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Full text of "Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft"

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Deutschen geologischen Gesellschaft. 


in 


56. Band. 
1904. 


Mit zwanzig Tafeln. 


Berlin 1904. 


J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger 
Zweigniederlassung 
vereinigt mit der Besserschen Buchhandlung (W. Hertz.) 


SW. Kochstrasse 53. 


Inhalt. 


Aufsätze. 


Paıuıpp, H.: Paläontologisch- geologische Untersuchungen aus 
dem Gebiet von Predazzo. Hierzu Taf. I-VI u. 14 Textfig. 

v. Linstow, O.: Neuere Beobachtungen aus dem Fläming und 

. seinem südwestlich gelegenen Vorlande. Hierzu 3 Textfig. u. 
1 Skizze Do EEE Be er 

Rinne, F.: Beitrag zur Gesteinskunde des Kiautschou - Schutz- 
Gebietes. Hierzu Taf. IX u. 17 Textfig. ; 

FELIX, J.: Studien über tertiäre und quartäre Korallen und Rift- 
kalke aus Ägypten und der Sinaihalbinsel. Hierzu Tat. X u. 
5 Vexiiie, "REN N RE ER 

HORNUNG, F.: Formen, Alter und Ursprung des Kupferschiefer- 
erzes. — Zur Beurteilung der Mineralbildungen in Salzformationen 

HENKEL, L.: Studien im süddeutschen Muschelkalk. Hierzu 
2 Textfig. 0 Re RN a ee ee DD NE Un A 

WICHMANN, A.: Uber die Vulkane von Nord-Sumatra. Hierzu 
Bo | DRextäg: 's. Kinn ER DES RE SE 

SAPPER, K.: Die catalonischen Vulkane. Hierzu Taf. XIV u. 
1 Textfig. 

STROMER, F.: Myliobatiden aus dem Mitteleocän der bayerischen 
Alpen. Hierzu Taf. XVI u. 2 Textfig. 

BroıLı, F.: Pelycosaurierreste von Texas. Hierzu Taf. XVII 
De Textfig. NER ER 

DREVERMANN, F.: Über Pteraspis dunensis F. Röm. sp. Hierzu 
MIX _xxI nr 

NEHRING: Diluviale Wirbeltierreste aus einer Schlote des 
Seveckenberges bei Quedlinburg. Hierzu Taf. XX11 

PnaıLippr, E.: Das südafrikanische em". Hier- 
zu Taf. XXIV—XXVII ; 

TORNQUIST, A.: Ein Rhadinichthys aus dem Karbon Süd- Amerikas 
Hierzu Taf. XXXVI u. XXXVIl ER len el 


Briefliche Mitteilungen. 

MissunAa, A.: Über den Geschiebemergel im Novogrudsker Kreise 
Hierzu Taf. VII. , 

ERDMANNSDÖRFFER, OÖ. H.: Über die Umwandlung v von Diabas- 
feldspäten in Kontakthöfen von Tiefengesteinen 

LANGENHAN, A.: Über fossile Funde am Kitzelberg 


Seite. 


SD 


IV 


FIEDLER, O.: Über Versteinerungen aus den Arlbergschichten 
bei Bludenz und einige neue Fundorte von Flysch und Ap- 
tychenkalken im oberen Großen Walser - Tal Vorarlbergs. 
Hierzu 1 Textfig. ‚ 

KoERT, W.: Bemerkungen zı zu dem Vortrage des Herrn ‘W. WoLrr: 
Über einige geologische Beobachtungen auf Helgoland 

ur G.: Angeblicher Fund von Spirifer mosquensis bei Krakau 
. REHBINDER, B.: Uber den sog. am des Callovien 
im südwestlichen Polen \ 

Maas, G.: Über präglaciale marine Ablagerungen i im östlichen 
Norddeutschland 

WAHNSCHAFFE, F.: Die glacialen. Störungen in den Kreide- 
gruben von Finkenwalde bei Stettin. Hierzu Taf. VII u. 
8. Textfie... . 2... Abe A Be 

ÖCHSENIUS, C.: Hebungen und Verhinderung des Versalzens ab- 
Alußloser Becken . . er ie, 

Maas, G.: Zur Entwicklungsgeschichte des sog. “ Thorn-Ebers- 
walder Haupttales. (Vorläufige Mitteilung) ; 

WOoLFF, W.: Bemerkungen zu DE GEERS neuer Stellung zur 
Frage der zweiten Vereisung ? 

DEECKE, W.: Über ein reichliches Vorkommen von Tertiär- 
gesteinen im Diluvialkies bei Polzin, Hinterpommern 

HornunG, F.: Halurgometamorphose } u 5 ee 

WICHMANN, A.: Triasschichten (?) von der Östgrenze der 
Residenzschaft Tapanuli auf Sumatra 

SOBOLEW, D.: Zur Stratigraphie des oberen Mitteldevons im 
polnischen Mittelgebirge . E 

OcHSENIUS, K.: Die ersten Versteinerungen aus Tiefbohrungen 
in der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins 

DEECKE, W.: Die Bilobiten-artigen Konkretionen und das Alter 
der sog. Knollensteine von Finkenwalde bei Stettin. Hierzu 
Sy Dexter 

JAEKEL, O.: Über ein neues Reptil aus dem Buntsandstein der 
Eifel. Hierzu 1 Textfig. : 

Bönn, J.: Über Cassianella Ecki nov. spec. Hierzu 1 Texte. 

= : Über Nathorstites und Dawsonites aus der arktischen Trias 

BRANCO, W.: Fragliche Reste und Fußfährten des tertiären 
Menschen. Hierzu 6 Textfig. 

KEILHACK, K.: Die große baltische "Endmoräne und das Thorn- 
Eberswalder Haupttal 

BöhHm, J.!: Über einen Furchenstein und Tertiär in Dahome 
Hierzu 2 Textfig. ER 

BOEHM, G.: Über tertiäre Brachiopoden- von Oamarn, "Südinsel 
Neuseeland. Hierzu Taf. XV SÄER 

KoeErT, W.: Notiz über die Auffindung von 'Kelloway bei 
Tanga (Deutsch-Ostafrika) ee 

ÖCHSENIUS, C.: Die Abtrennung voller Seebecken vom Meere 
infolge von Hebungen . 

JENTZSCH, A.: Der jüngere baltische Eisstrom in Posen, West- 
und Ostpreußen . 

Maas, G.: Das Thorn- Eberswalder Tal und seine Eindmoränen. 
Ein Schlußwort an Herrn K. KEILHACK { Wr: 

Hucke, K.: Gault in Bartin bei Degow (Hinterpommern) Hier- 
zu Taf. XXIIL u. 2 Textfig. RR IE. 

BRANCco, W.: Über H. Hörers Erklärungsversuch® der hohen 
Wärmezunahme im Bohrloche zu Neuffen 


Seite. 


33 


63 


E3 V 


STREMME, H.: Zur Frage der Eigenwärme bituminöser Gesteine 

SALOMON, W.: Erklärung . a N Mn a a 3108 

BERG, G.: Zur Geologie des Braunauer Landes und der an- 
srenzenden Teile Preußens 

STROMER, E.: Ein Beitrag zur Kenntnis des. Myliobatiden- 
Gebisses. Hierzu 3 Textfig. 

VORWERG, O.: Kantengeschiebe aus “dem Warmbrunner Tal. 
Hierzu 2 Textfig. 

PETRASCHECK, W.!: Das Bruchgebiet des böhmischen Anteils 
der Mittelsudeten westlich des Neissegrabens. Hierzu Taf, 
XXXV u. 4 Textfig. u Re 


Protokolle. 


SCHMIDT, M.: Aufschlüsse im pommerschen Oberjura (Auszug) 

JENTzscH, A.: Über die Theorie der artesischen Quellen und 
einige damit zusammenhängende Erscheinungen 

PsıLıpp1, E.: Die Geologie des von der deutschen Südpolar- 
Expedition besuchten antarktischen Gebietes 

MEnzEL, H.: Das Vorkommen von Diceras im südlichen 
Hannover. Hierzu 3 Textfig. : 

JAEKEL, O.!: Vorlage von Tafeln zu "einer Arbeit über fossile 
Carcharodonten (Titel) 

KAISER, E.: Bauxit- und Lateritartige "Zersetzungsprodukte 5 

JAEKEL, O.: Eine neue Darstellung von Ichthyosaurus. Hierzu 
I Textfig. RN NER 1a ER 

KruscH, P.: Die Zusammensetzung der westfälischen Spalten- 
wässer und ihre Beziehungen zur recenten Schwerspatbildung 

Krause, P. G.: Neue Funde von Menschen bearbeiteter bezw. 
benutzter Gegenstände aus interglacialen Schichten von 
Eberswalde. Hierzu 1 Textfigur . 

PrıuıppI, E. Die permische Vereletscherung Südafrikas (Titel) 

ZIMMERMANN, E.: Die ersten Versteinerungen aus Tiefbohrungen 
in der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins 

JANENScH, W.: Über eine fossile Schlange aus dem Eocän des 
Monte Bolca A ! 

KRAUSE, P. G.: Über das Vorkommen von  Kimmeridge in 
Ostpreußen N, BILL RARLRUN ROSE BANN. 

JAEKEL, O.: Über sogenannte. Lobolithen 

Purtippi, E.: Über Windwirkungen . EA: 

JANENSCH, W.: Über den Skeletbau der Glyptodontiden.  Hier- 
zu 8 Textfig. 3 Sehe 

VoN WOoLFF, F.: Über das Alter der kristallinen Ostcordillere 
in Eeuador 

SCHMIDT, W. E.: Über Metriorhynchus Jaekeli nov. sp. Hierzu 
Taf. XT, XI u. 3 Textfig. ; 

JAEKEL, Ö.: Über die ae der ersten Halswirbel und die 
Wirbelbildung im allgemeinen. Hierzu 7 Textfig. 

PHILIPPT, E.: Über Moorbildungen auf Kerguelen (Auszug) . 

— : Über untersenone Tone bei Warnstedt nördlich von Thale 
aeHarz.. sv. , 

V. SCHMIDT, F.: Über die neue Gattung Pseudocucullaea. 

GÜRICH, G: Mitteilungen über die Erzlagerstätten des ober- 
schlesischen Muschelkalkes. Hierzu Taf. XVII 

nu, R.: Über die oberschlesischen Erzlagerstätten . 

: Über neuere geologische Aufschlüsse in Oberschlesien . 


VI 


MıtcH, L.: Über die Ganggesteine des Riesengebirgs- Granites 
(Auszug) Rn. - 

GÜRICH, G.: Vorlage angeschliffener schlesischer Gesteins- 

stücke (Auszug) 

TORNQuIsT, A.: Über die Trias auf Sardinien und die Keuper- 
Transgression in Europa 

JAEKEL, O.: Über neue Wirbeltierfunde im Oberdevon von 
Wildungen 

FRECH, F.: Über die explosive Entwicklung der oberdevonischen 
Ammoneen. Hierzu 1 Textfig. 

NöTLıng, F.: Über die paläozoische Eiszeit in der "Salt Range 
Ostindiens (Titel) ie 

VORWERG! Über ein mmssetrs Feuersteingeschiebe im 
Warmbrunner Tal (Titel) ; 

Renz, C.: Über den in von Daghestan 

FREcH, F.: Vorlage von Ammoniten aus der Kreide Daghestans 
(Auszug) Ä 

ZIMMERMANN, E.: Vorlage der Blätter F es Friedland 
i. Schles. (Titen) 

JENTZSCH, A.! Über ein Interglacialprofil in der Tatra (Titel) 

GOTTSCHE, C.: Über den Tapes- Sand von Steensigmoos. 
Hierzu | Textüg. 

ERDMANNSDÖRFER, OÖ. H.: Über die As meine een 
Gabbro und Granit im Brockenmassiv . ; 

GAGEL, C.: Über ein neues bannen merelacnl v 
Elmshorn 5 

JENTZSCH, A.: Über das 'nordostdeutsche Erdbeben vom 
23. Oktober 1904 3 

PAssarGz, S.: Über Rumpfflächen und Inselberge See 

JAEKEL, O.: Vorlage zweier Bilder norwegischer Gletscher 
(Titel) : 
DATHE, E.: Über die Exkursionen vor der Hauptversammlung 
in der Grafschaft Glatz und Waldenburger Gegend ! 
Frech, F.: Allgemeine Übersicht der sea und des 
Gebirgsbaus von Oberschlesien 

— : Exkursion nach Trebnitz. Hierzu Taf. XXVII—XXNIT u. 
2 Textfig. Ma 

a A.: Kurzer Überblick a das Neon von Oppeln 

Schles. und seine Fauna. Hierzu 1 Textfig. ae 

Base, K.: Die obere Kreide in der Gegend von Oppeln 

WYSOGORSKL, J.: Die Trias in Oberschlesien a i 

— : Das Cenoman, Turon und Basaltvorkommen = dem 
Annaberg. Hierzu 2 Textfig. - 

SACHS, A.: Die Erzlagerstätten Oberschlesiens. Hikrzu Taf XXX 

GEISENHEIMER, P.: Das oberschlesische Steinkohlengebirge. 
Hierzu Tat. "XNXIN, XXXIV u. 1 Textfie. 

FRECH, F.: Einleitung in den Führer für die geologische Exkursion 
in das Schlesische Gebirge 

FRIEDRICH, E. G.!: Exkursion in das Recken des alten. Stausees 
zwischen Wartha und Camenz 

FLEGEL, K: Exkursion in das Kreidegebirge der südlichen 
Grafschaft Glatz. Hierzu 2 Textfie. 

— : Exkursion auf die Heuscheuer. Hierzu 1 Textfig. 


5 

Seite. 
150 
151 
151 


vu 


Nachrute: 


BRANCco, W.: KARL ALFRED VON ZITTEL 
ZIMMERMANN, E.!: A. HUYSSEN 

BRANCo, W.: L. BEUSHAUSEN 

JAEKEL, O.: F. HILGENDORF 

„73 voN TOLL 

BRANCO, W.: ALFONS STÜBEL 


Druckfehlerberichtigungen . 

Zugänge für die Bibliothek im "Jahre 1904 
Mitgliederliste 

Namenregister 

Sachregister 


Seite. 


Druckfehlerberichtigungen 
zu Band 56. 


S. 186 Z. 1 von oben lies: in den von ihnen speziell untersuchten 
statt! wahre. 

S. 186 Z. 17 von oben lies: Phyllocladus statt: Phyllodatus. 

Taf. XVIII Z. 2 von oben lies: Markasit statt: Markosit. 

Auf Taf. XXVII sind die Figuren umzustellen. 


3. 


Inhait des I. Heftes. 


Aufsätze. 


Hass PnıLıpp: Paläontologisch-geologische Untersuchungen 
aus dem Gebiet von Predazzo. (Hierzu Taf. I—-VI u. 
14 Textfig.) a ER BE Nat n 
O0. v. Linstow: Neuere Beobachtungen aus dem Fläming 
und seinem südwestlich gelegenen Vorlande. (Hierzu 
2 Lei ste. SZ N ee 
F. Rınne: Beitrag zur Gesteinskunde des Kiautschou- 
Schutz-Gebietes.. (Taf. IX s. Heft II u. 17 Textfig.) 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) 


Seite. 


co 


inhalt des Il. Heftes. 


Aufsätze. 


F. Rinne: Beitrag zur Gesteinskunde des Kiautschou- 
Schutz-Gebietes. Fortsetzung. (Eirerzuebat IX) 2: 

J. FELIX: Studien über tertiäre und quartäre Korallen 
und Riffkalke aus Ägypten und der Sinaihalbinsel. (Hier- 
zus af oX u. 6 Vextiie,) 

FERD. HORNUNG: Formen, Alter und Ursprung des Kupfer- 
schiefererzes. — Zur Beurteilung der Mineralbildungen in 
Salzformationen a 
L. Henker: Studien im süddeutschen Muschelkalk. (Hier- 
zu 2 Textfig.) 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) 


Briefliche Mitteilungen. 


ANnNnA MıssunA: Über den Geschiebemergel im Novogrudsker 
Kreises (Iherzus Dar VI) een 
O0. H. ERDMANNSDÖRFFER: Uber die Umwandlung von 
Diabasfeldspäten in Kontakthöfen von Tiefengesteinen 

A. LANGENHAN! Über fossile Funde am Kitzelberg 

OTTO FIEDLER: Über Versteinerungen aus den Arlberg- 
schichten bei Bludenz und einige neue Fundorte von 
Flysch und Aptychenkalken im oberen Großen Walser-Tal 
Vorarlbergs. (Hierzu eine Textfig.) 

W. Korrr: Bemerkungen zu dem Vortrage des Herrn 
W. WOoLFF: Über einige geologische Beobachtungen auf 
Ieleolande re ee 
G. GÜRICH: ee Fund von Spirifer mosquensis 
bei Krakau ae, ee A ea Fe 
B. v. REBBINDER: Über den sog. a! des 
Callovien im südwestlichen Polen 

G. Maas: Über präglaciale marine Ablagerungen im .öst- 
lichen Norddeutschland . 

F. WAHNSCHAFFE:! Die elacialen Störungen. in den Kreide- 
gruben von Finkenwalde bei Stettin. (Hierzu Taf. VII 
u. 3 Textfig.) 

C. OCHSENIUS: Hebungen und Verhinderung des Versalzens 
abflußloser Becken 

G. MAAS: Zur Entwicklungsgeschichte des so8. Thorn- 
Eberswalder Haupttales. (Vorläufige Mitteilung). 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) 


Seite. 


161 


168 


207 


218 


ud. 


Sum 


Protokolle. Seite. 


M. ScHmiDT: Aufschlüsse im pommerschen Oberjura . . 4 
JENTZSCH: Über die Theorie der artesischen Quellen und einige 
damit zusammenhängende Erscheinungen . 5 
E. PnıLıppı: Die Geologie des von der deutschen Südpolar- 
Expedition besuchten antarktischen Gebietes . . 8 
MENZEL: Das Vorkommen von Diceras im südlichen Hannover. 
(Hierzu 3 Textfig.) ae 10 
Erich KAıserR: Bauxit- und Lateritartige Zersetzungsprodukte 17 
OTTO JaEKEL: Eine neue Dar stellung von Ichthyosaurus. (Hierzu 
[Sex 26 


P. KruscH:. Die Zusammensetzung der westfälischen Spalten- 
wässer und ihre Beziehungen zur recenten Schwerspat- 
bildunsez22 36 

PauL GusTar Krause: Neue Funde von Menschen bearbeiteter 
bezw. benutzter Gegenstände aus interglacialen Schichten 


von Eberswalde. (Hierzu 1 Textfig.). . ar 40 
E. PuiLipp1! Die permische Vergletscherung Südafrikas . . 47 
ZIMMERMANN: Die ersten Versteinerungen aus Tiefbohrungen 

in der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins . . . . 47 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) | 


ale 


Inhalt des Ill. Heftes. 


Aufsätze. 


L. HENKEL: Studien im süddeutschen Muschelkalk. Fort- 
setzung. (Hierzu 2 Textfig.) 

ARTHUR WICHMANN: Über die Vulkane von Nord-Sumatra. 
(Hierzu Taf. XIII u. 1 Textfig.) ee Fr Se 
KARL SAarper: Die catalonischen Vulkane. (Hierzu 
Bar Xu 21 Nextfis,) SE RE 
E. STROMER: Myliobatiden aus dem Mitteleoeän der 
bayerischen Alpen. (Hierzu Taf. XVI u. 2 Textfig.) 

FE. BroıLı: Pelycosaurierreste von Texas. (Hierzu 
TaroXV Eu. IE Textie.) 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) 


Briefliche Mitteilungen. 


G. MAAS: Zur Entwicklungsgeschichte des sog. Thorn- 
Eberswalder Haupttales. (Vorläufige Mitteilung). Fort- 
setzung N EEE SEEN IE De SORE 
W. WOoLFF: Bemerkungen zu DE GEER's neuer Stellung 
zur Frage der zweiten Vereisung 

W. DEECKE: Über ein reichliches Vorkommen von Tertiär- 
gesteinen im Diluvialkies bei Polzin, Hinterpommern 
FERD. HoRNUNG: Halurgometamorphose 

ARTHUR WICHMANN: Triasschichten (?) von der Österenze 
der Residenzschaft Tapanuli auf Sumatra : 

D. SOBOLEW: Zur Stratigraphie des oberen Mitteldevons 
im polnischen Mittelgebirge 

K. Ocusextus: Die ersten Versteinerungen aus Tief- 
bohrungen in der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) 


Protokolle. 


ZIMMERMANN: Die ersten Versteinerungen aus Tiefbohrungen in 
der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins. Fortsetzung 
JANENSCH! Uber eine fossile Schlange aus dem Eocän des 
Monte Bolca . 
PAUL GusTar Krause: Über das Vorkommen von Kimmeridge 
in Ostpreußen : 
OTTO JAEREL:! Über sogenannte Lobolithen 
E. PsıLıpp1: Über Windwirkungen : 
JANENSCH: Über den Skeletbau der Glyptodontiden 
F. von WoLrF: Über das Alter der kristallinen Osteordillere 
in Ecuador 5 
WILHELM Erich Scumipr: Über Mer n ynehus Jaekeli nov. sp. 
(Hierzu Taf. XI, XII und 3 Textfig.) s 
OTTO JAEKEL! Über die Bildung der ersten Halswirbel und die 
Wirbelbildung im allgemeinen. (MitdeTpxtie). 
E. PHILIPPT: Über Moorbildungen auf Kerguelen 
: Über untersenone Tone bei Warnstedt nördlich von Thale 
ar are 
Pu v. Schmipr: Über die neue Gattung Pseudocucullaca 
. GürıcH:! Mitteilungen über die Erzlagerstätten des ober- 
schlesischen Muschelkalkes. (Hierzu Taf. XV III) 
R. MicHaEL:! Über die oberschlesischen Erzlagerstätten . 


(Fortsetzung erscheint im nächsten Heft.) 


Zeitschrift 


der 


Deutschen geologischen Gesellschaft. 


l. Heft. 


. Januar, Februar und März 1904. 


(Hierzu Tafel I-VI.) 


Berlin I1904. 


J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger 


Zweigniederlassung 
vereinigt mit der Besserschen Buchhandlung (W. Hertz.) 


SW. Kochstrasse 53. 


A 
ee —lilane 
56. Band. 


Deutsche geologische Gesellschaft, 


‘Vorstand für das Jahr 1904. 


Vorsitzender: Herr BRANcCO Schriftführer: Herr J. BöHm 
Stellvertretende Vor- 9 „ JAEKEL „ ZIMMERMANN || 
sitzende: \ „  WAHNSCHAFFE »  DENCKMANN 
Schatzmeister: „ DATHE „ GAGEL. 

Archivar: „  JENTZSCH 


Beirat für das Jahr 1904. 
Die Herren: TIETZE-Wien, FRAAS-Stuttgart, KoKEn-Tübingen, ZIRKEL-Leipzig, 
BALTZER-Bern, KAysEr-Marburg. 
es 


Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Ge- 
bäude der K. Preuß. geol. Landesanstalt u. Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 
7. Uhr in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversamm- 
lungen in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis 
Oktober. Vorträge für die Monatssitzungen sind dem protokollierenden Schrift- 
führer tunlichst S Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum 
Druck spätestens 8 Tage nach dem Vortrage einzusenden. 

‘2 

Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung || 
des Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 M. Ein- |) 
trittsgeld und einen Jahresbeitrag von 20 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift | 
und die Monatsberichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zu- ' 
sammen 24 M.). Die bis zum 1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge 
werden durch Postauftrag eingezogen. Jedes außerdeutsche Mitglied kann seine | 
Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von 300 M. ablösen. 

— 

Reklamationen nicht eingegangener Hefte der Zeitschrift können 
nur innerhalb eines Jahres nach ihrem Versand berücksiehtigt 
werden, solche von einzelnen Monatsberichten überhaupt nicht, da 


letztere insgesamt mit dem letzten Hefte jedes Jahrganges nochmals 
versandt werden. 


. 

Die Autoren der aufgenommenen Aufsätze, brieflichen Mit- 
teilungen und Pr6tokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwort- 
lich; sie erhalten 50 Sonderabzüge umsonst, eine grössere Zahl segen 
Erstattung der Herstellungskosten. 

es 


Zu Gunsten der Bücherei der Gesellschaft werden die Herren 
Mitglieder ersucht. Sonderabdrücke ihrer Schriften an den Archivar 
einzusenden: diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und 
soweit angängig besprochen. 


2 


Zusendungen an die Gesellschaft: Unter Weglassung jeder 
persönlichen Adresse richte man: 

1. Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift oder den Monatsberichten, 
sowie darauf bezüglichen Schriftwechsel „An den Redakteur der Zeitschr. 
d. Deutschen geologischen Gesellschaft“, | 
Einsendungen an die Bücherei, sowie Reklamationen nicht eingegangener | 
Hefte „An den Archivar der Deutschen geologischen Gesellschaft“, 

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Mitglieder, Anzeigen von Wohnortsveränderungen, Austrittserklärungen 
„An den protokollierenden Schriftführer der D. geolog. Gesellschaft“, 

sämtlich zu Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 

4. Die Beiträge sind an die J. G. Corra’sche Buchhandlung Nachf., 

Berlin SW., Kochstr. 53, durch direkte Übersendung einzuzahlen. 


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Zeitschrift 


Deutschen Geologischen Gesellschaft 


Aufsätze. 


1. Paläontologisch-geologische 
Untersuchungen aus dem Gebiet von Predazzo. 


Von Herrn Hass PnaıLiep in Heidelberg. 


Hierzu Taf. I-VI u. 14 Textfig. 


Vorwort. 


Den Anlaß zu vorliegender Arbeit gab eine Mitteilung des 
Herrn Dr. Romgßere in Berlin, daß er, mit der Bearbeitung und 
Kartierung der Eruptivgesteine von Predazzo beschäftigt, in der 
Umgegend von Predazzo fossilreiche Schichten gefunden habe, 
die seiner Meinung nach interessante paläontologische Resultate 
zu liefern versprachen. Auf Veranlassung von Herrn Prof. 
SALOMON, an den vorstehende Mitteilung gerichtet war, setzte ich 
mich mit Herrn Dr. Romgere in Verbindung und reiste auf 
Grund seiner Angaben im Frühjahr 1902 nach Predazzo. Die 
von Herrn Dr. Romgerg aufgefundenen Fossilbänke erwiesen sich 
dabei zwar als bekannte Horizonte, doch gelang es mir, neben 
tatsächlich neuem paläontologischen Material eine Reihe neuer 
geologischer und stratigraphischer Tatsachen festzustellen, die in 
der vorliegenden Arbeit besprochen werden sollen. Ich bin 
Herrn Dr. Romgrre zu großem Danke verpflichtet für die An- 
regung zu dieser Arbeit, sowie für die liebenswürdige Art, mit 
der er auf einer großen Anzahl gemeinsam unternommener Touren 
stets bemüht war, mich in die so sehr verwickelten Verhältnisse 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1. 1 


2 


der Eruptivgesteine von Predazzo einzuführen und mich auch auf 
wichtige Punkte im Sedimentgebirge hinzuweisen. 


Die Untersuchungen im Felde wurden während eines drei- 
maligen Aufenthaltes im Sommer 1902 und 1903 in der Zeit 
von ungefähr 4 Monaten ausgeführt. Die Durcharbeitung des 
paläontologischen Materials geschah im stratigraphisch-paläonto- 
logischen Institut der hiesigen Universität. 

Nach ihren Ergebnissen gliedert sich die Arbeit in einen 
stratigraphischen, einen tektonischen und einen paläontologischen 
Teil. Bei letzterem muß ich von vornherein darauf hinweisen, 
daß er nur einen kleinen Teil des gesammelten Materials umfaßt. 
Von den bearbeiteten Fundorten mußte ich außerdem die Gastero- 
poden wegen Zeitmangels zurückstellen. Die weitere Bearbeitung 
des Materials soll später fortgesetzt werden. Die Präparation 
des Materiales wurde von mir selbst ausgeführt. Die Originale, 
sowie das übrige Material liegen in der Sammlung des strati- 
graphisch-paläontologischen Institutes der Universität Heidelberg. 


Die Publikation einer farbigen, ausführlichen geologischen 
Karte in 1:25000 in Gemeinschaft mit Herrn Dr. RomBere 
war vorgesehen, ist aber neuerdings wieder in Frage gestellt 
worden; ich beschränke mich vor der Hand auf die Wiedergabe 
einer kleineren Karte in 1:50000, soweit diese zum Verständnis 
der vorliegenden Arbeit nötig erscheint. Die granitisch-körnigen 
Tiefengesteine sind mit einheitlicher Signatur wiedergegeben, die 
zahlreichen Ganggesteine ganz fortgelassen worden, um die Über- 
sicht zu erleichtern. In Bezug auf die Tiefen- und Ganggesteine 
verweise ich daher, bis die Romserssche Karte erscheint, auf 
die Karten von DorLTER, MoJsısovics, RevEr und Hußer. 


Die zu berücksichtigende Literatur war naturgemäß schr 
zahlreich; in dem nachstehenden Verzeichnis werden jedoch nur 
die Schriften angeführt, auf die in der Arbeit speziell hin- 
gewiesen ist. 

Für Überlassung von Vergleichsmaterial aus den eigenen, 
oder den ihnen unterstellten Sammlungen, sowie für schriftliche 
und mündliche bereitwilligst erteilte Auskunft bin ich verpflichtet 
den Herren: Prof. Bexecke (Straßburg), Dr. Broiuı (München), 
Prof. Fraas (Stuttgart), Prof. Frecn (Breslau), Prof. JaEKEL 
(Berlin), Dr. Romgere (Berlin), Prof. RortnurLerz (München), 
Konservator Dr. Scntosser (München), Prof. Torxauist (Straß- 
burg); außerdem Frl. Nora SeELIGER aus Berlin für die große 
Sorgfalt, mit der sie die beigegebenen Tafeln ausgeführt hat. 


In erster Linie möchte ich aber an dieser Stelle meinem 
hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Sar.omon danken für das außer- 


3 


ordentlich warme Interesse, das er dieser Arbeit nicht nur im 
hiesigen Institut, sondern auch auf einer eigens nach Predazzo 
unternommenen Reise entgegengebracht hat, sowie für die hieraus 
entspringenden zahlreichen Anregungen und Förderungen. 


Ich möchte dieses Vorwort nicht schließen, ohne auch meines 
ständigen Begleiters in Predazzo, des Führers und Mineralien- 
sammlers Var. Moranpını, gedacht zu haben, der durch seine 
große Ortskenntnis und seine Zuverlässigkeit viel zum Gelingen 
dieser Arbeit beigetragen hat. 


Literaturverzeichnis.') 


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— 1883. Bericht über die geologischen Aufnahmen im Triasgebiet 
von Recoaro. Ebenda. 

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graphica. L. 

DE LorENZo, G., 1893. Sul Trias dei Dintorni di Lago-negro. Atti 
R. Accad. sec. fis. e mat. Napoli. 


!) Im Text der Arbeit sind nur der Name des Autors und die 
Jahreszahl angegeben, 


13 


4 


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22 ee 


I 
| 
| 
| 


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— 1901. Das Vicentinische Triasgebirge. Stuttgart. 


Einführung. 


An dieser Stelle einen Überblick über die verschiedenen 
Streitfragen zu geben, die seit hundert Jahren das Interesse 
der Geologen für Predazzo wachgehalten haben, dürfte überflüssig 
erscheinen, Hervorheben möchte ich nur, daß die Untersuchungen 
sich bis heutigen Tags vorwiegend auf mineralogische und petro- 
graphische Probleme bezogen haben. Neuerdings sind speziell 
die petrographischen Interessen durch die Arbeiten BröcceRs, 
RoMmBERGS, sowie DoELTERS und seiner Schüler wieder in den 
Vordergrund getreten. 


Die Stratigraphie, z. T. auch die Tektonik fanden in 
Predazzo relativ wenig Beachtung. 


Abgesehen von älteren Autoren hat F. v. RıcuriorEn 
sich seiner Zeit eingehender mit den stratigraphischen Fragen 
beschäftigt. Er erkannte, als am Aufbau von Predazzo beteiligt, 
über dem Quarzporphyr den Grödner Sandstein, alsdann die 
Werfener Schichten, die er in Seißer und Campiler Schichten 
gliederte ; darüber folgen in seiner Darstellung Virgloriakalk und 
als jüngste Bildung die weißen Kalke und Dolomite, die als 
Mendoladolomit zusammengefaßt werden. Er entdeckte in diesen 
auch Versteinerungen, die indessen nie beschrieben worden sind. 


Günsen!) hat 1876 ein Profil etwas südwestlich von 
Predazzo angegeben, oberhalb Zannon, in der Val Averto, doch kann 
man sich danach nur schwer orientieren. 


E. v. Mossısovics trennt die Bellerophonkalke vom Grödner 
Sandstein und gliedert die Sedimente oberhalb der Werfener 
Schichten in unteren und oberen Muschelkalk, Buchensteiner und 
Wengener Schichten, letztere drei in der dolomitischen Faeies. 
Nur am Satteljoch und im Latemar sollen, der Karte nach, die 
Buchensteiner Schichten in ihrer eigentümlichen Facies auftreten. 


Rever’) hat sich mit den Sedimenten kaum befaßt, und 
auch die neue Husersche Karte gibt in Bezug auf die Sedimente 
keine neuen Daten, sondern stützt sich ganz auf die alte Karte 
von MoJsısovics. | 


Es liegen also seit Mossısovıcs keine neuen stratigraphischen 
und eingehenden paläontologischen Beobachtungen aus dem Gebiet 
von Predazzo vor, mit Ausnahme der Beschreibung einzelner 
Fossilien aus dem Latemarkalk durch Saromon°®), Kırrıt) und 
Tonması.°) Diese Petrefakten entstammen durchweg der be- 
kannten, von DoELTER zuerst aufgefundenen Lokalität zwischen 
Forno und Mezzavalle. Weitere Fossilien, die Reyer an der 
Forzella gefunden hat, sind bis jetzt nicht näher untersucht 
worden. 


Die Vernachlässigung der stratigraphischen Verhältnisse im 
unteren Fassa- bezw. oberen Fleimstal ist um so befremdender, 
als gerade die Grenzgebiete im weiteren Sinne, Marmolata, 
Schlern, Sextener Gebiet, Südtirol westlich der Etsch, sowie das 
Valsugana und das Vicentin Gegenstand eingehender neuerer 


2) 1876: 8. Bi: 
?) REYER 1881. 
®) SALOMON 1895. 
4) Kırrı 1894. 
>) Tomması 1895. 


Untersuchungen waren, und man folglich im Fassa- und Fleims- 
tal, als im Mittelpunkt dieser Gebiete liegend, wichtige Auf- 
schlüsse über die stratigraphischen Wechselbeziehungen dieser 
Gegenden zu einander erwarten mußte, 


Im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist das Gebiet der un- 
mittelbaren Umgegend von Predazzo behandelt (vergl. d. Karte 
Taf. D. In erster Linie der Dosso Capellozug, also jener 
mächtige Gebirgsriegel, der sich vom Latemar über das Sattel- 
joch und den Dosso Capello bis zum Agnello zieht und sich 
dort in einen östlichen Arm mit der Forzella und einen. west- 
lichen mit dem Cornon bezw. Pizzancae als Gipfelpunkt gabelt. 
Zwischen diesen beiden Armen schneidet sich das bei Ziauo in 
den Avisio mündende Val Averto ein, das in seinem obersten Teil 
auch den Namen Val bonetta führt. Es sei hier darauf hin- 
gewiesen, daß die Generalstabskarte den Dosso Capello zweimal 
nennt. Der eigentliche Dosso Capello ist der Punkt 2266 etwas 
südlich des Satteljoches; der zweite als Doss’ Capello angeführte 
Gipfel bei 2181 m direkt oberhalb Predazzo trägt nach seiner 
zweispitzigen Beschaffenheit in Wirklichkeit den Namen Forzella. 


Untersucht wurden ferner das I,atemargebiet westlich und 
südlich der Val sorda, die Malgöla, sowie die an das Eruptiv- 
gebiet angrenzenden Partieen des Viezzena. Zu Vergleichszwecken 
wurden natürlich auch Exkursionen in die Grenzgebiete: Val 
Stava, Reiterjoch, Karersee-Rosengarten, Lüsia unternommen. 


Das paläontologische Material entstammt der vorbeschriebenen 
Gegend mit Ausnahme der Pseudomonotis Telleri, die ich an der 
Mendel fand. 


Von topographischem Kartenmaterial standen mir zur Ver- 
fügung: die Karte 1:75000 des K. K. Militär-geographischen 
- Institutes, eine von demselben Institut herausgegebene Detail- 
karte 1:50000 der Palagruppe, sowie eine von Herrn Dr. Ron- 
BERG mir gütigst überlassene Karte 1:25000, die dieser nach 
der Karte 1:50000 hatte anfertigen lassen. Von den beiden - 
in Betracht kommenden Blättern der österreichischen General- 
stabskarte 1 :25000 ist leider nur das westliche Blatt, dessen 
Grenze zwischen Forzella und Predazzo durchschneidet, käuflich. 
Das östliche wird wegen kleiner militärischer Grenzanlagen auf 
das ängstlichste von der Regierung zurückgehalten. 


Die vorliegende Arbeit ist als Ergänzung der Aufnahmen 
des Herrn Dr. Romgerg gedacht. 


Stratigraphischer Teil. 


Perm. 


Das Perm findet sich in der Umgebung von Predazzo in 
der dreifachen Ausbildung als Quarzporphyr, Grödner Sandstein 
und sogenannter „Bellerophonkalk*. Quarzporphyr und Grödner 
Sandstein treten. nur unmittelbar am Rande des untersuchten 
Gebietes auf und gaben keine Veranlassung zum eingehenderen 
Studium. Die Überlagerung des Porphyrs durch den Sandstein 
ist gut in dem Tälchen aufgeschlossen, das die Malgöla gegen 
Süden und Südwesten begrenzt. Scheinbar ist der Übergang hier 
ein allmählicher infolge der Verwitterung und Auflockerung des 
Quarzporphyrs, die um so intensiver ist, als die Deckfläche des 
Quarzporphyrs einem Quellhorizonte entspricht und damit natürlich 
die günstigsten Faktoren für seine Zersetzung gegeben sind. An 
der erwähnten Stelle sind eigenartige gangförmige, tonige, grade 
Schnüre gut zu beobachten, die den Grödner Sandstein in ver- 
schiedenen Richtungen durchziehen. Ich halte sie für Begleit- 
erscheinungen der großen Störungen, nämlich für kleine und 
kleinste Verwerfungsspalten, die sich nachträglich mit tonigen 
Substanzen ausgekleidet haben. 


Größeres Interesse beansprucht der Bellerophonkalk bezw. 
seine Äquivalentee Gümser!) hatte schon hervorgehoben, daß 
westlich des Schlern, sowie im unteren Fleimstal unterhalb 
Predazzo an Stelle der schwarzen „Bellerophonkalke* gelbliche 
Dolomite auftreten, und RoturL£ertz?) erwähnt speziell von der 
Malgöla permische Rauhwacken. Diese gelblichen Rauhwacken, 
oder besser gesagt zelligen Dolomite, bilden das charakteristische 


Merkmal der „Bellerophonkalke“. Die zellige Beschaffenheit darf: 


wohl direkt auf die Auslaugung von Gyps zurückgeführt werden, 
da der Komplex zwischen Grödner Sandstein und unteren Werfener 
Schichten sehr reich an diesem Mineral ist, das stellenweise, 
z. B. oberhalb Bellamonte, früher in Alabastergruben?) technisch 
gewonnen wurde. Neben diesen Zellendolomiten und Gypsen 
beteiligen sich vorwiegend graue Mergel und Mergelkalke am 
Aufbau dieser Schichten, ferner ein eigenartiger krystalliner, 
fleckweise rötlich und blauschwarz gefärbter Kalk in festen 


I!) GÜMBEL 1876 8. 72. 
2) 1894 S. 174. 
®) cf. Karte von MoJsısovics 1879. 


19) o 


Bänken; außerdem in Verbindung mit den zelligen Bänken eine 
helle gelbliche Breceie. 

Leider war es nicht möglich, ein genaues Profil dieser 
Schichtenserie aufzunehmen, da die besten Aufschlüsse grade in 
der Nähe bedeutender Störungen liegen. Am Westabhang der 
Malgöla, kurz vor dem Hause Miöla, sind die zelligen und 
breceiösen Schichten am besten aufgeschlossen, während im Val 
Gardone, dort wo die Via Nova gegen Vardärbe einbiegt, die 
mergeligen Bänke gut zu beobachten sind. Die Gypse treten, wie 
schon erwähnt, bei Bellamonte, sowie zwischen Tesero und Cavalese 
auf. — Weitere Aufschlüsse der Bellerophonschichten finden sich 
im Val Vardärbe und an der Boscampobrücke. Ihr Auftreten 
auf der Südseite der Malgola, wo die Karte von Mossısovics und 
Huser sie nicht angiebt, hat sich durch zahlreiche Lesestücke 
des Zellendolomits im Gehänge beweisen lassen. Auch die be- 
kannte Gymnitfundstelle gegenüber Mezzavalle ist dem „Bellero- 
phonkalke“ zuzurechnen. 


Leider fanden sich keine ausreichenden Fossilien zur 
näheren Bestimmung, doch dürfte die Stellung dieses eigenartigen 
Schichtenkomplexes zwischen Grödner Sandstein und unteren 
Werfener Schichten, sowie ihre Gypsführung die stratigraphische 
Gleichstellung mit den Bellerophonkalken rechtfertigen. 


Trias. 


A. Werfener Schichten. 


Der Übergang aus den „Bellerophonkalken“ zu den untersten 
triasischen Schichten läßt sich an der schon erwähnten Stelle des 
Val Gardone beobachten. Hier entwickeln sich allmählich aus 
den mergeligen und kalkigen Schichten die festen grauen Kalk- 
bänke der unteren Werfener Schichten, der Seißer Schichten 
v. RiıcHtHorEnS. 


Am geeignetesten zum Studium der unteren Trias sind die 
guten Aufschlüsse oberhalb der Ortschaft Ziano, im Bachein- 
schnitt der Val Averto bei Zannon, und von hier aus in östlicher 
Richtung gegen Predazzo. Oberhalb Ziäno sind vorwiegend die 
unteren und mittleren Werfener Schichten aufgeschlossen, während 
die Val Averto einen vorzüglichen Einblick in die obere Ab- 
teilung dieser Schichten, sowie in ihr Hangendes gewährt. 


Ein detailliertes Profil oberhalb Ziaäno vom Hangenden zum 
Liegenden ergibt folgendes: 


Untere Werfener 


Gastropod. Oolith- 
bänke 


L 7 


Obere Werfener Schichten. 


Mitt]. Werfener Sch. 


Schichten. 


— 


17. 


16. 


13. 


14. 


13. 


12. 


14% 


10). 


10 


Hangendes: Rotbraune glimmerige und kalkige, sandige 
Schichten und Bänke in starker. Entwicklung: Cam- 
piler Schichten s. str. 

2 schmale rote z. T. oolithische Kalkbänke, ähnlich 
wie 4—6, im Abstand von 1 m. 

Graue sandige, glimmerige, dünnere, weiche Lagen 
abwechselnd mit festen grauen Kalkbänkchen und 
Zwischenlagen von rötlicher bis brauner Farbe. 20 m. 
Unten diekkankige, oben dünnschichtige Kalke von 
heller gelber Farbe. 

Starke Entwicklung, roter und gelber, sandiger 
Bröckelkalke z. T. mit kompakteren Bänken, olıne 
gute Fossilien. 30--40 m. 

Feste graue, z. T. oolithische Kalkbänke mit Spuren 
von Bleiglanz. 1 m. 

Helle, rote, gelbe, z. T. rotgefleckte, weiche z. T. 
glimmerige Lagen zu oberst schr feinschichtig und 
tiefrot mit undeutlichen Muschelsteinkernen. 8— 10 m. 
Feste graue Kalkbank mit sandig kalkigen Zwischen- 
lagen. * 9.m. 

Bröckelige, dünngeschichtete, tonige und sandige 
Kalkschichten von grünlicher, gelblicher und rötlicher 
Farbe mit festen Kalkbänken (Myaciten). 15 m. 
Feste rote Kalkbauk. 0,5 m. 

Gelbe, bröckelige Kalke. 


Feste rote Kalkbank, oolıthisch wie da (0,5 m) und 
graue feste Bänkchen. I m. 

Graue bis gelbe, auch rötliche bröckelige sandige 
und tonige Kalke z. T. knollig. 5 m. 


. Feste rote, oolithische Bank, scharf aus dem Ge- 


hänge hervortretend. 0,30 m. 
Feste, je etwa 10 cm mächtige, dunkelgrauce Kalk- 
bänke. 


Knollige massive Bank, gegen oben bröckcelig und fein- 
schichtig werdend 10—15 m. 
Ähnlich wie 1. Die festen Bänke werden mächtiger 
und etwas glaukonitischh 3—4 m. 
Grau bis weiße dünngeschichtete Mergel z. T. glimmerig, 
mit Fossilien (Zeingula, Myaciten) in Wechsellagerung 
mit einigen festen grauen, bräunlich verwitternden 
Kalkbänken.! 

Liegendes: Graue Mergelkalke und Kalkbänke der 

untersten Werfener Schichten. 


a u 


ee ee ee 


11 


Die Hangenden rotbraunen, glimmerigen, sandigen und 
kalkigen Schichten erreichen eine Mächtigkeit von etwa 100 m. 
Sie sind am besten im Bachbett der Val Averto entblößt und 
vermitteln hier gleichzeitig den Übergang zu dem prachtvollen 
Profile in den höheren Schichten: 


Hangendes: Mächtige, eine steile Wand bildende Dolomit- 
bänke. 

25. 10—20 cm dicke Bänke von gelbem bis weißem Dolo- 
mit,!) wechsellagernd mit tonigmergeligen Zwischenlagen, 
den Übergang vermittelnd zu dem mächtigen hangenden 
Dolomit. 10—20 m. 


24. Rote, kalkige, glimmerreiche Sandsteine, dünnschichtig, 
z. T. wellig, knollig, mit grünlichen und weißlichen 
Zwischenlagen. Auf den Schichtflächen eigenartige 
„Kriechspuren“ und röhrchenartige Gebilde. Etwa 30 nı. 


23. Vorwiegend gelbe und braune, auch graue feste gebankte 
Dolomite, in deren oberen Particen eine Bank mit großen 
Steinkernen von Myophorien*liegt, während sich in den 
unteren Lagen eine braune Dolomitbank durch zahlreiche 
kleine Zrochiten (Dadocrinus-Bank?) auszeichnet. 30 m. 


22. Rote oolithische Kalkbank mit spätigen Trochiten und 
zahlreichen dunklen Myophorrtenschalen. 2 m. 


21. Oolithdolomite von vorwiegend rötlicher Farbe. 5—8 m. 


20. Feingeschichtete rötliche und rotweiße sandig-glimmerige 
Schichten mit schlechten Fossilien. 8--10 m. 


19. Helle, vorwiegend rötliche Oolithdolomite.e 10—15 m. 


18. Graue und gelbliche, dünnbankige, feinschichtige, sandige 
Kalke, Dolomite und Mergel mit ANaticella costata. 
20— 30 m. 


Liegendes: 


17. Rotbraune, sandig-glimmerige und kalkige Bänke. Etwa 
100 m. 


Die Deutung des unteren bei Ziano aufgeschlossenen Kom- 
plexes bietet keine Schwierigkeit. Wir haben eine Folge von 
dünngeschichteten und gebankten z. T. bröckeligen glimmerigen 
Kalken und Mergeln von vorwiegend grauer Farbe mit Pseudo- 
monolis Olarai, Anodontophora (Myacıtes) fassaensis, canalenstis 
und subundata, Lingula sp., die oft scharenweise, aber in 
schlechter Erhaltung die Schichtflächen bedecken. Es sind 


") Hier und bei allen Angaben dieser Arbeit über Kalkstein und 
Dolomit ist stets Prüfung mit verdünnter Salzsäure erfolgt. 


zweifellos die typischen unteren Werfener sog, Seißer Schichten, 
die sich nur vielleicht durch ihren größeren Kalkreichtum aus- 
zeichnen. 

Darüber folgen die bekannten Gastropoden-Oolithbänke mit 
bröckeligen, tonig-kalkigen Zwischenlagen. Interessant ist die 
fast absolute Übereinstimmung mit den entsprechenden Schichten 
an der Mendel und denen des neuerdings von Tornquisr!) aus dem 
Vicentin veröffentlichten Profils.. Letzteres sei zum Vergleich an- 
geführt: 


Ziäno (bei Predazzo). Mendaone (im Vicentin). 
a) Bröckelige, dünngeschichtete a) Rote Mergel und gelbe san- 
tonig-sandige Kalke, grünlich, dige Kalkbänke. 


gelblich und rötlich. 

b) Feste rote Kalkbank, gelbe b).Zwei rote oolithische Gast- 
bröckelige Kalke, feste rote ropodenbänke, klotzige gelbe 
Kalkoolithbank und graue Kalkbank. 
feste Bänke. 

c) Graue, gelbe, rötliche, bröcke- c) Rote, sandige Schiefer. 
lige, sandigeund tonige Kalke. 

d) Feste, rote oolithische Bank. d) Rote, oolithische Gastro- 

podenbank. 


Hier wie dort haben wir drei rote Oolitiibänke, nicht sehr 
weit auseinander liegend, mit annähernd den gleichen Zwischen- 
lagen. Aus diesen Gastropodenbänken entwickeln sich sandige 
und glimmerige weiche Kalke und Mergel, z. T. auch festere 
'Kalk- und Kalkdolomitbänke in verschiedenen Farben: grau, gelb 
und rötlich mit Anodontophora fassaensıs und anderen zumeist 
schlecht erhaltenen Fossilien. Sie gehen gegen oben in einen 
sehr einförmigen Komplex von roter bis rotbrauner Färbung über. 
Dieser entspricht den „oberen Rötplatten* von Lersıus, die in 
den höheren einförmigen Partieen den Charakter der typischen 
roten Campiler Schichten Rıc#tHorens annehmen. Sie bestehen 
durchweg aus Sandstein und sandigen Kalkbänken mit schlechten 
Fossilien. Auf einer gemeinsamen Exkursion fand Herr Prof. 
Saromon in diesen Schichten eine Platte mit kleinen Seesternen, 
die aber eine genauere Bestimmung leider nicht zulassen.?) — 
Auch in diesem Komplex zeigt sich wieder die große Überein- 
stimmung mit dem Vicentin, wo über der Wechsellagerung der 
unteren und mittleren Werfener Schichten jene beträchtliche Ent- 


!) Tornquist: 1901 Vicent. Triasgeb. 

?\ In den gleichen Schichten fand auch Herr stud. geol. FREUDEN- 
BERG am Karersee eine Platte mit denselben kleinen unbestimmbaren 
Seesternen. 


13 


wickelung von „rotgefärbten, dünnbankigen, glimmerführenden, 
sandigen Schiefern mit dubiösen Myacıten“ folgt. 


Das eigentliche Leitfossil der Campiler Schichten, die Nat:- 
cella costata fand sich aber in diesen Schichten nicht, dagegen 
in etwas höher gelegenen sandig-mergeligen Bänken (vergl. Profil 
No. 18.) Diese Bänke gehen aus den roten sandigen CGampiler 
Schichten hervor, indem sich !?n die obersten roten Kalksand- 
schiefer hellere, gelbliche Zwischenlagen und Bänke einschieben. 


Das Hangende der Werfener Schichten erfordert ein näheres 
Eingehen seines eigenartigen Charakters wegen. Wie aus dem 
Profil ersichtlich, folgen über den „Naticellenschichten* ooli- 
thische Dolomite in massigen DBänken. Die Färbung ist 
verschieden bei vorwiegend roten und rosa Tönen. Fossilien 
sind selten. Die Korngröße der Oolithe ist schichtweise ver- 
schieden und wechselt von 1 mm bis zu kleinsten nur mit der 
Lupe wahrzunehmenden Dimensionen. Die höheren sandigen, 
roten und rotweißen Kalksandsteine treten im Gehänge, infolge 
der leichteren Zerstörbarkeit gegenüber dem Liegenden und 
Hangenden, deutlich zurück. Sie tragen ganz den petrographischen 
Charakter der Werfener Schichten, doch sind nur sehr wenige 
schlechte Fossilien darin enthalten. Überlagert werden sie 
wiederum von verschiedenfarbigen Dolomitbänken z. T. von der 
gleichen oolithischen Entwicklung wie die zuvor geschilderten 
Dolomite; schwächere sandige Lagen sind in sie eingeschaltet. 
In der gleichen oolithischen Entwicklung finden sich die Dolomite 
wieder am Sattel- und Reiterjoch, fehlen jedoch im Rosengarten- 
profil des Backofens (oberhalb Karersee). Dagegen beteiligen sie 
sich am Aufbau der Viezzena östlich von Predazzo, und west- 
wärts konnte ich sie bis Tesero verfolgen. 


Zum Vergleich zitiere ich GümseL!); dieser erwähnt vom 
Mt. Marzola in der Umgegend von Trient eine dreifache Wieder- 
holung ziemlich mächtiger Dolomitmassen in den Campiler Schichten, 
von denen die oberste: „mit einer oolithischen, weißen, gelblich 
verwitternden, z. T. intensiv roten eisenreichen Dolomitlage“ 
beginnt. Ob es sich bei dem S. 79 (bei Gümser) aus dem 
Cembratale mitgeteilten Profile um entsprechende Oolitlidolomite 
oder um die Gastropoden-Oolithe der mittleren Werfener Schichten 
handelt, ist nicht genau ersichtlich. Weitere Bemerkungen über 
Oolithdolomite an der Grenze der oberen Werfener Schichten in 
Südtirol habe ich nicht finden können. Dagegen beschreibt 


!) GÜMBEL: 1876 S. 75, 


14 


Biırrser') ähnliche Oolithe aus der Gegend von Trifail und 
Sagor in Südsteiermark. Bei der großen Übereinstimmung des 
Liegenden sollte man erwarten, im Vicentin ähnliche Gebilde vor- 
zufinden, doch auch hier scheinen sie zu fehlen, wenn man nicht 
in dem „Grenzdolomit“ Torxauisrs?) ein Äquivalent für dieselben 
annehmen will. Dort entwickeln sich nämlich durch Einlagerung 
von dünnen Dolomitbänken aus den roten sandigen Campiler 
Schichten, z. T. auch sich unmittelbar darüber legend: helle, 
gelblich verwitternde schr harte, meist stark zerkläftete Dolomite 
mit undeutlicher Schichtung in mehreren Bänken übereinander. 
In der Valsugana°) sollen dieselben gleichfalls vorkommen, ebenso 
im Nonsberg,°) doch hier schwach entwickelt. 


In unserem Profil folgt auf diese Dolomitoolithe mit ihren 
Zwischenlagen eine höchst charakteristische dunkelrote oolitlische 
Bank, gewissermaßen den Abschluß der eigenartigen Oolithe bildend, 
doch besteht dieselbe merkwürdigerweise nicht aus Dolomit, son- 
dern aus Kalk. Ausgezeichnet ist die Bank durch ihren Reichtum 
an prächtig erhaltenen Fossilien. Vorwiegend sind es Myophorien. 
Es wurden bestimmt: 


Myophoria laevigata var. elongata GiEB. 


3 >>) 7, ovata Br. 
» cf. simplex SCHLOTH. 
„ cf. costata 


Peclen discites v. ScnLoTH. var. tnornata STorr. 
Gervillera sp. 


Die Schalen sind dunkelrot und springen gut aus dem Gestein. 
An manchen Stellen wird der Kalk dunkler oder geht etwas ins 
Graue über, dann nehmen die Schalen tiefschwarze Farbe an. 
Die Mächtigkeit der Bank wechselt zwischen 1—5 m. Über 
dem Ponte Hohenwart bildet eine dieser dunklen, ganz von 
Petrefakten erfüllten Bänke die Spitze eines kleinen, von unten 
aus deutlich sichtbaren Felsköpfehens. Besonders schön und 
fossilreich ist die Bank noch aufgeschlossen in der Störung des 
Satteljoches; hier enthält sie auch zahlreiche Trochiten; ferner 
in der Val Sorda und am Reiterjoch. 


Aus einem Vergleich mit den Lersıusschen Profilen ergibt 
sich klar, daß diese Bank keine andere sein kann, als seine 
Myophorienbank. Lersıus beschreibt sie als eine: „bis 10° 


) Bıriser: 1884. Jahrb. S. 433. 
2, Tornauist: 1901 Vicent. Triasgeb. S. S7T—SS. 
) zitiert bei TorxqQuıst, am gleichen Ort. 


a un 


15 


mächtige oolithische harte Kalkbank zum größten Teil aus 
Myophorien, Gervillien und anderen Fossilien bestehend. ..... In 
Judicarien und im Val Trompia nimmt der Kalk an der Ober- 
fläche eine tiefrote Farbe an“. Die Versteinerungen erhalten 
sich in Judicarien und Val Trompia darin mit schwarzer Schale. 
Die petrographische Übereinstimmung der Bank im westlichen 
Südtirol und bei Predazzo ist augenfällig. Bırrner!) wies 1884 
die Myophorienbank in fast der gleichen Ausbildung und Fossil- 
führung in Südsteiermark und in den Nordostalpen nach.?) Im 
westlichen Südtirol liegt die Bank im obersten Röt z. T. nahe 
unter dem Lersıusschen Zellendolomit.°) Bei Predazzo schließt 
sie, wie gesagt, die Entwicklung der eigenartigen Dolomitoolithe 
ab und bildet die Grenze gegen ein Schichtensystem, das ich 
schon zum Muschelkall stellen möchte, obgleich dasselbe petro- 
graphisch noch viele Anklänge an die Werfener Schichten zeigt. 


B. Muscheikalk. 


Den Muschelkalk leitet, wie es scheint, in dem größten Teil 
von Südtirol ein eigentümliches, rot gefärbtes Konglomerat 
ein. Im Rosengarten-Profil oberhalb des Karerseepasses konnte 
ich es selbst beobachten. Bekannt ist es ferner von der Mendel, 
vom Schlernbach, der Pufler Schlucht, vom Nonsberg und bei 
Neumarkt, immer in der gleichen Lagerung unmittelbar unter 
dem Muschelkalk.) Frau OcıLvır-Gorpox kommt in ihrer 
neuesten Arbeit?) gleichfalls auf diese Konglomerate zu sprechen 
und glaubt, daß sie dort, wo sie im obersten Fassa auftreten, 
keine echten Konglomerate, sondern „shear conglomerates* sind. 
Demgegenüber kann ich nur feststellen, daß die Konglomerate 
vom Rosengarten und oberhalb des Reiterjoches echte sind. 
Sonderbarerweise fehlt dies rote Konglomerat im Profil der Val 
Averto, dagegen ließ es sich vom Rosengarten bis hinüber zum 
Reiterjoch verfolgen. Hier liegt es unmittelbar über der 
Myophorienbank, indem es sich gewissermaßen aus ihr entwickelt. 


1) BiTTNER: 1884 Jahrb. S. 467. 
?) Ders. 1886 Verh. S. 3837—390. 


°) An der Mendel fand ich sie als geib verwitterte Bank mit 
zahlreichen Steinkernen von Myophorien und Pseudomonotis Telleri 
Bırrn. im Lahnbachgraben oberhalb Eppan. Auffallend ist der Unter- 
schied in der Größe der Myophorien, die an der Mendel nur etwa 
halb so groß werden als die gleichen Formen in der Myophorienbank 


. von Predazzo. 


*) GÜMBEL! 1873. 
®) OGILVIE-GORDON 1902— 1903 S. 20. 


16 


Am Satteljoch, also in geringer Entfernung, ließ sich nur noch 
die Myophorienbank konstatieren. Danach entspricht die Myo- 
phorienbank dem unmittelbar Liegenden des roten Konglomerates, 
somit auch des Muschelkalkes und bildet also in der Gegend 
von Predazzo den Abschluß der Werfener Schichten. An Stelle des 
Konglomerates folgen in der Val Averto über der roten Myophorien- 
kalkbank wiederum Dolomite von vorwiegend brauner auch grauer 
und gelblicher Farbe, etwa 30 m mächtig, ausgezeichnet durch 
zwei relativ schmale Bänke. Eine untere braune Bank besteht 


vorwiegend aus spätigen Trochiten von sehr geringem Durch- 


messer. Leider fanden sich keine Kelche, sodaß eine spezifische 
Bestimmung nicht möglich war, doch weist die Kleinheit der 
Glieder auf „Dadoerınus“ hin, eine Annahme, die auch aus 
stratigraphischen Rücksichten nicht unbegründet erscheint. Wenige 
Meter höher folgt dann die zweite charakteristische Bank von 
gelbem, etwas zelligem Dolomit, voll von großen Myophorien- 
steinkernen, anscheinend denselben Arten zugehörig wie die- 
jenigen der tiefer liegenden Myophorienbank sensu striecto. Die 
folgenden 30 m bildet dann ein System von Schichten, die 
petrographisch wieder ganz den sandigen oberen Werfener 
Schichten gleichen. Es sind helle, kalkige, glimmerreiche Sand- 
steine, meist rot gefärbt, aber auch grünlich und weißlich. 
Einige von diesen Bänken zeichnen sich durch eigenartige, sog. 
Kriechspuren und Röhrchen aus, über deren Bedeutung ich nichts 
sagen kann. 


Was die Zugehörigkeit der eben beschriebenen Dolomite und 
Kalksandsteine anbelangt, so weist, wie gesagt, ihre petrographische 
Beschaffenheit auf oberste Werfener Schichten, ihre Lagerung 
über der Myophorienkalkbank aber, sowie der Vergleich mit den 


Vicentinischen Profilen auf höhere Horizonte hin. Dort, im Vi- 


centin, gliedert sich nach Tornguıst der untere Muschelkalk über 
dem „Grenz-Dolomit und -Kalk“, der unseren Oolith-Dolomiten 
und der Myophorienbank entsprechen würde, von unten nach 
oben folgendermaßen: 


a) Mergel und Kalke mit Dadoerinus graceilıs mit Gypslagen 
im tiefsten Niveau. 

b) Bunte Mergel und sandige Tufte. 

c) Feste knollige Brachiopodenkalke und braune Dolomite. 
Den Dadocrinusmergeln und -Kalken dürften die über der 
Myophorienbank folgenden braunen Doiomite mit der vor- 
besprochenen Trochitenbank gleichzustellen sein inel. der höheren 
Myophoriensteinkernbank. Allerdings haben wir es bei Predazzo 
mit Dolomiten und nicht mit Kalken zu tun, dem tst aber 


FT 


entgegenzuhalten, daß. auch. das Spezialprofil der fraglichen 
Schichten bei Tornauist!) verschiedene Bänke von. Dolomit auf- 
weist. An der Mendel, im Lahnbachgrabenprofil, fand ich eine 
ganz Ähnliche gelbe Kalkbank mit. kleinen Trochiten wieder, 
ziemlich dicht unter dem hellen Mendoladolomit in Wechsel- 
lagerung mit hellen, z. 'T. rötlichen Kalksandsteinen, also an- 
nähernd in gleichem Niveau. 

Den bunten Mergeln und sandigen Tuffen im Vicentin würde 
danach unser .rötlicher glimmeriger Kalksandstein entspr&chen. 
Die Grenze gegen die liegenden ‚‚Dadocrinus-Dolomite‘' ist keine 
scharfe. Den Übergang vermitteln etwas zellige Dolomite, in 
denen die zweite. Myophorienbank liegt. Das Tornquisrsche Profil 
zeigt gleichfalls über den Dadocrinuskalken versteinerungsreiche 
Kalkbänkchen und Mergelkalke.. In der nach Benecke mit- 
geteilten Fossilliste finden sich in den Dadocrinus-Schichten: 
Myophoria laevigata. cardissoides und. vulgaris entsprechend 
unserer. zweiten Myophorienbank (Steinkernbank). _ 

Im oberen Fassa scheint sich eine ähnliche Schichtenserie 
zwischen den typischen Campiler Schichten und dem Mendola- 
dolomit einzuschalten, wie bei Predazzo.. Frau OcıLvır-GorDON 
beschreibt sie?) als. ner ‚Werfen Passage Beds®. 

Die ganzen Verhältnisse bei Predazzo deuten darauf hin, 
daß wir in dieser Gegend keine scharfe Grenze zwischen Werfener 
Schichten und Muschelkalk haben, wie etwa am Rosengarten. 
Während dort auf die litoralen Bildungen der Werfener Schichten 
direkt eine Strandbildung, die bekannte Konglomeratbank- folgt, 
vermutlich sogar das Meer dann für eine Zeitlang zurücktritt 
und die Wiederbedeckung zu Beginn des Muschelkalkes mit ganz 
anders gestalteten Sedimenten einsetzt, war die Gegend von 
Predazzo in dieser Zeit kontinuierlich vom Meer bedeckt und 
zwar unter annähernd denselben Bedingungen mit nur geringen 
Niveauschwankungen, die ihren Ausdruck finden in dem stetigen 
Wechsel zwischen den Dolomit- und Kalkbildungen auf der einen, 
und den litoralen Sandsteinbildungen auf der anderen Seite. 

Eine scharfe Trennung von Werfener Schichten und Muschel- 


kalk im Fleimstal würde daher den wirklichen Verhältnissen nicht 


Rechnung tragen. Aus diesem Grunde wurde auf der Karte auch 
nicht der „Muschelkalk* mit einer besonderen Farbe versehen, 
sondern der ganze Komplex vom Beginn der noch zu den 
Werfener Schichten gerechneten Oolith-Dolomite bis zum Hangenden 
der als Muschelkalk beschriebenen Bänke; da sich dieser 


ya. 2.10..1901°8) 95: 
2?) OGILVIE-GORDON 1902—1903. 


Zeitschr. d. D. geol, Ges. 56.1. 2 


18 


Komplex auch im Terrain vielfach deutlich als Steilgehänge von 
den tieferen Abteilungen der Werfener Schichten abhebt. 


C. Dolomite und Kalke vom Wengener Alter. 


Damit kämen wir zur Betrachtung der mächtigen Dolomit- 
und Kalkmassen, die sich als steile lichte Wände über den zu- 
letzt besprochenen weicheren, sandigen und oolithdolomitischen 
Schichten aufbauen. 

Den besten Aufschluß über diese Gruppe gibt wieder das Profil 
in der Val Averto, und zwar für den unteren Teil nicht im Verlauf 
des Baches selbst, sondern in einer der steilen Runsen, die sich 
östlich von ihm in gleicher Höhe eingeschnitten haben. 

Zunächst über den letztbesprochenen sandigen, etwas mer- 
geligen Schichten folgt gelblicher Dolomit. meist deutlich gebankt, 
ca. 3 m mächtig!. Darüber ca. 50—70 m grobgebankter 
Dolomit von grauer bis weißgelber Farbe, der sich deutlich von 
dem vorigen abhebt. Über diesen hinwegkletternd, erreicht man 
eine schmale Terrasse, die sich, annähernd in gleicher Höhe 
haltend, am Gehänge bis in die Val Averto-Schlucht hinzieht. 
Die Veranlassung zu dieser Terrassenbildung ist eine petro- 
graphische, indem hier zwischen die hellen, festen Dolomite sich 
weiche bituminöse Dolomite einschalten von dunkler Farbe, braun, 
grau auch tiefschwarz in dünnen Bänken, z. T. auch nach Art 
der Bänderkalke ganz fein geschichtet. Untergeordnet treten 
dazwischen dünne sandige Bänkchen auf. Die ganze Mächtigkeit 
dieser Zwischenlagen beträgt vielleicht 4—5 m. Fossilien fehlen 
leider vollständig. Auf die stratigraphische Bedeutung der Ein- 
lagerung komme ich weiter unten zu sprechen. 

In einer Mächtigkeit von ca. 150 m bauen sich darüber 
ungebankte gelbliche Dolomite auf. In der Val Averto aufwärts 
steigend, erreicht man die obere Grenze derselben dort, wo der 
schmale Pfad nach Überwindung einer steilen Stelle am West- 
abhang eine Art Terrasse bildet. Die steilen Wände neben und 
über dieser bestehen bereits aus grauen bis gelblichen Kalken, 
die sich eigentlich nur durch einen schwachen Farbenunterschied 
von den Dolomitwänden unterscheiden. Vergleicht man beide aus der 
Ferne, z. B. vom Avisio aus, so zeigt der Dolomit einen kleinen 


!, An der trennenden Fläche bildet sich eine Terrasse heraus. 
Die Bänke unmittelbar darüber sind z. T. dicht bedeckt von den 
Zeichen der Hirtenjungen. Tag und Jahr, wann sie hier ihre Mittags- 
rast gehalten haben, wird genau in roten Strichen vermerkt, dazu ihre 
Initialen, sowie andere Zahlen und Kreuze, die sich wohl auf die 
Herden und die Häufigkeit ihres Besuches beziehen. Die ältesten 
Zeichen, die ich sah, stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. 


19 


Stich ins rötliche, während der hangende Kalk schwach bläulich 
getönt erscheint. Der Farbenunterschied ist zwar sehr gering, 
doch reicht er aus, um z. B. von dem Westabhang der Costa di 
Viezzena das später zu besprechende gegenseitige Lagerungs- 
verhältnis von Dolomit zu Kalk in der Val Sorda zu be- 
obachten. 


Das einzige, häufigere, allerdings oft in großen Massen auf- 
tretende Fossil im Dolomit ist die Diplopora annulata und D. 
porosa. In losen Trümmern fanden sich Durchschnitte durch 
Ammoniten und Gastropoden und eine große rma-artige 
Muschel, doch ließen dieselben keine Präparation und Bestimmung 
zu. Dagegen gelang es aus einem losen Block eine ganze An- 
zahl Avzculae herauszupräparieren. Der betreffende Block war 
ein grauer Dolomit, von spätigen Crinoidengliedern durchsetzt, 
die Fossilien als Steinkerne erhalten; er stammt zweifellos 
von dem oberhalb des Fundortes anstehenden grauen Dolomit 
der Val Avertoe. Die Bestimmung ergab: Avccula caudata 
Sropp., bekannt von Esino und aus dem Marmolatakalk. Von 
Korallen fand sich nur ein ganz unbedeutender schlechter Rest, 


Es folgt über dem Dolomit der Kalk bis zur Höhe der. 
Forzella. Leider fehlt ihm an dieser Stelle das Hangende, das 
sich erst weiter nördlich am Agnello einstellt. Jedenfalls wird 
man die Mächtigkeit desselben auf S00—1000 m veranschlagen 
können. In den oberen Partien ist er deutlich gebankt, in den 
unteren massig. Die Färbung wechselt von grau zu gelblich zu 
hellweiß, welch’ letztere Farbe namentlich in den nördlichen Teilen 
der Kalkplatte, im Latemar vorwiegt. Hier zeichnet er sich 
speziell durch ein prächtige weißgelbe Farbe und seine fein- 
krystallinische Beschaffenheit aus; nur ganz untergeordnet und 
lokal treten hell- und dunkelrot gefärbte Kalkbänke auf. 


Ehe ich auf die stratigraphische Stellung der vorbeschriebenen 
Kalke und Dolomite eingehe, erscheint es zweckmäßig, einige 
analoge Profile der Gegend zu besprechen. 


Untersucht man im obersten nördlichen Quelltal der Val 
Gardone, der Val bona, das Profil in einer Höhe von ca. 2300 
bis 2400 m, unterhalb des gegen das Satteljoch vorspringenden 
Felsriegels, so findet man dort über den als Muschelkalk be- 
schriebenen Schichten merkwürdigerweise keinen Dolomit, sondern 
direkt den hellen Kalk. Am Satteljoch selbst fehlt der Dolomit 
auch. Hier folgt konkordant über den steilgestellten Muschel- 
kalkschichten ein Komplex von dunkeln gebankten Kalken mit 
großen schwarzen Hornsteinknollen, die hier vielleicht noch einen 


Dr 


20 


Teil des ' Muschelkalkes vertreten, darüber eine. Partie von 
schwarzen,‘  dünnschichtigen, ebenflächigen, etwas bituminösen 
Kalken; : dann hornsteinreiche Knollenkalke, : der ganze Komplex: 
nicht. sehr mächtig, ohne Fossilien... Die Hornsteinknollenkalle 
haben ..das: Aussehen der: sogen. „Buchensteiner Schichten“; 
sie finden sich wieder im obersten Teil der Val Vardärbe, hier: 
die unteren Partieen des hellen. Kalkes zusammensetzend, und in 
ganz ähnlicher Bildung zwischen Forno und Moena an der Straße, 
dort wo das Tal sich verengt. An dieser Stelle habe ich das 
Liegende und Hangende nicht untersucht. In der Val Sorda ist 
unter dem Latemarkalk cin liegender Dolomit entwickelt, aber 
nicht sehr mächtig. Hornsteinführende, oder Knollenkalke konnte 
ich hier nirgends beobachten. Die Grenzfläche zwischen. Dolomit 
und Kalk bildet keine ebene Fläche, sondern der Dolomit ragt 
zackenartig in den massigen Kalk hinein, und erst in. höheren 
Lagen entwickelt sich die prächtige Plattung und Bankung des 
Latemar. Ein ähnliches Verhalten von Dolomit zu Kalk läßt 
sich beim Aufstieg vom Karersee zum Ostgipfel des Latemar 
beobachten, auch hier findet .keine regelmäßige Überlagerung von 
Dolomit durch Kalk statt, sondern ‘der Dolomit sendet Spitzen 
und Zungen in den Kalk. hinein, oft.bildet er auch in letzterem 
einzelne: größere Nester. Dies nesterartige Auftreten des Dolomits 
läßt sich übrigens auch im Forzellazuge feststellen, wo man 
überrascht ist, mitten im Kalk wieder einige größere oder kleinere 
Partieen von Dolomit oder stark dolomitischem Kalk anzutrefren.!) 

Oberhalb. des :Reiterjoches, etwas nördlich vom. Meilenhause, 
folgt über einer unteren, vorwiegend aus Dolomit. bestehenden, ca. 
100 m. mächtigen Ablagerung eine Schicht ‘von Bänderkalken, 
wenige Meter ‘mächtig, . in die sich zwei dunkle Lagergänge ein- 
gedrängt haben, darüber danu helle Kalke, bis zu den höchsten 
Spitzen. Sur 
Ein drittes Beispiel für das wechselnde . Auftreten des 
Dolomites bildet die Viezzena. Steigt.man hier oberhalb Bella- 
monte im Val Ciope über das normale Profil. der. untertriasischen 
Schichten, so triftt man unmittelbar über diesen einen grauen 
Kalk, der völlig dem von ‘der ‚Forzella oder dem Dosso Capello 
gleicht. Weder Dolomit noch Knollenkalke bilden eine Zwischen- 
lage. Dagegen stellt sich Dolomit wieder etwas östlich. gegen 
den Luüsiapaß ein, aber auch hier ohne jede sichere Abgrenzung. 

Aus den vorbesprochenen Profilen scheint mir zur Genüge 
hervorzugehen: 


*!) Die Unterscheidung von Dolomit und Kalk geschah stets wie 
üblich durch Betupfen mit verdünnter kalter Salzsäure. 


— U ——— 


al 


a) daß in dem Gebiete von Predazzo eine stratigraphische 
Einteilung in einen Den] Dolomit und einen alssnl al 
| Kalk nicht durchführbar ist; 

‚ b). daß eine diese. Bildungen ennande enschieht wie 
etwa an der Marmolata die sogen. „Buchensteiner Schichten“, 
hier durchaus fehlt, Vielmehr sind Kalk und Dolomit als 
verschiedene Faciesbildung ein und derselben Periode auf- 
zufassen, doch nimmt der -Dolomit, ‚wenn überhaupt in 

. größerer Menge vorhanden, die tieferen Partieen ein. Er 
kann dabei sehr mächtig werden. So scheinen die steilen 
‘ Wände zwischen Val Stava und Rivo Bianco (zwischen T&sero 
und Panchiä) sich ausschließlich aus Dolomit aufzubauen. 
c) Es können sich innerhalb des .Kalk-Dolomit-Komplexes 
Bänke vom Habitus der „Buchensteiner Knollenkalke“ aus- 


en bilden, doch. kommt diesen eine stratigraphische Bedeutung 


nicht zu. Sie sind lediglich als lokale Gebilde von ab- 
weichender Facies aufzufassen. (ef. Buchensteiner Schichten 
8 2A)... | | 
d) Die Dolomit- und Kalkmassen des Latemar-, des Forzella-, 
 Dossocapellozuges und der Viezzena sind in stratigraphischer 
Hinsicht identisch miteinander und nur petrographisch von 
einander unterschieden. _ 
Fossilführung: 

Es glückte mir, mehrere Fossilfundorte zu entdecken, sowie 
eine Reihe von losen versteinerungsreichen ‚Blöcken unter Um- 
ständen -aufzufinden, die einen Glazialtransport ausschließen. Von 
letzteren seien genannt: Ä | 

'1) Lose Blöcke von grauem Kalk mit großen Lamellibranchiaten 
und einigen Gastropoden (Abhang d. Forzella gegen Süd.). 
2) Der schon erwähnte Dolomit mit der Avieula caudata in 

‘der Val Averto. 

3) Ein ‘großer Kalkblock vom Westabliang der Forzella ober- 

- halb Zännon, wesentlich voll von Oruratula carınthiaca. 

4) Kleinere Blöcke aus dem Schutt der Forzella. 
Vereinzelte, ganz sporadisch auftretende Fossilien, meist Gastro- 
poden, fanden sich an verschiedenen Stellen. si 

Wichtiger waren natürlich die anstehenden Fossilfunde. 


‘Davon wäre in erster Linie zu nennen ° der Fundpunkt auf der 
"Ostspitze des Latemar, nicht weit vom Signal entfernt. UÜber- 


raschend ist hier vor allen Dingen die große Mannigfaltigkeit der 
Formen, und zwar in der Weise, daß jede Spezies 'nur in ver- 


hältnismäßig geringer Individuenzahl auftritt. ‘Auffallend ist dabei 
die. zwergenhafte Ausbildung der Individuen, die an St. Cassianer 
"Verhältnisse ‘erinnert.  Vorwiegend vertreten sind Brachiopoden, 


22 


Gastropoden und Lamellibranchiaten, Cephalopoden treten ganz 
zurück. 


Das Auftreten ist nesterartig; auf einem ganz geringen 
Raum, von kaum einem Kubikfuß, drängen sich hunderte von 
Individuen dicht aneinander. Die meisten Formen sind sehr fein 
skulpiert und differenziert, so daß die Bearbeitung zum größten 
Teil neue Formen, aber aus bekannten Kreisen ergab. Die 
Farbe der Fossilien ist rein weiß, die Skulptur bis in die feinsten 
Einzelheiten erhalten; nur sind infolge des massenhaften Auf- 
tretens bei einem so beschränkten Raum viele Schalen lädiert. 
Die Schlösser der Lamellibranchiaten und Brachiopoden ließen 
sich leider nicht präparieren. 


Des weiteren fand sich anstehendes Material auf dem Gipfel 
der Forzella, direkt unterhalb des Signales. Hier liegt eine 
Lumachelie, einzig gebildet aus den Schalen zweier Lamelli- 
branchiaten, einer Daonella Tommasii nov. sp. ex. aff. paucı- 
costatae Tornqu. und der kleinen Damesiella torulosa Tornauv. 
Man ist versucht in diesem Falle an eine Art Symbiose beider 
Muscheln zu denken. Bemerkenswert ist, daß Daonella pauet- 
costata, sowie die Damesiella torulosa bis jetzt nur aus den 
„Nodosusschichten“ (Tornau.) des Vicentin bekannt sind. 
Ein dritter Fossilfundort von der Viezzena konnte bis jetzt noch 
nicht näher. untersucht werden. 


Seit langer Zeit bekannt sind die Latemarfossilien zwischen 
Forno und Mezzavalle Leider sind es hier nur lose Blöcke, 
die die Cephalopodenfauna enthalten. Ich habe mich vergeblich 
bemüht, das Anstehende derselben aufzufinden. Petrographisch 
gleichen die Kalke ganz und gar den Latemarkalken von den 
Abhängen des Cävignon, in denen sich auch ab und zu ein 
Fossil, aber nie die charakteristische Fauna der Fornoer Blöcke 
fand. Ich hebe dies besonders hervor, da mir von anderer Seite 
der Verdacht geäußert wurde, die Blöcke könnten, bei der auf- 


fälligen Ubereinstimmung der Formen, von der Marmolata her 


transportiert sein. Ich habe eine ganze Reihe der Blöcke unter- 
sucht, darnach scheint es mir, daß dieselben alle von einem oder 
einigen wenigen großen Blöcken stammen, die glazial aus dem 
Val Sordakessel transportiert worden sind, oder von den Aus- 
läufern des Cävignon direkt stammen. Das Auftreten der 
Cephalopoden ist auch hier nicht Schicht-, sondern Nesterweise, 
was sich an einem großen Block feststellen ließ. Daraus erklärt 
sich wohl auch, daß das Auffinden des Anstehenden bisher nicht 
geglückt ist. Die Forno-Fossilien, da zum großen Teil schon 
früher beschrieben, wurden nicht mehr untersucht, dagegen 


23 


gelangten zur Bearbeitung die losen Blöcke von 2 und 3, sowie 
die Fossilien vom Latemar und der Forzella mit Ausnahme der 
Gastropoden, die später noch bearbeitet werden sollen. 


Des massenhaften Auftretens von Diploporen im Dolomit 
wurde schon gedacht, auch im Kalk treten sie häufig auf. 
Es hat ganz den Anschein, als ob auch sie, ähnlich wie die 
Fossilien, zu Nestern zusammengeschwemmt worden seien, da 
sich neben Blöcken, die selbst im frischen Bruch die Diploporen 
zahlreich aufweisen, andere Blöcke finden, die auch im an- 
gewitterten Zustande keine erkennen lassen.!) Es scheint mir 
dieses Verhalten besonders wichtig im Hinblick auf die Hypothese, ?) 
daß die großen Tiroler Kalk- und Dolomitmassen in erster Linie 
den Anhäufungen von Diploporen ihre Existenz verdanken. Gewiß 
mögen diese an einzelnen Stellen gesteinsbildend auftreten, auch 
auf größere Strecken hin, doch möchte ich ihnen die wesentliche 
Bedeutung, die SAaLomon ihnen giebt, nicht zuschreiben. Vor 
allem nicht für die Entstehung der Kalke des Latemar und der 
Forzella. Vielmehr tritt hier ein anderer Körper stellenweise 
in überwältigender Verbreitung auf, die Evinospongie, die ich mit 
STOPPANI, ROTHPLETZ und SALoMoN für Organismen halte An 
einigen Stellen, z. B. am Pizzancae, besteht der graue Kalk 
wesentlich aus ihnen. Auch im weißen Latemarkalk treten sie 
auf, hier besonders schön entwickelt. Diploporen können zu- 
sammen mit ihnen vorkommen. Dagegen fand ich in den 
Evinospongienblöcken nie ein anderes Fossil, gleichsam als ob 
die Evinospongien allen anderen Organismen mit Ausnahme der 
Diploporen die Existenzbedingungen geraubt hätten.°) Eine korallo- 
gene Entstehung der Kalke und Dolomite möchte ich aus denselben 
Gründen, wie ROTHPLETZ und SALoMmon sie anführen, von vornherein 
ausschließen. Unter den vielen Stücken, die ich aufgelesen und 
untersucht habe, fanden sich im ganzen nur zwei recht kümmer- 
liche Fragmente von Korallen. Ich glaube daher, daß den 
Evinospongien wenigstens eine ähnliche Rolle bei der Bildung 
unserer Kalk-Dolomitmassen zuzuschreiben ist, wie den Diploporen. 


!) Herr Prof. SALOMON sprach mir gegenüber Bedenken an der 
Richtigkeit dieser Auffassung aus. Er glaubt, daß sich weder bei den 
übrigen Fossilien noch bei den Diploporen das nesterartige Auftreten 
durch Zusammenschwemmung erklären lasse. 


2), Vergl. SALOMON: 1895. 


®) Auch SALOMON wies 1895 S. 24 auf die starke Beteiligung 
der Evinospongien an dem Aufbau der alpinen triadischen Kalke hin: 
„Jedenfalls setzen sie einen ganz wesentlichen Teil der Lommeli-Kalke 
und -Dolomite zusammen.“ 


24 


Das Alter der Kalke und Dolomite. 


Eine Altersbestimmung unserer Kalke und Dolomite bietet 
insofern große Schwierigkeiten, als nur die wenigsten Formen 
auch in anderen bekannten Horizonten auftreten. Um einen Ver- 
gleich zu bekommen, habe ich daher sämtliche mit „cf.“ oder 
„ex. aff.* bezeichnete Formen mit berücksichtigen müssen. Da 
aus den besprochenen Gründen eine Gliederung der Dolomit- 
Kalkmasse nicht möglich war, so sind in der nebenstehenden 
Tabelle die Fossilien der verschiedenen Fundorte gemeinsam auf- 
geführt worden, doch nehmen diejenigen des Latemar-Ostgipfels 
an Zahl weitaus den größten Platz ein. 

Als indifferente Formen und solche, die für die Alters- 
bestimmung unwesentlich sind, müssen ausgeschaltet werden: die 
beiden Megaphylliten, die Spirzgera trigonella, sowie der Peeten 
discites. . Die in der nebenstehenden Tabelle angeführten Horizonte 
können nun so zusammengefaßt werden, daß 1—-4 einer unteren 
Abteilung der mittleren Trias, etwa bis zum oberen Muschelkalk 
entspricht. 5—10 umfaßt die Horizonte bis zu den Raibler 
Schichten, also im wesentlichen die Ladinische Stufe Bırrxers, 
während die obere Trias in zwei, dem Alter nach verschiedenen 
Gruppen, 11 und 12, sowie 13 und 14 in der Tabelle vertreten 
ist. _ Bezeichnen wir die 4 Gruppen dem Alter nach als a, b, c 
und d, so ist das Verhältnis dieser Gruppen in Bezug auf die 
Häufigkeit der in ihnen wiederkehrenden Formen der Predazzaner 
Kalkmassen = 3:13 (14):4:7. Es macht sich also ein ganz 
entschiedenes Hervortreten der Ladinischen Gruppe bemerkbar. 
Für die Latemarfundstelle allein berechnet, würde das Verhältnis 
sein: 2:11 (12):2:4, also ein noch stärkeres Hervortreten 
der Ladinischen Stufe. 

Es weist dieses Resultat jedenfalls auf ein mitteltriadisches 
Alter der Kalk-Dolomitmassen, entsprechend der Ladinischen Stufe, | 
hin. Die Parallelisierung speziell mit einer der zum Vergleich heran- 
gezogenen. Schichten ist nicht möglich, dagegen sind Übergänge 
zu denselben vorhanden, sowohl zu jüngeren als älteren. Ein | 
ähnliches Resultat hat neuerdings BroıLı für die Pachycardien- | 
tuffe der Seißer Alp erhalten, die ja als heteropische, gleich- 
alterige Gebilde des Schlerndolomits und somit wohl überhaupt 
der Südtiroler Kalk-Dolomitmassen vom „Wengener Alter“ auf- 
zufassen sind. 


Buchensteiner Schichten. 
Die mit einander so sehr in Widerspruch stehenden Resultate, 
zu denen SaLomon auf der einen, KırrL auf der anderen Seite 
bei ihren Untersuchungen über das Alter des Marmolatakalkes 


Muschelkalk 
2| Ung. Recoarokalk 


l 


cH Cephalopoda. 
Arpadites ex. aft. 
Aypadıs . 
Arpadites ind. ex. aft. 
.8zaboı. . 
Megaphyllites ex. af. 
Jarbas-Sandalinus 
Megaph. ex. afl. in- 
sectum-humnle 
"Verwandte Form. d. 
Cerat. Rombergin.sp. 
Brachiopoda. 
Spirigera trigonella . 
 Spirigera Wissmanni 
 Eihynchonella c£. baju- 
Bitamea: 2 Ä 
‚Ih. ex. af: Iycodon Ä 
Rh. cf. Attilina 
‚Spiriferina ex. aff. piae 
var. dinaricae- . 
Waldheimia cfr. con- 
spieua . . 
Cruratula Beyr ich. 
Oruratula carinthiaca 
 Cruratula faucensis .| 
Lamellibranchiata. 
‚Daonella ex. aft. pauci- 
costatae \ 
Posidonomya obliqua . 
- Peeten discites . 
Pecten interstriatus 
. Pecten Broilii nov. sp. 
Avicula cf.. arcoidea . 
- Avicula ex.af. concinnad 
- Lima Telleri u. paulula 
Lima cf. alternans 
Ouecull. ex.aff. seisianae 
Cueullaea .cf. impressa 
Damesiella torulosa _. 
Gervillia cf. angusta 
3 


 . Indifferente Formen | 2! 


Summe|i 
In Gruppen zusammengef. 
Nach Abzug der in einer 


Gruppe mehrfach Er 
zählten Formen . . 


+! 


1 


1 


er 


Sturia- Kalk 
ol Worngansiı 
Nodosus-Kalkk 
-Marmolata-Kalk 
Esino-Kalk 


38 
4 
5 
6 
7 

=8 


2 
1 
f 


3 


18 (20) 


'Weng. Schichten 
Pachycardientuffe 


St. Cassian 


9 
10 
11 


ar 


(HH) 


+ 
+ + 


+ 
an 
++ 
+ 
8(9)| 2 


2.1465) 


2 


1 
2 |4(5)178) 


13 (14) 


_Partnach Schichten|| 
Karnisch (Rotelst.) 


Aonoides. Raibler Sch. 
Cardita-Schichten 


+ 


12 
13 
14 


Kalk 


Dachsteinkalk 


Hallstätt. 


+++ 


Fundort. 


Latemar 


Ten, u. 
Forzella 


| 


Latemar 


+|Latemar 


|Forzella 
Latemar 


u: 
Forzella 
Laatemar 


EEE 


„) 
Forzella 
Latemar 


26 


gekommen waren, veranlassen mich, genauer auf die sog. „Buchen- 
steiner Schichten* einzugehen, obwohl diese im Gebiet von 
Predazzo kaum eine Rolle spielen. 

SALOMON hatte auf Grund seiner Untersuchungen an Ort 
und Stelle nachgewiesen, daß die Buchensteiner Schichten in 
gleicher petrographischer Beschaffenheit sich vom Buchenstein bis 
zur Marmolata hinüberziehen und hier das Liegende des weißen 
Marmolatakalkes bilden. KırrL dagegen kommt auf Grund seiner 
rein paläontologischen Untersuchungen zu dem Schluß, daß die 
Buchensteiner Schichten im Marmolatakalk mit vertreten sind. 
Der Gegensatz beider Anschauungen. ist um so merkwürdiger, 
als beide Autoren scheinbar den direkten Beweis für ihre Behaup- 
tung liefern. Man wird zwar dem paläontologischen Altersbeweis 
den Vorzug vor dem rein petrographischen einräumen müssen, 
namentlich dort, wo die fraglichen Gebiete weiter von einander 
getrennt sind. Die Marmolata liegt aber in so unmittelbarer 
Nähe des Buchensteins, daß dieser Vorzug keine Bedeutung behält. 
Die Lösung dieses Widerspruches ist für die ganze Altersfrage 
der großen Südtiroler Kalkmassen (Marmolata, Latemar, Esino- 
kalk) von Bedeutung. Sie gipfelt in den Fragen: 1. treten Schichten 
von der petrographischen Beschaffenheit der Buchensteiner Schichten 
des Buchensteins nur in einem bestimmten stratigraphischen 
Niveau innerhalb der südlichen Ostalpen auf und 2. gibt es 
eine für diese Schichten charakteristische Fauna? 

Wie ich im Laufe der Untersuchung sah, kommt Torxquısr‘) 
aus denselben Gründen zu der ähnlichen Frage: „Sind die 
Knollenkalke mit Protrachyceras Reitzi in Judikarien wirklich 
die „Buchensteiner Schichten“, welche bei Buchenstein keine 
Ammoniten geliefert haben?* Doch geht Torxauıst auf dieses 
Problem nicht weiter ein. Die Lösung desselben mußte vor- 
nehmlich in einer Durcharbeitung der Litteratur seit Aufstellung 
der Buchensteiner Schichten durch v. RICHTHOFEN liegen, die nach- 
stehende Resultate ergeben hat. 

v. RıcHTHoOFEN“) gibt an, daß die Buchensteiner Schichten pa- 
läontologisch nur durch wenige Formen charakterisiert seien: Ammo- 
nites globosus und Halobia Lommeli, also zwei Fossilien, die in der 
damaligen Fassung für eine engere stratigraphische Gliederung 
unbrauchbar sind. Seine Charakteristik stützt sich im wesent- 
lichen auf petrographische Merkmale. Von ihrer Verbreitung heißt 
es: „Vom Buchenstein selbst ziehen sich Buchensteiner Schichten 
über Pieve dureh das Livinalongo, andererseits in ununterbrochener 
Linie über Colle di St. Lucia in die Costalonga und von dort 


!) Vicent. Triasgeb. 1901. 
?) 1860. 


au 
in's venezianische Gebiet. Vom den genannten Orten erstreckt 
sich das Verbreitungsgebiet über den gesamten nördlichen Teil 
des Tuffplateaus allenthalben unmittelbar über dem Mendoladolomit. * 


1868 erwähnt Srur „Buchensteiner Schichten “an der Solschiada 
(Gröden), sowie aus der Pufler Schlucht:  Knollenkalke mit 
„Ceratites binodosus“ und „Halobia Sturi“ und identifiziert sie 
nach den Petrefakten mit dem Reiflinger Kalk. 


In den beiden nächsten Jahren veröffentlicht dann Mossısovıcs?) 
eine genauere Untersnchung über die Gliederung der Trias in 
den Ostalpen und bespricht 1870 die von Srur gesammelten 
Cephalopoden. Er kommt zu dem Resultat, daß die Buchensteiner 
Kalke den Pötschen-Kalken des Salzkammergutes entsprechen. 
Diese Identifizierung beschränkt sich nicht nur auf das gemein- 
same Vorkommen der häufigsten Cephalopodenart, des Arcestes 
tridentinus, sondern auch auf die charakteristische petrographische 
Beschaffenheit der Schicht und die Erhaltungsweise der Fossilien. 
Weiter wird dann gezeigt (S. 102), daß die Stellung der 
Buchensteiner Schichten und des Pötschen-Kalkes zu den tieferen 
Schichten eine ganz analoge ist, wie die der Kälke mit Arcestes 
tridentinus im Bakonywalde; dann heißt es: „Arcestes tridentinus 
kann geradezu als Leitfossil für eine bestimmte Abteilung der 
oenischen Gruppe betrachtet werden, welche in den Nordalpen 
durch die Pötschen-Kalke, in den Südalpen durch die Buchen- 
steiner Schichten vertreten ist.“ Dann bei Besprechung des Arcestes 
tridentinus hebt Mossısovics nochmals hervor, daß die „ver- 
schiedenen Altersstufen angehörigen Exemplare des Arc. tridentinus 
aus dem Bakonywalde gestatten, die Art mit Sicherheit in den 
Buchensteiner Kalken Rıcnraorens, sowie in den Pötschen-Kalken 
des Salzkammergutes wieder zu erkennen“. 

Wohl am wichtigsten für die Beurteilung der Buchensteiner 
Schichten und „ihrer“ Fauna ist die Arbeit von Böck über die 
„geologischen Verhältnisse des südlichen Teiles des Bakony“?). 
Zwischen dem Kalk mit Arcestes Studer‘ (also Muschelkalk!) und 
dem Kalk mit Arcestes tridentinus liegt kieselreicher, gelblicher 
oder grauer Kalk; dieser ist „häufig durch grünliche Mergel 
überzogen, enthält öfter selbst grüne Flecke und Punkte“. Zu- 
sammen damit finden sich dunkelfarbige, hornsteinreiche, plattflächige 
Kalke, Die Fauna dieser Schichten ist scharf abweichend 
und getrennt von der des Arcestes Studert und der 
des Arcestes tridentinus. Es stammen aus diesen Schichten 
(Sch. d. „Ceratites Reitzi“): 


1) 1869, 1870. 
2) 1873 $. 86. 


28 
„Arcestes bathyolcus Böckn, 
Arcestes angusteumbrlicatus BÖcKR, 
Ceratites Reitzi Böckn, 
Oeratites Zalaensis Böckn,“ 


dann heißt es: wörtlich weiter! wir wissen, daß..„wie Bergrat | 


Moy,sısovics ' gezeigt, die roten. Kalke des Bakony mit Arcestes 
tridentinus dem Pötschen-Kalk des Salzkammergutes, sowie dem 
Südtiroler Buchensteiner Kalk entsprechen. . Es: können daher 
zum ‘Vergleich nur. jene Schichten herangezogen werden, welche 
zwischen dem Reiflinger Kalk und dem Kalk mit Arc. 
Tridentinus gelagert sind.“ .Böckk stellt sie infolge dieser 
Betrachtung und wegen des Auftretens „grüner Einschlüsse* im 
Reitzi-Kalk zur Basis der Oenischen Stufe; denn MosJsısovics 
erwähnt aus diesem Horizont in den Norischen Alpen gleichfalls 
„grüne glaukonitische Einschlüsse“; das _ letztere Analogon ist 
jedenfalls sehr zweideutig und unsicher... Es. folgt dann 8. ‚88 
die Besprechung der Tridentinus-Kalke — Buchensteiner Kalk — 


Pötschen-Kalk. Es ist ein. - roter, meist sehr. hornsteinreicher | 


Kalk, in dem der Hornstein gleichfalls rote. Farbe zeigt. Aus 
diesem Zirrdentinus-Kalk werden aufgezählt: er 

Trachyceras .cf. Archelaus, 

2. pseudoarchelaus, 

Phylloceras Böckht, 

Orthoceras Sp., .: 

Halobia Lommelt, 

Arcestes tridentinus, 


RR pannonicus, 
Ammoniites. Arpadls, 
h Szaboz, 


Trachyceras Bekononm, | 
Schon in den nächsten beiden Jahren erfährt diese Gleich- 
stellung eine Änderung. Ich. zitiere zunächst eine Bemerkung 
von Mossısoviıcs aus dem Jahrbuch der K. K. geolog. Reichsanstalt 
1873 (S. 432): daß es „vorläufig noch zweifelhaft ist, ob alle die 
‚Hornstein- und Knollenkalke, auf welche die Bezeichnung „Buchen- 
steiner ‚Kalk‘ angewendet worden ist, mit den paläontologisch, 
wenn auch. noch sehr dürftig charakterisierten. Bildungen des 
Grödner Tales zusammenfallen, welche im Normalprofil der Pufler 


Schlucht von v. RıCHTHOFEN Buchensteiner Kalk genannt wurden.“ 


Diese ‚‚sehr dürftige‘‘ Charakterisierung erstreckt sich im wesent- 
lichen auf einen „Zrachyceras cf. Reitzi“, der jedoch mit dem 
eigentlichen Zrach. Reitzi nicht in allen Punkten übereinstimmt. 
Auf Grund eben dieses Trach. cf. Reitz! wird. nun: .(S.: 433) 
die Parallelisierung der Buchensteiner Schichten -aus dem Grödner 


Ä 


23% 


Tal mit den Reitzi-Kalken des Bakony vorgenommen, und im 
gleichen Satze finden wir jetzt Arcestes tridentinus als Leitfossil 
für die hangenden Schichten der Buchensteiner Kalke, für die 
Wengener Schichten angeführt. 

Diese neuen, von Mossısovıcs vorgenommenen Verschiebungen 
wiederholen sich dann im nächsten Jahre!). Der Kalk mit 
| Arcestes. tridentlinus wird als gleichbedeutend mit den Wengener 
Schichten zitiert (S. 90, 103), und es wird nochmals auf Grund 
| des obenerwähnten Trach. cf. Reitz! die Vermutung ausgesprochen, 
ı daß der Reitzi-Kalk des Bakony- identisch sei mit dem Buchen- 
| steiner Kalk des Grödner-Tales, der auch in seinen Lagerungs- 
| 
| 
| 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 


verhältnissen Ähnlichkeiten mit jenen aufweist. Es mag hier 
noch Erwähnung . finden, daß in der gleichen Arbeit (S. 120) 
MoJsısovıcs seine frühere Parallelisierung der Buchensteiner. 
Schichten mit den Pötschen-Kalken für einen Irrtum erklärt, und 
zwar. stellt er letzteren jetzt in die „norische* Abteilung der 
Hallstätter Kalke. 

Bis zum Jahre 1879?) ist der vorbesprochene Wechsel in 
der Auffassung von Mossısovics definitiv vollzogen, ohne daß ich 
eine weitere Erklärung dafür gefunden hätte. Arcestes tridentinus 
und die übrigen von Böcknu aus seinem  Trrdentinus-Buchen- 
steiner Kalk zitierten Cephalopoden werden als charakteristische 
Fauna der Wengener Schichten aufgezählt, statt dessen figuriert 
nun die Fauna der Reetzi-Kalke, zusammen mit einigen anderen 
Cephalopoden als die Fauna der Buchensteiner Kalke. | 

Ich habe diese von Mossısovıcs gegebene Fossilliste der 
Buchensteiner Schichten auf Grund seiner „Cephalopoden der medi- 
terranen Triasprovinz“ und späterer Funde von Bittner und 2.T. 
auch von Tornquist ergänzt und die Fundorte dazu notiert. Die Da- 
onellen, die Mossısovıcs mit anführt, habe ich fortgelassen, da ihr 
Lager meist nicht genau mit dem der Buchensteiner Schichten über- 
einstimmt, sondern dicht darunter liegt; Sperzferina Menzel aber 
und Atractites Böckht können nicht als charakteristisch für eine be- 
stimmte Zone gelten. So beschränke ich mich auf die Cephalopoden 
als die für die Parallelisierung wichtigsten Petrefakte. (s. S. 30.) 

Das aus dieser Zusammenstellung sich - ergebende Resultat 
ist überraschend. Aus dem Buchenstein oder auch nur seiner 
Nähe finden wir auch nicht einen einzigen Cephalopoden. Die 
nächstliegende Fundstelle von analoger petrographischer Be- 
schaffenheit wäre Solschiada in Gröden und Wengen mit nur je 
einem sicheren und zwar demselben Cephalopoden, dem Arcestes 


11874. 
?) Dolomit-Riffe. 


Arcestes bompianus 


Buchenstein 


e: cimmensis . 
5 marchenanus . 
Joannites tnilabiatus 
= bathyolcus 
Hungarites Mojsisoviesi | 
> COSTOSUS . 
= sagorensis . 


Norites aff. grudolis 


Megaph. oenipontanus 


Ptychites angusteumbi- 
‚hicatus . ERET, 

Longobardites Zsigmon- 
daR 2. 

Monophyllites 
gensis 


"cf. wen- 
Arpadites afl. Arpadis 


ei trettensis 
5 Liepoldtv 
Trachyceras Curionti 


A chiensense . 

j Reitzi 

; mMargarnt- 
tosum 

“ recubariense 


Ceratites Böckhi 
felsoe-orsense 
m, hungaricus 
Zezianus . 
Hantkent . 


Pufler Schlucht 


+ 
— 


‚Solschiada (Gröden) 


+ | Wengen 


rel 


30 


Bakony 


+++4 


++4+++ 


Fe 


Judicarien 
Vicentin 


Ar iegje | 


+ 


+ 


a er 


Marmolatakalk 


Weitere Fundorte 

oder } 
Angabe der Zone 
nach MoJsısoVvIcs 


Krain. 


Krain mutmaßl. Zone 
d. Trrach. Reitzi. 
Zone d. Cerat. trino- 

dosus. 
07,2 Trach. Reitizi 
Zone d. Trach. Arche- 
laus (?) 
Zone d. Trach. Reitzi v. 
Idria 


Zone d. Trach. Reitzi 
»  » Trach. Arche- 
laus 
Zone d. Trach. Arche- 

laus 
„..a.-Zrach. Reue, 


Idria 

Caprile i. Bänderkk. d. 
Buchenst. Sch. b. Colle 
di St. Lucia cf. RICHT- 
HOFEN. 


+] Monte Cislon. 


\ 
) 
| 


in 


31 


trompianus, auf dessen Auftreten bei seiner nahen Verwandtschaft!) 


mit älteren und jüngeren Formen nicht so viel Wert gelegt 
werden kann. Dann erst folgen die Buchensteiner Schichten aus 
der Pufler Schlucht mit 4 Cephalopoden, darunter wieder der eben 
angeführte Arcestes trompianus und Monophyllites cf. wengensts, 
der gleichfalls keine Bedeutung hat, da er nach MouJsısovics 
sowohl in der Zone des TZrach. Reitzi, als in der des Trach. 
Archelaus auftritt; die beiden anderen sind Zrach. Ourionii und 
Reitzi. Es geht aus der Arbeit leider nicht hervor, ob dies 
„Jrachyceras Reitzi“ dasselbe Stück ist, das derselbe Autor 
früher als „efr. Reitzi“ bezeichnete und von dem er hervorhob, 
daß es „mit dem Reetzi. nicht in allen Punkten übereinstimmt.“ 
Bei der Fundortangabe des Trach. Reitzi von 1882 figuriert 
jedenfalls nur ein einziges Exemplar aus der Pufler Schlucht. 
Es ergiebt sich also Folgendes: Obwohl Mossısovics selbst 
die Möglichkeit erkannt hat, daß nicht alle diese bisher als 
„Buchensteiner Schichten“ bekannten knolligen Kalke wirklich zu 
ein und demselben Horizont gehören, faßt er doch 1879 alle diese 
„Buchensteiner Kalle wieder zusammen und vereinigt sie auf 
Grund eines nicht völlig identifizierten „Zrachyceras Reitzi“ und 
eines Zrach. Curionil mit den Rertzi-Kalken des Bakony; er ver- 
nachlässigt dabei ganz. daß Böckn diese Reitzi-Kalke ja unter 
seine „Buchensteiner Schichten“ = „Tridentinus“-Kalke gestellt hat. 


‘ Arcestes tridentinus aber, der noch 1870 als „Leitfossil“ der 


Buchensteiner Schichten figuriert, ist jetzt Leitfossil der Wengener 
Schichten, wie denn auch 1882?) als Fundort dieses Arcesten stets 
die Zone des Trach. Archelaus angegeben wird, Es ist dabei 
höchst sonderbar, daß die 1870 S. 104 aus „grauen hornstein- 
führenden knolligen Kalksteinen (Buchenusteiner Kalk)“ zitierten 
drei Exemplare von Arcestes tridentinus von Solschedia ver- 
schwunden sind, sie finden sich weder bei der Fundortangabe des 
Joannites tridentinus noch bei der des Arcestes subtridentinus 
noch sonst bei einem der besprochenen Arcesten und Joanniten. 

Andererseits geht aus der Tabelle aber deutlich hervor, 
daß wir offenbar einen gemeinsamen, gut charakterisierten Horizont 
im Bakony, in Judikarien und im Vicentin haben, indem Judikarien 
mit dem Bakony 6, mit dem Vicentin 4 Cephalopoden gemeinsam 
hat und zwar lauter charakteristische Formen, keine Arcesten. 

In Wirklichkeit fehlt also jeder Anhaltspunkt dafür, die im 
nördlichen und östlichen Südtirol auftretenden, von v. RıcHtnorFEN 


1) Arcestes exctralabiatus (Zone d. Cerat. trinodosus), Arcestes 
subtridentinus (Zone d. Trach. Archelaus). 
2) 1882. Abhandl. 


32 


zuerst als Buchensteiner Schichten bezeichneten Kalke mit den 
Reitzi-Kalken des Bakony, des Vicentin und von Judikarien zu 
vereinigen. Höchstens könnte man auf Grund des Auftretens von 
Trach. Curionii, dessen Original vielleicht bei dieser Sachlage 
noch eine Nachprüfung verdiente, die Vermutung aussprechen, 
daß die Knollen- und Bänderkalke der Pufler Schlucht mit den 
Reitzi-Kalken des Bakony identisch sind. 

Drei Jahre vor dem Erscheinen der „Dolomitriffe“ hatte. 
Mossısovics !) in Recoaro die Buchensteiner Schichten „unbedenk- 
lich“ bestimmt auf Grund ihres petrographischen Charakters und eines 
von Bevrıcn gesammelten Fragmentes, welches mit Trach. Reitz 
„nahe verwandt oder identisch ist“. 1878 führte Lersıus, der. 
die Buchensteiner Schichten des Vicentin aus eigener Anschauung 
kannte, diese in Judikarien ein, beruft sich dabei aber stets auf ihren 
petrographischen Charakter: Knollenkalke, Pietraverde, und in den 
oberen Abteilungen Hornsteinknollen. Bei. Besprechung einer 
Fossilliste bemerkt dann Lersıus, daß Ammonites tridentinus 
für die untere Abteilung der Halobienschichten, den Buchensteiner 
Kalk, leitend sei. Wie wir gesehen haben, -entspricht das der 
älteren Auffassung von Böck# und Moyssısovics, während letzterer 
das Fossil im nächsten Jahre als leitend für Wengener Schichten 
angiebt. Lersıus fährt dann fort „doch ist die Fauna beider 


Stufen“ (Buchensteiner und hangende Halobien — Wengener 
Schichten) „überhaupt eine einheitliche, da die meisten Formen durch 
das ganze System der Halobienschichten hindurchgehen. . . . . des- 


halb habe ich auch die Schichtenreihe zwischen den Brachiopoden- 
kalken?) und den Cassianer Tuffen unter dem bezeichnenden 
Namen der‘ Halobienschichten ‘zusammengelassen.*“ Somit läßt 
Lersıus die Buchensteiner Sch. nur als petrographischen Horizont 
gelten, ohne ihm eine palaeontologisch-stratigraphische Selbst- 
ständigkeit zu geben. Bei Besprechung einzelner Profile wird 
dann später Arcestes trompianus und marchenanus aus diesen 
Schichten erwähnt. 

Bittner bringt in seinen .‚Geologischen Aufnahmen in 
Judicarien‘“?) über die Buchensteiner Schichten im wesentlichen 
nichts neues. Er giebt eine Fossilliste aus ihnen, die zum 
großen Teile schon bei Lersıus enthalten ist, und die ich in der 
Tabelle berücksichtigt habe. Arcestes tridentinus") wird aus 
den Wengener Daonellenschiefern angeführt. 


') 1876. 

2) — Unt. Muschelkalk. 
®) 1881 S. 255 und 1883. 
4) 1881 S. 262. 


39 


Wichtiger ist dagegen, was Bırrser im Jahrbuch 1883 
über die Buchensteiner Schichten von Recoaro sagt. Er bespricht 
diese im wesentlichen im Anschluß an Mossısovics und betont 
den petrographischen Charakter. Die Fossilien sind gleichfalls in 
der vorstehenden Tabelle schon berücksichtigt. S. 600 heißt es 
dann: ‚Nach der Parallelisierung der liegenden Schichten kommt 
man dann ferner ganz naturgemäß dazu, in den zunächst über- 
lagernden bunten Knollen- und Kieselkalken mit Pietraverde und 
anderen Tuffgesteinen eine exakte Vertretung der Buchensteiner 
Schichten zu erkennen.‘ Auf S. 603 bespricht dann Bırrner 
die möglichen Einwände gegen seine Parallelisierung der Schichten 
von Recoaro und sagt dabei: ‚Man müßte in erster Linie die 
äußerst gewichtigen Einwürfe, die sich aus der Existenz von den 
Buchensteiner Schichten analogen Gebilden ergeben, aus dem 
Wege räumen. Etwa mit dem Hinweis darauf, daß eine Ent- 
wicklung von Kiesel- und Knollenkalken mit Pietraverde und der 
Fauna der Buchensteiner Kalke ja nicht an ein einziges Niveau 
sebunden zu sein braucht.‘“... ,,So wenig Wahrscheinlichkeit 
eine solche Deutung... haben mag, so läßt sich dieselbe doch 
nicht einfach von der Hand weisen, und eine gewisse Berechtigung 
wird man derselben immerhin zugestehen müssen!“ ‚Nun haben 
wir aber gerade gesehen, daß es in Wirklichkeit gar keine Fauna 
der ‚„‚Buchensteiner Schichten‘ (sens. str.) vom Buchenstein und 
Umgebung gibt. Auf das petrographische Moment allein darf 
aber keine zu große Wichtigkeit gelegt werden. 

Rekapitulieren wir diese Ausführung, so ergiebt sich klar, 
daß der Begriff der Buchensteiner Schichten eine rein lokale 
Bedeutung hat und zwar aufgestellt ist für ein System von 
Knollen- und Bänderkallen mit Kieselimprägnation, z. T. auch 
mit Zwischenlagen eines grünlichen Tuffes (Pietraverde) in dem 
östlichen Südtirol, soweit man diese Schichten in ununterbroche- 
nem Zusammenhang vom Buchenstein aus verfolgen kann. Will 
man über dies Gebiet hinaus den Namen verwerten, so darf der 
Begriff der ‚Buchensteiner Schichten‘‘ nur ein petrographischer 
—: facieller sein. Andererseits kennen wir aus aem Bakonywald, 
von Judikarien und aus dem Tretto einen bestimmten, durch Leit- 
ammoniten ausgezeichneten Horizont, den man ohne zwingende 
Gründe bislang mit den Buchensteiner Schichten parallelisiert hat. 
Der Name ‚‚Buchensteiner Schichten‘ ist für diesen Horizont 
aufzugeben und statt dessen eine Zonenbezeichnung einzuführen: 
Zone des Trach. Reitzi, Curioni! und recubartiensis. Hiermit ist 
die Lösung des eigenartigen Konfliktes an der Marmolata und 
der von Torxquisr aufgeworfenen Frage gegeben. An der Basis 
der Marmolatakalke haben wir die typischen „Buchensteiner 


Zeitschr. d. D. gcol. Ges. 56. 1. B) 


34 


Schichten“, in dem Marmolatakalk selbst aber die vorerwähnte 
Zone vertreten. Diese Trennung der früheren Buchensteiner 
Schichten in - die Zone der Trach. Reitzi- Curionit-recubartensis 
und die Buchensteiner Schichten in der engeren Fassung als 
lokaler petrographischer Begriff schließt nicht aus, daß beide an 
irgend einem Punkte wirklich einmal zusammenfallen, vielleicht 
z. B. in der Pufler Schlucht. 

Bei Predazzo fehlt ein durchgehender, petrographisch wohl 
charakterisierter Horizont von „Buchensteiner Schichten“, wie wir 
bei der Besprechung der massigen Dolomite und Kalke gesehen 
haben. An einzelnen Stellen ließen sich zwar Knollenkalke, auch 
Bänderkalke und -Dolomite beobachten, ihre Verbreitung aber ist 
nur eine lokale. Auch dieser Umstand spricht gegen die Be- 
wertung der Buchensteiner Schichten als eines konstanten petro- 
graphischen Horizontes mit gleichbleibender Fauna. Denn bei 
der bisher angenommenen gleichförmigen Entwicklung der Buchen- 
steiner Schichten über ein so großes Gebiet von Bakony bis zum 
westlichen Süd-Tirol ist es merkwürdig, daß innerhalb einzelner 
verhältnismäßig kleiner Gebiete olıne sichtbaren Grund diese kon- 
stanten Bildungen aussetzen sollten. 


D. Tuffe und Laven von jung triadischem Alter. 


Unterhalb des Agnellokopfes an der Treska und auf dem 
eigentlichen Dosso Capello-Gipfel entwickeln sich aus den obersten 
Wengener Kalken die eigenartigen Tuffbreecien, die zuerst von 
Doerter!) und Mossısovics?) kurz beschrieben wurden und 
neuerdings von RoMmBERG erhöhte Beachtung erfuhren. Diese 
Tuffe sind deutlich gebankt, teilweise fein geschichtet. Für sie 
charakteristisch ist ihre hellgrüne bis grüngraue Farbe und die 
zahlreichen Kalkeinschlüsse. Letztere wechseln von winzigen 
Dimensionen bis zu Kopfgröße und sind vorwiegend in den 
unteren Lagen enthalten, treten in den oberen zurück oder 
können ganz fehlen. Die Wichtigkeit, die RomBErG diesen Tuffen 
für die Auffassung der Tektonik zugeschrieben hat, erwies sich 
als völlig berechtigt, wie sich aus dem folgenden Abschnitt 
ergeben wird.?) Außer von den obenerwähnten Punkten sind die 


), 4870. 

2) 18798. 399. 

®) Ein merkwürdiges, den Brockentuffen auffallend ähnliches 
Gestein, auf das mich Herr Dr. ROMBERG zuerst aufmerksam machte, 
findet sich in der Nähe des Mitteraußerlegers beim Karersee. Bei 
näherer Untersuchung erkennt man, daß es sich hier aber nicht um 
einen Tuff, sondern um ein grünlich verwitterndes, schwarzes Eruptiv- 


35 


grünen Tuffe schon seit längerem bekannt von Forno und von der 
Costa di Viezzena. 

Über den Tuffen breiten sich die bekannten Laven des 
Asnello aus. Sie bilden als jüngstes Glied den Abschluß 
der triadischen Entwicklung im Gebiet von Predazzo. Über ihr 
genaues Alter läßt sich natürlich nichts sagen, vermutlich hängen 
sie zeitlich mit den mächtigen dunklen obertriadischen Erguß- 
gesteinen des oberen Fassa und der Seißer Alp zusammen. 


Frau Ocınvız Gorpon hat in ihrer jüngsten Arbeit‘) die 
dunklen lavaartigen Gesteine des oberen Fassa als Lagergänge 
aufgefaßt. Ich kenne die dortigen Verhältnisse nicht genau 
genug, um über die Richtigkeit dieser Auffassung ein Urteil ab- 
geben zu können. Für die Gegend von Predazzo ist diese Auf- 
fassung nicht denkbar. Allerdings kommen auch hier Lager- 
gänge vor, aber nur ganz untergeordnet. Die großen Melaplhyr- 
und Porphyritmassen bei Predazzo müssen aber als echte Lava- 
decken aufgefaßt werden, da ja an ihrer Basis regelmäßig die 
vorbeschriebenen wohlgeschichteten grünen Tuffe auftreten, die 
mit Intrusionsbreeeien nicht verwechselt werden dürfen; ganz abge- 
sehen von den durch RomBEr6 beschriebenen braunen Tuffen, die 
streckenweise zwischen den Melaphyren auftreten. 


Was aber das Verhältnis der dunklen Laven zu den 
Predazzaner Tiefengesteinen betrifft, so möchte ich schon an 
dieser Stelle darauf hinweisen, daß ich auf Grund der tektonischen 
Untersuchungen zu demselben Resultat gekommen bin, wie z. T. 
schon SALOMon, BRÖGGER und RomBerg, daß beide in keinem 
genetischen oder zeitlichen Zusammenhang miteinander stehen, 
daß vielmehr die Intrusion der Tiefengesteine von der 
Effusion der Laven durch Zeiten intensiver Gebirgs- 
bewegung getrennt sind. 


» Mossısovics schied auf seiner Karte die „Melaphyrmassen 
des Mulat, des Feudale u. s. w.“ als „unzweifelhafte Gangmassen“ 
von den „wirklich stromförmigen Augitporphyrmassen auf dem 
Gipfel des Mt. Agnello und des Cornon“*, hält aber die letzteren 
für die gleichen, nur aus dem Eruptionsschlot ausgetretenen 
Bildungen, wie die anderen. 


gestein handelt, das zahlreiche eckige Kalkfragmente, daneben auch 
Brocken von Quarzporphyr in sich schließt. Die Blöcke kommen aus 
einem der Risse des Latemarkalkes. Offenbar handelt es sich hier 
um ein dunkles, gangförmiges Gestein, das auf einer von Gesteins- 
trümmern (Reibungsprodukten) erfüllten Spalte emporgedrungen ist 
und das zertrümmerte Material umschlossen hat. 

!) OGILVIE-GORDON 1902 — 03. 


ame 


36 


Einen Unterschied in dem geologischen Auftreten beider 
habe ich nicht finden können. Die „unzweifelhaften Gangmassen* 
sind nach meinen Untersuchungen Teile der ursprünglichen Lava- 
decke, die an Verwerfungen in die Tiefe gesunken sind, wie sich 
in dem tektonischen Teil dieser Arbeit zeigen wird. 

Dr. Romgere !) fand in den „Melaphyrmassen echte schwarz- 
braune Melaphyrtuffe* an verschiedenen Punkten auf, eine Er- 
scheinung, die unbedingt auf eine stromartige Entstehung der 
„Massen“ mit eingeschalteten Tufilagen hinweist. 

Nach den neuesten Untersuchungen beteiligen sich wesentlich 
zwei Gesteinstypen an dem Aufbau der dunklen Laven: Melaphyr 
und Plagioklas-Augit-Porphyrit. Die Hoffnung, durch „sichere 
Bestimmung der einzelnen Sedimenthorizonte* ?) eine Entscheidung 
über die Altersbeziehungen beider Gesteine zu bekommen, hat 
sich leider nicht erfüllt. Für die Stratigraphie der Gegend von 
Predazzo dürfte dieselbe auch von keiner wesentlichen Bedeutung 
sein, zumal nach Dortrer°®): Plagioklasporphyrite, basischere 
Augitporphyre und Melaphyre „alle durch Übergänge ver- 
bunden“ sind. 


Tektonischer Teil. 
(Vergleiche die Karte [Taf. I] 1: 50000). 


Die Untersuchung über die Tektonik des Schichtgebirges bei 
Predazzo hat eine Reihe neuer Resultate gezeitigt, die auch ein 
verändertes Bild von der Intrusion der Tiefengesteine und deren 
Verhältnis zu den Effusivgesteinen geben. 

An dieser Stelle sollen nur die Störungen innerhalb oder 
an der Grenze des Sedimentär- bezw. Lavengebietes besprochen 
werden. Die in Gemeinschaft mit Herrn Dr. RomBErG aus- 
geführten Untersuchungen über solche Störungen, die aus den 
Sedimenten in das eigentliche Eruptivgebiet hinübergreifen, können 
erst zusammen mit der gemeinsamen Karte in einer später 
erscheinenden Arbeit des Herrn Dr. RomBere publiziert werden. 


Es stellte sich bei der Untersuchung heraus, daß der 
tektonische Aufbau viel komplizierter ist, als man nach den 
früheren Arbeiten glauben sollte. Was zunächst diese älteren 
Untersuchungen anbelangt, so hatte v. Rıcmh'rHnoren keine speziellen 
Störungslinien aus der Predazzaner Umgegend angeführt; dagegen 
finden sich bei Mossısovics genauere Angaben über wichtige 


ı) Predazzo 3, S. 11. Predazzo 1, 2, S. 12. 
?2) Predazzo 1—2, S. 6. | 
®, Führer 1903. Exkursion nach Predazzo, S. 5. 


97 


Verwerfungen und ihren Zusammenhang mit den Eruptivgesteinen. 
In der Val Sorda!) nimmt er einen Sprung an zwischen den 
Werfener Schichten, die oberhalb der Malga Val Sorda anstehen, 
und einem südlich abgesunkenen Gebirgsteil. Eingehender be- 
schäftigt er sich mit der Satteljochstörung, an der seiner Ansicht 
nach das südliche Gebirge um 400—500 Meter abgesunken ist. 


Er hält diese Linie für die Fortsetzung der Viezzena-Verwerfung. 


Da diese Störung die Eruptiva des Mulatto scheinbar überspringt, 
also älter ist als diese, Mo,ssısovıcs auch sonst keine Spalte von 
größerer Wichtigkeit kennt, so erklärt er diese Linie als die 
„Fleimser Eruptivspalte“. 

Gegen einen Zusammenhang der Viezzena- mit der Sattel- 
jochstörung sprach sich dann Reyer aus, der auf eine Ver- 
bindung der Satteljochstörung mit dem plötzlichen Abschneiden 
der Vardabescholle hinwies. Er sieht den Mulattorücken für die 
Haupteruptionsspalte an. Aus der Verbreitung gewisser bankiger 
Kalke und Feldspatsandsteine schließt Rever des weiteren auf 
eine Verwerfung, die in ONO-Richtung die Malgola schneidet, mit 
Einsinken des Nordflügels. Eine weitere große Verwerfung setzt 
nach ihm NO durch das Viezzenagebiet, wobei der Nordflügel um 
ca. 1000 Meter sich gesenkt haben soll. 

Hugßer beschränkt sich tektonisch auf die Wiedergabe der 
von Mossısovıcs und ReyEr gewonnenen Resultate. ohne etwas 
neues hinzuzufügen. 

Das normale Profil durchschneidet man (cf. S. 9 ff) beim 
Aufsticg von Zännon durch die Val Averto und ihren oberen 
Teil, die Val bonetta zum Agnello, und zwar von den unteren 
Werfener Schichten an bis zu den Decklaven über den Wengener 
Kalken. Die Val Averto selber folgt einer Störung; denn während 
bei ihrer Ausmündung auf der Ostseite sich über einem unteren 
Dolomitsockel die bituminösen Bänderdolomite (S. 18) und 
darüber erst die Hauptmasse des Dolomits entwickeln, fehlen 
diese unteren Dolomitbildungen scheinbar auf dem Westabhang. 
In Wirklichkeit entspricht hier die westliche Dolomitmauer einer 
Verwerfungskluft, die zwischen ihr und den liegenden Schichten 
(Muschelkalk bezw. Werfener Schichten) hindurchgeht. In der 
Höhe der kleinen, durch die bituminösen Bänderdolomite hervor- 
gerufenen Terrasse beobachtet man auf der Ostseite des Baches 
mehrere annähernd parallele Verwerfungen mit NNO Streichen; 
die Sprunghöhe an jeder einzelnen dieser Verwerfungen ist zwar 
nur gering, oft nur einen halben Meter, doch scheinen sie zahl- 
reich zu sein und sich am Südabhang der Forzella gegen Predazzo 


1) 1879 $. 383. 


38 


hin zu wicderholen. Ein großer Teil der schmalen Querrunsen 
dürfte ihnen entsprechen; bei der vielfach nur geringen Sprung- 
höhe und der Entwicklung großer Schottermassen ist ihr Verlauf 
im einzelnen nur schwer nachweisbar. 

Die gleichen Querverwerfungen lassen sich dann weiter oben 
am Abhang der Forzella gegen die Val Averto in ciner Höhe von 
ca. 2000 m verfolgen. Dort werden die Kalke durch eine 
ca. N 70—S0 W laufende Verwerfung gestört, in der Art, daß 
die höheren, deutlich gebankten Kalke gegen die tieferen massigen 
absinken und eine deutliche, längs des Berges ziehende Terrasse 
bilden. Diese wird nun ihrerseits wieder durch die vorerwähnten 
Querverwerfungen in einzelne Schollen zerlegt. Von dem Berg- 
grat westlich der Val Averto, vom Cornon, lassen sich diese Ver- 
hältnisse gut übersehen, so wie es nebenstehende Skizze Fig. 1 
darstellt. 


Fig. 1. Längs- u. Querverwerfungen an der Forzella. 

Ein Verfolgen weiterer Störungen in dem Berggrate von 
der Forzella bis zum Agnello wird außerordentlich erschwert, 
bezw. unmöglich gemacht durch das Fehlen charakteristischer, 
leicht wiederzuerkennender Zwischenlagen; dazu kommt die stark 
entwickelte Klüftung, die von der Bankung des Gesteins nicht 
unterscheidbar ist. Ich glaube bestimmt, daß der Forzellastock 
noch von einer ganzen Reihe von Sprüngen durchsetzt wird, die 
den vorbeschriebenen parallel gehen, doch gelang mir der Nach- 
weis im einzelnen nicht. 

Kreisrunde, flache Bodenvertiefungen, die namentlich auf der 
Strecke vom Dosso Capello zur Forzella häufig auftreten und 
sich durch eine besondere Flora auszeichnen (Eisenhut und eine 
große schöne Distel), dürften nach Art der Dolinen entstanden 


39 


sein. Eine im Sommer eiskalte, im Winter wärmere Quelle am 
Westabhang des Dosso Capello, dicht unter dem Gipfel, weist auf 
eine Eisgrotte hin. 

Beim Abstieg vom Agnello zur Treska, diesem eigentüm- 
lichen karähnlichen Kessel zwischen Agnello und Dosso Capello, 
passiert man die auf der Karte als V bezeichnete Verwerfung. 
Von dem höchsten Punkt der Treska (2180 m der Generalst.-K.) 
fallen die Lavamassen des Agnello gegen die westlich des Karten- 
gebietes gelegene Val Stava hin in steilen Wänden ab, während 
neben ihnen gegen Norden zu mit einer schwachen Neigung der 
Kalk des Dosso Capello liegt. Etwas weiter südöstlich, ungefähr 
in gleicher Höhe, an der vorspringenden Nase des Agnello lagert 
die gleiche Dislokation den Kalk gegen die schwach nord- 
geneigten Tuffe. 

Zum besseren Verständnis der jetzt zu beschreibenden 
tektonischen Verhältnisse wird es nötig sein, erst die auf der 
Karte als I und IV bezeichneten Linien ins Auge zu fassen. 
Diese folgen im wesentlichen der Grenze zwischen den dunklen 
Porphyrit-Melaphyrmassen und den Sedimenten des Dosso Capello- 
Forzellazuges resp. des Latemar. Bisher wurden diese Linien nie 
als tektonische aufgefaßt, man hielt sie vielmehr für den Rand 
des „alten Kraterschlundes“, der bis oben hinauf mit den dunklen 
Gesteinen angefüllt wäre, oder man betrachtete die großen Lava- 
massen als „Gangmassen“!) von großer seitlicher Ausdehnung. 
Schon im stratigraphischen Teil habe ich darauf hingewiesen, 
daß die Erscheinungsform dieser Massen ganz die gleiche ist, 
wie die der Agnellolaven. 

Eine geologische Trennung der dunklen Massen unterhalb 
des Dosso Capello gegen Predazzo von denjenigen zwischen 
Mt. Feudale und Mezzavalle bezw. Forno erscheint durch nichts 
gerechtfertigt, ist auch bisher nie geschehen, wenn auch petro- 
graphisch eine solche denkbar ist. Bei Forno findet sich nun 
aber an verschiedenen Stellen das Liegende dieser Laven auf- 
geschlossen und zwar ganz analog wie am Agnello, zuerst die 
grünen Tuffe mit Kalkbrocken und darunter die Wengener Kalke.?) 
Ich glaube, daß diese Aufschlüsse direkt dafür beweisend sind, 
daß die gesamten dunklen Massen bei Predazzo, auch die des 
Mulatto, die oberste Decke eingebrochener Schollen darstellen. 
Vielleicht erscheint auf den ersten Blick die große Mächtigkeit 
dieser Porphyrit- und Melaphyrmassen, die am Mulatto bis zu 


!) Mossısovics 1879 S. 388. — DOoELTER 1903: Exkursion 
nach Predazzo, S. 9. 

?), Herr Dr. ROMBERG hat die Tuffe hier bei Forno schon früher 
beschrieben und mich speziell auf sie aufmerksam gemacht. 


40 


einer Höhe von ca. 1000 m über dem Talboden reichen, dem zu 
widersprechen. Dagegen ist zu betonen, daß das Denudations- 
relikt auf dem Agnellogipfel jetzt noch 2—300 m mächtig ist 
und daß eine Reihe von parallelen Brüchen, wie ich sie am Kalk 
der Forzella in kleinstem Maßstabe oben beschrieben habe, und 
daraus sich ergebendes staffelförmiges Absinken innerhalb der 
dunklen Massen leicht diese Mächtigkeit erklären. Im Einzelnen 
ließen sich diese Brüche nicht verfolgen, ihre Existenz verrät 
sich an zahlreichen Ruschelzonen und Harnischen im Porphyrit 
und Melaphyr; auf Figur 6 habe ich sie durch punktierte Linien 
angedeutet. 

Die Scholle Mt. Feodale-Forno-Mezzavalle ist abgesunken an 
der Verwerfung -IV (cf. Karte und Figur 6), in deren Ver- 
längerung der Aufbruch des Predazzaner Granites längs des 
Avisio Flusses liegt. In dem südlichen Teil folgt ihr der Lauf des 
Vardabebaches. Infolgedessen sind hier die Aufschlüsse günstig. 
Von ca. 1200 m bis zur Höhe des Vardabeplateaus kommen hier 
übereinander die Schichten des Bellerophonkalkes, der unteren 
bis oberen Werfener Schichten neben den Melaphyr zu liegen; 
in der Nähe der Verwerfung sind diese dann meist stark gestört. 
Oberhalb der Quelle des Vardabebaches ca. 1700—1800 m läuft 
die Grenze in NNO-Richtung als deutlich im Terrain sich markie- 
rende Furche zwischen den Wengener Kalken und den Laven, 
bezw. ihren eingeschalteten Tuffen.!) Ich habe diese Störung 
bis in die Val Sorda?), über das sie hinwegsetzt, verfolgt. Von 
dem Südgehänge des Tales kann man ihr Fortstreichen in NNO- 
Richtung gut beobachten. Die Dislokation verläuft hier in einem 
kleinen linken Nebental der Val Sorda, der Val Sordäta. West- 
lich von dieser erheben sich die steilen Wände des Latemar, 
östlich die abgesunkenen dunklen Lavamassen des Toazzo mit 
dem liegenden Kalk. Noch weiter östlich sind die Toazzolaven 
von einer zweiten Verwerfung abgeschnitten, die wieder den Wengener 
Kalk neben sie ‚lagert, so daß die Melaphyre grabenförmig ein- 
gesunken erscheinen. Diese zweite Toazzostörung ist vermutlich 
die Fortsetzung der später zu besprechenden Linie ). 

Im einzelnen sind die Verhältnisse oberhalb Medil noch 
komplizierter, indem hier gleichzeitig Querstörungen durchlaufen, 
deren Untersuchung aber aus dem Rahmen dieser Arbeit fällt. 
Daß hier im Val Sorda Störungen auftreten, war Mossısovics 
bereits bekannt, doch hat er diese nicht weiter untersucht. 

Die Rolle der Verwerfung IV übernimmt für das Laven- 
sebiet östlich des Dosso Capellozuges die Linie I. Leider ist 


!) Diese sind nicht mit den grünen Grenztuffen zu verwechseln 
?) Nördlich der Kartengrenze. 


# 


41 


im Bereiche der hier abgesunkenen Scholle das Liegende der 


Laven, also Grenztuff und Kalk nicht mehr aufgeschlossen. 
Dafür erkennt man am SO.-Abhang des Dosso Capello ganz 
deutlich das scharfe Abschneiden der schwarzen Laven gegen 
den hellen Kalk, ähnlich wie in der Val Sordata. (vergl. Fig. 2 


OÖ. W. 


Porphyrit = FIT 


u. Melaphyr 
lan 2% 


u. 6). Der Einwand könnte vielleicht gemacht werden, daß die 
Kalke hier, wie z. B. im obersten Tovo di Vena (vergl. Karte) 
segen den Melaphyr kontakt-metamorph verändert sind, beide 
Gesteine also im Primärkontakt zu einander stehen, doch geht 
die Umkrystallisation hier von den Syeniten aus, die auf der 
Verwerfung emporgedrungen sind und ihre Apophysen in den Kalk 
und Melaphyr aussenden. 

Mit Sicherheit läßt sich die Grenzlinie I. zwischen Kalk 
und Laven südlich verfolgen über Malga Sacina di Sopra bis in’s 
obere Tovo di Vena; in diesem läuft sie abwärts, bis’sich auch 
hier die granitisch körnigen Gesteine dazwischendrängen. In 
ähnlicher Weise treten direkt östlich des Dosso Capello die 
Syenite an den Kalk. Die alte Porphyritdecke ist an beiden 
Stellen durch Erosion vernichtet. Östlich, unterhalb des Punktes 
2209 und des Satteljoches sind die Aufschlüsse sehr schlecht, 
das Terrain bis auf wenige Stellen von Matten bedeckt, doch 
läßt sich aus den herumliegenden Trümmern und den wenigen 
Aufschlüssen wohl die Fortsetzung der Verwerfung I. festlegen 
und zwar auch hier wieder als Grenze zwischen den Sedimenten 
und den Laven, bis zur Quelle der Val Bona!) zwischen 2100 


!) Nördlichster Arm der Val Gardone. 


42 


bis 2200. Der Porphyrit reicht mit einer spitzen Zunge in 
dieses Tal und ist vermutlich auch mit cinem Bruch gegen die ° 
Sedimente auf der Nord-Ostseite des Tales abgeschnitten. (Auf 
der Karte gestrichelt.) 

Oberhalb der Quelle wäre die Fortsetzung von Linie I. in 
dem Paßeinschnitt, der hinüber zum Meilenhaus und Reiterjoch 
führt, zu suchen; hier liegt sie innerhalb der Sedimente, und zwar 
liegen die Werfener Schichten an der Nord-Ostseite des Tales 
300 m tiefer als auf der Südwestscite, wo sie unter dem 
schmalen zackigen Felsriegel aufgeschlossen sind, der vom Latemar 
gegen das Satteljoch vorragt. | 

Es mag an dieser Stelle gleich die Dislocation II. be- 
sprochen werden. Sie streicht durch die gegen Predazzo ge- | 
richtete Nase des Cävignon (Latemarkalk) und ruft hier die vom 
Satteljoch aus deutlich zu beobachtende Störung der Kalkbänke 
hervor. In der Val Bona verwirft sie den Kalk gegen die Werfener 
Schichten. Der Kalk ist gegen Westen abgesunken (vgl. Karte) }). 
In NO-Richtung streicht die Linie zur Val Sorda, im Terrain 
durch ein Trockental in ca. 2000 m Höhe markiert. Diese 
Störung ist deswegen von Bedeutung, weil in ihrer nördlichen 
Fortsetzung der östliche Toazzobruch, in der südlichen aber | 
die Val Stava mit ihrer bedeutenden Störung liegt, die Mossısovics 
in Verbindung mit der eigentlichen Satteljochstörung gebracht hatte. 

Speziell die südlich des Satteljoches hindurchsetzende 
Störung II ist von MoJsısovics genauer untersucht und be- 
schrieben worden. Beim Aufstieg von Predazzo zum Joch erkennt 
man schon aus der Ferne eigenartige, schräg verlaufende Runsen, | 
die in den Hügel (2209 der Karte) zwischen Paß und Dosso 


Capello eingeschnitten sind. Sie entsprechen (vgl. Fig. 3)- 
S. N ® 
| 
] 
] 
| 
a. 
m 
Wengener Kalk Muschelkalk  Weırfener Sch. 


Fig. 3. 


'!, Der Umstand, daß auf der Karte an den Kreuzungsstellen 
von Verwerfungen niemals die eine die andere verschiebt, beruht nicht 
auf Beobachtung, sondern auf dem Fehlen von günstigen "Aufschlüssen. 


45 


steil aufgerichteten Schichten des Muschelkalkes und der unteren 
Wengener Kalke. Mossısovics hatte sie s. Zt. als eingeklemmte 
Scholle von Buchensteiner Schichten aufgefaßt und in seine Karte 
eingezeichnet. In Wirklichkeit liegen sie ganz konkordant auf 
den obersten Werfener Schichten. In großartiger Weise ist die 
steile Aufrichtung der Bänke am Westabhang des vorerwähnten 
Hügels, etwas unterhalb des Gipfels, in einer tief eingerissenen 
Schlucht aufgeschlossen. Hier stehen die obersten Werfener 
Schichten (Oolith-Dolomite) in den unteren Partien senkrecht, 
beim Ausstreichen biegen sie sich etwas gegen Nord, fallen also 
gegen S ein (vgl. Fig. 4). Ihr Streichen wurde gemessen zu 


N. 


N60--70°0. Ein Porphyritgang scheint an diesem Aufschluß 
mit verworfen und aufgerichtet zu sein, wäre also älter als die 
Störung. 

Etwas weiter südlich, hinter der Einsattelung zwischen Punkt 
2209 und dem Dosso Capello, liegen die obersten Wengener Kalke 
und die grünen Tuffe in normaler Lagerung. Durch die Ein- 
sattelung selbst läuft die Störungsfläche. Nördlich des vor- 
erwähnten Aufschlusses, gegen das Satteljoch, wird die Lagerung 
der gestörten Bänke und Schichten eine flachere, über dem 
Satteljoch drüben liegen die Werfener Schichten beinahe horizontal. 
Mossısovics hatte diese „Satteljochstörung* !) als Verwerfung 
aufgefaßt, au der der Südflügel gesunken sei. Nach meinen 
Feststellungen handelt cs sich um eine Überschiebung aus N 
nach S, also des Latemar auf den Dosso Capellostock. Am 
Satteljoch selbst spricht hierfür nur die eigenartige Aufwölbung 
und Überkippung der Werfener Schichten und des Muschelkalkes, 
die beide der nördlichen Scholle (Latemarstock) angehören. 


!) Nicht zu verwechseln mit der nördlich des Joches durch- 
streichenden Verwerfung IT, 


44 


Die Beweise für die Überschiebung finden sich erst in der 
Fortsetzung derselben an günstigen Aufschlüssen südwestlich der 
Vardäbescholle au der Grenze der abgesunkenen Laven gegen 
die Werfener Schichten. Hier erkennt man deutlich, daß die 
Werfener Schichten über die Laven geschoben sind. Wäre der 
Kontakt hier ein primärer, nach der alten Auffassung der Laven 
als eines Stockes oder riesigen Ganges, so sollte man vor allen 
Dingen bei der großen Masse des Porphyrits eine, wenigstens 
schwache Kontaktmetamorphose beobachten; diese fehlt aber voll- 
kommen. Dagegen sind die überschobenen Sedimente, Bellerophon- 
und Werfener Schichten, stark aufgefaltet und zertrümmert, 
präexistierende Porphyrit- oder Meiaphyrgänge mitgefaltet und 
gestört. Den besten Einblick in diese Verhältnisse bekommt man 
im Gardonetal, dort, wo die auf der Karte mit v. n. bezeichnete 
„via nova“ von Vardabe kommend in das Tal einmündet. Am 
östlichen Bachufer sind hier zwei gute Profile entblößt, das eine 
direkt an dem kleinen Stege, das andere wenige Meter talabwärts. 
In dem ersten Aufschluß sind die Bellerophon- und unteren 
Werfener Schichten stark gefaltet, ein Porphyritgang mit gepreßt 
und gestört. Das untere Profil zeigt die Sedimente scheinbar 
kaum gestört, weil man auf die Schichtköpfe sieht, dagegen ist 
deutlich ihre Auflagerung auf cine liegende Porphyritmasse wahr- 
nehmbar. Romsere!) hatte diese als „Intrusionsmasse* auf- 
gefaßt, die die konkordant darüber liegenden Kalle metamorphosiert. 
Auf einer gemeinsam unternommenen Tour konnten wir uns 
von dem Fehlen einer Kontaktmetamorphose überzeugen. Diesen 
Porphyrit aber als Lagergang oder Intrusivmasse anfzufassen, 
liegt nach meinem Dafürhalten kein Grund vor; liegende Sedimente, 
die allein eine solche Auffassung rechtfertigen würden, sind 
nirgends zu beobachten, vielmehr hängt hier der Porphyrit, soweit 
es die Aufschlüsse zu folgern gestatten, dirckt mit dem übrigen 
Porphyrit weiter unterhalb und jenseits des Baches zusammen. 

Im Verfolg der „Via nova“ hören die Sedimente bald auf. 
Es folgt, durch einen Bruch getrennt, von neuem Porphyrit mit 
Sedimenteinschlüssen bis zu einem Felstor (bei ca 1570 — 1400 m), 
wo sich die gleichen Verhältnisse wie am Ausgang der Via nova 
wiederholen: auch hier Auffaltung und Aufbiegen der Werfener 
Schichten (Mittlere == Gastropoden-Oolithe) über den Melaphyr. 
Eine dritte Stelle, an der man die Überlagerung des Porphyrits 
durch die Werfener Schichten beobachten kann, liegt oberhalb 
des Punktes, wo bei 1300 m der Weg zum Satteljoch in weitem 
Bogen sich von dem Bache fortwendet, in einer steilen Runse des 


1) Predazzo I. und II. S. 10. 
“ 


45 


östlichen Talgehänges. An der Grenze zwischen Porphyrit und 
Werfener Schichten fallen diese hier steil nördlich ein, würden 
also über den Porphyrit zu liegen kommen, ohne daß auch hier 
eine Spur von Kontaktmetamorphose zu sehen wäre. 


Von dieser Stelle an bis zum Satteljoch sind die Aufschlüsse 
sehr schlecht, der genaue Lauf der Überschiebung daher nur 
annähernd festzustellen, Vielleicht bildet das sanfte Wiesen- 
gehänge segen Val Gardone, das aus Porphyrit besteht, die alte 
Überschiebungsebene; die br eehobenen Sedimente wären dann 
bis auf wenige Partien, deren Anstehen überdies zweifelhaft ist, 
zerstört. Die Fortsetzung der Satteljochstörung von Vardabe 
weiter gegen Ost würde ursprünglich zu suchen sein zwischen 
den Sedimenten und dem Porphyrit, doch hat sich auch hier 
der Monzonit in der Fortsetzung des Monzonitaufbruches am 
Mulatto emporgedrängt, den ja schon Mossısovics in ursächlichen 
Zusammenhang mit der Satteljochstörung gebracht hatte. Es 
liegen also die Verhältnisse ähnlich wie im unteren Tovo di Vena 
und südlich des Dosso Capello, wo auch die Tiefengesteine auf 
der Verwerfung zwischen Kalk und Porphyrit aufsteigen. 


Die Satteljochstörung (IH) ist ein neues Beispiel für jene 
tertiiren Überschiebungen in den Dolomiten, die SaLomon an der 
Marmolata und neuerdings Frau Dem Cowon am Monzoni 
nachgewiesen haben und die ihrer Streichrichtung nach zu dem 
System der Cima d’Asta-Überschiebungen gehören. Sie ist älter 
oder wenigstens gleichaltrig wie die Intrusion der Predazzaner 
Tiefengesteine, speziell des Monzonits und Syenits, die, wie ja 
gezeigt, auf ihr in die Höhe dringen. Ein weiterer interessanter 
Beleg für dieses Altersverhältnis bildet die vorbeschriebene Stelle 
in der Val Gardone unterhalb der Via nova; dort setzt ein Syenit- 
sang durch Porphyrit und Kalk, also quer durch die Über- 
schiebungsfläche hindurch, ist somit unbedingt jünger als diese. 
Es ist dies umsomehr von Interesse, als die Cima d’Asta-Über- 
schiebung ja jünger ist, als die dortige Granit-Intrusion. 


Eine Begleiterscheinung dieser Hauptüberschiebung mag der 
erwähnte Bruch und die Wiederholung der Überschiebung in der 
Via nova sein, sowie eine Verwerfung in der Val Vardabe auf der 
rechten Talseite (1150 —1200 m) zwischen Werfener Schichten 
südlich und Bellerophonkalk nördlich. 


Mit dieser Nebenverwerfung, vielleicht auch mit der Haupt- 
störung ist jedenfalls die südliche Begrenzung der sog. 
Mezzavallescholle am linken Avisioufer in Verbindung zu bringen. 
Die Scholle selbst besteht, soweit sich feststellen ließ, aus 
Bellerophon - Schichten, die an dem aufdringenden Monzonit 


46 


metamorphosiert werden. Die nördliche Begrenzung dieser Scholle 
ist nicht aufgeschlossen; auch hier dürfte die Scholle durch 
einen Bruch gegen die Laven abgeschnitten sein. 


Mossısovics suchte die Fortsetzung der Überschiebung II 
westlich in der Val Stava. Ich habe weiter oben schon gezeigt, 
daß dieses Tal wohl mit einer anderen Linie in Verbindung zu 
bringen ist. Eher ist ihre Fortsetzung nördlich des Zangenberges 
 (Lavac&) zu suchen, wo die Karte von Mossısoyıcs den Grödner 
Sandstein und die Bellerophonkaike auskeilen läßt. Ich selbst 
habe diese Partie nicht untersucht. 


Am rechten Avisioufer finden sich deutlich verfolgbare Störungen 
noch bei Forno, dort wo an der Straße nach Mezzavalle die 
für die Deutung der Laven so wichtigen grünen Grenztuffe auf- 
treten. Hier ist die Kalkscholle mit den hangenden Tuffen und 
z. T. auch noch Laven an zwei Verwerfungen gegen die Haupt- 
masse der Melaphyre an einer ungefähr O—W verlaufenden Störung 
abgesunken, und diese kleine Scholle erfährt ihrerseits wieder 
eine Querzerreißung mit einer Sprunghöhe von ca. 30—40 m. 
Grade diese letztere Verwerfung läßt sich von der Straße aus 
gut beovachten (vgl. Fig. 5). Eine steile Geröllhalde führt hier 


-- Mezzavalle \_—> /orno__Sfrasse 
== an 
Kalk Grüne Tufte Melaphyr 
kie. 5 


in die Höhe gegen den Wald, Südlich derselben, auch nördlich 
im Busehwerk, erkennt man deutlich den hellen Kalk in ver- 
schiedener Höhe, der nördliche gehört zum abgesunkenen Teil. 
Auf beiden Seiten folgen konkordant erst die grünen Tuffe, 
darüber die Laven, 


47 


Die beigegebenen Profile sind so gelegt, daß das eine (Fig. 7) 
vom Agnello längs des Gebirgskammes über den Dosso Capello 
und das Satteljoch zum Cävignon bezw. der Cima della Val Sorda 
läuft. Es schneidet an der Treska die Störung V. und zeigt 
zwischen Satteljoch und Dosso Capello die Überschiebung mit 
der Schleppung der Sedimente. Das Durchstreichen der Störung 1. 
ließ sich im Terrain nicht genau feststellen, dürfte aber dicht 
hinter dem: Satteljoch zu suchen sein. Kurz vor dem Steilanstieg 
zum Cävignongrat schneidet Linie I. das Profil. 


Das zweite Profil (Fig. 6) gelıt gleichfalls vom Agnello aus, 
aber gegen ONO. Nach Passieren der Verwerfung V. setzt es quer 
über die abgesunkenen Laven hinüber zur Überschiebung ‘der 
Vardabescholle. Schematisch wurden die, sicher innerhalb des 
Porphyrits auftretenden Brüche gestrichelt eingetragen. Die 
Vardabescholle, die sich als eine Mulde darstellt, wird ungefähr 
dort, wo die Malgen stehen, durchschnitten. Nach Passieren 
des großen Bruches IV. verläuft das Profil in den abgesunkenen 
Lavenmassen der Mezzavalle-Feodale-Scholle. 


In ihrem Gesamtbild stellt also das Gebiet auf der rechten 
Avisioseite ein kompliziertes Bruchfeld dar, wesentlich gebildet von 
zwei Grabenbrüchen. Der eine Graben umfaßt das Gebiet östlich 
der großen Bruchlinie I bis zum Val Gardone. Sie möge im 
Folgenden Sacinascholle genannt sein. Der zweite Graben 
liegt nordöstlich der Cävignon - Vardäbescholle, die ihrerseits als 
Horst zwischen den beiden Gräben aufzufassen ist. Die Ver- 
hältnisse komplizieren sich dadurch, daß der die Sacina-Scholle 
östlich begrenzende Bruch zum größten Teil als Überschiebung 
ausgeprägt ist und sich oberhalb der Malga Gardon& in zwei Äste 
zu spalten scheint. 


Auf der Malgöla hatte Revrer aus der Verbreitung kontakt- 
metamorpher. Werfener Schichten (die er dem Muschelkalk zu- 
rechnete), gegenüber den unveränderten Werfener Schichten auf 
eine Störung geschlossen, die quer über den Gipfel läuft. Ich 
habe an einzelnen Stellen diese Verwerfung bestätigen können, so 
z. B. etwas westlich unterhalb des Gipfels, und zwar direkt aus 
dem Aufbruch steilstebender Gastropoden-Oolithbänke, die hier 
ca. O-—-W streichen, während ihre normale Lagerung ca. 80. m 
tiefer im Südhang der Malgola zu finden ist, oberhalb der Masi, 
mit WNW (N 84 W. c.)- Streichen. Dieses WNW-Streichen 
hält auf der ganzen S- u. SO-Seite der Malgöla an, soweit die 
Aufschlüsse reichen, von den Bellerophon-Schichten oberhalb des 
Rivo Maggiore an bis zu den Aufschlüssen an der SW-Ecke der 
Malgöla. Hier erst wechselt dasselbe, da die Störung vom 


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49 


Gipfel der Malgöla sich an dieser Stelle herunterzicht. An- 
scheinend zersplittert sich hier die Störung, ungefähr oberhalb 
des Hauses Miöla, und zerlegt die Werfener Schichten und den 
Bellerophonkalk in eine Anzahl Schollen von wechselndem 
Streichen. Über Miöla hinaus kann man die Malgöla-Ver- 
werfungen bis zu dem Hause: „dietro la costa* am Bache unten 
verfolgen, wo sie sich durch ein grabenförmiges Einsinken des 
Grödner Sandsteines in den Quarzporphyr dokumentieren. 

Westlich und nördlich der Malgölaverwerfung ist das 
Streichen ONO, wie sich verschiedentlich an den Werfener 
Schichten messen ließ, die übrigens, im Gegensatz zu RevErs 
Erklärung, erst in einer gewissen Distanz von dem Bruche kontakt- 
metamorph verändert sind. Vom Malsölagipfel aus zieht sich 
orographisch eine Nase zur Boscampobrücke, die dem Malgöla- 
bruche entsprechen dürfte, wenigstens fanden sich hier ver- 
schiedentlich steil gestellte Werfener Platten, die ganz den Ein- 
druck des Anstehenden machten. Deutliche Aufschlüsse fehlen 
hier so gut wie ganz. Im Süden ist die Malgöla durch keine 
Verwerfung gegen den Bosco di Gazza abgegrenzt, wie es die 
Karte von Moyssısovıcs und HUBER zeigt, sondern in ganz nor- 
maler Weise entwickeln sich über dem Quarzporphyr: der Grödner 
Sandstein, die Bellerophon- und Werfener Schichten, wie schon 
im stratigraphischen Teil näher ausgeführt wurde. 

Die Grenze der Sedimente gegen die Eruptivgesteine auf 
der Nordseite der Malgöla entspricht meiner Anschauung nach 
auch einer ursprünglichen Verwerfung, die hier zwischen den 
Sedimenten und den Porphyriten des Mulatto hindurchgegangen ist. 
Ich nenne diesen Bruch die Travignölospalte. Beweisen wird sich 
derselbe wohl nicht lassen, da unter dem Porphyrit des Mulatto 
und den kleineren Porphyritpartien an der Nordseite der Malgola 
die Sedimente nicht mehr aufgeschlossen sind. Möglicherweise hänst 
er zusammen mit der Fortsetzung der Linie I. oberhalb der Canza- 
coli. Visiert man nämlich hier, oberhalb Canzacoli, auf der gut 
entblößten Kontaktfläche des Kalkes, die ja einer ursprünglichen 
Spaltenwand entspricht, zur Malgöla hinüber, so.trifft man hier 
auf die Monzonitmasse mitten zwischen den Sedimenten der 
Malgöla und dem Stückchen Porphyrit an der Nordwestecke der 
Malgöla. Es entsprechen also die Verhältnisse an der Malgöla 
und oberhalb Canzäcoli sich ziemlich genau, indem beiderseits 
der Monzonit zwischen dem abgesunkenen Porphyrit und den 
Sedimenten aufgedrungen ist. Dabei wäre sehr wohl an ein Aus- 
einandertreiben der ursprünglich natürlich schmalen Spalte unter 
dem Druck des aufsteigenden Magmas zu denken. Be: 

Auf eine ganze Reihe von Querverwerfungen von der Malgöla 

Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1. 4 


50 


zum Mulatto hinüber wird Herr Dr. RomBErG in seiner Arbeit 
zu sprechen kommen. 

An der Boscampobrücke würden die Malgölaverwerfung und 
die Travignölospalte zusammentreffen. Leider. sind auch hier die 
Aufschlüsse zu ungünstig, als daß man mit Sicherheit etwas über 
die genauen tektonischen Verhältnisse sagen könnte. Wie nicht 
anders zu erwarten, tritt eine Zersplitterung der Sedimente hier 
ein und zahlreiche Gänge treten in Zusammenhang damit auf, 
die über den Travignölo setzen und in der Richtung der Viezzena- 
Störung fortstreichen. Daher darf meiner Meinung nach auch 
die von Rever!) aufgeworfene Frage, ob die Malgöla- mit der 
Viezzenaverwerfung zusammenfällt, bejaht werden. 

Diese letztere läuft nicht im Viezzenatale selbst, sondern 
schneidet im untersten Teile, hier allerdings nur vermutungsweise, 
durch die Wiesen auf der rechten Seite des Baches hindurch 
und setzt weiter oben über diesen hinweg, ungefähr dort, wo ein 
kleiner horizontaler Fußweg zwischen 1300—1400 m nach Bella- 
monte führt. Hier markiert sich die Störung durch das Ab- 
schneiden der kontaktmetamorphen Sedimente an den Eruptiv- 
gesteinen. Diese Grenze zieht sich dann östlich des Felstores 
hinauf, um bei ca. 1600 m das Tal von neuem zu kreuzen. 
Von hier aus läuft die Verwerfung in ziemlich grader Richtung 
gegen den Kamm der Costa di Viezzena zwischen dem Kalk und 
den Porphyriten hindurch, auch hier ähnlich wie am Boscampo 
begleitet von einer Zertrümmerung der Grenzpartien. Vielleicht 
könnte man für solche Störungen, die sich nicht an einer 
einzigen Linie vollziehen, sondern eine Zersplitterung des Gebietes 
in ihrer Längserstreckung hervorrufen, den Namen „Iterativ- 
störungen oder -Verwerfungen* einführen. Grade die Costa di 
Viezzena ist auf diese Weise zertrümmert, was sich insbesondere 
an den verstürzten Kalk- und Tuffbänken leicht konstatieren läßt. 
Die Grenze dieser verstürzten Partien gegen den Porphyrit, die 
dem eigentlichen Bruche entspricht, verläuft vom Kamm aus bei 
ca. 2150 m nicht weit von der Kartengrenze entfernt in NNO- 
Richtung gegen Moena zu. 

Eine Überlagerung der Eruptivmassen durch Wengener Kalk, 
wie sie RevEr angibt, ist nirgends zu beobachten. Ganz 
besonders kompliziert gestalten sich die Verhältnisse in dem 
Dreieck zwischen der Viezzenaquelle (vergl. Karte), dem östlichen 
Trockental (Val dei cavalli) und dem höchsten Punkte der Costa 
di Viezzena bei 2308 m, Störungen, die vermutlich von Forno 
innerhalb der Laven hier heraufziehen, bewirken hier im Verein 


1) 1881 S. 46 Anm. 1. 


51 


mit der Viezzenaverwerfung einen bisher nicht bekannten Auf- 
bruch von Monzonit. Daneben tritt Porphyrit auf und zwar 
allem Anschein nach nicht in Gängen, sondern vielleicht als 
kleine eingesunkene Scholle. Einwandsfrei lassen sich jedenfalls 
die Verhältnisse hier noch nicht darstellen, erst müßte der genaue 
Verlauf der Störungen weiter im Norden und Osten untersucht 
werden. 

Das Resultat aus diesen tektonischen Untersuchungen ist 
folgendes: 

Das Gebiet- von Predazzo ist ein kreisförmiges 
Senkungsfeld. Gegen Westen, Süden und Osten voll- 
zieht sich der Abbruch des zentralen Teiles wesentlich 
an einem einzigen, halbkreisförmig verlaufenden Bruch- 
rand, gebildet von der Störung I, der Travignolospalte 
und der Viezzenaverwerfung. Gegen Norden ragt das 
Bruchfeld mit drei grabenförmig eingesenkten Zipfeln in 
das umgebende Gebirge Auf einem Teil der Bruch- 
spalten, vornehmlich dort, wo mehrere sich kreuzen, 
drangen die Tiefengesteine zur Tertiärzeit in die Höhe, 
gelangten aber nicht zur Effusion, sondern erstarrten 
subterrestrisch. 


Paläontologischer Teil. 
Versteinerungen der Werfener Schichten. 
a) Untere Werfener Schichten. 


Anodontophora fassaensis Wissm. 
Myacites Fassaensis WISSM. SCHAUROTH 1885 S. 515 u. 1859 S. 46. 
Anoplophora Fassaensis ALBERTI 1864 S. 137. 
Anodontophora Fassaensis BITTNER 1899 St. Petersburg. S. 22. 

Unter diesem Namen gehen in der Literatur verschiedene 
Spezies, namentlich aber solche Formen, die in der Regel eine 
genauere Definition nicht zulassen, durch ihr massenhaftes Auf- 
treten und ihren Erhaltungszustand aber typisch sind für die 
Werfener Schichten. 

Abgesehen von jenen zweideutigen Formen kann ich in 
meinem Material zwei Spezies unterscheiden, eine kürzere Form, 
die Anodontophora subundata, und eine gestreckte die Anodonto- 
phora canalensis. 


Anodontophora subundata ScHAur. 
ass Ir, Bio, >. 
Tapes subundata SCHAUROTH 1855, Taf. II, Fig. 7. 
Das vorliegende Exemplar ist gut erhalten und stimmt genau 


52 


überein mit der Abbildung bei Scnaurorn. Auperrı!) hielt die 
Zugehörigkeit dieser Form zu seiner Anoplophora Fassaensis für 
möglich, doch ergibt sich schon aus dem Vergleich der beiden 
Abbildungen bei SCHAUROTH und ALBERTI der Unterschied. 
Besonders charakteristisch für die „subundata“ ist die scharfe 
Abgrenzung der hinteren Schalenpartie, ähnlich wie die Area bei 
den Myophorien. Die konzentrische Anwachsstreifung ist auch 
auf dem Steinkern deutlich wahrnehmbar. Von den Myophorien, 
z. B. M. ovata, unterscheidet sich A. subundata dadurch, 
daß der Wirbel bei ihr nach vorne gebogen ist. Von 
A. subundata zu trennen ist 


Anodontophora camalensis CATULL. Sp. 
Par.alt, Bio 21) 


Tellina (Myaecites) canalensis SCHAUROTH 1859 S. 47. 
Anodontophora canalensis BITTNER 1899 St. Petersburg. S. 22. 


Bei dieser Spezies zieht sich eine kräftige Depression vom 
Wirbel in grader Richtung zum Stirnrand; bei dem abgebildeten 
Exemplar ist diese etwas durch Gesteinsmasse verdeckt und 
deformiert. Die Gesamtform ist bedeutend länger als bei A. subundata; 
der hintere Schalenteil ist nicht nach Art einer Area, sondern 
flügelartig, wie bei einer Arca, an einer schräg vom Wirbel zur 
hinteren Schalenpartie ziehenden Kante abgesetzt. Nach Ab- 
bildung und Text ist die Form identisch mit Scnaurortns Tellina 
canalensis. ALBERTI?) möchte diese Form gleichfalls zu Myacıtes 
fassaensıs stellen; Scmaurorn (S. 46) glaubt ebenfalls canalensıs 
identisch mit Myacıtes inaequivalvıs ZieT. und M. fassaensıs 
und erklärt die Veränderlichkeit dieser Form durch „Lager und 
spätere Einflüsse*. Ich möchte mich dieser Anschauung nicht 
anschließen, da die A. camalensis zusammen -mit der sog: 
„fassaensis“ auf derselben Platte vorkommt und sich deutlich 
von jener durch die gestrecktere Gestalt und die radiale Ein- 
buchtung unterscheidet. Neuerdings zieht Tomması (1895) die 
subundata zu A. canalensis, wie ich glaube, auch mit Unrecht; 
eher könnte man sich Bırrser (1899) anschließen, der unter- 
scheidet: Anodontophora camalensis und Jassaensis und bei 
letzterer Spezies Formen abbildet, die ganz dem ScHAUROTH schen 
Tapes subundata und somit auch unserer subundata entsprechen, 


7) 1864 t..-IIL,f. 8: 

?) In der Zeichnung ist durch ein Versehen der Schloßrand 
etwas geneigt, daher ist die Figur so gedreht zu denken, daß der 
hintere Schloßrand horizontal steht. 

°) 1864. 


53 


ohne daß aber der Name „subundata“ bei Bırrner eine Er- 
wähnung findet. 

Es dürfte sich vielleicht empfehlen, die Namen „Anodonto- 
phora subundata“ und „canalensis“ für die vorbesprochenen, gut 
individualisierten Formen beizubehalten, den Namen „fassaensıs“ 
aber fallen zu lassen. 


b) Myophorien-Bank am Sattelioch. 

In seiner Arbeit über die Fauna von Schwieberdingen hat 
Puswiprı (1898) neuerdings den Nachweis geliefert, daß M. 
elongata durch Übergänge mit M. „laevigata“ verbunden ist und 
somit nur als Varietät der ersteren gelten darf. Die eigentliche 
DI. laevigata kommt bei Predazzo nach meinen Beobachtungen 
nicht vor, dagegen zahlreich in der Myophorten-Bank die: 


Myophoria laevigata var. elongata GiEB,. 
Taf. I, Fig. 4. 

Neoschizodus elongatus GIEBEL 1856 S. 42, Taf. V, Fig. 3. 
Myophoria elongata SEEBACH 1861 8. 616, Taf. XIV, Fig. 13. 
Myophoria elongata Lersıus 1878 S. 355, Taf. I, Fig. 8. 
Myophoria laevigata var. elongata PnuiLipPpı 1898 S. 166 Taf. VI, Fig. 2. 

Von der typischen „Zaevigata“ unterscheidet sie sich durch 
größere Längsstreckung; infolgedessen erscheint der Wirbel sehr 
stark nach vorne verschoben. Die Kante zwischen dem Hauptteil 
der Schale und dem hinteren Felde ist nicht bei allen Formen 
gleichmäßig, sondern bei den einen schärfer, bei den anderen 


mehr gerundet, ein Unterschied, der sich auch beim Vergleich 


der Abbildungen bei GıEBEL, SeeBAacH und Lersıus aufdrängt, 
indem die beiden ersteren eine deutliche Kante einzeichnen, die 
bei Lersıus durch eine sanfte Wölbung ersctzt wird. Jedenfalls 
ist diese Linie vom Wirbel zur hinteren Schalenspitze etwas nach 
außen konkav geschwungen, was schon SEEBACH in seinem 
Schlüssel!) als Unterschied der elongala gegen die ovata 
hervorhebt. 

Übergänge zu der eigentlichen I. Zaevigata kommen auch 
bei Predazzo vor, desgleichen solche zu der M. ovata, sodaß 
auch letztere Form nach dem Vorgang von PrnLıppr zu bezeichnen 
wäre als 

Myophoria laevigata var. ovata Br. 
ar ie 3. 
Neoschizodus ovatus GIEB. 1856 S. 42, Tat. 1V, Fig. 6a—b. 
Myophoria ovata SCHAUROTH 1859 Taf. II, Fig. 15. 


Myophoria ovata SEEBACH 1861 S. 617. 
Myophoria ovata ALBERTI 1864 S. 118. 


Dyaar 078. 619. 


