser Sutta zum zweiten Male auf-
genommen ist, heisst Jä^usso^i- Vagga, so benannt nach dem Brah-
manen J. , mit welchem das hier angezogene Gespräch über die
verschiedenen Arten der paccoroJiani geführt wird. Ohne auf den
Inhalt desselben näher einzugehen, den der Kommentar (Manoratha-
Püranl) als päpa^sa paccorohani charakterisiert, möchte ich nur
den gleichlautenden Eingang des genannten Sutta berücksichtigen,
weil die Beschreibung des bekannten Gfhya-Ritus Pratyavarohana,
wie sie uns hier entgegentritt, zu einer Vergleichung mit den
Nonnen der Gyhya-Sütras einladet. Aus diesen erfahren wir, dass
die Zurückverlegung des Lagers auf den Erdboden nach Ablauf der
durch die Schlangen gelUhrlichen Zeit mit besonderen Ceremonien
verbunden war (vgl. Alfr. Hülebrandt, Ritual- Litteratur, S. 78). Wie
sich die Sache nach den in jenem Sutta enthaltenen Angaben ver-
hielt, mag folgende Stelle lehren, der ich mich nicht entsinne schon
einmal anderswo in der Päli-Litteratur begegnet zu sein.
Tena hho parva aamayena Jänuaaoni brähmano tadahu 'posäthe
sisam nahäto navam khomauuqam nivattho aüam Jcusamuttkim
ädoya ßhagavato avidure mito ahoat. Addasä Jcho Bhagavä
Jänusaonim brähmanam tadahu 'poaathe sisam nahätam navam
khomaytuiam mvaäham aUam TcuaamvMhiin ädäya avidüre eka-
mantam thttam, diavä Januasomm brähmanam etad avoca: ,km
nu hho tvam brähmana tadahu ^posathe sisam nahäto navam
momat/ugam nivattho aüarn hasamutthim ädäya ekamantarn thito^
hin nu cLJIja brähmanakuiassä^ tif ^Paccoroharu bho Ootama
150 Hardy, Der Grhya-Ritug Pratyavarohana im PaU-Kanon,
ajja brähmanak^lasaä* ti, Yathäkatkatn pana brähmana bräh-
manänam paccorohani hott ti? ^Idha bho Ootama hrdhmCmil
tadahu 'posathe sisam ruthätä navam Ichomayugam mvatthä cUlena
gomayena pafhavtm opuyetvä hariteht kusehi pattharüvä antarS
ca vetam atüarä ca agyagäram aeyyatn kappenti. Te tarn rattim
tikkhaüuin paccufthäya pafijalikä aggim namassanti ^pcLCcoroh&ma
bhavantam , pctccorohäma ohavantan^ ti pdhutena ca eappüelena
navanitena aggtm santapperUi taasä ca raUiyä accayena pani-
tena khädaniyena bhojanlyena brähmane santappenti, Evam bho
Gotama brähmariänarn pa/xorohani fioü' ti,
Punkt für Punkt stimmt die Beschreibung des Ritus Paccoro-
hani = Pratyavarohana, die der Verfasser des obigen Sutta wie
anzunehmen der Wirklichkeit entlehnt hat, mit dem Bilde übereia,
das wir aus den Gyhya-Sütren gewinnen. Es genüge, die Einzel-
heiten mit den entsprechenden Parallelen hervorzuheben.
Die Zeitbestimmung: tadahu 'posathe; ein Vollmondstag,
und zwar fast durchgehends Vollmond im Monat Märgaäirsa wird
als Termin der Feier angegeben (A6v. 2, 3, 1 ; Pär. 3, 2, 1 ; Hir.
2, 17, 2; Ap. 19, 3; Säükh. 4, 17, 1; Gobh. 3, 9, 1). Zu den Vor-
bereitungen gehört: 1) Baden (slsam nahäiä). So wenigstens
Pär. 3,2,6; 2) Anlegen eines neuen (noch nicht gewaschenen)
Kleides : navam khomayugam nivatt/iä. Ebenfalls bei Pär. 3, 2, 6 ;
3) Bedecken des Bodens mit Kuhdung {aüena goniayena pafhavim
opurijetvä). Hierfür findet sich eine Vorschrift bei Par. 2, 14, 11,
indem 3, 2, 4 auf diese Riten verwiesen vrird; 4) einerseits der
Gebrauch einer Handvoll angefeuchteter Kusa- Gräser (allam kuaa-
mutthim ädäyä), womit SäAkh. 4, 17, 3 — 5 zu vergleichen ist, wo
auch der Zweck (Abwehr des Übels) angeführt wird, und anderseits
das Ausstreuen von grünen Kusa- Gräsern (harüehi kusehi ^attha-
rüvä)^ um daraus ein Lager zu bereiten (Säükh. 4, 18, 5; Aäv. 2,
3, 7; Pär. 3, 2, 6; Gobh. 3, 9, 12—14; Hir. 2, 17, 2; Khäd. 3, 3,
20). Der Ort für dieses Lager ist aus der Angabe antarä ca
velam antarä ca agyägärain zu entnehmen. Denn befand sich das
agyagäram im Osten vom Hause, so hatte das Lager seinen Platz
westfich vom Feuer, wie die Vorschrift in den Sütren lautet (Aiv.
2, 3, 7; Pär. 3, 2, 6; Gobh. 3, 9, 12; Khäd. 3, 3, 20). Haben wir.
unter velä das Haus als Grenze oder was sonst zu verstehen? Der
Kommentar, der zu unserm Sutta nicht einmal eine volle Zeile bei-
bringt, bemerkt: antarä ca velam antarä ca agyägäran tiväUkä-
rästasa ca antare, Soll dieser Sandhaufen vielleicht die Grenze
vorstellen? Auf alle Fälle würde, was allerdings in jenem Sutta
nicht ausgesprochen ist, diese „Grenze* nach Norden zu liegen, da
die einzelnen Personen (der Hausvater, sein Weib und die Haus-
genossen, letztere nach ihrem Alter) von Süden nach Norden sich
auf die Streu niederlegen (Hir. 2, 17, 5. 6; Ap. 7, 19, 10; Pär.
3, 2, 6), seyyam kappenti^ wie das Päli-Sutta sich ausdrückt. Es
Harcbff Der Orhya-RUna Fratyavarohana im PaH-Kanon, 151
folgt niin, nachdem alle sich niedergelassen haben, die demPra-
tjayaroha^a eigentümliche Sitte, in der Nacht, d. h.
also in jener Yollmondsnacht, dreimal sich von dem Lager zu erheben
(tom rattirn tikkhattum paccutfhäya) und jedesmal dabei die Hände
zu falten nach der Richtung des Feuers {pavjaUka aggim namas-
scmti) unter Anwendung einer bestinunten Formel, in der auf den
Altt des Wiederherabsteigens Bezug genommen wird, und die der
buddhistischen Quelle zufolge lautet: lasst uns wiederherabsteigen
zu Dir (Agni) ! Auch in den Gyhya-Sütras wird dieser Ritus ähn-
lich beschrieben. Am nächsten kommt Hir. 2, 17, 12; nur die
Formel, die man jedesmal, nachdem man sich erhoben hat, spricht,
ist abweichend, hierin aber herrscht überhaupt keine Übereinstinmiung
in den einzelnen Sütren. Pär. 3, 2, 14. 15 verweist den Ritus zwar
nicht ausdrücklich auf die Nacht, doch lässt die Stelle in Ver-
bindung mit der Anpreisung (auch bei Hir.) der Nacht, ,die die
Leute freudig begrüssen*, düe „die Gattin des Jahres** ist (Neujahrs-
nacht), kaum eine andere Deutung zu. Die übrigen SOtras (Asv.
2, 3, 11; Ap. 7, 19, 12; Gobh. 3, 9, 20) erwähnen nur, dass das
Sichniederlassen dreimal erfolgt, und zugleich, dass sich alle dreimal
auf die rechte Seite legen (Gobh. 3, 9, 20 ; Khäd. 3, 3, 25). Für
die Ceremonie des pränjalika gegenüber dem Feuer im Rahmen
unseres Ritus zeugt Pär. 3, 2, 7. 8, während ims für die reichliche
Bedienung des Feuers mit zerlassener Butter, Öl und frischer Butter
{pahutena sappitdena navarütena aggim santappenti) kein Zeugnis
aus den Gfhya-Sütras zur Verfugung steht. Ich glaube, dass auch
Ap. 7, 19, 13 nicht als strenge Parallele zu betrachten ist. Da-
gegen haben wir wieder für die den Abschluss bildende Brahmanen-
speisung {tasaä rattiyä accayerui panUena khädaniyena bkojani-
yena brähmane santappenti) eine sichere Parallele in Ä^v. 2, 13, 13;
Hir. 2, 17, 13.
So zeigt denn die Beschreibung des Pratyavarohana-Ritus im
Päli-Eanon eine sich über eine Reihe von Einzelheiten erstreckende
Ähnlichkeit mit den brahmanischen Normen, was für die Geschichte
der religiösen Bräuche der Inder von einigem Werte sein dürfte.
Der Hinweis hierauf an der Hand des besprochenen Falles muss,
da mir vorerst noch keine umfassende Behandlung der vorliegenden
Materie möglich ist, für jetzt genügen, sowenig er, wie ich sehe,
gerade weil es nur ein Einzelfall ist, befriedigen kann.
152
Zum Kudatku Bilik.
Von
Yf. Badloir.
Unter dem Titel „Zur Textkritik des Kudatku Bilik* bean-
standet Herr Dr. Otto Alberts meine Auffassung eines S. 3 Zeile
11 — 14 befindlichen Satzes, in dem der Verfasser des Buches Jussuf
Chass Hadschib sich ,,aus Belassagun gebürtig" nennt, und sucht
durch eine andere Fassung dieses Satzes zu beweisen, dass aus dem
Titel meiner Ausgabe : „Das Kudatku Bilik des Jussuf Chass Had-
schib aus Belassagun" die letzten beiden Worte fortfaDen müssen.
Der Umstand, dass die Vicekönigl. Bibliothek in Kairo eine
zweite Handschrift des Kudatku Bilik erworben hat, welche mit
arabischen Buchstaben aus dem Uigurischen umschrieben ist, von
der ich durch die Güte des Herrn Dr. Moritz eine Abschrift in
Händen habe, überhebt mich der Aufgabe, die Richtigkeit meiner
früheren Lesung zu beweisen.
Der betreffende Satz lautet in der mit arabischen Buchstaben
geschriebenen Handschrift folgendermassen: ..»LäIaä \_^^-a^'* v-jLxTjJ
J^jy } y^y^ J^ LfT;^ ^y'y^ ^y^^^ »^^^ Verfasser
dieses Buches ist ein Mann aus Belassagun etc."; obgleich die
Worte jjL^- c^jW offenbar auf einer fehlerhaften Abschrift be-
ruhen, beweist der Anfang und das Ende des Satzes die unumstöss-
liehe Richtigkeit meiner Auffassung. Der Titel meiner Ausgabe
ist somit nicht zu ändern.
Ich erlaube mir hier zu bemerken, dass meine Ausgabe des
Kudatku Büik nur der erste Versuch ist, den vielfach verdorbenen
Text dieses Buches einigermassen lesbar zu machen. Die mir jetzt
vorliegende zweite Handschrift beweist mir, dass, wenn ich auch
meist das Richtige getroffen habe, doch in meinem Texte manche
unnütze Verbesserung vorkommt und recht Vieles anders aufzufassen
ist. Es scheint mir deshalb verfrüht, meine Ausgabe einer Kritik
zu unterwerfen. Ich bin jetzt mit der Herausgabe einer Trans-
skription und Übersetzung des Kudatku Bilik beschäftigt, in der
ich in zahlreichen Anmerkungen den Text und jede meiner Än-
derungen mit Hilfe der zweiten Handschrift einer genauen Kritik
unterwerfe.
153
Bemerkungen zu der syrischen Chronik des Jahres 846,
(ZDMG. LI, 569 ff.)
Von
SiegmiiBd Fraenkel.
Zn den im letzten Hefte unserer Zeitschrift von Herfn Brooks
veröffentlichten Fragmenten einer syrischen Chronik erlaube ich
mir einige meist die Textgestaltung betreffende Notizen zu geben.
S. 571 L 19 muss hinter jl.^ das Objekt ausgefallen sein,
wie auch der Herausgeber in den Anmerkungen zur Übersetzxmg
als möglich annimmt. Dann ist zu übersetzen: ,, damit sie nicht
weiter den Dienst am Altare versehen* — die im Texte gegebene
Übersetzung des Herrn Br. ist aus grammatischen Gründen nicht
möglich.
S. 572 1. 18. Die Konstruktion J'^jy |o^^> ist aus älterer Zeit
nicht bekannt. Sie ist auch in den meisten anderen aramäischen Dia-
lekten kaum üblich; vgl. aber Nöldeke, Mand. Gramm. § 240, Ende
[s. jetzt auch Euseb. eccl. bist. 179, 11].
S. 573 1. 6 ist jsLoo (Nomen vom Pael) ganz in Ordnung
als , Verzeichnis, Aufzeichnung*; in diesem Sinne ist es unseren
Leidcis hinzuzufügen. (Gegen Anm. 1.)
S. 573 1. 14 giebt einen neuen Beleg für das seltene, ver-
mutlich fremde Jy^A „Räuber*. (Von jüd. noib gewiss zu trennen).
S. 574 1. 10. Die Bleisiegel vertreten die Stelle der Steuer-
quittungen.
S. 574 1. 16 kann nicht in Ordnung sein, da man „Syrer*
nicht in Sardes oder Pergamum zu suchen hat. Oder 1. Quq\^/ ? ?
ib. L 17/18 L entweder JL** ^i Jf^^^^ )Q^ ^^''^^^ ^ ^l'^
oder Ji),^ ^4 jp^'Nv JJ^ Oft JD--"> ; in jedem Falle ist oi j«*^^
JLm sicher herzustellen.
S. 575 1. 8 ist J^ tSf^ (^Yfi) &\feO nicht möglich; lies
)^ bu^ -^VV^ ff am Eingange der Weihnacht* ; 1. 10 ist |«00)
wohl Schreibfehler für Ji^O^; 1. ult. 1. Jfc^V/ ebenso S. 576 1. 1.
154 Framkel, Bemerkungen z. d. eyr, ChrofUk d. Jahres 846.
S. 576 1. 2 ist wohl besser ö^V«/o zu lesen ^und zerstörte
sie". Der Herausgeber, der ,he bumt it* überträgt, scheint das
Aphel von -^^^ ,, brennen*^ darin gesehen zu haben; «2u«/ ist aber
in dieser nicht übertragenen Bedeutung nicht belegt.
S. 576 1. 5 würde ich für Jl^uUfäD ciii Wort wie j^pa »Burgen*
dem Sinne entsprechender finden.
S. 578 1. 1 lies jedenfaUs JL;»?!-.
ib. 1. 2 kann das sehr merkwürdige J) ^v^nV ^qjQ^i nicht
den vom Herausgeber darin gefundenen Sinn haben (,to offer
prayers*). Ich vermute, dass Jlftv*^ verderbt ist, weiss aber die
Stelle nicht zu heilen.
Mit den vielfachen vom Herausgeber gegebenen Ergänzungen
lückenhafter Stellen kann man fast stets einverstanden sein. S. 575
1. 7 genügt aber ««OfQSD^C; ^ '^Jk^, — Eine von ihm nicht be-
achtete Lücke ist wohl S*. 578 1. 17/18, wo J^ JbojL V^crTJ/
nicht wohl angeht. Vor Jj^oit ist etwa ^NV>/o oder dgl. einzu-
schieben. —
AuffäUig sind einige WortsteUungen S. 573 1. 7; 577 1. 10.
Zum Schlüsse möcht« ich den Wunsch aussprechen, dass Herr
Brooks doch auch die anderen Stücke der Chronik pubücieren
möge, da sie dem Anscheine nach noch manches sprachlich Inter-
essante bringen dürften.
155
Anzeigen.
Ahmed Um Hanbai and the Mihna. A Biography of
ihe Imdm mcludmg an account of the Mohammeaan in-
qmsitum caüed the Mihna. By Walter M. Patton, Pro-
fessor in the Wesleyan Theological College, Montreal, Canada.
Leiden (E. J. Brill) 1897, S». 208 pp.
Unter den Schulrichtungen des muhammedanischen Gesetzes
hat jene, die an den Nanien des Ahmed ihn Hanhai geknüpft ist,
die geringste Ausbreitung gefunden; wohl aber kann man von ihr
sagen, dass sie unter allen diesen MadAhib den am schärfsten aus-
geprägten individuellen Charakter aufweist.
Sie hat auf rituellem Gebiete den Protest gegen die Bid^a
mit grösster Konsequenz festgehalten; ihre doktrinären Vertreter
und die Gemeinde ihrer Anhänger haben den Kampf gegen den
Bationalismus am hartnäckigsten fortgesetzt. Mit ihrer vom Gemein-
geföhl des gewöhnlichen Volkes gerne unterstützten^) starren Zurück-
weisung jeden Kompromisses mit der durch die Mu'taziliten und
ihre Gesinnungsgenossen angebahnten rationellen Auffassung vom
Wesen * Gottes und seinen Wirkungen , mit ihrem unnachgiebigen
Festhalten an der buchstäblichen Deutung der überlieferten Koran -
und Hadlt- Worte*), haben sie das Durchdringen der aä*aritischen
Vermittlungstheologie*) anderthalb Jahrhunderte lang aufgehalten
(diese Zeitschr. XLI, 63).
Während die übrigen Madähib vor dem Igmft' die Waffen
streckten und mancher Bid*a die gesetzliche Anerkennung nicht
1) Man Tgl. s. B. die Nachricht des Kazwini ed. Wüstenfeld II, 259 ult. ff.
fiber die Auflehnung des Volkes gegen einen Lehrer, der das tasbih verwirft.
2) Daher ihre Benennung: ahl al-tansil, s. diese Zeitschr. XLIV, 171.
3) Der Seldschnkenvezir Nizftm al-mulk Jy^y^ N^ \A^ ^ l)*^^
»IjtaL^ y^a;^l3 i^y^^l v^ er «^' ^-^^^^ *^' Ai-Sujoti, xaVich
al-chulafä' (Kairo) 168, 23: er verbot die öffentliche Schmfihung der Anhänger
de» As'an und er (derselbe NisAm al-mulk) unterstützte die Säfi'iten; Dugat hat
dies miasverstanden, wenn er mit Berufung auf diese Stelle sagt: Araid el*Molk
^tablit la coutome d'ii\jurier les Acharites et de faire pr^dominer les Chafe'ites
(Histoire des philosophes et des theologiens musulmans 170).
156 Anzeigen.
versagten, haben die Hanbaliten die rigorose Beurteilung der Bid^a
am längsten festgehalten. Diese Starrheit in der dogmatischen
Lehre und der Beurteilung der rituellen Blanche sowie der alltäg-
lichen Lebensgewohnheiten verlieh ihnen im Vergleich mit den
anderen Mad&hib, die sich gegenüber den dogmatischen Nuancen
ziemlich indifferent verhalten, eine individuell ausgeprägte Stellung.
Selbst nach ihrer Zurückdrängung von der öffentlichen Bedeutung
macht die ^anbalitische Richtung in Syrien im VIL — VJLU. Jahr-
hundert wieder viel von sich reden, als ihr ein energischer Führer
in Ibn Tejmijja (st. 728) erstand, einer Persönlichkeit, deren
Bedeutung in der Geschichte der muhammedanischen Theologie und
religiösen Litteratur noch einer eingehenden Darstellung harrt^).
Was wir bei dieser Gelegenheit hervorheben möchten, ist die
Thatsache, dass die historische Wirkung der hanbalitischen Schule
durch die Schriften dieses Ibn Tejmijja und seiner Schüler ver-
mittelt wurde: ich meine die Entstehung des Wahhäbismus, dieses
konsequentesten Ausläufers der hanbalitischen Lehre ^, mit seinem
unbeugsamen Sunnafanatismus^) und seiner Verfolgung aller Bid'a.
Dass der Stifter des Wahhftbismus seine Anregungen thatsächlich
aus den Werken des Ibn Tejmijja und seiner Schule geschöpft
hat, zeigt sich auch darin, dass er Schriften jenes Theologen und
seines bedeutenden Schülers Ibn Kajjim al-Gauzija eigenhändig
kopierte ; zwei arabische Handschriften der Leidener Bibliothek, die
Aminschen Codices nr. 127 und 638, sind Zeugen dafür*). Und
es ist nicht zu übersehen, dass auch die neueste Polemik gegen
die dem muhammedanischen Igmä\ freilich auf sehr beschränktem
Felde, sich entgegenstenunende Opposition der theoretischen Ver-
teidiger der wahhftbitischen Lehren in einen Kampf gegen Ibn
Tejmijja ausläuft. Davon kann man sich aus der Polemik des
^ftfi'itischen Mufti in Mekka, Mu^^ammed Sa^fd b. Mu^amlned b.
B&besßl, gegen das Buch des wahhftbitischen Theologen 'Abdall&h
b. *Abd al-Ra^män al-Sindl überzeugen. (jJ! ^ ^^J^Äjt ^VaJ!
j^JUu^l ^y^:>J\ Jljä ^^ dJt Jl^c ^y lithogr. Batavia 1309.)
In dieser Polemik, die eigentlich eine Zurückweisung der wahhft-
bitischen Angriffe gegen eine Schrift des verstorbenen Sejch al-
'ulemft von Mekka, Ahmed b. Z6nl Dahlftn über die Wallfahrt zum
Prophetengrabe in Medina zum unmittelbaren Zwecke hat, wird der
1) Unrichtig wird er im Katalog der arab. Handschriften der Pariser
Nationalbibliothek Nr. 214 ein „docteur hanöfite" genannt.
2) Suouck HorgroiOe, Mekka II, 249.
3) Noch in neuen BQchem kann man die Fabel lesen, dass die Wahba-
biten Jede Überlieferang, in erster Linie also auch die Sanna verwerfen n. s. w."
Nolde, Reise nach Innerarabien, Kurdistan und Armenien (Braunschweig 1895)
59, während doch gerade das Gegenteil der Fall ist.
4) Landberg, Catalogue de Manuscrits provenant d*une biblioth^ue priv^e
k El-Medina (Leiden 1883) 35. 176.
Gokbiher, Pctttom Ahmed ibn PanbcU and the MUina, 157
wahh&bitische Standpunkt dadurch widerlegt, dass der Verf. alles
zusammenträgt, was Leute wie Ibn Hagar und T&g al-dln al-Subkt
zur Herabwürdigung des Ibn Tejmljja und zur Entkräftung seiner
Lehrsätze geschrieben haben. So ist die wahh&bitische Lehre von
dem Wert dieses vielumstrittenen Hanbaliten abhängig gemacht.
Und in der That kann die seiner Verteidigung gewidmete Litteratur
noch heute zumeist im Qigäz auf Interesse rechnen. Der grösste
Teil der Auflage der Apologie für Ibn Tejmljja vom Bagdader
Gelehrten Norman Chejr al-dln al-Alüsl: tU^l^ ^ ^^ÄAxJt x^^
^^jJU»*^! (Büläk 1298), welche am Margo noch zwei kleinere
apologetische Schriften für L T. enthält, ist — wie ich in Kairo
erfahren habe, — für den Hl^z aufgekauft; worden.
Das Leben und Wirken des Ln&m, dessen Namen die hanba-
litische Schule tr9gt, ist in vorliegendem Buche des Hm. Fat ton
Gegenstand einer flelssigen Monographie, als deren Quellen er auch
handschriftliche Dokumente verwendet, die für den Gegenstand seiner
Arbeit bisher noch nicht ausgenutzt worden sind. Die Manft^lb
des A^^ned b. Hanbai waren Anlass häufiger Darstellung bei seinen
Anhängern, denen der Lebensgang und die Leiden dieses mit der
Strahlenkrone des Martyriums umkränzten und gegen alle Ver-
suchung standhaften Lehrers als vorbildlich galten. Am bekanntesten
ist die Biographie des A^med ibn ^anbal vom berühmten ^anba-
litischen Vielschreiber Abü-1-fara^ b. al-Oauzl (st 597, Kairoer
Bibliothek, Ta'rich nr. 311, Katalog V, 158), von welcher auch ein
Auszug von ZakI al-dln al-Chazra^ in der Kremerschen Sammlung
(nr. 50) des Brit. Mus. vorhanden ist. Fatton benutzte für sein
Werk eine ähnliche Schrift des Historikers Al-Ma]^rtzt, der,
wenn auch kein ausgesprochener Qanballte, durch seine Abneigung
gegen die ^ijäs-Schulen in Gesetz und Dogmatik der Methode dieser
Lehrrichtung sehr nahe stand (s. Zfthiriten 196 ff.); auch durch
seine Verwerfung des Gräberkultus (Muh. Stud. 11, 355) zeigt er
Verwandtschaft mit ^anbalitlschen Anschauungen. Dass der sonst
nüchterne Historiker nicht abgeneigt war, seinem Werke auch fromme
Fabeln einzuverleiben, zeigt das Excerpt bei F. 49. Ausser dieser
Schrift, welche die Leidener Bibliothek im Autograph des Verf.
besitzt, benutzte F. noch die biographischen Artikel aus der Qilja
des Abu Nu^ajm, sowie den grossen l'aba^ät des Tag al-din
al-Subkl, dieser unschätzbaren Fundgrube für die Geschichte
der theologischen Bewegungen im Islam. Durch ausgiebige und
gewissenhafte Benutzung dieser Quellen, aus denen er uns auch
grössere TestmitteHrmgen bietet, konnte der Verf. ein an feinen
Zügen reicheres Bild von Ibn Hanbals Leben und theologischer
Haltung bieten, als wir es bis jetzt besessen. Namentlich werden uns
die speciellen Einzelnheiten jener unerquicklichen Inquisition (Mi]^na)
vorgeführt, durch welche (218 — 234 d. H.) einige Chalifen der
*abbftsidischen Dynastie ihre rationalistische Liebhaberei mit un-
158 Anzägm,
duldsamer^) Aufdringlichkeit aller Welt beizubringen beabsichtigten,
bis unter al-Mutawakkil die Anhänger der alten Glaubensanschau-
ungen wieder freier aufatmen konnten. Aus einer ecclesia pressa
werden sie nun recht bald zur ecclesia militans. Sie gebärden sich,
als wären sie die ausschliesslichen Vertreter der rechten Sunna*),
während alle übrige Welt durch böse Bid*a korrumpiert sei. Die
düstere Beaktion, in deren Formen sich dieser ihr Anspruch kleidet,
artet auch bald in fanatischen Terrorismus aus, der erst gegen Ende
des V. Jahrhimderts in seine Schranken zurückgewiesen ward.
Die Mihna gegen Ahmed b. ^Qanbal bildet den Mittelpunkt der
Darstellung P.'s, die deshalb für die Kenntnis der erst durch die
Verfolgung geschärften orthodoxen Dogmatik jener Zeit überaus
lehrreich ist. Auch über die Werke des Tmam erfahren wir mehr
als aus den bisher benutzten biographischen Artikeln bekannt war.
1) Die Mu'taziliteii waren nicht weniger intolerant als ihre Gegner; im
IV. Jahrhundert spricht einer ihrer Vertreter, *AbdaU&h b. Mahammed b. 'Akfl
«•
al-Bilrüdi aus Ispahan den Satz aus: jJ^^mh^) ijnuJLs LJiXjla CT^ /*^ cy*i
bei Al-Dahabi, Miz&n al-i'tidftl II, 68.
2) In einem sehr interessanten hanbalitischen Sammelbande der Landberg-
schen Handschriftensammlung ist im Anhang eine Reihe von versificierten Kund-
gebungen über die hanbalitische Glaubensrichtung von verschiedenen Verfass«im
(die Klteste darunter ist: JtJuu vli^Jc^ J^b _j( qJ ^u J^ ScX^Aoä
JLJL^ der Verf. st. 326; Anfang:
gJUi* «5ÜLjlI LIcJo Jsli ^5 ^ ^5*^' £J^b ^^ J^^^' tJ^-lij).
In den mebten dieser Lehrgedichte kommt die oben gekennzeichnete Überzeugung
zum Ausdruck. Unter diesen Poemen ist eines von einem Urenkel des ägyptischen
'Abbäsiden Al-Mutawakkil, das ich in folgendem mitteile:
Die ungeschickten Denominative am Schluss des 1. Verses sind unter der Wirkung
der Analogie von u^uX^' (vgl. cX.;»»J A^. VIII, 147, 21 dem Ma'bad nach-
ahmen) entstanden. Zur Behandlung eines solchen mim als Verbalradical ( ^.^Uww^ij)
s. auch Snouck, Mekkanische Sprichwörter und Redensarten 92, 23 LajJUäj.
GoldzikeTf FüUons Ahmed ibn J^cmhal and the Mihna, 159
Za 24, 17 erlaube ich mir die Notiz hinzuzufagen, dass die Jul^;
jLum vom Sohne des A\^ned b. Qanbal bei *All al-K4rt (st. 1014)
in dessen Kommentar zum l^ifä des E&^I ^Ijä4 (Stambul 1299) IT,
552, 1 — wie es scheint, aus eigener Lektüre — angeführt werden.
Nur noch einige Bemerkungen zu einzebien Punkten des
Buches p. 11, 1. Dass der Imam gewöhnlich nach seinem Gross-
yater (Hanbal) genannt wird, hat wohl nicht die vom Verfasser
angegebene Ursache, dass A\^med seinen Vater in früher Kindheit
yerloren hatte; es liegt dabei vielmehr der häufige Fall jU^^JÜt
iXS. Jl vor. — p. 12, 8 sind v..Jb^ nicht „writings*, sondern
einzelne Abschnitte des ganzen Systems der muhammedanischen
Gesetzkodifikation, wie das vorhergehende ^iJi. y^lxf^ \pL2afiJt u^Lä5^
u. a. m. — 33, Anm. 1. 11. Das Cognomen des berühmten Dogma-
tikeis und Exegeten Fachr al - dln al - R&zt war nicht Abü^ sondern
I
Ibn al-GhatIb. — 45 Anm. 1. 6 K.«jJüt tJLo ist falsch; das
Iß ^ ^
zweite Wort muss heissen: JUJCäJI, das Nachtgebet. — 49, Anm.
L 1 ist das ^ im sechsten Worte wohl Druckfehler. — 161,
Anm. Bei der Benennung der von dem orthodoxen Glaubens-
begriff sich entfernenden Leute als pLP^I ^\ schwebt dem ortho-
doxen Theologen die Zugehörigkeit dieser Leute zu den unter ver-
schiedenen Denominationen bekannten dogmatischen Schulparteien
vor AugeiL Auch die Zugehörigkeit zu einer politischen Partei
wird mit ^^ ausgedrückt, z. B. ^^lXj^ ^^t ^\ ^^ ^y^,
3ui| Tab. n, 223, 20 ; 469, 7. 8. kLqI ^ ^^ ^^^ ibid. vgl.
224, 18. 470, 1 u. a. m. — 175, 1 (vi>oJ^) ^ sind nicht
sthe arguments for if^, sondern die nSchwächen** des l^adlt
u. z., wie man jetzt auch aus der ältesten Abhandlung über diesen
Gegenstand (Al-Ö&fi'l, Risala, Kairo 1312, p. 57 ff.: ^ JJijtit v^b
vi>sjw>l^-^l ) ersehen kann, nicht nur Umstände, welche die Korrekt-
heit des Isn&d betreffen (*Izz al-dln ed. Risch 4, Note k), sondern
auch solche, die die Verwendbarkeit des Hadtt als gesetzlichen Be-
weis beeinträchtigen, z. B. der Umstand, dass ein solcher Traditions-
spruch als abrogiert {^jm^Sj^ erwiesen wird. Diese Ausdehnung
der Definition der viAjJLH JJLc wird gewöhnlich dem Tirmidl zu-
geschrieben (Dictionary of technical Terms 1038 ^^-^ ^JoojJt^
Äifi ;a.^mjl\)\ wie wir gesehen haben, ist sie bereits mehrere Jahr-
160 Anzeigen,
zehnte früher bekannt. — 175, 9. 11 „under the protection*; das
.1^ des Textes bedeutet hier örtliche Nachbarschaft. — 177,
Anm. 1. J^AÄ>- ^ Jl«.^! ji^j^, ry^^^ J^ ^^ ^^^ korrekter
Text; das Richtige ist wohl: gJ! Ju>! Ij^] j^ L^*^' J^
oder: [JiJ] ^\ /^, c5«-5^' J^» beziehungsweise bei Beibehal-
tung des pron. relat plur. die Verba ^jj^Ju oder ^^jCJu- —
180, penult. Druckfehler 1. ^^| . — 181, 6 v. u. für die beiden
ersten Verse des hier dem A^med b. Qanbal zugeschriebenen Sitten-
gedichtes wird anderwärts der Zindl^ §&lih b. ^Abd al-Kuddüs als
Autor genannt (Transactions des IX. Orientalistenkongresses, London
1893, n, 118 nr. 8); v. 1 ist überdies bei Al-6ftti?, Bajftn ed.
Kairo 11, 108, 14 der Schlussvers eines dem Tamiml zugeschriebenen
Vierzeilers ; ein Beispiel mehr für die Unzuverlässigkeit der Autoren-
angaben an solchen Stellen.
Budapest. ' Ign. &oldziher.
161
V
Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränl
(1747—1773).
Von
Oskar Maiui.
n. Zur Chronologie der Oesohiohte des Ahmed Sah.
Wenn wir die uns vorKegenden europäisclien DarsteUungen der
Geschichte des Ahmed Sah betrachten, von denen man doch wenigstens
eine gewisse kritische Durcharbeitung des benutzten Quellenmaterials
Toraussetzen könnte, so zeigen sich bei den einzelnen ganz erstaun-
liche Verschiedenheiten in der Angabe der Jahreszahlen für die
einzelnen Unternehmungen Ahmeds. Man vergleiche beispielsweise
die betreffenden Abschnitte bei Elphinstone ^) mit den Kapiteln in
Perriers »History of the Afghans* 2), wobei allerdings von vornherein
klar sein wird, dass die letztere Darstellung ganz den Charakter
der Übersetzung einer persischen Quelle trilgt*^). Nehmen wir hierzu
noch die kurze Aufzählung von Ahmeds Thaten bei Mir Abdoul
Kerim Boukhary (Schefers Übers, pag. 15 — 17), oder gar die Dar-
stellung in Emlns Mugmil et-tarl^-i-ba'dnädirijje (s. oben), so ist
die Verwirrung eine vollständige.
Einigermassen sicheren Boden betreten wir, wenn wir aus den
Quellen zur Geschichte des indischen Moghuireiches im 18. Jahr-
hundert die Kriegszüge Af^meds im Pang&b und gegen Delhi fest-
zulegen versuchen*). Was wir in dieser Richtung aus den bei
Elliot excerpierten Werken erfahren, wird dann durch die Münzen
des weiteren festgelegt, und wir werden aus diesen beiden Faktoren
einen sicheren Standpunkt gewinnen, von dem aus eine Lösung der
übrigen chronologischen Schwierigkeiten möglich werden wird. Was
aus den in Indien geschlagenen Münzen des A^med Sah sich ergiebt,,
1) Accoant of the Kingdom of Caabul, London 1815, pRg. 546C
2) London 1858. pag. 68 ff.
3) TieUoicht kt das oben erwähnte Tarib-^-wakAi' wa-sewftnih-i-Afg&nistfia
benutzt.
4) Eine recht übersichtliche Zosammenstellnng dessen, was diese indischen
Qaellen berichten, stellt die „History of the Panjab" by Syad Hahammad Latif,
London (1889), dar, auf die ich im folgenden der Einfiichheit halber ver-
weben werde.
Bd. LIL 1\
162 -Mann, Q^eUen8tueiien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränt
ist festgestellt von Chas. J. Rodgers in seinem Aufsätze : »The coins
of Ahmad Shah Abdalli* im Journal of the Asiatic Society of
Bengal, vol. LIV. part I (1885) pag. 67—76.
Wir erhalten hieraus folgende Daten für die indischen Feld-
züge des A\imed S&h:
[1160. 11. 6um. n. Mdir §äJi ermordet.]
1161. RabI' I. Al^med §&h Durranl bei Sirhind geschlagen.
[26. Rabl* n. Der indische Kaiser Muhammed §&h ti-
li 62. (2. Jahr des Ahmed §ah DuiTftnl). 2. Feldzug der
Afghanen gegen Indien. Vertrag mit Mir Mannü*).
1165. (5. Jahr des A^imed §&h Durranl.) 3. Feldzug nach
Indien^). Erneuerung des Vertrages von 1162.
1165—1169. Atmed §&h Durrftni ist Herr des Fan^äb.
[1167. 11. Sa^b&n. Der Moghul Kaiser A|?med geblendet und
abgesetzt^).]
(1169 — )1170. Al?med §&h Durr4nl zum 4. Male gegen Indien*).
1170. Teimür Öfth Nizam in Lahor.
1173. 5. Feldzug der Afghanen gegen Indien.
1174. (Anfang Gum. H.) Schlacht bei Panipat*).
Über die Feldzüge Ahmeds in Indien nach 1170 erhalten wir
aus den Münzen nicht mehr Aufschluss, da von diesem Jahre ab
die Münzen des Teimür Sah als Nizam fast Jahr für Jahr belegt
sind, s. Longworth Dames im Numismatic chronicle, ser. III. vol. 8.
Aus den Historikern ist noch folgendes festzulegen:
1176. Aufstand der Sikhs. A^med zum 6. Male nach Indien^.
1178. Die Sikhs erobern Sirhind. Ahmed zum 7. Male nach
Indien").
1 1 80. Al^meds 8. Feldzug nach Indien ^). Amar Singh von Patiftla
wird Mahäräga und schlägt in A)?meds Namen Münzen.
1) S. Mahammad Latif, pag. 221. Bodgers scheint die Ereignisse des
2., 3.| 4. und 5. Jahres des Ahmed Sah Dorräni nicht richtig auseinander zu
halten. Ich füge aus den indischen Quellen oben das nötige Jiinsu. Der Feld-
zug des Jahres 1162 wird geschildert in dem Tari|i-i-Ahmed-S&h (Gurg&ni) bei
Elliot VIII, pag. 114 u. 115*, es heisst dort: „After several monUis (nach den
im vorhergehenden geschilderten Ereignissen, die in den Schlnss von 1161
fallen) Ahmad Khan Afghan again made bis appearance with an army, and
crossing the Indus, made direct for L&hore". Ferner Farhat an-Nftzirin, ElHot
VIII, pag. 166, wo allerdings die Jahreszahl 1160 »» 3. Jahr des indischen
Ahmed Sah, falsch ist.
2) Muh. Latif, pag. 222: „in the season of 1751—52".
3) Tarih-i-'Älamgir II. bei Elliot VIU, pag. 141; Muh. Latif, pag. 225.
Bodgers, a. a. O. pag. 71 hat irrtümlicherweise Muhammad Shah.
4) Muh. Latif, p. 227 ff.
5) Grant Puff, history of the Mahrattas, 4. ed. vol. I. pag. 614 giebt den
7. Januar 1761 an; dagegen die Ahbär-al-Muhabbat bei EUiot VIII, 153 noto
den 12. Januar (6. Öum. IL 1174 » 8. Pus-badi 1817 samvat).
6) Muh. Latif, p. 283.
7) Ebenda p. 286.
8) Ebenda p. 287—88.
Manuf QudlenH%idien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränt 163
Auch für die Geschichte der Unternehmungen des A^med Sah
in !^nräs&n geben uns die Münzen wenigstens einen festen Punkt:
wir haben einige von A|]tmed in MeShed geschlagene Münzen, die
aus der Zeit stammen, in welcher A^med sich zum Oberherm von
^urftsÄn erklärte, und dem Enkel des N&dir §fth, Sfth Ru^ §äh die
Statthalterschaft in Meähed übertrugt). Durch die Liebenswürdig-
keit des Herrn Bapson bin ich in den Besitz eines Gipsabdruckes
eines im Brit. Mus. vorhandenen Exemplars dieser Münze gekommen.
Ein zweites Exemplar besitzt das Berliner Münzkabinet.
Die Münze des Brit. Mus. trägt auf der einen Seite die
Aufschrift :
Die Berliner Münze zeigt ebenfalls Meshed als Prägeort und das
8, Jahr der Regierung Ahmeds.
Das ergäbe also für die Eroberung von MeShed das Jahr
1167 68. Diese Angabe stimmt denn auch vorzüglich zu dem Be-
richte der Londoner Fragmente des Tarl^-i-A^medSahi, welche, wie
oben gezeigt, gerade den in den Jahren 1167 — 69 in Huräsän ge-
führten Feldzug erzählen. Nach dem Tarl^ hätte die feierliche
Übergabe der Stadt an die Afghanen am 19. §afar 1168 statt-
gefunden; an diesem Tage sei von den Kanzeln die I^utba auf
Ahmeds Namen verlesen worden, und besonders zu diesem Zwecke
in die Stadt geschickte Münzmeister hätten in Ahmeds Namen
Münzen schlagen müssen. Denken wir daran, dass die Ermordung
des N&dir Sah am 11. Gum. 11. 1160 stattfand, und nehmen wir
hiervon ausgehend, ungefähr den Anfang des Regeb als den Zeit-
punkt der Krönung des A^med in Kandahar, so fällt in der That
der Monat §afar 1168 in das 8. Jahr der Regierung des Ahmed S&h.
Nach den weiteren Angaben des Ma^^müd al-Mutannä verweilte
dann Ahmed Sah noch bis zum Ende des Jahres 1168 in IJuras&n;
ungefähr die letzten fünf Monate dieses Jahres würden aber schon
in das 9. Regierungsjahr des Ahmed fallen: aus diesen Monaten
wird dann die von Reg. St. Poole (Coins of the Shahs of Persia,
pag, LIII) erwähnte in MeShed geschlagene Münze Ahmeds aus
seinem 9. Regierungsjahre stammen.
Wir haben nunmehr in die obenstehende Zeittafel vor den
4. indischen Feldzug einen die Jahre 1167 bis Anfang 1169 ein-
nehmenden Kriegszug nach Meshed einzufügen.
Fast unmittelbar nach der Rückkehr aus Hurasftn finden wir
nach den Angaben des Tarl^-i-AbmedSähl eine starke Heeresabteilung
der Afghanen in einem Feldzuge gegen die Stämme der Kat^&n-).
Dabei erfahren wir, dass diese Gebiete Turkistäns schon früher von
1) Maleolm, Geschichte Persicnt, deutsehe Übers.; Bd, II, p. 192.
2) Kien, a. a. O. und cap. XIX ff. der unten folgenden Übersetiung.
II»
154 Mann, Qudlenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durräni,
Ahmed Sah, oder einem seiner Generale unterworfen worden waren.
A^imed selbst zieht nach kurzer Buhepaose noch 1 169 wieder nach Indien.
Viel weniger sicher sind wir in Bezug auf die, oder besser
gesagt, den früheren Zug des Ahmed Sah gegen !^urftsan, welchen
Reg. St. Poole*) anscheinend in das Reich der Fabel verwiesen
wissen will.
Das TarSlj-i-Al?medS&hl spricht öfters von einem früheren Zuge
A]|imeds gegen I^uräsän, w^iüirend dessen die Afghanen Nl^ftpür ver-
geblich belagert haben. Als 1168 der Angriff der Afghanen auf
NiSÄpür zu gelingen droht, äussern die Bewohner der bedrängten
Stadt ihre Reue über die von ihnen vor drei Jahren dem Heere
Ahmeds bereitet« Niederlage-). Nach Emlns Darstellung'^) hätte
Ahmed bei seinem ersten Angriffe auf NiSäpür eine schwere Nieder-
lage erlitten, sei aber im folgenden Jahre wiedergekehrt, und habe
sich blutig gerächt. Nach Elphinstone*) hat Ahmed drei Peldzüge
gegen Huräsän in den Jahren 1749 (spring), 1750 (spring), und
1751 (early in the year) unternommen, doch erkennen wir leicht
in der Erzählung von den beiden letzten Feldzügen die Haupt -
ereignisse desjenigen, den wir soeben für die Jahre 1167 — 6S
(1753—54) festgelegt haben.
Einen Ausweg aus diesem Wirrnis zeigen uns die oben er-
wähnten Zendgeschichten , die für uns zudem den Vorteil haben,
dass sie von den bisher benutzten Quellen völlig unabhängig sind.
In dem Tarl^-i-GitlguSäl des Mirzä Sädi^c findet sich^) inner-
halb des diese Ereignisse des Jahres 1168 behandelnden Abschnittes
folgendes Kapitel:
Geschichte des Ahmed Sah Afgän und seiner
Eroberung von IJ^^^sän^).
„Nach der Ermordung des Nadir Sah hatte Ahmed, ein Prinz
„aus dem Stamme der Abdäll in Feräh'^) die für die Staatskasse
„Nadirs bestimmten Einkünfte Hindüstäns, die nach Kilät gebracht
„werden sollten, in seinen Besitz gebracht. In Kandahar brachte er
1) a. a. O. pag. LI.
2) 8. Cap. VII der Übersetzung.
3) fasc. II pag. AOfif. und If ff.
4) Account of the kingdom of Caubul, pag. 547 u. 548.
5) fol. 24 b der Berliner Hs., siehe Pertsch, Verz. d. pers. Hss. zu Berlin,
pag! 430, no. 439 und Nachträge pag. 1061 — 62.
7) Kach allen andern Quellen (siehe z. B. Emin, &sc. II pag. vO) ge-
schah dies in der N&he von Kandahar.
Manrif QueUensiudien ssur Geschichte du AJimed Sdh Durrdnt 165
„hiemach ein bedeutendes Heer zusammen und liess sich zum Könige
^krönen. Während der drei auf die Ermordung Nadirs folgenden
, Jahre war die Herrschaft von J^urasän in den Händen von *AlI
^SiÜi und Sah Ru^ S&hf und diese konnten sich wenig um die Ver-
^hältnisse in Afghanistan, wo inzwischen A^med S4h seine Macht
,nach allen Seiten hin festigte, kümmern. Sodann wendete, sich der
.neue Afghanenkönig nach Indien. Er eroberte Sahgeh&näb&d *) und
, brachte von da eine grosse Menge von Gold und Edelsteinen in
, seine Heimat zurück. In dem Jahre, in welchem die Emire von
^Hur&sän den Nawwäb Mlrzä Sejjid Muhammed, den Si\h Sulaiman 11.
, absetzten und den blinden Sah Rulj Sah zum zweiten Male mit der
, königlichen Würde bekleideten, beschloss A^med Sah, IJuräsütn au-
fzugreifen, um es seiner Herrschaft einzuverleiben. Nachdem er
,Herät erobert, wendete er sich gegen MeShed, und versuchte die
.heilige Stadt zu erobern. Aber durch die Gnade des Höchsten
„blieben die Pforten des Sieges vor dem Antlitz seiner Hoffnung
, geschlossen. Da die an das heisse Klima gewöhnten Soldaten
„Abmeds durch die kalte und rauhe Witterung in Huräsftn sehr
•litten, mussten die Afghanen wieder nach Kandahar zui-ückkehren.
»Darauf entfaltete Emir 'Alam IJan, ^Arab-i-^uzaime, in IJurasän
,das Banner seiner Herrschaft, und zwang alle türkischen imd
«kurdischen Stämme jener Gegenden unter seine Botmässigkeit.
„Darauf zog A\^med Sä.h zum zweiten Male gegen I^uräsän.
,Die von Emir *Alam Hän gepeinigten Emire schlössen sich lieber
„an Ahmed an, und nachdem Meshed auf friedlichem Wege sich
„den Afghanen unterworfen hatte, zog Aljmed gegen NiSäbür. Die
„Emire der türkischen und kurdischen Stämme, der Bugairi und
„Kalgf und ButAlailü (?) flohen mit den reichen Schätzen an Gold
,und Edelsteinen, die sie dem Emir *Alam Hftn abgenommen hatten,
«aus Furcht vor den Afghanen mit ihrem Anhange zu Muliammed
^ Hasan ^^än (Kftgär) nach Mäzenderän, der sie freundlich aufnahm,
„ihnen in Mäzenderän Wohnplätze ( t- — ' '^j^) anwies, und für
^hren Unterhalt sorgte. Die Krieger dieser Stämme, deren gegen
,4 — 5000 Mann waren, brachten seinem Heere einen erwünschten
, Zuwachs. Darauf zog Muhammed Hasan ^kn nach Irälj: ..."
Wir erfahren aus diesem Berichte von zwei Feldzügen gegen
I^nräsän. Der erste fand in dem Jahre statt, in welchem Sah
Sulaim&n H. abgesetzt wurde, und Sah Ru^ zum zweiten Male den
Thron bestieg. Dies Ereignis fand aber statt am 11. Rabl* IL
1163, wie 5^111 in seinem Megma* et-tew&rl^^) und nach ihm die
Tedkire-i-41-i-Däüd ^) berichten. Somit ist für das Jahr 1163 ein
1) Das bt ein Irrtam. Ahmed kam erst 1170 sam ersten Male nach
Delhi (s. Bodgera, Journal of the Asiatic Soc. of Bengal 54. I. 1885 pag. 71).
' 2) Berliner Hb., siehe Pertsch, Katalog pag. 425, und meine Einleitung
SQ Emln fiisc. I. pag. 10 ff.
3) B. Poole, Coins of the Shihs of Persiai pag. LI, und meine Einleitung
au Emin I, pag. 14.
166 Maniif QueUehstudien zur Geschichte des AJtmed Sah Durr&ni.
Feldzug der Afghanen gegen IJuräsän festgelegt. Was im Tarl^-i-
Gltlgu^ät von den Einzelheiten dieses Feldzuges berichtet wird,
stimmt ganz gut zu der Erzählung des Emtn, fasc. 11, pag. v*1,
Zeile 10 ff. Nach der langen Belagerung von Herftt (pag. aO zieht
A^med gegen Tun (pag. ac)Oj unternimmt einen vergeblichen An-
griff auf Nßftpür, und zieht sich nach Herät zurück, Dass das
Taril}-i-Gltlgusäi die Belagerung von NlSäpür nicht erwähnt, ist bei
der gedrängten Kürze der Darstellung kaum aufBQlig. Dagegen
berichtet merkwürdigerweise Emin hier nichts von einer Belagerung
von Me^hed, sondern lässt die Afghanen von Tun direkt nach
NlSäpür, und von da nach Herät marschieren. Dass aber A|?med
Sah im Jahre 1163 auch vor MeShed erschienen ist, wird besiÄtigt
durch das Zeugnis des ^elll, der mit seinem Vater um diese Zeit
noch in MeShed war 2). Der diesbezügliche Abschnitt des Me^^ma*
et-tewärl^, aus dem wir auch sonst allerlei Nachrichten über die
Ereignisse der Jahre 1163 und 1167 erhalten, wird unten in Über-
setzung mitgeteilt werden.
Die Einzelheiten dieses Feldzuges vom Jahre 1163 sind recht
unklar. Die beiden ältesten Quellen, die hierüber ausführlich be-
richten, Emin und IJ^lll zeigen bedeutende Verschiedenheiten. Auch
die sicher auf eine gemeinsame Quelle zurückgehende ErzäJilung
beider von den Schicksalen Her&ts vor der Einnahme durch Ahmed
1163 bietet manche dunkle Punkte. Schon zur Zeit des Ibrahim
§äh, der gegen das Ende des Jahres 1161^) in Täbriz sich zum
Herrscher erklärte, muss Ahmed Sah im Besitze von Herät gewesen
sein, wie aus Emin, fasc. I, pag. fr, Zeile 9 hervorgeht*). Doch
1) Der bei Emin hier (pag. aI — aö) eingeschobene Bericht Ober das
Emporkommen des Emir 'Alam IJän and seine Untemehmnngen gegen Nisäpür
gehört sicher in eine spätere Zeit. Das Tarib-i-6itigasld setzt, wie ^^ oben
sahen, diese Ereignisse in die Zeit nach der Bückkehr des Ahmed S&h nach
Kandahar. Was fiir eine RoUe Emtr 'Alam im Jahre 1163 in Meshed gespielt
hat, erzählt Emin an einer andern SteUe (fasc. I pag. *irff.) ziemlich ausführ-
lich. Von dem intriganten Parteigänger des Sulaimlüi II. aber bis zum
Herren von Hur&sftn, der an einen Widerstand gegen die Afghanen denken
kann (Emin II, pag. Ar, Zeile 8) ist ein weiter Schritt, den zu machen selbst
in den zerfahrenen Verhältnissen in |Iari«än wohl kaum im Verlauf einiger
Monate möglich war. Über das Ende des Emir 'Alam berichtet, in den Einzel-
heiten etwas anders als Emin , aber jedenfalls in unmittelbarem Anschluss an
seine Unternehmungen gegen Nisäpftr, auch noch das Tarih-i-Ahmeds&hi, das
diese Ereignisse ausdrücklich in die Jahre 1167 — 68 setzt (siehe die Über-
setzung, Kap. V). Die falsche Einreihung der Geschichte des Emir *Alam bei
Emin ist leicht daraus zu erklären, dass Emin die beiden Feldzüge yon 1163
und 1167 — 68 zusammenwirft.
2) fol. 154 ff. der Berliner Handschrift, s. Pertseh, pag. 425—428.
3) Nach dem Tarih-i-Nädiri am 17. Dil-hi^ij^a; s. auch Emin üuc. I, pag.
t^v, Zeile 12, der hier bekanntlich das Tarih-i-Nädiri ausschreibt.
4) Der hier geschilderte Angriff auf Kum wird etwa in die letzten Monate
des Jahres 1162 zu setzen sein, s. Poole, The coins . . . Introd. pag. L unten,
und Note 2.
Mann, QiteUenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdni, 167
<dnd im Jahre 1161 in Her&t noch Münzen im Namen des Sah
Ra\i Sah geschlagen^), siehe Poole pag. 92 no. 294. Wenn also
die ehenerwähnte Angabe Emlns richtig ist, so muss Al^^med Sah
Her&t im Jahre 1161 oder 1162 in seinen Besitz gebracht haben.
Nun war A^med fast unmittelbar nach seiner Krönung in ^andahftr,
die etwa im Regeb 1160 stattgefunden haben muss, im östlichen
Afghanistan, Kabul und PeSäwar gegen Nä^ir ^An beschäftigt, und
machte von hier aus einen Einfall in das Pang4b, in das er im Anfang
des Mu^arram 1161 eindrangt). Im Rabl^ 11. scheint er nach der
Niederlage bei Sirhind das Pangäb bereits wieder geräumt zu haben,
denn wir hören, dass am 24. Rabl' IT. N&sir IJän von Seiten des
indischen Oberbefehlshabers wieder nach Kftbul gesendet wird. Kurz
darauf, noch im Jahre 1161 , finden wir Ali^med Sä^ wiederum in
Indien.
Wenn also wirklich Herät in den Jahren 1161 oder 1162 in
den Besitz der Afghanen gekommen ist, so kann es kaum von
Ahmed selbst, sondern nur von einem seiner Feldherm eingenommen
worden sein. Oder wir müssten annehmen, dass sich Al^med un-
mittelbar nach seiner Bückkehr im Rabi^ 1161 von Pe^äwar aus
gegen Herftt gewendet habe. Hierbei wäre aber zu bedenken, dass
ein Heer für den Weg von PeS&war nach Herftt reichlich vier Wochen
brauchen muss, für den Rückweg dann ebensoviel, während der zweite
Einfall in Indien etwa in den Anfang des SawwäP) zu legen ist.
Immerhin scheint aus allem, auch aus der Nichterwähnung in
allen Quellen, hervorzugehen, dass diese Besitzergreifung von Herät
ohne bedeutendere Kämpfe vor sich gegangen ist. Jedenfalls ist
nach dem Zeugnis des Emln und des Hell!*) während der Regierungs-
zeit des Sulaimän IL Herät im Besitze der Afghanen. Nach diesen
Quellen (Emln fasc. I, pag. o/v, Zeile 15 fr.) schickte Sulaimän ü.
V ^
an A^xned Sah ein Schreiben, indem er ihm befahl, sich aus Herät
und dem Lande bis E[andahär zurückzuziehen, und diese Gebiete
den Beauftragten Sulaimäns auszuliefern^). A^med tötete den einen
der beiden Gesandten, und setzte den andern gefangen. Zu gleicher
Zeit gab er seinem Sohne Teimur, der in Herät kommandierte, von
den Vorgängen Nachricht. Sulaiman schickte nun den Behbüd |J[4n
und Emir 5^ ^i* einem Heere von 20 000 Mann gegen Herät.
Nach kurzem Widerstände räumten die Afghanen die Stadt und
die Perser zogen als Sieger ein^). Die Erwähnung des Teimur
1) SAh Roh gelangte in Meshed anf den Thron am 8. Saww&l 1161, nach
dem Tarih4-Nädir?.
2) far!fa-i-AhmedsÄhi(-i-Garg4n!) bei ElUot VIII, pag. 106.
3) Muh. Latir pag. 221: „At the dose of the rains of 1748".
4) Welche Übereinstimmung allerdings nicht viel su bedeuten hat, da
wohl beide eine gemeinsame Quelle haben: siehe Einleitung zu Emln fasc. I.
5) Emin pag. o1, Zeile 11—15.
6) Emin pag. 1) , Zeile 15.
168 Mann, QueUenatudien stur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnt
Mirzä hier ist unsinnig, da A^med S&h bei seiner Tbronbesteigung
erst 23, also 1163 etwa 26 Jahre alt war. Gleich nach der Ein-
nahme von Herät durch Behbüd IJftn wurde Sulaim&n IT. in Meshed
abgesetzt, am 11. BÄbl* I. 1163. Dies bewog die neuen Statthalter
von Herat, welche an der Blendung des Sah Ru^ teilgehabt hatten,
aus Furcht vor der Rache des Königs dem A)?med Söh die Über-
gabe der Stadt anzubieten, imd ihn gegen S&h Ru^ zu Hilfe zu
rufen*). Ganz dasselbe, nur in den Einzelheiten viel ausführlicher,
erzählt Helll^). Da diese beiden Quellen durchaus einwandfrei sind,
so werden wir die Thatsache als feststehend betrachten müssen, dass
Her&t etwa 1162 von den Afghanen besetzt worden ist, und un-
gefähr im Muljarram 1163 von den Persem zurückerobert wurde.
Unmittelbar an Emfn I pag. vi Zeile 7 schliesst sich dann die
Fortsetzung der Erzählung fasc. 11 pag. v*i Zeile 9. Emin schildert.
hier eine sehr langwierige Belagerung, deren Dauer er auf neun
Monate bemisst'). Auch das Tarl^-i-AbmedSahl erwähnt diese Be-
lagerung und berichtet etwas ausführlicher über den auch bei IJelll
erzählten Versuch des S&h Rulj Sah, die Stadt zu entsetzen*), von
welchem Emln nichts erwähnt. Im übrigen schwanken die Angaben
der einzelnen Quellen über die Dauer der Belagerung ganz ausser-
ordentlich. Im allgemeinen scheint nach den älteren Quellen fest-
zustehen, dass eine ziemlich langwierige Belagerung nötig war; so
nimmt auch anscheinend das Tari^-i-Alimed§&hI an der eben an-
geführten Stelle an. Nur nach der Erzählung des 5^1ll ist die Über-
gabe ganz ohne Widerstand erfolgt '^).
Überhaupt weicht dieser Bericht in wesentlichen Punkten von
dem, was Emin erzählt, und was wir aus dem Tarllj-i-AhmedSähl
wissen, ab. Im letzteren spielt Isma*il IJän aus gwäf ungeftlhr
dieselbe Rolle , die von IJ^lIl dem Emir 'Alam 5^n zugeteilt Lst.
Unwahrscheinlich ist mir zudem, dass Emir *Alam sich auf die
Seite der Afghanen gestellt haben sollte, während er im Jahre 1167
als ein eifriger Gegner des A^med Sah auftritt. Auch würde wohl
der Verfasser des Tari^-i-AhmedSäht bei den vielfachen Erwähnungen
des Emir *Alam H&n Gelegenheit genommen haben, gerade auf diese
früheren Thaten des Mannes hinzuweisen. Das Tari^-i-Sult&ni er-
zählt, dass Ahmed gegen den heranziehenden Sah Ru^ von Herät
aus seinen Feldherm ^än dän IJ&n entsendet habe, der die Truppen
der Perser dann bei Turbet-i-Sailj Gämi aufgerieben habe. Das
würde sich gut mit den Angaben des Tarllj-i-AljmedSähi vereinigen
lassen. Durch die Orte Sengbest bei IJelil und Turbet-i-Saife G&mi
im Tarl^-i-Sult&ni ist in der That der kürzeste Weg von Meshed
1) Emfn pag. vi.
2) fol. 136b bis Ulb der BerUner Handschrift.
3) pag. vv, Zeile 7 — 8.
4) Kap. IX der L^bersetzang des Tarih-i-Ahmedsftbi.
5) Vgl. die unten folgende Übersetzung der betreffenden Stellen aus Helil.
Mann, Quellenstudien zur GeacMehte des Ahmed Sah DurrdnS, 169
nach Herät bezeichnet, und das Schloss Büd (o^ xjtiä) im Taril)-
i-AhmedSahi könnte ebenfalls in der Nähe dieser Strasse zn suchen
sein, da die Grenzen des Bezirkes von l^waf nördlich bis in die
Nähe von Turbet-i-Sai^ 6sLmi reichen, und im Tari^-i-A^^medS&hl
eben nur gesagt wird, dass das Schloss zu diesem Bezirke gehöre.
Auf alle Fälle scheint es mir nötig, den Angaben des Tari^-
i-Ahmed§IÜii auch hier in erster Linie Glauben zu schenken, und
80 als feststehend zu betrachten, dass A^med Sah erst nach längerer
J^Iagerung Herät bezwang, und dass inzwischen ein von Sah Bul)
Sä^ unternommener Versuch, den Belagerten zu Hilfe zu kommen,
durch die Afghanen, ungefyhr in der Nähe von Sailj 6ämi, ab-
geschlagen worden sei. ^elll hat seine Nachrichten von seinem
Vater, der während dieser Zeit in MeShed selbst lebte, und viel-
leicht gerade wegen seiner Stellung zu Sah Rulj über die Ereig-
nisse nicht ganz klar unterrichtet war. Zudem ist die Erzählung
bei ^elil an dieser Stelle von fast epigrammatischer Kürze, was
eben auch auf mangelhafte Kenntnis des Erzählers hindeutet. Wofür
sich Helll interessiert, z. B. die Schicksale seines Grossvaters und
dessen moralische Reden, das giebt er immer mit der grössten Aus-
fohrlichkeit wieder.
über den zweiten Feldzug Ahmeds gegen I^ur&sän in den
Jahren 1167 — 69 haben wir dann den ausführlichen Bericht in
den Londoner Fragmenten des Tarl^-i- AbmedSähl , der unter allen
Umständen Anspruch darauf hat, ein authentischer genannt zu
werden. Ich gebe diese Darstellung unten in freier Übersetzung,
und will deshalb hier nicht auf eine Vergleichung mit den andern
Quellen, vor allem mit Emin, dessen Text ja allgemein zugänglich
ist'), eingehen. Wo tiefergehende Verschiedenheiten sich finden,
werden wir a priori jedesmal dem Tari^-i-AbmedSahi folgen müssen.
Über das, was nach diesem entscheidenden Feldzuge in MeShed
sich ereignete, über die nie aufhörenden Streitigkeiten und Litrigen,
besonders zwischen den beiden ältesten Söhnen des Sah Ru^, Nasr-
ullMi Mirz4 und Mdir Mirza, die erst nach 1169 eine politische
Rolle zu spielen beginnen, weil sie eben vorher noch zu jung waren,
haben wir einen recht ausführlichen Bericht bei EmIn, pag. \\f bis
\rt Der Punkt, mit dem hier die Darstellung anhebt, die Nieder-
lage der Afghanen durch die Kft^ären, sowie die Einsetzung des
Nur Mu^ammed |^an als Wekil in Me^hed, ist aus dem Tari^-i-
A^edi^ahl festzulegen: diese Begebenheiten fallen in das Jahr 1168.
Wie sich die weiteren Ereignisse auf die folgenden Jahre verteilen,
ist aus EmIn, der ja überhaupt mit Daten sehr sparsam ist, nicht
zn ersehen.
Doch in dem GulSen-i-Murad (s. oben) haben wir eine Angabe,
die wenigstens 6inen Punkt in der fortlaufenden Erzählung Emins
1) fasc. Hf pag. 1. bis iv.
170 Mawiiy QueUenshuiien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdni,
bestimmt. Auf fol. 81^ der Londoner Handschrift wird unter den
Ereignissen des Jahres 1181 erzählt:
^Es kam eine Nachricht (nämlich nach oiraz zu Kerhn 9&n)
von Seiten des Takt I^än, . . . dem HlÜdm von ^w&r, des Inhalts,
dass NasruUah Mirzä, der Sohn des Sah Bu^ »&h . . . aus Curasan
über ]^wär und Semnan auf dem Wege zu Kertm ^än sich befinde.
Sofort erliess Kerim ^kn den Befehl, den Na^rulläh ^überall mit
der grössten Höflichkeit aufzunehmen und ihn nach Sfr&z zu ge-
leiten". Der weitere Verlauf dieses Aufenthaltes in Sfr4z wird
dann ebenso geschildert, wie bei Emin. Nasrull&h hielt sich etwa
sechs Monate in Färs auf und kehrte dann über Jezd nach Me&hed
zurück. Hier haben wir also einen festen Punkt, um welchen wir
die von Emin erzählten Vorgänge in Hurasän gruppieren kOnnen*).
Später, ganz am Ende seines ruhmgekrönten Lebens, musste
Al^med Sah noch einmal gegen Huräsfi.n die Waflfen ergreifen*).
Von den älteren Quellen^ berichtet ausser Emin anscheinend nur
noch das GulSen-i-MurAd über diesen Kriegszug. Ich gebe weiter
unten die Übersetzung der betrefPenden , auf dem GulSen-i-Mur&d
beruhenden Abschnitte des Matla* eS-8ems.
In welchem Jahre dieser Krieg geführt wurde, ist nicht mit
Sicherheit festzustellen; der Matla* eS-Sems giebt zunächst an:
ti m
*zäLXi *)*jjÜ3 ^,p ^jjj, »Xjjji jl ^iL- ^\ ^ IUI-
\^S \zyji^ \^jM^yM vX^^ ^jA.^uö cXaoäj , . , »LmlX^^-!
Doch fügt er am Schlüsse hinzu:
y O.^ ^^Aj t^»UA4^t ^y>^\ ^JJUJ ^^.^1^1X3 jl ßjt^ Ks^jy
Auch aus Emfns Erzählung von der schleunigen Rückkehr A^pieds
aus 5^uräsän nach Herät und dem raschen Verlauf der Krankheit
des Königs scheint hervorzugehen, dass er sich das Jahr 1185 als
das des dritten Peldzuges gegen MeShed denkt. Nach Elphinstone*)
hat dieser Feldzug im Jahre 1768 (= 1183) stattgefunden.
1) Die eben erwähnte Nachricht des Gul^en-i-Mur&d ist auch im Ha(1a'
es-sems in der oben besprochenen Weise reprodnciert; man wird hierflbsr
Näheres in den Anmerkungen zu der unten folgenden Übersetzung des betreffen-
den Abschnittes des Matla* es-sems finden.
2) Emin, pag. it^rff. und Elphinstone, pag. 556.
3) Die neueren Kompilationen bringen von diesen Kämpfen ebenfalls nichts
oder werfen, wie das Tarih-i-Sul(änf, diesen Feldzug mit dem von 1167 — 68
zusammen.
4) Was auf den später namhaft gemachten Abül-Hasan Käsäni, eben den
Verfasser des Gulsen-i-Muräd, geht«
5) pag. 556.
Mann, Q^eÜeMUuUen sur GeschiehU de» Ahmed Sah DurrdnU 171
über die mannigfachen Erobenmgszüge des A^^med §4h in
die tunliegenden Länder, abgesehen vom Pangäb und I^ur&s&n,
haben wir aus den orientalischen Quellen nur sehr spärliche Nach-
richten. Mir Abdoul Kertm Boukhary giebt eine lange Liste aller
eroberten Grebiete, bleibt aber alle Einzelheiten schuldig.
Des Zuges j den im Jahre 1169 Ip^an (jrän Qän gegen die
Katjran nntemahm, und der angeblich mit vollständiger Unter-
werfung dieses Türkstammes endigte, haben wir oben bereits
gedacht'). Aus der Darstellung des Tart^-i-At^med£&hi ergab sich
dabei, dass diese Gebiete schon früher einmal unterworfen worden
waren ; wann, Iftsst sich leider nicht feststellen. Das Tart^-i-Sultant
erzählt noch von einem späteren, im Jahre 1175 untemonunenen
Feldzuge des Sah Well ]gän gegen Bal^ und Bu^är&. Muräd B!
stellte sich dem Wezir entgegen , wurde aber durch den inzwischen
zur Hilfe herbeigeeilten A]|^med Sah zum Frieden gezwungen. Ander-
weitige Nachrichten über diesen Feldzug fehlen.
über die Unterwerfung von Belücist4n haben wir ausser der
kurzen Erwähnung bei Emin, fasc. 11 pag. i. Zeile 9 und iv Zeile 14 ff.
keinerlei Angaben in den orientalischen Quellen. Ausführliche Nach-
richten über Ahmeds Unternehmungen in Belü6istdn bringt Elphin-
stone, pag. 550 — 551 , sowie A. W. Hughes , The country of Ba-
lochistan (London 1877), pag. 184 ff. Nach diesen hätte die von
Emln pag. Iv erwähnte Empörung des Nas!r IJan im Jahre 1758
(= 1171/72), also nach der ersten Einnahme von Delhi statt-
gefunden. Das frühere Einschreiten der Afghanen, welches schliess-
lich den Nasir Hän zum Herrscher von Belücistän machte (Emln i.),
wird in die ersten Jahre des A^med, vielleicht schon in das Jahr
1160 fallen.
Über die Geschichte von KaSmir unter der Durräni-Herrechafl
giebt es mehrere recht brauchbare Quellenwerke. Einen kurzen
Abriss bietet das, allerdings verhältnismässig spät (1263) kompilierte
Lubb-et-tewän^, von dem ich die Handschrift des British Museum*)
benutzt habe. Hiemach wäre im Jahre 1166 das Land in den
Besitz des Ahmed Sah übergegangen. ^Abdallah ^än ^ßJ^\ m5^Jcot
eroberte es in diesem Jahre und blieb dort sechs Monate lang als
Statthalter, bis er im Jahre 1167 von Atimed abberufen wurde ^).
Eine in Ea^mfr geschlagene Münze des Ahmed öäh aus dem 6. Re-
gierungsjahr 1167 belegt diesen Feldzug*). Bei seinem Weggange
setzte * Abdallah 9^n den Sukh 6iwan Mal als Statthalter ein^).
1) Siehe Kap. XlXff. der Übenetznng.
2) Or. 1633; Rieu III, pag. 957.
3) Siehe oben Teil I, S. 100 nnd Kap. II, Anfang, in der nnten folgenden
Ubenetzung des Tarih-i-Ahmedäiabi.
4) Original im British Museum. Mr. Bapson hatte die Liebenswürdigkeit
mir einen Oipsabguss ta. senden.
5) 8. aueh Ma&ür al-UmIrä (Bibliotheca Indica) Vol. II, pag. vH.
172 Mann, QueUenstudien aur Geackichte des Ahmed Sah Durrdnt.
Der neue Gouverneur suchte bald darauf sich unabhängig zu machen,
und wir finden ihn im Jahre 1170 in offenem Kampfe gegen die
Afghanen'). 1175 schickte Ahmed den Nur ed-Dln Hftn von L&hör
aus nach Ka^mlr, um Sukh Giwan Mal zu bestrafen. In der Folge-
zeit scheint A^med d^ dann den Statthalterposten immer in knrzen
Zwischenräumen neu besetzt zu haben, so dass bis zu seinem Tode
nichts von grösseren Unruhen gemeldet wird, wenigstens nicht in
dfem hier zu Grunde gelegten Lubb-et-tewftrih. Dies berichtet nur
von den Empörungen einzelner Häuptlinge, die meist durch die
afghanischen Gouverneure rasch unterdrückt wurden. Nur im Jahre
1180 musste Nur ed-Dln zum dritten Male mit Heeresmacht nach
KaSmir ziehen, um die Bebellion eines Mir Fakir Allah niederzu-
werfen, der bereits den Statthalter Aljmeds, ^urrem Hän, aus dem
Lande getrieben hatte. Mit leichter Mühe stellte Nur ed-Din die
afghanische Herrschaft wieder her.
Was das Todesjahr des Ahmed S&h anbelangt, so geben die
orientalischen Quellen fast einstimmig 2) das Jahr 1185 an, — auch
der für EUiot angefertigte Auszug aus dem Tarilj-i-AhmedSAhi
scheint den Tod des Königs in dieses Jahr zu legen. Die Dauer
der Herrschaft wird auf 25 Jahre bemessen. Dem gegenüber .setzt
Elphinstone den Tod des Königs in den Juni 1773 (= Rabl* IL
1187). Letztere Angabe wird die richtige sein, da Ahmeds Nach-
folger Teimür Sfth nach Ausweis der Münzen^) 1187/88 als das
erste Jahr seiner Herrschaft rechnet. Die Kämpfe des Teimür Sfth
gegen seinen Bruder Sulaimftn, die unmittelbar nach Ahmeds Tode
stattfanden, können kaum lange gewährt haben. Zudem wird von
den Schriftstellern ausdrücklich erwähnt, dass Teimür in Herät
unmittelbar nach dem Tode seines Vaters sich zum rechtmässigen
Nachfolger erklärte, und auf seinen Namen Münzen schlagen liess.
III. Übersetzungen und Auszüge aus den Quellenwerken.
1. Das Tari^-i-A\^medS&hl des Ma^imüd al-Mutann&
Ibn-Ibrählm al-Husaint
(Von fol. 12* der Handschrift des British Museum an.)
I.
[fol. 11. Erzählung der Ermordung Nadirs.]
Als am nächsten Morgen die Kunde von der Ermordung N&dirs
im Heere sich verbreitete, machte sich die schon lange vorhandene
Erbitterung gegen die von Nadir in der letzten Zeit sehr bevor-
zugten Afghanen Luft, und man stürmte gegen das in unmittelbarer
Umgebung des Königszeltes gelegene afghanische Lager, das unter
1) Übersetsung des Tarih-i-Aljmeds&h! Kap. XX ff.
2) Das Tarih-i-SuHani hat den 20. Rej^eb 1186.
3) Longworth Dames, im Numismatic Chronicle, ser. III, vol. 8, pag. 343 ff.
Alatmy QuieUenatuäien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnt. 173
dem Befehle des Mu^ammed Hän *AlIzäl stand. Die Perser hatten
den gesamten Artilleriepark Nadirs in ihrer Hand, 60 Kanonen
kleineren und grösseren Kalibers, sowie 700 Kameelkanonen {^.y^-X
und richteten ein heftiges Feuer gegen die Afghanen. Die Lage
war schon eine recht bedrängte , da brachte ein kühner Vorstoss
des A^med [SAh] den Vorteil auf die Seit« der Afghanen. Das
gesammte Arsenal (aüL>.ji) sowie das Artillerie -Material fiel in
die Hände der Sieger, und nur dem Dazwischentreten Al?meds war
es zu danken, dass nicht die gesamte Armee Nadirs, soweit sie aus
Kizilbäs bestand, niedergemacht wurde. Noch am selben Tage setzten
sich die Afghanen mit der besonders wegen der zahlreichen Kanonen
recht wertvollen Beute und einem grossen Tross von Gefangenen
in der Richtung auf Afghanistan in Marsch. Schon im menzil
Sal(^ maidän') Hess man die Gefangenen laufen und marschierte
dann, ,iii der vollkommensten Ruhe und Ordnung*^ nach Tur^Iz
r^r^ b'^^ jur y «J^^ ^jA ^jy:^j ^^»/^ b \)jJ^ ^yc^^o
,-sr^\^^ y ^ jtf^ß k3^^ »^y ^j'-^ ^ J^'j^ ^_^ L> i^^
Auf dem Wege, unweit TurSlz, hatte das Heer eine Schlucht
zu passieren (j^ «it^ »L \z>>^^ .0 if^^ ^J^"» ^^^^ ^^^ ®^°®^
Feste beherrscht wurde. Hier hatten sich Wegelagerer eingenistet,
die alle Vorbeiziehenden brandschatzten. Die Afghanen zwangen
durch geschickte Umzingelung die Bewohner der Feste zur Über-
gabe, und zogen, nachdem sie eine Nacht hier Aufenthalt genommen,
am nächsten Morgen weiter. Noch drei andere solcher Wegsperren
überwältigten die Afghanen, wobei reichlich Proviant in*ihre Hände
fiel. Am nächsten Tage erreichten sie die Gegend von Turbet-i-
Haidarljje (^^v^a5> v^^^y J=>\y j^ ^ v^^v^ v5>^ ,.jt jt /Lj j»^ ^
Hier wollten sie eben wieder einige Ordnung in ihre Reihen
bringen, als plötzlich die Vorhut eines aus Herftt gegen sie ab-
geschickten Heeres des *Ali \\3^1 IJ^'^*) ^ ziemlich grosser Nähe
1) Diese Ortschaft liegt nach Matla' e8-sema(, Bd. 3, v^ an dem direkten
Wege zwischen H^bftsAn und Kisäpür, nicht weit von letzterer Stadt. Die
Afghanen haben also, am das in der Gewalt der Kizilbäs befindliche Meshed
n meiden, Mnen direkt nach Süden führenden Weg gewählt.
2) Dass 'AU Knli I][&n, der spätere *Ali Sah, auch 'Adil Sah genannt, nm
diese Zeit sich in Her&t befand, geht aas Emiu, pag. fl Zeile 15 ff. herror. Er
174 Mann, QueUenatudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnt
sich zeigte. (^ JjS^ »j^t^o »j wu^ä^Ly^ ^^.,j.Ä3 ^LSt »Lfü ä^
^ly ^.jL^U ^/ «t^ ^ u^^^^i^ I^^Uul o!/ jt »Uyj
Sofort richteten sich die Afghanen zur Vertheidigung ein. Da
aber auch am nächsten Tage kein Angriff erfolgte, so brachen sie
am folgenden Morgen in der Richtung nach Tun auf^) (sL^Ä^^l:^
Hier unterwarfen sich die Bewohner einiger Haubburgen frei-
willig und Ahmed nahm ihre Unterwerfung an. Auf dem Wege
trafen die Afghanen etwa 3 — 4000 Familien von dem Stamme der
Sah-sewen und Baljtlärl, die auf die Kunde von der Ermordung
N&dirs hin sich aus Herät aufgemacht hatten, um ihre alten Wohn-
sitze in ^IräV ^^d Aderbftigän wieder aufzusuchen. A^med (der
überhaupt in dieser Darstellung als der Leiter des Zuges erscheint)
gab den Befehl, diese Scharen ungehindert ziehen zu lassen. Von
Tun aus marschierten dann die Afghanen unbehelligt bis Feräh.
Die von *All Kuli 5an hierher gelegte Besatzung räumte nach
einem schwachen Versuch des Widerstandes das Feld, und die
Afghanen zogen dann ohne jegliche Störung weiter bis nach IJan-
dahar. Nach einigen Tagen der Ruhe begaben sich die Heerführer
scheint überhaupt sich anf die östlichen Teile Persiens gestützt zn haben. Schon
zu Lebzeiten N4dirs hatte er sich in SeistAn einen starken Anhang bu schaffen
gewusst (Exnin pag. \f , nach dem Tarih-i-Nftdirf). Auch eine von ihm in Herät
geschlagene Münze liegt vor (s. Beg. St. Poole, The coins of the Sh&hs of
Persia, pag. 88).
1) Das heisst: sie kehrten um, und versuchten auf einem südlicheren
Wege, mit Umgehung von Herät, nach Kandahar zu kommen, w&hrend nach
der bisherigen Marschrichtung zu urteilen, ursprünglich ihre Absicht gewesen
zu sein scheint, auf dem kürzesten Wege, über Herät, sich zurückzuziehen.
Über diesen Teil des Marsches finden sich noch anderwärts einige Angaben.
Mir Abdoul-Kerim al-Boukhary, Histoire de l'Asie Centrale, trad. p. Ch. Schefer,
pag. 16: „ils se dirigörent vers Qandahär par la ronte de Qäin et du S^istan'*.
Und das Tarih-i- Ahmed des Muhammed 'Abd el-Kerina (s. oben) schreibt:
„Aus der Gegend von Hebüsän zog sich Ahmed mit seinen Afghanen allmählich
„(^ *Xj -f. ^) bis in die Gegend von Herät zurück, und gelangte von da,
„ohne einen Versuch der Eroberung Heräts zu machen, und ohne den [näheren)
„Weg über Herät zu benutzen (jüLä^t JoT \jcAjP z\j nach Nädiräbäd (Kan-
„dähär). Der Grund für diese Handlungsweise (oL^ CPt^' «vXfi v«/^<*^) ^^^
„der, dass er seinen Leuten nicht genügend trauen konnte". Übrigens spricht
Muhammed 'Abd el-Kerim von nur 3 — 4000 Begleitern des A^med Sah, was
immerhin glaublicher erscheint, als die 30,000 bei Emin.pag. f., Zeile 12.
J/ofin, QueUensiudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdni. 175
nach längeren Beratungen zu Ahmed und haten ihn, die Königs-
würde anzunehmen (c>jUa^ LT^J^ ^^UJüu*,l äJKJ*^ ^»JLlt ouÄ^
lAiJ^ ^^^j^ c:^LiaJL» ^j^\ y y-Oüi! (j*y'^).
A];^med weigerte sich anfangs, aber der DerwiS §äbir, der schon .
lange vorher dem A|^med prophezeit hatte, dass er König werden
würde, trat plötzlich aus der Menge der anscheinend vergeblich
Bittenden hervor, und befestigte eine Handvoll Gras, die er rasch
ausgerupft hatte, an der Kull&h des Al^med, und begrüsste ihn als
P&diSiJi. Darauf sprach er rasch das Gebet um Sieg und lange
Dauer der Herrschaft. (^^'^ ^Lf J^ vJy ^.^Lyo ji j^^ ^^ j^ ^
I^v-i'lLä-i*^ «^'Ja3* ^! xä:>Lm ^l^ü^t o^^a^ ^^. J »iL' txiß ^
l5j5^ 3 gJÖ *^*li «JliX) c>-«3j3 c>*L*# ^^.^L? 3 . . . ^Jai O^ y^Xj
. . . lOukiL«, J.Ü! ^iU' (ji^ lA^ cLfi j^ y).
So überrumpelt erklärte sich A\jmed zur Annahme der Herr-
schaft bereit, und trat sein neues Amt mit den üblichen Gnaden-
bezeugungen an.
n.
Nachdem Ahmed S&h die Verhältnisse von HindüstÄn und Sind
geordnet hatte, bereitete er, einem lange gehegten Wunsche folgend,
sich zu einem Feldzuge gegen Hurftsän vor. Am 22. Rabl' 11.
gelangte er nach ^^j^, in Sind'-^, wo er drei Tage lang Auf-
enthalt nahm und eine Musterung seines Heeres abhielt. Auf dem
Weitermarsche (in der Richtung nach Kandahar) in dem menzil
Häk (?) ((^L^ Ljh ^j^jA »?^ oöy: iyj» jS) stiess ^Abdallah IJän,
der I§ik-agäsl-b&£l, Serdar von Hindüstan^, zu ihm.
1) FeUt in der Handschrift, s. oben.
2) Gemeint ist sicher Rohri am Indus, wie auch Mr. Irvine, ein aus-
gezeichneter Kenner der indischen Geschichte, mir mitzuteilen die Güte hatte.
3) Der soeben aus Kasmir zurückkehrte, siehe oben.
176 Mann, Qudlenatudien zur Geschickte des Ahmed Sah DurrdnL
Zugleich mit ihm wurde Ri4& ^uli ^&n, ein Gesandter des
Kaisers von Hindüstftn, von Aljmed Sah empfangen und mit Ant-
worten an den indischen Kaiser versehen, entlassen. 'Abdallah ^&n
wurde zum Pächter der Einkünfte aus Pe^ftwar ernannt und als-
bald in die ihm unterstellten Gebiete D^ragät, Mult&n etc. entlassen.
Am Montag den 4. Gumäd& 11 endlich gelangte Ahmed nach
Kandahar.
*
Für die Zeit des nunmehr anzutretenden Feldzuges gegen
Irftn setzte Ahmed hier seinen ältesten Sohn Teimür als seinen
Stellvertreter ein, imd schickte um mitsamt seinem jüngeren
Sohne Sulaimän nach Kabul.
Am 8. Regeb brach sodann Afemed nach trän auf, und ge«
langte ohne Zwischenfälle nach Feräh,^ wo er zwei Tage lang Auf-
enthalt nahm. Nawwäb IJän, der Gezairgl-bäSi und Mir Haz4r
I^än aus dem Stamme der Alikuzät wurden von hier aus mit einer
Vorhut in der Richtung auf Käin vorausgesendet; am 8. Sa'bÄn
folgte sodann Al^ed mit dem Gros des Heeres. Der Oberbefehl
über die inzwischen verstärkte Vorhut wurde dem Kürgi-baSi 'Abd-
allah IJän Durränl übertragen. Die Einwohner von Käin und
Tebbes unterwarfen sich sofort beim Anrücken der afghanischen
Truppen. In T^bbes fielen den Afghanen die von Mir *Alam dort-
hin gebrachten beträchtlichen Kriegsmaterialien in die Hände. In
denjenigen Ortschaften, welche sich freiwillig unterworfen hatten,
wurden zumeist die früheren Machthaber von Af^med wieder in
Amt und Würden eingesetzt. Am 29. öa*ban stiess, einem erhal-
tenen Befehle gemäss Sah Pesend IJän Durränl Isl^älkzäi, der Ober-
befehlshaber in 5uräsan, (^.^L.|y> «iÜL»^ Ji^ ^LÄ-äoyai ^ L»^^l3^)
aus Herät zu Ahmed. Muhammed Tekl IJän erhielt die Würde
des §ähib-i^tiär von trän. Ebenso fanden sich auf dem Marsche
noch Enzel 5^» d^r frühere Serdär von Herat, und 'Itäb ^An
Täimenl mit einer Abordnung, sowie auch Ismä'Il IJän aus ^wsS
bei A^med ein.
Ahmed setzte seinen Marsch von Käin aus auf Tun fort Noch
in ^ain ordnete er an, dass die Vorhut des afghanischen Heeres
zwei Tage vor dem Gros aufbrechen, und vor Tun angelangt auf
das EintreflFen Ahmeds mit dem übrigen Heere warten sollte.
Am 22. Sa'ban brach sodann Al^med aus ^4in auf und langte
am 1. Ramadan*) vor Tun an. Muhammed Tekt 5^n Hess die
Bewohner zweimal zur tTbergabe auffordern, jedoch verwarfen diese
im Vertrauen auf die Stärke der Festung sowie in der Hoffnung,
Mir 'Alam IJän werde in kurzer Zeit zum Entsatz Tuns schreiten,
die gestellten Bedingungen und leisteten tapferen Widerstand.
m
1) ^\ui*o |>L^^b^Xä3^ »L« Vjt kjJJiXj y^j BS Sonnabend (niebt
SonnUg!), den 22. Jani 1754.
Mann, QueUenthtdiBn amr GueMehte det Ahmed Sah Durrdni. 177
Ahmed b&h hatte im Zorn über die widerspenstige Haltung sofort
seine Artillerie in Thäügkeit treten lassen.
Inzwischen hatte Mir ^Alam 9^y ^^^ ^^^ ^^ — 12 000 Mann
und 30 — 40 Kanonen und 5 — 600 Kamelkanonen Nl^&pür belagert
hatte ^), auf die Kunde von den Absichten des A^med 8&h auf
^urftsÄn eiligst die Belagerung von N. aufgegeben und war nach
MeShed geeilt. Hier rief er eine Versammlung seiner Offiziere ein
nnd beriet mit ihnen die gegenwärtige Lage (^ J:Lm ».L^ t^ xf
Seine Offiziere glaubten überhaupt nicht ^, dass Alimed §&h
wirklich einen Feldzug gegen Irftn untemShme; er sei ja in Indien;
es sei allerdings möglich, dass er einen seiner Feldherm hergeschickt
habe, da sich die Häuptlinge des Karäl-Stammes um Hilfe an ihn
gewendet hätten. Schliesslich erklärten sich die Emire bereit, ge-
gebenen Falles den Kampf mit A^^med Sah aufzunehmen.
Mir *Alam aber (j^ ^^| ^^1^ ^^ JUA*^ o^ ^y^r
c^yk tfJ^^) suchte auch andere Kreise, besonders die Stammober-
hänpter yon ganz ^uräsftn auf die drohende Gefahr aufmerksam zu
machen ; es sollten sich alle bereit halten, bei der ersten bestimmten
Nachricht über die Bewegungen der Afghanen zu ihm zu stossen,
tmd gemeinsam gegen den Feind vorzugehen. Am 4. Tage nach
jener Beratung langte endlich ein Bote aus K&in an, der die Ein-
nahme der Stadt durch A^med Öfth selbst bestätigte. Diese Nach-
richt bewirkte sofort, dass sich die Truppen des Mir *Alam schleu-
nigst verliefen. Emir ^Alam selbst floh nach Sebzewftr. Als diese
Nachrichten nach Tun gelangten, wurden die Soldaten Ahmeds mit
1) Cf. hlena EmSn, Tar.-i-ba'dnftd. fasc. II, pag. Af , Zeile 23 ff.
> b vLl> ^T ^L> jI ^}^j^ ^ ^ii^^ O^^ ^^j^
L>W-Äb »vXÄ ^
' 3) VieUeieht ist hiermit der erste Feldzug Ahmeds nach Har&slln gemeint,
der wenigstens in Meshed in der Tbat kein anderes Resultat gezeitigt hatte,
*U dass Ahmed anf dem Wege gtttlichen Vergleiches zur Wallfahrt zum Grabe
des Imim angelassen wurde.
Bd. LH. * 12
178 Manrif Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrant,
neuem Eifer erfüllt, so dass es ihnen gelang, die Stadt zu nehmen;
nur die Burg (jij) hielt noch Stand.
Aber die Befehlshaber sahen bald ein, dass ihr Widerstand
vergeblich sei. Sie wendeten sich deshalb an A^med mit der Bitte
um Gnade, die ihnen auch gewährt wurde.
Die in der Burg lagernden Schätze und Kriegsgez^te , noch
aus dem Besitze des N^ir §ah stammend, die Mir 'Alam grössten-
teils aus MeShed geraubt und nach Tun hatte schaffen lassen, wur-
den durch die dazu kommandierten Offiziere Ahmeds, Ber^urd&r
IJ&n, 6ul Mu^ammed @an und Mu\^ammed Te^t 9^ ^^ ^^^
Burg in das Lager der Afghanen gebracht. Zu gleicher Zeit unt'er-
warf sich Na^d *AlI g&n, der Bruder des 6a*far Hftn, j^ ^^^uU*^,
der durch die Vermittelung seines Vetters Mu)?ammed Tek! ^An
von A\)med S&h gnädig aufgenommen wurde; A]^med liess sogar
den Naww4b ^4n Durr&nt, den 6ez&irgl-b&Si, mit 500 Mann zur
Befreiung des von Mir ^Alam in 'febbes gefangen gehaltenen Ga^far
5än vorrücken ; nach der Ausführung dieses Befehls sollte Naww&b
Hän dem Gros des Heeres folgend, vor MeShed wieder zu A^med
S&h stossen. Sodann wurde eine geordnete Verwaltung der bisher
eroberten Landstriche eingerichtet und ein Fat^näma in alle Teile
der afghanischen Herrschaft gesendet.
lU.
^jSAy^ *Ut ji ^^U ^t 0^^235> ^^U^ V^ *^* /^
Nach der Einnahme von Tun beschloss A^med sich gegen
Me^hed zu wenden. Seit der Ermordung Nadirs waren nunmehr
etwa sieben Jahre verflossen, und während dieser ganzen Zeit hatte
in und um Me^hed völlige Anarchie geherrscht, so dass die Be-
völkerung durch die fortwährenden Fehden der aufrührerischen
Stammeshäuptlinge [sowohl untereinander wie gegen den Schein -
könig S&h Rulj] in die äusserste Not versetzt war. Besonders in
den letzten zwei Jahren, während deren Mir ^Alam in fortwähren-
dem Kampfe mit den .^<-<At'^ y^\S\ begriffen war. Mir *Alam
hatte schliesslich die Oberhand gewonnen, aber die ihm dadurch
zugefallene Machtstellung hatte er nur zu weiteren Erpressungen
schlimmster Art benutzt. Alles, was an Gold und Edelsteinen auf-
zutreiben war, hatte er geraubt, und sich so einen ungeheuren
Schatz angesammelt. Als nun Mir *Alam [vor dem Heere Ahmeds]
geflohen war, war MeShed keineswegs etwa von seinen Peinigern
befreit: an dessen Stelle trat Zäl }}än öeläjir, der nunmehr mit
einem Haufen Kurden MeShed angriff (^^jj^Ji:^ *J3»L- «yoLs^ 'jjf*^
o.«wt). Wegen dieser Sachlasf^ beschloss A^^med S&h, zunächst eine
Mann, QßMenatudien zur GeBchichte des Ahmed Sdh Durrdni. 179
Botschaft nach MeShed zu senden, in der er seine Ankunft in
I^arfts&n sowie die Eroberung von Tun den Bewohnern von MeShed
melden liess, und zugleich ihnen endliche Befreiung von den
Peinigem versprach. Mit dieser Botschaft wurde Kerim H4n
Dnrrantf der GftuS-bftSl, betraut, . und zwar aus folgenden Gründen :
Drei Jahre vorher [das wäre also 1164] hatte Abmed S&h
diesen Kerlm ^än nach Nä&pür geschickt, um die Stadt zur Unter-
werfung auffordern zu lassen. Die widerspenstigen Bewohner aber
hatten den Gesandten gefangen gehalten. Da nun A^^med in jenem
Jahre auf göttliche Eingebung die Bestrafung der Bevölkerung von
Nfiäpür auf eine gelegenere Zeit verschieben und nach Afghanistan
zurückkehren musste^), begab sich der in Hur&sftn zurückgebliebene
Kerlm ^&n nach Me^hed, wo er bei dem ihm befreundeten Jüsuf
'All ^kn. Gel&jir Aufenthalt nahm. In der Folge kam es zu ernsten
Streitigkeiten zwischen Jüsuf ^Alt l^&n und den Kurdenstämmen,
die mit einer Niederlage des Jüsuf 'All ]g[&n endeten.
Jüsuf 'Ali }^&n sandte damals den Eerim ^an zu A^med S&h
mit der Bitte um Hülfe. Al^med erliess an die Eurdenhäuptlinge
ein Schreiben, in dem er ihnen Eihstellung der Feindseligkeiten
anbefahl, imd dieses hatte in der That eine gütliche Einigung der
Streitenden zur Folge, und so Gott will, wird eine eingehende
Schilderung dieser Ereignisse am gehörigen Orte erfolgen.
Kurz^) der Inhalt des Schreibens an Mfrza Emln und die Grossen
und Vornehmen der Stadt war folgender: Der einzige Zweck der
Anwesenheit Al^meds in 5^r&sftn sei, einige Ordnung in die Ver-
hältnisse zu bringen und den gequälten ( ..Lf JuJ^^JC^) Bewohnern
die ersehnte Buhe zu geben; deshalb verlange Seine Majestät aber
auch in jeder Weise Entgegenkommen. So sollten sich an jedem
Tage die Häupter derjenigen Ortschafben, durch die der Marsch
der Afghanen führe, am Wege einfinden, und von ihm die Befehle
zur Wiederherstellung der Ordnung entgegennehmen; die Bewohner
U4 v:;-.H;C ^,Uc «JCÄb ßj^ ^ySty^ "^jh^ • • • ^jiSjji^^^
Die ^Wj 1*1-^1 war allerdin;s8 kaum misszaverstehen: sie bestand» wie
wir ans Emin wissen [fasc. II, p. Af — 1.], in einer empfindlichen Niederlage,
welche den Afghanen durch den tapferen Kommandanten ron.Nisipür, öa'far
Hän Ba^ki nnd dessen Nachfolger *Abb&s Kuli Hftn Bi^it unter den Maaem
der Stadt beigebracht wurde.
2) Hier verliert der Verf. ein wenig den^ Faden der Erzählung. Er giebt
jetzt den Inhalt eines Fermanes des Ahmed Sah, wohl dMÜ^i^^K^^* ^^^ Kerim
Hin DurrAni nach Melhed bringen sollte. Wir liönnen uns ja leicht das Aus-
gelassene hinaofBgen.
12*
180 Mcmn, QueUenHudien zur GeaekkhU des Ahmed Sah Durrätä.
von MeShed selbst aber sollten in aller Ruhe und ohne Besorgnis
seinem Eintreifen vor der Stadt entgegensehen.
Am 14.Bama4ftn brach sodann A^med Sah von Tun auf. 3 nienzil
von Tun, von dem Dorfe Fat^dbid aus, wuixle §4h Pesend "Q&u
mit 6000 Mann ausgeschickt, um Mir ^Alam, der nach der Gegend
von Sebzewftr hin geflohen war, einzufangen. Wenn die Bewohner
8ebzew4rs den M!r ^Alam freiwillig ausliefern würden, so sollte
S&h Pesend IJ&n den Gefangenen zu A^med transportieren, ver-
weigerten sie aber die Auslieferung, so sollte die Stadt von dem
afghanischen Detachement belagert werden.
Q&k Pesend I^än brach den erhaltenen Befehlen gemäss in der
Richtung auf Sebzewftr auf. A\^med Sah selbst richtete seinen Marsch
zunächst gegen Tuiitz.
IV.
0^j^\J^ Ü^J i^^j 3 O^' bjA^ vi]^'
Als Mir ^Alam, seine gesamten Schätze im Stich lassend, von
Me&hed nach Sebzewär geflohen war, kamen die einflussreichen
Personen in MeShed, Ibrahim ^än, Qftggi Ga^far, Sai^ A^ed ^än
Ear&i, Mu)^ammed ^än Samlü und die sonst in der Stadt an-
wesenden höheren Offiziere { .jSöSjm) überein, den M!rz4 Emin
zum Befehlshaber der Stadt zu machen und ihm die Leitung der
Verteidigung in die Hand zu legen. Mirza Emin berief einen Kriegs-
rat, und hier wurden seitens der Erfahreneren Stimmen laut, die
darauf aufmerksam machten, dass A^med S&h bei der xuigeheuren
Anzahl seiner Truppen nur sehr schwer in der Umgebung von
MeShed genügend Proviant würde auftreiben können. Und selbst
wenn es gelingen sollte, hinreichende Zufuhr von weiter her zu
ermöglichen, so wäre zu bedenken, dass es sich höchstens um eine
Belagerung von zwei bis drei Monaten handeln könne, da die an
die Kälte des Ijurds&nischen Winters nicht gewöhnten Afghanen
dann durch die vorgeschrittene Jahreszeit^) zum Abzug gezwungen
wurden. Die Sturmangriffe ((j&.^), die während dieser Zeit ge-
macht werden könnten, brauche man nicht zu fürchten; die Stadt
sei mit Kanonen und sonstigem Verteidigungsmaterial zur Genüge
versehen, und wenn die Not wirklich sehr gross werden sollte, so
seien immerhin über 100000 Einwohner, Männer und Weiber, in
der Stadt, die auch bei der Verteidigung mit Hand anlegen würden.
Da diese Ansichten von fast allen geteilt wurden, so beruhigte man
sich leicht, und bald waren wieder die früheren persönlichen Fehden
an der Tagesordnung, wie in den Zeiten der unaufhörlichen Kämpfe
zwischen Kurden-, Türken- und Araberhäuptlingen. Als nun Mirzä
Emin erfuhr, dass Ahmed Sah einen Gesandten an ihn schicke,
1) Wir befinden uns jetit za Anfang des Juli 1754; siehe dM oben an-
gegebene Datum des Aofbrachs Ahmeds aus T&n («= 5. Juli).
Maim^ QueUm$tudien «ttr Geschichte des Ahmed Sah Durrdnt 181
zog er ans der Umgegend der Stadt 5000 bis 6000 Bewaffnete zu
sich, und bereitete so inmitten dieser stattlichen Leibgarde dem
Gesandten einen feierlichen Empfang*). Dem Gesandten Keiim ]^&n
gegenüber wurde auf die reichlichen Hilfsmittel, über welche die
Stadt verfügte, und auf die Schwierigkeiten einer Belagerung hin-
gewiesen ; alsdann wurde der Gesandte in das Haus des Mtrz& IJasan,
Bruders des Emtn, geleitet, wo er scharf bewacht wurde, so dass
niemand mit ihm yerkehren durfte.
An Ahmed wurde durch Kerim 'Q&n eine Antwort geschickt,
die seine Entscheidungen zu verzögern bestimmt war, und inzwischen
wurden von allen Seiten her Trappen gesammelt und die Befestigungs-
werke in stand gesetzt. Kerim 5&n traf in dem Dorfe Kend*) (Gund?)
bei TurStz auf das Gros der Afghanen, und übergab die Antwort
des Mtrz4 Emtn an A^ed. Das Heer marschierte weiter bis Sul^än-
äbäd^, wo wegen der Verproviantierung ein bis zwei Tage ge-
halten wurde. Nächster Halt war bei dem Dorfe JüLft.M). Von
nah und fem kamen die Gouverneure der Kreise und die Befehls-
haber der Festungen (pblä ^Hak^ij^^^ oL^^ v5Uä^ ^\J^ C^*^)
zu A^nied, um ihm zu huldigen, und wurden von ihm zu Gnaden
angenommen ^^^ma^ ^ tXiJ.^t ^^Jun^ C)'^'^ ^^J^ ^^^^ <S^j
sXmL^^^ ^Uä^U oSJüüj ^ oLUfi). Auch Mirzä Emtn hätte sich
auf Ahmeds Seite stellen sollen. Denn vier Jahre vorher, während
der Kämpfe um die Festung Gulistan'^), hatte A^medä&h sich mit
1) Die Schildenmg klin^ fast ironisch:
«JuOL ,ja^^ bcrf^' ^ v:;---.^ jLäo3 o^Sjo^J <^^
3) VÄ-M,! j^Ji l^ ^yUÄ> Ix^ ^^y^ ^^ly j^ ^. Siehe
aaeh die Karte von C. E. Stewart in den Proceedings of the Royal Geogr. Soc
1881, Septemberheft.
4) Askand auf Stewarts Karte?
6) ^^Lu^ Ldä v^a>y ^i j! J^ ^\^Jj^. Also lies
182 Mantif Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah DurrdnL
der Tochter des Mirzft Emln vermählt und so wäre zu erwarten
gewesen, dass Mirza Emln jetzt eingedenk der hohen ihm zu teil
gewordenen Ehrung und in Rücksicht auf die nahen Beziehungen
zu dem Hen*scher der Afghanen, demselben in jeder Beziehung bei
seinen Unternehmungen hätte Vorschub leisten sollen. Statt dessen
Hess jener sich hauptsächlich durch die schlinmien Batschläge von
Leuten wie Mu^ammed Qän S&mlü und Sai^ Ahmed ^An Karäi
zum oifenen Widerstand gegen seinen königlichen Schwiegersohn
verleiten. Dies erfüllte AJ^med S&h mit Zorn, und so entschloss er
sich, mit äusserster Strenge gegen Mirz4 Emln zu verfahren. Von
Askand (?) aus wurden Jf^^gi Naww&b ^an Al!kuz4! zusammen mit
Emir ^än ^aräi, dem Chef der Kreise Tun, Turbet, TurSlz, Z&we
und Mulj^awwil&t, ferner ^elil Ij[&n MiSmest, der Häkim von TurSiz
und Isma*51 1}^, der Häkim von i^wäf mit 5 — 6000 Mann gegen
Me^hed vorausgeschickt mit dem Befehle, die Stadt einzuschliessen ;
gleichzeitig erhielt ^A^amat-!^än (..«L^ »^^tt^^) 'Alfzät den Befehl,
jede Art von Proviant aus der Umgebung von Me^ed zusammen-
zubringen und zu verhindern, dass irgend welche Nahrungsmittel
in die Stadt gelangten.
Am 25. Rama^än erreichten die Vortruppen die Umgebung
von Me^hed und richteten sich, den erhaltenen Befehlen gemäss,
rings um die Stadt ein. At^med Sah selbst mit der Hauptmasse des
Heeres traf am 2. Sawwäl in T^ruk, einem zwei Parsa^ von M.
entfernten Dorfe, ein. Am nächsten Tage unternahm er eine Re-
cognoscierung und bestimmte zum Ort des Hauptquartiers den
IM
Flecken 5elw&i ( ^Ui^ tV^^ J^)*) ™ Osten von MeShed, ein
Farsa^ von der Stadt entfernt. Ein weitläufiger Bau mit einer
Feste, Baz^, Bädern und einer Moschee wurde angelegt und in kurzer
Zeit vollendet. Hier nahm A^med Sah die Huldigungen der nach
und nach zur Einsicht konunenden Bevölkerung der Umgegend ent-
gegen. Besonders aus dem Stamme der §&ndiz (ijJüLm), der im
Besitze mehrerer Festungen in der Umgegend war, unterwarfen sich
viele, die anfangs Widerstand geleistet hatten, so besonders ajJLm
^Jr^JJüU; ^b .jj f^'^ih (?), dem der Befehl über den Distrikt
Kühbäje («ubv^ ^jLa v4>uOC>) anvertraut wurde. Gleich in den
ersten Tagen der Belagerung traf auch Nawwäb Q&n (Durräni),
der von A^^med Sah nach f^^^^s entsandt war, um den dort ge-
fangenen 6a^far ^än zu befreien, mit diesem Kurdenhäuptling und
dessen Bruder Na^d ^Ali IJan wieder beim Heere ein. Pie beiden
hat eine Belagerong einer Festung Gulist&n, Termatlich in j^lar&san, statt-
gefunden. Bei dem überaus häufigen Vorkommen dieses Namens ist leider
nicht mögUch, näheres hierüber zu ermitteln.
1) Derselbe Ort ist bei Emin, ümc. II, pag. !t*i , Zeile 13 , Hauptquartier
Ahmeds während des letzten Feldzuges gegen Hurlis&n.
Mamn^ QiuiUmghidien mtr Guchiehte dss Ahmed SklA Durrdnt lg3
worden, nachdem sie von A^med empfangen worden waren, in ihre
Heimat entlassen, xmd zogen mit Asadalll^ 9&n, einem Beauftragten
Ahmeds, nach !^ebuS&n, wo sie die Stämme der Kurden (jSJÜk^)
zum offenen Bündnis mit A|^ed Sfth zu bewegen wussten. Die
Kurden lieferten von IJebuSlüi aus Lebensmittel und Proviant für
das afghanische Heer. Zugleich kam von allen Seiten aus Curasan,
Turkistan und Hindüstän Zufuhr für die Afghanen, so dass das
Heer in keiner Weise Mangel zu leiden hatte').
V.
Mir *Alam war, wie vorher berichtet worden ist, nach Sebzew&r
zu den Bu^rt geflohen, und A^med Sah hatte den o&h Pesend
Hftn hinter ihm hergeschickt. Die Afghanen hatten die Stadt
Sebzewär umschlossen und wollten, obwohl fast alle Tage kleinere
Kämpfe stattfanden, die Bewohner durch Aushungern zur Aus-
lieferung des Mir ^Alam zwingen. S&h Pesend Ij[&n sah bald ein,
dass ein Sturm ohne Schwierigkeiten die Stadt in seine Hände
bringen würde; da er aber hierzu keinen Befehl von A^ed Sah
erhalten hatte, so erstattete er über die bedrängte Lage der Be-
lagerten und über die günstigen Aussichten einer Erstürmung an
den S&h eine Meldung, indem er zugleich um die Erlaubnis zum
Angriff bat. Ahmed jedoch wollte unnützes Blutvergiessen ver-
meiden, und so kam er') zu dem Ausweg, durch Na^d ^Alt ^än
Kurd-i Za^eränlu, dessen Stamm mit deh Bu^irl in sehr nahen
Beziehungen stand (»j^ j|^ ^ «uU^ o4r*^ iÄ^*^ v:>^U:^ b
Jül), diese zur Auslieferung des Mir *Alam bewegen zu lassen.
Kakd 'All I^än hatte schon lange den S&h gebeten, an Mir 'Alam,
welcher seinen Bruder (ja^ar 5^^^ sowie den Ibrahim IJftn Kaiw&nlü
geblendet hatte, sobald er eingefangen wäre, persönlich Bache nehmen
zu können. OWohl nun A^imeds Absicht eigentlich war, den Mir
*Alam später zu begnadigen, wie er es auch mit allen übrigen zur
2) NatllrUch ^Lj (-L^t j'.
184 Mann, QßM&natudien stur Geschichte des Ahmed Sah Durräni,
Unterwerfung gezwungenen zu machen pflegte, so konnte er doch
diesmal dem treu ergebenen Kurdenhäuptling die Erfüllung seines
Wunsches nicht versagen'). Es schickte also den Nakd 'All ^ka
nach Sebzew&r, und gab zugleich an Sah Pesend ^ftn Befehl, so-
fort nach der eventuellen Auslieferung des Mir 'Alam die Belagerung
von Sebzewftr aufzuheben und nach Me&hed zurückzukehren; mit
Mir 'Alam solle Na^d *All ^än ganz nach seinem Belieben verfahren.
Nakd 'All ^4n begab sich nun nach Sebzewar und sendete den
DüH ^n Haj&nlü (?) an den Bu^&iri Ibr&hlm I^&n mit folgender
Botschaft. Mir 'Alam habe in früheren Jahren den Stamm der
Bu^&irt hart bedrängt, und da sei Gra'far Ij[&n im Hinblick auf die
nahen Beziehungen seines Stammes zu den Bug&iri auf ihre Bitte
sofort zur Hilfe herbei geeilt. Bei den nun folgenden^ Kämpfen
zwischen Kurden und Arabern (Mtr 'Alam) habe leider Ga'far den
Kürzeren gezogen und so habe dann Mir 'Alam sich Sebzewftrs be-
mächtigen können., Darauf sei er nach MeShed und ^ebü^n
gekommen, habe Ga'far ^än und Ibrähtm ^än in seine Gewalt
gebracht, geblendet und mitsamt den ihnen abgenommenen Schätzen
nach febbes und Tun geschleppt, wo sie erst durch die Gnade
des A^med S&h wieder befreit worden seien. Der gesamte Kurden-
stamm habe nun deswegen mit den Afghanen Freundschaft ge-
schlossen. Afimed Sah habe versprochen, sobald die Bu^airi den
Mir 'Alam ausliefern würden, die Belagerung von Sebzew&r auf-
heben zu lassen.
Da die Bewohner der Stadt durch die Belagerung schon in
harte Bedrängnis gekonmien waren, ergriffen sie mit Freuden die
ihnen dargebotene Gelegenheit, die Aufhebung der Belagerung zu
erlangen. Sie lieferten Mir 'Alam an Na^d 'Alt ^&n aus, und die
Afghanen zogen ab. Na^d 'Ali I^än Hess Mir 'Alam zuerst blenden
und schleppte ihn dann nach ^ebüSän. Hier wurde Mir 'Alam
von der gesamten Bevölkerung grausam behandelt und schliesslich
zu (ja'far ^än gebracht, der ihm das Haupt abschlagen Hess und
es durch Asadall&h ^än nach MeShed zu A^med Sah schickte.
[Emin (fasc. H, pag. a) — ao) berichtet über die Schicksale des Mir
'Alam etwas anders. Zugleich erfahren wir auch über die früheren
Thaten dieses AraberhäuptHngs einiges. Er war aus dem Stamme der
Hiizaime und war lange in Diensten Nsldirs gewesen. In Meshed gehörte
er zu den angesehensten und einflnssreichsten Männern. Bei Emin I
(pag. öf) finden wir ihn auf der Seite des späteren Sah Sulaimän IL,
er ist unter der Zahl derer genannt, die dem Mir Sejjid Mu^ammed den
Thron von Huräsän anbieten. Von Sah Sulaimän wurde er dann sum
1) Dass natfirlich an dieser Stelle iip Persisehen eine fSrmliche Orgie
der elegantesten Stilistik xum Preise des S&h veranstaltet wird, an der Teil
za nehmen wir uns versagen mfisseu, braacbe ich wohl kanm sa erwSlmen,
Ahmed ist nach der Darstellung seines Historiographen gans nnsohaldig an der
Hinmetzelnng des Mir *Alam.
IfaftM, QueUemkidieH war GueJUcJUe dea AJimed Sah DwrränL 185
Wekil ed-daule gemacht. Während der Abwesenheit des Königs liess
er den entthronten Sah Rab &äh blenden, um ihn für immer von der
Herrschaft ansinschliessen. Dafür wurde er von Sulaimftn II. durch
Absetsung von seinem Posten bestraft, bald darauf jedoch wieder in
Gnaden aufgenommen. Durch den Handstreich des Jüsuf *Ali |I&n und
d» ZM Qin, die am 11. Rabi' U 1163 den Sah Sulaimän blendeten und an
dessen SteUe wieder Sah Ruh Sah auf den Thron setzten [siehe die an-
schauliche Schilderung a. a. 0. p. 11 bis v.] wurde auch Emir 'Alam
ans Melfhed vertrieben. Zunächst nahm er an seinen ärgsten Feinden
Jüsuf 'Ali ^än und dessen Bruder Zäl ^lln, die sich nach gründlicher
Plünderung der Schätze Nadirs in ihre Burg Kilat zurückgezogen hatten
(Emin I, p. vf), Rache (Emin II, aI*). Sie gerieten beide in seine Ge-
walt, und wurden von ihm nach Meafhed gebracht und dort auf Anraten
der Offiziere getötet. Diese Ereignisse fallen nach dem ausdrücklichen
Zeugnifl des I^elil in das Jahr 1163. Darauf verliess Mir 'Alam wiederum
Melhed und ging nun daran, seine Macht in Curasan noch mehr zu
▼erstarken. Bei den zerfahrenen Verhältnissen in MeShed, der Unföhig-
keit des Sah Ruh, und den ewigen Zwistigkeiten zwischen den einzelnen
Stämmen war es Mir 'Alam nicht schwer, sich zum Herrn von llurllsin
2U machen. Zum Teil durch Gewalt, zum Teil auch durch Güte und
Anknüpfen Terwandtschaftlicher Beziehungen machte er fast alle Stämme
von sich abhängig. Ni^äpür allein trotzte allen seinen Bemühungen. Er
hatte die Stadt bereits umzingelt, als ihn die Nachricht von dem Ein-
falle der Afghanen erreichte, die bereits bis Lenger und G^ («» Turbet-
i-Saih-ö^i) vorgedrungen waren. Sofort gab er die Belagerung Niafäpürs
auf und beschloss, den Afghanen entgegenzugehen. Eine Musterung
seiner Truppen ergab die stattliche |Zahl von 35 000 kriegstüchtigen
Mannschaften. Er bestimmte 5000 Mann als Yortrab und setste den
Aufbruch für den nächsten Tag fest. Aber in der Nacht verliessen fast
alle Heerführer und Stammeshäuptlinge, die der Mehrzahl nach nur ge-
zwungen gefolgt waren, seine Fahnen, so dass am nächsten Morgen, als
Mir *Alam nach 6km aufbrechen wollte, das Heer sich in alle Winde
zerstreut hatte.
Emir 'Alam warf sich mit der geringen Anzahl treu gebliebener
Mannschaften in die Festung Tun, und brachte dort seine Schätze und
Vorräte, sowie auch seinen Harem unter ; sein Bruder Ma'süm ^än über-
nahm das Kommando in Tun. Sodann begab er sich zu seinem
Schwager (? Emin p. /vf, Zeile 19) Düli Hin Sädirlü und versuchte von
Neuem ein Heer zusammenzubringen, um wiederum sich den Afghanen
entgegenzustellen. Aber die Häuptlinge der Kurdenstämme Hessen ihren
Stammesgenossen Düll Hän auffordern, ihren Blutsfeind sofort ihnen
auszuliefern, widrigenfalls sie ihn mit Eürieg überziehen würden. Düli
Han, der sich den übrigen Kurden nicht gewachsen fühlte, liess den
Emir *Alain nach Isfizär hin entweichen, wo er noch Anhänger besass.
Die Kurden, welche dies erfuhren, machten sich zur Verfolgung auf,
imd holten den Fliehenden dicht vor Isiizär ein. Nach verzweifelter
186 Manfif Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Dvrräni,
Gegenwehr wurde Emir 'Alam gefaDgen genommeii und gefesselt nach
Mea(hed gebracht. Hier liess ihn Sah Rub Sah, welcher wuBste, dass
Emir 'Alam ihn selbst hatte blenden lassen, ebenfalls des Augenlichts
berauben, und sendete ihn dann zu öa'far Kurd, der ebenfalls von Emir
'Alam geblendet worden war, mit der Weisung, ihn ganz naeh Belieben
zu behandeln. Öa^far ^än liess ihn töten ^).]
1) Ich habe diesen Abschnitt ans dem Ma^il et-taril)-i-ba'dnftdirüje
hier ausführlich wiedergegeben, weil er in den Einzelheiten betrXchtUch von
dem offiziellen Berichte des afghanischen MunKi abweicht Welche der beiden
Darstellungen der Wahrheit mehr entspricht, dürfte schwer festzustellen sein.
Die besseren Quellen haben sicher dem Mahmud Ibn>MataDn& za Gebote ge-
standen; allerdings zwingt sein Charakter als besoldeter Hofhistoriograph zu
einiger Vorsicht. Dem gegenüber steht Emin den Ereignissen selbst weniger
interessiert gegenüber und hat sicher, was er erfahren hat, treu wiedergegeben.
Gegen die Darstellung des Tarih-i-Ahmedsäh! an sich habe ich nnr das eine
Bedenken, dass es mir nicht erkifirlich ist, wieso Ahmed es gewagt haben
könnte, ein kleines Detachement von Meshed aus so weit ins Feindesland (bis
Sebzewftr) hinein zu schicken, in ein Gebiet, das er militärisch nicht be-
herrschte, besonders da zwischen den vorgeschobenen Truppen nnd dem Haupt-
beere die feindliche Festung Nfs&pür lag, die vor wenigen Jahren (1163/64)
den Afghanen den zähesten und erfolgreichsten Widerstand geleistet hatte.
Auch wird im weiteren Verlaufe der Erzählung nie von einer früheren Be-
lagerung von Sebzew&r gesprochen.
Einige der Abweichungen sind auffallend: die beiden grundyerschiedenen
Bollen, ydie Düli HAn spielt; auf der einen Seite greift Ahmed Sah, auf der
andern Sah Ruh ein.
Ich sehe zunächst keinen Ausweg aus diesem Dilemma. In den Haupt-
sachen stimmen beide Berichte sehr gut zu einander, und die bestimmte
Datierung des Tarih - i - Ahmedsähi ermöglicht uns, einige Windungen in dem
gordischen Knoten der Eminschen Irrtümer in der Chronologie zu entwirren.
187
Die alten Beligionen in Eran.
Von
F. Spiegel.
Als man in Europa anfing, sich ernstlich mit dem Awesta zu
beschäftigen, da war die allgemeine Ansicht, dass man in diesem
Buche ein Werk des hohen Altertums vor sich habe, die Form
einer Religion, die sich erst seit kurzem von der indischen getrennt
habe. Die Aufmerksamkeit richtete sich daher ausschliesslich auf
die Punkte, in welchen Inder und Eranier übereinstimmten und man
fand auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Berührungspunkten,
welche auf eine von beiden Völkern gemeinsam durchlebte Periode,
die sogenannte arische Vorzeit, hinwiesen. Je mehr man indessen
in das Wesen der erftnischen Religion eindrang, desto deutlicher .
zeigte es sich, dass damit allein die Sache nicht abgethan sei ; neben
mehreren Errungenschafben, welche der selbständigen Entwickelung
des eränischen Geistes zugeschrieben werden mussten, zeigten sich
auch Spuren eines Einflusses, der von Westen, von den Semiten
ausgegangen war. Zwei Dinge aber besonders sind es, welche zu
einer vollständigen Umgestaltung der früheren Ansicht geführt
haben: bei näherer Betrachtung stellte es sich heraus, dass die
Religion, welche in den Inschriften der AchämenidenkÖnige er-
scheint, keineswegs identisch sei mit den Lehren des Awesta, wie
man dies früher angenommen hatte. Es ist meines Wissens Harlez'),
der zuerst auf (|iese Verschiedenheit aufmerksam gemacht hat. Er
hat auch gesehen, dass sich im Awesta Ideen finden, welche nicht
bloss mit dem Semitismus, sondern geradezu mit den Lehren des
A.T. übereinstimmen, er setzte diese Berührungspunkte in eine sehr
frühe Zeit, in das 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Ein
zweiter Punkt war die gewonnene Überzeugung, dass das Awestft
keineswegs den Anspruch auf das hohe Alter habe, das man ihm
anfangs zuschrieb. Br^al hat darauf hingewiesen, dass das Buch
wenigstens in späterer Zeit Zusätze erhalten haben müsse, als die
Sprache des Buches schon eine tote Sprache war und bemerkte
dabei, dass die Sprache desselben kein vollgültiger Beweis für sein
1) Avesti tradnit par Harlez; 2me Edition. Introd. p. I fg. und CCVI.
188 / Spiegel, Die alten Eeiigionen in Erdn.
Alter sei, da man zugeben muss, dass auch Bücher in einer todten
Sprache geschrieben werden können. Der trockne Stil des Baches
weist nicht auf ein hohes Alter hin, die Vorschriften desselben
sind ausserordentlich kleinlich und die untergeordnetsten Gregen-
stände haben denselben geheiligten Charakter wie die wichtigsten.
Bezeichnungen für die GreschSfte der Priester giebt es neun, während
für die Krieger und die Ackerbauer nur je eine Bezeichnung er-
scheint. Während der Lohn für die Ärzte nach dem Vermögens*
Stande bestimmt wird, zahlt der Priester nur mit einem frommen
Segensspruche, wenn aber der Priester mit dem Lohne, den er f&r
seine Reinigungen erhält, nicht zufrieden ist, so bleibt das ganze
Haus unrein. Der Hass gegen alle, welche unrechtmässigerweise
das Amt eines Priesters übernehmen, tritt an mehreren Stellen deut-
lich hervor. Das Buch ist sehr fanatisch, wer nicht Mazdajasna
ist, gehört zu den Daeyayasnas. Die falschen Priester reinigen
nicht, sie vermehren nur die bestehende Unreinheit Grebete haben
eine grosse Wirkung, aber nur, wenn sie in der vorgeschriebenen
Weise und zu richtiger Zeit verrichtet werden.
Später hat sich Darmesteter das Verdienst erworben, die For-
schung über das Awestft auf den richtigen Standpunkt zu stellen,
auf den sie eigentlich von allem Anfange an hätte gestellt werden
sollen. Er sieht im Awestä das Beligionsbuch der Sfts&niden and
fragt, wie weit die in ihm erhaltenen Lehren in eine frühere Zeit
zurückreichen können, nicht aber, was einem bloss vorausgesetzten
uralten Buche zugesetzt sei. Er hat sehr richtig gezeigt, dass
Schriften wie Yasna 9 erst in der Zeit der Arsakiden entstanden sein
können. Dort wird nämlich gesagt, dass der Gott Haoma die Eränier
von dem Keresftni befreite, ein Wort, das Räuber oder Bandit be-
deuten muss. Da an der Stelle von der Zeit nach dem Auftreten
des Zarathushtra die Bede ist, so kann nur ein Mensch an dieser
Stelle gemeint sein, ein Dämon, an den man früher dachte, ist
gänzlich ausgeschlossen, da wir einige Zeilen früher belehrt werden,
dass Zarathushtra die Leiber aller Dämonen vernichtet hat, so dass
sie seit dieser Zeit sich nicht mehr auf der Erde zeigen können.
Da also ein menschlicher Widersacher Zarathushtras gemeint sein
muss, so erwartete man hier den Namen Alexanders des Grossen
zu finden, der ja bei den Parsen stets als der hauptsächlichste Feind
ihrer Beligion gilt, statt dessen ist ein Wort gewählt, welches nur
im allgemeinen einen Räuber bezeichnet. Ich erkläre mir dies aus
der Thatsache, dass der Zug Alexanders zwar als der Beginn der
eränischen Wirren gelten muss, das Ende derselben aber nicht mit
dessen Tode zusammenlällt , sondern das Land noch Jahrhunderte
fremden Herrschern unterthan blieb. Da mm Haoma zwar diese
Räuber verjagt, nicht aber den legitimen Herrscher wieder herstellt,
so wird das angeführte Schriftstück in die Zeit der sogenannten
Teilkönige gesetzt werden müssen, d. h. in die Zeit, als es wieder
einheimische Herrscher in Erän gab, von denen aber keiner An-
/
spiegelt Die aiien Religionen m Erdn, 189
sprach aaf die Anerkennmig durch das ganze Land machen konnte,
wie dies ja zur Zeit der Arsakiden der Fall war.
Unter diesen umständen ist es für uns von grosser Wichtig-
keit, zu erkennen, wie die Religion der alten Er&nier beschaffen
war, ehe die Lehren Zarathushtras in Wirksamkeit traten. Wir
haben dazu drei ganz unverdAchtige Quellen, die auf das schönste
übereinstimmen, die KeiUnschriften der Achftmenidenkönige , den
Bericht Herodots über die Religion der alten Perser und die An-
gaben des Shfthnftme. Diese drei Berichte wollen wir nun kennen
lernen.
In den altpersischen Keilinschriften steht an der Spitze der
Welt der grosse Gott Auramazdä, der grösste aller Götter, der diese
Erde und jenen EQnmiel geschaffen hat. Die ganze Erde gehört
hiernach dem Auramazd&, er hat jedoch dieselbe dem Könige von
£r&n zur Verwaltung übergeben. Wie nun Auramazd& alles ge-
schaffen hat, so tötet er auch diejenigen, welche ihm nicht gehorchen,
er rottet ihre Familien aus (Bh. 4, 11. 17). Dass böse Wesen
nicht unbekannt waren, sieht man aus verschiedenen Stellen, nach
A. 19 flg. werden Misswachs und Lüge ausdrücklich genannt, nament-
lich die letztere, die als persönliches Wesen (drauga) gedacht wird,
ist zu beachten. Zu diesen Vorstellungen stimmt auf das beste
Jesaia 45, 7, wo Koresh im Namen Jehovas verkündigen soll: „ich
bin der Bildner des Lichts und der Schöpfer der Finsternis, der
Geber des Friedens und der Schöpfer des Bösen, ich, Jehova, mache
alles dieses **. Nirgend findet sich eine Hinweisung auf ein böses
Princip. Dass übrigens Auramazd& die Welt nicht allein regiert,
sondern mit Hilfe anderer Götter, haben wir schon gesagt. Wie
viele Götter es ausser ihm giebt imd wie sie heissen, darüber teilen
uns die Keilinschriften nichts näheres mit, nur an einer Stelle
(S. 4 — 5) werden Mithra und An&hita genannt. Meiner Ansicht
nach haben sie diese Auszeichnung dem Umstände zu verdanken,
dass man sie als die Voreltern des Königsgeschlechtes betrachtete.
Vervollständigen lassen sich diese Angaben der Keilinschriften
über die alte Religion durch die Angaben Herodots, die gleichfalls
auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen können, sonst aber
die höchste Beachtung verdienen. Er sagt, die Perser opferten
dem Zeus auf den höchsten Bergen, indem sie den ganzen Umkreis
des Himmels Zeus nennen. Es ist mir am wahrscheinlichsten, dass
unter dem Umkreise des Himmels Auramazdä gemeint ist, den Um-
kreis des Himmels als besondere Gottheit kennen die Erftnier zwar
auch, schwerlich aber hat man derselben jemals Opfer gebracht,
da sie als ein gegen die Schicksale der Menschen vollkommen teil-
nahmloses Wesen betrachtet wurde. Ausserdem nennt Herodot noch
andere er&nische Götter, die Sonne, den Mond, die Erde, das Feuer,
das Wasser und die Winde. Daneben nennt er noch Mitra oder
die Venus, eine Gottheit, welche die Perser von den Assyrem an-
genommen haben sollen. Dass hier ein Irrtum vorliegt, ist längst
190 Spiegel, Die alten Religionen in Erän.
anerkannt. Die Venus heisst bei den Erftniem nicht Mitra, sondern
An&hita, Mitra ist damals wohl wie noch jetzt Name der Sonne
gewesen, Herodot nennt uns also hier dieselben Götter, die wir
schon in den Keilinschriften gefanden haben. Was Herodot über
die Opfer und die übrigen Sitten der Eranier mitteilt, wird voll-
kommen zuverlässig sein. Er sagt, dass die Perser es ausser den
kriegerischen Tugenden als ein hervorragendes Verdienst betrachten^
viele Kinder zu haben (1, 136). Die Kultivierung der Erde wurde
schon damals als etwas sehr verdienstliches angesehen. Die Perser
urinieren nicht in die Flüsse und speien nicht in dieselben, weil
dadurch das Wasser derselben verunreinigt würde (Her. 1, 138)^
sie leiden auch nicht, dass man die Toten verbrenne (Her. 3, 16),
man begräbt auch die Toten nicht, weil man dadurch die Erde ver«
imreinigen würde, wenigstens die Magier thun dies nicht (Her. 1,140).
Die Perser bringen blutige Opfer, die von den Magiern dargebracht
werden (Her. 1, 132). Die Magier machten sich schon damals ein
Verdienst daraus, schädliche Tiere, wie Schlangen und Ameisen, zu
töten (Her. 1, 140). Alle diese Dinge lassen sich leicht mit den
religiösen Ansichten vereinigen, die wir oben besprochen haben, sie
beziehen sich alle auf das Leben in dieser Welt. Einen Hinweis
auf das Leben nach dem Tode darf man in den Worten des Prexaspes
sehen, der (Her. 3, 62) zu Kambyses sagt: „Wenn die Toten auf-
erstehen, dann erwarte du auch den Astyages wieder zu sehen*.
Unverkennbar ist hier auf die Auferstehung und ein künftiges
Leben angespielt.
Weitere Aufklärungen über die ältere eränische Religion können
wir von Firdosi erwarten, denn auch das alte Königsbuch musste
eine solche voraussetzen, da Zarathushtra erst spät nach dem Schlüsse
der eigentlichen Heldenzeit erscheint. Da nun die alten Helden
nicht bloss tapfere, sondern auch fronmie Männer gewesen sein sollen,
so müssen sie Gott nach ihrem besten Wissen, wenn auch in weniger
vollkommner Art als die Zarathushtrier verehrt haben. Der aus
dem alten Königsbuche entnommene Teil des Sh&hn&me zeigt nun
durchgängig diese alte Religion, während die einzige aus einer
anderen Quelle entnommene Episode von Bezhan und Man^zha ganz
mit den Ansichten des Awestä übereinstimmt. Die ganze Reihe
der alten Götter erscheint Shfth. 777, 8 in dem Weltenspiegel:
Spiegdf Die alten Religionen in Erdn. 191
(9 Von derWirksamkeit und den Kennzeichen des grossen Himmels
machte er (der Weltenspiegel) alles deutlich : das Wie, Warum und
Wieviel. Vom Fische bis zum Widder war in ihm alles zusammen
abgemalt: Kevin und Hormuzd und Behr&m (Mars) und der Löwe,
die Sonne, der Mond und Nfthid (Venus) und Tlr (Merkur)".)
Die Anfönge der verschiedenen Briefe zeigen am besten die
religiösen Ansichten, so beginnt Rostem einen Brief an seinen
Vater (p. 172, xüt):
(9 Zuerst sei Preis dem Herrn der Sonne, dem Herrn der Schlangen
und Ameisen, dem Herrn der Nfthfd, des K^vftn und der Sonne,
dem Herrn dieses ausgebreiteten Himmels*.)
Ein Brief Nauders beginnt (p. 177, ult.):
r^ ^ er?/' ck^ j'
(n Zuerst wurde der Name des Weltenschöpfers erwähnt, des
Herren des Behr&m, der Nähfd und der Sonne''.)
Ebenso schreibt K&us an Siy&vakhsh (p. 417, 1 flg.):
(«Zuerst pries er den Schöpfer, den Herrn der Ruhe und des
Kampfes, den Herrn des Köv&n, des Behräm und des Mondes **.)
Afräsi&b hat dieselben Ansichten wie die Erftnier, darum be-
ginnt sein Brief an PulAdvend (p. 733, 15):
192 Spiegelf Die alten Religionen in Erdn,
(^Zuerst preise den reinen Schöpfer, von dem Kraft und Ver-
derben kommt, den Herrn des Köyftn und des drehenden Himmels.
den Herrn der Nähld und der leuchtenden Sonne''.)
Aus dieser Gleichheit der Beligion erklärt es sich auch, dass
Afrftsiftb den Abfall des Gusht&sp von der alten Beligion so übe]
nimmt, dass er ihn zum Grunde eines Kriegszuges macht Ton
Gusht&sp selbst heisst es beim Antritte seiner Regierung (p. 1066, 5) :
(„Er brachte seine Verehrung der Sonne dar, so wie es die
Sitte der Jemshed war*.)
Dass auch den bösen Mächten in dieser Beligion schon eine
Bolle zugedacht war, ist gewiss, da aber auch die bösen Wesen
Geschöpfe des Auramazdä sind, so stehen sie zu demselben in dem-
selben Verhältnisse, wie menschliche Aufrührer zu ihrem recht-
mässigen Oberherm.
In diesen religiösen Bahmen lassen sich auch alle Bestandteile
der arischen Beligion ohne Schwierigkeit einordnen. Da die alten
Erftnier Feuer und Wasser im allgemeinen verehrten, so ist es kein
Widerspruch, wenn wir auch besondere als heilig betrachtete Feuer-
und Wasserarten finden. Auch die Anfüge der Heldensage können
wir bis in jene Zeit verfolgen, am wichtigsten sind uns jedoch die
Äusserungen über die bösen Mächte, die yätu imd drtyas, die wir
demnach mit Sicherheit in dieser älteren er&nischen Beligion an-
nehmen dürfen.
Nachdem wir nun die ältere Beligion in ihren Grundzügen
kennen gelernt haben, werden wir bestimmen können, welche Ver-
änderungen die Beform Zarathushtras an derselben hervorgebracht
hat. Das Auftreten Zarathushtras wird unter die Begierung eines
Königs Vlshtäspa gesetzt, der als ein Anhänger der neuen Beligions-
form und als der Beschützer ihres Urhebers gilt. Dieser Vishtäspa
wird der Sohn eines Königs Aurvat-aspa genannt. Darmesteter hat
richtig gesehen, dass Aurva^-aspa ein mythologisches Wesen ist*),
wie er glaubt, identisch mit Ap4m nap&tv ^^^ dieser Name öfter
beigelegt wird, nach meiner Ansicht ist er die Sonne, die gleich-
falls diesen Namen führt ; Vf shtäspa hat also einen mythischen Vater
und muss selbst eine mythische Person sein. Sicher ist, dass der
Name Vishtäspa in keinem der uns bekannten er&nischen Königs -
geschlechter erscheint, ein erftnischer Grosskönig kann also Vishtäspa
sicher nicht gewesen sein, ausgeschlossen wäre aber darum nicht,
dass er ein Unterkönig {dahyupati) von Macht und Ansehen ge-
wesen sei, den wir in irgend eine passende Zeit setzen können.
1) Zend-Avesta T. III, p. LXXXII, not.
Spiegelf Die aUen Religionen in Erdn, 193
Nach der Achämenidenzeit würden wir unseren Visht&spa setzen
müssen, wenn wir der Yishtäspalegende historische Bedeutung bei-
legen wollten, denn nach ihr soll Yfshtftspa als junger Mann nach
Griechenland gewandert sein und sich dort durch verschiedene
Heldenthaten hervorgethan und die Tochter des griechischen Kaisers
geheiratet haben. Da diese Geschichte erst erfinden sein kann,
nachdem es einen griechischen Kaiser gab, so würde sie uns in
eine sehr späte Zeit weisen, wenn sie echt wäre. Es lässt sich aber
leicht nachweisen, dass sie dies nicht ist. Glücklicherweise erzählt
uns Chares von Mitylene dieselbe Geschichte, er macht den Vishtäspa
zum Sohn des Adonis und der Aphrodite und nennt ihn einen
König von Medien; aber die Heiratsgeschichte steht mit Ylshtäspa
in keiner Beziehung, sondern betrifft seinen Bruder Zariadres, auch
ist die Braut keine griechische Prinzessin, sondern die Tochter eines
Königs Omotas, der jenseits des Yaxartes wohnte. Es ist klar, dass
diese Fassang der Erzählung die ältere ist und dass die Heirat
erst später auf den Ylsht&spa übertragen und nach Griechenland
verlegt wurde, um dem Ytshtftspa durch die Yerheiratung mit einer
griechischen Prinzessin ein grösseres Ansehen zu geben. Der Zug
des Ytshtftspa nach Griechenland und seine dortigen Thaten ent-
behren darnach des historischen Hintergrundes und fallen weg;
dasselbe ist aber auch mit allen seinen übrigen Heldenthaten der
Fall, welche im Awestft erzählt werden. Ich habe schon vor Jahren
darauf au&ierksam gemacht, dass diese Thaten nur Wiederholung
anderer schon in der alten Heldensage berichteten Ereignisse sind,
man wollte eben den Beschützer des wahren Glaubens auch an
poHtischer Bedeutung nicht hinter den grossen Königen der Yor-
zeit zurückstehen lassen und hat daher für ihn eine Anzahl grösserer
Kriegszüge erfunden, welche sich noch darum über die Züge der
älteren Helden erheben, dass sie nicht zu irdischen Zwecken, sondern
für die Verbreitung der wahren Religion geführt wurden.
Wir können also in den Erzählungen von YishtÄspas Thaten
eben historischen Kern nicht finden, er ist eine mythische Person
und steht in ganz mythischer Umgebung. Sein Yerhältnis zu Zara-
ihushtra ist darum auch nicht geschichtlich beglaubigt. Möglich
ist es darum immerhin, dass dieser unter einem Könige Ylsht&spa ge-
lebt hat, an der historischen Person des Zarathushtra können wir
nicht zweifeln, da wir ja seine Religion noch vor uns haben. Es
handelt sieb nur darum, zu bestimmen, wo und wann er gelebt hat.
Über diese beiden Punkte hat neulich Jackson ausführlich gehandelt,
an seine Ansicht schliesse auch ich mich an. Sicher ist, dass die
Reform Zarathushtras gegen das Ende der Achämenidenherrschaft
schon vorhanden war, denn Aristoteles und Theopomp kennen die
Namen Ormuzd und Ahrimun und machen Angaben über die Dauer
der Welt, welche mit denen der Zarathushtrier übereinstimmen.
Nach allem, wass wir von der alten Religion Erftns wissen,
scheint dieselbe hauptsächlich auf die Yerhältnisse dieser Welt be-
Bd. LH. 13
194 Spiegel, Die alten Religionen in Erän,
rechnet gewesen zu sein. Diese hat Auramazdä gescbaifen und
erhält sie fortwährend. In seiner Wirksamkeit wird er unt-erstützt
von mehreren Göttern, welche er geschaffen hat und die unter ihm
stehen, sowie von seinem Stellvertreter auf Erden, dem Könige von
Er&n samt dessen ihm gehorsamen Unterthanen. Gehindert wird
er nur von manchen Wesen, die er geschaffen hat, die sich aber
gegen ihren Schöpfer empört haben und die selbstsüchtige Zwecke
verfolgen. Mehr im Hintergrunde steht eine andere Welt, in welche
die Verstorbenen eintreten und dort Lohn oder Strafe für ihr
Wirken in dieser Welt erhalten. Alle diese Dinge ändern sich
wesentlich in der Religion, welche Zarathushtra gestiftet hat Es
erscheint nun eine ausführlich beschriebene Götterwelt, welche als
die Hauptsache gelten muss, die irdische Welt erscheint nur als
die Vorbereitung auf die zukünftige himmlische, die Erde ist nur
geschaffen als ein vorübergehendes Mittel, um die künftige Welt
möglich zu machen und wird verschwinden, wenn dieser Zweck
erreicht ist. Die alten Anschauungen werden nun wesentlich ver-
ändert, Auramazdft hört auf, der Schöpfer des Himmels und der
Erde zu sein, er wird zum Spento mainyush degradiert, alle Ver-
antwortung für das Böse in der Welt wird ihm zwar abgenommen,
aber auch die unbeschränkte Herrschaft, welche er erst nach einigen
Jahrtausenden erhalten soll. Für die Gegenwart erhält er in Agro
mainyush einen ihm ursprünglich an Macht ganz gleichstehenden
Nebenbuhler, der alle bösen Geschöpfe geschaffen hat und zwar mit
der bestinunten Absicht, mit ihrer Hilfe die Geschöpfe des guten
Geistes zu vernichten. Spento mainyush ist indessen weise und
voraussehend, Agro mainyush dagegen un weise und kennt die Folgen
seiner Handlungen erst, nachdem er sie gethan hat. Dieser Kampf
des Spento mainyush mit dem Agro mainyush beschäftigt gegen-
wärtig die Welt unaufhörlich, infolge desselben hat sich die Macht
des Spento mainyush vennehrt, die des Agro mainyush vermindert,
doch bleibt noch immer viel zu thun übrig, ehe die Herrschaft
des Guten zur Macht gelangen kann. Jeder der beiden Schöpfer
hat sich mit passenden Gehülfen vei'sehen, die ihn unterstützen.
Die alten Planeten götter genügen für die Zwecke des Spento main-
yush nicht, sie mussten weichen und werden sogar zum Teil dem
Reiche des Agro mainyush zugewiesen, Jupiter, Saturn, Venus und
Merkur sind zu bösen Wesen geworden; da sie aber nach ihrer
früheren Bedeutung gute Namen führten, wie Auramazdä und AnÄ-
hita, so nahm man an, sie seien an den Himmel gefesselt worden
und hätten gute Namen erhalten, weil sie auf diese Weise weniger
Schaden stift-en könnten. Spento mainyush wurde nunmehr mit einer
Anzahl rein geistiger Wesen verstärkt, welche die Namen Ames^a
spenta erhielten; ihre Wirksamkeit ist natürlich besonders geistiger
Art, wenn ihnen auch die Aufsicht ü])er die irdischen Angelegen-
heiten zugeschrieben wird, so ist dies erst später geschehen und
eigentlich ganz überflüssig. Die Entstehung der Ames'a spentas
Spiegel, Die alten ReUgiopen in Erdn, 195
möchte ich in dieselbe Zeit setzen, in welcher Spento mainyush
entstand, ohne ihn können sie nicht existieren. Als Gehülfen des
Agro mainjrosh wird nun auch eine entsprechende Anzahl von Daevas
geschaffen, welche aber weniger genau beschrieben werden als ihre
Gegner, die Ames^a spentas. Es ist meine Ansicht, dass das Wort
daeva erst in dieser Zeit die schlimme Bedeutung erhielt, welche
es in Eran im Gegensatze zu den übrigen indogermanischen Sprachen
hat. Die ganze bereits bestehende Götterwelt wird nun unter die
beiden Principien verteilt und neue Götter dazu geschaffen, die
durch ihre abstrakte Bedeutung sich leicht von den älteren Gott-
heiten abscheiden. Bisweilen mussten eigentümliche Unterscheidungen
gemacht werden, so konnte die Göttin An&hita nicht mehr mit dem
Sterne gleichen Namens vereinigt bleiben, da dieser zu den bösen
Wesen gehört. Mithra wurde von der Sonne geschieden und seine
Wirksamkeit bloss auf das Licht des Morgens beschränkt.
Aus dem Gesagten erhellt, dass wir Schriften über die Religion
Zoroasters in der älteren Zeit nicht suchen dürfen, dass sie frühestens
ans den letzten Jahrhunderten der Achämenidenzeit, wahrscheinlich
aber zum grössten Teil erst aus der Zeit nach der Eroberung
Alexanders stammen werden. Die Darstellung der eränischen Reli-
gion, welche ich in meiner Altertumskunde hauptsächlich nach den
Angaben des Awestä gegeben habe, ist daher nur für die spätere
Zeit, hauptsächlich für die Zeit der Sasäniden zutreffend. Schriften
aus der älteren Periode der Religion werden die Zarathushtrier
sich nicht bemüht haben zu erhalten, dieselbe galt ihnen als über-
wundener Standpunkt. Ob solche Werke bestanden haben, sind wir
nicht einmal in der Lage mit Sicherheit zu behaupten, wir kennen
den Zustand der Kultur im älteren Erän zu wenig, wir wissen gar
nicht, ob die alten Eränier Schreibmaterialien besassen, welche sie
in den Stand setzten, grössere Werke zu verfassen. Jedenfalls war
ein Buch ein umfangreiches und teueres Besitztum und nicht jeder
Priester war in der Lage, ein solches zu besitzen. Die Religion
Zarathushtras ist daher hauptsächlich auf mündliche Tradition be-
rechnet, die Priester werden nicht angewiesen, durch das Studium
irgend welcher Schriften ihre Kenntnisse zu vermehren, sondern
sich einen zuverlässigen Lehrer zu suchen, der ihnen die nötigen
Kenntnisse in richtiger Weise überliefere. Mit diesem durch münd-
lichen Unterricht eriangten Wissen dürften sich die meisten Priester
begnügt haben. Dass von der Zeit an, wo es geschriebene Religions-
bücher gab, das Studium derselben für sehr verdienstlich galt,
versteht sich von selbst, aber eine unerlässliche Pflicht war es
nicht. Die Klage, dass Alexander die eränischen Religionsbücher
vernichtet habe, kann sich nur auf ganz vereinzelte und zufällige
Vorkommnisse beziehen, denn religiöse Unduldsamkeit lag damals
noch nicht im Geiste der Zeit und Alexander wird auch nicht so
thöricht gewesen sein, durch die Verfolgimg der Priester, die er
bei der Regierung von Erän gar nicht entbehren konnte, sich seine
13*
196 Huart, Le dM au temps de Ttmoür,
ohnehin schwierige Aufgabe zu erschweren. Möglicherweise ist diese
Ansicht nur dadurch entstanden, dass man in späterer Zeit nicht
viel Schriftliches fand, das über seine Zeit hinausgereicht hätte.
Dass sich aber später eine nicht unbedeutende Litteratur entwickelte
wird nicht zu leugnen sein. Man denke nur an die verschiedenen
Metra, in welchen die verschiedenen Abteilungen der Gäthas ge-
schrieben sind. Selbst wenn wir annehmen, dass diese Stücke nicht
aus grösseren Werken entnommen, sondern eigens für den vorliegen-
den Zweck geschrieben wurden, wird man doch nicht behaupten
wollen, dass diese Metra nur für diese, oft nur aus wenigen Zeilen
bestehenden Gebete erfunden worden sind.
Le d6rl au temps de Timoür.
Von
Cl. Haart.
La traduction persane abregne du recueü de tndt^s philoso-
phiques des \Jual\ .»^ys>\ publice ä Bombay en 1884 par MfrzA
Mohammed Chlräzl, sur l'ordre du S6yyid Mohammed Qiddlq Hasan-
Khftn Bahadour, souverain de Bhoptd, contient, p. 3, le passage
suivant :
g;.^^ 4^1 ^Oa- o^\ ^^ J^l 0^ ^L- er^ ^\j u^
^ jUsI vjUi-t ^^yfj^ ^LT^y ^^^ ^t ^!^ ^j.^ «OJI
cXxT jjü ^^ ^j^ uu^ ^} r,üuJi ^.,y>i v'^äT ^t
,Donc Tavis emis d'un commun accord par le conseil illustre du
Seigneur magnifique, etc. TEmlr Timoür Keur^gen, fut que ce
pauvre ^crivain traduirait le livre des Ikhvcdn w<;- (Jafd en persan
deri •
Or cette traduction est 6crite en persan moderne. D en r^sulte
qu'au temps de Tamerlan la langue littöraire de la Perse moderne
etait connue sons le nom de dSrt ou „langue de la cour*.
197
Das jüdisch-buchärische Gedicht Chudäidäd.
Beiträge zur Textkritik und Erklärung.
Von
W. Bacher.
Der von Nöldeke in dieser Zeitschrift (Bd. LI, p. 548 — 553)
besprochenen Edition des nach seinem Helden benannten erzählenden
Gedichtes Chudäid&t (richtiger Chudftid&d) liegt eine einzige,
dazu sehr junge und stellenweise schwer lesbare Handschrift zu
Grunde. Um so dankenswerter ist die grosse Mühe, der sich
Salemann unterzogen hat, als er auf so mangelhafter Grundlage
das Gedicht bearbeitete und mit Transskription und Übersetzung
herausgab. Er hat damit zum ersten Male ein auch an sich
interessantes Erzeugnis der neueren jüdisch -persischen Poesie weiteren
Kreisen zugänglich gemacht, welches, wie Nöldeke hervorhebt, „der
Gesinnung des Dichters und seines Kreises alle Ehre macht*. Das
Gedicht erzählt das Martjrrium eines Juden von Buch&rft aus dem
Anfange dieses Jahrhunderts (in V. 203 und V. 250 wird der
Ausdruck Jci^^, Märtyrer auf ihn angewendet) und gewährt in
den Beden der auftretenden Personen, namentlich der Abschiedsrede
des Helden und den Klagen seiner Hinterbliebenen einen Einblick
in das Seelenleben und in die häuslichen und socialen Verhältnisse
der buchÄrischen Juden. Dabei entbehrt das Gedicht auch der
poetischen Schönheiten nicht und zeigt vielfach, dass der Dichter
in der poetischen Litteratur seiner persischen Muttersprache be-
wandert war^). Das Gedicht verdient unbedingt die Mühewaltung,
welche der Herausgeber auf seine Edition verwendet und die Auf-
merksamkeit, mit der Nöldeke sein Metrum und seine Sprache
untersucht hat. Leider aber bietet die Textgestalt, in welcher das
Gedicht auf Grund der erwähnten einzigen Handschrift heraus-
gegeben werden mosste, die grössten Schwierigkeiten, da sowohl die
1) Es sei hier darauf hingewiesen, dass die persischen Juden Abschriften
perriseher Dichtungen in hebräischer Schrift bis in die neueste Zeit verfertigen
und benntsen. Im VIL Bande der Jewish Quarterly Review, p. 119, giebt
8. Margoliouth Kunde von neuen Erwerbungen des British Museums; darunter
befinden sich in hebräischer Schrift der Divan des Hdfiz (vom J. 1789), der
Heft Paikar Nfz&mfs (aus dem 18. Jahrb.). Über den Inhalt und den histo-
rischen Hintergrund des Gedichtes von Chud&idftd siehe meinen Au&ats in
Brodys Zeitschr. für hebr. Bibliographie, III. Jahrg., S. 19—25.
198 Bacher, Das jüdischrbwchärische Gedicht Chuddidäd,
metrische Form der Verse, als die Orthographie und Punktation
offenbar durch die Schuld des Abschreibers die grössten Anomalien
und Entstellungen bietet. Ich bin nun in der glückliclien Lage,
den Wunsch Nöldekes, durch eine bessere Handschrift unseres Ge-
dichtes den Text desselben in richtigeres Licht zu setzen, erfüllen
zu können. Herr Elkan N. Adler in London war so gütig,
mir jüngst zwei in seinem Besitze befindliche Abschriften des Ge-
dichtes zur Verfügung zu stellen, welche in jeder Beziehung geeignet
sind, den in Salemans Edition gebotenen Text zu berichtigen und
von der ursprünglichen Textgestalt des Gedichtes eine zuverlässigere
Vorstellung zu bieten. Zugleich aber ermöglichen erst diese bessern
Handschriften für viele Stellen des Werkes die richtige Erklärung.
Von den beiden Adler sehen Handschrift<in ist die erste ein
Sammelband, der auch sonstige jüdisch-persische Poesien enthält,
und in dem die Blätter 27 — 41 von unserem Gedichte ausgefüllt
werden. Es hat die Überschrift: nNT^-^Knib i'u "»»t: v^ (i^t^'
oIlXjIsX^ ^ tf-Ä-^aJ)- Diese Abschrift stammt aus dem Jahre 1830,
da ein anderes in demselben Sammelband von derselben Hand ge-
schriebenes Gedicht als Zeit der Abschrift dieses Jahr nennt. Diese
Abschrift — welche fortan als A' bezeichnet werden soll — ist
also nur um etwa ein Vierteljahrhundert jünger als die Abfassung
des Gedichtes selbst. — Die zweite Handschrift — die mit A'
bezeichnet werden soll — ist in einem besonderen Hefte enthalten,
ohne Überschrift und ohne Datum; sie scheint viel jünger zu
sein, bietet jedoch den Text ebenfalls in ziemlich korrekter, der
ersteren Handschrift sich anschliessenden Gestalt, wenn sie auch
Lesarten enthält, welche nicht in A*, sondern in Salemans Texte
(fortan mit S bezeichnet) sich finden.
Es soll nun hier meine Aufgabe nicht sein, den edierten Text
des Chudäidäd-Gedichtes auf Grund der beiden Handschriften zu
verbessern. Das würde einen zu grossen Raum beanspruchen, imd
der Zweck einer solchen Verbesserung wäre eigentlich nur durch
eine neue Edition des Gedichtes auf Grund dieser Handschriften zu
erreichen. Ich will mich vielmehr darauf beschränken, in erster
Reihe die Bemerkungen Nöldekes auf Grund des neuen Materials
zu bestätigen oder zu berichtigen und zu ergänzen, dann aber für
eine Anzahl von Versen den bessern Text und damit die richtigere
Erklärung zu bieten. Damit soll die Arbeit Salemans, der trotz
der mangelhaften Unterlage seiner Edition das Gedicht zum grössten
Teile leserlich und verständlich gemacht hat, besonders für eine
Reihe durch ihn unerklärt gelassener Punkte ergänzt werden.
I.
Was zunächst die von Nöldeke besprochenen metrischen
Unregelmässigkeiten betrifft, so kann ich bestätigen, dass diese nur
dem Abschreiber von S oder seiner nächsten Vorlage aufs Kerbholz
Bacher^ Das ßUUsch-buchdrisehe Gedicht Chuddidäd, 199
ZQ setzen sind. In A^ und A' ist das Metram überall korrekt
durchgeführt, abgesehen von den auch durch Nöldeke hervorgehobenen
Licenzen und von einzelnen Nachlässigkeiten der Abschreiber. In
V. 129 hat A^ nicht "'P'^bD, sondern "^bD, also vjji:^. Der Halb -
Yers lautet dann .^L^J \jyis> b ob ..LjUs. Übrigens scheint auch
•'p'^bD (so schreibt auch A') die Aussprache von ö^l^i ™t Imäle
des ä, wiederzugeben (s. ZDMG. LI, 401). — In V. 222 lautet die
erste Hälfte nach A* und A': *j^ *^j3ri 'r* c^^ Lü; in S ist
x'nn zu in und mm^D zu m"«*nnD geworden. — Xä ist in A*
und A* stets "TiDlo (- -) punktiert ; in V. 44 jedoch lautet der
erste Fuss ( ): 113 "iDTiDia. Hier ist ofienbar am Ende des
m m
Wortes ein Vokal zu sprechen, als hiesse es '^'nsiTOa. In V. 57
steht wirklich, wie N. emendiert, Cp'^S; und in V. 139 hat A* vor
p'^^r: ^TiE. A- das von N. vorgeschlagene •'rn«. In V. 101 ist
nach niDiü in S. O^'iJk ausgefallen. V. 207b muss so ergänzt werden:
naK3 riT'Tia l^-^a ipcn: T« -D ; in der ersten Vershälfte ist that-
siichlich, wie N. annimmt, NiiN ausgefallen. Andere Beispiele für
Wiederherstellung des Metrums werden sich unten bei der Be-
richtigung verschiedener Verse von selbst ergeben.
Die Punktation in S ist, wie auch ohne das Zeugnis der
andern Handschriften sich von selbst aufdrängt, durchaus unverläss-
lich und vnllkürlich. Aus derselben lassen sich keinerlei Schlüsse
für die Aussprache der Wörter ziehen. Hinsichtlich der von
!^öldeke hervorgehobenen Einzelheiten sei hier das Nötige bemerkt.
In A* und A^ ist überall D^ia (nicht D^ii) punktiert. Die 1. Pei-s.
Plur. wird in A^ n^"r» ^® 2. t-^t- geschrieben, und auch sonst
steht -j, wo S (meist auch A-) -^ hat. Aber schon in A' zeigt
sich hie and da das Segol anstatt des Zere, z. B. V. 108, wo 0"*5
ij^y^) niit ©"'i'nT reimt. A'-^ und S schreiben auch das zweite
ßeimwort mit Segol. Es scheint, dass sich bei den bucharischen
Juden im Laufe dieses Jahrhunderts der Unterschied der Aussprache
des Segol und Zere verwischt hat, während der Dichter des
Chudäidftd wahrscheinlich noch konsequent das J^^:^ jj:Lj nüt -^
schrieb, was natürlich eine bessere Wiedergabe des e-Lautes ist, als
"T"- In den modernen jüdisch -buchärischen Übersetzungen biblischer
Bücher ist — ganz wie in S — überall — gesetzt, z. B. Prov.
l'>, 28 "»vTii» (Jcy«!); 4, 1 n\3:tt;''a (juj^läo). — In dem von N.
200 Bacher, Das ßldüeh-buchdriscke Gedickt Chudäidäd,
erwähnten V. 123 hat A^ -pps und l^ü. A^ und S haben fiir
beide Wörter Segol. Hingegen hat in V. 56 A^ '^*3'^P9 (™ Beim
mit ■•-i''DS), ebenso A^. Auch in V. 272 haben A* A*' l'T'C.
Die verschiedenen ünerklärlichkeiten im Setzen der Vokal-
punkte und im Schreiben der Vokalbuchstaben, auf die N. hinweist,
gehören durchaus S an. So ist die sonderbare Setzung eines Schewa
an ungehörigem Orte eine Spezialität von S. In V. 83 ist vi>ij
in A^ und A^ riS'^'*? geschrieben u. s. w. Zur Annahme, dass -^7
etwa zur Bezeichnung eines kurzen Vokales dienten, liegt keine
Veranlassung vor. In S wird Schewa sehr oft dort gesetzt, wo A*
den vollen Vokal hat; so z. B. bei der Präposition j (z. B. V. 46
Tiänn, "^nSlTölD:! in A' während A* und S in beiden Wörtern
n haben) und bei andern Partikeln. Hie und da hat auch schon
in A* die Schreibung mit -— Eingang gefunden.
Die von Nöldeke auf S. 551 f. erwähnten Einzelheiten der
Orthographie und deren Schwankungen sind zum Teile auch
in anderen jüdisch-persischen Schriften wahrzunehmen, zum Teile
sind es aber nur Nachlässigkeiten der Kopisten von S. *i ist m
A^ immer 13 (oder in:), nie 35 geschrieben*); jedoch ist 3 (ä) für
^ schon frühe — abwechselnd mit i — gebräuchlich gewesen (s.
ZDMG. LI, 308). Der Name des Helden unseres Gedichtes wird
nur in S in so vielfachen Variationen geschrieben. A* hat *iNT^^Nniib
(auch n«T^'^mr) oder — wo das Metrum es erfordert — die ge-
kürzte Namensform n«n*''^ii. Nie tritt n an die Stelle des Schluss-
buchstaben, und der Vokal der ersten Silbe ist gewöhnlich als i
punktiert
Die Emendation Nöldekes für V. 238, 152, 186 (S. 552),
werden durch A* bestätigt. — In V. 104 haben auch A* und A'
n^J"»a?. — Die Nebenform x-^J" für ^j,^, die S in V. 16 hat, ent-
fällt; denn A* hat nicht nOD, sondern "On ( ^), und A» dafär
•^OD . In V. 267 ist der Schluss der zweiten Vershälfte (no: H03)
ganz korrumpiert. Der Vers lautet nach A^ (und A^ so:
T-T* X - ■■•T •?•
: - T » T :- :- • : ▼-
« 3
1) Auch ..\^%^ wird, in A* immer mit 1, nie — wie in S — mit 3
geschrieben.
Bacher, Dat jüduch-buehärüche Gedicht Chuddidäd. 201
Das ist:
o «•»• « » o«
Das will sagen: ,So wie der Fisch im Wasser in Sicherheit
ist, so ist die Zuflucht und der Bücken (Schutz) der Kinder der
Vater" . Zu Lj j Tgl. die Redensart ^JiÄto ü j ; oJiXj ist in
übertragener Bedeutung Synonjrm zu »Lo. Das Wort u^b für
, Vater* kommt in unserem Gedichte auch in V. 108 vor. — Die
«Mondfinsternis*, an die Salemann (S. 43) denken möchte, ist also
unnötig geworden.
Das sonderbare "^OTZ in Y. 251, welches auch Nöldeke aus
hebr. rn ableiten will und das schon wegen der Wiedergabe des n
durch D yerdächtig ist, aber auch in der Übersetzung Salemanns
nicht in den Zusammenhang passt, wird durch die richtige Text-
Gestalt beseitigt. In A* lautet das Distichon:
• •••'TT '•*• ~ "T"*
In A^ lautet die zweite Hälfte des Verses:
.... »TT • : - : - " : - •
In beiden Versionen hat die zweite Vershälfte ein Wort zu
viel: das Metrum erfordert, dass ■{«•nw gestrichen werde. Dann
erhalten wir in der bessern Version von A^ folgenden — trans-
skribierten — Text:
^/s L^j^y «*^jy "V?"?
g***^ \y**ii^ c^^ Vil>wM^ jüLamumO
Das heisst: ,» Deine Seele ist eingegangen zum Gottesthrone,
hat ihren Sitz eingenommen ganz nahe vor Moses". Der Gottes-
thron, in dessen Nähe die Seelen der heimgegangenen Fronunen
weilen, ist durch zwei Synonyme bezeichnet. ^$Jä hat den Sinn
von liJLpii. Das überflüssige ..JjLj (= .Lj) scheint eine Glosse
zu ,25wu zu sein. Die Vorstellung, dass die Seele des in die ewige
Heimat eingegangenen Märtyrers in der Nähe Moses' ihren Sitz
bekommt, ist in diesem Gedichte um so erklärlicher, als in ihm
Moses und Mosis Lehre sehr häufig erwähnt wird. Schliesst doch
das Gedicht auch mit einem Segen für die , reine Seele Moses*,
des Sohnes *Imrftns".
202 Bacher, Das jüdisch-buchdrüche Gedieht Chudaiddd.
Was das i^tselhafte Wort in V. 155 und 156 betrifft, so
konstatiere ich nur, dass A^ und A^ nicht •^bryiz und Dbn3??a haben^
sondern '»'rnnTp und Dbnnp, und dass auch in V. 15 nicht "»brnTa
■ ■
steht, sondern •»bnn'O. Was bnn73 bedeutet, weiss ich allerdings
nicht anzugeben.
Was die letzte Bemerkung Nöldekes betrifft, so kann ich den
von ihm selbst erhobenen Einwand gegen die Beobachtung über
die Anrede mit »ihr" beseitigen. Denn von V. 256 an (bis
V. 268) sprechen nicht die Schwestern Chudftidads, sondern seine
Kinder. In V. 255, welcher die vorhergegangenen Klageworte
der Brüder abschliesst und die folgenden Klageworte einleitet, ist
©aNnJllD (von Salemann mit ^jiJL^Li> transskribiert) Korruptel
aus lOSND^lD. Es sind aber die Kinder, welche in den Klageworten
ihren verstorbenen Vater apostrophieren und mit L^-Ä anreden^
Übrigens erhellt aus dem ganzen Inhalte dieser Klageworte, dass
die Kinder und nicht die Schwestern die Redenden sind. Ich be~
merke nur noch, dass auch in A^ ursprünglich, wie in A^, c;»^^^D
geschrieben war, dass aber dieses Wort dann durch Korrektur an
den Buchstaben T und D in orNnmD umgewandelt wurde.
II.
Die aus den beiden Adler'schen Handschriften mitzuteilenden
Textberichtigungen zu S leite ich mit der Ergänzung des edierten
Textes durch sieben Verse ein, die in S ausgefallen sind.
1. Nach V. 51 steht in A^ und A^ folgender Vers:
- ' T T • T '- :
"•^Nt^^ 2)^^^^ i)r:N?2 "^T "^nusa iNrr^s
Das ist:
o > o
„Sie sagten (nämlich die Abgesandten der Fürsten): Ungläubiger,
heda, wo bist du? Hast du dich versteckt, suchst du uns zu ent-
rinnen?" Darauf bezieht sich dann V. 52: ,Es hörte sie Gh.*
2. Nach V. 63 steht in A» (nicht in A^) folgender Vera:
TNn iNn ■'tnN?3 irc^i n:i:a
• • • ■
nN^NS -^aNüb^o "»nyKü n'nD «)i73n
1) A^ schreibt oft das Pron. der 1. Pers. plur. ÜM73 für KTS. A^ hAt
auch hier KC
2) A« -^n".
3) Ursprünglich stand "^T^t^, was zu IT^H geändert warde.
Bacher^ Das ßUMseh-huehdriscke Gedieht Chudaiddd, 203
Das ist:
fi »'<• o 9 ü a ^ ^
,Im Paradiese ist die Gattin, zum Wohnsitze ward es ihr gegeben;
hat sie doch auch ihrer religiösen Pflicht gegen die Herrschaft
(Gottes) in vollem Masse Genüge gethan**. — Die Erwähnung der
schon verstorbenen Gattin ist unmittelbar vor dem Verse, in welchem
Chudftid&d seine unmündigen Kinder der Fürsorge seiner Brüder
empfiehlt, unzweifelhaft am Platze.
3. Nach V. 69 haben beide Handschriften folgenden Vers:
Das ist:
r s : • : - t t
TT '- -;-• »t' --
oj» > * " ^ ^ y
t^Uii ^ j^^ ^j\^ yj=>
,Ihr — Ch. redet seine Brüder an — wäret mir Waisen auf der
Welt, ich habe für euch Sorge getragen". Dieser Vers ist zur
Einleitung der folgenden (V. 70 f.) : „nun sind meine Kinder Waisen". . .
unbedingt erforderlich.
4. Nach V. 108 haben beide Handschriften folgenden Vers:
»TT T - T • : - •• :
Das ist:
^.,LUi L .Xi'ü i^}p ^]L.
,Ich habe euch — Ch. redet die Mutter an, der er seine un-
mündige Tochter übergiebt — alles, was da ist, übergeben, um
meinetwillen blicket sie gütig an*. Der Vers, dessen erste HlUfte
zum Teil aus V. 103 a wiederholt ist, bildet einen passenden Schluss
des Absatzes.
5. Nach V. 118a steht in beiden Handschriften folgender Vers:
«"iKWiö itim üVM inn? D-^r:
1) A* schreibt abwechselnd ^?ID und "IllD.
2) In A^ bloss Nn ^^^ , K^gen das Metrum.
204 Baeher, Das jüdisch-hucMrische Gedicht Chudaid&d.
Das ist:
\jUA «jü ^^O O^/ ^*-«L»
^Zum zweiten Male haben sie euch zu Waisen gemacht. Möge Gott
mich an ihnen rÄchen!** Dieser Vera ist parallel mit dem vorher-
gehenden und leitet die folgenden zwei, ebenfalls mit ^«^Jo be-
ginnenden Verse ein. Er konnte wegen dieses gleichen Anfangs
leicht ausfallen.
6. Nach V. 212 haben beide Handschriften:
't • • T •• •-:- '-: -
Das ist:
^ Durch falsche Anklage bist du hingegangen, o reiner Engel; mit
deinem Brandmale — dem brennenden Schmerz um dich — hast
du uns Her/ und Seele verbrannt." Der V. 248 beginnt mit den-
selben Worten, und das Bild vom Brandmal findet sich auch in
V. 235.
7. Nach V. 275 haben beide Handschriften folgenden Vers.
• T :t - - T ' -
Der erste Halbvers hat in A* folgende Gestalt:
t: V» T "t:* -
In keiner der beiden Formen giebt der erste Halbvers einen Sinn.
Man erhält ihn sofort, wenn man die Wörter in A^ richtig abteilt :
T- •• • T • T : •
Jetzt lautet der Vers in Transskription so:
... Ö m * * ,.. O - *
C5;L^^Lj jl OuLo ^^ ^^.^U.
^Auch du, 0 Ibrahim, hast nichts; die Poesie bleibt als Er-
innerung**. Hier apostrophiert der Dichter sich selbst, seine Be-
1) A« nwninn.
2) A« «*J72.
3) Ich emendiere "^fi^O in ""DNO.
Bacher j Das ßtdisehrbuchdrische Gedicht Ckuddid&d. 205
trachtung über die Welt und die Vergänglichkeit ihrer Güter ab-
schliessend. An diesen Vers schliesst sich der folgende (276) sehr
gut an : „Jedermann, der dieses Buch liest, möge um Gottes willen
für uns ein Gebet sprechen!*
Der Dichter des Chudäid&d hat es also nicht unterlassen,
am Schlüsse seines Gedichtes auch seinen Namen zu nennen, wie
das alle persischen Dichter thun. Zugleich aber enthält dieser in
S fehlende Vers die willkommene Bestätigung der von Salemann
in seiner Einleitung (p. V) ausgesprochenen Annahme, die sich ihm
ans einem andern jüdisch -buch arischen Gedichte ergab, dass nämlich
der Verfasser des Ghudftidftd Ibrählm hiess.
m.
Es mögen nun einzelne Verse des Gedichtes in der verbesserten
Gestalt folgen, wie sie in den beiden Adler'schen Handschriften
sich finden. Ich wähle solche Verse, durch deren Berichtigung eine
wesentliche Erleichterung in dem Verständnisse des Textes geboten
wird oder deren Verständnis erst infolge des besseren Textes er-
möglicht ist Zuweilen sollen nur einzelne Wörter berichtigt
werden. Da die gegenwärtigen Mitteilungen nur bei Benutzung
der Saleman'schen Ausgabe Dienste leisten sollen, wird es genügen,
die richtige Textgestalt festzustellen, ohne auf die korrumpierte
Form in S näher einzugehen.
V. 31 lautet:
' T : : - • T • T
i m^ , m^ * it » 0»<J>>
o- > « »
,Sie fahrten sofort gefesselt jenen Jüngling fort, den wohl beredten,
tapfem Jüngling.*
In V. 43 hat A^ statt '|Sü'«'«ü TOT : 'ü '^T'^^i ^ i- ^^
^^,lIaA-ä, die Fesseln Satans.
V. 45 (nach A»):
- ' T - T • T ;
1) A« hat wie s i:a in^D^n,
2) A« i:.
206 Bacher , Das jüdUch-huchdrüehe Gedicht Chudäiddd.
ChudaidAd „war in der Danksagung — an Gott — begriffen,
während zu gleicher Zeit der König, des Krieges ledig geworden,
frohen Herzens und heiter war".
V. 46 (nach A^ und A«):
n»T» ••1*10 iK "»bi •»riDiiöirn
TT* • :- »T ••- • - -
„Auf dem Throne der Heiterkeit sitzend, frohen Herzens, mit
Fröhlichkeit, jene edle Cypresse*. Das ist Fortsetzung des vorher-
gehenden Verses, und mit der „edlen Cy presse* ist der König
gemeint, nicht — wie Salemann erklärt — Chud&idäd. Damit er-
ledigt sich auch die nachträgliche Erklärung Salemanns zu Y. 45.
p. Vni der Einleitung.
V. 51 (nach A»):
1^^ liä -»iNTs-bKT Tri nnc-r^a
I I
„Es gingen einige Gewaltthätige, Blutdürstige ans Thor Chud&idäds,
des Frühaufstehers**. — A- hat hier dieselbe Textgestalt, wie S;
doch ist auch da die erste Vershälfte nicht verständlich. Zum
Epitheton Ch.s vgl. V. 13.
V. 54. Statt iNi:\ ^na TN (Saleman: „um der Verleumder
willen") 1. mit beiden Hss. : ^Nia 'im TN (^lAc J>j :!)» «»^ ^^^
verräterischen Welt\ Vgl. V. 195 Ji^J, ^^UiJjl.
V. 69 (nach A»):
I - : T • T : I • - •• T r r« •
Die erste Halbzeile hat schon Nöldeke erklärt (S. 553). Die zweite
bedeutet wohl: „Wisset es bestimmt, die Vergeltung (Strafe) ist in
dieser Welt eingehoben worden", d. h. ich habe schon in dieser
Welt gebüsst, wofür ich Strafe verdiente.
Bacher, Da» jüdiaoh-buch&rische Gedicht Chuddiddd, 207
m
In V. 73 ist statt D:«n i:fita die in unserem Gedichte häufig
Torkommende Redensart Drwa 1D«D (^'w^ ^ .^Li>) zu setzen (beide Hss.).
V. 77b lautet:
no2«"»Tnb3 n»n '•n«5 nyc«
- T • T - T -
Er (Moses) »ist der Fürbitter für uns, die im Exile Lebenden*.
V. 81b (nach A>):
- T - • T • T •
l»;Lw xil3> iXo »t |»ü (^ti^
^ » *
yZnm Löseopfer für seinen Namen gebe ich hundert Häuser hin**.
V. 85: aniD -»SNTaNi \nnäi73N nnia
T : -
• • •
„Sie waren an meinen Saum gewöhnte Kinder, alle wurden fröhlich
durch mein Licht*.
In V. 91a ist statt i*nD zu lesen in*!?, das ist ^ 43 tj-^- J^ie
ganze Redensart lautet: ^U 3 .-j'^ 3 L^'j^*
V. 106. Statt -^rNc ins lies ^l^n ^m, Jii ^PJ, die ver-
gängliche Welt. Vgl. V. 275 i:«d ■^n«;:'n, Jli ^^Loj. (S. oben
zu V. 54).
V. 107. Statt •^13110 haben beide Handschriften '•:«n:TnD
( .,!jü; j), wie das Metrum erfordert.
V. 128. Beide Handschriften haben d:n:? (^'wii') statt d:jd
(Salemann transskribiert: >il Ji). «Ich reisse mein Herz von euch los".
Die ersten zwei Worte in V. 130 (in S T13 Son) lauten in
beiden Handschriften ^id yo?. Doch kann ich den Sinn derselben
nicht ermitteln.
V. 132. In der ersten Vershälfte muss die Übersetzung lauten:
»Sie sagten: 0 Ungläubiger (x-i''Cr), LäU), du wirst Muselman*.
In der zweiten Vershälfte fehlt N73 nach N*nin.
T T
V. 135. Die metrische Unregelmässigkeit der zweiten Vers-
tofte wird dadurch behoben, dass statt nmb gesetzt wird D"1 (j^),
wie beide Handschriften haben.
208 Bacher, Das jüduch-buchdrische Gedicht Chuddtddd.
V. 141. Die Reimworte lauten in A^: n«7r5^D, tl»73"»m.
Es ist die vulgäre verlängerte Form für ^^^jS^ z^*^' ^' ^^^ S
haben dafür: ^ ^jS und _>o (^^-
V. 144. Die zweite Vershälfte nach beiden Handschriften :
In Y. 148 ist das Metrum der zweiten Yershälfte dadurch
herzustellen, dass nach D'^l^^'^'^ mit beiden Hss. 1^2pN ergänzt wird.
In der ersten Yershälfte hat an Stelle der mit Fragezeichen ver-
sehenen Worte A^ 1?)??» A^ ri^JJW. Das wäre Jükoiu. Aber das
Metrum erfordert J^oLiU. Der Sinn ist mir nicht klar.
In Y. 151 haben beide Hss. 1M3M1S statt ^»rrfit^. Das letztere
hat auch keinen Sinn, da nur von einem bL« die Bede ist. ..LiL^
(dignitates) scheint hier die Bedeutung ,^ Würdenträger^ zu habezu
Y. 152b muss so geschrieben werden:
T »T- "• - TT •• •
Y. 153a lautet in beiden Handschriften:
- T I- T -
« m O 9 »
In Y. 158 giebt tiDBK (was Salemann mit ^y^\ transskribiert
und mit ,,Hohn'' übersetzt) keinen guten Sinn. Beide Hss. haben
■p7BN : ^^y*i^\ ^1 ;i »mehr als dieses**.
In Y. 161 hat A^ naNj-^n st. nn«'<p. „Sie verbrannten ihr©
Religiosität **, d. h. sie gaben sie preis, legten gegen ihr religiöses
Gewissen falsches Zeugnis ab^).
In Y. 164 ist ^nirr« ein sehr schlechter Reim auf "^obD (^jkö^L>)^
In A^ lautet die erste Yershälfte -OND "»1^73 ■«« «•« n»0 »ncia'^a.
Der Schah spricht also den Juden, den er noch immer zum Islam
zu bekehren hofft, als ^'i3« J-*, als , ausgezeichneten Mann* an.
1) Im ersten Halb veno mass r^'^T7 mit 't^f^-J^^ transskribiert and diese«
in der Bedeutung „grosse Sünde'* genommen werden: „sie begingen durch ihr«
falsche Beschuldigung gegen mich eine grosse Sünde".
Bacher, Das jüdisehbuckäriscke Gedicht Chudäiddd. 209
V. 166a lautet in A*:
, Ausserdem geben wir dir Rang und Stelle". Statt n3073 (das
auch in A^ steht; das Wort bedeutet hier wohl Rang, eig. «solium")
hat S ^0073, was Salemann zu pDS emendiert.
V. 167 b lautet in A*:
i«a wn-i «n«n n'nw *i3"'5?i»
» T » T • TT — T •
In V. 172 haben beide Handschriften W^W'^S? "^cac«» statt
*y ^n ^*^- ^^ ißt ^^^ eigentümliche Anwendung des hebräischen
Wortes im Sinne yon Religion, welche so zu erklären ist, dass
arabisch-persisches y*} ^^^ das Äquivalent des hebräischen t»t als
Synonym erhält.
In V. 174 haben beide Handschriften nsNO (= o^Lm) st.
Y. 186 a lautet in beiden Handschriffcen :
,Es sprach (der König zum Henker) : Diesen Ungläubigen mit dem
verstockten Herzen führe hinweg**. So mutmasst schon Salemann
in der Anmerkxmg zur Übersetzung, S. 40.
*
V. 187. Statt 'i« haben in der ersten Vershälfte beide Hss.
rp^a (s>yiß); in der zweiten Vershälfte hat A^ ü'DlVfü LjJ\/i)^
* ü i
was jedoch zu DDnn?a {jJi^\A) verbessert werden muss.
V. 201. Statt «n-^D lies '•D »r (ä^ Lj)
In V. 205 punktiert A^ P**!^?» meint also das arabische
Äquivalent von p"»nat (so auch A*): vJuJu^.
V. 207 ist nach beiden Handschriften so zu transskribieren :
Bd. LH. 14
210 Bacher, Das jildUch-bucMriiche Gedicht Ckudäidäd,
y. 216a lautet nach beiden Handschriften:
«Von der Schönheit seines Angesichts erblühen die Bösen*'. Völlers
bringt das arabische Wort nicht.
V. 224. nms ist zu streichen.
V. 217a nach beiden Handschriften:
*
V. 229a lautet in beiden Handschriften:
TNO 1510 '»tpb ''7*in ■>« o^ii"'?
„Ich sage: »0, du bist der redegewandte Papagei'**'.
V. 230 ist nach beiden Handschriften so zu transskribieren :
yL^ Jui^ J..UJ (^o^? ^'
„Du warst die Nachtigall im Garten der Mutter; du warst der
schönredende Papagei der Mutter*.
In V. 234 muss vor nO^«aiD ergänzt werden m (jO).
V. 240. Statt in "^DOI ^T lies mit beiden Handschriften: ■'a
in -^Dpi d-^r:» , y v-aaöj ^ß i^ .
V. 247b muss lauten:
■jNi ■«« in «mtt -^rmD i3)3i3nn
I .. TT • - :- :- -
„Tüchtig hast du uns gemacht, 0 Seele (Lieber)**.
V. 248. Statt 1« lies T« (JL^ Ü jI).
V. 254 muss nach beiden Handschriften so transskribiert werden:
Da die Brüder sprechen, ist nur der Plural am Platze ; ebenso muss
in V. 266, wo die Kinder sprechen, i%j,tJü und ^.aJUj gesetzt
werden.
In V. 256 hat A^ nicht "[«"»«TS -^SNa, sondern •JK*««'» •»2«3
y
» J
Bacher, Das födüek-buehärw^ Gedickt Ckudäidäd. 211
(^jLjU kJj) nnser Vater. A* hat aus -^aBli gemacht -»aÄi (fcb
Garten).
y. 272a lantet nach beiden Handschriften:
,Sie (die Welt) ist wie ohne Erbarmen und hat keine Scheu', sie
nimmt weder auf Greis noch auf Jüngling Rücksicht.
Zum Schluss will ich nur noch einige der Bemerkungen
und Erklärungen Salemanns auf Grund des neuen handschriftlichen
Materiales prüfen. Ich bemerke im Allgemeinen, dass sehr viele
in der Transskription gebotene Verbesserungen Salemanns durch A^
und A' bestätigt werden. So z. B. seine Konjektur zu V. 159,
die er in der Einleitung, p. VJJUL bespricht. Ebenso findet die in
der Einleitung, ib., zu V. 47 gegebene nachträgliche Vermutung
in A* ihre Bestätigung, wo der erste Halbvers lautet:
iriMija 1« DT 1« )Tp ■'^ii''i
o^^ß J (^ J ^^/ Lf^J
A2 hat dafür: ibwna ün l« ITnin ^ID, d. i. ^^1^*:$- ^ ^^^\ O^j
Und das ist auch die Lesung in S. — Zu S. 13 (und 37), Anm.
zu V. 117. Beide Handschriften haben an allen drei Stellen n:»inB.
* T :-
— Zu S. 16, Anm. zu V. 144. Beide Handschriften bieten:
bn:^. — Zu S. 20, Anm. zu V. 184. Beide Handschriften haben
l"!». — Zu S. 34, Anm. zu V. 56. Thatsächlich lautet der zweite
Halbvers nach beiden Handschriften:
,Sie werden mich nicht mehr im Alter sehen". — Zu S. 35, Anm.
zu V. 70. Die Vermutung Salemanns, dass ^ zu lesen ist, be-
stätigt sich. Jedoch lautet der ganze Vers in beiden Handschriften
etwas verschieden. In A ' :
In A* lautet der zweite Halbvers:
O^:/ r^'3? O*^' (f- J
Im ersten Halbvers hat A- als Reimwort ..'„^.aäj.
o •• ••
i > * »^ , i
14»
212 Bacher, Das jüdisch-bticMrische Gedicht Chuddiddd.
m
Zu S. 36, Anm. zu Y. 114. Die Bemerkung, dass aJÜI, als
,,rein muhammedanischer Ausdruck** bedenklich ist, kann nicht für
stichhaltig betrachtet werden, da die arabisch redenden Juden sich
ohne Bedenken des Ausdruckes bedienten, Saadja z. B. in seiner
Bibelübersetzung Gott inuner nbb« nennt. Die Orthographie des
Wortes in A* und A* (fi^bw, S. hat «nb«) beweist sogar, dass
es ganz vulgär ist und ohne Bücksicht auf seine Etymologie nach
der Aussprache äld geschrieben wird, s^l in unselrem Gedichte
(geschrieben ^tib'^K) s. oben 11, 5. — Zu S. 39, Anm. zu V. 173.
Statt m»i hat A^ -»iKi, A* Tipi. — Zu S. 40, Anm. zu V. 209.
Beide Handschriften haben thatsächlich D'1^5 (f^J^)-
213
Zur Abbasidengeschichte.
Von
9. ran Yloten.
I.
Mansür und die Aliden^). Der Aufstand der Chorasanier
hatte der Familie des Propheten die so lange gewünschte Herr-
schaft gebracht. Die Frage aber, welchem Zweige dieser Familie die-
selbe rechtlich zukäme, war damit noch nicht gelöst. So hatten
denn die Abbasiden, als sie, teilweise auf Kosten ihrer Vettern aus
dem Hause Alis, an das Chalifat gelangten, far die Sicherheit ihrer
Dynastie nichts so sehr zu fürchten, als die Ansprüche der Aliden.
Letzteren z. B. und nicht den Abbasiden hatt« auch der einflussreiche
Dai, später Wesir, Abu Salama, das Chalifat zugedacht (s. Anhang).
Yorläuflg kam es indessen nur darauf an, die letzten Spuren der
Omaiyaden-Dynastie auszutilgen, und es yerhielten sich die Aliden
imter dem Chalifate des Abul-Abbas ziemlich ruhig. Das änderte
sich aber mit der Begierung seines Nachfolgers Abu Djafar. Denn
erstens war dieser nicht wie sein Bruder Abul-Abbas, Sohn einer
freien Araberin ^). Zweitens soll er schon früher den Aliden
Mohammed ihn Abdallah ihn Hasan ihn Hasan als Chalifen an-
erkannt haben.
Abu Djafar hatte, bevor er an das Chalifat gelangte, ein eigen-
tümliches, abenteuerliches Leben geführt, dessen Bruchstücke man
aus den verschiedensten Quellen zusammenlesen muss. Wir besitzen
noch ein Gedicht das, während er schon Chalife war, einer seiner
alten Gefährten an ihn richtete^:
»Wir waren einst deine Getreuen, welche die Gefahren mit dir
teilten.
Von denen man wusste, dass deine Feinde die ihrigen.
1) Eine Übenicbt über die Regieruug Mansün findet der Leser bei
Noldeke, Orientaliache Skizzen S. 111 ff. Einige scbon vom gelehrten Verfasser
benutzten Daten muss ich in diesem Aufsätze vollständigkeitshalber wiederholen.
2) Seine Matter war eine berberische Sklavin. „Sohn der SalSma", nennt
ihn spottend Basschär AghSni III, 29; cf. Weil, Geschichte der Chalifen II, 45.
3) Iqd. I, 182, 228. Vgl. Yaqubi, Historiae (Houtsma) II, 466.
214 t'^*' V loten, Zur Äöbtxsüiengeschichte.
Die aus Liebe zu dir in finsterer Nacht auf dem Hügel Wache
hielten.
Es wäre an der Zeit, das (damals) Versprochene zu erfüllen*.
Nach Basra sandte ihn sein Vater um Anhänger zu werben für
die Herrschaft der oÄ/ al-baü. Dort lebte er heimlich im
Hause des Solaim ihn Salim ') und soll mitunter auch Hadith
studiert haben ^), Auch machte er die Bekanntschaft von Amr ibn
Obaid und erlernte von ihm die Ansichten und Methode der
Motazila^). Nun beginnen seine Wanderjahre. Unter dem Namen
Abdallah at-tawll (der lange) streifte er in Gizeh, Iraq, Ispahan
und Fars umher^). Er war sehr arm und ernährte sich von dem
Erwerbe eines Sklaven und Seilers, Namens Asbagh, welchen er
später dafür belohnte^). In Mosul soll er maddäd gewesen sein,
d. h. dass er „im Seil* die Schiffe den Tigris hinaufzog; auch soll
er dort eine Frau geheiratet haben, die ihm einen Sohn gebar**).
Hier verweben sich allerdings schon Legende und Geschichte. Später
nahm er teU am Aufstande des Djafariden Abdallah ibn Moawia^
und verwaltete für diesen den Distrikt Aidedj (zwischen Fars und
Chuzistan) oder die Zäb-Region. Ihm soll in dieser Stellung der
damals in Chuzistan fast unabhängige Emir, Solaiman ibn Habib
aus dem Hause Mohalleb, 60 GeiseMebe haben erteilen lassen^).
Nach einer anderen Version war Abu Djafar im Dienst« des
Mohallabiden und Hess ihn dieser wegen Unterschlagungen geissein ^).
Das Treiben der Abbasiden war indessen bekannt geworden. Als
Abdallah ibn Moawia vertrieben war und der Aufstand in Cho-
rasan zum Ausbruch kam, verhaftete Merwan 11 Abu Djafar s
Bruder Ibrahim; die Abbasidenfamilie verliess 130 ihren Heimats-
ort Homaima und verbarg sich in Kufa, das im nächsten Jahre
von den Chorasaniem besetzt ward.
1) Aghani XIII, 75 i. A.
2) Über sein VerhältnU zu Azhar dem Batterverkäufer s. Tabari III. 4 t 1;
Masüdi VII, 76; Iqd. I, 95 a. E. Hier ist Tabari mit den anderen im Wider-
spruch. Er sagt bestimmt, dass Azhar nicht der bekannte Traditionarier war,
während die ganze Geschichte bei Masudi sich um die Tbatsache dreht, dass
beide früher zusammen Hadith getrieben hatten.
S) Maqrizi, Muqaffa (s. Anbang).
4) Fawät al-Wafayät I, 296.
5) Tabari III, 414; Iqd I, 290 (a. R.) sucht er Hilfe bei Haritb ibn
Hassin (?;.
6) Ibn Khallikän (Wüstenfeld) Additamenta III, 105 nach dem Kit.
al-djalis wal-nnis you Mo&fa ibn.Zakariya (f 390 H.) vgl. Ibn Hamdün (Cod.
Lond.) II, 237 (nach v. Kremer, Kulturgesch. II, 162).
7) Vgl. über diesen Aufstand ZDMG. XLVI, 443 ff.
8) Ibn KbalUkan Ko. 275; Yaqübi II, 468. Über Solaiman ibn Hablb
ygl. noch Tab. II, 1977 ff.; Aghani VII. 7; Fawät al-Wa&yät I, 26; Yaqübi
II, 408. Die Familie Mohalleb kam zu neuem Aufschwung unter den Abba*
siden, für welche sie u. a. Afrika verwaltete. Ihr Heimataort war wie früher
Basra, ef. Mobarrad Kamil 241. Daher der Anteil der Mohallabiden am Auf-
stände der Zeniy.
v(M Vloten, Zur AbbasidengetchichU, 215
Dass Abu Djafar und sein Bmder in Ägypten waren erzählt auch
Maqrizi. Von seinem Verhältnisse zum Motazilitismus spricht ausser
Maqrizi (s. o.) noch Schahrastani *), und da wir bis jetzt noch keine
Beweise des Gegenteils haben, müssen wir annehmen, dass Abu Djafar
wenigstens in seiner Jugend Motazilit war. Daraus erklärt sich nun
teilweise die interessante Nachricht bei Tabari, nach welcher, als die
Sache der Omaijaden sich verschlimmerte und die Banu Haschim sich
in Mekka nachts berieten, wen sie zum Chalifen erwählen sollten,
Abu Djafar und die Motazila dem Aliden Mohammed ihn
Abdallah ihre Huldigung dargebracht hätten^. Auffallend ist nur,
dass in der polemischen Korrespondenz zwischen Mansur und Moham-
med ibn Abdallah^ diese Huldigung nicht erwähnt wird. Sonst
wäre die Sache gar nicht undenkbar. Zumal da wir wissen, dass die
Motazila anfänglich mit den (schiitischen) Zaiditen zusammenhingen^).
Wir wissen auch aus sehr guter Quelle, dass Abdallah ibn Hasan
seine Söhne für das Ohalifat ei-ziehen Hess und nichts anderes er-
wartet hatte, als dass das Chalifat seinem Hause zufallen würde ^).
Im Jahre 144 Hess Abu Djafar die ganze Familie des Abdallah nebst
dem Schwiegervater seines Sohnes, Mohammed ibn Abdallah ibn
Amr ibn Othmän, welcher von Othmän und Fatima abstammte,
im Ganzen 13 Personen, gefangen setzen **). Die beiden Söhne
Mohammed und Ibrahim bekam er aber nicht in die Hände. Sie
hatten schon firöher den Gehorsam versagt, waren geflohen und
sannen auf eine Erhebung.
Die ausführlichen Berichte Tabari's über den darauf erfolgten
Aufstand zeigen uns den Umfang, welchen die Alidische Verschwö-
rung angenommen hatte und die Gefahr, in welche damals die
Abbasidische Dynastie geriet. In Ägypten waren viele für die
Aliden gewonnen, auch, wie es scheint, der Emir Homaid ibn
Qahtaba^. Im Jahre des Aufstiandes 144 wurde der Haddj aus
1) SebAfaraatani p. 17. Vgl. Ibn Khallikän No. 514; Houtsma, Dogma
p. 52 ff. ; Weil II, 90.
2) Tabari lU. 152. 11 f.; cf. 143, 16; 144, 6—7; 262, 15; 264, 1;
297, 13. VgL Cod. Leid. 1974 (Zaiditisch) über Mohammed ibn Abdallah:
iJüJb JyÜI ^t iJUOj xj^ 8^1^ ^ \y3^^ «5j*^^5 »>^'
3) Tabari m, 208 ff.; Mobarrad Kamil 786 ff. übersetzt bei Weil II, 44 ff.
4) 8. nnten p. 216, n. 2.
5) Waqidi (nach Fragmenta hbt. arab. 230 s= Beladhori AnsSb al-ascbrftf).
6) Tabari Ui, 172 leqq.
7) Tabari ni, 171 f., 248; Fragm. 172, 243; Abal-Mahasin I, 391 f. und
besonders Maqrizi, Rhitat II, 338 a. £.
216 ^^^ V loten, Zur AbbandengeachicJUe.
Ägypten verboten. Die Centra des Aufstandes waren Basra und
Medina, aber Mohammed ibn Abdallah rühmt sich, dass fär
ihn in allen Ländern, wo man Allah diente, die Huldigung ab-
genommen war^). In Basra hatten vor dem Aufstande 4000 den
Huldigungseid geleistet, darunter eine grosse Menge Traditions-
und Rechtsgelehrten*). Auf der Armeeliste des Ibrahim ibn
Abdallah wollte man 60,000, nach anderen 100,000 Namen gezählt
haben. Mit ihm zogen aber nur 10,000 in die Schlacht*). Der
Statthalter von Basra, der Mohallabide Sofyan ibn Moawia war
mit den Rebellen im Einverständnis*). Auch viele Bewohner von
Mosul nahmen die weisse Farbe an und kamen in Schiffen den
Tigris hinunter^). Eufa und der ganze Sawäd waren auf der
Seite Ibrahims. Kufa war nach Mansurs eigenem Ausdruck „wie
ein kochender Kessel, dem er nur mit Mühe den Deckel hielt* ^),
Auch in Chorasan muss grosse Oährung gewesen sein. Dass dort
für die Aliden Propaganda gemacht wurde, ist gewiss ^). Im Jahre 140
Hess der damalige Statthalter Abdaldjabbär ibn Abdarrahmän viele
ansehnliche Leute töten, die er im Verdachte hatte, für die Aliden
zu werben ^). Nach einem anderen Berichte ^) sollen die von Abdal-
djabbär Getöteten gerade die treuesten Anhänger der Abbasiden
gewesen sein. Im letzteren Falle wäre Abdaldjabbär ein Anhänger
der Aliden. Das geht nun auch aus einem Berichte Maqrizi's
hervor, welcher sagt: Abdaldjabbär rief zum Gehorsam der Familie
des Abu Talib und hatte den Ibrahim, welcher damals verborgen
1) Tab. III, 297; Fragm. 238.
2) Tab. III, 290, 298. Aach hier werden die MotaziU wieder erwfthnt,
und Bwar mit den Zaldia (cf. Fragm. 263; Tab. III, 316, 14; SehahrasL 115)
als die treuesten Anhänger Ibrahims: Cod. Leid. 1974, f. 19 r.: iu«L«^Lj «JuIj
^iL4x| U^3 iumJL:Pj« Is^rl^ • ^^^^ Schahrastani 116 waren die meisten
Zaidia zugleich Motaxila.
8) Tab. III. 309; Yaqubi II, 454.
4) Tab. III, 298 f. Vgl. 360, 8; 284.
5) Tab. m, 298, es waren: jj^ J^! ^ cL^ . Über die politischen
Farben vgl. meine Recherches 8. 64.
6) Tab. III, 271 f., vgl. 178; 294; 307, 10; 309, 8—10. „100,000
Schwerter waren in Kufa bereit die Abbasiden anzugreifen". Davon kamen aller-
dings nicht viel.
7) Aghani XVIII, 207, 7; Tab. III, 146, 231; Iqd. III, 35, 12.
8) Tab. III, 128.
9) Ibid. 134.
van Vloten, Zur Abhatidengeschichte, 217
war, schriftlich eingeladen, zu ihm zu kommen. Als dieser das
nicht that, stellte er den Chorasaniem eine Person, Namens Jezid,
als Ibrahim ihn Abdallah vor. Und als dieser in weissem Ge-
wände in der Moschee eine Predigt hielt, worin er die von
Mansur an den Aliden verübten Meuchelmorde^) erwähnte, fingen
alle an zu weinen^. Die Anhänger der Abbasiden warf Abdal-
djabbär in einen grossen Kessel, welcher einst dem Abu Moslim
gehörte, und kochte aus ihnen eine Brühe ^. Abdaldjabbär wurde
im folgenden Jahre eingefangen und getötet. Als aber der Aufstand
in Medina ausbrach, sollen die Chorasanier wieder abgefallen sein.
Um sie zu beruhigen, vnirde der Kopf des Othmaniden Mohammed
ihn Abdallah nach Chorasan geschickt, als ob es der Kopf des
gleichnamigen Aliden wäre*). Nach Codex 1974 brach in Chorasan
ein Alidischer Aufstand vor dem Aufstande in Medina aus*). Da-
mit ist aber wohl der Aufstand des Abdaldjabbär gemeint. Endlich
scheint es, verband sich die Alidische Verschwörung auch mit der
Anti - Abbasidischen Bewegung in Syrien. Der schon genannte
Othmanide Mohammed ihn Abdallah hatte, wie aus Tabari hervor-
geht, die Sympathien der Syrer^), und es mag wirklich etwas
1) MansuT liess n. 1. sämtliche gefangenen Aliden langsam verhungern,
Tab. in, 172—186.
•»•^ **
2) Maqaffit HS. Puis, fol. 100 r.: ^.J'J? ^! i\ xcLb J« U^^^
»III iXac ^y r^'y' 1^^ (J'»^ "^j v-a** S*^. (^ »^' ^j'^^'^.
3) Ibid. Mansör sagte zu ihm: X;h-g^ t.\Jä^ c^JLäÄ pUi^l ^jL
m S
OÄÄ-W*Jt o^ v>^jJt i*^ fä o^^' ^ ,J^. 0^3 ^^^
4) Tabaii UI, 183.
6) Fol. 14: ^jJl »^LXÄ^t Juu KajAJLj äW lXaü ^ <A»3J? j^
'ixLj^ ^.J^\y^ wyo j^^ öLs^l ^t öUj^JI «iLaii^ ijb)i\
6) Tab. m, 178.
218 ^^'** Vloten, Zur Abb<mdengesehickte.
Wahres enthalten sein in den Worten des Aliden, dass nicht nur
Ghorasan, sondern auch Iraq und Syrien die weisse Farbe an-
genommen hätten^).
Dem raschen Eingreifen des Chalifen, wie der unwandelbaren
Treue der chorasanischen Truppen, verdankte die Abbasiden-Dynastie
ihre Rettung. Die unvergleichliche Wachsamkeit, welche damals
Abu Djafar an den Tag legte, gab Veranlassung zu der Legende
eines Salomonischen Wunderspiegels im Besitze des Chalifen, wo-
durch er im Stande war alles zu sehen was auf der Erde vorfiel.
Von ihm datiert jedenfalls das seither bei den Abbasiden übliche
Spioniersystem, welches mit seiner Geheimpolizei, Agents provo-
cateurs^) etc. an ganz andere Zeiten erinnert.
IL
Der Mahdi. Der Streit mit den Waffen war nun fürs erste
beendet. Zwar hören die Intriguen der Aliden nicht auf und gab
es noch mehrere Alidische Aufstände. Die grosse Gefahr war aber
vorbei und Abu Djafar hatte die Regierung endgültig in seinem
Hause befestigt. Jetzt erst legte er sich zu seinem urspiünglichen
Namen auch den Ehrennamen al-Mansür, „der immer Siegreiche*,
bei*). Auch später galt er für den eigentlichen Gründer der
Dynastie. Man sprach von den Banu Mansür statt Banu Abbas
und es galt für einen grossen Vorzug, dass ein Chalife von väter-
licher und mütterlicher Seite von Mansur abstammte*).
Jetzt fängt aber ein anderer Streit an, welchen schon Dr. Gold-
ziher in seinen Muhammedanischen Studien besprochen hat. Es
suchen sich die Abbasiden auch juridisch als die legitime
Dynastie zu habilitieren und die Ansprüche ihrer Alidischen
Gegner in jeder Weise zu widerlegen*).
Indem ich die Absicht hege, dem Verlaufe dieser Polemik bis
auf die Regierung Mamün's später einen Aufsatz zu widmen, muss
ich hier noch ein Nachspiel des ersten Streites erwähnen, welches
mit der Befestigung der Abbasiden - Herrschaft aufs Innigste zu-
sammenhängt.
1) Tabari III, 231. Die Syrer hatten separatistisehe Neigaogen. Die
Hfiupter der syrischen und mesopotamischen Mobaiyids vom Jahre 132 fioden
sich wieder im Aufstände des Abdallah ihn Ali in 137 und rächen sich furcht-
bar an den Chorasaniern, deren Abdallah 10,000 ermorden liess. Vgl. Tab. III,
53, 56 mit Ibid. 94, 96. Auch standen die in Syrien residierenden Abbasiden
in Bagdad immer im Verdacht das Chalifat usurpieren zu wollen. So Abdal-
wahhab ihn Ibrahim und Salih ihn Ali unter Mansür und der Sohn des letzteren,
Abdalmelik unter Baschid, Ihn KhallikKn 516 (p. 122;; Yaqübi II 461; Tab.
III, 500, 688.
2) Tab. III, 146, 156 f.; Fragm. 235 a. £.; Iqd III, 34; Jaqubi U, 466.
3) Masüdi Tanblh (de Ooeje) p. 341.
4) Dinaweri (Oirgass) p. 389; Iqd. III, 237 (am Rande).
5) Goldziher, Muhammed. Studien II, 98 ff. Vgl. jetzt auch Noldeke's
Aufsatz im voi hergehenden Hefte dieser Zeitschr.
van Vloten, Zur Abhamdenguchichte, 219
Es ist bekannt, dass der Name al-Mahdi als epitheton Omans
gewisser hervorragender Personen schon im ersten Jahrhunderte
der Hedjra vorkommt Anch daran , dass man schon damals mit
dem Namen al-Mahdi die Bedeutung eines messianischen Erlösers
verband, kann nicht gezweifelt werden^). Und zwar scheinen die
betreffenden Traditionen, welche den Omar ihn Abdalaziz als Mahdi
bezeichnen, in Opposition zu denjenigen entstanden zu sein, welche
nur ans dem Hause des Propheten den Mahdi erwarten Hessen.
Abbasidischen Tendenzen verdanken wir endlich ,den Mann mit
den schwarzen Fahnen'', welcher das Ende der Omaijaden-Dynastie
herbeiführen sollte. Der Sieg dieses Mannes verband sich nun mit
der Erwartung des endlichen Sieges des Hauses des Propheten und
verknüpfte sich so mit der Mahditradition. Nach Masudi führte
n. 1. schon der erste Abbasiden - Chalife , sonst als Saffah bekannt,
üen Namen al-Mahdi^). Dazu gehören nim auch einige Traditionen
welche zeigen, dass nach dem Siege der Ghorasanier die Erschei-
nung des Mahdi erwartet wurde. So ßndet man bei Maqrizi in
vielen Versionen die folgende Tradition^: ^Die schwarzen Fahnen
werden aus Chorasan kommen und euch töten, wie noch niemals
Leute getötet worden sind, dann wird Allah's Chalife, der Mahdi,
kommen: wenn ihr ihn seht, so huldigt ihm, und wenn ihr über
den Schnee kriechen solltet. Auch bei Ihn Ehaldün finden sich
Traditionen, nach welchen die schwarzen Fahnen die Herrschaft des
Mahdi vorbereiten, z. B. : „Es werden Leute mit schwarzen Fahnen
aus dem Osten kommen, die man um Nachricht fragen, von denen
nian aber keine erlangen wird. Sie werden kämpfen und siegen,
man wird ihnen geben was sie fragen und sie werden es nicht eher
annehmen, bis sie die Herrschaft einem Manne aus meinem Hause
übertragen, welcher die Erde mit Gerechtigkeit erfüllen wird**).
Die Hoffnung auf Gerechtigkeit, welche die Abbasiden be-
friedigen sollten, hat die Regierung des Abül Abbäs wohl nicht über-
dauert Denn den Gedanken, dass in dem furchtbaren Abu Djafar
ein neuer Mahdi entstanden sei, konnte doch keiner hegen, wenn
auch in ihren Schmeicheleien die Hofpoeten ihm bisweilen Aus-
druck gaben. So Abu Doläma nach dem Tode des Abu Moslim:
o/i! ^jJ\ jJJti\ JJ>t ^.,! ^\ B^J^ ^^ls> ^J^\ Ki^O j!
Hast du den Mahdi in seiner Herrschaft verraten wollen: ja
der Verrat passt zu deinen kurdischen Vätern^).
1) Vgl. Recherches S. 62, 78.
2) Tanblh 3S8, 4. ^^uXfJb ^^t w^ ^^.^\S' cXä^. Vgl. Nöldeke,
Skiuen p. 114.
3) Wiener Handschr. Flügel no. 887 fol. 12 v. Ibn Kbaldün Moqaddima
iBelrüt 1879) p. 279.
4) Ibid. 276.
5) Ibn Qotaiba MaKrif 214 (der Test wie oben zu yerbessero).
220 ^^^ Vloten, Zur Äbbasidengeachichte,
Dagegen wendete sich nun die messianische HoffiiuDg den
Aliden zu. »Der Mahdi, der Mahdi", riefen die Medinenser, aU
sich Mohammed ihn Abdallah unter ihnen zeigte.
Um diese messianische Erregung zu begreifen, muss man wissen,
dass die ersten Jahre der Abbasiden-Hen^schaft aiyäin alrkhäfiqät
(die Tage der fallenden Sterne) genannt wurden, weil damals eine
so ungewöhnliche Masse von Sternschnuppen fiel, dass man das
Ende der Zeiten erwartete^). 143 H., in dem Jahre vor dem Auf-
stände in Medina, zeigte sich 20 Tage hindurch ein grosser Komet
(25 Moharram bis zur Mitte des Safar)^), dessen Erscheinung auf
die nachfolgenden Ereignisse wohl nicht ohne Einfluss geblieben Ist.
Es war der Komet von Halley, über dessen Erscheinung im Orient
auch Beobachtungen aus chinesischen Quellen vorliegen^). 147 H.
endlich gab es wieder viele Sternschnuppen*). Auffallenderweise
fällt in dasselbe Jahr die Huldigung des Mohammed ihn Abdallah,
Mansür's ältesten Sohnes, als Thronfolger unter dem Namen
a 1 - M a h d i. Daran knüpft sich nun folgende Geschichte , die ich
wörtlich aus dem Kitäb al-Aghäni übersetze: Al-Fadhl ihn lyäs,
der Hodhailit aus Kufa, erzählte : Als Mansürs Sohn Abu Djafar Ein-
wendung machte gegen die von seinem Vater geplante Huldigung
des al-Mahdi, Hess der Chalife die Leute zusammenrufen und als sie
kamen und die Redner und Dichter Mahdis Tugenden ausfuhrlich ge-
priesen hatten, .sagte Motl ihn lyäs, welcher sich sowohl unter den
Dichtem wie den Rednern hervorgethan, zu Mansür: „Gebieter der
Gläubigen, ich habe gehört (u. s. w.), dass der Prophet gesagt hat:
Der Mahdi ist von uns, Mohammed ihn Abdallah, und seine Mutt-er
ist nicht von uns, er wird die Erde mit Gerechtigkeit erfüllen, sowie
sie jetzt von Ungerechtigkeit erfüllt ist. Abbas ihn Mohammed, dein
Bruder, kann dieses bezeugen*. Als er sich dann an Abbas wendete
und ihn fragte: „ich bitte, hast du das gehört", bejahte dieser, aus
Furcht vor Mansür. Darauf rief Mansur die Leute zu der Huldigung
des Mahdi. Als nun die Versammlung beendigt war, und Abbas ibn
Mohammed den Moti nicht mehr sah, sagte er: „Was denkt ihr
von diesem Manichäer, welcher auf den Namen Allahs und seines
Gesandten Lügen erdichtet und mich dabei zum Zeugen nimmt.
Ich gab mein Zeugnis nur aus Furcht vor Mansür. Es waren aber
alle Zeugen meiner Lüge*^). Die von Moti mitgeteilte Über-
1) Freytagf Lezicon i. v.
2) Fragmenta 230.
3) Diese Identifizierung verdanke ich Herrn J. H. Wilterdink, Observator
an der Sternwarte in Leiden, vgl. Langlier in Comptes rend. Acad. d. Sciences
1846; Pingrö, Com^tographie I, 33G, 610.
4) Yaqübi II, 458: v-A^t^i OoLiaJÜt ^,^ KJUJt »v^ j^ .
5) Aghani XII, 185 (cf. ibid. 101). Die weitere Oesehichte bleibt besser
arabisch: ^l\ \mAXa j^ ^ ^ ^^äaIS^ ^\ ^ jftÄ> yJ^ ^
van Vloteifj Zur Ahhandengcschichte, 221
lieferung findet sich nun wieder in den Traditionssammlungen in
verschiedenen Gestalten. So bei Soyüti: 1) Der Mahdi wird von
den Söhnen Abbas sein; 2) Des Mahdis Name wird meinem Namen
gleichen und seines Vaters Name dem Namen meines Vaters (nach
Tirmidhi und Abu Daud)*). Dieselbe Tradition giebt Ihn Khaldün
und ausserdem (nach Tabarani)-) die folgende: „Die Erde wird mit
Unrecht und Gewalt erfüllt werden (u. s. w.). Dann sendet Allah
einen Mann aus meinem Volke, dessen Name der meinige und dessen
Vaters Name der meines Vaters ist ; er wird die Erde mit Gerechtig-
keit erfiillen (u. s. w.). Der Himmel wird von seinem Taue nichts
zurückhalten imd die Erde keines ihrer Gewächse. Er wird 7 oder
8 oder 9 Jahre unter euch verweilen". Da diese Überlieferung
nnn auch den gleichnamigen Aliden (Mohammed ihn Abdallah ihn
Hasan) einschliesst, mag er schon älter sein, wie aus dem Berichte
des Kit. al-Aghäni hervorzugehen scheint^). Mansür hätte in diesem
Falle nicht die Tradition gefälscht, er hätte sie nur auf seinen
Sohn übertragen lassen.
Denn daran, dass man al-Mahdi als den versprochenen Er-
löser dem Volke vorgestellt hat, lässt sich nicht zweifeln. Nur so
erklären sich z. B. folgende Stellen aus dem Briefe Mansürs, in
welchem er Isa ibn Musa auffordert, auf das Chalifat zu Gunsten
seines NefiTen zu verzichten. Tab. IIT, 340, 9: „Als der Gebieter
der Gläubigen sah, welche Liebe er (al-Mahdi) den Gläubigen ein-
fiösste, wie ihre Zungen seinen Namen lobten und wie sie ihn an
seinen Zeichen erkannten ....*. Ibid. 340, 17: „Der Ge-
bieter der Gläubigen und sein Haus sollen die ersten sein, ihn (al-
Mahdi) zu erkennen, (die Leute) zu ihm aufzufordern, seine Vor-
trefflichkeit einzusehen und die Überlieferung an ihm zu
Uis U>U ^yftJO* 0)^^=*^ ^^ 9SaXs> ^ys riöjo^ wLä9 *ü«Jcäj
.j^3? jT^ ^üüi \Xp Jj^t.^ o<^ ^\ ^.}S ,.,» jü ^
1) Soyati, Tarlkh al-Kholafä (Calro 1305) p. 106.
2) L. 1. p. 272. 280.
3) Nach Ibn Sa'd Cod. Gotfa. 1748 hätte schon Mohammed ibn al Hanafia
den Gedanken aiugetprochen , dass ein Mahdi des Propheten Namens- (and
KoDya-) Genosse sein sollte. \>^^ Üä ^j^JL*o \y\S JLä ^j^^S*' jj!
222 von Vloten, Zur Äbbasidengeachichte,
bewahrheiten*. Ibid. 341, 4: ,, Allah hat dem Gebieter der
Gläubigen einen Nachfolger gegeben und hat denselben fromm,
gesegnet, geleitet (^iXp) und zu des Propheten Namens-
genossen gemacht und er hat dem, welcher sich diesen
Namen angemasst hat [das Chalifat] entrissen* (n. L dem
Aliden Mohammed ihn Abdallah ihn Hasan).
Auffallend ist nun die Übereinstimmung der ersten Regierungs-
thaten Mahdi's mit dieser ihm von seinem Vater beigelegten Messias-
EoUe. Hier muss man annehmen, entweder dass Mahdi sich Mühe
gab als Messias aufzutreten oder dass die Geschichtsschreiber in Hin-
sicht auf seine Messias-Bolle^) die Thatsachen gruppierten. Alle
von Mansür konfiszierten Gelder wurden zurückerstattet') und alle
die er unrechtmässig eingesperrt hatte, aus dem Gef^gnisse ent-
lassen*). Der Krieg gegen die Ungläubigen wurde geführt wie nie
vorher (Weil II, 96). Mit dem Wesir Jaqüb ihn Daüd hatte der
Mahdi nächtliche Konferenzen, wobei sie sich zusammen berieten über
schöne Werke, die noch auszuführen wären z. B. Verteidigung der
Grenzprovinzen, Festungsbau, Ausgaben für den heiligen Krieg, Aus-
steuer für unverheiratete, Befreiung von Gefangenen, Almosen an
die Frommen und Enthaltsamen (Fragm. 271). Ungeheure Summen
wurden an Geschenken spendiert, zumal an die aht al-karamatn*).
Nach Masüdi Tanbih 242 wurden sämtliche 120 Millionen (Dirhem?),
die Mansür gesammelt hatte, von seinem Nachfolger gespendet Die
Moschee von Medina wurde ausgebessert ; 500 Ansarier, die er aus
Medina mitbrachte, sollten ihm eine ständige Leibwache bilden.
Die Nachkommen des Ziyäd wurden in Übereinstimmung mit den
Worten der Tradition (jjäLäJÜ jJJi) aus der Verwandtschaft der
Omaiyaden entlassen. Endlich schloss er wohl den Syrern zu Ge-
fallen eine Heirat mit Roqaiya, Enkelin des Chalifen Othmän*).
Am besten erkennt man aus der Darstellung des Kitäb al
Oyün (Fragmenta 296 ff.) die fast idyllische Herrschaft des Mahdi,
welcher offenbar danach strebte, die Erde mit Gerechtig-
keit zu erfüllen.
1) Rolle ist vielleicht ein za starkes Wort. Mahdi wird wohl selbst ge-
glaubt haben, dass er der Mahdi war.
2) Jaqübi U, 475 ff.
3) Tab. III, 461.
4) Tab. m, 483: 500,000 Denare, 30 Millionen Dirhem und 150,000
Kleider. Vgl. Agh. UI, 94: Als al-Mahdi das Chalifat antrat und nach Mekka
pilgerte, verteilte er grosse Summen unter die Qoraischiten und AnsSr. V^'
durch verbesserte sich ihre Lage, welehe zur Zeit seines Vaters, da sie sieb
zu Moh. i. Abdallah gehalten, sehr schlimm war. Auch war das erste Jahr
seiner Regierung ein Jahr des Gedeihens und Überflusses. Deshalb lobten ihn
die Leute und segneten sich mit seinem Kamen und sagten: Dieser ist der
Mahdi, dieser ist der Neffe des Propheten und sein Namensgenoste etc.
5) Tab. Ill, 480.
wm Vloieif, Zur AbbandenrOeschtckte. 223
ni.
Al-Hadi als MahdL Ausser den schon genannten Tradi-
tionen giebt es noch einige, in welchen der Prophet sich über das
zukünftige Abbassiden-Chalifat ftussert, ohne dass es uns gleich ein-
leuchtet, auf welche Personen die darin yorkommenden symbolischen
Namen sich beziehen. So finden wir bei SojQti und Maqrizi fol-
gende Tradition : ,Der Prophet sagte : ,Von uns wird sein der Qäyim,
von uns der MansGr, von uns der Sa£fah und von uns der Mahdi.
Der Qäyim wird an das Chalifat gelangen ohne dafür einen SchrOpf-
kopf Blut vergossen zu haben. Dem Mansür wird keine Fahne
zurückweichen. Der Saffah wird Geld und Blut strömen lassen.
Der Mahdi wird die Erde mit Gerechtigkeit erfüllen, wie sie vor-
dem von unrecht voll .war*. Dazu bemerkt Ihn Djabir: ich glaube
der MansOr ist Abu Djafar und der Safiäh al-Mahdi^)".
Es scheint mir, dass Ibn Djabir Recht hat und dass hier wirk-
lich die symbolischen Namen sich nicht auf deren historischen Träger
beziehen. Halten wir die historische Beihe inne, so muss der Name
al-Qayim (der Stifter) den ersten Abbasiden - Ghalif andeuten, von
dem man wirklich sagen kann, dass er, ohne (selbst) Blut vergossen
zu haben, zu der Chalifenwürde gelangte^. Dann kann sich der Name
Saffah, welcher sowohl Blutvergiesser als Gabenspender bedeutet,
auf al- Mahdi beziehen und der Mahdi selbst wäre Mahdi's Sohn
nnd Nachfolger al-Hadi. Der Gedanke nämlich, dass Mahdi nicht
der Mahdi gewesen, findet sich in einer anderen Tradition wieder.
Maqrizi foL 13 v.: „Der Prophet sagte zu Abbäs: Es giebt keine
Prophetie, auf die nicht das Chalifat folgt. Siebenzehn von
1) SoyüU 11. 101; Maqrizi, Wiener Handschr. f. 13 v.: ^i>OwX>' ^^
iul^ «J J/i 'i3jy^\ W^ -iUS^ L^ kJj^, ^3 5ü:iü XxüLxS ^'JÜ!
U^ ^Afi lJ>bUj i^J^\ 3 (K>Jt3 JUt (sie) g^M^/i j^ ^iLjt ütj
Ibn Khaldön )79 hat folgende Reihe Saflfih, Mondhir, Mansür, Mahdi.
Mondhir wird erklftrt mit: der, welcher viel GeschenlLe machen wird.
2) Masüdi Tanbih 339 , 9. Die Tradiüon gab sich spfttor MUhe Saffah
*is Gabenspender zu deuten, so lese ich bei Maqrizi U. f. 12 v.: «Ut iy^j u^
J^J^ ^y(^, j^LjuJt J vi'uiü ^XftJ)
224 ^^^ V loten, Aufsätze zur Äbbtmden-GesehiehU,
deinen Söhnen werden regieren am Ende der Zeiten, unter ihnen
der Safifah, der Mansür, der Mahdi, welcher aber kein Mahdi sein
wird, der Djamüh (der Widerspenstige), der Aqib (der Stellvertreter
oder Nachfolger) und der Wähin (der Schwache), welcher den
Untergang der Dynastie herbeiführen wird**^).
Was nun al-Hädi betrifft, ein Gedicht, das ich Soyüti ent-
lehne, zeigt, wie geneigt man war die Mahdistische Erwütung auf
ihn zu übertragen (p. 107). Ein Dichter sang, als Hädi zum Thron-
folger ernannt wurde:
L^^t^Pt i^llu u5^t v:>J»Lj Ju^I jJI ^t xäaJLÜ ^L
|J^3UI*: -Z] s^^' vi^jLT ^JJW yju: iJop\ jjSUÜj
,Sohn des Chalifen, dir zu gehorchen sehnen sich die Herzen
von Ahmeds Volke. So mögest du die Erde mit Gerechtig-
keit erfüllen, nach dem was die Gelehrten dem Volke
überliefert haben*.
Dieselbe sklavische Dienstfertigkeit, welche in Born die Kaiser
zu Gottheiten machte, war, scheint es, bereit in Bagdad in jedem
Herrscher einen neuen Mahdi zu erblicken. Damit sank aber zu-
gleich die Bedeutung des Mahdinamens zu der eines blossen Ehren-
titels herab. In jeder neuen revolutionären Periode gewann er
aber wieder seine alte messianische Bedeutung. Das war z. B. der
Fall in der Qarmatenzeit und auch damals, wie de Goeje nach-
gewiesen hat, in innigem Zusammenhange mit gewissen astralen
und meteorischen Erscheinungen.
Anhang.
Maqrizi, Muqaffa, Cod. Paris. Fol. 71 r. (Mordversuch des
Abu Salama).
1) Maqrizi, Wiener Handschr. fol. 13 v.:
»jl ^Lä L ^JlS ^ U«l**!l »-*« k>-rf kXS-l (>»La j_y*iJI Vii^jl; ij»i
^T i w^jJ, ^ ^jU^ -ais^ L*J^ ooir ^« 8^ ^^J^^. ^
u^ s t5>^-*i' c^ 5 jy^^ r**^ i ^Lfc»Jt (fc^ ^jSijt ma«. ^^.,L«yt
van Vloten, Zur AbbasidengeachichU, 225
,JLJ ^jLiö j^^! »J^ v_*s>U<» ^1 Mi^jt Jüis »JuJJt «JoLöl ^^ ^\
«Jt (j»Luül j^l ^L«0 Uiä aa9 ^ U oLmö J,Uj? «JU «^Ls »sfji^
L?^' £=?-^ i-j' l5iy» ^ oi ^'"^ J^ »^ y^' öy- ef^ »^b
U>L» ^! ij«LJ| ^b ^_p.| ^_^ j^ jJÜI Oue ^IS 5 iUrfOat
das übrige wie bei Tabari HI, 27, 16—29, 1, dann folgt:
lÄ* Jjl^ ^jijJL ij«LÜI J-sJ «jL*j j^^ j .jjUo ^^ ^^ OjJj,
■i
.*ä9 o***^ C?^' 3 LTj* i^ »^^ j**^ '^^^
Ibid. fol. 84 r. (über MansOr).
^1 (^j^J^J j L«J er j^JaJ äyoJf ^1 ^1 x^s^i [sie lac.) Ki^
f'-iJl ^t ^L» U» j^i*e ^^ 5^ ^^o ^.jLT j 0^^ jf er l-^^J!
ijy r^ ii^^ v^'^j s *A^ »j^''j *Ä» u«h14» *Lff^ /J^ ?>^' **<^
I
Bd. LH. 15
226 v<i^ Vloten, Zur Abbasiden-GaeJUchte.
o^ v.r^'At^ o^ o'-^Ä^ "^^^ jb^^' er 2;^' »V r^^ l^^ ^^^
^ er 3 *^^ 3 Ä.^^ jl^yt ^y* ^j^ ^^ äU! lX^ J^U wJ^^
jO Ujoi: ^Lp ^^^ ^^ ^,t jUjÄs! ^^:^b )Ua\^ er '-^'
«^1 jfi*aA*^ c>-^^ ^L» iaiJ»3 Juu Uxs^ fcf>3 ^J *]!->• J^i
j> ya^ j^lXäj \hy^ o^y^ ^^ ^-^t vJ^ Lbl^l wyö ^^ ^'J' U
227
Der Schaltcyklus der Babylonier.
Von.
Eduard Mahler.
Also wiederum der Schaltcyklus der Babylonier!
Als ich vor mehreren Jahren (ich glaube, es war 1890) zum ersten-
male mit dem 19jährigen Schaltcyklus in die Öffentlichkeit trat,
ahnte ich wahrlich nicht, welchen grossen Kampf ich damit herauf-
beschwören würde, und wieviel Tinte und Buchdruckerschwärze
darum würde vergeudet werden müssen. Der Federkrieg, den die
einfache Frage nach der Identifikation des j^Kaklcah mUri'^ seiner-
zeit entfacht hat, hätte mich zwar belehren sollen, dass auf dem
Felde der orientalischen Wissenschaften die Dinge sich denn doch
nicht so ruhig abwickeln, wie auf dem der abstrakten Forschung;
ich konnte jedoch nicht ahnen, dass auch dort, wo die Begriffe
klar und deutlich gegeben sind, viel herumgesprochen werden wird
und dass Leute, die sonst ganz klar zu sehen gewohnt sind, plötz-
lich mit Blindheit geschlagen werden. Wie soll man es sonst
anders bezeichnen, als „mit Blindheit geschlagen werden*, wenn zu-
gegeben wird, die Babylonier haben den 19jährigen Cyklus wohl
gekannt, ihn aber keineswegs angewendet, sondern ihren Zeit-
hestinmiungen astrologische Kegeln zu Grunde gelegt!? Ich
muss offen gestehen, dass es mir durchaus widerstrebt, die Auf-
merksamkeit der geehrten Fachgenossen nochmals auf diesen Gegen-
stand lenken zu müssen ; ich bin jedoch dazu genötigt im Interesse
derjenigen Kollegen, die auf Grund meiner Arbeiten weitere Con-
sequenzen gezogen. Jedenfalls werde ich aber bestrebt sein, in
meinen Ausführungen mit möglichst sachlichen Argumenten
hervorzutreten, und ich werde keineswegs dem Beispiele unseres
Altmeisters Oppert folgen, der, so oft ein wissenschaftliches
fiesaltat seine Untersuchungen kreuzt , dem Gegner die Worte ^u-
nift:,Halt! hier hört Eure Machtvollkommenheit auf*
oder, wie er dies jüngst wieder gethan, zu dem Satze Zuflucht
nimmt : ^mitLogarithmentafe In wird keineGeschichte
gemacht**. Es liegt ja in diesen Worten viel Wahrheit, aber
Tfarum beherzigt unser verehrter Altmeister nicht selber diese Worte ?
Warum ruft er sich nicht selber zu: „Mit den Regeln der assyrischen
15*
228 Mahler, Der Schalteyklus der Babylanier,
Grammatik und mit Entzifferungsversuchen keilinschriftlicher Texte
wird keine Chronologie und Astronomie gemacht!**?
Doch nun zur Sache!
Oppert widmet meiner im Jahre 1895 erschienenen Abhand-
lung*), die den schlichten Titel führt: ,Zur Chronologie der
Babylonier** und niemals und nirgends von mir als , Kanon'' be-
zeichnet wird, seit kurzem drei Referate, zu denen er sich eigentlich
durch eine kleine, aber vorzüglich durchgeführte Arbeit Lehmanns^
veranlasst sah. In den Comptes rendus de Tacadämie des Inseriptions
et Belles-Lettres 1896 veröffentlicht 0. einen Artikel unter dem
Titel wüne eclipse lunaire du r^gne de Saosduchin, roi de Babylone*,
dessen Grundidee in der Bekämpfung meiner in obengenannter Ab-
handlung veröffentlichten Vergleichungs- Tabellen gipfelt. Dasselbe
thut 0. in seinem in Z. A., Bd. XI, pag. 310 — 317 veröffentlichten
Aufsatze: „Les eclipses mentionnees dans les textes cuneiformes*
und desgleichen — allerdings diesmal in deutscher Sprache und
etwas ausführlicher — in der ZDMG., Bd. 51, pag. 138 — 165 in
dem Artikel: „Die Schaltmonate bei den Babyloniem und die
ägyptisch- chaldäische Ära des Nabonassar*.
In der erstgenannten Abhandlung (pag. 8, Zeile 8) bezeichnet 0.
meine Vergleichungs-Tabellen als „un travail absolument fantaisiste*';
in der zweiten (Z. A., Bd. XI, pag. 313, Zeile 8 — 9) nennt er sie
ein „oeuvre de perseverant labeur et de haute fantaisie**, und in
der Einleitung seines dritten Artikels (ZDMG., Bd. LI, pag. 138,
Zeüe 3 von unt^n) sagt er: »Für jene 8014 Ealenderdaten danken
wir dem Herrn Dr. E. Mahler, und können inmaer, wenn das Be-
dürfnis erscheint, den LXII. Band der Denkschriften der genannten
Akademie (1895, p. 641) zu Rate ziehen*.
Ich muss aufrichtig gestehen, dass ich beim Lesen dieses Satzes
kaum meinen Augen traute. Wärs möglich, dass ein Werk, dass
als Produkt der höchsten Phantasie verkündet wird, immer, wenn
das Bedürfnis erscheint, zu Rat« gezogen werden kann?
Es ist dies jedoch nicht der erste und alleinige Widerspruch,
dem wir da begegnen.
0. hat sich der Mühe unterzogen, die Anzalil der von mir
veröffentlichten Kalenderdaten zu bestimmen. Viel dankbarer wäre
ich ihm gewesen, wenn er statt dessen die meinen Tabellen voraus-
geschickte „Einleitung* gelesen hätte. Vieles wäre ihm und uns
dann erspart geblieben. Auf pag. 5 Absatz 2 hätte er erfahren,
warum ich mit Nabonassar begonnen, und dort hätte er auch den
Satz gefunden: „Nun gilt es aber als feste Thatsache, dass nach
Jahren des Nabonassar nirgends in den babylonischen Chroniken
gezählt wurde", einen Satz, der gewiss genügend klar meine An-
1) Denkschriften der Kais. Akad. d. Wiss., Wien 1895.
V V
2) „Die Mondfinsternis am 15. Sabatu Samasäumakin" (Z. A. , Bd. XI,
110—116).
i
Mahler, Der Schaüeyklus der Babylomer, 229
schauung über die Ära des Nabonassar wiedergiebt. Hätte 0. die
«Allgemeine Einleitung* meiner Abhandlung: ,,Zur Chronologie der
Babylonier**) einer näheren Beachtung gewürdigt, dann hätte er
merken müssen, dass ich auf pag. 3 ausdrücklich seine
Arbeiten in Z. A., Bd. VI und in Compt. rend. t. CXI hervor-
bebe, und dann wäre er in die notwendige Lage gekommen, auch
meine übrigen (in den Schriften der Wiener Akademie, in Z. A.,
in den Transac. of the EX. Congr. of the Orientalists erschienenen)
hier einschlägigen Arbeiten lesen zu müssen, und er hätte dann
seine auf p^. 139 — 140 des 51. Bandes der ZDMG. mir unter-
schobenen, einer jeden wissenschaftlichen Forschung hohnsprechenden
Erläuterung bezüglich des Cjklusjahres 16 fortlassen müssen, denn
aus meinen Untersuchungen geht es ganz klar imd deutlich hervor,
dass ich zum Jahre 16 auf ganz gleiche Weise gekommen bin, wie
zu den übrigen Schaltjahren des 19jährigen Cyklus.
Bei einiger Beachtung meiner Arbeiten hätte 0. zur Erkenntnis
gelangen müssen, dass ich das Schema der Schaltung schon lange
veröffentlicht hatte, bevor ich das Jahrhundert des Kambyses (d. h.
das VL Jahrhundert y. Chr.) und somit auch das Jahr VII dieses
Königs in den Bereich meiner Untersuchungen gezogen habe. Schon
im Dezember 1890 hatte ich den XIX jährigen Schaltcyklus mit
den Schaltjahren m, VI, Vni, XI, XIV, XVI, XIX Herrn Geheimrat
Prof. Eb. Schrader in Berlin mitgeteilt, und dieser hatte die Freund-
lichkeit, die Veröffentlichung meiner damals wohl noch in Form
einer Hypothese gekleideten Behauptungen zu veranlassen (siehe
Z. A., Bd. VI, pag. 457). In den Sitzungsberichten der Kais. Akad.
d. Wiss. zu Wien (Märzheft 1892) habe ich diese Frage wissen-
schaftlich erörtert und zugleich die Grundlagen des babylonischen
Kalenders mitgeteilt. In meinem „Kalenderwesen der Babylonier**
(Transactions of the IX. Congr. of the Orientalists, London 1892)
habe ich diese Frage von neuem erörtert, und in Z. A., Bd. IX,
pag. 42 — 61 habe ich nochmals nachgewiesen, dass man sowohl aus
den von Strassmaier (Z. A., Bd. VII, 203—204) veröffentlichten
Daten als auch aus den in den Egibitäfelchen sich vorfindenden
Kalenderdaten mit Notwendigkeit folgern müsse, dass die Babylonier
einen 19jährigen Cyklus hatten, in dem jedes III., VI., VIIL, XL,
XIV., XVI. und XIX. Jahr ein Schaltjahr war. Dasselbe that ich
in Z. A., Bd. XI, pag. 44. Dieser Cyklus hat dann später seine
Proben bestanden, nicht nur durch die Untersuchung Ed. Meyers
(Z. A., Bd. IX, 325 — 328), sondern auch durch die von Oppert
veröffentlichten Keilschrifttexte, in denen uns zwei Mondfinstemisse
ans dem Jahre VTE des Königs Kambyses berichtet werden. Die
dort für beide Finsternisse überlieferten babylonischen Kalender-
daten stimmen mit meinen Untersuchungen vollkommen. Und
gerade der Umstand, dass der Aufbau meiner Tabellen erst einige
1) Denkschriften der Kais. Akad. d. Wiss., Wien 1895.
230 Mahler, Der SchdUcyklua der Babylonier,
Jahre nach Feststellung und Veröffentlichung des von mir ent-
worfenen und durch zahlreiche Beispiele erprobten Cyklus erfolgt
war, muss uns — in Würdigung der Thatsache, dass die Jahre V
und. VII Kambyses Schaltjahre mit einem II. Adam waren und in
meinen Tabellen den Schaltjahren XIV und XVI entsprechen —
mit zwingender Notwendigkeit von der Richtigkeit meiner
These bezüglich des Schaltcyklus der Babylonier und
von der Richtigkeit meiner Vergleichungstabellen
belehren.
Indem 0. gegen meine Tafeln, die er st«ts mit dem ehren-
vollen Namen , Kanon'* belegt, zu Felde zieht, lässt er sich, soweit
überhaupt sachliche Erwägungen in Betracht kommen, von zwei
Argumenten leiten: 1) ist die Annahme eines 19jährigen Schalt-
cyklus im Kalender der Babylonier zu verwerfen und 2) sind meine
Angaben, die eine Reduktion der babylonischen Zeitrechnung auf
die julianische ermöglichen sollen, falsch, und zwar deshalb falsch,
weil die Identificierung einiger Finsternisse in der Weise, wie sie
Herrn Oppert erwünscht w^äre und von ihm auch durchgeführt
wurde, mit Zugrundelegung meiner Tafeln nicht gelingen will.
Was den ei-sten Punkt betrifft, so muss ich wahrlich staunen,
dass ein Mann , der selber zugiebt , die Babylonier haben den
19jährigen Cyklus gekannt, und dem sogar die Priorität gebührt,
auf diese Thatsache zum erstenmale hingewiesen zu haben, nicht
zugeben will, dass die Babylonier diesen Cyklus auch thatsächlich
angewendet und gebraucht haben.
Es liegt aber noch ein weiterer Widerspruch vor. Die
Schaltung soll — so behauptet Oppert — nach astrologischen
Regeln erfolgt sein. Auf pag. 8 (Zeile 25) seines in den Compt
rendus veröffentlichten Aufsatzes sagt 0.: „Les Chaldeens inter-
calaient les mois selon leurs besoins astrologiques**. Im Sprech-
saal der Z. A., Bd. XI (p. 313, Z. 6 v. u.) sagt 0.: ,nous voyons
bien qu*on connaissait la periode de 19 ans, mais qu'on intercalait
arbitraireraent le mois, selon les „besoins* du ciel, au point de
vue astrologique". Auf pag. 148 des 51. Bandes der ZDMG.
(Z. 5 V. u.) schliesst 0. also: „Mit diesem Zeitpunkt (712 v. Chr.)
und nicht mit dem 1. Jahre Nabonassars fangen die in Babylon
gekannten 19jährigen Perioden an, in denen mau ohne fixe Ordnung,
durch astrologische Rücksichten allein geleitet, an willkürlicher
Stelle die sieben Monate hinzufügte*.
Nun haben aber die Babylonier die Sarosperiode gekannt,
und es gebührt — wie ich bereits Z. A. , Bd. XI, p. 41 hervor-
gehoben habe — Jules Oppert das Verdienst, den Gebrauch dieser
Periode auf Grund keilinschriftlichen Materials eingehend und
wissenschaftlich beleuchtet zu haben. Mit Rücksicht auf diese
Periode war es den Babyloniem ermöglicht, die Finsternisse im
Voraus zu bestimmen, und zwar nicht bloss für das laufende Jahr,
sondern auch fär Jahre im Vorhinein. Wie war dies nun möglich,
Mahler f Der ScJuüteykltu der Bctbylonier. 231
wenn sie die Dauer der einzelnen Monate und die Länge der
einzelnen Jahre im Voraus nicht kannten, sondern stets erst von
Fall zu Fall nach „Bedarfs oder nach astrologischen Regeln
festgesetzt haben sollen?
O. citiert') eine Stelle, die vom 2. Tammuz der Eponymie des
Belsunu datiert ist und die Phrase enthält: ,,den Mond sahen wir
nicht, eine Sonnenfinsternis fand aber nicht statt*. 0. bezieht diese
Stelle auf die partielle Sonnenfinsternis vom 16. Juni 660 v. Chr.,
die in der That in Ninive und Babylon unsichtbar war. Doch die
Identifikation dieser Finstemiss ist jetzt für uns belanglos ; wichtiger
Ist jetzt die Erläuterung, die 0. hieran knüpft. Er sagt: „Es war
geboten, sie (d. i. die Finsternis vom 16. Juni 660 v. Chr.) zuvor
ins Augenmerk zu fassen, da gerade 19 Jahr vor ihr, am 17.*) Juni
679. V. Chr. eine grosse Sonnenfinsternis in Ninive eingetroffen
war*. Dies alles wäre sehr schön und zutreffend, wenn die Baby-
lonier die Dauer der Monate und Jahre nicht nach Bedarf und
nicht nach astrologischen Regeln, sondern nach einem festen Ge*
setze geregelt haben, denn dann konnten sie im Vorhinein den
Monat bestimmen, an dessen Neomenie eine Sonnenfinsternis statt-
haben soll. Wie konnten sie aber ein Ereignis für einen b e -
stimmten Kalendertag im Voraus ankündigen oder erwarten,
wenn ihnen der Beginn der einzelnen Monate von vornherein noch
nnbekannt war und die Schaltung erst auf astrologischem Wege
bestimmt werden sollte?
Die Babylonier müssen also eine Schaltregel ge-
bäht haben.
Welcher Art war dieselbe? Allgemein wird zugegeben (0.
war sogar der Erste, der hierauf aufmerksam gemacht hat), dass
die Babylonier die Bedeutung und die Art der Anwendung des
19jährigen Cyklus gekannt haben; thatsächlich wurde auch ein
durch Schaltmonate reguliertes Lunisolarjahr angewendet; und da
soll man erst zu astrologischen Lehren Zuflucht genommen und
nach astrologischen Begriffen und astrologischen Deuteleien ge-
schaltet haben?