54 


Ihr Umriß ist trapezförmig. Der Übergang von dem Haupt- 
schalenteil zum hinteren Felde erscheint flach gerundet und tritt 


nur im oberen Teile gegen den Wirbel als gerundete Kante 


hervor. Dicht unterhalb dieser Kante zieht sich vom Wirbel bis 
zur hinteren Schalenecke eine deutliche, sehr feine, schmale 
Furche, die in der Abbildung angedeutet ist, aber nicht ganz 
scharf zur Geltung kommt. Das hintere Feld dehnt sich breit 
aus, feine Anwachsstreifung ist wahrnelımbar. GiEBEL (S.42) zieht 
den fraglichen Steinkern bei Hauer!) Taf. IV, Fig. 2 zu seiner 
ovata. Dieser stimmt mit unserem Exemplar gut überein. Formen, 
wie sie Lersıus Taf. I Fig. 7 mit etwas in die Länge gezogener 
Area abbildet, stellen, wie auch im Text hervorgehoben, Über- 
gänge zu M. elongata dar und treten auch bei Predazzo häufig auf. 


Myophortia ct. simplex v. SCHLOTH. 
Taf. II, Fig. 5. 
Trigonellites simplex v. SCHLOTH. 1820 S. 192. 
? Lyriodon simple GOLDFUSS 1834—40 I, S. 197, Taf. CXXXV, Fig. 14. 
Myophoria simplex vV. SEEBACH 1861 S. 614, Taf. XIV, Fig. 12. 
Myophoria simplex ALBERTI 1864 S. 107. 

Diese Form unterscheidet sich von den übrigen durch die 
kielartig gewölbte Kante zwischen der hinteren Area und der 
mittleren Schale. Gegen vorn ist diese Kielkante konvex. Die 
hintere Area wird durchzogen von einer breiten Depression. Es 
nähert sich die Form der M. vulgaris, doch besitzt sie keine 
zweite Rippe wie diese. Anwachsstreifung ist deutlich, besonders 
auf der hinteren Area. 


Myophorta cf. costata = fullax v. SEEB. 


Der unvollständig erhaltene Hohldruck einer kräftig gerippten 
Form dürfte wohl auf diese Spezies zurückzuführen sein. 


Pecten discites v. SCHLOTH. var. inornuta STopr. 
Taf. II, Fig. 6 und 7. 
Pecten inornatus STOPPANI 1856—60. 
Pecten cf. inornatus SALOMON 1895 8. 147. 

Zusammen mit den vorbeschriebenen Myophorien treten am 
Satteljoch prachtvolle Exemplare dieses Peelen auf, deren Höhe 
5 cm erreicht. Sie sind erhalten als Abdruck, als Schalen- 
exemplare und teilweise als Steinkerne. Die Wölbung ist nicht 
unbeträchtlich, was vielleicht mit der Größe der Exemplare in 
Zusammenhang steht. In der Form stimmen diese Pecten gut 


1) 1850. 


55 


überein mit einem P. discites von Mauer b. Heidelberg, der mir 
vorliegt. Eine wirkliche Differenz scheint sich nur in einer 
schwachen Ungleichseitigkeit auszudrücken. Srorranı bezeichnete 
solche ungleichseitigen, glatten Formen als P. inornatus. SALOMON 
führt @nornatus gleichfalls als selbständige Form auf, läßt aber 
die Frage offen, ob sich nicht Übergänge finden von inornatus 
zu discıtes. Da unsere Form sonst in allen Merkmalen so auf- 
fällig mit descites übereinstimmt, so dürfte es richtiger sein, sie 
als Pecten discıtes var. inornata und nicht als selbständige 
Spezies aufzuführen. 

Die Ohren sind bei unseren Exemplaren deutlich abgesetzt; 
der Kantenwinkel des Wirbels erscheint durch das bei deiscites 
bekannte Auftreten eines radialen Furchenpaares zugespitzt. Vor 
dem äußeren Schalenrand läuft ein konzentrischer, kräftiger, breiter 
Wulst, der bei Fig. 6 gut zum Ausdruck kommt. Das Stein- 
kernexemplar Fig. 7 zeigt bei günstiger Beleuchtung eine schwache, 
aber deutliche Radialstreifung, die übrigens auch in dem Rand- 
wulst der Fig. 6 leicht angedeutet ist. 

Zahl und Vorkommen: Mehrere Exemplare aus der dunkel- 
roten Myophorien-Bank des Satteljoches. 


c) Myophorienbank von der Mendel. 
Pseudomonotis (Eumorphotis) Tellert Bırın. 
Taf. II, Fie. 8-15. 


Pseudomonotis Telleriı BITTNER 1899 Jahrb. 

tenuistriata BITTNER 1899 Jahrb. 

cf. Telleri BiTTX£R 1901 Jahrh. 

asperata BITTNER 1901 Jahrb. 

camuna SALOMON 1900 und 1902. 

sp. BITTNER 1901. 

# sp. nov. aff. Tellerve SALoMmon 1900 und 1902. 


Im Anschluß an die vorbeschriebenen Fossilien der Myo- 
phorien-Bank von Predazzo möge hier eine Besprechung der 
Pseudomonotis Telleri Platz finden, die ich in zahlreichen 
Exemplaren in den Myophorienbänken der Mendel oberhalb Eppan 
sammelte. Sie liegen dort zusammen mit Myophoriensteinkernen 
in einem eisenschüssigen, gelbbraun verwitternden Kalk. 

Das Charakteristische dieser Formen ist das große, nicht 
abgesetzte hintere Ohr und der kräftige Byssusausschnitt des 
vorderen Ohres, das durch eine scharfe Einfurchung von dem 
Hauptschalenkörper getrennt ist. 

Terrer,') Bırtser und SaLomon haben sich eingehend über 
die Charakteristik von Pseudomonotis ausgesprochen. Bıirrser 


” 


E3) 


1) 1886. 


56 


und Saromon haben speziell eine Anzahl neuer Formen auf- 
gestellt, auf die ich näher einzugehen habe. 
Bırtner trennt mehrere Spezies und Gruppen darnach, ob 
die Schalen gerippt oder glatt sind. Es ist nun schr auffallend, 
daß die mir im Steinkern vorliegenden Exemplare von der Mendel 
keinerlei Verzierungen aufweisen, sondern glatt sind und voll- 
kommen der Ps. Teller! bei Bırrser gleichen, während sämtliche 
Hohldrücke eine mehr oder weniger deutliche feine Radialstreifung 
zeigen. Dabei muß hervorgehoben werden, daß mir mehrfach 
Steinkern und Hohldruck von ein und demselben Individuum vor- 
liegen (Fig. S—9, 12—13) und daß die Bırrnerschen Exemplare 
der Ps. Tellere vom Bockhara gleichfalls Steinkerne sind (1899 
S.700). Die feingestreiften Formen bezeichnete Bırrnrr 1899 als 
tenurstriata. Sein Exemplar Taf. XV, Fig. 16 stimmt voll- 
kommen mit meinen, z. B. Taf. II, Fig. 11 und 13 überein. 
Hierdurch halte ich die Identität der Ps. Teller! mit der Ps. 
tenuistriata für erwiesen, ganz abgesehen davon, daß BiıTTnEr 
(1901 8. 570) selbst erwähnt: „Der Übergang von der glatt- 
schaligen Form der echten Ps. Teller! zu den rauh- oder gerippt- 
schaligen Verwandten scheint ein sehr allmählicher zu sein; auch 
scheinen beiderlei Formen in demselben Lager vorzukommen.“* 
Bittner beschreibt dann noch Taf. XXI, Fig. 8 eine Ps. 
cf. Tellert, bei der nur das Ohr gestreift ist. und eine Ps. asperata 
Fig. 6, bei der die Schale raulı skulpiert erscheint durch 
stärkeres Hervortreten der konzentrischen Verzierung, die aber 
sonst ganz der Zenurstriata gleicht. Diese scheinbar spezifischen 
Merkmale beider Formen lassen sich auch an meinen Exemplaren 
der Ps. Telleri beobachten. Sie beruhen nur auf dem wechselnden 
Erhaltungszustand; ich glaube diese Formen daher auch mit 
Ps. Telleri vereinigen zu müssen. Leider war mir das Original 
zu Ps. sp. Taf. XXIII, Fig. 4 nicht zugänglich, sodaß ich mir 
speziell über diese Form kein Urteil erlauben möchte. Der 
Unterschied gegen die tenuzstriata soll auf der Ausbildung der 
Ohren beruhen. Hierzu wäre aber doch zu bemerken, daß bei 
meinen Formen wie eben schon kurz angedeutet, das Aussehen 
der Ohren je nach dem Erhaltungszustand und der Ausfüllung 
des taschenartigen Byssusausschnittes mit Gesteinsmasse sehr 
wechselt. So erscheint bei meinen Exemplaren das Ohr im Stein- 
kern ganz anders als im Hohldruck, Taf. 11, Fig. s—9, 12—13. 
Im Hohldruck ist das vordere Ohr breit und vor dem eigentlichen 
Byssusausschnitt kräftig taschenartig gegen innen eingefaltet, zeigt 
deutliche Radialstreifen (Fig. 13) und an zwei Exemplaren an 
dem Faltenrücken eine Fiederskulptur. (Fig. 11 und 15a). Auf 
dem Steinkern dagegen ist das Ohr schmal, kräftig gewölbt und 


51 


zeigt nichts von der Tasche bezw. nur den Beginn derselben, 
der sich durch die scharfe Furche zwischen Ohr und Wirbel 
ausprägt. 

Der Längsschnitt Fig. 13a geht durch das Ohr und soll 
die kräftige taschenartige Faltung desselben veranschaulichen. 
Fig. 12a ist gleichfalls ein Längsschnitt in der Medianebene und 
zeigt den am Steinkern fast stets zu beobachtenden scharfen, 
tiefen Einschnitt über dem Schloßrand, in den die Schale des 
Tieres hineingeragt hat. In der Zeichnung selbst wie auch bei 
Biırrser 1899 Taf. XV, Fig. 16 kommt dieses Detail nicht gut 
zum Ausdruck. 

Saromon hatte 1900 über zwei Formen publiziert: Pseudo- 
monotis camuna nov. sp. und Ps. nov. sp. cf. Tellert aus 
der Myophorienbank der Val Camonica. Das Charakteristische 
der ersten Form ist das horizontale, dem Schloßrand parallele 
Vorspringen der Schalenpartie unterhalb des Byssusausschnittes, 
das in der Tat auf keiner der Bırrxerschen Abbildungen zu 
finden ist. Nun hat sich herausgestellt, daß- auch die vorbe- 
schriebenen Exemplare der Ps. Teller! von der Mendel bei ge- 
nüsender Präparation den horizontalen Schalenrand aufweisen. 
Fig. 14 zeigt das Ohr bei ungenügender Präparation, entsprechend 
den Bırrnerschen Abbildungen der Ps. Telleri. Fig. 8 dagegen 
beweist das horizontale Vorspringen nach Entfernung der Gesteins- 
masse. Bittner meinte s. Zt. (1901) schon, daß Ps. camuna 
mit Ps. Teller! sehr nahe verwandt sci. Nach dem Vorstehenden 
glaube ich, daß beide Formen identisch sind, und daß folglich 
camuna als Spezies einzuzichen ist. 

Die andere, von Saromon als cf. Tellerd besprochene Pseudo- 
monotis will Bırrner auf Grund des kurzen Schloßrandes nicht 
zu Teller stellen, da das „hintere Ohr nur cben so lang ist 
als das vordere“. Ich habe das hintere Ohr des Saromonschen 
Exemplares möglichst genau untersucht und glaube sicher, daß 
es lädiert ist. Sowohl dies Exemplar, als das der Ps. canmuma 
Sar. sind Steinkerne und werden von Qolitbkörnern durchsetzt. 
Diese treten gerade am hinteren Ohr der cf. TZellerd zahlreicher 
auf und machen das Verfolgen der Konturen unsicher, so daß 
jedenfalls eine unzweideutige Begrenzung ‘dieser Schalenpartie 
nicht wahrnehmbar ist. Da die Saromonsche Form sonst aber 
völlig mit Ps. Teller! übereinstimmt, so dürfte auch sie mit dieser 
vereinigt werden. 

Um noch einmal kurz zusammen zu fassen: Es sind identisch 
mit der Pseudomonotis Tellerd Brrrn. jedenfalls 

Ps. tenurstriata Bırrz. 
Ps. cf. Telleri Bırın. 


58 


Ps. asperata Brrrn, 

Ps. camuna Sau. und höchst wahrscheinlich auch 
Ps. sp. bei Bırrner Taf. XXIH, Fig. 4 und 

Ps. cf. Telleri Sat. 


Aus der gleichen Myophorienbank von der Mendel stammt 
Fig. 16 auf Taf. II. Der abgebildete Steinkern zeichnet“ sich 
durch seine starke Wölbung, den graden Schloßrand und ein 
kleines vorderes (?) Ohr aus. Der Abfall vom Rücken gegen 
das Ohr ist steil, sogar etwas überhängend. Die Form erinnert 
an das Genus Mysidioptera und zwar speziell an gewisse 
glatte Formen, doch besitzen diese alle nicht das kieine Ohr. 
Dagegen erinnert letzteres an die Badiotellen z. B. an das Ohr 
von Badtotella excellens nov. sp. (Taf. VI, Fig. 4). Da nur ein 
einzelner Steinkern vorliegt, möchte ich an ihn keine weitere 
Diskussion knüpfen. Ich habe ihn aber abbilden lassen, um die 
Aufmerksamkeit auf das Auftreten derartiger Formen in so tiefem 
Niveau zu lenken. 


Problematicum. 
Taf. III, Fig. 1—5. 

Bei Predazzo, an drei von einander getrennten Stellen, so: 
wie an der Mendel oberhalb Kaltern fanden sich in den Werfener 
Schichten sonderbare organische Reste, deren Zugehörigkeit zu 
irgend einer Organismengruppe mir ebenso sicher, wie ihre syste- 
matische Stellung unsicher erscheint. Das Gestein, in dem diese 
Fossilien vorkommen, ist ein plattiger, feinkörniger Kalksandstein 
von grauer Farbe, der an der Oberfläche bräunlich verwittert. 
Die vorliegenden Platten sind etwa 3 cm dick und zeigen auf 
dem Querbruche eine feine, dünne Schichtung. 


Auf der angewitterten Oberfläche treten die fraglichen 
Fossilien deutlich zu Tage. Sie erscheinen als elliptische, napf- 
bezw. flachschüsselartige Gebilde, deren äußere Ränder sich übeı 
das Niveau der Platte erheben. Im Zentrum einer jeden solchen 
Schüssel erhebt sich ein kleiner, stielförmiger Zapfen, so daß das 
Ganze einem vom Stiel her geschenen Coeloptychdum nicht un- 
ähnlich wird. Merkwürdigerweise gehen aber diese Gebilde durch 
die ganze feingeschichtete Platte hindurch als stammartige Körper 
mit unregelmäßigen Einschnürungen, die der Schichtung der 
Platte zu entsprechen scheinen. Fig. 1 Taf. Ill stellt ein der- 
artiges „Stammstück* dar mit links anhaftender Gesteinsmasse. 
Am unteren Ende ist das Stück schräg angeschliffen. Bei an- 
gewitterten Exemplaren erscheint der kleine Zapfen auf der Unter- 
seite als kleine Vertiefung. 


59 


Der Durchmesser des äußeren Ringes beträgt bei den größten 
Individuen 5, bei den kleinsten 1 cm. Der Zentralstiel bleibt 
klein, sein Durchschnitt ist im Maximum 0,2 cm. Oft liegen zwei 
dieser sonderbaren Körper dicht beieinander oder scheinen mit- 
einander zu der Form einer 8 (Fig. 2 u. 3) zu verschmelzen. 


Auf der Unterseite der in Fig. 3 abgebildeten Platte über- 
decken sich beide Formen stärker als auf der Oberseite, bei der 
die Überdeckung in der Zeichnung etwas zu stark zum Ausdruck 
kommt. 


Beim Anschleifen eines Stammstückes tritt der Stielkörper 
deutlich hervor, desgleichen makroskopisch die Abgrenzung des 
Stammkörpers gegen die umhüllende Gesteinsmasse. Fig. 4 Taf. III 
sibt den auf das Anderthalbfache vergrößerten Dünnschliff des 
darüber abgebildeten Stammstückes, der die Verhältnisse am 
besten zeigt. Eine schalenähnliche Umgrenzung des Körpers fehlt; 
die umgebende Gesteinsmasse unterscheidet sich im Schliff nur 
durch die ein wenig stärkere, wolkenartige Pigmentierung von der 
Masse des Stammkörpers, sodaß die mit bloßem Auge deutlich 
sichtbare Abgrenzung des Körpers unter dem Mikroskop nur 
schwer wiederzuerkennen ist. Dagegen zeigt der Stiel (Fig. 4 
u. 5) deutlich einen feingekörnten, offenbar aus Calcit bestehenden, 
hellen Ring, dessen Inneres von eckigen Körnchen von Quarz und 
Caleit ausgefüllt ist. Eine Kammerung oder septenartige Bildung 
war weder im Stamm noch im Stiel wahrnehmbar. 


Danach scheint mir das wesentlichste Skeletelement an 
diesem Organismus eine Hohlröhre gewesen zu sein. Umgeben 
war diese von einer weichen, gallertartigen oder hornigen Masse, 
welche sich ihrerseits gegen außen durch eine jedenfalls nicht 
verkalkte Membrane (?) abschloß. Nur so erklärt sich auch das 
scheinbare Ineinandergreifen zweier verschiedener Individuen. In 
die zentrale Röhre des Organismus gelangten wohl bald nach 
seinem Tode Sand und Kalkkörner, während sich bei der Ver- 
wesung der umgebende Weichkörper mit Meeresschlamm im- 
prägnierte. Weiteres kann ich über diese rätselhaften Körper 
nicht sagen. 


Bei diesen Formen an Orthoceras zu denken, ist ausge- 
schlossen, da eine feste äußere Schale ja fehlt und keine Spur 
von Kammerung wahrnehmbar ist, ganz abgesehen davon, daß ein 
Ineinandergreifen von zwei Individuen, wie es die Fig. 2—3 zeigen, 
bei Ortkoceras nicht denkbar ist. Am chesten könnte man viel- 
leicht an Hornschwämme denken, mit einem verkalkten langen 
schmalen Gastrovascularraum oder auch an Ascidien, wenn es 
sich nicht überhaupt bei diesen Organismen um Pflanzen handelt. 


60 


Herr Dr. Broıcı (München) teilte mir übrigens mit, daß 
im diese Körper auch aus den Werfener Schichten der Seißer- 
Alp bekannt sind. 


| Versteinerungen aus den Wengener Dolomiten und Kalken. 


a) Aus einem losen Dolomitblocke der Val Averto. 


Avicula cf. caudata Srorr. 
Taf. II, Fig. 13 -15. 
Avvcula mytiliformis STOPPANT 1858—60 S. 91. 
Avticula caudata STOPPANI 1858—60 S. 92. 
Avicula decipiens SALOMON 1895 S. 152. 
Avicula caudata BiTTNER 1895 8. 72. 
Avtcula caudata BroıLı 1903 S. 165, Taf. XVII, Fig. 21--23. 

Aus einem losen, von Trochiten erfüllten Dolomitblock in der 
Val Averto stammen eine ganze Anzahl von Steinkernen einer 
Avtcula, die eine spezifische Bestimmung erlauben. Der Wirbel 
dieser Avzcula ist spitz, der Rücken mäßig gewölbt. Das vordere 
kleine Ohr ist etwas gewölbt und deutlich abgesetzt. Das hintere 
Ohr mit dem langen geraden Schloßrand wird gegen außen durch 
cine schmale Leiste begrenzt, die die Lage des Ligaments 
bezeichnet. 

Von dem Rücken ist das hintere Ohr durch einen scharfen 
Abfall getrennt. Die Anwachsstreifen, auf dem Steinkern noch 
gut erhalten, ziehen über den Rücken zum hinteren Ohr und 
biegen vor der Ligamentleiste kräftig um, und zwar mit einem 
gegen den Wirbel konvexen Bogen. Dies Verhalten weist auf 
eine rückwärtige Verlängerung des obersten Ohrrandes hin, die 
sich auch bei einem leider nur schlecht erhaltenen Exemplare 
(Taf. III, Fig. 15) beobachten ließ. Die rechte Klappe erscheint 
stärker gewölbt als die linke. Die Form ist jedenfalls zu 
Sropranıs Arcula caudata und mytiliformis v. Esıno zu stellen, 
die nach Birrner zu vereinigen sind. Wohl mit Recht stellt 
Bıriner auch Avzcula decipiens Sar. zu dieser Spezies. 
Das Original zu Av. decipiens Taf. IV, Fig. 361) zeigt das 
gleiche eigentümliche zipfelförmige vordere Ohr und dieselben 
geschwungenen Anwachsstreifen. Des weiteren gehören in die 
nahe Verwandtschaft: Birrsers Avdcula pannonica und Avreula 
Böckht aus dem Bakonywalde. 

Zahl und Vorkommen: Acht Exemplare aus dem Val Averto 
oberhalb Zännon. 


!). SALOMON 1895. 


61 


kb. Forzella. 
Daonella Tommasitinov. sp. ex. aff. D.paucticostatae Tornau. 
Taf. II, Fıg. 16--20. 
Daonella paucicostata TORNQUIST 1898 8. 673, Taf. XXIN, Fig. 1-4. 
Halobia nov. form. indet. TomMAsı 1895 Fig. 5. 

Auf dem Gipfel der Forzella ‚oberhalb Predazzo, dicht. bei 
der Signalstange, fand sich eine Lumachelle, die, abgesehen von 
der im folgenden zu beschreibenden Damestella torulosa, aus- 
schießlich von den massenhaften Schalen einer Daonella gebildet wird. 

Ihre Form ist ungleichseitig, indem die lıntere Schalen- 
partie ungefähr die doppelte Länge der vorderen erreicht. 
Der kräftige Wirbel ist glatt; erst in - einigen mm Entfernung 
setzt die Skulptur ein, deren konzentrische Elemente sich wellen- 
artig in wechselnder Stärke gegen den Rand hin ausdehnen, -im 
allgemeinen aber gegen außen flacher werden, bis sie ganz 'ver- 
schwinden. Mitunter sind diese Anwachsrunzeln überhaupt nur 
schwach entwickelt und in den oberen Schalenpartien wahrnehn- 
bar. Die Radien entwickeln sich als feine scharfe Furchen; 
reichen aber nicht bis zum Schloßrand; mamentlich auf der 
vorderen kurzen Schalenpartie lassen sie einen beträchtlichen 
Sektor frei. Das Verhältnis der Rippenanzalıl auf der vorderen 
zu der auf der hinteren Schalenpartie gestaltet sich infolgedessen wie 
1:3—4. Zum größten Teil setzen die Rippen gleichzeitig unterhalb 
der Wirbelpartie ein. Eine Vermehrung durch Spaltung tritt nur 
untergeordnet auf, und zwar so, daß die Sekundärrippen bald die 
Stärke der übrigen erreichen. Die Gesamtzahl der Rippen ist 
schwankend, so daß man verschiedene Typen unterscheiden kann, 
die sich auch in ihrem Gesamthabitus unterscheiden, aber durch 
Übergänge miteinander verbunden sind. 

Es stellen dar: Fig. 16 u. 17 den Typus der hohen, wenig 
berippten Form, die ich als var. alta anführen möchte, Fig. 18—19 
in die Breite gezogene Formen, var. lZarga, bei denen die Be- 
rippung am stärksten ist, während Fig. 20 eine Mittelstellung 
sowohl in der Höhe der Form als auch in der Stärke der Be- 
rippung einnimmt. Es ergab sich, abgesehen von einer ganzen 
Anzahl anderer Messungen an nicht abgebildeten Exemplaren, die 
Dichte der Rippen auf der hinteren Schalenpartie im Abstand 
von 15 mm vom Wirbel auf 4,5 mm horizontale Distanz: 


bei Fig. 16 u. 17 6 Rippen, 
te 199 n 
EZ) 7 


» b7) 
Die Variabilität ist also sehr beträchtlich und wesentlich 
größer, als man sonst einer Daonellenspezies zuzugestehen pflegt. 
Ein Ohr (Halobienohr) war bei keinem Individuum zu bemerken. 


62 


Besondere Beachtung verdient der hintere, längere Schloßrand. 
Die Radialfurchen werden von diesem durch ein besonders 
markiertes, schmales Feld getrennt. Am Steinkern beobachtet man 
in letzterem zuerst eine leichte radiale Aufwölbung und dann bis 
zum Schloßrande eine etwas breite Depression (Fig. 18, 19 u. 20). 
Analog erscheint an einem von innen gesehenen Exemplar zuerst 
eine radiale Furchung und dann vor dem Rande eine flache Auf- 
wölbung. Es dürfte dieses Feld der Ligamentgrube entsprechen. 

Die Größe der Individuen schwankt sehr, neben Jugend- 
formen finden sich solche bis zu 4 cm Höhe. Bei diesen alten 
großen Exemplaren wird gegen den Rand die radiale Furchung 
unregelmäßig und zitterig. Die Tornqausstsche Beschreibung 
stimmt zwar in den meisten Punkten mit der vorstehenden über- 
ein, doch sind die Originale recht schlecht erhalten, so daß ich 
beide Formen nicht vereinigen möchte, bevor besseres Material 
aus dem Vicentin vorliegt. 

Ein von Tomması aus dem Iaatemarkalk beschriebenes, un- 
benanntes Halobienfragment scheint mit meiner Form von der 
Forzella übereinzustimmen. Ich nenne daher die Form Daonella 
Tommasit nov. sp. ex. aff. D. pauczcostatae ToRNau. 


‘ Damestella torulosa Torngu. 
Taf. III, Fig. 6-12. 
Damesiella torulosa TORNQUIST 1898 S. 677, Taf. XXIH, Fig. 7. 

Zusammen mit der vorbesprochenen Daonella tritt auf der 
Forzella in Hunderten von Exemplaren eine kleine Spezies von 
sehr eigenartiger Gestalt auf. Es sind Schalen von 3—5 mm 
Höhe und 4--6 mm Breite, kräftig gewölbt, mit starkem, über- 
gebogenem Wirbel, der sich etwas nach der einen Seite ver- 
lagert. Die Form der offenen Innenseite ist länglich oval und 
ließ, auch beim Anschleifen, keine Zähne erkennen. Die äußerst 
charakteristische Verzierung besteht aus 6—8 konzentrischen 
Wülsten. 

Allem Anschein nach ist diese Form identisch mit jener 
kleinen, die Tornauıst als Damestella torulosa beschreibt. Das 
Original hat mir vorgelegen, leider ist es schlecht erhalten. 
Tornaussr beschreibt seine Form als Gastropoden und ver- 
einigt sie generisch mit einer Naticella (?) anomala Kırrı'!). 

Daß eine Verwandtschaft zwischen diesen beiden Formen 
existieren soll, ist mir nicht verständlich, da die Kırrıschen 


statt VI, S. 184, t. 9, £ 28: VII, S. 134, t. (IX) VI, £ 28 u.t. (XM) 
IKT; 


63 


Formen eine deutliche Aufrollung bis zu einem ganzen Umgange 
zeigen. vor allem Taf. VI, Fig. 28, während bei dem Tornauıst- 
schen Original und auch bei meinen Formen die Spitze des 
Gehäuses nnr übergebogen ist. Naticella (?) anomala Kırrı halte 
ich jedenfalls für einen Gastropoden, während Damestella torulosa 
zweifellos ein Lamellibranchiat ist. Bei näherer Untersuchung 
stellt sich nämlich heraus, daß die Spitze des Gehäuses ziemlich 
gleich oft nach der einen wie nach der anderen Seite verlagert 
ist, daß wir also rechte und linke enantiomorphe Klappen vor 
uns haben (Taf. III, Fig. 6—3 u. 9—11), während bei ein und 
derselben Gastropodenspezies dieses Verhalten ja nur ausnalıms- 
weise vorkommt. Über die systematische Stellung der Damesiellen 
bin ich mir nicht schlüssig geworden, vielleicht gehören sie in die 
nahe Verwandtschaft der. Posidonomya gebbosa, die GEMELLARO !) 
und DE Lorenzo °) übereinstimmend beschreiben. Die Abbildungen 
sind nur leider zu undeutlich, um die Frage mit Sicherheit zu 
entscheiden. 

Taf. III, Fig. 12 gibt die Form Fig. 11 in vergrößertem 
Maßstabe wieder: nach den beiden Seiten, von oben und von vorn 
und bedarf keiner weiteren Erklärung. 


c. Loser Block von dem Abhang der Forzella. 


Oruratula carınthiaca RoTurr. Sp. 
Taf. IV, Fig. 1-18. 


Terebratula carinthiaca ROTHPLETZ 1886 S. 2, SO u. 116, Taf. XV, 
Fig. 2/3. 

Coenothyris Pironiana ToMmMASI 1887 S. 7, Taf. I, Fig. 1-5. 

Oruratula carinthriaca BITTNER 1890 S. 67, Taf. 1, Fig. 15. 

Waldheimia (Cruratula) ct. carinthiaca BITTNER 1890 8. 203, 127, 
Ira. I. ie, At, 8. 1156, Narr ROM RE) 

Terebratula Ramsaueri BEYRICH 1862 S. 35. 

Rhynchonella faucensts RoTuPLETZ 1886 S. 134, Taf. XII, Fig. 1—6 
il. ls 

Waldheimia (Cruratula) faucensis BITTNER 1890 S. 204, Taf. VII, 
Hier 21° 92 u 3. 258 

Rhynchonella faucensis SKUPHOS 1892 S. 50. 

& a 1893 S. 174, Taf. V, Fig. 19—23. 

Rhynchonella faucensis ROTHPLETZ 1894 S. 48. 

Cruratula faucensis BITTNER 1894 (Verh.) S. 97. 

Waldheimia (Cruratula) Beyrichii BITTNER 1890 S. 201, Taf. VI, 
Fig. 1—4. 

Waldheimia (Oruratula) Bittner 1890 3. 127, Taf. IV, Fig. 18 --23, 
8.203, Taf. VI, Eig. 8. 

Waldheimia forficula ROTHPLETZ 1886 S. 127, Taf. XV, Fig. 1. 

Waldheimia (Cruratula) forficula BiTTNER 1890 S. 128, Taf. IV, Fig. 16, 


1) 1882. 
2) 1893, 


64 


Aus einem großen, von den Hängen der Forzella verstürzten 
Blocke gelang es, eine Reihe von Brachiopoden zu gewinnen, die 
in der äußeren Form an gewisse Waldheimien erinnern, nnd die 
durch ihren eigenartigen Erhaltungszustand auffallen. Die Indi- 
viduen sind zum größten Teile hohl, zerspringen infolgedessen 
sehr leicht und gestatten so einen Einblick in die inneren Ver- 
hältnisse des Gehäuses, der sonst nur durch Anschleifen zu 
gewinnen wäre. Von den Zahngrubenstützen der kleinen Schale 
(vergl. Fig. 10, 11 Taf. IV) hängen in die Klappe zwei schwach 
nach außen gekrümmte, breite, ziemlich stark mit feinen Krystallen 
inkrustierte Häkchen hinein nach Art. der Crura und zwar erreichen 
sie nicht ganz die Mitte der kleinen Schale. Die beiden distalen 
Enden der Cruren sind durch keine Brücke oder Schleife ver- 
bunden, sondern bleiben getrennt. Gegen hinten, also gegen den 
Rücken der kleinen Schale zu, vereinigen sich die beiden Zahn- 
grubenstützen zu einem langen kräftigen Medianseptum, das un- 
gefähr bis zur Mitte der kleinen Klappe reicht. | 

Diese eigentümliche Beschaffenheit des Armgerüstes, ver- 
bunden mit der äußeren Form und der punktierten Schalenstruktur 
weisen auf das von Brrrxer aufgestellte Subgenus Cruratula hin. 

Birrner selbst beschreibt acht verschiedene Spezies dieses 
neuen Subgenus und zwar Ör. Beyrichü, carinihiaca, Damest, 
Eudora, Eudoxa, faucensis, forfieula und Hantkeni.. Von letz- 
terer gibt er keine detaillierte Beschreibung oder Abbildung. 

Die Frage, ob und mit welcher dieser verschiedenen Spezies 
die Form von der Forzella zu vereinigen wäre, gestaltet sich 
ziemlich schwierig, da diese Forzellaformen außerordentlich variabel 
in ihrer äußeren Gestaltung sind. Es zeigt sich an dieser Form 
wieder, ähnlich wie bei der zuvor besprochenen Daonella, daß 
die Variabilität einer Spezies gewissermaßen steigt mit dem An- 
wachsen der zu untersuchenden Individuenzahl, und daß man den 
Speziesbegriff' eher zu weit als zu eng fassen muß. Ich habe 
wegen dieser Variabilität eine größere Anzahl von Stücken meines 
Materials abgebildet und lasse zunächst ihre Beschreibung folgen. 

Der äußere Umriß zeigt Übergänge von der rundlich pen- 
tagonalen Form (Fig. 9, 15) zu länglich elliptischen (Fig. 1); 
ein anderer Typus ist die breite mehr dreiseitige Form (Fig. 7, 
15). Die große Klappe ist kräftig gewölbt und zeigt in extremen 
Fällen eine leichte Abplattung auf dem Rücken (Fig. 1), die sich 
zu einer flachen Einbuchtung in der Richtung des Stirnrandes 
entwickeln kann. Die kleine Klappe ist in der Regel schwächer 
gewölbt als die große, doch finden sich auch hier wieder Über- 
gänge zu Formen, bei denen die Wölbung der der großen Klappe 
gleichkommt (Fig. 3—4). Das Charakteristische der kleinen 


65 


Klappe ist das schon besprochene lange Medianseptum, sowie 
eine Depression, die manchmal nur schwach entwickelt ist, aber 
niemals fehlt. Sie beginnt am Wirbel ziemlich schmal und ver- 
breitert sich dann bei entsprechender Verflachung bis zum Stirn- 
rand. Die Folge dieser Depression ist eine Abstutzung der Stirn, 
sodaß die Kommissur meist horizontal in gerader Linie oder mit 
einer ganz leichten Einbuchtung gegen die große Klappe ver- 
läuft. Der kräftige, lange und übergebogene Schnabel ist leider 
in den meisten Fällen etwas abgebrochen. 

Fiel es schon BiTTtner schwer, seine verschiedenen Typen 
scharf von einander zu trennen, indem gewisse Übergangsformen 
zwischen zwei Spezies aufzutreten schienen, so ist diese Schwierig- 
keit bei den Formen von der Forzella noch größer. Um nicht 
durch subjektive, vielleicht irrige Eindrücke beim Vergleichen 
der Stücke und Abbildungen der verschiedenen Typen getäuscht 
zu werden, wurden genau die Dimensionen nach den BiTrxer- 
schen Abbildungen gemessen und hieraus zwei Indices I! und I? 
berechnet. In nachstehender Tabelle bedeutet I! das Verhältnis 
von Höhe zu Breite, I® dasjenige von Breite zu Dicke, und zwar 
stehen an erster und zweiter Stelle jedesmal die Extreme, an 
dritter Stelle die daraus sich ergebenden Mittelwerte der Be- 
rechnung. 


Dt = te ee aa = son ne eu nn De ee 


I! I? 
Min. | Max. | Med. | Min. | Max. | Med. 
Cruratula Beyrichü. . . 1 12 22 15542 2,222 71,832 
„  -earinthiaca.. .| 1,25 | 1,41. | 1,32. | 1,25 | 1,29 | 1,26 
E dose lo lol 71,222 1520201,532 11,30 
5 een St 05502 la 0,98 | 2177025832 72,04 
„ don 02670 1:,60810.0,99R 171,807 | 2,427 2,16 


Die nächste Tabelle gibt die Höhe, Breite und Dicke, sowie 
die sich daraus ergebendeu Indices I! und I? der in dieser Arbeit 
abgebildeten Formen von der Forzella wieder. 


H Bı D I! I? 
Oruratula carinthiaca 
var. Beyrichti 
Eee 13021210 10 Inlon B21.60 
Le er et 15 13 Son | mul llon 1508 
ala ER DR RER a RT 15 14 9 1,07 | 1,55 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1. 5 


66 
| | 
| IE? Br. D: 1m = 
carinthiaca sens. Str. 
Piel NETSIER 17 13 11,5: | 21,30% 22 
PISREort en u Ser 17 14 10 1,21 90 
LE 14 10 8. || 1,402 2125 
ee 12 | a5 1,21 
var. cf. Eudoxa 
DICH Le en 14 12 8 1,16 02550 
es 11 8 1,47 
Bio 2N aan ae 13,5 8,5 1,53 
var. pseudo-faucensis 
Tienlas. sets re 85 len 6° 11,007 21:98 
Pieter ee 9 5 1,80 
Tiochss ua 12 1,5 1,6 
Jugendexemplare 
ES ee 35 8 4,5 || 1,18 
Rig> 16. SIERT 7 6 B) 1,18) 2,00 


Was zunächst Cruratula Beyrichiw betrifft, so würden 
nach der Beschreibung Bırrners u. a. die Fig. 5, 6 u. 7 auf 
Taf. IV dieser Spezies zuzurechnen sein. In seiner Definition 
hebt Bırrner die stärkere Wölbung der großen Klappe gegenüber 
der kleineren und den langen, meist stark gekrümmten Schnabel 
hervor. Die „hohen, durch wulstige Seitenränder begrenzten 
Deltidialflächen*“ auf der Innenseite des Schnabels sind an unseren 
Exemplaren leider nicht gut zu beobachten. Ein weiteres Charak- 
teristikum bildet die mehr oder weniger flache kleine Klappe mit 
einer flachen und weiten Mediandepression, die die Tendenz zeigt, 
gegen die Stirn hin noch mehr abzuflachen und nahezu zu ver- 
schwinden. 

Diese Merkmale stimmen im allgemeinen gut mit meinen 
Formen überein, desgleichen die Indices. Die Schnäbel bei 
meinen Exemplaren sind meist abgebrochen oder schlecht erhalten, 
doch zeigt No. 7 noch einen recht langen gebogenen Schnabel. 
Charakteristisch ist die Übereinstimmung der kleinen Klappe 
meiner Exemplare mit der Brvrnerschen Beschreibung. 

Mit Oruratula carıinthiaca sind die Forzellaformen durch 
Exemplare verbunden, wie sie in Fig. 1, 2, 3 u. 4 zur Abbildung 
gelangten. Sie zeichnen sich durch ihre langgestreckte, schmälere 
Form aus. Die Indices sind aus der Tabelle ersichtlich. Beide 
Klappen erscheinen fast gleich stark gewölbt.e Auf der großen 
Klappe bildet sich eine Abplattung des Rückens heraus, die, sich 
verbreiternd, zur Stirnkommissur hinunterzieht und einer stärker 
ausgeprägten Depression in der kleinen Klappe (vergl. Or. Beyrichü) 
entspricht. Bei Fig. 4 ist der Schnabel abgebrochen, doch ist 


67 


gerade dieses Exemplar besonders charakteristisch durch die starke 
Aufwölbung beider Klappen und stimmt hierin gut mit Fig. 20 
Taf. XXXVI bei Brrrser überein. Fig. 2 entfernt sich in dem 
Verhältnis von Breite zu Dicke =1I? um 0,11 von dem Maximal- 
wert der „Carinthriaca“, bleibt ihr aber in der Gestalt sehr ähnlich. 

Cruratula Eudoxa besitzt ihr Hauptmerkmal in der starken 
Überbiegung des Schnabels, die in dem Maßstabe bei den Forzella- 
formen nicht zu beobachten war. Auch weisen die Birrtnerschen 
Formen eine deutliche Einbuchtung der Stirnkommissur gegen die 
sroße Klappe auf, die meinen Exemplaren fehlt. Andererseits 
zeigen aber doch einige von ihnen Anklänge an die Zudoxa. So 
schließen sich Fig. 8, 9 u. 12, der Form und den Indices nach, 
eng an ein Exemplar vom Raschberg an, das Brrrxer Taf. VI 
Fig. 8 abbildet und als Oruratula aff. Eudoxae beschreibt, indem 
er gleichzeitig auf die Ähnlichkeit dieser Form mit der „Beyrichiü“ 
hinweist, 

Cruratula faucensis bei Biırtner besitzt im allgemeinen 
Formen, deren Breite im Verhältnis zur Dicke beträchtlich ist, 
was durch den hohen 2. Index zum Ausdruck gelangt. Damit 
übereinstimmend, schließen sich diejenigen Forzellaformen, deren 
I? hoch wird, recht nahe an die „faucensis“ an. Es sind speziell 
Fig. 13, 17, 18. Dei diesen wird die kleine Schale flach, bei- 
nahe deckelförmig und zeigt eine breite, deutlich ausgeprägte 
Depression. Ob zu dieser Form auch gewisse Jugendexemplare, 
z. B. Fig. 14 u. 16 von der Forzella, zu ziehen sind, ist zweifel- 
haft, da Bırrner keine Jugendform der „faucensis“ von gleicher 
Größe abbildet. Das Eigentümliche dieser ist eine sehr flache 
kleine Klappe, mit breiter, flacher Depression. Durch den hohen 
zweiten Index kommt die nicht unbeträchtliche Breite dieser 
Formen zum Ausdruck. 

Oruratula faucensis hat zu verschiedenen Kontroversen 
zwischen BiTTxer einerseits und ROTHPLETZ und SKUPHos anderer- 
seits geführt. Nach dem Erscheinen des großen Brachiopoden- 
werkes, in dem Bırtner 1890 den Cruratulacharakter der faucensts 
betonte, haben RoTHPLETZ und SKUPHoS unzweideutig nachgewiesen, 
daß ihre „faucensis“ eine Rhynchonella ist. Nun zeigen aber die 
Stücke von der Forzella, welche in der äußeren Gestalt dieser 
faucensis nahe stehen, deutlich punktierte Schalen. Es dürfte 
sich daher die Kontroverse so lösen, daß sowohl Oruratula als 
auch ZRhynchonella faucensis bei ihrer großen Variabilität }) 
Formen bilden, die sich äußerlich, namentlich bei lädiertem 
Schnabel, sehr ähnlich werden, im Grunde aber nichts 


!) SKUPHOS 1893 S. 175. 
H* 


68 


- 


miteinander zu tun haben. Vielleicht könnte man für solche 
Nebenformen der Cruratula die Varietät pseudo-faucensis ein- 
führen. Zu dieser wären dann auch die beiden Formen zu stellen, 
die Bittner aus dem Hallstädter Kalk zitiert mit der Angabe, 
daß bei diesen beiden eine deutliche Punktierung der Schale 
wahrzunehmen ist. 

Bırrnzr beschreibt noch eine Oruratula forficula, die von 
RorHPLreTZ aufgestellt worden ist. Leider scheint bis jetzt nur 
ein Exemplar dieser Spezies vorzuliegen, sodaß eine Identifizierung 
mit einer der Forzellaformen nicht ratsam erscheint, doch möchte 
ich nicht unerwäbnt lassen, daß einige von ihnen, z. B. Fig. 15, 
das scharfe, scherenartige Hervortreten der Seitenteile gegenüber 
der Depression in der kleinen Klappe sehr gut ausgeprägt zeigen. 


Nach dem Vorstehenden sind in dem Material von der 
Forzella sicher Vertreter der Oruratula Beyrichit, pseudo-faucensts 
(faucensis) und der carinthiaca vorhanden, sowie Formen, die 
zwischen diesen Typen untereinander und der Oruratula Eudoxa 
vermitteln. Dadurch verlieren die besprochenen Spezies das Recht 
der Selbständigkeit, mögen aber als Varietäten beibehalten werden. 
Als Speziesname für die verschiedenen Varietäten ist Cruratula 
carinthiaca beizubehalten. Es wurden ca. 50—40 Exemplare 
von dem gesammelten Material untersucht. Die Art ist an der 
betreffenden Fundstelle sehr häufig. 

Cruratula carinthraca ist bekannt aus dem Füreder Kalk 
(= Wengener Schichten), den unteren Megalodus-Bänken (= Grenz- 
schichten zwischen Raibler- und Torer-Schichten), St. Cassianer- 
Schichten, Raibler-Schichten der Lombardei. Die Cruratula 
carinthiaca var. Beyrichit ist bekannt aus rotem Hallstätter Kalk 
von Leisling und vom unteren karnischen Rötelstein und Sandling, 
Ör. carinthiaca var. faucensis gleichfalls aus dem rötlichen 
(karnisch.) Hallstätter Kalk. 


Lima Tellerti Bırın. 
Taf. VI, Fig. 22. 
Lima Telleri BiTTNErR 1895 S. 194, Taf. XXIV,.Fie. 4. 
? Lima Spec. SALOMON 1895. S. 108, Taf. IV, Fie. 5. 

Diese kleine Zima fand sich in einem Exemplar zusammen 
mit der Cruratula carinthiaca. Sie ist kräftig gewölbt und fällt 
nach vorn ziemlich steil, nach hinten in gleichmäßiger Rundung 
ab. Die ca. 33 Radialrippen nehmen nach den Seiten zu an 
Stärke etwas ab und zwar liegen sie dicht beieinander ohne flache 
Zwischenräume. Die Berippung des vorderen Feldcehens ist un- 
deutlich. Ein nicht wesentlicher Unterschied gegen Bırrners 
Beschreibung besteht darin, daß auf der Hinterseite die immer 


69 


schwächer werdenden Rippen bis dicht an das Ohr gehen. Beide 
Ohren sind von annähernd gleicher Größe. Von Bedeutung ist 
der Unterschied, den Brrrser gegenüber der Zima striata her- 
vorhebt, daß nämlich die vordere Seite bei Zima Telleri steil 
abfällt und nicht wie bei Zzma striata ausgehöhlt ist. Einen 
weiteren Unterschied sehe ich darin, daß scheinbar Zima striata 
viel dichter berippt ist, als Z. Telleri; denn, zählt man die un- 
deutlichen Rippen auf der vorderen Seite nicht mit, so hat Zima 
striata 36—40 Rippen, während ich auf dem entsprechenden 
Teil meines Exemplares nur 26 zähle. Zima Tellert ist be- 
kannt von Esino und der Marmolata, die mit ihr sehr nahe 
verwandte Z. paulula aus den Carditaschichten von Kärnten und 
Veszprem im Bakony. 


Megaphyllites ex. aff. Megaph. insectt Moss. und 
Megaph. humelis Moss. 


Vergl. S. 73, wo diese Form zusammen mit einem Exemplar 
vom Latemar beschrieben ist. 


d) Loser Block aus dem Val Sorda. 


Badiotella excellens nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 4a—b. 

Diese prächtige Art erhielt ich von einem Bauern aus 
Medil, oberhalb Forno, der sie im obersten Val Sorda auf den 
Lastei am Fuße des Laatemar gesammelt hatte. Es sind zwei 
Stücke, die aus einem diploporenreichen Kalk-Dolomit stammen 
und als Steinkerne erhalten sind. 

Die Form ist ausgezeichnet durch den steilen, sogar über- 
hängenden Abfall auf der in Fig. 4 linken (vorderen), in Fig. 4a auf den 
Beschauer gerichteten Seite, während nach der anderen Seite die 
Schale sich allmählich senkt und ein deutliches Ohr bildet. Der 
Rücken ist etwas abgeflacht; ein in Fig. 4 horizontal gelegter 
Durchschnitt durch den mittleren Teil 
würde den in nebenstehender Figur 
abgebildeten Umriß haben. Das un- 
gemein Charakteristische dieser Form 
= 7» ist der sehr spitze Wirbel, der sich 

Fig. 8. nicht wie bei den Limen und Mysi- 

diopteren nach vorn gegen den Steil- 

abfall wendet, sondern gegen das deutliche, auf der Hinterseite 
liegende Ohr. Ob auf der anderen Seite des Wirbels auch ein 
Ohr vorhanden ist, ließ sich nicht feststellen. Die Skulptur be- 
steht aus ca. 19 kräftigen, vom Wirbel ausstrahlenden, einfachen 


70 


runden Rippen, deren Stärke gegen das Ohr zu abnimmt, bis sie 
ganz verschwinden. Das steile Feld auf der linken vorderen 
Seite erscheint glatt, das Schloß ist nicht zu erkennen. 

Über die generische Stellung dieser Form bin ich lange im 
Zweifel gewesen, bis ich Gelegenheit hatte, die Originale der 
Broizıschen!) Badiotellen zu sehen. Zu dieser Familie dürften 
meine Formen gehören, da die Badiotellen die gleichen charak- 
teristischen Merkmale besitzen, nämlich den überhängenden Steil- 
abfall auf der vorderen Seite, die Biegung des Wirbels nach der 
entgegengesetzten Richtung und ein kleines Ohr hinter dem Wirbel. 
Der beträchtliche Größenunterschied dürfte in genereller Hinsicht 
ohne Bedeutung sein. 


e) Fundort vom Latemar Ostgipfel (anstehend). 
Ceratites Rombergi nov. sp. 


Bar, 250,019, Rexihe>9: 

Diese flache, stark involute Form liegt in zwei Exemplaren 
vor. Im Nabel erkennt man außer dem letzten noch drei bis 
vier weitere Umgänge. Die zahlreichen Sichelrippen streben von 
der Naht aus nicht ganz bis zur Mitte des Umgangs gegen vorne. 
Hier verdicken und verbreitern sie sich, ohne aber eigentliche 
Knoten- zu bilden, zerschlitzen sich dann in zwei oder mehr faden- 
artige Rippen, biegen sich rückwärts bis zu drei Viertel der 
Umgangshöhe und wenden sich dann wieder nach vorne um; und 
zwar ist diese Biegung am schärfsten unmittelbar am Rande des 
abgeplatteten Externteiles. Über diesen setzen die Rippen in 
leichtem Bogen hinweg. In dem älteren Teil des letzten Umganges, 
dort wo die Berippung deutlich zurücktritt, sind drei knotige 
Dornen zu beobachten, entsprechend der Stelle, - wo die Rippen 
sich zerschlitzen. Die größte Dicke erreicht der Umgang gleich- 
falls in der Höhe dieser Dornen. Von hier fällt die Schale flach 
dachförmig gegen die Naht und den Externteil ab. 

Die sehr einfache nebenstehende Lobenlinie 

ER wurde durch Anätzen mit verdünnter Essigsäure 

ö Vr sichtbar gemacht. Durch weiteres Anätzen ging 
sie dann wieder verloren. 

Fig. 9. Die Art der Berippung, sowie die Einfachheit 


Lobenlinie von der Lobenlinie weisen die Latemarformen zu 
Ceratites Rom- Cohen ee ee q Cora 
bergi. n. sp. eratites und zwar in die Gruppe des Ceratites 


binodosus. Am nächsten steht sie wohl den Cera- 
tites aviticus, cordevolicus und suaves bei MoJsısovics,?) von denen 
21) 1908 t. XX, 
2) 1882 $. 23—26. 


— =. 
ee 


Dr 


sie sich aber deutlich unterscheidet. Eine nahe Verwandtschaft 
besteht auch zu Ceratites Pretto! Tornau.'), den Tornguisr 
gleichfalls in die Gruppe des Ceratites binodosus stellt und zwar 
in nahe Beziehung zu Ceratites Beneckei, Ragazzonii und cor- 
varensis. Zu beachten ist, daß Ceratites suavis, aviticus, corde- 
volcus, Beneckei und Ragazzonı der Zone des Ceratites trino- 
dosus == Sturiakalken angehören, während Ceratites Prettor aus 
den Subnodosus —= obere Buchensteiner Schichten (Torxau.), 
Ceratites corvarensıs aus den Wengener Schichten = Zone des 
Trach. Archelaus bekannt ist. Es geht also diese Gruppe der 
nächsten Verwandten meiner Form vom Muschelkalk bis zu den 
Wengener Schichten, wenngleich die meisten der hier in Betracht 
kommenden Formen der Zone des Ceratites trinodosus (Sturia- 
kalke) angehören. Die Dimensionen des Ceratites Rombergi sind: 
D. = Durchmesser — 19, 


= rlonese delletzt nAUme7= 78,5, 
Brs=sBreiten. so, id, 
Nz = Nabelweite =: 

Daraus ergeben sich die Indices D. zu N. = 3,8; D. zu H. = 


2,28, Ba 21 
Untersucht. wurden: 1 gutes Exemplar und 1 Fragment. 


Arpadites sp. ind. ex. aff. A. Szabör Moss. 
Taf. IV, Fig. 22a—b. 


Arpadites Szaboı MoJsısovıcs Abh. 1882 S. 55, Taf. XXVI, Fig. 2. 
Arpadites sp. ind. ex. aff. Szaboi MoJsısovics 1882 S. 56, Taf. XXV, 
Fig. 16 u. 28. 


Mossısovics bildet auf Taf. XXV, Fig. 16 u. 28 einen 
Arpadites ind. ex. aff. Arpadis ab, der im Text auf S. 56 als 
Arp. ex. aff. Szabör steht. Mit diesem stimmt ein Fragment 
vom Latemar gut überein, dessen Eigenart in den kräftigen, 
sichelförmig stark nach vorn geschwungenen Rippen liegt. Auf 
dem Externteil bilden die Rippenköpfe je einen deutlichen Seiten- 
kiel zu beiden Seiten der Mediankiele. LI;obenlinien ließen sich 
nicht beobachten. 

Arpadites Szabör ist bekannt: aus der Zone des TZrach. 
Archelaus im roten Kalk von Szt. Antalfa (Bakonywald), aus 
dem grauen Kalk von Esino, aus dem schwarzen Daonellenkalk 
von Prezzo in Judikarien, und der angeführte Arp. ex. aff. Szabör 
gleichfalls aus dem grauen Esinokalk der Val di Cino 
bei Esino. 


1) 1898 $. 645. 


72 


Arpadiles nov. sp. ex. aff. A. Arpadıs Moss. 
Taf. IV, Fig. 21a—b. 

cf. Arpadites Arpadis MoJsısovics 1882 S. 54, Taf. XXV, Fig. 29. 

Von Arpadües Arpadis unterscheidet sich diese Spezies 
durch den breiteren Externteil, was darauf berulit, daß die seit- 
lich aus den Rippenenden sich bildenden Kiele annähernd die 
Höhe der Mediankiele erreichen. Leider wurde bei einem Ver- 
such, die Lobenlinie durch Ätzen freizulegen, der Externteil lädiert, 
doch tritt an einem kleinen Fragment die Beschaffenheit des- 
selben noch deutlich hervor. Die Berippung stimmt gut mit der 
von Arpadites Arpadis bei Mossısovics überein. Die Rippen 
sind breit, kräftig nach vorne gebogen, doch bei weitem nicht 
in dem Maße, wie bei der zuvor besprochenen Form. Zwischen 
die Primärrippen schalten sich regelmäßig etwas schwächere in 
1/4 der Windungshöhe ein, die gleichfalls bis zum Externteil 
reichen. Am Original sind die Rippen des inneren Umganges 
nicht so verschwommen wie bei der Zeichnung. Die Dimensionen 
dieser Art (I), verglichen mit denen des Arp. Arpadis (II) aus . 
dem Val di Cino, den Mossısovıcs abbildet, sind: 


1: 1. 

Durchmesser 
—— — DU 247 
Nabelweite 2 ‚1 

Durch } 

urc ee 3 3.35 
Höhe d. letzt. Umg. 
Höl 

= d. letzt. Umg. 1,6 1,83 
Breite 


weichen also wenig von einander ab. 
Die Lobenlinie war leider trotz Ätzens nicht zu beobachten. 
Arpadites Arpadis fand sich in der Zone des Trach. Archelaus 
aus dem Bakonywald; aus gelben Mergeln des Vogelberges bei 
Idria und im grauen Esinokalk der Val del Monte bei Esino. 
Untersucht wurden: ein vollständiges Individuum und ein 
kleines Fragment. 


Megaphyllites ex. aft. M. insecti Moss. und des 
Meg. humtlis Moss.') 
Taf. IV, Fig. 23, -Textüg. 10. 
Pinacoceras insectum MOoJSISOoVIcs 1873 S. 44, Taf. XX, Fig. 1— 7. 
Pinacoceras humile MoJsısovics S. 46, Taf. XIX, Fig. 2—4, Taf. XX, 
Fig. S—9. 

Vom Latemar und von der Forzella liegt je ein glatter, 

involuter Cephalopode vor. Die Lobenlinien waren bei dem einen 


!) Vergl. auch S. 69. 


73 


Exemplar garnicht, bei dem andern (siehe unten) nicht genau 
genug sichtbar zu machen. Varices fehlen auch, so daß die Be- 
stimmung auf die Berechnung und die Diskussion der Indices 
angewiesen war. Die Form wies auf Megaphylites hin und zwar 
speziell auf die etwas abgeflachten Megaph. insectus, humklıs, 
applanatus und transiens. Megaph. applanatus dürfte von diesen 
wegen seiner eigenartigen Nabelgestaltung auszuschließen sein. 


Bei den folgenden Indices des abgebildeten Latemar- 
exemplares bedeutet D den Durchmesser der ganzen Form; 


H = Höhe und Br. = Breite des letzten Umganges, wobei 
Mittelwerte aus verschiedenen Messungen zugrunde gelegt wurden. 
D H D 
_- — 1 — = 142 — = 2,46. 
H IN Br. Br. 


Mossısovics erwähnt von Megaph. transiens, daß er zwischen 
Megaph. insectus und humilis stehe, was durch seine Indices zum 
Ausdruck kommt. Unsere Form steht den Indices nach gleich- 
falls zwischen humılis und insectus, doch dürfte es verfehlt sein, 
nur auf Grund der angeführten Daten die Latemarform speziell 
zu Megaph. transiens zu stellen. Ich ziehe es daher vor, sie 
als in die Gruppe des Megaph. insectus-humilis gehörig anzu- 
führen. Bei Megaph. humilıs schwankt: 
D ’ H Dann | 
HT 1,73—1,8 a 253 Be 2,66. 
Bei Megaph. insectus: 


D H D 
= 06 10% — —111- 1,26; — —1,84—-2,09. 
an at Be er 20s 


Megaph. transiens gibt: 
D H D 
— 1,63 — 8 —. Di 21. 
Hoi Bei Bes: :’ 
Die Indices des Megaphyllites von der Forzella ergaben: 
D H D 
= ar gan 5,9000 we 
H i Br. Br. ; 
ich möchte ihn daher in diese Reihe stellen. 


Seine Lobenlinie hat ungefähr folgenden Verlauf (Fig. 10). 


ar EAN Man kennt Megaphyllites insectus 
ar |: der Norischen Stufe (Sandling); 


Megaph. humilıs aus 1. der Norischen 
Bier (0) Stufe (Sandling), 2. Karnischen Stufe 
zusammen mit Bucephalus subbullatus. 


Zahl der untersuchten Exemplare: je ein Exemplar vom 
Latemar und von der Forzella. 


74 


Megaphyllites cf. Jarbas-sandalinus Moss. 
"Bat. IV. Rig: 20. 
Pinacoceras sandalınum MOoJSIsovIcs 1873 S. 44. 
Megaphyllites sandalınus MoJsısovıcs 1882 S. 191, Taf. LII, Fig. 1 u. 2. 
Pinacoceras cf. Jarbas MoJsısovics 1873 S. 47, Taf. XIX, Fig.9, 10 u. 16. 
Megaphyllites JARBAS, MoJsısoVics 1882 S. 193, Taf. LXXX, Fig. 7—8. 
Auf dieselbe Art der spezifischen Bestimmung war ich bei 
dieser Form angewiesen, die gleichfalls unverkennbaren Mega- 
phylliten-Charakter trägt: gänzliche Involution bei flacher, scheiben- 
förmiger Gestalt. Auf dem runden Externteil erkennt man teil- 
weise deutliche Epidermiden. Varices sind nicht vorhanden; 
die Lobenlinie ließ sich trotz Anätzens nur ganz unvollkommen 
und schlecht erkennen. 
Die Indices ergaben: 
DN H D 
> 1,64— 1,75 Br 1,75—1,87 DB 3. 
Zum Vergleich führe ich die Indices offenbar nahestehender 
Formen an, wie sie sich aus den Arbeiten von MosJsısovics 
ergaben: 
Megaph. obolus: 


Seen nl D _ 9862,76. 
H Br. 


Megaph. oenipontanus: 
D H D 
en ei en. 
Megaph. Jarbas: 


2—1,54—1,08 ne Digg 


Br Br. 
Megaph. sandalhinus: 
D H D | 
= —W el en), 
H > Br 2 Br. 2 


Am wichtigsten für die Beurteilung der Zugehörigkeit sind die 

EIER D 
Indices Br. und Br 
Formen zum Ausdruck bringen. Somit dürfte also der Mega- 
phyllit vom Latemar in die Nähe des sandalınus und Jarbas zu 
stellen sein. Ich führe ihn auf als „Megaph. cf. Jarbas und 
cf. sandalinus Moss.*?), da ich auch in diesem Falle nicht wage, 
bloß gestützt auf die Messungen, eine sichere Speziesbestimmung 
vorzunehmen. 


1) Vergl. S. 73. 

?) Diese sind, wie MoJsısovıcs ausdrücklich hervorhebt, eng mit 
einander verwandt, ja MoJsısovics hält den M. Jarbas sogar direkt 
für einen Nachkommen des M. sandalinus. 


da diese die seitliche Abflachung der 


19 


Megaphyllites Jarbas ist bekannt aus der Zone des Trach. 
Aonoides und der Zone des Trach. Aon.: St. Cassian; Mega- 
phyliites sandalinus aus der Zone des Ceratites trinodonus. 

Zahl der untersuchten Exemplare: 3. 


Arcestes sp. 
Kleine, ca. °/a cm große indifferente Arcesten treten ver- 
hältnismäßig häufig am Tatemar auf. Eine spezifische Bestimmung 
ist aber nicht möglich. 


Didymospira (Anisactinella) Salomont nov. Sp. 
Taf. IV, Fig. 24—28 u. 30, Textfig. 11—14. 

. Diese neue Didymospira ist der Individuenzahl nach bei 
weitem der wichtigste Brachiopode für die Fundstelle auf dem 
Latemar. Die Schalen sind gewölbt, manchmal kugelig. Ihre 
Faltung ist außerordentlich kräftig, so daß für den Weichkörper 
des Tieres ein relativ kleiner Raum übrig bleibt. Die große 
Klappe trägt sechs Falten, und zwar treten die beiden Median- 
falten gegen die dominierenden Seitenfalten zurück. Auf letztere 
folgt dann je noch eine schwächere Falte dicht neben der Seiten- 
kommissur. Die Kommissur ist lorikat!), infolgedessen haben wir 
auf der kleinen, der Dorsalklappe, sieben 
Falten. Von den fünf mittleren Hauptfalten 
ist die median gelegene schwächer entwickelt 
als die seitlich unmittelbar folgenden. Diese 
sind, analog den Verhältnissen in der Ventral- 
klappe, am stärksten und schließen gewissermaßen einen Sinus 
ein, in dem die Medianfalte als Sekundär-Erhebung liegt. Das 
nächste Faltenpaar ist gleichfalls kräftig entwickelt, während das 
äußerste Paar an Stärke die Medianfalte etwas übertrifft. Vielleicht 
empfiehlt es sich, bei solchen Formen mit stark ausgeprägter 
Faltung eine Formel aufzustellen analog der Zahnformel bei 
Lamellibranchiaten oder Wirbeltieren. Es käme dabei gleich 
die Art der Kommissur, ob lorikat oder cincet zum Ausdruck. 
Es ließe sich hierdurch, bei gleichzeitiger Nummerierung der 
Rippen, eine Vereinfachung der Beschreibung erzielen. Die 
Ziffern oberhalb des Teilstriches entsprechen dann der Dorsal-, 
die unteren der Ventralklappe.. So würde z. B. für unsere 
Didymospira die Formel lauten müssen 


469, 2.1.2.3 4 
Br N 


!) Nebenstehende Figuren en die Stirnansichten zu Fig. 25 
u. 27 auf Taf. IV an. 


76 


4,0390: 2 9 Ich Zara 


der 
2 a ne Kar ea 3 


Die konvergierenden Falten in beiden Klappen treffen sich 
erst unmittelbar am Wirbel. Das mediane Paar der Ventralklappe 
läuft oft fast parallel bis in die Nähe desselben (Fig. 30). Der 
kleine spitze Schnabel der großen Klappe krümmt sich etwas. 
Eine Area ist in beiden Klappen vorhanden, in der Dorsalschale 
klein und schmal, in der ventralen größer, wie es nebenstehende 
Figur in vergrößertem Maßstabe wiedergibt. Der Schloßrand 
verläuft gerade. Die dicke Schale splittert bei 
ihrer faserigen Beschaffenheit namentlich an den 
Falten leicht los, so daß bei den lädierten Exem- 
plaren das Verhältnis der Falten und ihrer Größe 
oft ein ganz anderes ist als bei intakten. Die 
Fasern auf der Medianrippe der kleinen Schale 
Fig. 13.  konvergieren nicht. 


An einer Reihe von Exemplaren wurde das Verhältnis von 
größter Breite zur Höhe und zur Dicke bestimmt und zwar 
wurde letztere von der Tangentialebene an die beiden Median- 
rippen (Ventralschale) zur unpaaren Mittelrippe der kleinen Klappe 
gemessen: 


Ei 

ee 9 yo 09 12 105 
Höhe 

a ee 5 60 tete ee 
Dicke 


Zwei Exemplare wurden angeschliffen, um den Bau der 
Spirale zu studieren (siehe Fig. 14). 

Es zeigte sich deutlich eine Doppelspirale und zwar derart, 
daß eine breitere Lamelle in parallelem Abstand von einer zweiten 
dünneren begleitet wird. In der Abbildung gelangte die Sekundär- 
lamelle nicht zum Ausdruck. Die Ansatzstelle der Schleifen 
konnte nicht völlig unzweideutig festgestellt werden, doch scheint 
es, als ob von den Grura (23—19) eine kräftige Lamelle bis 
etwa in ein Drittel der Schalenhöhe von oben abwärts geht und 
sich dort mit der entsprechenden anderen Lamelle zu einer 
Brücke vereinigt (Il, 13—18). Diese gabelt sich näher der 
Dorsalseite (I, 14—8) und sendet nach rechts und links ihre 
Spiralkegel aus. Das zweite Exemplar (II) wurde noch ange- 
schliffen um die Brücke unzweifelhaft zu beweisen. Eine genaue 
Feststellung der Verhältnisse in der Nähe der Anwachsstellen 
ließ auch dieses Exemplar nicht zu. 

Man könnte Didymospira Salomoni infolge ihrer kräftigen 


Ze 


eckigen Faltung auf den ersten Blick für eine Rhynchonella 
halten, eventuell aus der Gruppe der ZRhynch. decurtata. Das 
Vorhandensein einer Area in beiden Schalen, vorzüglich in der 
größeren, weist auf Speregera hin. Spürferina kam trotz des 


RARARR 


9 


Fig. 14. Schliffzeichnungen von Didymospira Salomoni nov. SP. 


graden Schloßrandes wegen der faserigen Beschaffenheit der 
Schale nicht in Frage. Das Vorhandensein der Doppeispirale 
reiht unsere Form in die Gruppe der Didymospiren (SALOMON) 
ein. Zum Unterschied gegen andere Didymospiren sei folgendes 
bemerkt: Am nächsten steht Ded. Salomoni der Did. veneziana 
in der Art der kräftigen, etwas steilen Berippung, dem steilen 
Abfall der seitlichen Schloßränder, sowie in dem Zurücktreten 
der Mittelrippe der kleinen Klappe gegen die übrigen Rippen. 
Allein Did. veneziana besitzt nur vier bezw. fünf Falten. Did. 
Stoppanid!) besitzt dagegen die gleiche Rippenzahl, doch sind bei 


!) SALOMON 1895. 


/ 
78 
ihr die Falten flacher, und die Stirnkommissur bildet nicht, wie 
bei Did. Salomonti, eine scharf gezackte, sondern eine mehr ein- 
heitlich wellenförmig geschwungene Linie. 
30—40 Exemplare wurden näher untersucht. 


Didymospira (Anisactinella) octo-plicata nov. sp. ex. aff. 
D. Salomont. 
Taf. IV, Fig. 29. 

Unter den zahlreichen Exemplaren der Didymospira Salomont 
fanden sich zwei, die durch die Art der Berippung sich deutlich 
unterschieden. Leider ist nur das eine von beiden Exemplaren 
gut erhalten. Statt sechs bezw. sieben Rippen besitzen diese Formen 
acht bezw. neun Rippen. Dadurch erhält die Form eine mehr 
fächerförmige Gestalt. Die 4 bezw. 5 Mittelfalten sind unter- 
einander ziemlich gleichwertig. 


Ein Übergang von Did. Salomoni zu Did. octoplicata 
wurde trotz der zahlreichen untersuchten Exemplare der ersteren 
Spezies nicht beobachtet. 


Didymospira (Anisactinella) pachygaster nov. sp. ex. aff. 
D. Salomon. 
Taf. IV, Eis-3r u. 33: 

Von Deidymospira Salomoni unterscheiden sich auf den 
ersten Blick eine Reihe von Individuen durch ihre große Dicke. 
Die Messungen an mehreren Exemplaren ergaben das Verhältnis: 

Dale 0 oo 

Dicke 
mit konstanter Abweichung gegen das gleiche Verhältnis bei 
Did. Salomoni. Zudem ist bei Did. pachygaster der Wirbel der 
großen Klappe viel stärker umgebogen als bei der Did. Salomont, 
so daß er sich noch über den Wirbel der kleinen Klappe legt. 
(Vergl. Exempl. Fig. 33). Übergänge zwischen beiden Didymospiren 
ließen sich nicht feststellen (es wurden 20 Exemplare der Did. 
Salomon? zum Vergleich gemessen), sodaß die Aufstellung einer 
besonderen Spezies gerechtfertigt erscheint. 

Zahl der untersuchten Exemplare: 6. 


Sptirigera trigonella SCHLOTH. Sp. 
Taf. IV, Fie. 32, 34. 
Literatur bei BITTnER 1890 S. 17. 
Spirigera trigonella ToMmMASI 1894 S. 72, Taf. I, Fig. 5. 
Spirigera trigonella PHıLıppI 1895 S. 121, Taf. XXI, Fig. 4. 
Die Formen vom Latemar sind recht klein, 5—6 mm hoch, 
ihre Zugehörigkeit zu Sp. trigonella ist sicher. Am meisten 


79 


stimmt wohl jene Sp. trigonella mit dem Latemartypus überein, 
die Bırtner als Sp. cf. trigonella aus dem Dachsteinkalk im 
Hochschwabgebiet (Hochsteinwände bei Buchberg) !) abbildet und 
beschreibt. Ejn spezifisches Charakteristikum der Latemarformen 
ist die tiefere Ausbuchtung der Furchen auf der Ventralklappe 
gegenüber denen der Dorsalseite. Hierdurch nähern sich die Formen 
vielleicht der var. semecineta (Bittner Taf. XXXVI, Fig. 29), 
ohne jedoch die übrigen Merkmale dieser Varietät zu besitzen. 

Als var. crassa möchte ich Exemplare (Fig. 34) anführen, 
die sich durch die starke Aufblähung ihrer Schalen deutlich von 
den übrigen Exemplaren unterscheiden. 

Zahl der untersuchten Exemplare: im Ganzen 5, davon zwei 
der var. crassa zugehörig. 


Spirigera (Diplospirella) Wissmanni Mstr. sp. var. 
angulata nov. var. 
Taf. V, Fig. 1—2. 
Spirigera Wissmanni Mstr. _BITTNER 1890 S. 79, Taf. II, Fig. 6—9. 


Von dieser Spezies liegen 16 Exemplare vor, die unter sich 
kaum variieren. Die Schale ist glatt und deutlich gefasert, in- 
folgedessen springt sie leicht aus dem Gestein heraus. Die 
Fasern der Schalen konvergieren in beiden Klappen in der 
Medianebene gegen die Stirn, nach Bırrner ein sicheres Kenn- 
zeichen für die Zugehörigkeit solcher Formen zu den Spirigeren. 
Der kräftige Schnabel der großen Klappe biegt sich über den 
Wirbel der kleinen Klappe. 

Das Charakteristische unserer Form ist der Umriß der 
Kommissur, der ein scharfes Pentagon mit ziemlich geraden 
Seiten darstellt (Fig. lab und 2ab). Die Stirnkommissur 
bildet die Basalseite und ist etwas kürzer als die übrigen 
4 Seiten, die in der kleinen Klappe untereinander ziemlich gleich 
sind. In beiden Klappen entspricht sich eine ganz schwache 
Depression in der Medianebene, sodaß die Kommissur an der 
Stirn sich etwas gegen innen, also einet einbuchtet. Beim An- 
schleifen ergab sich eine doppelte Armspirale 

Am ehesten gleichen die Latemarformen der Fig. 6 Taf. II 
S. 80 bei Bırtner, die einen Spezialfall der Sp. Wissmannı 
darstellt. Da aber meine Formen sämtlich diesen 5 seitigen 
Habitus aufweisen, so ist ein besonderer Varietätenname am 
Platze.. Zur Abtrennung einer besonderen Art reichen die Merk- 
male nicht aus. 


1) 1890 $. 274. 


80 


Spiriferina pia var. dinarica Bırım. 
Bat.-N, Fig: 16, 17, 18. 
Spiriferina aff. pia BITTNER 1890 S. 52. 
Spiriferina pia var..dinarica SALOMON 1895 S. 889 u. 140, Taf. II, 
Fig. 20—22. 

Die deutlich punktierte große Schale trägt einen langen 
kräftigen, etwas gekrümmten Schnabel. Bei einem der Exemplare 
Fig. 15 bildet sich ein leichter Sinus heraus, der bis an die 
Schnabelspitze hinaufreicht. Bei Nr. 16 ist dieser Sinus nur 
gerade noch angedeutet. Die gleichmäßige Berippung der großen 
Klappe wird gebildet von 18 Radialleisten; eine konzentrische 
Anwachsstreifung bildet sich gegen den Stirnrand hin aus, dieser 
selbst ist aber an meinen Exemplaren nicht mehr erhalten. 

Durch ein Fragment der großen Klappe, an dem das ent- 
sprechende Stück der kleinen Klappe noch erhalten war, ließ sich 
die spezifische Zugehörigkeit zweier loser kleiner Klappen zu den 
vorbeschriebenen großen erweisen. Diese kleinen Klappen (vergl. 
Fig. 17) stimmen vollkommen mit der von SaLomon und BiTrTNER 
gegebenen Beschreibung der Sperzferina pia var. dinarica überein. 
Es ist noch darauf hinzuweisen, daß bei dem Original zu Fig. 18 
der Wirbel etwas nach rechts verbogen ist. 

Zahl der Exemplare: zwei große, zwei kleine Klappen und 
ein Fragment. 


Rhynchonella ex. aft. Iycodon Bırrn. 
Pa va tie ar (a) 

Rhynchonella lycodon BITTNER 1892 (Abh.) S. 31, Taf. IV, Fig. 25—26. 
(Rhynchonella cimbria BITTNER 1890 S. 48, Taf. XXXI, Fig. 24). 

Diese Rhynchonellen zeichnen sich durch ihre schlanke, 
etwas in die Länge gezogene Form aus. Der gerade Schnabel 
ist spitz; die wulstartige Berippung bildet eine loricate Kommissur. 
Vom Schnabel der großen Klappe aus entwickelt sich ein kräftiger 
Wulst, der ungefähr in ein Viertel der Schalenlänge (gerechnet 
von der Spitze des Schnabels aus) sich in zwei sehr kräftige 
Rippen spaltet, die einen Sinus umschließen, ein Merkmal, das 
diese Rhynchonellen in die Gruppe der Decurtata verweist. Die 
Seitenfelder zeigen je rechts und links noch die schwache Anr- 
deutung einer weiteren Falte. Der mäßig steile Abfall der 
Medianrippen zur Seitenkommissur beträgt etwa 45°. Die Dorsal- 
schale trägt drei wulstige breite Rippen, von denen die mittlere 
dem Sinus der großen Schale entspricht; sie entspringt in !/s der 
Schalenhöhe vom Schloßrand an gerechnet und verbreitert sich 
kontinuierlich in der Form eines gleichschenkligen schmalen 
Dreiecks. Von dem Wirbel wird sie durch die beiden Seiten- 


81 


wülste ausgeschlossen, die sich zwar nicht vereinigen, doch im 
oberen Schalendrittel sich aneinander legen. Es nehmen diese 
Seitenwülste ziemlich die ganze Breite der Seitenfelder ein. Die 
große Ähnlichkeit mit An. Iycodon Bırrn. tritt sofort entgegen, 
nur ist die Latemarform nicht so schlank wie jene: da außerdem 
der Stirnrand bei meinen zwei Exemplaren nicht ganz erhalten 
ist, so führte ich diese Form unter Zeh. ex. aft. /ycodon auf. 

Rh. Iycodon Bırrn. stammt aus den Korallenkalken der Rax, 
die nach Bittner entschiedene Beziehungen zur Fauna des Dach- 
steinkalkes, vielleicht auch zu jener des Hallstätterkalkes haben, 
daneben aber auch Anklänge an St. Cassianer Arten aufweisen. 

Anschließend an diese Ih. ex. aff. /ycodon sei eine einzelne 
Form von spitz-dreieckiger Gestalt (Fig. 4, Taf. V) angeführt, 
die vielleicht als Jugendform der vorbeschriebenen zu gelten hat. 
Die Faltung ist analog der bei Zeh. /ycodon, doch nur ganz 
schwach entwickelt, die Schale flach, der Schnabel kräftig. Die 
Form erinnert an Rh. cimbrica (Bırrner Taf. XXXI, Fig. 24), 
doch ist bei dieser der Schnabel nicht so kräftig entwickelt und 
die Faltung erscheint in der Abbildung schwächer. 


Zahl der Exemplare: Rh. Iycodon 2, cf. cimbria? 1. 


Rhynchonella Caressae nov. Sp. 
Mara 10250216: 


Diese neue Form gehört jedenfalls auch in die Decurtaten- 
Reihe der Rhynchonellen und zwar offenbar in die Nähe der vor- 
beschriebenen Spezies. Bei gleicher faseriger Schalenstruktur, 
Schnabelform und gleichem Gesamthabitus unterscheidet sie sich 
von ihr dadurch, daß der Mittelwulst der kleinen Klappe sich 
nochmals einfurcht, und dementsprechend sich im Sinus der 
sroßen Klappe eine sekundäre Falte bildet. Diese sekundären 
Faltungsprodukte sind kurz und reichen, von der Stirn aus ge- 
messen, nur bis ca. 1 Drittel der Schalenhöhe. Des weiteren 
zeigt sich auch auf der großen Klappe in den Seitenfeldern jeder- 
seits noch eine schwache Falte, die bei Ah. ex. aft. Iycodon nur 
angedeutet war. Ein anderer Unterschied gegen diese Form ist 
die größere Breite, und zwar gibt Zrh. Caressae im Horizontal- 
durchschnitt ungefähr die Gestalt eines gleichseitigen Pentagones, 
dessen größte Breite im oberen Schalendrittel liegt. Wie bei 
Ih. ex. aft. /ycodon ist der Abfall der Seitenteile zur Kommissur 
mäßig geneigt, etwas weniger als 45°. Das Verhältnis von Höhe 
zu Breite zu Dicke, letztere gemessen von Wulst zum Sinus, gibt 
bei dem besten Exemplare 8,5:7,5:4. Ein zweites Exemplar 
ist leider nicht vollständig erhalten (Fig. 5). Es unterscheidet 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. |. 6 


82 


sich von dem andern durch stärkere Aufwölbung der kleinen 
Klappe, die vornehmlich im Medianwulst zu Tage tritt. Bei 
diesem Individuum beträgt das Verhältnis von Breite zu Dicke 
9:7. Eine Ähnlichkeit dieser neuen Form mit Rh. alteplecta 
speziell der Fig. 12 auf Taf. XXXVII bei Bırrner scheint vor- 
zuliegen, doch besitzt dies Exemplar einen übergebogenen Schnabel, 
während bei Ah. Caressae der Schnabel gerade gestreckt ist. 
Ein weiterer Unterschied ergibt sich aus der schon betonten Lage 
der größten Breite im obersten Schalendrittel.e. Biırrser stellt 
nun Formen mit gradem Schnabel dieser Art zu Rh. decurtata 
var. vivida, die aber mit den unsrigen keine Ähnlichkeit aufweist. 


Rhynchonella E. Suessi nov. Sp. 
DAN, ie AR: 


Von dieser eigenartigen und sehr charakteristischen rorm 
liegt leider nur ein einzelnes Exemplar vor, das zudem auch 
etwas deformiert ist und kleinere Verletzungen aufweist, die jedoch 
die Eigenart der Form nicht berühren. Die Schale ist deutlich 
gefasert. Das vorzüglichste Merkmal dieser Rhynchonelle ist der 
überaus stark entwickelte Sinus der großen Klappe, dem in der 
Dorsalklappe ein hoher Wulst entspricht, so daß diese eigentlich 
zur größeren Klappe wird. Der Sinus reicht nicht bis zum 
Wirbel, sondern wird durch die Vereinigung seiner beiden Flanken- 
rippen von diesem abgetrennt. Ein Verhalten, das auch diese 
Form in die Gruppe der Rh. decuriata verweist. In der Ventral- 
klappe findet keine weitere Faltung statt. Die Seitenfelder fallen 
in glatter Fläche, flügelartig zu den geschweiften Seitenkommissuren 
ab. Die den Sinus begrenzenden Kanten sind scharf und zwar 
beträgt der Winkel an ihnen zwischen den Sinuswänden und den 
Seitenflügeln ungefähr 90°. 

Die Entfernung vom Vereinigungspunkte der Sinuskanten bis 
zu der Stelle, wo diese Flanken die Stirnkommissur erreichen, 
ist ungefähr gleich der Strecke von diesem letzten Punkte bis 
zur Zungenspitze, so daß der Sinus eine eigentümliche, regel- 
mäßige, eckige Gestalt annimmt, die ungefähr dem Hohldrucke 
eines Tetraeders, dessen Kante in der Medianebene der Form 
liest, gleicht. Die Dorsalklappe ist bauchig und dreilappieg. 
Neben dem Medianwulst liegen jederseits die gleichfalls kräftig 
aufgetriebenen Seitenstücke. Der Wirbel der Dorsalklappe ist 
kräftig gewölbt.e Am nächsten verwandt nit dieser Rhynchonella 
scheint Bırtners Rh. Laucana!) zu sein, die ihrerseits wieder 
der Rh. regella aus den Hallstätter Kalken nahesteht, doch unter- 


!) Himalaya Foss. 3, S. 2, t. 8, f. 5—6. 


en pen; nam 
= m—o 


83 


scheidet sich die Latemarform von der ZLaucana durch die 
scharfen Sinuskanten, die an die Rh. teutonica erinnern. 

Zum Vergleich wurden die Dimensionen der Rh. Suesst mit 
der Zaucana und regella gemessen. 


Rh. Suesse | Rh. Lauc. Rh. regilla 

(1 Expl.) (2 Expl.) (2 Expl.) 

Höhe: 18 52 15,5 24,5 

Breite: 18 a 2 1 23 
H. 

Index: 5, | 1 0,92 0,78 0,91 1,6 


Durch die steile Ausbildung des Sinus erscheint Ah. E. Suesst 
auch schmäler als Ah. Laucana, wenn auch, wie der Index 
zeigt, der Unterschied gegen das erste Exemplar kein sehr großer 
ist. Zu erwähnen wäre vielleicht noch die Ähnlichkeit mit Zn. 
protractifrons (Birrser Taf. XXXI, Fig. 22), doch besitzt diese 
Form einen viel schwächeren und breiteren Sinus. 

Anzahl der untersuchten Exemplare: 1. Fundort: Latemar- 
Östgipfel. 


RBRhynchonella cf. bajuvarica Bırın. 
Taf. V, Fie. 89. 
Rhynchonella bajuvarıca BiTTNER 1890 S. 162, Taf. XLI, Fig. 1—5. 

Drei kleine faserschalige Exemplare. Die Form ist sehr 
charakteristisch durch ihre Ähnlichkeit mit einer geballten Faust. 
Die größere Klappe besitzt einen Sinus und je eine Seitenfurche. 
Im Sinus liegen zwei sekundäre Falten. In der kleinen Klappe 
entsprechen diesen eine flache Median- und jederseits eine 
Seitenfurche. Die Kommissur ist loricat. Das Verhältnis von 
Höhe zu Breite zu Dicke it = 3:3:2. 

Es dürfte diese Latemar-Form der Rhynchonella bajuvarica 
Bittner entsprechen, doch sind die drei Exemplare zu klein, um 
die Bestimmung als ganz gesichert hinzustelen. Am besten 
stimmt das Bırrnersche Original zu Fig. 5 mit meiner Form 
überein. Die übrigen Exemplare sind flacher. Man kennt 
Rh. bajwarıca aus den „sog. St. Cassianer Schichten“ 
(Partnach-Schichten) der Bayrischen Alpen. 


Rhynchonella Richthofent nov. sp. 
Mary, Bio. 1115. 
Diese neue Arhymchonella besitzt einen äußerst charakteristi- 
schen Habitus. Von der großen Klappe gesehen, erscheint die 
Form spitz dreieckig mit abgestutzten Basalecken. Die Faltung 


6* 


84 


ist kräftig. Die große Klappe trägt einen breiten Sinus, dem in 
der kleinen Klappe eine Bauchung entspricht. Die Kommissur 
ist loricat, und zwar entsprechen den zehn Falten der großen 
Schale 11 Falten auf der kleinen. In der großen Klappe sind 
die beiden den Sinus einschließenden Falten am stärksten ent- 
wickelt. Sie konvergieren in spitzem Winkel gegen den Schnabel, 
vereinigen sich aber schon vor diesem im obersten Viertel der 
Schalenhöhe und schließen so die beiden im Sinus liegenden 
Mittelfalten von dem Wirbel selbst aus. Von den 11 Rippen 
der kleinen, kräftig aufgewölbten Klappe vereinigen sich die drei 
mittleren im oberen Schalendrittel. Die äußersten Rippen sind 
z. T. nicht mehr recht deutlich entwickelt. Zu beiden Seiten 
des spitzen und kräftigen Schnabels ist der Schloßrand gebogen. 
Die Struktur der Schale ist deutlich faserig. Ein Armgerüst 
war nicht zu beobachten, doch ergab das Anschleifen der Dorsal- 
klappe das Vorhandensein eines kleinen Medianseptums. 

Die äußere Form, vor allem der Ausschluß der beiden 
Mediansinusfalten in der großen Klappe vom Wirbel durch die 
starken, den Sinus einschließenden Falten weisen diese Rhynchonelle 
gleichfalls in die Gruppe der Decurtaten. Am nächsten steht ihr 
wohl die Rh. Tommasi (cf. Bırrser 1890 S. 53), doch ist 
diese Form viel stumpfer dreiseitig. Außerdem liegt bei der 
Rh. Richthofen‘ die größte Schalenbreite viel näher dem Stirn- 
rand als bei Ah. Tommasi. Letztere ist bekannt vom Mt. Terzadia 
in Friaul und zwar aus Schutthalden. Birrrner gliedert sie an 
die Brachiopoden des oberen Muschelkalkes an. 

Als Jugendform sind wohl zwei Exemplare (Taf. V, Fig. 13 
und 14) anzusehen, die bei kleinen Dimensionen eine spitzere 
und schmälere Gestalt aufweisen, in den Hauptmerkmalen aber 
mit der Rh. Richthofeni! übereinstimmen. Eine einzelne Dorsal- 
klappe (Fig. 15) zeichnet sich durch eine unregelmäßige Faltung 
der Rippen aus. 

Es wurden 6 gute Exemplare und eine Anzahl Fragmente 
untersucht. 


Rhynchonella cf. Attilina Bırın. 
Taf. V, Fig. 7. 
Rhynchonella Attilina BITTNER 1890 S. 16, Taf. XXXVI, Fig. 1-8. 


Das einzige Exemplar dieser Art zeigt in der Stellung der 
Fig. Ta und b einen beinahe kreisrunden Durchschnitt. Die 
Schale ist deutlich gefasert, der Schloßrand gebogen. Von den 
beiden annähernd gleichgroßen Klappen ist die ventrale stärker 
gewölbt. 


| 
| 
| 
| 
| 


IE 


85 


Die Berippung prägt sich nur gegen die Stirne und die 
Seitenränder hin aus, während bis auf eine Depression in der 
Dorsalklappe die oberen Schalenhälften glatt bleiben. Der ventrale 
Sinus trägt eine Medianfalte, die nur wenig hinter den beiden 
Sinusfalten zurücksteht. DBeiderseits des Sinus liegen je noch 
eine kräftige und eine ganz schwache Falte. Diesen 7 Ventral- 
falten entsprechen 6 in der Dorsalklappe, von denen die zwei 
mittleren, dem Sinus entsprechenden, am stärksten entwickelt sind; 
die darauf folgenden zeigen annähernd gleiche Stärke, die äußersten 
sind dagegen ganz schwach. Die Formel würde also zu lauten 
haben: 

30 lin len: Dat © 


A ano 2 rar 


Brrtner bespricht zwei einander sehr nahestehende Formen: 
Irhynchonella trinodost Bırrn. (S. 13 Taf. XXX Fig. 17 —35) 
und eine Rh. Attılina. Letztere unterscheidet sich von der 
trinodost durch gleichmäßigere Skulptur, während bei der trinodost 
der Sinus als solcher stärker hervortritt. Namentlich den „semplex“ 
Formen der Attilina ist die Latemarform nahe verwandt. Eine 
Depression im ungerippten Teil der kleinen Schale kenut Bittner 
nur an Exemplaren mit vermehrter Berippung, sie zeigt sich 
aber auch bei unserer normal berippten Form. Der einzige 
Unterschied dürfte in der stärkeren Aufwölbung der Ventralklappe 
liegen, doch halte ich dies für kein besonders wichtiges Merkmal, 
vielmehr für eine Folge der eben erwähnten Depression. 

Rh. Attitina ist bekannt aus dem Recoarokalk von Felsö Örs. 

Untersucht wurde ein Exemplar vom Latemar-Östgipfel. 


? Waldheimia (Aulacothyris) cfr. conspieua Bırrın. 
ar V, Ki 19. 

Wuldhermia (Aul.) conspicua BITTNER 8. 279, Taf. NAVI, Fig. 4—6. 

Mit dieser Bırrnerschen Waldherimia zeigt ein einzelnes, 
sehr kleines Individuum vom Latemar große Ähnlichkeit. Die 
große Klappe ist außerordentlich stark gewölbt, beinahe „gekielt“ !), 
wie BirTNnER von seiner conspicua sagt. Die kleine Klappe liegt 
deckelförmig konkav in der Ventralschale und zeigt ein sehr 
langes Medianseptum. Die Schalendecken sind punktiert. Das 
Medianseptum der conspicua scheint noch länger als das der 
Latemarform zu sein. Auf der andern Seite ist eine große 
Ähnlichkeit mit Waldheimia angusta Scuuoru. .var. Rosaliae 
Sar. vorhanden. 


') In der Abbildung nicht deutlich genug hervortretend. 


86 


W. conspicua stellt Bittner in die Gruppe der subangusta; 
sie unterscheidet sich von dieser durch die getrennten Zahnstützen, 
ein Merkmal, das ihrerseits wieder die angusta besitzt. 

Eine genaue Entscheidung, welcher von beiden Formen unser 
Exemplar zuzurechnen sei oder ob vielleicht conspicua : eher in 
den Kreis der angusta zu ziehen und mit var. Rosaliade zu ver- 
einigen sei, wäre natürlich nur bei reichlicherem Materiale möglich. 

Waldheimia conspicua ist bekannt aus der Fauna von Dernö 
in Ungarn, die Bırrtner den Dachsteinfossilien angliedert. 


Avicula (?) sp. 
Taf. V, Fig. 3. 


Die ungleichseitige Schale hat einen geraden Schloßrand. 
Von dem stark gewölbten Mittelteil der Schalen sind scharf zwei 
Ohren abgesetzt. Er fällt nach vorn in gleichmäßiger Wölbung 
ab, nach hinten erst steil, dann sich abflachend bis zum Hinter- 
ohr; dies wird von deutlichen Leisten durchzogen, die parallel 
der Linie laufen, an der das Hinterohr vom Hauptkörper sich 
absetzt (vgl. Abbildung). Bis auf eine ganz undeutliche Anwachs- 
streifung ist der Hauptkörper der Schale glatt. Der spitze Wirbel 
ragt etwas über den Schloßrand. 

Ob die Form wirklich zu Avzcula gehört, erscheint fraglich. 
Der Hinweis auf das Genus Pleuronectites dürfte vielleicht am 
Platze sein. Das einzig vorliegende Exemplar genügt aber nicht 
zu einer sicheren Bestimmung. 


Avicula cf. arcordea Bırım. 
Taf, V, Fig. 20—24. 
Avieula ae BITTNER 1895 S. 54, Taf. IX, Fig. 21 und Taf. XXIV, 
ach 

Avicula arcoidea BITTNER 1901 (Bakony) S. 22, Taf. IV, Fig. i. 

Diese Avzcula tritt am Latemar in zahlreichen Exemplaren 
auf. Die Schalen sind stark ungleichseitig, indem die hintere 
Seite flügelartig ausgezogen ist, die vordere dagegen in steiler 
Wölbung abfällt. Der lange gerade Schloßrand begrenzt leisten- 
förmig aufgewölbt den hinteren Flügel. Das vordere Ohr war 
leider nicht ganz vollständig zu beobachten. Der kräftige Wirbel 
biegt sich über den Schloßrand hinaus. Acht bis zehn radiale Haupt- 
rippen bilden die wesentliche Skulptur, sie stehen in der Mitte 
der Schale am weitesten auseinander, gegen die Seiten zu etwas 
dichter, lassen aber den Flügel frei. Zwischen je zwei Rippen 
schiebt sich in der Regel nur eine (gegen vorne bisweilen auch 
2 oder 3) zartere sekundäre Rippen, oft nur gerade noch an- 
gedeutet, so daß man glauben könnte, sie fehlen ganz. Im all- 


87 . 


gemeinen ist die Lage dieser Sekundärrippen genau median zwischen 
zwei Hauptrippen, doch kann sie sich auch etwas seitlich ver- 
schieben und zwar dann in umgekehrter Weise, wie es BırrTner 
von seiner arcordea angibt, indem sie sich auf der linken Klappe 
2. B. der vor ihr liegenden Hauptrippe nähert (bei Bırrner der 
hinter ihr liegenden). Ich halte aber diesen einzigen Unterschied 
für Zu geringfügig, um daraufhin eine neue Spezies aufzustellen. 
Analog der Latemarform zeigt die ungarische Form der A. arcordea 
auch bisweilen das Einschalten einer weiteren Sekundärrippe 
gegen vorn, was unzweifelhaft auf die schon von Birrner hervor- 
gehobene nahe Verwandtschaft mit Arwzcula cardüformis MsTr. 
hinweist. | 

Bei hinlänglicher Vergrößerung mit der Lupe beobachtet man 
dann noch an guten Exemplaren eine dichte minutiöse Radial- 
skulptur, die durch das Hinzutreien einer womöglich noch 
feineren dichten Anwachsstreifung, die aber nur im Ausnahmefall 
zu beobachten ist, sich gittern kann. 

Die Abbildung Fig. 22 gibt ein größeres Exemplar wieder, 
vielleicht einer anderen Spezies zugehörig, mit einer sonderbaren, 
schräg zur eigentlichen Radialskulptur laufenden Faserung in 
zwei Radialsektoren. 

Zu verweisen ist noch auf die nahe Verwandtschaft mit 
einer neuen, von Broızı!) beschriebenen Arzcula Salomoni von 
der Seißer Alp, doch besitzt diese Form viel stärkere auch zahl- 
reichere Rippen, sowie einen breiteren, kräftigeren Wirbel. 


Casstianella Rosenbuscht nov. sp. 
Taf. V, Fig. 27-380. 


Der breite Rücken dieser Form ist abgeflacht und zeigt an 
einzelnen Exemplaren sogar das Bestreben, sich leicht einzusenken. 
Auf der steilabfallenden breiten hinteren Seite läuft eine leichte 
Furche dicht unter der Rückenkante, parallel mit dieser. An- 
wachsstreifung fein, dicht gedrängt, aber unregelmäßig. Der 
vordere Flügel ist deutlich abgeschnürt, leider aber an keinem 
Exemplar vollständig erhalten. Der hintere Flügel, gleichfalls 
zerstört, scheint nur ganz schwach ausgebildet gewesen zu sein. 

Was diese Form von den bei Bırrner besprochenen Cassi- 
anellen unterscheidet, ist in erster Linie der steile Abfall des 
breiten Rückens, hauptsächlich gegen den Hinterflügel, während 
der Rücken gegen den Vorderflügel sich erst schräg neigt, dann 
aber auch kurz vor dessen Ansatz sich vertikal stellt. 


1) 8. 166, Taf. XVII, Fig. 25—26. 


i 88 

Mit Cassvanella Beyrichii‘) hat unsere Form die Radial- 
furche auf der steilen Hinterseite gemein. Sie unterscheidet 
sich aber von ihr durch den steileren Abfall dieser Seite. 
Cass. gryphaeata besitzt keine so scharf abgesetzten Flügel. 
Nahe dürfte unsere Form der Fig. 7 auf Taf. VI bei Bırrner 
stehen, einer Zwischenform zwischen (ass. gryphaeata und 
temutstriata. Die letztere selbst besitzt in den typischen Fällen 
Radialverzierung und einen Kiel, die beide unserer Form fehlen. 
Mit Cass. angusta hat unsere Form den steilen Abfall zum 
Hinterflügel, sowie die Radialdepression an eben diesem Abfall 
gemeinsam, doch fehlt dieser Art die Abflachung des Rückens, 
ganz abgesehen davon, daß der Rücken an sich bei ©. Rosen- 
buscht schon breiter ist als bei C. ungusta. (uss. avicularis 
ist wohl flacher, aber nicht so flachrückig wie unsere, besitzt 
zudem eine viel stärkere Radialfalte und Furche In der Form 
des Rückens erinnert sie an (ass. plantdorsata, besitzt aber 
nicht deren Radialskulptur. Die nächste Verwandtschaft scheint 
mir zu (ass. angusta und (ass. avecularıs zu bestehen. 

Zahl der untersuchten Exemplare: 11. 


Pecten discites v. SCHLOTH. 
Taf. VI, Fie. 1). 
Literatur vgl. SALOMON 1895 S. 145. 

Diese glatte Form erreicht im Latemar die Größe von 
2,5--3 cm. An dem abgebildeten Exemplar beobachtet man 
dort, wo die Schale abgesprungen ist, mit dem bloßen Auge eine 
sanz schwache Anwachsstreifung bei günstiger Beleuchtung. 
An dem Wachsabdruck eines anderen erkennt man mit der Lupe 
jene allerfeinste konzentrische Streifung, die Sropranı (1856 — 60) 
von Pecten discites beschreibt. Die Ohren sind scharf abgesetzt, 
der Schloßwinkel beträgt etwas über 90°, 

Tornausst beschreibt einen Pleuronectites Beyrichti, dessen 
Originale mir vorgelegen haben. Die flachen Klappen stimmen 
recht gut mit dem vorbeschriebenen Peeten discrites überein, nur 
mit dem Unterschied, daß das rechte Ohr bei diesem in grader 
Linie, nicht, wie Torngauist von seiner Form beschreibt, in ge- 
bogener, an Pleuronectites erinnernder Linie absetzt. Eine 
genaue Untersuchung der Tornausstschen Originale läßt aber 
diese Rundung als nicht gesichert erscheinen, da sie mit Gesteins- 
massen teilweise ausgefüllt ist. Hierdurch wird zwar der Ein- 
druck einer Rundung hervorgerufen, doch kann diese Gesteins- 
!) BITTNER 1895 8. 54. 

2) Vergl, auch 8. 54, t. W467. 


89 


masse ebensogut eine gradlinige Begrenzung des Ohres bedecken, 
was mir äußerst wahrscheinlich ist. Die gewölbte Torxquistsche 
Klappe läßt eine Diskussion schon wegen des schlechten Er- 
haltungszustandes nicht zu, wie es denn überhaupt schr zweifel- 
haft ist, ob dieselbe wirklich zu jener anderen flachen Schale 
gehört; das Zusammenvorkommen beider in einem und demselben 
Block ist doch kein überzengender Beweis dafür. !) 


Im Anschluß an den Pecten discites führe ich als 


Pleuronectites ? 
Taf. VI, Fig. 3. 
eine hochgewölbte Klappe auf, die mit der von Tornauisr als 
linke Klappe des Pl. Beyrichi aufgeführten, Ähnlichkeit hat. 
Sie ist ungleichseitig, der Abfall der kräftig gewölbten Median- 
partie steiler nach der einen (rechten) als nach der anderen Seite. 
Durch schwache Furchen deutlich abgesetzt, erscheinen beiderseits 
zwei Ohren, von denen das rechte für sich eine ganz leichte 
radiale Einfurchung trägt. Das linke Ohr läßt keine Furchung 
erkennen, seine Umgrenzung ist in der Zeichnung rekonstruiert. 


Ferner gibt 
Taf. VI, Fie. 2 


ein Exemplar wieder, das mit dem vorhergehenden eine gewisse 
Ähnlichkeit zeigt, so daß man geneigt ist, sie als Gegenklappe 
zu dem vorbesprochenen Pleuronectites (?) aufzufassen, ist dies 
wirklich der Fall, so gehören beide Formen aber nicht melır 
dem Genus Pleuromectites an. Bei Fig. 2 sind die Ohren bis 
auf einen kleinen, in der Zeichnung wiedergegebenen Rest 
nicht zu erkennen. Der steile Abfall der Wirbelpartie geht 
nach der entgegengesetzten Seite, als bei der Fig. 3. Bei 
letzterer ist der Wirbel etwas nach links, bei Fig. 2 nach rechts 
gebogen, wenn auch nur sehr wenig. Im ganzen ist Fig. 2 
schlanker und höher gewölbt. Mit der Lupe erkennt man eine 
schwache konzentrische Anwachsrunzelung und sehrfeine Radiallinien. 

Ein anderes, nicht abgebildetes Fragment mit abgesetzten 
Ohren entspricht in der leichten Biegung des Wirbels und in dessen 
steilem Abfall der Fig. 2, in der Gesamtform aber mehr der Fig. 3. 

Vielleicht ist bei diesen Formen der Hinweis auf die neue 
Brrrsersche?) Gattung Tirolidia angebracht. Vor einer defini- 
tiven Entscheidung müßte man besseres Material mit gut er- 
haltenen Ohren abwarten. 


') TornQquist gibt in seinem Text an, daß ihm eine einzige linke 
Klappe vorgelegen habe, am Schluß seiner Besprechung aber steht bei 
der Zahl der Exemplare: 2 linke Klappen. 

271895. 


90 


Pecten Brotlii nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 8—12. 
Pecten sp. Broili 1903 S. 174, Taf. XIX, Fig. 25. 

Dieser Pecten zeichnet sich durch seine regelmäßige schöne 
Skulptur aus, ein Gitterwerk, das durch die Kreuzung annähernd 
gleichstarker konzentrischer und radialer Elemente hervorgerufen 
wird. An jedem Kreuzungspunkt dieser Elemente entsteht eine 
leichte knötchenartige Anschwellung. Aus den Radialrippen 
heben sich deutlich 15 stärkere Primärrippen vor den Sekundär- 
rippen hervor, welch’ letztere aber schon dicht am Wirbel inseriert 
sind. Unter den 15 Primärrippen heben sich bei günstiger Be- 
leuchtung wieder die Hälfte von den übrigen stärker hervor, 
ähnlich wie bei dem noch zu besprechenden Pecien fassaensıs. 
Bei genauer Beobachtung mit der Lupe erkennt man auf der 
Schale noch eine ganz feine Anwachsstreifung, namentlich gegen 
das hintere Ohr zu, die der konzentrischen Hauptverzierung nicht 
genau parallel geht, sondern diese kurz vor dem hinteren Ohr 
in stumpfem Winkel kreuzt und sich auf das Ohr hinüberzieht. 
Der Schloßrand ist scharf und gerade. Von dem spitzen Wirbel 
setzen sich die Ohren deutlich ab. Die Radialverzierung fehlt 
ihnen ganz. Das hintere Ohr läßt dicht neben der Ansatzstelle 
eine lange schmale radiale Falte erkennen, über welche die 
konzentrischen Runzeln in schwachgebogener Linie hinwegsetzen 
(Fig. Sb). Das vordere Ohr zeigt eine deutliche Einbuchtung 
der Runzelverzierung, die jedenfalls mit dem Byssusausschnitt 
der anderen Klappe in Zusammenhang steht. 

Die vorstehende Beschreibung gilt nur für die linke Klappe. 
Die rechten Klappen (Fig. 9 u. 10) zeigen merkwürdigerweise 
eine etwas abweichende Skulptur, sodaß ich sie zuerst für eine 
gesonderte Spezies hielt. Es zeichnet sich ihre Skulptur durch 
das Zurücktreten der radialen Verzierung aus, während die übrige 
Skulptur die gleiche bleibt; nur gegen das hintere Ohr zu tritt 
auch die Radialverzierung wieder deutlicher hervor und bildet 
hier das gleiche Gitterwerk wie auf der linken Klappe. Man 
erkennt deutlich den scharfen Byssusausschnitt unter dem vorderen 
Ohr. Das Zurücktreten der Radialverzierung durch Abwitterung 
zu deuten, geht nicht an, denn dann sollte man vor allen Dingen 
das Fehlen der feinen Anwachsstreifung erwarten; auch eine 
Erklärung durch Abreibung ist ausgeschlossen, denn es fehlen 
die Radien nicht nur auf dem höchstgewölbten, dem zentralen 
Teil, sondern auch auf der vorderen Schalenhälfte, während sie 
auf der hinteren, wie schon erwähnt, deutlich hervortreten. 
Bittner!) hat ähnliche Verhältnisse schon bei .Pecten subalternans, 


1) 1895. 


91 


einer der unsrigen verwandten Form, nachgewiesen, auch hier ist 
die Berippung in der rechten Klappe schwächer als in der linken. 

Zu derselben Spezies gehört wohl die Form, die Broırı!) 
aus den Tuffen des Tschapitbaches als Pecten sp. (S. 174) be- 
schreibt und Taf. XIX, Fig. 25 abbildt. Von den zwei 
Exemplaren Broıuıs zeigt das größere die Skulptur undeutlicher, 
das kleinere dagegen recht genau. Allerdings ist auch bei diesem 
Individuum die Skulptur nicht so regelmäßig entwickelt wie bei 
den Latemarformen, doch könnte der bestehende Unterschied auf 
die verschiedene Facies, in der sich die Formen der Seißer Alp 
entwickelt haben, zurückzuführen sein. 


Pecten fassaensis nov. Sp. 
Taf. VI, Fig. 16--17. 

Das Typische dieses Pecten ist die feine, aber scharfe 
Radialskulptur, die aus ca. 13 Primärrippen und etwas zarteren 
alternierenden Sekundärrippen besteht, die sich noch im oberen 
Drittel der Schalenhöhe einschalten. Die konzentrische Skulptur, 
gleichfalls fein und scharf, verläuft in regelmäßigen gleichen Ab- 
ständen, sie gleicht an Stärke ungefähr den sekundären Radien. 
Die Primärrippen kann man ihrerseits wieder in 8 oder 9 Rippen 
sondern, die bis zum Wirbel reichen; der dazwischen geschaltete 
Rest ist zwar erst etwas tiefer inseriert, erreicht aber die ersten 
bald an Stärke, während die eigentlichen Sekundärrippen deutlich 
hinter jenen zurückstehen. Der Gesamteindruck der Skulptur 
ist der eines feinen regelmäßigen Gitterwerkes, über das sich 
die 18 Primärradien etwas erheben. Die Ohren zeigen die 
gleiche Gliederung und setzen sich scharf ab. Leider sind sie 
an den vorliegenden Exemplaren lädiert, so daß über ihre ge- 
nauere Form und über einen eventuellen Byssusausschnitt nichts 
gesagt werden kann. 

Von verwandten Formen wäre zu erwähneu: Pecten Crampiont 
bei Stopranı, der aber bedeutend mehr Rippen hat, ca. 90 
bis 100. Dieser soll dem Pecten reticulatus bei GoLDFUSS 
(Taf. 89, Fig. 2) sehr nahe stehen, es fehlt letzterem aber 
der regelmäßige Wechsel von Primär- und Sekundärrippen, außer- 
dem hat er (cf. Saromon S. 112) glatte Ohren. Pecten 
inaequralternans bei Parona steht unserer Form wohl nahe, 
doch schalten sich, zum Unterschied, bei der Latemarform die 
Sekundärrippen median ein. Pecten subalternans?) unterscheidet 
sich durch die konzentrische Streifung. Bei Havers Pecten 
Margarıthae stehen die konzentrischen Streifungen weiter aus- 


ara. 0. 
?) BITTNER: St. Cassian. 


92 


einander. Pecten cerslonensts PoLırkA und P. stenodictyus SAL. 
kommen ihrer zahlreichen Rippen wegen nicht in Betracht. Pecten 
subalterntcostatus') zeigt nicht die deutliche Gitterung der Latemar- 
form. 

Torxqauisr bildet dann noch Taf. XX, Fig. 7 -8 (Spitz- 
Kalk) einen sehr nahe mit dem unsrigen verwandten „Pecten 
treltensis* ab, dessen Original mir vorliegt. Dieser besitzt vor 
allen Dingen nicht die regelmäßig netzartige Grundverzierung 
wie fussaensıs. Bei letzterem läßt sich das ganz regelmäßige 
Netzwerk bis zum Wirbel verfolgen, bei frettensis dagegen liegen 
im oberen Schalendrittel die etwas unregelmäßigen, gewebeartigen 
Anwachsstreifen einer dicht neben dem andern, und erst in einem 
bestimmten Abstande vom Wirbel heben sich einzelne dieser 
konzentrischen Streifen etwas kräftiger hervor, ohne aber das 
regelmäßige Netz des P. fassaensıs zu bilden. 


Pecten predazzensis nov. Sp. 
Taf. VI, Fig. 13—14 (15). 

Der wesentliche Unterschied dieser Art gegen den vor- 
besprochenen Peeten fassaensis liest darin, daß die Primärrippen 
sich auflösen in zwei dicht nebeneinander herlaufende Strähnen oder 
Fäden, gewissermaßen, als ob die Primärrippen aufgeplatzt wären. 

Im übrigen tritt die Gitterstruktur zurück und die Berippung 

wird etwas dichter. Die Ohren sind deutlich abgesetzt, wie auch 
bei P. fassaensis, leider aber nicht vollständig erhalten, doch 
scheint, nach der Anwachsstreifung zu schließen, das vordere Ohr 
einen deutlichen Byssusausschnitt getragen zu haben. 
Einen Übergang zu P. fussaensis bildet scheinbar das 
Fig. 15 abgebildete Exemplar, bei dem die. Spaltung der Primär- 
rippen nicht ihrer ganzen Länge nach, sondern nur in ihrem 
mittleren Teil erfolgt. 

Zahl: 4 Exemplare. 


Pecten interstriatus Bırın. 
Taf. VI, Fig. 5. 

Pecten interstriatus MSTR. BITTNER 1895 S. 159, Taf. XIX, Fig. 1—4. 

Dieser Pecten zeichnet sich durch eine schr regelmäßige 
Skulptur aus. Vom Wirbel verlaufen ca. 20—22 Rippen, die 
nur bei sorgfältigster Beobachtung in der unmittelbaren Nähe des 
Wirbels ein leichtes Alternieren in der Stärke erkennen lassen. 
Mit der Entfernung vom Wirbel nimmt die Stärke der Rippen 
allmählich zu. Im Querschnitt ist die einzelne Rippe spitz drei- 
eckig mit etwas gerundeter oberer Ecke. Bei ganz scharfer 


') Birrner:! Lamellibranchiaten d. Bakony. 


93 


Untersuchung mit der Lupe erkennt man auf den Rippenflanken 
noch eine minutiöse Netzskulptur, hervorgerufen durch feinste 
konzentrische und radiale Elemente. Die Wölbung der Schale 
ist mäßig, der kräftige Wirbel scharf abgesetzt von den Ohren, 
über die er etwas hinausragt. Leider sind die Ohren etwas lädiert 
und lassen keine genaue Untersuchung zu. 

Bittner gibt bei seiner Beschreibung der Spezies ausdrück- 
lich an, die Zahl der Rippen betrage 16. Bei No. 3 und 1 
seiner Abbildung zählt man aber an die 20 Rippen, und tat- 
sächlich ließ sich an dem Berliner Original zu Abb. 1 die Zahl 
von 20 Rippen konstatieren. 

Pecten subaequrcostatus Bırrn.!) gehört jedenfalls in die 
allernächste Verwandtschaft, doch besitzt dieser nicht den kräftigen 
überragenden Wirbel, und die Rippen sind untereinander nicht so 
gleichmäßig. Beide Spezies von St. Cassian. 

1 Exemplar wurde untersucht. 


Pseudomonotis Bittnert nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 18—19. 

Bitrtser beschreibt in seinen „Lamellibranchiaten des Bakony * 
zwei neue Formen: Pseudomonotis Laczköi und Ps. Loczyi?). 
Eine Mittelstellung zwischen diesen beiden nehmen die Taf. VI, 
Fig. 18--19 abgebildeten Formen ein. Sie zeichnen sich beide 
durch den tiefen (Byssus-) Ausschnitt am vorderen, scharf ab- 
gesetzten Ohr aus; das andere Ohr ist nicht abgesetzt und ent- 
wickelt sich allmählich aus der Schale. Letztere ist mäßig ge- 
wölbt und weist außer einer schwachen, nur mit der Lupe wahr- 
nehmbaren, aber dichten Anwachsstreifung keinerlei Verzierungen 
auf. Besonders gut stimmt, was Bırrner von der linken Klappe 
seiner Ps. Zaczkör sagt, nur unterscheidet sich diese Form durch 
den Besitz einer feinen Radialskulptur. Die dann bei Bırrxer 
beschriebene Ps. Loezye ist glatt, stimmt auch in dem, was über 
die Wölbung der linken Klappe und den Abfall zu den Ohren 
gesagt wird, gut mit der Ps. Bittner überein, doch läßt sie den 
charakteristischen tiefen Byssusausschnitt vermissen. 

Pseudomonotis Laczkörl und Loczyı stammen aus den Werfener 
Schichten (Sandsteine v. Hidegkut) des Bakony. 


Daonella cf. TommasırU nov. sp. ex. aff. D. pauereostatae 
Tornauv. 
Vergl. diese Arbeit S. 94. 
Leider standen mir nur einige schlechterhaltene Fragmente 
zur Verfügung. Man erkennt die konzentrischen Runzeln, den 


1) 1895 $. 156. 
?) Bittner: Lamellibranchiaten d. Bakony S. 88, 


94 


kräftigen Wirbel und scharfe, gleichstarke Radialfurchen, die erst 
in einiger Entfernung vom Wirbel sichtbar werden. Es scheint 
dieselbe Daonella zu sein, wie jene von der Forzella. 

Über den Gesamtumriß läßt sich nichts genaues sagen, doch 
ist er, nach den Anwachsstreifen zu urteilen, ungleichseitig. 


Postidonomya obligua Hauer. 
Taf.-VI, Fig. 23—24. 
Posidonomya obliqua HAvUER 1857 S. 145, Taf. II, Fig. 8—9. 
Längliche, quer ovale Form von flacher Wölbung. Durch 
Verlagerung des Wirbels wird die Schale ungleichseitig. Be- 
zeichnend ist die konzentrische, runzelartige Verzierung, die gegen 
den Außenrand an Stärke zunimmt. Die Zahl der Runzeln be- 
trägt ungefähr 12. Von vorn gegen hinten nimmt die Höhe der 
Klappe zu. Haurrs Exemplare stammen von Lugano und aus 
den Hallstätter Schichten von Teltschen b. Aussee. In Bezug 
auf ihren Unterschied von .Posidonomya wengensts schreibt 
HAUER! „Sie nähert sich ungemein der von Wıssmann be- 
schriebenen P. Wengensis, unterscheidet sich aber von ihr durch 
eine noch ungleichseitigere, etwas größere Schale, dann durch 
höhere, am Schloßrand etwas abstehende Buckel.“ Diese Unter- 
scheidungsmerkmale gelten in gleicher Weise von der Latemarform. 
Zahl der untersuchten Exemplare: 4. 


Posidonomya (?) plana nov. sp. ex. aff. P. concinnae Hörn. sp. 
MatV.,, Kim .26. 
Avicula concinna HÖRNES 1855 S. 51, Taf. I, Fig. 16. 

Eine flach gewölbte, beinahe halbkreisförmige Schale mit 
langem, geraden Schloßrand.. Der schwache Wirbel liegt an- 
nähernd in dessen Mitte. Die Schale wölbt sich nur in ihrem 
Mittelteile und läßt zu beiden Seiten bis zum Schloßrand eine 
ohr- oder flügelartige Fläche eben, ohne daß diese scharf ab- 
gesetzt wäre. Die sehr feine, dichte Anwachsskulptur erfährt 
nur an der linken Seite eine dem Ohr entsprechende leichte Ein- 
biegung. 

Die einzige Form, die der unsrigen nahe kommt, ist 
Avieula concinna Hörn. Nach der Abbildung erscheint sie etwas 
stärker gewölbt als A. „plana“. Von der „concinna*“ sagt 
Hörnes: „Die beiden Flügel auf der vorderen und rückwärtigen 
Seite des Wirbels liegen nicht wie bei Peeten ohrenartig von 
dem übrigen Teile der Schale getrennt, sondern die erhabenen 
Linien und Furchen laufen ohne Unterbrechung auf den geraden 
Schloßrand zu. Die Form scheint gleichsam einen Übergang von 


95 


Avicula zu Pecten zu bilden.“ Diese Beschreibung ließe sich 
direkt auf unsere Form übertragen. Doch ist P. plana flacher 
und noch gleichseitiger als A. concinna, so daß man ohne Be- 
obachtung der Bucht in der Anwachsstreifung leicht auf die Ver- 
mutung kommen könnte, die kleine Klappe eines Brachiopoden 
vor sich zu haben. 

Ein Exemplar wurde untersucht. 


Als 
Lima cf. alternans Bırım. !) 

dürfte ein Fragment bezeichnet werden, das ganz auf die BiTTnEr- 
sche Beschreibung und Abbildung der Form von St. Cassian paßt. 
Die Ohren sind zum größten Teil zerstört. Man erkennt an 
dem Fragment die Ungleichseitigkeit der Klappe, die die Stellung 
zu der Gattung „Lima“ begründet erscheinen läßt. Die Skulptur 
besteht aus zahlreichen, kräftigen Radialrippen. Je eine Sekundär- 
rippe schiebt sich zwischen zwei Hauptrippen ein, kann aber auch 
fehlen, ganz analog der Brrrserschen Beschreibung. 


Gervilleia cf. angusia GoLDF. 
Taf. VI, Fie. 7. 
Gervilleia angusta GOLDFUSS Petr. Germ. S- 122, Tab. 115, Fig. 6. 
MsTR. 1841 'S- 79, Tab. VII, Fig. 23. 
BiTTNER, St. Cassian S. 85, Tab. IX, 
Die m, 1, 

Ein Fragment, ausgezeichnet durch die sehr ungleichseitige 
Gestalt, geraden Schloßrand und den scharfen Rücken, von dem 
nach beiden Seiten hin die Flanken steil abfallen. Anwachs- 
streifen sind deutlich wahrnehmbar. Bei G. angulosa ist nach 
Birrner der Rückenteil noch schärfer als bei G. angusta. 

Gervilleia angusta GoLpr. ist bekannt von St. Cassian und 
aus dem Veszpremer Mergel vom Bakony, der nach Brrrxer gleich 
ist den Lunzer-, Raiber- oder Oardita-Schichten. 


” 2) rk) 


2 2 


(?) Cucullaea cf. impressa Msrr. sp. 
"Bat. vl, Rio. 6: 

Macrodon impressum MSTR. SALOMON 1895 S. 163, Taf. V, Fig. 36—37. 
Oueullaea ne u sp. BiTTner St. Cassian S. 118, Taf. XV, 
Cucullaea es BroıLı 1903 8. 205, Taf. XXIV, Fig. 31—33. 

Auch diese Spezies liegt nur in einem unvollständig er- 
haltenen Exemplar vor. Der Abfall des kräftigen Wirbels zum 
Hinterrand ist scharf. Daher stelle ich, abgesehen von der Größe 


SR Se 


96 


des Individuums, die Form zu Zmpressa und nicht zu „esenense*. 
Leider ist die Schale gerade an der Stelle lädiert, wo man die 
radiale Einfurchung erwarten sollte. so daß über deren Vor- 
handensein nichts gesagt werden kann. Die Skulptur be- 
schränkt sich auf konzentrische Anwachsstreifen. Da die Area 
nicht deutlich erkennbar ist, bleibt die systematische Stellung der 
Form etwas unsicher. 


Cucullaea- ex. aff. sersianae Brorlt (?). 
Taf. VI, Fig. 20. 
Cucallaea Seisiana Broili S. 206, Taf. XXV, F ig. 2. 

Das einzige Exemplar ist im wesentlichen Steinkern, nur 
am Wirbel und auf einem schmalen radialen Streifen noch von 
der Schale bedeckt, die eine kräftige, konzentrische Anwachs- 
streifung aufweist. Die Form zeigt länglich querovalen Umriß, 
der kräftige breite Wirbel ist etwas seitlich verlagert und ragt 
über den graden Schloßrand hinaus. Da das Schloß unsichtbar 
ist, kann die Bestimmung als Creullaea nicht als gesichert er- 
scheinen, jedenfalls hat die Form eine sehr große Ähnlichkeit 
mit der Crcaullaea Serscana, und Herr Dr. Broırı selbst, dem 
ich mein Exemplar zeigen konnte, glaubte dasselbe in die un- 
mittelbare Nähe seiner Sersiana stellen zu müssen. Jedenfalls 
möchte ich noch auf die große Ähnlichkeit der Latemarform mit 
Bırrsers Anodontophora Griesbacht hinweisen; nur ist diese 
anscheinend nicht so schlank. Ob diese Bırrxersche Form aber 
wirklich zu Anodontophora zu stellen ist, scheint mir etwas fraglich, 
da ja Anodontophora fassaensis Wıssm., auf die sich BırrnEr 
bezieht, eine deutliche radiale Kante besitzt, die sowohl der 
Anodontophora Griesbach? (der Abbildung nach), als auch der 
Latemarform fehlt. 


Cardita latemarensis nov. SP. 
Taf. VI, Fie. 2530. 


In zahlreichen Exemplaren tritt am Latemar eine zierliche 
Cardıta auf und zwar sehr oft noch mit doppelter Schale erhalten. 
Der Horizontaldurehschnitt ist trapezoidisch in die Länge gezogen. 
In der längeren Diagonale vom Wirbel ausgehend, wölbt sich die 
Schale kräftig empor. Der Abfall von dieser Medianwölbung zur 
Hinterseite (Area) ist steil, zeigt sogar eine leichte radiale Ein- 
senkung, während nach vorne die Schale sich in gleichmäßiger 
schwacher Wölbung herabzieht und sich allmählich abflacht gegen 
den unteren vorderen Rand. Die Skulptur besteht aus ca. 235—30 
gleichförmig gerundeten Radialrippen, über die sich mehr oder 


>91 


weniger deutlich eine dichte feine Anwachsstreifung zieht. Letztere 
prägt sich in unregelmäßigen Etappen deutlich, mit dem bloßen 
Auge wahrnehmbar, aus. In vergrößertem Maßstabe gibt Fig. 27 
die Area, Fig. 23 die Lunula wieder. Fig. 25—26 stellen linke, 
Fig. 29 —30 rechte Klappen dar. 

Von Cardita crenata, GuEMmBELI und Pichler! unterscheidet 
sich die Latemarform durch zahlreichere Rippen, länglichere 
Form und die kielartige Aufwölbung, die bei den eben angeführten 
Carditen nur angedeutet ist. Cardita Benecker zeigt zwar eine 
dichtere Berippung, desgl. die kielartige Aufwölbung, doch liegt 
bei ihr die steile Flauke der Wölbung auf der vorderen Seite 
(Lunula), während bei der Latemarform, analog der leichten 
Depression bei Cardita crenata, die steile Seite gegen die Area 
gerichtet ist. Die Schloßverhältnisse sind leider bei keiner der 
Formen zu beobachten. Der Wirbel ist nach vorn und innen 
gebogen. Die Area setzt scharf ab und zeigt Andeutung 
einer radialen Streifung. Die Lunula ist deutlich, ‘aber nicht so 
scharf wie die Area, mit gerundeten Rändern. Während bei 
Cardita crenata die Skulptur beinahe in gleicher Stärke bis zur 
Lunula weitergeht, wird sie bei Cardita latemarensis gegen 
vorne undeutlicher. Damit mag es zusammenhängen, daß die 
vordersten Teile der Schale, namentlich der bei Cardıta crenata 
flügelartige Vorsprung unter der Lunula, an keinem der Exemplare 
erhalten, sondern ganz mit der umgebenden Gesteinsmasse ver- 
wachsen ist, so daß es trotz sorgsamer Präparation nicht gelang, 
ihn loszulösen, während der hintere Teil mit Leichtigkeit abspringt. 

In der Zeichnung ist der rekonstruierte Umriß so gezeichnet, 
wie ich ihn mir denke. 

Zahl der untersuchten Exemplare: 20—30. 


Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse. 


1. Das Gebiet von Predazzo ist ein kreisförmiges Senkungs- 
feld. Gegen Westen, Süden und Osten vollzieht sich der 
Abbruch des zentralen Teiles wesentlich an einem einzigen 
halbkreisförmigen Bruchrand. Gegen Norden ragt das 
Bruchfeld mit grabenförmig eingesenkten Zipfeln in das 
umgebende Gebirge. 
Auf den nachtriadischen, jedenfalls zur Tertiärzeit ge- 
bildeten Spalten drangen die Tiefengesteine (Granit, 
Monzonit, Syenit u. a.) in die Höhe. 
3. Die Porphyrit- und Melaphyrlaven stehen in keinem un- 
mittelbaren geologischen Zusammenhang mit den Tiefen- 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1. 7 


>) 


98 
gesteinen; ihre Entstehung ist von der der Tiefengesteine, 
durch geologische Perioden getrennt. i 
Schichten in der Facies der „Buchensteiner Knollenkalke*® 
sind im Gebiet von Predazzo nicht constant entwickelt. | 
Aus der Literatur ergab sich, daß die Begriffe „Buchen- | 
steiner Schichten* und „Zone des Trachyceras Reitzi*. 
nicht als synonym gebraucht werden dürfen, da die‘ | 
typischen „Buchensteiner Schichten“ aus dem nördliche \ 
Süd-Tirol nicht mit der Zone des Trachyceras Reitzi zu- 
sammenfallen. | 
Die Fauna der bis jetzt untersuchten Fundplätze im Kalke | 
des Latemar und des Dosso Capello ergaben für diesen || 
ein ladinisches Alter, mit Anklängen an höhere und)! 
tiefere Niveaus. 


| ! 
| 
| 
| 


33 


3, Neuere Beobachtungen aus dem Fläming 
und seinem südwestlich gelegenen Vorlande. 


Von Herrn O. v. Lixstow in Berlin. 


Mit 3 Fig. u. 1 Skizze. 


Die folgenden Notizen bilden das Ergebnis der geologischen 
Untersuchungen, die in den Jahren 1901—1903 in dem süd- 
westlichen Gebiete des Flämings angestellt wurden. Diese Be- 
obachtungen umfassen wesentlich die Meßtischblätter Niemegk, 
Klepzig, Stackelitz, Mühlstedt und Dessau. 

Als bemerkenswertes Ergebnis mag die Auffindung eigen- 
tümlich gelagerter Feinsande hervorgehoben werden; da dieselben 
in einer besonderen kleineren Arbeit!) behandelt worden sind, 
so kann hier von weiteren Ausführungen Abstand genommen 
werden. 

Der Obere Sand nimmt in der bekannten Zusammensetzung 
einen nicht unbeträchtlichen Teil des ganzen Gebietes ein. Auf- 
fallend erscheint, daß in dieser Bildung Kalksteine als Ge- 
schiebe stellenweise ganz fehlen. Im Osten wurden allein in der 
Gegend von Marzahna häufiger Kalkgeschiebe beobachtet, während 
sich im ganzen Westen des Gebietes der Fund auf ein einziges 
Stück Beyrichienkalk beschränkte. Es ist das um so mehr zu ver- 
wundern, als weiter nach Osten hin von Keıtnack ?) eine Endmoräne 
aufgefunden wurde, die ausschließlich aus Orthocerenkalk besteht. 
Weiter nach Süden werden Kalkgeschiebe etwas häufiger, so 
konnten in der Gegend von Natho, Mühlstedt u. s. w., wenn auch 
meist vereinzelt, folgende Kalke beobachtet werden: Beyrichien- 
kalk, Wesenberger Gestein, Echinosphaeriten-Kalk, Macrourus-Kalk 
und Saltholmskalk. 

Um so überraschender war der Fund mehrerer großer Kalk- 
steinblöcke im nördlichen Teil des Jagen 3 der Schmerwitzer 


1!) O. v. Linstow: Über jungglaciale Feinsande des Fläming. 
Jahrb. d. Kgl. Preuß. geol. L.-A. f. 1902. S. 278—295. 1 Taf. 

2) Uber eine aus Orthocerenkalk bestehende Endmoräne in der 
Niederlausitz. Diese Zeitschr. 53 1901. S. 43. 


ME 


-100 


Forst (Blatt Stackelitz).. Auf Grund der z. T. zahlreichen Ein- 
schlüsse ergab sich, daß diese Kalke dem Schaumkalk zu- 
zurechnen seien, der sich hier petrographisch in zweifacher Ausbildung 
vorfand. Die eine Art stellt einen sehr mürben blaugrauen Kalk 
dar, dessen zahlreiche Hohlräume zum großen Teil von intensiv 
rot gefärbten Eisenausscheidungen erfüllt sind. Diese ziegelrote 


Xlreuenbrietzen 


öNıemegk  ° / 


ca cc 
= 


zu der Arbeit 


Übersichtskarte 


abenstein 
Uxdor) 


Nano 


Neve Beobachtungen aus dem Gebiete des Flaming 
und seinem südwestlich gelegenen Vorland. 
1:600000 


Färbung haftet nicht nur an den zahlreichen Abdrücken und 
Schalresten der Fossilien, sondern greift z. T. auch flecken- 
artig auf die Poren des Schaumkalkes über. An Petrefakten 
fanden sich: ein sehr gut erhaltener Abdruck von Mytılus 
eduliformis Br., Reste von Peeten descites Br., ein Steinkern 
von Myophorra orbicularis Br., sowie Gastropoden und Crinoiden- 
Reste, daneben wurden Stylolithen beobachtet. 


rOEE 


Der andere Typus zeigt einen ebenso mürben Kalkstein, 
aber von einheitlich licht gelbbrauner Farbe. Eisenausscheidungen 
fehlen oder sind auf wenige, dann aber rostbraune Partien be- 
schränkt. Die Schaumkalkstruktur tritt in der Regel mehr zurück, 
oft in dem Maße, daß die Kalke als dicht erscheinen. An 
Petrefakten konnten bestimmt werden: 


Mytilus eduliformis Br., häufig. 


Myophoria vulgaris BR. ö 
» elegans DER. = 
5 orbicularıs BR. „ 


Gervilia spinosa n. sp., ziemlich häufig. 
Pecten cf. liscaviensis GB., 1 Ex. 
Unbestimmbare Gastropoden. 
Crinoiden-Reste, 


Wie so häufig in der Trias fanden sich auch hier aus- 
schließlich linke Klappen von Gervellia, was PniLıppr!) darauf 
zurückführt, „daß diese gewölbten Klappen dem Wellenschlage 
mehr Angriffspunkte boten und deshalb ans Ufer geschleudert 
wurden, während die flachen, glatt auf dem Boden liegend, nicht 
mitgerissen wurden.“ 

Es scheint, als ob eine derartige „Aufbereitung“ der Schalen 
gerade die entgegengesetzte Wirkung haben müßte. Wenn die 
gewölbten linken Schalen tatsächlich an den Strand getrieben 
wurden, so waren sie hier infolge der fortwährenden Brandung 
der Zerstörung um so leichter ausgesetzt, während die flachen 
Schalen zu Boden sanken, sich in den Schlamm einbetten konnten 
und so erhalten blieben. Im übrigen ist ein Streit über diese 
Fragen deshalb ein müßiger, weil die Gervillien im offenen Meere 
lebten und nichts auf eine nahe Küstenbildung hinweist, mögen 
diese Kalke nun von Rüdersdorf, aus dem Anhaltinischen oder 
aus Nordwestdeutschland stammen. 

Es fällt auf, daß sich unter den angeführten Fossilien 
Arten befinden, die sonst im Schaumkalk keineswegs zu den 
häufigeren gehören. So kommt Mytdlus edulformis zwar bei 
Rüdersdorf im Schaumkalk vor?), v. Sersacn’) kennt diese Art 
jedoch nicht aus dem Schaumkalk des fossilreichen Gebietes von 
Weimar, und Gervella spinosa, von der unsere Abbildung den 
Steinkern und Abdruck einer linken Klappe zeigt, ist bisher über- 
haupt noch nicht beobachtet. 


!) Die Fauna des unteren Trigonodus-Dolomits vom Hühnerfeld 
bei Schwiberdingen u. s. w. 1898. S. 148. 

2) Eck, Rüdersdorf und Umgegend. Berlin 1872. S. 87. 

®) Conchylienfauna der Weimarer Trias. Diss. 1862, 


102 


Gervillia spinosa n. Sp. 
eg 
Diese Art unterscheidet sich leicht von allen bisher bekannten 
Gervillien der Trias durch den zu einem langen Stachel aus- 
gezogenen hinteren Flügel. Der vordere Flügel ist nicht sehr 
groß, aber scharf von dem hochgewölbten und aufgetriebenen 
mittleren Teile getrennt. Der ungleich breitere hintere Flügel 
fällt von dem mittleren Teile. ziemlich steil ab und endet in 
einem langen, dünnen Stachel. Der Winkel, den der Steilabfall 


Fig. 1. Fig. 2. 


Fig. 1, 2. Gervillia spinosa n. Sp. 


mit dem Schloßrand bildet, beträgt ziemlich genau 40° Der 
Hinterrand ist ziemlich tief kreisförmig ausgeschnitten. Die Schale 
ist mit lamellenartig sich erhebenden Anwachsstreifen bedeckt, 
Radialrippen fehlen. Das Ligament war leider nicht zu beobachten, 
daher ist die Zugehörigkeit dieser Art zu Gervellia nicht ganz 
sicher. Schloßrand gerade. Rechte Klappe nicht beobachtet, die 
Länge der linken Schale, vom Vorderflügel bis zum Hinterrand 
gemessen, beträgt 10—15 mm. 

Etwas Ähnlichkeit besitzt unsere Form mit der von Purtıppi') 
aus dem unteren Trigonodus-Dolomit aufgestellten G. alata, deren 
Hinterflügel ebenfalls zu einer Spitze ausgezogen ist. @. spinosa 
unterscheidet sich jedoch von ihr einmal durch die tiefere Aus- 
buchtung des Hinterrandes, sodann durch die Form des zu einer 
Spitze ausgezogenen Hinterflügels, der bei @. alata ungleich 
breiter und massiver ist. Der wichtigste Unterschied besteht aber 
in der mittleren, aufgetriebenen Partie, die bei @. spinosa durch 
zwei unter ca. 25° nach dem Wirbel zu konvergierenden geraden 
Kanten begrenzt wird. Bei @. alata ist dagegen der mittlere 
Teil erheblich nach dem Vorderrande zu gekrümmt, und es fehlt 
vor allem der vordere Flügel fast gänzlich, 


Dan, 20.58, are 


103 


Nahe verwandt scheint Gervillia Goldfussi v. STROMB. sp.!) 
aus dem Schaumkalk zu sein, die sich durch den Mangel des 
dornartigen Hinterflügels und durch schwächere Anwachsstreifen 
leicht von @. spinosa unterscheidet; doch bemerkt FrANTzen?) 
bei Beschreibung jener Art, daß der Hinterflügel breit und ge- 
wöhnlich zu einer mehr oder weniger langen Spitze ausgezogen sei. 
Da indessen kein einziges der zahlreichen Abbildungen diese 
Spitze zeigt, so wird man gut tun, unter G. Goldfussı. Exemplare 
ohne scharf ausgezogenen Hinterflügel zusammenzufassen. Ebenso 
versteht Pnıtıppr?) unter G. Goldfusse nur solche Formen, deren 
Hinterflügel nicht dornartig verlängert ist, vor allem erwähnt 
auch v. STROMBEcK selbst*), der diese Art aufstellt, nichts von 
dem dornartigen Fortsatz. 

Was die Herkunft dieser Kalksteine betrifft, so kann es 
keinem Zweifel unterliegen, daß sie von Rüdersdorf oder aus 
einer anderen Gegend verschleppt wurden und wohl zum Kalk- 
brennen verwandt wurden, worauf auch ihre lockere, mürbe 
Struktur hinweist. An eine Benutzung derselben als Baumaterial 
wird man kaum denken, da ja große Geschiebe, wie wir weiter 
unten sehen werden, in nicht zu großer Entfernung vorhanden 
sind (Endmoränen). Daß letztere vielfach Verwendung als Bau- 
material gefunden haben, zeigt z. B. die Ruine einer alten, im 
dreißigjährigen Kriege zerstörten Kirche nördlich des Forst- 
hauses Schleesen. 


Paludina dimviana wurde im Oberen Sande in einem 
Exemplar südlich von Neuendorf im Tale der gleichnamigen 
Rummel beobachtet, häufiger fand sie sich im Oberen Geschiebe- 
mergel und in dem darunter liegenden Tonmergel nördlich Rietz, 
scheint dagegen in dem der Elbe zunächst liegenden Gebiete 
selten zu sein. | 

Im übrigen bietet der Obere Sand, abgesehen von den gleich 
zu besprechenden Kieselschiefern, nichts Bemerkenswertes; erwähnt 
sei noch das Auftreten zahlreicher Kantengeschiebe in z. T. 
außerordentlich typischer Ausbildung (Viehweide östlich von 
Niemegk). 

Von einiger Bedeutung sind die Funde von schwarzen 
Kieselschiefern, die sich in der Gegend von Niemegk sehr 
selten im Oberen Sand haben nachweisen lassen. Weiter sowohl 


!) FRANTZEN, Über Gervillia Goldfussi v. STR. sp. Diese Zeitschr. 
1886. S. 807. 

2) a,a. 0. 8. 308. 

202.24..0.:9..156. 

*) Beitrag zur Kenntnis der Muschelkalkbildung im nordwest- 
lichen Deutschland. Diese Zeitschr. 1. 1849. 8. 189, 


104 


nach Süden, nach der Gegend von Wittenberg zu, wie im Westen, F 
nach Magdeburg zu werden sie häufiger, eine Beobachtung, die 


schon GıRArD!) gemacht hat. Krockmann, der sich ausführlich 
mit ihrer Herkunft befaßt?), unterscheidet scharf zwischen solchen 


skandinavischer Abstammung und zwischen einheimischen Kiesel- 


schiefern mit folgenden Worten®): „Bei den nordischen Kiesel- 
schiefern ist die Farbe durchweg eine grauschwarze statt der 
tiefschwarzen oder tiefdunkelgrünen der südlichen, das Korn ist 


ein gröberes, während bei jenen die Feinheit des Kornes auf 


den Bruchflächen einen stumpfen, sammetartigen Glanz bedingt, 
und vor allem fehlen den nordischen die zahlreichen weißen 
Quarztrümmer, die runden Formen und die glänzende, wie lackiert 
aussehende Außenseite. * 

Daß diese Unterscheidung in der Tat Wort für Wort zutrifft, 
bestätigen neuere Funde, die von Herrn H. ScHrRöbEr gemacht 
worden sind. Die zahlreichen, von ihm teils in einer Kiesgrube 
von Göritz (Oder), teils im Gebiete des Meßtischblattes Zehden 
(nördl. Cüstrin) gesammelten Stücke sowie zwei, die Herr 
TornAu bei Megow in der Nähe von Pyritz fand, zeigen in jeder 
Weise die von KLOCkMAnn angegebenen Charaktere. Zum Teil 
waren diese bis zwei Faust großen, oft scharfkantig entwickelten 
Geschiebe auf den Bruchflächen bläulich-schwarz angelaufen und 
führten einen dem Muscovit ähnlichen Glimmer sowie zahlreiche 
Graptolithen. Letztere gehören sämtlich zweireihigen Formen 
an aus der Familie der Diplograptidae *), die ihre Haupt- 
verbreitung im Untersilur haben, aber auch noch in das Ober- 
silur hinaufgehen. Eine genauere Bestimmung war wegen des 
ungünstigen Erhaltungszustandes nicht möglich, am ähnlichsten 
scheint Drplograptus foliaceus MurchH. zu sein, der von Bornholm 
bekannt ist.?) 

Vergleicht man mit diesen nordischen Geschieben die auf 
dem Fläming aufgefundenen Kieselschiefer, so zeigt ihre tief- 
schwarze Farbe, ihre starke Abrollung und die Führung weißer 
Quarzadern, daß sie sämtlich nicht nordischen, sondern heimischen 
Ursprungs sind. 

Wenn wir nach dem Alter dieses gemischten Diluviums 
fragen, d. h. den Zeitpunkt bestimmen wollen, wann zuerst die 


!) Die norddeutsche Ebene u.s. w. Berlin 1855. S. 134. 

2) KLOCKMANN, Über gemengtes Diluvium und dil. Flußschotter 
i. nordd. Flachlande. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. f. 1883. S. 330— 346. 

°®) a. a. 0. S. 338. 

4) WIMAN, Über Diplograptidae. Bull. geol. Inst. Univ. Upsala. 
1894:% 1.784.497; 

°) H. B. GEInITz, Die Graptolithen. Leipzig 1852. S. 24, 


105 


von Süden kommenden Kieselschiefer sich den nordischen Ge- 


schieben beigemengt haben, so müssen wir uns in ein weiter 
südlich gelegenes Gebiet begeben, da sämtliche Aufschlüsse und 
Tiefbohrungen des Flämings nur nordisches Material erkennen lassen. 

In der Gegend von Leipzig hatte zuerst H. Crepner!) be- 
obachtet, daß Schotter von gemischtem Diluvium mit „Unterem“* 
Geschiebemergel wechsellagern, während Krockmann?) fand, daß 
diese Schotter an vielen Punkten von Löß überlagert wurden, und 
somit ihre Altersgrenze nach oben hin festlegte. 

Die Frage nach dem ersten Auftreten dieser Schotter scheint 
nun wenigstens für die Gegend südwestlich des Flämings der 
Entscheidung näher gebracht zu sein durch eine ganze Anzahl 
von Tiefbohrungen, die 1902 in Cöthen niedergebracht wurden. 
Diese Bohrungen, von denen Dank der Freundlichkeit des Herrn 
Stadtbaumeisters BunzeL eine Anzahl in den Besitz der Kgl. preuß. 
Geolog. Landesanstalt übergegangen ist, ergaben folgendes. 

Unter einer 0,5—1,5 m mächtigen Decke lößähnlicher 
Feinsande folgt eine Wechsellagerung geschiebearmer Sande und 
kiesiger Sande (2—12 m), die auf einem 2—7 m mächtigen 
braunen Geschiebemergel liegen. Unter diesem wurde häufig 
fluviatiles gemischtes Diluvium angetroffen, welches bis zu 8m 
mächtig wird und auf einem dunkelgrauen Geschiebemergel ruht. 
Die Mächtigkeit des letzteren konnte nur in einem Falle zu 3 m 
ermittelt werden, da er fast nie durchbohrt wurde; andere Boh- 
rungen erreichten teils direkt unter dem gemischten Diluvium, 
teils unter dem letzten Geschiebemergel in zahlreichen Fällen 
Septarienton oder anstehendes Gebirge (Buntsandstein oder Keuper). 
Die Bohrungen, von denen 43 untersucht wurden, haben ferner 
ergeben, daß wiederholt das gemischte Diluvium fehlt, es bildet 
dann die obere und untere Bank des Geschiebemergels eine ein- 
heitliche Grundmoräne; des weiteren zeigen einige dieser Bohrungen 
eine bis über 2 m mächtige Einlagerung von grauen Sanden und 
Kiesen in der oberen Bank des Geschiebemergels, wie wiederum 
andere Bohrungen eine Teilung der unteren Bank durch Auf- 
treten grober Kiese erkennen lassen. 

Aus allen diesen Beobachtungen kann man demnach folgern, 
daß hier eine Zersplitterung einer einheitlichen Grundmoräne in 
mehrere Bänke stattgefunden hat°?), deren unterste ihre dunkle 
Färbung wohl durch Aufarbeitung von Septarienton erhalten hat. 


1) Über Glacialerscheinungen in Sachsen. Diese Zeitschr. 32. 
1880. 8. 587. 

2) 32. 39.08.9..348. 

>). Vergl..S. 111 u.: 114. 


106 


Das gemischte Diluvium bestand aus groben Kiesen mit 
wenig sandigen Beimengungen, in ihm ließ sich nachweisen 

a) an nordischem Material: Feuersteine, nordische Granite 
U. 2550], 

b) an einheimischem Material: Milchquarze!), schwarze, ab- 
gerollte Kieselschiefer. 

Gerade die Feuersteine bilden den sichersten, oft einzigen 
Beweis für eine nordische Herkunft, vorausgesetzt, daß sie sich 
häufig vorfinden. Denn es ist sehr wohl denkbar, daß dieses 
Gestein während der langen Tertiärperiode gelegentlich auf irgend 
eine Weise nach Süden gelangte und am Ende des Tertiärs oder 
zur Eiszeit durch Ströme wieder nordwärts geführt wurde, wo es 
sich nun in einheimischen Schottern und Kiesen wieder vorfindet. 
Für die Ablagerungen südlichen Ursprunges haben wir in dem 
Vorwalten von tiefschwarzen, abgerundeten Kieselschiefern mit 
weißen Quarzadern und von Milchquarzen einen Anhalt. 

Wie dieses Bohrprofil ergibt, ist nach Ablagerung der 
tieferen Geschiebemergelbank eine Vermischung von nordischem und 
einheimischem Material eingetreten, und wir können bei der 
gleich zu besprechenden, sehr großen Verbreitung des Oberen 
Geschiebemergels im ganzen Gebiete nur annehmen, daß auch 
dieser Komplex der Grundmoränen von Cöthen derselben Ver- 
eisung angehört. 


Grundmoränen. 


Das Auftreten des Oberen Geschiebemergels ist des- 
wegen von einiger Bedeutung, als derselbe einen Anhalt gibt für 
die Ausdehnung der letzten Vereisung. Während KLockManN’) 
noch vor 20 Jahren die Ansicht vertrat, daß das letzte Inland- 
eis den Fläming nicht mehr überschritten habe, ist durch neuere 
Arbeiten?) sowie durch die in diesen Jahren ausgeführten Unter- 
. suchungen die Existenz des Oberen Geschiebemergels auf dem 
Fläming zur Genüge erwiesen. Im Osten des Gebietes tritt 
derselbe vielfach flächenhaft zu Tage, so vor allem in der Gegend 
von Pflügkuff und Zeuden. Er besitzt nach einer weiter unten 
zu besprechenden Tiefbohrung (Zeuden) eine Mächtigkeit bis zu 
14 m und zeigt sonst durchaus die normale Entwicklung. Er- 
wähnt sei das Auftreten von Bernstein als Geschiebe und der 
oben bereits erwähnte Fund von Paludina diluviana in den 


!) Diese Milchquarze des Südens spielen dieselbe Rolle wie die 
tiefschwarzen Kieselschiefer (bei KLOCKMANN a. a. O. S. 339). 

?) Die südliche Verbreitungsgrenze des Oberen Geschiebemergels. 
Diese Zeitschr. 1883, S. 238. 

*) Angeführt in: Schöne: Der Fläming. Leipzig 1898, S. 39. 


107: 


Aufschlüssen nordöstlich Rietz. Verfolgen wir ihn weiter west- 
lich, so sind kleine Spuren von ihm in der Nähe von Kl. Mar- 
zehns nachweisbar. In größerer Ausdehnung finden wir ihn dann 
bei Serno und Stackelitz, also bereits auf der südlichen Ab- 
dachung des Flämings nach der Elbe zu, ferner nordwestlich von 
Setzsteig und in der Gegend von Medewitz, In dem dazwischen 
liegenden Gebiete ist er ebenfalls vorhanden, aber z. T. von einer 
verschieden mächtigen Decke Oberen Sandes oder auch von Flug- 
sand überlagert, und es ist im hohen Grade wahrscheinlich, daß 
der Obere Geschiebemergel in dem gesamten Gebiete, dessen 
Grenzen oben angegeben sind, als unterirdische, mehr oder: 
minder zusammenhängende Ablagerung sich vorfindet. Unrnittelbar 
westlich von Stackelitz ist er zwar weder oberflächlich zu beob- 
achten noch auch mittels Handbohrung auf 2 m zu erreichen, 
seine Existenz wird aber sehr wahrscheinlich gemacht durch die 
konstante Wasserführung der ihn überlagernden Sande. Er 
schießt hier flach unter den Oberen Sand ein und scheint 
zwischen Stackelitz und etwa Golmenglin ein flaches Becken zu 
bilden, auf dessen undurchlässigem Untergrunde sich die Tage- 
wässer aufstauen können. 

Überaus reichlich ist er ferner im Bereich des Meßtisch- 
blattes Mühlstedt verbreitet, von wo er sich in großer flächen- 
hafter Entwicklung bis an die Elbe (Gegend von Roßlau) herab- 
zieht, z. T. allerdings von jüngeren Sanden bedeckt. 

In dem genannten Verbreitungsgebiet des Mergels kommt 
nun etwa westlich vom Rabenstein eine sehr bemerkenswerte 
Eigenschaft immer deutlicher zum Vorschein, nämlich seine 
konstant geringe Mächtigkeit. Die nächsten Aufschlüsse 
westlich vom Rabenstein befinden sich unmittelbar beim Dorfe 
Lotzschke. Hier besitzt der Obere Geschiebemergel eine Mächtig- 
keit von etwa °/a—1'/e m, darunter folgt Sand. Da der Mergel 
ziemlich reich an tonigen Bestandteilen ist, so wird er zu 
Ziegeleizwecken ausgebeutet, wenngleich begreiflicherweise der 
Abbau kein sehr lohnender sein kann. Von nun an bleibt nach 
Westen hin diese Mächtigkeit konstant bezw. wird noch geringer. 
An vielen Punkten ergaben die bis auf 2 m niedergebrachten 
Handbohrungen sogar eine Mächtigkeit von nur 1—2 dem,. doch 
mag es dahingestellt sein, wieviel von den überlagernden Sanden 
als ausgewaschene und ihrer lehmigen Bestandteile beraubten 
Grundmoräne aufzufassen ist. 

Gänzlich abweichend ist der Geschiebemergel in der Gegend 
von Garitz ausgebildet. Hier wechsellagert er, z. T. sehr gering- 
mächtig entwickelt, in unregelmäßiger Weise mit Sand, lehm- 
streifigem Sand, Feinsanden, stellenweise auch mit Mergelsanden, 


108 


und es scheint, daß hier größere Gebiete jüngerer Sande vor- 
handen sind, die eine an Ort und Stelle z. T. zerstörte und 
verwaschene Grundmoräne darstellen. 

Man könnte versucht sein, diese Eigenschaft eines auf 
größere Erstreckung gleichmäßig geringmächtig entwickelten Ge- 
schiebemergels damit zu erklären, daß wir uns in dieser Gegend 
bereits nahe dem KRandgebiet der letzten Vereisung befinden; 
dena es läßt sich sehr wohl annehmen, daß einer Eisdecke, die 
nur noch geringe Mächtigkeit besitzt, auch eine geringmächtige 
Grundmoräne entspricht. Diese Annahme steht aber mit den 
folgenden Beobachtungen nicht im Einklang. Untersucht man 
nämlich den Geschiebemergel, der weiter nach Süden, nach der 
Elbe zu entwickelt ist, so ergibt sich, daß derselbe ziemlich 
schnell wieder an Mächtigkeit zunimmt und bald die Werte von 
2 m und mehr erreicht. Besonders gelten diese Verhältnisse für 
die Gegend unmittelbar nördlich und westlich von Tornau sowie 
für das große Mergelplateau westlich von Rodleben (beide Orte 
nur 2—-3 km von der Elbe entfernt). 

Unmittelbar am Elbufer tritt dieser Geschiebemergel als 
steil 'abfallende Wand zu Tage und besitzt jetzt bereits eine 
Mächtigkeit von mindestens 8—12 m. Von dem eben er- 
wähnten Auftreten bei Rodleben ist er durch eine etwa 1 km 
breite Zone grober Kiese und Sande getrennt. Die Annahme, 
daß die hier so vorzüglich erschlossene und auf mindestens 7 km 
am Elbufer zu verfolgende Grundmoräne tatsächlich mit der 
soeben von Rodleben und Tornau erwähnten ident ist, bedarf 
indessen noch weiterer Untersuchungen. Denn einmal läßt sich 
der Mergel südöstlich von Rodleben fast ununterbrochen bis zur 
Elbe verfolgen, nur verschwindet er auf sehr kurze Erstreckung 
— kaum 100 m — unter einer Bedeckung von Sand. Anderer- 
seits zeigen jedoch die längs der etwa westöstlich verlaufenden 
Grenze vom Mergel zum Kies ‚vorgenommenen Handbohrungen 
eine plötzliche Verschwächung der Moräne, sodaß regelmäßig ein 
unter ihr liegender Sand erreicht werden konnte. Zur Klarlegung 
dieser Verhältnisse sollen in der nächsten Zeit rechtwinklig zur 
angeführten Grenzlinie einige tiefere Bohrungen ausgeführt 
werden. 

Versucht man die Entwicklung des Geschiebemergels auf 
dem Plateau südlich des Elbtales zu verfolgen, so ist das Er- 
gebnis zunächst erfolglos, da die Ziegeleien bei Ragulhn, die 
möglicherweise günstige Aufschlüsse hätten geben können, als 
Material alluvialen Muldeschlick verwenden. Dagegen ergab die 
Untersuchung des diluvialen Steilrandes westlich Raguhn folgendes. 

Das Plateau, dessen Rand von Norden nach Süden verläuft, 


- 109 


fällt in dieser Gegend auf viele Kilometer plötzlich ziemlich steil 
zu dem mit tonigen, z. T. auch humosen oder sandigen Alluvial- 
bildungen erfüllten Muldetal ab. Der Steilhang selbst, der wohl 
5—8 m hoch ist, ist arm an Aufschlüssen und besteht, soweit 
man beobachten konnte, aus Sand oder aus einem schr groben 
diluvialen Kies, an dessen Zusammensetzung wesentlich weiße 
Milchquarze beteiligt sind; daneben finden sich südliche Kiesel- 
schiefer, ferner nordische Porphyre — anstehend ist Porplyr 
schon 2 km östlich von Raguhn bekannt -— Granite, z. T. Turmalin 
führend, Diabase, Quarzite und Feuersteine. Geschiebemergel ist 
hier an keinem Punkte des Steilhanges entwickelt, so daß das 
Alter der Kiese, in denen Kalksteine ganz zu fehlen scheinen, 
vorläufig unbestimmt bleiben muß. 

Verfolgt? man den Steilrand weiter nach Süden, so ändert 
er zunächst weder morphologisch noch petrographisch sein Aus- 
sehen, überall stehen grobe Kiese mit Milchquarzen an. Diese 
halten aus bis kurz vor dem Dorfe Bobbau, woselbst ein großer 
Aufschluß ein völlig verändertes Bild zeigt. Betritt man diese 
Grube von der Nordseite, so sieht man an dem etwas ver- 
rutschten Steilhang als jüngste Bildung deutlich einen etwa 
1 m mächtigen Geschiebemergel entwickelt, der nach der Mitte 
der Grube sehr schnell an Mächtigkeit abnimmt. Letztere sinkt 
sehr bald auf etwa 1 dem, die Grundmoräne besteht dann z. T. 
nur noch aus einer groben Steinschicht, und wir haben hier das 
typische Bild einer größtenteils zerstörten Grundmoräne vor uns, 
dessen feinste, tonige und sandige Teile beim Abschmelzen 
des Eises durch Auswaschung entfernt worden sind. Über 
diesem Residuum des Geschiebemergels lagern 3—5 dem lehmige 
Sande. Das Liegende des Mergels wird von Sanden ‚gebildet, 
die z. T. ganz ausgezeichnet diskordante Parallelstruktur zeigen 
und die stellenweise Einlagerungen von Kiesbänken enthalten. 
Unterlagert werden diese Sande und Kiese an der Nordseite der 
Grube, d. h. dort, wo sie schon durch den oben erwähnten Ge- 
schiebemergel an Mächtigkeit auf Kosten des letzteren abnehmen, 
von einem tieferen Geschiebemergel, der mindestens 2 m mächtig 
ist. Da der Steilhang hier etwas verrutscht ist, so konnte die 
Mächtigkeit der zwischenlagernden Sande und Kiese nicht genau 
ermittelt werden, sie beträgt etwa 3—5 nm. 

Diese Beobachtungen, die im Sommer 1904 nachgeprüft und 
bestätigt wurden, ergeben demnach, daß jene Kiese dem älteren 
Diluvium zuzurechnen sind, da sie unter der jüngsten Geschiebe- 
mergeldecke liegen. Eine Bestätigung dieser Auffassung wurde 
sofort in einer zweiten, nur wenig südlicher gelegenen, etwas kleineren 
Grube gefunden. In dieser ist ausschließlich ein Geschiebemergel 


110 


angeschnitten in einer Mächtigkeit von 2—3 m, der eine direkte 
Fortsetzung der obersten Bank des in der zuerst erwähnten 
Grube angeschnittenen Mergels darstellt; jede Spur von fluviatilen 
Ablagerungen fehlte. Was diesen Aufschluß wichtig macht, ist 
die Beobachtung, daß die Geschiebeführung stellenweise einen 
auffallenden Reichtum an Milchquarzen erkennen läßt, die nur 
aus jenen oben erwähnten, unter der oberen Bank des Ge- 
schiebemergels liegenden Kiesen stammen können, und die daher 
älter sind als dieser Geschiebemergel, der hier durch Auf- 
nalıme der unzähligen Milchquarze als eine Art von Lokalmoräne 
entwickelt ist. Dieser Geschiebemergel läßt sich noch etwas 
weiter südlich bis in das Dorf Bobbau hinein verfolgen, danach 
verschwindet er, und in der Gegend des Bahnhofs Jeßnitz ist auch 
der Steilabhang nicht mehr vorhanden, ebenso fehlt jede Spur 
von Geschiebemergel und der milchquarzführenden Kiese; das 
sehr sanft zum Muldetal abfallende Plateau wird von diluvialen 
Sanden mit normaler Geschiebeführung gebildet. Ebenso haben 


PS“ 


die bei Jeßnitz vorhandenen Ziegeleien keine weiteren Aufschlüsse - 


von Geschiebemergel nachgewiesen, auch sie verarbeiten als 
Material ausschließlich Muldeschlick. Was den oben erwähnten 
zweiten Geschiebemergel betrifft, so halten wir diesen nur für 
‚eine tiefere Bank ein- und derselben Grundmoräne, da wir eine 
:so .geringmächtige Folge von Sanden und Kiesen für nicht ge- 
nügend halten, um den hangenden und liegenden Mergel ver- 
schiedenen Eiszeiten zuzuweisen. Im übrigen besteht das ganze 
: Plateau westlich von Raguhn aus normalem Oberen Geschiebe- 
mergel und .aufgelagerten Oberen Sand und Kies. Die den 


Steilhang z. T. zusammensetzenden älteren Kiese konnten in’ 


manchen Fällen mit dem Handbohrer erreicht oder auch in 
Gräben u. s. w. nachgewiesen werden. Demnach fassen wir 
die Mergelbänke von Bobbau gleich denen der Cöthener Bohrung 
als durch Oscillation einer einzigen Grundmoräne entstanden auf. 
Die Vermutung, daß in unserm Gebiete in größerer Tiefe 
noch ein Geschiebemergel vorhanden sei, der als Grundmoräne 
einer früheren Vereisung aufzufassen wäre, hat sich nach dem 
Ergebnis zahlreicher Tiefbohrungen als irrig erwiesen. Wohl 
' haben diese Bohrungen!) Diluvium in z. T. recht erheblicher 
Entwicklung nachgewiesen, doch setzt sich dieses fast aus- 
schließlich aus fluviatilem Material zusammen, jede als Grund- 
' moräne einer älteren Vereisung anzusprechende Bildung fehlt. 
Diese Oscillation des Eisrandes und die dadurch hervor- 
gerufene Zersplitterung der Grundmoräne in mehrere Bänke ist 


!) Erläuterung zu Blatt Dessau der Spezialkarte. 


111 


eine häufig beobachtete Tatsache. Aus dem Gebiete des eigent- 
lichen Flämings besitzen wir die Bohrung beim Bahnhof Jüterbog 
(1902), die ausschließlich Diluvium antraf; das nähere, von 
Keınnack aufgestellte Schichtenverzeichnis ist folgendes (die 
fluviatilen Bildungen sind zusammengefaßt): 


Tiefe Mächtig- 


; keit Schichtenfolge 
in Metern |jn Metern 


0-6 6 Gelbe, steinfreie, glimmerreiche Sande 
6—7 1 Sandiger, gelber Geschiebemergel 
7—15 8 Grauer, glimmerreicher Sand mit Kies- 
einlagerungen 

15—16 1 Grauer Geschiebemergel 
16—27 11 Grober, grauer Sand ohne Glimmer 
27—27,5 0,5 Grauer Geschiebemergel 

27,5—36 8,5 Grauer, grobkörniger Sand 
86--48 | Dunkelgraubrauner, sehr toniger Ge- 

| 10 schiebemergel 
43 —47 Grauer Geschiebemergel mit Sandbänk- 
chen 

46—47 1 Sand 
47—51 4 Toniger Geschiebemergel 
51—55 4 Mittelkörniger Sand 
55 —56 ee Toniger Geschiebemergel. 
56—60 4 Sand, mittelkörnig 
60—66 6 Grauer, toniger Geschiebemergel 
66 — 70 4 Tonmergel, hellgrau 
70—86,8 16,8 Sande und Kiese 


86,35— 87,16 0,36 Geschiebemergel 
S7,16—89,4+ 2,24+ | Sande und Kiese. 

Hier sehen wir also, daß ein achtmaliges Vorrücken und 
Wiederabschmelzen des Eises stattgefunden hat, das, nach der 
z. T. stark differierenden Mächtigkeit der Grundmoräne zu urteilen, 
verschieden stark gewesen sein muß. Ob man aber berechtigt 
ist, diese verschiedenen Bänke des Geschiebemergels verschiedenen 
Eiszeiten zuzurechnen, erscheint mehr als zweifelhaft. Das ganze 
Profil läßt zwar eine Gliederung in petrographisch einheitliche 
Gruppen zu, aber man wird kaum behaupten dürfen, daß man 
- aus einer solchen Zusammenfassung mehrere Eiszeiten ableiten kann. 

Es ist ebenso im allgemeinen ganz unmöglich, mit Hülfe 
petrographischer Unterschiede, sei es der fluviatilen Zwischen- 
schichten, sei es der Grundmoränen selbst auf eine bestimmte 
Eiszeit hinzuweisen. Derartige Versuche sind bisher stets fehl- 
geschlagen, es sei nur an den sog. „roten Geschiebemergel der 
Altmark“ erinnert, dessen Färbung in früherer Zeit genügte, um 
Ihn zur Grundmoräne einer älteren Eiszeit zu stempeln. 


+ 112 

Nur dann wird eine petrographische Unterscheidung ver- 
schiedener Grundmoränen oder Bänke derselben möglich sein, 
wenn das vordringende Eis über petrographisch und geologisch 
verschieden ausgebildete Glieder hinwegging. In diesem Falle 
nahm die zuerst vordringende Grundmoräne diejenige Formation 
auf, die sie vorfand; ein erneuter Vorstoß des Inlandeises, 
einerlei, ob Oscillation oder jüngere Eiszeit, traf dann bereits 
ältere Schichten an und verleibte sie ihrer Grundmoräne ein. 
Daher kann man in einem bestimmten Gebiete unter gewissen 
Verhältnissen in jüngeren Schichten des Diluviums Geschiebe er- 
warten, die älter sind als diejenigen, die in tieferen Diluvial- 
ablagerungen enthalten sind. Auf diese Weise erklärt auch 
Jentzsch!) die Häufigkeit von Kreidegeschieben im jüngeren 
Diluvium Nordostdeutschlands, die in tieferen Schichten selten 
sind, da während der Bildung der letzteren wesentlich noch 
tertiäre Schichten abgetragen wurden. 

Bei diesen Erörterungen ist jedoch wohl zu bedenken, daß 
sich die Verschiedenheit in der Geschiebeführung in manchen 
‘Fällen auch auf tektonische Ursachen zurückführen läßt. Gerade 
die Beobachtungen in der letzten Zeit haben wiederholt Krusten- 
bewegungen nachgewiesen, die in die Glacialperiode hineinfallen, 
und so ist es denkbar, daß nach Ablagerung einer tieferen Grund- 
moräne infolge Störungen irgendwelcher Art ältere Schichten zu 
Tage gelangten, die von einem jüngeren Geschiebemergel z. T. 
verarbeitet wurden. 

Ein anderer, sehr ähnlicher Fall der Zersplitterung einer 
Grundmoräne in mehrere Bänke ist unten S. 114 angeführt. 

Aus diesen Beobachtungen über die Grundmoränen ergibt 
sich, daß wir .die bisher als Oberen Geschiebemergel gedeutete 
Bildung in fast ununterbrochenem Zusammenhange vom Fläming 
an bis weit über die Elbe nach Süden hin verfolgen können; 
ein ungleich tiefer liegender Geschiebemergel, den wir einer älteren 
Vereisung zurechnen könnten, ist, abgesehen vielleicht von zwei 
unten näher besprochenen Punkten, mitten im Gebiet des Flämings 
nicht mehr vorhanden. Die geologische Untersuchung der nächsten 
Jahre, die sich nach Süden zu bewegen wird, kann dann mög- 
licherweise den Beweis für die hier angedeutete Vermutung 
bringen, daß auch weiterhin in diesem südlichen Gebiete 
kein Unterer Geschiebemergel mehr vorhanden ist, 
sondern daß aller Geschiebemergel als direkte Fort- 
setzung des Oberen Geschiebemergels anzusehen ist. 
Damit würde zugleich die Theorie von der bisher angenommenen 


!) Große Schollen im Diluvium. Diese Zeitschr. 53. 1901. S. 105, 


113 


srößeren Verbreitung der sog. Haupteiszeit wenigstens in dem 
näher besprochenen Gebiete stark erschüttert werden. 