Ich bin vielmehr von der Überzeugung durchdrungen, dass
die Babylonier, wenn sie den 19jährigen Cyklus gekannt und zur
Gnindlage ihres Kalenders das Lunisolarjahr genommen haben (That-
Sachen, die auch 0. nicht bestreitet), auch klug genug waren, diesen
19jfihrigen Cyklus praktisch zu verwerten und nicht erst bis zum
Jahre 867 v. Chr. gewartet haben, um diese Reform „durch
athenischen Einfluss* (so 0. in ZDMG., Bd. 51, pag. 162, sub 4)
ins Leben zu rufen.
Es haben sich aber da noch weitere Irrtümer und Wider-
sprüche von Seite 0. eingeschlichen. Das Resultat, zu dem 0. auf
1) ZDMO., Bd. 51, p. 149.
2j Oppert setzt irrtfimlicherweise 16. Jani.
232 Afahler, Der SchaUcyhlus der Babylonier.
p. 162 seiner neuesten Untersuchung gelangt und das er mit den
stolzen Worten einleitet: „Dieses ist das letzte grosse
Resultat unserer Forschung* besteht aus zehn Punkten.
In drei derselben (1, 3, 4) beschäftigt er sich mit dem 19 jährigen
Cyklus und bezeichnet das Jahr 367 v. Chr. als dasjenige, in
welchem die Beform des 19jährigen Cyklus eingeführt wurde, ohne
aber diese Angaben näher begründen zu können. Denn auf pag. 160
sagt 0. ausdrücklich : „ Wir werden zeigen, dass bis zum Jahre 368
y. Chr. kein festes Einschaltungssystem in Babylon bestand: dass
aber vom Jahre 367 an, durch uns schlechterdings un-
bekannte Umstände^), eine Zeitrechnung Platz gnS^ die
später von den Juden aufgenommen worden ist*.
0. nennt das Jahr 712, mit dem der 19jährige Cyklus, ohne
durch eine feste Norm geregelt worden zu sein, seinen Anfang
genommen und begründet dies auf pag. 148, wo er also schliesst:
»Von diesem Datum, den 26. März 712^^) v. Chr. als 1. Nisan,
datieren die babylonischen Kalender, so auch zählt von ihm der
von mir (Oppert) zuerst nachgewiesene Saroscyklus. Mit diesem
Zeitpunkte und nicht mit dem 1. Jahre Nabonassars fangen die in
Babylon gekannten 19jährigen Perioden an*.
Und wie ganz anders spricht 0. auf pag. 159 und pag. 163 ?I
Da nimmt er das Jahr 747 v. Chr., das I. Jahr Nabonassars, welches
der Ausgangspunkt auch anderer Mondperioden war, als Ausgangs-
punkt des Saroskanon an und hebt als 7. Punkt der „grossen
Eesultate seiner Forschung* folgendes hervor: „Die aus der Zeit
der Seleuciden und der Römer stammende Sarostafel geht zurück
auf den 1. Nisan des Jahres I des Nabonassar*.
In diesem Chaos von Widersprüchen klammert sich 0. an das
Jahr 17 des 19jährigen Cyklus, ohne meine Arbeiten, die das
Jahr 16 an der Hand zahlreicher Belege motivieren, jemals gelesen
zu haben.
Und nun zu den Finsternissen, mit deren Hilfe 0. den weiteren
Nachweis über die ünbrauchbarkeit meiner Tafeln erbringen will!
Da ist vor allem die Finsternis des Samal^Sumukln , die vom
15. Sabat datiert ist. Ich könnte es zwar unterlassen, auf die
Untersuchungen, zu denen uns die keilinschrifÜich vermerkten Finster-
nisse Anlass geben, näher einzugehen, weil diese von anderer Seit«
durchgeführt werden. Kollege Ginzel wird — wie man uns
andererseits*) mitteilt, auf alle hier einschlägigen Fragen zurück-
kommen. Wegen einiger Punkte chronologischer Natur jedoch
will auch ich auf diesen Gegenstand zurückkommen.
Lehmann identifizierte diese Finsternis mit der unter Nr. 832
im „Kanon* von Oppolzer angeführten Mondfinsternis vom 17. Febr.
1) Hier stärker hervorgehoben.
2) In ZDM6. heisst es irrtümlicherweise 112.
3) Z. A., Bd. XI, 110 und 437.
\
MaJder^ Der SchdUcyklua der Babylanier. 233
d. J. 664 V. Chr. Oppert* dagegen will hierfür die in der Nacht
vom 18. — 19. Januar 653 v. Chr. stattgehabte Finsternis setzen.
£r opponiert deshalb der Lehmann'schen Annahme, weil die Neomenie
am 3. Februar 664 um 2 */, Uhr Nachm. babjlon. Zeit eingetreten,
die Mondsichel also frühestens am 4. abends sichtbar war und so-
mit erst mit diesem Abend der 1. Sabaf begonnen haben kann.
Dann war aber der Abend des 17. Februar zum 14. und nicht
zum 15. Sabat gehörend; es kann aber auch — meint 0. — erst
der 13. gewesen sein, ^wenn, was sehr wahrscheinlich, das Datum
von Sonnenaufgang an gerechnet wurde*' ^).
Sind dies aber auch wirklich ernste Bedenken, die 0. hier
erhebt ?
Vor allem muss doch in Erwägung gezogen werden, dass bei
einer cyklischen Kalenderrechnung der erste Tag eines Monates
niemals durch astronomische Verhältnisse d. i. durch
wahren Neumond oder durch Neulicht bedingt wird,
sondern lediglich so, wie ihn die cyklische Eechnung
bestimmt. Wollten wir aber einmal uns einen Augenblick auf
Opperts unberechtigten Standpunkt stellen, so erweist sich erst
recht, dass seine Behauptung, die von ihm bevorzugte Finsternis
stimme besser, falsch ist.
Hören wir einmal, wasO. zur Begründung seiner An-
nahme angiebt: „Anders indessen verhält es sich mit der Finsternis
vom 18. — 19. Januar 653. Die Neomenie war am 3. Januar
11^ 42" vormittags eingetreten, der 1. des Monats konnte schon
der 4. Januar sein; auf jeden Fall aber war der Monat mit dem
Abend des 4. begonnen. Also der 18. — 19. Januar war sicher der
fünfzehnte".
0. giebt also zu, dass, wiewohl die Neomenie am 3. Januar
11^ 42" vormittags eingetreten, der 1. des Monates schon der
4. Januar hätte sein können. Dann muss aber zugestanden werden,
dass man ebenso mit vollem Rechte den 4. Februar 664 v. Chr.
= 1. §abat setzen kann, da nach 0. die Neomenie am 3. Februar
um 2^/2 Uhr Nachm. eingetreten ist. Wird dies nun zugegeben,
dann war der 18. Februar = 15. Sabat, und somit, da im Mond-
kalender der Tag stets nur mit Abend beginnt, die Nacht vom
17. — 18. Februar 664 v. Chr. = Nacht des 15. Sabat, was mit
Lehmanns Auseinandersetzungen und meinen Tafeln voll-
kommen stimmt.
I Freilich hat 0. die von ihm selber hingestellte Möglichkeit:
I ider 1. des Monates konnte schon der 4. Januar sein*^ nicht in
I Betracht gezogen, da er sonst mit sich in Konflikt gekonmien wäre.
Wie aber, wenn diese Voraussetzung denn doch die richtige und
der 1. des Monats schon der 4. Januar war? Dann war
^er 18. Januar = 15. Sabat und die Nacht vom 18. — 19. Januar
1) ZDMG., Bd. 51, pag. 153, Zeile 6.
234 MaMer, Der SchalteyJdus der Babylonier.
schon dem 16. Sabat angehörend und nicht dem 15. Sabat- Aber
auch die zweite Möglichkeit, mit der 0. rechnet, ist nach seinen
eigenen Worten, die er wenige Zeilen vorher gebraucht, zu be-
mängeln. Denn wenn es „sehr wahrscheinlich* ist, dass bei
den Babyloniem »das Datum von Sonnenaufgang an ge-
rechnet wurde** (Oppert in ZDMG., Bd. 51, pag. 153, Z. 7),
dann ist es unbegreiflich, wie 0. schon 12 Zeilen weiter (p. 153,
Z. 19) den Satz aufstellen kann: „auf jeden Fall aber war der
Monat mit dem Abend des 4. begonnen".
Ich würde mich gewiss gern dem Urteile eines vielfach er-
probten und in dem Dienste der Wissenschaft ergrauten Meisters
fügen, wenn dieses Urteil auf einer realen Basis sich erheben würde.
Eine solche reale Basis wäre eine Sammlung inschriftlich beglaubigter
Daten, die nach Jahr, Monat und Tag datiert sind und mit
meinen Tafeln nicht stimmen wollen. Solche Daten sind z. B. die
von 0. publizierten Mondfinstemisse aus dem Jahre YD. Königs
Kambyses. Aber merkwürdigerweise stimmen hier meine
Tafeln mit den keilinschriftlich überlieferten Daten.
Alle anderen Finsternisse, die 0. anführt, beweisen gar nichts, weder
pro noch contra, denn nirgends ist uns ein ausfuhrliches Datum
überüefert. Die Zahl 28, die 0. der in Z. A., Bd. 11, pag. 314
sub 2 erwähnten und auch in ZDMGr., Bd. 51, pag. 149 besprochenen
Finsternis beilegt, steht nicht im Text, sondern giebt lediglich
Opperts Anschauung wieder (siehe Lehmann, Z. A., XI, 442). Frei-
lich ist der Monat „Tammuz* überliefert, und dieser hat nach
meinen Tafeln im Jahre 661 v. Chr. mit 29. Juni begonnen,
während die Finsternis, mit der 0. die Identifikation der Tamniüz-
Finsternis herstellen will, am Nachmittag des 27. Juni stattgefunden
hat. Wer bürgt uns aber für die richtige Identifikation?
Vor allem ist zu bedenken, dass im Texte gar nicht von einer
Eklipsis die Rede ist. Denn es heisst dort nicht — wie sonst bei
einer Sonnenfinsternis — mina ardh Du'uzi Samäu atalä ütakan^^
es ist dort vielmehr von einem „Ruhen* des Mondes und emem
„Ruhen* der Sonne die Rede und zwar in einem solchen Zusammen-
hange, dass, wenn dieses „Ruhen* als „verfinstern* im Sinne einer
Eklipsis aufgefasst werden soll, keineswegs von einer Sonnenfinsternis,
sondern — wie bereits Jensen und Lehmann bemerkten — va
erster Linie von einer Mondfinsternis, im besten Falle
aber von einer Mondfinsternis und darauffolgenden Sonnen-
finsternis gesprochen wird. Denn es heisst dort (Lehmann in Z. A.,
XI, 441): „Teumman beschloss Böses, aber Sin beschloss gegen ihn
böse Vorzeichen: Im Monate Tammuz ruhte er in der Frühe bis
zu Tagesanbruch, und wie er ruhte auch SamaS zur Zeit seines
Unterganges*.
Man sieht also, dass, wenn schon das „Ruhen" im Sinne einer
Eklipsis interpretiert wird, zunächst an eine am frühen Morgen
stattgehabte Mondfinsternis gedacht werden muss und erst
Mahler, Der SchciUcyklue der Babylomer. 235
mit dieser im Znsammenliange an eine entweder noch im selbigen
Jahre oder in einem der darauffolgenden Jahre gegen Abend ein-
getretenen Sonnenfinsternis. Beide Ereignisse müssen natürlich im
Monate Tammuz erfolgt sein, und zwar die Mondfinsternis zur Zeit
des Vollmondes, also Mitte Tammuz, die Sonnenfinsternis dagegen
zur Zeit des Neumondes. Waren beide Ereignisse im selbigen Jahre,
dann muss die Sonnenfinsternis natürlich mit Ende Tammuz, d. h.
mit der Neomenie des Ab erfolgt sein; waren aber Mond- und
Sonnenfinsternis in verschiedenen Jahren, dann ist es nicht aus-
geschlossen, ja sogar mehr denn wahrscheinlich, dass die Sonnen-
finst'emis zur Zeit der Neomenie des Monats Tammuz erfolgt sein.
Nun ist der erste Fäll absolut ausgeschlossen, da innerhalb des
in Betracht kommenden Gebietes und innerhalb der in Betracht
kommen^len Epoche nach dem „ Kanon '^ von Oppolzer nur eine
einzige Sonnenfinsternis in Erwägung gezogen werden kann: die
Sonnenfinsternis vom 27. Juni 661 v. Chr. Ihre grösste Phase
betrag für Ninive 10^°^^ = 0*83 Sonnendurchmesser, die Zeit dieser
grösst^n Phase erfolgte 2 Stunden vor Sonnenuntergang und
das Ende der Verfinsterung war 1 Stunde vor Sonnenuntergang.
Nun war aber in diesem Jahre keine Mondfinsternis, die den An-
forderungen des Textes: Monat Tammuz und Tagesanbruch
entsprechen würde, denn die einzige Mondfinsternis im Jahre 661
ist datiert vom 6. Dezember.
Wenn also in dem betreffenden Texte von Eklipsen die Rede
sein soU, dann müssen beide Ereignisse in verschieden en Jahren
erfolgt sein und zwar zuerst die Mondfinsternis und dann die Sonnen-
finsternis. Allerdings müssten wir die Sonnenfinsternis mit der vom
27. Juni d. J. 661 v. Chr. identifizieren^). Es entsteht nun die
Frage: wie ist dies in Übereinstimmung zu bringen mit meinen
Tabellen, die den 1. Tammuz d. J. 661 mit 29. Juni gleichsetzen?
Bedenken wir doch vor allem, dass nirgends im Texte ein
Tagesdatum angeführt ist, und dass die Sonnenfinsternisse stets zur
Zeit der Konjunktion zwischen Sonne und Mond, d. h. um die Zeit
des Neumondes erfolgen und daher in der Regel nach diesem Neu-
monde benannt werden; erwägen wir femer den Umstand, dass
man die am Ende eines Kalendermonates eingetretene Neomenie
niemals nach diesem ablaufenden Monate, sondern immer nach dem
kommenden neuen Monat benannt hat (sowie man noch heutzutage
bei den Juden den 1^172 eines Monates nicht nach dem ablaufenden
Monate, sondern nach dem neuen Monate benennt, also beispiels-
weise den am 29. Sivan eintretenden Moled nicht als Moled Sivan,
sondern als Moled Tammuz bezeichnet), dass man also unter „Neomenie
des Tammuz'* nicht den mit Ende Tammuz, sondern den mit Ende
1) Vorausgesetzt allerdings, dass man eine Sonnenfinsternis, deren grösste
Phase BBS ^^2 Bonnendorchmesser 2 Standen vor Sonnenuntergang er-
folgt, als ein zur Zeit des Sonnenunterganges stattgehabtes Ereignis
bewiehnen kann.
236 Mahler, Der SckaÜcyklue der Babylonier.
Sivan eingetretenen Neumond verstanden hat; dann wird es erklär-
lich, dass man eine Sonnenfinsternis, die zur Zeit der „Neomenie
des Tammuz** eingetreten ist, als eine „Tammaz-Finstemis* be-
zeichnen musste. Der 29. Juni des Jahres 661 v. Chr. war meinen
Tabellen zufolge der 1. Tammuz, der am 27. Juni stattgehabte
Neumond war sonach der „Neumond Tammuz", und die an diesem
Tage erfolgte Sonnenfinsternis konnte somit mit
vollem Rechte als »Tammuz - Finsternis * benannt
werden.
Übrigens ist mit diesen Auseinandersetztmgen nichts neues
gesagt. Bekanntlich begehen die Juden noch heute den Neumonds-
tag halb feierlich, indem sie jeden 30. eines Monates, sowie den
1. des folgenden Monats als ©^n 0«n, d. h. Neumondstag dieses
neuen Monates bezeichnen. Diese Feier datiert seit den ältesten
Zeiten, denn wir finden schon in der Bibel besondere Opfervorschriften
für isnn TDN*i. Auch die alten Ägypter, die schon früh das Mond-
jahr verliessen und als Basis ihrer Zeitrechnung die Sonne wählten,
haben — wie dies die Inschriften ganz deutlich lehren — die
einzelnen Mondphasen beachtet und am Neumondstage, an der
Sexta, am Yollmondstage und am 22. Mondtage besondere
Feste gefeiert. Sicherlich war es daher auch bei den Babyloniem,
sowie bei allen Völkern, die das Mondjahr kannten und näher be-
achteten, üblicher Brauch oder Gesetz, die Zeichen der Mondphasen,
insbesondere jene der Neomenie, festlich zu begehen. Die dem Gotte
Sin geweihten Hymnen deuten in bestimmter Weise darauf hin,
mehr aber noch das babylonische WeltschÖpfiingsepos. Bekanntlich
hat Delitzsch in einer vor kurzem erschienenen Abhandlung^)
alle bis jetzt bekannten Weltschöpfungsfragmente ihrem Wortlaute
nach mitgeteilt und interpretiert; und in dieser überaus dankens-
werten Arbeit finden wir auf pag. 85 — 86 die V. Weltschöpfungs-
tafel, auf pag. 108 deren Übersetzung und pag. 148 — 151 den zu-
gehörigen Kommentar. Aus diesem geht nun mit vollster Sicherheit
hervor, dass die Babylonier den Eintritt der Mondphasen feierten
(vielleicht als Vorläufer des sich hieraus gebildeten Wochenbegriffes
und der damit verbundenen Feier eines der sieben Wochentage).
Bemerkenswert daselbst ist jener Passus, der auf eine Analogie mit
einem noch heutzutage bei den Juden gepflegten Beligionsbraucbe
hinweist. Bekanntlich ist bei den Juden auch der Vorabend eines
Neumondstages, d. i. der mit «in TOKn ans? bezeichnete Tag von
einiger Bedeutung. Er gilt ihnen nämlich als ein ^ap mc3 CT'r
d. h. als „kleiner Jom-Kippur = Versöhnungstag", an dem Gott,
der Weltschöpfer, Gericht hält.
Genau dasselbe finden wir bei den alten Babyloniem. Denn
1) ,,Das babylonische Weltscböpfangsepos" XVIII. Bd. der Abhandl. der
phil.-hist. Cl. d. Königl. sftcfas. Ges. d. Wiss.
Mahler, Der SchaUcyhlus der Babylanier. 237
in der V. Schöpfungslegende lesen wir nach Zimmern (siehe
Delitzsch pag. 150—151):
,^«^ Beim Beginn des Monats, wenn der Abend anbricht, ^«mit
den Hörnern erglänze, um den Himmel zu bezeichnen. ^^Am
siebenten Tage mach die Scheibe [ha]lb, ^^ stehe senkrecht am
Sa]bbath] mit der [erst]en Hälfte. ^^Wann bei [CFnterga]ng der
Sonne am Horizont du [aufgehst], ^^so stehe ihr gegenüber [am
14.] im vollsten Glänze. ^^[Vom 15. an] nähere dich der Bahn
der Sonne, '^[am 21.] stehe senkrecht zur Sonne zum zweiten Mal.
'*[Vom 22. an . . .] aufzusuchen ihren Weg, **[am 28.
zur Sonne] komm heran und halte Gericht.*
Jensen (siehe gleichfalls daselbst) weicht in seiner Über-
setzung und Interpretation der lückenhaften Stellen hie und da von
Zimmern ab , schliesst aber auch mit den Worten : „Komm
heran und richte das Gericht*.
Der Tag also, an dem die Konjunktion zwischen Mond und
Sonne erfolgt, war den Babyloniem — ebenso wie noch heutzutage
den Juden — ein «Tag des Gerichts*. Und wir gehen gewiss
nicht fehl, wenn wir unter solchen Umständen behaupten, auch die
Begriffe onn ««n und ©nn ««n yiy seien von den Babyloniem
kalendarisch beachtet worden, und wir werden gewiss noch in
den Besitz solcher Urkunden gelangen, die uns in klarster Weise
hierüber belehren. Von den alten Ägyptern besitzen wir bereits
solches urkundliches Material (siehe Zeitschr. für ägypt. Spr. 1889
»Die Phönixperiode der alten Ägypter*). Wir können noch weiter
gehen und aus den vorhandenen Parallelen innerhalb der
Kalender der Juden und Babylonier auf eine vollkommene
Analogie derselben schliessen. Es ist somit gar nichts überraschen-
des dabei, wenn man eine am 29. Sivan, am TOin TD»*! y^y des
Monates Tammuz, stattgehabte Finsternis als eine „Tammuz -Finster-
nis* bezeichnet hätte, denn wir finden es gar nicht selten, dass in
hebräischen Urkunden also datiert ist: „am x*®° Wochentage, am
Vorabende des Neumondtages des Monates y*. Übrigens ist es —
wie bereits oben erwähnt wurde — noch gar nicht sichergestellt,
ob im Texte überhaupt von Eklipsen die Reden ist; sollte aber
die Interpretation des Textes mit Sicherheit zu einem solchen Er-
gebnisse fähren, dass man die dort geschilderten bösen Vorzeichen
nur als Finsternisse zu erklären vermag, dann muss jedenfalls in
erster Linie an eine mit Tagesanbruch sich vollziehende
Mondfinsternis gedacht werden.
Im Übrigen ist noch darauf hinzuweisen (s. u.), dass wir es
hier mit einem assyrischen Finstemisberichte zu thun haben
und dass es nicht absolut feststeht, dass der assyrische und der
babylonische Kalender, wenn sie auch auf gleichen Principien be-
^en, sich in allen Einzelheiten decken.
Keineswegs kann aber die betreffende Inschrift in irgend
welcher Beziehung kalendarische Aufschlüsse bieten, und es
238
Jdahler, Der ScTiaUcykhu der Babylonier,
ist somit nicht gestattet, die Finsternis vom 27. Juni 661
V. Chr. dahin zu benützen, um mit ihrer Hilfe, gestützt auf eine
nach keiner Richtung hin begründeten Hypothese, über den Wert
oder Nichtwert einer kalendarischen Arbeit urteilen zu können.
Sehen wir einmal, wie sich meine Vergleichungs -Tabellen zu
den Finsternissen des Almagest verhalten. Oppert will auch hier
Bemängelungen finden, aber auch hier gelingt ihm dies nur durch
innere Widersprüche und willkürliche Textauslegung.
Im Almagest wird uns berichtet, dass im 27. Jahre des Nabo-
nassar im Jahre I des Mardokempados am 29. Thoth eine Mond-
finsternis in Babylon beobachtet worden sei.
Da der 29. Thoth im Jahre 27. Nabonassar gleichzusetzen ist
dem 19. März 721 v. Chr., so ist es einleuchtend, dass hier nur
die Mondfinsternis berichtet sein kann, die im Oppolzer 'sehen
„Kanon der Finsternisse** unter Nr. 741 mit folgenden Elementen
dargestellt erscheint:
Nr.
Jalian. Kai.
Julian. Tag
Vyreltseit
Grösse
741
i
1
— 720 m 19
1458 156
19h 4»
18-7^^
Halbe Dauer der Part. = 110»
Halbe Dauer der Total. = 48°»
Mond im Zenith
l = + 75°, y = + 4*
Es ist dies also die Finsternis in der Nacht vom 19. — 20. MUrz
des Jahres 721 v. Chr.
Während nun hierfür nach meinen Tafeln der 15. Adar des
babylonischen Kalenders zu nehmen ist, will 0. hierfür den 13. Nisan
setzen, weil nach der babylonischen Chronik (dieselbe Chronik, die
auf pag. 144, ZDMG., Bd. 51 Herrn Oppert noch als Quelle dient,
aber schon pag. 146 mit den scharfen Worten bekritelt wird: „die
babylonische Chronik ist nicht immer wahrhaft") der König Mardo-
kempados erst im Nisan den Thron bestieg.
Wir dürfen vor allem nie ausser acht lassen, welcher Quelle
wir den Bericht über die stattgehabte Finsternis entnehmen; es ist
dies das Werk des Ptolemäus, der die einzelnen Ereignisse nach
dem beweglichen ägyptischen Kalender datiert und dabei
nach Jahren des Nabonassar und nach Ilegierungsjahren der je-
weiligen Könige zählt, für die er stets den 1. Thoth, den
Neujahrstag des beweglichen Kalenders, als Ausgangspunkt nimmt
Wenn daher im Almagest angeführt wird Jahr 27 Nabonassar
= Jahr I Mardokempados, so ist dabei niemals vom eigent-
lichen Regierungsantritte, sondern stets vom 1. Thoth an gezählt.
Nach der bei Ptolemäus befolgten Methode entspricht somit
MaJUer, Der Schaücyklus der Babylonier. 239
das Jahr I des Mardokempados = Jahr 27 des Nahonassar der
Zeit vom 20. Februar d. J. 721 v. Chr. bis 18. Februar d. J.
720 V. Chr. inkl. Desgleichen war nach dem Kanon des Ptolemäus
das Jahr 11 des Mardokempados = Jahr 28 des Nahonassar die
Zeit vom 19. Februar d. J. 720 bis 18. Februar, d. J. 719 inkl.
Es sind also die weiteren Bemerkungen Opperts ganz unbegründet
und belanglos und ^Herr Dr. Mahler verlegt" auch gar nicht die
Finsternis ,» willkürlich in das 26. Jahr".
Aber auch innere Widersprüche liegen in den Auseinander-
setzungen O.'s vor. Auf pag. 145, Zeile 1 des 51. Bandes der
ZDMG. identifiziert 0. den 1. Nisan d. J. 721 v. Chr. mit dem
7. März und dementsprechend den 19. März mit dem 13. Nisan;
dasselbe geschieht auf pag. 163. Auf pag. 145, Zeile 26 dagegen
identifiziert 0. denselben 1. Nisan mit dem 6. März und dem-
entsprechend den 19. März mit dem 14. Nisan. Dasselbe ge-
schieht auf pag. 146, Z. 21 und pag. 147, Z. 14. Welche der
beiden Annahmen Opperts ist die richtige? Meines Dafürhaltens
keine von beiden, weil die Nacht vom 19. — 20. März d. J. 721
V. Chr. nach ägyptischer Zählweise dem 29. Thoth d. J. I Mardo-
kemp. = Jahr 27 Nabon. entsprach, nach babylonischer Zäfalweise
dagegen dem 15. Adar d. J. Y Salmanassar.
So bewegen wir uns, wenn wir 0. folgen, in einem Chaos von
Widersprüchen. Nur in Einem können wir ihm folgen: in den
Baten, die er (pag. 163 — 164) in seinem R^gentenkanon giebt.
Biese stimmen nämlich fast durchgehends mit dem von mir ge-
gebenen , Verzeichnis der Könige", und es ist geradezu merkwürdig,
dass 0. hierzu nichts zu bemerken hat. Da hätte er doch hand-
greiflich den Nachweis führen können, dass Mahler bereits am
7. März 1895 den im Frühjahre 1897 (also 2 Jahre später) er-
schienenen Oppert'schen Kanon „benutzte und anwandte, ohne dies
zu erwähnen''.
Auch bezüglich des Zeitpunkts der Einführung der
Olympiadenrechnung irrt 0., wenn er dieselbe in das
4. Jahrhundert (siehe ZDMG. Bd. 51, pag. 161, Z. 38—41)
verlegt.
0. publiziert auch auf pag. 165 seines Aufsatzes eine Tabelle,
"ober deren Nutzen er also spricht: »Man kann mit Hilfe dieser
Tafel jegliches in den Inschriften bezeichnete Datum finden; man
mnss zu dem Tage vor der Angabe je nach der Zahl der
Monate 297«, 59, 871/2, 118, 1471/2, 177, 206 V2 , 236, 265^/2,
295, 324 Vi oder 354 Tage und die Zahl der Tage des Monates
hinzufügen".
Merkt 0. nicht, dass man nach dieser seiner Methode dann
auch Bruchteile des Tages bekommt und dass man kalendarisch
^ wenn also irgend ein in den Inschriften bezeichnetes Datum
gefunden werden soll — niemals mit Bruchteilen des Tages rechnen
darf, sondern stets mit ganzen Tageszahlen?
240 Makler, Der SchaUcyhlus der Babylomer.
Ich will jetzt das Besultat unserer Darlegongen ins Auge
fassen. Auf pag. 144 erklärt 0., dass er die Daten des 1. Nisan
728, 709, 690, 671, 652, 638, 614 nicht kennt, dass aber die far
den 1. Nisan der folgenden zwei Cyklen 595 und 576 mit meinen
Tafeln übereinstimmen- Das Jahr 661 war (siehe 149) ein Schalt-
jahr, und als solches ist es auch in meinen Tafeln erwähnt. Bezüglich
des 1. Sabat d. J. 644 bemerkt 0. (pag. 153, Zeile 7 v. n.): «Hier
hat Herr Dr. Mahler einen richtigen Anschlag gemacht, er setzt
den 1. Schebat auf den 24. Januar". Auch bei der von PtoL
erwähnten Finsternis aus dem Jahre V Nabopolassars , die mit der
Finsternis vom 21. April 621 v. Chr. zu identifizieren ist, giebt
O. (pag. 154, Zeile 24 — 27) die Möglichkeit des Ansatzes ,14. Nisan*
zu. Die Kambyses - Finsternisse stimmen mit meinen Tafeln voll-
kommen, und in den Daten seines Kanons stimmt 0. fast durch-
gehends mit dem in meinen Tafeln gegebenen , Verzeichnis der
Könige". Dort, wo zwischen 0. und meinen Tafeln keine Über-
einstimmung herrscht, ist dieselbe nur durch das Chaos von Wider-
sprüchen erklärlich, in denen 0. bedauerlicherweise umherzuirren
beliebte. Es ist also auch das Ergebnis der Arbeit Opperts eher
ein günstiges für meine Tafeln, als umgekehrt. —
Ich muss aber noch auf einen Punkt zurückgreifen, den ich
bereits eingangs berührt habe. So oft nämlich jemand die Resultate
Opperts zu negieren oder auch nur zu bekritteln wagt, greift 0.
zu dem Verzweiflungsrufe: „Mein Herr, hier hört Ihre Macht-
vollkommenheit auf!" oder: „Mit Logarithmentafeln wird keine
Geschichte gemacht".
Allerdings können solche Widersprüche , wie sie Oppert in
seinen letzten Arbeiten begegnet sind, mit „Logarithmentafeln*
nicht begangen werden, aber ich frage: 1. Warum beherzigt 0.
nicht selber diesen von ihm so wohlmeinend erteilten Rat? Warum
sucht er die Geschichte mit Sonnenfinsternissen zu rektifizieren?
2. Warum versucht Oppert sich in der Lösung astronomisch-
chronologischer Probleme zu vertiefen?
Dass er auf diesem Gebiete nicht unfehlbar ist, beweisen nicht
nur die hier angeführten Widersprüche, sondern auch seine Aus-
einandersetzungen betreffs der Finsternis vom 10. Januar d, J.
522 V. Chr.O
0. legt dieser Finsternis mit Rücksicht auf die betreffenden
Angaben Oppolzers, wonach die halbe Dauer der Totalität 52**
und die halbe Dauer der Partialität 112™ betrug, eine Gesamt-
dauer von 5^ 28™ bei, denn auf pag. 2 seiner Arbeit in den
Comp. rend. , Zeile 15 von unten, sagt 0.: »eile fut totale, de
1) Un annnaire astronomiqae babylonien (Journ. As. 1890); I7n annuAire
astronomiqne chald^en (Comp. rend. t. CXI); Un texte babylonien astronomiqae
(Z. A. Bd. VI).
MaMer, Der SchaUcyJduB der Babylanier, 241
22 doigts, dura en tout cinq heures vingt-huit minutes'^. Er
rechnet nämlich:
Halbe Dauer der Partialitat = 112»
, Totalität = 52 ~
also halbe Dauer der Finsternis = 164"
und somit ganze Dauer der Finsternis = 328™ = 5** 28"
Nun ist aber (siehe „Kanon von Oppolzer'^ pag. XXXIII,
Zeile 2) unter der halben Dauer der Partialität die Hälfte
jener Zeit zu verstehen, welche zwischen der ersten und letzten
äussern Berührung des Yollschattens mit der Mondscheibe verfliesst.
Es giebt daher die halbe Dauer der Partialität allein schon die
halbe Dauer der Finsternis überhaupt; obige Finsternis hatte also
eine Gesamtdauer von nur 2 X 112" = 224" = 3** 44".
Den gleichen Irrtum hat 0. auch in seiner späteren Arbeit
(Z. A. VI, 109) begangen. Er sagt dort: „La seconde 6clipse,
arrivee le 10 janvier 522 a. J. C, 6tait d'une totalite exceptionelle,
eile ^tait 22 doigts. Oppolzer place le milieu ä 1^ 45" temps
de Green wich donc ä 4** 45" temps babylonien; Pingr6 ä 8^ de
Paris, donc ä 5*^ 50" de Babylone. Le commencement de Töclipse
partielle est donc dapr^s Oppolzer, qui donne ä la demi duröe
164 minutes, ä 2 heures 1 minute du matin, donc 2 heures presque
precises*. In der That jedoch betrug die halbe Dauer der Finster-
nis 112» = 1^ 52", also Anfang = 4»^ 45" — 1»> 52" =
2»» 53" babylon. Zeit.
Es wird gewiss niemandem einfallen, deswegen die Verdienste,
die sich 0. auf dem Gebiete der astronomisch - chronologischen
Forschung errungen, irgendwie schmälern zu wollen. — Aber,
Jedem das Seine! — Auf dem Felde wissenschaftlicher For-
schung muss jeder gehört werden, und niemand ist berechtigt, auf
ein besonderes Patent hinzuweisen. Noch weniger aber ist man
berechtigt, Behauptungen in die Öffentlichkeit zu streuen, die den
Thatsachen widersprechen. Meine Tafeln führen den Namen: ,Zur
Chronologie der Babylonier** und geben noch auf dem Titelblatt
tn erkennen, welche Zwecke mit denselben verbunden sein sollen.
Sie sind «Vergleichungs- Tabellen der babylonischen und christlichen
Zeitrechnung von Nabonassar (747 v. Chr.) bis 100 v. Chr." und
zwar thun sie dies, wie ich im Vorworte ausdrücklich hervorhebe,
in der Weise, dass für jeden 1. Tag der babylonischen Monate das
entsprechende Datum der julianischen Zeitrechnung angegeben ist.
Es ist dies ein Vorgang, den man bis jetzt in der Chronologie
der Babylonier vermissen musste. Mit welchem Kechte kann
dann 0. behaupten, dass ich in meinen Tafeln seine Arbeiten be-
nutzt habe? Wo hat 0. jemals derartige Tafeln veröffentlicht?
Schon der Umstand, dass ich über 9800 Kalenderdaten gebe, während
0. selbst in seiner jüngsten Arbeit nicht mehr als 128 Nisandaten
^d in seiner am 23. Dezember 1892 der französischen Akademie
Bd. LH. 16
242 MaJUer, Der SchaUeyJeku der Btibylonier.
unterbreiteten Arbeit „Le canon des dates babyloniennes^ gar nur
97 Nisandaten zu geben yermag, sowie der Umstand, dass sich
meine Tafeln auf einen 19jährigen Oyklus stützen, dessen Existenz
0. zu bezweifebi sich anschickte, hätten ihn belehren müssen, dass
ich keinen Grund hatte, mich auf seine Arbeiten zu stützen und
dass ich mich auch nicht veranlasst sehen konnte, meine Unter-
suchungen auf die seinen aufzubauen.
In der That stimmen auch nur 14 der von Oppert im Jahre
1892 veröffentlichten 97 Nisandaten mit den meinigen überein,
während in den übrigen 83 Fällen Abweichungen von nicht nur
1 — 2 Tagen, sondern sogar solche von 1 Monate vorliegen. Dabei
stimmen wir innerhalb der Begierungszeit Nabonids bloss an drei
Stellen überein. Wenn nun 0. dessenungeachtet auf pag. 155 des
51. Bandes der ZDMG. sagt: «hier sind meine Arbeiten benutzt'',
so überlasse ich das Urteil über diese Behauptung dem Leser.
Ich möchte aber im Interesse der Forschung eine kleine War-
nung ergehen lassen. Man vennengt allzuleicht die assyrische und
babylonische Chronologie. Es ist wohl selbstverständlich, dass sich
die Eulturzustände Assyriens in vielen Beziehungen mit denen
Babylons deckten. Es steht auch sicher, dass dem assyrischen
Kalender ebenso wie dem babylonischen ein Lunisolarjahr als Grund-
lage dient. Ob aber die Hegeln, nach denen die Lage der einzelnen
Schaltjahre bestimmt wurde, sich vollkommen deckte mit jenen
im babylonischen Kalender, ist noch nicht definitiv entschieden.
Man bedenke doch, dass im Altertum nicht nur Nachbarstaaten,
welche dieselbe Jahrform hatten und nach gleichen Prinzipien
schalteten, denn doch verschiedene Kalender besassen, sondern dass
Städte eines und desselben Staatsgebildes mit einer derartigen
Autonomie ausgestattet waren, dass auch ihre Kalender verschieden
waren. Dies sehen wir sogar noch im späteren Syrerreiche und
finden eine ähnliche Erscheinung auch im heutigen christlichen
Kalender. Die römisch-katholische Kirche und die Protestanten
datieren nach dem gregorianischen Kalender, während die griechisch-
orthodoxe Kirche noch immer an dem julianischen Kalender fest-
hält, und so weichen beide in ihren Datierungen heute um 12 Tage
und von 1900 an schon um 13 Tage von einander ab, wiewohl
beiden Kalendern das gleiche Prinzip, d. i. das Sonnenjahr, zu Grunde
liegt. Und wer kennt nicht die vielen Streitigkeiten, welche der Ein-
führung des gregorianischen Kalenders hemmend in den Weg traten?
Genau das Gleiche mochte auch beim babylonischen Kalender
der Fall gewesen sein. Jedenfalls hat mit Nabonassar eine Beform
des Kalenders stattgefunden; ob aber auch die Assyrer und alle
anderen stanunverwandten Völker Asiens sofort davon Gebrauch
machten, ist eine Frage, die noch ihrer Lösung harret.
Mit Bücksicht auf diesen Umstand erkläre ich auch ein für
allemal, dass ich die Frage des babylonischen Schaltcyklns —
insofern die Zeit seit Nabonassar in Betracht konomt — von meiner
Mahler, Der SchaUeyklus der Bäbylomer. 243
Seite als definitiv erledigt betrachte. Ich habe mich über diesen
Gegenstand vielleicht schon mehr als erwünscht geäussert; wir
wollen nim die Thontäfelchen sprechen lassen, indem wir eine
reichliche Sammlung altbabylonischer Daten abwarten wollen, um
beurteilen zu können, inwiefern meine Annahmen mit der Wahr-
heit übereinstimmen. Dass hie und da Widersprüche gefunden
werden, ist bei dem Stande der Chronologie und des Kalender-
wesens im Altertum etwas selbstverständliches. Solche sporadisch
auftretende Abweichungen dürfen uns aber noch nicht zur Yer-
werfnng eines ganzen Systems verleiten. Der christliche Kalender
hat gewiss seine festbegründeten Prinzipien und dennoch finden
wir sogar in Urkunden aus der Neuzeit Datierungen, die einander
za widersprechen scheinen.
Budapest im September 1897.
Nachtrag.
Eben war ich mit der Abschrift des obigen Aufsatzes zum
Behuf e der Drucklegung fertig, da erhielt ich von C. F. Lehmann
einen Sonderabdmck eines neueren, in den Comptes rendus
Tom Jahre 1897 erschienenen Artikels aus der Feder Jules
Opperts, betitelt: „Eclaircissements sur quelques points relativ
ä la demier p^riode de l'empire assyrien*, in welchem 0. wiederum
ftof meine Tabellen zurückkommt. Dasselbe thut er in dem , N a c h
Jahr und Tag* betitelten Aufsatze im Sprechsaal* der Z. A.
Bd. Xn, 97 — 103, woselbst das in den Comp. rend. Mitgeteilte in
deutscher Sprache wiedergegeben wird. Allerdings ist hier der
Haaptangnfif gegen Herrn Ginzel gerichtet. «Der verdiente
Astronom* — sagt 0. — „weiss doch so gut wie jeder andere,
dass kein Volk der Welt jemals von einem nicht bemerkten Augen-
blicke des Neumondes an hat rechnen können. Übei-aU rechnet
man den Kalendermonat von der dem Publice sichtbaren Mond-
sichel*. Dies weiss Herr Ginzel ganz wohl; aber der verdiente
Assyriologe Oppert scheint nicht zu wissen, dass dort, wo von
einem Gyklus die Bede ist und dem Kalender eine cyklische
Hechnung zu Grunde liegt, der 1. Tag eines Kalendermonates
weder von einem nicht bemerkten Augenblicke des Neumondes,
noch von der dem Publice sichtbaren Mondsichel, sondern so ge-
nommen wird, wie ihn die cyklische Bechnimg gibt. Seit der Ein-
föhnmg der cyklischen Rechnung im Kalender der Juden fragt
kein Jude danach, ob am ersten Tage eines Kalendermonates der
Neomond stattfindet oder die Mondsichel zum erstenmale sichtbar
wird. Früher, vor Einführung der cyklischen Rechnung, war aller-
dings das Wiedersehen des Neulichts massgebend für den 1. Tag
eines Kalendermonates, jetzt aber bestimmt die cyklische Bechnung
den 1. Kalendertag. Das Gleiche gut von jedem Volke, das seiner
Kalenderrechnung einen Cyklus zu Grunde legt.
16»
244 MiMer, Der SchaUcykhu der Bahylonier.
Allerdings, so lange die Babylonier ihren Kalender nicht durch
cyklische Rechnung sondern durch Beobachtung regulierten, da war
das Neulicht massgebend für den Beginn eines Kalendermonates.
Da wurde das allmILlige Verschwinden der letzten Mondphase und
das Wiederaufleuchten der neuen Mondsichel genau beobachtet und
danach der Kalender reguliert.
Und wie sieht es mit dem Hauptargumente aus, mit dem
Oppert ,das ganze System des Herrn Mahler über den Haufen
wirft**? Er sagt (Compt. rend.):
^Voici ce texte (Bawl. HI., 51, 2): Le 15 nisan, le jour et
la nuit sont 6gaux: 6 doubles heures le jour, 6 doubles heures
la nuit*.
Es fiel also — so folgert 0. weiter — die Tag- und Nacht-
gleiche, die um jene Zeit am 28. Mäns statthatte, auf den 15. Nisan.
Es muss also der 1. Nisan auf den 14. März gefallen sein, was
aber nach Mahlers Tafeln für jene Epoche nicht zutrifft.
Dies wäre allerdings ein wichtiger Einwurf gegen meine Tafeln
und gegen das ganze von mir aufgestellte System, wenn der über-
lieferte Satz: ,am 15. Nisan sind Tag und Nacht gleich* ein all-
gemein gültiger wäre oder wenigstens jene Bedeutung beanspruchen
könnte, die dem 15. Nisan des jüdischen Kalenders von Seiten der
heiligen Schrift beigelegt wird, dass er der 15. Tag des ,TD*tn
a'^aKn = chodeach haabib = Monat der Fruchtreife* sein müsse.
Dies ist aber nicht der Fall. Und dass dies auch Oppert ganz
gut wusste, geht schon aus dem hervor, weil er ja sonst den
gleichen Einwurf auch gegen seinen eigenen Kanon hätte erheben
müssen, denn auch dort ist nicht immer der 15. Nisan der Tag^
an dem Tag und Nacht gleich sind.
Es muss also der angeftihrte 15. Nisan auf ein bestimmtes
Jahr Bezug haben; aber da hätte doch 0. zuerst diese Vor-
frage erledigen und erst dann eventuell gegen meine Tafeln seine
Einwendungen erheben sollen. Er hätte ergründen müssen, welchen
Charakters die betreffende Stelle (Rawl. III, 51, 2) sei und auf
welches Jahr sie Bezug habe.
Ich bin nicht im Besitze des Rawlinson'schen Werkes und
bin zufolge meines erst kurzen Aufenthaltes hier (Budapest) noch
nicht in die Lage gekonamen, die hiesigen Bibliotheksverhältnisse
näher kennen zu lernen. Sonst hätte ich das nachgeholt, was 0.
in dieser Beziehung zu thun unterlassen hat
Aber zugegeben, die betreffende Stelle sei streng astronomischen
Charakters und beziehe sich auf ein Jahr, das nach meinen Tafeln
erst mit 13. April seinen Anfang hat, während es dieser Inschrift
zufolge thatsächlich schon mit 14. März begonnen hat; können
wegen dieses einen Falles meine Tafeln als „falsch* erklärt
und das ganze Schaltsystem über den Haufen geworfen werden?
0. möge sich doch der Mühe unterziehen und das meinen Ver-
gleichungs-Tabellen vorangeschickte Vorwort lesen! Schon auf der
Mahler, Der SchaUcyklus der BahyUmier, 245
dritten Seite wird er finden, dass ich selber mit diesem Faktor
gerechnet hatte und auch rechnen musste. Im Altertum war der
Kalender niemals vor etwaigen Willkürlichkeiten gefeit. Dem macht-
habenden Könige konnte es belieben, ein Jahr, das der festgesetzten
Regel zufolge ein Schaltjahr sein sollte, aus irgendwelchen poli-
tischen Gründen als Gemeinjahr zu erklären. Solche Unregelmässig-
keiten und Ausnahmen sind nicht selten yorgekommen, und ich
habe hierauf bereits des öfteren hingewiesen und auch in meinen
Tafeln darauf Rücksicht genommen. Es ist also durchaus nicht
ausgeschlossen, dass innerhalb des bereits edierten oder erst später
aufzufindenden Materials Fälle sich vorfinden, die der allgemein gül-
tigen Kalenderregel entgegen den IE. Adaru entfallen und das Jahr
somit statt mit 13. April schon mit 14. März beginnen lassen.
Solche Ausnahmen weist jeder Kalender auf, und niemals darf des-
halb das ganze System verworfen werden.
Sehr bedenklich erscheint eine weitere Folgerung, die 0. aus
der citierten Stelle des Rawlinson'schen Werkes zieht. In dem
Umstände, dass dort bei der Erwähnung von Tag- und Nacht-
gleichheit zuerst der Tag und dann die Nacht genannt wird,
sieht O. einen Beweis ^dass die Babylonier den Tag von Sonnen-
aufgang an rechneten".
Ich habe bereits oben auf die Hinfälligkeit einer derartigen
Behauptung hingewiesen. Nachdem aber 0. aus einem einfachen
Wortspiel oder aus einer zufälligen Wortstellung sich zu einer
derartigen Behauptung hinreissen lässt, die allen Quellenstudien
und Überlieferungen schnurstracks widerspricht, so will ich eine
Stelle citieren, die — wenn wir dem Beispiele O.'s folgen und
etwaige Wortstellungen als chronologische oder historische Beweise
anerkennen — darthun würde, dass auch bei den alten Hebräern
der bürgerliche Tag nicht mit dem Abend, sondern mit Sonnen-
aufgang begonnen habe.
Wir lesen im „Liber psalmorum" Cap. XIX, 3:
'iw« y-»n"« Drb DT»
Ein Tag sagt es dem andern,
imd eine Nacht thut es der andern kund.
I^'nd auch schon in , Genesis* Cap. I, 14 ist zu lesen:
nb'^bn vm dw yi b-«nanb D"«%Tort y^p'is n^N» ■^rr»
Es ist also zuerst der Tag = DT* und dann die Nacht = Sib^^b
genannt Es dürfte aber kaum jemand hieraus folgern wollen,
te bei den Hebräern der bürgerliche Tag mit Sonnenaufgang
begonnen habe.
Ein Volk, das seinem Kalender ein Lunisolarjahr zu Grunde
legt, muss den bürgerlichen Tag wohl nur mit Abend beginnen.
1
246
Mahler, Der SchaltcyJdus der Bdbylonier,
Und nun nur noch einen Punkt, der nicht unberührt bleiben
darf. Auf ps^. 165 des 51. Bandes der ZDMG. veröflfentlicht 0.
von neuem seinen bereits 1892 bekannt gegebenen Kanon der
Nisandaten, nur mit dem unterschiede, dass er diesmal nicht das
Datum der Neomenie des Monates Nisan, sondern das 1 — 2 Tage
spätere Datum des 1. Kalendertages publiziert. Und dennoch treten
an einigen Stellen ganz wesentliche Unterschiede auf, für die 0.
keine Begründung gibt, vielleicht auch keine zu geben weiss. So
finden wir:
Oppert 1892
Oppert 1897
(Compt.
rend. 410^411)
(ZDMG. LI, 165)
598
24. März
598
24. April
576
20. April
576
21. Mära
571
25. April
571
25. März
557
18. April
557
22. März
541
24. März
541
23. April
525
26. März
525
28. April
515
5. Mai
515
6. April
506
505
28. März
17. März
506
505
26. März
Dabei ist das letztere Datum «505 26. März* von besonderer
Merkwürdigkeit, da dasselbe weder mit der Neomenie noch mit
dem Neulichte irgendwie zusammenhängt, sondern dem 8. Mond-
tage, also eher dem 1. Mondviertel entspricht (sie!).
Budapest im Dezember 1897.
Anmerkung: Auf die von Weissbach in ZDMG., Bd. LI,
Heft 4, pag. 665 gegebene Bemerkung komme ich anderweitig zurück.
247
Miscellen.
Von
0. Böhtlingrk.
1.
RV. 10, 95, 8 spricht Purüravas:
^^ ^sj^T^ 'nnftj "^smn^ • ^nrr^y ^in^ tV^ i
Er berichtet, dass die Apsarasen, die sich ihres Gewandes ent-
ledigt hatten, bei seiner Annäherung vor ihm erschraken. Es folgen
zwei Gleichnisse, von denen das erste auf verschiedene Weise
gedeutet worden ist, nach meinem Dafürhalten aber noch nicht
eine befriedigende Lösung gefunden hat. Nach Roth und Grass -
mann bedeutet n^tiHl f ^^* wie eine bebende Schlange^ nach
Geldner (Vedische Studien I, S. 275 fg.) wü eine erschreckte
Hindin^\ angeblich in Übereinstimmung mit Säyana. Hierbei hat
Geldner sich aber versehen, da dieser Kommentator nicht ^^,
sondern n^tl^ durch 'pft erklärt, während er ^pj ^^^ Adjektiv
= m'TOTVf^Rrr auffasst. In den Nachträgen und Verbesserungen
am Ende des zweiten Bandes wird das Versehen erwähnt, aber
nicht gesagt, was das Attribut WJ bedeutet. Th. Baunack (Kuhns
Zeitschr. XV, S. 540) hat Säyanas Erklärung richtig verstanden
und hält sie in jedem Teile für richtig. Er giebt demnach ^pj
durch Genuss bringend (nämlich dem Jäger) wieder und ist der
Hebung, dass solches Wild, weil es mit Vorliebe gejagt werde,
besonders scheu sei.
Ich wende mich nun zur Kritik der verschiedenen Auffassungen
iinseres Gleichnisses. n^^«rf\ kann als Adjektiv sicherlich nichts
1) So auch Max Malier, wie ich ans dem PW. ersehe.
248 BöhtUngk, MüceUen.
Anderes besagen als zäiemd, bebend oder erschreckt; aber dieses
Beiwort einer Schlange oder Hindin wiederholt ja nur das schon
von selbst sich verstehende tertium comparationis, ist also ein ganz
müssiges Flickwort Auch darf man nicht ausser Acht lassen, dass
der Dichter mit den Worten nvti^ und ^I^^P^ offenbar ein
Wortspiel beabsichtigt hat. Hieraus folgt aber, dass irC^Rn nicht
= ^ti«nT sein kann. Besser verhalt es sich mit dem Beiwort
Oenuss bringend, aber auch dieses gewinnt eine scheinbare Be-
rechtigung erst durch den im £[intergrunde erscheinenden Jäger,
was auch Baunack offenbar empfanden hat. Man fragt sich un-
willkürlich, warum der Dichter nicht den Jäger, der hier besser
am Platze gewesen wäre, sondern die ihn reizenden Eigenschaften
der Antilope im Gleichnis verwendet Mit dem überlieferten Texte
vermag ich keine andere, mir genügende Erklärung zu geben. Man
erwartet, wie es ndr scheint, kein Beiwort einer Schlange oder
Hindin, sondern ein dem W^ var mir entsprechendes Wort. Im
zweiten Gleichnis ist T^ Wagen ein solches Wort. Mit der ge-
ringen Änderung ^^ÖT« für ^^« gewinnen wir das passende
Gleichnis wie eine Antilope vor einer Schlange, ^jpj, auf 1. ^^
zurückgeführt, kann sehr wohl die von Roth und Grassmann an-
genommene Bedeutung Natter, Schlange haben, braucht aber bei
meiner Auffassung des Gleichnisses kein Femininum zu sein. Dass
^P5 als Beiwort des Wagens der A^vin Genuss, Nutzen o. ä.
bringend bedeuten soll, ist für mich noch keine ausgemachte Sache.
Ich meine, dass sich biegend, sich senkend, nämlich unter der
darauf ruhenden Last, also soviel als reich beladen, anschaulicher
und nicht weniger bezeichnend wäre. Roth und Grassmann ge-
langten von der Bedeutung biegsam zu lenksam. ^. 8, 46, 2U,
wo Baunack ^^g^ auf ^(««♦V in der vorangehenden Strophe be-
zieht und auf gleiche Weise wie beim Wagen der Aävin übersetzt,
komme ich mit sich biegend, sich senkend auch zum gewünschten
Ziele. Eine Habe, ein Reichtum senkt sich, wenn durch das grosse
Gewicht desselben die Unterlage, z. B. ein Wagen, zum Sichbiegen,
Sichsenken gebracht wird. Woher der Sohn Tugras seinen Namen
erhalten hat, mögen die Götter wissen.
Nun versuche ich meine Konjektur auch von der formalen
Seite zu stützen, indem ich zwei Fälle vorführe, in denen u, bezw.
U mit 0 verwechselt wird. In der für die Kritik des Taitt
Ar. höchst bedeutenden, mit unsäglicher Mühe zu Stande gebrachten
BShtUngk, MiaeeUm. 249
Schrift L. V. Schröders .Die Tübinger Katha- Handschriften und
ihre Beziehung zum Taittinya-Ära^ijaka'' S. 71, Z. 2 liest die
Katha- Becension ^fii\^^\i«if\, während die Berliner Handschrift,
Taitt. Ar., wie ebendaselbst zu sehen ist, und AV. 6, 118, 2 richtig
^rra^W?CT* aufweisen. Schon der unvergessliche Bühler, auf
vielen Gebieten der Indologie eine Autorität ersten Banges, sagt
auf S. 122 der Schröder sehen Schrift, dass nach ka^mirischem
Brauche hier o statt u gesetzt werde. Ka^h. 35, 14 haben alle
Handschriften, wie mir v. Schröder schreibt:
Ich vermute W^TSH^*» '^^ Schröder gedenkt diese Konjektur
in den Text zu setzen und teilt mir zugleich mit, dass auch f,
bezw. i in den Kä^haka-Mss. mit e verwechselt werde. Diese Laute
müssen also in bestimmten Gegenden und zu bestimmten Zeiten
ziemlich gleich gesprochen worden sein.
um den Parallelismus in den Gleichnissen zu vervollständigen
möchte ich 1) TTT^RTTn lesen (das Attribut ^PJ* verdrängte den
Plural) und 2) ^"Ull im zweiten Gleichnis, nicht wie Grassmann
und Geldner durch Bosse, sondern durch Stuten übersetzen.
Je weniger ich mit Baunacks Auffassung vom Worte ^^
mich einverstanden erklären konnte, desto mehr hat mich der übrige
Teil des Artikels ,Bhujyu, der Schützling der A^vin" im Grossen
und Ganzen befriedigt und erfreut, trotz mancher gewagten, aber
stets scharfsinnigen und sachgemässen Deutung.
Als dieser Artikel schon in der Druckerei war, erhielt ich die
«Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissen-
schaften, Klasse der Philosophie u. s. w. 1897". Die X^. Ab-
handlung ist betitelt ,Purüraväs und Ürva9i'* und hat Professor
A. Ludwig zum Verfasser. Die zweite Hälfte unserer Strophe über-
setzt L. Seite 10:
„Da flohen sie vor mir wie scheuend,
scheuten wie rosse von dem griffe hinweg".
Verständlich wird uns diese Übersetzung, wenn wir S. 13 fg.
erfahren, dass L. "^n H'^^i^^O^ ^'J« (dieses soll Verbum fin.
sein) und WT ^B^WBW ^iJV ändert. Ich glaube nicht, dass es
L. gelungen ist des Dichters Worte herzustellen. So farblos und
Düchtem hat sich dieser gewiss nicht ausgedrückt.
250 BöhtUngk, Mücellen.
2.
AV. 6, 118, 2 lautet überemstimmend in beiden Ausgaben,
der Roth- Whitney 'sehen und der Bombayer:
Schwierigkeit macht nur ^OTTW* im dritten Päda, der über-
dies um zwei Silben zu kurz gekommen ist. Säyana trennt zu-
nächst 'V^ni^v ^* lind erklärt den Akkusativ durch ^ffftPH =
''ir'nrratTnf • , indem er an W^ n. das Suffix ^ in der Bedeutung
von Wf antreten lässt. Bei der richtigen Trennung des Padapä^ba
'^^[q^ W* soll 'WT die Bedeutung eines Nom. abstr. haben,
^Ulicv. demnach soviel als '^Huf^H^nl'« sein. Ein heutiger Philolog
lächelt über solche Erklärungsversuche. Wie Säyapa dazu kommt
das von beiden Pä^ha überlieferte li«i*iH« ganz zu ignorieren und
dafür TT^fTPrS zu substituieren, ist mir nicht recht verständlich.
Dieses lI^fTPf ist offenbar eine präkritische Form von RCW^l^J
vgl. weiter unten. Wenn derselbe Säyana, um dieses im Vorbei-
gehen zu bemerken, im vierten Päda den Konjunktiv ^RR^ auf
^RT Tcft" zurückführt und ^TW^ Mi^lM^H hinzufügt, so giebt
er sich eine grosse Blosse. Den Sinn des dritten Päda hat Säyana,
wie ich glaube, mit seinem unmöglichen ^OTTP^ getroflFen. Die
von ihm angenommene Bedeutung haben sowohl ^BrftPl als auch
^^I^T,, aber jenes kommt in der älteren Literatur nicht vor.
Ich konjiziere demgemäss 'V^uHgi 'fl imd trenne T ^OTW.; ^^'
WH^ würde mir aber mehr zusagen.
Unsere Strophe konunt, wie schon Bühler bemerkt hat, auch
in dem von Schröder sogenannten Katha-Brähmana und in Taitt.
Ar. 2, 4, 3 vor; s. die unter Nr. 1 erwähnte Schröder sehe Schrift
S. 71. Auch hier ist der dritte Päda verdorben, lässt sich aber,
wenn man nicht gewaltsam verfährt, nicht mit der Korruptel, bezw.
mit der versuchten Verbesserung im AV., in vollkommene Über-
einstimmung bringen. Im Brähmapa lautet der dritte Päda: 'W
41U||{U|<lT ^^fTPr:, in Taitt. Ar.: %ir 4l<0r^lll^ 1,<M **!•*••
Hier erklärt Säyana ^BUTf^ gleichfalls durch ^HWT^WT'^, f]^'
TRI zerlegt er in 1[<t = ^ ^^^ H^\m = ^flTift*.; ^WR*
soll wieder = ^<q«{7li* und das fehlerhafte ^WV im vierten Päda
= ^1^1«! sein. Man traut seinen Augen kaum.
BohtUngk, MisceUm, 251
Anf S. 122 wül Bühler den dritten Päda so herstellen: %»
^^WT ^WIT ^WrPT*, bemerkt aber zugleich, dass sowohl 1p^-
fTTt als auch I^^^TPf I wahrscheinlicher Korruptelen von ii(^^i«i*
des AV. seien. Um den erforderlichen Sinn zu gewinnen , muss
bei dieser Fassung ^WW^ = ^31TinJ Gläubiger sein, was das
Wort seiner Etymologie nach, wie Bühler meint, bedeuten könne.
Ich bleibe bei der hergebrachten Bedeutung des Wortes und
schlage folgende Lesung vor: ^fT "«^l«} 4iU|Jl<lJ*<l«II. Diese
Aufeinanderfolge der Worte scheint mir natürlicher zu sein, als
die für den AV. von mir vorgeschlagene. Zum Schluss bemerke
ich noch, dass das Brähmana und Taitt. Ar. im zweiten Päda
das metrisch überschüssige und entbehrliche f (f*) des AV. weg-
lassen.
3.
Kathopanisad 6, 9 lautet:
Ebenso Mahänär. üp. 1, 11, wie ich aus Deussens Übersetzung
(der Text ist mir nicht zur Hand) schliessen muss, und Bvetäsv.
üp. 4, 20. wo aber in c. d. gelesen wird: 1^ it^^ TTOT ^
H'iIJ^ ni^<®. Die zweite Hälfte der Strophe findet sich Svetäsv.
üp. 3, 13; hier fälschlich *l«41^ (= Ultlft nach Samkara)
St. Wft^. MBh. ed. Calc. 5, 1747 (ed. Vardh. 5, 46, 6) ist für das
nicht mehr verstandene ti^i) das ganz unpassende tii^Sjh ein-
gesetzt worden, und c. d. in einen einzigen Satz verschmolzen
worden : «fft^^rwt 'T'reT 1^ ^ ^ IT* ft^l*. Diese Parallel-
stellen waren bisher bekannt, zwei neue bieten uns das Ka^ha-
Bräihmaga und Taitt. Ar. 10, 1, 3 in Schröders oben angeführter
Schrift S. 86. Taitt. Ar. stimmt mit Ka^hop. überein, nur dass
W st. Ip!^ dort gelesen wird. Das Brähmana dagegen hat "^rfif-
??ft st ^(ii^Ht, und Bühler ist auf S. 122 der Meinung, dass
dieses auf jenes zurückgehe. Ich bin der entgegengesetzten An-
sicht, einmal weil ^rfäf^JHt sich leichter aus dem andern erklaren
lässt, und dann, weil ^rfif*J?Jl dem Sinne nach hier gar nicht zu
passen scheint. Hierbei muss ich aber doch bemerken, dass Saip-
kara zu Övetäsv. üp. 3, 13 die Lesart des Textes ^rfH^j^t ignoriert
und in seinem Kommentar dafür ^rfäl^fJTt setzt.
252 BöhUingk, Mücdlen.
Sarpkara zu Ka^hop. umschreibt ^^JW* durch ^RftWüf^hT,
^RfäüWITftnT« ; Säyana zu Taitt. Ar. durch ^rf^ f*lR|<f1 ^^fil,
^^•iNg i|Wn. Beide beziehen, wie man es nicht anders er-
warten konnte, das Particip auf *J^^«. Ich habe mit Zurate-
ziehung des PW. in der BKSGW. Bd. 42, S. 159 den dritten
Päda mit durch das HerZy den Veratand und das Denkorgan
wird er entsprechend dargestellt wiedergegeben. Deussen geht
seinen eigenen Weg, giebt dem Worte ^rt%W?T eine Bedeutung,
die es niemals hat, und bildet aus c. einen Relativsatz ohne Nach-
satz. Er übersetzt: Nur wer an Herz und Sinn und Geist be-
reitet, — . Der Gedankenstrich ersetzt den fehlenden Nachsatz.
In d. möchte ich der Lesart V^ st. l^n^ den Vorzug geben. Ob
man diesen zwölfsilbigen Päda gelten lassen oder ob man das allen-
falls zu entbehrende n streichen soll, mögen Andere entscheiden.
4.
Im 16. Bande des JAOS. S. XXXI fg. bespricht Lanman Kathä-
saritsägara 3, 37 und hat gewiss Eecht, wenn er sagt, dass die im
PW. für diese eine Stelle gegebene Bedeutung von ^^«11^ hier
nicht recht passe. Die Strophe lautet in allen Ausgaben:
Nun will Lanman durch einen ziemlich verwickelten Vor-
gang ^T^pn'u 5\l<w«nn. auf die nach seiner Meinung m*-
sprüngliche Lesart ^#nql ^i<l<il^l*i zurückfuhren und dem-
nach übersetzen: Strange to say, wicked men, even after (hetj
have got into misfortune and out again, cannot (so blind ort
their minds for lack of judgement) give up their oton nature.
Ich finde die Änderung etwas gewagt und den Spruch gar zu
nichtssagend. Weshalb soll es ein Wunder sein, wenn solche
Menschen ihre Natur nicht aufgeben?
Im Kathäs. wird erzählt, dass drei Brüder drei reiche Schwestern
heiraten, ihr Vermögen verschleudern und dann die Frauen ver-
lassen. Die drei Frauen finden bei einem armen Freunde des ver-
storbenen Vaters Unterkunft und eine von ihnen gebiert einen
Sohn, öiva erscheint den Frauen im Traume und verkündet ihnen,
BöhtUngk, Mitcellm. 253
dass der Sohn jeden Tag beim Erwachen Gold unter seinem Kopf-
kissen finden würde. Dieses trifPb ein, und der Sohn wird ein
reicher Mann. Der Pflegevater rät ihm, reiche Geschenke zu
machen. Dieses würde zu den Ohren der drei Brüder gelangen
nnd sie herbeilocken. So geschieht es auch: sie kehren zurück,
werden sogleich erkannt, finden ihre Frauen wieder und erlangen
zugleich grosses Glück. Hierauf folgt jener Spruch, den ich ohne
Änderung und mit der dem Worte ii^^n^ auch sonst zu-
kommenden Bedeutung folgendermaassen übersetze: Ein Wunder
ist €8, dass schlechte Menschen, deren Einsicht aus Mangel an
Urteilskraft geblendet ist, auch wenn sie schnell vorübergehende
Unfälle erleiden, ihrer Macht nicht verlustig gehen. Der Dichter
wundert sich darüber, dass die drei Brüder trotz ihrer Dummheit
und Schlechtigkeit zu einem erwünschten Ziele gelangen.
254
Avesta.
Von
Willy Foy.
Das Wort Avesta hat zahlreiche etymologische Deutungen er*
fahren. Zuletzt ist es von Geldner im Anschluss an Andreas im
Iranischen Grundriss U, S. 2 aus upcLStä^-ka-) «Grundlage, Grand-
text" und^ von Fr. MüUer, WZKM. XI, 291 f. (vgL auch X, 175 ff.)
aus *abhistdka- „instructio" erklärt worden*). Gegen jene Ver-
mutung spricht die Behandlung des p (das im Phl. erhalten ist,
vgl. Hübschmann, Persische Studien 175 ff.), gegen diese die voraus-
zusetzende Bedeutungsentwicklung. Es sei mir daher gestattet
eine weitere Etymologie vorzuschlagen, die in lautlicher, fonnaler
und begrifflicher Beziehung gleichermassen vollkommen sein und
daher mehr als jede andere befriedigen dürfte. Sollte ich damit
unbewussterweise eine ältere Ansicht wieder au&ehmen, so bitte
ich diese Zeilen als ein Memorandum zu betrachten.
Im PhL lautet unser Wort avisiäk; die Richtigkeit dieser
Lesung scheint auch mir, wie Fr. Müller, durch Neriosanghs avfstä-
erwiesen. Wenn daneben im Päz. awastäk = syr. Awaatäg vor-
liegt, so vergleiche man dazu Hom, Grundriss der neupers. Etymo-
logie S. XI Y und Hübschmann, Persische Studien 186 f. PhL avi"
stak führe ich auf ein Part. Pf. Pass. avista- zu Wzl. vtd «wissen*
zurück. Bekanntlich hat das Xs- Suffix im Persischen die weiteste
Verbreitung erlangt (vgl. Hübschmann, a. a. 0. 240 ff.); so ist ein
^avistak als Vertreter des alten Part. Pf. Pass. *avMto- voraus-
zusetzen. Neben diesem steht nun avistäk^ wie z. B. phl. äikäräk
neben äikärak „offen, klar", vgl. auch phl. gartnOk, np. garmä
„ Wärme '^ neben ai. gharma- usw. Die Bedeutung von avistök
wäre nach dieser Etymologie „das Ungewusste, Unbekannte*, und
dazu stimmt, dass phl. avistök meist einen Gegensatz zu der bei
gefügten Pahlaviübersetzung oder -erklärung {za/nd = av. *zahUi
„Wissen, Kenntnis*) involviert oder ausdrückt, vgl. den t. t Avi
stak va Zand (Neriosangh : atnstaväni vyöJchyänam ca), wo Zand
zum grossen Teile die traditionelle Schulauslegnng der (demnach
schon lange nicht mehr verstandenen) Avestatexte bezeichnet, die
der zu Papier gebrachten Pahlaviübersetzung als Grundlage diente
(vgl. Geldner, Iran. Gr. 11, S. 2)^).
1) Die iweite Ansicht teilt auch Bang IF. VIII, 293 und sieht dasa tp.
ab(i)itäm. Die AnffassaDg des letsteren fUlt schon mit der Etymologie Toa
Aveürta. Auch sonst ist sie nnhaltbar, worauf ich später an anderem Orte ta-
rfickkommen werde. [Korr.-Note.]
2) Vgl. hiena Haags Ansicht, ZDMO. IX, 696, Essays* S. 121. Bern,
d. Red.
255
Bemerkungen zu Böhtlingks Indischen Sprüchen
(Zweite Auflage).
Von
Theodor Aufrecht*
43*. ^ yi: Mr^NlIl |a*ft(ii: S*l!f«lfl N ,ist wie ein
Mann, der sein Haupt in ein Gewand gehüllt hat*. Ich übersetze:
«ist wie ein Mann, der sein Unterkleid nm den Kopf gehüllt hat**.
Etwa wie jemand, der seine Hosen auf dem Kopfe trüge.
102*. I|«l|f|«n4ld ^^a»^. Die Hss. A. C. haben ajäivä
mukhato medki/ä; B. D. lesen ajüdvani mukhato medhyam. In
der letzteren Weise beginnt ein Vers in Yäjiiavalkya 1, 194. Der
Sprach cyä^vä nmkhcUo medhyä ist aus dem Väsishthadharma-
SSstra 28, 9 entlehnt.
209. UVI ^Ofn. Lies karo^i, dharayaae und daahaa
Uwaha, Durch das letzte wird das unbrauchbare taayaiva be-
seitigt
314*. ii^«i^ ^9irf ^oi« märgaatho nävaaidaä ,wer auf
dem Wege bleibt, der kommt nicht in Nöten*'. Ich übersetze:
,wer einmal auf dem Wege ist, der erschlafft nicht*, d. h. wer
sich entschlossen hat, dem Beispiel der Guten zu folgen, ermattet
nicht, auch wenn er ihnen nicht gleichkommen kann.
379^. ^1^ % ^^4^f*lW1 . kirn vrähätvrafüct^. kirn vrähä
virafäaik E. F. kirn vn'thätra ratUaih A. C. B.
386^. ^PifX ff^. Statt daranäya hi haben alle sechs Hss.
hranam yadi^ wie in der ersten Ausgabe der Ind. Sprüche ge-
geben ist. daranäya hi hat auch Petersen, ein Bombay und ein
Benares Druck.
550. ^rt f^W. V^ ^fif. Diese Strophe wird in der
Sarfig. Paddh. einem unbekannten und nicht Bhart^ihari zu-
gescbieben.
726». ▼sfVüff ^ ftwm. aSimahi in A. D. E. Dieses
ist za übersetzen: «Mögen wir Almosen erlangen'*, und der Gleich-
256 Aufrecht^ Bemerk, «u BöhOingks Ind. Sprüchm {Ztceäe Äufl,).
laut der übrigen Optative erfordert die letztere Lesung. Vergleiche
übrigens den J^igveda unter aSimahi.
728\ '^^^n*^. Statt puru^asya hhagyam haben die Sifi-
häsanadv. und Yetalap. bhavüavyatäm ca,
772*». ^TOT^I 4nV|^I. Alle Hss. und Drucke haben das
richtige na hi aujanatä.
782^. ^UftrVTT^- nirjagäma katham ytiSah bedeutet ,und
wie zog dein Buhm in die Feme?*.
Chrestomathie, zweite Auflage, Sprüche, 19*». Statt utpala-
nilalocanä ist utpcUapatiralocanä zu lesen.
Ibid. 209^. i,na däntyat tj-isah^, na ddntyä trüdh^ wie
oärfigadhara und Vallabhadeva haben, ist richtig. Der Wanderer
trinkt überhaupt nicht Wasser, wie aus der ganzen Strophe er-
sichtlich ist. däntyä entspricht dem folgenden jjrltyä.
267
Nachträgliches zu RV. 10, 95, 8.
Von
0. BShübigrk.
Auf S. 247 fgg. glaube ich dargethan zu haben, dass alle bis*
herigen Versuche das Gleichnis IfT^Ru T ^^^* z^ deuten, die
Probe nicht bestehen, und dass meine Konjektur n\^^4 ^Wtt
tßie Antilopen vor einer Schlange (erschrecken und ausreissen)
einen durchaus befriedigenden Sinn ergiebt und, bis etwas Zu-
treffenderes gefunden wird, eine Existenzberechtigung hat. Das
zweite Gleichnis TW^lft f ^PTTJ haben Roth und die späteren
Übersetzer als wie Bosse (besser Stuten), die einen Wagen be-
rühren, d. i. gegen einen Wagen ausschlagen, aufgefassi Auch
ich gab mich damit zufrieden, weil ich nichts Besseres yorzuschlagen
hatte, und weü mir Säya^as Erklärung TW f^l^nn« ganz un-
brauchbar erschien. Befriedigt fühlte ich mich aber mit jener
Anffossung nicht, da das erste Gleichnis, wie ich es herzustellen
versucht hatte, es wahrscheinlich machte, dass auch hier ein Ablativ
zu vermuten sei. Dieses hat auch Ludwig, ganz abgesehen yom
ersten Gleichnis, das er gar nicht als solches erkennen wollte'),
empfanden und konjiziert infolgedessen WWWITW ^iH. Dieses
giebt er durch vor (von ist gewiss nur Druckfehler) dem Griffe
wieder. Ich nehme an ^IW einigen Anstoss und auch am Nomen
aci; man erwartet eher ein Wort mit einer konkreten Bedeutung.
Da verschiedene Fachgenossen mündlich und schriftlich sich
mit meiner Konjektur W^iWtTn «f^inl einverstanden erklärt haben^
1) Ludwig ändert nicht lf[^ ^T^TQ^** ^® ^^^ angeb», sondern
V ^nr^* sind ikist MWI nicht ab Verbam fln., sondern ak ein dieies ver-
tretende! flexionsloses Partie, perf. act In einer Fassnote läset er sMJsea Zorn
ttber AUe ergehen, die an solche flexionslose Formen nicht glaabea wollen; wx
^•Q gehdre leider auch ich, was ich aber jetzt erst öffentlich bekenne.
Bd. LH. 17
258 BÖhOingk, Nachträgliches zu RV. 10, 95, 8,
wage idb auch das zweite Gleiclmis mit dem ersten in Einklang
zu bringen, indem ich f^^^lfV st. ^^^iH zu lesen vorschlage.
Unter einem TW^ff'T. verstehe ich einen Aufseher über die Wageri,
eine Art Wagenmeister , der das Amt hatte, die auf der Weide
befindlichen Stuten einzufangen und vielleicht auch anzoschirren.
Es ist wohl nicht zu gewagt anzunehmen, dass die Stuten einen
solchen Mann als ihren Quäler kannten und ihm auf jegliche Weise
zu entschlüpfen suchten. Meine Änderung besteht nur in der
Tilgung eines kleinen Häkchens. Auch Manu 8, 116 bieten mehrere
Handschriften fehlerhaft ^If! (Nomin.) st. ^OniT«, was schon das
PW. unter ^HJ und ^11 bemerkt hat Die Bichtigkeit dieser Ver-
mutung bestätigen andere Handschriften ; vgl. JoUjs Ausgabe. Die
richtige Lesart hat übrigens schon Kullüka vor sich gehabt, da er
das Wort durch "«n^^jci erklärt, was in der alten Calc. Ausgabe,
die mir allein zu Gebote steht, ein Druckfehler für '^•^•jn ist.
Durch die geringen Änderungen von ^^5* ^^ ^'^^ "^^^ von
TW^ln in T^TOlft ist in allen drei Gliedern eine vollständige
Kongruenz hergestellt worden; es flohen erschrocken die Apsarasen
vor Purüravas wie Antilopen vor einer Schlange (Masc.) , wie
Stuten vor einem Schirrmeister.
259
Der Kalender der alten Perser.
Von
Julius Oppert.
Nicht selten erregen ganz specielle Fragen ein besonderes Interesse,
namentlich dann, wenn man vielleicht niemals im Stande sein wird,
die Antwort geben zu können. Zu diesen höchst anziehenden Fragen
gehört die über den Kalender und die Monatsfolge bei den alten
Persem zur Zeit der Achämeniden. Wir müssen es daher dankbar
anerkennen, wenn ein Mann von den hohen Verdiensten um die
Kunde des alten Iran sich einmal wieder eingehend mit der Auf-
gabe beschäftigt hat, die Reihenfolge der altpersischen Monate, wie
sie einzig und allein durch die berühmte Felseninschrift von Behistun
bekannt ist, in einer gelehrten Abhandlung zu beleuchten und die
Feststellung der einzelnen Monatsnamen zu ermitteln.
Die Frage ist, wie Justi bemerkt hat, nicht neu. Rawlinson,
Spiegel und der Verfasser haben seit fast einem halben Jahr-
hundert es sich angelegen sein lassen, das Problem zu lösen, und
langsam Schritt für Schritt ist man endlich dahin gekommen,
das vorhandene Material zu ordnen. Leider ist aber seit den
zweimidfOnzig Jahren, wo Bawlinson die Heldenleistung der Ab-
schrift des Textes vom Felsen selbst vollführte, kein neues Doku-
ment gefunden worden, tmd unser Material hat sich um keinen
Zuwachs bereichert.
Es ist unnötig, die Specialgeschichte der Lösungsversuche des
Problems dem Leser vorzuführen. Die ersten Vermutungen wurden
1852 von mir ausgesprochen, ehe die babylonische Übersetzung für
fönf noch vorhandene Monate einen festen Anhalt gegeben hatte. Zu
bemerken ist, dass trotz der Mangelhaftigkeit der dem Forscher
damals zu Gebote stehenden Mittel die relative Richtigkeit der
Reihenfolge schon erreicht war, obgleich die darauffolgenden Ver-
suche, die sich schon der Vorteile der Benutzung der fönf keil-
iBschriftlichen Angaben erfreuen konnten, mehrere Änderungen ein-
fahren mussten.
Denn nicht drei, wie Justi sagt, sondern fünf Monate sind
in der babylonischen Übersetzung der Felseninschrift erhalten. Ich
^eiss nicht, wie mein verehrter alter Freund diese irrige An-
17»
260 Oppert, Der Kalender der alten Peteer,
schaumig gewonnen hat Es sind dieses die Monate 2, 8, 9 ^ 10
und 12, wie man früher sagte. Im Anfang der Stadien glaubte
man die Beihe der Monate beginne mit dem Tischri oder Oktober,
und man rechnete auch das assyrische Eponjmenjahr von dem
Herbste ab. Erst 1863 machte ich darauf aidfmerksam, dass im
10. Monate Schnee und Regen den König Sanherib aus Elams Ge-
birge vertrieben habe. Da in Susiana im Juli kein Schnee auf den
Bergen liegt, konnte dieser nur der Januar sein und der erste
Monat der assyrischen Liste musste mit dem April beginnen. Das
bekannte Täfelchen, welches uns die assyrischen Namen giebt, wurde
erst 1865 von Coze entdeckt und bestätigte die Annahme des
Jahresanfanges im Frühling.
Auf diese fünf Monatsidentifikationen stützt sich nun die, wie
ich glaube, jetzt endgültig erlangte Kenntnis von der Reihenfolge
der Monate; es handelt sich bloss um die Frage nach den vier
übrigen, noch unbekannten ; denn drei Monatsnamen fehlen uns gänz-
lich, nicht durch Zufall, sondern weil die während dieses Viertel*
Jahres herrschende Hitze jede Kriegsoperationen erschweren mosste.
Wir gehen nun zu der Ausführung der Einzelheiten über and
bemerken, dass wir unserer Reihenfolge in der Stockholmer Kongress«
abhandlung, als die vierte von uns gegebene, aber als die endlich
richtige aufrecht halten.
Wir beschäftigen uns zuerst mit dem Thuravähara, über
dessen Bedeutung wir ja seit 45 Jahren alle einig sind.
Hier haben wir es nun leider mit einem materiellen Irrtiim
Justis zu thun, der Cnrecht gethan hat, Herrn Floigl zu folgen.
Rawlinson und ich haben diesen Monat mit dem lyar identificiert,
einfach deshalb, weil schon König Darius Hjstaspes Sohn es ge-
than. Er wusste davon soviel als Rawlinson, Unger, Justi und ich,
xmd ich sage freilich mit einiger Zögerung, selbst als Floigl, dessen
ausgebreitete Kenntnis von allem Unbekannten mich Unwissenden
inmier tief beschämt hat ' So weiss er auch hier vom Neumond
zu erzählen, mit dem wir hier gar nichts zu thun haben ; ich weiss
nicht, ob der Monat 29 oder 30 Tage zählte, xmd ob der folgende
Monat schon begonnen hatte. Was Rawlinson und ich wissen, ist:
Dass die Behistuninschrift babylonischer Text, Z. 56 yum
XXX (dam) sa arah Ätru tttpsü scUtu „am 30. Tag des Monats
lyar lieferten sie die Schlacht '^ hat;
Das persische Original hat (ü, 62): Thuravähcarahya mähyä
kskiyamanam ,An des Monats Thuravähara Ende" ;
Und die medische (nicht susische) Übersetzung: Qurwxrva
purnkäava was dasselbe bedeutet.
Schon Benfey erklärte 1846 das Wort als ,den letzten Tag*
und die babylonische Übersetzung, wo der 30. Tag steht, gab Üun
Recht. Es ist die bekannte Wurzel khsij sanskr. ksht enden.
OTPptTtj Der KdUmder der aken Bsrsgr. 261
Es handelt sich um die Schlacht yon Autiyarns, die der
persische Heerführer Omises gegen die medischen Aufruhrer schlug.
Im assyrischen Text steht <<<, tl^, das Ideogramm des
zweiten Monats, lyar.
Man hegreift, aufrichtig gesagt nicht, wie man sich gegen diese
so sonnenklar kundgegebene Autorität auflehnen kann.
Also: Thuravähara ist und bleibt der zweite Monat.
Nun zum Thäigarcis.
In dem babylonischem Texte haben wir Z. 52, wo es sich um
die Schlacht von ühyama handelt: yum 9 kam arah Stvani,
Im persischen und im medischen Texte steht beide Male der
9, Thäigarcis.
Wo in aller Welt hat denn Floigl gesehen, dass dort das
Zeichen des lyar steht? Der Text hat <«f ^^.15, auf jeden
Fall richtig eingegraben^), nur unrichtig gelesen: es ist das komplicierte
^^^^ , das den Sivan , den 3. Monat ausdrückt. Mit richtigem
Blicke setzt ja Justi den Thäigar6is gleich nach dem Thurayahara;
ersterer ist der dritte Monat, der Stvan.
Also : ThurayShara, lyar und Thäigaröis = Slyan sind endgiltig
und unyerlegbar, fixum immotumque, festgestellt. Wir haben nur
noch an Herrn Floigl, ünger und Justi die Frage, die jeder Assyrio-
loge schon gestellt haben wird:
Ist der Thurayahara wirklich der Nisan, warum steht dann
Beh. Z. 56 das Zeichen für lyar und nicht eines der beiden Gruppen
<<<! ^1^3" oder «<i >^, die den ersten Monat bedeuten?
Die Antwort warte ich nicht ab, sondern wende mich sofort
zn den drei andern, über die Herr Justi und ich einig sind.
Athriyadiya — Kisley
Anämaka — Tebet und
Viyakhna — Adar.
Mein gelehrter Freund sagt mit Recht, dass man über die
Stellung des letzten Monats einig sei. Aber dafür giebt es einen
sehr trifdgen Orund. So steht es in der assyrischen Übersetzung,
1) Dia Inschrift von Behiatan enthllt gar keine Zeichen, die ihr eigen
^^n; sie ist in der su Darios Zeiten landUufigen karsiren babylonischen
Sehraibweise eingegraben. Es ist sicher, dass auf dem Felsen 5^^25 steht,
*>ne leichte Beschädigung der Stelle kann, wie es oft geschieht, die beiden ge-
broehenen Keile in xwei einfache horisontale verwischt haben und Hess den
Ueinen Doppelhaken ^ als ein f erseheinen. Kein anderes Monatseichen sieht
dem bischen Bilde Ihnllch, ausser das des Sivan, der allein mit dem Doppel-
baken und den beiden ho izontalen Keilen anfängt und mit den Doppel-
b»ken endigt.
262 Oppert, Der Kcdmder der allen Pereer.
wo man in Zeile 15 bezüglich der Erhebnng des Magiers Gomata
in Pasargadä liest:
^1 <';' 4-< H! ti il < I! --"I
yum. 14. * Addari su-u. a- na
die XIY (mensis) Adar ille ad
Was in der ersten Ausgabe Rawlinsons von Justi tü-a-nu ge-
lesen wird, ist schon 1858, in meiner Expedition en Mesopotamie
tom. n, p. 207 richtig getrennt worden, xmd in dieser wahren
Form von allen andern (siehe Bezold, Achämenideninschriften, S. 62)
als einfach dastehend angenommen worden.
Nach diesen fünf direkt festgestellten Monaten bleiben noch
vier übrig, nämlich Garmapada, Bägayädis, Adukanis und
Margazana.
Von diesen sind die ersten zwei fest, die beiden anderen nur
hypothetisch, aber mit grösster Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.
Hier kommt nur die Behistuninschrift, erklärt durch die baby-
lonischen Privattexte, in Betracht. Der Felsentext:
„Und hierauf war ein Magier, Gromata mit Namen, dieser erhob
sich zu Pasargadä (P a i s i y ä ' u v ä d ä), am Berge genannt Arakadris.
Es war im Monat YiyaÜma, am 14. Tage, dass er sich erhob.
Also log er zum Volk und sprach: „Ich bin Smerdis, der Sohn des
Cyrus, der Bruder des Kambyses. Hierauf fiel das ganze Volk von
Kambyses ab und ging zu ihm über, Persien, Medien und die andern
Länder. Er bemächtigte sich des Königtumes. Es war am 9. des
Monats Garmapada, dass er sich des Königtumes bemächtigte.
Hierauf starb Kambyses, indem er sich selbst tötete*^.
Dann erzählt Darius, wie er in der Feste Sikhyavati, in Nisaea
in Medien, nicht in Susa, wie Herodot sagt, am 10. Bägayädis den
Magier getötet habe.
Also 14. Yiyakhna: Erste Erhebung des Magiers.
9. Garmapada: Der Magier wird König.
10. Bägayädis: Tod des Magiers.
Wie Herodot und alle Geschichtsschreiber erzählen, regierte
der Magier sieben Monate. Dieses ist durch die Privattexte be-
stätigt worden. Von der Etymologie des Wortes Garmapada:
„Wärmezeif^ ausgehend, setzte ich unrichtig im Jahre 1852 den
Monat als Juli an, zählte sieben Monate weiter und bekam den
Monat Bägayädis auf den Februar. Diese zwar philologisch mög-
liche, aber nichtsdestoweniger unhaltbare Ansetzung ist von Justi
angenommen worden.
Am 14. Viyakhna erhob Gomates die Fahne des Aufruhrs,
am 9. Garmapada wurde er König; es gab also zwei Tage, von
denen man seine Königswürde datieren konnte; dieser fiel vor den
Ofp&rtf Der Kalender der aUen Perser, 263
1. Nisan, der zweite nach diesem Datum, da der Adar — Viyakhna
sogleich nach folgt. Nun zählte man die Jahre vom Nisan ab; die
letzten Monate, Adar inklusive, ,|des Jahres der Thronbesteigung*'
hiessen in den babylonischen Texten ^Jahr des Anfangs der Herr-
schaft, und vom folgenden 1. Nisan ab zählte das erste Jahr des
Königtnmes.
Es gab also für den Magier zwei Arten seine Jahre zu rechnen,
entweder von dem Tage seines Aufruhrs, dann gehörten nur 15
oder 16 Tage dem „Antrittsjahr", und die Daten von dem 1. Nisan
des Jahres 521 waren das erste Jahr des Smerdis.
Oder man zählte vom 9. Garmapada ab, dem Tage der Krönung
in Pasargadä, dann waren alle Daten des Jahres 521 das Antritts-
jahr, da der Anfang des Jahres noch zum 9. Jahre des Kambyses
gehörte — welches wirklich genannt wird — und bis zum 9. Garma-
pada unter der Rubrik des Kambyses aufgezeichnet werden musste.
Diese beiden Alternativen finden sich in der That.
Unter den zwölf Texten aus der Begierung des Pseudo- Smerdis
sind zwei die von dem lyar (Str. n® 1) und dem Slvan (Peiser,
Bab. Vertr. n** XXXVII) des Antrittsjahres datieren. Es ist also
mit stringentester mathematischer Notwendigkeit zu folgern, dass
der Antritt der Begierung in den lyar fällt. Der lyar ist aber
der zweite Monat, also ist Smerdis Herrschaftsantritt, gezählt von
seinem Krönungstage an, in den Nisan zu setzen. Hat nun Darius
Recht, dass der Magier am 9. Garmapada zum König erklärt wurde,
so kann dieser Monat nur der Nisan gewesen sein, da
urkundlich der lyar dem Thuravähara gleich ist.
Ist dieses einleuchtend?
Hiermit stimmt nun auch die Lage der Dinge selbst. Nur
24 oder 25 Tage trennt die Erhebung des Gomates von seiner
Thronbesteigung. Dieses ist annehmbar. Aber in der irrigen, be-
seitigten Voraussetzung hätte sich der Magier und seine Umgebung
mit einem provisorischen Titel begnügt, und seine Gegner denselben
gednldet? Dieses ist nicht vorauszusetzen Aber genau sind die
julianischen Daten nur für babylonische Dokumente; von
den persischen Ereignissen dürfen wir nur sagen, dass die Erhebung
vor, die Krönung nach dem 14. Api-il 521 fiel.
Die Inschriften des Kambyses gehn bis in den Schebat 521 ;
am 14. Adar oder Ende März 521 hörte seine Herrschaft auf. Kam-
byses starb nicht zur selben Zeit, sondern erst nach der Krönung
des Usurpators, wie Darius energisch behauptet. Das Wort pa(;äva
heisst nie etwas anders als , nachher*^. Er hatte, wie Herodot richtig
behauptet, effektiv und noch bei Lebzeiten seines Vaters 7 Jahre
5 Monate als König von Persien regiert, von Oktober 529 bis
27. Mai 521. Die Zeitrechnung der Jahre des Kambyses ist übrigens
schwierig; Strassmaier und Pral^ek haben schon bemerkt, dass
(vgl. Str. Kamb. n® 81) Cyrus noch am 27. Dezember 529, das ist
25. Kislev des Jahres 1 des Kambyses, am Leben war, dass er als
264 Oppert, Der Ealmder der aiten Burter.
„König der Länder* genannt wird^), während sein Sohn schon den
Titel «König von Babylon* trag.
Wenn nun nach Darius der Garmapada dem Nisan gleich-
zusetzen ist, was ist der Bagayadis ? Hierauf geben die von Stniss*
maier veröffentlichten Texte Aofschluss.
Das letzte Dokument aus der Regierung des Smerdis (aasyr.
Bandya, zendisierte Form des altpersischen Bardiya) ist aus Babylon
datiert, vom 1. Tischri (Str. n*' 9). Es lautet:
»(Zwanzig?) Kor Datteln, Pacht des Feldes, welches ein
, Grundstück ist vor dem grossen Thore des Gottes Zamama, ist
„die Forderung des Itti-Marduk-balat, Sohn des Nabu-akhS*iddin,
„aus dem Stamme Egibi : an Naba-benanni, Sklaven des Itti-Marduk-
„balat, Sohnes des Nabu-akhe-iddin, aus dem Stamme EgibL
„Im Monat Marchesvan wird er die Datteln in Auswahl
„(? hart) nach dem Masse von einer Amphora, hinzugefügt f(ir
„eine Messung des Grundstücks noch eine Kor tugalla gibü
^mangaga biltu huzab 1. dartku^ geben.
„Gewährsmänner: Nergal-usallim , Sohn des Bel-nadin, aus
„dem Stamm EdSru; Nabu-kin-abal, Sohn des Nur-qiba aus dem
„Stamm Ir-äni, Marduk-suzibani-edir, Schreiber, Sohn des Nadin-
„Marduk aus dem Stanune £pis-el.
„Babylon, im Monat Tischri, am 1. Tage, Jahr 1 des Smerdis,
„Königs von Babylon, König der Länder.*
Sechszehn Tage später findet sich folgende Urkunde:
„2 Minen Silber sind das Depositum des Itti-Marduk-balat,
„Sohnes des Nabu-akhe-iddin , aus dem Stamme Egibi, welches
„im Besitze ist des Nergal-usallim , Sohnes des Bel-nadin, aus
„dem Stamme Ederu, des Depositars.
„Am Ende des Tischri wird er es zurückbringen und dem
„Itti-Marduk-balat überliefern.
„Gewährsmänner: Marduk-nadin-akh, Sohn des Ibnä, aus dem
Stamme Egibi.
„Kina, Sohn des Nur-qibä, aus dem Stamme Ir-ani, der
„Jäger (?) Itti-Nabu-balat, Sohn des Tabiq-zir.
„Nabu-zir-ikis der Schreiber, Sohn des Bal-^abal-iddin, aus
„dem Stamme Egibi.
„Babylon, im Monat Tischri, am 17. Tage des Antritts«
„Jahres des Nabuchadnezzar, König von Babylon.*
1) Die abgeschmackte Lerang: 11 Jahre des Kambyses, woraaf mehrere
Oelehrte eine gewiss feine, aber mir unverständliche, Theorie banten, ist längst
durch Strassmaier beseitigt. Am 27. Desember 529 war Cyms wahrsehelnllcb
schon im fernen lazartes gefallen, ohne dass die Kunde von seinem Tode nach
Babylon gedrungen war. Cambyses , der nach Herodots prXdser Aussage sieben
Jahr und fUnf Monate herrschte, war wohl schon während der Abwesenheit dos
Vaters wirklicher Regent.
2) Eine häufig gebrauchte, bisher noch unerklärte Phrase.
Opptrt, Der Kalender der aUen Per§er, 26Ö
Diese üikande (Str., Nabncb. n® 3) ist also unter dem, von
Darit» genannten Nidintabel aasgefertigt, der sich nach Aussage des
Darins beträgerischer Weise für Nebuchadnezzar, Sohn des Nabonid
ausgab. Nun existieren aber von Smerdis Urkunden von dem
10. Elul (Peiser XXXVm) und vom 20. Elul (Str. n^ 8), und von
Nebuchadnezzar ähnliche Dokumente vom 20. Tischri und einem
unl^erlichen Datum aus dem Tischri (Str. n^ 4 und 5), sodass also
gar kein Zweifel darüber obwaltet, dass im Tischri der Begiemngs-
Wechsel in Babylon eingetreten ist Daher liegt die an Gewissheit
grenzende Wahrscheinlichkeit vor, dass der Bägajadis dem Tischri
entspricht, und dass der Magier am 10. Tischri getOdtet wurde.
Ganz stringent ist der Beweis indes nicht. Ist der Begierungs-
antritt Nidintabels abhängig zu machen von der Ermordung des
Gomates, die am 10. Bägajädis erfolgte, so ist es auffallend, dass
aus Nisaea in Medien die Kunde von dem Sturze seiner Herrschaft
schon in Babylon sieben Tage später eingetroffen sein und zu einer
Bevolution Anlass gegeben haben soll. Steht aber die Usurpation
des Nidintabel in keinem Konnex mit dem Tode des Pseudo-Smerdis,
dann ist platterdings kein Schluss zu ziehen. Die sieben Monate
können nicht von Yiyakhna, sondern von Garmapada ab zu rechnen
sein, so dass der Bagayädis sich mit dem Marchf^van decken würde.
Mir behagt indessen ersteres viel besser, da gerade mein Freund
Jusü in seiner gelehrten Auseinandersetzung mir Gründe an die
Hand giebt, mit dem Marchesvan den Adukanis zu identificieren.
Da die Gleichsetzung des Adukams mit dem Sivan abgethan ist,
weil der Sivan sicher und ohne Widerrede mit dem Thäigarcis zu-
sammenfällt, so bleibt für diesen der Marcheschvan übrig. Wenn Justi
sagt (8. 246) : „Im Perserkalender ist der 8. Monat nicht der Ardvi-
slra Anähitä, sondern einem andern Genius des Wassers, der Haurva-
tat geweiht und Anähitä steht unter dem Namen Apan dem achten
Honat (babyl. Ara^samna, hebr. Marchesvan) vor, dessen Benennung
im Altpersischen unbekannt ist. Nun, so unbekannt ist er aber
nicht Der Marcheschvan ist entweder der Bagayädis, oder was sich
als viel wahrscheinlicher herausstellt, der Adukani, der Kanal- oder
Gmndgraben. Kann man nun auch einmal die altsumerische Be-
zeichnung in Betrachtung ziehen, so vergesse man nicht, dass der
Marcheschvan, dessen sumerischer Name uns aus unbekannten Ursachen
und Motiven vorenthalten ist, sich den Gründungsmonat nennt, im
Assyrischen ^ { ■"^^1» babyl. «<i ^— |l. Viele Ana-
logien zu diesem Beispiel bietet der sumerische Kalender jedoch nicht.
Wir setzen also getrost den Marchesvan mit dem Adukanis gleich ; weil
€S uns als das rationellste erscheint. Nicht zu vernachlässigen sind
auch andere Umstände, auf die wir später zurückkommen werden.
Meine Annahme, dass der Margazana dem Schebat entspricht,
nimmt Justi an, ob es nun Wiesenzeugung oder Yogelbrut oder
Varkazana, Wolfstödtung heisst Die altpersische Form ist verloren
266
Oppert, Der Kalender der alten Ferner,
und die medische Übersetzung giebt Varkazanas, was f^l»'*FV!flgwt «tf
c^as eine, wie auf das andere altpersische Wort nrhliiMiM ii lassen kann.
Durch äiß y-"«*^™— ^■»■^^*— ^ jbü Aoa l)abylonischen Monaten
iiahgi mir jmbu M% tuHg Tteihenf olge als endgiltig festzustellen, welche
wir aus annehmbaren, wenn auch nicht gebieterisch notwendigen
Gründen mit dem Herbste beginnen.
X.
XT.
xn.
1. Bägayädis
2. Adukanis
3. Athriyädiya
Götteropfer
Ausgrabung
Feuerdienst
Tischri
Marcheschvan
Kislev
I.
4. Anämaka
ünbenannter
•
Tebet
n.
ni.
5. Margazana
6. yijakhna
Vögelbrut
Eisfrei
Schebat
Adar
IV.
V.
VI.
vn.
7. Garmapada
8. Thuravähara
9. Thäigarcis
10
Wärmeanfang
Frühling
Schattenverkürzung
Nisan
lyar
Sivan
Tammuz
VIII.
11
Ab
IX.
12
i
Elul
Wir
werden nun zur (
!]lhronoloffie der ii
1 der
Behistuninschr
erwähnten Ereignisse übergehen, doch ehe wir dazu schreiten, haben
wir eine sehr ernste und sehr unbequeme Frage aufzuwerfen, welche
unserem verehrten Freunde fremd geblieben zu sein scheint. Herr
Jusü giebt alle Daten nach unserm, auf die Texte begründeten
Ansetzungen des ausschliesslich babylonischen Kalenders. Aber
wer ermächtigt uns denn anzunehmen, dass Darius I., der in
Ekbatana, Persepolis, Susa, Pasargardä, Gabä und Taoka, aber
niemals wie sein Urenkel Darius Ochus in Babylon wohnte, seine
arischen Zeitbestimmungen nach dem semitischen Kalender mit
seinen Capricen und Unregelmässigkeiten berechnet habe? Was
wir von den baktrischen Zeitbestimmungen wissen, lässt uns im
Gegenteil vermuten, dass dieses nicht der Fall war, und dass die
Perser nach wirklichen Sonnenjahren die Zeit abteilten. Die Tra-
dition spricht dafar. Freilich ist hier sehr vieles dunkel, aber wir
wissen, dass die Sassaniden sich nach der Sonne richteten, dass sie
ein Jahr von 365 oder 366 Tagen besassen, und sich nach ägyp-
tischem Muster der 12 Monate zu 30 Tagen und 5 oder 6 Epa-
gomenen bedienten*). Der heutige Parsenkalender datiert von
Jezdegerd III. von 632, und der von meinem geehrten Freunde
aufgeführte in dieser Form von 1075, als Djellaleddin, Sultan von
Khorassan, den heute gebrauchten Kalender einführte, der von Allen
dem tropischen Sonnenjahr am nächsten kommt. Djellaleddin änderte
]) Das persische System verkQrat das julianische Jahr um 654,54 Sekon*
den, und nicht wie das gregorianische um 648 Sekunden, kommt aUo dem
Sonnenjalir am 6" 54 näher.
Oppert, Der Kalender der aUen Perser. 267
sogar die TtehBrih^ 4er Monate, iisd setzte den Farvardin in den
Mftrz , der bis dahin mH ^m iLdar «nymmenfiel , der Deh (Daya)
fiel trotz seines Namens in den PiTEUIiB§.
Der Kalender des Darios hatte vor allem eine ^l^mmf^ Aämmt-
tische und keineswegs religiöse Färbung. Mit dem assyrisch-
chaldaischen System, mit seinen aus einer uns vollkommen un-
bekannten Sprache stammenden Namen hatte derselbe nichts gemein,
als eine ungefthre Gleichzeitigkeit. Es ist mehr als wahrscheinlich,
dass die Gleichsetzung der babylonischen und altpei'sischen Monate
nur auch annähernd richtig war, und dass man beispielsweise den
14. Yiyakhna durch 14. Adar wiedergab, ohne nachzurechnen, ob
dieses synchronistisch stimmte.
War das altpersische Jahr ein lunisolares Jahr, so fielen sicher-
lich die Schaltmonate nicht zusammen, so dass die Kongruenz der
Monate nicht kontakt War.
Nur wenn wir babylonische Daten haben, können wir mit
Sicherheit die Zeit bedtinunen ; so fUllt die Erhebung des Nidintabel
sicher zwischen den 1. und 17. Tischri 521, das ist zwischen den
6. und 22. Oktober 5^1, ob es aber gerade am 10. des Monats, am
Sonnabend den 15. Oktober war, ist höchst fraglich.
Wir haben aber noch andere Anhaltspunkte. Der 9. Garma-
pada muss nach dehi 1. Nisan babylonischer Rechnung gefallen
sein, nämlich dem Tage der wirklichen Herrschaft des Magiers, also
frühestens am 13. April 521 v. Chr. Daraus folgt, dass der
14. Yiyakhna nicht auf den 18. März gefallen sein kann. Wir
haben ausserdem einen Text (Str. Camb. n** 412) vom 27. Schebat
des Jahres 8 des Kambyses, also vom 12. März. Aber vom 12. März
bis 22. Oktober, 17. Tischri, wo Nidintabel schon auf dem Throne
8ass, sind nur 224 Tage, sodass wir hier die äusserste Grenze
haben, die gar nicht überschritten werden kann. Ausserdem ist
Kambyses spätestens den 12. gefallen und der Magier frühestens
den 18. März zur Herrschaft gekommen. Zwischen der Erhebung
des Magiers und der Nidintabels sind nur 218 Tage, und da ist es
sehr fraglich, ob wir nicht annehmen müssen, dass Nidintabel schon
die letzten Tage des Smerdis, vor seiner Ermordung, das Perserjoch
abgeschüttelt hat'). Dann allerdings wissen wir gar nichts mehr
über die Usurpation des Darius, und können entweder einen zweiten
Elol annehmen, oder uns zur Gleichsetzung des BägayadTs mit dem
Marcheschvan bequemen.
Man sieht, wie die neuen Entdeckungen und die jüngst erst
bekannt gewordenen Urkiuiden die Forschung durchkreuzen und die
Ergründung der Wahrheit erechweren.
Nach diesen Bemerkungen wollen wir jetzt die annähernde
1) Auf die Ausdnicksweise des Darios (Beb. P. I, 73) yalka adam
(jaunüUam iycan Magwm aväzanam pagäva „Als ich den Magier Gaamäta
^tst«, dsnn" Ut kein grosses Gewicht su legen; doch kann es bedeuten, dass
damals schon NidinUbal in Babylon König war.
268
Oppert, Der Kalender der alten Perwr.
Chronologie der Behistaninschrift aufstellen, indem wir darauf hin-
weisen, dass es uns nicht gestattet ist, eine vollstilndige Kon-
gruenz der altpersischen Angaben mit dem damals geltenden
babylonischen Kalender anzunehmen, so dass wir durch diese un-
gefähre Bestimmung sicher vor bedeutenden Irrtümern geschützt
sind^). So fiel beispielsweise der 15. Adar 521 nach dem babylo-
nischen Kalender auf den 26. März, wohin der altpersische den
1. Garmapada setzen musste, wenn, wie die Perser, wie noch
heute, das neue Jahr mit der Frühlingsnachtgleiche begannen; das-
selbe Resultat würde sich ergeben, da 521 v. Chr. 9280 ein julia-
nisches Schaltjahr war, wenn am 1. Bägayädis das Jahr mit dem
Herbstäquinoctium seinen Anfang nahm. Der 14. Adar fiele also
auf den 26. M&rz, der 14. Yiyakhna auf den 9. M&rz. Daher thun
wir viel weiser, uns mit ungefllhren Angaben zufrieden zu geben.
Kambyies, König von Babylon
Tod des Cyms im Norden, wohl schon frtther
Erhebung des Magiers Gomates zu Pasargadä
Herrschaft des Psendo-Smerdis
Tod des Kambyses bald nachher
Empörung des Midintabel in Babylon . . .
Tod des pMudo Smerdis u. Darins wird König
Rebellion der Susianer unter Athrina . . .
Sieg am Tigris Über die Babylonier ....
Schlacht bei Zazina
Einschliessung Babylons
Ab&ll der Ägypter
Phraortes, der Meder, nnabhftngig unter dem
Namen Sattarita
Zug des Hydames gegen Medien und Schlacht
bei Mams
Feldsug des Dadarses in Armenien, Schlacht
bei Zusa
Zweite Schlacht bei Tigra
Dritte Schlacht bei Uhyima
Feldsug des Omises in Armenien und Assy-
rien, Schlacht bei Isstd
Feldsug des Hystaspes gegen die Parther
Schlacht gegen die Parther bei Patigrabana
acht Tage später, sweite Schlacht ....
Aufrtand der Perser unter dem sweiten
Pseudo-Smerdis, Oeardates
Schlacht bei Racha
Schlacht des Omises gegen die Meder bei
Autiyarus
Darius verlisst Babylon
Niederlage des Phraortes bei Kundnrus . .
Einnahme der modischen Hauptstadt Rhagft,
Hinrichtung der Rebellen in Ekbatana .
U. Viyakhna
9. Oarmapada
10. Ligayldis
27. AthriyKdiya
6. Anftmaka
27. Animaka
6. Thuravfthara
18. Thura^Khara
9. ThSigar6U
15. AnKmaka
22. Viyakhna
9. Garmapada
12. ThuravShara
30. Thurarihara
25. Adukanis
9471 SSO
947S 529
9480
9480
9480
9480
9481
9482
9482
9482
9482
9483
9483
9483
9483
9483
9483
521
521
521
521
520
519
519
519
519
518
518
518
518
518
518
Juli
Dee.
Man
April
Okt
Not.
Dec.
Jan.
Jan.
Mai
EndeMai
Juni
Jan.
Mlrs
April
Mai
Mai
Not.
1) So bedeutet s. B. der 9. Ab heute noch bei den orientalischen Katho-
liken den 9. August, bei den Orthodoxen den 21. August gregorianisch; bei
den Juden ist er der bewegliche Gedenktag der Zerstörung Jerusalems.
I
i
Oppert, Der Kalender der alten Pereer.
269
EmpöruBg der Soaiuitr nntor Martiyft . . .
An&taod der Segertier unter ChUreiltekhiiia
DSmpfiiDg der Empörung derUergUner unter
FrSda
Schlaelit gegen Oeardetei bei Parage (Forg)
OcCuigennelime dee üiurpeton und seine
Hinriehtong in üradaiceye (Ande4{) . . .
F«ldsng des Byenes in Areehosien gegen die
Anliftoge» des Pseudo-Smerdis
8€hlneht bei Kaplsakaiiis
19i«derlnge der Smerditen bei Oandntara .
Anlstend der Bektrier und Oelkngennehme
des IVida
Zweite Empdrung der Bebylonier unter
Arekbsu Einnehme der Stadt
Zog gegen Ägypten
Zag gegen die Seythen
Rebellion in Snsisna
Tod des Dsrins
6. Gannepada
6. Garmapsda
18. Animaka
7. Viyalihna
S7. Athriyadiya
22. Margssana
9484
9484
9485
9485
9485
9488
9499
9516
517
517
516
516
516
518
509
485
April
April
Jan.
Min
Dee.
Febr.
Okt.
Es ist, wie Justi richtig bemerkt, eine Lücke von 109 Tagen
in den Privattezten , dem Jahr 7 des Darius vom Tischri bis An-
fang Sehebat. Ich sehe keinen Grand, hier meinem gelehrten
Freunde nicht zu folgen; der 22. Margazana, an dem Babylon
wieder unter die Perserherrschaft kam, braucht nicht gerade der
22. Sehebat des Jahres 7 gewesen zu sein. Eine andere Lücke
ist übrigens zwei Jahre sp&ter vom 25. Marcheschvan bis 5. Adar
des Jahres 9, was die Usurpation des Armeniers Arakha in den
Anfang des Jahres 511 setzen würde. Das erste Jahr des Darios
beginnt mit dem 2. April 9481 (520); seine Regierungsjahre z&hlen
Ton seiner Thronbesteigung an, sodass das zwölfte Jahr, nachdem
die Skythen besiegt und die susianische Empörung niedergeworfen
war, auf Oktober 510 bis Oktober 509 zu setzen ist
Ist etwas auf die persische Tradition zu halten, so war das
Jahr der alten Perser ein Sonnenjahr, ohne Einmischung der syno-
dischen Monate. Begann das Jahr mit dem Frühlingsftquinoctium,
dem Eintritt der Wärme, Oarmapada, so war dieses zu Darius
Zeiten am 25. oder 26. März; bildete die Herbstnachtgleiche den
Anfang, so war es nur der 27. oder 28. September julianisch, und
der erste Tag des Jahres war der erste Bägayädis. Wo die
Epagomenen eingeschaltet, wissen wir nicht; sie werden aber von
jeher bestanden haben, wie in Ägypten; Djellaleddin hat im Jahre
1075 in gelehrtester Weise schon Beform, aber kein neues Monats-
system geschaffen. Man könnte nun nach diesem Stand die alt-
persischen Angaben berechnen, aber die Basis selbst ist zu wenig
Terbürgt, um sie zur Grundlage eines allzugenauen, das heisst un-
wahren Systems zu machen.
Bis jeüt wissen wir nicht viel über den Kalender der alten
Perser. Aber man erlaube mir, etwas in diesen Kalender zu
270 Oppert, Der Kalender der alien Ferser.
schreiben. Herr Justi nennt die Sprache des Cjras altpersisch,
die Zendsprache altmedisch, und die Sprache der zweiten (Gattung
der achämenidischen Trilinguen, susisch (\). Er möge mir gestatten, zn
bemerken, dass die beiden letzteren Namen irrig sind. Der zweiten
Gattung Sprache ist mit Nichten die der susianischen Inschriften,
die 2;war nahe verwandt, jedoch verschieden ist, wie Zend und
Altpersisch. Man hat sie auch elamitisch genannt, auch wie
ich glaube anzanisch, Namen die sehr Wenige verstehen, denn
die grosse Mehrheit des Menschengeschlechtes bilden die Nicht-
assyriologen. Diese zweite Sprache ist und bleibt die Sprache der
nichtarischen Meder, und Hincks und Bawlinson hatten Recht,
Norris und ich hatten Unrecht, sie skjthisch oder medo-skythisch
zu heissen. Wer Elamite sagt, sagt Semite, und wer vom Meder
spricht, redet von Turaniem. Die Meder nannten sich selbst vor
der Ankunft der Meder Arier, sagt der alte Herodot; er sagt wahr.
Die Arier wurden von den Turaniem überflutet; aber als die Arier
durch die Perser die Übermacht wiedererlangten, schwand auch der
Name (Medien und MaY) aus der Geschichte, und das einstige Medien,
wo es immer Arier gegeben, hiess wieder Ariana, und fuhrt noch
heute den Namen Iran. Seine iranische Majestät wohnt unfern
des alten Bhagä, der Mederhauptstadt. Medisch ist die Sprache
des Daya-ukku, Pirruvartis, Vak-istarra, Istuvegu, Sattarrita und
Easparrita, die in der Geschichte arianisierte Namen tragen. Sie
waren keine Arier, sondern Turanier. Heute soll nun das Zend
altmedisch genannt werden, und der früher vorgeschlagene, gewiss
richtigere Name altbaktrisch wird schon altmodisch. Alle diese
mehr oder weniger passenden neuen Bezeichnungen sind vom Übel
und schlagen doch nicht durch. Reden wir verstftndlich : die
heilige Sprache der Parsen^) heisst auf deutsch: das Zend.
1) Die einstigen Bestrebunjiren meiner Jagend »ind seither durch ein ans-
geseichnetes Bnch gefördert worden, welches den Titel fBhrt: Handbach der
Zendsprache von Ferdinand Jnsti. Leipdg 1866. Ist auch manches aassa>
setzen, so muss man Sprachgebranch respektieren; auch in der Philologie, nnd
namentlich dort, mnss es heissen: nsns dominus. Man darf keine Namen
wählen, die ausser einigen sehr wenigen Esoterlkem, kein Mensch Terstebt
Warum soll man „ansanische Inschriften** sagen, wenn sie susianisch sind ? oder
warum soll man alarodisch reden, wenn man noch gar nicht sicher ist, dass
die Alarodier Herodots, die allerdings den Namen Ararat darstellen, die Sprache
der Inschriften von Van und Taschburun, dem alten Dasehpa>nrn, redeten? Wenn
wir von altarmenisch, medisch, susianisch, cappadocisch , phrygisch, kariMh,
lycisch, libyisch, etruskisch, celtiberisch reden, so versteht ^dieses jeder, wenn
auch niemand weiss, zu welchem Sprachstamm alle diese Sprachen gehören.
Selbst Herodot wusste nicht, welche Sprache eigentlich die Pelaiger redeten,
und ich gestehe, nicht mehr davon zu wissen ab Herodot Man darf filr
pans neuentdeckte Sprachen ganz neue Namen wthlen, nur müssen sie das
Glück haben, allgemein angenommen zu werden, wie sumerisch, mitani. hitütiscb ;
sie behalten dann diese Bezeichnung, ohne dass man sie mit barbarischen und
nichtssagenden Namen, wie protochaldjüsch, anatoliseh oder haldisch (!) vertauscht.
Der Name thut nichts zur Sache: aber falsch darf er nicht sein.
271
The Indian Game of Chess.
By
F. W. Thomas.
In the ZDMG. for 1896 pp. 227—233 Professor Jacobi has
adduced two passages from Batnäkara's Haravijaya XII. 9 and
Radrata's Kävyälankara 5. 2 as containiiig the earliest references
to the Indian game of chess. The two works belong to the ninth
Century. Bat that the game was known to the Hindoos before
this time appears from other passages in works of an earlier date.
The first ( VäaavadaUxi p. 284 ed. Hall) occurs in a description
of the rainj season, and reads as follows: —
pUaharäaih h'^näsu kedärikäko^thikäsu samutpatadbhir jcUu-
dabalair iva dardurair nayadyiUair iva cilcrida varsäkälah,
^'The time of the rains played its game with frogs for chessmen,
which, jellow and green in colour, as if mottled with lac, leapt
up on the black field (or ^garden bed') Squares".
The reference to chess seems to be here qoitc piain. The
frogs, yellow and green in colour, are compared to the lac-stained
pieces on the board. The fields are the Squares, for which reason
they are named kosfküeä^ a word which at least in the forras
ho^tha and ko^fhaka is used elsewhere of chess. The frogs leap
as do the chessmen.
Hall's various readings do not in any marked degree aflfect
the sense. We have äpUa for pita (ABCF), krpiäsu *ploughed*
for kr^näsu (ABD), nara for naya (Schol.), jähiaabalair ^armies
of W for jataSabalair (ABDFH), nava for naya (ABDFGH)^ dar-
durair viayrUä aamam navadyüte (CE). The Commentators ex-
planation reads as follows: —
hedänkä eva ho^fhikäa täau. Icedärakosfhäbhyäm alpatve
kani rüpam, hiyärUi^) bhäsäyäm. vasträdmirmäatn Icridd-
aädhanam athalaviiesdh kotha üi ca.
pitahcaräaia tadvarnaSr. jaiuiabalair läJe^äraktair. nayo yu-
dähanUia tacchik^akair dyfUaid caturangaid catarangasädh'
1) Hindi aa "garden bed\ as Prof. Cowell informs me.
272 Thomas, The Indian Chane of ChuB.
ane§u laJc^anä^) nayadyfUasGdhanabhütoir hastyaivädibhir üa
aamutpatadbhir dardurair bhdcaih kölaS cikrida, Jähuair
üi piuhe Vikare trapujaitanoh ^ug äy^ an fugägamadcou
The second passage is Har^OrCarüa p. 10 11. 10 — 12 (ed.
Bomb. = p. 20 11. 5 — 8 ed. Kashmir), where in a description of
an angry sage we have the following phrase:—
krtakälaaannidhänSm ivändhakäritalalOfapatfä^päpadäm on-
takäntahpuraman(JM,fiapal^ bhrkufim öba-
dhnan
^^Contracting a frown, which, as if the presence of Jeäla had
been obtained, darkened the chess-board of his forehead, and
was the crocodile omament which bedecks the wiyes of Yama".
Here the ascetic's frowning and puckered brow is compared
(1) to the mottled Squares of a chess-board (cf. Schol. ya^l fr(h
tipanhty a^fau padäny asyety a^täpadam caturangaphalaham ata
evänena bkrüsamunnamanam avyaktikrtarekkavattayä viapaffa-
vyalikam etat kUötam upcyiyate), (2) to the forehead crocodile-
omaments of Yama's wives. In ihe latter case the blackness is
caosed by the presence of the dark Yama hinuself (kälait hrfno
gwno yama4ca). But in the former case the point of the expression
is not clear. So mach however is piain, that käla has some special
appropriateness in connection with an a^föpQda\ and this being
the case, the occurrence of the word in the VäsavadaUa (varfä"
hälah) is more than an accident. Does it refer therefore to the
block armj? or to the block sqnares? Both suppositions seem
excluded by the Väaavadattä^ where kölah is the player^ and
plays with the yeUow oinA green armies on the block sqnares. It
is therefore more likely that hälah represents one of the players^
namely the one who has the black Squares.
A third passage is Harsa-Carita p. 86 1. 11 (ed. Bomb. =
p. 182 1. 1 ed. Kashmir). Here the king is eulogized in the
rhetorical figure pansankhyä^ and we find the phrase
a^fäpadänäm catwrangakalpanä
"Only in the case of chess-boards was there arranging of
armies" (or punningly "cutting oft* of the foor members").
In the Kädambarl also p. 6 1. 15 (ed. 2. Peterson) däryO'
kse^ iünyagrhäk the reference will probably be to chess.
We find therefore that Professor Jacobi's interesting researches
may be extended at least as far back ,as the first half of ihe
seventh Century, and it may be permissible to conjecture that the^
invention of chess belongs to a considerably earlier period.
1) SS metonymy. 8) PSri. 4. 3. 138.
273
Über einen eigentümlichen Gebrauch von ^.•
Von
Theodor Aaftreelit.
Bei der Lektüre des Nandipurana (Oxford Num. 137 = A)
tmd dem Auszug daraus (Kedärakalpa , Leipzig = B) sind mir
folgende Stellen aufgefallen, wo ^ die ungewöhnliche Bedeutung
7on wie (tVa, yaihä) hat. Im voraus bemerke ich, dass der Text
in beiden nachlässig verfasst ist.
A 2, 21 :
»Die Verehrer des Siva erlangen in jedem Zeitalter Herr-
schaft, Seligkeit und Erlösung. Sie ragen auf der Erde empor ^)
wie Schlingpflanzen, Bftume, und GrÄser-.
B 6, 98:
»Wie das Meer voll von Wasser ist, so ist die Welt voll
von Leid".
A 7, 49:
if^fiapnfrrr (?) ^ i'^^Nift ifrff^: 1
» — wie der Liebesgott die Sinne verwirrend*.
B 6, 40:
,Die Töchter des Saflkhapala sprechen in zitternder Hast
^e die Stacheln am Stengel eines Lotus".
1) prithnnfopari für prithivyäh upari. Vgl. aarvatopetam , Äpaat.
Dhtnnataträ I, 6, 19, 8. tahoddhrüya, VSyapur. 6, 27.
Bd. LU. 18
274 Aufrecht, Über einen etgeniümUehen Gebrauch von ^.
B 6, 168:
,Die Menseben auf der Erde erkennen nicht das Entstehen
und Verschwinden des Daseins ; die Unbeständigkeit der Welt Ifisst
sich nur mit der Erscheinung einer Wasserblase vergleichen*.
Sieh A 3, 27:
Diese vergleichende Bedeutung von ca ist durch weitere sichere
Beispiele zu begründen.
1) budlnidakäram Ms.
275
Die Respektssprache im Ladaker tibetischen Dialekt.
Von
H. Franoke, Leh.
Der Mensch hat das Bedürfnis, seine Achtung vor einem
anderen Menschen äusserlich zum Ausdruck zu bringen. Es ge-
schieht dies auf zweierlei Weise. Einmal kann man durch gewisse
Körperbewegungen und Stellungen, wie Verneigen, sich zur Erde
werfen, den Hut abnehmen, dem Mitmenschen Ehre erweisen ; anderer-
seits kann man dasselbe durch die Rede thun. Von dem letzteren,
von dem Ehren des Nächsten durch Worte, und zwar wie sich das-
selbe in Ladak gestaltet hat, soll im folgenden die Rede sein.
Um von Bekanntem auszugehen, sei zunächst einmal an ähn-
liche Erscheinungen in Europa erinnert. Jedermann versteht, dass
es für den Uneingeweihten nicht leicht ist mit Fürsten zu unter-
handeln, weil man da seine Worte sorgftQtig wählen muss. Auch
der Jüngling, der sich zum ersten Mal in feiner Damengesellschaft
bewegt, empfindet, dass sein gewöhnlicher Sprachschatz der Höhe
seiner gegenwärtigen Stellung nicht genügen will und ringt sich
in eine neue Ausdrucksweise hinein, durch die er seine Gesellschaft
ehren will.
Auch der Ladaker, oder allgemein tibetischen Respektssprache
haben ähnliche Lebenslagen, wie die soeben angedeuteten, das Leben
gegeben, aber die in solchen Fällen in Europa gewählten Aus-
drücke entsprechen doch noch nicht der Ladaker Respektssprache;
sie gehören nur zu den von Jäschke auch oft erwähnten ^eleganten*
Worten. Von einer eigentlichen Respektssprache finden sich wohl
nnr folgende drei Formen in Deutschland: 1) Die Anrede mit
,Sie' und »Ihr". 2) Die Anreden an Fürsten, wie „Euer Gnaden,
Durchlaucht, Excellenz, Majestät" u. s. w. , die auch beim Reden
in der dritten Person nicht vergessen werden, o) Der Gebrauch
des sich selbst ehrenden „Wir" in kaiserlichen Verordnungen^). Die
Respektssprache des Deutschen sowie der meisten europäischen
Sprachen beruht also namentlich auf der Form des Pronomens und
^ erbums, bei denen die Einzahl mit der Mehrzahl vertauscht
wird. — In der am meisten zur Einfachheit fortgeschrittenen
1) Bb giebt schon noch mehr hierhergohSriges, es sei nnr an „Allerhöchst",
gerahon", „gehorsamster Diener' u. a. m. erinnert. — Die Red.
18»
276 Froncke, Die Respekts«pr€tche im Ladaher ttbeUtchen Dialekt,
europäischen Sprache, im Englischen, lässt sich heutzutage eine
Erscheinung beobachten, die der Bespektssprache geradezu entgegen-
gesetzt ist. Durch den , Slang" wird der Grundsatz zum Aus-
druck gebracht, dass unter den Leuten, welche sich desselben be-
dienen, alle äusseren Respektsbezeugungen ausser Acht gelassen
werden sollen.
Das Bestreben, die Ehrfurcht vor anderen durch ganz be-
sondere Ausdrücke und Redewendungen zu zeigen, sehen wir immer
wachsen, je weiter wir von Europa nach Osten vordringen. Kein
Wunder also, wenn sich dieses Bestreben in der Sprache Tibets
und in allen tibetischen Dialekten schon recht stark äussert. Der
gebräuchlichste Ausdruck für diese uns Europäern ungewohnte
Spracherscheinung ist yasai dpe sgra^) (sprich: yasche sp€ra\
oder , Sprache der Liebe'*, was immerhin kein übler Name ist,
wenn man bedenkt, wie nahe wahre Achtung und Liebe bei ein-
ander wohnen. Das einzelne Wort dieser Sprechweise wird rje
rtags genannt, was , Zeichen der Grösse* bedeutet. Das flotte
Umgehen mit solchen Worten, was allerdings gelernt sein will, be-
zeichnet man als rje sa coces, d. h. „einen Herrenplatz machen*,
weil man durch das ümherstreuen solcher höflicher Worte jeden
Ort und Gegenstand auf eine höhere Stufe hebt.
Dass eine vollkommen ausgebildete Höflichkeitssprache sich in
Bezug auf die eigene und auf eine fremde Person ganz verschieden
ausdrücken muss, wird an einem drastischen Beispiel klar werden.
In einem Daheim -Kalender erschien einmal eine nicht üble Anekdote
von zwei Chinesen, die im Gespräch mit einander ihre gegenseitige
Hochachtung zum Ausdruck zu bringen suchten. Der eine sagte
ungefähr so: „Und wie befindet sich Ihre verehrte Frau Gross-
mutter, die vorzügliche alte Dame?* Der andere antwortete: ,Der
alten Vettel hat es neulich schauerlich in ihren klapprigen Knochen
rumort, aber jetzt scheint ihr morsches Gestell wieder einige Ruhe
zu haben*. An diesen zwei Sätzen erkennt man deutlich, dass die
wahre Höflichkeitssprache das Ziel hat: 1) den Nächsten in die
Höhe zu heben; 2) die eigne Person und die zu derselben Ge-
hörenden herunterzusetzen.
Fassen wir zunächst den zweiten Punkt, das Heruntersetzen
der eignen Person ins Auge. Dasselbe konmit im allgemeinen
nur dadurch zum Ausdruck, dass man beim Reden von sich selbst
und den Seinen nicht Respektsworte, sondern die Normalsprache
anwendet. Diese Regel gilt im Gegensatz zur europäischen Ge-
wohnheit auch von Königen und Fürsten. Würde einer der ver-
1) Die Transskription der tibetischen Wörter in diesem AnfiMUs ist in
Übereinstimmung mit der in Jftschkes Tibetan-English Dictonary angewandten;
c ist also »B tschf ) BS deckf n m^ ng, ^ «« 8ch, z *^ e im englischen
Wort leieurCf « «• « in Rose; ^ und « unten vor ein Wort gesetst, stehen
fUr einen der tibetischen Sprache eigentumlichen, als Vokal -Basis beaeichneten
Buchstaben und Laut.
Fraackef Die Retpektnprache im Ladaker tibetischen Dialekt, 277
schiedenen Ladaker Exkönige, ähnlich wie der von sich im Plural
sprechende deutsche Kaiser, die Bespektssprache auf die eigne
Person anwenden, so würde ihn jedermann wegen seiner grossen
Anmassung mit Staunen betrachten. Es finden sich aber im Ladi^er
Dialekt auch noch einige wenige Reste einer, das eigne Thun und
Befinden absichtlich herabsetzenden Ausdrucksweise, also einer
Derespektssprache. Das normale Wort für „fragen" ist ^drices.
Wende ich mich aber mit meiner Frage an eine zu respektierende
Person, dann mnss ich fär « fragen '^ zuces brauchen. Die Liebe,
welche ich einem über mir Stehenden erweise, darf ich nur durch
iagcea zum Ausdruck bringen, während man sonst yaaa coces
braucht. Es legt sich die Vermutung nahe, dass es Begriffe geben
könnte, welche in allen drei denkbaren Sprachformen vorkommen,
nämlich in der der Unterwürfigkeit, der Normalstellung und der
Erhebung. Ein solcher Begriff ist „geben*. Derselbe lautet im
Normalwert tancea, Giebt ein Niedrigstehender einem Hochstehen-
den etwas, so braucht man das Wort pulces. Beehrt dagegen ein
Hochstehender einen Untergebenen mit seinem Geschenk, so nennt
man seine Handlungsweise salces.
Mit salces haben wir nun das Hauptgebiet der Respekts-
sprache betreten, welches die Erhebung des Begriffs über das
Kormale umfasst. Alle Wortklassen sind freilich nicht an dieser
Spracheigentümlichkeit in gleicher Weise, und manche auch gar
nicht, beteiligt. Die meisten Respektswörter finden wir in der
Klasse des Substantivs, weniger in der des Verbums. Auffällig
könnte es auf den ersten Blick scheinen, dass es in der Adjektiv-
klasse überhaupt keine Respektsausdrücke giebt. Denkt man aber
weiter über die Natur des Adjektivs nach, so muss dies ganz
natürlich erscheinen. Das Adjektiv kann nur eine Eigenschaft
deutlich zur Vorstellung bringen. Erhöhe oder verringere ich die-
selbe, so ist es nicht mehr dieselbe Eigenschaft, und ich bin ge-
nötigt ein neues Wort zu gebrauchen. Steigerung des Adjektivs
tindet zwar im Tibetischen statt; doch bedeutet dieselbe in jedem
Falle nur eine gewissermassen quantitative Mehrung des Adjektiv -
begriffes, welche die Natur desselben durchaus nicht verändert.
Ganz anders steht es beim Substantiv und Verbum. Ein Bart,
ein Pferd, das Sprechen, das Geben, können ihrer Natur nach
höherer oder niederer Art sein; nicht aber das Tapfer -sein, das
Gemein -sein. In den übrigen Wortklassen finden sich, mit Aus-
nahme des Pronomens, in der klassischen Sprache keine Respekts-
worte. Im Ladaker Dialekt hat sich aber eine Postposition, mit
der Bedeutung »vor, im Angesicht von*, zu einem Respektsworte
ausgebildet. Während man nämlich in der klassischen Sprache
druiidu und mdundu als ganz gleich bedeutend braucht, kann
im Ladaker Dialekt für »vor*, wenn es sich um das Stehen vor
Hochgestellten handelt, nur drundu sagen.
Untersuchen wir zunächst einmal die Respektsworte der
278 Francks, Die BetpektsaprcKke im Ladaker tibetischen Dialekt.
Substantivklasse. Die Mehrzahl derselben sind Konkreta, nnd unter
diesen sind viele Namen von Körperteilen. Es ist merkwürdig,
wie gewissenhaft genau der Sprachgeist verfahren ist und auch
kleine Glieder nicht übersehen hat Geben wir eioige Beispiele:
Deutsch
Tibetisch
Tibetisch
normal
respektvoll
Kopf
Haar
mgo
skra
dbu
dbu skra
Auge
mig
apyan
Ohr
Nase
ma mcog
sfia
snyan
baah
Zahn
80
thsems
Lippen
Bart
khalpags
sam dal
zal Ipags
zcU snyan
Hals
Brust
mjinpa
brah
mgrtnpa
skubrdä
Hand
Fuss
lagpa
rkanpa
jfhya^
zabs u. s. w
Ausser diesen dem Leib der zu ehrenden Person zugehörigen
Teilen, braucht man ReSpektsworte auch für Gegenstände und
Wesen, welche in direktem Besitz- oder Verwandtschafts Verhältnis
^zu derselben stehen. Z. B.:
yab
yum
sraa
diu zxoa
na bza
zaba ia
phyag rten
gaol Icog
gzim chun
nyvl rgyan
^dogs Ichyi
chws u. s. w.
Man wird bemerkt haben, dass einige wenige der aufgeführten
Wörter in der normalen und in der respektvollen Gestalt voll-
ständig übereinstimmen, dass aber in der Eespektsform noch ein
anderes Wort hinzugefügt worden ist, so z. B. bei den Kespekts-
ausdrücken für Haar, Brust, Hund. Für diese sowie einige andere
sind keine eigentlichen Eespektsstanmie vorhanden, und man hat
gesucht, ihnen einen der Absicht entsprechenden Klang zu geben,
indem man sie mit einem Respektswort verband, welches ^Kopf,
„Leib* u. s. w. bedeutet.
Indem wir ims nun dem Abstrakten zuwenden, werden wir
beobachten können, dass sich eigentliche Respektsstämme hier noch
Vater
apa
Mutter
ama
Sohn
buthaa
Hut
tibi
Kleid
nam bza
Schuh
kab za
Hose
snam ya
Tisch
Icoq tae
Fenster
khan mig
. Schmuck
btaga ake
Hund
khyi
Pferd
rta
F^cmehe^ Die Regpektssprache im Ladaker tibetischen Dialekt, 279
viel weniger vorfinden und dass man, am dem Bedürfnis zu ge-
nügen, noch mehr Zusammensetzungen hat bilden müssen. Das
Wort, welches für die meisten Zusammensetzungen gebraucht wird,
ist thugSy die Respektsform für ytÜ (Sinn) oder für sems (Seele).
Hierher gehören folgende Beispiele.
Seele
Zorn
Geduld
Liebe
Freude
Wüle
Leid
Mitleid
Versuchung
sro
zodpa
byamapa
madpa
dgonspa
tserka
anyih rje
nyam8 aadpa
thugs nyams
thuga sro ,
thtigs tod
byamathuqa
thugsthad
thugs dgohs
thugs tser
thuga rje
thuga aadpa
Das Verbum hat einen geringeren Vorrat von Respektswort-
stämmen. Einige derselben mögen hier angeführt werden:
• %
yoncea
caiea
thohcea
thaoriea
taniea
akyecea
aüea
zer6ea
aruliea
bzugcea
mdzadcea
phebcea
akyodcea
gzigacea
aaniea
acdäea
hhruncea
o
^groniea
molcea
^chagacea
sitzen ^dugcea
machen bcocea
kommen
gehen
sehen
hören
geben
gebären, ge-^
boren sein/
sterben
sprechen
bewegen
und einige andere.
Mehr als beim Substantivum spielt beim Verbum die Zu-
sammensetzung eine Rolle. Zum Unterschied von jenem ist bei
ihm die Zusammensetzung keine innige, d. h. das Grundwort ver-
schmilzt nicht mit dem es zum Respektwort erhebenden zu einem
"Ort, wie dies beim Substantivum besonders dadurch zum Aus-
^ck gebracht wird, dass beide Teile des Kompositums ihren Artikel
abwerfen. Beim Verb tritt dagegen das Grundwort in das
Supinum, während das Respekts -Hilfszeitwort die erforderlichen
Tempusendungen (Suffixe) annimmt. Das Supinum des Grund-
▼erbrnns ist aber nicht das dem Ladaker Dialekt eigentümliche
a^f ceakt^ sondern das der alten klassischen Sprache auf par oder
^^ welches hier als einfaches a erscheint und sich in einigen
wenigen Konstruktionen noch erhalten hat. Als Respekts-Hilfszeit-
wort gebraucht man inmier mdzadcea, Stammkonsonanten werden
^or dem a verdoppelt. Hier einige Beispiele:
280 FraneJeey Die Respektsaprache im Ladaker tiöeiüchm Dialekt.
zeigen Standes stanna (statt stanbar) mdzaddfsg (cea)
sianna mdaadscn hat gezeigt
staama mdzadyüi wird zeigen
treffen thugces tkugga mdtaadug (son^ yin)
schliessen ckugaes chugga mdzaddug {soh, yin)
bringen kyonces hyohna mdzaddug {son, yin)
öffnen pkeces phea mdzaddug (son, yin)
lesen , silces siUa mdzaddug {soh, yin)
Es ist nun noch das persönliche Pronomen zu besprechen. Die
alte klassische Sprache braucht als R^spektswort namentlich das
Wort khyedj du, dessen Entstehung aus dem normalen khyody du^
deutlich zu erkennen ist. Dieses khyedj obgleich der Unterhaltungs-
sprache fremd f hat sich namentlich in Gebeten noch im Gebrauch
erhalten. Für die Unterhaltungssprache ist das Respektswort das
Pronomen nyidran „das eigne Selbst'', als Anrede in Ao&ahme
gekommen. Da dasselbe an sich kein Pronomen zweiter, sondern
ein solches dritter Person ist, erinnert dasselbe entschieden an den
Gebrauch des deutschen „Sie*. Für die dritte Person erhält das
hho^ er, sie, ein n für die Respektsfoim angehangen, und wird
also hhoh.
Der Plural lautet in der zweiten Person in der gespektsfoim
nyüarahy in der dritten khongun. Doch ist es nicht, wie in den
meisten arischen Sprachen, Sitte eine einzelne Person im Plural
anzureden.
Die erste Person kann, wegen des sprachlichen Bescheid enheits-
gefähls, welches schon vorher erwähnt wurde, keine Respektsform
haben.
Wir wenden uns nun der Frage zu, inwieweit der Respekt^-
auscjruck die Wortform beeinflusst. Von der Konstruktion der
Verben mit wdzadces ist schon gesprochen worden; ebenso haben
wir gesehen, dass der Plural niemals statt des Singulars angewendet
wird. Es bleibt nun nur noch weniges hinzuzufügen.
Es kann eine höflichere Form des Imperativs gebildet werden,
nsimentlich bei den Verben, die einen Imperativstamm mit ablauten-
dem Vokal haben, indem man die Endung (oder das Suffix) sig^
cig, zig an den Imperativstamm hängt.
Alle anderen Wörter können schliesslich in die Respektsform
erhoben werden, indem man sie mit der Endung le versieht. Die-
selbe spielt in der Umgangssprache eine grosse Rolle und wird bei
kleinen Sätzen dem letzten Wort beigefügt, z. B. Oaru skyod
yinle Wohin gehen Sie? Selbst Interjektionen nehmen dieses &
an, z. B. ^onle oho!
Hängt man le an ein Wort, welches an sich schon Respekts-
wort ist, oder konstruiert man ein Respektsverbum mit mdzadceSj
so treibt man Übermass im Respekt und geht weiter als es der
Anstand erfordert.
Iranckey Die RespeJctMprache im Ladaker tibetischen Dialekt, 281
Wir fr^eiL uns nun: Wer wird eigentlich mit der Respekts-
spracbe angeredet ? Die Antwort kann kurz die folgende sein : Jeder
Vorgesetzte von seinem Untergebenen. Der Minister gebraucht dem
König gegenüber Respektsausdrücke, der Munschi (Sekretär) dem
Minister gegenüber; der Bauer spricht im Respekt zum Staats-
sekretär, der Tagearbeiter zum Bauern. Ausserdem ziemt es sich
für die Kinder, die Eltern als Respektspersonen anzusehen, und für
die Laien, gegenüber ihren Geistlichen dasselbe zu thun. Hierbei
kann auch bemerkt werden, dass in buddhistischen Klöstern die
Zahl der Grüsse in Empfehlungsschreiben mit der hohen Stellung
der angeredeten Person in Einklang gebracht werden mu$s. Geht
also ein Brief von unten nach oben durch mehrere Hände, so muss
die Zahl der — Nullen allmählich vermehrt werden.
Interessant wäre gewiss eine Untersuchung der Frage, ob die
Respektssprache im Zunehmen oder im Abnehmen begriffen ist,
d. h. ob die Ladaker Sprache früher über eine grössere Menge von
Respektsstämmen verfügt hat oder nicht. Man kann hierbei nur
Vermutungen aussprechen. Sehen wir uns nach ähnlichen Sprach -
erscheinungen in Europa um. Li England ist in früherer Zeit das
you nur als Anrede eigentlicher Respektspersonen gebraucht worden.
Bei dem Bestreben höflich zu erscheinen, wandte man die Respekts-
form auf einen immer grösseren Kreis von Personen an, bis sie
Gemeingut aller geworden war, und damit den respekty)llen Klang.
Terloren hatte. Vom deutschen „Sie* lässt sich zwarQas gleiche
noch nicht sagen, aber man achte einmal auf das Gebräuchlich-
werden von Anreden mit »Herr, Fräulein", statt Jungfer und
anderer. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts fand eine gewisse
Auswahl der Personen bei den genannten Anreden statt, während
heute ihr Gebrauch allgemein ist. Ähnliches lässt sich in den
meisten Sprachen Europas beobachten und die Auswahl der Pei-sonen
spielt woM überall eine immer geringere Rolle, so dass die Möglich-
keit nahe liegt, dass die Respektsausdrücke einmal ihren vor-
nehmeren Klang ganz verlieren könnten. Sie würden dann ent-
weder die alten Normalstänmie teilweise verdrängen, oder neben
ihnen als besondere Stämme mit gleicher Bedeutung stehen. Viel-
leicht wäre der Sprachgeist abec auch imstande, den verschiedenen
Stämmen allmählich feinere Schattierungen einzuhauchen.
Wir haben uns in den vorstehenden Ausführungen auf einen
tibetischen Dialekt beschränkt, weil ein solcher als lebende Sprache
sich am besten zur Beobachtung eignet. Sollten aber durch obige
Betrachtungen auch einige Streiflichter auf das Studium des
klassischen Tibetisch fallen, so wäre der Zweck dieses Aufsatzes
erreicht.
282
Nochmals Landauer.
Von
C. Brockelmann«
Das von mir diese Zeitschr. 51, 658 besprochene Wort andül
findet sich als j. jjp palanquin schon im Livre des Merveilles de
rinde ed. van der Lith 118, s. Im Glossar dieser Ausgabe fährt
Kern dies Wort auf sanskrit. ^hindola^ balanc^oire zurück und
ebendört weist Yule das Wort als andola ander „Palankin* bei
englischen und portugiesischen Schriftstellern des 16. und 17. Jahrk
als in Indien und Nordafrika gebräuchlich nach. Dazu teilt mir
mein Kollege Prof. Ldebich mit: «Skr. hindola m. „Schaukel, Säuft«*
ist eine verdunkelte Zusanunensetzung, deren erster Teil wohl noch
nicht erklärt ist, mit dem Denominativum hindolayati ^schaukeln*.
Der zweite Teil kehrt in einer synonymen Form andola wieder,
die in andolana und andolayaii vorliegt. Neben hindola auch
hülola und das Simplex dolä f., beide ebenfalls in der Bedeutung
, Schaukel, Sänfte". Alles dies sind dialektische, ins Skr. zurückgekehrte
Formen, denen die prakritische Wurzel dul zu Grunde liegt. Diese
wieder ist die reguläre Entsprechung der wohlbekannten idg. Wurzel
ftt/, rf, td „tragen, ertragen**, bezeugt durch skr. tuiä „Wage*,
tulya „gleich*', tolayati „wägen", gr. rk^vai, rdXavxov^ nkafiutv
„Tragriemen", lokuäv „wagen", lat. tult, tollere, tolerare^ got.
thulan^ ahd. dolen, nhd. mit suffixaler Erweiterung dulden^ Ge-
duld. Zur Sache ist noch darauf hinzuweisen, dass auch unser
Wort Palankm auf skr. paryanka, palyanka „Ruhebett" (beide
Formen schon bei Pänini) zurückgeht, zum Bedeutungswandel, dass
auch unser wiegen, wägen und wagen aus ein und derselben Wurzel
(vegh) entstammen".
283
Fünf indische Fabeln.
Aus dem Mongolischen von Hans Conon von der Gabelentz.
Aus einer unveröffentlichten HandBclirift der Königl. Bibliothek
zu Berlin^) mitgeteilt
von
B. Läufer.
L (p. 159 b, 160.)
Als vor alten Zeiten ein Elefant das Wasser des Meeres zu
trinken ging, begegnete er einer Maus, die zu ihm sagte: „Onkel,
du bist von Natur weise, ich bin von Natur listig; wer von uns
beiden ist der ältere Bruder?" Der Elefant erwiderte zornig:
, Ziemt es sich, dass du Knirps älterer Bruder sein willst? Ich
zerstöre mit meinem Stosszahn den Berg Sumeru; wenn ich mit
dem Puss auftrete, töte ich zehntausend Mäuse".
Als er im Begriff war, auf sie zu treten, floh die Maus er-
schrocken und sann auf eine List. Sie versammelte viele Mäuse
und sprach : ,Ein Elefant will uns alle töten. Wenn wir die Erde
auf seinem Wege heimlich aushöhlen und ihn zu Falle bringen
und besiegen, so wird dies gut für unsern Ruhm sein*.
Die andern billigten diesen Vorschlag, gruben die Erde auf
und warteten. Der Elefant kam , stolperte und fiel , und da er
sich nicht wieder aufrichten konnte, sprang die erste Maus auf das
Haupt des Elefanten und sprach: „Onkel Elefant, wer von uns
beiden ist nun der ältere Bruder?* Der Elefant antwortete: „Da
alle Mäuse meine Lehrer gewesen sind, so mögen sie die älteren
Brüder sein. Wenn ihr mich aus diesem Unglück errettet, so
werde ich, wo ich eure Löcher sehe, erschrocken fliehen*. Auf
diese Rede versammelte die erste Maus 800 000 Mäuse ; einige be-
fehligten von dem Körper des Elefanten aus und zogen von oben.
1) Über dieses bedeutsame Werk habe ich bisher nar eine Notiz in der
Kolnisehen Zeitung 1895 (Nr. 375) veröffentlicht, welche auch die Beilage zur
Allgemeinen Zeitung abgedruckt hat. Meine BemfihunKen, eine Publikation dor
ganzen Handschrift zu ermöglichen, sind sttmtlich gescheitert.
284 V' d- Gabelentz, Fünf indUche Fabdn.
<
andere gruben die Erde tiefer aus und feuchteten sie an, so dass
der Elefant allmählich sich erhob. Als nun der Boden geebnet
und der Elefant aufgestanden war, lief er erschrocken davon. Die
Mäuse lachten.
0 König, dass die einen Finger langen Mäuse durch Be-
hendigkeit und List den gierigen Elefanten besiegt haben, ist durch
solche List geschehen.
Vergl. Hitopadesa I, 8.
IL (p. 160 a, 160 b.)
Einstmals kam eine Katze, die ein gelb und rotes Kleid an-
gezogen hatte, in die Nähe der Mäuse. Als die Mäase sie er-
blickten, flohen sie erschrocken. Die Katze sagte: , Flieht nicht!
Ich habe vor Buddha ein Gelübde abgelegt und thue deshalb keinem
Geschöpf etwas zuleide**. Die Mäuse aber sagten: „Frau Katze,
höre. Wenn dein Körper, indem du das gelb und rote Kleid an-
zogst, ein Gelübde genommen hat, hat dein Gemüt auch ein Ge-
lübde genommen?* Die Katze sprach: „Meine Brüder, hört mich!
Alle andern Dinge werden sich linden, mein Gemüt ist aufrichtig
und rein. Die Mäuse glaubten es und machten die Katze zu ihrem
Fürsten. Als sie aber zusammen waren, frass die Katze, sich listig
verbergend, täglich mehrere hundert Mäuse. Die Mäuse wunderten
sich und fanden , als sie nachzählten , dass 800 000 Mäuse we^
waren. Sie erkannten nun, dass die Katze sie gefressen hatte und
sprachen: „Jeder schlechtgesinnte Mensch muss so werden'.
So sprechend flohen sie. Dies war die Macht der List.
Eine Variante dieser Fabel hat Schiefner unter dem Titel
„Der heuchlerische Kater* aus dem tibetischen Kandjur übersetzt
(M^langes asiatiques Bd. VIII, S. 177). Dieselbe lautet: In längst
vergangener Zeit lebte ein Anführer einer Mäuseschar mit einer
Umgebung von 500 Mäusen und gab es einen Kater Namens
Agnidscha. In seiner Jugendzeit tötete dieser, wo er wohnte, in
der Umgegend alle Mäuse. Als er aber zu anderer Zeit alt ge-
worden mit seiner Überlegenheit keine Mäuse mehr fangen konnte,
dachte er: „Früher habe ich in der Jugendzeit durch meine Über-
legenheit Mäuse fangen können; da ich es jetzt nicht mehr ver-
mag, muss ich irgend eine List verbreitend sie verzehren*. Er
fing an, verstohlenerweise Mäuse zu suchen. Bei diesem Suchen
erfuhr er, dass es eine Schar von 500 Mäusen gebe. Als er an
einer von dem Mäuseloche nicht sehr entfernten Stelle trughafte
Bussübung ausübte, sahen die Mäuse, als sie hin- und herliefen,
ihn mit frommer Haltung stehen. Aus der Entfernung fragten sie
ihn: „Oheim, was machst du?** Der Kater antwortete: „Da ich
in meiner Jugend viel untugendhafte Handlungen verübt habe,
thue ich jetzt, um sie auszugleichen, Busse*. Die Mäuse meinten,
f>. d. Gabelentz, FUnf mdUche Fabeln. 286
er habe nnn das sündhafte Leben aufgegeben, und es entstand in
ihnen aus dem Glauben erwachsenes Zutrauen. Als sie nun täglich,
nachdem sie ihren Kreis gemacht hatten, in das Loch zurückkehrten,
packte der Kater immer die letzte derselben und verzehrte sie.
Als aber nun die Schar immer kleiner wurde, dachte der Anführer :
,Da meine M&use an Zahl abnehmen, dieser Kater aber gedeiht,
muss es irgend eine Ursache geben*. Er fing deshalb an, den
Kater zu betrachten; als er ihn dick und behaart sah, dachte er:
,Ohne Zweifel hat dieser die Mftuse getötet, deshalb muss ich die
Sache ans Tageslicht bringen^. Als er nun aus einem Verstecke
sorgfUtig Acht gab, sah er, wie der Kater die letzte Maus verzehrte.
F. W. K. Müller, Die 16 ersten Erzählungen des Piääcapra-
karaQam, Thai-Test mit Übersetzung, in dieser Zeitschrift Bd. 48,
1894, S. 212, giebt die folgende verwandte Geschichte, in welcher
jedoch die Katze durch einen Raben und die Mäuse durch Schwäne
vertreten werden:
Im Altertum erzählte man : Es gab einst einen heiligen Feigen-
baum mit breiten Ästen, welcher einen Umfang ähnlich einem
Njagrodhabaum hatte. Es ereignete sich nun, dass ein Rabe die
Schwäne erblickte, welche mit Jungen und Neugeborenen versehen
auf jenem Feigenbaume lebten. Da dachte er: Wenn ich diese
Jangen mir zum Frasse hole, auch nur einen oder zwei, und wenn
jene es sehen, so werden sie sich zusanunenrotten und mich töten,
so dass ich auf dieselbe Weise umkommen werde. Wenn die
Sache sich so verhält, so werde ich Betrug anwenden müssen, um
die Schwlüie zum Frasse zu erlangen. Ich will eine List anwenden.
Nachdem der Rabe so überlegt hatte, nahm er einen Ring und
steckte ihn auf seinen Schnabel, stellte sich sogleich aufrecht hin
und vollbrachte Bussübungen in den Zweigen des Feigenbaums,
nnd zwar auf der Ostseite. Als nun die Sonne aufging, erblickten
ihn die Schwäne und fragten: „Warum thust du das?' Der Rabe
öffnete seinen Schnabel nicht. Der König der Schwäne befragte
ihn bis zum zweiten oder dritten Tag. Der Rabe antwortete als-
dann: ,Ich vollziehe Bussübungen. Ich heisse Thuerecht (Dhar-
mafikaro) und enthalte mich so (durch den Ring) der Speise. Alle
Einsiedler und Frommen üben Askese und nehmen gewöhnlich ihre
Lebenskraft als Speise. Ich habe nie Speise zu mir genommen".
Der Schwanenkönig und sein Gefolge fassten Vertrauen zu ihm
nnd sprachen: „Dieser Rabe fastet wahrhaft!" Als nun die
Schwäne fortgezogen waren, um ihre Nahrung zu suchen, zog der
Rabe den Ring von seinem Schnabel herab und nahm sich junge
nnd kleine Schwäne ziun Frass (und zwar) alle Tage. Die Schwäne
beschuldigten sich darauf untereinander. Sodann zeigten sie es
dem Schwanenkönig an und dieser Hess vier Schwäne jenen Um-
b%is beobachten. Da sahen sie, wie der Rabe den Ring von seinem
Schnabel streifte und die jungen und kleinen Schwäne frass. Als
die vier Schwäne dies gesehen hatten, sprachen sie: „Du pflegst
286 V' d, Gabelentz, F\lnf inditche Fabdn,
Bussübungen zu vollziehen und handelst so?! Ist das auch recht ?**
Der Rabe erwiderte nichts darauf, sondern flog davon.
Die Fabel ist auch in der mohammedanischen Welt verbreitet;
man vergleiche die folgende Version^):
Eine alte Katze war neben dem Feuer im Hause, auf dem
Kopfe einen Turban setzend; diese Katze rief zu den Mftusen: ich
habe viele Leute von euch getötet, ich habe Beue empfunden, ich
habe Busse gethan, ich begebe mich zur Kaaba; kommet, um mir
zu verzeihen und Frieden zu machen, sprach die Katze. Alle
Mäuse kamen zu dieser Katze; eine grosse Maus blieb auf dem
Hofe, ohne ins Innere des Hauses zu gehen. Komm auch da,
sprach die Katze zu dieser Maus; diese Maus sprach: bei Gott,
das Aussehen dieser Katze ist dasselbe, der Schnauzbart ist der-
selbe, die Ohren sind dieselben, der Schwanz ist derselbe, die Art
ist dieselbe; wegen des Turbans hat sie ihre Sitten nicht auf-
gegeben; ich kann nicht hinkommen. Also sprechend lief die
grosse Maus davon; nahe kamen alle Mäuse und die Katze tötete
und frass jene Mäuse und die Katze wurde satt.
m. (p. 161a.)
Einstmals gingen ein Pfau und eine Pfauhenne freundschaftlich
zusammen, und da sie sich nicht begatten konnten, machte der
Pfau die Bewegung des Begattens und ging dreimal um die Henne
herum. Da er dabei eine Thräne vergoss, so fing die Henne diese,
ehe sie zur Erde fiel, in ihrem Schnabel auf und verschluckt« sie.
Einst dachte der Pfau so: „Kein Geschöpf ist so schön wie
ich; indem die Menschen meine Federn anstecken, erlangen sie
einen Rang, und mein Futter sind giftige Schlangen"-). Während
er so sich brüstend dort stand, kam plötzlich ein Geier listig herbei
und holte ihn. So war die List sehr mächtig.
Der Pfau ist in der Fabel oft das Bild der Eitelkeit und
Thorheit, wie in der von Schief ner, M61anges asiatiques Bd. MII.
S. 101 mitgeteilten Geschichte, aber andererseits auch das Symbol
der geistigen Schönheit, Reinheit und Tugend, wozu man die Er-
zählung von dem Pfauenkönig Suvar^aprabhäsa (Goldglanz) ver-
gleiche ^).
IV. (p. 161b, 162 a).
Einstmals sagt« ein König zu seinem Minister: , Minister,
welches ist das Vorzüglichere, List oder Weisheit?* Der Minister
1) Schiefner. Versuch über das A warische in Häm. de Tac. imp. des
science» de Pet. Tom. V, No. 8, 28/29.
2) Vergl. Täranftthas Geschichte des Buddhismus in Indien, übersetzt
von Schiefner, Petersb. 1869, S. 99.
3) W. W. Rockhill, Tibetan buddbist birth-stories im Journal of the
American OrienUl Society 1897, S. 18 des S.-A.
V. d. GabdefUz, FUnf indische Fabeln. 287
antwortete: »Die List". Da wurde der König sehr zornig und
sprach: , Warum ziehst du die List der Weisheit vor?* Damit
Hess er den Minister hinauswerfen. Als der König einen Monat
lang gezürnt hatte, rief er seinen Elefantenwärter und sprach:
^Hahu, höre meine Worte. Nachdem du einem wütenden Elefanten
tausend Mass Branntwein gegehen hast, so lass ihn auf jenen
Minister los'^. Er Hess den Minister kommen und gab ihm reichlich
zu essen und zu trinken. Nachdem er gegangen war, begaben sich
der König und die übrigen aus dem Palast, der König und die
Königin sahen von einem Versteck aus zu. Als der Minister sich
hinsetzt» und pisste, wurde der Elefant losgelassen. Als dieser
wütende Elefant angerannt kam, dachte der Minister: „Weil ich
keine Waffen bei mir habe, bin ich verloren**. Er packte einen
in der Nähe befindlichen Hund beim Schwänze, und nachdem er
ihn dreimal gegen den Elefanten geschwungen hatte, biss der Hund
den Elefanten in den Rüssel, so dass dieser erschrocken floh. Als
dies der König sah, lachte er sehr, Hess den Minister kommen und
sprach: „Deine Rede war richtig; die List ist das Vorzüglichere!*
Er machte ihn auf der Stelle zum Fürsten, wies ihm einen jähr-
hohen Grehalt von 9000 Stücken Silber an und entHess ihn.
0 König, dies ist die Macht der List Es bedeutet, dass du
durch unsere Macht König bist. Wir halten Religion und
Sitte durch allerlei List; weil der König etwas Unpassen-
des befohlen hat, deshalb waren wir ungehorsam.
V. (p. 206b— 208b.)
Die folgende Geschichte, die sich im 25. Kapitel des Kasna
Chan befindet, ist für die vergleichende Märchenkunde von grosser
Bedeutung, da sie über manche Züge, welche dieselbe in Europa
angenommen hat, und die Art ihrer Verbreitung Aufklärung
^baffen kann. Das wesentHche Material findet man bei Benfey,
Ein Märchen von der Tiersprache, QueUe und Verbreitung, in Orient
und Occident 11,133 — 171. Vorauszuschicken ist: Bikarmatschita^)
ist mit seiner Gattin Nargi in die Heimat zu seinen königlichen
Eltern zurückgekehrt, welche durch ihren Minister Soorma von dem
Backwerk, das Schigerauni ^) isst, neun Teller voll auftragen lassen.
Als Bikarmatschita und Nargi davon kosteten, fiel ein Brocken
des Backwerks auf die Erde. Alsbald kam ein Schiragoldschin,
las es auf und trug es in seine Höhle. Ein Schiragoldschin kam
heraus und sprach: , Kamerad, wenn du mir nichts von dem Ge-
bäck giebst, das du aufgelesen hast, werde ich dich samt dem
Gebäck fressen*. Der andere sprach: „Neben Bikarmatschita ist
viel Gebäck hingefallen, geh hin und iss das!" Bikarmatschita
1) Wobl *=- VikramSditya.
2) Mongolische Form von i^äkyamuni.
288 V. d. Gabelentz, Mnf indische Fabeln,
hörte das und lachte. Da sagte Nargi: ^Bikarmatschita, sag mir^
worüber du lachst*. Bikarmatschita antwortete: «Ich lachte nn-
willkürlich''. Darauf sagte Nargi: „ König, da wir doch ein Leib
sind, warum willst du es mir nicht sagen? Wenn du es mir nicht
sagst, bleibe ich nicht bei dir**. Als sie sich abseits von ihm
setzte, ergriff Bikarmatschita ihre Hand und sagte: „Nargi, der
Lehrer, welcher mich in der Sprache der Schinigoldschin unter-
richtet hat, hat mir verboten, diese Sprache jemand zu verraten.
Wenn ich sie verriete, würde ich sterben, und meine Seele zur
Hölle fahren. Deshalb habe ich es nicht gesagt''. Nargi sprach
böse geworden: «Magst du statt einmal tausendmal sterben, ich
setze mich nicht wieder neben dich!* Bikarmatschita erwiderte:
,,Frau, sieh mich an, ich will es dir sagen. Nargi, bleibe ruhig
hier; wenn ich den Platz für das Begräbnis ausgesucht habe, komme
ich wieder und sage es dir*.
Um das Gemüt der Geschöpfe nicht zu verletzen, beachtete
er das Gemüt seiner Gemahlin, opferte er das Leben, sah sich nach
einem Begräbnisplatz um, bezeichnete ihn und kehrte dann zurück.
Unterwegs bemerkte er in der Nähe eines Brunnens viele Ziegen.
Eine alte Ziege sagte zu ihrem Jungen: „Bist du nicht den ganzen
Tag auf der Erde, um an mir zu saugen? Spring einmal über
diesen Brunnen weg, komm und spiel mit mir; schnell, schnell!*
Das Junge aber sagte: „Du willst, dass ich in den Brunnen falle
und sterben soll? Bin ich solch ein Narr wie Bikarmatschita?
Ich bin nicht so einer, der auf das Wort eines Weibes fortgeht
und sich nach einem Ort zu sterben umsieht*^. Als das Bikar-
matschita hörte, ging er eiligst nach Hause, peitschte Nargi
durch und warf sie zum Hause hinaus. Während er Nargi züch-
tigte, freuten sich die Bodhisattvas und alle, und ein Blumenregen
fiel herab.
289
Zum Eudatku Bilik.
Aus einom Briefe des Herrn W. Radioff in St Petersburg.
Soeben erhalte ich einen Brief des Direktors der Vicekönigl.
Bibliothek in Kairo vom 12./V., in welchem er mir Folgendes mit-
teilt: flZur Berichtigung Ihrer in der ZDMG. gedruckten Notiz
bemerke ich, dass unsere Handschrift (des Kudatku Bilik) nicht
erst in jüngerer Zeit erworben ist. Ich habe vielmehr die Bl&tter
teils la^^enweise, teils einzeln aus einem riesigen Haufen von
Fragmenten, die seit Jahren hier in einem Winkel ruhen, Stück
fiir Stück zusammengesucht. Meine Hofifhung, dass es mir gelingen
würde das ganze Werk zusammen zu bekommen hat sich nun leider
nicht erfüllt. Was ich gefunden habe ist alles sorgfältig ab-
geschrieben und noch sorgfältiger kollationiert worden, so dass Sie
in den übersandten Teilen ein treues Abbild unserer Handschrift
erhalten*. Ich ersuche Sie ergebenst diese Berichtigung meiner
Notiz in der ZDMG. abzudrucken. Ich halte es für nötig, noch
hinzuzufügen, dass die mir schon vorliegenden Hefte der Abschrift
die Wichtigkeit der Entdeckung des Dr. Moritz aufs Deutlichste
beweisen, sie enthalten nicht nur weit über die Hälfte des mit
uigurischer Schrift geschriebenen Manuskripts der Wiener Hof-
bibliothek, sondern ergänzen auch einen grossen Teil der Lücke
dieser Handschrift (vgl. das auf pt^. IV der Einleitung zum Kudatku
Bilik Faksimile Ausgabe St. Petersburg 1890 Gesagte). Wir sind
Herrn Dr. Moritz für diese Entdeckung und für die Sorgfalt, die
er auf die Durchsicht der Abschrift verwendet hat, zum aufrichtigsten
Danke verpflichtet.
Bd. LH. 19
290
Anzeigen.
Griechlache und lateinische Lehnwörter im Talmud^ Midrasch
und Targum von Samuel Kr au 88. Mü Bemerkungen
von Immanuel Low, Preisgelcr'önte Losung der LaUes-
8chen Preisfrage. Teil L (Berlin 1898.) XH u. 349 S. S»
Der Vei*fasser des yorliegenden Buches hat sich augenscheinlich
grosse Mühe gegeben, seines Stoffes Herr zu werden; es ist ihm
aber leider nur in sehr vereinzelten Fällen gelungen. Verhängnis*
voll ward für ihn, dass er sich bei seinen Studien über die
griechisch-römischen Lehn- und Fremdwörter in jüdischen Schriften
nur auf die jüdische Litteratur beschränkt und sich mit dem
Syrischen, das für Untersuchungen dieser Art gradezu unentbehrlich
ist, ersichtlich nur sehr wenig beschäftigt hat. Diesen Mangel,
durch den er schon in seiner, einige hübsche Funde enthaltenden
Erstlingsschrift ^) vielfach auf Abwege geraten ist , sowie seine Un-
bekanntschaft mit den Ergebnissen semitischer Sprachwissenschaft,
haben seine phonetischen Studien nicht ausgleichen können. Seine
weitläufigen Citate aus neueren phonetischen Schriften wirken viel-
mehr so nur als falsche Drapierung und haben höchstens dazu gedient,
den Umfang seines Buches ganz unverhältnismässig anschwellen zn
lassen. Allerdings gefällt sich der Verfasser auch sonst in einer
Breite, wie sie in wissenschaftlichen Darstellungen nicht eben
üblich ist. —
Ich will, um Herrn Dr. Krauss nicht Unrecht zu thun, zunächst
hervorheben, welche Abschnitte seines Buches den berechtigten An-
sprüchen einigermassen genügen. Es sind dies seine Sammlungen
über das Geschlecht der Lehnwörter (S. 154 — 170) und die folgenden
Abschnitte über den Status emphaticus imd constructus, sowie über
die Pluralbildung (S. 170 — 184). Diese Untersuchungen sind ja
nicht gerade sehr schwierig gewesen, aber es ist nützlich, dass das
Material einmal gesammelt worden ist. Hier zeigt auch der Ver-
fasser Einiges von der Sorgsamkeit und Genauigkeit, mit der
philologische Detailuntersuchungen geführt werden müssen. Nament-
lieh möchte ich § 323 Anm. hier lobend hervorheben. — Auch
die Zusammenstellung und Sichtung des ganzen umfangreichen
1) Zur griechischen und lateinischen Lexicographie aus ßUIischen
Quellen (Byzantin. ZeiUchr.) II, 395— -448.
Fraenkel, Krauati' Grieehische und lateinische Lehnwörter ete, 291
Stoffes ist an sich nicht ganz unyerdienstlich und die Rücksicht
auf den dabei bewiesenen Fleiss ist jedenfalls für die ^ Krönung"
dieser Arbeit entscheidend gewesen, da wenigstens einem der
Preisrichter (Vorrede, p. VI), Prof. Bacher, einem gerade auf diesem
Gebiete vorzüglich bewahrten Gelehrten, ihre erheblichen Mängel
unmöglich entgangen sein können.
Der Verfasser entbehrt der rechten philologischen Zucht; es
mangelt ihm an Selbstkritik und seine Methode ist vielfach verfehlt.
Daher sind auch die meisten seiner neuen Erklärungen völlig miss-
lungen.
Ich werde, so peinlich diese Aufgabe auch ist, meine Vorwürfe
im Einzelnen zu begründen haben.
Der Verfasser giebt zunächst eine Darstellung der Transskrip-
tion der griechisch-römischen Laute in jüdischen Schriften. Dabei
scheint er sich eine Grundfrage, nämlich wieweit die vorkommenden
Schreibungen überhaupt auf genuiner Tradition beruhen resp.
waÄ auf Schreiberwillkür zurückzuführen ist, gar nicht vor-
gelegt zu haben. Für ihn gilt das Wort: scripta manet und so
nimmt er keinen Anstand, auch ganz korrumpierte Lesarten für
seine Transskriptionstabellen zu verwerten.
Im Einzelnen bemerke ich:
§ 4 setzt der Verfasser 0:p = xrjvaog census. Dagegen vgl.
Nöldeke bei Euting Nah. Inschr. S. 32. — § 3, 3 -prüb« steht der
LA. der JeruS. '\iz'*^:z Sabb. 4** 20 v. u. gegenüber ; dass D-ünn m^i:^
durch äXi]&iVüV ,echt (purpurn)" glossiert werden konnte, ist sehr
zweifelhaft. — § 9, 2. Dass tid von xr^ovl^ stamme, ist kaum an-
zunehmen. —
In § 16 B giebt der Verfasser Beispiele für die Transskription
von a durch c. Die meisten von ihnen beruhen auf Missverständ-
nissen, Nr-'Sio Targ. Jer. Deut. 32, 10 soll — so Levy — axvviov
«Augenwimper" sein. Das griechische Wort bedeutet aber nicht
die , Wimper*, sondern die ^Stimhaut* ; es ist femer sehr selten.
Bas übliche Wort ist iniaxvviov. Dem Sinne nach kann es hier
gar nicht in Betracht kommen, da die Stirnhaut den Aug-
apfel nicht schützt. (Die Stelle lautet N-^a: n:"'3^i N'>2D^n
^i^y^ ficaa mit allerlei Varianten.) Form und Bedeutung dieses
cfST. Xty. sind durchaus unsicher, nciü setzt der Verfasser = oaqvg
,Hfifte*. Es erklärt JeruS. Meg. 72« n-bTH I Sam. 9, 24. Dass
in einer solchen Erklärung zur genaueren Bezeichnung eines
tierischen Körperteils gerade ein griechisches Wort verwendet
sein sollte, wäre ungewöhnlich; dazu machen die Vokalverhältnisse
diese Ableitung so gut wie unmöglich. Das Wort kommt aber
daneben auch in der Form "»cio (so in derselben Tradition babl.
'Ab. zAr. 25* 4s) und yull. 92^ 17 vor. Die Ableitung ist zwar
nicht ganz deutlich ; aber semitisch ist es gewiss, vielleicht sogar
hebräisch, trotzdem es in der MiSnäh nicht erhalten scheint.
19*
292 Anzeigen.
m «
Ob man an einen Zusammenhang mit iiLwASI denken darf? — yiz^^Q
ist schwerlich aus aiffwv übernommen, wie der Verfasser meint,
da dieser Name nur ganz vereinzelt auftritt. Auch das arab. .» J»JÄ
spricht dagegen. Dass in "»i::"!« (= (fvgrig?) das erste Zeichen
unbedingt als Sin anzusprechen ist, wird schon durch die daneben
überlieferte Schreibung iiüio (so Cod. Mon. Ber. 60*) unsicher. —
Die Identifikation von nbiDO« mit ff;jfoA>; ist schon von Levv
I, 177 mit Recht zurückgewiesen. Schon diese Pluralbildung wÄre
sehr auffallend; man würde mindestens nT'biDiDK oder mNbiD^N
erwarten. — •jT'üüiS» ist eine vereinzelte Schreibung für die
häufigere mit o Levy I, 119 und lU, 500. — Das N. propr. ^«^ax
dem sehr seltenen 'Aaiwv gleich zu setzen wäre selbst dann
gewagt, wenn die Ableitung aus dem Semitischen ganz ausgeschlossen
wäre. Es kann aber z. B. als Weiterbildung von "^c« (Hypo-
koristikon zu TC«?) aufgefasst werden, wie ^1T» zu min'». —
Übrigens ist die Frage, wie ein in talm. Handschriften auftretendes
O zu sprechen ist, nicht ganz sicher zu entscheiden. Dass es in
biblischen Wörtern (wie nciD „Lippe") und auch aramäischen
Bildungen, die hebräischen Wörtern entsprechen (wie 2(niM:a
Levy IV, 584) als Sin gemeint war, ist zweifellos. Aber auch
in dem nur aramäischen zpx , einschlucken " (= vÄ;od), bei
dem trotz seiner Häufigkeit niemals eine Variante mit 5 vor-
kommt, muss doch gewiss dieselbe Aussprache angenommen werden.
— Vielleicht darf man auch daran erinnern, dass französisches *
in mittelalterlichen Handschriften vielfach durch \0 (neben o und
t) transskribiert wird; vgl. Raschi ed. Berliner p. 1, Not. 1; p. 18,
Not. 2 u. ö. — In jedem Falle wechseln auch in talmudischen
Handschriften -p^iTSO (so *Aruch) und li^?2© = fffjfiBgov, so dass
für die letztere Schreibung doch wohl Sm als Aussprache anzu-
setzen ist. Und so wird es sich vielleicht auch mit dem targu-
mischen an. ley. CTDDbn verhalten.
§ 16 C. Der Verfasser hat, trotzdem es ihm seine Beispiele nahe
genug legten, nicht erkannt, dass n meistens vor und nach n durch
^ transskribiert wird (Aram. Fremdw. 277). Seine Beispiele sind
sehr zu sichten. ■jibp'ONa;:) «c^na: *Ab. zar. 11** 29 setzt der Ver-
fasser = ^igdni^*. Da dieser Name ^Ab. z4r. 43* e deutlich als
O'^sNno vorkommt, so ist die Umbildung zu »D'^iak sehr unwahr-
scheinlich. — tr^iat bedeutet „Hütte", es ist nicht nur im Jüd.
Aram. in Geltung gewesen, wie der Ortsname .^jAj-aö beweist
(fagnog , das der Verfasser ihm gleichsetzt, i'^t ein nur aus den
Lexicis bekanntes Wort unsicherer Bedeutung. Es soll „Kiste*
oder nach dem Etym. Magn. bei den Bithyniem „ein leichtes Haus*
bezeichnen. Sehr üblich war das Wort gewiss nicht. Dazu die
lautlichen Schwierigkeiten, da aagnog im Allgemeinen nur «cnx
ergeben würde. — "»^"mp giebt der Verfasser durch „Locke* wieifer
Fraenkelf Krause* Griechische und lateinische Lehnwörter etc. 293
und setzt es = x6Q<f9]. Es ist zunächst der Bedeutung nach zweifel-
haft; xogaij heisst femer nicht »Locke" sondern , Schläfe". Über-
dies ist xoQtTij nur bei Dichtern üblich; die prosaische Form
heisst XQOf}fi, Die Zusammenstellung ist also schon deshalb un-
möglich. — K"'m3:-y wird auch sonst = koiavßt] gesetzt. Dies
Wort steht allerdings LXX Joel 1, 4 für das hebräische b^on. Es
ist aber nicht unbedingt nötig , dem griechischen Worte an dieser
Stelle nur aufGrundderhebräischen Vorlage eine andere
Bedeutung zu geben^ als es sonst hat. Da axgig, das sonst als Über-
tragung von b-on gilt, bereits verbraucht war, so ist m. E. in freier
n)ersetzung ein anderer Schädling des Getreides genannt, nämlich
der Mehltau, rubigo^ der durch igvaißti sonst stets bezeichnet wird.
Es wäre im Übrigen auch recht wunderbar, wenn man für die
Hauptplage Palästinas sich einen Namen aus der Fremde geholt
hätte. — ■'S'^SNT = öaövnovQ. Das ist ein starkes Stück. Die
LAA. schwanken; wir finden ''DiS"'"! (Cod. Mon.), "'C"'2:"'''T (*Arüch),
^rs:T^-T, ^E-^rri (vgl. Dikd. Sofr. XVI, 83*). Das Wort steht neben
V^in in einer Diskussion, in der nur von Vögeln die Rede ist.
Auf alle Fälle ist da daavnovg undenkbar; denn das Wort bedeutet
,Hase* und was soll der unter den Tauben? Und dazu die
formalen Schwierigkeiten! — § 16 D, a. r"^TTn soll /tiaaog sein.
PMTn b"a nn ist ein „böser Geist". &iaaog ist ein „fest-
licher Aufzug* (zu Ehren einer Gottheit). Also ist die Zu-
sammenstellung sachlich völlig unmöglich. Dazu ist die Wurzel
Tr im Syrischen sehr gut vertreten (Brockelmann 395) und erweist
sich so als semitisch. —
§ 16 D, b. ^^f soll 8tru8 sein. Es ist an. ksy. und steht
Sifra zu Lev. 19, 35 als Erklärung von n^iix'?; „Mass*; sirus (aus
GiiQog entlehnt) ist aber eine unterirdische Grube zum Auf-
bewahren von Getreide. Die Identifikation ist also völlig
ausgeschlossen. —
§ 17, 2. nnn ist kaum mit dem nur plautinischen temetum
zusammenzustellen, das zunächst im Griechischen nachzuweisen
wäre. Der verbale Gebrauch der Wurzel, der kaum denominativ
ist, macht es wahrscheinlich, dass wir hier ein semitisches Wort
haben, von dem allerdings sonst, wie es scheint, jede Spur ver-
schwunden ist, —
In § 21, 2 giebt der Verfasser drei Beispiele für die Trans -
skription eines ^ durch n. Es setzt 1) rr'obin = x(i/?,i]i. Da n*«
sicher semitische Endung ist, so müssten sich cbin und xdx^fi^
entsprechen. Dass dies undenkbar ist, leuchtet ein. Dazu stimmen
auch die Bedeutungen nicht einmal. Das zweite Beispiel, N:i:bn,
das j[tXtovidg sein soll, beruht auf einem Schreibfehler. Denn für
Ä:i:bn ist nach einer Mitteilung von Prof. Nöldeke «nibn zu lesen.
— n^bn-in ist nach der Erklärung der Tosepht. „Regenwasser, das
von einem Abhänge fliesst*; das kann nicht mit ydgaSoct „Spalte"
294 Anzeigen.
— das nur bei Dichtem für den Sturzbach gebraucht wird —
kombiniert werden.
Die Darstellung der Yokaltransskription (§ 23 ff.) leidet eben-
falls an erheblichen Mängeln. So hat der Verfasser z. B. nicht
erkannt, dass M im Anlaute der Wörter an sich noch keine Yokal-
bezeichnung enthält, trotzdem ihm dies doch schon Tom Hebräischen
her hätte bekannt sein müssen, — er zählt also bei or e o stets &t
als erste Transskription auf und meint, dass durch ein solches &t
wirklich die Aussprache a gewährleistet wird — so fuhrt er als
besondere Merkwürdigkeit den schon im Biblisch-Aramäischen be-
stehenden Wechsel von n und &t zur Bezeichnung des auslautenden
langen a auf (§ 23 C, 1). Wie wenig Verlass auf die ÜberHefe-
lieferung in solchen Fällen ist, zeigt der Verfasser selbst unter
Nr. B 2 des § 23. Hier fährt er eine Anzahl Wörter auf, in
denen im Inlaute M ein langes a bezeichnet. In Anm. 8 aber heisst
es wörtlich: »Alle diese Wörter werden auch ohne « geschrieben**. —
Ich gebe hierzu wieder einige Einzelbemerkungen. Bei der
Besprechung der Fälle, wo 7 für M als „Yokalbuchstabe'' im Anlaute
eintritt, hätte der Verfasser bemerken müssen, dass die beiden
Laute in der Aussprache in späterer Zeit einander sehr nahe
standen und daher in der Schrift verwechselt wurden. In einigen
Wörtern hat auch wohl volksetymologische Anlehnung mitgewirkt,
so bei 'ni^izy § 23 A, b; "(-s^Tzy ib. — § 27 C ist zu streichen.—
— § 28 C, c Nm ist nicht dogv „Lanze •*. — «a:73iK ist nicht
dffiog ZDMG. 31, 539.
In § 31 und S. 239 bespricht der Verfasser das viel versuchte
'^üpb''« resp. ■^icpbTT. Er will darin eigxTij oder eipxr?/ sehen.
Dies griechische Wort bedeutet aber „Geftüignis* und diese Be-
deutung p&sst für keine der Stellen, an denen '^cpb'^fit vorkommt.
(Tosepht. Erub.^Tn,ll kann man mit iltxTi] (seil, xkiua^) . Wendel-
treppe ** allenfalls auskommen; dies passt aber nicht für m'^Spb»
Ma^asr. 3, 7.).
Im zweiten Abschnitte „Lautlehre" sucht der Verfasser aus
der Transskription der griechisch-römischen Lehnwörter auf die
Aussprache des Griechischen Schlüsse zu ziehen. Er meint, dass
gerade die in jüdischen Schriften geltende Transskription hierzu
eher geeignet sei als die im Syrischen auftretende, die eine sklavische
Nachahmung der griechischen Orthographie sei. Nun stimmen aber
im Allgemeinen das Syrische und Jüdisch- Aramäische in der
Umschreibung der Lehnwörter ganz überein und die Merkwürdig-
keiten, die die jüdische Transskription angeblich bietet, sind fast nur
auf graphische Corruptelen zurückzuführen. — Im Einzelnen
bemerke ich: Für die in § 45 erörtete Frage nach der Aussprache
des lateinischen qu kann niü^D'^'^p nicht in Betracht kommen, da dies
Wort zunächst aus der griechischen Form xovaiaztup ent-
lehnt ist. Der kurze Vokal vor dem Diphthong ist in der jüdischen
Aussprache unterdrückt worden. Die weitere Umbildung des Wortes
Ftaenkelf Krau8$' Griechüehe und lateinische Lehnwörter etc. 295
(mit Asgleichnng des 13 an das Torhergehende o zn n, dann weiter,
des 0 an n zu T in nnop , minp ) fÄllt nicht weiter auf — Auch
ircoip xoveativugiog und oa:"^mp (so ist — vgl. oiAjijQiD —
natürlich die LA. herzustellen, nicht mit dem Verfasser das un-
mögliche oasili-p) d. i. xodgdvTijg tragen für diese Frage nichts
aus. Dieser Paragraph ist also völlig überflüssig. — Das Gleiche
gilt von § 46 und 47, in denen ohne Beispiele allgemein theoretische
Bemerkungen mitgei«üt werden.
In § 49 herrscht eine arge Verwirrung. Im Anfange handelt
der Verfasser über die Aussprache des y und man erwartet, dass
er auf Grund jüdischer Transskriptionen diese feststellen würde.
Die Originale aber, deren Umschrift er citiert, sind TrcyanuSy
ßaaiXofgy ßatov und *PaipivXog. Keines dieser Worte enthält ein
y. Vielmehr könnte nach seinen Angaben sich nur herausstellen,
dass in den Transskriptionen ciS'^a-ü, 0^3b'^D3, y^l (so lies für
V^N3), Ci5b''72^« ^ für j etc. eingetreten seL Es würden also diese
Beispiele nur für die Aussprache desji' etc. in Betracht kommen.
Prüft man sie nun aber, so ergiebt sich dass y:^^^ (Var. für V"*N3)
zunächst nicht aus ßatov ^ sondern aus der schon auf griechischem
Boden entwickelten Nebenform ßayia (Duc. 168) stammt. Eine
entsprechende — der romanischen ähnliche (Giacomo, gia) — Aus-
sprache des j und darnach Umschrift durch :i kann bei Trajanua
vorausgesetzt werden, wenn nicht die Form oi:^ant3 erst aus oi:"'Dia,
Oimp*i::, die auf Verwechselung mit Tarquinius zurückgehen,
entstanden ist Die echte Form ist jedenfalls oi:''''*nö (oi:""»T."j).
Auch 0130*^03 wie onab'<72*i» scheinen ganz nichtsnutzige Varianten,
höchstens hat vielleicht ein gelehrter Schreiber da einen Anklang an
'Xoyog (vgl. 0"?aibp'*n, N^5ibriK) hergestellt. *Arüch hat nur die
echten Formen oib*»?^« und oiK'^b^oa. —
Sehr böse ist § 50. Hier soll die spirantische Aussprache des
ö erwiesen werden. «Der Beweis ist erbracht, wenn sich für 8
irgendwo g oder o finden Hesse **. — Dies ist aber leider trotz der
vom Verfasser aufgeführten Beispiele niemals der Fall.
«Plane und PI. nT^ianD sollen === nagayctvdiov sein. Schon
die Femininbildung wäre unerhört. *Aruch erklärt das Wort durch
C^93;, dachte also keinesfalls an Gewänder. — Noch schlimmer ist
VTC?:^t: , wo t3 für t nach dessen Erweichung in d stehen soll. Hier
hält der Verfasser folgende Übergänge für möglich: sompazm aus
tompasin^ dies aus dompazm, dies aus roncc^iop „Topaz*'. Der-
gleichen verträgt keine Kritik. — Von demselben Kaliber ist •pona ,
das gleich SjQUtwv sein und die Transskription des r durch TS
erweisen solL — In n^bD soll a zu d geworden sein. Der Verfasser
leitet es falsch aus ccdix ab; aber selbst diese unmögliche Ab-
leitung zugegeben, stände hier immer noch nicht d für «, ebenso-
wenig wie in OTcbo, einer schlechten Variante für das bei *Aruch
ebenfalls überlieferte und durch andere Stellen gehaltene oss'^cbo
Gakmyyag, — In dem talmudischen omnp für xiSgog ist eine
296 Anzeigen,
Angleichung des d an das emphatische p eingetreten. — "pTiÄ^B
kann an der einzigen Stelle, an der es vorkommt — es heisst £sod.
Rab. 33 vom Bräutigam T'72n rr^nb "pTiNiD miTi «nn — nicht
Tiagä&vgov sein, das übrigens noch unbelegt ist. Das wirk-
lich vorkommende naQtid'vgog heisst nur „Nebenthür".
In § 58, wo die Umschrift von yy behandelt wird, übergeht
der Verfasser gerade das einzige wirklich populäre Lehnwort >tco
(snoyyog.
In § 77 bespricht der Verfasser die Erscheinung, dass in
der Transskription der Lehnwörter gelegentlich ein n auftritt, wo
das griechische Original den Lenis zeigt. Einige der von ihm auf-
geführten Beispiele sind zweifelhaft; sicher falsch ist Van, das
keinesfalls evyipijg ist.
§ 80 enthält Beispiele für das Eintreten eines n an Stelle des
griechischen Asper (lat. h) und Lenis. Der Verfasser hat nicht bemerkt,
dass in mehreren (r:pb"»n halica^ pb-'n halec, rrnpn äxga) die^e
Umbildung unter dem Einflüsse des emphatischen p eingetreten ist
(ZDMG. XXXn, 740). o-JSin = ^fAiffv ist noch recht zweifelhaft*).
Die vom Verfasser, wenn ich nicht irre, zuerst versuchte Zu-
sammenstellung von Nü"'7:n „ Fladen ** mit cl^J]g lässt sich hören;
doch scheint dies griechische Wort nicht eben sehr populär ge-
wesen zu sein. Ableitung aus dem Semitischen ist jedenfalls auch
denkbar. — Dagegen ist das — vom Verfasser nicht belegte und
mir unbekannte — 0i53in „Wasserleitung" gewiss nur ein Fehler,
der durch Anlehnung an 35n entstand. — Sicher falsch ist auch
die vom Verfasser seinen Vorgängern nachgeschriebene Erklärung
von "pü72in — vortrefflich bei Aruch glossiert — aus aunö'og
(§ 390). Das W ort bedeutet ja nicht — wie das nur homerische
äfjia&og — schlechthin „Sand**, sondern nach Aruch „Salpeter*.
Es ist somit — wie ich von Prof. Nöldeke gelernt — identisch
mit |iA2DQM7 das bei PSM. 1303 missverstanden ist Vgl. auch
ZDMG. XLVI, 743, Anm.
Sehr schlimm ist wieder § 81, wo es heisst: „Dialektisch, viel-
leicht volkstümlich oder archaistisch (!) zeigt sich einigemal a (lies
o) für Spiritus asper *. So soll ]ip*'l^O"*72''0 r]jLiiafjgtx6v sein tmd
dabei citiert der Verfasser dicht daneben semtsericonl — in:3:?:bo
hat auch Sachs = SX^tvg gesetzt. Die LA. steht nicht fest, Abr.
b. Daud zu Sifrä 108* liest iiüaTano. Ob die Erklärungen in der
Gem&rä richtig sind, steht noch dahin. Von den formalen Schwierig-
keiten ganz abgesehen, bezeichet V^fiivg speziell die Eingeweide-
würmer im tierischen Körper, während es sich hier um
das Getreide handelt. — Dem jüdischen N2ia00 entspricht genau
1) Die LA. dieses cltt* Xb)'. kann sehr wobl etwas entstellt sein. Auch
die Bedeutung steht nicht ganz fest (vgl. Ar. s. v. l^O); die echte Transskriptioo
▼on fjfiufv ist 1D^72?1 (Levy I, 476). ofttoodßavov?
IVaenhel, Krams* Griechische und lateinische Lehmeörter etc. 297
syr. ^ |io,^-fiQOD , das den vorletzten Vokal sicher stellt. Selbst wenn
die Ableitung ans dem Persischen (Lagarde G. A. 27) nicht sicher
stände, wäre an eine Ableitung aus vayivov schon wegen des langen
ö, das hier kurzem t entsprechen müsste, nicht zu denken. — Weim
das biblisch-aramäische ba"^0 auch einmal im MidraS (vgl. Levy s. v.)
durch , Schuhe* erklärt wird, so ist doch dadurch diese Bedeutung,
gegenüber dem thatsächlichen Gebrauche dieses Wortes und arab.
A^^, durchaus nicht so sicher gestellt, dass man ägßvkr], das
nur in der Dichtersprache vorkommt, vergleichen dürfte.
Auch die übrigen in diesem g gegebenen Identifikationen — -i"':::o
,Kinn* av&^Qsutv (es ist ein ziemlich seltenes Wort und wo bliebe
das wv?), "^oinao wgaiog, "Nrio N. pr. *'Ayvog — sind schon
anderer lautlicher Schwierigkeiten wegen ganz unmöglich. — Der
Verfasser hätte, wenn er seine Zusammenstellungen hätte glaublich
machen wollen, zum Mindesten Belege dafür bringen müssen, dass
in der xoivri Syriens gelegentlich a für den Asper auftrat. —
Von derselben Art ist § 82, der beginnt: „An Stelle des
Spiritus erscheint Diganmia Aeolicum in folgenden Wörtern". Wie
sich der Verfasser eigentlich das Wiederauftreten dieses in der
Zeit der Entstehung der jüdischen Schriften längst geschwundenen
Lautes gerade in der griechischen Vulgärsprache denkt, hat er nicht
verraten. Sieht man genauer zu, so zeigt es sich, dass er zu dieser
verzweifelten Auskunft nur greift, um einige Wörter, deren Etymo-
logie nicht ganz klar ist, irgendwo unterzubringen. Das ist aber
gerade das Umgekehrte von dem, was die wissenschaftliche Methode
vorschreibt. Untersuchen wir nun seine vermeintlichen Belege!
üTön soll laxog sein. So auch Levy I 505. Thatsächlich
bedeutet aber auch das Wort in der Redensart r!7aia3 nN"^»^ rr^p
scnn •'ca ■^"nü'^CD nach den alten Kommentatoren
('Ar. s. V. •''n:3''D und •»'iiEa:; BaSf zu Ber. 8*) nicht den Mast-
baum selbst, vielmehr höchstens ein der Öffnung des ü'an =
Igju ähnliches L o c h in demselben, während die RGA. der Gftönlm
ed. Harkavy 294 es auch hier mit der sonstigen Bedeutung völlig
identificieren. Nun hat ja aber /<7ro'^ überhaupt niemals ein Digamma
besessen. Wie soll dies nun in dem Lehnworte erscheinen? Dazu
kommt, daiSS wir laruq sicher in w-ipox (WZKM. 3, 181) und
wahrscheinlich auch in nt'i::o''K Öabb. 111* (mit allerlei Varianten)
ohne jenen Vorschlag finden. (a"Oi hat m. E. an dieser Stelle die-
selbe Bedeutung wie sonst; die Schwierigkeit scheint an ''*^i:2"'D oder
'^is'^j: zu liegen). — pm (so *Aruch) ist der Name einer Krankheit,
die R. Nath. durch mabn , Schwäche" erklärt. Das dazu gehörige
Adjektiv pTi soll ixrixög sein. Die Wurzel scheint sonst keine Ver-
wandten zu haben. Aber, von allem andern abgesehen, wie konnte
das erste x von ixuxog ganz verschwinden? Wieso erscheint hier
gegen die Regel n für r ? Der Verfasser beruft sich für seine Ableitung
S. 241 auf die Autorität Fleischers ; aber hier hätte er des horazischen
298 Ameigm,
Wortes vom „schlafenden Homer* eingedenk sein sollen. — rC'i
ist zwar auch sonst mit id-og zusammengestellt worden ; die häufige
Wiederholung dieser Ableitung macht aber die LautübergSnge, die
hierbei anzunehmen wären, nicht im mindesten erträglicher. Die
Etymologie ist unsicher ; dass es aber nicht t&og ist, ist ganz sicher.
— N3C-n erklärt der Verfasser durch goinxoq. Das ist eine kleine
Granate (bei den LXX Übersetzung von y\iir^ (Exod. 28, 33 u. ö.);
NZOTi aber ist sicher ein Gürtel und längst von Landauer
als das persische vt5^-^ erkannt worden. — Auch 3 soll nach dem
Verfasser ein Digamma vertreten. So in oii^pi-a. Der Verfasser
setzt hierför recht leichtsinnig ein *ooday.ivog an, das er durch
„ein roter Mensch* wieder giebt. In den Leadcis verzeichnet findet
sich nur: goääxivov „eine Frucht*. Das ist wie schon der alte
Saumaise erkannte (Ducange 1304) nur eine ( — meines Er-
achtens in Anlehnung an (todov vollzogene — ) Um-
bildung von SuiQaxtvov ^'Ji^p- Soweit über die Bedeutung des
Wortes. — Nun aber die Form! oii'^p^^^ findet sich nirgends;
in unseren Texten steht neben anderen Formen nur oip-^rn-^a und
dies kann sehr wohl mit Sachs = ßgtTavvixog gesetzt werden,
wenn man den entsprechenden Gebrauch von ^rr-^a („Germane*
d. i. „Weisser*) vergleicht. — Auch "«rN^-np^na, das HercuUam sein
soll, kann die Transskription eines Digamma nicht enthalten. Wenn
Hercvliani in dem an, Aey. wirklich steckt, so muss eben die
Lesart dieses späten Textes entstellt sein. — V-^^"''^'^^^ (^^ o^&o-
yuiviov) ist mir unbekannt. — Dass in allen genannten Wörtern
von einem Digamma sonst keine Spur zu bemerken ist (auch nicht
in dem bisher unbelegten *()o8axtvog, das der Verfasser wohl falsch
auf J^godov zurückgeführt hat), sei hier zum Schlüsse noch ein-
mal hervorgehoben. —
Nachdem ich im Vorstehenden die ersten beiden Abschnitte des
Buches ausführlicher behandelt habe, will ich im folgenden mich auf
die Hervorhebung einzelner besonders markanter Lrtümer beschränken.
Li § 86 behauptet' der Verfasser: „Viele Lehnwörter zeigen
eine absolut grammatische Form (Stammform). Hierher gehören
besonders Nomina der dritten Deklination mit Konsonantenstänunen*'.
— Beleg z. B. ^r'^c, das natürlich nur Stat. absol. von «d:^c ist
Li der folgenden Anmerkung 3 sucht der Verfasser zu zeigen, dass
den von ihm aufgeführten Lehnwörtern nicht, wie man sonst immer
annahm, der Accusativ zu Grunde liege. Die Unterscheidung, die
er vornimmt, ist recht unwesentlich; seine Gründe aber zeigen
nur seine Unkenntnis des aramäischen Sprachgebrauchs. So gleich
Nr. 1 : „Formen wie ^tj , "^r-^s , nDiD , n'^^np etc. sind nicht
Accusativi, sondern zeigen bloss den Konsonanten des casus obliqui*.
Li § 98 sucht der Verfasser Spuren des Vokativs in Lehn-
wörtern nachzuweisen. Weil das Syrische in fremden Eigennamen
den bei solchen naturgemäss viel mehr gebrauchten Vokativ bevor-
Fraenkd, Krauu^ Oriechüche und lateinüehe Lehnwörter etc, 299
zagt, glaubt er diesen Vorgang auch auf Appellative übertragen
zu können und überlegt nicht, dass der Ofen — sein erstes Beispiel
— wohl kaum jemals angeredet worden ist Gegenüber (fovyifog
ist ^mc wirklich recht auffallend. Hier bleibt wohl nichts Anderes
übrig, als eine Femininform als Original anzusetzen. Die übrigen
Beispiele sind yerschieden zu erklären ; ein Vokativ liegt in keinem
von ihnen vor, (In ■'DIt:« ist ein Irrtum des Autors der Sentenz
anzunehmen, vgL das populäre oiCTn:^).
In § 118 konstatiert der Verfasser Übergang von y; in ^, ver-
gleicht dazu das moderne Tsakonische(!) und belegt den Wandel
durch wann: = vavxi^g^ Nb-^-^D = fpidkfi u. a. Er hat den Vor-
gang durchaus mias verstanden. — In § 126 werden 6 Wörter auf-
geführt, in denen u für ?; eingetreten sein soll. Parallelen bieten
einige dialektische Glossen bei Hesjch und das Neugriechische.
Der Verf. hat nicht beachtet, dass die graphische Differenz zwischen
"1 und 1 eine ganz minimale ist, so dass, selbst die Richtigkeit seiner
Identifikationen zugegeben, die Korruption des angeblichen i aus *«
bei weitem das Wahrscheinlichere ist. So ist das angebliche oiuibip
nur eine ganz nichtsnutzige Variante für o-ü'^bp (o-;:'*b''p) Tos.
(Zuckerm.) 539,37 = xi/A/yn;^, vgl äIxJüj. — 7-wT'::''''T wird
allerdings mit ÖtaTpr^Tug ^durchlöchert'^ zu identiücieren sein, aber
dann ist aber "|*a''-!:2»*'T zu schreiben. — Ob in i:i« eine Weiter-
bildung von «rr^ri» («mri») oder nur eine graphische Verderbnis
für ••31« vorliegt, steht dahin. (Auch nah. fit^irio« CIS. II, 1.
No. 287 tstgatt)y6g ist wohl fehlerhaft).
§ 132 verzeichnet Beispiele, in denen t für o ü) steht. Es
sind dies alles Umbildungen nach der beliebten Form Pi**ul, die
auch hebräische Worte bei ihrer Übernahme ins Aramäische be-
troffen hat (z. B. K-nct) aus nanc), zum Teile haben sich (wie bei
ö*ia"»n und ct'C''::) auch noch die echten Formen (oi?:n und oi73ia)
erhalten^). An einen wirklichen Vokalwandel, für den der Verfasser
in der Anmerkung Analogieen beizubringen sucht, ist natürlich hier
nicht zu denken. — § 168 '^nniD ngöd'VQa unmöglich I —
§ 172 ^ für 8. n'''^::-p „Adjektiv von Kaiaägeia*^ und dazu
S. 262 die Bemerkung, dass em Cod. für «•»•^-op Gen. R. 50, 11
rm::''p lese: »Ein sicheres Beispiel fehlt. Jedenfalls passt dieser
Wandel in das Lautsystem*. Dies „jedenfalls" ist für des Ver-
fassers Methode charakteristisch.
Ganz zu streichen sind § 173, § 174, § 175, § 176, § 177
(o-nn soll ußoXog sein, n-»-!!"» = v/igig}), § 178 (wo als Bei-
spiel des Überganges von g in b rr^mba aus gcUerua angeführt
wird; n-^mba ist „Locke", qoderua bedeutet "Mütze"), § 205 b,
§ 207 a dritter Absatz, § 210, § 226, § 235, § 246, § 272 a. b.
1) So bt auch D1?2'*3 zu erkl&ren. Anders Praetorins ZDM6. XL VIII,
462, Anm. 1. Das dort genannte QPQ\q«J möchte ich nach Nöldeke, ZDMO.
Xni, 524, Anm. 2 g. E. bearteUen.
\
300 Anzeigen.
c. d. e. § 275, § 278, Von § 282 die Nummern 3. 4. 7. 8. 11. 16. 18.
20. 21. 37. 40. 53. 59. 64, § 283 1. 2. 3. 4. 6. 7. 8. 10. 11. 13.
In § 333 ist das Verhältnis der beiden Nisbaendungen •*»" und
rjK — nicht erkannt. — In § 338 nimmt der Verfasser ümbüdung
der Endungen -og , -r^g etc. in "n an unter Berufung auf gewisse
Inschriften aus ganz anderer Zeit und Gegend, die Rhotacismua
zeigen. — In § 342 wird rrbaa« von dem homerischen nrolig
abgeleitet. — Zu streichen sind ferner § 346, § 347, § 348: in
dem letzten sucht der Verfasser das seiner Etymologie nach nicht
ganz klare ■T'^j« (Cod. Mon. ■jT'^n) Sanh. 30** und 41* mit dem
nur bei Dichtern vorkommenden äoo zu kombinieren.
Um den Raum unserer Zeitschrift nicht übermässig in Anspruch
zu nehmen, muss ich auf eine Kritik der letzten Abschnitte des Buches
verzichten. Das Vorstehende aber genügt wohl um das im Ein-
gange ausgesprochene Urteil zu rechtfertigen.
Der Verfasser hat, wie er in der Vorrede mitteilt (p. MI),
als sich sein Manuskript bereits in der Druckerei befand, Beiträge
von Immanuel Low erhalten. Es ist sehr zu beklagen, dass
er sein Werk diesem Gelehrten nicht früher vorgelegt hat. So
finden sich nur an verhältnismässig wenigen Stellen Löws kurze
Bemerkungen, die die weitschweifigen Erklärungen des Verfassers
schlagend widerlegen (so p. 297). Das Übrige wird jedenfalls dem
Lexikon zu Gute kommen, das den zweiten Band dieses "Werkes
bilden soll. Diesem darf man also mit besseren Hoffnungen ent-
gegensehen, da Low seinen Rotstift gewiss kräftig hat walten lassen.
Ich habe den ersten, systematischen Teil so ausführlich be-
handelt, weil er durch den gekehrten Apparat, mit dem er
auftritt, Erwartungen erregt, die er nicht befriedigt, und weil so
die Gefahr vorliegt, dass diejenigen, die mit diesem Gebiete nicht
ganz vertraut sind, seine Ergebnisse ungeprüft übernehmen
könnten. Davor muss ich zuletzt noch ausdrücklich warnen.
Siegmund Fraenkel.
nm^srrr »1© niöN bnnr: "»n*»!» bD bbiD 'nco D^T^Tan T'a
bi^^rs p« min"^ p riTabttj nbyrm iaiorJ^ WeUUche Ge-
dichte des Abu Soleiman Aj[Jui b. Jahja Ibn Gahirol. Unter
Mitwirkung namhafter Gelehrter nach Handschriften und
Druckwerken bearbeitet und mit Anmerkungen und Ein-
leitung versehen von Dr. H, Brody, (Heft 1.) Berlin.
M. Poppelauer. 1897. Lex. 8^
Die weltliche Poesie der Juden im Mittelalter, die herrlichste
Blüte der spanisch - arabischen Epoche, hat nach einer Erstarrung
und Vergessenheit von nahezu einem halben Jahrtausend erst in
diesem Jahrhundert ihre Wiedererweckung gefunden. Mit den
Kaufmann, BrodyM Gedichte des Ibn Gabirol, 301
£xalaDten Spaniens nach Nordafrika und in die Länder der Türkei
geflüchtet, hatte sie es auch da nur zu schwachen neuen Trieben
gebracht; für die Judenheit Europas war sie zu einer litterarischen
Erinnerung verblasst. Während die grossen Dichter Spaniens durch
ihre religiösen Gesänge in allen Riten und Synagogen des Erden-
rundes fortlebten, waren ihre weltlichen Lieder vergessen und ver-
loren, die Hälfte ihres Poetenruhmes vom Wellengrabe der Zeiten
verschlungen. Handschriften dieser Poesieen waren in Europa nicht
mehr aufzufinden, von den Diwanen der Klassiker der neuhebräischen
Poesie war jede Kunde erloschen. Juda Halewi musste erst wieder
aus Txmis einwandern und am gastlichen Herde Samuel David
Luzzattos in Padua aus seiner Totenstarre zu neuem Leben er-
wachen. Von Abraham Ibn Esra musste Leopold Zunz noch 1865
in seiner Literaturgeschichte der synagogalen Poesie p. 208 er-
klären: ,Von seinem Diwan hat sich nichts erhalten*. Er schlief
eben damals noch, für Europa vergessen und aufgegeben, in der
Handschrift in Jemen, aus der Jakob Egers zum 30. März 1886,
zu Moritz Steinschneiders siebzigstem Geburtstage, ihn er-
weckte^). Manche dieser Sammlungen sind in den Jahrhunderten
dieser Vergessenheit völlig untergegangen oder schwer geschädigt
worden, so dass wir nur noch auf Trümmer und Fragmente zu
hoffen haben.
Aber selbst über den Glücklicheren der Erweckten und Ge-
retteten hat ein Unstern gewaltet. Salomon Ibn Gabirol hat es in
der Bearbeitung seiner religiösen Poesieen durch Senior Sachs
nur zu Einem Hefte gebracht^). Moses Ibn Esra ist nicht einmal
so viel beschieden gewesen ; nur wie Kostproben sind einzelne seiner
weltliehen Gedichte von Luzzatto und Dukes ans Licht gezogen
worden. Der Diwan Juda Halewis, von Luzzattos Meisterhand
bearbeitet, ist über das erste Heft nicht hinausgekommen. Abraham
Ibn Esras Poesieen, die in der textkritischen Behandlung und form-
schönen Übersetzung Bosins das Modell einer wissenschaftlichen
Ausgabe darzustellen auf dem besten Wege waren, sind durch den
Tod des hingebenden Pflegers und Bearbeiters beim ersten Bande
stehen geblieben^.
Um so erfreulicher ist es darum, in Dr. Heinrich Brody
eine junge Krafk begrüssen zu können, die der verlassenen oder
nur zum geringsten Teile gehobenen Schätze der mittelalterlichen
Hebräischen Poesie sich anzunehmen Entschlossenheit und Eignung
genug besitzt. Durch mannigfache Studien auf diesem Gebiete,
1) KITy 13 On-in» -^n^lb INT^n Diwan des Abraham Ibn Esra,
Fninkfiirt am Hain 1886.
2) bin"»35 p riTablDb IIDK D"«n''C3n ■'-l"'© ncO Cantiques de Salomon
Ibn Gabirol. Pflria 1868.
3) Beime und Gedichte des Abraham Ibn Esra, gesichtet und gesammelt,
fibenetst and erlintert von Dr. David Rosin. Erster Teil. Breslaa 1891.
302 Anzeigen,
ganz besonders aber durch selbstständige Erforschung der arabischen
Metrik und ihrer hebräischen Nachbildung für seine Aufgabe vor-
bereitet, hat Brodj zu gleicher Zeit die Herausgabe der Diwane
Jehuda Halewis, von der er bereits zwei Hefte vorgelegt hat^), und
Salomon Ihn Gabirols in Angriff genommen. Einzelne Veröffent-
lichungen aus dem Diwan Mose b. Esras beweisen, dass er auch
dem dritten in dem Dreigestim der Klassiker der hebi^ischen Poesie
sich zugewendet hat.
Man muss es Leopold Dukes ewig Dank wissen, dass er den
Mut und die Sachkenntnis besessen hat, nach einer einzigen Hand-
schrift den Diwan der weltlichen Gedichte Salomon Ihn Gabirols
herauszugeben*). Bei der Fülle fast unübersteiglicher Schwierig-
keiten, von denen die Texte dieses gedankentiefsten und sprach-
schöpferischsten der jüdischen Poeten Spaniens wimmeln, wird man
mit den Unzulänglichkeiten eines ersten Versuches seiner Heraus -
gäbe nicht allzusehr ins Gericht gehen dürfen. Die Wallfahrten zu
dem handschriftlichen Original in Oxford haben inmier ergeben,
dass nicht so sehr in Lesefehlem als in Versehen beim Drucke, die
bei metrisch geschulter Kontrole sich unschwer hätten vermeiden
lassen, die Sünden der Edition begründet sind. Senior Sachs,
Abraham Geiger und Jakob Egers haben nicht selten Grelegen-
heit genommen, auf die Fehler dieses mangelhaften Textes hinzu-
weisen. Besonders hat Jakob Egers, der zu früh Vollendete^
diese Gedichte Ihn Gabirols zum Gegenstande eines liebevollen und
unablässigen Studiums gemacht. Eine sorgfältige in Oxford vor-
genommene Kollation des Textes hatte ihn in den Stand gesetzt,
das Ausmass des in der Ausgabe dringend der Verbesserung Be-
dürftigen mehr als jeder Andere zu erkennen, so dass wir sein
zorniges Wort von den „Dichtungen, die trotz ihres entstellten
Textes in Dukes* tiTiba -»i-a ihre Anziehungskraft" auf ihn übten ^),
ihm zu Gute halten müssen. Er schränkt sein Urteil selber ein,
indem er von den Ergebnissen seiner Oxforder Reise sagt: ,Die
grossen Entdeckungen, von denen ich hierbei geträumt hatte, blieben
zwar aus, allein ich fand doch manche an sich unscheinbare Kleinig-
keiten, die dem ganzen Zusammenhange erst das rechte Licht ver-
leihen." Aber bei einem Dichter von, man möchte sagen, so zarten
und reichen Nerven wie Ihn Gabirol, konunt es eben in der That
auf die Sicherung und Feststellung jedes Wortes an, so dass bei
1) p nnirt'' o^^morn n-ax n-^ia bs bbis ^co »im |»rn
"^ibn bMlUD Diwan des Aba-l-Hasttm Jehada ha-Levi. Unter Mitwirkung nam-
hafter Gelehrter bearbeitet und mit einer ausführlichen Einleitung versehen.
Berlin 1894, 1897 (In den Schriften des Mekbe Nirdamim- Vereins).
2) n7:blS ->n**lS I— II. Schlre Schlomo. HebrSische Oedicbte roa
Salomon ben Oabirol aus MalaKa. Hannover 1858.
3) In der Zunz- Jubelschrift p. 158.
Kaufnannf Brodya Gedichte des Ibn Gabirol, 303
einem von Fehlem entstellten Texte, wie es der bisher vorliegende
ist, an ein auch nur elementares Verständnis nicht zu denken war.
Dazu kommt, dass die Ausgabe seit langer Zeit nicht mehr
zu haben war, die neue Bearbeitung also auch von dieser Seite
her einem wirklichen Bedürfiiisse abhilft. Salomon Ibn Gabirol
steht an der Pforte der jüdischen Poesie der spanisch -arabischen
Epoche, ,der Meister aller, die da wissen*, der Lehrer und das
Vorbild einer Schule glücklicher und bald um die Palme mit ihm
ringender Jünger. Von ihm wird das Studium dieser Poesie aus-
zugehen, auf ihn inuner wieder zurückzukonunen haben. Die Her-
stellung eines zuverlässigen Textes seiner Lieder war daher die
oberste Aufgabe, welche die wissenschaftliche Pflege der neu-
hebraischen Poesie zu lösen hatte.
Brody hat vor allem die handschriftliche Grundlage seiner
Ausgabe durch eine selbstständige, sorgf^tige Vergleichung der
Oxforder Handschrift sich gesichert, daneben aber auch alles be-
nutzt, was von den bisherigen Freunden der Muse Ibn Gabirols
durch Vermutungen und Erklärungen zum Verständnis seiner Ge*
dichte beigetragen worden ist. Die Verweisung des kritischen
Apparates und der Auslegung in einen besonderen Anhang befreit
die Lieder nicht nur von der Fessel des gelehrten Beiwerks, son-
dern überlässt sie auch dem freien Genüsse und Urteilsvermögen
des Lesers. Zeichnet ihm auch eine sorgfältig bis ins Einzelne
durchdachte und durchgeprüfte Vokalisation den Weg des Verständ-
nisses vor, so wird man doch die Schäden dieser suggerierenden
Führung für die Vorteile eines sicheren und immer beachtenswerten
Wegweisers gern in den Kauf nehmen. Aller Unterbrechungen
durch Hinweise und Notenkram ledig, erscheinen die Gedichte
endlich wie für den Geschmack und die Empfindung zubereitete
Kunstwerke und nicht länger wie Jagdgründe für Sonntags-
Philologen.
Die Wahl des Hebräischen für die Sprache der erklärenden
Anmerkungen kann nur gebilligt werden. Sie empfiehlt sich nicht
nur bei der Enge des Leserkreises durch ihren internationalen
Charakter, sondern mehr noch' als das kongeniale, geborene Idiom
zur Ausdeutung dieser Gedichte. Die Sprache Brodys verdient
aber auch infolge ihrer hohen Schmiegsamkeit und selbst in Ab-
straktionen der Bibel sich nähernden Beinheit und Schlichtheit noch
ganz besonderes Lob.
Stets die Quellen des Dichterwortes im Sprachgute der heiligen
Schrift nachweisend, ohne schwatzhafte Vordringlichkeit, den Leser
mehr führend als tragend, beschränkt sich Brody in seinen An-
merkungen bei sorgfältiger Berücksichtigung der Meinungen seiner
Vorgänger auf die notwendigsten Handreichungen in der Angabe
des Gedankenganges und Zusammenhanges und der Erleichterung
des Verständnisses der einzelnen Worte und Wendungen.
304 Anzeigen,
Das erste Acbtteil der neuen Ausgabe, die das erste Heft aus-
machtf umfasst die Freundschafts- und Trauergedichte auf Jekuthiel,
in dem man seit A. Geiger^) Jekuthiel Hassan, den Astronomen von
Cordova, zu erblicken sich gewöhnt hat. Nach der Art der ara-
bischen Kasside kühn imd sprunghaft, oft von den unerwartetesten
Ausgangspunkten her zum Gegenstände der Liebe des Dichters
überleitend, bieten gerade diese Gedichte der Auffassung und der
Nachempfindung die grössten Schwierigkeiten.
Mehr um ein Beispiel dieser eigentümlichen Schwierigkeiten
zu zeigen, als um Widerspruch geltend zu machen, will ich auf
das zweite der vorgelegten Gedichte hinweisen. Brody fasst es
als ein Zwiegespräch Ihn Gabirols mit Jekuthiel auf, in der zmn
Schlüsse etwas ungerufen das Schicksal das Wort ergreift. Ab-
gesehen von dieser Kühnheit, widerlegt sich diese Auffassimg aber
schon dadurch, dass sie dem angebeteten, ewig hoheitsvollen und
vatergleichen Freunde und Gönner des Dichters eine launenhaft
hochmütige Abweisung Ihn Gabirols einen Augenblick lang zu-
mutet. Nein, seinem Jekuthiel gegenüber hat der geniale Philosoph
und Dichter es nicht nötig, sich in die Brust zu werfen und auf
seine Bedeutung zu pochen ; er weiss sie bei ihm in zu treuer Hut
als dass er durch ihre Hervorhebung sich zu übernehmen und aus
seiner demutsvollen Haltung herauszutreten brauchte. Nicht dem
Herzog, nicht Jekuthiel gegenüber schlägt Tasso-Ibn Gabirol ein
Rad, sondern Antonio, einem Höfling, einer Kreatur Jekuthiek,
einer Mücke, die in seinem Lichte lebt und den jungen Dichter
schul- und hofmeistem möchte, zeigt er die Zähne, reckt er sich
gleichsam in die Höhe, um den dünkelhaften Niemand in die
Schranken zu weisen, in denen er nur von Jekuthiels Gnaden sein
Dasein fristet. Dem Urheber dieser Abfertigung selber legt hier
der Dichter seinen eigenen Erzieherversuch und die Lektion in den
Mund, die ihm dafür zu Teil geworden ist. Um diese Auffassmig
im Gedichte selber nachzuweisen, möge es mit den leisen Textes-
verbesserungen, die ich vorschlage, im Wortlaute und in dem Ver-
suche einer Übersetzung hier eine Stelle finden:
«i:Eipd733 'T^i ncN nris
irETCS -»SDis i-iiNa v^'nn
TnN"i Dibna p^ns inr
• ■■
n*i?:N"i piniis t^bts bim nbs
T : I T ' : • • .• TT
jnsy-i tib QiVjö
V-I-- I ; T
•las'^in
1) Salomo Gabirol und seine Dichtungen, p. 118, n. 24.
Kaufmann^ Brodys Gedichte des Ihn GabiroL 305
n«*i nvzJ -«^i«)3 ösnb nönn •t"«
nrsD itta C73d nbsna cw
irD'in nörn n^bn ms
••:t -j- tt: -t
• • ■ • ■ • •
•i:s» ninna ibDi D-'^n
— -.- T : • r
D3T rtirTn-' bin ni«*i d^ü
- : 1 : - : •• •• : w
n:Eü P73» iTcb "«ba na-n
•• • V ••: I T • : TT
T'nn» bam xa-' va^r: nb
nrniöN T^rasi o'»?:'^ ni:a d-'Td»
• a
Ktz^ •!»« nT-«73 mpTa: -^s
n:E-»T •'^T bs^nip"» T» n«
VTa tisüü -»bib nc« ntor»
«!:e:sp T3»a ttisc^b T^n*^
»•• •• T • ••
irs^"» tr7272 npTn *T«ai
031 VT bai is-'r'^Tb nrn?:
-:'•- t: «... -j-
«i:b» 'ifei i:2iicb rc:
nwas HTatoi npE m\^ nbo n:n
• • • • •
^rsK ""bT "äi-ni rriin n^Ei
n«bn: web triinn ban
• • • ■ •
Du Leuchte, eben hehr am Himmel aufgegangen,
Vor der so rasch erblich der Sterne blendend Prangen,
Ein Herzensdieb, mit Augen nimmermehr zu fangen.
Seit gestern war das Lächeln seiner Lipp' entflohen.
Glück zu, sprach ich. Da hat er zornig angefangen:
Lass ab, wie willst mein Licht du dich zu fahn vermessen,
Seit wann greift nach der Sonne man mit Fingerzangen?
Du Myrtenreis, das jedes Lüftchens Hauch verscheucht,
Bd. LH. 20
306 Anzeiffen.
Du willst mein Ich zu modeln frech dich unterfangen ?
Ich bin vom Volk, vor dessen wilder Zomesglut
Die Berg' in ihrem festen Grund erbebend bangen,
Das schon die Welt durchschaut, bevor es sie noch sah,
Und dessen Geist sich ohne Sprach' die Wort* entrangen,
In dessen Haupte Zeit und Welt und Wesen drauf
Weglos verloren nach dem Führer heiss verlangen!
Ich trotze dem Geschick und forders kühn heraus,
Dass wild es ruft: Wo sind, die mich noch je bezwangen?!
Wie sollst dann du, mein armer Wicht, mich ändern können?
Wärs Jekuthiel nicht, wie wärs sonst zugegangen!
Hätt' nicht der Fürst mit Gnadenströmen dich benetzt,
Längst lohtest du in meiner Zomglut Flammen-Sangen !
Doch, da er's schwur, dich nimmer von der Hand zu lassen,
Da ward ich plötzlich kraftlos, wie von Schwäch* befangen.
Du, unsres Mundes Honigseim, du Würzebeet,
An dem die Augen mein und all' verlangend hangen,
Lass oder nimm mich, immer grüne, blühe fort,
Stoss fort mich, tritt einher, ob meine Wünsch' misslangen,
Dir jubelt zu die Welt, von dir mit Wonn' erfüllt,
Und — erst die Beutel, die von deinem Gold erklangen.
Z. 14 ist wohl doch ^rcu zu lesen, eine Neubildung für
Sprache; vgl. Zunz, Synagogale Poesie S. 392.
Z. 17 lese ich mit Senior Sachs, der diese Leseart in sein
Handexemplar von Dukes* Ausgabe des Textes eingetragen hat,
npnisfi«, zumal ein Gehörfehler bei der gleichen Aussprache von
^ und b bei sefardisch?n Abschreibern so nahe liegt.
Z. 27 lese ich für.ns^t, das nicht allein keinen Sinn giebt,
sondern an der Spitze der Beihe von Assonanzen sich von selbst
verbietet: ns?l. Salomon Ihn Gabirol hat innerhalb der Armut
seines Idioms mit einem Beichtum geschaltet, der Staunen erregen
muss. Er bringt es fertig, mitten im Vers wie mit einer Wünschel-
rute jedes Wort zu einem Beime umzuzaubem imd wie aus einem
Füllhorn der Sprache gleichklingende Wörter vor uns auszuschütten.
So leistet er p. 15, Z. 75 der neuen Ausgabe die für ein sefardiscbes
Ohr und Auge vollwertigen Assonanzen:
•la^i:^*» •ixc3'^ ^^t'S'^
i'nn'» «lons-« iok'ö'»
T • : T* -IT»
und vollends in der Strophe darauf:
«ibban*» ibbi^rr» •ibbiar*'
i'HK'^ «ibbiTn*^ ibbnnrr»
I •
Kaufmann, Brody$ Gedichte dea Ihn Gabirol, 307
Salomon Ibn Grabirol gebraacht manches Wort im neu-
hebrSischen Simie. So ist trotz Neh. 9, 25 p. 2, Z. 31: n^K
nona ban roi^nn der Ausdrack ps^nn für yerjüngen im Simie
von rr:iy 1 Mos. 18, 12 nach Baha m. f. 87» angewendet, eine Er-
klfinmg, die allerdings ein Exeget wie Samuel Ibn Meir einfach
ZOT Auslegung des Textes heranzieht; vgl. meine Bemerkung
Gkittingische Gelehrte Anzeigen 1882, Stück 88, p. 1206.
In der Konstruktion, besonders in der Wortfolge, erlaubt der
Dichter sich Freiheiten, die den Erklärer leicht irrefOhren. Wie
gleich die erste Zeile p. 1: nwp7 "^^£3 *rrn i» ^ißatn das zu
den ersten beiden Worten gehörige Partizip ans Ende stellt, so
gehört p. 4, Z. 71 in: ntöNi ••n-bs "»by «'»N innrrs das Wort
TOÄi natürlich zu o**«, nicht, wie Brody annimmt, zu «»n, also:
Wie der Mensch, Mann und Weib, über dem Tiere steht.
Dem Einfiuss des arabischen Idioms, in dem er denkt und
lebt, entzieht sich auch Ibn Gabirol nicht. Er, der selbst Termini,
die nachmals in der Sprache der Übersetzer das Bürgerrecht er-
kngt haben, streng vermeidet und durch glückliche Neuprägungen
oder Erweiterungen der Wortbedeutungen die Sprache bereichert,
wie er fär Horizont an der Schwelle unseres Gedichtes £)pC5 ge-
braucht, das Allgemein nach dem arabischen \Jüi\ durch ps'iK er-
setzt wurde, bedient sich des hebräischen pias imter dem Einfluss4»-
von O^AaO) ^ ob es: wahr sein, wahr sprechen^) bedeutete, und
stellt in Einer Strophe p. 3, Z. 58 — 54 pnas und «nD gegenüber:
nw'nfi« "»raDn npiat": n^^Di
TT-: ••:- ' :• t-:
T»: f'- -;• T-J
1) Kur der Urbeber der sog. zweiten ÜbersetzuDg Saadjas gebranobt p^^ in
diesem Sinne; so für ijAsi\ ^ in olj'JiÄc^t^ oliUbll ^\jS ed. Lan-
dauer p. rtt Z. 1 = Emonot wedeot ed. Slucky p. 22, Z. 10: t^lSlpTS
ni33nn rpn^m bs^Sn. Allerdings wagt er es aacb sonst, das Hebräische
durch Anleben und willkfirlicbe Bedeatnngserweiterungen nach dem Arabischen
m erweitem, wie er ans ..«IX^ yCH^ für Ranm, aus 'iu^jol na^3£3 für Lage,
*Q9 s>ftii> S;)lbn für Gegenteil — allerdings nach neahebrftischem Vorgange —
UQd aus ^ yjooA Q'^^pin^l Q'^3^33t173 für geschaffen zu sagen wagt. Vgl.
meine Bemerkungen ZDMG. 37, 833 and M. Steinschneider, Die hebrü-
iiehen Übersetzungen des Mittelalters p. 440 ff. sJJ^AAaV im Gegensatz au
ßyo^ ist gewöhnUeh durch PI^M übersetzt worden, vgl. Steinschneider,
Al-Farabi p. 147, 246, jedoch auch durch p'l^ntl wie bei Ihn Pulgar in
C'rpT Q7£2 p. 16, Z. 4 v. n. und Arama ed. Venedig f. 180«.
20*
308 * Anzeigen.
So gering auch dem Umfange nach der vorgelegte Teil der
weltlichen Gedichte Ihn Gabirols sich darstellt, so gäbe er doch
bereits zu einer sehr grossen Zahl von Fragen und Einwürfen Ver-
anlassung. Es wird eben noch einer langen und vertieften Arbeit
auf dem Gebiete der hebräischen Poesie bedürfen, ehe wir der
Schwierigkeiten, die noch in jedem Gedichte Ihn Gabirols lauem,
vollkommen Herr zu werden hoffen dürfen. Ich zweifle nicht dass
die Schätze der Genisa von Kairo, die heute in Cambridge der
Erweckung harren^, auch für diesen Dichter sich nutzbar erweisen
werden. Wenn ein einziger Hub aus dieser Fülle in meiner
eigenen Sammlung dazu genügt hat, um Gedichte Juda Halewis,
Abraham Ibn Esras und Charisis in trefflichen Abschriften zu Tage
zu bringen, so wird der schier unabsehbare Schatz von Fragmenten
sicher auch für Ibn Gabirol uns Licht und Hilfe bringen.
Herr Brody aber möge, von Freunden der mittelalterlichen
hebräischen Poesie wie von gelehrten Gesellschaften ermutigt und
gefördert, sein so verdienstliches Unternehmen unjentwegt und un-
ermüdlich zu Ende führen. Die vortreffliche und geschmackvolle
typographische Ausstattung, die sich bisher, auch von dem Erb-
feinde der Editionen, von den Druckfehlem, frei zu halten gewusst
hat, macht das Buch, wenn man an die löschpapierene Ärmlichkeit
und die Kleinheit der Typen in der ersten Ausgabe denkt, za
einem rechten Augentrost. Möchten wir bald in die Lage kommen,
von dem Abschluss des Werkes berichten zu können!
David Kaufmann.
E. Payne Smith ^ Thesaurus syrtacus. Oxonii 1897.
Fasciculi X, pars L jt— i Col. 3781—4360.
Es war dem verdienstvollen Verfasser, Robert Payne Smith,
der seinem Lebenswerke, dem Thesaurus sechsunddreissig Jahre auf-
reibenden Sammlerfleisses gewidmet hat, nicht gegönnt, sein Werk
zu vollenden. Er hatte die Arbeit bis zur Mitte des vorletzten
Buchstaben geführt, als der Tod ihn der Wissenschaft entriss. Nicht
lunsonst trachtete er die Drucklegung des Werkes rasch zu fördern
und nicht ohne Rührung liest man in seiner Vorrede zum ersten
Bande: Fata enim aliorum exemplo sunt. Mortem obiit Agrell,
mortem Lindgren, Lorsbach, Amoldi, mortem Quatrem^re et Bern-
stein dum in hoc opus incumbunt ; mihi quoque plurimi jam elapsi
sunt anni ex quo onus ipse suscepi ....
Der syrische Thesaurus ist ein bleibendes Denkmal ausdauern-
den Gelehrtenfleisses und sichert dem verewigten Verfasser die
1) Vgl. meine Darstellang in n'bisn n, 386 ff. und 481 ff.
Low, Fayne Smüha Thesaurus syriacus. 309
dankbare Anerkennung der Fachgenossen. Sein Werk wird für
lange Zeit die Grundlage der Sammlung und Sichtung des syrischen
Sprachgutes bilden. Nach dreissig Jahren liegt nunmehr das vor-
letzte Heft vor, wahrend der Verfasser ursprünglich das ganze Werk
in zehn Jahren zu Ende zu führen hoffte.
Die Fortsetzung der Arbeit, für welche sich im Nachlasse nur
loconun afferendorum rudis indigestaque moles vorfand, übernahmen
D. S. und J. P. M a r g 0 1 i 0 u t h , die in der Korrektur von Rubens
Duval unterstützt wurden. Die neuen Bearbeiter machen sich
dnrch eingehendere Beachtung des hebräischen Bibeltextes bemerkbar
and es ist unfraglich, d&ss das Werk bei ihnen in guten Händen
raht Ganz besonders erfreulich ist es, dass Kol. 4233 ein Supple-
ment in Aussicht gestellt wird, wie in dieser Zeitschrift XLVII,
514 gewünscht wurde.
Im folgenden soll zu dem zehnten Hefte einiges nachgetragen
werden ').
1. Zur GloBsenbearbeitung.
3782: ^naojQoJ) qui vestigia observat . . vox corrupta ex
l^voaxoniZv, Lies l^vivfiiuv BB 1314 n. 16. 1861 n,
1862 3.
3824 : \ioji gr^SioVj dimin. vocis QfiSa, rheda, llOJVD ^H»oV. Das
ist aber JilO^V^ Maulesel! Ein umgekehrter Irrtum liegt
609 vor: o^i'n jejunus, vacuus. Zu lesen -A*i + Ä
(BB 430), das 3870 nachzutragen ist.
3811: )L^ aar gdyaXog p\ant&. Galen -Übersetzung. BB 224, acrrp.
I«Q\^/ ü^^'^ = 283 7, 227; Ü^L^^, d. i. JIiqX^ syrisch
PSm 301, IZ irrig Jjd!ii.i
G. E. Post, Flora of Syria, Palestine and Sinai, (Beirut)
p. 256 ff. zählt nicht weniger als 115 As trag alus -Arten
auf, so dass man wohl erwarten darf, dass die Pflanze auch
syrisch einen einheimischen Namen hatte. Da unter den
arabischen Namen der verschiedenen Arten Fingerchen
vorkonmien [Khansarat el *Arus Post 261, Khanser el-'arüs
Ascherson Flore d'Egypte 67, Asabl' el-'Arüs Post 267. 273,
isba' el-*aru8 (Aschers. 67)], kann sie bei den Syrern wohl
auch Füsschen JjqJi^ genannt worden sein, das nach der
1) ZDMO. XXXVII. 469. XLI, 359. XLV, 697. XLVII, 514.
i
310 Anzeigen.
richtigen LA BB's für Jjo\o/ und JJ^* herzostellen Ist
Es ist nicht an jjQ\^ii Würfel zu denken. Das Wort ist
in meinen Pflanzenn^en nachzutragen.
3836: |llO)9 sec. lexx. negotiatio, opes negotiis partae,
potius ratio vitae, Jer. XXIII 10. Es ist bloss dem
Textworte cnsi^n LXX äoofjiüg nachgebildet.
8856: |loi tigellus, trabecula tignis majoribns snper-
imposita arguTtjoBg ed. Vta Cant. I 17. Es ist das bei-
behaltene t^**:!*! des hebräischen Textes, mit dem sich die
Syrer, wie es eben ging, abzufinden suchten.
8857: )»U.oV fructus e pulpa et fibris compositi sunt
l^oV J^ ^/ BH de Plantis s^8\ Bei Gottheil List of
plants 8 : j^^oV P^ ^J ^ZlO't^O ^pop^jo j'^CQ^ ^. Nach
Aristoteles de plantis I 5 ix aagxwv xai xoxxatv xai ksfAUU'
twv (US oi aixvoi. Danach ist JxAjD zu lesen!
8857: ^gpouot «Iftil Sonat ^otVo^ ad malum granatum pertinens.
sed potius ex kgv&goSavov corruptum sit Aber goivog
ist richtig, wie Fleischer Pfln. 368 bemerkt: von goa Granat-
apfel, eigentlich granatrot, dann als Subst. Krapp (jiy),
gemeinai*abisch ^J . s. Bocthor sv garance.
8898: l^o^ BB sub J^cxi^cfi/. Lies BA wie Kol. 816. I^^oi
ist das missverstandene kar&unisch geschriebene kJs»., BB
1068. 1458. Elias Nisib. 25, 59 Lagarde; Pflanzennamen 95.
8906: Wird für den Yolksnamen issn Ez. 88, 2, 8, 89; terra
Russica vorgeschlagen: eine Kombination, die weder neu
noch richtig ist. S. Keil z. St.
8922: ^p^v^^^nf^^*^Jnr^^ .^ war die LA des Cod. Asulanus, Diese.
I 189 anzuführen: gi^axoaxrj^ da dem sjr. Diosc. diese
LA vorlag.
8958: J&5b.V \^*'^ ist Übersetzung von TgofAtjTäj kernweiche
Eier, Galen VI 706 opp. go(ffiT€Cj weiche Eier. Der
syrische Ausdruck wird jL^pD \^'^'^ » kemweiche Eier, sein
8950. Vgl. talm. «a-''?2mJ3 und v^idti Levy 11 198.
8958: jb^o9 wofür PSm jjbii,09 vorschlägt, bei Galen „nomen
papaveris Heraclei** ist bloss Übersetzung des griech.
dcfgdSr^g, Galen ZDMG., 89, 292 hat Jj^X09.
8965: Jiiai forte cibi vel supellex ist Sandvfj, \iS^ 985.
Low^ Fayne Smühs 'ThMOurus syriacus. 311
4071: jjtiQA. ein Sechstel ist das arab. (j^A^. Syr. ]LL<
4110: wird jAu^jt erklärt: ^\S )«»jQd und bemerkt: nullius
quod sciam exstat I^JOd. Es ist zu lesen )m9QO P^u. 373.
{jOjQd BB 1502 n. 5 ^^3^1 (dies auch PSm 68) ist davon
verschieden.
4132: j&u.Q^ (JÜJb^ Ih^O^ by^o/ jb^'^J jljL ^1 |kh»)
ficus silvestris. Es ist aber bloss Übersetzung von k^anlu)-
&uai Arist. de plantis 16 p. 821. Gottheil, List of plants
5 4: ficus silvestres per terram expansae ficubus horten-
sibus confenmt. Die beiden Citate bei PSm: BH Cand 41 r
und BH de Plantis of 4 meinen dieselbe Stelle, nur
dass Gottheil statt JLL, das PSm aus dem Ms citiert, jLjL
giebt. Gottheil streicht übrigens b^^oj uiit Becht.
4198: \dSsL holus, nach Giorgios Karmsedin&jft Jc^n^j 00)|20jl
mJUJi jAojbOD. Es ist das arab. OlL«, das syr. |ai^£D,
nicht |fl\it heisst. Für Georgios hat Verfasser 4327 end-
lich die richtige Würdigung gefunden, indem er an einer
Stelle bemerkt: alucinari videtur. Das ist dem Manne, der
seine Synonyma mechanisch zusammentrug, oft genug passiert.
4222 : Zu JvfiJt : ^^UJSO bemerke ich, dass fidgad-ov statt fAdcga-
&QOV der berühmte Wiener Dioscorides- Codex hat. Pfln.
382 n. 8., so dass .% *jy« und ^Li]» nicht korrigiert werden
müssen.
4244: a) Jb^uiit Laac> und b) Jb^^aüL s-jjfi sind zwei Glossen, die
mir Doppelgänger zu sein scheinen, ohne dass ich eine be-
friedigende Lösung geben könnte. Zunächst scheint JJS^ujjl
»jjyiJi (so Duval BB 1994, neben der LA »jjytJl) nach ghu-
reirah Post, Flora 440 und Ascherson 91: Artemisia
Herba alba Asso zu sein. Dasselbe könnte n^:i3i23 sein,
Toss. Tebul jom 1 , p. 684 is 20 , das ich Pfln. 384 be-
sprochen und wahrscheinlich irrig für Sennesblätter erklärt
habe. In betreff der Glosse sub a) bemerke ich, Duval habe
BB 1343 die LA J^^^mmA einer Hs in den Text gesetzt,
während cod F jbuüJt hat, das durch ULu'JLm., LA U^JL«
bestätigt wird. Duval will hier sowohl, als 1337 j^nrfi
o«>
= iJu^ (=^ üiop) lesen. Mir ist nur so viel klar, dass
die Glosse I^aas nicht zu halten ist, und die darauf gestützte
312
Anzeigen.
Angabe Cast/s, die ich Pfln. 289 erwähnt habe: j>y *t^ be-
deute sorba, hinfällig wird. — Für JIqlm^jl und Jbuijk,
Rost, wird überall JI^qjl Nöld. mand. Gr. S. 63 zu
lesen sein.
4334: steht zu |*>^;^ eine dunkle Glosse, die aber durch .Siraces
Plin. rV 12 § 83» um nichts klarer wird.
)iii^v*^^ nom. plantae, aster atticus. Lies )-t)<%v;^'
es ist Übersetzung von ßovßtiv D I 606 (ßovßwviov 605).
Nach diesem Schlagworte ist jLQilQ^.V*' ^^^ ^® 2010 an-
zuführen. Hier sei bemerkt, dass für )b^»3Q3l 3788 überall
JbsA^Q^l) herzustellen sein wird.
4337:
3823:
3866:
3871:
3881
3896
3896
3932
3934
3941
3968
4065
4070
4137
4138:
4243:
4256:
4294:
l-V^» (jOjJ\ BA, kennt BB nicht. Es wird ^i,;» 2229
gemeint sein.
l^S^Ooi = )Yl»y>» 1»^ wird jojcoi 3867 zu lesen sein.
jLoi atriplex halimus. Neben jLj LjU talm. NnT (»n«T,
KXT't) scheinen jLoj und die LA bei BB LS! kaum haltbar
zu sein.
Ob J20m09 nicht bloss verschriebenes )x>X09 ist?
li^^ lies W^l^» 3999.
JjllOV^ lind jLo — bei K ist falsch und nach jjüjO#X>,
worauf PSm verweist, zu korrigieren.
|d20V20 lies |D20pD.
]hJXOSl Ues Jb^xuOll.
I^nj» fortassis error sit pro ^floji. Gewiss ry^\y
\jh^*^ hc^t schon Gast. 874 als Korruptel von |ib^pD
erkannt. Dass aber 4000 J^LpD auch nur aus Jib^pP
entstellt ist, blieb unbemerkt.
Lt^fi ist zu streichen und unter Ij^ 4069 aufeufuhren.
ji^ = )ju20 , bloss KarmsedinftjA, beruht auf Verwechslung.
jlCCUJt netus — vox forte corr. e |lQXaut 4207. Sicher
nichts als Entstellung.
JjOnftr- Korruptel von jJOLUt 4243.
JJ^üt Fraenkel 429. (Vgl. Sandolin(?), ein ganz schmaler
Kahn.) Ebenso ist 4069 für JJ^^Jt zu lesen.
j-^Xit aus Ephr. III 124 B. Ob jLpjO zu lesen?
Ob aus ^^iOjt/ Jud. 14 19?
3916
3981
4016
Low, Payne Smühs Thesaurus syriacus, 313
2. ZnBammengehörige Glossen ohne gegenseitige Verweisung.
3807. 3844: JßDO^*, 5^^^ 1^^ **^* ^^^'
3869: \s>di, v^ao*, 3960 jasi ^oni] und V^.
3813. 3844: J^|»^i (jriy^ara.
3817: )t^*ji war auf das wahrscheinlich falsche jl^fi und jlfi
3874. 3875 zu verweisen.
3833. 3865: ja900)9, |»09 i}evua,
3856: )jo^3**09, 3867 QpOmSüiOQii 3868 |2^ax>9t alles: gofiffaicu
Qfi,^0% 920 ^01209 (worauf PSm hinweist) und 3932 Qcefivog.
jbooov 3965 jb^D^oi = Jb^JO^X).
I^^^jlOVO 3770. 3246. 1946. 1666 )K«juQ».
^9|jt UjjL, das transskrihierte Q"*-i"»on T»t3 wird 4142 unter
. ^'^^fi l^ikiL nochmals behandelt.
4074: ^io;200M^7 pers. J^.U-/cb',«ä fehlt die Verweisung auf 2221
^90pd.
^<^Ö7: J^^jt vestis tenuis: 4050 l^oi», JK^a» g^y^'wo
leichtes, wollenes Mönchsgewand.
4106: jLiGüL syrisch und neusyrisch, fehlt die Verweisung auf j;jty
4305, wo allerdings auf Erst^res zurückverwiesen wird. Die
Formen mit u sind durch das arabische äy^* beeinflusst.