Diese Ausführungen haben aber auch zugleich gezeigt, in 
welch’ erheblichem Maße ein Geschiebemergel auf oft recht kurze 
Erstreckung seine Mächtigkeit ändern kann. Als Ursache der 
Verminderung einer Endmoräne kann man eine geringmächtige 
Eisdecke oder eine teilweise Zerstörung des Geschiebemergels 
durch nachfolgende Schmelzwässer annehmen, während man eine 
plötzlich stark vergrößerte Moräne entweder auf ein dem vor- 
dringenden Eise sich bietendes Hindernis (Rücken eines Tertiär- 
gebirges u. s. w.) zurückführen, oder als Ausfüllung eines vor- 
gebildeten Tales oder einer anderen Depression auffassen 
kann; die letzteren Verhältnisse scheinen bei der Ablagerung 
des oben erwähnten, sehr mächtigen Geschiebemergels am nörd- 
lichen Elbrande in erheblichem Maße mitgespielt zu haben. 

Bei dieser Gelegenheit sei ein kleiner Exkurs entschuldigt. 

Wie die Beobachtungen ergeben haben, fanden auf dem 
Fläming und in anderen Gegenden im Gebiete nahe der äußersten 
Vereisung mehrfach Oseillationen der Eisdecke statt, Erscheinungen, 
wie wir sie noch heutigen Tages in verkleinertem Maßstabe an 
vielen Alpengletschern beobachten können. Schmolz nun das 
letzte Inlandeis ab, nachdem es seine größte Ausdehnung er- 
reicht hatte, so rückte der Rand des Eises weiter nach Norden 
oder Nordosten vor, und hier vollzog sich genau dasselbe Spiel 
wie vorhin: langsam bewegte sich das Eis wieder um mehrere 
Meter oder Kilometer nach Süden vor, oft nur einmal, oft 
mehrere Male, bis es beim Rückzug seine frühere Lage wieder 
erreichte und von nun an seinen Rand noch weiter nach Norden 
verleste.e. Daß sich die Eisdecke in ihrem peripheren Teil ihrer 
ganzen Ausdehnung nach an diesem Wechselspiel beteiligt hat, 
ist nicht wohl anzunehmen; vielleicht waren es größere zusammen- 
hängende Massen in einzelnen, örtlich getrennten Gebieten, viel- 
leicht waren es auch nur größere oder kleinere Eiszungen, die 
noch einmal Depressionen oder neu geschaffene Täler mit ihren 
Eismassen erfüllten. 

Diese Randverschiebungen, von denen die oben erwähnte 
Bohrung Jüterbog ein typisches Beispiel darstellt, sind keines- 
wegs auf unser engeres Gebiet beschränkt, an vielen anderen 
Punkten der norddeutschen Tiefebene sind gleiche Beobachtungen 
gemacht. So berichtet Maas!), um ein weiteres typisches Bei- 
spiel aus einem recht entfernten Gebiete anzuführen, von einer 
Bohrung Plutowo (Westpreußen), welche einen durch Tonmergel 


!) Diese Zeitschr. 1902. S. £. 
Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1. 8 


114 


und stellenweise durch Sand in fünf Bänke getrennte Geschiebe- 
mergelmasse erschlossen hat, die sämtlich ein und demselben 
Geschiebemergel zugerechnet werden. 

Aber die Eisdecke zog sich nicht in der Weise gleich- 
mäßig zurück, daß sich nach jeder größten Ausdehnung sofort 
wieder eine gleichmäßige fortwährende Verlegung des Eisrandes 
vollzog: an zahlreichen Stellen blieb das Eis beim Rückzuge 
längere Zeit stationär und erzeugte so die Endmoränen und 
andere damit in Zusammenhang stehende Bildungen. Diese 
geben zugleich einen Anhalt für die Größe der Oscillationen, 
die wohl kaum den senkrechten Abstand zweier parelleler, ver- 
schiedenaltriger Endmoränenzüge überschritten hat, da in letzterem 
Falle der ältere Endmoränenzng von dem wieder vordrin gende 
Eise eingeebnet worden wäre. 

Ob sich ferner beim Zurückweichen des Eises größere 
Partien isoliert erhalten konnten, erscheint ungewiß; KrıLnack !) ist 
geneigt, diese Erscheinung für einen größeren Teil des Nordflämings 
in Anspruch zu nehmen, eine Ansicht, die Schöne?) lebhaft bekämpft. 

Wenn wir dieses fortwährende Vorrücken und Wieder- 
abschmelzen des Eises betrachten, so müssen wir uns vergegen- 
wärtigen, daß sich diese Verschiebungen in einem äußerst langen 
Zeitraum vollzogen. So unsicher die Zeitbestimmungen selbst 
der jüngsten geologischen Erscheinungen sind, so sei doch ganz 
kurz darauf hingewiesen, daß Prnk°) unter Annahme von zwei 
Interglazialzeiten auf die Dauer von einer halben Million Jahre 
kommt seit Beginn der ersten Vergletscherung bis zur Gegenwart. 
Diese gewiß sehr rohe Angabe zeigt doch wenigstens, daß die 
Zeitläufte während des Rückzuges des Eises lang genug waren, 
um ein Nachrücken von Tier- und Pflanzenwelt zu ermöglichen. 
Breitete sich nun das Eis bei seinem Wiedervorrücken über eine 
solche vor dem Eisrande liegende Ablagerung (Süßwasserbecken, 
Torf u. s. w.) aus, die vielleicht Jahrhunderte oder Jahrtausende 
zu ihrer Bildung gebraucht hatte, so wurden diese Tier- und 
Pflanzen-führenden Schichten mit Grundmoränenmaterial bedeckt, 
und es entstand in diesem Falle das Bild eines typischen 
Interglacials. Ohne des weiteren auf die Einheitlichkeit der 
Eiszeit einzugehen, die von anderer Seite‘) neuerdings kritisch 


!) Über Deltabildungen am Nordrande des Fläming. Jahrb. 
K. Preuß. geol. L.-A. 1886, S. 135 u. f. 

2) 2.4 08,44 u 

%) WAHNSCHAFFE:! Die Zeitdauer geologischer Vorgänge. Himmel 
und Erde. 1902. S. 412. 

*) E. GEInITZ: Die Einheitlichkeit der quartären Eiszeit. N. Jahrb. 
f. Min. 1902. Beil.-Bd. 16 und W. WoLrr: Zur Kritik der Inter- 
glacial-Hypothese. Naturw. Wochenschr. Januar 1903. S. 301. 


115 


beleuchtet worden ist, muß man doch zugeben, daß das eine 
oder andere Interglacial auf diese Weise zwanglos erklärt 
werden kann. 

Wenn man auch nur zwei getrennte Eiszeiten annimmt — 
die Grundmoräne der noch älteren sog. ersten Eiszeit ist ein 
höchst problematisches Ding -—-, so fällt vor allem auf, daß 
wir zusammenhängende, flächenhaft auftretende Interglacialbildungen 
vielleicht mit Ausnahme der Paludinenbank im Herzen der 
Mark sowie von Westpreußen nicht kennen, während dagegen 
die zwischen dem Unteren und Oberen Geschiebemergel 
liegenden, z. T. gleichaltrigen Bildungen (Unterer Sand, Ton- 
mergel u. s. w.) in größerer flächenhafter Verbreitung bekannt sind. 
In derselben Ausdehnung etwa müßten wir bei den ungeheuren 
Zeitläuften doch auch fossilführende Ablagerungen erwarten, falls 
wirklich sich das Eis bis weit nach Norden zurückgezogen hat. 
Ebenfalls spricht auch die geringe Mächtigkeit und das isolierte 
Vorkommen vieler Interglacialbildungen gegen ein größeres eis- 
freies Gebiet, obwohl nicht verkannt werden soll, daß jedenfalls 
durch die Masse des wieder vordringenden Eises zahlreiche 
fossilführende Ablagerungen zerstört worden sind, mag man nun 
an mehrere Eiszeiten oder an eine Eiszeit mit fortwährend os- 
cillierendem Eisrande glauben. 

Bisher wurde oft auch für solche Ablagerungen ein intergla- 
ciales Alter in Anspruch genommen, die zwar nicht von einer Grund- 
moräne, sondern nur von fluviatilen Diluvialbildungen überdeckt 
waren. In vielen Fällen läßt sich die Entstehung solcher Profile 
am einfachsten durch die Annahme erklären, daß die in der 
Nähe des Eisrandes befindlichen Ablagerungen von Sanden u. s. w. 
zugeschüttet wurden, die durch fortwährend den Eisrand ent- 
strömende Gewässer nach Süden transportiert wurden. !) 

Wie oben angeführt, kann der Betrag einer Oscillation den 
Abstand zweier mehr oder weniger gleichlaufender Endmoränen- 
züge nicht überschritten haben. Konsequenterweise müßten sich 
demnach —- eine einheitliche Eiszeit vorausgesetzt —, dort am 
wenigsten Interglacialbildungen vorfinden, wo die Endmoränen- 
bogen dicht hintereinander liegen, da ja dann die Zeitdauer zu 
kurz war, um es zu einer Bildung von Interglacialablagerungen 
kommen zu lassen. Steht man dagegen auf dem Standpunkt 
mehrerer getrennter Eiszeiten, so war ja genügend Zeit vor- 
handen, um die Möglichkeit zur Bildung von Interglacialschichten 
zu gewähren. Vielleicht ist es nicht unwichtig, auf diese Fragen 
hinzuweisen, wenngleich sich ihre Entscheidung erst nach genauerer 


!) Vergl. auch GEINITZ, a. a. O. Tabelle. 
Ei 


116 


Durchforschung größerer Gebiete wird feststellen lassen. 

Bei den Untersuchungen über das Problem der Eiszeit muß 
vor allem betont werden, daß man ihre einzelne Phasen nicht in 
ein starres System von verschiedenen Eiszeiten mit regelmäßig 
sie ablösenden Interglacialzeiten bringen darf. Denn während im 
allgemeinen eine derartige geologische Horizontierung auf eine 
Altersdifferenz der Schichten hinweist, sind wir hier ge- 
zwungen, in einer Aufeinanderfolge von Horizonten z. T. gleich- 
altrige Vorgänge zu erblicken. Diese Anschauung ergibt sich 
aus der Natur der Sache: halten wir an mehrere Eiszeiten mit 
dazwischen liegenden Interglacialen fest, so muß es notwendiger- 
weise bei einer älteren Vereisung Zeiten gegeben haben, in 
welchen sich das Eis schon über ein nördlich gelegenes Ur- 
stromtal zurückgezogen hatte, während sich südlich davon bereits 
eine Fauna und Flora ansiedeln konnte. Daß diese Zeitläufte 
außerordentlich lange gewesen waren, wurde oben kurz angedeutet, 
und so kann es kommen, daß gleichzeitig im Süden inter- 
glaciale oder einheimisch-fluviatile, im Norden glaciale Bildungen 
zur Ablagerung kamen, die in einem der üblichen Systeme (GEIKIE, 
JENTZSCH, KEILHACK) zeitlich verschiedene Vorgänge repräsentieren 
würden. Zu gleichen Resultaten gelangt Srivre!) hinsichtlich 
gewisser einheimischer Kiese von Paderborn, die von Geschiebe- 
mergel bedeckt sind: „diese Schotter wären damit den tieferen 
Lagen des Geschiebemergels etwas weiter nördlich gleichaltrig.* 

Ein Geschiebemergel, den man nach der bisherigen Auf- 
fassung als Grundmoräne einer älteren Vereisung deuten könnte, ist 
in unserm Gebiete nur an zwei benachbarten Punkten des Flämings 
nachgewiesen, einmal bei Zeuden in einer Tiefbohrung (1901), ein 
zweites Mal im sog. Weißen Tal zwischen Zeuden und Hohen- 
werbig.. Das Profil der Bohrung, welches wir der Freundlichkeit 
des Herrn Pastor Gıeson&e verdanken, war folgendes: 


Höhe über NN. + 143 m 


Tiefe in m Mächtigkeit in m 
206 Oberer Sand 6 

6—20 Oberer Geschiebemergel 14 

20—23 Unterer Tonmergel 5) 
23—85 Unterer Sand 12 
35—39 Unterer Geschiebemergel 4 
" 89—53 Unterer Sand 14 + 
a | 53 m 


1) Zur Geschichte des Almetales südwestl. Paderborn. Jahrb. Kgl. 
Preuß. geol. L.-A. f. 1903 S. 253. 


Mn  — 


ESS 


Die tiefere Grundmoräne bestand aus einem zähen, dunkel- 
braunen bis schwarzen, sehr tonigen, aber kalkarmen Mergel, der 
nicht sehr reich an Geschieben war. Ein petrographisch in 
genau der gleichen Weise ausgebildeter Geschiebemergel ist in 
derselben Höhenlage anstehend nur 2 km nordwestlich dieser 
Bohrung erschlossen, nämlich an dem östlichen Steilabhange des 
Weißen Tales. Überlagert wird hier die. 3—4 m mächtige 
Grundmoräne von etwa 3 m Sand, während im Liegenden eben- 
falls etwa 3 m Sand zu beobachten sind (siehe Skizze S. 118). Liegt 
bei der geringen Entfernung beider Vorkommen und der petro- 
sraphisch durchaus übereinstimmenüen Ausbildung dieser Mergel 
die Vermutung ihrer Identität nahe, so: wird sie fast zur Gewiß- 
heit durch die Beobachtung, daß sich am höchsten Punkte des 
Steilrandes im Sande eine Bank von über kopfgroßen Geschieben 
und Blöcken befindet, die man wohl mit Recht als das Residuum 
des zerstörten Oberen Geschiebemergels auffaßt. 

Was die Entstehung dieses eigentümlichen „Unteren“ Ge- 
schiebemergels betrifft, so ist sie jedenfalls auf die Aufarbeitung 
tertiärer Tone und Letten zurückzuführen, die im Süden und 
Südwesten des Flämings teils zu Tage treten, teils unter einer 
dünnen Decke von Diluvium verborgen sind. 

Ob man eine beim weiteren Abbau diluviaier Tonmergel 
unter diesen angetroffene Grundmoräne nördlich Reitz zum 
Unteren Geschiebemergel ziehen’kann, ist fraglich. 


Sande unbestimmten Alters. 


Die in der Bohrung angetroffenen, geschiebearmen Sande 
zwischen den beiden Grundmoränen sowie die im Weißen Tal 
über und unter dem tonigen Geschiebemergel aufgeschlossenen 
Sande enthalten wesentlich nur nordisches Material. Von 
gleichem Alter, aber petrographisch etwas abweichend entwickelt 
sind Sande, die zwischen Zixdorf und Boßdorf in einem Tale 
als schmales Band unter Oberem Geschiebemergel hervortreten. 
Hier bestehen diese Schichten, deren Liegendes nicht erschlossen 
ist, aus geschiebereichen Sanden, die z. T. in völlig kompakten, 
sandireien Kies übergehen. Auch diese Kiese führen meist nur 
nordisches Material. 

Die Mächtigkeit des Unteren Sandes ist oft eine recht er- 
hebliche. So war der Untere Sand in den Tiefbohrungen von 
Feldheim und Schmögelsdorf mit 74 bzw. 5l m noch nicht 
durchsunken. Das nähere Profil war folgendes: 

Feldheim (1901). Terrainnöhe — 150 m 
0—2 m Feinsande u. Oberer Sand 
2—6 „ Oberer Geschiebemergel 
6—80 „ Unterer Sand. 


SO. 
ze 


Fig. 3. Profil durch die Diluvial-Ablagerungen zwischen Zeuden und dem Weißen Tal (Bl, Niemegk) 


NW 
0 2 


Schmögelsdorf (1901). Terrainhöhe + 144 m 
0—7 m Proben nicht vorhanden 
7—9 „ Oberer Geschiebemergel 
9—60 „ Unterer Sand. 
In beiden Fällen führten die tieferen Schichten des Unteren 
Sandes zahlreiche Braunkohlenpartikelchen, die auf nahes Tertiär 
hindeuten. 


| 


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| 
| 
| 


119 


Endmoränen. 


Endmoränen ließen sich in dem besprochenen Gebiet des 
Flämings an drei Stellen nachweisen. Einmal fanden sich Bruch- 
stücke einer solchen zwischen Dietersdorf und Rietz, die zum 
größten Teil von Oberen Sand bedeckt sind. Ihre Fortsetzung 
wird durch größere Einzelgeschiebe angedeutet: östlich liegt zu- 
nächst ein kleinerer Block, der Markgrafenstein, dem etwa 
30 Schritt östlich davon der Schneiderstein (ca. 5,3 m°) folgt. 
Jenseits der Chaussee Treuenbrietzen — Wittenberg befindet sich 
der Riesenstein (ca. 16,2 m®), an den sich der an der alten 
Treuenbrietzen—- Feldheimer Straße befindliche Bismarckstein 
(mindestens 12 m?) bei Lüdendorf anschließt. Westlich der 
oben erwälinten Blockpackung liegt der Bischofstein (ca. 3,75 m?), 
Alle diese in einer Richtung angeordneten Einzelgeschiebe bilden 
in Verbindung mit der Blockpackung einen langgestreckten Zug 
einer Endmoräne, dessen Residuum sie darstellen. 

Ein zweiter, größerer Zug von Endmoränen beginnt nördlich 
des Dorfes Göritz i A. auf den Windmühlenbergen als ein zu- 
sammenhängender, schmaler Rücken. Diese Endmoräne löst sich 
nach Nordwesten zu in zwei nach Nordosten offene und oft im 
Zusammenhang unterbrochene größere Bogen auf, die sich 
mindestens bis nordwestlich des Dorfes Medewitzerhütten ver- 
folgen lassen. 


Ein letzter Zug von Endmoränen ist im Südwesten des 
Gebietes nachzuweisen. Dort beginnt südwestlich des Dorfes 
Ragösen ein über 8 km langer Rücken, der eine von jüngeren 
Sanden stark bedeckte Endmoräne verbirgt, deren typische Ent- 
wicklung erst bei dem Forsthause Spitzberg zu beobachten ist. 
Mit diesem Zuge stehen jedenfalls auch einige kleinere Bruch- 
stücke von Endmoränen in Verbindung, die sich östlich und 
südlich des Dorfes Neeken als deutliche Blockpackungen vor- 
finden. 


Unterdiluviale Tonmergel. 


Die bei Niemegsk, Rietz und an anderen Punkten durch 
zahlreiche Gruben erschlossenen Tonmergel sind gleichaltrig, sie 
finden sich häufig in Verbindung mit Oberem Geschiebemergel, 
der sie regelmäßig überlagert. 

In einem der Aufschlüsse bei Rietz ließ sich (1902) sehr 
gut das Phänomen der contorted drift beobachten: stark ge- 
störte, nur wenig mächtige Schichten liegen zwischen völlig 
horizontalen und durchaus parallel abgelagerten Tonmergel- 
bänkehen, eine Erscheinung, die aus dem norddeutschen Flach- 


120 


lande zuerst durch WannscHArrE!) bekannt gemacht wurde. 
Man führt sie darauf zurück, daß Gletschereisblöcke, die sich 
zur wärmeren Jahreszeit von der Hauptmasse ablösten, beim 
Hingleiten über weiche Tonmassen den Boden aufwühlten und 
die angedeuteten Druckwirkungen erzeugten. 

Die Mächtigkeit dieser Tone, die oft Paladina diluviana 
sowie stark abgerollte größere Braunkohlenstücke enthalten, be- 
trägt bis zu 5 m und mehr. 

Andere durch Gletscheräruck bewirkte Schichtenstörungen 
der Tone sind von KrırLHack”) näher besprochen worden. 


Tertiär. 

Schichten tertiären Alters sind mehrfach auf dem Fläming 
nachgewiesen, sie verteilen sich nach Keınsack’) auf zwei 
parallele Zonen, eine nördliche und eine südliche. 

In den Bereich der ersteren fällt eine kleine Brunnen- 
bohrung im Dorfe Rietz (1901), die in ca. 32 m Tiefe einen 
Geschiebemergel unbestimmter Stellung antraf, und in 36,5 m 
schwach tonige Glimmersande, wohl miocänen Alters (Terrain- 
höhe + 81 m). Zu dem Gebiet der südlichen Zone gehört 
eine Brunnenbohrung von Serno i. A. (1902), die in 24 m 


Probe | Tiefe in m Bemerkungen. 

dr 1—= 453% As 
| 8694 Braunkohlen, stark nn: 
>y [ verunreinigt Ho £ 
5. | 96_100 Braunkohlen, stark > 
4. [ Sr verunreinigt ee 
5. | 100—107| Hellbraune Glimmer- |5 = 33,0 „ 
sande 
6. | Holzreste aus 7. 6 >=. 30 
107-109,5 

1 j Braunkohlen I 12 Sr 


!) Über einige glaciale Druckerscheinungen im norddeutschen 
Diluvium. Diese Zeitschr. 1882, S. 579#f. 

2?) Geologische Beobachtungen während des Baues der Branden- 
burger Städtebahn. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. f. 1903. 


2) Über neuere Tiefbohrungen auf dem Fläming. a. a. O. S.26 u. 27. 


121 


Tiefe ein Braunkohlenflötz antraf, welches bei 29 m noch nicht 


‚durchsunken war (Terrainhöhe —- 121 m). Eine dritte Bohrung, 


welche die Kgl. Geol. Landesanstalt verwahrt, trägt den Vermerk: 
Zahna, Berendt 1397. Von dieser waren nur die tieferen 
Schichten vorhanden, deren Profil vorstehendes war: 

In etwas grösserer Ausdehnung tritt südlich Mühlstedt Tertiär 
zu Tage oder ist nur von einer dünnen Decke Diluvium verhüllt. 
Dort lagern nach dem Ergebnisse zahlreicher Bohrungen glimmer- 
führende Quarzsande, dunkle Braunkohlenletten und lichte Form- 
sande in einer Mächtigkeit (Diluvium + Tertiär) von 4° — 2177 
auf einem Braunkohlenflötz, dessen Mächtigkeit zwischen 3° und 
29° schwankt. Ob wir in grösserer Tiefe noch andere Braun- 
kohlenflötze zu erwarten haben, läßt sich nicht ohne weiteres 
entscheiden. Bemerkenswert erscheint aber die Angabe von 
Cosmann !), daß im Gebiet des Flämings regelmäßig 4 Kohlenflötze 
auftreten, von denen das oberste Letten und Formsande zum 
Hangenden hat; unter diesem Flötz liegen Flaschen- und Töpfer- 
tone, darunter braune Letten, Quarzsande u. s. w. Da nun, wie 
erwähnt, das Hangende unseres Flötzes ausschließlich aus Braun- 
kohlenletten, Formsanden und glimmerführenden Quarzsanden be- 
steht, so erscheint es nicht ausgeschlossen, daß hier das hangenste 
Flötz angetroffen wurde, dem möglicherweise nach der Tiefe zu 
noch weitere liegende Flötze folgen. 

Im übrigen besitzt dieses Braunkohlenvorkommen, das etwa 
älteren Schichten des Miocän angehört, kaum eine grössere Ver- 
breitung, da die zahlreichen, zur Wasserversorgung der Stadt 
Roßlau angesetzten Bohrungen keine Kohle getroffen haben. 

Die Verhältnisse des im tieferen Untergrunde unseres 
ganzen Gebietes weit; verbreiteten Septarientones sind in einer 
besonderen kleinen Arbeit behandelt.) 


!) Diese Zeitschr. 28, 1876. S. 647 u. 648. 

?2) ©. v. Liınstow: Über Verbreitung und Transgression des 
Septarientones (Rupeltones) im Gebiet der mittleren Elbe. Jahrb. 
Kgl. Preuß. geol. L.-A. f. 1903. 


3. Beitrag zur Gesteinskunde des Kiautschou- 
Schutz-Gebietes. 


Von Herrn F. RınsE in Hannover. 
Hierzu Taf. IX u. 17 Textfiguren. 


Die geologischen Verhältnisse im Kiautschou - Schutzgebiet 
sind bislang so gut wie unbekannt geblieben. Prof. F. v. RıcHr- 
HOFEN hat auf seinen bewunderungswürdigen, weiten Unter- 
suchungsreisen in China das jetzige Deutsch-China nicht berührt. 
Auf der Schantung-Karte, die F. KoeRFer im Auftrage des 
Reichs-Marineamts aufgenommen und 1901 veröffentlicht hat, ist 
das Schutzgebiet fast gleichmäßig mit dem für „Gneis, Glimmer- 
schiefer* vorgesehenen Farbenton überdeckt unter Einzeichnung 
einiger Gänge und eines rundlichen Vorkommens von „Eruptiv- 
gesteinen* bei Tsingtau bezw. Tsangkou. 

Ließ diese Angabe keine große Mannigfaltiskeit in der 
Gesteinswelt des Schutzgebietes vermuten, so war es für mich 
eine angenehme Überraschung, bei Gelegenheit eines mehrwöchent- 
lichen Aufenthaltes in Tsingtau im Frühjahr 1903 eine schöne 
Fülle von Typen eruptiver und sedimentärer Gesteine zu finden, 
- Sie verdienen eine nähere Erläuterung. Ich gestatte mir, im 
folgenden auf die wichtigsten der von mir angetrofienen petro- 
graphischen Verhältnisse kurz hinzuweisen. 

Wenn man sich auf der Fahrt von Schanghai der Reede von 
Tsingtau, der Europäerstadt Deutsch-Chinas, nähert, so bietet sich 
ein Bild von nicht geringer landschaftlicher Schönheit dar; sie wird 
bedingt durch die Vereinigung von Land und Meer, die sich in 
prächtig geschwungenen Küstenlinien berühren, in die weite 
Wasserfläche gestreute Inseln und durch den Gegensatz zwischen 
im Osten und im Westen hoch aufragenden, merkwürdig zackigen 
Gebirgskämmen und einem hügeligen Vordergrunde. Der west- 
liche Zug ist das Perlgebirge (Hsiau tschu schan), das schätzens- 
weise wohl fast 1000 m Höhe erreicht, das östliche Gebirge der 
Lauschan (= beschwerlicher Berg), der im Lauting (ting = 
Gipfel) 1130 m aufragt, Erhebungen, die zufolge ihrer Lage 
nahe am Strande zu voller Wirkung kommen. Zwischen Lauschan 
und dem Vordergrunde, an dessen hügeliger Lehne verstreut die 


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124 


stattlichen Gebäude Tsingtaus liegen, vermitteln verschiedene 
Bergzüge, insbesondere die Prinz Heinrich Berge, früher Fu 
schan (der in der Luft schwebende Berg!) genannt (324 m) 
und der Kaiserstuhl, ehemals Wu schan (Nebelberg) (400 m). 
Der höchste Hügel vor dem im Hafen vor Tsingtau angelangten 
Beschauer ist der Bismarckberg mit 132 m. Westlich von 
Tsingtau geht es in die weite, an 30 km lange und ebenso 
breite Kiautschou-Bucht, deren Eingang durch den nach Osten 
vorgreifenden Hai hsi-Bezirk eingeengt wird (vergl. Skizze). 

Das Schutzgebiet, von dessen südlichem Teil im folgenden 
insbesondere die Rede sein wird, ist ein verhältnismäßig kleiner 
Bezirk (540 qkm Land). Seine Grenze hält sich im Westen, wie auch 
die Skizze zeigt, Hai hsi einschließend, an das Ufer der Kiau- 
tschou-Bucht; im Norden weicht sie beim Einfluß des Pai ho 
nach Osten ab, ohne aber den Lauschan zu umfassen; vielmehr 
wendet sich die Grenzlinie an dem Westabhang des Gebirges 
nach Süden dem Meere zu. Zum Deutschen Besitz gehören 
ferner noch einige Inseln. so Tscha lien tau (tau = Insel), 
Tai kung tau, Tschu tscha tau, Schui ling schan, Fu tau, Huang 
tau, Yin tau und einige andere.) 

Auf mancherlei Wanderungen habe ich wohl die wichtigsten 
Gesteinstypen im Schutzgebiet und in seiner Umgebung kennen 
gelernt, der nachstehende Bericht erhebt aber nicht den Anspruch 
auf Vollständigkeit. Vorweg sei vermerkt, daß vom petrographisch- 
geologischen Standpunkt aus das Interesse an der Gesteinswelt 
des in Rede stehenden Bezirkes beruht auf einer schönen Mannig- 
faltigkeit von Eruptivgesteinen, ferner auf dem Vorkommen aus- 
gezeichneter Kontaktmetamorphosen, die der Lauschangranit an 
benachbarten Sedimenten verursacht hat, und schließlich auf einer 
Wechselfolge von Sedimenten wohl oberkarbonischen und per- 
mischen Alters mit Eruptivgesteinen und Eruptiv-Breccien. 

Natürliche Aufschlüsse des Gesteinsuntergrundes findet 
man, wie so oft im bergigen China, auch im Untersuchungs- 
gebiete in außerordentlich großer Zahl. Die Wälder sind, ab- 
gesehen von einigen bevorzugten Stellen in der Nähe von Tempeln, 
bis auf kümmerliche Reste ausgerottet; Wiesen fehlen. Selbst 
die Wurzeln der Gräser wurden früher zu Feuerungszwecken dem 


!) wenn seine Gipfel aus dem Nebel ragen. 

?”) Die Stadt Kiautschou, die eine gute deutsche Meile vom ver- 
sandeten Nordufer der Bai entfernt liegt, derem Strande sie wohl 
früher näher lag, gehört nicht zum Schutzgebiet, wie man nach dem 
Namen des letzteren meinen könnte. Es hat seine Benennung nach 
der Kiautschou-Bucht erhalten, die ja auch die Hälfte des Pacht- 
gebietes ausmacht. Die Aussprache des Namens durch die Eingeborenen 
ist etwa Kiau tsche (a und u getrennt, e kurz). 


-u9gozy2.np uagyanyag uoa neysuıs 


J 


190 JIogpeusıg we YUyospLL, 


126 


Boden entrissen, der nun olıne den schützenden Pelz der Vege- 
tation, von Pflanzenwurzeln nicht mehr zusammengehalten, dem Ab- 
schwemmen durch Regenwasser und dem Fortblasen durch 
heftige Winde ausgesetzt ist.) So liegt denn auf den Höhen 
der steinerne Grund sehr oft auf weite Strecken zu Tage; auch 
der Abhangsschutt ist meist gering; am Fuße der Berge findet 
sich die lockere Verwitterungskrume öfter in grossen Massen 
angehäuft, ihrerseits dann wieder von Schluchten zerrissen, die 
das plötzlich von den Höhen kommende Wasser verursacht hat. 
Man kann in diesen Wasserrissen sehr merkwürdige scharfe 
Formen des erdigen Materials beobachten, wie es durch die 
Zeichnung Fig. 3 versinnbildlicht wird. 


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Fig. 3. 
Schluchtenwand im Talschutt. Tsingtau. 

Mit diesen Abflußverhältnissen des Regenwassers hängt es 
natürlich zusammen, daß die Fiußläufe zumeist trocken daliegen 
und als gelbe breite Sandbänder sich durch die Landschaft ziehen. 
Unter der dürren Oberfläche dieser Betten findet man mehr oder 
minder reichlicr einen unterirdischen Wasserstrom, wie denn 
auch Tsingtau aus einem solchen mit Wasser versorgt wird. 


') Im Schutzgebiete ist man eifrig mit der Aufforstung beschäftigt 
und macht mit vielen Mühen allmählich wieder gut, was die Chinesen 
durch Entwaldung des Landes gesündigt haben. 


Bei heftigen Niederschlägen füllen sich die Flußbetten, und nicht 
selten treten dann bekanntermaßen die Wassermassen über die 
Ufer, flache Gegenden weithin überschwemmend. 

Prächtige Aufschlüsse bietet die vielfach felsige Uferzone in 
der Nähe Tsingtaus, die bei Ebbe bloßgelest wird. Auch 
kommen, besonders auf den Inseln, steile Uferabstürze vor, die 
z. B. auf Schui ling schan ganz ausgezeichnete Profile darbieten. 
Dazu gesellen sich vielerorts künstliche Aufschlüsse, so in den 
Steinbruchanlagen, die das Material für die großartigen Hafen- 
bauten und für Wegeanlagen und Gebäude geliefert haben. 
Weiterhin mußten bei dem hügeligen Gelände, in dem Tsingtau 
liegt, Straßen, Verbindungswege und Eisenbahn-Anlagen zwecks 
Vermeidung allzu großer Neigungen bezw. langer Umwege öfter 
tief in den Fels eingeschnitten werden, sodaß auch dadurch eine 
Fülle schöner Aufschlüsse geschaffen ist. 

Das Landesgestein bei Tsingtau ist Granit. Mir scheint, 
daß in dem ausgedehnten Vorkommen dieses Gesteins ein durch 
die Verwitterung aus seiner ihn einst bedeckenden Sediment- 
hülle herauspräparierter gewaltiger plutonischer Herd zu Tage 
liegt, der sich nach Mineralbestand und Gefüge differenziert hat 
und von Gängen, z. T. granitischer, z. T. basischer Magmen, 
durchsetzt wurde. Von der Sedimenthülle, in deren Aufwölbungs- 
räume das granitische Magma drang, bezw. die es bei seinem 
Empordringen emporhob, ist festländisch im Schutzgebiet, so viel 
ich gesehen habe, als Auflagerung oder in sonstiger Berührung 
mit dem Granit nichts mehr erhalten, wohl aber konnte ich 
etwa 30 km östlich von Tsingtau am Fuße des granitischen 
Lauschangebirges einen Sedimentrest noch beobachten. Dieses 
immerhin noch stattliche Überbleibsel bildet die Halbinsel des 
Cap Yatau bis zum Kloster Tai tsching kung bezw. bis zum 
Dorfe Tsching schan. Bei Fahrten um die steil abstürzende 
Halbinsel gewahrte ich vom Meere aus ausgezeichnete Schichten- 
folgen, die in ihrer Verlängerung den benachbarten Granit des 
Lauschan überwölben würden, und beim Landen am Dorfe 
Tsching schan konnte ich feststellen, daß die Gesteinslagen hier 
wesentlich aus Hornfelsen bestehen, die man dann weiter auch 
auf dem Paßwege von hier nach dem Kloster Tai tsching kung 
neben dem Granit beobachtet. Letzterer dringt in das kontakt- 
metamorphe Gestein oft in kleinen Gängen ein. 

Jedenfalls ist also hiernach sicher, daß der Granit des 
Lauschangebirges nicht, wie wohl angenommen ist, eine archäische 
Bildung ist, da ja die oben erwähnten Sedimente am Cap Yatau 
eine Kontaktmetamorphose durch ihn erfahren haben. Weil bis- 
lang Versteinerungen in den in Rede stehenden Sedimenten nicht 


128 


ey Al 
Steinbruch am Bismarckberge bei Tsingtau. Granit von Eruptivgängen durchzogen. 


1293 


gefunden sind, kann eine Angabe, wie alt die Graniteruption 
höchstens ist, hier nicht gemacht werden. Der einzige allge- 
meine Anhalt liegt in der Beobachtung, daß die einstige Sediment- 
decke bis auf geringe Reste bereits entfernt ist, eine geologische 
Veränderung zwar von großen Verhältnissen, die aber doch auch 
ein junges Alter des Granits durchaus nicht ausschließt. 

Der Granit der Gegend von Tsingtau wird von zahlreichen 
Gängen durchsetzt. Es sind aplitische Ganggranite, ge- 
legentlich mit Pegmatit verbunden, Quarzporphyre, weiter 
unten zu kennzeichnende Tsingtauite, Spärolithporphyre 
und Felsitfelse, Orthoklas-Plagioklas-Biotitporphyre mit 
Anklängen an und Übergängen zu porphyritischer Entwicklung, 
Diorite, die sich z. T. durch Augitgehalt dem Gabbro bezw. 
Diabas nähern, und Kersantitgesteine, die gleichfalls z. T. 
dem Diabas bezw. seinen porphyrischen Ausbildungen nahe stehen. 
Schließlich ist der Granit auch noch von Basalt durchbrochen. 
Alle diese Gesteine sind also jünger als der Granit und als die 
Sedimente, die er metamorphosiert hat. | 

Auf der zum Schutzgebiet gehörenden Insel Schui ling schan 
findet man Eruptivgesteine, die Sedimenten, (Tonschiefern, 
mergeligen Sandsteinen, Grauwacken, Konglomeraten und Brececien) 
von wahrscheinlich carbonischem oder permischen Alter zwischen- 
geschaltet bezw. aufgelagert sind. Als Hangendstes erscheinen 
dort diabasische Porphyrit-Eruptivbreccien, eingeschoben 
in die Schichtenfolgen Aplit und Orthoklas-Plagioklas- 
Biotitporphyre, von denen ersterer wohl als Lagergang auf- 
zufassen ist, letztere entweder in nämlicher Weise oder als 
einstige Deckenergüsse erklärt werden können. 


Granite. 


Die granitischen Gesteine der Gegend von Tsingtau wechseln 
bezüglich ihrer Gemengteille von Hornblende-Biotit-Granit, 
Biotitgranit, biotitarmem Granit zu glimmerfreiem 
Granit (Alaskit), ihrem Gefüge nach von ziemlich grobkörnigen 
zu mittelkörnigen, von gleichmäßig körnigen zu porphyrischen. 
Nicht selten findet man miarolitisch-drusige Entwicklung. Die 
Farbe der in Rede stehenden Gesteine ist meist rötlich; weißlich- 
rötlich im Falle ein Gegensatz zwischen rötlichen Orthoklasen 
und weißlichen Plagioklasen!) erscheint, wobei denn die Biotite 


!) Der Umstand, daß so oft in Tiefengesteinen bezw. auch älteren 
Ergußgesteinen die Orthoklase rot, die Plagioklase hell sind, verdient 
noch nähere Untersuchung. Es ist wohl möglich, daß bei Tiefen- 
verwitterung die Kalifeldspate stärker angegriffen werden als Kalk- 
natronfeldspate, und infolgedessen für einen Absatz von Eisenoxyd' 
günstigere Gelegenheit geben als letztere. 


150 


Fig. 5 
>*® . 
Gegend von Scha tsy kou mit dem zackigen Kamm des granitischen 
Lauschan im Hintergrunde. 


mit besonderer Vorliebe in kleinen Plagioklasansammlungen auf- 
treten, sodaß auf die Weise die Ausscheidungsfolge Biotit, 
Plagioklas, Orthoklas, Quarz angedeutet wird. 

Einige Fundpunkte granitischer Gesteine, die in meiner Samm- 
lung vertreten sind, seien hier besonders angeführt. Beim Dorfe 
Tsching schan am Kap Yatau und auf dem Paßwege nach Tai sching 
kung sammelte ich Hornblende-Biotit-Granit und Biotit- 
granit. Man ist hier in der Nähe der Granitgrenze zum Horn- 
fels. Die Gesteine zeigen rötlichen Orthoklas (von mikroskopischen 
Albitschnüren und Butzen reichlich durchwachsen), weißen Plagioklas, 
grauen Quarz, Säulchen dunkler Hornblende (im Schliff grün), 
Biotit, Titanit (auch schon makroskopisch), etwas Erz, Zirkon 
und vereinzelte, im Dünnschliff braungelbe Lappen von Turmalin, 
welch’ letztere Erscheinung gewiß mit der Granitrandnähe der 
Proben zusammenhängt. Auch in Stücken, bei welchen im Schliff 
keine Hornblende erschien, zeigte sich noch Titanit. 

Sei an dieser Stelle erwähnt, daß im Lauschan viele schöne. 
meist ziemlich dunkle, gelegentlich auch helle Rauchquarze 
vorkommen. Sie werden beim Besuche der Dörfer am Gebirge 
von Chinesenkindern zum Kauf angeboten. Fundpunkte selbst 
habe ich nicht besuchen können. Wahrscheinlich stammen die 


151 


Kristalle aus Drusenräumen des Lauschangranits. Sie erreichen 
zuweilen sehr beträchtliche Größen; ich sah solche von über 
20 em Länge. Zuweilen sind sie nach einer Prismenfläche platt 
tafelig, zumeist aber ziemlich regelmäßig nach Art der gewöhn- 
lichen Schweizer Rauchquarze entwickelt. An Formen kommen 
stets © R (1010); R (1011); — R (Ol1l) vor, nicht selten 
dazu steilere Rhomboeder und ferner kleine Rlıomben- und Trapez- 
flächen, an deren Verteilung öfter Zwillingsbildung nach © R 
(1010) erkannt werden kann. 

Ein schöner, dem von Baveno ähnlicher Granit wird in den 
Prinz Heinrich Bergen gebrochen. Eine plattige Absonderung 
begünstigt die Gewinnung. 

Es ist ein Biotitgranit, gelegentlich mit Hornblende. 
In den kleinen Drusenräumen findet man ganz hübsche Kristalli- 
sationen von Quarz, Orthoklas, Epidot, Chlorit, Büschel eines 
Zeolithes, wohl Desmin, ferner auch Hyalit auf Quarz. Braune 
Kristalle von Titanit erkennt man öfter schon mit bloßem Auge 
im Gestein. 

Im Biotitgranit der Pr. Heinrichberge fand ich auch kleine, 
etwa wallnußgroße, glimmerreiche und daher dunkle Aus- 
scheidungen vom Charakter eines Quarz-Biotit-Diorits. 
Ein Schliff zeigt außer Biotit viel Plagioklas, dazu Orthoklas, 
sehr reichlich Quarz, in welchem andere Gemengteile, wie Biotit, 
Titanit, Erz gelegentlich förmlich zu schwimmen scheinen. 
Dazu kommt noch Apatit in dicken Prismen, Zirkon in Biotit, 
von pleochroitischen Höfen umgeben. 

Von ähnlicher rötlichweißer Farbe wie die Pr. Heinrich Berg- 
‘Granite sind Biotit-Granite an den Iltisbergen, gleichmäßiger rot 
ist ein sSlimmerarmer Granit mit Neigung seiner Quarze zu 
eigengestaltiger Entwicklung von einer Kuppe am Strande gegen- 
über dem Polizeiposten an den Prinz Heinrich Bergen, während 
bei einem Granit von der kleinen Kuppe bei Tschan schan 
östlich von den Iltisbergen sowohl Biotit wie Quarz sehr 
zurücktreten. Der Quarz tritt hier selten in Körnern auf, viel- 
mehr zeigt ihn der Schliff in Säumen um Feldspat, in dessen 
Randpartien er grob mikropegmatitisch eingewachsen ist. Auch 
in diesem an .dunklen Gemengteilen armen Granit findet 
man ziemlich reichlich Titanit in Nestern mit Erz und Biotit. 
Recht grob mit reichlichem grauen Quarz ist ein leicht zer- 
fallender Granit auf dem Festlande westlich gegenüber der Insel 
Schui ling schan: grober Granitsand bedeckt hier das Ufer, ein 
günstiges Material zur Arkosebildung. Einen gleichfalls recht 
groben Biotitgranit sammelte ich auf Hai hsi am Tsching 
schy schan. 


9* 


132 


Glimmerfreie Granite habe ich am Kaiser Wilhelm 
Ufer vor Tsingtau, an einer Kuppe am S.O.-Fuß des Signalberges 
(nach dem Artillerie-Lager zu) und im großen Steinbruch am 
Bismarckberg beim Friedhof geschlagen. Br 

Es sind dies eben wegen dieser Glimmerfreiheit eigenartige 
Gesteine; schon wegen ihres mittelgroben Korns kann man sie nicht 
sut Aplite nennen, wenn man, wie bier, diesen Namen auf fein- 
körnige und in Gangform vorkommende glimmerarme bezw. -freie 
granitische Gesteine beschränkt. Sie entsprechen den sog. Alas- 
kiten, und sind wie diese ultraleukokrate (oder amelane) Granite. 
Löwınson-Lessıng machte s. 7. darauf aufmerksam, daß auch der 
Name Feldspatgreisen für entsprechende Gesteine früher an- 
gewandt ist. 

Die Farbe dieser Alaskite ist im allgemeinen rötlich, be- 
dingt durch reichlichen roten Orthoklas.. Der graue Quarz hat 
nicht zu verkennende Neigung zu Kristallformentwicklung. Auch 
beim Feldspat findet man öfter gradlinige Umrandungsstreelzene 
Große und kleine Quarze erscheinen im selben Handstück. 


Fig. 6. 
Glimmerfreier Granit. Plagioklas, von Orthoklas und Quarz 


Hervorzuheben ist eine drusige Struktur meiner Proben, 
jedoch sind die kleinen, meist unter '/g cm messenden Hohl- 
räume nicht besonders reichlich vorhanden. Als Drusenmineralien, 
dann mit Kristallform, wurden beobachtet Orthoklas, Albit, Quarz. 
Die Verhältnisse unter dem Mikroskop sind dem obigen ent- 
sprechend: Orthoklas und Plagioklas, beide trübe, aber der 
erstere mehr als der letztere, Quarz, sehr spärlich Erz teilen 
sich in die Schlifffläche. Der Plagioklas, mit Albitzwillings- 


133 


bildung, auch selteneren Lamellen nach dem Periklingesetz und 
mit mäßig großen Auslöschungsschiefen, zeigt öfter, gradlinige, 
kristallographische Umrandung; sie fehlt auch nicht beim Ortho- 
klas und Quarz,: indeß ist inbezug auf die beiden ‚letzteren zu 
vermerken, daß sie oft grob mikropegmatitisch verwachsen sind. 
So kann es kommen, daß ein kristallographisch umgrenzter 
Plagioklasschnitt von Orthoklas umwachsen ist, der rändlich sich 
durch Implikationsstruktur mit Quarz. verästelt,- aber so daß 
dieser mikropegmatitische Saum. sich scharf von der einheitlichen 
Orthoklaszone abhebt. See | 

Gneisgranit. Auf der Korrrerschen: Karte von Schan- 
tung ist das ganze Schutzgebiet mit der für „Gneis, Glimmer- 
schiefer“ vorgesehenen Farbe überdeckt, ebenso aüch die Inseln 
Schui ling schan und Tschu tscha tau. Im Text wird vermerkt, 
daß im Urgebirge Gneisgranit vorherrscht und es sich meist um 
eine glimmerarme Gesteinsvarietät handelt, die nur selten Parallel- 
struktur erkennen läßt. Der Glimmerschiefer tritt nach KoerrEr 
in größerer Nerhreiung bei Tschifu ua) des  Schutz- 
gebietes) auf. = 

Nach meinen Beobachtungen eier nun aber. die Granite 
des Lauschan am. Kap Yatau wegen der Kontakterscheinungen, 
die sie an Sedimenten hervorgerufen haben, aus dem Urgebirge aus. 

* Die Granite der Iltisberge, Prinz Heinrich Berge u. a. sind 
denen am Kap Yatau ähnlich und wohl verwandt. Sie werden 
gleichfalls aus dem Archaikum auszugliedern sein. Und so ist es 
recht zweifelhaft, ob die dann noch übrig bleibenden biotitarmen 
und schließlich die biotitfreien Granite der Gegend von Tsingtau 
dem Urgebirge zuzurechnen sind. Die wünschenswerten späteren 
Untersuchungen müssen sich dem geologischen Verhältnis 
zwischen diesen und den Biotitgraniten der Iltisberge u. s. w. 
zuwenden. Vor der Hand möchte ich mit der nötigen Reserve 
die verschiedenen granitischen Gesteine der Gegend von Tsingtau 
als eine geologische, petrographisch differenzierte Einheit auf- 
fassen. 

An Interesse gewinnt die Frage durch das Vorkommen von 
Gneisgraniten, also Graniten mit schieferiger Parallelstruktur, 
bezw. Gmeisen. Ich habe sie bei Tsingtau nur auf den: kleinen 
Inseln Tschu tscha tau und Tscha lien tau gefunden. Die Proben 
in meiner Sammlung stammen hauptsächlich von dem letzt- 
genannten Eiland, das sehr ‘einsam im Meere, 50 km. östlich 
Tsingtau liest. Es setzt sich anscheinend ganz aus Gneisgranit 
zusammen, der nach SO mit mittlerer Neigung einfällt und eine 
Zerklüftung senkrecht. zum NO- Streichen aufweist. _ Diese NO- 
Richtung ist im übrigen eine Hauptleitlinie des Gebirgsbaus in 


134 


der Gegend von Tsingtauu Der Habitus wechselt von fast 
granitischem zu ausgesprochen schieferig-Naserigem. Die Farben 
sind grau bis gelblich unter Vertiefung des Farbentons durch 
Schmitzen von grünlich-schwarzem oder auch (bei den aus- 
gesprochen schieferigen Gesteinen) grünem Glimmer. Die 
Glimmerflecke auf den Schieferungsfiächen bestehen aus einer 
Unzahl kleiner Schüppchen. Auffällig im Gestein sind häufige, 
kleine (ca. 1 mm große), schwarz glänzende Magnetitoktaeder. 
Im Dünnschliff findet ınan einsprenglingsartig Körner von Ortho- 
klas, oft von Albit durchwachsen, ein Mosaik von gezähnelt in 
einander greifenden Quarzen und Feldspat (auch Plagioklas), 
Häufchen von grünem, z. T. sehr hell grünem Glimmer, mit 
denen gern Körner von Titanit und Erz verbunden sind. Der 
Jichtgefärbte Glimmer mit Pleochroismus zwischen fast farblos. 
und sehr hellgrün und der dunklere mit den entsprechenden 
Farben gelb-grün und braun-grün sind mit einander parallel ver- 
wachsen, gehen auch in einander über; bei beiden ist die Doppel- 
brechung stark. In abgeschabten Glimmerteilchen ließ sich ein 
kleiner Cr-gehalt nachweisen. Es handelt sich also um Fuchsit. 
Bemerkenswert sind noch Scharen von roten, wohlgeformten 
Eisenglimmern neben Magnetiten in großen Feldspatdurchschnitten. 
Die Insel Tschu tscha tau konnte ich leider nur ganz kurz und 
nur am Nordende besuchen. Sie verdient aber eine eingehendere 
spätere Würdigung wegen ihres Gneisgranites, wegen eigenartiger 


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Fig. 6. 
Gneisgranit. Fluidalerscheinung mit Protoklase. 
Ansicht eines Handstücks. 


135 


Quarzporphyre und wegen ihrer dunklen Ganggesteine. Unter 
den granitartigen Gesteinen fielen mir nun ganz besonders Abarten 
auf, die einen Wechsel lichtrötlicher Feldspatlagen und grauweißer 
Quarzschmitzen aufweisen. Wie Fig. 6 in etwa natürlicher Größe 
zeigt, halten die Feldspatstreifen an, während die Quarzlagen sich 
auskeilen und in ihrer Fortsetzung oder auch unter paralleler Ver- 
schiebung durch andere Quarzzüge ersetzt werden. U.d.M. sieht man, 
wie die Quarzstreifen nicht einheitlich, sondern aus meist wirr liegen- 
den, rundlich-eckigen Körnern zusammengesetzt sind, die zähnelig in 
einander greifen; öfter bemerkt man schwach wellige Auslöschung. 
Die rötlichen Zonen bestehen wesentlich aus Orthoklas, auch mit. 
Albitschnüren, und Plagioklas in Körnerform; hier und da findet 
sich zwischen ihnen ein Bezirk mit reichlichen Fetzen eines 
bräunlich-gelben Glimmers und mit Magnetit. Das Ganze ist 
wohl als eine Fluidalerscheinung mit Protoklase aufzufassen. 
Grade beim Quarz sind solche Erscheinungen wohl erklärlich. 
Er ist erfahrungsgemäß ein sprödes Mineral. Insbesondere kommt 
dies bei Temperaturwechsel sehr stark zur Geltung. Quarz ver- 
trägt schnelle Erhitzung und (dementsprechend wohl auch) plötz- 
liche Abkühlung äußerst schlecht. Ein dünner Quarzkristall in 
eine Flamme gehalten, zerspringt alsbald mit großer Heftigkeit. 
Schnelle Abkühlung ist nun unter Umständen, z. B. am Rande 
von Vorkommnissen, leicht möglich, und so mag es dabei zum 
Zerspringen von Quarzen in Körnerhaufen kommen, die dann 
beim zähen Fluß des Magmas zu länglichen Gruppen wirr liegender 
Körner ausgezerrt werden können. 


Kontaktmetamorphosen am Granit. 


Wie erwähnt, hatte ich am Kap Yatau, insbesondere am 
Strande beim Dorfe Tsching schan und auf dem Paß zwischen 
dieser Niederlassung und dem Kloster Tai tsching kung, Gelegen- 
heit, ein ganz vorzügliches Beispiel der Kontaktmetamorphose an 
Granit zu beobachten. Die Mannigfaltigkeit bezüglich der 
äußeren Erscheinung der Hornfelse ist sehr groß. Manche 
Stücke sind grauweiß, andere grünlich-braun, andere braun, 
wieder andere gebändert in braun und grünlich, manche graue 
sind von grünlichen, harten, gekrümmten Schalen durchzogen u. s. w. 

Vom petrographischen Standpunkt aus ist es von Interesse, 
daß die von mir gesammelten Kontaktgesteine zu den Plagio- 
klas-Augit-Hornfelsen gehören. Seien einige Abarten hier 
kurz berührt. Bei einer von mir auf dem Klosterpaß zwischen 
Tsching schan und Tai tsching kung geschlagenen Probe handelt 
es sich um ein vom Hornblendegranitit umschlossenes und da- 
her besonders stark verändertes Gestein von olivgrüner Farbe. 


136 


Im Dünnschliff zeigt sich wesentlich Feldspat und lichtgrüner 
monokliner Augit. (Fig. 7). Ersterer kennzeichnet sich durch 


Ire 7. 


Plagioklas-Augit-Hornfels. 


Zwillingslamellierung sehr oft als Plagioklas. Durchschnitte ohne 
Lamellen mögen z. T. Orthoklas sein. Spärlich kommt dunkles 
Erz, selten ein Fetzen tiefgrüner Hornblende vor. Das Gefüge 
des Materials ist typisch richtungslos körnig. 

Aus einem anderen Stück, das ich dicht bei Tsching schan 
sammelte, konnte ein Schliff durch die Grenzzone von Hornblende- 
granitit und Hornfels geführt werden. Der Granit selber ist ein 
srober Hornblende-Biotitgranit, an der Grenze zum Hornfels ist 
er auf etwa 1 cm Breite und mit scharfem Absetzen gegen den 
groben Granit ziemlich feinkörnig und dabei durch lagenförmige 
Anordnung dunkler Hornblenden streifig. Ein Schliff durch diese 
Randzone zeigt insbesondere in der Ausbildung der Hornblende 
sog. Kontaktstruktur. Eine Stelle durch solchen Streifen ist in 
Fig. 5 dargestellt. Dann folgt scharf abgesetzt der Hornfels, 
der bier durch hellere olivgrüne Bänder in rostfarbenem Unter- 
grunde gebändert erscheint. - Es ist ein Plagioklas- Augit-Horn- 
fels, der durch Ausscheidung von Eisenhydroxyd auf den Augit- 
körnern seine gelb-braune Farbe erhielt. 

Sehr helle, fast weiße Farben zeigen Hornfelse, die mikro- 
skopisch viel Feldspat, auch Quarz und wenig Augit erkennen 


137 


lassen. Zuweilen ist letzteres Mineral dann in gewundenen 
Schalen angereichert, die bei der Verwitterung des Gesteins auf 
der Oberfläche als Leisten stehen bleiben. Solche Schnüre be- 
stehen wesentlich aus besonders groben Augitkörnern, 


E08: 
Grenzzone im Granit gegen Hornfels. 

Rotbraune Farbentöne stellen sich ein, wenn außer den ge- 
nannten Mineralien sich reichlich dunkler Glimmer in den Horn- 
felsen findet; z. T. handelt es sich nur um Lagen in den 
‚Handstücken, andererseits sind große Partien entsprechend ge- 
färbt. Der Biotit mit Pleochrismus zwischen braungelb und grau- 
gelb auf Querschnitten zeigt sich dann in zahllosen kleinen 
Lappen. Zum Teil sind diese Plagioklas-Biotit-Augit- 
Hornfelse durch große, breit leistenförmige trikline Feldspate 
porphyrisch. | 

So liegt also eine ‘bunte Mamnigfaltigkeit von Kontakt- 
gesteinen vor, deren Abarten ‘bei eingehendem Studium der 
interessanten Halbinsel am Kap Yatau sieh gewiß noch stark 
vermehren wird. | 

Nach Kenntnisnahme der Kontaktmetamorphose an der ge- 
nannten Örtlichkeit war es mir von großem Interesse, ähnliche 
Hornfelse, aber von ganz besonders schöner äußerer Erscheinung, 
auf der Insel Tai kung tau zu beobachten. Diese: kleine Insel 
liegt an 20 km südöstlich von Tsingtau. Bei der Fahrt auf 


138 


von Schanghai einlaufenden Schiffen fällt sie durch ihre aus- 
gezeichnete Schichtung der Gesteine, die etwa SO fallen, auf. 
Ich konnte bei schnellem Besuch einige Proben nehmen. Es 
sind Hornfelse von wunderschöner, z. T. sehr zarter Färbung, 
die wohl als Ornamentsteine recht gut verwandt werden könnten. 
Einige haben grau-grüne Farbe mit weißlichen und braunen 
Lagen und Flammen, andere sind von einem sehr schönen lichten 
grünlichen Grau mit olivgrünen und rötlich-braunen Lagen, wobei 
die verschiedenen Farben z. T. scharf von einander absetzen, 
z. T. in einander verschwimmen. Auch diese hübschen Gesteine 
sind Plagioklas-Augit-Hornfelse. 


Pegmatite 


fand ich in den Prinz Heinrich Bergen, wo sie in demselben Biotit- 
Granit erscheinen, der von den unten erwähnten Apliten durchsetzt 
ist. Sie bilden schlierige Partien aus grauem Quarz und rötlichem 
Kalifeldspat. In meinen Proben überwiegt ersterer, seine Körner 
erreichen an Faustgröße. 

Zuweilen kommt Quarz für sich gangförmig, auch auf kleine 
Strecken als Salband von Aplit vor. 


Aplitische und Felsitfels-Ganggesteine. 


Granitisches Magma ist in der Tsingtau-Gegend einmal in 
Form eines mächtigen Massivs erstarrt und andererseits in 
Spaltenräumen als Gangbildungen verfestigt. Da die in Rede 
stehenden Gänge die Massivgranite durchsetzen, sind sie jünger 
als letztere und natürlich auch jünger als die Sedimente, welche 
von den Graniten metamorphosiert sind. 

In den verhältnismäßig schmalen Spaltenräumen bildeten 
sich Gesteine, die zumeist von den in den vorgehenden Ab- 
schnitten geschilderten Graniten dem Gefüge nach stark ab- 
weichen. Es handelt sich dabei einmal um porphyrische Ent- 
wicklungen, die in einem folgenden Abschnitt für sich behandelt 
werden sollen. _ Andererseits ist der unmittelbare Anschluß an die 
Granite bezüglich des Gefüges in denjenigen Ganggesteinen des 
Gebietes gegeben, die bei makroskopisch körniger, wenn auch 
feinkörniger Struktur, also ohne daß auffällig Einsprenglinge 
und Grundmasse unterschieden werden können, und bei Armut 
an Glimmer bezw. Fehlen dieses Minerals, als Aplite zu be- 
zeichnen sind. Nun finden sich weiter im Untersuchungsgebiete 
in großer Anzahl lichte Ganggesteine, die den Apliten makro- 
skopisch ähnlich, aber von feinerem Korn sind, immerhin aber 
noch nicht das gleichmäßig dichte von Porphyrgrundmassen er- 
reichen. Bei ihnen stellen sich mikroskopisch deutliche Anklänge 


139 


an die Strukturen von Porphyrgrundmassen, schriftgranitische 
Verwachsungen und mikroskopische Büschel- und Sphärolith- 
bildungen heraus. Weiterhin beobachtet man, wenn auch nur 
sehr spärlich und in geringer Größenentwicklung, Einspreng- 
linge von Feldspat, insbesondere Plagioklas.. Oftenbar nähern 
sich solche Vorkommnisse den sog. Felsitfelsen, den Gesteinen, 
die gewissermaßen nur aus dichter Porphyrgrundmasse bestehen, 
und wenn man bei Felsitfelsen nicht gradezu makroskopisch 
vollständig jaspisartige Dichte der Grundmasse verlangt, so kann 
man die in Rede stehenden Gesteine dazurechnen. 

Bemerkenswert ist in der Hinsicht, daß an gut verfolgbaren 
Gängen ein Wechsel der Körnigkeit beobachtet wurde. So fand 
ich bei einem hierhergehörigen Gange auf der Insel Schui ling 
schan zumeist ein makroskopisch sehr feinkörniges Gefüge, 
stellenweise und insbesondere an einer Kontaktstelle an der Süd- 
ostküste der Insel ganz nahe dem Liegenden des Ganges makro- 
skopisch vollständig dichtes Gestein. Schließlich ist noch zu 
bemerken, daß auch Vorkommnisse angeschlagen wurden, die, 
soweit der Aufschluß reichte, gleichmäßig aus typischem, ganz 
dichten Felsitfels bestehen. (Kaiser Wilhelm Ufer). 

Man kann also im Gebiete die Verwandtschaft von Aplit- 
gängen und Felsitfelsgängen verfolgen, und weil eine Scheidung 
hier schwer durchzuführen ist, sind diese Typen in einem Abschnitt 
zusammengefaßt. Die folgende Einzelbetrachtung der Vorkomm- 
nisse wird die jeweilige Stellung nach den studierten Proben 
ergeben. 

Aplit findet man z. B. an den Iltisbergen. Die Probe 
eines in Granit aufsetzenden, etwa 25 cm mächtigen Ganges am 
Wege oberhalb der Oberförsterei zeigt makroskopisch noch 
deutlich erkennbar hellrötlichen Feldspat, grauen Quarz und 
sehr spärlich kleine dunkle Glimmerschüppchen. Auffallend und 
wegen ihres Anklanges an pegmatitische Bildungen interessant 
sind im Gestein cm-große Tupfen von Feldspat und Quarz in 
grober Entwicklung. Öfter gewahrt man in diesen Ansammlungen 
noch große Körner von Eisenkies. U. d. M. erkennt man im 
Aplit Orthoklas mit Albitschnüren, Plagioklas und Quarz in 
granitisch-körnigem Gefüge, etwas schwarzes Erz und Glimmer. 
Letzterer zeigt zwar nicht sehr starken aber deutlichen 
Pleochroismus zwischen sehr licht und etwas tiefer gelblich-grün; 
es ist wohl gebleichter Biotit. 

Weiterhin erwähne ich hier noch die Trümer, die man als 
saure Nachschübe kennt, und die von mir im Untersuchungs- 
gebiete im Biotitgranit der Prinz Heinrich Berge oft und zwar als 
!/& bis wenige cm breite, grauweiße, gelegentlich geschlängelte 


140 


Gängelchen beobachtet wurden. Im mikroskopischen Bilde. fällt 
auf, daß sich aus einem kleinkörnigen Quarz-Feldspat (Orthoklas- 
Plagioklas) - Untergrunde viele großkörnige Tupfen, aus Orthoklas, 
Plagioklas und Quarz bestehend, herausheben. - Gelegentlich 
kommt grob schriftgranitische Struktur an einzelnen Dünnschliff- 
stellen vor. Zu erwähnen sind .noch spärlicher Magnetit, Titanit- 
körner, sehr wenig gelblicher Glimmer. 

konn dem erwähnten Aplit der Iltisberge ähn- 
lich, aber dichter, sehen Proben von Ganggesteinen der Prinz 
Heinrich Berge ans. Die Vorkommnisse heben sich schon von 
weitem heraus als der Längsrichtung des Bergzuges und dem 
Küstenverlauf ungefähr parallele, an der Bergflanke als Grate 
sich hinziehende Gangzüge. Sie stehen mit ihren scharfen, zer- 
klüfteten Formen in starkem Gegensatz zu den zu Wollsäcken 
und Schalen grusig verwitternden, Biotitgranit, in dem sie auf- 
setzen. Ihre Farbe ist graurötlich. Hier und da treten in den 
Handstücken. kleine rote Orthoklase als Einsprenglinge heraus. 
Die Struktur der Gesteine wechselt. Granitisch: körniges Gefüge 
ließ sich bei ihnen nicht beobachten, vielmehr ist eine Neigung 
zur Implikationsstruktur nach Art der Schriftgranite, auch zu 
büscheligen Aggregierungen von Feldspat und Quarz festzustellen. 
Im Schnitt kurz leistenförmig erscheinende Feldspate gehen un- 
vermittelt in ein eutektisches Gemisch von mikropegmatitisch 
verwachsenen Quarz und Feldspat über, in dem die Feldspat- 
substanz mit dem sich scharf abhebenden eckigen Kern parallel 
gelagert ist, oder es setzen sich an die Feldspate büschelige 
Bärte der nämlichen Minerale an. . Zwischen diesen sphäro- 
lithischen Büscheln ist dasGefüge öfter mikrogranitisch mit wechseln- 
dem Korn. Etwas Magnetit und Glimmer, ähnlich dem im erst 
erwähnten Aplit, erscheinen auch hier. 

Ein verwandtes Gestein von lichtroter Farbe, mit eijelnen hier 
verhältnismäßig großen rötlichen Orthoklasen fand ich beim Be- 
such des der Insel Schui ling schan westlich gegenüber liegenden 
Festlandes am Strande in einem mehrere Meter mächtigen Gange, 
der sehr groben Biotitgranit durchbrochen hat. 

Prächtig auf mehrere Kilometer im Streichen und melirere 
hundert Meter im Fallen aufgeschlossen ist ein eigenartiges, helles, 
vielleicht keratophyrisches, hier zu besprechendes Gestein auf der 
Insel Schui ling schan. | | 

Die Kartenbezeichnung KoERFERs, daß auf letzterer  Ur- 
gebirge ansteht, trifft nicht zu. . Die Insel besteht vielmehr aus 
einer in steilen 'Abstürzen zutage tretenden Schichtenfolge sedi- 
mentärer Gesteine, insbesondere dunkler, mergeliger Sandsteine, 
Tonschiefer, Grauwacken, . Konglomerate und: Breccien, mit 


141 


zwischengeschalteten, bezw. das Hangendste bildenden Eruptiv- 
gesteinen. Von letzteren fällt an der steilen SO- und S-Küste, 
auch an der Westseite eine als weißes Band ausstreichende Bank 
ganz besonders auf. Sie lagert an der Westseite der Insel 
zwischen Schiefern und Sandsteinen, die hier etwa nordsüdlich 
streichen und mit 15-40° nach Osten fallen. Jedoch 
hebt sich die weiße Bank nach Süden zu allmählich höher: 
während sie bei Hou teng nur etwa 10 m über dem Meeres- 
spiegel lagert, bei Nau tsche tsy etwa bei der 50 m-Linie ge- 
troffen wird, ragt sie als überhängende Platte an der Südspitze 
der Insel schon 90 m über Null aus dem schroffen Abhange heraus. 
An der SO-Küste findet man sie bis 200 m zwischen diabasischer 
Porphyritbreccie ansteigend, von wo sie dann in einem herr- 
lichen Aufschlusse bis zum östlichen Meere niederzieht. Hier 
am Strande lagert die Bank zwischen Sandsteinen und Schiefern. 
Ihre Mächtigkeit wechselt von 5 zu 10 und selbst etwa 15 m. Nicht 
selten gewahrt man eine etwas unregelmäßig scheitförmige Zer- 
klüftung des Gesteins senkrecht zu seinen Begrenzungsflächen, 
auch gelegentlich eine bankige Absonderung parallel zu letzteren. 
Es scheint mir in dem schönen Vorkommen ein Lagergang vor- 
zuliegen. Das Gestein sieht einem Quarzit, z. B. einem 


Fig. 9. 
Aplit, überhängend, concordant auf einer Sedimentfolge. 


142 


silurischen Harzquarzit, recht ähnlich, ist wie erwähnt grauweiß, 
zuweilen mit kleinen eckigen Rosttupfen. Etwa 1—2 mm große 
Einsprenglinge von weißem Plagioklas sind spärlich. Unter dem 
Mikroskop erkennt man die Zusammensetzung des Materials aus 
im Schnitt oft gedrungen, scharf und auch roh leistenförmigen, 
nicht parallel gelagerten Feldspaten ohne, gelegentlich mit plagio- 
klastischer Zwillingsstreifung und aus einem Mosaik, das, mit 
wechselnder Feinheit der aufbauenden Elemente, Feldspat und 
Quarz aufweist. Es zeigt gelegentlich Andeutungen von Im- 
plikationsstruktur. Ein förmlicher Gegensatz zwischen den 
eckigen Feldspaten und dem nach ihrer Verfestigung erstarrten 
Mosaik tritt deshalb nicht heraus, weil erstere im Verhältnis zu 
den Elementen des letzteren durch Größe sich nicht sonderlich 
hervortun, auch wohl durch randliches Weiterwachsen und der- 
artige Teilnahme am Aufbau des Mosaiks mit ihm zusammen- 
hängen. Noch zu nennen sind ziemlich vereinzelte, kleine 
Schuppen und Striemen von grünlichgelbem, stark doppelbrechenden 
Glimmer. 

Wie bereits erwähnt, ist das im allgemeinen zwar sehr fein- 
körnige, aber doch noch rauhe Gestein des in Rede stehenden 
Vorkommens stellenweise, insbesondere im Kontakt, makroskopisch 
ganz dicht, etwa nach Art mancher Quarzite oder Kalksteine, 
denen es mit seiner weißen oder gelblich-grauen Farbe dann 
auch beim Anblick der Handstücke ähnelt. 

Solche Ausbildungen leiten zu denjenigen Felsitfelsen über, 
die ich als Gänge, mit Quarzporphyren und Sphärolithporphyren 
zu parallel, etwa NO streichenden Ganggruppen vergesellschattet, 
vor dem Kaiser Wilhem Ufer in Tsingtau fand. Meine Proben 
ähneln den ganz dichten Arten des Schui ling schan-Gesteins 
durchaus im äußeren Ansehen. Im mikroskopischen Bilde ent- 
hüllt sich aber eine größere Mannigfaltiekeit der Porphyrgrund- 
massenstruktur, mit lagenweisem Wechsel gröberen und feineren 
mikrogranitischen Baus, auch stellenweise sehr dichtem Unter- 
grunde mit schwacher Wirkung auf das polarisierte Licht und 
sphärolithischen Bildungen, wie es bei der folgenden Erörterung 
über die Quarzporphyre des Gebietes näher vermerkt ist. 


Orthoklas-Quarzporphyre, Tsingtauite, Sphärolith- 
porphyre. 


Solche Gesteine fand ich bei Tsingtau sehr verbreitet als 
meist NO—SW streichende, schmale, auch breitere, d. h. von 
Mächtigkeiten unter 1 m beeinnende, aber auch mehrere, selbst 
an 20 m starke Gänge, dann aber auch in Aufschlüssen, bei 
denen Gangform des Materials nicht ersichtlich war, es vielmehr 


143 


wahrscheinlich erschien, daß eine Porphyrfacies von Granit 
vorliegt. 

Bei letzterer Art der Erscheinung nandelt es sich um hell- 
rötliche Gesteine, deren Porphyrstruktur meist wenig ausgeprägt 
ist, weil die Einsprenglinge von rötlichem Feldspat (Orthoklas, 
Plagioklas) und grauem Quarz sich aus einer groben, rauhen Grund- 
masse nicht gut berausheben. So ist es z. B. im großen Steinbruch 
bei Hsiau pau tau der Fall, wo aber auch schöne Gangquarz- 
porphyre vorkommen. Die Grundmasse ist schriftgranitisch ent- 
wickelt, besonders in der Umgebung der Einsprenglinge, die also 
bei der Kristallisation der Grundmasse mikropegmatitisch weiter- 
wuchsen. Entsprechende, aber minder grobe Struktur findet man 
auch um die im Schnitt gedrungen leistenförmig erscheinenden 
Feldspate der Grundmasse. In ihr sind heller Glimmer (wohl 
gebleichter Biotit), Erz, Zirkon spärlich vorhanden. 

Ausgepräster porphyrisch infolge sehr zahlreicher, wenn 
auch kleiner Quarzkristalle und größerer Feldspate als Einspreng- 
linge sind lichtrötliche Quarzporphyre am Massiv des Iltisberges. 
Bei ihnen kommt auch dunkler Glimmer ziemlich reichlich als 
Einsprengling und zwar in hübscher Formentwicklung, vor. Die 
Grundmasse ist schriftgranitisch. Erz ist etwas reichlicher da 
als beim erwähnten Hsiau pau tau-Gestein. 

Die ausgezeichnet gangförmig erscheinenden, hierher ge- 
hörigen Gesteine bieten eine große Mannigfaltigkeit dar, die hier 
kurz berührt sei. Die Farben wechseln von graurötlich, violet- 
rötlich, grau, gelblichweiß zu grünlich. Letztere Farbe ist augen- 
scheinlich durch Verwitterung entstanden und durch ein u. d.M. 
sehr fein-schuppig, knorpelig auch striemig aussehendes, wohl 
glimmeriges Mineral zuwege gebracht. Dazu kommt, daß die 
Farbentöne öfter iagenweise verschieden sind, wobei z. B. rötlich- 
graue und grünlich-graue Streifen aufeinander folgen, entweder 
törmlich plattig übereinander oder stark fluidal gewunden. 
Schließlich wird die Mannigfaltigkeit bedingt durch die mehr 
oder minder große Menge von Einsprenglingen und ihre Art. 

Bei einem prächtigen Gestein eines stattlichen Ganges im 
Steinbruche des Bismarckberges z. B. treten viele, bis °/ı cm 
große, gut kristallographisch durch OP(OO1); oa P%(010); 
© P(110) auch© P3(130); Po (101) auch 2P © (201) 
begrenzte rote Feldspateinsprenglinge neben zahlreichen meist 
etwas kleineren, grauen, magmatisch-corrodierten Quarzen in einer 
hier rötlich-grauen Grundmasse auf. Entsprechend finden sich 
auch bei anderen Vorkommnissen sowohl Feldspat und Quarz als 
Einsprenglinge, sodaß sie als Feldspat - Quarzporphyre (bezw. 
Orthoklas-Quarzporphyre) bezeichnet werden können. Bei 


anderen ist der Quarz spärlich unter den Einsprenglingen, ja zu- 
weilen, so bei Nan ying und auch sonst auf Hai hsi, fehlt er als 
Einsprengling neben Feldspat ganz. Solche Porphyre verdienen 
die Bezeichnung Quarzporphyre nicht recht; jedenfalls erscheint 
es angebracht, sie durch einen Namen herauszuheben, und des- 
halb sind sie bekanntermaßen von TscHermakX Felsitporphyre 
genannt. Diese Benennung hat nicht allgemein Anklang gefunden, 
wohl weil der ältere Naumanssche Name Felsitporphyr mit dem 
Allgemeinbegriff Quarzporphyr sich ungefähr deckte, und anderer- 
seits auch wohl, weil der Name Felsitporphyr, obwohl er ein sog. 
„Konstitutionsname* ist, das für die Gesteine Wesentliche, näm- 
lich das Vorhandensein nur des Feidspats als Einsprengling, nicht 
ausdrückt. Das würde bei der Benennung Feldspatporphyr bezw. 
Orthoklasporphyr der Fall sein. Da dieser Name aber bereits 
für Porphyre der Syenitreihe vergeben ist, muß man also in vor- 
liegender Sache auf einen Mineralkonstitutionsnamen überhaupt 
verzichten. So mag sich in diesem Falle empfehlen, einen sog. 
„Ehrennamen“* zu gebrauchen. Daher schlage ich die Bezeich- 
nung Tsingtauit für diese lediglich durch Feldspat porphyrischen 
Entwicklungen granitischer Magmen vor. 

In anderen Fällen lagern in der Grundmasse, die Einspreng- 
linge vertretend, Sphärolithe. Solche Sphärolithporphyre 
fand ich insbesondere zahlreich bei einer Begehung des bei 
Ebbe trockenen felsigen Strandes vor dem Kaiser Wilhelm Ufer 
in Tsingtau. Es handelt sich um die oben erwähnten streifigen 
Porphyre, bei denen gelblich-weiße, grünliche und graue Lagen 
miteinander wechseln. Die Sphärolithe, meist unter 1 mm groß, 
heben sich mit grau-rötlicher Farbe von dem Untergrunde sehr 
zierlich ab. Bei massenhaften Anhäufungen bilden sie schließlich 
grau-rötliche Streifen. 

Sei es gestattet, einige nähere Angaben zunächst über die 
Einsprenglinge der in Rede stehenden Gesteine zu machen. Die 
Feldspate sind z. T. Orthoklas, z. T. Plagioklas. Auffallend ist 
das gelegentlich sehr starke Durchwachsensein des ersteren 
durch Albit, so z. B. bei dem besonders erwähnten schönen 
Ganggestein vom Bismarckberge.. Es kann dann vorkommen, 
daß statt der erwarteten einheitlichen Auslöschung von Durch- 
schnitten, roter Feldspate das ganze Schnittfeld von der plagio- 
klastischen Lamellierung eingenommen wird. Ob bei solchen 
Porphyren ein Übergang zu Quarzkeratophyren vorliegt, müssen 
spätere chemische Analysen zeigen. In verwitterten Durch- 
schnitten solcher Feldspate fand ich viele Kalkspatschuppen. Bei 
der Gelegenheit sei erwähnt, daß sich um die Feldspate des in 
Rede stehenden Porphyrs schon makroskopisch ein schmaler, 


145 


rötlich-brauner Saum zeigt, eine Aureole, die sich im Dünnschliff 
durch etwas dunklere Farbe, als sie die Grundmasse besitzt, von 
letzterer abhebt, und die aus lappigen, nicht unter sich parallel 
auslöschenden Büscheln und Saumstreifen besteht. Entsprechende, 
aber um das eingeschlossene Individuum rundherum gleichzeitig aus- 
löschende Aureolen finden sich auch um die Quarze, wobei 
petrogenetisch wichtig ist, daß es sich (im vorliegenden Falle 
sogar um außerordentlich stark) magmatisch corrodierte Quarze 
handelt, sodaß hier also heraustritt, daß auf die Quarzaus- 
scheidung eine Periode der Quarzcorrosion und dann eine Zeit 
neuen Quarzwachstums folgte, welch letzteres mit der Grund- 
massenbildung wohl zusammenfiel. Bei den von Einsprenglings- 
quarz freien Porphyren ist es entweder nicht zur Bildung großer 
Quarze gekommen oder sie sind wieder aufgelöst. Solche 
Tsingtauite fand ich besonders bei Nan ying, auch beim 
Tsching schy schan auf Hai hsi. Es sind sehr schön fluidal ent- 
wickelte Gesteine, bei denen in eigenartig gewundenen und ge- 
stauchten Lagen, Schmitzen und Flammen von abwechselnd 
bräunlichen und gelblichen Farben nur rote Feldspate (Orthoklas 
und Plagioklas) als Einsprenglinge in meinen Proben erscheinen. 
Die Grundmasse ist makroskopisch sehr dicht, hornsteinartig, 
ähnlich wie bei gewissen schwedischen Porphyren, bei denen 
auch Quarz als Einsprengling feblt. 

Bei den Sphärolithporphyren liefern die Sphärolithe, ins- 
besondere wenn sie einzeln liegen, gewissermaßen Ersatz für die 
Einsprenglinge. Meine schon oben erwähnten Proben vom 
Kaiser Wilhelm Ufer in Tsingtau zeigen die Sphärolithe als meist 


Fig. 10. 
Sphärolithporphyr. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1. 10 


146 


runde, zuweilen brotlaibförmige, kleine (bis 1 mm große), im all- 
gemeinen grau-rötliche Gebilde, bei denen man in Schnitten 
makroskopisch einen dunklen rötlichen Punkt, einen gleichfarbigen 
Außensaum und zwischen beiden eine im allmählichen Farben- 
übergang nach innen und außen abgestufte etwas hellere Zwischen- 
zone bemerkt. Bei abgeplatteten Sphärolithen verlängert sich 
das innere dunklere Punktfeldchen zu einem der Längsrichtung 
des Schnittes angepaßtem Strich. - Das Scheibenbildchen der 
rundlichen Schnitte erscheint natürlich auch u. d. M. Zentrum 
und Saum sind rötlich-braun reichlich durchstäubt, das ring- 
förmige Zwischenfeld weniger. Das ganze Gebilde besteht aus 
einem feinen, nach dem Rande zu gröber werdenden körneligen, 
zuweilen auch strahligen Mosaik, wohl von Feldspat und Quarz. 
Zuweilen erblickt man im polarisierten Lichte ein leidlich-deut- 
liches Auslöschungskreuz mit helleren Sektoren, deren Radial- 
richtung Richtung größter optischer Elastizität ist. 

Sei hier noch ein. rötlich-grauer Porphyr mit blau-schwarzen 
verfließend begrenzten Tupfen, also nicht eigentlich Sphärolithen, 
erwähnt, den ich dicht bei der Polizeistation an den Prinz 
Heinrich Bergen geschlagen habe. Die Tupfen sind aus einem 
äußerst feinen Mosaik aufgebaut, dessen Bestandteile sich infolge 
Uberlagerung im Dünnschliff bezüglich der Doppelbrechung soweit 
ausgleichen, daß nur geringe Wirkung auf das polarisierte Licht 
übrig bleibt. Eine strahlige Struktur tritt nicht heraus. Die 
blauschwarze Farbe der Tupfen wird durch reichlicheren Gehalt 
an feinem Magnetit verursacht. Randlich wird die Struktur der 
Konkretionen gröber als sie im Innern ist. 

Die Grundmasse der Porphyre erwies sich sehr wechselnd 
aufgebaut. Bei den Gangporphyren wurde schriftgranitisches 
Gefüge nicht beobachtet. Die Struktur ist mikrogranitisch und 
felsophyrisch, im übrigen sehr ungleich nicht. nur bei ver- 
schiedenen Proben desselben Ganges, sondern auch im selben 
Schliff. Dazu kommt noch der durch Verwitterung verursachte 
Wechsel. Eine Einzelbeschreibung sei wegen dieser großen 
Mannigfaltigkeit der Erscheinungen vermieden. Sei nur hervor- 
gehoben, daß auch die Korngröße bei mikrogranitischem Gefüge 
vielfach im selben Präparat verschieden ist, feinst aufgebaute 
und grobe Lagen, Schmitzen und Nester mit einander tauschen, 
gelegentlich grob radiale Struktur vorkommt und einmal (Gang 
am Kaiser Wilhelm Ufer) eine fast vollständig aus kleinen, 
strahlig-büscheligen Spbärolithen mit optisch negativen Radien 
aufgebaute Grundmasse bemerkt wurde. Hierbei ließen die 
Sphärolithe zwischen sich außer den Einsprenglingen von Ortho- 
klas, Plagioklas und Quarz nur schmale Säume von ziemlich 


147 


Fig. i1. Makroskopisch fluidaler Porphyr. (Natürliche Größe). 


grober mikrogranitischer Grundmasse. Bei einigen Porphyren 
zeigten sich Besonderheiten in der Fluidalerscheinung, - insofern 
bei ihnen im Schliff Streifen, Schmitzen, Striemen u. a. 
aus körnigen Quarzaggregaten erscheinen, die Sich mit ihrer 
Längserstreckung der Flußrichtung anpassen. Die Quarzkörner 
greifen zackig ineinander. Man könnte versucht sein, diese Er- 
scheinungen so zu deuten, als seien Quarze beim Fluß zu Körner- 
haufen zertrümmert und diese protoklastischen Aggregate dann 
in der "Fließrichtung auseinander gezerrt. !) 

-Jedoch erscheint: es im vorliegenden Falle wahrscheinlicher, 
daß die Körnerhaufen durch Infiltration in fluidal angeordnete 
Hohlräume entstanden sind. Dafür spricht der Umstand, daß in. 
den: in Rede stehenden Porphyren sich noch andere unzweifelhaft 
sekundäre Quarzaggregate in Form von Gängelchen zeigen, die 
Einsprenglinge und Sphärolithe durchsetzen, ferner, daß man .bei 
manchen: Quarzaggregaten einen. Saum nach Art einer drusigen 
Wandbekleidung findet, die aus strahligen Leisten wohl von 
Feldspat besteht und schließlich, daß in den Haufen der Quarz 
reichlich Einschlüsse von braunen (vielleicht Ti-haltigen) z. T. 
hübsch sechsseitig tafelig kristallisierten Eisenglanzblättchen und 
auch ein 'nadeliges Mineral enthält, .die beide in den, wenn auch 
sehr selten erscheinenden Quarzeinsprenglingen fehlen. 

Bei den durch Verwitterung grün gefärbten Porphyren er- 
kennt :man als Umänderungsprodukte im Dünnuschliff außer den 
schuppigen, knorpeligen, striemigen, anscheinend glimmerigen 
Neubildungen zahlreiche Quarzkristalle mit ausgeprägter Längs- 
richtung und meist scharf sechsseitigem Querschnitt. 


Orthoklasporphyre 
habe Sb in meiner Sammlung aus dem Steinbruche bei Bon 


') Vergl. Gneisgranit f. 6, S. 134. 
10* 


148 


pau tau. Die Aufschlüsse haben mir bei meinem Besuche keine 
sichere Deutung über die geologische Stellung der betreffenden 
Gesteine gegeben, wenigstens finde ich in meinem Tagebuch keine 
Notiz darüber. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich nur 
um eine Facies von Granit handelt. 

Es sind Gesteine mit bis 1 cm großen Einsprenglingen von 
roten Orthoklasen, die vielfach wenigstens an den Längsseiten 
der Durchschnitte gradlinig begrenzt sind und öfter einen helleren 
Plagioklaskern zeigen. 

Zuweilen kommt spärlich Biotit als Einsprengling vor, so- 
daß Übergänge zu Orthoklas - Biotitporphyren sich einstellen. 
Dieser dunkle Gemengteil ist nicht selten sechsseitig umrandet, 
meist z. T. chloritisiert. Quarzeinsprenglinge fehlen. Die Grund- 
masse besitzt lichtrötliche Farbe. Ihre Zusammensetzung aus 
Feldspatleisten kann man gelegentlich makroskopisch noch er- 
kennen, z. T. erscheint sie aber dicht. Sie enthält, wie die 
mikroskopische “Untersuchung zeigt, nicht grade wenig Quarz als 
Fülle in den kleinen eckigen Räumen, welche die meist seitlich 
gradlinigen oder auch lappigen Leisten von Feldspat (Orthoklas, 
auch Plagioklas) zwischen sich übrig lassen. 


Biotitporphyrische bezw. porphyritische Ganggesteine. 


Die an den Iltisbergen entlang führenden Promenadenwege 
geben zufolge der bei ihrer Anlage ausgeführten Felssprengungen 
gute Aufschlüsse des Granits und in ihm auftretender Gang- 
gesteine, von denen rötlicher Aplit bereits erwähnt ist. Von 
dunkleren Ganggesteinen fallen recht sehr solche auf, die in 
grauer dichter Grundmasse zahlreiche Feldspate und mehr oder 
minder reichlich Biotit als Einsprenglinge enthalten. Die Feld- 
spate dieser Porphyre sind z. T. roter Orthoklas in bis 2 cm 
langen Kristallen und Körnern, die oft den Kern weißer Plagio- 
klase abgeben, im Übrigen treten letztere in großer Zahl auch 
für sich auf. Der Glimmer bildet kleine Blättchen mit zuweilen 
regelmäßiger Umrandung und von schwarzer glänzender bezw. 
bei Chloritisirung von matt dunkelgrüner Farbe. Quarz findet 
man als Einsprengling nicht. Der Reichtum an Plagioklas- 
einsprenglingen weist auf eine Verwandtschaft mit Porphyriten hin. 
Von mikroskopischen Verhältnissen sei auf die im allgemeinen 
geringe Auslöschungsschiefe der zwillingslamellierten Einspreng- 
lings-Feldspate und auf die Zusammensetzung der Grundmasse 
hingewiesen. In letzterer gewahrt man länglich rechteckige, auch 
schmäl leistenförmige oder gelappte Feldspate und unter ihnen 
verschiedentlich solche, die sich durch Zwillingsstreifung als Plagio- 
klase kennzeichnen, sodaß auch hierdurch eine Verwandtschaft 


149 


mit Porphyriten angedeutet ist. Quarz füllt die Lücken aus. 
Chloritisierte Glimmerfetzen und mäßige Mengen von Magnetit 
sind weiterhin in der Grundmassse zu erwähnen. 

Noch mehr den dioritischen Gesteinen neigen den obigen 
benachbarten Gängen am Iltisberge zu, die u. d. M. in der 
Grundmasse noch reichlicher braunen Glimmer (vielfach chloriti- 
siert) und dazu braune Hornblende in kleinen im Querschnitt 
durch © P co (010) und © P (110) scharf begrenzten an den 
Enden zerfaserten Kristallen führen; der Magnetitgehalt ist be- 
deutender geworden, auch Apatit in dicken Säulen und in Nadeln 
kommt reichlich vor. Die Farbe des rauhen Gesteins ist grün- 
lich-grau. Die oben erwähnten großen roten Orthoklase, die 
möglicherweise dem durchbrochenen Granit entstammen, wurden 
hier nicht beobachtet. Abgesehen von den Plagioklaseinspreng- 
lingen bekundet das Gestein eine Verwandtschaft zu Vogesiten 
bezw. Kersantiten. Erwähnt sei bei ihnen noch das Vorkommen 
von Eisenkiesstaub und von Kalkspat als Verwitterungsprodukt. 


Biotitporphyrische bezw. -porphyritische Lagergesteine. 

Den soeben erwähnten in Gangform auftretenden Gesteine 
petrographisch verwandt sind mächtige Eruptivlager, die sich 
zwischen Schiefern und Sandsteinen auf der Insel Schui Img 
schan finden‘). Wie der Aplit von Schui ling schan heben sie 
sich im Profil der Westseite der Insel zufolge ihrer Widerstands- 
fähigkeit gegen die Atmosphaerilien kräftig in steilen Abstürzen 
heraus. Die Lager- (ev. Lagergangnatur) der Porphyre macht 
sich, z. B. beim querschlägigem Begehen der Insel von Nau 
tsche tsy aus, besonders gut am Liegenden des ersten Porphyrs 
geltend, dessen Sohle hier deutlich Streichen und Fallen der 
unterlagernden Schiefer teilt, ebenso an der SO-Seite der Insel 
nahe ihrer Südspitze, wo Porphyr konkordant über Schiefer 
lagert. 

Es handelt sich um Gesteine, die im frischesten Zustand 
eine dichte hornfelsartige grünlichgraue Grundmasse und ziemlich 
zahlreiche Einsprenglinge von weißen, z. T. auch etwas durch- 
scheinenden Feldspaten und schwarzen Glimmerblättchen zeigen. 
Die Größen von Feldspat und Glimmer betragen meist etwa 
2—3 mm, wobei ersterer in leistenförmigen Durchschnitten, der 
Glimmer in mehr oder minder deutlich sechsseitigen Blättchen, 
auch in schmalen blättchenförmigen Leisten erscheint. Bei mehr 
verwitterten Proben ist die Grundmasse gelberau, auch wohl 
rötlichgrau, die Feldspate sind braungelblich, gelegentlich auch 
licht rötlich, der Glimmer matt, schmutzig grün. 


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150 


151 


U. d. M. erkennt man die Plagioklasnatur sehr vieler Feld- 
spateinsprenglinge. Die geringen Auslöschungsschiefen weisen 
auf etwa oligoklastische Natur hin. Die Verwitterung zeigt sich 
in kaolinischer Trübung und körneliger Epidotbildung. Der Ein- 
sprenglingsglimmer ist braun, bei Verwitteruug chloritisiert. Eine 
körnelige Erzumrandung des Minerals ist als Veränderung im 
Magma aufzufassen, da sie auch bei den frischesten Biotiten 
vorhanden ist. Der Aufbau der Grundmasse ist dadurch gekenn- 
zeichnet, daß sie aus fein leistenförmigen oder faserigen Feldspaten, 
mit Neigung zu trachytischer Anordnung, ferner aus etwas größeren 
fast einsprenglingsartig hervortretenden eckigen Feldspatleisten: 
im allgemeinen etwas gedrungener Art, vererzten Glimmerstrichen, 
zuweilen eckig lappigen Quarzteilchen und schließlich ziemlich 
sroben Apatitnadeln, auch gelegentlichen Zirkonsäulchen und 
aus Erz besteht. Epidot ist eingewandert. Die erwähnten zwischen 
den Feldspateinsprengelingen und den Feldspaten der feinst aufge- 
bauten Grundmasse vermittelnden Feldspate, erweisen sich in ein- 
zelnen Schliffen durch wiederholte Zwillingslamellierung als 
Placioklase und zwar von geringer Schiefe der Auslöschung. In 
anderen Schliffen aber trat dies Merkmal plagioklastischer Natur 
sehr zurück. Bekanntermaßen sind Übergangsglieder in den in 
Betracht kommenden petrographischen Familien nicht ungewöhnlich. 
Es scheint, daß auch hier solche Mitteltypen vorkommen. 

| Diorite. 

Diorite fand ich in stattlichen Gängen von einigen, ja 10 
und mehr Metern Breite im Schutzgebiet an der Küste bei Nan ying 
auf Hai hsi, ferner an der Nordspitze von Tschu tscha tau, auch 
in einer Schlucht zwischen der Oberförsterei und dem Friedhof 
bei Tsinstau, außerdem bei der Polizeistation an den Prinz 
Heinrich Bergen an zwei Stellen. Wahrscheinlich kommt der 
Diorit hier gleichfalls gangförmig vor. Die Aufschlüsse ließen 
zur Zeit meines Besuches keine sichere Entscheidung zu. Es 
handelt sich um Hornblende-Biotit-Diorite z. T. mit Augit und 
um Augit-Biotit-Diorit. Das Gestein von Nan ying zeigt bis 1 cm 
lange und 1—2 mm breite schwärzlich-grüne Hornblendsäulchen, 
vereinzelt Biotitschuppen und weißen z. T. durchscheinenden 
Plagioklas, u. d. M. erscheinen dazu Apatit in groben Kristallen, 
Erz, Quarz, spärliche Lücken füllend, gelegentlich Titanit. Der 
Tschu tscha tau-Diorit tritt in zwei Abarten auf, einmal nämlich 
in einer durch Plagioklasreichtum grauen Art mit zurücktretenden 
Tupfen von Hornblende mit Biotit, anderseits in dunkel-grün- 
licher Ausbildung, also mit überwiegenden eisenhaltigen Bestand- 
teile, und in letzterer Art zuweilen auch verhältnismäßig fein- 
körnig erscheinend. Auffallend sind in den dunklen Varietäten 


IE 


moosgrüne, schwärzlich umrandete bis etwa '/a cm große Tupfen. 
Das Charakteristische in der Struktur der hellen Ausbildung ist 
das Vorhandensein großer, innen öfter deutlich kristallographisch 
entwickelter Plagioklase, die randlich in ein feinkörniges Gemenge 
von Feldspat und Quarz übergehen. Die dunklen Tupfen be- 
stehen aus lappiger oder auch spreuartig aggregierter ziemlich 
heller Hornblende und aus Fetzen braunen Glimmers, dazu Erz, 
auch Titanit und Apatit. Der Glimmer bildet gern eine Art 
Rahmen um diese Konkretionen. Bei der dunklen Ausbildung 
sind die großen Feldspate selten, die Hornblende- und Biotitspreu 
verbreitet sich etwas gleichmäßiger in dem hellen aus lappig- 
leistenförmigen Plagioklasen bestehendem Untergrunde, doch 
fehlen auch nicht aie erwähnten Zusammenballungen von Horn- 
blende und Biotit. 

Der augsitführende Hornblende-Biotit-Diorit aus der 
Schlucht zwischen Oberförsterei und Friedhof bei Tsingtau er- 
scheint graugrün durch seine weißlichen Plagioklase und grünlich- 
schwarzen Hornblenden und kleinen Biotitfetzen. Ziemlich zahl- 
reich sind gelbe Eisenkiesteilchen zu sehen. Unter dem Mikro- 
skop erkennt man eine an die Struktur von Diabasen anklingende 
Verschränkung von leistenförmigen Plagioklasdurchschnitten, da- 
zwischen Fetzen brauner, auch hellgrüner Hornbiende, wobei 
letztere öfter mit ersterer parallel und zwar als Randteil ver- 
wachsen ist. Heller Augit, zuweilen mit Andeutung kristallo- 
graphischer Umgrenzung, ist nicht grade häufig. Dazu kommen 
ziemlich reichlich Apatit in groben Nadeln, Erz in rundlichen 
Schnitten. Braune neben grünlicher Hornblende führt auch ein 
Hornblende-Biotit-Diorit aus dem Wasserriß bei der Station an 
den Prinz Heinrich Bergen 

Augit-Biotit-Diorit oder Biotit-Gabbro kann man das 
Gestein nennen, das ich lose bei der nämlichen Polizeistation an. 
den Prinz Heinrich Bergen auf dem Wege zu den nahe gelegenen 
Granitsteinbrüchen fand. Man erkennt makroskopisch schwarz- 
glänzenden Biotit, matt dunkelgrüne Körner und Säulchen (Augit), 
sowie fleischfarbenen Feldspat (verwitterten Plagioklas). Dazu 
kommen bei der Schliffbetrachtung Apatit, Erz, wenig Quarz. 

Auch hier klingt die Struktur durch Feldspatverschränkung 
an das Diabische an, jedoch tritt dies durch die eroße Fülle 
von Augit und Biotit mehr zurück als beim Diorit der Ober- 
försterei. Der Augit ist im Schliff recht hell, er zeigt öfter 
leidliche Kristallentwicklung (Querschnitte: © P& (100); P(110); 
oP & (010)) auch Zwillingsbildung nach ©oP & (100), Spalt- 
barkeit nach o P (110) und große Schiefe der Auslöschung. 
Der Biotit ist braun, oft stark chloritisiert und epidotisiert. 


153 


Kersantite und Minetten und andere dunkle Gang- 
gesteine. 


Im Schutzgebiet trifft man öfter dunkle, schmale, d. h. etwa 
!/o m, auch 1 und mehrere m breite, vielfach NO — SW 
streichende Eruptiveänse, die zu der oben genannten Gang- 
gesteinsgeruppe gehören. In den studierten Aufschlüssen war das 
Material z. T. von einer für Kersantit sehr bemerkenswerten 
Frische, sodaß dann in Schliffen außer den unvermeidlichen 
Kalkspatbutzen fast nur noch Olivinverwitterungsprodukte als 
Umänderungsbestandteile erscheinen, andernorts zeigen sich die 
Proben auch hinsichtlich des Feldspats so stark mitgenommen, 


Fig. 13. Kersantit (unten) und Aplit (oben) in einer Sedimentfolge 
| auf Schui ling schan. 


154 


daß es schwer fällt, die Unterscheidung in Kersantit und Minette 
zu machen, ein Grund mehr diese verwandten Gesteine zusammen 
zu behandeln. 

Die Farbe der Gesteine. wechselt von einem durch viele 
kleine dunkle Biotite glitzerigen Schwarz durch ein diabasisches 
Graugrün zu Grünlich-grau. 

Seien einige Funde besonders erwähnt. 

Ein prächtig durch einen gewaltigen Steilabsturz auf- 
geschlossener Kersantitgang findet sich am Südrand der Insel 
'Schui ling schan. Fig. 13. Er bildet eine etwa 75 cm mächtige, etwa 
O--W-streichende, unter ca. 70° nördlich fallende Gangplatte 
mit Andeutung einer zu den Salbändern parallelen Absonderung. 
Das Gestein durchquert flach fallende Schichtenfolgen von dunklen 
mergeligen Sandsteinen und Schiefern. Besonders auffällig heben 
sich in dem grauschwarzen Gestein stellenweise eine Unzahl 
kleiner, meist weniger wie 1 mm aber auch zuweilen mehrere 
mm im Durchmesser haltender, von glänzendem schwarzen Biotit 
umhäuteter, harter Kügelchen und kugelartiger Gebilde heraus, 
die den Kersantit förmlich chondritisch erscheinen lassen. 
Entfernt man ein Kügelchen aus seinem Bette, so erscheint es 
rundum mit Glimmer bekleidet, und auch die runde Höhlung, in 
der es saß, zeigt eine glänzende Glimmertapete. Schon an der 
großen Härte der Gebilde erkennt man, daß sie innen nicht aus 
Biotit bestehen. In einigen der von mir geschlagenen Hand- 
stücke fehlen im übrigen die Kügelchen; ich habe leider in 
meinem Tagebuch nicht vermerkt, ob eine Beziehung der Kugel- 
führung zur Lage im Gange zu erkennen ist. Im vorliegenden 
Falle handelt es sich um einen Olivin-Augit-Kersantit von 
meist sehr schöner Frische der Bestandteile, ausgenommen des 
Olivins, der stets verwittert erscheint und nur an seiner ja sehr 
charakteristischen Form erkannt werden kann. Er ist zu einem 
Gemenge von Karbonspat und breitblättrigem, lichtgrünlichen 
Serpentin, z. T. auch Talk umgewandelt. Außer dem Olivin tritt 
kein Gemengteil ausgesprochen einsprenglingsartig hervor, aus- 
genommen bei den kügelchenfreien dichteren Abarten gelegentlich 
besonders groß geratene, in den vorliegenden Schliffen chloriti- 
sierte Augite. 

Das Gefüge der Kügelchen führenden Proben des in Rede 
stehenden Kersantits ist, mikroskopisch gedacht, ziemlich grob. 
Ölivinpseudmorphosen, scharfe Durchschnitte eines lichten, grau- 
rötlichen Augits, brauner Glimmer, Plagioklas, Apatit, Eisenkies 
und einstiger, jetzt zu weißlichen Leukoxen umgewandelter Magnetit 
als Erz setzen außer den ausgesprochenen Verwitterungs- 
erzeugnissen das Gestein hauptsächlich zusammen. Zu letzteren 


rechnet auch Magnetit, der sich bei der Serpentinisirung von 
Olivin gebildet hat. Er ist nicht in Leukoxen verwandelt, weil er 
kein Ti enthält. Der Eisenkies sitzt gern als rauher lückiger 
Rahmen um Olivinpseudomorphosen und ist dann wohl auch 


Fig. 14 u. 15. Kügelchen in Perl-Kersantit. 


sekundär gebildet. Die Augite zeigen © P (110); beide verti- 
kale Pinakoide, an den Enden P (111); die größeren häufen sich 
gern knäuelartig; die Dimensionen des Minerals gehen, sich in 


156 


vielen Individuen allmählich abstufend, in kleine Verhältnisse 
hinunter. Der Biotit erscheint in zahlreichen, großen und 
kleinen leistenförmigen Durchschnitten mit sehr kräftigem Pleochro- 
ismus zwischen rotbraun und lichtbräunlich gelb; auf basischen 
Schnitten zeigt er sich aus Subindividuen und daher mit lappigem 
Rande aufgebaut, wie das ja vielfach bei Minetten und Kersantiten 
zu sehen ist. Der Feldspat bildet für die farbigen Gemengteile 
einen lichten und im gewöhnlichen Lichte gleichmäßigen Unter- 
grund, der sich aber bei Verschärfung des Gesichtssinnes durch 
Anwendung polarisierten Lichtes in lappige Leisten und Leisten- 
bündel auflöst, in denen man öfters vielfache Zwillingslamellierung 
erkennt. 

Von besonderem Interesse sind die oben erwähnten 
Kügelchen des Gestein. U. d. M. (vergl. auch Tar. IX) 
sieht man, daß nur die Haut der Gebilde aus Biotit besteht. 
Die kleinen Blättchen legen sich tangential dem. Gesteinstropfen 
an, sodaß eine eigenartig eckige Gestalt, öfter gradezu an Leucit- 
durchschnitte erinnernd, zuwege kommt. Zuweilen sind Biotitblätt- 
chen nicht starr und grade als tangentiale Plättchen zur Kugel 
gestellt, sondern in leichtem Bogen oder mit mehreren stumpfen 
Knickungen angeschmiegt, wie man auch an ihrer wellig verlaufenden 
Auslöschung erkennt. Es deutet das auf eine nicht unbeträchtliche 
mechanische Kraft hin, die auf die doch ursprünglich wohl eben 
tafelig kristallisierten Blättchen ausgeübt wurde, und unter deren 
Einfluß sie sich dem Sphäroid anschmiesten. Das Innere der 
Kugeln besteht aus dem Feldspat, der auch sonst den Gesteinsunter- 
grund ausmacht und zwar in roh bündelig strahliger Gruppierung, 
die zuweilen einigermaßen an die exzentrisch strahlige Chondren- 
struktur erinnert, indeß kommt in den vorliegenden Bildungen 
nie bloß ein randlicher Strahlungspunkt vor. Ohne regelmäßige 
Lagerung finden sieh gewöhnlich einige Glimmerleisten in dem 
von Glimmer eingerahmten rundlichen Felde, dazu auch gelegent- 
lich Apatit, leukoxenisierter Maenetit, Eisenkies, wohl einge- 
wanderter Serpentin und Karbonspat. Olivin oder Aueit wurden 
in den Durchschnitten der Sphäroide von mir nicht beobachtet. 

Man kann die in Rede stehenden Gebilde meiner Meinung 
nach füglich nicht anders denn als Konkretionen im erstarrenden 
Magma auffassen, ganz entsprechend den Perlen des Perlits. 
Das Bestreben der Flüssigkeiten, sich wenn möglich zu Kugeln 
zusammenzuballen, hat sich auch bier geltend gemacht. Einige 
Glimmertäfelchen wurden in die Kugeln mit aufgenommen, andere 
folgten den Adhäsionskräften, stellten sich tangential zu den 
jedenfalls noch zähweichen Magmentropfen und wurden zuweilen 
durch die Adhäsionskräfte der Kugelsubstanz so stark gehalten, 


157 


daß sie sich der Rundung anpaßten. E 


Von den Ganggesteinen der Insel Schui ling schan sei hier noch 
eins erwähnt, das den Steilrand der Küste südöstlich vom Dorfe 
Hsin tschuang als 35 em mächtiger Gang durchquert und auf ein 
paar Meter in zwei Gangstücken sichtbar ist. Es ist in grobe, 
die ganze Gangmächtigkeit fassende Kugeln gegliedert, von grünlich 
srauer, z. T. auch bräunlicher Farbe, zeigt in ungleicher Ver- 
teilung an verschiedenen Stellen kleine Einsprenglinge braun- 
schwarzen Glimmers, auch von Plagioklas. Es tritt also etwas 
aus dem Kersantitrahmen heraus und nähert sich den Glimmer- 
porphyriten. Die Grundmasse ist zwar makroskopisch unauflösbar, 
jedoch etwas rauh und glitzernd in der Sonne. U. d. M. er- 
weist sich der Plagioklas nach den Auslöschungsschiefen als 
labradorisch und die Grundmasse wesentlich als ein feines Ge- 
wirre von Feldspatleisten und zahllosen Fetzen von sekundärem 
Kalkspat. 

Bei Tsingtau habe ich an verschiedenen Stellen, so bei 
Ebbe auf dem entblößten Strande vor dem Kaiser Wilhelm Ufer, 
in dem Steinbruch beim Friedhof am Bismarckberge, im Stein- 
bruch bei Hsiau pau tau u. a. OÖ. Ganggesteine geschlagen, deren 
Erhaltungszustand für petrographische Entscheidungen wenig 
verlockend ist. Ihr Feldspat ist weitgehend in ein glimmeriges 
Mineral verwandelt, und Kalkspat durchsetzt das ganze Gewebe. 
Ob Minetten oder Kersantite vorliegen, muß ich, bis bessere 
Proben zur Verfügung stehen, in der Schwebe lassen, auch 
mögen diabasische Gesteine unterlaufen. Bemerkenswert ist der 
Gehalt an großen, zu Serpentin, Karbonspat (gelegentlich auch 
mit Quarzkörnern) umgewandelten Olivinen, unter denen auch ein 
Zwilling nach P & (Oll) beobachtet wurde, bei einem Vor- 
kommen am Kaiser Wilhelm Ufer. 

Die Grundmasse der in Rede stehenden Gesteine war, wie 
sich aus den Verwitterungserscheinungen noch deutlich erkennen 
läßt, aus im Schnitt eckig leistenförmigen Feldspaten aufgebaut, 
die nicht selten eine typische intersertale Verschränkung auf- 
weisen und so an gewisse Diabasstrukturen erinnern. Die 
Zwickel sind mit Chlorit erfüllt, der, wie durch Übergänge zu 
erweisen ist, jedenfalls z. T. aus braunem Glimmer entstanden 
ist, der dann auch, kristallographisch mehr selbständig aus- 
gebildet, in langer Leistenform in den Schliffen erscheint. Das 
Erz kommt in der Magnetitgestalt vor, gelegentlich auch mit 
Annäherung an die Balkenstruktur, die Titaneisenerz gern zeigt. 

Zu vermerken ist noch, daß in einigen der in Betracht 
kommenden Gesteine, wie das ja bei Minetten und Kersantiten 
nicht selten ist, rundlich eckige graue Quarze einsprenglingsartig 


158 


erscheinen (Steinbruch am Bismarckberge). U. d. M. zeigt sich 
die Grenze solcher Quarze ausgezackt als seien sie bei der 
Kristallisation der Gemengteile der Grundmasse weiter gewachsen. 
Damit im ‚Einklang steht das Vorkommen von vielen Quarz- 
zwickeln. zwischen den Feldspaten der Grundmasse, welch letztere 
dann: gelegentlich scharf eckig in die von Quarz erfüllten 
Räume hineinragen. : | 

‚Schließlich sei an dieser Stelle noch ein Vorkommen am 
Ntisberg oberhalb der Oberförsterei besonders erwähnt. das sich 
beim. damaligen Zustande des Aufschlusses durch Frische aus- 
zeichnete. Es ist ein 35 cm mächtiger in Granit aufsetzender 
Gang von graugrüner Farbe. Nicht gerade reichliche, kleine Ein- 
sprenglinge bestehen aus Plagioklas mit ziemlich großer Schiefe 
der Auslöschung, ferner aus u. d. M. sehr hellgrünen Butzen 
schwach doppelbrechender Hornblende, die meist Titanit, auch 
Erz beherbergt. Die Grundmasse baut sich auf aus sehr zahl- 
reichem, _ lappig leistenförmigen Feldspat, bei dem man oft 
Zwillingslamellierung, auch Zonenstruktur erkennt, ferner aus 
sehr vielen kleinen an den Enden zerfaserten, im Querschnitt 
durch © P (110) und auch © P © .(010) begrenzten 
Hornblenden von licht bräunlicher Farbe, Erz und Apatit. 
Diese Hornblende zeigt. auf Längsschnitten deutliche Schiefe 
der Auslöschung, wobei die der Längsrichtung sich anlegende 
Richtung = cist. a = gelblich, b = bräunlich, © = gelblich 
braun. Randlich geht sie oft in grünliche Horublende über. In 
Butzen und Zwickeln erscheint etwas Quarz. Der Gestein er- 
innert an Malchite. | 

Andere Ganggesteine deuten in dem Verwitterungsbilde 
meiner Schliffe auf Augitporphyrit hin; so zeigt ein Gang im 
Steinbruche am Bismarckberge in grüner, dichter Grundmasse 
zahlreiche chloritisierte kleine Einsprenglinge von früherem Augit 
in guter Formbegrenzung, gelegentlich ein fremdes Quarzdihexaeder, 
u. d. M. in der von Kalkspat stark durchsetzen Grundmasse ein. 
Verwitterungsgewebe von wirr liegenden Leisten ehemaligen Feld- 
spats, Erzstaub und Chlorit. 


Porphyritische Eruptivbreceien. 


Auf der. Insel Schui ling schan lagert als Oberstes über 
einer Wechselfolge von Schiefern, mergeligen Sandsteinen, Gräau- 
wacken, Konglomeraten, Breccien, einem Aplitlagergang und Por- 
phyren eine gewaltige, stellenweise noch 150 und mehr Meter 
starke Decke einer groben Eruptivbreccie in geneigter und zwar 
nach Osten oder Nordosten fallender Lagerung, sie taucht also 
am Ostrand der Insel ins Meer. Dementsprechend findet man den 


159 


steilen Abbruch, den widerstandsfähige, mächtige Schichten an 
ihrem Ausstrich zeigen, an der Westseite von Schui ling schan 
(Fig. 12). Die Abbruchkante, durch deren Erosion das schöne Gipfel- 
profil der Insel zustande gekommen ist, hat ihre höchste Lage mit etwa 
500 m nur doppelt so viel, also 1000 m, von der Westküste 
entfernt, nahe dem Südende des nordsüdlich gestreckten Eilandes 
und neigt sich dann zur Nordspitze der Insel verlaufend bis zum 
Meere hinunter. Die mächtige Gesteinsplatte, die so im wesent- 
lichen den Ostabhang von Schui ling schan bildet, ist aber nicht 
mehr einheitlich. An mehreren Stellen hat die Erosion sie zer- 
schnitten, sodaß die liegenden Sedimente, Sandsteine, Grau- 
wacken, grobe Konglomerate und Breccien, zu Tage stehen. Die 
Paßwege, die ost-westlich von der einen zur anderen Seite der 
Insel führen, benutzen natürlich diese Erosionsdellen, so die Ein- 
sattlung, die im südlichen Teil der Insel zwischen den beiden 
Kuppen (482 und 507 m) sich findet und bis zur 400 m-Höhen- 
linie eingeschnitten ist, sowie die im nördlichen Inselteil, wo. 
eine Delle zwischen Höhen von hier nur noch 280 m und 
150 m sich einsenkt. Weiter ist zu vermerken, daß nicht nur 
die Erosion, sondern auch Verwerfungen die Porphyritdecke zer- 
teilt und in sich verschoben haben, wie es z. B. an der S.O.-Küste 
nahe der Südspitze der Insel zu sehen ist. 

Die Porphyritgesteine haben im allgemeinen dunkle Farben, 
ein diabasisches Grün herrscht vor, anderorts machen sich auch 
rötliche Farbentöne geltend. Die Brecciennatur erscheint besonders 
bei der Verwitterung deutlich ausgeprägt, es fallen dann die 
eckigen Bruchstücke aus dem Gestein -heraus, das dadurch ein 
sehr rauhes, groblöcheriges Aussehen gewinnt. Die Größe der 
Bruchstücke wechselt von kleinen Verhältnissen an bis faust- 
und kopfgroßen Trümmern. 

‘ Nach meinen Probestücken ist das Gestein, das in der 
Breccie als Bindemittel dient, ein Plagioklas-Augit-Porphyrit, 
und in dieselbe Gesteinsfamilie oder zu nahe verwandten Gesteins- 
gruppen gehören auch die eingewickelten Eruptiv-Bruchstücke. 
Dabei kommt es aber doch zu vielen Mannigfaltigkeiten je nach 
Größe und Art der umschlossenen Massen und nach dem Grade 
und der Art der Verwitterung. 

Reichlich vertreten sind Plagioklas-Augitporphyrite, die in 
srünlicher, grauer, auch rötlich-grauer Grundmasse sehr reichlich 
durch Epidotisierung grünlich weiße kleine Plagioklase und grün- 
lich schwarze Augite, letztere in Tupfen und Kristallen, führen. 
Eine Abart dieser Gesteine zeigt reichlich runde Blasenräume 
von kleinen bis Erbsendimensionen, zuweilen auch mit gestreckter 
Form. Die Ausfüllung der Hohlräume ist durch einen makro- 


160 


skopisch grünlich schwarzen Chlorit, gelegentlich durch weißen 
Quarz und grünen Epidot geschehen. Zuweilen treten die 
Augiteinsprenglinge stark zurück, ja gelegentlich wurden als 


Plagioklasporphyrite zu bezeichnende Gesteine gefunden, 


andererseits gibt es auch Augitporphyrite als anderes Extrem. 

Zuweilen macht sich eine sehr weitgehende Epidotisierung 
geltend. Es liegen dann olivgrüne Gesteine vor, in denen 
die früheren Augiteinsprenglinge meist rostfarben und porös 
geworden sind. 

Unter dem Mikroskop machen die Gesteine bei ihrem Reichı- 
tum an Plagioklas im allgemeinen einen andesitischen Eindruck. 
Die Feldspate als Einsprenglinge erscheinen in breit leisten- 
förmigen Durchschnitten, oft gehen sie durch vermittelnde Größen 
in die der Grundmasse über. Die Augite sind zuweilen gut 
kristallographisch mit den üblichen Formen begrenzt, oft aber 
auch in Trümmern vorhanden. Ihre Farbe ist hell. Zwillings- 
bildungen nach © P © (100) fehlen nicht. In der Grundmasse 
spielt der Feldspat die Hauptrolle; er zeigt gelegentlich eine 
fluidale Anordnung, zumeist aber hat er wirre, an Intersertal- 
struktur anklingende Lagerung. Zwischen den Feldspäten findet 


man hellen Grundmassenaugit in Säulchen und Körnchen, oft 


aber, und vielleicht an seiner Stelle oder anstatt von Glas, 
Chlorit, auch Quarzmosaik, Kalkspat, Epidot u. a. Erz und 
Apatit sind in wechselnden Mengen da. 

Anhang: Porphyrite von Fangtse, Schantung. 

Beim Besuch des Steinkohlenvorkommens von Fangtse, das 
außerhalb des deutschen Schutzgebietes 170 km von Tsingtau 
liegt, konnte ich auf der Halde unter den beim Schachtbau zu- 
tage geförderten Gesteinen Porphyrite sammeln. Es handelt sich 
um Jlichtrötlicke und um graugrüne Gesteine mit zahlreichen 
kleinen Einsprenglingen von weißlichem Feldspat und von Säulen, 
Blättehen, auch unregelmäßigen Körnchen von Rostfarbe bei dem 
rötlichen, von grünlich schwarzer Farbe bei dem grünen Material. 
Der Feldspat ist .gelegentlich in kleinen rundlichen, hellen 
Schlieren angereichert. 

Die dunklen Gemengteile erweisen sich u. d. M. als vererzte 
Hornblenden, Augite und Biotite. Infolge der Umwandlung ist 
es nicht möglich, jeden Durchschnitt einem bestimmten dieser 
drei Mineralien zuzuschreiben. Reste frischen Materials fand 
ich nur noch beim Biotit. Die Hornblende ist öfter an den 
Querschnitten der Säulen erkennbar, besonders scharf aber der 
Augit, bei dem die Pinakoide gegenüber dem Prisma stark vor- 
walten, wie man es bei ÖOrthaugiten beobachtet. Es liegen also 
Hornblende-Biotit-Örthaugitporphyrite vor. Die erzdurch- 


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der 


i Deutschen geologischen Gesellschaft. 


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96. Band. 
Il. Heft. 


April, Mai, Juni 1904. 


(Hierzu Tafel ER X.) 


Berlin 1904. 


J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger 
Zweigniederlassung 
vereinigt mit der Bes ser schen ‘Buchhandlung (W. Hertz.) 
bs) SW. Koclstrasse 53. 


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Zeitschrift 
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Bern 


Deutsche geologische Gesellschaft, 


Vorstand für das Jahr 1904. 


Vorsitzender: Herr BRANCO Schriftführer: Herr J. Böum 


Stellvertretende Vor- 9 „ JAEKEL „»„ ZIMMERMANN 

sitzende: \ „  WAHNSCHAFFE „»  DENCKMANN 
Schatzmeister: „  DATHE ». GAGEL. 
Archivar: „  JENTZSCH 


Beirat für das Jahr 1904. 


Die Herren: TIETZE-Wien, FRAAS-Stuttgart, KOKEn-Tübingen, ZIRKEL-Leipzig, 
BALTZER-Bern, KAyseEr-Marburg. 
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Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Ge- 
bäude der K. Preuß. geol. Landesanstalt u. Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 


7 Uhr in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversamm- 
lungen in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis 


Oktober. Vorträge für die Monatssitzungen sind Herrn Dr. E. ZIMMERMANN 


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223 


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es 


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soweit angängig besprochen. 


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4. Die Beiträge sind an die J. G. Corra’sche Buchhandlung Nachf., 
Berlin SW., Kochstr. 53, durch direkte Übersendung einzuzahlen. 


161 


stäubte Grundmasse ist höchst fein faserig oder auch mosaik- 
artig körnig aufgebaut. Gelegentlich erkennt man etwas gröbere 
Feldspatleisten. Quarz in Ansammlungen und Kalkspat sind 
sekundär. Erwähnenswert sind noch ziemlich große Durchschnitte 
rötlich bestäubten pleochroitischen Apatits. 


Feldspatbasalt. 


Bereits v. RicHTHorFrEn hat auf das Vorkommen von Basalten 
in Schantung hingewiesen. Es handelte sich dabei um Vor- 
kommnisse mehr im nördlichen Teile des Landes. Interessanter- 
weise findet sich nun auch im Süden, und zwar in der Nieder- 
lassung Tsingtau selber, dicht hinter dem Lazarett, ein und zwar 
sanz vereinzeltes, kleines Vorkommen, auf das mich Herr Dr. Beume, 
kaiserlicher Richter in Tsingtau, aufmerksam machte. Der Basalt, 
dessen Lagerungsverhältnisse, ob Gang oder Kuppe, bei den 
damaligen Aufschlußverhältnissen nicht deutlich erkennbar waren, 
zeigt bis meterstarke, schräge Säulen, hat dunkelgrauschwarze 
Farbe mit den für Basalt charakteristischen graugelben dünnen 
Verwitterungszonen auf dem frischeren Material, gelegentlich eckig- 
knotiges Gefüge, wobei dann die bekannten weißgrauen „Sonnen- 
brennertupfen“ zugleich im Gestein erscheinen. Makroskopisch zeigen 
meine Probestücke gelegentlich einige gelbe Olivinkörner als Ein- 
sprenglinge. Es handelt sich um Feldspatbasalt. Im Schliff findet 
man, die Augite sehr weit an Zahl überwiegend, Olivin als Ein- 
sprengling, wobei zu vermerken ist, daß er im allgemeinen 
schlecht kristallographisch entwickelt ist; damit hängt denn wohl 
das häufige Vorkommen auch kleiner Körner dieses Minerals zu- 
sammen, insofern es sich vielleicht um eine protoklastischeZergrusung 
srößerer Olivine handelt. Der Einsprenglingsaugit ist licht. 
Die Grundmasse zeigt sehr reichlich kleine Plagioklasleisten, die 
sich gern zur Flußstruktur zusammenfinden und zahlreiche 
Säulchen und Körnchen von Augit sowie Erz zwischen sich 
lassen. Dazu kommt noch Apatit in Nadeln. 

Bei einem Besuch der Stadt Weihsien in Schantung, die 
nunmehr mit der Eisenbahn von Tsingtau in 7 Stunden leicht 
zu erreichen ist, sammelte ich gleichfalls Feldspatbasalt, der in 
der Nähe gebrochen war und als gutes Straßenbaumaterial ver- 
wandt wird. Aus dieser «Gegend hat bereits Schwerpr!), der 
durch v. RicHTHoFEn gesammelte Gesteinsproben untersuchte, 
Feldspatbasalt beschrieben. Seine Stücke enthielten braunes 
Glas, die meinigen stellen, wie der Tsingtau-Basalt, ein holo- 
kristallin durch Olivin porphyrisches Material vor. 


!) Untersuchungen über Gesteine der chinesischen Provinzen 
Schantung und Liautung. Diese Zeitschr. 1886. S. 198. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 2, 11 


162 


Schließlich erwähne ich hier noch ein Gestein, das ich beim 
Befahren der Fangtse-Steinkohlenmine sammelte, und welches aus 
der Kohle selbst stammt. Das 3—4 m mächtige Steinkohlen- 
flöz ist von einem Eruptivgestein durchtrümert und stellenweise 
von ihm verkokt. Dieser für den Betrieb natürlich sehr un- 
willkommene Eruptivgast stellt sich als ein grauweißes, vertontes 
Gestein dar; es wird in Fangtse als Porphyrit bezeichnet. Meine 
Gesteinsprobe erinnert im Schliff ganz an die in der Nachbar- 
schaft von Fangtse vorkommenden, von mir gesammelten und 
oben erwähnten Feldspatbasalte von Weihsien. Trotz der starken 
Verwitterung des Materials, die sich mikroskopisch vornehmlich 
in Karbonatbildung geltend macht, erkennt man noch deutlich 
die porphyrischen einstigen Olivine, die Grundmassenfeldspate und 
die Struktur des Gesteins. Die vorliegende Probe ist also wohl 
zum Feldspatbasalt zu stellen. 


Metamorphosen durch Basalt. 

Im Feldspatbasalt von Tsingtau fand ich verschiedentlich 
Einschlüsse eines gleichmäßig grauweißen oder auch auf hellem 
Grunde durch schwarze Flammen oder Flecke gemusterten Ge- 
steins, das an die gefritteten Sandsteine mancher europäischer 
Basaltvorkommnisse erinnert. Ein Dünnschliff dieses Materials 
deutet auf einen der oben erwähnten streifigen Porphyre als Ur- 
sprungsmaterial hin... Man erkennt nämlich als verbreiteten 
Untergrund ein klares Glas und hineingebettet helle Orthoklase, 
zuweilen mit eigenartig körneligem Gefüge, Quarze in Körner- 
streifen und in zahlreichen kleinen eckigen Fetzen, einzelne Zirkon- 
körner, etwas Erz, sowie als Neubildungen gelegentlich um 
Orthoklas, aber auch für sich in Haufen und Streifen leisten- 
förmige, an den Ecken öfter in Spitzen verlaufende Feldspat- 
skelete, die sich zuweilen roh radial gruppieren, ferner kleine 
gelbliche isotrope oder randlich mosaikartig polarisierende kreis- 
förmige Durchschnitte. Ein weiteres Beispiel kontaktmetamorphen 
Einflusses im Basalt liegt wahrscheinlich bei der Veränderung 
der Fangtse-Steinkohle vor. Sollte bei weiteren Untersuchungen sich 
das Eruptivgestein, das die Fangtse-Steinkohle durchtrümert und 
in seiner Nähe verkokt hat, allgemein als Feldspatbasalt erweisen, 
wie es bei der von mir leider nur in Einzahl gesammelten Probe 
wohl der Fall ist, so würde man ein Analogon zu hessischen 
Vorkomninissen haben, bei denen Basalt den natürlichen Ver- 
kohlungsvorgang beschleunigt hat. Bekanntermaßen ist dies z. B. 
am Meißner der Fall, wo eine Basaltdecke unterlagernde Braun- 
kohle in Pechkohle umwandelte, ähnlich am benachbarten Hirschberg, 
wo es sich wie bei Fangtse um Gänge und Trümer beim Eruptiv- 
gestein handelt. 


163 


Sedimentgesteine und Steinkohle. 


Sedimente fehlen, wie bereits aus der Schilderung der 
Kontaktmetamorphosen am Granit sich ergibt, in der Nachbarschaft 
von Tsingtau nicht. In ganz besonderer schöner Weise aufge- 
schlossen findet man sie auf der Insel Schui ling schan, und zwar 

“an der Südseite der Insel, wo sie in sehr schroffen, gelegentlich 
an 100 m steil abfallenden Felswänden zu Tage treten, ferner 


Fig. 16. Abrasionsfläche am Strande an der Westseite von 
Schui ling schan, bei Ebbe. 
an dem ganzen etwa 5 km langen Westrande der Insel auf der 
Abrasionsfläche, welche das brandende Meer hier geschaffen hat, 
dann an dem landeinwärts diese Fläche begrenzenden Steilabsturz 
und weiter an der Berglehne hinauf, wo sie mit Aplit und 
Porphyr wechseln und unter den porphyritischen Eruptivbreccien, 
welche die hangendste Lage der Insel bilden, verschwinden. Wo 
tiefere Erosionseinschnitte diese Hülle entfernt haben, erscheinen 
die Sedimente natürlich wieder, so z. B. etwa in der Mitte der 
SO-Küste, weiter in einem mächtigen natürlichen Aufschlusse 
an der Östecke, an der Westseite bei Ku lu kung und nahe dem 
Nordende der Insel. Bandartig von einer Inselseite zur anderen 
ziehen die Sedimente in den Dellen zwischen Ku lu kung und 
Nau tsche tsy, quer über die Insel bei Tang tschüen und weiter 
in der nördlichsten kleinen Einsattelung, wo die Erosion die 


10 


164 


hangende Porphyritdecke durchnagt hat. Die Beziehung des 
Inselrand-Verlaufes zum Schichtenstreichen ist vielerorts auf 
Schui ling schan sehr deutlich, so insbesondere an der im all- 
gemeinen nordsüdlich sich erstreckenden Westseite, z. B. auch 
an der Östecke, wo die Küste, dem Streichen sich anpassend, 
fast rechtwinklig nach Nordwesten umbiegt und anderorts mehr. 
Besonders an der Westseite von Schui ling schan und in den 
tieferen Horizonten ist die Lagerung im allgemeinen eine ruhige, 
bei einem östlichen Einfallen von etwa 15—40°. Weit be- 
deutendere Lagerungsstörungen trifft man in den höheren Teilen 
der Insel, insbesondere in der Nachbarschaft der mächtigen Decke 
eruptiver Breccien, so in der erwähnten Delle zwischen Ku lu kung 


Fig. 17. Gestauchte Schiefer zwischen gleichmäßig lagernden Sandsteinen. 
Insel Schui ling schan. 


und Nau tsche tsy, die zwischen den beiden höchsten aus Por- 
phyrit bestehenden Erhebungen der Insel hindurchleitet, und wo 
die Schichten bei steilem Einfallen stellenweise quer zur nordsüd- 
lichen Inselerstreckung verlaufen; ähnlich ist es auch in der 
Senke bei Tang tschüen. Man hat es anscheinend mit Auf- 
wölbungen zu tun, die durch die Nähe der mächtigen festen 
Eruptivmassen stark beeinflußt sind, welch letztere weniger nach- 
gaben als die Sedimente. Deutliche Sattelwölbungen mit Aufbruch 
in der Sattellinie beobachtet man nahe dem Nordende der Insel, 


165 


Daß sich auch innerhalb der Sedimentfolge die einzelnen Schichten 
je nach ihrer petrographischen Beschaffenheit dem Faltungsdruck 
sehr verschieden anpaßten, kann man vielerorts in sehr hübschen 
Aufschlüssen beobachten. So stellt z. B. Abbildung 17 eine 
Stelle an der Westseite der Insel bei Hsin tschuang dar, wo 
milde Schiefer zwischen härteren Sandsteinen in weitgehender 
Weise zusammengeschoben wurden, während letztere wenig durch 
Spezialfaltung beeinflußt sind. Die spätere Kartierung der mit 
Aufschlüssen so reich ausgestatteten Insel wird gewiß ein inter- 
essantes Beispiel der tektonischen Geologie liefern, wobei dann 
auch der Einfluß von Verwerfungen zur Geltung kommen wird, 
welche Schui ling schan, so z. B. an der SO-Seite nahe der 
Südecke, durchsetzen. 

Bezüglich der petrographischen Nerkt der Sedimente sei hier 
kurz vermerkt, daß es sich, dem Grade der Materialzertrüämmerung 
nach geordnet, um grobe Breceien, Konglomerate, Grauwacken, 
Sandsteine und Tonschiefer, weiterhin um sandige Mergel und 
um anthracitische Kohle handelt. 

Breccien und Konglomerate mit grauwackenartigem Binde- 
mittel und bis fußgroßen Bruchstücken von hellem Granit, Gneis, 
Hornblende-Gneis, Amphibolit, weißen Quarzen u. a. fand ich 
besonders nahe den hangenden Porphyritbreccien. Grauwacken, 
Sandsteine, Tonschiefer wechseln mit einander. Bituminöse, 
schwarze mergelige Sandsteine mit Tonschiefern fand ich be- 
sonders in den tiefst sichtbaren Lagen an der Süd- bezw. 
Südostseite der Insel. Hier kommen südöstlich vom Dorfe Hsin 
tschuang in mergeligen Sandsteinen und dunklen Tonschiefern in 
großer Zahl wenig mächtige, nämlich nur bis etwa 3 cm dicke, 


jeweils nur auf kurze Strecken von einigen bis etwa 25—30 cm, 


in ihrer Gesamtheit auch nur wenige m anhaltende, gelegentlich 
stark gefaltete Schmitzen anthracitischer Kohle vor. Sie hat sehr 
hohen Glanz, ist hart und spröde. Spaltet man das Gestein, so 
erkennt man auf der Schmitzenfläche oft pflanzliche Struktur. 
Zuweilen kann man wohl auf Coniferencharakter bei den platt 
gedrückten Stengeln schließen. Deutliche Versteinerungen wurden 
bislang in den in Betracht kommenden Schichtenfolgen nicht 
aufgefunden. Es ist wahrscheinlich, daß die Vorkommnisse auf 
Schui ling schan mit den kohlenführenden Schichten auf dem 
Schantung-Festlande in Beziehung stehen, welch letztere dem 
Karbon zugeschrieben werden. Die an sich technisch wertlosen 
Anthraeit-Funde auf Schui ling schan würden dadurch insofern 
Bedeutung erlangen, als dann die Möglichkeit vorläge, daß durch 
Bohrungen auch auf der genannten Insel brauchbare, bituminöse 
Kohlen nachgewiesen werden könnten, wie sie z. B. bei Fangtse 


166 


vorkommen. In der Hinsicht ist von Interesse, daß die petro- 
graphische Untersuchung der bei Fangtse von mir gesammelten 
Eruptivgesteine, wie oben erwähnt, ihre Hornblende-Biotit-Augit- 
Porphyritnatur, also die Verwandtschaft mit den Augitporphyriten 
auf Schui ling schan nachwies, daß ferner bei Fangtse die hier 
tuffigen Eruptivmassen mit Sandsteinen und Schiefern wechsel- 
lagern, was an den Aufbau von Schui ling schan erinnert, und 
schließlich, daß, wie mir Direktor STEINHOFF zeigte, anthracitische 
Schmitzen ähnlich denen von Schui ling schan in oberen Teufen 
bei Bohrkernen von Fangtse vorkamen. 

So erscheint es wohl wahrscheinlich, daß die Gesteinsfolgen 
auf Schui ling schan denen bei Fangtse entsprechen. Da man 
nun bei Fangtse in der Tiefe bedeutende Kohlenflöze, insbesondere 
beim Schachtbau bei 175 m ein 3—4 m mächtiges Flöz bitu- 
minöser Steinkohle angetroffen hat, so ist es nicht ausgeschlossen, 
daß auch auf Schui ling schan in tieferen Schichtenfolgen Vor- 
kommnisse bituminöser Steinkohle lagern. Der Nachweis kann 
nur durch Bohrungen erbracht werden. 

Für die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse im 
Schutzgebiet würde es ein außerordentlich wesentliches Moment 
sein, wenn die Hoffnungen, die man bezüglich des Vorkommens 
von Steinkoblen auf Schui ling schan haben kann, sich erfüllten 
und wenn ferner ein Abbau solcher unterirdischer Schätze sich ermög- 
lichen ließe, zumal die Natur das festländische Schutzgebiet er- 
sichtlich in technisch-geologischem Sinne kärglich bedacht bezw. 
ihm durch die Erosion der einst die Eruptivgesteine überlagernden 
Sedimente ihre Gaben wieder entzogen hat. Allerdings war es 
für die Errichtung der gewaltigen Hafenbauten, bei der Anlage 
von Straßen und bei der Errichtung von Gebäuden von wesent- 
licher Bedeutung, daß der felsige Untergrund vortrefiliches Bau- 
material für diese Zwecke in unerschöpflicher Fülle birgt; Erze, 
Kohlen und neptunische Sedimente fehlen aber, soweit die Ver- 
hältnisse bekannt sind, im festländischen Schutzgebiet. Bezüglich 
des praktisch geologisch besonders wichtigen Materials der Kohlen 
ist man auf Einfuhr über See und auf den sich jetzt entwickelnden 
Bergbau bei Fangtse, später auch bei Poschan in chinesisch 
Schantung, angewiesen. 

Fangtse liegt ein paar Kilometer von der Eisenbahnstation 
Tschang lo yen, 170 km von Tsingtau, entfernt. F. v. RicHr- 
HOFEN hat bereits 1869 das Vorkommen studiert und darauf 
aufmerksam gemacht. Ich besuchte das Werk unter freundlicher 
Führung des Direktors STEINHOFF. Durch Bohrungen hat man 
drei Steinkohlenflöze nachgewiesen.!) Sie fallen flach nördlich ein. 


!) Vergl. Denkschrift über das Kiautschou-Schutzgebiet. 1904. 


re een ee 
U 


167 


Beim Schachtbau durchsank man bei 136 m ein etwa 4 m 
mächtiges Flöz und bei 175 m eine zweite 3—4 m starke 
Steinkohlenablagerung. Letztere wurde zunächst verfolgt. Im 
Streichen hat man über 300 m nach Osten und über 230 m 
nach Westen durch Strecken aufgeschlossen und das Flöz im 
allgemeinen gleichmäßig mächtig und in guter Qualität angetroffen. 
Es ist letzteres aber nicht mehr in den höheren Partien dieser 
Ablagerung der Fall. Dort hat nämlich die Durchtrümerung der 
Kohle durch ein Eruptivgestein!) besonders reichlich stattgefunden, 
demzufolge natürliche Verkokung eingetreten ist und die Kohle 
viel Steine enthält. Im Fallen haben sich die Aufschlüsse im 
allgemeinen günstiger erwiesen, 

Das hangende Flöz hat man von einem Querschlag der 
Hauptsohle aus durch ein 40 m hohes Überhauen erreicht. Es 
erwies sich leider durch das Eruptivgestein sehr verunreinigt. 
So ist man dann zur weiteren Vorrichtung des Hauptflözes zurück- 
gekehrt, wird den Schacht um 50-60 m weiter abteufen und 
das Flöz durch Querschlag in entsprechender Teufe wiederum fassen. 

Zwei Flöze von je ca. 3 m Mächtigkeit hat man auch bei 
einer Bohrung ca. 1300 m nördlich vom Schacht in einer dem 
Einfallen entsprechenden größeren Teufe bei 333 m und 366 m 
festgestellt. Es ist geplant, hier einen zweiten Förderschacht 
abzusenken. 

Das von v. Rıchrnuoren gleichfalls 1869 besuchte und 
von ihm beschriebene Steinkohlenvorkommen von Poschan 
ist in neuerer Zeit durch Tiefbohrungen weiter erschlossen.?) 
Auch hier haben sich Schwierigkeiten eingestellt. Im Norden 
des Poschanfeldes niedergebrachte Bohrlöcher sind z. T. nicht 
fündig geworden, z. T. haben sie anthracitische, für Flamm- 
feuerung also nicht geeignete Kohle angetroffen. Im mittleren 
Felde hingegen wurde gasreiche Steinkohle nachgewiesen, die, 
soweit die Bolhrkerne ein Urteil erlauben, von guter Beschaffen- 
heit ist. Hier ist eine Schachtanlage vorgesehen. In benach- 
barten Bohrlöchern sind neuerdings zwei Flöze von 1,5 und 
1,7 m Mächtigkeit nachgewiesen. 


!) s. oben Basalt, S. 162. 
?) Vergl. Glück auf. Berg- und Hüttenm. Zeitschr. 1904 S. 379, 


4. Studien über tertiäre und quartäre Korallen | 


und Riffkalke aus Ägypten und der Sinai- 
halbinsel. 


Von Herrn J. FeLix in Leipzig. 
Hierzu Taf. X u. 6 Textfig. 


Im Jahre 1903 wurden mir von Herrn Lyonxs, Act. Director 
Gen. Survey Department of Egypt, eine größere Suite von ter- 
tiären und quartären Korallen und Riffkalken aus der mittel- 
ägyptischen Wüste östlich Kairo, von den westlichen Küsten- 
gebieten des Roten Meeres und von der Sinaihalbinsel zur Unter- 
suchung zugesandt. Zu diesem Material kam noch eine weitere 
Kollektion von fossilen Korallen, jetzt im Kgl. Museum für Natur- 
kunde zu Berlin befindlich, welche einst von SCHWEINFURTH ge- 
sammelt wurden und die ich bereits gelegentlich meiner letzten 
Arbeit!) über die Miocänkorallen Ägyptens anhangsweise erwähnt 
hatte. Auch was mir sonst an hiehergehörigen Material in Form 
einzelner Stücke in verschiedenen Sammlungen zu Gesicht ge- 
kommen ist, sowie die zerstreuten Notizen in einschlägiger 
Literatur habe ich den folgenden Erörterungen eingefügt und 
namentlich bezüglich der postmiocänen Riffe versucht, von ihrer 
Fauna — soweit sie aus Korallen besteht — ein Bild zu ent- 
werfen, wie es dem heutigen Stande unserer Kenntnis derselben 
entspricht. Es ist mir daher ein Bedürfnis, meinen herzlichsten 
Dank für die Zusendung des interessanten Materiales Herrn 
Gen.-Direktor Lyons in Kairo und Herrn Geheimrat Branco 
auch hier zum öffentlichen Ausdruck zu bringen! 

Der Erhaltungszustand des Materiales ist leider kein 
günstiger. Wie später noch ausführlicher dargelegt werden soll, 
hat bei den Korallenskeleten ohne Ausnahme eine Umkristallisierung 
stattgefunden, sodaß die Struktur nicht als Hilfsmittel bei der 
Bestimmung benutzt werden konnte. Andererseits haben auch 
die Oberflächen durch Verwitterung und namentlich durch die 
glättende und ausschleifende Wirkung des Flugsandes sehr ge- 
litten. Manche Arten Jagen überdies nur in Exemplaren vor, 


'!) Korallen. aus ägyptischen Miocänbildungen. Diese Zeitschr. 
1903. 85. 5.1 t.1. 


169 


m 


welche allseitig von Bruchflächen begrenzt waren, sodaß über- 
haupt von einer wirklichen „Oberfläche“ nicht die Rede sein 
konnte. Durch all diese Umstände erklärt es sich, warum 
häufiger als sonst von der Beifügung eines Speziesnamens ent- 
weder ganz abgesehen wurde, oder doch nur eine solche mit cf. 
stattfand. Schon O. Fraas!) macht auf diese Verhältnisse auf- 
merksam, wenn er schreibt: „Namentlich ist es mit den größten 
Schwierigkeiten der Untersuchung verknüpft, die Korallenstücke 
(nämlich aus den fossilen Riffen) noch bestimmen zu wollen“. 

Für die Reihenfolge der Behandlung des Materiales 
halte ich es am zweckmäßigsten, in erster Linie das geologische 
Alter, in zweiter die Herkunft (Ägypten-Sinaihalbinsel) zu Grunde 
zu legen. Nach ersterem Gesichtspunkte lassen sich die vor- 
liegenden Stücke in drei Gruppen teilen: 1. eocäne, 2. miocäne, 
>. pleistocäne. Was die eocänen Stücke anlangt, so gehörten 
die in ihnen vorliegenden Korallen sämtlich Arten an, die ich 
in einer früheren Arbeit beschrieben habe.”) Ich habe den da- 
maligen Angaben nichts hinzuzufügen und wende mich daher gleich 
zu dem miocänem Material. 


I. Miocäne Korallen. 


Auch von den zu dieser Gruppe gehörenden Arten sind die 
meisten in der Zusammenstellung enthalten, welehe ich kürzlich?) 
von der miocänen Korallenfauna Ägyptens gegeben habe. Da- 
neben finden sich indeß einige Stücke, welche ais Vertreter 
neuer, oder wenigstens in Ägypten noch unbekannter Arten zu 
betrachten sind und deren Besprechung ich zunächst folgen lasse. 


A. Exemplare aus Ägypten. 
Orbicella ambigua Sısm. Sp. 

1871. Hehiastraea ambigua SISMONDA, Mater. p. serv. & la Paleont. du 
Piemont S. 48, Taf. X, Fig. 9, 10. 

Ein mir vorliegendes Fragment einer größeren Kolonie stellt 
eine dicke Platte dar, welche mit Ausnahme der Oberfläche voll- 
ständig von Bruchflächen begrenzt erscheint. Die Kelche stehen 
ziemlich gedrängt und sind von rundlichem, ovalem oder leicht 
verzogenem Umriß. Ihr Durchmesser beträgt, wenn sie ausge- 
wachsen sind, 7—8 mm. Es sind meist vier vollständige Septal- 
cyklen vorhanden, zu denen sich in den größten Kelchen noch 
einige Lamellen eines 5. Cyklus gesellen können, sodaß man 


') Geologisches aus dem Orient. Jahresh. Ver. f. Naturk. Würt- 
temberg, 23. 1867. S. 333. 

?) Korallen aus ägyptischen Tertiärbildungen. Diese Zeitschr. 
36. 1884. S. 415. 

2, ara. 0. 


10 


etliche 50 Septen zählt. Andererseits ist in den kleinen, 
jüngeren Kelchen der 4. Cyklus oft noch nicht vollständig. 
SısmonpA gibt für seine Helhastraes« ambıgua die Zahl der 
Septen nicht direkt au. Da er jedoch von den „drei ersten 
Cyklen“ spricht, so müssen doch mindestens 4 Cyklen vorhanden 
sein. Mit dieser Annahme stimmt auch die Abbildung überein. 
Etwa 12 Septen reichen bis an die mäßig entwickelte, spongiöse 
Columella, mit welcher sie sich verbinden, wobei sich ihre 
inneren Enden zuweilen etwas verdicken. An dem Kelchrand 
sind die Septen ziemlich plötzlich verdickt, sodal) ersterer etwas 
wulstig erscheint. Da die Oberfläche sehr schlecht erhalten ist, 
läßt sich das Emporragen der Kelche nirgends mehr genau be- 
stimmen, es dürfte bis 53 mm betragen haben. Die Septocosten 
überschreiten den Kelchrand und stoßen in den intercalycinalen 
Furchen mit denen der Nachbarkelche entweder winklig zu- 
sammen oder endigen frei. Zwischen ihnen werden zahlreiche 
Exothecallamellen sichtbar. Diese sind ziemlich groß und 
spannen sich, wie man an den Längsbrüchen sieht, gern ziemlich 
horizontal aus, wobei auch wohl zwei benachbarte miteinander 
verschmelzen. An ganz vereinzelten Stellen sieht man, dab auf 
diesen Lamellen feine Spitzchen stehen: unvollständig entwickelte 
Trabekelpfeiler, wie man sie in viel größerer Entwicklung z. B. 
bei Orbicella Defrancer antrifft'). 


Nach diesen Merkmalen trage ich kein Bedenken, das be- 
treffende Exemplar zu Orb. ambigua zu stellen, welche als 
Heliastraea ambıgua von Sısmonpa aus dem Miocän von Sassello 
in Piemont?) beschrieben worden ist. Von Orb. Schweinfurtht 
Fer. unterscheidet sich diese Art durch größere Anzahl der 
Septen und stärkere Hervorragung der Kelchränder; von Orb. 
Defrancei besonders durch die viel schwächere Columella. 


Das vorliegende Stück stammt aus der mittelägyptischen 
Wüste östlich Kairo und befindet sich in der Sammlung der 
Geol. Surv. of Egypt. (N. 6997). 


Orbicella Schweinfurthi Gregory (FEL. sp.) 


1884. Heliastraea Schweinfurthi FELIX, Korallen aus ägypt. Tertiärbild. 
Diese Zeitschr. 36. S. 449, Taf. V, Fig. 5. 

1898. Orbicella Schweinfurthi GREGORY, A collection of egypt. foss. 
Madrepor. Geol. Mag. New ser. Dec. IV, 5. S. 246, 
kai IDG, ie: 2% 

1903. Orbicella Schweinfurthi FELIx, Korallen aus ägypt. Miocänbild. 
Diese Zeitschr. 98. S. 9. 


!) Vergl. Reuss, Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miocäns 
t. EG.2.ob.au.ccı 
a. A, 0. 


a 


Auch diese Art ist wieder unter dem mir vorliegenden 
Material vertreten (Coll. Geol. Surv. Egypt. N. 6994). Wenn 
GrEGoRY!) bezüglich derselben angibt: „Ferıxs species is an 
ally of O. Defrancei (Ep. & H.), but the calices are deeper,“ 
so möchte ich dazu bemerken, daß die Hauptunterschiede zwischen 
den beiden genannten Arten in folgenden Punkten beruhen: Bei 
O. Defrancei ist die Zahl der Septen fast stets größer und die 
Columella viel mächtiger entwickelt; es reichen daher bei dieser 
Art 20—24 Septen, bei O. Schweinfurtii nur 8—12 bis an die 
Columella. Auch sind die bei O. Deframcei zahlreichen, die 
Etagen der Exothecaldissepimente durchsetzenden isolierten dorn- 
förmigen Trabekelpfeiler?) bei O. Schwernfurthi noch nicht nach- 
sewiesen worden. 


Orbicella Humphreysed n. sp. 
Na 3 I 2, 

Die Kolonien dieser Art erreichten sehr beträchtliche 
Dimensionen. Das eine der beiden vorliegenden Stücke ist 
11 cm hoch, die ganz schwach konvexe Oberfläche 12 cm lang 
und 9 cm breit. Die einzelnen Polyparien sind lang röhren- 
förmig und stehen dicht gedrängt. Die Kelche sind von sehr 
regelmäßig kreisrundem Umriß und besitzen einen Durchmesser 
von 2,5—5 mm, ihr Rand ragt 1,5—2 mm empor. Die Ent- 
fernung ihrer Zentren beträgt 3,5—5 mm. Man zählt meist 
24 Septen, also 3 vollständige Cyklen, zu denen sich noch einige 
Septen eines vierten stets unvollständig bleibenden Cyklus gesellen 
können. Die Ausbildung der Septen entspricht der Formel 
6 +6 + 12. Sind mehr als 24 Septen vorhanden, so liegen 
zwischen 2 größten Septen statt 3, stellenweis 5 kleinere. Die 
Columella ist schwach entwickelt, bei dem einen Exemplar meist 
durch Auslaugung verschwunden; bei dem anderen dagegen durch 
Inkrustation verdickt. Über den Kelchrand setzen die Septen 
als Rippen fort, welche in den intercalycinalen Furchen mit 
denen der Nachbarkelche winklig zusammenstoßen. Traversen 
und Exothecallamellen sind zahlreich. Letztere spannen sich 
ziemlich horizontal aus. 

Die beiden Exemplare stammen aus der mittelägyptischeu 
Wüste östlich Kairo und befinden sich in der Coll. Geol. Surv. 
of Egypt, N. 6996 (Original zu der Abbildung Taf. X Fig. 2) 
und N. 6712. Außerdem befinden sich ebenda 3 weitere hierher 
gehörige Stücke (N. 6567b), welche als dünne Krusten den 


922.057 2468 
?) Vergl. Reuss, Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miocäns 
WDR /S3b U. c. 


12 


Schalen einer Ostrea aufsitzen. Ihre nähere Betrachtung zeigt 
jedoch, daß die scheinbare „Oberfläche“ dieser Krusten in Wahr- 
heit die Unterfläche der obersten dünnen Lage einer schicht- 
weis gewachsenen Korallenkolonie darstellt, auf deren Oberfläche 
sich jene Ostreen angesiedelt hatten. Genau das gleiche Ver- 
hältnis zeigen zwei weitere Ostreen (N. 6567a), deren Korallen- 
unterlage jedoch von Orbicella microcalys herrührt. Die Ober- 
fläche aller dieser Krusten entspricht vollkommen der Gattung 
Hydnophoropsis Söhutes, welche ich kürzlich als Erhaltungs- 
zustände von Phyllocoenia nachgewiesen habe.!) 


Orbccella cf. Defrancei E. H. sp. 
1848. Esxplanaria thyrsoidea REuss, Die foss. Polyp. d. Wiener 
Tertiärbeckens 8. 19, Eat I, Eie.3. 
Kool ne M. EpwArps, Hist. nat. des Corall. 2. 
1871. Heliastraea Defrancei REuss, Die foss. Korallen des österr.- 
ungar. Miocän, S. 43 (239), Taf. IX, Fig. 3, Taf. X, Fig. 1. 
Zu dieser Art gehört vielleicht ein Exemplar einer Orbicella, 
welches sich von O. Schweinfurthi durch etwas größere Anzahl 
der Septen und namentlich durch eine mächtig entwickelte 
spongiöse Columelia unterscheidet. Die Entfernung der Kelch- 
zentren beträgt 9—13 mm. Die Mauern sind dünn, oft gerade- 
zu undeutlich. Dies würde allerdings nicht mit O0. Defrancer 
stimmen. Doch hat Krunzınger bei Durchschnitten von ©. laxa 
eine recht verschiedenartige Ausbildung der Mauer beobachtet, 
sodaß dieses, sonst zur Trennung von Gattungen und Arten mit 
Recht benutzte Verhältnis hier mit Vorsicht zu gebrauchen ist.°) 
Da nun ferner die Oberfläche nicht erhalten ist und auch die 
das Exothecalgewebe durchsetzenden Trabekeln wegen unge- 
nügender Erhaltung nicht mehr nachgewiesen werden konnten, 
so bleibt die Bestimmung zweifelhaft. 


Das Exemplar stammt aus der mittelägyptischen Wüste 
östlich Kairo und befindet sich in der Coll. Geol. Surv. Egypt 
(N. 6794). 


1) Über die Gattung Hydnophoropsis SöHLE. Sitz.-Ber. d. Natur- 
forsch. Ges. zu Leipzig. Sitzung vom 1. Dez. 1903. 


2), KLUNZINGER gibt bez. O. laxa folgendes an: „Die Mauern sind, 
wie der Querdurchschnitt zeigt, dünn, höchstens I mm dick, an 
anderen Stellen aber garnicht mehr von dem exo- und endothecalen 
Gewebe unterscheidbar.“ (Korallthiere des Rothen Meeres 3. S. 50). 
Hier sind also alle Übergänge von unkenntlichen bis zu 1 mm dicken 
Mauern vorhanden. Auch die Querflächen des vorliegenden fossilen 
Exemplares sind nur Durchschnitte, eine eigentliche Oberfläche ist 
nicht erhalten. 


173 


Solenastraea anomala n. Sp. 
Taf. X, Fig. 3. 


Das vorliegende Exemplar ist ein plaitenförmiges Fragment 
einer sehr großen Kolonie; es ist 140 mm lang, 110 mm breit 
und bis 33 mm dick. Die Polyparien sind lang röhrenförmig, 
stehen fast parallel nebeneinander und zeigen nur in ihrer 
‚ Richtung verlängert eine leichte Konvergenz nach dem ehemaligen 
‘ Ansatzpunkte der Kolonie. Die Kelche stehen dicht gedrängt 
und sind von sehr regelmäßig kreisrundem Umriß. Der Durch- 
messer ihrer Öffnungen beträgt 4—5 mm. Der Kelchrand rast 
wenig, 1—1,5 mm über die gemeinsame Oberfläche vor. Es 
sind stets 3 vollständige Cyklen von Septen vorhanden, zu denen 
sich meist noch einige eines 4. Cyklus gesellen. Die Septen 
sind je nach ihrem Cyklus verschieden lang und stark. Über 
den Kelchrand setzen sie sich als Rippen fort, doch bleiben 
letztere kurz; die Verbindung der einzelnen Polyparien erfolgt 
durch Exothecallamellen. Ab und zu verdichten sich letztere zu 
den für Solenastraea charakteristischen, horizontalen intercaly- 
einalen Brücken. Die Columella scheint rudimentär gewesen zu 
sein, denn der innerste Teil der Kelchhöhlung ist stets der Zer- 
störung anheimgefallen. 

Von den meisten der bisher beschriebenen Solenastraea- 
Arten unterscheidet sich die vorliegende Form durch die Größe 
ihrer Kelche.. Von der in dieser Beziehung übereinstimmenden, 
von Reuss beschriebenen!) großkelchigen Varietät von Sol. 
distans durch die gleichmäßige und gedrängte Stellung der 
Polyparien. Den Speziesnamen wählte ich mit Rücksicht darauf, 
daß ich es nicht für ausgeschlossen halte, daß die von SısmonDA’) 
als Zeptastraea anomala beschriebene Koralle mit unserer Form 
identisch ist. 

Das Exemplar befindet sich in der Coll. Geol. Surv. Egypt 
und stammt aus der mittelägyptischen Wüste östlich Kairo. 
(N. 6664). 

Die folgenden beiden Arten scheinen mir in bezug auf 
ihre Provenienz aus dem Miocaen zweifelhaft zu sein. Sie 
sind von Mr. Barron gesammelt und befinden sich in der Coll. 
Geol. Surv. Egypt. Ich füge sie gleichwohl hier an, da ihre 
Bezeichnung lautet: „Desert east of Cairo, probably Miocene“. 
Ihrem Erhaltungszustand nach scheinen sie mir indess jünger zu 


!) Reuss, Die fossilen Korallen des österr.-ungar. Miocän S. 46 
BER) a 


2) Mat. p. s. & la Paleont. du terr. tert. du Piemont 8. 52, 
BlF YIIL:E 7, ; 


174 


sein und aus den pleistocänen Riffen zu stammen. Es ist auch 
bemerkenswert, daß die eine der beiden Korallen einer noch 
jetzt im Roten Meer lebenden Art angehört, der Goniastraea 
halkcora Kıunz. Ein Beweis gegen ihr miocänes Alter würde 
dieser Umstand allerdings auch in keiner Weise sein, da ich 
einige früher beschriebene, unzweifelhaft miocäne Stücke nicht 
imstande war, von der gleichfalls noch im Roten Meer 
lebenden COyphastraea chalcidıeum zu trennen. 


Gontastraea halicora Kıunz. (EHRB. sp.). 


1834. Astrea halicora HEMPRICH u. EHRENB. Corallenthiere des roth. 
Meer. p. 97. 

1857. Prionastraea halicora M. EDwaArps, Hist. nat. 2. p. 517. 

1879. Gomiastraea halicora, nen Korallthiere des Roth. Meer. 
en an IE NED TE 


Das vorliegende Fragment (Coll. Geol. Surv. Egypt. N. 6793), 
hat einer sehr großen, ursprünglich wohl knollenförmigen Kolonie 
angehört mit flach konvexer Oberfläche. Seine Länge und Breite 
beträgt 105 mm, seine Höhe 85 mm. Die Kelche sind 8-—-12 
mm grob und zeigen stets polygonale- Umrisse. Doch schließen 
die Wandungen der einzelnen Polyparien nicht überall unmittel- 
bar an einander an, sondern zuweilen, besonders da wo 3 Kelche 
zusammenstoßen, bleiben Zwischenräume, in denen sich Exothecal- 
bläschen finden. Die die Kelche trennenden Grate sind bald 
schärfer, bald stumpfer. Durch verschiedenartige Ausbildung der 
äußeren Enden der Scepten wechselt dies Verhältnis bei dieser 
Art derartig, daß Krunziınger daraufhin 2 Varietäten unter- 
scheiden konnte: var. obtusa und acuta. Die Kelche selbst sind 
ziemlich vertieft, doch ist ein Teil dieser Eigenschaft sicher auf 
den Erhaltungszustand bez. die Auswitterung der Kelche zurück- 
zuführen. Für die spezifische Bestimmung kommt dieses Moment 
hier wenig in Betracht, da die Kelchtiefe nach KrLunzinGer ’!) 
ziemlich wechselt, (von 4—7 mm). Die Anzahl der Septen be- 
trägt 28— 36. Sie sind wenig ungleich; zwischen ihnen finden 
sich zuweilen noch einige rudimentäre. Die Septen zweier be- 
nachbarter Kelche gehen bald direkt ineinander über, bald werden 
sie unterbrochen. Bei 10—14 der Septen ist der mie: Zahn 
ihres Oberrandes bedeutend größer und vorstehender als die 
anderen, wodurch ein Kranz von Pseudopalis entsteht. Innerhalb 
desselben erblickt man eine meist wohl entwickelte Columella. 
Endothecallamellen sind zahlreich. Über die Außenfläche der 
Kolonie kann ich nichts angeben, da die Seitenflächen derselben 
nur Bruchflächen darstellen. 


SBENAE ALOE 


175 


Die Art findet sich noch lebend im Roten Meer und im 
Indischen Ozean bei den Seychellen. 


Lithophyllia sp. 

Von dem Exemplar liegt leider nur der allerdings außer- 
ordentlich scharfe Ausguß des Kelches vor und ist deshalb eine 
spezifische Bestimmung nicht ausführbar. Bei der folgenden Be- 
schreibung denke ich mir den Kelch als Positiv rekonstruiert. 
Er ist von sehr regelmäßigen, breitelliptischen Umriß; die größere 
Axe beträgt 57 mm, die kleinere 47 mm. Seine Tiefe war 
19 mm. Die Zahl der Septen beträgt gegen 190, also wohl 6 
komplete Cyklen. Sie sind von sehr verschiedener, Länge und 
Stärke. Etwa 24 sind besonders dick und reichten ehemals bis 
an die Columella.. Sie bleiben in ihrer gesamten Länge gleich 
stark (1—1,5 mm). Ihr oberer Rand ist in sehr grobe, dorn- 
förmige Zähne zerschnitten, deren Zahl 7—-9 beträgt. Zwischen 
je 2 dieser großen Septen liegen 5—7 schwächere, die je nach 
ihrem Oyklus von verschiedener Länge und Stärke sind. 

Eine sehr verwandte Art ist von Reuss!) als Zithophyllia 
ampla aus dem Miocän von Siebenbürgen beschrieben worden, 
doch ist bei dieser der Kelch seichter vertieft und die Septen- 
zahl cine geringere. Auch die noch im Roten Meer lebende 
Lith. Savignyi BrüGGem. hat einen Cyklus weniger und scheint 
überhaupt kleinere Dimensionen zu besitzen. °) 

Das Gestein, in welchem sich der beschriebene Steinkern 
befindet, erinnert nun sowohl äußerlich als seiner gleich zu be- 
sprechenden Zusammensetzung nach mehr an alt-pleistocäne, als 
an miocäne Riffkalke, soweit mir solche aus Ägypten durch 
Autopsie bekannt geworden sind. Im Dünnschliff u. d. M. zeigt 
es sich erfüllt von organischen Resten, unter denen namentlich 
zahlreiche Lithothamnium-Fragmente auffallen. Daneben finden 
sich Gehäuse von Foraminiferen, Fragmente von Bryozoön und 
Durchschnitte von Conchylien-Schalen. Die Lithothamnien scheinen, 
bei schwacher Vergrößerung gesehen, ihre organische Struktur 
schön erhalten zu haben; bei stärkerer dagegen zeigen sie sich 
ebenfalls in Umwandlung begriffen. Nur stellenweis sind die 
Konturen ihrer Zellmembranen noch scharf, meistens dagegen ver- 
schwommen und schließlich geht die Pflanze in ein dunkelgefärbtes, 
feinkörniges, kalkiges Aggregat über. Der ehemalige, zum 
größten Teil organische, kalkige Detritus zwischen den erkenn- 
baren Organismenresten ist fast vollständig umkristallisiert. Da- 


!) Foss. Korallen des österr.-ungar. Miocän S. 35 (231) t. VI, £. 2. 
?) SAVIGNY, Desc. Egypt. t. XXIII. Polyp. p. Audouin S. 54, 
Pl. IV, f. 2. KLUNZINGER, Korallenthiere des Rothen Meeres 3. S. 4. 


176 


bei entstanden zunächst zahlreiche Hohlräume, die später wieder 
durch spätige Karbonate ausgefüllt wurden. So besteht die 


Grundmasse aus grauen, feinkörnigeren Partieen einerseits und 


vollkommen farblosen, aus Lösungen abgeschiedenen gröber- 
spätigen Oaleitaggregaten andererseits. 

Ein zum Vorgleich von einem unzweifelhaft miocänen 
Kalkstein hergestellter Schliff zeigt außer einem eingeschlossenen 
Korallenskeletfragment überhaupt keine direkt bestimmbaren or- 
sanischen Einschlüsse. Nur durch Vergleich mit dem eben be- 
schriebenen Lithophyllia-führenden Kalkstein kann man mit ziem- 
licher Sicherheit schließen, dal gewisse dunkler gefärbte, oft 
rundlich konturierte Partieen von feinkörniger Struktur umge- 
wandelte Lithothamniumfragmente sind. 


B. Exemplare aus dem Miocaen (?) der Sinaihalbinsel. 
Orbicella cf. Defrancer E. H. sp. 


Die Oberfläche der beiden Exemplare, die sicherlich nur 
Bruchstücke einer und derselben größeren Kolonie darstellen, sind 
sehr schlecht erhalten, indem die Kelche tief und weit ausge- 
wittert sind, sodaß sie meist von.polygonalem Umriß und direkt 
durch ihre Wandungen verbunden erscheinen. Die Unterflächen 
stellen dagegen Querbrüche durch die Kolonie dar, welche sehr 
gut erhalten sind und uns in dieser eine ÖOrbicella erkennen 
lassen. Nur ein Punkt bleibt bei einer derartigen Bruchfläche 
natürlich ungewiß: die Erhebung des Kelchrandes. Das größere 
der beiden Stücke ist 75 mm breit und 45 mm hoch. Die 
Kelche sind von ziemlich regelmäßig-kreisrunder Form und stehen 
mäßig gedrängt. Der Diameter der Kelchgruben beträgt 9—11 mm. 
In bezug auf diese Verhältnisse stimmt das vorliegende Exemplar 
besser mit dem von Mıicnezuin als Astrea argus Lam.!) als mit 
der von Reuss?) gegebenen Abbildung überein. Nach M. Epwarps?) 
sehört indess die cit. Abbildung bei MıcHherin ebenfalls zu 
O. Defrancei. 

Man zählt 30—40 Septen, von denen etwa die Hälfte bis 
zur Columella reicht. Diese ist mächtig entwickelt und von spon- 
giöser Struktur. In ihrer Nähe sind die Septen von rel. großen 
Löchern durchbrochen, wie überhaupt der Längsbruch der Kelche 
vollständig mit der von Reuss*) gegebenen Figur eines solchen 
übereinstimmt. Die Exothecallamellen spannen sich gern hori- 
zontal aus und verschmelzen wohl auch zu horizontalen böden- 


!, MICHELIN, Jconogr. zoophyt. Pl. XU, f. 6. 

2) Foss. Korallen der österr.-ungar. Miocän t. IX, f. 3. 
®) Hist. nat. 2. S. 465. 

4).2% 2780; 


177 
artigen Gebilden. Einzelne der sie durchsetzenden dornförmigen 
Trabekel sind deutlich erkennbar. 

Nach den angegebenen Merkmalen kann man diese Stücke 
zu Orbicella Defrancei rechnen, welche aus dem Miocän von 
Bordeaux, Turin, Dego, ferner aus Siebenbügen, Mähren, Un- 
sarnı und dem Taurus beschrieben ist und zu welcher vielleicht 
auch ein Stück aus der mittelägyptischen Wüste ö. Kairo gehört.!) 
Die vorliegenden Stücke stammen aus dem Wadi Werdan in der 
n. w. Sinaihalbinsel und befinden sich in der Coll. Geol. Surv. 
Esypt. N. 3885. Das Vorkommen von Miocän im Wadi Werdan 
ist zwar noch nicht konstatiert, scheint mir jedoch nach dem 
was wir über die Geologie der umliegenden Gebiete wissen, nicht 
ausgeschlossen zu sein. BLANCKENHORN’) gibt allerdings an: 
„Am Karawanenwege, der parallel der Küste von Aijun Musa 
bei Sues zum Katharinenkloster führt, scheinen die Miocänab- 
lagerungen zwischen dem Wadi Werdan und dem Oberlauf des 
Wadi Amara ihren Anfang zu nehmen und zwar in Gestalt aus- 
sedehnter petrefaktenioser Gypslager. Spuren einer Fauna (Austern 
und Pectiniden) zeigen sich erst in der Gegend des Wadi Cha- 
randel und vermehren sich dann südwärts.“ Doch scheint das 
Wadi Werdan überhaupt noch nicht eigentlich besucht bez. 
untersucht, sonder stets nur in seiner untersten Partie durch- 
kreuzt worden zu sein. Auch J. WALTHER folgte dieser Route. 


I. Pleistocäne Korallen und Riffkalke. 
1. Die fossilen Ritfe der Sinaihalbinsel. 


Unsere Kenntnis von denselben beruht fast ausschließlich 
auf den Untersuchungen von JOHANNES WALTHER und 
W. F. Hume’). Ersterer hat die Resultate seiner Beobachtungen 
in einer Arbeit! „Die Korallenriffe der Sinaihalbinsel“ *) nieder- 
gelegt, welcher auch die folgenden Angaben entnommen sind. 
Die im übrigen so wichtige Arbeit von Mırne#°) enthält über 
Korallenkalke nur wenige, kurze Bemerkungen. WALTHER konnte 


Dessroben. », 1.90. 
?) Neues zur Geologie und Paläontologie Ägyptens. 3. Das 
Mioeän. Aeiischr295. 1900.33 79. 

®) Sur la geologie du Sinai oriental. ons g£ol. internat. 
Compt. rendus de la VIII. Sess. en France. 2. S. 913. Paris 1901. 

*) Abh. d. math.-phys. Cl. d. kgl. sächs. Ges. d. Wiss. 14. 
No. X. Leipzig 1888. Für die freundliche Erlaubnis, einige seiner 
von diesen Riffen aufgenommenen Profile und Ansichten hier reprodu- 
zieren zu dürfen, sage ich Herrn Professor J. WALTHER auch an 
dieser Stelle meinen herzlichsten Dank! 

®) Geolog. Notes on the Sinaitic peninsula and NW-Arabia. 
Quart. Journ. Geol. Soc. 31. S. 1, 1875. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 2. 12 


178 


die fossilen Riffe der Sinaihalbinsel in zwei Gruppen gliedern, 
welche er als das jüngere und als das ältere fossile Rift be- 
zeichnete. Eirsteres hält er für pleistocän, letzteres für pliocän. 
Dagegen nimmt Rornrrerz‘), wie es scheint, für sämtliche 
Riffe ein quartäres Alter an. Diese Einteilung WALTHERS einer- 
seits und die Altersbestimmung von RoTHPLETZ andererseits 
wurde später von Humr bestätigt und die beiden Gruppen als 
„Serie corallienne inferieure* bez. „Calcaire corallien superieur“ 
bezeichnet. 


Fig. 1. Das jüngere fossile Riff am Westfuße des Gebel Hammäm-Müsa. 
(Nach J. WALTHER). 


1. Das jüngere fossile Riff. Es befindet sich gegen- 
wärtig 10 m hoch oberhalb des Meeresspiegels. Es besitzt 
überall eine gleiche petrographische Beschaffenheit, doch bilden 
mehrfach subfossile, z. T. breccienartig ausgebildete Riffgesteine 
einen Übergang zum lebenden Saumriff der Küste. Der Riffkalk 
setzt sich — abgesehen von den eingeschlossenen Conchylien etc. 
-— aus zwei Elementen zusammen: 1. den Korallenstöcken bez. 
Fragmenten solcher; 2. der detritogenen Füllmasse. Letztere 
wurde ursprünglich als Kalksand gebildet, welcher sich vorzugs- 
weise aus den von der Brandung zerriebenen oder von Krebsen 
zerbrochenen Gehäusen und Schalen von Organismen, besonders 
von Korallen, Mollusken, Crustaceen und Echiniden zusammen- 
setzt. Später wird er durch Absätze und Niederschlag von 
Caleiumkarbonat, ev. durch völlige Umkristallisierung zu einem 
mehr oder minder festen, bald porösen, bald fast dichten Kalk- 
stein verfestigt. Von Korallen dürfte sich nach WALTHER 
namentlich Madrepora, die brüchigste und daher leicht zerreib- 
lichste aller Korallen, an der Bildung des Kalksandes beteiligen, 
da diese Gattung auf dem lebenden Rift dominiert, in dem 
fossilen zurücktritt, wenn auch Fragmente überall zu erkennen 
sind. Ferner sind in dem jüngeren fossilen Riff kleine Nester 
von Lithothamnium häufig, welche ihre Struktur vortreftlich er- 


!) Stratigraphisches von der Sinaihalbinsel. N. Jahrb. f. Min. 
1893 1. S. 104. 


halten haben.!) Die Mächtigkeit dieser jüngeren Riffkalke ist 
z. B. südlich des Gebel Hammäm Pharaün 3—5 m. Der 
Korallenkalk von Abü Suere, Gebel Naküs und Gebel Hammäm 
Müsa zeigt 3,5 m in der unteren, 1 m in der oberen Terrasse. 
Mächtiger sind die jüngeren Riffkalke am Räs Muhämmed, doch 
sind die Aufschlüsse nicht tief genug, um die ganze Mächtigkeit 
zu übersehen. WALTHER schätzt sie auf 9 m. 


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Fig.2. Westabhang des Gebel Naküs bei Abü Sure. (Nach J. WALTHER). 

1. Granit. 2. Nubischer Sandstein. 3. Alteres fossiles Riff. 4. Jüngeres 
fossiles Riff. 5. Klingender Sand des Gebel Naküs. 

2. Das ältere fossile Riff. Dieses fand WALTHER am 
Gebel Hammäm Müsa bei Tör und am Räs Muhämmed, der 
Südspitze der Sinaihalbinsel entwickelt. Der es bildende Korallen- 
kalk ist überall stark metamorphosiert und dabei in einen 
Dolomit verwandelt worden. Die Korallenskelete sind meistens 
dabei verschwunden und es liegen nur Abdrücke derselben bez. 
die Ausgüsse der Kelche vor. Das Gestein des Gebel Hammäm 
Müsa erscheint als ein harter, körniger, z. T. dichter, gebräunter 
Kalk, der sehr an gewisse Dolomite der Zechsteinformation er- 
innert. Er enthält tatsächlich 80,07 Teile Karbonat mit 60 
Prozent CaCO; und 40 Prozent MeCO;3, darf also direkt Dolomit 


I Wieiel:.: Wiese) (ea 
Fig. 3. Profil durch den Gebel Hammäm Müsa. 
(Nach J. WALTHER). 
]. Nubischer Sandstein. 2. Exogyra-Mergel. 3. Weiße Flintkalke 
4. Nummuliten-Kalk. 5. Riffkalke. 6. Sand der Gaäwüste. 7. Meer. 


Zu VersEJWALTHER 34 22.0.0. VL, 84. 
12* 


180 


genannt werden. Auf diesem Berge erreicht das ältere fossile 
Riff die bedeutende Höhe von 230 m. Zwischen dieses und die 
jungfossilen Riffe am Strande schaltet sich hier sowohl wie am 
Räs Muhämmed eine feinkörnige graue Breccie ein, von WALTHER 
als Grussandstein bezeichnet. Am Räs Muhämmed findet sich 
teils ein korallenreiches Gestein mit einem dem Dolomit des 
Gebel Hammäm Müsa sehr ähnlichen Habitus und vielen Nega- 
tiven, teils aber ein hellvioletter oder hellroter sehr fester Kalk 
mit muschligem Bruch, welcher gänzlich ‘aus Korallen zu be- 
stehen scheint und sich durch seine genannten Farben und 
seinen glattmuschligen Bruch wesentlich von dem Dolomit des 
Gebel Hammäm Müsa unterscheidet. Was schließlich die Mächtig- 
keit der älteren Riffkalke und Dolomite anlangt, so beträgt die- 
selbe am Ostabhang des G. Hammäm Müsa zwischen 2 und 6 m; 
nach NW zu ist sie bedeutender, bleibt jedoch unter dem Be- 
trage von 15 m. Am Räs Muhämmed beträgt ihre Mächtiekeit 
gesen 7 m; auf der Klippe des Räs ist sie nicht sicher festzu- 
stellen, scheint aber die genannten Zahlen nicht zu übersteigen. 


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Fig. 4. Profil durch die Ostküste des Räs Muhämmed. 
(Nach J. WALTHER). 


1. Nubischer Sandstein. 2. Lebendes Se 3. Abgestorbenes Saum- 
riff. 4. Jüngeres fossiles Riff. 5. Älteres fossiles Riff. 


Aus diesen älteren Riffen auf dem Räs Muhämmed liegen 
mir aus der Coll. Geol. Surv. Egypt 5 Exemplare vor (N. 4780 
[4 Stück] und 3639), denen als 6. wohl auch das Stück 
N. 3592 beizufügen ist. Ihre Untersuchung ergab folgendes: 


181 


N. 4780a ist ein fester, etwas zellig-poröser Kalkstein !), 
welcher die Kelchausgüsse einer Mussa zeigt. Eine spezifische 
Bestimmung derselben ist natürlich nicht auszuführen, doch 
könnte man nach den regelmäßigen Umrissen der Kelche etwa 
an Mussa rudıs E. H. denken. Außen ist das Gestein gebräunt, 
auf frischem Bruch dagegen von weißlicher Farbe. Im Dünn- 
schliff u. d. M. fanden sich von erkennbaren organischen Resten 
der Querschnitt eines Echinidenstachels und einige Lithothamnium- 
fragmente mit schön erhaltener Struktur. Das Gestein selbst 
gleicht einem sehr gleichmäßig und zwar äußerst feinkörnigen 
kristallinischem Kalkstein, ist jedoch stark porös. Die Wan- 
dungen der Hohlräume sind meist mit wasserklaren, zuweilen in 
scharfen Rhomboödern kristallisierten Kalkspat austapeziert. 

N. 4780b ist eine Orbicella Lyonst n. sp. Die Struktur 
ist makroskopisch gut erhalten, im Dünnschliff zeigt sich die 
Faserstruktur des Skelets verschwunden. 

N. 4780c ist eine schlecht erhaltene Echinopora. 

N. 4780d ist ein auch generisch nicht sicher bestimmbares 
Astraeidenfragment. 

N. 5639 ist ein Rifikalk, auf frischem Bruch von blaß- 
bräunlicher Farbe mit zahlreichen Versteinerungen, die jedoch 
sämtlich nur als Abdrücke bez. Steinkerne erhalten sind. Von 
Korallen findet sich Oyeloseris eyclohtes E. H. (Lam. sp.) und 
Serialopora sp. Erstere wird bereits von M. Epwarps als „sub- 
fossile des terrains röcents de ’Egypte“ angeführt ?). 

Es liegt mir ferner ein mit N. 3592 bezeichnetes Stück 
aus dem Wadi Jeran am Westabhang des Sinai vor. Es ist die 
Bemerkung beigefügt: „appear to be closely associated with the 
Miocene beds“. Es ist ein gelblicher Kalkstein, ähnlich N. 3639 
mit verschiedenen Versteinerungen, welche nur als Negative er- 
halten sind. Auf einer Seite trägt das Stück einen sehr 
scharfen Abdruck der Oberfläche einer Plerastraea Savignyi E. H. 
Da mir diese Form aus dem ägyptischen Miocän nicht bekannt 
geworden ist, wohl aber sie von M. Epwarps’) als „Fossile 
des depöts r&ecents des bords de la mer Rouge“ angeführt wird, 
halte ich das Stück ebenfalls nur für altpleistocän. 


2. Die fossilen Riffe der Ostküste Ägyptens. 
Entsprechend der zuerst von J. WALTHER erkannten Zwei- 


!) Inwieweit hier und auf folgenden Seiten die als „Kalkstein“ 
bezeichneten Stücke richtiger „dolomitischer Kalkstein“ bez. „Dolomit“ 
zu nennen wären, muß natürlich dahingestellt bleiben, da die Stücke 
nicht chemisch untersucht wurden. 

2, Hist. nat. des Corall. 3. S. 50, 

?) Desgl. 2, S, 553, 


182 


teilung der fossilen Korallenriffe an der Westküste der Sinai- 
halbinsel konnten BArron und Hume!) auch an der Westküste 
des Golfes von Sues unter den pleistocänen Strand- und Rif- 
bildungen zwei Gruppen unterscheiden: eine jüngere — „raised 
beaches and lower coral reefs* —, deren Bildungen sich im all- 
semeinen längs der Küste hinziehen und an dieser sich bis etwa 
25 m Höhe erheben und eine zweite ältere — „higher coral 
reefs“ —, welche durchschnittlich 4+—7 km von der Küste entfernt 
sind und sich in sehr verschiedener, zuweilen sehr beträchtlicher Höhe 
über dem Meeresspiegel finden. Diese kann nach BArRRoN und 
Humze 150—170 m betragen; an dem von SCHWEINFURTH unter- 
suchten Wedge Hill erreicht sie sogar den Betrag von 366 m. 
In typischer Weise sind diese jüngeren Bildungen z. B. nördlich 
von Kosseir entwickelt. Sie enthalten dort außer zahlreichen 
Molluskeu namentlich folgende Seeigelformen: Laganum depressum, 
Olypeaster scutiforme und Heterocentrotus mammillatus. Nach 
der Häufigkeit der Gattung ZLaganum wurde diese Ausbildung 
der jüngeren Gruppe als „Laganum bed“ bezeichnet. Von der 
Korallenfauna sind die typischsten Vertreter Gontastraea-Arten 
(Gon. haltcora Kuunz., G. retiformis Lam., @. pectinata Eurs,), 
Porites solida Forsk., Coeloria arabica Kıunz., Orbicella laxa- 
mammillosa Kuunz., CUyphastraea chalcıidicum Forsk. sp. und 
Stderastraea sp. Als einige weitere Vorkommen mögen genannt 
sein: die Umgebung des Leuchtturms am Räs Gharib, die 
Ebene zwischen Räs Gemsa und Gebel Zeit, der gehobene 
Strand am Räs Gemsa in 15 m Höhe, desgleichen östlich vom 
Gebel Esh, sowie bei Abü Shigeli in 24 m Höhe; am Wadi 
Queh in 18— 24 m Höhe. 

In den älteren Riffbildungen trifft man lokal, wie z. B. in 
den 178 m über d. M. liegenden Bildungen im Wadi Abü 
Shigeli noch Zaganum depressum und Olypeaster scutiforme, die 
vorherrschenden Formen sind aber Brissus carinatus, sehr ver- 
wandt mit Br. ägyptiacus aus dem Obermiocän und Clypeaster 
humilhs, welcher dem obermiocänen Olyp. priemi sehr nahe 
steht. Von den Korallen treten die Gomtastraeen zurück; es 
findet sich neben noch lebenden Arten wie (Coscinaraea montle 
Forsk., COyphastraea chalcidieum FoRsk. sp., COycloseris cyclolites 
Lam. eine Anzahl von ausgestorbenen Formen wie ©. Zyonst 
n. sp., Oyphastraea intermedia n. sp., und Favia minor n. sp. 
Auch kann man wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an- 
nehmen, daß von den von M. Epwarps und J. HaımEe aus den 


!) BARRON und Humz, Topography and Geology of the Eastern 
desert of Egypt. Geol. Surv. Rep. Cairo 1902. S. 185. 


183 


„depöts r&ecents des bords de la mer Rouge“ beschriebenen aus- 
sestorbenen Arten wenigstens ein Teil aus diesen älteren Riff- 
bildungen stammt. Jedenfalls ergibt sich als Resultat der Unter- 
suchung der Korallen derselben, daß zahlreiche Arten von ihnen 
ausgestorben sind, daß also die Zusammensetzung der Fauna 
eine von derjenigen der heutigen Riffe nicht unwesentlich ver- 
schiedene war. Der eigentliche Charakter der Korallenfauna ist 
z. Z. noch nicht zu definieren, da eben, wie oben erwähnt, die 
spezielle Provenienz und Verbreitung der von M. Epwarps und 
J. Haıme beschriebenen Arten, unter denen sich allein drei aus- 
sestorbene Fungiden befinden (Maeandroseris Bottae L. Rouss., 
Pavonia Ehrenberge E. H. sp. und Agarzcıa Forskali EB. H.) 
nicht bekannt ist. Uberhaupt ist im Ganzen genommen unsere 
Kenntnis von der Korallenfauna dieser pleistocänen Riffbildungen 
eine noch sehr lückenhaftee Es hat dies seinen Grund nament- 
lich in dem früher besprochenen mangelhaften Erhaltungszustand 
des vorliegenden Materiales, infolgedessen eine sichere spezifische 
Bestimmung vieler Exemplare unmöglich geworden ist. Bezüglich 
der in weit größerer Zahl vorliegenden und gut erhaltenen 
Mollusken ist eine wesentliche Differenz in dem Faunencharakter 
der älteren und der jüngeren Strand- und Riffbildungen bereits 
nachgewiesen.) Die Molluskenfauna der älteren Bildungen ist 
namentlich ausgezeichnet durch das Vorherrschen der Gattungen 
Pecten, Chlamys, Alectryonia und Lithophagus, welche in den 
jüngeren Bildungen sehr selten sind. Was schließlich das Vor- 
kommen der älteren Riffbildungen anlangt, so trifft man diese 
in typischer Ausbildung z. B. im Wadi Queh in 72 m, im Wadi 
Hamrawein in 90 m, im Wadi Abü Shigeli in 114—165 m 
Höhe. An letzterer Stelle lassen sich zwei Lagen unterscheiden: 
Eine untere in 114 m Höhe mit Strombus tricornis Lam. (oder 
Sir. BonellÜ Brgnt.), Cassis cf. laevigata Derr., Fusus poly- 
gonordes Lam., Lithophagus Avitensis May. Eym. und eine obere 
in 168 m Höhe. Letztere enthält zahlreiche Echiniden: Brıssus 
carinatus, Laganum depressum und Olypeaster scutiforme; von 
Mollusken: Venus reticulata Linx., Cardium leucostoma Born. 
Weiter finden sich ältere Riffbildungen bei Ambage westlich Kosseir 
in 80—156 m Höhe, in welchen das eigentliehe Korallenriff 
eine Mächtigkeit von 3 m besitzt. Hier sind diese Bildungen 
zuerst von O. Fraas?) beschrieben und später namentlich in 


!) Vergl. Newton, Pleistocene shells from the raised beach 
deposits of the Red Sea. Geol. Magaz. New Ser. Dec. IV. 7. S. 500 
u. 544. BARRON and Hume. a. a. O. S. 142. 

?) Geologisches aus dem Orient. Jahresh. des Vereins f. Naturk, 
in Württemberg 23. S. 178. 1867. 


Fig. 5. Profil zwischen Bir el Jnglis und der Küste des 
Roten Meeres. (Nach E. FRAAS.) 


G = altes Gebirge. I = Nubischer Sandstein. 11 = Campanien. 
III = unt. Eocän. A = Pleistocäne Korallenriffbildungen. 
Aı = lebendes Rift. 


Bezug auf ihre Lagerung von E. Fraas'), BARRoN und Hums, 
in Bezug auf ihre Fauna auch von KLunzınGer und NEWTON 
untersucht worden. Sie ruhen teils auf Eocän, teils direkt auf 
altem Gebirge. Außer dem eigentlichen Riffkalk bestehen sie 
aus zugehörigen Meeresgebilden wie Gypsen, salzführenden Mergeln 
und Sanden. Weitere Vorkommen trifft man im Wadi Barud in 
238 m Höhe. Hier finden sich zwei Arten von Cyphastraea, 
deren eine wahrscheinlich neu ist, 

Mächtige derartige Riffbildungen stellen die von SCHWEINFURTH 
entdeckten und untersuchten Kalkberge in der Nachbarschaft des 
Gebel Dara und Gebel Gharib dar. Östlich von ihnen erheben 
sich aus kalkigen Gesteinen bestehende Berge, unter denen. be- 
sonders der Wedge Hill zu nennen ist, dessen ganze obere 
Masse nach SCHWEINFURTH in einer bis 300 Fuß erreichenden 
Mächtigkeit von Korallenriffen gebildet wird.) Ob freilich diese 
Angabe des verdienstvollen Forschers bez. dieser kolossalen 
Mächtigkeit der dortigen Riffe sich bestätigen wird, bleibt an- 
gesichts der Erfahrungen, welche J. WALtHer am Gebel Hammäm 
Müsa bei Tör machte, abzuwarten. Auch an diesem Berge war 
der genannte Forscher am 1. Tage seines Besuches der sicheren 
Meinung, einen 230 m dicken, kompakten Korallenberg vor sich 
zu haben. Erst eine eingehende Untersuchung des Berges zeigte 
nach Entdeckung einiger guter Aufschlüsse, daß jene Riffkalke 
nur eine kappenförmige Bedeckung oder, wo sie tiefer herab- 
reichte, mantelförmige Bekleidung des Berges bildeten. Die 
Mächtigkeit derselben erreichte im Maximum noch nicht den 
Betrag von 15 m. Nach solchen Erfahrungen wird man auch 


I) Geognostisches Profil vom Nil zum Rothen Meer. Diese Zeitschr. 
52. 1900. S. 569. Für die freundliche Erlaubnis eines der in dieser 
Arbeit gegebenen Profile, welches jene fossile Riff bei Kosseir durch- 
schneidet, hier reproduzieren zu dürfen, sage ich Herrn Professor 
FrAAS auch an dieser Stelle meinen besten Dank! 

?) Vergl. dazu SCHWEINFURTHS Aufnahmen von der östlichen 
Wüste Agyptens. Blatt V, 


Fig. 6. Blick auf den „Wedge Hill“ (der NArzsschen Seekarte) im 
N des Wadi Dara von NO aus. (Die Zahlen bedeuten Höhen in engl. 


Fuß ü. d. M.) 
K = Beginn der Korallenkalke. 
G = Gelber Kalk | 
H. E. = Schicht mit Hemiaster cubicus und Exogyra. ( Obere Kreide. 
S = Sandstein | 


in Bezug auf die Beurteilung der Mächtigkeit recenter Riffe 
immer vorsichtiger werden müssen, auf welchen Punkt namentlich 
L. Fauror!) aufmerksam gemacht hat. Schon Quoy et GAYMARD?) 
stellten in ihrer höchst beachtenswerten Arbeit — wenn sie auch 
in einigen Behauptungen zu weit gingen — als ein Resultat 
ihrer Forschungen im Pazifischen Ozean den Satz auf: „Tous 
ces recifs de Taiti, de l’Archipel dangereux, de celui de Na- 
vigateurs, des iles des Amis etc., ne sont madreporiques qu’ 
ä& la surface.“ Auch an anderer Stelle?) sprachen sie, die 
Resultate ihrer Beobachtungen irriger Weise zu sehr verall- 
gemeinernd, die Meinung aus: „Ces animaux ne forment que des 
couches ou des encroütemens de quelques toises d’epaisseur.* 
Hierin folgten ihnen EurENBERG®) u. a. 

In neuester Zeit kamen Barron und Humr°), sowie G. Boenm‘) 


‘) Rapport sur une Mission dans la Mer Rouge. Arch. Zool. 
exper. II. ser. 4. S. 128. 

?) M&m. sur l’accroissement des Polypes lithophytes consider& g£ol. 
Annales Sc. nat. 6. S. 286. 

ara. 2.10.0321275. 

*) Uber die Natur und Bildung der Korallenbänke des Rothen 
Meeres. Abh. k. Akad. d. Wiss. Berlin 1832. T. I. Berlin 1834. 

Dear 2.2.02 8.2147. 

°%) Geologische Ergebnisse einer Reise in den Molukken. Compt. 
Rendus. IX. Congres g£eol. internat. Vienne 1903, 


186 


ebenfalls zu dem Resultat, daß wahre Korallenriffe keine besonders 
große Mächtigkeit erreichen. Erstere fanden bei ihren Aufnahmen 
in dem östlichen Teil der mittelägyptischen Wüste kein Riff, 
welches dicker als 3,6 m gewesen wäre. G. Bornm schlägt 
sogar vor, den Ausdruck „Korallenriff* ganz fallen zu lassen. 
Letzteres geht wohl zu weit, da das Wort „Riff“ gleich den 
Begriff in sich schließt, daß die betreffenden Organismen (Korallen, 
Hydrocorallinen, Kalkalgen) an Ort und Stelle gewachsen sind, 
während eine „Bank“ ebensogut aus zusammengeschwemmten 
Resten gebildet sein kann. Wo übrigens Senkungen des Bodens 
stattfinden, können auch Korallenriffe eine sehr bedeutende 
Mächtigkeit erreichen, nur in Hebungsgebieten werden die Riffe 
dünn bleiben und ausschließlich an horizontaler Ausdehnung ge- 
winnen. 

Da man nicht annehmen kann, daß der Spiegel des Roten 
Meeres in der Alt-Pleistocän-Zeit um 366 m!) höher gestanden 
habe, so muß man tatsächlich wie schon KLUNZINGER aussprach, 
annehmen, daß jene Riffkalke wenigstens z. T. durch eine wirkliche 
Hebung in jene Höhe gebracht worden seien. Auch RoruPpLErz’) 
ist bezüglich der fossilen Riffe an der Sinaihalbinsel der Ansicht, 
daß die jetzige Lage dieser Schichten nicht ausschließlich 
durch eine Senkung des Meeresspiegels um über 250 m erklärt 
werden könne. Jedenfalls hätten Bewegungen in der festen Unter- 
lage stattgefunden. Wenn ich Rorsrrerz hierin beistimme, so 
nehme ich doch andrerseits an, daß das Emportauchen der sogen. 
jüngeren Riffe WALTHERS an der Sinaihalbinsel wohl ausschließlich 
durch eine regredierende Bewegung des Meeres bedingt worden ist. 

Durch die Forschungen verschiedener Geologen sind in dem 
uns beschäftigenden Gebiete zahlreiche Bruchlinien nachgewiesen 
worden. Infolge dieser und den damit in Zusammenhang stehenden 
Hebungen und Senkungen erheben sich gegenwärtig diese älteren 
postmiocänen Riftbildungen bis zu außerordentlich verschiedenen 
Höhen über dem Spiegel des Roten Meeres. Es ereibt sich aus 
dem Studium der tektonischen Verhältnisse jener Gebiete, dal) 
die Verschiebung selbst benachbarter, durch die erwähnten Bruch- 
linien entstandener Schollen eine ungleichmäßige gewesen ist. 
Die gleiche Anschauung vertritt auch J. WALTHER, wenn er 
schreibt: „Wenn ein so zerstücktes und in selbständige Glieder 
aufgelöstes Gebirgsland durch „Hebung“ centrifugal bewegt wurde, 
so werden sich meiner Ansicht nach die einzelnen Teile in ver- 
schiedenem Maße bewegen, und längs der großen und kleinen 


!) Höhe des Wedge Hill 1200‘ engl. = 366 m. 
2) a. a. O. S. 104. 


187 

Verwerfungen wird sich eine individualisierte Bewegung der Schollen 
geltend machen. Das Ausmaß solcher Bewegungen wird in der 
gleichen Zeit an verschiedenen Punkten der Küste ein verschiedenes 
sein.“ Dadurch ist es geschehen, daß selbst gleichaltrige Ko- 
ralienlager in eine verschiedene absolute Meereshöhe gelangt sind, 
ein Umstand, der wiederum die genaue Bestimmung ihres geolo- 
gischen Alters erschweren muß. Da jedoch die Hebungen und 
Senkungen nicht ruckweise, sondern langsam und allmählich vor sich 
gegangen sind, so wird man immerhin denjenigen Riffen, welche sich 
bis zur größten Höhe über den jetzigen Meeresspiegel erheben, im 
allgemeinen das bedeutendste Alter zuschreiben müssen. Nach 
den Resultaten der paläontologischen Untersuchung der einzelnen 
Arten der in ihnen enthaltenen Korallenfauna zu urteilen, könnte 
man es nicht für ausgeschlossen halten, daß die ältesten der- 
artigen Bildungen bis in die Pliocänzeit zurückreichen. Diese 
jüngste negative Strandverschiebung scheint heute noch fortzudauern. 
Wie Krunzınger!) angibt, ist selbst das Volk dieser Meinung 
und die älteren Leute behaupten alle, daß früher da, wo jetzt 
trockner Korallboden ist, das Meer stand. 

Mir liegen aus der Sammlung der Geol. Surv. of Egypt 
Kalke und Korallen aus fossilen Riffbildungen von folgenden 
Punkten der Ostküste Ägyptens vor: Gebel Esh, Abü Sha’ar 
und Räs Gemsah. Ich gebe zunächst eine kurze Beschreibung 
derselben. 

1. Exemplare vom Gebel Esh. Es liegen 3. Stück 
Rittkalke und 2 isolierte Korallenfragmente vor. 

N. 5547 a ist ein sehr fester, makroskopisch nur ver- 
einzelte kleine unregelmäßige Hohlräume zeigender Kalk von fast 
splittrigem Bruch. Einige eingeschlossene Korallenreste können 
als Durchschnitte einer Mussa gedeutet werden. Im Dünnschliff 
u. d. M. zeigt sich das Gestein ganz erfüllt von organischen 
Resten, die gut erhalten sind. Man findet Lithothamnium mit 
noch schön erhaltener Struktur, sehr zahlreiche Foraminiferen, 
Durchschnitte von Echinidenstäacheln und von Molluskenschalen, 
Fragmente von Bryozoen: Alles eingebettet in einen äußerst 
feinkörnigen kalkigen Detritus. Trotz der ziemlich wohl er- 
haltenen organischen Reste zeigt der Kalkstein deutliche Anzeigen 
der Umbildung. Zu den makroskopisch wahrnehmbaren Hohl- 
räumen gesellen sich u. d. M. zahllose andere, welche indes an 
ihren Wandungen z. T. mit neugebildeten Calcitpartieen ausge- 
kleidet sind. Diese heben sich durch die Klarheit und Reinheit 


!) Die Umgegend von Quoseir. Zeitsch. d. Ges. f. Erdkunde zu 
Berlin 14. S. 431. Quoseir=Kosseir oder Kosser. 


188 


ihrer Substanz scharf gegen den ursprünglichen Kalkstein ab. 

N. 5547b ist ein sehr fester, weißlich-grauer Riffkalk mit 
zahlreichen kleinen Hohlräumen. Auf frischem Bruch gleicht er 
einem fein-kristallinischen Kalkstein. In ihm ist eine Cyphastraea 
eingeschlossen, welche leider wegen ihrer mangelhaften Erhaltung 
keine spezifische Bestimmung zuläßt. Im Dünnschliff zeigt sich 
das Gestein fast vollkommen umkristallisiert. Das ehemalige 
Vorhandensein von organischen Resten wird nur noch durch 
dunklere Konturen und verschwommene, regelmäßiger begrenzte 
Partieen angedeutet. Die zahlreichen unregelmäßigen Hohlräume 
sind teils leer, teils nachträglich durch farblose Oalcitaggregate 
erfüllt. Letztere sind beträchtlich gröberspätig als bei N. 5547a. 

N. 5547e ist ein Kalkstein mit einem eingeschlossenen 
Fragment eines dickästigen Porites. Die Äste zeigen auf dem 
Querbruch konzentrisch-lagenförmigen Aufbau. Eine Oberfläche 
ist nicht erhalten. 

N. 5547d ist ein nicht näher bestimmbares Fragment einer 
Prionastraea. 

N. 5555 ist eine Orbicella, wahrscheinlich zu O. Zyonst 
n. sp. gehörig. Sie enthält eine große Pholas. Auf der Ober- 
fläche ist sie leicht gebräunt, auf frischem Bruch von hellgrauer 
Farbe und feinkörnigem Gefüge. 

2. Exemplare von Abu Sha’ar. 

Die beiden mir unter N. 1796 vorliegenden Stücke Riff- 
kalk gehören zusammen. Sie enthalten mehrere dünne Lagen 
einer ursprünglich wohl krustenförmig wachsenden Porites-Art 
und ein großes Fragment einer Orbicella ef. Lyonst n. sp, Das 
Gestein enthält zahllose kleine, unregelmäßige Hohlräume. Im 
Dünnschlift u. d. M. sieht man, dal dieselben z. T. aufgelösten 
organischen Einschlüssen ihre Entstehung verdanken. Ein anderer 
Teil der Organismenreste ist dagegen noch erhalten. Man er- 
kennt außer den erwähnten Porites-Lagen Foraminiferen, Durch- 
schnitte von Echiniden - Stacheln und -Gehäusfragmenten, von 
Muscheln etc. Die Faserstruktur der Korallenskelete ist ver- 
schwunden und ein trüber, feinkörniger Kalkstein an ihre Stelle 
getreten. In den Septocostalradien der erwähnten Orbicella sind 
merkwürdigerweise gerade die Kalzifikationszentren durch Aus- 
laugung verschwunden, die sekundären ua iss dagegen 
erhalten, allerdings umkristallisiert. 

N. 1779 ist ein in einen sehr festen und harten Kalkstein 
verwandeltes Korallenfragment, welches von einer nicht näher 
bestimmbaren Goniastraea herrührt. Zahlreiche Bohrgäuge einer 
Teredo-Art durchsetzen es. Im Dünnschliff u. d. M. zeigte sich 
das Korallenskelet in vollständiger Umkristallisierung begriffen; 


189 


durch Auslaugung ist sein Gefüge gelockert und sind Hohlräume 
entstanden, welche sich durch Neubildungen von Caleit wieder 
auszufüllen beginnen. Der das Korallenfragment umhüllende Kalk 
besitzt ein feinkörniges Gefüge. Er enthält zahlreiche organische 
Reste, welche jedoch meist unkenntlich geworden sind; nur ver- 
einzelte Foraminiferen lassen sich unterscheiden. 

3. Exemplare vom Räs Gemsah. 

Unter N. 5546 liegen mir drei äußerst schlecht erhaltene 
Korallenfragmente und ein Stück Riffkalk vor. Erstere gehören 
vielleicht den Gattungen Prionastraea und Cyphastraea au, 
letzterer zeigt sich im Dünnschliff u. d. M. ganz erfüllt von or- 
ganischen Resten. Besonders zahlreich sind Fragmente von 
Lithothamnium, welche noch schön erhaltene Struktur zeigen; 
außerdem erkennt man Foraminiferen, Durchschnitte von Echiniden- 
stacheln und von Conchylienschalen. Zwischen den Resten liegt 
ein äußerst feinkörniger kalkiger Detritus. In diesem sind kleine, 
unregelmäßige Hohlräume nicht selten. Geringe caleitische Neu- 
bildungen in diesen einerseits, die gut erhaltene Struktur der 
organischen Reste andrerseits zeigen, daß auch dieses Gestein 
sich in den ersten Stadien eines Umwandlungsprozesses befindet. 

Zu diesem Material gesellen sich einige Korallen, weiche 
SCHWEINFURTH in den Jahren 1878 und 1885 im Wadi Gharib 
und am Wedge Hill sammelte und die sich jetzt im Kgl. Museum 
für Naturkunde in Berlin befinden. Unter ihnen ließen sich 
5 Arten unterscheiden, von denen 2, Coscinaraea monile FoRsK. 
und eine neue Orbicella, die ich ©. Zyonst nenne, in nur je 
einem Exemplar vorliegen. Von den 3 andren Arten ist die 
eine als eine ebenfalls neue Favia, —= F. minor, zu betrachten, 
nahe verwandt mit der jetzt im Roten Meer lebenden F! Ehren- 
berge Krunz., die 2. gehört zu Cyphastraea chalcidieum Forsk. 
und die dritte blieb infolge ihres allzu mangelhaften Erhaltungs- 
zustandes unbestimmbar. Zwischen den Korallen finden sich 
Stöcke von Lithothamnium. Nach dem Charakter dieser ge- 
nannten, allerdings sehr formenarmen Fauna dürfte diese Rift- 
bildung als eine der ältesten zu betrachten, vielleicht sogar noch 
jungpliocän sein: eine Annahme, mit welcher auch ihre bedeutende 
Erhebung über dem Meeresspiegel — 276 bis 366 m — im 
Einklang stehen würde. Unter den 4 bestimmbaren Arten findet 
sich nämlich Cyphastraea chalcidıeum sowohl in ägyptischen 
Mioeänbildungen als auch noch lebend im Roten Meer; von den 
drei anderen Arten sind 2, Favia minor und Orbicella Lyonst 
neu, bez. lebend nicht bekannt, während die dritte, Coscinaraea 
monde zwar noch lebend im Roten Meer vorkommt, aber zu 
den selteneren Formen gehört. Sie hat überhaupt einen alter- 


190 


Aelteres fossiles 


Anderweitige 


Aegypten 
Aegypten 
Sinai —H.J. 


Miocän 
von Aegypten 


Vorkommen. 


Fossile Riffe 
am Roten Meer 


Jüngeres fossiles 


Rift. 


Riff. 


Aelteres fossiles 
Riff. Sinai — H.). 


Rotes Meer 
Jüngeres fossiles 


Indischer Ozean 


Riff. 


Poritidae. 
Porites cf. lutea QuoY et GAYM.| + 
= SOHN TIORSKI EN Ir NET 
+ 
+ zn 
| 
| 


Pacifischer Ozean. 


+ 


++ 


— cf. alveolata E.H. £ 
Alveopora daedalea FORSK. . . 


Madreporidae. 
Madıepora''sp. NL Eros) -- 
Montipora..Sp- u, 0 0 + 


Fungidae. 


7. Coscinaraea monie FORSK. 

8. Fungia tenuifolia DANA . 

9. — valida VERR. 

10. Siderastraea Savignyv Bat 

11. Oycloseris cyclolites Lam. . . 

12. Maeandroseris Bottae L. ROUSS. 

13. Pavonia Ehrenbergi E. H. sp. 

14. Agaricia Forskali E. H. : 
Astraeidae 


15. Mussa corymbosa FORSK. 
16.0 cl mus er: + 
17. Plerastraea Savignyı EB. H. 
18. Symphyllia (?) sp. . - 
19. Orbicella Forskali E. H. .|+ 
20. — laxa KLunz. . . .I+ 
+ 


21. — laza-mammillosa GREG. „| 
22. — annularıs ELL. et SOL. 


ben a lee 


an 


+ 
- 


Pacifischer Ozean. £ 


++ 


Great Barrier Reef vo 
Australien. Greethar 
bour in Neu-Pommern., 


SE 


++ +++ 


Great Barrier Reef 
von Australien. 


+ 


++ 


5) 


+++ 


Westlicher Atlantischeg 
gen I Plais “ 
23. — Lyonsi FEL. n. Sp. u: 2 @l oh se Zansibar Mi 
24.Oyphastraea chaleidicumF ORSK.SP. 

25. — gibbosa KLUNZ. ! 

26. — intermedia FEL. n. Sp. 

27. — serailia FORSK. 

98. Favia minor FEL..n. Sp. 

29. — Okeni M. Epw. 

30. Prionastraea SP. £ 

31. Goniastraea favus FORSK. 

32. — halicora KLUNZ. 

33. — retiformis LAM. 

34. — pectinata EHRBRG. 

35. Acanthastraca hirsuta E. H. 

36. Coeloria arabica KLUNZ. 

31. — var. leptochila EHRBRG. 

38. H; ydnophora lobatu LAM. 

39. Galaxea longissima E. H. 

40. Echinopora Sp. : 
Stylophoridae. 

41. Stylophora cf. elongata LAMm. 

42. — cf. subseriata EHRBRG. 

43. — pistillata Esp. . 


+ 
44444 44 + + 


?+ 


u 


2 
| Pleistocän von 
Christmas Island. 


+++ t+444H4 ++ ++ 
++ 
nenn, 


+ 


-I- 
+| | | TI Greet Barrier Reet 
u 


= von Australien. 


19 


tümlichen Habitus und ihre nächste Verwandte in der ober- 
cretaceischen Gattung Astraraea. 

Im Dünnschliff u. d. M. zeigt sich die erwähnte Orbicella 
Lyonst vollkommen umkristallisiert und von gelockertem Gefüge. 
Über ihre chemische Zusammensetzung, nach welcher sie sich 
als einen Dolomit herausstellte s. u. 


3. Die Anthozoenfauna der pleistocänen Riffe. 


Durch eigene Untersuchungen in verschiedenen Sammlungen 
und aus Angaben in der Literatur sind mir gegenwärtig aus den 
pleistocänen Riffen der Küstengebiete des Roten Meeres 43 Formen 
von Anthozoen bekannt geworden, welche in der beifolgenden 
Tabelle systematisch geordnet, zusammengestellt sind. Der durch- 
schnittlich sehr ungenügende Erhaltungszustand bringt es mit sich, 
daß bei manchen Formen von einer Bestimmung der Spezies über- 
haupt abgesehen werden mußte, oder eine solche doch nur mit 
beigesetztem cf. erfolgen konnte. Zuweilen blieb selbst die Be- 
stimmung der Gattung zweifelhaft. Die Tabelle zeigt ferner die 
Verbreitung der einzelnen Arten. Diese Übersicht wird allerdings 
eine noch durchaus unvollständige sein, teils indem eben viele 
vorliegende Exemplare keine sichere Bestimmung zuließen, -teils 
weil sich in der Literatur, namentlich bei M. Epwarns, bei 
vielen Arten als Provenienz nur angegeben findet: Junge Bildungen 
an den Küsten des Roten Meeres. Es wurde daher für solche 
Arten eine eigene Spalte eingerichtet. Es geht aber aus der 
Tabelle hervor, daß von den 33 ohne cf. spezifisch bestimmten 
Arten bez. Varietäten 25 sich noch lebend finden, 8 dagegen aus- 
gestorben zu sein scheinen. Es ergäbe dies ca. 76 °/o lebende 
und 24 °/, erloschene Formen. Das Verhältnis wird jedoch 
wesentlich anders, wenn man auch die mit cf. bestimmten Arten 
mit in Betracht zieht, da diese sämtlich auf lebende Formen be- 
zogen werden konnten. Man erhält dann 38 Arten, von denen 
30 noch leben, 8 ausgestorben sind, also 79 °/u lebende und 
21 °/, ausgestorbene Arten. Es ist dies im Bezug auf letztere 
ein immerhin noch hoher Prozentsatz, wenn man in Erwägung 
zieht, daß die betreffenden Bildungen wahrscheinlich sämtlich nur 
quartär sind. Wenigstens in Bezug auf die Anthozoen wäre daher 
ein wesentlicher Unterschied gegenüber der recenten Fauna des 
Roten Meeres und der Indo-Pacifischen Region zu konstatieren. 
Am deutlichsten tritt uns dieser, wie ja auch nicht anders zu 
erwarten war, in der Fauna der älteren Riffbildungen entgegen. 
Von 7 spezifisch bestimmbaren Arten, für welche eine Provenienz 
aus letzteren sicher ist, sind 4 ausgestorben oder wenigstens bis 
jetzt lebend nicht gekannt. Es sind dies: Orbecella Lyonst, 


Oyphastraea intermedia, Favis minor, Plerastraes Savignyi. 
Die mit vorkommende Coscinaraea monde gehört in der jetzt 
lebenden Fauna zu den selteneren Formen und besitzt einen alter- 
tümlichen, an die obercretaceische Gattung Astraraea erinnernden 
Habitus; Cyphastraea chaleidieum findet sich bereits im ägyptischen 
Miocän. Von weiteren 3 ausgestorbenen, von M. Epwarps be- 
schriebeneu Fungiden: Macandroseris Bottae, Pavonia Ehren- 
berge und Agaricia Forskali ist leider die genaue Provenienz 
nicht bekannt. Immerhin zeigt diese Fauna so gut wie keine 
Beziehungen mehr zu der Miocäukorallenfauna der gleichen Ge- 
biete. Nur eine, vielleicht zwei Arten, Oyphastraea chalcidieum 
und vielleicht Gonzastraea halicora, sind dem ägyptischem Miocän 
und den Postmiocänen bez. recenten Riffbildungen gemeinsam. 
Während die miocäne Anthozoenfauna noch einen typisch medi- 
terranen Charakter trug, treten in jenen pleistocänen Riffen plötz- 
lich zahlreiche Arten des Roten Meeres und der Indo-Pacifischen 
Region auf und so spiegeln sich auch in diesen, auf paläonto- 
logische Untersuchungen beruhenden Ergebnissen die gewaltigen 
geologischen Ereignisse ab, die nach dem Miocän in jenen Gegenden 
eintraten: die Abschnürung des ägyptisch-arabischen Miocänmeeres 
gegen das Mediterrane Becken und der Aufbruch seiner Reste 
nach Süden zum Indischen Ozean. Die miocäne Korallenfauna 
ging dabei zu Grunde und nur jene zwei oben genannten Arten 
wurden, vielleicht in einer schützenden Bucht eingeschlossen, in 
das Quartär hinüber gerettet. 


Zu der in der Tabelle sub No. 4 aufgeführten Alveopora 
daedalea Forsk. mag noch bemerkt werden, daß es die gleiche 
Art ist, welche O. Fraas als Poraraea fenestrata E. H. erwähnt?). 
Unter No. 32 habe ich Gonvastraea halıcora Kunz. mit in die 
Liste aufgenommen, da es wohl nicht zweifelhaft sein konnte, 
daß die Art, selbst wenn das mir vorliegende Exemplar trotz 
seines abweichenden. Erhaltungszustandes aus dem ägyptischen 
Miocän stammen sollte, dann auch in den diluvialen Ritfen vor- 
kommt, da sie sich jetzt noch lebend im Roten Meer findet. 
Tatsächlich wird auch die Art in der neuesten Arbeit von BARRON 
und Humz aus den jungen Strandbildungen bei Kosseir angeführt. 
Ich gebe nun eine spezielle Beschreibung einiger neuer oder un- 
genügend bekannter Arten dieser Fauna. 


Coscinaraea montle ForskÄL sp. 


5 n M . . . . . 
1775. Madrepora monie FoRSKAL, Descript. animal., quae in it in. 
orient. observ. S. 138. 


') O. FrRAAS, Geologisches aus dem Orient, a. a. O. S. 8838. 


195 


1809. Meandrina cf. labyrinthica SAvıeny, Descript. de l’Egypte 
Polyp. 1. ed, S. 234, Pl. V, Fig. 4, 2. &d., 28. S.57. 

1834. Astraeau Maeandrina EHRENBERG, Korall. des Roth. Meer., S. 98. 

1848. Coscinaraea Bottae M. EDWARDS et J. HAIME, Ann. d. sc. 
nat# 9, ser.9: BlNV., Eie. 2, 16.3. 49: 

1850. — meandrina M. EDpwArnps Hist. nat. 3. S. 204. 

1879. — monile KLUNZINGER, Korallthiere des Roth. Meer. 3. 
S 79 Tal IX, Bio. A, Taf. 10, Fig, 17. 

Von dieser Art liegt mir nur eine, aber nahezu vollständige 
Kolonie vor. Sie stellt eine große, mäßig gewölbte Knolle von 
rundlichem Umriß dar, welche mit einem kurzen Strunk 'auf- 
gewachsen war. Abgesehen von diesem Strunk ist die Unterseite 
leicht konkav. Der Durchmesser dieser Kolonie beträgt 170 mm, 
die Höhe (mit dem Strunk) 55 mm. An dem stellenweis frei 
plattenförmig vorgewachsenen Rande stehen die Kelche gern in 
konzentrischen, dem Rande parallel laufenden Reihen. Die Ober- 
seite hat durch Abrollung und Verwitterung stark gelitten und 
sind daher die Kelche viel seichter, die sie trennenden Rücken 
viel niedriger geworden. Die poröse Struktur der Septen ist 
ausgezeichnet zu erkennen. Im übrigen vergl. man die Be- 
schreibungen dieser Art bei M. Epwarps und KLUNZINGER. 

Das subfossile Vorkommen dieser Koralle hat schon FoRskAL 
beobachtet. Sie lebt noch im Roten Meer, ist aber nicht häufig. 
Das vorliegende Stück befindet sich im Kgl. Museum f. Naturk. 
in Berlin. 

Mussa cf. rudıs M. Evw. et. J. H. 
1857. Mussa rudis M. EDwArps, Hist. nat. 2. S. 3830, Pl. D 3, Fig. 4. 

Eine mir aus dem Wadi Jarath el Hashubi (Süd-Sinaj) 
wohl aus jüngerem Riffkalk vorliegende Mussa (Coll. Geol. Surv. 
Egypt No. 3487) scheint zu Mussa rudıs gerechnet werden zu 
können. Doch ist die Bestimmung nicht sicher, da einesteils 
die — wie es scheint — einzige existierende Abbildung, welche 
M. Epwarps!) von der genannten Art gibt, durchaus 
ungenügend ist, andernteils kein intakter Kelch erhalten ist, so- 
daß weder die Beschaffenheit des oberen Septalrandes, noch der 
Grad der Überragung der Septen im Bezug auf den Kelchrand 
ermittelt werden konnte. Das Stück stellt das Fragment einer 
großen Kolonie dar. Es ist 110 mm hoch und besitzt bis 
85 mm Durchmesser. Auf der Oberfläche erblickt man die 
Durehschnitte von 4 vollständigen Kelchen und an ihren Rändern 
bez, den Seitenflächen des Stückes eine weitere Anzahl längs 
durchgebrochener Polyparien. Die Kelche besitzen unregelmäßige, 
leicht verzogene Umrisse, doch scheinen höchstens 2 zu einer 


Lara. 0, 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 2. 


194 


Reihe zu verschmelzen. _ Im allgemeinen trennen sie sich nach 
der Teilung rasch und steigen, ziemlich dicht aneinander ge- 
drängt und sehr wenig divergierend, ziemlich vertikal empor. 
Die unregelmäßig verzogenen Kelche werden bis 30 mm lang. 
In einem isolierten Kelch — 26 mm lang und 21 mm breit — 
zählte ich ca. 60 Septen, also 4 vollständige und einen 5. un- 
vollständigen Cyklus. Die Septen sind wenig ungleich, ihre 
innere Hälfte verdünnt sich beträchtlich, während viele von 
ihnen in ihrem äußeren Teil die Stärke von 1 mm erreichen. 
Die meisten Septen reichen bis zu der wohlentwickelten spongiösen 
Columella. Die. kräftige Außenwand erscheint mit 1 mm breiten, 
ziemlich flachen und unter sich fast gleichen Rippen bedeckt, 
auf denen sich zahlreiche, doch immerhin auf jeder einzelnen 
Rippe ziemlich weitläufig angeordnete, nach aufwärts gerichtete 
Spitzen erheben. Durch. Verwitterung und Sandschliff haben sie 
zweifellos an Höhe und Schärfe eingebüßt. 


Plerastraea Savignyi M. Epw. et J: H. 
1848. Symastraea Savignyv M. EDWARDS et J. HAIME, Ann. des sc. 
nat. 3.,;ser., 10: Dl.#X Hie 412: 
1850. : a M. EDwArps et J. HAIME, a. a. 0. 
. . 1949. 
1857. Plerustraea Savignyi M. EDwArDs, Hist. nat. 2. S. 5583. 

Das eine der beiden untersuchten Exemplare, von der West- 
küste des Golfes von Sues stammend, ist das Fragment einer 
sehr großen Kolonie: obwohl seine sämtlichen Seiten- sowie seine 
Unterfläche nur Bruchflächen sind, besitzt es doch eine Länge 
von 130 mm, eine Breite von 70 mm und eine Höhe von 
50—70 mm. Mit der Beschreibung und Abbildung, welche 
M. Eowarps!) von dieser Art gibt, stimmt es im all- 
gemeinen gut überein. Über die Gestalt des Polypars und die 
starke Epithekbekleidung lie) sich aus dem oben angeführten 
Grunde kein Vergleich anstellen. Die Kelche sind 11—14 mm 
groß; sie sind. wenig oder doch nur mäßig vertieft. Die Zahl 
der Septen beträgt 24; sie stehen sehr weitläufig und gehen von 
einem Kelch ununterbrochen in den andern über. Auf ihren 
Seitenflächen tragen sie ziemlich grobe, weitläufig stehende 
Körnchen. Im Zentrum der Kelche findet sich eine spongiöse, 
oben gekörnte Columella. M. Epwarps nennt dieselbe: „papilleuse, 
representee par des pointes du bord interne des cloisons.* 
Genauer ausgedrückt entsteht dieselbe dadurch, daß die Septen 
sich an ihrem Innenrand in einzelne schräg nach aufwärts ge- 
richtete Bälkchen auflösen, welche miteinander in unregelmäßige 


EEE O0 


195 


Verbindung treten. In den Interseptalkammern finden sich zahl- 
reiche Traversen von sehr ansehnlicher Größe; sie stehen 
1—1,5 mm voneinander ab. Die Mauer bleibt sehr unvoll- 
ständig und wird nur durch kurze, tangential und vertikal ver- 
laufende Lamellen, welche die mittelsten Partieen der Septocostal- 
radien verbinden, dargestellt. Wäre sie überall so vollständig 
wie in der linken Kelchgrenze auf der oben cit. Abbildung bei 
M. Epwarps, so müßte sie auch auf der Querfläche, namentlich 
wenn die Oberfläche abgewittert ist, deutlich sichtbar sein. Dies 
ist aber nicht der Fall, wie schon M. Epwarps angibt: „Les 
murailles, dont on ne voit pas de traces & la surface du 
Belypierst!'.. . 

Auch ein 2. Exemplar, welches sich in der Coll. Geol. 
Surv. of Egypt befindet und aus dem Wadi Jeran am West- 
abhang des Sinai stammt, ist dieser Art zuzurechnen. Es ist 
nur als Negativ, als ein sehr scharfer Abdruck der Öberffäche 
erhalten. Man erkennt, daß der Oberrand der Septen in rel. 
große, spitze, weitläufig stehende Zähne von dreiseitigem Umriß 
zerschnitten war. Nach dieser Art der Septalrandbeschaftenheit 
würde die Gattung wahrscheinlich zu den Lithophylliaceen zu 
stellen sein. 

Bezüglich des Vorkommens gibt M. Epwarps an: „Fossile 
des depöts recentes des bords de la mer Rouge.“ Lebend 
scheint diese Form nicht mehr im Roten Meer vorzukommen 
und macht überhaupt einen altertümlichen, an die mesozoischen 
Confusastraeen erinnernden Eindruck. M. Epwarps führt noch 
2 weitere Arten von Plerastraea an, von denen sich die eine im 
Jura, die andere im Eocän findet. 


Orbicella Lyonsi n. Sp. 
EAN Riem Au: 

Die Kolonien dieser Art bildeten knollen- oder kopfförmige 
Massen und erreichten sehr beträchtliche Dimensionen. Das 
größte der mir vorliegenden Exemplare besitzt einen Durchmesser 
von 20 cın und eine Höhe von 11 cm, dabei sind aber seine 
sämtlichen Seitenflächen sowie die Unterfläche nur Bruchflächen. 
Die Oberfläche gewährt ein sehr verschiedenes Bild. Es ist dies 
besonders auf zwei Umstände zurückzuführen: 1. Auf den 
Erhaltungszustand, 2. auf eine gewisse Variabilität der Art selbst. 
Was den ersten Punkt anlangt, so ist die Oberfläche der Stücke 
durch Sandschliff, Umkristallisierung oder Verwitterung mannig- 
faltig verändert worden. Die Kelchgruben sind zuweilen ihrer 
Septen beraubt und erscheinen nur noch als lange, den Stock 
durchziehende Röhren. An einem anderen Stück scheinen die 


13* 


196 


Septen stellenweis durch eine gleichzeitig mit der Umkristallisierung 
des Skelets stattgefundene Inkrustation verdickt. Die Variabilität 
der Art besteht darin, daß zwar in der Regel — wie es für 
Orbicella typisch ist — die Septen sich als Rippen über den 
Kelchrand in die intercalycinalen Furchen hinein verlängern, bis 
sie mit denen der Nachbarkelche winklig zusammenstoßen, daß 
aber in anderen Fällen die Rippen kurz bleiben nnd diejenigen 
der Nachbarkelche nicht erreichen. Die Verbindung der Polyparien 
erfolgt dann nur durch ein blasiges Exothecalgewebe. Zuweilen 
wird ein Übergang zwischen beiden Ausbildungsweisen dadurch 
hergestellt, daß sich in der Richtung der kurzen Rippen, also 
gleichsam ihre Verlängerung darstellend, isolierte Trabekelpfeiler 
finden, welche dann eine oder mehrere Etagen der Exothecal- 
lamellen durchsetzen. Sie erheben sich nahezu senkrecht, jedoch 
etwas gegen die ideelle Mittelebene des intercalycinalen Raumes 
geneigt. Wie man an einigen Spuren sieht, waren die Rippen 
grob gekörnt. Es mag ferner gleich hier erwähnt sein, daß auch 
bei dieser Art, wie so häufig bei den Kolonien der Anthozoen, 
das vertikal gerichtete Wachstum nicht gleichmäßig erfolgte, 
sondern durch Ruhepausen unterbrochen wurde. Während dieser 
bildete sich eine dichtere Oberfläche und auf dieser wohlent- 
wickelte Rippen. Daher sind letztere auf solchen deutlicher als 
auf den die Kolonie an beliebigen Stellen durchsetzenden Quer- 
brüchen oder da wo die ursprüngliche Oberfläche durch Ver- 
witterung oder Sandschliff zerstört worden ist. An solchen 
Flächen erscheinen die Rippen meist kurz und die Verbindung 
ihrer Enden bez. der Polyparien wird durch ein Exothecalgewebe 
bewirkt. 

Die Kelche stehen nicht besonders gedrängt. Sie sind meist 
von ziemlich regelmäßiger, kreisrunder Form, doch kommen auch 
breitelliptische Umrisse vor. Der Durchmesser der Kelchöffnungen 
beträgt — abgesehen von den jungen Kelchen — meist 3,5 —5 mm. 
Der Kelchrand ist niemals völlig intakt erhalten: er ragte wohl 
1—2 mm empor. Die Entfernung der Kelchzentren beträgt 
6—8 mm. Die Zahl der Septen ist 15—24; nur in einem 
einzigen auffallend großen Kelche (5 mm breit und 6 mm lang) 
zählte ich 28. Häufig treten die 6 Primärsepten durch größere 
Dicke hervor, doch kommen ihnen die des 2. Cyklus oft nahezu 
gleich und reichen ebenfalls bis an die gut entwickelte, spongiöse 
Columella. Unmittelbar vor letzterer tragen die Ränder der 
Septen einen kräftigeren, emporstehenden Zahn. Über die Aus- 
bildung der Rippen, der Exothek und die Beschaffenheit der 
intercalyeinalen Furchen vergl. oben. 

Ich widme die Art Mr. Lyons, dem verdienstvollen Direktor 


197 


des Survey Department ‘of Egypt! 

Die nächst verwandten Arten sind Orbicella laxa Kuunz., 
welche im Roten Meer lebt und Orb. Defrancer E. H. aus dem 
Miocän von Frankreich nnd Österreich-Ungarn. Beide unter- 
scheiden sich u. a.. durch einen mehr oder weniger vollständig 
entwickelten 4. Septaleyklus. 

Fundorte: Westküste des Golfes von Sues, Wadi Gharib, 
zwischen Nebk und Sherm am Sinai. (Coll. Geol. Surv. Egypt 
und Mus. f. Naturk. in Berlin.) 


Orbicella annularıs Dana (Er. et Sor. sp.). 


1786. Madrepora annularis, ELLIS et SOLANDER, Zooph. S. 169, 
21298, Rıosala2: 

1821. Astrea annularis LAMOUROUX, Expos. method. des Polyp., 
Se selkab 0582 Kıer 122. 

1834. Eixplanaria annularis EHRENBERG, Korall. d. Roth. Meeres, 


S. 308 (84). 
1846. Orbicella annularis DAnA, Zoophytes, S. 214, Pl. X, Fig. 6. 
1880. == — AGAssız, Rep. on the Florida Reefs, Pl. IV, 
Fig. 1—10. 


1901. Orbicella annularis VERRILL, Variat. and Nomenclat. of Bermudian, 
West-Indian and Brazil. Reef Corals S. 94, Pl. XV, 
Fig. 1. (Mit vollst. Synonymie-Reg.). 

Das vorliegende Exemplar ist ein kleines Fragment einer 
ursprünglich wohl knollenförmigen Kolonie. Die Polyparien sind 
lang rönrenförmig und stehen dicht gedrängt. Sie werden durch 
kurze Rippen und ein kleinblasiges Exothekalgewebe miteinander 
verbunden. Auf der Oberfläche sind die Kelche von ziemlich 
regelmäßigem, kreisrundem Umriß und besitzen einen Durchmesser 
von 2—3 mm. Der Kelchrand ragt nur wenig hervor, ist aber 
ziemlich scharf. Die Zahl der Septen beträgt 24; 6 von ihnen 
sind stärker entwickelt und verbinden sich mit der schwach aus- 
gebildeten Columella. Zwischen ihnen liegen je 3 Septen, von 
denen diejenigen des zweiten Cyklus wiederum die des dritten 
beträchtlich an Länge übertreffen. Über den Kelchrand setzen 
sie sich als Rippen fort, doch bleiben diese kurz und stoßen 
nicht immer mit denen der Nachbarkelche zusammen. Dies tritt 
auch auf der Figur bei Acassız!) deutlich hervor. In dieser 
Beziehung zeigt die Art daher ein Hinüberneigen zur Gattung 
Cyphastraea. Sie zeigt übrigens nach verschiedenen Richtungen: 
hin ziemliche Schwankungen, so in Bezug auf die gegenseitige 
Entfernung der Kelche, das Hervorragen ihrer Ränder, ihren 
Durchmesser etc.?). Die Kelchgröße, welche weder Lamouroux 
noch M. Epwarps erwähnen, gibt EHRENBERG zu 1 Linie, 


!\ Report on the Florida Reefs. Pl. IV, £. 2. 
?) Vergl. VERRILL. Bermudian and West Indian Reef Corals S.-96, 


198 


Dana zu 1,5 Linie an, also reichlich 2—3 mm. Ziemlich 
übereinstimmend werden die Kelche auf der Abbildung bei 
Lamouroux bis 3,5 mm groß. Bei einem Exemplar im zoolog. 
Museum in Leipzig sind sie 2—2,5 mm groß, ebenso bei dem 
von Agassız abgebildeten Stück. Gegenwärtig scheint die : Art 
im Roten Meere nicht mehr vorzukommen, sie findet sich aber 
im westlichen Atlantischen Ozean bei den Westindischen Inseln, 
in den Florida Reefs, bei den Bermudas und Bahamas. Von 
Weerta!) wird eine Koralle aus einem wahrscheinlich alt- 
pleistocänen Schichtenkomplex von Dunga auf Zanzibar als 
Orbicella annularıs ? angeführt. 


Cyphastraea intermedia n. Sp. 
Nat, X, ie a: 

Die vorliegenden Exemplare sind Fragmente größerer, ur- 
sprünglich wohl knollenförmiger Kolonien. Die Oberfläche zeigt 
bei dem einen einige unregelmäfßige, flache Höcker. Die Polyparien 
sind röhrenförmig und stehen bald mehr bald minder dicht ge- 
drängt, oft berühren sie sich mit ihren Wandungen oder es 
werden letztere durch eine ganz schmale Zone sehr kleinzelliger 
Exothek verbunden. Diese scheint stellenweis kompakt zu 
werden. In anderen Fällen wird die Entfernung der Kelche 
etwas größer und es bilden sich kurze Rippen, die zuweilen wie 
bei Orbicella mit denen der Nachbarkelche zusammenstoßen. 
Die Kelche haben rundlichen Umriß, ihr Durchmesser beträgt 
2—3 mm. Ihre Ränder sind dünn und scharf und sie werden 
durch schmale aber ehemals wohl relativ ziemlich tiefe Furchen 
getrennt. Die Erhebung der Ränder über die gemeinsame Öber- 
fläche läßt sich wegen der Abreibung letzterer nicht genau fest- 
stellen, sie dürfte 0,5—1,5 mm betragen. Die Zahl der Septen 
beträgt 24; die 6 primären sind am stärksten und längsten und 
reichen bis dicht an die Columella. Zwischen ihnen liegen je 
5 kürzere, von denen wiederum das mittelste die beiden seit- 
lichen an Länge und Stärke übertrift. Die Columella ist meist 
wohl entwickelt und stellt einen komprimierten Griffel dar, welcher 
sich gern zu einer kurzen Lamelle verlängert. Da sie in letzterem 
Falle an ihrem Oberrand zuweilen 2—3 Körnchen erkennen läßt, 
kann man annehmen, daß sie durch Verschmelzung einer ent- 
sprechenden Anzahl einzelner Trabekeln entstanden ist. In den 
Interseptalkammern finden sich in mäßiger Anzahl Traversen. 

Die im vorstehenden beschriebene Koralle nimmt eine Mittel- 
stellung zwischen den Gattungen ZLeptastraea, Orbicella und 


!) Zur Kenntnis der jüngeren Ablagerungen im tropischen Ost- 
Afrika. Diese Zeitschr. 53. 1901, S, 300, 


199 


Cyphastraea ein, auf welches Verhältnis der gewählte Spezies- 
name hindeuten soll. Die gedrängte Stellung der Kelche und 
das stellenweise Kompaktwerden der Exothek stimmt mit Lepta- 
straca, die vorwiegende Verbindung der Polyparien durch eine 
allerdings äußerst spärliche, kleinzellige Exothek mit Cyphastraea 
überein. Das immerhin nicht seltene Zusammenstoßen der Rippen- 
enden erinnert an Orbicella.. Die kompakte Columella gleicht in 
ihrer Entwickelung derjenigen von ZLeptastraea transversa. Von 
den im Roten Meer lebenden Oyphastraea-Arten unterscheidet 


_ sich ©. intermedia namentlich durch die letztgenannte Eigen- 


schaft. Ich glaube, sie aber doch der Gattung Cyphastraea zu- 
weisen zu dürfen, da ja auch bei den äußerst nahe verwandten 
Gattungen Leptastraea und Orbecella Schwankungen in Bezug auf 
die Entwicklung der Columella vorkommen. 

Fundort: Westküste des Golfes von Sues. Zu der gleichen 
Art dürfte eine ungenügend erhaltene Uyphastraea der Coll. Geol. 
Survey of Egypt (No. 5547b) gehören, welche westlich des 
Gebel Esh gefunden wurde. 


Favia minor n. f. 
Mar ahlier 6: 

Die Kolonien dieser Koralle erreichen sehr beträchtliche 
Dimensionen: das größte Fragment besitzt eine Höhe von 145 mm 
bei einer Breite von 90 mm. Die Oberfläche ist schwach 
konvex, stellenweise mit unregelmäßigen Absätzen. Die Kelche 
stehen gedrängt und sind von ziemlich regelmäßigem Umriß, 
rundlich oder breitoval oder leicht verzogen, niemals werden sie 
indeß gyrös oder stark kompreß. Ihr Durchmesser beträgt 
5—7 mm, selten bis 8 mm. Sie werden durch schmale und 
rel. tiefe Furchen getrennt. Die Oberfläche der Stöcke hat bei 
allen Exemplaren durch Verwitterung ziemlich gelitten, doch kann 
man konstatieren, daß der Kelchrand scharf war und von den 
Septen überragt wurde. Die Kelche erheben sich ziemlich steil 
über die Oberfläche und ragen etwa 2—3 mm empor. Es sind 
8 meist vollständige und Anfänge eines 4. Cyklus vorhanden. 
(21—31 Septen.) Die größeren Septen verflechten sich in der 
Kelchmitte mit einer mehr oder weniger entwickelten, lockeren 
Columella. Der obere Septalrand ist nirgends intakt erhalten. 
Die Interseptalquerblättchen sind sehr zahlreich. Die Rippen 
stoßen in den intercalycinalen. Furchen entweder mit denen der 
Nachbarkelche winklig zusammen oder bilden zugleich deren 
direkte Fortsetzung, sodaß konfluente Septocostalradien ent- 
stehen. Die Verbindung der Polyparien geschieht durch die 
Rippen und reichlich entwickelte Exothecallamellen, welche sich 


200 
horizontal ausspannen, sodaß die Kelchzwischenräume auf Längs- 
brüchen ein leiterartiges Ansehen gewähren. Auf der Höhe eines 
Zentimeters zählt man ihrer 10—12. 

Die vorliegende Koralle stimmt mit keiner der schon be- 
schriebenen Favea-Arten völlig überein. Die nächstverwandten 
Arten sind die im Roten Meer lebenden Farria Ehrenbergi Kuunz.!) 
und F. Geoffroy?e E. H. (Valene. sp.)) Von diesen unter- 
scheidet sich F! minor durch beträchtlich kleinere und regel- 
mäßiger .gestaltete Kelche mit geringerer Septenzahl. Doch 
könnte sie immerhin nur eine Varietät einer dieser Arten darstellen. 
F. Ehrenbergi neigt überhaupt sehr zur Variabilität und von 
F. Geoffroyi hält es KLunzınGer für nicht ausgeschlossen, daß 
sie mit ersterer zu vereinigen ist. Ich bezeichne sie daher als 
Favia minor, da sich dieser Name auch zur Bezeichnung einer 
Varietät gut eignen würde. Infolge der Kelchumrisse, welche 
viel regelmäßiger gestaltet sind, als man sie sonst durchschnitt- 
lich bei Favien antrifft, war ich einige Zeit im Zweifel, ob nicht 
eine Orbicella vorläge. Es mag daher daran erinnert werden, 
daß die Kolonien von Favea lobata E. H. an ihren Seiten- 
flächen einen durchaus orbicella-artigen Habitus annehmen können. 
KLunzinGER gibt bezüglich derselben an: „Diese Art mit ihren 
kleinen meist runden Kelchen hat fast mehr das Aussehen einer 
Orbicella als einer Favia ...... aber man sieht nirgends 
extracalycinale Knospung, sondern deutliche Theilung ..... 
während an anderen, besonders an den Seitenflächen der Kolonie, 
alle Kelche kreisrund sind.“ Auch die sehr häufig von einem 
Kelch direkt zum andern fortsetzenden Septocostalradien sprechen 
mehr für eine Favia als für eine Orbicella. Außerdem wurde 
wenigstens an einer Stelle eine Kelchteilung beobachtet. 

Fundort: Wedge Hill ö. Gebel Dara.-Museum f. Naturk. in 
Berlin, leg. SCHWEINFURTH. 


Stylophora cf. elongata Lam. 


1816. Porites elongata LAMARCK, Hist. des anim. s. vert. 2. S. 270. 
1846. Sideropora elongata DANA, Zoophytes, S. 516. 
1857. Stylophora digitata P.p. M. EDWARDS, Hist. nat. 8.188: 
1879. — elongata KLUNZINGER, Korallthiere d. Rothen Be: 2. 8. 64. 
Das vorliegende Exemplar ist 100 mm hoch und vor 
Gabelungsstellen bis 25 mm breit. Die Kelche stehen ziemlich 
sedrängt, ihr Durchmesser beträgt im Mittel kaum 1 mm. 
Öfters stehen sie in schrägen Quer-, seltener in Längs-Reihen. 
In solchen Reihen kommen auf 5 mm meist 4, seltener 5 Kelche. 


!) Korallthiere des Rothen Meeres 3. S. 29. t. IIL£. 5, 7, S. t. 
?) M, EpwaArps: Hist. nat. 2, S. 433. KLUNZINGER, a. a. 0. 8, S. 30, 


201 


Bei beliebig gehaltenem Maßstab findet man auf 5 mm nur 
3—4 Kelche. Die Kelchwandungen sind ganz schwach erhaben. 
In der Mitte zwischen den einzelnen Polyparien erhebt sich das 
Coenenchym zu ganz feinen Leistchen, welche ein polygonales 
Maschenwerk bilden; im übrigen ist die Oberfläche gekörnt. 
Die Zahl der Septen ist in der Regel 6, doch zählt man in 
einzelnen Kelehen, welche sich auch durch beträchtlichere Größe 
auszeichnen (bis 1,5 mm) deren bis 10. Die Columella ist ein 
wohlentwickelter Griffel. 

Im Habitus gleicht dieses Exemplar am meisten der Stylo- 
phora elongata Lam., im Bezug auf die Kelche stimmt es besser 
mit Styd. pistillata. Die Entscheidung wird um so schwieriger, 
als einesteils die Oberfläche des Stückes durch Sand leicht ge- 
glättet ist und andernteils von M. Epwarps Styl. elongata mit 
Styl. digitata vereinigt wird, während von Krunzınger beide 
Arten getrennt gehalten werden. Ferner soll nach KLUNZINGER 
Styl. elongata zwischen Styl. digitata und Styl. pestillata in der 
Mitte stehen. DBei so schwieriger Artabgrenzung ist die Be- 
stimmung eines einzelnen Zweiges aus dieser Stylophora- Gruppe 
nicht wohl ausführbar. Auf das Vorhandensein des erwähnten 
polygonalen Leistennetzes auf dem intercalycinalen Coenenchym 
ist meines Erachtens bei der Bestimmung nicht viel Gewicht zu 
legen, da ein solches gelegentlich auch bei anderen Arten, z. B.' 
bei Styl. subsertata beobachtet wird. 

Das Stück stammt aus einem jungfossilen Riff an der West- 
küste des Golfes von Sues und befindet sich in der Samml. des 
Verf. Da die im Berliner Museum befindlichen Exemplare von 
Styl. elongata nach KLunzıngers Angabe von Lepsius am Gebel 
e-Set bei „Gimseh* (= Gemsah) gesammelt worden sind, sind 
sie vielleicht ebenfalls jungfossil. 


4. Der Umwandlungsprozeß der Riffkalke. 


Aus den Strukturverhältnissen, welche man an den Korallen 
und Kalken im Dünnschliff u. d. M. wahrnimmt, ergibt sich, 
daß sie einem mehr oder minder fortgeschrittenem Umwandlungs- 
prozeß unterworfen waren. Das Korallenskelet hatte in allen 
Fällen seine ehemalige Faserstruktur verloren und ein kristallinisch- 
körniges Gefüge angenommen. Die übrigen in dem Riffkalk ein- 
geschlossenen organischen Reste und Fragmente solcher hatten 
in manchen Fällen ibre Struktur bewahrt, sodaß man z. B. die 
Poren in den Gehäusen der Foraminiferen, die Fasern in den 
Schalenfragmenten der Mollusken ete. wahrnehmen konnte. In 
andern Fällen dagegen war ein Rest nach dem andern unkennt- 
lich geworden, das Gestein hatte ein durchaus kristallinisches 


202 


Gefüge angenommen und war von zahlreichen, kleinen, unregel- 
mäßigen Hohlräumen und neugebildeten caleitischen Aggregaten 
erfüllt. Am längsten sich kenntlich erhaltend waren mir die 
Fragmente der Lithothamnien erschienen. Mit dieser Umwandlung 
in der Struktur und dem Gefüge der Kalke und kalkigen Tier- 
skelete hat nun in manchen Fällen auch eine wesentliche che- 
mische Umwandlung stattgefunden. Spätere Untersuchungen 
müssen zeigen, wie weit dieselbe verbreitet ist. Sie scheint sich 
in den Küstengebieten des Roten Meeres hauptsächlich in zweierlei 
Arten zu äußern: 1. in einer Vergypsung, 2. in einer Dolo- 
mitisierung der Kalke. Der Vergypsungsprozeß ist von BARRON 
und Humr besprochen worden, !) so mögen hier nur noch einige 
Bemerkungen über den Dolomitisierungsprozeß folgen. 

Bereits bei äußcerlicher Betrachtung erinnerte das einem 
älteren fossilen Riffmantel angehörende Gestein der sich bis zu 
240 m üb. d. Meeresspiegel erhebenden Gipfelpartie des Gebel 
Hammäm Müsa bei Tör J. WALTHER an gewisse Dolomite der 
Zechsteinformation. Eine Analyse des Gesteins, dessen sp. 
Gewicht zu 2,773 gefunden wurde, ergab die sub A, eine Ana- 
lyse einer in einem benachbarten Hügel eingeschlossenen Schale 
einer Tridacna mit dem sp. Gewicht von 2,775 die sub B mit- 
geteilte Zusammensetzung. ?) 


Ae B. 

SiOa 6,88 0,56 
Al2O3 6,43 1,50 
Fe203 1,45 0,33 
GaO 26,33 80,44 
MgO 15,35 1332 
K>0 0,32 0,18 
Na20 0,48 0,32: 
C03 383 45,84 
H>0 4,83 1,33 

99,96 100,44. 


Das Riffgestein enthält also 80,07 Teile Karbonat mit 60°) 
Ca CO: und 40° MgCOs, die Tridacna 96,18 Teile Karbonat 
mit 56,6% CaCOs und 43,4°/, MgCO;, nähert sich somit 
noch mehr als der umschließende Kalk dem normalen Dolomit. 
Letzterer Umstand ist um so auffälliger, als z. B. Lıese bei 
chemischen Untersuchungen von Zechsteinkalken und -Dolomiten 
und den in ihnen eingeschlossenen Mollusken in den Schalen 


a. a. 0. S. 192—197. 
?) WALTHER, Korallenriffe der Sinaihalbinsel a. a. O0. 5. 488 u. 491. 


203 


letzterer viel weniger Magnesia fand, als im Gestein selbst. 
Die Schalen enthielten nur äußerst geringe Mengen von Magnesia, 
welche LıeßE obendrein auf anhaftende Gesteinspartikel zurück- 
zuführen geneigt ist, sodaß er seinerseits die Schalen geradezu 
für magnesiafrei erklärt. ') 

Da zum Vergleich eine Analyse von einem alten Rifikalk 
von der ägyptischen Seite des Roten Meeres von großem .Inter- 
esse sein mußte, so hatte auf eine diesbezügliche Bitte hin Herr 
Hofrat Dr. Guruzeır die große Freundlichkeit, eine solche in der 
analytischen Abteilung des chemischen Laboratoriums der hiesigen 
Universität vornehmen zu lassen. Ich spreche dafür auch hier 
ihm und Herrn cand. chem. WALTER SCHÄFER, welcher mit der 
Ausführung betraut wurde, meinen herzlichsten Dank aus. Ich 
wählte zur Untersuchung einen von SCHWEINFURTH am Wedge 
Hill gesammelten Korallenstock, eine Orbicella Lyonst n. sp. 
Der Gipfel des genannten Berges (vergl. Textfig. 6) erhebt sich 
bis 366 m (1200’ engl.) über den Spiegel des Roten Meeres. 
Die Analyse lieferte folgende Werte: 


Bao 0 Ho 
Me027 == 21,01, 
12033 72.071555 
005 = 44,42 „ 
SO 2 AU 
SIQorE 70 ISEH 

100,24 %/o 


Die 3. Gruppe, als ReO3 bezeichnet, bestand im wesent- 
lichen aus Eisen, daneben waren noch Spuren von Ale O3 zu 
bemerken. 

Die obigen Zahlen sprechen für folgende Zusammensetzung 
der Koralle: 


Ca COs3 == 318% 

Mg CO; —u 2 

Ca SO4 —u AS 

Ms 0 =) 

Si O3 — 05 

We-21205 — 2.0573 
100,24 % 


Die Koralle enthält also 93,30 Teile Karbonat mit 55,5% 
Ca 003 und 45,5°/% MgCOs, kommt also vollkommen einem nor- 
malen Dolomit gleich. Auffallend ist die ganz außerordentliche 


'!) LIEBE, Der Zechstein des Fürstenthums Reuß-Gera. Diese 
Zeitschr. 7. 1855, S. 482. 


204 


Übereinstimmung der Zusammensetzung dieser Koralle mit ‘der 
oben angeführten jener Tridaena aus dem Dolomit eines -Vor- 
berges des Gebel Hammäm Müsa. Bei der Tridacna fand sich 
etwas reichlicher Ale O3 (1,5°/o), dagegen nur höchst unbe- 
deutende Mengen von Fea O3, KaO und Na2 ©. Bei der Orbicella 
war Ale 0©3 nur in Spuren vorhanden, K und Na fehlten, da- 
gegen waren Fe und SiOs etwas reichlicher vertreten. Diese 
Differenzen sind übrigens für die Erkenntnis des Vorganges der 
Dolomitisation vollkommen belanglos. Bemerkenswert ist dagegen 
die Differenz, daß unsere Orbicella 4,08°/ CaSO« enthält. Für 
die Entstehung desselben scheinen mir drei Möglichkeiten vorzu- 
liegen. Vielleicht bildete er sich durch Einwirkung des Magnesia- 
sulfats des Meerwassers auf das Calciumkarbonat des Korallen-- 
skelets, vielleicht durch Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf 
letzteres, welcher bei Absterben des Riffes durch Verwesung der 
zahlreichen es bewohnenden Tiere entstand, oder schließlich ist 
auch die Möglichkeit nicht. von der Hand zu weisen, daß das 
Riff während einer gewissen Phase seiner Hebung der Einwirkung 
einer schwefelwasserstofthaltigen Quelle ausgesetzt war. Die 
konstatierte Dolomitisierung unserer Koralle vom Wedge Hill ist 
nun zweifellos auf die Einwirkung des magnesiahaltigen Meer- 
wassers zurückzuführen. Zur besseren Veranschaulichung” des 
Vorganges führe ich 3 Analysen von Meerwasser aus dem uns 
hier speziell interessierenden Roten Meere an.}) 


n 


-1000 Teile enthalten: | A. Beti#? C. 
Chlornatrium 28,9512 831,0944 |..30,30 
Chlorkalium 0,4977 0,7869, 2,88 
Chlorrubidium 0,0185 OROLI2 == 
Chlormagnesium 8,3097 8,8904 4,04 
Kalksulfat 1,4552 In men! 1,79 
Magnesiasulfat SSL DRS 2,74 
Kalkkarbonat 0,0223 0,0076 _ 
Eisenkarbonat 0,0039 0,0038 = 
Kalkphosphat 0,0045 0,0025 — 
Brommagnesium 0,0557 0,0607 0,0575 
Kieselsäure 0,0052 0,0032 Spur. 
| 36,7022 | 39,7590 | 41,8075 


!) Entnommen aus Ro’rH, Chemische Geologie 1. S. 529. 


205 


‚A. Wasser :aus der Straße Bab-el Mandeb. . .. Ei 
B. Aus der . Mitte‘ des Roten Meeres 22,1° N. Br. 37,70° 
Ö. L. GREENw. re 20: 

GC. Geschöpft bei Suez vor dem Durchstich des Isthmus. 

Es erhellt aus diesen Analysen, daß das Wasser des Roten 
Meeres vor dem Durchstich des Isthmus bis 6,8375 Teile (aufs 
1000) Maenesiasalze enthielt. Wenn wir auch nach alledem als 
den Urheber der Metamorphose das Meerwasser annehmen, so 
braucht diese doch nicht oder doch wenigstens nicht vollständig 
erfolgt zu sein, als das Riff noch im Wasser war. Zunächst 
mußte überhaupt erst ein Absterben des Riffes erfolgen. Dies 
konnte entweder dadurch geschehen, daß eine Senkung des Bodens 
stattfand, sodaß die Korallen in eine ilınen nicht mehr die Lebens- 
bedingungen bietende Tiefe kamen, oder indem das Riff durch 
eine Hebung aufs Trockne gesetzt wurde. Die Dolomitisierung 
konnte indes im letzteren Falle noch fortdauern, indem 1. bei 
jedem Sturm die höhere Brandung noch über das Riff wegging 
und 2. auch sonst der Wind den in der normalen Brandung ent- 
stehenden Wasserstaub auf das Rift trug. Da die Strand- 
verschiebung jedenfalls eine sehr langsame war, so können immer- 
hin — nicht im geologischen Sinne sondern absolut genommen — 
sanz beträchtliche Zeiträume verstrichen sein, in welchen das Riff 
den Einwirkungen des Meerwassers noch ausgesetzt war. Auch 
einen zeitweiligen Stillstand in einer solchen Position könnte man 
ja erforderlichen Falls annehmen. Spezieller über die Um- 
setzungsvorgänge selbst auszusprechen möchte ich um so weniger 
unternehmen, als die neueste physikalische Chemie viele unserer 
älteren Anschauungen umgestürzt oder doch beträchtlich modifi- 
ziert hat. Zudem liegen bei dem in Rede stehenden Dolomiti- 
sierungsprozesse die Verhältnisse ganz außerordentlich kompliziert, 
einesteils infolge der Anwesenheit einer größeren Zahl von Lösungs- 
genossen, andernteils weil nach Absterben des Riffes durch Zer- 
setzung der organischen Substanz der Korallenpolypen und der 
sonstigen im ausfüllenden Detritus enthaltenen Organismen, u. a. 
Kohlensäure und Schwefelwasserstoff entstanden, welche schon 
ihrerseits lösend und zersetzend auf das Korallenskelet einwirkten. 
Hierdurch erklärt es sich wohl auch, daß auch bei den Korallen- 
fragmenten aus den jüngsten Riffbildungen die Faserstruktur der 
Skeletelemente verschwunden ist. Im ganzen genommen wird 
man der bereits von WALTHER!) ausgesprochenen Ansicht bei- 
stimmen können, daß die kohlensaure Magnesia auf diagenetischem 
Wege aus dem Meerwasser niedergeschlagen wurde, und daß es 


') Einleitung in die Geologie S. 708. 


206 


nicht fern liegt zu vermuten, daß auch hier ein durch Bakterien 
veranlaßter spezifischer Fäulnisprozeß die Bittererde aus den im 
Seewasser enthaltenen Magnesiasalzen zum Absatz gebracht bez. 
sie gegen einen Teil des Kalkkarbonates im Korallenskelet aus- 
gewechselt habe. 

Die auffallende Übereinstimmung der Analysen der mir vor- 
liegenden Orbicella und der von WALTHER gesammelten Tridacna 
zeigt ferner, daß die skizzierten Umwandlungsvorgänge genau in 
gleicher Weise an den ägyptischen wie an den arabischen Ufern 
des altdiluvialen Roten Meeres stattfanden. 


20 


5, Formen, Alter und Ursprung des Kupfer- 
schiefererzes. — Zur Beurteilung der Mineral- 
bildungen in Salzformationen. 


Von Herrn FErD. HornunG in Leipzig-K.Z. 


In einer vor Kurzem an dieser Stelle veröffentlichten Ab- 
handlung scheint es als gesicherter Besitz der Wissenschaft an- 
gesehen zu werden, dal» der Kupferschiefer seinen Metallgehalt 
durch Imprägnation aus Mineralquellen nach seiner Ablagerung 
empfangen habe.!) Hierdurch wird es notwendig, daß auch jene 
Tatsachen ein wenig in das Licht gerückt werden, welche jener 
Theorie widersprechen. 

Das Kupferschieferflöz in seiner ganzen, gewaltigen Aus- 
breitung hat einen nicht nur quantitativ, sondern auch 
qualitativ sehr verschiedenen Metallgehalt. Hieraus würde 
folgen, daß — Mischungen in Grenzgebieten zugegeben — ziem- 
lich viele, verschieden zusammengesetzte Metallquellen gesprudelt 
haben müssen. Ist es doch ohnehin nicht besonders wahrschein- 
lich, daß sich die Metalllösungen von wenigen oder gar von 
einem Punkte aus die vielen, vielen Meilen hin, wo überall 
das Flöz metallhaltig ist, verbreitet haben könnten. Das hätte 
seine hydraulischen Schwierigkeiten schon für eine regelrechte 
Röhrenleitung, geschweige für eine so dichte Gesteinsbildung, 
wie der Kupferschiefer eine ist. -—— Also Metallquellen und 
immer wieder Metallquellen; hier aus dem Rotliegenden, dort 
aus Kulm, Devon, Silur u. s. w. und das alles in einer be- 
stimmten, keineswegs reichlich bemessenen Spanne Zeit: nämlich 
selbstverständliich nach Ablagerung des Kupferschiefers, aber 
vor der Ablagerung sehr wenig jüngerer Schichten. Denn 
anders wäre ja jenen Metallquellwässern mindestens an solchen 
Stellen, wo der Kupferschiefer fehlt, nichts weiter übrig geblieben, 
als wenigstens hier einmal ausnahmsweis jüngere Schichten zu 
imprägnieren, z. B. bei Lauterberg am Harze, wo das Flöz 
stellenweis nicht abgelagert zu sein scheint, oder lokal zwischen 
Cönnern und Sandersleben, wo es nachträglich verdrückt wurde. 


!) W. SALOMON, Der Zechstein von Eberbach und die Entstehung 
der permischen Manganmulme. Diese Zeitschr. #5. 1903, 5. 429. 


208 


Das geschah aber nie. Woraus zu schließen, daß die Metall- 
quellen auch nicht jünger gewesen sein dürften als der Kupfer- 
schiefer und überall vollkommen versiecht sein müßten im selben 
Momente, wo es ihnen möglich gewesen wäre, jüngere Schichten 
zu imprägnieren. Also, eine große Zahl von Mineralquellen, be- 
laden mit sehr verschiedenen Metallen in verschiedenstem gegen- 
seitigen Prozentverhältnisse, hervorquellend aus liegenden Gesteinen 
von jederlei Art und Alter, genau während einer bestimmten, 


zweifellos sehr kurzen Zeit in Funktion; nämlich — man mag 
wollen oder nicht — während der Ablagerungszeit des Kupfer- 
schiefers selber! — Ist das denkbar? 


Ferner ist es eine Eigentümlichkeit einzelner Kupferschiefer- 
reviere am Harze, daß sie außer der normalen Art des Erz- 
vorkommens: als feinstaubige Einmengung im Gesteine, auch Erz 
in Form. weit ausgedehnter, blech- bis dünnplattenförmiger, reiner 
Zwischenlagen führen — durchaus nicht zu verwechseln mit ge- 
legentlichen, stets nur wenig tief in das Gestein vordringenden 
Aufblätterungen an Stellen starker Faltungen oder neben gang- 
bildenden  Schichtenbrüchen! Wie sollen diese Erzlagen wohl 
anders zu erklären sein als durch direkte Sedimentierung relativ 
reiner Schwefelmetallniederschläge, anders, denn als echte 
Zwischenlagerungen oder Partialflöüze, allemal jünger als ihr 
Liegendes und älter als ihr Hangendes? Wie soll es denkbar 
sein, daß sich das fertige ebene Mergelschieferlager revierweis (!) 
gespalten und samt allem Hangenden parallel in die Höhe ge- 
hoben habe, um einer wässerigen Lösung den Raum zu ihrer 
Zersetzung zu gewähren? Und selbst wenn schon: warum dann 
immer bloß um Millimeter oder Millimeterbruchteile, statt auch 
einmal um ein oder ein paar Dezimeter, die doch im Verhältnis 
zur Flächenausdehnung des Phänomens noch gar keine Rolle ge- 
spielt hätten? — Also wiederum nichts wie Paradoxa, sobald 
wir bei den Metalllösungsquellen zu bleiben versuchen. 

Im Harzer Kupferschiefer kommt das Erz nicht selten auch 
noch in einer. dritten Form vor, neben beiden vorerwähnten 
mitunter, in Gestalt der sog. Hicken: das sind in der Regel 
kleine, rundliche Körner, unter Erbsengröße, mitunter auch flache 
Würstchen oder Wülste von ebenfalls bescheidenen Dimensionen. 
Auch diese Hicken können nur primäre Gebilde sein. , Wären 
sie das nicht, wären sie etwa spätere Ausfüllungen vorhanden- 
gewesener. Hohlräume oder etwa Pseudomorphosen, so wäre es 
schwer verständlich, weshalb sich in ilımen nicht eine Struktur, 
etwa ein zonaler oder radialer Aufbau der so verschiedenen 
Komponenten des Erzgemisches, aus welchem sie bestehen, zeigen 
sollte. Ebenso sollte man doch auch einmal Hicken finden, die 


209 


aus anderen Mineralien, als immer aus dem Erze bestehen; 
denn allenthalben ist der Erzreichtum des Flözes keineswegs so 
groß -- wie ja gelegentliche Gangspaltenfüllungen deutlich genug 
zeigen —, daß nicht auch einmal eher Schwerspat, Kalkspat, 
Gips etc. solche hypothetischen Hickenräume, wenn es die ge- 
geben hätte, gefüllt haben sollten, statt immer wieder nur Erz. 
— Also auch in diesem dritten Falle bringt die Annahme einer 
nachträglichen Metallimprägnation des Flözes keine Erklärung 
des Phänomens, sondern macht es unbegreiflich. 

Übersichtlich, wie mir scheinen will, bis zur Selbstver- 
ständlichkeit, wird die gesamte Erscheinung des Kupferschiefers 
in allen ihren Einzelheiten und abwechslungsreichen lokalen Be- 
sonderheiten, sobald wir zunächst weniger den Kupferschiefer 
selber, als vielmehr die seiner Ablagerung vorausgegangenen 
geologischen Vorgänge ins Auge fassen, wie ich sie an anderer 
Stelle!) beschrieben und auch schon zur Erklärung der Kupfer- 
schieferbildung herangezogen habe?) Kurz zusammengefaßt waren 
das folgende Vorgänge. 

'; Salzlaugen hoher Konzentration, wie sie aus der Verdampfung 
des Meerwassers stets hervorgehen, bewirkten, wie zu anderen 
früheren ‚und späteren Perioden, so auch im uns interessierenden 
Falle nach erfolgter Ablagerung mindestens des allergrößten 
Teiles des Rotliegenden, aber vor. Ablagerung der Zechstein- 
sedimente, eine tiefgreifende Umwandlung aller ihnen zugäng- 
lichen Gesteine. Als auffälligste Merkmale dieser Halurgo- 
metamorphose°) können eine starke, überall zu beobachtende 
Oxydationswirkung und die sehr oft zu beobachtende Abscheidung 
roten (also wasserfreien) Eisenoxydes gelten. — Jene Oxydations- 
wirkung, die in letzter Linie auf in Lösung befindliche Eisenoxyd- 
salze und den diese, wenn reduziert, ständig von neuem oxy- 
dierenden Luftsauerstoff zurückzuführen sein dürfte, ließ die 
Salzlaugen sich nach und nach mit allerlei Schwermetallen be- 


 ) F. HoRNUNG, Die Regionalmetamorphose am Harze. Stutt- 
gart, 1902. 
?) Derselbe a. a. O. und Centralbl. f. Min. 1903, S. 358 u. ft. 
®) Ich habe diese Bezeichnung. einführen müssen, weil mit dem 
Worte „Regionalmetamorphose“* vorzugsweis geodynamische Vor- 
stellungen verknüpft werden. Die Halurgometamorphose hat aber — 
abgesehen davon, daß ihr Agens, die Salzlaugen, nur durch Be- 
wegungen der Erdoberfläche möglich werden, insofern letztere die 
Abschnürung von Meeresteilen bewirken, und abgesehen davon, daß 
ihr gelegentlich, wie z. B. lokal am Südostharze, auch einmal stark 
zusammengepreßte Gebirgsteile ebenso unterworfen waren, wie sonst 
meistenteils, auch am Harze, gewöhnlich beschaffene — nicht das 
Geringste mit dynamischen Vorgängen zu tun, sondern ist rein 
chemischer Natur. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 2. 14 


210 


laden, z. B. aus den Diabasen, denen ihre Schwefelmetalle oxy- 
diert und weggelöst wurden, aus den krystallinischen Schiefer- 
gesteinen, wohl auch aus schon damals vorhandenen Erz- 
gängen U. S. W. 2 

In diese Salzlaugen nun, die wir uns vielleicht am zu- 
treffendsten als nicht allenthalben zusammenhängende Sümpfe, 
Teiche und Tümpel vorzustellen haben, abseits vom Ozean, aber 
in negativer Meereshöhe gelegen, brach, wohl einfach dureh 
Fortdauer des Niedersinkens ihres Verbreitungsgebietes, der 
Ozean ein unter Mitführung großer Mengen von Fischen und 
alles dessen, was auf dem durchbrochenen und überfluteten Terrain 
lag oder wuchs. Die nächste Folge hiervon war die Geröll- 
und Sandaufschüttung des Zechsteinkonglomerates oder des Weiß- 
liegenden, wo nicht, wie am Westharze, die Stromgeschwindigkeit 
nur hie und da ein paar vereinzelte. Bänke ganz grober Gerölle 
oder überhaupt keine Ablagerung entstehen ließ — ein Bild 
eines Dammbruches mit westöstlicher Flutrichtung — worauf dann 
die Metallfällung durch die sich zersetzenden abgetöteten 
Organismen und die Ablagerung des Mergelschiefermaterials, beides 
im wesentlichen gleichzeitig, vor sich ging. 

Wo durch die Strömung zunächst erst einmal anderwärts 
entstandene Schwefelmetallniederschläge hingeschwemmt wurden, 
da entstanden die „Sanderze* und die „Tressen* an der Sohle 
des Kupferschieferflözes.. Wo während der Ablagerung des 
Mergelschiefermaterials aufs Neue, nicht selten wiederholt, solcher 
Schwefelmetallschlamm eingeschwemmt wurde, da entstanden die 
oben erwähnten dünnen, blechförmigen Zwischenlager relativ sehr 
reiner Schwefelmetalle..e Wurden irgendwo die schon etwas zu- 
sammengeballten reinen Schwefelmetallniederschläge!) wieder auf- 
gerührt, so bildeten sie z. T. Klumpen und zusammenhängende, 
zusammengerollte Fetzen, welche sich, eingebettet, zu den oben 
erwähnten „Hicken“ verdichteten. 

Im Übrigen ging die Erzfällung allenthalben ihren bestimmten 
Gang, sodaß der Erzgehalt des Kupferschiefers im allgemeinen 
von unten nach oben rasch abnehmen mußte, da der ein für 
allemal in den ursprünglichen Salzlaugen des Beckens gegebene 
Vorrat an Schwermetallen durch das Fällen "immer geringer 


!) Schwefelmetallniederscläge — man erinnere sich seiner 
Laboratoriumserfahrungen — sind oft schon nach dem Stehen während 
einer einzigen Nacht nur mit Mühe wieder in die Höhe zu bringen 
und so vollkommen wieder in der überstehenden Flüssigkeit zu ver- 
teilen, wie es ihre weitere Behandlung beim Analysieren wünschens- 
wert macht. Sie bilden dann ein eigentümlich zusammenhangendes 
Sediment, welches den Eindruck eines verfilzten Lappens hervorruft. 


211 


wurde, und eben kein Nachquellen vermeintlicher Metallsprudel 
stattfand. — Die Durchlässigkeit oder Undurchlässigkeit des be- 
kanntlich mancherlei lokale Verschiedenheiten zeigenden eigent- 
lichen Flözsedimentes, oder hangenderer oder liegenderer Schichten 
scheint nirgends eine Rolle zu spielen; ebensowenig wurde der 
Metallgehalt des Schieferflözes durch dessen Bitumengehalt 
limitiert. Letzterer schwankt von 8 bis 30 Prozent, je nach 
den Revieren, was aber für den technischen Metallwert der 
Schiefer ganz gleichgiltig ist. Und Schiefer z. B. mit 30 Pro- 
zent Bitumen heute noch wären wohl sicher im Stande gewesen 
sich in Wege ihres Reduktionsvermögens mit etwas mehr Metall 
zu bereichern als den üblichen, eigentlich recht bescheidenen 
Prozenten, wenn ihnen jemals mehr Metall zur Verfügung ge- 
stellt gewesen wäre. 

Daß in diesem primär mit Metallen ausgestatteten Flöze 
auf später entstandenen Spalten und an solchen entlang allerlei 
Mineralneubildungen, Anreicherungen, Vertaubungen etc. sekundär 
verliefen, bedarf in seiner Selbstverständlichkeit nur der Er- 
wähnung, kaum der Erklärung, wenn .man nur festhält, daß bei 
der verbältnismäßigen Schnelligkeit, in der das Flöz entstanden 
sein dürfte, in dessen Liegendem, dem Rotliegenden, oder in den 
spaltendurchzogenen, laugendurchtränkten älteren Gesteinen, zu- 
nächst wohl noch beträchtliche Mengen schwerer Laugen stag- 
nierten, die nur allmählich zu verdrängen standen, hierbei aber 
in Berührung mit dem Kupferschiefer kamen, wo sie neuerdings 
als Lösungsmittel fungierten, das Bitumen aber das lokal Gelöste 
wieder reduzierte und niederschlug. 

Wo dagegen weit und breit kein oder nur sehr wenig Metall 
im Kupferschiefer, in diesem Falle besser: im bituminösen 
Mergelschiefer vorhanden ist, wie z. B. schon am Westharze, 
besonders aber in England, wird die Annahme gelten dürfen, 
daß die auch dort in den Laugen vorhanden gewesenen Metalle, 
mehr oder weniger ausgefällt, gegen Osten hin weggespült seien, 
wo wir ja am Zechsteinkonglomerat, dem Weißliegenden, eine 
West-Ost-Strömung und außerdem die Anschwemmungen reiner 
Schwefelmetalle kennen gelernt haben. 

Wenn hiernach also der Kupferschiefer so gar kein Beispiel 
für eine nachträgliche sekundäre, eng horizontweis verlaufene 
Erzimprägnation ist, so darf die Frage aufgeworfen werden, ob 
es in dieser Beziehung mit jenen permotriassischen Verhältnissen, 
die er exemplifizieren sollte, anders bestellt ist. Es liegt mir 
selbstverständlich sehr fern, Dinge, die ich nicht selber unter- 
sucht habe, auf Grund ihrer Beschreibung beurteilen zu wollen. 
Trotzdem sei auf ein paar Tatsachen verwiesen, vielleicht, daß 


14* 


212 


aus ihnen einiges Licht strömt, wo aus dem Kupferschiefer für 
den Gegenstand nichts zu erzielen stand. 

Zunächst steht wohl fest, oberer Zechstein und Buntsand- 
stein sind unsere Salzformationen vaT &Soymv. 

In ihnen befinden sich unsere berühmtesten Salzvorräte, 
deren Ablagerung es natürlich mit sich brachte, daß zu be- 
stimmten Zeiten große Mengen von allerlei Laugen vorhanden 
waren, zZ. T. Lösungen ausschließlich der allerhygroskopischsten 
Ozeansalze, die denn auch nirgends mehr zur Krystallisation ge- 
kommen sind, z. T. solche von weniger leicht löslichen Salzen 
—- je nach den jeweiligen Umständen. 

Mögen diese Laugen nun schließlich im ganzen wieder in 
den Ozean geflossen sein, oder, was in anderen Fällen das Wahr- 
scheinlichere ist, zunächst im ein- und aufgewehten Wüstenstaub 
und Sand aufgestiegen sein! da waren sie damals unter allen 
Umständen. Und nichts ist daher natürlicher und selbstverständ- 
licher, als daß die in jener Periode zur Ablagerung gekommenen 
Letten und Sande durchgängig das Merkmal der Laugenwirkung 
tragen: die grelle, bunte Färbung, die in der Oxydation, in der 
Bleichung normalerweise durch Kohleteilchen pigmentierter Sedi- 
mente und in der lokalen Abscheidung wasserfreien Eisen- 
oxydes ihre Ursache hat. | 

Dieses zugebilligt, also einzig zugestanden, daß die be- 
treffenden westdeutschen Schichten als Teile unseres deutschen 
Haupt-Salzgebirges. entweder unter Mitwirkung von Salzlaugen 
erzeugt, oder nachträglich von Salzlaugen bearbeitet wurden, 
also entweder halurgogen oder halurgometamorph sind, bedürfen 
dann die von Herrn Saromon') wiedergegebenen, sehr interessanten 
Beobachtungen zu ihrer vollen Erklärung keiner Mineralquellen 
mehr; denn was dort letztere getan haben sollen, ist anderwärts 
auf das engste mit Salz und Salzlaugenarbeit verknüpft. 

So ist Kieselsäure als Quarz in den Salzlagern selber 
keine Seltenheit?). In den halurgometamorphen Gebieten bei 
Stolberg am Harze füllt ein besonderer, auffällig weißer Quarz 
zahlreiche Gänge, entweder allein, oder als Ältestes. Ferner 
diente er zur nachträglichen Wiederverfestigung des bei der 
gleichen Gelegenheit zunächst gründlichst zersetzten Porphyrites, 
ferner zur Bildung von rotem Eisenkiesel im Porphyrit und im 
analog zersetzten resp. umgewandelten Melaphyr und Diabas; 
bettete die trüben Sandkörner mancher Rotliegenden-Sandsteine 
in klar a Berekrystallmosaik; ließ die so sonderbaren 

') a 

6 ee Die Bildung der Steinsalzlager. Halle 1877. 
SEN 


215 


konaxialen Nachwuchsformen selbst an den feinsten Quarzkörnchen 
und -splitterchen der dortigen halurgometamorphen Grauwacken 
und Tonschiefer entstehen etc. etc. — In Form von Chalcedon 
trifft man die Kieselsäure am „Klippchen“ in der Kleinen Krumm- 
schlacht bei Stolberg am Harze im halurgometamorphen Neben- 
sesteine des Gangsystems der Zeche Luise; besonders aber als 
Mandelfüllung im halurgometamorphen Melaphyr bei Ilfeld. (Die 
Mandelfüllung des dortigen normalen Melaphyrs ist in der 
Hauptsache weißer Kalkspat.) 

Schwerspat ist im ganzen halurgometamorphen Gebiete 
des Südharzes sehr häufig. Bei Stolberg und L.auterberg z. B. 
füllt er mächtige Gänge im Schiefergebirge. Sehr bekannt ist 
auch sein Vorkommen auf den Roteisenstein- und Manganerz- 
sängen im umgewandelten Porphyrit bei Ilfeld. Auch im Melaphyr 
tritt er analog auf, zumal im umgewandelten Glimmermelaphyr 
bei Herrmannsacker. Ebenso in den Sedimenten des Rotliegenden 
des Harzes, wie des Kyffhäusers u. s. w., und wurde mit den 
Laugen natürlich auch der unteren Zechsteinformation überliefert, 
sodaß er in den dortigen Kupferschieferrevieren wohl nirgends 
selten ist. 

Eng sind auch die Beziehungen, welche zwischen den Salz- 
laugen und dem Mangan bestehen. Mangansilikate begleiten 
die halurgometamorphen, in Roteisenstein umgewandelten Devon- 
kalke des nördlichen Harzes; im Südostharze bildet die Kar- 
pholithzone eine sehr auffällige Manganabscheidung auf einem 
ganz bestimmten Horizonte des dortigen, durch Salzlaugen umge- 
wandelten Schiefergebirges. Dieser letzteren Mangansilikat- 
krystallisation entspricht bei Rodishain ein auf das gleiche Niveau 
beschränktes Vorkommen primären Mangansuperoxydes!) innerhalb 
des umgewandelten Schiefergebirges, woraus man wohl folgern 
darf, daß das Mangan an sich das Charakteristische beider 
Bildungen ist, nicht aber dessen Silikatisierung; denn letztere 
bezeichnet nur eine lokale — die östlichere — Facies des 
Ganzen. 

Berühmt sind die Manganerze von Ilfeld, welche ehemals 
ein ziemlich ausgedehntes Ganggebiet innerhalb des umgewandelten 
Porphyrites ausfüllten zusammen mit Schwerspat und wasserfreiem 


!) Löst man dasselbe durch Salzsäure aus den Quarztrümern, die es 
hier ebenso umschließen, wie im östlicheren Gebiete den Karpholith, so 
hinterbleiben unregelmäßig zellige Hohlräume. Löst man dagegen das 
sekundär aus Karpholith hervorgegangene Mangansuperoxyd der Kar- 
pholith-Quarztrümer auf, so zeigt der Quarz die Faserabformungen 
des Karpholithes. — Das Rodishainer primäre Mangansuperoxyd sieht 
auch viel „metallischer“ aus als das sekundäre. 


214 


Eisenoxyd in seinen mancherlei Gestalten, jetzt aber abgebaut 
sind. Ihr dortiges Vorkommen verdient besondere Beachtung 
deswegen, weil es vielleicht allgemeinere Schlüsse auf die Her- 
kunft des Mangans auch mancher anderen Gebiete zu ziehen ge- 
stattet, dabei teils an sich schon, teils im Verein mit anderen 
dort zu beobachtenden Tatsachen gegen die Thermentheorie nicht 
weniger, wie gegen die Lateralsekretionstheorie spricht — selbst- 
verständlich soweit es zunächst selber in Frage kommt. DBetreffs 
der vermeintlichen Lateralsekretion habe ich schon früher !) nach- 
drücklichst hervorgehoben, daß der normale Harzer Porphyrit 
ein graues, helles Gestein ist, aus dessen Zersetzung unmöglich 
jene gewaltigen Mengen von Eisen- und Manganoxyd hervorgehen 
konnten, die teils das zersetzte Gestein pigmentieren, teils in deu 
dasselbe durchsetzenden Gängen abgeschieden vorkamen. Soweit 
diese Oxyde nun nicht, anderswo in Lösung gegangen, mit den 
Laugen hierhergekommen sind, müssen sie aus der Nähe stammen. 
Für letzteres spricht ihre eng lokale Anhäufung. Höchst wahr- 
scheinlich sind die Sphärosideritlager des Kohlenflözes im Liegenden 
der dortigen Schichten die Heimat jener Erze, und allem zu- 
sammen, der Spaltenbildung wie ihrer Erzführung, liegt eine. 
einzige Ursache zu Grunde: Gerade dort, wo die Roteisen- 
und Manganerze ihre Verbreitung haben, fehlt nämlich in der 
Tiefe, wie die Beobachtungen an der Oberfläche mit Bestimmtheit 
folgern lassen, das Melaphyrlager. Die hier ihre unterirdische 
Versteifung entbehrende Porphyritdecke zerbrach und zerriß des- 
halb bei gelegentlichen Bewegungen gerade hier in einer Weise, 
wie es östlich und nordöstlich von hier, wo unten die gewaltige 
Melaphyrdecke vorhanden ist, nicht möglich war. — Das Fehlen 
des Melaphyres hatte aber noch die andere Folge, daß der Por- 
phyrit die Kohlenstufe mit ihren Sphärosideriteinlagerungen zum 
unmittelbaren Liegenden bekam; und so reichte der einzige 
stratigraphische Umstand des Sichauskeilens oder Abstoßens eines 
Gesteinslagers hin, die Salzlaugen, in deren Wirkung uns gerade 
der Porphyrit ohnehin einen hochinteressanten Einblick gewährt, 
wie ich dargelegt habe,?) an einer durch die Verhältnisse genau 
vorausbestimmten Stelle noch eine ganz besonders komplex aus- 
sehende, aber im Grunde doch recht einfache und leicht zu über- 
blickende Arbeit verrichten zu lassen. — 

Wer "aber trotzdem noch nach besonderen Manganthermen 
suchen möchte, möge folgende Tatsachen nicht aus den Augen 
lassen. 


!) Vergl. Verf., Regionalmetamorphose, S. 85, 96 u. ff., Anm. 40 
u. 41. 
?) Ebenda S. 85 u. #, 


215 


Die Ilfelder Manganerze sind auf das engste mit wasser- 
freiem Eisenoxyd verknüpft. Beide kommen nicht nur dicht 
nebeneinander vor, sondern bilden oft innige Mischungen. Da 
nun aber Eisenoxyd, soweit geologisch diskutierbare Verhält- 
nisse in Betracht kommen, gemäß unserer Erfahrung nur unter 
zwei verschiedenen Bedingungen aus wässeriger Solution wasser- 
frei zur Abscheidung kommt, einmal bei sehr hohen Temperaturen, 
sodann aus stark konzentrierten Lösungen hygroskopischer Salze, 
die erstere Bedingung jedoch den sonstigen Umständen nach hier 
nicht weiter in Frage kommen kann, so hat sich auch das Man- 
san in diesem Falle aus konzentrierten Salzlaugen abgeschieden: 
der Karpholith des Südostharzes, die Manganerze von Ilfeld und 
anderen Lokalitäten der halurgometamorphen Harzdistrikte sind 
Salzlaugenprodukte wegen ihrer engen Verknüpfung mit wasser- 
freiem Eisenoxyd. 

Große Quantitäten von Mangan blieben übrigens in den Salz- 
laugen gelöst und gelangten auf diese Weise in den Kupfer- 
schiefer. 

Was das Abschneiden der Gesteinsumwandlung an einer 
überlagernden Gesteinsschicht betrifft, wovon in Herrn SALOMoNSs 
eitierter Arbeit ebenfalls die Rede war, so sei mir die Bemer- 
kung gestattet, daß kaum ein schöneres Beispiel denkbar ist, als 
es der Südharz liefert, wo die oxydierten, zersetzten, mit Eisen- 
oxyd imprägnierten, rekrystallisierten ete. Gesteine so ziemlich 
jeden Alters, vom Silur bis zum oberen Rotliegenden einschließ- 
lich, in oft prächtig instruktiven Profilen scharf an der auf- 
lagernden kalkigen, bituminösen, nicht metamorphosierten Zech- 
steinformation absetzen. Wie ich eingehend auseinandergesetzt 
und begründet habe,!) vermag ich aus dieser Tatsache aber 
nur den einen Schluß zu ziehen, daß die betreffende Metamorphose 
am Harze älter ist als die Zechsteinformation, daß letztere sich 
also auf den schon umgewandelten Gesteinen abgelagert hat. — 
Es waren eben prä-zechsteinische und im speziellen Falle inter- 
permische Salzlaugen, welche in unserer Gegend das ältere Ge- 
birge unmittelbar oder durch das Rotliegende hindurch — und 
hierbei letzteres natürlich erst recht — in der von mir be- 
schriebenen, charakteristischen Weise metamorphosierten. Jenen 
jüngeren Laugen, aus und unter denen sich unsere Carnallit- 
lager etc. abschieden, war am Harze, wahrscheinlich grade durch 
die Salzlager selber, der Weg in die Tiefe versperrt: die Zech- 
steinformation zeigt sich hier nirgends metamorphosiert. 
Denn selbst von ihrem obersten Horizonte, in welchem sie mit 


') a. a. SE OS LOFT T. 


216 


roten Gipsen, roten Letten u. s. w. in den Buntsandstein übergeht, 
ist es einstweilen noch nicht ausgemacht, ob er nicht eine ur- 
sprüngliche, eine gewissermaßen halurgogene!) Bildung, statt 
einer halurgometamorphischen repräsentiert. 

In anderen Gegenden kann das aber sehr wohl anders sein. 
Es wäre daher gewiß von einigem Werte, wenn man anderwärts, 
wie beispielsweis in Südwestdeutschland, auch die Zechstein- 
formation, so viel oder so wenig von ihr dort vorhanden ist, 
umgewandelt fände und auf diese Weise eine postpermische 
resp: permotriassische Halurgometamorphose nachwiese — oder 
aber mit Bestimmtheit festzustellen vermöchte, daß die Ablagerungen 
jener Epoche, die ja wie gesagt bei uns von Salzen gradezu 
strotzen, in jenen Gebieten trotz roten Eisenoxydes, Hornquarz- 
bildungen, Manganerzen, Schwerspat u. s. w. mit Salzen und 
Laugen bestimmt nichts zu schaffen haben. — - 

- Letzterer Nachweis mag nicht leicht sein. Wir sind zwar 
leicht geneigt, die vielen Salzquellen, welche bei uns so lange 
schon den permotriassischen Schichten entströmen, wie unsere 
historischen Berichte reichen, für unerschöpflich und unveränder- 
lich anzusehen. Zweifellos sind sie das eine so wenig, wie das 
andere. Sie sind Aussüßwässer, nichts weiter. Im normalen 
Laufe des geologischen Geschehens muß die Zeit kommen, zu 
der auch sie Süßwasser liefern werden, wie es andere Quellen 
und Brunnen in permotriassischen Gebieten längst tun. 

Hieraus wird man folgern müssen, daß noch in jüngerer 
geologischer Vergangenheit, beispielsweis noch in der Tertiär- 
periode in den permotriassischen Sedimenten weit mehr Salze 
vorhanden gewesen sind als heute. 

Wenn nun wirklich jene südwestdeutschen Mineral-ete.-Bil- 
dungen nachweislich tertiären Alters und nachweislich auf Quellen- 
tätigkeit zurückzuführen sein sollten, so wäre hierdurch noch 
inimer nicht ausgeschlossen, daß nicht auch jene alten Salze, zu 
deren Urheimat sie in so enger räumlicher Beziehung stehen, 
trotzdem mit im Spiele gewesen sind; eventuell als salinische 
Dislokationsspalten- oder salinische Vulkanthermen. 

Aber von hier aus betrachtet erscheinen die Dinge dort 
noch keineswegs derartig kompliziert, vielmehr besteht die größere 


!) Genauer ausgedrückt: halosynergogen; denn bei solchen Bil- 
dungen handelt es sich streng genommen nur um ein Mitwirken der 
Salze resp. Laugen. Wenn der Wind Lößmaterial oder Sand in rotes 
Eisenoxyd absetzende Laugen hineinweht, beispielsweis in Carnallit- 
laugen, und auf diese Art rote Letten oder rote Sandsteine resultieren, 
so sind natürlich eigentlich nicht diese Letten oder Sandsteine an sich 
halurgogen, sondern nur ihr rotes Eisenpigment ist es. 


217 


Wahrscheinlichkeit, daß auch dort normale Laugenarbeit vorliegt, 
allerdings nicht postkarbonischen, genauer interpermischen Alters, 
wie zumal am Südharze u. s. w., sondern jüngeren, wahrscheinlich 
permotriassischen oder triassischen Datums; die Arbeit vielleicht 
grade jener Laugen, die über unseren Kalilagern entstanden sind. 
Der eventuelle Nachweis dafür wäre um so wertvoller, weil man 
sich grade von diesen Laugen rücksichtlich ihrer chemischen 
Zusammensetzung ein leidlich zutreffendes Bild machen kann: 
da sie alles einigermaßen Krystallisierbare bei uns deponierten, 
müssen sie vorwiegend aus den allerhygroskopischsten Seewasser- 
verdampfungsrückständen bestanden haben, vor allem. werden sie 
noch große Quantitäten von Chlormagnesium enthalten haben und 
außerdem die sämtlichen, noch löslicheren Salze. Grade derartige 
Laugen dürften kaum bei jeder beliebigen Gelegenheit entstanden 
sein. Um. so reizvoller wäre es daher, womöglich dem Spezial- 
chemismus ihrer Tätigkeit auf die Spur zu kommen. 


218 


6. Studien im süddeutschen Wuscheikalle 


Von Herrn L. HEexKEL. 
(Hierzu 2 Textfig.). 


Der Wellenkalk des Maintals bei Würzburg stimmt in seiner 
ganzen Entwicklung noch fast. vollständig mit dem thüringischen 
überein, dagegen weicht er sehr erheblich ab von dem der viel 
näheren Gegend von Mergentheim und Königshofen an der Tauber. 
Die Absicht, den Übergang der Ausbildungsform beider Gebiete 
zu verfolgen, führte mich zu den folgenden Beobachtungen. 


Zwischen Lengfurt und Homburg, ungefähr 8 km nordöstlich 
von Wertheim, hat der Main mit einer großen Schleife sein 
linkes Ufer so stark angeschnitten, daß ein Steilabfall mit guten 
Aufschlüssen entstanden ist. Ein Blick auf die Bergwand, etwa 
vom andern Mainufer aus, überzeugt den mit der thüringischen 
Trias Vertrauten, daß man hier noch dieselben Schichten vor 
sich hat. Vom Fluß aus erhebt sich zunächst etwa 30 m hoch 
eine Steilstufe von Buntsandstein, über dem als sanfter ansteigende 
Terrasse das etwa 25 m mächtige Röt liegt. Mit einem Steil- 
absturz, der zugleich die obere Grenze der Weinberge bildet, 
setzt dann der Wellenkalk ein. Sein unterstes Drittel prägt den 
mehrfachen Wechsel härterer und weicherer Schichten in dem 
Abwechseln von Felsleisten und Grasbändern aus. In einer Höhe 
von etwa 30 m über der unteren Grenze tritt dann eine Ab- 
flachung des Hanges ein, wie sie ganz ähnlich an den Steilhängen 
des Saaletals, etwa bei Jena oder Kösen, über der Zone der 
Oolithbänke sich einstellt. Grasbewachsen steigt der Abhang 
dann bis zum Rande der Hochfläche empor, doch noch einmal 
unterbrochen durch ein schroffes Felsgesimse, in dem man 
schon von ferne den Terebratula-Kalk zu erkennen glaubt, eine 
Vermutung, die durch die nähere Untersuchung vollständig be- 
stätigt wird. 

Im einzelnen beobachtet man noch folgendes: 

Über den Weinbergen ist an einer schon von weitem zu 
erkennenden Stelle die Grenzzone zwischen Röt und Muschelkalk 
vorzüglich aufgeschlossen und zeigt von oben nach unten das 
folgende Profil: 


29 


0,10—0,30 
3 


Bänkchen von konglomeratischem Kalk. 
Wellenkalk, zu unterst mit einer festeren 
Bank, deren Dicke zwischen 10 und 
40 cm schwankt. 
1!/’; m. Kompakter dunkelgelber Kalk. 
23/a m. Graue Mergel. 
Rote Mergel. 

Der gelbe Kalk ist der „Wellendolomit* SANDBERGERS (Der 
Ausdruck ist irreführend; das Gestein ist nicht wellig und oft 
auch nicht dolomitisch). Er hat eine sehr weite horizontale Ver- 
breitung; nordwärts ist er noch in der Gegend von Halberstadt 
nachgewiesen; im östlichen Thüringen keilt er sich erst zwischen 
Laucha und Freyburg a. d. Unstrut aus. Auf der preußisch- 
thüringischen geologischen Spezialkarte hat man ihn südlich des 
Thüringer Waldes, sowie in Hessen und Südhannover als untere 
Grenze des Muschelkaiks angenommen, während man nördlich vom 
Thüringer Wald diese Grenze erst etwa 15 m tiefer zieht. Auch 
die badischen und württembergischen Geologen zählen die Schichten 
bis zu den obersten roten Lagen hinab ihrem Wellendolomit zu. 

Der Abhang höher hinauf besteht, wie schon gesagt, aus 
Wellenkalk in seinen verschiedenen Ausbildungsformen. Ungefähr 
6 m über dem Konglomeratbänkchen des obigen Profils fällt eine 
1!/ı m dicke Lage von SAnDBERGERS „Pseudokonglomerat“ auf, einer 
Bildung die in vielen Gegenden vorkommt, z. B. von R. WAGNER!) 
als „konglomeratischer Wellenkalk* beschrieben wird (übrigens 
- aus etwas höherem Niveau). Der Felsgürtel mit dem die untere, 
felsige Region nach oben abschließt, trägt als Dach eine sehr 
feste Bank, deren Mächtigkeit zwischen 10 und 40 cm schwankt. 
Ihre Ausbildung ist sehr wechselnd, bald konglomeratisch, bald 
durch zahlreiche Muschelträmmer pseudoolithisch,h bald völlig 
dicht, in der obersten Lage vielfach von ockererfüllten Kriech- 
röhren durchzogen. Von Versteinerungen waren nur kleine Tro- 
chiten zu bemerken. Nach der Ähnlichkeit mit einem Bänkchen, 
das in ungefähr demselben Niveau bei Gambach (zwischen Karl- 
stadt und Gemünden, nordwärts von Würzburg) auftritt und deut- 
lich die thüringische Oolithbank & zu vertreten scheint, halte ich 
auch dies Bänkchen für den letzten verkümmerten Ausläufer jenes 
Horizontes Die Oolithbank ß, die bei Karlstadt und Gambach 
noch sehr typisch entwickelt ist, war bei Lengfurt nicht aufzu- 
finden. Sollte sie noch vorhanden sein, so ist ihre Mächtigkeit 
jedenfalls gering, da sie sonst bei der Steilheit des Abhangs 
wohl durch die Humusdecke durchragen würde. 


535 


!) Muschelkalk von Jena, S. 29. 


220 


Der ZTerebratula-kalk tritt, wie schon gesagt, als steile 
Felsbank am Ablang zutage, ungefähr 20 m über dem vorigen 
Bänkchen. Er ist 1 m mächtig und besteht aus dunklem Kalk, 
mit zahlreichen Muscheltrümmern, die beim Verwittern rostfarbig 
werden. Zerebratula vulgaris ist häufig, meist mit erhaltener 
Schale. Es ist nur eine Bank sichtbar, doch ist es möglich, 
daß die obere Bank, die auch bei Karlstadt schon nicht sehr 
viel fester ist als der umgebende Wellenkalk, unter Schutt und 
Verwitterungserde verhüllt ist. 

Auf der Hochfläche sieht man bald hinter der Aussichts- 
hütte, etwa 25 m über der Terebratelbank, zahlreiche Brocken 
herumliegen, die der Schaumkalkzone entstammen. Aufschlüsse 
darin finden sich aber erst weiter ostwärts in einer Reihe von 
Steinbrüchen. Sie liefern zusammen folgendes Profil: 

1 m. Hellgraue Kalkschiefer mit mächtigen Linsen von 
blauschwarzem, flaserigem, sehr festem Kalk. 

0,80 m. Zweite Schaumkalkbank. 

4 m. Dünnschichtiger Wellenkalk. 
1,20 m. Erste Schaumkalkbank, im unteren Drittel 
von dünnen Lagen dichten Kalkes durchzogen. 

Der Schaumkalk ist meist typisch ausgebildet, doch in der Farbe 
dunkler als in Thüringen. Wie dort, ist auch hier die zweite 
Bank im untern Teil oft konglomeratisch, ebenso ist das Gestein 
auch hier manchmal nicht schaumig, sondern oolithisch. Von 


einer etwaigen dritten Bank — die bei Karlstadt gut entwickelt 
ist — ließ sich hier weder das Vorkommen noch das Fehlen 
nachweisen. 


Das gleiche Profil wie oben, zeigt sich an dem Wege auf- 
geschlossen, der von Tiefental auf die südlich davon gelegene 
Höhe hinaufführt, darunter noch etwa 10 m Wellenkalk. Am 
untern (westlichen) Eingang dieses Dorfs kann man auch den - 
Terebratulakalk nochmals gut beobachten. 

Wenn man von Wertheim aus die Landstraße verfolgt, die 
ostwärts auf der Hochfläche nach Neubrunn führt, so trifft man 
Steinbrüche in dem Gelbkalk an der unteren Wellenkalkgrenze 
und weiterhin, südlich von Urphar, einen Steinbruch in wenig 
höherem Niveau, in dem Wellenkalk ansteht, mit 2 Konglomerat- 
bänkchen, die ungefähr 4 m auseinander liegen. An der 
höchsten Stelle der Straße, südwestlich von Dietenhan, befinden 
sich ganz verschüttete Steinbrüche, in denen Terebratulakalk ab- 
gebaut sein muß, denn es liegen noch Brocken davon umher. Südlich 
von Neubrunn liegt dann noch ein Steinbruch in der unteren 
Schaumkalkbank, die hier sehr petrefaktenreich ist. Ich fand in 
kurzer Zeit: 


2a 


Gervillia socialıs, 


2 eostata (Goldfussu), 
n subglobosa, 
Myophoria elegans, 
e ovata, 
2 laevigata, 
” vulgares (pflegt in Thüringen in diesem 


Niveau zu fehlen), 
Myophoria curvirostris v. SCHLOTH. 
Lima lineata, 
Nucula_elliptica, - 
Mytılus vetustus, 
Pleurotomaria Albertiana, 
Dentalium torguatum. 

Das Gestein zeigt in höchst lehrreicher Weise alle Über- 
sänge von unverwitterten blauschwarzem Kalk, der erst beim 
Anschleifen seine oolithische Struktur erkennen läßt, durch 
Oolith mit rostbraunen Körnchen zu halb-schaumigem Kalk, der 
noch einen Teil der Körnchen enthält, und endlich zu reinem 
Schaumkalk, und schließlich findet man auch eine Art von 
regeneriertem Oolith, bei dem die Poren des Schaumkalks 
durch Absatz von weibem Kalkspat ausgefüllt worden sind. 

Ein vorzügliches Profil liefert die Straße von Hochhausen 
a. d. Tauber nach Eiersheim. Schon von da an, wo. sie stärker 
zu steigen beginnt, kann man in den Gräben den Wellenkalk an- 
stehen sehen, von der Stelle an aber, wo sie an der Kapelle 
scharf nach Süden umbiegt, ist sie tief in den Felsen gehauen, 
sodaß man Schicht für Schicht abmessen kann. Auf der Höhe 
geben dann Steinbrüche in der Schaumkalkzone noch eine Fort- 
setzung des Profils. 

Insgesamt ergibt sich so von oben nach unten die folgende 
Schichtenreihe: | 

Gelber Dolomit des mittleren Muschelkalkes. 
Ungefähr 3 m ebenflächige dunkle Platten, 
z. T. mit Myophoria orbicularis. 
0,5 m. Dritte Schaumkalkbank. 
2 m. Dünne schwarze Platten, z. T. mit Myophoria 
orbeculartıs. 
0,4 m. Zweite Schaumkalkbank, rostbraun. 
4 m. Dünnschichtiger Wellenkalk. 
1,60 m. Erste Schaumkalkbank. 
6 m. Wellenkalk. 
0,05—-0,10 m. Bank mit Spertferina fragelis hh. und 
Spiriferina hirsuta. 
(Ein Heiligenbild steht auf dem Bänkchen.) 


2232 


4,5 m. Wellenkalk. 

0,3 m. Dunkler Schieferton. (In dieser Gegend wieder- 
holt sich die Schichtenfolge durch eine Ver- 
werfung von ungefähr 4 m Sprunghöhe.) 

1 m. Wulstiger Kalk mit Lettenbestegen. 
8 m. Wulstiger Kalk. ie > 
0,08 m. Hartes Bänkchen. 
2 m. Wulstkalk. 
0,08 m. Hartes Bänkchen. 
0,70 m. Wellenkalk. 
5 m. Wulstiger Kalk 'mit Lettenbestegen. 
Ungefähr 20 m Wellenkalk. 
0,10 m. DBänkchen von Konglomeratkalk. 
2 m. Wellenkalk. 
0,10 m. DBänkchen von Konglomeratkalk. 


"Ende des Aufschlusses, offenbar nur wenige Meter über der 
Basis des Muschelkalks. 

Die Ausbildung der dritten Schaumkalkbank ist sehr eigen- 
tümlich. Sie besteht aus einem wahren Rogenstein, der in 
selber Grundmasse schwarze körnige, nicht schalige, Oolithkörner 
von ungefähr °/a mm Dicke führt. Durch Anslaugung der Körnchen 
wird cr stellenweise schaumig. Von Versteinerungen fand ich 
nur schlecht erhaltene Abdrücke von Gervillia costata. Die Bank 
bildet auf beträchtliche Erstreckung das Dach der Hochfläche 
und ist durch älteren Steinbruchbetrieb meist zerstört, sodab 
man nur große Blöcke von ihr noch sieht. Anstehend ist sie 
am besten zu beobachten an dem Weg, der vom oberen Aus- 
sang des Hohlweges nach Norden führt; er zieht in sanftem 
Ansteigen auf ungefähr 20 Schritt über sie hin. | 

Besonders merkwürdig aber ist an dem obigen Profil, daß 
der Terebratula-Kalk völlig fehlt. Dieser Horizont 
der von der Gegend von Halle bis in die von Wertheim 
so gut aushält, hat sich also jetzt plötzlich auf einer 
Strecke von etwa zwei Stunden Wegs ausgekeilt.!) Ein 
gleiches vollzieht sich nun südwärts mit überraschender Schnellig- 
keit an der Schaumkalkzone. Bei Tauberbischofsheim zeigen un- 
vollkommene Aufschlüsse westlich. der Stadt so viel, daß die 
dritte Schaumkalkbank verschwunden, die erste auf '/s m zurück- 


!) Ob die „obere Terebratelbank“ der Freudenstädter Gegend dem 
Terebratulakalk entspricht, erscheint mir zweifelhaft. Die „Terebratel- 
bänke“ der württembergischen Geologen, besonders die „untere“ (mit 
Terebr. Eckii) sind übrigens zwar paläontologische Horizonte, aber 
nicht eigentlich Bänke, denn sie heben sich nicht petrographisch von 
der Umgebung ab. 


225 

gegangen ist. Bei Lauda aber (auf der Höhe südwärts, da wo 
der Weg von Königshofen heraufkommt) sind die beiden Schaum- 
kalkbänke zu Lagen von rund 20 cm braunen oolithischen Ge- 
steins zusammengeschrumpft. Der Wellenkalk zwischen ihnen 
ist hier ungefähr 5 m mächtig und schließt ein dünnes schwarzes 
Bänkchen ein, das runde und fünfeckige Trochiten in Menge 
führt. Bei Boxberg endliel lassen sieh in dem guten Aufschluß 
an der Straße nach dem Seehof. die letzten Ausläufer des Schaum- 
kalks noch eben. erkennen in zwei braunen, aber nicht mehr 
eigentlich oolithischen Lagen von 5 bis 10 em Dicke. - 

Weiter westlich hält sich der Schaumkalk länger, sodaß er 
noch bei Neckarelz und -Mosbach- ansehnliche Bänke bildet, und 
ebenso ist er weiter nach Osten noch bis ins Jagsttal zu verfolgen. 

Insgesamt geht aus meinen Beobachtungen hervor, 
daß die Leithorizonte des mitteldeutschen Wellenkalks 
nach Schwaben hin in der Reihenfolge von unten nach 
oben sieh auskeilen: Zuerst- verschwinden die Oolith- 
bänke, dann der Terebratulakalk, zuletzt der Schaumkalk. 

Ganz das gleiche vollzieht -sich im östlichen- Frankenland. 
In dem guten. Profil von Harras bei Eisfeld sind die Oolithbänke 
nicht mehr vorhanden und der Terebratulakalk schon recht 
unbedeutend, bei Koburg verschwindet auch dieser, und am Kreuz- 
berg bei Kronach ist auch kein wirklicher Schaunikalk mehr vor- 
handen, allerdings dafür eine starke Bank von dichtem Kalk, die 
wohl sicher als seine Fortsetzung anzusehen ist, wie ja auch 
bei Jena die Oolithbänke durch dichten Kalk vertreten werden. 
Die erwähnte Bank läßt sich von Kronach noch bis zum Oschen- 
berg bei Baireuth verfolgen. 

Ungefähr gleichen Schritt mit: dem Kernen der festen 
Bänke hält eine von unten nach oben fortschreitende Verdrängung 
des Kalks durch Mergel. (Nicht daß die Schichten in Schwaben 
dolomitisch sind, worauf oft so viel. Gewicht. gelegt -wird, ist 
meiner Ansicht nach das: wesentliche an der schwäbischen Facies 
des unteren Muschelkalks, sondern daß. sie mergelig sind). 
Bei Eisfeld sind die untersten-6 Meter über dem Gelbkalk!) an 
der Basis schon recht mergelig; bei Baireutli aber reicht die 
mergelige Entwicklung bereits bis auf wenige Meter unter den 
„Schaumkalk*. Weiter ostwärts, bei Kemnath, tritt an Stelle 
der Mergel sogar Sandstein. 

Wenn man also in Gedanken z. B. von Meiningen in :der 
Richtung über Koburg und Baireuti nach Kemnath etwa im 


) Unter dem Gelbkalk liegen hier übrigens die typischen 
Modiola-, und Myophoria-Platten, wie bei Meiningen, aber ohne die 
dort darüber liegende rote Mergellage. 


294 


Niveau der Oolithbänke geht, so trifft man nacheinander die 
folgenden Gebilde: Oolith. Dichter Kalk. Wellenkalk. Mergel. 
Sandstein. | 

Da die letzten Glieder dieser Reihe unzweifelhaft 
den Ubergang von den Ablagerungen offeneren Wassers 
zu solchen des Küstenstrichs darstellen, so ist wohl 
klar, daß umgekehrt das erste Glied, der Oolith, der 
küstenfernsten Region entstammt, die allerdings, wie 
die oft zu beobachtende Kreuzschichtung beweist, immer 
noch der Flachsee angehörte. .i 

Die Änderungen der Facies sprechen sich scharf in den 
Landschaftsformen aus. In Thüringen und Hessen ist der 
untere Muschelkalk durch Mächtigkeit und Widerstandsfähigkeit 
der wichtigste Teil der ganzen Formation, und ihm verdanken so 
viele weitbekannte Berge dieser Landschaften das Charakteristische, 
ihres Aufbaus, so die Höhen bei Jena und Kösen, der Frauen- 
berg bei Sondershausen, die, Eichsfelder: Pforte bei. Bleicherode,. 
die Hörselberge, der Heldrastein und die Masse des Ringgaus, 
an der Berrıca Zuerst nachwies, wie die Abtragung einen tek- 
tonischen Graben zu. einem orographischen Rücken umformen 
kann. Eine große Menge berühmter Burgen steht auf unterem 
Muschelkalk; ich nenne nur die Boyneburg und Schloß Spangen- 
berg in Hessen (der letztere Name kommt von den „Spangen- 
steinen“*, wie das Volk die Eneriniten nennt), die Sachsenburg 
an der Unstrutenge, die Neuenburg über Freyburg, die Leuchten- 
burg, Lobedaburg, Kunitzburg, Dornburg, Saaleck und Rudels- 
burg. Der obere Muschelkalk, zum größeren Teile aus weichen 
tonigen Schichten bestehend, tritt dagegen zurück; er gelangt 
eigentlich nur im Ettersberg bei Weimar zu beherrschender Be- 
deutung im Landschaftsbild (weil dort der Wellenkalk nicht an 
die Oberfläche reicht). Typisch für den Aufbau der ganzen 
Formation sind die. denkwürdigen Höhen bei Jena, die den Süd- 
rand des Schlachtfeldes von 1806 bilden. „Die obere Stufe 
des Plateaus mit dem Napoleonstein, dem Jägerhaus u. s. f. be- 
steht aus oberem Muschelkalk ‘und setzt sich: als: deutliche 
Terrasse ab ‚von der felderreichen Zone des mittleren Muschel- 
kalks mit ihrer viel sanfteren Böschung und der gelben Boden- 
farbe unbestellter Äcker, während von den Schaumkalkbänken 
ab der untere Muschelkalk in mächtigen Bastionen gegen das 
Mühltal und Saaltal abstürzt !).* | 

Bei Würzburg liegen die Verhältnisse noch ganz ähnlich, 
doch kommt hier der obere Muschelkalk bereits mehr zur Geltung, 


!) F. REGEL, Thüringen. 1. S. 145. 


Zeitschrift 


der 


- Deutschen geologischen Gesellschaft. 


+® 


»6. Band. 
Ill. Heft. 


Juli, August, September 1904. 


(Hierzu Tafel VII, VIUL, XI—XIV u. XVI—XVIIL) 


Berlin 1904. 


J. G. Cotta’sche Buchhandlung 


Zweig ee tin, 
vereinigt mit der Besserschen Buchhandlung (W. Hertz. 


SW. Kochstrasse 53. 


Deutsche geologische Gesellschaft. 


Vorstand für das Jahr 1905. 


Vorsitzender: Herr BEYSCHLAG Schriftführer: Herr J. Bönm 
Stellvertretende Vor- 9 „ WAHNSCHAFFE „»„  DENCKMANN 
sitzende: . \ „.  SCHMEISSER „ GAGEL 
Schatzmeister: „ . DATHE : „. PHILppr 

Archivar: „  JENTZSCH 


Beirat für das Jahr 1905. 


Die Herren: TIETZE- Wien, FRAAS- Stuttgart, BALTZER-Bern, KAysEr-Marburg, 
ROTHPLETZ-München, STEINMANN-Freiburg i. Br. 


Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Ge- 
bäude der K. Preuß. geol. Landesanstalt u. Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 
7 Uhr in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversamm- 
lungen in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis 
Oktober. Vorträge für die Monatssitzungen sind Herrn Dr. C. Gagel 
tunlichst S Tage vorher anzumelden, Manuskripte ven Vorträgen zum Druck 
spätestens 8 Tage nach dem Vortrage einzusenden. 

m 

Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung 
des Vorsitzenden in einer .der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 M. Ein- 
trittsgeld und einen Jahresbeitrag von 20 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift 
und die Monatsberichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zu- 
sammen 24 M.). Die bis zum 1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge 
werden durch Postauftrag eingezogen. Jedes außerdeutsche Mitglied kann seine 
Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von 300 M. ablösen. 


“+ 


Reklamationen nicht eingegangener Hefte der Zeitschrift können 
nur innerhalb eines Jahres nach ihrem Versand berücksichtigt 
werden, solche von einzelnen Nonaisberichten überhaupt nichi, da 
letztere insgesamt mit dem letzten Hefte jedes POTERLER nochmals 
versandt werden. = 


Die Autoren der aufgenommenen Aufsätze, brieflichen Mit- 
teilungen und Protokollinotizen sind für den Inhalt allein verantwort- 
lich; sie erhalten 50 Sonderabzüge umsonst, eine grössere Zahl gegen 
Erstattung der Herstellungskosten. 


3 


Zu Gunsten der Bücherei der Gesellschaft werden die Herren 
Mitglieder ersucht, Sonderabdrücke ihrer Schriften an den Archivar 
einzusenden; diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und 
soweit angängig besprochen. 

% 


Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder 

folgende Adressen benutzen: 

1. Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift oder den Monatsberichten, 
sowie darauf bezüglichen Schriftwechsel Herrn Dr. Joh. Böhm, 

2. Einsendungen an die Bücherei, sowie Reklamationen nicht eingegangener 
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3. sonstigen geschäftlichen Briefwechsel, insbesondere Anmeldung neuer 
Mitglieder, Anzeigen von Wohnortsveränderungen, Austrittserklärungen 
Herrn Landesgeologen Dr. C. Gagel, 1 : 

sämtlich zu Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 

4. Die Beiträge sind an die J. G. Corra’sche Buchhandlung Nachf., 

Berlin SW., Kochstr. 53, durch direkte Übersendung einzuzahlen. 


! 


225 


Schema des landschaftlichen Aufbaus der Muschelkalk- 


formation 
in Thüringen: 
— 3777) Ar 
re a3] 
er Tre 
ITATIL 
x —————— em 


ALT AN eek mn U mn Er 
mm nn m rn u nn _—nnNnnnen 
= —_ mern 


in Schwaben: 


So 

so. Oberer Buntsandstein 
mu. Unterer Muschelkalk (Wellengebirge) 
mm. Mittlerer Muschelkalk (Anhydritgruppe) 
Oberer Muschelkalk (Hauptmuschelkalk) 
a. 8. PVolithbänke 
<. Terebratulakalk 

z. Schaumkalk 
moı. Trochitenkalk 
oa. Nodosusschichten. 


da seine Mächtigkeit größer ist als in Thüringen und gerade im 
obersten Teil die dicken Kalkbänke der Semipartitus-Zone liegen. 
Je. weiter man dann nach Süden geht, umsomehr wächst im 
landschaftlichen Aufbau die Bedeutung des oberen Muschelkalks 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 2, 12 


226 


mit seiner zunehmenden Mächtigkeit und dem Verschwinden der 
tonigen Zwischenlagen, und gleichzeitig geht die des unteren 
in dem Maße zurück, wie er durch den Verlust seiner harten 
Bänke und Übergang in Mergel seine Widerstandsfähigkeit ein- 
büßt und gleichzeitig an Mächtigkeit abnimmt. So erscheint am 
Schwarzwaldrande das „Wellengebirge“* nur noch als eine ziem- 
lich untergeordnete Vorstufe des „Hauptmuschelkalkes.“ (Vergl. 
die Figuren auf S. 186.) 

Etwas anders liegen die Verhältnisse in Ostfranken insofern, 
als dort der obere Muschelkalk nicht zu solch überwiegender 
Entwicklung gelangt. Der untere Muschelkalk aber sinkt auch 
dort zu ziemlicher Bedeutungslosigkeit im Landschaftsbild herab. 
Die Hänge nordöstlich von Baireuth, die er aufbaut, haben wenig 
Ähnlichkeit mit den prallen Felswänden an der thüringischen 
Saale. 


227 


7. Über die Vulkane von Nord-Sumatra. 


Von Herrn ARTHUR WICHMANN in Utrecht. 
Hierzu Taf. XIII u. 1 Textfig. 


Vor einigen Jahren hat W. Vorz eine übersichtliche Dar- 
stellung der auf Sumatra, von der Südostspitze bis zur Batak- 
Hochfläche, in einer schmalen Zone angeordneten Vulkane ge- 
geben. Er läßt alsdann folgen: „Schwieriger zu entscheiden ist 
das weitere Verhalten ..... In großartigster Entwicklung 
ihrer Kräfte mit dem gewaltigen Graben des Toba-Sees .... 
quert sie die Insel und setzt auf die Ostküste über, beim Diamant- 
Point scheint sie das Meer zu erreichen. Ein vollständig, vor 
allem geologisch unbekanntes Gebiet stellen die Alas- und Gajo- 
länder, sowie fast ganz Atjeh dar, und erst, wenn auch diese 
Gegenden näher erforscht sein werden, können wir hoffen, voll- 
"ständige Klarheit über den Enndverlauf der Vulkanenzone . .. . 
zu erhalten .. . . und es wäre immerhin möglich, dal vereinzelte 
isolierte Vulkane sich auch noch weiter nördlich auf der West- 
küste von Atjeh finden. Der Grund aber, warum die Vulkanen- 
zone bei 2° nördlicher Breite sich zur Ostküste hinüberzieht, 
bleibt in Dunkel gehüllt, und wenn überhaupt eine Antwort auf 
die Frage kommt, so haben wir sie aus Hinterindien zu erwarten. “!) 

Um die Bedeutung der im Vorstehenden mitgeteilten Ansicht, 
die bereits als Tatsache hingestellt wird, vollauf zu würdigen, 
möge daran erinnert werden, daß seit dem Anfange des vorigen 
Jahrhunderts eine Anschauung Eingang gefunden hat, der- 
zufolge die Vulkane im Bengalischen Meerbusen, Sumatra, Java, 
Bali, Lombok u. s. w. in reihenförmiger Anordnung - einander 
folgen. Wir finden diesen Gedanken zuerst bei F. SıckLer’), 
der sodann aber erst durch LeoroLp von Buch eine nähere 


!) Über die Anordnung der Vulkane auf Sumatra. Jahresber. 
d. Schles. Gesellsch. f. vaterländ. Cultur. 79. 1901. Breslau 1902. 
II. Abt. Naturw.-Sektion S. 10. Eine übereinstimmende Darstellung 
findet sich in dem Werk desselben Verfassers: Zur Geologie von Su- 
matra. Geolog. u. Paläontolog. Abhandle. von E. KokeEn. N. F. 6. 
Jena 1904 S. 158. 

?) Ideen zu einem vulkanischen Erdglobus. Geographische Ephe- 
meriden. 38. Weimar 1812. S. 153 m. Karte. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 3. 15* 


228 
Begründung erfährt.!) Ferner haben G. W. EArr?) und F. Junc- 
HUHN’) diese Art des Verlaufes durch Mitteilung weiterer Tat- 
sachen zu erhärten gesucht. 

Was Sumatra im besonderen betrifft, so hat R. D. M. Ver- 
BECK der Ansicht Ausdruck verliehen, daß die meisten Vulkane 
auf einer Linie liegen, die mit der Längsachse dieser Insel, und 
zwar bis zur Atjeh-Spitze, zusammenfalle.*) 

Die Behauptung, daß wir über die geologischen Verhältnisse 
des nördlichen Sumatra noch sehr wenig wissen, muß im großen 
und ganzen als eine durchaus zutreffende bezeichnet werden, 
immerhin ist es aber mehr, als man gemeinhin annehmen zu 
müssen glaubt. Die folgenden Zeilen sollen denn auch dazu 
dienen die bisherigen Darstellungen zu ergänzen, sowie den 
Vorzschen Gedanken, auf Grund des gewonnenen Tatsachen- 
Materiales, einer Prüfung zu unterziehen. 

Wir beginnen die Aufzählung der Berge im unmittelbaren 
Anschluß an die von W. Vorz mitgeteilte Übersicht der Vulkane 
der Batak-Hochfläche.°) 


Gunung Alas®) 2550 m. 


J. C. M. RADERMACHER erwähnt zuerst aus dem Innern 
von Sumatra den Batu Gapit, der ein brennender Berg sei, 
von dem die Eingeborenen ihren Schwefel holten.‘) Auf Grund 
einer Angabe von W. Marspen®) führt Leor. von Buca’) den- 


!) Über die Natur der canarischen Inseln und ihre Verbindung 
mit anderen Vulkanen der Erdoberfläche. Pogg. Ann. 10. 1827, 
S. 195—197, t. IV, auch Gesammelte Werke 3. Berlin 1877. S. 562. 

?) Contributions to the Physical Geography of South Eastern 
Asia and Australia. Journ. of the Ind. Archipelago. 6. Singapore 
1852, p. 243. 

3) Java. 2. Leipzig 1854, S. 808. 

*) Topographische en geologische beschrijving van een gedeelte 
van Sumatra’s Westkust. Batavia 1883, p. 402. 

>) Beiträge zur geologischen Kenntnis von Nord-Sumatra. Diese 
Zeitschr. 51. 1898, S. 42, t. I. 

6) Bur Alas (Bur = Berg) bei den Gajos zufolge SNOUCK Hur- 
GRONJE. 

7) Beschrijving van. het eiland Sumatra. Verhandel. Batav. Gen. 
v. K. en W. 3. 1781, S. 42. Zufolge SALoMoN MÜLLER (Bijdragen 
tot de kennis van het eiland Sumatra. Leiden 1846, S. 156—157) 
stellt diese Abhandlung die wörtliche Abschrift des im Archiv zu Ba- 
tavia befindlichen Manuskripts von L. vAN BASEL, hadicale beschrijving 
van Sumatra 1761, dar. 

®) The History of Sumatra. 34 ed. London 1811. Auf der Karte 
dieser Ausgabe findet sich der Name Allas nicht als Bezeichnung 
eines Berges, sondern eines Distriktes. Im Text wird seiner über- 
haupt nicht gedacht. 

aa 2 OS AlS)T- 


229 


selben unter dem Namen Allas!) auf. 

JUNGHUHN bezieht sich in seiner Beschreibung auf die An- 
saben von RADERMACHER, denen er die Mitteilung hinzufügt, daß 
dieser Berg im Innern von Deli an den Quellen des Flusses 
Bulutjina liegen soll.?) 

Liang Garas 1850 m. 
Delong Gapus + 1400 m. 
Tusam 1400 m. 
Gulu 2200 m. 
Letzterer stellt einen ziemlich ebenen gezähnten Bergrücken dar. |) 


Gunung Sarbö Langet. 
Bidul 2500 m, 
von kegelförmiger Gestalt.°) 
Gunung Peperkisön (Pogon Gesong) + 3000 m, 
breiter gerundeter Bergrücken mit 3 Gipfeln.) 
G. Natam. 

Bandahara 3030 m, 
breiter Rücken.°) 

Deleng Sangkapan, 
zwei gerundete kegelförmige Gipfel, 1977 m, bezw. 1955 m. 


Deleng Gaju 1962 m. 

Deleng Badak 1962 m, 
serundeter Gipfel. 

Deleng Segama, 
zwei Gipfel, von denen der östliche 2080, der westliche 2109 m 
hoch ist. 
Banesar, (Tar XII, fig. 1) >), 

zwei Gipfel, 1538 m, bezw. 1447 m. 


Pepandeih 1506 m (Taf XII, fe. 1). 

Kein einziger der oben angeführten, zum Alas-Gebiet ge- 
hörenden Berge ist bisher untersucht worden. Dieselben werden 
für Vulkane gehalten, zumal mehrere derselben zweifelsohne die 
entsprechende charakteristische Gestalt besitzen. 

In größerem Abstande erst folgt in NNW-Richtung als 
hervorragende Erhebung das 


!) A. DE BYLANDT-PALSTERCAMP macht in seinem schrecklichen 
Buche Theorie des Volcans. 1. Paris 1834, S. 234, daraus einen 
G. Atlas. 

?) Die Battaländer auf Sumatra. Berlin 1847, S. 38, auch Java 
2. Leipzig 1854, S. 809. 

®) Zeemansgids voor den Oostindischen Archipel. 2. ’s Gravenhage 


1900, 8. 101. 


*) Die Figuren 1—7 (Taf. XII) sind den „Landverkenningen“ ent- 
nommen, welche dem „Zeemansgids“ beigegeben sind. 


230 


Temian-, Tumian- oder Semuwang-Gebirge, 
das seiner Gestalt nach (Taf. XII, fig. 7) wohl vulkanischen Ur- 
sprungs sein könnte. Seine Höhe beträgt 1750 m. Der nord- 
westlich davon sich erhebende 


Bukit-Pasai (Gunung Udjöen) 
ist 1674 m hoch, besitzt aber keinen charakteristischen Gipfel. !) 

In einer Entfernung von 85 km, im Westen hiervon, 
ragt der 

Gunung Görödong (I) oder Bur Köl (Kaul) mit dem 

Bur-ni-Telong (Mutelong)?) oder G. Tutong 
empor, (Taf. XIII, fig. 6) welcher letzerer der einzige Berg Nord- 
Sumatras ist, der während des verflossenen Jahrhunderts eine 
lebhafte Tätigkeit entfaltet hat. 

Nachdem WestpALm bereits eines „Kraterberges oder Bukit 
Tjunda“ Erwähnung getan hatte?), gedachte P. J. Jansen vor 
einigen Jahren des Vorkommens von Schwefel, vom „Tilong“, 
einem tätigen Krater am Südabfall des G. Görödong.‘) 

Näherer Angaben finden sich jedoch erst in dem Werke 
von C. SnouUck HURGRONJE, aus denen hervorgeht, daß der 
Bur-ni-Telong während des 19. Jahrhunderts mehrfach Ausbrüche 
erlebt hat, zum letztenmale, der Aussage von Eingeborenen zu- 
folge, „vor 30 —40 Jahren“°). 

Über die Lage der einzelnen Glieder dieses Gebirges gibt 
eine von einer Kartenskizze begleitete Beschreibung von W. Cor- 
NELIS Auskunft.°) Der eigentliche Görödong stellt einen nach 
NW geöffneten Kraterrand dar, dessen westlicher Gipfel, von 
Corneuis als West - Tjunda bezeichnet, 2930 m hoch ist. Die 
Höhe des östlichen Gipfels (Ost-Tjunda) beträgt 2830 m, während 
der in dem alten Krater sich erhebende Kegel (Nord-Tjunda) 
2825 m mißt. Der tätige Bur-ni-Telong (2720 m) hat sich an 
der SSO Flanke des G. Görödong aufgebaut. 

Die Mitteilung von Snouck HURGRONJE ermöglicht es uns, 
nunmehr drei Eruptionen der Vergessenheit zu entreißen und an 
dem gehörigen Orte unterzubringen. 


!) Zeemanseids voor den Oost-Indischen Archipel. 2. 1900, S. 56, 61. 

?) Telong oder Mutelong bedeutet, SNOUCK HURGRONJE zufolge, 
in der Gajosprache „verbrannt“, entsprechend dem Atjeh’schen Tutong. 

®) JHR. J. C. R. WESTPALM van Hoorn tot Bursh. Geographische 
en hydrographische aanteekeningen over Atjeh. Tijdschr. Aardrijksk. 
Genootsch. 2. Amsterdam 1877, S. 80. 

*, Verslag van het Mijnwezen over het 4 de kwartaal 1901. Ba- 
tavia 1902, S. 19. 

5) Het Gajoland en zijne bewoners. Batavia 1905, S. 4, 14, 24, 185. 

°, Het Tjoenda-gebergte. Tijdschr. K. Nederl. Aardr. Genootsch. 
(2).20. 1903, 3. 17, 


231 


Zunächst wird aus Pulu Pinang (Penang) unter dem 7. Ok- 
tover 1857 das folgende berichtet: „It appears that the earth- 
quake which occurred here a fortnight ago was felt at the same 
time very severely at Acheen and all along the Pedier coast; 
the schooner Farrar GaArıB, which arrived on Wednesday 
[4. Octbr.], having brought accounts of several eruptions having 
taken place at Telok samoy'!) aud other parts, and particularly 
in the interior of Acheen, where it is said the earthquake did 
considerable damage during the seven successive days it lastened“ ?). 

Den vorstehenden Mitteilungen zufolge wäre demnach der 
Ausbruch am Anfange der letzten Septemberwoche 1837 erfolgt. 

Über den darauf folgenden Ausbruch hat Au. BRoNGNIART 
berichtet. Am 12. Januar 1859 wird an Bord des 40 lieues 
NNO von Atjeh segelnden Schiffes BaAoBAB eine heftige Detonation 
vernommen. In der darauf folgenden Nacht, gegen 1!/s Uhr, 
begann bei nordöstlichem Winde auf Deck ein feiner Aschen- 
regen niederzurieseln. Als das Schiff 5 Tage später nach 
„Baba Wee“, womit die Insel (Pulu) Weh gemeint ist, gelangte, 
erfuhr man, daß daselbst an dem erwähnten Tage ein ziemlich 
beträchtlicher Aschenfall stattgefunden habe. Die von BRONGNIART 
mitgeteilten Resultate der von MArAcurı ausgeführten chemischen 
Untersuchung sind wertlos. °) 

Endlich ist auch der letzte Ausbruch nicht unbemerkt ge- 
blieben. Einer Mitteilung von P. van Breiswyk-Rıs zufolge 
wurde auf der Fregatte Palembang am 14. April 1856 unter 
4° 26° N. Br. und 96° 17° Ö. L. ein Aschenfall beobachtet). 
Wenn P. Mervırr von Carnbee, sowie O. F. H. J. Hucvenın 
es als nicht unwahrscheinlich bezeichneten, daß diese Asche von 
Pulu Pinang oder auch von dem Barn-Eilande stammte, so ist 
zu bemerken, daß wir seit den Zeiten von J. ÜRAWFURD wissen, 
daß die erstgenannte Insel aus Granit besteht.) Die letzt- 
genannte heißt eigentlich Pulu Kweel, liest in der Gaspar-Straße 
und ist zufolge R. D. M. Verserk von Seesand und Korallen- 


!) Telok Semawe oder besser Lho Sömawe. 

?) The Asiatic Journal and Monthly Register for British and 
foreign India, China and Australasia. N. S. 25. pt. 2 London 1838, 
S. 232 aus: Prince of Wales Island Gazette, Octbr. 7. 1837. 

®) Extrait du journal du BAoBAB du port de Marseille, command& 
par le capitaine ADOLPHE MARTIN. Bull. Soc. geolog. de Fr. 11. 
Paris 1840, S. 370-372. 

*) Natuurk. Tijdschr. N. Ind. 11. 1856, p. 477. Eine übrigens 
unrichtige Analyse wurde von D. W. Rost von Tonningen ausgeführt 
(Nat. Tijdschr. XII. 1856—57 S. 475). 

®) Geological Observations made on a Voyage from Bengal to 
Siam and Cochin China. Transact. Geolog. Soc. (2) 1, London 1824, 
S, 406, 


232 


grus bedeckt, unter welchen wahrscheinlich die Sandstein- und 
Quarzitschichten von Pulu Klemar hindurchstreichen.') 

Im Anschluß an den Telong möge noch ausdrücklich hervor- 
gehoben werden, daß der südöstlich von diesem liegende Tawar- 
See (Laut Tawar) nicht vulkanischen Ursprungs ist. P. J. Jansen 
führt die Entstehung desselben auf einen Einbruch zurück. 
Irgendwelche Auswurfsprodukte werden an seinen Ufern nicht 
sefunden.?) 

Nordwestlich vom G. Görödong führt die Karte°) den 

Gunung Bat&e Köböe 

auf, von dem ebensowenig etwas bekannt ist, als von dm 
Pöet Sago&ö 2780 m, 

der 34 km südlich von Samalanga liegt. 

Bekannter ist der 
Bukit Goh (Gl& Goh), auch Elefantenberg 

oder Friars Hood genannt, von 942 m Höhe. Juncnunn hält 

es für möglich, daß derselbe einen Vulkan darstelle.*) Dafür 

spricht nun gerade nicht der Umstand, daß er „die Gestalt eines 

nach Westen gerichteten Elefanten“ besitzt.°) 

Westlich von diesem liegt der 

Gle Puntjek 1465 m, an den sich der 
Gle Samalanga 1204 m 
anschließt. Derselbe besitzt eine kuppelförmige Gestalt und 
wird von Westparm als Vulkan bezeichnet. ®) 
Hierauf folgt der 
Gunung Sala (Gl&E Tambineh) 1503 m, 
und sodann noch ein 2085 m hoher Berg, dessen Name un- 
bekannt ist. 

Sölawaih (Selawa) Inong 993 m (Taf. XIU, fig. 2), 
bekannter unter dem Namen Weesberg, Waisenberg, Mount 
Orphan, ferner Selawa Bettina und auch Gunung Pedir genannt, 
bildet mit dem sogleich zu besprechenden Sölawaih Agam einen 
Zwillingsvulkan. Während dieser, als der höhere, den Einge- 
borenen als Mann gilt, stellt jener die Frau dar.’) Ausbrüche 
in historischer Zeit sind nicht bekannt geworden. 


!) Geologische beschrijving van Bangka en Billiton. Jaarboek 
van hat Mijnwezen 1897, p. 76. 

°) C. Snouck HURGRONIE a. a. 0. p- 

®) Overzichtskaart van Atjeh en N 1 : 200 000. 
Batavia. Topographisch Bureau 1903. Bl]. VI. 

*) Die Battaländer auf Sumatra, p. 38. 

°) Zeemansgids. 2. p. 56. 

Dr2212,,.0.7p7.780: 

7) F. A. LIEFRINCK, Geographische en hydrographische aanteeke- 
ningen omtrent den tegenwoordigen toestand van Atjeh proper, 
Tijdschr. Aardr. Gen, 5. 1881, p. 48. 


239 


Sölawaih Agam 1726 m. 

Dieser bereits im Mittelalter wiederholt erwähnte Vulkan!) 
ist unter allen auf Nord-Sumatra der bekannteste, besonders 
bei den Seefahrern, die ihn meistens als Goldberg bezeichnen.) 
WestparLm führt noch die weiteren Namen Yah Murah, Glawa- 
Lawa, Salawa und Königinberg an.?) Zufolge F. A. Lierrınk 
sollen die Eingeborenen ihn auch Gleh Mentelah oder Batu 
Mangerah nennen.‘) 

In die Literatur ist dieser Berg als Balaluam eingeführt 
worden und zwar durch JoAo DE BArrRos, welcher schreibt: 
„e no meio tem hum monte como o chamado Ethna em a 
Ilha Sicilia, per que lanca fogo, a que os da terra chamam 
Balaluam?.*) Diese aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts 
stammende Nachricht ist zwar in die bekannten Werke von 
VARENIUS, KırcHER und Iris übergegangen, kommt aber in 
den Vulkankatalogen des 19. Jahrhunderts nicht mehr vor. 

In späteren Beschreibungen figuriert dieser Berg als 
Schwefelbringer, als welcher er auch noch heutzutage gilt. So 
schreibt Augustin DE BEAULIEU in seinen „Memoires du Voyage 
aux Indes Orientales* (1621—22)°): „A six lieuös d’Atchen 
tirant vers Pedir il y a une haute montagne faite en pic, d’ou 
se tire grand nombre de souffre:* ALEXANDER HAMILTON be- 
hauptete sogar, daß er jährlich 1000 Pfund dieses Minerals 
liefere.‘) Wahrscheinlich hat demnach noch bis in das 18. Jahr- 
hundert hinein eine lebhafte Solfatarentätigkeit stattgefunden, 


!) Die kürzlich von G. P. ROUFFAER (Encyclopaedie van Neder- 
landsch Indie 4. S. 369, 373, 377, 385) zusammengestellten Quellen 
sind die folgenden: 

Ibn Kordädhbeh. 846 n. Chr. (M. J. DE GoEJE. Bibliotheca Geo- 
graphorum Arabicorum. 6. Lugd. Batav. 1889, S. 45). 

Edrisi. 1154. (P. A. JAUBERT. La Geographie d’Edrisi 1. Paris 
18304782 19): 

Kazwini + 1270. (H. Eru#. Zakarija ben Muhammed El-Kaz- 
winis Kosmographie 1. Leipzig 1868, S. 230). 

Ma Huan. 1416. (W. P. GROENEVELDT. Notes on the Malay 
Archipelago and Malacca compiled from Chinese sources. Verhandel. 
Batav. Gen. van K. en W. 29. 1880, p. 86). 

Fei Hsin. 1436. (W. P. GROENEVELDT a. a. O. S. 97). 

(Nachschrift während des Druckes). 

2) Stellt jedoch nicht den eigentlichen Goldberg (Gunung Mas) 
der Atjeher dar. Dieser liegt näher an Krueng Raja, unweit des 
Gle Ajer Panas. (Zeemansgids 2. 1900, p. 2). 

rar. 30 048280. 

ya a. 0.278.448: 

5) Da Asia. Decada III Parte 1. Lisboa 1777, p. 507. 

©) [Melchis 'Thevenot]. Relations de divers voyages curieux 2. 
Baris2 1666, p. 39: 

”) A new Account of the East Indies 2. London 1739, p. 108. 


234 


worauf wohl auch die Bemerkung von NsuHor: „Op de kruin 
van den brandenden bergh Balabaın is een bron, die zeker vocht 
uitwerpt“!) zurückzuführen ist. Auch heutigen Tages finden sich 
noch einige Solfataren am Nordabhange in etwa 1000 m Höhe.?) 

In seinem jetzigen Zustande ist der Sölawaih Agam bis 
zum Gipfel bewaldet. Vor einigen Jahren wurde die erste Be- 
steigung durch den Oberstleutnant O. Ch. M. Musch für die 
Zwecke der Triangulation ausgeführt, doch scheint bisher nichts 
über dieselbe veröffentlicht worden zu sein. Den Mitteilungen 
von P. J. Jansen zufolge, hat der Berg in posttertiärer Zeit 
„Lrachytlaven und Tuffe geliefert, die noch nördlich vom Gle 
Jöeng und Sölimom angetroffen werden“.?) 

Zwischen der Küste und dem Goldberg finden sich einige 
Erhebungen, die aus jungeruptiven Gesteinen bestehen, von denen 
es aber unbekannt ist, ob dieselben Kraterbildungen darstellen. 


Gunung Melijung (Meliung) ca. 630 m 
von kuppelförmiger Gestalt. 


Gl&e Ajer Panas ca. 315 m, 
bildet einen abgestumpften Kegel, der seinen Namen, den an ihm 
auftretenden heißen Quellen zu verdanken hat. 


Gl&e Radja 318,5 m, 
ein nordwestlicher Ausläufer des Sölawaih Agam.*) 

Die Berge, welche, von dem letztgenannten ausgehend, die 
Östflanke des Atjeh-Tales bilden und bis zur Pedro-Spitze gehen, 
heißen Gl&e Uloö, Gl& Lhö Sömira 249 m, Tjot Alo& Pöguä 
432 m, Tjot Tulopo (Gle Gadja) 435 m und Gl& Durung (Tjot 
Talöe Daroh) 316 m. Sie setzen sich den Angaben von P. J. JANSEN 
zufolge aus Trachyt, Andesit und Tuff zusammen, ohne lockere 
Auswurfsmassen geliefert zu haben.?) — 

Wir kehren nunmehr zu dem Ausgangspunkte unserer Be- 
trachtungen zurück und erörtern die Frage, ob sich auch eine 
Fortsetzung der Vulkane der Batak-Hochfläche parallel der West- 
küste zu erkennen gibt. 

C. J. pE JoneH sagt von diesen, vom Meere aus sicht- 
baren Bergen: „Viele der Gipfel, von denen einige die Höhe 
von ungefähr 10 000 Fuß erreichen und selbst noch höher sind, 


!, JOoHAN NIEUHOFs Gedenkwaerdige Brasiliaensche Zee-en Lant- 
Reize. t'Amsterdam. 1682, p. 75. 

?) Javasche Courant. 7. Aug. 1900, No. 63, p. 705. 