4107: Jj9Qjk mustela, lies mit Brockelmann 389 felis. (Brock,
hat irrig JJ^Qjt uiit / statt n, da Geop. an beiden Stellen
n hat) Dazu war auf 4328 JjoVJt zu verweisen, wozu PSm
mit Becht jiciA. K")2i;s stellt.
■^129: jVojLMUit mandragora. Anzuführen: BA Nr. 4380 =
BB 835. Dazu giebt Karmsedinftjä einen ganzen Ratten-
könig von Erklärungen: ^Uj, ^.ytj, ^j^, jä-i-iw«.
■^l*^!' ;^-^ verweist PSm auf 4137 J^^^njt,- Dazu noch 4241:
0>^5-lÄ- forte id quod .LfULÄ. Es ist mit der handschrift-
lich bezeugten LA BB 1991 ;^^ zu lesen. Alle Formen
sind Transskriptionen von .L^UÄ.
4145: j^iby^jt stellt PSm zu JlikfiDJ&Jt fundamentum, behandelt
aber das Wort unter fcijt, sechs, 4346 wiederholt, ohne
sich an Kol. 4145 zu erinnern.
314 AnMeigen,
^178: jK^«^\.QjL xSiKfliL^^ lathyrus, vox Arabibus, nt videtar,
ignota. Das arabische Wort ist offenbar nur das entlehnte
syrische «j^, an welches 4330 unter JbullCüL nicht er-
innert wird.
4196: Jä^QjL, jo^Xr^^ adeps avium, 4170 IzSS^qa,, daza:
4261 l^^OML und das falsche |--Oi\n^ 4197 aus BB. BB.
1952 n. 1 cod. P: iU^^vÄ );^Qjt, auf |Si^Qjt nnd )«,^Qa
folgend, wird aus JoN.<^^ korrumpiert sein.
4230: ;^^v;^^ cardamomum ^LP lies, da BA selbst an der
Richtigkeit zweifelt, v^sajtQjt 4343. 2182 (J^).
4244: J^QJJL «c£ arab. ;$j^ foetuit*^ scheint mir aus JsoQln
4255 entstellt zu sein. Synonym sind K-ff9>^ Kotfia .«J^
BB (Elias Nisib. 39 so zu J^^Am) Brockeknann 882 jaDOUi
cibi genus El. Nisib. 34 79 ist falsch. Lies: insipidas
^•jlLJI »uX!i, bei Elias im Kapitel vom Geschmacke.
4257: |o^ pinnula naris auf Jv«a«j; jKdQJL 4101 zurück-
zuverweisen.
4343: t^Jj )ojLQjL = 4344 j^Jj ^ojl.
8. An unrechter Stelle sind behandelt.
4003: ^)jt zu 4095 ^Qjt.
4015: ^|it und jo|jl zu ^2>Qml und jocul.
— : im Lunge, irrig unter Li wie iu. und n»Vz6igen. Nöld.
mand. Gramm. 97.
3794: .^3VJt ns. virga cecidit, Parel von «A^a,, unter ,^1!
3956: .o>v;firfc Parelbildung zu qjD Zweig, unter ^Si^ll Ges.**
unter n.
3793: ^M v-Jy' »a-tn unter ^^i statt unter oil- Da*^ )u3il.
2596. Brockelmann 402.
3929: |»vL unter ^i statt unter )oiL.
4258: J;t2)Aad qA^^^ ^^^^ o>^ statt ^^, '\m 4268.
3795 : sind die zwei in ^09 zusammenfallenden Wurzeln 1) >509
ysn ^. 2) >aoi ya*l ^ja^, nicht gesondert Lag. Sem. I 26.
3807
3822
3883
3843
3868
3869
3897
3998
jLotr, Fayne Smiths Theacturus gyriacui. 315
4. Sprach- Vergleiohung.
Da der Thesanras auf die Sprachvergleichung
Gewicht legt, will ich nach dieser Richtung einiges nach-
tragen.
3794: ,^-31 putruit Hebr. ap-.. Nöld. vergleicht sam. yi2l
Gen. 19 27. ZDMG., 22, 517.
3795: >^-^ bn-io Ly m 584, das zu^^i Ju, tumuit gehört.
,ai^ bh. sn!
Jl.0j;30 mischn. nnn^c Auch targ.
^Ofi, ns. ^4.
I^09 strepitus, clamor. Ob hierzu yi Hiob 4 u?
)b^ pulvis bei BH zu >öä)4 , ^ja^ . Y^ 8933.
Jj^oi Malve, talm. Ä:»nrT Pfln. 359.
JQ^t elongatio, , > r\y>^ \f^ -i^ elongavit zu yi»,
^J.9 mischnisch, targ. und talm.
Für das Mischnische so zu belegen : N i f. i^-nn«b yrris
Para 3 s T m 632 s. Sifra Schemtnl 45^ Weiss. (Pes. der.
K. 20* n'^'mnKb rrnn: Ber. r. 78 10 Romm.) •»nrn'13
•»mnwb (LA: '^m^:) TRh I 210 is n. b. 22^ j II 57'^ vorl.
Z. — bpn Ktantt yrrns •»in Derech Erez (Hai. ged. 649 s
Hildesheimer. 2 9 Harburger). Aboth der. Nathan 11 cap
33 f 36* Schecht^r. — b"^73 n''^ cn-'-nnKb a^rm: Mech. 62*» 10
Friedmann, (auch Midrasch ha-gadol, Kohut, Nachträge 77).
Sifre n 345, 143** 24. (Danach bei dem synag. Dichter:
■jyn:n i»*t» Kohut, Semit. Studies 392 24.) — D^Jn'i: T»n »b
Sifre n 313, 134^ IZ. Hif. i-rnnsb y%-T-irr Nazir 5 «.
— y-n^in — y-rnn j Ber HI 6* 46. — «m 9^r*V2 Ber.
r. 10 7 Ronun und Parallelstellen. — i^m^ l^«:iD ly y^mn
Aboth der. Nathan I cap. 1 f. 2® 12 Schechter. — (cyrinn
Beth ha-Midrasch VI 36 JeUinek).
Irrig statt HTi-'.n TJoma I 181 2 statt HTinnb TBb
V 404 88, statt nnn-^)3? TSabb. \T 117 28.
3898: ^fiQ^f palpebrae. Wenn die Bedeutung richtig ist, so ist
0*^3''^ '*0'»n anzuführen. Levy IV 447 : Augenlider.
8905: OMui ibo rittlings, kopfüber: o»i ra (Ofi«1 nnn) Monats-
schrift XL 378. — Zu jt^'^ ^Mui Geiger, Urschrift 240 n.
ZDMG. 25, 279.
316 Anzeigen.
3918: JfcoooV ^^ nicht transponiertes JDKC wie ILS. und
n^D^K zeigen.
3932: ^^i»^ forte ex Hebr. to:n!
3951. 3220: jjQi.iL. Brockelmann verweist auf Nöldeke, ZDMG.
35, 497.
3964: 3i, 3967 fc^i, vgl. üB-i Levy IV 462 wackeln, wack-
lig werden.
3966: Zu op^, wenn die LA richtig ist, roona zu vergleichen.
Schwally, Idioticon 89.
3980: jl^^Loo) Fetzen. Nöld. syr. Gr. 35 samar. ^rpn.
3981: ^jujt^ jfccilO l^' müittJi, Nffii«"). So ist Levy I 430'»
für miSTOT und NiDliDT zu lesen. Babbinow z. St. Aruch.
Hai. ged. 202 n- 79 ed. Hildesheimer. Kaftor wa-Pherach
22» Edelmann (131. 132. Luncz).
4009: liÄci^ b\.iit Frucht von Cordia Myxa L ist, wie ich
bei Erauss, Lehnwörter sv I^OODI'JS zeige, identisch mit dem
talmudischen n:c^:i '^b*'©. |*SCU^ Pflanzennamen 68 ist
Druckfehler.
h ft^-^ )j^ft^^ talm. k:2-i31S.
I^'^^ Haarnetz hebr. rrDnilD.
\äa) ]a^^ Fabeln des Sophos 55 4 Landsberger: K'^r:! Mp2''0.
Nöld. mand. Gr. 113 NpaN'O.
4084: jLojL = jtO-^O, 4081: jfc^oQJt, 4109: jft^OQjt, Nm«
Levy IV 529.
4092 : j^r«-«^ ;0>^^ mischnisch y^n^^^ iDin Levy IV 545».
jb^^ü^jt ramus, talm. Nn^22itt3 Levy IV 518».
WM <•
JLqjlGül Nöld. mand. Gr. 49: zu (Jä^ä, ^jöojJiij, neu-
mandaisch 0'«iCNn. „Ursprünglich ist es wohl dem Ara-
mäischen entlehnt und gilt deshalb fär unklassisch.* Das
ist richtig, denn es ist das aram. isrd, Kn:p:!C, auch misch*
nisch lS2d und 'S^ac.
•• • .
4112: N-^ zu nno ^^i^^st* gestellt; besser Völlers, ZDMG. 50,
643 n 2 zu \:^<!* aufreiben, äthiop. sahafa^ schädigen.
4145: j-*>^ sedimentum urinae cf. 4162 jLob^*DA. Eamise-
dinftjä.
4031
4031
4041
4095
4108
L^y Pdyne Smiths Thesaurvu syriaeua. 317
•«
4163: ^^jt neusjr. paralyticus, ist arab. J»um.
4170
4170
4278
4283
|"^_\g^^ Pustulae. Vgl. sam. T^pi^b«) und pabnc«.
VjVfi ns Yulsit cf.
I'^SÜML crepusculum bibL-aram. u. targ. NiDIDü.
«Afijt jer. syr. placavit, JAOa syr. Stille (?) bibl.-
hebr. UpiS, dazu stellt PSm mit Recht V^^ c>Xm.. Für
den Lautwandel vgl. ntDp j^JüD.
4328: Ij^ neusyr. insecta, vgl. yn® j^Jt.
^, |«*ViL ns. vitnlus, vgl. syr. |d;jl = |io\^ .
lapsus est vergleicht PSm talm. p^V9, es ist aber
talm. !?n"C zu vergleichen. So, nicht 'b wie Levy IV 612
und danach Kohut sv haben. Für das talm. Wort:
Hamaggid IX (1865) 366 f. Frankel, Einleit. Jerusch. 17*.
4337: JVoly l^'^ stercus. Dazu ist nicht bibl.-hebr. 0-*.D jL;S,
sondern oci bibl.-hebr. zu stellen.
4338: |fiu;jL vacuus auch ns 4340. Vgl. pno.
4330
4334
4031
4109
4101
5. Ungenügend Erklärtes.
^^A^jL malum Persicum ist persisch.
V^Q2D90bA ist persisch ^/^y^S , £, j^y^ Vullers I 102.
Zeile 8 v. u.: glaucium lies collyrium e glaucio.
Daselbst ist zu — ,LJl w*^ nachzutragen: BB 147 J;^/ —
LI 148. 115 Jio>-/. PSm 139.
s^iOV^iL lac asclepiadis [giganteae].
\JfS^m, Gen. XTV 2 : naw:« des hebr. Textes.
Zeüe 5 V. u. op<%^;Kon\^^ yr^c ivTtga: 730. BB 498.
jer.-syr. platea. Schwally vermutet axoai.
4143
4204
4342
4353
6. Druckfehler.
3782 Z. 5 V. u. : felis 1. mustela. — 3905 Z. 3 v. u. : oesophagi.
— 6 V. u. : primipilaris. — 3974 Z. 2: |jOOV — 4127 ii
Nilus. — 4145 Z. 2 ^jä^jl. — 4204 s colchici. — 4253 J^(
matrix L natrix? — 4263 of^A. U^^S- — 4279 Z. 12 v. u.:
)Ko-^. — 4326 Z. 17: fructus edibilis" — 4344 Z. 11 v. u.: flos
albus 1. lilium album.
Szegedin. Immanuel Löw.
318 Anzeigen,
Stetnachneider (Mor.) , Vorlesungen über die Kunde
hebräischer Handschriften^ deren Sammlungen und Ver-
zeichnisse, Mit einer Schrifttafel. (Beiheft XIX zum
Centralblatt fiir Bibliothekswesen.) Leipzig, Otto HarragsO'
witz 1897. 80. X und 110 Seiten.
Auf keinem Grebiete mittelalterlicher Quellenforschnng hst
leichtfertige Unkenntnis, in den Mantel der Gelehrsamkeit gehüllt^
Jahrhunderte hindurch so ungehindert sich breit machen dürfen,
wie auf dem Gebiete der hebräischen Handschriflenkunde. Diese
bedauerliche Erscheinung kann aber den nicht Wunder nehmen,
der es weiss, wie viele und grosse Schwierigkeiten das Lesen
hebräischer Manuskripte — Bibelhandschriften ausgenommen —
bietet, und wie überaus wenig und einseitig die Universitas litterarom
sich bisher mit diesem Special-Zweige der mittelalterlichen Litterator
beschäftigt hat. Es kann jemand ein vortrefflicher Kenner des
biblischen Hebräisch sein, auch an der Hand eines neuhebrtlischen
Wörterbuches talmudische Texte glatt bewältigen, dazu noch vieles
aus der gedruckten hebräischen Litteratur des Mittelalters genau
gelesen haben und schliesslich mit Hilfe der Neubauer sehen Schrift-
proben die Buchstaben einer hebräischen Handschrift leidlich ent«
Ziffern, selbst solche nicht gering anzuschlagende Fachgelehrsam-
keit wird, wie die Erfahrung gelehrt hat, da, wo es sich um Be-
schreibung und Kritik hebräischer Handschriften handelt, oft in
Verlegenheit geraten und der Gefahr bedauerlicher und zugleich
ergötzlicher Missverständnisse, für den Kenner ebenso ärgerlicher
wie lächerlicher Irrtümer ausgesetzt bleiben. Viele Äusserlichkeiten,
auf die es bei Beschreibung einer Handschrift mit ankommt, wie
Namen des Schreibers und des Besitzers, Orts- und Zeitangabe,
und die anderen Elemente der üblichen Epigraphie mit ihren zahl-
reichen Abbreviaturen, die z. T. noch nicht entziffert sind, bieten
ihre ganz eigenartigen Schwierigkeiten, und es konnte z. B. selbst
dem grundgelehrten und streng gewissenhafben Verfasser der vor-
trefflichen Biblioth. hebr., einem Forscher und Kenner ersten Ranges,
das Missgeschick widerfahren, dass er aus „Samuel, Sohn des
Herrn . . . .* (n'ten bKirc) einen , Samuel Bochmer' machte
- (Wolf I, 2049).
Noch giebt es keine Lehranstalt, ja nicht einmal einen akade-
mischen Lehrstuhl für die selbständige Pflege der hebräischen Hand-
schriftenkunde, keine Encyklopädie , keine Monographie hat bisher
dieses vernachlässigten Stiefkindes der Wissenschaft mit Liebe sich
angenommen. Mühsam nur auf dem Wege des Selbststudiums und
einer durch eingehende Autopsie allmählich gewonnenen Erfahrung
haben einzelne zu Meistern der hebräischen Handschriftenkunde sich
emporgearbeitet. Für dieses Fachstudium sind die wenigen vor-
handenen Hilfsmittel bei weitem nicht ausreichend, zum grossen
Teile unzuverlässig, zum nicht geringen Teile völlig unbrauchbar.
Porgts, Steinschneiders Vorltmmgen üb. d. Kunde hehr. Hse, ete. 319
Selbst die Handschriftenverzeichnisse lassen noch viel zu wünschen
übrig. So ist z. B. der vor etwa fünfzig Jahren angefertigte Katalog
der hebräischen Manuskripte der Wiener Hof bibliothek ein stümper-
haftes Machwerk zu nennen, obwohl der kurz vorher i. J. 1838
erschienene Handschriften -Katalog der Leipziger Raisbibliothek als
nachahmenswerte Musterarbeit dienen konnte. Von den Katalogen
abgesehen, besteht das vorhandene Material zur Kunde hebräischer
Handschniten grösstenteils aus kleinen Notizen, die in Werken und
Zeitschriften in den verschiedensten Sprachen zerstreut, ja versteckt,
aus einer unendlichen Menge von Einzelheiten, die zum Teil schwer
auÜEufinden sind.
Unter den gegenwärtig lebenden Gelehrten aber giebt es wohl
keinen, der eine so umfassende und gründliche Kenntnis und eine
so reiche praktische Erfahrung auf dem Gebiete hebräischer Hand-
schriftenkunde mit einer so souveiUnen Beherrschung der gesammten
hierauf bezüglichen Litteratur verbindet, Mrie der Nestor der hebrä-
ischen Bibliographie, Steinschneider. Darum ist es freudig
zu begrössen und mit Dank entgegenzunehmen, dass der Altmeister
der Bücherkunde sich entschlossen hat, seine seit ungef^r zwanzig
Jahren in einem kleinen Kreise von Hörern gehaltenen und durch
fortlaufende Nachti^ge, Zusätze und Berichtigungen dem jeweiligen
Stande der Wissenschaften angepassten „Vorlesungen über die Kunde
der hebräischen Handschriften'^ durch den Druck weiteren Kreisen
zugänglich zu machen. Nicht ein abschliessendes Werk konnte ge-
boten werden, auch nicht ein Lehrbuch oder Handbuch beabsichtigte
der Verf. zu geben, sondern nur „die Grundzüge einer künftigen
Monographie oder auch einer Vorlesung vorzuzeichnen, worin kein
zur Sache gehöriger einzelner Gegenstand oder Gesichtspunkt gänzlich
übergangen oder ohne jeden faktischen Beleg und die Hinweisung
auf sichere Zusammenstellungen geblieben sei'^. Vollständigkeit des
Stoffes wird noch lange ein fronmier Wunsch bleiben; sind doch z. B.
erst vor Jahresfrist aus den ägyptischen Genisoth Schätze noch uner-
forschten handschriftlichen Materials nach England gekommen, deren
Sichtung und Bearbeitung voraussichtlich noch eine lange Beihe von
Jahren erfordern und die Kunde der hebräischen Handschriften aus
dem Orient um ein bedeutendes erweitem und bereichem wird.
Dass auch bei dieser Arbeit Steinschneiders sein staunenswerter
Sammelfleiss sich nicht verleugnet, bedarf keiner besonderen Hervor-
hebung, um so mehr verdient anerkannt zu werden, dass die über-
reiche Fülle des aus tausenden Materialsplittem zusammengetragenen
Stoffes nicht verwirrend wirkt, sondern durch zweckmässige An-
ordnung übersichtlich und durch drei treffliche Register aufs beste
nutzbar gemacht worden ist.
Das Büchlein bietet reichhaltige Belehrung über alle die
Ausserlichkeiten, die für die richtige Beurteilung und Beschreibung
hebräischer Handschriften als wichtig in Betracht kommen, wie auch
über die früher und jetzt vorhandenen hebräischen Handschriften-
320 Anzeigen,
Sammlungen und Handschriften -Verzeichnisse. Schon aus der
kurzen der Einleitung vorausgeschickten Übersicht ergiebt sich die
Reichhaltigkeit des Inhaltes, der keinen wesentlichen Punkt ver-
missen lässt und nur zu Nachträgen und Berichtigungen von
Einzelheiten Gelegenheit bietet.
Zu S. 6 Z. 13 und S. 17 Anm. 1 : Ein genaues Bezept für Be-
reitung von b^'ia schon bei dem Gaon Natronai, s. Responsen der
Gaonim nmon -«^lyo, Leipz. 1858, n. 332, und bei Hai Gaon, Besp.
d. Gaon. ed. Harkavy, BerL 1887, n. 63. — S. 20 Z. 22 muss es
wohl „Leim" st. „Lein* heissen. — Zu S. 23: Tintenrezept s. auch
Machsor Vitry 653 ff. — S. 24 Z. 5 : Die Palimpseste , Hebriüscb
über Syrisch -Palästinisch geschrieben, sind herausgegeben mit faksi-
milierten Tafeln von GwiUiam in Anecd. Ox., Sem. Series I 1893.
— S. 26 Z. 2 will besagen, dass das Fabelbuch •'riTanpn ba73 des
Isaak Sahula mit Illustrationen versehen ist Das Gitat ans Joseph
Caspi's non?:n nnafi^ (abgedruckt in dem Sammelwerke D^rpi cr::.
Frankf. a. M. 1854, was der Verfasser hinzuzufügen vergass) scheint
mir insofern unrichtig, als die Worte D"»i«*i o:-K und 0D"»rT3 o^c^^nT*^
sich wohl nicht auf die Illustrationen, sondern auf die Erzählungen
beziehen, die, wie Gaspi meint, „unpassend und innerlich unwahr^
seien. — Zu S. 28 Anm. 40: Ein Faksimile einer alten Machsor-
Handschrift des XII. oder XIII. Jahrb. in dem Katalog ^ccn r^a
Amst. 1868. — S. 29 Anm. 47: r?oa rxyr'':i und npi *ro s. auch
Machsor Vitry 655. — Zu S. 30 ist El. Levita, Tischbi s. v. a-^po*:
heranzuziehen. Dort erfahren wii* auch, dass pMbri» na^PD oder
nrm« "^Kn bo 'pd die Schrift bedeutet, wo die Buchstaben ■*
und 1 in der Mitte von T, n, n untergebracht und die Buch-
staben durch Ligaturen mit einander verbunden sind, also wohl =
rr^ibp na^PD, aber nicht in dem Sinne von „hängende*, schiefe
Schrift, sondern aneinander- oder ineinandergehängte Buchstaben auf
weisende Schrift. — Zu S. 30 Anm. 48 s. El. Levita, Tischbi s. v.
tyb. — Die zu S. 31 gehörende Schrifttafel ist selbst mit der im
Vorworte S. VI gegebenen Erklärung als misslungen zu bezeichnen
darum, weil daraus nicht zu ersehen ist, zu welchen Schriftarten
die einzelnen von den Quadratlettem abweichenden Buchstaben-
formen gehören. Vollständige Alphabete in Rubriken nebeneinander
von oben nach unten gehend mit entsprechender Überschrift für
jeden besonderen Schriftcharakter wären am Platze gewesen. —
S. 33 Anm. 2 : b^"^iD n*)D3 bedeutet vermutlich ,in Folio-Band'. —
Zu S. 35 Z. 5: Der Raschi-Konunentar zu Hiob ist mehrfach er-
gänzt worden, s. Rosin, R. Sam. b. Metr (1880), S. 16 ff. — Das.
Z. 8: Defekte in der Vorlage werden oft vom Abschreiber ver-
merkt mit Formeln, wie n?3D 3?ii"» ■*:■»» INDS "^on u. dgl. und diesp
Worte als nicht zum Texte gehörig durch Punkte oder Striche
über den Buchstaben kenntlich gemacht. — In § 17 (Abschreiber)
war auch der Schreiberinnen Erwähnung zu thun, so der
Schreiberin Paula, der Ur- Urenkelin des Verfassers des Arucb.
Nöldeke, EMgUehs Mu9em nu Berlin. MiUheikmgen etc. 321
die 1288 in Rom den Cod. 104 der Breslauer Seminar - Bibliothek
geschrieben hat — S. 47 Z. 24 st. :n"ba ö"nbn 1.: n"bD ü'bbn
(mon nbn^b -»d ma "»d 'nb "mn). — Das. Z. 29 1. Ms. Maihingen,
Mtschr. 1868 S. 319 nn« ccn is-rrb« Dün ^m».
Stehengebliebene, aber von einem kundigen Leser leicht zu
verbessernde Druckfehler sind: S. 47 Z. 22 st. n"bn 1. n"bn;
48,23 st. rt 1. n; 49, 18 st. ^mrab 1. ^inb; 53, 18 st. 1822 1.
1828; 55, 8 v. u. st ni-» 1. n"T'; 56, Anm. 27 st -^rbp 1. -»na-^bp;
67, Yorletzte Z. st »mit" 1. „aus", gemeint ist der Katalog n*a
••EOn; 68, 17 1. Eleasar; Index S. 110 st ip^n L ^p-ri.
Die „Vorlesungen", die langsam gereifte Frucht einer etwa
sechzigjährigen mühseligen Forschung und Stoffsammlung, werden
em hochwillkommenes, unentbehrliches Hilfsmittel der Belehrung
sein für alle diejenigen, die es vorziehen, an der Hand eines zu-
verlSssigen, kundigen Führers das Feld der hebräischen Hand-
schriftenkunde zu betreten, statt fuhriBrlos Schritt für Schritt durch
eigene Anstrengung sich den schwierigen Weg selbst zu bahnen.
Porges.
Königliche Mvseen zu Berlin. Miitheäungen aus den orien-
talischen Sammlungen, Heft XII. Atufgrabungen in Ben-
dschirli IL Auagraiungsbericht und Architektur. Mit
25 Tafeln. Berlin 1898 (S. 25—200. Tab. IX— XXXHI.
Gr. 40).
Das zweite Heft des Werkes^) enthält nach einem orientieren-
den Vorwort Luschan's zuerst den ausführlichen Bericht des ver-
storbenen Humann über die erste Ausgrabung zu Sendschirli im
Jahre 1888. Mit gutem Grunde hat man aber darauf verzichtet,
auch über die späteren Ausgrabungen solche Berichte zu geben;
die Darstellung ihrer Resultate ist ja das bei weitem Wichtigere.
Der grösste Theil des Heftes gilt also der Architectur. Robert
Koldewey zeigt hier, was sich aus den bis jetzt aufgedeckten Resten
über die Bauwerke jener alten Königstadt ermitteln lässt Auch
wer auf diesem Gebiete so gänzlich der Sachkenntniss entbehrt wie
ich, muss doch zu der Ueberzeugung kommen, dass Koldewey 's
Ergebnisse freilich schwer zu erreichen waren, dass sie aber zum
grossen Theil sicher stehn. Er hat sich sehr erfolgreich bemüht,
das Unter- und Durcheinander der Trümmer zu entwirren, an dem
die Hand der Feinde, die Arbeit der späteren Bewohner, welche mit
dem Material der älteren Bauten ihre Häuser oder Hütten auf-
föhrten, und endlich die stetig wirkenden, gelegentlich auch gewalt-
sam auftretenden Naturkräfte ihre zerstörende Macht nur zu gut
bewährt haben. Die Tafeln und die zahlreichen Bilder im Text —
1) Vgl. dieM ZeiUchrift 47, 96 ff.
Bd. LU. 21
322 Aiueigen,
Ansichten, Pläne, Durchschnitte, Bestanrationen u. s. w. — gehen
uns, so weit es his jetzt möglich, eine Anschauung von dem, was
dort einst war und jetzt ist. Koldewej sucht auch die Greschichta
der Bauten in Sendschirli und ihre Stellung in der Geschichte der
Architectur üherhaupt zu bestimmen. Er zeigt uns die Verwandt-
Schaft des dortigen Baustils mit dem andrer Länder Asiens. Er
deutet auch auf die Wichtigkeit hin, welche die aus Sendschirli
gewonnenen Erkenntnisse für das A. T. haben. Freilich ist zu be-
denken, dass die Bauausdrücke des A. T. zum grossen Theil unklar
sind und z. B. eine Beconstruction des Salomonischen Tempels auch
nur in ihren Orundzügen kaum ohne grosse Willkür möglich ist
Koldewej schien berechtigt zu sein, die angebliche „Festung* des
Baal Berith in Sichem mit dem grossen «Hilani* in Sendschirli
zusammenzustellen (S. 186), aber das ist doch nicht mehr zulässig,
nachdem G. Hoffinann (Zeitschr. für Assyr. 1896, 322 f.) erwiesen
hat, dass n*^^^ Richter 9, 46, 49 ; 1 Sam. 13, 6 nicht einen Hoch-
bau, sondern einen Schacht, Keller im Felsen bedeutet*).
Zur Orientierung über die Anlagen der Könige von Sam'al
wird natürlich die vortrefflich erhaltene « Bauinschrift ** benutzt
Leider ist aber auch ihr Süm durchaus nicht ganz klar. So kann
ich mir noch inuner nicht denken, dass NH und n3T darin auf ein-
und dasselbe Gebäude gehn sollen. Hoffentlich bringen weitere Funde
uns Aufklärung.
Dem nächsten Hefte, das die Sculpturen behandeln soll, sehn
wir mit Erwartung entgegen. Ganz besonders zu wünschen
ist aber, dass die Ausgrabungen in Sendschirli und
in Nordsyrien überhaupt recht bald rüstig fortgesetzt
werden. Ich muss offen gestehn, dass ich es nicht gewagt hätte,
über dies Heft, dass sich fast ganz meiner Competenz entzieht, zn
schreiben, wenn ich nicht die Gelegenheit hätte benutzen wollen,
nachdrücklich zur Weiterführung des schönen Unternehmens auf-
zufordern. Femer erkläre ich, dass ich es jetzt für mindestens
ebenso wichtig halte, die Alterthümer des nördlichen Syriens, nament-
lich die Inschriften, ans Licht zu fördern, als die Babyloniens und
Assyriens^).
Auf alle Fälle gebührt nicht bloss den Männern unser wärmster
Dank, welche die Ausgrabungen geleitet und bearbeitet, sondern
auch denen, welche sie durch reiche Spenden erst ermöglicht haben
— Se Majestät der Kaiser voran.
Strassburg i. E. Th. Nöldeke.
1) Daas die Ausdrucke np*1p Jes. 82, 5 und '^^^ Jer. 51, 58 auf
Unterminiemiig durch belngemde Feinde gehen (S. 182), bt mir anch sehr nn-
wahncheinlieh.
2) Sehr empfehlen dürfte sich Übrigens auch, die gewaltigen Bnlnen ron
Hatra einmal gründlich zu untersuchen. Es wäre doch seltsam, wenn sieh
da nicht auch noch Inschriften fknden.
323
... *
Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durränl
(1747—1773).
Von
Oskar Mann.
VI
V^...^.yju'^ IjJu^ iZjSü ^\Sj:i\ ^ oU>50 JX«. »L^Ä-^j
^U^^yüi- yüJ^JÜb 3^.-^ vJUaS'yi c5Juf ^LäI
MeShed war inzwischen von Al^med S&h fest umschlossen ge-
halten worden, und bald wurde der Mangel an Zufuhr in der Stadt
fühlbar. Dazu kam noch, dass die Banden der S&mlü und ^arftf
und anderer Stämme, die Mlrz& Emln zur Verteidigung der Stadt
&a%eboten hatte, albnählich ihre Raublust und Beutegier an den
ihrem Schutze anvertrauten unglücklichen Bewohnern ausliessen, so
dass fast in jeder Nacht irgend einer der Einwohner in seinem
Hanse von den gänzlich disciplinlosen Horden überfallen wurde.
So fanden denn die Unterhandlungen, welche Mu^ammed Te^t mit
Mlrz4 Emln anknüpfte, auf seiten der Belagerten ein freundliches
Entgegenkonunen.
Zunächst forderte Mu);^anmied Tekt unbedingte Unterwerfung
unter den Willen des A^med Sah und die Anruftmg der könig-
lichen Gnade. Dies wurde rundweg abgeschlagen, und von Mlrzä
Emln dagegen als Grundlage für weitere Verhandlungen die so-
fortige Aufhebung der Belagerung verlangt. Schliesslich wurde
zwecks gemeinschaftlicher Beratung eine Zusammenkunft zwischen
Mn^ammed Te^i und Mlrzä Emin verabredet, die dann auch statt-
fand. Emin schob alle Schuld auf die Bewohner MeSheds, die ihn
Bd. LU. 22
324 Mannf Quellensttub'en zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnf,
X
mit Gewalt davon abgehalten hätten, sich Ahmed Sah zu miter-
werfen. Die Afghanen sollten nur die Belagerung der Stadt auf-
heben, dann würden auch die Oberhäupter der Stadt sich mit den
nötigen Geschenken bei A^med einfinden. Mulbammed Tek! ging
auf diesen Vorschlag ein, gab aber zu bedenken, dass, da der Winter
sehr nahe sei, die Zugtiere der Afghanen augenblicklich nach den
Germsir&t weggeschickt seien, um dort verpflegt zu werden [dass
also ein Abzug Aljmeds nicht so schnell bewerkstelligt werden
könne] ; es mögen deshalb die Bewohner der Stadt ohne Furcht vor
Übergriffen seitens der Afghanen, die Thore der Stadt öflhen, und
so einen Verkehr zwischen Belagerten und Belagerern ermöglichen.
MirzA Emin, nach MeShed zurückgekehrt, stachelte die Bewohner von
neuem zum Widerstände an. Jedoch wurde von den Machthabeni,
die sich nach Euhe und Frieden sehnten, die Absendung einer Ge-
sandtschaft an Ahmed ^selbst verlangt. Demgemäss begaben sich
denn auch Akä Zain el-'Abidin und 'Abd Husain B^g zu A|jmed, die
sehr gnädig aufgenommen wurden, und voller Befriedigung zm'uck-
kehrten. Doch Mirzä Emin Hess das Gerücht verbreiten, das Heer
der Afghanen litte schon stark unter dem Mangel an Lebens-
mitteln, es könne sich nur noch wenige Tage halten, so dass von
neuem die Hoffnung auf einen erfolgreichen Widerstand Raum ge-
wann. Doch da Tag auf Tag verging, ohne dass die Afghanen
abzogen, während in der Stadt die Preise der Lebensmittel ins
Ungeheure stiegen, so zwangen die Bewohner endlich den Mirzä
Emin, mit den Friedensverhandlungen Ernst zu machen. Es wurden
nunmehr Mirzä Muhammed Radi, welcher Näzir der Mesgid-i-gami'
und Wäkif-newis in Diensten des Sah Ru^ Sah, und wegen seiner
Humanität und Frömmigkeit, sowie auch wegen seiner Beredsam-
keit, bekannt und sehr beliebt war, zusammen mit A^ä Muhammed
und Mirzä *Askari, dem Bruder des Mirzä Emin zu den Afghanen
gesendet, um die Stimmung im Lager auszukundschaften. Sollten
die Abgesandten den Eindruck gewinnen, dass ein Widerstand gegen
Ahmed nutzlos sei, so wollte man hernach den Sah Rülj Sah um
Frieden zu bitten veranlassen; wenn aber die Lage für die Stadt
günstig erscheine, so würde man alle Armen, und wer überhaupt
weniger als für ein Jahr Lebensmittel besitze, aus der Stadt hinanü-
treiben, deren geringe Habe unter die Soldaten veii-eilen, und den
Widerstand mit Nachdruck fortsetzen. Den Gesandten ^vurde noch
seitens des Mirzä Emin unbedingter Gehorsam gegen Muhammed
Radi zur Pflicht gemacht.
Die Gesandtschaft wurde von Ahmed freundlich empfangen,
wobei Ahmed versichei'te , dass er nur wegen der ausserordentlich
bedrängten Lage der Bewohner Mesheds sich zur Einmischung in
die Verhältnisse der Stadt entschlossen habe. Seine Absicht sei
urspriinglich nur gewesen, eine Wallfahrt zu dem Grabe des ImAra
zu machen und dabei den Bewohnern der Stadt den langersehnten
Frieden zu verschaffen. Nun habe man aber sich ihm feindlich
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des AJtmed bah Durrdnt. 325
gegenübergestellt , imd bereits sechs Monate lang ') den zähesten
Widerstand geleistet, so dass die in der Stadt herrschende Not
nnerträglich geworden sein raüsste. Darauf drückten die Gesandten
ihr Bedauern über das Missverstehen der gütigen Absichten Ahmeds
aus und baten demütig um Gnade. Sie wurden dann, reichlich
mit Ehrenkleidern beschenkt, nach der Stadt entlassen. In Me^hed
gaben sie eine beredte Schilderung des vorzüglichen Standes der
Verpflegung und der ausserordentlich gut geregelten Zufuhr bei
den Afghanen.
Sie wiederholten dann, was Ahmed schon früher hatte ver-
sichern lassen, dass die Afghanen es durchaus nicht auf eine
Plünderung der Stadt abgesehen hätten, sondern dass sie bei der
Übergabe MeSheds mit der grössten Mässigung verfahren würden,
da Aljimed seinen Soldaten die schwersten Strafen für jeglichen
Übergriff angedroht hätte. Als diese Nachrichten allgemeiner be-
kannt wurden, liefen die Einwohner von allen Seiten zu dem Hause
des Mirzä Emin zusammen, imd forderten laut und drohend, dass
den Afghanen die Thore geöffnet würden. Emln musste dem
Drängen endlich nachgeben und bat den Sah Ru^ Sah, die Ver-
mittelnng zu übernehmen und von Ali med Sah die Einstellung der
Feindseligkeiten zu erbitten. Demgemäss machte sich S&h Ru^ Sah
am 16. §afar (1168) auf den Weg, Als die Kunde von seinem
Aufbruch zu Ahmed gelangte, Hess dieser sämtliche Würdenträger
und hohen Offiziere dem Enkel Nadirs entgegenziehen und ihn mit
grossem Gepränge in das afghanische Lager geleiten. Mu^ammed
Teki 5^n Sirazl wurde zum Mihm&ndar des königlichen Gastes
ernannt. Am folgenden Tage fand sodann der feierliche Empfang
statt, öäh Rul} S&h bat A^med um Vergebung alles Bösen , was .
die Einwohner MeSheds den Afghanen angethan hätten, worauf
Ahmed o&h ein Aman-nftme, welches vollständige Verzeihung ver-
si»rach, an die Bewohner der Stadt erliess. Drei Tage lang ver-
weilte Sah Ruh im Lager der Afghanen. Am vierten endlich be-
eab er sich wieder in die Stadt zurück. In seiner Begleitung
befanden sich einige der 'Ulemä, die Ahmed beauftragte, in der
Hauptmoschee die 5^t^e für ihn zu verlesen, sowie ein Münzpräger
(^Lö), der in der Stadt Münzen in Ahmeds Namen schlagen
böllte. Am Gum'a den 19.*), welchen Tag die Sterndeuter als
glückbringend bezeichnet hatten, wurden in der Mesgid - i - gami'
durch Verlesen der ^^t^a in Aljmeds Namen diesem als Oberherrn
1 1 Cf. oben in Kap. IV. Die ZaU 6 iat etwas hoch gegriffen. Weiter nnten
wird als Datum der Ankunft des Sah Ruh im Lager Ahmeds der 16. Safar
4 also schon 1168) angegeben. Da am 25. Ramadan die Cernierung der Stadt'
l^eginn, so sind kaum 5 Monate verflossen. Wir befinden uns also jetzt im
Anfang des Dezembers 1754.
2) Nach den Wüstenfeldschen Tabellen wäre der 19. Safar 1108 »
Donnerstag, dem 6. Dezember 1754.
22*
326 Mann, Quellensiudien aur Geschichte de» Ahmed Sah DurrM.
feierlichst gehuldigt Nach den Feierlichkeiten Hess 8&h Ko^ Sah
den Mlrz& Emtn zu sich entbieten, und machte ihm energische
Vorhaltungen wegen seines doppelzüngigen Verhaltens den Afghanen
und den Bewohnern MeSieds gegenüber, so dass Mirzft Emfn es
für das Geratenste hielt, sobald als möglich persönlich die Gnade
des Afghanenherrschers anzurufen. Sogleich am folgenden Tage,
dem 20., begab er sich ins afghanische Lager. A^med Sah liess
trotz der vielfachen ünthaten Emlns in den letzten fünf Monaten^)
Gnade für Becht ergehen. Mtrzft Emtn war dann im Lager ver-
blieben, und wohnte im Hause des Mu^ammed Tekl ^^^ ^^^
hatte er auch sein Geld und seine Kostbarkeiten in dem Zimmer,
welches er bewohnte, verborgen, und pflegte des Nachts die Sachen
unter sein Kopfkissen zu legen. Dies hatte einer der Farrai des
Muhammed Te^i ]^än in Erfahrung gebracht, und war zur Nacht-
zeit in das Zinuner eingedrungen, um das Geld zu stehlen. Er
hatte aber unter dem Kopfkissen nichts gefunden und wollte sich
unverrichteter Sache wieder aus dem Zinuner schleichen. In der
Dunkelheit berührte er hierbei den Körper des Schlafenden, so
dass dieser atifwachte. Sofort stürzte er dem Diebe nach, holte
ihn bald ein und es begann ein heftiger Kampf, in dessen Verlani'
M!rzä Emtn den Hals des Diebes packte, während jener ein Messer
zog und es dem Emtn in die Seite stiess. Emin musste den Ver-
brecher loslassen, und dieser entkam nach dem Küh-i-mftje-i-Me£hed.
Mirzft Emln wurde bald darauf von seinen Leuten gefunden, und
verstarb nach wenigen Augenblicken. Als AJ^med Sät am nächsten
Morgen von diesen Vorgängen Kunde erhielt, geriet er in Zorn
und gab den Befehl, mit allen möglichen Mitteln den Verbrecher
einzufangen. Da nun zufällig der Dieb auf der Flucht von
einem Schreiber des Mu^anmied Te^i gesehen und als einer der
FarrftS erkannt worden war, so wurde er nach wenigen Tagen in
dem Knh-i-mftje-i-Me^hed ergriffen, und auf Befehl A^eds dem
Bruder des Ermordeten zur Bestrafung übergeben. Einige Tage
später erhob A^med §fth den A^ft Serif, einen der Oberen in
MeShed zum Range eines !^&n, und schickte ihn am 25. ($afar) in
die Stadt, wo er an Stelle des getöteten Mirzä Emin die Leitoog
der Geschäfte übernehmen sollte. Darauf ö£fheten auch die Ein-
wohner von Me^hed die Thore der Stadt, und es entwickelte sich
ein friedlicher Verkehr zwischen Belagerern und Belagerten, der
den Einwohnern die so lange entbehrten Lebensmittel reichlich zn-
fährte. AJ^med Sah machte eine Wallfahrt zum Grabe des ^Alt
ben Müsft er-Ri4ft («^^ojä^ »^ywo &.mJüU xiU^I ^y> f^^^
^J^ O^ ^ cAl^' J^^ ^^^ J^J^ ^^3^' J^
. . . «JüäI ß^ ^»hc ojL*^ ^?Ju 3 JÜUü . . . LtojJt) und liess
1) Hier die richtige Zahl. Siehe oben.
Manny QueUengtudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdni. 327
bei dieser Gelegenheit den Kuppelschmuck des Grabes, einen reich
vergoldeten Rosenstrauss, der durch eine Feuersbrunst arg gelitten
hatte, wieder herstellen, und ebenso die Grablampe (JuJüLs), die
einen Wert von 3000 TomÄn *) hatte, und die Mlrz& EmSn wahrend
der Belagerung zerbrochen und zu Gelde gemacht hatte.
vn.
o^'^ u^'^ v*oL«^ ur^ (^ i\^ »^ ^j?^ [w 3] v:>-*^ 3
Sowie nach dem Beginne des Frühlings die Witterung wieder
milder wurde, entsandte Ahnied §fth den 'Abdallah !^än Durr&nl
mit einigen Truppen nach Ni^apür auf eine Art Rekognoszierung.
Nachdem ^Abdallah 9&n die Umgegend der Stadt verwüstet hatte,
kehrte er mit vielen Gefangenen wieder ins Lager zurück.
vni.
JJioLj ^^ljj{ ui^Ull j^3 w^*'u4-« vä^jiaL- (jJUjAj j^Lo y
Nach der Unterwerfung von MeShed beschloss A^med S&h
sich gegen Ni^&pür zu wenden. Er schickte zunächst einen Teil
seiner Truppen unter Emir ^&n KarftI, ^elil IJän MiSmest, dem
Häkim von Tur^iz, und Isma^il H&n, dem Hftkim von ^wftf nach
NSftpür, die den *Abbfts Kuli 5&n, welcher in der Stadt den Be-
fehl führte, zur Übergabe auffordern sollten. Weigere jener sich,
1) Die Handschrift hat ^^yC J^9^,
S) In der Hs. fehlen die Einer der Jahreszahl ^i » . Zu dieser Über-
Khrift vgl. B. St. Poole, The coins of the Sh&hs of Persia, Introd. p. LI. Der
«rite Satz dieses Kapitels lautet: j5j jO , . . vi'*-w- ^! j^^lsi>CfVp ^3jjJ
SJs\ ö'Jb't j^UJl ^^U> »1^ ^. ^^ v&re der 23. März 1755 nach
Wastenfeld. Das „Gnlsen-i-Mariid" (s. oben) giebt ab Neqjahrstag dieses Jahres
den 7. öam&da II. an (Bleu, Supplement to the Catalogue of Persian Mss. in
the Brit. Mas. pag. 44). In der That fiUlt der Frühlingsanfang im Jahre 1755
aaf den 81. Mftrz.
3) Die Handschrift schreibt fast ausnahmslos .^l\^ und meist anch
328 Mann, Quellenstttdien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdni.
Ahmed persönlich zu huldigen, so sollten die Afghanen NiUpur
umschliessen , und mit weiteren Massregeln bis zum Eintretfen
Ahmeds warten. In MeShed selbst übertrug Ahmed dem §äh Rnli
Sah von neuem die Königsherrschaft über Irftn (. ..(5ljl/J«^vj^ 3
Am Montag dem 27. Regeb fand die feierliche Einsetzung des
§äh Ruh §äh statt (v^^oIaJu. ^U t^ww^-J^itj »U vi>J*^ ^jj"
(jÄtO ^ IjJj?^ iJ:i>'w* ^^^-^j^J ^'uÄJ^'w^ J:>Li> o'J.-Lju 3 vXJbj-
j^LJj . . . vi>wt 2JC5Ü ^jo'u^aÄi>t JÄ (?) cLftwiw^^ p^^-^ »'-^äj'uJ Cya>
Zum Häkim von Meshed wurde Muhammed Eazim Han, der
Sohn eines Oheims (^) von Sah Rulj Sah, zum WezSr-i-a'zem
Ga'far Hän Kurd und zum Wekil ed-doule Nur Muhammed Hau
DuiTäni bestimmt, und femer wurde zum Schutze der Herrschaft
eine Truppe von 2 — 300 Mann aus dem afghanischen Heere in
Meshed zurückgelassen. An demselben Tage begann dann Ahiue^i
seinen Marsch gegen Nisäpür, und machte am Abend in dem Dorfe
ö-b zwei Parsal] von MeShed entfernt, Halt. Der Marsch wurde
dann am Donnerstag den 29. fortgesetzt*). Alles in allem hatte
Ahmed Sah elf Monate sich vor MeShed aufgehalten (v ^ -^ x^»
m f. m
Auf dem weiteren Marsche gelangte an Aljmed Sah die Nach-
richt, dass die Bewohner von Sebzewar sich aus Furcht vor den
Afghanen in die Walddickichte von Asteräbäd zu flüchten beab-
sichtigten. Um dies zu verhindern erhielt Sah Pesend Hän den
Befehl, die schon vor Nisapür unter Emir IJän Karäl liegenden
Tmppen an sich zu ziehen, mit ihnen nach Sebzewftr zu gehen, und
dort jeder Bewegung der Bewohner nach Asteräbad in den Weg
1) In diesem Datum würde der angegebene WochentAg (k^J>Jm^sJS\ mit
dem 29. Ke^^eb für das Jahr 1169 stimmen (nach Wüstenfelds Tabellen fällt
der 1. Sa'ban auf einen Sonnabend). Beiläufig bemerkt ist dies fast das einzige
Datum in dem Tarili, welches in dieser Weise richtig angegeben ist. Alisa
grosses Gewicht wird man den Angaben über die Wochentage nicht beilegen
dürfen, wenn man sieht, wie hier auf zwei aufeinanderfolgenden Seiten der
Handschrift, einmal von Montag dem 27., und dann von Donnerstag dem 2i*.
gesprochen wird.
2) S. oben. Am 25. Ramadnn hatte die Umschliessung der Stadt be-
gonnen.
Mann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durr&nt 329
V
zu treten. Sah Pesend 5&n verlegte alle Strassen in der Umgegend
von Sebzew&r, so dass den Bewohnern ein Entkommen unmöglich
gemacht war. Aljmed SAh langte am 7. Rama4Än vor NiSapür an.
*Abb&s Kuli Hän, der lÄmmandant von Nl^äpür, der wohl nicht
von neuem die Schrecken einer Belagerung über die Stadt bringen
wollte') sendete zwei seiner Vei'wandten, Mu\^ammed 'All ^^än und
Bükir zu Ahmed, um ihm die Unterwerfung anzubieten.
'Abbds KuU IJan bedauere aufrichtig, dass er vor drei Jahren
sich dem Ahmed Sah zu widersetzen gewagt habe, und dass bei den
vor NiSäpür ausgefochtenen Kämpfen so viele aus dem afghanischen
Heere^ gefallen seien ; er habe es deshalb nicht gewagt , selbst zu
dem Sah zu kommen, und bitte nur um eine Kundgebung, ob
seine Unterwerfung in Gnaden angenommen werden würde. A}jmed
iSäh liess ihm mitteilen, dass er sofortige Untenverfung verlange
y:^'^ Jo'.^ ^öjL jfJ;.^ oL?'^*-^' ^ ""^ß u^'-^j*^ «'^j^^
*Abbäs Kuli Hän kam denn auch in das Lager zu Ahmed;
dieser gewährte ilun zwar die erbetene Verzeihung, hielt ihn aber
im Lager fest, weil er ihm misstraute (jL^J^ -JLbbwVj .i*.^
s:>umJ 'A IuX^ J^ ^^ \^^\ J^^ b'taXÄ**#J jj »1 ^^;^c\JlxL>"
^^. vi:<v.o.'>. ^ämJI^ oJ»^ S^^ \a^\A j»^^ ^^\X*^ ^XiliÄir
1) Emin, Bfujoall et-tarikh i-ba'dn&dir\je fasc. II, p. 1f sagt, dass durch
den Feldzag Ahmeds im vorhergehenden Jahre die Hil&mittel der Stadt er-
schöpft gewesen seien, die Felder sich noch nicht von der Verwüstung durch
die Afghanen erholt hätten, so dass 'Abhfts Kuli liän sich genötigt gesehen
hätte, bei Ahmed um Frieden zu bitten. Dass die Afghanen ein Jahr vorher
NiUpÜr belagert hätten, ist nun, wie wir oben gesehen haben, nicht richtig.
Aber der gleiche Effekt konnte ja auch durch die wirklich ein Jahr vorher unter-
nommene Belagerung durch Mir *Alam herbeigeführt worden sein, was auch Emin
Andeutet. Jedenfalls wird *Abbäs Kuli Han, der uns aus Emins Uericht über den
«r»ten Versuch Ahmeds auf Ni^npür als ein ganzer Mann entgegentritt, nicht
ohne zwingende Gründe sich zu einer Bitte um Frieden herbeigelassen haben,
Milbst wenn diese in einer weniger demütigenden Form, als die Darstellung des
Tarih-i-Alimed^ähi gieht, erfolgt sein sollte.
2) Durch diese Angabe gewinnt die Erzählung bei Emin, fasc. II, p. A*t — i»
festen Boden. Dass diese vergebliche Belagerung von Ni&äpür aber drej Jahre
vor der jetzigen stattgefunden habe, ist ein Irrtum: 1166 war Ahmed Sah das
ganze Jahr hindurch in Indien beschäftigt. Es ist vielmehr das Jahr 1164
gemeint, wie wir oben gesehen haben.
330 Mann, Quellengtudkn aur Geschichte des Ahmed Sdh DurrdnL
Die Stadt NiS&pür musste 8000 Tom&n (^^l) Kontribution
bezahlen und ausserdem 50 Mann aus der Zahl ihrer gut geschulten
Artilleristen ins afghanische Heer einstellen. Zu dieser Zieit traf
bei Ali^med die Kunde von der Niederlage der nach Sebzew&r ent-
sendeten Truppen ein. Sah Pesend ^4n (siehe oben) hatte sich
kaum den erhaltenen Befehlen gemäss um Sebzew&r eingerichtet,
als ihm gemeldet wurde, dass ein Trupp von 5 — 6000 Mann, der
von Mu^ammed Qasan H4n in die Gegend von SebzewlLr geschickt
war, um den Bewohnern für den geplanten Auszug nach AsterA-
b&d als Bedeckung zu dienen, bei Mezin&n lagere. Die Vorposten
des afghanischen Heeres hatten aber geglaubt, diese Scharen seien
die schon auf dem Wege begriffenen Einwohner Sebzewftrs, tmd auf
diese falsche Meldung hin brach nun S4h Pesend l^ka mit einer
kleinen Schar nach Mezln&n hin auf. Ein Farsa^ vor dem ge-
nannten Orte stiessen die Afghanen auf die ^a^ären, welche im
ersten Anprall in die Flucht geschlagen wurden. Aber während
der Verfolgung der Fliehenden zeigten sich zu beiden Seiten des
Weges neue Scharen von Feinden, die den Rückzug der Afghanen
bedrohten, so dass diese zu schleuniger Umkehr gezwungen waren,
wobei einige der Afghanen den Tod fanden^). Unter fortwähren-
dem Kampf zog sich Sah Pesend ^Aa auf Sebzewftr zurück, ver-
schanzte sich dort und meldete das Vorgefallene nach NlS&pür an
A^ed Sah.
Die Nachricht von dieser Niederlage der Afghanen stachelte
auch die Einwohner von Nf^&pür von neuem zum Widerstände an.
Sie stellten sofort die Zahlung der ihnen von A^med auferlegten
Kontribution ein, zumal sie durch ein Schreiben des Mu|^anuned
1) Diese ziemlich empfindliche Niederlage der Afghanen, die nach andern
Berichten (Emin, Elphinstone u. a.) sogar den Rückzug Ahmeds nach Berit
veranlasste, wird von dem Lobredner Ahmeds natürlich als eine Bagatelle ge-
schildert:
Wir werden weiter nnten sehen, dass Mahmftd Ihn MatannA selbst dieeen kleinen
Hakel einer so geringfügigen Niederlage auf dem Namen der Afgh^jien nicht
sitzen lassen kann: nach seiner Darstellung unternimmt Ahmed Sfth einen
Rachezug, der aber, da sich kein Feind findet, erfolglos verUuft. Keine einsige
der andern Quellen berichtet hiervon etwas, so dass man geneigt sein könnte,
in der Erzählung des Tarih i Ahmedl&hS ein freies [oder inspiriertes?] Phantasie-
gebilde des Autors zu sehen, in majorem regis gloriam. Im fibrigen ist die
Übereinstimmung der Erzählung bei Emin (pag. io — 1^) mit dem vorliegenden
Berichte fast eine völlige ; die Darstellung Emins ist nur viel eingehender. Ver-
schieden werden allerdings die Folgen der Niederlage geschildert: nach Emin
flieht Sah Pesend HAn mit seinem ganzen Heere nach NisApfir (so haben aacb
die fibrigen Quellen, besonders die Ka^lrengeschichten), während das Tarib i>
Ahmedsähi die Afghanen wenigstens ihre Stellung bei Sebzew&r behaupten lissU
ManUf Quellenstudien aur Geschichte des Ahmed Sah Durräni, 331
Hasan H&n zur Auflehnung ermutigt waren. A^med schickte un-.
yerzüglich beträchtliche Verstärkungen nach Sebzewftr, um jeden
Zuzug seitens der ^a^ären nach Sebzewftr oder gar nach Nli&pür
zu verhindern. Gegen die Bewohner dieser Stadt aber beschloss
Af^med, der über ihre Hartnäckigkeit in heftigen Zorn geraten war,
mit aller Strenge vorzugehen. Er gab Befehl zu einer fürchter-
lichen Kanonade, welche sieben Tage andauerte und alle Befestigungs-
werke der Stadt in Trümmer legte. Besonders wirksam erwies sich
die exiropäische Artillerie (^^^^ c^-^^^^J^)^ deren Kanonen Ge-
schosse im Gewichte von 25 män-i-Täbrlz gegen die Mauern der
Stadt schleuderten. Sehr bald sahen sich unter solchen Umständen
die Bewohner von Ni§4pür zur bedingungslosen Unterwerfung ge-
zwungen. Ahmed Hess sofort die Stadt von einer Anzahl seiner
Leibwächter (? ; ^jpsäjMÜ) besetzen, um eine nochmalige Auf lehnimg
zu verhindern. Die Bewohner mussten die Stadt verlassen und sich
in der Umgegend ansiedeln. Ihre Schätze mussten sie zurücklassen
nnd damit fiel eine wertvolle Beute in die Hände der Afghanen.
* Die Stadt selbst wurde dem Erdboden gleich gemacht, da A^med
fiir seine weiteren Unternehmungen gegen ^Irak eine so starke
Festung in seinem Bücken zu lassen sich scheute.
IX.
Isma'll ^kn war in der letzten Zeit von bäh Bu^ S&hs erster
Regierungsperiode [also etwa im Anfang von 1163] von *Iräk nach
Hor&sAn gekommen und hatte sich in Me^hed niedergelassen. Nach
der Absetzung und Blendung des sah Bu^ hatte er, die allgemeine
Verwirrung benutzend, sich nach IJwftf begeben, und sich in der
Burg Rüd (j^ xtdÄ jS) in der Nähe von gw&f festgesetzt. Hier
wusste er, als S&h Ru^ wiederum den Thron bestieg, sich zum
unabhängigen Gebieter zu machen, und setzte es durch, dass er von
Sah Ru^ feierlichst mit der Herrschaft über diese Gegenden belehnt
wurde. In dem Jahre, in dem A^imed Sah (Durr&nl) sich an die
Belagerung Herftts machte (^^LäJoL^ oLI^ »jJLiXb »S iL- jJ ^
v)^ otjp vi>JlliJLJyj Ä*l3 ^i=UÖ ^y^) iiod §äh Ru^ zum
Entsätze von Herat von Hwäf her anrückte, beeilte sich Isma*ll
V
332 J^onn, QueüenatwUen zur Geschichte des Ahmed Sah Durrärä,
Hän, als öÄh Rulj bei Rüd anlangte, seine Unterwürfigkeit zu zeigen.
Im Geheimen aber suchte er lediglich auszukundschai'ten, ob irgend
eine seiner vielen in Hwftf begangenen Mordthaten etwa dem fcfah
Ruh bekannt geworden sei. Da sich 'All Han ^^^ei*, der damals die
Geschäfte des Sah Ru^ fährte, seinem Werben gegenüber ablehnend
verhielt, so entschloss sich Isma'il Hän kurzer Hand, sich lieber
den Afghanen in die Arme zu werfen, und schickte eine Bot-^chaft
mit der Bitte um Beistand an Aljmed bfth, während er zugleich
dem Heere des S&h Rulj gegenüber eine feindselige Haltung an-
nahm. Sofort begannen die Trupi)en des Sah Rulj die Burg Rüd
zu beschiessen, und die Besatzung war nahe daran, sich zu ergeben,
als die von Ahmed Sah geschickten Afghanen erechienen , und die
Soldaten des Sah Ruh infolgedessen sich zurückzogen. Das plötz-
liche Auftreten der Afghanen rief unter den Truppen des Sah Ruh
eine förmliche Panik hei-vor, so dass alles eiligst flüchtete und
Sah Ruh selber nur von wenigen seiner Getreuen begleitet, nach
MeShed zurückkehrte. Isma*Il IJän unterwarf sich den Afghanen
und begleitete Alimed Sah auf dessen weiteren Unternehmungen
in Huräsftn. Erst als die Afghanen nach Kandahar zurückkehrten,
kam auch Isma'il Hän wieder nach Hwäf, und gelangte in der
Folgezeit, hauptsächlich wegen seiner engen Verbindung mit den
Afghanen, zu grossem Ansehen. Als nun im Jahre 1167 ( -^t y •
...ojjijuc jLJJ!^ ^^j^^xÄj Jti:>-3 »Ls»- oy. ä/JU-) Ahmed h\\
zum zweiten Male in Hurasän einfiel, erhielt Isma'il IJ&n den Be-
fehl, mit seinen Truppen unter dem Oberbefehl des Sah Pesend
Hän gegen Sebzewär vorzurücken. Isma*ll liän wusste sich jedoch
aus dem Heere des Sah Pesend Hän unbemerkt zu entfernen. Er
begab sich nach Hwäf, wo er die Bevölkerung gegen die Afghanen
aufzureizen vei*suchte. Ganz besonders vertraute er auf Unter-
stützung seitens der Kagaren, welche für den Fall einer Belagerung
von Hwäf durch die Afghanen zum Entsätze herbeieilen würden.
Inzwischen hatte Ahmed Sah von der Empönmg des Ismall
Hän Kunde erhalten, und sandte Enzel Hän. den frühem Gouverneur
von Herät nach Hwäf, um dort Ruhe zu stiften. Da auf eine
Aufforderuncr zur Unterwerfung Isma'fl Hän von seinem Wider-
Stande nicht abliess, so wurde die Burg Rüd von den Soldaten
des Enzel Hän umschlossen und eine regelrechte Belagerung begann.
X.
«■
J^j^ v^'wfu J^-^^j^ v^ ^.yx^^^yu
Da Ahmed Sah zur Bestrafung der Kagärcn fest entschlossen
war, so machte er sich nach der Erobening von Kl^äpür zunächst
auf den Weg nach Sebzewär. Er gelangte mit seinem Heere bis
Hüsrougird, ein Farsalj von der Stadt entfernt. Von hier aus ent-
V
Mann, (iaelleuBtucUen zur Geschichte des Ahnied bah Durrdnt. 333
V
sendete er den Sah Pesend Hän mit einer genügenden Anzahl von
Trappen gegen die Kagftren ; er sollte, wenn nötig, bis nach Aster-
äbftd vorgehen, um die den Afghanen angethane Schmach einer
Niederlage zu rächen. Sah Pesend l^kn drang bis Asterftbäd vor,
fand jedoch nirgend eine Spur vom Feinde. Überall waren die
Felder von den Kagftren zerstört und die Saaten verbrannt. Sah
Pesend Hän kehrte also unverrichteter Sache wieder zurück.
Da nun inzwischen bei dem afghanischen Heere die Lebens-
mittel knapp geworden waren, und überdies die Soldaten, die bereits
ungefähr zwei Jahre lang die Heimat nicht gesehen hatten, bei
weiteren Unternehmungen schwierig geworden wären, so musste
Ahmed Sah seine Pläne in Bezug airf das westliche Persien auf-
geben und entschloss sich zur Rückkehr nach Kandah&r. Der Rück-
marsch wurde in der Richtung auf TurSiz und IJwäf angetreten.
XL
Enzel ^än hatte bis zum Eintreffen des A^med Sah das Schloss
Rüd in Belagerung gehalten, ohne sich auf weitere Kämpfe ein-
zulassen. Als nun Ahmed Sah vor Rüd eintraf, wagte Isma*Il Hän
wirklich eine Schlacht, in der er besiegt und unter grossen Ver-
lusten ^vieder in die Burg zurückgedrängt wurde. Eine äusserst
heftige Kanonade seitens der Afghanen, die den Bewohnern der
Burg grossen Schaden zufügte, bestimmte endlich den Isma'll IJän
zum Einlenken. Er sendete seinen Sohn zu Berljurdär IJan , mit
dem er befreundet war, und dieser brachte ihn vor A^imed Sah.
Da A^ed einem seiner besten Offiziere nichts abschlagen wollte,
so nahm er Isma*il IJän wieder in Gnaden an. Isma^il Hän wurde
seiner einflussreichen Stellung in Hwäf beraubt und musste mit
dem afghanischen Heere nach Kandahar ziehen. Zu dieser Zeit erhielt
der Eunuch Jaküt den Titel IJän und es wurde ihm die Oberleitung
der Kanzlei übertragen (sJjii /ki'3y3o ^J^j^b ^ ^J> v-j'wla.i?wi
v:ioLj (j^LvTÄj>n Darauf setzte sich Ahmed mit seinem Heere in
der Richtung auf Herät in Marsch. Li dem Mänzil j'u|jcw«j wurde
A^med Sah ein Sohn, geboren am 5. Dü'1-higga').
1) Cf. das Datum oben (pag. 329). Also sind seit der Belagerung von
Kisftpfir ungefähr drei Monate verflossen.
334 J^ann, Quellenstudien aur Geechiehte des Ahmed Sah DurränS.
Am 12. Dul-^ig^ wurde Her&t erreicht Während der Zeit
seines Aufenthaltes in Herftt ernannte A^ed den §äh Welt "Qka
6&mizfti, der bisher den Posten des KeSekfiib^f-i-dlw&n-i alft be-
kleidet hatte zum Wezir-i-a'^em, und ausserdem wurden viele andere
Würden und Ämter neu besetzt, sowie eine neue Art der Steuer-
einziehung für das ganze Beich eingerichtet, die dem Wezir-i-a'^m
sowie dem Könige selbst eine genauere Kontrolle ermöglichte und
die ünterthanen vor unrechtmässiger Bedrückung schützen sollte.
Gegen Ende seines Aufenthaltes in Herftt besuchte Alj^med Sah das
zwei Farsa^ Von der Stadt entfernte Grab seines Vaters, des
Mu4;^anmied Zem&n ^ftn. Am PengSembe^) dem 1. Mu);iarram (also
1169) brach A^med von Herftt nach Ferfth auf.
xn.
j\ ^^.öju ^ «ly J^J\JO^ »Ujcyoi v^>^ s^j^ /3 y«)
In Ferfth hielt sich Af^med längere Zeit auf. Er besuchte
einige in der Umgegend gelegene Wallfahrtsorte (Germäb etc.) und
veranstaltete mehrere Jagden. Da der sehr reissende Fluss die
Brücke bei Ferfth zerstört hatte, so Hess A^med S&h die Brücke
wieder herstellen und löste, nachdem er den Fluss noch mit seinen
Truppen überschritten hatte, das Heer auf (bLum frtf Lrfül ;t ^
xm.
^jju ^LWuÜ5 ^lyÜty Ju üjLäl jjfj^ Jyu^ ^jf ^5^3 ^Lu j>
Am 2. ^afar langte Ahmed Sfth in Kandahar an. Er wurde
von der Bevölkerung mit grosser Feierlichkeit empfangen, und ver-
anstaltete mehrere Jagden, besonders in Jt^^O^U.
XIV.
1) Nach Wüstenfeld ist der 1. Mab. 1169 — Dienstag den 7. Okt. 1755.
2) Die folgenden Kapp, enthalten zumeist Schilderungen von Jagden und
Gelagen. Ich gebe hier nur ganz kurze Inhaltsangaben, und vor allem, was
an Daten genannt wird.
Marm, QueUenahtdien teur Geschichte de» Ahmed Sdh Durrdnt 335
Da während seines Feldzuges in ir&n A^med Sfth des Zn-
sammenseins mit seinem Sohne Teimür S&h lange hatte entbehren
müssen, so hatte er gleich nach seiner Ankunft in ^andahftr durch
ein Schreiben den Sohn^) zu sich entbieten lassen. Am 20. §afar
traf Teimür in ]^andah&r ein, und wurde von A^med mit grosser
Freude empfangen («JuÄ^ v£>^Lc {J*yiA j^ gJuJLb Oj^ ij^ß
JuJyii IfXit ^ lAjV^)* -^^ n&chsten Tage wurden dann die
hohen Beamten und Offiziere, die dem Prinzen zur Seite gestanden
hatten, und ebenfalls nach l^andahftr gekommen waren, von A^^med
Sah in feierlicher Audienz empfangen, und einige von ihnen durch
Titelverleihungen und Bangerhöhungen ausgezeichnet. Femer wurde
auch der l^wft^e ser&I Mat^nüd "Q&a zum ]g[ullar-a^ ernannt. Er
stammte aus einer vornehmen Familie der Bilb&rs- Kurden (:| ^t
o^l u^jLjl? Jjy t vy^U> yl/1 3 lOt^tj^O und war von N&dir §Äh,
gegen den der Stamm sich einst empört hatte, gefangen und zum
Eunuchen gemacht worden. Nach der Ermordung Nftdirs lebte er
in MeShed und trat hier, nach der Einnahme der Stadt durch die
Afghanen, in die Dienste des A^med S&h, der ihn bald zu wich-
tigen Geschäften verwendete. Vor !^w&f erhielt er den Titel 'Q.ka
und wurde zum Chef ^der Beamten des Diwans'' ernannt (o ^
s;;a9Lj jUä^I aaj, ^^y^ c)^^^^' Später wurde er nach Selstftn
geschickt, um die Tochter des Suleiman l^an, der ^^im von
Selst&n war, und seine Familie auf die Kajanier zurückführte, in
den Harem Ahmeds zu bringen. Nachdem er diesen Auftrag zur
Zufriedenheit Ahmeds ausgeführt hatte, wurde er zum E[ullar-a^&
ernannt, und an seine Stelle ein anderer Kurde, ebenfalls ein
Eunuch, 9<hmza 5^ zu'^ Obersten der Diener ernannt ( S^^Sjm
^:>J^J9JU^ J^'iU 3 ^LÜ5! was doch wohl der ^LLät ^O^
^Lo entsprechen soll).
In demselben Jahre wurde an Stelle des l^en^etallfth "Qin
ans K&bul B&r öeng Hän, der bisherige Qftkim der BangaSftt, zum
Gouverneur (Qäkim) von Gugarät, Siälküt, Aurangftb4d und Pasrür
(j^y ääLLmJLIj vJL^ j^-^ j£— ^)^) ernannt , und der Posten
1) Der, wie wir oben gesehen haben, während des Feldznges in K&bal
sIs Reiehsrerweser sich aufgehalten hatte.
2) Ebenso werden in der Tadkira des Anand B&m Mahlis die vier MahftU
von LIhdr namhaft gemacht (Elliot-Dowson YIII, p. 95). Dagegen nennt das
336 Mann, QueUenstucUen zur Geschichte des Ahmed bdh Durrdnt
des Gouverneurs (.^Läo ^^büt o'uJL« ^J^;^0ü3l s«A5>La ^ v;>^«^X>)
von Pe§äwar dem 'Abd-as-§amad IJän Ma^müdza! übertragen.
XV.
Dies Kapitel enthält sehr wenig thatsächliche Angaben. A^med
S&h Hess nach seiner Rückkehr neben dem von N&dir Sah N^dirabäd
genannten alten Kand&har eine neue Stadt mit Burg aufbauen, die
er AtmedS&hi nannte. Am Sonntag, den 1. Rabi* IL*) wurden
unter grossen Feierlichkeiten die Arbeiten begonnen, und in kurzer
Zeit (bis zum Gumadä, I.) vollendet.
XVI.
*
m m
Das Frühlingsfest wurde in diesem Jahre mit grossem Pompe
am Montag dem 16. 6umftdä 11. gefeiert^). Aus Indien kamen
böse Nachrichten nach Kand&h^r: Gftzi ed-Din ^^än, der Wezlr-i-a*zem
des Reiches hatte sich empört und sich mit den ungläubigen
Mahraten verbündet, der Kaiser *Alamglr war jegliches Ansehens
beraubt und die Muslim durch die Ungläubigen hart bedrängt. Von
Balamgarh an, welches 6 Farsalj von Dehll entfernt ist, bis nach
Akbar&bäd in der Nähe der Feste Gät hatten die Mahrat«n das
Gebiet in ihre Gewalt bekommen. Dort schalteten sie mit grosser
Willkür und bedrückten die Muhanmiedaner , indem sie dieselben
an der Ausübung ihrer religiösen Pflichten hinderten, oder zur
Auswanderung zwangen. Ausserdem hatte öäzl ed-Dln Han einen
Untergebenen, den Gamil ed-Dln 'Qafi^) gegen Lahor geschickt, und
(anonyme) Tarib-i-Ahmedsähi (a. a. O. VIII, ^p. 115) Imänftbftd an Stello von
Ghi^arät. Es sind dies die schon an Nadir Sah seitens des indischen Kaisers
abgetretenen Gebiete, die dann nach dem Tode des Mahammed Sah, im zweiten
indischen Feldzug Ahmeds, durch Vertrag den Afghanen überlassen worden
waren.
1) Der 1. Rabi' II. 1169 ist nach Wüstenfeld in der That ein SonnUg
(4. Januar 1756).
2) r=: 18. März 1756. Nach Wüstenfeld würde der Tag aber ein
Donnerstag sein.
3) Hierüber vergleiche man das 'Ibratnäma des Fakir Khaira«d Din
Muhammad, bei Elliot VIII, speciell pag. 240. Ebenso in dem bekannten „Life
Äfann, Quellenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah DurrdnL 337
diese Stadt so in seine Gewalt gebracht. Ebenso hatte Sukh Giwan
Mal*), ein Hindu, auf Antrieb des Grftzl ed-Din Hi\n ein Heer von etwa
60 — 70000 Mann aus Kashmir zusammengebracht, und belagerte
den BAr 6enff Hän, den oben erwähnten Häkim der 4 Mahftll in
Sialküt, w^ährend Gftzi ed-Dln selbst mit einem beträchtlichen
Heere von Sirhind aus gegen Lahor marschiert«. Diese Nachrichten
empörten Ahmed Sah so, dass er unverzüglich das Heer zu einem
Kriegszuge nach Indien einberief.
Ahmed Sah Hess durch die Schreiber ein genaues Verzeichnis
der Mannschaften, sowie eine eingehende Personalbeschreibung eines
jeden Soldaten anfertigen , damit keinerlei Verwechselungen statt-
finden könnten. (iS v:>^'»-*:> ^jI j\ Jou ^Lj;l*JU^Ai> JJuJ y »S
Jlu'^ ^*j vXäb liA^ *uLiy ^.jLäo^ Ij^ 3 ^1).
XVII.
Ahmed Sah versammelte darauf die höheren Offiziere des Heeres
zu einer Beratung über den bevorstehenden Feldzug, und brach,
nachdem alles aufs beste geordnet war, am 22. Sa^bän aus Kandahar
auf. Fünf Tage verbrachte er in der Nähe der Stadt, und am
Sonnabend , den 27. öa'bän-) setzten sich die Truppen in Marsch.
Das Heer zog über Kelät nach Gaznin, wo längerer Aufenthalt
genommen wurde.
xvm.
In öaznln traf ein Gesandter des Kaisers von Hindüstdn, Ire^
Han bei dem afghanischen Heere ein. Nach zwei Tagen wurde er
von Al^med Sah feierlich empfangen. Er überreichte ausser den
vielen Ehrengeschenken einen Brief, der dem Wezir-i-a*zem des
of Hafi2ool-Moolk , Hafiz Rehmut Khan . . ." translated by Cb. EUiot , London
1831, pag. 51.
l; In der Handschrift ist die Stelle wegen eines Insektenloches überklebt,
und so der Name verloren gegangen, doch ergieht sich aus dem weiteren Ver-
laufe der Erzählung, dass es sich um diesen Mann handelt. Auffallend ist, dass
er hier (und auch weiterhin) a's Hindu bezeichnet wird, während z. 13. die
MüHr al-Umara (ed. Caleutt. II, pag. vf.) ihn ein ^ „^^ aus Kabul nennen.
2) Der 27. Sa'bän wäre = 27. Mai 175G; aber nicht Sonnabend, sondern
Donnerstag.
338 ^onn, QusUenstudien zur Geschichte des AJmed ädh Durrdnt
A^med, dem Sfth Well 5*n übergeben werden musste. Al?med
SaIi versprach dem Gesandten die Erfüllung aller Wünsche. Darauf
wurde das Ende des Fastenmonats durch ein Fest gefeiert, und am
Tage nachher brachen die Afghanen von ö-aznln auf und marschierten
bis zum Schlosse 5*4^» vier Farsa^ von KAbul^).
XIX.
^LäLÜIyyU «L>iU J^jj^ e;L3L> o^.a> ^cLi^^ J^y
^,\£^\ö ^ . , . mULä i4;^U:?^ iSiÄÄJ |^...^y J^^^J^
^o^*ü|5^ 3 sSUi ^^ d^^...j^ ^\Mj^^xs> r^j^y^ r^^
«)...fcftjU3 ^1^ äJI^Um« ^bj-- ^^L (^j5jA» 5 *^i-^y ^
Der Stamm der Eat^ftn bewohnte die Umgegend von Balh
und bestand aus mehr als 60 — 70000 Familien (.UiLe*-). Vor
einigen Jahren hatte sich der Stamm mit den Üzbeken von Bal^ ver-
eint, unter der Anfuhrung ihres Oberhauptes Suhrftb ^ftn empört
und die Tributzahlungen verweigert. A^med Sah hatte darauf ein
ziemlich freundliches Schreiben an Suhrftb 9&n erlassen, und ihn
imd den ganzen Stamm an seine Pflicht gemahnt Suhr&b ^n
war anscheinend auf die Ermahnungen eingegangen und Hess den
Befehlshabern in Bal^ sagen, sie möchten zu einer friedlichen Zu-
sammenkunft sich an einem bestimmten Orte ausserhalb der Stadt
einfinden. Daraufhin begab sich der Musföfl von Bal^ ^^gffl 'Ali
l^ftn Durrftni ^AllzAl mit einigen Vornehmen aus Bal^ nach dem
angegebenen Orte, wurde aber dort hinterlistiger Weise von den
Leuten des Suhräb ^&n erschossen^. Bald darauf war Suhr&b
I^än gestorben aber sein Sohn, Mi^rftb (sie) Ij[ftn, führte den vom
Vater angezettelten Aufstand weiter.
A^^ned S&h war durch seine Kämpfe in Persien und Indien
zu sehr in Anspruch genommen, so dass er erst jetzt an die Aus-
sendung einer grösseren Truppenmacht gegen die Aufrührer denken
konnte.
A^med selbst zog mit seiner Armee am 9. SawwÄl in Kftbul
1) Das wftre alao Anfang des Sawwftl 1169.
2) Diese ttbermlssig lange Überschrift ist an den durch Punkte beieich-
neten Stellen, die weitere Titel etc. enthalten, von mir gekUrat.
3) Aus dieser Erzfthlnng ergiebt sich, dass die Afghanen vor 1168 schon
in BalLi festen Fuss gefasst haben mUssen. Leider ist nicht su ermitteln, ia
welchem Jahre und auf welche Weise.
Man vergleiche die Notisen bei Mir Abdoul Kerim: Hbtoire de I'Asie
centrale, trad. pag. 17, Zeile 9, und aus dem „Flhris out Tewarikh" des Bisa
Qouly Khan, ebenda pag. 260/61.
Mann, Qudlmstudien zur Geschichte des AJjaned Sah Durränt 339 |
«
ein, und verweilte dort einige Zeit. Gnl Mu|;^ammed ^An, der Emln
el-malkf lud A^med S&h zu einem Feuerwerke ein, doch wurde diese ]
Festlichkeit durch den vom Gebirge her wehenden heftigen Wind, der i
nin diese Jahreszeit, unter den Sternbildern der Zwillinge und des
Krebses ( .»Llay^ ^ 'ij^ J^*^ J^) ö-^^ö-^^Ddlich zu wehen begann,
vereitelt. A^ed Hess daher die Festlichkeit vorl&ufig absagen^).
Die dem Gul Mul^ammed 9&n von A^^med gegebene Antwort teilte
bemach Ber^urdAr i^An dem Schreiber dieser Bl&tter mit, damit
er sie seiner Geschichte einverleibe. (^yu*.L> j \\ Juu . m'-^j^^jj-^-j^
^.;uü ^y^yuT ,^1^ jl ^^^y^j^ SJ^ ^ »^^ [so stets für 5^^^]
Oj'^ ü^tj^t «-*jt J^t^ •i' "^^^) '^"^ ^^* ^aww&l brach alsdann
Hän (jftn ^än mit seinem Heere gegen die Katgftn auf.
XX.
^Xi^AjsXjf »ts jL>^l ,Aa^ »LäoLj O^U^ Oüjlaj 3! viiöli^ l5^1j^ wi^
Der Gesandte Ireg ^än war von öazn$n mit nach Kabul ge-
zogen, und hatte sich in dem Sommerlager (vjjXu) Ahmeds auf-
gehalten, bis er in den ersten Tagen des Dul-^a^da von A^ed
entlassen wurde, ^aland&r ^ftn Durr&nl F6falz&i wurde ihm zur
Begleitung und zur Überreichung des Antwortschreibens an den
Kaiser von Hindüst&n mitgegeben.
Der Wortlaut der Briefe an den Kaiser ^Alamglr und an den
Premierminister ö&zl ed-Dln IJän, welche von dem MunSl-b&5l
Ahmeds, dem Se*&det 5^n verfasst worden waren, wurde durch M!rz&
Mul^ammed Ri^ft) dem Intendanten des afghanischen Ministers dem
Schreiber dieser Geschichte zur VeröfFentlichung in diesen Blättern
übergeben*). Ahmed §Äh teilte hierin dem *Alamgir mit, dass er
1) Der Text ist hier darch In^ektenfrau dermassen verdorben, dass sieh
KBoauerei leider nicht herauslesen l&sst. Ahmed scheint das Feuerwerk auf den
15. des betreffenden Monats festgesetzt zu haben (s. den oben gegebenen Wort-
l»^t der Antwort).
2) Ich gebe ans dem Inhalte des in blühendem Kanzleistil abgefisssten
Schreibens hier nur das wesentlichste, was sich auf die gegenwärtige Lage be-
liebt. Die vielikchen Anspielungen auf früher geschehenes bringen nichts, was
Bd. LU. 23
340 ManUf Quellenstudien zur Oeschichte des Ahmed Sah Durräni.
soeben die Angelegenheiten in l^urfts&n, die dringend ein Eingreifen
seinerseits erheischten, in der Weise geordnet habe, dass er den
Nachkommen des Nadir Sah/ speziell dem S&h Eu^ o&h, die Herr-
schaft im östlichen Persien gesichert habe. Nunmehr stehe er im
Begriffe, auch in Turkist&n Ordnung zu schaffen. Zu diesem Zwecke
habe er soeben eine Expedition gegen die unbotmässigen Stftmme
der ^at^ftn ausgerüstet. Er verlange nun von ^Alamgir eine Er-
neuerung des Grenz Vertrages, der [im Jahre 1161 = 1748] zwischen
ihm und dem Vorgänger des ^Alamglr geschlossen worden sei. Zu
diesem Behufe schicke er den ^alandar ]^&n an den Hof von Delhi.
Ebenso wurde für Kalandar ^än ein Beglaubigungsschreiben
an Ö&zl ed-Dln ^An ausgefertigt [dessen Woitlaut ebenfalls mit-
geteilt wird].
Über die sonstigen Instruktionen, die den Gesandten gegeben
wurden, erhielt der Autor keine Kunde, da At^med Sah diese dem
Beauftragten persönlich ohne Zeugen gegeben hatte. Doch konnte
der Verfasser aus der später eingelaufenen Antwort, sowie aus dem
Gegenschreiben des Ahmed Sfth, welches ihm durch den Mun&t-
b&M Se^&det Hän mitgeteilt wurde, schliessen, dass ^alandar ^än
den Befehl erhalten habe, auf eine sofortige Beantwortung seiner
Botschaft zu dringen. Wenn der Gresandte irgendwie hingehalten
werden würde, so würde A\^ned sofort mit seinem Heere in das
Gebiet von Hindüstän einrücken.
Am 15. Dü'l-]^a^da war die Nachricht von dem Tode des BedAl
'Qän {.y[s> i\jJ) Durräni Bamizäf, der zum Statthalter in A^med-
&ähl [Kandahar] ernannt worden war, nach K&bul gekommen. An
seine Stelle wurde Zerk 'Q&n ( ..13-^' .;) gesetzt , und , da dieser
noch in jugendlichem Alter stand, die Bevormundung dem 5^1Il
IJ&n Durrftnl AcikzftI übertragen. Femer wurde der Bruder des
Verstorbenen Berljurdftr 5*n wegen seiner vielfachen Verdienste
von Atmed Sah unter entsprechender Rangerhöhung durch die
Ernennung zum §&hibi^tijär-i-doulet^&na ausgezeichnet, und ihm
die Aufsicht über die Steuereintreibung im gesammten Reiche über-
tragen. Femer erliess Ahmed Sah an seine ünterthanen einen
Fermän, es sollten auf zwei Jahre ausser den ^^4Jüm^ c^L^:>yL«
(?, der Text ist hier wieder sehr verdorben) keinerlei Steuern er-
hoben werden, und in einem andern FermAn befahl er die An-
legung von Karaw&nser&i an den Hauptverkehrswegen.
Während des weiteren Aufenthaltes in KAbul langten auch
die Boten des Ij[än (jän Ij[d,n an, die die Einnahme von ^unduz
nicht schon bekannt wäre. Der grosste Teil des 4^/, Seiten langen Brief«!
enthält übrigens Beteuerungen Ahmeds, dass er lediglich als Schutsherr des
wahren Glaubens zu einer Einmischung in die Verhältnisse Indiens getrieben
würde.
=. "»•■--*<D-
Mann^ Quellenstudien zur Geachichte des Ahmed ääh Durrdnt 341
meldeten nnd einen eingehenden Bericht des Feldherm über den Ver-
lauf des Zuges mitbrachten.
'Q&n (jän ^ka war, nachdem er von A^med ofth entlassen
worden, in C^kar ( .l/yjLjjLj:^ ^j^) ^^ seinen Truppen gestossen.
Wegen der vielen zu passierenden Flüsse, die stark angeschwollen
waren, sowie wegen der Enge und Schwierigkeit der Gebirgspfade
teilte er das Heer in mehrere kleine Trupps und rückte so langsam
Torwarts.
Nachdem er das mänzil Murlj (? ;j.y«?) erreicht hatte, schickte
er die Briefe, die A^med »&h an die Häuptlinge von Turkistän ge-
richtet hatte, an die einzelnen Stämme aus, indem er sie aufforderte,
zu seinem Heere zu stossen. Den Mu^ammed Qusein ^än Kurd sendete
er mit einigen hundert Beitem an die Brücke über den Sur^&b, xmi
diese zu besetzen und jeden Verkehr mit den Aufständischen bei ^unduz
zu verhindern. Er selbst marschierte bis zum mänzil Sur^ftb, von da
bis zum mänzil äörl, von da aus überschritt er den Sur^ftb auf der
Bracke. Er formierte darauf eine Avantgarde von etwa 3000 Mann,
die er in kleinen Abteilungen vorrücken liess, und brach gegen
Abend mit dem Heere auf. In Eilmärschen wurde ein Weg von
15 Farsa^ zurückgelegt und am Freitag den 25. SawwäP) am
frühen Morgen, unmittelbar nachdem man die Engpässe des Gebirges
passiert hatte, traf man auf den nichtsahnenden Feind, der beim
ersten Angriff zersprengt wurde. IJän Gan ^Sld. liess nun das feind-
liche Gebiet nach allen Richtungen hin von seinen Truppen durch-
streifen und eüte mit einer kleinen Schaar nach Kimduz. Unmittelbar
vor der Stadt stellte sich Mi^r&b (deutlich v-^Laä* I) mit etwa 5000 Mann
uocfi einmal den Afghanen, wurde aber geschlagen und floh nach
der Feste Imäm*), welche 7 Farsal} von Kunduz entfernt war. In-
zwischen hatten die Afghanen überall geplündert und dabei reiche
Beute gemacht. Die Einwohner von Talikän, einer etwa 5 — 6 Farsalj
von ^undnz entfernten Stadt, hatten alle ihre Habe in die nahen
Berge geflüchtet. Aber die Afghanen spürten alle Schlupfwinkel
auf, und raubten alles was sie fanden. Schliesslich bequemten sich
die Stämme der Ka^^än insgesamt zur Unterwerfung. Auch Mi^räb
^Q kam ins afghanische Lager und flehte um Gnade. Auf die
Vorstellung des Hän Gän ^än gewährte Ahmed allen Aufständischen
Veneihung. ^^än Gftn Hän selbst sollte so rasch als möglich die
Ordnung der Verhältnisse in Turkistän beenden und dann wieder
zum Heere Ahmeds sich zurückziehen '0-
1) Du Datam stimmt nach WUstenfeld »= FreiUg, 23. Juli 1756.
2) Wohl das Hasret Imam der Karten, direkt nördlich von Knndaz, un-
weit des Amu-Darjä.
8) Der hier Torliegende Bericht Qher den Feldzug gegen die Katgftn
zeichnet sich durch Knappheit und Klarheit sehr zu seinem Vorteil vor
indem Teilen des Werkes aus. Der Marsch des afghanischen Heeres Iftsst sich
nut einiger Sicherheit festlegen. Bis ÖftrikAr Hihrte die Strasse von K&bul
23*
342 Mann, QuetUnstudien cur Gt&cMchte des Ahmed Sah DurränL
A^med SAh lagerte indessen bei Eftbul. Am 19. Dü'1-Ka^ada,
Dienstag, wurde die Beschneidung des jüngsten Sohnes des Königs,
Suleim&n, unter grossen Feierlichkeiten yollzogen.
Um diese Zeit wurde der 9&kim von Pe^ftwar, 'Abd as-§amad
!^&n zum Serd&r von EaSmlr ernannt, und erhielt den Auftrag, mit
einem aus den Pe^&wart, Mehmendl und Jüsu&ät^) gebildeten Heere
nach KaSmlr zur Bestrafung des Sükh 6iwan [Mal]^ aufrabrechen.
Der Feldherr sollte zunächst nach Lkhöjc gehen und hier im Verein
mit B&r Geng 9^n, dem Hftkim der CehSr Ma^&ll, und ^Abdall&h
!^än, dem $obahdftr^), Ordnung zu schaffen; alsdann sollte er nach
Kal^mir ziehen und das Land unterwerfen («J^a^. i^i t. jt^J^
0.3t jk> ■A.jsu^s.j). Alle Stftnmie und Machthaber, durch deren Gebiet
das Heer ziehen musste, wurden durch ein Schreiben Ahmeds auf-
gefordert, dem *Abd as-$amad I^än Heeresfolge zu leisten.
Während des Aufenthaltes in Kabul starb auch^) Mubammed
Te^I 5^ älrazl, der von A^med §äh zum §ä\^ibi^ti&r von Iran er-
nannt worden war. Sein Leichnam wurde unter den üblichen
Ehrenbezeugungen nach Persien transportiert.
Dordw&rtf . Aus der weiteren Darttellung geht hervor, dass die Afghsneii •pftteT'
hin auf dem westlichen Ufer des SorhAb (auf den Karten meist Kondna-Float
genannt; cf. auch C. E. Yate, Northern Afghanistan. London 1888. pag. SS6) nord-
wKrts Yorrfickten, und dann den Fluss auf einer Brücke nördlich des ,,minstl-
i-G6rt** (auf den Karten : Kala-!-G6ri) überschritten, so dass sie nun einen leichten
Anmarsch durch offenes Terrain bis nach Kundus hin hatten. Es ist hiemaeb
wahrscheinlich, dass |IAn Ö&n Hftn Ton OirikAr aus einen Pass benatite, der
ihn unmittelbar an die auf dem westlichen Ufer des SnrhAb entlang ffil^nde
Heerstrasse brachte, die, nach Angabe der Karten, in der Tliat anmittelbar
nördlich Tom Kala-i-6ori auf das östliche Ufer tritt. Die Äthanen werden
also das 6örband-Thal zunächst nach Westen verfolgt und sodann die Kettsn
des Hindukus auf dem bereits von Babur in seinen Memoiren (übers, v. Pavet
de Courteille I, pag. 285) beschriebenen „Col de Kiptchak" überschritten haben,
der, wie Babur augiebt, direkt sum Zusammenfluss des Kisil*8ü mit dem Fltwe
von Enderab fUhrte. Dass dieser Pass für ein Heer geeignet war, erhellt aas
der Angabe Baburs „eile est facilement praticable". Den Namen «»Kiptcbsk
Pass** kann ich allerdings auf den Karten und in den einschlftgigen Reisewerken
nicht nachweisen, doch scheint es derselbe ijbergang zu sein, den die englisch-
afghanische Orenzkommission im Jahre 1886 ebenfalls mit ihrer nicht an-
beträchtiichen militärischen Bedeckung wählte (C. E. Yate, a. a. O. pag. 385 ff.)
Das mänziM-Sar|iikb hätten wir dann am Zusammenfluss des 8ur(i&b mit dem
Enderabflnss zu suchen. Mit dem ^j^ ^jÄ^ ^'^ Lesung ist sehr ansieher) weiss
ich nichts anzufangen.
1) Also aus den in seinem bisherigen Wirkungskreise lebenden Berg>
Stämmen.
2) So nach Syad Muhammad Latif, z. B. pag. 224 und dem oben er-
wähnten Lubb et-tewärih. Das Tarih-i-Alimedsahi schreibt ..»^^c^ >^<w.
8) Derselbe, der schon im Jahre 1166 die Unterwerfung Kasmirs doreh-
geführt hatte; sieben oben pag. 100.
4) Im Laufe des pü'l-Hig^a.
Mnm, QuellenHudien zw Gß^ehichte des Ahmed ädh Durräni. 343
XXL
Am 22. Dül-Qig^a^) brach A^med nach einem 2 ^/^ monatlichen
Aufenthalt yon Eftbul auf imd marschierte bis But^&k^. Hier wurde
der Prinz Soleimftn entlassen und nach Kabul zurückgeschickt,
während A\^med mit seinem Heere nach öel&l&b&d weitermarschierte,
wo er am 8. Mu|;^arrem [1170] eintraf. Es wurde wieder eine
längere Rast gemacht. Hier traf eine Nachricht von B&r öeng 9&n
nnd *Abd a^-^amad 1^1^ über die Vorgänge um L&hör ein. Wie
vorher berichtet worden ist (s. oben pag. 337) hatte Sukh (jiwan
Mal, der sich der Herrschaft in KaSmir bemächtigt, und sich gegen
Ahmed empprt hatte, auf Antrieb des ö&zt ed-Dln Q&n den Statt-
halter der Cehär Malt^&ll, B&r (jeng ^än, in Siftlikut eingeschlossen,
während Sejjid 6emll ed-Dln ^än von öazi ed-Dtn nach Lfthör
geschickt war, und sich in den Besitz dieser Stadt gesetzt hatte.
Gegen Sukh Giwan zog der Bruder des in Siftlikut eingeschlossenen
Bär (jeng l^ftn. Auf die Kunde yom Anrücken der Afghanen zer-
streuten sich die Truppen des Sukh öiwan, so dass Bar öeng I^&n
sich mit den Truppen seines Bruders vereinigen konnte, worauf
beide gemeinsam die Verfolgung der Flüchtigen aufnahmen.
^Abd af-^amad war nach L&hör marschiert und hatte am
[rechten] Ufer des Flusses [Ravi] an der Furt oL^-L Stellung
genommen, öemll ed-Dln IJän verliess hierauf mit seinen Truppen
die Ton ihm stark befestigte Stadt, und verschanzte sich gegenüber
der Stellung der Afghanen auf dem andern Ufer in einem Garten,
PendldftS (^I^XjJ^ xi j^^^SUjn ^b ^.^Lwo jS) genannt. Von hier
ans beherrschte er mit seiner Artillerie den Flussübergang. Eine
andere Fürth in der Nähe, Säh-Melftl, die für Reiter passierbar
war, Hess er ebenfalls besetzen. Die Afghanen fanden aber mit
Hülfe eines Ortskundigen, einen dritten, einige Farsa^ entfernten
Übergang (Farldäna &itju^) und überschritten hier während der
Nacht den Fluss, so dass sie am nächsten Morgen dem indischen
Heere gegenüber standen, (jemil ed-Dln ]^an wagte nicht, eine
Schlacht anzunehmen, sondern zog sich nach §fth-6ehftnäbäd zurück.
Die Afghanen zogen in die Stadt Lfthör am 10. Mu^arrem ein,
und erhaelten auf ihren an Al^med sfth gesendeten Bericht den
Befehl, vorläufig nicht gegen KaSmlr vorzurücken, sondern in Lahor
zu bleiben und dort die Ankunft des Sah abzuwarten.
1) Sembe, nach Wfistenfeld FreiUg, den 27. September 1756.
2) Dar Name ist sehr undeutlich geschrieben. Auf der Karte findet sich
twiaehen Kabul und Öelil&bäd eine Ortschaft Batchak, bei C. E. Yate, Northern
Aigfaanistan pag. 869: Butkak, 15 miles von Kabul.
344 Mann, QueUenstudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdm.
xxn.
j^LAj ^^büb j^j\o ^jj^ o^ojLju*- v^ Jj^^ ^.^U y
Im Laufe des §afar^) langte A^med in Pe&&war an. Hier
erreichte ihn die Nachricht von dem. Tode seines jüngsten Sohnes
!j-juc .^Lp , der in K&bul am . . . gestorben war.
Das Heer war inzwischen durch Zuzug aus den umwohnenden
Stämmen sehr angewachsen. Auch J^än Gän ^än war aus Turkist&a
mit einer grossen Zahl von Gefangenen und Geiseln, darunter dem
Empörer Mi4r4b I^&n selbst, zurückgekehrt. Am Peng-^embe, dem
6. §afar, sowie am Cehär-^embe, dem 11. ^afar veranstaltete A);uned
grosse Jagden in der Umgegend von Pe&4war^).
xxm.
Am 22. §afar brach A^med von PeS&war auf. Der Prinz
Teimür erhielt das Eonmiando über die Avantgarde, welche in der
Stärke von 10 — 12 000 Mann stets zwei Menzil vor dem Gros
marschieren sollte; ebenfalls zur Vorhut wurde ^kn 6&n HÄn mit
seinen Truppen befohlen. Der Pluss Atok wurde hierauf auf der
vorher zu diesem Zwecke gebauten Brücke überschritten. Während
des weiteren Vormarsches traf ein Bote des Adina-Bdg I^Än ein,
der die Gnade Ahmeds anrief. Da er aber auf die von Afpied
gestellten Bedingungen nicht einging, blieben die Verhandlungen
erfolglos. Nachdem nun das afghanische Heer den Gh^lam über-
schritten hatte, erhielten sie durch die Aufklärungstruppen Nach-
richt, dass Adina-B6g in der Gegend von Hoshiärpür ein beträcht*
liebes Heer zusammengezogen habe, und sich den Afghanen ent-
gegenzustellen beabsichtige. Hierüber auf äusserste erzürnt, gab
A^ed S&h dem j^än (jän I^&n den Befehl, mit den ihm unter-
stellten Truppen gegen Adina-Bdg zu ziehen. ^&n Gän Y^ka wendete
sich in Eilmärschen gegen Adlna-B6g. Bei J^L« [?] stiessen die
Afghanen auf einen vorgeschobenen Posten des Adina-Bdg, den
sie, obwohl in der Minderzahl, aufrieben. ]^an 6än ]^&n machte
sich nunmehr an die Verfolgung des Adina-B6g, der auf die Nach-
1) Die Handschrift hat: ^uo M ^.IJü. Aaf derartig«, hlufig
vorkommende Anslaasongen von Datensahlen ist oben schon aufmerksam gemacht
2) Ich habe diese beiden Daten nar erwähnt, um sn zeigen, dass snf die
angegebenen Wochentage nicht viel zu geben ist. Wenn der 6. Safiir ein
Donnerstag ist, so kann der 11. nicht auf einen Dienstag fallen. Nach Wfisteo-
feld wäre der 6. ein Sonntag, der 11. dementsprechend ein Freitag.
ManHf QueUenatudi&a zur GeschichU des Ahmed Sdh Durränt, 345
rieht von der Vernichtung seiner Vorhut hin in die unzugänglichen
Wälder von Duftba geflüchtet war.
Hftn (jrän l^ftn bemächtigte sich zunächst der Vorräte des
Adlna-B^g, und versuchte dann, ihn selbst in den gebirgigen und
dichtbewaldeten Gegenden zu fangen, doch wurde der Flüchtige
von dem Ba^a von damü verborgen gehalten und die Hindus
leisteten dem nicht sehr zahlreichen afghanischen Heere erfolg-
reichen Widerstand. Erst als Abmed Sah selbst mit dem Gros
des Heeres anlangte und eine allgemeine Plünderung durch die
Afghanen ins Werk gesetzt wurde, bequemte sich der E4ga von
Gamü zur Unterwerfung. Er schickte 30 Lakh Rupien an A^med
bäh und unterwarf sich bedingxmgslos. A^med marschierte dann
über öamü R&fpür und Bahrämpür, und konnte, ohne Widerstand
zu finden, die Flüsse des Pan^äb überschreiten. Er beschloss nun,
gegen die Sikhs, die in der letzten Zeit durch fortwährende Plün-
derung der Umgegend von Lahor und Sirhind den Bewohnern viel
Schaden zugefügt hatten, eine Abteilung seiner Truppen zu senden.
Hierzu wurde ^Abdallah I^, der ^urdi-bäst und Ga'far IJän,
der Kullar-a^äst kommandiert, die denn auch eine grosse Anzahl
von Dörfern der Sikhs zerstörten, und viele Gefangenen machten,
die dann im Lager A]|^eds getötet wurden.
^4n Grän ]^än war inzwischen auf A)}meds Befehl nach Sirhind
vorgerückt, und die Stadt hatte sich den Afghanen freiwillig unter-
worfen. Da erhielt A^med Nachricht, dass öäzl ed-Dln 'Q.kn mit
einer beträchtlichen Truppenzahl bei Kamäl Stellung genommen
habe, um das weitere Vordringen der Afghanen zu verhindern.
Hän 6än !^än erhielt den Befehl, zusammen mit §äh Pesend ^än
gegen die Stellung der Lider bei Kamal vorzugeben, und nach
Zurückwerfnng des öäzl ed-Din IJän Delbi zu besetzen.
XXIV.
ji ^r ^u-^ ^y^ vy^ v!r^ o^ji^ 3 vi'y c^j^^-^
^^JLj J^^J 3 ^-JljL^ ^^J^^ Vy^ui^ JuLT ^oLLJl ^b
Es war oben von der Entsendung des Kalandar !^än an den
Hof von Delhi berichtet. Trotz der Aufforderung Ahmeds, un-
verzüglich eine Antwort auf die afghanischen Forderungen zu geben,
und den Kalandar ^^ ^^ dieser Antwort sofort wieder zurück -
zusenden, hielt ö&zl ed-Dln IJ^n den Gesandten hin, um womöglich
durch den Aufschub zu erreichen, dass Aljimed Sah die günstige
Jahreszeit für einen Feldzug in Lidien vorübergehen Hesse, und
dann zum Rückzug gezwungen wäre. Erst als Gftz! ed-Din ^än
346 Mann, QusUenatudim mr Oetchtohte des AJjtmed Sah Durrdiä.
sah, dass Al^med Sah Ernst machte, und bereits bis Sirhind vor*
gerückt war, sendete er den Kalandar 'Qka zurüc^, und zugleich
mit diesem einen ^gewissen Bi4& ^nll 9^n aus Qkm in l^or&s&ii,
der ein Schreiben ^Alamglrs überbringen sollte, in welchem Ahmed
S&h gebeten wurde, umzukehren. Der Inhalt des Schreibens war
folgender :
Diese letzten Worte (sij-w--Ju! »Li^JLLU o,ä> ^y^ ^ j^)
bilden den Anfang der 18. Zeile auf fol. 87 a der Londoner H».
Hierauf folgen zwei leere Blätter, auf welche augenscheinlich der
Text des Briefes nachgetragen werden sollte. Fol. 88 a beginnt
darauf mit einem neuen Satze und fuhrt die Erzählung fort.
Aber 'Alamgir o&h hatte zugleich einen seiner Eunuchen
heimlich vor ö-Azl ed-Dln l^ka an ^alandar geschickt, und diesem
sagen lassen: Er selbst trage grosses Verlangen, mit Al^ned S&h
persönlich zusammenzutreffen; der Brief, den (jr&zt ed-Dtn 'Qkn in
seinen (des Kaisers) Namen an Ahmed oah gesendet habe, stimme
gar nicht zu seinen Absichten (s:>^MwAi ^^ .Laä^ü). Es würde
durchaus heilsam sein, und im Interesse der wahren Beligion liegen
wenn Ahmed S&h persönlich die Verhältnisse im indischen Kaiser-
reiche ordnen würde.
Demgemäss wurde an 6räzl ed-Din ^än ein Antwortschreiben
gesandt, des Inhalts, dass die Bücksicht auf die rechtgläubigen Be-
wohner Indiens gebieterisch das Eingreifen Ahmeds erheische; ein
Umkehren sei jetzt nicht mehr möglich. Diese Antwort wurde
von Schadet ^än, dem MunM-bäSi abgefasst, und durch Bi4ä Kuli
^ka nach Dehli geschickt. Ihr Wortlaut ist folgender: A]|^med
habe lange auf die Bückkunft seines Gesandten gewartet; da aber
seitens der Begierung in Delhi so unverantwortlich lange gezögert
worden sei, habe er seine Drohung wahr gemacht, und sei in die
Länder des indischen Kaisers einmarschiert. Er sähe ein, dass eine
persönliche Zusammenkunft mit dem Kaiser in Delhi zur Ordnung
der Verhältnisse, besonders zur Sicherung der rechtgläubigen Be-
wohner Indiens, unumgänglich notwendig sei, und werde deshalb
nach Delhi kommen.
Am nächsten Tage [?; es ist vorher von keinem Datum ge-
sprochen] wurde Bicjä Kuli IJän mit diesem Briefe entlassen.
9&n (jän I^an und §äh Pesend Ij[&n waren inzwischen dem
erhaltenen Befehl entsprechend, auf Kam&l vorgerückt, und hatten
die dort postierten Abteilungen mit leichter Mühe zurückgeworfen.
Nunmehr rückte auch Ahmed Sah mit dem Gros des Heeres vor,
und am .... des Monats . . . .^) traf Al^med S^ in Sönpat ein.
1) Die Stellen für die Zahl des Tages und den Monatsnamen sind hier
«rieder freigelassen.
S^:
r.v
ManMf QueüenitueU&n zur Oeachichte des Aljantd Sah Durrdni. 347
XXV.
Als A^med Sfth in der Ebene von Sönpat angelangt war, er-
hielt er genauere Nachrichten über die Massregeln des Gftzf ed-Dln.
Dieser hatte die Mabrafen anter Molh&r Rftd, Räkhü und SemSlr
Bah&dur mit etwa 40 000 Mann zu Hilfe gerufen. Hinter diesem
ersten Treffen stand Neglb 9&n mit 50 — 60000 Mann, während
Gäzt ed-Dln 9&n selbst mit einer grossen Anzahl indischer Truppen
von Delhi aus sich soeben nach Sönpat hin in Bewegung setzte.
A^med o&h Hess bei Sönpat ein befestigtes Lager einrichten, und
am nächsten Tage [gemeint ist wohl der Tag nach der Ankunft]
seine Truppen in Schlachtordnung ausrücken. Die gesamte Bagage
Hess er unter Murftd ]^&n Durr&ni in Sönpat zurück, während er
selbst mit dem Heere den indischen Truppen entgegenging. In-
zwischen war ^än 6än ^än, nachdem er mit §&h Pesend ^än zu-
sammen die bei Eamftl stehenden feindlichen Abteilungen aus-
einandergesprengt hatte, über die Gamuna gegangen und auf dem
linken Ufer des Flusses gegen Delhi marschiert, bis o&hwara und
tfvJLi^c>o vorgerückt, während S&h Pesend l^kn bis nach ^sJj^l^
marschiert war. Nach heftiger Gegenwehr wurden die Mahrafen
von Sah Pesend ^ftn und ^än 6&n ^ftn geworfen. Infolge dieser
Niederlage des kaiserlichen Heeres trat Ne^b ed-Doule nach einigen
Verhandlungen mit l^ka 6&n !^&n auf die Seite der Afghanen über.
Da die Yerproviantierung des afghanischen Heeres bei Sönpat
Schwierigkeiten machte, erhielt der Premierminister der Afghanen
S&h Welt ^än von A^med den Auftrag, sich mit ÖAzl ed-Din Ijlftn,
der inzwischen schon Friedensverhandlungen angeknüpft habe, zwecks
weiterer Verständigung in Verbindung zu setzen, und mit Hilfe des
Gäzl ed*Dln ^an einen geeigneten Ort zum Lager für die afgha-
nischen Truppen ausfindig zu machen. Es wurde die Gegend um
Narela^ ausgewählt. Am ... des Rabi^ IL wurde das neue Lager
bei Narftla von A^med bezogen. Cräzl ed-Dln ^an liess nun den
S&h Welt !^&n zu einer Zusammenkunft in Delht auffordern, doch
auf Befehl des Afpned Sah bestand der afghanische Minister darauf,
dass diese Zusammenkunft ausserhalb der Stadt stattfinden sollte.
Unter grossen Vorsichtsmassregeln beiderseits fand endlich die
Konferenz statt, in der äftzt ed-Din ^ftn sich zur Unterwerfung
1) Die Überschrift/ 9 Zeilen Ung, glebt noch weiter ein Besum^ des
ganzen Feldzoget.
2) Nach Sjad Mohammed Latif (pag. 228) „ten kos from Delhi".
348 Mann, QueUenshuUen zur Geackushte de» Ahmed Sah DwrrdiU.
bereit erklärte. Schliesslich entschloss sich ö&zt ed-Dln H4n, in
das afghanische Lager zu kommen.
Nach einigen Tagen wurde er hier von A]|^med S^ in feier-
licher Audienz empfangen, zugleich mit einigen andern Indem,
wie dem Sohne des verstorbenen Kamr ed-Dln 9&n, Sejjid öemü
ed-Din ^än, Nft§ir I^än und Ne^b ^du. Alsdann wurden Münz-
meister und Priester nach Delhi geschickt, um auf Ahmeds Namen
Münzen zu schlagen und in den Moscheen die l^u^be zu verlesen.
XXVI.
jLjüv:>.4J>;^ fc.J^ ^.^O^ J^b 3 «Lsi^A^Lju ^Lä^wXä^ vi^alalU ^
A^med Sah rückte hierauf noch näher an die Stadt heran
und schlug sein Quartier in dem Garten §ftlAmftr*) auf. Am
7. Gumädä I. begab sich ^Alamglr zu A^med Sah. Kaum war dem
Ahmed SAh die Kunde von dem Herannahen des Kaisers überbracht
worden, als er sofort die Grosswürdenträger und Oberbefehlshaber
seines Heeres zur feierlichen Einholung dem ^Alamglr entgegensandte,
und ihn in das für ihn bestimmte Zelt geleiten Hess. Darauf be-
gab sich A^med aus seinem Zelte zu dem seines Gastes, der ihm
etwa 30 bis 40 Schritte entgegenging. A^ed stieg sofort vom
Pferde, und beide Fürsten unterhielten sich einige Minuten.
Sodann ergriff Ahmed die Hand *AlamgIrs und führte ihn in das
Innere des Zeltes. Hier Hessen sich beide auf Kissen nebeneinander
nieder, und A^med Sah bekleidete den ^Alamgir von neuem mit
der Herrschaft über Hindüst&n. Darauf wurde *AlamgIr zum Früh-
stück festlich bewirtet (j^^ ^.J vi>uÄL^ r,»LäjA^!c »L?x53 »LäjIj ^
kXjJja^ ^^.yU^ ^LÄ^^j-^y »Lfjb jS). Auf besonderen Wunsch
des indischen Kaisers wurde das Amt des Wezfr el-mem&lik dem
öäzl ed-Dln genommen, und auf 5*n-i I^ftnftn, dem Sohne des
Kamr-ed-Dln IJän*) übertragen. Hiemach kehrte *AlamgIr wieder
nach Delhi zurück. Am 8. desselben Monats hielt A^med SAh
feierlichen Einzug in Delhi.
1) ?; die Hs. schreibt: sLc^JUi; cb. JedenfUb ist das wät beluamtero
SnlAmftr „on the high road to Ddhi" (Elliot VUI, p. 80) in der Nibe von
Lahor, nicht gemeint
2) Sonst Intizftm ed-Doule genannt.
Üfofifiy Q^eilleMtudien sur Geschichte des Ahmed Sah DurrdnL 349
Der zwischen beiden Regierungen vereinbarte Vertrag, den
Se'&det 9&n, der Mon&i-b&Sf A^^eds entworfen hatte (vO^.«««wnk#j tS
xXiL ^ ^^3 ^^jP ^^j^^^ J^ ooL* .L> ^Lx.), hatte
folgenden Wortlaut:
Im Laufe der Zeiten sei das Reich Hinddst&n durch innere
Wirren so geschw&cht worden, dass es den zu Beschützern der
wahren Religion berufenen Nachkommen Teimürs (^l5\«y vi^J^^)
nicht möglich war, die Gläubigen vor den Verfolgungen der Heiden
zu schützen. Deshalb hat sich die Regierung von Hindüst&n an
den Fuss des hinmielgleichen Thrones des weltschützenden Königs,
des Durr-i-Durr&n, hilfesuchend gewendet, und dieser sei sofort
herbeigeeilt, und habe alle Widersacher der wahren Religion ver-
nichtet. Es sollen nun folgende Landesteile: Sirhind mit Depen-
dencien (cjLj 5c^), L&hör, Multän, KaSmlr, mit sämtlichem Zubehör,
sowie alles was früher durch Vertrag an Nadir Sfth abgetreten war,
femer Thäthä, Sind, und die Döragät bis an den A^ok unter die
Herrschaft des Teimür S&h, des ältesten Sohnes des Ahmed Sah,
gestellt werden, da Ahmed selber zu häufig in weitabliegenden
Ländern beschäftigt sei. Teimür sollte dann mit der indischen
Begierung zu gegenseitigem Schutz und Trutz verbündet sein.
Dieser Vertrag sollte am 17. (jum. L des Jahres 1170 in Kraft treten.
Zur selben Zeit wurde Teimür Sah mit einer Tochter des
A
^Alamgfr vermählt.
Als die Verhältnisse in Indien geordnet waren, wurde ein von
Se'&dat gftn verfasstes Fat^nftme in alle Provinzen geschickt, und
die glorreichen Siege des Ahmed Sah zu allgemeiner Kenntnis der
ünterthanen gebracht. Den Umarä in Delhi war eine Summe von
2 Krur Rupien = 1 000 000 Tum&n-i-Tebrlzl als Strafsunune auf-
erlegt worden, zu deren Beitreibung ^kn 6ftn IJän den Auftrag
erhielt. 17 Lakh Rupien waren bereits in Ahmeds Kasse geflossen,
da erliess A^ed grossmütig die Zahlung des Restes. {}j»^^ J>^
JüJu^j^ \J^ji Tind nun folgt: ^JL^Ij iJb»-U ^.^t . . .0 »^ «^^J
Folgt ein Na?m von vier Doppelversen, mit dem dann die Hand-
schrift abbricht
[Die hier gegebene Darstellung des indischen Feldzuges vom Jahre
1169—70 [1756 — 57J weicht von der der indischen Quellen erheblich ab.
Mir sind zunächst nur zugänglich der Auszug aus dem 'Ibrat-näme des
1) Ameisenloch.
350 ^onn, QueUenßtudien stur Gegehichte de» Altmtd Sdh Dwrrdtä,
Fakir IJair ad-Din Mulliammed bei Elliot VIII, pag. 240, sowie die Er-
zählung in dem «Life of Hafiz Rehmut Khan, written bei Moott^ujab
Ehan*^ transl. by Ch. Elliot. Diese beiden Werke scheinen auch die
Grundlage der Darstellung bei Sjad Muhammed Latif zu bilden, wie
einige zum Teil wörtliche Übereinstimmungen zeigen.
Im Tar!h-i-Ahmedaähi fehlt jegliche Erwähnung der Witwe des
Mu^n el-mulk, die in den indischen Quellen eine so hervorragende Rolle
spielt, und sogar die HauptvermitÜerin zwischen Ahmed Sah und 6azi
ed-Din Hän *Imäd el-mulk gewesen sein soll. Femer berichten die luder
ausdrücklich, dass die Afghanen, ohne Widerstand zu finden, bb Dehli
vorgedrungen seien, während im Tarih - i - Ahmedä[&hi von Kämpfen bei
Kamäl und Sonpat erzählt wird. In der Angabe des Datums des Elia-
zuges von Dehli, 7./8. öumÄdä I. 1170, stimmen Tarih-i-A^medsahi und
^Ibratnäme Uberein.]
2. Ans dem ,,Matla* eS-Sems* des Maf^ammed
Hasan 9&n.
(Band n, Seite rf ! flF.)
Im Jahre 1161 setzen die Umar4 von l^ar&sän, nachdem sie
den ^All Sfth geblendet hatten, am 8. äawwü') den §äh Ru^ als
Herrscher ein. In einigen Greschichtswerken wird der Tarl^ seiner
ersten Thronbesteigung angegeben äjäs\ .^ÜoLm = 1161. In
demselben Jahre wurde ^All S&h und Ibr&him S&h auf Befehl des
Sah Ru^ getötet, und ihre Leichname nach Me^hed gebracht. Der
Verfasser des Rau^at es-sefä-i-Näsirf sagt, dass die Bevölkerung
Yon ]^uräs&n nach der Absetzung des *Alt §fth, der 61 und 62
regiert hatte, den S&h Ru^ Mlrz&, einen Sohn (--*j) Nftdirs zum
Herrscher machten, aber ihn nach einigen Tagen wieder absetzten,
und den Mlrz& Sejjid Muhammed, den Mutawalll von MeShed, einen
Tochtersohn des Sah Suleimän des §efewiden und Schwiegersohn
des Sfth Sultftn Qusein zum Herrscher wählten, und ihn §äh
Suleimän II. nannten. Das Datum seiner Thronbesteigung war Diens-
tag der 5. §afar 1162«).
Nach kurzer Zeit blendete man ihn ebenfalls und setzte äfth
Ru^ wieder auf den Thron.
1) Dasselbe Datum bei Emin (fasc. I, pag. Tv) nach dem TariM-K&din
des MirzA Mehdi Han.
2) Diese Ansätze sind falsch. Das Richtige findet man bei R. 6t. Poole,
The coins of the 8b4hs of Persia, Introd. pag. L — LI. Zu den dort dtierten
Quellen ist noch hinzasufügen das Me^ma' et-tewftrSh des ^elil (s. Pertsch,
Verzeichnis der pers. Es. d. Kgl. Bibl. zu Berlin, pag. 426 a. 427), welches
die Berechnung Pooles durchaus bestätigt. Emin (fasc. I, pag. öv, Zeile 7) hat
ebenfalls fälschlich 1162 für 1163. Helil giebt richtig den 6. Safar 1163 als
Datum der offiziellen Krönung.
ManUf QueUetutwUen sur Oetchiehte des Ahmed Sdh Durrdni. 351
1162. Nach den Angaben der Zend-Annalen (ot. Ja^^^ JS ;l
jjjjj ^j\jj) zog. in diesem Jahre A^med §Äh Afg&n-i-Durrftnl
nach der Erobening von Her&t gegen MeShed, mn die Stadt in
seinen Besitz zu bringen. Da er sah, dass die Stadt wohlbefestigt
war, versachte er mit List hineinzukommen. Er gab vor, eine
Wallfahrt machen zu wollen, und gelangte so mit einem grossen
Anhange in das Innere. Hier setzte er den Nur Mu|;^animed 'Q&n
als eine Art Beaufsichtiger des Sfth Eu^ ein, und begab sich dann
nach Nli&pür und Sebzew&r, um von hier Asterlkbftd und Mftzender&n
anzugreifen. Bei Mezlnftn stiess sein Feldherr mit einer Anzahl von
Reitern des Mu^ammed 9&n ]^a^&r zusammen, und wurde geschlagen,
80 dass er bis Sebzewär fliehen musste. A^^ed o&h kehrte hierauf
nach Her4t zurück'). Nur Mu^ammed ^ftn wurde bald hernach
ans Me^hed abberufen und an seine Stelle Emir ^ftn Kar&t zum
Wekfl es-seltenet des S&h Bu^ bestellt. Emtr I^4n gelangte mit
List in die Stadt und wusste sich in den Besitz eines Thores sowie
mehrerer Befestigungswerke zu setzen. S&h Ru^ beauftragte des-
halb den Ferldün Ijka 6ur^ mit der Vertreibung des Emir I^ftn,
der dann auch bald zum Verlassen der Stadt gezwungen wurde,
wahrend Ferldün ^ftn mit den Regierungsgeschäften betraut wurde.
Kürze Zeit darauf aber wurde Ferldün ^&n von NasruUäh MtrzA,
dem Sohne des S&h Ru^ ermordet, und Nasrull&h riss die Regierung
an sich. Er wurde darauf von Sfth Ru^j unter einem Verwände zu
Kerim 9&n nach Sfrftz geschickt, und in seiner Abwesenheit der
andere Sohn des Sfth Ru^, Nftdir Mlrzft zum l^&hibi^tiär gemacht.
Als nach sechs Monaten Nasrulläh wieder zurückkehrte, floh Nadir
ans MeShed, und Nasrulläh Mlrzft nahm wieder die Regierung in
seine Hand. ^ ^
Einige Zeit darauf schnitt 6a*far IJftn Kurd, der in Cinftrftn
wohnte, den Fluss, der die Stadt MeShed mit Wasser versorgte,
nnd dessen Quelle in der Nähe von Cinarftn sich befand, ab und
leitete das Wasser auf seine eignen Felder. Nasrullfth zog, um
das Wasser wieder frei zu machen, aus MeShed aus und leitete,
nachdem er Ga^far ^an besiegt hatte, den Fluss wieder nach Me^hed,
nnd dies Ereignis fiel in das Jahr 1163. Ln selben Jahre begab
sich Nasrullfth nach NlSftpür, um die Stadt zu erobern. Nftdir hielt
jetzt den Augenblick für seiner Sache günstig und kehrte nach
Meäed zurück. Sfth Ru^ Hess die Thore der Stadt schliessen, um
zu verhüten, dass Nasrullfth wieder zurückkehrte. Der Prinz erhielt
hiervon Nachricht, hob die Belagerung von NlSäpür auf und kehrte
nach Me^ed zurück und sah die Thore geschlossen. Die Bevölkerung
von MeShed, die durch die Gewaltsamkeiten des Nftdir Mlrzft sich
1) Hier werden ^e Ereignisse des ersten I^uräsftnischen Feldzages des
Ahmed, der, wie wir oben sahen, 1163 unternommen wurde, mit denen des
zweiten aus den Jahren 1167/68 zusammengeworfen.
352 Manrif Quelleniittdien 9ur Geschichte des Ahmed Sah Durr&id,
arg bedrückt fühlte, ö&ete dem Nasnilläh Mfrz4 die Thore und
holte ihn in die Stadt. Nftdir Mtrzsl floh aus einem andern Thore
aus Me§hed und S&h Bu^ suchte Zuflucht im heiligen Garten.
Nasrull&h Mlrzft begab sich in den heiligen Garten, und fahrte
seinen Vater, nachdem er ihm den Fuss geküsst, wieder nach dem
Cehftr Bft^ zurück. Darauf übernahm er wieder die Regierung.
1181 = J^...üL^U-. Nasrull&h Mlrzft, der Sohn des SÄh
Ru^, begab sich nach Fftrs, wo Kerim IJftn herrschte, und erreichte
über Semnftn und ^wftr glücklich Strftz. Obwohl er offiziell einen
Auftrag von seinem Vater S&h Rul^ an Kerim l^&n hatte, so hatte
doch im Geheimen Sah Ru^ an Kerim ^ftn geschrieben, man solle
den Nasrullah möglichst in Siräz festhalten. Aber nach sechs-
monatlichem Aufenthalt in Slrftz kehrte NasruUfth über Jezd nach
Me^hed zurück.
[Anmerkung. Im GulSen-i-Muräd wird, wie oben erwähnt,
die Ankunft des NasruUfth Mlrzft in Färs als ein Ereignis des
Jahres 1181 erzählt. Die Darstellung deckt sich mit dem im
Manila' e^-^ems Berichteten vollständig, so dass die Benutzung des
Gul§en-i-Murftd an dieser Stelle des Ma^W e$-Sems augenföllig ist
Sehr viel problematischer erscheinen aber die Angaben über das
Jahr 1162. Dass hier die Ereignisse 7on 1163 und 1167/68 zu-
sammengeworfen sind, lehrt die Erwähnung der Eroberung Ton
Herat, die 1163 stattgefunden haben muss, neben dem Kampfe
gegen die Kagftren, welcher in das Jahr 1167 Mit. Die Dar-
stellung im Ma^la^ eS-Sems erzählt von der Einnahme Ni^ftpürs an
alle Thatsachen genau in der Reihenfolge des Mugmil et-tarl^-i-
ba^dnftdirijje ; kein wichtiges Faktum ist ausgelassen; es sieht
fast aus, als ob Ma^la^ eS-Sems einen stark gekürzten Auszug ans
Emtn geben wollte^). Im Ma^la^ eS-§ems sind allerdings die
beiden, bei Emin um ein Jahr auseinanderliegenden Feldzüge in
einen zusammengezogen, und wird die Rückkehr der Afghanen
nach Herät (Emln i., Zeile 6 — 12) nicht erwähnt. Doch dies
wäre auch der einzige Punkt, in dem die beiden Berichte von
einander abweichen.
Ganz augenfällig wird die Übereinstimmung von der Ab-
berufung des Nur Mu^ammed ^kn an. Zur bequemeren Ver-
gleichung mit der betreflfenden Stelle bei Emln (fasc. II, pag. If.^
Zeile 18 ff.) setze ich den persischen Text des Ma^la' e5-5ems hier-
her (Übersetzung oben Seite 351):
1) Natürlich müssen wir uns das auf Indien bezügliche Kapitel bei Emin
wegdenken. Lassen wir etwa bei Emin an pag. Iv, Zeile 1 sich unmittelbar
pag. Ilf , Zeile 14 ff. anschliessen , so gewinnen wir die matmossliche VorUge
des Ma^la' es-sems.
Mann, QuellenHudien stur GuehiehU du Ahmed Sdh Durrdni 353
yÜ oULü j! */ j^ J^l OsP iJUu Ij V!^' "^ Jc^A^ O^
Hier schliesst sich, besonders in den letzten Sätzen, sogar der
Wortlaut des Ma^la^ eS-Sems eng an den des Emin an. Ein weiterer
höchst auffallender Punkt ist das beiden gemeinsame falsche Datum
5. ^ar 1162, für 1163. Hat nun Mu^ammed IBlasan H&n eine
Handschrift des Mugmil et-tarl^-i-ba*dnftdirijje benutzt, oder hat er
eine noch ältere Geschichtsquelle vor sich gehabt, aus der auch
Emln geschöpft hat? Das ist eine Frage, die hier leider un-
beantwortet bleiben muss. Die Bibliotheken der persischen Grossen
bergen aber sicher noch manche Schätze, besonders an historischen
Handschriften, von deren Eiristenz wir nicht einmal eine Ahnung
haben. Dafür ist ja auch das Gul§en-i-Muräd ein deutlich redendes
Beispiel.
Wenn wir uns so die verschiedenen Quellen der beiden Ab-
schnitte des Matla* eS-5ems, für 1163 eventuell Emin, für 1181
das GuUen-i-Murftd, vor Augen halten, so ergiebt sich, dass das
Matla' eS-äems die Beise des Nasrulläh einmal nach Emfn als
Ereignis des Jahres 1163, das andere Mal, aus dem Gul§en-i-Muräd,
als 1181 unternommen, also doppelt, erzählt Mu];^ammed I^asan
l^än hat eben nicht gemerkt, dass die Darstellung Emlns die Er-
eignisse einer längeren Beihe von Jahren umfasst, sondern alles in
das Jahr 1162—63 verlegt.]
354 Mann, QiMenstudien 9ur GesehieJUe des Ahmed ixih Dwrrdnt.
Mafia* e^-Sems fiLhrt dann fort:
1183. In diesem Jalire brach A^med §4h Durr&ni mit 300 000
Mann, 600 Elephanten mid 700 Kanonen aus Jgjmdahär gegen Me^ied
auf. Sah Ru^ liess die Thore der Stadt befestigen und forderte
die llftt der Umgegend zur Hilfeleistung auf. Zwei Tage nach der
Fertigstellung der Yerteidigungsnaittel langte A^med b&h in 'furuk
an und bezog mit seinem Heere dieselben Quartiere, die er schon
im vorigen Feldzug hier innegehabt hatte. Die ^4ne der Kurden*
stamme wussten sich unter allerlei Verwänden bei Zeiten aus M^hed
herauszuziehen, so dass Sfth Eu^ und sein ältester Sohn und Ober-
feldherr, Nasrullfth Mirz&, nur eine ganz geringe Anzahl von Reitern,
etwa 200, zu ihrer Verfügung hatten. Tagtäglich machte NasrolUh
mit diesen sehr kühne Ausfälle aus der Stadt und brachte den
Afghanen beträchtliche Verluste bei. Eines Nachts machte Nasir
^ftn BalüS auf Befehl des A^med S&h mit 12 000 Mann einen
Angriff auf die Stadt; Nasrulläh warf sich mit seinen so wenig
zahlreichen Truppen mit solcher Tapferkeit auf die Afghanen, dass
diese eine Niederlage erlitten, imd nach beträchtlichen Verlusten
sich zurückziehen mussten. Der Verfasser der Zendgeschichte
(jujüj ^jl^' w^s^Ijo) Mirzä Abül-Hasan KäSftnt schreibt, dass
6000 Yon den 12 000 getötet worden seien, aber das scheint mir
(dem Verfasser des Ma^la* eS-Sems, \^yA bJlJu) eine Übertreibtmg.
Infolge dieses Sieges wuchs die Kühnheit des Nasrulläh noch mehr,
so dass er es eines Tages wagte, mit zehn Reitern, von denen er
noch vier auf dem Wege zur Deckung des Rückzuges zurückliess,
in das Lager der Afghanen einzudringen. Als er sich in den Urdu
Bazär begeben wollte, wurde er von einem früheren Einwohner
von MeShed erkannt, und es begann nun eine Jagd auf Nasrulläh
Mirzä, zu der von Seiten der Afghanen 11000 (sie!) Mann auf-
geboten wurden, die jedoch des Prinzen nicht habhaft werden
konnten. A^^med schaute vom Lager aus dem Kampfe {i^J^
»jL^üi wi^.) zu, und bewunderte die Tapferkeit des NasruU&h
so sehr, dass er zu seinem Sohne Teimür auf afghanisch sagt«:
y Solch einen Sohn müsste ich haben *'.
Wenn man den Übertreibungen des Zendchronisten (j^jjJü; ^ jV*)
Glauben schenken könnte, so wären in diesem Kampfe von NasrollÄh
gegen 1000 Afghanen getötet worden ; er selbst sei ohne jede Ver-
.¥mndung nach MeShed zurückgekehrt .... Schliesslich wurde
Ahmed 8äh der Belagerung müde und liess durch die ihm zu-
gethanen Stammesgenossen des (verstorbenen) Tekl IJän Sträzl und
den Premierminister §äh Well l^n mit §äh Ru^ Sah Unterhand-
lungen anknüpfen. Al^med verlangte das Leibross des Na§nillÄh,
Mmmy Qudlentiudien Mir Cfeaehielde des AfaMd Sah Dwrrdfd. 3^
das 3000 Tümdn wert war, femer sollte S&h Bn^ eine seiner
Töchter dem Snleim&n SAb, dem Sohne Ahmeds zur Frau geben und
Jezd4n Ba^fi, ein Sobn des S4b Bu^, als Geisel nach ^andah4r
kommen. Die Bedingungen wurden angenommen; jedoeb schickte
Sah Bu^ an Stelle seiner Tochter die Tochter des Feridün ^ftn Gurgft
in das afghanische Lager. A^med Sfth zog sich hierauf am 8. ^afar
1184 Yon MeShed zurftck. JezdAn Ba^S blieb bis 1192 in ^[andahAr,
in welchem Jahre er nach Me&hed zurückkehrte.
^)Nach dem Abzüge Ahmeds lag die Begierung in Meihed in
den Händen des Nasrull&h. Dieser liess sich mancherlei Übergriffe
zu Schulden konunen, so dass ä&h Bu^ SAh den NAdir Mtrz& an
Stelle des Na^rullAh zum Well^ahd ernannte. Hierüber kam es zum
o&en Kampfe zwischen den Brüdern. NasrullAh wurde aus MeShed
Terdiibigt, und suchte Zuflucht bei Kerlm ^kn. Nach dem Tode
des Eertm 9^") ^^^^^ ^^^ NafmllAh noch eine Zeitlang in Isfahftn
und äirkz wif, begab sich aber dann wieder nach ^urdsAn.
In der Zwischenzeit hatte NAdir MlrzA in MeShed fast noch
schlimmer als sein Bruder gehaust. Er hatte sogar die goldenen
Deckplatten von der Kuppel des heiligen Grabes (^^Lb^L^Äix»-
j^JoA Jua^ ij[9j) ^^ro^i^c^^i^ lassen, und den Erlös verbraucht.
Ebenso hatte er, ohne sich an die Vorstellungen des MlrzA Mehdl^,
des Mu^ptahid, des Mutawallt des heiligen Grabes, zu kehren, die
Flagge (? JJJCa \^yhjM,), welche die Spitze der Kuppel schmückte,
und welche 7000 TümAn wert war, sowie die golddurchwirkten
Teppiche in seinem Interesse zu Gelde gemacht.
W&hrend der sechsjAhrigen Abwesenheit des Nasrull^ hatte
N&dir MlrzA mit soldier Willkür in Me&hed gewaltet, dass alle Emire
Ton J^urAsAn sich gegen ihn erhoben. Besonders Mir Mu^ammed
Hän, 'Arab-i-Zenküt, der QAkim von X^^^^s, trachtete dem Prinzen
nach dem Leben. Er machte, von einer grossen Schaar seiner
Araber begleitet, eine Wallfahrt nach MeShed, und wusste durch
Sem freundliches Wesen NAdir MirzA in Sicherheit zu wiegen, biß
er den Prinzen plötzlich samt zweien seiner Brüder und Schwestern
in seine Gewalt brachte, und nach Tebbes schleppte, während er
einen ihm ergebenen Kurden*) zum QukmrAn in MeShed machte.
1) WWif obl der folgtad« Abschnitt sieh nicht mehr aof die Oesobichte
des A^med 8Ah beiSeht, bietet er doch so viele interessante und bisher
unbekannte NAchrichten sor späteren (beschichte von Melhed, daas ich die
Übenetnmg doch hier mitteile. Herr Dr. Rosen macht mich Übrigens darauf
anfinerluam, dass dem Mnhammed Hasan ^än hier möglicherweise die Moschee-
annalen ans Melhed als Quelle gedient haben konnten.
2) 1198.
3) Yielleieht der bekannte Verfasser des Tar!l)-i-K&diri ?
4) Der Name ist nndentlich: ^Li>^^Mb4^?
Bd. LH. 24
356 Maimj QaelUnBtudien zur Geschichte des Ahmed Sah Durrdnl,
Teimür Sfth schickte auf diese Nachricht hin sofort ein Heer ans ^andah&r
gegen T^hbes. Die Afghanen belagerten Me^hed drei Monate lang;
schliesslich einigten sie sich mit Mir Mu];^ammed ]|(&n, der in Me^ied
eingeschlossen war, dahin, dass Nadir Mtrzä den Afghanen ausgeliefert
werden sollte. N&dir Mfrz& wurde hierauf nach Herftt gebracht,
wo er als Gast des Prinzen Mahmud^) weilte. Als NasrulM Mlrz&
nun aus Sirftz wieder nach ]|]urlls&n kam, brach Nftdir Mlrz& mit
einem Heere aus Herät gegen seinen Bruder auf. Er wurde aber
geschlagen und kehrte nach Herät zurück, während Nasrullfth Mirzä
in MeShed die Begierung übernahm.
Mir 'Abd al-Kerlm Bu^ärät, der mit einer Gesandtschaft von
Bu^ärft nach Isl&mbül gekommen war, hat auf Wunsch einiger
Vornehmen der Otmänen eine Geschichte der Herrscher von Bu^&ri,
Afghanisten, und' der anderen Ltoder geschrieben, und in diesem
Werke setzt er den ersten Feldzug des A^ed Sfth gegen Me^bed
in das Jahr 1164, und nachdem er den Feldzug Ahmeds nach
Indien geschildert, sagt er: Nachdem A^ed H&n Merw, Sarahs,
MeShed u. s. w. erobert hatte, schloss er mit Eerim ^ftn ein Freund-
schaftsbündnis (si^wmo ci^liLa^ <-'^)' -^^t^h sagt er, dass Ahmed
Sfth Mefihed dem Enkel Nadirs, dem §äh Ru^ S4h übergeben hatte,
und den ^Alam 9&n^) ^Arab-i-]^uzaime , der den Sah Ru^ §äh ge-
blendet hatte, getötet habe. Als Todesjahr des A^ed giebt er
1185 an.
Ein anderer Chronist der Zenddjnastie setzt den letzten Feld»
zug AImneds gegen MeShed in das Todesjahr des A^ed, 1185.
3. Aus dem ,Me^ma' et-tewftri^*' des Prinzen ^elil.
(Berliner Handschrift fol. 154 * ff.)
Als nun diese traurige Kunde (von der Absetzung und Blendung
des 8dh Suleimän IX) nach Herät zu Behbüd l^än, dem Beglerbegi,
und Emir ]^än, dem Tüp6ibä§i, und den übrigen BefeMshabem
icy^\y^) S^^^^^i schickten sie sofort eine Botschaft an A^ed
IJ&n Abd&li und boten ihm ihre Unterwerfung, sowie die Aus-
lieferung des königlichen Artilleriematerials und der Burg von
Herftt, und die Oberherrschaft über ][j[uräsan an. A^med !^&n brach
sofort von ^andah&r nach Herät auf, die Emire kamen ihm ent*
gegen und führten ihn in die Stadt Her&t. Darauf schlössen sie
sich dem A^ed zu einem Feldzuge gegen MeShed an.
Jüsuf ^All ]^&n sammelte aus seinen Anhängern ein Heer von
1) Sohn dei Teimdr S&h.
2) Die Lithographie hat ..Lp-aiamLc, offenbar eine Verlesung oder ein
Schreibfehler filr ^Li>^JLc.
Mcmn^ OudUiMtudiea zur Geschichte des Ahmed ädh Dturrdnt, 357
etwa 7 — 8000 Mann und zog mit diesen Trappen, zusammen mij;
dem blinden S&h Ru^ M!rz& den Afghanen entgegen. Als er nach
Sengbest^) gekommen war, warf sich Emir ^Alam I^an, der aus
K4in mit der grössten Schnelligkeit herbeigeeilt war, auf ihn und
schlug beim ersten Angriff die Truppen der Perser in die Flucht.
Nur mit knapper Not konnte Sfth Bu^ Sfth mit wenigen Begleitern
nach Meähed entfliehen. Der gesamte Tross und das Artillerie-
material fiel in die Hände des Emir 'Alam 9&n, der es dem A^med
^än zum Geschenk machte.
Nachdem Sah Bu^ Sah wieder nach MeShed zurückgekehrt
war, bemächtigten sich Jüsuf *All ^ftn und Eeled 'Q&n der Schätze
des Königs (^U^Lj mL>j^L:>) und stahlen sich eines Nachts
mit sieben, mit den kostbarsten Edelsteinen beladenen Lasttieren
aus der Stadt, und begaben sich nach Eil&t, wo sie ihren Wohn-
sitz hatten . . .^.
In dieser Zeit lebte der frühere Sah Suleim&n ü. in grosser
Trübsal in MeShed.
Als Al;^med ^&n Durrftnl vor MeShed erschienen, und, nach-
dem er MeShed in seine Gewalt gebracht, wieder nach Herät zurück-
gekehrt war, kam Emir 'Alam l^än nach MeShed, und ging von
da nach Kilkt, und nahm nach längerm Kampfe Jüsuf *All ^&n
nnd dessen Bruder Zäl !^än gefangen. Er brachte sie nach MeShed
m Saleim4n Ü. und forderte diesen auf, sich wegen seiner Blendung
an den beiden Urhebern zu rächen. Suleimftn aber lehnte es ab^).
Nach langen Verhandlungen tötete endlich Emir ^Alam !^&n den
Jüsuf *All ^kn selbst.
Nach einiger Zeit zog Alj^med H&n Durrftnl mit einem grossen
Heere und zahlreicher Artillerie gegen MeShed. Emir *Alam ^ftn
rüstete sich zum Widerstände. Nachdem A^med Sah vor Me&hed
angelangt war, kam es einige Male zum offnen Kampfe, doch wurden
die l^ur&s&nischen Truppen, da es ihnen an guter Leitung fehlte,
und überhaupt keinerlei Disciplin bei ihnen vorhanden war, ge-
schlagen. Sie flüchteten in die Stadt, plünderten diese und machten
sich dann mit den geraubten Schätzen aus dem Staube. So fiel
die Burg von,Me&hed in die Hände der Abdälls.
In dieser Zeit lebte Suleiman 11. noch in MeShed, und richtete
an den Kaiser von Hindüstan, der damals ^Alftmglr IE. war, ein
Schreiben, . . .*).
1) Etwa 33 km südsüdöstlich von Meshed, cf. C. E. Stewarts Karte in
den Proeeedings of the Royal Geographica! Society 1881, Septemberheft.
8) Hier folgt eine eingehende Erzlihlang von den Schicksalen der beiden
ältesten Sohne Snleim&ns II., die für die ans hier interessierenden Fragen ohne
Belang ist, nnd die ich deshalb weglasse.
3) 9elil hat hier mehrere Seiten mit den Antworten seines Grossvateis
angefUlt
4) Dss weitere gehört nicht hierher.
24*
358 Mann, Q^eiUlMtȊim wr ChaefddUe dea Afpmd S6k Durrdni.
^ [Diese letzte Notiz von einem Einfalle des A|^ned ä&h in
il^uräsAn kann sich nur auf den Feldzag von 1167 — 68 beziehen,
da 'llamglr U. in Delhi im äa'bftn 1167 auf den Thron kam^).
Somit kann die Erzählung yon dem früheren Erscheinen A^eds
vor MeShed eben nur auf den Feldzug von 1163/64 gehen, da in
den Jahren 1165 — 67, wie wir oben gesehen haben, A^ed fast
ununterbrochen in Indien beschäftigt war.
Über die Ereignisse des Jahres 1167 — 68 ist l^elil augen-
scheinlich nicht me£f so gut orientiert, wie über die früheren Jahre.
Das ist auch erklärlich, da etwa 1165 sein Vater MeShed yerlassen
hat, um nach Indien auszuwandern. Auf diese Art lassen sich wohl
am besten die Abweichungen der Erzählung ^ellls von der des
Emin, und von der des Tarl^-i-At^medfiähl erklären.]
l)^aeli dem anonymen Tarih-i-'ÄUmgir II (bei Elliot VIII, peg. UOff)
am 11. Sa'bAa.
359
Eine unbekannte Bearbeitung des Marzban-nämeh.
Von
M. Th. Hontgma.
Eine höchst interessante Nachahmnng von Eallla und Dimna,
schreibt Ethö in seiner trefflichen Übersicht der nenpersischen
Litteratur^) , ist das ursprünglich im Dialekt von Tabaristän ge-
schriebene Marzban-nämeL Es ist das Verdienst Schefers, zuerst
diese Sammlung durch Auszüge aus derjenigen Becension, welche
Ton einem gewissen Sa'd aus Waräwin (Anfang des 7. Jahrhunderts
der Higra) herrührt, bekannt gemacht zu haben^. Sonst sind wir,
von einigen gelegentüchen Notizen abgesehen, auf die Beschreibungen
des Werkes in den Handschriftenkatalogen, welche bei Schefer,
£th6 und in der sofort zu erwähnenden Arbeit Chauvins verzeichnet
sind, angewiesen. Die von Pertsch') und Eth^ erwähnte lithogra-
phierte Ausgabe der arabischen Übersetzung ist mir nicht zu Gesicht
gekommen; dieselbe dürfte überhaupt in Europa nahezu unbekannt
geblieben sein.
Neuerdings hat Herr Professor V, Chauvin in seiner verdienst-
vollen Bibliographie des ouvrages arabes 11, S. 111 die
litterarisch höchst interessante Entdeckung gemacht, dass das bereits
längst bekannte, von Freytag 1832 herausgegebene Buch ibn-
'AiabSähs, welches den Titel: li^t K^LL«^ Uii-I ä^U führt,
nichts anderes als eine arabische Bearbeitung des Marzbän-nämeh
ist, obgleich der wenig gewissenhafte arabische Litterat in der Ein-
leitung seiner Schrift dieser Sammlung mit keiner einzigen Silbe
gedenkt. Dennoch ist die Identität so augenfällig, dass Chauvin
mit Becht bemerken konnte: „II est ^tonnant que cette identite
n'ait pas 6t^ remarqu^e plus t6t^. Es ist wirklich beschämend,
dass, mit der einzigen Ausnahme von Herrn Prof. Pertsch, kein
Orientalist das unverschämte Plagiat auch nur vermutet hat.
Die arabische Bearbeitung ibn-^ArabSahs, welche im Jahre 852
1) Grandriss der iranischen Philologie II, 328.
S) Chrestomathie Persane II, S. Wt — 111; vgl. die dazu gehörenden
Anmerlnmgen a. a. O. S. 194—211.
S) Die arab. Hss. der H. Bibliothek zu Gotha V, 56.
360 Hbutsma, Eine unbekannte Bearbeäung des Marzbän^ämeh,
der Higra verfasst wurde, hat die Recension Sa'ds zur Vorlage, wie
Chauvin richtig erkannt hat. Es war überhaupt nicht bekannt,
dass, abgesehen von dem freüich verloren gegangenen ui^rüng-
lichen Marzbän - nämeh, noch andere neupersische Bearbeitungen des
nämlichen Buches existierten. Es dürft« daher den Leser interessieren,
wenn hier eine andere, sonderbarerweise im Orient, wie in Europa
nahezu vergessene Recension dieser Schrift, welche wenigstens um
einige Jahrzehnte älter ist als die bis jetzt bekannte, beschrieben
werden soll. Diese Beschreibung hat nicht allein den Zweck, die
Möglichkeit anzubahnen, beide Recensionen mit einander zu ver-
gleichen, sondern auch einem vergessenen Litteraten die Ehre,
welche ihm gebührt, wieder zu geben, wenngleich dieser keinen
Anspruch darauf erheben kann, zu den Schöngeistem ersten Ranges
gerechnet zu werden. Aus diesem Ziel, welches ich mir gesteckt
habe, möge man auch die grössere oder geringere Ausführlichkeit
erklären, womit ich das eine oder das andere ins Licht zu stellen
mich bemüht habe. Vorher sei aber bemerkt, dass ich die persische,
nur handschriftlich vorhandene, Bearbeitung von Sa^d nicht selbst
zur Verfügung gehabt habe, sondern, so oft ich derselben erwähne,
von den Mitteilungen Schefers oder den daraus entlehnten Daten
bei Chauvin abhängig bin. Für meinen Zweck genügten diese,
obgleich ich nicht in Abrede stelle, dass, wenn das Buch selbst
mir zu Gebote gestanden hätte, sich noch weitere Ziele hätten ver*
folgen lassen, namentlich in Bezug auf die ursprüngliche Grestalt
des Marzbän-nämeh.
Die hier zu besprechende Recension ist enthalten in der
Leidener Hs. Warner Nr. 539, einem stattlichen Bande von 298
Blättern von 26X17 cm. Auf jeder Seite stehen 19, bisweilen
18 in deutlichem Naschl geschriebene Zeilen. Der Colophon lautet
folgendermassen :
VL^t j^^ .^ ^^J ^^yJ^j J VL^ 0^5 0^ r^- ^'-H
Uk>Jl e^Uc y^3 v3yi ^L^ajlv>^ ciJjO j*U y y^i^S ^^
^) gl3 ^^ ^y.Js^ ^\yS ^yiA-^\^ r^"ift ^J^ ^S
Derselbe ist bereits abgedruckt bei Dozy, Cat. Codd. Or.
L. B. I, 353 — 354; jedoch in der kurzen Beschreibung a. a. 0.
wird mit Unrecht behauptet: erstens, dass der Name des Verfassers
in der Hs. nicht angegeben und zweitens, dass der Codex vielleicht
vom Verfasser selbst geschrieben seL Unten wird ausführlich vom
Verfasser, dessen Lebzeit chronologisch vollkommen sicher ist, die
Rede sein, hier seien noch einige Bemerkungen über den Cod. selbst
Houigma, Eine unhekannte Bearbeitung de» Marnhän-nSmek, 361
hinzugefügt. Die Hs. ist, soviel mir bekannt, ein Unikum und bietet
einen sehr guten, obgleich nicht gänzlich fehlerfreien Text. Bereits der
orientalische Buchbinder hat sich bei der Ordnung der Blatter ein
kleines Versehen zu Schulden konmien lassen, bei den Foliis 247
bis 256, welche richtig geordnet einander so hätten folgen müssen :
247. 255. 249—254. 248. 256. Ein orientalischer Leser schrieb
deshalb richtig unten am Rande von fol. 247**: ^ (custos folii) ^ ^
^ wJLb ^.Xi.^ 0|^3 und ebenso auf fol. 248^: y (c. f.) J=>'^
0/ \Jas> \j3j^ JJL^ ^/ ^ V^ (sie) jJj^ f^^^^ vJ^5- Spuren
einer Kollation des Textes sind nicht vorhanden ; nur finden sich hier
und dort am Bande Bleistiftstriche, welche vermutlich von Warner
herrühren. Ob sonst jemand die Hs. benutzt hat, ist mir nicht bekannt.
Der Verfasser, resp. der Redaktor des Werkes nennt seinen
Namen am Ende der verschiedenen Kapitel und am Schlüsse des
ganzen Buches, nicht aber da, wo wir es am ersten erwarten würden,
in der wortreichen und schwübtigen Vorrede. Er heisst Mu^ammed
Gäzl al-Malatjawl und scheint, wie der Beiname £razl andeutet, mit
den Ungläubigen manchen Kampf bestanden zu haben. Aus einer
Stelle in der Vorrede scheint noch hervorzugehen, dass er nicht
von Malatia gebürtig war, doch aus irgendwelcher nicht näher
bezeichneten Ursache seine Familie verlassen hatte und dorthin
übergesiedelt war. Weil die Vorrede ausführlich über die Ent-
stehung dieser Arbeit berichtet, wobei auch die Verhältnisse des
Autors zur Sprache kommen, werde ich die Hauptsachen daraus
hier mitteilen und den persischen Text selbst für diejenigen, welche
sich dafür interessieren, abdrucken lassen, weil eine wortgetreue
Übersetzung unnötig vorkommt. Vorher muss ich aber bemerken,
dass sich daraus eine klare Vorstellung über die Zustände, welche
in Malatia herrschten, als der Autor sich mit dem Plane seiner
Arbeit trug, nicht gewinnen Ifisst, weil zwar sehr deutlich gesagt
wird, dass er dort einen hochgestellten Oönner hatte und noch
mächtigere persönliche Feinde, doch keine Namen genannt werden.
Damals aber — denn die Abfassungszeit des Werkes ist, wie aus
dem hier folgenden hervorgehen wird, genau fixiert — regierte in
Malatia ein Sohn des bekannten SelguV^^^^^^^ ^^ifiT 'Arslän, Namens
Mu^izz ed-dln ]^i§arliäh. Jener hatt« nämlich seine Herrschaft unter
seine zahlreichen Söhne verteilt, wobei Malatia an Mu4zz ed-dln
gekonunen war. Als aber der alte Vater ein Spielball seiner Söhne
geworden war, suchte einer derselben, Namens Pflutb ed-dln die
Herrschaft an sich zu reissen und zwang seinen Vater ihm auch
Malatia zu geben, so dass Mu^izz ed-dln sich 587 zu $aläb-ed-
din begab und dessen Hilfe gegen seinen Bruder und Vater anrieft).
1) Vgl. lA XII, 0«; Doc. Arm. S. 402; 'Imftd ed-dln ed. Landborg
8. ni und Ha.
362 HmUmna^ Eine tmbekannie Btarbeüung des Jüanbäm-mSmek.
Dieser nahm ihn freundlich auf, gab ihm selbst eine Tochter seines
Bruders ^Adü zur Frau und bewirkte dadurch, dass er nach Malatia
zurückkehren und seine Herrschaft von seinem Bruder unbelfistigt
ausüben konnte. Freilich nur auf kurze Zeit, denn bereits im
folgenden Jahre 588 starb sein Vater l^^ili^ 'Arslin und herrschte
im Sel^V^i^^c^c^® vollständige Anarchie, bis es einem seiner Brüder,
Namens Bukn ed-dln SnlaimänSah gelang wieder das ganze Reich
in seiner Hand zu einigen. Dieser eroberte auch Malatia und zwar,
wie aus dem Zeugnisse unseres Verfassers mit Grewissheit hervor*
geht, am 19. Bamaiän 597 (= 23. Juni 1200), wonach das ab-
weichende Datum bei al-'AinI (595) zu verbessern ist^).
Der Autor hatte vor diesem Ereignisse, vielleicht von Mu4zz
ed-dln selbst, einen Auftrag bekommen, nämlich irgendeine litte-
rarische Arbeit zu schreiben. Zehn falsche und unbarmherzige
Freunde, auf welche er Oottes Fluch herabwünscht, hatten ihn aber
in eine so bedrängte Lage versetzt, dass er fürchten musste, den
Wunsch seines Gönners nicht erfüllen zu können. Er wollte sich
aber seiner Verpflichtung nicht entziehen und meinte, dass ein
Sammelwerk (mu.*.^Uc) erwünscht sei, worin Ermahnungen und
Batschläge vorkämen und obgleich er sich beÜÜiigt glaubte, ein
solches aus eigener Erfindung zustande zu bringen, schien es ihm
besser, eine ältere Arbeit neu zu redigieren, wie es auch der
Ma^amendichter al-Qariri und Na§r 'allah ihn Mu^ammed ibn *Abd
al-]^amid gemacht hatten. Kein Werk schien ihm mehr geeignet
als Vorlage der eigenen Arbeit zu dienen, als das Marzbän - nämeh,
das von einem Nachkommen des Käbüs-i-Wasmglr^ verfasst worden
war. Einerseits nämlich enthielt diese Schrift vortreffliche Lehren,
zumal für Fürsten und Begierende, andererseits entbehrte sie einer
schönen Form, wodurch sie weniger bekannt und geschätzt war, als
sie verdiente. Er entschloss sich also dieses Werk neu zu redigieren^
wobei die Weise, in der Nasr 'Alliüi mit der Eallla wa-Dimna*
Sammlung verfahren war, massgebend sein sollte. Als er aber ein
Stück in dieser Weise bearbeitet hatte, überlegte er sich, dass diese
Form sich für den Marzbän-nämeh nicht schicke und fing die
Arbeit von neuem wieder an, wurde aber kurz darauf von seinen
Feinden auf eine falsche Anklage hin gefangen gesetzt. Er tröstete
sich aber, dass Gott es dahin führen wiirde, dass ein gerechter und
mächtiger Fürst bald vor Malatia erschiene, um dem Treiben ge-
meiner und unwissender Leute, welche dort ihr CJnwesen trieben^,
ein Ende zu machen. Dieser Wunsch ging bald in Erfüllung durch
1) Vgl. lA XU, \]\, der über die spSteren SehickMae Ma*iB ed-dlns be-
richtet a. a. O. 8. trt*. BarhebrftuB, Chron. ed. Brniu s. 484—485.
2) Nach Vullen, Lex. II, 1426b wttre sa schreiben: Wal(mgTr.
8) Ma'izs ed-dXn hatte damals bereits die Stadt verlasseii, denn aas den
Andeutangen unseres Verfassers geht herror, dass in Malatia Anarchie berrsehte.
HmUmnOf Eine vmbekaimte Bearbelkmg du Mamban-nUlmtk, 363
die Ankunft des Snltans Bukn ed-dln, welcher sich der Stadt be-
mächtigte. Zuvor aber war seine Wohntmg von seinen Feinden ver«
wüstet, seine Besitzungen und sein G«ld geraubt und er selbst nach
Harr&n abgeführt, was er als eine gerechte göttliche Strafe ansah,
weil er seine Familie verlassen hatte, um sich bei Leuten, welche
seinen Wert nicht kannten, au&uhalten. Er fand aber Gelegenheit
sich zum Sultan zu begeben, wurde von diesem freundlich auf-
genommen und empfing den Auftrag, die vorgenommene Bearbeitung
des Marzbän-nämeh zu Ende zu führen. Er ersuchte und erhielt
die Erlaubnis nach Malatia zurückzukehren und setzte sich eifrig
an die Arbeit. Als er dieselbe beendigt hatte, gefiel es ihm, gleich
wie der Lehrer seinem Schüler einen anderen Beinamen beizulegen
pflegt, als er von seinem Vater bei der Geburt empfangen hat, die
neue Bearbeitung des Marzten-nameh i^ymlS ä^^. zu betiteln. Mit
noch einigen Bemerkungen über den Gebrauch arabischer Wörter
schliesst das Vorwort, dessen Text ich hier getreu nach der Hand-
schrift einschalte.
«JJ! ^J^ ,^JLÄ v^'3 ^»a^:c.>*mo s:>S^ yJ^jS> fji^^ ^^J^l j.j!<
J^ vi^jUju l^^^t ^yaJ^ OÜI^Ä*- o^ h O^^' Cr^^
"^^j^ ^-*Ä^ '^-M^ 'j^' o*"^*^ ^^U-2M ^Uji jtj Jw^Lä vi>^U,^
5! vtfJ^U^ JUaSJ JatÄ>5 JU^D Juufl^" ^y^ v-^A-- ^5 jIj J.Ä
jlii^t ^a^UU j3 ^t e5^j^' ^^^l^y^ C5^l^'^ OJIaam si^ib 2oyKA
1) Kor. 67, 8. ^
8) UnleBbar! Am Bande steht mit anderer Hand gesellrieben: \^j^»it^j^ (?)•
364 Houttma, Eine unbekannte Be<trbeitung dee MarabSn^nSmek.
{^VjjI^I «^'j^I CjJf/» V^ '^^ ^y»** y^ /^ ks^ '^^'^ ^^
t^jt vJjIjJj v:>-yj^ |yö{ (foL 2) y^^^ Jüj JL». (^L-a-ajö 0%
JJJlj ;JUuJI jjÜlj ^.AJuIj iUlj ^Jutj tib^5 »JJt Juo. jiy-
Ju?^ JA4-Ö cöIAj ^UJj? ^jjjo jl^ Ojä, coLji va-^jS «>jj|
j^sSj ^ ^Ui^\ XaJ Jj*XJ fLLi y 4y.Uj Ju-ji ^Ui-by ^ jÄ.
vaJ* {jjtj i\ji »w>^i; o4; j^ gHt» Vji '^'-J ****^ r*^ **^
o'^' (>hI^j3 ^>^^^Ät^ er J^l^*:» e)>^ '^b' ^^'^J^ vi>w5?^ vJiU
^^4.^LwM3 wJL'^l^ ^«.^Li) v^^L^t (2r v£>^ lAJL^I^.^ «>jü!<Aj
^UÄi^t y y c>^^ ^^^ Ut ^;uJLi^^ ^j^\jJ\^ ^y^ u-^lJ^Ij
'-^l^y a>^ VÄ:^^JAb ^! Ju^y s^^^A^ J^y v^x>^ ^ v-^j^
1) Kor. 57, 13.
Houtmu», Eine wtbekaimte Bearheüwng du Manbän^nSmeh. 365
^jj J\ oy) tj^^oj ^ JsW J^S '^^, '^jyo ^y jub «jL.
UiLu ^^sjh va^'-i- *I-ÄJ5 ■) ^ v^^» '>^j- (4*J> J-^j^ü 3?
<ölöl olp.! ^ Jjb ^jLiu, j,LtJj oLüI^J^jaäLUj Oy^ ^
lj«.-Ä-s«^ VMi va^L-ai V'^'a ^ ^4) jft*U> »*«jj jjLe-J
(JT j^l oU »35 iXjLiji ^ v>I-. ,^Ä> jj/ oU» j^Ijj 8,*»
M ^äÄJu „^JLc, Jü^L> ÄäJuo; iU> JJ, v^^ ^ ^bll iJUfi ^iiäit
^y^ e)'j^ ^^^ LTi ^i*^' v:>.4X5»* 3J ^» a**=aÄ^ v^y cr^'
^\ J^oUT! ^L>ö ^L>|5 ot>l ^U* ^Uo b- Läo U vjüü«>
oLL^ g^!yü>l *:^/t ^ ja «sy,3l >L5> ^;i^ ^- ^t sX^^
'^' &J^ k/ V^ J? J^ "^^J ^^ *^ VW j^ y ^^^; gl^lj
UXiü t JÜÖ5 ^^ J^3 ^ jx*Ä>5 ,i;^f ^,^A.a^3 v-*x:?U >Li>
(joas^ c^^LfÄ v:>^U ^^ /«^^l;^ ^t jbt v^L. i^ULiu tJüCPt^
^»^M»Jül ^1 ^ v:>wiMjt ^ ^t «J^lkXjo^ v,>j>^3 v:>JX^ j^L^aji^
v:>jliLÄm« er y *^_/ *^j^ *^' ^ J>'^ t^ vi^^lJüo fc5>, ^^y^
vy/iAÄö -c>^y^3 «^^'v^/ gjy» ji^^ ^jW*!5 JJ^ Js^LäJü r,*-L05
£*^ O^J t^l^j'^ ^^i* jl^' y v^t^ e)'*^ ^y^ -r^' ^^'•^^
■»y> c^wbUj vl^ o' «^^!>^^ ^l^j J^l(5 J^Li> JiUj JJjU
366 BmUgma, Eku vmbtkimMU Btarbmhmg de» Hara&äM-MÖMflfc.
KjLwa v^Uj^ l»L<^ J^ yä (foL 3)
^b. ^^1 Uüü ^^ oLriUs- g^tyü>J jJ >L> ^/\ V--. o*^
VWjl v-ääjI^«" j' l^ '^^ »^y v^ (^^^ ^^j '«^^^ '^y^j
^j:^iJüL^ ouLäJ ^>.*Ä^Mt y^y^ s^i^^Ju^^s v-^b^^ c)>*^"^
vj^^fl^ yJyoy^ 4>*^3 ^j*^ 4>t^ l5j'^'^ UuLftP- o-^"**^^
s:>Auuo vL^I ^ ö3L-:> e5>^^ c;^U. VJ^J y ^^
Ju4a9 ^soUi jud^L^ JJifi T'l'^ (sie) ^y**^ iJU-> j^U^^ lT^''*^
^^ly>5 «S^ ciJjO ^Uj s^ 1,,*^=^ ik\o ^5 c;^V,9 oob, j^y
t^vjü^L» j>i4^ ik 0)^i^ iXÄ^ brV -^1^^' QÄ^^ ojCJLn^
jL^V^ 4>^ trfisjj«^* y c5jy3 «^^ 4r^ v^^ lH ^ c5j«^
1) Fehlt im Cod.
BcnOtma, Bku miekamO« Bmrbätmg dm MmtbSm^mSmek. 367
****-* er»' O***» *^^ *^ t5*^5 bu^j* O*^ «>a»iU M^t
vjj* -bUÜf Ja^ J^b/ JsiWj^ Jjir,.il&j*^jl^tj|j Jjji
jjj ob y^l IjiT gjUj g^jt^ JU-{ gujLaf j|5 v3uJb/ <A» Oj*^
y*äLu vW 4>«a. LS OjÄ JuW j>» «y» jLIüt jUä5 grfU«^
>Ö{^IX?|5 «3^y ^iJJül ^U-ö^ ^J j^ c;^? *>^ ^Lüu.1 ^Ü^
j J^ *X«il-«; ^UOj [/ j^ ^JLci ,^y4^ «A*ib/j*Lfe»
i>]£w^ oJLyui e^yu Vj-B >^>L<^' e)'"'^^^^' '^^ e)''^^^^^^^^*^
oÜLw jj_i jl >»iipg ow»t «öj^ )<>Jä{ vJLjLwJ vJL»>^ iXL^jy^s
^ -^ jL>*M5 j^' triyb >*^ j^ o^j^ er »^ ^^-ax-»^
yUTj J^ Jsib jJly »a*3L-u (foL 4) ^ j^jä^ ü/ j.^ vJSLiÄt
U j^k>/ j^ coL?.! j^jäj ojl3l j^j J^L-^I i^W^ls jliä!
JUJL.J jub JJte vJt JC.J ^yJ jl ,yawu cÖJ V^^^ --^■' j' LT«^
<iJo j^ jfjuj^\ Out AÄ&j' ^g^» o^ Juli ui9^ jl Opy»«j)
368 Houtsma, Eins unbekannte Bearheümng dm MarMbSn-nSmeh,
Ouj^ JJÜ. ^y^ JUit ü^j« JJ«: ji^ ^j v*«y ^\ß ^b jJLpJJ
g-e« 3^ o*^ *-^j* y ^ J*^ j*^ ^j a*^ J***^-» ««-^
»Uaj iLoö JJ^Xa^x/ Owa3 ju> lyo cXaaö ^^^:^ i>Jj/ C/:^^^ !/
v£>wwj (sie) Jö«3IJu«i
ij«^ ^*^^ ^ ^^ ^» üjj ^J.y:f^ J-Ls- ^ »U Lab-
J^U? j-i't*^ t5jl-*»^ J^Lj jJijiö, ^\£=, ,jryy
fcxtiJU Jb- y pi^ ^ oJ^jj jJjiJ ^yJ yj jyi, ^UL J ji 1/
Vi
oUit (^^;^ oiwMt »3^ Ui3 oLa^I f^"^ (jM-^-^ <^^ ^»ta<«} jä
y Psj^ '^yo» ^u^js jo/ i)-cLa v.**.* er ob-y J^, ^
1) 8ic! Ist etwa 5^^^ sa yerbessem?
«•
2) Lies: ^^jüLwö.
BiouUma, Eine wtbehumte Btarbeitiutg de» ManbäimSnuA. 369
JLüäl jU, JUr jLi^ yu>^j vJL^ luSuJ ^y J^iuLJU (^bL^üu^J iJ^jö
ly'jCi ^1 ^LL. v;>9t;^ JUJot IcXaju« &j:i> 3^^ I^SJ^^ ^W^^^
0J5J ö^y fJ^' *aLju o^iUcüu^b *iii »:Afii ^u vir, s:>-ä/
UiL^ v^l^ m5ÜL93 ^Li O^JÜ>) ^13- Oy^oj sX»\j jib^ Jü^U:
/'^ »Uj (fol. 5) ^U »La vi>or, vi>Jr ^>^ vX^U OiU yo^
oly>j iXÄ ^^Lb vJLAät vJj-ÄM« jl JujLi v-jLäsT O^ ü$|yil JuJaJU
o'-i» j5 r,vJu*ö j^t *JaL. j»\Jäi ^J5 *1H »yoj _^l3 ^UaJU
vJU «yLfl^^ ^^ jiJLSjj ^^5 v-*rfr«3 ^X« J^La- jLIs^ SAs>
y ^yLiu» «)j^LäÄ*.|5 «jJu. y ^Liu» Jübt ^^yg. Aio/ L^**-^
1) Kor. 6, 4S.
i) Cod. ,3^lÄM.t;.
370 Hcmittmay Em» unbehamiie BearbeUtmg de» MambSt^mSiimk,
vÄ^-ixT ^joLiüU^ luJbJU ^^^ ^ iy> b t>^k>/ g^ sä^,
mm
iXjU j*aäj ya» ^^1 \jiya^ ^»w*Äi j^j iswaf* **!*• j* 1/
r^ji' i>*^ lyV e-^ r^ o^y^ 3J0 ^ ^ ^\ W j^L>j
^ coLil u9j3. jl, ,,*ä4-ya (jtoji ü»jä5 f^^ U^j^ y^) ^^^
JJ^. Jj» ^ J^\ IjJ^ f^j^ oUxJl ^\J\ di\ ^ J^
KtX» vaöj ^^Jj^ JL*«j JjjI JUiM ^yt 3I5 >»X*Jl-<^ o"-^'
.XoJU (JlO Jya». fJ^M-j L^iLOi atft ixIä ^\ Lxm «;*aXäj
.i.«uüt3 \;^j ^Lit, LL>r, jo.toJi v^Jj u«,j^ ^.«*» j< o'
fO^ ^ji» f::is^\ e^^Ab r^ ^A* "^^^ *^ vk«*^ «>^
vjjoUj iüUa«j »J3lj va**JjJ ^53j,!l sa*jUft j:©" y ^vXjJ ijUaL.
JLmXa ^jlfjiäi J^iJos J^*^ ^1-* J^^ *>^j*>^ y" «J>
^yä. cäX:> J-mi«3j v»:,y JwXJ oIäjI, o«^ i»j;t (»JL^Sj
j*^ jft**» ly "^ *J:-»JtJ ,y kXÄ *ib ^]y>- JU»b J>«-.j^ er
HouUmaf Eine unbekannte Bearbeitung des Marzbän-nSmeh, 371
^Ui U ^J^ ^[äIL ^^yLi o3IAj j!^ ib ^^yoA ^yo jl ^y U
^ i^ uiub ^t^iXy.! Lo v:>I> o^^aö- gUIoAöbj (fol. 6) j/ Job
— — — «■
!/• J^l^ i^twXAO ^JOJ^' jO »U^L«^ »bi ^1 >jJo\yj:, ^j^
jjLÄ /«^^^ r^'^ *-*^ o^J ^^^"^ tJ^A^^>aj
va4:> jJT aä^Lj ^JjLß cX^bi J^Lia» v^Lb y »Ui jj^ JciäJ ^^^jJ^
J-ilj «- j-ÄJu* ^5^^*-==^ W «^ iOu*.l^ ojL>t co^ ujU^ j.Uj!
vUr ^.Ujb ^j^^ Ju|; Ju!y> ^iJLixr jb *llt L^ «üJaUi g.--A;u
dl! j^ iu^ ^to ^ r, vL^ r^^' r^^ *^^^^ o-^ J^^
,.jb (jsojs^ Jo\j> ji ^t e^AÄ/> J>U«3 ^^^A«^ J,bu«3 ^^T^b> ^jXäj
oJLyi239 Oj^b«M«3 sLm V£;J^<J^ ^IÄ^ sXjJlX^ ^>o3^»J ^^ÜÜuMt ^t
^y?>J '^J/ O-r^ c^-^K^j^«^ »cXcLäj ^*AXä j^jUj J.J/ j.U:i !yt
iyü ^»^ j^b «iL^ ^,Aj 1^1 y ^/>Läj jOa^ 3' vii^!> 4^^
^/ jL-^' ^^3 jLtiä« .Lrt^ v^ c)'^ ^* ^j'^ ^!i;' e5>Äi 1,3»
^b sJujJX j,b/»5 v^aaLJ j,L«-« ^IlXj \jU^ ^bjy« ^^^^ ^ er
l/ r^ c5j^3 Lj^' ^j"^^ i^J j' J^^5 ^^'^ ^^^-^^ j' e5jL^
Bd. Ln. 25
372 HovAgmay Emß unbekannte Bearbeitung des Marubat^^iiämek,
Ö^ »Li t^iLaa» jLy> ^l/i u^'y^ »V^ »l-Ä Jj^ ^^^ ^\ jl
^ji vy^i ^^jb- Jjyi gji ji r, ^y.i«u vxJLJLr ^ jujuui ,^^l
vi:/^LÄ)l3 **jV5 crlr^i jA^^i si>^Lj 3^v> juib t5^jUj ^jLj J^Lftil
^«j9 ^U^ÄJU Ij JLäsI otjjj ^yl j5 ,^*. ^^l5 »i^ j^a^ !/'
vLja' ^^^J jjLsu /Ij (foL 7) iXüJju ^JOi ^^t 0^.»^ lytvXxi::-«^
JUj j^^b Jw>a« ^yy>5 JOib ^^Jü^ {yfo^b iJÖ^ ,^Ü >6y
CJJ^ «:^T £Aä^5 jÄ»;5 tiy=»s j» c^y ^ *:üS^bj^ Ua^ ^1
*x«,^ ooU jt jüüb/i ü*-**^ a4> y ' '^^r* ^j*-*^ »«Muj
jJlÄ OÜ^mJ i^kAi« v_»Ää) eJüü
c5^ «■>^ J[y*^ »M^aJt ijjbiut er vi^J-ya» vä^jL^j «>^ va^U *:^
jy^ OJ^ *^"^ e^-r* '^^^ si>J>U^ ^2^jj vi^ i>-^' j' bt^W
»Ait^ C53'-^ ^;W^ (j;;'-^' l5^^ JUitJcj OÜuUj i>jJ>
j VL^ ^5 ^^^JU^ J^LäJI^ ^)^^ o^bx ^^^ ^
XÄb «iUit ^^ ^.1 |;^^/l ^jJ ,^1 ^ i^ti
1) Cod. ^^.
Houttmaf Ems unb^eannte Bearbeiiung des MarMbän-nämeh. 373
o' ^y^ ^J^ O^V f^^ "^ Vr^ ^ V^ j' /'-5 ^^
^yri i^LyÄ^t ^^^- L^I^5 Jül *jar ^ 3yi ojL; ^^I vJü^^
t/J c\>ily^ ^-^^j^ CnXx'u»^ «oJLucad sf^i^Lju«^ ^^\^X.s> yJLajX^
gJ'L-*w« ^J^3 vii^^^^ ^yh f^ a'^^J/ '^ '^^ vi^Li^ jt t-XÄjt
^ 'j^ \JJ^\ va-w^i OUiT JUüÜt ^oT ^«fj ^Uft» jUi jt ^'^
•^jlr* c5^ j* ** ^j'^ H^ jr*' r*V*" j* J°^ "^^^ o^- '^^i
r'Hj'i '^^'^ ...U-^ vJ,tj3 v^;^ '^J^jJ
cXälÄej Ui> cXcUUy «AA^Xit ^i w^aXäjj w^Ljj Jjm^ j^j^^
VWj'3 J^L-as v^^'^ t3u!j/3^Lo ^IXi g^LL^ ^b^ z^^^ ^
«;UiaJL- ^^^3 ^^5^^"^ ^ k5^^ )^ 3' ^J^ J^^^ ^^J^ ^*^
ijü jjjj ojUej Juü» tU» <j«;J5J ^5^Lc|s -Jy'j jHj»- kS^ J^i
^\jj\ j^- vp« ^is ^^ &^ J^ t^ ^^S J^-^
Es fUlt auf, dass in dieser langathmigen Vorrede so wenig
von der vom Redaktor benutzten Vorlage, vom ursprünglichen
Marzbän-nämeh gesagt wird; mehr noch, dass in der sehr kurzen
Erwähnung dieses Buches als Autor desselben ein Nachkomme von
Käbüs-i-Waämgir genannt wird, der bekanntlich von 366—403 A. H.
25*
374 HauJtsma, Eine unbtkannU Bearbeitung des Marzbän-nämeh.
regierte. Diese Angabe ist jedenfalls ungenau, denn wir wissen
aus dem in dieser litterarischen Frage gewiss zuverlässigen Käbüs-
nameh'), dass der Autor Marzbän b. Bustam b. Sarwln war, welcher
um ungefähr 300 anzusetzen ist, weil dessen Vater im Jahre 273
der Higra die Regierung antrat^), um diese einander widersprechen-
den Angaben mit einander in Einklang zu bringen, Hesse sich ver-
muten, dass das Marzbän -nämeh, dessen Ursprung sich bis in die
Zeiten der späteren Sasaniden verfolgen lässt, mehr als einmal von
verschiedenen Autoren bearbeitet worden ist. Als die beste be-
kannte Becension wäre sodann diejenige des Marzbän zu betrachten,
indem unserem Verfasser die jüngere Becension vorgelegen hätte.
Denn, wie wir unten ausführlich darthun werden, sind die Unter-
schiede zwischen der Becension Sa^ds und derjenigen unseres Ver-
fassers bedeutend genug um zwei verschiedene Vorlagen, wonach
beide gearbeitet haben, zu postulieren. Mehr als eine Vermutung
ist dies aber nicht; es lässt sich ja sehr gut begreifen, dass unser
Bearbeiter sich in der Nennung des Namens des Verfassers geirrt
und fälschlich den Prinzen Marzbän für einen Nachkommen des
berühmten Käbus-i-Wt^mgir gehalten hat. Vielleicht, dass das
bibliographische Material, welches nach den Andeutungen Doras
und Schefers in der Becension Sa^ds enthalten sein soll, doch von
diesen beiden Forschem, leider, nicht näher bekannt gemacht ist^
ausreicht, um auch diese Frage zu entscheiden. So lange dies nicht
veröffentlicht ist, wird es auch geraten sein über die Quellen des
Marzbän -nämeh eine vorsichtige Zurückhaltung zu beobachten, ob-
gleich bereits eine oberflächliche Vergleichung mit der Kaltia wa
Dimna-Sammlung die Verwandtschaft beider unzweifelhaft macht
und ich es oben als ganz sicher hingestellt habe , dass auch das
Marzbän -nämeh zunächst bis in die Zeiten der letzten Sasaniden
zurückreicht. Aus unserer Bearbeitung des Marzbän -nämeh lassen
sich jedenfalls keine direkten Zeugnisse für solche Vermutungen
entnehmen.
Zur Vervollständigung der Angaben der Vorrede sei noch be-
merkt, dass dem Schlussworte des Buches zufolge die ganze Arbeit
beendigt wurde am 1. Mu^arram 598 (1. Okt. 1201).
Über den Verfasser und dessen sonstige litterarische Th&tigkeit
können wir noch folgendes mitteilen.
In der Königl. Bibliothek zu Berlin findet sich eine Abschrift
einer späteren Arbeit desselben, welche im Kataloge der persischen
Handschriften von Herrn Prof. W. Pertsch unter Nr. 996 (2), s,
966 beschrieben ist. Durch die ruhmwürdige Liberalität der Ver-
waltung der Königl. Bibliothek war es mir gestattet, die Hand-
schrift in Utrecht zu vergleichen, wofür ich hier den gebührenden
Dank abstatte.
1) Vgl. S. 16 in der französischen Übersetzung von Qaeny.
2) Schefer a. a. O. S. 194; Muna^^im-BwT, Ta'ricb II, 8. f.^.
HatUmna, Eine uiUfekannte BearheUung des Marzbän-nämeh. 375
Diese Schrift fuhrt den Titel: «Jl.^l ^^fVJLo^ «j'^t Juy und
enthält eine Anzahl arabischer Aussprüche, welche vom Propheten,
von den vier ersten Chalifen und von Weisen überliefert sind, woran
sich noch 20 arabische Sprüche reihen. Diese stellen den Text
des Werkes dar, welchen der persische Bearbeiter ausführlich in
seiner Muttersprache paraphrasiert und mit dazu passenden Er-
zählungen ausschmückt. Woher er diese Erzählungen entnommen
hat, sagt er nicht; sie werden gewöhnlich einfach eingeleitet mit
den Worten: tS Jot sJ,»! .-«aJLi», und beziehen sich in weitaus
den meisten Fällen auf Ma^pnüd den Ghazneviden, Käbüs ihn WaSm-
gir und andere bekannte Persönlichkeiten. Das meiste davon dürfte
bereits aus anderen Anekdotensammlungen genugsam bekannt sein;
ich habe mir nur ein paar Greschichten notiert, welche mir unbekannt
vorkamen. £[ier sei aber bemerkt, dass der Autor 9>n zwei Stellen
auch seiner früheren Arbeit, des Marzbän-nämehs, gedenkt. Die
erste findet sich foL 86b der Handschrift, wo darauf hingewiesen
wird, dass vorher die Schrift iyÄxi\ K^*j zu Ehren des Selguken
Bnkn ed-din abgefasst worden war; die zweite findet sich fol. 96a
und lautet folgendermassen : j^iiLj »JuUi ^'3- ^^\J ^Lc ^^iy^
ouJu^- fS 5^U ^bjy« v^ u-*^ ^'^ 0^3^ LT^ *^
^.y y O^ ^\jh J^jA^ JuLflS w-^ ÄiCil jt bUoLj ^^,1^ cj^^^LaJ
.^t JüU. Man sieht, dass die Bescheidenheit nicht zu den Tagen-
den unseres Verfassers zählt'); zu seiner Entschuldigung sei bemerkt,
dass er durch den Hinweis, wie berühmt Rukn ed-din durch das
ihm gewidmete Marzbän-nämeh geworden war, den Sultan, dem er
diese neue Arbeit widmete, zu grösserer Freigebigkeit zu verlocken
suchte. Er schrieb nämlich diese Schrift im Jahre 606, am 1. Rabi* I
(= 3. Sept. 1209) und zwar in der Stadt Siwäs, als der Sultan
al-äälib ^Izz ed-dln Kaikäwüs ihn Kaichusrau, dessen Lehrer ( j'jL.^!)
er war, die Herrschaft antrat (^jiJCJLlaJL« oyi'w-^ ^^Uj ^o), wie die
Überschrift der Handschrift aussagt und die Unterschrift bestätigt
Dieses Datum ist für die Chronologie der Selguken Bums wichtig
1) VgU oben in der Vorrede unseres Bnches 8. S69.
376 HouirnnOf Ein» unbekannte Bearbeitung des Mar^bän-nSmek.
und dürfte die endgültige Entscheidung bringen in der bis jetzt
noch nicht ausgemachten Frage, ob Eaikäwüs i. J. 606 oder 607
angefangen hat zu regieren und zwar zu Gunsten ersteren Datums.
Bereits vor vier Jahren habe ich aus anderen Gründen ebenso das
Jahr 606 als das richtige Datum erkannt^), bin aber wiederom
daran irre geworden, als Herr Huart in seiner Ausgabe selgukischer
Inschriften unter Nr. 22 und 55 deren zwei mitteilte, worin die
Jahreszahl 607 und als Name des regierenden Sultans Eaichusrau
erwähnt wurden*). Ich sehe mich jetzt aber verpflichtet, dieses
Geständnis zurückzunehmen und wiederum die früher verteidigte
Ansicht aufrecht zu halten, weil es undenkbar ist, dass der Verfasser
sich in der Jahreszahl geirrt hat, xmd hingegen sehr wohl möglich,
dass der Steinmetz aus irgendwelcher Veranlassung ein unrichtiges
Datum angebracht hat, umsomehr, weil die Jahreszahl 606 auf
einem von Galib Edhem^ publizierten Dirhem sich vorfindet
Wenn Herr Prof. Pertsch in der Beschreibung der Hs. a. a. 0.
bemerkt, dass das Datum der Hs. nicht stinunt mit der Thatsache,
dass Kaikä¥ras nur ein Jahr (609 — 610) regierte, so liegt hier ein
Versehen vor, dessen Ursprung mir unbekannt ist, denn es steht
fest, dBSS Kaikäwüs bis 616 regiert hat, obgleich die Angaben
zwischen 615, 616 und 617 variieren. Weder der frühzeitige Tod
Rukn ed-dlns, noch die darauf folgenden Thronstreitigkeiten im
Selgu^oi^^i^^h^ änderten also etwas in der Stellung Mu];^ammed
öäzts; er wurde auch von dem nachherigen Sultan Kaichusrau
(600 — 606) gut aufgenommen und mit dem Unterricht des jungen
Prinzen Kaikäwüs, speciell in der arabischen Grammatik, beauftragt.
Von seinen späteren Schicksalen ist mir nichts bekannt; auch als
Schriftsteller scheint er ausser den beiden hier besprochenen Schriften
nichts produziert zu haben, ausgenommen vielleicht eine elementare
arabische Grammatik, worauf in der Vorrede der Berliner Hs. eine
Anspielung vorkommt. Dass er die arabische Sprache sehr gut
verstand, zeigen seine persischen Arbeiten, welche von arabischen
Wollten und Citaten strotzen: vielleicht war das eben die Ursache,
weshalb seine litterarischen Arbeiten so wenig bekannt und populär
geworden sind, dass sie, soviel mir bekannt, nirgends erwähnt
werden und nur zuflUligerweise in zwei Hss. (beides Unica) auf
uns gekommen sind. Auch Sa'd al-WarawInl hat die einige Jahre
vorher publizierte Bearbeitung seines Vorgängers augenscheinlich
ebensowenig gekannt als ihn ^ArabSah. Ihr Schweigen darüber
würde allerdings bei den freien Begriffen über litterarisches Eigen*
tum wenig beweisen, doch es genügt eine der von Schefer publi-
zierten Erzählungen mit der korrespondierenden unseres Verfassers
1) Verslagen en Hededeelingen der Kon. Ak. v. Wetenscb.
Amsterdam 1893, 8. 143.
2) Wiener Zeitsch. fUr die Kunde des Morgenl. 1897» 8. S94.
3) Essai de numismatique seldjoukide 8. t*^, Nr. U.
HcuUmay Eine unbekannte Bearbethmg du Marabän-nämth, 377
zu yergleichen , um den Verdacht eines Plagiats abzuweisen. Das-
selbe Ergebnis werden wir finden, wenn wir den Inhalt des ganzen
Werkes bei Sa'd und bei Mu^ammed ö&zi ins Auge fassen; jener
bringt nach den Angaben Schefers nur 44, dieser 90 Erzählungen.
Das Inhaltsverzeichnis der Fäkihat al-Chulafä bei Chauvin
macht zwar 79 Nummern namhaft, doch das Plus dieses Werkes
ist nicht, oder höchstens nur für einen verschwindend kleinen Teil
aas MiOMmmied ääzis Sammlang entnommen, weU nur sechs Er-
Zählungen in beiden Werken vorkommen, welche nicht bei Schefer
genannt werden, wobei es imgewiss bleibt, ob sie von Schefer über-
sehen worden sind, oder nur zufälligerweise in den ihm zu Gebote
stehenden Hss. fehlten. Es ist also, wie schon oben S. 374 bemerkt
wurde, von vornherein wahrscheinlich, dass die beträchtliche Ver-
schiedenheit der zwei persischen Bearbeitungen auf eine nicht
weniger grosse Verschiedenheit des beiden zu Grunde liegenden
Urtextes zurückweist. Eben deshalb scheint es der Mühe wert,
hier eine genaue Inhaltsangabe der Leidener Hs. mitzuteilen, wobei
wir die Erzählungen, welche auch bei Schefer und Chauvin ver-
zeichnet sind, nur kurz angeben und auf die betreffenden Nununem
bei diesen beiden Forschem hinweisen, indem wir diejenigen, welche
hier allein vorkommen, etwas ausführlicher charakterisieren. Ehe
wir aber daran gehen, wird es notwendig sein, etwas über die
Rahmenerzählung und die Eapiteleinteilung mitzuteilen, denn auch
hierin herrscht keine vollständige Übereinstimmung.
Die von Schefer beschriebene Becension ist eingeteilt in neun
Kapitel, diejenige der Leidener Hs. zählt deren elf, oder, wenn wir
das vierte und fünfte, welche zusammengehören, für eins rechnen,
jedenfalls zehn. Das zehnte imd letzte Kapitel fehlt nämlich
gänzlich bei Schefer und ist auch völlig verschieden von dem
zehnten Kapitel der Fäkihat. Ausserdem stimmt das erste
Kapitel bei S. mit dem zweiten in unserer Redaktion und um-
gekehrt, was um so wichtiger ist, weil dadurch die Rahmenerzählung
eine abweichende Gestalt bekommt.
Das erste Kapitel hat die Au&chrift: sJ^^l^ irf5ULji u^b und
berichtet folgendes: Ein alter König von Mazandarän (bei S.
oiJ^ljLJ genannt) fühlt den Tod herannahen, und richtet seine
letzten Ermahnungen an seine sechs Söhne. Darauf entspinnt sich
ein Gespräch zwischen dem Vater und einem der Prinzen, welcher
das Vorhaben äussert, in der Zurückgezogenheit nur für die künftige
Welt zu leben, doch das Bedenken macht, dass seine Brüder, deren
Vorzüge er übrigens anerkenne, nach dem Ableben des Vaters ohne
eine tüchtige Leitung auf Irrwege geraten werden ; der Vater ant-
wortet hierauf, indem er auf seine Freunde hinweist, und speziell
auf einen, der sich in ChorasSn befindet und gewiss den Prinzen
den besten Rat erteilen wird. Der Prinz sucht dann darzutun,
dass auf Freunde öfters kein Verlass sei; beide, Vater und Sohn,
378 Soutsma, Eine unbekannte Bearbeitung de» Martbän^nämek,
sind bestrebt ihre Behauptungen durch zweckdienliche Erzählongen
zu beweisen. Am Schluss des Kapitels wird erzählt, wie der greise
Yater stirbt und dessen ältester Sohn ihm in der Regierung folgt,
ohne dass die Unterredung zu einem Ergebnisse geführt hat
Das zweite Kapitel enthält die Fortsetzung der Geschichte mit
der Aufechrift: (ji,oly ^33 b »j|j«5üU b^'JL« v^L. Der neue
König hat nämlich einen verräterischen und heuchlerischen WazTr,
der das Reich zu Grunde richtet und nur den weisen, in der
Zurückgezogenheit lebenden Bruder des Fürsten fürchtet, den er
deshalb zu yerderben sucht. Dieser, welcher die ihm drohende
Gefahr voraussieht, will aus dem Lande weichen, lässt sich aber
durch die Reichsgrossen überreden ein Buch zu schreiben mit
weisen Ermahnungen und Beispielen, welches geeignet wäre, den
König zum Nachdenken zu bringen. Als dieser davon hört, berät
er sich mit seinem Wazir, ob er das Vorhaben seines Bruders gut-
heissen soll oder nicht. Jener antwortet, dass die Anwesenheit
des Prinzen dem Lande nur Verderben bringe und bittet um die
Erlaubnis, ihn vor seiner Abreise in einer öffentlichen Audienz der
Heuchelei und der Unwissenheit zu überführen. Der König erklärt
sich damit einverstanden, und in dem folgenden mit Erzählungen
illustrierten Gespräche zwischen dem Prinzen und dem WazTr,
besteht jener siegreich die Probe, sodass alle Anwesenden in laute
Klagen gegen den WazTr ausbrechen und dieser in Ungnade ftUt
und ins Gefängnis abgeführt wird. Darauf folgt ein längeres Stück
(fol. 52 — 70), worin meistens der Prinz redet und allerlei weise
Ratschläge und Bemerkungen vorbringt mit vielen eingestreuten
kurzen Versen und Vergleichungen, doch ohne längere Erzählungen,
welche vielmehr erst in den folgenden Kapiteln enthalten sind.
Die Kapitel in — IX bringen nämlich eine grosse 2^hl Er-
zählungen, welche wieder in Rahmenerzählungen eingefügt sind.
Wir brauchen aber diese Rahmenerzählungen hier nicht ausführlich
zu beschreiben; im allgemeinen stimmen sie mit den korrespondie-
renden in der Recension Schefers überein. Wir begnügen uns also
mit dem Verzeichnisse der Kapitelaufschriften :
in. üb ^,1^ Lj ^U;b yJ;^j\ v'u (£ 70—87).
IV. ^yjj L j^Ly ^ »Jä'-U (f. 87—98) und dazu als
Anhang :_jjj L ^-oJ »^bU^ o>-^«J (f- 98—106).
V. ^U-.5Jj »-ob U^ (f. 106-142).
VI- ^ijyi -4^15 VW (f- 142-186).
VII. ^.,^ ,U b ^.ySjiJi. b'-ä vW (f- 187—216).
L
HonUma, Eine unbekannte Bearbeitung des Mambän-nämeh, 379
Vm J^'^ ^^y>3 JSj^^ ^ U^ (f. 217-238).
IX. j^r^\j\^ /JSi^ V^ VL^ (^- 238—270).
Das zehnte, nnr in unserer Redaktion vorhandene Kapitel
föhrt die Aufschrift : Li^j \j!*-^\ b v:>^wjCo «5JL« »^ J . Der hier
vorkommende Namen des Königs findet sich bei Schefer schon im
zweiten Kapitel, wo der Held der darin enthaltenen Erzählung ihn
führt Auch andere hier gebotene Namen mögen zum alten Be-
stände des Marzbän-nämeh gehören, doch sonst macht das Kapitel
den Eindruck, eine muhammedanische Zugabe zu sein. Die frommen
Mohammedaner yermissten nämlich in dem alten Buche den Hin-
weis auf die göttliche Belehrung, welche Gott durch die Propheten,
besonders durch Muhanmied, den Menschen erteilt hat. Dieses
Kapitel ist bestimmt, diese Lücke auszufüllen. Die Bahmenerzählung
ist unbedeutend: Kömg Nikbacht sieht die Bildnisse früherer
Könige auf Brokatteppichen gestickt und lässt sich die Geschichts-
bucher bringen, um sich über ihre Geschichte belehren zu lassen;
dadurch wird er zur Betrachtung der Nichtigkeit irdischer Grösse
geführt und bespricht sich darüber mit seiner klugen Frau Jona.
Da wird es ihm deutlich, dass wahres und dauerhaftes Glück nur
in der Zufriedenheit und im zukünftigen Leben zu suchen sei, und
dass nicht weltliche Weisheit, sondern allein die von den Propheten
geoflfenbarte Wahrheit dem Menschen die notwendige Führung biete.
Wie überall, so müssen auch hier verschiedene Geschichten die
Richtigkeit dieser Ansicht erhärten; doch tragen diese hier ein
eigentümliches Gepräge, weil die sonst so beliebte Tierfabel hier
sehr selten ist, um so häufiger dagegen Asketen und Philosophen
auftreten.
Im folgenden geben wir das Inhaltsverzeichnis der im ganzen
Buche enthaltenen Geschichten und Erzählungen.
Kapitel I = Schefer H = Chauvin II.
1. Der Mann und die Schlange = S. 1^), Ch. 8.
2. Der kluge Jüngling = S. 2«), Ch. 9.
3. Die Hindin und die Maus = Ch. 10.
4. Das Wildschwein, die beiden Füchse und die Bärin. Fehlt
bei S. und Ch. — Inhalt: Eine trächtige Bärin flüchtet sich aus
Furcht vor den Jägern in einen Wald, worin ein Wildschwein die
Herrschaft fuhrt, und weiss sich bei ihm einzuschmeicheln. Ver-
gebens warnen zwei Füchse, Freunde und Ratgeber des Wild-
schweines, vor der gefährlichen Nachbarschaft, und als sie deshalb
1) Schefer a. a. O. hat allerdSogs „da labourear et de la foirml", doch ich
betrachte es als sicher, dass .^ (» foormi) aus .L« Terlesen ist.
2) Der Text ist abgedruckt ebenda IaI — Ia*1.
380 HauUma, Eine unbekannte BearbeUung des Marzhän-nämeh.
den Untergang ihres Herren voraussehen, schliessen sie mit der
Bärin Freundschaft. Diese hat indessen zwei Junge geworfen und
als diese herangewachsen sind, fallen sie mitsamt den beiden treu-
losen Füchsen nach einem Wortwechsel über das Wildschwein her
und töten es.
5. Der einer widerlichen Krankheit bezichtigte WazTr =
S. 3, Ch. 11. (Der Wazir heisst hier »y>^.)
6. Der König von Babel und dessen Sohn = S. 4 (der Text
ebenda S. IaI— tAi), Ch. 12.
7. Der Kamelreiter und der Diw = S. 5, Ch. 13.
8. Die Ente und der Fuchs = S. 6, Ch. 14.
9. Der treue Freund. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt : Ein Ein-
wohner von Balch ist sehr befreundet mit einem Sigistaner und
empfiehlt diesem bei seinem Ableben seine Söhne. Einer von
diesen^) begegnet eines Tages in der Wüste dreien Männern, welche
uneinig sind über die Frage, wer mächtiger sei: das Licht der
Welt (^,L^ »j>>)» ^^^ Unterhalter der Welt (^U ^[s>) oder
der Todesengel (..^U.^^ [J^^)- ^^^ Jüngling, dem sie die Ent-
scheidung anheimstellen, spricht zu Gunsten des letztgenannten,
worauf sich herausstellt, dass die drei Männer eben diese Persönlich-
keiten sind. Der Todesengel, erfreut über den ihm zuerkannten
Vorzug, sagt dem Jüngling die Erfüllung einer Bitte zu; dieser
bittet, dass er statt seiner, wenn die Todesstunde für ihn gekommen
sei, sonst jemanden hinwegnehme. Der Engel erklärt sich damit
einverstanden. Als aber der Jüngling dem Tode nahe ist, sind
weder die Mutter, noch die Brüder, noch die Frau bereit für ihn
in den Tod zu gehen, bis endlich der Freund seines Vaters sich
sogleich bereit erklärt. Der Todesengel, über dessen Treue erstaunt,
schickt ihn aber heim und schenkt ausserdem auch dem Jünglinge
das Leben.
10 und 11. Zwei miteinander verbundene Erzählungen von
falschen Freunden = S. 8 und 7, Ch. 15 und 16.
Kapitel 11 = Schefer I, Chauvin I.
12. Hanbui und Äahak = S. 1 (Text ebenda S. tv*l— Iva).
Ch. 2.
13. Bahräm Gür und die Tochter eines Dihkäns = S. 2, Ch. 4.
14. Der Wolf und die beiden Lämmer «) = S. 3, Ch. 5.
15. Der voreilige Sohn eines Mobeds. Fehlt bei S. und Ch.
Lihalt : Eine schöne und geistreiche Sklavin wird von Chusrau sehr
geliebt. Eines Tages aber, als er mit ihr scherzt, versetzt sie ihm
1) Der Text hat einfach : ^ J^JLJl , als ob der Vater selbst gemeint wilre
was aber weder mit dem Vorhergehenden noch mit dem Folgenden stimmt.
2) Hier ist von zwei Lämmern die Rede.
HoutsmOf Eine unbekannie Bearheüung dea Marzhän-nämeh. 381
einen Schlag, wodurch er ein Nasenbluten bekommt. Erzürnt
darüber schickt er zum Mobed, wie diese Frechheit gesetzlich zu
bestrafen sei. Der Mobed ist unglücklicherweise abwesend und
dessen voreiliger Sohn giebt, ohne die Sache zu untersuchen, den
Bescheid: man solle dem Missethäter die Hand abhacken. Solches
geschieht; als aber Ghusrau, nachdem sein Zorn sich gelegt hat,
vernimmt, dass nicht der Mobed selbst, sondern dessen Sohn das
Urteil abgegeben hat, schickt er wiederum zum Mobed mit der
nämlichen Frage, und erhält jetzt die Antwort: dem Missethater
sei allerdings die Hand abzuhacken , ausgenommen , wenn es eine
Sklavin oder ein nicht erwachsener Knabe sei. Chusrau lässt darauf
fragen: was zu thun sei, wenn der Mobed auch in diesem Falle
die nämliche Strafe vorgeschrieben habe. Der Mobed, welcher nicht
weiss, dass es sich um seinen eigenen Sohn handelt, giebt den Be-
scheid: er soll selbst die unrechtmässig vorgeschriebene Strafe
leiden. Demzufolge wird dem Sohne die Hand abgeschnitten und
er stirbt an den Folgen dieser Verstümmelung.
16. Der Schakal und der Esel = S. 4 (Text ebenda S. Iva — IaO,
Ch. 6.
Kapitel HL Der Text vollständig abgedruckt bei Schefer a. a. 0.
S. Ui— ili.
17. Der Mobed Mihr-sipand und dessen Hausfrau. Fehlt bei
S. und Ch. Inhalt: Die Frau des Mobeds Mihr-sipand beschwert
sich fortwährend über ihre enge Wohnung, sodass ihr Gatte am
Ende verspricht, ihr eine geräumigere Wohnung zu bauen. Wirk-
lich fängt er an, die nötigen Lehmziegel und sonstigen Baumaterialien
fertig zu stellen und überredet die Frau, dieselben während des
Winters im Hause selbst unterzubringen, weil sie sonst vom Wetter
Schaden erleiden würden. Im nächsten Frühjahr schafiFfc er die-
selben wieder heraus, trifft aber keine Anstalten, mit dem Bau
anzufangen. Als seine Frau ihn daran erinnert, antwortet er: sie
habe sich während des Winters schon mit der Hälfte der Wohnung
einzurichten gewusst, habe folglich jetzt, da alles wieder geräumt
sei, Raum genug.
18. Die drei Kaufleute. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt: Drei
Kaufleute werden auf einer Seereise nach einer Insel verschlagen,
woselbst sie eine Menge schöne Früchte u. s. w. finden. Der eine
geniesst massig davon, die übrigen aber sammeln aus Habsucht
einen grossen Vorrat, sodass sie auf dem Schiffe selbst kaum Raum
finden und sich ausserdem ärgern, als die Früchte zu verfaulen
anfangen. Schliesslich, als sie ans Land kommen, ninomt ihnen der
Fürst was sie noch besitzen, während der andere von ihm aufs
beste aufgenonunen wird.
19. Der am meisten geschätzte Freund. Fehlt bei S. und Ch.
Inhalt: Ein weiser Mann wird von seinem Schüler befragt, weshalb
er einem Freunde, der nur Belehrung von ihm sucht, grössere
382 Hautsma, Eine unbekannte Bearbeitung des Marzbün-nämek,
Achtung erweise als einem zweiten, der ihn mit Wohlthaten fiber-
häuft. Er rechtfertigt sich damit, dass das Wohlwollen des einen
nur von dessen Schätzen abhänge, sodass er, wenn jenem diese ver-
lustig gehen, Geringschätzung befurchte, indessen der andere ihn
fortwährend höher schätzen werde, je tiefer er in die Weisheit
eindringe.
20. Der Bär, der Löwe und der Hirt im Brunnen. Fehlt bei
S. und Ch. Inhalt: Ein Hirt begegnet einem Löwen und springt,
um sein Leben zu retten, in einen Brunnen hinein. Der Löwe
aber springt auch hinein und findet ausserdem dort einen hungrigen
Bären vor, der schon vier Tage darin zugebracht hat. Der Löwe
schlägt diesem vor, den Hirten zu töten und zu fressen; der Bär
aber geht nicht darauf ein, sondern überredet ihn, mit dem Hirten
ein Bündnis zu schliessen, damit jener eine List ersinne, wodurcb
alle drei aus dem Brunnen gerettet werden. Der Hirt entdeckt
darauf auf dem Boden des Brunnens eine öffiiung, und als sie
diese mit vereinten Kräften genügend vergrössert haben, gelangen
alle wieder ins Freie.
21. Die drei Gefährten, welche sich eines gefundenen Schatzes
wegen gegenseitig umbringen = S. 1, Ch. 18.
22. Sokrates und der Höfling. Fehlt bei S. und Ch. Lihalt:
Ein Höfling bemerkt, als er Sokrates ins Feld gehen sieht nm
seinen Hunger zu stillen, er brauche solches nicht zu thun, wenn
er in den Dienst eines Fürsten trete. Sokrates entgegnet: jener
brauche kein Sklave zu sein und in fortwährender Angst zu ver-
harren, wenn es ihm genüge, nur von Kräutern zu leben. Der
Höfling wünscht den Weg zu solcher Genügsamkeit zu kennen,
worauf Sokrates ihm vorhält, die künftige Welt zu suchen u. s. w.
Kapitel FV.
Die in diesem Kapitel enthaltenen Erzählungen werden den
Hauptpersonen der Rahmenerzählung, dem DTw Graupai (^L*/)
und dessen Wazir nyfJJ^ in den Mimd gelegt. Die Diws beschweren
sich nämlich bei ihrem Herrn, dem Diw Gaupai, über einen frommen
Asketen in Babel, Namens Dini ( ^Juj), welcher die Menschen von
dem Dienste der Diws mit Erfolg abmahnt. Gaupai berät sich
mit seinen drei Waziren, unter welchen »^^ der vornehmste ist,
verwirft aber schliesslich deren Bat und schickt einen Boten,
Namens iJLm, zu Dini, um diesen aufzufordern mit ihm, Ganpai,
einen Wettstreit in Gegenwart von Zeugen einzugehen. Der Diw
will ihm nämlich Fragen vorlegen, welche er zu beantworten hat;
kann er dies nicht, so werden die Diws mit ihm thun, was ihnen
gutdünkt; bleibt er aber auf keine Frage die Antwort schuldig, so
werden die Diws insgesamt unter der Erde gefangen gesetzt werden,
sodass nur ihre Hinterteile sichtbar bleiben. Die Disputation währt
Hatitsma, Eins unbekannte Bearbeitung des Marzban-nameh, 383
mehrere Tage, weil der Diw eine ungeheure Menge Fragen in
Bereitschaft hat; dennoch weiss Dinl sie alle zu beantworten, so-
dass schliesslich die DTws sich besiegt erklären müssen. Diese
Fragen und Antworten werden in einem Anhang dieses Kapitels
(vgl oben S. 378) ausfuhrlich mitgeteilt.
23. Die richtig ausgerichtete Botschaft. Fehlt bei S. und Gh.
Inhalt: Ein Gho^ schickt seine Magd zu einer Nachbarin mit der
Bitte, ihm eine Schüssel mit einer gewissen Zukost (xxUui) zu
geben. Die Magd erhält aber die kurze Antwort, dass es keine
gebe, und berichtet dies dem Choga. Dieser unterrichtet darauf
die Magd, dass die abschlägige Antwort bloss davon herrühre, dass
sie nicht höflich, wie es sich gehört, die Bitte vorgetragen habe.
Wirklich thut sie noch einmal die nämliche Bitte nach den Vor-
schriften des Gho^ und erhält jetzt nicht allein die Zukost, son-
dern noch Weissbrot hinzu.
24. Der Wirt und dessen schielender Sohn = S. 1, Ch. 22.
25. Der Bauer und dessen Gastfreund = S. 2, Gh. 25.
26. Die Maus und die Schlange = S. 3, Gh. 24.
27. Chusrau und Buzurgmihr = S. 4, Gh. 26.
28. Der Reiter und die Fleischpreise. Fehlt bei S. und Gh.
Inhalt: Ein Reiter passiert wegen eines Geschäfts ein Dorf und
findet auf seine Frage die Fleischpreise übermässig hoch. Als er
aber auf der Rückreise wieder durch den Ort kommt, findet er
dieselben sehr billig. Sein Diener wundert sich über diesen Wider-
spruch, den der Reiter dahin erklärt, dass ihm auf der Hinreise,
aJs er noch gedrückt von den ihm bevorstehenden Schwierigkeiten
war, alles schwer vorgekommen sei, jedoch jetzt nach' Beendigung
seiner Geschäfte, ihm leicht scheine.
Kapitel V.
Die Rahmenerzählung ist ganz kurz, doch zutreffend von
Chauvin in diesen wenigen Worten angegeben: „Le lion, le renard
et Thy^ne. Intrigues de cour : le renard ayant ri du bruit que fait
le lion en dormant tombe en disgräce et, malgrö les intrigues de
Tours, est sauve par l'hyfene. Reconciliation generale*. Anstatt
der Hyäne treten aber hier zwei Füchse auf (Schefer : deux chacals),
auob und ..U^!j genannt. Der Bär, Namens »jjij, bekleidet am
Hofe des Löwen das Amt eines Wazlrs und hat einen Freund an
dem Esel y*jf^- I^ie eingestreuten Geschichten werden diesen vier
Personen in den Mund gelegt.
29 \md 30. Die Eselsohren Alexanders, mit der eingefügten
Erzählung von dem Diebe und der Laus = S. 1, Gh. 29.
31. Der Wiedehopf und das Verhängnis = S. 2, Gh. 30.
32. Der neuaufblühende Baum = S. 3, Gh. 36.
33. Der Kaufmann, welcher Höfling zu werden wünscht. Fehlt
384 Houtama, Eine unbekannte Bearbeitung des MarabänrJnamek,
bei S. nnd Ch. Inhalt: Ghiisrau ist genötigt, eine Anleihe za
machen. Ein Leinwandhändler ans Balch ist bereit, die erforder-
liche Summe zu besorgen, sucht aber dafür die Fürsprache des
Ministers Buzurgmihr nach, um ein Hofamt für sich auszubedingen.
Als Buzurgmihr die Bitte vorträgt, weist sie aber Chusrau mit
Entrüstung zurück, weil solche gemeine Leute fOr den Hofdienst
untauglich seien.
34. Chusrau und Buzur^^hr = S. 4, Ch. 32.
35. Die ehebrecherische Schlange. Fehlt bei 8. und Ch. In-
halt: Ein heimwärts kehrender Bauer trifft zwei Schlangen, eine
weisse und eine schwarze, welche sich begatten, und tötet die
schwarze. Die weisse, das Weibchen, entsdilüpft und stellt sich
im Hause ihres Gatten krank. Auf dessen Frage erzählt sie ihm:
ein Bauer habe sie verletzt und überredet ihn, die Unbill an diesem
zu i^hen. Als jener aber dem Bauer an der Schwelle seiner
Wohnung auflauert, hört er, wie dieser die Geschichte seinem Weibe
erzählt mit der von seiner Frau verschwiegenen Angabe, dass die
beiden Schlangen sich umarmt hielten. Eilends kehrt er nach der
bezeichneten Stelle um, findet dort die schwarze Schlange tot
liegen und dadurch von der Untreue seiner Grattin überzeugt^
tötet er sie.
36. Der Bauer, welcher Traumdeuter wurde = Ch. 23. Diese
Erzählung ist folglich von ibn-'ArabSäh im vorhergehenden Kapitel
eingefügt; bei S. wird sie nicht erwähnt.)
37. Der Kaufmann und dessen Frau = S. 5, Ch. 34.
38. Der schlaue Bauer. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt: Ein
frommer Asket findet unterwegs zwei Stück Golderz. Weil diese
für ihn persönlich wertlos sind, will er sie anfangs liegen lassen,
entschliesst sich aber sie dennoch zu behalten, um sie demjenigen
zu schenken, welcher davon einen richtigen Gebrauch machen wird.
Er setzt sich am Wege hin und fragt die Vorbeigehenden, was sie
thun würden, wenn sie unverhofft zwei Goldstücken f^den. Als
ihm ein Bauer erklärt: er würde ein Viertel davon veräussem
und den Best aufbewahren, schenkt er diesem das Gefundene. Der
Bauer nimmt das Gold und teilt das eine Stück in zwei Teile;
das andere Stück und die eine Hälfte versteckt er sorgfältig, die
andere Hälfte bringt er einem Schmied mit der Weisung, daraus
ein Pflugeisen zu schmieden; dieser soU sich aber hüten, damit
anderes Metall zu verschmelzen, denn das ihm gegebene Metall sei
rechtmässig erworben, was vielleicht mit demjenigen des Schmiedes
der Fall nicht sei, sodass bei etwaiger Mischung das Pfiugeisen
keinen Segen bringen würde. Der Schmied verlacht die NaivetÄt
des Bauern, behält das Gold für sich imd schmiedet ein gewöhn-
liches Pflugeisen. Der Bauer merkt den Betrug und beschuldigt
den Schmied, die gestellte Bedingung verletzt zu haben, worauf
beide dem Fürsten die Sache zur Entscheidung vorlegen. Der
Schmied glaubt sich seiner Sache gewiss, weil sich der Beweis,
BauUmOf Eine unhtikaninU BearbeUung des Marzbän-nämeh, 385
dass das verwendete Eisen unrechtmässig erworben sei, niclit bringen
lasse; doch der Bauer bittet nm die Erlaubnis, die andere HSifte
des gegebenen Materials vorzuzeigen und danach die Frage zu ent-
scheiden. Dies geschieht; der Schmied wird des Betruges über-
fuhrt und muss das Gold herausgeben, welches der Fürst sodann
für den Staatsschatz behält, indess der Bauer ein Schriftstück
erhält, dass der Best sein rechtmässiges Eigentum sei. Darauf ver-
wendet er ruhig und unbehelligt das vorher Vergrabene zu seinem
eigenen Nutzen. Die Geschichte bezweckt also zu zeigen, wie man
es anlegen soll, einen gefundenen Schatz für sich zu behalten, ohne
die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zu ziehen und das An-
recht an dessen Besitz zu verlieren.
39. Der unzufriedene Kaufmann. Fehlt bei S. und Gh. In-
halt: Ein reicher Kaufmann aus Samarkand wird von bösen Träumen
gequält und in der Meinung, dass die bösen Vorbedeutungen an
dem Wohnorte haften, verkauft er seine Wohnung und kauft sich
eine andere. In der neuen Wohnung wiederholen sich aber die
Träume, sodass er sich entschliesst , seine Vaterstadt zu verlassen.
Er befrachtet ein Schiff mit seiner Habe und setzt sich selbst mit
seinem Kinde in einen Kahn. Das Schiff aber geht mit allem was
er besitzt im dlai^ün zu Grande; er selbst mit seinem Kinde ver-
llisst den Kahn, um sich auf dem Lande durch die Jagd Nahrung
za verschaffen, unglücklicherweise findet er kein Wild und trifft
schliesslich sein eigenes Kind, welches er unterdessen unter einem
Baimie hingelegt hat, mit einem Pfeilschusse. Der unglückliche
Tater beeilt sich, das tödlich verwundete Kind wenigstens zu be-
statten, und weil er kein anderes Werkzeug zur Hand hat, sucht
er mit dem Bogen den Boden aufzuwühlen. Dabei zerschellt der
Bogen und trifft ihn selbst ins Auge, sodass er endlich von idlem
entblösst, kinderlos und erblindet, einsieht, dass ihm alle diese Un-
glacksf^Ue durch seine eigene Unzufriedenheit zugestossen sind.
40. Der Höfling und der feuerfressende Vogel = S. 6, Ch. 85.
Kapitel VL
Die Rahmenerzählung verläuft wie bei S. und Gh.
41. Der Reiher und der Fisch = S. 1, Ch. 39.
42. Der Maler, welcher Arzt wurde. Fehlt bei S. und C5h.
Inhalt: Ein Maler entschliesst sich, Arzt zu werden, geht auf Reisen
tind erwirbt sich im Verkehre mit trefflichen Heilkünstlem die
nötigen Fachkenntnisse. Als er in seine Vaterstadt zurückgekehrt
ist, findet er bald Gelegenheit seine Kunst an dem Königssohn, der
schwer erkrankt ist, zu versuchen. Der Fürst, erstaunt den früheren
Maler jetzt als Arzt wiederzusehen, befragt ihn, weshalb er seine
frühere Kunst mit der jetzigen vertauscht habe. Er antwortet:
die Heilkunst sei viel lohnender als die Malerei, weil ein Gemälde
oft misslinge, rmd selbst wenn es gelungen sei, von neidischen
386 HotUsma, Eine unbekantUe Bearbeitung dee Marzhän-namdi,
Kritikern bemängelt werde, so dass der Künstler seines Lohnes
verlustig gehe; der Arzt hingegen werde hoch gefeiert, wenn der
Kranke sich unter seiner Sorge erhole und falls dieser sterbe,
werde es als eine Fügtmg Gottes hingenommen.
43. Der Schakal und die Dorfbewohner. Fehlt bei S. und
Ch. Inhalt: Ein Schakal lebt in einem Dorfe in gutem Ein-
vernehmen mit den Bewohnern, obgleich sie nicht ungern den
lästigen Schreihals los wären. Als nun der Schakal aus freiem
Willen das Dorf verlässt, bildet er sich ein, dass die Einwohner
eingedenk des früheren freundschaftlichen Verkehres, sich bald nach
ihm sehnen und mit Ehrenbezeugungen ihn bitten werden, zu ihnen
zurückzukehren. Als solches aber nicht geschieht und der Schakal
hungrig am Wege steht und einen Vorbeigehenden befragt., ob man
im Dorfe nicht von ihm rede, erfährt er zu seiner Enttäuschung,
dass keiner mehr seiner gedenke.
44. Die Katze, die Maus und der Hahn = S. 3, Ch. 42.
45. Die Krähe, welche ihre Tochter an eine Eule verheiraten
will = S. 4, Ch. 43.
46. Der Wolf und das Schaf. Fehlt bei S. und Ck Inhalt:
Ein Wolf sucht Vorwände ein unschuldiges Schaf zu fressen; dieses
zeigt mit deutlichen Gründen die Nichtigkeit der Anschuldigungen,
wird aber schliesslich dennoch vom Wolfe gefressen.
47. Der Mann und die Katze. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt:
Jemand hat seine Katze darauf abgerichtet ihn während des Schlales
zu bewachen, schädliche Insekten zu vertreiben u. s. w. Einmal
legt er sich am Bande eines Wasserbehälters hin, erwacht aber
plötzlich aus seinem Schlafe, als die Katze ein schädliches Tier za
erblicken meint und einen Katzensprung macht. Infolgedessen stürzt
er ins Wasser hinein und bricht sich das Genick.
48. Der heilige Baum = S. 5, Ch. 44.
49. Der Wert des Kleinen. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt:
Ein weiser Kaufmann erteilt auf seinem Sterbebette seinem Sohne
nützlichen Rat, indem er ihm den Wert des Kleinen zeigt an dem
Beispiele der Zahlen, weil eins weniger als Tausend die Tausende
zu Hunderten macht. Verwandt scheint die Erzählung Nr. 76 bei
Ch., wenigstens in Bezug auf die Nutzanwendung.
50. Die ehebrecherische Frau = S. 6, Ch. 45.
51. Der bekehrte Dieb = S. 7, Ch. 46.
52. Der Esel und der Löwe = Ch. 59 (im folgenden Kapitel).
53. AnöSai-wän und der Esel = S. 8, Ch. 48.
54. Der Musiker, welcher sich weigert bei einer Hochzeit zu
musizieren = S. 9, Ch. 49.
55. Der Fuchs und der Hahn = S. 10, Ch. 51.
HaiUtma, Eins unbekannU Bearbeüung des Marzbän''nämeh. 387
Kapitel VH.
Die RahmenerzähloBg verläuft, wie bei S. und Gh. und giebt
dem Redaktor Veranlassung sich über die Kriegführung zu ver-
breiten.
56. Chusrau tröstet sich über den Tod seines Sohnes = Ch. 54.
Zu bemerken ist aber, dass die von einem Narren vorgebrachten
Trostgründe nicht, wie Ch. angiebt, der Notwendigkeit des Todes
entnommen sind, sondern darauf hinzielen, dass es ganz einerlei sei,
ob man längere oder kürzere Zeit lebe.
57. Der König und der Astrologe = S. 1, Ch. 55.
58. Die Katze als Jagdhund = S. 2 (?), Ch. 56. Obgleich
die Identität beider Erzählungen zweifellos ist, wird die Geschichte
im Marzbän-nämeh nicht ganz so erzählt, wie bei Ihn ^Arabsäh, so
dass die Aufschrift bei S. -.X^jf^Äi .\y*M ..lJu**U »histoire du
cavalier ayant pris un cerf* etwas völlig verschiedenes erwarten
lässt und Ch. deshalb bei seiner Verweisung auf das Marzbän-
nämeh ein Fragezeichen gesetzt hat. Die Katze verursacht hier
nämlich das Unglück nicht, weil sie beim Auffliegen der Rebhühner
erschreckt, sondern weil der Jäger beim Nachsetzen einer Hindin
zugleich einen Hund und eine Katze verwendet und jener, anstatt
die Hindin zu verfolgen, dieser nachsetzt.
59. Das betrogene Kamel = Ch. 57.
60. Die Türken und die Elefanten. Fehlt bei S. und Ch.
Inhalt: Ein König von Hindostän thut einen Einfall in Turkestän,
wendet sich aber zur Flucht, als er sieht, dass die Türken in grossen
Scharen heranziehen. Diese verfolgen den Feind, doch ihre Pferde
werden unruhig durch den ungewohnten Anblick der Elefanten und
geraten in Unordnung, so dass die anfangliche Niederlage der Inder
sich schliesslich in einen glänzenden Sieg verwandelt.
61. Die Maus und der Skorpion = S. 3 (?), Ch. 58.
Kapitel Vin.
Die Rahmenerzählung verläuft wie bei S. und Ch.
62. Chusrau und der Bucklige = S. 1* Ch. 61.
63. Der Weber und die Schlange = S. l^ Ch. 62.
64. Der Schlangenbeschwörer und die Schlange = S. 2, Ch. 63.
65. Die worthaltende Frau. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt:
Eine keusche Frau gerät unglücklicherweise in die Macht von
Schurken, welche sie zu schänden beabsichtigen. Die Frau scheut
sich ihre eheliche Treue zu brechen und bittet um Aufschub, damit
sie sich vorher von ihrem Gatten Verstössen lasse. Jene sind damit
einverstanden und die Frau eilt zu ihrem Gatten zurück und lässt
sich von ihm Verstössen. Als sie darauf wieder bei den Schurken
eintriflFt, sind diese so eretaunt, dass sie wiiklich ihr Wort gehalten
hat, dass sie sie ungeschändet zu ihrem Gatten zurückbringen.
Bd. LU. 26
388 HouUmay Eine unbekannte Bearbeitung des Marsbän^nameh,
66. Der Bauer, der Wolf und die Schlange = S. 3, Ch. 64.
67. Der Handwerker und dessen treulose Frau -^ Ch. 65.
68. Der unschuldig gestrafte Asket. Fehlt bei S. und Ck
Inhalt: Ein Asket, von Dieben ausgeplündert, findet eine Zuflucht
in einer Höhle. Die Diebe stehlen gleich darauf auch die IQeider
des Königs, der sich im Bade befindet, werfen aber dieselben, als
sie sich vor Entdeckung fürchten, in die nämliche Höhle, worin
sich der Asket befindet. Als die Diener des Königs den Asketen
mitsamt den Kleidern in der Höhle entdecken, wird dieser für den
Dieb gehalten und gestraft.
69. Chusrau und der WazTr xjiM^j>]ß = Ch. 660-
70. Bahräm Gür und der schlaue Küchenmeister. Fehlt bei
S. und Ch. Inhalt: Bahräm Gür nimmt sich eines armen Mannes
an, den er auf der Jagd trifPt und im höchsten Elend findet,
weil er, obgleich zu vielem befähigt, von niemand in Dienst ge-
nommen wurde. Er beauftragt ihn mit der Aufsicht über die Eier,
welche täglich für die königliche Küche benötigt sind, nicht weniger
als 10000 Stück. Der Beamte zeigt sofort seine Geschicklichkeit,
indem er die Lieferanten nötigt sehr grosse und schwere !Eier, wie
er deren zehn vorzeigt, zu bringen. Jene wissen, bei der Unmöglich-
keit dieser Aufforderung zu genügen, keine andere Auskunft, als
den Aufseher durch Geschenke zu beschwichtigen, so dass dieser in
kurzer Zeit ein reicher Mann wird. Eines Tages ladet er darauf
Bahräm Gür ein, ihn in einem prachtvollen Garten, den er gekauft
hat, zu besuchen und dieser empfängt einen so tiefen Eindruck
von der Geschicklichkeit des Mannes, der in einer so unbedeuten-
den Stellung sich so grosse Reichtümer erworben hat, dass er ihm
ein sehr angesehenes Amt verleiht.
71. Der Walker, welcher zweien Dingen nachläuft und beide
verliert Fehlt bei S. und Ch. Inhalt: Das Kind eines Walkers
fällt ins Wasser und als der Vater sich anschickt es zu retten,
kommt ein Dieb und stiehlt seine Kleider. Er setzt darauf diesem
nach, ohne ihn einholen zu können, und findet bei der Hückkebr
sein Kind ertrunken.
Kapitel IX.
Die Rahmenerzählung verläuft wie bei S. und Ch.
72. Der Reiher und der Fisch = S. 1, Ch. 70.
73. Die Krähe und das Wiesel = S. 2, Ch. 71.
74. Der Reiter und der Kleiderverkäufer = S. 3, Ch. 92.
75. Die reiche Frau und der Dieb. Fehlt bei S. und Ch.
Inhalt: Eine reiche kinderlose Witwe bemerkt eines Tages einen
Dieb, der sich unter dem Dache ihres Hauses versteckt hat; sie
1) Diese Geschichte ist im Orient in verschiedenen Redaktionen verbreitet,
wie ein Blick in die bei Chauvin verzeichnete Litterator a, a. O. 8, 10S
und 104 zeigt.
Houisma, Eine unbekannte Bearbeitung des Marzbän-nämeh. 389
betet daher zu Gott: er möge ihr zwei Söhne Namens Hülferuf
(jui) und Diebsfänger (^^j:j) schenken. Der Dieb achtet darauf
nicht, doch ihr Gottvertrauen wird nicht beschämt: der Dieb
wird von den Nachbarn ergriffen.
76. Der unglückliche Gelehrte. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt:
Ein melancholischer Gelehrter, der mit allen Glücksgütem gesegnet
ist, wird von einem Freunde nach der Ursache seines Trübsinns be-
fragt. Der Gelehrte gesteht, dass er sich mit vier Wissenschaften be-
schäftige, welche ihn unglücklich machen, nämlich mit der Medizin,
welche ihm die Genüsse des Lebens versage, mit der Traumdeute-
kunst, welche ihm den Schlaf raube, mit der Astrologie, welche
iLn jederzeit Gefahren befurchten lasse und endlich mit der Escha-
tologie, deren Geheimnisse ihm keine Ruhe lassen.
77 und 78. Zwei mit einander verknüpfte Erzählungen, welche
bei S. und Ch. fehlen. Inhalt: Der Sohn eines reichen Mannes
wird zu einem Lehrer in die Schule geschickt und ehrt ihn mit
vielen Geschenken, meint aber die Mühe des Lernens vernachlässigen
zu können. Der Lehrer, darüber ungehalten, bestraft ihn hart und
als der Knabe sich verdriesslich zeigt, belehrt ihn eine mit ihm
befreundete Ringeltaube, dass man den Lehrer nicht durch Ge-
schenke, sondern durch Fleiss für sich einnehme. Der Knabe befolgt
diesen Bat, studiert fleissig, imterlässt aber das Geben von Ge-
schenken, so dass der Lehrer noch unfreundlicher wird als vorher.
Als der Knabe sich darüber bei der Ringeltaube beschwert, erzählt
diese die Geschichte von dem Ffeilmacher imd dem Schützen. Ein
Schütze kommt zu einem Pfeilmacher um Pfeile zu untersuchen
und zieht sie dabei krumm. Der Pfeilmacher wirft ihm vor, er
verstehe nicht mit Pfeilen umzugehen. Jener kann darauf nichts
erwidern, legt sich aber auf das Pfeümachen und bringt es dahin,
dass der Pfeil, als er denselben behandelt, seine Befiederung ver-
liert. Sodann besucht er den Pfeilmacher wieder und schilt ihn
einen Dummkopf, weil seine Pfeile bei der Behandlung die Be-
fiederung verlieren. Jener erinnert sich dessen, was früher zwischen
ihnen vorgefallen ist und schweigt dazu. Diesem Beispiele, so
schliesst die Ringeltaube, soll auch der Knabe folgen: sich des
Lernens befleissigen und die Grobheit des Lehrers nicht beachten.
79. Die Fliegen und der Wind. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt :
Die Fliegen beschweren sich beim König Salomon über den Wind,
welcher sie zerstreut und daran hindert ihren Lebensunterhalt zu
finden. Salomon befiehlt darauf den Wind zu holen, damit er sich
verantworte. Sobald aber die Fliegen dessen Wehen und Sausen
spüren, zerstreuen sie sich nach allen Seiten, sodass beim Erscheinen
des Angeklagten beim Könige die Kläger verschwunden sind.
80. Wie die persischen Könige ihre Unterthanen zu belehren
wussten. Fehlt bei S. und Ch. Inhalt: Die persischen Könige
pflegten jährlich einmal ihre üntei-thanen insgesamt zu dem könig-
26*
390 HouUmaf Eine unbekannte Bearbeitung des Marzbän-nämeh.
liehen Tisch einzuladen, wobei jedermann standesgemäss bedient
wurde. Der Ghusrau selbst nahm die höchste Stelle ein, ass und
trank aus goldenem, mit Edelsteinen geziertem Geschirr u. s, w.,
bis zur untersten Stufe, wo diejenigen anzutreffen waren, denen
die Hinrichtung bevorstand. Ein Herold rief dabei aus: jedermann
richte das Auge auf das Geschirr desjenigen, der nach ihm folgt
und sei mit dem seinigen zufrieden.
81. Chusrau und der Gärtner = S. 3, Ch. 75.
Kapitel X.
82. Ein indischer König, der in jeder Hinsicht das GegenU^il
ist desjenigen, was ein guter König sein soll, wird durch einen
Traum geängstigt. Er ruft die Traumdeuter zu sich, welche ihre
Deutungen vorlegen und nachher sämtlich umgebracht werden,
damit die böse Vorbedeutung des Traumes unbekannt bleibe. Nach-
her hat der König wieder einen Traum, worin ihm die Weisimg
zu teil wird, sein Glück hänge ab von einem trefflichen Philo-
sophen, Namens ^j*,ljuJb, der auf dem Berge Alburz lebe. Er lässt
diesen vor sich kommen und heisst ihn seine Deutung des Tramneb
vorzubringen. Der weise Mann steUt die Bedingung, dass der
König den Traum in einer öffentlichen Audienz mitteile und, ob-
gleich der König sich dagegen sträubt, ist er schliesslich gezwungen
dem Wunsche des Weisen zu willfahren. Jener deutet darauf den
Traum umständlich und hält dabei so ergreifende Ermahnungen,
dass der König sich von seiner Bosheit bekehrt und sich von da
an als ein weiser und frommer Fürst beträgt.
83. Der Weise und der Sophist (j^l U ^v, ^V Ein Sophist
schimpft einen Weisen, weil er hässlich ist; dieser nennt ihn einen
schlechten Menschen, nicht weil er ihm Hässlichkeit vorgeworfen,
sondern weil er den Schöpfer getadelt hat.
84. Buzurgmihr und die Frau. Eine Frau richtet an Buzur^-
mihr eine Frage, welche er erklärt nicht beantworten zu können:
dies scheint der Frau bei einem so berühmten Manne kaum glaub-
lich. Buzurgmihr beweist ihr darauf die Beschränktheit des mensch-
lichen Wissens.
85. Der Philosoph als Brotverkäufer. Eines Tages schickt eine
alte Frau ihren Mann, einen armen Philosophen, auf den Markt imi
Brot zu verkaufen. Jener geht hin, kommt aber Abends zurück
ohne etwas verkauft zu haben und erklärt, als er darüber von
seiner Frau befragt wird : es hätten sich Käufer bei ihm eingefunden
und gefragt, wie er das Brot verkaufe ((^^»3 ^ ^JjJ^ .»wi ^),
er hätte sodann das Brot in die eine Schale, das Gewicht in die
andere Schale hineingelegt, um es ihnen zu zeigen, die Leute
aber hätten sich darauf lachend entfernt. Die Frau belehrt ihn,
dass er die Frage unrichtig verstanden habe; nicht die Weise des
Houtsma, Eine unhekcmnte Bearbeitung des MarzLän^nämeh. 391
Verkaufens, sondern die Quantität des zu verkaufenden und den
Preis habe man zu wissen gewünscht. Der Mann besteht aber
darauf, er habe die Frage richtig verstanden und beantwortet, weil
überhaupt der Gedanke, welchen der Frager voraussetze, bei der
Beantwortung nicht in Betracht komme. Die Erzählung soll zeigen,
dass er logisch Becht hat, in der Praxis aber damit nicht auskonmit.
86. Der greise Philosoph und der König. Diese Erzählung
hat zum Zweck, zu zeigen, dass es unnütz sei sich um ein langes
Leben zu kümmern, weil es keine Mittel gebe, sich desselben zu
versichern und Gottes Wille hier unbeschränkt gelte. Diese Wahr-
heit wird von einem 120jährigen Greise, der sein Leben in aske-
tischen Ül)ungen auf einem Berge verbracht hat, in einem Gespräche
mit einem leichtfertigen Könige, der ihn dort zufälligerweise an-
trifft und gerne wissen möchte durch welche Mittel jener ein so
hohes Alter erreicht habe, verteidigt.
87. Chusrau und der Hirt. Chusrau befragt einen Schäfer
über sein Vorhaben, in einer wüsten Gegend eine Stadt bauen zu
hissen. Dieser meint, der Fürst werde das ebensowenig fertig
bringen, als er selbst je ein gewandter Kätib oder Munsl werden
könne. Chusrau lässt darauf den Hirten in seine Residenz kommen
und in den für einen Kätib und MunSl notwendigen Wissenschaften
Unterricht erteilen. Allerdings ging das nicht eben leicht, denn
der nicht mehr junge Schüler vergass immer, was er am Tage vor-
her gelernt hatte, doch schliesslich gelang das Kunststück und auch
die Stadt in der von Chusrau in Aussicht genommenen Gegend gedieh.
88. Der Dihkän und die Köchin. Ein Dihkän und Fein-
schmecker hat seine treffliche Köchin durch den Tod verloren und
sich bei einem Sklavenhändler eine andere gekauft. Er will aber
zuerst ein kleines Examen mit ihr abhalten und fragt, wie sie
eine Paluda («oJL) zubereitet; die Köchin fängt darauf an eine
vollständige Mahlzeit zu beschreiben. Der Herr wird darüber
ungeduldig und bemerkt: es komme ihm nur auf die Paluda an.
Die Köchin antwortet: sie müsse vorher die andern Gericht« be-
schreiben, weil es nicht Sitte sei eine Mahlzeit mit einer Paluda
anzufangen.
89. Der Hausherr und die beiden Elstern. Jemand kauft sich
zwei junge Elstern, Näznah und Näzrui. Näznah ist fromm und
tüchtig, Näzrui aber eine echte Elster, welche alles, dessen sie
habhaft werden kann, stiehlt und in der Erde verscharrt. Deshalb
ist jeden Tag etwas verschwunden und giebt es endlosen Hader und
Zank im Hause, weil niemand den Schuldigen kennt, bis Näznah
ihre Schwester auf frischer That ertappt. Daraus entspinnt sich
ein Gespräch zwischen beiden und bringt Näznah die Geschichte vor
90. von den drei Kaufleuten auf dem Schiffe. Drei Kaufleute
reisen zu Schiff nach Hindostän. Unterwegs stiehlt einer von dem
zweiten 1000 Dinar. Da sie nur ihrer drei sind, zeigt der dritte,.
392 HotUsma, Eine unbekannte Bearbeitung des Marzbän-nämek,
als der Diebstahl entdeckt ist, augenblicklich den Dieb an. Näznah
zeigt ihrer Schwester durch dieses Beispiel, dass ihre Dieberei
ebenso nicht verborgen bleiben wird und, obgleich diese noch
widerspricht, gesteht sie schliesslich ihr Unrecht ein und steht von
ihrer schlimmen Gewohnheit ab.
Das vorhergehende Inhaltsverzeichnis beweist, wie ich glaube,
zur Genüge, dass die in unserer Recension allein vorkommenden
Erzählungen weder vom Bearbeiter erfunden, noch aus neueren
Anekdotensammlungen entnommen sind. Sie tragen überhaupt das
nämliche Geprlige, wie die aus anderen Becensionen des Werkes
schon längst bekannten und sind deshalb als ebenso alt zu be-
trachten. Daraus lässt sich folgern, was oben S. 374 schon bemerkt
worden ist, dass schon v^or dem 6. Jahrhundert der Higra ver-
schiedene ältere Recensionen des Marzbän-nameh existiert haben
müssen, denn ebensowenig als unser Redaktor neues hinzugefugt
hat, lässt sich ein Grund vermuten, weshalb Sa*d und ibn-'ArabUh
so viele Erzählungen fortgelassen hätten.
393
Die himjarischen Inschriften von Kharibet-Se'oüd
(Hai. 628—638).
Von
Dr. J. H. Mordtmann«
Über den Fundort sagt Halevy (Rapport sur une mission
archöologiqne dans le Yemen S. 94, vgl. S. 45 f.):
«Yille en roines sise sur un monticule, k une heure de marche
a Test de Baghyftn et k une joum^e au nord-est de Mareb. Les
murs d'enceinte, presque tous conserves, sont couverts de sable.
L'int^rieur ne präsente que des d^combres et des döbris. On y
trouve pourtant quelques stäles qui portent des inscriptions*.
S. 46 wird der Name dieser Ruinen arabisch o^ju« >Ujy>
geschrieben; Hamd&nl Djazlrat 8. 167, ii nennt neben al Charibat
al bai4& noch die , schwarze Ruine*' ^ij^^t *^r^ ^^^ ^^ ^^^^
nahe, einen Irrtum bei Halevy anzunehmen, wenn nicht Sprenger,
Alte Geogr. Ar. § 243 nach den mündlichen Angaben eines Mannes
ans dem Djauf unter den St&dten dieser Gegend ausser al-Baidhä
and al-Saudä auch noch So'oüd anführte. Für die „schwarze
Ruine'* Hamd&nia käme dann die von Halevy £s-soud genannte
minäische Ruinenstätte in Betracht.
Der antike Name von Kharibet-Se'oüd ist, wie schon Praetorius
sah, Dbns, womit die Anrufungen in den Inschriften schliessen und
was man mit Katil zu umschreiben pflegt.
Die erhaltenen Inschriften weisen altertümliche Buchstaben -
formen und mit Ausnahme einer einzeiligen Inschrift (unten Nr. 1)
Farchenschrift auf, gehören, also der frühesten Epoche der sabäischen
Epigraphik an, womit andere Indicien sachlicher und sprachlicher
Art übereinstimmen.
Die elf Inschriften Hal^vys sind auf fünf zu reducieren, indem
Nr. 628 und 632, 630 und 631, 633—635, sowie 636—688 zu-
sammengehörige Fragmente sind. Hierzu kommt ein von Halevy
nicht gesehener Stein, welcher sich jetzt zusammen mit Hai. 629
in der Sammlung des British Museum befindet.
Diese sechs Texte lauten:
394 Mordtmann^ Die himjarischen Inschriften von Kharibet-Se'aüd,
1. a) Hai. 638:
1]2 [I] innan | irn-n« | ^b[t;
.... König der Stämme Du b-r-t-n, Sohn des .... [hat dargebracht
b) HaL 637:
-»Om I bD I D-^rn I r[T
der D&t Himaj den gesamten Bau
c) Hai. 636:
.... r^lai I V ^ \ i'^np["«n
ihres Hauses R j-n und das Haus
Vermutlich bestand die Inschrift aus einer einzigen langen
Zeile. Ein anderer „ König der Stämme ** wird in der kleinen In-
schrift Fresnel XXXII (bustrophedon !) genannt:
. I l]3 I D3>nn« I ^b7a | -,»«72^ -f-«
i^->- . . N]b I n/p^'» I mDfa I iNbrpn
„*Amml 'aman, König von S3>n^N, Sohn des . . . il, hat ge-
weiht dem Haubas und dem Almaqah*
Dieses Fragment, sowie ein anderes kleineres (Nr. XXXIX).
welches dieselbe Inschrift enthält, kopierte Amaud auf den Damm-
bauten von Marib: wahrscheinlich haben sich diese Bruchstücke
dort nicht ursprünglich befunden, sondern sind in bedeutend späterer
Zeit mit andern Steinen dorthin verschleppt und bei einer Reparatur
des Dammes als Baumaterial verwandt worden.
Möglicherweise sind die ^Stämme*, 13^3*^«, in der Inschrift
Hai. 51, 3 (§irvät) zum Vergleich heranzuziehen.
2. Hai. 630 ■+- 631.
in I ^^D-'tDaDT I a^Dtaa: 1 <-^
»-► P173D I ii«ad I :ii^ I yxi^ü \ 2
n I 'n7aK5^h"'i | bN^T» | iny 3
p:-« I nn | t\12'^ü \ bn-^Thn | ia? 4
:i»y^^ I irTn*^« | dt» | ^7a«ö 5
ayb-» I Dnbo | nayb*^ | lasa-» 6
N I m I nnnra r|]D"'73n | nn | xr^a 7
b-^pn ha I nr [pn^-'D | na | nn | a 8
31 1 b«yT» I an | yw 1 an | yiy 9
•^ns^NTs^n I na [I] -»iTNa | na | anbo 10
Dass Hai. 630 und 631 eine einzige Inschrift bilden, erkannte
schon vor Jahren der um die südarabischen Altertümer hoch*
MortUnumn, Die MmjariMchen Insehriften von Kkaribet Se^oüd, 395
verdiente Prideaux; er teilte mir dies in einem Briefe aus Bushire
vom 9.' Dezember 1876 zugleich mit Kopien des Steines Hai. 629
und des folgenden Bruchstückes mit:
Das ist offenbar ein Bruchstück von Hai. 631 enthaltend
Z. 4 ff. — In der Hal^vy 'sehen Kopie steht Z. 6 ars'' | bnbc, wohl
ein Druckfehler infolge Transposition des 3 und b.