®) Verslag eener geologisch - mijnbouwkundige verkenning der 
Atjeh-vallei gedurende het jaar 1902. Jaarboek van het Mijnwezen 
32. Batavia 1903, p. 182. 

*) Zeemansgids 2. 1900, p. 2. 

5) a. a. O. p. 183, Karte No. Il. 


235 


geben bereits durch die Gestalt ihren vulkanischen Charakter 
zu erkennen.“ !) 


Gunung Loser 3870 m. (Taf. XII, fig. 3), 
auch unter den Namen Luseh oder Loseh bekannt, ist durch 
zwei pikförmige Gipfel ausgezeichnet. Derselbe soll den höchsten 
Berg des „Sinobong-Gebirges“?) darstellen. 


Bur-ni - Djambur Sedjokh, Singgah Mata°) 3557 m. 

Mas DR z) 
auch Aböeng Aböeng, nach dem an demselben entspringendem 
Bache genannt.*) Gewöhnlich wird er unter dem Namen Abong 
Abong, oder Abang Abang angeführt. Sein Gipfel ist kuppel- 
förmig, schwach gebogen und unterscheidet sich von den um- 
liegenden Bergen in Bezug auf seine Gestalt nur durch eine 
größere Höhe.?) 


Gunung Görödong (I) 1680 m, 
bekannter unter dem Namen G. Gredong, wird von K. F. H. LAnGgEn 
ausdrücklich als ein Vulkan bezeichnet, der noch jetzt tätig sein 
soll.) Auch ©. J. pr Jongn bemerkt, daß man sage, derselbe 
stelle den einzigen aktiven Vulkan in Atjeh dar. 

Wir kommen nunmehr zu dem eigentlichen Innern des 
Gajo-Gebietes, dessen Kenntnis uns erst durch die eingehenden 
Untersuchungen von ©. Snouck HURGRONJE erschlossen worden 
ist. „Die Gajo-Lande bilden eine ausgedehnte Hochfläche, deren 
Hauptwasserscheide in ihrem nördlichen Teile zugleich die poli- 
tische Grenze mit Atjeh (s. str) bildet. Dieselbe wendet sich 
im ÖOberlaufe des Sönangan-Flusses nach Osten und setzt sich 
unter den Namen Bur-Intem, Bur Mugadjah, Buru Alas und 
Gunung Sarbö Langet in die Alas- und Batak-Lande fort. Von 
dieser Hauptkette zweigen sich Nebenketten ab, wodurch die 
Gajo-Lande in vier scharf begrenzte Hochflächen geteilt werden, 
nämlich 1) diejenige des Laut Tawar, 2) diejenige des Ober- 
laufes des Djambo-Aje, 3) diejenige der Gajo Luos oder Gaju 
Tanjo, 4) die Serbö-Djadi.“ ?) 

Von den Bergen der Hauptwasserscheide, soweit dieselben 
vom Meere aus nicht sichtbar sind, müssen noch erwähnt werden 


!) Zeemansgids 1. 2 Aufl. 1904, p. 385. 

”) siehe dagegen unter Bur Senubong. 

®) Es gibt noch mehrere Berge dieses Namens, sowohl in Atjeh 
(s. str.), als auch in den Gajolanden. 

*) ©. SNOUCK HURGRONJE a. a. O. S. 40. 

°) Zeemansgids I, p. 385. 
ä ©) Atjehs Westkust. Tydschr. Nad. Aarch. Gen. (2) 5. 1888, 

2228: 
‘) Het Gajoland en zijne bewoners. Batavia 1903, 8. 4. 


236 
der Bur Mugadja unter 4° 15 NBr., 97° 25 ÖL., der Ta- 
pakh-ni-Tuön oder Tuon + 2750 m, der Bur Intem-Intem, 
der Tanggang. Die geologische Beschaffenheit derselben ist 
noch unbekannt. Dagegen kommen für unsere Zwecke noch in 
Betracht der 
Gunung Api, 

des Namens wegen (Feuerberg), der vermuten läßt, daß wir es 
mit einem Vulkan zutun haben. 

Auf festerem Boden bewegen wir uns mit Bezug auf den 


Tanoh Tjempögö oder Tanoh Bau. 

„Südwestlich [13 km] vom Gunung Api [entfernt], am 
Pfade, der Sekuölön mit Akol verbindet, findet man zwei eigen- 
tümliche Moräste, von denen der eine Paja Rineköl senannt 
wird... . Am westlichen Rande desselben liegt eine kleine, 
dürre verbrannte, vulkanische Ebene, der stinkenden Gase wegen, 
Tanoh Tjempögö (Schwefelboden) oder Tanoh Bau (Stinkboden) 
genannt. * }) 

Bur Senubong. 


Derselbe wurde oben bereits erwähnt und liest etwa 18 km 
vom Gunung Loser und 20 km S z. O von G. Api entfernt. 

In SO und S vom Tawar-See ragen noch empor der 
Bur-ni-Kera 1915 m, Bur Menguröng 1910 m, ein nicht 
benannter Berg 2532 m und der Bur-ni-Telögö 1923 m. 
Westlich vom Bur-ni-Telong findet sich noch der Gunung Si 
Töp Töp 2646 m. Ich habe diese Berge im Hinblick darauf 
genannt, daß JuUnGHUHN einmal den Ausspruch getan hat, alle 
Berge auf Sumatra, welche die Höhe von 6000 Fuß über- 
schreiten, seien Vulkane. Im großen und ganzen hat er damit 
bisher Recht behalten, wenngleich sich inzwischen herausgestellt 
hat, daß der Kalabu kein Vulkan ist, worauf L: HoRNER zuerst 
aufmerksam gemacht hat.?) Ferner besteht der 1942 m hohe 
Batee Mökurah aus Kalkstein, wie P. J. Jansen dargetan hat.°) 

Wie aus dem Obenstehenden ersichtlich ist, reicht das vor- 
liegende Material nicht hin, um zu einem abschließenden Urteil 
über die Anordnung der Vulkane auf Nord-Sumatra zu gelangen. 
Soviel ist aber sicher, daß die Vulkanenzone keineswegs an der 
Diamantspitze (Udjung Djambu Ajer) ihr Ende. findet, sie bleibt, 


!) a. a. 0. S. 11, 12. Auf der dem Werke beigegebenen Karte 
auch ausdrücklich als Krater bezeichnet. 

?) S. MÜLLER en L, HoRNER, Fragmenten uit de reizen en onder- 
zoekingen in Sumatra. Bijdr. t. d. Taal-, Land- en Völkerkunde (1) 
2. 1854, S. 215; vergl. auch E. CArTHAuSsS in Tijdschr. Kon. Ned, 
Aardr. Gen. (2) 19. 1902, S. 584. 

9) 2a. DBIS 


DL 


selbst wenn sich das Temian-Gebirge als vulkanischen Ursprungs 
herausstellen sollte, noch 60 km davon entfernt. Ferner ergibt 
sich, daß der parallel der Westküste verlaufenden Barisan - Kette 
einzelne Vulkane aufgesetzt sind, daß sich derartige Berge im 
Innern der Gajo-Hochfläche vorfinden und auch an deren Nord- 
rande auftreten. An der Nordspitze von Sumatra beschränken 
sich dagegen die vulkanischen Bildungen auf das rechts vom 
Atjeh-Tal gelegene Gebiet. 

Verfolgen wir die letztgenannten weiter, so stoßen wir zu- 
nächst auf das 120 m lange und 85 m breite Eiland (Pulu) 
Buru oder Malora, das eine Anhäufung von Gesteinen un- 
bekannten Charakters darstellt. }) 

In der weiteren Fortsetzung liegt Pulu Weh. WestpALm 
schreibt dieser Insel bereits einen vulkanischen Ursprung zu. ?) 
Es ist natürlich eine Hyperbel, wenn Aucustiın DE BEAULIEU 
sagt, daß der auf derselben gefundene Schwefel „fournit quasi 
toute l’Inde pour faire de la poudre“.?) Das Vorkommen dieses 
Minerals ist aber sichergestellt. J. A. Hoozs erwähnt dasselbe 
als Kruste auf einem Bimsstein.) E. HeLprıng nennt als 
Fundort den SO-Abhang des 5838 m hohen Tjot Limau (Lemo) 
Mati und äußert sich zu gleicher Zeit über das ziemlich reich- 
liche Vorkommen warmer Quellen.°?) Die bekannteste Therme 
findet sich an der Peria Laut-Bai. Der Güte des Leutn. z. See 
F. C. Brust verdanke ich ein Stück des von derselben abge- 
setzten Schwefels. | i 


!) Zeemansgeids van den Oost-Indischen Archipel 1. 1904, p. 19. 
mas as. 02202,.82. 
SR Iheyenor 294,07 5.299: 
) Verslag over de artesische drinkwatervoorziening in Groot- 
Atjeh. Jaarboek van het Mijnwezen 1878. I, S. 50. 

2) Boeloe Weh. Tijdschr. K. Nederl, Ardr. Gen. (2) 18. 1900, 
021029 


238 


Ein ausgezeichneter, 15 m hoher Aufschluß von Bimsstein- 
sanden findet sich an der Sabang-Bai in der unmittelbaren Nähe 
des Hafens, hinter dem Restaurant Alberti (s. das obenstehende 
am 5. Oktober 1903 von mir aufgenommene Profil.) In diesen 
Sanden, die nach Atjeh verschifft werden und dort zur Bereitung von 
Mörtel dienen. finden sich bis faustgroße Stücke eines Hornblende- 
andesit-Bimssteins. Im übrigen besteht das Ostufer der Bai aus 
Andesit-Breccien und -Konglomeraten. 

In sehr weiter Fortsetzung stößt man, wie ja längst be- 
kannt, auf die beiden im Busen von Bengalen liegenden vul- 
kanischen Inseln Barren Island und Narcondam.) 

Ebensowenig wie der westliche in dem Gle Radja (Goh 
Lömo) endigende Teil von Atjeh Vulkane trägt, ist dieses mit 
den in der Fortsetzung desselben liegenden Inseln der Fall. 
Es wiederholt sich hier die überall im Indischen Archipel 
geltende Regel, dal; die außenliegenden Inseln nicht vulkanischer 
Natur sind. 

Pulu Kalapa (Gomes) und P. Batöe (P. Batu) sind zwei 
kleine Inseln, deren Beschaffenheit unbekannt ist. 

Es folgen Nasi Besar (Pulu Dödab) und Nasi Ketjil 
(P. Korösse), über welche lediglich eine Notiz von J. A. Hoozz 
vorliegt, derzufolge auf ihnen dasselbe dunkle Gestein auftritt, 
wie auf P. Bras. 


Pulu Bras (P. Bröeh oder Lampujang). 


R. Everwisın erwähnt Diorit (?), Diabas, kalkhaltiges Ton- 
gestein, Kalksteinkonglomerat, Horntonstein, sowie Knollen von 
Opal, endlich Serpentin und Serpentinbreccie, diese an der Nord- 
küste anstehend.?) H. CrErTIErR weist Malachit und etwas ge- 
diegen Kupfer von einem Hügel an der Lembalei-Bucht nach. °) 

J. A. Hooze behauptet demgegenüber, daß hier Basaltlava 
auftritt, deren Stromrichtung er sogar festzustellen sucht. In 
diesem „dunklen Gesteine“ findet er Blasenräume mit einem 
weichen glimmerartigen Minerale, das an „Diallag“ erinnert, 
ebenso „Zeolithe, gewöhulich von grasgrüner Farbe.“ Auch be- 
obachtet er an der Südseite der Westbai „einen Felsitgang den 


!) Die Inseln Ramri, Tjeduba und Reguain sind, wie leider noch 
immer hervorgehoben werden muß, nicht vulkanisch. 

2) Mededeeling naar aanleiding van door Dr. A. G. VORDERMAN 
ingezonden gesteenten en ertsen van Poeloe Bras. Natuurk. Tijdschr. 
Ned. Ind. 35. 1875, S. 190. 

°®) Bydragen wit het scheikundig laboratorium van het hoofd- 
bureau van het Mijnwezen te Batavia. Jaarboek van het Mijnwezen 
Ike te SH 


239 


Basalt durchbrechend* und „einen ebensolchen Felsitgang, aus 
einem grünlichweißen Gestein bestehend“ in der Lembalei-Bai. !) 

Es möge noch daran erinnert werden, daß in der Fort- 
setzung dieser Inselgruppe die Nikobaren erscheinen, auf denen 
ebenfalls Serpentin verbreitet ist. ?) 


2 2.2.0:54423. 
2?) Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde. 
Geolog. Teil. 2. von F. vom HOCHSTETTER. Wien 1866, S. 94. 


Ss. Die catalonischen Vulkane. 


Von Herrn KArL SAPPER in Tübingen. 
Hierzu Taf RIVZu. 1 Textie: 


In der catalonischen Provinz Gerona beobachtet man eine 
ganze Anzahl mehr oder weniger ausgedehnter Basaltströme. so- 
wie etliche gut erhaltene Schlackenkegel, welche letztere sich in 
der Gegend von Olot zusammendrängen. Diese kleinen Vulkane 
sind schon 1796, ausführlicher 1841 von Francısco Boros be- 
schrieben worden; LyELL, DE BıLLy, WILLKOMM, STUART-MENTEATH, 
VıpaL u. a. haben sich späterhin damit beschäftigt, letztere 
beide gelegentlich einer Exkursion der französischen geologischen 
Gesellschaft‘); am ausführlichsten aber hat sie L. Carzz?) be- 
schrieben. Ich kann seinen Ausführungen fast überall bei- 
stimmen; nur in wenigen Fällen bin ich in der Lage, seine Dar- 
stellung zu berichtigen, und mehrfach kann ich neue Einzelheiten 
über die vulkanischen Gebilde von Olot mitteilen, wie nach- 
stehende Zeilen zeigen werden. Leider war mein Aufenthalt in 
Olot und Umgebung nur von kurzer Dauer (20.—23. Sept. 1905) 
und zudem von häufigen Regenfällen beeinträchtigt, sodaß ich mich 
fast ganz auf das Studium der kleinen Schlackenkegel be- 
schränken mußte und auf eine genauere Kartierung des Gebiets 
und Untersuchung der Basaltströme und -decken verzichtete. 
Eine Kartierung ist schon dadurch wesentlich erschwert, daß 
eine brauchbare topographische Grundlage fehlt und daher die 
topographische Aufnahme mit der geologischen Hand in Hand 
gehen mußte. _ Die relativ beste, aber noch keineswegs zuver- 
lässige Kartenskizze des Gebiets ist in dem Plan des Flußsystems 
des Fluvia (1: 200000) enthalten, der dem Catälech der Ex- 
posiciö Regional Olotina 1903 beigegeben ist. Die Vorstudien 
für die Bahn Gerona—S. Feliu, die später bis Olot verlängert 
werden soll, würden sicherlich für die kartographische Dar- 
stellung des Gebiets viel brauchbares Material von völliger Zu- 
verlässigkeit bieten; sie sind mir aber leider nicht zugänglich 


!) Bull. Soc. geol. France (3) 26. 1898, S. 674ff. S. 679. 
’?) „Etude des terrains cretac6s et tertiaires du Nord de I’Espagne* 
Parıs 1881.92 299 


241 


gewesen, weshalb ich meine Kartenskizze auf eigene Itinerar- 
aufnahmen stützen muß: die Entfernungen wurden durch Schritte- 
zählen bestimmt, die Richtungen durch Peilen mit dem Hand- 
kompaß, die Höhen durch Aneroidablesungen. Leider hatte ich 
bei Besuch des Montolivet und des Torre de las Bisarocas mein 
Aneroid nicht zur Hand, und in einem Falle (Kraterboden des 
Vulkans von S. Margarida) ist mir die Ablesung abhanden 
gekommen, sodaß ich in diesen Fällen auf Schätzung ange- 
wiesen bin. 

Die ganze Umgebung von Olot besteht aus Tertiär (Eocän), 
dessen Schichten zwar zumeist flach geneigt sind, aber durch 
ziemlich häufigen Wechsel des Streichens und Fallens bekunden, 
daß die tektonischen Verhältnisse nicht ganz einfach sind. In 
den Vertiefungen des Geländes finden sich quartäre Ablagerungen 
von geringer Mächtigkeit, und über denselben erst breiten sich 
die Basaltlavaströme von Castellfollit und Las Planas aus, wie 
schon Francısco Boros und eingehender L. Carzz!) nach- 
gewiesen haben. Man erkennt dies Lagerungsverhältnis sehr 
deutlich bei Castellfollit an dem Steilabfall vom Dorf zum Rio 
Fluvia hin: den oberen Teil des Profils nehmen die in schöne 
Säulen gegliederten Basaltmassen ein; L. CArez hat fünf über- 
einander angeordnete Reihen von Prismen zu unterscheiden ver- 
mocht. Diese etwa 30 m mächtige Basaltmasse ruht auf einer 
ca. 8—-10 m mächtigen Lage horizontal-plattig abgesonderten 
Basalts, der in seinen unteren Lagen ziemlich porös ist und in 
stark blasigen Fetzen sich in die Unebenheiten der quartären 
Gerölloberfläche einzwängt. Die Berührungsstelle zwischen dem 
plattig und dem prismatisch abgesonderten Basalte konnte ich 
nirgends erreichen, weshalb ich nicht ganz sicher bin, ob der 
prismatische Basalt einem jüngeren Lavastrom angehört, der über 
den plattig abgesonderten älteren hinweggeflossen wäre. 

Jenseits des kleinen Bachs, der östlich von dem großen 
Steilabbruch von der rechten Flußseite her in den Rio Fluviäa 
mündet, bemerkt man einen kleinen Basalthügel, den ich wegen 
Zeitmangels freilich nicht besucht habe. Es unterliegt keinem 
Zweifel, daß derselbe früher mit der Hauptbasaltmasse zusammen- 
hing und erst durch das Einschneiden des Baches davon ge- 
trennt wurde. 

Der Lavastrom von Castellfollit stammt nach Angabe 
L. CArez’?) von der Garrinada.. Er müßte demnach von ge- 
nanntem Vulkan aus sich nordwärts und später im Tal des 


172022.09323027. wi gr 87% 
2), 25.2.4507 323802; 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 3. 16 


242 


Fluvia ostwärts gewendet haben. Ich konnte diese Mitteilung 
nicht kontrolieren, glaube aber, daß sie höchstens für den unteren 
Teil der Lavamasse stimmen kann, denn es scheint mir, daß 
der obere (jüngere) Teil der Basaltmasse einem Lavastrom 
angehört, der dem kleinen bisher unbekannten Vulkan A 
bei Begudä entflossen wäre; mit völliger Bestimmtheit 
kann ich dies aber nicht versichern, da eine Strecke weit der 
Ackerboden das Anstehende verhüllt.e. Die Basaltmassen, die 
sich nach Carez zwischen den drei Vulkanen von Olot und 


EXT = 72° En 
rt flussgeroll 


LE 5 chutlt 
/Rio Fluvia_£ Terliar 
— 
Fig. 1. 


dem Rio Ridaura vorfinden, entstammen sicherlich jenen 
kleinen Feuerbergen, und ebenso ist klar, daß die Lavamassen, 
die man auf dem Weg von Olot nach S. Margarida de la Cot 
anstehend trifft, von den Vulkänchen der letztgenannten Lokalität 
herrühren, aber über die Herkunft der Lavamassen südwestlich 
und südöstlich von Olot, sowie des schmalen Bandes porösen 
Basalts östlich von S. Cosme vermag ich keinerlei Auskunft 
. zu geben. 

Die kleinen Vulkane des ÖOlot-Gebiets verteilen sich auf 
zwei Gruppen, eine nördliche in der Nähe der Stadt Olot und eine 
südliche in der Nähe des Weilers S. Margarida de la Cot. Die 
nördliche Gruppe besteht aus den drei seit langem bekannten Vul- 
kanen Montolivet, Montsacopa und La Garrinada, sowie aus den 


245 


kleinen Schlackenvulkänchen Bisarocas und A!) bei Begudä; 
die südliche Gruppe umfaßt die beiden Vulkane Santa Margarida 
und Cruz Cat, sowie die Schlackenvulkane B und C. ObD, wie 
ich vermute, ein Parasit des S. Margarida ist, und ob E ein 
Schlackenkegel ist, muß vorläufig unbestimmt bleiben, da ich die 
beiden Örtlichkeiten nicht besuchen konnte. Am östlichen Abhang 
von E vermochte ich zwar vom Weg aus flach nach N einfallende 
Schichten (äußerst wahrscheinlich Tertiär) zu erkennen; aber 
die Form des Gipfels läßt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf 
eine Schlackenbedeckung schließen. 

Im allgemeinen sind sich die Vulkänchen von Olot und 
S. Margarida in bezug auf ihre Zusammensetzung sehr ähnlich: 
sie sind fast ausschließlich von lockeren Schlacken aufgebaut, 
und nur an der Garrinada beobachtet man auch schlackigen Fels 
und Schlackenkonglomerate. Ebenso ist die petrographische 
Beschaffenheit der lockeren und der stromartig geförderten vul- 
kanischen Materialien äußerst einförmig: ausschließlich Basalt. 
Die Untersuchung von fünf verschiedenen Gesteinsproben im Dünn- 
schliff durch meinen Freund A. BerszrAr ergab Feldspatbasalt. 
Sehr häufig beobachtet man hübsche Bomben, so namentlich auf 
und in den unregelmäßigen Hügeln westlich von Cruz Cat, aber 
auch an der Garrinada, am Montolivet und am Schlacken- 
kegelchen A. 

Der Montolivet ist der nordwestlichste unter den Vulkanen 
von Olot. Er ist (nach CaArzz) mehr als 100 m hoch. Statt 
eines einfachen Kraters beobachtet man zwei in nordsüdlicher 
Richtung nebeneinander befindliche Krater, bei welchen beiden 
die nördliche Kraterumwallung zerstört ist. Da die südliche, 
kleinere der beiden Kratervertiefuangen nicht deutlich erhalten ist, 
so konnte ich das Altersverhältnis beider nicht feststellen. Während 
der Bildung des Montolivet muß starker Westwind geherrscht 
haben, sodaß nur wenig Auswurfsmaterial auf die Westseite fiel 
und der Krater sich daher unmittelbar an, den tertiären Gebirgs- 
zug anlehnt. Dagegen sind ostwärts große Massen von Auswürf- 
lingen gefallen und haben eine relativ hohe und auffallend breite, 
nicht ganz regelmäßige Umwallung geschaffen, deren Oberfläche 
übrigens stellenweise durch menschlichen Eingriff (Erbauung eines 
Verteidigungsturms) etwas verändert worden ist. Der Breiten- 
durchmesser des Hauptkraters (im Norden) mag etwa 300 m 
betragen. 


!) Die Vulkänchen, deren Name ich bei meiner Unkenntnis des 
Catalonischen von den Anwohnern nicht in Erfahrung bringen konnte, 
habe ich nach Buchstaben unterschieden. 


100 


244 


In geringer Entfernung ostnordöstlich vom Montolivet erhebt 
sich der sehr regelmäßige gebaute Vulkan Montsacopa etwa 60 m 
hoch. Er besteht durchaus aus Schlacken und Sanden, während 
Tertiär sich nirgends an dem Aufbau des topographischen Ge- 
bildes beteiligt. Kompakte Laven sind nach L. Carkzz!) am 
Fuß des Berges vorhanden; es muß dies auf der von mir nicht 
besuchten Nordseite der Fall sein, denn auf der Südseite fördert 
auch die tiefe, unmittelbar hinter dem Friedhof angelegte Stein- 
grube nur Schlacken und Lapilli zutage. Die Kratereinsenkung 
ist flach, kreisrund, etwa 120 m im Durchmesser; der tiefste 
Punkt des Kraters mag 6 bis 8 m unter dem höchsten Punkt 
der breiten Umwallung liegen. Letztere ist freilich durch 
menschliche Eingriffe offenbar etwas verändert, namentlich auf 
der Südseite, wo die Wallfahrtskirche des Hl. Franciscus (San 
Frances) erbaut ist. Aber trotz dieser künstlichen Umgestaltung 
ist doch noch mit Sicherheit festzustellen, daß der südliche Teil 
der Umwallung, auf der die genannte Kirche steht, sehr viel 
breiter ist (ca. 30 m) als die übrigen Teile, womit der Schluß 
berechtigt ist, daß z. Z. der Aufschüttung dieses Vulkans nörd- 
liche Windströmungen geherrscht haben müssen, aber Wind- 
strömungen von mäßiger Stärke, da sonst bedeutsamere Ab- 
weichungen von der regelmäßigen Gestalt zu beobachten sein 
müßten. 

Der östliche Abhang des Montsacopa berührt sich mit dem 
westlichen des Vulkans La Garrinada, dessen Gipfel sich etwa 
125 m über die Umgebung erhebt. Dieser Vulkan ist wesent- 
lich unregelmäßiger in seiner Gestalt als der Montsacopa,  be- 
steht auch nicht ausschließlich aus lockeren Auswürflingen, viel- 
mehr zeigen die nördlichen Gipfelpartien des Berges. porösen: 
Basaltfels und ein Konglomerat von gerundeten Basaltbrocken, 
die in basaltischem Zement verkittet sind. 

Die Unregelmäßigkeit der Gestalt der Garrinada rührt ein- 
mal davon her, daß während der Bildung des Berges mäßige 
Westwinde geherrscht haben und daher die östliche Umwallung 
etwas höher und breiter geworden ist, als die westliche; haupt- 
sächlich aber davon, dal der Eruptionspunkt sich mehrfach ver- 
schoben hat und infolgedessen drei verschiedene Krater in nord- 
südlicher Richtung nebeneinander entstanden sind. Vom nördlichsten 
dieser Einzelkrater (III) ist nur noch die südliche Hälfte erhalten. 
Der Querdurchmesser mag etwa 150 m betragen; der tiefste 
Punkt des erhaltenen Teiles des Kraterbodens dürfte etwa 45 m 
unterhalb des Berggipfels, etwa 10 m unterhalb der niedrigsten, 


Ira. a, 0,8. 300. 


245 


durch ein Haus gekrönten Einsattlung der südlichen Krater- 
umwallung liegen. 

Der mittlere Krater (II) ist ursprünglich ziemlich kreisrund 
gewesen, der südliche Teil der Umwallung ist aber — wohl infolge 
der Entstehung des Südkraters — nicht mehr vorhanden. Der 
Durchmesser des Mittelkraters ist etwa 240 m. Der ebene 
Kraterboden dehnt sich in einer Höhe aus, die etwa 60 m unter 
dem Berggipfel sich befindet. 

Der Südkrater (I), Durchmesser gegen 300 m, ist der best- 
erhaltene von allen, indem auch auf seiner Südseite die Um- 
wallung, freilich in sehr geringer Höhe, erhalten geblieben ist. 
Der Boden des Südkraters dürfte sich etwa 120 m unterhalb 
des Bergeipfels befinden; der tiefste südliche Teil der Um- 
wallung mag wenig mehr als 2 m höher liegen als der 
Kraterboden. In den Kellern des nahe dabei stehenden Hofes 
befinden sich mehrere „Bufadores*, d. i. Löcher, aus denen 
z. Z. der stärksten Tageshitze kühle atmosphärische Luft mit 
ziemlicher Geschwindigkeit hervorströmt.!) Die Form des 
Kraterbodens ist ungefähr, elliptisch nach Norden gestreckt; 
der Abschluß gegen Süden ist fast geradlinig. 

Mit voller Sicherheit läßt sich die Altersfolge der drei 
Krater nicht feststellen; wahrscheinlich ist aber, daß, dem mangel- 
haften Erhaltungszustand nach zu schließen, der nördliche Krater 
der älteste ist, während der schönerhaltene Südkrater der jüngste 
sein dürfte. Leider ist an der Stelle. wo die Nordwand des 
Südkraters an den ebenen Boden des Mittelkraters anstößt, kein 
Rest einer Wallerhebung sichtbar, deren Form (konvex oder 
konkav) ein sicheres Urteil über dies Altersverhältnis der beiden 
Nachbargebilde erlauben würde. 

Etwa 1 km südlich von der Garrinada erhebt sich aus der 
Basaltdecke, die den Bershang südöstlich von Olot bekleidet, 
eine niedrige, hufeisenförmig geschwungene, aus porösem, schlacken- 
haften Basalt bestehende Erhebung, deren nordwestliches Ende 
von einem alten Turm gekrönt ist (Torre de las Bisarocas). Die 
gegen Norden geöffnete ebene Einsenkung inmitten dieser huf- 
eisenförmigen Erhebung ist von Feldern eingenommen, gerade so 
wie die Kraterböden der Garrinada und des Montsacopa. Das 
Ganze ist als ein recht schlecht erhaltener Überrest eines Kraters 
anzusehen, dessen Durchmesser etwa 100 m betragen mag. 

Das letzte bisher bekannte Glied der nördlichen Vulka- 


!) Ahnliche Bufadores befinden sich nach Ramon BoLos (Catalog 
der Olotiner Ausstellung, S. 28) bei Las Feixas, Pont (Sant Cristöfol), 
Ventös, Coromina de las Fonts u. a. Orten der Costa de Batet. 


246 


gruppe von Olot ist der kleine Schlackenkegel A beim Weiler 
Begudä, etwa 2 km östlich von der Garrinada. Die Eigenhöhe 
dieses Schlackenhügels, der aus lockeren Schlacken, Bomben und 
Fladenstücken aufgebaut ist, dürfte 20 m wenig überschreiten. 
Eine eigentliche Kratervertiefung ist nicht vorhanden, wohl aber 
sieht man an einem ziemlich tiefen, künstlich geschaffenen Auf- 
schluß (Sandgrube) sehr schön die nach außen hin abfallenden 
Schlackenschichten, die mit Sicherheit beweisen, daß ein Locker- 
ausbruch an eben dieser Stelle stattgefunden und den Hügel auf- 
geschichtet hat. Möglicherweise sind durch den erwähnten 
menschlichen Eingriff auch früher vorhandene Andeutungen eines 
Kraters zerstört worden. | 

Die südliche Vulkangruppe von Olot befindet sich 2!/a bis 
5 km südsüdöstlich von der genannten Stadt, in der Umgebung 
des Dorfes Santa Margarida de la Cot. Der besterhaltene 
Vulkan dieser Gruppe ist der südlichste, den L. Carez als 
Vnlkan von S. Margarida beschrieben hat.!) Bei seiner Bildung 
muß sehr heftiger SW-Wind geherrscht, so heftig, daß er im- 
stande war, die geförderten Ausbruchsmassen unmittelbar nach 
Nordosten zu entführen. Die Folge davon ist, daß das südwest- 
liche Drittel der Kraterumwallung gar nicht aus Eruptivmassen 
besteht, sondern aus anstehendem tertiärem Sandstein und Kalk; 
gegen das Innere des Kraters zu ist hier der Abfall regelmäßig 
gekrümmt und steil, wie er es bei einem Maar sein 
würde, aber der Kamm dieses Teiles der Umwallung ist natur- 
gemäß ziemlich unregelmäßig, indem einzelne Erhebungen wieder 
durch Vertiefungen getrennt sind. Die tiefste Einsenkung dieses 
Südwestteiles der Umwallung liest 18 m unter der höchsten Er- 
hebung dieses sedimentären Wallstückes, aber 24 m unter dem 
höchsten Gipfel des vulkanischen Teiles der Umwallung, jedoch 
immerhin noch gegen 30 m über dem tiefsten Punkt des 
Kraterbodens. 

Der von lockeren Auswürflingen gebildete nordöstliche Teil 
des Kraterwalls ist recht regelmäßig gestaltet, zeigt aber zwei 
ungefähr gleich hohe Gipfelerhebungen (östlich und nordöstlich 
vom Kraterzentrum) ca. 750 m überm Meer, ca. 50 m über der 
tiefsten nördlichen Einsenkung des Kraterwalls und etwa 150 m 
über dem Talkessel von Cot (die Kirche von Cot liegt etwa 
630 m überm Meer am Süd-Grat von C.). 

Die südwestliche Windströmung, die z. Z. des Ausbruchs 
herrschte, hat auch dem ganzen Krater eine nach NO gerichtete 
elliptische Gestalt gegeben. Die Längsaxe ist ca. 400 m, die 


2 a.fa. 0! 8.7801: 


247 


Queraxe ca. 350 m lang. Der Kraterboden ist nicht eben, 
sondern flach eingebaucht; er mag etwa 200 m Durch- 
messer zeigen. Er ist, wie bei den meisten gut erhaltenen 
Kratern des Olotgebiets, von Feldern bestanden, während die 
Berghänge nur als Weideflächen benutzt werden können. 

Die während des Ausbruchs herrschenden südwestlichen 
Windströmungen haben natürlich die lockeren Auswurfsmassen 
auch in nordöstlicher Richtung über das Gelände verstreut und 
den tertiären Kern des Gebiets verhüllt; 900 m NNO. vom 
Kratermittelpunkt, da wo der Weg nach S. Pau einen scharfen 
Bogen beschreibt, ist die Lapillischicht noch etwa 4 m mächtig. 

Ob die ebenfalls mit schwarzen Lapillis überdeckte rundliche 
Erhebung D am Nordfuß des Berges ein kleiner Parasit oder im 
Kern nur eine sedimentäre Erhebung ist, ist, wie schon oben 
erwähnt, noch nicht festgestellt. 

Wie der Vulkan von S. Margarida z. T. noch die 
Sedimentärformation zutage treten läßt, so auch der Vulkan C, 
von welchem aber nur etwa ein Drittel der ehemaligen Krater- 
‚umwallung erhalten ist; C erhebt sich etwa 100 m über den 
Talkessel von Cot. 

Rein vulkanischen Aufbau zeigen die beiden Vulkangebilde 
nördlich und nordöstlich von Oot: B und Cruz Cat. KErsterer 
ist ein sehr regelmäßig geformtes Vulkänchen, das dem Westrand 
eines flach nach Norden ansteigenden Plateaus aufsitzt. Die 
Folge dieser Lage ist, dal seine westlichen Hänge wesentlich 
tiefer herabreichen, als seine östlichen: der Kraterrand erhebt 
sich nur um etwa 15 m über das Gelände im Osten. Wenn 
dadurch eine gewisse Unregelmäßigkeit der Form bedingt ist, so 
ist dagegen die Ausgestaltung des flachen Kraterchens und seiner 
Umwallung äußerst regelmäßig: Form kreisrund, Durchmesser 
etwa 30 m; im Norden und Süden flache Einsenkungen, im 
Östen und Westen flache Erhebungen der wulstförmigen Krater- 
umwallung. Die tiefste Einsenkung der Umwallung befindet sich 
im Süden, etwa 2 m über dem tiefsten Punkt des Kraterbodens, 
ca. 8 m unter dem höchsten westlichen Gipfel der Umwallung, 
der etwa 645 m überm Meer liegt. 

Der größte Vulkan des ganzen Gebiets ist der Cruz Cat, 
dessen von einem alten Rundturm gekrönter Gipfel sich ca. 
1580 m über das Niveau des Meeres, 180 m über den Talkessel 
von Cot, ca. 160 m über seine unmittelbare Umgebuug, erhebt. 
Sein Erhaltungszustand ist mangelhaft, denn der westliche Teil 
seiner Umwallung ist vollständig verschwunden, sodaß der Berg 
die Gestalt eines langgestreckten Hufeisens zeigt. Der höchste 
Gipfel befindet sich im Osten, gegenüber der Krateröffnung, 


248 


wie häufig bei derartigen Vulkanruinen. Der Krater dürfte früher 
eine etwa von WNW nach OSO gestreckte elliptische Gestalt 
besessen haben; der Querdurchmesser beträgt etwa 350 m. Der 
von Wald und Schafweiden bestandene Vulkan scheint durchaus 
aus Schlacken zu bestehen. Dagegen sind von seinem westlichen 
Fuß mächtige Lavaströme ausgegangen, und zahlreiche, aus Schlacken 
und Bomben aufgebaute, unregelmäßig geformte Hügel westlich 
von Cruz Cat deuten auf eigenartige und sehr intensive Eruptions- 
tätigkeit in dieser Gegend hin. Besonders reich an schönen 
Bomben!) sind diese Hügelchen in der Nähe des vierten Kilometer- 
steins an der. Hauptstraße Olot—Santa Pau. Die Lavaströme, 
auf denen män auf genanntem Weg dahinschreitet, sind von 
Cruz Cat und dessen Nachbarschaft ausgegangen. Ein Lava- 
strom ist auch vom Kraterausgang des Cruz Cat direkt nach 
Norden geflossen und man beobachtet südlich von B, westlich 
von dem B benachbarten Hof, den Steilrand desselben. Eine 
genauere Untersuchung und kartographische Fixierung dieser 
Lavaströme konnte ich aber bei der Kürze meines Aufenthalts 
nicht ausführen. Ich kann daher angesichts dieser Tatsache und 
der Möglichkeit, daß noch mancherlei interessante vulkanische 
Vorkommnisse bei genauerer Untersuchung in dieser leicht zu- 
gänglichen Gegend entdeckt werden dürften, eine genaue Aufnahme 
des interessanten Vulkangebiets von Olot nur dringend empfehlen. 


!) Einige Proben solcher Bomben befinden sich nun in der 
Sammlung des geologischen u. des geographischen Instituts der 
Universität Tübingen. 


249 


9. Myliobatiden aus dem Mitteleocän der 
bayerischen Alpen. 


Von Herrn Dr. E. STROMER in München. 
Hierzu Taf. XVI u. 2 Textfig. 


Zur Bestimmung der Kauplatten von Myliobatiden aus dem 
Eocän Ägyptens zog ich mit gütiger Erlaubnis von Herrn Prof. 
RoTHPLETZ die in der hiesigen Sammlung befindlichen Myliobatiden- 
Reste zum Vergleiche heran und überzeugte mich dabei, daß die 
Bestimmungen dieser wie der meisten fossilen Reste der Familie 
einer Nachprüfung durch Vergleich mit rezenten Formen bedürfe. 
Denn so groß auch die Verdienste von Acassız!) für die 
Systematik fossiler Haie sind, so hat er doch durch allzu 
geringe Berücksichtigung rezenten Materiales, an dem die Stellung 
und Zusammengehörigkeit einzelner Zähne, die systematische Ver- 
wertbarkeit der verschiedenen Merkmale und isolierter Reste erst 
festgestellt werden muß, und auch durch Benennung ganz un- 
genügend erhaltener Fossilien viel Verwirrung angestiftet. Leider 
hat er in diesen Fehlern mehr Nachfolger als in seinen Vorzügen 
gehabt, denn immer wieder wurden und werden noch isolierte 
Teile oder Bruchstücke von Hartgebilden der Fische mit Art- 
namen belegt, ohne den Versuch einer Prüfung, ob sie überhaupt 
bestimmbar seien. Im vorliegenden Spezialgebiete macht außer 
‚IsseL?) nur A. Smirm WoopwArp?), eine Ausnahme, indem 
er auf Grund großen und schönen Materials aus dem englischen 
Eocän die Merkmale der Myliobatis-Gebisse auf ihren systematischen 
Wert prüfte. 

In der Überzeugung nun, daß auch das beste und reichste 
fossile Material genügende Sicherheit nicht bieten könne, wollte 
ich rezentes heranziehen, konnte aber die gemeinste Art, M. aqukla, 
aus dem hiesigen, Stuttgarter, Frankfurter und Breslauer Museum 
überhaupt nicht und aus dem Berliner durch die Güte Herrn 
Geheimrats Mögıus und der Herren Professoren HıLGENDORF und 
JÄKEL nur in einigen Exemplaren erhalten. Ein Versuch, von 


!) siehe Literatur-Verzeichnis am Schlusse. 
?) Literatur-Verzeichnis 1871. 
) desgl. 1888. 


250 


einer zoologischen Station Exemplare zu erhalten, mißglückte 
auch, ferner ließen sich an Alkohol-Exemplaren die Gebisse nicht 
recht studieren, und die Abbildungen wie die Beschreibungen erwiesen 
sich z. T. als ungenügend oder unzuverlässig; ich kann also 
leider auf Grund meines geringen rezenten und größeren 
fossilen Materials und mit Hilfe der reichen Literatur über 
fossile Reste nur einige Ergänzungen zu Smiru Woopwarns Aus- 
führungen liefern. Die hier zu beschreibenden Fossilien stammen 
übrigens alle aus den mitteleocänen Eisenoolithen!) meist vom 
Kressenberg, wenige vom Grünten und befinden sich bis auf das 
Original von M. pressidens H. v. M. aus der Stuttgarter 
Sammlung und wenigen Stücken aus der Sammlung des hiesigen 
Oberbergamtes in der paläontologischen und geologischen Staats- 
sammlung (M.). 

All den Herren, die mir zur Beschaffung des Materials 
behilflich waren, sage ich an dieser Stelle meinen besten Dank. 
Dem leider kürzlich verstorbenen Prof. HıLgGenporr kann ich 
nur nachrühmen, daß er, wie stets liebenswürdig und zuvor- 
kommend, trotz seiner körperlichen Hinfälligkeit kurz vor seinem 
Tode sich abmühte, mir die erwähnten rezenten Exemplare von 
Ilyliobatıs zu verschaffen. 


Myliobatis Cuvier. 
Myliobatis aquela Rısso. 

Diese vor allem aus dem Mittelmeer bekannte Art wird 
von MÜLLER und HrnLE?) eingehend charakterisiert, was GÜNTHER°) 
nur kurz repetiert. Das uns speziell interessierende Gebiß ist 
vielfach abgebildet und ich konnte es an den in der Tabelle S. 264 
genannten Exemplaren der Berliner zoologischen Sammlung studieren, 
wobei ich die von TREUENFELs?) angegebenen Male mit ver- 
wertete. 

JÄKEL°) publizierte schon einige wichtige Mitteilungen und 
Abbildungen über die Ontogenie des Gebisses dieser Art, und der 
vorher genannte Autor besprach, wie schon Harrzss 1850, sie 
und die Struktur so ausführlich, daß ich nichts zuzufügen habe. 
Was aber die Form und die Größenverhältnisse der einzelnen 
Zähne anlangt, so muß ich einiges ergänzen und berichtigen. 

Zunächst dürften, ob die gegen die Concreszenz-Theorie 
gerichteten Ausführungen von TREUENFELS richtig sind oder 


!) Siehe GÜMBEL, Geognost. Beschreibung des bayer. Alpengebirges, 
Gotha 1861, S. 579664. 

2) 1841 

2).1870 

*) 1896 

>) 1894 


13. 
180, 131, £. 24, 25. 


num 


251 


nicht, die Bezeichnungen lang, breit und dick von manchen 
Autoren nicht ganz konsequent angewandt sein, denn nach Analogie 
der Bezeichnungen bei anderen Haien und Rochen, zu denen 
ja Zygobatıs, Hypolophus, Rhombodus etc. zum mindesten morpho- 
logisch überleiten, muß von Länge in der Kieferlängsachse, von 
Dicke in der Quer- und von Höhe in der Vertikalachse gesprochen 
werden. Es empfielilt sich also nicht, von den Querreihen, die 
hier wie normal bei den KElasmobranchiern linguobuccal vor- 
rücken, auszugehen, sondern die Maße so zu bezeichnen, wie sonst 
in der Ordnung. 

JÄKEL!) und TREUENFELS zeigten vor allem, daß die Mittel- 
zähne in früher Jugend kaum größer als die seitlichen sind, was wohl 
bei allen Myliobatis-Arten so sein wird. Indem dann zwar alle 
Dimensionen der seitlichen Zähne und Dicke und Höhe der 
mittleren allmählich zunehmen, die Länge der letzteren aber sehr 
stark, wird bei M. aqua nach älteren Autoren ein Verhältnis 
von Länge zur Dicke der Mittelzähne (Verhältnis 1 der Tabellen) 
von 4—6:1. nach Trevenrers?) aber von 6—7:1 und nach 
dem Gebiß IV seiner Tabelle sogar von 10,5 :1 erreicht. Diese 
Tabelle zeigt übrigens auch, wie verschiedene Resultate eine 
Messung ergibt, je nachdem sie buccal oder lingual vorgenommen 
wird, und daß die Länge der Mittelzähne auch bei großen 
Exemplaren noch zunimmt, daß also die Seitenränder der Kau- 
platten auch bei ihnen nicht parallel sind oder gar nach hinten 
konvergieren, wie IsseL?) angab. 

Smirn Woopwarnp*) hat dem Anwachsen des Verhältnisses 1 
mit dem Lebensalter d. h. mit der Größenzunahme bei seinen 
Reihen fossiler Arten schon Rechnung getragen, und danach wäre 
es bei gleicher Länge der Mittelzähne unten und oben oft sehr 
verschieden, z. B. bei M. Dixoni VII, IX unten und VI— VII 
oben.) Meine Tabelle zeigt nun, daß bei M. aquıla und einer 
anderen rezenten Art auber in früher Jugend die obere Kauplatte 
in der Transversalrichtung ein wenig bis etwas größer ist, als 
die untere desselben Individuums, wie schon MÜLLer und HEnxLr®) 
angaben, und daß dies durch größere Länge der oberen Mittel- 
zähne bedingt ist, während die beiderseitigen drei Reihen von 


His 
2: ni 

” Das Stadium II (oben) dieser Art fällt übrigens aus der Reihe, 
und bei M. striatus ist das Verhältnis 1 bei I unten wie bei II oben, 
obwohl bei letzterem die Mittelzähne 2!/; mal so lang sind als unten. 


Es ist darauf später noch zurückzukommen, 
2.2.2.0. 


252 


. Seitenzähnen oben sogar weniger Raum einnehmen als unten. 
Dem entspricht dann, daß das gleiche Verhältnis unten und oben 
ziemlich verschieden sein kann; eine Gesetzmäßigkeit konnte ich 
aber leider darin nicht feststellen. Es sind demnach die Ver- 
hältniszahlen der. Mittelzähne nur bei Angabe der absoluten 
Größe und auch dann nur mit Vorsicht zu verwerten. 

Wichtiger dürften die Seitenzähne sein, denn bei ihnen 
scheint mir entgegen den Angaben von Isseu!) größere Konstanz 
zu herrschen. Sie sind bei M. aqua eher länger als dick und 
haben dementsprechend wie die Mittelzähne seitlich spitze Winkel 
und sind rhombisch, bis auf die Randzähne, die fünfeckig und, 
wie anscheinend stets, am Seitenrande gerade abgestutzt sind. 
Sowohl Harress?), P. Gervaıs’) und GisseL?) als TREUENFELS?) 
geben diese rhombische, eben quergestreckte Form richtig an, 
auch MÜLLER und Hexte‘) bezeichnet sie als viereckig, in der von 
Haruess‘) und Trevenreis®) kopierten Abbildung von Owen’) 
und in Acassız!?) sind aber die Seitenzähne sechseckig und seit- 
lich stumpfwinklig, doch sagt der letztere (S. 317), sie seien un- 
regelmäßig sechseckig, und zeichnet sie wenigstens unten innen 
spitzwinkliig,. Da ich nun konstant unten wie oben in ver- 
schiedenem Lebensalter stets die gleiche Form der Seitenzähne 
fand, halte ich sie für wichtig und glaube, daß Owrn wie Acassız 
die Gebisse anderer Arten abbildeten und daß die von Isser!) 
beobachtete Formänderung der Seitenzähne nur gering sein kann. 

Recht konstant scheint mir dann bei M. agqwıla zu sein, 
daß die Mittelzähne unten gerade, oben median etwas rückgebogen 
sind und daß die Kauplatte unten nur ganz wenig, oben etwas quer- 
gewölbt, buccolingual aber unten nur etwas, oben stark gewölbt 
ist. Die Wurzelleisten konnte ich leider nur bei einer oberen 
Kauplatte sehen. wo sie dicht ohne stärkere transversale Unter- 
brechungen an den Zahngrenzen stehen und unter jedem Seiten- 
zahn in der Dreizahl vorhanden und alle einfach sind. 

Ein Skelet in Alkohol Nr. 8646 und ein trockenes Skelet 
Nr. 18003 der Berliner zoologischen Sammlung, beide als 
M. aquila bezeichnet, zeigen zwar viel Ähnlichkeit mit dieser 


a2 08 il 

2) S. 85501. Bf A. 

°) 1852 t. 29 £. 9, 10. 

4) 1855 $. 1171. 48 f. 4. 
2 


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DHSAORE OHREN 
aa: iD. 90 
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Art und haben dasselbe Verhältnis 1, aber bei ersterem sind 
die unteren Mittelzähne etwas rückgebogen und die Querwölbung 
ist stärker, und vor allem sind bei beiden oben und unten die 
Seitenecken stumpfwinklig und die Seitenzähne schräg sechs- 
eckig und gestreckt, wie etwa bei M. Lligusticus Issen!). Da 
das Trockenskelet nicht größer ist als einige der echten M. aqurla- 
Exemplare, kann hier IsseLs?) Angabe über die Formänderung 
der Seitenzähne nicht zutreffen, und es können diese Exemplare 
nicht zu M. agwıla gehören. Sekundäre Geschlechtsunterschiede 
im Gebiß fand ich übrigens nicht. 

Wenn ferner Isser?) angibt, daß die Kauplatten wie 
Mühlsteine funktionieren und daß vorn die Seitenzähne zuerst 
ausfallen, so ist das richtig, dagegen kann ich seine Beobachtung‘), 
daß bei jungen Zähnen die Nähte schwach zackig seien, nicht 
bestätigen, sondern im Gegenteil diejenige von Smiru Wo0oDWARD?), 
daß die Nähte durch Abreiben oder Kauen zackig werden. 
Auch sonst kann ich deu Bemerkungen des letzteren über die 
Abnutzung, also vor allem über den systematischen Unwert der 
Punktierung, die durch Anschleifen der Vasodentinkanäle ent- 
steht, nur beipflichten und möchte noch besonders betonen, daß 
man im abgekauten Teil nicht messen darf, da man hier ganz 
falsche Verhältnisse bekommt. Die Abkauungsfläche ist ja oben 
ziemlich eben, unten aber mehr oder weniger konkav und hat 
hier eine nach innen stark konvexe Grenzlinie, entsprechend der 
starken Wölbung der oberen Kauplatte. 

Ich kann also die Ausführungen von SMITH WOoODWARD nur 
bestätigen und in wenigem ergänzen, und mein rezentes Material 
reicht nicht hin, um den systematischen Wert oder Unwert des 
Verhaltens der Wurzeln, der Höhe und der Krümmung der Zähne 
oder gar die Bestimmbarkeit der Hautstacheln festzustellen. Das 
scheint mir aber gewiß, daß Kauplatten ohne Seitenreihen zwar 
bestimmt werden können, wenn an den gleichen Lokalitäten voll- 
ständige Kauplatten derselben Art gefunden sind, daß aber Auf- 
stellung von Arten auf solche Reste oder die Bestimmung einzelner 
Zähne nur zu Verwirrungen führt. 

Besonders wichtig scheint mir endlich die Erwägung, daß 
die Myliobatiden zum vagilen Benthos®) gehören, also von der 


Facies des Untergrundes sehr abhängig und nach Dönerreın') 
z 20454 320,.2. 1. 

0297316: 

OS 3l5. 

02836 

| 025438: 

6) WALTHER, Diese Zeitschr. 1897, 49. S. 218. 

7) Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol., Stuttgart 1902, 4. S. 394— 442. 


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5 


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254 


viel variabler als die nektonischen Elasmobranchier sein dürften. 


Fossile Kauplatten von Mylcobattes. 


Wende ich mich nun zur Besprechung der fossilen Gebiß- 
reste, so kann ich, da mir die Originale von SCHAFHÄUTL?) und 
H. v. Meyer’) vorliegen, sicher feststellen, daß M. giganteus 
SCHAFH. auf eine obere Kauplatte eines Aötobatıs, M. arcuatus 
ScHAFH. und M. eureodon ScHArFH. auf die eines Myliobatıs und M. 
presstdens H.v.M. auf eine untere desselben gegründet ist, wobei 
allerdings betont werden muß, daß sich nach dem derzeitigen Stand 
der Kenntnisse Gebisse von Myliobatis Cuvıer und Promyliobatis 
JÄKEL nicht unterscheiden lassen. Besonders mißlich ist aber, 
daß an all’ den Stücken höchstens Zähne der inneren oder zweiten 
Seitenreihe erhalten sind und daß nur bei dem Original von M. 
»presstidens die Basalseite zu studieren ist, daß also die meisten 
Kauplatten, von welchen übrigens nie eine obere und untere zu- 
sammen erhalten sind, nicht ganz sicher bestimmbar sind. 


Myliobatis gontopleurus Ac. 
Myliobatis goniopleurus AGASSIz 1843, 3. S. 819, Taf. 47, Fig. 9, 10. 
pressidens H. v. M. 1848, S. 149, Taf. 20, Fig. 5, 6. 
arcuatus SCHAFHÄUTL 1863, S. 238, Taf. 62, Fig. 14. 
3 goniopleurus A. SMITH WOODWARD 1889, S. 115, Taf. 3, 
Rio75, 5a, 
Untere Kauplatte. 

Zu H. v. Meyers genügender Beschreibung und Abbildung 
seines Originales habe ich nur zu bemerken, daß meine Messungen 
ein ganz wenig verschiedenes Resultat ergaben°) und daß die ein- 
fachen, durch Querfurchen nur wenig unterbrochenen Wurzelleisten 
abgerieben sind, die ursprüngliche Höhe also größer als die ge- 
messene war. Eine kleinere Kauplatte vom Kressenberg in der 
hiesigen Sammlung‘) ist zwar der von SmitaH WoopwArn°) als 
striatus bestimmten sehr ähnlich und besitzt relativ längere Mittel- 
zähne, zeigt aber dieselbe seitliche Abdachung und die Krümmung 
der Mittelzähne, die sehr tiefe Kaugrube und gestreckte innere 
Seitenzähne wie Meyers Original. 

Das Original zu Acassız’ M. gonzopleurus aus dem London-Ton 
von Sueppey, das nach Smiru Woopwarn‘) eine untere Kauplatte 
ist, gleicht nun zwar in allen erstgenannten Punkten meinen 


1) 1868 8. 287 ff. 

2) 1848 8. 149 ff. 

3) siehe Tabelle S. 264. 

*) Signatur: 1873 3. G 27. 
5) 1888 8.43 4. 1.1, £ 7. 
6, 1888 S. 44. 


255 


Stücken, hat aber rhombische Seitenzähne mit gleichseitigem inneren 
Winkel. Smırtu WoopwaArnp!) bemerkt jedoch, daß es stark 
abgerollt sei und damit könnte die Formdifferenz erklärt werden, 
denn auch bei anderen mir vorliegenden Exemplaren, die stark 
abgerieben sind, erscheinen die Seitenzähne viereckig. Er stellt 
auch?) eine untere Kauplatte aus dem Mitteleocän von Bracklesham 
zu der gleichen Art, obwohl sie hexagonale Seitenzähne mit un- 
gleichseitigem inneren Winkel hat. Dieses Stück unterscheidet sich 
aber wieder von Meyers ebenso großem Original durch geringere 
Dicke der Mittelzähne und Seitenzähne, sowie durch die Wölbung 
der ersteren. | 

Von M. striatus Ac., der im Verhältnis 1 so nahe steht, 
unterscheiden sich alle diese Exemplare durch das Abfallen der 
Oberfläche der Mittelzähne zu den Seitenzähnen und von M. Dixon! 
Ac., der in der Form der Seitenzähne und der Höhe der Mittelzähne 
sich gleich verhält, durch die etwas andere Querwölbung und 
das höhere Verhältnis 1. M. goniopleurus Ac. erscheint mir 
also als eine in seiner unteren Kauplatte durch die Höhe, den 
seitlichen Abfall und die mäßige Streckung der Mittelzähne, das 
hohe Verhältnis 3 (große Dicke und geringe Länge der inneren 
Seitenzähne), die stumpfen Seitenwinkel, sowie durch die tiefe 
Kaugrube charakterisierte Art des englischen Untereocäns. Die 
zwei Kauplatten vom Kressenberg bilden eine dazu gehörige Varietät, 
die sich durch hexagonale, mit ungleichseitigem inneren Winkel 
versehene Seitenzähne unterscheidet und var. presstidens heißen 
muß, und das Stück von Bracklesham repräsentiert wieder eine 
etwas deutlicher verschiedene Varietät, die ich var. dubia 
nennen möchte. 

Wie sich der gleichaltrige M. Ombonit Bassanı’) dazu ver- 
verhält, läßt sich aus den dürftigen Angaben leider nicht ersehen; 
er hat aber anscheinend ähnliche Seitenzähne. Unter den 
amerikanischen, besonders den von Lrıpy 1877 beschriebenen 
Kauplatten steht keine im Querschnitt nahe, wohl aber dürfte 
der miocäne M. Stokesii Ac. von Mara verwandt sein. 


Obere Kauplatte. 


Ist schon die untere Kauplatte von M. gomiopleurus von 
der des M. striatus fast nur im Querschnitt verschieden, so soll 
nach Smıtun WoopwArp*) die obere beider Arten nicht zu 
trennen sein. Mir scheinen aber doch, wenn auch geringe 


2u22 290: 

2) 1889 8. 115. 
De 522718, 212. 
11989. 5- Klin. 


256 


Unterscheidungsmerkmale vorhanden zu sein. Nach Analogie 
von M. aqwıla müssen ja die Seitenzähne sich oben fast so ver- 
halten wie unten, also dicker sein als bei M. siriatus (Verhältnis 3 
fast — 2) und bei var. pressidens hexagonal, und dann muß, 
nach der unteren Kaugrube zu schließen, die obere Platte besonders 
stark gewölbt sein. Beides trifft für das hier befindliche Original 
von M. arcuatus SCHAFHÄUTL und ein Stück vom Grünten zu, 
und so kann ich diese mit ScharuÄutL!) und SmitH WooDwARD?) 
zu M. pressidens H. v. M.,d. h. zu der Varietät von M. gonio- 
pleurus Ac. rechnen, wenn auch das zweite Fossil kaum vom 
Stadium IV von M. Dixont nach Smirzk WooDwARD°) zu unterscheiden 
sein wird. Zu bemerken ist aber, daß die inneren Winkel der 
Seitenzähne nicht so ungleichseitig sind wie unten, und daß das 
Verhältnis 1 relativ niederer ist. Von anderen Autoren beschrie- 
bene obere Kauplatten wage ich nicht hierher zu stellen, da die 
Unterschiede von denjenigen von M. striatus und Dixon‘ nur zu 
fein sind. 
Myliobatis Dixont Ac. 
a Dixoni AGAssız 1848, S. 819. 
„>. DIXoNN 1850, S 298, Taf.,,10, Fig: 1,00, ae 
Die. 14, a1. 9, Fig. 3 

b: contractus DIXoN 1850, 5.2200, Pat. 14, Eycz ug 

“ striatus Dıxon 1850, Taf. 12, Fig. 2 

= eureodon SCHAFHÄUTL 1863, S. 238. 

R Dixeni A. SMITH WOODWARD 1888, S. 41, Taf. 1, Fig. 1—4. 


Obere Kauplatte (Taf. XVI, Fig. 1, 2). 


Diese im Eocän Englands häufige Art ist von Acassız“) 
auf Originale von Dixon’) begründet: obere, z. T. recht große 
Kauplatten, die sich durch große Dicke der Mittelzähne und 
innersten Seitenzähne auszeichnen. Nach Smitu WooDwARD‘) 
gehört vielleicht das Original zu Gervaıs’’) dazu, es sind dort 
leider aber keine Seitenzähne erhalten. Dıxons Stücke zeigen 
übrigens auch höchstens ihre innerste Reihe, doch bemerkt Smitz 
WoopwaArn°). daß drei Reihen von vorn nach hinten gestreckter 
Seitenzähne vorhanden sejen. 

Das hier von mir wieder aufgefundene Original zu ScHar- 


HÄUTLS?) M. eureodon (s. Fig. 1) und ein gleich großes anderes 
') 8. 288. 

2) 1889 S. 123. 

’) 1888 S. 41. 

)533 319: 

2.8. 108, 

6) 1889 S. 119. 

a) 552, 4 6 m. 

8) 1888 S. 41. 

Ss aıs 


9 


291 


Stück vom Kressenberg zeigen nun in der leider unvollkommen 
erhaltenen innersten Seitenreihe dieselben Verhältnisse wie Dıxons 
Originale; die Wölbung der Mittelzähne in transversaler und 
sagittaler Richtung ist auch stark; sie sind auch ebenso etwas 
rückgebogen und seitlich ganz stumpfwinklig, nur das Verhältnis 1 
ist noch niederer als bei dem entsprechenden Stadium V von 
Smiru WoopwARrD!). 

Ein noch weit größeres Stück (s. Taf. XVI Fig. 2) würde 
aber gut zwischen sein Stadium VII und VIII passen, es unter- 
scheidet sich jedoch durch geringere Wölbung und stärkere Biegung 
der Mittelzähne und etwas anders geformte Seitenzähne von den erst- 
genannten. Ich glaube alle einfach zu M. Dixonzt stellen zu dürfen, 
wenn auch in eureodon eine durch besonders langsames Wachs- 
tum der Länge der Mittelzähne Be Varietät unter- 
schieden werden könnte. 

Da noch mehrere obere Kannlaten leider ohne Seitenzähne, 
aber mit gleichartigen Mittelzähnen vom Kressenberg und in der 
Sammlung des Oberbergamtes auch ein Bruchstück vom Grünten 
vorliegen, ist die Art offenbar ziemlich häufig gewesen. Charakte- 
ristisch für ihre obere Kauplatte ist also die beträchtliche Dicke 
der Mittel- und hexagonalen Seitenzähne, die aber doch noch 
geringer als die größte Höhe ist. Das Verhältnis 1 steigt hier 
bei Mittelzähnen bis zu 40 mm Länge nicht über 4 und selbst 
bei ganz langen kaum über 5 und das Verhältnis 3 ist wohl stets 
über 2. 

Untere Kauplatte (Taf. XVI, Fig. 3). 


Nach Smirtu WoopwArD?) gehören zu der Art untere 
Kauplatten, die durch ihre quere Wölbung, die Dicke und Höhe 
der Mittelzähne sowie Dicke und Kürze der hexagonalen Seiten- 
zähne charakterisiert sind. Sie wurden von Dıxon°) z. T. als 
M. contractus und striatus bezeichnet und finden sich auch im 
Eocän von Bracklesham und Barton. Auch M. tokapiceus GEINITZ*) 
gehört nach ersterem’) dazu, ich kann ihm darin aber nicht bei- 
pflichten, weil dort das Verhältnis 1 zu hoch, 2 und besonders 
3 zu nieder ist, und sehe nur eine ganz nahesteherde Art darin. 

Vom Kressenberg liegen mir zwar einige Stücke vor, 
die hierher gehören könnten, aber sie sind zu unvollständig; ein 
in der Tabelle angeführtes würde übrigens besser in die Reihe 


1) 1888 S. 41. 

2) 1888 S. 41, 42, t. 1, f, 1—4. 
alran 3:0: 

=, 188301, 2,12, 22 

5) 1889 $. 109. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 3. 17 


258 


von SMITH WooDWARD!) passen als sein Stadium IX, dessen Ver- 
hältnis 1 wie bei dem erwähnten Original von GEinITz zu hoch ist. 

Ein dem Stadium VII entsprechendes Stück von Grünten 
(s. Fig. 3) hat wie die oberen Kauplatten ein relativ niederes 
Verhältnis 1 und seine inneren Seitenzähne gleichen sehr den- 
jenigen von Fig. 2, sind jedoch nicht so stark verdickt, also 
denjenigen von M. goniopleurus gleich. Bemerkenswert ist auch, 
daß die Mittelzähne gebogen sind wie bei M. contractus Dixon, 
während sie bei allen andern Stücken gerade sind. 


Myldobatis striatus BUCKLAND. 
Myliobatis striatus BUCKLAND 1837, S. 46, Taf. 27d, Fig. 14. 


® „ Acassız 1848, S. 320. 
5 irregularis DIXON 1850, S. 199, Taf. 11, Fig. = 
„ toliapicus hs  SEI9 SE Bag 10 = 


n NÖTLING 1884, S. 19, Taf. 2, Fig. 1 
55 striatus SMITH WoODWARD 1888, Ss. 43 1- xl, S. 44 IV. 
Untere Kauplatte. 

Nach Smirm WoopwArp?) auf eine untere Kauplatte be- 
gründet, ist diese Art im Mittel- und ÖObereocän Englands 
verbreitet und unterscheidet sich von M. goniopleurus durch die 
kaum gewölbte Oberfläche und die weniger von vorn nach hinten 
gestreckten Seitenzähne, von M. Dexoni auch durch das höhere 
Verhältnis 1. Sein Stadium I°) gehört aber naeh diesem Ver- 
hältnis und der Form der Seitenzähne zu M. toliapecus Ac. und 
ebenso wohl auch M. punctatus Ac.*); M. Edwardsü Dıxon?) 
endlich ist in seiner Zugehörigkeit unsicher. Dafür paßt M. tolia- 
picus Dıxon®) etwa zum Stadium IV und M. erregularıs Dixon‘) 
sowie vielleicht auch M. toliapicus NörTLına®) gehört hierher, wenn 
auch bei letzterem die Querwölbung stärker als gewöhnlich ist. 

Vom Kressenberg liegt nur ein kleines Stück vor, dessen 
Nähte infolge der starken Abreibung zackig sind, das in seiner 
eben quergewölbten Oberfläche und in den mäßig von vorn nach 
hinten gestreckten hexagonalen inneren Seitenzähnen zu M. striatus 
gehört, im Verhältnis 1 aber von ihm zu M. Dixoni vermittelt. 
Vielleicht ist die relativ große Dicke aber nur eine Folge der 
Abnutzung und keine besondere Variation. 

Die typische untere Kauplatte von M. strialus hat also 


1) 1888 $. 42. 

2) 1889 S. 112. 

3) 388,5 0 
en, © 

°) 1850 8. 199, t. 11, f. 16. 
BE Ion. 
N 

8) 1884 8. 19,1. 2, £ 1. 


28%) 


etwas rückgebogene, wenig oder nicht quergewölbte Mittelzähne 
mit einem Verhältnis 1 von 5—10 bei einer Länge zwischen 
10 und 100 mm und hexagonale Seitenzähne, mit einem Ver- 
hältnis 3 etwa —= 1!)e. 

Obere Kauplatte (Taf. XVI, Fig. 4). 


Smrtan WooDwArD!) betont die Schwierigkeit der Unterscheidung 
der oberen Kauplatten von M. striatus, goniopleurus und toliapreus. 
Von letzterer Art dürfte aber die geringere Länge der Seiten- 
zähne, von goniopleurus die geringere Wölbung unterscheiden. 
Stadium I?) paßt übrigens in der Dicke seiner Mittelzähne 
eher zu der eben beschriebenen unteren Kauplatte als zur ent- 
sprechenden bei SmirtHu WoopwArD. Viel besser fügt sich in die 
Reihe eine hiesige kleine Kauplatte vom Kressenberg (Fig. 4) ein, 
an der z. T. zwei Seitenreihen erhalten sind. Sie ist deutlich 
quer- und von vorn nach hinten gewölbt, ihre Mittelzähne sind 
etwas gebogen und seitlich stumpfwinklig und die rautenförmigen 
ersten und zweiten Seitenzähne etwas von vorn nach hinten ge- 
streckt. Da auch die normal sechseckigen Seitenzähne dieser Art 
vorn und hinten so schmal sind, dab sie fast rautenförmig er- 
scheinen, halte ich den Unterschied für zu unwichtig, um 
irgend eine Abtrennung der vorliegenden Form zu rechtfertigen, 
besonders da an der unteren Kauplatte die Seitenzähne noch 
eben sechseckig sind. 


Myliobatis tollapicus Ac. 
Myliobatis toliapicus AGAssız 1843 8. 321, Taf. 47, Fig. 15—20. 


r suturalis 5 1843 S. 822, Taf. 46, Fig. 12—16. 
punctatus " 18487232322, af. 47, Eier 11,12: 
R toliapicus SMITH WOODWARD 1888, S. 45. 

" striatus 5 Sal, Bas Eros: 


Untere Kanplatte. 

Die Flachheit, geringe Höhe und ziemliche Länge der 
Mittelzähne und die regelmäßig sechseckigen, kaum dickeren als 
langen Seitenzähne charakterisieren nach Smiru WOooDwARrD?) 
diese im ganzen Eocän Englands verbreitete Art. Betreffs der ihm 
wahrscheinlich unterlaufenen Irrtümer bei der Zuteilung einiger 
Kauplatten habe ich ja schon oben S. 258 Bemerkungen gemacht 
und kann deshalb nur noch anfügen, daß lediglich eine kleine 
hiesige Kauplatte vom Kressenberg zu der Art gehören kann. 
Sie ist ebenso abgerieben wie M. suturalis Ac. und paßt in 
den Verhältnissen hierher. 

Obere Kauplatten dazu liegen mir nicht vor. 


1) 1888 S. 44 u. 1889, S. 112. 
2) 1888 S. 44. 
s\ 1889 $. 116. 


11% 


260 


Iylvobatıs cfr. latidens Smitu WoopDwaARrn, 
Mylvobatis a latıdens SMITH WOODWARD 1888 S. 45, 46, Taf. 1, 
18.711932, 
Myliobatıs cfr. Tehidere SMITH WOODWARD, 1888 S. 46, Taf. 1, Fig. 13. 
Obere Kauplatte. 

In ihren Seitenzähnen der vorigen Art gleichend, aber durch 
die große Länge der Mittelzähne unterschieden, ist diese Art auf 
kleine untere Kauplatten des Eocäns von Bracklesham begründet. 
Nur mit Vorbehalt rechnet der Autor eine obere Kauplatte!) 
dazu, die etwas weniger quergestreckte, gebogene Mittelzähne hat. 
Danach könnten ein wenig gebogene obere Mittelzähne in der 
Sammlung des hiesigen ÖOberbergamtes aus dem schwarzen 
Emmanuelflöz des Kressenberges zu derselben Art gehören, da 
deren Länge — 34, die Dicke — 4 und die Höhe etwa 6 mm 
ist. Sie sind jedoch seitlich weniger stumpfwinklig als jene, 
und der Verlust der Seitenzähne erlaubt nur eine annähernde 
Bestimmung. 

Aetobatis MÜLLER u. HENLE. 
Aetobatis giganteus SCHAFH. Sp. 
Attobatis giganteus SCHAFHÄUTL spec. 1850, S. 237, Taf. 63, Fig. 10. 

Da ich irgendwie ausreichendes rezentes Vergleichsmaterial 
nicht besitze, kann ich betreffs der Bestimmung nur auf die 
Bemerkungen von Smirn WoopwArp?) hinweisen und meine 
Fossilien mit bisher beschriebenen Formen vergleichen. Das Ori- 
ginal von ScHAFHÄUTL (in Textfig. 1 reproduziert) hat keine Seiten- 
zähne, ist also eine obere Kauplatte von Aötobates?), und in seiner 
Beschreibung ist vorn und hinten umzukehren. Das Verhältnis 
von Länge zur Dicke der Zähne ist 97:12=8. Da nun auaßer 
einem Stück einer ebensolchen Kauplatte eine nur etwas kleinere 
untere (Textfig. 2) vom gleichen Fundort in der hiesigen Sammlung 
ist und deren Verhältniszahlen 76:10=17,6 sind, darf ich sie 
wohl zur gleichen Art rechnen. Die Zähne dieser völlig flachen 
Platte sind deutlich nach vorn gebogen, sodaß die gerade Ver- 
bindungslinie der Enden eines Zahnes in der Mediane etwa 
durch das hintere Drittel des zweitnächsten Zahnes läuft. 

Aöt. irregularis Ac.*) ist nun zwar dieser Art recht ähnlich, 
aber nach Smitu Woopwarn°) ist die obere Kauplatte weniger 
quergewölbt, und es sind, wenigstens bei den Originalen von 
Acassız, die Biegungen und Enden der Zähne etwas anders als 


2) 1888, 1.21, 718. 

221889752928,123. 

%) Siehe SmiTtH WOODWARD 1889 S. 130. 
*) 1843 S. 327, t. 47, f. 8—5. 

2, 18893. 128. 


nennen nn ne ni ch nn 


a 


Fig. 1. 
Obere Kauplatte, Or. Ex. zu Aötobatis giganteus SCHAFH., 
vom Kressenberg, mit Längs- und Querschnitt, nat. Gr. 


bei meinen Stücken. Die Kauplatte von Aöt. sulcatus Ac.!) hat 
viel stärker gebogene Zähne und die von Aöt. marginahs Dixon’) 
ist stark quergewölbt mit eigentümlichem Seitenrand. At. 
arcuatus Ac.?) dürfte wohl in DELFORTRIE?) durch eine wenn 
auch nur schwach konvexe obere Platte vertreten sein, die 
relativ dickere “und stärker gebogene Zähne hat. Auch Ak. 
Omalusii DELFORTRIE?) unterscheidet sich durch viel stärker ge- 


Aa BOB, 4.46, 1.45, 
a 1850, 1 0, 1. 

») S. 397. 
sinne A 
ZA 


Ialaı 2% 


Untere Kauplatte von Aötobatis giganteus SCHAFH., vom Kressenberg, 
nat. Gr. 


bogene Zähne. Die obere Kauplatte von Aöt. Meneghinic 
Bassanı !) unterscheidet sich leicht durch andere Verhältnis- 
zahlen; und die Originale von Leıpy?) sind nur einzelne, z. T. 
nicht einmal vollständige Zähne, also kaum bestimmbar. Demnach 
dürfte SchAarsÄurLs Art für Aetobatis getrennt von all diesen 
aufrecht zu erhalten sein. | 


1) 1878 8. 278. 
2) 1877 8. 244 97, t. 31,1. 1900. 


263 


Vom Grünten liegt endlich in der Sammlung des hiesigen 
Obergbergamtes eine kleine obere, leider nicht ganz vollständige _ 
Kauplatte von Aötobatis, deren Zähne 4,5 mm dick und mindestens 
47 lang, gerade und nur wenig quergewölbt sind. Wenn nun 
auch nach Smiru Woopwarnp!) Aöt. rectus Dixon’) zu At. 
ürregularis Ac. gehören kann, und bei Messung all der zu dieser 
Art gezählten Zähne das Verhältnis 1 sich als etwas variabel 
erweist, möchte ich doch dieses unvollständige Stück nicht zur 
obigen Art rechnen, sondern es unbestimmt lassen und nur sein 
Vorkommen anzeigen. 


Als Schlußresultat ergibt sich also, daß die Myliobatiden 
vom Kressenberg und Grünten sich am besten mit den ungefähr 
gleichaltrigen Arten von England in Beziehung bringen lassen; 
aber wenn ich auch meist identische Arten annahm, so zeigen 
doch fast alle Exemplare wenigstens kleine Unterschiede, die 
z. T. zur Aufstellung von Varietäten genügen dürften. Um aber 
die Variationen und Mutationen der Arten richtig und sicher 
feststellen zu können, müßte man genügend Material zur Zusammen- 
stellung von .Altersreihen wie Smiırn WoopwArp°®) haben. Ich 
mußte mich deshalb damit begnügen, auf die kleinen Unter- 
schiede aufmerksam zu machen, die vielleicht auf eine Ausbildung 
von Standortsvarietäten hinweisen. 


) 1889 $. 128. 
2) 1850, t. 11, f. 8. 
2) 1888. 


264 


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267 


Literatur- Verzeichnis. 


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WOODWARD, A. SMITH-: Catalogue of the fossil fishes in the british 
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268 


10. Pelycosaurierreste von Texas. 
Von Herrn F. BroıLı in München. 


Hierzu Taf. XVII u. 1 Textfig. 


Veranlassung zu folgenden Zeilen geben mir die Bruchstücke 
eines Schädels, welche sich unter dem von CH. STERNBERG Aul- 
gesammelten Material befinden, das dieser ausgezeichnete Sammler 
während des Sommers 1901 in den permischen Ablagerungen 
von. Texas im Auftrage des Herrn Geheimrat von ZITTEL 
zusammengebracht hatte. 

Der Fundpunkt liegt in den roten Tonen des Coffee Creek 
(unweit Seymour, Baylor Co.), in dessen Umgebung auch andere 
schöne Skeletteile gefunden wurden. 

Die hier nun vorliegenden Reste gehören der Haupt- 
sache nach der hinteren Partie eines Schädels an, die sich 
trotz aller angewendeten Sorgfalt und Mühe nicht mehr vereinigen 
ließ; immerhin konnte man einzelne Elemente des Schädels bezw. 
einige Teile des Unterkiefers zusammensetzen. 

Der Erhaltungszustand unseres Materials ist insofern 
ein günstiger, als sich die einzelnen Stücke, ohne große Be- 
schädigungen zu erleiden, präparieren ließen. Nähte sind nirgends 
mehr zu erkennen, was auf ein altes Individuum schließen läßt. 
Die Knochen bleiben im großen und ganzen unskulptiert. An- 
deutungen von Höckern oder ähnlichen, warzenartigen Erhöhungen 
lassen sich indessen auf der Außenseite des Unterkiefers, sowie 
bei den Begrenzungsknochen der Schädeldurchbrüche könstatieren. 
Immerhin treten dieselben gegen die regelmäßige Ausbildung der 
Skulptur, wie wir sie von den Stegocephalen her gewöhnt sind, 
zurück. Dasselbe gilt auch von den Knochen selbst; während 
dieselben nämlich bei den letzteren ungemein kräftig und solid 
verknöchert sind, haben sie bei unserer Gattung eine im Ver- 
hältnis zu den Dimensionen des Schädels sehr schwache Ausbildung 
erfahren. Eine Ausnahme davon machen allein die Knochen, 
denen die Umrahmung der Schädeldurchbrüche zufällt, welche 
wulstartig hervorspringen, wodurch natürlich der Kontrast ein 
um so gröberer wird. 


269 


Das verhältnismäßig schlanke Basioccipitale gliedert sich 
in einen vorderen und einen hinteren Abschnitt. Der letztere 
wird durch den einfachen, kngeligen Condylus gebildet, während 
der vordere sich anscheinend dreieckig nach vorne zuspitzt; die 
Fläche desselben ist median tief eingesenkt und mit Längsrunzeln 
bedeckt, die mit dem glatten Condylus stark kontrastieren. Am 
letzteren selbst ist noch, median und dorsal, eine stecknadelkopf- 
große, deutlich begrenzte Vertiefung auffallend. Ob sich an der 
Bildung des Condylus in seinen oberen Teilen auch die 
Exoccipitalia beteiligen, kann nicht angegeben werden, da die 
Suturen völlig verwischt sind. 

Leider läßt sigh das Basioceipitale nicht mit einem weiteren 
Reste in Verbindung bringen, welcher offenbar gleichfalls dem 
Hinterhaupte angehört. Dieses Stück ist nämlich in der Mitte 
seines Unterrandes durch eine im allgemeinen zungenförmige 
Einbuchtung charakterisiert, welche auf der einen Seite durch 
verschiedentliche, später wieder zusammengekittete Brüche nicht 
ganz regelmäßig begrenzt ist. Diese Einbuchtung oder, in unserem 
Falle, dieser Durchbruch entspricht offenbar dem Foramen magnum, 
und die Elemente, die dasselbe begrenzen, dürften die Exoccipitalia 
lateralia darstellen. Die Nähte sind, wie bereits gesagt, an dem 
ganzen Stücke völlig verwischt, sodaß nicht gesagt werden kann, 
ob weitere Knochen daran enthalten sind und insbesondere, ob 
das Supraoccipitale noch bis an das Foramen magnum heran- 
reicht. Auffallend an unserem Stücke ist noch die starke Ver- 
längeruug des Seiten- und Unterrandes, die jederseits zu einem 
fortsatzähnlichen Gebilde nach hinten und abwärts ausgezogen 
sind. Der Unterrand dieser Fortsätze zeigt namentlich proximal 
auf der Innenseite eine starke Einkerbung. 

Das Stück erreicht seine größte Dicke in der Umgebung 
des Foramen magnum nach oben und zu den Fortsätzen hin 
wird es allmählich schwächer. 

Des weiteren liegen mir noch etliche Reste der Begrenzung 
großer Schädeldurchbrüche vor, von denen sich nicht feststellen 
läßt — da sie außer jedem Zusammenhang mit dem übrigen 
Schädel stehen — ob sie Augenhöhlen oder Schläfenöffnungen 
umralmten. Diese Bruchstücke, von denen das größte anscheinend 
der rechten Schädelhälfte angehört, zeigen im Verhältnis zu den 
übrigen sehr dünnen Fragmenten, die dem eigentlichen Schädel- 
dach angehören, eine sehr kräftige Ausbildung, d. h. sie springen 
wulstartig hervor, wobei ihre Ränder teilweise zugeschärft sind. 

Während sich diese Reste nicht identifizieren lassen, ist dies 
umso besser bei einem anderen Knochen der Fall, der sich auch 
anscheinend vollständig erhalten hat. Er ist das linke Quadratum. 


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Dasselbe bildet eine flache, dünne Knochenschuppe von länglich 
viereckigem Umriß, welche bei allmählicher Stärkezunahme nach 
unten sich hier in zwei spindelförmige, kräftige Anschwellungen 
auflöst, die durch eine tiefe Grube voneinander getrennt sind. 
Dieser Grube entspricht auf der schmalen Hinterseite der Knochen- 
schuppe selbst eine dorsoventral verlaufende, rinnenähnliche Ein- 
senkung. 

Mit diesem fischähnlichen Quadratum nun gelenkt das 
Articulare des Unterkiefers, welches von der gleichen Seite eben- 
falls vorliegt. Analog den beiden spindelförmigen Anschwellungen 
am Quadratum finden sich am Articulare zwei breite, einander 
parallele Gelenkrinnen, die durch einen kammähnlichen Rücken 
getrennt sind. Nach rückwärts ist das Articulare in einen 
flachen, dreieckigen Fortsatz ausgezogen, der auf seiner Innen- 
seite, d. h. auf der dem Schädel zugekehrten Fläche, eine ziem- 
lich große unregelmäßig begrenzte Grube aufweist. Aller Wahr- 
scheinlichkeit nach wird die Unterseite dieses Fortsatzes, welche 
durch zwei leistenförmige Erhöhungen charakterisiert ist, die sich 
im hinteren Drittel miteinander vereinigen, vom Angulare ein- 
genommen. Neben diesem Hauptstück des Unterkiefers ist noch 
der größte vordere Teil desselben erhalten geblieben, auf dessen 
Dentale sich an den abgebrochenen Sockeln und Zahngruben 
ca. 16 Zähne nachweisen lassen. Dieselben scheinen mit Aus- 
nahme einiger größerer (1—2) Fangzähne in der Symphysen- 
gegend ziemlich gleiche Größe und den nämlichen gegenseitigen 
Abstand besessen zu haben. 

Die übrigen Reste des Schädels sind leider zu fragmentär, 
um mit Sicherheit daraus Schlußfolgerungen ziehen zu können. 

Trotz dieser eigentlich recht spärlichen Überbleibsel, können 
wir auf Grund derselben feststellen, daß wir. die Schädel- 
fragmente eines Reptils und zwar eines Pelycosauriers vor 
uns haben, was in erster Linie durch das Vorhandensein der 
Schläfendürchbrüche und durch die Beschaffenheit des Schädel- 
daches in Bezug auf Bauart und Skulptur bewiesen wird. 

Die Schädel, welche nun zu einem Vergleiche mit unserer 
Form heranzuziehen sind, gehören den Gattungen Varanosaurus, 
Embolophorus und Drimetrodon an. Was Varanosaurus betrifit, 
so kommt dies Genus sofort in Wegfall; da es in erster Linie 
ein viel zierlicheres, kleineres Tier ist, überdies sind bei dem 
Münchener Original gerade die hier in Frage kommenden Teile, 
nämlich Schläfengegend, Quadratum und Articulare unvollständig 
oder garnicht erhalten. 

Anders steht es bei den Gattungen Drmetrodon und Embolo- 
phorus, über welche uns die beiden wichtigen Arbeiten von 


271 


E. C. Case!) bestens unterrichten. In seiner Geschichte der Pely- 
cosaurier, der eine Beschreibung der Gattung Dimetrodon bei- 
gefügt ist, bringt Case einige Skeletelemente zur Abbildung, welche 
den unsrigen sehr ähneln und die deshalb einer kurzen Be- 
sprechung unterzogen werden sollten. Auf Taf. I der oberen 
Arbeit in Fig. 11 und 12, sowie in der Textfig. 6°) bringt 
Case die „Cranial Region“ in zwei Ansichten zur Wiedergabe, 
welche dem von mir, als zur Begrenzung des Foramen magnum 
gehörig, geschildertem Stücke, ungemein ähnelt, das allerdings 
bei weitem nicht durch so einen guten Erhaltungszustand ausge- 
zeichnet ist, wie das Original von Case. Bei meinem Exemplar fehlt 
nämlich die ganze untere Begrenzung des Foramen magnum 
durch das Basioceipitale, und auch die seitliche Umrahmung durch 
die Exoccipitalia scheint offenbar nur sehr unvollständig erhalten 
zu sein. Ferner sind die von Case als Paroceipitalia gedeuteten 
Parteien nur zum größten Teile vorhanden, was namentlich von 
dem auffallenden distalen Fortsatz, der nach auswärts, abwärts 
und rückwärts gerichtet ist, gilt. 

Auf der nämlichen Tafel bringt des weiteren Casz in Fig. 
8, 9, 10, 18, zwei Elemente zur Ansicht, die mir ebenfalls vor- 
liegen, denen ich aber eine den Ansichten von CAsE entgegen- 
gesetzte Deutung gebe. Case hält nämlich Fig. 18 für die 
„Articulare region“ des Unterkiefers, welche noch im Konnex 
mit dem Angulare steht und Fig. 8, 9, 10 deutet er infolge- 
dessen als die „Suspensorial region“ des Schädels, woran er 
Quadratum, Quadratojugale, Squamosum und Prosquamosum unter- 
scheidet. Durch diese Meinung war er auch in seiner Arbeit 
über Embolophorus (s.o.) zur Annahme gezwungen, daß das Articulare 
des Unterkiefers sich in verkehrter Lage befinde. Allein in 
Wirklichkeit ist dieser Knochen bei Embolophorus nur das wenig 
dislozierte Quadratum. Dasselbe gleicht sehr dem entsprechenden 
Elemente bei den Cotylosauriern, das sich, wie ich bei Labedo- 
saurus?) nachweisen konnte, von außen als dünne Knochenschuppe 
fest an den hinteren Flügel des Pterygoids anlegt, während seine 
Articulationsfläche selbst von dem die Schädelecke bildenden ? 


I) G. Baur and E. C. Case: The History of the Pelycosauria, 
with a Description of the Genus Dimetrodon CorpE. Transactions 
Americ. Philos. Soc. N.-S. 20. 1899. 8.1. 

E. C. Case: The Osteology of Embolophorus Dollovianus COPE, 
with an attempted Restoration. Journ. of Geol. 11. No.1. 1903. 8.1. 

?, Vergl. auch: CAse, Foramina perforating the Cranial Region 
of a Permian Reptile and on a Cast of its Brain Cavity. Americ. 
Journ. of Science. 8. 1897. $8. 323, f. 3. 

®) BroıLı: Permische Stegocephalen und Reptilien von Texas. 
Palaeontographica 51, S. 56, t. VIII, £. 7. 


272 


Quadratojugale durch einen Knochen getrennt sind, den ich mit 
dem Supratemporale in Zusammenhang bringen möchte. 

Auch das von Corz!) bei Naosaurus claviger abgebildete 
Quadratum zeigt ähnliche Gestaltung und die charakteristischen 
Gelenkhöcker. Dabei erwähnt er auch ausdrücklich: „The qua- 
drate bone is large and laminiform, aud is truncate above, 
having a good deal the shape of the corresponding bone in 
a fish.“ 

Doch nehmen wir an, das Articulare Cases sei ein solches, 
wie ließe sich dann sein Angulare rechtfertigen, das allen unseren 
Kenntnissen über dieses Element widerspricht, und eine sehr 
flache, deutlich umgrenzte Knochenschuppe darstellt? Auch das 
Articulare an und für sich wäre in solcher Ausbildung eine ganz 
ungewohnte Erscheinung, da wir sonst bei den Reptilien am 
Articulare fast nie Gelenkhöcker, sondern stets Gelenkgruben 
finden. 

Die also unter unrichtigen Voraussetzungen von Case in 
Bezug auf einige Schädelknochen abgegebenen Deutungen (Squa- 
mosum, Prosquamosum, Quadratojugale) werden demnach hinfällig 
und die in Fig. 1, 2, 3, S. 32 gegebenen Rekonstruktionen 
müßten in dieser Hinsicht eine Modifikation erfahren. 


Schematische Ansicht des Unterkiefers (teilweise ergänzt) von oben 
(!/a nat. Größe). 

Hoffentlich wird der um die Kenntnis der permischen 
Wirbeltiere so sehr verdiente Forscher bald in den Stand gesetzt 
an der Hand weiteren Materials meine Aussagen zu prüfen und 
zu bestätigen.?) 


!) Systematic Catalogue of the species of Vertebrata found in the 
beds of the Permian Epoch in North America, with notes and descrip- 
tions. Read May 7. 1886. — Americ. Philos. Transact. New Series. 
16. 1890. S. 285, 29a m 7 

2), Nachschrift: Während der Drucklegung dieses Aufsatzes 
erhielt ich durch die Freundlichkeit von Herrn Prof. CAsE seine 
jüngst erschienene, hochinteressante Arbeit: The osteology of the 
skull of the Pelycosaurian Genus, Dimetrodon (Journ. of Geology, 12. 
No. 4, May-June 1904), worin derselbe seine frühere Ansicht 
ändert und nunmehr die, von mir oben bezüglich des Quadratums 
niedergelegte Meinung, mit mir teilt. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen geologischen Gesellschaft. 


ei 


56. Band. 
IV. Heft. 


‘“ (Hierzu Tafel XV u. XIX—XXXVM). 


Oktober, November, Dezember 1904. 


Berlin 1904. 


J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolg&,, 

Zweigniederlassung 17 ke 6 

vereinigt mit der Besserschen Bncangn tung Ti B; 
SW. Kochstrasse 53. RER 


027 


Deutsche geologische Gesellschaft. 


Vorstand für das Jahr 1905. 


Vorsitzender: IIlerr BEYSCHLAG Schriftführer: Herr J. Bönm 
Stellvertretende Vor- | „ _WAHNSCHAFFE „  DENCKMANN 
sitzende: \ „  SCHMEISSER „ ‚Gaem 
Schatzmeister! ei) ATI „.. PEILIBPT. 

Archivar: N BENIZSCH 


Beirat für das Jahr 1905 


Herren: TIETZE- Wien, FRAAS- Stuttgart, BALTZER-Bern, KAvsEr-Marburg, 
ROTHPLETZ-München, STEINMANN-Freiburg i. Br. 


eS 


Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Ge- 
bäude der K. Preuß. geol. Landesanstalt u. Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 
7 Uhr in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversamm- 
lungen in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis 
Oktober. Vorträge für die Monatssitzungen sind Herrn Dr. C. Gagel 
tunlichst 8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte ven Vorträgen zum Druck 
spätestens 8 Tage nach dem Vortrage einzusenden. 

% 

Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung 
des Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 M. Ein- 
trittsgeld und einen Jahresbeitrag von 20 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift 
und die Monatsberichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zu- 
sammen 24 M.). Die bis zum 1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge 
werden durch Postauftrag eingezogen. Jedes außerdeutsche Mitglied kann seine 
Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von 300 M. ablösen. 


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Reklamationen nicht eingegangener Hefte der Zeitschrift können 
nur innerhalb eines Jahres nach ihrem Versand berücksichtigt 
werden, solche von einzelnen Monatsberichten überhaupt nicht, da 
letztere insgesamt mit dem letzten Hefte jedes Jahrganges nochmals 
herausgegeben werden. 


„ 

Die Autoren der aufgenemmenen Aufsätze, briefliehen WMit- 
teilungen und Protokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwort- 
lich; sie erhalten 50 Sonderabzüge umsonst, eine grössere Zahl gegen 
Erstattung der Herstellungskosten. 


ey 


Zu Gunsten der Bücherei der Gesellschaft werden die Herren 
Mitglieder ersucht, Sonderabdrücke ihrer Schriften an den Archivar 
einzusenden: diese werden in der nächsten Siizung vorgelest und 
soweit angängig besprochen. 

m 

Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder 
folgende Adressen benutzen: 

1. Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift oder den Monatsberichten 

sowie darauf bezüglichen Schriftwechsel Herrn Dr. Joh. Böhm, 

3. Einsendungen an die Bücherei, sowie Reklamationen nicht eingegangener 

Hefte Herrn Landesgeologen Prof. Dr. Jentzsch, 

3. sonstigen geschäftlichen Briefwechsel, insbesondere Anmeldung neuer 
Mitglieder, Anzeigen von Wohnortsveränderungen, Austrittserklärungen 
Herrn Landesgeologen Dr. C. Gagel, 

sämtlich zu Berlin N. 4, Invalidenstr. 44, 

4. Die Beiträge sind an die J. G. Corra’sche Buchhandlung Nachf., 

Berlin SW., Kochstr. 58, durch direkte Übersendung einzuzahlen. 


273 


Der nebenstehende Rekonstruktionsversuch eines Pelyco-. 
sauriersunterkiefers kann natürlich keinen Anspruch auf voll- 
ständige Korrektheit machen, da wir nach den bisherigen Funden 
über die Länge der Zahnreihen und seine Beschaffenheit zwischen den 
letzten Zähnen und dem Articulare nicht unterrichtet sind. Immer- 
hin können wir aber aus dem Bekannten ersehen, daß zwischen 
dem Unterkiefer eines Pelycosauriers und dem eines Ootylo- 
sauriers — ich habe speziell Zabrdosaurus im Auge — unge- 
mein viel Ähnlichkeit besteht, welche namentlich in der 
Stellung der Gelenkgruben zum Unterkiefer selbst, als auch 
in der ungemein flachen, gedrückten Beschaffenheit der 
Articulare zum Ausdruck kommt. 

Auch dies ist ein Punkt, der für die nahe Verwandt- 
schaft der Pelycosaurier mit den Cotylosauriern spricht, 
welche sich ja besonders auch im Bau der Extremitätengürtel 
und den Extremitäten selbst ausprägt. 

Fragen wir nun nach der generischen Zugehörigkeit unserer 
Reste, so läßt sich aus dem Vergleiche mit den von Case ge- 
gebenen Abbildungen unschwer ersehen, daß wir es in der Tat 
mit einer Dimetrodon incısiwus CorEz bezw. Eimbolophorzus 
Dollovianus Copz sehr nahestehenden Form zu tun haben. 

Trotzdem bin ich vorläufig noch nicht geneigt, die geringen 
Reste auf eine der beiden Arten zu beziehen, zumal das mir 
vorliegende Quadratum, dadurch, daß es einen mehr rechteckigen 
Umriß hat, viel gestreckter erscheint als das entsprechende 
Element von Dimetrodon incıisivus, welches eine mehr dreiseitige 
Form besitzt. 

Wir müssen uns deshalb begnügen, die vorliegenden Reste, 
als zu einem Dimetrodon ungemein nahestehenden 
Pelycosaurier gehörig, zu betrachten, bis bessere Funde 
Lösung in dieser Frage bringen. 

Als Anhang seien noch einige histologische Be- 
merkungen über die Zähne von Dimetrodon beigefügt. 
(Fig. 1—3). 

Die Zähne von Dimetrodon, die sehr tief in Alveolen ein- 
gelassen sind, besitzen eine spitzkonische Gestalt, ihre vorn und 
hinten zu Kanten zugeschärften Seiten sind überdies fein ge- 
zähnelt. 

Unter dem Mikroskop schließt sich im Querschnitt 
bei unserem Schliffe die ziemlich schmale Pulpa P (der Schliff 
ist ziemlich weit gegen die Spitze des Zahnes genommen) die 
ungemein breite Zone des Dentins an, in welcher man deutlich 
die scharf umschriebenen Zuwachsstreifen oder Kontur- 
linien C unterscheiden kann. Dieselben treten bei dem vor- 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 18 


274 


liegenden Schliffe am dichtesten in der der Pulpa zunächst 
liegenden Dentinmasse auf, nach außen hin werden sie an- 
scheinend etwas seltener. Das Dentin selbst ist von ungemein 
dicht stehenden, sehr feinen Zahnbeinröhrchen (D) durchsetzt, 
die von der Pulpa ihren Ausgang nehmen; entsprechend den zu- 
geschärften Seiten der Zähne haben die Dentinröhrchen an diesen 
Stellen eine fiederförmige Anordnung erfahren. Infolge der un- 
gemeinen Dichtigkeit, mit welcher diese Ernährungskanälchen an- 
einander anschließen, läßt sich nicht entscheiden, ob distal eine 
Teilung derselben erfolgt. Vitrodentin, oder gefäßfreies Dentin, 
fehlt den Zähnen von Dermetrodon. Dagegen läßt sich an ver- 
schiedenen, unbeschädigten Stellen ein gut entwickeltes Schmelz- 
band nachweisen, dessen Prismen bei polarisiertem Lichte aus- 
gezeichnet zu unterscheiden sind. | 

Der durch die Spitze des Zahnes und die seitlich 
zugeschärften, fein gezähnten Seiten, geleste Längs- 
schliff zeigt keine Pulpa mehr. sondern ausschließlich Dentin, 
das gleichfalls sich von ungemein dicht stehenden Dentinröhrchen 
durchsetzt zeigt, welche auch als büschelförmige Garben in die 
feineren Zacken, in welche die zugeschärften Seitenkanten des 
Zahnes auslaufen, eindringen und so ein äußerst charakteristisches, 
schönes Bild erzeugen. Oben, d. h. gegen die eigentliche Spitze 
hin, tritt eine Verflachung der Zacken ein. insofern dieselben 
allmählich eine mehr flach, wellenförmige Gestalt annehmen. 

Die Dentinschicht ist ihrerseits hinwiederum von einem 
verhältnismäßig breiten Schmelzband umsäumt, das unter 
polarisiertem Lichte wie auf dem Querschnitt, seine eigentümlichen 
Eigenschaften, besonders deutlich erkennen läßt. 

Im Vergleiche mit dem von mir beschriebenen Zähnen von 
Labidosaurus!) konstatieren wir, daß die Zähne des Pelyco- 
sauriers Demetrodon ein viel vorgeschritteneres Stadium dar- 
stellen. Dort finden wir noch in den radialgestellten von der 
Pulpa in das Dentin eindringenden Kanälen, die deutlichen 
Spuren ihrer innigen Verwandschaft mit den Stegocephalen, hier 
sind dieselben verschwunden und die Zähne von Dimetrodon 
zeigen in ihrer Struktur bereits den Charakter voll- 
wertiger Reptilien. 


3) 12. 7.0 SHARING. 


2005 


11. Über Pieraspis dunensis F. ROEM. sp. 


Von Herrn F. DREVERMANN in Marburg a/Lahn. 
Hierzu Taf. XIX —XX1I. 


Fischreste gehören im Unterdevon des rheinischen Schiefer- 
gebirges zu den Seltenheiten. Zwar werden in vielen Arbeiten 
einzelne Bruchstücke von Panzerplatten erwähnt, auch vollständigere 
Reste haben sich gelegentlich gefunden, aber im ganzen sind 
bisher doch nur spärliche Anzeichen für das Vorhandensein 
dieser Tierklasse im rheinischen Unterdevonmeere nachgewiesen 
worden. Unter den Placodermen sind es ganz besonders die 
seltsamen Pteraspiden, deren Vorkommen im rheinischen Gebirge 
zwar schon seit langem bekannt ist, die aber fast stets nur in 
einzelnen Bruchstücken sich gefunden haben. Die älteste bekannt 
gewordene Eifeler Art Pferaspis dunenses F. Roem. sp. möchte 
ich in den folgenden Blättern genauer besprechen. : Außer dieser 
sind es rechtsrheinisch nur zwei Arten! Pf. rhenanus SCHLÜTER 
aus Grauwacke mit Zerebratula amygdala des Rheinlandes!) und 
Pt. (Scaphaspis) bonnensis ScHLürer sp. aus den Schichten mit 
Rensselaerta strigiceps (also wohl Siegener Schichten) der Grube 
Wildermann zwischen Römlinghofen und Vinxel.) Beide Funde 
wurden leider nicht abgebildet, sodaß eine genaue Vergleichung schon 
aus diesem Grunde ausgeschlossen ist. Damit sind die rechts- 
rheinischen Funde von Pteraspiden erschöpft. Aus dem links- 
rheinischen Teil des Schiefergebirges war lange Zeit (außer Pi. 
dunensis) nichts von diesen eigenartigen Tieren bekannt. Erst 
neuerdings mehren sich die Anzeichen, daß auch hier derartige 
Reste recht weit verbreitet sind. Zuerst sammelten Lonsst und 
Forır eine Reihe Dorsalschilder von Pt. rostratus Ac. oder 
einer nahestehenden Form in Gedinnien bei Ombret (Provinz 
Lüttich) in Belgien. °) Dann besprach Gosserer kurz 
zahlreiche Pteraspidenreste, die sich bei Lievin (Dep. Pas 


!) Ob diese alte Etikette das richtige trifft, ist sehr zweifelhaft; 
bei der Unsicherheit fast aller älteren Brachiopodenbestimmungen 
könnte hier außer der mitteldevonischen Newberryia amygdala auch 
Rensselaeria etc. in Frage kommen. 

2?) Verh. Naturhistor. Vereins, Bonn 1887, 44. S. 125. 

3) Ann. soc. geol, Belg. 22. 1894/95, S. XXVI. 


276 


de Calais) in Nordfrankreich gefunden haben. }) Sie 
stammen aus einer Quarzitbank, die den „Schistes bigarres“ des 
Gedinnien eingelagert ist. Diese Reste wurden von LERicHE 
einer genauen Untersuchung unterzogen und als Pf. Oroucht 
Lanksester beschrieben und abgebildet.) Im gleichen Heft 
(S. 153) bespricht DorzEe kurz einen Fund von mehreren 
Pteraspidenresten aus den Gedinnien von Pernes (alte Grafschaft 
Artois) in Nordfrankreich. Hier scheint eine reichere Fauna von 
Cephalaspiden und Pteraspiden vorzuliegen?), u. a. hat sich außer 
Pt. Crouchi Lane. auch Pt. rostratus Ac. gefunden. Und 
endlich hat Doro‘) eine kurze Notiz über Pteraspidenreste 
gegeben, die er glaubt auf Pf. dunensis zurückführen zu können, 
und welche aus dem Gedinnien von Villance bei Saint-Hubert in 
Belg. Luxemburg stammen. 

Die bisher im Unterdevon des rheinischen Gebirges (im 
weitesten Sinne) bekannten Arten von Pferaspis sind also: 
) Pt. dunensis F. Roem. sp. Altunterdevonisch. 
) „ all. dumensis F. Rorm. sp. Gedinnien. 

) „  bonnensis SCHLÜTER Sp. Siegener Schichten. 
) „ rostratus Ac. | 
5) „ af. rostratus Ac. * Gedinnien. 
6) „  Croucht Lank. 
Dazu kommt aus unsicherem Horizont: 
7) Pt. rhenanus SCHLÜTER. 

Anhangweise sei erwähnt, daß auch eine Pferaspis-Art aus 
dem Mitteldevon der Eifel (von Gerolstein) bekannt ist.°) 

Als ich mich vor längerer Zeit in Siegen zum Studium der 
Bergschulsammlung aufhielt, welche mir Herr Bergmeister Borx- 
HARDT in liebenswürdigster Weise zugänglich gemacht hatte, fand 
ich unter zahlreichen interessanten Fossilien auch einen Rest, 
den ich sofort als das dorsale Mittelstüick des Panzers eines 
Pteraspiden erkannte. Das Stück ist ein einfacher Steinkern 
ohne eine Spur der Schale, zeigt aber stellenweise schwache Ab- 
drücke der eigentümlichen mittleren Zellenschicht der Schale und 
läßt vor allem die Ansatzstelle des Schwanzstachels erkennen. 
Die nahe Verwandtschaft des Stückes mit Pi. dunensıs ging auf 
den ersten Blick klar hervor. Es stammt aus dem FEINDLER- 
schen Steinbruch bei Siegen, einer altbekannten Fundstelle von 
Rensselaeria erassticosta ©. Koch sp. und einer Reihe anderer 


!) Compt. rend. Ac. des Sciences 136. S. 540. 

2) Annales Soc. geol. du Nord, 32. 1903, S. 161, t. V, VI. 
®) LERICHE, dass. Heft, S. 190. 

*) Compt. rend. Ac. des Sciences 136. S. 699. 

5) LEE, Geol. Mag. (2) 9. S. 104, t. II, f. 4—7. 


ZuN 


Fossilien dieses Horizontes. Leider. war es das einzige Stück, 
and ich bedauerte dies sehr, zumal auch RoemEr nichts über die 
weitere Natur des Fisches hatte feststellen können. Um so größer 
‚war meine Freude, als ich bei Hamm. an der Sieg bei einer 
Jängeren Orientierungsreise durch das Siegerland in einem ver- 
lassenen Steinbruch eine größere Zahl derartiger Reste entdeckte. 
Zine aus Grauwackenschiefer bestehende Schichtfläche war ganz 
bedeckt mit den Panzerplatten eines großen Pteraspiden.: Leider 
war die Schicht durch die Witterungsverhältnisse sehr bröckelig 
geworden (sie war lange Jahre hindurch offen Wind und Wetter 
‚ausgesetzt gewesen), und bei der leisesten Berührung schon fielen 
die Fossilien sowohl wie das Gestein selbst auseinander.  Immer- 
hin gelang es, nach langer mühsamer Arbeit unter Benutzung 
<ines Brecheisens eine genügend dicke Platte des Gesteins los- 
zuarbeiten und weiterhin sie glücklich bis nach. Marburg zu 
transportieren. Auch eine Reine weiterer Reste nahm ich noch 
mit, sodaß ich in der Lage bin, die Beschreibung von Pt. 
dunensis wesentlich zu ergänzen. Von der Menge der an Ort 
und Stelle vorhandenen Reste gibt die beigegebene Photographie 
der knapp: 60 cm langen und ca. 35 cm breiten Platte einen 
Begriff, und ich übertreibe wohl nicht, wenn ich sage, daß auf 
der Schichtfläche im Steinbruch die Reste von mehr als zwanzig In- 
dividuen lagen, die leider fast alle der Verwitterung anheimfallen 
mußten. | 

Der Horizont, aus welchem die große Platte und die 
übrigen beschriebenen Reste stammen, ist der gleiche, wie der 
des erwähnten Siegener Stückes. Bensselaeria crassicosta hat 
sich öfters in den Brüchen gefunden; mir gelang es, noch einige 
leider unbestimmbare Zweischaler aufzufinden, die etwa der Gattung 
Oypricardella augehören könnten. Außerdem liegen auf der Platte, 
sowie auf anderen Stücken zahlreiche stengelartige Abdrücke 
pflanzlicher Natur, die wohl in den Bereich dessen gehören, was 
man gewöhnlich als Halıserites Dechenianus bezeichnet. Diese 
treten in solcher Menge auf, daß man wohl von einer Haliseriten- 
schicht reden könnte. | 

So sicher der. Horizont der Siegerländer ' Stücke ist, so un- 
‚sicher ist einstweilen leider derjenige der Roemerschen Exemplare. 
Das erste Stück!) stammt aus der „Grauwacke von Daun“. 
Damit ist es wahrscheinlich, daß, das Stück altunterdevonisch 
ist, mehr läßt sich schwerlich über sein Alter sagen. Der zweite 
Fund?) stammt aus dem „Tonschiefer von Wassenach am Laacher 


!) Palaeontographica 4. S. 72, t. XII. 
2) N. Jahrb. f. Min. 1858, :S: 583.. 


278 


See*; am gleichen Stück ließen sich „Abdrücke von Halıserztes 
Dechenianus und Fragmente von Terebratula (?) strigiceps* fest- 
stellen. Hier liegen also wohl Siegener Schichten vor, die in 
der dortigen Gegend weit verbreitet sind. Interessant ist die 
Analogie in Bezug auf das Vorkommen zahlreicher Pflanzenreste 
mit dem Funde von Hamm. 

Im allgemeinen können wir sagen, daß die aus Nordfrankreich 
und Belgien beschriebenen Reste älter sind, als die aus dem 
Kern des rheinischen Gebirges stammenden Stücke. Denn die 
ersten stammen olne Ausnahme aus den Gedinneschichten, 
während die anderen, soweit sicher bekannt, in den Siegener 
Schichten sich gefunden haben. 

Auf der mir vorliegenden Platte sind Reste folgender Panzer- 
teile erhalten: Das Rostrum von der dorsalen und ventralen 
Seite, die mediane dorsale Platte mit dem ansitzenden langen 
Rückenstachel und die ventrale Medianplatte. Außerdem liegt 
noch ein schmales langes Stück vor, das ich zwar beschreibe, 
über dessen Bedeutung als Seitenstück ich aber vollkommene 
Sicherheit nicht erlangt habe. Und endlich glaube ich, noch 
eine Anzahl größerer und kleinerer Fragmente der Schuppen- 
bekleidung des Schwanzes gefunden zu haben. 

Die Art der Erhaltung ist nicht ungünstig. An vielen 
Stellen ist der Panzer selbst erhalten und ermöglichte ein 
Studium seiner feineren Strukturverhältnisse unter dem Mikroskop; 
da wo er fehlt, sind die Abdrücke der äußeren Schale meist 
außerordentlich scharf und lassen auf das genaueste den Verlauf 
der feinen Linien erkennen, die für die Panzerstücke von Pferaspis 
so außerordentlich charakteristisch sind. 

Das Rostrum. Das vollständigste auf der Platte oben 
etwa in der Mitte belegene Exemplar (Abdruck der Oberseite) 
läßt leider keine Präparation der Spitze zu, die sicher im 
Gestein enthalten ist, da ich sonst gezwungen wäre, das daneben 
liegende dorsale Mittelstück zu zerstören. Außer diesem Abdruck 
der Oberseite liegen vor: Die Unterseite des Rostrums in vor- 
züglicher Erhaltung, leider aber ebenfalls ohne Spitze (rechts 
oben auf der Platte) und eine Reihe von isolierten Bruchstücken. 
Das Rostrum ist von außerordentlich schlanker eleganter Form. 
Die Länge des größten, zuerst erwähnten Abdruckes beträgt 
13 cm, die größte Breite an der Wurzel etwa 3!/s cm. Das 
Rostrum ist ein Stück, Ober- und Unterseite sind fest, ohne 
Naht verschmolzen. Es war wohl flach gewölbt und ist am 
Anfang hohl. Wie weit diese Höhlung nach vorn reicht, war 
nicht festzustellen, jedenfalls erreichte sie wohl nicht die Hälfte 
der Gesamtlänge. Von da ab ist das Rostrum eine massive, 


2.9 


erst dickere, nach vorn flacher werdende Spitze, deren größte 
Dicke bei etwa 1!/s cm Breite rund 2 mm beträgt. (Dies Maß 
ist direkt an einem Bruchstück genommen; ob und wie stark 
dies Stück durch den Gebirgsdruck deformiert ist, wurde außer 
Acht gelassen.) Unbekannt ist, wie hoch die innere Wölbung des 
hohlen Anfanges war; jedenfalls war sie nicht sehr bedeutend, 
aber zweifellos vorhanden. Die Dicke der Schale. die nach den 
Seitenkanten zu regelmäßig langsam abnimmt, beträgt in der 
Mitte, wo sie am stärksten ist, etwa 1 mm. Dorsale und 
ventrale Fläche stoßen an den Seiten in einer stumpfen Kante 
zusammen. Die Form der Oberseite ist etwa die eines gleich- 
schenkligen Dreiecks mit sehr langen Seitenkanten und einer 
flach nach außen vorgewölbten Basis. Basis und Seiten stoßen 
nieht eckig. sondern gerundet zusammen. In der Mitte besitzt 
die Basis einen kleinen sekundären abgerundeten Vorsprung, der 
bei 41/2 mm Breite etwa 3 mm lang ist und sich, wie wir sehen 
werden, genau in eine entsprechende Bucht am Vorderrande des 
Mittelschildes einpaßt. Im großen Ganzen ist der Querschnitt 
des Rostrums flach gewölbt; mit der Breite nimmt auch die 
Wölbung zu, und an der Ansatzstelle erhält das Rostrum einen 
gerundet stumpfwinkligen Querschnitt. Die ganze Oberseite ist 
bei nicht ganz !/s der Länge eingeknickt, wodurch sie einen 
Eindruck macht, der unwillkürlich an eine Hechtschnauze erinnert. 

Auf der Oberseite des Rostrums verlaufen jederseits zwei 
schwache Längslinien nahe der höchsten Erhebung, die nach 
vorn schwächer werden und sich nahe der Spitze wohl ganz ver- 
lieren. Sie münden am Ansatz des Rostrums genau an der 
Stelle. wo der erwähnte schmale Vorsprung sich heraushebt. 
Eine Reihe weiterer, äußerst schwacher, kaum sichtbarer Längs- 
linien schaltet sich nahe der breitesten Stelle des Rostrums ein. 
Die eigentliche Skulptur der Oberseite besteht an der Spitze aus 
überaus feinen, regelmäßigen Längslinien vom gleichen Charakter, 
wie sie die ganze Schale bedecken. Etwa 7 solche Linien 
kommen auf 1 mm. Bis zu ca. 5 cm der gesamten Länge des 
Rostrums laufen diese Längslinien durchaus parallel miteinander 
und mit den Rändern des Rostrums Dann biegen sie sich 
plötzlich in der Mitte zusammen, und zwar an der Stelle, wo 
die erwähnten Längslinien auftreten; es entsteht ein ganz spitzer, 
nach vorn offener Winkel. An der gleichen Stelle etwa fangen 
die Streifen an nicht mehr der Längsrichtung parallel zu laufen, 
sondern entspringen in ganz spitzem Winkel an den Seitenkanten, 
laufen ein Stück gerade nach hinten, biegen dann plötzlich an 
den Längslinien um und vereinigen sich zu dem nach vorn 
offenen Bogen. Bei 7 cm Abstand von der Spitze ist der rand- 


280 


liche Teil der Skulptur nur noch sehr kurz; die Streifen biegen 
gleich nach innen um, laufen ein kleines Stück quer, biegen 
dann nochmals nach hinten, verlaufen‘ zwischen den beiden hier 
sehon recht deutlichen Längsstreifen etwa parallel der Mittellinie, 
um gleich darauf wieder Querrichtung anzunehmen und sich dann 
in flachem Bogen in der Mitte zu vereinigen. Diese Skulptur 
wird bis zum Ende beibehalten; sie läuft also durchaus parallel 
‘der Basalseite des Rostrums, und zwar entspricht dem zwischen 
den beiden Längslinien liegenden mittleren flachen Bogen das 
kleine, in der Mitte vorspringende Stück des Randes. 

Die Unterseite des Rostrums ist 'ganz flach, ohne irgend 
eine merkliche Wölbung. Während seine Seitenkanten natürlich 
mit denen der Oberseite zusammenfallen, hat der Hinterrand einen 
durchaus verschiedenen Verlauf. Er biegt sich nämlich in großem 
Bogen nach vorn, also entgegengesetzt wie der 'Hinterrand der 
Oberseite, und zwar so stark, daß die Höhe‘ dieses nach hinten 
offenen Bogens in der Mitte bei 3!/e cm Gesamtbreite der Unter- 
seite mindestens 2 cm beträgt. Die beiden Hinterecken der 
Unterseite sind dadurch recht spitzwinkelig, In der Mitte des 
nach vorn gebogenen Hinterrandes findet sich wieder ein 
schwacher, lippenartiger Vorsprung nach hinten, ähnlich wie an 
der entsprechenden Stelle der Oberseite. Die Skulptur besteht 
an der Spitze, genau wie bei der Oberseite aus feinen, parallelen 
Längslinien. Späterhin neigen sich die mittleren Streifen ein- 
ander zu, bilden einen spitzen Winkel und später einen nach 
hinten offenen steilen Bogen. Dieser wird immer flacher und 
flacher und erhält: schließlich nahe’ der Ansatzstelle eine leichte 
mittlere. Ausbiegung- nach hinten;- die wieder zwischen zwei ganz 
leichten‘ Längslinien liegt, welche sich hier-einstellen. An der 
Ansatzstelle verläuft die Skulptur der Unterseite ‘ durchaus 
parallel dem Rande. Die: Streifen der Oberseite setzen sich 
ohne Unterbrechung auf die Unterseite fort. 

"Das Mittelstück (Discus) der Dorsalseite ist eine große 
hochgewölbte, lang ovale, schildförmige Platte, deren Länge in 
‘der Mitte von dem Ansatz des Rostrums bis zum freien Austritt 
des Stachels über: 10 cm beträgt, wahrscheinlich aber 12 cm 
erreichen konnte. Die größte Breite mag etwa 6!/a cm betragen 
haben. ‘Der Vorderrand des: Stückes schließt sich durchaus dem 
Hinterrand des Rostrums an. Er beschreibt einen flachen, naclı 
vorn offenen Bogen, dessen Mitte noch eine weitere kleine Rück- 
biegung im gleichen Sinne zeigt, in welche sich der oben er- 
wähnte kleine zungenartige Vorsprung an der Hinterseite des 
Rostrums einfügt. Jedoch springt das Mittelstück -an den Seiten 
über das Rostrum hinaus. Die Seitenränder des Discus 'habeıı 


281 


in der Hauptsache durchaus einfache flache Bogenform, ohne 
wesentliche Ablenkung bis nahe dem hinteren Ende. Hier sind 
die Seiten auf einmal leicht nach innen gebogen und springen 
dann wieder kräftig nach außen. Dieser Einbuchtung entspricht 
jederseits eine leichte Binsenkung auf dem Schild, die am 
Rüäckenstachel entspringt und schräg nach vorn verläuft. Der 
Hinterrand des Stückes hatte wahrscheinlich Spitzbogenform, leicht 
ausgeschweift und au der Spitze den Rückenstachel umfassend. 

Das Mittelstück zeigt mehrere überaus schwache, verwischte 
radiale Linien, die etwa an der Ansatzstelle des Stachels ent- 
springen und spitzwinkelig zu einander an beiden Seiten der 
höchsten Erhebung nach vorn verlaufen. Auf Steinkernen bleiben 
sie nur selten sichtbar; ‘meist sind sie so schwach, daß sie nur 
auf der Oberfläche hervortreten und eigentlich nur sichtbar 
werden durch die ganz leichte Ablenkung, welche die konzen- 
trische Skulptur an ihnen jedesmal erfährt. Diese besteht aus 
den gleichen überaus feinen Haarlinien, wie. sie bei . der Be- 
schreibung des Rostrums geschildert wurden. Die Linien laufen 
durchaus parallel dem Rande des ganzen Schildes; sie sind 
glatt und zeigen nicht jene Seitenzacken, die Ray LANkESTER 
abbildet. Ihr Zentrum ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen, 
wahrscheinlich aber lag es nicht in. der Mitte des Schildes. 
sondern weiter nach hinten, in die Nähe des Stachelansatzes ge- 
rückt. Der Panzer, der bis :1!/’e mm stark wird, : scheint sich 
nach hinten, nach dem Stachelansatz zu also, noch etwas zu 
verdicken; auch. an den beiden leichten, vom Stachelansatz aus- 
sehenden Einsenkungen ist eine schwache Verstärkung zu kon- 
statieren. A: 

Der Rückenstachel selbst liegt in einer kräftigen Grube 
des Mittelschildes und wird allseitig von der Panzerschicht des 
Schildes umfaßt. Diese Grube ist 3—3!/s cm lang und tief 
eingesenkt, sodaß sie auf der Innenseite des Panzers als kräftiger 
Kiel hervortritt. Die: Gesamtlänge des Stachels betrug 10 bis 
12 cm, wovon 3 auf das Innere des Mittelschildes kommen 
würden, während er 7—9 cm lang frei hervorragt. Die gröbte 
Dicke des Stachels beträgt etwa 7 mm. Der Querschnitt des 
massiven Stachels ist nicht ein Kreis, sondern der Stachel ist 
auf der Unterseite abgerundet kielförmig, während die Oberseite 
gleichmäßig gewölbt ist; gegen das Ende hin nimmt er an Dicke 
allmählich ab und sein Querschnitt nähert sich immer mehr 
einem Kreise. Das Ende bildet eine abgerundete Spitze. : Die 
Skulptur besteht auf der ganzen Oberseite aus den feinen 
Linien, welche die ganze Schale bedecken und parallel laufen, 
wahrscheinlich bis zum Ansatz des Stachels. Auf den Seiten 


282 


des Stachels aber biegen sie sich leicht nach unten um und 
vereinigen sich auf dem geschilderten Kiel in einem am Ende 
sehr spitzen, nach der Ansatzstelle zu immer stumpfer werdenden 
Winkel. Dieser Winkel wird sich beim Austritt des Stachels 
aus dem Mittelstück wohl vollkommen demjenigen anschließen, 
den die Spitzbogenendigung des Mittelschildes selbst beschreibt. 

Das Bauchschild unterscheidet sich von dem mittleren 
Rückenschild sofort dadurch, daß es vorne nicht schon in 
erheblicher Breite beginnt, und vor allem dadurch, daß seine 
Umrandung keine wesentliche Ablenkung erfährt. Seine vordere 
Begrenzung ist leider an keinem Stück vollständig erhalten; so 
kann ich nur sagen, daß die Gesamtform des ovalen Stückes 
nach vorn sich zuzuspitzen scheint, um in einer breiten Rundung 
zu endigen, die sich durchaus der hinteren Bucht der Ventral- 
seite des Rostrums anschließen dürfte. Es ist mir leider trotz 
aller Mühe nicht gelungen, über diesen Punkt Klarheit zu be- 
kommen, sodaß ich über die Stelle, wo wohl die Mundöffnung 
anzunehmen ist, im Unklaren geblieben bin. In hoher Wölbung 
und regelmäßig ovaler Begrenzung bildet das Bauchschild im 
übrigen ein am Ende breit gerundetes Stück ohne Spur einer 
Ausbuchtung oder gar eines Stachelansatzes am Hinterrand. 
Einige radiale schwache Linien, ganz ähnlich denen des Rücken- 
schildes aussehend, entspringen etwa in der Mitte der Bauch- 
platte, verlaufen aber, falls Vorder- und Hinterende dieses 
Stückes richtig gedeutet sind, gerade umgekehrt, wie die des 
Dorsalstückes, indem sie nach hinten divergieren. Es wäre dies 
ein höchst auffallender Charakter, und so ist es wohl denkbar, 
daß Vorder- und Hinterende der Bauchplatte verwechselt wurden. 
Darüber können aber nur Exemplare, bei denen alle Panzer- 
stücke sich in situ befinden, Klarheit geben. Im übrigen gleicht 
die Skulptur durchaus derjenigen der übrigen Panzerstücke. 

Daß zwei so verschiedenartig gestaltete Panzerplatten nicht 
direkt zusammenstoßen können, ist klar. Und es sind auch 
schon von vielen Autoren Seitenplatten beschrieben worden, die 
eine Verbindung der beiden darstellen sollen. Meist hat man 
jederseits zwei derartige Platten angenommen, und auch die neueste 
Rekonstruktion von LErIcHE!) zeigt je eine vordere Orbitalplatte 
(die das Sehorgan beherbergen soll) und je ein hinteres schmales 
Seitenstück. Diese beiden Platten festzustellen, ist mir mit 
Sicherheit nicht gelungen, besonders kann ich keins der zahl- 
reichen Bruchstücke als Orbitalplatte deuten, während ich ein 
schmales langes Stück, das unten näher beschrieben ist, als 


Mama: 20 ED RS, 


2883 


Seitenplatte auffassen zu dürfen glaube. Das Stück, welches 
auf der großen Platte rechts unten liegt, ist leider nur unvoll- 
kommen erhalten, indem die ganze mittlere Partie zerbrochen ist. 
Es ist lang trapezförmig, an dem einen Ende spitzer als am 
anderen. Die Maße sind: Die parallelen Längskanten 7 und 
41/8 cm, Breite 1 cm, Querseiten 1,8 und 1,2 cm. Die Ecken 
sind sämtlich leicht gerundet. Von der spitzeren Ecke aus ver- 
läuft ein überaus schwacher Kiel nach der Mitte der gegenüber- 
liegenden kurzen Kante. Die Skulptur besteht aus genau den- 
selben haarförmigen Linien, wie die des ganzen Panzers; sie 
verlaufen den Seiten des spitzen Winkels parallel, den die 
längste Längskante mit der längsten. Querseite einschließt, 
schließen aber, je weiter sie sich von hier entfernen, einen desto 
spitzeren Winkel ein. Es ist wohl wahrscheinlich, daß dies 
Stück als eine der Seitenplatten zu betrachten ist; wie seine 
Lage war, ist mir unbekannt. 

Einen Rekonstruktionsversuch des ganzen Fisches halte ich 
für gewagt und vor allem für nutzlos, da mir die wichtigen 
Orbitalplatten fehlen. Einige weitere kleine Panzerstücke sind 
zu rudimentär, als daß sie eine Beschreibung oder den Versuch, 
sie zu deuten, lohnen würden. 

Dagegen ist von hohem Interesse, daß schuppenartige 
Körper sich gefunden haben, die wahrscheinlich den Schwanz 
bedeckten. Ob zwei größere Stücke wirklich als Schuppen zu 
deuten sind, ist mir nicht sicher geworden. Es sind 2 Rhomben 
von etwa 6 mm Länge und Breite, die dicht nebeneinander 
liegen und anscheinend zusammengehört haben, deren Skulptur 
aber leider nicht gut erhalten ist. Nur so viel läßt sich sagen, 
daß sie aus feinen konzentrischen Linien bestanden zu haben 
scheint. Nicht weit davon liegt eine einzelne Platte von 1 cm 
Länge und etwa 4 mm Breite, am einen Ende zugespitzt, am 
anderen stark verbreitert, und bedeckt mit den echten Skulptur- 
linien der Pteraspisplatten, die dem Rand parallel das ganze 
Stück konzentrisch bedecken. Auch dieses Stück könnte eine 
Schuppe sein. — Viel wahrscheinlicher aber ist dies von 
winzigen, polygonalen, dicht aneinander gepreßten Platten, die 
mir in mehreren größeren Fetzen vorliegen. Es sind lang- 
gestreckte, meist sechseckige Plättchen, deren Länge etwa 
1 mm, deren Breite aber nur 1/s—!/s mm beträgt. Sie 
sind in der Längsrichtung alternierend angeordnet, während sie in 
der Quere dicht aneinander gepreßt stehen. Jedoch kommen 
auch wesentlich kürzere Plättchen vor. Außerdem finden sich 
stellenweise in Verbindung mit diesen Plättchen größere Stücke, 
die mit groben, unregelmäßigen Runzelstrichen bedeckt sind. 


284 


Ich glaube alle diese meist kleinen Stücke als Reste einer 
‚Schuppenbekleidung deuten zu’ dürfen, die wohl besonders oder 
vielleicht auch ausschließlich den Schwanz bedeckte. 

Diese Schuppen weichen sehr wesentlich ab von denen, die 
Ray Lankester!) abgebildet hat. Schon die bedeutende Größe 
und die regelmäßige Form dieser letzten läßt eine Vergleichung 
nicht zu. Immerhin aber ist wohl der Gedanke nicht ausge- 
schlossen, daß der Anfang des Schwanzes mit großen rhombischen 
Schuppen bedeckt war, während. sie nach hinten immer kleiner 
wurden und die Gestalt annahmen, die oben beschrieben wurde. 

Aus der makroskopischen Beschreibung ist leicht zu er- 
sehen, daß Pferaspis dunensis sich in seiner allgemeinen Form 
‘durchaus den echten Pterasprs-Arten anschließt. Er unterscheidet 
sich schon durch seine schlanke, elegante Form, seine Größe 
und sein extrem verlängsertes Rostrum leicht von den bekannten 
Arten. Noch mehr tritt seine spezifische Selbständigkeit hervor, 
wenn man beachtet, mit wie breiter Basis das Rostrum an das 
Mittelstück anstößt. Bei allen genauer bekannten Arten be- 
rühren sich beide Stücke nur an einer verhältnismäßig kurzen 
Strecke, während sich seitlich die Orbitalplatten spitzwinkelig 
dazwischenschieben. Dieser Unterschied: allein würde genügen, 
um .Pteraspis dunensts F. Rorm. sp. eine spezifische Selb- 
ständigkeit zu sichern. Die ganze Literatur. über unsere. Art, 
deren Ventralplatte von ROoEMER- zuerst für den Schulp’ eines 
nackten Cephalopoden unter dem Namen .Palaeoteuthis (dann 
‚Archaeoteuthis) beschrieben wurde, bis Huxrey das zweite 
Eifeler Stück in. die Hand bekam und sofort als zu Pleraspis 
gehörig erkannte, möchte ich‘ nicht nochmals durchsprechen. 
Das Zırrevsche Handbuch ?) gibt alle wichtige ältere Literatur 
an. Auch der langjährige Streit, ob Pferaspis und Scaphaspis 
als verschiedene Genera oder als zusammengehörige Dorsal- und 
Ventralseiten aufzufassen seien, ist wohl durch die Arbeiten von 
Kunrn, Fr. Scumipr und Ar. Avın?) als zugunsten der letzten 
Ansicht entschieden anzusehen. 

Schwieriger ist die Stellung der Blekispiden im ol 
System. . Iclı bemerke zunächst, daß die flachen Eindrücke von 
6 Visceralbögen, die JaekeL*) beobachtet hat, an meinem ‚Material 
nicht erhalten sind. Ebensowenig habe ich das unpaare Scheitel- 
loch feststellen können, das von mehreren Autoren am hinteren 
Ende des Rostrums gesehen wurde. Jedoch vermute ich, dab 


1) Balz Soc. +1868, 21. Vomt. 1, 825,28: 

2\ 3. 8. 144. 

n ZITTEL a. a. 0. $. 144 u. 14. 

*) Sitz.-Ber. 'Ges. natürf. Fr. Berlin, No. 5,1902, S. 104. 


285 . 


* 


dies an der Stelle sich befindet, wo der schmale, zungenartige 
Vorsprung des Rostrums nach hinten in das dorsale Mittelschild 
eingreift, sodaß also, wie JARKEL meint, das Scheitelloch von 
einer dünnen Schicht des Hautskelets überdeckt wurde. Die 
vermeintliche Auffindung von paarigen Flossen durch CrLAyProre'!) 
ist durch nichts bestätigt worden, und JAEKEL?) sowohl wie 
BAsSHFORD DEAN’) und Traquaır*) haben mit vollem Recht aus- 
gesprochen, daß die beobachteten vermeintlichen Flossen wohl 
nicht als solche aufzufassen sind. 

Daß die Pteraspiden als eine besondere Ordnung aufzu- 
fassen sind, wie dies besonders durch ZırrkL geschah, halte ich 
für richtig. Das Hautskelet weist mit keiner bekannten Gattung 
größere Analogien auf, sodaß eine nähere Verwandtschaft einst- 
weilen wohl nirgends zu konstatieren ist. Traquaır?) glaubte 
eine solche mit Drepanaspis annehmen zu sollen. Obwohl die 
Lage der Platten eine gewisse Ähnlichkeit nicht verkennen läßt, 
vermag ich doch nicht mich mit diesem Gedanken zu befreunden. 
Die Einschaltung zahlreicher polygonaler Platten auf der Dorsal- 
und Ventralseite, die gänzlich abweichende Skulptur und viele 
andere Unterschiede sind m. E. zu einschneidender Natur, als 
daß sie eine nähere Verwandtschaft zulassen könnten. 

Es ist daher sehr erfreulich, daß die mikroskopische Unter- 
suchung des Panzers erlaubt, den ganz sicheren Schluß zu 
ziehen, daß Pferaspis mit echten Ganoiden, wie Osteolepıs, 
Glyptolepis ete. verwandtschaftliche Beziehungen besitzt. Dies 
war schon durch die Beschreibungen wahrscheinlich geworden, 
welche von englischen (HuxLeyY, LANKESTER), podolischen (be- 
sonders ALtH) und russischen (PAnDER, ScHMmiDTr, RoHon) 
Exemplaren bekannt wurden und die neuerdings LeRICHE be- 
stätigen konnte. Auch mein Material gestattete die Anfertigung 
einer Anzahl von Dünnschliffen, deren Untersuchung eine noch 
nähere Verwandtschaft der Pteraspiden mit den genannten 
Ganoidfischen beweist, als sie bisher angenommen werden konnte. 

Schon unter der Lupe erkennt man deutlich, dal das Haut- 
skelet in drei Lagen zerfällt, eine innere, die aus zahlreichen 
feinen horizontalen Schichten zu bestehen scheint, eine mittlere, 
die einen löcherig-porösen Eindruck macht, und eine äußere, 
wesentlich glatte Deckschicht, welche die Skulptur der Oberfläche 
trägt (Taf. XX, Fig. 1). Die innere Schicht, die man mit 


!) Quart. Journ. Geol. Soc. 1892, 48. S. 560 etc. 
2) N. Jahrb. f. Min. 1894, 2. S. 466. 

>) Fishes, Living and fossil, S. 71. 

*) Transact. Roy. Soc. Edinburgh, 39. S. 853. 

°) Ebenda 39. S. 825 ff., 40. S. 731. 


2236 


PAnper und Zırren als Isopedinschicht bezeichnen kann, 
nimmt stellenweise die halbe Dicke des Hautskelets ein, bleibt 
aber meist dünner und geht selten über !/s der Gesamtdicke 
hinaus. Bei stärkerer Vergrößerung erkennt man nun sehr bald, 
dal» die horizontale Schichtung dadurch hervorgebracht wird, dab 
in einer homogenen Grundmasse sich Knochenkörperchen in 
großer Masse und parallelen Lagen finden. Sie sind auch im 
Dünnschliff schwarz und heben sich so von der bräunlich bis 
gelblich aussehenden Substanz scharf ab. Da natürlich .der 
Schliff immer nur einen Teil des Knochenkörperchens trifft, so 
ist eine bildliche Darstellung sehr schwer, wenn man sie nicht 
so schematisch gestalten will, wie dies PAxder getan hat. 
Jedenfalls ist die Existenz der Knochenkörperchen in dieser 
Isopedinschicht mit Sicherheit nachgewiesen, und ich glaube, die 
Photographie Taf. XXI, Fig. 2 gibt ein ungefähres Bild dessen. 
was unter dem Mikroskop viel deutlicher erscheint, weil durch 
ein vertikales Verschieben des Objekts der Zusammenhang der 
Körperchen viel klarer hervortritt. Die Knochenkörperchen sind 
in genau der gleichen Weise aneinander gereiht, wie dies bei 
Östeolepes in der Isopedinschicht der Fall ist. Sie sind teils 
lang gezogen, teils kurz, je nach ihrer Orientierung zur Schliff- 
fläche, und manche treten sogar nur als ein Haufwerk von 
winzigen Punkten hervor. Es ist zu betonen, dab die Isopedin- 
schicht nicht etwa aus Lamellen sich aufbaut, wie dies nach 
Ray LaAnKesters Abbildung scheinen möchte, welche auch von 
ZiTTEL reproduziert wurde. 

Die darüber folgende mittlere Schicht hat den bekannten 
srobzelligen Charakter, der schon von zahlreichen Autoren ab- 
gebildet wurde. Aber es sind nicht etwa prismatische Hohl- 
räume, wie HuxLey annahm und dies mehrfach bestätigt wurde. 
sondern es ist ein Haufwerk aus weiten Kanälen, die alle mit- 
einander unregelmäßig verbunden sind, die auf der Isopedin- 
schicht mit weiter Mündung beginnen und sich nach oben ver- 
ästeln und verengen. Die Zwischenmasse ist ziemlich homogen; sie 
enthält zwar auch dunklere und hellere Partien, jedoch waren 
zweifellose Knochenkörperchen nicht zu erkennen. Diese Schicht 
entspricht nach ihrem ganzen Habitus durchaus der mittleren 
sog. Knochenschicht mit den Haversischen Kanälen bei den 
echten Ganoidfischen, und ich stehe nicht an, die vielen Hohl- 
räume direkt als Haversische Kanäle zu bezeichnen. Die 
mittlere Lage ist gegen die darunterliegende Isopedinschicht 
scharf abgesetzt; keiner der Kanäle besitzt eine Fortsetzung 
nach unten. Im Abdruck ergeben die Mündungen der Kanäle, 
resp. die dünnen Wandungen dazwischen die bekannten, unregel- 


287 


mäßigen aneinandergedrängten Prismen, die schon vor langer 
Zeit beschrieben wurden. 

Zwischen der mittleren und äußeren Schicht (Taf. XX, 
Fig. 1) des Hautskelets ist eine scharfe Grenze nicht vorhanden. 
Die Haversischen Kanäle münden nach oben hin in ein Haufwerk 
von immer dünner werdenden Röhren, die den ganzen inneren 
Teil der äußeren Schicht durchsetzen. Die feinen Linien, die 
auf der Oberfläche des Panzers verlaufen, sind die Mündungen 
von teinen, längs der Oberfläche verlaufenden, sich nach oben 
verengenden Kanälen von birnförmigem Querschnitt. Die Aus- 
läufer der Haversischen Kanäle münden z. T. in diese feinen 
Längsröhren ein; man kaun dies auf den Schliffen an mehreren 
Stellen ganz deutlich sehen. Der zwischen den Längsröhrchen 
gelegene Teil ist an seiner Oberfläche von einer deutlichen 
Schmelzschicht bedeckt, in welche zahlreiche feine Dentinröhrchen 
münden. Daß die äußerste, unter dem Mikroskop homogene 
Schicht wirklich Schmelz und nicht die schmelzartige Substanz 
ist, die bei den ÜOephalaspiden und anderen Formen diesen ver- 
tritt, geht m. E. schon aus der überraschend großen Ähnlichkeit 
hervor, welche zwischen den Schnitten durch den Pteraspiden- 
panzer und die Schuppen beispielsweise von Osteoleprs vorhanden 
ist. Der Schmelz ist nur selten erhalten und zwar nur da, wo 
dichtes Gestein das Hautskelet vor der angreifenden Wirkung 
der Atmosphärilien bewahrte. Lag der Panzer längere Zeit frei, 
so ist der Schmelz stets zerstört, und so ist es zu erklären, daß 
sein Vorhandensein früheren Bearbeitern entgangen ist. Die darunter- 
liegende, von Dentinröhrchen dicht durchwebte Schicht ist etwas 
dicker als der eigentliche Schmelz, man kann häufig feine Ver- 
zweigungen der feinen Röhrchen beobachten. In den unter 
dieser Schicht liegenden Hauptteil der äußersten Lage münden 
die Endigungen der Haversischen Kanäle in großer Zahl ein. 

SCHMIDT glaubte, in der äußeren, direkt unter dem Schmelz 
liegenden Schicht Knochenkörperchen nachweisen zu - können. 
Dies beruht, wie ich durch mehrere Schliffe (Taf. XXI, Fig. 1) 
feststellen konnte, auf einem Irrtum. Die zahlreichen, recht 
großen, zwischen den Kanälen der Oberfläche liegenden ver- 
ästelten dunklen Körperchen sind nichts als Querschnitte durch 
die Endigungen und Verzweigungen der Dentinröhrchen. Für 
Knochenkörperchen sind sie viel zu groß. 

Es ist durch die vorhergegangene Beschreibung walırschein- 
lich geworden, daß die Gattung Pferaspis sich nur wenig an die 
Cephalaspiden und Placodermen anschließt, daß sie vielmehr deut- 
liche verwandtschaftliche Beziehungen zu den echten Ganoiden 
und darunter besonders zu Osteolepes aufweist. Näher möchte 


288 


ich mich nicht über diese Frage aussprechen, denn dazu sind 
wir einmal über den Gesamtbau von Pferaspis zu wenig unter- 
richtet, andererseits aber ist der Abstand der beiden genannten 
Gattungen auch ein zu großer, um eine direkte Abstammung 
annehmen zu können, 

Schnitte durch den Rückenstachel zeigen, daß derselbe 
aus Knochensubstanz besteht. Er ist von zahlreichen unregel- 
mäßigen Längskanälen durchzogen, die untereinander unregel- 
mäßig verbunden sind. Seine Oberfläche war ebenfalls von der 
Schmelzschicht überzogen, wie dies bei dem ganzen Panzer der 
Fall ist. Den gleichen inneren Bau lassen Querschliffe durch 
das Rostrum (Taf. XX, Fig. 2, 3) deutlich erkennen. Auch 
hier wird das Innere von der Knochenschicht gebildet; außen 
findet sich genau die gleiche, von Längskanälen durchzogene 
OÖberflächenschicht. Die Isopedinschicht hatte an der Zusammen- 
setzung des vorderen massiven Teiles des Rostrums ebensowenig 
Anteil, wie an dem Aufbau des Rückenstachels. Daß ich zu 
der detaillierten Zeichnung (Taf. XX, Fig. 3) eines Schnittes 
durch die Oberfläche gerade einen solchen durch das Rostrum 
gewählt habe, liest einzig und allein daran, daß bei diesem die 
Oberfläche noch im Gestein verborgen und deshalb vorzüglich 
erhalten war. 

An der Hand der neuerdings sich stark vermehrenden 
Funde von Pieraspss in echt marinen altunterdevonischen 
Schichten (Belgien, Frankreich, Deutschland, England!) dürfte 
auch die Frage der Natur der Oldredfacies eine Förderung er- 
fahren. Daß der Oldredsandstein keine marine Ablagerung ist, 
steht seit längerer Zeit fest; man nahm vielmehr an, daß auf 
einem gewaltigen nordischen Festland starke Ströme ihr Material 
in großen Binnenseen ablagerten, in denen die eigenartige Tier- 
welt des Oldred lebte. Als nur vereinzelte Funde von Oldred- 
Fischen im marinen Devon bekannt waren, da war man geneigt, 
von einer „Verschleppung“ zu sprechen. Davon kann eigentlich 
nicht mehr die Rede sein, seitdem an so vielen Punkten Ptera- 
spiden mit echten Meeresformen zusammen bekannt geworden 
sind. Auch die Süßwassernatur der Oldredseen erleidet einen 
harten Stoß. Vielleicht ist die Annahme gerechtfertigt, daß die 
Heimat der Pteraspiden das Obersilurmeer Nordwesteuropas war, 
daß sie im südlicheren Unterdevonmeer ruhig fortlebten, während 
sie in den gewaltigen, vom Meere sich durch eine Hebung des 
Nordkontinentes abtrennenden Salzseen ebenso zusagende Lebens- 
bedingungen fanden. Inwiefern die Annahme eines Wüsten- 


!) H. WOODWARD, Geol. Mag. (4), 10. 1903, S. 31. 


289 


klimas auf diesen Nordkontinent Geltung hatte, ist noch nicht 
genügend bekannt; jedenfalls spricht das Vorkommen eines 
echten Lungenfisches und die petrographische Natur des Oldred 
durchaus für diese Ansicht. 

Es ist zu hoffen, daß weitere glückliche Funde uns bald 
mehr Aufklärung schaffen über die Natur dieser uralten marinen 
Fische, deren genaue Kenntnis Vorbedingung ist für Spekulationen 
über die Abstammung des Vertebratenstammes überhaupt, für die 
uns einstweilen jegliche Anhaltspunkte fehlen. 

Für die Ausführung der beigegebenen Mikrophotographien bin ich 
Herrn Dr. Tönnıges, 1. Assistenten am hiesigen zoologischen Institut, 
sehr zu Dank verpflichtet, für das Bild der ganzen Platte Herrn 
Privatdozenten Dr. A. SchwAntke. Die Zeichnungen habe ich 
selbst im hiesigen zoologischen Institut mit dem Age schen Zeichen- 
prisma ausgeführt, da sich diese Schliffe wegen der Brüchigkeit des 
Materials nicht: dünn genug herstellen ließen, um eine Photo- 
graphie zu ermöglichen. Ich bemerke ausdrücklich, daß ich mit 
Absicht nicht schematisiert habe, um ein möglichst naturgetreues 
Bild zu liefern. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 19 


290 


12. Diluviale Wirbeltier-Reste aus einer 
Schlote des Seveckenberges bei Quedlinburg. 


Von Herrn A. NEHRING in Berlin Y. 
Hierzu Taf. XXI. 


Die nachfolgend besprochenen diluvialen Wirbeltier-Reste 
sind von Herrn Rektor Dr. Lampr zu Quedlinburg in der Aus- 
füllungsmasse einer sog. Schlote des Seveckenberges bei Qued- 
linburg während des Herbstes 1903 und bei verschiedenen Durch- 
suchungen des betr. Ablagerungsmaterials im Winter 19053 —4 
gesammelt worden. Anfangs hatte auch Herr Cand. rer. nat. 
Brannes von der paläontologischen Abteilung des hiesigen Museums 
für Naturkunde einen gewissen Anteil an der Sache. 

Der Seveckenberg und seine diluvialen Spaltausfüllungen 
sind einst von GIEBEL genauer beschrieben worden, namentlich 
iin Jahresbericht des Naturwissenschaftl. Vereins in Halle.!) 
Danach ist jener Berg etwa 700 Fuß hoch, langgestreckt, „mit 
flachwelliger Oberfläche, am nördlichen Abfalle aus steil aufge- 
richteten Schichten des Muschelkalks, am südlichen aus bunten 
Mergeln des Keupers bestehend, und beide durch eine ‚den Kamm 
bildende stockförmige Gipsmasse getrennt“. Dieser Gipsstock, 
der einst durch viele Steinbrüche aufgeschlossen wurde, hat eine 
durch hervorragende Zacken, aufliegende Bänke und tief ein- 
dringende Klüfte sehr unregelmäßige Oberfläche. Die oben er- 
wähnte Schlote, der Fundort der Lamr&schen Fossilien, hatte 
die Form eines im allgemeinen aufrecht verlaufenden Schornsteins. 
Die Ausfüllungsmasse bestand aus einem grauen, kalkreichen 
Mergel, welcher nicht selten kleine, eckige Steine aus der un- 
mittelbaren Nachbarschaft enthielt. Ich selbst konnte Proben 
dieses Mergels, welche an den fossilen Knochen hafteten, 
beobachten. 

Die horizontale Aufeinanderfolge der unten beschriebenen 
Species konnte leider nicht sicher beobachtet werden. In der 
Hauptsache handelt es sich aber um eine Steppenfauna von 
dem Charakter der heute in Ostrußland und Südwest-Sibirien 
lebenden. In diese mischen sich manche arktische Vertreter 


ı) 3. Jahrg., 1850, erschienen Berlin 1851, S. 15 ff. 


2a! 


hinein, hauptsächlich das Renntier, grade so, wie in den von mir 
einst beschriebenen Ablagerungen der Gipsbrüche des benachbarten 
Westeregeln. | 

Besonders interessant erscheint noch der Umstand, daß 
mehrere Objekte gefunden wurden (drei liegen mir vor), welche 
offenbar von Menschenhand bearbeitet sind. Die mir vorliegenden 
sind: ein flaches, unvollständiges Feuersteinmesser und zweiKnochen, 
unter denen besonders der zugespitzte, mittlere Teil eines Kqwus- 
Unterarms (Radius und Ulna) bemerkenswert erscheint. Es sollen 
auch noch einige andere ähnliche Objekte gefunden sein.) 

Die nachfolgend beschriebenen Species beginnen mit den be- 
sonders wichtigen Nagern. 


Alactaga saliens foss. Nur. 
Taf. XXIII Fig. 1—6. 


Von diesem charakteristischen Steppen-Nager, dessen Osteo- 
logie ich im Neuen Jahrb. f. Mineral.?) ausführlich beschrieben 
habe, liegen mir aus den Lampeschen Funden eine Anzahl der 
hinteren Extremitätenknochen vor. Es sind 7 Tibien, z. T. voll- 
ständig erhalten, 2 Femora, 4 Beckenhälften, 4 Hauptmetatarsi, 
1 Metatarsus einer Afterzehe, außerdem der vorderste eines 
rechten Unterkiefers. 

Die 7 Tibien (4 linke, 3 rechte) gehören durchweg er- 
wachsenen Tieren an, doch fehlt einigen die spät verwachsende, 
obere Epiphyse. Unter den letzteren ist ein auffallend starkes 
Exemplar von 74 mm Länge; ein anderes mißt nur 70 mm, 
Ein drittes, mit oberer Epiphyse mißt 71,5 mm. 

Hinsichtlich der Form und Größe stimmen diese Tibien 
ganz mit den von mir?) beschriebenen und Taf. II, Fig. 5, 6, 
6a, 6b, 7a und 7b abgebildeten Exemplaren, die ich bei 
Westeregeln ausgegraben habe, überein. *) 

Merkwürdigerweise hat Herr Dr. Lampe nur 2 Alactaga- 
Femora gefunden, 1 ad. und 1 jun., während ich bei Wester- 
egeln 31 Exemplare dieses Knochens (neben 20 Tibiae) sammeln 
konnte. Den beiden Exemplaren vom Seveckenberge fehlt der 
untere Gelenkteil; sie entsprechen übrigens meinen Abbildungen). 

Sehr charakteristisch ist für die Springmäuse bekanntlich 
der von mir als „Hauptmetatarsus“ bezeichnete, an den Tarso- 


!) Die Einleitung beschränkt sich auf das Notwendigste, da der 
Verf. nicht wohl ist. 

2) 1898, 2. S. 1-38 nebst t. Tu. 1. 

ara a. 0: 

*) Vergl. auch unsere f. 1 u. 2. 

Bnara 0... 2 2, 23 u 3. 


19* 


232 


Metatarsus der Vögel erinnernde Hüftknochen, welcher aus der 
Verwachsung von Metatarsus 2, 3 und 4 hervorgeht.!) Herr 
Dr. Lampe fand 4 Exemplare, alle lädiert, doch sicher be- 
stimmbar; das eine Exemplar fast vollständig. 

Von den stark verkümmerten Metatarsen der Afterzehen °) 
liegt nur ein lädiertes Exemplar vor. 

Das Alactaga-Becken ist durch 4 Hälften vertreten, von 
denen eine ziemlich vollständig erhalten ist.°) 

Über das oben erwähnte Unterkiefer-Fragment ist nichts 
Besonderes zu sagen, da es nur den verdersten Teil des Kiefers 
(vor den Molaren) bildet. 

Bisher war vom Seveckenberge an Alactaga-Resten nur ein 
mangelhaft erhaltenes, juveniles Femur bekannt, das ich zuerst 
1880 als solches im Paläontol. Museum der hiesigen Universität 
erkannt habe.*) Um so bemerkenswerter erscheinen die neuen 
Funde. 


Spermophrlus rufescens Keys. u. BLas. 


Diese interessante Ziesel-Art, welche zuerst 1847 vom 
Seveckenberge in einer Unterkieferhälfte als „Sciurus priscus* 
durch GIEBEL beschrieben, später 1856 durch Dr. Hexser als 
zu Spermophilus gehörig nachgewiesen wurde, ist unter den 
Lamreschen Funden relativ zahlreich vertreten. Vor mir liegen: 
der mittlere Teil eines Oberschädels mit den beiden Backenzahn- 
reihen, ein zugehöriger rechter Unterkiefer mit allen 4 Backen- 
zähnen, ferner 6 andere, rechte Unterkiefer (meist lädiert, aber 
sicher bestimmbar), 4 linke Humeri (läd.), 3 rechte und 3 linke 
Ulnae, 2 Radii, 6 linke und 5 rechte Beckenhälften, 7 rechte 
und 3 linke Femora, 4 linke Tibiae. Hiernach sind 7 Exem- 
plare (teils ad., teils jun.) sicher nachweisbar.. 

Ist dieses Material auch nicht so reichhaltig, wie das von 
mir bei Westeregeln ausgegrabene oder dasjenige, welches ich 
von Aussig und Türmitz in Nordböhmen durch Herrn F. SEEHARS 
für unsere Sammlung erworben habe, so ist es doch relativ 
reichhaltig. | 

Daß es sich um die über mittelgroße Ziesel- Art handelt, 
welche von mir zunächst als Sp. altawcus foss. beschrieben, 
später von meinem Freunde Wırk. Brasıus mit Sp. rufescens 
Krys. u. Bras. identifiziert worden ist, ergibt sich teils aus 
den Form-, teils aus den Größenverhältnissen. Die Superciliar- 


1) Siehe a. a. O0. t. IL, f. 8, 8a u. 8b. 
2.8: 0:8..1,.4.10 Ne: 

>), Merel a. 0 13H 2% 

*) Vergl. Diese Zeitschr. 1880 .S. 475. 


295 


ränder treten bei erwachsenen Schädeln wulstig hervor, oder 
umgekehrt ausgedrückt: die Mitte der Stirnbeine erscheint ver- 
tieft gegenüber den oberen Augenhöhlenrändern. Dieses zeigt 
sich auch deutlich an dem vorliegenden Schädel vom Sevecken- 
berge. Ebenso harmonieren die Form und die Größe der 
Backenzähne mit der oben bezeichneten Art.!) Der Prämolar 
des Unterkiefers ist dreiwurzelig; der vordere Prämolar des 
Oberkiefers ist relativ stark entwickelt und steht auffallend senk- 
recht, im Vergleich zu Spermophdlus citillus. 

Dimensionen: Länge der oberen Backenzahnreihe 11,5, der 
unteren 10,3, des oberen Diastema 13,9, Breite des Gaumens 
zwischen den vorderen Prämolaren 9, zwischen den letzten 
Molaren 6,9, geringste Interorbitalbreite 10, senkrechte Höhe 
vom Gaumen bis zur Mitte der Stirn 17,5 mm. 

Da auch der rechte Zwischenkiefer erhalten ist, kann man 
auch die relativ kurze, seitlich geschweifte, nach vorn deutlich 
verbreiterte Form der Nasalia erkennen. ?) — Die erhaltenen 
Teile des Quedlinburger Oberschädels lassen auf eine Basilar- 
länge von ca. 44 mm schließen. Unsere 3 vollständigen fossilen 
Spermophilus-Schädel von Aussig zeigen eine Basilarlänge von 
44—46 mm, unsere 4 recenten Schädel des Sp. rufescens eine 
solche von 44,5—46,5 mm. — Sp. citillus bleibt hinter diesen 
Dimensionen wesentlich zurück. | 

Unter den vereinzelten Unterkiefern vom Seveckenberge 
zeigt einer eine „Condylarlänge* von 32, eine Backenzahnreihe 
von 10,3 mm. 

Unter den Extremitätenknochen sind nur wenige, welche 
eine vollständige Messung gestatten; doch sieht man an den er- 
wachsenen Stücken deutlich, daß die erhaltenen Teile in ihren 
Dimensionen den betreffenden Skeletteilen von Sp. rufescens nahe 
stehen. 

So z.B. zeigt eine fossile Beckenhälfte, welche annähernd aus- 
gewachsen ist, eine Hüft-Sitzbein-Länge von 42,2, unser recentes 
Exemplar des Sp. rufescens aus Kasan von 42,5 mm; dagegen 
bei Sp. cetdllus ad. nur ca. 34 mm. — Ein fossiles Femur vom 
Seveckenberge, dem noch die untere (unverwachsene) Epiphyse 
fehlt, mißt in der Länge 40,3 mm, bei einer oberen queren 
Breite von 10. Einige ältere fossile Femora haben eine obere 
quere Breite von 11. Eine vollständige fossile Tibia, deren 
obere Epiphyse aber noch nicht völlig verwachsen ist, zeigt eine 


!) Siehe meine Abbildungen in d. Zeitschr. f. d. ges. Naturw., 
1816,48. t. Il, f>1:u. 2. 
?) Vergl. meine f. 1a a. a. O. 


294 


Länge von 41, eine obere quere Breite von 8,2 mm.!) 

Eine fossile Ulna vom Seveckenberge (ohne unt. Epiphyx) 
mißt 38,5 mm. 

Hystrix sp. (hürsutirostris BRDT?) 

Eine Stachelschwein-Spezies ist durch den oberen Teil eines 
juvenilen Femurs angedeutet. Derselbe hat eine quere obere 
Breite von 23 mm, ohne Epiphysen. Trotz eifrigsten Nachsuchens 
hat Herr Dr. Lampe von dieser interessanten Art nichts weiter 
finden können. Immerhin ist schon diese schwache Andeutung 
von wesentlichem Interesse. 

Unsere Sammlung besitzt einen Unterkiefer (mit allen 4 
Backzähnen), ein größeres Oberkiefer-Stück (mit dem Prämolar) 
und 3 KNagezähne des diluvialen Stachelschweins, welche Herr 
Rück im Dürr-Loch bei Regenstauf (bayr. Oberpfalz) ausgegraben 
hat. Ich selbst besitze eine vollständige, erwachsene Ulna aus 
der HorscHns Höhle in bayr. Oberfranken. 


Lagomys sp. (pusilus PaLL.?) 


Eine kleine Pfeifhasen-Spezies ist durch den mittleren 
(charakteristischen) Teil einer Backenhälfte angedeutet. Bei 
Westeregeln fand ich den ganzen Oberschädel, 1 Unterkiefer, 
1 Beckenhälfte, 1 Femur und 1 Tibia eines ausgewachsenen 
Exemplars von Lagomys pusilus (jetzt in der hiesigen Geolog. 
Landesanstalt). Ich schließe aus diesem Vorkommen bei Westeregeln 
und dem Hauptcharakter der vorliegenden Fauna, daß die erst 
erwähnte Beckenhälfte von Z. pusellus herrührt. 


Lepus sp. (timidus ant.?) 


Eine Hasen-Spezies ist durch einen Radius, dessen oberes 
Drittel fehlt, 2 Calcanei und 3 Metatarsi angedeutet. 


Oricetus vulgarıs L&skk. 


Vom gemeinen Hamster liegt mir. nur ein ÖOcciput vor; 
sein Fossilitätszustand läßt es etwas jünger als die oben erwähnten 
Objekte erscheinen. 


Arvicola (Microtus) gregalis PALL. 

Die von mir vielfach aus mitteleuropäischen Diluvialablage- 
rungen nachgewiesene, sibirische Zwiebelmaus ist unter den 
Lampeschen Funden nur durch eine rechte Oberkieferhälfte, 
enthaltend m 1 und m 2, vertreten. Ob von den Extremitäten- 
Knochen einige hierher gehören, ist schwer zu sagen. 


!) Vergl. meine Messungstabelle in der GIEBELSchen Zeitschr., 
1876, 2. S. 219. 


295 


Myodes (Cuniculus) torquatus PALL. 


Diese interessante Lemmings-Spezies, welche zuerst 1885 vom 
Seveckenberge zusammen mit der folgenden Art, im fossilen 
Zustande durch Reınn. HenseL exakt nachgewiesen und 1875 
durch mich und andere Forscher an vielen mitteleuropäischen 
Fundorten durch guterhaltene Fossilreste festgestellt ist, wird 
unter den Lampeschen Funden durch eine (l.) Unterkieferhälfte 
(enth. m 1 und m 2) und durch eine Ulna vertreten. Die Ulna 
des Halsband-Lemmings ist leicht erkennbar, wenn man, wie 
ich, ein zerlegtes Skelet zur Vergleichung hat; sie hat eine 
gewisse Ähnlichkeit mit der Hamster-Ulna. 


Myodes obensis Par. (M. lemmus Hexser). 


Von dieser Art, welche ich bei Thiede so zahlreich gefunden 
habe, liest mir vom Seveckenberge eine (l.) Unterkieferhälfte vor, 
enthaltend m 1 und m 2. — Ich nenne diese Art M. obensis 
(nicht M. lemmus!), weil jener Lemming neben. M. torguatus 
vorkommt, z. B. auf Novaja Semlja und in Nordsibirien, was bei 
M. lemmus nicht der Fall ist. 

Im Bau des Schädels, des Gebisses und der Extremitäten- 
knochen sind M. obensıs und M. lemmus:kaum zu unterscheiden, ins- 
besondere wenn es sich um vereinzelte Fossilreste handelt. — Ich 
bemerke, daß ich zu meinem früheren Material kürzlich mehrere 
schöne Exemplare (mit Schädeln) von M. obensis und M. torguatus 
aus Novaja Semlja erhalten habe.) — 

Ob die vorliegenden 2 Lemmings-Kiefer ursprünglich in 
einem anderen Niveau der Ablagerungsmasse gelegen haben, als 
die oben erwähnten Reste der Steppen-Nager, kann man nicht 
sicher sagen. Es steht nur fest, daß Herr Dr. Lawmpeg sie bei 
der letzten Nachsuche im April 1904 in dem letzten Rest des 
Abraums gefunden hat. _-Tedenfalls bilden sie schon der Zahl 
nach gegenüber den Resten der Steppentiere nur eine unbe- 
deutende arktische Beimischung, wie es auch meine Ausgrabungen 
bei Westeregeln erkennen lassen. ?) 


Carnivora. 

Die unter den Lamrpeschen Funden vertretenen Raubtiere 
zeigen (ebenso wie die Nager) in der Hauptsache den Charakter 
einer Steppenfauna. 

Hyaena spelaea BLumEne. (H. crocuta foss.). 
Die Höhlenhyäne, welche früher am Seveckenberge in zahl- 


1) Vergl. Heucuın, Fauna ..... von Spitzbergen und Novaja 
Semlja, Braunschweig 1874. 8. 7—20. 
2) Siehe Arch. f. Anthrop. 1877 u. 1878. 


296 


reichen Resten festgellt ist, finde ich unter den mir vorliegenden 
Fossilien nur relativ schwach vertreten. Es sind vorhanden: 
1 oberer Caninus, 1 Unterkiefer-Gelenkteil (ad.), 1 Humerus (ad.), 
1 läd. Ulna (ad.), 1 Tibia (juv.). Der genannte Humerus zeigt 
über der unteren Gelenkrolle die bekannte rundliche Öffnung. 
Herr Prof. KraArtsca soll (nach einer Mitteilung des Herrn 
Dr. Lampe) diesen Knochen, dessen oberer Teil fehlt, für einen 
„Gewandhalter* erklärt haben; ich selbst kann an ihm nichts 
Besonderes sehen. Daß er etwas „blank“ aussieht, ist richtig; 
dieses erklärt sich aber hinreichend daraus, daß man ihn mit 
Leimlösung getränkt und nachträglich oft angegriffen hat. 


Canis aureus L. var. 
Taf. XXII Fig. 7. 

Von hohem Interesse erscheinen einige Reste, welche ich 
auf eine Schakal-Form beziehen zu müssen glaube, und zwar 
mit umsomehr Zuversicht, als ich schon seit 25 Jahren eine 
Anzahl von diluvialen Schakal-Resten aus den oberfränkischen 
Höhlen bei Neumühle besitze. In meiner „Übersicht“!) habe 
ich letztere Reste noch auf Canis vulpes bezogen, da es mir 
damals noch an ausreichendem Vergleichsmaterial fehlte; aber 
durch das Studium der mir seit 1881 unterstellten, an zerlegten 
Skeletten reichen Sammlung bin ich zu der Überzeugung ge- 
kommen, daß jene Reste nach Form und Größe zu Canis aureus 
gehören, und durch die (allerdings weniger vollständigen) LAMPE- 
schen Funde bin ich hierin bestärkt worden. Letztere sind: 
1 Femur ad. (ob. Hälfte), 1 Calcaneus (etwas benagt), 1 Meta- 
tarsus (ob. Teil), 1 juvenile Unterkieferhälfte (etwas zweifelhaft). 
Ich selbst besitze aus der Horscns Höhle in bayerisch Ober- 
franken 2 Beckenhälften, 1 vollständiges Femur und 1 Tibia 
(unt. Teil) von Canıs aureus var. 

Nach dem Material der mir unterstellten Sammlung muß ich 
diese Fossilien, welche einen echt diluvialen Erhaltungszustand 
zeigen, auf eine Schakal-Art beziehen, da sie in Form und Größe 
bezw. Stärke der Knochen von C. vulpes wesentlich abweichen 
und mit C. aureus harmonieren.?) Nur die oben erwähnte juvenile 
Unterkieferhälfte erscheint etwas zweifelhaft. 

Der juvenile Unterkiefer vom Seveckenberge enthält den 
relativ stark und kompliziert gebauten Milch-Sektorius (11 mm 
lang) und den (ebenfalls kräftigen) angrenzenden Milch-Lückzahn 


!) Diese Zeitschr. 1880 S. 481 ff. 

?, Ob man diese Schakal-Form etwa Canis Mikit WOLDR. nennen 
soll, erscheint mir zweifelhaft. Vergl. WOLDRICH, Diluviale Fauna von 
Zuzlawitz, 2. T. 1881, S. 11, und 3. T. 1884, .S. 9. 


297 


Messungs-Tabelle. 


GRID. aurensı rec: \@. aureus foss. 

ns Kae (indien). nen | se: 
ken- 

eroß! |No.954|No.955|Frank.| "here. 


Größte Länge des Beckens (Os! 
innomin.) 


>» „ d. Femur (Innenseite) | 140 | 147 | 188 | 146,5 ca. 145 


95 110 107 107 


„ quereBreite am ob. Gelenkteill 25 31 29,5 30 30 


Durchmesser des Caput femoris | 12 | 14,2 | 13,7 | 185 | 18 


Quere Breite des unt. Gelenks | 22 | 24 24 23 | 


„ Br. d. unt. Gelenks d. Tibia| 16 17 | 18 


Größte Länge des Calcaneus (auß.) 31 836,5 35 | 36,5 


(6,5 mm lang). Nach den mir vorliegenden zahlreichen Schädeln 
von juvenilen Exemplaren von ©. aureus und Ü. vulpes muß ich 
jenen fossilen Unterkiefer auf jene Art beziehen. 

Ich betone noch, daß die oben erwähnten fossilen Becken- 
hälften in ihren Breitendimensionen viel stärker sind, als die 
des kräftigsten Fuchses (C. vulpes). Auch die fossilen Femora 
sind viel kräftiger gebaut; insbesondere ist der Schenkelhals 
länger und somit das Caput femoris weiter abstehend, als beim 
Fuchs. 

Soviel ich weiß, hat man bisher noch keine anderen 
diluvialen Schakalreste aus Deutschland nachgewiesen. 


Canis (Vulpes) lagopus 1. 


Den Eisfuchs erkenne ich in einigen Extremitäten-Knochen. 
Dahin gehört der obere Teil eines ausgewachsenen Femur (quere 
Breite des oberen Gelenkteiles 21 mm) und der einer ausge- 
wachsenen Ulna (Länge des Olecranon 10,5 mm). Auch gehört 
hierher wahrscheinlich ein unterer Sectorius von 14 mm Länge. 


Canis vulpes L. (Vulpes vulgarıs). 


Der gemeine Fuchs wird durclı den wohlerhaltenen Schnauzen- 
teil eines kräftigen Oberschädels und durch die zugehörigen 
Unterkieferhälften repräsentiert. Aber der Erhaltungszustand 
dieser Objekte erscheint jünger als derjenige der oben er- 
wähnten Fossilien; ich gehe deshalb: nicht näher darauf ein. 


298 


Foetoritus Eversmanni Lesson. 
Taf. XXN Kie. 8. 