Die Inschrift ist von D. H. Müller in seinen „Sabäischen Alter-
tümern in den Königlichen Museen zu Berlin* (Sitzungsberr. Berl.
Ac. 1886, S. 839 ff.) S. 6 ff. des SA. übersetzt worden; die richtige
Deutung von Z. 5 ff. fand Hommel Aufsätze S. 17. Die folgende
Ibersetzung weicht nur unwesentlich von der Übersetzung meiner
beiden Vorgänger ab.
Nabatkarib und Nabatjafa\ Sohn
des Qaum, und Di'b, Söhne (dual.) des 'Aschr,
Knecht des Jada^'fl und Jata^'amar, hat dar-
gebracht der Dtkt Himaj den Libaij^atat und den ^Am-
ml'amar, am Tage, da ihn Jada^'ab setzte
über KatÜ und über den Bau
des Tempels der D&t IJimaj. Bei *Att&r imd bei Al-
maqah und bei der Dftt Himaj und bei der Dat Ba'-
d&n und bei Sami^, und bei Jada^'il und bei
Jata^'amar und bei Jada^'ab und bei Katil''
Nachdem zu Anfang zwei oder drei Personen genannt sind,
welche das grammatische Subjekt darstellen, folgen auffälligerweise
das Verbum und die Apposition nar im Singular. Das Singular-
suffix in nrw^ti, wofür Müller stillschweigend iTaSiTS''^ einsetzt, zeigt,
dass hier keine defektiven Schreibungen, also etwa '^^'pr^ für T^2pn
vorliegen, sondern dass Prädikat und Apposition sich auf das
logische Hauptsubjekt, das nur der an erster Stelle genannte Eigen-
namen sein kann, bezogen sind.
Ebenso unbequem ist die Beziehung von p Z. 1 (Müller:
•»]») und ^:a Z. 2. Nach Analogie der älteren sabäischen Inschriften
396 Alordtmanrif Die himjarUchen Inschriften von Kharibet^Se^oüd,
(im engeren Sinne), in denen die Angabe der Grenealogie bis ins
dritte Glied häufig ist (vgl. Beiträge zur minäischen Epigraphik 76),
habe ich angenommen, dass "^rn Z. 2 Apposition zu D^ip und D2xn
ist und diese beiden Eigennamen die Väter des Nabatkarib und
Nabatjafa^ bezeichnen.
3. Hai. 628 -f 632 :
»-y -»iD I •Ä'«?3m [|] -»ny^a | ^h[^] 2
r^a I -»sa^ | ••byai | Dbn[D 3
^n I n^-'D I aynn^ | ia | «bi:[pn 4
■» [|] 112^=1 1 riT I S"> I D"^" I ni I a[i 5
a 1 t(ü9 I ia I -»n^Nb | -la | -^ny 6
I abna | an [|] aetyi*» | ai | ^ts» 7
Der Anfang fehlt; Z. 1 z. E. giebt Halevy -»a | p, Z. 3
•»sa I »-»by I ai.
n . . . . den . . . amar und den $adaq'amar, die beiden Söhne
Yon ihnen beiden, am Tage da ihn setzte Jada^'ab über KatU
und über den Bau des Tempels der Dät Ijümaj etc. etc.*
(folgen dieselben Anrufungen wie in Nr. 2).
Z. 1 steht ■'7:[n'']:a ebenso wie inn:a Nr. 4 hinter dem Eigen-
namen, auf den es sich bezieht, während sonst, im Sabäischen so-
wohl wie im Minäischen, die umgekehrte Stellung die Regel bildet
Ich kenne nur noch eine dritte Ausnahme, cfcn^"^ü | nnara HaL
485,2, 528, „ihrem Herren, dem Nakra^^, denn ioaN | nrn?
Os. 29, 6, was man manchmal als „^Att&r, sein [des Gottes Sin]
Vater* aufgefasst hat, ist vielmehr „der *AttAr seines Vaters* zu
übersetzen.
4. Hai. 629 = ZDMG. XXXVI, S. 430, Nr. VI (Kopie
W. Wrights); ausserdem liegt mir eine handschriftliche Kopie von
Prideaux vor.
T'Ta:? I [l]a | DT'n <-^
»^ 5^ I =iT I P'T^I I ^?
sn I D-'Tan I nn I "'S
na I a:rm
Z. 1 Halevy PH, Wright und Prideaux [in statt -,3 (Sri),
dagegen Z. 2 alle drei übereinstimimend HH = 3^- Praetorius
schreibt an beiden Stellen na, das er aus arab. .ju »Samen* =
Sohn erklärt, während Müller beide Male p = ^1 korrigiert
Auf Grund der durchaus sicheren Lesung von Nr. 5 nehme ich an.
Mordimann, Die himjarüchen Inschriften von Kharibet-Se'oüd. 397
dass Z. 1 mit den beiden fehlerhaften Zeichen p gemeint ist, während
ni in der zweiten Zeile nicht anzutasten ist. Letzteres steht wie
minftisch na fiir t p = ^^3 ^, kommt allerdings sonst nicht vor.
Der kleine Text lautet in Übersetzung:
»^aijav, Sohn des *Ammljada*, von der Familie Du Qadrftn,
hat geweiht der D&t Qimaj seine Tochter Bannat".
mxcmm
f\M\]HM
5. Zwei zusammengehörige Fragmente im British Museum:
a) Z. 1—5 ist von D. H. Müller in dieser Zeitschrift Bd. XXX,
8. 677, sub Nr. 4 in hebräischer Transskription veröffentlicht
worden ;
b) Z. 5—8 ebendaselbst Bd. XXVl, S. 431, sub Nr. Vm von
Praetorius.
Nachdem ich schon lange den Zusammenhang zwischen beiden
Bruchstücken geahnt hatte, wandte ich mich um Abklatsche an
den promus condus der orientalischen Altertümer des British Museum,
Herrn Wallis Budge. Seiner liebenswürdigen Gefälligkeit verdanke
398 Mordtmann, Die himjarischen Inschriften von Kharibet S^oüd.
ich nicht nur die erbetenen Abklatsche, sondern auch die Wieder-
entdecknng des Fragmentes a), welche erst nach wiederholtem
Suchen gelang, weil in der MüUer'schen Transskription, wie sich
jetzt herausstellte, offenbar infolge eines Versehens, eine Zeile (die
dritte) ganz ausgefallen ist und von den ersten zwei Zeilen nur
fünf Buchstaben wiedergegeben sind. Die Vermutung, dass a) und
b) zusanunengehören, ist durch die Abklatsche bestätigt
^1-^27 I p I £[i]-«n 1
nn I pn-Tj | npr | n 2
bNiöiN'^ I D'»7:n | n 3
nrnn-i | in | «b» 4
■»73n I DT I m I np 6
G I in I nn I nT^i | 6
yi"» I m I yi2^ I m 7
«b I in I -nyKön | 8
I dbnn 1 m 9
d. i. „Haijav, Sohn des 'Ammijada* von der Familie Du Qadrän,
hat geweiht der DAt Himaj den Ja'us'll; bei 'Attftr und bei
Almaqah und bei der Dät Himaj und bei der Dat Ba*dan und
bei Sämi^ und bei Jada'il und bei Jata^'amar und bei Katil*.
6. Hai. 633, 634, 635, restituiert ZDMG. XLVH, S. 407:
^D I m I D
nxb I in
"•cn I ni I ni I nlprab
■>i:^«n I in I Nnp^in
« I ni I nnnyn
in I nnbD |
Das Fragment a) ist jetzt im British Museum; b) im Osma-
manischen Museum (Nr. 10 des Catalogue sommaire des Antiquites
Himyarites et Palmyröniennes). Ersteres ist ZDMG. XXVT, S. 431,
Nr. Vn, letzteres ebenda Bd. XXX, S. 291, Nr. 5 veröffentlicht
worden. Nachträglich erlangte ich von beiden Fragmenten Ab-
klatsche, welche die Richtigkeit der ZDMG. a. a. 0. vorgeschlagenen
Restitution bestätigten.
Es liegt nur der Schluss der Inschrift mit den Anruftmgen vor:
„bei *AttÄr und bei Almaqah und bei der Dät Himaj und l>€i
Kariba'll und bei Jada"ab und bei Achükarib und bei Katil".
Epoche der Inschriften. Es werden in den Inschriften
zum Schluss ausser verschiedenen Gottheiten und der Stadt Katll
angerufen :
MonUmann, Die hmjariachen Inschriften von Eharibet-Se^oüd. 399
Jada^'il und Jata^'amar: Nr. 2, 3 und 5;
Kariba'Ü: Nr. 6;
Jada^'ab: Nr. 2, 3 und 6;
Achukarib: Nr. 6.
Die Namen Jada^'ll und Jata''aniar sowie Eariba'il sind unter
den Mukrabs und älteren Königen von Saba wiederholt vertreten;
welche von diesen Herrschern in den Katllinschriften gemeint sind,
lässt sich vorläufig nicht feststellen, doch sei darauf aufmerksam
gemacht, dass alle drei Fr. LYI zusammen erwähnt werden. Aus
letzterem Texte könnte man folgern, dass Kariba'll nm Vater des
Jada'^il -pa und Grossvater des Jata"amar y^ war, und es liegt
alsdann nahe, diese drei Könige mit den in unseren Texten ge-
nannten Herrschern zu identifizieren.
Der Name Jada^'ab kommt nur hier und Hai. 49 (§irv41?),
sowie als Name eines Königs von Hadramaut aus bedeutend spä-
terer Zeit vor; ebenso ist der Name Achukarib nur noch aus dem
späten Texte SD. Nr. 4 zu belegen. Jada^'ab und Achukarib waren
vermutlich die Herren des Grebietes von Katll.
Über das Reich ,der Stämme '', deren König in Nr. 1 erwähnt
wird, wissen wir sonst nichts: es wird ähnlich wie die kleinen
Reiche von Haram und Kamnahü in einem Abhängigkeitsverhältnis
zu Saba gestanden haben.
Im übrigen bedarf es keines Beweises, dass die uns bisher
bekannt gewordenen Inschriften von Katil aus einer und derselben
Epoche stammen.
Kultus. Die D4t IJimaj, aus deren Heiligtume diese In-
schriften stammen, kommt sonst nur in den stereotypen Anrufungen
zum Schlüsse der Inschriften vor; den Minäem ist sie unbekannt,
dagegen finden wir sie noch in Haram, dessen Pantheon aus
sabäischen und minäischen Elementen gemischt ist, neben Wadd
und *AttÄr. Bei den Sabäem wird sie später von der Schams,
von der sie ursprünglich ein Ableger ist, verdrängt. Seit Osiander
(ZDMG. XX, 282) hat man sich an die Transskription Dät Himaj
gewöhnt; es ist vielleicht nicht überflüssig daran zu erinnern, dass
diese Transskription rein konventionell ist.
Die Hierodulenweihungen von Katll finden ihr Analogon in
den Inschriften von Haram (Hai. 144— 146, 148, 150,161,153—156,
158, 159), welche zuerst Hommel (Aufsätze S. 29) richtig erklärt
bat, und in einer Inschrift von Me*In, über welche derselbe Ge-
lehrte jüngst in der Festschrift Aegyptiaca einige Mitteilungen ge-
macht hat^). Namentlich erstere haben in ihrer Fassung eine
1) Hommel hat es unterlassen, die Übereinstimmungen in den Namen
der Hierodulen von Haram und Me'in hervorzuheben, obwohl sie ihm nicht
entgangen sein dfirften. Ausser 1]21^M, das auch in Me^in wiederkehrt, finden
sich in beiden Eahlreiche Komposita mit ^fi<, wie solche auch sonst als weib-
liche Eigennamen verwandt werden (vgl. ^bttDN, nNTi», -^bya«), zu p^mÜ:
400 Mordtmann, Die himjarischen Inschriften von Kharibet-Se^cQd.
überraschende Ähnlichkeit mit den Inschriften von Katil: der
Gottheit von Haram, welche den seltsamen Namen T^craria fahrt
imd wahrscheinlich eine lokale Form des *AttÄr ist, werden weib-
liche Sklavinnen geweiht und diese Akte auf Stelen eingegraben,
welche vor dem Heiligtume aufgestellt sind. Die Hierodulenliste
von Me'In weist auch durchgängig weibliche Eigennamen auf;
vermutlich gehörten diese Sklavinnen zum lebenden Inventar des
Tempels des *Attär. Insofern allerdings besteht ein Unterschied,
als in den Inschriften von Katil, soweit erkennbar, nur freie Personen
dem Tempeldienste geweiht werden.
Hiermit nicht zu verwechseln sind die Proskyneme, welche
ebenfalls ziemlich alt und teilweise ganz ähnlich abgefasst sind
(vgl. die Bemerkungen in der Publikation der Berliner Samm-
lung S. 26).
Sprachliches und Onomatologisches. In den Bei-
trägen zur minäischen Epigraphik S. 107 ff. ist auf die Überein-
stimmung des Wortschatzes in den älteren sab&ischen und in den
minäischen Texten hingewiesen und ein Verzeichnis solcher Wörter,
welche später aus dem Sabäischen verschwinden, gegeben worden.
Aus den Katilinschriften sind anzuführen:
nn = "3 + 1, Hai. 629 und oben Nr. 5;
2".*^ als Konjunktion gebraucht, oben Nr. 2 und 3, vgl. Bei-
träge S. 110, Nr. 12;
Tao »Bau*, oben Nr. 1, 2 und 3, sonst nur noch in dem
alten Proskynem Gl. B. 873, vgl. Beiträge S. 108.
Femer sind hervorzuheben : die Appositionsstellung von ^n'^:3,
oben Nr. 3 (vgl. zur Stelle) und das Fehlen der Mimation in yvf^ , nn
gegenüber der sonst üblicheren Form D2iya rn.
Die meisten Eigennamen tragen ein altertümliches Oepräge,
wie yD-^üns, a*l3DS3, D73ip (vgl. Hai. 202); altsabäisch und mi-
näisch sind:
caNT, wohl = wuv3, oben Nr. 1, minäisch HaL 233 ohne
Mimation.
bMi::-)2<'^ sabäisch zum ersten Male oben Nr. 5, sonst nur
minäisch, vgl. Beiträge S. 67 A. 1);
n72«73r, -iTSNpns und n7:[« . . ., oben Nr. 1 und 2, vgl. Bei-
träge S. 109, Nr. 6, S. 113, Nr. 38 und 144, Nr. 48.
5?T^7:r, oben Nr. 4 und 5, vgl. Beiträge S. 114, Nr. 49.
(Hai. 145, 151) und pm Hai. 153 ygl. l'mfi« bei Hommel, su bnb» Hai. 146
die Namen b'^H^i^ and bns« bei demselben. Haram nnd Me'in venorgtea
sich also auf denselben Sklavenmärkten.
401
Zur syrischen ßetonungs- und Verslehre.
Von
C. Brockelmaim«
Im 47. Bande dieser Zeitschrift S. 276 ff. hat Grimme für das
Syrische eine neue Betonungs- und Verslehre aufgestellt , för die
er im Gegensatz zu den von. ihm aufs schärfste verurteilten bis-
herigen Anschauungen über syrische Metrik das Verdienst strengster
Wissenschaftlichkeit in Anspruch nimmt; er hat dann in den Collec-
tanea Friburgensia, fasc. 11 (1893) seine Hieorie weiter ausgebaut.
Obwohl ich die Grundlage der Grimmeschen Metrik, seine An-
schauungen über den Accent des Syrischen von vornherein für falsch
hielt, habe ich doch bei meiner seit Erscheinen jenes Aufsatzes fast
nie unterbrochenen syrischen Lektüre an jedem mir vorkommenden
«poetischen'^ Stücke die Grimmesche Theorie immer wieder zu er-
proben versucht und mich immer wieder von ihrer Unhaltbarkeit
überzeugt. Ich habe nun lange darauf gewartet, dass etwa einer
der anerkannten Meister unserer Wissenschaft sich die Widerlegung
dieser Theorie würde angelegen sein lassen. Ganz überflüssig dürfte
das doch nicht sein. Da Grimme selbst bekennt, durch einen Appell
seitens eines der Hauptvertreter der klassischen Philologie zu seinen
Untersuchungen angeregt zu sein, und da er in den Coli, aus
seiner Theorie die weittragendsten Schlüsse für die Geschichte der
griechischen und lateinischen rhythmischen Dichtung gezogen hat,
so ist zu befürchten , dass die Forscher auf diesem Gebiete mit
Grinmies Behauptungen, falls ihnen von syrologischer Seite gar
nicht widersprochen wird, wie mit gesicherten Resultaten und an-
erkannten Thatsachen operieren werden. Diese Erwägungen mögen
die folgenden Zeilen rechtfertigen, wenn sie auch den Kennern des
Syrischen nichts neues bieten sollten.
Grimme behauptet, die Betonung der Ultima, die Nöldeke für
orsprünglicher erklärt hatte als die heute bei den Nestorianem
herrschende Betonung der Paenultima, müsse zwar för die Werdezeit
der syrischen Sprache als sicher angenommen werden, sei aber für
die 'fertige Sprache durch nichts bezeugt oder auch nur wahrschein-
lich zu machen. In der Werdezeit der syrischen Sprache herrschte
vielmehr ein freier, noch nicht an die Ultima gebundener Accent,
402 BrockelmanUf Zur syrischen BetonungS' und Verslehre.
wie ihn das Bibl. Aram. noch bewahrt hat; das zeigen Formen wie
ciSk^jO aus g^fdlü^ &^^ *^^ c^tdUd^ ^;2D aus mdri u. s. w. deut-
lich genug. Erst durch die Wirkung des speciell syrischen Aus-
lautsgesetzes, dem die hinter der Tonsilbe stehenden Vokale zum
Opfer fielen, ist die Ultimabetonung zur Herrschaft gelangt. Dass
dies Auslautsgesetz noch in der klassischen Sprache nicht ausser
Kraft getreten war, zeigt die Behandlung von Fremdwörtern, wie
^ aus Taxct^ J^^hco/ aus atgccra, ^t^^ ^^ ^AvTi^o^t^a (vgl.
auch Nöldeke, Syr. Gramm. S. 144). Damit ist zugleich bewiesen,
dass die jetzt noch vokalisch auslautenden Formen , wie z. B. der
Stat. emph. auf der Ultima betont gewesen sein müssen^). Zu
demselben Resultate führt uns die Betrachtung aller Fremdwörter,
soweit ihre Umbildung im Yolksmunde überhaupt Bückschlüsse auf
die Betonung zulässt. Das Schwinden der Vokale in |2uQfiC? aus
axv(fog, \cn\c\Oi aus qpoA^i^, jaio^Qd aus nvgyog, JfiDvjjO aus
xaiQog, ist nur aus Ultimabetonung zu erklären ; bei Betonung der
Paenultima hätten Formen wie *|ScuQfiD/, ^joa^od. ^jCDOJOlOd,
^jfiDO^liO entstehen müssen. Formen wie cpo'^ ]CDnO!^ au>
nogog, jm2DO} aus Sof^og, jnt>o>ri> aus tvnos konnten der Analogie
von «jLO^, IjklQiO erst dann folgen, nachdem der Accent von
noüOQ zu porös u. s. w. verschoben war. Umgekehrt finden wir
im Altsyrischen keine Spur von der Wirkung der Paenultima-
betonung, die bekanntlich im Neusyrischen auf die Gestalt der ein-
heimischen wie der Fremdwörter sehr stark eingewirkt hat. Nur
in der Setzung der Qusääjä- und Bukk&chäpunkte , die bekanntlich
erst aus der Zeit stammen, als das Syrische bereits im Aussterben
war, lassen sich die ersten Spuren der beginnenden Accent-
verschiebung konstatieren. Die Hart« des ^ von yn:^^t^ lässt sich
nur aus Iktusbetonung der ersten Silbe erklären, die den Ausfall
des nachfolgenden Gleitvokals bewirkte-). Aber in der Über-
lieferung finden sich auch noch Formen wie ^tA^ (Nöldeke, Syr.
Gramm, p. 16, n. 1). Besondere charakteristisch ist das Schwanken
Ä^ r r
1) Formen wie )Of2b, )0}y )^'^ ausn-f-f^ dürfen hier nicht bann-
f^ezogen werden, da sie nicht auf lantgesetslichem Wege, sondern dareh Anaiofde*
bildung entstanden sind. Umgekehrt dürfen natürlich auch gelehrte Fremd-
wörter, die auslautendes a bewahrt haben, nicht als Gegeninstanz angeiubrt
werden.
2) Vgl. analoge Erscheinungen aus den indischen und den romanischen
Sprachen bei Jacobi, diese Zeitschrift 47, 576.
Broclcelmann, Zur syrUchen Betonungs- und Veralehre. 403
der Tradition bei L des Fem., das in vielen Fallen noch das ur-
sprüngliclie Bukkächä bewahrt hat, während im Neusyrischen be-
kanntlich Qnss^'ft zur Alleinherrschaft gelangt ist. Eben dies
Schwanken der Überlieferung zeigt uns, dass die Accentverschiebung
im 7. Jahrhundert noch im Fluss war, also 800 Jahre früher zu
Ephraems Zeit, noch nicht durchgeführt sein konnte, wie Grimme
meint.
Die Grundlage der Grimmeschen Theorie, die Hypothese von
der Paenultimabetonung des Syrischen in seiner Blütezeit ist also
unerwiesen und unerweisbar. Freilich hätte Grimme, wie mir mehr-
fache Versuche gezeigt haben, auch wenn er von der Ultimabetonung
ausgegangen wäre, eine Metrik konstruieren können, die an nicht
viel mehr ünwahrscheinlichkeiten hätte zu kranken brauchen als
seine jetzige Theorie, die wir nun etwas näher ins Auge fassen
müssen. Obwohl ich dieselbe an fast allen Klassikern der syrischen
Litteratur nachgeprüft habe, wähle ich doch im folgenden meine
Beispiele gleich Grimme nur aus Ephraems Werken und, um jede
unnötige Kontroverse zu vermeiden, nur aus solchen Stücken, deren
metrisches Schema Grimme in dieser Zeitschrift oder in den Coli,
selbst bestimmt hat.
Grimme definiert das Wesen der von ihm für das Syrische
angenommenen Accentpoesie dahin, dass sie keinen Unterschied
kenne zwischen der Betonung der Poesie und der Prosa. Nun
muss er aber selbst schon der weder von ihm noch von Bickell
bewiesenen Hypothese zu liebe, dass jeder Vers mit einer Senkung
schliesse, eine ganze Beihe von Ausnahmen von dieser Grundregel
annehmen. Dass schon das Altsyrische Enklitika gehabt hat, ist
selbstverständlich. Dass aber eine einsilbige Yerbalform nur dadurch,
dass sie am Satzende steht, enklitisch werden könne (Zeitschr.,
p. 288 f.), lässt sich nicht beweisen. Noch weniger, dass das ein-
silbige zweite Wort in jeder Genetiwerbindung enklitisch sein soll
(ib. 286 f.). Das steht doch in direktem Widerspruch mit der durch
alle semitischen Sprachen gleichmässig bezeugten Thatsache, dass in
der Genetiwerbindung gerade das erste Wort seinen Accent an
das zweite abgiebt. Umgekehrt muss Grimme seiner Theorie zu
liebe für notorische Enklitika wieder Hauptbetonung annehmen.
Die Pronomina ^oi^^ und wj/, die bekanntlich in Enklisis aus ^oiOf
mJO) entstanden sind, sollen nur nach einem Participium enklitisch
sein, „alleinstehend im Sinne des Hilfsverbs sowie in accusativischer
Pimktion* aber nicht (Zeitschr., p. 284). Was ist denn überhaupt für
ein syntaktischer Unterschied zwischen ^/ ^-Mb* Ä ««0)0. JCU^ iiiid
^/ Ifrf»'^ IjäI? Noch viel weniger konnte die Enklisis in Ver-
bindungen wie ^oj/ ^^AO aufgegeben werden , da diese sich im
Sprachbewusstsein beständig mit Formen wie ^o\Kq associieren
Bd. LH. 27
404 Brockelmann^ Zur syrischen Betonungs- und Verslehre,
mussten. Eine weitere Reihe von Accentverschiebimgen nimmt
Grimme an, indem er p. 28^8 behauptet, dass Hilfsvokale auch in
Hebung stehn können. Welcher deutsche Reimschmied würde es
wagen ^^gethan*^ ! . statt . ! zu betonen ; etwas anderes ist es nicht,
wenn Grimme statt n^hdA auch die Betonung ndhef. für mögüch
halt. Endlich betrachtet Grimme Verbindungen einsilbiger Wörter
mit^O*^ ohne weiteres als 6in auf der Paenultima zu betonendes
Wort; er spricht das zwar nirgends offen aus, doch geht es ans
seinen Beispielen 281 pu, 289 4 u. s. w.) zur Genüge hervor. Also
" und ^i^o sollen als ein Wort auf der Paenultima betont
werden, wie wenn man im Deutschen ,der floh* ! . »und floh* ! .
betonen wollte. Durch die rein konventionelle Schreibart darf man
sich natürlich nicht imponieren lassen, o und \ gelten dem Sprach-
bewusstsein nicht mehr und nicht weniger als unser «und* «der*.
Selbstverständlich fassen wir diese mit dem folgenden Einsilbler zu
einem Sprechtakt zusammen, hüten uns aber wohl, diese Verbindung
als 6in Wort anzusehn, auf welches das germanische Accentgesetz
anzuwenden wäre. Zu welchen Konsequenzen Grimmes Lesung
führt, macht man sich am besten klar, wenn man die Fälle ins
Auge fasst, in denen nach Grimme zwei durch o verbundene Wörter
in Senkung , o selbst in Hebung stehn soll, wie jQ^fioo ^^ ^^
und stieg . ! . CN 43 sss, J^o ji? Vater und Sohn . ! . EO ffl 112
D2, 116 F», 122 u, 126 Ei, U. o oi gross und klar . ! . EO III
15 Bö. Damit nicht etwa der Verdacht entstehe, als hätte ich
einen nebensächlichen Punkt übermässig urgiert, halte ich es für
nützlich, hier einmal meine Beispielsammlung ganz auszuschütten,
die allerdings auf Vollständigkeit nicht den geringsten Ansprach
macht. Man vgl. CN 17 v 5; 18 v 48; 21 v 174; 29 v 69, 111,
133,214; 30 V 123; 31 v 180; 32 v 19; 43 v 95, 207; 46 v 05,
98 ; 72 V 3; EO m 6 A s, 4, C 4, 7 A 7, 11 B i, 13 D 2, 15 B 5,
C 8, E 4, 19 C «, E 3, 4, 22 B 8, 93 B 7, 94 D 6, 8, 9, 100 A «, 102
E4,ß, 104 01, Fs, 109 Bi, 127 0 5, 251 u, 321 apu, 417 A j, 426
F 6, 445 B 2, 499 E ; EHS I 589 le, 603 pu, 611 u, 629 11, H 447 u.
Aber, wenn man auch den syrischen Dichtem alle diese Will-
kür zutrauen wollte, so stösst man doch bei der Lektüre poetischer
Stücke nach Grimmescher Vorschrift auf immer neue Seltsamkeiten.
Bald finden wir das Subjekt des Satzes in der Senkung, wie ON 34
17, 30, 83, 72, 98, 108, 134, 70 43, 53 29, EO HI 449 B, 95 u. 96»), bald
1) Grimmo wird diese Fälle wohl unter seine Regel Zeitschr. p. 290
bringen, „dass durch eine schnelle Aussprache der Silben Hebungen Bum Bange
von Senkungen herabgedrückt werden können, besonders im sweisilbigen Auf-
takte". Diese Regel wird dadurch nicht gerade wahrscheinlicher, dass Orimme
Brockelmann, Zur syrieehen Betonungs- und Verslehre, 405
das Verbum wie CN 36 85, 48 S7, 54, 50 76, 57 ss, sa, EO HI 94 D s,
£HS I 571 10, 14, 575 13. Ein Substantiv soll in Senkung, das zu-
gehörige Adjektiv in Hebung stehen können: CN 56 45, 69 85, EO
m 94 B 6, 9 C «, 12 A 8, B 4, 15 C i. Präpositionen sollen sowohl
die von ihnen abhangigen Substantiva (^qj )ai. I • • CN 1 4i,
)0Q- ^ )OQu . ! . EO m 418 B 8, 294 D 7, vgl. CN 6 5s, 43 so, 48
108, 49 86, 97, EO m 9 8, 300 B 7, 520 C s) wie die sie regierenden
Verba ( JLL ^oi . ! . EO HI 422 A 6, vgl. ib. 11 C 4, 12 B 7, 324
C 4, 423 As, B 2) ihres Accentes berauben können. Verba sollen
ihren Accent an die Negation (jq&gd |I ! . EO LH 15 B s, EH3
I 23 6, vgl. CN 19 147, 72 112, 71 54, EO HI 10 C 7, 16 A 6, 20 B 4,
22 A 7, 317 C 8, 323 C 1, 444 F s) und an Konjunktionen (jqScdj \mjOI
OoLjOt jetzo da stieg und sass ..!.!. EO m 16 A s, vgl. ib.
10 C 1, 15 apu, 17 B 2, 254 C 1, 255 C s, CN 71 24) abgeben. Auf
siongemftsse Betonung seiner Sätze müsste Ephraem nicht das ge-
ringste Gewicht gelegt haben. In zwei ganz gleichen und im
Parallelismus zu einander stehenden Sätzen soll das Verbum einmal
betont, einmal unbetont sein können: CN 1 4 (Coli. p. 67), ib. is«
(Z. p. 296 2), ib. 3 eo— 61, 73 9. Von zwei oder drei gemeinsamen
Subjekten eines Satzes soll je eins unbetont sein: CN 3 91, EO III
9 E 2 , ebenso eins von zwei oder drei gemeinsamen Prädikaten :
EO miO C 2, CN 43 242, vgl. CN 6 110, 111, 7 so, 28 84, EO m 96
B 7. CN 52 107, 110 soll «00^ einmal in Senkung, einmal in
Hebung stehn, ebenso ^/ ib. 3 39. Von den beiden in Parallelis-
mos stehenden Wörtern <v^-t''\ und -^*^^ EHS IE 445 14, 15 soll
(Coli. p. 28) das erste in Senkung, das zweite in Hebung stehn.
Aber wenn man den syrischen Dichtem, deren Fähigkeiten
man ja im allgemeinen keine sehr hohe Achtung schuldig zu sein
glaubt, auch alle diese Verse noch zutrauen wollte, so wird man
doch in Ephraems Werken auf zahlreiche Stellen stossen, die zwar
nach dem Prinzip der Silbenzählung untadelig sind, an denen aber
Grimmes Theorie selbst bei Berücksichtigung aller seiner Finessen
rettungslos scheitert. Allerdings lassen sich auch diese Stellen mit
mehr oder minder billigen Konjekturen sehr leicht nach den
Grimmeschen Vorschriften einrenken ; ist es nun aber schon in
Texten, deren Metrum bekannt ist, methodisch höchst bedenklich,
(Coli. p. 29) auch im Deutschen Vene wie „Die Hand soll Dich greifen?'
nDas Ohr soll Dich hören?" „Ein Mensch soll Dich lieben?" nach dem Schema
..!.!. mr möglich hftlt
27*
406 Brochdmann, Zur syrischen Betonungs- und V&rskhre,
sprachlich und sachlich ganz einwandfreie Stellen nur um des Metrnms
Willen zu beanstanden, so ist das natürlich ganz unerlaubt, so lange
das Metrum selbst noch hypothetisch ist. Verse, deren Wortiaut
auch nur zu den leisesten Bedenken Anlass giebt, lasse ich ganz
aus dem Spiele.
CN 29 192 ,^|?ft''N I^Qm jJ^J, als fünfsilbiger Vers untadelig*),
soll nach Coli. p. 24 ! . . ! . skandiert werden. Das wäre nur
möglich, wenn man annimmt, dass .^^^ih^n als Enklitikon den Accent
von )::^Qm verschoben habe; aber nach welcher Regel? Liest man
mit Hilfsvokal ,^y^fi^ nach der Ersatzform !...!. (Zeitschr., p. 294),
so stände das Subjekt J^Om in Senkung, während es doch durch
0
die Antithese zu jx>o. v 191 einen starken Sinnaccent erhSJt Nimmt
man die nach Grimme gleichfalls mögliche Ersatzform ..!.!., so
stünde jLjii in Senkung, während es in dem Parallel verse 194 in
Hebung steht.
CN 35 286 soll nach Coli. p. 53 entweder !.!..!. oder .!.!.!.
gemessen werden. In beiden Fällen stünde der Imperativ ^^^ , der
als Anfang des Nachsatzes doch einen starken Sinnaccent trägt,
(vgl. CN 36 15, le) in der Senkung.
CN 59 14 ^^t"N) OJS^ii^ Schema ! . ! . Also opw, das enklitisch
zum vorhergehenden Worte gehören sollte, stünde in Hebung und
das Subjekt in Senkung. Von den beiden Ersatzformen passt keine.
CN 54 19 ist nach Sinn und Silbenzahl untadelig, falls man
nur mit Bickell, freilich gegen Grimmes Begel, ^/ einsilbig nimmt
Der Vers lässt sich aber weder nach dem Schema !.!..!., noch
nach einer seiner Ersatzformen skandieren. Denn ^^^, das doch
zu JVo^ gehört, kann nicht enklitisch zum vorhergehenden ^oo^tLl
gezogen werden, so dass dies auf der Ultima zu betonen wäre. Liest
man mit Grimme Äl/, so erhält man eine von ihm Zeitschr. p. 295/6
nicht aufgeführte Ersatzform .!..!.!.
1) Die von allen früheren Metrikem und OrtmmAtikem uierkanDte Be^l
(Nöldeke, Syr. Gramm. , § 43 D, Anm.) , dass ^O^ vor vokalloaen Konso-
nanten je nach Bedürfnis des Verses mit oder ohne a gesprochen werden
können, hat Grimme zwar nicht in seinen Kanon aufgenommen, doch Uessen
sich zahlreiche FäUe anführen , in denen seine Skandiening gleichfalls diese
Licenz voraussetzt.
BrocMmanny Zur syriachen Betonanga- und Veralehre. 407
CN 67 53, nach Silbenzahl untadelig, Iftsst sich nach keiner
der von Grimme Zeitschr. p. 295/6 aufgeführten Formen skandieren.
Mit Paenultimabetonung gelesen, ergiebt der Vers entweder !.!.!..
oder !.!.!.!, die beide gegen Grimmes Grundgesetz, dass jeder
Vers mit 6iner Senkung schliesst, Verstössen. Man könnte zwar
durch Umstellung von j-^rn und ^cjt leicht das Schema !.!..!.
herausbekonmien. Dass das Subjekt ^oujt dabei in Senkung stünde,
wäre nach Grimmescher Metrik kein Hindernis. Aber die Über-
lieferung wird durch den folgenden Vers als richtig erwiesen, der
unbedingt am Ende stehendes ^q^jl voraussetzt.
CN 68 39 , nach Silbenzahl korrekt , ergäbe skandiert .!..!.!
eventuell !...!.!, Formen, die beide gegen Grimmes Grundgesetz
Verstössen. Man körmte zwar o;dL lesen und erhielte dann .!..!.!.
Das wäre Metrum 5 b in einem Gedicht, das sonst ganz im 4. Metrum
gebaut sein soll.
CN 69 1. Dass das durch oO) noch besonders hervorgehobene
hj/ in Senkung stehn soll, ist unglaublich, ib. v 7. Das Objekt
)OjJI soll unbetont sein, die Konjunktion ^ den Ton tragen. Die
Ersatzform . ! . ! . kann nicht angenommen werden ; denn ^ , das
zum folgenden gehört, kann nicht den Ton des vorhergehenden
Wortes enklitisch verändern. Ib. v 10. Bei Annahme der Grund-
form müsste J^,,^_Sto in Senkimg stehn, während es doch durch die
Antithese zu j^o> t^s in der nächsten Zeile hervorgehoben wird.
Die Annahme einer der Ei-satzformen ist ausgeschlossen, da L;^
nicht enklitisch sein kann.
EOm420F:jK\^ ^^0)00-^^ \^ soll nach Coli. p. 35
.!.!..!. gelesen werden. Man lasse das in deutscher Nachbildung
auf sich wirken: „Wach* jed'n Tag und b'reit zum Kampfe".
EO m 452 B 2 , 526 i (CoU. p. 30) : \^lo ^j |I;X) 4?
wbA^L} als siebensilbiger Vers untadelig, lässt sich nach keiner
der 3, Zeitschr. p. 295 angegebenen Formen skandieren, ohne die
Annahme unerklärlicher Accentverschiebungen. Bei der Grund-
form müssten ^\J^ und .^N^^^ als Enklitika wirken , bei Form 2
wenigstens «fc^iäl., ebenso bei Form 3, wo ausserdem noch der
Vokativ j^^ ganz tonlos wäre. Bei Annahme eines Hilfsvokals
408 Brockelmann, Zur syrischen Betonungs- und Verslehre.
in >io)Lo und bei Zugrundelegung der achtsilbigen Ersatzformen
bestehn dieselben Schwierigkeiten.
EOin473E: ^ov^ fxy^^\ oa^» ein tadelloser fünf-
silbiger Vers , ist nach Grimmes Schema (Coli. p. 22) ! . . ! . oder
. ! . ! . nur dann lesbar , wenn man ^o'^ als enklitisch ansähe,
wozu aber kein Grund vorliegt.
Diese Beispiele, die sich noch beliebig vermehren liessen,
dürften genügend beweisen, dass die von Grimme so hart an-
gelassenen älteren Gelehrten vollkommen im Rechte waren, wenn
sie kein weiteres Prinzip im syrischen Versbau anerkannten als
das eben allein vorhandene der Silbenzählung. Ephraems Muse
aber wird auf den Ehrenkranz, den W. Meyer ihr zugedacht hatte
und den Grimme ihr zu erringen strebte, verzichten müssen.
409
Miscellen.
(Fortsetzung su 8. 253.)
Von
0. Böhtlingk.
5.
8. 255 fg. dieses Bandes hat mein alter Freund. Th. Aufrecht
zu 13 Sprüchen in meiner Sammlung Indischer Sprüche Bemerkungen
veröffentlicht. Hier meine Gegenbemerkungen.
43. ir ^ M!\m«l«l ynfttir: ^^Rrrf'nf übersetze ich: ist
wie ein Mann, der sein Haupt in ein Gewand gehüllt hat;
Aufrecht: ist wie ein Mann^ der sein Unterkleid^) um den Kopf
gehüllt hat, etwa wie Jemand, der seine Hosen auf dem Kopfe
trüge, A. legt das (rewicht auf ^fVvrft*!, ich auf gflrfifllt; er
meint also, dass ein Fürst, der einen Angriff unternimmt, bevor er
sein eigenes Land geschützt hat, so verkehrt handle, wie ein Mann,
der ein Kleidungsstück an falscher Stelle anlegt. Ich glaube, dass
ein Vergleich mit einem Manne, der sein Haupt verhüllt, also das
ztm&chst zu Vollbringende nicht sieht und demnach zu thun unter-
lässt, hier zutreffender ist.
102. A. führt verschiedene Varianten an, ohne sich für eine
bestimmte zu entscheiden. Die Fassung in Vasi^th^ Dharmas., der
ältesten Quelle, verdient schon dieserhalb den Vorzug, empfiehlt sich
aber auch wegen •j^nt«,, das dem |Jüf!<, si^nn, und tl4ntl,
in der Folge entspricht. ^WTV^ vermissen wir unter den «l^lti-
injnn'r zu Päi;^ni 2, 4, 11, es ist aber darum nicht zu beanstanden.
209. Eine glänzende Emendation, durch die jedoch der Sinn
des Spruches nicht geändert wird. Bei mir erscheint das Meer in
der dritten Person, bei A. wird es geduzt.
^) ^IXMI^ ^^ '^^^^ HüUef Gewand überhaupt.
410 ßöhtlingkf Misceüen.
314. Nach abermaliger reiflicher Überlegung kann ich niA-
Wt •iNtn^Rr nicht anders fassen, als ich es gethan habe. Wer
auf dem rechten Wege bleibt, gerät, wenn er auch das Ziel nicht
erreicht, in keine schlimme Lage, kann aber unterwegs wohl er-
schlaffen und Halt machen.
386 ein Versehen für 387.
726. Statt ^Rftirff (^ tWT^) will A. mit einigen Hand-
schriften ^yO^I? lesen. Er übersetzt: mögen wir Almosen er-
langen, ^nf^ft^ soll durch den Gleichlaut der folgenden Opta-
tive qtTVtifi , iprfVfff und ^^fT^Rtf erfordert werden. Wird der
Gleichlaut etwa durch den vorangehenden Doppelkonsonanten gestört?
Dann müsste auch ^^TRf^ verdächtig sein. In Betreff der Form
sollen wir den ^^gveda unter ^uO^^Hs vergleichen. Aufrecht hat
zweierlei ausser Acht gelassen. Erstens ist ^JlnTflf eine vedische
Form, das klassische Sanskrit kennt als Optativ von ^t, erlangen
nur ^^ql«if^, und zweitens ist in unserem Spruche nur essen,
nicht erlangen am Platz.
772 ein Versehen für 773. Warum T f% allein richtig sein
soll, leuchtet mir nicht ein.
782. fil^«M#f 'rt VUl übersetze ich: und wie tauchte der
RvJim auff Aufrecht verbessert: und wie zog dein Ruhm in
die Feme? Wörtlicher und nicht schlechter wäre: und wie zog
der Ruhm hinaus? Voran geht *^l^«ll«i Vt W^R^^ wie zog das
Glück herein?
Spr. 19 in meiner Chrest.^ S. 162. Überliefert ist "dfM^^'^-
Wt^TT; für 't^ habe ich 'iTir eingesetzt, A. will statt dessen
Mfsi C^) lesen. Ich habe mehr Gewicht auf die erste Silbe ge-
legt, A. auf die zweite. Mit meinem 'ft^ gewinne ich ein bedeut-
sames Wort, da es nicht nur ein 'iTWtfTW, sondern auch ein
^IfiifM^ giebt. Aufrechts ^rf ist ein blosses Flickwort.
Spr. 209 ebend. S. 176. Trotz Särfigadhara und Vallabha-
deva bleibe ich dabei, dass meine Änderung J\\^ J^I st. IfWT
5^J absolut notwendig ist. Man streckt den Kopf vor, um den
Durst zu löschen, d. i. um das in den hohlen Händen befindliche
Wasser zu trinken, nicht aber dämm, weil der Durst gestült ist*).
Aber auch im ersten Päda ^<1^^ ^Rft iSftrf H JiTI m^ft^HTT-
1) Die gegen mich gerichtete Bemerkung „der Wanderer trinkt überhaupt
nicht Wasser, wie aus der ganzen Strophe zu ersehen ist", verstehe ich nicht,
da auch bei meiner Änderung der Wanderer nicht zum Trinken kommt.
ßöJuUngk, MüceUen. 411
'ftf^Tfi ist Etwas in Unordnung. Aufrecht übersetzt im 27. Bande
dieser Zeitschrift S. 51: der Wanderer fcUtet schon von weäem
die Hände, aber nicht um Wasser zu schöpfen. Dieses hört sich
ganz hübsch an, aber der Text sagt: gewohnt Wasser zu trinken,
was vom ^RrfW nicht behauptet werden kann. Es ist Hi«u^*
Hlnif^n* gewohnt, dass das Wasser sich darauf ergiesst^), zu
lesen. Bei ^rPfT^ denkt man unwillkürlich zunächst an Hl«!, nicht
an TRI, und so ist es zu erklären, dass ein gedankenloser Ab-
schreiber den Unsinn hinschrieb. Die Ähnlichkeit von f und IT
mag das Ihrige dazu beigetragen haben. Hiermit glaube ich die
Ehre des Dichters Bäna gerettet zu haben.
6.
S. 273 fg. versucht Aufrecht aus fünf Stellen in einem un-
edierten Puräna und einem Auszuge daraus für ^ die Bedeutung
von 1[^ oder «l^l zu erschliessen. Wollen wir sehen, ob dieses
kühne Wagestück ihm gelingt. Zu bedauern ist, dass nur zwei
Sloka vollständig mitgeteilt werden; die drei halben erschweren
das Verständnis, da sie aus dem Zusammenhange gerissen und über-
dies durch Abschreiber stark entstellt sind. Nach Aufrecht soll
der Text in beiden Werken nachlässig verfasst sein; es wird also
schon der Autor, aber wohl mit Unrecht, für das Unverständliche
verantwortlich gemacht. Der erste Sloka lautet:
Ich verbessere ^•f«n und gf^^gnlX (der unregelmässige
Saipdhi*) ist schwerlich beabsichtigt); der Sinn wird dadurch nicht
weiter berührt. Die zweite Hälfte übersetzt A. : Sie ragen auf
der Erde empor vxie Schlingpflanzen, Bäume und Gräser. Be-
neidet wohl Jemand die Verehrer Sivas (diese sind mit n gemeint)
um diesen Vorzug? Der Autor hat etwas ganz Anderes im Sinne
gehabt und den Leser vielleicht mit Absicht irre führen wollen.
^ ist und, ^fM^^g^qir«! ein von ^«inj abhängiger Accusativ,
und m«f«n nicht Verbum fin. , sondern ein zum folgenden Sub-
1) Es wird angoDommen, dass ein Wanderer das Wasser nicht selbst aus
der Tränke {prapä) schöpfti sondern dass die Aufseherin über diese es ihm in
die Hfinde gieast.
2) In der Note ist tahoddhritya Druckfehler für tatoddhritya.
412 BöhiUngh, MiscdUn,
stantiv gehöriges Particip. Ich übersetze : und oberhalb der Erde
stehende (in der Luft schwebende) Schlingpflanzen, Bäume und
Gräser. Etwas phantastisch aber nicht anindisch.
Der erste Halb-Sloka lautet:
und soll bedeuten: Wie das Meer voll von Wasser ist, so ist die
Welt voll von Leid. Dass die erste Hälfte verdorben ist und
nicht die von A. gegebene Bedeutung, auch wenn ^ = une sein
sollte, haben kann, liegt auf der Hand. tli«i^q (mit unregel-
mässigem Sarndhi) ^im! Y^* würde den gewünschten Sinn ergeben,
brauchte aber deshalb noch nicht die ursprüngliche Lesart zu sein.
Mit dem zweiten Halb-Sloka
steht es noch schlechter. Die erste Hälfte, die A. selbst mit einem
Fragezeichen versieht, wird in der Übersetzung übergangen. Die
zweite Hälfte soll wie der Liebesgott die Sinne verwirrend be-
deuten. ^llH nach einem vorhergehenden ^ würde eher und auch
sein, ich vermute aber *I^1*IÄ^^0 ^ ^<^4mfM «Tlfi^il.
Den letzten Halb-Sloka
übersetzt A. : Sie (gewisse Frauen) sprechen in zitternder Hast
wie die Stacheln am Stengel eines Lotus. Ein gar seltsamer Ver-
gleich. Die Stacheln am Stengel eines Lotus sprechen doch nicht;
auch verraten sie nicht eine zitternde Hast. Statt ^^Pn ist aller
Wahrscheinlichkeit nach T|[ftT zu lesen; ^ und % werden nicht
selten mit einander verwechselt. Ich übersetze: Sie und die
Stacheln am Stengel eines Lotus haben das Aussehen von
(gleichen) — ; vgl. das PW. unter 1. ^ 12) und PW.' unter
1. ^IPITT. In ^^W steckt wohl irgend ein entstelltes Substantiv,
vielleicht 11^^ StacJiel eines Stachelschweins. Auffallend wäre
es allerdings, wenn Frauen mit solchen Stacheln verglichen würden;
wäre es aber nicht denkbar, dass zu q^fin sich ein anderes Sub-
jekt ergäbe, etwa ^«nfil oder 404^1* allein?
Den Schluss bildet der ganz verständliche Sloka
BöMUngh, MüceUen, 413
Statt des ersten d^t ist, wie es sich beinahe von selbst ver-
steht, «1^1 zu lesen ; A. nimmt in der Übersetzung weder von dem
einen, noch von dem andern 7IWT Notiz. titilfV^ ^fTt wird
durch die Menschen auf der Erde wiedergegeben. Ich fasse
^SvrfrVt als einen zu «l^iMlti^l, gehörenden Genitiv, während A.
zu diesem in der Übersetzung des Daseins ergänzt. tl^l(\^
ist vielleicht ein verlesenes oder verschriebenes tj^ii^^l ; die
Zweideutigkeit kann aber auch beabsichtigt sein wie oben im ersten
Öloka fireftf. Das richtige ^^^iqii<, das als Adj. zu ^NTTT-
l^üf^ gehört, ändert A. in ^T^TVnC^. Die zweite Hälfte
übersetzt er: Die Unbeständigkeit der Welt lässt sich nur mit
der Erscheinung einer Wasserblase vergleichen. Ich fasse ^tii v
W^Wn^. wie 'RTHRm als von ^Wlftf abhängigen Accusativ und
übersetze den ganzen Sloka: Wie die Menschen das Kommen
und Gehen eines an den Samsära gebundenen Wesens nicht ge-
wahren^ so gewahren sie auch nicht das Wasserblasen gleicJiende
Hinundherwogen des Samsära, Dass ^ nach einem vorangehen-
den W soviel als ^ ^ ist, lehrt das PW. unter 1. ^ Sp. 2 oben.
Da die zwei gut überlieferten oloka entschieden gegen, und
die drei, wegen ihrer Verderbnis nicht mit Sicherheit zu enträtseln-
den halben Sloka schwerlich für Aufrecht sprechen, so wird man
wohl zugeben müssen, dass die schon von Haus aus sehr verdäch-
tige Bedeutung von ^ auf recht schwachen Füssen steht.
7.
Das zweideutige fiwftT im ersten Sloka des vorangehenden
Artikels erinnert mich an einen echten Vexier-Sloka, den ich hier
mitzuteilen mir gestatte, da er nicht des Witzes ermangelt. Ein
auswärtiger Pachgenosse machte mich vor einiger Zeit auf ihn auf-
merksam und versuchte, da er nicht auf den Gedanken kam, dass
es ein Vexier-Sloka sei, sogleich verschiedene Konjekturen zu
machen. Der ^loka steht im Subhäshita - Batna - Bhändägäram auf
S, 253, No. 168 und lautet:
Die vier Erben einer Habe sind das Recht (der rechtmässige
Erbe)^ das Feuer^ der Fürst und der Dieb. Wird der Obenan-
414 Böhtlingkf MisceUen,
stehende unter diesen (das Recht) hintangesetzt^ so erzürnen die
drei (andern) Verioandten. In Wirklichkeit geschieht das Gegen-
teil: die drei freuen sich darüber. Das Rätsel löst sich, sobald
man ^«is^iH T, was femer liegt, trennt. Die Heransgeber der
Sammlung scheinen den Sloka auch nicht verstanden zu haben, da
sie zu wIbis^iH«! keine Bemerkung machen, obgleich sie sonst
mit Eselsbrücken nicht zu kargen pflegen.
8.
In dem soeben im American Journal of Philology, VoL XIX,
No. 1 erschienenen, sehr interessanten und scharfsinnigen Artikel
„The Bhärata and the Great Bhärata** erwähnt der Verfasser
desselben, E. Washbum Hopkins, in der Note auf S. 3 die un-
grammatische Form Vff st. V^ aus MBh. 11, 26, 5. Die ed.
Vardh. bietet das grammatisch richtige, aber metrisch falsche V^.
Soll in diesem Falle die Metrik oder die Grammatik das ent-
scheidende Wort sprechen? Wenn sich im Epos keine andere dem
V^ entsprechende 3. Sg. finden sollte, was ich für sehr wahr-
scheinlich halte, würde ich der Grammatik den Vorrang ein-
räumen, da metrische Licenzen im Epos nicht selten vorkonmieii,
ob auch in der Tri§tubh , vermag ich jedoch nicht zu behaupten.
^SWf^ und •jfWTT^, die ebenda erwähnt werden, sind Neu-
bildungen, die auf die Nominative ^tH und Jif ni zurück-
zuführen sind.
Aus 12, 321, 143 (ed. Bomb.) wird ^T^J ^fffWTT^ citiert,
also ^ mit dem Aecusativ der Person, der gegeben wird. Ebenso
ed. Calc. 12, 11995 und ed. Vardh. 12, 320, 143. Es befremdet
aber nicht nur der Aecusativ, sondern auch der Plural, und ich
stehe nicht an *lt5l"ai*l für die ursprüngliche Lesart zu halt<*n.
Die übrigen Citate kann ich nicht vergleichen, da ich das 13. Buch
in der ed. Vardh. nicht besitze.
9.
Professor Hanns Oertel, dem w^ir schon so manchen gediegenen
Artikel über das JaiminTya-Brähmana verdanken, bespricht in der
zweiten Hälfte des 19. Bandes des JAOS. S. 97 fg. die in der
Brhaddevatä mitgeteilte kurze Legende von der Saramä und den
Panis. Zu zwei Stellen dieser Legende gestatte ich mir die folgen-
den Bemerkungen. 8, 28 lesen wir: ^^iSl iT^ TTWl- ^^^
BöhtUngk, MüceUen. 415
Worte der Panis giebt Oertel durch never mind the cows wieder,
fasst also TT — «n^j^n, als Ellipse, wogegen zunächst Nichts ein-
zuwenden ist. Die Auffassung ist sinnreich und passt vortrefflich
in den Zusammenhang. <fl*l. und die gleich darauffolgenden Worte
IJfT^IJrtl ^TOT VT^ scheinen mir indessen mehr für die näher
liegende Auffassung von WT^ als Verbum fin., an die auch Oertel
gewiss gedacht hat, zu sprechen : gehe nicht fort, o Saramä, werde
hier unsere Schwester. Saramä verschmäht die Gunstbezeugungen
der Paijis und antwortet 30: HlW ^ ^RRTHErt 'Rt ^TtWT f*f-
^[||W. Ich nehme an TTT^ Anstoss, da Saramä nicht auf die Kühe
hinweisen kann, die ja verborgen sind. Ich vermute statt dessen
n, womit die vor ihr stehenden Panis angeredet werden. Zu
n wir hier und ihr hier vgl. das PW. unter 1. 7{ Spalte 1 unten
und 8p. 2 oben.
416
Notes on the Syriac Chronicle of 846.
(ZOHQ., LI, 569 ff.)
By
E. W. Brooks.
In the present number of this Journal p. 153 appeared some
notes by Dr. Praenkel on my edition of a portion of the above
chronicle. Several of Dr. Fraenkel's criticisms and suggestions, such
as the certain emendation c^^/ for oJ^a*/ at p. 576 1. 2
(Michael has in fact JofODV^/) a^d the correction of the slip
jL[VQ]aDjL for jL[;]2DjL at p. 578 1. 1, I gladly accept; but there
remain the following points which appear to call for an answer.
p. 574 1. 16. I do not see any difficolty in the statement
as it Stands. There were no doubt many Syrians who had fled
into Asia Minor to escape from Arab oppression. This the Arab
rulers would regard as defrauding them of tribute and would there-
fore be glad to bring them back when an opportunity o£fered.
This explains why after bringing them back to their own conntry
they let them go free: they were wanted, not as slaves, but as
tribute -paying subjects. It is not necessary to take the chronicler
so literally as to suppose that the Syrians were in the neighbour-
hood of Sardis and Pergamos: they may have been in the more
easterly provinces traversed by the invaders on their way.
p. 575 1. 8. I cannot understand why j^uJS-O [yV^I &^
is impossible; and Dr. FraenkeVs emendation is founded upon a
misunderstanding. Where I have supplied words in brackets, it is
not because there is something wanting in the sense, but because
there is a gap of corresponding length in the MS, and Dr. Fraenkel
•
will scarcely contend for so violent an alteration as -Vvv^ for jSSubO
followed by a space long enough for ^.Xiu« Moreover on examining
the MS again I find that the first letter of the missing word must
be ju , since it begins with a projecting horizontal line, which does
not occur in any other letter.
1. ult. and p. 576 1. 1. When first I examined this passage,
Brooks, Nota on the Syriac Chronicle of 846. 41 ^
I thonght with Dr. Fraenkel that jh^Sf was an error for jfc^V/;
bnt, finding that Michael has >\oi\\/ and Theophanes xaracnogag^
I saw no jnstification for changing the text. In the Hexaplar of
Josh. 21. 2 and Judg. 1. 18 (I take the references from Smith)
the Word jKciVj seems to mean *agricultiiral land round a town',
which is just what we require here.
p. 576 1. 5. The J. of the word printed jb^fiaJao is quite
clear, so that to read jjpa with Dr. Fraenkel involves a departure
from the MS. jbos^ is, I admit, not the word which we should
expect here, hut I cannot think of any other possible word that
is consistent with the MS.
p. 575 1. 7. Dr. Fränkel's comment upon this passage depends
npon the same misunderstanding as that noticed above. There is
nearly half a line missing here.
p. 578 1. 17. 18. I do not think that any Supplement is
required. The sentence is a slipshod one, which would not be
written by any literary writer , but it does not follow that it was
not written by our chronicler; we find in fact an exactly similar
one at p. 572 1. 3, 4.
With regard to the difficult J>ftv->\ ^^jqS^j (p. 578 1. 2)
possibly we may render *to go out to prayers*, i. e. from their
towns and yillages to the place frequented by Morutho.
With respect to Dr. Fraenkel's concluding remarks I certainly
hope to be able to publish the whole chronicle at no very distant
date : if the matter had depended only on my own wishes, it would
have been published before now.
418
Bemerkungen zu der Schrift Ahwäl al-kijäme.
Von
M. Wolff.
Die populär gehaltene, ans dem Yolksgeiste hervorgegangene
Eschatologie unter obigem Titel, die ich vor sechsundzwanzig Jahren
herausgegeben, scheint mir noch jetzt trotz all des Fabelhaftea —
^«.^mJI (»^Ouuq ^^^^t 1^%^?^ — ^^d Grotesken, das sie enthält, ein
gewisses wissenschaftliches Interesse zu besitzen, weil sie für die
Ethnopsychologie nicht ohne Bedeutung ist und auch fiir die
Geschichte des Glaubens an ein ewiges Leben einen nicht un-
wichtigen Beitrag liefert. In ersterer Hinsicht sagt auch L. Gautier
in dem Vorworte zu Ghazftlis „La perle pröcieuse"^) (welche
Schrift ein mehr wissenschaftliches Gepräge, aber doch, wie
die Anmerkungen zu der treflPlichen Übersetzung zeigen, vielfecbe
Berührungspunkte mit der unsrigen hat) : ,cet 6crit, sorti du peuple
et destinö au peuple offre un grand interöt pour TEthnopsychologie,
comme le fait ä just« titre remarquer son traducteur". Es dürfte
demnach nicht ganz überflüssig sein, auf dieselbe hier zurück-
zukommen, umsomehr als dann doch manches sich findet, was, wenn
ihm die krause Umhüllung abgestreift wird, Beachtung verdient
Hierbei ist es mir auch besonders um Analoges aus der rabbi-
nischen Haggada zu thun, was früher Angeführtes vervollständigen
soll. Dass die häufig nicht weniger phantastischen und ungereimten
Aussprüche derselben auch auf dem Gebiete der Eschatologie von
Einfluss auf den Islftm waren, unterliegt keinem Zweifel, wobei
jedoch zu berücksichtigen ist, dass neben der Fülle des Schönen
und Erhebenden, das auf den weiten Gefilden der Haggada erblüht
ist, gerade ihre eschatologischen Darstellungen, wenn sie wörtlich
genommen werden, viel wildes Gestrüpp sehen lassen. Diese freien,
oft ganz zügellosen Phantasiegebilde — zum Teil wohl auch durch
Einwirkung des Parsismus erzeugt — haben jedoch für den Glauben
nie Bedeutung gehabt, wie ja überhaupt als alte Begel feststeht;
1) Arabbch and französisch 1878 erschienen: Genfeve-Bale-Lyon.
Wolff, ßemerkungen au der Schrift AJtwäl al-kijdme, 419
ü^^TSn 1T3 niDbn y^'^irti V« und es auch von den Agadisten aus-
drücklich heisst: inüö «bi «Tu» «b nT« i3"»«i ncn« i:-k^).
Was nun einzelne Punkte in unserer Schrift betrifft, so sei es
mir gestattet, einiges nachzutragen.
1. Zu Seite 5 (der Übersetzung) hinsichtlich des ^himmlischen
Heiligtums* : die Midrasch-Stellen (Tanchuma zu bnp'^i) bo «ipM
nao b« «ip72n n-'a na:D ^nsTa nbaf» und (Jalkut zu Ps. 30):
nan b« TDipon rr^m nb^T: bo «npnn r-^n nasD P-r»« ^iJzn2 rrcb.
Von einem der sieben Himmel, bnnT genannt, wird (b. Chagiga 12^)
gesagt: •'im naiTai ©ipon rr^m ob«Ti^ na.
2. Zu Seite 6 finden wir eine Parallele in Schemot B. Sectio 40 :
7^isi p"»na: bs n^apn nb rtwirr obia büTn -postnn m«o nr
^T ins?2a "»ibn «irsio Wi wobei es sich hier freilich nur um die
»Frommen" handelt, wahrend dort ja von verschiedenen Menschen-
klassen die Rede ist. — Beiläufig sei erwähnt, dass unter diesen
j^^Ui, das ich nach Freytag und Belot als » Maler" gefasst habe,
nach Weil (Heidelb. Jahrbb. 1872, N. 19) »Forscher' (in den heiligen
Schriften) werden soll; aus welchem Grunde, ist jedoch nicht ersichtlich.
— Zu S. 10 ist noch hinzuzufügen Midr. Tanchuma zu ^iipo gegen
Ende (Leipziger Ausgabe): ^iiDK'^rr on« bü iDis nfit ynp72 b'^nnn
131 ob-urn mmn :?a^»73. Eine andere Stelle an dem schon an-
geföhrten Orte (Sanhedr. 38*) lautet: tid3^ 'laasin obirn br» ^"r*».
Vgl. auch Kohut, Die talmud. - midraschische Adamssage (ZDMG.
25, 82).
3. Zur „Bekleidung" des Menschen (d. h. des ersten) S. 12
ist zu vergleichen Pirke d'R. Elieser C. 14: bt3 lomb rr^n rw
n-i'fsfa bD«TD iT»D, T'by noiD?a niaa ir^n picas bo -nr n"m»
vb773, welche Stelle auch im Jalkut Gen. B. 27 eingeführt ist
Der Midrasch Gen. R. Seite 20 hat jedoch eine andere Fassung;
dort heisst es in Bezug auf Adam und Eva: i-ncsD ttt D'^pbn
nrbanttD CÄSi, was also nur einen Vergleich bildet. Delitzsch
(Komm. z. Gen. S. 163) fasst — vielleicht in Bezug hierauf —
pi&a& bo '^i? als: „die BLaut war durchscheinend", also bildlich.
4. Seite 13 ist vielleicht mit Weil (a. a. 0.) statt „Gewalt
über" richtiger zu übersetzen: „Kraft der" (^L^^l ä^.^ 8J5).
5. Zu Seite 29, Anm. 42 ist Maimonides iy^ '^^♦^' i^- ^^^'
gäbe) S. 58 und Anmerkung 37 zu beachten. — Eine Parallele
zu den in der Todesstunde des Menschen erschallenden Rufen
1) Jer. Horiot III, gegen Ende. — Wie lichtToU sind dagegen die Auf-
fusangen der jüdischen Religionsphilosophen, besonders des Maimonides!
Vgl. XL a. „eschatologisehe Gedanken Müsl b. Maimftns" in Actes du 8e congr^s
iatem. des Orientalistes, Leiden 1890.
Bd. LH. 28
420 ^o^fff Bmerhwigen mu der Si^urift AhtM al^^ifdme.
(Seite 32) lässt sich in den Worten des Midrasch Ezod R. Seite 5
finden: irr"»:'»^ n'^'^am icio ly) obvn tjio» niDbin mbip nobo
qi^n "p r«3tT»« «D3n oibD mym« is*«»! wenigstens in
Einem Punkte finden.
6. Hinsichtlich der Gkdnld in Leiden nnd der frommen Er-
gebimg in den göttlichen Willen (Seite 54) sei auch Bai^Awls Aus-
sprach über den hohen Wert derselben angeführt Zu Sor. II, 172
macht er betre£fs des im Accusatiy stehenden ^.jLaJI, indem er
denselben als -piXlt JLfi ,_v>3J erklärt, die Bemerkung: _&^«« A
JUfi^it jSU JL y^\ J-ääJ.
7. Die göttliche Vergeltung betreffend (Seite 60 ff.) ist auch
Midrasch Gen. R. Seite 33 anzuführen, wo es heisst: ^npix n^ns
zy 'p'^'piT^ . . . 1121» tci^py "»3*1 ... na-i Dinn T»t3D«n b« ^nnro
Narr Dbvb aiü ns© cnb in"«b mb« onb y^Darrb. So auch in
etwas veränderter Form Lev. R. Sectio 27. — Dass Befreitsein von
körperlichen Leiden und anderen Schmerzen den Menschen für sein
Verdienst schon hienieden hinreichend belohnen könne und so das
sonst von ihm zu erwartende ewige Heil verloren gehen würde,
wird analog dem Seite 61 Ausgesprochenen in masslos hyperbolischer
Weise durch folgendes ausgedrückt: or D'^^nn« T^by Tiny« bs
lubny bap V^IO'» «bn ('Arachin 16**). An einer anderen Stelle
(Menach. 44*) wird jedoch gesagt, dass jedes Verdienst sowohl im
Diesseits, als auch im Jenseits seinen Lohn findet: ^b ]'^et ]r3 "n^H
Dbvai ntn obvn msa pTs ynxo n-nnn nairiDTD nbp mx» bD
m2D 9ni'^ "«S^M bsM Ksn. (So nämlich ist nach einem berühmten
Talmudgelehrten zu lesen, statt des unrichtigen: ^ii"^ ^3**K n'^m3^b1
TXüD in den gewöhnlichen Talmud-Ausgaben.) ""
8. Zu der Anmerk. 95 (S. 62, Z. 12 v. u.) ist hinzuzufügen:
in den Tahnud - Stellen (Berach. S"" und Moed Kat. 28*) hat das
Original: «abntt «iT'ra brnowD und wird diese Todesart als rvp'^xs:
betrachtet.
9. Zu Seite 67 sei beiläufig bemerkt, dass die Textworte nach
«alle Opfer* in der Anmerkung 103 beim Drucke ausgefallen und
in Anmerkung 105 gesetzt worden sind. — Die Wohlthätig-
keit betreffend sei auch an Bai^&wts Bemerkung zu Sur. 11, 172
erinnert. Hinsichtlich des xa^- JLc, von dem er sagt: die Vri-
Position und der mit ihr verbundene Genitiv (.•y^tj .Lli , worüber
Fleischer in ZDMG. 30, 499 und Klein. Schriften I, 373 zu
vergleichen) stehen jlJL fLAOjA -s, und die Worte seien als die
Liebe zum Vermögen (3UJt v-^«^ JLc) aufzufassen, fügt er folgen»
Wolf^ Bemerkungen zu der Schrift Ahwäl (d-kijäme, 421
des hinzu: mjj ^\ jLä ^.äjI xSOuoJt ^^\ J^ Ü ^ vJLä Ur
Jisd\ ^^-äJ^O;^ ^^] jJili gu^ÄÄ g^^ vi^JU , d. h. wohl: „nicht
etwa durch Krankheit, die Furcht vor dem Tode in dir erweckte, zum
Wohlthnn veranlasst; trotz deines Geizes, der dich dies als ein Opfer
empfinden liess; trotz auch deiner Hoffnung auf Gewinnung des
Reichtums und deiner Furcht Tor der Armut, welche beide dich
yerhindem konnten, einen Teil deines Vermögens zu verschenken **.
— Von diesem, auch andere Gutthaten zur Pflicht machenden Verse
sagt Bai44wl zum Schluss, er enthalte alle menschlichen Vollkommen-
heiten (LP^b xliL-J^t o^UXJLl wu^L?.). Über wahre Wohlthatig-
keit ,D"%© D»b* vgl. auch Sur. 11, 263, 266 u. 267 und Bäicj&wls
Erklärung dazu, wie zu den dabei angewandten schönen Gleich-
oissen. — Beachtenswert ist schliesslich auch das bekannte rabbi-
msche Wort (Abot I, 2): n-nnn by 'T^iJf obi^n D"»nm niöb« by
10. Zu Seite 78 ist Grünbaum «Zur vergleichenden Mytho-
logie« (ZDMG. 31, 231 ff. und besonders S. 233) zu vergleichen.
— Seite 91, Z. 5 ist im Druck nach Bewohner „der Himmel und*
ausgefallen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf Baidftwis
Kommentar zu Sur. 11, 159, wo er den Grund des Plurals oL^*«
und des Singulars (j^^ angiebt und beiläufig auch auf den in
diesem Verse liegenden Gedanken von den echten, im Beiche der
Natur täglich sich wiederholenden und Gottes Grösse offenbarenden
Wandern aufmerksam machen.
11. Zu Seite 94 ff. sei auf die «Zusätze* S. 209 hingewiesen.
12. Zu Seite 106 ff. trage ich folgendes nach: zuerst Wissen
und Thun (des Guten) betreffendes nach Midr. Lev. B. Seite 30. In
der sinnbildlichen, an die Eigenschaften des Wohlgeschmackes
und des Wohlgeruches anknüpfenden Deutung der s. g. „vier
Arten* im Feststrausse (Lev. 23, 9) als vier Menschenklassen
heisst es dort von der ersten, sie habe, wie der ainn«, Wohl-
geschmack und Wohlgeruch, d. i. 0*^310 D'»tt5y7ai min, und von der
andern, sie habe, wie die Palmfrucht Wohlgeschmack, aber keinen
Wohlgeruch, d. i. D^ma D^ioa^r: T'NI rriin. Dies erinnert an zwei
schöne Sprüche aus Dhammapadam (nach Müller, deutsch
von Schnitze) : „Wie eine schöne Blume, an Farben reich, doch des
Dnftes ledig, sind fruchtlose Worte redebegabter Leute, die nicht
auch handeln danach; doch eine schöne Blume, an Farben reich
und von Duft erfüllt, das ist solch eines Mannes fruchtbare Rede,
der auf das Wort lässt folgen die Thaf ; und: „Wer zwar in Menge
kennt des Gesetzes Worte, jedoch nicht handelt danach, ist kein
ßamana (Priester); er gleicht einem Hirten, welcher die Rinder
anderer zählt**. — Ähnlich unserem Midrasch wird in Hermes
Trismegistos „an die menschliche Seele" (herausgeg. von Fleischer)
28»
422 y^olfi Bemerkungen »u der Schrift Ahwäi al-kifdme,
S. 23 ff. von drei Stufen unter den Menschen gesprochen, deren
höchste ist : J^Lc ^Lc , deren niedrigste JuoLc ^^ ^Lc und deren
mittlere ^Lc jj^c- Jw-«Lc . Üher das Verhältnis von ^JLc zu ^y^s. sei
auch das ZDMO. 28, 303 mitgeteilte Wort angeführt : ^ ^t
«aJu y '^ jjJu Jw^jiJl^ «Ju y J^c (JBU welchem letzteren das
bereits citierte rabbinische : T'on y^NH DT «b ein Analogon bietet).
Über die Bedeutung des Wissens handelt auch die Anmerkung 371,
Seite 188 ausführlicher. — Die Gerechtigkeit des Richters he-
treffend heisst es im Jalkut zu Spr. 2: "^rio -pna aci^ ^ ba
nsT DK, nüöbtt D3!T»aT nbröbo ^i'^-'on on ib« nb vppia nnm
cn'»T«a notJ3 wb dni orr'DTO'« bat-«: nnosb v-rn »-»xim (beiläufig
— ein „memento" für gewisse Recht und Wahrheit verhöhnende
Richter, die auf die Macht ihres Schwertes pochen und frömmebid,
wie sie sind, auch an die Hölle glauben müssen).
13. Betreffs der aufrichtigen Hingebung des Menschen, vor
allem des .Gelehrten* an das Gottgefällige und der vollsten Harmonie
seines „innem und äussern* Wesens, heisst es auch in Tanchnma
zu brip"^*» (Leipz. Ausg. p. 123^) zu den Worten Exod. 37, 2, indem
die , heilige Lade* als Symbol für den Gelehrten genommen wird:
i-iaD iDin n"n »rr^iD 1»dt3. Über die innige Hingebung der Seele
an Gott bei Übung religiöser Handlungen (^jöbLi^l) vgl. Gold-
zihers Besprechung des ,Sittenspiegels* in dieser Ztschr. 28,311.
Es entspricht dies dem ^Tib« 'n DT rr^nn ü^^ün und ähnlichen
biblischen Stellen.
14. Zu Seite 112, falsches Zeugnis betreffend: jer. Berachot
C. I, S. 3 heisst es : '^T^ünb my^^n DK n"3pn 173« ,n»« onb« 'n'
y-)Ni n"»?2« "^nxnn «b« "b:? mr^-^n ib-^^D "y^by •»:« ribyo np« mr.
15. Hinsichtlich des Verhaltens gegen Waisen (S. 113) seien
folgende Stellen angeführt (b. Peäach. 50^) : nann ia -f K T^in"» "^aa
d. i. „wer durch Waisen sich Gewinn verschafft, beraubt sich des Segens
(den liebevolle Fürsorge für sie ihm sonst bereiten würde)* ; ferner
(Megilla 13*): mriDn i^hy nbyia •jn"'3 "jina rrain-^n mn-« b*T3cn ba
inb*« ib"«««; dann wird (Ketub. 50*) hierauf der Psalmvers 106, 8
angewandt und schliesslich ist (Midr. R. zu Ester I, 9) sogar von
dem göttlichen Schutze der »D'^iain"' -^sa*, Romulus und Remos,
den Gründern des Israel doch so feindlichen römischen Reiches
die Rede.
16. Zu Seite 114 sei nur an die vielen rabbinischen Lehren
und Betrachtungen über CNi 3« nnD und betreffs des Würfel-
spieles um des Gewinnes wegen an Aristoteles* Eth. Nie IV,
C. I, § 43 erinnert.
17. Zu Anmerkung 218 (S. 120) kann zu dem Vergleiche mit
dem Weizenkorn als Parallele betrachtet werden, was E. Cur t ins
Wdiffy Bemerkungen zu der Schrift Ahwdl <d-kijame. 423
in der Abhandlung » Athen und Eleusis** von den ackerbauenden
Pelasgem, als sie den Boden von Hellas urbar machten, sagt: «Das
Samenkorn, das in der Tiefe modert, um neu zu keimen, wurde
ihnen das heilige Symbol für die des Leibes Verwesung über-
dauernde, einem neuen Leben entgegenreifende Menschenseele*'.
18. Zu Seite 129 ist auf Jalkut Jesaj. § 316 zu verweisen,
wo es heisst: bö pno ^nom irx^^a nxaiy inbia^ ti"npn «nn-^iDs
'ai D''«'^a3 bü D'»Dbn buj D-^isy b«) D-'T'on.
19. Seite 133, Z. 13 v. u. ist zu lesen: ^bn Vergelten**; nach
»sie* Z. 7 V. u. zu ergfinzen: d. h. die Widersacher.
20. Zu Seite 153, Anmerk. 290 ist noch zu bemerken, dass
Bai^ftwl, von dem hohen Werte des aus frommem Herzen kommen-
den Gebetes für das religiöse Leben ausgehend, dasselbe (zu Sur.
n, 147) als oIoLjl!! J bezeichnet. Ahnlich heisst es im Talmud
(Ta'anit 2») : nbcn 1T ? abn«5 min:? «-^n it*»» und dass ein solches
Gebet Gott wohlgefällig ist, mit Beziehung auf Ps. 116, 1: •^n«"'»
••:i:nr bip 77210 nnwo tj2t3 P^^aDb nmn« •»:« (Bosch ha-
Haschana 17*; so nämlich lässt der Talmud die fromme Gemeinde
sprechen).
21. Zu Seite 165, Anm. 319 sei noch erwähnt, dass die Kraft
der Busse von der Haggada sogar hinsichtlich des gottlosen
Pharao mit den Worten nr-ic7a nmonn nD ^b ynn (Pirke d'Rabbi
Elieser, C. 43 und Midrasch zu Ps. 106) nachgewiesen sind. Zu
beachten ist auch die Midrasch-Stelle (Jalkut S. 345), wo es heisst:
cn-,"» nn:>i mwj '30 T«by ünii2 Ti"^pn rnnniD "^t:.
22. Seite 170 ist in Anm. 331 ^ angefahrten*' zu streichen
und nach „Korftn- Stellen*^ zu lesen: „Sur. 37, 60; 44, 43 und
56, 52 •.
23. Das Loblied der Sünder in der Hölle betreffend (Seite 177),
findet sich eine Parallele in Jalkut Jesaj. 20 zu den Worten nnno
D-iy©, wo jedoch statt , Gabriel* „Michael" genannt wird. Vgl.
auch Sefer Elia in Bet ha-Midr. ed. Jellinek in, 65 ff., wo wieder
Gabriel erwähnt wird und daselbst Otiot de R. Akoba S. 27 ff.
24. Zu Seite 189, Anm. 371 erinnere ich betreffs der Vemunft-
wirksamkeit an Hermes Trismegistos S. 25, wo die ^thätige Ver-
nunft** als das , ewige Leben" iUStsJÜI oUÜ bezeichnet wird^).
1) Ob hier J^xLftJt JJuJt als vovs TtOirjTiHOg des Aristoteles oder aU
tfovg inlnxrjTog Alezanders aus Aphrodisias (bei Maimilni ^'l^^umaII J^ÄJl!!) zu
fioien sei, ISsst sich aus dem Charakter dieser pseudo-epigraphischen Schrift,
die — nach dem Urteil unseres verewigten Altmeisters — auf einen „mit
Gnosticismus. Keuplatonismus, Manichlüsmus und überhaupt orientalischer Theo-
*ophie yertrauten" christlichen Verfasser hinweist, nicht genau bestimmen.
424 ^olf^ Bemerkungen tm der Schrift Ahw&l al-kijdme.
25. Zu dem schon in der Anm. 214 (Seite 118, woza noch
Maimonides' Erklärong in ^eschatol. Gedanken M. b. Maimüns* za
yergleichen) und Anm. 383 (S. 192) betreffs der rechten Anffassnng
des ewigen Lebens Mitgeteilten sei noch Midr. Tanchuma zu Mnp^i
erwähnt (Leipz. Ausg. S. 136*»), wo es zu 0^)3^ riD'iÄm heisst:
^Ti« ibi30 obiyb und die beachtenswerten Worte hinzogefugt
werden: Nan öbi^n •^"•n maiött) D^Di««nn d-^dh ns-w^-nm "lasi
nb V» -^D n-'D-'i tibma arm"» y^i mm^bi n«inb meta na v»
m^m lT^7:n «bi ^nj, womit die eschatologischen Phantasmen alle
im wesentlichen als nichtig erklärt werden.
Auf diese weiter, als es bereits in den Anmerkungen und
Zusätzen geschehen ist, einzugehen, scheint mir nicht nötig: ich
möchte auch nicht in die dunkelsten Tiefen der Eschatologie hinab-
steigen, um doch nur — nach einem rabbinischen Worte (Jebam.
94*) — „Scherben* statt „Perlen" hervorholen zu können.
426
Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras*).
Von
W. CalAiid.
X. Zum Upanayana.
Der Hanptakt beim Upanayana hatte nach der bis jetzt gelten-
den Auffassung der Stelle in Hira^jakesin grhs. I. 5, 8 den folgenden
Vorgang. Mit seiner Rechten berührt der Äcärya die rechte Schulter
des Knaben, mit seiner Linken die linke und fuhrt den rechten
Arm des Knaben mit den Yyährtis und einem Verse an Savitr
auf sich zu: »auf Gott SavitfS Geheiss u. s. w. führe ich dich ein*.
So Hillebrandt, Ritual- Litteratur S. 53, der wohl auch hier Olden-
bergs Übersetzung (Sacred Books of the East XXX ,151) folgt
Der Text lautet: athäsya dakainena hastena dak^nam amaam
anvSrcAhya savyena savyam vyöhrtibhih aävüryeti dah^nam
bähvmt abhyätmann upanayate und Oldenbergs Übersetzung: „Then
(the teacher) touches with his right band the (boys) right Shoulder
and with his left (band) his left (Shoulder) and draws the (bojs)
right arm towards himself with the vyäh)^ etc." Dieser Auf-
fassung stehen aber, wie ich meine, erhebliche Schwierigkeiten im
Wege. Erstens darf man die Präposition anu in anvärabhya nicht
vemachlSssigen , durch welche angedeutet wird, dass der Äcärya,
der das Angesicht nach Osten gerichtet hat, den Knaben mit dem
Angesicht gleichfalls nach Osten kehrt und ihm dann yon hinten
die beiden Hände auf die Schultern legt. Nach der bis jetzt
geltenden Auffassung der Stelle wäre der Schüler ^eingeführt*
worden, während er dem Lehi'er den Rücken zukehrte, was an sich
höchst unwahrscheinlich ist und sowohl mit dem aus anderen
Quellen bekannten Rituell in schroffem Widerspruch steht, als auch
mit der bei Hira^yakeäin gleich folgenden Vorschrift, aus welcher
hervorgeht, dass der Knabe dem Lehrer gegenübersteht. Wäre
dcJc^mam bähum wirklich das Objekt zu upanat/ate gewesen, so
hätte man wohl auch mit Recht ein anderes Verbum erwarten
dürfen. Mät^datta hilft uns nichts, auch nicht Böhtlingks Kon-
jektur abhyätmam statt abhyätmann. Nach meiner Ansicht hat
1) Vgl. diese Zeitschrift LI, 128.
426 Cakmd, Zur Exegese und Kritik der rüueUen StUroi.
man die Wahl entweder die Worte so zu lesen: dak^nam bahum
obhy Stmann upanayate : „er führt ihn zu sich, seinem (d. h. des
Knaben) rechten Arme nach*^, d. h. indem er den Knaben, der ihm
ja bis jetzt den Bücken zugekehrt hat, sich nach rechts, also mit
der Sonne um, umdrehen lässt. In diesem Falle ist äimami der
auch sonst in diesen Sütras vorkommende archaische Lokativ. Oder
man hat Böhtlingks Konjektur aufzunehmen und nochmals ein
abhi einzuschalten : daksinarn bähum obhy abhyätmatn uparuiycUe^
was mir am meisten zusagen würde. Man vergleiche das Ritual
der Baudhäyanlyas : athainatn . . . ätmano 'nkam sammukham
änaycUi (PrayogaSikhämani). Häufig findet sich in den rituellen
Sütras der Ausdruck: daksinarn bahvmi (amsam) abhi gleich-
bedeutend mit daksinarn bähum (amsaim) anu und mit pradti-
k^nam ävrtya (bezw. ävartya). — Eine gleichartige Schwierigkeit
findet sich auch Hir. gfhs. I. 20, 2: tarn (sc. bhäryäm) agrena
dakfinam amsam pratldm abhyävartyäbhimantraycie (so lese ich
mit Böhtlingk und Oldenberg statt abhyämtyä^ Entweder man
hat anzunehmen, was kaum zulässig ist, dass die Pi^position abhy
in abhyävariya sich über praticim hin auf daksinarn amsam
bezieht, oder praticim. als Interpolation auszuscheiden. Der folgende
Spruch: aghoracakfur . . . soll ja auch über der jungen Fran
hergesagt werden, während sie ihren Mann anblickt: Ap. grhs. 3. 4:
caturthyä (sc. rcä, nl. Mantrapä^ha I. 1, 4) samik^eta und Baudh.
gfhs. I. 1: tayek^amäno japaty aghoracakfur u. s. w.
XI. Zu Päraskara grhs. m. 7, 1.
Die Überlieferung des Spruches
pari tvä girer aham pari mätuh pari svasuh
pari pitrod ca bhrätroi ca sakkyebhyo visrjwmy aham
hat Böhtlingk mit Recht als sehr verdächtig bezeichnet. (Ber. der
Kgl. Sachs. Ges. der Wiss. 1896, S. 10 des Separat-Abz.). Jeden-
falls ist zu lesen:
pari tvä girer aham pari bhrätuh pari svasuh
pari pitroä ca mätrod ca s. v. a.
Vielleicht ist aber, da man zu j[>ari ja ein Verbum vermisst, der
erste Päda so zu verbessern:
pari tvä girer amiham u. s. w. , vgl. Mantrapä^ha II. 22, 5.
Die Granthahs. des Bhäradväja grhs. liest: pari tvä girer ahara»
miham. Man könnte an pitrod ca mätrod ca {: ^, . und von den
beiden Eltern habe ich dich geschieden, dadurch dass ich dich um-
harnt habe*^) Anstoss nehmen. Geschiedene und durch ca verbundene
Dvandva-composita wie hier pitroh . . mätrod ca kommen aber
auch sonst vor, z. B. ganz ähnlich Väj. Samh. IX, 19 : ä mä gantätn
pitarä mätarä ca, vgl. auch K. Z. XXX, 545, Delbrück, Vgl. Syntax
der Indog. Spr. I, 138 und Indog. Forsch. IX, 24.
Caland, Zur Exegete und Kritik der rUueUen StUroi. 427
Xn. Zu Päraskara HL 15, 22.
Mit Unrecht hat dagegen BöhÜingk gegen die hier über-
lieferten Worte : sa yadi kfficCt labheta tat pratigrhnäti dyaus tvä
dadätu prihivl tvä pratigrhnätv üi aäsya na dadatah kslyate
bhüyasi ca pratigrhüä iAamf» Einsprach eingelegt, indem er sagt
(ib. S. 11): ^säaya kann nicht richtig sein; zu aa giebt es keine
passende Ergänzung, und aaya hat hier auch nichts zu thun. In'
iäsya haben wir ein Sahst, fem. zu suchen. Vielleicht könnte
dieses avadha sein''. Die zu aä passende Ergänzung ist ohne Zweifel:
dak^nä. An aaya hat Böhtlingk wohl an erster Stelle deshalb
Anstoss genommen, weil es durch na von dem zugehörigen dadatah
getrennt ist. Er scheint mir aber Art und Wesen dieses aaya
verkannt zu haben, ebenso von aamat, Hir. g^hs. I. 13, 16: tesv
asmai bhuktavatav anuaamvrcyäam annam ähürayaJtiy worüber
er sich (brieflich) so äussert: ^te^ aamai kann unmöglich richtig
sein; ich vermute aaya^ sc. annasycL Den partitiven Genitiv ver-
stand man nicht und änderte aamai ^ das man mit ähäraycUi ver-
band; aamai kann nicht an dieser Stelle stehen*. Wir haben hier
aber das enklitische pron. dem., welches folglich ganz richtig
imd regelmässig an zweiter, d. h. nachdrucksloser Stelle steht. Man
vergleiche besonders Stellen wie Hir. gfhs. I. 5, 8 : athäaya daksi-
nena haatena dak^nam amaam anväraihya; I. 12, 19: tenäaya
4üdrah düdrä vä pädau prakaälayaii; I. 21, 3; I. 24, 6: athäayai
mukkena mukham ipaati; n. 2, 7 : ärdrenäayäh päninä trir ür-
dhvam näbher unmärafi, wo das dem. pron. resp. zu amaam,
pädau {pädam), mukham und näbher gehört. Selbstverständlich
gilt das Gesagte nur für die Prosastellen.
XHL Zu Lätyäyana srs. HI. 10, 16; V. 6, 7.
Im PW. wird dem an diesen Stellen ge^mdenen vidrambhayati
die Bedeutung : « auflösen, aufknöpfen ** beigelegt. Diese Bedeutung
hat das Verbum hier ohne allen Zweifel. Freilich ist vürambha-
yati ein sehr bekanntes Wort, aber nur an diesen beiden Lätyäyana-
Stellen scheint es eine ganz von der gewöhnlichen abweichende
Bedeutung zu haben. Die Behauptung wird aber wohl Niemandem
za kühn erscheinen, dass an beiden Stellen viaramaayati herzustellen
ist Stellen wie I. 9, 11, wo bähun avahtUya statt bähün ava-
^rfy^ j m. 5,5, wo abhyät aam statt abkyätmam ; V. 3 , 5 , wo
aväm varudram statt ai^mba rudram; V. 6, 10, wo dak^inän
pamcah statt dak^nä nyancah; Y. 12, 4, wo anuapäd statt
anufyüt gedruckt ist, geben Anlass zur Behauptung, dass auch
hier vürambh^ einfach falsch gelesen oder gedruckt worden ist
und diese Bedeutung von vi-drambh- also aus dem Wörterbuche
zu streichen ist.
428 Calandt Zur Exegese und KriHk der rituellen Suirae.
XV. Zum Äpastamblya-äraatasütra.
In Garbes Ausgabe dieses Textes liest man X. 28, 3: hartni
iökhe bibhran subrdhmanyo 'ntarese va sarpott. Za diesem va
bemerkt der Herausgeber in einer Fussnote: ,thus all MSS. in*
stead of iva^. Wir hätten hier demnach wieder einen unregel-
mässigen Sandhi anzunehmen: ardare^ va statt antares tm, wie
auch Bühler in dieser Zeitschrift (XL. 536) vorschlägt Die ver-
wandten Texte aber lehren uns, dass man hier wenigstens dem
Apastamba zu viel aufgebürdet hat, denn ohne den mindesten
Zweifel ist die Stelle so zu lesen: harini iäkhe bibkrat^) aubrak-
manyo 'ntare^e 'vasarpati. So liest Bhäradväja (natürlich ohne
Avagraha). HiraQjakeäin bietet (Srs. VIL 9): harini dökhe bibhrad
antareaäifi svbrahmanya upasarpati und Yaikhänasa ^rs. XU 20:
paläSadäJehe hibhrad antareneae auirahmanya upasarpati. Hätte
unregelmässiger Sandhi vorgelegen, so hätte wohl auch Rudradatta
eine Bemerkung dazu gemacht.
In seiner vorzüglichen Ausgabe des SQtra hat Oarbe einige
Male den überlieferten Text geändert. An der folgenden Stelle
war nach meiner Ansicht nichts zu ändern: patikämöyäd ccUvam
aamäwipeyua taihcuva mantram aamnamalyah (\iii. 18, 5). Grarbe
schlägt vor zu lesen: pcUikämä yäi caivam u. s. w. Man hätte
aber erstens in diesem Falle , meine ich , entweder patikämäi ca
yä(k) oder yäS ca patikämä(h) erwarten dürfen. Da nun, zweitens,
im ÄpastambasQtra selber (18, 3) wie im Baudh&yana-, Bhäradväja,
Hiranyakeiin- und Mänavasutra immer von einer ^o^ijkämä die
Rede ist, so ist man nach meiner Ansicht gezwungen patikämöyäi
zu lesen und diesen Oenitiv von einem zu supplierenden anjaltm
abhängig zu machen; zu patikämäyäh gehört dann als Apposition
der Gen. sg. 8annamaty<ih j statt eines klassischen sannamatyäh.
Das Sütra bedeutet demnach: „auch (in die zusammengehaltenen
Hände) einer (Tochter), die einen Gatten wünscht, werfen sie (nL
die Verwandte) in der (Sütra 4) beschriebenen Weise (den puro-
däia)^ indem dieselbe den Spruch (TS. I. 8, 6. i) so ändert, wie
(in Sütra 3) angedeutet ist**. Man sieht, dass der Hergang dadurch
ein ganz anderer wird : nach Garbes Auffassung werfen die Mädchen
den Kuchen in die hohlen Hände des Yigamäna, nach meiner da-
gegen empfangen die Mädchen den Kuchen. So ist auch das
Rituell der Mänavas: täm yajamänäyd aamövapanti patikämäyai
ca (örs. Vn. 7). Im Rituell der Baudhäyanljas werden die Kuchen
der eine nach dem andern von den Verwandten dem Yajamäna in
die Hände geworfen mit dem Spruch: prajayä tvd paiubhih aam-
ajj'ämi, etc.; der Yajamäna wirft sie seiner Gattin mit demselben
Spruch in die Hände, die Gattin endlich der Tochter mit dem
Spruch: bhagena tvä aamarjümi etc. —
1) Wenn wirklich alle Handschriften bibhran haben, wie Oarbe dnickt,
80 ist anbedenklich zu korrigieren.
Caland, Zur Exegese und KriHk der rüueüen Süira$. 429
•
Völlig sinnlos ist der Mantra, mit welchem die Stimme „frei-
gelassen*' wird (XL 18, 8): svähä vä viväU viarja tÜ, Ohne
Zweifel ist dieser Sprach, wie er auch in Hir. 6rs. X. 12, Bh&radT.
SO.SQ. n. 18 nnd Vaikh. örs. XIY. 17 gefunden wird, so herzustellen:
8vahä väci väte visfje: ^^SYähä! in die Stimme lasse ich die beiden
Winde (nl. präna und apäna) frei**.
Das rätselhafte iasya (sc. rac^bhasya) ravcUe, VIII. 11, 19, 21,
wird durch Vergleichung der verwandten Texte einfach als eine
Korruptel erwiesen aus ravcUhe (Lätj. V. 1, 13; Baudh. srs. V. 10).
Auffallenderweise haben auch Bhäradväja (ca. sü. 14) und Hirapja-
ke^in <srs. V. 5 und VL 26) ravate, Vait. sQ. 9,4 (übers.) wird
die Äpastambastelle von Garbe mit ravcUhe citiert ; hier liegt wohl
eine Korrektion Garbes vor. Für eine Korruptel jüngerer Zeit
scheint man das VI. 6, 4 überlieferte und von Budradatta be-
sprochene tusturfamänaaya halten zu müssen: Bhäradväja wenigstens
hat tUhr^mänagya tmd Hiranyakesin das aktive titJrsatah,
Zu trennen ist Zusammengerücktes an folgenden Stellen:
ürg asiti näbkiin pratiparivyayati (X. 9, 16) ; man lese nObhim
prati parioyayati und vergleiche Hir. Srs. VII. 2 : tayä ytyamänam
näbkide^e trih pradak^nam parivyayatL
pcUnUälämukhiyam (XL 16, 10) ist zu trennen: paini äälä^.
Zusammenzurücken ist Getrenntes an folgenden Stellen:
paristaranänäm adhi niähäny (I. 5, 5). Zu lesen ist : cLdJunt-
dkäny; die adhinidhanl (sc. x^) ist der Yedavers yä jätä o^a-
dhayah^ mit welchem der asida aufs barhif gelegt wird (vgl.
L3, 18).
dak^nä prägagrodr daarhhair . . . agnim pariathrya (I. 7, 5).
Zu lesen ist dak^näpräg<igrair. Das Sütra bedeutet nicht: „an
der Südseite ist das Feuer mit Gräsern zu umstreuen, deren Spitzen
nach Osten zu richten sind", sondern: „das Feuer ist zu umsbreuen
mit Gräsern, deren Spitzen nach Süden und nach Osten zu richten
sind*.
Statt süöhofmano vyatht^ä üy (VII. 23, 9) ist ^vyathiayä
üy zu lesen, vgL Maitr. S. L 2, 17; desgleichen ist XVI. 16, 4 vor
viraghnl der Avagraha zu setzen. In XIX. 6, 5 tasniin yadä
srauati sä parürud bhavati ist yad üsravaii zu lesen , in XIX.
11,6 actrvatahparimandoUam, Auch XIII. 3, 3 ist wohl statt
äym ca tvä jarü ca dririltäm zu lesen: tväjarä, d. h. tvä ajaräi
„das Nicht-alt-werden*.
Wie das Scheiden eines Textes in Sütras irre ühren kann,
beweist wiederum XX. 3,8,9. Die drei Handschriften D , E , P
lesen: 8cddhrakamusalah pauuiicaleyah . . . paäcäd anveti. Die
Richtigkeit dieser Lesart beweist erstens Hiranyakesin, der saidhra'
kam tnuscUam dh&rayan hat und zweitens der Zusammenhang : der
pauviicalßyah soll mit einer Keule gewaflfhet hinter dem Hund
folgen. Der von Garbe als besonderes Sütra genommene Nominativ
saidkrakam muaalam hängt völlig in der Luft.
430 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen SHtrae.
Zweimal ist, wenn ich nicht irre, ävrtya in ävartya zu ändern:
praclm ävjtya dogdhy udtcim präctm udMm vä (VI. 3, 10), vgl.
Baudh. §rs. Hl, 4: cUhaitäm agnihotrlm dak^nata udicim aihä-
payitvä. Er lässt also die Kuh sich so wenden, dass sie nach
Osten u. s. w. gerichtet ist. So auch IX. 19, 3.
XY. Zum Baudhäyanapitf medhasütra.
Durch die freundliche Vennittelung des Herrn Haraprasäd
Sästi^ in Calcutta bekam ich eine Liste von abweichenden Lesarten,
gefunden in der Handschrift, die wie folgt von ihm beschrieben
wird:
„Number 1229 of the Government CoUection: Baudhäjana-
gvhyasütra. It contains the g^hyasütra, gi-hyaparibhäsä , gfhya-
paddhati or prayoga as well as the pitpnedhasOtra. The last, i. e.
the pitpnedhasütra is written in country-made paper. The nxunber
of leaves is thirteen, each containing ten lines of about 46 letters.
It is in modern Devanägarl Gharacter. The age is between 150 to
200. It was purchased at Benares.''
Ohne Zweifel ist diese Benares-Handschrift den beiden von
mir mit H(aug) und Bü(hler) bezeichneten nahe verwandt Höchst
wahrscheinlich ist sie eine Kopie von demselben schon unvoll-
ständigen Originale , dessen Blätter in Unordnung geraten waren.
Die Benares Handschrift bricht ebenso wie Bü und H im ersten
Satze des zweiten Prasna ab; sie zeigt dieselben Interpolationen
(z. B. S. 6, Z. 1; 11. 18). Obschon sie im Allgemeinen etwas
weniger fehlerhaft ist als die beiden Schwesterkopien, ist doch die
Ausbeute gering. Ich verzeichne einige der wichtigsten Lesarten:
3. 2. Benares wie HBü.
3. 11. välam karrnane,
5. 8. Mbe.
5. 16. hhcdvadyannäsyodyanno evädyam. Das zweite Mal:
khcUvadyannäsyadyanno yamvädyam. Der Spruch ist mir noch
immer unverständlich.
7. 14. anägartti,
8. 3. cäpärcLaämdcäpämärgam ca dumfhlm ca. Vielleicht ist
iundlm ca zu lesen.
11. 9. srucau liest auch Ben.
12- 19. yadyuhadravati. Wahrscheinlich zu lesen: yady u
hoddravati.
18. 8. udetyyjvalayed auch Ben.
18. 9. anuvüed.
19. 1. evam u hähähinähäjcadhyähäyanäs tarn ho evam
caJcre.
27. 5. sauträmanyäh .... airämiksäyä,
29. 8. samtisthate pifymedhah samtüthate pärmedkcA (richtig!).
Caiand, Zur Exegese und Kritik der rituellen Su^cu. 431
XYL Zum Apastambapitfznedhasütra.
Für die Herstellung des Terbes des HiraQjakesipitrmedhasütra
stand mir nur ein grosses Fragment _ von Gopälayajvans aus-
gezeichnetem pitpnedhanibandhana (nach Apastamba) zur Verfügung.
Noch während des Druckes aber erhielt ich die Nachricht, dass in
Südindien noch vollständige Handschriften dieses Werkes vorhanden
waren (vgl. S. XVI, Anm. 1 der Einleitung). Durch die Freund-
lichkeit des Herrn Government Epigraphist Dr. Hultzsch erhielt
ich bald eine Kopie des mir fehlenden Teiles in Teluguschrift, vgl.
Report I on Sanskrit MSS. in Southern India 1895, Nr. 152. So
bin ich jetzt im Stande etwas Näheres über diesen Apastambatext
mitzuteilen, der jetzt vollständig vorliegt.
Allererst bedarf meine Nachricht (die Altindischen Todten-
und Bestattungsgebräuche, S. VI) über die Einteilung der Sütra
einiger Berichtigung. Die Synopsis der drei Sotratexte gestaltet
sich jetzt so:
Äputamba. Hira^yakesin. BhEradvIya.
Patala I XXVm. 1—4 I. 1—4.
Patala H XXVTH. 4—9 (40. 7) L 4—9.
Patala HI XXVÜI. 9—11 (43. 3) I. 9—11.
Patala IV XXVIH. 11, 12; XXIX. 7 I. 11— H. 2 (excl.).
Patala V XXIX. 1—5 (50. 3) H. 2—6.
Apastamba fasst also den Brahmamedha und die Lostaciti in
einen Patala zusammen und ich hatte Becht, als ich vermutete,
dass der in Hir. XXIX. 8 sqq. behandelte Stoff nicht im Apastamba-
sütra vorhanden sei.
Pur meine Bearbeitung der Lostaciti nach den jüngeren Taitti-
r!ja-Schulen (die Altind. Todten- und Bestattungsgebräuche S. 129 fg.)
stand mir nur dürftiges Hilfsmaterial zur Verfügung (vgl. ib.
S. Xm, rV). Obschon ich im grossen Ganzen das Richtige getroffen
zu haben scheine, habe ich mich doch, wie jetzt aus Gopälayajvans
Bhäsya ersichtlich wird, hier und da geirrt.
Was im Allgemeinen die Konstruktion der Smaääna nach Apa-
stamba-Bhäradväja-Hira^yakeäin anbelangt, zu der schwierigen Stelle
über die Anfertigung der Ziegel (bezw. Erdschollen), nl. lo^fän
avanyi/a . . . athalürtkän i^taleärihän vä (Hir. p. 45, 8), wo va
von den Prayogas als ca aufgefasst wird, bemerkt Gopäla : athcUärthä
dahafKuthalasya cayanänugunamäträJdptytMrtfuih (1. ^thäh) ; ycUhä
wJcfuati (50, 4); ^dmcidünaaya möJbrG, dvyangulafn tryahgularn'^
üyäai', evam sthcdärthapak^a upayogah. tatre^fcJcärtkapakse tu
ethalärthafn lospä/ntarapariffrahah, paksadvaye ^pi Tdumariadeda»
9ya ca madhye lo^{h)_sthäpyante. Der Auffassung der Prayogas
zufolge wird für einen Apastambin das ^masäna in folgender Weise
errichtet. Das Viereck, fünf Schritt breit und lang, oder im Osten
sechs Schritt, wird erst mit Erdschollen zu der erwünschten Höhe
aufgeschichtet, vgl. Hir. 50, 4 (über die Maasse vgl. Best. Gebr.
432 Calandy Zur Eaegete und Krüüe der rüuMen Sütroi.
S. 143, b). Dies ist der Sthala. Dazu Oopälajajvan : imudäna-
iabdenäira h^tadteh athalam ucyate^ iasyöyQmavistarau präg
evoktau (nL 46, 1), idänim ürdhvapramänam ucycUe. Diese kom-
pakte Masse enthält in sich die Qebeine des Todten und die Mit-
gaben. Darüber, über den Sthala, werden nun die Ziegel gelegt,
deren ja vorher gerade soviel verfertigt sind, dass die ganze Ober-
fläche des Sthala damit bedeckt wird. Die ganze Höhe des ^ma-
sSna beträgt demnach ^/s jänu mehr als die, welche man dem
Sthala gegeben hatte, vgl. Qox^a ad 50. 6, 7: ata evävagamyaU:
cüyädhorasya (? gemeint ist jedenfalls «ohne die Giti*) sthökL-
syatvcute mäträh, na tu cMsafutasthalasyeti. Die Prayogas und
Gopälayajvan vertiefen sich auch in die Frage, wie viele Ziegel za
veifertigen sind für den Fall, dass mit 12 oder 24 Ochsen gepflügt
wird (vgl. Todtenbesi S. 133)^ und berechnen die Maasse der Schollen
für den Fall, dass man das Smaääna im Osten 6 statt 5 prakrama
breit macht. Dann kommen ja einige vcJarä ißtakäh hinzu.
Gopälayajvans Bemerkungen zu 49, 15 (i^feJeäh praiidüam
. . . upadadhäti . . madhye paficamlm, täm dak^nena fo^im):
i^takäh ^ad iha mvak^üäh, etaih pratimantram äi ^anmantra--
aamyogät und zu 50. 3 {lokam prneti lokamprnä upadadhäti):
hhatn prnety ekayaivarcä tayädevathntayä ävartamänayä avadisß
tstakäh sarvä üfakä ekaika^a upadadhäti, geben mir Anlass meine
frühere Darstellung (Best. Gebr., Anm. 491 und 570) zu berichtigen.
Beim Sma^äna der jüngeren Taittinyas wenigstens kommen im
ganzen nur sechshundert Ziegel zur Verwendung; davon sind
nur die seclus, von welchen in 49, 15 die Bede ist, y<ffufifnatifah,
die anderen 594 sind lokarpprnäs. Richtig ist also Prayoga Hang
(Best. Gebr., Anm. 491); aber nur für die jüngeren Taittirlyas:
verschieden ist der Ritus der Baudhäyaniyas.
Die merkwürdige Unterredung der Witwe mit dem oüdra bei
Gelegenheit des dhuvana (Hir. XXIX. 2, p. 46, 10) bleibt leider
auch jetzt noch eine Crux interpretis. Ich nahm die Lesart von
T auf: purastäd eva iüdro brahmaiandhur vä aamvädäcpavi-
äati; yä strl mukhyatamä täm äha: vasatim mayä&äv icckaÜti^)',
na dadämUitarä pratyäha. Wegen der Wichtigkeit dieser Stelle
auch für die Ethnologie teile ich aus der Lebur'schen Handschrift
den bezüglichen Passus ganz mit:
purastäd eva äüdro^anno brahmabandhur vä samvädäa
upavüati l| iüdrotpanna iti utpannagrahanam jälyantaropasam-
grahane raham tata^ca iüdrotpannaaya grcihanam bhavati\ brah-
mabandhur vety avidvän traivarnika ucyate; tayar anyaiaro
dhavanärambhät pürvam eva aamvädüas 8an thopaviSati vak^yor
mänam karma samvädätmakam avabodhäa üyarthah.
1) T hat hier icharntUi, ebenso auch die Hillebrandt'sche Handschrift
(Tgl. weiter unten), die übrigens auch an dieser Stelle genau mit T Qberein*
stimmt.
Calamd, Zw Exegete und Krüüe der rituellen SiUrae. 433
yä atri mukhyaiamä täm äha vaacttim maya aaha prccheii\\yä
mrtaaya etrlnäm mukkyatama mahifii aurüpä vä{vä]täm anantor
rcktah puTU^ evam brüyäd: va8aii(m) mayäscthaprccheti; prcchatir
(Urädarärthak^). yathä [nd\ nartum prcchen na nak^atroan (A^v.
äiB. n. 1, 15). Etwas weiter, ad. 46, 11 {ekaräiräya dadOmUi
trüye) : Miye *hani tcUhcuva tena pr^fä ekarditräya dadämUi pra-
brüyöd etac ca vacanamäträm ^ na tu tena aakavüaah Jcäryah.
Ich zweifle, ob die hier yon Gopalayajyan kommentierte Lesart
mayä saha prccheti die richtige ist. Die Antwort der Frau : na
dadümi und ekxträträya dadämt weisen auf ein anderes Verbam
hin. Gopälaj^jyans Deutung von vasatim (« Beiwohnung ^) dagegen
könnte richtig sein; auch der Kommentator zum Bhäradvaja fasst
es 80 auf: ivayä aaha iayanam mahyam dehiti. Hat man hier
einen Überrest der barbarischen Sitte, die sich noch bei den Dajaks
anf Bomeo finden soll, zur Gelegenheit eines Todtenfestes den Bei-
schlaf zu vollziehen?
Ehe ich daran gehe die im Bhä^ya gefundenen Abweichungen
mitzuteilen, wird es nötig sein ein paar Fehler zu verbessern, die ich
mir leider bei der Feststellung des Pitpnedhatext'es habe zu Schulden
kommen lassen.
Mit allen Handschriften ist zu lesen:
40. 7. upamoffyottirya,
47. 6. aak^nän ürün äghnänää cartnäghnantah.
50. 3. . . . tüäm arjuneti pratimantram ; tesüm mantralihgair
droüyaniyamo.
52. 14. aaptabhir vyährtibhih.
Mit der Mehrzahl der Handschriften ist zu yerbessem:
58. 10. pra&adhyänadho nidadhänäh. Es ist nicht verboten
überhaupt die Gebeine während der Reise niederzulegen, sondern
man braucht, wenn man sie hinlegt, nur Sorge zu tragen, dass
etwas zwischen denselben und der Erde ist. Zur Vorschrift vgl.
z. B. Äp. ärs. I. 4, 1: anadho nidadhäti^ wo Rudradatta das
Wort durch cUfhümau umschreibt
Von den in Gopalas Bhäsya gefundenen Variae Lectiones ver*
zeichne ich jetzt die wichtigsten.
55. 1. paäifnedhikam karnia; tän param . . .
55. 3. aamti^fhate brahmamedhah || caturthah patalah \\
45. 5. ayuk^ ahaaav ardhamäaartuaamvataare vä.
45. 8. aak^nätiharanti,
45. 10. . . . räjavrTc^phanüüvakavibhitak€tka
dau^räghumdä.
46. 1. anutkheya om.
46. 7. ^ bhüte paiunä tadartham annam aamakrtya tad
ahar . . .; Bhäsya: tathä ivo bhüte karisyamänabrähmanabhoja-
näya etaammn ahani paiunä aahännam aamakartavyam^ paior
1) Handschrift: prcchatir ätraf^.
434 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
vidasanädikam vrihtnäm avaghatädikafn cädya hartavyatn^ päkas
tüttaredyur eva ; itarathä pan/ti^äapraaamgät tad ahar iti vaca-
nam dvo bhute ity asya cayanadiv<i8aprai£padakcih>aprakafa-
närtham,
46. 8. punar om.
46. 10. sqq. vgl. oben.
47. 6. viarasya ^aü prasrasya,
47. 8. vinädamkhünmittinavä.
• • • ■
47. 9. 'parähne ca; evatn rätrea trir; api vä tCgro rätrir.
48. 2. anadvähah (sec. m.; anadvän pr. m.). Bhäsja: anad-
vähah karaanärihah,
. . . .
48. 6. apa upanprdya om.
50. 9. ärtim äräma häficana om.
Die Unterschrift der Lebur'schen Handschrüt lautet: aamcmio
lostacitih iti irlgärgya>gopälay<Mvanä viradte äpaMambapibrmeaJha'
nibandhane pahcannah pafcaah. rubandhanah samäptah.
Xyn. Zum Hira^jakeSipit^medhasütra.
Ausser dem fehlenden Teile des Nibandhana ist mir noch eine
vollständige Handschrift; des Pitpnedhasütra nach der Becension der
HairanyakeSa zugegangen. Professor Hillebrandt nl., der im Besitze
eines vollständigen Hira^yake^ikalpasGtra ist, war so freundlich mir
das Pitpnedhasütra aus dieser in Benares verfertigten Kopie zxw
Benutzung zu übersenden. Für die Herstellung des Textes liefert
diese Handschrift leider nur sehr geringe Beiti'äge. Die in ihr
erhaltene Becension schliesst sich der Tanjore -Becension (der von
mir mit T bezeichneten Handschrift) sehr eng an. An den wenigen
Stellen, wo die Benareshandschrift des Herrn Hillebrandt eine von
T abweichende Lesart hat, schliesst sie sich der von mir mit H^
bezeichneten Handschrift an. Das ist an den folgenden Stellen der
Fall: 37, 5; 45, 10 (am Ende der Pflanzenliste); 57, 2; 57, 7;
58, 10. Sonst stimmt sie, einige blosse Schreibfehler ausgenommen,
vollständig mit T überein. Eine selbständige Lesart von einigem
Werte ist mir in dieser Handschrift nicht begegnet.
Bei den Indem selbst • gilt das Hira^yakeäisutra als über-
nommen von den Bhäradväjins. Zu dem schon früher von mir
mitgeteilten Colophon (Best. Gebr., Anm. 11) kommt jetzt noch
ein anderes Zeugnis, das des Mahädeva, der in seiner Lihaltsangabe
des Hir. Kalpasütra die zwei letzten Pradnas als von Bhäradvlja
herstammend bezeichnet hat: pitrmedhad ca bhSradväjtyo muniiiä
parigi'hitau dvau pradnau.
Calanä, Zur Exegese ufid Kritik der rituellen Sutrtu. 435
Verzeichnis der behandelten Stellen.
Äpastamba ärs. I. 5, 5 XIV.
I. 7, 5 XIV.
VI. 3, 10 XIV.
VI. 6, 4 XIV.
VII. 23, 9 XIV.
VIII. 11, 19, 21. . . . XIV.
VIII. 18, 5 XIV.
, IX. 19, 3 XIV.
X. 9, 16 XIV.
X. 28, 3 XIV.
XL 16, 10 XIV.
XI. 18, 8 XIV.
1» n
m ^
•« n
l , Xin. 3. 3 XIV.
. XVI. 16, 4 XIV.
n
XIX. 6, 5 XIV.
. XIX. 11, 6 XIV.
XX. 3, 8, 9 XIV.
pi. sü. XVI pass.
Baudhäyana pi. sü. 8, 3 XV.
« , 12, 19 XV.
Hiranyakesin gfhs. I. 5, 8 X.
, I. 13, 16 xn.
, I. 20, 2 X.
pi. SU. 40, 7 XVI.
45, 8 XVI.
46, 7 XVI.
46, 10 sqq XVI.
, 47, 6 XVI.
49, 15 XVI.
50, 3 XVI.
50. 4 XVI.
50, 6, 7 XVI.
52, 14 XVI.
58, 10 XVI.
Lätyäyana sre. III. 10, 16 XIII.
V. 6, 7 XIII.
Päraskara g^hs. III. 7, 1 XI.
. IIL 15, 22 XII.
m
m
" u
Bd. LH. 29
436
y^sMj^^d> and its pahlavi translations.
By
L. H. Mills.
In my short article in this Zeitschrift Bd. XLIX, 3. Heft on
the ambiguit}' of certain characters in the avesta aiphabet, I omitted
all argument and did not State (what I supposed was to be taken
for granted) which was, that the innovations which I presented
were suggested in a tentative spirit and therefore with very dif-
ferent degrees of confidence. I would now answer an aequiesccnt
correspondent by saying that I think that the greek dat. sulf. V'
as = WL contains elements kindred to the sk. lat. äyaj so that 1
conjecture the avesta ^oai = äij as dat. of the a declension, to
represent *wÄi«Aw = äi/a, i being a trace of the original pahl-zend
^ = y with an inherent a (as usual), and I now think this to be
corroborated by the metre of the Gothas in a predominance of
occurrences, while the possible twelve syllables in trishtüp disarm
a counter-argument, but this was perhaps the least probable of the
several cases advanced.
I now desire to show scholars (outside of the extremely small
group of close experts in zend) what my argument for *M3 = y<^
and ya is founded upon. I was transcribing some Gäthastrophes
into pahlavi many years ago, as I have transcribed them all into
indian (see Roth's P^estgrüsse p. 192), and on writing >j»^aa*^ä^>
(y. 28,5) as pahlavi ^f^H^e^f I saw at once the *motive' of the
mistake in the pahlavi translation, which is (6*M5€^f = fia/shman
(|S^H^ is ^6 + w^^ «A4- man) ; but this letter is also a crnnposttum
in pahlavi equivalent to y + <^. From this we have the rationale
of the error; the character ^h?ä;j represents two words in pahlavi,
or one word and the main part of another; and these two ex-
pressions have not one single letter in common; for they are ufyä
in the case of the zend and napsh in the case of the pahlavi. The
translation nafshman = ''seif' or '*own'' for u/yd — "I will weave
MiüSf •^9<Auddd> and iU pahlavi transhtions. 437
my Bong)'' is wbolly senseless, and could in no wise have been
original. Some copyist or scholar^ in the long line of successian,
was led astray by the appearance of the word ufyäni which in
accordance with what I noticcd in transcribing the word, mtist
have stood before him as ^^*ü^( ^^ ^f*^Vf or at least as ^J^M^dj.
The peculiarity in the appearance of this <>^*t^e^| or ^f^^QJf which
led him to read this zend word ufyä as if its first two syllables
were but one, and as if that one were nafsh^ could only have
been manifest in the characters ^hJ and j.
The first I have already considered; as to f my Statements
can be even yet more brief ; the sign is used in pahlavi for both
n and u; unless then the pahlavi translator who was first responsible
for this error had seen the > of skjj^^V> before him in the form of ),
he could never have supposed that it was meant to i'epresent n.
First of all we must remember what this circumstance prin-
eipally recalls to us, which is that it is an universally accepted
faet that this zend word together wiih all (?) its companionSj was
during the early Sasanian and Arsacid periods, written in a
character closely resembling the pahlavi letters or combinations
of letters, and so in an aiphabet, the coiTesponding characters of
which (so far as this particular word is concemed) closely resembled
^^Vf or df^M^e^fj that is to say, the avesta texts themselves, and
not only the translations of the texts, were written in a quasi
pahlavi form (cp. the coins and the inscriptions). Now here are
two facts; ist, that a pahlavi translator saw an ^^ istead of ^^AJ^^
and f instead of > in some previous MS. in the word now trän-
scribed as — sajj^^^> (a part of the word y>*AJüiiü>) and so mistook
this *H3 = y^ for *H5 = «Ä, and this f = u for j = n, rendering
na/sM^man) instead of fj/yä] and the other fact is that the word
>)YaAiddd> = ufydni in its quasi original form, that is to say, in
the shape in which it stood during the early Sasanian and Arsacid
periods, actually did stand with all the rest of the avesta in some
such form as the one which misled this (later) translator, before
it was fuUy transliterated into the present zend letters. Can we
bring these facts together in the matter of time ? If so we shall be
in a Position to say that we have found in this curious pahlavi
mistake a trace of the ancient zend-pahlavi writing.
This is, however, not the immediate point which I hope to
make clear in the present communication; what I desire to prove
is not that we have certainly a proof of the existence of an an-
cient form of writing up to a certain date, but that at some period
of tvme^ perhaps a few hundred years after the development of the
present füll and clear zend aiphabet, there lingered or therc arose
29*
438 MiÜ8f •^)MAiddd> and iU pahlavi iranskUüms,
(this is the point), an ambiguity in some of those now so olear
characters, and that we have an instance of this in the text befoie
us; and that a similar ambiguity appears in other connections
where its discovery is vital to the forma of zend grammar (happily
not so much to their actual force , for we have recognised many
of these obscure forms at their just grammatical value aad in some
of the most important occurrences, and this notwithstanding the
most perplexing of disguises).
But there doubtless remain still many instances, as yet totally
undiscovered, where the application of a criticism (kindred to this
present attempt) to grammatical difficulties would solve them, or
would at least greatly relieve them even from the syntactical em-
barrassments with which they are surrounded.
It is neither strictly, nor at all necessary for me to prove
that this peculiarity in the appearance of certain characters has
descended in an unbroken line from the period when the send, as
well as the pahlavi tezts of the avesta, stood in the pahlavi
characters; nor is it at all essential to the question to show hovc
the peculiarity under consideration arose, whether by pure accident,
through ignorance, or by design; for the question is simply to
prove that it existed, and that it accounts for certain very curious
phenomena; in other words I merely say that I think that it is
piain that we have foimd a proof that *^ was written for «M^^d
during a certain interval of time before it was later written or
re- written, as «aju^^, and that f was written for >.
This usage may have been a reversion to the earlier custom
after centuries during which oju^d was written in this füll form
in a certain family of MSS., as it is now at present written in
this particular zend-gathic word ^t«Ajüddd> t^äni in every MiS.
which has survived to us, and this, close beside its erroneous
translation in the pahlavi. And this is not the only instance in
which at least this «aju^^ as in y)ajüddd> was written in such a
manner as to deceive the commentator, for our most interesting
pahlavi error recurs at ^another place in the Gäthas, that is to say,
at y. 43, S, and also at y. 26, 1, in the later yasna, the only
places provided with pahlavi translations where forms from the
stem ufya occur, as other occurences of ufyeimi (sie) (the exact
form of the word at y. 26, 1) are probably, together with y. 26,1»
recurrences of one and the same original and more ancient text
which has been lost. So far then as my present purpose is con-
cemed, it makes, as I have intimated, no difference (whatsoeverj
how the mistake which I am considering originated; the sole
question critically involved being whether it prevailed, at a certaiu
unknown period of time, and whether it proves the possibility
Mills, ^f%«Afddd> and iU pahlaoi iranslations. 439
of further ambiguity, especially in the use of this characier «^;
for tliis ambiguity, if once granted, explains many difficulties.
The ocourence of the ambiguity of this characier in the present
instance is however so striking that it surpasses in its power to
coDTince üb any of those occurrences which were cited in this
Zeitschrift as above quoted.
But althougb the manner in which the misapprehension to
which I have alluded took place is not the main point at issue
with me at the present moment, it will yet be interesting, and
I hope profitable, to dwell for a little on the genesis of the
circumstance, and in the course of our discussion of this inferior
detail we cannot fail to gain corroborative evidence as to the
general proposition, namely that some of the characters in the
zend aiphabet represent more that one sound.
To put the whole case, then, once more in its bare outlines:
it is this: — •^fMAiddd> = ufyänt Stands, let us say, so written in
the zend, in all (?) our present zend MSS. of the G&thas (barring
the d^bris of the valuable variations). Beside this ^ifydnt and
closely foUowing it, there Stands a pahlavi translation nafshman.
No one not blinded by prejudice will deny for a moment that
this nafshman could not possibly have occurred to a pahlavi trans-
lator, if it had not been that <Au^d s yd of ufydni was at some
one time, and in some MSS., written in its older form «m^, and
that this MS. so written came before the eyes of the person who
first translated this ^^ = %Ajudd = y(^ in this present case as if it
were ^h3 = ^K ^M^ = '^ being correct for many cases, but not for this.
The zend letter > must also have come before the eye of
the translator in its more ancient form, that is to say, in the shape
of the pahlavi ), which has u for one of its yalues as well as n.
Aa to the letter ^ -/, it also must have looked more like its
original pahlavi ^ ^/, ot pj or v, and this for the reason al-
ready given.
dd was once quite certainly written d, for a pahlavi dd for
pahlavi y is entirely unknown; oai^ as = ^^ is originally nothing
more than a cursively written «aju + ^ the two marks have flowed
together; and as this similarity exists, therefore «M3^f = na/8h[man]
in the translation recalled a form of zend writing which was
original to the Arsacid period. But no trace of it remains in
the spelling of these two particular zend words >)fMAiddd> and
wu/^^^> in our present extant zend MSS. which show invariably
^Mi^d for ya and not ^M9 for yd in these two particular words.
440 Milhy <^9aA;ddd> and iU pahhtci translations.
As the points bere involved have been regarded as in so far
important tbat tbey bave been raore tban once extensively alluded
to by one wbose Services to zend-pbilology bave been paramount
(as also by leading scbolars in private Communications], and as I
have only stated them bere and elsewbere in tbeir bare outline^i,
it is proper tbat I sbould now discuss tbem, carefully, once for
all; and it is obvious tbat if I intend my discussion to be at all
exbaustive, 1 must abandon entirely tbat extreme brevity wbich 1
practised on former occasions botb in tbis Zeitscbrift and in the
commentary in my work on tbe Gätbas. ^) I propose^r«/ to examiue
the facts abovc stated without discussing the question of a descent
unbroken, or broken, in tbe line of MSS. wbich once read <a)u3^
as *M^; secondly to sbow tbe bearings of the facts on otber curious
occurrences of serions importance, and entirely regardless of the
question as to tbe origin of the error ; but thirdJy I dcsirc to sbow
what may be said in bebalf of the view tbat ^mj^^ ya was written
•^ in the word -pJJ^H^dj from the time of the Arsacids in an
unbroken line of MSS. tili the date of the period when this Bamc
^^ , f/äj in tbis particular word was written ojü^ in those MSS.
frpm wbich our present zend text of this word was taken in its
form generally at present in use; in otber words I w^ill endeavour
to say something for the view tbat an original (?) *h? for yrf, or
ya lingered in the word, or words, in some MSS. long öfter it ctasitl
lo appear in that fortii in most of the other occurrences of ivords
which contain the char acters. And it will be better to discuss the
matter negatively, so to speak; that is to say, it will bring out
the points more clearly if we raise at the outset every objectio«
which we can think of.
[Not pausing to consider a possible question (ridiculous to a
zendist] as to whether the pahlavi translation may not be itself
in the right after all, so that we have bere one of those half
semitic hybrid formations so common to the pahlavi but unknowii
to tbe zend, and that therefore we sbould actually correct our zend
text, and read in it nafshäni (sie) = "I will be bis own'^ instead
of our deeply interesting gätha-vedic ufyäni = '*! will weave my
song]"], let me ask n?ore practically, not whether nafsh may be a
part of a hybrid word, but whether nafshman is really and in fact
the pahlavi traiislation which we have before us; have we not
made a mistake at this curious rendering itself; and sbould wi*
not read our pahlavi |S'^e>j as ufydman (sie. whatever that migbt
mean as pointing to a root «/*, or vap^ "to weave" , for the chn-
racters may spell a word like that, if such a word existed? M\
1) See A study of the Five Zarathiishtrian GÄthas, pp. 397, 4;i7, ctc
MilUj •9J)4Auddd> and iU pahlaoi tran$lations, 441
ans wer is: not only would ufyäman be nonsense, as it Stands, but
we have a persian translation of ]i*^^] in the sense of "seif"
or "own" in one of our MSS. of the pahlavi, and if we suspect
this persian translation to be modern, we have Ner. 's svädhino^
smi^ see y. 28, 3, which certainly carries us back some five or
six hundred years with no hint whatsoever looking to vap. And
if we doubt Ner. ^s main text, there are his glosses, cet svddhtnatayd
yushmäkam iiahthdmi] questionin;^ these, we have the gloas of the
pahlavi translation to the same eflect, adding ash nafskman Aömandnt.
If these be not sufficient, then we have a reserve of very
peculiar and significant value, for we have ctctual va'tations in ihe
hody of the pahlavi texte Vieniselves. Herc again the same idea
which exists in this notable blunder is expressed, but in a totally
different word and from the other family of languages; in y. 43, 8,
all the MSS. read khveshxnishno- the base of which is hva = sva^
which is purely aryan, while at y. 26, 1. the next but one oldest
MS. and the sister codex to our Oxford MS. j^, has khveshinam^
all question as to the sense in which these aryan-iranian forms
ure used being put to rest by the pahlavi glosses^ for it is these
in the occurrences now at this present moment alluded to, and
not the pahlavi texts] which reproduce our veritable semitic
nafehman'^ at y. 13, 8, we have aigh pavan nafshman ddriehno , . .
cvo na/ahman küniehnn^ and at y. 26, 1, we have aigh . . . nafehma-
ninam, This proves beyond any question whatsoever that juifshmun
is correct for the pahlavi |5*M5«^|, and that it expresses a mis-
conception which took place at a very remote period of time,
for the idea which nafshman expresses is reproduced in a word,
khvesh^^ which had lost all trace of the form which gave it birth.
If nafshman^ nafshmaninam etc. were inexplicable until they
were explained by «^e^j = ufyd in '^^•^C^f, or i^*ü^J ^ con-
nection with >*^v\ = nafsh in jC^H^C^j nafshman^ how much more
incomprehensible khveshiniehnö and khveshinam would be, if we did
not possess nafshman^ vafshmanmam ^ etc. in the vuriants of the
pahlavi texts and in those of the glosses, in Ner.*s text also, and
in his glosses, together with the persian and its exegetical inter-
[lolations.
The question then seems settled, so far as our present MSS.
arc concemed; from the beginning to the end of the matter every
hint and every fact points in the same direction.
Although, as I have said, it is not vital to my argument to
rthow how this error arose, as 1 only desire to show that uses
similar to that which caused this occurrence at one time existed,
and that they may have lingered from the original period, it will
yet be usefiü to discuss this question of the mode of origin. Not
the least probable view is that ^MJi^®> = ufyd- as re-involved in the
442 Milhj ^)%«Af5dd> and iia pahlam iranalations,
form of *^Qjf [these being approximately tbe original avesta-
pahlavi characters) was repeated by soine early Bcholar from the
zend text and placed in the body of the pahlavi text, in wbich
repetition of the re-involved word he meani it, *H^€^f, to be read
as ufyä (in ufyäni) with no thought whatsoever of nafih (aa in
na/shman), and that this correct pahlavi writing of the zend word
was misnnderstood as the pahlavi writing of a pahlavi word. The
theory is of course only possible on the supposition of caprice
or accidenty for we may ask how any sensible man would re-
involve a clear zend word back into the obscure pahlavi character;
but then, it is precisely such unreasonable caprice that we are
called upon to meet and deal with at every step in all possible
discuBsions; it is the incredible which appears as commonplace.
Or to put the explanadon one step further back, was not an
^f«Au5^d>, ufyänt repeated in that (its zend) form in the body of
the pahlavi text, being later re-involved into the ancient pahlavi
as ^yi^Vfj and this in good faith, and as meaning ufyäni and not
na/shänt (sie), and was not this ^yi^QJf = ufyäni the word which
was later misread na/shäniy so giving rise to our error of nafshman?
This however seems to be practically the same hypothesis as the
preceding; wherever — MAid^d> may have been found, whether in
the body of the zend text or transferred from that inta the body
of the pahlavi text on the same piece of skin or paper and within
a few inches of its first insertion, only caprice or accident could
account for its having been taken out of its clear zend letters
and re-involved in the pahlavi terms; for the zend characters were
specially developed for the purpose of Clearing up the obscurities
of the early zend-pahlavi writing (although the pahlavi translations
were intended to clear up the obscurities in the zend-gathic text,
Strange as such a proposition may appear to those who do not
so carefully study their interior characteristics).
We are left then face to face with the original facta, with
one explanation of them which has been given; the error under
consideration may have been caused by accident or by caprice.
After the antiquated *^ had once been written instead of the
more newly developed aA>dd (by accident or from caprice) the
progress of the matter becomes evident. The later translator then
wrote naf8h[man) for ufyä- in ufyäni solely because this compo-
situm which expressed the ^ , allowed him to use a fymiliar word,
nafahman^ meaning "seif' or **own", instead of the more difficult,
but to US so exceedingly interesting ufyä in ufyäni, (I may say
in passing that bis translation nafahman concems only ^M^€;f, the
Suffix man is in no scnse a rendering of the suffix rU which is
admirably reproduced by the use of the auxiliary word Mmanäm,
Milh. <^9ajüddd> and its pahlavi tranalations. 443
so thftt we are not obliged to bring tlie Charge of grammatical
inaceiiracy against the pahlavi translator in this instance^ (as well
as the error in etymology); and it is a fortunate circumstance,
for we are not always able to clear him as to this particular).
And this error once perpetrated by accident or caprice, has con-
trolled all traditional exegesis of the word in its various forms
ever since, an object lesson waming us to be cantious in the use
of the pahlavi texts, which should never be slavishly foUowed.
But I must criticise, or at least explain, the theory of the
origin of the mistake, as having arisen through accident, admirable
as that theory always is. It being conceded to me by those whose
judgment I regard as safest that the original zend-pahlavi character
for yd was often ^m^ (or something practically identical with it)
is it not reasonable to suppose that this feature lingered in some
families of MSS. long after the transliteration into the clear zend
had become complete in others, for beyond all manner of doubt
there was a transition period which extended to a time long after
most of the old and ambiguous (pahlavi) signs had been given
up, and before all the new ones had been universally applied or
fully developed. Although it is not at all necessary to my main
argument, I am inclined to believe that this was the fact, and
that there existed for a very long time a family of MSS. in which
these old letters lingered, in certain words, and especially in this
Word under discussion; and I believe that those MSS. which re-
produced this «^ in this particular zend word •pJj^H^df instead ot
ojüdd as in •^f<AAJddd>, have perished, jnst as that line of zend-
pahlavi iranslations häs perished which most probably contained
the original, and therefore necessarily correct pahlavi (?), or stül
earlier zend-pahlavi ^ translation and exegetical explanation of ufydni^
for no expert will concede for a moment that nafahman hämandni^
or any of its equivalents, was the primitive and orginal explanation
of the text, when such an explanation of this rendering can be
offered as that which I have given from the character of this ^H3,
for it is precisely this letter, or compositum, ^H3, which in its
slightly altered form of ;0j )ü , survives io this very day in very
many other words where the syllable smj^^, <ju^^, or £dd, would
be expected; (see this Zeitschrift Bd. 49 III. Heft as above cited
where I have mentioned only a very few instances, which have
been for the most part accepted by those whom I regard as
persons best qualified to judge as to questions involving the zend-
pahlavi translations). And this fact, if it be a fact, may well
banish all positive necessity for the supposition of an accidental
change in the method of writing the letters under consideration
(admirable as the theory of pure accident often is) to account für
444 Mills, ^)4^jud5d> and iU pahlavi translatiam,
na/shman hömandni as an attempted translation of ufydni, *^^ =yd
may on the contrary have lingered in an unbroken Une in our zend
MSS. froxn the very first zend -pahlavi writing tili to-day, But
it leaves ns under the necessity of supposing, what was indeed
very like an accident, and this was either that (in the case of
this particiliar stem ufyd) some copyist, more or less a scholar,
saw the fuUy written y t^ujd5d> ufydni in some one of the MSS.
at his side, and inserted it into his zend-gathic text, while he
retained') his erroneous pahlavi translation^ nafshman h6mandni\
and that this more fully written ^»«AA;d^d> has descended to our-
selves, while on the contrary all the MSS. which once read
^l"^^^ (or the like) have perished; or eise it calls for the sup-
position that the copyist simply corrected the old ^l'*^^^\ .or
^I^M^e^l, ^^*ü€^f) ^ liis zend MS. hy writing | as > and **ü m
«aa;^^ in order to make the appearance of the letters in this word
correspond to the already fully developed syllahle «mj^^ (y<f) which
he had just written hefore it and after it on different folios of
the parchment or the paper before him.
We may, however, cast more light on the difficulty of pure
accident as onr theory for explaining nafshman for ufyd by quoting
the Strange band writing of the zend MS. J. 9 of which the Bod-
leian Library possesses a photo-facsimile. It would be hazardous
to suppose these boldly varied signs to be the result of individual
caprice; they are so marked in their peculiarity that it requires
study to decipher them. If they show a kind of writing which
was prevalent for some decades of years or more, in some remote
school of ancient philology, then the survival of dubious signs in
other schools looks still more probable. Unquestionably there
1 ) I may mention in passing that this apparently obvious fact affordd
US an incontestable proof of one moat interesting and otherwise not so
easily attested circumstance, which is that the zend-pahlavi MSS. could
not possibly have been mechanically copied one from the other in every
instance with mathematical exactnces. In very many instances our ancient
predecessors studied as they progressed, cuUing now a word from one
older document besidc them, now one from another, declining to follov
the pahlavi translation in one MS. while retainig its zend text ; sometimes
re-copyng the pahlavi translations before them and enriching them vitli
interpolated renderings wiihout erasirtg those tchirh they replaced^ and so
clther offering alternative translations thcmsclves or eise affording the
ready material to their successors for such productions; see cspecially
such cases a*« the double translation of yaste^ in y. 31,7, where the word
was first rendered as a form of a yas (sie) = "to come", then more cor-
rectly as the pronoun "who", see my Gdthas, page ü2.
It was to be sure a priori probable that the ancient editors fsic ,
some of them, should select zend texts and texts of pahlavi translation-i
from differing MS. or from more than one oral teacher, but here wc
possess what seems tu be an absolute proof of it.
MillSj ^faA/ddd> and iU paklavi translations, 445
were schools where such an error as nqfskman ASmanäm for ufyäni
could not have arisen, nor could it have remained undetected in
MSS. from otber seats of primitive leaming; but these schools
of higher leaming must have been quite rare; not a trace of a
correction has survived to ns. And that there were schools whose
MSS. read *H3 (in its modefied forms) = yrf, etc. and who some-
times mistook the «^-o = ?0 = yä for another letter or compositum
remains, as I hold, incontestable from the fact that we ourselves
afford an instance of persons who have made such an error. In
view of the fact that ^H3 = A) = y^ solves great grammatical
(Üfficulties (as to form) in cases like aÄf (?) for ahf/d and kaine (?)
for kainydj etc., etc. as well as in the case of the explanation of
nafsh from the ambiguity of an >JJ*H5^f or ^^*ü€^| = nfydni we
have every rcason to expect, what criticism ought long since to
have found out, which is, namely, that our present extant zend
texts ahound in ancient misapplications of the aiphabet, for the
vowel inherent in the consonant is to be restored at every tum;
while half of the so-called impossible spellings in the avesta arc
simply mistakes in supplying the lost inherent vowel; for, as in
cur modern pahlavi, all the short vowels were probably once
inherent in the consonants with occasional signs to refresh the
flagging memory.
All the rieh irregularities of the MSS. are precious to us
as the debris of former more rational readings, for they fumish
US with an invaluable quarry, out of which to select our materials
for reconstructions; but they render the theory of an intentional
caprice as an exclusive source of change very difficult, while they
assist US to belicve that other ancient peculiarities which have
now perished lingered for centuries, leaving their traces in the
frequent oddity of our pahlavi translations, where in the midst
of renderings brilliantly suggestive we come upon such apparently
uncaused (?) eccentricities as our nafshman hSniandni] and they
corroborate the arguments which we present to prove that this
ancient original use of «^ = ^ for sku^ö in *H3e;j which has
perished from ytajüddd> still survives in ;t>eV<A; as = «^OO**^ and
in the many occurrences of this amended ^H3 for saju^^.
I hope eise where to rebut in detail the once forcible, but
now antiquated argument that ii — y has simply disappeared in
the case of ^^%jj for «A;<>dev«ju or «Aud^evu^, leaving as the result
of its disappearance a modification of *ju = a to ;ü = ^ or of
s\jü = d, to {O = ?• I ani of the opinion that ii seldom or ?iever
disappears (in good readings) from Mjudi = y^? or from *vi.> = ya
[except as a mechanical accident), for (aside from the case of
446 Mills, •>J9«\ud5d> and its pahlavi tranalatüms.
jü 5 A), *H5 which I have considered above) this W = y, is coa-
tained in a character which. is practically always present in cases
where this ^^ = y , was supposed to disappear ; that character is
sj^ which is ;/y, the contraction being also a dispktcemeni , some-
what as in the case of ^nuha for ^hhva (term. of the imper. 2d
sg. med.); o/* is a compositum = ;2 . . y; \^sA^*jJip is V^^^MJ^v^,
cp. ind. vdst/aSj and vanhö (sie) is really nonsense. In ^^%*^Q^
for 4A^(dd)^^eV3£^ the second dd, y, was probably permitted owing
to the obscnrity of the letter (y) included within u/", or it was
simply a case of over-writing (that is to say of superfluous and
redundant letters) such as uj for n, (p ujg for )^Ajm, -OJioju, ^ J^
for 6sMJ, etc.
In this Zeitschrift Bd. 49 III. Heft, I read ^^d;0>J*) with
three MSS. correcting to ^/O^ « ujj^ösKxt^^b ^ cp. sk. iy^ya, the
form ;t) being perpetuated in this case to avoid the accumulation of
^'s; but reading ^/d^;o^^ (sie) and writing w^d;o^5^, we would
have ;o as = ^ in the place of sansk. a or <^, the propriety of
which I greatly doubt. Sansk. a is supposed to be represented in
zend by ;o at times; but almost, if not quite, always (in rational
readings) /O Stands in the place of an expected ou only after y,
which is a part of this seifsame letter /O = ^M^ which is the
subject in debate. I have myself not the slightest doubt that this
;0 which is supposed to equal sansk. «v is simply our oompositum
again as in the case of ;oeV«^ when deciphered as a^a = sk. asya]
cp. also gäthic aht/ä, 1 think we have here again iydd«Mj(d^]dd^
iy[y dyan pret, (?) perf., cp. sk. iydyd perf. with the ^^ redundantly
writtcn as in the case of ymhy[y']a (see above, ^ being used for
sMJ^d, or «ju^d to avoid an accumulation of the signs d).
I may ask in conclusion; if the disappearing (?) ^^^ y leaves
the o; OT «mj in the form of ;o or ]0 (= ^7 ^^ how comes it that
this supposed disappearance has no effect in the modification of
oiher vowels; cp. for instance \ in ^eva/*a;^ and gojü in
447
Padmasambhava und Mandärava.
Von
Albert Orflnwedel.
Als den Begründer des eigentümlichen hierarchischen Systems
der nördlichen Schule des Buddhismus, welches man mit dem Aus-
druck Lamaismus zu bezeichnen sich gewöhnt hat, hat man nach
L. A. W a d d e 1 P) eine Persönlichkeit anzusprechen , welche uns
merkwürdigerweise nicht einmal mit ihrem wirklichen Namen bis
jetzt bekannt ist. Unter dem Beinamen „der aus dem Lotus ge-
borene" Skt. Padmaaambhava, Tib. Pad-ma^byun-gnas oder ,,der
Mann von Udyäna* Tib. U-rgyan-^a ist diese Persöiüichkeit, welche
zu den Zeiten des tibetischen Königs K*ri-sroA Ide-btsan (740 — 786
n. Chr.) in Tibet gewirkt hat, der Mittelpunkt von allerlei Fabeln
und Mystifikationen. Alles, was über ihn erzählt wird, fällt aus
den geläufigen indischen Ailschaumigen, die man erwarten könnte,
heraus; doch kann man sich aus dem Wenigen, was bisher über
ihn bekannt ist, kein Bild über seine eigentliche Wirksamkeit
machen. Sicher ist, dass die herrschende Kirche (die Gelbmützen)
ihn nicht kennen will, dass manche der ihm zugeschriebenen Aus-
sprüche als blasphemische ^ bezeichnet werden. Beachtet man dazu
die weitere Angabe, dass er in Kabul, also in einem unter persischem
Einfluss stehenden Lande geboren und gross geworden ist, so wird
der Mann, für welchen die lamaische Ikonographie einen äusserst
markanten und peinlich festgehaltenen Typus in eigenartiger Tracht ^)
(Tib. Za-hor-mä) besitzt, noch interessanter. Zu den weiteren
charakteristischen Angaben über ihn gehört das Auffinden heiliger
Bücher in Höhlen*) und das Wiedemiederlegen derselben in solchen
versteckten Orten „er habe von IJäkinTs und anderen Gottheiten,
1) H. H. Bisley, Gazetteer of Sikhim. S. 244.
2) Veröffentlichangen ans dem Kgl. Mnseani für Völkerkiuide sa Berlin,
I, 2 — 3; 8. 107.
3) Vgl. die Abbildungen bei Schlagintweit, Buddhiam (trad. Millonö, Ann.
da MuB^e Guimet III, PI. VU; Risley, Gazetteer of Sikhim PI. V; L. A. Waddell,
Buddhism of T. or Lamaism, Lond. 1895, S. 25; Bastian - Festschrift S. 463
(S. 5 des Sep.'Abdmcks).
4) Sarat Chandra D4s, Buddhist Schools in T. JASB. 1882, 13. H. 123.
448 Grünwedelf Padmasambhava und Mandärava.
welche er als Dharmapälas bestellte, Offenbarangen in unbekamiter
Sprache^) erhalten, und diese da und dort untrer dem Schutz einer
Lokalgottheit deponiert, auch Prophezeiungen hinterlassen, wer
dieselben finden und zum Nutzen aller lebenden Wesen bekannt
machen würde". Das berühmteste Buch, das seine Legende be-
handelt, das Pad-ma-t'an-yig, lässt ihn seine eigene Lehre durch
Vermittelung einer Inkarnation des Samantabhadra aus der , Höhle
des Asuren" holen^ wo ihm Änanda dieselbe mitteilt-). Wenn hier
die Anschauung von in Bergeshöhlen wohnenden Heiligen an die
Maitreya-Legende •^) anstreift, so ist andererseits wieder nicht zu
vergessen, dass durch solche Angaben manche Fälschung möglich
war; wie denn auch Padmasambhavas Anhänger im Eifer des Anü-
gleichs — der im Buddhismus stets eine grosse Rolle gespielt hat —
behaupten, dass viele schlechte Bücher von gewissenlosen Schatz-
suchern ihm unterschoben seien*). Ja, es wird sogar von einem
zweiten Padmasambhava, einem Betrüger^), berichtet, welcher viele
solche schlechte Schriften verfasst und verbreitet habe. Ob darunter,
wie ich glauben möchte, eine Entschuldigung für das viele dem
Buddhismus und dem indischen Denken überhaupt völlig Fremd-
artige in der ganzen dem .Padmasambhava angehörigen Richtung
zu sehen ist, oder umgekehrt eine Beschuldigung seitens der Gelb-
mützen, muss vorderhand dahingestellt bleiben. Der Anlass, welcher
ihn nach Tibet führt«, „da er allein durch seine ungewöhnliche
Zauberkraft imstande sei, die Dämonen des Schneelandes, welche den
Tempelbau von Sam-ye zu hindern suchten, zu bannen **, trifft wohl
den Kern seines Wesens. Ferner lässt ihn seine Legende, welche
ihn an verschiedenen Stellen als den für Tibet bestimmten Buddha
darzustellen bemüht ist^), beweibt sein, und zwar mit fünf Fniiieii').
1) Zu seineu mystischen Lehren, welche er nach dem Pad-mA-t'an-yi(i?
in Gays entwickelte, gehört der A-ti yoga, Spyi-ti yoga und Yau-ti yogR
Fol. 149 A des Holzdrncks und Jfiscbke, Dict. s. v. v.
2) Pad-ma-t*an-yig Fol. 84 ff.
3) Schiefner, Zur buddb. Apokalyptik, Melanges Asiatiques, Bull, de
TAcad^mie Imp. de Sciences de St. P^tersbourg VII, S. 416 ff.
4) Sarat Chandra Das, JASB. 1882, 124.
5) Genannt „U-rgyan Za-hor-ma" nach der obenerwähnten Tracht, Sarat
Chandra Dds, JASB. 1892, 9.
6) Z. B. Veröffentl. Vol. V. Excurs S. 114.
7) Pad-ma-t'an-yig Fol. 1: Iha-Vcam Man-da-ra-ha dan hal *ban9 Ka-
la^sid-dhi dan bal-mo Cä-hfa-de-ba daii mon-mo bKra-Hs kUje-^drea dan
bud-med Ye-ties nUs^o-rgyal .... was das Tfi-se-suü E fol. 16 öborsetat:
Tä-Se yii L/um pa-no kiip Man-da-ra yaä sa ik-kä Lum pä-no http Ka-la
su'di yän sä Pa-pu-mÜ Sa-kf/a de-tco yan sä Rön-mU Kra-H gen-ran.
Den Namen Mandärava, welcher in Mainwarings TS-se-Mskpt. in Anlehnung an
ein Lepcha-Präfix miin : Miin da-ra geschrieben war, während die letite Silbe
-ba (geschrieben) vom Lepcha-Übcrsetzer als tibetischer Artikel aufgefasst und
weggelassen worden ist, — denn an Rekonstruktion der ebenfalls vorhandenen
Sanskritform Mandära darf man bei dem Lepeha wohl nicht denken. — habe
ich nicht in eine Femininform umgeändert (etwa Mandäravati), da es »ich ja
Griintoedel, Fadmasambkava und Mandärava. 449
und das knrz nachdem die Erzählung Teile der Buddhalegende, das
Abhiniskramanasütra auf ihn zurechtgestutzt hat! Ausser seiner
rechtmässigen Gattin^), angeblich einer sinhalesischen Prinzessin,
welche er ähnlich wie Gautama verliess, sind fünf Frauen die Ge-
nossinnen seiner Razzien, die Tochter des Königs von Indien (Za-hor)
Mandärava; die Indierin Kälasiddhi; die Nepalesin Säkya de-ba;
die Mon-frau bKra-Sis k*ye-'dren und die Tibeterin Ye-ses mts*o-
rgyal. Seine eigentliche Begleiterin ist Mandärava, welche auf Bildern
nnd Skulpturen häufig mit der Ye-Ses mts'o-rgyal neben ihm dar-
cfestellt wird. Sie ist es, welche seine meist recht eigentümlichen
ßekehmngszüge mitmacht, manchmal versperrt sie mit einem Katzen-
kopf versehen denen, welche vor dem „Bekehrer" fliehen wollen,
den Weg ^). Ein Tempel, in welchem sie verehrt wird, ist in Tibet
(in Nalam, genannt „Ri-vo tag-ssang^)) vorhanden. Merkwürdig
Ist femer, dass Padmasambhava nach seinem Abhiniskramana, bevor
er nach Gayä geht, der Tradition nach auf acht Leichenstätten —
die Höllen der vier Weltgegenden und der vier Zwischenwelt-
gegenden — in Bannungen verharrt und dort Geheimlehren von
den DäkinTs erhält; es ist zu beachten, dass auch die Bon-Religion
acht Leichenstätten-Bannungen*) kennt, dass es also nicht unmöglich
ist, dass ein alter Connex zwischen Padmasambhavas Wirken und
der Bon -Religion besteht.
Als Berichterstatter vor Jahren die Drucklegung der von
General Mainwaring hinterlassen en Materialien zu einem Wörter
buche der Lepchasprache übernahm, fand es sich glücklich, dass
kurz vorher Hei-m Dr. Ehrenreich in Berlin*) die Erwerbung eines
Manuskriptes jenes Werkes gelungen war, welches in Sikhim als
das Hauptlegendenbuch über Padmasambhava gilt, des sogenannten
Tä-Se-sün^. Über die Erklärung des Namens Tä-Se für Padma-
sambhava wage ich keine Vermutung, die von Mainwaring gegebene
ist sicher nicht richtig, noch weniger die des Berichterstatters im
um tibetisches Sanskrit handelt. L. A. Waddell schreibt Manddravakumära'
rlevi offenbar als Übersetzung von Iha-lcam (ihres gewöhnlichen Titels). Dio
Übersetzung des Wortes Mon mit dem Lepchaworte Mön (was übrigens der
nationale Name der Lepcha selbst ist) ist beachtenswert; dadurch ist die be-
treffende Persönlichkeit Nationalheilige geworden; Qber Mon vgl. jetzt B. Läufer,
Klu-*bum bsdus-pai suin-po, Helsingfors 1898, S. 94 ff.
1) Sie heisst Tib. *0d *c*an-ma, was der Lepcha mit Nnm-tsur-mit über-
setaet, vielleicht Sanskrit Marlci. Seine Werbung und Heirat wird aus-
fQhrlich erzählt im Pad-ma t^an-yig Fol. 61—65.
2) Vgl. T*oung-Pao 1896, S. 532.
3) „The Place considered holy" siehe Sarat Chandra DAs, A brief account
of Tibet Ärom Dsam-ling gye-sho, JASB. 1887, 8; Graham Sandberg, Handbook
of colloquial Tibetan S. 202 „Kibotagzang near mount Everest'*.
4) Journ. Buddh. Text Soc. I, Taf. 1, 'Fig. 8, 9 und die Erklärung dazu.
5) Handschrift £; erworben Dez. 1892; sie ist ganz neu, mehrmals am
Anfang, wie zum Schluss findet sich das Datum 1890.
6) Vgl. darüber die weiteren Notizen in „ Bastian - Festschrift " S. 462
^^. 4 des Sep.-Abdrucks) und T'oung-Pao 1896, S. 551 f.
450 Grrünwedd, Pcutmaeamhha/oa und Mandäratfa,
, Hansel Zasshi'* Xu, (11), 26. In Mainwarings Materialien war
das Werk oft citiert, aber selten mit Übersetzung und wenn es
der Fall war, nicht mit der richtigen. Die Kenntnis des Tibetischen
war vor dreissig Jahren noch weit zurück, und der verdiente
Offizier hatte als Hilfsmittel nur das nDictionary*' von Osoma de
Koros, wie deutlich aus seinen Manuskripten hervorgeht. Täranätha,
der soviel für die hier nötige Phraseologie bietet, lag ihm nicht
vor. Ausserdem hatte Mainwaring seine eigentün^chen Ansichten
von Sprachvergleichung und Philologie überhaupt, welche aus seiner
Lepcha- Grammatik genügend hervorgehen; seine Liebe zu dem Volke
unter dem er lebte, und das alle Berichterstatter, wenn auch nicht
in so leuchtenden Farben wie der General, doch einmütig als rechtlich
und liebenswürdig schildern, liess ihn den Versuch machen, im
TS-Se-süA Teile der göttlichen Ofifenbarung, womöglich der Bibel,
zu suchen. Wer wie ich sein ganzes Material Blatt für Blatt
durchgearbeitet hat, wird ihm deshalb keinen Vorwurf machen,
sondern nur über den Sammeleifer des Mannes staimen. Wie weit
er mit seiner „OflFenbarung des wahren Gottes* recht hat, mag
dahingestellt bleiben; ich sehe nur eine Inkarnation des Amitäbha,
aber die Ausstaffierung der Legenden ist, wie erwähnt, merkwürdig
genug. Sie zeigen eine tolle Eeligionsmengerei. So hat der ver-
diente General doch den richtigen Eindruck gehabt. „ Jemand aus
Mitleid zu seinen Ketzereien in eine bessere Wiedergeburt bringen**),
„den verstockten König, welcher in der Gewalt des Satans (Mära)
war, in die Welt der Akanistha- Götter veisetzen', und wie die
hübschen Phrasen für das deutsche „totschlagen*^ alle heissen:
den Frauen der Ketzer beiwohnen, um der Nachkommenschaft vom
Mutterleibe her das Vijfiäna beizubringen, sind ganz unbuddhistische
Dinge. Dazu kommen Formeln, welche an mohammedanische er-
innern, wie der so häufige Kapitelanfang „der Buddha weiss es'',
die eigentümliche Lehre, dass das Opfer nah mc^od'^ durch das
Mantra om äh hüm in Amyta verwandelt wird — eine merk-
würdige Transsubstantiation; vom Paradiese des Amitäbha, der my-
stischen Quelle zu DhanakoSa, mancherlei Stimmen von Oben u. s. w.
gar nicht zu reden.
Im folgenden gebe ich ein kleines Kapitel aus dem TS-6e-stlfi
nach der Ehrenreich'schen Handschrift, wobei ich mich zur Er-
klärung und Interpretation auf die entsprechenden, viel umfang-
reicheren Kapitel ^) des tibetischen Textes des Pad-ma-t*an-yig stüty.e.
welcher mir zur Bearbeitung des Lexikons seitens der Britischen
Regierung geliehen worden war. Diese Stütze erwies sich aus den
obenangeführten Gründen als sehr nötig; denn erst das tibetische
1) Bastian-Festschrift S. 463 (S. 5); T'ouixg-Pao 1896, S. 582.
2) Jäschke, T.-Engl. Dict. 8. v.
3) Kapitel 33 ff., Fol. 114— -132 des Holzdruckes. HoffentUeh wird es
mir später einmal möglich sein, auch den tibetischen Text (mit Übersetsnng)
zum Druck zu bringen.
Grümeeilelf Fadmasambhava und Mandärtwa. 451
Original verhalf in den meisten Fällen zu leidlich befriedigenden
Bedeutnngsangaben für diejenigen Wörter, für welche die Bibel-
texte und die oft nützliche Etymologie versagten. Ich habe zum
Lexikon das ganze TS-Se-süÄ in zwei Bearbeitungen und nahezu die
Hälfte des sehr umfangreichen Pad-ma-t'an-yig durchgearbeitet, und
doch ist manches unerklärt oder hypothetisch geblieben. Auf das
Lexikon muss ich also den Leser verweisen, der den untenfolgenden
Text analysieren will; im übrigen, hoffe ich, werden die von mir
früher gedruckten kleinen Glossare ^) ziemlich ausreichen. Den Text
habe ich geschrieben, wie ich ihn im Lexikon eitlere (nach Main-
warings Grammar imd der Orthographie der Bibeltexte) und dem-
gemSss die leidige, jedem Lidianisten geläufige Eonfusion von e,
^a, 7/e korrigiert. Massgebend blieb die Etymologie; so ist ä her-
gestellt in Wörtern wie ni/an (hören) aus T. ni/an-da^ ebenso in
nyän (setzen), weil es Kausativum von nan (sitzen) ist, um es von
nyen (die Milch) zu unterscheiden; die Handschriften wechseln in
der Schreibung, und darin liegt die einzige Schwierigkeit, die Texte
zu verstehen. Den Objektiv re schreibe ich rem^ nicht ryum^
wie die Handschriften oft (aber nicht immer thun), ren (aus re-
nun) schreibe ich so, nicht ryen, wie die Handschriften und die
Bibeltexte.
Es erübrigt noch, eine kurze Lihaltsangabe des ganzen Buches
zu geben, um die Stellung unseres Kapitels zu fixieren.
1. Beschreibung von Amitabhas Paradies; Fadmasambhava ist
ein spiritueller Sohn Amitabhas zur Bekehrung Tibets^).
2. Er wird als Sohn des kinderlosen, blinden Königs Indra-
bhGti aus einer Lotusblume geboren. Der König, welcher durch
Almosengeben seinen Schatz erschöpft hat, holt das Tschintämani
von den Nägis im Meere und erhält sein Augenlicht wieder; —
übersetzt in Yeröffentl. aus d. kgl. Mus. f. Völkerkunde zu Berlin,
V., 1897. S. 105 ff.
3. Fadmasambhava wird als der Sohn des Königs erzogen und
mit einer Prinzessin von Ceylon verheiratet; er entsagt der Welt
und entflieht auf einem von Dschinnen gebildeten Pferde.
4. Darauf meditiert er auf Leichenstätten , begiebt sich nach
Gayä, lernt Astrologie, alle Sprachen etc. — Probe in der Bastian-
Festschrift, S. 461 ff.
1) Poung-Pao 1892, 8. 238—308; (dies Olouar — du Mskpt. bestand
schon seit 1885 — fasst nur auf Mainwarings Grammar und der (älteren)
Lepcha-Übersetsang von EvangeUum Johannis. Es wurde damals zur Korrektor
▼on Etiquetten aus Sikhim stammender Samminngen, welche die indische Ab-
teilong des Berl. Mnsenms kurs vorher erworben hatte, aasgearbeitet. Die
Worte „von pron. a^j. other*' nnd Jyak to taste, to try*' beruhen aaf IrrtQmem
nnd sind an tilgen; an di-du-mo bt BiBvfioQ nachzutragen, das tibetische Wort
m streichen; femer Toung-Pao 1896, 526 — 561.
2) Das bekannte, den Ayalokitesyara yerherrlichende Werk Ha-ni bka'-
'bnm ist dieser Partie des Textes des Pad-ma-fan-yig nahe verwandt; vgl.
Pallas, Sammlung histor. Nachrichten über die mongol. Völkerschaften 2, 396 ff.
Bd. UL 30
452 Grüfttcedd, Padnuuambhava und Mandärava.
5. Er bekehrt die Mandärava; das untenfolgende Kapitel.
6. Er zieht mit ihr auf ^Bekehrungen* aus: es folgen eine
Reihe abenteuerlicher Erzählungen; — Proben im T*oung-Pao 1896,
S. 526—561.
7. Er wird^) nach Tibet berufen, unterwirft alle DSmonen,
darunter Mära; der Bau von Sam-ye wird erzählt etc. Abschied
vom König und dem tibetischen Volke in einer langen Schluss-
predigt, welche die pafica gaii's als Thema hat. Er begiebt sich
nach Westen in das Land der weiblichen Dämonen, T. srinrmo,
L. 3Ü-mo (aus dem T. entlehnt), Skt räkahaai,
Leptscha-Text, E 74—86.
A-läÄ go sll-ba noA-pu yo sak-iiA-yam-o. a-l&6 go SS-hor
lyaA yo-ba-s& p&-no-re 6*o^)-ka t*ap-yet^-sö yo sak-öiA-yam-o.
pä-no ilr*)-s& t&-*ayü köp kat nyi-yam-o. pün-di köp ür-sä a-biyafi-
ka Män-da-ra rip-bor ySA ka-yam-o. (75) pün-di kÜp ör-len ryu
ryam-müA-re len gat-tilA-re m&-nyin-ne-yam-o. tsük-kyer tsilk-lat
giin-nä-sä pä-no-pän sut-glyem t*yo-lüÄ yam-o. pa-öA-sä pä-no
tim-bo yo-p&A-nün pS-no küp pün-di-rem *) ul-ka t4 -yam-o. jer
körn bü zuk-ban tyaö-mo-ka by&t^ löt-lÄt-t*i -yam-o. lyaA gün-nik-
sä pä-no gün-nä-nün jer körn dum dSA t^yam t^o-ban Sü^-ba: pä-
no-wö a-do-sä küp piin-di-re kä-yum bo yäA gün-nä-nÜn lä a-bäft
jo jo raA raA pS-no gfin-niln ul-yam-o. pä-no do-sä sak-(iA-ka
ul-bo IS gyap nön-ne; pS-no kat-ka bi-l^en küm-duü-säA-nün mä-
go-nä te yäA sak-SiA-yam-o. ür-len tä küp do-ka vyet-so -yam-o:
küp-p6 ho dom ul-bo lä gyap n6n-ne; a-lSA küp do-ka sä-re mü-
re jak-küA-re küp do Aäk-ban a-bo (76) kä-süm dün bo yo li-
yam-o. han pün-di-küp re a-lo-yo 8ü-yam-o: a-bo pä-no tim-bo-wö
ho do-ka tä-*ayü küp gyap-mo nyi-la gäA tä ryu-So-pa» pä-no
rel-lä-ka bi-sä nyi-lä gaA h6 ryu-So-pa. ür-nün gäA pä-no gÜn-nl
hö t*yüm-lel-So-pa. go kä-ta kat-ka bi-Sen kÜm-duA-päA-uÜn hö
dom pün-jüm Aun-So-pa. pün-di-küp-re li-ba: a-läA go a-vo mB-
gat-ne kä-süm hl'o mat^) kön-nä yo li-yam-o. pÜn-di-küp do-sft
tsöm-lä pün-di-küp do Aöt fat-yam-o. han a-bo pä-no li-ba: küp-
p6 ho tä-'ayü-nün t*o fe*ok*) mä-mya-ne -yam-o. küp ho-do-sä s«i-
8in-ka go gäA t*o lä mat-tä-o. han pä-no li-ba: a-yu-do pa-no
1) Hier beginnt der allerdings noch mit vielen Wnndergeechiehten ge-
mischte, aber doch der Grundlage nach einigermassen historische Teil des
Pad-ma-f an-yig. AnslÜhriicheres über die Bannungen der einseinen Dimonan etc.
giebt L. A. Waddell, Baddhism 882, Note.
2) T. c*M.
3) In E oft für ^ayat^ was die BibelÜbersetinngen gebraucht (es bildet
Transitiva oder yerstJLrkt sie).
4) In den Handschriften fast immer fUr dr in den obliquen Formoo.
ö) E ryum. 6) E byet. 7) T. iu-ba.
8) Für T. &08 byed^pa. . 9) T. m&og.
GrÜHieedeif Padmasambhava und Mandärava. 453
(77) küp-päfi gün-nS kam sen^) bo yo li-yam-o. a-lSü kä-sü küp
kä-ta nä &*o-ka gö-18A 6*0 mat*&&fi g^^- i*o mat-ban a-ynm b6n
so mä-njet-ne-yam-o. han pä-no-söA^ li-ba: 6^0 mya 1& g&ft tä
Iku li-sä Byi-te? yo li-yam-o. pS-no kttm-duA-sä vo len^ 16A 1&
gM kS-yu-pä&-äfin h6 do-sS t^yak-ka fyen mat-ä&A güm yo li-ban
gün-nä 16t-n6n-yam-o. han ptfn-di küp-re b^o mat-bam-yam-o.
sük-nyi-ka lyon mat lyaA pür-tam tim-mo kat nyi-yam-o. ür-ka
pün-di-soA sS-t*a-l& lyön mat-ka ndn dyet-yam-o. han kat t^in
tä-Se-tiü-re nöA-ban pür-tam ilr-sä a-6ük-ka pür-fy6k-ka t^-lüA
Aan-nyi-yam-o. Ür-rem^) piln-di-söü &i-fat-yam-o. pün-di-söA nak-
lüA li'ba: a-re rtim-dar küp go-pa yo li-ban li-ka löA noA-ban
(78) ny&n*) t'o-yam-o. tä-5e-t'iA-nän fe*o giln-nä dün bi-yam-o.
pün-di-küp-soÄ IS h^o gün-nä y&-n6n-yam-o. kat-Vin t&-ie-t4A-re
tioxi sak ma-di-n&-ban 16m-bam-6en bik üak-bn boA kat-tün Si-£at-
yam-o. Ür-ren mli-rö gün-nft-ka diln bi-fat-yam-o. han p&-no IS
t^yo-lüA sak-lyak-lüü li-ba: kS-sü küp ö^o mat-tüA-ka a-lo mat
lin-bo-re- §im-bo-re to gö gram-mS dün bo yo li-yam-o. p&-no-nün
li-ba: tS-gri-nün Si lä gaä kür-t*ak-ka ka-So-yam-o. ta-'ayü-nün
Si lä g&& pä-no-sä yü mat-Süm-yam-o. mS-r6 gün-n&^ka rlA 6p-
yam-o. to lä lin-bo mS-nyin-ne-yam-o. han pä-no-nün pä-6n-ka
jer köm 'ayü®) mu-tik') tor*^) rip dum d&ü a-mik (79) a-nyo
wüA-AÜn ta-at-l& mlo-k*6ft gün-nS püA t^o-ban li-yam-o. kS-sü
kÜp*ka bam-ty6l mik t^yak nyi mä y&& re to. &im-bo-nün mlo-k'öA
a-re-p&fi 16A-Ää-o. kS-sÜm nÜA-naft-ida dün-bo yo li-yam-o. han
mä-rö gün-n& znm-bam-sä a-5ük-kün böA kat re tS-bSk-ka^) süfi-vo
lä mat-bam-müA tÜk-tok-ka lä tä-'ayot^^) bü-bam-müA mü-zü a-
jüm^^)-s6ü pür-cok sür-yok lä tük-nöm-s6& nä-nar-lä kat-tün mä-
ro-sä 2ük-kün diA di-ban li-yam-o. han pä-no lin-bo-re in li-bam-
müA gö-yam-o. &im-bo yam-bo to gö go lin-bo-re t^a& mä-t^aA-
nüA-re pün-di küp do-sä Aan li-ka Mk-nön-yam-o. ri& ür t*yo-ren
pä-no-re sak-lyak-ban kür-t'ak-säÄ-ka ja-gräm nöft Ädk-ban mä-rö-
rem tsam dam-ban mi-ka fan-nä-o. pün-küp pün-di lä kä-sü riA-ka
mä-nyin-nä mat-lüA yo len^^) loA-AüA-re jü püA-höA-ka nam sam
sam Vap-t*o-yam-o. han (80) kÜr-t^ak-säA nöA-lüA Aak-Sen tä-Se-
t'lA-sä a-tsür a-6m-nün tsut-lüft kür-t'ak-säü pyä-lä li-ban pok-nön-
yam-o. han kat-t*in 16t nöA-ban pä-no-ka äü-yam-o: mä-r6 a-re
re küm-doü-sä mä-dok-ne yää Sü-Sen yam-o; pä-no-w6 ka a-lo
mä-mat-nä ka yo Sü-Sen pä-no-nün li-ba: a-läA do dal-lä mi-ka
gram fan-nä yam-o. han kür-t*ak-s6Ä böÄ mä-lyäk*^-nä ban tä-
Se-t*iA-müm tsam-ban dam -fat- yam-o. han pä-no ür-sä mi-sä
1) T. g§€n^ba.
2) In den Handschriften oft für -«an (Suffix des Plurals Yon Personen).
8) E lyen\ aber da es T. len-pa ist, habe ich len geschrieben.
4) £ ryum. 5) E nyen, aber T. nyan ha.
6) T. yyu, 7) T. mu-tig, Skt. muktä. 8) T. dar.
9) £ tä-bök-ha. 10) E ta-'ayut, 11) E a-jan,
12) E lyen, aber T. 2efi-pa, Tgl. 3). « . 13) E lek.
30*
454 Grüntoedel, Padmasambhava und Mandärctva.
fia-wok^)-ka gün-nä jam päA-ka nyit fii^) rel-lä (81)-sä tsan-dan')
knü SaA bü rel-lä gyom-ban tä-§e-t^ifi-müm mi-ka fan fat-yam-o.
pün-di küp-mÜm 1& pün-höü du*)-ban jü-sä gryam*) t*o-ban sä-
gäü-ka t*ap-t*o-yet'^)-yam-o. han ta-Se-t^iÄ-müm mi fan-luA sä-'ayak
k&-kyäk nön-ne-yam-o yati mi-re mä-mak-ne mi kan kan-nS k^-nä
kan üan-nüA ^i-yam-o. pä-no li-ba: ka lyaA a-re-ka m4-rö mi-ka
fan-bo-re mi a-tet ma-zu-nä yaft sä-röA re sä-lo go te yo-ban m&*r6
nyät^-tä-ka fiak k6n-Sen ^aA-päü nÄ da fiun da-nyi-yam-o. uä
dä-sä a-pim-ka 15 var-rtt var-rä mi dyak Äan-nyi-yam-o. d&-sa
a-öük-kä tüA-kuü öm a-dum-s& sS-gäA-Aän rip MA-f6ü-8& a-bor*0-sä
a-pl&A-ka (82) t&-6e-t*in-re pür-fyök-ka ju®) Aan-nyi-yam-o. rip-sä
a-b&A a-pnn var-rä var-rä re rüm-mit k*an-ro-mo *®) fä-fto-nün
vor-lüA Aan-nyi-yam-o. ür Si sä-lä 16t nöA-lüA pä-no-ka dün-bi-
yam-o. han pä-no lä nöA-lüA Aäk-Sen 2a kür-t'ak nyÜm-nün dün-re
, zöA ral-l& Si-yam-o. pä-no-re ür Si-AüA-sä sak-SiA-ka go röA-A6
rüm-dar-küp a-re z6A go a-lo mat-tä ini-ka fan fat-tüA-re yo sak-
däk-ban 5u lä lin t*ök mä-fe*et^^)-ne-yam-o. tä-Se-t*in-nön tarn
vyät-ban li-yam-o. rüm mi-ka fan-bo-sä pä-no hö t'i-AüA-ä. lyaA
uA-sä (83) krut sät güm yaA sak-(iA-AüA yo li-yam-o. tä-Se-t'iA-
nön a-lo-yo vyät-Sen pä-no-re o-tet-ka AaA-löA pok-nön-ne-yam-o.
tä-5e-t*iA-niin a-gyän^*)-sä 5i byön-yam-o. pä-no-do-sä sak-Ün-ka
go Su rnuA-Aiin mat-tüA go te yam-o. söt-luA Ao fat-ji-ka lyap-lön
Süm-re zöA Aun-nön-yam-o. o-tet-ka pün-di-söA-sä re nye zum-
pän*^ kiir-t*ak-söA gün-nä t'i-lttu lyaA-sä mä--rö gön-nä zum-yam-o.
'ayo mä-r6 a-tet mi-ka fan-ba mi-nün dop-pä yam-o, sä-r6A-n&
mä-ro mi-ka fan-ba mi-nÜn mä-dop-nä pa yäA-sä a-snt re sa-ba
re-ba tsük-kyer tsük-lat gün-nä t*yo-n6n-yam-o. (84) ür-ren^*) ran-
rit-söA'*) lä pä-toA piir-vit tsiik-liiA Aak-ka t*i-yam-o. 'ayok*^
pr6k giin-nä 66m-ban Aäk-ka t4-yam-o. han pä-no-nün p'yök
tsa*')-ban 6ü^®) -yam-o. rüm-küp-pö hö sak mä-däk-kün-nä-o.
kä-yu t^am-bik t*am-cäA-sä Su kyät^*) nyi te. mä-yä mä-Sin-nün
zuk-fat-pa. a-läA kä-sü-sä lyaA nA lä-vo tüA-bik gün-nä h6 da
löA-Aä-o-yam-o. h6 sak mä-däk-kün yo kä-sü li-ka yo Sü-Sen tä-
5e-t*iA-nün li-ba: pä-no-w6 go rüm tä-lyaA-sä Su kyät**) lä mä-
njrin-ne-yam-o. go-ka mi uA-Aün lä kä-süm Sn lel te-yam-o. go
rüm-sä Su kyät ") nyi-te-yam-o. t*am-6aA t'am-bik-nÜn kyöl nor-
rüA-re a-yu-ka it-po (85) yam-o. Vam-SaA t'am-bü gün-nä go
fe*o-ka t*ap gat-pa-yam-o. sä-röü pä-no do-sä rlA-ka go nyÄn*^)-s6
1) E na,4üukirha) von T. mna-'og, 2) T. bre.
3) T. tsan-dan. 4) T. lyrt^-ba. 5) £ gryam,
6) In E meist f&r 'aycU. 7) E nyei. 8) £ a-bur-^.
9) T. bhtgs-pa. 10) T. mkch^gro-ma, Skt. dakkd.
11) T. *tcui-pa. 12) E. a^0n, doch wohl von T. rgyan absnlMt«n.
13) T. gzün-dpan. 14) £ ur-ryen, 15) E ren-rÜ-^öA*
16) E ^ayuk, 17) T. p^yag 'tt^al-ba, 18) T. hUa.
19) E h^et was keinen Sinn hat (es ist T. Ar'^od); die Handaehriften
verwechseln übrigens die beiden Wörter oft.
20) £ nyeUf T. nyan-ba.
Grüfttoedel, Padmatambhava und Mandärava, 455
jam-o. tä-Se-t^iA pä-no-sS li-ka nöA-S&A mat-sen pä-no-re gö ^ krok-
lüü tä-Se-t*iA-ka p*yök tsa-yam-o. pS-no li-ba: kiir-t^ak-soA ja-
gram-mä li-ka kä-sü-sä däA sä tiik-tük-s& rüm t&-£e-t^ bün-bü-s&
kuA-on lyo nöÄ jo li-yam-o. ür lyo-lüü Vi sä-lä pä-no do*sä tük-
tük s& däÄ sä dum giin-nä-päü riim tä-Se-t4A-ka p^u^) ban kuö-on-
sä a-pläA-ka jer-sä go^) kyöp-ban jer köm-sä li läp lap-ban tä-§e-
t^iA-miiin ny^^) t'o-ban on-sä tük-po-re pä-no do-sä dum gÜn-nS
6t-ban a-gun mat-ban tök-po-re tük-tok-ka vyöt bü-yam-o. pä-no
do lyaÄ lern tä-5e-t*iü van-sen m&-rö gün-nä ryak-löA hryöp-fat-
jam-o. (86) a-flik-kün ryak Aäk-yam-o. a-flik-kün ryak Ion hr6A-
yam-o. a-flik-kün li-ba rüm tä-le-t^ü h6 sä mä-biydt^-Ae yo li-
jam-o. pä-no-sä li-ka 16A t^-ban jer köm-sä li lap lap-sä pläA-ka
ta-Se-t*iA-miim nyän*) t*o-yam-o. *aya pä-no do-sä a-küp pün-di-
rem*) lä jü püA-höft-ka t*ap-t*öm-bo ryam-lä dot-ban tä-5e-t*iA do-
ka bi-yam-o.
Tä-se-t*iA-niin Sä-hor lyaü tsam-lüA-sä suü') a-pröl
kä-yam-o. Sä-hor lyaA-ka mä-rö mi-ka fan-ba mi mä
dop-n6n-sä stüä kä-yam-o.
Übersetzung.
Darauf überlegte er (Padmasambhava) : , Wohin könnte ich
jetzt gehen?* Da fiel ihm bei: ,Ich will den König des Zahor*)
genannten Reiches zur Bekehrung bringen". Dieser König hatte
eine Tochter. Dieser Königstochter Name war Mandärava'*^) -Blüte.
Etwas schöneres und besseres als diese Königstochter konnte man
sich nicht wünschen. Alle Fürsten, von da an wo die Sonne ent-
steht bis da wo sie zu Raste geht, hörten diese Freudenkunde ^•).
Alle, welche im Auslande den Titel Grosskönig ^^) führten, kamen,
1) Doch wohl T. dgct-ha. 2) T. p*uL prfit. ron ^bul-ba,
3) T. aga, 4) K nyen^ aber Raus. Ton •nan. 5) E bret.
6) E ryum, 7) T. gsun,
8) Über Sä-hor, T. Zet-hor rgl. Jäschke, T. Dict. i. ▼.
9) Skt. MandäravOf mandära Erythrina iodioa, einer der fünf himm-
lischen BAame B. R.
10) Die Übersetsang des Wortes mU-glyem (die andere Handschrift, welche
ich benntsen konnte, bietet mi-glyurn) ist nicht gans sicher« Das Wort kommt
nur an dieser Stelle vor. 8Ut, a-sut ist ganz gewöhnlich in der Bedeutung:
^*at, Ton; Gerede; Nachricht", b. B. Joh. Ev. 3, 8; die Missionare übersetsen
gogpel mit a-3ut a-rytmi', chryum von ryu „gut sein**. Ob statt glyem oder
glyum (wie dies oft der Fall ist) glün geschrieben werden muss und dies aum
8t. gU (sä-gU la) „offenkundig, sichtbar sein" gezogen werden muss oder ob es
das Raus, glyam (von gla^ glam „plötzlich auftreten") ist, wage ich nicht zu
entscheiden. Der Tibetische (viel reicher ausgeführte) Text drückt die Phrase
ganz anders aus.
11) Das Pad-ma-fan-yig 116 A nennt als Bewerber den König von rGya-
gar (Indien), den König von rGya-nat; (China); ersterer bringt Gold, letztwer
besonders Seide als G^chenk mit, femer den König von Bhangala, er bringt
Edelsteine, den König von Be-ta, welcher Wunschedelsteine bringt, femer die
456 Grünwedelf Padmasambhava und Mandärava.
tun sich um die Königstochter zu bewerben. Mit Lasten von Gold
nnd Silber beluden sie Elefanten und schickten sie ab. Aller
Länder Fürsten machten Schätze und (kostbare) Kleider bereit und
baten: „0 König, gieb uns doch deine Tochter*^. So sprachen sie
alle aus einem Munde. Der König aber bedachte in seinem Sinne:
«Viele ja silid da, welche sich bewerben; wenn ich sie nun einem
Könige gebe, so können mir die andern aufsässig werden. Damm
will ich das Mädchen selbst fragen.** , Meine Tochter, viele sind
da, die sich um dich bewerben, darum sage du mir, dem Vater,
indem du die Prinzen ansiehst, zu welchem immer du Zune^nng
hast* Also sprach er'). Darauf antwortete die Königstochter also:
«0 Vater, Orosskönig, nun ist es in der That gut, dass du viele
Töchter hast; nun ist es gut, dass du jedem König (eine Tochter)
geben kannst; darum versanmile du alle Könige; wenn ich alleia
aber einem gegeben werden sollte, werden dir die andern au&essig
werden.* Die Königstochter fuhr fort: ,Ich habe keine Liebe zu
einem Gatten, lass mich der Religion dienen; ich habe Abneigung
davor Prinzessin zu sein, so dass ich darauf Verzicht leisten möchte.'
Darauf antwortete der König : «Ein Mädchen darf nicht die Askese
als Bestes anstreben, treibe nicht Askese meine Tochter, wenn dir
auch der Sinn darnach gerichtet ist". Weiter sprach der König:
«Ihr, meine Königsöhne, höret auf mich ! meine Tochter will allein
bleiben, der Religion anhängen und Askese treiben. Da sie Askese
treibt, kann ich sie euch nicht geben*. Darauf antworteten die
Prinzen: «Wenn sie der Beligion anhängt, was ist da weiter zu
reden ? wenn sie aber einen anderen König als Gatten erhält, werden
wir dir Krieg anzetteln^). So sprachen sie alle und gingen davon.
Da widmete sich die Prinzessin der Beligion. Um sich bei Tage
zu ergehen, war nun ein grosser freier Platz da. Dorthin ging die
Könige von U-rgyan, Yon Ka-c'e (K&schmir), den von Li; von Ge-nr (in
(inderen Stellen steht dafür K'rom ge^sar, Kaiser von Rüm) nnd von Zan-inn.
1) Das Pad-ma-t'an-yig 119 Äff. IXsst die M. erst heimUch fliehen, ihre
Schmncksachen serbricht sie nnd wirft sie als Opfer für das Triratna in die
Laft; „dsi^n ordnete sie ihr Hanpthaar nach rechts und links auseinander, so
dass es nicht mehr zasammenlag, zerkratzte sich ihr Gesicht mit den Kigelo,
so dass es mit Blut befleckt war. Da eilte ihre Zofe Sems-son-ma herbei nnd
versucht sie zurflckznhalten, ohne es zu können .... M. antwortet ihr: „Nur
ohne diesen irdischen Leib, welcher anderen Sinnes ist, kann ich (möge es mir
gelingen) der Religion dienen ohne Hindernis". Nach diesem Wort warf sie
alles fort, auf dass es ihr eine Wehr sei gegen die Unreinheit des ehelichen
Lebens. Als Kleid legte sie Lumpen an, trank Wasser, lebte im Walde, Hand
und Fuss, Schulter und Haupt weihend, dem Gebrauche der Sprache entsagend,
frei vom Lärm der Welt verharrte sie in Schweigen." Die Zofe bringt die
Nachricht und nun gestattet ihr der König sich in ein Kloster, das er ihr baut,
znrficksnziehen.
2) Wörtlich : „Wir werden Feindschaft bringen auf dein Haupt*, eine ge-
wöhnliche Phrase des Leptscha, vgl. Bastian-Festschrift S. 476 (18). Der t!betisehe
Text hat weiter oben (nicht genau an dieser Stelle) bloss mi dgä'-ba „de freuen
sich nicht" d. h. „sie hassen".
Grünwedel, Fadmasambhava und Mandärava. 457
Prinzessin und ihre Begleiterinnen^), wenn es ihnen beliebte aas-
zugehen. Dahin ging eines Tages Padmasambhaya und setzte sich
auf diesem, freien Platze mit gekreuzten Beinen nieder^. Da sah
ihn die Königstochter und ihre Dienerinnen. Als sie ihn sah,
sprach sie: «Das ist ein Sohn Gottes'), nahm ihn mit sich nach
Hause und hörte (seine Predigt). Padmasambhaya lehrte sie die
ganze Religion. Die Königstochter und ihre Dienerinnen begriffen
auch alles. Als eines Tages nun Padmasambhaya nicht mehr yer-
weilen wollte, sondern aufbrach, sah ihn ein unwissender-*) Kuhhirt
Dieser erzählte aller Welt dayon. Als nun auch der König dayon
hörte, wurde er wütend und sprach: «Wer es auch sei, der solche
Dinge yon den Beligionsübungen meiner Tochter erzählt hat, der
melde es schnell^). Wenn es ein Mann gesehen hat, so melde er
es dem Minister, wezm es aber eine Frau gesehen hat, so melde
sie es der Gattin des Königs. Diesen Erlass machte er allerwärts
1) Das Plarabnffix »an (oder sön) steht hier im Sinne der Begleitung
»JfandlniTA und ihre Dienerin oder Dienerinnen**.
S) Sehr ansfiihrlich das Padma-f an-yig Fol. 121 A, B. „indem sehn Tage
lang Bagenhogen, aas Sonnenregen entstanden, aafeinander folgten, erschien in
der Luft Aber dem Parke, wo M. und ihre Mftdchen sich ergingen, seine Gestalt
schimmernd in Olans nnd Strahlen, mit untergeschlagenen Beinen sitsend nnter
einem Anreol von Regenbogenfarben : das rot nnd weiss wechselnde Licht fibenog
sieh mit weissem Schimmer und daraas trat hervor Padma mit lilchelnder Miene,
von Aasseben wie ein ach^ähriger Knabe mit den Schönheitsseichen begabt,
vollendet in allen Vorsfigen, eine solche Qestalt seigend erschien er" — eine
ungemein graphische Schilderung, welche durch gute alte laroaische Bilder wohl
verständlich wird. Drei Strahlen gehen von ihm aus, welche die drei Organe:
„Leib, Wort, Gedanken" gefangen nehmen.
3) Im Pad-ma-fan-yig 12Sb betet M.: „Du Stimjuwel eines geistigen
Sohnes eines sieghaft Vollendeten, selbstvollendeter Buddha sum Heile der
Menschheit, du hältst alle Lebewesen insgesamt mit dem Haken deiner Gnade,
da giebst uns allen den Seelentrost der Liebe, zeigst ans allen dein von Herr-
lichkeit verklärtes Antlitz, leite uns hinfiber durch das Schilf der Leidenschafts-
losigkeit, dass Freund- und Feindschaft schwindet, du einziger, der uns Blinder
guise Stätze ist, komm in meinen Palast und gewähre uns das Wort deiner
Predigt".
4) Nach dem Pad-ma-fan-ylg war ihm eine Kuh entlaufen, welche er
sachte; dabei sah er die Königstochter, wie sie den P. nach dem Palaste fahrte.
Der tibetische Text giebt dem Kuhhirten das Epithet ma dag-pa „unrein",
was der L.-Übersetzer mit bön „dumm" wiedergiebt. Die Gleichung mit der
Bezeichnung fatnus der mittelalterlichen Mysterien ist sehr merkwürdig. Auch
sonst erwähnen buddhistische Legenden Kinderhirten als unwillkommene oder
unfreiwillige Zeugen gewisser Vorgänge ; so ist ein „Binderhirt des Königs Asoka"
Zeuge der Ermordung einer frommen Elster durch einen Mönch, A. Schiefher,
Über eine tibet. Handschrift der India Office, M^Ianges asiatiques VIII, 628.
5) Auch die fremden Könige werden nach dem P.-t'an-yig gefragt, welche
Art Mönch es gewesen sein könne, „aber es war kein Brähms^a des Königs
▼on Indien, kein Äcärya des Königs von Bengalen; kein blonpo des Königs
von Be-ta; kein Tänzer (gar-mk*an) des Königs von Udyäna; kein Händler
CWoH-bä) des Königs von Kaschmir; kein mu-Uo-ba k*yu{f) des Königs von
Li; kein Masiker {rol-mo k'an) des Königs der Perser; kein Yogi (rn€il-''byor-
pa) des Königs von K'rom ge-sar; kein Bon-po des Königs von Zan-znu".
458 Griinwedel, Badmasambhava und Mandarava,
bekannt. Aber da war niemand, der etwas gesagt hätte. Darauf
Hess der König öffentlich eine Augen verwirrende Menge Gold und
Silber, Jadeit, Perlen, Seide und geblümte Stoffe, kurz Wertsachen
aller Art aufhäufen und verkünden: „Wer es als Augenzeuge ge-
sehen hat, dass meine Tochter sich vergangen hat, der nehme alle
diese Schätze hin. Er sage es mir offen und ehrlich.'' Als nun
viele Leute versammelt waren, erhob sich aus ihrer Mitte ein
gemein aussehender Mann mit ungeheuerem Bauche, einem Kropf
am Nacken, der kontrakte Leib fahl und affenartig, mit auf-
gestülpter Nase^) und redete: „Ich bin der, welcher redet, was
der König meint; ich spreche, weil ich es gesehen habe, was ich
weiss. Was wahr und was falsch ist, habe ich in dem Hause, wo
die Königstochter wohnt, gesehen.* Als dies der König hörte,
wurde er wütend und befahl seinen Dienern: „Geht schnell hin,
prüft, dann lasst den Mann binden und verbrennt ihn im Feuer*.
Die Königstochter aber, „weil sie einen Mann genommen, der nicht
nach meinem Willen ist", Hess er auf drei JaJire in eine Domen-
höhle ^) setzen. Da gingen die Diener hin und sahen nach^ aber
von dem ausstrahlenden Lichte Padmasambhavas wurden sie betäubt
und stürzten zu Boden. Darauf kehrten sie einmal um und meldeten
dem König: , Dieser Mann gleicht keinem Menschen, o König, lass
uns nicht also handeln". Obgleich sie so baten, antwortete doch
der König: „Nun gerade, verbrennt ihn schnell im Feuer*. Da
gaben die Diener ihren Einfluss verloren, Hessen Padmasambhava
fassen und binden. Da Hess der König aHe seine (Jnterthanen,
jeden ein Bre Sesamöl^) und eine Last Cypressenholz zusammen-
bringen und Padmasambhava im Feuer verbrennen. Seine Tochter
Hess er in eine gegrabene Grube, welche mit Domen umschlossen
war, setzen. Obwohl nun das Feuer, welches Padmasambhava ver-
zehren sollte, sieben Tage brannte, erlosch es doch nicht, sondern
man sah, wie der Rauch qualmend aufstieg. Da sagte der König:
„Unsererseits ist doch ein Mann im Feuer verbrannt, aber das
Feuer ist bis jetzt nicht auseinander gefallen, wie mag das heut«
sein?* Und als er nun zwei Männern den Auftrag gegeben hatte,
1) Im Pad-ma tan-yig: mi Sa rtsi nag-po mgo Iba-ba h^e-la | mkur-
ha 'bur-zin k'a h*ela iio nyag-pa mdun so bud-bin nUg gtih-da nub-pa |
bse-dri bsnam-pa „ein Mann von schwarzer Farbe des Fleisches, am Hals mit
einem grossen Kropf, die Rackenknochen vortretend, bei einem grossen Munde
die Gesichtszüge wie frespalten, vorne die Zähne aasgefallen, die Augen ein<
gesunken, nach Bocksgeruch riechend"; mk^ur-ba ist ein seltenes nur von
Chandradas citirtes Wort im Sinne von „cheeks"; KSvySdarsa 2, 75 dient es zur
Übersetzung von ganda^ 2, 80 von kapola. Der LeptschaQbersetzer hat nicht
alles wörtlich übersetzt, die Stelle vom Bocksgeruch vielleicht aus nationaler
Empfindlichkeit weggelassen.
2) Pad-ma t'an-yig: schla don brus ts^er-mai atan-gos apras „er Hess
eine Grube in die Erde graben und mit einem Teppich von Domen venderen:
höhnende Worte an die M. gerichtet Sie soll dort fünfundzwanzig Jahre zu>
bringen I
3) T. tu, Skt. tüa, vgl. T'oung-Pao 1896, S. 550.
Grütiwedel, Padmoiambhava und Mandärava 459
nachzusehen, war das Brennholz alles zn einem See geworden. Am
Rande des Sees ringshertun flanmite das Feuer noch. Inmitten des
Sees, umgeben von einem weissschimmemden Strahlenkranze sass
Padmasambhava mit gekreuzten Beinen auf einer blauen Blume ^).
Ringsumher zur Seite des Stammes der Blume sassen die fünf
göttlichen Pakinls. Als sie dies sahen, kehrten sie sofort um und
meldeten es dem König. Darauf ging auch der König hin und sah
nach und sah alles, wie ihm die zwei Minister gesagt hatten. Als
nun der König dies erblickte^ dachte er: ,Wehe über mich, dass
ich einen Sohn Gottes also behandelte und ihn verbrennen Hess,
und vor Gram war es ihm unmöglich, auch nur ein Wort zu
sprechen. Da redete Padmasambhava imd frug ihn: „0 König, bist
du es, der Gott im Ifeuer verbrennt?* Er sprach, dass man meinte
Erde und Meer dröhne zusammen. Als ihn Padmasambhava also
frug, war der König noch immer sprachlos und stürzte zur Erde.
Yon Padmasambhava wurde also seine Zaubermacht geoffenbart.
Der König aber dachte: „Welcher Teufel mag mir das angethan
haben, dass ich mordete und war wie ein Fisch, der sich auf dem
Sand wälzt '*^. Nun stellten sich die Königinnen und nach xmd
nach auch die Diener und die Umgebung (des Königs) alle ein und
das ganze Volk des Landes kam zusammen. „Erst wurde der
Mann in ein solches Feuer geworfen und verbrannt und heute ist
der Mann, welcher ins Feuer geworfen wurde, nicht versengt.**
Also ging die Kunde überaU um vom Aufgang bis zum Niedergang
der Sonne. Da kamen auch die alten Leute auf zierliche Stöcke^)
gestützt, um zu schauen, und die Leute, welche mit Arbeit belastet
waren, kamen um zu schauen. Der König aber faltete dis Hände
und sprach also: „0 Sohn Gottes, zürne uns nicht! Wie kann
Frieden sein unter uns Geschöpfen der Erde ? Es ist aus Unkenntnis^)
geschehen ; jetzt nimm unser alles, gross und klein hin ! Zürne uns
nicht, komm in unser Haus^).** So lud er um ein. Padmasam-
1) Nach Pad-ma fan-yig wieder in Geatalt eines Knaben. Die fUof
pskinla repriUentieren seine fünf Fraaen.
2) Dieser Vergleich fehlt hier im T. Text, ist aber sonst dem Pad-ma-
t'an-yig geläufig genug, vgl. Buddhistische Studien, Veröffentlichungen aus dem
Kgl. Museum für Völkerkunde, Vol. 6, S. 114.
3) Jj, piir-vÜ „geschnitzt, verziert**; den tibetische Text hat bloss 'har-ha
(für nihar-oa) „Stock"; nennt aber neben den alten Leuten (rk(U-pa) auch die
mit Husten behafteten (k*ogs-pa'rnams) oder wie wohl zu ändern ist: die Hin-
fkUigen Ck^ogs-pa-mamg), Vielleicht liegt seitens des Leptschaübersetzeis ein
MiMverständnis vor, indem ein Epithet der alten Leute auf ihre Stöcke be-
zogen wurde«
4) T. ma rig-pa, Skt avidyä', diese Formel ist dem T. wohl geläufig,
vgl. das fiai ma ie bei Graham Sandberg, Handbook of colloquial Tibetan,
CaL 1894, 8. 153.
5) Im Pad-ma-t'an-yig spricht der König unter Musik aller dreiunddreissig
DevBs, welche unter Anfßhrung des Satakratu (Indra) herbeigekommen sind,
ein langes Lobgebet, in welchem er den Heiligen den Leib (käyä) des Säkya
siinha nennt, welcher den MSra der Irrlehrer besiegt habe, den Leib des mit
460 Orüttwedelf Padmaaambhava und Mandärava.
bhava aber sprach: ,0 König, du hast nicht den Frieden meiner
göttlichen Wohnung; durch Feuer und Wasser, (die) in meiner
Hand (stehen)^), wie kannst du mich bewältigen? Wie kannst du
meinen göttlichen Frieden besitzen? Ich bin es auch, der es
schafft, dass ihr Erdengeschöpfe in Thorheit sündigt, ich bin es
zugleich, der allen Erdengeschöpfen den wahren Weg zeigt. Heute
will ich dem Wort des Königs Folge leisten.*^ Als nun Padmasam-
bhava sich aufmachte in das Haus des Königs zu gehen, freute sich
der König über die Massen und stand mit gefalteten Händen vor
Padmasambhava. Er sprach: „Ihr Minister geht eilig nach meinem
Palaste, holt meinen Mantel und meine Krone ^) und meinen Wagen,
der den Padmasambhava fahren soll ; und als sie ihn geholt hatten^
gab er sogleich selbst seine Krone und sein königliches Kleid dem
göttlichen Padmasambhava, legte einen goldnen Sitz') auf den
Wagen und breitete ein goldnes und silbernes Dach darüber; dami
Hess er Padmasambhava hineinsteigen; die Zügel des Pferdes aber
schlang er sich, nachdem er sich die königlichen Kleider ausgezogen
der Löwenstimme Rufenden (T. sen-ge-sgra, Skt. sirnhanäda), welcher die
Dämonen, auf welche die Tirthikas schwören, hewiltigt hat . . . ete., also eine
direkte Identifikation Padmasambbavas mit Gautama. Das alte Epltbet GaatamM
(vgl. Childers> PAli-DicÜonary s. v. Mo) giebt die lamaisehe Mytbolo^e auch
dem Avalokite&vara. Amitfibha hat es wie alle Buddhas, er bt ja der spirituelle
Vater des Padmasambbavay ebenso '^-ie des Avalokitesyara, den die Gelbmfitsen
direkt dem ersteren entgegenstellen. AvalokiteSvara bat eine besondere Form
SiiphanidalokesTara: so ist das Sliphanlthalokesvara bei J. Bnrgess, The Bnddba-
roektemples of Ajanta, Arch. Snrvey of West. India, 9., Taf. XXV an korrigieren.
Über AmitKbha vgl. z. B. Anecdota Oxoniensia, Ar. Ser. I, 8, 84. Ein Siiphs-
nftdatantra und eine Ayalokitesvarasiipban&dadhSranl orwihnt der Index des Ksn*
dschur, Annales du Musöe Guimet 2, S. 331. rGyud XIV, 46 — 47. Dies
Epithet Buddhas gehört zu den indischen Elementen des Pbysiologvs, vgl.
E. P. Evans, Animal Symbolism in ecelesiastical Architeetnre , Lond. 1897,
S. 84, welcher freilich davon keine Ahnung hat.
1) Diese Stelle ist von grossem Interesse, dadurch, dass ne eine Gl«ch-
setznng des Padmasambhava mit Gautama enthält, welche auf eine bastimiDte
Legende, welche besonders in Skulpturen sehr beliebt war, bezng nimmt. Es
bt dies die Legende von der Bekehrung des Urnvilvaki&syapa und seiner Schfiler.
vg. S. Beal, Romantic Hbtory of Buddha, 292—304. Während die ältere
buddhistische Kunst die ganze Legende ausfUhrlicb schildert, ohne den Buddha
dabei abzubilden, vgl. Handbuch der buddh. Kunst 62 IT., hat die Gandhära-
Periode eine Reihe von Darstellungen, welche die Scene ausfQbrlich mit dem
Buddha geben (Veröffenti. Band 5, Fig. 10, S. 8.) bis zu solchen, in denen nur
der Buddha mit ein paar Adoranten dargestellt bt, wie er auf Wasser
schreitet, während eine Feuermasse sein Aureol nmgiebt. Vgl. Cole, Graeco-
buddhist Scnlptures from Tnsufzai, Plate 17, Fig. 5. Diese abgekflivte Dar-
stellung, in welcher der Buddha „ab Herr über Feuer und Wasser" dargestellt
wird, ist eine interessante Parallele zu unserer Stelle.
2) T. zva Motze und gos Kleid, Mantel, ab Abzeichen der Konigswfirde.
der nationalindbche Schirm fehlt.
3) Das T. Wort, welches der L.-Übersetzer hier gebraucht, bedeutet eigent-
lich „Sattel", es ist weitergeführt aus dem L.-Worte kun-on „das Holzpferd*
!• e. der „Wagen**, T. ün-rta.
Grünweddj PcUbnaaamhhava und Mandärava. 461
und sich armselig^) gemacht hatte, als Zügel nm den Kopf und
zog den Wagen. Als nun der König also den Padmasambhava an
seine Stelle setzte, folgte alles Volk nach und weinte. Einige
folgten und sahen zu, andere folgten noch weiter nach, wieder
andere sprachen: „0 göttlicher Padmasambhava, yerschliesse dich
(mir) nicht. '^ Als er so geleitet in des Königs Palast kam, setzte
ihn der König auf seinen goldnen und silbernen Thron. Die früher
in die Domengrube gesetzte Tochter des Königs holte dieser wieder
in Ehren herbei und übergab sie dem Padmasambhava selbst.
Dies ist das Kapitel von der Besitznahme von Sahor
durch Padmasambhava. Abschnitt, wie er im Lande Sahor
ins Feuer geworfen, nicht verbrannt wurde.
1) Wdrüieh ,4eer, nackt".
•
462
A V a r t a.
E. W. Hopkins.
In the last number of this Journal Mr. Böhtlingk, in criti-
cizing my article on the Pufijäb and the Big-Yeda, has laid more
stress on the etjmology of ävarta and on the lexicographical
bearing of the word than the arguments called for. The article
in question dealt primarily with geographical conditions, which
showed plainly that the Big-Yeda as a tohole (this point is ex*
pressly made in the article but has been ignored by my leamed
critic) must have been composed in Brahmävarta, which is there-
fore so named, *home of the Yeda'. The discussion, so far as it
related to brahmävarta^ had to do with the meaning of brakma
rather than of ävarta, which I assumed^ to be 'home' mainly on
the strength of the obvious parallel in Aryävarta. Mr. Böhtlingk
credits me with three formal arguments to prove what in reality
I assumed. In the article itself these ^arguments' will be found
to be simply illustrative material. In regard to the meaning of
ä vart in Manu, as I edited a translation of the work a few years
ago it may be presumed that I was not unacquainted with
the current Interpretation of the verb as used therein; but I
admit that the rendering proposed is justly criticized. The other
exceptions to my Suggestion do not seem to be well taken. Mr.
Böhtlingk lays all the weight on the etymology, but he must know
that a word may pass into a second or third stage, where the
literal meaning is forgotten. The Petersburg Lexicon itself defines
ävarta as a place where a lot of people live crowded together,
that is, their habitat. From this to *home' is an easy step, and
given the latter notion that of origin is self-suggested. Etymology
here plays no further part. To refuse to see *source' in ftie use
of the corresponding primitive is the only valid objection in my
critic's notice. Granting this, it is the more surprising that the
commentator (despite the ordinary meaning of ä-vart) grasps at
the real meaning of the noun, as I gave it, and renders it a place
where people of the class named udbhavanti punah punah, ^'are
perpetually bom", for this is the natural and, as I think, the only
permissible meaning of these words. Aryävarta means home of the
Aryans. I may add that in all probability Euruksetra, Dharma-
ksetra, Brahmaksetra, and Brahmävarta are essentially one, meaning
the land or home of the holy Kurus, the holy law, and the holy
Yeda* respectively.
463
Beiträge zur Geschichte der theologischen Bewegungen
im IslänL
Von
Mftrtln Sohrelner.
Nach den Forschungen Alfred v. Eremers und 6old-
zihers darf es wohl als anerkannte Thatsache gelten, dass die
meisten religiösen Bewegungen des Isl&ms auf eine Kombination
religiöser Ideen verschiedenen Ursprungs zurückzufuhren sind. Die
Sektenbildungen, der Heiligenkultus und viele andere Erscheinungen
lassen sich nur als Produkte der Apperception der Lehre Muhammeds
durch die Völker des Isl&ms erklären. Die Elemente des alten
heidnischen Yolksbewusstseins lebten imter muslimischer Hülle fort
und der Islam suchte diese ursprünglich ihm widersprechenden
Elemente sich zu assimilieren. Als eine Reaktion gegen derartige
Erscheinungen und als ein Zeichen des Wiederauflebens des alten
Islams gilt mit Becht der Wahhäbismus, der aber in der älteren
Geschichte des Lsl&ms seine Vorläufer hat 0- Die vorwahh&bitische,
monotheistische Reaktion offenbart sich sowohl gegenüber gewissen
Ausschreitungen des §üfismus und dem Heiligenkultus, als auch
gegenüber fremden oder abergläubischen Gebräuchen und manchen
Afterwissenschaften, wie z. B. die Astrologie. Ihre Vertreter sind
vorwiegend orthodoxe Muhammedaner, die ausser Koran und Sunna
keine Quelle der religiösen Erkenntnis gelten lassen wollen. Darum
gilt manchmal ihr Kampf nicht nur den Erscheinungen, in denen
sie mit Recht einen Widerspruch gegen den monotheistischen Ge-
danken gefunden haben, sondern auch dem Rationalismus und der
Mystik. Und zwar ist für diese Orthodoxie nicht nur der radikale
Rationalismus der muslimischen Peripatetiker ein Gräuel, sondern
auch derjenige des as^aritischen Kal&ms.
Zur Kenntnis dieser vorwahh&biti sehen Reaktion möchte ich
im folgenden einige Beiträge bieten, aus denen hervorgehen wird,
dass der Isl^, wie er in der ältesten Zeit aufgefasst wurde, auch
vor dem Erscheinen des Wahhftbismus energische Fürsprecher ge-
funden hat. Es wird sich aber auch zeigen, dass es im Islam auch
1) Si Goldsiber, Mohanmiedanische Stadien II, 370; ZDMG. LH, 166 ff.
464 Schreiner^ BeUr, z. Geschichte d, theol, Bewegungen im Islam.
nach al-Ai^art an grossen theologischen Bewegungen nicht gefehlt
hat, in denen nm die wichtigsten Fragen der religiösen Erkenntnis
gekämpft wurde, dass der Rationalismus und die Mystik zu ähn-
lichen Folgen geführt haben, wie im Judentum und Christentum,
wie sie denn zum Teil auf dieselben litterarischen Einwirkungen
zurückzuführen sind.
L Traditionen. Ibn Hasm.
1.
Der Reaktion gegen heidnisches Wesen begegnen wir vielfach
schon in der Traditionslitteratur. Dahin gehören die Verbote, bei
den Ahnen *), oder den Göttern : All&t, al-^Uzzä zu schwören^, femer
die Traditionen, welche gegen Wahrsagerei und astrologischen Aber-
glauben gerichtet sind. Nach einer solchen Überlieferung soll der
Prophet gesagt haben ^: «Wer einen Wahrsager besucht und ihn
wegen einer Sache befragt, dessen Gebet wird vierzig Nächte nicht
erhört". Wie es in einem andern Ausspruch des Propheten heisst,
stammt das Wahrsagen aus den Stimmen und dem Fluge der Vögel
vom Götzen öibt*). Charakteristisch sind die Traditionen über
die Astrologie. Eine derselben lautet^): „Wenn die Vorherbestim-
mung erwIÄnt wird, so haltet zurück, und wenn die Sterne erwähnt
werden, so haltet zurück, und wenn meine Genossen erwähnt werden,
so haltet zurück ''. Femer soll der Prophet den Ausspruch gethan
haben: „Ich fürchte für meine Gemeinde drei Dinge: die Un-
gerechtigkeit der Imftme, den Glauben an die Sterne, und die
Leugnung der Vorherbestimmung'*. Diese Traditionen stammen offen-
bar aus der Zeit der mu^tazilitischen Bewegung, und ihre Urheber
fanden es für gut, mit der Lehre von der Willensfreiheit auch
die Astrologie durch den Propheten verurteilen zu lassen. — Al-
öazall erwähnt noch einen Ausspruch des ^Omar ibn al-Chattab:
„Lernet von der Astronomie soviel ihr braucht, um zu Hause und
auf dem Meere euch zurechtzufinden, dann aber haltet zurück*.
Gegen die Astrologie ist auch folgende alte Erzählung gerichtet^):
Als ^Omar ibn ^Abd al-Az!z von MedSna aus ausgezogen war, da
sagte ein Mann vom Stamme Lachm: „Ich habe die Zukunft (des
'Omar ibn ^Abd al-Aziz) ermitteln wollen, und da sah ich, dass
der Mond eben im Zeichen des Taurus stand. Ich wollte ihm dies
nicht gerade heraussagen und so bemerkte ich : ,Möchtest Du nicht
auf den Mond sehen, wie schön seine Stellung in dieser Nacht ist?*
1) Al-Bueh&H, AJni&n, 3.
S) Dm. N^ 4.
3) Bei Zejn al-d!n al-Ma*iri, Sir&g al-kalAb wa-^iüLj; al-dunüb,
MarginaUasgabe yon Kairo, Mcijmanya 1306. I, 8. 157 ff.
4) Vgl. Sprenger, Daa Leben nnd die Lehre des Mohammad III, S. 43.
5) lh]k\ ed. Kairo 1318, I, S. 22.
6) Al-Damiri, bei Zejn al-din al*Ma*iri, das.
Sehreiner, Beut, a, Geschichte d, iheoL Betoegtmgen im leldm. 466
Da antwortete er: ,Wie es scheint, willst Dn mir nicht sagen,
dass er im Zeichen des Tanros steht. Siehe aber, wir ziehen weder
mit der Sonne, noch mit dem Monde aus, sondern mit dem einzigen,
allmachtigen Gott*«i).
2.
Zu den Vertretern der monotheistischen Reaktion werden wir
gewiss 'All b. A^med Ibn Qazm^) rechnen müssen. Dieser
kenntnisreiche Mann war auf dem Gebiete des Kalftms imd der
Philosophie zu Hanse, aber nur Kor&n und Tradition in ihrem
buchstäblichen Sinne waren filr ihn massgebend und darum sind
auch viele Erscheinungen des Islftms ihm ein Ärgernis. Seine
polemischen Bemerkungen gegen sie sind in mancher Beziehung
lehrreich, weshalb ich diejenigen, welche sich auf den Ursprung
der Sekten des Islams, auf den Heiligenkultus, süfistische
Irrlehren und auf die Astrologie beziehen, hier vorführen und
beleuchten will.
Schon in seiner Charakteristik der Sekten des Islftms^) und
in seiner Ansicht über ihren Ursprung, zeigt sich seine Grund -
anschauung. Als die Hauptsekten des Isl&ms betrachtet er die
Mu'tazila, Murgi'a, Sl^a und Chaw&rig. Von anderen Sekten heisst
es bei ihm*): „Es nennen sich aber auch solche Muslime, in betreff
welcher alle muslimischen Sekten übereinstinmiend lehren, dass sie
keine Muslime sind, wie manche Ghftrigiten, die in ihrer Über-
treibung lehren, der Gottesdienst bestände nur aus je einer
Eniebeugrmg des Morgens imd des Abends. Andere gestatten, die
Töchter der Söhne und der Töchter, die Töchter der Neffen zu
heiraten^), und behaupten, dass die Sure Josephs nicht zum Korftn
•
1) VgL aacb die AatfQhrnngen über du Wesen des Einbeitsbekenntnisses
und fiber die Astrologie bei al-Damiri, Haj&t al-hejwftn, s. t. cXa«! Ende. —
Anscbaanngen, wie die bier angefübrten finden wir in den ersten Jfthrbnnderten
des Islams nieht nar bei den Ortbodozen, sondern ancb bei Ma'tsziliten.
IbrAbim Ibn Ab! *Aun teilt in seinem ^^^3 ^\y>- O. ^ V^b^I s^
v^UI^t HS. der kön. Bibl. su Berlin, Spr. 1205, El. 102 a, mit, Abü-1-Hudejl
al-'AllAf babe sich in einer Gesellschaft nach einem jungen Manne erkundigt,
dem besondere Ehren erwiesen wurden, worauf ihm die Antwort zu Teil wurde,
dieser wftre ein Sternkundiger (ji»^jpjüt J^5 ^). Dann heisst es: ^ JLä
2) S. über ihn Goldziher, Die Zahiriten, S. 116 ff.
3) Milal I, 135 a u. ff.
4) Das. 135 b.
5) Vgl. al-.^ahrastftni-Haarbr&cker I, 144 f. Sie thaten es im Wider-
spruche mit dem Koran, Sure IV, 27.
466 Schreiner, Beitr, z. Geschickte d, iheoL Bewegungen im Islam,
gehöre ') Unter den Ma^taziliten gab es welche, von denen
die Seelenwanderung gelehrt wurde ^). Andere hielten den
Genuss des Fettes und Gehirnes vom Schweine erlaubt
Wieder andere behaupteten, dass man durch gute Werke zum
Propheten werden könne. Von den Anhängern der Sunna waren
manche der Ansicht, dass es unter den Frommen solche gebe, die
eine höhere Stufe einnehmen, als die Propheten und Engel und
dass, wer das Wesen Gottes erkannt hat, für den haben alle Pflichten
und Religionsgesetze aufgehört^. Manche lehren die Inkarnation
des Schöpfers in Körpern, die er geschaffen. Unter den Sitten
gab es manche, die übertreibend behaupteten, ^Ali b. Abt Tftlib
und die Imftme nach ihm wären Götter gewesen. Andere hielten
diese för Propheten und glaubten an die Seelenwanderung, wie der
Dichter al-Sejjid al-Himjarl^) und andere. Manche von ihnen
glaubten, Abü-l-Chatt&b Mu^^ammed b. Abi Zejnab^) sei ein Gott
gewesen. Andere glaubten an die Prophetie des Mu^ra b. Abi
Sa^d^), des Schützlings der Banü Baglla, an die des Abu Mansür
al-*Igll7), des Bazig al-^ft^ik»), des Bunan b. Sam*ftn al-Tamüni»)
1) 8. Nöldeke, Geschichte des QorAns, S. 277. Bei den ketserischen
Sekten icheinen Zweifel an der Integrität des Korans nicht gar selten gewesen
zn sein. Fachr-al-din RAsi berichtet Maf&tih ed. Azharüja VIII, 264: ^yi ^\
y^ L«L3 l^ j^j -iJiS «JüP ^^ •i^\j^ :il »Jb *JLe I^^VÄs-t^ *ie
m
Zn Sure VI, 74 bemerkt er. Maf. IV, 72:«^^^ ^iXi 'lu^t sJ^ ^\ib
^jl\ Jlü ^b- iL^^l vilä ^ ^.^^ jy> ^\j] vxJIj ^\ ^1
2) S. hierüber meine Schrift: Der Kalftm in der jUd. Litteratar. Beilage
som XIII. Bericht der Lehranstalt f. die Wiss. des Judentums, S. 62 ff. Im
folgenden wird diese Abhandlung mit KJL. bezeichnet.
8) Über diese Ansichten mancher Süfis s. unten S. 476 £
4) A^&n! VU, 8. 2 C
5) Al-äahr. I, S. 206 ff.
6) Das. S. 203.
7) Das. S. 205 f.
8) Das. 8. 207.
9) Das. 8. 171. Vgl. t. Krem er, Geschichte der hemchenden Ideen
des Islftms, B. 193, 377 fil
Schreiner, Beitr, ». GesehieJUe d. theoL Bewegungen im laldm. 467
und anderer. Man hat auch an die Rückkehr *Alls in diese Welt
geglaubt und den einfachen Wortsinn des Korftns zurückgewiesen
indem man behauptete^ der Kor4n müsse allegorisch ausgelegt werden.
Nach diesen Auslegungen wären unter dem ,Himmel* Mu^ammed,
unter der ,Erde* seine Genossen zu verstehen. Wenn All&h befiehlt,
man solle eine ,Kuh' schlachten, so ist unter dieser ,jene Frau' zu
verstehen, womit sie die ,Mutter der Gläubigen* meinen. Ferner
sagen sie, unter ,der Gerechtigkeit' und ,dem Wohlthun' sei 'All,
unter ,al-(jribt und al-fa^t' *) seien der und jener zu verstehen^
womit sie auf Abu Bekr und 'Omar hindeuten. Unter ,§alät' ver-
stehen sie die Anrufung des Imftms, unter ,Zakat' was ihm ge-
schenkt wird, unt-er ,Hagg' die Wallfahrt zu ihm". All diese sind
nach ihm keine Muslime. Den Ursprung dieser Sekten führt er
nicht mit Unrecht auf die Perser zurück, die an dem Islam für
den Verlust ihrer HeiTSchaft in der Weise Rache zu nehmen gesucht
haben, dass sie zum Schein den Islam annahmen, und indem sie die
Liebe zur Familie des Propheten zur Schau trugen, die Leute dem
Islam entfremdeten und die Gefährten des Propheten verketzerten*).
— „Wisset**, schliesst Ihn Hazm seine Darlegungen, „dass die
Religion AUähs offenbar und nicht verborgen ist, sie ist eine Ver-
kündigung, unter der kein Geheimnis steckt. Sie beruht ganz auf
der Beweisführung, es giebt keine Konnivenz in ihr. Darum
nehmet euch in Acht vor einem jeden, der euch auffordert, dass
ihr ihm ohne Beweis folget, und der da behauptet, dass es in der
Religion ein Geheimnis und ein Verborgenes giebt. Das ist gewiss
einer, der Lügen verkündet. Merket euch, dass der Gesandt«
Allahs kein Wort von der Religion verheimlicht hat, es giebt nichts
über ihr. Er hat niemand, weder eine Frau, noch eine Tochter,
noch einen Onkel , noch den Sohn eines Onkels oder einen Ge-
führten dadurch ausgezeichnet, dass er ihm allein etwas in Sachen
der Religion anvertraut hätte, was er den Weissen oder Schwarzen,
oder auch nur den Schafhirten verheimlicht hätte. Er hat kein
Geheimnis, keine Andeutung und keine verborgene Lehre gehabt,
ausser dem, was er allen Menschen verkündet hat. Hätte er ihnen
etwas verheimlicht, so wäre er kein Mittler gewesen, wie es ihm
geboten wurde" ■^.
1) Sure IV, 54. Auch al-Sahr. erwähnt solche Erklärungen.
2) Wörtlich sind die letzten Bemerkungen angeführt bei v. Krem er,
a. a. O. S. 10 f.
3) HS. Warn. 480 I, Bl. 137 a. ^ _^'cj «j xJlJi ^^ ^.,! l^-JLctj
^ Jj- 1^-^ ^ i^'i^ y j',L?y di- ^x^- ^)i ^j ^^L
Bd. LH. 31
468 Schreiner, Beitr. a. Geschichte d. theol. Bewegungen im Isldm.
3.
Diese Ausführungen I. H/s zeigen uns, dass der Verfasser des
Kitftb al-milal wa-1-nihal in der Hauptsache vom Wesen der Sekten
eine richtige Einsicht gewonnen hat. Denn wenn auch ihre Anschau-
ungen keine absichtlichen Fälschungen der muslimischen Lehre sind,
so sind sie doch unter fremdem Einflüsse entstanden.
Das zeigt sich am besten bei den falschen Propheten, welche
Ihn Hazm erwähnt und die zu den merkwürdigsten Erscheinungen
der muslimischen Religionsgeschichte gehören, weshalb wir einige
von ihnen, über welche uns ausführliche Nachrichten vorliegen, näher
charakterisieren wollen. Manche von ihnen waren schlaue politische
Abenteurer, andere mystische Schwärmer.
Der bedeutendste unter ihnen war ohne Zweifel Abu Mu^t
al-Husejn al-5allftg'). In betreff seines Geburtsortes sind die An-
sichten verschieden. Nach manchen soll er in Bej4&, nach anderen
in NlsAbür, wieder nach anderen in Merw geboren sein. Der
Verfasser des Fihrist hält es für unmöglich, den Geburtsort al-
mm f M f P S
f^c jt xJül ,\ äj>-j: ^ Ki (jo'wül ^;a»-t ^J-^t ^j ^^ ^ xjir
}\J'_^ \Ck9 J'Ji ^^ j^l Ui- jL Ü 'l**ä (>^r^jii [xJi] ^
Aus dieser Feindseligkeit Ibn Hazms gegen eine jede allegorisclie Aus-
legung erklärt sich auch seine genugsam bekannte Stellung gegenüber den
As'ariten , wegen welcher sein Kitäb al-milal unter diesen verpönt wurde.
Ibn al-Subki 1. c. I, 26 sagt darüber: Ji> ^ d'^^^^^ JJLJ! \j<^^
jts. ^ ^Jt •SJu3^^\ ^\ß^\ Kx^3 XA^JI ^'^ ^\y^\ ^ x^
Sehr übel wurde ihm genommen, dass er selbst al-As*ari verketzert hat.
1) S. über ihn Krem er, a. a. O. S. 70 flf. Ausser den von ihm an-
geführten Quellen Fihrist I, S. 190 ff. Al-Mas'Üdi, Kit4b al-tanbih, ed. de
Goeje, S. 387. Al-Berünis Chronologie orientalischer Völker, ed. Sachau,
S. 211. 'Abd al-K&hir al-Bagdädi, Kitäb al-fark bejn al-firak, HS. der
Kön. Bibl. zu Berlin, Ahlw. 2800, Bl. 100a f. Al-Sa'r&wi, Lawäkih al-
anwftr fi fabakät al-achjftr I, 143 f. Al-Alüsi, Öala al-'iynejn fi muhäkamat
al-Ahmadejn, BüUk 1298, S. 51 ff.
Sehreiner, Beitr. z, Oeechichte d. theoL Bewegungen im Islam, 469
5allägs festzustellen, nur^ so viel ist sicher, dass er ein Perser war.
Er soll ein Schüler al-Gunejds gewesen sein. Sein Grossvater
war Magier. In seinen Schriften bediente er sich der Ausdracks-
weise der §üffs. Er lehrte die Inkarnation und hielt sich selbst
für eine Inkarnation der Gottheit: Ibn Abi al-Nedlm hat einen
alten Bericht erhalten, der allerdings al-HallAg feindselig gesinnt
ist. Danach soll al-Halläg ein Schwarzkünstler gewesen sein, der
allerlei zu verstehen vorgab, in Wahrheit aber unwissend war und
dabei kühn gegenüber den Herrschern und ein Umstürzler. Vor
seinen Genossen nannte er sich ,Gott", den Fürsten gegenüber zeigte
er sich als Si^te und vor dem Volke als frommer §üfl. Nach-
dem er gefangen genommen wurde, übergab man ihn dem Ai-
Hasan Ali b. ^IsÄ, der sich mit ihm in eine Diskussion einliess und
ihm seine Unwissenheit nachwies. Am Ende warf er ihm vor, er
wüsste selbst nicht, was er sage. Als Beispiel führte er aus einer
Schrift folgende Stelle an: ^Wehe euch, ihr Menschen, es wird
heruntersteigen der Herr des glänzenden Lichtes, welches blinkt,
nachdem es geglänzt hat". »Wie bedürftest du doch der Bildung!"
bemerkte dazu der Beamte, der auf einen guten Stil viel gehalten hat.
Über seine Zauberkünste erzählt Ibn Abi al-Nedim folgendes.
Einmal machte al-Halläg in einer Versammlung eine Bewegung mit
der Hand, darauf fiel Moschus auf die Anwesenden. Auf eine zweite
Handbewegung fielen Drachmen hernieder. Das sind, bemerkte einer
der Zuschauer, bekannte, gewöhnliche Drachmen, wir können aber
dir nur dann glauben, wenn du uns eine Drachme giebst, auf
welcher dein und deines Vaters Name steht?" „Wie?" erwiderte
al-Halläg, „solche werden ja nicht angefertigt". „Wer hervor-
zaubern kann, was nicht hier ist, der kann solches anfertigen, was
andere nicht anfertigen", war die Antwort des Zweifelsüchtigen.
Die Titel der Schriften al-Hallägs zeigen, das manche von
ihnen krauses Zeug enthalten haben mögen, aber auch die Einflüsse,
unter denen al-Halläg gestanden hat. Eine Schrift führte den
Titel : „Al-'adl-wa-l-tauhid", was auf mu'tazilitische Ein-
wirkungen schliessen lässt. Eine andere über die „geschaffenen
und ewigen Buchstaben" ist mystischen Ursprunges. Er hat sich
auch mit Alchimie beschäftigt.
Von seinen Schriften sind uns nur einzelne Aussprüche er-
halten geblieben, die von §üfis angeführt werden, die es nicht
glauben konnten, dass diese frommen Sprüche von einem Ketzer
herrühren. Er war gewiss ein Pantheist. Als er befragt wurde,
was eigentlich sein Verbrechen sei, antwortete er: „Drei unpunktierte
Buchstaben und zwei punktierte". Er meinte damit das Wort
jUk^'.j^). Er soU aber seiner pantheistischen Anschauung ganz
1) Fark, Bl. 102a. op-i iuJLS ^yu LiJLs ^^J ^ä U^ ^X^
31
470 Schreiner^ Beitr, z. Geschichte d. theol, Beweguiigen im Isldm.
bestimmt Ausdruck gegeben haben, abgesehen von der Äusserung
and al-hakky die vor Al-Gunejd gefallen sein soll*).
Einige Sprüche werden von Al-Sa'r&wl-) angeführt, von denen
wir einzelne hervorheben wollen. ,Wer noch ausser Gott etwas
sieht, und ausser Gott etwas erwähnt, der kann nicht sagen: Ich
habe den einen Gott erkannt, von dem aus die einzelnen Dinge
in Erscheinung treten**. ,Wer Gott mit dem Lichte des Glaubens
begreifen will, ist wie derjenige, der die Sonne mit dem Lichte
der Sterne sucht*. "Über den Zustand Moses zur Zeit, als Gott
mit ihm sprach, sagte er: ^Dem Moses ist etwas von Gott offenbar
geworden, und M. ist spurlos verschwunden. Moses ist für sich
selbst verschwunden, so dass er von sich nichts mehr wusste. Dann
wurde er angesprochen; der Angesprochene war aber sprechend,
wenn Moses in dem Zustand des Beisammenseins war und auch
wenn er ihn verliess, so oft er die Offenbarung zu empfangen im
stände war, und auch wenn er dies nicht wollte". — Man muss
anerkennen, dass al-Hall&g seine panth eistische Grundanschauung in
mannigfaltiger Weise auszudrücken gewusst hat. Das that er auch
in folgenden Versen:
,Es giebt zwischen mir und Gott keine zwei*
,ünd keinen Beweis durch Koränverse und Argumentation.*
„Der Beweis ist in Wahrheit sein, von ihm, zu ihm (führend)
und in ihm*).*
„Wir haben ihn (selbst) in Wissenschaft und Kor&n geftmden.*
„Dies ist mein Sein, meine offene Behauptung und mein Be-
kenntnis."
„Dies ist die Vereinigung meines Einheitsbekenntnisses und Glaubens.*
„Dies ist die Offenbarung des göttlichen Lichtes, ein Licht,*
„Das wahrhaftig leuchtet auf ihren Höhen durch einen Herrscher**
„Der nicht durch das Werk Gottes sein Dasein beweist."
Nach dem Fihrist soll er in Süs gefangen worden sein, nachdem
er geleugnet hatte, dass er al- Hai lag sei. Nach einem andern Be-
richt soll er sich vor den Kädls als einen Sunniten bekannt haben..
1) Das. 101 b. j^ao» iCt'^'l ^ ^^fti OÄ^ q, JJs sj\ ^wLc |^:>-
^ j, t^j. ^ *L'! Jod a« ^x^ ^.,bs jij ur ^.»'j- -is Ll^
2) a. a. O.
3) Zum Ausdruck w ju.Ji »Jj^ vgl. ZDMG. XLVIII, 95. 425 f.
Schreiner, Beitr. z. Geschichte d, theol. Beacegungen im Islam, 471
Das stimmt schlecht zu seinem mutigen Verhalten und zu seiner Ruhe,
mit welcher er später alles über sich ergehen Hess. Nachdem er durch
die Richter, vor die er i. J. 309 d. H. durch den Chalifen al-Muktadir
gestellt wurde, verhört worden war, lehnte es einer von ihnen,
Abü-l-*Abbä8 b. Surejg ab, über ihn ein Urteil zu fällen. Dagegen
Hess sich ein anderer, Abu Bekr b. Däwud, mit einigen Genossen
dazu herbei^), dem Wunsche des ChaHfen zu entsprechen und al-
Hallä^ zu verurteilen. Alle Beteuerungen al-Hallags, dass er ein
rechtgläubiger Sunnite sei, nützten nichts, die Richter, die sich mit
dem Niederschreiben des Urteils beschäftigten, hörten nicht auf ihn.
Nach dem Richt^rspruche hatte er tausend Peitschenhiebe zu er-
leiden, seine GHedmassen wurden abgehauen, sein Körper verbrannt
und der Kopf auf einer Brücke Bagdads aufgesteckt. Seine An-
hänger glaubten nach seinem Tode, dass das Todesurteil nur an
einer Maske al-5allftgs vollstreckt wurde, er selbst würde noch
wiederkehren und seine Feinde bestrafen. — *Abd al-Kähir al-
Ba^dädi erzählt^), in den Schriften seiner Anhänger habe es ge-
heissen; „0 Wesen der Freuden, Endziel der Sehnsucht, wir bekennen,
dass du es bist, der in jeder Zeit eine Gestalt annimmt, imd in
unserer Zeit die Gestalt des Husejn b. Mansür angenommen hast.
Wir suchen deinen Schutz und hoffen auf dein Erbarmen, der du
die Geheimnisse wohl kennst".
Zu den seltsamen synkretistischen Erscheinungen der ersten
Jahrhunderte des Islams gehört die Lehre des falschen Propheten
Behäferld b. Mäh Feridün^. Er war ursprünglich Magier, später
stellte er seine eigene Lehre auf, zu deren Annahme er besonders die
Magier aufforderte. Er erkannte an die Prophetie Zarathustras,
aber widersprach in vielen Punkten der Religion der Mazdayasnier.
Er verbot das Weintrinken, das Eingehen einer Ehe mit Müttern,
Töchtern und Schwestern. Er ordnete sieben tägliche Gottesdienste
an, die alle knieend und gegen die Sonne gewendet, verrichtet
werden sollten. Seine Lehre legte er in einem persisch geschriebenen
Buche nieder. Das Verbot des Weintrinkens und der Ehe mit
Blutsverwandten zeigen den muslimischen Einfluss und es war nur
natürHch, dass als Abu MusHm al-Churfts&nl einmal nach Nlsftbür
1) Ha^ Chalfa V, 8. 35 findet sich eine Anekdote über ein Gespräch
zwischen al-Hftll&^ und einem seiner Richter.
2) Fark 101b. o( JJÜ! otJ Lj L^^ *^J| hsL3\ s^j^JC^aj l^^ila»
S) Fihrist I, S. 349. Al-Bdrüni, S. 210. Al-Sahrast&ni I, S. 283.
472 Schreiner, Beitr, z. Geschichte d, theol, Bewegungen im hldtn,
kam, die Möbeds sich bei ihm beschwerten, dass Behftferld den
Islftm und ihre Religion fälsche. Dadurch war Behäferld gezwungen,
zum Isl&m überzutreten, wurde aber später beschuldigt, dass er
Hexerei treibe und zum Tode verurteilt. Seine Anhänger behaupteten,
er wäre zu Ross in den Himmel gestiegen und würde einst auf
demselben Rosse zurückkehren und seine Widersacher bestrafen.
Al-B6runi^) erwähnt noch einen persischen Jüngling, Ihn Abi
Zakarijä' al-Xanimäml, dessen Lehren ein noch bunteres Gemisch zeigen.
Durch astrologische Berechnungen ermutigt, trat er als Prophet
auf, eine den jüdischen Pseudo-Messiasen analoge Erscheinung.
Bedeutender war der Pseudo - Prophet, Abu Ga*far Muhammed
b. *All b. al-Salma^Anl -). Dieser lehrte die Seelen Wanderung und
die Incamation der Gottheit. Er erliess das Gebet, das Fasten,
erlaubte die Ehe mit den Blutsverwandten und verwarf einzelne
muslimische Religionsgesetze, worin der persische Einfluss offenbar
ist. Seine Lehre entwickelte er in mehreren Schriften, von denen
eine, deren Titel „der sechste Sinn* war, die Verwerfung der
Religionsgesetze behandelte.
Die Fukahä' waren solchen Ketzereien gegenüber unermüdlich.
Ibn al-Salmag&nl sollte seinem Schicksal auch nicht entgehen.
Nachdem er sich eine Zeit lang verborgen gehalten hatte, wurde
er vom Wezir Ibn Mukla verhaftet und vor den Gerichtshof gestellt.
Hier wurde seinen Anhängern befohlen, Ibn al-Salmagänl gegenüber
ihrer Verachtung Ausdruck zu geben, wodurch die Richter erfahren
wollten, ob jene ihn für eine Inkarnation der Gottheit halten. Einer
entsprach nach einigem Zögern dieser Aufforderung, der andere aber
küsste das Haupt und den Bart Ibn al-SalmagftnJs mit den Worten :
«Ilähi, sejjidl!* Nun war alles Leugnen Ibn al-Salmagfänls um-
sonst, er wurde mit seinem Anhänger gekreuzigt und verbrannt.
Um dieselbe Zeit ist, wie Ibn al-Atir erzählt*), auch ein
anderer Pseudo -Prophet in Bäsend aufgetreten, der besonders aus
S&9 viele Anhänger gewonnen hat. Es wurden ihm viele Zauber-
künste nacherzählt. Als sein Treiben auffallend wurde, schickte
der Statthalter eine Truppe gegen ihn und er wurde mit vielem
Anhängern getödtet. Er behauptete, dass er nach seinem Tode
wiederkommen würde. Lange Zeit nach seinem Tode soll es noch
Anhänger von ihm gegeben haben.
Die Pseudo-Propheten haben aber nicht immer so traurig ge-
endet. Wie es scheint, sind sie nur dann ernstlich verfolgt worden,
wenn die Kraft ihrer Individualität sie als gefährlich erscheinen
1) S. 213.
2) Fihrist I, 196. 360. Al-Berünt, S. 219. Ibn al-Atir, z. J.
322. Abulfeda, Annales moslemici, ed. Reiske 11, 382. Fark, Bl. 102 a. Al-
Mas'üdi, KitÄb al-Unbih, S. 395.
3) Ed. Tornberg VIII, S. 216. Abulfeda, Anuales, S. 186 x. J. 234
wird von einem Pseudopropheten, Mahmfid b. Fara^ erz&blt, der in S&marrft
aufgetreten ist.
Sehreiner, Beitr, z. Geschichte d, theoL Bewegungen im Islam. 473
Hess, oder wenn sie durch die Lehre der Incamation Muslime
arischer Abstammung zu sehr angezogen haben. In den grossen
Kulturcentren am Eufrat, zur Zeit, wo es unter der Herrschaft des
mu^taÄÜitischen Rationalismus, in der herrschenden Klasse des Volkes
auch viele Skeptiker gegeben hat, nahm man solche falsche Propheten
überhaupt nicht ernst. Ihn Abdi Rabbihi^) widmet diesen falschen
Propheten ein kurzes Kapitel, dessen Angaben er aus Chronisten
schöpft-) und an deren Authentie zu zweifeln, trotz ihres anekdoten-
haften Charakters , kein Grund vorliegt. Er erwähnt mehrere
Propheten, die unter al-Mahdl und al-Mftmün aufgetreten sind, und
deren Verhör damit endigte, dass sie ausgelacht und freigelassen
wurden. Tum&ma b. Asras, der mutazilitische Hoftheologe al-
Ma'müns hat sich diesen Leuten gegenüber manchen derben Scherz
erlaubt, was ganz gut zu seinem Charakter stimmt '*).
Nur zwei Fälle erwähnt Ihn 'Abdi Rabbihi, in denen die
falschen Propheten zum Tode verurteilt worden sind. In dem einen
Falle wollte der betreffende ein schöneres Werk, als der Koran,
schreiben, im andern Falle hat der Pseudo -Prophet das Weintrinken
erlaubt. Wir haben es hier mit einer offenen Opposition gegen
den Islam zu thun.
Aber nicht nur solche Erscheinungen hat die Annahme des
Islams durch die Völker Vorderasiens hervorgebracht, bekanntlich
sind zuweilen auch dualistische Anschauungen offen vertreten worden,
die dann allerdings von den Muslimen grimmig verfolgt worden
sind*). Zu den hervorragendsten litterarischen Vertretern des Dua-
lismus gehört Ibn al-Mukaffa*^). Gegen ihn richtet sich die
polemische Schrift des Zejditen al-KAsim b. IbrAhim Hasanl'»)^
(st. i. J. 246 d. H.) aus der wir Einiges über seine Ansichten er-
fahren. Damach hat Ibn al-Mukaffa' eine seiner Schriften mit den
Worten begonnen: „Im Namen des Lichtes, des Barmherzigen und
Allgütigen'*'), Über den blinden Autoritätsglauben des orthodoxen
1) Ed. Büläk. 1302. III, S. 300 fr.
2) z. B. aas' al-Taban III, S. 169 f.
3) Ibn al-Atir, ed. Tornberg VIII, S. 384. z. J. 344 berichtet von einem
Pseudopropheten in Dinawend, der getötet worden ist und von einem zweiten
in Adarbejgän, der den Fleischgeunss verboten hatte und vorgab, allwissend zu
sein. Er wurde aber einmal betrogen und deshalb von den Leuten verlassen.
4) S. Goldziher in Transactions of the IX th. Congr. of Orient. (London
1893.) II, 104 f.
5) S. über ihn Steinschneider in ZDMG. XXIV, 360 und: die hebrä-
bchen Übersetzungen des Mittelalters, S. 874 A. 156. Von einem Sohne des
Ibn al-Mukaffa', der als Zindik verhaftet worden ist, wird berichtet Agäni
XVIII, 20Ö.
6) HS. der königl. Bibl. zu Berlin, Ahlw. IV, Nr. 4876 cod. Glaser 101.
BI. 38 a ff.
7) Bl. 39 b. Jy^\ ^'.*Ä5 cXiU W . . . . ^5>^t ^y^J\ ^^Jt ^.^
474 Schreiner^ Beitr. z, Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam,
Islams äussert er sich in einem Citate folgendermassen ^) : „Verwirf
den Gedanken des unwissenden Satans, der die Unwissenheit dir
leicht machen will und dir befiehlt, dass du nicht forschen und
suchen sollst und dir den Glauben an das befiehlt, was du nicht
erkennst und dass du für wahr hältst, was du nicht einzusehen
vermagst. Wenn du auf den Markt kommst mit deinem G^lde,
um dafür Waren einzukaufen und ein Kaufmann zu dir kommt
und dir seine Ware anbietet und dir schwört, dass auf dem ganzen
Markte keine bessere Ware vorhanden ist, als die, welche er dir
anbietet, so wirst du ihm gewiss nicht glauben nnd wirst dich
hüten, dass du nicht getäuscht und betrogen wirst, ja du würdest
dies als einen Fehler und eine Schwäche ansehen, bis du gewählt
haben wirst".
Muhammed nannte er geringschätzend einen Mann aus dem
Volke von Tihäma ^). Er verwarf auch die Lehre von der Schöpfung
aus Nichts^).
Zu den merkwürdigsten Gestalten unter den muslimischen
Dualisten gehören die sogenannten Hammadun, drei Männer, die
den Namen Hamm&d führten, H. al-*Agrad*), H. al-R&wija*) und
H. al-Zibirkan. Alle drei waren der Ketzerei verdächtig, lebten
und dichteten in Küfa in schöner Eintracht beisammen und kümmerten
1) 44 b. J^Lil ^.^UiyiJt ^j ^y>\^ JJ^Ut^^^jJl iß ijyj U3
«^y>Lj^ v-Jiü ^^ vi>-j^' :i j^.,1 ^yLi^ *x!L^ w5^ y*^. (^vXJ!
'ifJuJsJi^ O"^^' o-fti»-^ &dAAaj .^t u^^^j^aJ JuJt uS^LcJ L«^ Ju^l
.Jui^^ ^C^l^^' «^Ju« U^^ liÜUÖ \J^3 Vi^WjK^
2) Bl. 45 b.
3) Bl. 99. »J^ l^Ir i^LvÄ^t vJili- J!i ^^\ l^4*j ^ i^y U!^
D.s. viLi^ *5 ?y» i c^^ y *c5^ er ^ ^Lf^ ^y e)^ '^ '^^^
4) Ibn Chafl. 205 ed. Büläk 1299, I, S. 207. Abü-l-mahftsio I, 420.
5) Ibn Chall. 204, I, S. 205. Abü-1-mah. das. Ibn Kutejba, Kit&b al-ma'ftrif,
«d. Wfistenfeld, S. 268.
Schreiner^ Beitr. z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam. 475
sich um das Weinverbot des Islams wenig ^). Abu Nuwäs, der
einmal mit H. al-*Agrad in den Kerker der Zindike gerieth, erzählt,
dass er erst dort wahrgenommen habe, dass dieser ein Im&m der
Zindike war, dessen Lieder sie bei ihrem Gottesdienste sangen.
Ketzern, wie Hamm&d al-*Agrad, muteten ihre Zeitgenossen alle
Laster zu und das Geringste, was sein Feind Basä&r b. Burd ihm nach-
sagt, ist, er hätte behauptet, seine Verse seien schöner als der Korftn.
Für die Abstammung der Zindike ist charakteristisch folgende
Antwort des Adam b. *Abd al-*AzIz, die er auf den Vorwurf al-
Mahdis, dass er ein Zindik geworden sei, erteilte: „Wenn hast du
einen Kurejsiten gesehen, der ein Zindik geworden ist? Du kannst
ja eine Untersuchung ansteUen!«^) Allerdings wird auch al-Walid
b. Jezid als Zindik bezeichnet, aber seine Ketzerei bestand nur im
Weintrinken und in der Äflissachtung des muslimischen Gesetzes*).
All diese Thatsachen beweisen, wie berechtigt die Gegnerschaft
Ihn Hazms ihnen gegenüber und wie richtig seine Ansicht von ihrem
Ursprünge war.
In einem Kapitel seines Kitäb al-milal wa-1-nihal^)
spricht sich Ibn I^azm über die Zauberei, über den Unterschied
zwischen dieser und der Wunderthäterei aus und untersucht die
Frage, ob jemand ausser den Propheten Wunder vollführen
könne, oder nicht. Manche sind, erzählt Ibn Hazm, der An-
sicht, dass die Zauberei in der Veränderung der Substanzen der
Dinge und in der Aufhebung ihrer natürlichen Eigenschaften
besteht und dass die Frommen die Macht besitzen derartige
Veränderungen in den Dingen hervorzurufen. Muhammed Ibn al-
fejjib al-BAkil&n!, war der Ansicht, dass der Zauberer wirklich auf
dem Wasser und in der Luft gehen, einen Menschen in einen Esel
verwandeln könne und dass natürlich auch die Frommen die Macht
besitzen, solches zu thun. Der Unterschied zwischen diesen Wundem
und denen der Propheten besteht nur darin, dass der Prophet seine
Zeitgenossen auffordert ihm nachzuahmen, diese aber unfähig dazu
sind, es zu thun. Ein Wunder gilt also nur dann als Beweis für
die Wahrheit eines Propheten, wenn dieser seine Zeitgenossen auf-
gefordert hat, ihm nachzuahmen, dies ihnen aber nicht gelungen ist.
Die richtige Ansicht ist nach Ibn Hazm, dass ein Wunder nur
durch einen Propheten vollführt werden könne, ob er nun die Zeit-
genossen zur Nachahmung seiner Wunderthaten auffordert oder
nicht. Weder ein Zauberer, noch ein Frommer kann Wunder thun.
Gott könnte wohl wegen eines Lügenpropheten Wunder vollführen,
aber er thue solches nicht. Jede andere Ansicht hält Ibn Hazm
für unmöglich. Es ist hierbei noch zu bemerken, das I. H. ausser
1) Ag&n! y, S. 166. XIII, 8. 73.
2) Ebenda XIV, 8. 60.
8) Ebenda VI, S. 101 f.
4) Handschrift der Leidener Universitätsbibliothek, Cod. Warner 480,
n, Bl. 166 b.
476 Schreiner, Beär. z. Geschichte d. theoL Bewegungen im Islam,
den Gefährten des Propheten keinen Frommen (f&dil) anerkennen
will und alle Zauberkünste auf Schwindel und Geschicklichkeit
zurückführt *).
Von besonderem Interesse scheinen die Ausführungen Ihn Hazms
über die Irrlehren zu sein, deren Urheber er zu keiner bestimmten
Sekte rechnen kann-). Von diesen werden an erster Stelle An-
schauungen von §üfis erwähnt, denen gewisse Heilige höher stehen,
als die Propheten und die da behaupten, dass wer die höchste
Stufe der Heiligkeit erreicht hat, für den die Verbindlichkeit aller
Eeligionsgesetze , des Gebetes, Fastens, Almosengebens, der Wall-
fahrt und ähnlicher Einrichtungen aufgehört hat. Für diesen ist
alles erlaubt: die Unzucht, das Weintrinken und ähnliche Dinge.
Darum erlaubten sich diese Leute den Ehebruch indem sie be-
haupteten: „Wir sehen Gott und sprechen ihn, deshalb ist Alles
was in unsere Seele fällt, wahr. Ich habe aber, erzählt Ihn Hazm,
von einem Manne aus dieser Sippschaft, von einem gewissen Ihn
Schampun*), eine Schrift gelesen, in welcher es heisst, dass Gott
hundert Namen habe, der hundertste besteht aus 36 Buchstaben*),
von welchem nur ein einziger unserem Alphabete entnommen ist
und mit Hülfe dieses einzigen Buchstaben kann man die Wahrheit
erreichen (d. h. Gott erkennen)**. Im folgenden spricht sich I. H.
über die groben Anthropomorphismen mancher Muhamraedaner aus,
um dann über die ketzerischen Sekten und ihre Verderblichkeit
einige allgemeine Bemerkungen zu machen.
Aus den Darlegungen I. H. ersehen wir, wie früh die musli-
mische Mystik zu libertinistischen Folgerungen geführt hat. In der
späteren Litteratur werden die Leute, welche X^-Li^l J^l genannt
werden, ziemlich häufig erwähnt^). Es st«ht ausser allem Zweifel,
1) Über dio Frage von den Wundern der Heiligen s. KJL., S. 14, Anm. 3.
2) Anhang I.
3) Dieser bt vielleicht mit dem ^y^\ ^.^ySL^^ ^\ ^^^a^m^^JI yj\
identisch, der von Ihn al-Ahdal 1. c. Bl. 75 b. erwähnt wird.
4) Natürlich hängt dies mit der Vorstellung vom „grossen Oottesnamen"
^^£^1 ^1 f^^ zusammen. Einige Bemerkungen Über denselben siehe bei
Fachr al-din Rftzi, Maf&tih al-gejb, II, S. 323. Ihn Abdi Babbihi,
Al-*ikd al-farld I, S. 396. Die Anschauung von einem „grossen Gottesnamen"
ist jüdischen Ursprunges. Die talmudischen Äusserungen Ober den ID'l'^CTiri DTD
8. Revue des Etudes juives, XVII, 239. XVIII, 119. 290. ZDM6. XXXIX,
S. 543 ff., XL, S. 234 ff.
5) Ich will hier einige Stellen anführen. Al-Nasafi, Bahr al-Kal&m,
cod. Warner 661». Bl. 64a. ^ JUjJ! jJb 131 K^b^it J^l JLä Ju^
Schreiner, ßeär. z. Geschichte d, theol. Bewegungen im Islam, 477
dass die Darstellungen ihrer Lehren zum Teil durch die Gehässig-
keit gegen die §üfi8, beeinflusst sind, zum Teil aber auch Remi-
niscenzen von Ansichten, die persischen und indischen Ursprunges
^ ÄXs vXi-L ^,1 »Si .j*i J'w. ^1 ^Us>l ^^ ^.y ^Äfl* ;iLLo U-i
Jc.«Jt jJb \J\ JIj iis-W^l J^t er ^-*^3 . ■ . *^lr- ^J^ 1-^^ '^'-^
y^ üs>'u^i j^i ^ v_Ä^5 . . . w5juw ^1 '■i>'^^s -i-jcüb yt tL^i
j^i w5ÜvX5^ ö'^Aä o^^j:» ^^-ä:> H^IaJ! ,.'JJ5 2u^^ *-!-^^> ^')^ ^
In 'Abd al-Wahhäb aI-Kudwä*i Al-KannÜ|^is v^IvAII ^. HS. der könlgl.
Bibliothek zu Berlin, Ahlwardt, Nr. 1851, Bl. 212 b heisst es von den Ansichten
mancher Süfis: jj dJ! ^^1 ^-yj^jj^. '^ft^^ r^ '**^*^5 iJ^^ ^J^^
478 Schreiner, Beür. z, Geechicide d. theol. Bewegungen im Islam.
sind, enthalten. Ein Beweis hierfür ist die Darstellung Al-B6runls
ähnlicher indischer Ansichten und dass manche Autoren, wie z. B.
*Abd al-Kfthir al-Bagdftdl in seinem Kit&b al-far^ bejn al-firaV, im
j^jji ^.^1 ^jijius L«**> ■ism\^ j^jjt, J^i ^ j-«s» ^ji\ ,.y
Ud^ J^ ^ ^yuj y UUJ5 Kxiyi iü^yt J5 j^^-LiÜI &>_,aJ5
^,y_^ iU:>b^t ^»^3 ^;i JJ- *I J^5 >^ V'^> ^5 V^.^'
ÜJ'^Ü« ojai' yi „OJÜ ^^-.J} -^yül J JO; 5C*.L^l ^ L^ ^yyj
^p\ ^ ,.j>iu^ ^cC> iüiiUl^ .L^l^ ^-i^i K:>L^b ^.,yyü
Hier spricht 'Abd al-Wahh&b von den XAAä!^ und aJL^'w^wQ, deren
Charakteristik ich in meinem „Kalftm in der jüd. Literatur*', 8. 10 mitgeteilt
habe. Dann heisst es: ^ CT^ ^bU^ |y^j f^ /»^^ ÄJl^L^JUi! ««-^ä^^
J.. ^..^^x..^ y^ ^^J.^. U ^^y^-L :ibL> •! ^lÄ Uly^ ^'.xUl
Auch Ibn al-Ahdal (st. 855 d. H.) weiss in seinem Werke gegen den
Süfismus, HS. der königL Bibliothek su Berlin, Ahlwardt, Nr. 8109, Spr. 830
viel Böses von den Sfifis za berichten. Bl. 113 r. erz&hlt er: ^g»y>»j j^^
a
Schreiner, Beitr, z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Isldm, 479
Kapitel über die K^b^t J^l nur von persischen Sekten, wie die
Mazdaklja, oder von solchen die gewiss persischen Ursprunges sind,
wie die B&beklja zu berichten weiss. Aber ganz aus der Luft gegriffen
werden die Beschuldigungen gegen die §üfls um so weniger sein,
weil die Mystik überall diese Gefahren für das sittliche Leben
heraufbeschworen hat. Ich will nur an die Amalricaner und an ähn-
liche Erscheinungen aus der indischen Religionsgeschichte erinnern.
Aus diesen Gründen ist anzunehmen, dass diese Anschauungen von
den Persern und Indem stammen, im Isl&m aber durch den Ein-
fluss pantheistischer Mystik Anhänger gefunden haben. Dass die
letzteren sich nicht allzusehr vermehrt, das ist der monotheistischen
Reaktion zuzuschreiben. Aus der Exklusivität des Monotheismus
wurde das Verbot des Heiligenkultus und der Astrologie gefolgert,
und aus seinem ethischen Charakter, der im Islam durch ver-
schiedene Faktoren beeinträchtigt worden ist, den er aber infolge
der ethischen Elemente in Koran und Tradition nicht eingebüsst
hat, folgte die Reaktion gegen die sittlichen Verirrungen, die vor-
zugsweise auf persische und indische Einflüsse zurückzufuhren sind.
Folgerichtig musste I. H. auch die Astrologie, oder wenigstens
manche ihrer Voraussetzungen verdammen. In einem besonderen
Kapital seines Buches *^) finden wir folgende Ausführungen: Manche
hegen die Ansicht, dass die Sphäre und die Sterne vernunftbegabte
Wesen sind^), welche sehen und hören, aber keinen Geschmacks-
sinn haben und nicht riechen. Das ist eine unerwiesene Behauptung.
Dass das Gegenteil wahr ist, geht daraus hervor, dass die Bewegung
der Sphäre imd der Sterne eine gleichförmige ist, wie sie nur ein
willenloser Körper, der getragen wird, beschreiben kann. Wenn
aber die Gegner glauben, dass dem vollkommensten Wesen nur das
vollkommenste Thun zukommen kann''), so ist dagegen einzuwenden,
S. auch V. Kremer, die herrschenden Ideen des iBlftms, S. 134, N. 39.
ZDMG. XLIII, S. 332 ff. Über die Lehre des Vedänta von der Aafhebang der
Pflichten s. Deussen, System d. Vedänta, S. 457. 513.
1) 8. Anhang I.
2) Eine aristutelische Anschauung (de Coelo II, 2), die bei mtthammeda-
nischen und jüdischen Philosophen häufig anzutreffen ist. S. Munk, Guide
des Egares II, S. 51ff. AlfäräbU Abhandlung, der Musterstaat, ed. Dieterici,
S. 23 ff. Al-Gazili, Tahafut al-faläsifa, S. 59. Abraham Ihn DäwAd,
Emfinä ramä, S. 41ff. Ibn Falaquera, More ha-More, S. 78f. Gerson
ben Salomo, C*>i:iSn "ira, ed. Warschau, S. 82. Chasdai Kreskas,
1 m« IV, 3.
3) Das ist nämlich nach aristotelischer Anschauung die Kreisbewegung
der Sphären.
480 Schretner, Beär. z. Geschichte d, theol. Bewegungen im hlam,
dass es gar nicht erwiesen ist, dass die Bewegung etwas Yoll-
komraeneres, Höheres sei, als die durch den Willen bestimmte Buhe.
Denn so wie es eine Bewegung aus fi'eier Wahl und eine solche,
die durch einen Zwang bewirkt wird, giebt, also giebt es auch
einen ruhenden Zustand aus freier Wahl und einen solchen, der
durch eine Nötigung entstanden ist. Nun ist nicht einzusehen,
weshalb die Bewegung aus freier Wahl etwas Höheres sein soll,
als die Euhe aus freier Selbstbestimmung. Ebenso kann man ein-
wenden, woher denn jene wüssten, dass die Bewegung von Osten
nach Westen, wie sie von der grössten Sphäre vollzogen wird,
etwas Höheres sei, als die Bewegung vom Westen nach dem Osten,
wie sie bei den übrigen Sphären und allen Sternen beobachtet
wird. Daraus ergiebt sich, dass die Ansicht jener Leute unrichtig
ist. Es giebt auch solche, die behaupten, dass wenn wir, die von
den Sternen beherrschten Wesen, vernunftbegabt sind, so müssten
unsere Beherrscher, die Sterne, noch eher Vernunft und Leben
besitzen. Dass die Sterne uns regieren, das ist, wie wir beweisen
werden, eine unerwiesene, lügnerische Behauptung'). Denn die
1) Al-Nasafi, Bahr al-KalÄm , Bl. 66 r. jy\ *j4=^*t JwPt ^'JJ J.A2S
^.;^ i^'jj. -wuv^l cr^W^ jT^ ^^' 2:3jt^W i^Ä^*^ ü^^^t ^^
^ (1. ^3 JJi) ^ JJo ^<oJi\ J^^i ^::A^ ^y^\^ ^.^t »j^
. «yo oiy^u^ ry^^3 j*^^^ ,j---i:Ji5 5^' i^\ 3^ ^ i^\ y> ^^^i
Abu Hamid al-Kazw!ni, ^y*-^\ *^\^^'3 1*^^^^ ^-^^^ ^jS (HS. der
königl. Bibliothek in Berlin, Pet. 369, Ahlw. VH, Nr. 8859, S. 737) Bl. 40 a.
. . . ^^'jtU oLjcX-« ot.Lu-Jl xijs^^ xJ;l K4^<Ad oi^Ly-J! Q^ Nxs
v.;>w^ s^l^^aJl B AP ^^A^ JJü ^.,t j^^. JoJJ ^^ iUJ! Jwc'j y^
Schreiner, Beär, z. Geeehichte d, theol. Bewegungen im läläm. 481
Herrschaft ist entweder eine natürliche oder eine bewusste,
durch einen Willen bestimmte. Wenn es nun auch richtig wäre,
dass wir von den Sternen abhängig sind, so ist dies nur eine
natürliche Abhängigkeit, wie wir von der Nahrung, von der
Luft, vom Wasser abhängig sind, und diese besitzen, wie der
Augenschein lehrt, weder Leben, noch Vernunft. Wir haben es aber
schon widerlegt, dass die Sterne eine aus freier Wahl hervorgehende
Herrschaft über uns ausüben, indem wir erwähnt haben, dass sie
nur eine einzige Bewegung vollziehen, und in derselben Ordnung
verharren, welche sie nie verlassen.
Was aber die „Bestimmungen der Sterne" betrifft, so will ich
in dieser Sache eine sichere und klare Ansicht mitteilen. Die
Wissenschaft von der Verteilung der Sterne auf ihre Sphäre, von
den Stellen ihres Aufganges, von ihrem Wiedererscheinen und Ver-
schwinden, von der Abweichung der Mittelpunkte ihrer Sphären,
ist eine schöne, sichere und erhabene Wissenschaft, durch welche
derjenige, der sich mit ihr beschäftigt, zur Grösse der Allmacht
Gottes erhoben wird, zur sicheren Erkenntnis seines Wirkens,
seiner Kunst und dessen, wie er die Welt, mit dem was sich in ihr
befindet, geordnet hat. Es liegt femer Etwas in dieser Erkenntnis,
wodurch dies Alles zum Glauben an den Schöpfer zwingt^). Diese
Wissenschaft ist auch unentbehrlich, um die Gebetsrichtung, die
Gebetszeiten feststellen zu können, femer um die Beobachtung des
Neumondes wegen der Fasten und ihrer Unterbrechung, wie die-
jenige der Eklipsen der Sonne und des Mondes vornehmen zu
können, wie das auch aus Sure 23, 17. 36, 39. 85, 1. 17, 13.
erhellt. Wenn aber auch diese Wissenschaft Vorzüge besitzt, so
ist doch das »Urteilen* (Verkünden der Zukunft) auf Grund der-
Maf. IV, S. 7 Off. werden die Ansichten der Sternanbeter dargelegt. S. 71
heisst es: yi:^JLAjj\ 8^3 U ^^J<jS^\ BAa£ 'djLÄS> ^y^ ^ J^'JJl 9^ji\
über Abu Ma'sar s. Steinschneider, Die hehr. Übers. S. 566 ff.
1) Hafättiti II, 8. 69. \J^ !yü ^.\S y0^m.£^\ ^, j*B. ^ ^J^j
Vgl. «ach Haf&tih I, S. 228.
482 Schreiner, Beär, z, Geschichte d, iheol. Bewegungen im Islam.
selben ein Fehler, wie wir das ausführen werden. Die Astrologen
scheiden sich nämlich in solche, die behaupten, dass die Sterne und
die Sphäre vernunftbegabte, erkennende, wirkende und herrschende
Wesen sind, unabhängig von Gott, oder neben ihm und dass sie
ewig sind. Das sind aber Ungläubige imd Heiden , die nach der
Übereinstimmung der Gläubigen vogelfrei sind und diese meint der
Prophet, wenn er sagt: „Gott sprach; Mancher von meinen Knechten
wird am Morgen mich verleugnen und an die Sterne glauben-.
Der Prophet bezog das auf denjenigen, der da sagt: „Durch diesen
und diesen Stern bekommen wir Regen." Was aber diejenigen
Astrologen betrifft, welche behaupten, dass die Sterne geschaffen
und nicht vernunftbegabt sind, und dass Gott sie geschaffen und
zu den Vorzeichen der werdenden Dinge gemacht hat, so sind diese
weder als Ungläubige, noch als Ketzer zu betrachten und auf diese
Behauptung bezieht sich imsere obige Bemerkung, dass sie ein
Fehler sei *). Denn der Anhänger dieser Ansicht verlässt sich auf
eine Erfahrung, die nicht augenfällig ist. Sicher ist, dass Flut
und Ebbe dem Aufgange des Mondes, seinem Niedergange, seiner
Verfinsterung, seinem Vollwerden und Abnehmen zufc^ge entstehen,
dass der Mond auf den Tod des Rindes durch eine Wunde eine
Wirkung ausübt, wenn nämlich der Mondstrahl die Wunde trifft,
ebenso auf die Kürbisse und Gurken, die beim Mondlichte während
ihres Wachstums ein starkes Geräusch vernehmen lassen, femer
dass der Mond auf das Gehirn, auf das Blut und auf die Behaarung
Einfluss hat*). Ebenso sicher ist der Einfluss der Sonne auf die
Veränderung der Wärme, auf die Verdunstung der Flüssigkeiten, auf
die Augen der Katzen des morgens, mittags, abends und mitter-
nachts und bei anderen Dingen, die durch die Sinne wahrnehmbar
sind. All dies ist richtig und kein Mensch mit gesunden Sinnen
wird es leugnen. All dies hat aber Gott so geschaffen, er ist der
Schöpfer der Kräfte und der Dinge, welche durch sie entstehen,
wie es in Sure 50, 11. 35, 10. 50, 9. heisst. Die Behauptungen
aber, welche von den Astrologen ausser den erwähnten Erfahrungs-
t) Auch Ibn Cbaldün verhält sich der Astrologie gegenüber ablehnend.
S. seine Ausführungen Mukaddima, ed. Bejrüt, S. 476, die sich in manchen
Punkten mit denen Ibn Hazms berühren. Weniger bestimmt äussert sich AI-
fd.räbi, Philosophische Abhandlungen, ed. Dieterici, S. 104 f. Von den jüdischen
Autoren des Mittelalters hat sich Maimonides sowohl aus religiösen Gründen,
als auch aus Misstrauen gegen die Argumente der Astrologen mit Entschieden-
heit gegen die Astrologie ausgesprochen. S. sein Sendschreiben, Kobez II, 24 c f.
Viele Talmudgelehrte nahmen aus religiösen Gründen an der Astrologie Anstoss.
Über die Ansichten mehrerer jüdischer Schriftsteller des Mittelalters s. Kerem
Chemed VIII, S. 195fr. S. Sachs, Uajona I, S. 59fir. Schmledl, Studien,
S. 299 ff. Mit spöttischen Bemerkungen wird die Astrologie zurückgewiesen von
Kalonymos b. Kalonymos (um 1321) in seinem iri3 l^N, ed. Cremona lAa ff.
2) Über diese Vorstellungen s. al-Kazwini, Marginalausg. von Kairo I,
S. 31 ff. Tylor, Die Anfange der Cultur, deutsch von Spengel und Poske,
I, 129 ff.
Schreiner, üeür. z. Geschichte d. theol, Bewegungen im Islam, 483
thatsachen aufgestellt werden, sind aus mehreren Gründen unrichtig.
Erstens, weil eine Erfahrung nur durch die vielfache Wiederholung
sich als richtig erweist, und dadurch, dass sie dauernd bestätigt
wird, wodurch die Geister gezwungen werden, sie als wahr an-
zuerkennen. So werden wir z. B. gezwungen, als wahr anzunehmen,
dass der Mensch, wenn er drei Stunden unter dem Wasser bleibt,
sterben muss, und dass er, wenn er seine Hand ins Feuer steckt,
sich verbrennt. Eine solche Wiederholung der Erfahrung ist aber
bei der Astrologie unmöglich, denn der Zustand, der nach den
Astrologen auf die werdenden Dinge deuten soll, kehrt nur in
zehntausend Jahren einmal wieder, so dass man auf keine Weise
«ine richtige Erfahrung gewinnen kann, ja kein Staat besteht so
lange, dass er solche Zeitläufe mit Aufmerksamkeit verfolgen könnte.
Dies ist aber ein entscheidender Beweis für die Nichtigkeit ihrer
Behauptung von der Wahrheit der ^Bestinmiungen der Sterne.* —
Zweitens können die Astrologen schon deshalb aus den Sternen
nichts ermitteln, weil sie alle Bedingungen, von welchen nach ihrer
Ansicht die Bestimmung der Sterne abhängig ist, die Stellen, wo-
hin die Strahlen fallen, den Strahlenwurf *) t ^^^ beleuchteten und
dunkeln Grade, die Stemgruppen und andere Bedingungen unmög-
lich zu kennen vermögen. — Femer ist gegen sie einzuwenden,
dass nach ihrer Ansicht aus einer nichtigen Annahme eine sichere
Erkenntnis hervorgehen soll. Denn sie sagen, dem Saturn ent-
spreche die Kälte und Trockenheit, dem Mars die Wärme und
Trockenheit, dem Mond die Kälte und Nässe ^), das sind aber
Eigenschaften der Elemente, welche unterhalb der Mondsphäre sind
und die mit den Himmelskörpern nichts zu thun haben, denn diese
gehören nicht zu den Substraten der Träger jener Eigenschaften,
die Accidenzen aber können nicht die Grenze ihrer Träger, und
die Träger nicht den Ort verlassen, wohin sie von Gott gestellt
worden sind. — Auch ihre Einteilung der Erde nach den Stern-
bildern (des Zodiacus) und nach den Planeten*) beweist die Nichtig-
keit ihrer Anschauungen*). Wir sprechen hierbei nicht von den
Städten, da sie bei diesen die Behauptung aufstellen können,
dass sie unter diesem und diesem Horoskop gegründet worden
1) Über den Ausdruck c'oA^mJI _ 'wio^ s. Steinschneider, Die hebr.
Übersetzungen des Mittelalters II, S. 521.
2) Diese astrologischen Ansichten stammen alle aus dem Quadripartitum
des Ptolemaeus. S. auch Ichwän al-safä\ ed. Bombay Bd. I, S. 74fr.
Menachem b. Zerach, ^Tlb tlT'LS I, 29, ed. Lemberg 13b. Meir
Aldabi, n31?2N "'b'^aü II, 3.
3) S. Al-Mas'ftdi, Kitäb al-tanbih, ed. de Goeje, S. 33. Menachem b.
Zerach, das. I, cap. 28. Meir Aldabi, a. a. O., II, 2.
4) Ans dem folgenden schliessen wir, dass I. H. meint, diese Einteilung
sei deshalb falsch, weil die Erde auf einmal entstanden ist und es nicht ein-
zusehen ist, weshalb ihre einzelnen Teile mit dem einen oder dem anderen
Planeten, oder mit irgend einem Stembilde in näherer Beziehung stehen sollten.
Bd. LH. 32
484 Schreiner, BeUr. z. Geschichte d, theol, Bewegungen im Islam,
sind. — Ebenso verhält es sich mit den Klimaten und Erdteilen,
die alle zur selben Zeit entstanden sind und also ihre Ansichten,
aus welchen sie die Bestimmungen der Sterne folgern, Lügen strafen.
Dasselbe ist der Fall bei ihrer Einteilung der Körperteile und
Metalle nach den Sternen.
Ebenso spricht gegen die Astrologen die Thatsache, dass manche
Tiergattungen geschlachtet werden, die Individuen anderer Tier-
gattungen dagegen nur eines natürlichen Todes zu sterben pflegen.
Wir wissen aber bestimmt, dass diese Tiere trotz der verschiedenen
Todesart doch im selben Augenblicke geboren werden. Was sind
nun die Bestimmungen der Astrologen wert, die aus der Geburts-
zeit herausfinden wollen, welchen Todes ein Wesen sterben wird?
— Der siebente Beweis gegen die Astrologie ist, dass die Be-
wohner der verschiedenen Klimaten ihre Kleidung, trotz des gleichen
Horoskops, imter dem sie geboren werden, aus verschiedenen Stoffen
herzustellen gezwungen sind, woraus folgt, dass die Annahme der
Astrologen, nach welcher die Kleidung des Menschen durch die
Stellung der Sterne zur Zeit seiner Geburt bestimmt wird, eine
irrige ist — Zum Überfluss beweist noch der Augenschein, dass
die Astrologen nicht Becht haben können, denn wenn sie uns in
Betreff dessen, was wir thun werden, etwas mitteilen, so steht es
noch immer in unserer Macht, etwas anderes zu thun.
Aus alledem ergiebt sich, dass die Astrologie ebenso ein Aber-
glaube ist, wie das Loswerfen mit Steinchen oder Körnern, das
Schauen auf das Schulterblatt^), das Wahrsagen, das Augurium und
ähnliche Dinge, von denen ihre Anhänger behaupten, dass man mit
ihrer Hülfe die Zukunft sicher erfahren kann. Wir haben es un-
zähligemal erfahren, dass vorzügliche Astrologen in Betreff von
Nativitäten, Rettungsmitteln und Veränderungen der Jahre etwas
genau festgestellt haben, ihre Voraussetzimgen bewahrheiteten sich
aber nicht. Nur sehr selten haben sie das Richtige getroffen.
Ihn Ilazm schliesst seine Ausführungen damit, dass von einer
Kenntnis des Verborgenen nur beim Propheten die Rede sein könne,
die Kunst der Kuhhän habe eben seit Muhammed aufgehört.
Wir haben die etwas breitspurige Auseinandersetzung wieder-
gegeben, weil diese Argumentation gegen die Astrologie bei einem
Autor des elften Jahrh. uns von einigem Interesse zu sein schien.
Ohne Zweifel liegt die Wurzel der Opposition des I. H. gegen die
Astrologie und andere Arten des Aberglaubens in seiner Auffassung
des Monotheismus. Er besass Kenntnisse und Scharfsinn genug, um
seine Ansicht nachträglich begründen zu können.
Ihn Hazm kommt an einer anderen Stelle -) auf zeitgenössische
Ketzer'^) zu sprechen, deren Ansichten beweisen, dass der astro-
1) Über Wahrsagung ans dem Schulterblatt a. Tylor, a. a. O. I, S. 124.
2) MUal, HS. Landberg I, Bl. 129 a.
Schreiner, Beür. z, Chachiehte d. theol, Bewegungen im Islam, 485
logische Aberglaube mit einem hohen Masse von Skepsis sich ver-
einigen Hess. Er spricht von Leuten , denen er begegnet ist, die
sich mit mathematischen, astronomischen mid philosophischen Studien
beschäftigt haben, die alle Ansichten der alten Schriften annahmen,
vom I$[oran und der Tradition nichts verstanden haben und nur
eitlen Dingen nachliefen. „Der Satan setzt sich in ihnen fest und fährt
in sie hinein wann er will, sie gehen zu Grunde und verfallen dem
Irrtum. Sie glauben, dass in der Religion All&hs nichts sicher und
dass für ihre Wahrheit kein Beweis vorhanden sei Die meisten von
ihnen huldigen gottlosen Ansichten und der Sublimierung der gött-
lichen Eigenschaften, manche von ihnen nehmen die Dinge leicht,
veinverfen die schwereren Beligionsgesetze, die Ausübung der Pflichten
und gottesdienstlichen Handlungen*)''. «Sie streben nach leichtem
Gelderwerb, nach gewaltthätiger Behandlung der Menschen, nach
Baub, Verlassen des Gesetzes und der Redlichkeit und sehr wenige
von ihnen verehren die Sterne aus Religion. Es schmerzt aber
dem reinen Muslim die Seele ob dieser Partei und ihrer Anhänger,
wegen des Unterganges dieser armen Menschen und dass sie aus
der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschieden sind, nachdem sie
mit der Muttermilch des Isl&ms genährt worden waren ^)'*.
Eine andere Gruppe von Leuten, von der Ibn Qazm berichtet,
hat sich wohl mit dem J^adlt beschäftigt, war aber dabei unvor-
sichtig. «Die meisten von dieser Gesellschaft üben nur das, was
im Namen des Mu^^til b. Sulejmftn, al-Pat^^&k b. MuzAbini mit-
geteilt wird, aus dem Kommentar des al-Kalbt und überhaupt aus
dieser Generation und lügnerischen Werken stammt. Das sind aber
Schwindeleien, Lügen, Erfindungen, welche von den Zindi^en
tückischer Weise gegen den Islam und seine Bekenner erzeugt
worden sind. Diese Gesellschaft bringt frei allerlei unwahre Ver-
mischungen (von Ansichten) zu stände, wie dass die Erde auf einem
1) 129 b. ^.y\j$^XJ:i\ ^^yJ^ ^j£>'^\ »J^ ^ ^^^f XÄjliaJ! o^
yJL^ Z^\ y-^s^ ^ jL>3 ,,,1^3-^1 O^ ^L«^fC-^I^ ^LftO^^^t^
v)^ ^Jlii ^yL y^ ^^ ^ ^ :* j^- *1II ^ J I^AJUi:!^ 1^3
.obL«i!5 (jaStjül iU»XJis jjt/JJ JJiS ^\Jo\^
2) Das. ^9:lJ^^ jLäÜ ^Jlbj y^ \J^ viUii v-a^-^ s^mÜ^
Ci^ i^:iP ^ L^ij iüÜt »J4J g^LJt .^JUwJt ^j^ s::^jlJa
82»
486 Schreiner^ Beitr, », Geschickte d, tkeol. Bewegungen im Islam.
Fische ruht, der Fisch auf dem Hom eines Ochsen, der Ochse auf
der Schulter eines Engels, der Engel auf der Finsternis, die Finsternis
auf etwas, wovon niemand ausser Gott weiss. Daraus folgt, dass
der Weltkörper unendlich ist — die wahre Ketzerei^)*.
Auch dieses Beispiel zeigt, wie mannigfaltig und zuweilen
wie abenteuerlich die Anschauungen waren, welche von Ihn Hazm
bekämpft wurden.
n. Die Aa^ariten vor Ibn Tejmiija.
In den nach dem Auftreten des Abü-1 -Hasan al-A^^arl folgen-
den Jahrhunderten ist Ta^l al-dln Ibn Tejmlja der hervor-
ragendste Vertreter der Reaktion des ursprünglichen Greistes des
Isl&ms gegen das Eindringen fremder Elemente, insbesondere der-
jenigen, welche mit dem muslimischen Monotheismus im Wider-
spruche stehen. Wir wollen daher im Folgenden den Gang der
religiösen Entwickelung , den der östliche Isl&m genommen hat,
kurz beschreiben. Eine solche Schilderung dürfte um so mehr be-
rechtigt erscheinen, weil die vier Jahrhunderte, welche zwischeij
al-A§*ari und Ibn Tejmlja liegen, Zeugen einer folgenschweren
Evolution waren. In diese Jahrhunderte f^llt die Ausbreitung und
der endgiltige Sieg der Lehre al-As'arls, die so tief in das Be-
wusstsein der muslimischen Welt eingedrungen ist, dass sie auf
das Volksleben in hohem Masse bestimmend eingewirkt hat.
Wir haben an einer anderen Stelle die Reste der Äusserungen der
ältesten atlantischen Lehrer zu sammeln gesucht^). Über die spätere
Gefolgschaft al-A6*arls und über ihre Geschichte ist die reichhaltigste
1) Das. 130a. ^y. i^L^ U ^\ fjJ^ J^ ^ Äij'JaJl »Js^ ß^] Ja
^^di^aii jt^^s^^ ^y*'S>\jA ^J ^i:^^\^ e)'-*^ Cy ^^^ "^.J^
oü^jü^l^ \:J^^yoyA olily> ^ UJl ^t ^aJI s.j-^JC^ iüuUt y^JLs^
Eine ausführlichere Darstellung dieser Anschauung findet man bei al-
Tylabi, «Ara'is, S. 4flf.
2) Zur Geschichte des As'aritenthums. Actes du VIII Congr^s international
des Orientalistes, Secl. I, Bd. I, S. 77 fr.
Schreiner, Beitr. z. Geschickte d, theol, Bewegungen im Islam. 487
der uns vorliegenden Quellen das Tabakat al-kubr& des T&g al-dfn
Ibn al-Subkt. Ausser den diesem Werke und anderen arabischen
Geschichtsschreibern entnommenen Daten stehen uns vom Lehrer
al'£raz&lls, dem al-uuwejnl ImiLm al-Qaramejn angefangen, voll-
ständige Kalamwerke und sonstige Schriften der hervorragendsten
As*ariten zur Verfügung.
Ibn al-Subkl ^) beginnt seine Geschichte der As^ariten mit der
Darlegung dessen, al-A^'art hätte keine neue Ansicht ausgesprochen,
auch keine neue Schule gegründet, nur die Ansichten der Alten
gefestigt. Eigentlich sind nach ihm die meisten Lehrer der vier
Fikh- Schulen A6*ariten gewesen, eine Ansicht, welche sich als die
Folge der Verlegung der eignen Anschauungen in die alte Zeit
wohl begreifen lässt. In Betreff anderer Schulen war Ibn al-Subkl
nicht so leicht geneigt, ähnliches anzunehmen. Sein Vater erzählte
ihm einmal, wie er mitteilt, er habe in dem Werke «Tabal^ät al-
Mu'tazila** -) , das einen Mu^taziliten zum Verfasser hatte, gelesen.
Dieser hat das Buch mit ^Abdall&h b. Massud begonnen, weil er
meinte, dieser hätte ähnliche Ansichten, wie seine Genossen, das
ist aber schon, bemerkte der Vater Ibn al-Subkls, die höchste
Befangenheit. Ibn al-Subkl meinte hierauf, dass wenn dies Vor-
gehen der Mu*tazila richtig wäre, so könnten die As'ariten Abu
Bekr und *Omar als die ihrigen betrachten, weil es ja ihr Bekennt-
nis ist, das von jenen verteidigt wird. Darauf lächelte der Sejch,
und sagte, die Anhänger eines Mannes seien diejenigen, welche
seiner Ansicht folgen und nach ihm zu seiner Lehre sich bekennen,
denn zwischen der Übereinstimmung und Anhängerschaft sei ein
grosser Unterschied. — Der Gedankengang, der den Gegenstand
dieses Gespräches bildet, verrät uns, wie es kam, dass die $ufis
ihre Ansichten auf manche Gefährten des Propheten zurückführten.
— In den weiteren Mitteilungen Ibn al-SubkIs ist Abu * Abdallah
Muhammed b. Müsä al-Mäjurki*^, sein Gewährsmann. Dieser, ein
Malikit e , behauptete , AI - As*arl sei in den religionsgesetzlichen
Fragen M&likite gewesen. Dies gefällt unserem Autor nicht und
er meint, diese Ansicht stamme daher, dass der grosse Verteidiger
der Lehre al-As'arls, Abu Bekr al-Bäkilänl ein Malikite war.
Auf al-Majurkls Zeugniss ist aber schon deshalb nicht viel zu
geben, weil dieser als Magrebiner über die Vorgänge im *Irak
nicht gut unterrichtet sein konnte.
In den sieben Generationen, welche Ibn al-Subkl von Abü-
l-Qasan al As^arl bis auf seine Zeit zählt, hat eine Reihe von hervor-
ragenden Gelehrten der vier Fikh-Schulen daran gearbeitet, der
Lehre al-As*aris Verbreitung zu verschaffen. Diese stille Arbeit
sollte nicht ungestört bleiben. Am Anfange der von uns hier zu
1) HS. der Leidener Universitüts-Bibliotliek, I, S. 361.
2) Diesen Titel führt eine Schrift des Abd al-Öabbftr nl-Mu'tazilT.
3) S. über ihn Ibn Challikän, ed. BülAk I, 614. Er starb i. J. 488.
488 Schreiner, Beitr, z, Geschichte d. theol. Bewegungen im leldtn,
schildernden Zeit hat eine grosse Verfolgung stattgefunden, üher
die uns Ihn al-Suhki eingehend berichtet^). Die Verfolgung ging
von Nisftbür aus. Der Sel^kide Togrulbeg*), dessen Eigenschaften
von Ihn al-Subkl rühmend hervorgehoben werden, ernannte Abu
Nasr Mansür b. Muhammed al-Kundarl^ zu seinem Wezir.
Dieser wird von Ibn al-Subkl als Mu*tazilite und ß4fi4ite bezeichnet.
Er soll den verschiedensten Ketzereien gehuldigt haben, dagegen
war der Stadthauptmann Abu Sabal b. al-Muwafß^ ein frommer
As'arite. Al-Eundarl soll nun aus Eifersucht auf den letzteren
den Sultan überredet haben, er solle die Ketzer von den Kanzeln
herab verfluchen lassen. Nachdem Togrulbeg hierzu seine Ein-
willigung gegeben hatte, bediente sich al-Kundari ihrer um die
Aä'ariten mit den Ketzern verfluchen zu lassen, ihnen das Lehren
und Predigen zu verbieten. Dabei halfen ihm die Hanefltischen
Mu^taziliten, denen es gelungen war, den Sultan vom Unglauben der
S&fi*iten und insbesondere der A^*ariten zu überzeugen. — Offenbar
waren also zwischen den Verfolgern der As*ariten und diesen nicht
nur dogmatische Gegensätze, sondern auch solche in Fragen des
Fi^ vorhanden. — So entstand im Dü-1-J^a^da des Jahres 436 eine
grosse Verfolgung der A6*ariten, die sich über Chorfts4n, Syrien,
!Qigäz imd den ^Ir&l^ ausbreitete. Abu Sabal ging nach al-^Askar
zum Sult&n, um den Befehl rückgängig zu machen, was ihm aber
nicht gelang. Vielmehr kam ein Befehl des Sultans, der die
A^^ariten al-Farätl, Abü-1-Kftsim al-Kuäejrt, den Imäm al-Haramejn
und Abu Sabal b. al-Muwaf&k des Landes verwies. *Abd al-malik
al-Guwejnl, der unterrichtet war darüber, was kommen sollte,
flüchtete über Kirmän nach dem Qigäz und wurde wegen seines
Aufenthaltes in den zwei heiligen Städten „Imftm al-Haramejn''
genannt, Abu Sahl zog sich ebenfalls zurück imd so blieben nur
al-Far&tl und al-Ku^ejri, die, nachdem sie misshandelt worden waren,
in das Gef^gnis kamen, wo sie länger als einen Monat bleiben mussten.
Unter grossen Schwierigkeiten wurden sie durch Abu Sabal mit
Gewalt befreit und flüchteten zusammen nach Rejj. Der Sultan
war darüber gegen die ä&fi^ten sehr aufgebracht, Abu Sabal wurde
gefangen und sein Vermögen konfisziert Nachdem er freigelassen
worden war, wallfahrtete er nach Mekka, wohin sich al-!^uäejrf und Abu
Bekr al-Bejhakl begeben hatten. Aus Nisäbür, Merw und anderen
Städten Chorfts&ns mussten sehr viele Gelehrte flüchten. Manche
kamen nach dem ^Irak, andere nach dem Higäz, wieder andere
nach Mekka. Togrulbeg überlebte nicht lange diese Ereignißse.
Sein Sohn Abu Sugä* Alparslftn liess den Wezir al-Kundarl nicht
lange walten. Aus Gründen, die nicht angegeben werden, liess er
ihn töten und in Stücke zerhauen.
1) I, S. 369 ff.
2) SUrb i. J. 455. Ibn Cbamk&n 701, U, S. 61. Ihn al-Atfr X, 21. Abiü-
feda, Annales moslemici HI, 197. Ibn Cbaldün III, 467, IV, 381.
3) Ibn Chall. Nr. 713, II, S. 92. Ibn alAtir X, S. 20 z. J. 456.
V Bmtr, 2. Geschichte d. theol. Bewegungen im Isldm. 489
Die Verfolgung gab zu vielen Gutachten Anlass, von denen
einige in dem Werke Ibn al-Subkis erhalten geblieben sind und
die auf die Denkweise der A6*ariten dieser Zeit ein Licht werfen.
In einem Gutachten al-KuSejrls erklärt dieser, al-As*art wäre nach
der übereinstimmenden Ansicht der Traditionsgelehrten rechtgläubig,
und ein ^ gezücktes Schwert*^ gegen die Mu^iliten, Raw&fi4 und
andere Ketzer gewesen und eine grössere Anzahl von Ai*ariten trat
dieser Erklärung bei.
Von grösserem Interesse ist das Schreiben al-Bejhak!s^) an
^Amld al-Mulk al-Kundarl. Darin wird ausgeführt, dass die AäWten
es weder mit denen halten, welche die Eigenschaften Gottes subli-
mieren, noch aber mit den Anthropomorphisten. Er giebt eine
Biographie al-As^ans und eine Darlegung seiner Verdienste.
Vollständig wird von Ibn al-Subkl eine Ris&la des Abu Na§r,
al-Kuäejrl mitgeteilt. In dieser wird erzählt, al-Aä*arI habe
auf seinem Totenbette die Mu'taziliten verflucht, und nach einer
Überlieferung des ^Abdallah b. Chafif, al-Aä*arI habe nie Disputa-
tionen begonnen, sondern immer auf die Widerlegung der Ketzer
sich beschränkt. Offenbar eine Erdichtung, um die Beschäftigung
mit dem Kaläm, die nach den Gegnern zu vermeiden sei, zu recht-
fertigen. Al-5uiejrt beklagt sich darüber, dass im Verlaufe der
Verfolgung durch Togrulbeg dem Aä*arl Ansichten zugeschrieben
wurden, von denen in seinen Schriften keine Spur zu finden ist. In
der Lehre von den Eigenschaften Gottes habe er das Tag;sim
verworfen und im Widerspruche mit den Mu*tazüiten eine Reihe
von Attributen, so wie das Ungeschaffensein des Gotteswortes an-
genommen. Wer ihn und die Mu'taziliten verketzert und verflucht,
thut dies gegenüber der Gesamtheit der Muslimen und behauptet
damit, dass die Wahrheit ausserhalb des Islams zu suchen seL —
Aus diesen Bemerkungen geht hervor, dass es sich bei dieser Be-
wegung nicht um ein letztes Aufflackern des Mu*tazilitentums, nicht
um einen letzten Versuch dieser Schule, die Macht wieder zi; er-
langen, handelt, sondern um eine orthodoxe Beaktion, welcher al-
As^aris Rationalismus zu weit zu gehen schien und von welcher die
Lehre der Aa*ariten noch mehr verdammt wurde, als die der
Mu^taziliten. In Bagd&d hatten dabei die Qanbaliten die Hand im
1) über al-Bej haki 8. Al-Alüsi, S. 137. Seine Ansicht fiber das „Oottes-
wort** das. 8. 198—206, wo mehrere Kapitel ans seinem oLaaoJI oU^ an-
geführt werden. 8. auch das. 8. 211.
2) Dies anzunehmen würden wir sonst veranlasst sein durch Angaben,
wie z. B. die in *Abdall4h b. Higäzis Tuhfat al-bahijja fi tabakät al-
8äfl*ljja, HS. der k. k. Hofbibliothek in Wien, cod. Mxt. 214 fol. 32a.
'^>^' o^ o^^ '^^^ ^ jj^^-"^ er io^ß- r4 ^^^ ^^^
490 Schreiner, Beür. z. Geschichte d, theol, Bewegungen im leläm,
Spiele^). — Al-Kusejrf erwähnt einige Punkte, welche von den Gegnern
seiner Schule dem As^arl zum Vorwurfe gemacht worden sind.
Der erste ist, dass Muhammed nach seinem Tode kein Prophet und
Gesandter Gottes sei. Al-Ku^ejrl leugnet, dass diese Lehre je von
A^'ariten in einer Versammlung oder in einer Schrift aufgestellt
worden wäre, vielmehr lebt der Prophet nach ihnen auch nach
seinem Tode. Trotz seines Leugnens und der von ihm angeführten
Traditionen scheint dies doch die Lehre mancher as*aritischer Sejche
gewesen zu sein-). Al-Ku^ejrl meint, sie werde deshalb den As^a-
riten zugeschrieben, weil diese lehren, dass der Tote weder sinnliche
Wahrnehmungen machen, noch aber etwas \vissen kann. Das gilt
aber nicht mit Bezug auf die Propheten. — Eine andere anstössige
Ansicht der As*ariten soll die sein, dass Gott die Frommen nicht
belohne und die Ungläubigen und Sünder nicht bestrafe. Das ist
aber eine Verdrehung ihrer Ansicht. Sie meinen im Gegensatze
zu den Mu'taziliten , welche es als eine Pflicht Gottes betrachten,
den Frommen zu belohnen und den Sünder zu bestrafen, dass das
sittliche Urteil der Menschen für Gott nicht verbindlich sei, er
thut was er wilP). Dass Gott aber die Gerechten thatsächlich be-
lohnt und die Sünder bestraft, ist eine Lehre, welche im Koran
begründet ist. Hier ist die Apologie al - Kusejrls einigermassen
begründet.
Al-As'ari soll auch behauptet haben, Moses habe nicht das
Wort Gottes gehört und dieses sei nicht zwischen den zwei Deckeln
des Kor&nexemplares enthalten*). Auch dies wird von al-Kusejrt
geleugnet und hier haben in der That die Feinde der As'ariten
Wahres mit Falschem vermengt.
Einen willkommenen Angriffspunkt bot den Gegnern die Lehre
al-As'aris von der Pflicht, den Glauben durch Spekulation zu festigen,
was diese so ausgelegt haben, al-As'ari habe die Menge der Gläubigen
verketzert.
Die Verfolgung hat den Siegesgang der Lehre al-A6*arIs nicht
gehemmt, vielmehr scheint sie ihre Verbreitung gefördert zu haben.
Ibn al-Subkl berichtet mit Vorliebe über ihre Vertreter und ihre
Schriften, die sie in Prosa und Versen zur Verteidigung ihres Be-
kenntnisses geschrieben haben. Thatsächlich, wenn man beachtet,
wie viele bedeutende Vertreter diese Schule hatte, muss man zugeben,
dass sie auf die besten Geister des Östlichen Islams eine grosse
Anziehungskraft ausgeübt haben muss. Zu diesen gehörte nach
1) Ibn al-Atir X. z. J. 469, ed. Tornberg, S. 71.
2) Siehe Zur Geschichte des As*aritenthunis, S. 107.
8) Siehe über diese Frage KJL., S. 55.
4) Diese Behauptung ist darauf zurückzufQhren , das al-As'ari zwischen
dem „Gottes werte", das er als Attribut Gottes auf^efasst hat, nnd zwischen dem
geschriebenen und gesprochenen Worte einen Unterschied gemacht hat. Siehe
über diese Ansicht meine Bemerkungen in Brody's Zeitächr. f. hebr. Bibliographie»
Bd. I, S. 128.
Schreiner^ Beür, z. OeschieliU d, ikeol. Bewegungen im Itläm. 491
dem Urteile ihrer Zeitgenossen auch diejenigen, welche während
der Verfolgung am meisten zu leiden hatten. Einer derselben war,
wie wir gesehen, Abü-1-Kftsim al-Ku6ejrf ') (376 — 464), der Ver-
fasser der Risftla-), die in der Geschichte der muslimischen
mystischen Litteratur eine grosse Rolle spielt. Er war ein Schüler
des Abu Ish&k aMsfar4^fni '^) , und stand unter dem Einflüsse Ibn
Füraks und al-BAkilanls *). In süfische Gedanken wurde er durch
Abu *AlI al-Dak|^ftl^ eingeführt. Von seiner Flucht aus NlSäbür
während der Verfolgung ist schon oben die Rede gewesen. Er
hielt sich eine Zeit lang in Bagdad auf, von wo er später nach
Nisftbür zurückkehrte, wo er auch verstarb. Sein Sohn, Abu Nasr
al-Kuöejrl, von dessen Briefe ebenfalls schon die Rede war, wurde
von den Hanbaliten in Bagdad, wo er in der Ni?Ämijja lehrte,
sehr angefeindet.
Wichtig für die Geschichte des ai*aritischen Kalftms sind die
Schriften des Im&m al-ßaramejn Abü-1-Ma*äll *Abdalmalik al-Gu-
wejnl^ (419 — 478). Nachdem Nizam al-Mulk den Frieden unter
den Theologen hergestellt hatte, durfte er nach Nlsäbür zurückkehren.
Er soll noch mit einem Philosophen über das Geschaffen sein des
Korans disputiert haben®). Wenn der Nachricht zu trauen ist, so
ist aus ihr zu schliessen, dass ketzerische Rationalisten, in dieser
Zeit mit ihren Ansichten offen hervortreten durften. — Al-Gu-
wejnl scheint auch der erste gewesen zu sein, der in seinem Kitftb
al-burhän die Lehre von den Usül al-fikh nach as'aritischen
Prinzipien bearbeitet hat, wobei er allerdings seine Selbständigkeit
gewahrt haben soll. Ausführlicher berichtet über die Schicksale
1) Ibn ChRll. Nr. 404. Al-Äiasi, S. 77 f.
2) Ibn ftl-Subki II. 8. 95 sagt von ihr: v^a^Co^ v:^^^ ^ O^^ ^ 3^ •
Über den Inhalt der Schrift siehe Merx, Idee nnd Orandlinien einer all-
gemeinen Geschichte der Mystik, Akad. Rede. Heidelberg 1893, S. 29.
3) Ibn al-Subki II, 94.
4) Über diese zwei grossen Sejche siehe Zur Gesch. des As'aritenthums,
S. 108. Al-Bäkiliini wird in einer kleinen Schrift von Leo Africanus ein Kapitel
gewidmet. S. ' Fabricius, Bibliotheca graeca XIII, S. 267. De Bachillani Philo-
sopho et Theologo. Ein grösseres Citat aas einer Schrift von ihm findet sich
bei Ibn Tejmija, 'Akidat al-Hamawija 45 a f. Dasselbe auch bei al-l)ahabi 1. c.
129 b. Seine Ansichten über Fragen, welche mit den Usfil al-fikh im Zusammen-
hange stehen, werden von Ibn al Subki, öam* al-gaw^mi' und im Kommentar
dieses Werkes von al-Mahalli häufig angeführt. So z. B. S. 106. 149. 167.
5) Ibn al-Subki II, S. 97 f. Ibn Challikän, Nr. 402. Ibn al-Atir, X.
B. J. 478. Abulfeda III, 259. Al-B&cbarzl, HS. Sprenger, 1485. Ahlw.
VI, 7409, Bl. 209a.
6) Ibn al-Subki II, 8. 103. qä^j^ ^'^t ^.)^ J>ljttfwJt ^^\ \^^j^
iJLi?'^ ^JLc \Ji^\^ \^JsM ^.}J^\ oiJL5> äJLL**wo ^ Ls^j^JLs ^'J
492 Schreiner, Beitr, z, Geschichte d. theol. Bewegungen im IMm,
dieser Schrift Ihn al-Subkl ^). Er giebt seiner yerwnndemng darüber
Ausdruck, dass das Werk noch yon keinem S&fi'iten eiüirt mnde.
Dagegen wurde es durch zwei Miläüen, Abä ^Abdaü&h al-Mftzinl
und Abü-l-l^asaai al-Anbftxl erkl&rt, deren Kommentare von einem
Magrebiner Al-Sarif Abu Ja^jä zusammengearbeitet worden sind.
All diese hegen Vorurteüe gegen den Im&m al-garamejn wegen
seiner Widersprüche gegen al-A^^ari und wegen seiner Abweichungen
von den Ansichten MftÜks^.
Mehrere Ansichten des Im&m al-Qaramejn welche die U^ül
al-fi^^ betreffen*) finden wir in Ihn al-SubkIs Werk: Gam' al-
gawämi^, die uns vermuten lassen, dass das Kitäb al-burhftn ganz
1) II, 104f.
2) Das. Da die Stelle f&r die Geschichte der Usül al-fikh von Interesse
sein dfirft«, möge sie hier Plsts finden: «J ^^Ju igij''^ yja.^^ «L»- ji
fja*i ^JOft ^,^ t.'^jS'^ C7**J^' O^ £^ kS<^- ^^ >-«t?A"
y jjjüü y ^L.:iltj [105] iu-Jäft äiiÄ» «Jjjji (}rj«Ä^5 ü-^
^ iüJU «jLou ^ij Jyt^^il s^L> Ux,^ ^\-^^\^ «>5 ^ti-
kJLL-^ j .>s Ur iOx: dJt ^^ «5ÜLo ^\Ji\ Q^ JLi Ul, wl NoLiJt^
iu^'wiuil Juojsr. ^^j^Jcs=Vft^t ^^*Lf^ lJy«5 i^jil ^UaJli^ -^i-aÄ^yi
^8^ v^ o^ r*^5 «-^^ (^ r^^ r^
8) Innerhalb der l^ftfi'itischen Schule hat es verschiedene Methoden ge-
geben, wie wir durch Ihn al-Subki I, 67 erfahren, wo es heisst: 31 iJÜA
I, S. 112 f. spricht er von der Verbreitung dieser Schule, durch welche
örtliche Verschiedenheiten entstanden sind. In Damascus war in der Haupt-
moschee der Umejjaden immer ein S&fi'ite der K&di und Prediger, bis B^bars
auch für die Auh&nger der andern Fikh-Schulen den Zutritt enwang. In
Ägypten führten die MAlikiten das Regiment, bis die Slifi'iten auch hier ein*
gedrungen sind, in Hignz und Jemen waren immer die Letsteren die FUhrer.
', Beür, s. GeBckichte cÜ theol, Bewegungen im Islam, 493
anderer Art war, als das dnreh die Aoszäge Goldzihers wohl-
bekannte Buch: Wara^&t. Einige dieser AnsdiaxHmgea mögen iiier
erwähnt werden.
Mit anderen aä^aritischen Gelehrten verwirft er das KijAs in der
Anwendung von Namen auf Gegenstände, welche mit der ursprüng-
lich bezeichneten Sache analoge Eigenschaften haben. Daher ist
nach ihm das Weinverbot auf andere berauschende Getränke nicht
auszudehnen*). Das Kijfts wurde von ihm überhaupt nicht zu den
üsül al-fikh gerechnet^. Über die ununterbrochene Tradition
( y'Lj) hatte er die Ansicht, dass ihre Anerkennung nicht durch
die Spekulation bewirkt werdet, während andere angenommen
haben, dass sie eine logische Notwendigkeit sei^).
Sein dogmatisches System legte al-Guwejnl in zweien Schriften
nieder, im Kit&b al-äftmü fl usül al-din und im Eit&b al-in§&d f!
usül al-i'tiVAd"«).
Die letztere Schrift ist nur ein Auszug aus dem S&mil. Da
es das älteste uns zugängliche Kal&mwerk aus der atlantischen
Schule ist, wollen wir darnach einige Punkte der Weltanschauung
des Imam al-Haramejn hervorheben.
In der Komposition des Buches zeigt sich noch die Einwirkung
des mu'tazilitischen Kalams. Die ersten zwei Kapitel (la — 4 a)
handeln von den Gesetzen der Spekulation und dem Wesen der
Erkenntnis, dann folgt die Lehre von der Schöpfung der Welt, von
den Beweisen for das Dasein, die Einheit und Unkörperlichkeit
Gottes und von den Eigenschaften Gottes (Bl. 4 b — 40 a), zu denen
auch das „Wort Gottes* gehört. Im folgenden Teile werden die
Fragen von der Schöpfung der menschlichen Werke durch Gott,
von der Schuld xmd dem Verdienst, von den Leiden und ihrer
Rechtfertigung und andere Punkte, die mit der Theodicee zusammen-
hängen, besprochen (Bl. 10a — 61b). Darauf folgen die Kapitel
über die Prophetie und ihre Beweise , über die Wunder der Pro-
pheten und Heiligen, ihre Unterscheidung von den Werken der
Zauberer, die ünnachahmbarkeit des Korans und die Abrogation.
Einige Kapitel über die Eschatologie , über die Einteilung der
Traditionen und über die Bedingungen des Imämats bilden den
Schluss.
Die erste Pflicht eines jeden mündigen, vernunftbegabten Wesens,
damit beginnt al-Guw. sein Werk, ist die richtige Spekulation,
1) Ibn al-Subki, Öam< Rl-^awämi* I, 149.
2) Das. II, S. 216.
3) Das. U, S. 83.
4) Andere Ansichten des Imäm al-Haramejn, s. das. I, 97. 106. 114.
218f. 240; U, 104.
5) HS. der Leid. Uiiir. Bibl. cod. Gol. 146. Von al-Alfisi S. 229 wird
eine Schrift des al-öuw. „al-risälat al-NizämiJja" angeführt, in welcher er mit
seinen Ansichten den orthodoxen Imämen viel näher steht, als in den anderen
Schriften.
494 Schreiner^ Beitr, z. Geschichte d, theoL Bewegungen im Islam.
welche zur Erkenntnis der Schöpfung der Welt führt. Die Spe-
kulation bezeichnet im Sprachgebrauch der Einheitsbekenner das
Nachdenken, durch welches derjenige, der sich damit beschäftigt,
zur Erkenntnis oder zur Überwindung des Irrtums gelangen will^).
Manche von den Alten behaupteten, dass man nur durch die Sinnes-
Wahrnehmung zur Erkenntnis gelangen* kann. Das ist aber un-
richtig, denn die Wertlosigkeit der Spekulation kann man weder
durch die Sinne erkennen, noch aber unmittelbar einsehen, meinen
sie aber, dass sie durch Spekulation dies erkannt haben, so geraten
sie mit sich selber in Widerspruch, da sie doch angenommen
haben, dass man durch Spekulation zu keiner Erkenntnis ge-
langen kann 2).
Daraus ersehen wir, dass al-6uwejni, ebenso wie die anderen
Aä^ariten, an dem Prinzipe festgehalten hat, dass die Spekulation
über die Grundlehren der Religion eine Pflicht des Muslimen sei
und in welcher Weise er die Angriffe von Sensualisten und Skep-
tikern zurückzuweisen bestrebt war. — Die folgenden Kapitel*)
enthalten ebenfalls gleichsam erkenntnistheoretische Erörterungen,
von denen wir die wichtigeren hervorheben.
Die Beweise sind entweder Vernunft- oder Offenbarungsbeweise.
Der erstere muss von einer notwendigen Eigenschaft des Gegen-
standes hergenommen sein, wie z. B. beim Geschaffenen, das da-
durch, dass es nur der Möglichkeit nach existirt, auf ein Be-
1) Bl. Ib. jJUt JJ5'jul Ji^ v-A^. Lc ^.\ «^JJI »bCs^t i vW
. ^^ üLJLi ^t Uifi 2u j.Lä ^^ xj N^JlIaj {^Ou\ jSiii\
2) Siehe KJL., S. 6, A. 2, Bl. 1 b. j^^iziiJ! ^.-».Jü ^^.^1 ä:=>^I 'uJÜi
\y^ vi>.x2> jjj^^r ^^ Oüü yaJ'^ Jtul\ J'u^ l^jl ^t !^x:j ^.}^
^ ^^ 1^^- ^ ^\ ^J! ^J^ ^ ^ib 1^3 ^t ii^
3) Bl. 2 b ff.
a) HS. qJ^^j-^-^
Schreiner, BeUr, a. Geachiehte d, theol, Bewegungen im leidm. 490
stimmendes hinweist, das ihm das Sein als eine spezielle Eigenschaft
verliehen hat*). Ebenso weisen die Ordnung und die speziellen
Eigenschaften der Dinge auf die Weisheit des Ordners und auf
den Willen dessen hin, der ihnen die speziellen Eigenschafken ver-
liehen hat. Der Offenbarungsbeweis ist derjenige, welcher auf
einer wahren Mitteilung oder auf einem Befehl, dem Folge geleistet
werden muss, beruht^). Im Gegensatze zu den Mu^taziliten lehrt
al-öuwejni, dass die Pflicht der Spekulation durch das Beligions-
gesetz geboten wird und' dass alles, was mit den religiösen Geboten
zusammenhängt, nur durch die Offenbarungsbeweise erkannt werden
kann, dass sowohl die Pflicht der Spekulation, als auch andere
Pflichten durch die Vernunft erkannt werden^. Die Ansicht der
Mu^taziliten, soweit sie sich auf die Spekulation bezieht, wird nun
hier von al-6uwejnl widerlegt.
Von Interesse ist auch das Kapitel über das «Wesen des
Wissens***). „Das Wissen, sagt al-Guwejni, ist die Erkenntnis
1) DBS. ,^^iÄ*:i ^ j ^.»^^l\^ ,^fJ^^^ ^^ ^*--ft^* (iJo^i ^^*j)
2) Das. ^ÄlJi ^ J^ c)^^^^ U^^ä-^äääJI^ ^.^Lftj^t ^Jk^
3) Das. »^y=>^ ^J^^ V^lj v-i^LxJI ^t J^o^t yiJI JüciP
L'u^l^ iuou^t iJj^it ^ B'üiL:^ vjuJLX;Jl >>bC5^f nJU>^ g^yiJI
o'.^yt «i^y ü H lH>^' J^^' e/ -^' *^J^^' ^^^^^^ i^j^l
4) Iriad 3 b. \^ ^ ^ji^J\ 'ii^yLA ^\ *^l iJUÄ2> V'-^
. J'Ju!^ JatftJ! JjC^f w s^ÄA^i *)^ l.aj U ^1 xäjLI^ iß
a) HS. v-gjaj'l .
496 Schreiner, Beitr, z, Geschichte d, theol, Bewegungen in Isldm.
des Gewnssten, wie es in Wirklichkeit ist^). Dies ist, wenn wir
das Wissen zn definieren suchen, eine bessere Definition als die
Äusserungen, die im Namen mancher unserer Genossen in betreff
der 'Definition des Wissens überliefert werden. Zu diesen Äusserungen
gehört die Ansicht mancher, das Wissen sei das Klarwerden des
Gewussten, wie es in Wirklichkeit ist^). Femer die Ansicht unseres
^ejchs, dass Wissen sei dasjenige, was zur notwendigen Folge hat,
dass sein Substrat wissend sei^). So auch die Behauptung einer
Schule, nach welcher das Wissen das sei, wodurch derjenige, der
es besitzt, das Thun gut beurteilt und einrichtet* ^).
Diese Anschauungen widerlegt al-öuwejn! und geht dann über
zu den Ansichten der Mu^taziliten. «Die alten Mu^tazila behaupteten
in betreff der Definition des Wissens, dass es der Glaube von einer
Sache sei, wie sie in Wirklichkeit ist, wobei die Seele an dem
Geglaubten festhält. Ihre Definition wird aber durch den Glauben
der Mukallida an das Dasein des Schöpfers widerlegt, denn dieser
ist ein Glaube Ton einem Gegenstande, wie er in Wirklichkeit ist,
wobei die Seele in dem, was geglaubt wird Beruhigung findet und
er ist doch kein Wissen. Daher haben die späteren Mu^tazila die
Definition erweitert und gesagt, dass Wissen sei der Glaube von
einer Sache, wie sie in Wirklichkeit ist, wozu das Festhalten der
Seele kommen muss, das durch die logische Notwendigkeit, oder
durch die Spekulation bewirkt wird. Auch diese Definition erweist
sich aber als falsch bei dem Wissen davon, dass Gott keinen Ge-
nossen habe und beim Wissen von den Unmöglichkeiten, wie z, B.
beim Satze des Widerspruchs und was dem ähnlich ist. Das ist
alles ein Wissen, das sich nicht auf Dinge bezieht, da nach unserer
Ansicht das Ding nur das Existierende, nach ihrer (der Mu^tazila)
Ansicht aber das Existierende, oder Nichtexistierende ist, dessen
Existenz denkbar ist. Daraus folgt, dass es ein Wissen ausserhalb
der Grenze dessen giebt, was an das Ding gebunden ist^)".
1) Diese Definition hat al-Öuw. dem Abu Bekr al-BäkilAnf entlehnt, in
dessen Namen sie von Fachr al-din Razi, Maf. I, S. 289 mitgeteilt wird. VgU
auch FlQgel in ZDMG., XX, S. 25.
2) Maf. das. wird diese Definition, als diejenige des Abu IsbAk al-Isfarft'ini
angeführt.
3) Nach Maf. das. die Ansicht des Abft-1-Haaan al-AsWi. Das. findet
man auch die Kritik dieser Definitionen und wie dem Einwurfe, dass sie Tauto-
logien, beziehungsweise einen circulus vitiosus enthalten, entgegnet worden bt.
4) Maf. das. ^y^ guöj U ^JljJl ^j^ ^^ Ji^ j^\ oU^blt iVi^
5) IrsAd 3 b. oLüÄct ^ ^t cX> ^ I^Lä JÜö XJ^ÄJtJl ^\^\ Lstj
Schreiner^ BeUr, z, Geschichte d. iheol. Bewegungen im Islam, 497
Es folgen noch zwei Kapitel über die Arten des Wissens und
über die notwendige Erkenntnis, dann diejenigen, welche von der
Schöpfong der Welt, vom Dasein und den Eigenschaften Gottes
handeln. Ich habe an einer anderen Stelle^) aus der Schrift al-
(juwejnts mehrere Mitteilungen gemacht, weshalb ich mich nun auf
die Hervorhebung derjenigen Punkte beschränke, welche geeignet
sind zu zeigen, wie sich die Lehre der Ai'ariten im Laufe der
Zeiten geändert hat. Ein solcher Punkt ist die Lehre von den
Eigenschaften Gottes.
Al-Guwejnl unterscheidet Wesens- Attribute und mittel-
bare Attribute. Die ersteren haften dem Wesen des Dinges
an, die letzteren müssen aus einem wesentlichen Attribute abgeleitet
werden. So ist es z. B. eine wesentliche Eigenschaft der Substanz,
dass sie im Baum existiert, während das Wissen eine mittelbare
Eigenschaft ist, indem sie einem Wesen zukommt, insofern es
wissend ist^.
^^ .jSLäII ot^ fjM ^j^ y> J JüjääX! JI ^J*^I ^^J^ ^ ^J^
^»3 JlsLi *U ^^ ^ ^L ^b J.tuH \J^^ !> 3» ^j.yo ^33
« J^b JuJuJi JJJl ^ 1^ oJLä jüö ^JOc »j^3 iu^
1) KJL. S. 11. 12. 56.
2) Bl. 7 b. JJ ^U ^oLÄi^l O^ t* ^ V^. >-*^ vV*^' VW
^ iu^JUjt oUi^t^ iOLup Ui J-^T v:>vxiü U K^j^il ,j**.äJ oLSI
^^^AAAjj ö^^ö^b iUjÜ JJLjtj KJÜLjuo o^^so^ iÄjLiJl j»L^aj>':i»
oLä>ö ^ v:>Jbo^^ ^^ iAjI^ KJÜjuo ^ ^3 ^-^ cyX»^! U
«j^ vi^ua ^ujb ^Liüi .^jLiJb JL« uju ^bJ! ^^y; ^^1
498 Schreiner^ Beür, z. Geschichte d, theoL Beuregungen im Isiäm,
Gott existiert^ damit leugnen wir sein Nichtsein, denn dieses
ist nur eine reine Negation, nicht aber, wie die Mu^taziliten lehren,
eine positive Eigenschaft.
Er ist ewig, d. h. anfangslos. Daraus folgt aber nicht, dass
es eine unendliche Reihe von Zeitpunkten giebt, denn von den
Zeitpunkten kann nur bei aufeinanderfolgenden existierenden die
Bede sein, wenn es keine aufeinanderfolgende Dinge giebt, giebt
es auch keine Zeitpunkte^).
Gott ist für sich existierend, er bedarf keines Substrates und
keines Baumes, denn wenn er eines Substrates bedürfte, müsste
dies ebenso, wie er selbst, ewig sein.
Gott ist verschieden von allen Wesen *). Ob aber zwischen
ihm und den geschaffenen Dingen im Allgemeinen eine Ähnlichkeit
vorhanden sei, diese Frage kann einfach weder bejahend, noch ver-
neinend beantwortet werden. Zwei Dinge sind zwar einander nur
dann ähnlich, wenn die Gleichheit in allen Wesensattributen vor-
handen ist, es können aber die Dinge von einander verschieden sein,
wenn die Verschiedenheit auch nicht in allen Eigenschaften vor-
handen ist. Die Eigenschaften, welche nicht Gott, sondern nur
j
den geschaffenen Dingen zukommen, sind die „Lage* (i^^^^t) und
die Aufnahme der Accidenzen. Beide dürfen von Gott nicht aus-
gesagt werden, denn dadurch kämen wir zur Verkörperlichung Gottes
und darum müssen die Stellen des Kor&ns, wo vom „ Sitzen ** Gottes
(Sure 20, 4. 25, 60) die Bede ist, allegorisch ausgelegt werden. — Hier
setzt die Polemik gegen die Karr&mija ein, welche keinen Anstand
genonunen haben, Gott mit dem Worte g i s m zu bezeichnen, indem
P 9
1) Bl. 8a. OÜ^i O'^l *J J)^i :* <>y>y^ ^^^ i iM e-^'^
Jjii J^ ^^y^ jtj !j^ UÜ *L^ S^\ ^ v^Jt^ oLJ;« ^^1 ^SyA
2) Dl. 8b ff.
Schreiner, BeUr, z, Guehiehte d, theoL Bewegungen im leldm. 499
sie behaupteten, sie wollten damit nur das Dasein Gottes aus-
sagen, in die geschaffenen Dinge zum Wesen Gottes gehören. Da-
gegen macht al-6uw. geltend, dass jeder Körper zusammengesetzt
ist und darum kann man Gott keine Körperlichkeit zuschreiben,
wenn sie aber unter ^ism nur das Dasein yerstehen, so könnten
sie in diesem Sinne auch das Wort ^asad (Leib) gebrauchen, was
sie aber nicht wagen ^).
Gott ist keine Substanz, denn zum Wesen dieser gehört, dass
sie im Baume sei. Allerdings nehmen die Christen an, dass Gott
eine Substanz sei, worunter sie den Grund der drei Personen ver-
stehen. Diese sind: das Sein (Yater), das Leben (der heil. Geist),
das Wissen (das Wort, der Sohn). Die Substanz ist nach ihrer
Ansicht eine, und die drei Personen denken sie sich, wie die
Muslimen die „ Zustände '^ (v3W>l^)- Al-öuw. meint nun, dass es
nicht einzusehen sei, weshalb es nicht ebenso vier ^[ji\ geben
könnte und warum das Attribut der Allmacht eher ausgeschlossen
sei, als das der Allwissenheit. Femer wendet er ein, dass die
Person, welche mit '„Wissen* oder „Wort* bezeichnet wird, ent-
weder trennbar ist von der Substanz Gottes oder nicht. Ln ersteren
Falle gehört sie nicht zur Substanz, im letzteren kann sie nicht mit
dem Körper des Masl(^ in Verbindung gewesen sein. Geben sie
wieder zu, dass das „Wort*, trotzdem dass es Substanz ist, mit
dem Körper des Maslh in Verbindung gewesen sein kann, so dürften
sie die Möglichkeit nicht leugnen, dass die göttliche Substanz sich
mit der menschlichen Natur (o*^Ü) im Maslh vereinigte*).
Die Beweise für die Einheit Gottes, die al-6uw. vorführt.
1) Bl. 9b ff.
w P
2) BI. IIa. ^ jj^ w'wÄA^ ^jU\ ^\ ^\ (^^LaJt y^^6^
-oüjyt Juo! Äit lyy^ iJ^ \ys^ jüfiis e^Jü- wl^ jpy>^ ^y
J-^^^ Jy>^\ ^ ^^>j ^ ^(^ ^lA^ O^yi iC3^ ^\s:i\^
JUx. i\y>>i\ ^ ^y>?OÜ ^ Ju L^.*^b oiJ^^ fjJ^ ^Ü^t
S) Ober die Berichte mabammedanischer Schriftsteller von der Trinitfits-
lehre s. Kaafmann, Qeschichte der Attributenlehre, S. 36.
Dd. Ln. 33
500 Schreiner, Beür. z» Geschichte d. theoL Bewegungen im leldan,
sind schon so häufig nach jüdischen Religionsphilosophen dargestellt
worden, dass wir sie hier übergehen können.
Nachdem al-Guw. die Wesensattribute behandelt hat, geht
er zu den mittelbaren Attributen über. Aus der Zweckmässigkeit
der Weltordnung schliesst er auf die Allmacht und Allwissend-
heit Gottes, und aus diesen beiden Attributen auf das Leben
Gottes. Gott ist auch wollend in Wahrheit, nicht aber wie Abu
al-K&sim al-Ea*bl lehrt, dass unter dem Willen Gottes nur sein
Wirken zu verstehen sei, oder wie al-Nagg&r behauptet hat, dass
mit dem Attribute des Willens nur das Nichtwollen und die Passivität
geleugnet werde. Aus dem Attribute des Lebens folgt auch, dass.
Gott hört und sieht.
Diese Attribute müssen angenommen werden, weil durch ihr
Fehlen im Wesen Gottes Ün Vollkommenheiten vorausgesetzt würden.
Auf die Frage, ob der orthodoxe Ealäm ausser den Wahrnehmungen
durch Gesicht imd Gehör noch andere Sinneswahmehmungen bei
Gott lehre, antwortet al-Guwejnl, dass all diese mit Ausnahme des
Sehens und Hörens einen Zusammenhang mit dem Stoff voraussetzen^
wesshalb sie verneint werden müssen ').
Im Gegensatze zu den meisten MutakaUimün, die nach dem
Vorgänge al-Aä^aris die mu^tazilitische Lehre von den „Zuständen''
(jLs>i) verworfen haben, hält al-6uw. fest an dieser, offenbar weil sie
• « o « S O
1) 17b, tjjyaJ L«*«« w^ iUj i5jLJl ,**«*Oj J-sä ^^Ls »J-aJ
,^A^ JiLL 2\Ai >.»*u
H?>^=UaJt Ldlä 'tjA>aJ Läa^a« ^y^, '^ÄAOj JLü ^^yaÄftj ^ y:JS\Si\
Jijj-p y^jlS^ ^4.Mo,.!l fS'^^. 9>SjO^ "^y^^ ^f^ ^^ 1-^ Äil J-^ o>j:o
'jj^JÜI, VJJ5JJI ^^ 4yiJl w5ÜJJ^ *(^t
ikhremer, Beür. 9, Gescldchie d, theol, Bewegungen im Isldm, 501
ihm die Schwierigkeiten , welche die Lehre von den Eigenschaften
Gottes boten, zu lösen schien. Unter dem ^ Zustande*^ versteht al-
6aw. ein Seiendes, dem weder das Attribut des Seins, noch aber
dasjenige des Nichtseins zugeschrieben werden kann. Manche Zu-
stände werden den Substanzen wegen einer Ursache, d. h. wegen
eines Dinges, das in ihr Bestand hat, zugeschrieben, wie wenn wir
z. B. das Lebende lebend, das Mächtige mächtig nennen. Ein jedes
Ding, das in einem Substrat Bestand hat, hat in diesem einen Zu-
stand zur Folge. Es giebt aber auch Zustände, welche keine von
der Substanz verschiedene Ursache voraussetzen^).
Zur Erkenntnis der ewigen Attribute Gottes gelangt man nur
durch die Beschreibung des Verborgenen mit Hilfe des Offenbaren.
Der Zusammenhang zwischen beiden kann aber auf vier Arten ge-
funden werden: 1. Durch den Schluss von dem Verursachten auf
die Ursache. So können wir daraus, dass der Wissende wissend
ist, auf das Wissen schliessen. 2. Wenn bei den offenbaren Dingen
ein Urteil durch etwas bedingt ist, so ist diese Bedingtheit auch
beim Verborgenen vorauszusetzen. So behaupten wir z. B. dass
der Wissende lebend sein muss. Das gilt aber ebenso vom Ver-
borgenen. 3. Kann aus dem Wesen der Dinge ein solcher Schluss
gezogen werden. Wir sagen, dass das Wesen des Wissenden sei,
dass das Wissen in ihm Bestand hat 4. Durch die Beweisführung,
wie wenn wir von der Schöpfung auf den Schöpfer schliessen. —
Merkwürdig ist, dass der Imftm al-Qaramejn damit verdächtigt
wurde, dass er an die spezielle Providenz nicht glaube, augenschein-
lich in unbegründeter Weise ^.
Al-Dahab! erzählt^), er hätte seinen Freunden geraten, dass
sie sich mit dem Kaläm nicht beschäftigten, denn wenn er selbst
gewusst hätte, wohin dieses Studium führt, so hätte er sich damit
nimmer beschäftigt. Offenbar eine Erfindung der Orthodoxen, ebenso
wie die Erzählung, nach welcher er sich vor seinem Tode bekehrt
und zum Glauben der frommen Weiber von NlsAbür bekannt hätte.
1) Bl. 18 a. J'J. ijÄii \^JJ^ ^ 3j\^ i\y>'^\ oUil j J^
.oluXJf J^ SJiSlj iÜU ^ ^ olJJ oLSI 'ijL^ jJä jijü y j^\
2) Ibn al-Subki U, 105 f.
S) B«i AI Äldsi, S. 87.
33»
502 Schreiner, Beär, z, Geachichte d. thed. Bewegungen im laläm.
Seine Bedeutung ist unbestreitbar und seine Schriften ver-
breiteten sich rasch bis nach Spanien^), wo z. B. Ayerro6s seine
Schriften als Quellen der Lehre der Aä^ariten benutzt
Von den Zeitgenossen des Im&m al-Haramejn wollen wir hier
noch erwähnen Muhammed b. *Abd al-Malik al-Kargl (geb. 458),
der eine Kastda schrieb, die sein Glaubensbekenntnis enthielt. Es
finden sich aber darin solch abfällige Bemerkungen über die As^a-
riten, die mit den Mu^taziliten und Eawafi4 in einen Topf geworfen
werden, dass Ihn al-Subkl das Gedicht für eine Fälschung hält^.
Ein jüngerer Zeitgenosse, der auch unter den Verfolgungen
durch die Hanbaliten treu zur Lehre al-As^arls gehalten hat, war
Abü-1-Putüb al-Isfarft'inl (st. i. J. 538)»).
Mächtige Förderer fanden die Ai^ariten im Sultan Salä^ al-
dln und seinen Nachfolgern. Allerdings Hessen sie sich nicht herbei,
ihre Lehre mit Gewalt zu verbreiten, aber sie beschützten die
A^'ariten gegen die Gewaltthätigkeiten ihrer Feinde. Für Sala^
al-din schrieb T&^ al-dln b. Hibet A114h b. Mekkl al-Qamawl eine
ürguza unter dem Titel Had&'ik al-fusül wa-^aw&hir al-
u s ü 1 , in welcher er die aä^aritische Dogmatik in Verse brachte. Da-
gegen berichtet Ibn al-Subkt auch von einem Befehle, in welchem
er verboten hatte, über die Frage vom Gescha£fensein des Kor&ns
zu sprechen*).
Für die Entwicklung des a^^aritischen Kal&ms war die litte-
rarische Thätigkeit al-öaz&lls^) von geringerer Bedeutung. Nach
Ibn Chaldün beginnt zwar mit ihm eine neue Phase in der Geschichte
des Kal&ms, indem nach ihm immer mehr philosophische Elemente
in die Dogmatik eindringen. Ibn Chaldün mag in dieser Beziehung
Becht^) haben. Aber ein vollständiges System des Kalams hat al-
Öazäll nicht geschaffen. Er war in seinen Ansichten viel zu un-
beständig^), als dass er dazu hätte kommen können. Die Sage, die
1) Abu Bekr b. Chq'r, Bibl. arab. hUp. IX, S. 255 f. giebt eine Liste
der ihm bekannten dogmatischen Werke. Man ersieht daraus, wie wenig der-
artige Schriften im mnhammedanischen Spanien studiert worden. Unter den
von ihm erwähnten Werken findet sich das ^v\p^^t oLääcI oLäT des
Ibn Fürak und das Kit&b al-irs&d des Öuwconl.
2) II, S. 172.
3) Das. II, S. 179.
4) II, S. 295. Dasselbe erzählt al-8ujüti, ^usn al-muhädara H ta'rieh
al-Misr wa-l-K&hira II, 35. Über das Verhalten der Ejjabiden in Kaläm-Fragen
s. KJL., S. 42ff. Über Izz aldin Ihn *Abd al-SaUm, den streitbaren As'ariten,
s. Fawftt al-wafsjftt I, 287. Al-Älüsi, S. 254. 259. Sein GUubensbekenntnis
bei Ibn al-Ahdal, 1. c. Bl. 39 b.
5) Die Litteratnr über ihn siehe bei Steinschneider, die hehr. Übei>
Setzungen, S. 296.
6) Mukaddima, ed. B&IiLk, S. 389.
7) Das ist das Urteil Ibn Tufejls über ihn. S. Munk, M^langes sur la
Philosophie juiye et arabe, S. 381. In Lisaa al-din Ibn al-Chatibs
Schreiner, Beür. z. Geschichte d, theol. Bewegungen im leldm. 503
der jüdische Schrifsteller , Abraham Gavison erhalten hat 2), und
nach welcher er des Tages an seinem TahAfut al-falftsifa und
des Nachts am Tahftfut al-tah&fut, gearbeitet hätte, charak-
terisiert ihn vorzüglich. Sein Glaubensbekenntnis ist zwar a^^aritisch,
er steckt aber zu sehr in sufistischen Vorstellungen, als dass er
Kitäb al-ih&t& fi ta'rich Oarn&ta, HS. d. königl. Bibl. in Berlin, cod. Peter-
mann 76. Bl. 238 b ff. findet sich ein Brief des .* ajciI^ ...j \^Ju*t^^ .-y^ \\^^
in dem das UrteU Ibn Tafejls über al-6azali angeführt wird. Dann beisst es
239 a, »J\JS ^ ^jLjLil] J^ y^ ^uJJäJI 1^3 JLß Lajj «LO lXJI^
6 0
Ja)L>^ ^'i\^ vJläL ^^ kIs^W «^IäJ »ili J^^l t j^ V^
ii:'j ^.^1 Jyt ^1 j^ L^s (j^LJ! JaU ,jC-:> ^^♦^tJwj kÄ,.JLÄJ!
^^jäJL^ ^\ ^Jü y iu^a^JLjj ^'J '-^^ vj5> L^ obLftJo^^it ^ijj
»Js^^ '^AÄ^y^ i j^ ^3^.>"3 KÄ.ii'J^it JwPb oL5^ij w^ [239 b]
Munk bat a. a. O. S. 371 angenommen, dass Mi'jär al-'ilm eine Bezeich-
nung der Makäsid sei. Das ist, wie auch aus dieser Stelle hervorgeht, nicht der
Fall. S. auch Steinschneider, die hebr. Übersetzungen des Mittelalters,
S. 329. Einiges über die späteren Gegner al-Oazfclia, yon denen die hervor-
ragendsten der Kftdi Ijad und Ihn al-Kejjim al-Gauzija waren, s. al-Älüsi, S. 73.
2) nnr^n iTsiisr 135 a. nrn i:n« »asTsrn nbst^n '0 'ism
nbsn i«npn nnbcr; b"«cnb ^n« -^co nnn^a n-'n Tnian n^n orr«
nb-ibii nbcnn '0 nsn» rr-n DT^n -»d mb^^bn no'^'^T: rr^m nbcnn
DT'a na» PN nNom mm i:*7:npn nt:« Nn-^Ta is-'ra ba omn t\''T\
.riDcnn »-»n i^cn bai n^o-^ bsi n73'^''pi «n—:;3
über diese merkwürdige Legende, welche das Tahftfut al-tahftfut des
Averroes dem öazali zuschreibt, s. Steinschneider, a. a. O. S. 336.
504 Schreiner, Beär, z. Geschichte d. theol. Bewegungen ün leldm.
ein richtiger As'arite hätte sein können. Infolge dieser seiner
schwankenden Stellung haben die Aä^ariten häufig ihrem Misstrauen
gegen ihn Ausdruck gegeben, und dass er bei den Philosophen^)
übel angeschrieben war, ist selbstverständlich.
Wichtig ist für den aä*aritischen Eal&m sein Werk Al-mustasft
min ilm al-usül, über das ich an einer anderen Stelle ge-
handelt habe*).
1) Ibn 8&Vin nimmt in seiner Schrift »JL« y^.ljJLI Jo ^, cod. Wetz-
stein II, Kr. 1524, Ahlw. 1744, öfter Gelegenheit die Ansichten der As'ariten
za besprechen. 8o z. K. 23 b i^^JLa^JI ftiyu« ^yuii^t cXÄc ^JLjlII <A>^
AjJLc y^ Lq ^ic Bl. 41b findet sich in einem Kapitel, welches die Über-
schrift führt: ^ji^ÄJÜi j )LjjxX!:^\ JLc ^^t folgende Stelle:
vJ^,Li=ai5 H^W iSij*^^» V^^ ^j^ ^ßi^ j^y^^ J'^ 5^Vi^
^ dJi.Ji\ i_^&»La L«|s HAU j^ vyn ^5.«-.^ #J ^j*aj jjj »^^^
^^} O^y "42>* O^'-S ''^^ tWIs *A*A* l:W *J*»- l5 J«Jl »-Äi^uJu
^Lil^ L^^ ^ ^v>^* L^ U^ii>5 L^l *JcU?u ^U L^ ^y3^
^ L^'L^L^ ^ ^^ibül ,jJL>5 LP,l^i *JL*: v:^^^^ L^t ^
äJLc ^ L« jy^ ^«^A^lJuo^ Ä-^s^l c^ ey* ^'^ ^'-ä!^ l5j^'
^jjj äJl4^ JuLfi ^^1 iu Q^»-w>3 »jLftÄfi!^ h^ju^ 'iUi^ ^ iJ ^jUj
Zu den hier erwähnten Ansichten vgl. noch KJL., S. 17 ff. Al-Älüsi,S. 88 ff.
Über die Ansichten lü-Öszftli's, denen er in seinem T ah if a t al - f a U si f a Aasdmck
gegeben hat, s. Tjitze de Boer, Die Widersprüche der Philosophie nach
al-Gazz&li. Strassburg 1894. Über seine Stellang zum as'aritischen Kal&m vgl.
4a8. 8. 32.
2) Zur Oeschichte des AS'aritentums, 8. 97.
Schreiner^ Beär. «. Geschichte d. theol. Beilegungen im leldm. 50Ö
Von grösster Bedeutung für den Sieg der Lehre al-Aö*arl8 war
die Thfttigkeit des Fachr al-dln Razi») (544 — 606). Dieser
ausserordentlich fruchtbare Schriftsteller musste durch seine Werke
einen tiefen Einfluss ausüben. Er soll auch sehr beredt gewesen
sein. Ibn al-Subkl weiss viel davon zu erzählen, wie er Ketzer
aller Art zu widerlegen gewusst habe. Er studierte in Maräga und
kam später nach Chowftrezm. Hier disputierte er mit den Mu'ta-
ziliten'^), was ihm ihre Feindschaft in dem Masse zuzog, dass er
nach Transoxanien zu ziehen gezwungen war. Hier ging es ihm
ebenso und da kehrte er nach seiner Heimat, Rejj zurück ^). Dort
verblieb er auch bis zu seinem Tode. Die Karrftmija, denen er
stark zugesetzt hatte, sollen ihn vergiftet haben. —
Die dogmatischen Anschauungen al-Bäzls kennen wir aus seinem
Kalämwerke Kitftb al-mu^assal, von dem Schmölders^)
eine Analyse gegeben hat. Von einem Manne, der philosophische
Schriften Avicennas, wie das *üjün al-hikma und das Kitftb
al-i^arät erklärt hat, ist zu erwarten, dass philosophische Ge-
danken sich bei ihm in höherem Masse, als bei seinen Genossen
geltend machen werden. Thatsächlich ist dies der FaD. Auch dem
§üfismus und der neuplatonischen Philosophie gegenüber war Fachr
al-din R&zi nicht unzugänglich. Al-Sa^rftwl erwähnt einen
Brief, den Ihn *Arabl*) an ihn gerichtet haben soll. Auf die Ein-
wirkung des §üfismus ist es zurückzuführen, dass er es mit dem
dogmatischen erbaulichen Hadlt nicht sehr genau genommen hat,
weshalb er bei al-D^abl sehr schlecht wegkommt^). Von diesem
1) Sein Vater, Dija' al din al-RAzi, schrieb ein Kalämwerk: NihAjat a1-
mar&m fi *ilm al kaUm, in dem ein in Reimprosa geschriebener Bericht über
eine Seise des AbQ Abdalllih b. Chafif an al-As*ari sich findet. Der Bericht
ist von Ibn al-Sabki in sein Werk I, S. 287 f. aufgenommen. Über Fachr al-din
8. Ibn al-Subki II, S. 329. Ibn ChaU. ed. WiUtenf. VI, Nr. 611. Ibn Abi Usejbi'a U,
8. 23 ff. Fabricins, Bibl. graeca XIII, S. 289. Über seine Polemik gegen daa
Judentum s. ZDHG. XLII, 8. 639 f. Mafätih, ed. v. J. 1308, II, S. 472 ff. finden
sich polemische Bemerkungen gegen das Christentum. Das. S. 486 berichtet er
über eine Deputation, die er mit einem Christen in Cbowarezm hatte.
2) In Persien gab es von jeher viele Mu'taziliten. 8. al-Hukaddasi,
8. 410. 415. 439. 464. 469.
3) Das. 331. tJ^ ^yd ^^\ j ^ Lo Joü f^Jy^ ^\ y^
4) Essai snr les ^coles pbilosophiques chez les Arabes, 8. 140 ff.
5) Lawäldb I, 8. 6. Jawftkit I, 8. 25. Allerdings soll er nach der Ansicht
des Ibn al-'Arabi in dieser Wissenschaft keine hohe 8tufe eingenommen haben.
6) Ibn al-Subki II, 8. 332.
506 Schreiner, Beitr. z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam,
wird sein Buch über die ^Geheimnisse der Sterne" als ^ reine
Zauberei" bezeichnet^).
Wie Fachr al-dln B&z! durch die Ansichten der muslimischen
Peripatetiker beeinflusst worden ist, dafür wollen wir nur ein Bei-
spiel hervorheben. Während al-6uwejnl nur von Wesensattributen
und mittelbaren Attributen spricht, ältere As*ariten Wesens- und
Thätigkeitsattribute unterscheiden, reiht Fachr al-dfn al-Razf die
Namen Gottes in folgende Gruppen ein *): 1. Namen, welche Wesens-
attribute Gottes bezeichnen; 2. Namen der Belationsattri-
bute; 3. solche, die aus den negativen Attributen folgen.
Seine Belege entnimmt er dem Kor&n und der Traditionslitteratur.
Dabei werden von ihm Traditionen angeführt, wie z. B. die folgende ^ :
Es sagte Abu T)arr: „Ich fragte den Propheten, Gott segne und
begrüsse ihn: Welcher Glaubenskampf ist der vorzüglichste?" und
er antwortete: „Dass du deine Seele und deine Begierde in Betreff
des Wesens Gottes bekämpfst." Diese Tradition richtet sich offenbar
ebenso wie die meisten anderen, die von Fachr al-dln al-Häzl er-
wähnt werden, gegen die Spekulation über die Eigenschaften Gottes
und es ist nur zu begreiflich, dass al-Dahabi an der Leichtgläubig-
keit al-Razis in dieser Beziehung Anstoss genommen hat.
Neben seinen Kal&mwerken ist sein grosser Kor&nkommentar
Maffttih-al-gejb"*) eine reiche Quelle auch für die Kenntnis
des Kaläms und für die der as'aritischen Dogmatik insbesondere.
Alte und spätere Mu'taziliten, sowie die grossen as^aritischen Lehrer
werden von ihm angeführt. Die Kommentare al-Gubbä*is, Abu
Muslim al-Isfähanls gehören zu den von ihm am häufigsten benutzten
Werken. Mit Rücksicht auf die Bewegung, welche sich gegen den
Kal&m geltend machte und die wir in den letzten Abschnitten dieser
1) Das. c^Jls ^yo ^ ^y:$\J^\ JyJ^ ^LäT J ^\^\ i :S^^
2) Maf. I, 64 ff.
3) Das. S. 65.
4) In diesem Werke finden sich ziemlich häufig chronologische Daten.
Am Ende zahlreicher Suren giebt er an, wann er ihre Erklärung beendigt
hat. Das erste solche Datum ist am Schlüsse vun Sure III, Bd. III, S. 132 zu
lesen. Darnach hat er die Erklärung dieser Sure am 1. Rabi* al-ächir des
Jahres 595 d. H. beendigt, das letzte findet sich am Ende der XLVII. ^ure,
Bd. VII, S. 558 der 17. l)ü-lHi^')Va des Jahres 603. Er wird also an dem
Werke ungefähr zehn Jahre gearbeitet haben. — Bd. V, S. 35 erwähnt er den
Tod seines Sohnes Muhammed (RejS^eb 601), worauf er noch S. 104 auf den 2. Re^'eb,
S. 180 den 7. Sa'bän und 8. 219 den 18. Sa'bän zu sprechen kommt und den
Leser beschwört, für das Seelenheil seines Kindes zu beten. S. 180 bt ein
rührendes Gedicht auf seinen Sohn zu lesen. Andere chronologische Daten
finden sich am Ende folgender Suren: 8. 14. (geschrieben im l^a*bän 601 in
OiJuu s^\j^) 17. (geschr. in ^V^c) 18. 37. 38. 39. 40. 42. 43. 45.
Schreiner, Beür. s. Geschichte d, theol, Bewegtingen im Islam. 507
Arbeit schildern, halten wir es für angebracht, ein Beispiel atlan-
tischer Koränauslegung hier anzuführen.
Als guter Ai^^arite bekämpft al-B&zi an mehreren Stellen die
Anthropomorphisten *) und erklart die vermenschlichenden Ausdrücke
des Kor&ns von Gott in figürlichem Sinne. Das ist auch bei dem
Ausdruck Sure VII, 52. „Und er setzte sich dann auf den Thron"
der Fall. In einer langen Auseinandersetzung^) weist er nach, dass man,
wenn man den Satz im buchstüblichen Sinne auffasst, notwendiger-
weise zu der Folgerung kommt, dass das Wesen Gottes ein räum-
lich beschränktes, endliches und zusammengesetztes sei, was mit der
von den Mutakallimün und Philosophen angenommenen Anschauung
von der Einfachheit und notwendigen Existenz seines Wesens un-
vereinbar sei. Vielmehr ist unter dem „Sitzen Gottes auf dem
Throne" mit al-^^affäl al-6äsl seine dauernde Herrschaft zu verstehen.
Seine Ansicht vom Gottesworte ist diejenige aller späteren
Aä*ariten, nach welcher man zwischen dem ewigen Worte Gottes,
d. h. seinem Attribut, dem zufolge er sich oifenbai*t und zwischen
den Worten und Lauten, die geschaflPen sind, unterscheiden muss.
Er hält auch fest an der Lehre von der „ErschaflFang aller
Werke" durch Gott Zu Sure III V. 104—5. .Dies sind die Vei*se
All&hs, die wir dii* in Wahrheit vorlesen, AUäh will aber nichts
Unrechtes den Menschen. All&h gehört, was im Himmel und auf
Erden ist und zu ihm kehren alle Dinge zurück" , macht al-Räzl
folgende Mitteilungen^. Aus diesen Versen hat al-(jrubbä'i ge-
schlossen, dass Gott das Böse weder in seinem, noch in des Menschen
Thun will und dass er solches nicht thue, femer dass das Böse that-
sächlich vorhanden ist und dass nicht Gott der Schöpfer der mensch-
lichen Werke ist. Es ist natürlich, dass die Mu^taziliten in dieser
Stelle einen starken Beweis zu haben glaubten und meinten, dass
sie allein genüge, um alle ihre Hauptlehren in betreff der Gerechtig-
keit Gottes zu beweisen*). V. 105 enthält nach ihrer Ansicht die
Begründung von v. 104. Denn der Missethäter thut das Böse aus Un-
wissenheit, aus Schwäche oder aus Bedürftigkeit, Allah liegen aber alle
diese Motive fem, da „Alles im Himmel und auf Erden ihm gehört."
Diese Worte sollen auch dem Einwurfe begegnen, dass wenn Gott
die Ungerechtigkeit nicht wolle, und diese dennoch unter den
Menschen anzutreffen ist, der Grund hiervon nicht die Beschränkt-
heit seiner Macht ist, sondern der Umstand, dass er dem Menschen
* die freie Wahl in seinem Thun überlassen hat, damit er sich den
Lohn Gottes erwerbe.
1) Mftf. V, S. 506. VI, S. 364. 499. VII, 8. 211. 322. VIII, S. 601.
2) Bd. IV, 8. 226 f. Vgl. VI. S. Ö90..
8) Maf. lU, 2 4 ff.
4) Das. 8. 25. iyo] ^t^=>' ^yÜÜ iUdl^ »Jol^l 'iS^] »ÄP I^JSj
508 SchrdneTf Beär. ». Geschichte d. theol, Bewegungen im Idäm.
Diesen Ausführangen gegenüber bemerkt al-EAzl, dass aus
V. 104. nur folgt, dass Gott keine Ungerechtigkeit begehe, — die
Mu^taziliten lehrten nämlich, dass Gott keine Ungerechtigkeit äben
könne, — femer ist daraus, dass er zu seinem Lob erwähnt, dass
er die Ungerechtigkeit nicht wolle, zu schliessen, dass dies sehr
gut möglich sei. Diese die Darstellung al-Gubbä'ls unterbrechenden
Bemerkungen sind offenbar sehr schwach. Nicht viel glücklicher
ist die Beweisführung der A6*ariten, die sich auf v. 105 bezieht.
Aus dieser Stelle folgerten sie, dass Gott der Schöpfer der mensch-
lichen Werke sei. Darauf entgegnete al-(jubbft*i, dass hier nur davon
die Rede sei, dass alle Dinge im Besitze Gottes seien („tJJUJ^ ÄiL^!)
nicht aber davon, dass er Alles geschaffen habe (JolaJI 'ksL^!). Es
ist auch nicht anzunehmen, dass hier, wo Gott seine Herrlichkeit
verkündet, gemeint sein soll, er sei auch der Schöpfer der Misse-
thaten und Sünden. Endlich lässt der Ausdruck „was im Himmel
und auf Erden ist,'' darauf schliessen, dass es sich um Dinge handelt,
die einen Kaum einnehmen, also Körper, nicht aber um Handlungen,
welche Accidenzen sind. Die Antwort der Aä'ariten auf diese Ein-
wände ist höchst merkwürdig: „Es kann sich hier nur um eine
JwsiJl ÄiL^i handeln, denn wer das Böse und Gute thun kann, ver-
leiht dem letzteren über das erstere nur das Übergewicht, wenn in
seinem Herzen das zum Vorschein kommt, was ihn zur guten That
auffordert. Diese Aufforderung tritt aber durch die Schöpfung
Gottes auf, wobei der „regressus in infinitum* zurückgewiesen werden
muss^). Ist aber dasjenige, wovon das Thun des Menschen bewirkt
wird die Gesamtheit der Macht und der Aufforderung, und steht
es fest, dass diese das Werk Gottes ist, so steht auch das fest,
dass das Thun des Menschen durch Gott geschaffen und hervor-
gebracht wird, indem er die Ursache ins Dasein gerufen hat^)".
1) D. h. der Mensch wird nur dann durch den Eindruck, den die Welt
auf ihn macht, zum Oehorsam aufgefordert, wenn er die Anfangslosigkeit der
Welt zurückweist.
2) Das. S. 2Ö. JjtaJt 'izJkA xs'üö^l »J^ Jjj «JLc LüL^! i^L>^
sX-.*Jt Joe J^>a5> ^^yi ^^ 13!^ J^UjdÜ Uäj jj *l!t UuLcwä
Schreiner, BeUr» z, Geschichte d, theol. Bewegungen im Islam, 509
Alles menschliclie Thun, jegliche Tagend ist die Auslösung
des Eindruckes, den die von All&h geschaffene Welt auf den Menschen
macht und der ihn veranlasst, sein Gebot zu erfüllen, darum sind
auch die Thaten des Menschen das Werk All&hs. Die Auslegung
al-6ubbft'ls ist die richtige, aber man begreift, warum seine Lehre
von den AiWten überwunden worden ist.
Wir wollen nun auch ein charakteristisches Beispiel as*aritischer
Traditionserklarung hier anführen. Zu .Sure 54, v. 47 — 48 wird
von al-Bftzi die Ansicht der meisten Eoränausleger angeführt^),
nach welcher diese Verse sich auf die Kadarija beziehen sollen.
Die Erklärung wird mit Traditionen belegt, die von den ]^adariten
sprechen. Nach einer von diesen, die auf Abu. flurejra zurück-
geführt wird, sollen die Heiden aus dem Stamme Kurej^ zum
Propheten gekommen sein und mit ihm über das „Kadar" disputiert
haben und dies wäre die Veranlassung zu der in diesen Versen
enthaltenen Äusserung gewesen. Auf die ^Ajida wird eine Tradition
zurückgeführt, nach welcher der Prophet gesagt haben soll: „Die
Magier dieser Gemeinde sind die ^adariten.* Die zahlreichen Tra-
ditionen, welche von frommen Muslimen gegen die ^adaritische
Ketzerei fabriziert worden sind-), haben Mu*taziliten und Fatalisten
in verschiedener Weise ausgelegt. „Der (jabarl, sagt al-Räz!, be-
hauptet, der Kadarite sei derjenige, der da meint, der Gehorsam
und die Widerspenstigkeit sind nicht von Gott geschaffen, bestimmt
und praedestiniert , sie sind also die Kadariten, weil sie das
Kadar leugnen. Der Mu*tazilite dagegen behauptet, unter dem
Kadariten sei der (jrabarite zu verstehen, der da sagt, wenn er
Unzucht treibt, stiehlt: „Allah hat mich dazu bestimmt." Er
ist also Kadarite, weil er das „^^adar'^ annimmt. ** Beide behaupten
aber von den Leuten der Sunna, welche die Lehre von der Schöpfung
der Werke durch Gott anerkennen, dass diese Kadariten seien. Al-
E&zt ist der Ansicht, dass mit den „Kadariten" weder die Mu'ta-
ziliten noch die Aä^ariten gemeint seien.
Die Ausführungen al-Räzts werden in merkwürdiger Weise be-
leuchtet durch ein Kapitel im Auszuge des Ibn Mattawejhi
aus einem mu^tazilitischen Kalämwerke des 'Abd al-6abb&r al-Mu'ta-
zili^. Es führt die Überschrift: „Die Erwähnung dessen, wer die
If[adariten seien." Auch aus den Mitteilungen *Abd al-dabbärs er-
1) Maf. VII, 8. 7 83 ff.
2) Al-Tirmidi II, S. 22 laatet die antikadaritische Tradition: ^\ ^fi
3) Al-ma^mü' min al-muhit bi-I-taklif, HS. der königl. Bibl. in Berlin,
cod. Glaser 52. Ahlwardt IV, Nr. 5149, Bl. 218a ff.
510 Schreiner^ Beitr. z, Geschichte d. theol. Bewegungen ün Islam.
sehen wir, da^s es viele Traditionen gegen die Kadariten gegeben
hat. *Abd al-Gabb&r bekämpft sie aber nicht in der Weise, dass
er ihre Echtheit bezweifelt, denn er hält es für möglich, dass der
Prophet von den Kadariten spreche , 'wenn es auch keine solche
Sekte zu seiner Zeit gegeben hat *), vielmehr sucht er zu beweisen,
dass unter den Kadariten die orthodoxen Fatalisten zu verstehen
seien, wobei er sich ebenfalls auf Traditionen beruft^).
So beantworteten die. Mu'taziliten die auf sie gemünzten Tra-
ditionen mit solchen, die sie zu ihren Gunsten erfunden haben und
mit einer Auslegung, durch welche die gegen sie gericliteten
Traditionen auf die Gegner bezogen wurden.
Wir vermögen nicht an dieser Stelle weitere Beispiele aus dem
weitschweifigen Werke Fachr al-din Eazls anzuführen um den
Stand der dogmatischen Spekulation zu kennzeichnen und müssen
zu seinem Nachfolger übergehen.
Das Werk Fachr al-dfn Bäzis ^ wurde fortgesetzt durch den
Erklärer seines Kitäb al-mahsül, Sams al-dln al-Isfäh&nt (616 bis
688)^). Er verliess, noch jung an Jahren, Isfäh&n und kam nach
Bagdad, von hier nach Syrien und dann Ägypten, wo er eine Zeit
lang in Küs und Kerak Kädl war. Seine letzten Lebensjahre ver-
brachte er in Kairo. Sein bestes Werk führte den Titel: KitAb
al-kawft*id *). Ihn al-Subki teilt sein Glaubensbekenntnis mit*),
das voll von Hindeutungen auf die Beweise der a§*aritischen
KaJäms ist.
1) Bl. 218b. ^^:il ^ Kjj'ljuo ^U ^ c:)A5> ^AJLc yJii J^ ^.^wi
M ^J^ JxjJt jxJ:ü ^.jt ^Lo ti xS J^ jLe^^t »^ f^ ^^^
2) Bl. 218 a. ^^*Ö iuJLß dJl ^J^ iS^^ o' *'*:J'-^^^*' Cy^ C55J ^3
S c)'^ '^ ^ ^ i-y^^^^ i-yJ^J^' cr^^' '^^y^^ o*^ ^ r^^^
3) Fawät al-wafftjftt, II, S. 265. Ibn al-Subki U, 336 f.
4) Seine Biographen sagen davon: v^ftiaÄl!» (jOLo^! Jlc J.»Ä.^^
5) Das.
511
Nachträge.
«
Von
Friedrlcli Seliwallj.
L Zu ZDMG. LI (Jahrg. 1897), S. 252 flf.:
Meine daselbst vorgetragene Theorie berührt sich teilweise mit
derjenigen, welche G-eorgHoffmannin dieser Zeitschr. Bd. XXXII
(Jahrg. 1878), S. 759 unten angedeutet hat. Die Bemerkungen
dieses Gelehrten sind mir entgangen, da sie inmitten einer grösseren
Becension über zwei syrische Textausgaben stehen.
n. Zu ZDMG. Ln (Jahrg. 1898), S. 132 ff.
1. Nr. 3. Diese Entlehnung ist schon vonFränkel, Aram.
Fremdw., S. 195 f. gebucht worden, das Wort fehlt aber im Index.
2. Nr. 4. Zu dem Bedeutungsübergang bei ».Loj hat mich
Wellhausen auf eine gute Analogie aufmerksam gemacht. K^ma^^^ ^
pl. ^«*.<^^Lyo = syr. jnn>ci^v% „Schauspielerin* = nsiT. Vergleiche
z. B. den interessanten 5adith Buhärl, Sahl^ (ed. Kairo 1306)
I, 127, 7 und dazu Qastalänl II, 354 f. Die Nationallexikographen
und darnach Freytag haben von der Bedeutung des Wortes nur eine
sehr vage Vorstellung (fatua, stolida et iners mulier).
3. Nr. 12. Wie mir Zimmern mitteilt, ist manzäzu jetzt
im Assyrischen nachzuweisen, und zwar bei Meissner, Supplement
S. 26, in dem Vokabular 79, 7. 8, 170, wo manzäzu unmittelbar
neben askuppu „Thürschwelle** steht.
4. Nr. 14. -Assyr. nazüru gehört nicht zu ju, sondern zu
.ij „ungestüm fordern", z. B. Baihaqi, Cod. Lugd., fol. 55**, 8.
5. Nr. 20. In der Erklärung von '»Ix^ habe ich leider
schon einen Vorgänger, und zwar keinen berufeneren alsS. Fränkel,
der in seinen „Beiträgen zur Erklärung der mehrlautigen Bildungen
im Arabischen* (Leiden 1878) S. 30 unten sagt: „Ich glaube mich
nicht zu täuschen, wenn ich dies Wort aus i3'^nbN :f72^, dem
512 Schwally, Nachträge,
kanonischen Gebete der Juden ableite, mit einer leicht erklärlichen
Verstümmelung, die vermutlich einen spöttischen Zw%ck hatte".
6. Nr. 22. Einen sehr wichtigen Beitrag zur Erklärung des
angezogenen Hamäsaverses hat mir L Goldziher zugehen lassen.
Er citiert mir Abdul Va^id al Marrakushl, ed. 2 (Dozy), p. 81, 5:
\yJ^ jSw^ vi^Jir ^1 Vj^ S 'M^^ ^Lj; o^ g^^' UUi^\
Hier sind ganz deutlich die Fäuste als Predigerstühle betrachtet,
und es wird mit gewissem Hechte behauptet, dass der Säbel eine
deutlichere Sprac&e redet als das Wort des beredtesten Mundes.
Zu „The Indian Game of Chess" (S. 271).
Dr. L. Scherman macht mich brieflich darauf aufinerksam, dass
schon Prof. A. Macdonell im Athenaeum, Jahrg. 1897, July 24,
p. 130, in Bezug auf das Alter des Schachspiels in Indien zum
gleichen Resultate mit zum Teil denselben Argumenten gelangt sei,
wie Thomas. In der That hatte Macdonell bereits auf Thomas'
zweite Stelle aus dem Har^acarita hingewiesen (a^töpadänäm ca-
turanga-kalpana) und noch auf eine, allerdings unsichere, Stelle
aus der Kädamban (Bomb. Skr. Ser., p. 88, 1. 15: (t^täpadcuyä-
päram äsphcUayaiä) , aber drei andere Stellen hat Thomas neu
hinzugebracht. Die Stellen sind nicht alle von gleicher Beweiskraft,
da man das astäpada auch noch zu andern Brettspielen benutzt
haben kann. Die deutlichste Beziehung auf das Schachspiel scheint
unter den neuen Stellen die von Thomas aus der Väsavadatta an-
geführte zu haben. Das Wort astäpada findet sich in seiner
Päliform affhapada schon in der ältesten buddhistischen Litteratur,
s^ B. in der bekannten Aufzählung von Spielen Brahmajälasutta
§ 14, Cullavagga I, 13, 2. Der Kommentator bemerkt aber nur
dazu: ekekäya pantiyä attha affha padäni asscUi atthapadam
(atth., weil es in jeder einzelnen Reihe acht Felder hat).
£• Windisch.
513
Beiträge zur Geschichte der theologischen Bewegungen
im Islam.
Von
Martin Schreiner«
m. Der Sufismus und seine Ursprünge.
Es ist schon mehrfach auf den grossen Unterschied zwischen
der Mystik der ersten Jahrhunderte des Islams und dem späteren
^ufismus hingewiesen worden ^). Der fremde Einfluss auf die alten
Mystiker des IslAms, die asketischen (zuhd) Anschauungen huldigten,
ist gering. Ihre Ansichten sind durch das Bestreben, das religiöse
Leben des Isl&ms zu verinnerlichen , entstanden. Die erbaulichen
l^adlthe und die eigenen Aussprüche sind lediglich Äusserungen
ihrer religiösen Erfahrung. Solche Spruches finden sich in den
Traditionssammlungen ^), in Florilegien, wie das Lubb al-&dab
des Ibrähhn b. Abi *Aun«), und im *IVd al-farld des Ihn *Abdi
Eabbihi^). Sie werden dem Propheten, den A$\^äb und den Im&men
zugeschrieben und das ist der Grund, weshalb al-6az<, und al-Sa^rawf
in seinem biographischen Werke die ChulafA' rftäidün und die ältesten
Im4me zu den §üfts rechnen, was übrigens schon der Verfasser
■des Fihrist*) gethan hat.
Thatsächlich finden wir bei einer Durchmusterung der Schriften
der alten Z u h h & d keine Spur der charakteristischen Elemente der
Weltanschauung der späteren §üf[s. Die Schriften des Abu al-
Lejth al - Samarkand!^), das Kitab al-manäzil des
Harawl'), das ?üt al-kulüb von Muhammed al-Mekki^), sind
1) A. von Kremer, Die verschiedenen Ideen des Islams, S. 52 f. 07 f.
Kerx, Idee und Qrundlinien einer allgemeinen Gesch. der Mystik, S, ?d.
2) Al-Tirmidi n, 8. 49 ff.
3) HS. der Kön. Bibliothek zu BerUn, Ahlw. 8317, HS. Spr, 1205, Bl. 88b.
4) Ed. V. J. 1302, I, 8. 367 ff.
5) I, S. 183 ff.
6) Mir liegen vor: Tunbih al-g&filin, Kairo 1303. Am Rande: BustAn
al-^ftriHn; Kurrat al-*ujün, eine ausführliche Beschreibung des ' muslimischen
f,Schreckensapparates'* am Rande von Al-Sa'r&wis Muchtasar tadkirat al-Kurtubi.
7) Siehe KJL. S. 25.
8) Ihn Chall. 641.
Bd. LH. 34
514 Schreiner, Beür. z. Geschickte d, theoL Bewegungen im Islam,
Sammlungen von erbaulichen !Radithen und nur bei den letzteren
finden sich einzelne Termini, die bei den späteren 5üfis eine grössere
Rolle spielen.- Es finden sich in ihnen erbauliche Geschichten jü-
dischen^) und christlichen Ursprunges, aber im grossen und ganzen
ist es rein muslimischer Geist, der sich in ihnen wiederspiegelt.
Trotz der zahlreichen Beweise, welche die Zuhh&d nach der
Erzählung ihnen nahestehender Personen von ihrer Frömmigkeit
gegeben haben, hegten die Orthodoxen ein unüberwindliches Miss-
trauen gegen sie. Ein Ausdruck dessen sind die Verfolgungen, denen
sie ausgesetzt waren. Al-Sa'rftwl sieht sich nämlich sowohl in
seinem dogmatischen Werke, als auch in seinem „Law&ki^ al- an-
war* veranlasst, die 9üfis gegen die Anklage in Schutz zu nehmen,
dass ihre Ansichten Ketzereien enthalten, und dass sie es mit der
Beobachtung der Gesetze des Isl&ms nicht ernst nähmen. Einzelne
verfängliche Stellen bei Mystikern erklärt er für Fälschungen 2).
Er beruft sich hierbei darauf, dass dem A)imed b. Hanbai ein
Glaubensbekenntnis und dem Flrüz&bädl eine Schrift, in welcher
Abu HanIfa verketzert wird, untergeschoben wurde, dass Stellen in
al-Gaz&lls Ibjä*, in Ibn *ArabIs Futü\?&t und seiner eigenen Schrift
Al-Bahr al-maurüd gefälscht worden sind. Solche Fälschungen
mögen thatsächlich vorgekommen sein, alle Ketzereien, die den
§üfls zugeschrieben werden, lassen sich damit nicht rechtfertigen.
Die Muslime Hessen sich nichts vormachen und so weiss al-öar&wt
eine ganze Reihe von §üfis namhaft zu machen, die verketzert und
verfolgt worden sind*), unter ihnen auch die grössten Sejche der
§üfis, von denen wir einige hier näher kennzeichnen wollen.
Zu ihnen gehörte Al-H&rith b. Asad al'Mu^4sibi (st. in Bagd&d
im J. 243), der einer der fruchtbarsten SchrifbsteUer unter den
§üfls der älteren Zeit war*). In Fikh -Fragen war er Säfi*ite, und
in dogmatischen Fragen scheint er orthodoxe Ansichten vertreten zu
haben. Er polemisierte gegen die Mu*taziliten *), nichtsdestoweniger
scheint er einige Gedanken von ihnen herübergenommen zu haben,
so zum Beispiel die Einteilung der Pflichten in solche des Herzens
und des Körpers ^). Al-Sa'r&wi erzählt von einer Zusammenkunft
al-Mul;&sibls mit A^med b. IJanbal, die mit seiner Anerkennung
durch den letzteren geendigt haben soll, — eine Erfindung, um
die Rechtgläubigkeit dieses Sejchs nachzuweisen.
Eine Schrift al-Muhfisibls, die uns vorliegt'), behandelt die-
1) Die ErzfthlttDR Sifre, ed. Friedmann 35 b, Menachotli 44 a, findet sich
Tanbih al-g&filin, S. 44.
2) Jawäkft I, S. 8. Übt^r solche Fälschungen vgl. Goldsiher in
ZDMG. XXXVIII, S. 681. S. auch al-ÄlÜs i, S. 97.
3) JawHkft I, S 17. Law&kih I, 19 ff.
4) Ibn ai-Sabki I, S. 228.' Einiges über ihn s. bei al>Kusejri, S. 15.
Law&kih I, S. 98. Ibn Chall. Nr. 151.
5) Fihrist I, 183.
6) S. die folg. Anm.
7) IIS. der Kon. Bibl. zu Derlin, cod. Spr. 872. Bl. 31 f. enthält den
Schreiner f Beär. «. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam, 515
selben Gegenstände, wie die späteren asketischen Werke, und es
lässt sich in ihr weder eine Eigentümlichkeit, noch aber fremder
Einfluss entdecken.
Eher lassen sich solche bei Abu Jezld al-Bist&m! (st. im
J. 261 *)) nachweisen. Sein Grossvater war Magier, der Muhamme-
daner wurde. Aus diesem Umstände ist sein Ausspruch zu erklären :
Seit dreissig Jahren verrichte ich den Gottesdienst und bei einem
jeden war mein Bekenntnis in meiner Seele gegenwärtig, als wäre
ich ein Magier und wollte meinen Gürtel abschneiden'). Nach
al-Öa*r&wt®) soll er das „Wort Gottes* als ein Attribut betrachtet
haben, eine Ansicht, die von al-As^arl gelehrt wurde und die viel-
leicht mit Unrecht dem Bis^äml zugeschrieben wird^).
Wir können auch Abu al-Käsim al-Gunejd^) nicht über-
gehen, der nicht nur von den $üfis, sondern auch von Ful^ahä' und
Mutakallimün hochgeachtet wurde. Er hat nur Korftn und Sunna
als Quelle der religiösen Erkenntniss betrachtet. Trotzdem er im
Rufe grosser Frömmigkeit stand, soll er doch Tauljld- Fragen vor
seinen Schülern nur bei verschlossenen Thüren besprochen haben ^')*
Ein Ausspruch, den al-Sa*r4wi in seinem Namen mitteilt^), be-
zieht sich darauf, dass der Mensch nur durch Beweise zur Er-
kenntnis Gottes gelangt. Er soll auch folgende Äusserung gethan
Kommentar des „SuUIldb der Gelehrten" 'Abd al-'Aziz al-Sulami zu einem
Werke des Muhäsibi unter dem Titel: ^Le^ Ni^j^l «AaoÜLq J..:> ^'O^
^^.^b!=uJl J^\ qJ \^J^ B1. 35 beginnt ein Kapitel über ^jJtXi\ )UJl^ .
Bl. 42b beisst es: ^.y\JJ)i\ S^t^^ ',^^^ ^i'XJl J^ ^3! y^' C)^ ^'
1) Al-Kus. 8. 17. Law. I, 8. 100. Ibn Chall. Nr. 311.
2) Einiges über al-Muhäsibi s. bei Ooldziber, Die Zähiriten, 8. 134 Anm.
3) S. 101 oben.
4) Über seine Ansicht in betteff der Meinungsverscbiedenbeiten im IslAm
s. al-Kns. S. 17. Eibanliche Erzfihlungen bei al-J&fi'i, 1. c. 8. 20.
5) St. im J. 297. 8. über ihn al-Kosejri S. 23. Law&kih I, 8. 111 ff.
Ibn al-8abki I, 8. 223 f. Ibn Chall. Nr. 143. Eine erbauliebe Erzählung im
Auszüge aus al-Jäfi'ls Kand al-rajähin 8. 6.
6) Jawäkit I> 8. 22. Dasselbe sollen al- Hasan al-Basri und al-8ibli ge-
than haben.
7) Law. I, 8. 113. ^ JJ> iJÜb i^iyuJl »J^ xU! ^j J^
34»
516 Sehreiner, Beilr. z. GeechichU d. theol, Bewegmmgem, im Mdm.
haben'): «Wenn ich ein Bichter wäre, würde ich einen jeden
köpfen, der da sagt: Es giebt nichts ausser Grott*. Dazu stimmt
schlecht seine Bemerkung'): «Kein Mensch habe die Stufe der Wahr-
heit erreicht, solange ihn nicht tausend Freunde für einen Ketzer
erklären^. Ebenso sein Ausspruch über die religiöse Erkenntnis:
«Das Wasser hat die Farbe des GefiLsses, in dem es ist^ ^.
Der bedeutendste unter den muslimischen Mystikern, die ihre
Schriften in arabischer Sprache abgefasst haben, ist Mu^ji al-din
Ihn ^Arabl, der zugleich als der einfiussreichste gelten kann^).
-Hierauf l38st wenigstens der Umstand schliessen, dass wenn er
auch in seinem Leben verhältnismSssig nicht viel angefeindet wurde,
so haben seine Schriften nach seinem Tode vielfach zu heftigen
Kämpfen Anlass gegeben. Eine grosse Anzahl von Schriften richtete
sich gegen seine Ketzereien, er hatte aber auch viele begeisterte
Anhänger. Er entfaltete eine sehr reiche litterarische Thätigkeit
und seine Werke, von denen das umfangreichste das Buch der
«Mekkanischen Eröffiiungen* ist, lassen auf eine grosse Gelehrsam-
keit schliessen. Uns interessiert hier besonders sein Werk «Fu§ü§
1) Jaw&kit U, 8. 116. vJUft c>Ojä! U^l:> c^J^^ iyu JS^
2) Dm. I, 8. 31. ^ tj '9Ju\hi\ «J^ JU^ JUÄ^ ^ÜÜI ^{ jLd
.vJUXij Ajb UUX^ sjii\ M »A^Aj ,y^ iüuftii ^y wX>!
8) Ibn *Anhi, Fas&s al-hikam, ed. Konst. 8. 125. ^.^jJ JuJL^ ^13
^j\j\ ..)^ ^'^1 . ITber andere Süfls ans Uterer Zeit s. Merz a. a. O. 8. 30 fil
4) Vgl. über ihn v. Krem er, Gesch. der herrschenden Ideen des IsUms,
S. 102 ff. Seine Darstellang bemht auf den zahlreichen Ci taten al-äa'rawis
in seinem Jaw&kit. Sie stammen ans den Fatüh&t al-makkija des Ibn 'Arabf,
in welcher Schrift dieser seine Ansichten nicht in so unyerblümter Weise aus-
gesprochen hat, wie in dem hier za besprechenden Boche. iJber Ibn 'Arabis
Stellnng in Fikh- Fragen s. Ooldziher, Die Zihiriten S. 185 f. In seinem
Diw&n, ed. Bülkk 1271, S. 47, findet sich folgendes Gedichtchen:
Auf diese Verwahrung ist kein grosses Gewicht zu legen. I. 'A. war
nicht der Mann, der seine Anschauungen nicht wechselt. Dazu kommt noch,
dass er vom KijAs schweigt, was dem Zugeständnisse, dass er ZAhirite sei,
gleichkommt.
Schreiner, BeUr, 9, Geschichte d, theol, Bewegungen im hldm, 517
al-l^kam'^, in welchem er seine Weltanschauung am unverhülltesten
dargestellt hat und das in späterer Zeit den Angriffen der Gegner
am meisten ausgesetzt war. Thats&chlich wird man nicht leicht
ein Werk aus dem Mittelalter angeben können, in dem pantheistische
Lehren samt ihren letzten Folgerungen mit gleicher Rücksichtslosig-
keit dargestellt werden, wie in diesem gar nicht umfangreichen
Werke. In 27 Kapiteln, die nach Propheten von Adam bis Mu-
hammed benannt werden, sucht er die verschiedenen Punkte seiner
Lehre darzustellen, wobei er den leitenden Gedanken mit einem
Momente aus dem Leben des betreffenden Propheten, natürlich
nach der Darstellung des Kor&ns und der Tradition, manchmal
in sehr geschickter Weise in Verbindung bringt Über den Ur-
sprung des Buches giebt er in der Einleitung folgendermassen
Aufschluss: «Lob sei Allah, der die Erkenntnisse in die Herzen
der Worte senkt, mit der Einheit des nahen Weges, vom
ersten Orte her, wenn auch die Religionen und Sekten, wegen
der Verschiedenheit der Völker verschieden sind^).« Ich habe den
Gesandten Allahs, A114h segne und begrüsse ihn, in einem Traume
der guten Botschaft gesehen, der mir im letzten Drittel des Monates
Mu^airem im Jahre 627 in Damaskus zu Teil geworden ist. In
seiner Hand hielt er ein Buch und er sagte mir: Dies ist das Buch
,Fusüs al-t^ikam^, nimm es hin und gehe damit hinaus zu den
Leuten, damit sie daraus lernen*. Das Buch soll ihm also Muhammed
gegeben haben. Die Grundanschauungen Ihn ^Arabis sind nach
dieser Schrift folgende:
1) In diesen Worten zeigt sich die den meisten Mystikern gemeinsame
Tendern, die Grenzen der Religionen zu verwischen. Von dieser Tendenz waren
znch mittelalterliche Philosophen nnd Skeptiker nicht frei. Siehe die merk-
würdigen Äusserungen der IchwAn al-safä\ IV, S. 61 ff., KJL. S. 10. A. 3
und i. Der philosophische Prediger Lewi ben Abraham aus VUlefranche
(13. Jh.) sagt, Kobak, n-ir03 "»Tra lU, 140: bDO D-^DIOiyDH nXp D^m
a-'bon (so) V2D nn« ba ■•d n-'pibn D-'Dmn nn« v:3rb isnD'« mmrn
ibao*^TD rm -»obi on-'böwi -isrn^i Tnn "»ü:« nas-^bTa ynm "^cb O'^aT'mi
'iai Dn->ni9n . Die HS. der Königl. Bibliothek zu Berlin, cod. Wetzstein II,
Kr. 1735, Bl. 54 ff. enthält eine Schrift des 'Omar b. Muhammed al-Fftrisküri:
'9ÄyajUi\ Xdjli; (^ ÄAP^t v-5*^wmJ! 'kSl^,, in welcher der Verfasser
58b mit Bezug auf die Einleitung Ihn 'Arabis zu den Fusüs al-hikam sagt:
luXP Ji^i» ^ i^L5> ^^Aojl ^^y^ äS vJl-ÄJ^ r*^=a*^ V^^
^Lä Juu L«l J^ i^tjb Uajl (^jCil ^yab »w^LäT ^^^) v-^UiüJ
)U^!^ u^bJCJt vJoCj^ L^jUu^ I^Wrb '^j^^ r^ ^ r*^
. l5^>^ J^ h^ r^b ""^ i}^ J^^' fÄ*^ o' »]^*^^^
Vgl. auch Steinschneider, Polem. n. apol. Lit. S. 48 A.
518 Schreiner, Beär. z, Geschichte d, theol, Bewegungen im laläm.
Die Quelle wahrer religiöser Erkenntnis ist nicht die Spekulation
des Verstandes*), sondern die göttliche Erleuchtung'). Durch
sie wird den Menschen folgende Erkenntnis zu Teil, Das Wesen
aller Dinge ist Gott, es giebt nichts ausser üim^. Er ist das
Wesen des Gesichtes, des Gehörs, der Hand, des Fusses, der Zunge,
d. h. er ist das Wesen der Sinne und geistigen Krilfke*). Er ist
das Wesen der Welt, die Welt ist seine Form, er ist der Geist
der Welt, der sie führt, der grosse Mensch, das ganze Sein, der
Einzige, durch dessen Sein mein Sein besteht^).
Mit grossem Nachdruck wird von Ihn *Arabl die Wesensein-
heit aller Dinge gelehrt. „Ein jeder Teil der Welt ist die ge-
samte Welt, d. h. er empfängt die Wesenheit der Einzelheiten der
ganzen Welt. Wenn wir aber sagen, dass Zejd in der Erkenntnis
ein anderer ist als 'Amr, so widerlegt dos nicht die Behauptung,
dass die Substanz Gottes das Wesen Zejds und *Amr8 ist*®). „AUfth
sagt (Sure 2, 182): ,,Wenn meine Knechte dich meinetwegen befragen,
so bin ich nahe, ich erhöre den Ruf des Eufenden, wenn er mich
anruft*, denn es giebt keinen der erhört, wenn niemand ihn anruft.
Wenn das Wesen des Bufenden mit dem Wesen dessen, der erhört,
identisch ist, so giebt es keinen Unterschied in der Verschiedenheit
der Formen. Beide sind also ohne Zweifel nur Formen. Alle
diese Formen aber sind nur wie die Körperteile Zejds, und wir
vrissen, dass Zejd ein individuelles Wesen ist, dass seine Hand nicht
die Form seines Fusses, seines Auges, seines Kopfes, seiner Stirn
ist, sodass er Vieles und Eins, viel an Formen, eins im Wesen ist.
Ebenso ist der Mensch dem Wesen nach ohne Zweifel Eins, und
es ist auch kein Zweifel, dass ^Amr nicht Zejd, nicht Chälid und
nicht dra^far ist, sodass die Individuen dieses einen Wesens un-
1) ^j^ Jäl Fusüs S. 4.
2) ^)i\ ^^^Lp* oder ^tjt v^äJi^ du. I. A. kommt hierftuf noch
S. 58, Z. 19; 95, Z. 6 f.; 96, Z. 16 in sprechen.
s) S. 2i. y» L05 13 U ^ ^1 *Jt JJ ^^1 ^ jj^ )i\ ^ Uj
otJ^^Jt ^y^yi\ vi>.A> ^ j^3 ik^mAJJ 8^ijt9 y ^1 ^'. Siehe
auch 8. 73.
4) S. 44.
5) S. 45.
6) s. 73. j^AjaÄxJi ^LJ ^jc> ^ Ju :i Jf :5i y> ^^ ^ Uj .
.gJ! ^13 J../I .j^ Ji ^^ .y^t^ O^^ ^^^
vW
Schreiner f Beür. z. Geschichte d. iheol. Bewegungen im leläm. 519
endlich sind in der Existenz. Wenn er also auch Eins ist im
Wesen, so ist er Viel in den Formen und Individuen" *).
Yon dem Einen Wesen stammt das Sein der Dinge. ^ Durch
ihn bist du*, sagt L *A. , „in deinem Sein zum Vorschein ge-
kommen, wenn es dir feststeht, dass dir eine Existenz zukommt.
Wenn es wahr ist, dass das Sein Gott gehört, nicht dir, so ist ohne
Zweifel das Urteil über das Sein Gottes von dir selbst, und wenn
es wahr ist, dass du das Seiende bist, so kommt das Urteil ohne
Zweifel dir zu. Sollte aber Gott das Bestimmende sein, so kommt
nur die Emanation deines Seins ihm zu, dich selbst bestimmst du
selber und darum darfst du nur dich selbst loben und tadeln, Gott
kommt nur das Lob für die Emanation des Seins zu, denn das
letztere gehört ihm, nicht dir. Du bist seine Nahrung durch die
Bestimmungen und er ist deine Nahrung durch das Sein"').
„Das Eine Wesen ist wie der Spiegel. Wenn jemand hinein-
sieht und die Form dessen, was er yon Gott glaubt, darin sieht,
so erkennt er ihn und glaubt daran, wenn er aber das darin sieht,
was andere glauben, so leugnet er es, als würde er im Spiegel die
eigene Gestalt und die eines anderen sehen. Der Spiegel aber ist
eine Substanz, nur der Formen giebt es viele im Auge des
Sehenden« »).
Diese Einheit des göttlichen Wesens in der Vielheit der Formen
erklärt Ibn *Arabl in folgender Weise*). Die Namen, d. h. die
Offenbarungen Gottes sind unzählig. Ihre Substanz, oder was das-
selbe ist, die Substanz Gottes zeigt sich in einem umfassenden
Sein (.)*i^), welches das ganze Weltall umfasst. Dieses Sein be-
sitzt das Attribut der Existenz (j^»), und dadurch offenbart sich
für Gott sein Geheimnis. In diesem Sein sieht Gott sich selbst
wie in einem Spiegel, und zwar in der Form, die er dem Substrat
verliehen hat, in dem er sich sieht. Als Gott die Welt geschaffen
hat, war in ihr kein Geist, und sie war wie ein zugedeckter
Spiegel. Die Substrate mussten aber alle einen göttlichen Geist
1) 8. 95.
"^ wJLJLe «JÜ ^i «iLJLft 0^1 iüölit )i\ *J ^J^ üüL jS>
3) 8. 95. 4) 8. 3 flf. . ^y>y^^ ^^\d^
520 Schreiner, Beür. z. Geschichte d, theoL Bewegungen im Isläm.
erhalten. Unter dem n^inhanchen des Geistes ** ist zu verstehen^
dass die Disposition der Form zum Vorschein kommt, welche zum
Empfangen der Ofifenbarungsemanation vorbereitet ist. Diese Ema-
nation ist ewig und alles kommt von Gott her^). Der Spiegel
der Welt ist also aufgedeckt worden und das Wesen der Auf-
deckung des Spiegels und der Geist dieser Form war Adam.
Die , Engel** waren die Kräfte der Welt, welche „der grosse Mensch*
genannt wird. Sie verhalten sich zur Welt, wie die Kräfte der
Seele und die der Sinne zum Menschen. — Der „grosse Mensch **
ist für Gott, was die Pupille dem Auge, durch die wir sehen*).
Durch diesen entstandenen und ewigen Menschen ist die Welt
vollkommen geworden. Er ist für die Welt, was die Inschrift
für den Siegelring ist. Er wird auch „Chalife* genannt, weil er
die Welt behütet, wie das Siegel die Schätze. So ist die Welt
wohl bewahrt, solange dieser „vollkommene Mensch*^) in ihr ist.
Wird das Siegel von der Schatzkammer dieser Welt entfernt, so
wird das, was in ihr aufbewahrt wird, nicht bleiben, es wird
herausgenommen und die Dinge werden durcheinandergeworfen.
Die äussere Form der Welt ist der Körper Adams, die innere Form
ist seine Seele, er ist Gott in der Schöpfung*). Adam ist die
« ••
1) S. 6. Uj *^ g^b jOfi jAß U^l l^^j J^ ^1 kX^ ^^
2) S. 3. ^1 j;^Ü3uoI ^ aJwc ^^t ^LjJI Sjj^ ^ J^\
ji^S ^.^Uo^ib . s. 4. (Jjüül ^yas>^ wLiJ ^^^*ld lüüJUot LtLa
e)^ ^ ^JJ! ^\ ^ ^\ ^L^t xJ^ OL^ ^^ \^
.gjf jp] OjlS. ^L-J^l yp f,^^J> xiil> J\
Deussen, Sechzig Upanishads des Veda ans dem Sanskrit übersetst»
8. 128 heisst es: „Der Mann, den man in dem Auge siehot, der ist der Ätman".
Vgl. auch Denssen, Das System des Vedftnta, S. 152, 178.
3) J^IXlt ^LaJ^I , ein Ansdmck, den I. A. ziemlich häufig gebraucht^
so s. B. noch S. 21, fil. Daher stammt auch der Titel eines Werkes von
Abdal-Kädir al-Öil&ni. Die Vorstellung stammt aus der Pseudo-Aristotelischen
Theologie, ed. Dietericl, S. 146.
4) S. 8. Jöj gyUaJt Kijyo ^\ ^\ sXm*^ »>w^ v:>w4.ic Jüia
Schreiner^ Btür, s. Geschichte d, theoL Bewegungen im Isläm, 521
eine Seele, ans welcher die menschliche Gattung geschaffen worden
ist. ,Gott that dies durch zwei Eontraktionen, in der ersten
Kontraktion war die Welt, in der zweiten waren Adam und seine
Nachkommen* ^).
Nach dieser Identitatslehre Ibn *ArabIs werden wir Äusserungen
begreiflich finden, wie dass „die Gottheit ohne Anthropomorphismus
vorgestellt, die gottähnliche Welt sei*'^), und „das Schaffende ist
das Geschaffene und das Geschaffene ist das Schaffende und dies
alles ist eine Substanz**). Durch sie wird auch die Attributen-
lehre bestimmt. Die Zahl der Gottesnamen oder Attribute ist un-
endlich, ihr Wesen ist aber eins, ebenso wie die Hyle trotz der
Vielheit der Formen eine ist*). Die eigentlichen Attribute werden
von I. A. zuweilen allegorisiert. Unter dem Willen Gottes
versteht er z. B. sein Wirken in der Welt*). Charakteristisch sind
seine Ausführungen über die Barmherzigkeit Gottes. „Gott ist
kein Substrat der geschaffenen Dinge, er ist also kein Substrat für die
Entstehung der Barmherzigkeit in ihm. Da aber Gott barmherzig ist,
und es keinen Barmherzigen giebt, in dem keine Barmherzigkeit
wäre, so folgt daraus, dass Gott die Barmherzigkeit selbst ist*^).
„Die Barmherzigkeit Gottes umfasst ein jedes Ding der Existenz
und der Bestimmtheit nach, die göttlichen Namen aber kommen
1) Das. «uJÜCOxä ^ ^i Joi>5 9^ gjjl U ^ iodlal J.J wl ^
Eine andere Stelle über die Kontraktion des göttlichen Wesens findet
sich S. 89.
2) S. 23. Äx-Ä-J! vJÜÜ y> ipUil sJil.
3) Das. «^ jLr OüLÜ q^JlÄj! y»:^!^ v^^JLsaJI fjil& jA)i^^
8J<^>{^ rr^ CT^* ^^^' ^^^*'®"» System d. Ved&nta, S. 275 f.
4) S. 54.
5) S. 82. fJ^jC, ^^\Jh j^\ L^ijo* \J<ii^ ^tjäc. L|ilIiJU ÄlJULs
jju^ y^ J-Ä O^yt j JÄH ^ r^ ^5^^=^* k^i^ ^"^ ^1^^!
Abu Tälib ist der Verfasser des Küt al-kulfib. Die Stelle, die I. A. im
Auge hat, findet sich I, 101.
6) s. 92. jLsEUJ g^ c:^j|^äU Jkä^j ,j^ wLs^u-m* y»^
fLiü ^\ U:>r, ^\J\ ^jiii ^a ^\J\ ya 1^ U^J\ oL?r.^
£22 Schreiner, Beitr, z. Geschichte d. theol, Beieegungen im Islam,
Ton den Dingen her^ die alle von einer Substanz sind, dämm ist
das erste, was von der Barmherzigkeit Gottes umfasst wird, das
Dingsein dieser Substanz, welche die Barmherzigkeit durch Barm-
herzigkeit ins Dasein ruft und darum ist auch das erste, was von
der Barmherzigkeit umfasst wird, sie selbst '^^).
Auch den Fatalismus der muslimischen Orthodoxie hat
Ihn 'Arabt mit seiner Identitätslehre in Zusammenhang gebracht^.
Die Vorsehung ist das Urteil Gottes über die Dinge; dieses
hängt von der Grenze des Wissens ab, das Gott von den
Dingen hat, und sein Wissen wird durch die Substanz der er-
kannten Dinge bestimmt. Die Prädestination ist ausschliesslich die
zeitliche Bes^mmung der scibstantiellen Beschaffenheit der Dinge.
Das Urteil der Vorsehung findet also durch die Dinge selbst statt.
Der gewissenhafte Bichter verfolgt das Wesen der Frage, in welcher
er zu urteilen hat, so dass das Urteil ihrer Substanz entspreche,
und der zu Bichtende fordert durch seinen Zustand vom Bichter,
dass er über ihn dieses bestimmte Urteil f^len soll, so dass ein
jeder Bichter durch seinen Urteilsspruch und durch den Beurteilten
gerichtet wird^.
Der Sinn dieser Ausführungen ist, dass alles, was geschieht,
durch das Wesen der Dinge, das allerdings mit dem Wesen Gottes
identisch ist, bestimmt wird. Daraus erklärt dann I. A. das Vorher-
wissen der Gesandten Allahs, welche je nach der Stufe des Volkes,
dem sie angehörten, ein gewisses Mass von Erkenntnis erlangt
haben, deren ihr Volk bedurfte. Die Erkenntnis der Prädestination
verleiht ihrem Besitzer absolute Buhe, aber sie kann auch eine
schmerzhafte Strafe sein, denn von der Vorherbestimmung kommen
die beiden Gegensätze , und mit ihr bezeichnete Gott sich selbst
indem er von seinem „ Wohlgefallen '^ und vom , Zorne '^ sprach.
Durch sie entsprechen einander die Namen Gottes, von ihrem Wesen
vnrd durch das „absolute Sein*^ das „gebundene Seiende*^
bestimmt. Es giebt nichts Vollkommeneres, Mächtigeres und
Grösseres als ihr Wesen, weil ihr Urteü das Vorübergehende und
Kichtvonibergehende umfasst.
Der Mjsticismus führt bei I. A. wie auch anderwärts zur
Verwischung der Grenzen der Beligionen und zu einer milden Be-
urteilung des Götzendienstes und des Heidentums überhaupt. Da
Gott in allen Dingen gegenwärtig ist, so dienen auch die Heiden
alle nur Gott, die in den von ihnen verehrten Dingen eine gött-
liche Offenbarung sehen. Allerdings steht auf der höchsten Stufe
der Wissende, der da spricht : «Euer Gott ist e i n Gott, ihm müsset
ihr euch ergeben, wo immer er sich offenbart!*^
1) S. 90.
2) S. 58.
3) 8. 19. *JL^.3 w^ ^y9 ^yu L^^ o^*«^ d^< S v-Ä^=OJ ^.^Ls
Schremer, Beitr, z, Geschichte d, theol. Bewegungen im L/läm, 523
Himmel und Hölle sind unter dem Gesichtspunkte des
Pantheismus die Gottesnfthe und die Entfremdung von Gott, beide
werden aber bestimmt durch das Mass mystischer Erleuchtung,
welches dem Menschen zu Teil geworden ist^). Unter dem «Satan'
ist die Entfernung von den Wesenheiten der Dinge zu verstehen^).
Wir wollen nun noch einiges über die von I. A. angefahrten
Quellen bemerken. Ausser dem Kor&n und den Traditionssamm-
lungen ^) werden von ihm citiert: Abu Jezid al - Bis^aml ^) , Abü-
l-Ii:Äsim b. Kasiü «), Ihn al-lSibl «), Abu Su^üd 7), Abu Madjan »), *Abd
al-Razz&K »), Abu T^üb al-Mekkl, der Verf. des Küt al-kulüb ^% Abu
Said al - 5arrftz * ^). Von seinen eigenen Schriften fahrt L A. die
Putühat^*) und das Kit&b al-ta^lijj&t »«) an.
I. A. polemisiert gegen die Anschauung neuplatonischen Ur-
sprunges, dass die Erkenntnis von der Unmöglichkeit der Erkenntnis
des göttlichen Wesens die höchste Erkenntnis sei ^^), gegen die An-
schauung der Aä^ariten, dass das Thun Gottes durch die Vernunft
nicht begründet werden könne und gegen diejenigen, welche das
•• fi
sX^ J^ j^ Hjyo ^^\ ^^ ,>^^ ^ ^Uju ^L*JI3 . . . id^ ^^
j^ y^>.JiS> \jj^\ »Ss sXs»-\^ aII ^«X^I Uit ij&J. Vgl. auch S. 108.
1) 8. 42. JutJl ^3 ^J^ ^\ ly^ \y\S ^cJl i^^^! o^j^^
^^jXj \y\S' ^ jJl . 8. auch 8. 87.
2) 8. 87. vJuLäÜ ^^ JU^J' {J^ ^ILiA^Jl ,
«*
8) 8. 17 wird der Ansipruch ju . OjC «AÜd Kß^Ju OjC i^ dem
Mahammed ingeschrieben. 8. auch 8. 25, 64, 68, 117. Über diesen Ausspruch
siehe meine Bemerkungen in Brodys Zeitschr. für. hebr. Bibliographie I, 8. 128.
4) 8. 29, 51. 5) 8. 24, 93.
6) 8. 56. 7) 8. 56. Law. I, 216.
8) Dos. Law. I, 206. 9) Das.
10) 8. oben 8. 521. 11) 8.22. Law. 1,121. Al-Knsejri, 8. 28.
12) 8. 12, 91, 123, 121. 18) 8. 53.
14) 8. 12. ^ J^f^lj fAßUüJli Mt^lyl ^\jS:i\ yS^O ^
u^t «O^t iüL^ »P W^tjJl q£ r^F^ ^ ^j->» über den Ausspruch siehe
Kaufmann, Gesch. der Attributenlehre, S. 445.
524 Schreine, Beitr, z. Geschichte d. theol. Bewegungen m Islam,
« Mögliche '^ leugnen, d. h. alles als notwendig betrachten^). Mit
einer gewissen Missachtong spricht er von denen, die das Wesen
der Dinge durch die Vernunft erfassen wollen. ,Die Vernunft ist
eine Fessel und will die Dinge in eine. Beschreibung hineinzwängen,
das Wesen (der Welt) widerstrebt aber dem ihrer Natur nach*.
Die Männer der Vernunft sind die Dogmatiker, die einander ver-
ketzern und yei-fluchen^). Er ist auch der Ansicht, dass nur die
Gesandten Gottes und ^üfls zur Erkenntnis der Seele und ihres
Wesens gelangt sind, die alten Denker und die Mutakallimün
haben von ihrem Wesen nichts verstanden. Dagegen findet die An-
sicht der A^^ariten von der sich jeden Augenblick wiederholenden
Schöpfung der Accidenzen durch Gott bei ihm Anerkennung. Neben
ihnen wird auch eine sonst unbekannte Schule der Husbftnijja
erwähnt , die dasselbe . in Betreff der ganzen Welt gelehrt haben
soll*). An einer anderen Stelle hebt er die Verwandtschaft einer
1) 8. lö. ikÄAjuiJl ijä*}] v^L^I ^ ^^1 ^\ jöjü ^.jt ^\
JJ^\ jjiaju JjUi |J^3 XmJ6 ^5 äJIc jA^\ y> L«3 iUiÄll ^ja3\j^
.^b^ olJJb y^yi oL5t3 ^\Jj::i\ ^^ ^Jt
2) 8. 52. g^l^l J äJÜüJ wiä *J ^.jLT ^^J ^/yXl w5Ü3 ^ ^^\
La^ju itcaju ^^«aLj^. Mit diesen Bemerkungen Über die Undttldsamkeit der
Theologen vergleiche man die grosse Strafrede der Ichwftn al-saf&', gegen
die orthodoxen Mutakallimün, ed. Bombay, Bd. IV, S. 95 ff. In der Ver-
urteilung der Unduldsamkeit der Theologen stimmen sie mit Averroes
übertin, der Philosophie und Theologie, ed. Müller, S. 23 sagt: L^b ^^^1^
« « . • •• «
Jjit |y U' ^1^ Kj^yt^^t . suJUs iicjJvX^»} . . . Loju ^{Usju pAJ^ Lcoju
tyy, Vij=-5 u^Ws, JiÄ j «5ÜJ j^ ^^ erl^l l^/b ^jl/l;
.Uüyüüi jj- tj.Lül |y»>5 ^1
3) 8. 64. iÜ^ ^^ i^UXil^ i^LJL*i^ ^ Oo-I ^ U IlX^3
Schreinerf ßeär. z, Geschichte d, theol. Bewegungen im IMm, 525
as'aritischen Ansicht mit der seinigen hervor') und er verschmäht
es auch nicht, in einer Untersuchung einen KalAmbeweis zu ver-
werten*). Auch die Mu^allida werden von ihm erwähnt^).
Unter den „As^äb al-^lla", d. h. diejenigen, welche Gott als
die Ursache des Daseins der Welt begreifen zu können meinen,
sind offenbar die Philosophen zu verstehen^).
Zum Schlüsse wollen wir noch einiges über die Quellen der
hier vorgeführten Anschauungen der $üfts bemerken.
Vor allem kommt die Verwandtschaft mit indischen Anschau-
ungen, insbesondere mit den Lehren der Upanishads in Be-
tracht. Diese waren im Ostlichen Islftm nicht unbekannt und
manches stammt ohne Zweifel aus Indien^). Von einer litte-
rarischen Beeinflussung von dieser Seite kann aber nicht die Rede
sein, denn sogar dasjenige, was al-B^rünl in dieser Beziehung
bietet^), ist ziemlich dürftig und mit Philosophemen griechischen
Ursprunges durchsetzt.
1) 8. 98. ^ j^W J^Uä/» Jr ^uit ^! s^u^t jyü u/'
vJdxÄi^ v:;JL25 ^ HJ^t^ ^\ LJy ^^^ ^ A^lj ^y>
2) 8. 83, Z. 3f. Es ist der Beweis für die Einheit Gottes, der uÄj^
«Jl^-Xil genannt wurde. S. KJL. 54 und 11.
3) S. 53.
4) 8. 121. J^\ öy>^ j iJLe oül y*> ^^JJI idiJl v'^
5) Indische Eänflfisse im Süfismus hat schon A. von Kremer, Cnlturgesch.
8treUliQge auf dem Gebiete des IslAms, 8. 8 ff. angenommen.
8) India, 8. 16 ff. Die Lehre von der Wesenseinheit der Dinge findet
al-Bftrftni schon bei den Indem, wie bei den griechischen Philosophen und den
Süiis. Daselbst hebst es von den letzteren: öy.z>yi\ ..] J.I |^a^3 \^i^jS^
.Jl^'^il ^ y'LÄÄit v>^' ^'-y^ «il^'W «-i»'-*^'
526 Schreiner^ BeUr, x. Geschichte d, theol, Bewegungen im Islam,
Wahrscheinlich ist auch, dass die christliche Mystik*), die
unter dem Einflüsse der Schriften des Pseudo Dionysius-Areopagita
stand, auf die muslimische eingewirkt hat. Zu den aus diesem
Kreise stammenden Anschauungen, die nicht eben auf litterarischem
Wege in den Islam eingedrungen sind, kam später die immer
wachsende Einwirkung pseudoaristotelischer Schriften, die ins Ara-
bische übersetzt worden sind. Hier kommen besonders die pseudo-
aristotelische Theologie und das Buch „de causis* in Betracht.
Sowohl der Philosoph IbnSab*ln^), als auch Ibn *Arabi^) stehen
unter ihrem Einfluss. Der letztere spricht sich zwar an einer Stelle
abfällig über das Studium der Werke über Religionen und Sekten
aus und in einem Schriftchen, in dem er über seinen Studiengang
und seine Werke berichtet*), lässt er kein Wort darüber fallen, bei
wem er philosophische Ansichten kennen gelernt habe, man erfährt
nur bei wem er die grossen Traditionssammlungen oder süfische
Werke**) studiert hat. Nichtsdestoweniger bemerkt er in der Ein-
leitung zu seinen Futüliät'), man solle nicht ohne weiteres die An-
sichten der Mu*taziliten und Philosophen verwerfen.
1) Über ihre Ursprünge s. Merx, a. a. O. S. 18 ff.
2) S. Steinschneider. Die bebr. Übers, d. Mittelalters, S. 244. Über ihn
s. Fawät al-wafaj4t, I, 247 f. Law&kih I, S. 273.
3) Al-futühAt al-makkijjal, 117 j.jJLÄji^ ^IjtJt fX»^^ j. Vgl.
dazu Dieterici, Die sogenannte Theologie des Aristoteles, S. 8 des arabischen
Textes. Fatübat III, S. 414. öy>^\ ^^ ^jc^^l\ ^ü Xaä^ j (^^^^
;;pj| äjIJsJ 0»->y!l »^y^-» a.^^". Vgl. dazu Bardenhewer, Das Buch
„de causis", S. 76. Die Stelle zeigt uns den Ursprung der kabbalistischen Lehre
vom c"is:'7:i:n "no.
5) HS. der königl. Bibl. in Berlin, cod. Wetzstein II, Nr. 1723, Bl. 1—5.
6) Das. 2 b. si>^JU^ ^J^\ \X^^ ^ Js^^ ^J vX^^ ^^^jJ^^
7) Jaw&kit I, S. 33. Jt yLö ^\ wiL! o'.5>^l -».AjJiA j Jüj^
Schreiner, Beitr, z, Geschichte d, tlieol. Bewegungen im Islam, 527
Welcher Sympathien philosophische Schriften bei den $üfls sich
erfreuten, trotz ihrer Abweichungen von denselben und trotzdem
sie von den Philosophen als Narren betrachtet worden sind ^), zeigt
uns eine Erzählung des Sihftb al-dtn al-Suhrawardt *), in der er eine-
Unterredung mitteilt, die er im Traimie mit Aristoteles gehabt
haben soll. Er befragte ihn unter anderen in betreff der Kon-
junktion und der Vereinigung der Intellekte unter einander und
mit. dem thätigen Intellekt und nachdem Aristoteles ihm darüber
einiges mitgeteilt hatte, fragte er ihn, ob jemand unter den
Philosophen des Isl&ms jene Stufe der Vereinigung mit dem thätigen
Intellekt erreicht habe. ^Da antwortete er — sagt al-SuhrawardI
— sie hätten nicht den tausendsten Teil seiner Stufe erreicht. Ich
zählte ihm dann eine Anzahl von denen auf, die ich kannte, er kehrte
sich aber nicht daran. Da kam ich auf Abu Jezld al-Bistäml und Abu
Mnl^anuned Sabal b. ^Abdallah al-Tustarl zu sprechen und da schien
er erfreut zu sein und sagte: Das sind die wahren Philosophen
und Weisen, die nicht bei der vorstellungsmässigen Erkenntnis
stehen geblieben , sondern zur umfassenden , die Konjunktion und
Erleuchtung bewirkenden Erkenntnis gelangt sind. Sie haben sich
nicht dem Tode der Hyle ergeben, vielmehr ist ihnen nun der
Ort der Würde zu teil geworden, sie mieden, was wir gemieden
haben , sie lehrten , was wir lehrten. Dann schied er von mir
und verliess mich, — ich aber weinte, dass er von mir schiede
Wehe über diesen Zustand^).*
1) Dm. I. S. 81. ^V^LaL!^ LJ ji^ JÜÜ3 ^vAJI ^^ ;;xjyÄJ! i\3
iÜJJüy'Lj LU9 \^J^^ jlr^^b vJjLaJI Li^L^i kIo^I^ ^j<5 jjA^
.^sJ! ^,£!^gg vi^ftjusas ^^Iji^
2) Talwihftt, HS. der königl. Bibl. zu BerUn, cod. Peterm. 678, Bl. 9Gb. ft
Über den Verfasser s. ZDMG. XLII, S. C40, A. 1. Ibn Challiklin, Nr. 403.
Über seine Beziehungen zu *Omar b. al-F&rld s. dessen DiwAn, ed. Mar-
seille S. 17.
3) BL 98 b. jUs sL>\ iu.)\ |.^yt iU^Us ^^ Juo^ Jw?3 c^JLä»
« »
^^^t iicL»s- Aet o^äT ^ fcÄöj ^ tj=. oiJl ^y »^ ^\ >,
^^ u^J^jf vJlSj yi-JUl *jL^as ^'ti/ifj (Jj***^! »lÜ vX** ^\
528 Schreiner, Beär. z. GtUhiehte d. theol. Bewegungen im Mäm.
Diese Freundschaft mit Aristoteles war für einen Muslimen,
wie das Ende al-Suhrawardls zeigt, mit Gefahren verbunden, ihre
Quelle sind aber nicht die authentischen Schriften des Aristoteles,
sondern pseudoepigraphische Werke, in denen neuplatonische An-
schauungen unter dem Namen des Aristoteles verbreitet wurden.
Wir haben von der Geschichte des ^üfismus und seiner Quellen
hier nur soviel darzustellen gesucht, als zum Verständnis der Stellung
Ihn Tejmljas uns notwendig erscheint. So viel steht aber auch
nach dem Angeführten fest, dass die muslimische M3rstik nicht nur
dieselben Merkmale zeigt, wie die jüdische und christliche, sondern
dass sie auch litterarisch unter denselben Einwirkungen steht Das
Buch «de causis** ist ein Ferment von grossem Einfluss, sowohl bei
Ibn ^Arabl, als bei dem Meister Eckart bei Abraham Abulafia und
im Zohar.
Der grössere Teil der $üf!s ist arischen Ursprunges — Ibn
Sabbln ist nach Lis4n al-dln gotischer Abstammtmg, — ^Omar b.
al-F&ri4 und Ibn ^Arabl wird man aber kaum zu den Ariern
rechnen können'). Überdies gab es in Jemen $üfis — doch wohl
semitischer Abstammung — in solcher Anzahl, dass sie zuweilen
Tumulte hervorrufen konnten '). Daraus folgt, dass die Verbreitung
einer Weltanschauung oder einer Gedankenrichtung von Kulturein -
Aussen und von der bestimmenden Kraft ererbter Vorstellungen
abhängig ist, nicht aber von der Basse.
IV. Die dogmatisohen Ansichten der alten Im&me.
Neben den religiösen Richtungen, die wir bisher gekennzeichnet
haben, ging diejenige der alten Imäme einher^, die ebensowenig
von den Anthropomorphisten, als von den allegorischen Erklärungen
der Rationalisten und §üfis etwas wissen wollten. „Madhab al-
^ ^j^\ vJÜ:^ lyiÄÄÄl U^ (^.>^J ^Laj^it (i^^ü ^t
^SJ^ ^J^ ^ UüLi^ lyilaj^ L^^- lU ^j(y^ vJu ^^y.^^ ^^t
iJÜl JJJ ^ ^jiL^ \^ Ä3l^ ^ ^\. über al-BistÄmi ». oben
S. 615. Abu Muhammed Sabal al-TosUri st. i. J. 283. S. über ihn al-Kusejri,
8. 18. Law&kih I, 8. 101 £f.
1) Er soll ein Abkömmling des HÄtim al-Ta'i gewesen sein.
2) Ibn al-Abdal, Dl 113 a. ÄjUaJI v£>^Iu;^ K^Ls^JI O^ JÜÜ
3) S. Goldziher, Die Zähiriten, 8. 133. Zur Geschichte des As'ariten-
thums, 8. 80 f.
^
Schreiner^ Beitr. z, Geschichte d. theoL Bewegungen im Isldm. 529
balkafah"*) nannte man ihre Lehre. Von ihren Anschauungen
erfahren wir Näheres aus den Schriften des Ihn Tejmija und seiner
Schüler, welche viele Auszüge aus alten Schriften enthalten, die
nicht mehr auf uns gekommen sind. Besonders reich sind an solchen
Fragmenten orthodoxer Lehrer die Al^ldat al-l?amawija-) des Ihn
Tejmtja und eine Schrift des Dahabt über die Traditionen, welche
von den Eigenschaften Gottes handeln^) und dessen Citate zum Teil
aus der Aktda Ihn Tejmljas stammen.
In dieser finden wir eine Sammlung von Äusserungen der
ältesten Imäme aus der Zeit, als die pantheistische Lrrlehre der
öahmiten aufgetreten ist*). Es wird hier erzählt, eine Frau aus
Tirmid, welche die Vorlesungen des (jahm gehört hatte, sei nach
Küfa gekommen, wo man ihr erzählte, es sei hier ein Mann —
Abii Panifa — , der sich mit rationalistischer Spekulation beschäftigt
habe (3».fix.Jl J: Jxi). Sie kam zu ihm und sagte: Bist du es, der
die Leute in fraglichen Angelegenheiten belehrest? Du hast ja deine
Religion verlassen! Wo ist dein Gott? Abu Hanlfa schwieg. Er
zog sich sieben Tage lang zurück und antwortete ihr nicht. Endlich
kam er hervor, nachdem er ein Buch darüber verfasst hatte, dass
Gott im Himmel und nicht auf der Erde sei. Als jemand darauf
bemerkte, es heisse im Koran (Sure 57, 4): „er ist mit euch", ant-
wortete er, das sei so aufzufassen, wie wenn jemand in einem Briefe
schreibt: ,Ich bin mit dir", in Wahrheit aber bei ihm nicht gegen-
wärtig ist. Eine ähnliche Äusserung wird dem Abu Hanifa auch
vom Verfasser des Fikh al-akbar, Abu Mu^t* al-Hakam b. * Abd-
allah al-Balchi zugeschrieben, nach dem Abu Hanifa denjenigen, der
behauptet, nicht zu wissen ob Gott und sein Thron im Himmel
oder auf der Erde ist, verketzert habe^). — Al-DahabI erwähnt
auch, al-Bejha^t habe die Ansicht Abu Qanlfas gebilligt.
1) ^i^Jui! y^^^^A von dem Schlagworte ^^^^w^' ^^ v-Af^ ^. Über
•eine Tradition, auf die man diesen Grundsatz stützte s. al*Ä10si, S. 257.
2) S. Anhang III.
3) HS. Wetzstein II, 1538, Bl. 68 ff. .Lftill J.cb)! jjjiJJ jLti! oUi'
4) Al-Dababi 102 a.
fi) Dm. _3;\LJl jJÜI >XjC ^^ ,v^=-SvJl ^^}iM ^\ ^ UALj
Js. ^^j*:^ß 4yb jj- *1]| e)^ jäT J^ jU» c^jil! i ^t *U-Jt ^
^ji^jJ! JLfi J^i vJyij xi! olfts »3\yk>^ v3^ ^J^ KSy^^ d^y^^
Bd. LH. 85
530 Schreiner, Beitr. z. Geschichte d. theol. Bewegungen im hlam.
Eine ähnliche Stellung hat Sufjan al-Tauriin dieser Frage
eingenommen. Die Traditionen, welche von den Eigenschaften
Gottes handeln, Hess er unerklärt und die Behauptung, dass der
Koran geschaffen sei, betrachtete er als eine Ketzerei^). Ähnliche
Ansichten hegte auch Mälik b. Anas.
Besondere Aufmerksamkeit beansprucht eine kleine Schrift des.
Imäms *Abd al-^Aztz al-Mägasün (st. um 213), die Ibn Tejmfja dem
Buche „al-Ib&na*^ des Abu 'Abdallah b. Botta entlehnt. Al-Mäga-
äün wird neben M&lik b. Anas und Ibn Abt Di'b gestellt, daher
wird seinen Äusserungen gegen die gahmitische Irrlehre von Ibn
Tejmfja grosses Gewicht beigelegt. — Al-M&gasün nimmt in diesem
Schriftchen vor allem gegen die Lehre der Gahmlja Stellung, nach
welcher man verpflichtet sei, über die geschaffenen Dinge nach-
zudenken. Er meint, der Mensch sei nicht in der Lage, die Eigen-
schaften Gottes zu ergründen, darum müsse man sich darauf be-
schränken, was Gott im Koran von sich selbst ausgesagt hat. Wer
aber hieran Anstoss nimmt, den haben schon die bösen Geister
erhascht. Solche Leute leugnen dann, dass die Froramen am Tage
der Auferstehung Gott sehen werden und kommen dazu, auch andere
ausdrückliche Lehren des Korans und der Tradition zu leugnen.
Überhaupt kann man in der Religion nur dann vor Irrtümern sich
bewahren, wenn man dort aufhört, wo uns in der Forschung eine
Grenze gezogen ist.
Ausser al-M&gasün werden noch viele andere Traditions-
gelehrte von Ibn Tejmija angeführt*), die sich in ähnlicher Weise
geäussert haben sollen. Zumeist gaben hierzu die pantheistischen
Lehren der Gahmlja Veranlassung'*).
JS cXäS i^U-»*Jt ,5 bJ\ ^jXil . Über die Schrift Al-fikh al-akbar vgl. v. Kremer,
Die herrsch. Ideen, S. 90 ff. BI. 35b der 'Akidat al-HamawiJa heisst es:
1) AI-Dahabi Bl. 103 a. o'wÄxJt e>ojL5>t ^j S^ ^Ü ^J^^ *^^ J^^
e^si^b^! Q^ IjAi^ L^ nyas^ ^ iJ jJäj y j3v3Jt j*U:i! I JwP vi>o
^- ^\ s^^ L^.U ^ ^kJl^ ;^^yt^ JJ)i\ L^ ^j^^ o'JuJ;
2) 8. Anhang lU.
3) Das. Bl. 36 b wird das v3»jlftit ^iSiS des Harawi angeführt, in den»
folgendes erzählt wird: ^y*^ ^^y^ lX4-> w*5>Ud ^jtjJl dlt «X^H^ ^ -UxP
Schreiner, Beär. z, Geschichte d. theol. Bewegungen im leldm, 531
Zu den Yon Ibn Tejmtja und seinen Schülern am häufigsten
angeführten Autoren gehört Mu^ammed b. Ishäk Ibn Ghuzejma (starb
i. J. 311)0. Sein Kitftb al-taufeld, das nach Fachr al-din R&zl eher
den Titel Eitäb al-äirk hätte fuhren sollen, scheint bei den Ortho-
doxen eine grosse Autorität besessen zu haben.
Yon seinen Zeitgenossen hat sich auch Abü-al-l-*Abb&s Ahmed
b. Surej\i (st. i. J. 306) in dem Sinne geäussert, dass in dogma-
tischen Fragen die Spekulation verboten sei, die Kor&nstellen über
die Eigenschaften Gottes dürften nicht figürlich ausgelegt, aber auch
nicht in anthropomorphistischer Weise aufgefasst werden '^).
fcjiJLLiÄ» ^\J^ J.! 2u 5^^ vLäj ^.^\ i iL>.^ ^j.^^ ^J^\ ^Lä
Bl. 88«. ^^ iU,^ ^jlc JjJI V^i:^i r'^^L^' ü^' L55J5
iü;jjx> ^ üJL^ ü^ A*J? vilS, V ^ ^ ^ yiäj UÄJ.J5
O^ ürf*^ *r;* Lf^ kiV-" ^ «Wl ^yl JJü ^ ^^ iUj!iH ^Lc|
xiUe yyi? !Jt, v_)Ij ^li v'-^'^^-*«^ o' V«^^ »JiJL:>. 39 b wird al-
Bejhaki's oUxaJtj i^Lm-i^I V^U5" und 41 b Abu Jä'H*» Ju^bÜl jLkil V-j|jj"
angefahrt.
1) Al-Dababi, Bl. 69a, 71a, 121a.
2) Das. Bl. 121a. Juu* ^„m^] ^\ j.b:i! ^3^3 vj>lj*it «^ g^ ^t
MW e. , f.
V^l^^ ViiwJ^i^ ^ *1J| O^-ÄCw-b oLftxaJl ^5 v,.äJLÜ gJböj ^.ÄJbJt
36'
532 Schreiner, ßeitr. z, Geschichte d, theol. Bewegungen ün Islam.
Von den späteren Vertretern des Standpunktes der alten Im&me
seien hier noch Abu 'Abdallah b. Botta (st. i. J. 387) und
Abü-1-Hasan al-Dftrakutni (st i. J. 385) erwähnt, von dem Al-
Dahabl einige Verse dogmatischen Inhaltes anführt*).
Wenn auch Ibn Tejmtja die zeitgenössischen Aä*ariten heftig
pti^^l J^*^^ ^(^ j^i^ ^J^t^ ^ftjJl^ iUi>«JLr ^lyiJ^ *4
^ L^^' y^LkSi äü^l^ yUäJt ^ ^JUo3 i^Jj*Ji j^ . Er St. i. J. 306.
1) Das. 128 a. i^yJixi\ '»S^ ^^ dJl O^t«:^! yXP\ji\ pLo^t Jl^ äIij ^^
iüiLs^ Jax^ iMJ^3 *JÜJ> ^ ^b i^y^ ^ äW ^b ^^Uj^I k^L
^j ^ Jus ^- i^JLc ^Lo »^j ^^1 ^lJLjJI ^ Ju>5 Uxs^ Luuo vJüö
Or liyi »AjOL^b v3j^ iuaj ^^1 ^^.^t ^ ^..xic s^^ JJu ^JJt ^^\ L^y>|
Schreiner, Beür, z. Geschichte d. theol, Bewegungen im laldm, 533
bekämpft hat, so verschmähte er es ebensowenig wie al-Dahabl, die
Ansichten al-Aä*arIs und seiner unmittelbaren Nachfolger dort, wo
sie mit den seinigen übereinstimmten, anzuführen. Das konnten sie
um so eher thun, weil al-As*arl — wie anderwärts gezeigt worden
ist — wo es ihm möglich war, seine Übereinstimmung mit den
orthodoxen Traditionsgelehrten geflissentlich hervorgehoben hat. Das
ist auch der Fall bei einem Kapitel aus der Schrift al-Aä*aris:
„IchtilAf al-musallln wa-makälftt al-isl&mijjln^, in welchem er die
Ansichten der Anbänger der Sunna und der Traditionsgelehrten zur
Darstellung bringt^).
Welcher Mittel man sich zuweilen im Kampfe gegen mu'tazi-
litische und sonstige Ketzereien bediente, zeigt uns ein anonymes
Schriftchen über die „Grundlehren der Religion nach der Ansicht
Abu Hanifas und aller Imäme und frommen Gelehrten** -). Es be-
ginnt mit der bekannten Tradition über die 73 Sekten des Isl&ms.
Es ist ganz vom orthodoxen Standpunkte aus geschrieben und ent-
iüL-Jl ^ j^^^t ÄxJt ^^L^ oU>^l v'^ *^Ir^l V^ ^-^ '-^
1) Al-Dahabi 12ia nach Ibn Tejmijas Akidat al-Hamawija 41 äff.
2) HS. der K. K. Hofbibliothek in Wien, Flügels Katalog, Kr. 1664,
Bl. 38 v. ^1 ^\jÖ\ ^^CKA ^ ^^yj^\ iyJi ^ <^Lä5j! ^' ^^
P
a) HS. ^juLj! .
534 Schreiner, Beitr, z, Geschichte d. theol. Bewegungen im Isldm.
hält eine Menge plmnpgeiälscliter dogmatischer Traditionen, wie dies
besonders aus dem Stücke über das ^Wort Gottes* hervorgeht^).
Es heisst hier unter anderem wörtlich: ,Es ist überliefert worden
im Namen des ^Abdallah b. Omar, im Namen des Propheten, dass
dieser gesagt habe: „Wer da sagt, dass der Koran geschaffen sei,
der ist ein Gottesleugner*^). Nach einer anderen Tradition soll der
Prophet gesagt haben: „Es wird über meine Gemeinde eine Zeit
kommen, in der manche von meiner Gemeinde behaupten werden,
dass der Koran geschaffen sei, wer von euch io Gesellschaft kommt
und sie antrifft, der, möge mit ihnen nicht eines Sinnes sein und
nicht in ihrer Gesellschaft sitzen, denn sie leugnen den mächtigen
Gott und sie werden nicht ins Paradies kommen und nicht seinen
Duft zu riechen bekommen* '^). — Aber auch die grossen Traditions-
sammlungen enthalten derartige Aussprüche. Bei al-Tirmidl*) wird
auf Abu Hurejra folgende Erzählung zurückgeführt: „Einst kam der
Prophet heraus zu uns, als wir eben über „das Kadar* dispu-
tierten, da erzürnte er, so dass sein Angesicht rot wurde, seine
Wangen wurden aufgedunsen wie ein Apfel und er sagte: „Ist
das euch befohlen worden ? Deshalb bin ich zu euch gesandt worden ?
^t . Flügel übersetzt falsch: „Buch über die Grundregeln der Ausübung der
religiösen Pflichten nach dem Ritus des Imftm Abu Hanifa". .
«• C « w»
1) Bl. llr. ^! ^ ^i J ^yLJu xit ^y^ «Li/o U Uli Ju^
.^^ «JÜb Sy6 Jtf IAP5 2C1;jIj> K5^ 2d?t
Das „Wort Qottes" gilt also dem Verfasser als Attribut, woraus folgt, dass
er nicht vor al-As'ari geschrieben haben kann.
2) Das. iy^j ^ U^ ÄÜi ^j j^c. ^J aUI vX^ß ^ ^^j^
.^.>>!t AÜb ^\S ^ v3y^ Jjil\ ^.,! ^li ^ J'JJ wt ^.jlLo äW
3) Bl. 12 r. ^Ä). ^♦fi qJ äÜ! kXj^ qä ^jU^b oLäiJi b^^xi^t^
t^ ijüj ^.)^j J^] ^ ^3U*. vJ'J» xJ? ,^^iAO (i>Jl ^ Ufic M
4) Al-Sahih II, S. 19.
Schreiner, Beür, z, Geschichte d. thtol, Bewegungen im Isldm. 535
Die vor euch waren, sind wahrlich zu Grande gegangen, als sie
über diese Sache disputiert haben. Ich befehle euch, ich befehle
euch, dass ihr darüber nicht disputiert/
Von den alten Imämen interessiert uns hier am meisten A^med
b. I^anbal, der zur Zeit der Inquisition wegen des „ Geschaffen -
Seins des KorAns*^ eine grosse Standhaftigkeit gezeigt hat'). Die
von ihm gegründete Fikh- Schule war auch in dogmatischer Be-
ziehung gebunden ^), was darauf zurückzuführen ist, dass er von den
Imamen am häufigsten und am bestimmtesten auch über dogmatische
Fragen sich geäussert hat. Ihn al - Gauzt ^) teilt einen Brief des
Al^med b. Qanbal an Musaddad b. Musarhad mit, in dem er sich
über die wichtigsten dogmatischen Fragen und über verschiedene
dogmatische und politische Ketzereien äussert. Die Echtheit des
Briefes scheint mir nicht über allen Zweifel erhaben zu sein. Es
findet sich aber darin nichts, was Ahmed b. Hanbai nicht hätte
sagen können. Al-Alüsl erzählt nach Ihn al-6auzl: .Als Musaddad
b. Musarhad Zweifel hatte in Sachen der Revolution und der
Meinungsverschiedenheiten der Leute über die Prädestination, die
Lehre der Räfi4iten, der Mu^tazilit«n , über das Geschaffensein des
Korans und über die Lehre der Murgiten, schrieb er an A^med
b. Hanbai: „Schreibe mir die Sunna des Propheten!" Als A. b. FI.
den Brief erhielt, weinte er und sagte: »Wir gehören All&h und
wir wenden uns an ihn! Dieser Basrenser glaubt, dass er in der
Wissenschaft ein grosses Vermögen erworben hat und wird nicht
zur Sunna des Propheten geführt.* Wenn auch der Brief nicht
echt sein sollte, so ist er doch im Sinne der orthodoxen Imäme
geschrieben und nimmt den Standpunkt ein, den wir zur Genüge
kennen. — Von Interesse ist die Erzählung Ihn al-Subkls*), nach
welcher Abu *Ali al-Kar&bisI (st. i J. 245 oder 248) in betreff der
Natur des Korans befrs^ worden sein soll. Al-Kar&bisl antwortete, es
wäre das ungeschaffene Wort Gottes. Die weitere Frage, ob auch
das gesprochene Wort des Korans ungeschaffen sei, beantwortete er
in verneinendem Sinne. Als dies dem A\^med b. Qanbal erzählt
wurde, erklärte er, es wäre eine Ketzerei.
Seine Anhänger sollten es den grossen und kleinen Ketzern
reichlich heimzahlen, was ihr Imftm einst erduldet. Seit dem An-
fange des vierten Jahrhunderts haben sie nie aufgehört Tumulte
hervorzurufen. In Bagdad, ebensowohl wie in Syrien, suchen sie
ihre Gegner durch Prügel zu bekehren. — Ihre dogmatischen An-
schauungen waren ganz merkwürdiger Art. Unter den Hanabila
waren die krassest-en Anthropomorpbisten. Im Jahre 317 d. H.
entstand im Bagdad ein Tumult zwischen den Anhängern des ^an-
1) S. Wftiter M. Patton, Ahmed b. Hanbai and the Mihna, S. 88 ff. AI-
Ä1Ü81. S. 122 ff.
2) OoldsSher in ZDMG. XLI. S. C2f.
3) Bei al-ÄlQsi, S. llGff.
4) I, 172 ff.
636 Schreiner, Beitr, z, Geschichte d. theoL Bewegungen im Islam.
ballten Abu Bekr al - Mai*wazl und dem übrigen Volke wegen de
Auslegung von Sure 17, 81, welche Stelle von den Hanbaliten s
erklärt wurde, dass Gott den Mubammed auf seinen Thron nebe
sich setzen würde, während die Gegner die betreffenden Worte au
die Fürsprache Muhammeds bezogen haben. Ihn al-Abdal be
zeichnet einen Teil der Hanbaliten einfach als Haswija, d. 1
als krasse Anthropomorphisten ^). Bei dem Buchstabenglauben de
Hanbaliten mussten die as'aritischen Anschauungen ihnen ein Gräu€
sein und da die As^ariten zumeist der Schule des Imäm al
Säfi^l angehörten, erzählen Chronisten und Biographen häufig vo:
den Kämpfen dieser Schulen. Über dieselben bietet uns Tag al
Din ihn al-Subkl in seinem grossen Tabakat -Werke einige be
merkenswerte Daten -). — Nachdem die as'aritische Schule die Ver
folgung unter der Regierung Togrulbegs und Alp^Arslans überstände!
hatte'*), war es ein Sohn des atlantischen Öejchs Abu al-Kösir
al-Kusejrl, der den Zorn der Hanbaliten auf sich gezogen bat*]
Ihn al-Subki erzählt hierüber, dass infolge des Tumultes, den di
Ij anbauten gegen Abu Nasr Ihn al-Kusojri hervorgerufen hatten, Abi
Ishak al-{^Iräzt — wie die Hanbaliten behaupten — die Absich
gehabt habe, ihre Schule zu vernichten. Diescjr richtete nämlic
an den Wezir Nizäm al-Mulk zu wiederholten Malen Sendschreiben ^
1) 77b. j xjyt^^il ^^ ^^^^ vj:i<:Üw5 iü^il idbUil ^t
2i^^.i;jJL [78 aj O^t^ vJj^3 '^^ O^ t* ^^ K'^y^)"^-^ ^^' "^^ ^^
^uiÄ5> jj! ^J^ t.jtP'^ u^^•^•^^ ^J^ 'i^^.>^ ^t^j'— ^ vi<J^5" y^jS^
Ähnliche Ausrührunßen hat Ihn al-Ahdal auch Hl. 80 b f.
2) Leidener IIS. Bd. II, S. 7flf., 354 fl. Vgl. uuch Ibn al-Atir X, S. 7]
z. J. 469.
3) S. Goldzihes Bemerkungen das. 8. 63 und oben S. 488 f.
4) Faw&t al-wafajät I, 268.
ö) Ibn al-Ahdal. Bl. 75a erwähnt ein Fotwä des Abu Islmk al-SirÄz
Ober die As'witen, in dem es hoisst: J^j^^ K;^| ^\ ^<^ Xj^jui^l
Schreiner, ßeitr. z. Geschichte d. theol. Bewegungen im leldm, 537
in welchen er sich über die Hanbaliten beschwerte. Er erzählte
von den Eevolten, welcher sie sich schuldig gemacht haben, und
dass diese ihnen schon zur Gewohnheit geworden seien und bat ihn
um seinen Schutz. Ni^&m al-Mulk untersagte auch die Wieder-
holung der Auftritte gegen Ihn al-Kusejrl, worauf eine kurze Zeit
Ruhe eintrat. Den Sejch der Hanbaliten Abu öa'far ihn Abi Müsä
liess es aber nicht ruhen. Er und seine Genossen schmähten den
Abu Ishäk al-Slr&zt, es kam zu blutigen Auftritten zwischen ihren
Anhängern, worauf der Chalife beiden befahl, dass sie sich aus-
söhnten. Nun verbreiteten die Hanbaliten, der Sejch Abu Ishäk
hätte sich von der Lehre al-Ai*aris losgesagt, worüber dieser ganz
untröstlich wurde. Wiederum richtete er ein Schreiben an Ni?ftra
al-Mulk, über dessen Inhalt ebenso wie über die Antwort des Nizäm
al-Mulk Ihn al-Subkl verschiedene Vermutungen mitteilt. Die Han-
baliten behaupteten, er hätte die Vernichtung der tianbalitischen
Schule verlangt, worauf ihm NizAm al-Mulk geantwortet haben soll:
,Es ist unmöglich, die Ansichten zu ändern und ihre Bekenner von
denselben abzubringen; überdies sei in dieser Gegend die Schule
des Ahmed ihn Hanbai im Übergewicht, dessen Bedeutung den
Imämen bekannt und dessen Kraft in der Kenntnis der Sunna an-
erkannt sei*. Ihn al-Subkl glaubt nicht, dass Abu Ishak die Ver-
nichtung der tianbalitischen Schule verlangt hätte, er wäre nicht
darnach gewesen, dass er die Bedeutung Ahmed ihn Hanbals nicht
anerkannt hätte, seine Gegnerschaft galt nur denjenigen, welche
gegen ihn gehetzt und auf al-Aö*ari geschimpft haben. Nizftm al-Mulk
soll in seiner Antwort den Sejch Abu Ishäk mit Lob überhäuft haben,
er Hess die Störenfriede bestrafen und den f^ejch der Hsinbaliten,
Abu (jra^far, gefangen nehmen. — Wir halten es für sehr wahr-
scheinlich, dass hier der Bericht der Hanbaliten Glauben verdient.
Es ist nicht unmöglich, dass Abu Ishäk den Hanbaliten gegenüber
gerne jene Mittel angewandt hätte, welche unter al-Ma*mün gegen
die Traditionsgelehrten , die vom Kaläm nichts wissen wollten, an-
gewendet worden sind; die Antwort des Nizäm al-Mulk aber ent-
spricht ganz dem Charakter dieses Staatsmannes^).
j a
über die Schritte des Abu Ish&k al-Siräzi, die er beim Sultan gegen die
Hanbaliten gethan, siehe Ibn al-Atir X, S. 81.
1 ) In ähnlicher Weise verhielt sich auch al-Malik al-A^raf in Syrien. Der
Kulam in der jüd. Lit. S. 43 f. Nizäm al-Mulk konnte auch mu*tazilitische
Ketzereien ertragen. Ibn al-Subki II, S. 86 erzählt vom grossen KorAnkommen-
tator. AbQ Jüsuf al Kazwini: ^Jot ^s»- w j^-^^^ vJ|/^^'-^ j^^. ^^M^5
i^i^^Jl JJäl ^^'w3 . Er soll dem Nizäm al-Mulk vier seltene Schriften ge-
538 Schreiner^ Beitr. z. Geschichte d, iheol. Bewegungen im Itldm.
An einer anderen Stelle teilt Ibn al-Subki einige Züge mit)
welche für die Anschauungen der H anbauten und ihr Verhältnis
zu den As^arit^n ebenfalls charakteristisch sind. Fachr al-din ibn
*As&kir soll mit den Hanbaliten — wie dies meistens zwischen
dem Pöbel der Hanbaliten und den Aä'ariten zu sein pflegte —
Händel gehabt haben. Er erzählt, er pflegte an einem Orte, wo
Hanbaliten waren, nie vorüberzugehen, da er einen Überfall fürchtete.
Einst begegnete er dem Muwaffl^: ibn Kud&ma, — wohl ein Han-
balit, — und grüsste ihn, dieser erwiderte aber den Gruss nicht.
Als man ihm darüber Vorstellungen machte, antwortete er: „Jener
glaubt an das „geistige Wort", darum erwidere ich seinen Gruss
in meinem Geiste". Ibn al-Subki hält die Erzählung für die Er-
findung eines Haäwl, wahrscheinlich ohne Grund.
Auf denselben Ibn ^Asäkir bezieht sich auch folgende Anekdote.
Ahmed b. al-Megd al-Makdisf besuchte einst Jerusalem während
der Zeit, da die Stadt in der Macht der Franken war. Da sah er
eine Schule in der Nähe des Haräm, mit welcher die Franken die
Muslimen geärgert hatten und in der sie gar schreckliche Dinge
verübten. „Ich dachte", erzählte er, „Allah weiss, was in dieser
Schule geschehen ist, bis sie dadurch zu Grunde ging". Als ich
nach Damascus zurückkehrte, wurde mir erzählt, dass der Sejch
Fachr al-din ibn Asakir dort das „Führende Glaubensbekenntnis"
(Muräida) zu lehren pflegte, und da sagte ich: „Das ist das „ Irre-
führende Glaubensbekenntnis" (Mudilla)". Ibn al-Subkl ei-wähnt
nun, dass sein Gewährsmann, ^alä^ al-din al-^Alä'l die Mursida
für ein vorzügliches, richtiges Glaubensbekenntnis hielt. Ibn Tej-
mija wurde in Betreff" derselben befragt und er antwortete, dass sie
dem Ibn Tümart zugeschrieben wird. Das ist aber nach al-*Alä't
sehr unwahrscheinlich oder unrichtig, denn es ist bekannt, dass Ibn
Tümart mit den Mu*taziliten in Betreff ihrer Grundlehren überein-
stimmte, die Mursida steht aber mit denselben im Widersprach.
Ibn al - Subki nimmt ebenfalls Ibn Tümart in seinen Schutz. Er
meint, wie wir nun durch die Untersuchungen Goldzihers wissen *),
schenkt haben, darunter ein Korfinezemplar , über das Ibn al-Subki folgendes
<» . «» •■ m T?
sagt: ^Ao\y}\ JüÄb ^^jjJ^"vil V-jLxXJ! ^jäju Jai=b v..Ä:S=Ua/o J-ity|^
gJlAaj ^Xl\ o'JSi ^Ic oLc^iiJ! v^ÄJb v,,AÄ^ '^jß^ w|j^^3
1) S. ZDMG. XLI, S. 70flF.
Schreiner, Beär, z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam. 539
mit Recht, dieser wäre Aä^arit gewesen und dem entspricht auch
der Inhalt der Mursida, die er vollständig mitzuteilen sich be-
müssigt sieht. Die Behauptung des Makdist, meint Ihn al-Subkf,
dass die Mursida an dem Untergang der Schule Ihn *Asäkirs schuld
wäre, stammt aber aus Gehässigkeit und Unwissenheit, denn die
Franken haben sogar im Inneren der Mas^d al-Aksä ebensolch
schreckliche Dinge gethan.
Obwohl also die meisten Hanbaliten aus Buchstabengläubigkeit
Anthropomorphisten waren und alle Vermittelungsversuche der
A^*ariten in Betreff der Attributenlehre und der Lehre von der
Ewigkeit des Korans verworfen haben, haben sie sich alle in manchen
Punkten doch der ans dem Monotheismus resultierenden Anschauung
angeschlossen. Schon im Jahre 323 d. H. schreibt an sie Al-
Rä4i^): »Ihr verbietet den Besuch der Gräber der Imäme und ver-
urteilt in eurer Neuerungssucht das Wallfahrten zu denselben, trotz-
dem versammelt ihr euch, um nach dem Grabe eines Mannes aus
dem gemeinen Volke zu pilgern, der weder einen Vorzug hatte,
noch edler Abstammung war, noch aber mit dem Propheten in
irgend einem Zusammenhange gestanden hat; ja, ihr befehlet sogar
es zu besuchen und behauptet, er habe Wunder wie die Propheten
und Heiligen vollführt*. Wenn also die ^^nbaliten inkonsequent
waren, so geht doch aus dieser Urkunde hervor, dass sie im All-
gemeinen dem Besuche von Gräbern abgeneigt waren.
Wir hören auch von einem ^lanbaliten, der erklärt haben soll,
dass die Zauberei mit dem Glauben unvereinbar sei und dass, wer
den Glauben im Herzen habe, unmöglich ein Zauberer werden
könne ^).
Den meisten Anschauungen, denen wir bei den alten Imämen
und den Hanbaliten begegnet sind, hat auch Ta^i al-din Ihn
Tejmija Ausdruck verliehen, mit dem wir uns im folgenden Ab-
schnitt beschäftigen wollen.
1) Ibn al-Atir, z. J. 323. VIII, S. 229.
2) Al-Damiri II, 8. v. wJL/ ^^.^b v>JÖ si^Jli iJL^ljil ^JiaJU Jjj
.tU.j| ^JLÄ. Dagegen wird Fawät al-wafajät I, S. 275 vom Hanbaliten 'Abd
al-Saläm b. 'Abd al-Kädir al-Öili (st. i. J. 611) berichtet, er hätte ein astrolo-
gisches Werk geschrieben, in dem er die Macht der Sterne anerkannt habe.
Als ihm deshalb der Prozess gemacht wurde, ist er freigesprochen worden, weil
er das Buch si tJÜLÄjuo ^ nJL^ ^t-^^ geschrieben hätte, seine Schriften
worden aber verbrannt.
540 Schreiner, Beitr, z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam.
V. Taki al-din Ibn Tejm|ja.
a) Quellen.
Über diesen hervorragenden Vertreter des IslAms besitzen wir
zahlreiche Quellen, welche sowohl von den äusseren Verhältnissen,
unter denen er gelebt und gewirkt hat, als auch von seinen An-
schauungen und Bestrebungen ein treues Bild zu geben geeignet
sind. Von den Schriften Ibn Tejmljas haben mir folgende vor-
gelegen :
•xJa^\j}\ äJuJütJl, HS. Wetzstein 11, 1536, Bl. 7—18.
iu^ BJuJUJi, dieselbe HS. Bl. 18 b— 53.
iu^JUJI »JuJUJi, HS. Wetzstein II, 1538, Bl. 1—40.
Von biographischen Werken:
1. Al-Sejch Mar*i b. Jüsuf al-Hanbal!: Al-kawäkib al-durrija
fl manäkib al-mugtahid Ibn Tejmlja. HS. Landberg 158. ^Das
Werk ist ein Auszug aus den Biographien Ibn Tejmljas von Sams
al-dln al-Makdisi, Sirftg al-din al-Bazzär und Süiftb al-din al-*Amri.
Im Folgenden bezeichnen wir die HS. mit Kaw.
2. Al-Alüsi, 6alft* al-'ajnejn fi mu^&kamat al-A^madejn, ed.
Büläk 1298. Am Rande des Buches sind zwei Schriften abgedruckt,
die sich ebenfalls mit Ibn Tejmlja beschäftigen und ebenso wie die
Schrift al-Alüsts zahlreiche Anführungen*) aus seinen Schriften
enthalten :
3. §afi al-din al-Hanaft, Al-kaul al-galij fi targumat al-Sejch
Takl al-din Ibn Tejmija al- Hanbali. S. 1—141 vom Werke 'al-
Aliisls 2).
4. §iddil^ Hasan Gh&n, Sultan von Buhüpal, Al-intikftd al-ragilj
fl sarb al-i^tikäd al-sahi^^).
Eine ausführliche Biographie Ibn Tejmljas giebt galät al-Kutubi,
Fawät al-wafajftt I, 35 — 45. Bibliographisches Material findet man
1) Bei al-Alüsi werden citiert: X.otT»»i>Jl öAaÄjJ! S. 37 unten. BwXaÄaJI
'iijj,4)^ S. 79, 83. JLo'^AftAö^i! -yi S. 157, 208. '»^jJJjiJ:i\ X3y>^l
S. 208. Jow^^ S. 201. (^•Uä S. 254.
2) Von den Schriften I. T. werden darin angeführt: K.>tn^LJi sA^Jütit
S. 15, 34, 55, 59. io^i ^^1 S. 15, 48. ^^jUaJÜi JwC JjJl o'"^
S. 18, 21, 60. >u,AaJI 'xJ^^^l S. 81.
3) S. 203 wird eine Schrift I. T.s i\y^J^\ 'iM^^ ansefUhrt.
Schreiner, Beür, z, GescJucJUe d. theol. Bewegungen im Islam. 541
bei Steinschneider, Polemische und apologetische Litteratnr
in arabischer Sprache. S. 32, 36, 66, 89, 104, 108. Eine Charak-
teristik der theologischen Anschaaungen Ibn Tejmijas gab Gold-
ziher, die dahinten, S. 188—192. Über ein Fefrwft Ibn Tejmijas
über Synagogen und Kirchen s. Revue des Etudes juives, Bd. XXYT
S. 214 ff.
b) Leben und Wirken des Ibn TejmSja.
Ibn Tejmija ist in Harr&n am 12. Rabl* al-auwal d. J. 661
geboren. Er lebte in Damascus und erfreute sich wegen seiner
Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sehr früh eines ausserordentlichen
Ansehens. Er war von einem umbeugsamen Charakter und legte
bei verschiedenen Gelegenheiten eine ünerschrockenheit an den Tag,
die den muslimischen Fürsten nicht wenig imponierte. Er pflegte
zu sagen : „Kein Mensch fürchtet jemanden ausser Allah, es sei denn,
dass sein Herz von Krankheit ergriffen ist" ^). Dem entspricht auch
das Bild, welches al-Bazz&r von ihm entwirft: „Wenn der ge-
recht Urteilende Ibn TejmSja beobachtet, so findet er, wie er da-
steht mit dem Koran und der Sunna und niemand, wer immer es
sei, vermag ihm zum Weichen zu bringen, wie er im Festhalten
an dem, was er von ihnen erkannt, niemandem gegenüber verzagt
und hierin weder einen Emir noch einen Sult&n, weder die Peitsche
noch das Schwert furchtet und durch das Wort keines Menschen
sich davon abbringen lässt*. Es ist ihm auch reichlich Gelegenheit
gegeben worden, seine Standhaftigkeit zu beweisen. Unser Gewährs-
mann berichtet ausführlich von der Inquisition, welcher er zu wieder-
holten Malen unterworfen worden ist. Ibn Tejmija bekannte sich
zu den dogmatischen Anschauungen der alten Im&me und erinnert
vielfach an Ibn Hazm. Das As'aritentum hatte aber, wie wir ge-
sehen, unter den bedeutendsten Slejchen in Damaskus und Ägypten
sowie überhaupt im östlichen Isl4m unter dem Einflüsse der Schriften
der grossen A§*ariten viele eifrige Anhänger gefunden, auch der
§üflsmus hatte einflussreiche .Vertreter und der Heiligenkultus hatte
zu dieser Zeit im Islam schon eine solche Ausbreitung gewonnen,
dass seine Anhänger sich in dieser Frage auf das Igmä' al-'umma,
gegen welches kein Rechtgläubiger Einspruch erheben durfte, be-
rufen konnten. Das waren die Gegner, deren Anschauungen den
Widerspruch Ibn Tejmijas herausgefordert haben. Zuerst gab ein
Glaubensbekenntnis, das er infolge einer Aufforderung aus Hamät
geschrieben hatte, Anlass zur Verfolgung^). Er hatte darin das
System des aä'aritischen Kaläms und die Korftnauslegung der Muta-
1) Kaw. Bl. 22 a. ^it äÜI ^ J^jJl ^Läj ^^ Jyü ^L^
2) Kaw. 27 b ff.
542 Schreiner, Beitr. z, Geschichte d, theol, Bewegungen ün Isldm.
kallimüii verdammt^). »Wie könnten auch, sagt Ihn Tejmlja, diese
besser Bescheid wissen über das Wesen, die Namen und Eigen-
schaften Gottes, als die Muhftgirun, Ansär und die alten Im&me?
Wie könnte diese Bande von Philosophanten, die den Indem, Griechen
nachlaufen, und die Erben der Magier, Götzendiener, des Irrtumes
der Juden, Christen, §äbier jmd ähnliche Leute mehr wissen von
Gott, als die Erben der Propheten und die Männer des Eor&ns und
des wahren Glaubens ?** ,Ist es möglich, dass Gott, sein Prophet
und die Besten der Gemeinde immer das Gegenteil der Wahrheit
sagen und die Wahrheit nie kundgeben und nie offen das Richtige
sagen, bis die Abkömmlinge der Perser und Griechen, das Juden -
und Philosophengesindel kommt, um der Gemeinde den richtigen
Glauben zu lehren. Wenn es wahr wäre, was diese Mutakallimün
sagen, so wäre es besser und nützlicher gewesen, wenn die Menschen
ohne Koran und Sunna geblieben, ja in diesem Falle wäre das Da-
sein von Koran und Sunna ein wahres Unglück in der Religion-)**.
— Die Mutakallimün meinen, man solle in der Lehre von den
Eigenschaften Gottes nicht dem Kor&n und der Sunna, sondern der
1) Bl. 28 b.
P « c
2) Das. ^jli^tj kXJ^it pl^'tj ÄÄAnJiXjl 7-V^I e)J^ ^-^X (>t
^,^^Six. <^\ •^^y| ^i> ^ ^ J^^ ^ ^ ji- xU5 ^ ;^^
^oP. ^JJt vjÜl ^ vjil ^-^j^ j y'wb j! Jkj_^ Uj L^Üsi
J^ I/O. ^l5 üi y ^JLfi ^.,yj^ y^ iü w ^y>^. y «jLäXt»
■»MS ^.j,ylj üjU-^sLäJI, j^I ^5j95 f,,J\s ^Jii\ JjLit ^-.^
^Ait Jwoi ^ L23^ ^Jj^ KJLmJI^ V^LäXjI . Eine sehr bemerkenswerte
Darlegang der Aosichten I. T.s über die Korftnauslegang findet sich bei al-
Saj(i(i, I tk &n , ed. Kairo 1306, II, S. 184. Einige Äusserungen von I. T. und seinem
SchQIer Ihn aI-Eej[jim werden auch von al-Alüsi, S. 68 angeführt. ^s^^mJ! 0^3
LLyi ^ y w^ oijpi^t er ^-^ r^ :i ^ *1II ^.^1 \^^ ^^üülH
jSdkneiTtdr, BeUr, z. Geschichte d. theoL Bewegungen ün Islam. 543
eigenen Vernunft folgen. Und doch hat der Prophet gesagt, dass
derjenige zur Gemeinde der Rechtgläubigen gehört, der dieselben
Ansichten hegt, wie er und seine Genossen. Hat er denn gesagt:
„Ihr werdet dann auf dem rechten Wege sein, wenn ihr den Schlüssen
eurer Vernunft und dem folget, was eure Mutakallimün nach den
ersten drei Jahrhunderten erfinden werden? — Denn wenn auch
die Wurzeln dieser Ansichten bis zum Ende der Zeit der „Tftbi*ün"
hinauffuhren, so ist doch die Lehre von der Sublimierung der gött-
lichen Eigenschaften den Schülern der Juden und Christen entlehnt ^).
Diese Ansicht wird von Ihn Tejmija mit ausführlichen litterar-
historischen Angaben begründet*). Die heidnischen Sabäer lehrten,
Gott habe nur negative und Relationsattribute, oder solche, die
aus diesen zusammengesetzt sind. Diesen ^abäem und den Philo-
sophen hat Ga*d seine Ansichten entlehnt, Abu Nasr al-Fär&bl ging
nach Barrän und lernte ebenfalls von den dortigen Philosophen.
Dasselbe hat Gahm b. §afwan gethan, wie von Ahmed b. Hanbai
mitgeteilt wird. Als um die Wende des zweiten Jahrhunderts die
1) Da». Ül U JJU Ja: ^ly ^j^ ii-:^UJl '^J^\ i^Ä^ j S^^
^^^ ^j^Üu ^t ^^^ ^0^\ Uit JÜ J^ J^\j, ^^
In Übereinstimmang hiermit sagt I. T. in seiner 'Akidat al-Tadmarijja:
Bl. 2 a. ^.y U^\ IvXP ^ Jjo^Ls o'.ä*aJl j cXx^^i ^ j.^l Uli
^ oLftAoJ! ^ NÄ^t Lo oLJ;! I^äwI^ iüc^l sJdL. iüLrjL ^^.y ^
131. Sa. ^jN^y^Jt^ ^U^t ^ (.j^,^ ^c J'^^ ^!j ^y» Lclj,
2) S. die AnszOge ans der 'Akidat-al-Hamawija im Anhang.
544 Schreiner, ßeitr, z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam.
Werke der Griechen ins Arabische übersetzt worden sind , da ist
dies Verderben noch grösser geworden. Die Lehre, welche die Alten
die Gahmitische nannten, wurde durch Biör b. &ai.jät al-Marisf
und seine Zeitgenossen verbreitet und sie wurde durch die Ln&me,
wie Mftlik b. Anas, Sufjän al-TaurI und andere vielfach verdammt.
Nun sind aber die Auslegungen, welche sich in dem Kitäb al-
ta'wiUt des Abu Bekr b. Fürak und im Buche Ta'sis al-
takdls des Abu Abdallah Muhammed (Fachr al-dln) al-B&zl')
finden, sowie bei anderen, wie Al-Gubbft'l, *Abd al-Gabbftr, Ibn
Al?med al-Hamad&nf, Abü-1-gusejn al-BasrI, Abü-1-Wafft' b. *Akil =),
al-öazälf, dieselben, wie diejenigen des Biär al-MansL Wenn auch
manche von diesen hie und da die figürliche Auslegung verworfen
und widerlegt haben, so sind doch ihre Auslegungen im Wesen mit
denjenigen Bisr al-Marlsis identisch. Dies beweist auch der Um-
stand, dass in einem Werke des Otmftn b. Sa*ld al-DÄrimi,
das gegen Bisr al-Marlsi gerichtet ist, im Namen des letzteren Aus-
legungen angeführt werden, die im Wesen denjenigen der oben-
erwähnten Autoren gleich sind. Aus demselben Buche kann man
aber auch erfahren, welches die Ansichten der alten Imäme waren
und dass die Ansichten der Anhänger al-Marlsis von ihnen ver-
dammt worden sind. Ibn Tejmija erwähnt zahlreiche Autoren, aus
deren Schriften man die wahre muslimische Ansicht kennen lernen
kann. Darunter findet sich auch das Kitäb al-Hejda, das *Abd
al-*Azlz b. Jahjä al-Kinani al-Mekkl*^ zugeschrieben wird.
Wie vom Sejch Mar'i b. Jüsuf im Namen al - Dahabis mit-
geteilt wird*), hat Ibn Tejmija dieses Glaubensbekenntnis i. J. 680
verfasst und es erging deshalb vom K&dl der Hanafiten ein Urteil,
nach welchem es Ibn Tejmija von nun an versagt sein sollte, Gut-
achten abzugeben. Er hatte aber auch viele Anhänger, so dass nun
Reibereien entstanden, die in der Folge nur verschärft wurden.
Im Jahre 698, im Monate Rabi* al-auwal, kam es zur Inquisition,
nachdem Ibn Tejmija sich kurz vorher gegen die Astrologie er-
klärt hatte ^). Er geriet in eine sehr bedenkliche Lage, denn er
lebte sehr zurückgezogen , so dass sich ein jedes Miss Verständnis
leicht verbreiten konnte und dazu kam nun das Ärgernis, das er
durch sein Urteil über die Mutakallimün erregt hatte. Nichts-
destoweniger Hess er sich nicht einschüchtern. Als der Kä4i öeläl
1) Diese Schrift wird auch Intikftd, S. 255 Rngefuhrt.
2) SUrb i. J. 513. Wie Ibn al-Atir X, z. J. 513 berichtet, war er nr-
BprÜDglich Mu'tazilite. £r lebte in Bagd&d und wurde von den Hanbaliten
verfolgt. Später bekehrte er sich zu ihrer Schule und wurde einer ihrer Haupt-
vertreter. S. al-Älüsi S. 99.
3) Ibn al-Subki I, S. 183 hat über ihn einen Artikel. Die Authentie
des KitÄb al-hejda wurde schon von al-Dahabi geleugnet.
4) Siehe S. 543, Anm. 1.
5) Bl. 33 1. ^jv.*:?Ujt jA\ yCii JuJLftJ ^S^ J^ ^)bS •
Schreiner, Beür. z, Geschichte d, theol. Bewegungen im Isldm. 545
al-dln al-Hanafi ihn Yor sich laden liess, kam er nicht und Hess
dem K&dt sagen, die Glaubenssachen gingen ihn nichts an. Darauf
Hess dieser yerkünden, das Bekenntnis des Ibn Tejmija sei nichtig;
die Ausrufer wurden aber von den Leuten des Sejf al-dln Gägan
geprügelt. Mehr Entgegenkommen zeigte Ibn Tejmija dem Kftdl
der Säfi^ten, mit dem er am 14. Rabi^ al-auwal seine Aktda durch-
nahm und der dann erklärte, er sei der Feind eines jeden, der
gegen Ibn Tejmija rede ^). Eine Zeit lang herrschte dann Buhe, bis
Ibn Tejmija wieder Veranlassung hatte, sein Wort zu erheben. In
Ägypten hat nämlich der Sejch Al-Nasr al-Manbigi auf die
Begierung in Kairo Einiluss gewonnen und es wurde dem Ibn
Tejmija mitgeteilt, dieser Sejch sei ein Pantheist und dass er die
Lehre des Ibn *ArabI und Ibn Sab*In verteidige. Natürlich
musste Ibn Tejmija an ihn schreiben, um ihn von solch ketzerischem
Treiben abzubringen. Dieser Brief des Ibn Tejmija ist von al-Alüs!
in sein reichhaltiges Werk vollständig aufgenommen worden^) und
wir halten es für angebracht, seinen Inhalt hier anzugeben. Ibn
Tejmija führt darin aus, dass er es für seine Pflicht halte, seine
Ansicht über die Itti^ädtja dem oejch mitzuteilen um so eher,
da er sowohl von Gelehrten des Ostens als auch von Leuten aus
Syrien in Glaubenssachen sich zu äussern, aufgefordert worden ist.
Über Ibn *Arabi habe er früher eine gute Meinung gehabt, weil
er aus manchen Schriften, wie aus den Futül^ät, al-kunhu, al-
muhkam al-marbüt, al-durrat al-f&chirat, ma^Ali* al-nugum ^) viel ge-
lernt habe — damals hatte er aber die Fusüs al-^iikam nicht gelesen.
— Die Itti^^adlja sind in zwei Klassen einzuteilen: in solche,
1) Hit diesem Berichte steht derjenige Ibn al-Sabkis II, 461 in Wider-
sprach. Danach hat die Untersuchung wegen der Akidat al-Hamawija damit
geendigt, dass I. T. verhaftet wurde. Es soll nach ihm vor dem Emir Tunguz
eine Disputation stattgefunden haben, bei welcher auf allgemeinen Wunsch der
AS'arite Safi al-din aUHindi al-Armäwt zugegen war und bei der I. T. den
kürzeren gezogen haben soll. — Es ist wahrscheinlich, dass hier Ibn al-Subki,
der gegen I. T. eingenommen ist, sich geirrt und diese Angelegenheit mit der
Inquisition wegen der 'Akidat al-WäsitiJja verwechselt hat. Charakteristisch ist, was
P m
Ihn al-Subki, von der Art I. T.s zu disputieren erzählt: cXi£>i . JÜ c Jm I.4JL9
J ^ÜÖ s•^^ ^\ s-^ ^ Zr^'^ ^^^ ^ J-^^ *^VH^' er?
2) Öal&' al-'iynejn, S. 54—61. Kach al-Älüsi ist Nasr al-Manbig! im
Jahre 719 gestorben. Das Datum des Briefes ist falsch angegeben. Für
äJUXm^ «j .1 ist natürlich KjUju.^^ «j .i zu lesen.
3) S. C. Brockelmann, Oesch. d. arab. Lit. I, S. 443 f., Nr. 15. 19. 40.58.
Bd. LH. 36
546 Sehreinar, Beär. », Geschichte d, Üuol, Beutegungen im Itl&n,
welche die Inkarnation Gottes nur in einem Individuum annehmen, —
zu diesen gehören die Christen, manche B&fi4iten und $üfis — und
in solche, welche die absolute Verkörperung (al-^ulül al-mutlaljL),
d. h. den Pantheismus, lehren. Sie behaupten, dass das Wesen
Oottes in einem jeden Ding vorhanden ist. Das wäre nach den
Angaben der Ahl al-sunna die Lehre der alten öahmiten gewesen,
weshalb auch diese von ihnen verketzert worden sind. Ich weiss
aber keinen, der ihnen mit dieser Lehre vorangegangen wäre, ausser
denen, welche Gott geleugnet haben, wie Pharao oder die Karämita.
Das Wesen ihrer Lehre besteht aber darin, dass „die Existenz Gottes
identisch ist mit der Existenz der Welt und dass die Existenz Gottes,
des Schöpfers des Himmels und der Erde, im Wesen identisch ist
mit der Existenz der geschaffenen Dinge ''^), also ist es nach ihrer
old JL^^it «-^«^» • über diese Ansichten hat sich I. T. auch in einem Fetwä
ausgesprochen, das von Ihn al-Ahdal in seinem schon mehrfach angeführten
interessanten Werke Bl. 107 b mitgeteilt wird. Es beginnt folgendermassen :
L^ iUir ^ j/^>^ B^J^Ii oUbÜ! »JüP ^L*JI O, äI! JcJl
^.,\ ^ysoÄÄJ ^jkü ^ ^^ JJi ^^\ ^-0 ^^1 ^^'w*oi xS^ vJL<:aJ ^1
Vgl. hierzu die Ausführungen oben S. 520 f.
Ihn T^m^a nimmt sich wenigstens die Mühe, die Ansichten Ihn 'ArabSs
susammensustellon und zu beweben, wo die Ketzerei steckt, dagegen befolgt
ein hanbalitbcher Kädi in einem Fetwä ein summarisches Verfahren. Es findet
sich ebenfalls bei Ihn al-Ahdal, Bl. 110 a. ^iy^\ ^ j^ju U ^ ai^ Jcjl
o'^Jj-ijJ! sAP Jj; »jJol ^t5ÜAJ ^♦-^ ^ JJ' vJt>-3 »JuLfc
^.^tU J^^ iU^ äU! V'^' e^ ^ ^ j^ ^-^1 ^-«^ ^->^33 ^^^^
Sehreiner, BeUr, m. Geschichte d. thed, Bewegwngen im JMäm. 547
Ansicht auch undenkbar, dass Gott etwas ausser sich geschaffen
habe, dass er der Herr der Welten, selbstgenügsam, die anderen
Dinge aber von ihm abhängig seien.
Nun beginnt Ihn Tejmlja mit der Darstellung der Ansichten
muslimischer Pantheisten. In erster Beihe wird die Weltanschauung
Ihn *Arabis, wie dieser sie in seinen Fusü§ al-hikam niedergelegt
hat, vorgeführt und zwar sind es folgende Lehren Ihn ^Arabis,
welche I. T. besonders anstössig findet:
Die Substanzen sind von Ewigkeit her und in aller Ewigkeit
im Zustande des Nichtseins. Von Gott ist nur ihr Sein ausgeströmt,
ohne dass er ihre Substanz und ihre Eigenschaften bestimmt hätte.
Vielmehr sind diese von Gott vollkommen unabhängig. „Sie machen
einen Unterschied zwischen dem Sein und der Substanz. Was die
Substanz ist, kommt im Sein zum Vorschein".
Das Sein Gottes ist mit dem Sein der Substanzen identisch^),
er ist nur durch sie und in ihnen. Gott sieht die Substanzen im
Zustande des Nichtseins, imd das ist seine Allwissenheit. Gott weiss
aber auch durch das Wissen der erkennenden Menschen, denn die
Erkenntnis der Wissenden ist derselben Natur mit der Erkenntnis
Gottes.
Gott ist in allen Dingen gegenwärtig, darum giebt es auch
keinen Götzendienst. Der Unwissende meint: „dies ist ein Stein,
dies ist ein Baum**, der Wissende aber weiss, dass es die Ver-
körperung Gottes ist. Der Unglaube der Christen besteht nur
darin, dass sie spezialisieren, d. h. speziell in Jesus die Inkarnation
Gottes sehen, derjenige der Götzendiener darin, dass sie ihre Ver-
ehrung auf manche äussere Gegenstände beschränken, der Wissende
aber verehrt alles, und Gott selbst verehrt alles, denn die Dinge
sind seine Nahrung durch ihre Namen und ihre Bestimmtheit, und
er ist ihre Nahrung durch das Sein, sie sind auf ihn und er auf
1) Lawäkih II, S. 61 werden folgende Worte des 'Ali b. Muhammed Wafä'
angeführt: L^ ,j**^» .x:>Ji*a "^y^y ^'^Ji "^^^^^ ^ "^^^ l5^^* J^
lJL Ijlj^ ^^yij :ii i-juJt^ ^ooJt 'i\ »juu ^j^ Jt y» ii ^^\ ij^^
36
548 Schreiner, Beitr. z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam.
sie angewiesen. Die Namen Gottes drücken nur das Verhältnis
zwischen dem Sein und der (realen) Existenz aus. Der Sprechende
ist mit dem Hörenden identisch. — Pharao hat nach ihnen die
höchste Stufe der Erkenntnis erlangt und die Zauberer haben
die Wahrheit seiner Behauptung: „Ich bin euer höchster Herr*
(Sure 79, 24) anerkannt. — Ihn Tejmija erzählt, er habe mit einem
Anhänger dieser Anschauungen verkehrt und er habe zugegeben,
dass sie derselben Anschauung sind wie Pharao^).
Es ist sehr wohl zu begreifen, wenn Ibn Tejmija den Ibn
^Arabi in der rücksichtslosesten Weise bekämpft. Er lässt ihm zwar
insofern Gerechtigkeit widerfahren, indem er bemerkt, Ibn *Arabi
stehe unter den Pantheisten dem Islam noch am nächsten. Dazu
wurde er veranlasst durch die gewiss bedeutende Traditionsgelehr-
samkeit Ibn *Arabls, durch den Standpunkt, den dieser in der Ge-
setzeskunde eingenommen hat. Es lässt sich aber kein grösserer
Gegensatz denken, als derjenige zwischen dem Pantheismus Ibn
^Arabis und dem konsequenten transcendentalen Monotheismus Ibn
Tejmljas, zwischen der Ansicht des ersteren von der Erkenntnis der
Erleuchteten, die höher steht als die der Propheten, und derjenigen
des orthodoxen Isldms, nach welcher Koran und Tradition die höchste»
einmal geoflfenbart« Erkenntnis enthalten, zwischen denen, welche
die Grenzen zerstören, die Allah durch sein ewiges Wort zwischen
dem Guten und Bösen gesetzt hat, und zwischen denen, die in Ehr-
furcht leben vor AUäh, der seine Knechte am Tage des Gerichts
für die ewige Seligkeit bestimmen oder zu ewigen Höllenstrafen
verdammen kann. ,Alläh weiss, mit welchen Ketzereien der Mann
gestorben ist", sagt Ibn Tejmija „Allah vergebe allen Muslimen ....
Kurz, was das Buch Fusüs al-hikäm enthält, das dem Propheten
zugeschrieben wird, würde von demjenigen Muslim, der es versteht,
von allen Propheten, Heiligen und Frommen, ja von allen Religionen,
von den Juden, Christen, §ü.bieni zurückgewiesen werden. Auch
einen Teil davon würden sie nicht annehmen, um so weniger
das Ganze".
Die Anschauungen Ibn *Arabis werden dann auf zwei Hauptlehren
zurückgeführt : auf die Annahme von der Realität des Nichtseienden
— eine mu'tazilitische Anschauung — und auf die von der Identität
der geschaffenen Dinge mit dem Schöpfer.
Nach Ibn 'Arabi kommt Ibn Tejmija auf den Lehrer *Afif al-dln
al-Tilimsänls , al-§adr al-Rümi zu sprechen. Dieser ist nach
ihm gar weit entfernt von der wahren Lehre der Religion. Er
hat manches dem Ibn *ArabI entlehnt, hat ihn aber nicht verstanden.
Seine Grundansicht, der er im Buche „Mifta^ gejb al-gam* wa-1-
wugüd" Ausdruck gegeben hat, ist die, dass Gott das absolute
und einzelne Sein ist. Wir sprechen nämlich vom Tier im all-
1) Die obenerwähnte Stelle des Kor&ns wurde von den Süfis in panthe-
istiflchem Sinne aasgelegt.
Schreiner^ Beür, z. Geschichte d, theol. Betoegungen im Islam, 549
gemeinen und vom einzelnen Tiere, vom Körper im allgemeinen und
vom einzelnen Körper. Das Allgemeine (Absolute) ist aber nur in
den einzelnen offenbaren Dingen vorhanden. Im wesentlichen geht
also seine Ansicht dahin, dass Gott, ausser der Existenz in den
geschaffenen Dingen keine Existenz zukommt. Darum meint er
auch, ebenso wie sein Lehrer, dass Gott unsichtbar sei, dass er keinen
Namen und kein Attribut habe. Damit behaupten sie aber auch
offen, dass die Substanz des Hundes, des Schweines, des Urins und
des Unflats mit der Substanz AUfths identisch sei, erhaben ist er
über ihr Gerede!*
Was aber den Schurken al-Tilims&n! betrifft, so ist er der
abscheulichste in dieser Gesellschaft und steckt am tiefsten in der
Ketzerei. Er macht keinen Unterschied zwischen dem Sein und
dem positiven Sein, wie Ibn *Arabl, zwischen dem Absoluten und
Einzelnen, wie al-Rümf, sondern nach ihm giebt es nichts ausser
Gott. Der Mensch glaubt nur so lange, dass es etwas ausser Gott
giebt, so lange ihm die Wahrheit verschleiert ist, wenn aber der
Schleier vor ihm gehoben wird, so wird er dies erkennen. Des-
halb hat er auch alle verbotenen Dinge für erlaubt gehalten, so
dass glaubwürdige Männer von ihm erzählen, er hätte gesagt:
, Tochter, Mutter, Seiten verwandte seien ganz gleich, es sei nichts
Verbotenes an ihnen*; nur diese Verblendeten sagen: „Verboten!*
wir aber meinen: „Es ist verboten für euch*. Er pflegte auch zu
sagen, „der ganze Koran enthalte nur Heidentum, nicht aber das
Einheitsbekenntnis; das wahre Einheitsbekenntnis ist in unserer Lehre
enthalten*. Oder: „Ich bekenne mich zu keiner einzigen Religion*.
Wenn er sich glimpflich äusserte, meinte er: „Der KorÄn führt zum
Paradies, unsere Lehre führt aber zu Gott*. Nach dieser Grund-
lehre erklärte er auch die Gottesnamen. Er hat auch Gedichte
geschrieben, die in poetischer Beziehung schön sind, aber wie schon
gesagt worden ist, sie sind „Schweinefleisch auf einer chinesischen
Tasse*. Für die Nusejriten verfasste er ein Glaubensbekenntnis.
Im wesentlichen besteht ihre Lehre darin, dass die Einzeldinge zu
Gott sich so verhalten, wie die Wellen zum Meere ^).
Man wird nicht verkennen, dass die Pantheisten der musli-
mischen Welt ebenso wie diejenigen Europas zum Akosmismus und
zur Vernichtung des Begriffes des Bösen gelangt sind. Es verdient
aber hervorgehoben zu werden , dass al - Tilimsänl mit jener Auf-
hebung des sittlichen Urteils wahrscheinlich nur eine theoretische
Anschauung aussprechen wollte.
1) S. 58. ^\jy>ji\ i'\j^\^ j:^\ iüjJUJ Ui^ ^.^ ,?y>f i^M^3
•ta»^i X ): .1 j). Derselbe Gedanke wird aach in einem Verse aus-
gesprochen, der S. 59 von dem Süfi Dichter al-Bulbäni aus .4ir&z angeführt wird:
550 Schreiner, Beitr, a, Geschichte d, theol, Bewegungen im leldm.
Zu den Pantheisten gehört auch Ihn' Sabin, der solchen An-
sichten in seinen Schriften ^Budda" und ^Ihftta*' Ausdruck gegeben
hat. Später bemerkt Ihn Tejmlja über ihn, glaubwürdige Leute
behaupteten, Ihn Sabbln habe die Absicht gehabt, nach Indien zu
gehen und gesagt, er habe keinen Platz in dem Reiche des Isl&m&
„Ja*, meint Ihn Tejmtja, „weil die Inder Heiden sind, alles, auch
Pflanzen und Tiere anbeten''. Für die schlimmsten Ketzer hält
Ihn Tejmlja al-Tilims&nl und al-Bulbftnl, der in einem Ge-
dichte sagt:
„In einem jeden Ding ist ein Beweis für ihn*^.
„Der da zeigt, dass er damit identisch isf.
Eine andere Stelle:
„Du bist nicht ein Anderes als die Welt, vielmehr
bist du identisch mit ihr**.
„Nur der versteht dies Geheimnis, wer es fühlt'' *).
Zur Widerlegung der Pantheisten wird von Ihn Tejmlja eine
Anzahl grosser Sejche aus allen Ländern des Islams erwähnt, von
denen die Pantheisten verketzert worden sind, dann setzt er fort:
„Gott ist aber nicht identisch mit seinem Geschöpfe, kein Teil und
kein Attribut von diesem, vielmehr ist er durch sein heiliges Wesen
verschieden, durch seine erhabene Substanz abgesondert von seinen
Geschöpfen. Das ist die Lehre der vier heiligen Bücher : der Tora,
des Evangeliums, des Psalters und des Korans und zu dessen Er-
kenntnis hat Gott die Menschen geschaffen und darauf weist die
Vernunft hin. Ich habe gar häufig daran gedacht, dass die Ent-
stehung solcher Ketzereien die Hauptursache davon ist, dass die
Tartaren erschienen sind und dass die Religion des Islams im Nieder-
gange begriffen ist. — Die folgenden Ausführungen enthalten nichts
neues; es geht aus ihnen nur hervor, wie verbreitet pantheistische
Anschauungen zur Zeit Ihn Tejmljas waren, welche von diesem
noch mehr verdammt werden, als die Ketzerei der Gahmfja. „Ich
kenne Leute'', sagt dann I. T., „die sich mit Philosophie und Kalüm
beschäftigt haben und nach Art der Ittih&dija zur Yergottung
gelangt sind. Wenn sie von den Eigenschaften Gottes sprechen,
so sagen sie: „Er ist nicht Das und ist nicht Jenes* und dass er
nicht wie die geschaffenen Dinge sei^), wie das die Muslimen be*
haupten. Wenn dann einem von ihnen das Gefühl und die Liebe,
welche aus der Vergottung stammt, zu teil wird und er sich zu
den Ittih&dija bekennt, so sagt er: „Er ist mit der Gesamtheit der
Seienden identisch". Wenn man ihm nun sagt: „Wie folgerst du
1) Faw&t al-wafig&t II, 8. 216 wird der letztere Vers dem Abü-l-Ha*US
al-SejbIni (starb in Damaskus i. J. 677), einem Schaler äihäb al-din al-Snhra-
wardis sageschrieben. ^LJLJi ist wohl in ^Lh^iu^Jt zu ändern.
1) S. 61. o'^^^JL^^I j^ ^jMuJ xib ^yuo*^ . Es bt wohl o'w3^JÜ=Ul^
zn lesen.
Schrein&rf Beür. st. Oßsehichte d. theol, Bewegungen im lalSm. 551
dann aus dieser positiven Behauptong jene Negation?* so antwortet
er: «Das ist mein Gefahl, mein Geschmack*. Diesem Irrenden ist
aber darauf zu antworten: «Kein Gefühl und keine Empfindung
kann die Wahrheit einer Vorstellung bestätigen. Eins von beiden,
oder beide können nichtig sein. Die Gefühle und Empfindungen
sind Folgen der Erkenntnisse und der Vorstellungen, so dass das
Wissen des Herzens und der (Gemüts-)Zustand mit einander ver-
bunden sind und dem Masse des Wissens und der Erkenntnis ent-
sprechen die Empfindung, die Liebe und der Gemütszustand **.
Mit einer kurzen Charakteristik der verschiedenen Meinungen und
mit der höflichen Aufforderung an den Sejch Nasr al-Manbigl
den wahren Islam zu lehren, schliesst das interessante Schnffcstück,
das auf den Adressaten gewiss keinen angenehmen Eindruck ge-
macht hat. ^
Wie der Sejch Mar^l erzählt, setzte sich dieser mit den ^a4is
von Kairo ins Einvernehmen und teilte ihnen die Befürchtung mit,
Ihn Tejmlja könnte einen verderblichen Einfluss ausüben. Der
m&likitische ^ft^l Ihn Machlüf und der Emtr Bukn al-din al-(j&dankir
hielten es mit ihm und die K^^Ib schlugen den Emiren vor, dass
Ibn Tejmlja nach Kairo gebracht werde. Dem Sejch Nasr al-Manbig!
schien aber die Gegenwart Ibn Tejmtjas bedenklich zu sein und
daher suchte er den Emfren Furcht einzujagen. Er sagte nämlich
dem Ibn Machlüf: «Sage den Emiren, dass von diesem für den
Staat ähnliches zu befürchten sei, wie das, was Ibn Tümart im
Ma^rib gethan hat*. Der Rat war nicht schlecht. Das Beispiel
war ganz dazu geeignet, in dem Sultan den Argwohn zu erwecken,
dass aus dem Reformator ein Rebelle werden könnte, und es war
auch das beste Mittel, I. T. von Ägypten fernzuhalten. In der
That traf darauf in Damaskus ein Befehl des Sult&ns ein, I. T.
inquirieren zu lassen^). Am 8. Regeb des Jahres 705 wurden die
Kudftt, Fukahä' und I. T. nach dem Schloss befohlen, wo die unter-
suchung stattfinden sollte. Der Sprecher der Gegner Ibn Tejmfjas
^'J>5 njXi ^^ y^uJl jjJLfi v-5L5>!^ P^^^ ''-^ ^^^ V*' vSy*^ ö'-*^
,jjb^ J ^\^ «/ÜÜt ^1 xJLi? ^ly»:^ «'ucqäJI ^^jIä» ^jaXjLäLII
552 Schreiner, Beitr. z. Geschichte d, theol. Bewegungen im Islam.
war Eam&l al-din al-Zamalk4n!. Unser Gewährsmann giebt
an, über den Verlauf der Sitzung seien falsche Gerüchte verbreitet
worden, nach Ibn al-Wakil soll I. T. sein Bekenntnis zurück-
gezogen haben. Es ist möglich, dass hierzu der Umstand Anlass
gegeben hat, dass sich dabei herausgestellt hat, dass I. T. kein
Anthropomorphist in dem Sinne war, wie die Gegner dies an-
genommen haben. I. T. selbst berichtet über den Verlauf der
Sitzung folgendermassen ^) : „Der Emir befahl, dass die Ku4&t und
^ejche sich versammeln und dann sagte er mir: Diese Sitzung ist
. wA^ ^ g-t^t v3|^ yJiJ^J^ J^\ ^.^UaJLJl V-^^:JC« 0,y
1) Bl. 35b. ».mJu ^ Jj^, )UUi ^ cr^' yS^ g-A^' ^^
wiÜ OjL ^-JLäJI ! j^ J^ ^Lsj ;;njUUJ!^ «Laiüt ^^^ ^^! yj'j
v;>.Ax5^ i^ s,,*Ä^^ll L«l^ ii^^t s^äLm «^JLfr ^■♦•vt L«3 ^J^.^ ^1 q£
iL^y>! v:>wa;:^ ^^^ vi5J3 ^y> ^j^i ^1 »^l sIjüj^ UläS^ kXs>\ ^i
^^ OU^ ^b; ^_^i5 iS;.aJt ^LOJI J^! ^ ^Lo ^ L^ ^^\
iJs^ ^t vilsJLc ^ iüÜUÄÄ ^? ^^ Ks^ »A^ [36a] y3 vir*-:^
'»J^\ V..ÄL« ^ iuJLfi ^^\S U, KJUJI^ v-jLjüL «u^Ls «^ oLiüCc^i
iuL^ idS^iJ g^^! <^JJI ^yi5 ^jfJ^ ic^Ül oüjjl ^bU^b ^Lä ^
• • •
Sehreiner, Beitr, z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam, 553
deinetwegen einberafen worden, denn es ist vom Snlt&n ein Befehl
eingetroffen, dass ich dich in betreff deines Bekenntnisses und in
betreff der Schreiben befrage, die du nach Ägypten geschrieben
hast, in denen du die Leute das Bekenntnis lehrst. '^ Darauf
antwortete ich: ^Das Glaubensbekenntnis braucht man nicht von
mir und nicht von einem Grösseren als ich zu empfangen, sondern
von Allah und seinem Propheten und es ist daraus zu entnehmen,
in Betreff dessen die Vorfahren der Gemeinde in Übereinstimmung
sind. Was aber meine Briefe betrifft, so habe ich aus eigenem
Antriebe an Niemanden einen solchen geschrieben, nur Antworten
auf Fragen, die aus Ägypten und anderswoher an mich gerichtet
worden sind. Ich habe vernommen, dass in betreff meiner ein
lügnerischer Brief an Hukn al-din al-Gftäanklr gerichtet worden ist,
in welchem von einem gefälschten Glaubensbekenntnis die Bede ist,
das ich nicht näher kenne, ich weiss nur soviel, dass es erlogen
ist. Es pflegen aber zu mir aus Ägypten und anderswoher Leute
zu konunen, die mich in Sachen des Glaubensbekenntnisses und
anderer Dinge befragten und ich antwortete ihnen aus dem Koran,
der Sunna und aus dem, was die Vorfahren der Gemeinde geglaubt
haben. Dann sagte ich dem Emir und denen die zugegen waren:
Ich weiss, dass manche mich vielfach verleumdet haben und dem
Sultan gewisse Dinge gesagt haben. Dann sagte ich Dinge, deren
ich bedurfte (um mich zu verteidigen). So sagte ich z. B. : Wer
hat sich ausser mir, wenn es nötig war, für den Islam eingesetzt,
wer hat seine Beweise dargelegt und ihn klargestellt? Wer hat seine
Feinde bekämpft, ihn aufgerichtet, als er zusammenzustürzen
drohte ? Als sich alles von ihm zurückgezogen hatte , als keiner
von seinem Beweise gesprochen und niemand für ihn gekämpft hat,
da stand ich auf und zeigte seinen Beweis, kämpfte für ihn und
erweckte Sehnsucht nach ihm.* Ich sagte: „Wer immer mir in
irgend einer Frage widerspricht, dessen Schule kenne ich besser,
als er selber." — Man sieht, übermässige Bescheidenheit gehörte
nicht zu den Tugenden I. T.s. Allerdings war es am Platze, dass
er gegenüber seinen Anklägern sich auf seine Verdienste berief. —
„Dann schickte ich*, so setzt I. T. seine Erzählung fort, „und liess
die Akldat al-Wäsitlja bringen und erzählte, dass ich sie auf den
Wunsch eines frommen KMl aus Wäsit geschrieben, in dessen
Heimat manche im Bekenntnis schwach waren. Sie lebten unter
der Herrschaft der Tartaren, unter dem Joche des Heidentums und
der Gewaltthätigkeit , der Unterdrückung der Eeligion und Er-
kenntnis. Auf sein Drängen schrieb ich diese Aklda." Nun wurde
dies Glaubensbekenntnis auf Befehl des Emirs den Anwesenden vor-
gelesen. An die Stelle, welche von den Eigenschaften Gottes
handelte, und an der I. T. den z&hiritischen Standpunkt vertrat,
knüpfte sich eine Diskussion, in deren Verlaufe I. T. sich dagegen
verwahrte, dass sein Glaubensbekenntnis mit demjenigen Ahmed b.
Hanbals identisch wäre. Es ist vielmehr nach ihm das Bekenntnis
554 Schreiner^ Beitr, z. Geschichte d. theol. Bewegungen im IMm.
aller grossen IiD^me. Dann kam die Frage vom Geschaffensein
des Korans zur Sprache^), bei welcher Gelegenheit I. T. es leug-
nete, dass Ihn IJanbal behauptet hätte, dass die Laute derjenigen^
die den Kor&n lesen und die Tinte, mit der die Kor&nexemplare
geschrieben sind, ungeschaffen und ewig seien. Auf die Bemerkung
eines Gegners, dass manche Ha^wlja und Musabbiha sich zu den
Ijanbaliten rechnen, antwortete I. T.: Unter den Anhängern der
anderen Fikh-Schulen seien viel mehr Mu^bbiha und Mu^assima
anzutreffen, als unter den Hanbaliten. Diese Kurden sind lauter
oftfi^ten und doch giebt es keine Schule, in der man mehr An-
1) Bl. 87 b. O jjo ^ wL^Ij «ATI ^ t^^^^ L5"^*' ^'^ vi^wUö
J^ ^^ cy* o^ vj ^^j i^' r^^ ^>^^' r^ o^ l5^3j^^ >*
^jUU v3Lä9 (HJ^ vij*» vJjJij cr»^ v_Ä*Ö ijt ^_yMJ jjyü j^ v_A^
;sär Jl/til vJU*ot t^ f^ f,^ JS\ JuÄ-l (.L«^! ^\SS>\ j** j
v.Äi^ j [88.] A>^ y L. ^„.^.-^-uJl, *A-Ä^5 cj^ ^3 Xa«sU
j^jjyil Oj^b^^l pjSyi «vXjji* ijJJl i5^*JW i5j-S^ LüL^J ^j ^
^y^yü ;jüJ (^^ «j** ^y JJÜ Ur ^^i ^l-^ u-j^>^i ä^j^«
.^^ JJ» I j^ ^.^ vX>5 vLi^ J' i 'j^ i'^ o* ji)' ri^
Eine Aassemng Fachr al-din R&sis über die Hanbaliten s. Zur Gesch. d.
As'aritenthnms, S. 80.
Schreiner, BeUr, 9. Geachkihte d, theol. Bewegungen im Islam, 566
thropomorphisten finden vriirde. Unter den Gelehrten von 6!lftn
giebt es I^Afi^ten nnd Q^ii^&^ten, unter den reinen Hanbaliten giebt
es aber Anthropomorphisten , wie unter Anderen. Die Anthropo-
morphisten unter den Karrftmija sind alle Qanafiten. I. T. beruft
sich auf eine ganze Beihe von Qanbaliten, von denen kein Einziger
Anthropomorphist gewesen sein soll. Er leugnet auch, dass die
Ansichten, die Fachr al-dln B&zi den Hanbaliten zuschreibt, in der
Schrift irgend eines Hanbaliten nachgewiesen werden könnten.
Auch die Gegner beriefen sich auf diesen, woraus wir die Bedeutung
erkennen, welche ihm in Damascus beigelegt wurde.
Wir hielten es für angebracht, den Verlauf der Untersuchung
hier nach I. T. hier zu erzählen^), weil wir nicht viele solche
Darstellungen eines Ketzergerichts im Islftm besitzen.
Die Untersuchung gegen I. T. . hat in Damascus eine grosse
Erregung hervorgerufen. Als der Statthalter auf der Jagd war
und etwa eine Woche sich ausserhalb der Stadt aufhielt, ist eine
Revolte ausgebrochen, bei der die Anhänger I. T/s sehr übel zu-
gerichtet worden sind. Nach der Rückkehr des Statthalters beklagte
sich I. T. bei ihm ob der Unbill, die seinen Anhängern zugefügt
worden ist. Darauf Hess jener eine Anzahl von den Leuten Ihn
Waklls verhaften und verhängte die Acht und Güterconfiskation über
Alle , die über das Glaubensbekenntnis zu disputieren wagen ^).
Am 7. äa'b&n ist im Schloss eine dritte Sitzung abgehalten
worden, welche mit der Freisprechung I. T.'s endigte. Dabei er-
regte eine Äusserung des Sejch Kamäl al-din al-Zamalkänl^ bei
dem Oberkadi Nagm al-din*) solches Ärgernis, dass er sich von
seinem Amte zurückzog. Am 26. Öa*bän wurde I. T. durch ein
Schreiben des Sult&ns wieder in Amt und Würden eingesetzt. Ibn
Tejmija sollte aber nicht lange Ruhe haben. Er hatte sich schon,
wie wir gesehen, nicht nur mit den Sejchen, die dem aä^ari-
tiscHen Kal&m anhingen, entzweit, sondern auch mit den $üfls.
Nicht nur manche ihrer Lehren, sondern ihr ganzes Treiben war
ihm anstössig*). Neben ihren Schwindeleien mit Wundem, waren
es besonders die Übertretungen mancher Gebote des Korans und
1) Der Berieht, den wir nach den Auszügen in al-Mar'is Kawftkib wieder-
gegeben haben, ist Torschieden von der Jjixfi^l ^ BjbLw^, die I. T. für
einen Sama al-din (al-Dahabi?) geschrieben hat.
2) BI. 35 a ff.
3) Oeb. i. J. 667, st. i. J. 727. S. Fawät al-wafajftt 11,250. AI-Älüsi,
S. 17. Er hat gegen I. T. zwei Schriften verfasst, in denen er seine An-
schauung Über die Ehescheidung und über die Wallfahrten bek&mpfte.
4) Eine Biographie von ihm giebt Sal&h al-Kutubi, Faw&t al-wafaj&t
I, S. 62. Al-Älfisi, S. 17.
5) Al-Sujü^i, Tabakftt al-mufaasirin , ed. Meursinge, Nr. 68 erwähnt
*Ali b. Ahmed al-Tn^!bi, von dem er bemerkt, er hätte sich dem Kaläm sugeneigt.
556 Schreiner, Beitr, z. Geschichte d. theoL Bewegungen im Islam.
der Sunna, die ihm ein Ärgernis waren. Wie es scheint, beun-
ruhigte er sie so lange ^), bis sie sich beim Statthalter beschwerten.