Sehr beachtenswert und für den Charakter der Fauna wichtig 
ist das Vorkommen des Steppen-Iltis (Foel. Eversmannı), ver- 
treten durch 2 linke Unterkiefer (ad. et jun.) und 1 Tibia (ad., 
lädiert). Den erwachsenen Unterkiefer (Fig. 8) habe ich schon 
im „Zentralblatt f. Mineral.“ etc. 1904 No. 1 kurz beschrieben 
Der Unterkiefer des Steppeniltis ist im Vergleich zu dem unseres 
gemeinen Itis im zahntragenden Teile kurz und hoch; die 
Massetergrube erstreckt sich weiter nach vorn, die Kron- und 
Winkelfortsätze sind -etwas anders gebaut, der untere Sectorius 
ist relativ größer, der untere Höckerzahn viel kleiner als 
bei dem gemeinen lltis.!) 


Ich habe ein sehr reiches Material an Schädeln von F. 
putorius und F. Eversmannı in Händen und habe die oben 
erwähnten Unterschiede durchweg beobachtet. Namentlich ist die 
Kleinheit des unteren m 2 bei F\ Eversmanni sofort in die Augen 
fallend. Der erwachsene fossile Unterkiefer, offenbar von einem 
alten, muskelkräftigen Männchen herrührend, mißt von der Mitte des 
Condylus bis zur Vorderseite des Canins 588,8 mm; m 2 hat 
eine Länge von nur 1,3, der Sectorius (m 1) von 8,3, die ganze 
Backenzahnreihe von 19 mm. Der jüngere Unterkiefer enthält nur 
m 1, während die anderen Zähne durch ihre Alveolen angedeutet 
sind; er mißt vom Condylus bis zur Vorderseite der Caninus- 
Alveole 36, der Sectorius hat eine Länge von 8,5 mm; die 
Alveole von m 2 ist sehr eng. 


Die fossile Tibia, welche sehr wahrscheinlich zu dem obigen 
(alten 5‘) Unterkiefer gehört, hat oben am Gelenk eine quere 
Breite von 9,5 mm; die Tibia eines erwachsenen lltis-Männchens 
aus der Gegend von Braunschweig (in meiner Privatsammlung) 
zeigt eine obere quere Breite von 12 mm. Nach den erhaltenen 
?/s der fossilen Tibia dürfte diese im unverletzten Zustande (es 
fehlt die untere Partie) eine Totallänge von 48—49 mm gehabt 
haben; bei einem starken F\ putorius g‘ mißt sie 56—60 mm. 


Foetorius Eversmanni lebt heute (zusammen mit Alactaga 
sahiens etc.) in den Steppen von Südostrußland, Südwestsibirien 
und Turkestan; fossil ist er, soviel ich weiß, noch nicht nachge- 
wiesen, doch hat Liıeee bereits 1879 die geringe Größe der 
diluvialen Iltisse Thüringens betont.?) 


!) Vergl. HENSEL, Craniolog. Studien, in Nova Acta LEOPOLD., 
Halle 1881, S. 149. 


2) Sitzgsb. Akad. d. Wiss., Wien, 1879, 1. Abt., Sep.-Abdr. 8. 6. 


299 


Ursus Sp. 

Eine Bären-Spezies ist angedeutet durch ein Unterkiefer- 
fragment mit p 4 (nach englischer Zählung) und durch einen 
m 2 inf. Letzterer ist 532 mm lang, 15 mm breit. Beide 
Zähne, insbesondere p 4, zeigen gewisse Abweichungen von dem 
gewöhnlichen Ursus spelaeus,;, p 4 zeigt 2 so stark entwickelte 
Innenhöcker, wie ich sie weder bei U. spelaeus, noch bei 
U. arctos gesehen habe. 


Equus caballus ferus. PALL. 


Das wilde. diluviale Pferd, dessen Reste ich in großer 
Zahl und ausgezeichneter Erhaltung bei Westeregeln und bei 
Thiede ausgegraben habe,!) ist auch am Seveckenberge häufig fest- 
gestellt und unter den Lampeschen Funden relativ stark ver- 
treten. Es liegen mir vor: 1 oberer Molar. 1 unterer starker 
Caninus mit angrenzendem Kieferstück, 2 juvenile untere 
Backenzähne, 1 Beckenhälfte (läd), 1 Femur-Fragment, 3 Tibiae 
(läd.), 1 Calcanens, 1 Astragalus, 1 Metatarsus (läd.), 4 Meta- 
carpi, 5 Fesselbeine. 

An den Tibien fehlt der obere Teil (mehr oder weniger); 
die größte quere Breite des unteren Gelenkteils beträgt 84 bis 
292. mm. Dem Metatarsus fehlt das untere Ende; daher 
ist es nicht sicher meßbar. Die Metacarpi variieren ziemlich 
bedeutend; der eine (wahrscheinlich von einem alten Hengst her- 
rührend) ist auffallend lang (außen 238 lang, oben 54, unten 
55,5 breit), ein anderer kürzer, aber etwas breiter: 226 lang, 
oben 56, unten 54 breite. Ein dritter (jüngerer, weibl.) Meta- 
carpus ist noch schwächer (200, 48 und 46). 

Von den 3 Fesselbeinen ist eines sehr kräftig gebaut: 
Länge an der Außenseite 93,4, quere Breite oben 65, unten 51.?) 

Das wilde Diluvial-Pferd von Westeregeln. Quedlinburg ete. 
war offenbar ein Steppenbewohner und paßt vorzüglich in die 
Alactaga-Fauna hinein. 


Rhinoceros tichorhinus Ouv. 


Unter den L,ampeschen Funden, welche mir vorliegen, sind 
2 Exemplare vertreten, nämlich ein junges durch 3 obere, 
zusammengehörige Milchbackenzäbne und ein altes durch 1 Hu- 
merus, 1 Carpalknochen, 1 Metacarpus, 1 Metatarsus und 
mehrere Phalangen. 


!) Landwirtschaftl. Jahrbücher, 1884, S. 8L—160. 
?, Vergl. meine Messungstabellen in den „Landwirtsch. Jahr- 
büchern“, herausg. von H. THıErL, 1884, S. 129—140. 


300 


Die 3 obere Milchbackenzähne entsprechen genau den von 
GıeseL!) abgebildeten und S. 89 besprochenen oberen  Milch- 
prämolaren. Sie gestatten auch die Bestimmung: Rh. ticho- 
rhinus Cuv. 

Diese Spezies, welche mit dem rezenten Rh. semus von 
Südostafrika nahe verwandt ist, war im wesentlichen ein Steppen- 
bewohner.?) Ich erwähne noch, daß ich bei Westeregeln das 
Milchgebiß eines jungen Ah. techorhinus ete. mithin zwischen 
Resten von Alactaga und sSpermophilus eigenhändig ausge- 
graben habe. °) 


Bison sp. (priscus?) 

Ein wohlerhaltener erster Brustwirbel gehört zur Gattung 
Bison. Wir haben ein reiches ‚Material zerlegter Skelete von 
Bison europaeus und Bison americanus. Der vorliegende fossile 
Brustwirbel stimmt in seiner Form fast genau mit dem 1. Brust- 
wirbel eines Bison amertcanus Z‘ ad (des sog. „Büffels“ der 
Prärien) überein, weicht dagegen von DB. europaeus be- 
deutend ab. 

Ein m 3 inf. eines Boviden zeigt einen rezenteren Er- 
haltungszustand, während jener Wirbel echt fossil ist. Ich gehe 
auf ersteren nicht näher ein, 


Cervus euryceros POHL. 


Der Riesenhirsch (bezw. eine Riesenhirsch-Species) ist ver- 
treten durch eine Tibia, deren oberster Teil fehlt, und durch einen 
gut erhaltenen Calcaneus, vielleicht durch ein Femur-Fragment. 
Die ersten beiden Stücke gehören einem sehr kräftigen In- 
dividuum an. Sie machen zunächst einen Boviden-ähnlichen Ein- 
druck; aber bei genauerem Studium erkannte ich, dass sie von 
einem Riesenhirsch stammen. Der Calcaneus ist wesentlich 
schlanker gebaut als bei Bos primigenius und Bison, auch in 
der Form der Gelenkflächen abweichend. An der Tibia fand ich 
(abgesehen von Differenzen im unteren Gelenk und in den Sehnen- 
rinnen) einen Hauptunterschied von den Boviden in der Lage des 
Foramen nutritium, das ungefähr auf */s der Höhe des Knochens 
(von. unten gerechnet) liegt... Dieses Foramen sieht man bei den 
Boviden direkt auf der flachen Hinterseite der Tibia, aber bei 
Cerv. alces und CC. euryceros findet es sich auf der äußeren 
Seitenfläche, und zwar beim Riesenhirsch noch mehr seitlich 
gelegen, als beim Elch. 


!) Jahresb. d. naturwiss. Vereins in Halle, 1851, t. III, £. 8. 

?\, Vergl. „Tundren u. -Steppen“, S. 137. 

8) Siehe Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss., 1876, 47. S. 7, Arch. £. 
Anthrop., 1877, S. 369, 396. 


301 


Da wir hier in Berlin leider kein Riesenhirsch-Skelet haben, 
wandte ich mich zur Verifizirung meiner Bestimmungen nach 
Hildesheim an Herrn Prof. Dr. A. AnprzAs, den Direktor des 
Römermuseums, welches bekanntlich ein vollständiges Riesen- 
hirsch-Skelet besitzt. Herr Dr. AnpREAE bestätigte die Richtigkeit 
meiner Beobachtungen durchaus, besonders auch hinsichtlich der 
Lage des Foram. nutritium der Tibia. Vom unteren Gelenkrande 
ist letzteres an dem Hildesheimer Exemplar 245 mm entfernt; 
genau ebenso an der Tibia vom Seveckenberge. Die quere 
Breite des unteren Teils der Tibia beträgt dort 80, hier 87 mm. 
Länge des Calcaneus dort 182, hier 186, größte Höhe des- 
selben im Gelenkteil dort 65, hier 69 mm. 


Cervus tarandus L. 
Taf. XXI Fie. 9. 

Das Renntier, dessen Reste früher am Seveckenberge schon 
häufig nachgewiesen wurden, ist unter den LAamprschen Funden 
durch eine Anzahl sicher bestimmbarer Reste vertreten. Dahıin 
gehören: 1 Unterkieferfragment mit m 5 (22 mm lang), 3 obere 
Molaren, darunter m 3 (16 mm lang, 14.5 unten an der Basis 
breit, 1 oberer Prämolar, 1 Unterkieferfragment von einem 
Renntierkalbe mit 2 Milchprämolaren, 1 do. mit einem Milch- 
prämolar und den Alveolen des pd 1, 1 Calcaneus-Fragment, 
1 juv. Astragalus nebst zugehörigem Navicul.-Cuboideum, einige 
juvenile Extremitätenknochen (Humerus, Radius, Tibia, Meta- 
tarsus), 1 Metatarsus (ad., läd.), 1 basales Geweihstück, 1 proxi- 
males Scapula-Fragment (Gelenkpartie). 

Besonders interessant erscheinen die juvenilen Reste. Die 
unteren Milchbackenzähne des Rentiers zeigen viele Eigen- 
tümlichkeiten in ihrer Form, namentlich gilt dieses von dem 
zweiten unteren Milchbackenzahn. Dieser weicht von dem der 
anderen Öerviden (außer Cerv. alces) wesentlich ab, insbesondere 
dadurch, daß der vordere Teil des Zahns außer der typischen 
Außenwand eine scharf ausgeprägte Innenwand besitzt, welche 
von jener durch ein schmales, tiefes, völlig abgeschlossenes Tal 
getrennt ist. Dieses ist eine durchaus konstante Bildung! 

Ich habe mir zur Vergleichung mit den. fossilen Zähnen ein 
relativ reiches, rezentes Material verschafft. Herr H. Wınge, 
Inspektor am Kgl. Zoolog. Museum in Kopenhagen, sandte mir 
leihweise den Unterkiefer eines wilden Rentierkalbes von Jacobs- 
havn in Grönland (reines Milchgebiß, wenig abgenutzt); Herr 
Professor Dr. Jacogı in Tharandt bei Dresden lieh mir aus der 
zoologischen Sammlung der dortigen Kgl. Forstakademie den sehr 
zierlichen Unterkiefer eines zahmen . Renntierkalbes, vermutlich 


802 


aus Skandinavien (reines Milchgebiß, wenig abgenutzt), Herr 
Professor P. MarscHıe den Unterkiefer eines wilden, spitz- 
bergischen Renntiers aus dem hiesigen Museum für Naturkunde, 
der außer den schon ziemlich abgenutzten Milchbackenzähnen 
auch schon m 1 aufweist. In ähnlichem Zustande befindet sich 
das Gebiß eines zahmen Renntierkalbes der mir unterstellten 
Sammlung !); doch ist m 1 etwas weiter zurück in der Ent- 
wicklung, während die Milchbackenzähne stark abgenutzt sind. 
Sehr interessant zur Vergleichung sind 3 Schädel wilder Renntier- 
kälber aus Westsibirien, welche ich im März 1904 in der Wild- 
handlung von B. Pfemfert zu Charlottenburg erwerben konnte. 
Die betreffenden Tiere waren noch im vollen Fleisch und mit dem 
Fell bedeckt, doch ausgeweidet. Nach der zuverlässigen Angabe 
des Zwischenhändlers, die ich mir verschaffte, sind diese Renn- 
tierkälber im Spätherbst oder Wintersanfang von Samojeden in 
den „westsibirischen Steppen“ mit der Kugel erlegt worden. Das 
eine Exemplar habe ich für unsere Sammlung vollständig er- 
worben, so daß ich auch die Beinkochen etc. vergleichen kann; 
von den beiden anderen habe ich nur die Köpfe privatim gekauft. 


Vogel-Reste. 
Hirundo rustıca L. (H. fosstlis GiEBEL). 

Eine Schwalben-Spezies wird durch zwei Ulnae vertreten, 
von denen die eine unverletzt, die andere in ihrem unteren 
Drittel lädiert ist. Jene hat eine Länge von 24,5 mm und ent- 
spricht in ihrer Form durchaus meinen zahlreichen Exemplaren, 
welche ich 1875/76 bei Westeregeln ausgegraben habe °). 


AÄnser SD. 

Eine Wildgans ist angedeutet durch eine gut erhaltene 
Phalanx I des Flügels. Dieselbe hat eine größte Länge von 
38 mm, eine größte quere Breite von 11,5 mm. Die Form 
dieses Knochens ist so charakteristisch, daß man die Gattung 
Anser sicher bestimmen kann. Der betreffende Knochen einer alten 
Saatgans (A. segetwm) meiner Sammlung mißt 44: 11,7 mm. 


Anas sp. (A. boschas L.?). 
Von einer größeren Enten-Art liegen zahlreiche Reste vor: 
3 Coracoidea (2 vollständige, 1 stark lädiert), 1 ziemlich voll- 
ständiges Sternum und 1 lädiertes Vorderstück eines Sternums, 
1 Scapula (Gelenkpartie), 1 Humerus (ob. Teil, läd.), I Radius 


!) Zoolog. Samml. d. Kgl. Landwirtschaftl. Hochschule in Berlin. 
2) Siehe Arch. f. Anthrop. 1878, 9. S. 3. 


305 


(untere Hälfte), 1 Femur (ob. Teil), 1 Tibia (oben und unten 
lädiert),, 1 Phalanx I des Flügels. Die Verletzungen dieses 
Knochens sind alten Datums, d. h. nicht erst bei der Ausgrabung 
entstanden. Das Coracoid zeigt, wenn man es mit den beiden 
Ecken der breiten, proximalen Seite aufsetzt, eine Länge von 
43,5; seine größte Breite am proximalen Teil 18,9 mm. Die 
oben genannte Flügelphalanx ist 27 mm lang. Nach den 
Dimensionen des Coracoids steht diese Wildente vom Sevecken- 
berge hinter der von mir bei Westeregeln ausgegrabenen Anas- 
Spezies etwas zurück, sowie auch hinter einigen rezenten Männchen 
von A. boscas, deren zerlegte Skelete ich besitze. Jedenfalls 
handelt es sich aber um eine „Schwimm-Ente“ (nicht „Tauch- 
Ente“), wie die Form des Sternums (besonders des vorderen 
hakenförmigen Fortsatzes), des Coracoids, etc. beweist. 


Anas crecca L. 


Eine kleine Art von Schwimm-Enten ist durch 1 Coracoid 
{33,3 lang, 12,5 breit, 1 Humerus (ob. Teil) und 1 Meta- 
carpus vertreten. Letzterer hat eine Länge von 37,6 mm. 
Diese Fossilreste stimmen in Form und Größe genau mit den 
entsprechenden Teilen eines rezenten männl. Krickenten - Skelets 
meiner Privat-Sammlung überein. 


Lagopus sp. (Lagop. albus Keys. u. Bras. ?) 


Eine Schneehuhn - Spezies ist durch einen Metacarpus 
(33,9 mm lang) angedeutet. Die Gattung kann ich nach meinem 
sehr reichen rezenten und fossilen Vergleichsmateriale sicher 
feststellen, die Art nicht. Vermutlich handelt es sich um das 
sog. Moor- oder Weiden-Schneehuhn (Zag. albusKeys. u. BLas.), das 
nach PALtAs, LEHMANN, Fınsch, NAZAROW und ZARUDNOI häufig 
in den südwestsibirischen Steppen gefunden wird.) 


Endlich sind noch einige Rana-Reste (namentlich ein gut 
erhaltener Rana-Unterschenkel) zu erwähnen. 


!) Siehe meine Angaben in „Tundren u. Steppen“, S. 1131. 


304 


13. Das südafrikanische Dwyka-Konglomerat. 
Von Herrn E. Paıtıppı in Berlin. 
Hierzu Taf. XXIV—XXV1. 
Einleitung. 


Die Zeit für geologische Pionier-Arbeit ist in Südafrika 
endgültig vorüber. Landesuntersuchungen sind in Kapstadt und 
Pretoria am Werk, nach Johannesburg hat die Goldindustrie eine 
Anzahl hervorragender Gelehrter gerufen und selbst in dem ent- 
legenen Buluwayo sind dauernd Fachleute an der Arbeit. Unter 
diesen Umständen darf der europäische Geologe, der einige 
Monate lang das Land bereist, nicht mehr auf Entdeckungen 
hoffen, welche für die südafrikanische Geologie von grundlegender 
Bedeutung sind. Wohl aber bieten ihm die verbesserten Ver- 
kehrsverhältnisse die Möglichkeit, in verhältnismäßig kurzer Zeit 
einen Überblick über die geologischen Verhältnisse zu gewinnen, 
wie er sich den früheren Reisenden erst nach langjähriger 
Tätigkeit erschloß. ; 

Naturgemäß wendet sich das Interesse der südafrikanischen 
Geologen vielfach in erster Linie Aufgaben der praktischen Geo- 
logie zu. Daß dadurch der Sinn für rein wissenschaftliche 
Fragen nicht abgestumpft wird, zeigt aber der Eifer, der von 
allen Seiten dem merkwürdigen Problem der jungpaläozoischen 
Vereisung entgegengebracht wird. Keine andere theoretische 
Frage hat so lebhafte Diskussionen hervorgerufen und keine übt 
auf den europäischen Reisenden einen so faszinierenden Reiz aus 
wie diese. 

Bekanntlich sind jungmesozoische und tertiäre Sedimente im 
Innern Südafrikas bisher noch nicht nachgewiesen worden. Die 
jüngsten Schichtgesteine gehören dem älteren Mesozoicum und 
jüngsten Paläozoicum an und stellen ein mächtiges und weit ver- 
breitetes System von kontinentalen Bildungen dar, welche man 
als die Karru-Formation zusammenzufassen pflest. Diese ruht 
sehr verschiedenen Gesteinen auf, im allgemeinen älteren im 
Norden, jüngeren im Süden, fast immer aber tritt an ihrer 
Basis ein sehr eigentümliches Konglomerat auf, für welches sich 
der Name „Dwyka-Konglomerat*“ eingebürgert hat. Der glaciale 
Ursprung dieses Dwyka-Konglomerates ist es, der den Gegen- 
stand der nachfolgenden Zeilen bilden soll. 


305 


1. Geschichtlicher Überblick.') 


Zum erstenmale wird das Dwyka-Konglomerat in einem 
Briefe SuruerLannps?) an Murcniıson im Jahre 1854 aus Natal 
erwähnt; er spricht es für eine Art von Trachyt an und 
glaubt daher die Schrammen auf seiner Unterlage, die ihm schon 
damals bekannt waren, auf die Bewegung der fließenden Lava 
zurückführen zu müssen. Auch Baın°), der wenige Jahre später 
das gleiche Gestein aus der südlichen Kap-Kolonie beschreibt, 
hält es für eruptiv und bezeichnet es als einen Felsit-Porphyr 
(elaystone porphyry). Wvyrey sieht es im Jahre 1859 als vul- 
kanisches Agglomerat (trap conglomerate) an, und diese Ansicht 
hat sich bei einzelnen Forschern bis in neuere Zeit mit großer 
Zähigkeit erhalten. 

Neue Bahnen betrat wiederum SUTHERLAND®), als er 
14 Jahre nach seiner ersten Mitteilung das fragliche Konglomerat 
für glacial und sein Alter für permisch erklärte; ihm schloß sich 
in Natal Griessaca’®) an. Srow®) beschrieb ähnliche Konglo- 
merate aus Griqualand West; zu seiner Annahme einer jungen 
Vereisung Südafrikas führten ihn aber nicht diese, sondern Ober- 
flächenbildungen in den südöstlichen Teilen der Kap-Kolonie. 

Auf Dunns‘) geologischer Karte werden in der ersten Auf- 
lage ein augenscheinlich diluviales .„Glacialkonglomerat“ im 
Norden der Kap-Kolonie und ein paläozoisches „Trappkonglomerät“ 
im Süden ausgeschieden; in der zweiten Auflage®) bezeichnet er 
die Konglomerate im Süden und Westen der Karru ebenso wie 
die Natals als Dwyka-Konglomerat, hält aber im übrigen an der 
Deutung der ersten Auflage fest. Erst später vereinigt Dunn”) 
die nördlichen wie die südlichen Konglomerate, stellt sie an die 


Y!) Eine recht ausführliche Ubersicht des bis dahin über das 
Dwyka-Konglomerat Bekannten gibt der „Annual Report of the Geo- 
logical Commission, Cape of Good Hope 1899 S. 4—29. 

2, Notes on the Geology of Natal. Quart. Journ. Geol. Soc. 11. 
1855 S. 465—68. 

®) On the Geology of South Africa, Trans. geol. Soc. (2.) 7. 
1856 S. 53—59. Ebenda S. 175—192. 

*) On the Geology of Natal. Durban 1868, auch Quart. Journ. 
Geol. Soc. 26. 1870, S. 514—516. 

5), On the Geology of Natal in South Africa. Quart. Journ. 
Geolog. Soc. 27. 1871, S. 58. 

6) Geological Notes upon Griqualand West. Ebenda. 30. 1894, 
S. 581— 680. 

7) Geological Sketch Map of Cape Colony. London. Stanford. 1874. 

®) Ebenda 1875. 

®) Report on a supposed extensive deposit of coal underlying the 
central distriets of the Colony. Capetown 1886 und dritte Auflage 
seiner Karte, 1887. | 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 20 


306 


Basis der Karruformation und spricht sich für ihren glacialen 
Ursprung aus. | 

Eine sehr sorgfältige Besprechung der älteren Literatur gibt 
im Jahre 1888 Starrr!); er kommt dabei zu  eigentümlichen 
Schlüssen. Nach ihm sollen bisher zwei Arten von Erscheinungen 
miteinander verwechselt worden sein. Erstens reine Oberflächen- 
erscheinungen, zu denen die Geschiebe mit echter Glacial- 
schrammung und die gekritzten Felsoberflächen gehören. Sie 
seien auf antarktische Eisberge, weniger auf lokale Vereisungs- 
vorgänge zurückzuführen. Alle diese Ereignisse fallen nach ihm 
in die Diluvialzeit; der Boden Südafrikas habe damals 3000 Fuß 
tiefer gelegen als heute. Das echte Dwyka-Konglomerat aber sei 
karbon; bei ihm handele es sich lediglich um pseudoglaciale 
Erscheinungen, wie sie auch andere Konglomerate aufwiesen. 

Die Ansicht, daß bei Prince Albert und Matjesfontein die 
Oberflächengerölle eine andere Entstehung hätten, als das Dwyka- 
Konglomerat, aus dem man sie an jedem Aufschluß auswittern 
sieht, ist gänzlich unhaltbar. Hätte Starrr die dortigen Ver- 
hältnisse mit eigenen Augen gesehen, so hätte er das wohl nie 
behauptet. ScHencek hat diese merkwürdige Auffassung auf Grund 
seiner eigenen Beobachtungen bekämpft, und die neueren Arbeiten 
haben zur Genüge ihre völlige Unhaltbarkeit dargetan. 

Obwohl CoHex?) nachwies, daß die Grundmasse des Dwyka- 
Konglomerates nicht vulkanischer, sondern ausschließlich klastischer 
Natur wäre, und obwohl Schener?) mit starken Gründen für den 
glacialen Ursprung dieser Ablagerungen eintrat, hat es bis in 
die neueste Zeit hinein nicht an Gegnern dieser Auffassung ge- 
fehlt. Sowohl Sawyer®) wie noch später Harca°) haben den 
vulkanischen Ursprung der Konglomerate für wahrscheinlicher 
gehalten. Am wenigsten haltbar erscheint Greens‘) Auffassung, 
welcher augenscheinlich auf Grund unvollständiger Feldbeobaclı- 
tungen in dem „Dwyka“ ein Strandkonglomerat erblicken wollte. 

Neue Impulse erhielt die „Dwyka-Frage* in den 90er 


!) Das „glaciale“ Dwykakonglomerat Südafrikas. Naturwiss. 
Wochenschrift 3. 1888, S. 97 ft. 

?\ Geognostisch-petrographische Skizzen aus Süd-Afrika II. Die 
Karrooformation etc. N. Jahrb. f. Min. Beil-Bd. 5. 1887, S. 196 
‚bis 274. 

°) Über Glacialerscheinungen in Süd-Afrika. Verh. d. VIIE. 
Deutschen Geographentages in Berlin. Berlin 1889, S. 145—161. 

*) Report upon the Geology and Mineral Resources of the Divi- 
sion of Prince Albert and surrounding districts. Cape Town 1893, S. 4. 

°) A Geological Survey of the Witwaterstrand etc. Quart. 
Journ. Geol. Soc. 44. London 1898, S. 94. 

6) A contribution to the Geology and physical Geography of the 
Cape Colony. Quart. Journ. Geol Soc. 46. 1888, S. 239— 270. 


307 


Jahren des vorigen Jahrhunderts. 1893 konnte ScHmEisser!) das 
Konglomerat auch im südlichen Transvaal nachweisen, wo die 
Karruschichten bisher zu Unrecht für Stormberg Beds gehalten 
worden waren. 

Seit dem Jahre 1896 haben besonders die Untersuchungen 
MoLENnGRAAFFS?) im südöstlichen Transvaal und die Aufnahmen 
der Kap-Geologen Rogers und Scuwarz°’) am Süd- und West- 
rande der Karru und am ÖOranjeflusse so viel neues Material ge- 
liefert und so überzeugende Beweise für den glacialen Ursprung 
des Dwyka-Konglomerates beigebracht, daß unter den südafrika- 
nischen Geologen die Zweifel verstummt sind. Wohl aber dürfte 
es außerhalb Südafrikas noch manchen Geologen geben, für den 
der glaciale Ursprung des Dwyka-Konglomerates noch durchaus 
nieht feststeht. Aus diesem Grunde halte ich es nicht für ganz 
überflüssig, die Eindrücke wiederzugeben, welche ich an ver- 
schiedenen Punkten Südafrikas erhalten habe. Ich muß dabei 
betonen, daß ich weder neue Fundstellen entdeckt noch an den 
alten wesentlich neue Dinge beobachtet habe. Meine Darstellung 
trägt daher mehr den Charakter eines durch eigene Anschauung 
unterstützten Referates als den einer selbständigen wissenschaft- 
lichen Untersuchung. Ich habe aber geglaubt, mich nicht lediglich 
auf die Beschreibung der Örtlichkeiten beschränken zu sollen, die ich 
persönlich besucht habe, sondern habe alles mir bekannte Material 
zusammengetragen, soweit ich es für wichtig und einwandsfrei 
halten durfte. 


2. Geographische Verbreitung. 


Die geographische Verbreitung des Dwyka-Konglomerats kann 
in großen Zügen als bekannt gelten, soweit die Kap Kolonie,*) 
Natal und das südliche Transvaal in Frage kommen. Ob aber 


1) Über Vorkommen und Gewinnung der nutzbaren Mineralien in 
der südafrikanischen Republik. Berlin 1894, 8. 66. 

?, The Glacial Origin of the Dwyka Conglomerate Transact. 
Geolog. Soc S. Africa 4. 1898, S. 103. 

®) In den Annual Reports of the Geological Commission Cape of 
‘Good Hope. Seit 1896. 

*) Noch bis vor kurzer Zeit glaubten vorsichtige Forscher, die 
Konglomerate der Vaal- und ÖOranje-Gegend als Glacialkonglomerat 
oder Vaalkonglomerat vom Dwykakonglomerat am Rande der großen 
Karru unterscheiden zu müssen, da. die Identität beider Ablagerungen, 
‘obgleich sehr wahrscheinlich, doch noch nicht sicher nachgewiesen 
war. Neuerdings ist aber durch die Aufnahmen der Kap Survey der 
Übergang aus der einen in die andere Bildnng im Distrikte Calvinia 
nachgewiesen worden, sodaß man für alle Konglomerate an der Basis 
der Karruformation eine einheitliche Bezeichnung gebrauchen darf. 
Ich wähle dafür den Namen Dwyka-Korglomerat, der sich am meisten 
‚eingebürgert hat und nichts über die Entstehungsweise aussagt; der 
Kürze wegen schreibe ich meist „das Dwyka“. 

208 


308 


nördlich vom 25° s. Br., d. h. im nördlichen Transvaal, in 
Betschuana-Land und im südlichen Rhodesia Dwyka-Konglomerat 
auftritt oder ob man eines der von dort bekannten Gesteine als 
sein Äquivalent ansehen darf, das ist noch eine völlig offene 
Frage. 

Da das Dwyka den untersten Schichtenkomplex der Karru- 
formation bildet, so müßte es überall dort zu Tage treten, wo 
diese älteren Gesteinen auflagert. Mit anderen Worten: Das 
Dwyka müßte um das gewaltige Areal, welches die Karruformation 
im Innern des außertropischen Südafrikas einnimmt, einen Ring 
bilden, der nur dort eine Unterbrechung erleidet, wo südlich vom 
St. Johns-Fluß höhere Schichten der Karruformation an das 
Gestade des Indischen Ozeans herantreten. Tatsächlich ist aber 
die Verbreitung des Dwyka keine so gesetzmäßige, denn wir 
sehen es am Nordrande des großen Karrukomplexes, im südlichen 
Transvaal und im nordwestlichen Freistaat, auf weite Strecken 
von den Karten nicht verzeichnet. Am Nordrande des Hooge- 
veldes scheint dies darin seinen Grund zu haben, daß höhere 
Schichten des Karrusystems übergreifend lagern und daher das 
Dwyka verdecken. Ob dies aber so allgemein ist, muß nach den 
letzten Aufnahmen der geologischen Landesuntersuchung von 
Transvaal füglich bezweifelt werden; denn Merror!) hat das 
Dwyka östlich von Pretoria, zwischen dem Elands River und 
Balmoral, in großer. Ausdehnung nachgewiesen. Südlich vom 
Witwatersrande ist das Dwyka an der Oberfläche anstehend nur 
von wenigen Punkten bekannt, häufig aber in den Gruben oder 
bei Bohrungen angetroffen worden. Auch Vaal abwärts bis in 
die Gegend von Kimberley hin dürfte das Konglomerat überall 
an der Nordgrenze der Karrugesteine vorhanden sein, ist aber 
erst bei Kimberley selbst wieder nachgewiesen, da junge Steppen- 
kalke und Flugsande hier fast überall die älteren Gesteine ver- 
decken. 

Westlich und südwestlich von Kimberley mehren sich die 
Aufschlüsse des Dwyka, und im Westen und Süden der großen 
Karru ist es überall in einem geschlossenen Zuge am Außenrande 
der Karrugesteine nachgewiesen worden. Das Auftreten mehrerer 
paralleler Konglomeratzüge im südlichen und südöstlichen Teil 
der Kap Kolonie erklärt sich dadurch, daß hier "die untere 
Karruformation an der Faltung der randlichen Ketten, welche im 
wesentlichen aus Gesteinen der Kapformation bestehen, mit teil- 
genommen hat. Ebenso wird der doppelte Ausstrich von Dwyka 


!\ Report on Portions of the Pretoria and Middelburg districts etc. 
Geolog. Survey of the Transvaal, Report 1903 p. 7 ft. 


5809 


in Natal durch die gewaltige Versenkung am Rande des Indischen 
Ozeans erklärt, auf die bereits Susss') hinweist. 

Solange man der Ansicht war, daß die Karrugesteine sich 
in einem Becken niederschlugen, dessen Süd- und Westraud durch 
eine karbonische Faltung aufgerichtet wurden, solange mußte man 
die heutige Grenze der Karruformation für die ursprüngliche 
halten. Heute wissen wir, daß die Faltung der randlichen 
Ketten in der südlichen und westlichen Kap-Kolonie sicherlich 
erst nach Absatz der unteren Karruschichten erfolgte; es ist mir 
sogar wahrscheinlich, daß diese Periode der Gebirgsbildung der 
Ablagerung der spätjurassischen Enonkonglomerate, des terrestren 
Aquivalents der Uitenhage-Formation, unmittelbar voraufging. 
Man darf es also danach für wahrscheinlich ansehen, daß die 
ursprüngliche Ausdehnung der Karruformation sehr viel größer 
war als die heutige. 

Diese Aunahme wird bestätigt durch die neuerdings erfolgte 
Entdeckung‘) von Dwyka-Konglomerat innerhalb der Randketten, 
im Tale des Breede River bei Worcester in der südwestlichen 
Kap-Kolonie. 

_ Auch im Norden scheint die Dwyka-Insel von Mafeking auf 
eine frühere größere Ausdehnung dieses Gesteines hinzudeuten; 
ob die Konglomeräte, welche bei Mapani Pau, südlich von 
Palapye, (nördlich vom 23° im Betschuana-Laud) an der Basis 
der Karruschichten in einer Mächtigkeit von 8 Fuß erbohrt 
worden sind, dem Dwyka entsprechen, ist noch nicht festgestellt. 

Es ist fast selbstverständlich, daß eine Geschiebeformation 
von so großer Verbreitung lokale Abänderungen erkennen läßt; 
es ist mir aber fraglich, ob rein petrographische Momente bereits 
‚genügen könnten, um eine Scheidung in eine nördliche und eine 
südliche Facies vorzunehmen. Zu den nicht unbedeutenden, aber 
nach meiner Auffassung nicht ganz konstanten petrographischen 
Unterschiede tritt aber ein geologisches Moment von großer 
Tragweite, welches auf alle Fälle diese Unterscheidung eines 
nördlichen und südlichen Typus rechtfertigt. 

Esliegt nämlich das Dwyka-Konglomerat im Norden 
seines Verbreitungsbezirkes diskordant auf sehr ver- 
schiedenen Gesteinen, und seine Unterlage zeigt häufig 
Schrammung und Rundhöckerformen; im Süden hin- 
gegen ruht das Konglomerat stets konkordant auf den 
Gesteinen der Kapformation, meist auf deren jüngsten 


eAntlitzz.ders Erde 1 S. 507. 

2, Vergl. Ann. Report Geol. Comm. Cape of Good Hope. 1897 t. 1. 

”) Sedimentary deposits of Southern Rhodesia. Quart. Journ. 
Geol. Soc. 1903 'S.: 273. 


310 


Gliede, dem Wittebergsandstein; die Gesteine der Kap- 
formation zeigen an der Berührungsstelle mit dem Kon- 
glomerate nie Schrammen. 

Die Grenze beider Faciesbezirke würde nach Passarce!) 
die Olifant-Komati-Linie bezeichnen, d. h. die Gerade, die man 
von der Mündung des Olifant-Flusses in den Atlantischen Ozean 
nach dem Durchbruch des Komati durch den Steilrand der 
Drakensberge ziehen kann. Da Passarczr nun die südliche 
Facies des Dwyka-Konglomerates für eine Driftbildung ansieht, 
so ist nach ihm die Olifant-Komati-Linie die Küstenlinie des 
permischen Kontinents. Zu einem ähnlichen Schluß kommt 
SCHWARZ, nur zieht er seine Grenze etwas südlich von der Mün- 
dung des Olifant nach Johannesburg. > 

Sowohl PAssarGE wie Schwarz haben bereits bemerkt, daß 
der Distrikt von Vryheid im südöstlichen Transvaal, obwohl er 
südöstlich von ihrer Grenzlinie liegt, noch der nördlichen Facies 
angehört; aber sie erklären ihn für eine vergletscherte Insel, die 
vor der mit Inlandeis bedeckten Küste lag. Nun hat aber 
bereits SUTHERLAND vor über 30 Jahren auf geschrammte Ge- 
steinsoberlächen unter dem Dwyka Konglomerat im mittleren 
Natal hingewiesen. Es scheint mir also richtiger, die Grenzlinie 
von der Olifantmündung nach einem Punkte in Natal zu ziehen.) 

Eine andere Frage ist aber, ob eine solche Grenzlinie 
zwischen den beiden Facies des Dwyka-Konglomerates denn auch 
wirklich die Küstenlinie des permischen Kontinents darstellt. 
Daß die südliche Facies eine Driftbildung ist. ist möglich, aber 
noch keineswegs durch Fossilfunde sichergestellt. Aber gesetzt 
auch, diese Linie trennte Grundmoränen- und Driftbildungen, so 
fällt sie doch keineswegs mit der Küstenlinie unmittelbar zu- 
sammen. War das Inlandeis sehr mächtig und der Abfall des 
Kontinents ein allmählicher, so kann die eigentliche Küstenlinie 
noch sehr weit vom Rande des Inlandeises entfernt sein. Es 
ist wichtig, dies im Auge zu behalten; denn man ist nur zu sehr 
geneigt, dort eine Senkung des Landes anzunehmen, wo man 
marine Schichten auf Grundmoräne auflagernd beobachtet. 

Konstante Unterschiede petrographischer Natur sollen nach 
Ansicht mehrerer Autoren die Scheidung des Dwyka in eine 
Moränen- und eine Driftablagerung unterstützen; bevor wir auf 
sie näher eingehen können, müssen wir den Habitus des Dwyka 
in großen Zügen einer Betrachtung unterziehen. 


!) Die Kalahari. Berlin 1904 S. 63. 

?) Auch RoOGERS (Geology of the Cape Colony S. 399) nimmt für 
die Dwyka-Küste einen ostwestlichen Verlauf an, läßt sie aber noch 
weiter nach Süden rücken. Sie streicht bei ihm durch Karru Poort 
und entspricht dem 33° s. Br. 


31 


3. Petrographische Beschaffenheit. 


Das Dwyka-Konglomerat ist in den meisten Fällen als ein 
Blocklehm mit verhärteter Matrix zu bezeichnen. In einer fein- 
körnigen Grundmasse sind regellos verteilt halbgerundete Ge- 
schiebe, deren Durchmesser von wenigen Millimetern bis zu 
mehreren Fuß wechselt. 


A. Die Matrix. 


Die Matrix unterliest in ihrer Zusammensetzung, wie die 
unserer heutigen Moräne, ziemlich erheblichen Schwankungen, 
die schon makroskopisch hervortreten. So ist sie z. B. bei Ver- 
eeniging an der Südgrenze des Transvaal so feinkörnig und 
tonig, daß sie als feuerfester Ton abgebaut wird. Bei Matjes- 
fontain am Südwestrande der Karru ist sie dagegen tonig-sandig 
und sehr fest. Beinahe quarzitisch erscheint sie dem bloßen 
Auge bei Mafeking. Die Farbe der Matrix war überall, wo ich 
es beobachten konnte, ein helleres oder dunkleres Grau, das 
öfters ins Grüne spielt; beim Verwittern zeigen sich bräunliche 
und gelbliche Töne. 

Conen!) war der erste, welcher die Matrix einer genauen, 
petrographischen Untersuchung unterzog und ihre klastische Natur 
über jeden Zweifel erhob. Seine Stücke stammten von Karru 
Poort und Pataties River in der südwestlichen Kap Kolonie und 
von Pietermaritzburg, Thornville und Pinetown in Natal. Er be- 
schreibt die’ Matrix als eine Mikrobrececie. Ein Zement, das der 
Hauptsache nach isotrop ist und aus amorpher Kieselsäure be- 
steht, verkittet eckige, oft geradezu splitterige Gesteinstrümmer 
und Mineralfragmente. Unter den mikroskopischen Gesteins- 
bruchstücken erwähnt Corrn Quarzit, Hornstein, Granit, Gneis, 
zersetzten Diabas oder Diabasporphyrit, Chloritaggregate mit 
Einschlüssen von Caleit und Magnetit und verschiedenartige, 
wahrscheinlich den kristallinen Schiefern angehörige Gemenge. 
Außerdem fanden sich unter den Bruchstücken einzelner Mine- 
ralien Quarz, Orthoklas, etwas seltener Mikroklin und Plagioklas, 
noch spärlicher Magnesiaglimmer, Kaliglimmer, Augit, Epidot, 
Hornblende, Granat, Erzkörner und Zirkon. Die Vorkommen 
aus Natal und aus der südwestlichen Kap-Kolonie stimmten mit- 
einander überein. 

GREEN?) beschreibt die Matrix vom Südrande der Karru als 
dunkelgrau, feinkörnig und fest. Harcn fand in ihr Fragmente 


!) Geognostisch-petrographische Skizzen aus Südafrika. II. Die 
Karrooformation. N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. 5, 1887, S. 195 ft. 

?) A contribution to the geology and physical geography of the 
Cape Colony. Quart. Journ. Geol. Soc. 44. 1898, S. 239 ff. 


312 


von Quarz, Orthoklas, Chlorit, Plagioklas, Mikroklin, Saussurit, 
Epidot, Glimmer, Granat, Zoisit, Augit und Olivin, außerdem 
noch Trümmer von „Felsit* und „Trap“, Mikropegmatit und 
Chiastolith-Fels. Es ist sonderbar, daß bei dieser Zusammen- 
setzung der Matrix HarcH zu dem Schlusse kommen konnte, er 
habe wahrscheinlich einen vulkanischen Tuff vor sich. 

Bisweilen nimmt auch die Matrix den Charakter eines 
dunkelblauen oder schwarzen Schiefers an, ohne daß sich die 
Anordnung der Geschiebe dabei ändert. Derartige Varietäten 
haben Rogers und Schwarz aus dem Distrikt Calvinia be- 
schrieben. ') | 

Die Matrix ist, soweit ich dies an Stücken, die ich in 
Südafrika sammelte, feststellen konnte, teils kalkhaltig, teils 
kalkfrei. Am kalkreichsten war die von Mafeking. Als 
mäßig kalkhaltig erwies sie sich bei Riverton am Vaal und 
Hopetown am ÖOranje, sehr schwach war der Kalkgehalt bei 
Karru Poort und Buffels River am Südwestrande der Karru. 
Als kalkfrei zeigte sich die Grundmasse hingegen bei Vereeniging 
im südlichen Transvaal und Laingsburg am Südrande der Karru. 

Dies Resultat überrascht umso mehr, als das Dwyka bei 
Vereeniging unmittelbar auf dem dolomitischen Malmami-Kalk 
aufruht. Es scheint dies darauf hinzudeuten, daß der ursprünglich 
Kalkgehalt des Dwyka vielfach längst ausgelaugt ist und dal: 
der Kalk, der sich jetzt in der Matrix bisweilen findet, zum großen 
Teil sekundär bei der Verwitterung der Diabase entstanden ist. 
Im Einklang mit dieser Deutung steht die Tatsache, daß die 
Matrix in allen den Fällen, in denen sie sich als kalkig erwies, 
reichlich Diabasfragmente enthielt, während solche z. B. bei 
Vereeniging fehlen. 

In einzelnen Fällen hat sich der, ursprüngliche oder 
sekundäre, Kalkgehalt der Matrix lokal konzentriert und zur 
Bildung von Konkretionen geführt, die ihrer Entstehung nach mit 
den Lößkindeln .zu vergleichen sind. Derartige kugelige oder 
linsenförmige Konkretionen werden aus dem Distrikt Calvinia‘) 
und von der Farm Ratelfontein®) im Distrikt Ceres beschrieben; 
auch in der südlichen Kalahari, 80 engl. Meilen nördlich von 
Upington am Oranje sollen sie vorkommen. 

Ich habe die Matrix von 6 verschiedenen Fundpunkten im 
Dünnschliff untersucht,*) nämlich von Karru Poort und vom 


!) Ann. Report. 1900, S. 44. 

2). Ann. Rep. 1900, S. 44, 

2 Ann. Rep. 1903,93. 28: 

*) Ich wurde bei dieser Untersuchung in liebenswürdigster Weise 
durch Herrn Dr. FınckH von der geologischen Landesanstalt unter- 
stützt, dem ich an dieser Stelle dafür meinen herzlichsten Dank aus- 
sprechen möchte. F 


313 


Buffels River am Südwestrande der großen Karru, von Hope- 
town am Öranje, Riverton am unteren Vaal, Vereeniging im 
südlichen Transvaal und endlich von Mafeking. 

In allen Fällen bestand sie aus einen regellosen Mosaik 
von sehr ungleich großen, eckigen bis halbgeränderten Gesteins- 
und Mineralbrocken, die durch verhältnismäßig wenig zementierende 
Substanz miteinander verkittet waren; die Matrix ist also mit 
Couen als Mikrobreccie zu bezeichnen. Im einzelnen ließen aber 
die verschiedenen Fundpunkte doch ziemlich erhebliche Ab- 
weichungen voneinander erkennen. 

Bei Karru Poort herrschen in der Matrix stark zersetzte 
Granitbrocken mit entfärbtem Biotit vor. Daneben findet sich 
ein Chloritschiefer, der reich an Epidot ist, stark zersetzter 
Diabas, ein sehr feinkörniger Tonschiefer, grobkörniger Kalk mit 
chloritischen Produkten, ziemlich stark zersetztem Feldspat und 
kleinen Quarzausscheidungen, feinkörniger Kalk, ein quarzitisches 
Gestein mit Chlorit und etwas Kalk u. a. m. Unter den 
Mineralkörnern herrschte der Quarz weitaus vor, stark zurück 
treten gegen ihn Orthoklas, Plagioklas, Kalkspat, Biotit, Horn- 
blende und Muscovit. 

Die Matrix vom Buffels River ist in ihrer Zusammen- 
setzung der von Karru Poort ähnlich, nur ist sie feinkörniger 
und enthält mehr Mineralbruchstücke als Gesteinstrümmer. 

Bei Hopetown herrschen dagegen stark zersetzter Diabas und 
seine Zersetzungsprodukte (Chloritmineralien, Kalk, amorphe 
Kieselsäure) weitaus vor, daneben kommen sehr feinkörnige 
Quarzite und Kalke vor. Granitisches Material ist zwar vor- 
handen, tritt aber ganz in den Hintergrund. Eine ähnliche Zu- 
saımmensetzung hat die Matrix von Riverton, doch scheinen hier 
die feinkörnigen Quarzite zu fehlen. Au beiden Stellen findet 
sich sehr reichlich sekundärer Kalk in kleinen Hohlräumen der 
Diabasbrocken oder zwischen den einzelnen Gesteinsfragmenten. 

Bei Vereeniging fällt in erster Linie das Fehlen von Diabas- 
material auf; dies ist um so merkwürdiger, als Diabas in nicht 
sehr großer Entfernung nördlich von diesem Punkte die lange 
Kette des Klipriversberges bildet. Es ist jedoch möglich, daß 
dieser Zug von basischen Eruptivgesteinen zur Dwyka-Zeit noch 
nicht durch die Erosion freigelegt war. Ebenso bemerkenswert 
ist das Fehlen von Kalkbrocken bei Vereenigung, besonders da 
hier das Dwyka unmittelbar auf dem dolomitischen Malmami-Kalk 
aufruht.. Es ist sehr wahrscheinlich, das die Kalke, bezw. Dolo- 
mite hier durch spätere Auflösung entfernt wurden; darauf deutet 
eine gewisse Porosität hin, ebenso wie das ziemlich reichliche 
Vorkommen von Hornstein, der dem Malmami-Horizonte entstammt. 


14 


Der Hauptsache nach scheint sich die Matrix bei Vereeniging 
aus Gesteinen der Pretoriaschichten aufzubauen, deren meist sehr 
feinkörnige, sandig-tonige Gesteine weitaus überwiegen. 

Bei Mafeking trifft man neben vielen Brocken von ziemlich 
frischem Diabas auch wieder reichlich granitisches Material an. 
Auch Quarzite und Kalke finden sich hier, reichlich ist sekundäre 
Kieselsäure vorhanden. Es fällt auf, daß hier und auch noch bei 
Vereeniging die Gesteine und Mineralbrocken viel eckiger sind, 
als weiter im Süden. 

Im allgemeinen scheint die Matrix des südlichen Dwyka 
sehr viel mannigfaltiger zusammengesetzt zu sein, als die des 
nördlichen, welche sehr deutlich lokale Beeinflussungen erkennen 
läßt. Das Mikroskop bestätigt also die Resultate, welche die 
Untersuchung der größeren Geschiebe zutage gefördert hat. 

Die Substanz, welche die Gesteins- und Mineralträmmer in 
der Matrix verkittet, ist am deutlichsten im Dwyka von Mafeking 
zu erkennen. Sie ist durchsichtig, hellgrün, zuweilen fein porös 
und im wesentlichen isotrop; augenscheinlich ist es amorphe 
Kieselsäure. Diese Substanz umfließt die Gesteinsbrocken und 
scheint in den Diabasen die farbigen Gemengteile zu ersetzen, 
sodaß die ophitisch angeordneten Feldspate in ihr zu schwimmen 
scheinen. Augenscheinlich handelt es sich um einen der Ver- 
kieselungsvorgänge, wie sie PassarGr und KALkowsky aus der 
Kalahari beschreiben. Daß als Verkieselungsmittel Opal und 
nicht Chalcedon vorhanden ist, scheint für ein jugendliches Alter 
des Vorganges zu sprechen; denn Passarcze!) gibt an, daß im 
Gegensatz zu einer älteren Chalcedon-Verkieselung eine zweite, 
jüngere Infiltration aus Opal besteht. 

Ähnlich, wie bei Mafeking, ist die Kittsubstanz bei Vereeniging 
beschaffen; jedoch ist sie hier lange nicht so rein, ihr-Charakter 
ist daher weniger deutlich zu erkennen. Auch ist die Färbung 
hier nicht grünlich, sondern zeigt helle, bräunliche Töne. 

Im Gegensatz dazu scheint bei Riverton die verkittende 
Masse in wesentlichen aus fein verteiltem kohlensaurem Kalk zu 
bestehen. Bei Hopetown ist außer Kalk noch ein dunkelbraun- 
grünes, aus der Zersetzung des Diabas stammendes Mineral und 
möglicherweise auch amorphe Kieselsäure beteiligt. 

Gleich zusammengesetzt ist diese Substanz bei Buffels River 
und Karru Poort; sie ist in beiden Fällen dunkel gefärbt, mög- 
licherweise durch organische Substanz, und besteht in der Haupt- 
sache aus amorpher Kieselsäure. 

Die leichte Zerstörbarkeit des Dwyka in der Vaal-Gegend 


!\) Kalahari, p. 612. 


ist wohl auf den Kalkgehalt der Kittsubstanz, bei Vereeniging 
jedoch auf die Häufigkeit von Tongesteinsbrocken zurückzuführen. 
Die größere Festigkeit der Konglomerate am Südwestrande der 
großen Karru wie bei Mafeking beruht aber auf der sekundären 
Verkieselung. Aus der verschiedenen Zerstörbarkeit auf eine 
primär verschiedene Entstehungsweise der Konglomerate schließen 
zu wollen, wie dies vielfach geschehen ist, wäre verkehrt. 


B. Die Geschiebe. 


Im typischen Dwyka-Konglomerat liegen große und kleine 
Geschiebe wie in einer Grundmoräne regellos durcheinander; es 
scheinen aber Blöcke von so riesigen Dimensionen, wie wir sie 
aus unserem norddeutschen oder alpinen Diluvium kennen, hier 
zu fehlen. Auch die Schollen von älteren Sedimentgesteinen, 
die wir in den norddeutschen Diluvialbildungen so häufig an- 
treffen, sind aus dem Dwyka bisher noch nicht bekannt geworden; 
wahrscheinlich beruht dies darauf, daß das Dwyka meist sehr 
harten, widerstandsfähigen Gesteinen aufruht, während die 
Sedimentschollen des deutschen Geschiebemergels meist weichen 
und leicht zerstörbaren Gesteinen angehören. 

Mir liegen im Augenblicke 51 Geschiebe von 8 ver- 
schiedenen Fundpunkten des südafrikanischen Dwyka vor. Davon 
kann ich nur eines, einen schön gefalteten Eisenquarzit, den 
ich bei Matjesfontein am Südwestrande der Karru sammelte, 
allenfalls als eckig bezeichnen, obgleich auch dessen Kanten 
nicht ganz scharf sind. Alle anderen Geschiebe waren kanten- 
serundet oder halbgerundet und näherten sich mehr oder minder 
einer regelmäßigen, meist ellipsoidalen Form, die aber in keinem 
Falle ganz erreicht wurde. Etwa die Hälfte der gesammelten 
Geschiebe zeigt auf dem größeren Teile ihrer Oberfläche 
Schrammen; diese laufen zuweilen wirr durcheinander, bei den 
länglichen Geschieben verläuft aber die hauptsächliche Kritzung 
der Längsachse des Stückes annähernd parallel. Bei Geschieben, 
die sich der Zylinderform nähern, sind die Längsflächen öfters 
stark geschrammt, während die Basalflächen keine oder nur 
geringe Schrammung aufweisen, Bei plattigen Stücken tragen 
die breiten Flächen Kritzen, die schmalen nicht. Man kann 
übrigens genau die gleichen Erscheinungen an diluvialen oder 
rezenten Glacialgeschieben beobachten; sie erklären sich dadurch, 
daß sich die zylindrischen Geschiebe mit ihrer Längsachse 
parallel zur Bewegung des Gletschers stellen und daß die flachen 
Stücke ihre breiten Seiten senkrecht zum Drucke orientieren. 
Überhaupt lassen sich die meisten geschrammten Dwyka-Geschiebe, 
wenn sie einigermaßen frisch sind, nicht von rezenten oder 
diluvialen unterscheiden. 


816 


Neben Geschieben, bei denen sich die Schrammen kreuzen 
und mehrere Flächen bedecken, finden sich andere, bei denen 
sie hauptsächlich auf eine Fläche beschränkt sind und im all- 
gemeinen untereinander parallel verlaufen. Ich habe zwei be- 
sonders bezeichnende Geschiebe dieser Art bei Hopetown am 
Oranje-Flusse gesammelt. Die eine Fläche ist hier vollkommen 
abgeschliffen und mit außergewöhnlich tiefen Schrammen bedeckt, 
die anderen Teile sind jedoch nur schwach gerundet und zeigen 
lediglich eine sehr undeutliche Schrammung. Ich vermute, daß 
es sich bei diesem Typus, der sich auf den ersten Blick von 
dem normalen unterscheiden läßt, um losgebrochene Teile des 
von der Moräne bedeckten Untergrundes oder um Teile eines 
Geschiebepflasters !) handelt. 

Ich bin der Ansicht, daß gekritzte Geschiebe im Dwyka 
ganz allgemein verbreitet und wahrscheinlich ebenso häufig sind, 
wie etwa im norddeutschen Geschiebemergel. Wenn man an 
einzelnen Aufschlüssen im Dwyka sehr viele schöngekritzte Ge- 
schiebe sammeln kann, während sie an anderen recht selten sind, 
so hängt dies augenscheinlich mit der Beschaffenheit der Matrix 
zusammen. Ist diese feinkörnig und weich, wie bei Vereenieing 
im südlichen Transvaal, so sind Kritzengeschiebe in großer 
Anzahl und sehr guter Erhaltung zu sammeln; einige, die ich 
dort auflas, sind tatsächlich nicht von Diluvialgeschieben zu 
unterscheiden. Ist dagegen die Grundmasse hart, wie bei 
Matjesfontein am Südwestrande der großen Karru, so kann man 
lange nach einem deutlich gekritzten Geschiebe suchen, und bei 
Mafeking, wo sie widerstandsfähiger ist als die meisten Geschiebe, 
fand ich überhaupt kein gekritztes Exemplar. 

Im allgemeinen macht man die Erfahrung, daß gekritzte 
Geschiebe am Süd- und Südwestrande der Karru, wo das Dwyka 
gefaltet ist, viel seltener auftreten, als weiter im Norden,?) wo es 
völlig flach liest. Es hängt dies möglicherweise damit zusammen, 
daß durch den Faltungsprozeß die Kritzen zerstört sein mögen; der 
Hauptgrund ist aber wohl der, daß die Matrix durch die gebirgs- 
bildenden Kräfte eine Veränderung erfahren hat, die sich sehr 
deutlich auch in ihrer groben Schieferung ausspricht, sie ver- 
wittert daher im Süden schwerer und gibt nicht so leicht gut 
erhaltene Geschiebe her. 

Fazettengeschiebe sind im Dwyka selten; trotzdem ich 
überall mit Eifer gerade nach ihnen suchte, besitze ich nur 
einige wenige, vielleicht sogar nur ein einziges typisches. Nach 


2). Verel. S. 335. 
?) ROGERS und Du Toıt, Ann. Rep. 1903 S. 20. 


317 


Koren und Nörrıne!); wären die Fazettengeschiebe zeitweilig 
in gefrorenen und festliegenden Teilen der subglacialen Grund- 
moräne eingeschlossen gewesen. über die das Inlandeis hinweg- 
glitt. Ich halte es für möglich, daß diese Deutung für die 
permischen Geschiebe der Schlucht von Makrach in der Salt 
Range und für manche andere zutreffend ist. Sie stößt jedoch 
‚auf Schwierigkeiten in den Fällen, in welchem auf einem Ge- 
schiebe zwei genau parallele Flächen angeschliffen sind. Ich hoffe, 
auf diese interessante Fragen in einer späteren Arbeit zurück- 
zukommen, welche die Fazettengeschiebe der antarktischen Eis- 
berge zum Gegenstande haben wird. 

Zuweilen läßt sich eine einigermaßen gesetzmäßige Verteilung 
der Geschiebe im Dwyka feststellen. Dort, wo am Südwestrande 
der großen Karru, im Distrikt Ceres und bei Laingsburg, Dwyka. 
konkordant den Wittebergsandstein überlagert, enthalten seine 
untersten und obersten Lagen nur kleinere Geschiebe; die größeren 
finden sich ausschließlicb im mittleren Teile, der überhaupt am 
geschiebereichsten ist. Zuweilen finden sich Lagen, in denen 
die Geschiebe außergewöhnlich groß und zahlreich sind. Ein 
solches „boulder bed“ von 10—15’ Mächtigkeit, das sich über 
15 englische Meilen. weit verfolgen läßt, beschreiben Rogers und 
Dv Toır?) von Elands Vlei im Distrikt Calvinia. Ein anderes 
geschiebereiches Band, dessen Blöcke 2—5° Durchmesser auf- 
weisen, wird von Van Wyxs Vlei, Calvinia°) erwähnt. 

Über die petrographische Beschaffenheit der Dwyka- 
Geschiebe liegen ziemlich zahlreiche Mitteilungen in der Literatur vor. 

SUTHERLAND führt aus dem Dwyka von Natal an: Granit, 
Gneis, graphitische Gesteine, Quarzit, Grünstein und Tonschiefer, 
CoHEn aus Natal und dem Südwestrande der Karru: Hornstein, 
Quarzit, Schiefer, Gneis und besonders zahlreiche Abarten von 
Granit, Auch am Südrande der Karru ist nach GrEEN ein heller, 
quarzreicher Granit sehr häufig. Systematische Aufsammlungen 
von Dwyka-Geschieben haben neuerdings Rogers und Du Torrt) 
bei Stompier-F'ontein, Distrikt Calvinia. am Westrande der großen 
Karru gemacht. Nach ihren Angaben enthält das dortige Dwyka: 


Quarzite verschiedener Art 35° 
Granit und Gneis 17% 
Sandstein 14° 


Y) Centralblatt f. Mineral. etc. 1903 S. 42, 97 und 625. 

2) Ann. Rep. 1903. S.. 22. 

= Ann. hep. 19005. 44. 

#) ROGERS and Du ToIT, Geolog. Survey of Ceres, SUTHERLAND 
and CALVINIA. Ann. Rep. Geol. Comm. Cape of Good Hope 1903 S. 20. 


Diabas und Diabasmandelstein 15 
Gangquarz 4° 
Krystalline Kalke, Tonschiefer, Glimmer- 

schiefer, Hornsteine, Quarzporphyr 15 Yen 


Im Distrikte von Prieska am Oranje-Fluß sind nach Rogers 
und Schwarz!) Quarzite und Jaspis besonders häufig; neben 
ihnen finden sich Granit, Gneis, Diabas und Diabasmandelstein 
und dolomitischer Kalk. Nach meinen Beobachtungen werden 
weiter aufwärts am ÖOranje wie besonders am Vaal Diabas- 
gerölle ganz besonders häufig, was nicht verwunderlich ist, da 
die riesige Diabasdecke der Vaalgegend meist das Dwyka direkt 
unterlagert. 

Im Pondolande bestehen die Geschiepde wie gewöhnlich teils 
aus Granit. Gneis, Diabas und anderen krystallinen Gesteinen, 
teils aus älteren, meist sandigen Sedimenten. Es fehlen jedoch 
hier gewisse Gesteine der westlichen Karru, so z. B. die Jaspisse 
und Eisenquarzite der Griquatown-Schichten. 

Bei Vereeniging im südlichen Transvaal fand ich über- 
wiegend Schiefertone und helle „Tonsteine*, die gewissen Mergel- 
kalken sehr ähnlich sehen, aber keine Karbonate enthalten; sie 
stammen wahrscheinlich aus den Pretoria-Schichten, welche weiter 
nördlich anstehen. Unter den Geschieben des Dwyka, welches 
östlich von Pretoria auf Waterbergsandstein liegt, sind quarzitische 
Sandsteine und Konglomerate, die der Unterlage entnommen 
sind, am häufigsten; ihnen zunächst kommen rote Granite, Granit- 
porphyre, Syenite, d. h. Gesteine des großen Lakkolithen im 
mittleren Transvaal. An einer Lokalität am Wilge River, wo 
Dwykä auf Schiefern der Pretoria-Schichten ruht, sind Geschiebe 
dieser Schichten besonders häufig. 

Im nördlichen Verbreitungsbezirk, wo Dwyka diskordant auf 
oft geschrammtem Untergrunde liegt, stammen die Geschiebe 
häufig aus der unmittelbaren Nachbarschaft, so daß das Dwyka 
zuweilen den Charakter einer Lokalmoräne erhält. 

Das Vorkommen von Lokalmoränen betont MOoLENGRAAFF’) 
ausdrücklich für den Vryheid-Distrikt. Ein sehr schönes Beispiel 
führt Dunsw von den Doornbergen, Griqualand West an.*) Auch 
aus dem Distrikt Calvinia?) am Westrande der großen Karru 


!) Oranje River Ground Moraine. Transact. S. Afric. Philos. Soc. 
11. 1900 S. 115. 

?), Geolog. Surv. Transvaal. Report 1903 S. 21. 

®, Glacial oriein of the Dwyka-Conglomerate. Transact. Geolog. 
Soc. South Africa. 4. 1898. S. 110. 

"\ Verel. 'S: 328 

°) Ann. Rep. 1900. S. 45. 


319 


wird das lokale Überwiegen gewisser Geschiebetypen berichtet, 
deren Anstehendes zumeist weiter im Norden zu suchen ist. 
Ebenso lassen die Mitteilungen MeLLors aus dem Gebiete östlich 
von Pretoria erkennen, wie stark der Untergrund die Zusammen- 
setzung der Geschiebe beeinflußt. 

Im Süden hingegen, wo Dwyka konkordant auf den näclıst 
älteren Schichten des Witteberg-Sandsteins aufruht, hat es von 
seinem Untergrunde fast nichts aufgenommen. Die Geschiebe 
sind also hier fast sämtlich Exoten, die einen langen Transport 
erfahren haben. 

Es ist nun sehr bemerkenswert, daß diese Geschicbe nicht 
auf einen Transport von Süden nach Norden hinweisen, der im 
Zusammenhang mit einer antarktischen Vereisung stehen könnte, 
sondern durchwegs einen nördlichen Ursprung verraten. So sind 
z. B. die Diabase, welche häufig im Dwyka von Prince Albert 
Village etc. am Südrande der Karru auftreten, ident. mit denen 
des Klipriversberges bei Johannesburg und der Vaalgegend. Die 
äußerst charakteristischen Eisenquarzite, wie ich sie z. B. bei 
Matjesfontein sammelte, kennt man vom Hospital Hill bei 
Johannesburg, aus dem östlichen Transvaal und von. den Doorn- 
bergen. Die hornsteinführenden kristallinen Kalke, welche im 
Dwyka der westlichen Karru häufig auftreten), finden sich an- 
stehend am Campbell Rand in Griqualand West und entsprechen 
dem in Transvaal so weit verbreiteten Malmami-Kalk oder Dolomit. 
Mikroklin-Granite und Gmneise, welche im Dwyka der Kap Kolonie 
eine bedeutende Rolle spielen, kommen in der Gegend des 
Oranje vor. Rote Quarzite und Sandsteine, die im Dwyka der 
südlichen und westlichen Karru eine sehr gewöhnliche Erscheinung 
sind, entsprechen den Matsäp Schichten, helle Quarzite und 
Glimmerschiefer den ’Keis Schichten von Griqualand West. Für 
viele Dwyka-Gerölle ist jedoch das anstehende z. Z. noch nicht 
nachgewiesen. 


4, Heterogene Einlagerungen im Dwyka-Konglomerat. 


Verhärtete Blocklehme mit echter Grundmoränenstruktur 
spielen überall im Dwyka die Hauptrolle; ihnen eingelagert finden 
sich aber nicht selten Bänke und Linsen von Schottern, Sanden 
oder geschichteten Tonen, deren Ursprung auf Absatz im Wasser 
zurückgeführt werden muß. | 

Linsen von hellgefärbten Quarziten, die wohl ursprünglich 
sehr feinkörnige Sande waren, sieht man besonders häufig bei 
Matjesfontein; sie haben zuweilen ziemlich bedeutende Dimensionen 
und ragen gleich mächtigen Walfischrücken über die leichter 


!) RoGERSs, Geology of Cape Colony. London 1905. 8. 171. 


320 


verwitternden Konglomerate empor. Taschen von Quarzit be- 
schreibt Schwarz!) aus dem Dwyka nördlich von Kandos Poort 
im Distrikt Prince Albert am Südrande der Karru. Ähnliche 
linsenförmige Einlagerungen erwähnen Rogers und vu Toır’) 
von Beukes Fontein und Wardouw im Distrikt Ceres, also vom 
Südwestrande der großen Karru; sie bestehen hier aus hell- 
gefärbten, teineren und gröberen quarzitischen Sandsteinen, welche 
Kreuzschichtung zeigen und Gerölle von Quarz, Quarzit, Feld- 
spat, Sandstein und Schiefer führen. Die Mächtigkeit dieser 
Quarzitlinsen beträgt im Maximum 25 Fuß. Auch östlich von 
Karru Poort sollen sie häufig sein. Von Grahamstown und 
Drielings Kloof südlich von Laingsburg erwähnen dieselben Autoren 
sogar ganze Schichten von Quarzit, die dem Dwyka einge- 
lagert sind. 

Ich habe derartige Quarzitlinsen in dem nördlichen 
Dwyka nicht mehr beobachten können und finde sie auch in der 
Literatur nicht erwähnt. Wohl aber traf ich Bänke von mäßig 
verhärtetem feinen Sand und grobem Kies im Dwyka von Hope- 
town am Öranje. 

MOoLENGRAAFF?°) beschreibt fluviatile Bänke aus dem Distrikt 
von Vryheid im südöstlichen Transvaal und erwähnt besonders 
Kreuzschichtung von der Farm Umkusberg am Umkuzi- Flusse. 
Auch Wellenfurchen gibt er von der Farm Mooiklip an; sie hat 
übrigens bereits SUTHERLAnD*) im Dwyka von Natal beobachtet. 
Alle diese Erscheinungen deuten wohl auf einen zeitweiligen 
Rückgang der Eisbedeckung hin. 

Am deutlichsten lassen sich derartige Oscillationen in den 
Profilen erkennen, welche Merror°) von dem Dwyka östlich 
von Pretoria veröffentlicht hat. 

Besonders schön sieht man sie an den hohen Ufern des. 
Bronkhorst Spruit, von dem Merror drei Profile angibt. Das 
unterste Glied, das hier in einer Mächtigkeit von 5 Fuß aufge- 
schlossen ist, ist ein wohlgeschichteter Sandstein, der vereinzelt 
größere Geschiebe führt; man könnte ihn in Anlehnung an nord- 
deutsche Diluvialbildungen als einen verhärteten Geschiebesand 
ansehen. Darüber folgt ein 6 Fuß mächtiges System von gelben 
sandigen Schiefertonen, in denen sich ebenfalls bisweilen größere 


2) Ann. Rep. 1903 S. 23. 

®) On the glacial origin of the Dwyka-Conglomerate. Transact. 
Geol. Soc. South-Afrika 4. 1898 S. 110. 

*) Notes on an ancient boulder clay of Natal. Quart. Journ. 
Geol. Soc. London 26. 1870 S. 514#t. 

5) Geological Survey Transvaal Report 1903, t. XVII, f 1—3. 


21 


Gerölle vorfinden; diese Schiefertone bestehen aus sehr regel- 
mäßigen Lagen, deren Dicke von Yıo- bis 1!/a Zoll wechselt. 
Es scheint mir, daß diese Bildung mit den norddeutschen 
Bändertonen zu vergleichen ist, welche sich in ruhigem Wasser 
vor dem Eisrande niederschlugen; auch in ihnen beobachtet man 
zuweilen größere Geschiebe, welche die sonst sehr regelmäßige 
Schichtung stören. Dem obersten Teile dieser feingeschichteten 
Tonschiefer ist am Bronkhorst Spruit bereits ein 3 Zoll dickes 
Bänkchen von Geschiebemergel eingelagert. Nach oben folgen 
wiederum Sandsteine und erst dann kommt das eigentliche Dwyka, 
das aber hier reich an Sandschmitzen ist und eine ziemlich 
sandige Matrix besitzt. Den Abschluß nach oben bilden wieder- 
um Sandsteine mit vereinzelten größeren Geschieben. 

Die Unterlage bis Dwyka ist am Bronkhorst Spruit noch 
nicht aufgeschlossen; nach Analogie des Profils am Wilge-Flusse ') 
und bei Balmoral?) darf man vermuten, daß die Geschiebe- 
sandsteine, welche im Niveau des Bronkhorst Spruit anstehen, - 
noch von Dwyka unterlagert werden, welches diskordant der 
Oberfläche des Waterberg-Sandsteins auflagert. 

Wir beobachten also östlich von Pretoria im allgemeinen 
das folgende Profil, (von oben nach unten) 


. Kohlenflöz 

. Geschichtete Sande 

. Geschiebemergel 

. Feingeschichtete Tone und geschichtete Sande 
. Geschiebemergel. 

Da dieses Profil bisher an anderen Punkten im Dwyka noch 
nicht nachgewiesen worden ist, so wird man vorläufig wohl gut 
daran tun, in ihm eher den Ausdruck lokaler Oscillationen des 
Eisrandes als den einer bestimmten Interglacialperiode zu suchen. 
Auffallend bleibt es immerhin, daß gerade die Profile, welche 
am deutlichsten fluviatile und limnische Einlagerungen im Dwyka 
erkennen lassen, dem Zentrum der Vereisung am nächsten liegen, 
welches wir für das mittlere oder nördliche Transyaal annehmen 
müssen. 

Im Einklange damit steht meine Beobachtung, daß manche 
Bänke des Dwyka von Mafeking mehr den Eindruck eines sehr 
groben Schotters, als den eines verhärteten Geschiebelehnms 
machen. 

Dort, wo diluviales Inlandeis über fluvioglaciale Ab- 
lagerungen hinweggeschritten ist, finden sich diese nicht selten 


Or wm — 


1) Report 1908 t. XVII, £. 4. 
®) Ebenda, t. XIX. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1905. 


322 


gestaucht') oder in komplizierter Weise mit der Grundmoräne 
verzahnt. Analoge Erscheinungen sind auch aus dem nördlichen 
Dwyka bekannt geworden. MOoLENGRAAFF erwähnt sie aus dem 
südöstlichen Transvaal und vergleicht sie mit der contorted drift 
von Skandinavien und Schottland. Vertikale und horizontale 
Zungen von Konglomerat dringen nach Rogers und pu Torr?) 
bei Witte Vlakte West (Calvinia) in einen tonigen Sandstein ein; 
an spätere- Einfaltung ist hier nicht zu denken. 

Nicht auf bewegtes Wasser zurückzuführen ist wohl die 
meist nicht besonders deutliche Schichtung der Konglomerat- 
bänke, welche vielfach, besonders im südlichen Dwyka zu beob- 
achten ist. Sie darf nicht mit der sehr deutlichen Schieferung 
verwechselt worden, welche das südliche Dwyka dort kennzeichnet, 
wo es von der Faltung der Randketten mit ergriffen ist. Die 
Schieferung bedingt den Zerfall in einzelne, mehr oder minder 
steil aufgerichtete Gesteinsplatten, welche auffällig an die Grab- 
steine eines Kirchhofs erinnern. 


5. Mächtigkeit. 


Die Mächtigkeit des Dwyka nimmt im allgemeinen in der 
Richtung von Nord nach Süd zu, ist aber im einzelnen großen 
Schwankungen unterworfen. In der De Beers Mine?) in Kimberley 
beobachtet man eine untere Lage von 18 Fuß, welche durch 
15 Fuß schwarze Schiefer von einer oberen nur 4 Fuß mächtigen 
Konglomeratbank getrennt ist; in der Wesselton Mine bei Kimberley 
fand man das Konglomerat 5 Fuß dick. Etwas mächtiger ist es 
jedenfalls bei Riverton am Vaal, nordwestlich von Kimberley. Bei 
Vereeniging ist das Dwyka nach Angaben von Herrn LesLır, dem 
ich hier für seine höchst instruktive Führung noch einmal danken 
möchte, etwa 50 Fuß mächtig. Am Öranje, in der Nähe des 
Deep River, ist nach Dunn°) die Mächtigkeit bereits auf 300 Fuß 
gestiegen, in Natal beträgt ihr Maximum 1200 Fuß. Am West- 
und Südwestrande der großen Karru ist der Durchschnittswert 
1000 Fuß, er reduziert sich aber gegen Norden.°) Bei 
Zoetendaels Vley nördlich von Uniondale, am Südrande der Karru, 
hat Schuwarz‘) 500 Fuß gemessen. 


!) Vergl. besonders H. CREDNER, Schichtstörungen im Untergrunde 
des Geschiebelehms etc. Diese Zeitschr. 32. 1880 S. 75. 

2) Geology of Transvaal, 1904 S. 71. 

®) Ann. Rep. 1903 S. 23. 

*) Nach Corstophine in Ann. Rep. Geolog. Comm. Cape of Good 
Hope 1899. S. 23. 

5 


6) ROGERS u. DU Toıt. Ann. Rep. 1903. S. 24. 
?) Ebenda, S. 94. 


6. Gesechrammte Felsoberfläche unter dem Dwyka. 


Daß die Oberfläche, der das Dwyka in seinem nördlichen 
Verbreitungsbezirke diskordant aufruht, häufig Schrammen und 
Politur aufweist, hat bereits SUTHERLAND in seinen ersten Publi- 
kationen behauptet. Seitdem ist dieses Phänomen von zahlreichen 
Autoren und an sehr verschiedenen Punkten beobachtet worden 
und hat stets als stärkster Beweis für den glacialen Ursprung des 
Dwyka gegolten. 


Trotzdem muß ich gestehen, daß ich gerade dieser Er- 
scheinung von vorn herein sehr skeptisch gegenüberstand. Zwar 
existierten zur Zeit, als ich meine Beobachtungen iu Südafrika 
begann, hereits mehrere photographische Darstellungen der per- 
mischen Rundhöckerlandschaft; aber es ist, wie ich selbst auf 
Kerguelen erfahren habe, ziemlich schwer, gerade diesen Land- 
schaftstypus naturwahr auf der Photographie wiederzugeben, 
und so konnte mich denn keine der bisherigen Abbildungen davon 
ganz überzeugen, daß man in Südafrika unter uralten Konglo- 
meraten frische Gletscherspuren finden könne. Es will einem zu 
schwer in den Kopf, daß derartige Dinge, deren leichte Ver- 
gänglichkeit wir an diluvialen Erscheinungen ja auf Schritt und 
Tritt beobachten können, sich aus dem Palaeozoikum erhalten 
haben sollen. 


An dem allerdings wunderbar schönen Aufschlusse von 
Riverton am Vaal habe ich meinen Tag von Damascus erlebt. 
Ich habe die Spuren ehemaliger Vergletscherung an sehr vielen 
Stellen der Alpen, Norddeutschlands und Nordeuropas gesehen 
und hatte vor nicht zu langer Zeit vier Wochen auf der Insel 
Kerguelen zugebracht, die außerordentlich reich an glazialen 
Phänomenen ist. Und trotzdem muß ich gestehen, daß die Ober- 
fläche des Diabases von Riverton so frische und untrügliche 
Spuren ehemaliger Vergletscherung aufweist, wie ich sie selten 
bisher gesehen habe. Wenn man Rüdersdorf als beweisend für 
eine diluviale Eisbedeckung Norddeutschlands angesehen hat, so 
muß man Riverton dieselbe Beweiskraft für die permische Eiszeit 
in Südafrika zusprechen. Denn die Glaziallandschaft am Vaal 
ist mindestens ebenso klar und frisch wie jene märkische. 

Die Felsoberfläche, welche bei Riverton in junger Zeit von 
der schützenden Decke des Dwyka entblößt worden ist, ist wohl 
über 10000 Quadratmeter groß. Ein Teil dieses Areals liegt 
am linken Ufer des Vaal in unmittelbarer Nähe des kleinen 
Hötels, ein anderer auf der flachen Vaal-Insel ihm gegenüber. 
Auf ihr wird das Gestein bei Hochwasser vom Flusse überspült, 
aber es ist diesem noch nicht gelungen, die Kritzen zu ver- 


2,2 


324 


wischen; er hat sich damit begnügen müssen, die Gesteinsober- 
fläche mit einer dunklen Eisenmanganhaut zu überziehen. 
Der Anblick ist der einer typischen Rundhöckerlandschatt. 
Die Schrammen gleichen auch darin den echten Gletscherschrammen, 
daß sie nicht alle einander genau parallel verlaufen. Die eine 
oder andere Kritze weicht etwas von der Hauptrichtung ab und 
kreuzt sie unter spitzem Winkel. Hin und wieder ist ein Stückchen 
aus der Gesteinsoberfläche ausgebrochen, ein Ansatz zur splittern- 
den Glacialerosion, wie sie BALTZER beschreibt. Eine unge- 
schrammte Leeseite konnte ich bei Riverton nicht beobachten, 
augenscheinlich sind dazu die Rundhöcker zu flach. In der 
Richtung der Kritzen verlaufen auch sehr bezeichnende flache 
Rinnen und Mulden. 
Die Richtung der Schrammen ist nach meinen Messungen 
am linken Vaal-Ufer N. 70 W. mißw. = 8. 83 W. rechtw. 
auf der Vaal-Insel. N. 78 W. mißw. = 8. 75 W. rechiw. 


Selbst Gletschertöpfe fehlen nicht. Ich konnte einen, allerdings- 
ziemlich kleinen, auf der Vaal-Insel entdecken; er liegt nicht sehr 
hoch über dem mittleren Wasserstande des Vaal, allein bei dem 
sehr phlegmatischen Laufe dieses Flusses erscheint seine Bildung: 
in moderner Zeit ausgeschlossen. Nach einer freundlichen münd- 
lichen Mitteilung von Herrn Professor MOLENGRAAFF sind Gletscher- 
töpfe unter dem Dwyka stromabwärts ziemlich häufig. 

Daß bei Riverton (und weiter abwärts am Vaal, wie Srow 
und MOLENGRAFF berichten), die Kritzen so außerordentlich scharf 
und frisch erhalten sind, hängt augenscheinlich mit der Be- 
schaffenheit des Gesteins zusammen, das sie trägt. Der fein- 
körnige Diabas, der in der Vaalgegend eine so große Verbreitung 
besitzt und möglicherweise mit dem Diabasmandelstein am Klip- 
riversberge bei Johannesburg in Verbindung steht, ist wie kein 
anderes Gestein dazu befähigt, Gletscherschrammen aufzunehmen 
und zu konservieren. 

Auch diegroße Frische der südafrikanischen Glacialerscheinungen- 
kann mich heute nicht mehr wundern. Ich unterschreibe Wort 
für Wort, was MOLENGRAAFF!) in Bezug darauf sagt: „In such 
parts of the country I found a typical moraine landscape 
presenting all the characteristics of such landscapes in a way so 
clear and distinet, that it is not surpassed by the best known 
parts of the moraineland formed round the Alps, in the planes 
of North Germany and Holland, and in many other places in 
Europe, where they form the geologist's most valuable evidences- 


!) On the glacial origin of the Dwyka Conglomerate. Transact.. 
Geolog. Soc. South Africa. 4. 1898 S. 107. 


325 


to prove the great extent of the European glaciers in the 
Quarternary ice age. At the first glance it might appear 
astonishing that glacial phenomena of such an ancient (Permian?) 
date should have preserved their peculiaritiess with as much 
elearness as of the glaciers had extended to South Africa in 
geologically recent times, but it may be easily understood that 
once the glacial deposits were covered by the upper Karroo beds, 
nothing could injure tnem and alterations could only take place 
by pressure and chemical agency, and we see just the effects of 
these agencies in the conversion of our Dwyka boulder clay into 
the Dwyka Conglomerate. The destruction of the glacial deposits 
and their characteristics only began as soon as the upper Karroo 
beds were so far removed by erosion, that they became in places 
uncovered.“ 

Wenn ich hier so lange bei Riverton verweilte, so hat dies 
seinen Grund darin, daß ich die dortige Glaciallandschaft mit 
eigenen Augen gesehen habe und mich deswegen mit der Sicher- 
heit aussprechen darf, welche eigene Anschauung verleiht. Es 
erscheint mir aber zweifellos, daß an vielen anderen Punkten im 
Bereiche des nördlichen Dwyka die Dinge sehr ähnlich liegen, 
wie bei Riverton. | 

So findet sich weiter abwärts am Vaal, in Griqua - Land 
West, eine Reihe von Aufschlüssen, welche nach MoLENGRAAFF !) 
in jeder Hinsicht dem von Riverton entsprechen; sie waren bereits 
Stow bekannt. der sie in einem nachgelassenen, bisher noch 
nicht publizierten Manuskript beschreibt. 


Verfolgt man den Vaal noch weiter abwärts, so kommt man, 
nahe seiner Einmündung in den Oranje, an die Stelle, welche 
bereits von Dunn?) und später noch einmal ausführlich von 
SCHENcK°?) beschrieben worden ist. Das Dwyka ruht hier Ton- 
schiefern und Kalksteinen auf, die nach Schenck der Kapformation 
angehören, wohl aber sicher*) mit den Lydenburger Schichten 
(Transvaal-System MOoLENGRAAFFS) zu indentifizieren und. daher 
nach neuerer Auffassung für älter anzusehen sind, als die Kap- 
formation. Nur die Schiefer zeigen an dieser Stelle noch Kritzen, 
die Oberfläche des Kalksteins ist rauh und verwittert. 

Sehr schöne Glacialerscheinungen haben neuere Aufnahmen 


') Geology of Transvaal, Edinburgh u. Johannesburg 1904 S. 68. 

?) Report on a supposed extensive deposit of coal etc. Cape- 
town 1886 8. 9. 

>) Uber Glacialerscheinungen in Süd-Afrika. Verhandl. d. 8. Deutsch. 
Geographen-Tages, Berlin 1889 S. 152. 

*) PASSARGE, Kalahari, S. 70. 


326 


von Rogers und ScHhwaArz!) am ÖOranje nachgewiesen. Ber 
Jackals Water im Bezirke Prieska ist es ein Quarzit, welcher 
sehr deutliche Schrammung zeigt. Die einzelnen Kritzen sind zu- 
weilen 2 Fuß lang und kreuzen einander unter sehr spitzen 
Winkeln. Die Rundhöcker sind auf der Südseite rauh und nicht 
gekritzt, haben also hier ihre Leeseite; ein derartiger Rundhöcker 
erhebt sich etwa 10 Fuß über die Oberfläche und ist 60 Fuß 
lang. An einer Stelle ist eine senkrechte Wand des quarzitischen 
Untergrundes mit Kritzen bedeckt, welche denen der Rundhöcker 
parallel laufen Ähnlich, aber etwas weniger schön sind die 
Erscheinungen bei Klein Modder mn etwa 15 Meilen SSW 
von Jackals Water. 

Bei Vilets Kuil am Beer Vlei, Distrikt Hopetown, ist nach 
Angabe derselben Autoren ein Rücken von Mandelstein-Felsit 
geschrammt; auch hier entspricht die Südseite der Leeseite. 

Es ist bezeichnend, daß sich in den Distrikten von Prieska 
und Hopetown Kritzen nur auf Quarziten und Felsiten. d. h. auf 
sehr feinkörnigen und widerstandsfähigen Gesteinen erhalten haben. 
Alle anderen Gesteine, welche das Dwyka hier unterlagern, wie 
die magnetitreichen Jaspisschichten der Doornberge, Granit, 
Gneis, Melaphyr und kristalline Kalke, zeigen keine Schrammen 
mehr, wiewohl an Granitoberflächen sich zuweilen noch die Rund- 
höckerformen erkennen lassen. 

Aus Natal berichtet bereits SuTHERLAnD, daß die Oberfläche 
des „Tafelbergsandsteins“ unter dem Dwyka an mehreren Lo- 
kalitäten geschrammt sei; so am Umgeni oberhalb Queens 
Bridge, bei den Kupferminen am Ifumi und bei Fort Buckingham 
am Tugela.”) Fraglich ist nur. ob man es tatsächlich hier mit 
Tafelbergsandstein zu tun hat oder ob nicht etwa ein Horizont 
der Lydenburger Schichten vorliegt, wie PAssarGE vermutet. 
Doch hält auch die Cape Survey die Sandsteine Natals für Tafel- 
berg-Sandsteine. 

Prachtvolle Glacialerscheinungen beschreibt MOoLENGRAAFF’°) 
neuerdings aus dem Distrikt Vryheid im südöstlichen Teile von 
Transvaal. Die Schichten, welche hier von Dwyka bedeckt 
worden sind, gehören der sogen, Barberton-Serie der süd- 
afrikanischen Primärformation an und bestehen aus Tonschiefern, 
Quarziten etc. mit intrusiven Graniten. MOoLENGRAAFF erwälhnt 
folgende Lokalitäten, an denen gekritzte Gesteinsoberflächen zu 
beobachten sind: 


!) Oranje River Ground Moraine. Transact. South Afrie. Philos. 
Soc. 11. 1900 S. 117. 

?) SUTHERLAND, Geology of Natal. Durban 1868 S. 17, zitiert 
nach MOLENGRAAFF in 

®) MOLENGRAAFF, Origin of the Dwyka Conglomerate. Transact. 
Geolog. Soc. South Africa 4. 1898 S. 105. 


3an 


1. Farm Nauwpoort, unweit des Zwart Umvolosi-Flusses. 
Quarzit. 

2. Farm Vlakhoek und Tuschenheide. Quarzit, Sandstein 
und Konglomerat. 

3. Farm Blauwbank. Hornblende-Granit. 

4. Farm Doornpan. Tonschiefer. 

Sehr schöne Rundhöcker zeigt besonders der Quarzit der 
Farm Nauwpoort; sie werden hier bis 50 Fuß hoch und sind so 
glatt, daß sich die Sonne in ihnen spiegelt; eine Leeseite läßt 
sich an ihnen nicht beobachten. 

Aus den südlichen Teilen des mittleren Transvaal waren 
bis in neueste Zeit geschrammte Felsoberflächen noch nicht be- 
kannt gewesen; es liegt dies z. T. daran, daß hier, wie z. B. 
bei Vereeniging, Kalk und Dolomit die Unterlage des Dwyka 
bildet, zum anderen Teil aber auch an dem Umstand, daß die 
untere Grenze des Dwyka hier vielfach nur in Grubenaufschlüssen 
bekannt geworden ist. In allerletzter Zeit haben aber die Auf- 
nahmen der Landesuntersuchung!) von Transvaal auch östlich 
von Pretoria prachtvclle Glacialerscheinungen nachgewiesen. Das 
Dwyka lagert hier diskordant auf dem sogen. Waterberg-Sand- 
stein, einem Horizont von noch unbestimmtem Alter, der aber 
jedenfalls sehr viel jünger ist als die Lydenburger Schichten, 
von denen ihn eine deutliche Diskordanz trennt. Die bis jetzt 
bekannten Fundstellen liegen nahe der Bahnstrecke Pretoria— 
Delagoa Bay; die eine bei Station Elands River, die andere 
östlich von ihr bei Balmoral. 

Eine Zusammenstellung der Schliffrichtungen, welche bisher 
unter dem Dwyka beobachtet worden sind, ergibt folgendes Bild: 


Riverton am Vaal N810 bis N840 

Auf dem Gebiete der Vaal River | (MoLen- 
Estate Co, Griqualand West, | GRAAFF) 
westlich von Kimberley N 370 bis NO 

An der Mündung des Vaal in 
den Oranje. NNO (SCHENCK) 

Jackals Water, District ) 

nn Prieska NNO 

E | Klein Modder Fontein, 15 | nase 

z Meilen engl. SSO von ‚Einige Grad östlich und 

= Jackals Water von Nord 

&. Vilets Kuil nahe dem Beer und) 

Vlei, District Hopetown N10W 


!) MELLOR, Report on portions of the Pretoria and Middelburg 
distriets between the Elands River Valley and Balmoral. Geolog. 
Surv. of the Transvaal. Report 1903 S. 21. 


328 


= < „| Farm Doornpan N 5W| Akon 
= &>2! Farm Nauwpoort N35w ı (Moren- 
Be | Farm Vlakhoek u. Tuschenheide N10W | Re 
Elands River und Balmoral NNW (MELLOR) 


OÖ von Pretoria 

Abgesehen von einer Ausnahme (Vilets Kuil) sehen wir 
also die Schrammen im Westen (Griqua-Land West etc.) 
Richtungen zwischen N und OÖ aufweisen, während im O solche 
zwischen N und W beobachtet werden. Die Schrammen kon- 
vergieren also im allgemeinen gegen N hin. Schon dies läßt 
uns das Zentrum der Dwyka-Vereisung im Norden, 
etwa im Gebiete des mittleren oder nördlichen 
Transvaal, suchen. Weitere Argumente in dieser Richtung 
liefern die Gerölle des Dwyka, deren Ursprung sich noch bisweilen 
feststellen läßt. 

Östlich von der Doornberg-Kette fehlen nach Dunn!) die 
gelben Jaspisse und veränderten Krokydolithe vollständig, aus 
denen sich diese Erhebungen zusammensetzen, westlich von ihr 
finden sie sich jedoch in sehr großer Menge. Es ist also sehr 
wahrscheinlich, daß das Eis in der Richtung von O nach W 
die Doornberge überströmte. RoGErs und Schwarz nehmen für 
die Dwyka-Geschiebe des Prieska-Distriks einen nördlichen 
Ursprung an. Die Heimat der Geschiebe von Riverton ist in ONO 
zu suchen. 

Dazu kommt, daß die Rundhöcker des subglacialen Unter- 
grundes in den von RoGERsS und ScHwArz untersuchten Distrikten 
nach S gelegene Leeseiten aufweisen. 

Alle diese Merkmale weisen mit Bestimmtheit darauf hin, 
daß in der Vaal-Oranje-Gegend die Stromrichtung der Dwyka- 
Vereisung im Mittel von NÖ gegen SW gerichtet war. 

Nicht ganz so klar liegen die Verhältnisse im. südöstlichen 
Transvaal. MOoLENGRAAFF hat längere Zeit der Ansicht gehuldigt, 
daß das Eis hier von SO nach NW floß. In neuester Zeit hat 
er aber beobachtet,®) daß im Vryheid-Distrikte Geschiebe aus 
dem mittleren Transvaal vorkommen, und nimmt nunmehr eine 
gegen SO gerichtete Stromrichtung des Dwyka-Eises an. 

Ebenso hält es Mertor für erwiesen, daß das Eis östlich 
von Pretoria von NNW gegen SSO floß. 

Es erscheint nach allen diesen Angaben nicht mehr zweifel- 
haft, daß sich ein Zentrum der Dwyka-Vereisung im mittleren 


!) Dumm, Report on a supposed deposit of coal etc. Capetowir 


1886 S. 9. 
?), MOLENGRAAFF, Geology of Transvaal S. 69. 


329 


oder nördlichen Transvaal, etwa in der Gegend der Springbok 
Flats oder des Palala-Plateaus befand. Ob sich hier in jung- 
paläozoischer Zeit ein hoher Gebirgsstock erhob, ob hier ein 
Hochplateau lag, von dessen Rändern das Eis abströmte, das 
wissen wir nicht. Wir müssen immer im Auge behalten, daß 
uns bisher nur eine Hälfte des gesamten Problems notdürftig 
bekannt ist, nämlich die Verbreitung des Eises nach Süden hin. 
Wie die Verhältnisse nördlich von dem hier angenommenen 
Zentrum der Vereisung lagen, ist uns zur Zeit noch völlig un- 
bekannt. Ebensowenig wissen wir etwas darüber, ob nicht neben 
diesem in Transvaal gelegenen Mittelpunkt der Vereisung noch 
andere in Südafrika existierten. 

Man sieht also, die Frage der Dwyka-Vereisung in Südafrika 
ist noch keineswegs ganz gelöst und bietet immer noch die 
interessantesten Probleme. 
| Da das südliche Dwyka ursprünglich wohl in horizontaler 
Lage abgelagert worden ist und überall seiner Unterlage konkor- 
dant aufliegt, so muß man daraus schließen, daß diese bei Ein- 
tritt der Ereignisse, welche die Ablagerung des Dwyka hervor- 
riefen, eine horizontale oder höchstens schwach gewellte Platte 
bildete. Die z. B. in FrecHhs Lethaea vertretene Ansicht, daß 
die Kapformation zur Karbonzeit gefaltet wurde, ist daher zu 
korrigieren; die erste Faltung, welche die Kapschichten erfuhren, 
abgesehen von einer leichten Hebung, welche ihr Auskeilen im 
Distrikt Calvinia veranlaßte, datiert sicher aus dem Mesozoicum. 
Es liegt nahe, diese erste Dislokationsperiode mit der Bildung 
der Enon-Konglomerate in Zusammenhang zu bringen; sie würde 
dementsprechend in die spätere Jurazeit fallen. Das aber die 
Randgebirge der großen Karru noch in nachjurassischer Zeit, 
vielleicht sogar in einer sehr jungen Periode, noch einmal gefaltet 
wurden, beweisen die starken Dislokationen, welche nach Schwarz!) 
im Enonkonglomerat des Distriktes Willowmore zu beobachten 
sind. Nach meiner?) Auffassung deutet auch die durchaus jugend- 
liche Talbildung in: den anal] der Karru auf sehr junge 
Dislokationen hin. 

Gerade umgekehrt liegen die Dinge im Bereiche des nörd- 
lichen Dwyka; dieses liegt auf einer alten, teilweise gefalteten 
und sehr heterogen zusammengesetzten Unterlage, hat aber nach 
seiner Ablagerung keine wesentlichen Dislokationen, wenigstens 
nicht durch Faltung, mehr erfahren. 

Die Tatsache, daß das Dwyka im Norden auf sehr ver- 
schiedenen und zuweilen stark dislozierten Gesteinen aufliegt, 


2) Ann. Rep. 1903 S. 111. RE 
?) Vergl. PauıLıpPpI, Geograph. Zeitschr. 1905. 


330 


besagt natürlich noch nicht ohne weiteres, daß seine Unterlage 
auch uneben war; denn sie konnte ja ebensowohl eine glatte 
Rumpffläche darstellen, wie sie Passarcze von vielen Stellen in 
Afrika beschreibt oder wie sie am Östrande des Ural auftritt. 
Es läßt sich nun aber an verschiedenen Punkten nachweisen, 
daß die Auflagerungsfläche des nördlichen Dwyka stellenweise 
recht uneben war. 

Nach MoLENGRAAFF!) verläuft die untere Grenze des 
Dwyka im Distrikte Vryheid in sehr verschiedener Meereshöhe; 
ein Teil dieser Höhenunterschiede sei zwar auf jüngere Dislo- 
kationen zurückzuführen, ein anderer finde aber seine Erklärung 
in ursprünglichen Unebenheiten des Untergrundes. MError?) 
nimmt an, daß die Täler des Elands River, Bronkhorst Spruit 
und Wilge River östlich von Pretoria präglacial seien; sie 
scheinen mehr oder weniger vollständig mit Dwyka ausgefüllt 
gewesen zu sein und sind erst in jüngster Zeit reexcaviert 
worden. Besonders deutlich zeigt dies ein Profil am Wilge. 

In den Aufschlüssen am rechten Vaal-Ufer bei Vereeniging 
konnte ich selbst die außerordentlich unebene Unterfläche des 
Dwyka beobachten, das dort stellenweise in Schluchten des 
Malmami - Dolomits lagert. Von Jackals Water im Distrikt 
Prieska geben Rogers und Schwarz?) eine Abbildung, nach der 
Dwyka an eine senkrechte, mit Kritzen bedeckte Wand von 
8 Fuß Höhe anstößt. 

Leider ist gerade das nördliche Dwyka zu selten aufge- 
schlossen, um eine weitere Verfolgung „präglacialer“* Talzüge zu 
gestatten. 

Soweit sich aus den spärlichen Angaben, die bisher vor- 
liegen, vermuten läßt, war der Untergrund des nördlichen Dwyka 
hügelig und zeigte keinen Hochgebirgscharakter. Nach allen 
bisherigen Beobachtungen läßt sich auf ein einheitliches Inlandeis 
schließen, welches keine Oberflächenmoränen trug. 


7. Der Übergang aus der nördlichen in die südliche 
Ablagerungsform der Dwyka. 


Noch vor wenigen Jahren war die Frage offen, ob das 
Vaalkonglomerat, das diskordant auf oft seschrammter Unterlage 
aufruht, identisch sei mit dem Dwykakonglomerat, das konkordant 
die höchsten Schichten der Kapformation am Südwest- und Süd- 
rande der Karru überlagert. Wurde ja doch die Ansicht ge- 

!) Origin of the Dwyka, S. 111. 
?) Geolog. Surv. Transvaal. Report 1903, S. 20, siehe auch 
Prohl. tt. 18,72: 
®) Oranje River Ground Moraine, 'S. 118. 


391 


äußert, das südliche Konglomerat sei alt, aber nicht glacial, das 
nördliche zwar glacialen Ursprungs, gehöre aber dem Diluvium an. 

Neuere Aufnahmen der Kap-Geologen Rogers und SCHWARZ 
haben die Indentität der nördlichen und südlichen Konglomerate 
nachgewiesen und zugleich über das Auskeilen der Kapformation 
und das Verhalten des Dwyka zu deren Gliedern sehr interessantes 
Material zu Tage gefördert. 

Der Übergang aus der nördlichen in die südliche Dwyka- 
Entwicklung vollzieht sich am Westrande der großen Karru, 
hauptsächlich im Distrikt Calvinia. Noch bis zu den Farmen 
de Vallei und Kaffırs Kraal am Westrande der Karru liegt 
Dwyka dem Wittebergsandstein konkordant auf!) und geht durch 
ein System von geschiebefreien, sandigen Schiefern in ihn über, 
d. h. bis hierhin ist der südliche Typus in voller Reinheit ent- 
wickelt. 

Weiter nördlich, bereits bei Elands Vlei an der Westseite des 
Doorn River, fehlen die Zwischenschichten zwischen Dwyka und 
Wittebergsandstein. Die Oberfläche des Wittebergsandsteins 
unter dem Dwyka ist uneben (hummocky), zeigt aber keine deut- 
liche Schrammung. Daß aber der Untergrund hier bereits abge- 
nutzt wurde, mit anderen Worten, daß das Dwyka hier von In- 
landeis und nicht von Eisbergen abgelagert wurde, beweisen die 
Geschiebe von glimmerreichem feinplattigem Wittebergquarzit, 
welche aus der Unterlage des Konglomerates entnommen und in 
dessen untersten Schichten aufgehäuft sind. 

Wenig nördlich von Elands Vlei keilt der Wittebergsand- 
stein aus und das Dwyka liegt nun diskordant auf dem mittleren 
Gliede der Kapformation, den marinen Bokkeveldschichten.?) 
Bei Menzies Kraal erinnert die Oberfläche des Bokkeveld-Sand- 
steins unter dem Dwyka an Rundhöcker-Formen; Schrammen 
fanden sich auf anstehendem Gestein nicht, wohl aber zeigte sie 
ein losgelöster Block des Untergrundes. Je weiter nach Norden, 
desto tiefere Teile der Bokkeveldschichten traten in Berührung 
mit dem Dwyka, bis dieses sich schließlich am Nordende der 
Farm Matjesfontein®) direkt auf den Tafelbergsandstein legt. Aber 
bereits an der Stink Fontein Poort, wo der Doorn River das 
Plateau des Bokkeveld-Berges durchbricht, hat sich auch dieses 
unterste Glied der Kapformation ausgekeilt, und das Dwyka be- 
deckt nun auf eine längere Strecke die Ibiquas-Schichten, welche 


!) Ann. Report. Geolog. Commiss. Cape of Good Hope 1903. 
Serleie 

2), Ann. Rep. 1901 S. 34. 

°®) Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Station an der 
Bahnstrecke Capstadt—De Aar, wo gleichfalls Dwyka ansteht. 


392 


durch eine Diskordanz von der Kapformation getrennt und jeden- 
falls bedeutend älter als diese sind. Nördlich vom Bokkeveld- 
berge tritt schließlich Dwyka mit Granit und Gneis in Berührung; 
hier endigte vorläufig die Kartierung, aber vom Gipfel des Lange- 
berges sahen die aufnehmenden Geologen das Dwyka sich weit 
nach Norden in das Buschmannland hinein ziehen. 

Somit ist durch die sorgfältigen Aufnahmen der Herren 
Rogers und Schwarz der Übergang der nördlichen Facies des 
Dwyka alias Vaalkonglomerat in die südliche oder das echte 
Dwyka-Konglomerat am Westrande der großen Karru sicher ge- 
stellt worden. 

Daß sich der petrographische Habitus des Dwyka mit dem 
Verschwinden der Diskordanz an seiner Basis ändert, mag sich 
teilweise wohl daraus erklären, daß es möglicherweise in einem 
anderen Medium abgelagert worden ist. Ich komme auf diesen 
Punkt noch zurück. Die stärksten Abweichungen sind aber wohl 
darauf zurückzuführen, daß das südliche Dwyka gefaltet ist, das 
nördliche nicht. Daß die Grenze zwischen gefaltetem und unge- 
faltetem Dwyka nahezu mit der Nordgrenze der konkordanten 
Auflagerung zusammenfällt, darf wohl als ein Zufall betrachtet 
werden. Jedenfalls trat die Faltung erst lange nach Bildung des 
Dwyka, vermutlich erst in spätjurassischer Zeit ein. 

Im Süden der großen Karru und in ihrem Westen bis zur 
Grenzlinie de Vallei-Kaffırs Kraal, einem Teil der Olifant-Komati 
Linie PAssarGes, existiert also zwischen Dwyka und seiner Unter- 
lage, dem Wittebergsandstein, keine wahrnehmbare Diskordanz; 
beide Formationsglieder sind vielmehr durch ein tonig-sandiges 
Schichtsystem miteinander verbunden, das die Landesuntersuchung 
der Kapkolonie als die Lower Shales bezeichnet und dem Dwyka 
zurechnet. | 


8. Verschiedene Deutung des nördlichen und südlichen 
Dwyka. 

In einer sehr dankenswerten zusammenfassenden Darstellung 
des Dwyka-Konglomerates hat Corstorame!) im Jahre 1899 die 
Kennzeichen der nördlichen und südlichen Ausbildungsweise ein- 
ander gegenübergestellt. Aus der instruktiven Tabelle, die auch 
PASSARGE in seinem Werke über die Kalahari wiedergibt, geht 
hervor, daß hauptsächlich in drei Punkten Verschiedenheit herrscht. 

1. Das nördliche Dwyka ist fast ungeschichtet, während das 
südliche öfters Schichtung erkennen läßt. 

2. Im nördlichen Dwyka entstammen die Geschiebe zum 
großen Teil dem in der Nähe anstehenden Gestein, im südlichen 
nicht. 


2) Ann. Report 1899, 3. 41m. 


333 


3. Das nördliche Dwyka liegt diskordant auf oft gekritzter 
Unterlage, das südliche konkordant auf dem höchsten Gliede der 
Kapformation, dem Wittebergsandstein, mit dem es durch petro- 
graphische Übergänge verbunden ist. 

Ob der in Punkt 1 berührte Unterschied konstant genug ist, 
um eine Trennung in zwei Facies vorzunehmen und für beide 
eine verschiedenartige Genese zu befürworten, ist mir nicht be- 
kannt. Sehr viel wichtiger ist jedenfalls der dritte Punkt, mit 
dem der zweite aufs engste zusammenhängt. 

Das nördliche Dwyka halten die südafrikanischen Geologen 
wohl übereinstimmend für die Grundmoräne eines Inlandeises; 
mir ist keine Tatsache bekannt, die gegen diese Annahme spricht. 

Das südliche Dwyka hingegen wird von den meisten, speziell 
von den Geologen der Cape Survey. für eine Driftbildung erklärt. 
Nach der einen Ansicht trieben die geschiebeführenden Eisberge, 
welche sie hervorriefen, in einem riesigen Binnensee, nach der 
anderen im offenen Meere. 

Ich muß gestehen, daß ich eine Driftbildung in einem In- 
landsee nicht grade für sehr wahrscheinlich halte. Um Eisberge 
von mittlerer Größe zu tragen, mußte der See mindestens 
150—200 m tief sein. Seine Breite läßt sich nicht genau fest- 
stellen, da wir den Ost- und Westrand des südlichen Dwyka 
nicht genau kennen; sie kam aber wohl mindestens der von 
Südafrika unter dem 32° s. Br. gleich. Zu derartigen Riesen- 
seen nimmt der Geologe seine Zuflucht, wenn er sich garnicht 
mehr anders zu helfen weiß. Ich erinnere nur an die monströsen 
Seen, in welchen sich der Old Red Sandstone gebildet haben soll. 
Für das südliche Dwyka scheint mir ein derartig gewaltsamer 
Erklärungsversuch nicht notwendig zu sein. 

Wenn es sich hier wirklich um eine Driftbildung handelt, 
so ist eine marine jedenfalls leichter zu erklären als eine limnische. 
Für eine marino-glaciale Entstehungsweise des südlichen Dwyka 
fehlt allerdings der direkte Nachweis, der durch das Vorhanden- 
sein von marinen Tierresten geführt wird; aber auf der anderen 
Seite spricht dieser Punkt auch nicht unbedingt gegen die Ab- 
lagerung im Meere. 

Auf der deutschen Südpolar-Expedition befand sich der 
„Gauß“ monatelang in Meeresteilen, in welchen marino-glaciale 
Sedimente zur Ablagerung gelangen. Jeder Dretschzug konnte 
uns davon überzeugen, daß in der Tiefe das Tierleben sehr reich 
entwickelt war und daß dort speziell kalkabsondernde Organismen 
in großer Menge lebten. Die oberflächlichen Schichten des 
Meeres waren hingegen ganz außerordentlich reich an Diatomeen. 
Das Lot aber brachte in den meisten Fällen Sedimente herauf, 


welche keinen Kalk und meist nur schr wenig Diatomeenreste 
enthielten. Es muß also in diesen antarktischen Gewässern, auch 
schon in geringen Tiefen, eine rapide Auflösung von Kalk und 
Kieselsäure vor sich gehen, und Driftablagerungen, welche sehr 
arm an Organismenresten sind, sind das Resultat. 

Man könnte vielleicht am ehesten erwarten, im südlichen 
Dwyka Diatomeenreste zu finden. Aber einerseits steht es nicht 
fest, ob in jener entlegenen Periode sich diese Pflanzenformen 
bereits dem Leben in eiskalten (Gewässern so angepaßt hatten, 
wie heutzutage; andrerseits haben im Dwyka starke Umsetzungen 
gerade der Kieselsäure stattgefunden, wie die allgemeine Durch- 
kieselung der Matrix und die Quarzitbildung in den Sandlinsen 
beweist, und es ist wahrscheinlich, daß die leicht lösliche Kiesel- 
säure der Diatomeen zu allererst von diesen Vorgängen er- 
griffen wurde. 

So ist denn eine marinoglaciale Entstehung des südlichen 
Dwyka zwar durch Fossilfunde nicht bewiesen, aber auch durch 
ihr Fehlen nicht ausgeschlossen. 

Für die Annahme, welche im südlichen Dwyka eine marine 
Driftbildung sehen will, scheinen auch die „lower shales* zu 
sprechen, welche einen petrographischen Übergang zwischen dem 
Dwyka - Konglomerat und dem Wittebergsandstein darstellen. 
Zwar sieht man auch in unseren Diluvialbildungen oft genug 
Grundmoräne feinklastische Bildungen konkordant überlagern; 
aber stets ist die Grenze zwischen beiden Bildungen scharf aus- 
geprägt, und in keinem Falle entsprechen die geschichteten Bil- 
dungen unter unserem Geschiebemergel den „lower shales“, die 
ganz allmählich in das Dwyka übergehen. Hingegen entsprechen 
die „lower shales“ petrographisch etwa den Bildungen, wie sie 
sich vor der Mündung großer Flüsse, etwa in der Nähe der 
100 Faden-Linie, niederschlagen. 

Auch die Schichtung, welche das südliche Dwyka bisweilen 
zeigt, läßt sich mit der Annahme einer Eisdrift gut in Einklang 
setzen. Beobachtungen in den antarktischen Meeren haben ge- 
zeigt, daß es gewisse Perioden gibt, in denen Eisberge viel 
häufiger auftreten und weiter nach Norden schwärmen, als in 
gewöhnlichen Zeiten. Es liegt nahe, die Schichtung im süd- 
lichen Dwyka, welche ja auf einem Wechsel des Materials be- 
ruht, mit derartigen Erscheinungen der Jetztwelt zusammen 
zu bringen. 

Öseillationen in der Dicke des Inlandeises müssen sich in 
einem Vor- oder Zurückgehen des Eisrandes ausprägen. Es 
muß also, wenn das Inlandeis im Meere endigt, zuweilen Grund- 
moräne auf Driftbildung lagern oder umgekehrt. Anzeichen für 


Dy%) 


ein derartiges Verhalten scheinen nun neuerdings RoGERs und 
ou Toır!) in dem „striated pavement“* von Elands Vlei, am 
Westrande der Karru, gefunden zu haben. 

Das Geschiebepflaster?) liegt etwa 50 Fuß über dem Boden 
des Dwyka. Die zahlreichen Geschiebe, welche an seiner Ober- 
Näche liegen, sind sämtlich in der Richtung O. 5 S. (mißweisend 
oder rechtweisend?) geschrammt, ältere Kritzen, die in anderen 
Richtungen liefen, sind dadurch fast vollständig verwischt. Die 
Matrix trägt Furchen bis zu 1 Zoll Tiefe, welche in derselben 
Richtung wie die Schrammen verlaufen. Es scheint wohl sicher, 
das sich die Unterfläche des Inlandeises hier über bereits ge- 
bildetes Dwyka schob, das eine zähe, halbverhärtete Masse dar- 
stellte. Wenn das Dwyka, dem das Steinpflaster angehört, eine 
Driftbildung war, so hätte man es hier mit einer Überlagerung 
durch Moräne zu tun, wie sie jedes Anschwellen, bezw. jeder 
Vorstoß des Inlandeises hervorrufen mußte. 

Mit völliger Sicherheit läßt sich jedoch z. Z. die Frage, 
ob das südliche Dwyka eine marine Driitbildung ist, noch nicht 
entscheiden, teils weil wir noch zu wenig über dasselbe wissen, 
zum anderen Teile aber auch, weil marine Driftablagerungen der 
Jetztwelt, die wir zum Vergleich heranziehen müssen, uns noch 
sehr wenig bekannt sind. 


9. Die Schichten im Liegenden und Hangenden des 
südlichen Dwyka. 


Die „lower shales*, welche das Dwyka zumeist vom Witteberg- 
sandstein trennen, bestehen am Südwestrande der Karru?) aus 
dunkelblauen oder grünlichen Schiefertonen; zu unterst liegen 
meist einige Bänke von grobkörnigem Quarzit, welcher Kreuz- 
schichtung zeigt. In den letzteren kommen bisweilen Gerölle 
von Quarz sowie Bruchstücke von Feldspat und Schiefer vor, 
während die große Masse der „lower shales“ frei von gröberen 
Beimengungen ist. Die Mächtigkeit beträgt im Distrikt Ceres 
und den sich östlich anschließenden Gebieten 350—400 Fuß. 

Ein genaues Profil durch die „lower shales“ beschreibt 
SCHWARZ von Kandoos Poort im Distrikt Prince Albert, am 
Südrande der Karru. Dunkle oder grünliche, oft sehr dünn- 


Ann Rep. 190318. 21. 

*) Auch aus nordischen Glacialablagerungen sind derartige Ge- 
schiebepflaster öfters beschrieben worden. Man vergl. GEINITzZ, 
Lethaea Geognostica. II. Teil. 2. Quartär. Lief. 2 S. 201 und 
GILBERT, Journ. of Geology 1898 S. 771. Eine analoge Bildung ist 
die hier bereits erwähnte aus der Schlucht von Makrach in der 
indischen Salt Range. 

Senn Rep. 1903782.19. 


336 


schichtige Tonschiefer walten vor, ihnen schalten sich gelbliche 
Sandsteine und weiße Quarzitbänke ein. Die Mächtigkeit beträgt 
hier 459V/; yards und wird als außergewöhnlich groß angesehen; 
für gewöhnlich sind die „lower shales“ nördlich von den Zwarte- 
bergen nur halb so mächtig. 

Weiter östlich, bei Zoetendals Vlei,?) sind die „lower 
shales“ sehr reich an Quarziten, auch Kalksteine kommen vor. 
Besonders auffallend ist hier ein Konglomerat, das sich aus ab- 
gerollten oder eckigen Fragmenten von Quarz, großen Feldspat- 
kristallen und Kugeln von Kalkstein, von etwa 1 Zoll Durchmesser, 
zusammensetzt. 

Wenn die „lower shales*“ die marinen Ablagerungen sind, 
welche sich bildeten, bevor der Rand des Inlandeises die Küste 
erreichte und Eisberge produzieren konnte, so müssen ihnen 
„upper shales“ entsprechen, welche über dem Dwyka zur Ab- 
lagerung gelangten, als das Inlandeis beim Abschmelzen sich 
hinter den Küstensaum zurückzog. Dies ist tatsächlich auch der 
Fall. Das südliche Dwyka-Konglomerat geht- nach oben in 
„upper shales*°) über, welche in ihrer Zusammensetzung den 
„lower shales“ analog sind. Sie bestehen nämlich aus blau- 
schwarzen oder grünlichen Tonschiefern, welche weiter nach eben 
mit ebenfalls dunklen, dünnschichtigen Sandsteinen wechsellagern. 
Den Abschluß nach oben bilden schwarze kohlige Schiefer, welche 
reich an Pyrit sind und unter Bildung von Gips schneeweißß ver- 
wittern; sie enthalten in ihrer obersten Abteilung Bänke von 
Hornstein, welche von den Geologen der Cape Survey als die obere 
Grenze der Dwykaschichten angesehen werden. An der Basis 
der kohligen Schiefer fanden sich bei Nieuwoudtville in der west- 
lichen Karru Reste von Mesosaurus. Die Mächtigkeit der „upper 
shales“ beträgt am Südwestrande der Karru 550 Fub. 

Schon in den „upper shales* ist der Zusammenhang mit 
Glacialbildungen nicht mehr direkt aus der Gesteinsbeschaffenheit 
abzuleiten und wird nur aus ihrem allmählichen Übergange in 
das Dwykakonglomerat gefolgert. In der nächst jüngeren Ab- 
teilung, den Eccaschichten, fehlt am Süd- und Westrande der 
sroßen Karru jede Andeutung eines glacialen Ursprunges. 


10. Die Eceaschichten. 


In ihrer normalen Ausbildung gliedern sich die Eceaschichten %) 
im Südrande der großen Karru in vier Horizonte (four phases Ecca) 


1!) Ebenda S. 88. 

2) Ebenda S. 94. . 

®) Ann. Rep. 1903 S. 24 und 89 ff. 
2), Ann. Rep. [903.502 


Sol 


Schiefertone 

Kalksteine 

Rot verwitternde Sandsteine 
. Gelb verwitternde Sandsteine. 

An einzelnen Stellen haben die Eccaschichten Reste der 
Gangamopteris-Glossopterrs-Flora geliefert. 

Eine etwas abweichende Facies stellen die Graaff-Reinet- 
Schichten Jar. Sie bestehen aus dunklen, aber mit weißen 
Flecken übersäten Schiefern und Sandsteinen und kieselreichen 
Kalken und enthalten in großen Mengen verkieseltes Holz. 

Die vorwiegend sandige Facies, welche auch als Laingsburg- 
Facies bezeichnet worden ist, geht weiter nach N in die rein 
tonige der Kimberley-Schiefer über. Doch ist in diesen möglicher- 
weise ein Teil der upper shales des Dwyka noch enthalten.?) 

Ich muß hier die Frage, in welchem Medium sich die Ecca- 
schichten am Süd- und Westrande der großen Karru niederschlugen, 
unbeantwortet lassen und betone hier lediglich, daß irgend eine 
Mitwirkung des Eises bei ihrer Bildung nicht mehr anzunehmen ist. 

Anders scheinen allerdings nach MoLENnGRAAFF die Ver- 
hältnisse bei dem Teil der Eccaschichten zu liegen, welche im 
südöstlichen Transvaal dem Dwyka auflagern.. Nach diesem 
Forscher?) bestehen die Eccaschichten fast ausschließlich aus 
einem dunklen Ton, der von der Matrix des Dwyka nicht unter- 
schieden werden kaun. Der Übergang beider Gesteine ineinander 
ist ein ganz allmählicher; zuweilen ist sogar Wechsellagerung 
wahrzunehmen, wie z. B. auf der Farm Vaalklip im Distrikt 
Vryheid. An einer anderen Stelle beobachtete MOoLENGRAAFF 
sroße eckige Geschiebe in einem sonst geschiebefreien Ecca- 
Schiefer. 

Zu dieser Auffassung ist folgendes zu bemerken. Morrn- 
GRAAFF zählt das Kohlenflöz des südlich"n und südöstlichen 
Transvaal bereits den Beaufort-Schichten zu, während eine andere 
Ansicht, der ich mich anschließen möchte, in ihm ein Äquivalent 
der Ecca-Schichten erkennen will. Besonders wichtig scheint 
mir für diese Frage die Flora von Vereeniging zu sein; diese 
deutet aber auf untere Dyas, während die Beaufort-Schichten 
ziemlich allgemein bereits für triadisch angesprochen werden. 
Außerdem ist das Kohlenflöz südlich und östlich von Pretoria 
nur durch äußerst geringmächtige Sandstein- und Schieferhorizonte 
vom Dwyka getrennt; im südöstlichen Transvaal ist die Mächtig- 
keit der Schichten, welche die Kohle vom Dwyka trennen, aller- 
dings sehr viel beträchtlicher. 


ww 


!) ROGERS, Geology of Cape Colony, 1905 S. 184. 
?) MOLENGRAAFF, Origin of the Dwyka Conglomerate S. 112. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 22 


338 


Unter diesen Umständen halte ich es für nicht unwahrscheinlich, 
daß die Eccaschichten MoLENGRAAFFS, die augenscheinlich in der 
Rückzugsperiode des Inlandeises abgesetzt wurden, noch dem den 
Dwykaschichten im weiteren Sinne, vielleicht den upper shales der 
südlichen Facies entsprechen. Es liegt sogar die Annahme nicht 
ganz fern, in den kohligen Schiefern am Südrande der Karru ein 
Äquivalent des Transvaal-Kohlenflözes zu sehen. Dann würde 
dieses sogar aus den Eccaschichten ausscheiden und an die Spitze 
der Dwykaschichten rücken. 

Aber auch MoLENGRAAFFS Ansicht ist nicht gänzlich zu 
verwerfen. Da sich augenscheinlich das Inlandeis nach Norden 
zurückzog, so konnten sich recht wohl in Transvaal zur Eccazeit 
noch Glacialablagerungen niederschlagen, während die gleichalterigen 
Schichten viel weiter im Süden keine Spur mehr von ihnen er- 
kennen lassen. 


Erst genaue stratigraphische Arbeiten in Natal und am 
Westrande des großen südafrikanischen Karru - Beckens oder 
glückliche Fossilfunde werden über diese interessante Frage 
sicheren Aufschluß geben. 


11. Ist für die Dwyka-Bildungen eine einmalige Ver- 
eisungsperiode anzunehmen? 


Einlagerungen, welche auf Transport durch bewegtes Wasser 
hindeuten, sind. wie bereits geschildert, im Dwyka durchaus 
nicht selten; allein sie sind im allgemeinen weder so konstant 
noch so mächtig, daß man aus ihnen auf Interglacialzeiten 
schließen darf. Augenscheinlich handelt es sich um die Tätig- 
keit subglacialer Schmelzwasser. vielleicht um geringe Oscillationen 
am Eisrande oder, falls das südliche Dwyka im Meere abgelagert 
wurde, um die Wirkung von Strömungen. An den meisten 
Punkten tritt uns das Dwyka als eine vorwiegend einheitliche 
Bildung entgegen, welche nur auf einen einmaligen Vereisungs- 
vorgang zurückzuführen ist. 


Einzelne Beobachtungen aus dem Gebiete des nördlichen 
Dwyka scheinen dieser Auffassung zu widersprechen. Von den 
Lagerungsverhältnissen bei Vereeniging, welche nach Ansicht 
einiger Autoren die interglaciale Lage des dortigen Kohlenflözes 
beweisen sollen, spreche ich ausführlich weiter unten. Ich kann 
in dem geringmächtigen (1 Fuß) Konglomerat im Hangenden der 
Kohle lediglich eine Flußablagerung sehen, für deren Zusammen- 
hang mit einer zweiten Vereisungsperiode bisher noch der 
Beweis aussteht. 

Ähnlich scheinen die Verhältnisse am unteren Vaal zu 


339 


liegen, über die Srtow') berichtet. Nahe der Basis der Karru- 
Formation liegt ein Konglomerat von 70—80 Fuß Mächtigkeit, 
das nach der Beschreibung dem Dwyka entspricht, aber stellen- 
weise recht deutliche Spuren fließenden Wassers aufweist. Ent- 
gegen dem sonstigen Verhalten des nördlichen Dwyka ruht 
aber dieses Konglomerat nicht unmittelbar älteren Gesteinen auf, 
sondern ist von ihnen noch durch eine Schichtenfolge von Sand- 
steinen und Tonschiefern getrennt, deren Mächtigkeit nicht be- 
kannt ist. Diese Schichten erinnern an die analogen Gesteine 
an der Basis des südlichen Dwyka, sie berechtigen wohl aber 
noch nicht, das Konglomerat in ihrem Hangenden den Ecca- 
schichten zuzurechnen, wie dies PAssarGE?) tut. Ich möchte 
vielmehr in diesem unteren Konglomerat Srtows echtes Dwyka 
erkennen. 

Wohl aber dürfte das jüngere oder Backhouse Konglomerat 
den Eccaschichten angehören, da es augenscheinlich hoch über 
dem älteren Konglomerat liegt und von mächtigen, meist oliv- 
farbigen Schiefertonen, den olive shales von Kimberley, unter- 
lagert wird. Ich habe das Backhouse Konglomerat nicht mit 
eigenen Augen gesehen und kann aus Stows kurzer Beschreibung 
nicht den Eindruck gewinnen, daß es sich um eine Grund- 
moränenbildung handelt. Da Srtow neben „boulders* auch von 
„gravel“ spricht, scheint eher eine fluviatile Bildung anzunehmen 
zu sein. In diesem oberen Konglomerate finden sich große ge- 
rundete Massen des unteren Konglomerates, dieses scheint also 
den erodierenden Flüssen bereits teilweise zum Opfer gefallen 
zu sein. Auch für das obere Konglomerat von Vereeniging hat 
umgelagertes Dwyka wohl den größten Teil des Materials 
geliefert. 

So lange ein Zusammenhang dieser oberen Konglomerate 
mit echten Grundmoränenbildungen nicht erwiesen ist, wird man 
lediglich von einer dyadischen Vereisungsperiode in Südafrika 
sprechen dürfen. 


12. Alter des Dwyka. 


Eine direkte Altersbestimmung des Dwyka ist nicht möglich, 
da sich Fossilien in ihm noch nicht gefunden haben. Wohl 
aber lassen sich aus der Überlagerung durch fossilführende 
Horizonte Schlüsse ziehen, bei denen allerdings eine gewisse 
Vorsicht geboten erscheint. 

Am klarsten scheinen die Verhältnisse bei Vereeniging im 
südlichen Transvaal zu liegen Das Profil, welches am Nord- 


!) Notes upon Griqualand-West. Quart. Journ. Geolog. Soc. 30. 
1874 S. 598 u. 605. 
?) Die Kalahari S. 51. 
222 


340 


ufer des Vaal und in den Kohlengruben aufgeschlossen ist, läßt 

in der Reihenfolge von oben nach unten folgendes!) erkennen: 
1. Sandstein mit Glossopteris, Gangamopterts, Stigillaria ete., 

20 Fuß. 

Verkitteter Schotter, 1 Fuß. 

Kohle, 10—12 Fuß. 

Dunkle Schiefer mit Wurzeln, 10 Fuß. 

. Dwyka-Konglomerat, 50 Fuß. 


Nach Corstopnıe?) ist das unter 2 genannte Konglomerat 
im Hangenden der Kohle ebenfalls glacialen Ursprungs, das Kohlen- 
flöz von Vereeniging wäre dementsprechend interglacial. 

In den Kohlengruben von Viljoens Drift unmittelbar südlich 
von Vereeniging sollen sogar Dwyka und Kohle wechsellagern. 
Ich kenne leider die Verhältnisse "bei Viljoens Drift nicht, kann 
aber für Vereeniging CORSTOPHINES Ansicht nicht beitreten. Das 
geringmächtige Konglomerat über der Kohle ist nach meinen 
Beobachtungen keine Grundmoräne, sondern ein Schotter, in dem 
allerdings wenig abgerollte Gesteinsbrocken enthalten sind und sich 
im wesentlichen dieselben Gerölle finden, wie im.Dwyka unter der 
Kohle. Es ist also denkbar, daß dieses Konglomerat fluvioglacial 
ist; dann wäre allerdings die Kohle von Vereeniging interglacial. 
Es ist aber ebensowohl möglich, daß das fragliche Konglomerat 
eine rein fluviatile Bildung darstellt und daß seine Beziehung zu 
den liegenden Glacialbildungen sich darauf beschränkt, daß Dwyka- 
Material aufgearbeitet und auf secundärer Lagerstätte deponiert 
worden ist. 

Wenn also auch das Hangende der Kohle möglicherweise 
nicht mehr glacialen Ursprungs ist, so ist doch die Verbindung 
zwischen der Kohle und dem Dwyka in ihrem Liegenden eine 
sehr intime. Das Profil zeigt bereits, daß das Flöz von einem 
dunklen Schiefer unterlagert wird, welcher Wurzeln von Kohlen- 
pflanzen enthält; es wäre dies also ein under-clay, die Kohle von 
Vereeniging somit als autochton anzusehen. Es dringen aber die 


!) Die Mächtigkeits-Zahlen verdanke ich Herrn LESLIE aus Ver- 
eeniging, dessen sachkundiger Führung ich mich erfreute. 

2) Note on the age of the Central South Africa Coalfield. 
Transact. Geolog. Soc. South Africa 6. 1903 S. 16 

>) Herr Prof. PoTonIE hat auf meine Bitte diese dunklen Streifen 
untersucht und in ihnen Kohle konstatiert. Er rechnet allerdings auch 
mit der Möglichkeit, daß es sich um humöse Infiltration handeln 
kann. Diese Deutung ist nicht sehr wahrscheinlieh, da das Dwyka 
von dem Kohlenflöz durch 10 Fuß Tonschiefer getrennt ist, die wahr- 
scheinlich ein Durchsickern von humussauren Lösungen aus dem 
ursprünglichen Waldmoore verhinderten. Die Deutung, daß es sich 
um echte Wurzelreste handelt, ist die wahrscheinlichere. 


341 


Wurzeln der Kohlenpflanzen sogar noch bis in das echte Dwyka 
vor und haben stellenweise seine Gerölle umschlungen. Taf. XXV 
Fig. 2 stellt ein derartiges Geröll dar, welches noch Spuren 
von Wurzeln in Gestalt von kohligen Bändern auf seiner Außen- 
seite aufweist. 

Es ist also wohl zweifellos, daß die Vegetation, deren Reste 
sich im Kohlenflöz von Vereeniging aufhäuften, auf dem Dwyka 
(und vielleicht den untersten Schichten des Ecca - Horizontes, 
wenn wir diesem die Schiefertone mit den Pflanzenwurzeln zu- 
zählen wollen) wuchs. 

Man kann allerdings immer noch einwenden, daß zwischen 
der Bildung des Dwyka und dieser Vegetations-Periode sehr große 
Zeiträume liegen können. Es ist dies jedoch nicht grade wahr- 
scheinlich. In diesem Falle müßte das Dwyka Spuren starker 
Verwitterung erkennen lassen. Aber grade die Gerölle von Ver- 
eeniging, welche z. T. aus leicht verwitternden Tonschiefern, Ton- 
steinen etc. bestehen, sind ganz außergewöhnlich frisch. 

Die fossile Flora, durch welche Vereeniging so bekannt 
geworden ist, hat sich nun allerdings in den Sandsteinen im 
Hangenden des Kohlenflözes gefunden; man darf aber vermuten, 
daß die gleichen Pflanzen an der Bildung des Flözes selbst be- 
teiligt waren. 

Nun beschreibt Sewarn!) von Vereeniging 

Glossopteris Browniana Brogn. var, indica 
See angustifolia 

Gangamopteris cyclopteroides FEISTM. 

Neuropteridium valiıdum Feıstm. 

Bothodendron Leshi sp. n. 

Psygmophyllum Kidstoni sp. n. 

Sıgillaria Brardi Brone. 

Noeggerathropsis Hislopi Bune. 

Conites Sp. 

Cardtocarpus Sp. 

Phyllotheca sp. 

Schrzoneura Sp. 

Es ist also. die auf der Südhemisphäre wohlbekannte 
Glossopteris-Gangamopteris-Flora, welche in Australien zusammen 
mit marinen Fossilien der Dyas vorkommt; einen etwas anderen 
Habitus erhält die Flora von Vereeniging durch das Auftreten 
gewisser Typen der Nordhemisphäre, unter denen Sigellarıa 
Brardi Bronen. die wichtigste zu sein scheint. Diese Elemente 


') Fossil floras of Cape Colony. Ann. South. Afric. Museum. 
4. 1903. 


342 


widersprechen der Deutung der Flora als dyadisch nicht, würden 
aber auch ein oberkarbones Alter zulassen. 

Solange nicht neue Funde gemacht werden, wird man die 
Flora von Vereeniging wohl am besten der unteren Dyas zu- 
weisen. Das Dwyka ruht also an der Basis der Dyas oder an 
der Spitze des Karbons. 


Zusammenfassung. 


Die hauptsächlichsten Ergebnisse der bisherigen Forschung. 


über das südafrikanische Dwyka-Konglomerat sind in folgende 
Punkte zusammenzufassen: 

1. Man trennte bisher die Konglomerate am Vaal und 
Oranje als Vaal- oder Glacialkonglomerat von dem typischen 
Dwykakonglomerat am Süd- und Westrande der großen Karru. 
Der Zusammenhang beider Bildungen ist nunmehr erwiesen, man 
darf alle Konglomerate an der Basis der Karruformation im 
wesentlichen als gleichaltrig auffassen und als Dwyka-Konglomerat 
bezeichnen. 

2. Das typische Dwyka-Konglomerat ist als ein Blocklehm 
mit verhärteter Matrix zu bezeichnen; diese ist zweifellos 
klastischer Natur und hat die Struktur einer Mikrobreccie. Die 
Verhärtung ist auf eine sekundäre kieselsaure und Kalk-Infiltration 
zurückzuführen. Die Geschiebe sind halb gerundet und gleichen 
in ihrer äußeren Form durchaus diluvialen oder rezenten Grund- 
moränengeschieben. Kritzen waren wohl ursprünglich ganz all- 
gemein vorhanden; gekritzte Geschiebe sind aber nur dort häufig 
und in guter Erhaltung zu sammeln, wo die Matrix leicht ver- 
wittert. Facettengeschiebe sind selten. Im „südlichen* Dwyka 
sind die Geschiebe durchweg Exoten, während im „nördlichen“ 
ein großer Teil dem Untergrunde oder dem in der Nachbarschaft 
anstehenden entstammt, wodurch das Dwyka stellenweise den 
Charakter einer Lokalmoräne annimmt. 

3. Heterogene Einlagerungen finden sich vielfach im Dwyka. 
Sie bestehen im Süden meist aus Quarzitlinsen, im Norden aus 
verhärteten Sanden, Schottern oder wohlgeschichteten Tonen. Sie 
sind in ersterem Falle wohl auf marine Strömungen, im zweiten 
auf lokale Oscillationen des Eisrandes etc. zurückzuführen. 

4. Die Mächtigkeit des Dwyka ist sehr verschieden, nimmt 
aber im allgemeinen von Nord nach Süd zu. 

5. Felsoberfächen mit typischer Glacialschrammung und 
Rundhöckerbildung sind unter dem nördlichen Dwyka häufig 
beobachtet werden. Die Richtungen der Schrammen konvergieren 
nach Nord und deuten auf ein Zentrum der Vereisung hin, das im 
mittleren und nördlichen Transvaal anzunehmen ist. Auch die 


343 


Geschiebe lassen nördliche Herkunft erkennen. Die Unterlage 
des nördlichen Dwyka war uneben und ließ deutliche Talzüge 
erkennen, die heute z. T. reexkaviert sind. 

6. Während das nördliche Dwyka diskordant auf der oft 
geschrammten Oberfläche verschiedener Gesteine aufruht, liegt 
das südliche konkordant auf dem höchsten Gliede der Kap- 
formation, dem Wittebergsandstein. Der Übergang beider Ab- 
lagerungsformen in einander ist im Distrikt Calvinia in der 
westl. Kap-Kolonie beobachtet worden. 

7. Das nördliche Dwyka ist bisher ziemlich allgemein als 
Grundmoräne eines Inlandeises, das südliche als Driftbildung er- 
klärt worden. Eisbergdrift in einem großen Inlandsee, wie viel- 
fach vermutet wird, ist sehr unwahrscheinlich. Hingegen ist 
eine marine Driftbildung, wenngleich durch Fossilien noch nicht 
bewiesen, für das südliche Dwyka recht plausibel. 

8. Für diesen Ursprung sprechen auch die lower und . 
upper shales im Liegenden und Hangenden des südlichen Dwyka. 

9. Die Eccaschichten lassen im Bereiche des südlichen 
Dwyka keinen glacialen Ursprang mehr erkennen. Ob sie sich 
weiter im Norden noch unter glacialen Bedingungen bildeten, ist 
noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. 

10. Es ist vorläufig mit Sicherheit nur eine ‚einmalige Ver- 
eisung für das Jungpaläozoicum in Südafrika nachzuweisen. 

11. Das Dwyka gehört der ältesten Dyas oder dem jüngsten 
Karbon an. 

Schluß. 

An der Hand der hier im Auszuge mitgeteilten Tatsachen 
ist es leicht, die über das Dwyka bisher aufgestellten Hypothesen 
zu kontrolieren. 

Die Deutung des Dwyka als Eruptivgestein (SUTHERLAND 
früher, BaAın etc.) ist, nachdem die wahre Beschaffenheit der 
Matrix unter dem Mikroskop erkannt worden ist, unhaltbar 
geworden. Gegen seine Auffassung als Eruptivbreccie (Wyrery, 
Dunn früher, Sawver, HarcH) sprechen 1. das Fehlen von 
Kristallen oder Eruptivgesteinsfetzen, welche aus dem Erdinnern 
auf explosivem Wege herausgeschleudert sein können. 2. Die 
weite und verhältnismäßig gleichmäßige Verbreitung des Dwyka. 
3. Der allmähliche Übergang des südlichen Dwyka in die Schiefer 
des Hangenden und Liegenden. 4. Die halbgerundete Form der 
Geschiebe. 5. Kritzen auf diesen und auf dem Untergrunde. 

Ebensowenig ist die Ansicht von GREEN haltbar, welcher 
im Dwyka ein Strandkonglomerat sehen will. Sie kann nicht 
die Einbettung sehr verschieden großer Geschiebe in eine fein- 
körnige Grundmasse erklären. Und noch weniger vermag sie 


344 


sich mit den Kritzen der Geschiebe und des Untergrundes abzu- 
finden. 

So bleibt denn nur die einzige Ansicht übrig, welche im 
Dwyka eine Glacialablagerung erblicken will. Tatsächlich finden 
wir alle jene Kennzeichen, welche wir in erster Linie als Beweise 
glacialer Entstehung anzusehen pflegen, beim Dwyka wieder. 
Die Struktur dieses Konglomerats ist zumeist echte Grund- 
moränen-Struktur. Die Geschiebe sind halbgerundet und oft von 
Kritzen bedeckt. Dort, wo in seinem nördlichen Verbreitungs- 
bezirk die Unterlage erst kürzlich freigelegt worden ist, zeigt 
diese häufig alle Erscheinungen subglacialer Felsböden. Mit 
Ablagerungen, welche sich durch typische Grundmoränenstruktur 
auszeichnen, stehen fluviatile und lacustre in engster Verbindung. 
Vielfach sind Lokalmoränen beobachtet worden u. s. w. 

Es wäre nun ja auch denkbar, daß das Dwyka außer diesen 
echt glacialen Merkmalen noch andere aufwiese, welche einer 
Deutung als Grundmoräne widersprächen. Dies ist jedoch nicht 
der Fall, wenn man absieht von der hin und wieder ziemlich 
deutlichen Schichtung, die besonders im südlichen Dwyka zu 
beobachten ist. Da aber gerade diese Facies als Driftbildung 
gedeutet wird und wir die entsprechenden modernen Äquivalente 
noch sehr wenig kennen, läßt sich aus diesem Verhalten kein 
stichhaltiger Einwurf gegen die Glacialhypothese herleiten. 

Mit vollem Recht betont Penck !) die Schwierigkeiten, die 
sich aus der Annahme einer jungpaläozoischen Vereisung Süd- 
afrikas ergeben und mahnt zu äußerster Vorsicht. Ich gebe zu, 
daß Einzelheiten auch auf anderem Wege zu erklären sind; für 
die Gesamtheit aller Erscheinungen, wie sie uns z. B. bei 
Riverton entgegentreten, gibt es z. Z. nur die eine Erklärung, 
die des glacialen Ursprungs. 

Solange man an einen Zusammenhang der südafrikanischen 
mit antarktischen Eismassen glauben konnte, war das Preblem 
noch verhältnismäßig einfach; heute, wo wir wissen, daß das 
Zentrum der südafrikanischen Vereisung etwa unter dem Wende- 
kreise gelegen haben muß, sind die Schwierigkeiten der Erklärung 
noch erheblich gewachsen. 

Es erscheint z. Z. unmöglich, sich ein vernünftiges Bild 
von den klimatischen Verhältnissen am Ausgange des Paläozoicums 
zu machen. Neue Lokalforschungen müssen unser heutiges 
Wissen umgestalten oder vervollständigen, ehe sich die theoretische 
Spekulation wieder an diese schwierige Aufgabe wagen darf. 


!) Die Eiszeiten Australiens. Zeitschr. Ges. f. Erdkunde 35. 1900 
S. 240. 


345 


Auch in Südafrika ist für die Erforschung der jung- 
paläozoischen Eiszeit noch sehr viel zu leisten. Zunächst wissen 
wir über die nördliche Fortsetzung des Dwyka noch gar nichts; 
da aber die Karruformation auch noch im südlichen Rhodesia 
kräftig entwickelt ist, so dürfen wir hoffen, auch über die 
Schichten an ihrer Basis bald näheres zu erfahren. Ein weiteres 
Desideratum sind genaue Profile aus allen Verbreitungsbezirken 
des Dwyka. Wichtig ist es ferner, die Herkunft der Geschiebe 
von möglichst vielen Lokalitäten festzustellen. Das südafri- 
kanische Dwyka ist erst an verhältnismäßig wenig Punkten 
genauer bekannt; der uralte Geschiebemergel birgt sicher noch 
manches Geheimnis und noch mancher Forscher wird hier für 
seine Arbeit reichen Lohn finden. 


346 


14. Ein Rhadinichthys aus dem Karbon 
Süd-Amerikas. 


Von Herrn A. Torxquıst in Straßburg. 
Hierzu Taf. XXXVI u. XXXVL. 


Herr Professor Dr. HaurtHAL hatte die Freundlichkeit, mir 
bei seinem vorjährigen Aufenthalt in Straßburg einen vorzüglich 
erhaltenen heterocerken Ganoidfisch zur Beschreibung zu übergeben; 
derselbe bildet den Gegenstand der folgenden kleinen Untersuchung. 

Bei der Estancia Carpinteria zwischen San-Juan und 
Mendoza, am Ostfuß der argentinischen Cordillere, sind Sand- 
steine, Tonschiefer und Konglomerate bekannt, in denen Herr 
Desıperıo Fonseca gute fossile Reste gesammelt hat. 

Aus schiefrigen Sandsteinen von schmutzigroter Färbung 
stammt auch der vorliegende Fisch, und Herr Professor BopEn- 
BENDER !), welcher eine genauere Untersuchung der Lagerungs- 
verhältnisse bei Estancia ÜCarpinteria vorgenommen hat, nennt 
sein Vorkommen und führt aus dem gleichen Niveau folgende 
Pflanzen an: 

Sphenopteris (Asplenites) Maesseni KuRTZ 
= Salamandra KURTZ 
— sanjuanina KURTZ 
Rhacopteris Szajnochai KURTZ 
Glossopteris Browniana BRne. 
Gangamopteris eyclopterordes FEISTM. Sp. 
Cordattes (?) 
Ginkgo Meısteri KurTz. 
Aus demselben Niveau dürfte ferner auch folgende Flora 
stammen: 
Sphenopteris Bodenbenderi Kurrtz 
— Fonsecae KurTz 
Cardiopteris polymorpha (GoEPP.) ScHIMP. 
Neuropteridium validum Feıstm. 
Adtantides antıquus (ETT.) STUR 
Lepidodendron sp. 


!) Contribucion al conocimiento de la Precordillera de San Juan 
de Mendoza. Bol. Acad. nac. de cienc. en Cordoba. 1902. 17. 
Se 


347 


Die ganze Schichtenserie, in welcher diese Flora vor- 
kommt, wird als Permo-Karbon bezeichnet, wobei die ältesten 
Horizonte dem Karbon angehören würden. Bei Carpinteria be- 
finden sich die pflanzenführenden Horizonte direkt in trans- 
gredierender Lagerung über der älteren Grauwacke. Sie 
gehören einem mindestens 1000 m tieferen Horizont an als die 
pflanzenführenden Ablagerungen von Cruz de Caha und Zejenes. 

Man würde das Niveau des Fisches also in das Karbon zu 
setzen haben, und in der Tat gibt die Bestimmung des Fisches 
hierfür ebenfalls den bestimmtesten Anhalt. 

Der als Rhadinichthys argentinicus bestimmte Fisch gehört 
einer rein karbonischen Gattung an. 

Die Erhaltung des Fisches ist eine überaus vorzügliche; 
unter einer scharfen Lupe gelingt es, alle Einzelheiten der 
Skulptur der Knochenplatten in vollkommener Schärfe aufzulösen; 
er hebt sich durch eine dunklere Färbung sehr scharf von dem 
schmutzigroten, schiefrigen Sandstein ab. Er liegt genau in der 
Spaltungsebene desselben, und außer der vordersten Spitze der 
Schnauze ist das Exemplar durchaus vollständig. 

Die beigegebene Tafel zeigt eine Photographie und Zeich- 
nung des Stückes in doppelter Größe. 

Man kann getrost sagen, daß das Stück das besterhaltene 
bekannte Exemplar der Gattung Rhadinichthys ist, und eine 
spätere Ausbeute dieses Horizontes verspricht weitere gleich 
wunderbar erhaltene Funde von karbonischen Fischformen. 


Rhadinichthys argentinicus n. Sp. 
Taf. XXXV1. 

Die Länge des Fisches von der Schnauze bis zur Schwanz- 
spitze beträgt ca. 85 mm; die größte Höhe des Rumpfes befindet 
sich in der Gegend der Bauchflosse; sie beträgt 15 mm. Die 
Gestalt ist demnach schlank; die Länge des Kopfes macht mit 
20 mm etwa den vierten Teil der Körperlänge aus. 

Der Rumpf ist mit kleinen, rhombischen Schuppen bedeckt, 
welche drei bis vier in der Richtung der Körperachse gerichtete, 
stark erhabene Leisten tragen; besonders direkt hinter dem Kopfe, 
an der oberen Rumpfregion, ist diese Skulptur sehr stark ausgebildet, 
eine Erscheinung, welche aber wohl nur auf die hier besonders deut- 
liche Erhaltung zurückzuführen ist. In der Mitte der Flanke ziehen 
sich von vorn nach hinten zwei etwa °/a mm von einander ent- 
fernte, parallele Erhebungen hin, welche man auf den ersten 
Blick für die erhaltene Seitenlinie anzusehen geneigt wäre; jedoch 
handelt es sich hier meiner Ansicht nach um die bei der 
Fossilisierung durchgedrückten, oberen und unteren Ansätze der 


348 


Dornfortsätze der Wirbelsäule, welche schwach verknöchert ge- 
wesen sein müssen. 

Die Flossen sind sehr kräftig und lang, sodaß diese Art 
das Bild eines gewandten Schwimmers gewährt. ‘ Die Schwanz- 
flosse ist ca. 12 mm lang und deutlich heterocerk, aber in ihrer 
Gestalt schlank. Der obere Flügel dieser Flosse reicht viel 
weiter nach rückwärts als der untere Flügel; die Schuppen 


reichen weit in den oberen Flügel hinein, welcher am oberen 


Rande eine Anzahl spitzer Fuikren trägt. 

Die Analflosse ist der Dorsalflosse fast genau opponiert; 
um ein geringes steht die erstere weiter nach hinten. Beide 
stehen weit vom Körper ab und sind relativ groß; sie enthalten 
anscheinend nicht bifurkate Flossenstrahlen; der Rand der Dorsal- 
flosse trägt eine lichte Reihe von spitzen Fulkren. 

Etwa in der Mitte der Körperlänge befindet sich der vordere 
Ansatz der Bauchflossen; diese Flosse selbst ist an den Körper 
herangedrückt erhalten und im einzelnen nicht genau erkennbar, 
desgleichen die unten gleich hinter dem Operculum befindlichen 
Brustflossen. Die letzteren sind schmal, und ist die rechte Flosse 
etwas nach vorne verdreht. | 

Die Vorderseite der Schwanz- und Rückenflosse ist mit 
zahlreichen spitzen Fulkren besetzt. Auf der Rückenlinie befindet 
sich außerdem noch unmittelbar vor den Dorsalflossen eine Reihe 
von großen starken Schuppen, welche erheblich derber, als 
die übrigen Schuppen, aber in ähnlicher Weise skulpturiert sind. 

Am Kopf fällt vor allem das große Orbitalloch auf, in 
dessen oberer Partie eine schwarze, bituminöse, elliptische Masse 
sichtbar ist, wohl der noch an dem starken Bitumen erkennbare 
fossile Rest des Augapfels. 

Während die obere Linie des Kopfes etwa in der Ver- 
längerung der Rückenlinie des Rumpfes liegt, hebt sich die untere 
Begrenzung stark in die Höhe, sodaß die Schnauze ziemlich 
schmal endigen muß. Es kommt das daher, daß die Mandibeln 
stark aufgerichtet sind. Ausgezeichnet sind die Kopfknochen 
selbst zu erkennen. Die Begreuzung der einzelnen Kopfknochen 
wird besonders dadurch sehr deutlich, daß die sehr starke 
Skulptur der einzelnen Knochen einen von den Nachbarknochen 
jeweils abweichenden Verlauf zeigt. Es sind das in jedem Fall 
wellig verlaufende, gebogene, starke Erhebungen. 

Die Ausbildung der Kopf-Deckknochen weicht nicht un- 
erheblich von derjenigen von Palaeoniscus ab, wie sie von 
Traquvaır!) genau dargestellt worden ist. Sie entspricht dagegen 


!) The ganoid fishes of the carboniferous formations. 1877. 
“ 


e 
TR. 


349 


dem Schema, welches derselbe Autor bei Rhadtnichthys geikiei 
entworfen hat, freilich ohne eine Bestimmung der einzelnen 
Knochenplatten zu geben. Die Anordnung der Platten ist viel 
primitiver als bei Palaeoniscus. Es sind vor allem am hinteren 
Teil des Kopfes sehr deutlich zwei vertikale Reihen von Platten 
zu erkennen, in denen die einzelnen Platten sehr regelmäßig über- 
einander liegen. Die hintere Reihe bildet das Olaviculare mit 
dem Supratemporale an der oberen Schädeldecke, dann davor das 
große Parietale, von dem aus vertikal das Operculum mit den 
branchiostegalen Strahlen folgt. Vor diesem letzteren dehnt 
sich nach vorne bis unter und vor das Orbitalloch das große 
Maxillare aus, während vor dem Operculum die ziemlich 
breite Platte des Postorbitale gelegen ist, an das sich, die 
obere Augenhöhle begrenzend, das Suborbitale anschließt, 
schließlich ist vor dem Parietale ein Bruchstück des Frontale sicht- 
bar. Vor den branchiostegalen Radien schließt sich stark 
nach oben gerichtet die Mandibel an. An dieser sowie an dem 
Maxillare sind kleine, spitze Zähnchen noch eben erkennbar. 
Von den anzunehmenden - Präfrontale und Intermaxillare 
ist dagegen nichts sichtbar. 

Von srößtem Interesse ist an der vorliegenden Ferm, daß 
es die Erhaltung erlaubt, die Gestalt und die Lage der Kopf- 
knochenplatten genau zu erkennen. Bei Exemplaren von 
europäischen und amerikanischen Fundstellen ist diese Zusammen- 
setzung bisher nicht beschrieben worden. Um die Bedeutung 
dieser Feststellungen besser hervortreten zu lassen, habe ich auf 
Taf. XXXVII den von Traquair bisher bei den Gattungen Nematop- 
tychius‘) (Unter Karbon), Rhabdolepis?) (Perm) und bei Palaeo- 
niscus?) (Perm), ferner von SCHELLwIEn bei Semionotus‘t) 
beschriebenen Aufbau dieser Knochenplatten zusammen mit dem 
von mir bei ZAhadinichthys festgestellten abgebildet. Es ist 
hieraus ersichtlich, daß bei unserer Gattung die geringste Anzahl 
von Kopfplatten vorbanden ist und damit die regelmäßigste 
Gliederung in den hintersten Claviculare-Bogen, den dann nach 
vorne folgenden Operculum-Bogen und daran anschließend den 
direkt hinter der Augenhöhle liegenden Praeoperculare Bogen, 
dessen ventralstes Element das Maxillare darstellt. Die aller- 
nächsten Beziehungen sind zu der gleichfalls unterkarbonischen 


!) R. H. TrAQuUAIR, The ganoid fishes of "the carboniferous 
fprmations.; 1877. 1, 1. I, f. 11. 

2) Ebenda. 1877, I, t. IL, £. 6. 

Sebbenda.s lsı7ı, I... f. 2. 

*) E. SCHELLWIEN, Über sSemionotus. Schriften Physik.-ökon. 
Ges. zu Königsberg. 1901. 42. S. 9, Textfig. 1. 


350 


Gattung Nematoptychius vorhanden, bei welcher nur die Sub- 
orbitalia zahlreicher vorhanden sind. Die Lage des Parietale 
als dorsale Platte des Operculum ist aber auch hier noch 
deutlich erkennbar. Bei den jüngeren Gattungen Palaeontscus 
und ZRhabdolepis sind speziell die Anordnungen der dorsalen 
Platten andere. Das Parietale wird viel kleiner und mehr nach 
vorne gedrängt, es tritt hinter ihm ein Posttemporale, ein 
von Traquaır als Subtemporale bezeichnetes Plättchen auf. 
Auch schiebt sich bei Palaeontscus ein als Squamosale be- 
zeichnetes Element zwischen Operculum und Parietale ein. 
Bei dem triadischen sSemzionotus ist alles dieses in noch ver- 
stärktem Maßstabe der Fall. 

Die osteologische und wohl auch entwicklungs- 
geschichtliche Bedeutung der Schädelknochen liest in 
der regelmäßigen Aneinandergliederung der beiden 
hinteren Bögen des Claviculare und des ÖOperculum. 
Diese Ausbildung ist gegenüber der unregelmäßigeren bei dem 
permischen Palaeontiscus wohl als eine primitivere zu be- 
trachten. 

Die größte paarige Knochenplatte des oberen Kopfes ist das 
Parietale, dasselbe verbreitert sich stark nach hinten und verjüngt 
sich nach vorne, der aufsteigenden Umgrenzung des Orbitalloches 
entsprechend. Die Skulptur dieser Platte folgt ganz unregel- 
mäßig der äußeren Kontur; d. h. auf der oberen Partie verläuft 
sie in der Richtung der Körperachse, während sie nach unten 
der nach hinten ausgedehnten Gestalt folgt. Sehr breit ist auch 
das Maxillare ausgebildet. Die Ausbildung der übrigen Knochen 
ist aus der Zeichnung genügend sichtbar. 

Bezüglich der Artbestimmung des Fisches stehen mir er- 
heblich mehr Einzelheiten zu Verfügung, als die Beschreibungen 
der meisten europäischen und nordamerikanischen Arten enthalten, 
da die Erhaltung des argentinischen Stückes ganz außerordentlich 
viel günstiger ist als diejenige der allermeisten bisher be- 
kannten Rhadinichthys-Exemplare. 

Die nächstverwandten Arten sind Rhadtinichthys ornatissimus 
Ac., R. carinatus Ac., R. elegantulus Traa., alle aus dem 
calciferous sandstone Großbritanniens, ferner R. catrust JACKSON 
aus dem Unter-Karbon von Neu-Braunschweig. Die übrigen be- 
kannten Arten lassen sich z. T. durch die deutlich in Tuberkelu 
aufgelösten oder auch durch die flachen Skulpturstreifen der Kopf- 
knochen, z. T. aber auch durch die andere Gestaltung der 
Körperform leicht unterscheiden. 

Die nordamerikanische Art R. cauruse Jackson!) stimmt selbst 


!) Rep. coal mine 1851, S. 23, t. I, f. 3, ferner Catalogue öf the 
fossil fishes in the British museum Il. 1891, S. 469. 


dl 


in kleinen Merkmalen der Ausbildung der Flossen und der 
Körperform mit unserer Art überein, doch zeigen die Körper- 
schuppen eine feinere Skulptur, welche nur teilweise mit dem 
unteren Rande der Schuppen parallel verläuft und hinten in eine 
sehr feine Auszackung der Schuppe übergeht. Bei R. argentintceus 
sind aber meist drei, vielleicht hier und da vier Streifen zu er- 
kennen, welche eine relativ grobe Auszackung des Hinterrandes 
bedingen. Alle anderen bekannten nordamerikanischen Rhadr- 
michthys-Arten weichen noch erheblich weiter von unserer Art ab 
oder sind nur in sehr kleinen und viel ungünstiger erhaltenen 
Exemplaren beschrieben, welche Be garkeinen eingehenden 
Vergleich zulassen. 

Die europäischen R. ornatissimus, carinalus und elegantulus 
unterscheiden sich vornehmlich durch ihre Körperformen, aber 
gerade auf diese dürfte wohl bei der durch die Einbettung und 
durch den Zusammendruck in dem Sediment stets bedingten Ver- 
drückung wenig entscheidendes Gewicht zuzulegen sein. Außer- 
dem soll die Skulptur der Kopfknochen bei AR. elegantulus 
„selten in Tuberkeln übergehen“, was einen deutlichen Unterschied 
gegenüber der argentinischen Art abgibt. Bei R. carınatus sind 
ferner die medianen Schuppen größer ais die ober- und unter- 
halb derselben befindlichen. Bei R. ornatıssimus sind die 
Schuppen überhaupt höher als lang; es ist dies das umgekehrte 
Verhältnis wie bei der argentinischen Art. 

Wenn demnach also auch alle diese Arten der argen- 
tinischen außerordentlich nahestehen, so ist doch eine absolute 
Identität nicht vorhanden, und habe ich es vorgezogen, dieser 
Form eine neue Artbezeichnung zu geben. 

Andrerseits läßt die nahe Verwandschaft gerade mit 
europäischen Arten derselben Gattung aber wohl mit Bestimmtheit 
erkennen, daß die argentinische Art nur carbonischen Alters 
sein kann, freilich aber sowohl unter- als auch oberkarbonisch. 


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Erklärung der Tafel II. 


Fig. 1. Anodontophora canalensis CATULL. sp. Aus den Werfener 
Schichten von Ziano. S. 52. 

Fig. 2. Anodontophora subundata SCHAUR. sp. Werfener Schichten 
von Ziano. S8. 51. 

Fig. 3. Mwyophoria laevigata v. ALB. var. ovata BR. Myophorien- 
bank, Abhang der Forzelaa An dem Original ist der vordere 
Schloßrand etwas laediert. S. 53. 

Fig. 4. Mwyophoria laevigata v. ALB. var. elongata GIEB. Fund- 
punkt derselbe. S. 53. 

Fig. 5. Myophoria cf. simple v. SCHLOTH. Fundpunkt derselbe. 
Die Spitze des Wirbels ist rekonstruiert. S. 54. 

Fig. 6, 7. Pecten discites V. SCHLOTH. -var. inornata STOPP. 
Myophorienbank vom Satteljoch. Die Einbuchtungen bei Nr. 7 am 
unteren Rand entsprechen einer Bruchfläche. S. 54. 

Fig. 8. Pseudomonotis (Eumorphotis) Teller‘ Brrrn. Rechte 
Klappe, Steinkern zu Fig. 9. S. 55. 

Fig. 9. Desgl. Hohldruck zu No. 8. S. 55. 

Fig. 10. Desgl. Steinkern einer rechten Klappe. S. 55. 

Fig. 11. Desgl. Hohldruck einer rechten Klappe. S. 53. 

Fig. 12. Desgl. Steinkern einer rechten Klappe, deren Hohldruck 
Fig. 13 darstellt. Der Hinterrand ist laediert, daher eckig. S. 55. 

Fig. 12a. Querschnitt durch 12, in der Richtung der punktierten 
TInnie, 8.59. 

Fig. 13. Desgl. Hohldruck einer rechten Klappe, dem in Fig. 12 
abeebildeten Steinkern zugehörig. In der Rekonstruktion ist die Ver- 
längerung des hinteren Schloßrandes nicht berücksichtigt. S. 53. 

Fig. 13a. Querschnitt durch 13, in der Richtung der punktierten 
Tainie:- 8, 55. 

Fig. 14. Desgl. Steinkern einer rechten Klappe. S. 55. 

Fig. 15. Desgl. Hohldruck einer rechten Klappe. S. 55. 

Fig. 15a. Das vergrößerte Ohr von Fig. 15. S. 55. 

Sämtliche abgebildete Exemplare der 7's. Teller Bırrn. stammen 
aus der Myophorienbank der Mendel oberhalb Eppan. 

Fig. 16. Unbestimmter Zweischaler, gleichfalls aus der Myo- 
phorienbank der Mendel S. 58. 


Das gesamte Material zu Taf. II—VI befindet sich in der 
Sammlung des stratigraphisch-paläontologischen Instituts der Univer- 
sität Heidelberg. 


Nora Seeliger del. Liehtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Oo., Btuttgart. 


Erklärung der Tafel III. 


Fig I. Problematicum, von der Seite gesehen. Werfener Sch. 
Vardabe b. Predazzo. S. 58. 

Fig. 2, 3. Problematicum, von oben gesehen. Fundort derselbe. 
3:58: 

Fig. 4. Problematicum im Dünnschliff, anderthalbmal _verer. 
SH8: 

Fige. 5. Zentralring des Problematicums, im Schliff viermal 
vergrößert. S. 58. 

Fig. 6, 7, 8. Daimesiella torulosa TOoRNQU Rechte (?) Klappe. 
Gipfel der Forzella. S. 62. 

Fig. 9—11. Desgl. Linke (?) Klappe. S. 62. 

Fig. 12. Desgl. Vergrößerung von Fig. 11. S. 62. 

Fig. 13—15. Avicula cf. caudata STopp. Rechte Klappe. 
Loser Dolomitblock der Val Averto. S. 60. 

Fig. 16. Daonella Tommasit PHILIPP ex. afl. D. paucicostatae 
ToRNQu. var. alta Psınıpp. Linke Klappe. Gipfel der Forzella. S. 61. 

Fig. 17. Desgl. Rechte Klappe. S. 61. 

Fig. 18. Daonella Tommastii PHILIPP var. larga PhHıLıpp. Linke 
Klappe. Gipfel der Forzella. S. 61. 

Fig. 19. Desgl. Rechte Klappe. S. 61. 

Fig. 20. Daonella Tommasü PnıLıpp ex. afl. D. paueicostatae 
Torxauv. 8. 61. 


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Taf. III. 


Nora Seeliger del. Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Oo,, Stuttgart. 


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Erklärung der Tafel IV. 


Fig. 1-3. Cruratula carinthiaca ROTHPL. sp. .L.ser Block 
vom Abhang der Forzella. S. 63. 

Fig. 4 Desgl. Ansicht von vorn, die Schnabelregion ist zer- 
stört. Fundort derselbe. S. 68. 

Fig. 5-7. Cruratula carinthiaca ROTHPL. sp. var. Beyrichü 
Bıttn. Fundort derselbe. S. 63. 

Fig. 8, 9. Cruratula carınthiaca ROTHPL. sp. var. cf. ©. Fudoxa 
Bırrn. Fundort derselbe S. 63. 

Fig. 10, 11. Kleine Schale der Cruratula carinthiaca ROTHPL. 
sp., von innen gesehen. Fundort derselbe. S. 63. 

Fig. 12. Cruratula carinthiaca RoTHPL. sp. var. cf. ©. Eudoxa 
Bıttn. Fundort derselbe S. 68. 

Fig. 13. Oruratula carinthiaca RoTHPL. sp. var. pseudofaucensis 
Pımtıpp. Fundort derselbe S. 68. 

Fig. 14. Jugendexemplar von Cruratula carinthiaca BROTHPL. 
sp 28863. 

Fig. 15. COruratula carinthiaca RoTHPL. sp. var. cf. ©. forficula 
Bırtrn. Fundort derselbe S. 63. 

Fig. 16. Jugendexemplar von Cruratula carinthiaca RoTHPL. Sp. 
Fundort derselbe. S. 63. 

Fig. 17, 18. Oruratula carinthiaca ROTHPL. sp. var. pseudofaucensis 
Pmuıpp. Fundort derselbe. S. 68. 

Fig. 19. Ceralites Rombergi Puuıtirp. Latemar-Osteipfel. S. 70. 

Fig. 20. Megaphyllites cf. M. Jarbas u. sandalınus MoJs. Latemar- 
Ostgipfel. 8. 74. 

Fig. 2la. Arpadites nov. sp. ex. aff. A. Arpadis Moss. Latemar- 
Ostgipfel. S. 72. 3 

Bio. 2] bh. Deselz vom? Rückencher ceschen en 

Fig. 22a. Arpadites sp. ind. ex. aff. A. Szaboi Moss. Latemar- 
Osteipfel. S. 71. 

210.022)h2 Desol> vom Rückenshersoeschen Dh 

Fig. 23a. Megaphyllites ex. aff. M. insecti u. M. humilis Moss. 
Loser Block vom Abhang der Forzella. S. 72. 

Fig 23b. Desel. von der Rückseite. S. 72. 

Fig. 24—28. Didymospira (Anisactinella) Salomont PHILIPP. 
Fie. 25d und 28d sind in umgekehrter Stellung zu denken, so daß 
die gewölbte (ventrale) Schale nach unten kommt. Fig. 25a u. 28a 
sind von der großen Klappe her gesehen. Die Stirnansicht zu Figur 25 
und 27 findet sich im Text. Latemar-Osteipfel. S. 75. 

Fig. 29. .Didymospira (Anisactinella) octoplicata PHILIPP. 
Latemar-Osteipfel. S. 78. 

Fig. 30. Didymospira (Anisactinella) Salomoni PuILıpp. Fig. 30d 
ist in umgekehrter Stellung zu denken! Latemar-Osteipfel. S. 75. 

Fig. 31. Didymospira  (Anisactinella)  pachygaster PLILLIPP. 
Fig. 31c in umgekehrter Stellung zu denken! Latemar-Ostgipfel. S. 78. 

Fig. 32. Spirigera trigonella SCHLOTH. sp. Fig. 32d und e 
in umgekehrter Stellung zu denken! Latemar-Östgipfel. S. 78. 

Fig. 33.  Didymospira (Amtsactinella) pachygaster PHILIPP. 
Fig. 33a in umgekehrter Stellung! Latemar-Östgipfel. S. 78. 

Figur 34. Spürigera trigonella SCHLOTH. Sp. var. crassa PHILIPP. 
Latemar-Östeipfel. S. 78. 


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ehr d. Deutsch, geol. Ges. 1904. Taf. IV. 


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Erklärung der Tafel V. 


Fig. 1, 2. Didymospira (Diplospirella) Wissmanni MSTR. sp. 
var. angulata PHILIPP. S. 79. 

Fig. 3. Rhynchonella sp. ex aff. Iycodon Bırtn. S. 80. 

Fig. 4. ? Jugendform der Rhynchonella sp. ex aft. iycodon BıTTn. 
S. 80. 