Sie wurden I. T. gegenüberstellt, kamen aber schlecht davon. Sie
wurden damit entlassen, dass wenn sie von dem Kor&n und der
Sunna abweichen, so würden sie mit dem Tode bestraft. Inzwischen
aber ist es ihrem Genossen, dem Sejch Nasral-Manbigl gelungen,
die Machthaber in Kairo in dem Masse gegen I. T. einzunehmen,
dass trotz des schon erfolgten freisprechenden Urteils am 5. Ra-
madan d. J. 705, ein Befehl eintraf, dass Ibn Tejmija sich nach
Kairo zu verfügen habe. Der Statthalter von Syrien sträubte sich,
den Befehl auszuführen, aber auf die Mitteilung des Boten, dass
Ibn Tejmija eine Verschwörung vorbereite, schickte er diesen nach
Kairo. Dieser brach am 12. Ramadan auf und gelangte am 22. in
Kairo an. Hier sollte er sich besonders wegen dreier Behauptungen
die ihm zugeschrieben wurden, vertheidigen, wegen seiner Lehre,
dass Gott in Wahrheit über dem Throne ist, dass er durch „Worte
.Kä^^I ÄJij^ ^ ii^^aj ijÄj^ «uo^ ^ Ja-^ i^iM^' Q^' (;y^
1) Gegen die Selbstüberhebung der grossen Lehrer des Süfismos richtet
sich seine Schrift über den „Unterschied zwischen den Heiligen Qottes und den
Heiligen des Satans*', die ich in cod. Wetzst. 1537, Ahlw. H, Nr. 2082 benutzt
habe. Bl. 33b heisst es: ^yjSii i^LJ^yt ^^ls> J^ "xklLc ÄijLb ^ JÖ5
^jj ^^px'JcXt ^^ zsÄjLb .Lo J^ ffj:o\jA ^ xx9 JsJLi: Laaao^ ol^Lo
J-ail ^Usbl! (Jl=> J ^^ ^ f^iJ^s ^U/:jI1 ^-Li» tS\ ^ S^
iL<.J? j^Ä- -iÄJ'wJ? J-. JJuJt. c j^t yJLsai (j,a,ja«Jl v_;LäJ^
Das. Bl. 35«. iJL«^ ,»4;üiL ^yv>Jt tLJs^il! ^^ ^.,! ^\ ^y»i
Sehreiner, Beür. «. Geschichte d, theol. Bewegungen im laldm. 5Ö7
und Laute spricht*, und nach al-Dahabl auch deshalb, weil er be-
hauptet haben sollte, das man auf Gott mit dem Finger hinweisen
kann '). Daraus ersieht man, wie im Isl&m zu wiederholten Malen
aus Verfolgern Verfolgte geworden sind. So wie einst unter al-
Ma'mün altgläubige durch Mu'taziliten, zur Zeit Togrulbegs durch
den Wezir al-Kundari die A^'ariten verfolgt worden sind, so ver-
folgten jetzt As'ariten denjenigen, der ihrer Vermittelungstheologie
nicht huldigen wollte.
Die J^ejche von Kairo sollten aber mit I. T. kein leichtes Spiel
haben. Anfangs wollte er sich überhaupt nicht verantworten und
wurde deshalb mit seinen Brüdern Saraf-al-dln 'Abdallah und Zejn
al-din Abd al-ra^man ins Gefängnis geworfen. Wie es scheint, schlug
aber den K&dfs ihr Gewissen, dass sie den grossen Sejch im
Gefängnis Hessen, sie verlangten im Jahre 706, dass er unter der
Bedingung freigelassen werde, dass er manche seiner Glaubensan-
schauungen widerrufe. Sechsmal schickten sie zu ihm, er wollte
ihnen aber nicht Bede stehen. Achtzehn Monate blieb er nun im
Gefängnis, bis im Rabi^-al-auwal des J. 707 der Emir Hisftm-al-din
Muhnl' b. Isft nach Kairo kam, ihn im Kerker besuchte und befreite.
Wiederum wiu*de im Schloss eine grosse Versammlung abgehalten,
die aber resultatlos verlief, sodass er auch weiter im Schloss in
Gewahrsam gehalten wurde.
Es ist nur natürlich, dass in Ägypten, wo der Heiligenkultus
und die Anschauungen der §üfl's tiefer Wurzel gefasst haben ^), als
in Syrien, neben den Feinden I. T.'s, welche sich zur Schule des
As'ari bekannten, bald auch die §üfi's sich bemerkbar machten. Al-
Dahabl erzählt darüber, ohne des Briefes an Nasr-al-Manbigi zu ge-
denken, I. T. habe sich während seines Aufenthaltes in Kairo über
die Pantheisten, wie Ibn Sab*In, Ihn *Arabl, al-Künawi und
Andere^ abfällig geäussert. Darüber waren die §üfl*s und Fakire
1) Krw. B1. 41b. aJl JÜUi vJ^JLs^ ^1 ^'^\ OoLfi xAti (J^3l^
w mg
Jl H^Li^b ÄuJ! ^LÄu äÜI ^.jIj (^ JJI JiJlJl . Zur letzteren An-
klage mag das Hadit im Musnad des Ahmed b. Hanbai Anlass gegeben haben,
von dem ZDMG. L, S. 495 f. die Rede ist.
2) Charakteristisch ist in dieser Beziehung die Erzählung über das Ver-
hältnis al-Malik al-K&mils zu 'Omar b. a I - F ä r i d in der Einleitung zum
Diwan des letzteren, ed. Marseille, S. 6, 15 f. Über den Silfisraus in Ägypten
s. auch Ooldziher in ZDMG. XXVIII. S. 295 ff.
3) Zu diesen gehörte auch Abu al- Hasan al-Sädili, der Begründer des Sädili.\ja-
Ordens. Er stammte aus Sadila, in Afrika. Er hat im Magrib durch seine
Lehren so viel Anstoss erregt, dass als er nach Alezandria auswanderte, die
Magrebiner an den Statthalter dieser Stadt einen Brief geschrieben haben sollen,
in welchem sie ihm mitteilten, dass sie den Zindik al-Sädili vertrieben hätten
558 Schreiner, Beitr, z. Geschickte d. theol, Bewegungen im Islam»
sehr empört und eine Menge derselben strömte aus ihren Klöstern,
Hospizen und Zellen herbei, um vom Sult&n die Bestrafung I. T.'s
zu verlangen. Es wurde infolgedessen am 10. Sauwäl d. J. 707 eine
Versammlung veranstaltet, bei welcher I. T. eine unbeschreibliche
Festigkeit an den Tag gelegt haben soll')* Es nützte ihm nicht
viel. Die §üfl's setzten es durch, dass ihm die Wahl gestellt wurde,
entweder unter gewissen Bedingungen in Damascus oder Alexandria
sich aufzuhalten, oder im Gewahrsam zu bleiben. I. T. entschied
sich für das Letztere. Die Machthaber haben sich hierzu schwer
entschlossen. Wahrscheinlich imponierte ihnen der Mann und
andererseits war die Erregung seiner Anhänger auch in Ägypten
und ihn vor seinen gefÜbrlichen Irrlehren warnten. Über al-Sftdili s. Lawäkih
II, S. 5 ff. Al-ÄlÜBi, 8. 41ff. HaneberK in ZDMG. VII, 8. 13 ffl Von spateren
Autoren haben Manche dem I. T. sein Verhalten gegenüber den Sftfia saiu Vor*
warfe gemacht. Seine Apologeten beriefen sich dem gegenüber darauf, da^s
I. T. mit seiner Feindschaft gegen die Sfifis nicht allein stehe. Kaw. 89 a und
al-Älüsi S. 44 wird in diesem Zusammenhange aus einem Koränkommentar des
Abu Hajjftn eine Stelle citiert, aus der ersichtlich ist, wie viele, zum Teil
bisher unbekannte Vertreter der Pantheiümus gefunden hatte. Über den hier
erwähnten *Abd al-Öaffär al-Kusi s. Lawakih I, 8. 214.
1) Kaw. 43 b. j^^Jö^i^ ^1 ^JBU ya^ ^ül (}vJ>JJl iasLÜ i\ji^
^^ 0^1 öJ^5>^ uO^läit iLpL^:i( S r^ o^ l5^' ^^^^ ^-*^^
m «
lyüi-l^ L^!^ ^J^l^ Uü\y^ JJ^I ^ OÜilx> ^^\^ ^ \yX^^
sjils>^ iUJLÄJt il iüiii> ^»^ jJlL» ^.^LLLJÜ ,snx.äJ| yCio ^\ ^U
(«>) S^ ^.^LLiLJt jLä J^ äsXiA.Ä KÄto ^ ,i>JL^ jüdLäll v:>^'
iuL« Jl^ jÄc j tÜ^lÜÜt lyj >J JüUi jJuJi j<Ju *>-JLs^ jj JJ:«J
^ j'jö IlX^ sjS^ qjI q^ ^ftJL^Wi Q^ j/>;^^ *J J'JJj * JJ^^.,^^
^i juiJjü ^ ^^t u5J Qr^l Q^ ^jomJI. Über die Stellung Ihn Tejmijas
sum Süfismus s. noch al-Älüsi S. 34 ff.
Sehreinerf Btitr, st, Geschichte d. theol. Bewegungen im lal&m, 559
bedenklieb. Sie mussten es aber dennocb thun, nur macbten sie
ibm den Aufenthalt im GefiLngnis bequem und gestatteten ihm,
dass er einen Diener bei sich habe. — LT. war auch im Gefllng-
nis ein £iferer. Als er hier wahrnahm, erzählt sein Biograph,
dass die Gefangenen mit Schach und anderem Spiel die Zeit
töteten und das Gebet yemachlässigten , verbot er ihnen dies,
befahl ihnen, zu beten, sich zu Allah zu wenden und sich mit
guten Werken zu beschäftigen. Er lehrte sie die Sunna, welcher
sie bedurften, erweckte in ihnen die Sehnsucht, Gutes zu üben, so-
dass das Gefängnis an Beschäftigung mit frommer Erkenntnis und
Religion besser wurde, als viele Zellen, Hospize, Klöster und Schulen.
Viele Gefangene, als sie freigelassen wurden, zogen es vor, bei I. T.
zu bleiben , und viele kehrten zu ihm zurück '). Diese Vorgänge,
wie auch der Umstand, dass man mit I. T. ungehindert verkehren
konnte, Hessen seine Feiade nicht ruhen, bis sie bewirkten, dass er
nach Alexandria überführt worden ist, wo er acht Monate verblieb.
Auch hier dauerte der Verkehr mit Allen, die ihn sprechen wollten
fort, seine Freiheit hat er aber erst durch den Sultan al-Malik al-
Na§ir im Jahre 709 wiedererlangt, der ihn nach Kairo einlud und
zwischen ihm und seinen Widersachern den Frieden herstellte.
In diese Zeit fällt die Abfassung eines Fetwä des I. T. in
Sachen der Juden und Christen in Kairo *). Der Öejch Mar*l be-
richtet auch von einer anderen Gelegenheit, wo I. T. in die An-
gelegenheiten der Ahl-al-dimma in unheilvoller Weise eingegriffen
hat, — der abstossendste Zug im Charakter Ibn Tejmljas. Die
Ahl al-dimma — wir haben es hier wahrscheinlich mit den
Kopten zu thun — erklärten sich bereit, ausser der Steuer jährlich
700000 Dirham zu zahlen, wenn man ihnen gestattete, einen weissen
Turban zu tragen und sie der Verpflichtung, die ihnen Bukn al-
1) Dm. w^I p5^W e/iJ^*^^-^ lT.*^^ »-^^^ Kj*":^ ö^^ L^Jj
viUfib JJI J^\ J^'^ »^^^' '^p^ ^y^J^ ^^-aIt wiÜi ^js^wi^J!
<" ■» * •
2) S. oben S. 641.
560 Schreiner j Beitr. z. Geschichte d. theol. Bewegungen im Islam.
dfn al-öäiankir auferlegt hatte, eine ge&'bte Kopfbedeckang za
tragen, enthöbe. Als der Snlt&n die versammelten K&dis fragte,
was sie dazu sagten, hüllten sie sich in Schweigen — ein höchst
charakteristischer Vorgang — denn sie wussten, dass der Sultan
den Wunsch der Ahl al-dimma gern erfüllen möchte. Biese haben
doch für das geringfügige Privileg eine erkleckliche Summe an-
geboten, und die Staatskasse konnte ja immer Geld brauchen.
„Da stellte sich Ihn Tejmija auf die Fussspitzen und sprach mit
dem Sultan in dieser Sache in sehr scharfer Weise, indem er die
Gründe des Wezirs derb zurückwies*'. Der Sultftn suchte ihn
freundlich und achtungsvoll zu besänftigen , L T. aber sprach
weiter in einer Weise, wie es Niemand auch nur annähernd ge-
wagt hätte. Der Sultan aber war gezwungen, die Sache ruhen zu
lassen und die Ahl al-dimma verblieben in ihren früheren Verhält-
nissen. „Dies gehört zu den schönen Thaten des Öejchs Takl al-
din, Allah sei ihm gnädig!*' meint unser Biograph').
Trotz der augenfälligen Begünstigung durch den Sult&n ist
im Begeh d. J. 711 ein Tumult gegen I. T. ausgebrochen. Er selbst
wurde an einem einsamen Orte durchgeprügelt, als aber seine An-
hänger dafür Hache nehmen wollten, verwehrte er ihnen dies.
1) Bl. 46 a. c\ä i^JJi J^i ^\ ^UaJLJi ^\ ^\ yjjJt ^,y\ ^
m 3 MW
SJyij Uüji »-X-J ^liai-Jt, Lä*ic !j, jj^ji\ »./tojc L« Oy, JüAi-
P m
Al-Snjüti,Hu8n, 11,211 berichtet :ya4^j^l JoL;t.AjM ÄJum ^L«^ J3
^^ byUJI^ üj^yi ^^^^ ^^jLaoJIj ^t ^U*J! ^^ o^t^
^^t Jl w5üo ^j^X^I^ J*^- ^"- ^- ^^^ eraählt er auch vom Versuche
des Wezin Ibn al-Chalili, für die Ahl al-dimma die Erlaubnis zu erwirken,
dass sie wieder weisse Turbane tragen dürfen.
, Schreiner, BeUr. z, Geschichte d. theol. Bewegungen im Isldm. 561
Diese Erlebnisse werden I. T. überzeugt haben, dass Ägypten
nicht der geeignete Ort für ihn ist und so. kehi*t er nach Damas-
cus zurück, wo er am 1. Du al-Ka'da d. J. 712 mit grossen
Ehren empfangen worden ist. Hier ist er vor seinem Lebensende
mit der Meinung des überwiegenden Teiles der Muslimen in einen
Konflikt geraten, der ihn wieder ins Gefängnis führte, das er lebend
nicht mehr verlassen sollte.
Im Jahre 726 beantwortete er nämlich die Frage, ob es den;i-
jenigen, der sich auf der Wallfahrt zum Grabe des Propheten oder
zu den Gräbern von Propheten oder Frommen befindet, gestattet
sei, das Gebet abzukürzen, und ob eine solche Reise als eine von
der Religion gebotene zu betrachten sei. I. T. beruft sich in seiner
Antwort auf die Ansichten früherer Gelehrten, von denen Manche
die Abkürzung des Gebetes auf einer „Reise der Widerspenstigkeit*
für unstatthaft erklären. Eine solche Reise wird aber durch die
Religion verboten. Andere, wie Abu Hanlfa erlauben die Abkür-
zung des Gebetes auf einer „verbotenen Reise* und derselben An-
sicht sind manche von den ^äfiHten und Hanbaliten, welche die
Wallfahrt zu den Gräbern der Propheten und Heiligen gestatten,
wie Abu Hamid al-ÖazftU, Abü-1-lJasan b. 'Abdüs al-Harränl, Abu
Muhammed b. Kudäma al-Makdtst. Diejenigen, welche solche
Wallfahrten erlauben , berufen sich auf Traditionen , welche von
Kennern des Hadit verworfen werden^).
Aus dem Fetwä ergiebt sich in unzweifelhafter Weise, dass
I. T. die Wallfahrt zum Grabe des Propheten und der Heiügen als
eine „zijärat al-ma^sijat* betrachtet hat und dass er in diesem Punkte
der monotheistischen Reaktion im Islam viele Vorgänger hatte.
Allerdings sucht ihn sein Biograph damit zu rechtfertigen, dass er
nur das direkte Aufbrechen zur Wallfahrt (jL5>Jt Js^) als ver-
boten erachtete, den gelegentlichen Besuch der Gräber der Pro-
pheten und Heiligen soll er garaicht verboten haben. Nach den
Ausführungen I. T.'s über den Heiligenkultus, die wir weiter unten
besprechen werden, müssen wir aber dieses apologetische Kunst-
stück seines Biographen als misslungen betrachten. I. T. hat nur
im Einklänge mit seinen sonstigen Ansichten gehandelt, als er den
Heiligenkultus verboten hat.
Die Wirkung des Fetwä's war eine ausserordentliche. In
Syrien und Ägypten war Alles darüber aufgeregt, manche Gegner
I. T.'s in Damaskus verlangten, dass er verbannt werde. Andere,
dass seine Zunge ausgeschnitten werde, wieder Andere, dass er
gestäupt oder ins Gefängnis geworfen werde. Diese haben aber
Nichts ausgerichtet. Leichter hatten es die Gegner I. T.*s in
Ägypten, da sie den Sultan in ihrer Nähe hatten. Eine Versamm-
lung derselben verlangte füi* ihn vom Sultan die Todesstrafe. Für
1) Über die Frage und ihre Qeschichte s. al-Älüsi, S. 315 ff.
Bd. LU. 37
562 Schreiner^ Batr, 0. OeschichU d, theol. Bmoegtmgen^ im Islam,
eine solche Tollheit war er aber nicht leicht zu gewinnen, dagegen
willigte er ein, dass ^L T. gefangen gesetzt werde. Der Befehl des
Snlt&ns kam am 6. ba'bän des Jahres 726 nach Damascus mid I. T.
musste nach der Festung, wo ihm ein schöner Saal zur Verfügung
gestellt worden ist und wo sich sein Bruder Zejn al-dfn bei ihm
aufhalten durfte, aber es war ihm nicht gestattet, Fetw&'s abzu-
geben. Nicht so glimpflich verfuhr man mit seinen Anhängern.
Von diesen wurde eine Anzahl auf den Befehl des K4di's der
Säfi'iten verhaftet. Manche von ihnen verbargen sich, eine Anzahl
von ihnen wurde gestäupt, was öffentlich ausgerufen wurde, dann
wurden sie mit Ausnahme des Imäms oams al-din Mu^ammed b.
Abi Bekr (d. i. Ihn al-Kejjim al-drauzlja) freigelassen.
Ibn Tejmija stand aber mit seinen Ansichten im östlichen Islam
nicht allein. Als seine Antwort in Bagdad bekannt geworden war,
traten die dortigen Gelehrten seiner Ansicht bei. Vor allem die
Jßanbaliten (jamäl al-din Jüsuf b. 'Abd al-Ma^müd, $afi al-din b.
*Abd-al-9akk, von denen der erstere in seinem Schreiben sich auf
Abu Muhammed al-6uwejnl, Abü-1-Wafft b. *AkIl und auf den
1^^ *Ijä4 beruft, der letztere aber die Feindschaft der Gegner Ibn
Tejmlja's auf Unwissenheit, Neid und auf den , Fieberwahn der
(jähillja* zurückfährt. Auch der bäfi*it, Ibn al-Kalbl und mäliki-
tische Gelehrte gaben ihre Zustimmung zum Fetwä des I. T. Die
Bagdäder Gelehrten begnügten sich aber nicht damit, dem Gutachten
I. T. beizutreten, der Biograph des Letzteren teilt auch zwei Send-
schreiben mit, die von ihnen an den Sultan al-Malik al-N&sir ge-
richtet worden, in welchen sie für I. T. eintreten und deren
Authentie zu bezweifeln kein Grund vorliegt. In dem zweiten
Schreiben erzählen sie, welches Bedauern die Behandlung Ibn Tej-
mlja's dort hervorgerufen habe ^). Dieser wurde aber dennoch nicht
freigelassen und einen Monat vor seinem Tode musste er seine
Schriften und seine Bücher ausliefern, die in der Medreset al-*Adil!ja
der Obhut des Kädi's *Alä' al-dln al-KünawI anvertraut wurden.
• • •
Kein Buch und kein Schreibzeug blieb bei ihm und wenn er einem
seiner Anhänger etwas schreiben wollte, musste er es mit Kohlen
schreiben. Am 22. Du al-Ka'da des Jahres 728 ereilte ihn der Tod,
Als er erkrankte und sein Tod zu befürchten war, kam der
Wezlr von Damascus zu ihm und bat ihn um Verzeihung. Der
1) Bl. 61a. U! jüli Juu^ .... ^LxS^ 'otjob i^ULjJ y>l \^\jS
Schreiner, Beitr. & Geschichte d, theol. Bewegungen im Isldm. 563
oejch antwortete ihm: , Wahrlich, ich verzeihe dir und allen
denen, die mich angefeindet hahen, ohne zu wissen, dass
ich Recht habe"^). Der starke Mann war nicht bloss ein grosser
Kämpfer, auch die milde muslimische Lehre von ,al-afw ^ind al-
mukaddara* hatte auf sein Gemüt ihre Wirkung nicht verfehlt.
Was nun sein Biograph erzählt, ist der reine Hohn auf die
Lehre dieses eifrigen Streiters gegen die Überlebsel der Gähilfja.
I. T. wurde sehr betrauert, erzählt in harmloser Weise der Sejch
Mar^l, Manche tranken das Wasser, mit dem sein Leichnam ge-
waschen wurde, das Tuch, mit dem man ihn abwischte, wurde ver-
teilt, für die Kopfbedeckung soll man 500 und für die Schnur,
auf welcher ein Stück Rohsilber — ein Mittel gegen Ungeziefer —
hing, 150 Drachmen angeboten haben. Während seines Leichen-
begängnisses verbargen sich seine Feinde, um von der Menge nicht
gesteinigt zu werden. Mit einer Anzahl von ^a§lden, die nach
dem Tode L T.s gedichtet worden sind und mit einer Apologie
L T.S schliesst al-Mar*l sein Werk.
1) Bl. 62 a. „s5^jdUL5>t s>3 ^t iJLß ^JLH ^j ifi^fJ^\ i^l^ü
87'
564
Beiträge zur Erklärung der susischen Achaemeniden-
inschriften.
Von
WUlj Foj.
(Fortsetsang.)
Wortbildungslehre.
Das Kapitel der Wortbildungslehre, zu dem wir nun übergehen,
wollen wir mit einer Darstellung der nominalen Suffii-
bildung, soweit sie klar erkenntlich ist, beginnen. Eine be-
stimmte Ordnung ist dabei nicht eingehalten worden.
Das Suffix -wi€, -mt {-mme zuweilen hinter Vokalen, da tüki-
mme, üpentukki-mme abzuteilen ist; vgl. dagegen saparrak-umwe)
bezeichnet etwas, was dem Stammwort eigen ist, das Wesen des-
selben ausmacht, es bedingt Vgl. die Possessiva nikami „unser*
zu mieu „wir*, anz. üme „mein* zu ü „ich"; zunkuhme „Herr-
schaft* zu zunkuk „Herrscher, König*, iaksapdmaname „Satrapie*
zu sakiapamana „Satrap"; titki{vi)me „Lüge*, *tukki{in)me „That*
(in u(k)2^entukki(m)me „die Folge davon*, apparitukkimme „Unrecht"),
die scheinbar von *tituk in tüukra „Lügner* resp. *tuk in -tukkurra
„Thäter* (vgl. appantukkurra „Unrecht thuend* Bh. HI, 80) ab-
geleitet sind; tuppime „Schrift*^) zu tuppi „Inschrift*. Hierher
gehört femer peme „Kampf, Streit* neben pet^ emame „Thorweg*
(ema entweder = asus. e „Haus*, vgl. Weissbach, Neue Beiträge
738, oder = e „in, zu*, vgl. tüman e „zum Besitztum*, + *wa „in,
Inneres*, sodass ema entweder „Hausinneres* oder „hinein* be-
deuten würde ; zu letzterem wäre noch tiel(?)manni^ ema Dar. Pers. c
zu vergleichen), lupdme „Dienst" neben lupdruri „Diener*, ao-
parrak-umme „Schlacht" (mit -umme aus -me hinter Kons."^)),
1) Nicht „Sammlang von Inschriften"! Das ist fiir die Interpretation
von Bh. 1 von höchster Bedeatang (s. dieses).
2) u ist anaptyktischer Vokal; doch bt es für das Siisisehe chariikteri-
stisch, dass die Suffixe zur Zeit der Anaptyxis noch mehr als selbstündige
Worte empfunden worden sind und folglich die Silbengrenze meist vor dem
anaptyktischen Vokale liegen blieb, vgl. noch -innaj -irra neben -na^ -rci,
femer -imma neben -ma oben S. 130.
W, Foy^ Beiträge z. Erklär, d, eusisehen Achaemenideninechriften, 565
pdlukme , Anstrengung*, mannatme ^Tribut* und wohl auch tüme
^ Zunge". So erklärt sich vielleicht auch das anz. Genitivsuffix
-WC, über das zuletzt Weissbach, Neue Beiträge 733 gesprochen
hat, ähnlich wie das gebräuchlichere -na, worüber wir im Zu-
sammenhange mit dem Nominalsuffix -ne handeln müssen. Das
Ordinalsuffix -umme hat, wie es scheint, nichts mit dem Suffix
-me zu thun, obwohl sich -umme aus -me hinter Konsonanten
entwickelt haben kann (vgl. iaparraJc-umfne).
Ein Suffix -ne erkenne ich in folgenden des näheren zu er-
örternden Fällen: ^GÜL^-ne Bh. III, 76, 88 f., """"feirine Bh. HE, 68,
«a^taneka ö. In ^OÜL^-ne hat man bisher -ne als einen enkli-
tischen Genitiv des Pron. der 2. Person m aufgefasst. Bh. III, 76,
88 f. ^GUU^-ne dni kitinti^) kann aber nur übersetzt werden:
„du sollst kein Geschlecht (oder: keinen Geschlechtsangehörigen)
haben**), die Hinzufügung eines „dein* wäre absurd. Ist nun
GUL „Geschlecht*, so könnte GÜL-ne , Geschlechtsangehöriger*
sein, was an unseren Stellen vorzüglich passt; -ne bezeichnete also
eine Zugehörigkeit. — Über die Stelle Bh. III, 68, in der ^^kirine
vorkommt, habe ich schon KZ. XXXV, 44, wenn auch im einzelnen
unrichtig, gehandelt. Zu lesen ist ^'^kirine ^^Oramasta ra aap
appa etc. sap appa entspricht dem ap. ya&ä^ es bedeutet «wie*,
und wir haben es mit einer ähnlichen Beteuerungskonstruktion wie
in lat. ita — v/t zu thun. Danach vermutete ich, dass ra der
Funktion des lat. ita entspricht, d. h. dass es etwa „so gewiss, in
gleicher Weise, so* bedeutet. Und ich verglich damit das sus. mara,
das häufig die direkte Rede schliesst und kein Verbum sein kann*^),
vielmehr dem ai. tti in seinem Gebrauche entspricht. Im Ap. fehlt
ein Äquivalent für das sus. ra^ da hier nach meiner Vermutung
j4uramuz[d^ ä]tiya\d'^%ya zu lesen ist: „Auramazdä (ist) hoch
zu verehren*. Dem ap. Auramazdä entspricht sus. ^^Oramanta,
und demnach *^^kirine dem ap. atiyadHya. Ich lese ^^kirtne und
nicht ankirine^ indem ich es mit elamitisch kirir „Göttin* (vgl.
Weissbach, Anzan. Inschr. 137) zusammenstelle. *kiri heisst viel-
leicht „Heiligkeit, Göttlichkeit*, und kirine „heilig, göttlich*.
ist dann hier ebenso gebraucht wie vor irSarra Dar. Elv. 1.
an
1) Wonach Bb. III, 76 etwa [Ak mGULid-ne käüitiyne zu ergänzen ist
(vgl. takatakti-ne f worüber unten S. 581 und 582). kitiifti wäre die 2. Sg.
der Kausativbildung (vgl. ä. 584).
2) kiti setzt schon Oppert, Le peuple etc. s. v. mit der Bedeutung „haben" an.
3) Vor allem aus grammatischen Gründen, da es in den Darius-
inschriften nur hinter einer von einer dritten Person gesprochenen Rede steht;
aber auch aus stilistischen, da bei mara vor der Rede ausser dem Verbum
declarandi oder sentiendi fast immer noch ein nanri steht oder dieses das
einzige Verbum ist (Bh. I, 58, II, 5 und I, 29, 61, wo tüukka s= „gelogenes"
oder „täuschendes"), dagegen bei manka, das sich nur hinter Reden aus dem
Munde einer ersten Person findet, nicht, manka ist, wie schon a. a. O. gesagt,
ein defektives Verbum „ich sage u. s. w.", zu dem als 2. Sg. nanta fungiert
(NR. a 33) und als 3. Sg. nanri fungieren würde.
566 ^. ^oy, Beiträge ». Erklär, d. susüchen AchaememdetiiMchriften.
Die Erklärong des sus. nnd des ap. Textes bestätigen sich gegen-
seitig. — Sataneka findet sich allein NR. a 36, 37, femer in dem
bisher zusammengeschriebenen Worte pirsataneka^ ptr3at{t)tneka ö.
nnd entspricht dem ap. d**ürat^. Wenn vrir öotaneka an sich er-
klären können, taben wir keinen Grund NE. a 36, 37 darin ein
Abschriffcsversehen anzunehmen. Nun erklärt Bang, M^langes de
Harlez 9 piräataneka für ein Lehnwort aus einem iranischen */ya-
stönika, doch sollte man dann ^ptrraäianika erwarten; denn ät
wird sonst nie durch Einschubvokal getrennt und ap. fra- wird
durch sus. pirra- vei-treten. Ich verbinde äataneka mit äatamatak
Bh. I, 73, das vielmehr in Satama und tak zu zerlegen ist. tcJc
ist PPP. zu ta „machen* und bedeutet „erbaut*. Sota heisst dann
„Länge*, ma ist die bekannte Postposition und iatama ist mit
„längs — hin*, entsprechend dem ap. aw**t4v, zu übersetzen. äcUandcu
enthält danach in -ka ein noch unten näher zu erörterndes Adjektiv-
oder Adverbialsuffix, und -r?c hat zu Sata „Länge* ein Adjektivum
„fern* gebildet, pir in der Verbindung pir Sataneka ist ein be-
sonderes Wort, das mit pirka in den Datumsangaben wie X ^^na\7i
anjx'ijid an^PfUdyatiäna pirka izäa . . Bh. I, 42 f. verbunden werden
muss. Diese Stelle ist folgendermassen zu übersetzen: „10 Tage
dauerte der Monat BägayädiS, da . . .* ; pirka ist 3. Sg. Intr. zu
dem in pir sataneka vorliegenden Adjektiv -Adverb pir „lange
(, weit)*. Hier verstärkt pir nur den Begriff ^otowe/ca, wie ausser-
dem noch azzakka Dar. Elv. 17 f., aazaka Xerx. Elv. 17 f., Xerx.
Pers. a 8 f., da 7, azaka Xerx. Van 13 f., irSanna NR. a 9, iriarra
Xerx. Pers. ca 7 (wo *" für ^-) „sehr*.^) — Das Suffix -ne ist
jedenfalls identisch mit dem in njeman Bh. II, 60, nemanlci Bh. U,
10 f. vorliegenden ne\ beide Worte werden daher „gehörig* be-
deuten, -man und -ka sind Adjektivsuffixe, über die noch später
zu handeln sein wird, und ne ein Verbum „gehören", dessen Stamm
zugleich als Nomen actionis wie als Adjektiv -Partizip fungieren kann.
Für die erste Funktion der Verbalstämme, die uns hier nicht künmiert,
verweise ich auf die Praesensbildung beim transitiven Verbum (a.
S. 580 u. 585); die partizipiale Funktion folgt einmal aus den
1) Die Behandlung dieser Stellen bei Jensen ZA. VI, 179 f. kann ich
nicht billigen. Er fehlt dabei gegen die Schreibgesetze des Sus., wenn er
ukku ma azzakka oder ukhu azaka, azzaka sich als ^in Wort ukkumazzakka
oder ukkuaz{z)aka denkt; denn einmal wird nie zu einer Silbe auf a noch a
hinzugesetzt, ausserdem giebt es im Sus. keinen Zusammenstoss von u und a
ohne die Bezeichnung des Zwiscbenlautes n (der asus. Fall, auf den sich Jensen
beruft, ist unsicher und jedenfalls falsch, da tn in üme nicht y, ist). Was an
den erwähnten Stellen zu dem vorausi^ehenden ^ murun t gehört, ist likku
Xerx. Elv. 17, Xerx. Van 13, Xerx. Pers. a8, ca 7, da 7 (indem ^^ zur Be-
zeichnung des Lokativs dient), ukku ma Dar. Elv. 16 (mit der Bezeichnung
des Lokativs durch die Postpos. ma), ukkurarra (sie!) NK. a 8, Dar. Pers. f 4
(der Genitiv eines erweiterten A^. ukkura). Im Sus. findet sich teils lokati-
vische, teils genitivische Ausdrucksweise deshalb, weil das ap. ahyäyä bümHyä
vazrakäyä sowohl Lok. wie Gen. sein kann.
W. Foy, Beiträge z. Erklär, d. eusüehen AehaemenideninschrifUn. 567
Adjektiven auf -man und -nt (s. unten S. 569 und S. 5 70 f.), so-
dann aus den Kompositen luppu, etwa = , gegangen kommen*,
^jiUta ^vertreiben", eigentlich „gehend machen **, zikhita „stellen*,
eigentlich „stehend machen* (s. S. 587 Anm. 1), schliesslich aus kanna
ennikft in Bh. II, 7 : dk ^ü ämer ^Alpirti in kanna enniktt „und
ich war damals auf dem Marsche (eigtl. marschierend) nach
Susa* (vgl. darüber schon KZ. XXXV, 37 mit Berichtigung 69),
vgl. auch unten S. 587 f — Ein Abkömmling oder Verwandter des-
selben -ne scheint mir auch das Genitivsuffix -na zu sein, woneben
sich noch -ne in appine findet tmd vielleicht -n in mäl-amTrisch
sunkipri (Weissbach, Neue Beiträge 761).^) Schon H. Winkler
bemerkt in seiner Abhandlung „Die Sprache der 2. Columne der
dreispr. Inschr.* S. 34, dass der na -Genitiv wie ein attributives
Adjektiv fungiert (vgl. namentlich ffAR^-inna Dar. Pers. c „steinern*
zu JfAB^ „Stein"). Daher steht er auch, wie dieses, meistens
nach seinem Regens, nur in wenigen Fällen voran, teilweise unter
ap. Einfluss ^) ; daher entspricht er auch gelegentlich dem ap. Dative,
da auch die sus. Genitivbildung häufig für einen Dativ stehen kann,
wie z. B. in mann atme ^ünena kiUiä NR. a 14 f. „Tribut brachten
sie mir* oder „den mir gehörigen Tribut brachten sie*, wenn-
gleich die Hauptursache dieser gelegentlichen Erscheinung das Vor-
bild des Ap. gewesen sein wird (H. Winkler a. a. 0. 24).^) Neben
-na steht -rra hinter Vokalen {uklcurarra) , -inna, -irra hinter
Kons.*) mit i als anaptyktischem Vokal. — Das Suffix -na dient
weiter zur Identifikation des Völkemamensuffixes -ra mit dem auch
jenem scheinbar zu Grunde liegenden Suffixe -ne. Dieses Suffix -ra
(auch -rra^ hinter Kons, -irra] unter gewissen Bedingungen -r, vgl.
oben S. 131) wird zur Bildung des Singulars der Nomina gentilia
an den Landnamen angefügt, während der Plural direkt von diesem
durch Anfügung der Pluralendung -/?, '{p)pe abgeleitet wird, vgl.
z. B. Älpirti „Susiana", Äpirtarra „ein Susier", Apirtip „die
Susier". Ohne dieses Suffix sind nur Mata „ein Meder" imd
Hakka „ein Sake" (Bh. k, 2) gebildet, in Nachahmung des
ap. Gebrauches. Dsisselbe Suffix -ra bezw. "irra findet sich in
^£\f"" -irra „der (ein) Mensch, Mann" (= ap. martiya)^ das von
1 ) Im Sus. wechseln bekanntlich gelegentlich n und r. Nach den sicheren
Beispielen \yy^.. Weissbach, Gramm. § 7 d, ferner die 1. Sg. der verbalen en-
Bildung, das Adjektivsuffix -ni u. s. w., mana neben mara S. 586) ist diese
Erscheinung nur intervokalisch , auslautend und nach Kons, belegt, doch lässt
sich der letzte Fall (Adjektivsuf&x -hra) auch durch Übertragung erklären.
2) Die Voranstellung des possessiven Genitivs ohne -na ist dagegen echt
susisch bei den Pronomina. Vgl. über den susischen Genitiv die im all-
gemeinen richtigen Zusammenstellungen bei H. Winkler a. a. O. 32 ff.
3) Regelrecht wird der Dativ im Sus. nicht bezeichnet, soweit er kein
persönlicher i^t, wo Wiederaufnahme durch pronominale Elemente eintreten
kann (s. unten S. 573 ff. u. 589).
4) -inna, -irra ist auch Geuitivendung im Sg. hinter Kons., vgl. zunkuk-
inna-p, gAWd-inna,
568 ^- ^oy^ Beiträge z. Erklär, d, susischen Achaemenideninschriften^
dem Kollektivum *^^^V'^ , Menschheit, Menschen, Männer* (=
ap. martiyä) abgeleitet ist wie OUL^-ne „ Geschlechtsangehöriger •
von ff Z7i*^, Geschlecht"'). Gerade dieses Beispiel scheint den
Zusammenhang der beiden Suffixe zu erweisen.
Ein weitverbreitetes Adjektiv- und Adverbialsuffix ist -fr,
-(k)kij -(7c)ka. Man beachte z. B. iräe(k)lei „viel* neben irianna,
irsarra „gross", tmld-ta „auch anderes", taiekki „ander* (Bh. 1 3,
s. zur Stelle) neben taie^ tat „ander", nemanki neben neman „ge-
hörig", äzaka u. s. w. „gross" neben azzaS-ne „er soll gross machen",
milluk neben nnl, millu „sehr" etc.; femer gehören hierher amak
„vielfach", kuppaka „draussen", appulca „vorher", nmmika „wider-
wärtig" u. s. w. Selbst an Lehnwörter wird das Ä- Suffix angefügt,
vgl. tarmuk neben tarma = ap. d^r^va (s. unten S. 57G).
Schliesslich findet es sich an partizipial - adjektivisch fungierenden
Verbalstämmen bei sowohl aktiver wie passiver Bedeutung des
Wortes: vgl. einerseits titukra^ titukkurra „lügnerisch, Lügner",
ein mit dem Adjektivsuffix -ra erweitertes Hituk^ und appantufc-
kurra „der Unrecht thuende" von *appantak (vgl. azakurra neben
azaka; vielleicht haben auch ippdkra „rechtschaffen" und tstukra
„schlechthandelnd, schlecht, böse" KZ. XXXV, 45 f. das Doppel-
suffix -Ära); andererseits üttik „Gesandter" und die sog. PPP. auf
'k u. s. w. Die partizipialfungierenden Stämme von Transitiven, und
daher auch ihre i - Erweiterungen , hatten nämlich ursprünglich so-
wohl aktive wie passive Bedeutung (s. unten S. 587); der perfektive
Sinn bei den sog. PPP. ergiebt sich nur aus dem Zusammenhange,
wie ja auch bei der verbalen Ä;-Bildung, mit deren 3. Sg. sie formell
identisch sind (vgl. unten S. 581), gar kein Tempus- und Aktions-
unterschied anfänglich vorlag. Ob die fc-Partizipia der Transit! va
zunächst mit den Flexionsformen (vgl. unten S. 587 f.) ausschliesslich
passive Bedeutung erhielten und zu den reinen, aktiv-partizipial-
fungierenden Verbalstämmen erst später wieder nach den gleichen
Formen der Intransitiva , neben denen immer solche mit i-Sußix
standen, auch /c- Formen gebildet wurden, lässt sich nicht ent-
scheiden. — Die vollste und ursprünglichste Form unseres Suffixes
1) *'*^^|»-*^ ist bis auf ein scheinb&r widersprechendes Beispiel Hb.
III, 21 nur Kollektivam und ^^<y\*^ -irra nur singularisch -individuell.
Daher darf *^£^f»**^-»rra-Mina Bh. I, 37 nicht als Gen. „unter den Menschen"
aufgefasst werden, sondern muss in "^^/y*- -«Vra inna zerlegt werden,
wobei inna für inne „nicht" steht. Die bisherige Lesung dieses Ideogramms
als ruh ist nach den vorliegenden Thatsachen, glaube ich, falsch. Es wechselt
bb auf Bh. III, 21, wo jedenfalls "* c^f^*^ für "* fc^f.-*^-irra vermeisselt
ist, durchaus nicht mit n\.ruh\ dieses findet sich nur in der Bedeutung „Mensch,
Mann'* Bh. III [30], 32, I [27], 60 u. s. w. (= ap. martiya) und steht daher mit
^£/f*-*^-/rro auf gleicher Stufe. Wie ist jenes Ideogramm aber zu lesen?
TT. Foy^ Beiträge z. Erklär, d, susisehen Achaemenidemnschriften. 569
scheint *ki oder -ha gewesen zu sein, neben der -k nur auf Elision
des { vor folgendem Vokal beruht. Der Plural der mit diesem
Suffix gebildeten Worte sollte also auf -kip (oder -kap?), vgl. ir-
ie{k)kip^ oder auf 'kip(p)e auslauten; doch ist im letzteren Falle
jedenfalls öfters auch die elidierte Form des Suffixes eingedrungen
(-kpe). Wurde nun auch das auslautende e (oder t) des Plural-
zeichens elidiert, so entstand eine Form auf -/cp, und in diesem
Falle wurde zu -p assimiliert (vgl. die 3. PI. Intr.-Pass. unten S. 581).
So erklärt sich zu zunkuk , König**, einem alten Partizipium von
nicht näher zu eruierender ursprünglicher Bedeutung, derVlur^zunkup.
Ein Adjektivsuffix -man, 'mannt\ -manna findet sich in neman
und dem daraus erweiterten nemanki „gehörig** (s. oben S. 568);
ferner in taümardu „zu Hilfe kommen", eigentlich „helfend kommen*
Bh. ni, 93 f. (vgl. tau „helfen" Bh. HI, 92), und wohl auch in
fftütdmanna „jenseits" sowie atarrvtnanni „Edler". Letzteres findet
sich in der Phrase appa atarrimanm tarnt üpappi = ap. tyai-
Sahf fratamä an^iäiyä (ähatä) „welche seine eisten (vornehmsten)
Anhänger (waren)" ; Weissbachs Abteilung der Worte atarrtrnan
nitami und seine Übersetzung von nitanii durch »sein", üpappi
durch „ersten", atarriman durch „Anhänger" ist jedenfalls unhalt-
bar (vgl. teils Jensen WZKM. VI, 215 Anm. 3, teils Verf. KZ. XXXV,
45 A.). üpappi entspricht dem ap. an^uÜyä (äfiatä), wie üpaMt
Bh. m, 80 „ich hing an" einem ap. äpariyäyam „ich verehrte",
und daher atarriman oder vielmehr atarrim^anni dem ap. fratamä ;
nitami könnte, selbst wenn es richtig abgeteilt wäre, nicht mit
„sein" übersetzt werden, da ap. Saiy zu an^hiSiyä und nicht zu
fratamä gehört, folglich im Sus. nur durch ein indirektes Objekt
„ihm" wiedergegeben werden sollte. Ich verbinde bei meiner Ab-
teilung tarnt mit tamini Bh. II, 70, das einem ap. an^uäiya ent-
spricht und neben tami stünde wie äiäneni (und sihiena) neben
iisne „schön" (vgl. über das Suffix unten S. 570). Es bedeutete also
etwa „treu", und ap. an^*u§iyä wäre zweimal, zur Verstärkung,
ausgedrückt. Der sus. Text wäre danach zu übersetzen: „welche
als Edle treue Anhänger waren ".^) Das Suffix -manni, -manna,
-man ist identisch mit der 1. Sg. Praes. der Transitiva, einer ur-
sprünglichen Nominalform, die aus dem als Nomen actionis fun-
gierenden Verbalstamm, der Postposition via und dem partizipial
fungierenden Verbalstaram en „sein" besteht (vgl. unten S. 580)
und ursprünglich, als Prädikat mit einem Subjekt verbunden, zum
präsentischen Verbalausdruck diente (s. unten S. 588 f.). Die An-
wendung der Endung ^m^afi als allgemeines Adjektivsuffix bei tran-
sitiven Verben vollzog sich wahrscheinlich unter Einfluss des eben-
1) Das ap. Saijj scheint nicht zum Ausdruck gekommen zu sein, da man
doch kaum von atarritmin a abtrennen und als den für ap vorauszusetzenden
S{?. auffassen kann: denn fUr diesen ist, wie wir sehen werden, sonst im Dativ
I, im Acc. inj ir eingetreten, und statt u sollte man die historische Schreibung
d erwarten.
570 ^* ^^9 Beiträge z. Erklär, d, eueischen Achaemenideninaekriften.
falls partizipial und präsentisch fungierenden reinen Stammes , da
die Bildung mit -man nie obligatorisch gewesen ist (s. unten S. 581).
Wenn nun unser Suffix nicht von transitiven, sondern nur von in-
ti'ansitiven Verben imd scheinbar reinen Adjektiven belegt ist, so
erklärt es sich bei ersteren durch Übertragung infolge der partizipial-
adjektivischen Funktion der reinen Stämme ohne k auch bei In-
transitiven, und bei den Adjektiven dadurch, dass überhaupt kein
Unterschied zwischen dem, was wir Partizip nennen, und den
Adjektiven bestand. — In tüman-e Bh. I, 36 scheint dasselbe
Suffix, aber an einem Substantiv um , vorzuliegen. Über den ap.
Text habe ich KZ. XXXV, 33 f. gehandelt Da sus. üptrri emüüia
dem ap. hauv äyasatä entspricht, so übersetzt sus. tuman-e das
ap. hiväipasifjam ak^^viä „er machte sich zum Eigentume**. Kann
nun tuman-e keine Verbalform sein, wie sich aus unserer Unter-
suchung unten mit Gewissheit ergiebt, so kann es a priori nichts
anderes als „zum Eigentume, zum Besitz" heissen. e verbindet
sich nun mit ema „in" in der Verbindung üel(^^)manni^ ema Dar.
Pers. c (s. oben S. 564); ema ist eine Doppelpostposition etwa
wie tkki in (s. unten S. 575).^) tutnan könnte daher zu einem
Verbum tu „besitzen" gehören; doch giebt es im Sus. nur ein tii
„nehmen" (vgl. unten S. 575 Anm. 1), und die Suffixbildung mit -man
würde sich kaum erklären lassen. Wir haben es daher mit einem
andern Stanune, vielleicht *tuma^ zu thun, wie es ein tdna „über-
geben" giebt, und es ist sehr fraglich, ob beide überhaupt mit tu
„nehmen" in irgend einer Verbindung stehen.
Für ein Adjektivsuffix -w«*, -wa, -ri (?), -ra^ -r giebt es folgende
Belege aus dem Nsus. : s-iSneni, äänena neben siSne „schön", tamint
neben tami „treu" (s. oben S. 569); trdanna^ iräarra „gross"
neben irse{k)ki „viel", ukkura neben uJeku „gross"; marrira
„haltend" NR. d imd die auf evidenten Verbesserungen beruhenden
beiden kuktira NR. c, d (vgl. unten, zu den Stellen), höchst wahr-
scheinlich auch Hupdr „Diener" in lupdruri (s. miter dem Suffix
-uri); titukj'a {tituk'kurra) ^ appantukkurra , äzakurra und viel-
leicht ippdkra, ütukra (s. oben S. 568); möglicherweise auch
üpirri „jener", akkari „irgendeiner" (asus. akkara), da die Pro-
nomina syntaktisch auf gleicher Stufe mit den Adjektiven stehen.
Selbst auf ap. Lehnworte ist dieses Suffix übertragen worden, wie
wir es oben schon bei -k fanden: vgl. sak^apdmana = ap. xSa&^a-
pävä und tenimtattira ^ das ein ap. ^dainäm-dätä „Gesetzgeber"
voraussetzt. Die ap. Worte sind als Nomina agentis partizipial-
adjektivisch gefasst worden. — In Erinnerung des zuvor behandelten
Adjektivsuffixes -manni liegt eine Erklärung des Suffixes -ni u. s. w.
auf der Hand, nämlich die, dass es mit der Endung der 1. Sg. der
1) ema hat auch die Bedeutung „weg", vgl. emüü „wegnehmen", nament-
lich ema ap tüsta Bh. I, 50 (s. unten S. 67ö Anm. 1). ema „weg^* neben ema
„in" erklärt sich ebenso, wie «r „zu( — hin)** und „weg" (s. unten S. 575 f.) i vgl.
auch irma , dorthin" und mar „weg" (ebd.).
W, Foy, Beiträge z. Erklär, d, eusischen Achaemenideninschriften. 571
en- Bildung (s. unten S. 580) identisch ist. Denn auch diese
Verbalform ist nominalen Ursprungs, in entsprechender Weise wie
die 1. Sg. Praes. derselben Bildung (s. unten S. 588 f.). -n«', -ri
würde dann der volleren Form des Verbalstammes »sein**, annt,
wie sie in enm'kft, *€nniun (worüber unten S. 580) vorliegt, ent-
sprechen; -92a, -ra wäre dieselbe oder die um den „kopulativen
Vokal* erweiterte elidierte Form von ennt.
Ein dem zuletzt behandelten ähnliches Suffix ist anz. -liri,
usus, -uri in anz. napir-iiri von noch dunkler Bedeutung (vgl.
zuletzt Weissbach, Neue Beiträge 736 f.), das aber von napir
„Gottheit* (ebd. 761, 764) abgeleitet ist, und in usus, lupdruri
„Diener* neben lupdme „Dienst*. Auffallend ist, dass in beiden
Fällen noch ein als Suffix aufzufassendes -r vorausgeht (vgl. nap,
vappi neben napir) , das sich z. B. noch in elam. kirir neben
usus, kirine (s. oben S. 565) findet. Dieses -r ist wohl in napir,
hirir nichts anderes als die elidierte Form von -ne, -ra, dem das
„Gehören zu einem Dinge oder einer Sache* bezeichnenden Suffixe,
da nap ursprünglich kollektivische Bedeutung gehabt zu haben
scheint (vgl. unten S. 573). In Hupdr „Diener* dagegen liegt wohl
das Adjektivsuffix -ra vor, über das eben gehandelt worden ist. —
'Uri könnte aus -ri hinter Kons, entwickelt sein, doch würde
dieses -ri nichts mit -ri „sein* zu thun haben (gegen H. Winckler
ZA. VI, 321 A. 1), da es in anz. napir -uri auf keine Fälle so über-
setzt werden kann. Vielleicht haben wir es wirklich mit dem-
selben Suffix wie das zuvor behandelte -n>, -ri etc. zu thun, das
dann in lupdruri doppelt vorliegen würde.
Ein nachweisbares n-Suffix ist sus. in den ap. oder bab. Orts-
und Ländernamen Rakkan = ap. Raxä und Ragä, Kukkannakan
= ap. K^*uganakä, Par^in neben Parsa = ap. Pärsa, Aäiuran
neben Aä&ura = bab. Assur (vgl. ap. A&urä) angetreten (s. KZ.
XXXV, 12, 67). Ebendasselbe liegt vielleicht in pdtin „Gegend*,
murun „Erde* vor, die ebenfalls Bezeichnungen örtlicher Begriffe
sind. Aber auch *appan in appantukkimme „Unrecht* und appan-
tukkurra „Unrecht thuend*, lultn „Edikt*, ziyan „Tempel*, zaoniin
„Willen" und ev. tuman „Besitz* (S. 570) sind zu beachten.
Das suffigierte -to, -te in appuka-ta Bh. I, 48, 52, 53 neben
ajypuka „früher*, üpe-ta Xerx. Pers. a 20, upe-te Xerx. Pers. c 13f.
neben üpe „dieses*, taie-te Xerx. Pers. a 12, taiki-ta Bh. III, 69
neben taie etc. „ander* entspricht überall dem ap. -ciy und wird,
wie dieses, „auch" bedeuten bzw. zur Hervorhebung dienen.^) Dann
liegt es nahe, dieses Suffix mit ate, at „auch* (== ap. apiy) zu
verbinden, sei es nun, dass dieses in die zwei Bestandteile d und
1) Daher ist im Ap. Bh. IV, 46 die .Ergänzung von [api]maiy nicht
sicher, weil „auch" »chon durch -Hy an anUyas ausgedrückt ist. Wozu das
gelesene . . . ämaiy sonst zu ergänzen wäre, vermag ich allerdings nicht
zu sagen.
572 ^' Foy, Beiträge z. Erklär, d. susischen Ackacfnenidenifischriften,
te zerfällt, von denen das letztere schon den Sinn des ganzen
Wortes trägt, oder dass bei der Anfügung von ate an vokalisch
schliessende Worte sein Anlaut elidiert wurde. Dasselbe -ta liegt
vielleicht auch in saäSata Bh. I, 6 neben sasäa Bh. I, 39, Bh. 1 4
„früher"^) vor, doch lässt sich keine sichere Entscheidung treffen,
da das folgende karatalari noch nicht analysiert ist und sass^afa
im Ap. kein Äquivalent hat. — Eine andere Bedeutung hat -ta
in marrtta, marpita neben mam/>e/7te, marpepta „alles*; die Ein-
fügung von pep oder pi vor -ti beweist deutlich den selbständigen
suffixartigen Charakter desselben.
In pet neben peme ^ Kampf* erscheint ein <- Suffix von
nicht zu bestimmender Bedeutung, das vielleicht auch in enrä
„Ufer" vorliegt.
Damit sind die sicher nachweisbaren Nominalsuffixe erschöpft.
Denn in Fällen wie ate neben at^ kate neben Tc4it (= ap. gäöu-) etc.
haben wir es nicht mit einer Suffigierung zu thun, vielmehr be-
iniht die verkürzte Form auf Elision des Schlussvokals unter be-
stimmten satzphonetischen Verhältnissen.
Zur Nominalflexion, von der Einzelheiten schon im Voran-
gehenden zur Sprache gekommen sind, bleibt nur noch Weniges
zu bemerken übrig, zumal da ihre Ausbildung im Susischen in
den ersten Anfängen begriffen ist. Eigentliche Kasus kennt das
Sus. fast gar nicht. Über den aus einer Adjektivbildung ent-
standenen Genitiv s. oben S. 568. Über die Ansätze zu einer
Accusativbildung der persönlichen Nomina und Pronomina und
über die teilweise Charaktensierung des persönlichen Dativs s. unten
S. 573 ff. Die übrigen Kasus Verhältnisse werden durch Postpositionen
ausgedrückt. Numeri giebt es nur zwei, aber auch nur beim per-
sönlichen Nomen. Hier fungiert als Pluralendung -p oder -pe {-ppe),
die nebeneinander stehen wie nap und nappi, ät und ate u. s. w.
Statt zunkuk'ip^ das eine Endung -ip zu erweisen scheint, ist, wie
Weissbach schon Gramm. § 9 A. 1 vermutet hat, zunkup zu lesen,
vgl. asiis. sunkip (Weissbach, Anz. Inschr. 137). -pi liegt in appf
, diese" vor; der Wechsel von e (in -pe) und i hat im Nsus. nichts
auffallendes. Gewöhnlich folgen die Post Positionen der Plural -
endung, nur nicht in zunkuk-tnna-p Art. Sus. a 1, einer Analogie-
bildung nach einem Verhältnis wie *telni (, Reiter*): *telnina =
telnip : X, wo dann x = Hetninap. Die sächlichen Nomina ein-
schliesslich der Kollektiva von Personen bilden von Haus aus keinen
Plural (vgl. auch H. Winkler a. a. 0. S. 44); Ausnahmen bilden
zur Bezeiclmung des kollektiven Sinnes tassutum „Volk, Leute*
und die als pluralische Völkernamen fungierenden Plurale von
1) SaSm Bli. I, 39 ist Adverb, nicht Adjektiv, und ist daher vor ^Piriiyo
nicht auffallend, wodurch sich Weissbachs Bemerkung Gramm. § 22, 1 Anm. 2
erledigt.
W. Foy, Beiträge z, Ejrklär. d, stLsischen Achaemenideninsckriften. 573
Ländernamen^), zu deren Pluralisierang ähnliche Vorgänge in vielen,
z. B. auch den indogermanischen Sprachen sich finden'^), teilweise
aber auch taiyaoa u. s. w. (= ap. dahyäus\ tanaä (== ^dana ,Volk**)
parruzanaä (= par^uzna), mispdzanaä (= v^ispazna\ miSäafanas
(== ^v^üadana) zur Bezeichnung mehrerer Länder u. s. w., was auf
ap. Einflüsse beruht. Eine eigene Bewandnis hat es mit nap „Gott-
heit", das als KoUektivum Bh. m, 79 und Dar. Pers. f 13f., 20 f.
ohne Pluralzeichen erscheint, sonst aber singularische Bedeutung hat
und einen Plural bildet Bier scheint sich die singularische Be-
deutung aus der kollektiven entwickelt zu haben (s. oben S. 571).
Von den Pronomina behandeln wir zunächst die Demon-
strativa. üpirri , jener* ist nur persönlich und singularisch, einem
ap. Aauv, avam etc. entsprechend, iipe (uhpe, üppe Xerx. Pers. a 2)
ist andererseits im Singular sächlich und giebt ein ap. aoam (neutr.)
bzw. aita NR. a 48, 53, 54 (das Bh. I, 45 durch amtinni vertreten
wird) wieder, bedeutet also „jenes*. Das sächliche Pronomen kennt
von Haus aus nur eine Singularform, wie alle sächlichen Wörter
des Sus. , und erscheint so auch in der Bedeutung des Plurals in
appa ämak ^taiyaoS üpe appa . . . ,wie vielfach (sind) jene
Länder, die . . .* NR. a 32. Pluralisiert erscheint iipe als itpipe
„jene" Bh. EU, 72 und bei taäStUum »Volk, Leute*, ■c/f-'^ „Mensch-
heit, Männer*, was auf deren kollektivischer Bedeutung beruht,
wie ja tasäiUum selbst teilweise pluralisiert wird und bei beiden
auch andere Attribute, iipipe ist also nur persönlich, upe nur
sächlich. Wahrscheinlich ist letzteres anfänglich sowohl persönlich
wie sächlich gewesen, bis im Sg. die Erweiterung upirri aus-
schliesslich persönlich gebraucht wurde. Wie üpirri ist i nur
singularisch, aber persönlich und sächlich*); es vereinigt zwei Be-
deutungen in sich: einmal entspricht es dem ap. iyam u. s. w.
und heisst „dieser, dieses* ; femer giebt es das dativische ap. äaiy
„ihm** wieder in Bh. II, 23, 39, 55, 65 und dient sogar zur
Charakterisierung des persönlichen Dativs in Bh. II, 63 : äaparrak-
UTHine ^^Ziämntakma i taS „eine Schlacht lieferte er dem Cii?*'an-
taxma**.*) ir, in fungiert nur als Accusativ, indem es entweder dem
ap. aim „um* entspricht (Bh. I, 38, 45, 65; U, 56, 57, QQ^ 67;
ohne Entsprechung I, 81) oder zur Charakterisierung des persönlichen
Accusativs unmittelbar vorm Verbum dient. Sein ausschliesslicher
1) Danach ist auch das noch in mancher Beziehung rätselhafte (^nKAM^-p
oder AN-GAMid-p (Jensen ZA. VI, 174 f.) «= ap. tyaiy drayahyä gebildet
worden.
2) Vgl. hierzu J. Schmidt, Pluralbildungen der idg. Neutra 12 ff. Delbrück,
Vergl. Syntex der idg. Sprachen l, 170 f.
3) Plnralisch fangiert es daher bei den sprachlich nicht aasgedrückten
sächlichen Pluralen.
4) Mit l ist Izila „so" neben zUa (Bh. III, 26, NR. a 31) und tma
phier" zusammengesetzt.
574 ^^* ^^9 Beiträge z. Erklär, d. sueischen Achtiemenideninschriften.
Gebrauch als Accosativ ergiebt sich daraus, dass dafür im DatiT
i eintritt (s. o.), und aus dem nur accusativisch fingierenden ap-
m, appm^ appir „sie" ; ür, ww, im, un, ünan „mich** ; nin „dich*
gegenüber dativischem op, H (, ni). Dem würde nur ir via in
FlÜlen wie ^ Tatar sü ir ma ätnnip «gegen DädaiiiS zogen sie*
BL n, 24 f. widersprechen, wenn man es wie bisher mit ap ma
z. B. in iaparrak'Umme ^^petip ap ma taä «eine Schlacht lieferte er
gegen die Abgefallenen ** Bh. 11, 71 auf gleiche Stufe stellt. Aber
letzteres findet sich nur in der Wendung iaparrak-umme taä
(s. dazu S. 575), ersteres nur bei ätnruk, äinmp. In irma (sie!)
wird eine komponierte Postposition vorliegen, etwa von der Be-
deutung „entgegen**, deren ir unten S. 575 f. seine Erklärung finden
wird. Das Pronomen ap, ^ppi, d^ der Plural zu dem nur im mal-
amirischen Dialekte belegten Pronomen äh (vgl. Weissbach, Neue
Beiträge 763) ist^) und wohl auch in am«", amer vorliegt, giebt
einmal (in der Form appi als Nom., apptr Bh. III, 94 als Acc.)
den ap. Plural imaiy , imä wieder, bedeutet also „diese* und ist
teils rein persönlich (Bh. m, 62), teils auf £<!-'** (Bh. DI, 92, 93,
94), teils auf pluralisches taiyaoS (Bh. D, 1, DI, 61) bezüglich.
Im letzteren Falle dürfte es nur auf Nachahmung des Ap. be-
ruhen, soweit es attributiv voransteht (Bh. H, 1), während Bh. III, 61
das Ap. zwar auch den Anstoss zum Plural gegeben haben wird,
aber derselbe sich auch sus. durch den kollektiven Sinn von „Land**
als Zusammenfassung seiner Einwohner erklären Hesse (vgl. appine
Bh. II, 80, peptippd Bh. H, 79, aüttap Bh. H, 78, 85, HI, 34,
alle auf singularisches taiya^os bezüglich). 2) Weiter ist es in der
Form ap-tHy appin, appir der Plural zu «r, in in seinen beiden
Funktionen. In der selbständigen Verwendung als Demonstrativ-
pronomen „sie'', als welches es dem ap. d^U, iis entspricht, ist es
wiederum teüs persönlich (Bh. II, 58, HI, 33, 43 — vgl. KZ.
XXXV, 43) , teils auf pluralisches taiyaos (Bh. m, 62, 63, 64 —
wo ap'in mit Oppert statt td-in zu lesen ist — ; NR. a 16) und ein-
mal (Bh. in, 48) auf pet „Schlachten*^ bezüglich, wo es einem ap.
ääm entspricht, das aber für äi§ vermeisselt oder verlesen ist (vgl.
KZ. XXXV, 29 Anm. 4) ; jedenfalls ist hier nur das Ap. nachgeahmt.
Bei der Wiederaufnahme des accusati vischen Objektes bezieht sich
appin einmal (Bh. I, 69) auf appapa (eigentlich indefinites „welches"),
das auf tassutum zurückweist, ein andermal (Bh. UI, 61) auf appi,
worunter die Länder taiyaoi gemeint sind. Ferner giebt unser
Pronomen in der Genitivform appine das ap. säm wieder, indem
1) ap erscheint nur pluralisch (gegen Weissbach, § 13, 4; § 27 A.), sum
teii allerdings auf das Kollektivum taShdum bezüglich, und zwar bt es nicht
speziell Dativform, sondern überhaupt ein Pluralstamm (vgl. die Accasativform
ap-in) and steht neben appi wie Pdpilap neben PdpHappe.
2) So stehen auch die auf pluralisches taiyaoi bezuglichen Verba im
Plural, z. B. Bh. m, 61.
W.Foy, Beiträge 9. Erklär, d. sunschen Achaemenüieninechriften. 575
es sich teils auf Personen (Bh. 11, 8), teils auf taäSutam (Bh. 11,
14, 61, m, 21) oder £<f-^ (Bh. H, 58), teils auf das pluralische
iaiyaoS (Bb. I, 10, wonach auch Bh. I, 86 appine statt üpipena
zu lesen ist), teils auf ein singularisches tajyaoä (Bh. 11, 80) bezieht.
Im letzteren Falle entspricht es dem ap. Gebrauch insofern, als
hier zwar für appine kein Äquivalent da ist, wohl aber das Verbum
(aJc^navatä Bh. III, 12) pluralisch ist; auch das ap. dahj/fluS ist
koUektivisch gefasst. Schliesslich fungiert unser Pronomen in der
Form ap als Dativ Plur. zu 1 = »ihm* und in seiner Verwendung
zur Charakterisierung des persönlichen Dativs. Als „ihnen" (= ap.
j^m) ist es auf tashUu/m und seinen Befehlshaber (Bh. n, 14, 62,
in, 22, 41)«) oder auf taii/aai „die Länder" (Bh. I, 16, NR.a 15
und NR. a 30, in letzterem Falle wie das ap. ääm auf ein ideelles
„Lander" verweisend) bezüglich. Zur Charakterisierung des persön-
lichen Dativs taihUum bzw. ta^äutumpe dient es Bh. 11 , 6, 10,
59 f., ni, 2, 37. Für dieses ap findet sich ap m Bh. HI, 74, ^ap ir
Bh. 1 , 29 , appi ir Bh. 1,61, welche Formen scheinbar mit der
Accusativform identisch sind. Doch liegt hier eine Postposition
tri, tr „zu( — ^hin)" vor, vor der das persönliche pluralische Nomen wie
in dem Falle äaparrak-wmme ^petip ap ma taS Bh. 11, 71 (s. oben
S. 574) durch ap, appi nochm^s aufgenommen wird. Dies erklärt
sich wohl dadurch, dass in beiden Fällen, einmal vor tiri „sagen",
titukka nanri „erlogenes sagte er", das andere Mal vor äaparrak-
umme . . toi „eine Schlacht lieferte er" der blosse Dativ genügen
würde und die Postpositionen «r, in bzw. ma nur adverbial ge-
braucht sind. Die Postposition bzw. das Adverb ir, m liegt nun
noch in folgenden Fällen ausser den erwähnten vor: in Wendungen
wie aap ^Matape ikhi in pai-ukCt „als ich nach Medien gelangte"
Bh. n, 50*), in dk ^"ti amer ^Alpirti in kanna ennikü „und ich
war damals auf dem Marsche nach Susa hin" Bh. 11, 7, in appapa
ANäü-KUR'RA^ ir pepluppd „die andern wurden zu Rossen
hingeschafft" (hingebracht, um darauf gesetzt zu werden) Bh. I, 69,
in *^^/|»-*^-iVra ^Faräirrana Sataneka ^sirum fr*) parik „des per-
sischen Mannes Lanze ist fem hingedrungen" NR. a 3 5 f., in irma
„entgegen* (s. oben S. 574) oder „dorthin" Bh. XET, 13 : irma [pd]rik^)
1) Hierher gehört auch aip in emaptüita Bh. I, 50, das besser ema ap
tüSta zu sehreiben ist (ygl. H. Wiukler a. a. O. 55, wo em fUschlich statt ema).
emüü ist ein Kompositum ans emi (ema) „we^* und tu „nehmen", einem Verbum,
das auch Bh. I, 22 belegt ist, wo tüma statt patiüma zu lesen. Hommel LC.
1890, 8p. 1257 vergleicht noch tu-na „Übergeben".
2) Vielleicht ut sogar ikkin (als Komposition aus ikki in) au lesen. Dass
hier nicht ohne weiteres das Pronomen tr, in vorliegt (so nach Weissbach § 25 b),
ergiebt sich schon daraus, dass es nicht appin lautet, wie man doch nach dem
Plural mMatape erwarten muss.
3) So ist mit Oppert fQr das sinnlose i au lesen.
4) 80 möchte ich statt [pajriS lesen, da das Verbum pari in der Be-
deutung „gelangen" nur intransitiv flektiert wird (worüber noch unten 8. 588).
W, Foy, Beiträge z. Erklär, d, sueischen AcJiaemerUdeninschriften. 577
Acc. ün^ ün, un auftretende ünan NE. a 28 geht auf einen erweiterten
Stamm des Pronomens der 1. Person *üna zurück, neben dem *üne
im Gen. ünena, ^iint im Gen. ünma (Art. Sus. a 3) vorliegt. Neben
der Genitivform ünena findet sich ein enklitisches -mt, das dem
ap. mati/ entlehnt ist, obwohl noch neuerdings Heinrich Winkler
in seiner öfters citierten Abhandlung S. 36 sich dagegen ausspricht;
vgl. dazu Verf. KZ. XXXV, 60, woraus sich ergiebt, dass das sus.
-mi nur an Stellen auftritt, wo es einem ap. -maiy entspricht, mit
Ausnahme von Art. Sus. a 4 myakka-mt, wo im Ap. das Pronomen
höchst wahrscheinlich fehlt ^): die Entlehnung liegt also auf der
Hand. Über die angebliche enklitische Form des Gen. der 2. Pers.
-ne s. oben S. 565.
Die Possessiva sind durch das Suffix -me (worüber oben S. 564)
von den Personalpronomina abgeleitet, vgl. nika/mi „unser* (wofür anz.
nikame, Weissbach, Neue Beiträge 733) gegenüber mku „wir",
anz. üme Si. A. „mein" (Neue Beiträge 737) gegenüber ü „ich*.
näami „sein" giebt es nicht, s. oben S. 569.
Die Kelativa, Interrogativa , Indefinita müssen zusammen be-
sprochen werden. Jedes Relativum kann an sich auch Interrogativum
sein. An das persönliche und daher der Pluralisierung durch -pe
fähige akha tritt beim indefiniten Gebrauch noch das Suffix -ri
an, das wahrscheinlich auch in üpirri neben üpe vorliegt, vielleicht
auch mit dem Adjektivsuffix -m, -na^ -ra (vgl. anz. akkara, Weissbach,
Anz. Inschr. 141) identisch ist (s. oben S. 570). Dagegen fungiert das
sächliche appa^) in derselben Form sowohl als Relativum in der
Bedeutung „was, wie", wie als Interrogativum und Indefinitum in
der Bedeutimg „wie" bzw. „irgendwie". Als relatives „wie* findet
es sich Bh. I, 54 = ap. yaö'ä (vgl. darüber KZ. XXXV, 44); als
interrogatives NR. a 32 in der Verbindung appa amak „wie viel-
fach" (vgl. KZ. XXXV, 47); als indefinites „irgendwie* Bh. III, 94
— wo vor ihm anka „wann" zu ergänzen ist*), vgl, appa anka
„was irgendwann" Bh. I, 19 und sap appa anka appuka „als wann
vorher" := „nachdem" (ap. pasäva ya(tä\ aap appa anka appuka-
ta „wie wann früher auch" = „wie zuvor" (ap. ya&ä par^hivam-
^^y)i^) — ^^^ iii der Verbindung sap appa „wie, weil" (Bh. IH, 68,
79 u. s. w.) oder „als" (vgl. ausser sap appa anka appuka „nach-
1) Oder ist Art. Sus. a 4 [nyä]kam[(ny . . .] a^u lesen (für nyäkammaiy^
vgl. äpiSim für äpisiim)? Das kfime darauf an, ob in der auf kam folgenden
Lücke dann noch ausser fdr die KZ. XXXV, 59 erschlossenen Wörter auch
tür das auf nyäkam oder nyükamaiy notwendig folgende Verbflm mit der Be-
deutung „es verbrannte" Platz w&re. Das lässt sieb nur durch die im Britischen
Museum befindlichen Papierabdrficke bestimmen.
2) Die persönlichen KoUektiva ^^f-**^, taSStUum, nap (Bh, III, 79) stehen
auf gleicher Stufe mit Sachen, so dass von Hatts aus ihr Relativum appa ist
und nur sekundär öfters durch akkape vertreten wird.
3) Dadurch wird meine ap. Konjektur kaddhiy KZ, a. a. O. aab beste
bestätigt, s. auch oben S. 120 f. Anm.
4) Vgl. über anka ,;wenn, Wann'* H. Wickler a. a. O. 31, 47.
Bd. LH. 38
578 ^* ^f^Vi Beiträge z. Erklär, d. sueischen ÄchaemcnideninBchriften.
dem** noch Bh. I, 22 m^ne 8ä]p appd). Denn sap bedeutet auch
aUein ^als«* und .wie* (vgl. Bh. HI, 78, NR. a 31, Dar. Pers. f 17
und sap tnnfp patta [bzw. petä] „wie lange die Möglichkeit* =
ap. yat;ö tauma ahatiy Bh. III, 85, 86, worüber KZ. XXXV, 47 0)
und ist wahrscheinlich mit demselben Element ap zusammengesetzt
das auch in appa vorliegt. Auch die Verwendung von appa in
der Bedeutung „dass, weü" (Bh. I, 25, 40, DI, 62, Dar. Pers. f 14)
ist nicht eine blosse Nachbildung des ap. tya «dass, weil*, da es sich
Dar. Pers. f 14 ohne ap. Äquivalent findet Ein besonderer eigentüm-
licher Fall liegt Bh. DI, 60 vor, wo der Te3ct lautet: [appi IX ^^n-
kup appa *^ pet i atima maoriya «dies (sind) die 9 Könige, die ich
in diesen Schlachten ergriff*-), appa scheint hier als Belativ-
partikel zu fungieren, wie z. B. in der deutschen Vulgärsprache
wo. Welches die Grundbedeutung unseres Wortes gewesen ist und
wie sich seine verschiedenen Gebrauchsweisen entwickelt haben,
Iftsst sich mit unserem Materiale nicht entscheiden, wie überhaupt
das berührte Gebiet eine der schwierigsten Fragen jeder Sprach-
wissenschaft bildet. — Als Indefinitum in der Bedeutung «welches,
einiges* erscheint appapa^ eine Erweiterung oder Reduplikation
von appa, Bh. I, 68 f. ,und höchst wahrscheinlich Bh. I, 78, wo zu
ap[papä] statt zu ap[-th] zu ergänzen ist. aski Bh. I, 40, ü, 20, 36
heisst nicht nur «irgendwas* (an den beiden letzten Stellen), sondern
auch «irgendwie* (Bh. I, 40), vgl. appa «was, wie, irgendwie';
hätte es Bh. I, 40 die Bedeutung «irgendwas, etwas*, so müsste
das Verbum bdmak die transitive Form zeigen. Bh. I, 40 f. ist
somit etwa zu übersetzen: «keiner erkühnte sich irgendwie dem
Mager Gaumäta gegenüber*.
Wir kommen nun zum Verbum, dessen Entwicklung und
Bau in den meisten, aber doch lange noch nicht in allen Punkten
klar gelegt werden können. Ausgehen wollen wir von dem Hilfszeit-
wort «sein*, das in den Formen enniktt (sie! s. unten S. 581) «ich
war*, enri «er war**) (woneben enrik^ enrir), enpep «sie waren**),
enripi «sie sind* (Bh. DI, 78) ein gleichbleibendes en enthült,
welches der Verbalstamm sein muss. Die Endungen der einzelnen
Formen, die sie differenzieren, können ferner nichts anderes sein
als Pronominalsuffixe, als welche sie sich auch teilweise sofort er-
klären lassen. Wir haben in enri dasselbe -ri wie in Sakri (neben
iak) «Sohn*, eigentlich «sein Sohn*, und atteri (neben attata)
«Vater*, eigentlich «sein Vater* (vgl. H. Winkler a. a. 0. S. 33)^),
1) Ob innip peUi richtig getrennt ist und innip „lange", peta „Möglich*
keif* bedeutet, ist noch nicht ttber alle Zweifel erhoben.
2) Im ap. Text ist danach jedenfalls zu lesen: inuxiy IX xiäyadiy[ä tyaiy
agajrbäyam u. s. w.
3) Bh. II, 13, Bh. 1 4; es ist hier Praeteritum, nicht Praesens (Weissbach).
4) Bh. III, 72; vgl. Anm. 3.
5) attata neben atteri „sein Vater** hat nichts aufOUliges. Es ist eine
W, Foyt Beiträge z. Erklär, d. ßunschen AchaemenideninschrifUn, 579
die sich nur nach vorangehendem Namen des Vaters bzw. Sohnes
im (ideellen) Genitiv finden (vgL Weissbach, Gramm. § 26, 1 Anm.;
Anz. Inschriften S. 136).^) Wir haben in enpep ein Pronominal-
8u£^ 'pe, das doch höchst wahrscheinlich mit dem Pluralsnffiz -p,
'pe, -pi identisch ist. 2) Das -p begreift sich aber, wenn wir er-
kennen, dass eni-ik (ziemlich deutlich, wie es scheint, Bh. I, 36
lesbar) durch Anfügung von -k in die intransitive Flexion über-
geführt werden soll, da das Sprachgefühl für die ursprüngliche
Bedeutung des -ri erloschen war, und dass nach enrik : enri zu
*€np0 ein enpep gebildet worden ist, mit einem -p, das sich im
Plural der intransitiv-passiven Flexion statt des -X; der 3. Sg. findet.
Nach *enpe : enpep ist wiederum zu enri ein enrir geschaffen worden
(Bh. U, 69), und nach dem Verhältnis peptuk{ka): peptippi zu
enrik ein enripi, eine Form, die das (wenn auch nur einstige) Vor-
handensein eines enrik im Sus. auch ohne einen Beleg dafür be-
stätigen würde. ennikU zeigt eine gleiche Endung wie die 1. Sg.
Intr. ( Aor. nach Weissbach), enni wird aber der Stamm des Verbums
sein und neben en stehen wie z. B. nappi neben nap. So bleiben
von den angeblichen Formen des Hilfszeitworts en nur noch kÜ
.ich war" (Bh. III, 80, NR. a 29), vi ,wir sind* (Bh. I, 6, 8) und
nekti ,du wirst sein* (Bh. III, 83) zu erklären, von denen wir
die beiden ersten uns für später aufsparen müssen, während wir
über nekti schon jetzt sagen können , dass es zu '[en]nekti zu er-
gänzen ist, in enne eine Nebenform von enni vorliegt (mit dem
nicht seltenen Wechsel von e und i), und die Endung -kti mit
dem 'kti der 2. Sg. Intr. in takatakti-ne (Bh. EI, 75), takatukti-ne
(Bh. III, 87) 9 du sollst leben" *) zu identifizieren ist.
Wir thun einen Schritt weiter in dem Verständnis des Auf-
baus des sus. Verbums mit der Erkenntnis, dass das sog. trans.
Futurum eine Zusammensetzung des Verbalstamms mit dem eben
behandelten Hilfszeitwort en .sein* ist (vgl. Hommel, LC. 1890,
Sp. 1257): die Endungen der dritten Personen -nri, -nra und -Tyw*
-mpi erklären sich ohne Weiteres als enri ,er ist u. s. w.**) und
als *enpij *empi^), die für tnpep vorauszusetzende und dem singu-
Koseform, da es nur yon des sprechenden Königs Vater gebraucht wird. —
lupdruri „Diener" gehört nicht hierher (s. oben S. 571).
1) Daher heisst es im Nsus. nur Sah (wie statt tur su lesen, s. Weiss-
bach § 26, 1 A. oder Jensen, ZA. VI, 174, 175, 178), wenn der Oenitir folgt
2) -r» und -pi bedeuteten ursprünglich „er** und „sie" (vgl. auch H. Winkler
a. a* O. 8. 50), konnten aber nach einem Nomen genitivische Bedeutung er-
langen: ,3ein" und ,4hr**, wie in Sakri u. s. w.
3) Über -fitf sur Bildung eines Konjunktiv-Optativs siehe unten S. 580
Anm. 4 und 582 f.
4) Über die Bedeutung vergleiche man weiter unten S. 580 f..
6) n ist nach den übrigen Formen des Paradigmas analogiseh bewahrt
geblieben, während m das lautgesetzliche darstellt. Aus sus. Kanpiudya folgt
daher, dass im Ap. nicht m -4* bilabiale, sondern n -|- labiodentale p, h gesprochen
wurden (Hübschmann, Pers. Studien 17, Nr. 108), denn ap. *Kcanbv^iya hätte
nicht im Sus. zu Kanpuxiya werden können. Während also Kaivpuziya sich
38*
580 • ^- ^^Vj Beiträge z. Erklär, d, ntaüchen Achaemenidemngckriften.
laren enri entsprechende Form, ,sie sind u. s. w.*; der anlautende
Vokal ist bei der Komposition elidiert worden. Keine Schwierig-
keiten bereitet auch die 2. Sg. -nii\ -nta^ die nach -nri u, s. w.
= eni-i u. s. w. ein ^enti voraussetzt, also für die 2. Sg. das
Pronominalsuffix -^/ erweist^). Die Endung der 1. Plur. -niun
geht danach auf ein *€nnmn zurück, enm ist der erweiterte Verbal-
stamm (vgl. enntkü, [enjnekti) und un das Pronominalsuffix der
1. Plur. 2). Von dem angeblichen Futur ist das Präsens nur durch
die zwischen Verbalstamm und Endung eingefügte Silbä ma gewöhn-
lich unterschieden, die mit der Postposition ,in, bei* identisch ist,
so dass der praesentische Ausdruck eigentlich z. B. lautet: «ich
bin beim lesen* u. s. w. Eine 1. Sg. Praes. ist yazutaman NR. a
44 f. ,ich bitte* (aus yazu = awestisch yazu , Gebet *^) und ta
„machen*). Als 1. Sg. des Hilfszeitworts „sein* dient also der
blosse Verbalstamm ohne Pronominalsuffix, en, wie ja auch eanikU
auf ein ^enni (erweiterter Verbalstamm) als 1. Sg. zurückgeht (vgl
enrik neben enri u. s. w.). Die Formen aus Verbalstanmi + -ra bzw.
-na, -n (puUana Bh, I, 78 „ich trieb* aus pu „gehen, ziehen* und
ta „machen*, also eigentlich „gehend machen*, vgl. puttukka Bb.
I, 79, ni, 13 „gehend gemacht, in die Flucht geschlagen* ; nan*)
„ich sagte*), die, soweit bisher im Nsus. bekannt, nur praeteritalen
Sinn haben, sind natürlich auch mit *en bzw. *ena (= *en -f- kopu-
lativer Vokal) „ich bin u. s. w.* zusanamen gesetzt ; es beweist diese
Thatsache nur, dass die Bildung mit en von Haus aus gar nichts
mit dem Futurum zu thun hat, sondern zeitlos war und zum grössten
dem ap. Kanbujiya anschliesst, üt in KampanJtaS = ap. Kcff^panda (Bang,
Melanges de Harlez 7) m für n vor p eingetreten wie in '{e)mpi f&t -<e)ftpi
(gegen Bang a. a. O. 7 f.). Danach ist das, was ich KZ. XXXV, 11 Anm. 1
gesagt habe, za modifizieren. Es wurde also n vor Konsonanten im Ap.
reduziert gesprochen und deshalb nicht geschrieben; m dagegen wurde, wo es
vor Kons, erschien, voll ausgesprochen und geschrieben (vgL kamna^ das schon
iran. aus kafnf>na entstand). Aus dieser Redulction des n erklärt es sich suchf
dass es auslautend (zunächst wohl im bedingten Auslaut) geschwunden ist, ohne
erst mit dem vorhergehenden Vokal zu Nasalvokal geworden zu sein (gegen
KZ. XXXV, 66).
1) -nra neben -nrif -nta neben -nti erklärt sich wohl am besten durch
Antritt des kopulativen Vokals, vor dem das -i der Endungen elidiert wurde.
Doch ist auch ein lautliches Schwanken von a und % in der letaten Silbe wohl
möglich.
2) Vielleicht besteht es aus u „ich" und n{i) „du".
3) Oppert, Le peuple et la langue des Mides s. v. verbindet es schon
mit av. yaz, . .
4) nan liegt in der bisher als nanki angesetzten Form Bh. 11, 81 vor.
hC ist von nan als. selbständiges Wort zu trennen und gehört schon in die
Rede; es ist mit dem in anlaki „Überschreiten" (Bh. I, 70) vorliegenden ki
,,gehen" (wpnach ardQ »über, hinüber", anlaki aber transitiv „fiberschreiten")
zu verbinden und ist 2. Sg. Imper. (vgl. müa Bh. II, 23, müe II, 39) .geh!"
Das auf ki folgende mitki-ne aber bezieht sich auf den Satrapen DSdarsil, wie
das nächste Verbum alpiS-ne, und ist, wie dieses als 3. Sg. Konj.-Opt eines
trans. Verbums durch Anfügung von -ne an die 3. Sg. „Aor." gebildet worden
ist, durch das gleiche Suffix von der 3. Sg. Intr. abgeleitet.
W. Foy, Beiträge z. Erklär, d. maischen Achaemenideninschriftfin, 581
Teil noch ist. Auch eine 2. Sg. der 6n- Bildung findet sich in
praeteritaler Funktion : nanta NR. a 33 , desgleichen zwei 3. Sg.
zcdanra NB. a 38, nanri öfter. Das letzte Wort wird auch äusserst
häufig als 3. Sg. Praes. gebraucht in den Wendungen dk ^Tariya-
maoa ^zunkuk nanri u. s. w. Etwas anderes ist auch gar nicht
zu erwarten, da ja die Flexion des Hilfszeitworts en natürlich
zeitlos sein musste, vgl. ennikCt ,ich war", enri^ enrir^ enrik „er
war*, enpep »sie waren*, [en\nekti „du bist, du wirst sein", enripi
„sie sind*.
Neben der 67i-Bildung kommen vor allem die von Weissbach
als Aor. Trans, und Aor. Intrans. - Pass. bezeichneten Flexionen in
Betracht. Die letztere enthält als deutliches Charakteristikum in
mehreren Formen ein k wie die €n-Bildung ein n : Die 3. Sg. endigt
auf 'k^ -{k)ka oder -(4)4«', -die 2. Sg. auf -kti in [en\nekti und takutakti-
ne „du sollst leben* (aus takatakti -\- ne gebildet wie müki-ne aus
♦twiVcAi + fie „er soll ziehen*), -ti ist dasselbe Pronominalsuffix wie
bei der en -Bildung. Die 1. Sg. wie parukit (sie!) enthält in 'kft
natürlich das Pronomen suff. (poss.) der 1. Person*); ob aber -kft
in k£ + tt zu zerlegen (wobei -kC = -ki der 3. Sg. und ü Pron.
suff.) oder als ganzes das Pron. suff. ist, vor dem das -k der 2. und
3. Sg. graphisch nicht zum Ausdruck gekommen wäre (vgl. -niuTi,
die Endung der 1. Plur. der cn-Bildung, aus *cwnütn), muss
zweifelhaft bleiben; höchstens könnte ennikCt daftir sprechen, dass
'kÜ die Pronominalendung der ersten Person ist, wenn dies nicht
von der X;-Bildung aus auf eine vorauszusetzende 1. Sg. *enni (vgl.
die en -Bildungen) auch durch Analogie zu übertragen möglich
gewesen wäre'^). In der 3. Plur. ist die Endung -jp, -ppd^ -ppt
daher scheinbar auffällig, doch liegt auch hier ursprüngliches -kpi
vor, das aber wahrscheinlich in der elidierten Form -kp zu -p
wurde (denn -kp- wird geduldet , vgl. Ukpdtarranma : KZ. XXXV,
11 Anm. 1), wonach auch -(p)pi, '{p)pä', -pi ist natürlich dieselbe
Endung wie in der 3. PI. der en-Bildung. Die 1. Plur. der k-
Bildung ist Bh. I, 6, 8 belegt, wo iit bei Weissbach die Bedeu-
tung „wir sind** erhält. Es ist aber das Pronominalsuffix „wir*
und findet sich ebenso und als w/, utta^ titta in der 1. Plur. des sog.
trans. Aor., während in der 1. PL der en-Bildung merkwürdiger-
1) Nach Weissbach hätte allerdings hÜ die Bedeutung „ich war" und
würde Bh. 111, 80. NB. a 29 selbständig gebraucht sein. Die letste Stelle ist
aber zu transskribieren : *nü ^zunku(k)kÜ\ zunku(k)kit „ich war (u. s. w.)
König'* ist zu zunkuk „König" gebildet, wie zu *äzak „gross" (vgl. äzaka u. s. w.)
„ich war gross" ^kzakU lauten wQrde (vgl. 8. 587). Da femer auch Adjektiva
ohne -k eine Intr.-FIezlon neben sich haben (vgl. pirka S. 566), konnte zu
titukkurra „lügnerisch" ein tüukkttrrakit (Bh. 111, 80) gebildet werden. —
Über -kÜta s. unten S. 585.
2) Etwa stott -kÜ -kiut zu lesen (Hommel, LC. 1890, Sp. 1256), acheint
mir gerade der Umstand zu verbieten, dass -fU Suffix der 1. Plur. ist; denn
ich kann mir weder ein gleiches Pronominabuffiz fttr die 1. Sg. und Plur« noch
auch eine Verwendung der 1. Plur. für die 1. Sg. (so Hommel a. a. O.) denken.
W. Foy, Beiträge z. Erklär, d, susuehen Achaemenidenifuchriften. 583
Auch azzaä-ne ,er soll gross machen* Bh. III, 87 gegenüber
äzaka XL s.w. «gross, sehr", das ein *aasa voraussetzt (s. oben S. 568),
ist hier aufzuführen. Hieraus ergiebt sich mit Evidenz, dass durch
die transitive „Aorist'' -Bildung Kausativa zu Intransitiven gebildet
werden. Nun erkl&rt sich auch partS „er zog* u. s. w. gegenüber
pari/c „er gelangte* u. s. w. ; der Yerbalstamm hatte die Bedeutung
„gelangen*, wozu parä u. s. w. eine Art Kausativum „das Kommen
(nach etwas hin) machen (ausfuhren, bewerkstelligen etc.)* =
„ziehen* ist. Danach ist . . . . k Bh. lU, 7 zu [Mnni]k zu ergänzen,
da nur die Bedeutung „es zog* vorliegen kann; Bh. III, 18 aber
ist [pa]ris jedenfalls in [pa]rtk zu verbessern (vorausgesetzt, dass
trma richtig gelesen ist), da vor irtna ein sak zu ergänzen ist und
die ganze Stelle übersetzt werden muss: „Darauf floh jener Vahjaz-
data mit wenigen Reitern, in die Flucht geschlagen, nach PiSiyä^u-
väda; dorthin gelangte er; von dort aber ^)", vgl. KZ. XXXV, 41.
Der kausative Sinn der angeführten Fälle kann nur in den Endungen
liegen (vgl. noch pes-ta „er schuf*, worin pe „vorwärts*, s. zu
Bh. I, 21), denn dass diese nicht praeteritale Bedeutung haben,
folgt .aus dem ursprünglich zeitlosen Gebrauch dieser Flexion. Der-
selbe ergiebt sich aus folgenden Thatsachen: Die 8. Sg. Konj.-Opt.
wird, wie bei den Pass.-Intr. von der X:-Bildung, so bei den Tran-
sitiva von der „Aorist* -Bildung durch -ne abgeleitet, einen prae-
teritalen Sinn kann sie also nicht gehabt haben; in Fällen wie:
nanri ^zunkukme ^ü iUta ^OUL^ ^Makstarrana neman mara
Bh. n, 60 „er sagte: ich übe die Herrschaft aus, (der ich) zum
Geschlechte des ^UvaxStra gehörig (bin)* *) ist ütta nicht Aorist,
sondern Praesens; marrtya Bh. I, 21 entspricht einem ap. dära-
yämHy, Mit der Flexion der Kausativa ist die der Transitiva zu-
sammengefallen, nachdem für die Intransitiva und Pa^iva die X;-
Flexion ausgebildet worden war, da die Kausativa fast ausschliesslich
transitiv waren**) und somit der einen Intransitiv -Passiv -Flexion
zwei verschiedene Transitivflexionen gegenüberstanden, deren ur-
sprünglich besondere Bedeutungen vergessen wurden. Die anfäng-
lich promiscue gebrauchten beiden Transitivflexionen differenzierten
sich dann z. T. in ihrer Verwendung, da beim Futurum in Haupt-
1) Hier bt wohl lo zu lesen: bimi mar Sarah ^taihutum ii[pipe itaka
Il-umme ma fnlrtamartiya trma Hnnäe . . .] „von dort aber zog er (der Em-
pörer) mit jenem Heere zum zweiten Male gegen Artayardiya" (gegen KZ.
XXXVy 41). Der Unterschied vom Ap. wftre also nur der Zusatz: „dorthin ge-
langte er".
2) Daher bt auch in Fällen wie nanri ^zunkukme ^Apirtuppe *nu
iitta mara Bh. I, 58 u. s. w. mara nicht zu iUta zu ziehen; siehe weiteres
Über mara S. 565. Die ganzen Belege fllr dieses Praesens tUta in der Ver-
bindung mgunktikme ütta = ap. xiäyaiHya amHy sind: Bh. I, 7, 8 f., 58,
n, 51, 60, m, 51, 55, 57, Bh. b— j.
3) Das einzig belegte intrans. Kaasativnm pariS n. s. w. wird sieh, wie
e^. fthnliche Verba, nach der Masse der transitiven gerichtet haben.
584 ^^o ^^t Beiträge z. Erklär, d. »unsehen Achaemenideninäehriften.
Sätzen*), in futnrisch -konjunktivischen Nebensätzen und beim ne-
gierten Imperativ der 2. Sg.*) die en-Bildmig, beim nicht negierten
Imperativ der 2. und 3. Sg. und bei dem mit -/*, -ta gebildeten
Praeteritum, auf das weiter unten einzugehen ist, die Kausativ-
bildung, beim gewöhnlichen Praeteritum und beim Praesens (s. obeui
dagegen beide vorliegen.
Wir kommen jetzt zur Erklärung der Endungen der Kausativ -
bildung. Die 1. Sg. scheint, nach dem Nsus. zu urteilen, den
reinen Stamm zu repräsentieren, doch ergiebt sich aus dem Anza-
nischen und Mäl-amirischen , dass im Nsus. auslautend ein -h ge-
schwunden ist; vgl. auch tah ,ich sandte**, das zum ünterschie«]
von ta ,ich machte*^ (in zikkita^ pepta) -A in historischer Schreibunir
bewahrt hat. In dem -A wird der kausative Sinn zum Ausdruck
gekommen sein, ein pronominales Suffix fehlt wie in der 1. i>g. der
en -Bildung. Die 1. PI. zeigt dieselbe Form wie die 1. Sg. + ut (vt,
uäa, vtta\ hat also dasselbe pron. Suffix „wir* wie die 1. PI. der
A^-Büdung. Die 2. Pers. sind nicht belegt; doch s. S. 565 Anm. 1. Die
3. Pers. endigen beide auf -^, und zwar schon im Anz. und Mäl-amlr.:
es vertritt also dieses -h die Stelle des -h in der 1. Sg., d. h. es i>t
kausativbildend ^). Auffallend ist dabei, dass beide Formen keine
Pronominalsuffixe haben, doch s. S. 589 Anm. 1. In der Kausativ-
flexion sind also zwei verschiedene Formationen mit den Elementen
-Ä bzw. -d zusammengeflossen , deshalb konnte auch sowohl die
1. Sg. wie die 3. Sg. ohne Pronominalsuffix bleiben, hatten sie
doch verschiedene formative Elemente. Bei den Verbais täm inen
auf -« oder -u lautet die 1. Sg. beim Antritt des kopulativen Vokals
auf -iya oder -uma aus, wo y und m als Halbvokale aufzufassen
sind. Dies war jedoch erst möglich, als das -A dieser Form ge-
schwunden war, also erst im Nsus. Zu *ztya wurde dann eine
3. Sg. ziyai(a) gebildet, zu tiriya tiriyas^ woneben tirü zu tiri\ in
ziyasa liegt also zweimal der kopulative Vokal vor. Auffällig ij^t
1) Das Fotarnm in Hauptsätzen ist allerdings nur in der Verbindang
Saparrak-umme iutinvan „eine Schlacht wollen wir liefern" belegt. Ein weiterer
scheinbarer Beleg tüenra Bh. III, 64 kann als solcher nach dem Zusammen-
hange nicht gelten. Es wird darch Schuld des Steinmetzen davor ein akka
vergessen worden sein, wie auch im Ap. hya gestanden haben musa, wodurch
sich H« Winklers Bemerkungen a. a. O. 8. 39, 56 Anm. aufs einfachste erledigen.
2) Ob Überhaupt beim negierten Imperativ die 0n-Bildung das regelmfissigo
ist, Iftsst sich wegen Mangels an Beispielen nicht bestimmen. Neben dm »ii-ne
Dar. Pers. f 23 steht dni mür tumampi Bh. I, 40.
3) Dass es ohne sichtliche Modifikation reine Adjektiva bildete, wie
H. Winkler a. a. O. S. 51 meint» ist unrichtig. Er stützt sich dabei auf kanna*
neben kanna\ doch hat letzteres gar nichts mit han{n)e „lieben" zu thun (siehe
zu Bh. II, 7) y und statt des nur ergänzten kannaS ist Bh. I, 17 vielleicht
kanneS-ti zu lesen, was die 3. Sg. der Kausativbild ung von ka'n{n)e „lieben"
^ 'ti (worüber 8. 585) sein würde. Über Fälle wie hrikkaS Bh. I, 26 neben
arikka habe ich mich schon KZ. XXXV, 12 ausgesprochen; -S ist dem Ap.
entlehnt und vom Nominativ der ü, u-Stämme auf die ä-Stämme verallgemeinert,
endigten doch die Accusative aller dieser auf dasselbe SufiSz -m.
W, Foy, Beiträge z. Erklär, d. susischen Achaemenideninschriften. 585
die Form masstema^sa Bh. 11; 69 f. gegenüber maztenti NB. a 48.
Ich Termute, dass in dem letzteren vom Steinmetzen die Silbe ma
vor 71 übersehen worden ist, dass also das Verbum , verlassen"
maztema (für *mazzüema^ s. S. 129) heisst.
Mit den noch übrigbleibenden, z. T. abgeleiteten Verbalfonnen
können wir uns rascher als mit den drei besprochenen Haupt*
formationen abfinden. Da ist zunächst eine 2. Sg. und PI. Imperativi
(PL: Bh. II, 14 f., 62; HI, 22 f.), die bei den transitiven Verben
auf 'ä ausgeht und bei den intransitiven teils dieselbe Endung auf-
weist, teils den reinen Verbalstamm darstellt. Wahrscheinlich
haben wir es im letzten Falle wirklich mit einem sowohl als
Verbalstamm wie Nomen actionis fangierenden Worte *) zu thun
(vgl. die imperativische Funktion des Infinitivs z. B. im Griech.),
und die Formen mit -ä stammen aus der Kausativbildung. Sie
waren also ursprünglich nur bei den Transitiva berechtigt, wurden
aber dann auch bei den Intransitiva eingeführt, weil bei beiden
die Stammformen als Imperative fungierten. — Über den durch
Anfügung der Paiiiikel -ne gebildeten Konjunktiv- Optativ ist oben
S. 580 A. 4 u. 582 f., soweit wie möglich, erklärend gehandelt worden.
— Femer ist ein mit -ti, -ta^) gebildetes Tempus der Vergangen-
heit zu nennen, das nur für die 3. Sg. und PI. der transitiven
Kausativbildung und nur in Belativsätzen mit Sicherheit vorliegt.
Letzteres behauptet zwar schon Jensen ZA. VI, 179, doch hat er
es durch nichts erwiesen. Er hat nicht pesapti Bh. I, 67, zikkita
Bh. I, 50, 53 und die intransitiven Formen mit -iUta bzw. -utta
(Bh. I, 70, Xerx. Pers. a 16) und -kOta (Bh. I, 73, 80, II, 49) be-
achtet, die Weissbach zur Bildung mit -ti^ -ta rechnete, und daher
brauchte er sich nicht zu wundem, dass Weissbach die relativische
Bedeutung dieser Bildung nicht erkannt hat. Die Formen mit
'üäa (bzw. -utta) und -kCtta lassen sich nun leicht als Formen
mit kopulativem a begreifen und sind als solche wohl auch da
aufzufassen, wo sie in Nebensätzen stehen (Bh. I, 73); pesapti]
ist so unsicher, dass man dafür eher pe\8appi] ansetzen darf; und
zikkita ist mit ta „thun** zusammengesetzt*). Damit ist unsere
oben aufgestellte Regel erwiesen; vgl. über die anderen Belege für
die ^i-Bildung H. Winkler a. a. 0. S. 54. Über ihre ursprüngliche
Funktion und ihren Ursprung wage ich keine Meinung aufzustellen,
da unter gleichen Bedingungen die Formen ohne und mit -ti (-ta)
nebeneinander liegen (beachte namentlich emittlä Bh. I, 38, ült^tis
Bh. III, 83 f., [tiijnoö'Dar. Sz. c 3). Jedenfalls ist Weissbachs Auffassung
1) Man vgl. die Praesensbilduog: „Machen dabei sind wir" = „wir machen",
ferner paris (S. 583) and cUpi „Sterben, Tod" Bh. I, 38» worüber unten S. 586.
'2) -ta ist wohl die elidierte Form von -ti mit dem kopulativen Vokal.
Die Verbalfonnen mit diesem finden sich anch in Relativsfitzen , vgl. z. B.
Bh. I, 55 f., 56 f.
3) Weissbachs ku[tkatü\r[raSti] Bh. I, 55 ist ergänzt und hat keine
Beweiskraft; nach den übrigen Belegen ist vielmehr kultkatu]r[rai] zu lesen.
586 ^' ^^y* Beiträge z. Erklär, d, susischen Ächaemenüieninschriften,
*
von der ^i'-Bildung kaum aufrecht zu erhalten. — Die Ausdrucks-
weise üUiniun itpd (üpd) Bh. 11, 25 u. s. w. kann nicht ab 1. Plur.
eines Desiderativurns aufgefasst werden, dagegen spricht der Zu-
sammenhang und das ap. Äquivalent (der Infinitiv). Wenn es
heisst: ,Die Abgefallenen sammelten sich und zogen gegen Dädar^iS,
eine Schlacht üttiniun üpd; darauf lieferte ihnen DädarSiS eine
Schlacht*, so kann iUtimun 1. PL ,wir (werden oder wollen) liefern*
nur ein direkt angeführter Gedanke der Abgefallenen sein, üpd
wird nun diesen Gedanken als solchen charakterisieren und ab-
schliessen sollen, es bedeutet also vielleicht „Gedanke, Absicht,
Plan*, und der Text meint wörtlich: „eine Schlacht wollen wir
liefern: (war ihr) Gedanke*, d. h. „mit dem Gedanken eine Schlacht
zu liefern*, entsprechend dem ap. finalen Infinitiv cartanaii^. Merk-
würdig ist nun nur, dass dort, wo dieser zu einem Satze mit sg.
Subjekt gehört, im Sus. nicht etwa utfinra üpd entspricht, sondern
iUtimanra (Bh. I, 74 u. s. w.). Dies ist gleich der 3. Sg. Praes.,
muss und kann hier aber „er stand [war] im Begriffe [dabei] zu
liefern* bedeuten, da ja das flektierte Hilfszeitwort en „sein*, womit
die transitive en -Bildung zusammengesetzt ist, von Haus aus zeit-
los war*). — Ein Beflexivum giebt es nicht. In dem angeblichen
(verstümmelten) Beispiel alpipe . . . -iu alpik Bh. I, 33 entspricht
alpipe , . . 5u dem ap. ^vämarsiyus „als Selbstmörder* ; es wird
daher wie dieses ein nominaler Ausdruck sein. Ich möchte Su zu
ma ergänzen und glauben, dass in alpi pe (?)... ma alpik etwa der
Gedanke „er starb an einem Tode durch eigene Hand* ausgedrückt
gewesen ist; alpi würde dann als Yerbalsubstantivum fungieren.
Das ap. Reflexivum wird im Sus. nur durch das Aktivum vertreten
(vgl. Weissbach Gr. § 33), da das Sus. kein Reflexivpronomen kennt.
— Die beiden angeblichen Belege für einen Infinitiv auf -fnana^
Mzzamana und i-ilumana Xerx. Van 21 f. u. 24^), sind anders zu
erklären. Wie sonst, sind auch hier die ap. Infinitive umschrieben
worden; es ist kizza mana und rtlu mana zu lesen, wobei Mzza
und räu den Verbalbegriff des Befehls am einfachsten durch den
Verbalstamm oder das diesem gleiche Nomen actionis darstellen
(vgl. die 2. Sg. u. PI. Imper.), während mana gleich dem oben
S. 565 erörterten mara ist und den Befehl abschliesst, ihn zu-
gleich mehr hervorhebend. Da mcara wegen ra Bh. HI, 68 (oben
S. 565) ursprüngliches r zu haben scheint, muss mana aus mara,
also hier wenigstens n aus r intervokaUsch entstanden sein, während
sonst in gleichem Falle oft n zu r wird. — Über Verbaladjektiva
ist oben S. 568 — 571 einiges gesprochen worden; hier soll nur
noch einmal an die Thatsache erinnert werden, dass der sus. Verbal -
1) Eine ähnliche Bildung sollte man von einem intrans. Verbum statt
kanna ennikÜ Bh. II , 7 ,4ch war auf dem Marsche" erwarten , doch ist hier
das ap. aSnaiy äham nachgeahmt.
2) tamana Art. Sus. a 4 bt unricher, wenn auch so von Weissbach sehr
glücklich für Norris' nata gelesen wird.
W. Foif, Beiträge z. Erklär, d. aueUchen Aehaemeiudeniruehriften. 58 7
m
stamm nicht nur als Nomen actionis, sondern auch als Partizipium
Praesentis fungiert, eine Thatsache, die sogleich ihre Erklärung
finden wird.
Nachdem wir so die Yerhalflexion des Nsus. in ihren Einzd-
heiten erörtert hahen, erührigt es noch über den Bau und die
geschichtliche Entwicklung des sus. Yerbums im Zusammenhang
einige Worte zu sagen. Der älteste erschliessbare Yerbalausdruck
des Sus., abgesehen vom Imperativ, wird etwa aus einem sog. Nomen
actionis oder einem Adjektiyum als Prädikat und dem nach- oder
vorangestellten Subjekte bestanden haben; diese Ausdrucksweise
konnte bei transitiven Yerbalbegriffen sowohl aktiv wie passiv sein.
Kausativa von Intransitiven wurden durch Anfügung von andern
Nomina actionis, die etwa «machen* bedeuten, gebildet; in historischer
Zeit sind sie durch zwei Elemente, -h und -ä, ausgezeichnet.^)
Soweit nun das Prädikat ein Nomen actionis war, konnte es früh-
zeitig partizipial-adjektivisch aufgefasst werden (vgl. dazu S. 566 f.).
Es konnte daher an alle Prädikatsworte das noch im Nsus. sehr
gebi^uchliche Adjektivsuffix -k, -ki (s. S. 568) antreten, das von
Haus aus den Sinn des Stammes nicht merklich verändert zu haben
scheint. Weiter verschmolzen die nachgestellten Subjekte, soweit
sie Personalpronomina oder gewisse anaphorische Pronomina (-n'
-pi) waren, mit dem vorangehenden prädikativen Partizip-Adjektiv
zu einer Einheit, sodass sich ein Paradigma herausbildete. Dadurch
wurde die Nachstellung des Subjekts für den Fall, dass es ein
Substantivum war, so singulär, dass diese Ausdrucksweise ganz
fallen gelassen wurde imd dafür die andre mit YoransteUung des
Subjekts eintrat. Femer verdrängten die fe-Formen die ohne k
gebildeten bei den flektierten intransitiven Yerben mit Ausnahme
von en „sein***), während bei den transitiven Yerben (bei den un-
1) Eine jüngere Schiebt derartiger Kausativa wird mit ta „machen, than"
gebildet, wofär folgende zwei Belege: pitUa (in puttana^ puUukka) .»geben
machen, (ver)treiben*' und ztkkiia „stehen machen, stellen". Auch sonst findet
sich ta hftnfig in Komposition mit SubstanÜTen , Adjektiven etc., vgl. yazu^
taman (s. oben 8. ^80), appantukkimme, -tukkurra, u(hypentukki{m)me (s. oben
8. 564), ütta „machen" (aus üt + ta, vgl. {Ula „schicken" neben pela, pepla
„machen etc.", worüber unten zu Bh. I, 21; wie gebort hienu 't^Map „sie
wurden"?), peta^ pepta „abtrünnig machen" (s. zu Bh. I, 21) und wohl auch
takata „leben". anSu tanti NR. a 48 ist in zwei Worten zu schreiben , da
das Kompositum intransitiv zu flektieren wäre. frUta ist wohl fillschlich von
Hommel, LC. 1890, 8p. 1257 hierher gezogen worden, da es höchstens „mach'
weg!" bedeuten könnte, was aber eine zu weitgehende Bedeutnngsentwickelung
für ta voraussetzen würde; es wechselt ja auch mit mite.
2) Scheinbar alte A;-Bildungen sind bei en in der 1. und 2. 8g. aus-
schliesslich in Gebrauch , in der 1. Sg. allerdings nur, wenn die Endung der-
selben 'itj nicht -hü ist. Doch können auch sie leicht als Neubildungen erklürt
werden: ennikit ist zu einer etwa vorauszusetzenden 1. Sg. *enni gebildet,
wie enrik zu enrt , und len]nekti dazu nach einem Verhältnisse wie *parukti :
parukit. — en ist auch sonst in seiner Flexion seine eigenen Wege gegangen.
In der 1. Flur, hat es die Endung -un, während bei der Kausativ- und Ar-
Flexion dafür 'üt eintritt. Wahrscheinlich waren beide Endungen zu einer
588 ^' ^oy, Beiträge z. Erklär, d. aueuchen Achaeoienideninschriften.
flektierten aber vielleicht nur, soweit sie prädikativisch gebraucht
wurden, nicht z. B. bei den attributiven Verbalstämmen, s. jedoch
auch oben S. 568) die Formen mit und ohne k sich zu passiver
und aktiver Bedeutung differenziert hatten^). So kam es zur
Scheidung in eine transitive und eine passiv-intransitive Flexion,
woneben es noch zwei Kausativbildungen gab. Des weiteren kam
es bei den Transitiven zur Bildung eines Präsens, während die
Verbalflexion bisher ohne Tempus- und in der Hauptsache auch
ohne Modusunterschiede geblieben war. Das Praesens setzte sich
aus dem als Nomen actionis fungierenden Verbalstamm, ma , dabei,
darin" und dem flektierten oder, wenn prädikatives Adjektivum,
unflektierten Hilfszeitwort ea „sein" zusammen und verschmolz
später zu einer Einheit*). Bevor dies aber geschah, rief die (übrigens
nicht obligatorische) Praesensbildung auch eine Umformung der
nicht präsentischen oder präsentisch präzisierten Ausdrücke hervor,
indem hier die Umschreibung mit dem Part Praes. , das ja mit
dem als Nomen actionis fungierenden Verbalstamm identisch war,
und dem flektierten oder unflektierten Hilfszeitwort en eingeführt
wurde •'^). Denn als das Charakteristische des Praesens wurde nur
das ma empfunden, das mit dem vorhergehenden Verbalsubstantivum
vielleicht schon zeitiger zu einer Einheit verwachsen war. Nmi
erst verschmolzen die beiden Mittel des Verbalausdrucks, Subjekt
+ prädikatives Nomen und (flektierte) Verbalform, zu einer einzigen
Flexion, da sich, wenn dies schon früher geschehen wäre, die Aus-
bildung der adjektivischen Suffixe -man und -ni (s. oben S, 569 ff".)
nicht erklären liesse. Die Verschmelzung geschah in der Weise,
dass teils die flektierten Formen, teils die Nominalformen durch-
geführt wurden, gleichviel ob ein besonderes Subjekt dabeistand
gewissen Zeit neben einander in Gebrauch und wurden später verschieden
veral 1 gern einert.
1) Nach Weissbach würde ipSi „fürchten" teils transitiv (ipüS), teils in-
transitiv (ipSip) flektieren. Wählend die Lesung von ip^ Bfa. 1, 39 ziemlich
sicher ist und das vor ihm auch ziemlich deutlich lesbare ir die transitive
Form beweist, ist ipSip Bh. II, 7 völlig orgänst. Wahrscheinlich hat an dieser
Stelle ein ganz anderes Wort gestanden, wenn auch im Ap. das ebenfalls er-
gänzte cUarsa richtig sein mag und dieses Bh. I, 39 dem sus. ipSü entspricht
Denn sollte allein nach dem Ap. der aus. Verbalstamm ipSi sowohl ,/archten'*
wie „zittern** bedeuten?
2) Dieselbe Bildung bezeichnete« bei der Zeitlosigkeit des flektierten en,
natürlich auch eine in der Vergangenheit sich vollziehende imperfekte Handlung,
in die eine andere fällt; ausserdem hatte sie die Bedeutung von „im Begrifie
sein etwas zu thun" (s. S. 586). — Dass eine gleiche Bildung nicht auch von
den Intransitiven vorliegt, hat seinen guten Qrund. Denn bei den Passiva war
sie unmöglich (weil es kein vom aktiven unterschiedenes passives Nomen actionis
gab), hier konnte nur ein ziyamak analogisch nach den Transitiva gebildet
werden; und nach den Passiva haben sich die sonst damit gleich flektierenden
Intransitiva gerichtet und die ev. einmal auch bei ihnen vorhandene Flexion
des transitiven Praesens wieder aufgegeben.
3) Wahrscheinlich nahm dieselbe bei den partizipia'en Prädikaten ihren
Ausgang, um sie als Verbalausdrücke zu charakterisieren.
W, Foy, Beiträge z. Erklär, d. suaisßhen Achaeniemdeninschrififin. 589
oder nicht. Und zwar gelangten die Nominalformen in der 3. Sg.
der fc-Bildung, in der 1. Sg. und in der 3. Sg. und Plur. der
beiden auch ihrerseits verschmelzenden Kausativbildungen *) und in
der 1. Sg. der en -Bildungen , ev. auch in der 1. Sg. des Hilfszeit-
worts en zur Herrschaft-). — Die ferneren Schicksale des sus.
Verbums, insbesondere die abgeleiteten Bildungen, bedürfen nach
dem, was oben über sie im einzelnen gesagt worden ist, keiner
weiteren Erklärung.
Syntax.
Aus dem Gebiete der Syntax, das ich im Vorangehenden
schon oft , und zuweilen nicht gerade flüchtig , gestreift habe , will
ich hier nur noch einen Punkt kurz zusammenfassend erörtern,
während eine zusammenhängende Darstellung der nsus. Syntax einer
späteren Zeit überlassen werden muss. Bei der Besprechung der
Pronomina haben wir oben S. 578 flF. konstatiert, dass zur Wieder-
aufnahme des pers. Objekts vor dem Verbum, wenn es ein Dativ
ist, im Sg. J, im Plur. op, appi wenn es dagegen ein Acc. ist,
im Sg. ir, «n, im PL ap-m, apptn, appir dient; wir haben weiter
gesehen, dass das au&ehmende Element des Accusativs mit einigen
vorangehenden Pronomina zur Bildung des Accusativs verschmolzen
ist, und dürfen vermuten, dass allmählich auch die persönlichen
Nomina zu einer gleichen festen Accusativbildung geschritten sind.
Die Sprache der Achaemenideninschriften ist aber noch weit von
diesem Endpunkt entfernt, da hier weder das dativische noch das
accusativische persönliche Objekt notwendig wieder aufgenommen
werden müssen, vielmehr liegt die Sache nach meiner Material-
sammlung so, dass die Ausdrucksweise mit wiederau&ehmendem
Elemente und die ohne dasselbe sich etwa die Wage halten, dass
keine als die regelmässigere betrachtet werden kann. — Auffallend
ist, dass nur das persönliche Objekt wieder aufgenommen wird, und
ich weiss keine Erklärung dieser Thatsache zu geben. Zu beachten
ist jedenfalls, dass es im Sus. kein Demonstrativum „es** giebt, dies
vielmehr unausgedrückt oder unübersetzt bleibt, vgl. z. B. dk *^
Icuäiya Icutta kuäiya tarma dk stsne kutta tarlak Dar. Pers. f 15
„und ich baute [sie, d. h. die Festung] und baute [sie] vollständig
und schön und gewaltig% oder Bh. HI, 66, 74, NR. a 34 f
Erwähnt sei noch, dass der ap. Genitiv taumäyä stets nur
durch "^OUU^ „Geschlecht" ohne Kasussuffix bzw. Postposition
ausgedrückt wird, selbst wenn er nicht attributiv (Bh. I, 7), sondern
prädikativ (Bh. IH, 54, 55, e 3, g 3) oder appositionell (Bh. I, 22,
1) Daraas, dass die 3. Plur. der KaosaÜvbildang ohne Pronominalsaffix
ist, folgt somit, dass die prädikativen, appositioneilen und attribatiren Ausdrficlce
zur Zeit der Ausbildung dieser Flexion noch nicht an der Pluralisierung ihres
Bezugsworts teilnahmen.
2) Die teilweise Entstehung der susischen Verbalflezion aus Adjektiven
erkannten schon Bommel, LC.'1890, Sp. 1257 und H. Winkler a. a. O.S. 51;
doch sind die Einzelheiten in den Ausführungen des letzteren nicht richtig.
590 ^* ^oVf Beiträge s. Erklär, d, muüchen AchaamenidemnMchrifteii,
38) steht. Für diese auffallende Thatsache vermag ich keine ge-
nügende Erklärung zu geben, wenn nicht die, dass der attributive
Fall als erste Entsprechung für das ap. tautaäyä verallgemeinert
worden ist
Übersetzung, Textkritik.^)
Bh. I, 6: Über iaSSata ,auch früher* s. oben S. 572. Über
Sa . . [p\-iit s. oben 8. 582.
Bh. I, 7: iitta ist praesentisch : «ich übe aus* (S. 583), vgl.
8 f. iamak mar «seit langem*, entsprechend dem ap. d**w^äätar'
nam, vgl. ZDMG. L, 130 f., KZ. XXXVI, 136, 141. Sollte Samak
mit iaisa «früher* (redupliziertes ia) und iata «Länge* in iaiama
tak (oben S. 566) zusammenhängen?
Bh. I, 8 f. iitia ist praesentisch (S. 583), entsprechend dem
ap. scsäya&iya atnhy. Aiiders steht es Bh. I, 10, wo auch im
Ap. xsäya&tya äham entspricht.
Bh. I, 9 f. ist zu übersetzen: «Dies (sind) die Länder, welche
sich zu mir bekannten*, u. s. w. (vgl. das Ap. KZ. XXXY, 32).
Bh. I, 15 f. ist ähnlich wie Bh. I, 9 f.: «Dies (sind) die Länder,
welche sich zu mir bekannten. Nach dem Willen Auramazdäs
handelten sie, leisteten sie mir Dienste, . . .*; tos «handelten sie*
hat im Ap. kein Äquivalent.
Bh. I, 17 lies [kannei-tC] statt [karmaS] (oben S. 584 Anm. 3,
vgl. auch schon KZ. XXXY, 37). kane^ könne ist ein trans. Verbum
«lieben*, vgl. ap. dauStä c. Acc.
Bh. I, 18 e-a ... ist als Anfang eines Verbums eit Unding.
e ist jedenfalls nur für ir^ Wiederaufnahme von üpnri^ vermeisselt
(vgl. ir k^kii I, 17 f., in, 81); ä aber kann der plene geschriebene
Anfang des in derselben Wendung Bh. III, 82 überlieferten cUprya
sein. — Statt [pdtur ukku ^ujnena ist [tatta appa ^üjnena zu
ergänzen und die ganze Stelle zu übersetzen: «mein Gesetz wurde
in meinem Lande bewahrt* (vgl. KZ. XXXY, 45 Anm.). pdtur heisst
gar nicht «nach, gemäss*, sondern «Aufrichtigkeit*, ukku nicht
«Gesetz*, sondern nur «gross", s. zu Bh. HI, 80. ^ vor taiyaoi
fungiert hier als Lokativzeichen.
Bh. I, 21 ist statt Weissbachs pattu^ da das Zeichen tu mit
Hecht jetzt la gelesen wird und für pat und pe dasselbe Zeichen
gilt, pela zu lesen. Dies Yerbum bedeutet «machen, ausüben*-)
und findet sich noch Bh. IE, 57, 67 für ap. cJ^^unavam. Eine
Nebenform davon ist pepla in gleicher oder verwandter Bedeutung,
1) In diesem Teile sind auch diejenigen Stellen mit Verweisen angefiihrt«
die schon im grammatischen Teile oder in meinen frfiheren altperaischen Aiir>
sätsen ihre Besprechung oder Erwähnung gefunden hahen. — Die Reihenfolge
der Inschriften ist die von Weissbach und Bang in der Nenausgahe der cp.
KeUinschriften befolgte.
2) Im Ap. entspricht an dieser Stelle wohl adärayam (vgl. KZ. XXXV»
82 C) »M hielt, hatte*'.
W. Foyy BeUräge a. Erklär, d. sunschen Achaemenidemnschriften, 591
vgl. namentlich die 3. PI. Pass. peplup-ne Bh. III, 46 entsprechend
dem ap. äkarUya*'täm, femer jpep/oi-to NB. a 3 (zweimal) , schuf**,
pepluppä Bh. I, 69 „wurden hingebracht* (oben S. 575). Da-
nach ist pe . . . Bh. I, 69 zu pepla oder pela zu erg&nzen. pq[>la
neben pela beweist, dass die Formen Komposita und pe, pep
(redupliziert-elidierte Form von pe) Adverbia sind. Von diesen können
nun pe, pep in der Zusammensetzung peta (vgl. petip, petippe),
pepta „abtrünnig machen* (Kompositum von ta „machen*^) nicht
(mt sretrennt werden. Hier würde also pe. pep .weff* bedeuten.
S dfeser Bedeutung kann es aber nicht ^gutTd^n oWn Korn-
positen von der Bedeutung „machen u. s. w.* vorliegen, sie muss
also abgeleitet sein und zwar, wie dann allein wahrscheinlich,
von einer Bedeutung „vorwärts* (oder dem ähnlichen).^) Das erste
Glied von pela^ pepla ist somit klar, das zweite aber wird schon
an sich „machen* bedeuten. Das ist aus folgenden Thatsachen zu
schliessen: es giebt ein pei-ta, „er schuf* (neben pepla^-ta), das
aus pe und dem in der Kausativendung vorliegenden Yerbum
„machen* zusammengesetzt ist; iUla „ich sandte* Bh. II, 22 be-
steht aus iU waä laj iU liegt auch in iitta „machen* vor, und dies
hat ebenso, wie das Simplex ta „machen*, die Nebenbedeutung
„senden*, vgl. uüik „Bote*, sodass auch la in iUla „ich sandte*
sowohl „senden* wie „machen* bedeuten wird. — In derselben
Stelle Bh. I, 21 ist marriya präsentisch, da im Ap. därayärnHy
entspricht (oben S. 583).
Bh. I, 22: Statt [pat]tüma, wie von Weissbach nach pattu
(jetzt pela zu lesen) ergänzt worden ist, muss jetzt nur tüma „ich
nahm« gelesen werden. Dies gehört zu emM »wegnehmen, rauben«
(s. oben S. 575 Anm. 1).
Bh. I, 23 ist [*"ir| vor \appuka\ „früher* (sie!) zu streichen.
[uUaS] ist zweifelhaft, es könnte nach I, 7 eher \maTrtS\ gehiessen
haben. (S. auch Weissbach in den Textkritischen Anmerkungen
S. 115.)
Bh. I, 24 ist dka statt yika zu lesen und bedeutet „und*
(s. oben S. 126). Davor ist [dk] (= yiak) zu streichen.
Die Monatsangabe von Bh. I, 28 f. ist zu übersetzen: „14 Tage
dauerte der Monat Viyaxna, da...*^ und dementsprechend an
den andern Stellen (s. oben S. 566).
Zu Bh. I, 33 vgl. oben S. 586.
Zu Bh. I, 35 f. vgl. S. 126 u. 570.
Bh. I, 36 lies [appvnel statt [üptpena] (vgl. S. 575).
BL I, 37 ist *^*E/f--^-eVTa inna zu schreiben, wo inna für
mne „nicht* steht (vgl. S. 568 Anm. 1).
1) Die Bedentimg von dem doch auch hierher gehörenden pi, pep in
tnarripeptaf marpepta, ntarpUa nehen marrüa „all" iat nicht klar; aar
Bildung dieser Worte kann vielleicfat an die indogermanischen Bildungen fUr
„air* yon *^i (ai. vi) „entzwei, auseinander" erinnert werden (Bmgmann, Die
Ausdrücke für den Begriff der Totalit&t in den idg. Sprachen, S.70ff.).
592 ^- ^^Vi Beiträge 9. Erklär, d. tutischen Achaemenideninschriften.
Bh. I, 38 ist statt ^ta8Suium[me\ zu lesen: ^taSstUum tarlaka,
was zu den für Norris noch lesbaren Resten ausgezeichnet passt.
tor/aÄ^ entspricht dem ap. darsam^ wie Bh. III, 64, und heisst
„sehr*. Danach stinunen der sus. und bab. Text genau überein
(gegen KZ. XXXY, 32), nur der ap. ist um haZä ,, insgesamt* noch
ausführlicher.
Bh. I, 39: sassa ist Adverb, und es ist zu übersetzen: , welche
früher den Bardiya kannten* (oben S. 572 Anm.).
Zu Bh. I, 40 f. akkari aski u. s. w. vgl. oben S. 578.
Zu Bh. I, 44, n, 57 u. s. w. vgl. oben S. 569.
Zu Bh. I, 46 ff. vgl. Verf. KZ. XXXIH, 419 ff., ZMDG. L,
132 ff., KZ. XXXV, 34 f. Z. 47 und 52 ist mulcklya durch «ich
brachte zurück* zu übersetzen. 48 ist dk oder kuUa statt des
ergänzten utta zu lesen; Ende 49 ist hinter dk nichts weiter sicher,
doch da der Anfang von 50 (ya) das Ende des Verbums im vorher-
gehenden Satze sein muss, so möchte ich es zu Icuktiya «ich be-
wahrte* (= ap. niyaO''''ärayam) ergänzen; 51 ist ema ap tdsia
zu lesen (s. S. 575 Anm. 1); 53 lies [za]la statt [zatü]fna und 54
za[lä] statt za[tumd]; appa 54 bedeutet ,wie* (vgl. S. 577)
= ap. yaää\ statt kv\tkatu\r\raät%] 55 ist lcu\tkatu\r[raS\ zu
lesen (s. oben S. 585 Anm. 3). Danach ist die ganze wichtige Stelle
folgendermassen zu übersetzen: „Und es spricht der König Darius:
Die Herrschaft, die unserm Geschlechte genommen wurde, die
brachte ich zurück, setzte ich (wieder) an (ihren) Platz, sowie früher
es war. Und ich baute (wieder) die Tempel, die der Mager Grau-
mäta zerstört hatte, und bewahrte dem Volke die Freiheit und das
Leben und die Heimat und die Eintracht'), was der Mager (jrau-
mäta ihnen weggenommen hatte. Und ich stellte das Volk auf
(seinen) Platz, sowohl Persien wie Medien und die andern Länder
alle, so wie früher; ich brachte das zurück, was genommen war;
nach dem Willen Auramazdäs that ich dies. Ich gab mir Mühe,
bis ich unser Haus (wieder) an (seinen) Platz gestellt hatte, so wie
früher; und ich gab mir nach dem Willen Auramazdäs Mühe, wie
(dass) der Mager Gaumäta rmser Haus nicht nahm (d. h. beseitigte). **
— Justi, der unbegreiflicherweise meine Auseinandersetzungen an den
oben angeführten Orten nicht zu kennen scheint, übersetzt (teilweise ganz
willkürlich) Iran. Gnmdr. H, 426 f. so: ,Die Stätten der Anbetung,
welche der Magier zerstört hatte, habe ich bewahrt (hergestellt),
ebenso des Volkes Versammlungen (den Verkehr), die Landgüter
und den beweglichen Besitz, auch bei den Stämmen, was ihnen
Gaumäta der Magier genommen hatte, (gab ich zurück) .... diesen
unsem Stamm habe ich in seine Stellung zurückversetzt*^. Ap.
abäcaris kann nicht als habäcarü, vgl. ai. sabJiäcara^ aufgefasst
werden, da h im Anlaut nicht schwindet und nur ftir hu und u
1) l'taS = ap. äbävariS = „Freiheit", ai = ap. gaidätn ■=» „Leben**,
fnJcurtas ea ap. mäniyam ^ „Heimat*'. Das sus. Wor> fUr ap. v*id'ba£ia
fehlt leider. .
W. Fopf Beiträge a. Erklär, d, sunschenAchaememdeninschriften, 593
dasselbe Zeichen gilt. Wie gai&äm , Landgüter* heissen soll, dürfte
schwer fallen, zn erweisen. vH&ahiä wird als Lok. Plur. zu t;*ii^
durch das Sus. durchaus nicht, wie Justi a. a. o. Anm. 7 meint, be-
stätigt. Ich kann die Erklärung nur als gänzlich verfehlt bezeichnen.
Bh. I, 58 u. an allen ähnlichen Stellen ist i^a mara in zwei
Worten zu schreiben (s. oben S. 583 Anm. 2 und zu mära vgl. S. 565).
Bh. I, 61 ist appf tr statt apptr zu lesen (s. oben S. 575).
Bh. I, 67 ist statt pelsapti] eher pe[8appi] anzusetzen (s. oben
S. 585); dies entspricht dem ap. atätatä^ während marrä 68 das
im Ap. dem aütatä vorangehende adäraya wiedergiebt. Die
Glieder sind also im Sus. vertauscht worden. pe[8app{] müsste nach
dem Ap. etwa „stand* bedeuten.
Bh. I, 68: marrü ist mit «hielt besetzt" zu übersetzen, ent-
sprechend dem Ap. (KZ. XXXV, 50). Die erste Lücke giebt das
ap. lUä abü nav^iya aha ^und dabei war eine Flotille*^ (1. c. 85)
wieder; zum Sinne der zweiten vgl. ebd.
Bh. I, 69 ist statt pat[htmä] nun pe[lä] oder pe^pla] zu lesen
(s. oben S. 591): «ich machte*, entsprechend dem ap. aJ^*unavam;
„ich machte auf Kameele* heisst „ich machte Kameele reitend*.
Der folgende Satz ist zu übersetzen: „die andern wurden zu Rossen
hingebracht* (s. oben S. 575); über appapa siehe S. 578.
Bh. I, 73 ist ^Up[ratu] satama tak abzuteilen: „längs des
Eufrats erbaut*, worüber S. 566.
Bh. I, 78 ist höchst wahrscheinlich ap[papä] statt apl-in] zu
lesen , entsprechend dem ap. aniya (vgl. 68 f.). Die Stelle ist
dann zu übersetzen: „und einen Teil (eigentlich: welches, einiges)
trieb ich in den Strom*.
Bh. I, 79 und 11, 54: ptätuUcka [acJc] heisst wörtlich: „gehen
gemacht (d. h. in die Flucht geschlagen) floh er" (s. oben S. 580).
Bh. n, 5, und ebenso III, 2, heisst artcJcx „er war ansessig*
(vgl. KZ. XXXV, 36 f., s. auch oben S. 582).
Bh. n, 7 ist zu übersetzen: „Und ich war damals auf dem
Marsche nach Susa*, vgl. KZ. XXXV, 37 und berichtigend 69,
femer oben S. 567 u. 575. Das ergänzte ipäip ist ganz unsicher
(vgl. S. 588 Anm. 1).
Bh. n, 8 ist, in Übereinstimmung mit der sonstigen Nicht -
bezeichnung des Reflexivums (s. oben S. 586), zu übersetzen: „der
sich ihr Oberster nannte**.
Bh. II, 11 heisst appa ^- iiel(?)manni: „(das Heer,) welches zu
Hause war*, vgl. KZ. XXXV, 37 f.; ebenso HI, 3, 5.
Bh. n, 12 f. und HI, 6 ist t(i$ nicht 3. Sg. der Kausativ-
bildung von ta .machen, senden**, dem nur auf Grund dieser und
ähnlicher Verbindungen auch die Bedeutung .sein« beigelegt worden
ist^), sondern Postposition „bei*, vgl. nUaS „gegen**, tos übersetzt
sho an den beiden Stellen das ap. upä.
1) Dann sollte die Verbalform, nebenbei bemerkt, vielmehr tak lauten.
Bd. LH. 39
594 ^^- ^^Iff Beilräge z. Erklär, d, musischen Achaemenidenineohriften.
Bh. II, 17 ist statt arir^ in dem die Verbalform enthalten sein
fuuss, das aber als solches ewig unerklärlich bleiben müsste, ami
enrir zu lesen (vgl. KZ. XXXV, 74), und die Stelle ist zu über-
setzen: „Der Oberste der Meder war damals nicht dabei (bei der
Schlacht)".
Bh. II, 25 und in allen gleichen Fällen ist iaparrak-umme
üttiniun üpd zu übersetzen: „mit dem Gedanken: eine Schlacht
wollen wir liefern* (vgl. oben S. 586). Die Worte ^- ümanü bis
ami sind femer zum vorhergehendem Satze zu ziehen, mehr ent-
sprechend dem ap. Texte und der sonstigen Ausdrucksweise: „Darauf
lieferte ihnen Dädar§i§ eine Schlacht — (es giebt) eine Stadt, Zuza
mit Namen, in Armenien — dorf*.
Über Bh. H, 57 f. habe ich KZ. XXXV, 39 ff. ausführlich ge-
handelt. Danach heisst kuppaka appin aira sicher: „draussen
hing ich sie auf". In den Worten MAR-SAO^ appine sara muss
ii'gend eine Verstümmelung angegeben werden, kaum die des
Köpfens, da dann die Angabe des Aufhängens vor der Festung, die
im Ap. allein ausgedrückt zu sein scheint, nicht die Hauptsache in
der Strafe bilden würde. Über die völlige Unsicherheit betreffs
MÄR'SAO^ vgl. Jensen ZA. VI, 176. Erwähnen möchte ich, dass
möglicherweise mar die bekannte hier als Adverb fungierende Post-
position „weg*^ ist und mit sara zusammen vielleicht die Bedeutung
von „abschneiden* haben könnte; zur Trennung des mar vom
Verbum wäre ema ap tuäta Bh. I, 51 zu vergleichen. Es käme
dann darauf an, die bab.-assyr. Bedeutung von SAG sicher zu
bestimmen.
Bh. n, 63 ist i in der Übersetzung nicht durch „dies" wieder-
zugeben, sondern gar nicht (s. oben S. 573).
Bh. n, 80 f. ist genauer im Stile des Sus. zu übersetzen:
„Und da schickte ich — DädarSiS mit Namen, ein Perser, mein
Diener, übte die Satrapie in Persien aus — einen Boten zu diesem'.
Ähnlich ist der Satzbau III, 21 f. (& S. 121). Vgl. auch zu II, 25 oben.
Bh. n, 81 lies nan hi statt nangi. Id heisst »geh!** (oben
S. 580 Anm. 4) und mitki-ne „er soll hinziehen!" (ebd. und S. 582).
Über den Sinn des in Bh. III, 3 nicht zu ergänzenden Stückes
vgl. KZ. XXXV, 37 f.
Bh. III, 7 lies [pinni]k statt [pari\k^ vgl. oben S. 583.
Über Bh. III, 13 f. vgl. oben S. 575 f. u. 583.
Bh. III, 15-: dk vor ^tasSutum muss ein Steinmetzversehen
sein, da es sich sprachlich absolut nicht rechfertigen lässt.
Bh. UI, 24 ist parüf was wohl richtig ergänzt ist, nicht mit
„kam*, sondern »zog** zu übersetzen: „darauf zog jenes Heer nach
Arachosien gegen Viväna*. Vgl. S. 583.
Bh. III, 28 wäre nach Justi ZDMG. LI, 240 Kaniü[mama]
= ap. Oa^d^^umava „Weizenland* zu lesen.
Bh. m, 33 ist statt tiristi üpirri wohl ^Mütaita ir üUasU
zu ergänzen, entsprechend der Z. 30.
W. Foy, Beiträge z. Erklär, d. atuischen Achaemenideninaehriften. 595
Bh. III, 43 ist nach Justi ZDMG. LI, 240 die Datumsangabe
22 in 2 zu ändern, wie der ap. Text bietet. Siehe dagegen Weiss-
bach ebd. 520 Anm.
Zu appin Bh. III, 48 s. oben S. 574.
Bh. III, 60 ist das ergänzte i zu streichen und zu übersetzen:
„Dies (sind) die 9 Könige . . .*.
Bh. III, 62 lies appa appi \J^tas^tam appin tüe}S tip und
tibersetze 61 f.: ,Dies (sind) die Länder, welche abtrünnig wurden;
die Lüge machte sie abtrünnig, weil diese (die 9 Empörer) das Volk
weglogen (d. h. durch Lüge abwendig machten)'. Vgl. die ap.
Übersetzung in KZ. XXXV, 30 f. Meine Erklärungen des ap. und
des sus. Textes stützen sich gegenseitig; die Deutung des an ad^r^-
jh'ya angefügten äa des Ap. als »weg* wird durch das im Sus.
am Schlüsse der Phrase erhaltene tip erwiesen, das mit tippe «fort,
weg* in tippe tah „ich sandte fort* zu verbinden ist und neben
diesem steht wie ät neben ate u. s. w.
Bh. III, 63 lies nur [änerd] statt [anerazilä], denn anera NB. a 31
heisst „ich wünschte* und zila ist mit izHa „so* zu verbinden.
Bh. III, 64 lies [ennekti] statt [nekti] (vgl. oben S. 579) und
ap'in statt ttt-in bezw. nin (s. oben S. 574), da das Beflexivum
im Sus. nicht ausgedrückt wird (vgl. S. 586) und man ausserdem
statt nin ein ^'^in erwartet. Der sus. Text ist dem ap. gegenüber
etwas frei, doch giebt er denselben Gedanken wieder. — Femer ist
in derselben Zeile vor täenra ein akka zu ergänzen (s. oben
S. 584 Anm. 1).
Bh. in, 65 ergänze hinter miUu : alpii, vgl. zu I, 18.
Bh. ni, 67 lies etwa ["^ünena üttak] statt [^ü utta appaj-y zwei
asyndetische Nebensätze sind im Sus. nicht üblich.
Zu Bh. in, 68 vgl. oben S. 565. Lies danach ^^Icirine
^^Oramasta ra.
Bh. III, 69 übersetze: „Nach dem Willen Auramazdäs giebt
es auch viele andere Thaten von mir*. Zur weiteren Übersetzung
vgl. KZ. XXXV, 45 (zu ap. Bh. IV, 45 ff.)
Bh. III, 75 lies: [dk ^^OUU^-ne kitiSti-]ne, s. oben S. 565
Anm. 1 ; desgl. 87.
Bh. m, 76 übersetze dk Jcutta ^OUU^-ne dni kitinti:
^und du sollst keinen Geschlechtsangehörigen haben*, vgl. zu 75.
Desgl. 88 f.
Bh. III, 78 ist vor ^"nap jedenfalls noch dk zu ergänzen;
ob appa taip oder nur taip oder demähnl. in der Inschrift ge-
standen hat, lässt sich nicht entscheiden.
Bh. III, 80 pdtur ukku üpakit ist zu übersetzen: „der Auf-
richtigkeit hing ich sehr an*, vgl. KZ. XXXV, 45 Anm. und oben
S. 590. Die folgenden Worte bedeuten: »und weder einem recht-
thuenden, noch einem schlechthandelnden (Menschen) habe ich Unrecht
gethan*, indem 81 noch ütta oder itttfjra zu ergänzen ist; vgl.
a, a. 0. 45 f.
39*
596 ^' ^<^i Beiträge z. Erklär, d, susischen Achaemenideninschriften.
Bh. III, 81 ist das Verbmn des Belativsatzes unsicher. Viel-
leicht ist es nur parrui-ta, das zum Verbalstamm part\ paru trans.
,, ziehen **, intrans. , gelangen*^ gehören könnte, so dass m davor
womöglich die oben S. 575 f. behandelte Postposition ,zu( — hin)* ist
und das vorangehende Wort die Bedeutung ,, Hilfe* oder dem ähnl.
gehabt hat. Der Satz wäre dann zu übersetzen: „welcher meinem
Hause zu Hilfe gezogen ist" (vgl. taümanlup III, 93 f.) Mag dies
auch problematisch sein, jedenfalls ist die Verbalform transitiv-
kausativ und 'ta die Belativendung (s. oben S. 585).
Bh. III, 82 ist wiederum das Prädikat des Belativsatzes
verdorben, al-f-ma kann keine Verbalform der 3. Sg., es könnte
höchstens ein prädikatives Adjektivum sein. Doch beginnt der
Nachsatz erst mit iipirri, sodass das davor gelesene ir noch zum
Prädikat des Vordersatzes gehören muss und verlesen oder ver-
schrieben ist. Weiter lässt sich, bevor nicht das Zeichen Tft
gedeutet ist, über diese Stelle nichts Sicheres sagen.
Bh. III, 83 lies [€n]nekti (s. zu HI, 69).
Bh. III, 84 hat 'u[t]tCs durchaus nichts Auffälliges, wie Weiss-
bach im Komm, meint, da es sich bei der ti-^ to-Bildung durch-
aus nicht um ein Tempus der relativen Vergangenheit handelt
(s. oben S. 585).
Bh. III, 85 ist bei Weissbach fälschlich iipipe ergänzt, das
nur Plural ist, hier aber auf einen Singular sich bezieht. Viel-
mehr werden in der Lücke die ap. Worte „oder diese Bilder*
wiedergegeben worden sein. — Fem er ist vermutlich sap innip
patta oder peta zu schreiben (s. oben S. 578), wobei sap innip „so
lange* und patta oder peta „Möglichkeit* bedeutet. Desgl. HI, 86.
Bh. III, 86 ist [oppiVi] ebenso falsch wie [üpipe^ IH, 85, ja
noch mehr, weil sich appin nur (abgesehen von bestimmten Aus-
nahmen) auf Personen bezieht, der Sg. von iipipe dagegen auf Sachen.
Es sind auch hier Worte für „oder diese Bilder* und weit-er vor
[sä^^rinti nur inne zu ergänzen.
Bh. III, 87 heisst: „und du sollst einen GeschlechtsangehÖrigen
haben*, vgl. zu III, 75, 76. Entsprechend übersetze 88 f.
Bh. III, 88 ergänze lieber „oder diese Bilder* statt innakkani mtj^
Bh. III, 89 ist [ap'Yn ebenso falsch wie \appin\ 86 ergänzt.
in ist vielmehr in ti zu ändern, und dies ist der Ausgang von iUtanti.
Bh. III, 92 lies [Irtdmannis] statt [ArtumanniS], vgl. Irta-
martiya^ IrtakSasm^ Firtiya^ Mirkaniya {= ap. Varkäna^^ wo
ir = ap. ar = dr; vgl. KZ. XXXV, 13.
Bh. III, 93 f. bedeutet taümanlup „sie kamen zu Hilfe",
s. oben S. 569.
Bh. III, 94 lies [ennekti] statt [nekti] (s. zu III, 64) und da-
hinter ergänze anka „wann* (vgl. oben S. 577), sodass anha appa
„wann irgendwie* bedeutet, entsprechend dem im Ap. zu lesenden
Jcadäaiy. Femer lies statt appi ir vielmehr appir (s. oben
S. 121 u. 574).
W. Foy^ Beiträge z. Erklär, d, susüchen Aehaemenidenineehrifien, 597
Bh. 1 ist zuletzt zum grössten Teile von Jensen ZA. VI, 180 ff.
behandelt worden; doch sollte derartiges Raten endlich von ernst-
haften Gelehrten vermieden werden! Dass es falsch ist, wird
schon durch unsere Erörterung von ap. apar^iy aritäm äparHyäyam
(Bh. IV, 64 ff.) = sus. pdtur ukku üpaJdt (Bh. III, 80) erwiesen
(vgl. KZ. XXXV, 45; oben 8. 590 und 595). Ebenso steht es mit
atwit^ das jetzt aUU zu lesen ist. Klassisch sind auch seine Be-
merkungen über pepraka (Z. 8) ; zu marrüa neben marpita s. oben
S. 591 Anm., zu peiira neben pera oben S. 130. eppi (Z. 6) soll
ferner zu ippdkra (Bh. III, 80) gehören; zu letzterem ist oben
S. 568 zu beachten. — Ich halte es fär viel besser zu bekennen,
dass Bh. 1 noch nach wie vor unklar ist. Nur im Verständnis des
Eingangs sind wir einen Schritt weiter gekommen. Z. 3 ist taiekki
zu lesen (oben S. 568), tuppime (Z. 2) bedeutet „Schrift*^, nicht
,, Inschrift* (oben S. 564), und der Satz ist zu übersetzen: ,Nach
dem Willen Auramazdäs schuf ich eine andere Schrift, in arisch,
was früher nicht war*^. Dies besagt so deutlich wie nur möglich,
dass Darius die altpersische Keilschrift erfunden hat, deutlicher
noch, als dies bei Weissbachs Fassung der Fall ist (Weissbach
ZDMG. XL VIII, 664). ukku bedeutet jedenfalls überall »gross*.
Dar. Pers. c bedeutet das aus dem Ap. entlehnte artaStana
»Fenster* (vgl. KZ. XXXV, 48 f.). Über ffARi^inna s. oben S. 567
und Jensen ZA. VI, 175 f., wonach ich für ffAW^ die Bedeutung
„behauener Stein* ansetze. ,
Dar. Pers. f 22 ist zu übersetzen: ,und dagegen soll er vor
diesem Platze das nicht ansehen, das was ein feindlicher Mann er-
sinnt*, vgl. KZ. XXXV, .41 (äarak „dagegen*, kuppaka „vor*).
NB. a 5f. und sonst ist zu tibersetzen: „den einen zum König
über viele, den einen zum Gebieter über viele*, vgl. KZ. XXXV, 49.
NB. a 9 gehört trsanna zu pir äataneka und bedeutet „sehr*
(vgl. oben S. 566), desgl. Dar. Sz. c 5, iräarra Xerx. Pers. ca 7.
NR. a 13 übersetze: „Dies (sind) die Länder, die ich einnahm
ausser Persien*, vgl. Bh. I, 9 f., 15 f., III, 61 f.
NR. a 14 ist jedenfalls mar zu ergänzen und fr ist mit tanip
zusammenzuschreiben, so dass der Satz heissen würde: „sie wurden
von mir beherrscht*.
NR. a 16 heisst upe ap-in marrä: „das hielt sie in Schranken*,
vgl. KZ. XXXV, 49 f. und oben S. 574.
NR. a 31 lies anera ztla^ vgl. zu Bh. III, 63.
NR. a 34 f. hat Weissbach die Worte ämi tumanti zu über-
setzen vergessen: „dort wirst du (sie, i. e. die Länder) erkennen*.
üpimer ist statt upime ir zu lesen, s. oben S. 576.
NR. a 36 ist einfach sataneka zu lesen , vgl. oben S. 566.
NR. a 38 ist zalanra durch „schlug, hat geschlagen* zu über-
setzen, vgl. oben S. 581.
NR. a 48 ist jedenfalls maztemanti statt mcuttenti zu lesen,
s. oben S. 585, und aniu tanti (in zwei Worten!), s. S. 587 Anm. 1.
598 ^* ^^9 Beiträge 9. Erklär, d. sueischen AckaemenideninjBchrifteHi,
NR. c ist Icuktira statt Icuktikra zu lesen , wie es mehr der
Lücke bei Norris entspricht. Zur Form. vgl. oben S. 570.
NR d: Für den ap. Text würde ich nach meinen Auseinander-
setzungen ZDMG. L, 129 folgenden Wortlaut mit folgender Über-
setzung vorschlagen: Aapctcanä va(da)&^abara ßärayavahaui
xMyaß'iyahyä ihiväm därayatä ') , AspaSanä der Waffenträger,
des Königs Pfeilverwahrer*. Dagegen hat sich Justi ZDMG. L, 663 f.
(vgl. auch Iran. Grundr. II, 426 Anm. 4) gewandt, er will va^d^abara
lesen und Taökers Abschrift iauväm däsyamä ohne Konjektur bei-
behalten; ersteres soll „Stabträger*, letzteres ,der Annehmer der
Wünschenden* = gr. ixerodoxog bedeuten. Gehen wir von diesem
aus, um den neuen Erklärungsversuch auf seine Stichhaltigkeit hin
zu prüfen und dabei zugleich auch den sus. Text zu erörtern!
Im Sus. lesen wir am Schlüsse der Taskerschen Abschrift ganz
deutlich marri und 1 Zeichen, das zunächst noch unklar bleiben
muss (Norris liest es ü). Dieses marri ist nun ebenso deutlich
das zahlreich belegte Verbum marri ,(fest)halten*, das so oft dem
ap. Verbum dar in den verschiedensten Bedeutungsnüancen ent-
spricht (vgl. Verf. KZ. XXXV, 49 f ) Sollte es da nicht hier , wo
wiederum die Bedeutung „halten* vorliegt, ebenso sein? Aber
das ist ja nicht möglich, sagt Justi, denn Taskers Text hat das-
yamä und „Verbesserungen der Inschrift dürfen nur durch aber-
malige Entzifferung an Ort und Stelle, nicht durch Konjektur,
wie in der dieser Zeitschrift 50, 129 bewirkt werden, besonders
wenn sich die Worte noch erklären lassen*.*) Was die Konjekturen
betrifft, so hätt« auch Justi eine solche machen müssen, denn er hätte,
der ap. Sprache gemäss, däaiyamä lesen müssen (vgl. Verf. KZ.
XXXV, 4); andererseits verbessert er doch auch mit andern das
Taskersche sar{a)atibara in arstibara, wofür allerdings arbtibam
zu lesen ist. ') Wie hier, so sind wir auch NR. d zu Konjekturen
berechtigt, die ja, wenn motiviert, keinesfalls zu verwerfen sind. So
kommen wir zu der Lesung därayatä statt däsyamäy der im Sus.
am besten Twarrira (mit «►"feff- ra statt ^^ff) entspricht, mit dem
Adjektivsuffix ra, über das wir oben S. 570 f gehandelt haben und
das auch an die blossen Verbal wurzeln antritt, wie kuktira NR.c und
NR.d (wo |f£ ^nr ^fr: -£Tf- statt |IE (1^ [r: E^H-
zu lesen ist) beweist, därayatä statt däsyamä zieht aber die
1 ) Sic ! ^ddtiy : *dätä ■= därayatiy : därayatä.
2) Vgl. übrigens dazu meine Bemerkungen a. a. O. : „Alle bisher vor-
gebrachten Konjekturen sind nicht evident. Sollten sich nicht fihitliche wie
oben für vadaif^a ergeben, so knnn eine Lösung der beiden Worte nur durch
eine erneute genaue Vergleichung der Inschrift an Ort und Stelle herbeigeführt
werden". Durch den sus. Text werden meine Verbesserungen nun zur Kviden«
erhoben werden.
3) Ich glaube, dass das * von Justis arstihara nur Opperts TranssUription
sein Dasein verdankt Oder hat Justi auch nicht an Tasker^i 8 rütteln wollen?
W. Foy, Beiträge «. Erklär, d. swnschen Achaemenideninßchriften. 599
Konjektur von üuvüm statt iauväm nach sich! — Damit ist aber
noch nicht die Frage gelöst, ob va^d-^ahara oder va{dä)&^ dbara
zu lesen ist. Wenn wir nun erwägen, dass vä^if^a kein direktes
Aequivalent in den idg. Sprachen aufzuweisen hat, vadaO'^a dagegen
im Ai., so will mir dies trotz der Konjektur bei weitem das Wahr-
scheinlichste dünken — vorausgesetzt, dass es ebenso gut wie jenes
in den Text passt, woran an unserer Stelle nicht zu zweifeln ist, —
Anmerkungsweise bemerkt Justi zu Aspacanä, dass der Name
wahrscheinlich Aspacinä zu lesen sei, wegen Herodots !Aana&iVi}g.
Nun sind aber die Vokalbezeichnungen der ap. Namen im Griechischen
so ungenau, dass dies allein von gar keinem Wert ist. Es kommt
nun freilich das Babylonische mit seinem AzpaSina hinzu, doch
das beweist auch nichts, da es z. B. Pidühuris = ap. Patisuvariü
bietet (vgl. dazu Verf. KZ. XXXV, 14, 67). Dagegen ist das
Susische, in dessen Lautverhältnisse ich mich, wie ich glaube,
gründlich und lange genug vertieft habe, in der Wiedergabe der
ap. Wörter so konsequent, dass es hier von Entscheidung sein
kann: und es bietet Aspäzanä. Folglich ist im Ap. Aspacanä zu
lesen. Es ist auch zu beachten , dass im Ap. nur da das t- oder
t£-Zeichen hinter Konsonanten fehlt, wo dies die t- oder u-haltigen
sind (vgl. Verf. KZ. XXXV, 14); NR. a 14 am Ende hat c[i] ge-
standen, Westergaard hat ja auch die Schlusszeichen der vorher-
gehenden und folgenden Zeichen nicht lesen können. Justis ap.
Beiträge sind also sämtlich wieder zu streichen.^) — Die sus.
Übersetzung ist, wie mir scheint, soweit gesichert: Aäpdzana ....
huktira ^Tari[yamao§ ^zunlcukna . . . .] marrira.
Dar. Elv. 17 f. gehört azzakka zu pir iataneka und bedeutet
^sehr"; desgl. azzaka Xerx. Elv. 17 f., Xerx. Pers; a 8 f., da 7, äzaka
Xerx. Van 13 f. Vgl. oben S. 566.
Xerx. Pers. a 12 tafe-te, 30 üpe-ta ist „auch anderes" bezw.
„auch das* zu übersetzen, vgl. oben S. 571 f.
Xerx. Van 22 bedeutet yanai = ap. yanaiy „wobei", vgl.
KZ. XXXV, 52 f., 69.
Xerx. Van 23 liest Schulz hinter rilasa noch tarme^ was
vielleicht tarmaä sein soll, das dann gleich tarnia = ap. d**ur^va
ist (vgl. arikka^ neben arikka) und, wie dieses, „unversehrt,
vollkommen, ganz" bedeutet. Danach hätte also der Vater Darios
eine Inschrift, nur nicht ganz, einmeisseln lassen. Die genauere
Fassung des sus. Textes gegenüber dem ap. dürfte uns nicht
wundern, da wir auch sonst derartige Abweichungen finden (vgl.
zu Bh. II, 57 f., III, 82 u. s. w.).
Art. Sus. a: Zur Konstruktion der Genealogie vgl. im all-
gemeinen KZ. XXXV, 53 ff.
1) Ich bemerke noch be'iläiifi}ic; <Iass es stntt Gauhar^^uva, wie Justi noch
immer liest, Gaubr^uva heiü»en musi: „der Kuhbrauige".
600 ^- ^oy, Beiträge z. Erklär, d, stuisohen Achaemeniderunschriften.
Art. Sus. a 4: appuka übersetze mit ,, unter*, vgl. ap. upä
(KZ. XXXV, 60). — irma heisst „iii% vgl. oben S. 576.
Art Sus. a 5: martema »vor" ist eine Doppelpostposition wie
ema ,in, zu, weg* (oben S. 564, 570), ikkin (oben S. 575) u. a.
Wortindex.
Über die Transskriptionsänderungen vgl. oben S. 119 mit Anm. 2.
Dabei sind d und a unter a^ i^ i und i unter 2*, i£ und ü unter
u, A;^ unter X:«' zu finden. Die alphabetische Reihenfolge ist: a, e,
t, 0, 1^; 4, ^, />; n, w; .v; r, i; 5, ä, »; Ä. Den Schluss bilden
die Ideogramme. Ein * bezeichnet ein neugefundenes Wort, eine
neugefundene Form oder eine neue Lesung, ein f ein nach meinen
Untersuchungen zu beseitigendes Wort, eine derartige Form oder
Lesung.
Seite
Äinaira .... 125, 126
auttap . . . 587 Anm. 1
dk, dka 125f.
akka 577
asus. akkara . . 570, 577
akkari .... 570, 577
at, ate .... 571 f., 595
•fatarriman 569
* aiarrimanni .... 569
attcUa .... 578 Anm. 5
atteri 578f.
ap . 574ff.
ap-in ..... 574, 576
fop-ir 575
Apirtarra 567
Jpirtip .... 130, 567
Apiriurra 128
appa 577 f.
appapa 578
appantukkimme 564, 571, 587
Anm. 1
apparUukkurra 564, 568, 570,
571, 587 Anm. 1
appi .... 572, 574 fF.
appin 574, 576
appine . . . 567, 574 fF.
o^iV 574, 576
appuka . . 568, 591, 600
appuka-ta 571
-parier azila 595
Seite
*anera 595
dni 125
anka 577
^ankirine 565
anlakC, . . . 580 Anm. 4
*an§u .... 587 Anm. 1
^anSuta . . . 587 Anm. 1
am 123
amak 568, 577
amer 574, 576
ami 574
dyaie 124 f.
Ariiya 123, 126 Anm. 2
ärikkas . . . 584 Anm. 3
tarir 593
arta 582
artak 582
artaätana 597
•\[Artumannis\ .... 596
Arpdya . 130 Anm. 2, 131
Arraomatä 123
Arrumatis 123
alat 597
alpi . . 582 Anm. 3, 586
alpik 582
^alp*pe . , .äu . . . . 586
Alpirtipy Alpirtup . . 128
alpü 582
alpü-ne . . . 580 Anm. 4
aimarras^ almanriä 129 Anm.
W, Foij^ Beiträge z. Erklär, d. susischen Achaemenideninschriften. ßOl
Seite
AUapirti 130
al'f-ma 596
OS 592 Anm.
aski 578
ASpdzana 599
Äiiuran 571
äzaka, . . 566, 568, 583
azakurra 130, 568, 570
azzaka 566
äzzakka 566
äzza^-ne 583
osus. dh 574
asxis. e „Haus* .... 564
e ,in, zu* . . 564, 570
y6CI ... 0"U
eppi 597
enpep 578 f.
*ennektib79, 581, 582, 587 Anm. 2
*ennika 578 f., 580, 581, 587
Anm. 2
enri 578
enrik 578 f.
enrit 572
enripi .... 578 f., 582
enrir 578 f.
*ema 564, 570, 575 Anm. 1
^emaptusta 570 Anm., 575 Anm. 1
emame 564
emitd 570 Anm., 575 Anm. 1
I 573, 576
ikkamar {ikkimar) . . 576
*ikkin, *ikkir . 575 Anm. 2
^Ikiensäa; \Ikser^a . . 129 f.
ippdkra .... 568, 570
ipH . . . . 588 Anm. 1
'\ip8ip .... 588 Anm. 1
in 573 ff.
tntüa 123 f.
inna Gen.-Endg. . 130, 567
*ifina = inne . . 568 Anm.
*innip 578
•\mmppatfa 578
ima . . 573 Anm. 4, 576
Jyaxma 123 f.
tr 573 ff.
Seite
Irtakkäaiia 123 Anm. 5, 130,
131, 596
Irtakäazia 129
*irtantp 597
IrtamarÜya 123 Anm. 5, 596
*[Irfumannä] .... 596
*irma . . . 574, 575 f., 583
irra Gen.-Endg. . 130, 567
JräcUa . . . 123 Anm. 5
iräannaj iriarra . 566, 570
Iräama . . . 123 Anm. 5
trä€ik)ki 568
iräe{k)kip 596
^likutra 129 f.
^läkunka 129 f.
iüiana 129 f.
ütukra .... 568, 570
fJäparta 129 f.
izüa . . 573 Anm. 4, 595
Omumarka 123, 130 Anm. 2
Oramaita 565
•\Oraniaiiara . . . . 565
ti, tt . . 123 Anm. 3, 574
Üiyama 123
vkka „gross* .... 590
^ukku „Gesetz* .... 590
vkkura . . 566 Anm., 570
uJckurarra . 566 Anm., 567
Ukpdtarranma . . . 581
^üt „wir sind* , . . . 581 f.
ütta, vUa 123 Anm. 3, 583, 587
Anm. 1, 591
Üttana 124
üttik 568, 591
*üttiniun . 584 Anm. 1, 586
iUtiniun üpd {üpa) . . 586
üttimanra 586
ütla 591
asus. Uduran . 127 Anm. 1
*upä, upd 586
*üpak(t 569
asus. upat-imma . . . 130
upappi 569
iipe 573
üpe-ta^ iipe-te . . . . 571
602 W^- ^oy^ Beiträge z. Erklär, d, smiechen AchaemenideninMchriften.
Seite
iipentukkimme 131, 564, 587
Anm. 1
üpipe 573
*üptmer 576
vpirri 570, 573, 576 Anm. 4
üppe 573
^^Üplratu] 127
. . 574, 576
.574, 576, 577
.... 577
. . 564, 577
. . 574, 576
.... 123
un, wn, un .
linan .
linena^ unfna
asus. lime
ur . . , .
iihpe
iihpentukküne 123, 131, 564,
587 Anm. 1
Kauparma . . 130 Anm. 2
kcU, kate . .
ka(nyne . .
'\Kantu\tamd\
* Kantd\piama'\
Kanpusdya
579
. 572
. 590
. 594
. 594
Anm. 5
kanna 567, 584 Anm. 3, 586
Anm. 1
'\kannai . . . 584 Anm. 3
*\kannei-ti] . . 584 Anm. 3
Kampantas . . . 580 Anm.
karaialari 572
*kt 580 Anm. 4
kikj kikka 126
.ich war"
581
565
fka,
kiti
* [kitisti'lne . . 565 Anm. 1
*kirtne 565
asus. kirir . . . 565, 571
*k{zza 586
-fkCzzamana 586
Kukkannakan . . 571
-fkukiikra 598
*[kukti]ya 592
*kuktira . . . . 570, 598 f.
kutkaturra 131
*ku[tkaiu\r\raS] 585 Anm. 3
'\lai[tkatu\7\ra§'ti] 585 Anm. 3
Icutmampi 131
kuppaka . . 568, 597
KuiUarruä
Kurai
kurtaS
♦ Käeräa
Seite
. 130 Anm, 2
. . 129 Anm.
. . 592 Amn.
124 Anm. 3, 130
*Käeräia 124 Anm. 3, laO, 131
ta 584, 591
tat . ., . 124 Anm. 3, 126
taie . > . . 124, 125, 126
. . 126, 568
. . 126, 571
. 123, 125
126, 568, 571
. 126, 131
*taiekki
taie-te
taiiiäj taikS
taiki'ta .
taippe
ta\yaoä,taiyau8 123, 125, 573ff.
iaü . . 123 Anm. 4, 126
iaumanlu . . . 126, 569
*tak 566
talcaia . . . 587 Anm. 1
takatalcH-ne, takatukti-ne 579,
581, 582
TatarSis 128
Tattü\ya 123 f.
tanaä 573
^tanip 597
*tanti .... 587 Anm. 1
tamana . . . 586 Anm. 2
*tami 569
tamini .... 569, 570
tarma . 130 Anm. 2, 599
*tarmaä 599
tarmuk 568, 576 Anm. 1
tarlaka 592
ta^ »bei* 593
ta§hUum 572 ff., 5^7 Anm. 2
ta>säutumme 130
tah 123, 584
tenimtattira 570
asus. Tiklat 127 Anm. 1
*ltite]3 595
titukka . . . 565 Anm. 3
titukkurra . 130, 568, 570
* titukkurrakft . 581 Anm. 1
tiiulcra .
tttld{m)me
564, 568, 570
131, 564
titme 565
*tip 595
W^ Foy, Beiträge », Erklär, d. tusüchen Aehaemeniderdnschriften. 603
Seite
tippe 595
ttriya 584
iiriyaä 584
Tiikkurra 180
tukmanna (?) . . . . 131
tuhmmena (?) . . . . 131
tuppime 564
*t\i . . . 570, 575 Anm. 1
tdiia, tum 570, 575 Anm. 1
*tüma. . . 575 Anm. 1, 591
*tuman . . 564, 570, 571
-ftuman-e 670
•ftur .... 579 Anm. 1
Turmar . 123, 130 Anm. 2
Turradma 124
tum 128
*tuäta .... 575 Anm. 1
Fdkturri§ . . . 128, 130
Pdkiü ... 128 Anm. 4
pdtin 571
pdtur 590
*patta (oder peta) „Möglich-
keif 578
-fpattip, -fpattippe . . . 591
pattiyamanyai . . . . 125
^pattu ....... 590
^\pat\tuma 591
-fpcU^tuma] 593
pari, paru 583
parik 583
parü 583
*parruä'ta 596
parrvaanaS 573
ParSin . 128 Anm. 5, 571
ParSir 128 Anm. 5, 131 Anm. 3
Pariirra 128 Anm. 5, 131 Anm. 3
pdlukme 565
*pe 583, 591
peuranti 126
pet. . , . 572, 574, 576
*peta . . 587 Anm. 1, 591
"^petip, *peiippe . . . 591
*pep 591
pepta . . 587 Anm. 1, 591
pepraica 597
pepla 590 f.
Seite
peplaä'ta 591
pepluppd 591
peplup-ne . . . 582, 591
peme . 564
^pela 590f.
pei-ta .... 583, 591
fpefsaptC] 585
'^peisappi] . . . 585, 593
*pir 566
pirka . . 566, 581 Anm. 1
Piriiya 596
^pirru 576
*pirrur 576
^pirSataneka 566
Päeümata 123, 124 Anm. 3
*putta . . 567, 587 AnnL 1
puttana 580
-[piUiu , fliehen" .... 580
ptUtukka 580
na Gen.-Endg 567
Nakta 123 f., 125, 130 Anm. 2
nap 571, 572, 573, 577 Anm. 2,
579
asus. napir ..... 571
asus. napir 'üri . . . . 571
NapkiUurrazir . . 129 Anm.
nappanna 131
nappi 572, 579
nan 580
fnanki . . . . 580 Anm. 4
nanta . . 565 Anm. 3, 581
nanri . . 565 Anm. 3, 581
fne „dein* 565
inekti 579
neman .... 566, 569
nemanki . . 566, 568, 569
ni 574
asus. ni/eanie . . 577
nikavii .... 564, 577
\nttami 569
ntn 574, 576
ma 564, 575
ma^ot'i 126
Mala 567
^mana . . 567 Anm. 1, 586
man-ir-tarrnuk . . . 576
604 ^* ^oy, Beiträge z. Erklär, d. eutUehen AohaememdeninechrifieH.
Seite
manka . . . 565 Anm. 3
mannatme 565
mar 576
mara 565, 567 Anm. 1, 583
Anm. 2, 586
Marahnü . . 130 Anm. 2
tnartema 600
marpepta 131, 572, 591 Anm.
marptta . . 572, 591 Anm.
mam 598
marräa . . 572, 591 Anm.
marriptpta . 572, 591 Anm.
mamya 583
♦iwamra »haltend* 570, 598
marrü 593
■fmcLztenti 131, 585
*mazU{mdinti .... 585
maztemaMa . . . 131, 585
mi . 577
miVa, ntäe 580 Anm.4, 587 Anm.l
rnüki-ne 131, 580 Anm. 4, 582
mütiimanna .... 569
Mirkaniva 596
milj mulu 568
miUuk 568
Müpaozatü .... 123
mfäpdzanaä 573
müäataiüä . . . 124, 125
müicUofnaS 573
mukkCya 592
murun 571
mvAnika 568
Muzirraya . . 128 Anm. 5
Mvazariya . . 128 Anm. 5
yanai 125, 599
yazutaman 580, 587 Anm. 1
*ra 565
Rdkkan 571
raämannai^) . . . . 131
raJwiiViena (?) . . . . 131
*rilu 586
^^rtlumana 586
rutaä 593
ruh . . . 123, 568 Anm.
ruh'ü'äak{ri) . 123 Anm. 2
asus. Lahurabe 127 Anm. 1
Seite
lupdme 564
lupdruri . . . . 570, 571
luppu 567
ilu...ya (Blu I, 49f.) . 592
hUtin 571
hUmak 578
lu-f'hUta 582
äak .... 579 Anm. 1
äakurri 130
Sakka 567
äakri 578f.
äakäapämana .... 570
iakiapdmaname . . . 564
^Saianeka 566
*äatama 566
iiatamatak 566
äaparrak'Umme 130. 564
iamak 590
- iara 594
iarak 597
äaääa 572
äaiiata 572
*Sa-?'[p']iU 582
äikktümcOü . . 123, 124
iünena 570
iäneni 570
ävktaä . . . 130 Anm. 2
*äkutra 130
*Skunka 130
*ätana 180
* Sparta 130
Saikurrizfä . . 123, 125, 130
aap 578
aap appa . . . 565, 577
sira 594
asus. sunkik .... 129
asus. sunkip .... 572
asus. sunk'p-ri . . . 567
asus. summin . . . . 126
zaomin .... 126, 571
fzcUuma 592
*zala 592
zalanra 581
zikkita 567, 585, 587 Anm. 1
ziyan 126, 571
ziyamak 582, 588 Anm. 2
W. Foy, Beiträge 9. Erklär, d, stuüchen Aßhaemenideniniehriften. 605
Seite
zhfa8{a) 584
Zirranka . . 128 Anm. 5
*£»&» . . 573 Anm. 4, 595
zunkuk .... 129, 569
zunkuk'inna-p 567 Anm. 4, 572
*zunku{k)kü . . 581 Anm. 1
zunkukme 564
*smnkup .... 569, 572
^zunkup'Ut 582
?'ta3 592 Anm.
Seite
^^KAW^'P oder ^ A'- GA ü^p
573 Anm. 1
OÜL^ .... 565, 589 f.
OUU^ne 565
MARBAO^ oder SAO^ 594
ffAB^-inna . . 567, 597
^<T^*'l30Anm.l, 568, 573 ff.,
577 Anm. 2
£<T-*'-trra 130 Anm. 1, 567 f.
Nachtrag zu S. 126.
Bei der Korrektur der „Fortsetzung* dieses nunmehr ab-
geschlossenen Artikels kamen mir Bedenken bezüglich des Laut-
wertes von dem Zeichen fc^Tf"*, das jüngst auch von Weissbach
nach Vorgang von Sajce als el gelesen wird. Denn dann müsst«
1^^9ltanm anstatt des früheren djinanni «Haus*^ gelesen werden, aber
ein Diphthong lie ist sonst im Nsus. nicht belegt, wie überhaupt
die Diphthonge im Nsus. sehr selten sind (s. oben S. 126). Ich
habe daher S. 564, 570 und 593 uel(?)7nanni geschrieben, um an-
zudeuten, dass das jetzt ei gelesene Zeichen vielleicht doch noch
einen andern Lautwert hat. Vorläufig ist jedenfalls lielnumni als
weiterer Beleg für einen nsus. Diphthong oben S. 126 nachzutragen.
Sowohl dieser Diphthong wie die in zcurnim^ taie (u. s. w.) lassen
sich durch Schwund eines h zwischen ihren beiden Komponenten
erklären (vgl. tau mit ü in historischer Schreibung gegenüber tau-
manlu^ S. 123 Anm. 4), eine Möglichkeit, die ich oben S. 126 nicht
ins Auge gefasst hatte. Jedenfalls liegt im Nsus. kein sicheres
Beispiel für einen älteren Diphthong vor. Vielleicht hat es einen
solchen im Asus, auch gar nicht gegeben, da sich das Zeichen ?
zu ältest in Fremdwörtern entwickelt haben kann.
Verbesserungen zu S. 119 — 131.
S. 119, Z. 6 streiche: tin statt muk\ S. 123, Z. 2 v. o. lies:
am, Anm. 4 lies: taumanlu\ S. 124, Z. 5 v. o. lies: Turraüma^
Ti. 2 V. u. im Text lies: Art. Sus. a 5; S. 125, Z. 8 v. o. lies:
tajyaoä; S. 126, Z. 2 v. o. lies: tüman c, Z. 25 v. o. streiche:
ziya; S. 129, Z. 6 v. u. lies: ap. Ä^«ör"t«f; S. 130, Z. 4 v. u. Ues:
J^aitta; S. 131, Z. 8 v. o. lies: ü(h)pentuJcki(fn)me aus *ü{h)pena'
takki{m)me.
606
!Miscellen.
(Fortsetzang za 8. 415.)
Von
0. Böhtlliigk.
10.
Zu dem auf S. 413 dieses Bandes besprochenen Vexier -Sloka
teilt mir Th. Aufrecht eine interessante Variante mit, die er in
einer Handschrift gefunden hat Sie lautet:
Wenn auch ^TO = ^i«iqi Erbe sein sollte, würde man doch
an dem nachfolgenden ^, das hier gar Nichts zu thun hat, Anstoss
nehmen. Ich stehe demnach nicht an in Übereinstimmung mit der
anderen Redaktion ftPff^TTR^T zu lesen. Ä(% Wnf*rÄ |Jf^
ergiebt aber wie das entsprechende %^ ÄBT^Tl'hf keinen Sinn.
Mit der geringen Änderung rf^nrrf'nt für ^s^ilT*!^ erhalten wir
den erwarteten Sinn, und wenn wir den Avagraha fortlassen, was
nicht nur gestattet, sondern auch allgemeiner Brauch ist, so ist
auch das Rätsel hergesteUt: fs^ikf^H, woran man zunächst denkt,
ergiebt den falschen, rf^fTrfWn den richtigen Sinn.
Nun erhebt sich die Frage, wie verhalten sich die beiden
Fassungen, die in dem zweiten und dritten Päda doch wesentlich
vei-schieden sind, in Bezug auf das relative Alter zu einander?
Dass im zweiten Päda in der zuletzt angeführten Fassung unter
den unrechtmässigen, eigenmächtig auftretenden Erben nicht der
Dieb, wie in der anderen Fassung, sondern der Fürst an letzter
Stelle aufgeführt wird, scheint eine beabsichtigte Courtoisie zu sein,
also wohl auf späteren Ursprung zu deuten. Entschieden scheint
aber für das höhere Alter der früher mitgeteilten Fassung die hier
BölUlingk, Mucdlen, 607
weniger geschickt zugespitzte Zweideutigkeit im dritten Päda zu
sprechen. Auch dass d^r abstrakte Dharma im dritteu Plda der
Variante nicht einfach ftls 'BQ^! der vier Erben auftritt, sondern,
wohl um leichter erkennbar zu sein, als ÄHt M«n% dürfte vielleicht
als Anzeichen einer späteren Überarbeitung angesehen Werden ; wohl
auch llli^il* statt ^des natürlicheren WT^^PTTt.
11.
Das bei Päi^ini 3, 1, 42 überlieferte vedische f^qi«n^^I (ein
periphrastischer Aorist) ist im PW. unter 1. t^ gestellt worden.
Dieses hat wohl Jacobi in seinem scharfsinnigen, mich aber
nicht überzeugenden Artikel »"Ober das periphrastische perfekt im
Sanskrit* in Kuhns Zeitschr. Bd. XXXV, S. 584 zu der Annahme
verleitet, dass f^WITOf, auf einen Perfektstamm zurückgehe. Dieses
ist aber ein Irrtum : fx|4«nn. gehört zu 2. f^ , f^^fn , entspricht
also genau den von einem Präsensstamm abgeleiteten Formen WT*
*l < T^, Pf*! €11^7 ft^yrr^, ft*4<.IH und «f^lH, als ersten Teilen
des periphrastischen Perfekts. Nicht vom Prasensstamm , sondern
von der Wurzel gebildet ist f^^ ^T^, was sehr auffällig ist. Eine
nur scheinbare Ausnahme macht T'nRjt MÜ Sat. Br. 1 , 6. 4, 1.
4, 1, 3, 1. PHRTn^ ist nämlich nicht, wie allgemein angenonmaen
wird, auf ^ mit f'f , sondern auf ^H^ mit f'fW = t'T^ zurück-
zuführen; vgl. BKSGW. 44, 210. 49, 40. 134. Das Perfektum von
fSflfV lautet PlftlÖl.
Nun noch Einiges über die Jacobi'sche Erklärung des peri-
phrastischen Perfekts. J. tritt der herkömmlichen Erklärung des
ersten auf am ausgehenden Teiles als Acc. eines Nomen act. auf
^ aus zweierlei Gründen entgegen: einmal, weil der Acc. in Ver-
bindung mit ^I^ und ^ Schwierigkeiten biete, und zweitens weil,
wie er meint, sich von dem betreffenden Verbalnomen ausser der
erstarrten Kasusform keine Spur sonst erhalten habe (S. 585 unten).
Letzteres ist nicht ganz richtig, da z. B. jedem periphrastischen
Perfekt von einem Desiderativ ein ebenso gebildetes Nomen act.
auf W zur Seite steht oder doch nach den Regeln der Grammatik
von jedem Autor gebildet werden könnte. Das Perfekt vom Intensiv
von ^f^ würde ^^dl^l ^RF sein, und ein Nomen act. ^6l«iil ver*
zeichnen Grammatiker und Lexikographen; neben v^t ^^iff finden
wir ein "vT f. und neben ^l«l\l ^^TTT eü fPRCT f. Neben
dem Perfekt vom Kausativ vermissen wir allerdings ein entsprööHeö-
BöhÜingk, MüeeUen. 609
zunächst bei Kausativen, bei denen bis jetzt kein Nomen act. auf
^ nachgewiesen werden konnte. Wenn Formen wie iRTBTn^ nicht
als Accusative empfunden wurden, dann konnte das Sprachgefühl
leicht auf Abwege geraten. Möglich auch, dass mit dem Wechsel
des Hilfsverbums eine Schattierung der Bedeutung eintrat, etwa eine
Bezeichnung der Dauer bei ^U^. Dürfte man nicht auch die nicht
seltene Verwechselung der Hilfszeitwörter haben und sein zur Ver-
gleichung herbeiziehen? Bei Jacobis Auffassung ist der Übergang
von fj zu ^U^ auch nicht recht verständlich.
12.
Hir. Grhy. 1, 5, 8 lesen wir: IRTRI ^f^JÜ«! f%f ^f*Wl-
M*i«in. Der Schluss ^HWl ^Tl^C u. s. w. bietet einige Schwierig-
keiten imd wird oben S. 425 f. von Caland besprochen. Er möchte
mit mir "V^TW^ lesen und dann noch ein ^lüH einschalten; der
Schluss würde dann zu übersetzen sein: er fährt ihn zu sich,
seinem (d. h. des Knaben) rechten Arme nach, d. h. wie C. weiter
fortfährt, indem er den Knaben, der ihm ja bis jetzt den Rücken
zugekehrt hat, sich na^h rechts, also mit der Sonne um, um-
drehen lässt Eine, wie mir scheint, sehr gezwungene Erklärung,
da der Text von keinem Umdrehen spricht. Auch möchte das
Kunststück dem Lehrer nicht gelingen, es sei denn, dass er die
Hände von den Schultern des Schülers zurückzöge. Darin hat C.
gewiss Recht, dass er, entgegen seinen Vorgängern, nicht ^ljin,j
sondern den Schüler das Objekt zu x»H«!^n sein lässt, worauf auch
der nachfolgende Spruch hinweist. Ich glaube, dass der über-
lieferte Text richtig ist, ich übersetze: er führt ihn zu sich, zu
seinem rechten Arme. Auf diese Weise kommt der Schüler, der
bis dahin dem Lehrer den Rücken zuwandte, jetzt neben ihm und
zwar zu seiner Rechten zu stehen, so dass er ihm das Gesicht zu-
wenden kann.
Ebenda nimmt Caland auch an c1T*4*IU| ^fXRIRW inft^-
WirT^lÄTfiW!5Rf^ Hir. Gyhy. 1, 20, 2 Anstoss. Verbinden wir
"^rfil mit Unr^^t, und fassen dieses als Westen, so ist, wie ich
glaube, jede Schwierigkeit gehoben.
Bd. LH. 40
610 BchiUmgk, ÄßteeUem.
13.
Der in den rituellen Sötras got bewanderte Caland bespricht
oben 8.426 den verdorbenen Sprach Pär. Gjhy. 3, 7, 1 Vf^ Wl ils. w.
and konjiziert mit Glück HT^ st «ll(j*, hat aber übersehen, dass
schon Hir. G;4iy. 1, 14, 2 das Richtige bietet. Calands Konjektur
^(•1^ st. "V^ ist aber verfehlt, da es eine solche Form gar nicht
giebt. Das richtige Imperfekt '^•l^n. wäre hier nicht am Platz,
wohl aber der Aorist ^rf^T^^. Jedoch möchte ich hier kein neues
Verbum, mit dem Vlv^ verbunden werden müsste, einführen, da
f^l^^lfll das Objekt ?IT und die Ablative mit ^if^ nicht ent-
behren kann. Die zweite Hälfte des Spruches ist in beiden Sütras
ganz verschieden. Gegen Calands Konjektur TT^t^ statt ^CTTtV
liesse sich wie gegen ft^lTV nur einwenden, dass der Kasus be*
fremdet; man erwartet ja Ablative.
14.
In den BKSGW. Bd. 48, S. 11 hatte ich von VW in der
Stelle Pär; Grhy. 3, 15, 22 mV W ^^I^Hnt ^^Wft UHlfflfll
•l^fn gesagt, dass es zu W[ keine passende Ergänzung gebe, und
dass ^m hier auch Nichts zu thun habe. Aus diesen Worten
schliesst Caland oben S. 427, ich hätte nicht gewusst, dass das
enklitische Pronomen in der Prosa an zweiter Stelle stehe*). Auch
bei einem andern Texte hätte ich diese Unkenntnis verraten, in-
dem ich ihm brieflich mitgeteilt hätte, dass das Pronomen dort
nicht stehen könne. Da ich nach Calands Ansicht mit einer solchen
Äusserung mir mehr oder weniger eine Blosse gegeben hatte, so
war die Veröffentlichung und abfällige Besprechung derselben ohne
meine Erlaubnis eine Indiskretion. Dass ich in beiden Fällen aus
andern Gründen das enklitische Pronomen hier beanstandete^
brauche ich wohl kaum zu sagen.
Mit Wr9 wusste ich, wie gesagt, Nichts anzufangen und kon-
jizierte dafür, da ^W^ ein Feminin verlangt, ^VT. Nach Caland
soll die zu Wt passende Ergänzung ohne Zweifel ^T^^l sein; auf
welche vorangehende Person das nach meiner Meinung ganz über-
flüssige ^roi hinweist, verschweigt er. Obgleich hier vom Geben
und Empfangen die Rede ist, so halte ich doch die Ergänzung für
1) Dieses brauchte Caland nicht mit sieben Zeilen füllenden Beispiel»
XU belegen; eine Verweisung auf Speijers Syntax hätte genügt.
BöfuUngk, Mieeeüm. 611
sehr rmwahrscheinlich , da von ^r^^i im Vorhergehenden nicht
gesprochen wird, und da man nicht einsieht, weshalb der Autor
nicht dieses Wort, sondern das ganz unbestimmte Wt hier verwendet
haben sollte. Aber auch meine Konjektur verwerfe ich jetzt, da
von ^rar ebensowenig wie von ^ff^HTT gesagt werden kann, dass
sie f ^^« ^^ und ^g^W\ **fn«{^<H ^Wfif. Ich vermute
jetzt ^rar statt ^rW). Nun ist nach meinem Sprachgefühl auch
die Stellung von f verständlich, während, wenn tii^ richtig wäre,
f nach ^^ci* stehen müsste. Wenn eine Schwester vom Bruder
Jemand zur Ehe gegeben wird, so geht sie dem Geber nicht ver-
loren (dieser büsst dabei Nichts ein) und durch den Empfänger wird
sie als dessen Gattin ^«ftli. Deutlicher brauche ich mich wohl
nicht auszudrücken. Dieses drastische Beispiel soll alles Geben und
Empfangen rechtfertigen und empfehlen. Mfci^^ni erregt keinen
Anstoss, aber das nicht weit davon abliegende irfinnfTTT würde
mir wegen ^^ci* mehr zusagen.
Die zweite Stelle, an der ich nach Galand das enklitische
Pronomen verkannt haben soll, ist Hir. Gyhy. 1, 13, 16 n«q^
^w^rtj — ''ll^l^lfn. Ich hatte ihm brieflich mitgeteilt, dass
^^ hier unmöglich stehen könne. Aus der Begründung meiner
Behauptung oben S. 84 wird man ersehen können, dass nicht ich
der Sünder war, dass nicht ich, sondern Caland der Belehrung
bedurfte.
15.
Oben S. 462 sucht Hopkins meine Einwendungen gegen seine
Deutung von Brakmävarta in eben diesem Bande S. 89 fg. zu ent-
kräften. Er macht mir zum Vorwurf, dass ich mehr Gewicht auf
die Etymologie von ^i^n als auf die Bedeutungsentwickelung des
Wortes selbst gelegt hätte. Die Sache verhält sich aber anders:
Hopkins gelangt zu seinen Bedeutungen Äottic, origiriy birth-place
nur auf etymologischem Wege, während ich ausdrücklich sage, dass
von den bekannten Bedeutungen des Wortes "^isn keine Brücke
zu den von Hopkins angegebenen Bedeutungen führe. Erst jetzt
bemerkt H., dass von ein Ort^ an dem eine Menge Menschen dicht
zusammengedrängt wohnen, kein weiter Schritt zu home und origin
sei. Man beachte, dass die im PW. von mir gegebene Bedeutung schon
1) ^FT^ is^ vielleicht eine Korrektur für sinnloses ^|^ , und dieses
ein verschriebenes ^TCTT«
40*
612 BöhtUngk, MisceUen.
eine übertragene, nur für ^i«4l^n und ^Vl^n bestimmte war.
In meinem oben erwähnten Artikel schlage ich Sammelplatz vor
und glaube, dass diese Bedeutung an die sonst belegte von Wirbd
sich leicht anschliesst. Den Versuch Hopkins', auf etymologischem
Wege zu den Bedeutimgen lumie u. s. w. zu gelangen, hatte ich für
misslungen erklärt. Dass die wichtigste Stütze Manus. 7, 82 Hopkins
missverstanden hatte, räumt er jetzt selbst ein. Jetzt legt er nur
noch auf die Erklärung zweier Scholiasten des Wortes ^l4l^n
Gewicht. Sie lautet : ^|4t ^il^A5l yi: y^^lf^ftT. Die letzten
Worte sollen bedeuten are perpetually bom, „for this is the natural
and, as I think, the only permissible meaning of these words*.
^fl[^ bedeutet hervorkommen, entstellen^ und von diesen Bedeutungen
bis geboren werden ist nur ein halber Schritt, den aber, soviel wir
wissen, Niemand, auch kein Dichter, gemacht hat. Ist es wohl
wahrscheinlich, dass zwei Scholiasten, die doch mit ihrer Erklärung
jedem Missverständnis vorbeugen wollten, ein jedenfalls eine andere
Deutung zulassendes Wort, und wie Hopkins selbst bemerkt, despüe
the ordmart/ meaning of ä-vart, statt des nicht zu missverstehenden
WRW verwendet hätten? Fassen wir dagegen "^'^isn^ in der
auch bei Manu belegten Bedeutung kehren dahin zurück, so ist
^I^ V^* y^i^-^^Pn treten dort immer wieder liervor eine zutreffende
Erklärung. Hiermit glaube ich auch den beiden Scholiasten einen
Dienst erwiesen zu haben. Wenn ich in meinem Artikel nehmen
dort immer an Zahl zu übersetzte, so übersprang ich die zunächst
liegende Bedeutung, hatte aber in der Sache selbst nicht Unrecht.
Ich schliesse meine Polemik gegen den gediegenen Kenner des
indischen Epos mit dem aufrichtigsten Danke für seine mir freund-
lichst zugesandte, soeben angelangte Abhandlung „Parallel features
in the two Sanskrit Epics*Oj ^i® von grosser Tragweite ist und
viel zu denken giebt.
1) Sonderabdruck aus dem American Journal of Philology, Vol. XIX, No. 2.
613
Buddhistische Studien*).
Von
Hermanii Oldenberg.
Minayeff's Recher ches sur le Bouddhisme^ daneben das in
vielen Beziehungen an dieselben sich anschliessende Buch de la
Vall6e Poussin's Bouddhisme^ Stades et math'iaux geben mir
Anlass, einige der Probleme, welche sich um die buddhistischen
Konzilien, die Entstehungsgeschichte des Kanon, das Verhältnis der
nördlichen imd südlichen Überlieferung bewegen, erneuter Betrach-
tung zu unterziehen. Teilweise werde ich mich mit der Kritik
von Auffassungen der genannten Forscher beschäftigen-) — dass
die Trauer um den Hingegangenen mir hierin keine Eückhaltung
auflegt, würde unzweifelhaft MinayefTs eigner Denkweise über das
Verhältnis persönlicher und sachlicher Eücksichten entsprechen — ;
teilweise werde ich meinerseits positiv vorzugehen versuchen, in
mancher Beziehung, wie das nicht anders sein kann, in Bichtungen,
welche den von Windisch („Mära und Buddha**) in seinen Unter-
suchungen über das Verhältnis der nördlichen und der südlichen
Tradition eingeschlagenen eng verwandt sind. Zum Schluss gedenke
ich diesen Erörterungen , im Hinblick auf J a c o b i ' s Aufsatz
ZDMG. LH, 1 ff., einige Bemerkungen zur erneuten Prüfung des
Verhältnisses der buddhistischen Nidänaformel und der Sämkhya-
philosophie anzuhängen.
I.
Indem ich zuvörderst an die Kritik von Minayeff's Auf-
stellungen über die Konzilien herantrete, betrachte ich zunächst
eine Reihe von einzelnen Zügen der betreffenden Traditionen, in
Bezug auf welche mir die Auffassungen des genannten Gelehrten
als irrig erscheinen. Ich werde dann auf seine Ansicht von den
Konzilien und ihrem Verhältnis zur Entwicklung der kanonischen
Litteratur im Ganzen eingehen.
1) Siehe Inhaltsübersicht am Schluss.
2) Ich muss bemerken, dass ich dieser Kritik Minayeff's Bucli nur in
der französischen Übersetzung zu Grunde legen kann. Sollte dies irgendwie
zu Ungerechtigkeiten gegen den Verfasser geführt haben, werde ich für Berich-
tigung aufrichtig dankbar sein.
614 Oldenberg, Buddhistische Studien.
Minayeff (S. 25) hält es für wahrscheinlich, dass der Bericht
des Cullavagga vom ersten Konzil aus der Zusammenfügung ,de
divers r^cits entiörement ind^pendants* hervorgegangen sei Diese
Auffassung beruht darauf, dass jener Bericht — wie wenigstens
M. angiebt — mit einer Bede des Kassapa anhebt ^), dann aber in der
dritten Person fort&hrt. Eassapa erzählt, wie er mit 500 Mönchen
von Pävä nach Kusinärä wandernd unterwegs den Tod Buddhas
erfahren habe. Ein Teil der Mönche nahm die Nachricht mit
stürmischen Schmerzausbrüchen, ein andrer Teil mit frommer Ge-
fasstheit auf. Subhadda aber, einer jener wandernden Mönche,
tröstete die Klagenden mit dem Hinweis darauf, dass der Tod des
Meisters jetzt Allen die Freiheit bringe; nun könne man thun und
lassen was man wolle. Veranlasst durch diese frivolen Worte wandte
sich — so giebt M. die Cullavagga-Erzählung wieder — Kassapa
zu den Mönchen, welche ihn umgaben und schlug ihnen die Fest-
stellung eines Kanon von Dhamma und Vinaya vor. Es wird be-
schlossen, zu diesem Zweck ein Konzil zu halten, aber der Bericht
über diesen Beschluss ist unklar: ,Le r^cit du Cullavagga n'indique
pas clairement oü fut prise la rösolution de convoquer le concile:
lä oü les ascötes apprirent la nouvelle de la mort du fondateur,
ou bien & Ku^inära, oü, d'apräs d'autres tämoignages, Kä^yapa alla
v6nerer les restes du Maitre (Mahäparinibbänasutta p. 67).*'
Ich behaupte dem gegenüber, dass der Bericht des Cullavagga
vollkommen klar und nur seine Wiedergabe bei Minayeff teils unklar,
teils positiv unzutreffend ist.
Zunächst existirt die Discrepanz einer Hede des Kassapa und
einer in der dritten Person gegebenen Erzählung in Wirklichkeit
nicht Das Kapitel hebt in der dritten Person an: atlia Jcho
äyasmä Mahäkassapo bkikkhü ämantesi] dann folgt, was er sagt,
dann was Andere sagen und was geschieht, wo dann die Erzählung
sich natürlich in der dritten Person bewegt. Das alles verläuft: in
schönster Einheitlichkeit; ich wenigstens sehe nicht, wie Vorgänge,
welche zum teil in Äusserungen redender Persönlichkeiten bestehen,
einheitlicher und klarer hätten wiedergegeben werden können.
Die Rede aber des Kassapa zerfällt, wie Min. offenbar ent-
gangen ist, in zwei sehr deutlich von einander gesondert« Teile ^).
Zuerst erzählt der Thera von der Wanderung zwischen Pävä und
Kusinärä, von der unterwegs erhaltenen Todesnachricht, von dem
verschiedenen Benehmen der Mönche, von den Worten des Subhadda.
Damit ist die Erzählung von jenen vergangenen Vorgängen be-
endet. Die Worte Kassapa's, die nun folgen, den Vorschlag zur Re-
daktion von Dhanmia und Vinaya enthaltend, werden nicht mehr
von ihm als auf jenem Wege zu den dort anwesenden Mönchen ge-
1) Cullavagga XI, I, 1 nach der Paragrapheneinteilnng meiner Aasgabe.
2) Der erste umfasät in meinem Druck die beiden ersten Absfitse, der
zweite den dritten Absatz.
Oldenberg, Buddkistische Studien. ^5
sprochen erzählt^). Sondern mit diesen Worten wendet sich K.
an die gegenwärtigen Mönche, die seiner Erzählung zugehört haben,
und legt ihnen seinen eben durch jene Erzählung motivirten Antrag
vor. Diese Mönche sind es dann, die den Antrag annehmen; es kann
keine Bede davon sein, dass der Gull, dies auf jener Wanderung durch
die 500 Begleiter des Eassapa habe besorgen lassen.
Wo war es nun, dass Eassapa diese Bede hielt und dieser
Beschluss gefasst wurde? Der CuUav. sagt das nicht ausdrücklich,
aber wie sich sein Verfasser die Sache gedacht hat, kann doch
schlechterdings nicht zweifelhaft sein. Die jüngeren ceylonischen
Quellen ^) und ebenso die gesamten nordbuddhistischen Überliefe-
rungen ^) sind einstimmig darin, die betreffenden Verhandlungen
nach Eusinärä zu verlegen. Dort war der Meister gestorben ; dorthin
kam — wie unter den kanonischen Pälitexten das Mahäpari-
nibbänasutta *) bestätigt — Eassapa, der Leiche seine Verehrung zu
bringen ; dort im Ereise der nach Buddha's Tode zurückgebliebenen
Getreuen musste naturgemäss eine Verhandlung geführt worden
sein, welche die Tradition auf das engste an Buddha's Hingang
anzuschliessen das offenbare Bedür&is hatte. Die Erzählung des
Cullavagga, die sich genau an die des Mahäpannibbäna Sutta an-
schliesst und durch längere Beihen von Sätzen dieselbe wörtlich
reproducirt, hat entschieden nicht die Absicht, Eassapa an einem
anderen Orte auftreten zu lassen, als da, wohin jenes Sutta ihn
wandern lässt und wohin alle andern erwähnten Quellen jenes sein
Auftreten verlegen.
Die versammelten Mönche nun, indem sie auf den Antrag
Eassapa's eingehen, ersuchen diesen die Brüder auszuwählen, welche
die vorgeschlagene Bedaktion von Dhamma und Vinaya vornehmen
sollen. Eassapa wählt (Cullav. a. a. 0. § 2) 499 Arhats, dann als
iunfhundertsten Ananda, der ja bald die Arhatschaft erreichen soll.
Minayeff (S. 25) bemerkt zu diesem Bericht: „il an röunit 499,
c'est-ä-dire tous ses compagnons de voyage moins un, puisque, dans
le r^cit rapport^ plus haut, on a dit que cinq cents meines mar-
chaient avec Eä^yapa. On voit que le choix ne fut pas difficile."
1) Wenn Kassapa diese seine Worte in demselben Tenor wie das Vorher-
gehende referirte, würde er dieselben unzweifelhaft mit der Wendung einleiten:
atha khv nham ävuso te bkikkhü etad avocam — demselben Ausdruck, dessen
sich Kassapa kurz vorher (8. 284, Z. 10 ▼. u. meiner Ausgabe) bedient hat.
Man kennt den unwandelbar stereotypen Charakter, welcher der Ausdrucksweise
der heiligen Päli-Pro'sa eigen ist.
2) So der Dipavamsa 5, 1 fg., die SumangalavilSsinl p. 2 (bh(tgavato
dhätubhäjanadivase), die SamantapSsSdikä Vin. Pit. vol. III p. 283 (bhaga-
vaio parinibbäne sannipcUitänam sattannam bhikkhuscUasahcuisänam)^ der
Mahävaipsa p. 11 Tumonr.
3) So MahSvastu vol. I p. 69 — 70; der Vinaya der Dharmaguptas nach
der chines. Version bei Beal, Vhdl. des 5. Or. Kongr., Ostasiat. Sektion p. 17;
4er Dulva bei Rockhill. Life of the Buddha p. 149.
4) p. 67 ed. Childers.
ßjg Oldenberg, Buddhistische Studien,
Die Ironie der letzten Worte scheint mir nicht vollkommen glücklich,
denn offenbar hat M. den alten Erzähler missverstanden. Hätte
dieser die 499 Erwählten mit jenen 500 Begleitern des Kassapa
identifiziren wollen, so hätte er das nach der Art dieser umständlich
genauen Erzählungsweise sicher ausdrücklich gesagt. Das hat er
nicht gethan und in der That vereinigt sich diese Identifizirung so
schlecht wie möglich mit dem ganzen Zusammenhange. Es handelt
sich darum, die Hervorragendsten und Würdigsten unter den Bhikkbos
an der Konzilverhandlung zu beteiligen. Offenbar befand sich eine
Menge derselben unter den Mönchen, die den Buddha auf seiner
letzten Wanderung begleitet hatten und Zeugen seines Todes ge-
wesen waren, also an Kassapa's Zug von Pävä nach Kusinärä nicht
teilgenommen haben konnten. Eine Beschränkung der Auswahl —
abgesehen etwa von Änanda — auf jene Gletährten Kassapa's würde
daher für den alten Berichterstatter ein an Absurdität streifender
Gedanke gewesen sein. Zudem enthielt die Erzählung von Kassapa's
Wanderung ausdrücklich den Zug, dass ein Teil der begleitenden
Mönche avUarqga war; die von Kassapa Erwählten aber waren —
mit alleiniger Ausnahme des Ananda — sämtlich Arhats. Es ist
danach wohl klar, dass Minayeff hier die wahren Intentionen der
Erzählung verfehlt.
In den Details des Berichts über die Wahl der Teilnehmer
an dem Konzil und der örtlichkeit desselben findet nun Minayeff
(S. 26) wieder die Spur zweier verschiedener Versionen, von denen
ihm die eine ein höheres Gepräge der Wahrheit zu tragen scheint
als die andere. Der OH, an welchem das Konzil tagen soll, werde
durch förmlichen Beschluss der Gemeinde bestimmt {iiatttcahitfha-
kamma). Vorher aber werde erzählt, dass Kassapa die Teilnehmer
an der Versammlung „de son propre mouvement, sans consulter
la communaute** gewählt habe. „Peut-6tre cette premifere Version
est-elle plus pr^s de la v^rite.* Jene Weise der formellen Be-
schlussfassung sei nur das Natürliche bei einer „communaute com-
plötement organisee et qui n'etait pas errant«" ; dass die quadruple
invitation, wie sie z. B. bei der Aufnahme eines neuen Gemeinde-
gliedes in Anwendung kommt, „d'origine plus r^cente que les autres
rites* sei, werde von den Buddhisten selbst erzählt.
Nur im Vorübergehen will ich dem gegenüber konstatiren^
dass der Cullavagga (a. a. 0. § 4) von gar keinem flatliccUuttha-
kamma, sondern von einem vattidutit^akamma berichtet. Dass die
eine wie die andere Form der Beschlussfassung schon sehr früh
bei einem Orden auftreten konnte, welcher die Technik des
geistlichen Rechtslebens unzweifelhaft in vielen Beziehungen schon
von andern Gemeinschaften fertig ausgebildet vorfand, scheint mir
evident. Die Vinayatexte legen Buddha, man kann sagen zu zahl-
losen Malen, Vorschriften in den Mund, welche die Anwendung
jener Prozeduren in sich schliessen. Und von der angeblichen
Überlieferung eines späteren Ui*sprungs der Ordination mit dem
Oldmbergf Buddhütische Studien. 617
flaUicatatÜldkavima gegenüber den .antres rites'' kann ich im Päli-
Vinaya wenigstens, der wohl für diese Frage allein in Betracht
kommt, nicht allzu viel entdecken. Dort (Mahävagga I, 28, 3)
wird die Einführung dieser Prozedur zwar hinter die Feststellung
einiger anderer Satzungen, aber immer noch in die Zeit der ersten
Wanderungen Buddha's, welche auf die Erlangung der Sambodhi
folgten, verlegt. Eine Entscheidung darüber, wie alt jene Form
der Beschlussfassung in der That ist, wird sich mit den uns zu
Gebote stehenden Mitteln offenbar nicht erreichen lassen. Die
unsre Quellen beherrschende Yorstellungs weise, dass alle Ordnungen
des Gemeindelebens auf Buddha selbst zurückgehen, musste sich
unvermeidlich auch dieser Prozedur anheften; die bezügliche Tradition
braucht also an sich nicht authentisch zu sein. Andrerseits hat
es, wie wir schon bemerkten, nichts Unglaubliches, dass das be-
treffende Verfahren wirklich sehr alt ist. Also ein unvermeidliches
710« liquet. In jedem Fall ist soviel für den Kenner der Vinaya-
Litteratur begreiflich, ja geradezu selbstverständlich, dass die Er-
zählung des Cullavagga, welche nun einmal die ganzen Institutionen
des Vinaya als von Buddha geordnet und mithin als bei seinem
Hinscheiden fertig vorliegend auffasste, den Thera in der regulären,
für solche Anlässe ein für allemal geltenden Form eines 'hattidvtiya-
kamma mit dem Saingha verhandeln liess.
Durchaus ungenau nun aber ist die Annahme Minayeff*s, dass
neben dieser Vorstellungsweise und im Widerspruch mit ihr sich
im Cullavagga eine zweite Auffassung des in diesen Verhandlungen
angewandten Verfahrens verrate : dass von einer primitiven weniger
formellen Prozedur die Rede sei, der Entscheidung der Sache durch
die Autorität des hochangesehenen Kassapa allein. Man lese nur
den Text^). Die Bhikkhus veranlasssen Kassapa, die Mönche aus-
zuwählen und bestimmen ihn auch Änanda unter ihre Zahl auf-
zunehmen. Dann fassen die Theras — d. h. doch wohl unter den
andern altem Mönchen auch Kassapa — die Stadt Räjagaha als
den geeignetesten Ort für Abhaltung der Versammlung ins Auge.
Darauf lässt Kassapa vermittelst des vcUtidtUiyakainma die Gemeinde
die Wahl jener Persönlichkeiten und dieses Ortes zum formellen
Beschluss erheben. Wo zeigt sich hier eine Spur verschiedener
Auffassungen über die Behandlungsweise solcher Angelegenheiten?
Zuerst stellen Kassapa resp. die übrigen massgebenden Persönlich-
keiten fest, um welche Mönche und welchen Ort es sich handeln
soll. Dann erfolgt die formelle Antragstellung und die Annahme
des Antrags. Ich wüsste nicht, wie eine Erzählung besser mit sich
selbst im Einklang sein kann. —
Nun schreitet die Erzählung zu der in Räjagaha geführten
Verhandlung selbst fort. Kassapa geht mit Upäli den , beiderseitigen
1) a. a. O. § 2—4.
618 Oldenberg, Buddhistische Siudien.
Vinaya* '), mit dem inzwischen zum Arhat gewordenen Änanda den
Dhamma, d. h. die fünf Nikäyas durch. Die einzelnen angeführten
■Daten über die Vinaya- und Dhammatexte passen zu dem that-
sächlichen Bestände des heiligen Pälikanon: das ist selbstverständlich
und wir lernen daraus kaum etwas. Nur auf das eine Faktum
möchte ich Gewicht legen, dass durchaus allein mit einer Zwei-
teilung der Texte nach den Kategorien von Vinaya und Dhamma
operirt wird. Die Dreiteilung der Pitakas lässt sich mit diesem
Bericht nur durch gezwungene Auskunftsmittel vereinigen^); die
einzig natürliche Auffassung wird sein, dass dessen Verfasser vom
Abhidhamma entweder nichts wusste oder ihn wenigstens nicht als
gleichwertig mit den beiden andern Pitakas und mit ihnen zusammen
nach Buddha's Tode redigirt betrachtete: ein Sachverhalt, dessen
Bedeutung für die Schätzung des Alters unsres Berichts wohl kaum
ausdrücklich hervorgehoben zu werden braucht.
An die Erzählung von der Durcharbeitung des Dhamma und
Vinaya schliessen sich einige kleinere Episoden, an welche Minayeff
Bemerkungen knüpft, die ich zum Teil nicht ohne Widerspruch
lassen kann.
Die Thera's werfen dem Änanda einige Verfehlungen vor: so
dass er Buddha's Leiche von Weiberthränen habe befleckt werden
lassen '), dass er Buddha, obwohl derselbe deutlichermassen dazu
veranlasste, nicht aufgefordert habe, sein Leben den Kappa hin-
durch zu verlängern^) u. a. m. Änanda erklärt nicht einzusehen,
dass er gefehlt habe, jedoch sei er in Unterwürfigkeit gegen die
Ansicht der Theras bereit, jene Verfehlungen als solche zu bekennen.
Minayeff (S. 31 fgg.) findet diese Episode ausserordentlich
merkwürdig. Änanda war ein Arhat, ein „saint impeccable", und
1) Nach Minayeff (S. 27 A. 1) wftre mit ubhatovinaye Vibhanga und
Khandhaka (gemeint. Ich habe mich zusammen mit Bh. Davids schon in
den Sacred Books XX, 376 A. 1 für eine andre Auffassung ausgesprochen: es
scheint sich mir um den Vinaya der Bhikkhus und um den der BhikkhunTs
zu bandeln. Hierrür spricht die offenbare Gleichartigkeit des Ausdrucks
ubhatovinaye mit dem häufigen und bekannten Ausdruck ubhatosamgha, d. h.
hhikkhusamgha und bhikkhunisamgha, femer die Weise, wie Baddhaghosa an
den entsprechenden Stellen der Sum. Vil. (p. 13) und der Sam. PRs. (Vinaya
vol. III p. 290) von dem uhhatovibhanga spricht (vgl. auch die Varia lectio
zum CuUiivagga p. 329 meiner Ausgabe; siehe femer DTpav. 7, 43). Nach
der Zugehörigkeit zum Mönchs- resp. Nonnenorden ist nicht nur das Pfttimokkha,
sondern auch das Khandhaka gegliedert, wo das auf die Nonnen bezügliche
Buch (Cullav. X) an das Ende (nur vor den auf die Konzilien bezüglichen
Anhang Cullav. XI. XII) gestellt ist.
2) Man sehe, wie anders Buddhaghosa, dem natürlich diese Dreiteilung
vorschwebte, sich ausdrückt (Sum. Vil. p. 14 § 37; in der Sam. Pfts. p. 290
Bchliesst er sich eng an den Text des Cullav. an).
3) Merkwürdigerweise nicht im Mahäparinibbänasutta berichtet, wie schon
S. B. E. vol. XX S. 379 A. 2 bemerkt ist.
4) MahSparinibbünasutta p. 32 fgg. Dieselbe Erzählung im DivyKvadina
p. 201.
Oldenberg, Buddhistische Studien. 619
doch wird ein solches Gericht über ihn gehalten und er unterwirft
sich ihm. Ein Widersprach, welcher Bnddhaghosa als ^scandaleux
pour les fid^les** erschienen sein mag, daher er in seiner Erzählung
vom Konzil diese Episode übergeht Min. seinerseits nimmt an,
dass durch die Episode ein Zustand der Vorstellungen durchscheint,
welcher älter ist als die Haupterzählung, ,,le vague des id^es primi«
tives au sujet du saint*. Speziell soll jener Vorwurf, dass Änanda
den Meister nicht aufgefordert hat, sein Leben bis zum Ende des
Kappa auszudehnen, zeigen (Min. 84), dass die heiligen Männer des
ersten Kontils ,,partageaient une conyiction qui, dans le canon, est
attribuee aux Mahäsänghikas et d^clar^e heretique", die Vorstellung
nämlich, dass man vermöge des iddhibcda sein Leben in jener
Weise verlängern könne.
Ich muss gestehen, dass ich von solchen Spuren, die uns hinter
die Coulissen des Pälikanons sehen lassen, von dem inneren Wider-
spruch in der Erzählung und von dem darin sich verratenden
Abstand eines moderneren Charakters des Kanon gegenüber hinter
ihm liegenden älteren Vorstellungsweisen nicht allzu viel ent-
decken kann.
Beginnen wir mit dem Punkt, der die Verlängerung des Lebens
der Heiligen betrifft. Es ist doch bedenklich, von dem „ canon •*
in der Weise, wie es Min. thut, ohne nähere Bestimmung als einer
grossen Wesenheit zu reden. Wo im Kanon ist es denn, dass in
Widerspruch mit unsrer Einzahlung die Lehre von der Macht des
iddhibala über die Lebensdauer für eine Ketzerei der Mahäsatn-
ghikas erklärt wird ? Im Kommentar zum Kathävatthu ^). Dass
jene Lehre irrig sei, wird nun allerdings — ohne Erwähnung der
Mahäsamghikas — im Kathävatthu selbst ausgeführt '-^). Man kann
daher, wenn man will, sagen, dass das in einem Text des Kanon
steht. Aber man soll dann doch nicht vergessen, dass eben dieser
Text zunächst kein Sutta-, sondern ein Abhidhammatext ist, sodann
dass er nach dem ausdrücklichen Zeugnis der Tradition jünger als
der übrige Abhidhamma, erst von Tissa MoggalTputta auf dem
dritten Konzil proklamlrt worden ist*^. Das Kathävatthu lehrt
ims die Arbeit einer Generation von Theologen kennen, welche
«ich zum Text der Suttas ähnlich verhielten wie die christlichen
Scholastiker zum Text des Neuen Testaments. Die Suttas stehen
als etwas fest Gegebenes da; oft werden grössere und kleinere
Stücke aus ihnen zitirt; sie geniessen unbedingte Autorität. Aber
es handelt sich darum, sie richtig auszulegen, da, wo sie sich zu
widersprechen scheinen, den Ausweg zu finden. So beschäftigt sich
1) Journal of the Pfili Text Society 1889, p. 131.
2) XI, 5; p. 456 fg. ed Taylor.
3) Nach Minayeff wäre das Kath. sogar noch viel jQnger, was mir für die
^gegenwärtige Argamentation nur willkommen sein könnte. Wir sprechen hier-
von unten eingehender.
Oldenberg, Buddhistische Studien. 621
wie der Vinaya sie giebt, einigermassen zu Hause ist, wird sich
darüber klar sein, dass ein einmal begangenes Vergehen seine dis-
ziplinarische Erledigung finden muss ohne Eücksicht darauf, ob der
Schuldige inzwischen irgend eine Stufe der geistlichen Vollkommen-
heit erlangt hat. —
Neben die Episode des Änanda und teilweise mit ihr im Zu-
sammenhang stehend schliessen sich an den Bericht von den Ver-
handlungen des Konzils einige andere Episoden: von ihnen müssen
wir die, welche die sog. khuddänukhuddakäni sikkJiäpadäni und
die, welche das Verfahren des brahmadanda gegen den Mönch
Channa betrifft, kurz berühren.
_^ Nachdem Vinaya und Dhamma durchgegangen sind, erklärt
Ananda den versammelten Mönchen, dass der Meister partmbbänakäle
die Erlaubnis gegeben habe, nach seinem Tode die khuddänukhvd-
ddkäni aikkhäpadäm aufzuheben. Welche sikkfütpada dies seien,
hat Änanda den Meister zu fragen versäumt; die Theras sprechen
hierüber verschiedene Ansichten aus ^). Man entscheidet sich
schliesslich dafür, nichts aufzuheben^).
Minayeff (S. 32) findet auch hier wieder „la marque d'une
antiquit^ recul6e*. Die Episode führe uns in eine Zeit zurück,
in welcher es noch keinen Kodex der geistlichen Disziplin gegeben
haben könne, man noch nicht gewusst haben könne, was von den
Eegeln des mönchischen Lebens wichtig war und was nicht. Wenn
der Cullavagga, ehe er diese Episode giebt, die versammelten
Heiligen den ganzen Vinaya durchgehen lässt, widerspreche er sich
selbst; stand der Vinaya einmal fest, sei die Aufhebung irgend
eines seiner Sätze nicht mehr denkbar gewesen.
Auch dieser Argumentation kann ich nicht oder doch nur zum
geringen Teil folgen.
Ich mache zuerst darauf aufmerksam, dass eine Erörterung
des hier in Rede stehenden Berichts meines Erachtens vor allem
die Pflicht gehabt hätte, das Faktum zu berücksichtigen, dass die
von Buddha kurz vor seinem Tode erteilte Erlaubnis zur Aufhebung
jener si/ckhäpada nicht nur im Cullavagga, sondern auch im Mahä-
parinibbänasutta berichtet ist**^. Sie ist dort mit dem Befehl ver-
bunden, über den Mönch Channa die Strafe des brahmadanda zu
verhängen *). und so berichtet der Cullavagga denn auch, wie von
1) Die Meinung eines späteren Autors hierüber findet man Milinda-
panba 142 fg
2) Cullavagga a. a. O. § 9.
3) p. 60 Childers. Etwas anders an der entsprechenden Stelle die tibe-
tische Version bei Bockhill, Life of the Buddha p. 140 (das Original wird dort
als very ohscure bezeichnet).
4) Ich _füge hinzu, dass in demselben Sutta (p. 33 — 35) von mehreren
dukhata des Änanda die Bede ist: vermutlich eben der Anknüpfungspunkt fdr
die Erzählung von dem über Änanda gehaltenen Gericht.
Oldenberg, Buddhütüche SttMen, 62ä
welche uns hier nach Min. einen alten Kern guter Überlieferung
von einer im Geist eines jüngeren Zeitalters gehaltenen Darüber-
lagerung sollen unterscheiden lassen, scheinen mir illusorisch. Von
einer Discrepanz kann meines Erachtens nur in dem Sinne ge-
sprochen werden, dass die Konzilserzählung offenbar, wie ich eben
ausgesprochen habe, an den Hauptvorgang ein paar dem Mahäp.
S. entnommene Daten resp. auf Grund dieser Daten hergestellte
Konstruktionen herangeschoben hat. Jene Erzählung ist — das werden
wir nach allem hier eröi^terten gegen Min. festhalten dürfen —
von inneren Widersprüchen durchaus frei. Aber wer sie redigiert
hat, benutzte natürlich als Fundament seiner Arbeit das, was er
über die Ereignisse unmittelbar vor und nach dem Tode des Buddha,
überliefert vorfand. —
Wenden wir uns nun dazu, einige Details von M.s Erörterung
des zweiten Konzils zu prüfen.
Es handelt sich um den Streit über die bekannten zehn von
den häretischen Mönchen von Yesäli aufgestellten Indulgenzen.
Auch hier entdeckt Min., was wir ihn so oft entdecken sehen, einen
Gegensatz zwischen den Auffassungen oder Stimmungen, welche
den vorliegenden Kanon des Yinaya beherrschen und der andern
Bichtung einer altem Zeit. „Le Vinaja trace de la Situation de
la confr^rie des mendiants un tableau qui n'a rien de commun avec
l'asc^tisme rigide et le detachement absolu attribu6s par le r^cit aux
saints personnages du concile de Vaiääll, qui condamn^rent les nou-
veaut^s des Vajjiputtakas. Leur maniäre de voir rigoureusement asceti-
que est absolument ätrang^re ä beaucoup de parties du texte actuel, et
ces parties, sans aucun doute, ont paru longtemps aprös les discussions
de VaisälT'' (S. 55). Beim ersten Konzil sollte hinter der Strenge der
kanonischen Ansichten eine der frühem Vergangenheit eigene grössere
Lässlichkeit zur Erscheinung kommen. Hier wäre das Verhältnis
das umgekehrte. Aber hier wie dort muss ich mich zu der Ansicht
bekennen, dass eine sorgfältige Betrachtung der Texte den angeb-
lichen Gegensatz des alten und neuen verschwinden lässt.
„Est-il possible par exemple", so fragt Min. (S. 55), «en se
fondant sur le Vinaya actuel, de condamner un moine mendiant
parce quil garde pour le lendemain du sei dans une come')?**
Dafür, dass hier in der That kein Widerspruch zwischen dem
Vinaya actuel und der strengsten Auffassung der Orthodoxen von
Vesäli vorliegt, möchte ich mich in erster Linie auf Min. selbst
berufen; wer dessen Ausführungen S. 53 liest, vnrd dort das
Gegenteil von dem finden, was derselbe Gelehrte zwei Seiten später
sagt. An dieser späteren Stelle aber — was wird da eigentlich
zum Erweis der im Vinaya-Kanon angeblich herrschenden milderen
Auffassungsweise beigebracht? Wir finden Bemerkungen wie die
folgende: ,D'apr^s le texte actuel, la communaut^ a le droit de
1) Der Bog. nngilanakappa der Ketzer von VesSlI.
624 Oldenberg, Buddhistische Studien,
possession mobiliöre et immobiliöre ; la propriet6 mobilifere peut aussi
appartenir k un moine isolö/ Das soll zeigen, dass hier eine ab-
solut andre Situation des Gemeindelebens vorliegt, als sie dem
Rigorismus des Konzils von Vesäll entsprechen würde. Ich fre^ge
mich vergebens, inwiefern die Zulassung von Eigentum bei einem
Mönch — wohlgemerkt von Eigentum an gewissen Dingen;
davon, dass ein Mönch alles beliebige besitzen durfte, kann ja nicht
die Rede sein — im Widerspruch damit stehen soll, dass Nahrungs-
mittel nicht in Vorräten aufbewahrt werden durften. Der Vinaya,
bemerkt Min. femer, „permet ä. la communaut^ de faire des pro*
visions et de nourriture et d'habits sacerdotaux.* Ich untersuche
hier nicht, wie es mit den Mönchsgewändem steht; wäre in Bezug
auf diese die Anlegung von Vorräten in anderm Masse gestattet gewesen
als betreffs der Speisen, welche täglich zu erbetteln das alte Prinzip
geistlichen Lebens gebot, so hätt« dies noch nichts auffallendes.
Aber über Vorräte von Speisen ist der Vinaya durchaus deutlich:
im allgemeinen durfte man sie nicht haben und der Übertreter
verfiel dem päcittiya (Päcittiya 38) ; im Besondem waren gewisse
fest definierte Ausnahmen gestattet — so durften fünf Arten von
patisäyaniyäni bhesajjäni sieben Tage lang aufbewahrt werden
(Nissaggiya Päc. 23). Es genügt, meine ich, eben nur die positiven
Einzelheiten der Texte statt des imaginären Gesamteindrucks irgend
einer „Situation de la confrörie" ins Auge zu fassen: dann wird
man den Gegensatz der modernen Weitberzigkeit, die im Pälikanon
herrschen soll, und der alten Strenge als aus der Luft gegrifien
erkennen ^).
1) Anhanfcsweise möchte ich hier einige Worte ui Bemerkungen knüpfen»
welche Kern (Manual 105) neuerdings über das zweite Konzil gemacht hat.
„We cannot help observing*', sagt er, „that the date assigned to Ihe second
Council is impossible, unless the heroes of the tale are purely fictitioos. A
Century after the Parinirvana, Sarvakämin would have been at least 140 years
of Hge; Tasas, Kakandaka's son, if he be identical with Tassas, one of the first
converts of the Buddha, would have been 20 + 45 -[- 100 = 165 years; if he
be another, then he must have been more than 120 years, and so, too, the
other Tberas. A cbronology leading to such monstrous results condemns itself.**
Ganz so schlimm scheint mir die Sache doch nicht zu stehen. Es ist richtig,
dass schon der CuUavagga (p. 303) den SabbakSml als vlsamvassasatiko
upasampadäya äyasmato Anandassa saddJiivihäriko bezeichnet. Das Alter von
120 Jahren (bei Laien naturlich von der Geburt gerechnet) dürfte bei den Pitaka-
verfassern in besonderer Gunst gestanden haben; vgL Ang. N. III, 51. 52 (auch
Jftt. I p. 286; II p. 16). Dass eine Erzählung, zu deren Staffage Luftreiaen
heiliger Männer gehören, auch das Alter des SabbakSml — welcher dafür
übriKeiis auch jpathavya samghaihero war — mit einer gewissen Liberalität
nach oben abrundete, ist nicht allzu verwunderlich, soll übrigens hier keineswegs
verteidigt werden. Aber für den alten Bericht, den des CuUavagga, ist dies
auch der einzige derartige Greis; dass auch die übrigen Leiter des Konzils diltha-
pubbä tathägatam waren, lesen wir erst im Dlpavainsa (allerdings würde
Sumana Therag. 429 — 434 ein weiterer Zeitgenosse Buddha's sein, wenn er mit
dem Sumana des zweiten Konzils zu identifizieren ist, wie der Dipav. 5, 24»
vgl. Therag. 433, es in der That offenbar versteht). Insonderheit ist an die
Oldmberg, BuddhütUehe Studien. 625
n.
Indem ich so den Versuch gemacht habe, eine Anzahl einzelner
Aufstellungen Minajeff's, die ich für irrig halte, zu beseitigen, habe
ich mir das Terrain frei gemacht, um nunmehr den Gegensatz
seiner und meiner Auffassungen über die beiden ersten Konzilien
und über ihr Verhältnis zur Geschichte des heiligen Kanon im
Ganzen zu diskutieren.
Minayeff urteilt über die traditionelle Erzählung vom ersten
Konzil nicht durchaus ungünstig. Es scheint ihm ungerechtfertigt,
diese Überlieferung zu verwerfen, während man die vom zweiten
Konzil als historisch behandelt, ,bien que les r^cits de Tun et de
l'autre soient reproduits dans les m^mes sources et soient en eux-
mßmes 6galement croyables* (S. 18) ^). Ohne Unterschied freilich
nimmt auch M., wie wir schon berührt haben, die einzelnen Partieen
der Erzählung nicht hin. Den Bericht über die Redaktion des
heiligen Kanon selbst hält er für jung und tendenziös. Jede Schule
formuliert diesen Bericht so, dass er auf die ihr eigne Bedaktion
des Kanon passt: so müssen diese Berichte redigiert sein „ä une
epoque oü ü existait plusieurs canons differents, en d'autres termes,
posterieurement au schisme de la communaut^ bouddhique* (S. 29).
Ja noch mehr. Der Bericht hat evidentermassen die Tendenz, die
Authentizität der heüigen Texte darzuthun; zu dieser Bemühung
aber hatte man Anlass erst, als sich ernstliche Zweifel gegenüber
dem Wert jener Texte geltend machten, d. h. als das Mahäyäna
erstand (S. 21. 24. 36). Während M. dementsprechend die Er-
zählung von der Bedaktion des Dhamma und Vinaya für sehr
jung hält, steht ihm doch die Thatsache des ersten Konzils — oder
wenigstens einer Versammlung, welche als Konzil zu bezeichnen
unzutreffend sein mag — durchaus fest. „Le fait m^me des
assemblees ne peut guöre soulever de doute ; le scepticisme le plus
Identität des Yasa KSkandakapatta mit jenem Tasa, der zn den ersten Bekehrten
gehörte (Mahfiva^ga p. 15 fg.). absolut nicht zu denken. Der Letztere heiast
nirgends Kftkai^dakaputta; hätte er zur Zeit des zweiten Konzils — wirklich
oder angeblich — gelebt, so hätte nur er, nicht aber Sabbakäml, der patkavyä
samghathero sein können. Kern (108 mit A. 1) mischt .auch den Sthavira
Yasas hinein, der im DiTySvadSna als Zeitgenosse des grossen Asoka erscheint:
,.there can be no donbt about bis identity with the Yasas of the Vaisftll
Council." Ich finde diese Identität durch nichts bewiesen; der Name Y. ist
häufig. Sollte aber wirklich der vom zweiten Konzil her bekannte Y. gemeint
sein, so kann das DivySv. diesen in keinem FaU, wie der Dipav., als dittha-
pubbo tathägtMtam, geschweige denn als identisch mit dem von Buddha im
Anfang bekehrten Y. aufgefasst haben. Sonst hätte das Divy. nicht Pindola-
bharadväja als den einzigen tiberlebenden buddhadaräl hkiksuh (p. 400) be-
zeichnen können. — .Auf die übrigen sich um das zweite Konzil bewegenden
chronologischen Betrachtungen Kem's muss ich es mir hier versagen einzugehen.
1) Die Geschichten von Romulus und Numa lesen wir bei demselben
Livius, der auch von Hannibal und Scipio erzählt.
Bd. LU. 41
626 Oldenberg, Buddhütische Studien.
extreme ne trouve gufere d'argument serieux et inattaquable ä y
opposer* (S. 18.) Die Versammlung war ^la cons^quence n6ces-
saire d'un 6tat de choses domi6*. Der grosse Lehrer war gestorben.
Unter seinen Jüngern offenbaren sich Stimmungen der Zuchtlosig*
keit. Es ist nötig, diese Gefahren zu beschwören. So wird die
Versammlung gehalten (S. 18. 19). Man erörtert die Frage, welche
unter den Vorschriften für das mönchische Leben fär wesentlich
zu gelten haben und welche nicht. Rivalitäten, die unter den geist-
lichen Brüdern herrschen, machen sich in dem Gericht über Ananda
Luft: einem Ereignis, welches als Erfindung der Legende zu be-
trachten M. kaum möglich findet, und dessen Gedächtnis noch zu
Hiouen-Thsang's Zeit durch einen an der betreffenden Stelle er-
richteten Stapa festgehalten wurde (S. 31. 39. 40). Es ist hier
also die Erinnerung an wirkliche Thatsachen mit tendenziösen
Konstruktionen vermischt; die beiden Elemente der Erzählung unter-
scheiden sich dadurch, dass die auf Erfindung beruhende Partie den
Kanon der heiUgen Texte als in seiner definitiven Form existierend
voraussetzt, für die authentische Partie dagegen ,le canon semble
ne pas exister, möme en germe* (S. 35).
Einen Teil der Fundamente, auf welchen diese Auffassungen
ruhen, haben schon unsre vorangehenden Erörterungen zu erschüttern
versucht. Wir haben die Discrepanzen, die nach M. zwischen den
verschiedenen Partieen der Erzählung obwalten, als nicht vor-
handen erkannt; wir haben gesehen, dass nirgends der Kanon als
nichtexistierend vorausgesetzt wird. Was die Episoden der khtid-
dänvkhuddaka stkkhäpada und des über Ananda gehaltenen Gre-
richts -anlangt, so haben wir gesehen, dass denselben die Wider-
sprüche mit der Haupterzählung, welche ihre Authentizität verbürgen
sollen, in der That nicht innewohnen; wir haben andrerseits im
Mahäparinibbäna Sutta die Anknüpfungspunkte aufgewiesen, aus
welchen diese Episoden sehr leicht herausgesponnen sein können.
Natürlich sind wir nicht imstande, positiv zu beweisen, dass von
diesen Dingen sich Nichts thatsächlich zugetragen haben kann.
Aber die Entschiedenheit, mit welcher M. den historischen Charakter
dieser Angaben behauptet, scheint vollkommen unberechtigt. Wer
die Lage der Gemeinde bei Buddha's Tode, das ganze Gewirr der
hier spielenden dogmatischen und persönlichen, materiellen und
idealen Strömungen und Gegenströmungen so zu übersehen glaubt,
dass er Behauptungen aufzustellen den Mut hat, wie dass eine
Versammlung, welche der überlieferten von Räjagaha auch nur ent-
fernt ähnlich sieht , die notwendige Konsequenz der gegebenen
Situation gewesen sei, der befindet sich meines Erachtens darüber,
was uns in solchen Dingen zu erkennen vergönnt ist, in einem
prinzipiellen Irrtum, und einen kaum geringeren Missgrifi" in der
Schätzung geschichtlicher Bezeugtheit macht , wie ich meine , wer
die Gläubigkeit so weit treibt, dem von Hiouen Thsang geseheneu
Stüpa eine irgend wesentliche Autorität als Gewähr für den ge-
Oldenberg, BuddhistUche Studien. 627
«chichtlicheh Charakter des durch ein solches Bauwerk verherr-
lichten Ereignisses beizumessen.
Wenn ich so die Hochschätzung, welche M. diesem Teil der
Traditionen entgegenbringt, mir nicht aneignen kann, bin ich anderer*
seits ebenso wenig im Stande, die Herabrückung der andern Hälfte
der Erzählung in eine so späte Zeit wie M. will als motiviert an-
zuerkennen. Man vergleiche, was der Cullavagga über die Redaktion
von Dhamma und Yinaya sagt, etwa mit dem entsprechenden von
Beal mitgeteilten Bericht der Dharraaguptas. Das Verhältnis der
beiden Versionen ist doch nicht erschöpfend ausgedrückt, wenn
man sagt, dass der Kanon der beiden Schulen verschieden gewesen
ist und dem entsprechend auch die Erzählung von der Feststellung
des Kanons bei beiden eine andre war. Es ist nötig, dies dahin zu
präzisieren, dass der eine Kanon — so weit wir aus jenem Bericht
urteilen können — im Wesentlichen mit dem andern überein-
stimmt Der eine war eine etwas modifizierte Form des andern, oder
beide waren eng verwandte Bearbeitungen eines und desselben
Archetypus. So verliert M.s Argumentation, nach welcher die Be-
richte über die Bedaktion des Vinaya — und das Entsprechende
gilt vom Dhamma — erst nach Entstehung der Schismen verfasst sein
können, ihre Beweiskraft: es enthüllt sich uns eine den ver-
schiedenen Sekten im Wesentlichen gemeinsame Struktur der
heiligen Texte, und Nichts hindert an ein relativ recht hohes Alter
einer Erzählung, welche die Bedaktion dieser Texte etwa in der
Form des Cullavagga dai'stellte, zu glauben.')
Aber M. will in dieser Erzählung ja gar ein Verteidigungs-
mittel gegen Angriffe von Seiten des Mahäjäna erkennen und da-
nach ihre Enstehungszeit bemessen! Den Mönchen, welche im
Studium des heiligen Kanon ihr Leben zubrachten, soll wirklich
die Frage nach der Entstehung dieses Kanon, der Wunsch, die
Authentizität des Kanon durch die Geschichte seiner Entstehung
verbürgt zu sehen, nicht gut eher haben nahe treten können, als
gerade in der Zeit des Mahäyäna! Ich fürchte, mich hier mit M.
in einem absoluten Zwiespalt der letzten Grundbegriffe davon, was
philologische oder historische Argumentation ist, zu befinden.
Darf ich nun meinerseits aussprechen, was mir von Anhalts-
punkten für die — allerdings nicht in Form einer Jahreszahl aus-
drückbare — Datierung der Erzählung von den beiden Konzilien,
insonderheit vom ersten Konzil vorzuliegen scheint, so dürfte etwa
Folgendes in Betracht kommen.
1) Übrigens, wenn auch die Divergenzen viel grösser wären, als sie thuk-
sächlich sind: waram kann nicht eine, die älteste der Fassangen weit allen
Schismen vorangehen? Und warum kann dies nicht die Päliversion sein? M.s
Argumentation Übergeht diese Möglichkeit mit StilUchweigen. Dar&ber, wie
weit wir Qrnnd haben, sie für wirklich zu halten, sollen weiter nnten einige
Bemerkungen gegeben werden.
41*
628 Oldenberg, Buddhütuchs Studien.
Der Bericht kann nicht allzu jung sein. Das zeigt schon seine
Sprache, die authentische alte Diktion der Pi^akas. Als eine neue
Form der Ausdrucksweise aufgekommen war, konnte man die alte
nicht mehr nachmachen, wenigstens nicht in dieser Vollendung.
Man hat es in Indien nie verstanden, den litterarischen Charakter
eines vergangenen Zeitalters so zu beobachten, dass man sieb bei
einem Nachahmungsversuch nicht auf Schritt und Tritt verraten
hätte.
Auch die Nichterwähnung des Abhidhamma (oben S. 618)
hindert, uns, den Bericht für sehr jung zu erklären. Ebenfalls, wie
oft bemerkt ist, dass nur das erste und zweite Konzil in dieser
Form besprochen worden ist, nicht aber das dritte.
Ebensowenig aber kann man dem Bericht ein besonders hohes
Alter zusprechen, wenn meine vor längerer Zeit gegebenen Aus-
fuhrungen darüber zutreffen, dass dem Verfasser des Mahäparinib-
bäna Sutta die Erzählung von dem ersten Konzil noch nicht be-
kannt gewesen sein kann.^) Ist femer meine Vermutung richtig'
— nur um eine solche kann es sich natürlich handeln — dass die
1) Vinaya Pitaka vol. I p. XXVII f. (eine Stelle des Kanon , welche Be-
kanntschaft mit dem Konzil voransziisetzen scheint, bt übrigens Therag. 1024).
Minayeff geht anf meine betreffende Argumentation nirgends ein. Bestritten
hat dieselbe neuerdings Kern Manual 102. Wenn ich hervorgehoben hatte,
dass das frivole Benehmen des Subhadda im Mahfipar. Sutta swar wie im CulK
berichtet, aber nicht wie in dem letzteren Text als Motiv für Kassapa*s Antrsig
auf Abhaltung des Konzils verwertet wird, so h&It Kern entgegen: „'Hie motive
alleged in the Gullav. is not ouly absent from the Sutta (nämlich dem MahSpaiin.
Sutta) but likewbe from the Dipavaipsa. Hence the argument for the great
antiquity of that Sutta falls to the ground, for the Dipav. cannot be made
older than the CuUavagga". Ich glaube, dass meine Argumentation doch etwa»
weniger leichtfertig ist, als sie hier erscheint. Der Dipavaipsa erzählt da»
Konzil allerdings ohne es durch die Subhadda-Episode zu motivieren. Das
konnte, zumal da diese Chronik auf die Voi^eschichte des Konzils überhaupt
so gut wie garnicht eingeht, sehr wohl geschehen; Nichts wäre widersinniger
als hieraus ein Argumentum ex süentio entnehmen zu wollen. Das MahSpa-
rinibb. Sutta dagegen erzählt eben die Subhadda-Geschichte eingehend: dasa
in dieser Erzählung jede Hindeutung auf das Konzil, welches ja nach desk
Cull. gerade um jenes Vorganges willen beantragt sein soll, fehlt, ja dass die
betreffende Erzählung des Mahäpar. S. von der im Übrigen mit ihr überein-
stimmenden des Cull. gerade in der Art abweicht, dass der Anknüpfungspunkt
für jenen Antrag im Cull. vorhanden bt, im Mahäp. S. aber nicht (Vinaya a.
a. O. XXVIil, A. 1): das bt die Grundlage, auf die ich mein Arg, ex silerUio-
baute. Oder vielmehr eine der Grandlagen, denn a. a. O. XXVII habe ich
ausgeführt, dass wir auch an andern Stellen des Mahäp. S. alle Ursache hätten,
Anspielungen auf das Konzil zu erwarten, die wir nicht finden. Wie natürlich
es bt, unter den letzten Reden Buddha's Instruktionen zu erwarten, die das
Konzil betreffen, kann das Mahäkarunäpu^idarlka Sütra (Annales du Mos.
Guimet V, 78 fg.) veranschaulichen. — Wenn übrigens Kern a. a. O. be-
hauptet „that we find nothing of that alleged motive (nämlich der Subhadda*
Geschichte) with the Nordern sects", so muss ich dies im Hinblick auf den in
China erhaltenen Bericht der Dharmaguptas (Beal, Vhdl. des Berliner Or^
Kongr., Ostasiat. Sektion S. 17) bestreiten. Nur der Name des Mönchs weiche
ab; Beal giebt Balanda.
Oldenherg, Buddhüti$chs Sludien. 629
Erzählung vom ersten Konzil unter dem Einfluss der Thatsache des
zweiten Konzils entstanden ist^), so würde hierin ein weiteres
chronologisches Moment liegen. EndUch darf hinzugefugt werden,
dass die Stellung der hetreffenden Erzählung — der vom ersten so
gut wie der vom zweiten Konzil — am Ende des Vinaya*), ohne
für die Abfassung nach der Hauptmasse der Yinayatexte direkt zu
beweisen, sich doch besonders gut mit derselben verträgt Min.
freilich (S. 56) fragt: ,|Est-ce le Cullavagga qui termine le Yinaya
pftli?*^ Die richtige Antwort auf diese Frage zu ünden wäre kaum
.schwer gewesen. M. hätte nur den von ihm selbst publizierten
Gandhavaijisa (Rech, sur le Bouddhisme 236) nachzusehen brauchen,
um dort zu finden, dass im Yinaya — wenn wir den Parivära
selbstverständlich bei Seite lassen — nach dem Päräjikaka^^^?
Päcittiyaka94& und Mahävaggaka^cja das Gullavaggaka94s^ &ls letztes
kommt Dass der Cullavagga nach dem Mahävagga folgt, hätten
für die Dharmaguptaschule die Angaben Beal's (s. oben S. 615,
Anmerk. 3) gelehrt, für die MahlSäsakaschule Beal in meiner Ein-
leitung zum Yinaya Pi^ka vol. I p. XLIY, für die tibetische
Yersion des Yinaya mit hinreichender Deutlichkeit das von Gsoma-
Feer, Annales du Mus^e Guimet 11, 176 oder von Bockhill, Life
of the Buddha 159 Mitgeteilte. Doch um zum Päli- Yinaya zurück-
zukehren, so bezeugt der Parivära (p. 114 meiner Ausgabe) auf
das Deutlichste die Stellung des Cullavagga hinter dem Mahävagga.