Fig. 5, 6. ZRöhynchonella Caressae PurtLipp. Beide Exemplare 
sind am Stirnrand laediert und konnten daher von dieser Seite nicht 
abgebildet werden. S. 81. 

Fig. 7. Rhynchonella cf. Attilina Bırtn. Bei Fig. 7c liegt die 
Ventralklappe auf der linken Seite. S. 84. 

Fig. 8, 9. Rhynchonella cf. bajuwvarica Bırrn. Fig. Sb und 9e 
von der Ventralklappe gesehen. Bei Se liegt die Ventralklappe links, 
bei 9ce oben und bei 9d wieder links. Fig. Sa und 9a: die natür- 
liche Größe der Formen. S. 83. 

Fig. 10. Rhynchonella E. Suessi PHıLipp. Fig. 10a die dorsale, 
10c die ventrale Seite. S. 82. 

Fig. 11, 12. Rhynchonella Richthofeni PrıLipp. S. 83. 

Fig. 13, 14. Desgl. Jugendexemplare. S. 83. 

Fig. 15. Desgl. Dorsalklappe mit unregelmäßiger Faltung der 
Rippen. 8. 88. 

Fig. 16—18.  Spiriferina pia BITTN. var. dinarica BirTn. 
Fig. 17: die kleine Klappe. S. 80. 

Fig. 19. ? Waldheimia (Aulacothyris) cf. conspieua BITTN. 
Die beinahe „gekielte* Form der großen Klappe (vgl. Text) kommt in 
der Zeichnung nicht genügend zum Ausdruck. 8. 85. Fig. 19a: 
natürliche Größe. 

Fig. 20. Avicula cf. arcoides Bırrn. Linke Klappe. S. 86. 

Fig. 21. Desgl. rechte Klappe. = 

Fig. 22. Avicula cf. arcoidea BıTTn. (?), mit eigenartiger Ver- 
zierungsstreifung auf zwei Radialsegmenten. S. S6. 

Fig. 23. Avicula cf. arcoideı BITTN. Linke Klappe. S. 86 

Fig. 24. Desgl. rechte Klappe. 

Bios, 25. 222Avveula sp >86: 

Fig. 26. Posidonomya (?) plana PHiıLiPP ex. aft. P. concinnae 
HöRN. Ss 040 

Fig. 27--30. Cassianella Rosenbuschi PHiLıpp. Linke Klappen. 
Fig. 285b von der hinteren, 29b von der vorderen Seite. S. 87. 


Sämtliche auf dieser Tafel abgebildeten Exemplare stammen vom 
Latemar-Osteipfel. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


Tai. V. 


Nora Seeliger del. 


Liehtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


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Erklärung der Tafel VI. 


Fig. 1. Pecten discites v. SCHLOTH. Latemar-Ostgipfel. S. 88. 

Fig. 2. ?. Latemar-Ostgipfel. 8. 89. 

Fig. 3. DPleuronectites? Iiatemar-Osteipfel. S. 89. 

Fig. 4. Badiotella excellens PruLıpp. Linke Klappe. S. 69. 
Val Sorda. 

Fig. 4a. Die gleiche Klappe von der Seite gesehen. 

Fig. 5. Pecten interstriatus Bırrn. Latemar-Osteipfel. S. 92 

Fig. 6. Cucullaea cf. impressa MsTR. sp. Latemar - Ostgipfel. 
8205: 

Fig. 7. Gervilleia cf. angusta GOLDF. Latemar-Osteiptel. S. 95. 

Fig. 8. Pecten Broilii PmıLıpp. Linke Klappe. Latemar-Ost- 
eiptel; 3.90: 

Fig. 9, 10. Desgl. Rechte Klappe. Latemar-Osteipfel. S. 90. 

Fig. 11, 12. Desgl. Linke Klappe. latemar-Osteipfel. S. 90. 

Fig. 13, 14. Pecten predazzensis PnıLıpp. Latemar-Osteipfel. 
8.292, 

Fig. 15. Pecten predazzensis PnıLıpp. Übergangsform zu: Pecten 
fassaensis. Latemar-Ostgipfel. S. 92. 

Fig. 16, 17.  Pecten fassaensis PnıLıpp. Latemar- Ostgipfel. 
Ds De 

Fig. 18, 19. DPseudomonotis Bittneri PuıLıpp. Linke Klappen. 
Latemar-Osteipfel. S. 93. 

Fig. 20. (Cucullaca ex. aff. seisianae Broih (2). Latemar-Ost- 
eipfel. S. 96, 

Fig. 21. Lima cf. alternans Bırrn. Latemar-Ostgipfel. S. 95.- 

Fig. 22. Lima Tellerv Bırtn. In der Abbildung kommen nicht 
alle Rippen zur Geltung. Loser Block von der Forzella. S. 68. 

Fig. 23. Posidonomya obliqua HAUER. Linke Klappe. Latemar- 
Östeipfel. S. 94. 

Fig. 24. Desgl. Rechte Klappe. 

Fig. 25, 26. Cardita latemarensis PuıLipp. Linke Klappe. 
Latemar-Osteipfel. S. 96. 

Fig. 27. Desgl. Area vergrößert. 

Fig. 28. Desel. Lunula vergrößert. 

Fig. 29, 30. Desel. Rechte Klappe. Latemar-Osteipfel. S. 96. 


5 


itschr, d. Deutsch. geol. Ges. 1904. Taf. VI. 


Nora Seeliger del. wichtdruck der Hofkunstanstait von Martin Rommel & Oo,, Stuttgart. 


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Erklärung der 


T.öß. 
Geschiebesand. 
feiner Quarzsand. 


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Tafel VII. 


— Geschiebemergel. 
= geschieferter Geschiebe- 
mergel. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


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Taf. VII. 


. Starcke, Berlin 


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Erklärung der Tafel VII. 
Westlicher Stoß der Kreidegrube Katharinenhof. 


1. Obersenone Mucronaten - Kreide. 2. Grünsand. 3. Mittel- 
oligocäner Septarienton. 4. Unterer Geschiebemergel. 5. Unterer 
Diluvialkies. 5a. Unterer Diluvialsand. 5b. Unterdiluviales Kon- 
glomerat. 6. Oberer Geschiebemergel. 


1904, 


Ges. 


. geol. 


Zeitschr. d. Deutsch 


Phot. 


V. 


Th. 


Wahnsohaffe 27. IX. 1903. 


waıchtdruck der Hotkunstanstalt von Martin Rommel & Co,, Stuttgart. 


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Taf. IX. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


Perl-Kersantit 
von der Insel Sehui ling schan, Kiautschou-Schutzgebiet, Ostasien. 


Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Oo,, Stuttzart, 


F. Rinne 1904. 


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Erklärung der Tafel X. 


Oyphastraea intermedia n. Sp. 
Pleistocän. — Westküste des Golfes von Sues. — Coll. 
des Verf. 


. desgl. Ein Teil der Oberfläche schwach vergrößert. 


Orbicella Humphreysi n. Sp. 
Miocän. Mittelägyptische Wüste ö. Cairo. — Coll. Geol. 
Survey of Egypt No. 6996. 

Solenastraea anomala n. Sp. 
Miocän. Mitteläeyptische Wüste ö. Cairo. — Coll. Geol. 
Survey of Egypt No. 6664. 

Orbicella Lyonsi n. Sp. 
Pleistocän. Wadi Gharib. — K. Museum f. Naturk. in 
Berlin. (leg. SCHWEINFURTH). 

desgl. — Pleistocän. — Westküste des Golfes von Sues. 
Coll. des Verf. 

Favia minor n. f. 
Pleistocän. — Wedge Hill ö. Gebel Dara. — K. Museum 
f. Naturkunde in Berlin. (leg. SCHWEINFURTN). 


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Erklärung der Tafel XI. 
Metriorhynchus Jaekeli ERICH SCHMIDT. 


Fig. 1. Schädel von oben 


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Ing all) I all A UA N 


Prämaxille 
Maxille 
Nasale 
Präfrontale 
Frontale 
Jugale 
Postfrontale 
Squamosum 
Parietale 
Quadratum 
Basioccipitale 


‚Exoceipitale 


Fig 2. Unterkiefer 


a) von 
b) von 
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SP 
A 
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Ar 


lelsizellenel! 


Ungefähr !/; der 


außen 

innen 

Dentale 
Spleniale 
Angulare 
Supraangulare 
Articulare 
Complementare 
natürl. Größe. 


Zeitschr. d. D 


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Tai. XV. 


janstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


Taf. XVII. 


Zeitschr, d. Deutsch, geol. Ges. 1904. 


Lichtdruck der Hofk 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. Taf. XVIII. 


Oben! 


Fiedlersglück b. Beuthen ©.-S. 


Trümmer-Dolomit, 20 m von einer Hauptsprunekluft. Die Zwischenräume 
sind teils leer, teils mit Markosit-Stalaktiten ausgefüllt. Die freien Wände sind 
mit Markasit- und Blende-Krusten überzogen. Rechts oben hängen von einer 
solchen Kruste Bleiglanzkristalle herab. 

Nach einer Photographie des Photographen LIEBERT-Königshütte. 


J. F. Starcke, Berlin W, 


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Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


J. F. Starcke, Berlin W, 


Fig. 
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Fig. 


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Figur 5 und 6 in natürl. Größe, die Figuren 1—4 in °/s natürl. Größe. _ 


Orte oo 


Erklärung der Tafel XIL. 
Metriorhynchus Jaekeli ERICH SCHMIDT. 

Linker Schultergürtel mit Humerus. 
sc = Scapula ) 


co — Coracoid\ Externseite 

hu = Humerus Dorsalseite 

Linkes Becken von der Externseite 
il = lleum 

pur Pubıs 

i85  alschiam 


Rechtes Femur 
Metatarsus I des rechten Fußes 
Rechter Prämaxillarzahn (fälschlich mit ti (Tibia) be- 
zeichnet). 

a) von der Hinterseite 

b) von der Innenseite 
Rechter Zahn aus der Mitte des Kiefers von der Außen- 
seite. 


Zeitschr. d. | Taf. XI. 


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Zeitschr. 


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1904. 


Taf. XII. 


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Erklärung der Tafel XY. 


Fig. 1—5. Terebratulina oamarulica, n. Sp. 

Fig. 1. Skulptur und Obren der Dorsalklappe sind von 
dem Exemplar Fig. 2 etwas ergänzt. 

Fig. 4 u. 5. Brachialschleifen von der Ventral- und der 
Stirn-Seite. Ineinandergreifen der en und Zahngruben. 

Fig. 6 u. 7a—c. Terebratula oamarutica, n. SP. 

Fig. 6. Brachialschleite von de Ventralseite Zähne und 
Zahngruben wie bei Fig. 4 

Fig. 7a—c. Der eine Seitenrand und die Skulptur etwas 
ergänzt. 

Fig. 8. Terebratella oamarutica, n. Sp. 

Fig. 9. Ein Kalkstück mit ‘den hohlen erlassen 
Letztere enthalten Brachialschleifen von Terebratula oamarutica, 
ferner links oben die Originale von Terebratulina oamarutica, 
Fig. 1 u. 3, sowie sonstige Fossilienreste. 


(Fig. 6, 7, 9 in natürlicher Größe.) 


Das Material ist von mir in Evererrs Steinbruch. bei 


Kakanui, südlich Oamaru, Südinsel Neu-Seeland gesammelt worden * 


und befindet sich in meinem Besitz. 


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Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


Taf. XV. 


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Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Oo,, Stutigarı 


Erklärung der Tafel XVI. 


Bei allen Figuren ist der abgekaute Teil der Kauplatte unten. 


Fig. 


1: 


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Obere Kauplatte von Myliobatis Dixoni Ac., OR., Ex. zu 
eureodon SCHAFH., vom Kressenberg, mit Längs- und Quer- 
schnitt, nat. Gr. 


Obere Kauplatte von Myliobatıs Dixoni AG. vom Kressenberg, 
mit Längs- und Querschnitt, nat. Gr. 


Untere Kauplatte von Myliobatis Dixoni Ag. vom Grünten, 
mit Querschnitt, nat. Gr. 

Obere Kauplatte von Myliobatis striatus BUCKLAND vom 
Kressenberg, mit Längs- und Querschnitt, nat. Gr. 


Die Originale befinden sich in der paläont. geol. Sammlung in München. 


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F. Starcke, Berlin 


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Fig. 2. 


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- der Hofkunstanstalt von Mertin Rommel & Co,, Stuttgart. 


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Erklärung der Tafel XX. 


Fig. 1. Vertikalschnitt durch den Panzer von Pieraspis dunensis 
FESRoEMm sp. Vierer 4175: 
a) Isopedinschicht; b) Knochenschicht mit Haversischen Kanälen; 
c) Oberflächenschicht (der Schmelz ist durch die Einwirkung 
der Atmosphärilien zerstört). 
Fig. 2. Vertikalschnitt durch einen Teil des Rostrums Der 
Schmelz ist erhalten. Vergr. 1: 175. 
Fig. 3. Ein Teil des Schnittes Fig. 2. unter Vergr. 1:700. Man 
sieht den Schmelz und die Dentinröhrchen sehr deutlich. 
Sämtliche Originale befinden sich im geologischen Institut der 
Universität Marburg a. L. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. Taf. XX. 


Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Üo,, Stuttgart 


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4. 


Erklärung der Tafel XXI. 


Fig. 1. Horizontalschnitt durch die Oberflächenschicht des 
Panzers. Man sieht die Längskanäle der Oberfläche (der Ziekzack- 
verlauf kommt daher, daß die Wandungen des Kanales mit ange- 
schnitten sind) und zwischen ihnen die Endigungen der Dentinröhrchen 
Verer. 1.700: 

Fig. 2. Vertikalschnitt durch die Isopedinschicht. Man sieht 
dieinhorizontalen Lagen angeordneten Knochenkörperchen. Vergr. 1:1080. 


Die Originale befinden sich im geologischen Institut der Universität 
Marburg a. 1. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. Tai. XXI. 


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Dr, G. Tönniges phot. Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Mertin Rommel & Oo., Stuttgart. 


Erklärung der Tafel XXII. 


Diluviale Wirbeltier-Reste 
aus einer Schlote des Seveckenberges bei Quedlinburg. 


Von Dr. LAmPpE ausgegraben 1903/04. 


Fig. 1—6. Knochen von Alactaga saliens foss. NHRG. (Nach dem 
N. Jahrb. f. Mineral. 1898. Teilweise verbessert.) 
Fig. 1. Beckenhälfte. 
„ 2 u. 2a. Femur, restauriert. 
„ 8 u. 3a. Hauptmetatarsus, restauriert. 
„ 4 u. 4a. Tibia ohne obere Epiphyse. 
„ 5. Tibia mit oberer Epiphyse. 
„ 6. Metatarsus der innern Afterzehe. 
Linker Oberschenkel eines Schakals. 

„ Unterkiefer von Foetorius Eversmanni ad., Außenseite. 
Die 2 vorderen Milchbackenzähne eines rechten Unterkiefers 
von Cervus tarandus: i Innenseite, a Außenseite des zweiten 
Zahnes. 


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Alle Figuren in natürlicher Größe. 


Taf. XXI. 


Zeitschr, d, Deutsch. geol. Ges. 1904. 


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Lichtäruck der Hofkunstanstalt von Mertın Rommel & Co,, Stuttgart. 


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8. 


5. Pentacrinites astralis? Qu. Stielglieder 


2. 


. Ammodiscus bartinensis HUCKE 
. Textilaria cordiformis SCHWAGER 
. Lagena pura HUCKE 


.a u. b. Uncinulina polymorpha | 


. Marginulina bicostata TERQUEM 
. Marginulina striatocostata REUSS 


. Marginulina rostrata HUCKE 


. Cristellaria impressa REUSS 


Erklärung der Tafel XXIII. 


Fischzahn \ BR: e 
Fischschuppe f Vergröß. 85 fach 
und 4. Epiphysen vom Kauapparat eines Seeigels 
a. Obere Ansicht 
b. Untere Ansicht Vergröß. 7 fach 
gl. Glenoidalgrube 


a. Obere Ansicht \ 


b. Seitenansicht Jam. 12 
c. Seitenansicht eines Verticillengliedes, Vergröß. 14fach 


Frondicularia ampulla HUCKE 


a. Jung, b. Ausgewachsen 


Vaginulina arguta REUSS 
Strombecki REUSS 
incompta REUSS var. striata 


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L Vergröß. 85 fach. 


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instabilis TERQUEM 
planiuscula BREUSS 
parallela REUSS 
protosphaera REUSS 
pommeranica HUCKE 
5 Sp. 
Spirillina tenwissimg GÜMBEL 
trochiformis SCHACKO 
a. Obere Ansicht 
b. Seitenansicht, schematisch 
c. Untere Ansicht 
Anomalina rudıs REUSS. 


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Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. Taf. XXI. 


Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martın Rommel & Üo., Stuttgart 


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Erklärung der Tafel XXIV. 


Fig. 1. Geschrammtes Geschiebe aus dem Dwyka- Kun von 
Vereeniging, Transvaal. 
Verkleinerung 10:13. 
Fig. 2. Dasselbe. 
Verkleinerung 10:16. 
Nach Photographien des Verfassers. Die Originale befinden sich 
im Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


Taf. XXI. 


F. Starcke, Berlin W. 


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Erklärung der Tafel XXV. 


Fig. 1. Geschrammte Gesteinsoberfläche (Diabas) unter dem Dwyka- 
Konglomerat. 
Riverton am Vaal. 
Verkleinerung 1:4. 
Fig. 2. Geschiebe aus dem Dwyka-Konglomerat mit anhaftenden, 
verkohlten Wurzelresten. 
Vereeniging, Transvaal. 
Verkleinerung 10:12. 
Nach Photographien des Verfassers. Die Originale befinden sich 
im Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin. 


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Taf. XXV. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


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Erklärung der Tafel XXVI. 


Fig. I. Geschrammte Gesteinsoberfläche (’Keisformation), erst vor 
kurzer Zeit von dem auflagernden Dwyka-Konglomerat entblößt. 
Jackal’s Water, Distr. Prieska.. NW Kap Kolonie. 
Fig. 2. Dwyka-Konglomerat. 
Distrikt Prieska. 
Nach Aufnahmen von Herrn A. W. RoGERs, Direktor der kap- 
ländischen Landesuntersuchung. 


Taf. XXVI. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol.-Ges. 1904. 


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J. F. Starcke, Berlin W, 


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Erklärung der Tafel XXVII. 


Fig. 1. Dwyka-Konglomerat der südlichen Facies. Das steilgestellte 
Geschiebeband in der Mitte des Bildes deutet die Schichtung 
an; sie wird unter einem Winkel von 45° von einer groben 
Schieferung gekreuzt. Außerdem bemerkt man noch eine 
nahezu horizontale Zerklüftung. 

Südlich von Laingsburg. SO Kap Kolonie. 
Fig. 2. Quarzit-Linse im Dwyka-Konglomerat. 
Matjestontein. SO Kap Kolonie. 
Nach Aufnahmen von Herrn A. W. RoGERSs, Direktor der kap- 
ländischen Landesuntersuchung. 


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Taf. XXVIL. 


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Taf. XXIX. 


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J. F. Starcke, Berlin W, 


Erklärung zu Tafel XXX und XXXI. 


Keil von Geschiebemergel im östlichen Stoß der Ton- 
gsrube nördlich von Trebnitz (aufgeschlossen während des 
Besuches der Deutschen Geologischen Gesellschaft am 
17. September 1904.) 

Wie bedeutend die Änderungen sein können, die durch den Abbau 
weniger Meter in einer Lehmgrube entstehen, zeigt der Vergleich des 
Übersichtsbildes Tafel XXIX mit der Tafel RR Taf RX entspricht 
einer Ausschachtung von 10 mim Vergleich zu Taf. XXIX. Die beiden 
in verschiedener Größe wiedergegebenen Ansichten, Tafel XXX und XXX1 
stellen den Aufschluß oberhalb der Quelle Q dar. Diese nur zehn 
Meter betragendeVertiefung hat genügt, um innerhalb des verquetschten 
Tonbandes oberhalb der Quelle einen ca. 20—30 cm mächtigen Keil 
von Geschiebemergel freizulegen, von dem vorher keine Spur vorhanden 
war. Der jederseits scharf zugespitzte Keil ist in der Ansicht XXX1 in 
ca. '/ı» natürlicher Größe dargestellt. (Die vorstehende photographische 
Wiedergabe beweist die Möglichkeit bedeutender Änderungen des 
geol. Bildes infolge geringfügiger Fortschritte des Abbaues. Verfasser 
muß daher auch gegenüber einem neuerdings geäußerten Zweifel be- 
tonen, daß die von ihm s. Z. bei Finkenwalde beobachteten Profile 
vollkommen den 1899 photographierten und gezeichneten Ansichten 
entsprechen. Daß WAHNSCHAFFE im Jahre 1898 und dann wieder 
1902 und 1903 anders aussehende Aufschlüsse beobachtet hat, sei 
deshalb in keiner Weise bestritten. Nur in meiner Höhenangabe der 
Grube Katharinenhof ist ein Druckfehler vorgekommen; auch die Ein- 
heitlichkeit der Geschiebemergel ist mir jetzt wahrscheinlich. (Vergl. 
Monatsber. der Deutschen geol. Ges. 1904 8. 24—29.) 


Zeitschr. 


d. Deutsch. geol. Ges. 1904. Ta IX 


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Der Keil (K) von Geschiebemergel im verquetschten Flammenton. 


J. F. Starrcke, Berlin W, 


Taf. XXXT. 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


J. F. Starcke, Berlin W, 


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Profil durch die Rokoko-Zinkerzgrube 


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von Westen nach Osten. 
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Süden atrelchenden Sprung, 


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Erklärung zu Tafel XXXIIM. 


Übersichtskarte des Oberschlesischen Steinkohlengebirges 
i. M. 1: 400 000. 


Unter Benutzung der SEELIGERSchen Karten in „Wiskott: Die 
neueren Aufschlüsse in Oberschlesien, Verhandlungen des Alle. 
Deutschen Bergmannstages 1901* und in FrREcH, Die Steinkohlen- 
formation, Lethaea palaeozoica 1899. 

Die Gleiwitz-Orlauer!) Haupt-Störungszone ist mit einer der 
abgesunkenen Scholle entsprechenden Schraffierung (ca. 1600 m Sprung- 
höhe) angegeben. Im Osten verlaufen parallel die weniger bedeutenden 
Sprünge von Zabrze und Beuthen. Die Flözberge von Zabrze, Königs- 
hütte und Rosdzin sind gleichfalls durch eine Schraffierung angedeutet. 


I) Orlau liegt auf dem Störungszone zwischen Ostrau und Karwin. 


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Übersichtskarte des Oberschlesischen 


Steinkohlengebirges. 


Tafel XNXXII. 


utschr, dı Deutsch. geol. Ges. 1904. 


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Tach Srofilt der Pörrkarte der Oberschl. Steink. Beckens. 
1: 10000. 


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Erklärung der Taf, XXXVE 


Rhadinichthys aryentinicus nov. sp. aus dem Karbon von Estancia 
Carpinteria in Argentinien in doppelter Größe. 


Taf. XXXVI. 


1904. 


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Licbtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Üe., Stuttgart. 


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Erklärung der Taf. XXXVIL 


Zusammenstellung der Kopfknochenplatten bei einigen Heterocerken. 


Fig. 1. 
0:2: 
Fie. 3. 


Rhabdaolepis (Perm) nach TRAQUAIR. 
Nematoptychius (Unter Karbon) nach TRAQUAIR 
Rhadinichthys (Karkon) argentinicus (vergl. vorher- 


gehende Tafel). 


ei. 
Tags. 


Palaeoniscus (Perm) nach TRAQUAIR. 
Semionotus (Trias) nach SCHELLWIEN. 


T = Frontale, pf’= Praefrontale, m-=’ Nasale, p = Banetaler ei = 
Claviculare, scl = Supraclaviculare, pe = Postelaviculare, icl = Infra- 
claviculare, pt = Posttemporaie, op = Operculum, sop. = Suborper- 
culum, pop = Praeoperculum, iop = Interoperculum, br = Branchi- 


ostegalia, so 


— Suborbitalia, mx = Maxillare, md = Mandibulare, 
sq — Squamosale, st = Subtemporale. 


Taf. XXXVII 


Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1904. 


Starcke, Berlin W, 


J. F. 


Briefliche Mitteilungen. 


1. Uber den Geschiebemergel im Novogrudsker 
Kreise. 


Von Frl. Anna MiıssunA. 


Hierzu Taf. VII. 


Moskau, den 8. Januar 1904. 


Es sind im Kreise Novogrudek, Gouvernement Minsk, drei 
Geschiebemergelarten vorhanden. 1. Ein bräunlich roter bald 
sandiger, bald mehr tonhaltiger Geschiebemergel, welcher stets 
an Geschieben aller Größe reich ist und meistenteils mit einer 
hügeligen Oberflächenform auftritt. Der genannte Geschiebemergel 
gehört vorwiegend, wenn auch nicht immer, dem oberen Diluvium 
an. 2. Ein aschgrauer Geschiebemergel, dessen Vorkommen an 
das Auftreten der Kreide und des tertiären Glaukonitsandes ge- 
bunden ist, und deren Farbe von der größeren oder kleineren 
Beimengung des Materials der genannten älteren Gesteinsart in 
Abhängigkeit steht. 3. Ein lößartiger Moränenmergel: eine fein- 
sandige, kalkreiche Gesteinsart, mit in der ganzen Masse gleich- 
mäßig verteiltem Glacialkies und geringem Geschiebegehalt, 
(meistens nur von Faustgröße). Im feuchten Zustande ist der 
lößartige Geschiebemergel braun bis rötlich braun, trocken hat er 
eine hellgelbe Farbe. Mit Löß hat der genannte Geschiebemergel 
einen reichen Gehalt an feinzerteilten Staubteilchen und die 
Neigung, infolge der Erosion in vertikalen Wänden zu brechen, 
gemein. Der lößartige Geschiebemergel weist nicht selten nach 
unten zu eine sehr deutliche Schichtung auf. Die Gesteinsart ist 
dabei durch ziemlich dichtstehende Vertikalklüfte in lauter kleine 
Parallelogramme oder vieleckige Platten zersplittert (vergl. Taf. VII). 
Da die Schichtung außer aller Abhängigkeit von dem Wechsel in 
der Korngröße steht, welche in der ganzen Gesteinsmasse ziemlich 


I 


2 


die gleiche ist, so haben wir es hier augenscheinlich mit einer 
falschen, auf der Clivage der Gesteinsart beruhenden Schichtung 
zu tun. Die Ursache derselben scheint aber im hohen Druck, 
welcher die Gebirgsart ausgesetzt worden ist, zu liegen. In 
einem Falle habe ich dabei eine deutliche Faltenbildung be- 
obachtet. Die von mir gemachte Beobachtung steht in der 
russischen geologischen Litteratur gar nicht vereinzelt da. Im 
Gouvernement Grodno hat Herr KRISCHTAFOWITSCH einen in den 
untersten Teilen geschichteten Moränenmergel beobachtet. Einen 
dickgeschieferten Moränenmergel erwähnt auch Herr IxosTRANZEFF 
aus dem Gebiete Nieman. Aus dem Gebiete Dniepr und Dniestr 
hat Herr ArMmASCHEwsKky eine schieferige Moränenmergelart be- 
schrieben. Die Ursache der Schieferung schreiben die beiden 
letztgenannten Forscher ebenfalls dem hohen Druck zu. Herr 
Löwınson-Lessıng machte auf das Vorhandensein einer schieferigen 
Moränenmergelart im Kreise Lubny, Gouvernement Poltawa, auf- 
nerksam. 


9. Über die Umwandlung von Diabasfeldspäten 
in Kontakthöfen von Tiefengesteinen. 


Von Herrn O0. H. ERDMANNSDÖRFFER. 


Berlin, den 8. Januar 1904. 


Untersuchungen, die ich in letzter Zeit an Diabasen aus 
dem Kontakthof des PBrockenmassivs angestellt habe, brachten 
mich zu Resultaten, die in Hinsicht auf die Umwandlung des 
Feldspates in diesen Gesteinen von den in einigen neueren Lehr- 
büchern angegebenen Verhältnissen nicht unerheblich abweichen. 
So liefern nach Rosengusch in solchen Fällen die Plagioklase 
Neubildungen von Pistazit, Zoisit, auch Granat, neben Albit '), 
während WEINSCHENkK geradezu Saussurit als Umwandlungsprodukt 
bei der Kontaktmetamorphose angibt?). 


Meine Beobachtungen haben mich dagegen zu dem Ergebnis 
geführt, daß die Feldspäte von Diabasen, die lediglich einer 
Kontaktmetamorphose ausgesetzt waren. einer derartigen Zerlegung 
nicht anheim fallen, daß vielmehr der basische Plagioklas dieser 


!) Elemente der Gesteinslehre. 2. Aufl. S. 101. 
?) Grundzüge der Gesteinskunde 1. S. 104. 


> 


Gesteine als solcher umkristallisiert und entweder in einer vom 
typischen Saussurit gänzlich verschiedenen, mosaikartigen Anord- 
nung den Raum der ehemaligen Leisten erfüllt, oder mit den 
mannigfaltigen Umwandlungsprodukten der Diabasaugite in typischer 
Kontaktstruktur verwebt erscheint. 


Auch das Studium der Literatur über diesen Gegenstand 
zeigt deutlich, daß eine Zerlegung des Diabasfeldspates zu 
Saussurit allein durch die Kontaktmetamorphose niemals mit 
Sicherheit beobachtet worden ist. Einige Beispiele seien an- 
geführt: 

Nach Becx!) haben die neugebildeten Plagioklaskörner der 
Diabashornfelse in den Kontakthöfen des Elbtalschiefergebirges 
die gleiche Zusammensetzung wie die primären Leisten, und 
zwar die des Oligoklases.. Während hier die Natur der durch 
die Metamorphose neu entstandenen Feldspatkörner genauer an- 
gegeben ist, spricht TeauL?) bei den schon früher von ALLPoRrT 
kurz beschriebenen Gesteinen von Südengland nur von den neu- 
gebildeten wasserklaren, mosaikartigen Aggregaten von Feldspat- 
körnern, deren sekundäre Natur dadurch bewiesen ist, daß sie 
mit Hornblendenadeln gemengt sind, derselben Hornblende, die 
nachweislich aus dem Diabasaugit hervorgegangen ist. 


Ähnlich liegen in dieser Hinsicht die Verhältnisse in den 
von BRÖGGER?) beschriebenen, durch Augitsyenite metamorpho- 
sierten Augitporphyriten des Langesundfjords im südlichen 
Norwegen, die hinsichtlich ihrer Struktur sowohl wie ihrer Um- 
wandlungserscheinungen unsern Harzer Gesteinen überraschend 
ähnlich zu sein scheinen. Auch hier tritt neugebildeter Plagioklas 
auf, gemengt mit den Umwandlungsprodukten des Diabasaugits. 
Was jedoch in diesen als Beispiel angeführten Fällen — deren 
Zahl sich noch vermehren ließe — durchweg fehlt, sind Angaben 
über ein Mineral der Zoisit-Epidotgruppe, dessen Entstehung sich 
mit Sicherheit auf den primären Feldspat zurückführen ließe. ') 
Hätte in der Tat eine Zerlegung zu Saussurit stattgefunden, 
so müßte man in Anbetracht der basischen Natur der Diabas- 


!) TSCHERMAKS min. u. petr. Mitt. 13. S. 326. 

*, British Petrography S. 235. 

%) Spaltenverwerf. i. d. Gegend Langesund-Skien. Nyt Magazin 
for Naturvid. 28. S. 352. 

*) Der oft nicht unbeträchtliche Gehalt unsrer Harzgesteine an 
Klinozoisit, Epidot und Granat läßt sich fast ausnahmslos mit einem 
schon vor Eintritt der Kontaktmetamorphose in den Gesteinen vor- 
handen gewesenen Gehalt an Kalkspat in Zusammenhang bringen; 
vergl. Lossen: Jahrb. kgl. Preuß. geol. L.-A. u. Bergak. f. 1881. S. 47, 
Anm. 2. 


5 


4 


feldspäte (in unsern Gesteinen Labrador bis Bytownit) ganz 
erhebliche Mengen von Zoisit erwarten. 

Es muß meines Erachtens allein schon aus diesem Fehlen 
des Zoisits der Schluß gezogen werden, daß die neuge- 
bildeten Plagioklaskörner in ihrer Zusammensetzung nicht von 
dem primären Feldspat abweichen. Dagegen ist in unsern Harz- 
gesteinen eine Umwandlung des Feldspats zu farblosem Glimmer 
als Kontaktwirkung mehrfach zu beobachten. 

Das Studium metamorphosierter Diabase ist in Deutschland 
bekanntlich vom Harze ausgegangen, wo Lossen auf die Bedeu- 
tung der Gesteinsumwandlung im Kontakthof des Rambergs und 
den sogen. „regionalmetamorphen Zonen“ in zahlreichen Schriften 
hingewiesen hat. Bei der Beschreibung der dortigen Diabas- 
hornfelse schildert er als das Resultat der Metamorphose der 
Diabasteldspäte ein „äußerst fein zusammengesetztes körnig- 
strahliges, saussüritartiges Umwandlungsprodukt*, in dem Epidot, 
grüner Augit, Hornblende auftreten, sowie „eine die letztere wohl 
in einzelnen Nädelchen umhüllende und damit auch trumweise 
geeinte Plagioklasneubildung, welche man geneigt ist, dem Albit 
zuzurechnen“!),. Die Anwesenheit von Albit in kontaktmetamorphen 
Diabasen erwähnt Lossen noch wiederholt in andern seiner Ab- 
handlungen und stellt sie in Parallele mit den chemisch und 
optisch ganz zweifellos als Albit bestimmten Neubildungsprodukten, 
wie sie bei dynamometamorphen Diabasen überall nachgewiesen 
sind. Daß Lossen geneigt war, von dieser Tatsache aus auch 
ohne genauere Mineralbestimmung auf gleiche Verhältnisse in den 
kontaktmetamorphen Diabasen zu schließen, mag damit zusammen- 
hängen, daß er glaubte, die Erscheinungen des Kontaktmetamor- 
phismus dem „Regionalmetamorphismus schlechthin“ zuzählen zu 
müssen, als dessen typische Äußerungen er die Umwandlungs- 
erscheinungen der Zone von Wippra und ähnlicher Vorkommnisse 
zu betrachten pflegte, da er „den plutonischen Kontaktmetamor- 
phismus nur als einen besonderen, durch das örtliche Eingreifen 
der aufgepressten Eruptivgesteine bedingten Fall des Dislocations- 
metamorphismus“ ansah?). 

Auf diese Lossen’sche Beschreibung dürften die oben er- 
wähnten Angaben in letzter Linie zurückzuführen sein. Ich bin 
auf Grund meiner eigenen Untersuchungen und der Beschreibungen 
in der sonstigen Literatur der Überzeugung, daß auch im Ram- 
berger Kontakthof die Verhältnisse nicht prinzipiell verschieden 
von denen der andern Vorkommen sein werden. 


c 


!, Erläuterungen zu Bl. Harzgerode, S. 81 u. 83. 
?) Jahrb. Kgl. Preuß. geolog. I..-A. u. Bergak. f. 1884. 5. 68. 


> 


Die genauere Darstellung der Umwandlungserscheinungen 
in den von mir untersuchten Harzer Kontaktgesteinen soll in 
einer ausführlicheren Arbeit demnächst veröffentlicht werden. 


3. Über fossile Funde am Kitzelberg. 


Von Herrn A. LANGENHAN. 


Liegnitz, den 14. Januar 1904. 


Das Hauptgebiet der sog. „Grünen Schiefer* und Ton- 
schiefer im Bober - Katzbach - Gebiete wird in der Schönau-Kauf- 
funger Gegend durch mächtige, auch für das Laienauge auf- 
fällige, kräftig heraustretende Erhebungen kristallinischen 
Kalkes unterbrochen. Von der höchsten Erhebung der Hirsch- 
berg-Schönauer Straße ziehen sich diese Kalkrücken mit be- 
deutenden Einzelerhebungen und zwischenliegenden, scharf ein- 
serissenen Quertälern bis in die Gegend von DBolkenhain. 
Insbesondere bei Kauffung im Katzbachtale hat sich zur Aus- 
beutung der sehr mächtigen und reinen Kalklager eine bedeutende, 
stetig wachsende Industrie entwickelt, die zumeist in der Zu- 
bereitung des Kalkes zu gebranntem (Mörtel-) Kalke gipfelt. 


Der schon aus beträchtlicher Entfernung bemerkbare, 667 m 
hohe, von Ost und Nord kegelförmig erscheinende Kitzelberg 
bei Kauffung ist der Hauptschauplatz dieser lebhaften Kalk- 
industrie und ist durch diese bereits auf seiner Ost- und Nord- 
seite so stark angegriffen, daß man bald seine mächtige Form 
verändert und namentlich seine Spitze in Trümmer sinken sehen wird. 


Der Kalk weist fast durchgängig eine feinkörnige, kristalline 
Struktur vom verschiedener, hellerer bis grauer Färbung auf. 
Zuweilen treten in ihm mächtige Kluftausfüllungen aus schön- 
glänzenden, oft rosettenartig aneinander gruppierten Kalkspat- 
Kristallindividuen auf, die eine lebhafte gelbrötliche Färbung 
zeigen und an ihrem oberen verbreiterten Ende die Kristall- 
endigungen des Hauptrhomboäders aufweisen. 


Solche Partien sind namentlich am Südabhange der Spitze 
des Kitzelbergs wahrzunehmen, woselbst der früher im Be- 
triebe gewesene sog. Friedericianische Bruch (nach 
Friedrich dem Großen benannt) ein eingehenderes Studium der 
interessanten Kalkbildungen zuläßt. Insbesondere reich ist diese 
Fundstelle an großen Brocken eines Konglomerates, welches aus 
schwarzen und weißen abgerollten Kieseln, Glimmerschiefer- und 


6 


Tonschieferbruchstücken, sowie Kalkgeröllen besteht und durch 
Kalk fest zusammengesintert ist. Diese eigentümlichen, in 
Klüften des Kalkes und selbst scheinbar mitten in dem Kalke 
eingebetteten Konglomerate erregten schon seit Jahren meine be- 
sondere Aufmerksamkeit. 


Gelegentlich einer Exkursion fand Herr Landschafts-Syndikus 
Justizrat H. SeıpeL von hier neben den erwähnten Konglomerat- 
brocken einige kleine klingendharte Kalksinterplatten, auf denen 
er Versteinerungsreste wahrnahm. Eine alsbald von mir mit 
diesem Herrn gemeinsam vorgenommene Besichtigung der Fund- 
stelle hatte das erfreuliche Ergebnis, daß die von mir als 
Fledermaus-Knochenbreccie angesprochene Lagerstätte der 
Fossilien hoch oben an der Wand des Kitzelbergbruches ent- 
deckt wurde und gemeinsam, soweit als möglich, ausgebeutet 
werden konnte. 


Auch eine mehrmalige weitere Untersuchung der Fundstelle 
führte bei der Höhe der Lagerstelle und der Schwierigkeit der 
Herausmeißelung einzelner Bruchstücke des Knochenlagers nur zu 
dem Ergebnisse, daß zahlreiche kleinere Stücke der Kalksinter- 
bänkchen, erfüllt von sich schneeweiß aus der rotgelben 
dichten Sintermasse heraushebenden Knochenbruchstückchen, 
Schädel-Teilen, Zähnchen und mit einzelnen Schnecken gefunden 
wurden, nicht aber zusammenhängende Skeletreste. 


Bei einer späteren Besichtigung der Fundstelle konnte Herr 
Rentner Wenks aus Hirschberg, welcher an einer früheren Ex- 
kursion bereits teilgenommen hatte, feststellen, daß unter den 
insgesamt 20—30 cm starken Bänkchen mit den Knochenresten 
eine 1 cm starke Schicht eines weicheren, lehmartigen Absatzes 
lagert, welcher ebenfalls die wohlerhaltenen Teile von Fledermaus- 
skeletten und Nagetierzähnchen enthält. 


Von .den erwähnten Herren und dem Berichterstatter sind 
im Laufe des verflossenen Jahres (1903) nach und nach fol- 
gende Objekte von z. T. sehr geringer Größe konstatiert worden: 


Decken und andere Teile des Schädels, sowie Hirnhöhlen- 
ausgüsse verschiedener Fledermäuse; 

Ober- und Unterkiefer mehrerer Fledermausarten mit 
wohlerhaltenen, weißglänzenden Zähnen, denjenigen von 
Vespertilio murtinus sehr ähnlich; 

Wirbel, Beckenknochen, Schenkelknochen und Flughaut- 
Fingerknochen mehrerer Fledermausarten; 


Zähne und Kieferstücke von Nagetieren, (Waldmaus- 
ähnlich); 


ca. 20 Exemplare einer auscheinend ganz neuen, kreisel- 
förmigen Schneckenart von 3 mm Höhe mit einer 
auf dem Steinkern als Furche erscheinenden Falte, 
die sich, von der Außenlippe aus, spiralig entlang dem 
Inneren mindestens des letzten Umgangs hinzieht; 
der Mundsaum dieser Schnecke ist eigentümlich ver- 
drückt oder durch Zähne eingeengt; 


mehrere Exemplare eines tausendfußartigen kleinen Körpers 
mit deutlicher Gliederung. 


Alle diese Fossilien dürften auf eine frühdiluviale Ein- 
schlämmung in Klüfte und Spalten der noch heute z. T. er- 
haltenen Kitzelberghöhle hindeuten. — Es hat den Anschein, als 
ob die Skelette der bereits toten Tiere durch die eingedrungenen 
Wässer zerrissen worden seien. In gleicher Weise lassen 
auch die sowohl in unmittelbarer Nähe der Knochenbreccie, wie 
auch am Ostabhange des Kitzelberges in bedeutender Höhenlage 
von mir gefundenen Konglomerate eine andere Entstehungsart als 
diejenige, daß die Kiesel- und Tonschiefer als Gerölle durch 
Wasser in die Spalten eingeschwemmt und hier durch gelösten 
Kalk versintert worden sind, kaum zu. Bei einer Höhenlage 
von 600 m über dem Meeresspiegel, d. h. von rund 240 m 
über der heutigen Talsohle, gibt diese Eintstehungsweise zu 
mancherlei Betrachtungen über diluviale Vorgänge im Katzbach- 
tale Anlaß. 


Besonders interessant war es mir auch, aus einer spalten- 
artigen Kluft am Ostabhange des Kitzelbergs Teile eines großen 
Schädels zu erhalten, dessen teilweise Zusammensetzung gelang. 
Es sind von ihm erhalten der ganze Unterkiefer mit den Prä- 
molaren und Molaren, doch ohne die Vorderzähne, dann die 
sanze Schädeldecke und der linke Oberkiefer mit dem linken 
Reißzahne. Diese Reste tragen ausgesprochen fossilen Charakter: 
sie sind leicht, auch leichtbrüchig, doch so, daß die Bruchränder 
glatt, also nicht ausgezackt erscheinen; die Stücke kleben auch 
fest an der Zunge. Der Schädel hat im gegenwärtigen Er- 
haltungszustande eine Länge von 19—20 cm und eine Höhe 
von ca. 8 cm. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß es 
sich um Teile eines Wolfschädels, Canis (Lupus) spelaeus 
handelt, von dem NEHRINnG vier Varietäten anführt, die aber in 
schlesischen Kalkhöhlen seither kaum gefunden worden sein 
dürften. 


4. Über Versteinerungen aus den Arlbergschichten 

bei Bludenz und einige neue Fundorte von Flysch 

und Aptychenkalken im oberen Grofsen Walser- 
Tal Vorarlbergs. 


Von Herrn Orro FIEDLER. 
Hierzu eine Textfigur. 


Dresden, den 30. Januar 1904. 


Anläßlich eines längeren Sommeraufenthalts im Jahre 1902 
in Vorarlberg gelang es mir, in der Nähe von Bludenz bestimm- 
bare Fossilien im Komplex der sog. Arlbergschichten aufzufinden 
und damit vielleicht etwas zur Unterscheidung dieser Schichten 
von den folgenden Raibierschichten beizutragen. 


Bereits v. RicHTHOFEN hatte in seinen Arbeiten über die 
Kalkalpen von Vorarlberg und Nordtirol zwischen Arlberg- 
schichten als Vertreter des Wettersteinkalks und Raiblerschichten 
unterschieden, indem er allerdings nur die obersten Rauhwacken 
diesen zuzählte. Sxupnos'), der später die schönen Profile am 
Nordhang des Klostertals eingehend beschrieb, vereinigte beide 
unter dem Namen Raiblerschichten auf Grund ganz ungenügender 
Fossilfunde. Die von ihm gegebene Gliederung trifft im all- 
gemeinen zu, vor allem dürfte aber ein mächtiger, den Partnach- 
schichten auflagernder Kalksteinzug, der die Profile orographisch 
weithin kennzeichnet, über große Gebiete konstant sein. In dem 
Profile, das ein mächtiger Tobel zwischen Katzenkopf und Stier- 
kopf bei Bludenz aufgeschlossen hat, liegen über diesen Kalken 
mächtig entwickelte Sandsteine, Rauhwacken und Mergel. Sie 
bilden die beiden genannten Gipfel, und auf sie folgt im Hinter- 
grunde des sich zirkusartig weitenden Tobels, den die Steilwand 
der Elsspitze abschließt, eine neue, bedeutend schwächere Lage 
von Kalken, dann abermals Rauhwacken und darauf erst der 
Hauptdolomit. 


Nachdem nun schon v. WÖHRMANN aus vergleichend strati- 
graphischen Gründen für eine Trennung des unteren Kalksteinzuges 


') Uber die Entwicklung und Verbreitung der Partnachschichten 
in Vorarlberg und im Fürstentum Lichtenstein. Jahrb. k. k. geol. R.-A. 
1893. 


I 


von den Raibler Schichten eingetreten war und auf die Unhalt- 
barkeit der von SkurHos gegebenen paläontologischen Begründung 
aufmerksam gemacht hatte, hielt auch Bösz in seiner Arbeit 
über die Faciesbezirke der Trias in den Nordalpen diesen Kalk- 
steinhorizont als westlichen Vertreter des Wettersteinkalks unter 
dem Namen Arlbergkalk getrennt. Der sichere Nachweis einer 
Zugehörigkelt konnte aber aus Mangel an bestimmbaren Fossilien 
nicht erbracht werden. 


Die von mir in diesem Horizont gesammelten Versteinerungen 
sind nun folgende. 


Unweit St. Peter am Rungelin bei Bludenz und zwar 
dicht an der Grenze zwischen Partnachmergeln und untersten 
Kalken, da wo beide wechsellagern: 


Enerinus cassianus LAUBE. 


Etwas höher in einem Steinbruch ebendaselbst in grau- 
schwarzen porösen Kalken zahlreiche Exemplare des von SKUPHOS 
irrtümlich als Megalodon triqueter Wurren beschriebenen kleinen 
Megalodon, das ich 


Megalodon suwbtriqueter 
nennen möchte. 


Avreula Sturt Bırım. 


in einem Exemplar und zwar der südalpinen, bei Cortina ge- 
fundenen und in Fig. 3 Taf. VIII des Bırrnerschen Werkes über 
die Lamellibranchiaten von St. Cassian abgebildeten Form am 
ähnlichsten. 


Aviceula Gea dOrB, (Av. antiqua Münster:). 


Das Münstersche Exemplar der Münchener Sammlung, das 
als entsprechendstes Vergleichsexemplar herangezogen wurde, 
stammt entgegen Bırtners Meinung bestimmt nicht aus einem 
Dolomit, da die Schale deutlich erhalten ist. Man muß also an 
der Richtigkeit des angegebenen Fundortes: St. Cassian fest- 
halten. 


Myophoria nov. Sp. 


Diese Myophoria ist. der M. Whateleyae v. Bucn in ge- 
wisser Hinsicht ähnlich, sie unterscheidet sich jedoch durch die 
geringere Anzahl Rippen und breitere und flachere Sulci. Die 
Exemplare zeigen zierliche Anwachsstreifung und Fältelung 
der Rippen. 


10 


Macrodon sp. 
Anoplophora Sp. 
Es fanden sich ferner ein Fischstachel und’ einige Gastero- 
poden, offenbar Chemnitzien. 
Bei Bings enthalten die von der Arlbergbahn ange- 
schnittenen Kalke in großer Menge 


Modiola gractlis Kuipst. 


Die von Sxurnos ferner aufgeführten Exemplare von 
Myophoria fissidentata WÖöHRM. entstammen zweifellos nicht 
diesen untersten Kalken, da sie im Galgentobel gefunden wurden 
und dieser Tobel diesen unteren Horizont garnicht anschneidet. 

Die Pterophyllen finden sich selbstverständlich nur in 
den Sandsteinen. - 

Ich selbst fand im Galgentobel und zwar in jenen oberen, 
wenig mächtigen Kalken, die von Rauhwacke unter- und über- 
lagert werden 

Pecten ftlosus. 


Somit zeigt der untere, den Partnachschichten direkt auf- 
lagernde Kalksteinzug die Spuren einer der Cassianer zum 
mindesten sehr ähnlichen Fauna. Es gelang zwar nicht, rein 
St. Cassianer Formen aufzufinden, aber es ist unter den festgestellten 
auch keine einzige, die ausschließlich den Raibler Schichten an- 
gehörte. Wichtig erscheint mir, daß die Myophoria deutlich von 
der Raibler Art verschieden ist. — Im Gegensatz hierzu steht 
der Fund in den oberen, in ihrer faciellen Ausbildung den 
unteren ähnlichen Kalken. Hier haben wir im Pecten filosus 
eine reine Raibler und zwar Torer Form. Ich schließe mich 
daher vorläufig der Ansicht v. Wönrmanns und Böses an und 
setze den unteren Kalksteinzug als Arlbergkalk und Vertreter 
des Wettersteinkalks in Gegensatz zu dem ganzen Komplex der 
darüber folgenden Rauhwacken, Kalken und Sandsteinen, die 
sicher den Raibler Schichten zuzuzählen sind. 

Im Anschluß hieran möchte ich noch ein Profil aus dem 
oberen Großen Walsertal mitteilen, das in doppelter Hinsicht 
interessant ist, einmal durch Einfaltung der Aptychenkalke in 
die Allgäuschiefer, andererseits durch das isolierte Vorkommen 
von Flysch inmitten eines Lias-Triasgebietes. 

Das Profil ist dicht oberhalb Buchboden in etwa N-S- 
Richtung quer zum Taleinschnitt der Lutz gelegt und reicht von 
den Dolomitzinnen des Zitterklapfen bis zum Dolomitklotz der 
Wangspitze. Auf die in der Höhe flacher, weiter unten steiler 
gestellten, ca. O-W streichenden Schichten des Zitterklapfen- 
Hauptdolomits folgt, durch eine Längsverwerfung getrennt, zunächst 


11 


eine Mulde der Kößner Schichten, des Lias und der Atychen- 
kalke, die nach einem Sattel der Kößner Schichten zu einer 
zweiten ebensolchen Mulde ansetzen. Die Kößner Schichten 
sind überall sehr versteinerungsreich; die Fleckenmergel des 
Lias bankweise reich an Harpoceras algovianum, auch ein 


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Nautilus fand sich neben zahlreichen Belemniten. Die weißen 
und roten hornsteinreichen Aptychenkalke wurden durch die 


12 


Anwesenheit des Apiychus lamellosus bestimmt. Die Streich- 
richtung ist im allgemeinen eine NO--SW-liche, das Einfallen 
steil S, hin und wieder auch steil .N. Ein Blick nach Osten 
hinweg über die Matten der beiden Überlauter Alpen zeigt in 
der charakteristischen Berggestalt der Kunkelspitz und ihrer süd- 
lichen Ausläufer auch orographisch deutlich die Zusammensetzung 
dieser Talseitee Nur ist hier der Lias des nördlichen Mulden- 
flügels durch die Längsverwerfung bereits abgeschnitten. — Über 
der zweiten Mulde, und zwar sie zum größten Teil bedeckend, 
liegt auf flacher, etwa 30° S geneigter Überschiebungsfläche 
Hauptdolomit. Er bildet das Widerlager für die weichen 
Liasgesteine. 

Besonders deutlich ist die Überschiebung zu beobachten an 
einer Bachrunse, die der Weg von der unteren zur oberen Alp 
schneidet. Hier erkennt man, daß der überschobene Dolomit 
einem Sattel angehört, seine nördlichsten Partieen fallen N, die 
tieferen in steter Zunahme des Einfallens S. Die Streichrichtung 
ist etwa N 70 O. — Der Hauptdolomit bildet auch den Talboden 
der Lutz und wird am jenseitigen Gehänge bald von den normal 
folgenden Kalkbänken der Kößner Schichten überlagert. Es folgen 
oben an dem mit dichter Vegetation bedeckten steilen Hange un- 
deutlich nachweisbar Liashornsteine, und darüber stehen dicht 
unterhalb des mächtigen Dolomitklotzes, der die Wangspitze bildet, 
schwarze glimmerreiche Schiefer an. Sie führen an dieser Stelle 
die charakteristischen Flyschfucoiden, wie den Chondrites intrrcatus. 
Außerdem fand sich hier eine Platte mit schönem Gyrophyllites 
maltiradtatus, wie er von HErR irrtümlich aus dem vermeintlichen 
Lias von Ganei beschrieben wurde. Derselbe ist wohl identisch 
mit der ebenfalls von ihm unter den Namen Gyrophyliites galioides 
aus dem Flysch beschriebenen Art. — Eine Konglomeratbank, die 
große weiße und grüne Quarzbrocken in hartem Zement führt und 
weiter unten durch eine Rinne aufgeschlossen ist, charakterisiert 
im übrigen diese Gesteine sicher als Flysch. Seine Streich- 
richtung ist wegen der Hangverrutschungen nicht einheitlich fest- 
zustellen. Der anscheinend steil überlagernde Hauptdolomit 
streicht N 65 O und fällt S 45°, also fast wie der den Lias- 
mulden überschobene auf der anderen Talseite. Sein Liegendes, 
vermutlich Lias, erkennt man auf der Hutlerbachtalseite, wurde 
aber von mir nicht untersucht. 

Die Ähnlichkeit dieses Profils mit dem von RotTuPLErzZ!) am 
Schadonapaß beschriebenen fällt sofort in die Augen. Auch 
dort finden wir den Lias des Rothhorns auf sanft geneigter 


!) Geolog. Führer durch die Alpen I. 1902. 


13 


Fläche überschoben vom Hauptdolomit. Es folgt auch dort eine 
Verwerfung, die den Hauptdolomit in ein höheres Niveau gehoben 
hat und unter ihm sein Liegendes, den Lias, von neuem erscheinen 
läßt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Fortsetzung dieser 
Bruchlinie die etwas geneigte Verwerfungsspalte am Nordhang der 
Wangspitze darstellt, nur daß hier über der nördlichen Haupt- 
dolomitscholle Kößner, Lias und Flysch erhalten blieben. Die 
Liasmulden am Zitterklapfen entsprechen denen des Schadona- 
passes am Fuße der Hochkinzel, doch so daß die in beiden Pro- 
flen deutliche Längsverwerfung gegen den Hauptdolomit am 
Schadonapaß bereits den beschriebenen Kößner Sattel zwischen 
den beiden Mulden an den Hauptdolomit herangeschoben hat. 

Zum Schluß möchte ich Herrn Professor Dr. A. RoTHPLETZ 
für die Anregung zur Veröffentlichung dieser Funde und für seine 
freundliche Unterstützung herzlichen Dank sagen. 


89. Bemerkungen zu dem Vortrage des Herrn 
W. WOLFF: Über einige geologische Beohach- 
tungen auf Helgoland. 


Von Herrn W. Koerr. 


Berlin, den 8. Februar 1904. 


In der Dezembersitzung des vergangenen Jahres hat Herr 
W. Worrr der Deutschen geologischen Gesellschaft über einige 
geologische Beobachtungen auf Helgoland vorgetragen. Da ein 
ausführlicher Bericht über den Vortrag in No. 7 der Monatsbe- 
richte der Deutschen geologischen Gesellschaft jetzt vorliegt, so 
seien mir einige kritische Bemerkungen gestattet, zumal mir der 
Gegenstand aus eigener Anschauung wohl bekannt ist. 

Wourr glaubt schließen zu müssen, daß nach dem Rück- 
zuge des Landeises im Gebiete der heutigen Nordsee eine Fest- 
landsperiode geherrscht habe, dann sei durch Senkungen das 
Gebiet um Helgoland in eine so tiefe Lage gebracht, daß die 
bereits benachbarte See den Angriff eröffnen konnte. Ganz ähn- 
liche Ansichten über die Bildung der Nordsee überhaupt hat 
übrigens schon Haas!) entwickelt. 

Das längst bekannte Vorkommen einer Süßwasserbildung, 
des Töck, am Grunde des Helgolander Nordhafens gilt Wourr 


‘) Monographien zur Erdkunde. VIII. 1900. Deutsche Nordseeküste. 
5. 20—21. 


14 


als Beweis für eine postglaciale Festlandsperiode, sowie für eine 
junge Landsenkung. Als postglacial sieht WoLrr den Töck des- 
halb an, weil „er unbedeckt von anderen Schichten daliegt*“. 
Gegen diesen Schluß muß denn doch Verwahrung eingelegt werden, 
denn, wenn selbst gegenwärtig der Töck am Grunde des Nord- 
hafens unbedeckt läge, so ist damit doch noch nicht bewiesen, 
daß er von jeher unbedeckt war. Im Gegenteil, da wir in erra- 
tischen Blöcken die Belege dafür haben, daß das Landeis über 
Helgoland und seine Klippen hinweggegangen ist, und da ferner 
feststeht, daß hier ein beträchtlicher Komplex diluvialer Bildungen 
der Abrasion zum Opfer gefallen ist, liegt mir die Annahme 
näher, daß Diluvialschichten, welche den Töck bedeckten, durch 
die Abrasion zerstört sind, während der sehr zähe und stark 
zusammengepreßte Töck besser widerstanden hat. Übrigens 
dredschte ich auf der Töckbank im Nordhafen auch nordische 
Geschiebe, welche noch Reste der ursprünglichen Diluvialbedeckung 
sein mögen. Eine ähnliche Auffassung vom Alter hat offenbar 
auch Lasarp gehabt, der uns zuerst mit der eigentümlichen Natur 
des Töcks bekannt machte, wenn er von „dem Töck, der aus 
dem zerstörten Lebmdiluvium stammt“, spricht.!) Leider ist die 
Conchylienfauna des Töcks zu indifferent, als daß man aus ihr 
auf das genauere Alter schließen könnte, eher dürfte eine sorg- 
fältige Untersuchung der Flora in der Weise, wie sie C. A. WEBER 
in Bremen für eine große Reihe von diluvialen Pflanzenablage- 
rungen Norddentschlands seit Jahren ausgeführt hat, auch hier 
brauchbare Resultate ergeben. 

Ohne weiter darauf einzugehen, ob die Rentier- und Mammut- 
funde auf der Doggerbank zur Annahme einer postglacialen 
Festlandsperiode berechtigen, wie WoıLrr ebenfalls ohne nähere 
Begründung annehmen möchte. will ich mich lieber gleich mit 
seinem Hauptargument dafür, daß Helgoland in junger Zeit eine 
Senkung erfahren hat, beschäftigen. 

Worrr gibt die Zeit, welche zur Herausbildung des Sockels 
der Hauptinsel benötigt wurde, auf etwa 10000 Jahre an und 
findet, daß die Abrasion erst spät begann. Bei seiner Berech- 
nung hat er aber leider ganz außer acht gelassen, daß die im 
SW. der Insel vorgelagerten und bis zu 5 m unter Niedrigwasser 
aufragenden Kreideklippen doch auch offenbar abradiert sind, 
daß man also, um den Beginn der Abrasion zu ermitteln, die 
Entfernung dieser Klippenreihen von dem jetzigen Steilufer der 
Insel der Berechnung zu grunde legen muß und nicht nur, wie 
er getan hat, den Abstand des Steilufers von der sog. Kante. 


‘!) Diese Zeitschr. 21, S. 556. 


15 


Wenn ich nun auch auf dergleichen Zahlenangaben wenig Wert 
lege, so will ich doch erwähnen, daß diese Berechnung den Be- 
ginn der Abrasion vor ungefähr 26000 Jahren ergibt.!) Da 
aber wohl noch jenseits der Kreideklippen Diluvialschichten in 
unbekannter Ausdehnung gelegen haben, so dürfte sich diese Zahl 
noch erhöhen. Von einem späten Beginn der Abrasion kann so- 
nach kaum die Rede sein. 

Ferner vermag ich nicht der Meinung von Wourr beizu- 
treten, daß eine Landsenkung erst das Gebiet um Helgoland in 
so tiefe Lage versetzt habe, daß die Nordsee ihre Abrasions- 
tätiekeit eröffnen konnte. Dieser Ansicht liegt die irrige Vor- 
stellung zu grunde, daß die See erhebliche Abrasionsarbeit nur 
an sinkenden Küsten verrichten könne. An dieser Stelle kann 
ich mir wohl versagen, auf die große Rolle hinzudeuten, welche 
in der Nordsee die herrschenden Winde, die Gezeiten und die 
Strömungen bei der Schaffung immer neuer Angriffspunkte für 
die Abrasion spielen, und möchte nur erwähnen, wie bei Helgo- 
land gewisse Organismen die Abrasion wirksam unterstützen. Es 
sind das die bohrenden Mollusken (Pholas-Arten nnd Zirphaea 
crispata), ferner die Tange, zumal die Laminarien. Letztere sitzen 
dem Felsboden noch in 10 m tiefem Wasser auf und zeichnen 
sich bekanntlich durch einen mehrere Meter langen, ausgebreiteten 
Thallus aus. Jede Woge, welche den Thallus also hebt und 
senkt, hebelt und rüttelt damit an dem Felsen, bis vielfach das 
von dem Tange umklammerte Stück losgebrochen und weiter zer- 
kleinert wird. Solche Gerölle oft von erstaunlicher Größe, mit 
noch angeklammerter Laminaria sind am Helgoländer Strande 
nach Stürmen ganz gewöhnlich zu finden. 

Welche Transportkraft übrigens selbst das tiefere Wasser 
der Nordsee besitzt, dafür gibt uns Heıncke?) einen schönen Beleg. 
Nach ihm kann man aus 10 und mehr Meter Tiefe allseitig 
mit Pflanzenrinden, Bryozoen und Serpeln bedeckte Steine im Ge- 
wicht bis zu 2 kg und darüber herausholen und hat darin den 
Beweis dafür, daß diese Steine wiederholt von der Gewalt des 
bewegten Wassers umgewendet sein müssen. 

Nach alledem dürfte es der Abrasionstätigkeit der Nordsee 
keine besonderen Schwierigkeiten bereitet haben, anstehendes Ge- 
stein, wie Kalke, Sandsteine u. s. w. bis zu Tiefen von ungefähr 
10 m abzutragen, ‚weichere Schichten, wie Tone, Mergel, Lehme 
und Sande dagegen bis zu noch beträchtlicheren Tiefen hinab, 
alles, ohne daß eine Landsenkung stattgefunden hat. 


!) Unter Zugrundelegung einer Küstenabnahme von 5 m im Jahr- 
hundert. 
*) Wissenschaftl. Meeresuntersuchungen. Neue Folge. 1,S. 139. 


16 


Zusammenfassend möchte ich also meine Meinung dahin ab- 
geben, daß die Erscheinungen bei Helgoland hinlänglich als 
Wirkungen einer heftigen Abrasionstätigkeit erklärt werden können, 
daß Helgoland also für die Annahme einer postglacialen 
Landsenkung keine Stütze darbietet. 


6. Angebhlicher Fund von Spirifer mosquensis bei Krakau. 


Von Herrn G. GÜRICH. 


Breslau, den 20. Februar 1904. 


Lımanowskı hat im Lemberger Kosmos (1903. XXVIH. 
S. 289 ff.) u. a. auch über das Vorkommen von Sperzfer 
mosquensis von Zbik bei Debnik und von Sperrfer supra- 
mosquensis (?) von der Palkowa Göra in derselben Gegend 
berichtet und glaubte, auf Grund dieser Funde im Krakauer 
Kohlenkalk Oberkarbon nachgewiesen zu haben. Ich kenne die 
Fundpunkte von meiner Untersuchung des Devons von Debnik 
her, und gerade von dort lag mir reichliches Spiriferen-Material vor, !) 


Bei Zbik, d. h. im Walde oberhalb Zbik, dort wo der von 
Paezoltowice nach Siedlec führende Weg westlich der Eysa Göra 
an die Talschluchten herantritt, die sich nach Zbik zu einsenken, 
ca. '/g km nördlich von dem nördlichsten Hause von Siedleec 
finden sich einige unbedeutende Aufschlüsse in schwarzen Mergel- 
kalken mit oberdevonischen Zeiorhymchus- und Sperrfer- Arten. 


In der Tiefe der Talschlucht, wo sich dieselbe oberhalb der 
obersten Häuser von Zbik einengt, findet sich an der östlichen 
Talseite ein kleiner verlassener Bruch im Kohlenkalk, der durch 
große Productus-Schalen gekennzeichnet ist. Den nächsten Devon- 
Aufschluß fand ich ca. 200 m nach NO auf dem Abhansee. 


Auch auf der Palkowa Göra sind die äußersten Devon- und 
Kohlenkalkaufschlüsse nicht weit von einander entfernt. Als 
Palkowa Göra wurde mir von dem Führer der Krakauer Geologen, 
dem Marmorbrucharbeiter MacıEJowskı, einem sehr anstelligen 
Sammler, der Hügel bezeichnet, der südlich von Paczoftowice 
und nördlich von dem Mühlsteinbruche der Zarnöwka liegt und 
von dem sich nach SO die Schlucht Laezany döl und nach NO 
eine kleine Einsenkung nach dem unteren Ende des Dorfes 


!) Beitr. z. Geologie und Paläont. Österr. Ung. 15 1903. 8. 127 ff. 


17 


Paczoltowice hin erstreckt. ‘Auf dieser Höhe, aber noch an der 
Südseite fanden sich. bräunliche Kalke des Oberdevons mit einer 
interessanten Spiriferen-Fauna, die ich a. a. O0. beschrieben habe. 
Auf dem nordöstlichen, rückenartig sich ausstreckenden Ausläufer 
beobachtete ich große Kohlenkalkblöcke mit dieken großen Brachio- 
podenschalen, wohl der sog. Chonetes comoides. 


Es lag demnach der Verdacht nahe, daß Limanowskı 
devonische Spiriferen in den Händen gehabt hat. 


Auf meine Bitte sandte mir die Verwaltung des Museums 
der Krakauer Akademie der Wissenschaften bereitwilligst die 
Originale LiMmAnowskIıs. 


Sein Sperifer mosquensts ist in der Tat nichts weiter als 
eine Form des Sperifer Murchisonianus; sie kommt der von mir 
a.a. OÖ. Taf. XV. Fig. 3 abgebildeten var. „iypus“ sehr nahe, ist 
aber durch eine noch deutlichere Rundung an Stelle der Sinus- 
kanten ausgezeichnet. Ich besitze übereinstimmende Exemplare, 
unterschied sie aber nicht als besondere Varietät, sondern rechnete 
sie zu der obengenannten var, „iypus“ Eine gewisse äußere 
Ähnlichkeit mit Spürfer mosquensis ist wohl vorhanden, 
Limaxnowskıs Bestimmung ist begreiflich: die Berippung ist aber 
anders; die Rippen sind zahlreicher, enger gestellt, auf den 
Seiten nie gegabelt. Auch sind die Schloßzähne bei weitem nicht 
so kräftig, wie sie bei Sp. mosquensis nach den Figuren bei 
DaAvıpson und in Frecns Lethaea (dessen Original mir vorlag) sind. 


Weniger verständlich ist die andere Bestimmung LımAnowskıs, 
die des Sperrfer supramosquensis, zu der er allerdings ein Frage- 
zeichen setzt. Die Originale gehören zu der von mir beschrie- 
benen Form: Spörfer Murchisomanus var. globosa (a. a. ©. 
Taf. XIV. Fig. 10, 11). Die Originale Limanowskıs sind 
augenscheinlich auch von MaAcıEJowskı gesammelt, der sonst 
Devon und Kohlenkalk durch ZARECZNY sehr wohl zu unter- 
scheiden gelernt hat. Bei solch einschneidenden Bestimmungen 
ist aber doch Vorsicht, bezw. Bestätigung des Fundes an Ort 
und Stelle erwünscht. 


Mit der Richtigstellung der Bestimmungen LimAnowskıs 
werden nun auch seine Schlußfolgerungen, das Auftreten marinen 
Oberkarbons bei Krakau betreffend, widerlegt. 


18 


7) Über den sog. Glaukonitmergel des Callovien 
im südwestlichen Polen. 


Von Herrn B. v. REHBINDER. 


Warschau, den 22. Februar 1904. 


Die bisherigen Beschreibungen!) dieser das Callovien nach 
oben hin abschließenden Schicht stimmen nicht ganz miteinander, 
indem bald von einer stellenweise grünen Färbung des Gesteins, 
bald von einer solchen überhaupt gesprochen wird. Darin sind 
sie aber alle einig, daß diese Färbung durch Körner eines grünen 
Minerals (nach ZeuscHner Chlorit, nach anderen Autoren Glau- 
konit) bedingt wird, welche im Gesteine selbst, oder (nach Bu- 
KOwskı) in dem demselben beigemengten Tone enthalten sind. 
Die grüne Färbung läßt die aus dieser Schicht stammenden 
Fossilien auch auf den Halden leicht von denen des weißen 
Cordatus-Mergel unterscheiden, obgleich auch dieser in seinem 
unteren Teile noch etwas Glaukonitkörner enthält. Von seinem 
Liegenden, dem braunen (ev. grauen) sandigen Macrocephalus- 
Kalkstein ist der Glaukonitmergel nicht scharf getrennt, weil 
jener in diesen durch allmähliche Zunahme an Ton und kohlen- 
saurem Kalk, verbunden mit dem Auftreten von Glaukonitkörnern, 
übergeht. Bukowskı hebt noch den besonderen Reichtum an 
Ton im obersten Teil des Mergels hervor. Die Mächtigkeit des 
letzteren wird auf ca. 0,1 und ca. 0,5 m angegeben. 

Auf meinen Exkursionen in der Umgebung von Czenstochau 
habe ich Gelegenheit gehabt, diese Schicht an sehr guten Auf- 
schlüssen kennen zu lernen, und dabei konstatieren können, daß 
deren Zusammensetzung eine viel kompliziertere ist, als bisher 
angenommen wurde. 

Zunächst fiel mir auf, daß die Grenze der betreffenden Schicht 
gegen das Liegende eine viel schärfere ist, als man nach der 
oben angeführten Beschreibung annehmen könnte. Die Ursache 
davon ist die, daß im gleichmäßigen Gesteine des Liegenden 
knollenartige Konkretionen runder, länglicher oder auch von mehr 
oder minder bizarrer Form auftreten. Dieselben nehmen ge- 
wöhnlich nach oben hin rasch an Zahl zu, bis das Gestein 
schließlich von ihnen vollgespickt ist. Darauf kommt eine dicke 
oder 2 bis 6 dünnere Platten, womit das Callovien sein Ende 
erreicht. Das Ganze ist höchstens 0,30 m mächtig. 


') Vergl. ZEUSCHNER (diese Zeitschr. 1869, S. 565 u. 784), sowie 
die in meinem vorjährigen Artikel (Ebenda. Monatsbericht No. 1) 
erwähnte Literatur. 


19 


Die Grenze zwischen dem Knollenlager und den Platten ist wellig 
und an keine bestimmte Höhe gebunden. Manchmal fehlen die 
Platten, wobei die Knollen bis nach oben gehen. Bisweilen weist 
in diesem Falle das ganze Gestein nur vereinzelt auftretende 
Knollen auf. Alle diese Verhältnisse können auf kurzer Strecke 
und sogar in einem und demselben Steinbruche auftreten. 

Die Färbung ist an mehr oder minder frischen Aufschlüssen 
grünlich, oft mit Rostflecken, besonders sind die Knollen häufig 
rostig.. Dagegen ist in alten Brüchen, namentlich denjenigen 
beim Gute Pierzchno, so gut wie nichts von der grünen Farbe 
zu sehen; die Platten sind hier gelblich grau, stellenweise rot, 
das Knollenlager rostig. Auch in denjenigen Steinbrüchen, in 
denen die grüne Farbe deutlich auftritt, ist sie nur bei nassem 
Zustande des Gesteins intensiv. 

Dies alles ist dadurch zu erklären, daß die grüne Färbung 
der Schicht nicht durch Glaukonitkörner, sondern hauptsächlich 
durch Einschlüsse und Zwischenlagerungen von grünem Ton be- 
dingt wird. Die denselben färbende Substanz tritt im Gesteine 
zwischen den Knollen z. T. auch unabhängig vom Tone auf, 
Beide sind nicht an die obere Schicht des Callovien gebunden, 
sondern kommen auch im Liegenden (grüne Flecken in ver- 
schiedener Höhenlage, seltener durchweg grünliche Färbung 
seines oberen Teils), sowie in den demselben untergeordneten 
kalkigtonigen Sanden resp. Sandsteinen vor; derselbe Ton ist 
auch dem unteren Teile des Oxfordien-Mergels eingelagert. 

Es kommen, sowohl in der in Frage stehenden Schicht, 
als auch etwas unterhalb derselben, karminrote Flecke vor, die 
von einem roten Ton bedingt werden. Der Gehalt an glaukonit- 
ähnlichen Körnern ist zwar für die betreffende Schicht nicht ganz 
zu leugnen: sie kommen aber in den von mir untersuchten Stein- 
brüchen bei Özenstochau, Klobucko und Pierzchno nur selten und 
in zu geringer Menge vor, als daß sie die Färbung der Schicht 
bedingen könnten.) Die Platten sind frei davon. Die eigent- 
liche Färbung des Gesteins ist für die gesamte Schicht gelbgrau, 
an und für sich ist das Gestein nicht besonders tonig. Das 
Gestein zwischen den Knollen besteht aus sandigem Kalk, die 
Knollen selbst meist aus festem Kalksandstein. Nur in einem 
der auf dem Berge Jasnaja Gora bei Czenstochau liegenden Stein- 


') Dagegen findet man häufig glaukonitähnliche Körner in den 
oben erwähnten, viel tiefer liegenden Zwischenlagen der Macrocephalus- 
Schichten und zwar manchmal in viel erößerer Menge. Somit kann 
die obere Schicht des Callovien weder als Glaukonit-Schicht bezeichnet 
werden, noch kann man jedes grüne Gestein auf den Halden als aus 
dieser Schicht stammend ansehen, 


20 


brüche (namentlich in demjenigen, weicher westlich vom Kloster 
und südlich von dem von diesem nach dem Vorwerke Lyseniee 
führenden Wege liegt), in dem die Platten fehlen, fand ich, daß 
an einer Stelle, wo die Knollen sehr spärlich verteilt und die sie 
enthaltende Schicht sehr wenig mächtig waren, diese Knollen ans 
Hornstein bestanden. Die Platten bieten ein besonderes Interesse, 

Die obere Fläche jeder Platte ist gewöhnlich von ziemlich 
flachen, unregelmäßig rundlichen Höckern, die untere Fläche 
(mit Ausnahme der untersten Platte, deren untere Fläche keine 
eigene Form zeigt) mit entsprechenden Einsenkungen bedeckt. 
Die Zwischenräume zwischen den Höckern bilden ein Netz, das 
an der unteren Fläche in der Gestalt von Kämmen zwischen den 
Einsenkungen hervortritt.. Im Vertikalschnitt erscheint dieses 
Netz in der Form von vertikalen Septen, so daß man annehmen 
möchte, dasselbe sei Kittsubstanz, welche die einzelnen (den 
Höckern und Senkungen entsprechenden) zylindrischen Körper 
verbindet. Die Einzelkörper zeigen eine flache, konzentrisch- 
schalige Struktur, die an verwitterten Stücken sehr deutlich 
hervortritt; die Schichtung ist eine horizontale. Zu gleicher Zeit 
bemerkt man eine unregelmäßig radiäre Strahlung, welche zu- 
sammen mit der Schichtung ein unregelmäßiges Netzgewebe er- 
zeugt, dessen Maschen mit gelbem Ocker ausgefüllt sind. 

Durch den konzentrischen Aufbau (manchmal auch durch 
Toneinlagen) erklärt es sich leicht, weshalb bald eine, bald, oft 
dicht daneben, mehrere Platten vorhanden sind. Solche Trennung 
kann man oft auch durch Schlagen hervorrufen. 

Die eben gegebene Beschreibung behandelt den typischen 
Fall. Die Ausbildung kann aber im ganzen verschieden sein, 
sowohl in Bezug auf die Größe und Lage der Einzelkörper, als 
auch auf Deutlichkeit der Struktur und Form. der Oberflächen- 
beschaffenheit. 

Die obenerwähnte Struktur läßt an der organischen Natur 
dieser Platten keinen Zweifel aufkommen. Unter dem Mikroskop 
sieht man viele Nadeln. Ich möchte diese Gebilde für Schwämme 
halten; diese Ansicht hat auch nach der Meinung des Herrn 
Professors JÄREL das meiste für sich. Die ganze Substanz bis 
auf den Ocker der Zwischenräume löst sich in Salzsäure auf; 
also sind es Kalkschwämme. Von einer näheren Untersuchung 
sche ich ab, indem ich sie einem Spezialisten überlassen will. 
Diese Kalkschwammbildung besitzt nur eine geringe Mächtigkeit 
(höchstens 0,18 m), aber eine große horizontale Verbreitung: 
denn von den zwölf Steinbrüchen bei Pierzehno, Libidza, Klobucko 
und Üzenstochau, die ich untersuchte, habe ich nur in zweien 
bei Czenstochau diese Schwämme nicht nachweisen können und 


zwar in dem schon oben erwähnten Steinbruche westlich vom 
Kloster, sowie in einem, der südlich vom ersten und westlich 
von der kleinen Befestigung auf demselben Berge liegt. Dabei 
ist zu bemerken, daß Klobucko von Czenstochau 16 km entfernt 
liegt, die übrigen Orte liegen dazwischen. Weitere Untersuchungen 
werden wohl auch eine weitere Verbreitung dieser Schwämme 
nachweisen. 


8. Uber präglaciale marine Ablagerungen im 


östlichen Norddeutschland. 
Von Herrn G. Maas. 
Berlin, den 6. März 1904. 

Im Jahre 1899 beschrieb G. MürLLer!) marine Ablagerungen 
von Boizenburg a. d. Elbe, die dort das Glacialdiluvium unter- 
lagern und als Aequivalent der Cardiumsande von Lauenburg 
und Bleckede angesprochen wurden, für Präglacial, während 
Gorrsche diese Bildungen als ältestes Interglacial auffassen wollte. 
Ähnliche Verhältnisse haben sich nun seit einer Reihe von Jahren 
an mehreren Punkten des nordostdeutschen Flachlandes gezeigt, 
die im folgenden ganz kurz angeführt sein sollen, während ich 
mir eine genaue Darstellung für später vorbehalte, 

Bereits im Jahre 1884 wies JentzscH ?) im Anschluß an Berenpr 
auf das Vorkommen mariner Conchylien bei Bromberg und Ostro- 
metzko hin, die sich hier in dem die Tertiärtone unmittelbar über- 
lagernden Diluvialsanden finden; doch glaubte er, sie als ungelagert 
ansprechen zu müssen, besonders da sie bei Ostrometzko zusammen 
mit Dreissena beobachtet wurden. Bei mehrfachen Besuchen der 
Ostrometzkoer Ziegelei, deren Grubenaufschlüsse oft ihr Aus- 
sehen wechseln, konnte ich nun feststellen, daß die Miocäntone 
unmittelbar von einer dünnen Bank schwach kalkiger und meist 
völlig feldspatfreier Sande überlagert werden, in denen sich 
Cardium edule und Cyprina sp. finden. Auf diese Sande 
legen sich, von ilmen oft durch eine Geröllebank getrennt, 
echte kies- und feinsandstreifige Diluvialsande, die in den tieferen 
Teilen marine Fauna mit Süßwasserchonchylien, Anodonta und 
Dreissena, gemischt, enthalten und nach oben zu nur noch letztere 
aufweisen. Wie bereits Jentzscu erkannte, bilden diese Sande 
die tiefste Schicht des gesamten Diluviums von Ostrometzko. 


!) Präglaciale marine und Süßwasserablagerungen bei Boizenburg 
a.d. Elbe. Arch. Ver. Freunde d. Naturgesch. Mecklenburg 53. 1899. 
?) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. Berlin 1884. 8. 505—506. 


22 


Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Bromberg. Hier ist das 
Tertiär zusammen mit dem unteren Diluvium in eine Reihe 
nordwestlich streichender Sättel und Mulden zusammengeschoben, 
die diskordant vom oberen Diluvium überlagert werden. In 
einigen Ziegeleien sieht man nun die Miocäntone stellenweise 
von Geschiebemergel überlagert, der nach Lage der Dinge nur 
unterer sein kann. Dieser untere Geschiebemergel enthält aber 
zuweilen als Geschiebe Einlagerungen sekundär mit Kalk infiltrierter 
feldspatfreier Sande, aus denen sich im Laufe der Zeit folgende 
Schalreste sammeln ließen: Cardium edule, Cardium echinatum, 


Tellina baltıca, Oyprina, Mytdus edulis, Tapes und Nassa reticulata. 


Die gleichen Sande, gleichfalls durch vereinzelte Schalreste be- 
zeichnet, treten auch hin und wieder als linsenförmige Massen 
an der Unterseite des Geschiebemergels auf, schieben sich also 
zwischen Miocän und Diluvium ein. Dieselbe Beobachtung konnte 
ich auch bei Bethkenhammer nördlich von Schneidemühl machen, 
wo gleichfalls sowohl unter als auch in dem zusammen mit dem 
Miocän stark dislocierten unteren Geschiebemergel Schollen feld- 
spatfreier Sande auftreten, die hier allerdings nur wenige un- 
bestimmbare glatte Schalenbruchstücke lieferten. Gut erhaltene, 
z. T. noch zusammenhängende Schalen von Cardium edule, 
Tellina baltıca und Bruchstücke einer großen Cyprina fanden 
sich auch in großer Menge in der untersten Geschiebemergelbank 
der Schächte und Bohrlöcher der Gegend von Filehne, Czarnikau 
und Schoeulanke, zuweilen noch von Ballen schwach toniger 
und glimmerreicher, aber kalk- und feldspatfreier Sande umgeben; 
und die gleichen Sande, teils mit, teils ohne Fossilien treten 
sogar noch weiter südlich bei Zirke in dem einzigen dort vor- 
handenen Geschiebemergel, zuweilen in mehrere Kubikmeter halten- 
den Massen auf und wurden als dünne Linse. von etwa 10 m 
Länge auf dem Miocänton der Ziegelei zu Kulm bei Birnbaum 
festgestellt, hier allerdings wohl ebenfalls nur als Scholle an der 
Basis des unteren Geschiebemergels, aber charakterisiert durch 
Cardium edule und Nassa reticulata.. Ähnliche Massen mit 
vereinzelten Schalenresten zeigten sich auch in den tiefsten Teilen 
des Diluviums bei Grone a. Br. und südlich von Tuchel sowie an 
den miocänen Aufragungen des Kreises Wirsitz; doch ließ sich 
bier noch nicht mit Sicherheit bestimmen, ob man es mit diluvialen 
Geschieben oder mit teilweise verunreinigten anstehenden Massen 
zu tun hat. Jedenfalls treten die fraglichen Bildungen stets 
unmittelbar über dem Miocän und in den tiefsten Schichten des 
Diluviums auf, Sicher als Geschiebe zu deuten sind Reste von 
Cardıum, Tellina und Oyprina aus Bohrproben von Lindenwald 
bei Vandsburg, Krojanten bei Konitz, Försterei Döberitz, 


en. 


Kreis Deutsch Krone, und Belgard in Pommern. Überall fanden 
sich hier die Schalreste nur in der das Miocän unmittelbar über- 
lagernden Geschiebemergelbank, die in Belgard und Fh. Doeberitz 
durch ein darüber liegendes Süßwasserinterglacial sicher als 
unterer Geschiebemergel erwiesen ist. Nicht mit Geschieben, 
sondern mit anstehenden Ablagerungen hat man es dagegen wieder 
zwischen Inowrazlaw und Thorn, besonders in der Umgebung 
von Argenau, zu tun, wo eine ganze Anzahl von Bohrungen 
wieder marine Schichten in unmittelbaren Hangenden des Miocän 
erwiesen. Überall handelt es sich hier um feinkörnige, kalkarme 
oder kalkfreie, stets feldspatfreie, reine oder schwach tonige und 
zuweilen glimmerhaltige Quarzsande verschiedener Farbe, deren 
Mächtigkeit meist weniger als ein Meter beträgt. Aus diesen 
Sanden ließen sich neben zahlreichem Schalengrus viele Exemplare 
folgender Fossilien auslesen: Cardium edule, Cardium echinatum, 
Tellina baltica, Ostrea, Mytilus edulıs, Cyprina und Nassa retteulata. 
Viele der Schalen, unter denen sich mehrere zweiklappige Exemplare 
befanden, zeigten noch Farbenspuren und glänzende Innenseiten, 
audere dagegen waren stark korrodiert, aber nicht abgerieben, 
sondern, wie das maschenförmige Netzwerk von Lamellen zeigte, 
aufgelöst, vielleicht durch Sickerwässer in den kalkfreien Sanden, 
vielleicht auch gleich nach der Ablagerung. Die ganze Ablagerung 
mit dem reichlichen Schalengrus macht durchaus den Eindruck 
einer Strandbildung. Keinesfalls hat man es hier mit diluvial 
umgelagerten Massen zu tun. Dagegen spricht einmal die gleich- 
mäßige Art der Ausbildung und Verbreitung, dann aber besonders 
der Schichtenverband, in dem diese Cardiumsande auftreten, 
Überall zeigt sich nämlich über diesen Sanden zunächst eine 
0,5—1 m mächtige Bank nordischer Gerölle von Hasel- bis 
Wallnußgröße, die wieder von mehreren Metern feiner bis kiesiger 
Spatsande überlagert werden, bevor die unterste Geschiebemergel- 
bank sich einstellt. Da überall, auch in der ganzen Umgebung, 
zwei, durch mächtige geschichtete Sedimente getrennte Geschiebe- 
mergel vorhanden sind, so ist sicher, daß auch in der Gegend 
von Argenau die marinen Ablagerungen sich zwischen Miocän und 
das unterste Glacialdiluvium einschieben. 

Setzt man die Richtigkeit der für Norddeutschland angenommenen 
Gliederung des Diluviums voraus, so ist sicher, daß die beschriebenen 
marinen Ablagerungen nicht mit dem neuerdings mehrfach in Zweifel 
gezogenen, der letzten Interglacialzeit zugerechneten marinen Inter- 
glacial des unteren Weichselgebietes und Ostpreußens vereinigt werden 
können; denn diesem letzten Interglacial würde das Süßwasserinter- 
glacial unseres Gebietes entsprechen, von dem die marinen Bildungen 
durch Geschiebemergel und andere mächtige nordische Sedimente 


24 


getrennt sind.“ Unsere marinen Ablagerungen müssen also ent- 
weder einem älteren Interglacial oder dem Präglacial angehören. 
Etwas bestimmtes hierüber läßt sich vorläufig noch nicht aussagen, 
da die älteste Grundmoräne bei Annahme dreier Eiszeiten bisher 
zwischen Oder und Weichsel weder nördlich noch südlich des 
baltischen Höhenrückens mit einiger Sicherheit nachgewiesen ist. 
Bei dem gänzlichen Fehlen nordischen bezw. glacialen Materiales 
in unseren marinen Sanden würde sich bis auf weiteres aber 
wohl ihre Zurechnung zum Präglacial empfehlen. 


9, Die elacialen Störungen in den Kreidesruben von 
oO oO @) 


Finkenwalde beı Stettin. 


Von Herrn F. WAHNSCHAFFE. 
Hierzu Taf. VIII u. 3 Textfig. 


Berlin, den 7. März 1904. 

In einem Aufsatze „Über glaciale Druck- und Faltungs- 
erscheinungen im Oder-Gebiet*, der sich vorwiegend mit den 
Störungserscheinungen in den Aufschlüssen des Katzengebirges 
bei Trebnitz beschäftigt, zieht F. Frecm!) zum Vergleich die von 
mir beschriebenen glacialen Schichtenstörungen in den Kreide- 
gruben von Finkenwalde bei Stettin heran. Er erläutert kurz 
die dortigen Lagerungsverhältnisses an der Hand einer nach 
photographischen Aufnahmen hergestellten Skizze des westlichen 
Stoßes der Kreidegrube Katharinenhof (Taf. 29), sowie einer 
Profilzeichnung der Grube der Zementfabrik Stern (Taf. 30). 
Durch diese seine Darstellung sehe ich mich veranlaßt, auf 
Grund einer Reihe neuer Beobachtungen in den erweiterten 
Grubenaufschlüssen und unter Bezugnahme auf meine früheren 
Veröffentlichungen?) zu den Mitteilungen Frecns einige Berichti- 
gungen und Ergänzungen zu geben. 


') Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde Berlin 1901. 36 Nr.5, S.225 —226, 
T. 29 u. 30. — Der Besuch der Gruben durch FRECH hat am 26. II. 1898 
stattgefunden, wie aus S. 225, Anm. 5, hervorgeht. 

°) Die Kreidegruben von Finkenwalde. Jahrb. d. Kgl. Preuss. 
geolog. L.-A. für 1898. 18, S. 52-58. — Die Ursachen der Ober- 
tlächengestaltung des norddeutschen Flachlandes 1901. 8. 110-112. 
— Frecn bezieht sich nur auf mein Buch und mußte nach einem 
Druckfehler auf S. 112 allerdings annehmen, daß mein Profil des 
westlichen Stoßes der Grube Katharinenhof aus dem Jahre 1889 stamme. 


35 


Frecn meint, daß der Maßstab meiner Profile von Finken- 
walde zu klein sei, um eine Vorstellung von der Großartigkeit 
der glacialen Faltungen zu geben. Ganz abgesehen davon, daß 
jeder Geologe imstande ist, sich nach dem beigegebenen Maß- 
stabe eine richtige Vorstellung von den Größenverhältnissen eines 
Profiles zu machen, ist die Angabe Frecus von der Höhe des 
Aufschlusses in der Grube Katharinenhof („86 m“) ganz unzu- 
treffend, während meine von ihm in Zweifel gezogene Angabe 
von 57 m, die ich Herrn Inspektor Brunn verdankte, den tat- 
sächlichen Verhältnissen entspricht Um mich davon zu über- 
zeugen, habe ich im Oktober 1902 die Höhe der Grubenwand 
mittels eines Bindfadens z. T. nachgemessen. Danach betrug 
der Abstand von der untersten Sohle der Grube bis zur mittleren 
Abbausohle 20 m, von dort bis zur obersten 17 m und von 
hier bis zur Oberfläche schätzungsweise wieder 20 m. Zu einem 
ganz ähnlichen Resultat kommt man, wenn man die Aufnahmen 
des Kgl. Preuß. Generalstabes vom Jahre 1886 (Sektion Podejuch) 
zu Rate zieht. Die Sohle der Grube Katharinenhof liegt gegen- 
wärtig 24 m über dem Reglitzspiegel, der dem Ostseespiegel 
nahezu gleich ist, während die 80- und 85 m-Kurven die oberen 
Ränder der Grube durchziehen. Daraus folgt, daß seit 1886 die 
Höhe der Grubenwände 61 m nicht überschritten haben kann und 
daß demnach die Angabe Frechs auf einem Irrtume beruhen muß. 


Ferner weist FrecH darauf hin, daß in meinem Profile der 
von ilım dargestellte oberoligocäne Grünsand fehlt, weil dieser 
„1289“ offenbar noch nicht aufgeschlossen gewesen sci. Mein 
Profil von 1898 zeigt unter der mittleren Abbausohle allerdings 
nur muldenförmig in die Kreide eingelagerte diluviale Kicse. 
Ich habe damals dieselben, die vorwiegend im unteren Teile der 
Glacialmulde in stark gebogenen Schichten auftraten, nicht aus- 
drücklich von dem darüber liegenden feineren Diluvialsande unter- 
schieden, weil auch diese wiederum von einer dünnen Kies- und 
Gerölleschicht bedeckt waren, wie auf verschiedenen älteren 
Photographien noch deutlich zu erkennen ist. Da Frecı aber 
das Vorkommen von oberoligocänem Grünsand in dieser Partie 
des Profiles besonders betont und ihn als Schicht 3 darstellt, so 
habe ich das Profil im Sommer 1902 und 1903 nochmals genau 
untersucht und wiederholt photographiert und gezeichnet. 


Er führte daher die Differenzen in unseren Darstellungen auf das 
von ihm angenommene verschiedene Alter der Profile zurück. Mein 
Profil ist jedoch für den Führer für die Glacialexkursionen der Deutschen 
geologischen Gesellschaft nach einer von mir am 24. Juli 1898 auf- 
genommenen Photographie und nach wiederholten Besichtigungen des 
Aufschlusses gezeichnet worden. 


26 


Der Abbau ist am westlichen Stoße der zur Zementfabrik 
Züllchow gehörigen Kreidegrube Katharinenhof seit 1898 bedeutend 
weiter vorgeschritten, sodaß die kleinere Kiespartie unmittelbar 
über der mittleren Abbausohle bereits verschwunden und an dieser 
Stelle die dahinterliegende Kreide zum Vorschein gekommen ist. 
Ebenso ist die schmale apophysenartige Einpressung des Septarien- 
tones in die Kreide auf der rechten Seite meines früheren Profiles 
bereits abgebaut. Was nun die in die Kreide eingefalteten 
diluvialen Kiese und Sande unterhalb der mittleren Sohle 
betrifft, so hat auch hier der Abbau bedeutende Fortschritte 
gemacht. Zu unterst sieht man (Profil 1 und Taf. VII) noch 
immer die muldenartig gebogenen und schließlich steil aufge- 
richteten groben nordischen Kiese (5), die aber jetzt unter der 
Grubensohle verschwinden, während sie früher noch oberhalb der 
Sohle von Kreide unterlagert wurden. Der senkrechte Flügel 
dieser Kiese wird zunächst von einer dünnen Schicht feinen 
Diluvialsandes unterlagert, sodann folgt eine unten breite, nach 
oben spitzer zulaufende Partie Geschiebemergel (4) und schließ- 
lich eine wenige Zentimeter mächtige Grünsandschicht (2), die 
unmittelbar an die Kreide (1) anstößt. Diese letztgenannten drei 
Schichten waren früher von der davorliegenden Kreide verdeckt, 
doch habe ich schon im Jahre 1898 eine dünne Grünsandschicht 
als unmittelbare Bedeckung der Kreide beobachten können. !) 


Über dem diluvialen Kiese, dessen oberste Schicht infolge 
von Verkittung als starke Rippe aus der Grubenwand hervortritt 
(Tafel VII), folgt ein schwach grünlich gefärbter feinkörniger 
Sand (5a), dessen Schichten die Aufbiegung der Kiesbank 
senau wiederholen. Eine Untersuchung mehrerer Proben dieses 
Sandes ergab, daß er im wesentlichen ein Quarzsand ist, der 
durch eine mäßige Beimengung von Glaukonitkörnern, besonders 
in den feineren Partien, grünlich gefärbt ist. Daneben fanden 
sich außer Feldspatkörnchen auch solche eines harten grauen, 
wahrscheinlich silurischen Kalkes, ferner ziemlich große Kreide- 
und zahlreiche Braunkohlenbröckchen. Der Sand ist daher nicht 
als oberoligocän zu bezeichnen, sondern stellt einen während der 
Eiszeit abgelagerten, aber vorwiegend aus umgelagertem ter- 
tiären Materiale gebildeten Diluvialsand dar. Es sei hier 
noch hervorgehoben, daß die Glacialbildungen in den Finken- 
walder Gruben, wie bei den großartigen Störungen gar nicht 
anders zu erwarten ist, vielfach reichlich mit tertiärem Materiale 
gemischt sind. Der untere Geschiebemergel zeigt in seinen 
tiefsten Partien häufig eine schwärzliche Farbe, die von dem auf- 


') Jahrb. d. Kgl. Preuß. geolog. L.-A. 1897, S. 54, 


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Westlicher Stoß der Kreidegrube Katharinenhot. 


1. Obersenone Mucronaten-Kreide. 2. Grünsand. 3. Mitteloligocäner Septarienton. 4. Unterer Geschiebemergel. 5. Unterer 
Diluvialkies. 5a. Unterer Diluvialsand. 5b. Unterdiluviales Konglomerat. 6. Oberer Geschiebemergel. Kn Knollenstein. 


28 


searbeiteten Septarientone herstammt; in der Grube Katharinenhof 
bildete er an einer Stelle der Westwand mit dem verkneteten 
Septarienton eine typische Lokalmoräne. In derselben Grube 
treten an der Nordwand neben der jetzt fast abgebauten steilen 
Kreideklippe ebenso steil gestellte Diluvialsande auf, deren 
Schichtung durch eingeschwemmte Braunkohlenreste scharf mar- 
kiert ist. Außerdem zeigen die obersten Partien des Septarien- 
tones schmitzenweis vorkommende, offenbar durch glaciale Druck- 
wirkungen in ihn hineingepreßte Grünsandreste von dunkelgrüner 
Farbe. 


Der schwach grünlich gefärbte Diluvialsand wird von einer 
dünnen Konglomeratschicht (5b) bedeckt, die aus großen 
und kleinen nordischen Blöcken besteht und in der Grube „Stern“ 
gegenwärtig in größerer Ausdehnung und mächtigerer Ausbildung 
auftritt. Auf dem Konglomerat der Grube Katharinenhof werden 
vereinzelte Braunkohlenquarzite mit knolliger, aber glatter Ober- 
fläche und senkrecht auftretenden Wurzelresten angetroffen, auf 
die wir bei Besprechung der Grube Stern noch näher eingehen 
werden. Die eben beschriebene Glacialmulde hat eine Länge von 
etwa 7O m. 


Der im südlichen Teile des Profils (Fig. 1) bis an die Oberfläche 
reichende feinkörnige hellgelbe Diluvialsand ist im unteren Teile 
stark gewunden und scheint mit den eingefalteten Diluvialschichten 
in Verbindung zu stehen. Der untere Geschiebemergel (4), der 
von einem Septarientonrest schweifartig umgeben ist, zeigt infolge 
kiesig-sandiger Einlagerungen eine deutliche Bankung und tritt 
auch am Nordstoße der Grube noch in mächtiger Entwicklung 
auf. Die von FrecHn gegebene summarische Darstellung der 
Glacialbildungen als „unterer Diluvialsand* auf der linken Seite 
seines Profiles ist daher nur als flüchtige Skizze: zu betrachten, 
weshalb die Reproduktion in der Lethaea geognostica!) in ver- 
größertem Maßstabe besser unterblieben wäre, 

Nicht minder unvollständig ist das Freenusche Profil der 
Grube Stern. Es stellt einen Teil der Nordwand dar und zeigt 
eine bis zu 32 m mächtige Kreidebank, die auf Septarienton 
liest und von diluvialen Sanden und Geschiebemergel überlagert 
wird. Da hiermit jedoch die Lagerungsverhältnisse nicht er- 
schöpfend dargestellt sind und Frecu auch in der Erklärung nur 
von einer Überschiebung der Kreide auf Septarienton spricht, so 


!) Lethaea geognostica 1903. III. Teil. 2. I. Abt. Lief. 1. S. 77.— 
Auch die Deutung der Einzelansicht auf $S. 78 ist unrichtig. Nicht 
die Kreide ist intrusiv, sondern der Septarienton ist in die Kreide 
eingefaltet. 


29 

sehe ich mich genötigt, auf diesen interessanten Aufschluß noch- 
mals näher einzugehen. Ich muß dies umsomehr, als auch Dezcke 
neuerdings verschiedene Beobachtungen über die Lagerungsver- 
hältnisse in dieser Grube mitgeteilt hat und dabei zu abweichen- 
den Ansichten über das Alter der von Berenpr!) und mir zum 
Unteroligocän gestellten Braunkohlenquarzite gelangt ist. 


Das von mir 1898 für die Glacialexkursion der Deutschen 
geologischen Gesellschaft veröffentlichte schematische Profil, wel- 
ches in Nordost-Südwest-Richtung durch die gemeinsame Kreide- 
srube der Zementfabriken Stern und Züllchow gelegt worden ist, 
sollte nur die allgemeinen Lagerungsverhältnisse unter Fortlassung 
der Details zum Ausdruck bringen. Durch ein Gutachten, welches 
ich für die Stettiner Portlandzementfabrik in Züllchow abgegeben 
hatte, war ich genötigt, Ende Januar 1899 nochmals eine genaue, 
meine Auffassung der Lagerungsverhältnisse bestätigende Revision 
dieses schematischen Profiles auszuführen. Die hier im Text 
wiedergegebene Abbildung (Fig. 2) bringt dasselbe mit einigen 
Ergänzungen, die sich infolge fortschreitenden Abbaus und voll- 
ständigerer Bloßlegung der nördlichen Grubenwand im Herbst 
1903 ergaben. 


Beim Eintritt in die Grube unmittelbar am Tunnel sieht 
man jetzt an der nördlichen Grubenwand auf der Kreide eine 
nur schwach entwickelte diluviale Konglomeratschicht, 
welche sehr viele Feuersteine und vereinzelte Braunkohlenquarzite 
enthält. Im weiteren Verlauf verschwindet dies Konglomerat, und 
einzelne große Platten des Braunkohlenquarzits liegen ohne 
diluviale Zwischenschicht, unmittelbar auf der Kreide. Diese 
Platten, welche einen Durchmesser von ungefähr einem Meter besitzen, 
waren bereits von den darüber liegenden Schichten entblößt, doch 
scheinen, nach den Aufschlüssen an der Grubenwand zu urteilen, 
feinere Sande darüber gelegen zu haben. Das soeben erwähnte 
Konglomerat ist nur wenige Zentimeter stark und geht nach oben 
in kiesige Sande über. Dann folgt eine Bank von unterem 
Geschiebemergel, der sich nach Osten zu auskeilt und durch 
eine ebenfalls auskeilende Kiesschicht fortgesetzt wird. Über 
dem Geschiebemergel folgen mächtige fein geschichtete Dilu- 
vialsande, die im vorderen Teile der nördlichen Grubenwand 
zu Tage ausstreichen, aber weiter nach Osten hin von oberem 
Geschiebemergel überlagert werden, der hier eine Mächtigkeit 
bis zu 10 m besitzt. Frecn gibt auf seinem Profile der Nord- 
wand (Taf. 30) eine Bank unteren Geschiebemergels an, die nach 


!) Kreide und Tertiär von Finkenwalde bei Stettin. Diese Zeitschr. 
36. 1884. S. 866-874, 


30 


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31 


Westen zu sich in den Diluvialsand einschiebt, nach Osten zu 
direkt vom oberen Geschiebemergel überlagert sein soll. Ich 
glaube jedoch nicht, daß es sich hier um zwei getrennte Geschiebe- 
mergel handelt, da die Ablagerung nach Osten zu völlig einheit- 
lich erscheint. Meiner Ansicht nach liegt hier nur eine spitz in 
den oberen Geschiebemergel hineingepreßte Apophyse des darunter 
liegenden Diluvialsandes vor. 


An derselben Nordwand der Grube sieht man gegenwärtig 
ziemlich nahe unter dem oberen Geschiebemergel eine harte 
Konglomeratschicht von einem halben Meter Mächtigkeit in 
den geschichteten Diluvialsand eingelagert. Dieses schon von 
Deeeke beschriebene Konglomerat, welches größtenteils aus nor- 
dischen Blöcken und Geröllen besteht, ist sehr verdrückt und 
zeigt zerquetschte und wieder verkittete Geschiebe. Braunkohlen- 
quarzite habe ich hier, wo große Schollen des Konglomerates von 
der Grubenwand heruntergestürzt waren und auf der obersten Ab- 
bausohle dicht gedrängt umher lagen, nicht beobachten können. 
Südlich von dieser Stelle jedoch liegt unmittelbar auf der Kreide 
gegenwärtig eine dünne Konglomeratschicht, die aus nordischem 
Materiale besteht und wie am Eingang beim Tunnel vereinzelte 
große Braunkohlenquarzite enthält. Diese mischen sich nach 
meinen Beobachtungen dem Konglomerat nur dort bei, wo es 
direkt der Kreide aufsitzt. Deeck#!) dagegen stellt es in seinen 
Ausführungen über Tektonik und Eisdruck S. 23 so dar, als ob 
diese Quarzite der Grube Stern stets in dem diluvialen Konglomerat 
lägen und ihre Zurechnung zum Unteroligocän demnach unberechtigt 
sei; denn das Konglomerat si — woran allerdings nicht zu 
zweifeln ist — typisch diluvial und umschließe die Quarzite 
als Auswaschungsrückstände von miocänen, den pommerschen 
Braunkohlen zugehörigen Schichten. 


Diese Auffassung kann ich nach meinen langjährigen Be- 
obachtungen in der Grube Stern, die mit der Kartierung von 
Blatt Podejuch 1889 begannen, nicht teilen. Durch den fort- 
schreitenden Abbau haben sich seit dem Jahre 1898 die Ver- 
hältnisse allerdings so wesentlich geändert, daß die Knollensteine 
jetzt nur noch vereinzelt in der Grube zu finden sind. Früher 
war, wie dies auch mein schematisches Profil darstellt, im süd- 
östlichen Teile der Grube eine ausgedehnte, ursprünglich von 
unterem Geschiebemergel bedeckt gewesene Kreideoberfläche ent- 
blößt, und auf dieser lag ohne diluviale Zwischenschicht auf 


!) Geologische Miscellen aus Pommern. Mitteil. naturw. Ver. 
für Neu-Vorpommern und Rügen zu Greifswald. 85. 1903. 8. 23. 


weite Erstreckung ein dichtes Pflaster von Quarziten'), 
sodaß nur an eine ursprüngliche Lagerung gedacht werden konnte, 
umsomehr, als an einer Stelle, die jetzt ebenfalls abgebaut ist, 
die Quarzite durch einen Rest Septarienton vom überlagernden 
Geschiebemergel getrennt wurden. Ebenso wichtig für die Alters- 
bestimmung der Quarzite ist eine Stelle im südlichsten Teile der 
Grube an dem liegenden Sattel der Kreide und des Septarientones. 
Hier sieht man noch jetzt einen, von diluvialen Beimengungen 
ganz freien, groben glaukonitischen Sand zwischen Kreide und 
Septarienton und in diesen eingebettet einige Braunkohlenquarzite. 
Dieser von mir nachgewiesene, braun verwitterte glaukonitische 
Sand?) kann wegen des Fehlens von nordischem Materiale nicht 
mit dem oben erwähnten blockreichen Konglomerat von typisch 
diluvialem Charakter identifiziert werden, wie dies Dssck£°) irr- 
tümlich tut. In der Grube Katharinenhof finden sich, wie schon 
erwälnt, vereinzelte große Braunkohlenquarzite auf der Konglomerat- 
schicht im Profil 1 bei Kn. Hier sind jedoch diese Blöcke 
sichtlich erst bei der Faltung disloziert worden und bieten durch 
ihre Lagerung keinen Anhalt für ihre Altersbestimmung. An und 
für sich wäre ja das Vorkommen von Knollensteinen in den 
sandigen Bildungen der norddeutschen miocänen Braunkohlen- 
formation nicht weiter auffallend, bisher jedoch ist meines Wissens 
im Verbreitungsgebiet dieser Ablagerungen keine Stelle bekannt 
geworden, wo derartige Knollensteine anstehend vorkommen. In 
den unteroligocänen Braunkohlenbildungen des subhercynen Ge- 
bietes treten sie dagegen in mehreren Horizonten außererdentlich 
häufig auf und es lag nahe, sie mit diesen ihrem Alter nach 
zu parallelisieren. Nach meiner Ansicht muß man auf grund der 
Lagerungsverhältnisse an der zuerst von BERENDT vertretenen 
Zurechnung der Braunkohlenquarzite zum Unteroligocän festhalten. 
Es ist ein Irrtum von Deercke, wenn er das Vorkommen der 
Quarzite in der Grube Stern an das diluviale Konglomerat ge- 
knüpft glaubt, da dieses gerade dort, wo die Knollensteine früher 
am massenhaftesten auftraten, nicht vorhanden war. 


!) G. BERENDT berichtete 1884 (Diese Zeitschr. S. 867 u. 871), 
daß die Quarzitblöcke „zu Hunderten“ die ganze Oberfläche der Kreide 
bedeckten, und Herr Inspektor BRuHN hat mir noch kürzlich bestätigt, 
daß sie früher zeitweise den Eindruck einer zusammenhängenden 
Schicht gemacht hätten. 

?) Erläuterungen zu Blatt Podejuch S. 14. — Das Heft wurde 
zwar erst 1899 mit der ganzen Lieferung ausgegeben, lag jedoch 
bereits seit 1893 gedruckt vor, weshalb es mir leider nicht mehr 
möglich war, meine Beobachtungen vom Jahre 1898 noch zu verwerten. 


2.9.28, 0, 8,28. 


33 


Um zu zeigen, wie sehr sich die Profile durch den weiteren 
Fortschritt des Abbaus verändern, mag noch ein Detailprofil (Fig. 5) 


< N Q N 


: Fig: 8. 
Südlicher Stoß der Grube der Zementfabriken „Stern“ und 
„Züllchow“. f 


1. Obersenone Mucronaten-Kreide. 2. Unterer Geschiebemergel. 
3. Unterer Diluvialsand. 4. Unterdiluviale Konglomeratschicht. 
5. Oberer Geschiebemergel. 6. Oberer Diluvialsand. Kn Knollenstein. 


hier Aufnahme finden, welches am südöstlichen Stoße der Grube 
Stern gegenwärtig die Umbiegung des Kreidesattels und die ihn 
überlagernden Diluvialschichten zeigt. Von dem Knollenstein- 
pflaster auf der Kreide ist nichts mehr zu sehen, nur erinnern 
daran einige große Quarzite, die von dem die Kreide überlagernden 
unteren Geschiebemergel aufgenommen sind. Stellte dieser früher 
eine einheitliche Bank dar (Profil 2), so ist jetzt eine nach Süd- 
west sich auskeilende Bank geschichteten Diluvialsandes (3) in ihn 
eingeschaltet, während in diesem wiederum eine grobe Konglomerat- 
schicht (4) auftritt, die in ihrem unteren Teile einen schön aus- 
geprägten Harnisch auf einem großen Block zeigte. Ob das 
Konglomerat wirklich als eine einheitliche Schicht an der Basis 
des Diluviums anzusehen ist und erst später durch Überfaltung 
und Einpressung der hangenden Diluvialschichten von der Kreide 
abgehoben wurde, wie DEECKE annimmt, erscheint mir nach seinem 
Vorkommen in den geschichteten Diluvialsanden der Nord- und 
Südwestwand der Grube Stern und als Hangendes der Glaeial- 
-- mulde der Grube Katharinenhof sehr zweifelhaft. Allem Anscheine 
nach tritt es in verschiedenen Niveaus auf. 
Der Septarienton, der die ganze Kreidefalte der Grube 

Stern unterlagert, erschien 1899, wie auch Profil 2 zeigt, als 


B) 


34 


apophysenartige Bank von 1 m Mächtigkeit tief in den Kreide- 
sattel eingepreßt.!), Auf der untersten Abbausohle wird seit 
Jahren im mittleren Teile der Grube unter der größtenteils schon 
abgebauten, früher etwa 30 m mächtigen Kreide ein 4—6 m 
mächtiger Septarienton gegraben, der durch seine schön aus- 
gebildeten glänzenden Ablösungsflächen und Harnische 
den gewaltigen Druck erkennen läßt, dem er durch das Inlandeis 
ausgesetzt war. Er wird, wie zeitweise in kleinen Aufgrabungen 
sichtbar war, von 0,4 m Diluvialsand unterlagert, darunter folgt 
Geschiebemergel von 1,5 m Mächtigkeit und unter diesem ist 
Diluvialsand bis zu 31 m Tiefe erbohrt worden. Auch an der 
Nordwand wird jetzt Septarienton unter der Kreide abgebaut. 


Die glänzenden Ablösungsflächen waren auch im September 
1903 an der Westwand der Grube Katharinenhof an dem in die 
Kreide eingefalteten Septarienton unmittelbar über der Gruben- 
sohle sehr gut zu beobachten. Auch die breccienartige Struktur 
der  Finkenwalder Kreide, die besonders deutlich an den zer- 
trümmerten Belemniten ‚zu erkennen ist, beweist im Verein mit 
den Faltungen und Uberschiebungen die großartigen Druck- 
wirkungen des Inlandeises. 


Was die Entstehung der hier dargestellten Störungen bei 
Finkenwalde betrifft, so stimme ich mit Derecke darin überein, 
daß den glacialen Faltungen bedeutende tektonische Verschiebungen 
vorangegangen sein müssen. Wie DerckeE*) seiner Zeit in einem 
Aufsatze über die Oderbucht ausgeführt hat, ist die Bildung 
des Haffes durch drei verschiedene Bruchrichtungen zu erklären, 
die dem alten skandinavischen, dem hercynischen und variseischen 
System angehören und zur Entstehung von Horsten und Gräben 
führten. Diese tektonischen Störungen, deren Wiederauftreten 
während der Eiszeit Dercke neuerdings auf Gleichgewichts- 
störungen infolge ungleicher Belastung durch das mächtige Inland- 
eis zurückführen möchte, müssen sich bis in die letzte Inter- 
glacialzeit fortgesetzt haben, sodaß beispielsweise auf Rügen 
Kreide und unteres Diluvium an diesen Dislokationen teilnahmen. 
Das hierdurch im Oderbuchtgebiete geschaffene unregelmäßige 
Relief bot der Inlandeisdecke der letzten Vereisung die erforder- 
lichen Angriffspunkte zur Entfaltung seiner Druckwirkung dar, 


!) Der Aufschluß wurde im Oktober 1899 von der Glacialexkursion 
des VII. Internationalen Geographen-Kongresses unter meiner Führung 
besichtigt. Im Liegenden dieses eingefalteten Septarientons zeigten 
sich damals glaukonitische Sande. Siehe Verhandlungen d. Kongresses 
S. 380. 

?) Ein Versuch zur Erklärung des Oderbucht. Diese Zeitschr, 
45. 1893. 563—73. 


35 


Derartige tektonische Brüche und Dislokationen voraus- 
gesetzt, denke ich mir jedoch den Vorgang der glacialen 
Störungen bei Finkenwalde wesentlich anders, als Dercre!) ihn 
nach Analogie der Zerstückelung der Rügenschen Kreide dar- 
stellt. Nach meinem Profile der Grube Stern liegt nicht eine 
durch die Eisbewegung überkippte Kreidescholle vor, sondern 
eine durch das Inlandeis bewirkte Aufstauchung, Faltung und 
Überkippung von Kreide, Tertiir und älterem Diluvium. Die 
durch Bohrungen innerhalb und außerhalb der Grube bekannt 
sewordenen Lagerungsverhältnisse haben ergeben, daß die über- 
kippte Kreidefalte mit dem Anstehenden wahrscheinlich nicht 
mehr in Verbindung steht, sondern durch den Schub des 
mächtigen Inlandeises vom Muttergestein abgequetscht und über 
älteres Diluvium hinweggeschoben wurde. Dabei wurde sie, wie 
dies bei stark zusammengeschobenen Falten häufig zu beobachten 
ist, in Gewölbe verdickt und in den Schenkeln ausgewalzt, wes- 
halb ihre Mächtigkeit nach Südwesten zu und nach Nordosten 
abnimmt. Weniger klar liegen die Verhältnisse in der Grube 
Katharinenhof, doch sind sie nicht derartig verschieden, daß man, 
wie DEECKE, eine ursprüngliche Trennung des Tertiärs beider 
Gruben annehmen müßte. Auch in der Grube Katharinenhof 
reicht an der Südwand der Septarienton als Liegendes der steil 
abbrechenden und jetzt fast ganz abgebauten Kreide bis auf die 
Grubensohle herab und wird von dem ebenfalls saiger stehenden 
unteren Geschiebemergel unterlagert. Auch hier läßt sich also 
eine Faltung und Überschiebung nach Süden zu nachweisen, 
wenn auch nicht in so großem Maßstabe wie in der Grube Stern. 
Dafür geben die Spezialfaltungen und -störungen der Grube 
Katharinenhof einen eigenen Reiz. 


10. Hebungen und Verhinderung des Versalzens 
abflussloser Becken. 


Von Herrn C. OcHsEnIus. 


Marburg, den 8. März 1904. 

Im letzt erschienenen Heft 3 vom Jahrgange 1903 dieser 
Zeitschrift sagt Prof. Dr. W. Saromon, daß Prof. Dr. Saver 
schon vor einer Reihe von Jahren die Vermutung ausgesprochen 
habe, daß der Odenwald noch jetzt in einer langsamen Hebung 
begriffen sei (S. 408), und weiter, daß man dann bei der Definition 


2E2..02..0. 8. 24, 
g%* 


36 


der Horste nicht ganz, wie unser großer Meister Surss, Hebungs- 
erscheinungen ausschließen dürfe. — ; Schade, daß man erst jetzt 
so etwas liest. Als ich vor 20. Jahren zuerst für die Existenz 


von Hebungen unserer Erdrinde eintrat, während noch‘ ganz. 


Deutschland an Ozeansberge und -täler glaubte, war es .nur 
Le Conre-Berkeley, Cal., der mir zur Seite sich stellte. und 
später BoDExB£EnDER-Cordoba, Arg. | 

Jetzt ist die Frage erledigt. Man schrieb mir neulich von 
sehr kompetenter Seite aus München: „An der seismischen Hebung 
der Westküste Südamerikas ist wohl nun nicht mehr zu zweifeln.“ 

Hans Mever!) sagt am Schlusse seines Berichts über Reisen 
im Hochland von Ecuador: „Und wenn wir bedenken, daß die 
ecuatorianischen hohen, gletschertragenden Vulkanberge (Chimborazo, 
Cotopaxi u. s. w.) erst im Ausgang des Tertiärs und im Verlauf 
des Quartärs entstanden sind, wenn wir ferner die übrigen ältern 
Glacialvorkommnisse Südamerikas und die tier- und pflanzen- 
geographischen Verhältnisse mit in Betracht ziehen, so können wir 
die Entstehungszeit jener alten Glacialzone der ecuatorianischen 
Anden in das spätere Diluvium verlegen.“ 


Das ist ein sehr wichtiger Ausspruch eines berühmten Geo- 


graphen zur Bestätigung meiner Behauptung der Jugendlichkeit von 
Teilen der Anden. Es liegen also jetzt Beweise vor von Cali- 
fornien, Ecuador, Bolivia (Potosi), der Argentina und von Chile 
bis zur Magelhaensstraße. In Mitteleuropa sind junge Aufwärts- 
bewegungen von Gebirgen in der Schweiz und am Harze kon- 
statiert. Dazu gesellt sich jetzt nun auch der Odenwald. 

Jom. WALTHER drückte das letzthin sehr bezeichnend in 
seinem Buche: „Das Gesetz der Wüstenbildung“ so aus, daß er 
sagte: „jeder Teil unserer Erde ist einmal Festland und Meeres- 
grund gewesen.“ Nicht ganz richtig ist aber seine früher schon 
wiederholt aufgestellte Behauptung, daß jede abflußlose Depression 
zuletzt versalzen muß, weil alle einströmenden Gewässer etwas 
Salz enthalten. 

Zu den Tatsachen, welche beweisen, daß diese Behauptung 
nicht immer richtig ist — ich hatte s. Z. nur Merv, Fayum und 
den Tsadsee angeführt —, kann ich eine weitere bezeichnen. 

A. Worıkor hat im vorigen Jahre den Balchaschsee im 
russischen Turkestan erforscht. Derselbe ist an 693 km lang 


und 59—85 km breit, also vierzigmal so groß wie der Bodensee. - 


Seine Umgebungen bestehen aus krystallinischen Gesteinen von 
rundlichen Formen. Neuere Sedimente fehlen ganz, von aralo- 
kaspischen Muscheln keine Spur; die lebende Fauna hat auch 
keine Ähnlichkeit mit der aralokaspischen, wohl aber mit der- 


') Zeitschr. Ges. f. Erdkunde, Berlin, 1904, Nr. 2, S. 149, 


=) 


u 


jenigen des Lob-nor. Das interessanteste Ergebnis ist, daß dieser 
abflußlose See, in einem sehr trockenen Klima gelegen, ein 
seichter Süßwassersee mit ebenem Boden und einer Maximaltiefe 
von 11 m ist. Sein Plankton ist denen von Teichen ähnlich, 
und sein Niveau seit Jahren im Steigen begriffen. Gruppen von 
Populus diversifolia stehen am Ufer schon im flüssigen Element 
selbst, das auch niedrige Stellen der Fahrwege am Ufer bereits 
überschwemmt hat. 

Überhaupt mehren sich die Nachrichten über die Zunahme 
des Wassers in Seen eines großen Teils von Centralasien. 

Die ganze lange Südseite des Sees begrenzt die Wüsten 
Tau-kum, Sanyischikatrau und Sjuk-kum, und von dieser Seite 
her erhält der Balchasch mehrere seiner zahlreichen Zuflüsse, 
darunter den 1310 km langen bedeutenden Strom Ili, der vom 
Nordabhang des Tianschan kommt. Da entsteht die Frage: wa- 
rum ist das Wasser des Balchasch süß geblieben, obgleich seine 
'hauptsächlichsten Zuflüsse Wüsten durchströmen, die jedenfalls 
salzig sind? Die Antwort lautet: weil die Vegetation an seinen 
Ufern stark genug ist, um die salinischen Bestandteile des Wüsten- 
wassers, welche den Salzgeschmack desselben hervorrufen, in 
nicht salzig schmeckende umzusetzen. Diese These bedarf der 
Begründung und zwar um so eher, als ich die anscheinend ent- 
segengesetzte These: „Salze, besonders bittere, machen die Wüste“ 
auch aufgestellt habe. 

Es handelt sich dabei nur um die Machtfrage der Masse. 

Am schädlichsten sind die Wüstensalze des Magnesiuns, 
d. h. Magnesiumchlorid und Magnesiumsulfat, weniger schlimm 
ist ihr steter Begleiter, das eigentliche Salz, Chlornatrium, wo- 
gegen das schwächst vertretene Chlorkalium nicht schädlich, son- 
dern befruchtend wirkt, so lange es nicht im Übermaß der 
Vegetation zugeführt wird. 

Ich behaupte also, daß die in Frage kommenden Pflanzen 
die beiden Chloride zersetzen (das Salz dumm machen) und das 
Bittersalz in die weniger schädliche Verbindung der Schwefelsäure 
mit Kalk, d. h. in Gips, den man ja direkt zum Düngen des 
Klees verwendet, verwandele, soweit der Schwefelgehalt nicht vergast. 

Sulfate werden nämlich durch organische Substanz zu 
Schwefelmetallen reduziert, die, z. T. leicht durch Wasser- 
dampf oder schwache Säuren zersetzbar, Schwefelwasserstoff liefern. 
Eine Flasche Bitterwasser verdirbt schon durch ein hineingeratenes 
Stückchen Stroh oder durch die Berührung mit dem Kork. 

Der Urmiasee zeigt eine starke Entwicklung von Schwefel- 
wasserstoff. Gleiches habe ich am Großen Salzsee in Utah be- 
obachtet. 


38 


Wenn nach dem Winterregen flache bewachsene Ufer- 
partien überschwemmt werden, trocknen im Frühling die Tümpel 
langsam aus; es bildet sich zuerst eine etwas elastische trockene 
Kruste aus dem abgestorbenen Gewirr von Pflanzenresten. Das 
Betreten dieser trügerischen Decke ist gefährlich; so lange sie 
noch trägt, entstehen um den Standpunkt des Fußgängers reich- 
liche Bläser, die Schwefelwasserstoff ausströmen lassen. Die 
Sulfate werden vom organischen Detritus zerlegt, und ihr Schwefel- 
gehalt wird z. T. in die umgebende Luft geschickt. Organische 
Säuren (wohl vorzugsweise kohlen- oder oxalsäureartige) vertreiben 
die Schwefelsäure. 

Das giftige Chlormagnesium zersetzt dagegen sogar die sonst 
so widerstandsfähige Cellulose und gibt dabei natürlich seinen 
Chlorgehalt ab. Das Chlor, soweit es von den Pflanzen abge- 
stoßen werden muß, geht in die Atmosphäre und kommt später 
aus ihr in Form von pulverförmigem Salmiak, Chlorammonium, 
auf die Erde irgend wo zurück. Mit anderen Worten: die 
Chloride werden ebenso wie die meisten Sulfate zum größten 
Teile in Carbonate oder Verbindungen mit einer der Kohlensäure 
verwandten organischen Säure verwandelt und in dieser Form 
zum Aufbau des Pflanzenkörpers verwendet. Aus dem Chlor- 
natrium geht Soda, aus dem Chlorkalium Pottasche hervor. Be- 
legen wir das auch für den konkreten Fall Balchasch, soweit das 
allgemeine Material ausreicht. 

Pflanzennährstoffe und nie fehlende Aschenbestandteile sind: 
Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor, Schwefel, 
Silicium, Chlor, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen. 

Keiner dieser Körper ist in seinem elementaren Zustand 
vorhanden, sondern in chemischer Verbindung als 


Basen mit den Säuren 


Kali Phosphorsäure, 
Natron Kieselsäure, 
Kalk Schwefelsäure, 


Magnesia Kohlensäure, 
Eisenoxyd Chlor etc., 


verbunden hauptsächlich zu folgenden Salzen: schwefelsaurem 
und phosphorsaurem Kalk, kohlensaurem Kali, Natron, Kalk, 
Magnesium, Chlorkalium und Chlornatrium. 

Nun gilt es, zu zeigen, daß die Repräsentanten der höheren 
Vegetation um den Balchasch nur wenig Chlor enthalten, d. h. 
daß sie imstande sind und warum, das ihnen im Boden zugeführte 
und aufgedrungene Salz zu vernichten und so das Wasser des 
Sces süß zu erhalten. 


39 


Die Umgebung gehört zu den Steppen und Wüsten mit 
hartem Gesträuch. Die Gräser sind die des aralo-kaspischen 
Gebietes (Elymus, Triticum, Stipa, Lastagrostis, Aristida u. s. w.), 
baumartige Gewächse sind Pappeln, Birken u. a., Kulturpflanzen 
Roggen, Weizen, Buchweizen. 

Sehen wir zu, wieviel Chlor diese bezw. ihre nächsten Ver- 
wandten — weil Aschen-Analysen der dortigen noch nicht vor- 
liegen — in der Asche neben andern Hauptbestandteilen enthalten. 


0 ie kshe.: 2] 
ara el, BE N 2 
Substanz FE ae 5, Ei ® Rn | 
sa@laals|al|se® 
| aaıiHıo 

Birken - Blätter. 85,2) 8,213,4/10,9/4,2) —| 8,0,0,7| 0,7/0,1 
Holz 6,4, 0,7/0,1| 3,1/0,5| —| 0,3)0,1| 1,0) — 

Rinde . 3,8| 0,30,1| 1,8/0,5| —| 0,410,1| 0,1 
Buchen-Blätter . . . . | 42,2] 8,2/0,9|14,2|3,0|0,6| 4,0/0,8| 8,5I0,2 
R Holz . . .... 49| 0,9) —| 3,002] —| 0,2] —| 0,2) — 
Fichten-Nadeln 2.2 558.27.2.0 0-8.7.28.0,1,9142,6 122) 41,20,2 
Holz 8,8] 0,8|0,2| 1,1/0,2|0,2| 0,2|0,1| 1,4 — 


Die Blätter lassen also kein aufgenommenes Chlorid in Holz 
und Rinde übergehen. 


Futterroggen . . . ... || 16,3| 6,3/0,1| 1,2/0,5] —| 2,40,2]| 5,21 — 
Sommerroggen, Stroh . . | 54,4113,0| —| 4,812,0) —| 8,5|1,4 30,4] — 
Weizen, Stroh . . || 44,5[12,911,2] 3,1/1,110,3| 2,3|1,4) 21,2]1,0 
Spreu . . [140,3] 5,5[1,2| 4,611,710,6| 3,8[0,91121,710,5 

Kömer . | 21,4 6,40,4| 0,6|2,6/0,1110,4I0,3| 0,410,1 
Buchweizen-Stroh . . . || 61,5/28,8|1,4111,3]2,3) —| 7,3|3,3| 3,4|4,9 
Körner . . . || 13,7| 8,2]0,8| 0,6|1,7/0,2] 6,7|0,31 0,3/0,2 

Kleie . . . |) 34,611,20,7| 3,4|4,6| —|12,5|1,0| 0,7) — 


Auch hier zeigt es sich, daß die Pflanzen die Chloride nicht 
sanz als solche in die Endprodukte aufnehmen. Dieselben werden 
also annehmbar vorher zu andern Verbindungen gemacht. Kleie, 
Mehl und Kleber von Weizen sind vollkommen chlorfrei Das 
Buchweizenstroh, das offenbar von deutschem, nicht von tatarischem 
Gewächs der Balchaschgegend herrührt, deutet auf eine voraus- 
gegangene reichliche Kainitdüngung hin, 

11,6l0,4 
4,60,8 


9,1 
4,9 


2,2 
3,0 


0,6 
1,1 


0,8 
0,8 


2,2 


Mieseneras, junge ..ı .... ... 120,7 
1,5 


in der Blüte . | 18,1 


Hier scheinen die etwa aufgenommenen Chloride schon in 
der Wurzelregion ruiniert zu werden. 

Nun mögen die Dünenpflanzen an den Südufern des Balchasch- 
sees wohl mehr Arbeit haben, um die Salze zu zersetzen, d. h. 
sie in weniger salinische Körper überzuführen, aber die Tatsache, 


40 


daß dergleichen Vorgänge stattfinden, ist wohl nicht zu bestreiten, 
und damit erklärt in der asian daß abflußlose Senken 
ein gewisses Quantum von sogar etwas salinischem 
Wasser aufnehmen können, ohne zu versalzen, d.h. 
wenn die heimatliche Vegetation stark genug ist, die 
angebrachte Salzmenge in unschädliche Carbonate, 
Sulfate u. dergl. zu verwandeln. 

Vielleicht treten in solchen Fällen auch halurgometamorphe 
Erscheinungen helfend ein, wie solche kürzlich von F. Hornuze 
vom Harze näher beschrieben worden sind. 

Zu den kalifressenden Pflanzen gesellen sich da noch kali- 
fressende Gesteine. | 

Eine abflußlose Strecke muß also nur dann zur 
Salzwüste werden, wenn ihr ursprünglicher Inhalt nicht 
imstande ist, die angebrachten Salze von ihrer Giftig- 
keit zu befreien. 


11. Zur Entwicklungsgeschichte des sog. Thorn- 
Eberswalder Haupttales. 
(Vorläufige Mitteilung.) 


Von Herrn G. Maas. 


Berlin, den 16. März 1994. 

In seiner Arbeit „Die Stillstandslagen des letzten Inland- 
eises und die hydrographische Entwicklung des pommerschen Küsten- 
gebietes“!) gibt K. Keınnack eine ausführliche und anscheinend 
recht genaue Entwicklungsgeschichte des sog. Thorn-Eberswalder 
Haupttales, das den von der großen baltischen Endmoräne herab- 
kommenden Schmelzwassern seine Entstehung verdanken soll, und 
bringt die einzelnen Phasen dieser Entwicklung aufGrund der Terrassen 
in unmittelbare Beziehung zur hydrographischen Entwicklung des 
Haffgebietes. Es hat sich aber schon seit längerer Zeit?) gezeigt, 
daß die von KeıLnack vorausgesetzten Beziehungen zwischen dem 
Urstromtal und der großen baltischen Endmoräne nicht bestehen. 
Die von ihm angenommenen gewaltigen Sande sind als einheitliche 
Gebilde, soweit es sich überhaupt um Sandflächen handelt, nicht 
vorhanden. Dafür aber findet sich eine große Zahl ostwestlich 
verlaufender Endmoränenzüge, die meist der baltischen” an Be- 
deutung nicht nachstehen und sich stets bis dicht an diese ver- 


n ah, Kgl. Preuß. geol. L.-A. Berlin 1898 S. 107—112. 
?) Ebenda 1900 8. 143—147. 


4 


folgen lassen, in dem Gebiete östlich der Drage, in dem Gebiete 
also, in dem sie nach Keınnacks Darstellung fehlen müßten, und 
zwar fast unmittelbar vom Nordrande des Netzetales an bis an 
den Südrand der Elbing-Danziger Niederung. Das Vorhandensein 
dieser Endmoränenzüge, die sich unmittelbar an die ostpreußischen 
anschließen, beweist aber, daß ein Weichselgletscher im Sinne 
Keivhacks niemals vorhanden war. Damit fallen aber auch ge- 
wisse, nur auf Konstruktion beruhende Zeitbestimmungen Keır- 
HACKS in der hydrographischen Entwicklungsgeschichte. So läßt 
es KrEıLHack noch unbestimmt, ob im Weichselgebiete der Rück- 
zug des Eises schon begann, als in Hinterpommern der Eisrand 
bereits zwischen Köslin und Schlawe lag, neigt aber der Ansicht 
zu, daß dieser Rückzug erst später stattfand.!) Nun schließen 
sich aber die nördlichsten Endmoränen Westpreußens südlich der 
Danziger Niederungund ihre ostpreußischen Fortsetzungen unmittelbar 
an die große baltische Endmoräne an und daraus folgt im Gegen- 
satz zu den Anschauungen KeıLHAcks: wenn wirklich die große 
baltische Endmoräne KeıLuacks ein einheitliches Gebilde ist, wenn 
in der Tat ein Odergletscher im Sinne KeEıLHacks einmal bestand, 
so war dies zu einer Zeit, als bereits ganz Westpreußen mit Aus- 
schluß des unmittelbaren Haffgebietes und der größte Teil Ost- 
preußens eisfrei waren. Merkwürdigerweise bestehen aber im 
Westen der noch niemals im Zusammenhange verfolgten auffallenden 
Endmoräne zwischen Schwachenwalde und Reetz?) die gleichen 
Erscheinungen wie östlich dieser Linie, zahlreiche westöstlich 
streichende Endmoränenstaffeln, von denen die Keıruack sche 
Karte von Pommern die Züge von Fiddichow und Bahn sowie 
die von MicnAzı.°) aus der Gegend von Ravenstein und Jakobs- 
hagen angegebenen nicht zeigt; und doch bilden diese neu- 
märkischen Endmoränen die fast unmittelbaren Fortsetzungen der 
westpreußisch-posenschen Züge, was schwerlich zu Gunsten des 
Odergletschers zu deuten sein dürfte. Aber trotzdem wollen wir 
annehmen, daß Krırnacks Odergletscher einmal bestand, da sein 
Fehlen die folgenden Darstellungen nur hinsichtlich der Zeit- 
bestimmung beeinflussen könnte. Die Eisfreiheit West- und Ost- 
preußens mußte dann aber in dem ganzen Zuflußgebiete des sog. 
 Thorn-Eberswalder Haupttales hydrographische Verhältnisse ver- 
anlassen, die von den von KEILHACK angenommenen wesentlich 
abweichen, aber durch die nahen Beziehungen zwischen den 


!) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. Berlin 1898 S. 141 —142 
(Phase VI), S. 144 (Phase IX) und Verh, Ges. f. Erdkunde Berlin 1599 
S. 186—138. 

?) Ebenda 1893 S. 183. 

2) Diese Zeitschr. 1899 Verh. S. 25. 


42 


einzelnen Endmoränenstaffeln mit ihren Staubecken und Sandfllächen 
und den Terrassen in den zugehörigen Abflußrinnen sicher gestellt 
werden. Auf diese Verhältnisse, die sich in gleicher Weise in den 
Tälern der Drewenz, Weichsei, Brahe, Küddow und Drage wieder- 
finden, gedenke ich an anderer Stelle ausführlich einzugehen. Hier 
sollen nur in Kürze einige Verhältnisse des Haupttales selbst unter 
besonderer Berücksichtigung der Terrassen erörtert werden. Dabei 
ergibt sich aber von vornherein eine gewaltige Schwierigkeit. Keır- 
HACK läßt die Terrassen, wie dies für Gebirgsflüsse wohl sicher 
richtig ist, von dem die ganze vorher tief ausgefurchte Talrinne aus- 
füllenden Flusse aufschütten, sodaß die Terrassexfläche etwa dem 
alten Wasserspiegel entspricht, und damit hängt auch seine Vor- 
stellung von Wasserpässen und der durch plötzliche Senkuug des 
Wasserspiegels bewirkten Tieferlegung der Terrassen zusammen. 
Nun bestehen aber die Terrassen in dem hier in Frage kommenden 
Gebiete zum weitaus größten Teile aus eingeebneten älteren 
Bildungen: Tertiärtonen, Geschiebemergeln, Sanden, Granden und 
Tonmergeln des Diluviums. Diese Einebnungsterrassen entsprechen 
aber dem Boden des alten Flußbettes, das in Gestalt weit aus- 
sedehnter Senken schon lange vorgebildet und meist von den 
jüngeren Glacialbildungen ausgekleidet war, oder vielleicht der 
durch Verlegung der Stromrinne eines kleineren Gewässers in 
einer solchen älteren Senke geschaffenen Abrasionsfläche, und die 
tieferen Terrassen lassen sich dann ganz ungezwungen, ohne plötz- 
licbe Wasserverminderung, durch Verringerung der Stoßkraft des 
Wassers und damit der Seitwärtsverschiebung der Stromrinne er- 
klären. Für das KeıtLHack aus eigener Anschauung genau be- 
kannte Gebiet des Oder- und Warthebruches mag seine Ansicht 
über die Entstehung der Terrassen vielleicht giltig sein. Doch 
werden dann die Abweichungen der nachfolgenden Darstellungen 
von den von KeırLHack in seinen diesbezüglichen Arbeiten und 
auf der „Geologisch-morphologischen Übersichtskarte der Provinz 
Pommern“ vertretenen noch größer. Bekamntlich legt KeıLHAack 
in das Netze-Warthetal mit seinen zwei Staubecken bei Bromberg 
und Küstrin zwei Terrassen, deren oberste als die des Thorn- 
Eberswalder Haupttales bezeichnet wird, während die tiefere als 
höchste Stufe der Pommerschen Urstromtäler angesprochen wird, 
zu der sich im Küstriner Stausee unterhalb Landsberg a. W. noch 
eine mittlere Stufe der pommerschen Urstromtäler gesellt. Diese 
Talstufen des Küstriner Stausees endigen nun nach Osten hin 
an einer Eisrandlage, die nördlich des Tales in der Gegend öst- 
lich von Massin durch Kames bezeichnet wird und im Süden etwa 
von Schwerin a. W. an über Kähme und Kwiltsch in die Provinz 


45 


Posen hineinzieht.!) In der etwa 20 km breiten Niederung, wo 
die deutliche Endmoräne heute allerdings fehlt, wird diese Eisrand- 
lage durch Blockansammlungen und dergl. ebenso deutlich angezeigt, 
wie diejenigen, welche nach KzıuLnack den Haffstausce schufen. 
Dieser Abschluß scheint aber nicht lange bestanden zu baben, denn 
die Terrassen setzen sich ziemlich unvermittelt in das Wartlıetal 
fort, auch die tieferen, die für diese Phase allerdings noch nicht 
in Betracht kommen. In das Netzetal setzt sich die Hoch- 
terrasse des Stausees aber nicht fort. Denn bei Zantoch kreuzt 
abermals eine durch Steinreichtum gekennzeichnete Eisrandlage 
das Tal und läßt sich verhältnismäßig gut in Stein- und Lehm- 
kuppen durch den nördlichen Teil des Dünengebietes zwischen 
Warthe und Netze bis Lubasch und Czarnikau hin verfolgen, wo 
sie sich dann an die Endmoränen von Kolmar, Margonin u. s. w. 
anschließt. Die östlich Zantoch bis Czarnikau gelegene, als Hoch- 
terrasse aufgefaßte Verebnung ist keine Stromterrasse, sondern 
ein Staubecken hinter der genannten Endmoräne, das durch diesen 
Wall mehrfache Abflüsse nach dem Warthetale besaß und in 
seinen nördlichen Teilen durch Sandrbildungen von Endmoränen der 
Friedeberger Platte und der Gegend von Eichberg, Drensen, 
Schönlanke bis Schneidemühl beeinflußt wurde. In dieses Becken 
mündete das einem tektonischen Nordsüdgraben seine Entstehung 
verdankende Dragetal und das ebenso vorgebildete Küddowtal 
neben einer ganzen Reihe anderer von der Endmoräne herab- 
kommender Rinnen. Mit dem Küddowtale, zu dem man auch 
das nordsüdlich gerichtete Stück des Netzetales oberhalb Czarnikau 
zu rechnen hat, erreichte dieses hydrographische System hier 
seine Ostgrenze, da der Netzedurchbruch bei Usch, in dem alle 
Terrassen fehlen, sicher viel jünger ist, jünger auch noch als 
die tiefere Terrasse, die sich allein aus dem Küddowtale bis in 
den Küstriner Stausee verfolgen läßt. In dieser späteren Phase, 
als nach KeıLnack der Küstriner Stausee bereits Abfluß zum 
Haff hatte, war also erst eine direkte Verbindung der vorher 


!) Ausdrücklich will ich hier darauf hinweisen, daß sich sowohl 
im Gebiete des Thorn-Eberswalder Haupttales, als auch des Warschau- 
Berliner Tales und vieler anderer Teile der Provinzen Posen und 
Westpreußen Erscheinungen nicht allzu selten finden, die sich nicht 
mit der KEILHAcKschen Meinung, „das jedem der Längstäler auf der 
ganzen Linie von der russischen Grenze bis zur Nordsee eine von 
der vorhergenden und der folgenden abweichende selbständige Eis- 
randlage entspricht“, vereinigen lassen. Vielfach sieht man End- 
moränen oder entsprechende Spuren einer Eisrandlage die Täler 
kreuzen, sodaß man auch der BERENDTschen Ansicht über den Zu- 
sammenhang der uckermärkischen Endmoräne mit solchen der Provinz 
Posen nicht jede Berechtigung absprechen kann. 


44 


getrennten Staubecken eingetreten. Östlich der Enge von Usch 
schließt sich bis: Nakel ein Talstück an, dessen Erklärung einige 
Schwierigkeiten bietet. Hier ist am Südrande des heutigen 
Tales eine anscheinend ganz schwach westwärts geneigte Terrasse 
in etwa 70 m Höhe vorhanden. Aber über derselben, zwischen 
80 und 90 m finden -sich abermals z. T. sandige Verebnungen, 
die im Westen scharf zu der 70 m-Stufe abfallen, während nach 
Osten hin der Ubergang allmählicher wird. Früher war ich ge- 
neigt, in dieser höheren Stufe Sandflächen zu sehen !), neige aber 
nunmehr -der Annahme zu, daß man es mit denselben hoch- 
gelegenen Terrassen zu tun hat, die sich auch südlich von 
Bromberg finden, und daß das ganze Talstück zwischen Kolmar 
und Nakel abermals einen langgestreckten Stausee darstellt. 
Nur haben sich hier infolge besonderer, an dieser Stelle nicht 
näher zu erörternder Vorgänge, mit denen die gestörten Lagerungs- 
verhältnisse in dem Tale. und seinen Randgebieten in unmittel- 
barem Zusammenhange stehen, abnorme Erscheinungen, wie die 
stellenweise Zerreißung der einheitlichen -Hochterrasse in zwei 
Stufen und noch später zu erörternde Gefällsänderungen heraus- 
gcbildet. Die von KeEıLnack angenommene tiefere Terrasse: fehlt 
in diesem Talstücke, denn die dafür angesprochenen Bildungen 
sind, wie man an:Ort und Stelle fast überall deutlich sehen 
kann, Abschlämmmassen und Gehängeschutt, z. T. sogar Dünen 
und am Gehänge sich hinaufziehende humose Alluvionen.?) Der 
Kolmar-Nakeler Stausee bildete sich hinter der Kolmar-Margonin- 
Exiner Endmoräne bei einer. Eisrandlage, : die sich zwischen 
Usch _ und Kolmar von der genannten trennte, weiterhin durch 
die Höhen von Morzewo, Friedheim, Wirsitz und Sadke bezeichnet 
wird. und sich von Nakel über Schubin und Labischin weiter 
verfolgen läßt. Das Hinterland dieses Zuges, an den sich die 
schöne Endmoränenstaffel von. Schmilau, Wissek, Mrotschen, 
!\ Jahrb. Kgl. Preuß. :geol. L.-A. 1900 S 46. 


2 


°), Wollte man aber z. B. den kiesigen und steinigen Sockel der 
Dünen von Steinach und Milsch, nördlich von Kolmar, in dem ich 
nur den durch das grobe Material und dadurch, daß er bereits außer- 
halb des eigentlichen Durchbruchgebietes lag, vor völliger Erosion 
bewahrten Rest des durchschnittenen Endmoränenriegels von, Kami- 
onken und Morzewo sehe, für die tiefere Terrasse ansprechen, SO 
ergäbe sich die unmögliche Tatsache, daß hier oberhalb Usch dieselbe 
Terrasse bei etwa 53 m liegt, die weiter unterhalb auf größere Er- 
streckung hin sich bis über 60 m erhebt. Allerdings ist dieses wider- 
sinnige Gefälle der Terrassen in den Urstromtälern nach der bisherigen 
besonders KEILHACKS Darstellung keine seltene Erscheinung, oft auf, 
meilenlange Strecken, auch da, wo es sich nicht um Druckfehler der 
Karten oder ,„subglaciale“ Rinnen handeln kann; doch wird die durch 
diese Verhältnisse geschaffene Schwierigkeit durch ihre häufige Wieder- 
kehr nicht verringert. 


45 


Trzementowo, die östliche Fortsetzung der Springberge nördlich 
von Schneidemühl, fast unmittelbar anlehnt, wurde. durch. das 
Stromgebiet der Lobsonka entwässert, das aber nur als schwache 
Rinne in die Kujaner Heide zurückgreift. Dieses von mehreren 
Sandrflächen begrenzte große Staubecken hinter der großartigen 
Endmoräne von Skietz, Dreidorf, Vandsburg-Runowo, Wiskittno fand 
vielmehr seine Hauptentwässerung westwärts zum Küddowtale. Im 
Gebiete des Netzetales schließt sich nach Osten das Becken von 
Bromberg an, dem sich oberhalb Thorn, im Drewenzgebiete noch 
mehrere ursprünglich getrennte und erst später zu einem Talzuge 
vereinigte Becken anreihen. Für die Gegend von Thorn und 
Bromberg nimmt KeıtHack einen 15 —20 m tiefen See an, dessen 
Spiegel bei etwa 75 m lag und der über einen in 7O m Meeres- 
höhe nahe Nakel gelegenen Wasserpass abfloss, während er durch 
das im Norden vorgelagerte Inlandeis aufgestaut wurde. Eine 
solehe Aufstauung war aber unter den von KEILHACK voraus- 
gesetzten Verhältnissen hier gar nicht möglich. Denn wenn wirklich 
der Eisrand in der Gegend von Schwetz lag, so erreichte von 
hier aus ein freier, d. h. nicht subglacialer Schmelzwasserstrom 
mit südlichem Gefälle die Gegend von Bromberg und damit war 
ein Aufstauen im unteren Weichseltal ausgeschlossen. Aber selbst 
wenn, wie sich tatsächlich nachweisen läßt, der Eisrand unmittel- 
bar nördlich von Bromberg lag, war bei der Krırnackschen 
Deutung der Terrassen ein Aufstauen nicht möglich. Denn nach 
ihm lag der Seespiegel bei etwa 75 m, was allerdings mit dem 
Wasserpass von 70 m Höhe nur schwer zu vereinigen ist, 
während die Unterkante des oberen Geschiebemergels, also die 
Unterkante des Inlandeises hier stets zwischen 80 und 90 m 
liest. Nun besteht aber die Bromberger Hochterrasse bis über 
70 m hinaus fast ausschließlich aus eingeebneten älteren Schichten, 
die hier zu mehreren nordwestlich streichenden Sätteln und Mulden 
zusammengeschoben waren, und wenn wir uns auf diesem Tal- 
boden, der sich nach dem Südrande zu bis etwa SO m hebt, einen 
15—20 m tiefen See denken, so mussten allerdings seine Wasser- 
massen den Eisrand unmittelbar erreichen. Dieses Seebecken 
besaß dann aber auch noch andere anscheinend auffallende Er- 
scheinungen. Wenn sein Spiegel, unter Voraussetzung der von 
KEınLHnack angenommenen Tiefe, bei etwa 90 m lag, so mußten 
die Gewässer weit in die südwärts angrenzenden Talrinnen ein- 
greifen. In der Tat finden sich nun im Netzetale oberhalb 
Labischin zwischen 79 und 85 m Meereshöhe Reste südwärts 
fallender Terrassen bis zum Goplo-See, von dem aus schon lange 
eine Verbindung mit dem Warschau-Berliner Tal bei Konin bekannt 
ist, und ebenso finden sich Spuren südwärts gerichteter Terrassen 


46 


im Weichseltale oberhalb Thorn, die ich bisher aber nur bis in 
die Gegend von Wlozlawsk verfolgen konnte, wo sie anscheinend 
aus dem Weichseltal in ein von Südwesten einmündendes Nebental 
verschwinden. Es hat also eine Zeitlang eine direkte Verbindung 
der vom Eisrande in West- und Östpreussen herabkommenden 
Schmelzwasser mit dem Warschau-Berliner Haupttal bestanden. 
Dies ist an sich auch garnicht so wunderbar. Zwischen den beiden 
sog. Urstromtälern liegen hier im Osten wie auch sonst fast 
überall zahlreiche Endmoränenstaffeln, die vorläufig nicht immer 
scharf von einander zu trennen sind, die ich aber z. T. bis nach 
Russland hinein verfolgen konnte. Dem abschmelzenden Iuland- 
eise folgend, verlängerten sich die jedenfalls sämtlich schon vor- 
gebildeten Schmelzwasserrinnen nach Norden, und so ist das 
Überfließen des hochgelegenen Bromberger Stausees durch die sein 
Südufer fast unmittelbar begleitende Endmoräne hindurch nach 
dem tief ausgehöhlten Netzetal hin eine einfache Erscheinung. 
Innerhalb des Bromberger Stausees finden sich nun in dem Höhen- 
gebiet südlich von Bromberg und zwischen Schulitz und Argenau 
inselartige Spuren einer ursprünglichen Eisrandlage, die für die 
Folgezeit die Bedeutung hatte, daß sie die Anlage des nordwestlich 
verlaufenden Netzetales zwischen Hopfengarten und Nakel ver- 
anlaßte. Westlich von diesem Talstück zeigt sich die bereits 
erwähnte Zerteilung der ursprünglich einheitlichen hohen Talstufe 
in zwei nach Westen zu immer weiter anseinandertretender Ab- 
schnitte unter Bildung einer schwachen Wasserscheide, die in einer 
späteren Phase der Entwicklung noch viel bedeutender wurde. 
Diese Phase war die Verbindung und Trennung des Weichsel- und Oder- 
stromgebietes durch Bildung des Netzedurchbruches von Usch und des 
sroßen Weichseldurchbruches bei Fordon. Ob sich diese beiden 
Durchbrüche gleichzeitig oder nacheinander bildeten, ist augen- 
blicklich noch nicht sicher zu entscheiden, doch scheint der 
Weichseldurchbruch in der Tat etwas jünger zu sein, als der 
auf tektonische Ursachen zurückzuführende Durchbruch von Usch, 
sodass man, allerdings erst in einer sehr späten Phase der Ent- 
wickelung, von einem Thorn-Eberswalder Haupttal sprechen kann, 
das aber durch das untere Odertal abfloss. Dieses Tal bestand 
aber nur solange, bis der sinkende Wasserspiegel die Barre östlich 
Nakel erreicht hatte, wodurch eine Trennung des Netzegebietes 
vom Bromberger Stausee geschaffen wurde. Eine Verbindung mit 
der unteren Elbe aber bestand nur zu Anfang, vor Bildung des 
Oderdurchbruches, für das Warthegebiet und den untersten Teil 
des Netzetales, sofern sich nicht auch im Osten die Verbindung 
zwischen dem Bromberger See und dem Warschau-Berliner Tal 


4% 


später geltend machte.) Für das geologische Alter des Weichsel- 
durchbruches ergeben sich nun folgende Anhaltspunkte. Unter- 
halb der Hochterrasse finden sich bei Bromberg noch zwei deut- 
lich ausgebildete Talstufen in 53 und 45 m Höhe, die aus dem 
Brahetal mit südlichem Gefälle heraustreten, scharf nach Osten 
umbiesen und sich in das untere Weichseltal fortsetzen. Die 
gleichen Terrassen, wenn auch meist nicht scharf von einander 
zu trennen, finden sich auch im Drewenztal und im Weichseltal 
oberhalb Thorn, sodaß sie ersichtlich einem System angehören. 
Bei Bromberg ist das Material dieser Terrassen, soweit sie nicht 
aus eingeebneten älteren Bildungen bestehen, sehr grob, sodaß es 
augenscheinlich von sehr stark bewegten Gewässern bearbeitet 
wurde. KeırHnAack bezeichnet auf der Karte von Pommern diese 
in eine zusammengefaßten Terrassen als „höchste Stufe der pom- 
merschen Urstromtäler* und setzt sie damit in Verbindung mit der 
mittleren Stufe des Küstriner Stausees, die sich netzeaufwärts bis 
in das Küddowtal verfolgen läßt. Bestände aber ein solcher Zu- 
sammenlıang, so wäre in der Gegend von Nakel eine unerklärliche 
mehrere Meilen lange Wasserscheide vorhanden, da hier das 


!) Hier sei nebenbei auch auf einige historische Angaben hin- 
gewiesen. Die Fortsetzung des Thorn-Eberswalder Haupttals über 
Eberswalde hinaus nach Westen erwähnt BERENDT anscheinend zuerst 
im Jahre 1877 (Die Umgegend von Berlin, S. 1—4), obwohl ihm diese 
Verhältnisse wohl schon länger bekannt waren. Daß es sich hier um 
etwas ganz neues handeln soll, geht aber sowohl aus der Angabe (8.1) 
hervor: „ich sehe mich genöthigt, hier noch von einem zweiten, ebenso 
alten und bisher als gleichwerthig stets unbeachtet gebliebenen, großen 
Thale zu sprechen“ als auch aus dem gesperrt gedruckten Schlußsatz 
(S. 4): „Die alte untere Elbe, dieser norddeutsche Urstrom, ist somit, 
so arg es klingen mag, nichts anderes als die Vereinigung der ehe- 
maligen Oder und Weichsel.“ Nun findet sich aber in einer 1867 zu 
Thorn erschienenen „Geschichte des Deutsch-Croner Kreises‘ von Dr. 
F. W. F. Schmitt folgende Angabe (S. 3): „Die Weichsel soll früher 
ihr Bett im Netze- und Warthethal gehabt haben, somit bei Cüstrin 
segsen das Plateau von Frankfurt-Freienwalde geströmt und dann 
zwischen Freienwalde und Oderberg nach Liebenwalde, Cremmen und 
Fehrbellin abgeflossen sein. Ein anderer Abfluß ging dann nach N. 
und teilte sich hinter Schwedt so, daß der eine Arm das jetzige Oder- 
Bett, der andere das z. T. ausgetrocknete Randow-Thal erfüllte. Nach 
dieser Annahme floß ferner die Oder von Fürstenberg nach Müllrose, 
von da im Thale der Spree und Havel durch das Havelländische Luch 
über Spandow und Nauen nach Havelberg, und traf dort mit dem Ab- 
flusse der Weichsel zusammen. Dort wusch sie die Wische bei See- 
hausen aus, wie die Weichsel den Oderbruch bei Cüstrin (vergl. auch 
Foss, die Mark Brandenburg in der Zeitschrift für das Gymnasial- 
wesen, S. 901)“. Die Kenntnis des alten Odertales zwischen Fürsten- 
berg und Havelberg ist offenbar auf GIRARD zurückzuführen. Aber 
woher stammt im Jahre 1867 die Kenntnis vom Weichseltal Freien- 
walde-Havelberg? 


48 


moorige Alluvium bis 60 m, die von Keirnack als tiefere Tal- 
stufe gedeuteten Gehängebildungen u. s. w. sogar bis 65 m an- 
steigen. Und doch kann hier, wie man vielleicht annehmen 
möchte, kein Druckfehler der Karte, keine Verwechslung vorliegen; 
denn da nach Keıtrack das Weichseltal noch durch Eis versperrt 
war, konnten sich hier die tieferen Terrassen der pommerschen 
Urstromtäler, an die man vielleicht denken könnte, noch garnicht 
bilden. Eier zeigt sich also ganz deutlich die Unhaltbarkeit der 
Terrassenkonstruktion über weite Gebiete hin. Es ist bereits 
darauf hingewiesen worden, daß sich von Bromberg bis nahe an 
Dirschau zahlreiche Endmoränenzüge nachweisen lassen und daß 
man mit diesen die Rinne des unteren Weichseltales als eine 
offene; nicht subglaciale, Sclmelzwasserrinne in unmittelbare Be- 
ziehung setzen kann, sodaß wir hier eine bis fast unmittelbar an 
die Danziger Niederung heranreichende im Laufe der Zeit tief 
ausgearbeitete Furche vor uns haben, in der noch mehrfach Reste 

der südwärts geneigten Terrassen vorhanden sind. Ob eine direkte 
Verbindung zwischen dieser Rinne und dem Staubecken der 
Niederung bestand, läßt sich aus Mangel an Beobachtungen nicht 
sagen, ist aber wahrscheinlich, wenn man den Deekton im süd- 
lichen Randgebiete der Niederung für eine Beckenbildung an- 
spricht, und besonders wenn man mit KeıLmack!), WoLrF°) 
u. A. eine postglaciale Senkung des Niederungsgebietes an- 
nimmt. Mit dieser postglacialen Senkung und den dadurch 
geschaffenen neuen Eintwässerungsbedingungen steht nun. augen- 
scheinlich auch der Weichseldurchbruch in ursächlichem Zusammen- 
hang, indem sich von der Niederung her ein Gewässer in die 
immer wasserärmer werdende tiefe Furche des Weichseltales ein- 
grub. Der endgiltige Durchbruch aber erfolgte in sehr jugend- 
licher Zeit und dafür finden sich sichere Beweise bei Bromberg. 

Die Weichseldurchbr uchsterı rassen liegen hier bei 53 und 48 m und 
senken sich bis Fordon auf etwa 40 m. Bei Jaegerhof, Prinzental 
und Prondy aber steigt das viele Meter mächtige moorige Alluvium, 
dessen Unterlage aus sog. Diatomeenerde und dergl. besteht, auf 
60 m Meereshöhe, die es bis Nakel beibehält, und ist deutlich 
gegen die angelagerten kiesigen Terrassen abgeböscht. Die Kies- 
terrassen können sich also erst gebildet haben, als das alte Brom- 
berger Becken bereits hoch hinauf vertorft war. Mithin kann die 
3ildung des Weichseldurchbruches erst in alluvialer Zeit erfolgt 
sein. Trotzdem aber muß man hier noch eine Scheidung vor- 
De denn unmöglich kann man diese Terrassen des Weichsel- 


an. Tafkh: Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1898 S. 146. 


a) Erläuterungen zu Blatt Trutenau der gcol. Spezialkarte von 
Preußen u. s. w. 5. 3—4 und S. 12-14. 


49 


durchbruches mit den 10 und mehr Meter tiefer liegenden jugend- 
lichen Alluvialbildungen zusammenfassen, und zwar möchte ich 
für diese höheren Terrassen den alten Benrenprschen Begriff 
„altalluvial“ wieder einführen im Gegensatz zu den der Abschmelz- 
periode des Inlandeises angehörigen jungdiluvialen Talsanden einer- 
seits und den jugendlichen Flußbildungen andererseits. Mit einer 
postglacialen Senkung im Ostseegebiet läßt sich also die Entstehung 
des großen Weichseldurchbruches in ursächlichen Zusammenhang 
bringen und es liegt nahe, hierbei an die Senkungen der sog. Litorina- 
zeit zu denken, deren Einfluß auf die südlichen Ostseeküsten leider 
noch so wenig untersucht ist. Mit dem altalluvialen Weichseldurch- 
bruch steht offenbar die spätere Ausgestaltung der Nebentäler, 
die alle einen sehr jugendlichen Charakter besitzen, in engstem 
Zusammenhange. Von solchen besonderen, durch die schnelle Ver- 
tiefung der Stromrinnen verursachten Änderungen sei hier nur 
kurz auf die Einbeziehung des früher zum Küddowsysteme ge- 
hörigen Gr. Zietliener Sees nordwestlich von Schlochau und seines 
Zuflußgebietes in das Brahesystem hingewiesen. 

Neben dieser Altersbestimmung für den großen Weichsel- 
durchbruch, der für die ganze hydrographische Entwicklung großer 
Landesteile von einschneidendster Bedeutung war, war der Zweck 
dieser vorläufigen Mitteilung der Hinweis darauf, daß das sog. 
Thorn-Eberswalder Haupttal kein cinheitliches Gebilde und nicht 
nur mit einer Eisrandlage beim Rückzuge des letzten Inland- 
eises in ursächlichen Zusammenhang zu bringen ist. Es sei aber 
hier sogleich darauf hingewiesen, daß auch für das sog. Warschau- 
Berliner und das Glogau-Baruther Haupttal bereits eine große 
Reihe von Beweisen dafür vorliegt, daß auch diese Talzüge aus 
Reihen perlschnurartig aneinander gereihter Einzelbecken bestanden 
und daß auch für diese hydrographischen Systeme die KrıLHAckK- 
sche Anschauung über den ursächlichen Zusammenhang zwischen 
der Talbildung und einer genau anzugebenden Eisrandlage nicht 
aufrecht zu erhalten ist. 


12. Bemerkungen zu DE GEER’s neuer Stellung 
zur Frage der zweiten Vereisung. 


Von Herrn W. WOLFF. 


Berlin, den 22. März 1904. 
In der Februarversammlung des geologischen Vereins zu 
Stockholm hielt Freiherr pE GeeR einen bemerkenswerten Vor- 
trag!), in welchem der verdiente schwedische Forscher seine all- 


!) Geol. För. Förhandl. 26, 2. 4 


50 


gemein bekannt gewordene „Arbeitshypothese“* über den baltischen 
Eisstrom, jenen eigenartig geformten, bereits von Horst als un- 
möglich erwiesenen Ausläufer der zweiten (jüngsten) Vereisung, 
aufgibt. Es ist namentlich der von Ussıng kürzlich erbrachte 
Nachweis, daß die baltische Endmoräne sich im nördlichen Jüt- 
land nicht, wie es der vermeintlich von ihr begrenzte baltische 
Eisstrom erfordern würde, dem Kattegatt, sondern der Nordsee 
zuwendet, der pr Gunr zu dieser Änderung seiner Ansicht be- 
wogen hat. Im Lauf der Verhandlung sprach er dAnn hinsicht- 
lich der Grenzen der letzten Vereisung die Vermutung aus, daß 
dieselben mit der westbaltischen Endmoräne zusammenfielen, und 
stützte sich ferner auf die Lehre, daß im östlichen Deutschland 
die sog. diluviale Nordseefauna interglacial sei. 

Was den ersten Punkt betrifft, so muß daran erinnert 
werden, daß es nach den neueren Forschungen eine einheit- 
liche „baltische* Endmoräne in Deutschland nicht gibt. 
Wir haben vielmehr im Westen wie im Osten eine oft kaum zu 
entwirrende Zahl von Endmoränenstaffeln, die eine außerordentlich 
breite und bis jetzt noch nicht klar zu übersehende Zone be- 
herrschen, in welcher in den verschiedenen Landschaften bald 
südlichere, bald nördlichere Moränen besonders mächtig entwickelt 
sind. Alle diese Moränen gehören dem letzten Eis-Vorstoß an, 
und wo die äußersten Grenzen desselben liegen, wissen wir noch 
nicht. Wir wissen z. B. noch nicht sicher, ob im Westen 
Deutschlands der letzte Vorstoß geschlossen das Elbtal über- 
schritten hat, und wie weit er vorgedrungen ist; nur das wissen 
wir, daß jenseits der Weser nur noch eine einzige Vereisung 
nachweisbar ist. Die neuesten Arbeiten haben im allgemeinen 
die gesuchte Grenze immer weiter nach Süden gerückt, beträcht- 
lich über den baltischen Höhenrücken hinaus. Was speziell die 
eimbrische Halbinsel betrifft, so ist ja schon lange bekannt, daß 
noch westlich von Hamburg und somit weit außerhalb des Be- 
reichs der sog. baltischen Endmoränen oberer Geschiebemergel 
vorkommt. 

Wenn ferner DE Geer die sog. „Nordseefauna“ von 
West- und Ostpreußen als interglacial betrachtet, so ist das ein 
unzuverlässiges Argument. Der sichere Nachweis einer primären 
Lagerung dieser Fauna zwischen zwei Grundmoränen ist meines 
Wrachtens noch immer nicht gelungen. Prüft man die in der 
Literatur vorhandenen Beschreibungen der einzelnen Vorkommen 
mit den heutigen Maßstäben der Kritik, so bleibt bei allen die 
Möglichkeit bestehen, daß es sich nicht um echtes Interglaeial, 
sondern entweder um verschleppte Schollen oder um gänzlich 
umgelagerte Materialien aus älteren Schichten handelt. Schon 
die Höhenlage zeigt, wie große Störungen diese Materialien er- 


51 


litten haben. Bei Marienburg!) liegt das marine „Interglacial“ 
bei —16 m (bezogen auf NN), bei Neudeck in + 114 m?), bei 
Domachau in + 165 m; an allen drei Orten aber handelt es 
sich vorwiegend um eine Strand- oder Flachseefauna (Tellina, 
Cardium, COyprina, Nassa u. s. w.) Was Neudeck betrifft, so 
sagt Jentzsch selbst „Zur Entscheidung der Frage: ob inter- 


glacial, altglacial oder frühglacial, bietet der AufschluR — für 
sich allein betrachtet — zwar keine sichere Handhabe*, und 


erst durch Kombination mit Beobachtungen in der weiteren Um- 
sebung gelangt er zu einer Entscheidung, die ich eben wegen 
dieser Kombination nicht als absolut verbindlich betrachte. Die 
Fundorte Jakobsmühle, Grünhof und Kl. Schlanz?) hat bereits 
Schröper®) als nicht stichhaltig ausgeschieden; auch der Fundort 
Vogelsang bei Elbing, an dem eine Unterteufung des „Interglacials* 
durch Geschiebemergel nicht nachgewiesen ist, muß einstweilen 
zurückstelen.. Bei Heilsberg?) liegt die Fauna in einem 
Sande, der vielleicht eine Scholle im Glacialdiluvium dar- 
stellt. Die Darstellungen von Krsss enthalten einen erheb- 
lichen Widerspruch. 1383 beschreibt er die marine Fauna 
als interglacial, 1884 dagegen führt er Tatsachen an, die für 
dieselbe (oder meint er eine andere?) Fauna ein präglaciales Alter 
wahrscheinlich machen. Es scheint, daß auch dort die marinen 
CGonchylien an zweiter Lagerstätte liegen. . Herr P. G. Krause, 
welcher in einer bevorstehenden größeren Veröffentlichung auch 
diese Verhältnisse klarlegen wird, teilt mir freundlichst mit, daß 
letztere Auffassung berechtigt sei. In Dirschau und Marien- 
burg®) handelt es sich um Tiefbohrprofile, die von vornherein 
viel vorsichtiger beurteilt werden müssen als Tagesaufschlüsse; 
für beide Orte ist der Nachweis, daß rein crhaltene Ab- 
lagerungen in situ getroffen sind, nicht erbracht. Zur Ent- 
scheidung der aus den beiden „Interglacial“proflen in 
Marienburg nicht vollends lösbaren Frage nach dem Liegenden 
der Meeresschichten nimmt Jentzscn eine dritte Bohrung von 
dort zu Hülfe, aus der aber grade zu erselien ist, wie nahe 
die Möglichkeit liegt, daß das dortige „Interglacial* nur wenig 
verunreinigtes älteres Material ist. In dieser dritten Bohrung 
findet sich nämlich bei 69,5— 74 m Tiefe ein kalk- und spat- 
armer, glaukonitreicher Sand — d. h. eine nur wenig ver- 
unreinigte Tertiärmasse — über typischem Glacialgrand mit Ge- 


!, Vergel. JEnTzscH, Jahrb. Kgl. preuß. geol. L.-A. 1895. 
2?) JENTZSCH, Diese Zeitschr. 42, (3). 