Und brauchen wir hier im Grunde äussere Zeugnisse? Die Texte
selbst sprechen doch deutlich genug. Der Mahävagga beginnt^)
mit dem Beginn des Gemeindelebens: eben hat der Buddha die
erlösende Erkenntnis errungen; jetzt erwirbt er sich die ersten
Jünger und teilt diesen die ersten und notwendigsten Ordnungen
mit, die Ordnungen über die Aufnahme in die Gemeinde. Nicht
minder deutlich als hier der Anfang, ist am Ende des Cullavagga^)
das Ende dieser Auseinandersetzungen markiert: auf die allgemeinen
bezw. speziell für die Bhikkhus geltenden Ordnungen folgt als letztes
(10.) Buch die Darstellung der Satztmgen für die Bhikkhunis:
ganz wie im Pätimokkha resp. SuttavibhaAga ist hier der Stoff so
1) Ebeodas. p. XXVIII fg. Ich moss mich aber mit Entschiedenheit da-
gegen Terwahren, diese Vermutaüg in der Form aufgestellt za haben, welche
Min. (S. 38; vgl. 8. 59) ihr suschreibt, dass der „proc^verbal*^ des ersten
Konzils, die Verhandlung, in welcher Yinaya und Dhamma festgestellt sind,
„a m transpose et introduit dans la legende aprfes avoir ^t^ extrait d'un rdcit
historiqne du deudöme concile". Der alten, z. B. im CuUavagga Yorliegen-
den Form des Berichts über das zweite Konzil, die allein als Prototyp fUr die
Geschichte vom ersten Konzil in Betracht kommen kann , fehlt bekanntlich ein
solcher Proc^yerbal ttber die Redaktion tou Dhamma und Yinaya yoUstttndig.
2) Dem ich hier den PariySra als offenbar junge Anukramanl, wenn
dieser vedische Ausdruck erlaubt ist, nicht zurechne.
3) Ganz wie in etwas andrer Weise der Beginn des PKrXjik&-Abschnitts
im Suttavibhanga.
4) Ich sehe natürlich hier von den Schlusskapiteln über die beiden Kon-
zilien ab.
630 Oldenberg, Buddhütische Studien,
geordnet, dass die Nonnen hinter den Mönchen hehandelt werden«
Danach ist wohl gegen jeden Zweifel gesichert, dass die Stelle, an
welcher wir die Eonzilserzählnng lesen, in der That das Ende des
Vinaya ist.*)
Wir wenden uns, nachdem ohen S. 623 fg einige das zweite
Konzil betreffende Einzelheiten unter Bezugnahme auf Min. erörtert
sind, nunmehr dazu, die Bedeutung dieses Konzils für die Ent-
wicklungsgeschichte der Yinayalitteratur im Ganzen zu prüfen.
Die Angaben über das zweite Konzil, sagt Min. (8. 59), „ne
röpandent aucune lumiöre, ni sur la date du Vinaya, ni sur son
contenu primitif*. Denn in dem ältesten Bericht über jenes Konzil^
dem des Gullavagga, finde sich nicht einmal „ce compte rendu de
l'oeuvre th^ologique et litt^raire, donn6 dans le röcit du premier,
et qui a servi de base & toutes les consid^rations sur l'anciennete
du canon p41i*. Wie diese Bemerkungen bei Min. stehen, wird
man sie in Anbetracht der durchgehend gegen meine Aufstellungen
gerichteten Tendenz seiner Darlegungen naturgemäss dahin deuten^
dass ich meinerseits die ganze Frage über das Alter des Palikanoa
auf den Compte rendu über die samglti von Dhamma und Vinaya
zu basieren versucht hätte, und dass nun für meine Bemühungen, der
Geschichte vom zweiten Konzil Aufschlüsse über jene Frage abzu-
gewinnen, der Umstand verhängnisvoll würde, dass der besten
Tradition über jenes Konzil ein solcher Compte rendu überhaupt
fehlt. Ich möchte dem gegenüber darauf aufmersam machen, zu-
nächst dass ich selbst — irre ich nicht als Erster — auf das
Nichtvorhandensein des betreffenden Compte rendu in der alten
Tradition vom zweiten Konzil hingewiesen und aus dieser Thatsaehe
meine Folgerungen gezogen habe. ^) Sodann dass es auf meine
Untersuchungen absolut nicht zutrifft, dass ich jenen Compte rendu
zur Basis der Untersuchung über das Alter des Pälikanons gemacht
habe. Der vom Cullavagga bei der Erzählung vom Konzil von
Räjagaha gegebene Überblick über die Anordnung jenes Kanon ist
sehr kurz und inhaltsarm; dies Referat ist sodann seiner Abfassungs-
zeit nach keiner irgend genaueren Bestimmung zugänglich; endlich
kann man sich nicht verhehlen, dass, wenn das Aussehen des
Kanon zu irgend einer späteren Zeit von den Angaben jenes Be-
richts abwich, die letzteren mit grösster Leichtigkeit entsprechend
geändert werden konnten, fast möchte ich sagen geändert werden
mussten. Was mir in der That eine Basis für die Untersuchung
des Alters des PäJi- Vinaya abzugeben schien und noch scheint, ist
1) Ich möchte übrigens kaam glauben, dass die in Rede stehende Er-
Zählung, wie M. S. 56 es aufifassen will, deshalb nur am Ende des Vluaya
stehen konnte, weil die Vorgänge nach Buddhas Tode spielten. Man vei^
gleiche das Sutta des Aiiguttara Nikfiya (Pancaka NipBta, p. 57 ed. Hardy),
welches zur Zeit des Königs Munda, oder das Subhasutta (Dlgha KlkSya)»
welches acirapariniblnUe Ihagavati spielt.
2) Vinaya Pitaka vol. I p. XXX.
Oldenberg, Buddhiit%$che Studien. 631
der Streit über die zehn Indulgenzen von VesälT. *) Min. schwankt
und widerspricht sich selbst, wie oben (S. 623) gezeigt worden ist,
in Bezug auf das Verhältnis dieser zehn Indulgenzen zum über-
lieferten Yinaya- Kanon. Präzisieren wir unsre eigne Stellung.
Zunächst scheint so viel klar, dass der ganze Streit von Vesäll
undenkbar wäre, wenn nicht bereits damals sehr bestimmte Ord-
nungen för das Gemeindeleben vorlagen. Ob es ein Vergehen ist,
sich etwas Salz für künftigen Gebrauch aufzuheben oder die lipo-
sathafeier in verschiedenen äväsa innerhalb derselben simä zu
feiern, hierüber überhaupt zu streiten — und mit Leidenschaft als
über ein hochwichtiges Objekt zu streiten — war nur in einer
Gemeinschaft möglich, welche sich an die peinliche Beachtung von
Minutien in der geistlichen Lebensführung, an die durchgehend
strenge Regelung aller Äusserlichkeiten gewöhnt hatte. Hier
mochten freiere Naturen — oder mag es zutreffender sein, sie als
die zuchtlosen zu bezeichnen — an der festen Ordnung rütteln:
die Erzählung des Gullavagga giebt ein mit überaus echten Farben
geförbtes Bild davon , wie dann die Wächter des Gesetzes und
Buchstabens in frommer Entrüstung den Kampfplatz beschritten
und durch das Kampfgetöse einer erbitterten geistlichen Schlacht
hindurch die gute Sache zum Siege führten. Man wird sich dies
Milieu, insonderheit wenn man die von vedischer Zeit her altein-
gewurzelte Gewöhnung des indischen geistlichen Lebens an den
Aufbau auf festgefügten litterarischen Fundamenten bedenkt,
schwer ohne das Vorhandensein von Texten, die Alles bis ins
kleinste regelten, vorstellen können. Und wenn wir in dem vor-
liegenden Vinaya- Kanon die Recitation eines vornehmsten unter
solchen Texten den eigentlichen Inhalt der Uposathafeier bilden
sehen und andererseits durch einen der zehn Streitpunkte von
Vesall (den äväsakappa) das Vorhandensein von Uposathafeiem
mit sehr bestimmtem, vom Geist strenger Gesetzlichkeit erfülltem
Ceremoniell verbürgt finden, werden wir kaum irgend welchen An-
halt entdecken können , daran zu zweifeln , dass schon in die Zeit
des Konzils von Vesäli der Vortrag eines solchen Textes an den
üposathatagen zurückverlegt werden darf. Nun besitzen wir jenen
Text, das Pätimokkha, bekanntlich im Suttavibhanga in einer mit
Zuthaten aller Art ausgestatteten Ausgabe: zu den Regeln werden
Geschichten über deren Entstehung, Erklärung einzelner Worte,
Erzählung von Fällen, welche unter die Regel fallen oder nicht
unter sie fallen, mit Buddha's zugehörigen Entscheidungen erzählt.
Ich habe früher darauf hingewiesen^) und kann dies jetzt nur von
Neuem thun, dass man ofFenbar, wenn die Verfasser, sei es der
Regeln selbst oder auch nur die jener Beigaben von den Verhandlungen
1) Ich meine nicht nnsern Beiicht über diesen Streit, der ja auf den
ersten Blick den Vinaya als vorbanden erweisen würde, sondern das Faktank
des Streites selber, die Natur der Streitpunkte.
2) Vinaya Pi^aka vol. I p. XXXVI.
632 Oldenberg, BaddhietiBche Shtdien.
Yon Vesäll etwas gewusst hätten, eine Spur davon, eine Bezag-
nahme auf den streitigen Punkt, zu erwarten berechtigt wäre.
Eine PScittiyaregel (38) beispielsweise verbietet vorratsweise auf-
bewahrte Speisen zu geniessen. Nun wurde von Einigen behauptet,
dass doch die Aufbewahrung von Salz zulässig sei,- und dies war
einer der Streitpunkte in den erbitterten, durch die ganze buddhis-
tische Welt berühmt gewordenen Kämpfen von Vesäli: dürften wir
da nicht erwarten, dass wo nicht der Wortlaut jener Regel selbst
so doch mindestens die Erweiterungen, die Zuthaten jener eben
beschriebenen Art auf die Frage des Salzes irgendwie eingegangen
wären, hätten nicht eben Regel und Erweiterungen zur Zeit des
Konzils von Vesall bereits fertig vorgelegen?^) Oder hätte nicht
die Päcittiyaregel (51), welche den Genuss von surä und meraya
verbot, hätten nicht mindestens die erklärenden Zuthaten zu jener
Regel ^) irgendwie auf die Frage betreffend das in der Gährun^
begriffene, jcdogi genannte Getränk Bezug genommen, wenn diese
Frage schon, als die Regel oder die Zuthaten zu ihr redigiert
wurden, ihre bekannte Rolle in den Diskussionen von Yesäll ge-
spielt hätte ?^) Ich meine also: ein Yinaya, der nach dem Streit
über den singüonakappa ^ über das jcdogi pdtam etc. redigiert
worden wäre, müsste aller Wahrscheinlichkeit nach an den be-
treffenden Stellen anders aussehen als der uns erhaltene Yinaya.
In diesem aber spricht Alles für, Nichts gegen eine Abfassung,
die dem Konzil von Yesäll voranging.
m.
Wir wenden uns zu dem dritten Konzil, der Zeit des grossen
Asoka, welcher die Inschrift von Bairat entstammt, und den Zeug-
nissen der am besten in diesem Zusammenhang zu besprechenden
Monumente von Bharhut.
1) Es darf als mit dem hier Bemerkten in gutem Einklang stehend ange-
sehen werden, dass nicht nur die Pfttimokkharegeln selbst, sondern auch er-
weiternde Zuthaten von dem hier in Rede stehenden Typus, wie sich weiter
ergeben wird, im nördlichen Kanon wesentlich so wie im südlichen yorgelegen
haben.
2) Dieselben (Vinaya Pi^. vol. IV p. 110) zählen eine Reihe einzelner
Arten von surä und meraya auf und sprechen von Fällen wie dass man nur
mit der Spitze eines Qrashalmes etwas von der berauschenden Flüssigkeit
trinkt, dass man Berauschendes für Nichtberauschendes oder Nichtberauschendea
für Berauschendes hält, und eine Reihe derartiger durchaus In's Spitzfindige
▼erfallender Einzelheiten mehr. Vom jalogi aber ist nicht die Rede.
3) Nur bei dem Streitpunkte über jätarüparajata ist das, was die
Vesällmönche für zulässig erklärten, im Vinaya ausdrücklich als verboten nam-
haft gemacht. Hier also versagt unser Argument. Aber es ergiebt sich hier
doch auch kein Gegenargument. Dass jene Häretiker hier etwas in der That
Verbotenes einzuführen suchten und dies Bestreben dann von den Orthodoxen
mit Entrüstung, unter Berufung auf den Verbotsparagraphen, bekämpft ^urde,
ist ein durchaus glaublicher Vorgang.
pidenberg, Buddhütuche SkuUen. 633
Die Punkte, die hier Minayeff gegenüber einer Diskussion be-
dürfen, sind hauptsächlich drei:
1. Das Alter der Schrifl Eathavatthn.
2. Die Beziehung der in der Inschrift von Baiiüt aufgeführten
Titel litterarischer Werke zum Pälikanon.
3. Die Beziehung der Skulpturen und Inschriften von Bharhut
zu den Pali-Jätakas.
Über die Entstehung des Kathävatthu geben die Palitexte eine
Überlieferung, die meines Erachtens ein geradezu aussergewöhnlich
authentisches Aussehen ti^lgt.
Während die übrigen Texte des Kanon Buddha's Wort ent-
halten und unmittelbar nach dessen Tode von den Theras redigiert
und gesammelt sein sollen, wird dem Kathävatthu ein Verfasser im
gewöhnlichen Sinn des Worts zugeschrieben, und zwar keiner der
grossen, durch die ganze buddhistische Welt berühmten Heiligen,
sondern ein Mann, der zugestandenermassen dem dritten Jahrhundert
nach dem Nibbäna angehört und der eine Berühmtheit nur im
Kreise einer bestimmten Schule gewesen ist, eben der Schule,
welche auch das E^thävatthu überliefert, Tissa Moggaliputta ').
Wir haben schon oben (S. 619) beschrieben, wie das Kathävatthu
den Text der Suttas voraussetzt und unter häufiger Anrufung von
deren Autorität Controversen über zweifelhafte Punkte der Dog-
matik behandelt.
Nun lesen wir bei Minayeff (S. 200) eine Behauptung, welche,
wenn richtig, die Tradition von der Entstehung des Kathävatthu
über den Haufen werfen, der ganzen Sache ein völlig verändertes
Aussehen geben würde. M. sagt nämlich in Bezug auf jenen Text:
9 Dans un livre que la tradition fait remonter ä T^poque d'Aioka
le Grand, on trouve mentionnöe entre autres la secte des Vetulya-
kas qui napparut qu'au HI® si^cle apr^s J.-C.*^ Das wäre in der
That ein recht starkes Stück. Aber zum Glück liegt die Sache
in Wirklichkeit doch wesentlich anders. Sieht man an eine andre
Stelle von Minayeff's Buch hinüber (S. 82), so reduziert sich dort
die angebliche Erwähnung der Vetulyakas im Kathävatthu auf
eine Erwähnung dieser Sekte in Buddhaghosa's Kommentar zum
Kathävatthu. Der Kommentar nennt zu den eiazelnen häretischen
Ansichten, welche im Kathävatthu widerleg werden, die Sekten,
welche die betreffenden Ansichten vertraten. Und da begegnen an
einigen Stellen (s. das Register im Journal P. T. S. 1889, p. 222)
bald allein bald mit andern zusammen die Vetulyakas. Was ist
häufiger als dass alte Dogmen und Spekulationen unter Theologen
späterer Zeiten neue Vertreter finden! Und was kann natürlicher
1) Um die Tr&dition, wie sie in der KathSratthnppakarana-Atthakathfi
(Joamal P. T. 8. 1S89 p. 1) Torliegt, ganz genau wiedenogeben : Bnddha hat
den Text einst im Gdtterreicbe maUkäthapanen* eva vorgetragen; die Aus-
Ifihmng dieser fnätüeä und ihre Verkündigung auf Erden hat er dem Moggall-
pnttatissa vorbehalten.
634 Oldenberg, BuddhüHache Studien,
sein, als dass der Kommentator, wo von der betreffenden Häresie
die Rede war, neben deren alten Vertretern auch ihre modernen
Anhänger, und wo er über die Alten nicht informiert war, ge*
legentlich auch die Modernen allein nannte; lag doch für ihn kein
Bedenken in der Vorstellung, dass der Verfasser des Textes in
seiner Weisheit alle gegenwärtigen und auch alle künftigen Ket-
zereien „yäm ca tada uppannäni vcUthüni yäni ca äyatitn uppa-
jjiasanti^*'^) mit der erforderlichen Widerlegung bedacht habe.
Ich sage wohl nicht zu viel, wenn ich es für höchst bedenklich
erkläre , auf eine solche Notiz bei Buddhaghosa hin die durchaus
vertrauenerweckende Tradition über das Kathavatthu zu verwerfen
und die Entstehungszeit dieses Textes von der ihr angewiesenen
Stelle nicht etwa um ein Greringes, sondern um eine solche exorbi-
tante Distanz, bis nahe an die Zeit des Buddhaghosa selbst, z;a
verschieben.
Wenden wir uns nun zu einem weitern Dokumente, welches
nach M. geeignet sein soll unsern Glauben an das Alter des Pali-
kanon zu erschüttern, zur Inschrift von Bairat.
„Piyadasi der König von Magadha" *) spricht in dieser In-
schrift, wie bekannt, seine Verehrung für den Buddha, den Dhamma,
den Saipgha aus; er erklärt, dass Alles, was Buddha gesprochen^
wohlgesprochen sei; eine Reihe religiöser Textstücke (dÄawma-
paliyäya) aber, welche er mit ihren Titeln auffuhrt*), empfiehlt er
der besonderen Aufmerksamkeit der Mönche und Nonnen wie der
Laienbrüder und -Schwestern.
Das Verhältnis dieser Titel zum Fälikanon ist es, um das es
sich handelt.
Betrachten wir zunächst, was die von Asoka genannten Titel
zu bedeuten haben. Fragen wir alsdann, was aus der Nichtnennung
gewisser andrer Titel geschlossen werden kann.
„Les ecrits qui y (in der Inschrift) sont mentionnes ne se
trouvent pas dans le canon päli", sagt Minayeff (S. 84).
1) Katfaftv. Atth., Journal a. a. O., 6 fg.
2) Natürlich ist läjä (überlief, lejä) mägadhß zu verbinden, nicht
mägadJie samgham. Minayeff schwankt in seiner Aaflassang. 8. 83 und 87ft
spricht er, den Inhalt der Inschrift anfirebend, von der „communautä du Magadha",
dem ,,sangha du Magadha*' , S. 84 lässt er Asoka sich als ,.roi de Magadha**"
bezeichnen. Zu lajä Afagadhe vgl. die stehenden Benennungen der Pftli>
Pitakas räjä Mägadho Seniyo Bimbüäro, räjä PaaencuU Kosalo, Der
„Samgha von Magadha" würde ein dem buddhistischen kirchlichen Recht
schlechterdings fremder Begriff sein ; ferner wäre, wie Senart (Inscr. de Piyad. 11^
199) bemerkt hat, das Erscheinen eines an den Saipgha von Magadha ge-
richteten Edikts in RSjasthSn doch mehr als befremdlich. Senart^s eigene An-
nahme, dass samgha Mägadha so viel hiesse wie buddhistischer Sarngha^
scheint mir mit der Auffassungs- und Ausdruckswebe der buddhistischen QueUen
nicht im Einklang zu stehen.
3) Ich setze die Titel in der Schreibweise der Inschrift hierher: vifiaya--
samukase cUii^avasäni anägaJtabhayäni tnunigäthä maneyeutUe upettisapanne
e cä läghuloväde musävädam cuihigicya bhagavatä budhena bhäsite.
Oldenbm-g, Buädhütisch» Studien, 635
Einige Seiten später (S. 91) mildert er selbst diese schroffe
Yemeinong: «Des sept titres de Tinscription de Bairat im seal, le
demi^r, läghuloväde, se rencontre dans le canon päli*. Aber diesen
schwachen Trost, welchen er den Verfechtern der Pälitradition zu
gOnnen scheint, nimmt er ihnen gleich darauf wieder. Der Päli-
kanon weist zwar mehrere Bahulovädas auf, aber keiner von ihnen
handelt, wie die Inschrift es verlangt, von Ltigenreden (musävdda).
Mir ist diese Behauptung ToUkommen unbegreiflich. Längst
hatte ich ^) den Rähuloväda namhaft gemacht , in welchem ein-
gehend Yom mueaväda die Rede ist. Senart hatte alsdann meine
Identifikation angenommen und als Anhang zu seiner Behandlung
der Inschrift diesen Text publiziert. Ich fuge hinzu, dass nach
dem Erscheinen von M.'s Werk Trenckner's Ausgabe des Majjh.
Nikäya das Sutta an der Stelle des Kanon, an die es gehört, uns
gebracht, dass endlich ganz neuerdings S. L^yi eine höchst dankens-
werte Übersetzung einer chinesischen Version desselben gegeben
hat *). Wäre der Richter, der über das Recht der Päli- Überlieferung
seinen Spruch abzugeben sich anschickt, nicht den Dokumenten,
welche zu deren Gunsten sprechen, eine etwas grössere Aufmerk-
samkeit schuldig gewesen?
Nicht genug übrigens, dass der Palikanon einen den Daten
der Inschrift genau entsprechenden Text enthält Die Zusammen-
stimmung geht noch weiter. Die Ausdrucksweise der Inschrift —
nicht einfach Läghuloväde, sondern der Läghul., welcher sich auf
Lügen bezieht — macht sehr wahrscheinlich, dass ihr Autor noch
von andern Texten, welche gleichfalls Läghuloväda hiessen, gewusst
hat. Auch hierzu stimmt die Pälitradition^).
Ich wende mich weiter zu dem Titel anägatabhaya. Ich
kann nicht finden, dass wir hier besser als im Fall des Läghuloväda
zu der Behauptung berechtigt sind, dass ein solcher Text im Pali-
kanon fehle. Ich hatte längst (a. a. 0.) auf das Ara&fiakänägata-
bhayasutta verwiesen. M. hat davon keine Notiz genommen.
Stimmte er mir nicht bei, so hatte er die Pflicht, seinerseits eine
hinreichende Durchsuchung des Palikanon vorzunehmen, ehe er
sich das Recht beilegen durfte, das Auftreten des betreffenden
Titels in diesem Kanon zu leugnen. Eine solche Nachsuchung aber
hätte ihn unfehlbar auf die cattäro anägcUä — um die Ausdrucks-
weise des versifizierten Inhaltsverzeichnisses (Uddäna) anzuwenden
— aufmerksam gemacht, die sich im Aftguttara Nikäya finden*).
Sie handeln sämmtlich, unter fortwährender Wiederholung dieses
Schlagworts, von den anägatabhaya; das_ früher von mir aus der
Chrestomathie Suttasaipgaha beigebrachte Ärafiflakänägatabhayasutta
ist das erste der vier.
1) Vinaya toI. I p. XL, A. 1.
2) Journal asiaüqae, Mai- Juni 1896, S. 475 ff.
8) S. Minayeff 91, A. 3.
4) Jetzt in Hardy't» Ausgabe des Aug. Nik. PaneakanipSta p. 100 ff.
636 Oldenberg, BuddkMaehe Studien.
Die Übereinstimmung zwischen Inschrift; und Pälitradition,
welche man gar nicht vollständiger wünschen kann, giebt eine feste,
überlieferungsmässige Grundlage, der gegenüber man die Betrach-
tungen M/s, welche ihn bei der Deutung der anägaiabhayäni bis
zu den Träumen des Königs K|-kin führen, doch nur als freie xind
nicht glückliche Phantasien wird charakterisieren können.
Jetzt zu dem vinayaaamukaae. M. (87) lässt die Übersetzung
„abstract of the Yinaya*^ gelten; ich glaube in der That, dass die*
selbe den Sinn des Worts wenigstens annähernd trifft. Der Zu-
sammenhang mit sämukkamstka f auf welchen Senart hinweist,
drängt sich in der Tbat auf. Die stehend in den Pälitexten wieder-
holte*) Beschreibung von Buddha's Predigt ist bekannt, in welcher
den esoterischen Ausführungen (dänakathä^ aUakathä etc.) die
Verkündigung der heiligen vier Wahrheiten als die buddhiknam
aämukkamaikä dhammadesanä gegenübergestellt wird. Verbinden
wir den Anhalt, welchen diese Stelle, und denjenigen, welchen die
Etymologie (samutkar^a) giebt, so scheint sich als Bedeutung etwa
„essentiell* zu ergeben. Asoka führt also eine „Essenz des Vinaya*
an, und ich bekenne keinen ernstlichen Grund zu sehen, warum wir
nicht, wie ich früher vorgeschlagen habe, vermuten sollen, dass dies
das Pätimokkha ist, welches in der That so passend wie möglich
als Essenz des Vinaya bezeichnet werden kann. Die Verschieden-
heit der Benennung wird kaum ein Hindernis bilden; Benennungen
pflegen eben schwankend zu sein — wir kommen hierauf zurück *)•
Möglich ist natürlich auch, dass der König an irgend ein anderes
Kompendium des Vinaya gedacht hat^: ist dies der Fall, so wird
man aus der Anführung eines solchen Werkes natürlich Nichts, das
einem Einwand gegen das Alter des Päli- Vinaya ähnlich sähe,
folgern dürfen. Vielmehr wird es berechtigt sein, in dem Vor-
handensein eines samutkar^a des Vinaya ein Argument dafür zu
sehen, dass ein ausführlicher Vinaya schon zu Asoka's Zeit exis-
tiert hat.
Ein weiterer von Asoka genannter Titel ist Upaiiaapnaine,
„Dans le canon päli on ne connalt pas . . . d'ecrit sous le titre
1) Siehe k. B. Mahäva^ga p. 181. Weitere dankenswerte Zusammen-
stellungen zu dem Wort ukJeafnsa giebt Neu mann WZKM. XI, 160. Ich
mache noch auf das aamukkatthapada im Parivara, p. 114. 829 meiner Aaa>
gäbe aufinerksam.
2) Einen Einwand gegen die Identifikation des vinayasamukoBe mit dem
Pätimokkha , auf den man verfallen könnte , hat man — wohl mit Recht —
nicht gemacht. Asoka empfiehlt die von ihm genannten Texte aUen Frommen,
auch den Laien, zum Studium, das Pätimokkha aber war Geheimlehre der
Mönche resp. Nonnen (vgl. meinen „Buddha" ' S. 422, A. 1). Denkbar genug,
dass der König entweder diesen Punkt übersah oder dass er sich in der knrson
Inschrift ungenau ausdruckte; er konnte gewiss sein, dass der Kundige seine
Ermahnung, die von den übrigen Texten uneingeschränkt galt, bei diesem Text
mit der nötigen Einschränkung verstehen werde.
3) Dergleichen Werke sind später jedenfalls nicht selten gewesen, wie
man sich z. B. aus Nai^jio's ^atalog überzeugen kann.
Oldenberg, Buddhütische Studien. 637
de „Questions d'Upati§ya* — bemerkt Minayeff (S. 91). Das ist
buchstäblich richtig. Aber es wäre nicht überflüssig gewesen hinzu-
zufügen, dass es im Pälikanon doch einen besonders berühmten
Abschnitt giebt, in welchem Säriputta — bekanntlich ist dieser
identisch mit Upatissa — fragend auftritt: seine Frage an Assaji,
welche dieser mit dem Vers ye dhammä hetuppabhaoä etc. beant-
wortet^). Was kann wahrscheinlicher sein, als dass dieser Text
gemeint ist*)? Wie wir ihn im Vinaya lesen, steht er im Zu-
sammenhang eines grösseren Ganzen; wollte man ihn allein heraus-
heben, so konnte kaum eine andre Bezeichnung passender sein als
eben die vom König gebrauchte. Hier ein Bedenken gegen das
Alter des Pälikanon zu finden wäre etwa so gerechtfertigt, als wollte
man aus einer Empfehlung des Studiums der , Bergpredigt ent-
nehmen, dass dem Bedenden unser Neues Testament nicht vorgelegen
haben könne: denn eine neutestamentliche Schrift, die , Bergpredigt**
betitelt ist, giebt es in der That nicht.
Darüber, was hinter zwei weiteren Titeln der Inschrift, muni-
gäthä moneycLSüle^ zu suchen ist, möchte ich, wenigstens was den
zweiten dieser Titel angeht, nicht allzu bestimmte Behauptungen
wagen. Den munigäihä wird, wie ich früher bemerkte, das kleine
12. Sutta des Sut^ Nipäta sehr wohl entsprechen können. Es
besteht ausschliesslich aus Gäthäs und handelt vom Wesen des munt ^).
1) M&hfivagga p. 40.
2) Sollte er nicht gemeint sein, so würde unsre Verlegenheit, mit Hilfe
des P&likanons far diesen von Asoka zitierten Titel Bat zu schaffen, immer
nur den Charakter eines embarras de richesse tragen. Schon Neu mann
(Die Reden OoUmo Baddho's L S. 567; vgl. WZKM. XI, 159) hat im HinbUck
auf die Asokainsehrift bemerkt, dass es im SuttanipSta V. 955 ff. ein Säriputta-
panhasutta giebt und dass auch auf das 24. Sutta des Majjh. Nikiya die Bezeich-
nung passt. Ich glaube freilich, dass die Beziehung auf das Gespräch mit
Assaji wahrscheinlicher ist, einmal wegen der hervorragenden inneren Bedeutung
desselben, sodann weil sich hier, wo SSriputta noch nicht in die Gemeinde
aufgenommen ist, die Bezeichnung desselben mit dem Namen Upatissa bosser
erklärt (über die beiden Namen vgl. Majjh. Nik. vol. I p. 150). Dieser Name
für ihn wird sonst selten gebraucht ; es ist wohl kein Zufall, dass der Mahfivagga
(p. 42) ihn eben in dieser Geschichte nennt und auch das zugehörige UddSaa
(ibid. p. 99) von Upatissa spricht. Die von Beal (S. B. £. XIX, p. XIV,
vgl. Seydel, die Buddha-Legende und das Leben Jesu^ 8. 112 A. 187) be-
sprochenen, in chinesischer Version erhaltenen Questions of SSriputra
können hier nicht in Betracht kommen: ein Junger Text, in dem der Enkel
des Asoka erwähnt wird. Die früher von Kern (Der Buddhismus If, 455)
vorgeschlsgene Identifikation der Upatisya-Fragen mit einem Abhidharmatezt
hat K. selbst wohl jetzt, wie man nach seinem Manual p. 113 annehmen darf,
fallen gcilassen: gewiss mit Recht. — Wieso übrigens, um dies hier beiläufig
zu bemerken, der Upatisapasine die in Ceylon überlieferten Erzählungen Über
das dritte Konzil upd über Tissa MoggalTputta als tendenziös erweisen soll (de
la Vallde Poussin 53), ist mir schlechterdings unerfindlich.
3) Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eben dies Sutta handelt,
dürfte durch den Zusammenhang, in dem wir an einer unten zu besprechenden
Stelle des DivySvadfina die munigäthäh erwähnt finden, noch wesentlich ge<
steigert werden.
638 Oldenberg, Buddhütkchß Studien,
Unser Text nejint es munisutta. Wer die Bachstabendienerei so
weit treiben wollte, in dieser kleinen Divergent der Benennung
einen Anstoss zu finden, müsste beispielsweise auch darauf yerzichten^
das Citat des Saipyutta Nikäya (vol. III p. 9): viUtam idam bhante
bhagavcUä Auhakavaggike Mägandiyapaflhe mit dem Mägandi^a^
autta des Attliaka.yagga in Verbindung zu bringen: in der That
ist es aber ein Vers eben jenes Sutta (Sutta Nipäta 844), der im
Samy. Nik. zitiert wird. Ähnlich kann keine Bezeichnung besser
als mcmeyyasutta auf den früher schon von mir in diesem Zu-
sanunenhang zitierten Abschnitt Aöguttara Nik. III, 120 passen.
Er wird, wie dies im AAg. Nik. die Regel ist, im Text nicht als
eigenes Sutta benannt resp. mit einem dementsprechenden Titel
ausgestattet; dass man aber, wenn man einen solchen Abschnitt
zitieren wollte, doch eben diese Bezeichnungsweise als die korrekte
empfand, zeigt z. B. der oben (S. 635) berührte Fall des Arafi&a*
känSgatabhayasutta, das unter dieser Bezeichnung im Suttasaipgaha
angeführt wird. Wir werden uns freilich sagen müssen, dass es
im Suttapitaka noch andre Texte geben mag, die sich als muiidyäthü^
als moneyyasutta benennen lassen ') ; und so wird es vorsichtig
sein, die erwähnten Identifikationen nicht als allzu positive Behanp-
tungen aufzustellen. Aber das Gesagte dürfte genügen zu zeigen,
dass der Pälikanon Texte, die den Angaben Asoka's entsprechen —
und zwar sehr vollständig und ungezwungen entsprechen — ent-
hält, so dass von irgend welcher Möglichkeit, diese bei Asoka
angeführten Titel gegen das Alter des Kanon zu verwerten, nicht
die Bede sein kann.
Bleibt endlich ein einziger Titel, aliyavaaäniy was ich — die
genaue Korrektheit der Schreibung vorausgesetzt — mit Min. über-
setze „pouvoirs sumaturels des saints." Texte, die der Sache nach
auf diesen Titel passen würden, giebt es genug; leider weiss ich
einstweilen nicht zu sagen, ob — was in der That vermutet werden
müsste — in einem derselbefn auch das Schlagwort ariyavasa vor-
kam und eine mehr oder minder hervortretende Rolle spielte.
Unter diesen Umständen verdient es bemerkt zu werden, dass die
ausserordentlich ungenaue Setzung der Vokalzeichen in der Inschrift
ein aliyaväsäni wohl nahezu ebenso wahrscheinlich macht wie
aliyavasäniy und dann würden wir auf die Auseinandersetzung des
Aiiguttara Nikäya (Dasanipäta) oder des Samglti Sutta ^ über die
zehn ariyavasa geführt werden.
1) Für das monei/yasuUa denkt Neumann (Reden Qotamo Baddbo's
I, 567) an SutU NipSta 699—723 (vgl. MabSvasta vol. III p. 387). WoM
möglich. Doch erweckt die Nebeneinanderstellong von munigäthä und moneyct'
süte den Eindruck, dass der letztere Text etwas anderes aü blosse GithSs ist.
Der Text, auf welchen N. hinweist, besteht nur aus solchen.
2) S. B. E. XIII, 141 A. 2, worauf schon Minayeff verweist. Auch
Neu mann, Reden Gotamo Buddho's I, 324 denkt an die Dekade des Samglti
Sutta, unter andern Vorschlägen (ebendas. und S. 567), die sich mir von den
Anhaltspunkten der Überlieferung weiter zu entfernen scheinen.
Oldenherg, ßuddhistiwhs Studien, 639
Blicken wir auf diese Betrachtungen zurück, so dürfte sich
die Bilanz derselben doch ganz anders als Min. gelten lassen will,
für den P&Ukanon günstig stellen. Bei der ganzen Lage des Prob-
lems — ich denke an die lakonische Sprache der Inschrift sowie
daran, dass sie, wie sich von selbst versteht, eine Mägadhirezension
der heiligen Texte, nicht unsre Falirezension voraussetzt^) — und
bei dem gegenwärtigen Stande unsrer Kenntnis wird ein billig
Denkender es nicht verwunderlich finden können, dass einzelne Un-
sicherheiten zurückbleiben; eher kann es überraschen, dass diese
Unsicherheiten nicht zahlreicher imd nicht grösser sind. Behaupten
dürfen wir aber, dass nichts auch nur mit nennenswerter Wahr-
scheinlichkeit auf eine Divergenz der Asoka vorliegenden Texte
von unsem Pälitexten hindeutet, dass dagegen die Übereinstimmung
an einer Reihe von Punkten gegen jedes vernünftigerweise zu er*
hebende Bedenken gesichert ist — soweit sie eben auf Grund einer
Inschrift, die nur Titel nennt, überhaupt gesichert sein kann — ;
und dass diese Übereinstimmung im übrigen durchweg möglich, ja
wahrscheinlich ist: es sei nur an den einen oben besprochenen
Zug erinnert, dass die Inschrift das Vorhandensein von mehr als
einem B&huloväda wahrscheinlich macht und der Pälikanon in der
That mehrere Rähulovädas enthält.
Sollen wir nun — muss endlich gefragt werden — in dem,
was die Inschrift nicht nennt, irgend einen Yerdachtgrund gegen
unsem Pälikanon finden? Vielleicht befremdet schon die blosse
Frage. Aber unser Kritiker scheint in der That in seinem Miss-
trauen gegen den Pälikanon so weit zu gehen, dass er die Inschrift
auch in dieser Richtung zu verwerten versucht „Dans les titres
de CCS Berits il n j a pas la moindre allusion ä l'existence du re-
cueil päli. Le roi recommande pour l'^dification des fid^les, non
les trois pifakas, mais les dhammapaliyäyäm'^ (S. 92). Ja, sagt
denn nicht der König deutlich genug, dass es ihm um die Erbauung
weiter Kreise, der Mönche und Nonnen, der Laienbrüder und
-Schwestern zu thun ist und dass er daher unter den Worten Buddha's,
die alle wohlgesprochen sind, nur einiges besonders wichtige auswählt?
Will er nicht, wie Min. selbst (S. 85) sich an einer andern Stelle
durchaus treffend ausdrückt, V inum^ration de quelques textes
1) Min. (S. 84. 92) spricht in einem Ton, der für mich wenigstens einen
gewissen aggressiven Beigeschmack gegenüber dem Pftlikanon hat, davon, dass
Asoka nicht in Päli von Pfilitexten redet, sondern sich eines andern Dialekts
bedient. Ich glaube kaum, dass ein noch so warmer Parteigänger der PSli-
tradition den Anspruch erheben wird, dass die Päliversion der heiligen Texte
die Asoka nächstliegende oder gar die ursprüngliche gewesen sei. Dass die
ursprüngliche Redaktion in MSgadhI zu denken ist, daran lassen einerseits
die geschichtlichen VerhSltnisse kaum einen Zweifel, andererseits wird es be-
kanntlich durch die Magadhismen des Pftliteztes in festgewordenen Worten wie
bhikkhave^ in solchen für das Sprachgefühl nicht mehr lebendigen Formen wie
dem Nom. pl. auf -ö^e, in gewissen feststehenden Formeln (k. Müller, Pftli
Grammar 44) bestätigt.
Oldenherg, Buddhistische Sitidien. 541
kaum mehr als die Thatsache übrig — um mit M. S. 142 zu
reden — dass die Inschriften das Wort in einem Sinn brauchen
„que le mßme mot n'a pas toujours dans les textest Gewiss wahr,
aber folgt daraus irgend etwas für die Litteraturgeschichte der
Pitakas ?
Eine weitere Divergenz zwischen den Ausschmückungen des
Stüpa und den Pälitexten. Eine der Skulpturen zeigt die Königin
Mäyä auf ihrem Lager ruhend. Ein Elephant steigt zu ihr her-
nieder. Dabei die Inschrift bhagavato okamtL Für bhagavato,
bemerkt M., wäre bodhüatasa zu erwarten: das Nichtauftreten
dieses Ausdrucks scheint zu zeigen, dass damals die Lehre von den
Bodhisattvas noch nicht, oder doch nicht in dem durch die kano-
nischen Texte repräsentierten Entwicklungsstadium existierte. Femer
erzählen „les textes pälis** jenes Herabsteigen in Elefantenform nur
als einen Traum der Königin, nicht als wirklichen Vorgang. Und
sie lassen, was man auf der Skulptur vermisst, den Elefanten eine
Lotusblume im Bussel tragen.
Geben wir doch nicht den kleinsten Zutälligkeiten eine Be-
deutung, die sie nie beanspruchen können! Was liegt Auffallen-
des darin, wenn der Steinmetz von Bharhut oder der ihn dirigierende
Künstler, welcher doch aller Vermutung nach kein Dogmatiker
gewesen ist, hier von der Empfängnis des bhagavä spricht, wo es
sich in der That um die Empfängnis des Kindes handelt, welches
einst der buddho bhagavä sein wird? Wenn im Mahävastu
(vol. n p. 8, 8; vol. I p. 204, 13) die Götter sagen: adya cyavi-
syati hila bhagavän, wenn es an einer andern Stelle desselben
Werks (vol. III p. 801, 8) von den der Sambodhi vorangehenden
Kasteiungen heisst bhagavan samyaksambuddhah duakaram caratiy
wenn im Buddhacarita (I, 89) von der Geburt des Bodhisattva als
dem tathägaiotpäda die Bede ist ^), war etwa zur Zeit auch dieser
Texte der Begriff des Bodhisattva noch nicht vorhanden? Mir
scheint der im Augenblick der Sambodhi sich vollziehende Über-
gang eines Wesens, das noch nicht Buddha ist, in einen Buddha
so tief mit den Fundamenten der buddhistischen VorstellungsweJt
verwachsen und dementsprechend scheint es mir an wirklich signi-
fikanten Spuren von dem anfänglichen Nichtdasein der Unterschei-
dung zwischen Bodhisattva und Buddha so durchaus zu fehlen, dass
ich die Annahme derartiger ebenso geringfügiger wie begreiflicher
Ungenauigkeiten in der dogmatisch nicht strengen Ausdrucksweise
1) Diesen Unf^onauigkeiten, wenn man sie denn doch so nennen will, stelle
ich ans den kanonischen Pälitexten den von mir „Buddha'*' S. 100 A. 4 be-
sprochenen Fall aas dem Sattanipfita an die Seite, wo von dem Bodhisattva
die Ausdrucke btuidha, sam.buddha (auch bhagavä) gebraucht werden (anders
Windisch, MSra und Buddha 211 A. 2). Ich führe hier nur an, was mir
eben zur Iland ist; mehr derartiges zu sammeln, was offenbar leicht wäre, würde
ich für verlorne Zeit halten.
Bd. LH. 42
642 Oldenbergf Buddhüiüche Studien,
für die einzige wirklich wahrscheinliche Erklärung der betreffenden
Stellen ansehen möchte.
Was weiter die Elefantengestalt des Bodhisatta anlangt, so
schwanken die Texte zwischen Traum und Wirklichkeit*). Der
Pälikanon, so viel mir jetzt gegenwärtig ^), berührt den Punkt
überhaupt nicht; was Min. als die Darstellung der «textes pälis*
in Ansatz bringt, beruht in der That nur auf der Einleitimg des
Jätaka- Kommentars. Ich möchte mit Rockhill*) vermuten
— natürlich eben nur vermuten — , dass zuerst von einem Traum
die Rede war, dann dieser sich zu einem wirklichen Vorgang ver-
dichtete. Der Päli- Kommentar würde dann die ältere Vorstellungs-
form repräsentieren, das Relief von Bharhut vieUeicht die jüngere.
Ich sage „vielleicht" : denn wäre es nicht auch denkbar, dass der
Künstler den Elefanten, welcher zur schlEif enden Königin herabsteigt,
als eine dieser erscheinende Traumgestalt hätte verstanden wissen
wollen? Das mag sich so oder anders verhalten: für die Fragt«
nach der geschichtlichen Stellung des Pälikanon scheint mir die
Sache in jedem Fall absolut unerheblich.
Endlich die Lotusblume. Nun ja, der Jätaka -Kommentar giebt
dem Elefanten in der That eine solche in den Rüssel. Andre
Texte, und auch das Relief, thun es nicht. Hier hat also wirklich
der Jätaka-Kommentar eine kleine Ausschmückung, welche der
Künstler nicht kannte oder nicht beachtete. Vielleicht ist die
Lotusblume wirklich auf dem Weg der Legende bis zu jenem
Kommentar hinzugekommen ; auch ohne das Monument von Bharhut
hätte diese schwerwiegende Frage auf Grund der Texte allein aiif-
geworfen werden können, wenn — es der Mühe wert gewesen wäre.
Bleibt die letzte der von Minayeff gesammelten Discrepanzeu
zwischen den Pälitexten und den Skulpttuen von Bharhut. Den
Gegenstand einer plastischen Darstellung bildet die im Ummagga-
jätaka*) sich findende Erzählung, wie Amarädevl dem König die
vier entlarvten Betrüger, welche ihren Gatten verläumdet hatten,
bringt. Das Relief stimmt ganz zu dem Text, aber Minayeff fragt,
warum von den vielen Erzählungen des Ummaggajätaka gerade»
dieses Stück ,peu caracteristique et, de plus, si bri^vement raconte
dans la Version pälie ^) qu'il semble ä demi oubli^* dargestellt ist,
1) Um nur einige nächstliegende Anführungen zu geben: Traum: Jilt.
Atth. I p. 50; Dulva bei Rockhill, Life of the Buddha 15. Wirklichkeit (oder
sowohl Traum wie Wirklichkeit) BuddhacariU I, 20; Lal. VisUra p. 63. Im
Mahävastu finden wir beide AufTassungen, vgl. einerseits vol. II p. 8, 17 (vgl.
vol. I p. 205, 3 4, aber auch p. 207, 8), andererseits vol. II p. 298, 6.
2) Ein Irrtum ist leicht möglich. Die Uauptstelle des Kanon über die
Empfängnis des Bodhisatta, das Acchariyabahutasutta (Majjh. Nik.) spricht von
der Elefantengostalt nicht.
3) a. a. O. 15 A. 1. 4) Jät. vol. V p. 370.
5) Man bemerke übrigens, dass es sich bei der „version pälle" auch hier
wieder nicht um den kanonischen Text, sondern um den Kommentar handelt
(vgl. Min. 151 A. 2).
Oldenberg, Buddhütische Studien, 643
noch dazu unter dem Titel yavamajjkakiyajätaka (S. 148 — 151).
Wer will sagen, ob nicht die Anordner des künstlerischen Schmucks
jenes Stüpa die Erzählung doch vielleicht charakteristischer gefunden
haben als Minayeflf; über so etwas können die Meinungen verschie-
den sein. Und der Titel? Er passt so gut wie möglich zu dem
Pälitext, welcher erwähnt, dass Held und Heldin der Erzählung
aus zwei als yavamajjhaka^) bezeichneten Örtlichkeiten stammten.
Aber allerdings, als Titel ftingiert dies Wort im Pälitext nicht.
Was folgt daraus? Doch nur, dass Titel eben schwankend waren.
Das wussten wir ohnedies^.
Soweit die Skepsis MinayefPs. Wird nach den hier vorgelegten
Betrachtungen gesagt werden können, dass ihre Gründe hinreichend
sind, um unsem Glauben an diese imposante Traditionsmasse zu
erschüttern ?
IV.
Doch es ist nicht genug, die gegen diesen Glauben gerichteten
Angriffe abzuwehren. Wir müssen ihn auch positiv begründen.
Dies soll versucht werden, indem wir — natürlich nur in den
grossen Haupt- und Grund zügen — den Pälikanon der nördlichen
Litteratur^) gegenüber stellen und die Schlüsse, zu welchen die
Vergleichung der beiden Quellenmassen führt, entwickeln.
1) Ich rreiss so wenig wie Min., was das bedeutet. Naturlich gehört es
zu skt. ytwamadhya, aber die Bedeutungen dieses Worts helfen, so yiel ich
sehen kann, nicht weiter. Tatawara's aus dem Sioghalesischen gemachte
Übersetzung giebt market-town. Man bemerke übrigens, dass es die Namens-
form des Pftlitextes. nicht aber die des Mahfivastu (vol. II p. 83) yavakcicchaka
ist, die durch die Inschrift bestätigt wird.
2) Vgl. oben 8. G38. Man erinnere sich, dass die grossen Suttasamm-
lungen bei den einen Niktiya^ bei den andern Ägama hiessen. Oder man
bemerke, dass das 2. resp. 9. Buch des MahSvagga im Cullavagga p. 306. 307
als Uposathaeamyuita und Campeyyakam vinayavatthu zitiert werden, dass
das Daharcuiltra mit dem Kumäradrstäntasiltra (Aonales du Mus^e Quimet
V, 133), das Upaejfiha mit dem Kalyänamitraifevanasütra (das. 139) identisch
ist. Mehr Über solche Uenennungsverschiedenheiten siehe bei Rh. Davids,
Buddh. Birth Stories I p. LXfg., Bühlor, Indian Studios III, 16 A. 1, Neu-
mann WZRM. XI, 159. Wollte man aus jeder Benennungsverschiedenheit
einen Verdachtgmnd herleiten, müsste man auch Anstoss daran finden, dass
das AndabhiitajfiUka auf einer Bharhut-Inschrifl (Hultzsch ZDM6. 40, 76) als
Yam bramfhjano avayesi jatakam figuriert. In der That wird man im
Gegenteil behaupten dürfen, dass dies Citat des AnfangspSda der zu dem
Jätaka gehöritren Strophe (Jät. vol. I p. 293) eine Bestätigung der PSÜtradition
darstellt, welche in einer Erörterung über das Verhältnis der liharbut-Inschriften
zu dieser Tradition wohl Erwähnung verdient hätte.
3) Unter „nordlicher Litteratur" verstehen wir hier die in Sanskrit rosp.
OSthSdialect vorliegenden Texte, sowie die tibetischen und chinesischen Ver-
sionen, soweit dieselben nicht nach Päli-Originalen gemacht sind (über tibetische
Übersetzungen aus dem Päli v(rl. vornehmlich Feor, Annales du Mus^e Guimet
vol. II, 288, Über chinesische Übersetzungen aus dem Pfili besonder.4 Takakusu
JRAS. 1896, 415 ff.
42*
644 Oldenberg, Buddhistische Studien,
Es versteht sich ^on selbst, dass diese Untersuchung zu Ende
geführt erst werden kann, wenn vor allem die chinesische Über-
setzungslitteratur vollständig zugänglich sein wird^). Aber man
hat keinen Grund, diese vermutlich ferne Zukunft abzuwarten, ohne
dass man schon jetzt die Frage so weit fördert, wie sie sich eben
fördeiii lässt. Schon jetzt aber kann sie, meine ich, ziemlich weit
gefördert werden.
Wir beginnen mit der Vinaya-Litteratur. Über sie können
wir uns verhältnismässig kurz fassen.
Gegenüber solchen nördlichen Repräsentanten des Vinajapitaka
wie dem Mahävastu, ^f&it de morceaux d'äge et d'origine träs divers,
charg^ d'^normes interpolations souvent bien mal assembl^es^^
brauchen wir uns nur ebenso auf die Natur der Sache wie auf
andre Zweige der nördlichen Überlieferung selbst zu berufen, um
dem höheren Recht des südlichen Vinaya darauf, ein wirklicher
Vinaya zu heissen, Anerkennung zu schaffen.
Die uralte, im Norden wie im Süden bezeugte Teilung de&
geistigen und litterarischen Besitzes des Ordens in die beiden
Kategorieen von Dharma und Vinaya schliesst es doch von selbst
in sich, dass Yinayatexte ihrem alten und eigentlichen Begriff nach
Texte gewesen sein müssen, die es mit den Lebensordnungen der
Mönchsgemeinde, nicht aber — oder doch nur gelegentlich — mit
allem nur denkbaren andern Inhalt, wie dem Leben Buddha's,
Jätakas etc. etc. zu thun hatten^). Um ein Werk wie das Mahä-
vastu gegenüber Sütratexten ähnlichen Schlages — man weiss nicht
recht weshalb — abzugrenzen wäre man nie und nimmer darauf
verfallen, ein Pitaka des Vinaya einem Süti*a Pitaka gegenüber
zu stellen. Wenn das Mahävastu als ein Vinayawerk bezeichnet
1) Natürlich ist dies nicht das einzige Desideriom, das hier aossasprecbeu
wäre. Unter den mir vorläufig unerreichbaren Texten der nepalesischen
Traditionsmasse würde, scheint es, besonders die Abhidharmakosavyikhyä für
die Zwecke unsrer Untersuchung von höchster Wichtigkeit sein.
2) Senart, Mahävastu vol. III p. 111.
3) Kern, Manual 4 sagt über die Abgrenzung des Vinaya-Inhalts gegen-
über sonstigen Materien im Päli- Vinaya, richtig, aber doch nicht ganz bestimmt
genug: „Though the Päü Vinaya contains narrative parts to a considerable
extent, no book of it is whoUy made up of subjects which otherwise have a
place in the Satta-Pitaka." Dies muss dahin präzisiert werden, dass im Päli
Vinaya ausnahmlos, nicht nur, wie sich von selbst versteht, im Sutta Vibhanga,
sondern auch in jedem Buch der Khandhakas (Mahävagga und Cullavagga), der
eigentliche zur Erörterung kommende Gegenstand irgend ein Teil der Gemeinde-
ordnungen ist Die Behandlung dieser Ordnungen ist allerdings in bekannter
Weise mit erzählenden Zuthaten ausgestattet, welche sich mehrfach mit Erzfib*
lungen decken, die im Sutta Pi(aka enthalten sind. Und diese Zuthaten sind
in der That nicht selten mit einer über den nächsten Zweck weit hinausgehenden
Breite behandelt. Aber darum ist und bleibt doch beispielsweise das erste
Khandhaka des Mahävagga, obwohl es z. B. die ganze Erzählung von den ersten
Ereignissen nach der Sambodhi umfasst, seinem eigentlichen Wesen nach (vgl.
Parivära p. 114) durchaus eine Darstellung der Ordnungen der upasampadä
und gewisser damit eng zusammenhängender Materien.
Oldenherg, BuddJiiatiache Studien, g45
wird, so ist wohl klar genug, dass darin eine abgeblasste Erinne-
mng an einen Namen, die freie, unzutreffende Anwendung einer in
alter Erinnerung aufbewahrten Utterarischen Kategorie liegt, welcher
für die betreffenden Kreise lebendiges Leben eben nicht mehr
zukam ').
Was ich im Gegensatz zu einem Pseudo-Vinayatext wie dem
Mahävastu als wirklichen Yinaya benennen möchte, hat sich nun
aber im Norden so gut wie im Süden erhalten.
Vor allem das Prätimoksa.
Es ist bekannt, dass dieser Text in einer tibetischen und vier
chinesischen Versionen verschiedener Schulen vorliegt*). Schon
jetzt darf in Bezug auf die tibetische und eine der chinesischen
positiv behauptet, in Bezug auf die übrigen mit hinlänglicher
Sicherheit vermutet werden, dass dieselben in allem wesent-
lichen eben den im Pälikanon erhaltenen Text repräsentieren.
Für den Nissaggiya- Abschnitt der Mönche wie der Nonnen hat
Huth*) die Vergleichung des Pälitextes (Theravädl-Schule) mit
dem tibetischen (Mülasarvästivädin) und einem chinesischen (Dharma-
gupta) in allen Details ausgeführt. Es zeigt sich zunächst, dass die
Varianten durchaus nur solche sind, wie sie wohl den auf eine exakte
Textkonstitution bedachten Philologen, aber kaum den mit der be-
treffenden Quelle arbeitenden litterargeschichtlichen und religions-
1) Einen dUnnen Faden übritrens mag es doch schliesslich geben, der das
BlahSvastu mit dem Vinaya im alten Sinn des Wortes verbindet. Man weiss,
dass im Mab&vagga der erste grosse Abschnitt, welcher von der upasampada
handelt, durch die EnJthlong von den ersten Ereignissen nach der Sambodhi
eingeleitet wird. Den Bericht von eben diesen Ereignissen nan dDrfen wir
vielleicht als das Orundelement des MahSvastn ansehen, nur alles ins Unabseh-
bare angewachsen, nach rückwärts durch die ganze Vorgeschichte hlndarch
(einschliesslich der zehn Bhümit der Bodhisattvas) verlängert, durch fortwährende
Wiederholungen derselben Erzählungen, lange Reihen eingestreuter Jätakas, end-
lose Beschreibungen des die Ereignisse begleitenden himmlischen Jubels etc.
erweitert und verwirrt, von dem Bericht des MahSvagga sich vielfach (wie das
überhaupt von den meisten nord liehen Erzählungen über Buddha'» Leben gilt)
in ähnlicher Richtung, jedoch ungleich weiter, entfernend wie etwa die apo-
kryphen Evangelien von den kanonischen. Die an der Spitce des Ganzen
(vol. I p. 2, Zeile 15 fg.) stehenden Sätze über die caturvidhä upasampada
aber, deren Auftreten an dieser Stel'e auf den ersten Blick unerklärlich scheint,
geben das eigentliche Vlnaya-Thema an, dessen historisch-legendarische Einlei-
tung sich im Übrigen zu diesem ganzen chaotischen Werk ausgewachsen hat.
Vielleicht erklärt sich so auch der Titel des Mahävastu. Man kennt die Bedeutung
von veUthu in der Vinaya-Litteratur ; die Erzählung z. B. von den Vorgängen
in Campä und der zugehörigen Verkündigung gewisser Ordnungen durch Buddha
ist das CampeyyaTcam vinayavatthu (Cullav. p. 307). In diesem Sinn scheint
mir mahävastu das grosse vinayavastu zu bedeuten. Es entspricht dem oder
vielmehr einem kleinen Teil von dem, was im Pälikanon mahakhandhaka
heisst (MahSvagga p. 98).
2) Siehe Hnth. die tibf^tische Version der Naihsargikapräyascittikadhar-
mäs (Strassb. 1891), S. 49. Beal, A Catena of Buddhist Scriptures from tbe
Chinese S. 204 ff.
3) In der eben citlerten Schrift, S. 30fgg.
646 Oldenberg, BuddJtüftüche Stitdien,
geschichtlichen Forscher interessieren können. Pur diesen ist es
ein und derselbe Text, der in Ceylon wie in Tibet und China vor-
liegt. Weiter aber, wenn man denn doch die Varianten der Be-
trachtung würdigen will, hat die gewissenhaft«, alle Einzelheiten
genau abwägende Untersuchung Huth's zu dem offenbar wohl-
begründeten Resultat geführt , dass die Pälifassung älter ist als
diejenigen indischen. Redaktionen, die der tibet. und chin. Über-
setzung zu Giiinde liegen. Und es hat sich als höchst wahrschein-
lich ergeben, dass eine Anzahl von Zusätzen, welche die letzteren
Exemplare gegenüber dem Pälitext aufweisen, aus jenem alten
Kommentar sowie jenen Legenden entnommen sind, welche der Päli-
kanon im Sutta Yibhaäga als evidentermasscn jüngere Zulhaten
zum Text der Fätimokkharegeln hinzufügt^). Aber möge selbst
Huth — was ich meinerseits kaum glaube — in den letzterwähnten
Annahmen zu weit gegangen sein: so viel steht in jedem Fall mit
der äussersten Evidenz fest, dass das Pätimokkha, wenn nicht
in jedem einzelneu Wort, so doch sicher in allem Wesentlichen von
Form und Inhalt, weit davon entfernt, das spezielle Eigentum des
ceylonesischen Buddhismus zu sein, als Gemeinbesitz des ceylo-
nesischen wie des tibetischen, wie des chinesischen Buddhismus an-
erkannt werden muss.
Und zwar, können wir hinzufügen, als ein Gemeinbesitz, der
zu den fundamentalen Besitztümern zu zählen ist. Aus dem Nor-
den berichtet I - 1 s i n g -) über den Lehrkursus, den der Neuordi-
nierte durchzumachen hat: ,The Upädhyäya giving out the Contents
of the Prätimoksa teaches the candidate the character of the offen-
ces and how to recite the precepts. These having been leamt,
the candidate begins to read the larger Vinaya-pitaka** % Und an
dem südlichen Vinaya-pi^aka glaube ich in eingehender Analyse
den Nachweis geführt zu haben, dass dort alles sich um das Päti-
mokkha als um den Mittelpunkt bewegt. Einzig und allein mit
dem Fat. hat es der Sutta Vibhanga zu thim: er fügt zu jeder
Regel die Worterklärung eines alten Kommentare und eine ein-
leitende Erzählimg, welche die Veranlassung zur Aufstellung der
betreffenden Regel berichtet; zu vielen auch weitere Erzählungen, in
denen zweifelhafte Fälle, die unter die Regel fallen oder nicht fallen,
von Buddha entschieden werden. Zu der ihrer Natur nach unvoll-
ständigen Darstellung der Gemeindeordnung, welche das Sünden-
register des Pätimokkha giebt, tritt alsdann ergänzend hinzu ein
zweiter Kodex, das Khandhaka, die zusammenhängende Erörterung
solcher Materien, wie Ordination, Uposathafeier etc. Auch das
1) Siehe Huth a. a. 0. insonderheit S. 45—47. Vgl. auch Beal, Dud-
dbism in China S. 25. Wir kommen auf diese Zulhaten sogleich zurück.
2) p. 103 der Übersetzung von Takakusu.
3) Hier sei auch angefiihrt, dass der Anbänger des MahSy&na zu dem
Hlnayftnisten sagt: kirn hhoh prätimokmvinayena . . . , mcüiäyänam paiha
(Minayeff 22 A. 2). ' *
Oldenberg, Budd/iistücke Studien. 647
Khandhaka setzt beständig das Pätimokkha als vorhanden und als
bekannt voraus ; wo von einer in diesem verpönten Sünde die Rede
istj kennzeichnet das Rh. die betreffende Strafe durch den Ausdruck
yatltä dhammo haretahbo „(der Schuldige) soll behandelt werden
wie es Gesetz ist* oder ähnlich; wo aber ein dort nicht erwähntes
Vergehen mit Strafe bedroht wird, geschieht dies in andrer als der dort
gebrauchten Form {dvlckafa etc., mchi päcittiya etc.), da eben offen-
bar der Kreis der unter die Strafandrohungen des Pätimokkha gestell-
ten Vergebungen fest abgeschlossen dastand und einer Erweiterung
nicht für fähig galt. Wie sich hier überall das Pätimokkha als das
Fundament des gesamten Vinaya erweist, so zeigt sich sein höheres
Alter auch darin, dass gewisse in ihm beschriebene disziplinarische
Prozeduren in dem erwähnten alten Kommentar und in den erzählen-
den Zuthaten des Sutta Vibhaüga successive weiter entwickelte Gestalten
aufweisen, so dass die Verfasser dieser jüngeren Textelemente, offenbar
ohne dies selbst zu bemerken, den Anpassungen des von ihnen behan-
delten Textes in der That andre jüngere Auffassungen substituieren *).
Wenn sich so deutlich wie in dieser Analyse des Vinaya-pi^aka
die successive Übereinanderlagerung älterer, jüngerer, jüngster Ele-
mente herausstellt und wenn sich so, wie es hier der Fall ist,
zeigt, dass die jüngeren Elemente die älteren auf der einen Seite
beständig voraussetzen, auf der anderen unbewussterweise leise aber
doch bemerkbar modifizieren, so genügt dieser Sachverhalt offenbar
schon für sich allein, um zu zeigen, auf wie festem Boden vortreff-
lichster Überlieferung wir hier stehen. Wir sehen das geschicht-
liche Werden dieser Litteratur vor uns; wir nehmen die authen-
tischen Zeichen wahr, in welchen das, geschulte Auge die Spur des
geschichtlichen Werdens zu erkennen gewohnt ist.
Auch in Bezug auf die an das Prätimoksa anschliessenden
Weiterentwicklungen aber sind wir schon jetzt im stände, für das
Alter der südlichen Traditio^ das bestätigende Zeugnis — dessen
jene freilich nicht bedürfen würde — der nördlichen Texte bei-'
zubringen. Wir können nicht nur die Zuthaten, welche das Sutta-
vibhaöga zum Pätimokkha hinzufügt, sondern auch den erweiterten
Darstellungskreis des Khandhaka in die nördliche Überlieferung
verfolgen. Für die Schule der Mahlsäsakas *^) informiert uns auf
1) IMes alles ist von mir in der Einleitung zum Vinaya-pi(aka vol. I
p. XVII — XXIII dargelegt worden. Aus der Ausdrucksweise Kern*s in seinem
Manual 8. 1 darf ich zu meiner Freude wolil entnehmen, dass dieser Forscher,
den man wohl kaum einer parteiischen Vorliebe für die PSlitradltion verdichtig
finden wird, mir im Wesentlichen zustimmt.
2) Diese stehen allerdings der im PSiikanon vertretenen Schule besonders
nahe, sind aber doch von jener zu unterscheiden. Als ein Zeugnis dafür, dass
der Kanon „est une productiou de la secte des MahT^Ssakas" finde ich bei
Minayeff (S. 64), dem de la ValHe Poussin 54 nachfolgt, Jätaka vol. I
p. 1 citieit. Was steht dort in der That? Dass einer der Mönche, auf deren
Veranlassung der Autor des Jätaka-Koramentars diesen verfasst hat (vgl. den
Gandhavaipsa bei Minayeff S. 247), dem Mahimsäsakavarnsa angehörte!
648 Oldenherg, Buddhütische Studien.
Omnd der chinesischen Version Baal in seinen leider kurzen, mir
mitgeteilten und von mir yeröffentlichten Angaben, Vinaya Pit^ika
vol. I p. XLIV fg. ; für die der Dharmaguptas ergiebt sich wesent-
liches aus dem Bericht des Vinaya dieser Schule über die Redaktion
der Pi^akas im ersten Konzil, der von demselben Gelehrten eben-
falls aus dem Chinesischen übersetzt ist^). Über den tibetischen
VibhaAga sehe man Csoma-Feer, Annales du Musee Guimet II,
184 — 190 ^. Aus der nepalesischen Tradition möge als von be-
1) Vhdl. des 5. Or. Koogr., Ostuiat. Section 8. 24. — Wir sehen sus
diesem Derieht sanächst, dsss die Flriyiks, Samghftdisesa-Abschnitte etc. bei
den Dburmsgoptas so aufeinander folgten wie im Pfili-Vinaya; nnr der iLnrs«
Abschnitt der adhikaranasanuUhä, sa welchem im Pftli-Vinsya (vol. IV p. 207)
keine Geschichten mit Nennung von Orten und Personen gegeben werden, ist
übergangen. Weiter finden wir Ort und Hauptperson der einleitenden Geschichte
fUr eine nicht gans geringe Anzahl von Regeln namhaft gemacht; fast durch-
weg stimmen diese Daten mit denen des Ptlikanon. Nach Erledigang des
Bhikkbn- und BhikkhnnT-PKtimokkha ind. der sugehSrigen Zuthaten geht die
Auseinandersetzung, in genauer Übereinstimmung mit der Anordnung des Pili-
Vinaya, zu dem dort als Mahfivsgga vorliegenden Text fiber. Die Reihenfolge
der sieben ersten Bücher der PtJi-Rezension wird bestJltigt (wenn man, wie
wohl evident Ist, in Bezug auf das sechste statt rulea relating to mendicants
lesen darf r. r. to medicamenta). Einzelne kleine Diskrepanzen allerdings
sind zu verzeichnen; so werden die Verordnungen fiber das Vassa-Zeremoniell
nach Sfivatthi (im P&litext nach Rl^agaba) verlegt. Danach ist klar, dass der
Aufbau des Vinaya der Dharmaguptas im wesentlichen für identisch mit
dem des südlichen V. Pi(aka gelten kann.
2) Nach dem, was ich in äusserster Kurze schon Vin. Pifaka vol. I
p. XLVII bemerkt habe, seien hier auf Grund der Ezcerpte von Csoms-
Feer, Ann. du Musöe Guimet II, 149 — 198 einige weitere Worte über die An-
ordnung des tibetischen Vinaya gestattet. Derselbe hebt an mit dem, was dem
Ffii Mahlvagga und den Büchern I — VII (ausser V) des CuUavagga entspricht
Di« Reihenfolge der Bücher entspricht im ganzen dem Pfilitezt, doch liegen
«mige Umstellungen vor (s. B. steht Mahtvagga IX hinter X). Ehe nun der
CuUavagga weitergeführt wird, folgen Pfttimokkha und Vibhaüga lür Mönche
und Nonnen. Dann Cullavsgga V und vielleicht (die Excerpte erlauben kein
ganz sicheres Urteil) VIII — IX; weiter jedenfalls entsprechend dem PSiitext X
(über die Nonnen) und XI. XII (die beiden ersten Konzilien). In welcher Be-
ziehung das, was dann noch kommt (Vinaya-uttara-grantha, a. a. O. 197 fg)
zum ParivSra des Pftli Vinaya steht, muss dahingestellt b'eiben.
Wie wir die grossen Abteilungen des PSii-Vinaya in Tibet wiederfinden,
steht auch die Darstellungsweise des tibetischen Vinaya, die Verflechtung der
kirchenrechtlichen Auseinandersetzung mit Erzählungen, in engster Beziehung
zur Darstellungsweise des südlichen Kanon. Die Exzerpte von Csoma-Feer
lassen in sehr vielen Fällen erkennen, dass an der entsprechenden Stelle die
entsprechende Geschichte stand: so, um nur wenige Beispiele anzuführen, in
dem Kspitel Über Lederartikel und Verwandtes die Geschichte von Sona Kn(i-
kanna und Kacc&na (C:toma-Feer p. 162, MshSvagga p. 194 fg.), iu dem Kapitel
über Wohnst&tten die Geschichte von der grossen Gabe des Anäthapindika
(Cs. F. p. 176 fg., CuUavagga p. 154 fg.), in dem Abschnitt über die Umdrehung
der Almosenschale die Geschichte von der Verläuradung des Dabba durch
einen Licchavi (Cs. F. p. 192, CuUavagga p. 124 fg). Allerdings sind diese
Geschichten in der tibetischen Version oft viel weiter ausgesponnen als in der
Pfiliversion (man vergleiche etwa die beiden Fassungen der Geschichte zu dem
Verbot, Söhne ohne Erlaubnis der Eltern zu ordinieren, Ann. du Mus^e Guimet
Oldenherg, Buddhütüche Studien, 649
«ondercm Interesse hervorgehoben werden, dass der vollständige
VibhaAga- Abschnitt zu einer Prätimoksaregel (dem 83. Päcittiya
nach der südlichen Zählung) mit einleitender Erzählung, Text
der Eegel und dem alten Kommentar ^) einer Erzählung des
-Divyävadäna (p. 543 fg.) *) einverleibt ist. Die einleitende Geschichte
ist eine andere als die der Pälirezension ; der Text der Begel
stimmt wohl im wesentlichen ihres Inhalts zum Pälitext^, weicht
aber in 'vielen einzelnen Wendungen von demselben ab, was denn
«ine durchgreifende Abweichung des Konunentars zur Folge hat.
Trotz dieser Differenzen aber tritt die Identität des Typus der
im Norden und im Süden zu der Prätimoksaregel hinzugefügten
Zuthaten auf das Augenfälligste hervor. Der Vorfall, welcher den
Anlass zur Verkündigung der Satzung giebt, wird Buddha berichtet.
Dieser ^dik^kämalayä (lies ^iät/ä) varnam bhä^itvä (vgl. dazu
das vannam bhäsüvä des Suttavibha^ga, Vin. Pif. vol. III p. 21,
Zeile 14, das dann bei allen folgenden Begeln nachfolgt resp. zu
ergänzen ist) leitet seine Verkündigung mit den Worten ein : euam
ca me drävakatr vmaya^ik^äpadam upcuie^favjt/am (Päli stehend:
evam capana bhtkkhave imam stkkJiäpadam uddüeyyäihcC), Die
Art und Weise, wie dann der Eonmientar die einzelnen Worte der
Begel erklärt, ist ganz dieselbe, welche dem Leser des Pälikanon
aus hunderten von Fällen geläufig ist. Von Einzelheiten hebe ich
hervor: anycUra tadrüpät pratyayäd iti tadrüpatn pratyayarn
sthäpayüvä genau gleich der Öfter wiederholten Wendung der
Päliredaktion : afiiicLtra tathärüpapaccayd 'ti thapeivä tathärüpa-
paccayam (z. B. Vin. Pit. vol. IV p. 105). Dann die Auseinander-
setzung über den Fall, dass der Schuldige das Bewusstsein der die
Schuld begründenden Sachlage gehabt resp. nicht gehabt hat resp.
darüber in Zweifel {vaimojtikahy Päli vematiko) gewesen ist (vgl. z. B.
Vinaya Pit voL IV p. 15). Endlich der Abschluss mit den Fällen
y, 91 fg. und Mahävagga p. 82 fg.), und die entere Version enthält unzweifel-
iiait viel mehr Geschichten als die letztere. — Der Typus der zu den Regeln
des Pfttimokkha gehörigen Vibhaiiga-Oeschichten der tibet. Version wird von
Csoma-Feer (Ann. II, 184) folgendermassen beschrieben: », ; . . actious immo-
raies commises par quelques-uns des religieux, disciples de Säkya. En g^n^ral
la connaissance du crime se r^pand parmi le peuple, qui blame la conduite
des pretres. S&lcya est ensnite informä du fait. Le conpable est cit^ devant
Taasembl^e; il confesse sa faute. Sftkya le reprimande, puis explique Timmora-
lit^ de Tacte, fait une loi k ce snjet et d^clare qne quiconqne la violera sera
trait^ comme un transgressenr." Wie genau dieser Verlauf dem zu zahllosen
Malen im Pili- Vinaya vorliegenden Erzählungstypns entspricht, braucht kaum
hervorgehoben zu werden.
1) Nicht mit nachfolgenden einzelnen Erzählungen über Fälle der An-
wendbarkeit und Nichtanwend barkeit: dieselben fehlen auch im Pälikanon bis-
weilen, wobt gar bei den meisten Segeln.
2) Schon Cowell-Neil haben auf die Päliparallele zu dieser Stelle des
Divyäv. hingewiesen.
3) Es sei bemerkt, dass die chinesische Übersetzung bei Beal, Catena
of Buddhist Scriptures 230 mit dem Pälitext nahezu identisch ist.
650 Oldenberg, ßuddhistüche Studien.
der anäpatti wie im Päli, darunter so wie dort die anöpattir adi-
Jcarmtkasya (Päli ädikammikasaa^). Das durch den ganzen Ab-
schnitt häufig wiederholte püruavat zeigt, was freilich auch ohne
einen solchen Beweis sich von seihst verstehen würde, dass die
ganze Auseinandersetzung — ebenso wie ihr Gegenbild im Päli-
kanon — einem festen Geleise folgt, in welchem in gleicher We^e
die entsprechenden Darlegungen zu andern Prätimoksaregeln sich
bewegen *).
Wenn wir die hier (im Text und in den Anmerkungen) auf-
geführten Materialien überblicken, so stellt sich heraus, dass das
1) Das Wort bedeutet nicht „beginning a wrong action (withoat finishing
it)" wie Cowell-Neil angeben (vgl. auch de la ValUe Pottssin 179),
sondern es bezeichnet den ersten Begeher des betreffenden Vergehens, welcher,
weil das Verbot erst auf AnlaHs seiner That erlassen worden ist, selbst von Strafe
frei bleibt (yo tastnim tasmim kämme ädibhiUo, At(h. suoi PSräjika.).
2) Hier und da bieten sich die nepalesischen Texte, in denen wie bekannt
die Vinayamaterialien sehr zurücktreten, zur Vergleichung auch mit den Pili-
Khandhakas dar. Schon Cowell hat zu Divyävadfina p. 19 fg. die P&li-ParalleJ«
herangezogen ; die Vergleichung spricht nicht zu Gunsten des nördlichen Texte^.
Ich möchte hier weiter darauf hinweisen, wie das DiyyRvadfina p. 329 (man
nehme zu dem lückenhaft überlieferten Text die aus der tibetischen Version
gewonnenen Ergänzungen das. S. 707 hinzu) die Vinaya-Satznng darstellt, das»
den Dharma nur wer iu gehöriger Weise dazu aufgefordert ist vortrafien darf.
Die Situation ist die, dass die Sadvargika Bhiksus den Dharma vortragen
wollen. Ebenso Mahävagga p. 113: tena kho pana mmayena chabbaggiy<i
bhikkhn samghamajjhe anajjhiithä dhammarn bhäsanti. Also eine jener
durch den PSli-Vinaya verstreuten zahltosen Geschichten, in denen die Er-
teilung einer neuen Ordnung von selten Buddhas durch eine von den Chabbag»
giyä begangene Ungehörigkeit motiviert wird. Die Sache wird vor Buddb»
gebracht: eUit prakaranam bhiksavo bhagavata ärocayanti: ziemlich genau
gleich der stehenden auch in dieser Geschichte erscheinenden Formel des Pili*
Vinaya: bhagavato etam attham ärocettuin. Buddha erlässt seine Vorord-
nung: tamnän na bhiksuniinadhlstena dharmo deiayüavyah . bhiksur anA*
dhlsto dharmam desayati sätisäro bhavati. Entsprechend im MahSvaggs:
na bhikkhave samghamajjhe anajjhitßena dhammo bhäuitabbo, yo bhäseyyo^
äpaiti dukkatassa. Bemerkenswert aber ist auch der Unterschied der beiden
Sedaktionen. Im Mahävagga spielt die einfache Erzählung, bei welcher es aar
auf die betreffende Vinaya-Vorschrift abgesehen ist, im Kreise der Gemeinde
allein. In der nepalesisch-tibetischen Version dient als Staflage ein zauberhafter
Vihira an der See, zu welchem Scharen von Nägas in der Gestalt von Brah-
maneu und Grhapatis herzukommen und der schliesslich ebenso zauberhaft wie
er entstanden ist, auch wieder verschwindet Ob es wahrscheinlicher ist, dass
die Mönche die Ordnungen für ihr geistliches Leben zuerst einfach und sacb-
gemäss oder zuerst mit Ausschmückungen von diesem Schlage dargestellt habest
wird Unbefangenen klar sein. — Will man den Khandhaka-Materialien auch die
grösste und wichtigste der im Päli- Vinaya eingeflochtenen Erzählungen zurechnen,
den Bericht über die ersten Ereignisse nach der Sambodhi, das Dhammacakkapp»*
vattana etc., (Mahävagga I im Eingang), so ist es bekannt, an wievielen Stellen
der nepalesischen Litteratur (Laiita Vistara, oft im Mah&vastu) sich Exemplare
des entsprechenden Berichts finden ; die Analyse derselben erweist unzweifelhaft
den im Päli vorliegenden Text resp. eine ihm sehr nahe stehende Version als
zu Grunde liegend. Vgl. Kern SBE. XXI, S. XI ff.; speziell für die Episode
der Begegnung Buddha's mit dem Brahroaneu Upakn beachte man die lehrreichen
Znsammenstellungen Feer's Ann. du Mus^e Guimet V, 482 fg.
Oldenherg^ Buddhistische Studien, 651
YorhaDdensein einleitender Erzählungen zu den Prätimok^aregeln^
wie der Päli-Vinaya sie aufweist — zum Teil noch so, dass die
vorliegenden Zeugnisse uns die Übereinstimmung mit den Daten de»
Pälitexts mehr oder minder in das Detail zu verfolgen gestatten —
sich bestätigt bei den Mahisäsakas und den Dhai*maguptas, in der
tibetischen wie in der nepalesischen Litteratur; die letztgenannte
zeigt uns auch die auf die Begel folgenden Worterklärungen in
der Weise des Pälitexts. Von der dann nachfolgenden Erörterung
einzelner Fälle hat sich in dem, was wir über die Mahisäsakas
wissen, die deutliche Spur erhalten. Den Anschluss der Khandhakas
an Pätimokkha resp. Suttavibhaöga können wir bei Mahisäsakas
und Dharmaguptas verfolgen; im tibetischen Yinaya hat eine eigen«
tümliche Umstellung stattgefunden. Den Bericht über die Konzilien
endlich findet man bei den Mahisäsakas wie in Tibet als Bestands
teil des Yinaya und zwar mit grösserer oder geringerer Genauigkeit
erkennbar als an der Stelle stehend, die der Stellung im Päli^
Yinaya entspricht; von den Dharmguptas liegt uns der betreffende
Bericht selbst vor und es wird mitgeteilt, dass er dem Yinaya
Pitaka dieser Schule entnommen ist.
Man sieht, dass diese Yergleichungen sich über stattliche
Weiten des buddhistischen Gebiets erstrecken. Immerhin kann
man bemängeln ^), dass dieselben sich, soweit die Zugehörigkeit der
Materialien zu bestimmten Schulen feststeht, durchweg im Gebiet
der dem Theraväda entstammenden Schulen halten und nichts über
die schismatischen Schulen der Mahäsamghikas beweisen. Über diese
sind wir bis jetzt, soviel ich finden kann, sehr wenig orientiert;
so lange aber die aus den anderweitigen Quellen abgeleiteten Re-
sultate so unverdächtig und wohlbegründet auf ihrer breiten Basis
dastehen, wie einstweilen der Fall ist, haben wir wohl keine Ursache,
uns durch Zeugen, welche eben bis jetzt uns nichts sagen, miss-
trauisch machen zu lassen. Übrigens bemerkt Beal^), dass mit
der Ordnung der Darstellung im Päli Mahävagga die im Yinaya
der Mahäsamghikas (nach der chines. Übersetzung) „corresponds
closely, though not entirely", so dass wir allen Grund haben, auch
von dieser Seite eine Bestätigung der Authentizität der Päli -Tradition
in den wesentlichen Zügen zu erwarten.
Es lässt sich bis jetzt nicht ermessen, ob jene oben (S. 647) be-
rührten feinen Indizien, welche im Päli-Yinaya so zu sagen die
1) So Kern, Manual 3.
2) Baddhism in China S. 31. Für eine gewisse Übereinstimmang im
Aufbau des Yinaya der Mahäsaipghikas mit dem der andern Schulen würde
auch die oben S. 645 Anm. 1 vorgetragene Auffassung, wenn dieselbe sich als
richtig bewährt, sprechen. Es sei auch darauf aufmerksam gemacht, dass die
unten zu gebenden Erörterungen über das Sütra Pitaka uns vielfach das Mah&t
vnstu, d. h. die Malifisamghikaschule, als die Daten des Pälikanon bestätigend
zeigen werden: die Vermutung eines ähnlichen Verhältnisses für den Vinaya
ist danach wohl zulässig.
652 Oldenberg, Buddhittische Studien.
Jahresringe des allmähligen Wachsthnms dieser Litteratur repräsen-
tieren, auch in den chinesischen Versionen der andern Schulen zu
erkennen sein würden. Aber schon jetzt ergeben die hier vorgelegten
Betrachtungen ein Gesamtresultat, das wir etwa in folgenden S&tzen
formulieren dürfen. Von einer Auffassung des Päli-Vinaya als
eines dem ceylonesischen Buddhismus eigentümlich angehörigen
Gebildes kann nicht die Rede sein. In der ausserceylonesischen
Tradition finden sich grosse Mengen von Einzelheiten wieder, die
in Bezug auf alle verschiedenen Schichten dieser schichtweise sich
aufbauenden Litteratur je nach dem Stande unsrer gegenwärtigen
Kenntnis bald knappere, bald ausserordentlich reichhaltige und ein-
gehende Bestätigungen fär die Güte der Päli-Überlieferung bieten.
Innerhalb der südlichen Überlieferung selbst aber vervollständigt
das Aussehen der Lagerung jener Schichten und der zwischen ihnen
obwaltenden leisen Unterschiede den Beweis dafür, dass wir hier
ein vorzüglich erhaltenes Exemplar jenes im Norden wie im Süden
wesentlich identischen Vinaya-Schrifttums vor uns haben. Ob das
südliche Exemplar direkt das Ursprüngliche ist^), wird zu frsLgen
sein, wenn insonderheit die chinesischen Materialien vollständig vor-
liegen. Bis jetzt ist Nichts bekannt, was diese Annahme ausschliesst.
Wenden wir ims nun vom Vinaya zum Sfitra-Pitako. Ent-
sprechend der weniger festen und durchsichtigen Komposition dieses
Pitaka und der minderen Zugänglichkeit der ausserindischen Mate-
rialien werden wir hier nicht ganz mit derselben Besünuntheit zu
operieren imstande sein wie bisher. Aber wir werden doch finden,
dass auch hier Alles auf das gleiche Resultat hindeutet, welches
wir für den Vinaya gewonnen haben. Und wie wäre es
anders zu erwarten? Wer 'diese beiden Pitakas des Päli- Kanon
nebeneinander studiert, dem wird es sich mit unmittelbarer Gewiss-
heit als selbstverständlich aufdrängen, dass das eine wie das andre
ein Bestandteil dei'selben grossen Traditionsmasse ist, das eine mit
dem andern in Bezug auf 'Alter und Authentizität genau auf der-
selben Linie steht. Es würde starker Gegenbeweise bedürfen, einen
solchen Eindruck zu entkräften.
Doch wenden wir uns von solchen allgemeinen Bemerkungen
dazu, eine Reihe konkreter Thatsachen zu durchmustern.
Es sei zunächst hervorgehoben, dass das Hauptprinzip der An-
ordnung des Sütra-Pitaka, die Verteilung der Sütras auf die vier
oder fünf grossen Sammlungen — je nachdem man den Khuddaka
Nikäya mitzählt oder nicht ^) — durch die nördlichen Daten durch-
1) Abgesehen natürlich von dem Dialekt. Und ich möchte auch im Üb-
rigen Ursprünglichkeit immer nur im Grossen und Ganzen vorstanden wissen.
Dass ein Exemplar dieser Textmassen in allen Details das Ursprüngliche
unversehrt oder auch nur jedesmal unversehrter als die Übrigen Exemplare
erhalten haben sollte, ist von vornherein ausgeschlossen.
2) In Bezug auf diesen Punkt verireise ich auf S. G54 , Anm. 2. Hier
sei Milinda Panlia p. 22 ziiiert : pancanekäyikd pi ca catunekäyikä d'eva Näga-
senam purakhharum.
Oldenhergy Buddkütische Studien, 653
aus bestätigt wird. Das Divyäyadäna erkennt jene Sammlungen wieder-
holt als die Grundlage des mönchischen Wissens an '); es benennt
sie^ mit Namen, welche die mehr oder weniger genauen Äquiva-
lente der Pälibenennungen sind, als das Saqiyuktaka (Päli: Saip-
juttaka Nikäya), Madhyama (Majjhima Nikäya), Dlrghägama (Dlgha.
Nikäya), Ekottankä (AAguttara Nikäya; im Pälikanon heisst ein
nach dem Prinzip dieses Nikäya geordneter Abschnitt des Parivära,
das sechste Kapitel dieses Werkes, in der That Ekuttaraka). So
viel ich finden kann, denkt das Divyävadäna nicht daran, für sich,
selbst einen Platz in einer dieser Sammlungen zu beanspruchen;
um so viel deutlicher tritt hervor, wie dieselben für die Kreise, aus
welchen das Divy. hervorgegangen ist, sozusagen das Fachwerk
darstellen, in welchem zwar nicht die selbstgeschaffene, moderne,
aber die von dieser deutlich als unterschieden gefühlte alte, kano-
nische Litteratur des Buddhismus ihre festgeordnete Stelle findet.
Nicht anders lässt der Bericht der Dharmaguptas über die
Redaktion der heiligen Texte im ersten Konzil ^) die Sotras auf die
grossen Kodizes der n^ong GoUection*^, der Mittleren Sammlung,
der „Add-one CoUection* und der Samyukta- Sammlung verteilt
werden, denen sich an fünfter Stelle die „miscellaneous coUection of
Sotras* wie Jätakas, Dharmapada etc., also mehr oder weniger genau
das, was in Ceylon Khuddaka Nikäya heisst, anschliesst ^). Die von
Bunyiu Nanjio katalogisierte chinesische Tertsammlung umfasst in
der That den Dlrghägama (Nr. 545), den Madhyamägama (542),
den Ekottar%gama (543), den Samyuktägama (544).
Fragen wir nun, ob sich die Vergleichbarkeit dieser vier
Agamas mit den vier grossen Nikäyas des Pälikanon noch weiter
erstreckt als auf ihre Titel.
Was den Dlrghägama anlangt, so lässt die eben erwähnte KonzOs-
geschieh te der Dharmaguptas diesen mit dem Fan- tun g (Brahmajäla)
Sütra anheben, genau wie dies vom Dlgha Nikäya gilt. Jener selbe Be-
richt nennt dann von weiteren Sütras des Dlrghägama unter andern *).
das ,adding ten* ; dies liegt im Dlgha Nik. als Dasuttara Suttanta vor.
Weiter das , Sütra relating to the perfection and destruction of the
World**; es ist kaum gewagt, dasselbe mit dem Aggafiüasutta des
Dlgha Nik. zu identifizieren. Sodann das Mahänidäna Sutta und
die „questions asked by Sakra-räja*. Der eine wie der andre Text,
— der letztere unter dem Titel Sakkapafihasutta — ist im Dlgha.
1) Siehe S. 17 gegen Ende, S. 331. Vgl. Buruouf, Introduction S. 48 f^.
2) Diy>ftvadSna p. 333.
3; In der oft von uns erwibnten, yon Beal übersetzten chinesucben.
Version, a. a. O. 28.
4) Wir dürfen uns auf diese Stelle gegenüber der Behauptung Barth'»
(UuUetin, Bouddbiame, 1894, 8. 1, Anm. 1) berufen, dass die Anordnung der
Sütralitteratur nach den fünf Nik&yas dem nördlichen Buddhismus unbekannt sei.
5) Ich fibergehe hier zwei Titel, über die ich gegenw&rtig keine Aus-
kunft geben kann: das „adding one" (vgl. B. Nanjio Nr. 545, 11) und das.
Seng-tcbi-to Sütra (= Sonadanda S. ??).
^54 OldeTiberg, ßuddkütische Studien.
Nikäya enthalten. Die Ordnung, welche der chinesische Bericht
innehält, divergiert allerdings von der des Pälitextes. Für jene
chinesische Version des Dirghägama, welche Bunyiu Nanjio be-
schrieben hat (Catalogue Nr. 545), hat schon dieser Gelehrte selbst
gezeigt, wie der bei Weitem grösste Teil der Sütras im entsprechen-
den Päli-Nikäya wiederzufinden ist; eine Anzahl von Divergenzen
bleibt allerdings übrig. Auch für den Madhyamigama Kanjio's
{Nr. 542) lehrt schon ein flüchtiger Blick die Übereinstimmimg' eines
grossen Teils der Sütratitel mit denen des Majjhima Nikäya.
lieber den Ekottarägama Nanjio's (Nr. 543) lässt sich auf Grund
des Catalogue kaum etwas Wesentliches bemerken. Über den Satp-
yuktägama sagt der Bericht der Dharmaguptas , dass derselbe
„treatises relating to the Bhiksus, Bhiksui^Ts, Upäsakas, Upäsikäs,
Devas, Sakra, Brahma, Mära, and so on*^ umfasst habe. Man sieht
auf den ersten Blick, wie gut das zu dem Päli-Samyuttaka stimmt,
welches in der That ein Devatäsaipyutta, ein Märasaipyutta , ein
Bhikkhusamyutta etc. enthält; fast sämmtliche Titel der eben ge-
gebenen Aufzählung sind in ihm vertreten^). Die zufällige Reihen-
folge im Pälitext gegenüber der dem Sinn der betreffenden Titel
entsprechenden Gruppierung im chinesischen Bericht dürfte die
Präsumtion der ürsprünglichkeit für sich haben.
Was den Khuddaka Nikäya anlangt, so schwanken, wie schon
berichtet wurde, die Auffassungen darüber, ob derselbe als ein
fünfter neben den vier anderen Nikäyas zu gelten habe. Es sind
nicht allein die nördlichen Texte, die in der Regel nur von vier
Agamas sprechen; auch in Ceylon war die Ansicht vertreten, daj>s
dass Sutta Pit-aka allein jene vier Sammlungen umfasse; die itinfte
rechnete man dem Abhidhamma zu-). Auch die nördliche Tra-
dition übrigens kennt das „Ksudraka*^ in der Bedeutung von Khud-
1) Nur ein UpSsakasamyutta ist nicht da; doch findet sich unter don
Unterabteilungen ein UpSsakavagga. Sodann fehlt ein Upäsikäsamyutta; viel-
leicht würde auch hier eine genauere Kachforschung als sie mir momentan
möglich ist, ein Äquivalent eines solchen ergeben.
2) Siehe Childers s. v. nikäijo. Die in der Tradition etwas schwanken-
dere Stellung der fünften Sammlung neben den „vier Agamas" möchte ich fib-
rixens nicht dahin deuten, dass die betreffenden Texte jünger oder auch nur von
minder sicherer kanonischer Dignität gewesen &ein müssten. Jede der vier
«rsten Sammlungen stellte einen kompakten Komplex von gleichartigen Materis-
iien dar, welche vom Anfang bis zum Ende in einheitlicher Weise geordnet
waren. Die fünfte Sammlung enthielt mannigfaltige, von einander unabh&ngig«
Miscellanea; wohl Grund genug, dass ihr Studium nicht als ein vollkommen
l^leichberechtigter und den übrigen gleichartiger Zweig des Studiums der heili-
gen Überlieferung anerkannt gewesen zu sein scheint. Beobachtet man, wie der
SuttanipSta im Vinaya (Mahftvagga* p. 196) oder im Sainyutta NikSya (vol. IH
p. 9) oder im Auguttara Nikäya (VI, 61) zitiert wird, wird man über das höh«
Alter jenes Textes nicht im Zweifel sein. Allerdings dürfte die eben aus-
gesprochene günstige Beurteilung schwerlich auf alle T^xte des Khndd. Nik.
«aszudehnen sein; das lockore Gefügo dieses Nikäya war leichter als die Festig-
keit andrer Teile des Kanon der Zufügung jüngerer Materialien zugEnglich.
Oldenberg, BttddhisUsehe Studien. g55
daka Nikaya und zitiert aus demselben, wie wir gleich sehen werden,
einen Textabschnitt, der im Päli Rhudd. Nik. in der That vorhanden
ist *). So darf wenigstens für einen Teil der Texte des Khudd. Nik.
wie auf Grund ihres Inhalts so auf Grund der übereinstimmen-
den Bezeugtheit im Norden wie im Süden geaidifirte kanonische
Dignität in Anspruch genommea werden. So zum Beispiel — ich
versuche hier nicht alles Einzelne zu diskutieren — für das Dham-
mapada; wir kommen auf dessen nördliche Exemplare noch zurück.
Von besonderem Interesse .aber ist in diesem Zusammenhang die
auf nördlicher wie auf südlicher Seite überlieferte Geschichte, wie
der Mönch Sona Eu^ika^i^a vor Buddha gewisse heilige Texte vor-
trug. Der südliche Bericht sagt hiervon: aabbün* eva affhaka-
va(jgikän% sarena a/yAä,9t' (Mahävagga p. 196) oder aolasa affhaka'
vaggikäni sabbön' eva sarena abhani (Udäna p. 59 ed. Steinthal).
Die entsprechende nördliche Version lautet: udänät päräyanät
aatyadrsfcLh daüagäüiä munigäthä arthavarglyäni ca süträni vi-
starena svarena svädhyäyam karoti (Divjävadäna p. 20), wozu die
Parallelstelle zu fügen ist: udänät päräyanät satyadr^cA sthavira-
gäthäh iaüagäthä munigäthä arthavarglyäni ca süträni vistarena
svarena svädhyäyam kurvanti (p. 3 4 fg.). Es ist charakteristisch, wie
sich die südliche Version bescheidentlich mit der Bezitation eines
Textes begnügt, während der nördliche Autor es recht gut machen
will und eine ganze Reihe längerer und kürzerer Texte durch einander
häuft. Derjenige Titel, welchen beide Versionen übereinstimmend
zitieren — die südliche in der richtigen, die nördliche in einer
fehlerhaft sanskritisierten Form^) — wird in der letzteren Form
auch in der Abhidharmakosavyäkhyä erwähnt, und zwar als dem
Ksudraka (= Khuddaka Nikäya) angehörig ^). Dort findet er sich
im Pälikanon in der That als der vierte Hauptabschnitt des Sutta
Nipäta. Man beachte, dass der betreffende Text dem Urheber der
im Norden wie im Süden vorliegenden Belation nicht nur als vor-
handen, sondern, wie die Bezeichnung varga lehrt, als ein innerhalb
eines grösseren Ganzen an seiner festen Stelle stehendes Textstück
bekannt gewesen sein muss, und femer, dass der Titel affhaka^
die Authentizität der Verszahl mehrerer der einzelnen Sütras, so
wie diese Zahl in dem vorliegenden Päliwerk sich stellt, garantiert*).
1) Vgl. auch Kern Manual, 3. 6, A. 1.
2) Was die Benennung arthavargiya mit dem Inhalt des betrefTenden
Textes zu thun hat, wäre unerfindlich. Attkeüeavagga beisst derselbe danach,
dass in ihm ein gvhatthakcuutta , ein dutthatthakamUta , ein stAddhatthaka-
gutta, ein paramatthtxkcuutta erscheint. Diese Suttas ihrerseits haben diese
Benennungen davon, dass jedes aus acht Versen besteht.
3) Co well- Neil Divy&v. p. 704 fg.; Burnouf Introduction p. 565.
Cowell-Neil teilen den Wortlaut des Verses mit, welchen die Abb. K. Vy.
aus den ArthavarglySni Süträni des Ksudraka anführt. Er findet sich, was
doch wichtig ist, im Pfili At^hakavagga wieder (Suttanip. 767).
4) Und indirekt, wird man hinzufügen können, auch die Verszahl der
übrigen Sütras. Denn man sieht leicht, dass dieselben nach aufsteigender Vers-
656 Oldenlerg, Buddhistische Studien,
So weist ein Text vom Schlafe des Diyjävödäna gelegentlich axif
Phasen der litterarischen Entwickelang zurück, die verglichen mit
ihm selbst einer fernen Vergangenheit angehören, und die Daten,
die er giebt, stimmen bis in solche Details, wie wir sie eben kon-
statiert haben, zu dem, was im Pälikanon, sobald wir an der
richtigen Stelle nachsuchen , zu Tage liegt. — Was die übrigen
Texte anlangt, welche an den mitgeteilten Stellen des Divyävadäna
zitiert werden, so kann zunftchst in Bezug auf das Päräjana kein Zweifel
obwalten. Dieses folgt auf den A^thakavagga als fünftes Haupt-
stück des Sutta Nipäta. Führen uns also zwei dieser Titel mit
gänzlicher Sicherheit auf den Sutta Nipäta, so werden wir umso-
mehr geneigt sein, die Saüagäthäh und Munigäthäh mit dem Seta-
sutta^) und Munisvita desselben Textes (p. 99. 36 ed. FausböU; für
den ersten dieser Texte vgl. auch Theragäthä 818 ff.) zu identifi-
zieren. In dem ersten dieser Suttas heisst es (p. 104) aiha kho
Selo brähmano bhagavantam sammukhä aGruppahi gäthafu
abhitthavi — und es folgt dann der Wortlaut von ydthäs^ die teils
in den Mund des Sela, teils in den Buddha's gelegt sind, so dass
sich die Bezeichnung aoilagäthaa vollauf rechtfertigt. Das Muni'^
sutta besteht seinerseits, wie wir schon oben (S. 637) bei der Dis-
kussion des Vorkommens eben dieses Titels in der Inschrift von
Bairät bemerkten, ausschliesslich aus gäthäs. Dass wie Atthaka-
vagga und Päräyana so auch beide eben besprochenen Texte dem
Kreise des Sutta Nipäta angehören, wird die Zuverlässigkeit der
hier vorgeschlagenen Identifikationen, indem die eine der andern
als Stütze dient, steigern und wohl der Gewissheit nahe bringen.
Es bleiben von den im Divyävad. genannten Titeln noch übrig
Udana und Sthavtragäthäs , welche als üdäna und 2'heragäthä
bekanntlich im Päli Ehuddaka Nikäja vorliegen. Endlich als
einziger bis jetzt, so viel ich finde, nicht identifizierbarer Titel
Satyadi'dah (schwerlich Satt/adr^tah). Man wii'd nach dem Allen
nicht leugnen, dass eine Stelle wie die hier betrachtete aber den
Dharmavortrag des Srona Kotikarna eine nicht geringe Fülle be-
stätigender Bezeugung von Seiten des nördlichen Divyävadäna über
die südliche Litteratur des Khuddaka Nikäya ausgiesst.
Bis jetzt haben wir uns im Ganzen, von wenigen dem Fol-
genden schon vorgreifenden Bemerkungen abgesehen, damit begnügt»
die Gesamtstruktur, das Fachwerk des südlichen Sütra Pi^aka als
durch die nördlichen Zeugnisse gewährleistet zu erweisen: darzuthun,
dass sich für die Elemente dieses Pitaka in seiner südlichen Fassung
im Grossen und Ganzen den Titeln nach korrespondierende Elemente
im Norden nachweisen lassen. Wir müssen nun fragen , wie sich
sahl geordnet sind : oin Prinzip, dessen genauer Einklang mit dem rorliegenden
Text die gute Erhaltung desselben, vras die Verszahl anlangt, mit derselben
Sicherheit gewährleistet, wie Gleiches bekanutermassen innerhalb der vedischen
Litteratur gilt.
1) So vermutungsweise schon Cowell-Keil, Divy. p. 704.
Oldenherg, Bvddhiatüche StufUen. 657
die Texte selbst, welche diese übereinstimmenden Titel tragen, auf
beiden Seiten zu einander verhalten. Natürlich kann diese Frage
nur an einigen wenigen Beispielen behandelt werden; für ihre er-
schöpfende Erledigung stellen vor Allem die von_Nanjio verzeich-
neten chinesischen Ausgaben der vier grossen Ägamas überreiche,
uns heute fast durchweg noch unzugängliche Materialien in Aussicht.
Wir sahen, dass die Dharmaguptas so gut wie die ceylone-
sischen Buddhisten den Dirghägama mit dem Brahmajälasütra
eröffnen. Beal (The Buddhist Tripitaka as it is known in China
and Japan, p. 111) macht Mitteilungen über eine chinesische Version
des Brahm. Sütra, die auf wesentliche Übereinstimmung mit dem
Pälitext schliessen lassen; dasselbe darf auch von der tibetischen
Version angenommen wei'den, vgl. Fe er, Annales du Mus6e Guimet
II, 286, A. 4.
In Bezug auf ein andres Sütra des Dirghägama, das Parinir-
väna S., konstatiert Beal (ebendas.) Übereinstimmung des chine
sischen Exemplars mit dem parallelen Pälitext^). Die tibetische
Version (Dulva) giebt im Auszug Rockhill, Life of the Buddha
123 fgg. ; ich stelle die ersten Sätze derselben der Päli-Parallele
gegenüber:
Dulva: „The Blessed Buddha was stopping at Räjagriha on
the Vulture's Peak mountain. Now at that time Vaidehiputra
Adjatasatru, king of Magadha, was not on friendly terms with the
Vrijians; so he said to his courtiers, "I will conquer these Vrijians,
I will crush them, I will put them to rout for their turbulence;
rieh, mighty, happy, prosperous, numerous though they be".
Mahäparinibbäna Sutta: [Evam me aulam.'] Ekam samayam
Bhagaoä Räjagahe viharati Oijjhaküte pabbate. Tena kho
pana samayena räßä Mägadho Ajätasattu Vedehiputto Vqjji
abhiyätukävio hoti, so evain äha: aJiam ime Vajji evammahid-
dhike evammahänubhäve ucchecchänu V(yji vinäsessämi Vqjji
anayavyasanam äpädessämi Vajjlti,
Ganz so weit wie in diesen Eingangsworten geht nun freilich
die Übereinstimmung im weitem Verlauf der beiden Texte nicht.
Von Differenzen ist insonderheit hervorzuheben, dass auf tibetischer
Seite einige Abschnitte hinzugekommen sind, die in ihrem fabu-
lierenden oder allzu stark ins Wunderbare spielenden Charakter
offenbar für spätere Hinzufügungen zu halten sein werden; so die
Geschichte von dem Gandharvakönig, dessen Namen Rockhill zweifelnd
als Abhinanda wiedergiebt *) (Rockh. 137), von dem Tode des Su-
bhadra (mit Jätakas, die aus diesem Anlass erzählt werden, Rockh.
138 fg.), von der Benachrichtigung des Ajätasatru in Betreff von
1) Doch vgl. die Bemerkungen von Rhys Davids, SBE. vol. XI,
pp. XXXVI fg.
2) Nach DivySvadäna p. 202 dürfte daiUr Supriya zu setzen sein.
Bd. LH. 43
658 Oldenberg, Buddhistische Studien,
m
Bnddha's Tod (142) *), die Ausmalung der Kriegsvorbereitungen bei
dem Streit um die Reliquien (146)*). Im Gauzen aber lässt sich
schon auf Grund des Bockhill'schen Auszugs eine sq weitgehende
Übereinstimmung bis zum Schluss^) konstatieren, dass man in der
That nicht von zwei Texten, sondern von zwei im Wesentlichen
identischen Exemplaren eines und desselben Textes zu sprecbfii
haben wird.
Mit Recht bemerkt Rh. Davids*), dass ein Sanskrittext ükr
die letzten Tage Buddha's uns nicht vorliegt. Wenigstens teilweise
aber wird diese Lücke durch das 17. Kapitel des Divyävadänu aii*^-
gefüllt, welches einige Abschnitte eines nördlichen Mahäparininäna-
sütra (Entschluss Buddha's die äyuhaamskäras zu entlassen; sein
letzter Blick auf Vai^äll) erhalten hat, um dann auf dieser Gnmd-
läge eine Erzählung jüngeren Stils aufzubauen. Schon Windiseh^)
hat die Päliversion und die des Divyävadäna einander gegenüber-
gestellt. Wir folgen ihm hier nicht in die Einzelheiten ; für unseni
augenblicklichen Zweck genügt es zu konstatieren, dass durch die
Vergleichung der nördlichen Rezension die Authentizität des Päii-
textes im Wesentlichen gesichert wird. Was schon die Ver-
gleichung von Rockhill's Dulva-Excerpt uns bewies, finden wir
wieder bestätigt; es muss eine Erzählung von Buddha's letzten
Wanderungen gegeben haben, die nicht spezielles Eigentum de^
ceylonesischen Buddhismus, sondern über die ganze buddhistische
Welt verbreitet war, als deren getreuen Repräsentanten aber, wenn
vielleicht nicht in jedem Wort und jedem Buchstaben, so doch
nach dem ganzen Tenor, der litterarischen und dogmatischen Fär-
bung und im Grossen und Ganzen auch im Wortlaut, wir das sud-
liche Mahäparinibbäna Sutta ansehen dürfen.
Es ist übrigens von Interesse zu beobachten, wie sich da.«?
hier erwähnte 17. Kapitel des Divyävadäna auch unabhängig von
1) Diese Episode lässt den Mahfikäsyapa den Eintritt von Buddha's Tod
aus dem Erdbeben scbliessen (141), w&hrend die alte Vorstellung nicht nur der
südlichen kanonischen Texte (Mahüparinibb. Sutta und CulUvagga), sondimi
auch jener tibetischen Version selbst (Uockh. 144) die ist, dass Mabiikä^yapA
auf der Wanderung durch einen begegnenden Äjlvaka sieben Tage nach Buddbi^s
Tod von diesem Ereignis in Kenntnis gesetzt wird.
2) An zwei Stellen, so viel ich sehe, wird die Frage aufzuwerfen sein, oh
nicht die tibetische Version den Vorrang vor dem Pillitext verdient. Der alw
(oben S. 618), aber im Pälitext auffallenderweise nicht berührte Zug von der
Verunreinigung der Leiche Buddha's durch Weiberthränen ist vielleicht — dw
Ezcerpt erlaubt kein ganz sicheres Urteil — in der tibetischen Version ^oT'
banden (143). Sodann fehlt dieser Version (147) die etwas verdächtig tos-
sehende und vielleicht interpolierte Erwähnung der Mauryas MahSparinibb. S. 8. TO.
3) Es ist bemerkenswert, dass auch die Schlussverse des Mahiparioib-
bSna S.. welche Buddhaghosa (nach Rh Davids, SBE. vol. XI p. 135) Hir
ein Machwerk ceylonesischer Theras erklärt, die Gewähr der tibetischen ü«*-
daktion (S. 147) für sich haben.
4) SBE. vol. XI, p. XXXVI.
5) Mära und Buddha 33 fg.
Oldenbergt Buddhistische Studien. 659
der Vergleichung des Pälitextes in seiner Diktion und dem ganzen
Charakter der in ihm herrschenden Phantasie auf das Schärfste in
zwei Teile zerlegt, deren Teilpunkt eben da liegt, wo der alte
Originaltext aufhört (p. 209 Anfang). Vorher der archaische Wort-
reichtum der endlos wiederholten stehenden Wendungen: atkayu^-
man Änando Bhagavantam idam avocat. Hinterher kurz: atha-
viränanddh kathayati. Aber als Ersatz für diese Wortknappheit
eine um so verschwenderischere Flut von Hunderttausenden von
Wesen, welche um den Erhabenen zusammenströmen; Hundert-
tausende von !P§is, die aus Berghöhlen hervorkommen; Götter und
Nägas, Yaksas und Gandharvas, Kinnaras und Mahoragas: in zahl-
losen Massen bekehrt man sich, vollzieht das darandgamana, erlangt
die srotäpatti^ das salcrdägämiphcdain etc. Es kann nicht greif-
barer als in diesem Abschnitt des Divyäv. uns vor Augen treten,
dass der einfache Stil der Pälitexte schlechterdings nicht etwas
dem singhalesischen Buddhismus Eigentümliches ist , sondern dass
eben die Autoren , welche den bunteren , phantastischen Stil des
nördlichen Typus kultivierten, auf eine alte, von ihrer eigenen
Darstellungsweise sich auf das Schärfste abhebende Tradition zu-
rückblickten, welche mit der Pälitradition dem Kern der Sache
nach identisch ist.
Ein weiteres Sutta des Dlgha Nikäya, welches ich hier als
interessante Vergleichungen veranlassend hervorheben möchte, ist
das Mahägovindasutta.
Im Mahävastu (vol. III, p. 197, 9 ff.) finden wir, in den Zu-
sammenhang anderweitiger Darstellungen verflochten , die Angabe,
dass Buddha „Mahägovindlyam sütram vütarena vyäkaroti^^; und
es folgt nun der Text dieses Sotra. Das ihm korrespondierende
Mahägovindasutta des Pälikanon liegt in der Tipi^aka-Ausgabe des
Königs von Siam (Abt. 2, Band 2) jetzt vor. Da dieselbe nicht
allgemein zugänglich ist, teile ich hier Excerpte aus diesem Sutta
mit, welche ich vor längerer Zeit nach der singhal. Hschr. des
Dlgha Nik. im India Office gemacht habe, unerhebliche Fehler der
Handschr. verbessere ich stillschweigend. Punkt für Punkt stelle
ich die Parallelen des Mahävastu gegenüber.
„Das Govindasutta erwähnt den Pancosikho GandhabhaputtO'.
Mahäv. III, 197, 5.
seyyathäpi näma G ahgoddlcam Yämunodakena samsandatl
sameti evam eva aupannattä tena bhagavatä sävakänam nibbäna-
gäminl patipadä, sainsandatinibbänam capatipadä ca. M. 201, 16 fg.
bhütapvhbam bho räjä Disampati näma ahosi. Disampatissa
rafino Govindo näma brähmano purohüo ahosi. Disampatissa
rafino Menü näma hwmöro putto ahosi. Govindassa brähma-
nassa Jotipälo näma mänavo putto ahosi. iti Renn ca räja-
putto Jotipälo ca mänavo anne ca cha khaUiyä icc ete atfha sa-
häyä ahesum. M. 204, 8 fg.
43 •
Oldcnbei'g, Buddhistische Studien. 661
von L6vi in den Worten charakterisiert; „L'etroite parente du
texte septentrional avec la r^daction palie garantit la reelle anci-
ennete du Sütra original". Es war die Beschäftigung mit den
von Asoka in der Bairät- Inschrift gegebenen Andeutungen gewesen,
welche L^vi veranlasst hatte, an dieser Stelle in die chinesische
Agama- Übersetzung hineinzugreifen. Man ermesse, welch' eklatante
Bestätigung der Güte der Pälitradition gleich dieser Griff gebracht
hat. An solchen Erfolg werden sich weitere Erfolge anreihen. —
Auf ein anderes Sutta des Majjh. Nik. werden wir geführt, wenn
wir Mahävastu III, 67, 7 lesen: Dlrghanakhasya panvrajdlcasya
sütram kartavyam. Leider wird das Sütra selbst nicht mitgeteilt,
aber wir haben Grund genug, dasselbe für mehr oder minder genau
identisch mit dem Dighanakha Suttanta Majjh. Nik. Nr. 74
zu halten. Der hier auftretende Dighanakha ist, der Angabe des
Mahävastu entsprechend, ein paribbäjaka, und weiter stimmt, dass
der nördliche Text auf dies Sütra bei Gelegenheit der Erzählung
von Säriputra's Erlangung der Arhatschaft hinweist, eben dies Er-
eignis aber in dem Päli-Sutta erzählt wird^).
Für Texte des Sarpyutta- und AÄguttara Nikäya haben
die von v. Oldenburg untersuchten alten, aus Kashgar stammen-
den Handschriftfragmente „de curieuses rencontres" ergeben ^).
Wir heben hier noch hervor, dass das Daharasutta des Samy.
Nikäya im wesentlichen identisch im Kandjur wiedergefunden ist ^) ;
ebenso das Upaddha gleichfalls des Samy. Nikäya*). Ich mache
noch auf dort vol. I p. 133 stehende Verse aufmerksam, welche
dem Mahävastu (I, 33, 11 — 14) bekannt sind, auf Verse Samy.
Nik. vol. I p. 174, vgl. Mahävastu HI, 108, 17—109, 4, auf die
Geschichte Samy. Nik. vol. I p. 199 (IX, 4), welche sich im Mahä-
vastu III, 420, 14 — 421, 7 wiederfindet etc. etc.
Werfen wir von den grossen Sütrasammlungen noch einen
Blick auf die kleinen Texte, welche der Pälikanon im Khuddaka-
nikäya vereinigt^), so haben für einen gewissen Abschnitt des
1) Vergl. Dhp. At(h. p. 125 Fausb., auf welche Stelle, wie auf das
Dighan. S. überhaupt, schon Senart hingewiesen hat.
2) So Barth in dem letzten Bulletin (1894) über die buddh. Studien
S. 14 A. 2 des Sep. Abdrucks, v. Oldenburgs Abhandlung selbst ist mir
jetzt nicht zugänglich. Vgl. noch Bühl er WZKM. VII. 271.
3) Ann. du Mus^e Guimet V, 133 fg. Wir werden bei dieser l^berein*
Stimmung der tibetischen und der Päliversion kaum bezweifeln, dass einen wesent-
lich identischen Text auch das Avadänasataka (Ann. Mus. Guimet XVIII, 41)
im Auge hat, wenn es den König Prasenajit „par l'argument du Dahara Sütra"
bekehrt werden lässt. £s ist charakteristisch, wie hier (und ähnlich an andern
Stellen) in die moderne Erzählung das alte Sütra als etwas von seiner Um-
gebung sich als altfeststehend Abhebendes hineinspielt.
4) Daselbst 139 fg.
5) Unter denselben will ich dasJStaka von der gegenwärtigen Betrach-
tung ausschliessen: das weite und eigenartige Gebiet dieser Litteratur wird
eine eigne Behandlung verlangen, für welche wir neben Andern insonderheit
V. Oldenburg wertvollste Vorarbeiten verdanken.
662 Oldenberg, Bvddhistiache Studien.
Suttanipäta schon unsre obigen Erörterungen (S. 656) gelehrt,
dass die im Norden erhaltenen Spuren nicht nur in Hezug auf den
Titel, sondern in recht weitgehender Weise auch in Bezug auf den
Inhalt die Authentizität der südlichen Überlieferung bestätigen. Von
andern Bestandteilen des Suttanipäta — dem Padhänasutta, dem
Pabbajjäsutta — hat Windisch ') gehandelt. Ich erinnere hier
noch an mehrere durchweg schon von Senart bemerkte Stellen
des Mahävastu, an welchen wir Suttanipätatexte wiedex-finden : so
I, 357 fF. grosse Stücke des Khaggavisänasutta ; ebenso III, 386,
18flf. ein Teil des Nälakasutta, HI, 394, 13 ff. ein Teil des Sabhiya-
sutta -). Die dem Mägandiyasutta zu Grunde liegende Situation und
der Vers Suttanip. 835 lässt sich in das Divyävadäna p. 519 verfolgen.
Hier mögen weiter einige Worte über das Dhammapada
angereiht werden ^). Materialien, die dasselbe betreffen, liegen aus
Nepal wie aus China und Tibet vor. Von nepalesischen Zeug-
nissen bekannt sind mir vor allem die Citate des Mahävasto.
Insonderheit kommt hier das grosse Citat vol. III p. 434 — 436
in Betracht,- wo Buddha einen ganzen Abschnitt dieses Textes —
dharmapadesu sahasravargam — vorträgt*). Der saJiassavagga
umfasst im Pälitext 16 Verse (100—115), während das Mahä-
vastu deren 24 giebt. Beiden Exemplaren sind 11 ganz oder
im wesentlichen übereinstimmende Verse gemeinsam; es verdient
bemerkt zu werden, dass die Reihenfolge derselben in der Päh-
Version bis auf eine einzige Ausnahme durch das Mahävastu be-
stätigt wird. Einige Bemerkungen über die Differenzen im einzelnen
seien in die Anmerkung verwiesen ^) ; hier hebe ich nur das wich-
1) MSrft und Buddha S. Iff., 245 ff.. 3 17 ff., vgl. meine Darlegungen in
den Vhdl. des 5. Orient. Kongr., II. Teil, 2. Hälfte (Indog. Sektion), S. Wt.
118. — Ich bemerke hier beiläufig, dass von dem Eingang des Pabbiyüäsatt«,
welcher im Mahävastu II p. 198 fehlt, der erste Halbvers nach Mahävastu II
p. 166, 3 verschlagen ist.
2) Siehe auch Senart's Bemerkungen zu Mahävastu III, 417 — 418.
3) Den hier über das Dhammapada zu machenden Bemerkungen m5ge es ge-
stattet sein, beiläufig die nicht ganz unwichtige Notiz beizufügen, dass allem Au-
schein nach das Dhammapada (V. 9. 10) in den Theragäthä (V. 969 fg.) citiert wird.
4) Sonstige Citate des Dhp. (mit Nennung dieses Titels) im Mahävastu:
vol. II, p. 212, 18 = 111 p. 156, 15; der Vers ist im Päli-Dhp. nicht vor-
banden; ich glaube ihn anderweitig gelesen zu haben, kann aber die Stelle
nicht wiederfinden. Im tibetischen Dharmapada (Udänavarga) steht er XXVI, 10.
Dann III p. 91, 18 zwei Verse = Dhp. 179. 180. — Eine Anzahl Dhp.- Verse
werden im Mahäv. angeführt, ohne ausdrücklich als solche bezeichnet zu sein.
Indem ich auf Vollständigkeit keinen Anspruch mache, notiere ich folgende
Fälle: Vers 126: H p. 424; V. 141—142: III p. 412; V. 146 (in zwei Verse
zerlegt): III p. 376. Mehr s. in Senart's Bemerkungen zu III p. 420 — 423.
welchen zuzufügen ist: V. 271. 272. 266. 267: III p. 422; V. 362: III p. 423.
Auch an mehreren Stellen des Divyävadäna begegnen Dhp.- Verse.
5) Die grossen Hinzufiigungen des Mahävastu macheu mir keinen beson-
ders vertrauenswürdigen Eindruck. E^ handelt sich um die 11 Verse (p. 484,
19—435; 20), welche alle mit kdläm arghati aodaätm schliessen. Der erste
ist offenbar eine Umformung von Dhp. 106 (mit jayeta für yqjetha\)\ daran
Oldenberg, Buddhistische Studien. 663
tige Hanptresultat hervor: auch in den nordbuddhistischen Kreisen,
aus welchen das Mahavastu hervorgegangen ist, war ein Dharmapada
bekannt, welches wie sein Päligegenbild in Vargas, daininter einen
scblieuen sich eintönige, an neuem Inhalt arme Variationen. Auch die beiden
anderen Verse, die im MahSvastu dazukommen (436, 8 — 9. 14 — 15), sind
Variationen von Benachbartem. Wenn andererseits das MahSvastu mehrere Verse
des Dhp. fortlSsst, so verdient bemerkt su werden, dass die von Beal über-
setzte chinesische Anthologie (Texts from the Buddhist Canon, commonly known
as Dhammapada S. 86 fg. 89 fg.) an den beiden Stellen, nn welchen sie über-
haupt ein Urteil erlaubt, das Vorhandensein des betreffenden Päliverses
(102. 109) — wenigstens in einer dem PSlitext ähnlichen Form — bestätigt.
Auch die Weise, wie Dhp. 106. 107 korrespondierend neben einander stehen,
wird durch die chines. Anthologie (S. 87) gegenüber dem MahSvastu geschützt.
Man bemerke noch, dass die von Beal a. a. O. 11 fg. besprochene chines.
Übersetzung des ganzen Dhp. (Fil-kheu-king) die Sechzehnzahl der Verse dieses
Varga, wie der PSlitezt sie aufweist, bestätigt (a a. O. 12).
Von einzelnen Lesarten des MahSvastucitats möchte ich nur die von
Senart (vol. III p. 525) erörterte Variante zu Dhp. 100. 101 kurz berühren.
Der P&litext hat sahassam api ce väcä (resp. gäthä) €UuUthapadasamhitä,
das MahSvastu dem gegenüber sahasram api väcänärn (resp. gäthänäm) anar^
thapaelasainhitä. Zu dem in die Augen fallenden Fehler der Konstruktion
im MahSv. bemerkt Senart: „ce participe au nominatif avec un substantif au
genitif n'est pas sans exemple dans la langue de notre livre." Leider giebt er
keine Citate. Ich möchte aber empfehlen zu erwägen, ob es nicht bedenklich
ist, so von der ,,Sprache des MahSvastu" im allgemeinen zu reden. Den ver-
schiedenen Bestandteilen dieses grossen Mischmasch kommt eine sehr verschie-
dene Diktion zu und schwerlich dürften Eigentümlichkeiten, die innerhalb der
Hauptmasse des Werks ihren Sitz haben, gerade hier, wo ein sehr alter, offen-
bar aus dem MSgadhIdialekt übersetzter Text citiert wird, ohne weiteres als
Analogie heranzuziehen sein. Wenn dann Senart weiter sagt, dass der PSli-
bearbeiter, um den vermeintlichen Konstruktionsfehler gut zu machen, „est
tombö dans une construction au moins aussi inadmissible", so bekenne ich von
dieser Unzalässigkeit nichts entdecken zu können. ,,Wenn auch tausend Reden
sind, die sinnlose Worte enthalten, so ist ein sinnvolles Wort besser, welches
hörend man Frieden findet" — was ist daran zu bemängeln? Das ce. welches
im MahSvastu beseitigt wird, ist in der Sprache des Dhp. gerade für einen
Zusammenhang dieser Art („wenn etwas auch gut scheint, ist es in Wahrheit
doch wertlos," resp. umgekehrt) bemerkenswert häufig (vgl. Vers 19. 20. 64.
65. 142. 366).
Bei dieser Gelegenheit möchte ich, Über die das Dhp. betreffenden Fragen
hinausgreifend, die Überzeugung aussprechen, dass auch Windisch in seinen
Vergleichungen nördlicher und südlicher Lesarten sich hier und da zu Ungunsten
der südlichen geirrt hat. Wenn er (MSra u. Buddha 17 (g,) das esa munjam
parihare von Suttanip. 440 für corrupt erklärte und das varam mrtyuh
pränaharah der Parallelstelle des Lal. Vbtara vorzog, so hat er später (eben-
das. 325) selbst bemerkt, dass das MahSvastu „fast dieselbe Corruptel" hat wie
der SuttanipSta. Ist es aber wirklich eine Corruptel? Warum soll munjam
pariharati nicht bedeuten, was der Kommentar zu dieser Stelle (in FausböU's
Sutta Kip. Glossary p. 282) es bedeuten lässt, das Zeichen der samgämäva-
carä anivattino purisä attano amvaUanakabhävanäpanattham f Die Lesart
des Lal. Vist. möchte ich für den billigen Verbesserungsversuch eines Redak-
tors halten, der den alten Text nicht verstand. — Suttanip. 430 schlägt
Windisch (S. 5. 17) statt yenaUhena nach dem svenärthena des Lal. Vist.
senatthena vor. MahSvastu II, 405, 19 scheint mir dieser Konjektur kaum
günstig zu sein. Ich würde yenatthena für richtig halten und, allerdini^s wie
das unvermeidlich ist in etwas gezwungenem Deutseh, übersetzen: „Du Leicht»
ßß4 Oldenberg, Buddhistische SttuUen.
SahcLsravarga-Sahassavagga zerfiel. Wir dürfen auf einen ge-
meinsamen Archetypus, welcher bereits eine feste Varga-Einteilung
besass, schliessen ^). Eine grosse Anzahl von Versen , sowie im
ganzen deren Ordnung war im nördlichen und im südlichen Exemplar
identisch; doch war der Bestand nicht — oder wenigstens auf
einer der beiden Seiten nicht — von einer Festigkeit, durch
welche Hinzufügungen und Weglassungen ausgeschlossen gewesen
wären. Trotz dieser Wandelbarkeit im einzelnen blieb doch im
Ganzen Ton und Charakter des Werks durchaus derselbe. Der
wesentliche unterschied ist nur, dass in Ceylon der betreffende
Text vollständig überliefert, kommentiert, vielgelesen vorliegt,
während in Nepal die Tradition uns nur gelegentlich wie durch
einen Riss in. einem Vorhang einen Blick auf ein Bruchstück ge-
stattet imd wir uns im übrigen mit den Schlüssen, zu welchen ein
solcher Blick uns die Möglichkeit giebt, begnügen müssen.
fertiger, Böser, zu welchem Zweck du hergekommen hist, den Zweck hat «ach
das geringste gute Werk nicht für mich", d. h. du redest mir zu, durch ver-
dienstliche Thaten mir Lohn zu erwerben; dieser Lohu hat keinen Werl (ur
mich. — In dem UdSna Mahfiparinibb. S. p. 26 zieht W. (37) der P&lile^art
abhindi kavacam ivaUasambhavam (ebenso Udäna p. 64) die des Divyäv.
ctbhinat hoäam ivändasaimbhavah vor. Wie wäre aus dieser glatten Lesart
jene mit dem nicht leicht wiederzufindenden attasamhhava (vgl. ajjhattasattt'
bhavo Therag. 1126, attasamutthäna das. 767) entstanden? Der theologistbc
Kunstausdruck passt ganz in die Diktion des Verses; die Metrik steht nicht
im Wege. Ich halte den nördlichen Text fiir bequeme Verflachung. — Das
tasmät iha Mahäpar. S. p. 36 wird von W. (S. 37. 57) als Indicium da/ur
verwertet, dass, wie im Divy. der Fall ist, ein Satz vorangehen musste. rkvi
welchen sich das tasmä bezog. Doch steht tasmät iha nicht selten in ähn-
licher Weise; vgl. z. B. Angutt. Nik. V, 33, 3; Majjh. Nik. vol. I p. 83. —
Endlich möchte ich noch hervorheben, dass bei der Gegenüberstellung eines
nördlichen und eines südlichen Exemplars und der Ermittlung, wie oft das eine
mit Hilfe des andern hat verbessert werden können (Wind, lltj^.)^ es mir
wünschenswert scheinen würde, strenger als W. thut, zwischen den Fillen zu
scheiden, wo wirklich die südliche Rezension selbst, und denen, wo nur unsre
Hss. dieser Rezension resp. etwa nur ein Teil unsrer Hss. von der VerbesseroDi;
getroffen werden. Die Unterscheidung zwischen dem südlichen Text und dem
Text der südl. Hss. bt allerdings oft eine recht schwierig: e Aufgabe. Ich gl«ube.
dass ich mich bei Lösung derselben im Ganzen etwas konservativer verhalten
würde als W. thut. In der ersten Zeile des Padhinasutta z. B. tarn mam
padJiäjiapahitattam würde ich doch Bedenken haben, mit W. (20) das tnam
für interpoliert zu erklären; vgl. Vers 21 desselben Sutta te appamaUa paiu-
taUä und Therlg. 212 «o ^ham padhänapahitatto. Jedesmal steht die Form von
pahitatta (mit der in PSliversen so häufigen Verschleifung zweier Sylben) ab
Äquivalent von drei Längen.
Natürlich werden textgeschichtliche Untersuchungen der hier berührten
Art zu rechten Ergebnissen erst führen können, wenn sie in allergrösstem Zu-
sammenhang angestellt werden. Dass ich doch schon jetzt mit ein par Bemer-
kungen, welche eben auf meinem Wege lagen, nicht zurückgehalten habe^ vi^*'
man hoffentlich nicht tadeln. Übrigens bitte ich das hier Gesagte nicht io so
verstehen, als wollte ich in jedem Fall für den Vorzug der südlichen Lesarten
eintreten. Was z. B. von Senart zu Mahävastu lU p. 191 bemerktet» scheint
auch mir seine Richtigkeit zu haben.
1) Ganz so wie in dem oben besprochenen Fall des Atthakavagga.
Oldenberg, BudcUiütiache IStudien. 6ß5
Im Anschluss an die aus Nepal stammenden Sparen eines
nördlichen Dhp. darf ich noch auf das von S. v. Oldenburg^)
publizierte wichtige KharosthT-Fragment aus Kashgar hinweisen,
welches 80 Verse allem Anschein nach aus dem Brähmaiaavarga
eines nordbuddhistischen Dharmapada enthält. Die Übereinstimmung
mit dem Pälitext — abgesehen von der Eeihcnfolge der Verse —
geht sehr weit und darf auch hier wieder als eine wesentliche
Identität bezeichnet werden.
Auch die chinesische Übersetzung Fa-kheu-king, über welche
Beal einige Angaben macht-), trifft mit diesen Ergebnissen zusammen.
Sie enthält dieselben 26 Vargas wie der Pälitext in derselben
Reihenfolge, dazu allerdings 13 weitere Vargas, alle (mit einer ein-
zigen Ausnahme) vor oder hinter jene 26 gestellt. Die einzelnen
Vargas enthalten vielfach mehr — in ein par Fällen auch weniger
— Verse als die entsprechenden des Pälitexts. In dem von B. als
Beispiel mitgeteilten Bhikkhuvagga hat für 23 Verse der Päliversion
die chinesische deren 32 : die hinzukommenden 9 Verse aber stehen
als kompakte Masse hinter den im Päli vorhandenen. Was diese
letzteren anlangt, so erklärt Beal — mir steht ein Urteil hier nicht
zu — den chinesischen Text dem Pälitext für genau entsprechend %
Weitere Untersuchung von sinologischer Seite wäre wünschenswert;
schon jetzt aber werden wir es bei der Stellung der einfach voran-
imd nachgesetzten Vargas und Verse, die in der chines. Version
hinzukommen, für sehr wahrscheinlich halten dürfen, dass rein
äusserliche Hinzufügungen vorliegen, so dass eine sich von dieser
Seite ergebende gewichtige Bestätigung der Päli- Überlieferung ver-
mutet werden kann.
Das tibetische Dharmapada (Udänavarga, übers, von Rockhill),
eine Kompilation des Dharmaträta , beruht zum grossen Teil eben
auf den Materialien, welche uns im Päli Dhp. vorliegen; der Text
„contains 300 verses, which are nearly identical with verses of
the Dhp.; 150 more resemble verses of that work" (Rockhill p. VIII).
So finden wir auch hier die über den ceylonesischen Buddhismus
hinausreichende Existenz des Dhp. oder allermindestens seiner wesent-
lichsten Elemente von neuem bestätigt.
Was die andern Texte des Khuddaka Nikäya anlangt, so treffen
wir, wie schon Senart bemerkt, nicht unerhebliche Teile des
Khuddakapätha im Mahävastu I, 290 ff. an; weiter mache ich
1) ,,Vorläufige Notiz über eine buddh. Hs. in Khar.-Schrift" (russisch). 1897.
Leider konnte hier SenRrt's Aufsatz im Journ. asiatique Sept. Oct. 1898
nicht mehr benatzt werden.
2) Texts f om the Baddh. Canon commonly known as Dhammapada,
S. 1 1 ff. Der von B. in diesem Bande selbst übersetzte Text ist leider nur
eine Auswahl.
3) Beal (S. 10) geht so weit, ihn für übersetzt aus dem Päli zu halten.
Nach dem, was Takakosu in der S. 643 Anm. 3 angeführten Untersuchung
auseinandersetzt, ist das wohl unwahrscheinlich.
666 Oldenberg, Buddhütische Studien,
auf das Vorliegen von Nr. 81 des Vimänavatthu ebendas. II,
191 ff., von Kap. 4 des Buddhavainsa^) ebendas. I, 250 ff. auf*
merksam. Ich gebe, was mir aufgefallen ist; weiter fortgesetztes
Nachsuchen würde ohne Zweifel einen ganz andern Reichtnm dei-
artiger Ergebnisse liefern.
Kaum weniger bezeichnend als dieses Auftreten vollständiger
den südlichen entsprechender Texte und Textstücke innerhalb dfr
nördlichen Bücher ist ein Fall wie er Divyävadäna p. 375 vorliegt '},
Hier tritt inmitten einer ganz im späteren Stil gehaltenen Erzab
lung — dieselbe erwähnt die Könige Vindusära und A^oka — ein
Bhiksu auf, welcher sütram pathati: und nun folgt als dies Sötni,
also als etwas, das sich nach der Intention des Erzählers von dt*r
umgebenden Erzählung als etwas Andersgeartetes, von altersher
Feststehendes abheben soll, ein Text, welcher in der That in gänz-
lich anderem Stil verfasst ist als das übrige und zwar genaa in d^m
aus dem südlichen Kanon bekannten Sutrastil, wenn auch eben
dieser Text selbst, bis jetzt wenigstens, in jenem Kanon sich nicht
nachweisen lässt ^).
Endlich schliesse ich hier die Bemerkung an, dass die stehen-
den, dem Leser des Pälikanon allbekannten Wendungen und Koiu*
plexe von Wendungen, die dort kaum in einer Erzählung fehlen,
in Werken wie dem Divyävadäna und Mahävastu überaus hfiuii?
auch in Erzählungen, die sich im übrigen von dem südlichen Typns
weit entfernen, wiederholt werden. Ich führe hier nur wenige
Beispiele mit wenigen Belegstellen an; der Leser jener nördlichen
Texte findet auf Schritt und Tritt Gelegenheit, das hier gegebene
zu vervollständigen. Almosengang, Rückkehr von demselben, Pnss-
waschung etc.: Mahävastu I, 56, Iff., Divyäv. 516. — Einladung zur
Mahlzeit ; sie wird angenommen ; die Mahlzeit findet statt : Divyäv. 53.
80 fg. 85. 96 fg. 284 etc. — Ruf, der Buddha vorangeht, von der Herr-
lichkeit seiner Person und Lehre: Divy. 470. — Mit seiner Lehre
unterweist, erfreut etc. Buddha (Häufung von Synonymen) : Divy. 506 :
vgl. 542. — Sichniedersetzen pratimukhäm smrtim upaathöpya
etc. : Divy. 549. — Verschwinden und an einem andern Ort wieder
auftauchen so schnell wie ein Mann den Arm krümmt oder aus-
streckt: Divy. 473; Dulva, Annales du Mus. Guimet V, 14. Oft
ist es sehr fühlbar, wie derartige Wendungen inmitten ihrer Um-
gebung abstechen, wie sie den litterarischen Charakter eines andern
Zeitalters verraten. Für den sorgfältigen, philologisch geschalten
Leser würde schon hierin sich mit hinreichender Deutlichkeit die
Thatsache kundgeben, dass die Autoren des Divyävadäna und ähn-
licher Texte in der Kenntnis einer älteren, für sie mit massgeben-
1) Doch finden sich im Mahavasta hier teilweise auch Materialien, die
im Pälitext den umgehenden Kapiteln angehören, so 5, 15 ff., dann 2, 66 ff. des
P&lltexts.
2) Von mir schon ,,Buddha''' S. 89 Anm. erwähnt.
3) Elnigermassen nahe steht ührigens Aüguttara KikSja III, 35.
Oldenberg, Buddhistische Studien, 667
der Bedeutung ausgestatteten Litteratur erzogen worden sind, die
einen wesentlich anderen Typus aufwies als ihre eignen Produk-
tionen, und zwar den Typus des südlichen Kanon. Dort sind
Wendungen dieser Art heimisch; hier überraschen sie den Betrachter
man möchte sagen wie erratische Blöcke inmitten einer völlig
anders gearteten Umgebung.
V.
Ehe wir die Ergebnisse der hier versuchten Skizzierung des
Verhältnisses der nördlichen und südlichen Litteratur formulieren *),
schreiten wir, um die Verteidigung des von uns eingenommenen
Standpunkts noch zu verstärken, zu einer weiteren Fragestellung fort.
Wir setzen den Fall, dass die südbuddhistische Litteratur uns
nicht erhalten wäre. Und wir legen uns nun allein auf Grund
nördlicher Werke wie Laiita Vistara, Mahävastu u. dgl. die
Frage vor, was in dem Kreise der buddhistischen Vorstellungsmassen
als das Alte, Feste, Wesentliche anzusehen ist-).
Natürlich kann diese Frage hier nur in Bezug auf einige
Punkte des weiten Gebiets erörtert werden. Für ein derartiges
Spezimen aber sollen allein solche Punkte ausgewählt werden,
welche — ebenfalls allein auf Grund nord buddhistisch er Daten —
sich als im Centrura dieser ganzen Ideenwelt liegend ergeben.
Ein solcher Punkt ist die Sambodhi. Dass derselben auch
für den nördlichen Buddhismus centrale Bedeutung in dem eben
bezeichneten Sinn zukommt, bedarf keines Nachweises.
Was hebt sich nun in den nördlichen Versionen von der Er-
zählung über die Sambodhi als das Wesentliche heraus?
Ich habe hier nicht vor, mich mit dem Kampf gegen Mära
zu beschäftigen. Was diesen anlangt, begnüge ich mich mit der
Erwähnung, dass er ^) in mehreren der nördlichen Exemplare fehlt :
so im Mahävastu vol. II p. 131 — 133*), und in eben demselben
Werk vol. I p. 228 fg. in der Erzählung von der Sambodhi des
Buddha Dlpamkara, welche natürlich nichts ist als ein Reflex der
auf Gautama Buddha bezüglichen Vorstellungen*). Doch will ich
im übrigen die Fragen betreffend diesen Kampf, der ja im günstig-
sten Fall nichts ist als die Einleitung zu den eigentlich ent-
1) Diesen Versuch, der sich auf das Vinaya- und das Sutta-Pitalca bezog,
auch auf den Abhidhamma auszudehnen, fühle ich mich für jetzt nicht im stände.
2) Nur in Anmerkungen werden wir, wo dies instruktiv zu sein scheint,
Seitenblicke auf die südliche Litteratur thun. Aber man beachte, dass die
im Text geführte Untersuchung von diesen Zuthaten durchaus unabhängig ist.
3) Ebenso wie im Pftlikanon (Buddha > 100).
4) Schon Senart hat bemerkt, dass diese Form der Erzählung dem
MahSsaccakasutta des Pälikanon entspricht.
5) Mära wird hier nur insofern erwähnt, als gesagt wird, dass, während
durch die Götterwelten Jubel ging, die MSrabhavanSnl glanzlos und verwüstet
dastanden und Mära betrübt war (p. 230, 7. 10).
668 Oldenberg, Buddfiütkche Studien.
scheidenden Ereignissen, von der gegenwärtigen Erörterung aus-
schliessen.
Gautama sitzt also, sei es, nachdem er Mära überwunden
oder nachdem er mit Mära überhaupt nicht gekämpft hat, untir
dem Baum der Erkenntnis, über das, was nun geschieht, betracbie
man den Bericht etwa des Laiita Vistara Kap. 22. 23. Zunächst
möge dieser Bericht ohne alle Vergleichung paralleler Texte für
sich allein ins Auge gefasst werden.
Man sieht auf den ersten Blick, dass der Inhalt desselb<»n m
doppelter ist. Auf der einen Seite handelt es sich um gewi?>e
Ereignisse von entscheidender Bedeutung, auf der andern um die
Lobpreisungen, Beifallsbezeugungen, Wunderzeichen, welche jene
Ereignisse verherrlichen.
Der Text erzählt zuerst von gewissen Vorgängen im Gei^t
des Bodhisattva, auf die wir zurückkommen werden. Nachdem sie
berichtet sind, heisst es (p. 447 ed. Calc. ^)): „So hatte der Bodhi-
sattva erkannt und geschaut, was ein grosser Mann, ein Stier von
einem Mann, ein Elefant von einem Mann, ein Löwe von einem
Mann, ein Lotus von einem Mann erkennen muss. Er hatte die
höchste Sambodhi erworben."
Nun sprachen die Götter zu einander: , Streut Blumen; Jener
hat die Sambodhi erworben." Auf ein von Buddha gegeb€ne^
nimäfa — wie auch die früheren Buddhas nimtttam akärsuh —
überstreuen ihn die Götter mit Blumen. Li zahlreichen Ausdrücken
wird die Bedeutung des so von den Göttern gefeierten Ereignisses
verherrlicht: die Finsternis ist vergangen, die Sünde überwunden,
die Stadt der Allwissenheit betreten u. s. w. Buddha bleibt sieber
Tage an derselben Stelle sitzen, indem er denkt: hier habe ich die
höchste Sambodhi erreicht, habe ein Ende der Geburt, des Alters,
Todes, Leidens gemacht. Freude und Lichtglanz dringt durch alle
Welten; zahllose Wunderzeichen geschehen; eine Götterschaar nach
der andern bringt dem Tathägata Verehrung dar und preist ihn
in langen Reihen von Hymnen, deren Text mitgeteilt wird.
Ohne Zuziehung weiterer Hilfsmittel sagt uns schon allein
die Lektüre dieser Erzählung mit grösster Deutlichkeit, dass sich
als das Entscheidende in allen diesen Ereignissen jene inneren Vor-
gänge in der Seele des Bodhisattva hervorheben. Das übrige i.^t
nur Dekoration, der Ausdruck davon wie das ganze Universum y^^
Ereignisse mitfeiert.
Worin bestehen nun jene inneren Vorgänge?
In Folgendem (p. 439 — 447).
Der Bodhisattva creht durch vier Stufen der ekstatischen Kon-
templation (Jhf/äJia) hindurch, deren psychologische Fonnehi an-
gegeben werden -). Darauf eignet er sieh in dem ersten ytfwö
1 ) Ich pebe verkünte Paraphrase.
t) Sie sind bis auf cninimale Difi'erenzen identisch mit den Formeln ^^^
vier Jhänii in den Pälitexten.
Oldenberg, Buddhistische Studien. 669
der Nacht die erste vidyä an, den Überblick über die in der Welt
sich vollziehenden Wanderungen der Seelen. Ebenso zweitens in
dem mittleren yäma die Erinnerung an die eigenen früheren Exi-
stenzen (pürvamväsa). Im dritten yäma erlangt er die Erkenntnis
von der Entstehung und Aufhebung des Leidens. Er erkennt die
Verkettung der Ursachen und Wirkungen durch die zwölf Glieder
(von der avidyä bis zu den Jarämarana^okaparidevaduhkhadaur-
manasyopäyäsäh) und die Aufhebung der Wirkungen durch die
Aufhebung der entsprechenden Ursachen. Jedes Glied dieser Reihe
erkennt er in vier Beziehungen : was es selbst ist, seinen aamvdaya^
seinen nirodha^ endlich die nirodhagämini pratipat. Und so er-
kennt er schliesslich im ganzen: idam dulihhanty ayam duhklia-
samudayOy ^yam duhkhanirodha, iyam duhkhanirodhagämini pra-
tipat. Damit hat er denn erkannt und geschaut, was ein grosser
Mann etc. (s. S. 668) erkennen muss.
Es ist klar, dass hier der Kern der ganzen Erzählung liegt.
Wenn in den oben angeführten Lobhymnen der verschiedenen
Göttergruppen beständig auf die von Buddha errungenen Eigen-
schaften als Erkenner, als Allwissender, als der zur Ausbreitung
der Erkenntnis Bestimmte hingedeutet wird *), so bestätigt dies
jenes Ergebnis, aber das letztere ist an sich so klar, dass es einer
solchen Bestätigung kaum bedürfen würde.
Prüfen wir nun die zahlreichen Versionen der Erzählungen
von der Sambodhi, welche sich im Mahävastu finden. Wird das
eben für den Laiita Vistara gewonnene Ergebnis auch auf diese
zutreffen ?
Wir beginnen mit der Version von Bd. II S. 276 fgg. Für
sie ist charakteristisch, dass in den Verzierungen, von welchen die
Haupterzählung umgeben ist, lange Aufzählungen überwiegen. Mära
klagt die sechzehnfache grosse Klage; der Bodhisattva erhebt das
vierfache äryaniahäsimhaviloküam u. dgl. mehr. Auch hier aber,
wo eine von dem allgemein verbreiteten Typus sich weiter als ge-
wöhnlich entfernende individuell gestaltete Ausschmückung der
Legende vorliegt, läuft dieselbe, sobald man zur Hauptsache gelangt,
in das gewohnte Geleise ein. Der Bodhisattva geht durch die vier
dhyäna hindurch (S. 283). Er überblickt in der ersten Nachtwache
die Wandeilingen der Seelen, in der zweiten den pürvaniväsa
(283 — 284). In der letzten Nachtwache erreicht er — die Aus-
drücke sind mit den oben erwähnten des Lal. Vist. so gut wie
identisch — was ein grosser Mann, ein Stier von einem Mann, ein
Lotus von einem Mann erreichen und erkennen muss, er erwirbt
die höchste Sambodhi y^sayyathldam : idam duhkham ayam
duhkhasamudayo ayam duhkhanirodho ayam duhkhanirodhagä-
1) So, um ganz weniges anzuf&hren, avidyaghätaka p. 466, jnänakathä-
gradhäraha, traividya p. 467, prajndjyradlpf'Jia triloka jväläa p. 470,
Jiiänaketudhvaja p. 471, pravartaya dharmacalcram udäram p. 468.
670 Oltlenberg, BuddhütiscJie Studien,
mini pratipaf^. Dann ähnliche Wendungen wie über das duhUia
über die ädrava^ und die Lehre von der Verkettung der Ursachen
und Wirkungen: imasya sato tdam bhavcUt, tmasya asato idam
na bhavati . . . avidyäpraiyayäh samakäräh — und es folgt di^
ganze Formel des pratityasamutpäda in der positiven wie in der
negativen Richtung (S. 284 — 285). Daran schliesst sich die Er-
zählung von der Verehrung, welche die Götterschaaren darbringen,
und von den Schmähungen, die sie gegen Mära richten.
Man sieht, wie auch hier der Kern der Erzählung von Ver-
zierungen, zum Teil von wesentlich andern Verzierungen, als in der
vorher betrachteten Fassung, umgeben ist. Der Kern selbst eKt
ist genau derselbe: das entscheidende Ereignis, das den Buddha
zum Buddha macht, ist dies, dass er nach Durchmessen der dhyöna
den Anblick der durch die Welten wandernden Wesen, die Erinne-
rung an die eigenen früheren Existenzen, vor allem aber die Er-
kenntnis der heiligen Wahrheiten vom Leiden etc. sowie von der
Causal Verknüpfung der 12 Kategorieen erwirbt.
Es sei dem Leser überlassen zu verificieren, wie sich dies Er-
gebnis auch in den übrigen Exemplaren derselben Erzählung, welche
das Mahävastu aufbewahrt hat, wiederholt. Ich verweise auf Bd. 11.
S. 131fr. 345 ff. 415—418, sodann auf die schon oben erwähnte
entsprechende Erzählung über den Buddha Dipamkara Bd. I, 226 ff..
endlich auf die Erzählung Bd. III, 272 ff., die zwar erst in dem
Augenblick nach der Erlangung der Sambodhi einsetzt, aber dorh
in vielen Ausdrücken auf die Sambodhi selbst Licht zurückfallen läs?it.
Den hier namhaft gemachten Exemplaren unsrer Erzählung
stelle man an die Seite etwa noch das tibetische des Dulva bei
Rockhill, Life of the Buddha 32, das nepalesische des Fort-
setzei*s von Asvaghosa's Buddhacarita Kap. 14 u. s. w. ; man winl
immer wieder, ganz allein auf Grund dieser nördlichen Quellen,
das Resultat bestätigt finden : inmitten von Ausschmückungen, deren
Gestalt wechselt, erscheint als Hauptsache und fester Kern die
Vorstellung, dass gewisse Erkenntnisse, die in langen Reihen ab-
strakter, überall identisch angegebener Begriffe ausgedrückt sind.
im Geist des Boddhisattva aufleuchteten und dass eben dies der
grosse Wendepunkt in seinem Leben imd im Leben der Welt g»*-
wesen ist.
Wir führen die gleiche Betrachtungsweise in aller Kürze noch
an. einer zweiten Stelle der Buddhalegende durch, in Bezug auJ
das Dharmacakrapravartana, die Predigt zu Benares vor
den fünf Asketen, welche die Lehrt hätigkeit Buddha's eröffnet.
Auch nach nördlicher Tradition ^) wird dieser Vorgang neben dem-
jenigen der Sambodhi durch die begleitenden Prodigien als ein
1) Divyävadäna p. 204 ff. Ebenso die südliche Überlieferung, M&bftp»"'
uibbänasutta p. 27 fg.
d
Oldenberg, Buddhistieche Studien. 671
zweiter höchster Höhepunkt im Leben eines Buddha charakterisiert ^).
Im Norden wie im Süden bereitet man übereinstimmend die be-
treffende Erzählung durch eine Legende vor, welche in der Absicht,
das unvergleichliche Gewicht des Dharmacakrapravartana klar zu
machen, so weit geht, Buddha vor dieser That zaghaft zurückweichen
zu lassen. Der Dharma ist zu tief und fein, zu schwer zu begreifen,
der pratityasamutpäda ^ der satpskäropaiama^ das Nirväna. Erst
auf Brahman's Bitte entschliesst er sich zu dem grossen Werk -).
Beifallsrufen, das durch die Götterwelten geht, feiert den auf das
Dharmacakrapravartana gerichteten Entschluss ^).
Nun folgt der mit solcher Emphase vorbereitete und angekün-
digte Vorgang selbst.
Alle Stadien desselben sind von verherrlichenden Ereignissen
umgeben. Wie Buddha sich niedersetzt, um zu reden, geht welt-
durchleuchtender Glanz von seinem Körper aus; Erdbeben und andere
Prodigien tragen sich zu; zahllose Scharen von Göttern und Bodhi-
sattvas versammeln sich, um ihn zum Predigen anzutreiben. Ähnlich
wird seine Predigt, nachdem er sie gehalten hat, verherrlicht. Die
genauere Ausmalung dieser Dinge ist in den verschiedenen Texten*)
verschieden ; der Grundcharakter stimmt durchaus überein. Aber
ohne jede Herbeiziehung der südlichen Litteratur würde schon das
Studium der nördlichen Texte allein vollständig genügen, um klar-
zustellen, dass alles das nur Rahmen ist, welcher den eigentlichen
und wesentlichen Inhalt umgiebt. Dieser Inhalt aber ist die
Predigt an die fünf Asketen, die erste an Menschen gerichtete
Verkündigung eben jener Wahrheit, deren Aufleuchten in Buddha's
eignem Geist den wesentlichen, von ähnlichen Umrahmungen um-
gebenen Inhalt der von uns vorher betrachteten Erzählung ausge-
macht hat. Nach einer Vorbemerkung über die beiden Extreme,
welche der Asket in seiner Lebensführung zu yermeiden hat (Selbst -
1) Daneben noch die Momente der Empfängnis, der Geburt, der Entlassung
der äyuhaamskäräh t des Nirvft^a. Also wenn wir von Geburt und Tod und
was diese vorbereitet abseben, sind Sambodhi und Dharmacakrapravartana die
beiden Höhepunkte. Nach anderer Fassung im Ganzen vier Höhepunkte: Ge-
burt, Sambodhi, Dharmacakrapr., Tod. So bei Rockhill, Life of the Buddha 141
(entsprechend Hahäparin. Sutta p. 61).
2) Mahävastu vol. lU, p. 3 14 ff., Laiita VisUra, Kap. 25.
3) Mahävastu a. a. O. 319, Lal. Vist., p. 521.
4) Vgl. namentlich Mahävastu vol. UI. p. 320 ff.; Lal. Vist. , Kap. 26.
Von besonderem Interesse übrigens ist unter den nördlichen Exemplaren das
des Dulva, welches Fe er, Ann. du Mus^e Guimet V, 13 ff. (dazu auch 112 ff.)
mitteilt. Hier haben wir die lange im Dharmacakrapravartana gipfelnde Er-
zählung von Buddhas Zagen und Brahmas ermunterndem Eingreifen an bis zu
der Erscheinung MSras (MahSvagga p 4 — 21) fast ganz ohne die in den nörd-
lichen Texten sonst gewöhnlichen Ausschmückungen und im wesentlichen durch-
aus mit dem PftU-MahSvagga stimmend. Von grösseren Ausschmückungen findet
sich nur ein auf Yasas bezügliches JStaka (Feer a. a. O. 21). Wieder ein
Beleg zu so zahlreichen andern Belegen dafür, dass der relativ schmucklose
südliche Typus durchaus nicht allein südlich ist.
672 Oldenherg, Buddhistische Studien.
peinigung und weltliche Lust), und über den wahren in der Mitte
liegenden Weg proklamiert Buddha die vier äryasatyänii dttJikha^n
duhkhasamxidayo duhkhantrodho diihkkanrrodhcujämim prattpat
Er wendet diese satya in verschiedener Weise hin und her, er-
örtert sie triparivartam dvädaJäkäram und schliesst damit, dass er
in dem Erwerb dieser Erkenntnis die höchste Sambodhi und Er-
lösung errungen habe ').
Es sei nur kurz bemerkt, dass auch die nördliche Tradition -)
auf diese grundlegende Predigt als eine Art Anhang oder weitere
Ausführung eine andre ebenfalls sehr wichtige, wenn auch nicht
mit gleichem Nachdruck verherrlichte Rede an dieselben fönf As-
keten folgen lässt. Sie hat es mit den fünf Skandhas zu thuu und
weist von jedem derselben nach dass er anätmä ist. Sonst könnte
er nicht zum äbädha gereichen, und wir würden im stände sein
zu sagen: so soll mein rüpa {vedanä etc.) sein, so soU es nicht
sein. Dem Wesen der Sache nach befindet man sich hier ganz
innerhalb desselben Gedankenkreises, dem auch das Dharmacakrapra-
vartana angehört.
Was uns diese Erörterung gelehrt hat, ist folgendes.
Der mannigfach bunte Inhalt der nordbuddhistischen Texte
lässt den Unterschied solcher Bestandteile erkennen, die als Kern,
und solcher, die als Umhüllung, als Ausschmückung bezeichnet
werden dürfen. Die Ausschmückungen werden von den verschie-
denen Autoren im Einzelnen auf ihre eigne Weise, im Ganzen
natürlich in ziemlich gleichbleibender Art gestaltet. Der altfest-
stehende Kern andrerseits ist überall identisch. Als vornehmste
Elemente, die diesem Kern zugehören, heben sich die Vorstellungen
hervor, dass ein wichtigstes Ereignis im Leben Buddha's in dem
Erlangen einer gewissen Erkenntnis, ein andres wichtigstes Ereignis
in der Mitteilung eben dieser Erkenntnis an die Menschheit bestand ^).
1) In diesen Details stimmen MahSvasta und Laiita Vistara unter einander
wie mit dem südbuddliistischen Kanon (Mahävagga, p. 10 fg.) tiberein.
2) Malifivastu vol. III, p. 335 ff. ; vgl. den Bericht des Dulva bei Feer.
Ann. du Musee Guimet V, 124 ff. Der Laiita Vistara setzt seinen Bericht nicht
bis zu dieser Stelle fort, weist aber doch p. 543 deutlieh auf dieselbe bin. Mit
dem MabävAstu in allem Wesentlichen übereinstimmend die südliche Über-
lieferung Mahävagga p. 13 fg. — Bei dieser Gelegenheit sei auf die charakte-
ristische Stelle Avadäna Satuka 96 (Ann. du Musee Guimet XVIII, 404 ff.) Auf-
merksam gemacht. In einer Erzählung, die in modernem Stil gehalten ist, ist
die Predigt von der Nichtselbstheit der Skandhas ganz in der Form des alten
Sütra eingefügt.
3) Natürlich sind es in Wirklichkeit nicht die hier von uns betrachteten
Erzählungen von der Sambodhi und dem Dharmacakrapr. allein, in denen die
nördliche Litteratur die allüberrsgcnde Bedeutung der Erkenntnis der vier
sati/a, des pratltyasamutpäda etc. hervortreten lässt. Vielmehr begegnen auf
Schritt und Tritt inmitten der bunten Erzählungsmassen von Texten wie dem
Divyfivadäna Äusserungen, die in gleicher Weise die Dignität jener Erkenntnia
charakterisieren. Es ist überflüssig Citate zu geben; die Stellen sind lasserst
zahlreich. Wenn so im Divy. oder ähnlichen Texten auf die vier aatya u. dgl.
Oldenberg, BuddhitÜsehe ShuUen. 673
Die Erkenntnis, um die es sich handelt, enthält die Antwort aaf
IBVagen, welche eich eben hierin als Fondamentalfragen erweisen,
an deren Lösung man das Schicksal des Einzelnen und der Mensch-
heit hängen sieht. Es sind die Fragen nach der Entstehung des
Weltleidens und nach seiner Aufhebung. Der Apparat, welcher
zur Beantwortung dieser Fragen aufgeboten wird, sind Systeme
abstrakter Begriffe. Die Antw(»i; schliesst die Forderung der Los-
lösung von aller Lust und aUem Weltdasein in sich. Das alles
ist in den nördlichen Texten nicht allein enthalten, sondern es wird
•dort in einer Weise vorgetragen, durch die es — wenn nicht für
•das wirkliche Bewusstsein der Kreise, die hier reden, so doch für den
aus der Vergangenheit überkommenen Standpunkt ihres offiziellen
Bekenntnisses — als im Zentrum des religiösen Erkennens stehend
charakterisiert wird.
VI.
Wir blicken auf das Ganze unsrer Erörterungen zurück und
indem wir die Resultate formulieren, suchen wir diese zugleich
nach einigen Seiten noch weiter zu ergänzen.
Die uns vorliegende nördliche Litteratur beweist die Existenz
bez. die einstige Existenz eines Vinaya- und eines Sütrapitaka oder
genauer verschiedener Exemplare von Vinaya- und Sütrapi^akas,
welche nach denselben grossen Hauptabteilungen und weiter im
wesentlichen nach denselben Unterabteilungen wie die Päli-Pitakas
gegliedert sind. Die einzelnen Texte jenes Kanon sind all. Parallel-
rezensionen der Pälitexte zu denken. Das Paliexemplar, natürlich
nicht von unfehlbarer Korrektheit, muss doch als hervorragend
gut erhalten beurteilt werden. Die nepalesischen Sanskrittexte
haben die Spur des alten Kanon in zahlreichen einzelnen An-
gaben und einer Fülle von Fragmenten bewahrt, welche auf das
ihnen zu Grunde liegende Ganze, einen aus dem ursprünglichen
Volksdialekt (Mägadhi) in Sanskrit resp. Gäthädialekt übertragenen
nördlichen Kanon, schliessen lassen. In Nepal kommt inmitten einer
moderneren Litteratur die Erinnerung an Altüberkoramenes, dem
das Vergessenwerden droht, sporadisch zu Wort. In China dagegen
scheint der grösste Teil, in Tibet ist wenigstens ein Teil der alten
Pitakatexte direkt erhalten.
Barth sagt in seinem letzten Bulletin der buddhistischen
mit höchster Ehrfurcht hingedeutet wird, so richtet* sich doch evidentermassen
das eif^entliche lebendige Interesse der Texte selbst nach ganz anderen Seiten.
Im Pälikanon dagegen stehen die vier aatya inmitten der ganzen Umgebung
die zu ihnen gehört und mit ihnen harmoniert, inmitten eines Komplexes von
Gedankengängen und Lebensformen, die von den in jenen vier Sätzen so
prägnant verkörperten idealen Potenzen her ihr Dasein empfangen. Die Frage,
auf welcher Seite hier die abgeblasste, in neue Umgebungen hinein versetzte
Erinnerung an das Ursprüngliche, and auf welcher das Ursprüngliche selbst
liegt, beantwortet sich von selbst.
Bd. LH. 44
674 Oldmberg, Buddhistische Studien.
Studien^), dass der Baddhismus von Ceylon «seul est parvenu a
8e constituer un v^ritable canon, comparable anx Yedaa des bräh-
manes/ Die hier geführten üntersuchnngen werden nns in den
Stand setzen, dieser Auffassung eine von ihr fondamental verschie-
dene entgegenzustellen: es gab einen Kanon, welcher — sozusagen
nach verschiedenen Säkhäs sich verzweigend, aber im wesent-
lichen als derselbe — den nördlichen Gemeinden so gut wie
den südlichen eigen war. Im Süden haben ihn die Ceylonesen zu
bewahren gewusst; im Norden haben wenigstens die Nepalesen
ihn, überwuchert von jüngerer litterarischer Produktion, bis auf
Spuren, übrigens keineswegs spärliche Spuren, untergehen lassen -).
Der alte Typus der Pi^akatexte aber, den wir nunmehr höch-
stens der Kürze wegen nach seinem besterhaltenen Exemplar, aber
nicht in genauer Wiedergabe des vollständigen Sachverhalts ftls
„südlichen Typus ** bezeichnen dürfen, ist in sich geschlossen und
fest. Ist diese Festigkeit, wie man behaupten gewollt hat, eine
nur scheinbare? Wir haben beleuchtet, was Minayeff für diese
Auffassung geltend zu machen gesucht hat. Ist die Einfachheit
welche jenem Typus zukommt, eine nachträglich hergestellte ? Aber
wo gab es denn die raffinierten Fälscher, wo gab es die Bedak-
toren von so tiefem und feinem Instinkt für den archaischen Cha-
rakter des Werks, welches sie hervorzubringen beabsichtigten, dass
sie einer solchen Arbeit gewachsen gewesen wären, ohne sich
hundert- und tausendmal zu verraten ! Bei Indern, bei Buddhisten
die Fähif^keit, litterargeschichtliche Chsuraktere zu verstehen und
mit so vollendeter Meisterschaft sie künstlich herzustellen ! hi
Wirklichkeit hält und sichert in dieser Litteratur eins das andre.
Das Bild der einzelnen Lebensformen der Mönche, welche wir hier
reden hören, steht mit dem Bilde der Ideen, in denen sie lebten,
im Einklang. Auf jenem wie auf diesem Gebiet ein Anschluss,
der dem Historiker die Authentizität der Zeugnisse verbürgt, an
den Veda, an die alten üpanisaden, welche die Gedankenreiheu
beginnen, die der Buddhismus fortspinnt; Fortsetzung der in den
Üpanisaden auf älterer Stufe erscheinenden Bewegung auch in der
Diktion der Pi^akatexte, auch im Metrum, dessen unscheinbare,
ungewollte und eben darum so sichere Charakteristika den kanoni-
schen Päliversen — in scharfem Unterschiede von der nördlichen
Verstechnik — inmitten einer überaus klar und konsequent ver-
laufenden Entwicklungslinie die nächste Stelle nach den Versen
der Brähmanas, der alten üpanisaden anweisen ^. Wenn wir dann
inmitten dieser Litteratur, so sehr sie aus einem Guss ist, doch
1) 1894, S. 28 des Sep.-Abdr.
2) Man sieht, dass ich der Sache nach durchaus auf den Satz Windiseb»
(Mära und Buddha 1) zurückkomme, „dass die nordbuddhbtische Litteratur den
Pällkanon voraussetzt*'.
3) Vgl. meinen Aufsatz „Zur Chronologie der indischen Metrik**, Gora-
püjäkaumudi S. 9 ff.
H
Oldenb&rg, Buddkütische Studien. 675
mit der Deutlichkeit, wie dies im Yiiiaya der Fall ist, einzelne
allerälteste Bestandteile nnterscheiden können und um diese herum
sozusagen die Jahresringe des Wachstums sich abzeichnen sehen
(vgL oben S. 647), so werden wir uns darüber klar sein, was eine
solche Beobachtung lehrt : was wir hier yor uns haben, ist so, wie
wir es sehen, aus sich selbst, aus seinen eignen Wurzeln erwachsen;
es ist nicht eine sekundäre, den Charakter der Einfachheit nur
affektierende Umgestaltung einer Litteratur, welche ursprünglich
ein ganz anderes Aussehen gezeigt haben könnte.
Dass einer solchen Textmasse wie diesem alten Yinaya-Sotra-
Eanon selbst in seinen besterhaltenen Exemplaren einzelnes jüngere
anfliegen konnte, ja musste, versteht sich von selbst. Von dem
die Konzilien betreffenden Abschnitt haben wir gesprochen und die
Wahrscheinlichkeit dargelegt; dass der Vinaya, welcher vom zweiten
Konzil erzählt, doch in seinen Hauptbestandteilen älter ist als dies
Konzil. Jung ist natürlich der Parivära^), wenn auch in seiner
Gesamtheit gewiss nicht so jung, wie die in ihm enthaltenen Verse,
welche etwa im Dipavamsa-Stil eine lange Succession ceylonesischer
Lehrer namhaft machen (S. 3). Bekannt ist die Erwähnung der Yona
im Assaläyanasutta -) ; nicht minder bemerkenswei't ist in der Thera-
gäthäsammlung das Erscheinen von Versen eines Thera, welcher nach
der schwerlich zu beanstandenden Angabe des Kommentars unter
Bindusära, dem Vater des grossen Asoka, gelebt hat*). Eben die
hohe Seltenheit aber derartiger in der That gänzlich ausnahm s weiser
Daten hebt die Litteratur, in welcher sie erscheinen, wohl deutlich
genug von Werken ab, in denen wie im Mahävastu die Cina- und
die Hünaschriffc studiert wird*), oder wie im Divyävadöna, Asoka
eine Hauptrolle spielt^), eine Reihe von Nachfolgern des Asoka er-
scheint, die Kunde von den Vorgängern Asokas ganz verschwommen
1) Man kann nngefÜhr sagen, dass dieser zum Vinaya in einem ähnlichen
Verhältnisse steht wie der Abhidhamma zum Satta Pi^aka.
2) Sie würde übrigens nach dem, was Bühl er, Ind. Studies III , 26 aus-
führt, nicht gegen voralexandrinische Zeit beweisen. Doch fühle ich mich hier
von B. kaum überzeugt.
3) Siehe Comm. zu Vers 386, S. 42 meiner Ausgabe. — Schwerlich ist
für chronologische Zwecke die im MahSvagga und MahSparinibbäna Sutta ent-
haltene Prophezeiung verwendbar, dass für die Stadt PS(aliputta tayo antaräyä
bhavüsanti aggüo vä udakato vä mithubhedä vä (s. darüber Minayeff 57).
Eine Vorhernagung von dieser Allgemeinheit scheint eine Vorsicht zu verraten,
die bei einem vatünnium ex eventu einen unnötigen Luxus bilden würde.
4) Und in denen der Name Felix erscheint, würde ich hinzufügen, wenn
mir Senarts (vol. III, p. 536) Vermutung über den Namen PeUyaksa wahr-
scheinlich wäre. Aber in den PSlitexten haben wir Piliydkkha nicht nur, wie
schon S. bemerkt hat, im Milindapanha, sondern auch im JStaka (vol. VI, p. 77),
und zwar nicht allein in der Prosaerzählung sondern im metrischen Text. In
Sanskrittexten giebt es den Namen eines Dämons PUipicchaf PUipinja. Warum
soll ein *Pili-aksa (oder ähnlich) gerade nur römischen Ursprung haben können?
5) Und zwar ein Asoka, der das Glück hat, einem Mönch zu begegnen,
der Buddha von Angesicht gesehen hat, noch dazu kurz nach Erlangung der
Buddhaschaft! Divyäv. p. 400—401.
44»
Oldmherg, B^addMBtüehe Studien, 677
scditätsformel betreffen and diese als im Mittelpunkt aller Er-
kenntnis stehend charakterisieren (oben S. 667 fgg.)? so würde schon
solch bescheidener Bestand — und über wie viel grössere Massen
sicherer Materialien verfügen wir in der That ! — hinreichend sein,
um den Haupt- und Grundzügen nach ein Bild der gesamten alt-
buddistischen Gedankenwelt aufzubauen, welches keine speziell
cejlonesischen Züge trägt: durchweg würde es auf dem vollen
Einklang nördlicher imd südlicher Autorität beruhen und somit
jede Garantie besitzen, die zu fordern und zu erlangen überhaupt
für uns im Bereich der Möglichkeit liegt. Dies Bild würde uns
Gedankenkreise zeigen, die in ihrem begrifflich-scholastischen Aus-
druck vielfach imbeholfen und unklar, ihrem eigentlichen, wesent-
lichen Inhalt nach durchaus klar, durchaus aus einem Gusse, durchaus
von jener Wucht sind, welche uns ihre ungeheure Macht über die
Geister verständlich erscheinen lässt. Das Leiden alles Daseins
hienieden und in den unendlichen Weiten des Samsära, die Erlösung
von diesem Leiden, das Entrinnen aus der Welt der Vergänglichkeit
durch Erkenntnis und Aufhebung des Begehrens, die allüberragende
Herrlichkeit dessen, der die erlösende Erkenntnis selbst errungen
und sie seinen Jüngern mitgeteilt hat: diese Vorstellungen finden
wir verbürgt nicht allein als im alten Buddhismus vorhanden, als
so weit zurückreichend, wie für uns überhaupt, wenn wir vom
Buddhismus reden, zurückzugehen möglich ist ; sie sind ims zugleich
verbürgt als die zentralen Ideen dieses ganzen .Vorstellungskreises.
Hier herrscht durchaus nicht jenes undefinierbare Hin- und Her-
schillem, jene Proteushaftigkeit der Gestaltungen, deren Schein dann
entsteht, wenn wir die alten und jungen Elemente der Überlieferung,
die zentralen Gedanken und die zufälligen Ausschmückungen und
Auswüchse kritiklos durcheinander werfen. Der Buddha, dessen
Andenken und Predigt man hier verehrt, stellt sich durchaus nicht
zugleich als ein über die Schranken des Erdenlebens zu unsterb-
licher Herrlichkeit erhobener Gott, als ein Bruder der ^bhus dar ^).
Ganz andere Wege sind es, welche das Denken hier geht. In
Indien sind die Vorgänger dieses Buddha solche Gestalten wie jener
Sä^cjilja der üpanisaden, der gewiss ist von hinnen scheidend sich
mit dem Atman zu vereinigen. In Griechenland findet er sein
Gegenbild in jener Generation von Philosophen, von den Orphikem
und Pythagoreem bis auf Piaton, denen es gelingt, „sich von dem
Kreise zu lösen und aufzuatmen vom Elend*'''). Es ist der Buddha,
debsen Wesen es ist das erste Glied jener Trinität zu sein, in
welcher neben ihm dharma und samgha stehen : der Erkenner und
Lehrer des ihn gewissermassen verkörpernden^) dharma d. h.
1) de la Vall4e Poossia S. 10. 13. 42 lg.
2) Ich verweise f&r diese gpriechisch-indbche Parallele aaf meine Ans-
fUhrnngen in der Deutschen Bandscbau, Nov. 1895, 8. 219. 222 fg.
3) Wer den dkamma sieht, sieht den Buddha, Itivnttaka p. 91 (so auch in
der nördl. Überliefemng. s. de laValUe Ponssin 257). Vgl. MahSparinibb. SntUp. 60.
678 Oldenberg, BuddhütUehe Studien.
der Yornehmlich in den vier heiligen Wahrheiten zusammen*
gefassten Gedanken; der Begründer und, so lange er auf Erden
weilt; der Beherrscher des Samgha.
Dieser Saipgha aber, was wissen wir von seiner Organisation
und seinem Leben? Auch hier antworten wir: so weit wir über-
haupt in die Vergangenheit zurückgehend vom Buddhismus reden
können, sind wir allermindestens dazu berechtigt, dem Saipgha die
Gestalt beizulegen, welche uns das älteste oder doch das älteste
eingehende, im Norden wie im Süden übereinstimmend überlieferte,
durch die Struktur der ganzen Vinaya-Litteratur dort wie hier als
zentral verbürgte Dokument des Gemeindelebens vor Augen stellt,
das Pätimokkha. Das Pätimokkha lehrt uns den Samgha kennen
nicht als eine vergnügliche, dem Sammeln von Jätakas sich wid-
mende Folklore Society j sondern als eine Gesellschaft so ox^ani-
siert, wie es den in ihr herrschenden Gedanken vom Leiden alles
L'dischen, dem in ihr herrschenden Streben nach der Erlösung von
der Vergänglichkeit allein entspricht: ernst und streng, heimatlos
und abgelöst von Banden und Freuden des weltlichen Lebens, der
Eine zum Andern sagend svöJcIchäto dhammo cara brcihmacariyam
sammä dukkhassa antdlciriyäya^). Nun ist es ja selbstverständ-
lich, dass diese Mönche in regelmässigen Beziehungen zu gläubigen
Laien standen und dass, wo die Laienwelt in Betracht kam, ja
auch gewiss vielfach, je nach der Lidividualität der Einzelnen, in-
mitten des Samgha. selbst^), andere, populärere Vorstellungskreise
sich in den Vordergrund drängten. Aber wer den Buddhismus
verstehen oder ihn darstellen will, hat ihn doch zunächst nicht da
aufzusuchen, wo man den starken Wein seiner Gedanken verdünnt
hat. Ja wer sich das Ziel steckte, etwa Indien in der Zeit des
Buddhismus zu schildern, oder wer die Erforschung des Buddhis-
mus verwechselte mit einer Erforschung alles dessen, was sich mit
Hilfe buddhistischer Texte erforschen lässt, für den würde die Auf-
gabe ein andres Gesicht zeigen. Der wahre alte Buddhismus selbst
aber hat seinen Sitz vor Allem im Saipgha, und zwar in den
Kreisen des Saipgha, in welchen man es mit den Ideen vom Welt-
leiden und der Erlösung, mit den Idealen weitabgewandter Rein-
heit am Ernstesten nahm. Alles Übrige verhält sich hierzu wie
die Peripherie zum Zentrum. Widerstehen wir der Tendenz, die
klaren und grossen Züge dieses altbuddhistischen Wesens zu ver-
schütten unter einer Flut bunter und krauser Bilder, welche gewiss
an der ihnen zukommenden Stelle der Betrachtung wert sind, an
dieser Stelle aber nur das Auge verwirren können.
Und endlich zu den Problemen, die uns das Leben des Stifters
dieser Gemeinde bietet. Den Weg, welchen ich zu gehen ver-
suchte, um von einem Bilde dieses Lebens zu erreichen so viel
1) BhikkhunI P&timokkha, Saqagbftd. 10.
2) Vgl. meinen ^Buddha" ' S. 208 und die dort Anm. 1 angeführten Zengniase.
Oldenberg, Buddhistische Studien, 679
eben erreichbar schien, hat Minayeff ') in folgenden Worten be-
schrieben: ^Ge meme savant* — derjenige nämlich, der die Frage
etwa in meinem Sinn behandeln würde — «pent encore essayer de
traiter avec quelque confiance les sonrces qui se pr^sentent & lui;
il en s^parera tonte la mati^re l^gendaire, en ^cartera tout ce qni,
k son aTis, est inyraisemblable et indigne de foi; et ayant ainsi
fait le d^part dans ses sources, se fondant sur les faits qui lui
paraissent m^riter creance, il composera un portrait dn docteur et
de Tascöte*. Natürlich erhebt sich die Frage, ob diesem Bild ge-
schichtliche Wahrheit — une part , möme faible , de verit6 his-
torique — beigemessen werden darf. Die Antwort Minayeffs ist
nicht günstig. Der Typus, welchen der von ihm beschriebene
Forscher gezeichnet hat, ist eben nur der allgemeine noch heute
verifizierbare Typus „des fakirs et des ascfetes qui errent dans Tlnde" ;
persönliche Giltigkeit kommt ihm nicht zu.
Ich glaube, dass wir es hier doch mit einer allzu pessimis-
tischen Betrachtungsweise zu thun haben. Wenn die Berichte vom
Leben Buddha's eine Reihe von Wundererzählungen enthalten, die
wir Ungläubigen nicht anders können als bei Seite legen, haben
wir darum kein Recht in dem was übrig bleibt — genauer aus-
gedrückt, was nach der Vornahme noch einer ganzen Reihe weiterer
Sichtungen übrig bleibt — einen im Wesentlichen geschichtlichen
Kern zu erwarten? Soll sich in den alten Gemeinden eines ver-
hältnismässig so ütÜien Zeitalters, wie das ist, auf welches uns die
obigen Erörterungen über die Geschichte des heiligen Kanon geführt
haben, w^irklich nicht eine Fülle geschichtlicher Erinnerung an die
Person des grossen Lehrers bewahrt haben, die Erinnerung an
vielerlei wichtige Umstände seines Lebens, an die ihn umgebenden
Persönlichkeiten, an die Art und Weise seiner Predigt, an die
Hauptpunkte des Inhalts derselben? Gewiss enthalten Texte wie
die des Pälikanon viel tendenziös Gef^btes. Aber es müsste doch
im allerhöchsten Masse seltsam zugehen, wenn sich in ihnen nicht
auch eine Menge durchaus unbefangen und absichtslos mitgeteilter
Züge fände — oft in der Gestalt von Voraussetzungen, die für
die Verfasser der Texte selbstverständlich sind — : Züge, denen wir
vertrauen können und sollen. Und ich glaube zu bemerken, dass
dieselben Forscher, welche sich prinzipiell zu höchster Skepsis in
Bezug auf alle Behauptungen über die Person und das Leben des
Buddha bekennen, doch in der Praxis nicht selten eben jenes
natürliche Vertrauen, welches sie in der Theorie bekämpfen, in
aller Unbefangenheit walten lassen. Mir sei gestattet zu exempli-
fizieren. Bei de la Vall6e Poussin (S. 25) lesen wir von Buddha:
,il pröchait la pratique dune moralitö parfaite, Tobservation rigou-
1) S. 4. Ähnlich de la ValUe Poussin 19 mit specieller Betonung
der einseitig eeylonesischen Färbung des Bildes. Meine Antwort in Bezug auf
diesen Punkt liegt in dem oben Gesagten.
680 Oldenberg, Buddhütitehe Studien.
rense de commandements qui rappellent le D^calogne et sont ausBi
yieox qne lliumanitä (?); ses disciples recomnisndaient la vie
mendiante et Tabn^gation sous les Ydtements d'an moine* etc. Ich
meine, dass die Behauptung eines solchen Gregensatzes ^) — Buddha.
selbst als Yerkündiger reiner Moral, seine Jünger als Yerkündiger
mönchischen Lebens — doch die Voraussetzung in sich schliesst,
dass die Quellen uns über die wirkliche Art der Wirksamkeit des
grossen Lehrers sehr bestimmte Vorstellungen ermöglichen: wobei
es natürlich eine Frage für sich ist, ob diese Vorstellungen eben in
der Form, welche de la V. P. ihnen hier gegeben hat, das Bicbtige
treffen ^). Den Glauben aber kann ich nicht für begründet bAlteo,
dass ein solches Bild von Buddha's Leben und Wirken dem Ver-
hängnis unterliegen sollte, allein auf die Sph&re dessen beschrtokt
zu sein, was allem indischen Asketen- und Fakirtum bis auf den
heutigen Tag gemeinsam gewesen ist und noch ist. Ich meine im
Gegenteil, dass wir alles Recht haben, darauf zu vertrauen, dass
mehr uud Besseres erreichbar ist. Wir brauchen doch nur den
buddhistischen Typus neben den ihm so nahe stehenden jainistischen
Schwestertypus zu halten, um den scharfen Kontrast mit H&nden
zu greifen. Vollends, wenn wir etwa an visnuitisches oder ^vai-
tisches Wesen und Unwesen, an das Treiben der ÜrdhTabäbvis,
Käpälikas u. dgl. denken. Es wäre ein Bankrott unsrer Forschung,
wollten wir uns nicht zutrauen, hier über ein allgemeines Bild
indischen Asketentums hinauskommen und die besonderen Züge ali-
buddhistischen Wesens, wie sie vor Allem der eignen Person des
Buddha innegewohnt haben müssen, klar und wahrheitsgetreu er-
fassen zu können. Gewiss ist von da bis zur vollen Erkenntnis
jener Persönlichkeit selbst in dem ganzen Geheimnis ihrer In^-
vidualität noch ein Schritt — kein kleiner Schritt — , und nicht
erst seit heut und gestern meine ich einzusehen^), dass diesen
Schritt zu thun uns versagt ist. Aber wenn uns das Ziel selbst
unerreichbar bleibt, dürfen wir darum verschmähen uns ihm anzu-
nähern so nahe wir nur können?
1) Ich nehme dabei an, dass der Verf. die oben ausgehobenen Sfttae nicht
mehr, wie einen ihnen vorangehenden Satz, von der knn vorher formnUert«a
Bedingung „s'ii faut en croire les Singhaiais" abhängig macht. Die nfiheren
Details seiner Ausdrucksweise scheinen mir das zu ergeben, und die Hinzu-
fUgung Jener Bedingung wäre sinnlos, da die Singhalesen in der That nichts
derartiges behaupten.
2) Ich glaube das in der That nicht. In den Quellen finde ich nicht dea
lebesten Anhalt für eine solche Unterscheidung zwischen den Tendenzen des
Heisters und denen der Jünger. Dass Jener nicht nur Moralprediger sondern
auch Bettelmönch war, wird meines Erachtens ebenso Überzeugend durch di«
Überlieferung verbürgt, wie es sich als ein natürlicher und verständlicher Zog
in das Gesamtbild der Zeit einfugt, welche unsere Quellen — auch die jaini*
stischen — uns schildern, und welche wir in hinreichendem Grade der An-
näherung als mit Buddhas eigner Zeit in ihren wesentlichen Charakteren fiber-
einstimmend ansehen dürfen.
3) Siehe meinen „Buddha"' S. 159 fg. (S. 141 fg. der ersten Auflage).
Oldenberg^ Buddhutitehe Studien. 681
vn.
Jacobi's erneute Prüfdng des Verhältnisses der buddhis-
tischen Dogniiatik zum Sämkhya-Toga ^) nötigt mich zu einigen
Gegenbemerkungen, welche sich zunächst auf die Lehre des Arä4a
Käläma, vor Allem aber auf die Deutung der buddhistischen Nidäna-
formeln zu beziehen haben.
Der Leser yon J.'s früherer Untersuchung erinnert sich der
Rolle y welche in ihr Aävagho^a's Bericht (Buddhacar. Xn) über
die Doctrin des Arä4aKäläma^) spielte. Diesem, einem Lehrer
Buddha's in der Zeit vor der Erlangung der Buddhaschaft, legt
AsY. Spekulationen in den Mund, welche im Ganzen Säipkhyalehre
sind, jedoch die Theorie von den drei guna nicht berühren. Da
nun einerseits J. aus anderweitigen Gründen Abhängigkeit des
Buddhismus vom Säipkhja annehmen zu müssen glaubt, anderseits
die buddh. Dogmatik die Lehre von den guna nicht kennt, so
war J. zu dem Schluss gelangt, dass diese Momente in geradezu
überraschender Weise zu dem Bericht Aävaghosa's über Arä4a's
Doctrin passen und die Entscheidung darüber ergeben , ob dieser
Bericht auf Fiktion oder Tradition beruht: „ich glaube, wir müssen
ihn jetzt als Tradition gelten lassen* ^). Gegen diese Auffassung
hatte ich mich gewandt, und es ist mir wenigstens teilweise be-
friedigend jetzt bei J. (S. 5) zu lesen: „Ob thatsächlich Aräda diese
Lehre veriörat, können wir bei dem Mangel an Quellen nicht be-
stimmt behaupten''; allerdings geht der Satz weiter: „aber darum
ebensowenig mit Old. leugnen*^. Das klingt immerhin bemerkens-
wert vorsichtiger als früher. Aber ganz ohne Widerspruch kann
ich doch aijich J.'s jetzige Erörterungen über Arä4a nicht lassen.
Ich hatte Gewicht darauf gelegt, dass die sonstige Über-
lieferung, insonderheit die der kanonischen Pälibücher, von jener
Sän.ikhya-artigen Doctrin des Ar. nichts weiss. J. deutet zunächst
in Bezug auf diese Thatsache wenigstens einen leisen Zweifel an;
er wählt für sie den Ausdruck, dass Zeugnisse der betreffenden
Art „bis jetzt noch nicht gefunden** seien (S. 4). Ich glaube in
der That hier mit einer gewissen Zuversicht sprechen und behaupten
zu dürfen, dass meine Durchsuchung des Palikanon eingehend
1) ZDHG. LII, Iff. Seine frühere Untersuebang über denselben Oefcen-
sUnd s. KGGW. phil. Kl. 1896, 43 ff.; gegen dieselbe meine Ausfohmngen
^Buddha" ^ 446 ff. Hit den letsteren sowie mit denen Senarts (M^l. de Harles
381 ff.) bescblftigt sich J.s neuer Aufsats.
8) Bei Gelegenheit der Erwähnung dieses Hannes mache ich beiläoflg
darauf aufmerksam, dass wir die Gens, welcher er angehörte, die KUSmas, im
Angutt. Mik. III, 65 erwähnt finden. Sie wohnten im Kosalalande, wo ihnen
der Ort Kesaputta gehörte. Ein Einsiedler aus ihrem Geschlecht, Bharandu
Käläma, welcher als puräfuuabrahmacäri Buddhas bezeichnet wird, lebte bei
KapUavatthu (Aug. Nik. Ül, 124). Ein Schüler des Aräda Käläma wird im
Mahäparinibb. Sutta p. 43 fg. (Childers) erwähnt
3) NGGW. a. a. O. S. 57.
682 Oldenberg, Buddhigtüche Studien,
genug gewesen ist, um das noch bevorstehende Auftauchen solcher
Zeugnisse wenigstens annähernd auszuschliessen. Aber auch
ausserhalb des Kanon, dem nach J.'s Meinung die Etikette gegen-
über dem guru Buddha's Polemik verbieten musste '), konnte sich,
sagt J., die Kenntnis der Philosophie jenes Mannes erhalten; volks-
tümliche äkhyänas konnten sich mit ihr beschäftigen : „dergleichen
ältere Buddhacaritras müssen (?!) wir uns als Asvaghosa's Quellen
denken '^. Es wäre interessant, wenn J. durch anderweitige Analyse
des Buddhacaiita m^r 6paraii dieser JÜteccn nakuioinselrefi Buddha-
caritas zu Tage fördern könnte; einstweilen zweifle ich an der
Möglichkeit und halte an dem verbreiteten und, wie ich meine,
wohlbegründeten Glauben fest, dass man Buddhabiograpfaien zu
verfassen erst in einer erheblich späteren Zeit als der des alten
Kanon begonnen hat. Wenn die kanonischen Texte uns über das
System des Ar. nur ganz weniges sagen, das allem Anschein nach
erfunden ist*), und wenn selbst — füge ich zum äussersten Über-
fluss hinzu — ausführliche spätere Texte wie der Lal. Yistara
nicht mehr geben, so wird, meine ich, wenigstens wer dies Gebiet
von Geschichtsquellen zusammenhängend durchforscht hat, sich dar-
über klar sein, dass es Luftschlösser bauen heisst, wenn man jene
angebliche Überlieferung in das geräumige Nebelreich der „volks-
tümlichen äkhyänas'^ verlegt. Wer war denn der Träger der
alten Überlieferungen über Buddha's Leben und über die mit
ihm in Beiührung getretenen Persönlichkeiten anders als der buddhis-
tische Saingha, der grosse Kollekti werf asser des Pitaka-Kanon y
Und ausserhalb der buddhistischen Litteratur, wo treffen wir da
auf irgendwelche Spuren von Person und Lehre des Aiik^a^V^
Fast ausnahmslos sind die Persönlichkeiten, die wir in Buddha's
Umgebung finden, für uns, abgesehen eben von den buddhistischen
Quellen, verschollen. Wer die Meinung hegt, dass gerade Aräda
es für A^v. nicht war, wird dafür meines Erachtens bessere Zeug-
nisse geltend zu machen haben, als das suspecte des Buddhacarita.
Doch gegen meine Ansicht, dass Asv. hier dem Aräda frei er-
fundene oder wenigstens durch einen Akt freier Erfindung auf ihn
übertragene Lehren in den Mund legt, erhebt J. (S, 5) einen Ein-
1) Von dieser Rücksicht der Etikette merkt man jedenfalls bei Asvaglios»
nicht viel (XII, 68 ff.), auch nicht im Majjhima NikSya (vol. I, p. 165), wo
Buddha in Bezug auf A.s Lehre sagt: tarn dhammam analatnJearitoä tatmi
dhammä nibbijjäpakkatnimf oder im Mahäparinibb. Sntta (p. 45), wo PnkkoM
Mallaputta — den der Autor des Textes offenbar beifällig betrachtet — soft;
yo me Aläre Käläme pasädo tarn mdhäväte vä opwnämi sighasotäya vä
naddyä pavähemi. Schwerlich würden die Buddhisten anerkennen, dass es
einen guru des Buddha geben konnte. Vgl. die einigermassen hier einschJagen*
den Erörterungen des Milinda Panha p. 235 fg.
2) „Buddha**^ 452 fg. J. sagt nicht wie er sich zu diesen AasfÜhrungen stellt
3) Doch wohl schwerlich an mir entgehenden Stellen der JainaUtteratar.
Sonst hätte uns der vorzügliche Kenner derselben, gegen den ich hier polemisiere,
das gewiss gesagt.
J
Oldenbarg, Buddhü/tmJie Studien, 683
Wand, an welchem ich nicht vorüber gehen ^anm. Die Unrichtig-
keit meiner Auffassungen müsse Jedem, der sich mit den mahä-
Jcävyae eingehender beschäftigt hat, sofort klar sein, ^enn
erstens ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass der Dichter
dem Lehrer des Buddha eine bestimmte Philosophie angedichtet
hätte, ohne einen genügenden Anlass dazu in seinen Vorlagen ge-
funden zu haben*. Warum unwahrscheinlich, wenn die Vorlagen
hier eben Nichts oder so gut wie Nichts boten, und wenn den
Autor doch danach gelüstete seiner Kunst hier die Zügel schiessen
zu lassen? Es ist Jacobi selbst, der vor nicht lange sagte ^):
9 Wir könnten wohl verstehen, dass Aiv. aus freier Erfindung dem
Lehrer des Buddha irgend eine Philosophie . . . zugeschrieben
hätte*. Jetzt nun sagt er weiter: , Zweitens, wenn er (A§v.) dem
Ar. auch, ohne von einer Tradition unterstützt zu sein, die Säip-
khyaphilosophie beigelegt hätte, würde er sich ebenso wenig will-
kürliche Änderungen in der Terminologie wie Auslassung eines
Grundelements im System zu schulden haben kommen lassen. In
jedem Lehrbuch über alamkära wird vor einem solchen Fehler
{vtdyäviruddhcL) gewarnt und kein Dichter wüi'de der Kritik seiner
Neider eine solche Blosse gegeben haben*. Es bleibe dahingestellt,
wie weit wir bei A^vaghosa, diesem allem Anschein nach den
Anfangszeiten der A^zTya-Poesie angehörigen Dichter, fehlerlose Be-
obachtung der alamkära-BAgtlii , wie sie uns vorliegen , voraus-
setzen dürfen. Aber selbst diese Voraussetzung zugegeben, läge
denn wirklich ein vidyäviruddham vor? Doch nur dann, wenn
der Autor die Aufgabe hätte oder den Anspruch erhöbe, Lehren
vorzutragen, die einem bestimmten feststehenden Typus, z. B. dem
des klassischen Säipkhya , wirklich entsprechen ^. Dann würde
der einmal in der Wissenschaft feststehende Sachverhalt für ihn
bindend gewesen sein. Wie aber, wenn er sich die hier von ihm
eingeführte Persönlichkeit vorgestellt hätte als im Ganzen etwa
der Säipkhyarichtung angehörig, aber innerhalb derselben, wie sich
das für ein solches Schulhaupt schickt, seine selbständige Stellung
einnehmend? Und wenn er nun dem entsprechend, etwa wie er
im 4. Kapitel die erotischen Künste der Weiber offenbar in den
meisten Einzelheiten nach freier Erfindung schilderte, so hier den
Sämkhyatjpus , den er ja eben nicht als solchen, sondern als die
von ihm dichterisch zu gestaltende Lehre des Aräda vortrug, nach
eigenem Gutdünken in einigen Einzelheiten umgebildet hätte?
Oder auch wenn er einen uns im Übrigen unbekannten Lehr-Typus,
der ihm vielleicht als irgend einer Abzweigung des Sämkhya an-
1) NGQW. a. a. O. 67.
2) Oder will man finden, dass in der Nennung des Kapila, Jaigisavya etc.
(XII, 21. 67) ein solcher Ansprach in der That liegt? Dann bliebe allerdings
die Frage offen, wie Asv. es mit seinem Gewissen vereinen konnte, dem Kapila
zuzuschreiben, was er ihm dann eben zuschrieb. Aber dem Resultat, dass all
das als Lehre desArSda gewahrleistet wäre, kämen wir so um nichts nfther.
684 Oldenberg, BuddkutUehe Studien.
gehörig bekannt war, genommen und anf Grand eigenen, fiwien
Ermessens dem Ar. zudiktiert hätte? Wenn es, wie wir für kaam
zweifelhaft halten, eine autoritative Aussage der vidyä darüber,
was Ar/s Lehre war, zu A^vaghosa's Zeit nicht gab^), wo bleibt
dann das vüiyävtruddham^)? —
Von den Arä^a betreffenden Fragen gehen wir zu den wesent*
lieh wichtigeren Problemen der buddhistischen Nidänaformel.
Den Versuchen, diese Formel in eine mehr oder weniger enge
Nähe an die Eategorienreihe des Sämkhja heranzurücken, hatte
ich (Buddba^ 447) zunächst die allgemeine Bemerkung gegen-
übergestellt, dass beide Begrififsreihen auf ganz verschiedene Pro-
bleme zugeschnitten sind. Bei den Buddhisten handelt es sich um
die Frage : wie entsteht im Lauf der psychischen Prozesse Leiden ?
Hierauf antwortet die Causalitätsformel , welche vom Nichtwissen,
dem letzten Grunde des Leidens, anhebt, und durch eine Reihe
von Mittelgliedern hindurch in Alter, Tod u. s. w., das Leiden in
allen seinen Gestalten ausläuft. Bei den Sämkhjas dagegen wird
gefragt: wie entwickelt sich das Universum? Und hier hebt die
Beihe der Ursachen von der Urmaterie an und endet mit den
letzten, gröbsten Substanzen, welche aus dieser hervorgehen.
Jacobi (S. 6) findet, dass meine Formulierung der Frage-
stellung des Sämkhya sich in willkürlicher Weise von den Quellen
entfernt. „Im Säzpkhya wird nämlich nicht gefragt: „wie ent-
wickelt sich aus dem Weltgrunde das Universum*' ; sondern viel
richtiger wäre es, die von Old. für den Buddhismus aufgestellte
Fragestellung: „wie entsteht im Lauf der psychischen Prozesse
Leiden ?** auch als diejenige des S. anzugeben. Das beweist schon
das erste Sütra: aiha trividhaduhkhätyantantvrttir aiyantapurvr
§ärthah^^,
Dass die Aufhebung des Leidens das letzte Ziel ist, dessen
Erreichung die Säqikhyalehre ihren Anhängern verheisst, ist gewiss
ebenso richtig wie es allbekannt ist. Aber darum werden wir doch
nicht von jeder einzelnen Doctrin des Säipkhya sagen, dass sie aof
die Frage nach dem Leiden und seiner Aufhebung antwortet, mag
1) Abgesehen natürlich von dem einzigen Pankt des äkincOinnäycUanay
welchen ja Asv. auch nicht versäamt hat in sein Referat aufsunehmen.
2) Anhangsweise möchte ich hier noch folgende Bemerkung Jaeobis (S. 5)
herausheben: „Selbst wenn Ast. einer falschen Tradition gefolgt wfire, so wire
sein Zeugnis uns wichtig für das Bestehen und die weite Verbreitung jener
Form des Sfinkhya im östlichen Indien« die somit wahrscheinlich in hohes
Altertum zurückgeht." Also Asv. oder seine Quelle hat yielleicht — ich nehme,
wie schon oben gesagt, das Zugeständnis gern an — dem ArSda eine Lehre
zugeschrieben, welche nicht wirklich die seine war: dann soll ans solchem
Irrtum oder solcher Erfindung für diese Lehre wenigstens so viel folgen, dass
sie im östlichen Indien bestand? Es soll folgen, dass sie dort weit verbreitet
war? Es soll als wahrscheinlich folgen, dass sie in hohes Altertum sorflckgeht?
Alles mir unverständlich.
Oldmberg, Buddhütiache Studien. 686
sie immerhin ein Glied in einem System bilden, welches sich diese
Anfbebang zu seinem letzten Ziel setzt. Im laxif der weiten und
komplizierten Oedankeng&nge des Systems giebt es eine Menge
einzelner logischer, kosmologischer, psychologischer etc. Probleme
zu lösen: und so handelt es sich hier um die Frage, wie sich ans
der Urmaterie schrittweise die Welt der Produkte, von den
feineren zu immer gröberen, entfaltet resp. in umgekehrter Beihen-
folge wieder absorbiert wird. Nun wird ja freilich dann femer,
wie bekannt, gelehrt, dass die Verbindung der Seele mit dem
Schmerz auf der Nichtunterscheidung jener von der Materie und
von dem Treiben der materiellen Welt beruht, und dass das höchste
Ziel der Erlösung durch die entsprechende Unterscheidung erreicht
wird. Wird man darum die Verschiedenartigkeit der Gedanken-
bewegung in zwei Eausalitätsreihen verkennen, von welchen die
eine, die buddhistische, in der Aneinanderkettung seelischer Vor-
gänge den Schmerz, die andere, die des Sätnkhya, in der An-
einanderkettung seelischer wie kosmischer Vorgänge das Universum
entstehen lässt?
Nun bemerkt J a c o b i (S. 6) allerdings vollkommen zutreffend,
dass es noch keinen Beweis gegen die Entlehnung der Grundbegriffe
ergiebt, wenn wir die entlehnende Schule die betreffenden Begriffe
in selbständiger Weise einer neuen Fragestellung dienstbar machen
sehen. Die Hervorhebung der Divergenz der Fragestellung hatte
für mich auch nur den Zweck, meinem Unglauben an eine Ent-
lehnung eine gewisse vorläufige Wahrscheinlichkeit zu sichern.
Diese Präsumtion würde entkräftet werden, Hesse sich zeigen, dass
trotz jener Divergenz doch die Begriffe selbst, mit denen auf
beiden Seiten opei'iert wird, Beziehungen zeigen, welche auf eine
Entlehnung schÖessen lassen. Ob eben dies nun der Fall ist, wollen
wir jetzt in der Diskussion wenigstens der wichtigeren dieser Be-
griffe — derselben, welche auch Jacobi in den Vordergrund seiner
neuen Erörterungen gestellt hat — prüfen.
Wir beschäftigen uns zunächst mit der Kategorie der sam-
khärä,
Jacobi (S. 11), für welchen dieser Begriff dem Särakhya-Yoga
entlehnt ist, macht auf die Thatsache aufmerksam, dass der Bud-
dhismus denselben nicht ausschliesslich in der Nidänaformel be-
nutzt, sondern ihn auch als vielgebrauchten Terminus in seinen
sonstigen philosophischen Diskussionen verwendet. Wir können
unsrerseits hinzufügen, dass auch in der einfachen Erzählung ge-
wöhnlicher Vorgänge bei den Buddhisten das Nomen oder das zu-
gehörige Verbum nicht selten ist. Bereiten Disputierkünstler eine
verföngliche Frage für Buddha vor, so heisst das panham ahhi-
samkharonti (Cülahatthipadopamasutta, Majjh. Nik. vol. I p. 176);
die einem Rade, welches man rollen lässt, mitgeteilte Bewegung
ist ein abhisamJchära (Aiig. Nik. III, 15, 2. 3); die Absicht
Jemandes, einen bestimmten Gang zu thun, ist sein «auf das Gehen
686 Oldmberg, Buddkütiache Studien.
gerichteter Sainkhära* ^). Jacobi (a. a. 0.) schliesst aus den über
die Nidänaformel hinausgehenden Verwendungen des Terminus merk-
würdiger Weise, ,dass das philosophische System des Sätpkhya-
Yoga auf den werdenden Buddhismus einen prinzipiellen, über die
Entlehnung des einen oder andern isolierten Begrifl^ hinausgehen-
den Einfiuss gehabt habe. Wir dürfen diesen Einfluss als einen
vorbildlichen bezeichnen*. Ich meine, viel natürlicher ist die
Folgerung, dass der betreffende Begriff in der allgemeinen Denk-
atmosphäre, in welcher der alte Buddhismus lebte, so weit heimisch
und verbreitet war, dass sich seine Verwendung wie der Speku-
lation so auch der un spekulativen Auffassung von Dingen des ge-
wohnlichen Lebens aufdrängen musste. Ist dies aber richtig, so
wird es sich doch sehr fragen, ob wir noch Grund behalten, die
spekulative Verwendung dieses Begriffs eben aus Säxpkhya-Einflüssen
herzuleiten, und ob nicht die Ähnlichkeit, welche zwischen den
samskära bei den Buddhisten und bei den Sämkhyas doch besteht,
eine einfache Familienähnlichkeit ist, welche sich aus der Herkunft
des Begriffs hier wie dort aus den Sphären gleicher Denk- und
Ausdrucksweise überzeugend genug erklärt.
Doch Jacobi (S. 9) glaubt einen direkten und speziellen
Beweis dafür geben zu können, dass die buddhistischen samkkära
dem Säipkhya-Yoga entstammen. In der Reihenfolge der Nidäna-
formel erscheinen die s. vor dem Geist (vinnäna). Das Substrat,
welches ihnen im Sämkhyasystem unterliegt, die Buddhi (= vi-
jfiänä) — diese ist ja dort die Trägei-in der latenten Eindrücke
(sarnsk.) — fehlt ihnen also im Buddhismus. So schweben sie
hier in der Luft, in einer mystischen Unbegreiflichkeit, welche
dem religiösen Gemüt zusagen mag, die aber diese Gestalt der
Doctrin gegenüber der nüchternen Verständlichkeit der S.lehre als
die spätere erweist.
J. missversteht die Nidänaformel, wenn er die Reihenfolge von
samkhärä und mnnäna zu einer derartigen Argumentation ver-
wertet. Die Nennung des mfinäna in dieser Formel bezieht sich
— wir werden hierauf bald eingehender zurückzukommen haben —
auf den Augenblick der Konception eines neuen Wesens. Was
diesem Augenblick vorangeht , ist nicht mystisches Wogen im
dunkeln Schooss eines Weltgrundes oder in den Höhen eines
spekulativen Wolkenkukuksheims, sondern es sind Vorgänge in der
Seele *) desjenigen Wesens , welches dem nun in die Entstehung
tretenden Wesen im Lauf des Samsära vorangeht und welchem
1) Buddha' S. 282; dort mehr MateriAlieD. Wie eben die mit a^Aüam>
kharoti bezeichnete Thfttigkeit es ist, als deren Prodnkt der ßarnkhära im
Sinn der Kaosalitätsformel erscheint, kann z. B. der Saipy. Kik. vol. II p. 82
(Buddha^ S. 284) oder das unten S. 687 angeführte Kukkoravatikasatta ver-
anschaalichen.
2) Natürlich sofern von einer Seele zu sprechen überhaupt in der buddh.
Lehre statthaft ist.
Oldenberg, BuddhiaUacke Studim. 687
empirisch fassliche Existenz zukommt genau so gut wie diesem
letzteren. Auch der avijjäy dem ersten Begriff der Nidänareihe,
fehlt keineswegs die Unterlage eines Wesens, welches nicht weiss
(vgl. Jacobi 8. 9 Mitte) : es ist eben jenes Wesen, in dessen Innern
sich auch die samkhära abspielen. Den Beweis für diese Auffassung
ergeben z. B. die Auseinandersetzungen des Saipkhäruppatti Sut-
tanta, welche ich ,, Buddha* ^ 285 fg. mitgeteilt habe, und
denen ich hier das Kukkuravatikasutta , Majjh. Nikaya vol. I
p. 389 fg. (= AAguttara Nikäya III, 23) hinzufüge i). Soweit
also die bekannte allgemeine Neigung der buddhistischen Psycho-
logie vielmehr mit psychischen Vorgängen als mit psychischen
Substanzen zu arbeiten überhaupt dies möglich machte, haben die
samkhära genau so gut ihre fassliche Unterlage, als irgend ein
andres Glied der Reihe z. B. phassa oder tanhä, und von der die
Säipkhya- Vorlage verratenden , Lücke, die durch Weglassung der
Buddhi als der Denksubstanz entstanden ist* (Jacobi) ist nichts zu
bemerken.
Wie nun die Rolle der samkhära an ihrer Stelle in der
Causalitätsreihe vorzustellen ist, wird sich in einiger Anschaulich-
keit besser formulieren lassen, wenn wir vorher auf die nächsten
beiden Glieder der Nidänaformel vinnäna und nämarüpa ein-
gegangen sind-).
1) Ah Bestätigung vergleiche man, was „Buddha"' 278 über die Kolle
der avijjä ausgeführt ist (s. auch den Visuddbimagga bei Warren, Buddhism
in translations 181). ^Dass die samkhära, welche neues vinnäna hervorbringen,
zugleich doch altes vinnäna als bereits existierend voraussetzen, geht sehr
deutlich auch aus dem „Buddha"' 284 Anm. 2 beigebrachten hervor.
2) Hier mögen nur noch einige Bemerkungen zur Verteidigung meiner
von J. (S. 10 Anm. 2) beanstandeten Behauptung von der wesentlichen Syno*
nymitfit von dhamma und samkhära ihre Stelle finden. Es handelt sich um
den allgemeinsten Sinn von sarpkhära^ dass derselbe Terminus in den buddh.
Texten in verschiedener Bedeutung gebraucht wird, ist ja nicht selten und
macht bekanntlich eine Hauptschwierigkeit in der Behandlung der buddhistischen
Dogmatik aus. Ich hatte auf Dhp. 277 — 279 verwiesen, wo es in drei im
Übrigen wörtlich identischen Versen zuerst heisst sabbe samkhära aniccä,
sabbe samkhära dukkhä^ dann sabbe dhamma anattä (offenbar nach dieser
metrischen Vorlage dann auch die Prosa, Anguttara Nik. III, 134; VI, 102 — 104).
Die scharf ausgeprägte Parallelität der dreimaligen Äusserungen, verbunden mit
der in der buddh. Spekulation feststehenden Coordinierung der Begriffe anicca
dukkha anattä (z. B. Milinda Panha p. 286) scheint mir in der That keinen
Zweifel übrig zu lassen. Ich verzeichne nun einitre Stellen — sie könnten
leicht vermehrt werden — , an denen von den samkhära (resp. dem sainkhatam
u. dgl.) offenbar in diesem weitesten Sinn die Rede ist. Sakkas Wort bei
Buddhas Tod (Mahftparinibb. S. p. 62) anicca vata samkhära etc.; nanu rittä
sabbasamkhärä Buddhav. II, 219 u. öfter, sabbaloke anabhiratisannino
sabbasamkhäresu aniccänupassino Majjh. Nik. vol. I, p. 336 = Angutt. Nik.
V, 122. ajätam abhiUam akatam asainkhatam, jätassa bhütassa katassa
samkhatassa Ud&na p. 80. Der scitta ist suddhasamkhärapunja Samy. Nik. I,
p. 135. Siehe noch das Kathävatthu passim\ Milinda Panha p. 50. 52 etc.
Den engeren Begriff von samkhära an diesen Stellen zu finden ist teils ge-
zwungen, teils unmöglich.
688 Oldenberg, BuddkUtiaehe St^udim,
J. (S. 8) macht einen etwas kühnen Sprang, wenn er, ohne
sich viel bei der Wortbedeutung von nßmiarUpa oder bei der
buddhistischen Tradition über diesen Begriff aufzuhalten, kurz uad
bündig folgendermassen argumentiert: Für das nämarüpa der
Buddhisten ist von dem parallelen Terminus der Jaina nSk/nagiftra
auszugehen^). Dieser bedeutet etwa „Individualität*'. So werden
wir auf das Individualitätsorgan des Sämkhya, den aAamJcara ge-
führt. Diesem substituierte Buddha, die ganze Lehre vergröbernd,
den y populäreren Terminus* nämarüpa (S. 8. 14 fg.)
Misstrauen wir so rasch aufgeführten Konstruktionen, bis wir
gethan haben, was hier doch zuerst und vor aller Herbeiziehang
der jainistischen Terminologie gethan werden muss: bis wir die
Äusserungen der kanonischen Texte über nämarüpa, — daneben
über das eng damit zusammenhängende vihnäna — und speziell
über die Rolle dieser Begriffe in der Nidänaformel geprüft haben.
Ich habe nun schon in meinem , Buddha*^, S. 259 fg. ans-
geföhrt, dass nach den eingehenden Darlegungen des Mahänidäna-
sutta wie nach anderen Texten es die Zeit der Konzeption xind
dann der Schwangerschaft ist, in welcher das vinüäna das näma-
rüpam sich im Mutterleib gestalten und dann anwachsen and
gedeihen lässt. Das vififiäna ist entweder direkt dasjenige des
Wesens, welches in der Seelenwanderung dem jetzt entstehenden
vorangeht, oder auf Grund jenes alten vihnäna bildet sich das neue
des neuen Wesens (ebendas. 261 A. 1). Senkt sich dieses in den
Mutterleib hinein, so entsteht dort der neue Körper: okkantiffd
sati nämarüpam (Aiigutt. Nik. III, 61, 9); nämarüpam pafiaanda-
hcUi (Milindap. p. 46)*'^). Über die Rolle des nämam dabei ver-
weise ich auf „Buddha* ^ 259 A. 2. Das rüpam aber ist der
Körper. Oft wird rüpam definiert als coMäri ca mahabhütam
(pafhavidhätu etc.) catunnain ca maJiähhütänam upödäya rüpam
(Majjh. Nik. vol. I p. 185. 220 u. sonst); wir treffen auch auf die
Erklärung atfhim ca paticca nahärum ca paticca mawsatn ca p.
cammam ca p. äkäso parivnrüo rüpan f eva samkharn ga,cchati
(Majjh. Nik. vol. I, p. 190). Buddha, befragt, wie das rüpa sich
entwickelt, beschreibt wie der Embryo erst das Stadium des kalala,
dann des abbuda etc. durchmacht, wie er durch die Ernährung
der Matter ernährt wird (Samy. Nik. vol. I p 206). So wird für
1) Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, dass aach die Baddhisten
den Begriff nämagotta kennen; wir finden ihn aber in ausdrücklicher Gregen-
überstellung zu rüjpam, Samyutt. Nik. vol. 1, p. 43 : rupam firati maccänam
nämagottam na jirati.
2) avakhanti des nämarnpai Samy. Nik. vol. II, p. 66 etc.; avakkanti
des vinriäna p. 91 etc. Man vergleiche auch was der Vlsuddhimagga (über-
setzt bei Warren 178) über rebirth-coiisciausness und the descent of name
and foifn sagt. Aus der nördlichen Litteratur sei die Bodhicaryftvatiratikä
bei de la Vallöe Poussin p. 310 angeführt: das vijhäna ist das htja, aas welchem
mätuh kuksau das nämarüpa als aukura erwächst.
H
Oldenberg, Buddhistische Studien, 689
nämarüpa gelegentlich direkt nämakäya gesagt (Sutta Nip. 1074) ^)
und in ähnlicher Weise der Körper einerseits , das draussen be-
findliche nümarüpa andrerseits gegenübergestellt {ayarn deva käyo
bahiddhä ca nämarüpam Saipy. Nik. vol. U, p. 24).
Vergleicht man die primitive Art, in welcher der Buddhismus
hier mit dem aus der Brahmai^a- und Upanisadlitteratur über-
kommenen Terminus nämarüpa operiert, um die Vorgänge der
Konzeption zu erklären, mit den Phüosophemen des Säipkhya über
buddhi und ahamkära, so liegt wohl auf der Hand, dass der eine
Gredankenkreis vom andern weit abliegt, ebenso dem Inhalt nach
wie nach dem ganzen Stil, der Technik des Denkens. Dass auch
Jacobi hier dem Buddhismus Schuld giebt, seine Vorlage vergröbert
zu haben, erwähnten wir schon. Aber wir fragen vergeblich, wo
bei der Gegenüberstellung dieser groben und jener raffinierten Ge-
dankengebilde noch der Anhalt dazu übrig bleibt, die letzteren für
das Vorbild der ersteren zu halten.
Bekapitulieren wir nach unserer Analyse der einzelnen Begriffe
nun noch einmal im ganzen, was der Buddhismus in den ersten
Nidänasätzen lehrt.
Das Nichtwissen von Leiden und Nichtigkeit der Welt bewirkt,
dass der Mensch auf neues Dasein gerichtete Strebungen in sich
entfaltet (vgl. Samyutta Nik. vol. 11, p. 82 ; Visuddhimagga, Warren
180 fg.). Er gestaltet (abhisarnkharoti) in sich reinere oder un-
reinere aamkhära auf dem Gebiet von Körper, Bede, Geist, d. h. er
bringt in sich Tendenzen hervor, die vergleichbar der Bewegungs-
kraft, welche dem rollenden Bade mitgeteilt ist, seinem vifiiUina^)
die Bewegung in ein neues Dasein hinein mitteilen, — in ein
Dasein, dessen Beschaffenheit der Beschaffenheit jener Tendenzen
entspricht (Samy. Nik. a. a. 0.; Anguttara Nik. III, 23). Das virlfläna
bringt in einem Mutterleibe neues nämarüpa zur Entfaltung; ein
Leib gestaltet sich, der dann in Berührung mit der Aussenwelt
tritt, Empfindungen hat u. s. w.*), kurz, sofern das Nichtwissen nicht
aufgehoben wird, den alten Kreislauf von neuem durchmacht.
Zeigen sich in dieser Gedankenreihe nun wirklich wesentliche
Berührungen gerade mit der Sämkhyaphilosophie ? An der Spitze
die avidyä als Wurzel alles Übels: sie ist alt und allgemein indisch.
Die samskära wohl nicht ohne Verwandtschaft mit denen des
■
Säipkhya, aber sie sind ein der allgemeinen Denkweise der alt-
buddhistischen Zeit, auch ausserhalb philosophischer Probleme, ge-
läufiger Begriff. Das vynäna der buddhi nicht spezieller nahe
1) Wenn dort von dem mtml nämakäya vimutto die Rede ist, so liegt
wohl auf der Hand, dass an den Zustand gedacht ist „ycUtha nämam ca rüpam
ca (uesam uparujjhcUi'' (das. 1037).
2) Oder dem neuen vinnäna, das ans dem alten entsteht, wie die Flamme,
die jetzt brennt, aus der Flamme entstanden ist, die eben brannte. „Buddha"^
261 Anm. 1. 299. 303.
3) Mi^h. Kik. Yol. I, p. 389.
Bd. LH. 45
390 Oldmiberg, BuddkuHachB SMüen.
stehend, als die Ansdröcke für ein geistiges Zentralorgan, die doch
in Systemen dieser Art nahezu unvermeidlich vorkommen mossten,
sich von selbst stehen. Das nämarüpa weiter ein aus den BriJi-
manas etc. überkommener und an deren Gedankenkreise ansn-
schliessender Begriff, der dem ahamh&ra so unähnlich wie möglich
sieht. Gewiss verbindet diese buddhistischen Spekulationen nut
dem Sämkhya ein gewisser durch die indischen Philosophien über-
haupt hindurchgehender Familienzug: engere Zusammenhänge aber
kann ich hier in der That nicht finden.
,In der weiteren Fortsetzung der Beihe treten nun grössere
Abweichungen ein", sagt Jacobi (S. 9). Ich acceptiere diese sehr
zutreffende Bemerkung und beschränke mich, ohne auf die übrigen
einzelnen Glieder einzugehen, nur darauf, noch eine Stelle, an welcher
J. eine spezielle Parallelität der buddhistischen Vorstellung mit
derjenigen der „orthodoxen Philosophie'* behauptet, etwas n&faer
zu prüfen. Es handelt sich um seine Zusammenstellung des buddh.
upädäna mit dem adrsfam (dharmädharmat^). Seine frühere
Identifizierung der beiden Begriffe schränkt er jetzt (8. 13) dahin
ein, „dass in dem Begriffe von upädäna derjenige von cbdrsfa irgend-
wie enthalten oder mit ihm gesetzt sei'*.
dharmädharmau sind bekanntlich Verdienst und Schuld, die
als Produkte oder Attribute der Buddhi aufgefasst werden und
auch adf^ta ,der unsichtbare Faktor ** heissen; die Ausdrücke sind
synonym mit karman. Das Säipkhyasütra I, 81 ^) polemisiert nun
gegen die Ansicht, dass das karman kärana der Welt sei: denn
jenes könne — wohl, wie die Kommentare hinzufögen naVitiiMa-
käranam (causa efficiens) — aber nicht upädäna (causa materialis)
sein. J. vermutet, dass der Sämkhyatext sich hier gegen eine
Ansicht wende, wie er sie dem Buddhismus beizulegen vorschlägt.
„Der B^riff der materiellen Ursache muss ... in der buddhistischen
Philosophie . . . eine Modifikation erfahren haben, so dass er auch
auf adrsta anwendbar schien**.
• • •
Mir scheint das vollkommen in der Luft zu stehen ; dafür dass
das eben der Buddhismus ist, welcher die hier bezeichnete spekulative
Operation vollzogen haben „muss**, kann ich nicht auch nur den
leisesten Anhalt finden. Es ist aber wohl klar, dass wir, um über
den buddhistischen Begriff von upädäna etwas zu erfahren und
über dessen etwaige Parallelität mit dem adrsta etwas behaupten
zu können, nicht freie Konstruktionen dieser Art zu Grunde legen
dürfen, sondern dass wir vor allem die buddhistische Überlieferung
über upädäna (und das Verbum upädiyaJti) eingehender Betrachtung
würdigen müssen '^).
1) II, 81 bei Jacobi ist Dmckfehler.
2) J. begnügt sich hier im Wesentlichen — auf eine dAneben liegende
Argumentation kommen wir weiterhin zurück — mit dem Citat einer Bemeirkaiig
«US Sp. Hardy's Manual. So xerdienstlich diese Arbeit fUr ihre Zeit war,
sind wir doch jetzt an den meisten Stellen in der Lage, mit viel ausgedehnteren
Oldenberg, Buddhütieche Studien. 691
Eine solche Betrachtung stellt nun, um mit einer negativen
^Feststellung anzufangen, zunächst heraus, dass das buddhistische
upädana mit dem upädäna = cauaa materialia der Philosophie
nichts zu thun hat; Deutungen des - buddhistischen Begriffs, welche
auf die letztere Kategorie zugeschnitten sind, sind von vornherein
zum Fehlschlagen verurteilt In die Region, in welcher die wirk-
liche Bedeutung von upädäna liegt, führen uns zunächst die audi
in der ausserphüosophischen Redeweise so häufig^i Ausdrücke skt.
upädaUe, Päli upäddyati '), „er ergreift, er eignet sich an** % Dem
entsprechend ist upädana das Ergreifen und Ergriffenhalten eines
Objekts, welches man sich anzueignen, zu gemessen wünscht, oder
auch — die ÜberUeferung scheint mir hier von einem gewissen
Schwanken nicht ganz frei — der korrespondierende subjektive
!Zustand der Entschlossenheit zum Ergreifen und Ergriffenhalten.
Den letzteren Standpunkt nimmt das Mahätaijihäsaipkhayasutta (Majjh.
Nik. vol. I, p. 266) ein, wenn es beschreibt, wie man auf Grund
von Wahrnehmungen des Auges, Ohres etc. Empfindungen hat
{vedaa^am vedeti) ; so tarn vedanam abhinandati ahhivadati anho-
säya tiühati. taasa tarn vedanam ahhinandato abhivadato a/jho-
8äya titßiaJto wppajjati nandt. yä vedanäsu nandl tad upädänatn.
Andererseits aber wird etwas weiter in demselben Sutta (p. 270)
das upädäna mit der nandt nicht direkt identifiziert, sondern als
immittelbare Folge derselben bezeichnet : tassa tarn vedanam anabhi-
nandato anabhivadato anajjhoaäya titfhaJto yä vedanäsu nandi aa
nvnijffhati, tassa nandinirodhä upädänanirodho, upädänanirodhä
hhavamrodho etc. Hier ist offenbar upädäna das aus der nandi
hervorgehende Ergreifen resp. Ergriffenhalten selbst ^. Wie an der
MateriiJiezi, den alten Quellen selbst, eine grössere Bestimmtheit der Resultate
zu erreichen, als für Sp. H. möglich war. Die Durcharbeitung dieser Quellen
würde vielleicht den AuffassuDgen Jaeobis über manche Fragen eine andere
Kichtung geben, als er sie bei seiner jetzigen Weise die den Buddhismus be-
treffenden Probleme zu behandeln einschlägt.
1) Dass für das Bewusstsein der Autoren des heiligen Kanon upädäna
-mit upäcUyati in lebendiger Zusammengehörigkeit steht, zeigt, wenn es hier
eines Beweises bedarf, z. B. Saqiy. Nik. vol. 11, p. 14.
2) Beispielsweise heisst es, um eine charakteristische Stelle aus einem der
kanonischen Texte (Aiigiittara NikSya I, 17, 9. 10) anzuführen, dass der im
feuchten Erdreich ruhende Samen pctthavirtuam upädÄyati, äporasam ttpä-
dii/ati, worauf dieser rasa je der Natur des betreffenden Samens entsprechend
sich umgestaltet. Ähnlich wird Samy. Nik. vol. II, p. 87 gesagt, dass, wenn
die Wurzeln dem Baum ojam abhiharanti, derselbe lebt tadupadäno. Offen-
bar ist die Vorstellung von dem Brennmaterial als dem upädäna des Feuers
oder der Leuchte („Buddha" ' 269; Saipy. Nik. vol. II, p. 85 fg.) eben in diesen
Zusammenhang zu stellen. Wie der Same oder wie vermittelst seiner Wurzeln
der Baum die im Erdreich enthaltenen Nahrungsstoffe ergreift und von ihnen
lebt, so ergreift die Flamme das Brennmaterial und lebt von ihm. Dia kon-
kret anschauliche Vorstellung dieses Ergreifens in den abstrakten Begriff der
cauaa materidUa umsetzen heisst ihre Färbung wesentlich ändern.
3) Noch in etwas andere Verbindung sind nantR und upädäna in dem
Ters Mflujh. Nik. I, p. S30 gebracht: nawUm ca na upädiyim,
45»
692 Oldenberg, Buddhistische Studim.
ersteren Stelle die nandU mit dem up, identifiziert wird, so an
anderen Stellen öfter der chandaräga, welcher sich auf irüpaj ve-
dana etc., kurz auf die Welt des adlckäya richtet (s. die An*
führungen in meinem Buddha^ S. 273 Anm.)^). Direkt das Ergriffen-
halten der Objekte wieder scheint gemeint, wenn der Erkennende,
welcher auf die frühere Zeit seines Nichterkennens zurückblickt, sagt :
aJiam hi rUpam (dann vedanam etc.) yeva upödiyamäno upädiyim^
tcLsaa me upädänapaccayä bhavo etc. ^. Der Weise aber, der eine
vedanä hat und in Bezug auf dieselbe amccänupasai ist, na hinci
lohe upädiyati (Majjh. Nik. vol. I, p. 251). Der Sutta Nipäta (1103.
1104) warnt vor der adariatanhä d. h. dem Durst nach Ergriffen-
halten; Mära treibt überall sein Werk yam yam hi lokaamtm
upädiyanti, tasmä pafänam na upädiyeiha ohikkhu sota hin-
canam aabbalohe.
m
Damach wird es im ganzen klar sein, was in der Nidäna-
formel die Begriffsreihe phassa — vedanä — tanhä — upödäna
bedeutet. Die Sinne treten in Berührung mit den äusseren Ob-
jekten. Daraus entwickelt sich ein Gefühl von Freude resp. Schmerz.
Es entsteht Verlangen. Voll Lust greift man nach dem Objekt,
eignet es sich an. Dass upädäna so von phassa nicht getrennt
sei (Jacobi S. 13) scheint mir unzutreffend; es sind zwei verschiedene
Stadien des Vorgangs, wenn etwa der Gesichtssinn mit einem sicht-
baren Objekt in Berührung tritt und wenn der Mensch voll Lust
an jenem Objekt es sich aneignet. Eher könnte, wenn man für
upädäna den subjektiven Begriff von nandi oder chandaräga zu
Grunde legt, die Abgrenzung gegenüber der tanhä Schwierigkeit
machen; nandi und chandaräga stehen der tanhä gewiss recht
nah, werden übrigens doch im Texte der ariyasacca von derselben
deutlich geschieden^. Ich möchte für wahrscheinlich halten, dass
es sich ursprünglich der Wortbedeutung und einigen der oben an-
geführten Stellen entsprechend bei upädäna um das Ergreifen selbst,
nicht um die nandi handelte*). Wie dem aber auch sein mag, wir
befinden uns hier jedenfalls in ziemlich weiter Entfernung von
dem adratam^ dem kamia. Um eine von Verdienst und Schuld
der Vergangenheit hervorgebrachte Wirkung handelt es sich höchstens
1) Nicht aUzaweit entfernt davon liegt es, wenn Milindap. p. 32, wie es
scheint, upädäna mit küesa gleichgesetzt wird.
2) Vgl. auch das CandamahSrosanatantra (JRAS. 1897, p. 468), wo mir
zu lesen scheint: tatas trsnä sukhäbhiläsah, tata upadänam tatUUpräpakam
karma,
'S) Im zweiten sacca: tanhä , . . nandirägasahagatä. — Die Bodhicar-
ySvatSratikä (bei de la Vallee Poussin 258) sagt: trsnävaipulyam upadänam.
4) Die Verwendung der vier Begriffe von kämüpädäna^ däthüpäddna^
silabbcUiip., attavädüp. für die Erklärung der Nid&naformel scheint mir eine
nachträgliche, rein scholastische Hineintragung von Terminis, die aus anderem
Zusammenhang stammen. Doch würden wir auch wenn hierüber anders sq
urteilen wäre, der Zusammenstellung von upädäna mit adrsta um Nichts n&hor
geführt werden.
Oldenherg, Buddhüüache Studien. 693
ganz indirekt, in dem Sinn wie eben jedes Glied der Nidänareihe
als eine Wirkung der in den vorangehenden Gliedern ausgedrückten
Ursachen aufgefasst werden kann, wo dann auch z. B. tinhä oder
bhava ebenso gut wie upädäna mit dem adr^ta in Verbindung
gebracht werden könnte^).
Nach alledem kann ich nicht finden, dass die Interpretation
der Nidänaformel , welche die einzelnen Kategorien derselben oder
die ganze Formel in die Nähe des Sämkhjasystems rückt und auf
Anregungen von dieser Seite her zurückfuhrt, ernstliche Über-
zeugungskraft besitzt.
Gewiss ist es richtig, dass, wie J. sagt (S. 8), das indische
Denken — oder, ist es vielleicht sicherer zu sagen, weite Gebiete
des indischen Denkens — während langer Zeiträume von Sämkhya-
Ideen beherrscht und durchdrungen waren. Aber haben wir hier
An die Zeit Buddhas, an die Umgebungen, in welchen Buddha lebte,
zu denken? Garbe ^) rechnet die Zeit, während welcher „das ge-
samte philosophische und religiöse Leben des indischen Volks von
Sämkhya-Ideen beeinflusst ist" vom Anfang unserer Zeitrechnung
an. Und weiter ist es offenbar richtig, was Jacobi betont, dass
Buddha sich in seinem früheren Lebensalter Übungen strenger
Askese hingegeben, d. h. den Yoga, wie er zu jener Zeit und in
jenen Gegenden betrieben wurde, kultiviert hat. Aber ,muss (sie)
er darum auch mit den Ideen des Sämkhya vertraut geworden sein*
(S. 15)? Wissen wir denn, von wann die Basierung des Yoga auf
das theoretische Säipkhyafundament datiert? Und wenn wir es
wüssten, würden wir die Gewähr haben, dass auch die im östlichen
Indien heimischen Yogaschulen jene Verschmelzung schon in Buddhas
Zeit mitgemacht hatten? Bei solchen Ungewissheiten kann nur die
thatsächliche Vergleichung der Säipkhyadoktnnen mit den bud-
dhistischen etwas entscheiden. Dass da nun gewisse Vergleichs-
punkte, welche mit den hier diskutierten kaum etwas zu thun
haben, eine Verwandtschaft ergeben, welche vielleicht als Einfluss
älterer Vorstadien des klassischen Sämkhya auf den Buddhismus
aufgefasst werden kann, hielt ich schon früher •') und halte ich noch
jetzt für wahrscheinlich. Weiter aber zu gehen kann ich nirgends
1) Beiläufig nrnss ich hier noch auf ein Detail von Jacobis Argumentation
eingehen. Er führt (S. 13) als ein Argument dafür, „dass der wichtigste Be-
standteil von upädäna das harma ist" an, dass der arhat, dessen harma
getilgt ist, anwpadäna heisst. Ich kann diese Bewebführung doch nicht ohne
Bedenken betrachten. Auf demselben Wege könnten wir ziemlich viele Begriffe
zusammenbringen, die alle in dem nämlichen Verhältnis zu harma stehen
müssten. Oder wir könnten mit demselben Recht eine nicht geringe Reihe, von
Kategorieen, durch deren khaya man parinibbuta ist (Itivuttaka p. 46 ff.), unter
einander gleichsetzen. Zum Glück eröffnet uns die Überlieferung bessere, breiter
fundamentierte Methoden zur Bestimmung der dogmatischen Begriffe des Buddhis-
mus als Beobachtungen jener Art
2) Die Säipkhya-Philosophie 56 = Bäipkhya und Yoga (Gbundriss) 5.
3) Siehe „Buddha"* 67—69.
6d4 Oldgnberg, Buddhistitehe Studien.
den Anlass tmd das Becht finden, und insonderheit bin ich nichts
za entdecken im stände, was den auf Momenten, welche ich früher^)
zu formulieren versucht habe, beruhenden Eindruck der Posteriorit&t
des klassischen S&ipkhya gegenüber dem alten Buddhismus entkräften,
könnte.
Inhaltsübersicht.
Vorbemerkung S. 613.
I. Kritik von Minayeff's Auffassungen über Details des Be-
richts vom ersten Konzil S. 613. — Eingang der Erzählung im
CuUavagga S. 614. — Wahl der Teilnehmer S. 615._ — Die Ver-
handlung selbst S. 617. — Episoden: Anklagen gegen Ananda S. 618
(Stellung des Kathävatthu S. 619). — Die khuddännkkuddc^
käni sikkhäpadäiUy der brahmadanda S. 621.
Kritik von Minayeff's Auffassungen über Details betreffend das
zweite Konzil S. 623. — Kern über die Chronologie des zweiten
Konzüs S. 624 Anm.
n. Die beiden ersten Konzilien im Ganzen. Alter der Berichte.
Bedeutung der Konzilien für die Geschichte des Kanon S. 625.
III. Minayeff über Fragen, welche den Kanon in der Zeit
Asokas betreffen S. 632. — Das Kathävatthu S. 633. — Die In-
schrift von Bairät S. 634. — Die Inschriften von Bharhut S. 640.
IV. Verhältnis des südlichen Kanons zur nördlichen Litteratur.
Der Vinaya S. 643. — Das Sotra Pitaka, seine grossen Abteilungen
und Unterabteilungen S. 652 (insonderheit Sutta Nipäta S. 655).
— Der Text der einzelnen Sütras etc. S. 657 (insonderheit Mahä-
parinibbäna Sutta S. 657, Mahägovinda Sutta S. 659, Dhammapada
S. 662, Einzelnes zur Textkritik: Auffassungen von Senart und
Windisch S. 662 fg.).
V. Was stellt sich auf Grund der nördlichen Litteratur als
das Centrale in der Überlieferung heraus? S. 667. — Die Sambodbi
und die vier scttya S. 667. — Das Dharmacakrapravartana S. 670.
VI. Folgerungen über die kanonische Litteratur S. 673, über
den Dharma S. 676, über den Samgha S. 678, über das Leben des
Buddha S. 678.
VII. Über Jacobi's Behandlung des Verhältnisses zwischen
Buddhismus und Säinkhya S. 681. — Arä^a Käläma S. 681. —
Die Nidänaformel S. 684. — Die samkhära S. 685. — vihnäna
und nämarüpa S. 687. — Rekapitulation S. 689. — upädäna
S. 690. — Das Problem im Ganzen S. 693.
1) Siehe .»Buddha"' 67.
606
Zur Grammatik des Vulgär-Türkiscliien.
Von
Dr. 0. Jacob.
Während sich der rolgärarabischen Grammatik bereits zahl-
reiche Arbeitskräfte zugewandt haben, liegt die des Vulgär-
Türkischen noch unangebaut. Die im Abendlande beliebten
türkischen Grammatiken wie die von Aug. Müller (Porta linguarom
orientalium XI) pflegen die Existenz eines Yulgär-Dialekts zu
ignoriren. Aber auch dal Medicos Lehrbuch^), dessen erster Teil
die Aufschrift „Langue usuelle" trägt, sowie Youssoufs kleiner
Dictionnaire portatif turc-fran9ais de la langue usuelle ^) geben nur
die Verkehrssprache der Gebildeten, nicht die des Volkes wieder.
Als Quelle für letztere kommen für uns zunächst nur mit der
nötigen Sorgfalt transscribirte Texte in Betracht, somit sind wir
hauptsächlich auf folgende Aufzeichnungen des hochverdienten
Kiinos angewiesen:
Harom Karagöz-jät^k, Badapest 1886 [Abkürzung: E]: Sender-
Abdruck aus NyelvtudomÄnyi közlem^nyek [Abk.: Nk]^.
Oszmän-török n^pkölt^si gyüjtem^ny, 2 Bände, Budapest 1887.
1889 [Abkürzung für den 1. Band M, für den 2. Band 11.]*)
Türkische Volkslieder: WZKM 2., 3. und 4. Bd. 1888—90.
Orta ojunu, Budapest 1889 [Abk.: Oo]: SA aus Nk Band 21.
A török n5k nyelve es költ^szete: Nk Band 23, Budapest
1893, S. 424—31.
Vgl. femer Haläsz Ignacz, Török dalok: Nk 22, S. 526—28.
Die türkischen Lieder, welche Dr. Büttner in sehr dankenswerter
Weise in der WZKM Bd. Xflf., 1896 ff. in Text Transscription und
Übersetzung mitgeteilt hat, sind nicht mehr richtige Türküs und
1) Moise dal Hedieo, Methode thtoriqne et pratiqne ponr l'enfleigneBient
de )a iMxgae tnrqne, Constantinople 1885. 1888.
2) Constantinople 1890.
8) Die in Sadlofls Proben ans der ttlrk. Volkslitt. Till in nmiseher
ThmsBcription TeröffentUchten Karagösstflcke konnten, da unserer Bibliothek
der 8. Band des Werkes noch nicht zagegangen ist, nicht verwertet werden.
4) Tgl. Fhigments de poMe tnrqae popnlaire par M. Alria: Joamat
Asiatiqae, S^rie VIU, Tome XIV Paris 1889 S. 143ff.
696 Jacob j Zur Grrammatik des Vidgär-Türkiachen.
zeigen dementsprechend eine schon etwas mehr in der altklassischen
Tradition befangene Umschrift; ihnen wurden deshalb keine Belege
entnommen. Dagegen habe ich vergleichungsweise bisweilen Kara-
manly -Drucke herangezogen. In Eleinasien und Konstantinopel
haben bekanntlich zahlreiche Griechen ihre Sprache mit der
türkischen vertauscht^), sind aber Christen geblieben und pflegen
ihr Türkisch mit griechischen Buchstaben zu schreiben. Man be-
zeichnet diese Litteratur in Eonstantinopel als Karamanly, moss
sich aber hüten, dabei an einen anatolischen Yolksdialekt zu denken.
Vielmehr steht dieses Earamanly der klassischen Sprache sehr nahe,
zeigt aber doch, da der Bann der herkömmlichen Schreibweise mit
dem Aufgeben des arabischen Alphabets einmal gebrochen war,
manche Freiheit und gewährt, was besonders wichtig ist, einen
Einblick in die Vokal- und Ton- Verhältnisse , von denen die
arabische Schrift; erstere nur ahnen lässt, letztere gar nicht zum
Ausdruck bringt. Ich benutzte 12 in Konstantinopel 1874 ge-
druckte Gründonnerstag-Evangelien aus der Bibliothek unserer Ge-
sellschaft (Ib 2875 , Abk. : Ev.) , eine von mir aus Konstantinopel
mitgebrachte Nummer der Zeitschrift AvatoXtj vom 24. März
griech. Kalenders 1894 = 29. Ramasan und ein Neues Testament,
Könstantinopel 1892 [Abk.: KT]. Der an erster btelle genannte
Druck zeigt viel stärkere Verwilderung der Sprache bez. Ortho-
graphie als die beiden andern vgl. S. 38 ^efiavrä, S. 39 ZifiavSi^
S. 18 Zifiavöd; S. 33 ^Akkaxi^v oykov^ aber S. 44 'AXka^^^
also mit n. Ausserdem kennt dieser Druck nicht die sonst üblichen
punktirten Buchstaben (li für Ä, t für d u. s. w.), welche sich
nach Wiedergabe des Titels bereits in der mir unzugänglichen
Karamanly -Bibel von 1856 finden.
Die Texte von Künos liefern nun aber noch weitere Dialekt-
proben. So redet der im Orta ojunu und im Schattenspiel auf-
tretende Perser die türkische Mundart des Adherbei^än ^). Obwohl
wir in diesem Dialekt zahlreiche Drucke besitzen, darf man das
von Künos gelieferte Material trotz seines geringen Umfangs nicht
unterschätzen, da es fast^ das einzige mit sicherer Vokalbezeich-
nung ist. Bei seinem Studium wird jeder alsbald erkennen, wie
misslich es ist adherbeigänische Texte mit möglichster Anlehnung
1) Wenn Vdmbäry, Das TQrkenvoIk in seinen ethnologischen und ethno-
graphischen Beziehungen S. 600 behauptet, dass die griechischen Einwohner
▼on Isparta Bezirk Adalia als Muhammedaner „in der Sprache Homers [f]
den arabischen Propheten verherrlichen", so kontrastirt das merkw&rdig mit der
Behauptung Tschihatscheffs , dass in dem nämlichen Isparta die .^echisehen
Priester das Evangelium türkisch vortrugen und den ganzen christlichen Gk>tte»-
dienst in türkischer Sprache hielten". (Naumann, Vom Gk>ldenen Hom so den
Quellen des Euphrat, 8. 208.)
2) Er wird trotzdem als Arier gedacht, das zeigt seine Frage: farifi
midani: K 114, Z 27.
3) Vgl. die transscribirten adherbei^änischen Lieder bei Vimb^ry, Das
Türkenvolk, S. 587 ff.
Jacob, Zur Grammatik des VuHgär-Türkisehen. 697
an den osmanischen Yokalismiis zu lesen. Ohne sichere Kenntnis
der Yokalverhältnisse musste Barbier de Mejnard in seiner kurzen
Übersicht über die Eigentümlichkeiten des Adherl (Journal Asiati-
que 8. S6r. Tome 7 Paris 1886 S. 7 ff.) notwendig an der Ober-
fläche bleiben, umsomehr, da «r, lediglich mit der Orthographie
arbeitend, auch für das BumeHsche beim Vergleich die Aussprache
nicht berücksichtigt. Das Wort für Berg lautet im Bumelischen
z. B. ebenso mit d an wie im Adherl^), das nasale n ist dort
gleichfalls zu n geworden, die Form ona für ana ist auch
osmanisch etc. Die Schreibung ^^ „Wasser* für yo zeigt kaum
eine Verschiedenheit in der Aussprache des Konsonanten^) an.
Die Angabe über das Perfect auf ^jä^ a. a. 0. S. 10 wird Jeder
dahin verstehen müssen, dass dieses im Adherl gar nicht vorkommt,
was den Thatsachen widerspricht^). Die sonst im Orta ojunu und
im Schattenspiel auftretenden Völkertypen liefern zwar interessante
Anhaltspunkte für die gröberen Differenzen verschiedener Dialekte
und Jargons, doch sind diese Proben wegen ihres geringen Umfangs,
ihrer Wiedergabe durch ein wahrscheinlich dialektfremdes Medium
und zum Teil auch karrikierender Tendenz wegen ohne sonstiges
Material für eine granmiatische Skizze unzureichend. Kur diejenigen
Eigentümlichkeiten, die besonders deutlich hervortreten, gelegent-
lich anzumerken, schien mir zweckmässig. Wie sehr Vorsicht ge-
boten ist, zeigt z. B. der Dialekt des Lasen, welcher im Orta ojunu
(S. 27 ff.) und im Karagöz (S. 112 ff.) auftritt; der Inhalt seiner
Bede in beiden Stücken deckt sich hier und da, dabei erscheinen
aber zum Teil verschiedene Wortformen: im Oo 27 Z 2 v. u. , 28
Z 22 sagt er pakor (für bakyr) Kupfer, im Karagöz 113 Z 11
pa^or, im Oo nennt er die Haselnuss ^ne2u& (für rumelisch fyndyk :
K 110 Z 11), im K 113 fimdux, dem fartuna: Oo 27 1. Z. entspricht
•fvrtuna: K 113 Z 13. Noch bedenklicher scheinen Schwankungen
wie püürsim: Oo 27 Z 3/2 v. u., Oo 28 Z 1, 10, piHrsän: Oo 28
Z 9, 21, btlirsun: K 113 Z 19 für dieselbe Form*). Doch darf
man hierin nicht immer Beobachtungsfehler und Nachlässigkeiten
sehen; der Läse passt sich eben in Konstantinopel — wo das Oo
1) Barbier de Meynard a. a. O. , S. 8: „L'azeii permnte certaines con>
flonnes de m^me organe, ezemples: \Jm\J dach „pierre" turc osmanli tach; c!j
dagh „montagne" osm. cLb etc."
2) Die Aussprache 8Ü käme nach Angabe von Karl Kannenberg, Klein-
«siens Naturschätze, Berlin 1897, S. 7 in anatolischen Dialekten vor.
3) S. Verbum. — — Mehrfach findet man bei Wörtern, die im Adheri
ganz gewöhnlich sind, in Samy-Beys Dictionnaire tnrc-fran9ais den Vermerk
„Vieux mot" «. B. bei ul, ^^A<:\j: JA 1886 Z 19 Z 2, vJw^.jX^I
(vJUbLy:^!): JA 1886 S. 22 Z 8, (^^^\i Bergä Dicht. 102 Z 5 v. u.
4) Dagegen püürsen : Oo 28 Z 23 Condit. „wenn da weisst*'.
698 Jacobe Zur Grammatik des VfUgär-Turküt^en.
spielt — um yerstanden za werden, dem Bnmelischeii an« Dass
die Abweichungen anf solche Anpassungen znmckzufmiren sind, er-
sehen wir aus Liedern, die Kiinos Nk 22 S. 275 ff. in lasischer Mund-
art veröffentlicht hat. Zufällig finden sich in dieser Sammlung*
2 Verse aus dem Liede, welches der Läse Co 27 singt, wieder,
aber hier mit einigen lautlichen Nuancen, die sich als Anpassungen
ans VT darstellen. Die Verse lauten im Oo:
in Nk22 S. 282:
yamsä kofditim tavaja
oaälardu qjnamtya
^amsu hojdum tavaja
paMadu qjnamaya.
Der Läse des Karagöz gebraucht dur ^er ist*^ als selbst-
ständiges Wort d. h. ohne es der Vokalharmonie zu unterwerfen,
z. B. antwortet er auf die Frage nach seinem Namen ^Xajreddin
dur*: E 113 Z 22, was Karagöz, da im Bumelischen das Work
enklitisch gebraucht wird, also in diesem Falle i^dir^ lauten
müsste, als Imperativ von durmak ^) auffasst, wie sein Buf ^siop*
zeigt. In den Lasen-Liedem Nk 22 lautet nun aber die Form
durchweg „dir* vgl. z. B. Nr. 7, i, 9, 4; damit Hess sich jedoch der
Effect des Misverstftndnisses nicht erzielen. So entlehnte der hajalgy
die Form ^dur* aus dem dem Lasen-Türkisch, das nach Künos^ noch
in Samsun gesprochen wird, benachbarten Eastamuni-DialekL In
den von Thmy veröffentlichten Kastamuni-Texten finde ich nämlich
in der That durchweg die Form „dur* vgl. daselbst S. 74; wenn
Thury daselbst S. 16 „e2u, du* als Eastamuni-Formen für ,£&cr,
dür* angiebt, so liegt eine Verwechslung mit idi vor. — Die
karrikierende Tendenz tritt beispielsweise in dem Gharakterwort
hervor, welches der Vertreter jeder Mundart so ziemlich in jedem
Satze anwendet , etwa wie wenn wir einen Franzosen nach jedem
Eomma y,m(m8ieur* sagen Hessen; so gebraucht der Amaut sein
nwrt im Oo, im E. vore, der Grieche das verwandte vre, der
Perser ^Te^H im Oo, im K ele, der Läse ia^o etc. So viel im
Allgemeinen.
Die anatolischen Dialekte, zu denen ich das Lasen-Türkisch
nicht mehr zähle, haben das nasale n und g auch zwischen Vokalen
bewahrt, zeigen die Neigung k (namentlich bei gutturalem Vokal) in
^ überzuführen, sowie wesentliche Abweichungen im Vokalismns
unter denen häufig die Vokalharmonie leidet. Im Dialekt von
Brussa-Ajdin hat Eünos eine Sammlung von Liedern veröffent*
licht ^, der sich eine Sprichwörtersammlung aus Brussa anschUesst^).
1) Doch lautet dieser Imperativ im Lasen-Tfirkisch „tur": OoSSZll,
Nk 22 Nr. 11 Vers 1.
2) KisAssia török dialektusairöl S. 7.
3) KisÄzsiai török nyelv: Nk Band 22 S. 113 ff, Budapest 1890—92.
4) Ebend. 8. 261 ff.
Jttech^ Zur ChrammaHk des Vtdgär-Türkisehen. 699
Über den Kastamxmi-Dialekt besitzen wir die schon erwähnte
ungarische Monographie, die grammatischen Abriss, Glossar und
Textproben enthält^); eine rassische*) ist den Dialekten von
Chodawendikjar ^) und Earaman gewidmet. Kunos hat neuerdings
auch Dialektproben aus Angora und Konia geliefert^). Den Dialekt
von Caesarea repräsentiert der im Oo 25 ff. auftretende Eajserli.
Li den Yolksspielen erscheint femer ein Läse, zu Schiff aus
Trapezunt gekommen. Das Hauptmerkmal seines Dialekts^) sind
die stimmlosen Konsonanten p, t, k im Wortanfange für die ent-
sprechenden stimmhaften b, d^ g des klassischen Türkisch, z. B.
pir fSiv 1, pw dieser: Oo 28 Z 16; terdilm: Oo 28 Z 10, tmle:
Oo 28 Z 11 ; htrud: Oo 28 Z 22, kasteresun: Oo 28 Z 23^. In
direktem Gegensatz dazu bevorzugt der westlich benachbarte
Kastamuni-Dialekt die stimmhaften Laute d und g, wo das klassische
Osmanisch die stimmlosen t imd k im Wortanfange aufweist, er
hat z. B. duz"^) far ttis Salz: Thury 74 Z 7, d^kuz für tykyz dick:
ebend. Z. 9, gahik für Icadyk Löffel: ebend. Z 3. Dagegen haben
beide Dialekte mit dem von Caesarea den Übergang des y der
Endung in u gemeinsam®) (vgl. § 10) z. B. a^ydum für ajydym:
Oo 28 Z 1, agrumaaun für agrymasyni Oo 28 Z. 11/12. Damit
hängt zusammen, dass der Läse des Earagöz immer sun ^du bisf,
unbekümmert um die Vokalharmonie, sagt z. B. aen Jcusugt-mt-sun
bist du ein Schreiber: K 113 Z 9. Der Übergang des »der Endung
in ü z. B. efendü fär efendt: Oo 28 Z 9 findet sich nur im Oo,
nicht aber in den Liedern und im Karagöz. Aus E 113 Z 9 geht
hervor, dass ein Charakteristikum des Lasen das schnellere Sprech-
tempo im Vergleich zum Osmanen bildet. Ob die lautlichen
Differenzen zwischen unseren Texten auf dialektische Nuancen oder
ungenaue Wiedergabe zurückzuführen sind, muss vorläufig dahin-
1) Thury Jözsef, A kasztamani-i törok nyelyjäria: £rtekes^8ek a nyelv- is
Bx^ptudomAnyok kör^böl. XU. kötet. VII. ss&m. Badapest 1886 [Abk.:
Thury.)
2) Victor Maximow, Versuch einer Erforschung der türkischen Dialekte in
Chudawendgjar und Karaman [russisch]. Petersburg 1867.
8) Chodawendikjar heisat das Vilajet, östlich yon Karasi und Ajdin, das
ans den Liwas Brussa, l^utahia und AQun Karahisar besteht.
4) Kis&ssia törok dialektusairöl : ]^rtekea^ek a nyelv- is ssiptndominyok
kör^böl. XVI. kötet IX. saim. Budapest 1896 [Abk.: E].
5) Es wird als Charakteraug der Lasen hervorgehoben, dass sie auf alte
Erinnerungen wenig Wert legen, ihre eigene Sprache verachten und lieber
türkisch reden: Edmund Naumann, Vom Goldnen Hom au den Quellen des
Euphrat 8. 346. — Da die Eigentümlichkeiten ihres Türkisch sich nicht als
lasisches Völkersnbstrat erklären lassen — soweit das unvollkommene Materia),
das mir über die Sprache der Lasen sugttnglich ist, Schlüsse gestattet — könnten
wir für Lasen-Türkisch vielleicht die Bezeichnung ,J>ialekt von Trapeaunt**
w&blen; erstere Benennung aber ist vorsichtiger, da uns die Dialektproben als
aua dem Hunde von Lasen stammend überliefert werden.
6) Das Gesets erleidet jedoch verschiedene Ausnahmen.
7) Auch das Adheri schreibt j^O: JA 1886 S. 84.
700 Jacob, Zur Grammatik des Vulgär-Türküehen,
gestellt bleiben. Dass das Lasen-Türkisch gegenüber den andern
Kleinasiaten eine Sonderstellung einnimmt, erklärt sich ans der
Geschichte Trapezunts, das bekanntlich erst später als Konstantinopel
in die Hände der Türken fiel.
Ziemlich farblos im Vergleich zu diesen kleinasiatischen Mund-
arten ist die Sprache des Amanten*), der im Oo sowohl als izn
Schattenspiel (K 111 ff.) unter demselben Namen Bajram Efendi auf-
tritt; sie unterscheidet sich vom gewöhnlichen Vulgärtürkisch eigent-
lich nur durch einige Worte, namentlich das beliebte mori bezw.
vore% Wohl dieser geringen Differenzen wegen wird, um den
Nichttürken zu markieren, der Amaut stotternd eingeführt vgl.
teteteübe: Oo 30 Z 4, biStbir: Oo 30 Z 8, iyoycykfnysler (so ohne
Vokalharmonie): Oo 30 Z 12, pipipüaß: K 111 Z 13/14 etc.
Der Jargon des Arabers — welcher wohl syrischer Provenienz
gedacht wird — wenigstens handelt er nach Oo 32 Z 13 mit
Damascener Tuch — erklärt sich leicht aus der Verschiedenheit
der arabischen und türkischen Lautverhältnisse. Für c spricht er i
z. B. üun wegen , äabuk schnell : Oo 33 Z 7 , aiktim für iyktytn :
Oo 32 Z 9; für jp erscheint f in fabuglar Pantoffel: Oo 32 Z 19
für pabu^lar: Oo 16 Z 17, farajt/: Öo 33 Z 14, fiäman: Oo 33
Z 15/16. Von den Vokalen geht y meist in t über, z. B. azayik
für aza^t/k , ü in te , z. B. guzel schön : Oo 32 Z 7 , dun gestern :
Oo 32 Z 13 (wie umgekehrt arab. u zu türk. ü wird). Vielfach
wird natürlich durch solche Vokalübergänge das Prinzip der Vokal-
harmonie durchbrochen. Nicht minder dadurch, dass der Araber
bisweilen für türk. e seinen Zwischenlaut zwischen a und e spricht,
vgl. afancU (für efendi): Oo 32 Z 7, afandim: Oo 32 Z 4 v. u.
In erregter Rede gebraucht er die 3. Person des Verbums für erste
und zweite: Oo 38 mehrf.
Der Jargon des im Karagöz auftretenden Armeniers Ajvaz
Serkiz (Hausmann Sergius) weist mehrere Erscheinungen auf, die
an seine östliche Heimat erinnern. Mit den anatolischen Dialekten
teilt er den Übergang des ö in ^r, z. B. gazma Hacke: K 24 Z 1,
gafa Kopf: K 23 Z 26, femer erinnert an sie der Schwund des r
in der 2. Person des Praesens und Aorists, z. B. blisan (für bilirsfn) :
K 24 Z 19. In der Endsilbe der 1. und 2. Person dieser Tempora
erscheint ein Zwischenlaut zwischen a und c, der sich im Azeri
wiederfindet, der Perser sagt severern: Oo 22 Z 21, was sich wiederum
aus dem Einfluss der entsprechenden persischen Form erklärt. Diese
Erscheinung, sowie den Übergang von k ux kf, g m gj (s. § 7)
1) Das stimmt su der Angabe von Künos (Ungariscbe Bevae VII. Jahrg.
1887 S. 433), dass die europäischen Dialekte sich im Wesentlichen decken,
während in Anatolien grosse Mannigfaltigkeit herrscht.
2) Gustav Meyer, Etym. Wörterb. d. albanesischen Sprache S. 286:
„morö, mre Anruf an einen Mann . . . Eine auf der ganzen Balkanhalbinsel
verbreitete Interjektion . . ." Vgl. Jamik, Zur albanesischen Sprachenkunde,
Leipzig 1881 A32, C9.
Jacobe Zur Grammatik des VuLgär-Türkischen, 701
konnte ich selbst in der türkischen Aussprache von Armeniern, die
ich in Halle zu befragen Gelegenheit hatte, beobachten. Dagegen
war ihnen der Übergang des ^ in f in fo^ gga willkommen
(K 23/24: mehrf.) nicht aUgemein bekannt und die andern Eigen-
tümlichkeiten des Schattenspiel-Armeniers wurden von ihnen nicht
als armenisch anerkannt. Diese bestehen vor allem in der Vorliebe
für den o-Laut, durch die der Hajalgi recht eigentlich den Armenier
charakterisiert und den er für e, u, ö, bisweilen sogar y eintreten
lässt, z. B. ofoncU (für efendi): K 23 Z 21, pokt {für peki): K 24
Z 15, bojorcn (für bujurun): K 24 Z 15, Karjagoz (für Karagöz):
K 23 Z 26, äiaman (für akäamyn)i K 23 Z 21. Überhaupt fehlen
von Vokalen ö, ü und y ^); killhon^iUk: K 24 Z 6/7 ist Anpassung
bezw. Lapsus, vgl. kjoUumi E 24 Z 18, y wird meist durch c, zu-
weilen auch durch % ersetzt. Für jakmak sagt der Armenier
jahmak: K 24 Z 19, für cok ioh: K 25 Z 18.
Der Grieche des Schattenspiels spricht statt ^ meist z (also
weiches ä), statt c immer c, denn J, womit sich der Araber hilft,
kennt er gleichfalls nicht, dieses verwandelt er vielmehr in s, end-
lich ersetzt er y (a) durch t, z. B. sen jazigt-sin für Jaz^jy-syn:
K 116 Z 30, verezefim für vere^gim: K 117 Z 9, 11, Japazakstn
für japtigaksyn: K 117 Z 7, tcmdi, kac für üinde^ kac: E 118
Z 1, aindi für imÄ: E 117 Z 15, p«wi für ^c^: E 117 Z 25.
Über das von ihm fortwährend im Munde geführte vre, vgl. Gustav
Meyer, Etym. Wörterb. der albanesischen Sprache S. 286. Von der ein-
zigen Eigentümlichkeit der türkisch redenden Griechen, die Vambery,
Türkenvolk S. 609 hervorhebt, dass sie das türkische Ö und ü
nicht auszusprechen vermögen, findet sich keine Spur. Dagegen
ist dies eine Eigentümlichkeit des Armeniers, der z. B. Earjagoz
sagt. Der Grieche sagt beispielsweise E 118 Z 14 köpek, der
Armenier dagegen E 25 Z 18 kfopek, der Eajserli gope^: Oo 25
Z 25, in Eonia spricht man göppek: E 34 Z 14.
Der Jude, der im 1. von Eünos herausgegebenen Earagözstück
und in einem andern Earagözdruck aus Eonstantinopel (^L^ v^LLii
0. 0. u. J. in meinem Besitz) auftritt, spricht für g j und bevor-
zugt den w- Vokal, er sagt z. B. Karajuz : E 26 Z 17.
Das Earagöz enthält vermutlich noch verschiedene Völker-
typen, deren eigentümliche Mundart man aus ihm studieren könnte,
namentlich wenn auch das anatolische und adherbeigänische Schatten-
spiel genauer untersucht würde. Allerdings treten in den in meinem
Besitze befindlichen Schattenspieldrucken '^) andere Dialektrepräsen-
tanten als die genannten nicht auf; doch besitze ich eine Earagöz-
figur des Zel'bek ^, die ich freilich niemals in Aktion gesehen habe ;
1) Das demnach wohl nicht dem armen. H entspricht.
2) In unsem Bibliotheken sucht man vergeblich nach solchen Texten.
3) Abgebildet im VI. Jahresbericht der Geogr. Gesellsch. zu Greifs-
vald S 28.
702 Jacob, Zur Granmatik des Vulgär^Tiirkkchea,
Luscban hat Internationales Archiv für Ethnographie 11 Taf m
Kr. 27 auch die Figur des Eurden abgebildet
Abgesehen von den erwähnten Dialektproben stellen die von
Künos veröffentlichten Texte eine sprachliche Einheit dar, die ^r
als Vulgär-Türkisch hinfort mit YT bezeichnen. Die Schattenspiele
hat Künos nach seiner Angabe (Ungaiische Revue VII Jdhrg. 1887
S. 432) ,in den Stambuler Earagösbuden niedergeschrieben*. Das
Orta ojunu wurde nach dem letzten Absatz der Vorrede in einem
Dorfe des kleinasiatischen Bosporus aufgezeichnet und der Text in
arabischer Schrift mit Hülfe eines Sprachlehrers in Siambol her-
gestellt. Wesentliche Unterschiede zwischen der Sprache des Orta
ojimu und der in Stambul aufgezeichneten EaragÖzstücke sind nicht
vorhanden. Die Märchen stammen, obwohl sie der englische Über>
Setzer Bain (London 1896) und Wlislocki^) als anatolisch bezeichnen,
nach freundlicher Mitteilung von Dr. Eünos sämtlich aus Stambul.
Die Volksschauspiele sind in der Diktion wohl noch etwas ple-
bejischer als die Märchen, wie das der Gegenstand mit sich bringt ;
wenn also für klassisch oglan in ersteren gewöhnlich olan (E 7, 10)
oder tUan ^) (Oo 30) , in letzteren ölan erscheiot , so wird ersteres
als ein niederer Vulgarismus zu fassen sein. Innerhalb der Spiele
ist natürlich die Bedeweise des PeSekjar und namentlich des
Hagejvat eine feinere als die des bäurisch-tölpelhaften Eavuklu oder
des derben Earagöz, die Unterschiede sind jedoch mehr phraseo-
logischer als grammatischer Natur. Im Folgenden verstehen wir
also unter VT (Vulgär-Türkisch) den Stambuler Vulgär- Dialekt im
Gegensatz zum klassischen Türldsch und den anatolischen Bauern-
dialekten. Um ein möglichst treues Bild der Umgangssprache zu
erhalten, habe ich die Gedichte nur im Notfalle, die Stellen, an
denen Hagejvat und Pelekjar den gebildeten Efendi herauskehren,
direkt natürlich garnicht verwertet.
Etwaige Hörfehler zu berichtigen, durfte ich nicht wagen.
Vielmehr wird die systematische Zusammenstellung des Materials
am ehesten auf die Spur solcher leiten. Doch habe ich im Gegen-
teil während der Arbeit den Eindruck eines sehr zuverlässigen
Materials erhalten; nur sind mehrfach Druckfehler auch in den
Druckfehlerverzeichnissen nicht angemerkt^). Um eine einheitliche
1) Zeitschr. für vergl. Litteratargesch. Neue Folge. 10. Band. Weimar
1896 S 65ff.
2) Aus Kimos (K 150) ersehe ich, dass diese Form auf Anatoliea and
Stambuler Volk beschränkt ist, während das Wort in Rumelien holan lautet.
3) Z. B. M. S. 35 Z 14 für aötürwp lies götürüp, M. S. 54 Z 4 y. n. fDr
sejmiSl. Sejmü, M. S. 65 Z 23 für kilir 1. bUir, K 110 Z 8 für ßevaq I. teveth,
Oo 9 Z 14 V. u. für süründum 1. süründüm, Oo 14 Z 23 für vektt 1. h?kU,
Oo 18 Z 18 für albak-niessen 1. cdhak-miSsen, Oo 21 Z 11 für tesrif 1. teSrif^
Oo 22 Z 4 für apen Ijapen, Oo 26 Z 9 für müSgvlümüz 1. müSgiUHmü», Oo 28
Z 15 fUr kopar 1. kapar, Oo 29 Z 22 für geUU-de 1. gel-de\ eine Inkonsequena
ist Oo 15 die Schreibung zarijeäilei Z 7 und dSarijei Z. 14.
Jacob, Zw Grammatik des Vulgär-Türkiachem, 703
Umschreibung herzustellen, wurden alle Citate aus transskribierten
Texten in die Transskription von Künos umgesetzt, nur für z auch
bei diesem y und für e (bez. I) y gewählt, da es schon des Typen-
bestandes der Druckereien wegen sich empfiehlt am Herkömmlichen
nicht immer zu ändern. Obwohl der ungarischen Sprache nicht
mächtig, habe ich doch manche Einzelheit zuerst aus den An-
merkungen von Eunos richtig erkannt, was ich mit Dank hervorhebe.
§ 1. Die Sprachelemente.
Miklosich, Die tUvitchen, magyariMhen nnd rumanucben Element« im türkisehoB
SpracbBchatae: Bitzungsber. Wiener Akad. 118. Band 1889.
Gustav Meyer, Tilrkiache Studien I. Die griechischen nnd romanischen Bestand-
theile im Wortschatze des Osmanisoh-Türkischen : Sitmngsber. Wiener
Akad. 128. Band 1893.
Kdnos, A torök nyelv idegen elemei: Nk 26 ff. Budapest 1896 ff.
Für die beiden ersten Arbeiten sind unsere Vulgärtexte nicht
yerwertet, obwohl namentlich die 1886 erschienenen Karagözstücke
eine sehr reiche Nachlese geliefert hätten. Meine Materialien sind
unabhängig von den genannten Arbeiten aus der Lektüre geschöpft.
Aus den Gedichten hätte ich dieselben noch sehr vermehren können,
doch habe ich absichtlich alles imberücksichtigt gelassen, was irgend-
wie an höheren Stil anklingt. Die folgende Übersicht enthält also
nur wirklich volkstümliches Material und zwar mit Beleg, nicht
alphabetisch wie bei Künos, noch nach Materien wie bei G. Meyer,
£ondem nach Sprachen geordnet.
Aus der Fortwirkung der arabischen Orthographie auf die
türkische Aussprache werden wir im Folgenden ersehen, dass das
arabische Spracfagut ins Türkische der Hauptsache nach auf schrift-
lichem Wege eindrang. An arabischen Fremdwörtern ist das VT
natürlich erheblich ärmer als die Sprache der klassischen Dichter
und Historiker; dagegen ist es in höherem Maasse mit abend-
ländischen Elementen durchsetzt als die alte Sprache. Immerhin
giebt es schwerlich eine Seite bei Künos, auf der nicht etliche
arabische Brocken zu finden wären; auch beschränken sich die-
selben keineswegs auf religiöse und Kultur-Begriffe. Auf dem Ge-
biete des Nomens hat das Türkische bekanntlich ungleich mehr
aus dem Arabischen geschöpft als auf dem des Verbums; auf-
fallend ist die grosse Zahl arabischer Adverbia, welche den alier-
gewöhnlichsten Bedarf des VT decken z. B.- tekrar von neuem:
Oo 19 Z 5, K 107 Z 6, dajma beständig: Oo 19 Z 16, ewela zuerst:
Oo 24 Z 21, elbet sicherlich: Oo 31 Z 11, elbette: dass. K 108
Z 2 V. u., kaia noch: Oo 12 Z 8, 17 Z 19, galiba wahrscheinlich:
Oo 11 Z 4 V. u., 13 Z 13, mutlaka auf jeden Fall: Oo 13 Z 22,
14 Z 2, mesela beispielsweise: K 103 Z 4. Meist geht das Tenwin
im VT verloren *) , doch finden sich auch bei Künos Ausnahmen,
1) Samy-Bey, Dictionnaire tarc-fran9ais (Constantinople 1885) giebt z. B.
noch mutlakan an.
704 Jacob, Zur Grammatik des Vulgär- lürküehen.
z. B. kjamiUn vollkommen: Oo 13 Z 10, riajeten aus Rücksicht r
Oo 21 Z 8, 11, zaten von selbst: M 191 Z 2 y. n. sowie AttStx&en
am^edend: Oo 34 Z 7. — Arabische Namen werden nur nocfa als
Namen empfunden, das beweisen Kürzungen wie Ejüb für Abu
Atjüb: Oo 33 Z 2 v. u., Azü für 'Abd-al-'Aziz: H S. 377*), sulüxn
Hamid: II S. 349 Z 4 v. u.
Etwas seltener als die arabischen treten uns die persischen
Fremdwörter entgegen, aber immerhin noch häufig, z. B. peder
Vater: K 16 vorl. Z, bilader Bruder: vielf. , hemSire Schwester:
K 21 Z 9, 27 1. Z.,padC§a: vielf., ÄcwJm Mitbürger : Oo 26 Z 4 v. n.^
para Geld: M 35 mehrf., kesedar Börsenträger: nach M 191 Z 18
vulgär, meze Imbiss: E 121 Z 13, zarzavat vii^t^i^^ Gemüse: K 15
Z 24, baxcuvan Gärtner: K 15 Z 24/25, terzi Schneider: Dl 387,
pedtamal Bademantel: E 18 Z 23, destemal Handtuch: E 20 Z 16,
j »
merdüven ^.^U>y Treppe : Oo 13 Z 17, WZEM IV S 38 Z 1, arsu
Wunsch: Oo 19 Z 17, derd Schmerz: Oo 18 Z 5 v. u., günä Sünde:
Oo 25 Z 3, püman .UaAj bereuend: Oo 22 Z 6, berbad ver-
nichtet: Oo 22 Z 14, myndar (murdär) unrein: Oo 16 Z 9, actr^aS
Trunkenbold: 11 387 Z 11, sersem *L#»-^ hirnverbrannt: E 12 Z 5^
E 17 Z 20, küthani = Elender, Vagabund : Oo 20 Z 30, koftehor
= Schwindler: Oo 17 Z 1, E 101 Z 13, ejderha Drache: M 289
mehrf. Auch von persischen Substantiven finden sich Verba nach
Art der Penominalia auf -lamak gebildet in der Vulgärsprache
z. B. zorlamak zwingen: Oo 104 Z 18/19, ezberlemek auswendig-
lernen: M 192 Z 18, E 12 Z 27. Dass jedoch Earagöz das Wort
noch als etwas Fremdartiges empfindet, ersieht man aus seiner Ver-
drehung desselben in ebzerlemek: E 12 Z 28, 13 Z 22. Man be-
achte auch, dass Earagöz das persische dest und biu etmek : E 109
Z 19/20 misversteht, während er das türkische el und Öpmeki
Z 21/22 sogleich begreift. — Armenisch ist oski Gold: E 79 Z 15.
Von abendländischen Sprachen kommt für Entlehnungen an
erster Stelle das Italienische in Betracht. Dorther stammen : baston
(ital. bastone) Stock: E 118 Z 13, bravo: Oo 18 Z 28, gazona
yü-Li Lusthaus, Easino : Oo 14 Z 21, wahrscheinlich guruä Piaster
(vgl. Gustav Meyer a. a. 0. S. 64), ispir (it. sbirro) Stallknecht:
E 11 Z 12, kampana (it. campana, aber auch neugr. xafindva)
Glocke: Oo 12 Z 4, kanto (it. canto) Gesang: E 119 Z 17, 120 Z 4,
lira: E 113 unten, wahrscheinlich masa (it. mensa) Tisch: E 102
Z 3, 108 Z 17 (vgl. Miklosich a. a. 0. S. 14), pijasa (it. piazza):
E 119 1. Z,,ptrzola (it. bractuola s. G. Meyer a. a. 0. S. 56) »Art Eebab
von Hammelfleisch'' : E 37 Z 12, 121 Z 13, pyrlanta (so ! it. briUante)
1) >i^7^** Sultan Aziz ujan!**
Jacob f Zur Grammatik des Vulgär-Türkischen. 705
Brillant: M 217 Z 3, taula (it tavolä) Brettspiel: K 8 Z 8, 5, urba
Kleid, Robe: M 28 Z 9 v. u. Namentlich sind zahlreiche auf das
Seewesen bezügliche Ausdrücke italienischer Herkunft, z. B. bandyra
(it. bandiera) Schiffsflagge: K 9 Z 23, cima und cyma (nach
G. Meyer S. 75 it. cima): Oo 33 Z 25, 29, takele (scala) Landungs-
treppe : Oo 9 unten (mehrfach), kaptan Kapitän : M 268 Z 10 v. u.,
koniando Kommando : Oo 83 Z 28/29 etc. Der Läse sagt pora für
bora Nordwind: Oo 27 1. Z. , das ich doch, zumal er ebendaselbst
fortuna (K 113 Z 13 dafür furtuna) wie im Italienischen für , Un-
wetter zur See* gebraucht, für italienisches und nicht fär slavisches
Lehngut (Miklosich S. 5) halten möchte.
Nahezu ebenso häufig wie die italienischen sind die griechischen
Elemente. Von dem althergebrachten Lehngut wie Efendi, fyndyk
absehend, nenne ich: aftos (avTog), über dessen merkwürdigen Be-
deutungswandel man JA. 8. S^r. Tome 14, 1889 S. 175 vergleiche,
fastdje (vom Plur. (paaovha) Bohnen: K 15 Z 1, fener (durch das
Medium des arab. .Us entlehntes (pavdgiov s. Fränkel, Aram.
Fremdwörter S. 96): K 11 Z 9, feslyen (gr. vasilikön) Ocimum
basüicum: M 143 mehrfach, das Schimpfwort kercUa (xegarcig):
K 7 Z 16, 10 Z 2, im Wiegenliede: K 107 Z 2 v. u., auch in der
Rede des Amauten: Oo 30 Z 12, 20, kireniid {xegafjiig, ob direkt
oder durch das Arabische, ist fraglich): M 25 Z 22, täna für lahcma
(vom plur. Xd^avci) Kohl: K 118 Z 6, papaz (nanäg): K 116 Z 29,
praaa (vom plur. ngdaa) Lauch: K 118 Z 6. Ktdemek ver-
schliessen: M 255 Z 18, faWe' verschlossen : M 53 Z 8 für ktUdlemek^
kilicUi sind Ableitungen von JuJb"f = xkeig Schlüssel. Ob kon-
dura Schuh: Oo 11 Z 2 wirklich xo&ogvog ist, wie z. B. Zenkers
Handwörterbuch S. 710 angiebt, scheint mir fraglich, vgl. G. Meyer
S. 53. Über die Provenienz von ükemle Sitz: Oo 33 Z 24, K 108
Z 17 s. G. Meyer S. 46.
Wenig hat das Französische beigesteuert; avanta: Oo 16 Z 1
hält Kunos Nk 26 S. 451 für avantage; lastygly: K 112 Z 6 stanmit
zunächst von franz. Stastique; äik: K 103 Z 4 ist jedenfalls chic;
potin Mädchenschuh: K 119 Z 25 kann franz. bottine oder auch it.
bottini sein (G. Meyer S. 52).
Von englischem Sprachgut vermöchte ich nur stop; K 113
Z 23 (aUyper-. ebend. Z 16) und tomiatan tomehet: Oo 38 Z 25/26
zu nennen, zwar vermag ich den zweiten Bestandteil von tomiatan
nicht zu deuten, doch ersehe ich aus einer Bemerkung von Kiinos
zn K 29 Z 3 v. u., dass tomehet = tum head ist.
Die Lehnwörter, welche Allgemeingut der Volkssprache ge-
worden sind, werden nicht mehr als etwas Fremdartiges empfunden,
haben die ihrer Heimatsprache eigentümlichen Laute eingebüsst und
folgen den Gesetzen der türkischen Sprache, so dass ich sie im
Folgenden unterschiedslos mit genuinem Material verwenden darf.
Bd. LU. 46
706 Jacob, Zur Grammatik du Vulgär-TürJasehm.
Zur Lautlehre.
Vorbemerkung. Da bei dem Stande der Phonetik auf
orientalischem Gebiet es leichtfertig wäre bereits mit phonetischen
Begriffen zu operieren, sehe ich mich genötigt im Folgenden bis-
weilen an Stelle von Lauten arabische Buchstaben zu eitleren.
Spreche ich also vom Laute c, so ist das eine Breviloquenz für
diejenigen uns noch ihrem Wesen nach mehr oder weniger unbe-
kannten Lantwerte, welche die offizielle Orthographie durch diesem
eine Zeichen wiederzugeben für gut befunden hat.
Die Konsonanten.
§ 2. Zum Lautwert einiger Konsonanten.
Während die Mehrzahl unserer türkischen Granunatiken sich
zu sehr durch den Lautwert der arabischen Buchstaben im Ara-
bischen beeinflussen lässt, verfallen diejenigen ins andere Extrem,
welche lehren, vJ? ^^^^ ^ z. B. seien im Türkischen lautlich gleich-
wertige , Direkt ionszeichen* ^) für den gutturalen beziehungsweise pala-
talen Vokal 2). Aus Sievers, Phonetik*, S. 61/2 ersieht man aber, da*«
zwischen unserem ke, ki einerseits und unserem ka, fa>, ku anderer-
seits auch ein Unterschied des Konsonanten besteht, indem wir in
ersterem Falle das k mit Artikulation des mittleren Zungenrückens
gegen den harten Gaumen bilden, im letzteren mit Artikulation
des hinteren Zungenrückens gegen den weichen Gaumen. Dieser
Unterschied erklärt uns, warum die Türken die Zeichen dö und ö
auseinanderhalten.
Das arabische • ist im Türkischen ein sehr viel schwächerer
Laut als im Arabischen; Aug. Müller's Angabe „etwa ch in ach*
ist unzutreffend. Künos giebt es meist durch A, zuweilen durch ;jf,
einmal durch Spiritus lenis wieder^; vgl. hcyli/ JUj> sehr: Oo 18
Z 12, halt JaJL:> Konfusion: Oo 18 Z 9, 29, maJidum ^^^ für
„Sohn* : Oo 19 Z 18, hari^ L>: Oo 82 Z 24, aber x^ber ^.
M 36 Z 20, Oo 18 Z 18, baxsys: M 29 Z 3, a'yry (für ahyry den
Stall): K 10 Z 27. x erscheint nun aber bei Künos zuweilen auch
1) Jedenfalls haben in der Transskription des Türkischen ^, t^ s^ It etc.
nichts zu suchen. Da unsere Transkription vokalisiert ist, brauchen wir in
ihr, sollte man meinen, keine Direktionszeichen für Vokale. ThatsKchlieh aber
geraten wir mit dem Lautwert unserer Buchstaben in Konflikt, wenn wir unseren
Laut ka mit einem andern Konsonanten als unsem Laut ke wiedergeben.
2) Ich weiss, dass diese Bezeichnung inkorrekt ist, da sie aber durch
Radioff weitere Verbreitung gefunden hat und ich keine bessere kenne, mag
man sie einstweilen dulden.
3) i;ber die Aussprache k s. § 5.
Jacob ^ Zur Grammatik des Vvlgär-TikrkUchen, ^(yi
für arab. und pers. v so in arab. ^^3: K. 101 Z 2 v. u. {zi^{m€\
in pers. n j*^ iexrei M 43 S 8, ganz abgesehen von der Bede des
Persers im Oo, bei dem die Interjektion »I a;^ (in dem Liedchen
Oo 22), L^ x^ (Öö 23) lautet. Hagejvat wird von Karagöz häufig
Agejvat genannt (K 9, 10), doch vielleicht nur wegön des Anklanges
an ag hungrig. — KT schreibt für » und j^ z. B. ^^g jeder,
X^tyicct Leben, für ^ aber x z. B. XVQ<^flC yj^' Luk. 22, 62,
iXtiyiagXag J .LyC^t : Luk. 9, 22, rtixi.
Das alte nasale oder richtiger velare n ist im Rumelischen
und nach der Orthographie auch im Adherbeiganischen zu einfachem
n geworden. Dagegen hat sich die Nasalierung im Anatolischen
erhalten, in den Brussa-Ajdin-Liedem, im Dialekt des Kajserli im
Oo und in den Testen aus Konia und Angora giebt Künos y^
durch n wieder z. B. 8ana: Oo 25 Z 25, dehize: Nk 22 S 126 Z 1,
bana: ebend. Z 3; ebenso Thury in seinen Kastamuni-Liedem ; das
Lasen -Türkisch steht hier wieder dem Rumelischen näher als dem
Anatolischen, indem es die Nasalierung aufgegeben hat. — AvaxoXri
schreibt einfach v, z. B. S^övfixövgiBTiViv gi'Cai der Präsident der
Republik, Ev. aber meist y z. B. S 34 lipx lyXtSiy du hast ver-
lassen, 'lagafjkijy narr^öaxT] König von Israel, ^AXXaxvy byXov-
yiovfi ich bin Gottes Sohn, dagegen S 33: iyeg 'AXkaxrjv oyXov
iaey wenn du Gottes Sohn bist. Eine bemerkenswerte Zwischen-
stufe nimmt KT ein, es giebt die Nasalierung nur in Endungen
auf, behält sie aber im Stamme bei, schreibt also !4AAa;^?;i/ (Gen.),
^lagaijkiv Ilan&axV' Joh. Ev. 12, 13 laiv: Luk. 4, s, 9, aber ovov
ävXafid^ iTi: Joh. Ev. 1,5, aovga: Joh. Ev. 5, 1.
§ 3. Einbusse einzelner Konsonanten.
Das arabische c. ist bereits im Arabistischen ') zu blossem
Stimmbwid verschluss verblasst; als für diesen die arabischen Philo-
logen das Zeichen Haraza, ein kleines c, in Anwendung brachten,
muss die jüngere Aussprache des c bereits weit verbreitet gewesen
sein. Das VT scheint bei c im Inlaut auch den Stimmbandvei-schluss
aufzulösen vergl. defa (für defa): Oo 14 Z 9, def (für def): Oo 16
Z 8. Zwischen 2 Vokalen verhindert c bisweilen nicht die Kon-
traktion: sät xcL« Stunde: M 39 Z 6 , Oo 17 Z 22, aber vukuaty
j^Lc^^: Oo 20 1 Z, rtajeten: Oo 21 Z 8. Die einstige Anwesenheit
eines Konsonanten verrät sich nur noch in der Ersatzdehnung eines
1) Wie man von hellenischer und hellenistischer Knnst spricht, so ge-
brauche ich der Einfachheit wegen das Wort ..Arabistisch" fQr das Arabische
in arabisierten Ländern mit stammfremder Bevölkerung.
46*
!■- .■
• •
'fi
'f-^
A ^1.
-^ -L A "f '
# :r
I *
- ■ - — . . - -. — üf. * /*■•::: m. *— j_f.
ITTTT-i^-tl.
■• -7— 't- *i'
■r"j is€c r: Jtmir
■r:r
*rS »
rarI-:.a^
Jacob, Zur Grammatik des Vulgär-Türkischen, 709
vorhergeht und keiner unmittelbar folgt, verschwindet das c unter
Dehnung des vorhergehenden Vokals z. B. sä (für kl. say) rechts :
M 36 Z 1, ja (fnr Jag) Fett: Oo 13 Z 12; dädan vom Gebirge:
M 35 Z 2 V. u., 36 Z 5, ölan Jüngling^), ölu sein Sohn, döru gerade,
ürattyn (für uyrattyn bez. ograttyn): 11 S 378 Z 8. Über unter-
bliebene Dehnung in diesem und den folgenden Fällen s. § 11
Yokallänge. — Wenn nun drittens c zwischen 2 Vokalen steht, so
erfährt es im VT eine doppelte Behandlung : Entweder es verblasst
zu Hamza, bewirkt aber keine Dehnung des vorhergehenden Vokals
oder aber es verschwindet ganz, was dann die Kontraktion der
zusammenstossenden Vokale zur Folge hat. Bei Künos erscheint
hinter dem langen Kontraktions vokal, sobald dieser & ist und nicht
im Wortauslaut steht ^, noch ein Spiritus lenis, den ich getreulich
wiedergebe, ohne über seine Bedeutung Rechenschaft ablegen zu
können. Ein festes Gesetz für das Eintreten der Kontraktion ver-
mochte ich nicht zu entdecken, nur so viel lässt sich sagen, dass
gleiche Vokale in schwachbetonten Silben leichter zusammenfliessen
als verschiedenartige in betonten ^^). Dass der Dativ von da Berg:
(M 25 Z 20) da'a: M 35 Z 12, von jcUak aber JcUä heisst: M 154
Z 20, zeigt, dass das Formenunterscheidungsbedürfiiis mitspricht.
Zu den folgenden Beispielen vergl. man die § 11 gegebenen, wo-
selbst über den Kontraktionsvokal gehandelt ist. Die Kontraktion
unterbleibt in oW Sohn: M37Z8, 38Z10, dagegen ölu nach
Fall 2 (\''okal nur vorhergehend), yoÄJwia'y : M 35 Z 13 v. u., sogar
das Fremdwort hfara Cigarette: Oo 12 Z 17 verliert sein g. Be-
achte jlcmr^ '«^Ä^ geronnene Milch: K 103 Z 5 v. u. ohne Spiritus
lenis! Fälle für Kontraktion: ölz (für agyz) Mund: M 27 Z 5, a'g
Baum : M 23/4 , jylmak (für jygylmak) sich ansammeln : M 300
Z 12 V. u., oidümu (für oldugvmu)\ M 23 Z 8. Daraus, dass g den
ihm eigenen Laut zwischen Vokalen verloren hat, erklären sich
gelegentliche Unsicherheiten der Karamanly - Orthographie in der
Wiedergabe dieses Konsonanten z. B. Ev S 38 a^aoi för agasi.
Im Adherbeigftnischen wird ö zwischen Vokalen nicht immer
erweicht vergl. ^^jJ^I: JA 1886 S 15 Z 4, ^y£^öys>^\: JA 1886
S. 17 Z 3. Wo es aber zu t erweicht wird, hält sich dieses auch
zwischen Vokalen, wo es nicht, wie wir § 5 sehen werden, in )r
1) Aber olan seiend; ulagak: Oo 15 Z 12 ist eine Inkonsequenz.
2) Im WorUusUat fehlt der Spiritus z. B. ä Aga : Oo 23 Z SO , bc^ä
(mr bajagy) gemein: Oo 19 Z 4 v. u., aiä für asaga oder aSagy: M 25 Z 2.
Sonst habe ich ihn vermbst in m^lKiai K 77 Z 21, märaja für magaraja in
eine Höhle: M 290 Z 19. Für bogaz erscheint b'äz: K 9 Z 22ff, fUr muhaüa-
begi MUchspeisenTerkttufer (vgl Doxy Suppl.) m^alebeyi: K 17 Z 30, fUr inu*a-
mele Behandlung m^ämele: R 20 Z 8, des Vokals wegen (vgl. § 11) würde man
hier eher an Elision als an Kontraktion denken, wenn nicht die Länge des a
dagegen spräche.
3) Wozu namentlich auch die für j gegebenen Beispiele zu vergleichen sind
710 Jacohy Zur Grammatik des Vulgär-TürkucTien.
übergeht z. B. uäayi: Oo 23 Z 3, 7, fcfiLjL» Dativ zu osman.
v^LjuIj : Berg6, Dichtungen transkaukasischer Sänger S. 102 Z 7 v. o.
Ähnlich verhalten sich auch die andern Asiaten. Der Kajserli sa^
gylyyy d. i. klass. hylyh mit Suffix: Oo 26 Z 15, aber asä^)x Oo 26
Z 22 im Gegensatz zu dem aäayt des Persers : Oo 24 Z 5 , der
Läse : kimi aryagayum wen werde ich suchen : Oo 28 1. Z.
Ganz analog dem g wird das j behandelt. Nur im Azeri
geht anlautendes ji in * über z. B. Jj| für J^ Jahr; JA 1886
S. 15 Z 3, S. 19 Z 2, üdiBim ich bin ein Stern: VAmb^ry, Türken-
volk S 591. Dagegen verschwindet es im VT zwischen Vokal und
Konsonant und dehnt den unmittelbar vorhergehenden Vokal z. B.
Ine für tjne Nadel : M 52, 53, 54, örendi (für öfrendt) er lernte :
M 43 Z 18. J zwischen 2 Vokalen wird wieder verschieden be-
handelt, entweder es bleibt oder es lässt verschwindend die beiden
Vokale in einander fliessen. Bereits aus der klassischen Sprache
bekannt ist jirmi r^Xi 20. Der Kontraktionsvokal ä zeigt iu
diesem Falle bei Kunos keinen Spiritus lenis hinter sich z. B.
kapunun tokmä (für tokmajy) Türklopfer: Oo 11 Z 15. Ein Unter-
schied in der Behandlung des stammhciften ^ und des aus \^ durch
Antritt eines Endungsvokals erweichten ist nicht zu konstatieren *).
Der Optativ, dessen Charakteristikum ja der Vokal nach dem Stamm
ist, wird selten kontrahiert, wobei vielleicht noch die Verschiedenheit
der Vokale mitspricht vergl. mrejim : K 108 Z 3 v. u. , oturajym :
K 109 Z 9, öpefmt: K 109 Z 21, japajym: M 26 Z 20, bOegim:
Oo 12 Z 1 und namentlich M 36 Z 15, wo man in derselben Zeile
j}^eUm aber j^gek ^) liest. Doch findet sich : tndirern : K 9 Z 12,
cjrenem: K 17 Z 1, japtyram: ebend. Meist erklärt sich das Ein-
treten der Zusammenziehimg bei j aus der homogenen Natur der
Vokale, indem iji^ yjy ^ üjü derselben selten, e;e dagegen in der
Regel Widerstand leistet. Als einziges Beispiel für unkontrabiertes
iji wüsste ich efendiji: Oo 18 Z 21 zu nennen, aber Bamdi für
Hamdiji in der folgenden Zeile vergl. ferner güzelli für güzeUtji:
M 27 Z 19, janlyÜyn für jardyslyjyn: M 154 Z 11 v. u., kylijn
für hylyjyn: M 42 Z 6 v. u. , dün (zweigipfelig) .»ji^O Hochzeit:
M 23 Z 19. Beispiele für unterbliebene Kontraktion: cfe/a: M 26
Z 20, ölün^eje: M 156 Z 5, ölün^ejedek: M 28 Z 3 v. u. Dass eine
gewisse Willkür herrscht, ersieht man aus dem Vergleich von M 27
Z 15: türemeje bc^lar mit ejlenme baälarlar: ebend. Z 4 v. u., etme
gdmez: Oo 19 Z 27. Aus pek eji sehr gut wird peki*): M 153
1) Vielleicht eine Anpassung an den Stamboler Dialekt
2) Die Aug. Müller § 23 vorgetragene Ansicht von der Entwickelang- eines
j aus Spiritus lenis wird durch die volleren und ursprünglicheren osttfirkischen
Formen widerlegt.
3) Diese Form auch K 14 Z 11.
4) ijher peki s. § 11.
Jacob f Zwr Grammatik des Vulgär-TürhUchen, 711
Z 4 V. u., Oo 21 Z 3 y. u., 22 Z 5; dagegen bleibt unkontrahiert :
eji(ie: M 24 Z 2, ^ütk Güte: Oo 17 Z 2.
Schliesslich verhalten sich noch . und » im wesentlichen analog.
o
Während sie im Anlaut bleiben, verschwinden sie zwischen Vokal
und Konsonant unter Dehnung des Vokals z. B. sabä Ju^ M'orgen:
M 153 Z 7 V. u., aabalajm am frühen Morgen: M 36 Z 20, nikfäla-
jarak: M 29 Z 4, Mämud: Oo 12 Z 2/1 v. u. — käve »^ Kaffee:
M 38 Z 5, Oo 12 Z 24. Ausnahmen : arab. ehleni'c^] seinen Gatten
Oo 16 Z 22, pers. cexre «^^^ Gesicht: M 43 Z 3 vergl. auch § 2.
Zwischen 2 Vokalen ftllt h bald aus, worauf die Vokale kontrahiert
werden, bald hält es sich, analog den vorher besprochenen Lauten.
Kontraktion findet statt z. B. im arab. sähib: säbymyz: Oo 9 Z 10,
süby\ Oo 10 Z 13, aber auch aahibi: K 19 Z 17^), femer in hahät
vi>^Lä Verschulden: Oo 18 Z 7, 21 Z 15, male arab. mahalle^)
Quartier: Oo 15 Z 3, läna gr. kdxava (plur.) Kohl: K 118 Z 6.
Die Kontraktion unterbleibt dagegen in rahat vi>w>-!. Ruhe: Oo 16
Z 4 V. u., rahatsyz: Oo 16 1. Z., sabaha (Dat. von saiä): M 43
Z 10, in diesem Fall offenbar wieder, um den Dativ vom Nominativ
imterscheidbar zu lassen.
Vereinzelt findet sich jö (für jok): K 8 Z. 20, 9 Z 27, nasy
(für naayl, naat); K 12 Z 16, 14 Z 6, 74 Z 8; a&iira ist zu söra
geworden. Für uatad erscheint familiär vsta : K 23 Z 23. Einige
anatolische Dialekte behandeln das r in gleicher Weise, so sagt
man zu Konia jdtyö für jatijor : E 34, aöjUjösdn für aöjltjoraun :
ebend. , ebenso in Angora z. B. viriaifi für mrirain : E 29 Nr 6.
Über den auch im ßumelischen vorkommenden Verlust des r beim
bestimmten Artikel s. § 16.
Von dem scheinbaren Ausfall zweier Konsonanten mit folgender
Kontraktion in der 2. Person Sing. Futuri wird beim Verbum die
Rede sein. Hier sei nur darauf hingewiesen, dass ich Bildungen
wie japajän (Oo 13 Z 21) für Japajakayn, edegen (Oo 17 Z 9)
neben edegekain (Oo 16 1. Z) für Analogiebildungen zur 1. Person
halte: aus ede^etm wird edegem: K 108 Z 4 und, da man nun
wenigstens im Präteritum efttm, ettin hatte, lag es nahe die 2. Person
edegen zu bilden. — Efem: K 12 Z 19, 14 Z 5, 30 vorl. Z möchte
ich als eine einfache Kürzung von efendi zu efe mit dann erst an-
getretenem Suffix erklären, dieselbe ist also nicht nur, wie Samy-
Bey angiebt, auf ZeYbeks und andere Stämme Kleinasiens beschränkt,
sondern findet sich auch in Konstantinopel, doch ist es nach der
Bemerkung von Kiinos (K 153) zweifelhaft, ob efe zu efendi gehört.
1) Wahrmunds Schreibung ßäliiby (Prakt. Gramm. Schlüssel S 57) stellt
natürlich eine vokalharmonische Unmöglichkeit dar.
2) Vgl. den folgenden §.
712 Jacob ^ Zur Grammatik de» Ynigär-TurkUehen.
§ 4. Assimilation and Gemination.
Für das Auge stellt sich die Assimilation zunächst Tieli'aeh
als Konsonantenschwund dar^); fast ausschliesslich für sie in Be>
tracht kommen r und Z; sonst nur sporadisch regressive Assimilation
wie das allgemein ühliche ezo^i' Apotheker: K 113 Z 27 (für eyzayt\
tiisü Beräucherung : E 113 Z 26 (für tütsü)^ annaUcar Schlüssel:
K 18 Z 12, M 192 Z 2 (für anahtar), iSaUä (fär insallä): K 18
Z 17, 76 Z 1. Ausser in aslan für arslan Löwe (K 106 Z 3,
M 264 Z 29) zeigt das r noch in Inr eins das Bestrehen zu ver-
schwinden, worüber man § 16 vergleiche. Diese Erscheinung erkl3rt
sich wohl zunächst als Assimilation analog der des / im arabischen
Artikel vor Sonnenbuchstaben. Da aber das VT eine Gemination
im Sinne von arab. Jjö vermeidet, eine Eigentümlichkeit, die es
mit vielen Sprachen teilt-), so ist das r, wo es assimiliert wurde,
scheinbar verloren gegangen. Die Einbusse der Gemination erstreckt
sich auch auf arabische Wörter z. B. kasab Fleischer: M 43 1. Z,
K 15 Z 24 für ka^aai, teesüf ettim ich habe bedauert: Oo 16 Z 20
für teeaaüfy male Quartier: Oo 15 Z 3 für mahaüe. Dem gegen-
über stehen Fälle wie aarraf: K 15 Z 25, 11 386 Mitte, haUagi
II 386 Z 2 V. u., bakkah. H 386 Mitte, okka: K 15 Z 28, etttfn
und die gleich zu erörternde Assimilation des d und l an voran-
gehendes n. Doch erregen Schreibungen wie lissan: K 106 Z 17
für liaan und die unmotivirte Konsonantenhäufung in den Nasreddin-
sch wanken aus Angora') Bedenken, die Umschreibung scheint hier
eher Konsonantendehnung als Gemination anzuzeigen, jedenfalls be-
darf ihr Wesen noch genauerer Untersuchung. Der Dialekt von
Angora zeigt Neigung zur regressiven Assimilation des vokallosen r
an / z. B. baxijoUar: E 27 (für bakijorlar), tekellek Bad: E 27 (fiir
tekerlek)^ talla Acker: ebend. (für tarla).
Über die Assimilation des d der Ablativendung an unmittelbar
vorangehendes n s. § 14. In gleicher Weise zeigt l die Neigung
sich vorangehendem vokallosen n zu assimilieren. Ein bekanntes
Beispiel ist onnar: M 42 Z 12, femer erscheint bunnar: Oo 17
Z 16, 18 neben bunlar: Oo 17 Z 20, bunnara: M 43 Z 4 v. u., bun-
narr/: Oo 17 Z 15, jakynnarda (fixrjakynlarda): K 14 Z 6, annamtMk
häufig: Oo 26 Z 17, 15 Z 4/5, M 43 Z 14 für anlamak: Oo 31 Z 23,
dinnemek (für dinlemek): Oo 16 Z 5, M 191 Z 21/2, M 217 Z 10,
gtrsmner (für airaifder) sie sollen eintreten: Oo 17 Z 12, isätne-
sinner (für üHmesinler) sie sollen nicht hören: Oo 17 Z 14. Die
Neigung der osttürkischen Vulgärdialekte das ^ des Plurals einem
1) Vgl. Aug. Müller S 73.
2) Vgl. Sieren, Phonetik^ § 519.
3) B. B. gaccar für kaiar: E S 27 1. Z, goSSarax: E 28 Z 1, gappajyb:
E 28 Z 13, topparlajyb: E 29 Z 1/2.
Jacob^ Zur GrammaÜk des Vulgär-Türkischen, 713
vorhergehenden n zu -U zu assimilieren ') findet sich schon im Ana-
tolischen z. B. Konia: jalannary für jalanlan/: E 34 Z 2 v. u.
§ 5. Konsonantenwandel.
Da ich hier vielfach nur vereinzelte Erscheinungen anzumerken
habe, folge ich dem äusserlichen Anordnungsprinzip des arabischen
Alphabets.
Der Übergang des b in p, am Wortanfange ein Charakteristikum
des Lasen, findet sich sonst nur sporadisch in der bekannten Vulgär-
form paha för beha Wert, pahaly wertvoll: M 192 Z 6, pyidk
(für byiak) Messer: Oo 13 Z 3 ff, hapy für habby: Oo 28 Z 15, in
pu8 für bu8 Kuss: K 109 Z 19 vielleicht schon um das folgende
Miss Verständnis {puif) wahrscheinlicher zu machen. In dem Liede,
welches die jungen Mädchen K 119 singen, erscheint p für sonst
übliches f in potin: Z 25, pafton Phaeton: 1. Z. Das im Adher-
beiganischen und Öagataischen gewöhnliche m für b (z. B. maäinda
auf seinem Kopfe: Oo 23 Z 26 in der Rede des Persers, adherb.
^%^ 1000: JA 1886 S 15 Z 2, vgl. Vambery, Öag. Sprachst. S 15,
17) habe ich im VT nicht beobachtet.
Den Übergang von c in s kann ich aus dem Rumelischen nur
mit vaz geätim (für vaz gectim) ich habe verzichtet: K 14 Z 1,
astyk: K 22 Z 6 für ctityk belegen, der Kajserli sagt tiäj^ur (für
Jü>50 „Schnur, mit welcher die Pumphosen an den Hüften be-
festigt werden" : Oo 25 Z 12. Für osm. saämak verwirren hat
das Azeri iasmak: JA 1886 S 21 vorl. Z, ebenso das Cagataische.
Allgemein ist der Übergang von ^ zu « im Munde des Arabers
s. Einleitung.
• ward zu ö in maakara Narr : K 83 Z 3, maskaralyk Possen-
reisserei: Oo 23 Z 5, muska für nuaha Schriftstück: K 113 Z 20.
ö geht im Anlaut fremder Wörter bisweilen in t über z. B.
teati pers. j:^^ Krug: K 11 Z 14, Nk 23 S 427 Nr 1 , tef arab.
s_jj Handtrommel: K 17 Z 24, 1. Z, im Auslaut in « im Worte
Xizmet Dienst: K 102 Z 3 v. u., ;^iÄweA$» Bediensteter: M 27 Z 5 v. u.
Aus pers. servi Cypresse ist in der Vulgärsprache meist advi-)
geworden: WZKM H S 324 Z 1 , aber aervi: K 16 Z 18; pers.
birader erscheint als bäaderi K 8 Z 31, 102 Z 20; pers. murdär
„unrein, schmutzig" in der Vulgärform myndar: Oo 16 Z 9.
8 fji» ist bisweilen zu z erweicht z. B. in elmaz Diamant:
M 217 Z 3, kyzkanup (für kyskanup) indem er beneidete: M 262
1) VÄmb^ry, Cag. Sprachstadien S 16.
2) Iki selvi „die 2 Cypressen" heisst Hannibab Grab bei den um*
wohnenden Landleuten nach v. d. Goltz, Anatolische Ausflüge S 75.
714 Jacob, Zur Grammatik des Vulgär-Türkischen,
Z 12 V. u., im pers, horoz (für horos) Hahn: E 12 Z 26, zarzmxU
für sebzewdt Gemüse: K 15 Z 24, ärz Ambos: K 83 Z 22.
c erscheint als k in kalabalyk y^JxJL^: Oo 14 Z 21 , feyi&
s«ajU: M 26 Z 9 V. IL, K 119 Z 11, bisweilen auch kouga für gouga
Ü^: n S 309; c^^aÄ v3!^: M 36 Z 2 v. u. findet sich wohl
auch sonst neben cyrag ^j^^)- Vor c ist i im VT zu x g®"
geworden z. B. hd^ce Gärtchen: M 24 Z 2 y. u., ba^cuvan Gärtner:
K 15 Z 24/5, boxca Packet: M 43 Z 8 v. u. «).
Dagegen weist ö ^^^^ ^ anatolischen Dialekten und im Azert
üblichen Übergang in • nur in a^äam Abend: M 57 Z 18 neben
o
akSam: WZKM 11 S 319 auf, sonst nicht einmal in joksa: Oo 18
1. Z, 19 Z 16, 27, 20 Z 6, 24 Z 21, wofür das Schrift-Osmanisch
Jo^sa duldet; dieses im Oo nur in der Rede des Persers: Oo 24
Z 27 und des KajserH: Oo 26 1. Z, 27 Z 10. Im Adherbeigftnischen
sowohl als im Anatolischen ist ö des In- und Auslauts in x über-
gegangen. So sagt der Perser firäxi ^\± : Oo 22 Z 22, jyxy^ J^
geh fort : Oo 23 Z 3 , der Kajserli baxyor sie schaut , taxyor sie
bindet: Oo 25 Z 11, 12, artux ^^^ artox für artyk schliesslich-.,
Oo 26 Z 11/12; ebenso verhalten sich die Brussa-Ajdin-Lieder z. B.
cyxty'm''' Nk 22 Z 126, die Sprüchwörter aus Brussa z. B. a;|f^^
Verstand : Nr 95 , die Sprachproben aus Konia und Angora und
schliesslich das Lasen -Türkisch, wie man aus den Liedern und dem
Karagöz ersieht z. B. iyxmazsa: Nk 22 S 282, fmdu/i K 113
Z 14/15, während der Läse des Oo sich nach dieser Richtung dem
Rumelischen anpasst. Dass übrigens Schwankungen vorkommen,
ersieht man z. B. aus den Angora-Texten E 27 vorl. Zeile Öxöz (für
kl. 'öküz) 1. Z ököz. — Im Wortanfang wird in den anatolischen
Dialekten, zu denen das Lasen -Türkisch nicht mehr zu zählen ist,
k zu g vgl. in der Rede des Kajserli gadar : Oo 26 Z 12, gafa
Hinterkopf: Brussa- Sprüchwörter Nr 95, gary Weib: ebend. Nr 126;
dieselbe Erscheinung ist für den Kastamuni-Dialekt belegt bei Thury
S 12 z. B. gapu Tor, vgl. femer aus dem Konia-Dialekt ^o^y Tor:
E 34 Z 14 V. u. , gerre „mal" : ebend. Das Adherbeig&msche da-
gegen behält im Anlaut k meist bei, Fett '-A.il Aljondz&de schreibt
^y 3) 40: JA 1886 S 15 Z 2, der Pei-ser des Oo sagt köpex Hund:
Oo 23 Z 3, 7, der Kajserli aber gopex : Oo 25 Z 25 ; die Form x^
1) Andrerseits erscheint für yshara Rost ysgara: K 16 Z 6, 82 Z 6 ▼. u.
2) Vgl. aus dem klass. Osmanisch ^^^^!;^^b neben if^JHhJ^,,
3) Vdmbärys Schreibang hirk in seinen adherbeig&nischen Sprachproben
(Türkenvolk S 590) contrastiert merkwürdig mit seiner Angabe (ebend. S 586) :
„So z. B. klingt das k der Osmanen im Munde der Azerbaidschaner durch-
weg wie cÄ".
Jacob ^ Zur Grammatik des Vulgär- lUrkisehetf. 715
^Lä: Oo 23 Z 19 ist vielleicht karrikierende Übertreibung. Man
ersieht aus dem Gesagten, dass es bedenklich ist, wenn VAmböry^)
Ähnlichkeit der Jürüken mit den ^dherbeigänem in dialektischer
Beziehung aus dem , Gebrauch der harten Gutturale cÄ, k dort,
wo der Osmane nur k und g spricht" konstruiert. Ich vermute, dass
es heissen soll: Gebrauch von ch und g, wo der Rumele nur k
spricht, denn das sind anatolische Eigentümlichkeiten. — Schon
das Beispiel adherb. köpe^ kajs. gope]( zeigt, dass das harte-Gaumen-ft
der Analogie von weichem-Gaumen-A; folgt; vgl. femer kajs. für;^«:
Oo 26 Z 4, müägülümüzü^ : Oo 26 Z 6. — Allgemein ist die be-
kannte Aussprache liangy für kiÄ welcher, homy für J^Lä wo?:
K 101 Z 18.
L ist in n übergegangen in amstle (für arab. silsile): K 9
Z 18, 11 Z 31, 18 Z 2.
N ward in einigen FäUen zu m; auch sonst kommt neben
donuz Schwein domuz vor; in komdu Nachbar: M 255 Z 6 v. u. ;
WZKM IV S 38 scheint m für fl allgemein gesprochen zu werden;
aferim sehr häufig für pers. 1^3! bravo! z. B. Oo 24 Z 19; muska
Amulet: K 113 Z 20 ist arab. nuaha-, pers. nerdubän hat (s. § 1)
die Form merdüven angenommen.^ Andrerseits erscheint wieder
äimdi in der Form itndi z. B. K 118 mehrfach.
J verhärtet sich zu g bisweilen in gene tJui Oo 11 Z 6 v. u.,
17 Z 20, 21 Z 4, 6. Für eflenmek „spotten" sagt der Perser und
Armenier eglenmek: K 115 Z 3, 23 Z 2 v. u.
Es bleibt noch übrig ein wichtiges Lautgesetz des VT zu er-
wähnen, das vor antretenden Affixen in Kraft tritt, welches zuerst
Dr. E. Littmann nach den von mir in der Vorlesung gegebenen
Beispielen formulierte: Eine stimmhaft ajilautende Silbe folgt nur
auf stimmhaften Stamm- Auslaut, eine stimmlos anlautende nur auf
stimmlosen. Dieses Gesetz ist dem klassischen Osmanisch der Ortho-
graphie nach unbekannt. Für sämtliche im klassischen Osmanisch
mit d anlautenden Enklitika, Deklinations- (Kommorativ-, Ablativ-),
Konjugations- (Präteritum-, Kausativ-) Endungen hat demnach das
Vulgärtürkische mit t anlautende Nebenformen. Diese treten ein
nach allen stimmlosen Schlusskonsonanten, also nach k, t, p, f, «, i, c
z. B. jatakta auf dem Lager: M 39 Z 1, jok-twr: Oo 10 Z 1, rafta
auf dem Wandbrett: M 39 Z 1, haatTß ihr gedrückt sein: Oo 12 Z 1,
hus'ta: M 24 Z 11, d'&Mi^te auf dem Bückwege: M 36 Z 3, 256 Z 4,
geiti: Oo 10 Z 22. So erklärt sich auch die Aussprache jastyk für
ouJuöLj Kissen : K 1 1 1. Z. D erscheint also , da man die Ver-
bindungen bd^ gd, dd, wie wir in dem überhaupt hier zu ver-
gleichenden § 14 sehen werden, vermeidet, nach z, j\ v, den Halb-
1) Türkenvolk 8 605.
2) In der Rede des Pesekjar Citat.
716 Jacob f Zur Grammatik des Vulgär- JUrkischen.
vokalen Z, m, ti, r und Vokalen z. B. jazdyk: K 118, evde: Oo 26
Z 18. Ausnahmen habe ich nur in der Poesie gefunden und zwar
nur nach der einen Seite, der Wahrung des alten Stimmtons nach
stimmlosen Lauten: tasda: Nk 28 S 427 Nr 2, kasda: ebend., el-
masdan: WZKM 11 S 323 Z 10, Ävoatosda im August: ebend.
S 324 Z 5. Diese Ausnahmen stellen sich demnach als Klassicismen
oder Archaismen dar. Die Karamanli - Orthographie folgt dem
klassischen Brauch, sie kennt also nur cZ-AfQxe z. B. IdiTTixxii
KT Ev. Joh. 19, 13, Dass [^\X:^ güti laute, vermerkt übrigens
nebst der analogen Erscheinung beim Kausativ bereits Aug. Müller
§ 22, 4, § 63 Anm.ai).
§ 6. Metathesis.
Zu der Metathesis, welche in äaular vorliegt, wie der Kajserli
Oo 25 Z 12 für salvar Pumphose sagt, möchte ich devrend für
derbend vergleichen, welches Kannenberg, Kleinasiens Naturschätze
S 7 als anatolisch anführt. Zahlreiche Parallelen bietet Thury S 15
aus dem Kastamuni-Dialekt z. B. devrüs für derma , aorfa Tisch
für sofra: ^14:Z 10. Vgl. auch adherb.y^l: JA 1886 S 21 für
osm. *JLj! und sogar Schrift-Osmanisch ^j« »Jb neben Vjiyh Futtei'sack.
Oölmek für gmnlek Hemd: K 33 Z 24, nalet für la'net Fluch:
K 115 Z 21.
§ 7. Entstehung neuer Konsonanten.
Das Türkische weist einen Lautzuwachs auf, den man auf
germanischem Gebiet im Altnordischen beobachten kann, den Über-
gang von k zu Jg\ g zu gj. Derselbe ist bedingt durch die Natur
des folgenden YokaJs; er zeigt sich wie auch in der klassischen
Sprache regelmässig vor ursprünglich langem a ^, also in arabischen
und persischen Fremdwörtern z. B. xiatv wie das Karamanly für
,.^jL5" schreibt. In echt türkischen Worten kommt er im Stambuler
Vulgärdialekt nicht vor; Künos schreibt höpek Hund: Oo 18 Z 20,
19 Z 2 V. u. , nicht Tg'öpek^ aber meakjen Aufenthalt: K 16 Z 16.
Mir scheint der Laut kj einer Beeinflussung der Aussprache durch
die gelehrte Orthographie seine Entstehung zu verdanken ; man hielt
nämlich in Lehnwörtern das arabische und persische Buchstabenbild
fest, schrieb also z. B. »Lf , obwohl die türkische Orthographie nur
die Verbindung Li kannte ; um nun aber das Gesetz, dass u3 niemals
vor a (wohl aber vor i) stehen dürfe, nicht zu beugen, modifizierte
1) Vereinzelt findet man bei Aug. Müller Vnlgarismen ins klassische TQrkisch
eingesetzt, was sich vielleicht aus der Art der Mitwirkung von Dr. Gies er-
klärt, s. z. B. S 114: sJLo ,,80nra, sora", wozu man § 3 vergleiche.
2) Vor ursprünglich kurzem z. B. in kjab
Jacob, Zur Grammatik des Vidgär- Türkischen, 717
man die Aassprache dahin, dass man vor a ein i einschob. Eine
ähnliche Modifikation liegt in der klassisch türkischen Aussprache
hyjafet c^csLä fär arab. qijdfa vor, wofür Künos allerdings kijafet
hat : Oo 19 Z 22, Z 2 v. u. Analog dem Laute kj erscheint g/, z. B. in
gjufa L Js' : Oo 22 1. Z. Vermutlich schöpfte das Schulmeister-
system aus der Aussprache turkisirter Armenier, für den Armenier
des Schattenspiels sind die Laute fo' und gj charakteristisch, er
sagt gjoz Auge *) , Jefopek Hund , gjoldem (für geldim) , Karjagoz
(wohl för Karagjoz) etc., selbst in der Aussprache des Deutschen
durch Armenier lässt sich diese Neigung beobachten, worauf mich
Dr. E. Littmann aufmerksam machte. Für hylyg Schwert findet
sich kylipiij: M. 36 mehrf. Imbrendim für imrmdtm: K 34 Z 15.
Der VokalismuB.
§ 8. Vokalharmonie.
Die bekannten Gesetze des bi5^i, gegen die man in Kon-
stantinopel vielfach Verstössen hört, werden in den Texten von
Künos im aligemeinen sorgfältig beobachtet. Sogar die Gerundium-
endung 'tnge, nach Aug. Müller § 80 3b ,ohne Vokalharmonie'*,
folgt derselben, wie übrigens auch Youssoufs Grammaire § 491
lehrt vgl. göriinge: M 26 Z 4 v. u., varyn^a: M 28 Z 12 v. u.,
ölüngeje kadar bis zum Tode: M 156 Z 5, tatynga als er gekostet
hatte : KT Job. Ev. 2, 9. Desgleichen folgt die verkürzte Postposition
iU in der Kegel der Vokalharmonie z. B. taüylykla mit Liebens-
würdigkeit: Oo 19 Z 5, raÄa^Za: M 36 1. Z, paralarla: M 35 Z 142),
aber im Karamanly novkovvfidyke: KT Job. Ev. 2, 6 , auch K 15
Z 23 : Ba^efvatle. In KT folgt dagegen das Präsens-^* der Vokal-
harmonie z. B. Ivavj^yiOQGovv du glaubst jetzt: Job. Ev. 1, 50. Im
VT dagegen ist dieses i, das hier auch meist*) bei vokalischem
Stamm -Auslaut ei^scheint und den auslautenden Vokal verdrängt,
unveränderlich vgl, bulamijormusun kannst du nicht finden: M 191
Z 17, aamjorumi K 10 Z 22/3. Dem zweiten Gesetz der Vokal-
harmonie wird das Nominal -SufBx -^y nicht unterworfen: odungy
(statt oduncju): M 36 Z 12, kapuffy ba§y\ M 36 Z 7/8, auch steht
sarguclyga (nicht sorgucluga): K 108 Z 9, jorgtmlyk: K 74 Z 5.
Im einzelnen ist zu erwähnen, dass gegen das Haupt-Gesetz
der Vokalharmonie vorkommt: ajde monatlich: K 14 Z 2 v. u.,
17 Z 2 V. 0., omsunde: K 22 Z 10, mezar^i Totengräber: K 22
1) Kdnos K 148 liegt offenbar ein Versehen vor, da gozmo (K 23 Z 26)
nicht = göz Auge, sondern = kazma Hacke ist vgl. gazma: K 24 Z 1.
2) Aug. Müllers Gramm. § 29 Anm. a vertritt demnach einen undurch-
führbaren Standpunkt, wenn sie als Kriterium zwischen Postposition und Kasus-
endung das Verhfiltnis zur Vokalharmonle angesehen wissen will.
3) Ausnahme: ütejor K 14 Z 6, II 386 mehrf., aber ütijorsun: K 22 Z 9»
718 Jacob, Zur Grammatik des Vulgär-Ttirkischen.
Z 13, sakalden: K 24 Z 24 (überall 2 Konsonanten vor dem nicht
beeinflussten Vokal), eza^t Apotheker: K 113 Z 27, inriiarB am
Anfang: KT Job. Ev. 1, i, 2, ßövitjovii Dativ von «3^^: KT Job.
Ev. 1, 3. Als dem 2. Gesetz nicbt immer unterworfen erwähnt
schon Aug. Müller § 20 Anm. a kapujy : M 28 Z 15, 42 Z 8 v. u..
43 Z 3, K 107 mehrf.; kapusyny : M 53 Z 4; zu M 39 Z 14 ver-
bessert das Druckfehlerverzeichnis kapuju für kapyji\ die Korrektnr
ist mir zweifelhaft, obwohl kapuju Oo 16 Z 8 v. u. erscheint; yjji
hat eben die Nebenform -wJs^), obige Bildungen erklären sich daher
wohl als Kontamination.
Auch bei arabischen Worten wird die Vokalharmonie selten
vernachlässigt, Beispiele dafür elfazi: K 7 Z 7, lüzumy: M 26 Z 17,
usulyny: K 22 Z 18. Sie dringt vielmehr häufig auch in arabische
Stämme ein. So hörte Kiinos haUyyk nicht kalaji/c für arab.
kaläiq Sklaven: M 154 Z 22, 25. Nach Youssoufs Dictionnaire
portatif S 206 soll man unterscheiden zwischen halajik Sklaven
(plur.) und hahyyk Sklavin (sing.). Dazu stinamt aber das Material
bei Künos nicht, denn M 154 Z 22 ist von Sklaven die Bede.
halajyk Sklavin: M 265 Z 9. Schon im Neuarabischen hat dt*r
Wegfall des Tenwln häufig einen Hilfs vokal zwischen dem 2. und
3. Radikal erzeugt. Im Türkischen tritt ein solcher fast immer
ein, sobald der letzte Konsonant ein Halbvokal (^ ?w, «, r) oder
Zischlaut («, z) ist, da es türkische Wörter mit derartiger Kon-
sonantenhäufung nicht giebt. Dieser Hilfis vokal nun folgt der Vokal -
harmonie z. B. asyl Jfioi: M 145 Z 14, akyl Jjix:: M 27 Z 21, isim
Name: K 11 Z 13, resim Puppe: M 145 Z 8, izin Erlaubnis: M 37
Z 19, '&inür Leben: M 36 1. Z, Oo 21 Z 21, sukür Dank: Oo 19
Z 20, hapysta im Gefängnis: M 287 Z 4 v. u. Allerdings darf nicht
unerwähnt bleiben, dass in allen diesen Beispielen im Text den ge-
nannten Wörtern ein Konsonant folgt; K 16 Z 28 dagegen haben
wir jj'ömr^^ bei folgendem Vokal in der Phrase: mezidi Ömr olun.
Andrerseits erscheint sehr häufig vakü Zeit: M 28 Z 4, 36 Z 13 v. u.,
Oo 16 Z 2 V. u., 22 Z 3, 30 Z 22, ebend. vakitsiz, weil hier der
Vokal wohl schon im Arabischen aufgekommen ist-), doch hat auch
hier bisweilen die Vokalharmonie gewirkt vgl. vakyt: K 9 Z Sff,
17 Z 4, vakytly-vakytsyz: K 121 Z 20. Der arabische Friedensgruss
lautet M 42 Z 18 selamyn^ alejküm; Oo 12 Z 6 aber aelamin
alejküm, K27Z26, 29Z8 aelamin alejkum ohne Vokalharmonie.
Auch yümbiis: M 35 Z 17 für pers. ^umöis, dann ^ümbis
erklärt sich aus dem 2. Gesetz der Vokalharmonie. Sogar das t
der pei-sischen Izafet folgt bisweilen dem ersten z. B. haspyhal:
1) Man hört in Konstantinopel auch ac kapp öffne die Thfir.
2) Vgl. Hartmann, Metrum und Kfaythmos S. 8.
3) Das Natürlichste wäre zunächst selamün.
Jacob f Zur Grammatik des Vulgär-TürkUchen, 719
K 102 Z 4, in der Regel allerdings nicht vgl. K 7. Auf die persische
Deminutivendung -ce wird dagegen die Vokalharmonie nicht aus-
gedehnt: vgl. bayoe Gärtchen: M 24 Z 2 v. u. mit türk. bo^ca Paket:
M 43 Z 8 V. u.
Beim Demonstrativum § 15 , beim Vorschlagsvokal g 9 und
bei mit i anlautenden Postpositionen werden wir eine Vokalharmonie
nach vorne kennen lernen. Dass eine solche in Fällen wie paraalle :
M 35 Z 18 , karyaile: ebend. Z 26, jarysile: ebend. Z 19 vor der
Kontraktion eingetreten ist, bei welcher sonst der erste Vokal {y)
den Ausschlag gegeben hätte (vgl. § 11), beweist anin-icün: K 11
Z 4 V. u., 31 Z 22, Z 6 v. u.
In Kleinasien ist die Vokalharmonie teilweise arg im Verfall.
Der Läse sagt : aen Jazu(ft-mi-aun bist du ein öffentlicher Schreiber :
K 113Z 9, der Kajserli: latejeyuyumu biliraiü du weisst schon,
was ich will: Oo 26 Z 30, der Adherbeiganer derunimin für de-
runumun meines Innern: Oo 22 Z 24, olrmsam: Oo 23 Z 15.
§. 9. Vokalzuwachs und -Schwund.
Von dem Hilfsvokal, welchen Konsonantenhäufung im Auslaut
erzeugt, ist bereits im vorigen § das Nötige beigebracht. Er er-
scheint bei Künos nicht im Worte na^l: Oo 10 Z 12, Z 6 v. u.,
14 Z 7. — Andrerseits ist Konsonantenhäufung im Anlaut dem
Türken lange nicht so unbequem wie dem Araber, aus ist^ voilä
ist im VT sogar meist sie geworden: M154Z2, Ool8Z15,
19 Z 3; Ute: Oo 18 Z 5 v. u. R am Wortanfange von Fremd-
wörtern schlägt gerne ein u beziehungsw. ü vor z. B. Urum *» :
n 349 Z 3 V. u. Diese Erscheinung hat weite Verbreitung, noch
im Kasaner Tatarisch heisst der Russe Urya, Bisweilen unter-
drückt dieser neu entstandene Vokal den der folgenden Silbe, so
erscheint urba für uruba ital. roba Kleid : M 23 Z 9 v. u. und in
den Liedern aus Brussa-Ajdin Nr. 2 Vers 1 ürzügjar für rvzigjar
Wind: Nk22 S. 122.
Beim Antritt einer vokalisch anlautenden Endung verschwindet
beim Nomen gerne der letzte Vokal des Stammes vor Halbvokalen :
bumuna (von bururC) auf ihre Nase: M155 1. Z, bojnunu (von
bojun) deinen Hals: M 42 Z 12 v. u., gönlünü (von gönüt): K 20
Z 7, Jcqfnundan (von kqj'un): M 24 Z 7. Dass die Wortlänge die
Synkope begünstigt, zeigt ojnunu sein Spiel: K 104 Z 5 Acc- von
aj'unu: selbst das arab. {jorije bildet den Dat. ^arjeje-. Oo 15 Z 10.
Überhaupt zeigt, sich vielfach das Bestreben den letzten Vokal des
Stammes, wenn das Wort wächst, zu imterdrücken. In den mit
,1 zusammengesetzten Bildungen, die durch Commorativ- oder
Ablativ-Endung zu Partikeln werden, ist die Unterdrückung des
Substantiwokals beliebt, z. B. burda: M 25 Z 14 neben burada:
M 25 Z 8, nerde für rierede: M 26 Z 8, in einem Liede II S 385/6
720 - Jacob, Zw Grammatik des Vulgär-Türküehen.
beide Formen in einem Verse: ^Ki/z nerde ain nerede?'^, hirdcaz :
Oo 16 Z 7, 8, nerdm: Oo 16 Z 7, ardan: M 153 1. Z., Oo 16 Z 11,
burdan: Oo 24 Z 28, aber auch iura<2an: M 26 Z 2, nereden:
Oo 23 Z 13. Vgl. femer jcdnyz allein: Oo 14 Z 24 für jalj/nySj
epejge ganz passabel: M 26 Z 12 v. u., dagegen eftge: M 24 Z 2,
%rwn für bujurun: M 264 Z 8, K 18 Z 20, 21.
Elision eines Vokals vor einem andern liegt vor in ne gÖrült*
edyorsunuz was für einen Lärm macht ihr: K 17 Z 10.
§ 10. Vokalwandel.
Der Vokalismus des VT weist gegenüber der klassbchen
Tradition nur einige ziemlich unwesentliche Nuancen auf, die sich
nicht in allgemeine Gesetze fassen lassen. So erscheint nye wamm :
Oo 11 Z 24, 25 für das uns geläufige neje mit Färbung des ersten
e unter dem Einflüsse des folgenden j. In ähnlicher Weise dürfte
in akubba (für ahibba): K 7 Z 12, 14 Z 5 der Vokal durch das
folgende b beeinflusst sein. Da es mehr Zufall ist, dass sich z. B.
kondura: Oo 11 Z 2 in unsem Lexicis gerade in Formen wie
kuntura, kundura, kundra findet, gehe ich auf derartiges nicht
weiter ein. Erwähnt mag noch werden das in den Wörterbüchern
nicht verzeichnete bilat Billet: Oo 9, 10 mehrf., büatqy Billeteur:
ebend., während Heintze (Türk. Sprachführer 1. Aufl.) biUet^i angiebt
Die Dialekte zeigen natürlich starke Abweichungen im Vokalis-
mus. Für kl. dolandyryqy „Spitzbube, Gauner* sagt der Perser
tolandiri§i\ Oo 23 Z 20, der Kajserli dolanduru^ui Oo 26 Z 9/10.
Für kl. azagyk ein klein wenig: K 80 Z 12 sagt der Perser az(ßk:
Oo 24 Z 5, der KajserU : izigtx : Oo 26 Z 22 und ü^x • Oo 26 Z 26.
Der Cäsarea- Dialekt verwandelt sonst y (auch *) der Endung meist
in tt, vgl. z. B. aldum für aldym: Oo 26 Z 11, arto^ und arhtx
für artyk: Oo 26 Z 11, 12 etc., deftd für defä: Oo 26 mehrf.
Darin berührt er sich, wie oben erwähnt, mit dem Kastamuni- und
Lasen -Türkisch , der Dialekt von Brussa hingegen zeigt diese Er-
scheinung noch nicht. Der Konia- und Angora-Dialekt begünstigt
den o-Laut auf Kosten des w, ersterer hat z. B. bcrada : E 34 für
burada^ dieses dagegen im Angora-Dialekt: E 27, angorisch ofctgyx
für klass. ufa^yk winzig: E 27. In Konia sagt man jo^-tor für
jok-tar klass. jok-dur : E 34 Z 3 v. u. , in Angora ak^ für cJup
kl. alyp^),
§ 11. Vokallänge.
Da das Türkische ausgesprochene Längen nicht liebt, ausser
wo im VT Kontraktion oder Ersatzdehnung eintrat, kürzt es die
1) Als Endung des Oerundiums kennt dae VT fast ansschliessllch >fip
und 'üpt z. B. sykylup: M 265 Z 9, j^jüp: M 26 Z 2 v. n.; Knsserat selten sind
-yb und -ibt z. B. ajartyp: K 121 Z 21. Die klassische Orthographie schreibt
bekanntlich immer ^k, auch für -yb und -ib.
Jacob f Zur Grammatik des Vulgär-Türkischen. 721
arabischen Längen d, i, ü zu a, t^ u, während es arab. u in der
Regel in ü differenziert, z. B. ßövt^ovri KT Job. Ev. I 3 wüyvde.
Gegen diese Regel erscheint ü für arab. ü in malüm ftJdot: Oo 14
Z 3, 15 Z 22, 19 Z 3, K 16 Z 2 V. u., daneben aber auch malum:
Oo 9 Z 17, 18. Für arab. illa „ausser" erscheint iOe: M 52 Z 12.
Wo der Ausfall eines Konsonanten nach § 3 den Zusammen-
stoss zweier Vokale zur Folge hat, kann, wie wir oben gesehen
haben, Kontraktion eintreten. Hier ist noch des Kontraktionsvokals
zu gedenken, welcher bei der Verschmelzung verschiedener
Vokale entsteht, denn dass a -}- a ä, i + ii, y-{-yy ergeben, ist
selbstverständlich. Bei verschiedenen Vokalen bestimmt der erste
den Kontraktionsvokal, aus et + y wird also d, aus 6 -f « ^, z. B.
ä'z aus agyz Mund : M 27 Z 5 dälup für dagylyp : M 300 Z 6 v. u.,
bula^äm: M 26 Z 8, tuta^am: M 55 Z 14, kala^äz: M 27 Z 6
V. u., japa^äz: Oo 10 Z 12; gide^eni (aus gidegeim): M 255 Z 8,
s'öjlejeyem ich werde sprechen: Oo 16 Z 3 v. u. Ausnahmen, bei
denen also der zweite Vokal den Ausschlag gegeben hat, sind pekl
(für pek efi), täf (für tohaf): K 17 Z 24, 1. Z., Väz (für bogaz):
K 9 Z 22ff., mälebegi (für muhailebe^i): K 17 Z 30, mämele
(arab. mu^dmala): K 20 Z 8 ; annatamigäm : K 10 Z 4 v. u. steht
für anlatama'ijayaym „ich werde nicht erklären können*, im VT
schlagen nämlich die Konjugationsendungen, welche im klassischen
Türkisch nach Vokalen mit / anlauten , in diesem Falle ein i vor,
welches sonst den auslautenden Vokal verdrängt^), hier hat aber
nicht Verdrängung, sondern Kontraktion stattgefunden, bei welcher
sich das % als der stärkere Teil erwies. Vgl. japmigak: K 81 Z 3 v. u.
Die Abneigung der Sprache gegen lange Vokale zeigt sich in
einigen Versuchen die durch Kontraktion oder Ersatzdehnung ent-
standene Länge wieder auf eine Kürze zu reduzieren, z. B. aSada:
K 24 1. Z. , baraaklarym meine Eingeweide , Gedärme (für bagyr-
saklarym): K 8 Z 26, 9 Z 3, böriilje t^.yfy^ Schminkbohne
Phaseolus: K 108 Z 2, k^'ad Papier: K 113 Z 25, Kiathane für
Kjagidhäne „Papierfabrik", bekannte örtlichkeit bei Konstantinopel,
/?c*/sehr wohl: Oo 15 Z 6, 30 Z 2 v. u., K 104 Z 26, 109 Z 7
erscheint neben peki\ M 153 Z 4 v. u., Oo 21 Z 3 v. u., 22 Z 5;
kysrany: K 120 Z 4 v. u. und Sandy ny: K 120 Z 3 v. u. sind
wohl eher als Synkope zu erklären. Vgl. noch ba'^Uimak: K 121
Z 26, 28 für bagyilamak.
Die Ersatzdehnung ist unterblieben in ala ^^\ vortrefflich:
K 17 Z 3, 18 Z 18, 20 Z 3, sahi (arab. saMh): M 28 Z 6 v. u.,
301 Z 8, Oo 11 Z 28, hemseri (pers. hemiehri) Mitbürger: Oo 26
Z 4 V. u. , dömek schlagen für döj'mek oder döümek, man sagt
sogar dÖUäüp: K 102 Z 9, eatafruliä äUI JJCkm,] ich bitte Allah um
1) Z. B. dijen Part. Praes. von demek: K 112 Z 3, anHjagäm K 106 Z C.
Bd. LH. • 47
722 Jacob, Zw Grammatik des ViUgär-Türkischen.
Verzeihung: Oo 20 Z 3, K 19 Z 1, 30 vorL Z (zugleich mit Unter-
drückung des i) und in dem oben erwähnten olan und (sogar mit
Trübung des o in u) lUan für ölan, wofür einmal Oo 34 Z 3 sog&r
elan erscheint. Der Grieche sagt einmal aora für söra: K 118
Z 10, Karagöz in besonderer Erregung^b: K 22 Z 16 für jo (=jok).
Bei dieser Gelegenheit mag auch das plebejische cy'ol (für aj oul
,0 Sohn*') erwähnt werden: Oo 10 Z 2, 24 Z 14, 29 Z 8, 30 Z 11,
vgl. K 154.
§ 12. Diphthonge.
Bekanntlich pflegen die Türken in arabischen Lehnwörtern mit
Diphthongen den zweiten Vokal dieser in den entsprechenden Kon-
sonanten überzuführen, was für direkten Bezug derartigen Sprach-
guts aus dem Arabischen ohne persisches Medium spricht z. B. wefk
ärab. v^jj: M 35 Z 20, i^' Sache: Oo 11 Z 13, m^dan Bühne:
Oo 15 Z 9. Wenn das konsonantisch gewordene u oder i einen
Halbvokal oder Zischlaut hinter sich hat, tritt nach § 9 der Hülfe-
vokal ein, z. B. havuz arab. (jo^ Zisterne: M 26 Z 4 v. u., geviz
\y>. I^uss: WZKM IV S 37 , aber auch sonst z. B. ajt/b w«-as:
Oo 11 Z 4, 12 Z 8, 20. Ob der erste Bestandteil des Diphthongs
€ oder a wird, hängt analog der sonstigen Praxis von der Natur
des Konsonanten ab, e ist häufiger, und c bewirken, wie obige
Beispiele zeigen, den a-Laut. Vereinzelt finden sich Fälle, in denen
der zweite Bestandteil des Diphthongs vokalisch bleibt, z. B. zeäk:
K 7 Z 13, 82 Z 19, wo die Pxmkte über dem u als Trema zu ver-
stehen sind.
Ai ist in e übergegangen in memenet: Oo 30 Z 16, 28 Z 28 *),
in c im Worte geh v^^^^^^:?- : M 36 Z 2, Oo 12 Z 22. Mir scheint das^
da an monophthongisierende arabische Dialekte (Südsyrien, Ägypten)
hoff'entlich Niemand denken wird, auf Entlehnung durch persisches
Medium hinzuweisen. Die nach dem Vorhergehenden sehr wohl
mögliche Entwickelung von ef zu e zu e innerhalb des Türkischen
würde sich hier zu sporadisch und willkürlich in ihrer Auswahl
zeigen, um wahrscheinlich zu sein.
§ 13. Betonung.
Die Ton Verhältnisse , über welche unsere Grammatiken zum
Teil recht irreführende Angaben enthalten, giebt das griechische
Accentuationssystem im Karamanly, wenn auch unvollkommen,
wieder, denn da jedes Wort in KT höchstens einen Accent auf-
weist, können wir annehmen, dass nur der Hauptton markiert ist
1) An dieser Stelle in der Rede des Lasen, an ersterer aber in der
Kavnklus.
Jacob j Zur GrammaUk des Vulgär-Türkischen, 723
Dieser raht meist auf der Endsilbe, doch kommt es Tor, dass er
sich bis auf die 5 und 6 letzte Silbe zurückzieht (Enklitika mit-
gerechnet), vgl. ibtidade: KT Joh. Ev. 1, i, n&rede dir: Joh. Ev.
7, 11, 6hnajayaksifn\ Luk. 1, «o, kahÜ ^tmeje^ekler-diri Apostel-
gesch. 22, 16.
Tonlose Enklitika sind die Partikeln mi^ ki und die meisten
Formen der Kopula, z. B. im: Lukas 24,89, 1. Petr. 5, i, sin, dir,
iditn, idi, nicht dagegen iaS, vi „und*'. Die Postposition iU hat
meist selbständigen Accent '), das gleichbedeutende -le aber ist ton-
los. Hierhin gehört ferner ge^Slgin während der Nacht: Joh. Ev.
8,2, sabdhlajyn: Mark. 11, 20. Mehrere Enklitika können akzent-
los einander folgen, z. B. bilmiz mi idimz wusstet ihr nicht:
Luk. 2,49.
Sonst erleidet das Grundgesetz, dass der Ton die Ultima bevor-
zugt, hauptsächlich folgende Ausnahmen. Li arabischen Substantiven
geht der Ton vom Stamm nicht auf die Feminin -Endung -e oder
-a, wohl aber auf -et oder -o/, z. B. yümlesi: Luk. 14, is, hyzmSt :
Luk. 16,29, hakikcU: Luk. 20, 21 (aber hdkOcaten: Joh. Ev. 1,4?).
Natürlich kann auch das Tenwln keinen Ton vertragen, z. B. taJerfben:
Luk. 2,37, sahihen: Mark. 11,32.
Die Tempora des Verbums behalten im Allgemeinen den Ton
auf der Endsilbe der 3. Pers. Sing, auch in den andern Personen,
nur im Plural der 3. Person zieht die Endung -Idr, -iSr den Ton
auf sich, z. B. olmaly dyr: Apostelg. 17, is, edSrim: Luk. 14, is,
olunagdkayn : Joh. Ev. 1, 42, aber etdiUr: Joh. Ev. 2, 11. Die Regel
bezieht sich nicht auf die Modi , vgl. Luk. 4, 6 : verytm ich will
geben, aber vertrim ich gebe, ferner: vuralym my sollen wir
schlagen : Luk. 22, 49. Das Präsens hat im Karamanly abweichend
vom sonstigen Usus den Accent auf dem der Endung -jor voran-
gehenden Vokal, z. B. edfjor: Luk. 15,2, tamgorsun-, Joh. Ev. 1,48,
tnanyjoraun : Joh. Ev. 1, 00, ardjor tdiniz : Luk. 2, 49, olunüjor idi:
Apostelg. 5, 12. Der Imperativ behält den Ton auf der Stamm-
silbe, z. B. bdkynyz seht: Luk. 24, 39, Joh. Ev. 1, 39, Sdiniz:
Matth. 7, 7. Die auf -in()e etc. ausgehenden Gerundia sind Paroxy-
tona, z. B. tatymja als er gekostet hatte : Joh. Ev. 2, 9.
Ausnahmegesetze gelten für die negativen Formen. Das
Negativinfix -me, -ma verlangt den Ton auf der vorhergehenden
Silbe; Joh. Ev. 1,3: geldl er kam, neben gSlmedi er kam nicht,
olünmqjdaynyz'. Matth. 7, 1, etmyiniz: ebend. Nur der negative
Aorist folgt wiederum der Hauptregel, z. B. siylemSm: Mark. 11, 33,
bümSz: Römer 6, le, etmezlSr idi: Apostelg. 17, 21, aber gÖrimezi
Apostelg. 22, 11; denn die Unmöglichkeitsform wird immer auf
dem für sie charakteristischen e bez. a betont, z. B. edhnezi
Job. Ev. 3, 2.
Das Pronomen Jidngy was für ein : Matth, 7, 9 hat den Ton
1) Ausnahmen: Joh. Ev. 2,8: demesfile, Apostelg. 14,26: tariktile,
47»
724 Jacobe Zur Grammatik des Vulgär^ Törkigehen,
auf der ersten Silbe, ferner zieht die Fragepartikel nS den Ton
an, z. B. niciin weswegen: Luk. 2, 48, 49 (aber üun), nnsjtfl:
Matth. 7, 4, nireden: Job. Ev. 1, 48. Proparoxytona sind tSriidai
Apost. 14, 28, dradan: Apost. 14, 26, büretdan: Job. Ev. 18, 3«, ob-
wohl ja sonst Kommorativ- und Ablativ-Endung den Ton auf sich
ziebn ; docb sagt man fbtidaden : Job. Ep. 1. 1, i, (btidadei Job. ^E^v. 1, i.
Sebr viele zweisilbige Partikeln und Adverbia sind Paroxytona,
z. B. h:v€t ja: Mattb. 5, 37, bizzat selbst: Luk. 24, S9, Sger w^enn:
Mark. 11, 26, sAra: Luk. 24, S9, Ubux Job. Ev. 1, 7, imdi: Rom. 6, 1?,
Simdi: Job. Ev. 2,8, hSnuz: Apost. 18, 2, sonra: Job. Ev. 2, is, drtyh:
Luk. \Q^2, jöksax Luk. 20,22, fdkat jüb aber: Mattb. 5, 3», Idkin:
Apost. 5,1, h^ariy ddki^ ßne, dmma etc., aber tät^: Job. Ev. 1,47,
gibf: Jac. 5, 3, gerii Apostelg. 14, 21, icun etc.
Zur Formenlehre.
§ 14. Deklination und Nominalderivate.
Daraus, dass die arab. gebrochenen Plurale eigentlich Kollektiva
sind und einer eigentlichen Pluralendung entbehren, erklärt sich die
Erscheinung, dass viele von ihnen im Türkischen der Bedeutung
nach wieder Singulare geworden sind, so fukara: M 255 Z 1, das
dann auch wieder die türkische Pluralendung annimmt: fukarcJan
M 36 Z 1'). Also: peki evladgym sehr wohl, mein Söbnchen:
M 801 Z 4. Die meisten dieser Plurale findet man in Youssoufs
Grammaire complHe S. 35 aufgeführt. Nicht erwähnt sind daselbst
althab Freund: Oo 15 Z 1, (auch der Läse sagt Oo 28 Z 29
istttum-ki aizm ahpapimz imis ich hörte , dass er euer Freund),
halajyk z. B. M 265 Z 9 : bu karga benim halaj?/m idi dieser
Rabe war meine Sklavin , refika Genoss : K 20 Z 2 arab. rufaqd
plur. von raßq.
Die persische Izafet hat bekanntlich im Türkischen niemals
Bürgerrecht erworben, sondern ist auch in die klassische Sprache
nur mit persisch -arabischen Kompositionen berübergenommen. In
der Vulgärsprache ist sie selten: Aus dem Oo besinne ich mich
überhaupt auf kein Beispiel; dass sie mehrfach in den (allerdings
nicht abgesetzten) Versen der Einleitung des Schattenspiels: K 7
erscheint und uns im Munde des gebildeten Hagejvat-) auch sonst
begegnet, kommt natürlich nicht in Betracht.
Bei den Substantiven, welche auf einen der nach § 3 im
Neutürkischen eingehenden Konsonanten schliessen , ist bei den
vokalisch anlautenden Kasusendungen die Kontraktion das Gewöhn-
liche, z. B. taban Genetiv von tabak Teller: Oo 13 Z 3. Die
Kontraktion unterbleibt jedoch , wie wir gesehen haben , im Dativ,
1) Analoga dazu bereits im Arabistisclien.
2) haspyhal: K 102 Z 4 wird von Karagöz miasverstanden.
Jacoh^ Zar Grammatik des VuLgär-Türkischen, 725
sobald Nominativ und Dativ durch sie in der Form zusammenfallen
würden ; ausschlaggebend war dabei jedoch wohl weniger die Unter-
scheidbarkeit des Dativs als die der Suffixform ; so haben wir günä
Sünde : Oo 25 Z 3 , aber günaky seine Sünde : M 36 Z 7 v. u. ;
femer sctbä Morgen: M153Z7v. u. , Oo9Z9, Dativ sabaJia:
M 43 Z 10, dagegen aokak Dat. sokä: Oo 9 Z 11, ajak Fuss Dat.
a/ä: K 114 Z 12; äeje: Oo 16 Z 4 gehört zwar als Dat. zu äg:
K 12 Z 17, bleibt aber gleichwohl unkontrahiert zur Unterscheidung
von äe: K 19 Z 22, 25, 27 etc.; eine Ausnahme dagegen ist Allä,
das auch im Dat. Allä lautet: K 21 Z 4, 22 Z 5, in der Phrase
AUä (für AUaha) emanet olun. Das Unterbleiben der Eontraktion
erstreckt sich jedoch nur auf die Formen, in denen Verwechslung
mit dem Nominativ möglich wäre; der Gen. von da heisst z. B.
dä'n: M 263 Z 8 v. u., der Abi. von aabä: sabädan: Oo 15 Z 12.
Dass arab. v^^j teUak , Abreiber im Bade'' die arab. Orthographie
festhaltend mit u^ geschrieben wird, darf nicht irre fahren, denn
dass der Laut trotzdem ö ist, beweist der Dativ (M 38 Z 3),
welcher tella*a^ nicht teUaja lautet. Einsilbige Worte erweichen
ihr k nicht (Youssouf § 124, 2) z. B. jük Bettschrank (= döldb),
Dat. jükei M 255 Z 14 (aber von jüklük in derselben Bedeutung
jüldüje: Z 17), bok Kot, boku sein Kot: K 121 Z 22, auch arab.
mantik Logik bildet den Acc. mantiki: K 103 Z 4 v. u., jedenfalls
weil es ein gelehrtes Fremdwort ist.
Über Synkope in der Deklination vgl. § 9. Zu erwähnen ist
noch, dass die Nomina, welche infolge bestimmter Konsonanten-
häufung im Auslaut den § 8 und 12 erwähnten Hülfsvokal an-
nehmen, diesen in den Formen, in welchen eine vokalisch anlautende
Endung antritt, meist nicht aufweisen, z. B. vakü Zeit, aber Gen.
vaktyn: M 35 Z 12, Dat. vakta: M 52 Z 19, akyl Verstand: M 27
Z 21, aber akly sein Verstand: Oo 23 Z 12, 20 Z 16, amzunde: K 22
Z 10, doch haoiunin: M 109 Z 19 Gen. von hauuz: ebend.
Wann auslautendes t in den Anlaut tretend stimmhaft (d)
wird, darüber lässt sich, wie schon Aug. Müller § 30 Anm. be-
merkt, keine feste Regel aufstellen. Der Accusativ von tabut Sarg
lautet tabuiu: M 54 Z 2, 53 Z 18, 20, tabudu: M 54 Z 4, Kom-
morativ: tabutta: M 54 Z 18. Die Kommorativ- und Ablativ-
Endungen -rfa, -cfc, 'dan, -den werden nach § 5 nach stimmlosem
Auslaut zu -to, -te, -tan, -ten. Dieses Gesetz gilt nicht nur in
Stambul, sondern erstreckt sich weit über die Grenzen des Osmanischen
hinaus, ist z. B. noch bei den Kasaner Tataren in Kraft, vgl.
Balint G., Kazani-Tatar nyelvtan S. 38/39; es wird daher auch im
älteren Osmanisch wahrscheinlich nur durch die klassische Ortho-
graphie verschleiert. Dass dolab Bettschrank: M 145 Z 16 den
Gen. dolctbt/n (ebend.), aber den Abi. dolaptani M 145 Z 18 bildet,
kommt daher, dass es, aus dem Arabischen übernommen, sein b
zunächst in der Schi*ift und vor folgendem Vokal auch in der Aus-
729 Jacobe Zur GranimcUik des Vulgär-Türkißchen,
Sprache gewahrt hat; wo es aber durch folgenden Konsonanten in
festen Silbenschluss trat, kommt das auch in unserer Sprache
waltende Gesetz zur Geltung, welches naturgemäss im Auslaut den
stimmlosen Konsonanten fordert. So haben wir Efilpten (AbL von
Efüb): Oo 33 Z 2, WZKM IV S. 88 Z 2 den Dat. derde, Z 3 den
Abi. dertten. Maksat: K 19 Z 16 für arab. JuaiU erklärt sich
vielleicht daraus, dass ein konsonantisch anlautendes Wort folg^.
Zwar finden sich auch Formen wie mektebden : K. 10 Z 25, hasabdai
II 386 Z 5 V. u., K 15 Z 24. Aber die Verbindungen bd, gd, dd^}
gehören zu den Seltenheiten. Somit ist die klassische Kommorativ-
und Ablativ-Endung nur noch nach v,j\ z, /, vn, yi, r und Vokalen
in Gebrauch, z. B. evden: K 14 Z 28, ajde (so!): K 14 Z 2 v. a.^
ardymyzdani II S. 337, jylda: WZKM IV S. 35, damda: ebend.
S. 37 Z 1, eltnde: Oo 9 Z 6 v. u., ingrrde: II S. 386 Z 8, ^jaJyda-.
II S. 386 Z 4/5. Das d der Ablativendung wird zuweilen voian-
gehendem n assimiliert wie beim Pronomen der 3. Person'), z. B.
merdüveanea (für merdüvenden): Oo 13 Z 17, kaptynnan : M 25 Z 10.
Im Azeri zeigt die Akkusativ-Endung nach vokalischem Aas-
laut bereits die osttürkische Form j,, z. B. Jji^:^L5> den Mann
aus ^aSmaz: JA 1886 S. 15 Z 6, während das Turkmenische auch
im Dativ nach vokalischem Auslaut die osttürkische Endung zeigt,
s. Ilminsky, Über die Sprache der Turkmenen: Melanges Asiatiques
Tome IV.
Als Vokativpartikel scheint das arab. Ja für ä nicht vulg-är
zu sein, es findet sich nur im Munde des Arabers : Oo 32 Z 18, 1. Z.,
der aber auch a und ef daneben gebraucht. £f steht gegen die
Regel Aug. Müller § 29 Anm. b sehr häufig auch vor Konsonanten^
z. B. ef bäader o Bruder: K 102 Z 20, auch in der klassischen
Litteratur z. B. Juy ^^\ Tutiname ed. Kairo 1267 h S. 120. Den
persischen Vokativ auf a wendet nicht nur der Perser in türkischer
Bede an: bona Ali Ekbera derler sie nennen mich Ali Ekber:
K 114 Z 31, sondern auch die Osmanlys: K 115 Z 13, 121 Z 18.
Wie andere Vulgärdialekte liebt auch das Vulgär-Türkische
die Verkleinerungsform. Die Angaben bei Aug. Müller § 47, 3
über die doppelte Verkleinerungsendung lassen nicht erkennen, dass
diese -jcigcus, -jejez lautet, vielmehr wird man auf '§ygyz^ 'ÜV^
schliessen müssen. Die vulgärtürkischen Kontraktionen -d'z und
-ez fuhren aber thatsächlich auf erstere, vgl. kuäyä'zym mein
Vögelchen: M 153 Z 7 v. u., Z 2 v. u., kadyngä'z Frauchen: M 255
Z 1/2, €v^ez Häuselchen: Oo 14 Z 6. — Die arabische Koseform
1) Sogar der Name Xigreddin wird von KarsgSa (K 113 Z 25) und Ha^ej-
Tat (K 114 Z 2) Higrettin ausgesprochen, wobei allerdings eine Volksetymologie
mitwirken könnte.
2) onnan fttr andan s. Kasem-Beg, Allg. Gramm, d. tttrk.-tatar. Spr.,
hrsg. von Zenker S. 61.
Jacob j Zur Qramnustik des Vulgär' TUrkischen, 727
Faium (vgl Wetzstein: ZDMG 11. Bd. 1857 S. 509) ist auch in
Caesarea noch üblich: Oo 25 Z 11.
Namentlich Handwerkern und ihresgleichen gegenüber ist die
Anrede mit baba und vorgesetztem Stand populär. Ein Derwisch
begrüsst einen Holzhauer mit den Worten : Selamyn cUefküm odwnyy
baba: M 42 Z 18, dieser redet seinerseits den Derwisch mit dervü
baba an: ebend. Z 19. Karagöz tituliert den Perser (K 115, 116)
A^emi baba^ auch äg Ajemi baba Vater Perser Dings da. Die
jungen Mädchen sagen zu Karagöz als Strassenschreiber joay^y baba :
K 120 Z 5/6, 8, 11.
In vulgärer Redeweise redupliziert man häufig das Nomen, so*
wohl im Bumelischen als im Anatolischen, indem man dem zweiten
den Anfangsbuchstaben m giebt, so sagt der Kajserli: ben foxo^Ta-
inoyara dejul-im ich bin kein Bettler: Oo 26 Z 25, tür^u-mür^u
sößejerek Volkslieder rezitierend : Oo 26 Z 4 ; K 8 Z 20 : tahyrty-
makyrty isteinez Getrampel ist nicht notwendig.
Die Nisbe zu Kajseri xjyaj3 Caesarea heisst Kajserli, vgl. Oo
und n 809, analog dem Arabischen, das von StqtUifa Sicilien
Si'qiUi Sicilianer bildet. Selbstverständlich ist eine solche Bildung
keineswegs, vergl. ^x-aJLä „gereimt*^, weshalb unsere Gramma-
tiken darauf hinweisen sollten. Bei Saloniki, wozu JSBkavixk&kig
Thessalonicher (KT) gehört, ist ja auch für die Stadt die Form
Salonik, SelanOc üblich. Caesarea aber heisst immer Kajseri, vgL
das Lied 77: 11 S. 309 und Naumann a. a. 0. S. 213: „Ausdrück-
lich sei bemerkt, dass Kaisari (das i lang) die richtige Form ist.
Nicht nur in Caesarea selbst, in ganz Anatolien wird sie gebraucht.*^
§ 15. Pronomen.
Merkwürdiger Weise sind bei Aug. Müller die o-Formen des
Personalpronomens der 3. Person gamicht erwähnt, obwohl sie
häufiger als die a-Formen sind und sich bereits auch in arabischer
Schrift Geltung verschaffen; man schreibt J,^!, ^^Ju^i ^^r j,t^
^Jüt : Youssouf, Grammaire S. 143 Anm. 1 ; Samy-Bey S. 38, auch
im Azeri, vgl. Barbier de Meynard a. a. 0. S. 9/10. Doch finden
sich neben ihnen auch im VT noch die o-Formen*).
1) Folgende Notizen aus der Lektüre mögen die Häufigkeit des Vor-
kommens der Formen einigermassen illustrieren: onun: M 37 Z 20, 88 Z 17,
Oo 13 Z 4, ovovvi Job. £v. 1,7, anyni M 38 Z 20, anyn üün deswegen: K 17
Z 5, dafür mehrfach anm-ihüm K 11 Z 4 y. u., 31 Z 22, Z 6 v. u.; onai U 386
Nr. 11 y 3, 4; onu: M 256 Z 8 v. n., 256 Z 2, K 24 Z 24, 6vovi Job. Et. 1,5;
ondani M 255 Z 16, Oo 18 Z 18; andani M 1 Z 14; ondai II 386 Nr. 11
Vers 5; ordari M 35 Z 2 v. u., Oo 11 Z 2 y. u.; onnan M 42 Z 12; arUarym
M 38 Z 2 y. o.; onnary: Oo 17 Z 2 y. u.; anlaryi M 42 Z 8 y. u.; onnatdani
Oo 17 Z 5 y. u.
728 Jacob, Zur GrammcUik des Vulgär- Türkitchen.
Biz wir bildet einen Plural bizler \ K 82 Z 7 v. u.
Im Azeri lautet das Personalpronomen der 1. Person bekannt-
lich wie im OsttürkiscÜen mit m statt J an *) ; da die Verbalendung
der 1. Person auch im Osmanischen m ist, scheint das b seines
Personalpronomens sekundär. Der Armenier bildet san (für 8€n)\
K 24 Z 18, der Perser im Oo sagt aena (für aana): Oo 23 Z 3.
Das Azeri liebt als verstärktes Personalpronomen die Zusammen-
setzungen von öz mit Suffixen, also özüm ich: Oo 13 Z 19, Özün
du: Oo 24 Z 13.
Die Demonstrativa bu und §u lehnen sich im VT bisweilen
so eng an das folgende Substantiv, dass sie vor einer Silbe mit ü
oder ö häufig zu b'd und sil werden , z. B. äü-köSke : M 26 1. Z.,
büfün heute: M 26 Z 13, aber bugüntük: ebend. Wir haben diese
Erscheinung als ein Gegenstück zur Vokalharmonie aufzufassen,
die sich sonst nur bei Affixen äussert, hier aber auf virtuelle
Präfixe übertragen wird.
Die bei Aug. Müller § 58 aufgestellte Regel, dass S „stets*
an einen Genitiv oder Kommorativ trete, ist nicht richtig; der
Form nach wenigstens sind auch andere Fälle zulässig. Bereits aus
der klassischen Sprache ist jjüji, ^^Jjo, J'iJjl, ^J^jJ be-
kannt. Vgl. femer su Icarsu-ki daa nach diesem Gebirge gegen-
über: M 38 Z19, Icaräy-hi feslijeruji der Basilikumgärtner von
gegenüber : M 145 Z 1 , dün ge^e-ki Jere nach dem Lande von
gestern Nacht, d. h. wo wir gestern Nacht waren: M 154 Z 11,
o demtnki düSündämün sebebi der Grund meines Nachdenkens von
jetzt eben: Oo 13 L Z. Allerdings handelt es sich stets um einem
Kommorativ sinnverwandte Begriffe.
Das Interrogativum *J hat im Azeri die Form nefnene: K 114
Z 13, 116 Z 1; Zenker giebt Handwörterb. S. 922 ,adherb.
mmne'^ an, doch findet man nemene als adherbeigänisch bei Vämbery,
Öagat. Sprachst. S. 18 aufgeführt. Karagöz gebraucht diese Form
K 116 Z 2 nur nachspottend.
§ 16. Zahlwort.
Das häufige Verschwinden des r von bir, eine Erscheinung,
die das Anatolische noch weiter entwickelt hat, haben wir § 3, 4
zu erklären versucht. Beispiele aus dem Rumelischen: bikerre:
Oo 11 Z 1, 4, aber bir kene: Oo 15 Z 3/4, bi äej: Oo 11 Z 13,
14 Z 3, 16 Z 3 V. u., aber bir sej: Oo 14 Z 16, 17 Z 3/4, bide:
Oo 11 Z 5 V. u., bi cyreje kadar: Oo 13 Z 29, bi teiniz dajak
1) Also men ich: Oo 23 Z 15, Z 4 v. u., JA 1886 8. 15 Z 3 ▼. u.; Oen.
fnenimi Oo 22 Z 3 v. u., Berg^, Diebtangen transkauk. Sanger S. \X Z. 10, Pat,
manai Oo 23 Z 23, Z 4 y. u.
Jacob f Zur GrammaUk des Vulgär-Türkischen. 729
atari Oo 11 Z 26. — Unrichtig ist die Angabe der Berliner
Seminar- Grammatik S. 59, dass bir als unbestimmter Artikel hinter
dem Adjektiv stehe. Das Richtige findet man bei G. Lang : WZKM
XI S. 44, Beispiele dafür aas den Vulgärtexten im § Syntax.
Das Zahlwort für 10 zeigt bei Aug. Müller eine L&ige in der
Umschrift: on; auch üminsky giebt M^langes Asiatiques Tome lY
S. 66 für das Turkmenische ön an; Eiinos schreibt immer cm,
z. B. n 379: oniic ondört\ Karamanlj ov beweist nichts. Ich
habe mir den Laut wiederholt vorsprechen lassen und möchte ihn
als ein kurzes breites o bezeichnen.
Die Kardinalzahl kann Suffixe und Pluralendung annehmen,
z. B. üüü die drei: M 27 Z 6, Ms Haler ü: M 27 Z 2/1 v. u. Man
Uebt es 2 Zahlen als Grenzen zu nennen, innerhalb deren sich der
wirkliche Wert bewegt; die Zahlwörter werden dabei einfach un-
verbunden neben einander gestellt z. B. bes on oeki odun aldym
„ich habe 5—10 ceki Holz gekauft: K 74 Z 13.
Das Azeri bildet die Ordinalzahl nicht auf ^:pj sondern ^^
der erste heisst ^äIjI, der zweite ^Ä»JCJ^ der dritte <a.t'^^<^
der vierte ^x^.yX
Nachträge.
Zu S. 712 mia für miak: K 79 Z 22, nef für nefti K 77 Z 4.
— 713. Aus bargir Saumtier wird pefgir: M 103 Z 5 v. u., K 83
Z 26, aus mafbak Küche mtUfak: K 76 Z 10; hasf erscheint für
hazf oJo: K"39 Z 7. — 718. hastane (statt haatana): K 82
Z 23; hapyade: K 75 Z 13 verstösst zugleich gegen Vokalharmonie
und Anlautsgesetz. — 719. blejim für bilefim: K 75 Z 18. — 721.
kade Becher für kadeh: K 76 Z 2 v. u. — 722. Der Araber sagt
sogar ula: K 27 Z 28, 28 Z 1, 3, wohl unter dem Einfluss -der
arabischen Pausalformen. — 726/27. Das Suffix vju>- ist zweimal
mit dem üblichen Schwund von vorangehendem k angetreten in
ccJm^atjyk : K 78 Z 5 , das zweite Mal mit y wegen des voran-
gehenden a (Aug. Müller § 42.)
730
Vedisch viddtha.
Von
K. F. G^ldner.
1. Zu den vielen Bätsein der alten Mantrasprache gehört
viddtha. Roths wohlabgerondeter Artikel im FW. entwickelt ein
Stück des indischen Lebens seiner Auffassung. An ihn lehnen sich
Grassmann und Oldenberg an. Bei Oldenberg ist nur
der etymologische Ausgangspunkt ein anderer, SBE. XLVI, p. 27
und Index^). Sehr beachtenswert und ein grosser Fortschritt sind
Ludwigs Ausführungen (Mantralitteratur 259 f.), obwohl sie eines
abschliessenden Resultates ermangeln. Einen erneuten Versuch hat
kürzlich Bloomfield gemacht im JAOS. XIX, 2, p. 12 f. Nach ihm
bedeutet viddtha Haus, Haushalt; Opferhaus, Opfer. Für
diejenigen Stellen, die Bloomfield als Beweise auswählt, hat
seine Erklärung auf den- ersten Blick etwas bestechendes. Ich habe
mich aber vergebens bemüht, gerade an den charakteristischen
vMÄftÄa-Stellen wie ßV. J, 164, 21; 31, 6; 7, 93, 5; AV. 4, 25, 1 ;
VS. 23, 57 mit Hilfe dieser Bedeutungen einen befriedigenden Sinn
zu erzielen. In IJ-V. 10, 85, 26 trifft Bloomfield mit Weber
zusammen, der dort viddtha mit „Hauswesen** übersetzt hat (Ind.
Stud. 5, 186). Die Priorität gebührt aber Säja^a, sofern alle
Bedeutungen, die Bloomfield aufstellt, wenn auch nur vereinzelt,
schon bei jenem vorkommen, nämlich /^o^^Aatn, grhasthüam bhrtyä-
dyanam zu 9^- 10, 85, 26 — von dieser Stelle geht Bloomfield
aus — grham, grhe^ 10, 85, 27; 2, 27, 12; 83, 15 ; 8, 48, 14 (zweite
Erklärung); 3, 3, 3 (desgl.); 7, 84, 3 oder yajnagrhäni 1, 130, 1
(zweite Erklärung) ^). In der Begel aber umschreibt Säy. das Wort
durch yajfia oder yäga im Anschluss an das alte Niruktam 3, 17^.
Bisweilen begründet er den Sinn etymologisch: vedanaaadhcario
yajfioh 1, 162, 1 ; vidanti jänanty atra devän iti yad vä vmdanti
1) Zur weiteren Litteratur y erweise ich der Kurse wegen anf Foy, KZ.
34, 226.
2) Ich benatze diese Gelegenheit za der Bemerkung, dass die Ved. Stad.
II, 275 vorgeschlagene Erklärung von JutvOi und lipa sadenta in RV. 6, 75, 8
schon bei MahXdhara zu VS. 29, 45 steht. Ich hatte das Vorkommen der
Str. in VS. damals ganz übersehen.
3) Hier masculin!
Gddner, Vedisch viddtha. 731
labhanta tti vidathä yajriüh 9, 97, 56. Andere Erklärungen der
Scholiasten sind: karma 1, 31, 6; vedäavyäni karmäm 3, 27, 7;
(idhunä mayä hriyamäne kar mani AY, 1, 13, 4; k^ityädiathänäni
?V. 7, %^, 10, veditavyani atkanäni 6, 51, 2; 8, 39, 9; stotram
2, 12, 15; yuddham 7, 18, 13 und abhipräyavüesöh zu TS. 4, 7,
15, 3 (TV. p. 739, 16), ßänam zu ^V. 1, 164, 21* und Mah. zu
VS. 34, 2. Devaräja erklärt vüUuhäni = vijnänäm (p. 434).
viddthä in ^Y. 1, 164, 21 deutet Yäska 3, 2, 6 durch vedanena
(Durga: svakarmädhtkärayukiena II, p. 303, 12), viddthe in ßV.
2, 11, 21 durch ^'e vedane 1, 3, 2. Durga aber bemerkt zu dieser
Stelle: hvaf vidcUhe, ycyne, cUhavä sve grhe.
Erschwerend für die Sinnbestinunung ist der Umstand, dass
viddtha gern in formelhaften Wendungen gebraucht wird. Es- über-
wiegt, wie schon Bloomfield p. 16 bemerkt, der Lokativ sg.
oder plur. und diese Lokative stehen, was noch viel wichtiger ist,
häufig an vorletzter Stelle des Päda vor einem Substantiv oder
A^'ektiv, mit denen sie eng zu verbinden sind. Diese Erkenntnis
ist mir in der folgenden Untersuchung geradezu zum Ariadnefaden
geworden. So lesen wir 9^- ^i 26, 6 von den Marut:
gdntäro yqfndm viddthesu dhiräh \
Dies dürfen wir nicht nach PW. übersetzen: ,sie kommen zu dem
Opfer in Scharen, die Weisen'', weil viddthe^ dhiräh als Schluss-
formel in anderem Zusammenhang 3, 28, 4 steht, wo es von den
rtmjcLh heisst:
nd prd mrnanti viddthesu dhiräh
und in VS. 34, 2 :
yajM hrnvdnti viddthe§u dhiräh
Diese Beispiele lehren zugleich, dass dieselbe Formel auf ganz ver-
schiedene Verhältnisse Anwendung finden konnte. Derselbe Fall
liegt in J^V. 1, 64 vor, wo in Str. 1 die gfrah („Lieder") als die
viddihefv äbhüvah bezeichnet werden, in Str. 6 aber die Marut
das nämliche Beiwort erhalten*). Ähnlich wie viddthe^ dhiräh
sind zu beurteilen: viddthe^ vedhdsah 10, 9i, 9 und 10, 122, 8;
viddthesu prdcetasä 1, 159, 1 und viddthesu prdcetäh 4, 6, 2; vi"
ddthesu samrät 3, 55, 7 und 3, 56, 5; viddthepA ghfp)aydh 1, 85, 1
und 1, 166, 2; viddthe^ cärum 7, 84, 3 und viddthe cdrur dn^
tamah 10, 100, 6 (hier an drittletzter Stelle), femer viddthe su-
viräh im Schlussvers der G^ftsamadas 2, 1, 16; 2, 13 u. ö. und
andere Pädaschlüsse , zu denen die Dubletten fehlen wie viddthe
vicar^ne 1, 31, 6; viddthe svardrSä 5, 63, 2; viddthe fnrdhrdvä-
cam 7, 18, 13; tiddthe dtulhrdväcah 7, 21, 2; viddthe^ prd jätäh
3, 4, 5 ; viddthesu praiastdh 2, 27, 12 u. a. m.
1) Die Übersetzer hiben meist richtig konstraiert, aber nicht die richtige
Konsequenz gezogen.
732 Gddner, VedUch viddtha.
Streicht man bei Both die Etymologie und was unmittelbar
daraus abgeleitet wird, femer die politische Bedeutung^) und den
Begriff der Versammlung und des Festes, so bleibt in dem Artikel
des PW. ein Best übrig, der mir der Wahrheit näher zu liegen
scheint als die neueste Deutung Bloomfields.
Wir müssen von vornherein die Möglichkeit ins Auge fassen,
dass viddtha ein gleitender Begriff ist, der auf verschiedenartige
Verhältnisse Anwendung finden konnte. Die Kombination muss
einsetzen bei Stellen wie AV. 4, 25, 1 Väyöh Savitur viddthöni
manmahe, bei $V. 1, 31, 6 wo sdkman mit xnddthe parallel steht,
bei 7, 93, 5 wo dasselbe von viddthe und saird gilt und bei der
Redensart viddtham d vad in
RV. 10, 85, 26 vasinl tvdm vidätham d vadäsi \
27 jtvri viddtham d vadäthah |
Diese Redensart hat ein Seitenstück in AV. 1, 10, 4 acy'äian ugrekd
vada, Bloomfield übersetzt dies: Ofer rivals, 0 mighty one,
do thou censure here ! Aber sajätd kann ohne weitere Bestimmung
niemals die , rivals** bezeichnen, so wenig als a vad = ,to censure*
ist. Zunächst sind unter sajätdh die sagrämäh zu verstehen
(Rudr. zu Ap. Sr. 3, 15, 8), an deren Spitze der grämin (TS. 2, 1,
3, 2; 6,^5; 2, 11, 1 ; TBr. 2, 1, 5, 6) oder der ffrämant (TBr, 2, 7,
18, 5; Sat. Br. 5, 4, 4, 19 2)) steht. Sodann verstand man unter
sqjätdh überhaupt jeden Verband gleichartiger Individuen, Stammes-
oder Standesgenossen, mit einem Oberhaupt {cetta AV. 6, 78, 1;
va^i 6, 5, 2) an der Spitze, das zugleich ihr Schiedsrichter {madhya-
mesßdh AV. 3, 8, 2; 2, 6, 4 = VS. 27, 5; cf. TS. 4, 4, 5, 1) war.
Die sajätdh bildeten einen gana^ ihr Chef ward durch sie ein ganin :
sajätair enam ganinam karoti MS. 2, 2, 3 (p. 17, 7*)). Man folgt
seinem Wort, sei er ein Brähmaija oder ein Räjanya (MS. 1, 4, 8
p. 56, 15, wo vielleicht zu lesen: vdcam in nv asyd brähmandsya
vä rajanyäsya vöpäsmahä Üi vgl. TBr. 2, 4, 6, 12 sapdtnä vdcam
mdnasä upösatäm). Auch der König hatte seine actjömn AV. 3, 3,
4. 6*); er beansprucht unter ihnen das irai^thyam 1, 9, 3; cf. MS.
1, 4, 8 p. 55, 17, das madhyam^thyam VS. 10, 29 und sie sind
ihm tributpflichtig AV. 3, 4, 3, vgl. 11, 1, 6. In 3, 4, 3 hat schon
Säya^a klar gesehen, wer unter den Standesgenossen des Königs,
denen gegenüber er die Rolle des primus inter pares spielte, zu
verstehen sind. Die , anderen Könige", wie Säyaij^a sajätdh er-
klärt, sind die Vasallenkönige, die sämarUah. oder anugä nrpäh
(Mbh. 5, 4, 11), ohne die ein wirklicher König in Indien seit Alters
undenkbar ist. In AV. 1, 10, 4 sind die irdischen Verhältnisse auf
1) Gegen diese wendet sich schon M. Müller, SBE. XXXII, p. 110;
vgl. auch die Bemerkung ib. p. 350.
2) Cf. auch Eggeling zu d. St. SBE. XLI, p. 111, n. 2.
8) gandvän sajätdvän TBr. 2, 4, 6, 12; Äs. 8r. 2, 11, 8.
4) An dies Verhältnb bt vielleicht auch bei sajätänäm — rdjnäm AV.
2. 6, 4, SU denken.
i
Gddner, Vedüch viddtha. 73$
König Varuna übertrageD. Seine Vasallen sind hier die dienstbaren
Geister, yd ia istäv Snah kmvdntam asura bhrlndntt -die in
deinem Auftrag, o Asura, den Sünder heimsuchen* ?V. 2, 28, 7.
Ihnen soll er die Weisung geben, dass sie von dem Kranken
ablassen. Dies ist der Sinn des Spruches') AV. 1, 10, 4
muncdmi tvä vaüvänaräd arnavan makcttda pdri \
sajätdn ugrehä vada brdhma cäpa ciklhi nah \\
,Ich errette dich vom Scheiterhaufen*) (und) von der
grossen Wasserflut (d. i. der Wassersucht). Gieb du
gewaltiger (Varuna) deinen Leuten diesbezüglich Wei-
sung und respektiere meinen Zauberspruch!**
ä-vad ist also: ein Machtwort sprechen, die oder eine
Weisung geben und es ist nicht schwer zu erraten, wem in
^V. 10, 85, 26 die nunmehrige Hausfrau Weisung geben soll, und
schon von Säyana (s. o. p. 730) ganz richtig beantwortet worden.
Das viddtham sind die Pei*sonen ihres Hausstandes, die Haus-
genossenschaft. Zu dieser gehörte ausser den eignen Kindern,
dem Gesinde u. s. w. auch die Familie des Mannes. In Str. 46
werden die einzelnen Glieder dieser aufgezählt und gesagt, die neue
Hausfrau möge Herrin über dieselben sein. Die Str. ist also nähere
Ausführung des Gedankens in 26. Die aus Str. 26 und 27 aus-
gehobenen Worte sind also zu übei*setzen:
(26) ^Als Herrin sollst du der Hausgenossenschaft die Weisung
geben."
(27) „Im hohen Alter*) sollt ihr beide der Hausgenossenschaft
die Weisung geben.*
Doch dies ist nur ein besonderer Fall von viddtha, viddtha
bezeichnet jede Gruppe zusammengehöriger oder gleichartiger Per-
sonen, Korporation, Genossenschaft, Bund, Brüder-
schaft; insbesondere die Standesgenossenschaft, Zunft,
Gilde, femer Partei, Anhang. Es berührt sich begrifflich
mit pak^a, svapafcsa und gana und wird wie pak§a gleich-
bedeutend im Sg. und Plur. gebraucht. Als Synonyma kommen
1) Das Lied ist neuerdings besprochen von A. Weber, Vedlsche Beiträge
VI, p. 7. — Beiläufig bemerke ich, dass in Str. 1 wie auch zu RV. 1, 141, 9
Sfiy. die richtige Deutung von vedischem üad giebt. iad ist: tiksnikr, äüsa-
dänah b» atyariham tikmaJt.
2) 8o nach Weber a. a. O. und Bloom field SBE. XLII, p. 242.
3) Über jivri bat kürzUch Th. Baunack KZ. 35,496 gehandelt. Ich
glaube jedoch, dass der Bchloss, den er aus RV. 1, 180, 5 zieht, zu weit geht.
Mit jivri soll dort der augenblickliche Zustand des dem Ertrinken nahen
Bhujyu gekennzeichnet werden, jivri ist es jZrna. Dies bedeutet aber ebenso
wie jarjara sowohl „alt*' als „schwach". Uan vgl. besonders die in PW. an-
geführte Stelle aus Mbh. 3, 49, 8, wo es sich um den jugendlichen Arjuna
handelt: mcihe^arena yo räjan na jtrno hy astamürtinä \ kos tarn utsa-
hau tnro yuddhe jarayüv/ni pumän? Ich übersetze 1, 180, j^ „wie der
Tugrasohn, als ihn die Kräfte verliessen".
734 Gddner, Vedisch viddiha,
aus dem Veda noch vräta und vielleicht vrjdna^)^ aus dem späteren
Skt. varga, püga, pahkti in Betracht, vidddia ist weder ein politischer
BegriflF, noch ist das Wort auf ,home matters "^ begrenzt, sondern es
ist ein socialer Begriff. Das viddtkam ist ein Produkt des stark ent-
wickelten Korporationsgeistes der Inder. Wie dieser die Glieder
einer Familie zu engstem Zusammenschluss drängte, so vereinigte
er im socialen Leben die Mitglieder des gleichen Berufes und
Standes zu fester Genossenschaft^. In viddtha fliessen diese beiden
Beziehungen in einander über. Wie pak^a und gana oft gleich-
bedeutend mit gotra und vamia gebraucht werden (M. Müller,
History p. 879), so auch viddtha.
Das eigentliche Wort für Gilde ist im kl. Skt. Areni; doch
ist das Woii; auf die Kaufmanns- und Handwerkergilden ^) be-
schränkt. Diese hatten ihre eigenen Gesetze , Manu 8,41. Der
Vorstand einer solchen Gilde hiess 4r€^thin *). Schon in der vedischen
Periode ist dies Wort zweifellos im technischen Sinn zu fassen als
Oberhaupt einer Genossenschaft oder als Familienoberhaupt. In
TBr. 3, 1, 4, 10 sind dem h-e^thin die samänäh, in Kaus. Up. 4, 20
die Si>äh gegenübergestellt. Säyaiia erklärt das Wort in Ait. Br.
3, 30, 3 durch dkanapati. In demselben engen Sinn ist das Ab-
straktum ^afyfkyam zu fassen in der Verbindung mit sajätdnäm
MS. 1, 4, 8 (p! 55, 18); AV. 1, 9, 3. Unter seines Gleichen, in
seiner Gilde eine Bolle bez. die f^rende Rolle zu spielen, ist seit
Alters in Indien das Ziel des Ehrgeizes. Mit einem Schlag fkllt
Licht auf die zahlreichen Verbindungen von Adj. oder Subst. mit
viddtha. Sie bezeichnen die Stellung, die Jemand innerhalb seiner
Standesgenossen oder seiner Zunft einnimmt und diese ist zum
Gradmesser seines persönlichen Wertes überhaupt geworden. Und
in der üblichen Weise werden die menschlichen Verhältnisse auch
auf die Götterwelt übertragen.
Das Oberhaupt einer Gilde oder Zunft heisst im 5V. sdtpati in
1, 130, 1 4ndra yähy upa nah parävdto
ndydm dcchä viddthäniva sdtpatir
datam rdjeva sdtpatih \
^Komm her, o Indra, zu uns aus der Feme, herlenkend®), wie das
Oberhaupt in seine Gilde, wie ein König (und) Oberhaupt
nach seinem Hause.*'
1) Die von mir Ved. St. I, 150 nicht richtig Yerstandenen Stellen weisen
vielleicht auf eine Verwandtschaft mit varga.
2) Bloomfield, p. 13.
3) Vgl. die treffenden Ausführungen bei Da hl mann, Buddha (189S)
p. 202.
4) Wie die Gilde bei uns. Doch gab es im Mittelalter auch geistliche
Oilden. Ein ganz adäquater Ausdruck für viddtha fehlt im Deutschen; ich
muss mich darum Im folgenden mit verschiedenen Umschreibungen behelfen.
5) Vgl. auch Fick, Sociale Gliederung p..l66f.
6) Nach Pischel, Ved. Stud. I, 41.
Gddner, VedUck viddiha. 735
In Päda c bilden räjä sdtpaiih einen Begriff, wie in 1, 54, 7.
Parallel stehen beide Worte in 1, 91, 5. In AV. 7, 73, 4 heissen
die A^vin dhartärä vidathasya satpatl , bestimmende Führer der
Gilde*. — Ein anderer Ausdruck für den Meister der Gilde ist
samrät: ^V. 4, 21, 2
ydaya krdiur vidathyb nd saimräf
8ähvdn tdrutro abhy dati krsßh j
«dessen Wille wie der in der Gilde beliebte Gebieter (d. h. wie
der des in der Gilde beliebten (Gebieters) überlegen, durch-
schlagend, die Völker beherrscht*.
Der fromme Yajamäna f&hrt als reicher Mann mit seinem Wagen
an der Spitze und ist in seiner Standesgenossenschaft geehrt
viddtke^ praSastdh 9V. 2, 27, 12. Die Thätigkeit eines solchen
Gildevorstandes wird gleichfaUs durch ä-vad ausgedrückt. In dem
äyu^yam sUktam^) AV. 8, 1, das den Tod bannen soll, wird dem
Betreffenden in Str. 6 zugerufen:
diha jivrir viddtham ä vadäsi \
«Und mögest du noch im hohen Alter deiner Gilde die Parole geben*.
Wenn ein solches Oberhaupt den Seinigen (die avdh in Str. 73)
durch den Tod entrissen wird, so soll ihn das Feuer des Scheiter-
haufens wieder freigeben, damit er im Jenseits, am Sitz des Yama
einer Gilde präsidieren kann {ydthä Ycumdsya sddana dsätai viddthä
vddan AV. 18, 3, 70 ^. Die überlebenden aber, die zur gewohnten
Th&tigkeit zurückkehren, resp. ihren Sprecher freut der Gedanke:
dtha jivdao viddtham ä vadema^ 12, 2, 30.
Dunkel bleibt mir die Beziehung in $V. 2, 1, 4
tvdm dmio viddths deva bhäfayüh
wegen des an. kiy. bhäjayü und weil wir von dem Charakter des
Am4a überhaupt nichts positives wissen^. Man könnte vermuten:
«Du bist Aip^a, o Gott, der zu einer Zunft verhilft*, d. h. die
Führerrolle in der Zunft verschafft.
2. Speziell aber bezeichnet mddtha die gelehrte Genossen-
schaft und hier ist vermutlich nach seiner Etymologie von vid
der Ursprung des Wortes zu suchen. Einige der unter 1. be-
sprochenen Stellen könnten ebensogut unter 2. ihren Platz haben.
Am lehrreichsten ist das Vorkommen von viddtha in den drei eng
zusammenhangenden Strophen des grossen Bätseiliedes 1, 164, 20—22:
dvd suparnd aayujä adkhäyä
samändm vrk^dm pdri aasvajäte \
tdyor anydh ptppalam avädv dtty
dnainann anyö abhi cäkaäiti^
1) Bloomfield, SBE. XLII, 569.
2) Cf. dazu die Emendatioa Boths in PW. s. v. vid&tha,
3) Auch die Legende in MS. 1, 6, 18 (p. 104, 10 f.) bietet keinen Anhalt.
736 Gddner, Veduch viddiha,
ydttä suparnd amrtaaya bhägdm
dntmesam viddthä bhisvdranti
inö vCsvasya bhüvanasya gopäh
sd mä dhirah pdkam dtrd vioeda ||
ydsmin vrks4 mddhvddak suparnd
mviddnte stivate cddhi viive \
tdst/ed ähuh pfppalam svädv dgre
tdn nön naSad ydh pitdram nd vSda ||
Es ist mir nicht möglich mit Grassmann und Denssen (All-
gemeine Geschichte der Philosophie I, p. 112) hier an Tag und Nacht
zu denken. Richtiger scheint mir Ludwigs Annahme, dass die
auparndh in Str. 21 die Priester seien (Y, p. 453), wenn ich auch
im Einzelnen stark von seiner Erklärung abweiche. Mit Becht aber
halten alle Erklärer die vedantische Auffassung nach Mun4. Up. 3, 1, 1
für sekundäre Umdeutung, die aber dem ursprünglichen Sinn nicht
so fernliegt, als es nach Deussen erscheint. Der Dichter selbst
erklärt und löst z. T. das Rätsel, welches er in diesem T^ca auf-
giebt. Die beiden Yögel in Str. 20 erläutert er durch den Zusatz
adkhäyäj in Str. 21 aber die suparndh (Plur.) durch den Zusatz
vid^hä, also suparnd^ — sdtdäyä
suparndh — viddthä
Damit ist zu vergleichen sdkman — viddthe in 1, 31, 6. Und in
Str. 22 legt der Dichter durch das Beiwort madhvddah «die das
Süsse geniessenden* nochmals nahe, wer mit den suparndh^ gemeint
sei. Der Baum in Str. 20 und 22 ist der veda^ d. h. die WL<5sen-
schaft, zugleich aber vorbildlich far den späteren Yedabaum. Die
süsse Frucht, die in seinem Wipfel hängt (22 c — d), ist die höchste
Erkenntnis von dem Urvater der Welt, dem späteren brdhma^ also
die Einheitsidee, nach der Deussen ganz passend unser Lied das
Einheitslied benennt. Die Yögel , die auf dem Baum nisten , sind
die Gelehrten, die Brahmanen. Sie heissen madhvddah^ weil Soma
ihre eigentliche Speise ist nach der von A. Weber Lid, Stad.
10, 62 f. entwickelten Anschauung; cf. Yed. Stud. 11, p. 180, und
sie pflanzen sich dort fort (22 b), weil die vidyä sich auf Söhne
und Schüler vererbte. Wer die beiden Yögel in 20 sind, wird aus
dem Yergleich von 20 c — d mit 22 c — d klar. Sie repräsentieren
die beiden Stufen des Wissens, die später als der karmaanärga
und der jnänamärga geschieden werden. Es ist im Grunde der-
selbe Gegensatz, der in 10, 71, 4
utd tvah pddyan nd dadaria vdcam
utd tvah drnvdn nd dmotu enäm 1
utö ivaamat ianvhm v£ sasre
jäy&va pdtya udaii suvasäh \\
ausgesprochen ist. Der Fruchtessende ist der, in welchem die höchste
Erkenntnis von der Einheit der Welt im Urvater zum Durchbruch
Gddner, Vtdüeh mddOa. 737
gekommen ist. Za dieser Kategorie rechnet der Dichter sich selbst in
21 c — d. Der passiv zuschauende ist der, welchem jene Erkenntnis
verschlossen bleibt. Der ganze Passus ist also zu übersetzen:
«Zwei Vögel, nämlich zwei im gleichen Joch gehende ^) Kameraden,
klammem sich an den gleichen Baum. Der eine von ihnen
isst die süsse Beere, der andere schaut nicht essend zu."
„Auf welchem (Baum) die Vögel, nftmlich die Gelehrtenzünfte,
unaufhörlich nach einem Anteil an der Unsterblichkeit schreien,
auf diesem ist der Herr und Hüter der ganzen Welt, der Weise
in mich Thoren eingegangen."
„Auf welchem Baum die den süssen (Soma) verzehrenden Vögel
nisten und sich fortpflanzen allesamt, in dessen Wipfel, sagt
man, sei die süsse Beere. Die erlangt Keiner, der nicht den
Vater kennt."
Was ich oben über den gleitenden Begriff und das VerhÜtnis
Ton Genossenschaft und Familie gesagt habe, gilt auch hier. Bald
scheint die ganze Brahmanenschaft als Genossenschaft oder Zunft
bezeichnet worden zu sein, meist aber die einzelnen gelehrten Kor-
porationen. Nun waren aber in der alten Zeit die Glieder einer
gelehrten Zunft de facto meist auch Glieder desselben gotra» Es
fallen darum in viddtha die beiden Begriffe Gelehrtenzunft und
Gelehrtenfamilie oft zusammen. Gleichwohl bezeichnet das Wort
nie die Familie oder gens als solche, sondern nur als eine Gelehrten-
clique oder Dichterschule.
Zwischen den einzelnen gelehrten Cliquen herrschte lebhafte
Eifersucht, die oftmals in feindselige Parteiung ausartete. In den
Bedeschlachten platzten die Parteien aufeinander. Ihre Schlagwörter
waren Buhm und Geld. Man buhlte um Gunst und Lohn der
reichen Yajamänas, besonders der Fürsten und suchte sich gegen-
seitig daraus zu verdrängen. Es genügt auf das Upäkhjänam in
Ait. Br. 7, 27 f. hinzuweisen. Der König Viävantara hatte bei einem
Opfer die Sjäpar^a-Brahmanen , die jedenfalls auf dieses Priester-
amt alte Familienansprüche besassen, bei der Priesterwahl über-
gangen. Trotzdem erscheinen sie bei dem Opfer und okkupieren
ihren alten Platz. Der König lässt sie hinausweisen. Da erinnern
sie sich, dass früher einmal bei dem König Janamejaya die Ka^japas
in ähnlicher Weise durch die Bhutavlras von der Priesterwürde ver-
drängt wurden. Die Asitam^gas^ aber, ein Zweig des Kasyapa-
Gotra, waren damals ihre vircLh und eroberten ihnen den verlornen
Posten zurück. Wer ist jetzt unser vira^ so fragen sie, der uns
das Recht auf den Somatrank zurückerobert ? Da meldet sich der
gelehrte sjäpar^ide Bäma Märgaveja als vlra und es gelingt ihm
1) Za diesem Bild vergleiche man gaur iva nityam gurunä dhürsu
niyojycanänah Mbb. 1, 3» 79.
2) Ich erinnere tn den fthnliehea Streit zwischen den bu den Kasyapas
gehörigen AsiUmrgM nnd dem Knsarabinda AnddSlaki in ^ody. Br. 1, 4, 16.
Bd. LU. 48
738 .Gddner, Vedüch viddtka.
durch seine Fr^en und gelehrten Beden sich in das Vertrauen
des Königs einzuschleichen. Jener schenkt ihm tausend Kühe und
die oyäparQas bekommen ihr Priesteramt wieder (Ait. Br. 7, '34, 8).
vira bezeichnet hier den Held im Wertkampf^) , den Wortführer
einer Partei, ebenso in Sat. 6r. 11, 4, 1, 2.
'Sxm lernen wir auch den Schlusspada der G^tsamadas richtig
verstehen:
RV. 2j 1, 16 brhdd vadema viddthe suviräh \
j,Wir mögen das grosse Wort haben als tüchtige Anführer in der
Zunft*
Die Sprecher dieser Strophe begehren innerhalb ihres Gotra oder
der ganzen brahmanischen Genossenschaft dieselbe fuhrende Stellung,
wie sie nach der Brähma^aerzählung die Asitam^gas unter den
Ka^yapas einnahmen. Etwas anders ist der Schluss in 2, 12, 15
^ ' suviräso viädtham ä vadema
,Als tüchtige Wortführer wollen wir der Zunft die Parole geben.*
Ebenso 1, 117, 25 ; 8, 48, 14; AV. 12, 2, 22. Hierzu gehört auch
^tV, 7, 36, 8, wo „Soim* gleichfalls unpassend wäre:
wd vo maJiim ardmatim hrnudhvam
♦ __ ... .
prd Pü^dnam vidaihyhm nd virdm \
n Ladet euch ein die hohe Aramati, ein den Pü§an wie einen bei
der Zunft beliebten Wortführer *!
Einen andern Ausdruck für die leitenden Persönlichkeiten in der
alten Dichterzunft finden wir 7, 21, 2:
prd yanti yäjndm vtpdyantt barhih
somamädo vtddthe dudhrdväcah
^Sie schreiten zum Opfer; sie legen das heilige Gras, somabegeisteri
sie die packenden Redner^ in der Gilde*.
Die Geschichte der Vasisthas und Yi^yämitras zeigt, dass schon
in der alten Zeit die Eifersucht der Dichterfamilien zu grimmigem
Hass sich steigerte. Ich habe Ved. Stud. ü, 159 die Spuren dieses
blutigen Familienzwistes im ^V. zu verfolgen versucht Hierher
gehört auch eine t;i4i^Mi- Stelle. In 7, 18, 13 rühmen sich die
•^ J^sma Purum vtddthe mrdhrdväcam \
„Wir besiegten den Püru, der in seiner Partei feindliche^) Reden
führt*.
1) Den va^vtra in Ind. 8p.* 1199.
2) Ich glaube, dass 8 Sy a n a s durdhara and Ludwigs „unwiderstehlich**
der Wahrheit nfiher kommen als meine frühere Deutung Ton dMdhrd und Sippe
in Ved. St. II, 9. Nicht der Begriff robur, den ich früher annahm, sondern
der von vis, impetus liegt in dem Wort, diudh ist „raffen, packen**.
3) mrdhrd ist „feindlich" wie mfdh = 4atru (Säy. sn 6, 60, 5 u. «.).
Qddner, Vediach vidätha, 739
Pum ist dA, wo er im siebenten Ma^^ala als Feind genannt wird,
der Yisvämitra nach einer feinen Beobachtung E. Siegs. — In
3, 1, 2 sind unter viddthä mit dem ausdrücklichen Zusatz knvindm
die Jtsigeschlechter der Vorzeit zu verstehen, in specie die Bhfgus,
die nach 10, 46, 2 den versteckten Agni fanden:
3, 1, 2 diväh dciiasur viddihä kavlnätn
gftaäya cä tavdse gätiim i^uA \
,Vom Himmel (kommend)*) beorderten (die Götter) die Zunft der
Weisen. Sie (die Weisen) suchten fiir den starken (Agni), der
selbst ihr Meister ist, den Weg*, ^
Der Sinn der Strophe liegt nicht ganz auf der Hand. Zu gftaaya
ist aus dem vorangehenden Päda ein Lokativ mddthe^ zu supplieren.
girtaa (= medhävitC) »der einsichtsvolle* ist der Lenker^ und
Meister der Gilde. Der Sinn ist, dass damals die Gilde den Agni,
der sonst selbst ihr Führer ist, aus dem Versteck zu Göttern imd
Menschen zurückführte. In dieser Auffassung bestärkt mich eine
Reihe von Stellen, in welchen 1. Synonyme von gftsa eng mit
viddthesu verknüpft sind und 2. Agni ausdrücklich als das Ober-
haupt der gelehrten Genossenschaften bezeichnet wird, wie es sich
aus der ganzen Stellung dieses Gottes eigentlich von selbst versteht.
„Die Weisen in der Gilde* {mädthesu dhträh), „die klugen Denker
in der Gilde* (svädhyb^ viddthe), „die Gelehrten*) in der Gilde*
{viddihefu vedhdsah) sind nur andere Ausdrücke für die leitende
Autorität in ihr. Es sind Epitheta, die bald die faktische Stellung
der Betreffenden in ihrer Genossenschaft, bald allgemein die geistige
Kapazität charakterisieren. Was die Gftsamadas in ihrem Schluss-
vers für sich wünschen, das nehmen die minder bescheidenen
Vasis^has ohne Weiteres für sich in Anspruch 10, 122, 8:
ni tvä Vdsi^thä cJivanta viyinam
grndnto Agne vtddthesu vedhdsah \
„Dich haben die Vasisthas eingeladen den streitbaren preisend, o
Agni, sie die Gelehrten in der Genossenschaft*.
Ähnlich 10, 91, 9:
todm id dtra vrnate tvaydvo
kötäram Agne viddtJie^ vedhdsah \
„Dich wählen (die ^tvijah) dir zugethan jetzt zum Hotf , o Agni,
die Gelehrten in der Genossenschaft*.
1) Nach Sfiy. Ich glaube aach jetzt noch, dass mit 2c die^ Erz&hlung
beginnt; cf. Ved. Stad. I, 161.
2) Vgl. rathagrtsd = Wagenlenker.
3) SS äohhanaprajna S. su 1, 71, 8. In dieser Verbindang steht das
Adjektiv ausnahmsweise yorans. Vielleicht gehört hierher gleichfalls in um-
gekehrter Wortfolge auviddirä viddthe AV. 18, 3, 19 (von den Manen).
4) vedhds ist der spätere pandita.
4«»
740 . Geldner, VedUch viddiha.
Auf die rtvijah bezieht Säja^a auch die svädkyb viddihefu in
1, 151, 1, doch bedarf die Strophe noch besonderer Anfhellang.
Dagegen ist klar VS. 34, 2 :
y^na kdrmany apdso manl^tno
ycgnS krnvdnti viddthesu dhiräh \
— — tdn me mdnah Sivdaamkalpam astu \\
„Mit welchem Verstände die kundigen Liturgen bei dem Opfer
die Handlangen vollziehen, die Weisen in der Zunft , dieser
Verstand möge für mich von heilsamer Entschliessung sein*.
^V. 3, 28, 4 : Agne yahvdsya tdva bhägadhSyarn
nd prd mhumti viddäie^ dhiräh \
„0 Agni, dein des jüngsten Anteil schmälern nicht die Weisen in
der Zunft*.
Agni als Autorität und Haupt der Gilde heisst viddthe^ prdcetäh
4, 6, 2 oder viddthesu samräf in 3, 55, 7 :
dvünätd hotä viddthe^ samrdl
dnv dgram cdrati k^Sti budhndh.
Ob danach auch 3, 56, 5 :
utd trimätd viddthesu aamrät \
auf Agni zu beziehen sei, ist fraglich. Säja^a denkt an Süiya,
während er in 8, 101, 6 über den ^.kam putrdm tisfndm. sich ganz
ausschweigt. Schliesslich dürfte auch viddthe^ aahantya in 8, 11, 2 :
tvdm asi praidayo viddthesu sahantya
hierher zu stellen sein, wo viddthesu trotz Stellen wie 10, 96, 1
(vgl. unter 4) mit sahantya und nicht mit praddsyah zu ver*
knüpfen ist. Ebenso ist in 3, 54, 1 vidathyh als Beiwort des Agni
zu verstehen. Bei einigen Stellen mag man im Zweifel sein, ob
Agni als Haupt seiner Gilde, d. h. der Götter oder einer mensch-
lichen Priesterzunft gedacht wird. Sicher ist das letztere der Fall
in der interessanten Stelle 1, 31, 6:
tvdm Agne mimdvartanim ndram
sdkman pipar^ vüidthe vicarsane \
ydh d&rasätä pdrüakmye dhdne
dabhr^bhü cit sdmrtä hdmsi bhüyasah \\
wo viddthe dem sdkman parallel steht und wiederum mit dem
Schlusswort vicarsane einen einzigen Begriif bildet. Das Lied
unterscheidet sich in seinem ganzen Charakter wesentlich von den
üblichen Sämidheni- oder Prätaranuväka-Liedem. Es ist eine oratio
pro domo. Den eigentlichen Anlass erfahren wir aus obiger Str.,
sowie aus 16. Letztere lautet:
imdm Agne iardnim mimrso na
imdm ddhvänam ydm dgäma dürät
Gddner, Vedüch vidäiha. 741
Ludwig erklärt dardni als „Bittgang'^, Roth durch ,pWider-
spänstigkeif, Säyana als kimaäm vrataloparüpärn und ihm hat
sich Grassmann angeschlossen. Vergleicht man AY. 6, 43, 3, so
ergieht sich, dass iardni ^die Bosheit, Ungezogenheit '^ ist. Also:
,, Verzeih mir diese Ungezogenheit und auch den Weg, den wir
fem-ah^) gegangen". Ludwig deutet hier vidäiha auf das Asyl.
Richtiger ist wohl das Lied einem Brahmanen in den Mund zu
legen, der sich mit seiner Gilde erzürnt und dieselbe böswillig ver-
lassen hatte und nun als reuiger Sünder zurückgekehrt den Agni
als Obersten der Gilde um Schutz und Verzeihung bittet. 1, 31, 6
ist darnach zu übersetzen: „Du, o Agni, schützest den Mann, der
auf Abwege geraten ist, du der Leiter in der Genossenschaft, in
der Gilde, der du in der Schlacht — nur mit wenigen viele schlägst".
Der Sinn ist also: Agni, der solches in der Schlacht fertig bringt,
wird auch den einen, der auf Abwege geraten ist, im Kreise seiner
Zunftgenossen rehabilitieren können. Auf diese Weise ist es weniger,
„curious to find here Agni as the protector of the v{jinavartani
(Oldenberg, SBE. 46 p. 26). Man vergleiche übrigens auch
Stellen wie 10, 164, 8 Agnir vtdväny dpa duakrtdny dgusföny ärS
asmdd dadhätu. Die Übersetzung von vicarsane bedarf noch einer
kurzen Rechtfertigung. Roths .sehr rührig, — ioistig», wie Olden-
bergs „dwelling among all tribes" befriedigen an anderen Stellen
durchaus nicht. Säyana erklärt das Wort hier mit mii^taßiä'
nayukta% Wieder hat Ludwig wesentlich das richtige getroflFen,
wenn er übersetzt „ausgezeichneter unter den Menschen". Nur
muss das Wort öfters substantivisch gefasst werden. Es regiert in
6, 45, 16 den Genitiv krpfindmy wie sonst pdtih^ 7*0/0, vrsabhdh.
In 3, 2, 8 steht das Wort neben rathih und puröküah, 5, 63, 3
neben samräjä; 1, 79, 12 hat es als Beiwort aahasräksdh^ 9, 60, 1
steht in demselben Vers sahdsracak^asam, Indra soll grosse
drohende Gefahr verscheuchen, denn er ist ein zuverlässiger (sthirdh)
vicar^anih 2, 41, 10. In 4, 36, 5—6 führt der Dichter selbst ge-
nauer aus, wer als ein irCcarsani gelten darf:
ydm deväsö 'vathä sd v{car^anth\\
sd vajy drvä sd f§ir va^asydyä
sd iuro äsia pftanäsu du^tdrah \
sd räydspösam sd suviryam dadke
ydm Väjo Vibhvän Rbhdvo ydra ävtsuh \\
Also ,ein streitbarer Ritter, ein ^si an Beredtsamkeit, ein tapferer
in der Schlacht unbesiegbarer Schütze" ein reicher Mann und ein
Vater tüchtiger Söhne, alle diese sind in dem Wort eingeschlossen.
vicarfani bezeichnet überall den mukhya oder adhikärtriy den
Mann von Rang, Ansehen und Einfluss, den Vorstand und Leiter.
1) dürdt nach Sfiy.: duräd düradeiam^ vgl. ärdd vUrftä isavah pa-
tantu rakfdsäm AT. 2, 3, 6.
2) VgL aueh Naigh. B, 11.
742 Oddner, Vedisch vidätha.
Zu den auf Seite 739 besprochenen Bedewendungen ist anck
viddthe^ havya in VS. 22, 2 zu stellen:
tmäin cigrbhnan raianäm rtdsya
pürva dyusi viddthesu kavyd
wo freilich die Form kavyd Schwierigkeit macht. TS. 4,1,
2, 1 und MS. 3, 12, 1 p. 159, 14 lesen ebenso. Säy. zu TS (IV p. 17)
und Mahidhara nehmen Vertauschung der Kasusendungen an. Das
kurze PW. vermutet kavydh Und darauf läuft dem Sinn nach
auch Mahidharas Erklärung (Jcavyä kavai^cA — yafne^ huialäh)
hinaus. Die Seher oder die Klugen in der Zunft, also dieselben
die sonst viddtkefiA dhiräh oder — vedhdaah heissen, waren es^
die ,in der Vorzeit diesen Zügel des frommen (Opfer) Werkes in
die Hand genommen haben **. Für den besonderen Vinijoga im
Asvamedha ist der Vers ursprüngUch wohl kaum bestimmt gewesen.
Auch Himmel und Erde werden im ]^V. 1, 159, 1 viddthesu
prdcetaaä ,die hoch weisen^) in der Gilde* genannt, während sie
in AV. 6, 53) 1 = TBr. 2, 7, 8, 2 einfach prdceiasau heissen. Hier
handelt es sich nicht mehr um die gelehrten Brahmanenzünfbe.
Auch die Götter bilden für sich eine Genossenschaft, einen gand
(cf. gandm. devdnäm^ in welchen die l^bhus aufgenommen \frerden
9V. 4, 35, 3). Diese Genossenschaft der Götter heisst gleichfalls
viddtha und innerhalb derselben bestand eine Abstufung nach Weisheit
und Autorität Bei dem Opfer erwartete man die Elite der Götter-
genossenschaft, 3, 4, 5 :
saptd hotrdni mdnaaä vmänä
(nvanto viävatn prdti i/ann rtSna \
nrp44aso viddthesu prd jätd
abhimdm yajndm vi caranta pürvfh ||
,Nach den Werken der sieben Hotj'S*) im Herzen verlangend, alles
in Bewegung setzend (?) kommen nach der Ordnimg (die
Götter) herbei. In Männergestalt ziehen die Spitzen in der
(Götter)genossenschaft durch die zahlreichen (Thore) ein zu
diesem Opfer".
Pischel hat Ved. Stud. H, 116 die überlieferte Lesart prd jätäh
gegen Grassmanns Emendation prdjätah in ihrem Becht geschützt,
indem er zuerst den feinen Untersclued beider Formen erkannt hat.
Die Stelle ist ein erneuter Beweis für die vorzügliche Überlieferung
des JIV. -Textes. Pischels Deutung von prd jätd als , eine Bolle
spielend, Hauptperson* passt sehr gut zu meiner Erklärung von
viddtha^. prd jätd ist gleichsam ein abgekürztes /^oiAamojfVl^
und wie schon Pischel gethan, eng an viddthesu anzuschliessen.
fc ■ ■ ■ ■ ^
1) prdcetas = prakrstajnäna 8fty. sa 2, 23, 2; 4, 6, 2 n. o.
2) vgl. PW. s. y. hotar 2d), Pischel Yad. Stad. 1, 76 niid Olden-
berg a. d. St.
3) Vergleiche auch pröjäkim ^ssprabhütam (Sfiy.) TBr. 8, 8, 1, 6.
Geldner, Vediseh viddüiä. 743
Nur insofern weiche ich von Pischel ab, ^ ich zum Subjekt
des zweiten Hemistich gleichfalls die Götter mache und zu dem
Accus. püriAh in (2 ein dvärah suppliere; vgl. die andere. Äprl-
stelle 1, 188, 5 , bahvU ca- bhAyastä ca ydh \ durah. Die Be-
deutung von abhi'vi'Car ergiebt sich dann Yon selbst, cf. W-i', vi-yä^
vi'kram , hindurchgehen*.
Die göttliche und die menschliche Gilde oder Gemeinschaft
werden einander gegenübergestellt in 8, 39, 1 :
Agn£r devdh anaktu na
ubhi h£ viddthe kavbr antdi cdrati dütyhm
>Agni soll uns die Götter gefWig machen, denn der Seher thut
Botendienst zwischen beiden Gilden^)*.
Die Gesamtgilde der Götter zer&Ilt in drei Sektionen, die sich noch
weiter in Einzelgruppen oder Geschlechter wie die Marut, Yiäve
deyäV , Vasus u. s. w. spalteten. Auch diese drei Unterabteilungen
heissen wieder viddthäni. In ähnlicher Weise ist bald von dem
ganä^ der Gresamtschar der Marut die Rede (märtUam ganäm
1, 14, 8; Marütatn gandh 10, 137, 5) bald von den ganas, d. h.
den einzelnen Scharen^ {Mcaruiäm gandh AY. 4, 18, 4; 15,4;
19, 45, 10).
]$V. 6, 51 2 : v^da yäs irini viddthäny e^äm
devänäm jdnma —
.Welcher (Sürya) ihre drei Gilden, der Götter Geschlechter kennt*.
Diese drei Gilden sind die bekannten dreimal elf Götter:
8, 89, 9 Agnis irini tridhätüny d kpeti viddthä kavih \
sd trinr ekädaädh ihd ydkaac ca piprdya^ ca Tiah
«Agni der weise wohnt bei den drei Gilden von dreifacher Natur;
er möge die dreimal elf hier verehren und erfreuen* I
Dieses dreifache Element oder die dreifache Natur {dhätu) der
Götter ist in der bekannten Dreiteilung der Welt lös Hinmiel,
Erde und Wasser begründet:
1, 139, 11 yi deväao divy Skäda^a athd
prthivyäm ddhy Skädaia athd \
apsuk^iio mahmcdkädaSa athd
tS deväao ycy'ridm imdm ju^adhvam ||
1) SSyana hat hier übeneheii, dass viddthe nach P. P. Üaal ist.
2) Es sind Bosammen 7 ga^as je lu 7 Mann: aaptdganä vai MaHUah
TS. 2, 2, 11t 1} Si 3»,ii 6; TBr. 2, 7, 2, 2; Siy. su RV. 1» 6, 4, 107, 2, «fiwM-
Bopta Märuiä ganäh MS. 3« 3, 10 (p. 44, l), aber trir vai aaptdeapta Ma-
rutai^ MS. 4, S, 9 (p. 49, 3). Ihre Zahl beträgt nach gewöhnUcher Annahme 49,
Siy. SU RV. 1, 39, 4. Ihre Namen sind tdfn, antfädrn n. s. w. VS. 17, 81;
SSy. saRV. 1, 6, 4; 107, 2; zn TS. II p. 327, 1. Andere Zahlen bei llacdonell,
Yedie Mythology p. 78.
744 Gddner, Vedüeh vidäiha.
Die ihr, o G6tter, die elf im Himmel seid, und die elf auf der
Erde seid, und elf reimöge eurer Herrlichkeit im Wafiser
wohnt, ihr Götter geniesset dieses Opfer* !
2, 27, 8 trini vraiä vCddthe antdr e§äm |
„Drei Ahteilungen sind in ihrer Oilde*.
trini vratd gehört nach Bedeutung und Etymologie eng zu irivfC
„dreifach, dreiteilig*. In 4, 53, 5 sind unter den drei vratdni ^e
nämlichen drei Klassen in der Göttergilde zu verstehen:
tribhCr vrcUaCr abhC no rakaati tmdnö, \
„er selbst (Savitä) mit den drei Abteilungen (der Götter) schützt uns*'.
In 7, 5, 4 ist tridhdtu vrcUdm geradezu die Dreizahl, Dreiheit:
täva triähdht prthivf utd dyadr
VaUvänwa vrcUdm Agne sacanta |
„Himmel und Erde suchen, o Agni Yai^vänara, deine Dreizah)
(d. h. die drei heiligen Feuer oder die Feuer in den drei Natur-
reichen) auf*.
In 2, 27, 8 ist e^m bxjS_ die Ädityas zu beziehen. Die Götter sind
darnach die Gilde der Adityas. Auch das hat seinen besonderen
Grund. Als die Häupter der Göttergilde werden bald die Ädityas^
bald Mitra- Yaru^a , bald Indra und yaru];;a, „die beiden Könige*
namhaft gemacht:
3, 38, 5 dtvo napäta viddAasya dhibhfh
Tc^atrdrn räjänä praMvo dadhsihe || 5
tAni räjänä viddthe purüni
• pdri viiväni bhüsaihah sddämsi \
dpcLiyam dtra mdnasä jaganvdn
vratS gandharvdn dpi vät/iike^än || 6
„Durch die Weisheit der (Götter)genossenschaft besitzet ihr beide
Söhne des Himmels ^) seit alter Zeit die Herrscherwürde. Die
drei (Abteilungen) in der Gilde, ihr Könige, die vielen, alle
(Götter)sitze regiert ihr; im Geiste dorthin (dahinter) ge*
kommen erschaute ich -auch die Gandharven mit fli^temden
Haaren bei ihrem Werk*.
Trotz 7, 66, 10 (s. u.) glaube ich nicht, dass wir mit Roth viddthasya
von k^atrdm („Yon^tz in der Gröttergenossenschafb*) abhängig
machen dürfen, weil kfotrd niemals mit einem Grenit. object. ver-
bunden wird. Der Sinn ist, dass die gesamte Genossenschaft der
Götter in ihrer Weisheit die beiden 'geeignetsten zu Oberhäuptern
erkoren hat. Str. 6 a — ^b ist gebaut wie 6, 8, 1 a — b ■ (s. u.). Wie
dort prd, so ist hier pdri aus b an die Spitze des Satzes zu denken«
1) Indr« nnd Vanina nach .S£y.; die Str. steht in ^nem Indralied. lodr»
wird aber erst in der mehreren Liedern gemeinsamen Schlossstrophe genannt.
Geldner, Vedüch viddtha. 745
Zu ^ trini ist aus 2, 27, 8 , vratd zu ergänzen. Die addämai sind
wegen dira^) in c als die Göttersitze zu fassen, vgl. e^äm*)
avamä sddämat 3, 54, 5; divdh addätpsi AV. 19, 47, 1; SV. 1, 4,
1, 2, 10 und Stellen wie 8, 29, 9; 2, 4*1, 5; 1, 85, 2. Den addämsi
unserer Stelle entsprechen die jirfnina, ,die Göttergeschlechter* (vgl.
die divyäni jdnma 10, 64, 16, die daivyöni pärihiväm jdnma
5, 41, 14) in 6, 51, 2. Denn jedes einzelne Göttergeschlecht hat
seinen besonderen Wohnsitz. Das viddtham umfasst alle jdnma
wie alle sddSmst der Götter. Die Strophe 3, 38, 6 hat eine un-
verkennbare Parallele in 7, 66 j 10:
trini yi yemür viddthäm dhitCbhir
vtiväni pdribhütibhik \
, Welche (Ädityas) die drei Gilden mit Weisheit gelenkt haben •),
alle durch ihre Überlegenheit*.
Sollte nicht auch hier zu vtiväni das Substantiv aus einer anderen
Stelle und zwar gerade addämsi aus 3, 38, 6 zu ergänzen sein?
yemür in 7, 66, 10 erklärt pdri bhü^aihah in der Parallele 3, 38, 6.
pari'bhü^ bedeutet: umfassen, leiten. Für bhüa findet sich eine
interessante Notiz bei Durga III p. 83, 4. Nach ihm bedeutet
bhü^cUi: parigj'hnätij partraksati, atikrämctti, Säyana umschreibt
pari'bhüf bald durch paribhavati (8, 22, 5 ; 3, 12, 9) oder durch
parigrhnäti (1, 136, 5; 2, 12, 1), meist aber durch alamharoti^
einmal auch mit aädhayati (1, 162, 13).
In 5, 63, 2 heisst es von Mitra und Varu^a:
aamräjäv aayd bhuvanaaya räjcUho
Märävarunä viddthe avardfdä \
,Als Oberherm herrscht ihr über diese Welt, Mitra und Varui^a,
als die welche in der Gilde das Sonnenauge besitzen*.
avardfi ist zunächst wörtlich zu nehmen^), denn die Sonne ist das
Auge von Mitra und Varuna RV 1, 115, 1; 6, 51, 1; 7, 63, 1. Da
aber die Sonne allsehend {vüvdcdk§aa 1, 50, 2; 7, 63, 1), weitsehend
{urucdksaa 7, 35, 8; 63, 4), ein Späher der ganzen Welt (4, 13, 3X
ein Hüter alles leblosen und lebenden ist (7, 60 2), der Becht und
Unrecht erschaut (4, 1, 17; 6, 51, 2) und auf alle Wesen schaut
1) vgl. VS. 23, 49 prcckdmi tvä citdye dewudkha yddi tvöm dtra
mdnasä jagäntha. »Jch frage dich, o Götterfr^and, um es zu wissen, wenn
du im Geiste dahinter gekommen bist", nfimlich auf die im fg. erwähnten drei
pcuiäni. MahTdh.: matkrte prahle^ was auf das gleiche hinanslftuft. Deni
dtra jagdniha entspricht in VS. 83, 50 dpi tisu trüü pctdisv asmi, „Auch
ich bin (im Geist) an diesen drei padas. — apaSyann in RV. 8, 38, 6 Tom
geistigen Auge des Dichters.
2) se. deodmam,
3) nämlich: seit alter Zeit, cf. pradivcih in 3, 38, 5.
4) Ich fasse hier avardfi als Bahurrlhi: =3 war drg yayos tau,
Durga II p. 830, 12 erklärt es durch war iva yo dräyate. Das passt aa
anderen Stellen gut.
746 QddiMT, V6di8ch viddtha,
(7, 61, 1)) und über Himmel, Erde und Wasser hinausschaut (AV
13,1,45), so ist svardri s. v. a. allschauend, allwissend.
vic(dthe avardfiä reiht sich also den oben besprochnen Bedewendungen
wie viddthe dhiräh an.
Indra, der oft die ganze Göttergesellschaft im Asurakampf
heraushauen muss, heisst BV. 1, 56, 2 :
pdtim ddksaaya viddthasya nu sdhah
„den Herrn der Thatkraft, die Stärke (Eücldialt) seiner Genossenschaft^ .
Auch zwischen zwei Gottheiten kann ein viddtham bestehen:
AY. 4, 25, 1 Väyoh Savüdr viddthäni manmahe
„Wir gedenken des Bundes zwischen Väyu und Savity*.
Das ganze Lied schildert die gemeinsame Thätigkeit dieser beiden
Götter. — viddthe mit instr. bedeutet: „im Bunde mit*. Pa-
rallel steht im folgenden Päda saträ JELV. 7, 93, 5 :
sdm ydn maJd mühati apdrdhamäne
tanürucä Mrasätä ydtaite \
ddevayum viddthe devayübhih
satrd hatam somasütä Jdnena \\
„Wenn die beiden Heere schreiend ') wetteifernd am Leib glänzend
in der Feldschlacht mit einander kämpfen, so erschlaget ihr
beide (Indra und Agni) den Gottlosen im B.und mit den Frommen,
im Verein mit dem somapressenden Mann*'!
Auch hier bilden die beiden Schlussworte des Päda viddthe devayü-
bhih ein syntaktisches Ganze.
In der Eingangsstrophe von 6, 8 giebt der Dichter sein
Thema an:
prk^dsya vrsno aru^dsya nu sdhah
prd nd vocam vuidthä Jätdvedasah |
Er will die Macht des VaiSvänara und sein viädtha besingen. Unter
diesem sind zu verstehen Mitra (in Str. 3) und Agnis gopdh
(== pdyavah) in Str. 7 , also seine Freundschaft oder Bundesge-
nossenschaft und sein Anhang, mit einem Wort sein pak^, —
Als pak^a im Sinn von Kriegspartei könnte man viddtha fassen
in der Formel viddtha nicCkyat (zweimal im Padaschluss) = „die
Parteien durchschauend '', von dem berühmten Schlachtross und
Eennpferd Dadhikrävan BV. 4, 38, 4 ^) und von der Kriegspauke,
die als ein kundiger Heerführer (puraetä) geschildert wird AV.5, 20, 12.
1) müh BS parcuparam ä-kruä Säy»
2) Pftda d dieser Strophe macht Schwierigkeit; es scheint eine doppelte
Ellipse zu sein. Bei dieser Gelegenheit mache ich auf. die glAnionde Rüdhi>
erkl&rung von ävirrfika bei SSyana aufmerksam. Er erklärt es durch ävirbhüta-
muska „mit hervortretenden Hoden", rß, wie als zweites Glied des Kom-
positum anzusetzen ist, ist = Avesta eres* Yasht 14, 29 und im Zend^PeUevl*
Glossar 11, 1. SufSz -ka im Bahnv. nach Pft^. ö, 4, 153.
Geldner, Vedüeh viddJtha. 747
3. Auch die Mar ut heissen viddthe^ dhiräh in "^Y. 3, 26^ 6
gäntäro yajüdm viddihesu dhiräh \
«die zum Opfer kommen als die Weisen in der Zunft/
Dieses Epitheton omans wird hier aus dem Charakter der
Marut verständlich. Die Marut sind gelehrte Herren. Sie heissen
kavdyah 1, 31, 1; 5, 57, 8; 7, 59, 11; kavdyo vedhdsdh 5, 52, 13;
arJdnak 1, 38, 15 ; cardnah 2, 34, 1 ; brahmakftah 3, 32,* 2 ; 7, 9, 5 ;
brahmdnah 5, 29, -3 und vielleicht auch in 5, 31, 4
hrahmäna Indram mahdyanto arka£r
dvardhayann dhaye hdntavä u \ -
Säyapa: brahrndno 'ngirasah parivrdhä MarvJto vä. Sie sind die
Lobsänger (Barden) des Indra und dieser ihr ]^i 5, 29, 1
drcanti tvä Mardtdh piUddakaüa
tvdm e^dm fsir Indräai dhirdh \
Alle diese Ausdrücke sind in ihrem technischen Sinn zu nehmen
und nicht etwa auf das Heulen und Pfeifen des Sturmes zu deuten.
Die Marut sind dem menschlichen Sänger geistesverwandt und
helfen darum dem jungen Syäva^va aus seinen Dichtemöten ^Y.
5, 61^). Sie verdienen schon dieser Eigenschaft wegen den Titel
der Weisen in der Zunft, denn die Dichter sind im 9^* ^^ Zierde
ihrer Zunft. In 1, 64, 6 , heissen die Marut viddüie^v dbhiivah.
Dasselbe Beiwort bekommen in Str. 1 desselben Liedes die gircihi
ap6 nd dhiro Tndnaaä auhdatyo
gtrah adm afije viddthe^ äbhüvah | 1.
pinvanty apo Marütah suddnavdh
pdyo ghrtdvad viddthe^ öihdvah \ 6.
Als Beiwort der Marut erinnert viddüiefu äbhüixih an äbhubhih
in 5, 35, 3, das Säyana auf die Marut bezieht, als Beiwort der gtrah
aber an die vidathya väk in 1, 167, 3. Die Taddhitabildung
vüUuhyh ist nach indischer Terminologie eine vrtti. Setzen wir
diese vrtti nach Päi;. 4, 4, 98 oder 5, 1, 5 in ihre avrtti um, so
ergiebt sich vidathya = mdcUhe sädhu oder vidathäya hüa^).
Die beiden Wörter sädhu und htta kommen dem Begriff des vedischen
äbhä nahe. Eine Bedeutung von äbhi tritt klar zn Tage in der
Zusammensetzung sv-äbhü in 5, 6, 3 :
Agnir h£ väjinam vüS
dddäti viivdcarfanih \
Agni räyS sväbhüvam
ad prUö yäti väryam |[
1) Ved. Stad. II, 263.. Wer den Wert derartiger Legenden in Abrede
stellt, sentSrt sieh selbst die schönsten Stücke des Rlgvedo.
2) Nach KSs. sn 4, 4, 98 ist sädhu a pravina oder yogya\ Uta —i
vpakäraha.
748 Gddner, Vediseh vidäJäia.
„Denn Agni — schenkt dem Volk ein Streitross (oder , einen
Helden *^)i Agni ein zu Reichtum behilfliches; munter geht es
auf Beute aus* ^).
Damit ist zu vergleichen 1, 5, 3:
ad ghä no yöga d bhuvcU
ad räyi ad püramdhyäm \
,Er (Indra) sei uns behilflich bei der Unternehmung, er zuzn
Beichtum*), er bei der Frau (zu Kindern)*.
Das Yerbum ä-bhü bedeutet: 1) rasch und gern erscheinen bei
8, 98, 17 ydt admeaoma äbhavah verglichen mit 8, 92, 26 desselben
Dichters dram hi pnä aut/au nah adme^ Indra bhü^aai. 2) bei-
stehen, fördern, begünstigen 4, 31, 1 kdyä na4 cürd d bhuvad üti
und 1, 5, 3. Andere Bedeutungen sind: in etwas eingehen, bes. in
einen Schoss zu neuer Geburt, wiedergeboren werden z. 6. Ghänd.
üp. 6, 9, 3 yad yad bhavanti tad d bhavanti.
Für die Begriffsbestimmung ist femer wichtig, dass die Stelle:
7, 30, 4 aväbkdvo jarandm a4naxanta
eine Parallele hat in
10, 37, 6 bhadrdm jivanto jarandm aälmahi.
Es spielt also bei avGbhä auch der Begriff von bhadra herein.
Die Bedeutungen von äbhiL lassen sich etwa so anordnen: , hilfreich,
Helfer, Freund*; überhaupt „geflQlig, wohlthuend, angenehm, ge-
nehm*. Dasselbe bedeutet aväbhu imd ausserdem noch in 7, 30, 4
, beliebt, glücklich **. 1, 64, 6 werden die Marut als die hilfreichen
Freunde in der (6ötter)gilde charakterisiert. Dies beziehe ich auf
ihr Verhältnis zu Indra, den sie nicht verliessen, als er von allen
andern Göttern im Stich gelassen wurde'), ^Y, 8, 96, 7 und Ait
Br. 3, 16, 1: Indram vai — aarvä devatä ctjakua, tarn Maruta eva
aväpayo näjahuh. Ähnlich Ait. Br. 3, 20, 1^). Sie heissen darum
seine adkhäyah ^V. 3, 51, 8; TBr. 1, 5, 5, 3. In demselben Sinn
werden sie im ^V. 5, 35, 3 und 1, 51, 9 mit äbhubhih bezeichnet,
an letzter Stelle im Gegensatz zu dnähhuvah „den Feinden*^).
Hingegen besagt die erste Strophe von 1 , 64, dass der Dichter
sein Gedicht herausputzt wie ein geschickter Künstler ein Kunst-
werk, auf dass es der Gilde genehm sei. In diesem Fall bezieht
1) In der KoDstraktion des Satzes stimme ich Oldenberg SBE. XL VI,
379 bei.
2) Zum Wechsel von Dat. und Locat Tgl. 1, 10, 6 tdm U 9oJädtv& mähe
tdm räyi tdm suvirye. sakhÜve und sumrye sind mmüta-hokM.tiye wie in
carmard dmpinarn hanii u. s. w. HBhSs. in Pfin. 8, 8, 86, 6.
8) Es war freilich nicht immer so, wie RV. 1, 165, 6; 8, 7, 81 und die
Begebenheit mit dem Asvatthabanm Sat. Br. 4, 8, 8, 6 sdgen«
4) Auch unter äbhüsu in 1, 56, 8 sind rielloicht die. Marut zu Verstehen,
wfthrend Säy. dort das Wort seltsamer Weise als „GeOngnis" erkllbi.
Geidner, Vedisch vidtUha. 749
sich viddAa nicht auf die ganze Göttergenossenschaft, sondern nur
auf die Marui In einer Reihe von Stellen wird vidätha ganz
synonym mit gand gebraucht und bezeichnet die Schar oder die
Scharen der Marut, wie Roth schon richtig erkannt hat:
1, 89, 7 hibhamydväfno viddihesu jdgmayah
^schmuck gehend, in Scharen ziehend''.
1, 85, 1 mädanti vlrd viddihesu ghffvayah
1, 166, 2 hrÜanti hrlld vtddAe^ ghf^vayah
ghjrsvi hat Roth als , munter, lustig*' gedeutet, M. Müller
richtiger als «wild*. Ludwig giebt dem Wort die verschieden-
artigsten Übersetzungen. Die Wahrheit ist auch hier bei Säya^a
zu finden, der in 9, 101, 8 ghf^ayah ^wcch. parasparam spar-
dhamänäh erklärt. Die gdvo ghf^vayah sind dort nach Säy. die
stutilalcfianä väcah^). Auch damit hat er wohl das richtige ge-
troffen; zu vergleichen ist 7, 18, 3 pasprdhändso gtrdh. ghf^he-
deutet: «vorstürmend, vordr&ngend, einander zuvorziäonmien suchend,
ungestüm*, viddthe^ ghfP^V^ 2^1 «in Reihen (Kolonnen) vor-
w&rtsstürmend*. Wegen ghr^irädhas (Beiwort der Marut) 7, 59, 5
verweise ich auf 1, 168, 7 (besprochen in Ved. Stud. ü, 253). Die
Zugehörigkeit von ghfpn zu Wz. hr^ ist zweifelhaft. Der Dhätu-
pä^ha verzeichnet för ghr^ nur die Bedeutung aamghar^, Böht-
lingk notiert in PW. aus einer anderen Wurzelsanunlung auch
die Bedeutung aamhar^a, aamghar§a und aamhar^a sind insofern
mit einander verwandt, als sie beide auch die apardhä bezeichnen.
ghr^ ist wie schon Säya^a erkannt hat mit spardh synonym, und
weiter auch mit yat in der hier anzureihenden Stelle
5, 59, 2 antdr mahS viddthe yetire ndrah \
Ich glaube nicht, dass das PW. die Grundbedeutung der Wz. yat
richtig getroffen hat'). Im Par. bedeutet yai: «anspornen, an-
treiben^; im Ätm. «sich gegenseitig anspornen, um die Wette
losstürmen, mit einander wetteifern, kämpfen, sich anstrengen*.
Also: «die Männer stürmen in grosser Kolonne um die Wette vor-
wärts*. Cf. äravasydvo nd prtanäsu yetire 1, 85, 8; ^tä nd yetire
10, 77, 2. Den Zug der Marut dachte man sich wie den der
Sonnenrosse, die wiederum mit Zugvögeln verglichen werden in
1, 163, 10 hamsd iva drenüö yatante. Was dort viddihe^ ist hier
drenüdh : vidätha = drinii
• • ■
1, 167, 6 dsthäpayamia yuvaiCtn ydvändh
iubhS rdtnüläm viddthe^ pajrdm
1) Aach sonst nimmt SSj. für go öfters die Bedentaog väc (wie im klass.
8kt) oder stiUi 11^ s. B. 1, 173, 8; 180, 5 (an beiden Stellen darchus pusend),
8, 24, 20 (vgl A&. Os. 1, 1, 4); 2, 21, 5. Diese Erklärung stammt ans Naigh. 1, 11.
2) Das hat Roth z. T. selbst «eingestanden ZDMG. 41, 676. H. Müller
giebt yeUre weit richtiger durch „to striye together** wieder.
3) Das Par. hat schon Lndwig so gefasst z. B. 5, 65, 6.
750 (jddnisr, Veilisch .viddtha.
Die Wortstellung ist geschickt gewählt, nimüla hat immer eine
Ergänzung im Locativ, muss also hier mit dem folgenden vidaihe^u
konstruiert werden. Dasselbe gilt aber auch nach der Stellung am
Ende des Fäda und den analogen Konstruktionen für pctfräm. Auch
hier soll durch die Schlussworte die besondere Stellung, welche
die RodasI im gana der Marut einnimmt, gekennzeichnet werden.
Das ist aber bei den bisherigen Deutungsversuchen von pajrd nicht
möglich*). Der Vergleich mit nrjyog ist, wie immei:, irreleitend
gewesen. In der Mehrzahl der Stellen ist Pajra der Name eines
bestimmten Zweiges des grossen Gotra der AAgiras (vgl. PW. und
Bergaigne 11, 479). Es kommen für das Adjektiv pajrd nur fonf
Stellen in Betracht. Die wichtigsten sind:
1, 158, 3 yuktö ha yäd väm Taugrydya perdr
vi mddhye drnaso dhdyi pajrdh \
lipo, väm dvah iarandm gameyam
8, 63, 12 yaJjt idrnaaie stuvatS dhdyi pajrd
indrajye§thä aamän avcentu deväh \
Die Worte dhdyi pajrdh am Ende des Stollens sind zu beurteilen
wie die fünfmal den Pädaschluss bildende Redensart dhäyi dar-
4atdh 5, 56, 7; 8, 70, 2; resp. dhäyi daräatdm 1, 141, 1; 4, 36, 7;
5, 66, 2, d. h. sie gehören eng zusammen und bilden das Prädikat
des Satzes, dhäyi ist s. v. a. , machte sich, ward (wird)*, dhayi
dariatdh = «ward sichtbar*. Auch die Worte dhäyi haryatdk In
10, 96, 4 sind so zu konstruieren. Der An£Euig von 8, 63, 12 c ist
formelhaft^ und kehrt in
5, 42, 7 ydh ddmaate atavatS idmbhaviathah
und 6, 62, 5 yd idmsate atuvatS idmhhavi^thä
wieder, dhäyi pajrdh entspricht also dem ddmbhavi^thah. Auch
sonst sind Anzeichen vorhanden, dass pcjrd begrifflich nicht weit
von dambhii (= suhha^ya bhävayitäj Säy.) abliegt, vidätheau
pcjrdm in 1, 167, 6 erinnert an viddthefu iambhilvam 1, 40, 6
und dieses wieder an viddthesu cdrum 7, 84, 3, beide Male am
Ende des Stollens. Entscheidend ist schliesslich, dass die RodasI
in 5, 56, 8 surdnäni bCbhraü („die Reize besitzende*") in Str. 9
dieses Liedes auhhdgä und wahrscheinlich in 1, 167, 7 subhsgd
heisst ^. pcjrd ist == subhaga, s. v. a. glückbringend, lieb, erwünscht,
1) Cf. neuerdings Baanack in KZ. 35, 633. Er giebt dem Wort die
Bedeutung „frisch, frische Kraft gebend".
2) Cf. Baunack p. 538.
3) So sehr ich im allgemeinen gegen Kox\jekturen im KV. misstrauisch
bin, so kann ich mich hier der Vermutung nicht entschlagen, dass mihhägdh
Kedaktionsfehler für subhägä sei, hervorgerufen durch falsche Auffassung von
jdmr als acc. plur. In dem ganzen Lied wird BodasI als die Begleiterin der
Marut geschildert, Fasst man jdmr als Nom. sg., was trotz jdm in 4, 58, X
und trotz des Accents nach Lanman p. 377 möglich bt, und schreibt
man subhägä t so wäre der Sinn: „so oft die männlich gesinnte (Vf^cvnana/i
= nrmdnäh in Str. 5), stolze, sogar trotzige als ihre geliebte Frau mitfährt**»
Geldner, Vedisch viddtha. 751
und in specie beliebt oder geliebt von der Frau. Damach ist zu
übersetzen: 1,167,6 ,,Die Jünglinge hoben die jugendliche zum
Schmuck (auf den Wagen), sie die Gesellin der Schaar (und) Lieb-
ling*. 1, 158, 3 (Wie damals) als euer geschirrter strotzender
(Wagen *)) dem Tugrasohn mitten auf dem Meer iVillkommen *)
ward, so möchte ich in euren Schutz und Schirm gelangen*.
8, 63, 12 (Indra) welcher dem preisenden, lobsingenden glück-
bringend ist, (und) die Götter mit Indra an der Spitze sollen
xms schützen*. In der Konstruktion des Satzes bin ich Säyana
gefolgt. Die pafrd in 9, 82, 4 ist nach Säja^a, der sich hier
ausdrücklich auf eine ältere ungenannte Autorität stützt, die Erde.
In 1, 190, 5 fasse ich pajrdh mit Ludwig (III, 109) und Ber^
gaigne als Eigennamen und nehme mit beiden eine Feindsehaft
zwischen den Pajras und Agastya an. Zugleich scheint mir aber
die Stelle einen Wortwitz, eine Anspielung auf die Adjektiv-
bedeutung von pajrd zu enthalten. Die Pajras (die lieben) sind
in Wahrheit päpdh,
4. viddtha bezeichnet aber nicht ausschliesslich die Güde oder
Zunft als ständige Korporation, sondern auch das zum Zweck eines
Opfers zusammengetretene Konsortium von Priestern, den Konvent,
insbesondere das vollzählige Priesterkollegium, wie es für die grossen
Somaopfer notwendig war. Durch Metonymie wird der Ausdruck
vidcUha auf das Somaopfer selbst, resp. auf dessen einzelne Ab-
teilungen, die savanas übertragen. In unmittelbarer Nähe von
tnddtka erscheint öfters yajnd (vgl. Bloomfield a. a. 0. 16)
oder havts und zwar stehen beide Wörter entweder parallel wie
in 3, 3, 3 ketüm yajhänäm viddthasya sädhanam und 8, 11, 1. 2,
viddthe — havi^ 6, 52, 17, oder in verschiedenem Kasus wie
7, 84, 8; 10, 100, 6. Diese beiden Stellen lassen noch den eigent-
lichen Unterschied beider Wörter durchfühlen: yaßid ist die Hand-
lung, aber viddtha sind die handelnden Personen. Die
oben mitgeteilte Erzählung eines Brähmana lehrt, dass gewisse
Brahmanenfamilien es als ihr Privileg betrachteten, die rtvijah für
das Somaopfer des königlichen Yajamäna zu stellen. In noch
höherem Grade werden diese Ansprüche bei den alten Dichter-
geschlechtem des ]^Y. bestanden haben. Daraus entsprangen die
fortwährenden Reibereien, die wir schon im ^V. zwischen den
Zeilen lesen. Der Neid um die dakfinä gab der gegenseitigen
1) B er gaigne, Pischel (Ved. Stud. I, 90) und Baunack beziehen
den Vera anf den Soma. Obige Deatang hat den Vorsug der Einfachheit.
2) In diesem Sinn ümb ich auch jdthakuya jüefäi in der Bhigynstelle
1, 182, 6, in deren KonstnÜKtion ich ganz mitBaunaok a. a. O. p. 550 aber-
einstimme. Wie dort der Wagen pajrd , so sind hier die Schiffe jdthalasya
jüetäh. Da hrd aach im Sinn von kuksi und udara gebraucht wird, bes.
wo es sich um den Somatrnnk handelt, so könnte nrngektlhrt jdthala s=i jathara
*= hrd und jdthaUuya pMta b= hrdya sein. Das wilre wieder ein Fall der
krenzweisen BedentnngsUbertragung bei Synonymen, über welche ich Ved. iStud.
U, 277 gesprochen.
752 Gddner, Vedüeh viddtka,
Eifersucht immer neue Nahrung. Thatsftchlich laufen Dichter-
geschlecht, Gelehrtenzunft, Priesterpartei und coUegium sacerdotum
bei dem Opfer oft auf dasselbe hinaus, so dass der Bedeutungs-
Wechsel von viddtka nur scheinbar oder ganz geringfügig ist.
Auch bei den Buddhisten bezeichnet aangha den geistlichen Orden
und ein Kapitel Yon Mönchen; gana die gesamte Gemeinde der
Bhikkhus und auch „a small chapter of priests^^ (Childers s. v.).
Unter vidätha sind dieselben Personen zu verstehen, die sich in
den sakralen Liedern des "^Y, sAs gand (gand ä ni^ddya 6, 40, 1
= aamaistotrsanghe Säy. ; ni ^ sida ganapate ganSpi 10, 112, 9
= atotrganefu Säj.), als „unsere Partei* {ctsmäkam ardhdm ä
gaht 4, 32, 1), als „die Freundschaft* (ddhi stotrdaya aakhydsya
gätana „gedenket des Loblieds der Genossenschaft" 5, 55, 9 nnd
Tgl. adhmcm — viddtke in 1, 31, 6) und als die „Grenossen* oder
„Kollegen" bezeichnen: aamähkir Inira adkkibhir huvändh
10, 112, 3; pdrt tväaaie nidhtbhih adl'häydh 10, 179, 2 (hier in
b der madhyamdina erwfihnt), aomydaäh adkhäyah 3, 80, 1, im^
adkhäyah aomiridh 8, 45, 16, branmänah adkhäyah 5, 32, 12.
adkhäyah kärdvah 8 , 92 , 33 oder im Vokativ : kaihd rädhäma
aakhäyah atdmarn 1, 41, 7; 5, 1 ; 5, 45, 6; 6, 48, 11 und in Ver-
bindung mit dem beliebten vah 6, 16, 22; 23, 9; 9, 105, 1. Bis-
weilen wird der Sprecher neben den Kollegen besonders erwähnt:
grnat4 adkhibhyah 3, 30, 15 (cf. atotfbhyo grnatS ca 7, 3, 10),
9, 96, 4 tdd uianti vdva imS adkhäyaa
tdd cJidm va^mi pavamäna aoma |
In 9, 98, 12 werden die adkhäyah den Suris gegenübergestellt :
tdtn aakhäyah purorucam
yüydm vaydm ca aürdyah
adydma väjagandhyam
aan^ma vajapaaiyafn \
Hier werden also die Sprecher selbst aürdyah genannt S. V. frei-
lich stellt yüydm und vaydm um. Über aürC möchte ich mich
an diesem Ort nicht endgiltig entscheiden. So gewiss es an vielen
Stellen den Yajamäna im Gegensatz zu den atotarah^ jarüäraJi,
grndntah bezeichnet, so gewiss ist auch das Gegenteil davon der
Fall. Ich verweise namentlich auf tvötäaah — vaydm te ayäma
aürdyo grndntah 4, 29, 5, tdva priyäaah aürfyu ayäma 7, 19, 7,
femer 1,'54, 11 = 10, 61, 22; 6, 8, 7. In 1, 22, 20 können unter
aürdyah nur die in der folgenden Str. genannten vfpräao vipanyä-
vah gemeint sein. Auch die klassische Bedeutung von aüri kann
nicht vom Hinunel gefallen sein, sondern muss in logischem Zu-
sammenhang aus der vedisehen erwachsen sein.
In 7, 84, 3 stehen die viddthäni den Süris gegenüber:^)
1) viddiha und mri stehen auch in 1, 153» 8 beisammen« Dort liegt
die Schwierigkeit nar in süri.
: L'.
[ ■
i,
j
Geldner . Vediseh viddtha. 753
krtdm no yctfftdin viddthe^u cdrurn
krtdm Irdhmäni aürfyu prcbdastä \
, Machet, dass nnser Opfer im PriesterkoUegium glückbringend sei,
machet, dass unsere Gebete bei den Süris Beifall finden '^ ').
Wörter, die im Skt. „schön, angenehm, erfreulich*' bedeuten,
werden auch prägnant im Sinn von , Glück verheissend, glück-
bringend" gebraucht. Ich verweise auf kctb/äna, dubha, dobhana^
'pwnya und die betreffenden Artikel bei Apte. Es mag darum
erlaubt sein, diesen Bedeutungswechsel hier für caru anzunehmen,
besonders mit Bücksicht auf
1, 40, 6 tdm id. vocemCL viddthe^ iambkdvam
mdntram devä anehäsam \
und
10, 100, 6 yajfidd ca bhüd vicUUhe cdrur dntamah
„und das Opfer möge ir. PriesterkoUegium glückbringend, (von
den Göttern) bevorzugt^) sein*.
Auch hier handelt es sich wohl um die spcardhä verschiedener
opfernder Parteien. Wir haben in den Ved. Stud. wiederholt auf
diese spardhä hingewiesen. Man betrachtete die Priesterschaft
«ines anderen Tajamäna als feindselige Eonkurrenten. Das Bild
des Bennsportes oder der Schlacht drängt sich dabei deufi Dichter
von selbst auf. So heisst es 7, 93, 3—4:
üpo ha ydd vtädtham vajino ffdr
dhAMr vCpräh prdmatim icchdmänäh
drvarUo nd Tcä^thäm ndksamäna
Indrägni johtivato ndras ^ || 3
girbhCr vCprah prdmcUim tcchdmäna
iäe raytin yaddsatn pün^abhdfam
,Wenn sie kampflustig sich zum Opferkonvent begeben, die Brah-
manen, die mit Liedern die Gunst ^) (der Grötter) suchen, gleich
Bossen, die in die Bennbahn (oder: auf das Schlachtfeld, Säj.)
* kommen, Indra und Agni anrufend, diese Männer, (4) dann
fleht der mit Liedern die Gunst suchende Brahmane um einen
rühmlichen bevorzugten Gewinn".
vaßn ist auch in 3, 29 7 ; 6, 7, 3; 7, 56, 15 Epitheton des vipra,
in 1, 86, 3 aber drücken väjtnah und vfpram den bekannten Gegen-
satz des Tajamäna und Sängers aus. Ludwig möchte diesen
Gegensatz auch in tmserer Stelle sehen; doch erscheint mir die
obige Auffassung ungezwungener.
1) In Gestalt einer Belohnung, falls die Saris hier die YajamSnas sind.
2) Dies scheint mir der Sinn von dntama za sein. Eine erneate Unter-
snchong des Wortes könnte allerdings die obige Übersetznng nmstossen.
8) prdmati = anugrahabuddhi SSy.
Bd. LH. 49
J
754 Geldner, Vedisch vidaJtha.
Es würde zu weit führen und die Exkurse über Gebühr ver-
mehren, wollte ich alle einschlägigen Stellen ausführlich durch-
sprechen, in welchen viddtha entweder das amtierende Kollegirun
der rtvyah oder lak^anayä das Opfer selbst bedeutet. Ich will
nur den Versuch machen, dieselben einigermassen zu ordnen:
1. in Verbindung mit Wz. madi
6, 52, 17 asmin no adyd vtddthe yajaträ
vCdve devä havfyi mäaayadhvam ;
ähnlich 8, 54, 2 (hier neben 8t6me) ; 10, 12, 7 ; cf. asmin — sdvane
mädayasva 2, 18, 7 ; asmin yajnS mandasänä 4, 50, 10.
2. Komm zu oder lass dich nieder bei unserem Konvent:
1, 186, 1 d na iläbhtr vtddthe sitdasti
vifvdnarah Savitd devd etu \
7, 57, 2 asmdkam adyd vidäthesu barhir
d vUdye sadata pipriyändh \
8. Das Lied wird viddihe^ im Kreise des PriesterkoUegiums
vorgetragen oder der Gott in diesem verherrlicht:
7, 99, 6 rarS. väm stömam viddfhesu Visno.
8, 89, 1. 2 maMh — yd jdgrvir vtddthe iasydmäbnä,
10, 96, 1 prd te maJiS viddthe dafnsisam hart,
7, 73, 2 d väm voce viddtliesu prdyasvän.'^)
4, 21, 4 tdm u staväma vtddthesv Indram,
stüid viddthe 6, 24, 2, tnddthesu süstutäA 1, 166, 7, pravaksyämo
viddthe viryäni 1, 162, 1, viddthesu pravdcyah 4, 86, 5; prid u
tu te viddthesu braväma 5, 29, 18.
4. Agni als Mittelpunkt des Priesterkollegiums wie überhaupt
des viddtha (s. o.), Bloomfield p. 16. viddthe^ didyat 1, 148, 7,
viddthasya ketdm 1, 60, 1; viddthasya sddhanam 8, 8, 8, —
prasädhanam 10, 91, 8; viddthäni sddhan 8, 1, 18; viddthäni
pracoddyan 8, 27, 7, viddthe ydjadhyai 8, 1, 1. — Ebenso vom
Soma 9, 97, 56; 82, 1.
5. Einzelne Priester im Priesterkolleg namhaft gemacht: andkti
ydd vom viddthe^ hota 1, 158, 2; brahmdneva viddtha uktha^dsa.
2, 39, 1; von Agni: Agnim hötäram viddthäya j'fjanan 10, 11, 3;
6, 11, 2. Zweifelhaft ist'l, 158, 3. Dagegen gehört 10, 110, 7
jrracoddyantä viddthesti kärä (von den daCvyä hotära) wohl zu
den unter 1 und 2 besprochenen Pädaschlüssen.
Schon Säya^a hat zu 2, 4, 8 (vgl. Bloomfield p. 17):
nu te purvasydvaso ddhitau
trtiye viddthe mdnma damsi \
1) Auch hier wohl mit dem Schhisswort enger za verbinden. Erst «ine
Untersuchung über pi'dyas wird das sicher entscheiden.
tiddner, Vedüeh viddtha. 755'
den Ausdruck trttjfe vidäthe auf das titiyasavavam bezogen. Doch
fCgt er noch eine zweite Erklaning liinzn , weil ihm der Wider-
sprach der ersteren mit dem Viniyoga des Liedes bedenklich er-
scheinen mochte. Im Ritaal hatte das Sokta seine Stelle im
Prätaranuväka (AS. Sr. 4, 13, 7). SäyoQa meint, mit trliye viddihe
könne auch die dritt« Liturgie (traft*')) im Frätaranuväka gemeint
sein. — Auch in 3, 54, 11 ; 56, 5 — 8 hat schon Säya^a richtig die
drei saranas herausgelesen:
8, 56, 8 tr(r ä div6 vidäthe aantu devith
3, 54, 11 trfr d div6 viddihe päü/amänah
3, 56, & trfr ä div6 viddüie pdtyamanäh^
, Dreimal des Tages zu dem Priest erkonvent eilend*.
S&y. erklKrt pdtyamana beide Male mit ügacchan. Auch sonst
bringt er diese Erklärung statt der üblichen von aiävarya (nach
Naigh. 2, 21) vor: gaccftati, Ogacdiaä 1, 128, 7 ; 3, 56, S"; ö, 2, 1 ;
65, 3 ; 66, 1 ; 7, 18, 16, oder paläyate 7, 18, 8 ; abhi-pat = oiAr'-
gam 8, 102, 9, = abkipräp 10, 132, 3. Wenn ich auch zugeben
will , dass Säyaija pat IV mit pat I (cf. Dhätupätha) verwechselt
bat, so ergeben diese Erklärnngen doch z. T. einen vorzttgUcben
Sinn. Die Vermischung beider Wurzeln könnte alt sein. Endlieh
stelle ich mit Bloomfield hierher 5, 3, 6:
vaydm Ägae vanuyäma tvötä
vasüydvo havfsä büdhyamünSh \
vaydm aamaryi vidäthegv dhnäm
vaydm räyd aahaaos ptUra märtän \\
,Wir,,o Agni, woUen ausstechen mit deiner Hilfe, nach Gut be-
gehrend, mit unsrem Opfer, wachend"), wir im Wettstreit')
in den Konventen der (drei) Tt^szeiten, wir durch Reich-
tum'), o Sohn der Kraft, die (anderen) Sterblichen".
Dass der Plural von ä/ian im '^V. auch die Tageszeiten be-
liehne, scheint mir für eine ganze Reihe von Stellen, besonders
in der Verbindung mit div, eine annehmbare Vermuthung:
1, 130, 10 Divodäs^hiT Indra atävüno
vävrdAithd dhobhir ica dyaüh \
]) Vgl. Hang, Zu Alt. Br. II p. 111 □.
t) vidälhrsn $amrut in deneibsu SIrupbe lonssts tus den oban du
gelegten Gründen znr ersten Bedantang gezogen werden. U«u enieht *ui dt
Stelle, wie die Bedeatnngen in elaander spielen.
3) Um in der FtUbs kIs der Erate der Konkurrenten auf dem Platz i
«ein. tüdhyamäna Igt der FrühaubEeher des bekanaten geäUgellen Wortes.
4) Hit aDdeieii SttngeTD, wieder die tpardhil.
5) cf. rayim yinavdnümahai 9, 101,9; gemeint ist in S,3, 6 die daJci^'u
756 Geldner, Vedimsh tfiddtha.
,YoD den Divodäsas^)« o Indra, gepriesen, mögest du wachsen wie
der Tag durch seine Zeiten*.
1, 151, 9 nd väm dydvö ^kabhir nitd sfndhavo
nd devatvdm. pariäyo nänadur maghdm \
, Nicht reichen die Tage mit ihren Zeiten noch die Ströme, noch
die Pai;^is an eure Gottheit noch an euren Beichtum^.*
10, 7, 4 dyübliir asmä dhabhir vämdm asiu
,(alle) Tage, (alle) Tageszeiten soll ihm Freude sein* I
2, 19, 3 d^anayat atryani viddd gd
aJctünähnäm vayünäm aädhat \
„(Indra) hrachte die Sonne zum Vorschein, er fand die Küh^, durch
ihr (der Sonne) Licht regelte er die Reihenfolge^ der Tages-
zeiten*.
3, 34, 4 prdrocayan mdnave hetdm dhfnäm
dvindoj jydtir brhatS rdnäya \
„Er Hess aufleuchten für den Menschen den Weiser der Tages-
zeiten; er fand das Licht zu hoher Freude*.
Gemeint ist der Agni Yai^vänara als Sonne wie in 10, 88, 12:
viivdsmä Ägnitn bhdvanäya devä
Vaüvänardm ketdm dhnäm akrnvan \
• • • 1
„Die Gatter machten den Agni Vaiävänara für die ganze Welt zum
Weiser der Tageszeiten*).*
Ebenso 1, 50, 7 und 10, 85, 19 im ersten Hemistich, das Weber
(Ind. Stud. 5, 184) auf die Sonne bezieht*).
6, 7, 5 VaUväTiara tdva tdm vrcUdni
mahäny Agne ndkir d dadharsa
ydj jdyamänah püror updatM
'vmdah ketdm vayüne^ dhnäm \\
1) Der traditionelle Dichter des Liedes, Parucchepa, war dn Sohn des
BftJarM DivodSsa.
2) D. h. die Tage nnd Ströme an ihre Gottheit, die Panis an ihren Reich-
tum. Nach S&y. soll hier ahan die Nacht, div den Tag bezeichnen.
3) Über vayüna vgl. Fischöl, Ved. Stad. I, 295 f.
4) Agni hat als Sonne die Himmelsrichtungen und die Zeiten (des Tages
und Jahres) festgestellt: 1, 95, 3 pürväm änu prd dUam pdrthivänäm rtün
pra^dsad vi dadkäv anusthü „Die östliche Richtung der irdischen Rftume
(kennt er). Regulierend bestimmt er die Zeiten in richtiger Folge". anustkA ist «^
aamycüe (Säy.). Der überlieferte Text prd dUam lässt sich gegen die Koi^ektur
pradtiam (Roth, Grassmann, Oldenberg) und trota 2,42, 2; 9, 111, Sund
VS. 17, 66 gut verteidigen. Es ist hier wie in RV. 4, 29, 3 jänaü au prä xu
aupplieren. 4, 29, 3 ärfwdyid €uya hdrnä vajayddhyai jüstäm dtiu prd
dÜ(tm mandayddhycu „Lass es seine Oluren hören, dass er nch beeile (?);
(er kennt) die gewohnte Richtung (zu uns), um sich zu berauschen**.
5) Doch vgl. RV. 4, 13, 1; VS. 11, 17.
Geldner, Vedisch vidätha. 757
9O Agni VaisYänara an diese deine grossen Werke hat noch keiner
getastet, dass du eben geboren aus der beiden Eltern Schoss
ein Erkennungszeichen erfandest in der Beihenfolge der Tages-
zeiten*.
7, 41, 4 lUd prapiivd utd mddJiye dhnäm
ybeim Vorrücken und in der Mitte der Tageszeiten*, d. h. bei vor-
gerückter Tageszeit und um Mittag.
Das passt noch besser zu meiner Ved. Stud. 11, 178 vorgelegten
Deutung von prapiivd als Tageszeit. Ebenso ist ahhipttvS dhnQfra
1, 126, 8; 4, 84, 5; 35, 6 zu verstehen: wenn die Tageszeiten zur
Büste gehen. Dieselbe Bedeutung müssen wir auch für den
Singular dhah in TBr. 1, 5, 8, 1 annehmen: Mitrdsya aamgavdh:
tdt punyam t^asvy dhah, tdsmät tdrhi paddvah samayanti.
Schon Ludwig spricht zu 5^. 10, 39, 12 die Vermuthung aus, dass
dort vbhS dhanl den Vor- und Nachmittag bezeichne. —
In 1, 92, 5 svarutn nd piio viddtheav avjdn
cärdrn div6 dtihitd bhänum adret \
ist der Lokativ viddihe§u mit Fisch el (Ved. Stud. 11, 124)
temporal zu fassen : „zur Zeit des viddäw/*' , d. h. wann das
Priesterkollegium amtiert, nämlich bei dem pratahaavana.
Ich tibersetze nach Pischel; „Die Tochter des Himmels, die
(sich selbst) Schminke aufträgt, wie (man Schmalz) auf den
Svaru (streicht), verbreitet während des Konvents ihren hellen
Schein*.
In ähnlichem Zusammenhang findet sich viddtha in AV.
1, 13,4:
sä no mrda viddthe qmänä.
Freilich kann hier von einem Savana keine Bede sein. Der Sprecher
in den Beschwörungsliedem des AV. gebraucht bald die Wendung
„ich", bald „wir*. Der Vokativ brahmänah in 6, 68, 3 zeigt, dass
z. B. die Godäna-Ceremonie von mehreren Brahmans .vollzogen
wurde. Ein solches Kollegium von Brahmans heisst in 1, 13, 4
viddtha. „Sei uns gnädig, in unserem Bund gepriesen!* Angeredet
ist der Blitz.
5. In den noch unerledigten Stellen erweitert sich der Begriff
des viddtha zu dem eines ^ana im allgemeinen. Wie frater und
ad^Xqiog wird viddtha zur Bezeichnung zusammengehöriger oder
gleichartiger Dinge verwendet. Die Sprache schwankt zwischen
bildlichem Ausdruck und Abstraktion. Deutlich wird jetzt das
Brahmodyam in VS. 23, 57:
Jcdty asya visthäh kdtu aksdräni
hdti h&mäaah katidhä sdmiddJiah
ycyfidsya tvä viddtha prcchaan dtra
kdti hötära rtudo yajanti \\
758 Gddner, Vediseh vidatha.
^Wie viel Formen des Opfers giebt es, wie viel Silben, wie viele
Opferspenden, mit wie vielen wird (Agni) angezündet? Ich
frage dich dabei nach den vidathä des Opfers. Wie viel Hotys
opfern je zur bestimmten Zeit?*
Die folgende Strophe giebt die Antwort darauf:
sdd asya visfhdh datdm dkadräny
aditlr ho mäh samidho ha tisrdh
yajMsyd te viddtkä prd bravlmi
saptd hotära rtyJö yqjanti ||
„Sechs Arten hat es, hundert Silben, achtzig Opferspenden, drei
Brennhölzer. Ich thue dir die vidatha des Opfers kund. Sieben
Hotrs opfern je zur bestimmten Zeit".
Diese fünf Begriffe bilden die vidatha des Opfers. Hier lassen
Tcdti und die Zahlwörter in Str. 58 keinen Zweifel. Es sind die
Beihen, die Rubriken, oder noch abstrakter ausgedrückt die Zalilen
— dies ist die spätere technische Bedeutung von gana — des
Opfers.
9V. 3, 14, 1 ä hotä mandrö vtädthäny asthät
Säyana fasst ä-asthät = präpnoti] Ludwig übersetzt: „den
Opferversammlungen ist der Hotä genaht" , Oldenberg: „has
taken his place at the sacrifices". Dies scheint auf den ersten
Blick die einfachere Lösung, da sie uns eine neue Bedeutung von
vidatha erspart. Aber ä-sthä bedeutet in den meisten Fällen
„besteigen* und wird so in demselben Man^ala von Agni gebraucht:
3, 5, 7 ä yönim Agnir ghrtdvantam asthät
„Agni hat seine schmalzreiche Stätte bestiegen", d. h. den Feueraltar.
Mit der Reihe, die Agni in 3, 14 bestiegen hat, sind entweder
die Altäre der tretä gemeint, oder wahrscheinlicher die dhi^yäh
im Sadas, welche einen wirklichen gana bildeten und mit ähn-
lichem Bild in Sat. Br. 3, 6, 2, 1 vijdmänah (= hhräJboaro bändha-
väh Säy.) und samankäh heissen, in Sat. Br. 9, 4, 3, 1 aber als
die vüah aufgefassi; werden, während der a^id citah das k^atram
vorstellt.
Noch deutlicher schimmert das ursprüngliche Bild von der
Gilde und ihrem Oberhaupt in der folgenden Stelle durch:
ßV. 3, 8, 5 fäto jäyate sudiTvatvS dhnam
samaryd d viddtlve vdrdhamänah {
pundnti dhirä apdso manisd \
devayd vipra üd iyarti vdcam ||
Str. 1 — 5 des Lieds verherrlichen den yüpa^ 6 — 10 die svdravah.
Beide sind keineswegs identisch, wenn auch bei den svdravah
wegen casdlavantah in Str. 10 kaum an den svaru des späteren
Rituals gedacht werden kann, yupa ist der grössere Hauptpfosten,
Geldner, Vedüch mddtha, 759
die svdravah dagegen scheinen im ^Y. kleine Nebenpfosten zu
sein, die vielleicht — nach Str. 7 — bei dem Behauen des grossen
Pfostens abfielen, wie der spätere svaru (Weber, Ind. Stud.
9, 222). Alle zusammen bilden ein vidcUha, eine Gilde, innerhalb
deren der yüpa als der irSyän (Str. 4) angesehen wurde; cf. den
oben erwähnten dfesthin. Seine erste Geburt ist im Wald; sein
Einzug auf den Opferplatz, wo er geschmückt und gesalbt wird,
galt als seine zweite Geburt ^) {jdyamänah in Str. 4, jäyate in 5) ;
sein Aufrichten als das Heranwachsen nach dieser. Oldenberg
hat zweifellos Becht, dass mit pdrivita in Str. 4 auf das upana-
yanam angespielt wird. Ich übersetze nunmehr: «Jung, schön ge-
kleidet, gegürtet ist er erschienen; er wird der Oberste, wieder
geboren. Die weisen Seher richten ihn auf, nachsinnend, im Geiste
die Götter herbeiwünschend. (5) Geboren wird er wiedergeboren
zu glücklicher Stunde, im Wettstreit^) in seiner Gilde gross
werdend. Es reinigen ihn die weisen Werkleute mit Bedacht; der
opfernde Brahmane erhebt seine Stimme*^.
6. Noch ein Wort über vidathyhl Festzuhalten ist die nach
Pän. 4, 4, 98 und 5, 1, 5 angezeigte Auflösung durch vidalh^su]
aadhu oder vidathäya hita. rdtha vidathyh in 10, 41, 1 ist der
dem opfernden Kollegium frommende Wagen der Asvin. Die
Beziehung auf die bei dem Somaopfer kooperierenden Priester
ist aus den vorangehenden Worten sdvanä gänigmcUam zu ent-
nehmen. Ebenso ist vidathyhni rayim in 6, 8, 5 der der Opfer-
genossenschaft genehme Gewinn (die daksinä). Der Agni vidathyh
in 8, 54, 1, die Vergleiche vidathyo nd samräf 4, 21, 2 und
vidathyäm nd virdm ,wie einen in der Zunft beliebten Wort-
fuhrer* 7, 36, 8 sind oben erledigt. Hingegen ist vird ,der
Sohn* in 1, 91, 20:
söino vlrdm karmanyhm dadäti
sädanyhm vidathyäm aabhSyam,
Der Sinn von vidathyh aber bleibt derselbe wie in den zuletzt
angeführten Stellen: „der Gilde oder Zunft genehm, bei seinen
Standesgenossen beliebt*, ebenso AV. 20, 128, 1, wo sabh^yah und
vidathyäh gleichfalls asyndetisch nebeneinander stehen. Dies ist
aber nicht der FaU bei sabhävatl und vidathyä in '^Y. 1, 167, 3:
guhä cdranti mdnu^ nd yösä
aabhdvati vidathybva adrn vak \
Hier haben Ludwig und Bloomfield (p. 13 n. und 18) das
Wörtchen nd übersehen. Zu übersetzen ist das Hemistich etwa
so: «Wie eine heimlich zu Männern gehende Frau (geht) sie mit
(den Marut), eine Corona (von Liebhabern) besitzend, so wie eine
1) Ebenso jätau in RV. 7, 33, 13 zu fassen, Vei. Stud. I, 260.
8) Mit den svdravah.
760
GeHdner, fiedisck viddtka.
znnftgerechte Bede (eine Corona von Hörern hat)*. Zu isdm er-
gänzt man am einfachsten nach Päda c carati, —
In 7, 43, 3 d viivdci vidathyam anaktu
kann man mit Säjapa zu vi^dci den Opferlöffel, za vidatkyam
aber die Opferflamme ergänzen, vgl. ä tvdm anaktu prdyala
havfymcUi 8, 60, 1. Wer sich von Säjana emanzipiert und ans
dem ]^y. selbst die betreffenden Substantive zu den Adjektiven
ergänzen will, muss bei vüvdci mit Grassmann an viSvdcya
dhiyd 9, 101, 3, bei vidatkyam aber an inistCr vidathyä 7, 40, ,1
denken. Diese letzte Stelle mag einer besonderen Abhandlung über
Truste vorbehalten bleiben.
Index.
dnöhhü Seite
748
Yvad-^ a
Seite 733
dntama
753
vicar§ani
•
741
ähäni
755
mddtha
733
abhu
747
vidathyä
759
ävCrijika
746 n.
vlrd
738
rjl
746 n.
vrjdna
734
ksaträ
744
vedhäs
739
gand 733. 749.
752
vratd
744
grtaa
739
Yiad
733
96^
749 n.
iamblvd
750
ghfsvi
749
iardni
•
741
car + abht'Vi
743
sreni
734. 749
cäru
753
äre^äiin
734
jivri
733 n.
aajätä
satp^ti
addas
732
tinvft
744
734
dudhrd
738 n.
745
dkätu
743
samrqf
735
dhäyi
750
subhdga
750
pqjrd
750
subhägd
750
ypat IV
755
stwira
738
Färd
739
aüri
752
prd jäJtd
742
svardf-S
m
746
prdmati
753 n.
avobhü
748
budhyamäna
755
ybhü + ä
748
ßV. I, 5,
3
748
ybhü§ + pari
745
81,
6
740
madhyame^thd
732
31,1
16
741
MaruCah ' ' 743.
747
40,
6
753
Ymäh
746 n.
56,
2
746
mrdhrd
738 n.
64,
1
747
Yyat
749
64,
6
747
Geldner, Vediich viddtha.
761
]»V.
I, 89,
7
Seite
749
9V.
V, 59, 2 Seite
749
92,
5
757
63, 2
745
95,
3
756 n.
ßV.
VI, 7, 5
756
130,
1
734
8, 1
746
130,
10
755
51, 2
743
139,
11
743
75, 8
730 n
151,
9
756
ßV.
VII, 5, 4
744
158,
3
751
18,13
738
164,
20-
-22
736
21, 2
738
167,
3
759
36, 8
738
167,
6
749.
751
41, 4
757
167,
7
,
750 n.
43, 3
760
180,
5
733 n.
66, 10 744.
745
182,
6
751 n.
84, 3
752
190,
5
751
93, 3.4
753
?v.
n, 1,
4
735
93, 5
746
1,
16
738
ltV.Vin,39, 1
743
12,
15
738
39, 9
743
19,
3
756
63, 12
751
27,
8
744
5V.
X, 7, 4
756
27,
12
735
85,26.27
733
ßV.
111, 1,
2
739
88, 12
756
4,
5
742
91, 9
739
5,
7
758
100, 6
753
8,
5
758
122, 8
739
14,
1
758
26,
6
747
AV
'. 1, 10, 4
733
28,
4
740
1, 13, 4
757
34,
4
756
4, 25, 1
746
38,
5
744
•
5, 20, 12
746
56,
5
740.
755
8, 1,6
735
ßV.
IV, 21,
29,
2
3
735
756 n.
18, 8,70
735
36,
5.
6
741
vs
. 22, 2
742
38,
4
746 n.
23, 49. 50
745 n
53,
5
744
•
23, 57. 58
758
?v.
V, 3,
6,
6
3
755
747
34, 2
740
29,
1
747 .
MS. 1, 4, 8
732
31,
4
747
762
I
i
Über Ugra als Kommentator zum Nirakta.
Von
Theodor Aufrecht.
Im ersten Teil von CC. p. 297 habe ich Ugra nach den
folgenden Quellen als Verfasser eines Kommentars zum Nirakra
angegeben. 1) Paris (D. 136 a) nach S. Munk's ungedmcktem
Katalog. — 2) Benares Supplement to the Pandit VoL 3 (in folio):
Niruktabhä.sjam. ügracärjakptam uttarardham asuddhaip ca. Lipi-
käla^ 1791. Seite 1. — Nimktabhäsyam pürvärdham ügricarra-
kptam asyaiya Niruktavpttir iti namäntaram. Lipikala^ 1852.
Seite 2. — 3) A Catalogue of Samskrit Manuscripts in privat«*
libraries of the North -West Provinces. Seite 16: Nimktavptti-
Author ügräcärya. In the possession of Trilocana Pandit, Benare>.
Old and apparently correct. Written in the year 1705 Yikrama. —
4) Journal of the Asiatic Society of Bengal 1869, 140. — Dazu
kommt 5) Nimktav|itti by ügräcärya. In Sücipustaka. Calcntta
1838, p. 77.
Von Anfang an schien mir der Name Ugra verdächtig. Am
26. März vorigen Jahres wandte ich mich an Arthur Yenis, den
Principal des Sanskrit College in Benares, mit der Bitte, mir eine
Abschrift des vermeintlichen Kommentars von Ugra besorgen zu
lassen. Dieses versprach er bereitwillig und teilte mir zugleich
mit: ^Pandit Trilocana of Benares is unknown to any of us*').
Am 30. Juni erhielt ich von Yindhyesvariprasädasarman, Librarian
Sanskrit College Benares, das folgende Schreiben:
f^^<'iH i ^rnftf^wrgvrf'TfvrRÄ
1) Der Mann, der mehrere vedische Handschriften besass, mag seit 1874
gestorben sein.
Aufrecht, Über Ugra als Kommentator eum Nirukta. 753
Monsieur L. Finot schrieb mir am 17. August über die Pariser
Handschrift wie folgt:
Pour repondre ä la question que vous avez adress^e ä M. Barth
et qu*il m'a transmise, jai examinö, d^s mon retour ^ Paris, le
ms. de la Bibl. Nat. cot6 Devanagari 136 A. C'est un ms. en
papier divis6 en 2 t^omes, contenant resp. 204 et 114 fF. H contient
le commentaire de Durga sur le Nirukta publie dans la Bibl. Indica.
(Fol. 1 :) pürvärddha mrukta uttarärddha 318.
204 114
(Fol. 1 v*' :) irtganapatai/e ncrniah \\ äditah päninlyam tu
dlksä jyotis tatai chandah pancädhyäy}, nighamtoä ca mraktam
upari sthitam, etc. — (Fol. 204:) enäv aJoinau mantradrk atauti
statUi II ehädado dhyäyah || yävanto manträh sarvaSäkhäsu tesu
pärigunapadäni lalc^anoddedatas täni sarcäny eva vyäkhyätäni ||
nirulcta samäpta.
samvat 1896 hlrtika ivkla 14 budha.
(2™* partie. Fol. 1:) uttarärdha mrukta 114.
(v^:) drtganedäya namah athäto daivatam prakaranarn vyä-
hhyäsyäma iti väkyaie^ah evam hetau äha kirn satatvam punaa
taa daivatam prakaranarn iti ucyate. (Fol. 114, fin:) bhvktavatsu
purusesu iti saptadaäasya caturtkah pädah (= Bibl. Indica,
IV, p. 333).
Nach diesen beiden Zeugnissen ist Ugra aus irgend einem
Grunde für Durga verschrieben und der erste re für immer aus
der Liste von KoraraentÄtoren zu streichen und in den Strom der
Vergessenheit zu senken.
dohada.
Zur Bestätigung der von Heinrich Lüders (Nachrichten der
Gesellschaft der Wissenschaften von Göttingen 1898, 2) gegebenen
Etymologie führe ich eine Erklärung von Vijfiänesvara zu Yäjfla-
valkja 3, 79 an: garbhasyaikam hrdayarn garbhinyäd cäparam
ity evam dvihrdayäyäh striyä yad aihüasitam tad dohadam, —
Tathä ca Sudrute: dvihrdayäm näritn daukj-idintm äcaksate.
764
Anzeigen.
Carl Kutta^ Über Firdüsis Heime im J^äh-Ntzma
und ihre Bedeutung für die Kenntnis der damaligen Aus-
sprache des Neupersischen, München 1895.
Diese vor kurzem aufgetauchte Dissertation behandelt das gleiche
Thema, wie mein Aufsatz über „Reimende ^, i, 6, ü un Sfthn&me*
in KZ. 35, 155 ff., der im September 1897 erschienen ist Trotz-
dem ist dieser aber älter als jene. Von der Dissertation ist näm-
lich, wie ich erfahren habe, nur der erste Bogen im November 1895
gedruckt worden, der zweite dagegen erst im Mai 1898, als der
Verfasser über ein halbes Jahr im Besitze meines Aufsatzes gewesen
sein muss (durch Postkarte vom 1. Sept. 97 war er von mir auf
ihn aufmerksam gemacht worden, Anfang Oktober hatte ich ihn
dann selbst ihm überschickt). Dass K. meinen Aufsatz für den zweiten
Bogen seiner Dissertation benutzen musste, war klar. Er hat dies
aber in einer Weise gethan, gegen die ich Widerspruch erheben
muss : er hat sich nämlich von mir gefundene Resultate angeeignet,
ohne mich zu nennen.
Auf S. 31 wird als Beim wort des §ähnämes neä aufgeführt.
Dieses erscheint jedoch im Epos als solches nicht, wohl aber in
KZ. 35, 171 mit einem Belege aus Sa'dl. K. hat es aus Versehen
aus meinem Aufsatze übernommen. Da es zweimal bei ihm vor-
kommt, kann es kein Druckfehler sein.
Auf S. 25 wird ohne jede nähere Angabe ein np. Substantiv
ctd eingeführt. Das Wort ist KZ. 35, 164 von mir entdeckt worden.
K. hat dies übersehen und sich die Bereicherung des np. Wörter-
buches arglos angeeignet. Ohne einige erklärende Worte dazu kann
aber kein Leser etwas mit dem bisher ganz unbekannten Buch-
stabenkomplex anfangen. K. zweifelt keinen Augenblick an der
Aussprache mit e, obgleich das Wort nur ein einziges Mal vor-
kommt. Dagegen setzt er in dem ebenfalls wie ceS auf umeS
reimenden -eö der 2. Flur, des Verbs 'id an und ist erstaunt, als
ihn Nöldeke darüber belehrt, dass -eS die einzige richtige Aussprache
sei — beä «ihr seid* kennt er gar nicht. Den wertvollen Beim 38, 62
sucht er durch die Bemerkung verdächtig zu machen, dass er gegen
das WaQlgesetz Verstösse und macht damit FirdausI den Vorwurf,
ein Gesetz der Metrik nicht beachtet zu haben, von dem K. gar
Hom, KuUa^s über Firdüaia Reime im ääh-Näma etc, 765
nicht weiss, wie alt es ist. Ebenso setzt er den Eigennamen Jamhür^
der aach nur ein einziges Mal auf das unanfechtbare ü in dür
reimt, mit ö an, an cid (wie Mohl) aber denkt er nicht, sondern
nur an ein bisher ganz unbekanntes ieö. Hatte er , analog seinen
Lesungen -iJ oder Jamhör, das bekannte ciSan herangezogen, so
hätte er das Subst. cid eigentlich auch kurz erklären müssen, aber
schliesslich h&tte doch ohne dies der Leser in ihm die Bedeutung
«Sammlung** oder dgl. vermuten können, während c^8 einfach
in der Luft steht.
Ebenso trägt E. nicht das geringste Bedenken, pöS zu sprechen.
Dies ö ist wie in padrö8 gegen jede bisherige Annahme. Die
Verhältnisse liegen hier nicht so ganz selbstyerständlich , ich habe
sie KZ. 35, 182 ff. klar gestellt. Über die Auffälligkeit von duröS,
padröS und fazöS äussert K. sich S. 24 in gesperrter Schrift. Dass
pöö mindestens ebenso auffällig ist, ist ihm entgangen, das Wort
hätte sonst neben diesen dreien nicht fehlen dürfen. K. , der in
diesen Fällen die MaJhulTokale so genau erkannt hat, erkennt die
Aussprache kabod daneben nicht. Er stellt die Behauptung auf,
„der viel nachlässigere und chronologisch spätere ** Fandeddln 'A^tar
reime richtig kaböö gegen Firdausfs ü, statt zu sehen, dass 'Aftär
auch furüS (nicht mehr furöS) spricht, wie er np. 3 auf arab. d
reimt (S. 18; ebenda umed auf arab. mustafid) — wie weit diese
Reime ursprünglich sind, muss hier unberührt bleiben. E. lässt
rast (2. Sing.) auf -B der Einheit {baae) reimen (S. 10, 12); die
Bemerkungen auf S. 8/9 und 9 Anm. sind höchst konfus und falsch
(er kannte damals EZ. 35 noch nicht). Solche Unklarheiten in
Einzelnem und daneben die scharfe Einsicht in anderem, besonders
dem Satze, dass MaJhGl und Ma ruf nicht auf einander reimen können,
dem Hauptergebnisse der ganzen Untersuchung! Einen günstigen
Eindruck von E.s Urteilsfähigkeit macht es auch nicht, wenn er
Aussprüche thut, wie: ,np. püt/ ist nach dem phlv. pdyltan mit ö
anzusetzen*' (er hat sich wohl den Greist eines Mittelpersers citiert
und sich von ihm das Wort vorsprechen lassen?), oder „d^r Imperativ
est zu iatädan hat dagegen e*. Er weiss, dass iöy (von äustan
„waschen*), kör^ aamor u. a. „etymologisch sicheres '^ ö haben, teilt
aber leider die sicheren Etymologieen nicht mit (er meint wohl
auch nur Übereinstimmungen des Vokals mit anderen iranischen
Sprachen oder dem Armenischen).
Doch genug. Das unvorsichtig übernommene nes liefert den
faktischen Beweis, dass E. meinen Aufsatz benutzt hat, ceä^ pö8 etc.
sind die weiteren Indizien. Für „das nächste Jahr* verspricht E.
auf S. 32 „eine vollständige und systematische Ausführung dieser
nur summarischen flüchtigen Übersicht* ; das wäre also 1899, nicht
etwa 1896, wie die Bückdatierung auf 1895 vom glauben machen soll.
Paul Hörn.
766
Namenregister ^).
Aufrecht .... 255. 273. 762
Bacher 197
Barth 34
Böhtlingk 81. 89. 247. 267. 409. 606
Brockelmann 282. 401
•Brody 300
Brooks 416
Caland 425
Fraenkel 153. 300
Francke 275
Foy 119. 564
*T. d. Qabelentz 288
Geldner 780
Goldsiher 160
Grünwedel 447
Hardy 149
Hopkins 462
Hörn 765
Hontsma 359
Haart 196
Jacob 695
Jacobi 1
Kaufinauu 308
*Krauss
•KutU
Läufer
Low
Mahler
Mann 97. l6l.
MilU
Mordtmann
Nöldeke 16.
Oldenberg
Oppert
•Patton
*Payne Smith
Porges
Radioff
Schreiner 463.
Schwally 132.
Spiegel
•Steinschneider
Thomas
van Vloten
Windisch
Wolff
290
764
883
317
227
323
4S6
393
322
613
259
155
308
321
152
513
511
187
318
271
213
512
418
Sachregister 0.
Abbasidengeschichte, Zur . .
*Abbu Soleiman Aji|ub, Weltliche
213
300
155
323
Gedichte des
*Ahmed ihn Hanbai and theMihna
Ahmed »&h Durräni, Quellen-
studien zur Geschichte des
97. 161.
Ahw&l al-kij&me, Bemerkungen
zu der Schrift 418
Ävarta 462
Böhtlingk's Indischen Sprüchen,
Bemerkungen zu ....
BrahmSvarta, Über . .
Buddhistische Studien . .
Cüy Über einen eigentümlichen
Gebrauch von 273
255
89. 462
. 613
Chess, The Indian game of 271. 512
Chudäid&d, Das jüdisch-buchä-
rische Gedicht 197
D^ri, Le . . au temps de Timoür 196
Diwans H&tim T^s, Zur Kritik
und Erklärung 35
dohada 763
Erän, Die alten Religionen in . 187
•Firdüsl's Reime, Über . . . 764
Hebräbcher Handschriften, Vor-
lesungen über die Kunde . 318
Himj arische Inschriften von Kha-
ribet-Se'oüd, Die .... 393
Hira^yakesina Grhyasütra, Kri-
tische Bemerkungen zu . . 81
Indische Fabeln, Fünf ... 283
1) * bezeichnet die Verfasser und Titel der besprochenen Werke.
Sachregister,
l&J
Xsläm, Beiträge zur Geschichte
der theol. Bewegangen im 463. 513
IslJkxn's, Zur tendenziösen Ge-
staltung der Urgeschichte des 16
K&lender der alten Perser, Der 259
KudAtku Bilik, Zum .... 158
r^suidauer, Noehmak .... 282
^IL«elixiw5rterf Griechische und la-
teinische . . im Talmud . . 290
Uenkalische Studien .... 132
If&rabfin-nSmeh, Eine onbelcannte
3earbeitong des .... 359
SfisceUen (Sanskrit) 247. 409. 606
K&eliträge 257. 511
!Nidgnas, Bedeutung der ... 1
Padinasambhaya und MandKrava 447
Pratyavarohana, Der Grhya-Ritus
. . im Päli-Kanon .... 149
Respektsprache im Ladaker tibe-
tischen Dialekt, Die . . . 275
Rituellen Sütras, Zur Exegese
und Kritik der 425
SSnkhya-Yoga, Verhältnis der
buddhistischen Philosophie zu 1
Schaltcyklus der Babylonier, Der 227
*8endschirllf Ausgrabungen in . 321
Syrischen Betonungs- und Vers-
lehre, Zur 401
Syrischen Chronik des Jahres
846, Bemerkungen zu der 153. 416
Susischen Achaemenideninschrif-
ten, Beiträge zur Erklärung
der 119. 564
*Thesaurus Syriacus .... 308
ufylnl and its pahlavi translations 436
Ugra als Kommentator zum Mi-
rukta, Über 762
Vedlsch yiditha 730
Vulgär-Türkischen, Zur Gramma-
tik des 695
i •
\- "-
Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
Herausgegeben
von den Oesohäftsführem,
in Halle Dr. Piscliely in Leipzig Dr. Soein,
Dr. Praetorins, Dr. Windischy
unter der yerantwortlichen Redaction
des Prof. Dr. E. Windisch.
ZweimidffinfEigster Band,
IV. Heft
Leipzig 1898,
in Comxnission bei F. A. Brockhaas.
I n li a 1 t;«
Heft IV.
Seit»
Protokollarischer Bericht über die zu Jena abgehaltene Allgemeine
Versammlunif XXIII
Extrakt ans der Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der Kasse
derD. M. G. 1898 XXVI
Sab&ische Typen bei G. Kreysing in Leipzig XXIX
XII. Internationaler Orientalistenkongress XXX
Personalnachriehteu ......... XX^
Verzeichnis der (Ur die Bibliotliok eingegangeneu Schriften u. s, w. XXX-
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. G. im Jahre 1898 . .X IVll.
Verzeichnis der gelehrten Körperschaften und Institute, die mit der
D. M. G. in Scbriftenaustausch stehen L
Verzeichnis der auf Kosten der D. M. G. veröffentlichten Werke LH
Beltr&ge zur Geschichte der theologischen Bewegungen im Islam. Vou
Martin Schreiner 513
Beiträge zur Erklärung der snsuchen Achaemenideninachriften. Von Willy Foy 5 S4
Miscellen. Von O, BöktUngk 606
Buddhistische Studien. Von Hermann Oldenherg 613
Zur Grammatik des Vulgär-Türkischen. Von Dr. G. Jacob . . . 695
Vedisch viddtha. Von K, F. Geldner 730
Über Ugra als Kommentator zum Nirukta« Von Theodor Aufrecht . 762
Anzeigen: Carl Kutta, Über FirdüsTs Reime im Säh-Näma und ihre Be<
deutung für die Kenntnis der damaligen Aussprache des Neopenischen,
angezeigt von P. Hörn 76i