°®) JENTZSCH, Jahrb. Kgl. preuß. geol. L.-A. 1884. 

*) Ebenda 1885. 

>) Vergl. KLesBs, Ebenda 1883 u. 1884. 

6) JENTZSCH a. a. O. 


4* 


32 


schiebemergelstücken. Sollte das „Interglacial* nicht vielleicht 
ein Analogon hierzu sein? Die Yoldia- und Oyprina-Tone vom 
Haffufer bei Elbing endlich kann man wohl auf Grund der Tat- 
sache, daß sie „im entscheidenden Aufschluß*!) von einer 
30 cm mächtigen Geschiebemergelbank unterteuft werden, noch 
nicht endgültig ins Interglacial I versetzen; es sind kolossal 
sestörte und vom Eis unterfaßte Massen. Von der bei 
Tolkemit aufgefundenen, gleich Neudeck ins Interglacial HI 
gestellten Cardiumbank über Diatomeenerde, die JENTzscH mit 
dem 18 km entferuten Vorkommen bei Vogelsang parallelisiert, 
liegt eine detaillierte Beschreibung noch nicht vor. Am besten 
beglaubigt ist der Fundort Kiwitten in Ostpreußen; aber auch 
dort konnten Scuröpers?) sorgfältige Untersuchungen die Lagerung 
der Fauna zwischen zwei Moränen nicht direkt aufzeigen, 
sondern nur durch einen Analogieschluß wahrscheinlich machen. 

Ich selbst habe endlich das zuerst von JENTzscH be- 
obachtete Vorkommen bei Domachau in der Gegend von Danzig 
seinerzeit als interglacial beschrieven, habe mich aber durch 
tiefergehende Schurfarbeiten davon überzeugen müssen, daß es 
sich hier nur um eine dislocierte und teilweise aufbereitete 
Scholle einer höchst wahrscheinlich präglacialen Ablagerung 
handelt. (Der interessante Aufschluß ist jetzt leider zum Pferde- 
begräbnis degradiert.) Nun ist neuerdings durch G. Maas — 
vergl. dessen vorstehende Mitteilung — der außerordentlich wichtige 
Nachweis erbracht worden, daß zu Beginn des Quartärs, aber 
vor der Eisinvasion, eine breite Meeresbucht tief nach West- 
preußen und sogar Posen hineingrif, und diese Tatsache läßt 
nun auch die vielen, in den verschiedensten Höhenlagen und 
Schichtenverbänden auftretenden Überreste der „Nordseefauna* 
bei Elbing, Neudeck, Domachau, Marienburg u. s. w. in ganz 
anderem Licht erscheinen. Wenn nicht neue, unzweideutige 
Aufschlüsse ergeben sollten, daß in der mittleren Diluvialzeit 
eine zweite Meerestransgression von ganz gleichem Charakter 
wie diese erste Westpreußen und das ostpreußische Nachbar- 
gebiet heimgesucht hätte, so müssen wir die Hypothese eines 
marinen Interglacials in diesem Gebiet wohl fallen lassen. 
DE GEER hat unzweifelhaft Recht, wenn er die „Nordseefauna“ 
als Beweis eines gemäßigten Klimas betrachtet, aber dies Klima 
würde als präglaciales nichts merkwürdiges mehr haben. 


') JENTZSCH, Jahrb. Kel. Preuß. geol. L.-A. 1898. 
?) Ebenda 1885. 


13. Uber ein reichliches Vorkommen von Tertiär- 
sesteinen im Diluvialkies bei Polzin, Hinterpommern. 


Von Herrn W. DeEEcKE. 


Greifswald, Ende April 1904. 


Bei einem Vortrag in dieser Gesellschaft hat K. KerıLHnAck 
schon 1896 erörtert, daß ein großer Teil der glacialen Sande 
Norddeutschlands dem einheimischen Tertiär entstammen müsse. 
Ich bin nun heute in der Lage, cinen schönen Beweis für die 
Richtigkeit dieses Satzes zu erbringen an der Hand eines geradezu 
massenhaften Vorkommens härterer tertiärer Gesteine im Diluvial- 
kies und -Gerölle, in dem sich die weniger leicht zerstörbaren 
Knollen des Mittel- und Oberoligocäns angehäuft haben, während 
die Sande wahrscheinlich durch das Eis und seine Schmelzwasser 
weithin fortgeführt sind. 

In diesem Frühjahr wurde ich durch die Herren Oberlehrer 
WAGENKNECHT zu Schivelbein und Oberinspektor HERZENSKRON 
zu Erfurt darauf aufmerksam gemacht, daß in Kiesgruben bei 
Polzin (Hinterpommern) massenhaft braune Knollen vorkämen mit 
einer Versteinerung als Kern. Eingesandte Stücke zeigten, daß 
es sich um Stettiner Sandkugeln handele mit trefflich erhaltenen 
Muscheln, und ich habe daher gleich nach Ostern unter freund- 
licher Führung des Herrn WAGEnKnecHtr den Fundort besucht. 

Polzin liest an der Innenseite der großen baltischen End- 
moräne, die durch KeıLHack in ihrem Verlaufe festgestellt worden 
ist. An diese nördliche Flanke lehnen sich mächtige Kies- und 
Grandlager an, die, wie ebenfalls KrıLnack bei Aufnahmen des 
Bahnprofils Polzin - Schivelbein konstatierte, sich ziemlich weit 
gegen Norden und unter das Gebiet des jüngeren pommerschen 
Urstromtales fortziehen. Aus diesen unteren eisenschüssigen Sanden 
treten die Quellen heraus, welche in Polzin die Anlage der ver- 
schiedenen Bäder veranlaßt haben. Bei Polzin selbst in einer 
Senke hinter der Endmoräne und an dem südlichen Rande des 
Tales, wo das Gelände zu dem Hügelzuge ansteigt, haben wir 


54 


an der Straße nach Jagertow mächtige Kiesgruben. Dieselben 
werden von Herrn Baumeister SAnpEr seit 5—6 Jahren abgebaut, 
und dient ihr Material zur Beschotterung der Eisenbalndämme. 
Die Aufschlüsse sind z. T. S m hoch; leider waren sie in diesem 
Frühjahr z. T. verstürzt, so daß man keinen völlig klaren Ein- 
blick in die Lagerung gewinnen konnte. Soviel ist jedoch ohne 
weiteres deutlich, daß hier die Ablagerungen mächtiger Schmelz- 
wasser vorliegen, die den tertiären Untergrund und den Geschicbe- 
mergel stark ausgewaschen haben. In diese Kiese sind Tone in 
verschiedenen Horizonten eingelagert, bilden am Eingange und 
am Ende der Gruben zusammen mit Geschiebemergel unregel- 
mäßige Kuppen, die entweder eingeschoben, aufgepreßt oder bei 
ruhigerem Flusse zwischen die Kiese abgelagert sind. Lokal 
herrschen grobe Sande mit deutlicher Delta- und Übergußschichtung, 
an anderen Stellen ist Geröll aus kopfgroßen Rollsteinen vor- 
handen und als scharf abgesetzte Bank sichtbar. Die gesamte 
Neigung richtet sich nach Osten und Südosten, entsprechend der 
natürlichen Richtung der Schmelzwasserbäche. 

In diesem Kiese liegen zahllose braune oder gelbrote eisen- 
schüssige Kugeln von oft idealer Gestalt, wie sie bei Stettin 
oderabwärts bei Züllchow, Frauendorf und Cavelwisch in dem 
gelben mitteloligocänen Sande enthalten sind. 

Neben den runden kommen auch ellivsoidische, brotlaib- 
förmige und solche vor, die Imatrastein-ähnlich doppelt sind. 
Diese Knollen sind außen etwas gelockert, innen oft fest, außen 
gelbrot, innen bräunlich mit Eisenkarbonat als Zement und um- 
schließen fast immer einen organischen Rest. Dei mäßiger Ver- 
witterung springen sie nach deu Einschlüssen auseinander, und 
ich habe bei Polzin schönere Muscheln auf diese Weise erhalten 
als bei Stettin. 

Die von mir bisher beobachtete Fauna ist folgende: 

Rippe von Halitherdum. 

Flossenstachel und Zähne von Zamna. 

Zahlreiche Fischwirbel, Kopfknochen und große Schuppen. 

Fusus multisuleatus Beyr. in vielen Exemplaren. 

‚  erralicus BEYR. 

Natica Nysti D’Ore. in Stücken mit erhaltenen farbigen Bändern, 

N. hantoniensts Pırk. 

Pyrula plicatula Beyr. 

„ concinna BEYR. 

Pleurotoma Selysii pe Kon. 

is turbula SoL. 
flexuosa Münsrr. 
latielavıa BEYR. 


I) 


Cassidarin modosa Son. häufig. 

A evulsa SOL. 

Aporrhars speciosa ScHL. nicht selten, 
Dentalium KRieckzii Nysr 

B fissura Lam. 

Bulla lignaria L. sehr zahlreich. 
Tornatella globosa BEyR. . : 
Pecten Stettinensis v. Korn. häufig. 

„ . permistus BeyRr. 

Modtola micans A. Br. 

Pectunculus obovatus Liam. häufig. 

Nucula Chastelii NysT selten. 

Oytherea splendida Mer. 

S incrassata Dest. 

Oyprina subtransversa D’ORB. 

Cardium. cingulatum GoLpr. häufig. 

Tellina Nysti Desn. 

Syndosmya Bosqueti SEMP. 

Psammobra sp. (große Art, häufig). 

Lucina sp. 

Solen sp. (1 Exempl.) 

Teredo in Holz, ziemlich häufig. 

Wurmröhren von cf. Arentcola. 

Lamndites radıatus GOLDF. 

Hemipatagus ef. Hofmanni (mehrere Fragmente). 

Zu dieser Liste ist zu bemerken, daß alles typische Formen 
des Stettiner Sandes sind. Aber bei Stettin ist die Gesanmt- 
gruppierung etwas anders, da die Gastropoden viel zahlreicher 
und die Zweischaler seltener sind. Wenigstens kommen die 
Oytherea-Arten und die Isocardia bei Cavelwisch nur vereinzelt 
vor, die in Polzin so häufigen Psammobria hatte ich an der Oder 
überhaupt noch nicht gefunden. Reichlicher erscheint ferner an- 
gebohrtes Treibholz, und neu ist der Nachweis von Halitherium 
in unserem Mitteloligocän. Obwohl der petrographische Charakter 
dem Stettiner recht ähnlich ist, möchte ich doch infolge der 
vielen Bivalven, des Treibholzes etc. annehmen, daß. die Kugeln 
einer Schicht etwas flacheren Wassers entstammen, also der Küste 
näher abgelagert sind als die Schichten der unteren Oder. 

.  Anstehend kennt man in Hinterpommern diese Schicht nur 
durch eine Tiefbohrung in Cöslin, wo auf dem Marktplatze von 
51.85 —63.25 m Tiefe „rötlich-brauner, feiner Sand mit Glaukonit 
und Septarien und Steinkernen von Fusus multisuleatus“ gefunden 
wurde, Diese durch das Leitfossil bestimmte Bank wird unter- 
und überlagert von Sanden ähnlicher Natur, die oben in tonige 


nicht gerade häufig. 


56 


Glimmersande des Oberoligocän und vielleicht in Miocän, nach unten 
hin in Septarienton übergehen, der dort 37.45 m Mächtigkeit 
besitzt. Seinerseits wird dieser von Kreide unterteuf. Es ist 
nicht uninteressant zu sehen, daß in diesem Diluvialkies auch 
die übrigen Stufen des Tertiärs vertreten sind. 

Zunächst findet sich in dem Kies oder Diluvialmergel deut- 
liche Beimengung von Septarienton. Große zerfallende Tonbrocken 
trifft man gar nicht selten, und der Geschiebemergel hat zweifel- 
los viel davon in sich aufgenommen, auch einzelne regenerierte 
Bänke oder Schichten finden sich eingeschaltet. Ferner bemerkte 
ich mehrfach abgerollte typische Septarien mit der radialen, 
säulenartigen Zerklüftung und dem Kalk- nebst Gypsüberzug auf 
den inneren Wandungen. 

Aber wichtiger scheint mir das massenhafte Auftreten von 
oberoligocänen Eisensteinen zu sein, weil möglicherweise Fossilien 
in denselben gefunden werden. Denn in ganz Pommern sind diese 
Schichten, trotzdem sie an manchen Stellen gut aufgeschlossen 
sind, ganz und gar fossilleer geblieben. 

In dem Cösliner Bohrloch haben wir von 38.20 m unter Tag an: 

3.25 m Groben Quarzkies, unten braungefärbt, Körner von 

3—10 mm Größe. 
83.00 „ Groben Sand mit kleinen Quarzsteinen, die unteren 
Lagen durch Kohle schwärzlich. 
0 „ Dunkelbraunen Ton mit Glimmerschuppen. 
)O „ Groben ungleichen Quarzsand. 
.»0 „ Dunkelbraunen Ton mit Glimmer. 
0 „. Mäßig feinen Quarzsand, ungleichkörnig von bräunlich 
grauer Farbe. ' 

2.30 „ Weißen Quarzsand. 

In den Kiesgruben sind ebenso häufig wie die Stettiner 
Kugeln unregelmäßige dunkelbraune Eisensteinnieren mit dünner 
Schale und einem hellen elimmerreichen Sandkerne oder mit Ein- 
schluß von fettem dunkelbraunen bis schwarzen Ton. Manche 
dieser Konkretionen haben sehr grobes Sandkorn, erinnern an 
Grand, manche sind völlig ungleichkörnig. Ihre Gestalt ist ge- 
rundet eckig, ellipsoidisch, selten kugelig, ihr Gewicht oft groß, 
5—10 Pfd. erreichend.. Daß diese Stücke nicht dem Mittel- 
oligocän entstammen, ist ohne weiteres klar. Ich kenne von 
keinem Punkte derartige Knollen aus dem Stettiner Sand oder 
Septarienton, wohl aber ähnliche Dinge aus dem Oberoligocän 
des Odergebietes, freilich nicht so grob und groß. Deshalb habe 
ich das Profil von Cöslin herangezogen, das verwandte Dinge 
enthält, und das in diesen Lagen wohl hauptsächlich das Ober- 
oligoeän umschließt, nicht Miocän, wie noch vor kurzem an- 
genommen wurde. Denn unter diesen hellen grauen glimmerigen 


5 


Polziner Knauern mit dunkler, brauner Schale kommen : marine 
Versteinerungen vor, leider selten und schlecht erhalten. Ich 
“ habe nur 2 Stück gesammelt, die solehe organischen Reste bergen, 
aber bei der Ausdehnung der Gruben ist Aussicht, bei einiger 
Aufmerksamkeit mehr zu finden. In dem einen hellgrauen, 
elimmerigen Knollen saßen Natica Nysti D’OrB., Cassidaria 
nodosa v. B., Cytherea splendida Mer., Formen, welche zwar 
nicht gerade für das Oberoligocän bezeichnend sind, aber vor- 
kommen können. Ein anderes Stück ist leider zu sehr mit- 
genommen, um die Spezies zu bestimmen. Schließlich haben 
wir auch noch viele kleine Trümmer eines hellen verkieselten 
Coniferenholzes, das ich dem Miocän zuschreibe. | 
Somit ist das gesamte obere pommersche Tertiär in diesem 
Kieslager auf sekundärer Lagerstätte enthalten; es fehlen nur 
das Unteroligocän und das Eocän, die vielleicht zu tief lagen, 
um durch das Eis und seine Schmelzbäche angegriffen zu werden. 
Ein kleines Bruchstück von Paleocänsandstein beobachtete ich freilich ; 
jedoch kann das auch ein echtes südbaltisches Geschiebe sein. 
Es ist wohl keine Frage, daß alle diese Knollen, Eisen- 
steine, Hölzer etc. aus dem Gebiete direkt N, resp. NNO von 
Polzin herrühren und einheimischen Ursprungs sind. Sie zeigen 
zugleich, daß ganz gewaltige Massen der oberen und mittleren 
Tertiärsande zerstört sein müssen, um solche Anhäufungen zu 
erzeugen. Von diesen -Sanden ist nun im Diluvium nicht viel 
zu sehen, größere reinere Partien fehlen, sie sind eben ganz in 
dem neuen Gestein aufgegangen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, 
daß die starke Beimischung der mittel- und oberoligocänen eisen- 
schüssigen Sande zu dem unteren Diluvium die Eisenquellen be- 
dinst, auf denen die Bedeutung von Polzin als Badeort beruht. 
Erwähnt sei schließlich, daß in dem Kies auch ein Mammuth- 
Stoßzahn zutage kam, dessen erhaltenes Alveolarende ca. 40 cm 
lang und 8 cm am proximalen, 6 cm am distalen Ende breit ist. 
Das Stück liegt auf dem Polziner Rathause. | 
Da bei Stettin die Fundorte für diese mitteloligocäne Sand- 
fauna bald ganz ausgebeutet zu sein drohen oder mehr und mehr 
verfallen, ist dieses neue, reichliche, freilich diluviale Vorkommen 
von einem speziellen Interesse. 


14. Halurgsometamorphose. 


Von Herrn FERD. HORNUNG. 


| Leipzig-K. Z., den 12. Mai 1904. 
In seinen dankenswerten Ausführungen über Bauxit- und 
Lateritartige Zersetzungsprodukte in No. 3 dieser Monatsberichte 


meint Herr Erıca Kaıser, daß ich die Kalianreicherung der 
Gesteine schlechthin — und, wie es dort aussieht, ausschließlich 
sie — Halurgometamorphose genannt habe. Das ist in dieser 
Weise nicht ganz zutreffend; ich bezeichne mit jenem Namen 
vielmehr einen der Natur der Sache nach oft recht zusammen- 
gesetzten Vorgang, wie er sich an den Gesteinen gewisser Ge- 
genden vollzogen hat, zu welchem mitunter auch eine Kali- 
zuführung gehört. Um konkrete Beispiele anzuführen: dasjenige, 
was man am Harze bisher als Regionalmetamorphose bezeichnete, 
als solche mit Recht von der Granitkontaktmetamorphose unter- 
schied, aber mit Unrecht auf den stark gepreßten, aufgestauten 
Südostrand dieses Gebirges beschränkt glaubte; ferner die chemisch 
gleichwertigen Veränderungen, welche im unmittelbaren Anschluß 
an jenes Pressungsgebiet westlich und rordwestlich von ihm und 
überall vorzugsweis am Harzrande angetroffen werden, so weit 
ihre Spuren nicht durch spätere Erosion getilgt wurden, und 
unter letzterer Voraussetzung auch noch relativ weiter gegen das 
Innere dieses Gebirges hin leicht zu konstatieren sind; ferner 
die Veränderungen, welchen das Rotliegende jener Gegend, aber 
auch anderwärts, z. B. am Kyffhäuser, bei Magdeburg, bei 
Leipzig unterlag und auch dessen Liegendes mehr oder weniger- 
deutlich erkennbar mitbetrafen: alles dieses nenne ich Halurgo- 
metamorphose. Denn alle diese Besonderheiten sind meinen Be- 
obachtungen und Untersuchungen gemäß die Ergebnisse eines 
hydrochemischen Prozesses, dessen Agens konzentrierte Salzlaugen 
gewesen sind, wie sie aus der Verdampfung von Özeanwasser 
nach Abscheidung von dessen weniger leicht löslichen Bestand- 
teilen resultieren, zuzüglich aller jener Stoffe, welche durch 
solche Laugen unter Mitwirkung des Luftsauerstoffes aus den von 
ihnen durchtränkten Gesteinen in Lösung übergeführt werden. 

Unbeschadet der Tatsache, daß sein Agens auf offenen oder 
von ihm ausgeräumten Spalten den Weg in oft beträchtliche 
Tiefen fand, ist dieser Prozeß dadurch zunächst charakterisiert, 
daß er deutlichst erkennbar von oben nach unten wirkte — 
oben und unten natürlich im Sinne der damaligen Oberflächen- 
konfiguration. Daher präsentiert er sich heute z. T. als „Rand- 
metamorphose*, wo infolge nachträglicher Emporwölbung oder 
Aufrichtung die Erosion durch Wegnahme der allzu stark ex- 
ponierten Teile der ehemaligen Ebene Niveaus bloßlegte, die dem 
Agens damals nicht zugänglich gewesen waren. 

Die chemischen Charakteristika dieser Metamorphose bilden 
eine, allerdings nicht überall lückenlos entwickelte, Summe von 
Einzelerscheinungen. Folgende sind die wesentlichsten: 

l. Eine oft tief eingreifende Oxydationswirkung, durch 


59 


welche die Gesteine ihr Kohle-Pigment und ihre etwaigen 
Schwefelmetalle verloren. 

2. Die Abscheidung wasserfreien Eisenoxydes, bald 
als zonale Imprägnation, bald als mehr oder weniger gleich- 
mäßige Rötung oder Violetfärbung ganzer Schichtenfolgen, 
bald als Ersatz für hierbei weggelöstes Calciumcarbonat, bald 
in reinen Krystallisationen auf Gängen oder überhaupt in 
Hohlräumen. 

3. Kieselsäure - Aktion, teils physikalischer Natur, wie 
im orientierten Weiterwachsen schon vorhandenen Quarzes, 
z. B. selbst der feinsten Quarzsplitterchen und Körnchen 
der Tonschiefer, Höfebildung um die Quarze der Kruptiv- 
gesteine, allgemeine Verkieselung von Gesteinen, Hohlraum- 
füllung durch gewisse Quarzvarietäten oder auch durch 
Chalcedon; teils chemischer Natur, in der Bildung von 
Albit, auch Karpholith, aber nie von Granat, Biotit und 
dergleichen Mineralien anderer Metamorphosen. 

4. Die Heranschaffung von Substanzen, welche in den 
betreffenden Gebieten entweder überhaupt noch nicht, oder 
doch gewiß nicht in der großen Quantität vorhanden waren, 
in der wir sie nunmehr finden. Ersteres trifft vor allem 
auf den Baryt zu, letzteres gilt vorwiegend von zahlreichen 
Roteisensteinvorkommnissen, sodann aber auch von jenen 
bedeutenden Mengen von Kali, die gewisse Gesteine so auf- 
fällig anreicherten. 

Zur bequemen Beurteilung des letzterwähnten, speziell in 


Rede stehenden Vorganges mögen nun hier zunächst noch einmal 
die betreffenden Analysen der Ilfelder Gesteine folgen: 


Melaphyr Porphyrit 
Nr. 16, schwarz, Nr. 46, zersetzt, Nr. 4, Grau, Nr. 6, zersetzt, 
frisch, vom vom Netzberge, v. Kohlen- aus dem Stein- 


Poppenberge Bähretal schacht mühlentale 
Kunzental 

Kieselsäure Di. 55.34 59.04 63.41 
Tonerde 10.58 16.21 15.16 16.33 
Eisenoxydul 10.95 6.63 1.95 8.11 
Manganoxydul 0.17 — 0.29 — 

Kalkerde 1.39 3.09 6.97 0.68 
Masnesia OT on 1.80 059 
Kali 1.89 7.07 1.67 2 
Natron 2.00 1.393 2.41 0.30 
Wasser 1.70 3.94 3.01 2.92 
Kohlensäure 3.56 2.45 2.84 0.17 


Summe 102.53 99.77 100.74 99.78 


60 


Stellen wir nun die Prozentziffern des Kalis aus Herrn 
Kaısers Basaltanalysen mit den vorstehenden zusammen, so 
haben wir folgendes: | 


Basalt v. Kuckstein, frisch, KO = 0,52; zersetzt, KO —= 2,35 


2 Bramburg, cz) 2,01% » » 1,50 
Melaphyr v.. Iifeld, 5 a 15895 5 = 1,07 
Porphyrit „ 5 8 5 15075 5 5 12a 

Man sieht schon hieraus .ohne weiteres, daß die Kali- 
vermehrung in den Ilfelder Gesteinen — es sind obenein zwei 
verschiedene Gesteine! — doch wohl etwas anderes besagt, als 


in Herrn Kaisers Basalten. In den Ilfelder Gesteinen eine Zu- 
nahme des Kalis bis auf die Hälfte von dem, welches im reinen 
Orthoklas vorhanden ist; im Basalt dagegen in einem der mit- 
geteilten Fälle eine ganz. wesentlich geringere Zunahme, im 
anderen sogar eine Abnahme! 

Lehrreich scheinen mir auch die bezüglichen Wassergehalte 
zu sein! 
Kuckstein-Basalt, frisch, H,O — 1,20°)o; zersetzt, H,O — 13,07°/o 
Bramburg-Basalt, „ % 20% R a 15,995 
Ilfelder Melaphyr, „ > 17005 > = 3,94 „ 
Ilfelder Porphyrit, „ a 3.0175 Ss 5 2.925 


Aus diesen Zahlen geht. wiederum deutlich die totale Ver- 
schiedenheit der in Frage kommenden Zersetzungsprozesse her- 
vor; man sieht sofort, daß das Wasser in der Halurgometa- 
morphose ein recht. rarer Artikel gewesen sein muß, wenn zer- 
setzte Gesteine sogar weniger davon enthalten als frische, wie 
die Porphyritanalyse zeigt. Und das noch immer; obgleich diese 
Gesteine bis zu jenem Tage, an welchem STRENG sein Unter- 
suchungsmaterial davon abschlug, reichlich Zeit und Gelegenheit 
hatten, sich anderweitig mit Wasser zu versehen. Das dürfte 
denn wohl auch geschehen sein, so daß die Annahme, sie hätten 
damals, als sie aus dem halurgometamorphischen Prozesse hervor- 
gingen, noch weniger, vielleicht sogar überhaupt kein Wasser 
enthalten, mindestens nicht unbegründet ist; gestützt wird sie 
außerdem durch das im wasserfreien Zustande vorhandene Eisen- 
oxyd, welches die betreffenden umgewandelten Ilfelder Gesteine 
allgemein pigmentiert, außerdem auch im reinen, krystallinischen 
oder krystallisierten Zustande auf Gängen ebendort vorkommt. 
Wie stark hydratisiert sind dagegen jene Basalte! 

Es sei darauf hingewiesen, daß durch Umrechnen an den 
in Rede stehenden Analysen nichts Wesentliches zu ändern ist. 
Auf die ausgezeichnete chemische wie petrographische Vergleich- 
barkeit gerade von Basalt und Melaphyr mache ich noch speziell 


aufmerksam. Die totale Verschiedenartigkeit der beiden Zer- 
setzungsprozesse tritt hierdurch. noch mehr hervor. Sie lehrt, 
daß Verwitterung und Halurgometamorphose genau so viel oder 
so wenig mit einander gemein haben, wie eben Regenwasser und 
konzentrierte Salzlaugen. 


15. Triasschichten (!) von der Östgrenze der 
Residenzschaft Tapanuli auf Sumatra. 


Von Herrn ARTHUR WICHMANN. 


i Utrecht, den 22. Mai 1904. 

Vor einigen Jahren brachte W. Vorz die überraschende 
Kunde von dem Auffinden obertriadischer Schichten im Gebiete 
. des oberen Kwalu in der Residenzschaft Sumatras Ostküste, einer 
Schichtenfolge, die etwa den Raibler Schichten in den Alpen 
entspricht.) | | 

Zwar hatte STEFANO TRAvVERSoO schon früher einige Kalk- 
steine aus dem Gebiete des Toba-Sees auf Grund ihres petro- 
graphischen Charakters für „permo-triadisch* angesehen, ohne 
daß Lagerungsverhältnisse und Fossilführung einen Anhaltspunkt 
für diese Annahme ergeben hatten.?) Trotz alledem erscheint 
es sehr wahrscheinlich, daß auch in der westlichen Hälfte der 
Insel der oberen Trias zuzuzählende Ablagerungen auftreten, und 
möchte ich zu diesem Zwecke umsomehr die Aufmerksamkeit auf 
die einer längst vergangenen Zeit angehörenden Aufzeichnungen 
von Lupwıg Horner lenken, als der Fundort leicht zu er- 
mitteln ist. 

Am 23. September 1838 legte dieser Forscher den Weg 
von Rau (Abteilung Ajer Bangis und Rau der Residenzschaft 
Padangsche Benedenlanden) nach dem Orte Pahantan (Unter- 
Abteilung Klein-Mandailing, Ulu und Pahantan der Residenz- 
schaft Tapanuli) zurück. Auf diesem Pfade wurde nach dem 
Verlassen des Tales des Gadis der Ort Tjubadakh Limomanis’°) 
erreicht und darauf, in der Richtung des gleichnamigen Flusses 


!) Trias auf Sumatra. Diese Zeitschr. 50. 1898, S. 137 P. — 
Beiträge zur geologischen Kenntnis von Nord-Sumatra. Ebenda. 51. 
1899, S. 26—38. 

?) Rocce vulcaniche e metamorfiche dell’alte piano di Toba nell’ 
isola di Sumatra. Annali del Mus. Civ. Storia nat. (2) XVI. Genova 
1896 S. 325. 

3) ca. 99° 55° O. L., 0° 36° N. Br. 


62 


aufwärts, die Wasserscheide überschritten. Horxer schreibt nun ?): 

„Am rechten Ufer des Ajer (Fluß) Tjubadaklı Limomanis 
finden sich unweit, und zwar oberhalb der Brücke, einige Schichten 
von einem schwarzgrauen Mergel von beinahe einem Fuß Mächtig- 
keit. Das Streichen derselben ist OSO—WSW, bei einem Fallen 
von 60° nach NNW. In diesem Mergel findet sich häufig eine 
kleine, sehr dünne Peeten-artige Muschel. Wir vermochten kein 
Exemplar mit vollständigem Schloß zu finden, doch gleicht 
dieselbe im allgemeinen Bronns Geschlecht Monotis (Pecten 
salinarius).* ?) 

Spätere Untersuchungen sind in dem beregten Gebiete ledig- 
lich von R. FEnnemaA angestellt worden. Die zu demselben ge- 
hörenden Kalksteinablagerungen werden kurz erwähnt und auf 
der Karte dem Carbon zugewiesen, augenscheinlich auf Grund 
ihres petrographischen Habitus, denn nirgends wurde auch nur 
die geringste Spur einer Versteinerung aufgefunden.) 

Aus dem Vorstehenden ergibt sich zugleich, daß es nicht 
mehr angängig ist, die bis zur NW-Spitze von Atjeh durch- 
streichenden grauen Kalksteine ohne weiteres dem Carbon zu- 
zuweisen. | 


!) S. MÜLLER en L. HORNER:!: Fragmenten van de reizen en 
onderzoekingen in Sumatra. Bijdr. t. d. Taal-, Land- en Volkenk. (1) 
2, 's Gravenhage 1854, S. 215. 

?) Könnte auch eine Daonella oder eine Halobia sein. 

®) Topographische en geologische beschrijving van het noordelijk 
gedeelte van het Gouvernement Sumatras Westkust. Jaarboek van 
het Mijnwezen. 1887 Amsterdam. Wet. Ged. S. 177. — E. CARTHAUS 
erwähnt aus dem Flußgebiet des Gadis „Kohlenkalk außerordentlich 
arm an Versteinerungen“, unterläßt aber hinzuzufügen, welcher Art 
dieselben sind. Tijschr. K. Nederl. Aardr. Gen. (2) XIX. 1902 S. 585. 


63 


16. Zur Stratigraphie des oberen Mitteldevons im 
polnischen Mittelgebirge. 


Von Herrn D. SOBOLEW. 


Warschau, den 10. Juni 1904. 

Bis zur letzten Zeit waren die Stringocephalen-Schichten im 
polnischen Mittelgebirge ausschließlich in ihrer Kalk-Facies be- 
kannt und wurden meist den mittleren und oberen Horizonten 
des Stringocephalen-Kalkes der Eifel parallelisiert. 

Nach der von GüÜrIcCH in seiner großen Schrift „Das 
Palaeozoicum im polnischen Mittelgebirge“ !) niedergelegten und 
in seinen „Nachträge zum Palaeozoicum im polnischen Mittel- 
gebirge*?) etwas abgeänderten und ergänzten Anschauungen, kann 
die Zusammensetzung der Stringocephalen-Schichten Polens durch 
folgende Tabelle dargestellt werden: 


Obere 
Oberstufe: 17b. Stinkkalk von Szydluwek en 
17a. Amphipora-Kalk und -Dolomit j Schichten 


= 
S Mittelstufe: 16c. Caiqua-Dolomit von Broni- 
z schowice - e 
Be 16b. Stringocephalus-Bänke von ee 
z Zagöje, Dziwki ; Schichten 
R 16a. Korallenkalke von Cheneciny r / 
| Unterstufe: 15. Korallendolomit von Litoszka 
Be) 
© | Sniatka: 14. Crinoidenbank erinoiden: 
13. Bifida-Bänke. Skaly: 11 Ko- Schichten 
| rallenkalk 


Die erste Andeutung über die Möglichkeit des Vorkommens 
klastischer Sedimente in den Stringocephalen-Schichten Polens 
ist in meiner vor kurzem erschienenen Schrift: „Die devonischen 
Ablagerungen des Profils Grzegorzewice-Skaly-Wlochy“?) enthalten. 
Dort (S. 16) rechne ich zu den Stringocephalen-Schichten einen 
zwischen den Crinoiden-Schichten und dem von mir beschriebenen 


1) Verhandl. d. Russ.-Kaiserl. mineralog. Ges. 32, 1896, S. 104— 105. 
— Vergl. auch FREcH, Lethaea, 2, S. 180—181. 

2) N. Jahrb. f. Min., Beil.-Bd. 13, 1900, S. 386. 

®) Nachrichten des Warschauer Polytechnischen Institutes, Lief. 2, 
1903. (Russisch.) 


64 


oberdevonischen Kalke des Dorfes Wlochy enthaltenen Komplex 
von Tonschiefer, Grauwackenschiefer und-Sandsteine und Dolomit (?). 

Gesteine, welche den obenerwähnten petrographisch ähnlich 
sind, sind in der Umgebung des Dorfes Swentomarz, welches 
nördlich vom Swentykrzyz-Zug und in einer Entfernung von ca. 
4 km östlich vom Flecken Bodzentin liegt, sehr verbreitet. Diese 
Gegend ist während mehrerer Jahre der Gegenstand meiner Unter- 
suchungen gewesen, und das von mir hier gesammelte Material 
gibt mir die Möglichkeit, die Überzeugung auszusprechen, daß 
die Stringocephalen-Schichten auf dem nördlichen Abhange des 
polnischen Mittelgebirges in stratigraphischer und facieller Hinsicht 
nicht dem Eifelkalke, sondern den entsprechenden Horizonten des 
rechtsrheinischen Gebietes ähnlich sind. 

Die ausführliche Bearbeitung und Darstellung der Tatsachen, 
welche mich zu diesem Schlusse geführt haben, wird den Inhalt 
einer speziellen Arbeit ausmachen; in der jetzigen Mitteilung will 
ich nur eine sehr zusammengedrängte Übersicht der stratigra- 
phischen Verhältnisse der Stringocephalen-Schichten von Swentomarz 
und seiner Umgegend geben. 

Das mitteldevonische Alter der Gesteine des Profils von 
Swentomarz-Sitka ist noch von ZeuscHner!) festgestellt worden, 
welcher in dem hier entwickelten Komplex von „Grauwacken- 
Schiefer und bräunlichem Kalke* mehrere einzelne Horizonte 
unterscheidet, wobei er jedoch unrichtig eine vom S. (liegende 
Seite) nach N. (hangende Seite) verlaufende normale Schichten- 
folge annimmt. GürıcH?) unterscheidet verschiedene paläonto- 
logisch charakterisierte und zwar mehrere mitteldevonische Horizonte 
und einen oberdevonischen. Diese Horizonte, von jüngeren zu 
älteren übergehend, sind folgende: 


Retrostriata-Schiefer. OÖberdevon. 

a \ Unt. Stringocephalen- 
Korallendolomit von Sitoszka ? 

j Schichten. 

Crinoiden-Bank | 
Bifida-Bänke 
Reticularien - Schichten \ sehen 
Grauwacken-Tonschiefer j 


Crinoiden-Schichten. 


Die Einteilung des ganzen Komplexes der devonischen Ab- 
lagerungen des Profils in diese Horizonte ist als gelungen zu 
bezeichnen, die stratigraphischen Verhältnisse sind jedoch von 
Gürıcan in der angeführten Tabelle unrichtig angegeben, weil die 
Schichten, die er als Calceola-Schichten betrachtet, in Wirk- 


') N. Jahrb. f. Min. 1866, S. 513; Diese Zeitschr. 1869, S. 263. 
?) Palaeozoicum etc, S. 56. 


65 


lichkeit zu den Stringocephalen-Schichten und z. T. zu deren‘ 
oberen Horizonten gehören. 

Nach meinen Beobachtungen kann man in dem Profile von 
Swentomarz folgende stratigraphische Horizonte unterscheiden: 

1) Schichten mit Aphyllctes evexus und Aphyllites 
discoides (= Reticularien-Schichten von Gürıca), welche die 
jüngsten mir bekannten Horizonten des Profils sind. Es sind 
Tonschiefer mit mehr oder weniger zahlreichen Zwischen- 
lagen von grauem Kalke, gelbem Mergelschiefer, Knollenkalken 
und schwarzem Plattenkalke. Dieser Horizont ist im Profil drei- 
mal aufgeschlossen, wobei die Zahl der Kalkeinlagerungen von 
S. nach N. wächst. Die Kalke und besonders der Mergel ent- 
halten eine reiche Brachiopoden-Fauna, in den Schiefern ist eine 
charakteristische Tiefsee-Fauna enthalten, welche aus Gephalopoden, 
Gastropoden und Lamellibranchiaten zusammengesetzt ist. Die 
Hauptvertreter der Fauna dieses Horizontes sind: 


Produetella subaculeata MURCH. Orthoceras arcuatellum (?) SAND- 

Kayserella lepida SCHNUR. BERG. 

— lepidiformis GÜRICH. Orthoceras amgustum HOLZAPFEL. 

Skenidinum fallae GÜRICH.  — subfleeuosum MÜNST. 

Dalmanella eifliensis VERN. Aphyllites evexus L. v. B. var. 

Reticularia simple PHILLIPS. costulata Arch. VERN. 

— triquetra GÜRICH. Aphyllites evexus L. v. B. var. 

— dorsoplana GÜRICH. polonica GÜRICH. 

Martinia inflata SCHNUR. Aphyllites evexus L. v. B. var. 

Anoplotheca lepida GOLDF. subeostulata nov. var. 

Pentamerus globus BRONN. Aphyllites discoides WALDSCHM. 

— brilonensis KAYSER. var. (?) 

Camarophoria brachyptyeta Tornoceras cincetum (?) KEYSER- 
SCHNUR. LING. 

Camarophoria gracııis GÜRICH. Tornoceras angulato-striatum (?) 

— cf. formosa (SCHNUR) KAYSER. (Koch) KAYseEr. 

Rhynchonella cf. implexa SOW. Tornoceras simplex L. v. B. var. 

— procuboides KAYSER. typus SANDBERG. 

Stringocephalus Burtini DEFR. Tornoceras simple L. v. B. var. 

Buchrola ferrugines HOLZAPFEL. Ortilonense KAYSER. 

— trijugata BEUSHAUSEN. . - Tornoceras -sinplex L. v. B. :var.- 

Loxonema Kayseri HOLZAPFEL. magnosellarıs (?) HOLZAPFEL. 

Platyceras compressum ROEM. Maeneceras terebratum SANDBERG. 

Pleurotomaria ef. minutula SAND- — Decheni (?) (BEYRICH) KAYSER. 
BERG. — Dechent (BEYR.) Kays. var. 

Bellerophon Sp. Phacops breviceps BARR. 


Die aufgezählte Fauna ist an drei Punkten gesammelt worden, 
wobei die Identität des an diesen drei Stellen aufgeschlossenen 
Horizontes wegen der großen Zahl gemeinsamer Arten keinem 
Zweifel unterliegen kann. Das Oberstringocephalen-Alter dieser 
Schichten ist auch zweifellos. 

2) Schiefer mit Posidonia hrians und Stylvolina 


J 


66 


sp. Es sind grünliche weiche Tonschiefer mit Posidonia hians 
Waupschm., Buchrola ferruginea HOLZAPFEL var. polonica n. var., 
Buchiola trüjugata BeusuAausen, Stylolina sp., Tentaculites sp., 
Orthoceras sp. und ÖOstracoda (diese Fauna ist an mehrere 
Punkten gesammelt worden). Sie sind im Profile viermal aufge- 
schlossen. In allen Fällen liegen sie unmittelbar im Liegenden 
des obenbeschriebenen Horizontes, obgleich sie in zwei Fällen, 
dank einer umgekehrten Sehichtenfolge darauf zu liegen scheinen. 
Im. S. ist die Mächtigkeit dieser Schiefer unbedeutend, sie liegen 
zwischen den Schichten mit Aphyllites evexus und dem tiefer 
liegenden Komplexe der „Grauwacken-Schiefer* und sind mit 
beiden durch petrographische Übergänge verbunden. Im N. nimmt 
ihre Mächtigkeit zu und sie scheinen die eben erwähnten hier 
sehr reduzierten Grauwacken-Schiefer z. T. zu ersetzen. Es ist 
möglich, daß man hier auch einen Teil des früher erwähnten 
schwarzen Platteukalkes, in welchem außer einer großen Zahl 
meist nicht bestimmbarer Brachiopoden auch Styholina sp. und 
Buchrola sp. enthalten sind, demselben Horizonte zurechnen müßte. 

Trotzdem die stratigraphische Lage der Schiefer mit Poszdonia 
hians und Styliolina sp. ganz klar ist, begegnet man bei der 
Bestimmung ihres Alters einigen Schwierigkeiten, weil man sie 
mit gleichem Rechte zu den unteren Horizonten der oberen 
Stringocephalen-Schichten. als auch zu den oberen Horizonten der 
unteren Stringocephalen- Schichten rechnen kann. Jedenfalls, 
trotz der großen Menge von Posidonia hrans an einigen Punkten, 
können wir nicht diese Schichten für ein Äquivalent des ganzen 
Odershäuser-Kalkes anerkennen, weil unter ihnen noch ein bedeutend 
mächtiger Komplex der unteren Stringocephalen-Schichten liegt. 
Außerdem deutet Buchtola tröjugata, welehe auch in höher liegenden 
Schichten mit Aphyllites evexus vorkommt, auf ein jüngeres Alter 
hin. Es ist möglich, daß der in Frage stehende Horizont im 
N., die tiefer liegenden „Grauwacken-Schiefer“ z. T. ersetzend, 
eine tiefere Lage als im S. besitzt. Nebenbei muß ich bemerken, 
daß ich im N. Buchrola trijugata in diesen Schichten nicht ge- 
funden habe. 

3) Der Grauwacken-Schiefer ist im Profil zweimal 
aufgeschlossen, jedesmal unmittelbar im Liegenden, wegen umge- 
kehrter Schichtenfolge scheinbar im Hangenden des vorher- 
gehenden Horizontes. Besonders mächtig entwickelt ist er im S., 
wo sein ganzer Komplex zwischen dem. Schiefer mit .Posidonia 
hians im S. und den grauen Kalksteinen des Crinoiden-Alters im 
N. liegt. 

Infolgedessen muß man dem Grauwacken- Schiefer ein Unter- 
stringocephalen-Alter zuschreiben, welches annähernd dem Alter 


6 


des Lenneschiefers von Westfalen, dem unser Schiefer auch faciell 
ähnlich ist, entspricht. Im nördlichen Teile des Profils liegt der 
Grauwacken-Schiefer zwischen dem Tonschiefer mit Buchrola fer- 
ruginea HoLZAPFEL var. polonica n. var. (im N.) und den Schichten 
mit Aphyllites discordes (— Reticularien-Schichten, Schicht 10, 
GürıcHhs) (im S.), so, daß sein Aufschluß wahrscheinlich dem 
Gipfel der Anticlinale entspricht. Die Mächtigkeit des Grau- 
wacken-Schiefers ist im nördlichen Aufschlusse bedeutend kleiner 
als im südlichen, und außerdem nimmt ein bedeutender Teil seiner 
oberen Horizonte in petrographischer Hinsicht eine Mittelstellung 
zwischen dem echten „Grauwacken-Schiefer* (mit einer großen 
Zahl von Sandsteinzwischenlagen) und dem Tonschiefer des Typus 
der Schiefer mit Posidoma hians ein. In den sandigeren 
Varietäten des Schiefers dieser oberen Horizonte gibt es eine 
Menge von Pflanzenresten. Außerdem kommen im Schiefer Stylr- 
olina sp., Buchrola sp. und ziemlich viel anderer Lamellibran- 
chiaten (mehrere Arten), die ich wegen schlechter Erhaltung nicht 
bestimmen konnte, vor. Also wie schon erwähnt, scheint hier im N. 
die untere Grenze der Schiefer mit Stykiolina tiefer als im S. 
zu liegen, und die Schiefer des letzteren Typus ersetzen z. T. den 
„Grauwacken-Schiefer*. 

4) Die Sierzawy-Schichten (= Bifida-Bänke Gürıcn s). 
Ich erlaube mir diese Benennung für die zu beschreibenden 
Schichten einzuführen, weil letztere besonders typisch in Schluchten 
eutwickelt sind, deren Anfang das Dorf Sierzawy beinahe erreicht. 
Die Benennung „Schichten mit _Anoplotheca lepida* ist nicht 
passend, weil diese Art auch in höher liegenden Horizonten vor- 
kommt. Chonetes cf. nana Vern., welche GürıcH als für diesen 
Horizont charakteristisch ansieht, ist augenscheinlich eine seltene 
Art, weil ich sie in diesen Schichten nicht gefunden habe. Des- 
halb kann auch diese Art für die Bezeichnung dieses Horizontes 
nicht für ganz passend gehalten werden. 

Die Sierzawy-Schichten stellen einen bunten Wechsel grün- 
licher, oft auch rötlicher und dunkler Tonschiefer dar, welche mehr- 
mals mit Kalksteinschichten von geringer Mächtigkeit wechsel- 
lagern. Dieser Komplex ist im Profil zweimal aufgeschlossen, 
wobei seine Mächtigkeit im N. bedeutender als im S. ist. Im 
nördlichen Teile des Profils liegen die Sierzawa-Schichten zwischen 
dem Crinoiden-Kalke (im N.) und dem Schiefer mit Posidonia 
hians (im S.), - In der Mitte des Profils, wo die Mächtigkeit 
der Sierzawy-Schichten weniger bedeutend ist, kommen sie nach 
S. hin auf einen grauen Kalkstein zu liegen, welcher sich wenig 
von den, wie erwähnt, häufig auch in der Mitte des Komplexes 
vorkommenden Zwischenlagen unterscheidet, den ich aber als 


5* 


68 


einen besonderen Horizont auszuscheiden für nötig halte, weil 
dieser Kalkstein sowohl in petrographischer als auch in paläonto- 
logischer Hinsicht dem „Crinoiden-Kalke“ von Skarr!) ganz ähnlich 
ist, wo dieser zweifellos den niedrigsten Horizont der Stringoce- 
phalen-Schichten darstellt. An der zu beschreibenden Stelle werden 
die Sierzawy-Schichten vom N. her von den Schichten mit 
Aphyllites discoides bedeckt, obgleich es möglich ist, daß zwischen 
diesen beiden Horizonten Zwischenschichten vorhanden sind. Es 
ist interessant, daß, soweit man nach der Beschreibung urteilen 
kann, gerade hier das von ZEUSCHNER?) beschriebene, aber weder 
GürıcHh, noch mir bekannte „rote Komglomerat, zusammengesetzt 
aus eckigen und abgerundeten Stücken von grauem Kalkstein und 
Rollstücken von weißem.Quarz, verbunden durch roten Tonschiefer“, 
vorkommen soll. Die Hauptvertreter der in verschiedenen Hori- 
zonten: der .Sierzawy-Schiehten (ausschließlich des darunter liegen- 
den grauen Kalksteins) gesammelten- Fauna sind folgende: 


Metriophyllum gracile (?) SCHLÜTER. Cyrtina heteroclyta DEFR. 


Haploerinus stellaris RoEM. Anoplotheca lepida GOLDF. 
Produetella subaculeata MURCH. Athyris concentrica L. v. B: 
Leptaena depressa SOW. Atrypa reticularis L. 
Strophodonta anaglypha KAYSER. — desquamata SOW. 

—- interstrialis PHILLIPS, — aspera SCHLOTH. 

Kayserella lepidiformis: GÜRICH. Pentamerus globus BRONN. 
Skenidium fallax GÜRICH. Camarophoria gracilis GÜRICH. 

— polonicum. GÜRICH. — cf. formosa (SCHNUR) KAYSER. 
Dalmanella eifliensis VERN. Rhynchonella parallepipeda BRONN. 
— crassa (2) GÜRICH. — cf. implexa SOWERBY. 

— polonica n. Sp. — Wahlenbergi GOLDF. 

— striatula SCHLOTH. — amisodonta. PHILLIPS. 
Reticeuwlaria aviceps KAYSER. — procuboides KAYSER. 

— simple PHILIPPS. Stringocephalus Burtini DEFR. 

— triquetra GÜRICH. Turbonitella sp. 

— dorsoplana. Pleurotomaria Orbignyi ARCH. VERN. 


Martinia inflata SCHNUR. 


Die stratigraphische Lage dieses Horizontes ist dieselbe, 
wie die des „Grauwacken-Schiefers“, so daß wir annehmen können, 
daß der letzte gegen N. auskeilt und dort von Sierzawy-Schichten 
ersetzt wird. 

Es muß jedoch bemerkt werden, daß da, wo sich diese Hori- 
zonte berühren, die Sierzawy-Schichten tiefer als der Grauwacken- 
Schiefer liegen. 

5) Korallendolomit. Er ist das nördlichste Glied des 
Profils. Seine Aufschlüsse, welche Gürıcn nur längs des linken 


Il, SOBOLEW, a.'2.:0. S. 12. 

) N. Jahrb. f. Min. 1866, S. 514. Das Konglomerat ist im 
Liegenden des Amphipora-Dolomits in Zagnansk schr verbreitet. Diese 
Tatsache ist in der Literatur nicht bekannt. 


69 


Swislina-Ufers bekannt waren, finden sich tatsächlich auch auf 


ihrem rechten Ufer, wo er sogar viel mehr verbreitet ist. Dieser 


Dolomit legt sich vom N. her auf den Crinoiden-Kalk und, wie 
GürıcH!) richtig annimmt, kann sein Alter als unterstringocephal 
betrachtet werden, d. h., er entspricht seinem Alter nach dem 
Grauwacken-Schiefer und den Sierzawy-Schichten. Es ist übrigens, 
wenn man die bedeutende Mächtigkeit des Dolomits in Betracht zieht, 
anzunehmen möglich, daß seine oberen Horizonte schon ein ober- 
stringocephales Alter besitzen. Ich glaube diesen Dolomit mit 
dem Teil des Dolomites, welcher das Liegende der Amphipora- 
und Stringocephalen-Schichten (Bänke) von Zagaje?) bildet, paral- 
lelisieren zu können. 

6) Der Crinoiden-Kalk liegt im Liegenden des eben 
beschriebenen Korallendolomits. Infolge der umgekehrten Schichten- 
folge scheinen die Sierzawy-Schichten unter ihm zu liegen. Dieser 
Kalkstein ist dunkelgrau, krystallinisch, stellenweise fast aus- 
schließlich aus Gliedern von Crinoidenstengel gebildet. Stromato- 
poren und Korallen treten hier z. T. auch gesteinbildend auf. 

Von hier habe ich bestimmt: 


Actinostroma stellulatwm NICHOLS. Unmittelbar im Liegenden des 


Stromotoporella eifliensis NICHOLS. Kalksteines istein Tonschiefer 
Alveolites sp. entwickelt mit: 
Cyathophyllum heterophyllum Mierocyelus eifliensis KAYSER. 

M. Epw. Leptaena depressa SoW. 
Fenestella sp. — scalensis SOBOLEW. 
Pentamerus galeatus BRONN. var. Skenidium cf. areola QUENSTEDT. 

multiplicata ROEM. Atrypa reticularis L. 


Platyceras priscum GOLDF. 


Das Vorkommen von Mkerocyclus erfliensis, Leptaena scalensıs, 
Pentamerus galeatus var. multiplicata, welche sich in Skaly 
entweder im Calceola- (Brachiopoden-) Mergel (Pentamerus) oder 
in den denselben unmittelbar überdeckenden Schichten finden, 
veranlassen mich, den Crinoiden-Kalk als den ältesten Horizont 
der Stringocephalen-Schichten (des oberen Mitteldevous) im Profil 
Swentomarz-Sitka zu betrachten. 

Ein anderer Aufschluß eines Kalksteines gleichen Alters, aber 
in einer etwas anderen Facies, befindet sich, wie es schon mehrmals 
erwähnt wurde, in der Mitte des Profils im Liegenden der Sierzawy- 
Schichten einerseits (im N.) und des Grauwacken-Schiefers anderer- 
seits (im 8.). Die Schichtenfolge ist umgekehrt, so daß der Kalkstein 
sich auf den Grauwacken-Schiefer zu legen scheint. Hier ist ein 
ziemlich bedeutender Schichtenkomplex, (dessen Kopfenden auf einer 
Strecke von einigen 10 Meter aufgeschlossen sind) bestehend 


') a. a. 0. Palaeozoicum etc. 8. 64. 
?) ZEUSCHNER, Diese Zeitschr. 1869 >. 265, 


dl 


aus einem grauem, geschichteten Kalkstein, welcher bei der Ver- 
witterung in eckige Stücke zerfällt, entwickelt. Unmittelbar 
auf der Oberfläche liegt eine Menge von Versteinerungen, die 
sich durch Verwitterung aus dem Gesteine gelöst haben. In 
bezug auf Arten unterscheidet sich die hier gesammelte Fauna 
fast gar nicht von der oben beschriebenen Fauna der Sierzawy- 
Schichten; einige qualitative Unterschiede sind jedoch vorhanden. 
So fällt in der ersten Fauna die große Zahl von Einzel-Korallen 
und die merkwürdig große Menge von Anoplotheca Tlepıda 
auf; dagegen sind Reticularien und Camarophorien in der 
zweiten Fauna zahlreicher. Besonders interessant ist das Ver- 
hältnis zwischen Rhynchonella parallepipeda Bronn und Rrhyncho- 
nella cf. implexa Sow. in bezug auf ihre Verbreitung. Die 
letzte ist für die Sierzawy-Schichten, besonders für ihre oberen 
Horizonte, charakteristisch, wogegen in dem zu beschreibenden Kalk- 
stein nur ein Exemplar dieser Art gefunden worden ist. Um- 
gekehrt ist Ahynchonella parallepipeda im letzteren sehr gemein, 
kommt aber in den Sierzawy-Schichten sehr selten vor. Endlich 
muß ich bemerken, daß ich in diesem Kalksteine keine Stringoce- 
phalus gefunden habe. Dies alles gibt Veranlassung, dem Kalk- 
steine im Vergleich mit den Sierzawy-Schichten ein höheres 
Alter zuzuschreiben und ihn mit dem vor ihm beschriebenen 
Crinoiden-Kalke, mit dem er noch in der Hinsicht ähnlich ist, 
daß auch er Glieder von Crinoiden-Stengel massenhaft enthält, 
für gleichalt zu halten. Diese Ansicht wird noch dadurch 
bekräftigt, daß er petrographisch und faunistisch dem schon 
mehrmals erwähnten Crinoiden-Kalke von „Skaly“ ähnlich ist, 
der unmittelbar im Hangenden des Calceola-Mergels liegt. Des- 
halb halte ich für erlaubt, auch für den in Frage stehenden 
Kalkstein den Namen „Crinoiden-Kalk* zu behalten. Obgleich 
man diesen Kaikstein, wie schon erwähnt wurde, als den 
unteren Horizont der Sierzawy-Schichten betrachten kann, ergibt 
sich jedoch seine Unabhängigkeit von den letzteren aus der Tat- 
sache, daß der Crinoiden-Kalk weder hier noch in „Skaly* von 
Grauwacken-Schiefer ersetzt wird, wie wir es für die Sierzawy- 
Schichten angenommen haben. 

Die Fanna des zuletzt beschriebenen Crinoiden-Kalkes ist 
folgende: 


Aulopora repens GOLDF. Strophodonta interstrialis 
Metriophyllum gracile SCHLÜTER. PHILIPPS. 

Diphyphyllum intermedium GÜrIcH. Orthothetes umbraculum SCHLOTH. 
_ (und andere Korallen). — —- var. biconvexa KAYSER 
Haploerinus stellaris ROEM. Kayserella lepida SCHNUR. 
Productella subaculeata MUuRCH. — lepidiformis GÜRICH. 


Leptaena depressa SOW, Skenidium cf. areola QUENSTEDT, 


dal 


 Skenidium cf. fallax GÜRICH. 


— polonicum GÜRICH. 
Dalmanella eifliensis VERN. 
— crassa ? GÜRICH 

— polonica n. SP. 

— striatula SCHLOTH. 

— krotowv 'TSCHERNYSCHEW. 
Reticularia aviceps KAYSER. 
— dorsoplana GÜRICH. 
Martinia inflata SCHNUR. 
Oyrtina heteroclyta DEFR. 
Nucleospira lens SCHNUR. 
Anoplotheca lepida GOLDF. 
Athyris concentrica L. v. B. 


Athyris concentrica var. 
 KAYSER. 

— — var. squamosa KAYSER. 

Atrypa reticularis L. 

— desquamata DOW. 

— aspera SCHLOTH. 

— alinensis VERN. 

Pentamerus ylobus BRONN. 

Camarophoria. bijugata SCHNUR. 

— cf. formosa (SCHNUR) KAYSER. 

Rihynchonella parallepipeda BRONN. 

— subcardiformis SCHNUR. 

— cf. implexa Sow. 

— Wahlenbergi GOLDF. 


ventrosa 


Rechts- 
2 umsche Swientomarz Skaly Eifel 
Aquiva- 
_ Tem (je aa Se Where EEE EEE 
o a  lenkaik von |" obs von Ober- 
a er devon 
Schichten | Ton- und Mergelschiefer Amphr- Obere 
mit (mit Einlagerungen von pora- Stringo- 
Aphyllites | Platten- und Knollenkalken) ? Dolomit | cephalen- 
discoides mit Stringocephalus, und Schichten 
(Wil- Aphyllites discoides, Aph. 
dungen). evexzus u. 8. W. Stringo- 
cephalen- 
Styliolinenschiefer Kalk 
? Oders- mit | 
häuser Posidonia hians 
Kalk ? 
(z. Teil) 
= Grau- » Untere 
Lenne- | 2 | Grauwacken-Tonschiefer | WAcken- = Stringo- 
schiefer | On- = . | cephalen- 
A schiefer 52 Schichten 
(@} 
em) 
Haina- Sierzawy-Schichten . Korallen 
Kalk und und 
Crinoiden-Korallenkalk |Crinoiden- Crinoiden- 
er Be BER 8 DE A Kalles ch 13157=4% | Schichten Schichten 
Calceola- Calceola- 
? (Brachi- Schichten 
opoden-) 


Mergel 


Die Untersuchung des Profils von Swentomarz veranlaßte 
mich, meine Ansicht über den Bau des Profils Gregorzewice- 
Wlochi!) abzuändern. Nördlich vom Aufschlusse des Calceola- 
(Brachiopoden-) Mergels (Aufschluß 7) muß man eine normale 
Schichtenfolge annehmen, wobei man die Tonschiefer (Aufschlüsse 7a 
und 9) mit Zwischenlagen vom Crinoiden-Kalk (Aufschluß 8), 
Korallen - Mergel (Aufschluß 10) und Kalkstein (mit Spörzfer 
Davidsont, Aufschluß 11) dem Crinoiden-Kalke und vielleicht 
teilweise den Sierzawy-Schichten parallelisieren, und die höher 
liegenden Grauwacken-Schiefer ebensolchen Schiefern des Profils 
Swentomarz-Sitka gleichstellen muß. 

Auf diese Weise existiert die auf dem von mir angegebenen 
geologischen Profile zwischen dem Crinoiden-Kalke und dem ihn 
überlagernden Tonschiefer dargestellte Überschiebung in Wirk- 
lichkeit nicht. 

Folgende Tabelle stellt schematisch die stratigraphischen 
Verhältnisse des oberen  Mitteldevons von Swentomarz und 
„Skaly“ dar. 

Ich habe hier den oberdevonischen Schiefer mit Buchrola 
restrostriata L. v. B., dessen Vorkommen im Profil Swentomarz- 
Sitka Gürıcn?) angibt, nicht gefunden. Im südlichen Profilende 
tritt an seiner Stelle der Schiefer mit Postdonia hians auf, im 
nördlichen Ende ist es wegen des schematischen Charakters der 
kleinen Karte von GürıcHa schwer, die Lage seiner Aufschlüsse 
genau zu bestimmen; es ist aber auch möglich, daß auch hier 
. diese Aufschlüsse mit denen des Styliolinenschiefers zusammen- 
fallen. 


17. Die ersten Versteinerungen aus Tiefbohrungen 
in der Kaliregion des norddeutschen Zechsteins. 


Von Herrn K. OcHsENIUS. 


Marburg, den 13. Juni 1904. 


Herr Dr. E. Zimmermann hat obige in der Sitzung unserer 
Gesellschaft am 6. April d. J. vorgelegt. Es sind Gervdka, 
? Liebea, ? Schizodus, ein Brachiopode, Pleurophorus costatus, 
kleine Gastropoden und Chondrites -artige Tange, nach ihm 
marine Versteinerungen, aus dem Salzton von Sperenberg, Quer- 
furt, Frankleben unweit Merseburg u. a. O. 


1) SOBOLEW, a. a. 0. 
?) Palaeozoicum, S. 59 u. 68, 


Diese Funde in Verbindung mit ausgezeichneter Dünn- 


“schichtung des Salztons, dessen geringer Mächtigkeit und. Gehalt 


an Magnesiumkarbonat, lassen ihn die meiner Ansicht nach 
subaörische Entstehung des Salztons bezweifeln. 

Gehen wir einmal auf seine Idee etwas näher ein, indem 
wir uns die Vorgänge nach Absatz der Garnallitregion, über die 
sich der Salzton ausbreitete, zu vergegenwärtigen suchen. 

Die Oberfläche der Salzsenke von der Weser bis nach 
Inowrazlaw hin wird schwerlich glatt und genau wagerecht ge- 
wesen sein, die Salze kehren sich beim Anskristallisieren nicht 
immer an die Gesetze der Schwere. | 

In den tiefern Teilen der Senke wird über dem festgewordenen 
Carnallit Lauge, sehr konzentrierte Lauge stehen geblieben sein, 
höhere Teile werden trocken emporgeragt haben. 

Nun kommt der Staub, vom Winde oder Sturm der Wüste 
angebracht. Er ist vom Festlande, denn er enthält Tonerdesilicat 
in vorherrschender Menge (bis zu 72,7%), Kalk- und Magnesia- 
karbonat, Eisen, Kalksulfat und zuweilen auch Bitumen neben 
löslichen Salzen. (Analysen bei G. Bıschor nach ScHAFHÄUTL 
und bei J. RorTk, OcHsenıvs). 

Seine erdigen Hauptbestandteile gehören also den unter ihm 
befindlichen Salzen nicht an, und sein Bitumen beweist, daß 
auch Organisches mitkam, das sicher in den konzentrierten Laugen 
fehlte. Organismen werden ja von Mutterlaugen zu Bitumen ge- 
macht. Da, wo der Staub auf flüssige Lakenreste fiel, wurde er 
eingetränkt, nahm vielleicht die feine Schichtung an, wenn er 
sie nicht schon auf subaörischem Wege erhalten hatte, und wurde 
bituminös; da, wo er trocken blieb, nahm er nur wenig Salz 
aus dem Untergrund auf. Hier konnten sich Tümpel aus Luft- 
feuchtigkeit — es regnet ja, wenn auch seltenst, zuweilen stark 
in der Wüste — bilden, die organisches Leben aufkommen ließen, 
Reines Chlornatrium allein ist der Vegetation viel weniger schädlich 
als die Magnesiumsalze — Chlorid und — Sulfat. Schlammig ist 
vielleicht der Boden gewesen. 

Derartige Verhältnisse können sowohl auf trockenem, wie 


auf nassem Wege zustande kommen, das sieht man beim Bunt- 


sandstein. Der ist auch das Produkt einer Wüstenbildung, wie 
sie die Aralokaspische Gegend aufweist mit allen möglichen 
Varianten. Dasselbe glaube ich für die erste trockene Bedeckung 
der Salzwüste in unseren Zechsteinbecken, d. h. die subaörische 
Formation beanspruchen zu müssen. 

In dem großen Terrain zwischen der Wesergegend und 
Inowrazlaw, zwischen Thüringen und der Nord- und Ostsee 


können die vielfachsten Modifikationen Platz gegriffen haben. 


4 


2 


Tümpel mit Salzwasser, welche sicherlich nicht gefehlt baben, 
können recht gut von kleinem Getier bevölkert worden sein, 
das darin fortkam. Dipterenlarven wimmelten s. Z. in der Oeyn- 
hauser Sole, und in einem Zoologiewerk las ich, daß Fliegen- 
larven sogar in Küchensalz leben, wachsen und gedeihen. Keime 
von Gervilleia, kleinen Gastropoden u. s. w. sind doch .nicht so 
groß, daß sie nicht von Stürmen, die gewiß in der Salzwüste 
gerast haben, von den Festlandsrändern hätten angebracht werden 
können. Von kleinen Käfern im Steinsalz von Wieliezka be- 
richtete schon RENDSCHMIDT, über Cerithien und Polythalamien 
darin R. A. PnıLıppı. Wirbelstürme transportieren ja auch zu- 
weilen recht schwere Trümmer. In den Tümpeln der Salzton- 
oberfläche müssen auch Algen oder dergl. vegetiert haben als Futter 
für die Tiere, die schwerlich alle so wie die Larven im Küchen- 
salz fortgekommen sind. Die massenhaft in Salztümpeln vor- 
kommende Artemia salina muß sich doch auch von Algen direkt 
oder indirekt nähren. Gerade die von ZIMMERMANN beobachtete 
Anhäufung von kleinen Salztieren an nur vereinzelten Stellen 
spricht gegen eine allgemeine Wasserbedeckung, die ja der Ver- 
breitung der kleinen armseligen Fauna günstiger gewesen wäre, 
als die Lebensbedingungen in scharf umgrenzten Lachen. 

Interessant würde es sein, zu erfahren, wie stark die Salzton- 
mächtigkeit unterhalb der fossilführenden Horizonte ist. Daraus 
könnte man auf den Grad der Salinität des Tümpelinhaltes 
schließen. Ich denke, daß in Lachen über mächtig entwickeltem 
Salzton günstigere Bedingungen für organisches Leben vorhanden 
waren, als über dünnen Schichten, die leichter von den Salzen 
des Untergrundes durchdrungen wurden. Die ausgezeichnete 
Dünnschichtung schließt keineswegs eine subaärische Zuführung 
des Materiales aus. Schon Beyrıcn führte die papierdünne 
Schichtung in den die salinischen Betten von Kelbra und Franken- 
hausen ‚begleitenden Gesteinen auf eingewehten Kalkstaub zurück. 

Auch ich kann mir nicht denken, daß die bygroskopischen, 
nur in der Sonnenglut fest gewordenen carnallitischen Salze eine 
Schicht von einigen hundert Metern Wasser, aus welchen das 
sog. jüngere Steinsalzflötz hervorging, über sich stehen gelassen 
haben, ohne wieder in Lösung zu gehen. 

L. Mrazec, der die rumänischen Salzlager eingehend studiert 
hat, sagt auch: „Die die Salzmasse verunreinigenden Tone 
und gewisse in ihr fein verteilten Sande sind größtenteils zweifel- 
los aeolischen Ursprungs.“*!) Ebenso macht der Plattendolomit 
von Westthüringen durch seine ungleichartige poröse Beschaffenheit 


') Osterr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 51. 1903. S,-A. S. 14, 


7 


ganz den Eindruck von zusammengewchtem Material. 

Hiernach muß ich behaupten, daß weder das Auffinden von 
einzelnen Kolonien oder Individuen von kleinen Salzwassertieren 
in unserm. Zechstein-Salzton oder (durch v. Ammon) im Platten- 
dolomit, noch die stellenweise auftretende feine Schichtung einen 
Beweis dafür abgibt, daß die genannten Gebilde ganz aus Wasser 
abgesetzt worden sind. Eine Mitwirkung dieses flüssigen Elementes 
in vergleichsweise sehr beschränkten Lokalitäten, sagen wir in 
einzelnen isolierten Lachen, mag stattgefunden haben; aber weiter 
nichts. 

Über die nachträgliche konkretionäre Entstehung von Gips- 
gebilden in trockenen Massen, z. B. in Ton, habe ich bis zum 
Überdruß schon seit Jahren Belege beigebracht, u. a. aus den 
Kasematten von Ehrenbreitstein. Dort formierten sich sogar 
fingerlange Kristalle in lufttrocken eingedecktem Ton. Im untern 
Buntsandstein ist es ähnlich zugegangen. 

ZIMMERMANN sagt dann S. 50, daß der Salzton bei un- 
sestörter Lagerung ! nur ca. 4 m Mächtigkeit habe und führt 
diese überraschend geringe Stärke als Argument gegen dessen 
subaärische Bildung an. 

Ich muß gestehen, daß mich von den ZIMMERMANNSchen 
Mächtigkeitszahlen für Salzton und die auf S. 48 auch für 
andere Schichtenglieder angegebenen als Bergmann eigentlich nur 
eine einzige hinlänglich interessiert, um darüber zu diskutieren, 
d.h. die der Carnallitregion. 

Ob Salzton stark oder schwach entwickelt ist, ob Anhydrit 
oder (nicht erwähnter) Gips nur eine durchsunkene, erbohrte oder 
eine absolute Meterzahl aufweist, ob der Anhydrit als Haupt- 
oder Nebenglied sich verewigt hat, alles das besitzt in meinen 
Augen nur eine höchst nebensächliche Bedeutung. Am liebsten 
würde ich alles außer Kali mit dem Namen „Abraum“ belegen. 
Solcher soll nur seine Rolle als gutes Deckgebirge spielen oder 
als Füllmaterial zum Versetzen der bergbaulich entstandenen 
Hohlräume. Das Zeug ist über Tage kaum als splendid material 
for filling ditches with zu gebrauchen, weil es fast immer Wasser 
anzieht und schlammig wird. 

Da wir nun aber einmal beim Salzton sind, mag er zuerst 
erledigt werden. 

Die angeführte Mächtigkeit von 4 m bei ungestörter Lagerung 
wird auf S. 49 auf 4-10 m erweitert. Hierzu muß ich be- 
merken, daß m. W. kein einziges Kalibett in Norddeutschland in 
ungestörter Lagerung existiert. 

Die am wenigsten affızierten Kalibetten sind die west- 
thüringischen, da liegen z. B. bei Gasteroda 12,1 m und an 


76 
der Kesselbrücke südlich von Dietlas, noch unter dem Platten- 
dolomit und Letten, 15,92 m graue und rote Salztone, und zwar 
in notorisch und durchgehend fast ganz horizontal gebliebener 
Position. Mag auch an einzelnen Punkten Norddeutschlands der 
Salzton nur 4 m stark sein, im allgemeinen ist seine Mächtigkeit 
sicher eine viel größere, so weist der Mansfelder Georgischacht 
16,5 m grauen Salztons auf. M. E. spricht gerade die große 
Variabilität der Stärke einer. Schicht gegen den Absatz aus 
ruhigem Wasser. Trotzdem kann sich das bischen Salzton 
nicht mit dem zusammengewehten chinesischen Löß und dem 
argentinischen Pampaslehm messen. 

Wenn nun ZIMMERMAnN den Ausdruck „Salzton* für un- 
sachgemäß hält und dafür „Salzmergel“ gebrauchen will, so dürfte 
dieser gewiß nicht für jeden Salzton passen, z. B. nicht für einige 
Sorten von Berchtesgaden, welche nur 1,85 und 4,85°/o kohlen- 
sauren Kalk im Unlöslichen nach SchAarsÄurL (bei G. BiscHor) 
enthalten; Mergel soll doch im Minimum 15°/ Kalk aufweisen. 
Eine andere Probe von Berchtesgaden hatte dagegen 42,4°/, Kalk. 
Schon in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts bezeichnete 
Senrr den Salzton so, und später glaubte auch J. Rorn, daß 
„Salzmergel* besser passe, allein der alte Ausdruck hat sich 
mit Recht erhalten. ; 

Wo kam nun der kohlensaure Kalk im Salzton her? 
Özeanwasser enthält zu wenig davon; also von den kalk- 
haltigen Gesteinen der PBusenränder. Aber in Gestalt von 
Lösung — schwerlich; denn der zur Tiefsee gehörige Zechstein- 
busen von Norddeutschland war doch zu groß, als daß sich 
kalkige Gewässer von den Uferrändern weit hinaus in die 
konzentriert salzige Wasserwüste hätten verbreiten können. Der 
Gehalt an Magnesiumhydrat und -karbonat ließe sich wohl auch 
auf die Felsen des Litorales wenigstens z. T. zurückleiten; 
denn die meisten unserer festen Gesteine enthalten ja Magnesium- 
silicat. Allein ich glaube eher an die Herkunft aus dem leicht 
zersetzbaren Magnesiumsulfat und dem mitgegangenen Magnesium- 
chlorid. Die Begleitwasser des Erdöls sind meist sulfatfrei, weil 
die Kohlenwasserstoffe das einzig in Betracht kommende Bitter- 
salz zerlegen; der Berchtesgadener Salzton weist 2,53 und 4,18" 
Bitumen auf, im löslichen Teile Chlornatrium und Chlormagnesium, 
kein Magnesiumsulfat. Solches findet sich jedoch mit den Chloriden 
von Natrium, Kalium und Magnesium in dem Salzton von Wester- 
egeln. 

Sollten nicht gerade die giftigen Magnesiumsalze Ursache 
sein, daß die Organismen in den Salztontümpeln so vergleichs- 
weise selten sich finden? 


Umfassende genaue Analysen wären sehr wünschenswert, 
aber die Chemiker unserer Chlorkaliumfabriken haben wichtigeres 
zu tun. 

Für den Kalkgehalt gibt die Annahme aeolischer ungleich- 
mäßiger Verbreitung des trockenen, staubartigen Materials von 
verschiedener Zusammensetzung je nach der Natur der verwitterten 
und zerblasenen Ufergesteine die einzige plausibele Erklärung. 

Und nun gar der Ton selbst. In Süßwasser hält sich Ton- 
trübe unter Umständen monatelang, im Salzwasser kaum stunden- 
lang; deshalb schlägt sich der suspendierte Tonschlamm der 
Flüsse bei deren Eintritt ins Meer alsbald nieder. Wenn nun 
Rinnsale von den Gestaden des Zechsteinsalzbusens Ton an- 
gebracht hätten, müßte dieser als Salzton in der Nähe der Ufer 
und namentlich der Mündungsgegenden enorm mächtig sein, dagegen 
in den zentralen Partien fehlen. 

Im Gegensatze hierzu betont ZımmERrMAnN selbst S. 50 
die bestehende ununterbrochene Verbreitung dieser Salztonschicht 
von nur ca. 4 m Mächtigkeit von Bleicherode über Heldrungen 
und Staßfurt bis Lübtheen und Rüdersdorf. 

Da helfen Mitteilungen über Staubfälle in und aus Wüsten 
viel leichter hinweg über das Dilemma, bei dem es uns Geologen 
als Zeitprotzen ja auf einige Millionen Jahre nicht anzukommen 
braucht. In Parenthese will ich hier bemerken, daß der Platten- 
dolomit jünger als der Salzton ist. Dieser ist in Westthüringen 
überlagert von Zechsteinletten, auf die erst nach oben der Platten- 
dolomit folgt. Beide Bildungen können also nicht Äquivalent sein. 

An den Bericht über den Salzton und die darin angetroffenen 
organischen Reste, die den Salzleuten wohl deshalb so lange ent- 
sangen sind, weil sie sich mit unnützen Wesen nicht beschäftigen, 
knüpft ZımmERMANnN verschiedene interessante Bemerkungen, auf 
welche ich eingehen muß, weil ich sie nicht alle bestätigen kann. 

Sehr richtig ist die Unterscheidung der zwei Typen unserer 
Kalilager, von denen er sagt, daß sie sich räumlich streng von 
einander sondern, deren Beziehungen zu einander aber noch 
nicht genügend erklärt sind. Der eine Typus ist im Werra- 
gebiet und in Hessen verbreitet, der andere ist der Staßfurter, 
der sich bis nach Mecklenburg und die Mark erstreckt, westwärts 
in die Provinz Hannover, wo er vielleicht durch einen dritten 
Typus, der Zımmermann aber nicht näher bekannt ist, abgelöst wird. 

Dazu muß ich sagen, daß leider der thüringische Typus 
sich gar nicht weit naclı Hessen, meiner Heimatprovinz, verbreitet 
hat. Bohrungen bei Fulda und Bebra, Eschwege u. s. w. haben 
zwar in den. Fachblättern gestanden, aber nichts weiter von sich 
hören lassen. 


«8 


Im Mai sind allerdings der Gewerkschaft Wintershall zwei 
weitere Salzfelder im Kreise Hersfeld, in der Nähe von Heringen. 
an der Werra zum frühern Besitze verliehen worden; das ist 
aber auch nahezu alles; denn die andern benachbarten Unter- 
nehmungen scheinen nicht zur Perfektion gelangt zu sein. Der 
kleine Kalizipfel in Kurhessen kann also keine Verbreitung be- 
anspruchen. 

Über die Beziehung der Thüringer Kalibetten zu denen 
Norddeutschlands habe ich mich bereits in dieser Zeitschrift 
1902, S. 613 geäußert. 


Die Annahme einer flachgründigen thüringischen, von Kalk- 
sebirgen teilweise begrenzten Nebenbucht des großen Zechstein- 
busens erklärt bis jetzt alle Unterschiede der beiden Typen, 
u. a. das Fehlen der Kieserit- und Polyhalitregion. Der Spiegel 
des Magnesiumsulfathorizontes lag eben tiefer als der Grund der 
Meerenge zwischen dem großen norddeutschen Zechsteinbusen 
und der kleinen thüringischen Bucht, die nach meinem Dafür- 
halten über Creuzburg a. d. Werra mit dem Teil, der heute vom 
preußischen Eichsfelde eingenommen wird, kommunizierte. 


Jod findet sich in keinem der beiden Typen. Ich habe 
längst behauptet, daß die obersten Horizonte des Buseninhaltes, 
bestehend aus den rebellischen Jod- und Lithiumverbindungen, 
die Salzpfanne über die Barre hinaus verließen, ihnen folgte der 
größte Teil der Bromide und ein großer Teil des Chlormagnesiums. 
Da schloß der Ozean durch Versandung die Barre. 


Im Hauptbusen erstarrten die Salze so, wie wir sie jetzt 
finden und bildeten die drei Regionen: Polyhalit- (lokal), Kieserit- 
und Carnallitregion. Nun scheinen die obersten Chlormagnesium- 
schichten über Creuzburg hinaus mitgegangen zu sein in den 
großen Busen; denn der im allgegenwärtigen Steinsalz liegende 
obere Kalihorizont besteht in Westthüringen aus sylvinitischen 
Salzen, d. h. ohne viel Chlormagnesium. Dieses erscheint erst 
im unteren Kalihorizont in Gestalt von Carnallit u. s. w. in 
Gesellschaft von Chlorkalium. 


Man sieht daraus, daß die räumliche Anordnung der ver- 
schiedenen salinischen Substanzen nach ihrer Löslichkeit zu den 
tatsächlich beobachteten Umständen recht gut paßt, wenn damit 
auch nicht gesagt sein soll, daß alle und jede Scheidung sehr 
reinlich gewesen ist; es handelt sich dabei nur um die Vor- 
herrschaft; ausschließlich braucht solche nicht immer gewesen 
zu sein. 

Hier will ich noch eines Umstandes erwähnen, der 
wichtig genug für die Erklärung der Trennung der verschiedenen 


| 


a 


Salzlösungen erscheint. | 

Ich habe bereits mehrfach angeführt, daß im Westen Nord- 
amerikas in jetzt ausgetrockneten Salzseen sich räumlich, sagen 
wir in horizontaler Richtung, Chloride und Sulfate, Karbonate 
und Borate. gesondert haben. Dasselbe findet statt in den 
Salares der Argentina, wo reines Steinsalz das Zentrum, Gips 
den Rand einnimmt. In Transkaspien gibt es Binnenseen, die 
ausschließlich Sulfate, andere die nur Chloride enthalten. J. RornH 
eitiert ein (nach ihm schwer erklärliches) Beispiel, nach welchem 
ein Bach beim Eltonsee nur die eine Art, der benachbarte bloß 
die andere Art der Salze anbringt. 

Die Deutung wird erleichtert durch die Betrachtung der 
Tatsache, daß die thüringischen Kalilager sehr wenig Magnesium- 
sulfat enthalten. Das ist ja so ziemlich das einzige Sulfat, das 
hier in Frage kommt. Nach Löslichkeitsverhältnissen geordnet, 
haben wir also unten in Mutterlaugen Chlornatrium, darüber 
Bittersalz, dann Chlorkalium, Chlormagnesium und Brom- nebst 
Jodmagnesium. 

Denkt man sich nun eine Senke so schichtenweise gefüllt, 
und einen nachträglich entstandenen Abfluß, der so seicht ist, 
daß nur die obersten Horizonte ruhig ablaufen, so treten die 
Verschiedenheiten des Gehaltes benachbarter Salzseen in Deutlich- 
keit. Chlornatrium bleibt in den meisten Fällen ständiger Be- 
gleiter. J. Rorn führt davon sehr zahlreiche Beispiele an. Wir 
sehen, daß sich da eine vertikale Bodenänderung, eine Barren- 
wirkung, in eklatanter Weise bemerklich machen kann, indem sie 
die verschiedenen Komponenten eines Salzgemisches in horizontaler 
Richtung separiert. Sie bleibt nicht auf die ozeanischen Gestade 
beschränkt, sondern äußert sich auch im Binnenlande. 

AnıKkın glaubt allerdings als gemeinsames Agens den Wind 
gefunden zu haben, der die leichten, blasigen und bröckeligen 
Krusten der erst zuletzt über dem Kochsalze fest werdenden 
Bittersalze anfaßt, verstäubt und durch die Ebene trägt.') Ohne 
derartige Vorgänge bestreiten zu wollen, glaube ich dennoch nicht 
an ihre Wirkung insoweit, daß sie die z. T. große Verschiedenheit 
des Seeinhaltes erklären, weil dann alle Seen in den wechselnd 
hin und her laufenden Windrichtungen Bittersalzstaub erhalten 
haben müßten. Eher müßte dann wohl jeder Chlornatriumsee ein 
gewisses Quantum Sulfate aufweisen, weil eher ein Ausgleich als 


ein Unterschied im Laufe der Zeit die Folge des Verwehens von 


Bittersalzstaub sein dürfte. Ich glaube, meine Deutung ist näher- 
liegend. 


1) Zeitschr. f. prakt. Geol. 1899, 397; 1902, 23, 79. 


80 


Salzseen, Bitterseen, Natronseen, Boraxseen u. s. w. ergeben 
ihre Entstehung somit auf einfache Art; denn einmal geschieden, 
können die Salze ihren eigenen Weg abseits später verfolgen, 
wenn sie von Lösungsmitteln wieder angefaßt werden. | 

So erklärt sich, daß der Kreuznacher Porphyr von Salz- 
lösungen eingelaugt worden ist, denen alle Sulfate fehlten, und 
so wird sich auch, wie bereits angeführt, das Fehlen der Kieserit- 
region in Westthüringen ableiten von der Wirkung der Schwelle, 
der Barre, welche eine Nebenbucht von dem Hauptzechsteinmeer' 
partiell so hoch trennte, daß die Magnesiumsulfatschichten von 
ihr überragt wurden. Ich hoffe, mit Analysen der Kalisalze aus 
dem Lager, nicht bloß aus Bohrkernen, das bestätigen zu können. 

ZIMMERMANN deutet dann in seinem Vortrage noch an, daß 
vielleicht ein dritter Kalitypus, der hannoversche, existiere, daß 
er aber nur zahlreiche Tiefbohrungen .in dem sog. Staßfurter 
untersucht habe. 

Dagegen behaupten die hannoverschen Kalileute, die ja fast 
ausnahmslos die Staßfurter Schule mitdurchgemacht haben, und 
ich mit ihnen, daß kein Unterschied existiert. So berichtete 
man noch am 30. 5. d. J. den Gewerken von Siegfried I (bei 
Salzderhelden): i 

„Die Zusammensetzung des Lagers, welches durch Ver- 
sleichung der teilweise in großer Entfernung von einander nieder- 
gebrachten Bohrungen als ein durchgehendes, von seltener Über- 
einstimmung der Ablagerung nachgewiesen ist, entspricht völlig 
den von den älteren Staßfurter Kaliwerken aufgeschlossenen 
Kalilagern. Seine wirkliche Mächtigkeit beträgt 40 m.“ 

Ich habe seit langen Jahren die vollständige Gleichartigkeit 
der Staßfurter und der hannoverschen Kalibetten in Anspruch 
genommen, ebenso für die mecklenburger. - 

Das schematische Normalprofil, welches ZımmERMANN S. 48 
aufstellt, ist abgesehen von den Mächtigkeitszahlen und Neben- 
sachen, das meinige. 

ZIMMERMANN führt an: 

Hangendes: Unterer Buntsandstein (250—2S0 m). 

Hierzu ist zu bemerken, daß dieser oft viel schwächer 
und manchmal gar nicht vorhanden ist. 
1. Braunrote massige, bis undeutlich geschichtete Bröckel- 

letten mit Anhydritknollen (20—30 m). 

2. Anhydrit (0,3—3 m). 
Dieses ist der Anhydritlut des sog. jüngeren Steinsalzes., 
3. Jüngeres Steinsalz (50—200 m), regelmäßig mit einer Ein- 


!) Industrie N. 124, 1. 6.. 1904. 


F 


s1 


lagerung von rotem Salzton und eigenartigem (pegmatitartigem) 
Anhydrit, zuweilen mit dünnen kalihaltigen Zonen. 

Bestätigt meine Ansicht! rotes Eisenoxyd in der Regel 

aus Salzwasser, gelbes oder braunes Eisenoxydhydrat aus 

Süßwasser. 

4. Hauptanhydrit (40—50—90 m). | 
Diese Benennung scheint mir nicht glücklich gewählt. Es 
ist der liegende Gips des jüngeren Steinsalzes, der nach- 
träglich wasserfrei geworden ist da, wo er als Anhydrit 
erscheint. 

Grauer Salzton (4—10 m). 

Darüber habe ich bereits meine Ansicht im Eingange 
dargelegt. 
6. Kalisalzregion (30--40 m). 
Hier erscheint mir die Mächtigkeitsziffer ebenfalls viel 
zu gering. 

F. Bıschor, der doch in Staßfurt lange Zeit tätig und 
ein gewissenhafter Beobachter war, gibt an als prozentualische 
Zusammensetzung des Staßfurter Salzlagers: „Die obersten 42 m 
bestehen aus Carnallit 55 °/, Kieserit 16, Steinsalz 25 °/o. 
Die folgenden 56 haben 13 °/ Carnallit, 17 Kieserit, 65 Stein- 
salz, die darunter liegenden 62 m bestehen aus 6,6 °/, Polyhalit 
mit 91 Steinsalz.* 

Freilich hat Bergreferendar Leo Löwe in Heft 9 der 
Zeitschr. f. prakt. Geologie vom Sept. 1905 die ganze Kieserit- 
und Polyhalitregion zum älteren Steinsalz gerechnet, m. E. sehr 
mit Unrecht; denn Kieserit kommt nur in unsern Kalisalzlagern 
vor, und Polyhalit erscheint außer bei Staßfurt einzig in einigen 
alpinen Salzflötzen schwach vertreten. Winzige Repräsentanten 
unserer Kalisalze finden sich ja zuweilen im Steinsalz regulärer 
Salzflötze, aber zu Regionen haben sie es anderwärts nie gebracht. 
Wenn auch die Polyhalitregion in der Staßfurter Gegend nicht 
scharf nach oben und unten abgegrenzt sein sollte, so gehört sie 
doch zu den Kalisalzen, und die Kieseritregion erst recht. 

Soll also in dem angegebenen Normalprofil die Zahl 30— 40 m 
nicht für die ganze Kaliablagerung, sondern nur für die Carnallit- 
region gelten, so mag man das hinnehmen. 

Daß bei den Dislocationen diese Region hie und da zu- 
sammengedrückt worden ist, bedarf keiner besonderen Hervor- 
hebung. Auch Störungen kommen vor; so verzeichnet der Herzog- 
Regent-Schacht bei Jessenitz 50 und 83 m absoluter Carnallit- 
mächtigkeit. 

7. Älteres oder Hauptsteinsalzlager (100—900 m). 
8. Mehrmaliger Wechsel von z. T. sehr mächtigen Anhydriten 


6 


Or 


32 


und-Dplomiten. „7. ...2U.,85, 

Zu 7 habe ich zu erwähnen, daß ZımMERMANN in einer An- 
merkung auf S. 50 mir vorwirft, ich hätte die in Bohrlöchern 
erlangten Werte als Mächtigkeit des älteren Steinsalzes ange- 
nommen. 

Er bezielit sich da wahrscheinlich auf die von mir gemachten 
Angaben über den enormen Reichtum an Steinsalz unter unserem 
Flachlande in dieser Zeitschr. 1902, S. 608, welche sämtlich 
über 1000 m Bohrtiefe hinausgehen. 

Nur diesen Reichtum habe ich da darlegen wollen, ohne 
Rücksicht darauf, ob es z. T. jüngeres Steinsalz ist oder bloß 
älteres; die Zahlen sind ja auch ausdrücklich da als Bohrresultate 
bezeichnet; daraus weiß jeder Sachverständige, daß sie keineswegs 
die absolute Mächtigkeit darstellen sollen. 

Gerade ich bin derjenige, der zuerst behauptet hat, daß 
kein einziges unserer norddeutschen Kalibetten seine ursprünglich 
horizontale Position bewahrt hat. 

Da ZiMmMERMANnN nun speziell erwähnt, das Steinsalz im 
Bohrloch bei Oldau solle 1472 m mächtig durchbohrt sein, aber 
auch jüngeres sein, C-förmig u. s. w., so kann ich ihm mit ge- 
nauem Profil dienen. 

Bohrloch IV von Prinz Adalbert hatte Tertiär bis 72,7 m, 
Gips bis 104 m, jüngeres Steinsalz bis 592 m. Hierauf folgten 
Kalisalze und eine nahezu 100 m starke Steinsalzbank, dann 
wieder Kalisalze und bis 1260 m (im Oktober 1900) älteres Stein- 
salz. Die Bohrung wurde danach auf Privatkosten von H. Tau- 
MANN noch weiter fortgesetzt, und in der „Industrie* wurde publi- 
ziert, daß er bei Oldau 1472 m in Salz durchbohrt hätte. Bei 
1613 m stellte er die Bohrung (immer noch in Salz) ein. Zieht 
man Tertiär, Gips und Kali von der Zahl 1613 ab, so kommt 
1472 für Salz heraus. 

Bohrloch III dagegen erwies bis 73,5 m Tertiär, bis 132 
Gips, bis 190 Steinsalz, bis 266 m Kalisalze und von da an 
älteres Steinzalz. 

Eine C-förmige Lagerung vermag ich daraus nicht zu kon- 
struieren. 

Diesen hannoverschen Fall hätte ZımmERMANN, der ja gesteht, 
daß er die Verhältnisse in Hannover nicht näher kenne, besser 
nicht gegen mich verwertet. 

S. 49 sagt Zimmermann, daß an den (im Normalprofil) an- 
gegebenen Schichten jede einzelne für den Erfahrenen an ganz 
besonderen Merkmalen auch außerhalb ihres Lagerungsverbandes 
erkennbar ist, so z. B. auch jeder der genannten Anhydrite von 
anderen unterscheidbar, und daß, wenn die besonderen Merkmale 


33 


besser beachtet werden, viele Millionen für verfehlte Aufschluß- 
arbeiten gespart werden können. 

Das wäre, obgleich ich beim reinen Steinsalze noch nicht so 
recht daran glaube, doch ein großer Fortschritt. Schade, daß 
sich dieser nur auf das kaum noch erreichbare Staßfurter bezw. 
norddeutsche Gebiet bezieht, denn anderswo als in Hannover ist 
jetzt kaum noch mit Kali anzukommen. Allein auch da muß, 
soweit ich die Situation übersehe, die ZımMmErMAnNsche Ansicht 
stimmen, weil sich in einer so großen Tiefsee, wie das Zech- 
steinmeer des norddeutschen Busens war, doch nicht die Sedimente 
brockenweise bloß hie und da absetzen; äquivalent müssen sie 
durchweg einen gemeinsamen Charakter aufweisen. 

Ich komme zum Schluß. 

Die Ableitung von (dem nicht in unsern Kalilagern existie- 
renden) Jod aus Chondriten ist nicht statthaft; denn woher sollten 
es denn diese genommen haben? Doch nur aus dem Seewasser 
selbst. Noch im Jahre 1885 versuchte man allerdings in Staß- 
furt das Salzlager aus Salzbächen entstehen zu lassen und diese 
wiederum von Salzfelsen abzuleiten, aber „sowas“ geht heute 
nicht mehr. 

Wenn endlich ZımMmERMmAnN 8. 50 sagt, mein Aufsatz in 
der Zeitschr. f. prakt. Geologie 12, 1904, .S. 24 enthalte teils 
falsche, teils unklare oder sehr mißdeutige Angaben, so brauche 
ich wohl nicht näher darauf einzugehen; ich vertrete alles da 
von mir publizierte voll und ganz. 


18. Die Bilobiten-artigen Konkretionen und das Alter 
der sog. Knollensteine von Finkenwalde bei Stettin. 


Von Herrn W. DEEcKE 
Hierzu 3 Textfig. 


Greifswald, den 12. Juni 1904. 


In dieser Zeitschrift ist vor anderthalb Jahrzehnten von 
eigentümlichen „Bilobiten-ähnlichen* Körpern die Rede gewesen, 
die sich bei Finkenwalde unweit Stettin finden. Kein Geringerer 
als Fern. Römer beschrieb diese Dinge!) und gab einige im ganzen 
zutreffende Textfiguren. Dann ist im nächsten Jahre Damzs auf 
diese Gebilde zurückgekommen?), indem er feststellte, daß dieselben 


!) Diese Zeitschr. 38, 1886, S. 762—765. 
2) Ebenda 39, 1887, S. 512. 


6* 


s4 


in dem bekannten Bruche der „Stern“-Zementfabrik auf der Kreide in 
einer eisenschüssigen, wenige Zentimeter dicken Bank unmittelbar 
über der Kreide ihre Lagerstätte hätten. In der Bank sei auch 
Magas pumillus gefunden und beweise, daß diese nebst den 
merkwürdigen Stengeln und Zylindern dem ÖObersenon angehört. 
Über die Natur und Verwandtschaft dieser Körper wollte Dames 
eine besondere Abhandlung erscheinen lassen, die meines Wissens 
nicht gedruckt worden ist. 


Kopie der Römerschen Figuren. 


Bei meinen wiederholten Exkursionen nach den Finkenwalder 
Gruben habe ich nun diese Zylinder mit ihrer sonderbaren 
Skulptur reichlich gesammelt und neuerdings von Herrn Direktor 
Pausen eine größere Zahl trefflich erhaltener Exemplare über- 
sandt bekommen. An diesen läßt sich die auffallende Riefung 
studieren, und da außerdem die Lagerung in der Sterngrube 
deutlicher erschlossen ist, als 1887 bei dem Besuche von Dames, 
mag erlaubt sein, kurz auf diese Gebilde und ihre Entstehung 
zurückzukommen. 

Zunächst hat DAames Recht, wenn er sagt, daß die Lager- 
stätte die Oberfläche der Kreide und eine eisenschüssige Bank 
sei. In dieser liegen die walzen- oder zylinderförmigen, finger- 


65) 


bis daumendicken Stengel horizontal und immer zerbrochen, nie- 
mals mit unverletzten Enden; gelegentlich sind sie gegabelt oder 
unregelmäßig platten- bis knollenförmig und gehen in ihren 
Dimensionen bis zur Dicke eines Federkieles herunter. Die 
Bank ist das Liegende eines eisenschüssigen Diluvialkonglomerates, 
von mächtigen Sandbänken und tonigem älterem Geschiebemergel 
und umschließt mächtige Quarzitblöcke mit verkieselten schwarzen 
Pflanzenwurzeln, die sog. Knollensteine, die ich als Reste des 
Miocän ansehe; warum, werde ich weiter unten ausführlich be- 
sründen. Dies altdiluviale Konglomerat, der Geschiebemergel 
und die interglacialen Sande im Hangenden haben bekanntlich 
an der gewaltigen Verschiebung und Überkippung von Kreide und 
Tertiär teilgenommen. In dem Konglomerat sind die Gerölle 
zerquetscht, ebenso wie in der Kreide die Fossilien, vor allem 
die Belemniten zerrissen sind. Deshalb kommen auch die 
fraglichen Körper nur in abgebrochenen oder zerrissenen Frag- 
menten vor, müssen demnach älter sein, als die oberdiluvialen 
Störungen. — Betrachtet man ihre Querschnitte, so gibt schon 
Römer an, daß „in der Masse des Toneisensteins sehr kleine 
Quarzkörner und auch einzelne stärkere bis linsengroße gerundete 
Stücke von weißem Quarz eingestreut sind“. „In den Ver- 
tiefungen der Oberfläche haften geringe Mengen eines feinen 
weißen Tones und erzeugen den Anschein, als ob in diesen die 
Körper eingebettet gewesen seien“. Die weißen Quarze und der 
helle, kaolinartige Ton sind typische Merkmale des pommerschen 
Miocän. Dasselbe hat, wie die Knollensteine zeigen, auf der 
Kreide gelegen; ferner kommt unten in der Grube auf einer 
Kluft noch eine größere Scholle typischen miocänen Quarzsandes 
zutage. Jun der Kreide fehlen diese weißen Quarze ganz und 
gar. Also sind die Stengel kaum Gebilde des Senon, sondern 
des hangenden, zum größten Teile denudirten Miocäns.. Damit 
soll aber nicht behauptet sein, daß sie tertiären Alters sind, im 
Gegenteil halte ich sie für altdiluvial, weil aus den übrigen 
Mioeänbildungen Pommerns mir derartige Toneisensteine nicht 
bekannt geworden sind. Bei Finkenwalde ruht dicht über ihrer 
Fundstätte das eisenschüssige Diluvium. Aus diesem haben 
die Sickerwasser das Eisen fortgeführt und bei ihrem 
Laufe über die undurchlässige wellige Kreideoberfläche wieder 
abgesetzt, indem sie die Reste der miocänen Sande verkitteten 
und in diesen Eisenabsatz auch die obersten, aufgewühlten 
lockeren Kreidepartien hineinzogen. So erklärt sich der von 
Dames gemachte Fund von zwei Magas pumialus-Individuen, 
Schwierigkeiten bietet nur die zylindrisch-walzenförmige 
Gestalt, die aber keineswegs ausschließlich herrscht, sondern 


36 


plattigen oder verzweigten, resp. knolligen Formen weicht. 
Überblickt man die Gesamtheit der Gestalten, so stellt sich von 
selbst die Meinung ein, es handle sich um Ausfüllung von 
Hohlräumen, entweder von Gängen oder von hohlen Pflanzen- 
stengeln und Wurzeln. Dabei ist von der organischen Struktur 
der Hülle nichts mehr erhalten. Die ganze Masse ist \krypto- 
kristalliner Eisenspat mit Sand und Ton, ohne bestimmtes Ge- 
füge. Selbst die Außenseiten, welche das von Römer geschilderte 
Flechtwerk feiner Fäden zeigen, haben nichts mit Organischem 
zu tun. Neuere, gut erhaltene Stücke brachten mich auf den 
Gedanken, daß diese Oberflächenskulptur rein kristallinisch sei, 
aus Kanten von Spateisensteinrhomboedern bestünde, die, freilich 
nur schmal und unvollkommen entwickelt, den Gyps- oder 
Schwefeleisenkonkretionen mit freien Kristallenden entsprächen. 
Schon die Römerschen Figuren erinnern an gestricktes Kristall- 
wachstum, und da die Winkel nach. meinen Messungen durch- 
schnittlich 30, 60 oder 120° betragen, ist damit das hexagonale 
(rhomboedrische) System als Grundlage recht wahrscheinlich ge- 
macht. Die Kristallisation flacher Rhomboeder (z. B + !ı R 
oder — '/s R) hat gleichzeitig an vielen Stellen der Oberfläche 
begonnen, dieselben haben sich gestört und sind in Zwillings- 
stellung getreten. Berücksichtigt man, daß infolge sattelförmiger, 
diesem Karbonate charakteristischer Krümmung der Flächen auch 
Bogen und Haken entstehen, so erklärt sich die scheinbar regellose 
und sonderbare Skulptur auf das einfachste. : 
Damit aber diese Zylinder und Walzen zustande kommen 
konnten, glaube ich auf vertikale und horizontal verzweigte Hohl- 
räume oder auf lockere Gewebe in den miocänen Sanden und 
Tonen über der Kreide zurückgreifen zu müssen. Das Nächst- 
liegende wären vom Sediment umschlossene Pflanzenwurzeln oder 
aus diesen entstandene Kohlenstücke entweder von miocänen oder 
altdiluvialen Pflanzen. Es liesse sich an Rohr oder an Rhizome 
von Equiseten denken, die sich in dem Miocängrand und über 
der für Pflanzenwurzeln in der Regel undurchdringlichen Kreide 
verzweigten. Natürlich sind Wurmröhren a priori nicht aus- 
geschlossen, aber die so sehr verschiedene Dicke und feine Ver- 
zweigung spricht gegen die tierische, aber für die ursprünglich 
pflanzliche Anlage, daß in den Quarziten der Nachbarschaft solche 
Wurzelreste massenhaft erhalten sind. Poröse Kohlenmassen oder 
vom Ton umschlossene hohle Stengel zogen die mit Eisensalzen 
beladenen Sickermassen an und brachten jene zur Ausscheidung, 
wobei die organischen Bestandteile nahezu völlig zerstört wurden. 
Stammt der Eisengehalt aus dem Konglomerat oder dem Diluvium 
überhaupt, so sind diese Körper natürlich diluvial, sonst muß 


5 


man sie als prädiluvial und vielleicht als miocän ansehen, wofür 
freilich bisher Analoga nicht existieren. 

Immerhin zeigt dies Beispiel, wie kompliziert die Entstehung 
solcher Gebilde sein kann, daß sie bei scheinbar organischer 
Skulptur und möglicherweise ursprünglich organischer Mitwirkung 
doch rein anorganische Dinge sind; ferner, daß die Lagerstätte 
nicht notwendig das Alter angibt, und daß äußere Ähnlichkeit keines- 
wegs auf Gleichartigkeit schliessen läßt. Denn die Bilobiten, 
Rhizokorallien u. s. w. müssen ganz andere Bildungen sein. 

Ich benutze diese Gelegenheit, um mich noch einmal näher 
über das Alter der Knollensteine zu äußern. In einer brief- 
lichen Mitteilung des Märzheftes dieser Zeitschrift hat auf S. 31 
und 32 WaAnunscHArrE Einspruch dagegen erhoben, daß ich 
die von Wurzelresten durchzogenen Quarzitknollen für Miocän 
gehalten habe. Ohne mich in eine Polemik einzulassen, möchte 
ich gerne etwas ausführlicher meine Auffassung begründen; denn 
nicht die Finkenwalder Vorkommen waren es, die mich an der 
bisher giltigen Auffassung zweifeln ließen. Aber in dem Aufsatze 
über die Tektonik und den Eisdruck hatte ich keine Gelegenheit 
die Frage aufzurollen. In meinem Aufsatze über das pommersche 
Tertiär!) habe ich noch die Ansicht von G. Berexpr, daß diese 
Knollensteine unteroligocän seien, geteilt. Ich bin seitdem davon 
zurückgekommen aus folgenden Gründen. 

Es ist bisher keine Spur einer limnischen Bildung im älteren 
baltisch-pommerschen Tertiär bekannt geworden. Solange man 
glauben konnte, daß in der Eocänzeit das Meer unsere pommerschen 
Gebiete verlassen habe, mußte man dazu gelangen eine zwischen 
Obersenon und Mitteloligocän eingeschaltete terrestische Sediment- 
reihe zu vermuten. Es hat sich nun herausgestellt, daß Eocän 
mit dem älteren und mittleren Schichtenkomplex ganz sicher in 
der westlichen Ostsee, und zwar in mariner Facies abgelagert 
worden ist; im Osten haben wir die unteroligocänen Bernstein- 
sande ebenfalls mit marinen Versteinerungen; deshalb ist heute 
in unserem Gebiete eigentlich kaum mehr Platz für eine Braun- 
kohlenbildung. Die Bernsteinschichten reichen sicher weit nach 
Pommern herüber und dürften hier wenigstens vorläufig mit der- 
selben Ausbildung anzunehmen sein, wie weiter im Osten. Dort 
ist mir aber von solchen quarzitischen Knollensteinen im Unter- 
oligocän nichts bekannt, wohl aber in vielen Stellen im Miocän. 

In keinem der Stettiner Tiefbohrlöcher, die bis auf die 
Kreide hinabgeführt sind, hat man je zwischen Septarienton und 


!) Neue Materialien zur Geologie von Pommern. Mitteil. d. Naturw. 
Ver. Greifswald 34. 1903. S. 13. 


85 


Kreide eine Spur von diesen Knollensteinen gefunden. Die einzige 
Zwischenlage besteht in einem grünen Sande von geringer Dicke, 
ähnlich wie er von WAHNSCHAFFE in dem Friedensburger Lager 
zwischen Kreide und Septarienton erwähnt wird. Ich will zu- 
geben, daß dieser Sand möglicherweise nichts mit demDiluvialkonglo- 
merate zu tun hat. Die Verhältnisse sind an der entscheidenden 
Stelle durch den Abbau so verändert, daß darüber völlige Klarheit 
nicht mehr zu gewinnen ist. Da aber WAnHnscHAFFE die Gruben 
jedenfalls in den letzten zehn Jahren noch häufiger begangen hat 
als ich, will ich der Einfachheit wegen auf seinen Standpunkt 
hinübertreten. Bemerken möchte ich, daß solche Sandlage in 
dem tiefen Bohrloch zu Treptow a/Toll. beobachtet wurde in 
231 m Tiefe mit '/g m Dicke, bestehend aus Quarzkörnern und 
abgerollten Feuersteinbrocken. Ebenso wird ein eisenschüssiger 
Sand erwähnt von Jatznick aus dem Bohrloch in der Zement- 
fabrik etwa bei 115—117 m Tiefe und zwar mit Bernstein, der 
mit einzelnen Braunkohlestücken in den tieferen Septarienton- 
schichten gelegen haben soll. Genaueres fehlt leider. Drittens 
dürfen wir das Cösliner Tiefbohrloch heranziehen. Unter Stettiner 
Sand mit Fusus multisulcatus Beyr. (68.25 — 71.80) lag Septarien- 
ton (71.80— 106.00), dann kam feiner Quarzsand mit vielem 
Glaukonit und wenig Ton, von lebhaft grüner Farbe mit ab- 
geschliffenen Quarzkörnern und gelblich weißen glaukonithaltigen 
Mergelstücken 8.15 m dick (106.00— 114.15) und eine zweite 
ähnliche Schicht (114—117.40), darauf Kreide, sog. toter Kalk. 
Das Alter dieser Glaukonitsande bleibt unsicher; sie sind zwischen 
Kreide und Mitteloligocän eingeschaltet, Knollensteine und Braun- 
kohlenlagen fehlen jedenfalls. Das ist für die hier behandelte 
Frage das Ausschlaggebende. 

Wenn wir also eine ältere glaukonitische Sandbildung aı- 
nehmen, so könnten diese Knollensteine, falls sie dazu gehören, 
doch nur Konkretionen in derselben darstellen; sie müßten also 
Glaukonit reichlich enthalten. Das ist aber eigentlich nicht der 
Fall. Schliffe, die ich habe anfertigen lassen, weisen nur ein 
kryptokristallines Aggregat von Quarzkörnern und einige Eisen- 
körner auf. Außerdem ist ganz unsicher, ob Glaukonit primär 
in Brak- oder gar Süßwassersanden überhaupt vorkommt. Man 
könnte dies Mineral sogar eher als Beweis für rein marine Ent- 
wicklung der betreffenden Schichten ansehen, wie es bisher durch- 
weg geschehen ist, und dann stimmt die typische Süßwasserfacies 
der von Wurzeln durchzogenen Knollensteine gar nicht dazu. 
Schließlich haben wir in den letzteren zwischen den Quarzkörnern 
einen weißlichen, kaolinartigen Ton, der eher auf die Kaolin- 
sande des Miocän als auf Grünsande hinweist. 


59 


Diese geforderten miocänen Sande sind in der Sterngrube 
wirklich vorhanden. Unten im Bruche ragt mitten in der Kreide 
nahe der Basis von Septarienton ein Nest dieser nicht zu ver- 
kennenden Schichten hervor, was schon oben erwähnt wurde. 
Es ist augenscheinlich ein Überbleibsel der sonst zerstörten 
Quarzkiese, von denen aber auf der Unterfläche zwischen der 
überschobenen Kreide und dem Diluvialsand ein Knoten oder eine 
Tasche erhalten blieb. Auch die kleinen, vorher beschriebenen 
Eisenkonkretionen enthalten die charakteristischen weißen Quarze, 
was schon RÖMER sah. Reichlich steckt Kohle in den Diluvialsanden. 
Also vorhanden war das Miocän vor der Diluvialperiode über dem 
Septarienton oder der Kreide. Auch die naheliegenden Quarz- 
sandgruben der Chamottesteinfabrik von Podejuch beweisen dies. 

An einer anderen Stelle, nämlich bei Hohen-Zahden am linken 
Oderufer oberhalb Stettin, kommen am Gehänge der zur Oder 
hinabführenden Täler und Rinnen solche Knollensteine massen- 
haft vor, und auch dort ist Miocän in Form weißer Quarzsande 
in der Nähe dem Diluvium eingeschaltet. 

Vor allem wäre auf die Danziger Gegend hinzuweisen. Am 
Karlsberge bei Oliva haben wir Quarzite mit schönen Blattresten, 
bei Hoch-Strieß in der Nähe von Langfuhr Sande mit Braun- 
kohlenbänkchen und dünnen, von Wurzelresten durchsetzten weißen 
Quarziten; in den kaolinigen Quarzsanden der Ziegelei von Lang- 
fulır ist ein über 2 m langer verkieselter (upressinoxylon-Stamm 
sefunden, der jetzt im Danziger Provinzialmuseum steht. Diese 
Schichten können nur als Miocän aufgefaßt werden. Das ist 
also unzweifelhaft dieselbe Facies wie bei Stettin und wie die 
Knollensteine von Finkenwalde.e WAHNSCHAFFE ist also seiner- 
seits im Irrtum, wenn er sagt, daß man dergleichen im Miocän 
nicht kenne. Das Naturgemäße scheint mir, da die Quarzsande 
sich in der gleichen Ausbildung von Danzig bis Neubrandenburg 
verfolgen lassen, nun auch in Pommern die quarzitischen Kon- 
kretionen mit Pflanzenresten demselben Niveau zuzuschreiben und 
nicht eine Rekurrenz der Facies im Unteroligocän und Miocän 
vorauszusetzen, wofür in Pommern und Westpreußen ein Anhalt 
vorläufig felılt. 

Der einzige Beweis für die Berenprsche Ansicht wäre, daß 
in der Friedensburger Grube einige Knollensteine in dem Grün- 
sand und unter einer dünnen Decke von Septarienton gelegen 
haben. Dabei ist zu bedenken, daß nach Angaben von WAHNSCHAFFE 
die Knollensteine auch direkt auf der Kreide vorkommen, daß 
sie z. T. in dem Geschiebemergel und Konglomerat stecken, daß 
petrographisch kein unmittelbarer Zusammenhang mit dem „Grün- 
sande“* nachweisbar ist. Bei Finkenwalde sind die Schichten 


I0 


derart durcheinander geknetet, daß wenigstens für mich die paar 
Konkretionen in dem Grünsande, dessen Alter übrigens noch nicht 
ganz sicher ist, gegenüber den bisher vorgebrachten Bedenken 
und Analogien nicht in Frage kommen. Wie sehr gerade am 
Kopf der Falte, an der hier interessierenden Stelle die Schichten 
verdrückt und in einander gequetscht waren, zeigt der Septarien- 
ton, der tief in die Kreide eindrang, eine große Schleife in 
derselben bildete, ja als Ausfüllung jeder kleinen Kluft beinahe 
sangförmig in dem Senon auftrat. Mir liegt eine treffliche 
Photographie vom Zustande des Friedensburger Lagers Anfang 
der neunziger Jahre vor, die ich Herrn Direktor Dr. GosLıca 
verdanke. Sie beweist, wie gewaltig die Schichten in einander 
gepreßt sind. Dabei können sehr wohl einige Knollensteine in 
die Grünsandlage geraten sein. 

Wenn wir diese Betrachtungen zusammenfassen wollen, so 
ergibt sich meiner Meinung nach, daß bei Finkenwalde auf 
Kreide und Septarienton noch jüngeres Tertiär, vor allem 
Miocänkies lag. Die Stettiner und oberoligocänen Sande mögen 
lokal bereits im Miocän, in der fluviatilen Phase des Tertiärs 
zerstört worden sein. Aus den Kiesen ist dann durch die 
präglacialen Wasser die Masse der Knollensteine herausgespült; 
diese selbst waren zu schwer, um verfrachtet zu werden, und 
blieben daher teils auf Kreide und Septarienton liegen, teils ge- 
rieten sie in das unterste Diluvium und machten mit diesem alle 
Stauchungen und Verschiebungen in der jüngeren Diluvialzeit mit. 
Ein zwingender Grund, die subhercynen Verhältnisse des Unter- 
oligocäns nach Pommern und Westpreußen zu übertragen, existiert 
meines Wissens nicht. 


19. Über ein neues Reptil aus dem Buntsandstein 
der Eifel. 


Von Herrn O. JAEKKEL. 
Hierzu 1 Textfig. 


Berlin, den 27. Juni 1904. 

Bei Hillesheim in der Eifel, wo die letzten Reste typischen 
Buntsandsteins die Verbreitung der deutschen Trias-Facies nach 
Westen kennzeichnen, fand sich in Schichten, die vermutlich dem 
oberen Buntsandstein zuzurechnen sind, der Rumpf eines Reptils, 
das jene Fauna erfreulich bereichert. Es ist in den Besitz des 
Herrn Hauptlehrers Donm in Gerolstein übergegangen, der es 


31 


mir im letzten Herbst bei einem Besuch daselbst zeigte und 
freundlicherweise zur Untersuchung überließ. Leider mußte sich 
dieselbe zunächst auf oberflächliche Feststellungen beschränken, 
da der Besitzer in eine durchgreifende Präparation des Fossils 
vor der Hand nicht einwilligen wollte. 

Ich habe es daher in beistehender Textfigur so abbilden 
lassen, wie es sich in der Spaltungsebene des Gesteins dem Auge 
darbietet, doch konnte ich mir im Interesse der Deutlichkeit 
nicht versagen, einige unbedenkliche Ergänzungen einzelner 
Knochenteile mit punktierten Linien in die Zeichnung einzutragen. 
Die Knochensubstanz ist weißlich, sehr mürbe und deshalb so 
zerborsten, daß sie nur hier und da noch die ursprüngliche 
Wölbung der Knochenteile erkennen läßt. Andererseits wäre es 
natürlich ein leichtes, diese mürben Knochenreste zu entfernen 
und dadurch ein klares Negativ der einen Seite des Skeletes zu 
erhalten. Das wäre namentlich zur Feststellung der genaueren 
Form der Wirbel und der Beckenelemente wichtig. 

In seinem jetzigen Erhaltungszustand zeigt das Fossil die 
ventrale Seite des Rumpfes mit 14 Wirbeln, die dazu gehörigen 
Rippen, den Bauchpanzer, 2 Sacralwirbel und die 5 vordersten 
Schwanzwirbel, das Becken, das rechte Femur allein, das linke 
mit dem Eindruck eines ansitzenden Unterbeinknochens. Schließlich 
ist noch am vorderen Ende des Rumpfes der Eindruck eines 
Knochens zu sehen, der dem Schulterapparat oder dem Arm- 
skelet zuzusprechen ist. Kopf, Hals, Extremitäten und Schwanz 
fehlen also dem Stück und lassen alle Schlüsse über seine syste- 
matische Stellung nur mit Vorbehalt äußern. 

Die Wirbel sind holospondyl, d. h. sie haben ein einfach 
gebautes Wirbelzentrum, dessen Seitenwände flach eingesenkt und 
dessen Endflächen mit einer deutlich gesonderten Epiphyse wenig 
ausgehöhlt zu sein scheinen. In der erhaltenen Rumpfregion 
liegen 14 Wirbel; da der vorderste der Schulterregion schon 
sehr nahe lag, wird man die Gesamtzahl der Rumpfwirbel auf 
17--18 schätzen dürfen. An den von unten gesehenen Wirbeln 
sind z. T. die Querfortsätze sichtbar. Dieselben sind ziemlich 
lang. Es ist sehr zu wünschen, daß eine spätere Präparation 
des Fossils klar stellen wird, ob diese Processus transversi vom 
übrigen Wirbel und den oberen Bögen durch eine Naht gesondert 
waren. Ich bin geneigt anzunehmen, daß diese Stücke die obersten 
Elemente der primär vierteiligen Rippenbögen waren, und hofie, 
auch hier eine Bestätigung dieser Ansicht zu finden. 

Das Sacrum besteht aus zwei Wirbeln, wie dies ja für die 
weniger spezialisierten Reptilien die Regel und jedenfalls das 
primäre Verhalten aller ist. Der vordere dieser zwei Sacralwirbel 


Eifelosaurus triadieus IKL. 


33 


ist der primäre, an dem auch das Ileum hauptsächlich befestigt 
ist, während der hintere Sacralwirbel durch Verbreiterung seiner 
Querfortsätze sekundär zum Tragen des Ileums herangezogen ist. 

Die vorderen fünf Schwanzwirbel, die erhalten sind, zeigen 
einen normalen Körper, aber lange messerförmige Querfortsätze, 
wie sie bei den langschwänzigen Eidechsen und Sphenodonten 
typisch sind. 

Die Rippen sind auf der linken Seite der Abbildung in fast 
normaler Lage vollzählig sichtbar, auf der anderen rechten 
Seite des Bildes größtenteils durch den Bauchpanzer bedekt. 
Nur die vorderen fünf treten hier unter dem Bauchpanzer teilweise 
heraus, aber so, daß sie das Bild der anderen Seite nicht wesent- 
lich ergänzen. Sie sind einköpfig, oder wenigstens nur sehr 
schwach am Wirbelansatz verbreitert, hinter dem Rippenkopf 
etwas rückwärts ausgebogen, dann ziemlich gestreckt säbelförmig 
ohne irgendwelche besonderen Spezialisierungen. Der Brustkorb 
erscheint durch die relative Länge der Rippen sehr breit, aber 
man muß dabei berücksichtigen, daß Eidechsen ihren Rumpf 


- durch steife Breitstellung der Rippen wie ein Segel ausspannen 


können, um sich flach auf den Boden zu legen oder den wärmenden 
Lichtstrahlen eine möglichst breite Fläche zu bieten. 

Die Bauchrippen sind schmal zahnstocherförmig und so ange- 
bracht, daß etwa 2—3 auf die Querzone je einer Rippe entfallen. 
Die hintersten Bauchrippen laufen ziemlich geradlinig über die 
ganze Bauchfläche, während in der vorderen Rumpfregion „mediane 
Spitzstücke“*, wie ich sie kurz nennen will, zwischen den seitlichen 
Stabstücken nach vorn gebogen sind. Diese medianen Stücke, 
die in ihrer Form an die der Nothosaurier und Sphenodonten 
erinnern, sind rechts neben dem zweiten bis vierten der erhaltenen 
Wirbel deutlich sichtbar. 

Vom Becken sind Teile aller Elemente rechts oder links 
sichtbar, sodaß sich bei sorgfältiger Präparation wohl ein ziem- 
lich vollständiges Bild desselben wird ermitteln lassen. Zunächst 
läßt sich links am Kopfe des Femur das Ileum erkennen, aller- 
dings nicht in seiner genaueren Form. Ob der in ähnlicher 
Lage rechts erhaltene Knochenrest ebenfalls dem Ileum, oder, wie 
ich eher vermute, dem proximalen Teil des Ischium angehört, 
wird erst durch die Präparation zu ermitteln sein. Leidlich 
übersehbar sind schon jetzt die beiden Ossa pubis, nur der 
Hinterrand derselben ist noch nicht klar, so daß auch die 
Existenz oder der Mangel eines Foramen obturatum noch nicht 
festzustellen war. 

Von den Extremitäten sind nur die beiden Femora voll- 
ständig erhalten und zeigen eine starke Krümmung und kräftige 


94 


Ausbildung eines knieförmig angesetzten proximalen Gelenkkopfes. | 


Diese Form spricht für eine starke Inanspruchnahme der Hinter- 
füße, wie sie für kriechende Landtiere charakteristisch ist. An 


dem im Bilde rechts gelegenen Hinterfuß ist noch der Eindruck 


eines kräftigen Unterschenkelknochens sichtbar, der etwa die 
Länge des Femur hat und vermutlich als Fibula zu deuten sein 
wird. Rechts am Vorderrande der Gesteinsplatte ist noch der 
Hinterrand eines Knochens eingedrückt, dessen Deutung unsicher 
bleiben wird, da man nicht sagen kann, ob der Schulter- 
apparat in normaler Lage geblieben war. Im letzteren Fall 
dürfte der fragliche Eindruck wohl von dem Hinterrande eines 
Armknochens stammen. 

Durch ihren echten Eidechsen-Habitus unterscheidet sich 
diese Form von den bisher bekannten Reptilien der Trias und 
dürfte, da Vertreter der Eidechsen bisher erst aus wesentlich 
jüngeren Schichten bekannt waren, einen neuen Typus vorstellen. Ich 
möchte ihn daher mit einem neuen Namen Kifelosaurus 
triadicus provisorisch benennen und hoffe, wie gesagt, daß eine 
sorgfältige Präparation des Fossils eine genauere Definition dieser 
Tierform ermöglichen wird. Nachdem ich vor einiger Zeit über den 
Fund eines neuen Sphenodonten, Polysphenodon Müller! aus dem 
Keuper von Hannover, berichtet habe, vervollständigt sich die 
Reptilien - Fauna der Trias um zwei Typen, die wir ihrer 
primitiven Organisation nach für ziemlich alt halten mußten, aber 
aus älteren als oberjurassischen Schichten bisher nicht kannten. 
Die Erhaltung der Bauchrippen bei unserem triadischen Eidechsen- 
typus deutet darauf hin, daß dieser Besitz allen älteren Eidechsen 
zukam, und macht es wahrscheinlich, daß diese auch in anderen 
Punkten den älteren Sphenodonten noch näherstanden. Daß das 
Skelet dieses typischen Landtieres keine Spuren eines postletalen 
Transportes zeigt, spricht auch für den terrigenen Charakter des 
Buntsandsteins, dem es eingebettet ist. 


35 


20. Über Cassianella Ecki nov. sp. 


Von Herrn Jon. Bönn. 
Hierzu Textfig. 1, a—d. 
Berlin, den 1. Juli 1904. 


Das Vorkommen der Gattung Oassianella im oberschlesischen 
Muschelkalk ist schon seit geraumer Zeit bekannt; 1850 erwähnt 
‚Beyrıca!) als ihre dortige Vertreterin Avzcula tenuistria MsTr. 
Ein in dem hiesigen Geologischen Landesmuseum aufbewahrtes 
Exemplar von Groß Hartmannsdorf zeigt nun, daß ihre Ver- 
breitung auch nach Niederschlesien hineinreichte. Da es mit der 
Schale erhalten ist, so ist ihre Artbestimmung an der Hand von 
Bırtners Monographie der St. Cassianer Bivalven leichter durch- 
zuführen als an den oberschlesischen Vorkommnissen, die als 
Steinkerne vorliegen. Die Prüfung ergab nun, daß hier eine 
neue Form vorliegt, für die ich mir den Namen Cassıanella Ecki 
vorzuschlagen erlaube. 


Fig. 1, a—d, Cassianella Ecki nov. sp. Gr. Hartmannsdorf. 
Die oberste Figur in Originalgröße. 


Die linke Klappe ist von rhombischem Umriß, gewölbt, mit 
stark übergebogenem, prosogyrem und weit nach vorn gerücktem 
Wirbel. Die breit abgeflachte Rückenseite erscheint ganz wenig 
eingebogen; sie steigt sanft von vorn nach hinten an und fällt 
mit gerundeten Kanten steil nach beiden Seiten ab. Die Vorder- 
seite ist sehr niedrig. Der vordere Flügel ist hoch, jedoch sehr 
schmal, gekrümmt und durch eine tiefe Furche von dem Haupt- 
körper abgesetzt. Der hintere Flügel wie der Unterrand sind 


I) Diese Zeitschr. 2. S. 256. 


I6 


nicht erhalten. Die Oberfläche ist konzentrisch gestreift, zeigt 
Wachstumsunterbrechungen und war anscheinend, in ähnlicher 
Weise wie C. tenuistria Mstr., mit feinen radialen Linien ver- 
ziert, wenigstens sind solche an einzelnen Stellen unter der 
Lupe erkennbar. 

Durch den breit abgeflachten Rücken steht C. Ecki der 
C. dorsata MsTr. sp. nahe, unterscheidet sich jedoch von ihr 
durch die nur sehr geringe Einsenkung desselben wie den schmalen 
hohen vorderen Flügel. Auch von Ü. tenuistria MsTr. sp. weicht 
die niederschlesische Form durch den abgeplatteten Rücken, der 
nicht, wie bei jener Species, durch eine Kante begrenzt wird, 
sowie durch den vorderen Flügel ab. 

Die in der eingangs erwähnten Sammlung befindlichen Stein- 
kerne von Schimischow, Mikultschütz und Laband, von denen die 
beiden größten eine Höhe von 11, eine Länge von 9 mm haben, 
weisen dieselbe Wölbung wie C. Eckt auf, haben einen ebenso 
breit abgeflachten Rücken, ganz niedrige Vorderseite und einen ge- 
krümmten, schmalen vorderen Flügel. Ich vereinige sie mit 
C©. Ecki. Sie ergänzen obige Darstellung insofern, als an ihnen 
noch der hintere Flügel erhalten ist, welcher in derselben 
Weise wie bei C. gryphaeata Msrtr. sp.!) gebildet erscheint. 

In die Synoymie von ©. Eckt mihi fallen somit Avzcula 
tenuistria MsTR. bei Beyrıcn?), Cassianella tenuistri« MsTr. bei 
Beyrıcn’), CO. tenuistria Msrr. sp. bei Eck!) und (. af 
tenuistria MsTr. bei FRECH?). 


21. Über Nathorstites und Dawsonites aus der 
arktischen Trias. 


Von Herrn JoH. BöHM. 
Berlin, den 5. Juli 1904. 


In einer vorläufigen Mitteilung über Fossilien aus der oberen 
Trias der Bären-Insel habe ich‘) auch die neue Cephalopoden- 


!) BiTTnEr: Lamellibranchiaten der alpinen Trias. Abhandl. k. k. 
geol. R.-A. 18. 1895, t. 8, £. 2. 

2) Diese Zeitschr. 2. S. 256. 

8%) Ebenda 14. 1892. S. 9. 

*) Über die Formationen des bunten Sandsteins und des Muschel- 
kalks in Oberschlesien. 1865 S. 98. 

5) Lethaea geognostica 2. Das Mesozoicum 1903 S. 54. 

6) Diese Zeitschr. 91. 1899 S. 325. 


97 


gattung Arctoceras erwähnt. Da einige Zeit darauf Hyarr den- 
selben Namen für die wohlbekannte Gruppe des Ceratites polaris 
v. Moss. in Anwendung gebracht hat, so erlaube ich mir, an 
Stelle meines Namens nunmehr Nathorstites in Vorschlag zu 
bringen. Dieser Gattung gehören aus der Trias von Britisch 
Columbien zwei Arten an, und zwar hat sie Wnrreaves!) als 
Popanoceras MeConnelli und P. Me Connelli var. lenticularis 
beschrieben; sie kommen nun auch in der von J. G. ANDERSSON‘) 
als Myophoriensandstein bezeichneten Abteilung am Mt. Misery auf 
der Bären-Insel vor. 

Noch eine weitere, von WHırTzEAvss gleichfalls vom Liard river 
als Trachyceras camadense?) dargestellte Species hat sich sowohl in 
dem erwähnten Myophoriensandstein als auch in den ihn unterlagern- 
den Schichten wiedergefunden. Obwohl sie dieselbe Art der 
Einrollung, Berippung und Spaltung des Externknotens wie die 
typischen Vertreter der Gattung Trachyceras aufweist, so weicht 
sie doch durch die gerundeten, ungezähnten Sättel von jenen ab, 
sodaß. ich Tr. canadense WHITEAvES als Vertreter einer besonderen 
Formenreihe ansehe und für sie die Bezeichnung Dawsonites vor- 
schlage. | 
Die Fauna, welche die drei Arten am Mt. Misery begleitet, 
weist auf deren karnisches Alter hin, welchem somit auch diejenige 
am Liard river angehört. 


22. Fragliche Reste und Fussfährten des tertiären 
Menschen. 


Von Herrn W. BRANCOo. 
Mit 6 Textfig. 


Berlin, den 20. Juli 1904. 
Inhalt: 


Fragliche Spuren menschlicher Tätigkeit aus tertiären Schichten 
S. 98. Fragliche tertiäre Menschen-Knochen S. 101 und Zähne S. 101. 
Calaveras-Schädel S. 102. Skeletreste in Kalifornien S. 104; in 
Italien und Frankreich S. 105; in Südamerika. S. 106. 

Fragliche Fußspuren S. 109: Sibirien S. 109, Fig. 1. Nord-Ame- 
rika: in Georgia S. 110. St. Louis S. 112, Fig. 2. Nevada S. 113. 
Australien bei Warnambool S.114, Fig. 3. Hie-Hie Station S. 116; 
im Flußbett S. 116. Deutsch-Südwestafrika S. 121, Fig. 4, 5, 6. 


!), Contributions to Canadian Palaeontology I. Geological Survey of 
Canada. 1885—1898. S. 138 t. 18f. 2,a,bu.f.3,a, b. 

2?) Über die Stratigraphie u. Tektonik der Bären-Insel. Bull. geol. 
Inst. Upsala. 4. 1899. Upsala 1900. S. 265. 

°) a. a. O. Contributions to Canadian Palaeontology I S. 142, 
BulBıT. 24,82. 


35 


Zur. Zeit, da Cuvıer dominierte, galt der Satz, daß 
Menschenreste nur in alluvialen Schichten vorkämen. Dann zog 
mit BouUcHER DE PERTHEsS die Zeit heran, in welcher man dem 
Menschen auch ein diluviales Alter zugestehen mußte. Eine 
zeitlang begnügste man sich damit; bald aber ging man weiter 
und begann bald hier, bald da an den Schranken zu rütteln, die 
den Weg abschlossen, der zu dem tertiären Menschen führt. 

Galt so der Mensch zuerst als Leitfossil nur für das Al- 
luvium, so ward später aus ihm auch ein solches für das Dilu- 
vium, wenigstens für dessen mittlere und jüngste Abteilung. An- 
scheinend wird er bald auch noch als für das Tertiär leitend 
anerkannt werden. Mit dieser Langlebiekeit würde er aber 
schließlich die hervorragendste Eigenschaft eines Leitfossils, 
Kurzlebigkeit, Beschränktheit auf nur einen einzigen kurzen Zeit- 
‚abschnitt, verlieren — fall® dann, wozu freilich wenig Aussicht ist, 
der Nachweis nicht gelingen sollte, daß dieser „tertiäre Mensch“ 
mindestens einer anderen Species, der ältere Tertiärmensch viel- 
leicht sogar einer anderen Gattung, als Homo sapiens, zugehöre. 

An sich ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Gattung 
Homo schon in der jüngsten Tertiärzeit, der pliocänen, bestanden 
haben dürfte, wenngleich die damalige Species desselben wohl 
vom heutigen A. sapiens abgewichen haben mag. Max ScHLOSSER 
betont mit Recht, daß die meisten wichtigeren der heute leben- 
den Säugetiergattungen bereits in oberpliocäner Zeit bestanden, 
sodaß nicht einzusehen sei, warum die Gattung Homo notwendig 
davon ausgeschlossen gewesen sein sollte. 

Die Beweise, welche man für das Dasein des Menschen 
zu bereits tertiärer Zeit geltend zu machen suchte, zerfallen in 
zwei Kategorien von ganz verschiedener Bedeutung: Durch Nach- 
weis von Spuren menschlicher Tätigkeit suchte man einen in- 
direkten Beweis zu führen; durch Nachweis von Knochenresten 
des Menschen einen direkten: Der erstere ist, meines Erachtens, 
in bedingter Weise geglückt; der letztere noch nicht. 


Fragliche Spuren menschlicher Tätigkeit. 


Ich sagte, der Beweis für das ehemalige Dasein des Tertiär- 
menschen sei „in bedingter Weise“ nach meinem Dafürhalten 
erbracht. Diese Spuren bestehen nämlich aus Steinwerkzeugen, 
Einschnitten in Knochen, zerschlagenen Knochen und Kohlen- 
stücken. Daß solche Dinge in zweifellos tertiären Schichten liegen, 
wird niemand ernstlich bestreiten können; und daß sie nicht in 
allen fraglichen Fällen stets nur zufällige, nur durch Naturkräfte 
bez. Tiere hervorgerufene Bildungen sind, dürfte wohl mehr und mehr 
anerkannt werden. Aber — und darauf bezieht sich mein 


II 


„bedingter Weise“ — nie wird sich auf solche Weise feststellen 
Jassen, daß es sich wirklich um Spuren der Gattung Homo 
handelt. Stets wird man, mindestens bei den ältesten, primitivsten 
der fraglichen Steinwerkzeuge, nur ganz allgemein auf ein Wesen 
von noch außerordentlich beschränkter Denkfähigkeit schließen 
können. - 

Aber gerade nur durch eine solche Auffassung, nur durch 
eine so geringwertige Meinung von der Denkfähigkeit des frag- 
Jichen Wesens wird das Verständnis dieser tertiären Steinwerk- 
zeuge uns nahe gebracht, ja z. T. erst ermöglicht. A. Ruror 
in Belgien ist es gewesen, dem wir das namentlich verdanken. 

Bisher hatte man die Geschichte des prähistorischen Menschen, 
das ist wesentlich die Geschichte seiner Werkzeuge, nicht mit 
der ersten, sondern gleich mit der dritten .Stufe seiner Ent- 
wicklüungsleiter begonnen; einer Stufe, auf welcher der palä- 
olithische, diluviale Mensch sich seine Steinwerkzeuge, wenn auch 
in rohester Weise, so doch bereits durch Zuschlagen. und Brechen 
aus dem Stein heraus formte. Das ist die Stufe der pierres taillees. 

Mit zwingender Logik ergibt sich jedoch, daß noch tiefere 
Stufen vorangegangen sein müssen; denn auch hier muß ja eine 
Entwicklung, die vom Niedersten ausging, stattgefunden haben. 
Dieses Niederste aber kann nur gefunden werden in dem, was 
A. Ruror jenen pierres taillees als pierres utilisees gegen- 
über stellt. | 

Wie die Affen das, was ihnen zunächst liegt, Früchte, 
Kokosnüsse, Äste, ergreifen, um es gegen Menschen, von denen 
sie sich bedroht fühlen, zu schleudern, oder sonstwie zu ge- 
brauchen, so muß auch jenes älteste denkende Wesen zunächst 
das ergriffen haben, was die Erde ihm darbot: Steine; und 
zwar in der Form, welche sie von Natur besaßen. Der Gedanke, 
aus diesen Steinen eine bestimmte Form herausspalten zu 
können, muß diesem Wesen noch völlig fern gelegen haben. 
Nur unter solchem Gesichtspunkte können wir die fraglichen 
ältesten Steinwerkzeuge als Werkzeuge verstehen. 

Steine, die sich an einem Ende bequem: anfassen ließen, 
wurden ergriffen und mit dem anderen Ende zum Schlagen be- 
nutzt. So erklärt es sich, warum diese Steinstücke nur an 
einem Ende abgesplitterte Stellen aufweisen, im übrigen aber 
unverletzt sind. Ein so beschaffener Stein muß natürlich einem 
solchen gleichen, der zufällig, durch Naturkraft an einer Seite 
angestoßen, daher abgesplittert wurde. Aber das zahlreiche Vor- 
kommen solcher Steine auf einer Stelle und der Umstand, daß 
derartige, verletzte Steine so geformt sind, daß sie am anderen 
Ende einen natürlichen Handgrift besitzen, können dafür sprechen, 


ze 


100 


daß hier Werkzeuge vorliegen. 
Außer diesen zum Schlagen benutzten Steinen hat jenes 


Wesen aber auch noch solche von der Natur erzeugte Gesteins- 
splitter aufgelesen und benützt, welche eine Spitze oder eine 
Schneide besaßen, um mit ihnen zu kratzen oder zu schaben. 
Waren die Spitze oder Schneide abgenutzt, so wurden die Steine 
weggeworfen und liegen nun mitten unter jenen Schlagsteinen. 

Eigentliche Waffen also besaß dieses älteste denkende Wesen 
noch nicht; höchstens, daß es die Steine vielleicht auch einmal 
schleuderte. 

Ganz allmählich dann wird es die zweite Stufe erstiegen 
haben, auf der es sein bisheriges, rein rezeptives Verhalten auf- 
gab, um zu einem produktiven überzugehen, auf der es, wie 
A. Ruror sich ausdrückt, die rein passive Intelligenz mit einer 
aktiven vertauschte; auf der es also die als Werkzeuge benutzten 
Steine zu adaptieren, anzupassen begann, indem es die von der 
Natur dem Steine gegebene Form durch einige Schläge zu ver- 
bessern suchte. Vielleicht würde man diese Stufe als diejenige 
der pierres adaptees zwischen diejenigen der utilisees und taillees. 
einschieben können: „Benutzte, angepaßte, geschlagene Steine.“ 

Dieser zweite Schritt auf der Stufenleiter aber war der 
folgenschwerste; denn indem die von der Natur gelieferten Ge- 
steinsstücke in ihrer Form zunächst nur ein wenig verbessert 
wurden, mußte wiederum ganz allmählich der Gedanke sich ent- 
wickeln, völlig unabhängig von der durch die Natur gegebenen 
Gesteinsform, selbständig vorzugehen; also nach einem der Fantasie 
vorschwebenden Bilde aus dem Steine durch Schlagen oder 
Brechen Werkzeuge herauszuarbeiten, den rohen Stein schöpferisch 
umzugestalten, ihn nicht mehr als gegebene Form, nur noch als. 
Material zu benützen. Nun erst vermag dieses Wesen sich 
Waffen zu erzeugen. 

Das ist also erst die späterworbene dritte Stufe, die der 
geschlagenen Steine; künstlich aber wird sie zur bereits ersten 
gemacht, wird mit ihr die Geschichte des prähistorischen Menschen 
und seiner Werkzeuge begonnen von denen, welche sich ab- 
lehnend verhalten gegenüber den beiden älteren Stufen eines 
denkenden Wesens tertiärer Zeit. 

Sicher ist die größeste Vorsicht nötig in der Deutung von 
Steinen, welche der ersten und zweiten dieser Stufen angehören 
sollen; denn ganz abgesehen davon, daß die Natur ähnliches zu 
erzeugen vermag, so können auch Affen, es brauchen garnicht 
einmal Anthropomorphe zu sein, ähnliches erzeugen. Herr 
Kollege F. E. Schurze teilte mir mit, daß vor seinen Augen 
ein ihm gehöriger kleiner Affe, als er die ihm gegebenen Nüsse 


101 


wit Hilfe seiner Zähne nicht zu Öffnen vermochte, einen Stein 
ergriff und sie mit diesem aufschlug, Das aber wäre ganz die 
erste Stufe jenes „tertiären Menschen“. 

Ich brauche daher kaum zu betonen, daß es mir sehr fern 
liest, für alle diese Fälle, in denen man Spuren menschlicher 
Tätigkeit in tertiären Schichten erblicken zu können gemeint hat, 
eintreten zu wollen. 

Sehr wesentlich scheint es mir auch zu sein, daß 
man sich bei Prüfung derartiger Gesteinsfunde nicht 
etwa von der vorgefaßten Meinung unwillkürlich be- 
einflussen lasse, es müßten notwendig in Europa 
menschliche Werkzeuge tertiären Alters darum sich 
finden, weil die Logik die Annahme eines tertiären 
Menschen notwendig macht; denn dann vergrößert sich 
die Gefahr einer Täuschung außerordentlich. 

So sehr ich von der Existenz eines tertiären 
denkenden Wesens überzeugt bin, liegt der Möglich- 
keit doch nichts im Wege, daß dasselbe in tertiärer 


Zeit entweder ganz auf andere Erdteile beschränkt 


gewesen sein könnte, sodaß man dann Reste desselben 
in Europa ganz vergeblich suchen würde; oder daß es 
zu tertiärer Zeit in Europa nur erst über ein ganz 
kleines Gebiet verbreitet gewesen sein könnte, sodaß 


man nur in diesem Teile Werkzeuge von ihm würde 


finden können. 

So sehr daher die Logik das Auffinden tertiärer 
menschlicher Werkzeuge fordert, so wenig ist es doch 
an. sich eine logische Notwendigkeit, daß dieselben 
nun gerade auch in Europa gefunden werden müssen. 
Ich glaube freilich, daß sieauchhierbereitsgefunden sind, 


Fragliche tertiäre Skeletreste des Menschen. 


Gegenüber diesen notwendig anzunehmenden und zu er- 
wartenden, aber meines Erachtens auch sicher vorhandenen 
Spuren der Tätigkeit stehen die fraglichen Skeletreste dieses 
tertiären Wesens. Solche sind bisher noch nicht gefunden; denn 
die vermeintlichen Erfunde lassen sich mit Wahrscheinlichkeit 
bis Sicherheit als irrtümlich erweisen. 

Mit völliger Sicherheit gilt das bezüglich der Deutung als 
tertiärer Menschenzahn, welche KraArscn einem der von 
mir als Anthropomorphenzähne (Dryopithecus)‘) beschriebenen 


!) KLAATSCH, Die fossilen Knochenreste des Menschen. Wies- 
baden, 1900, S. 4755. — W. Branco, Die menschenähnlichen Zähne 
aus dem Bohnerz der schwäbischen Alb. Jahresh. d. Vereins f. vater- 
länd. Naturk. Württemberg 1898. 


102 


Reste aus dem Bohnerz der Schwäbischen Alb gegeben wissen 
will, indem er schreibt, er vermute, daß ich mir hier den Nach- 
weis des tertiären Menschen habe entgehen lassen. 

Ich habe mich indessen in dieser Beziehung — ich muß 
hier wirklich sagen, leider — nicht geirrt; denn ich wollte den 
Irrtum gerne auf mich nehmen, wenn wir dadurch den hand- 
greiflichen Beweis des tertiären Menschen erhalten könnten. 
Ganz dieselben Zähne nämlich, wie ich sie einzeln aus dem aller- 
dings tertiären Bohnerz abbildete, hat man in Südfrankreich in 
Unterkiefern sitzend gefunden. Die Zähne sind in der Tat über- 
aus menschen-ähnlich; und darin liegt eben ihr hohes Interesse. 
Aber die Gestalt des Unterkiefers schließt jeden Gedanken an 
die Gattung Homo, bez. an eine ihr ganz nahestehende, etwaige 
ältere Menschengattung aus. Auch M. ScHLosser, den eine so über- 
aus reiche Erfahrung auf dem Gebiete fossiler Säugerzähne zu 
Gebote steht, hat sich mit völliger Entschiedenheit gegen die 
Menschennatur des fraglichen Zahnes ausgesprochen, sodaß 
Kraatscns Vermutung nicht aufrecht erhalten werden kann. 
Es wäre zudem von vornherein nicht wahrscheinlich, daß unter 
diesen elf losen Anthropomorphen-Zähnen aus dem Bohnerz sich 
ein Menschenzahn befinden sollte. Die anderen Unterkieferzähne 
sind mit diesem einen so eng verbunden, daß dann auch die 
anderen als Menschenzähne aufgefaßt werden müßten; dem aber 
widerspricht das erwähnte Vorkommen ganz ebenso gestalteter 
Zähne in fossilen Affen-Unterkiefern. 

Ebenfalls nur eine Täuschung dürfte uns der berühmte, nach 
Waıtney pliocäne Calaveras-Menschenschädel bereitet 
haben, den man 1866 in Kalifornien im goldführenden Sande 
der County of Calaveras, am Westabhange der Sierra Nevada 
gefunden haben wollte. Der Schädel zeichnet sich ähnlich durch 
stark vorspringende Augenbrauenbögen aus, wie sie bekanntlich 
dem fossilen Neandertal-Typus in so hohem Maaße eigen, jedoch 
auch heute noch nicht selten sind. 

Es findet dort eine etwa 150 Fuß mächtige Wechsellagerung 
von Lavaströmen mit Kiesschichten statt, welche letztere z. T. 
das Gold führen. Ein in diesem Schichtensysteme abgeteufter 
Schacht sollte den Schädel, wie die Arbeiter sagten, in einer 
Tiefe von ungefähr 120 Fuß aufgedeckt haben. 

Was zunächst den Nachweis des tertiären Alters dieser 
Schichten betrifitt, so waren die aus dem Schachte geförderten 


!) M. SCHLOSSER, Die menschenähnlichen Zähne aus dem Bohn- 


erz der schwäbischen Alb. Zoologischer Anzeiger 24. N. 643, 13. Mai 
1901, S. 220. 


105 


‚Säugetierreste ganz ungenügend zur Entscheidung dieser Frage. 
An mehreren anderen Punkten fand man jedoch in anscheinend 
gleichaltrigen Schichten nicht nur Steinwerkzeuge und Menschen- 
konchen, sondern auch Reste des Mastodon amertcanus. 


Wenn nun auch letztere Gattung in Europa nur dem Tertiär 
angehört, so hat sie doch in Nord-Amerika bekanntlich als M. 
amerticanus noch in diluvialer Zeit gelebt; und wenn auch die 
vulkanische Tätigkeit in der Sierra Nevada bereits zu tertiärer 
Zeit begonnen haben mag, so hat sie doch auch noch während 
der diluvialen Epoche, ja bis in noch jüngere Zeiten hinein 
fortgedauert. 


Das Alter der fraglichen Schichten ist mithin durch die ihnen 
eingeschalteten Lavaströme nicht, und noch weniger durch die in 
ihnen gefundenen Steinwaffen und Menschenknochen, irgendwie 
sicher als ein tertiäres gekennzeichnet; es ist aber durch den in 
ihnen - gefundenen Mastodon amertcanus sogar entschieden als 
ein quartäres erwiesen. Der Calaveras-Schädel könnte daher, 
wenn er wirklich aus diesen Schichten stammte, nur ein diluviales, 
nicht aber ein tertiäres Alter haben. 


Aber es scheint, daß ihm auch nicht einmal ein diluviales 
Alter zukomme. Zunächst ist überhaupt das Niveau, in welchem 
dieser Calaveras-Schädel in dem Schachte von den Arbeitern 
gefunden worden sein sollte, nicht von wissenschaftlicher Seite 
sofort festgestellt worden; jene Angabe der Arbeiter ist und 
bleibt daher unkontrolierbar. 


Das tertiäre Alter des Calaveras-Schädels ist auch noch in 
anderer Beziehung verdächtigt worden; darum nämlich, weil 
durch chemische Analyse Spuren von organischer Substanz in 
dem Knochen nachgewiesen worden sind. Das wäre indessen 
keineswegs ein sicherer Beweis gegen ein tertiäres Alter; denn 
auch tertiäire Knochen enthalten noch organische Substanz. 
Führen ja doch auch vielfach sehr viel ältere Gesteine, denen 
man das z. T. gar nicht ansieht, wie z. B. manche hellfarbige 
Malmkalke, noch organische Substanz. 


_ Auf meine Bitte wurden im ersten chemischen Laboratorium 
in Berlin diluviale und tertiäre Tierknochen auf ihren Gehalt an 
organischer Substanz untersucht. Es zeigte sich dabei, daß zwar 
die diluvialen reicher an derselben sind, als die tertiären, daß 
jedoch auch diese letzteren durchaus mehr als nur „Spuren“ da- 
von enthielten. Aus den Spuren organischer Substanz, die man 
im Calaveras-Schädel fand, darf man daher einen Schluß auf 
ein sehr jugendliches Alter desselben nicht ziehen. 

Ganz neuerdings ist nun aber durch eine Arbeit von Wiır- 


104 


vıam H. Hormes!) neues Licht auf das Alter dieses Schädels 
geworfen worden. 

Calaveras heißt auf Spanisch Schädel; diesen Namen hat 
man einst der ganzen Gegend, in der man diesen Schädel fand, 
gegeben, weil dort rezente Schädel und andere Skeletteile in 
sroßer Anzahl vorkommen. Es besteht nämlich bei den Indianern 
der hohen Sierra seit Generationen die Sitte, ihre Toten in 
Höhlen oder Schluchten zu legen. Durch hineingespülte Erde 
wurden sie in diesen allmählich bedeckt und umhüllt und liegen 
nun zu vielen übereinander in den Spalten. 

Diese Sitte erinnert durchaus an die in neolithischer, also 
alluvialer, aber wohl auch schon in jung paläolithischer Zeit in 
Europa geübte Sitte, die Toten in Höhlen zu bringen. Infolge- 
dessen erwecken jetzt ihre Knochen, da sie mit denen der älteren 
diluvialen Tiere im Höhlenlehm vermischt zu sein scheinen, den 
trügerischen Anschein, als seien diese alluvialen Menschenskelete 
gleichaltrig mit den diluvialen Tieren. 

Durch eingehende Untersuchung aller einschlägigen Verhält- 
nisse an Ort und Stelle gelangte nun HoLmzs, wie er meint zu 
dem völlig gesicherten Ergebnisse, daß der Calaveras-Schädel 
garnicht aus den Tiefen des Schachtes der Mattison Grube 
stamme. Er sei vielmehr einer jener zahlreichen rezenten Indianer- 
schädel der Calaveras-Gegend, den die Arbeiter in betrügerischer 
Absicht Wnırney mit der Angabe überbracht hätten, er sei im 
Schachte gefunden. 

Es sind übrigens Menschenknochen auch noch an mehr- 
fachen anderen Orten Californiens in diesen von Lavaströmen 
überdeckten, goldführenden Flußschottern und zwar im Verein 
mit Steinwerkzeugen gefunden worden; und für alle diese ergibt 
sich bisher immer noch ein ziemlich rätselhafter Widerspruch.?) 

Die Steinwerkzeuge sind nämlich entschieden neolithisch, 
wie aus ihrer Form sicher hervorgeht. Folglich muß man wohl 
den mit ihnen ‘vorkommenden menschlichen Knochenresten eben- 
falls ein neolithisches, somit alluviales Alter zuschreiben. 

Nun finden sich aber, und darin liest das Rätselhafte, in 
denselben Schichten auch tertiäre Pflanzen und pliocäne Wirbel- 
tiere. Wollte man daraufhin jene menschlichen Knochen und 
menschlichen Werkzeuge ebenfalls für pliocän erklären, so ergäbe 
sich Unmögliches; denn die kunstreiche Gestalt der Werkzeuge 


!) Auriferous gravel. Man in California. Annual report of the 
board of regents, Smithsonian Institution for 1899. Washington 1901. 
S. 419— 472. 

?) G. F. BECKER. Antiquities from under Tuolumne table 
Mountain in California. Bull. geolog. soc. America 2, 1891. S. 189. 


105 


widerspricht dem auf das Äußerste. Wenn auch zweifellos die 
verschiedenen Entwicklungsstufen menschlicher Industrie sich 
nicht überall auf Erden gleichzeitig, vielmehr an verschiedenen 
Orten, wenigstens vielfach, zu recht verschiedenen Zeiten, also 
nacheinander sich herausgebildet haben — wie denn gewisse 
Völker ja noch heut sich im Steinzeitalter befinden, wie denn 
umgekehrt, z. B. in Frankreich, bereits zu paläolithischer Zeit 


‘ ein hoher Grad von Kunstfertigkeit vorhanden war, den an 


anderen Orten die Menschen erst viel später erwarben — so 
weit wird man doch unmöglich gehen können, der kalifornischen 
Urbevölkerung pliocäner Zeiten bereits eine hochgradige neoli- 
thische Kunstfertigkeit zuschreiben zu wollen. 

Es bleibt daher für jene Erscheinung nur die Alternative 
übrig, daß entweder die Steinwerkzeuge und Menschenknochen zu 
neolithischer Zeit in pliocänen Schichten begraben worden sind; 
oder daß, wie Becker!) will, in Kalifornien pliocäne Tiere und 
Pflanzen noch bis in die neolithische Zeit hinein gelebt haben. 

Auf ähnlicher, wenn auch völlig unbeabsichtigter Täuschung 


. beruhen andere Funde ganzer Skelete aus tertiären Schichten. 


So ist das Menschenskelet aus dem marinen Pliocän 
bei Savona in Ligurien, bei welchem alle Knochen bei einander 
lagen, mit höchster Wahrscheinlichkeit nur der Inhalt eines Grabes, 
welches man viel später in diese marinen Schichten gegraben 
hat. Leider sind nur einige Knochen dieses Skeletes aufbe- 
wahrt worden. 

Ein gleiches Urteil gilt ganz sicher bezüglich eines anderen 
Skeletfundes, welcher in miocänen Schichten Frankreichs bei 
Lamassas, Lot-et-Garonne, gemacht wurde; denn hier fand 
man sogar ein Stück Eisen bei dem Skelete.e Nicht minder 
bilden die vier Menschenskelete, die nahe Brescia bei Castelnedolo 
in marinem Miocän gefunden wurden, den Inhalt von Gräbern. 

Es leuchtet ein, daß, seit die Gewohnheit des Menschen 
entstand, seine Toten in Gräber zu versenken, eine unerschöpf- 
liche Quelle von Irrtümern fließen mußte. Nichts steht 
seit diesem Augenblicke dem im Wege, daß man auf solche 
Weise auch vermeintliche Reste des Kreide-, des Keuper-, des 
Silur-Menschen finden müßte, sobald nur die Schichten, in welche 
sein Grab gegraben wurde, tonig-weich genug waren, sodaß nach 
einiger Zeit die durch das Graben des Grabes bewirkte Störung 
ihres Zusammenhanges sich wieder verwischen konnte. 

Auch in Süd-Amerika wurden in dem Pampeano durch 


1) Vergl. darüber die Bemerkungen über „gleichaltrig“ und gleich- 
wertig“ auf S. 108. 


106 


AMEGHINo zahlreiche zweifellose Spuren menschlicher Tätigkeit, 
Steinwaffen, aufgeschlagene Röhrenknochen, aber auch Menschen- 
zähne, selbst Skelete des Menschen gefunden und als tertiären 
Alters erklärt. Selbst eine menschliche Wohnstätte originellster 
Art ward von AmzcHıno entdeckt: der gewölbte Rückenpanzer 
eines gewaltigen fossilen Gürteltieres, eines Glyptodon, hatte einst 
als Dach des in die Erde eingegrabenen menschlichen Wohn- 
raumes gedient. 

AMmEGHINoO stellte nun dieses Pampeano in das Pliocän!), wie 
das vor ihm schon BrAvarnp getan hatte Auch GAupDrY und 
Cope taten das; und Koken) stimmte dem neuerdings wieder darin 
bei, weil, wie schon Cork betonte, die in dem Pampeano be- 
srabene fossile Fauna einen so hohen Prozentsatz erloschener 
Arten und Gattungen birgt, „daß man sie sicher für tertiär 
halten muß.“ 

BUrRMEISTER und D’ÖrBIGNnY dagegen hatten ihrerzeit das 
Pampeano für diluvial erklärt, und diese Ansicht fand vielleicht 
allgemeineren Anklang. Ich bin in einer vergleichenden Unter- 
suchung über die fossilen Säugetierfaunen Europas und Amerikas?) 
ebenfalls zu dem’ Ergebnisse gelangt, daß die untere Pampas- 
Fauna, also auch der Mensch derselben, quartären Alters 
ist. In neuerer Zeit ist auch G. STEINMAnN“) mit Entschieden- 
heit für ein diluviales Alter eingetreten. 

So stehen sich also, wie früher, so auch in neuerer Zeit 
zwei ganz verschiedene Deutungen des Alters des Pampeano und 
damit der unzweifelhaften Reste seines Menschen gegenüber. Wir 
müssen daher hier dieser Frage näher treten. 

Die Fauna gliedert sich nach Amesnıno?) dort in der fol- 
genden Weise. 

1) Historische Epoche: Haustiere. 

2) Neolithische Epoche: Die gegenwärtige eingeborene 

Fauna. 

3) Meso- und paläolithische Epoche (Quartär Amke- 
HINOS)! Menschliche Reste, Zagostomus diuu- 
vianus, Palaeolama mesolitica, Auchenia diluviana, 
Cervus diluvianus. 

'") L’antiquite de Ihomme ä La Plate. 2 volumes. Paris 1881. 

Revue d’Anthropologie (2) 2. 1879. S. 210—249. 

°) Jahreshefte des Vereins f. vaterländische Naturkunde in Würt- 
temberg 54. 1898. S. 85. 

°) W. Branco. Eine fossile Säugetierfauna von Punin bei Rio- 
bamba in Ecuador. Paläontolog. Abhandl. v. DAMES und KAYSER. 
177188377.32.160: 

*) American Naturalist 1891. S. 855. — N. Jahrb. f. Min. 
Beil.-Bd. 10. 1896. S. 583. - 

®) Bull. soc. geol. France. 1881. (3) 9, S. 370. 


107 


4) Pampeano (Pliocän AmE@Hınos): 

a) Oberes Pampeano (Ob. Pl.): Menschliche 
Reste, ZLagostomus fossilis, Canıs Azarae fos- 
stlıs, Canis cultridens, Cervus pampeanus, Toxodor 
platensis, Mastodon. 

b) Mittleres Pampeano (M. Pl.): Menschliche 
Reste, Zagostomus angustidens, Macharrodus, 
Arctothertum, Canıs vulpinus, Doedicurus, Ma- 
craucheniu. 

c) Unteres Pampeano: (U. Pl.): Ctenomys latıdens, 
Typotherium cristatum, Hoplophorus ceristatus, 
Protopithecus bonartensıs. 

Das höhere Pampeano wird bekanntlich durch eine unge- 
schichtete Ablagerung eines überaus feinerdigen, weichen Gesteines 
gebildet, welches petrographisch dem Löß entspricht und sich 
auch in seiner Lagerung demselben gleich verhält. Wie dieser 
hat es, einer mächtigen Schneedecke gleich, alle Unebenheiten 
seines Untergrundes eingeebnet und zieht sich vom Meeresniveau 
an hinauf bis zu mehreren 1000 m Höhe im Gebirge, ganz wie 
das in China der Fall ist. Offenbar ist seine Entstehung auch 
dieselbe aeolische wie dort. 

Nach STEINMAnN ist daher das Pampeano gleichaltrig mit 
dem Löß in Europa. Erst in den tieferen Schichten finden sich 
die zahlreichen fossilen Reste jetzt ausgestorbener Gattungen und 
Arten, welche paläontologisch ein so großes Interesse gewähren, 
Es läßt sich aber von diesen noch eine untere Abteilung ab- 
trennen, welche, wie Kokrn will, erst das eigentliche „Pampeano“ 
repräsentiert; und diese unterste Abteilung ist durch einen so 
hohen Prozentsatz ausgestorbener Arten gekennzeichnet, daß 
Koken wie Copr daraufhin sie für pliocän erklären. 

Nun ist aber in den allertiefsten Schichten eine Mollusken- 
Fauna gefunden, deren Arten sämtlich noch heut an der ÖOst- 
küste Süd-Amerikas leben. Auf diese wieder stützte sich STEIN- 
MANN, wenn er das ganze Pampeano für diluvial erklärte. 

A. BorcuAarpr!) bestätigte neuerdings diese von BURMEISTER, 
d’Orbigny, mir und Steınmann vertretene Ansicht durch Untersuchung 
der in der Paranä-Stufe gefundenen Mollusken-Fauna. Dieselbe ge- 
hört danach in das Pliocän; eine Ansicht, zu welcher auch 
Woopwarn bereits auf Grund seiner Untersuchung der fossilen 
Fische aus der Paranä-Stufe gelangt war?). 

Ist nun die Paranä-Stufe sicher pliocän, so muß alles 

1) Die Molluskenfauna und das Alter der Paranä-Stufe. N. Jahrb. 


f. Min. Beil.-Bd. 14, 1901, 8. 171—245, t. 6—10. | 
?) Annals and Magazine of Natur. Hist. 1900, (7), 6. N. 31, 8.7. 


108 


Hangende, somit die Pampas-Fauna, jünger als dieses Pliocän sein. 

Auf der einen Seite also haben wir den hohen Prozentsatz 
ausgestorbener Säugetiere, welcher für ein pliocänes, auf der 
anderen Seite die Mollusken, welche für ein diluviales Alter des 
Pampeano und damit seines fossilen Menschen angeführt werden. 

Ich habe 1833!) diese Frage nur mit Rücksicht auf die 
Säuger dahin zu lösen mich bemüht, daß man gleichaltrig und 
gleichwertig unterscheiden solle. 

Vergleicht man nämlich die quartären und tertiären Säuge- 
tierfaunen Europas und Amerikas mit einander”), so zeigt sich, 
daß Amerikas Fauna dieselbe Erscheinung darbietet, wie diejenige 
Indiens: Formen, welche in Europa während der Tertiär-Periode 
bereits verschwanden, (abstarben? auswanderten?), lebten in jenen 
Ländern noch länger fort, ragten in jüngere geologische Zeiten 
hinein. Wenn daher Corpr und Koken auf Grund gewisser, 
einen europäisch-tertiären Habitus besitzender Genera und des 
großen Prozentsatzes ausgestorbener Geschlechter der Pampas- 
Fauna diese als gleichaltrig mit der pliocänen Europas betrachtet, 
so möchte ich das in gleichwertig umwandeln. Gleichaltrig 
mit der pliocänen Fauna Europas kann die irgend eines anderen 
Landes nur dann sein, wenn sie wirklich genau zu derselben 
Zeit mit jener gelebt hat; gleichwertig aber, d. h. eine, ungefähr 
mit der pliocänen Fauna Europas analoge Entwicklungsstufe 
repräsentierend, kann theoretisch jede nächstältere oder nächst- 
jüngere, also obermiocäne oder unterpleistocäne Fauna eines 
anderen Erdteiles sein. 

Aus solchen Erwägungen heraus habe ich damals ein quar- 
täres Alter des Pampeano für das Wahrscheinlichere erklärt, und 
ich kann mich heute, nachdem Sreınmann und BoRCHARDT jene 
Mollusken-Fauna als neues Beweismittel hinzugefügt haben, nur 
umsomehr in demselben Sinne aussprechen. 

Jene Mollusken sprechen zu stark dafür, daß wir auch hier 
nur diluviale Schichten, mithin nur einen diluvialen Menschen 
vor uns haben. 

Es ist indessen wohl zu bemerken, daß im tieferen 
Pampeano lediglich einige Schneidezähne des Menschen gefunden 
wurden. Diese würden mithin nur diluvialen Alters sein. Tertiäre 
Menschenknochen scheiden ganz aus. 

Die in den oberen Schichten des Pampeano gefundenen 
Schädel und Skeletreste leiden vollends an derselben Unsicher- 
heit, wie das in Europa bei solchen Erfunden der Fall ist. Sie 


.) a. a 0. W. Branco, Eine fossile Säugetierfauna von Punin 
bei Riobamba in Ecuador. S. 154—158. 
2) a. a. 0.8. 147 ff. 


109 


könnten möglicherweise doch durch Begräbnis oder eine andere 
Weise später in diese Schichten gelangt sein, dürfen mithin 
nicht als sicher diluvial angesprochen werden. 


Fragliche fossile Fussfährten des tertiären oder jüngeren 
Menschen. 


Außer den vermeintlichen Skeletresten des tertiären 
Menschen hat man aber auch an den verschiedensten Orten 
fossile Fußspuren gefunden, welche man dem Menschen, z. T. 
auch dem tertiären, zugeschrieben hat. In Nordamerika, Australien, 
und ganz neuerdings auch Deutsch-Südwestafrika sind solche 
fraglichen Menschenfußspuren, und zwar jedesmal zusammen mit 
Tierfußspuren, gefunden worden. Bereits der Nachweis diluvialer 
Fußfährten des Menschen wäre von hohem Interesse; noch viel- 
mehr natürlich derjenige tertiärer. 

Die Untersuchung derartiger Vorkommnisse wird versuchen 
müssen, einmal das Alter des betreffenden Gesteins, zweitens 
die menschliche bez. tierische Herkunft der betreffenden Fuß- 
spuren festzustellen -— soweit das eben möglich ist. 


Fussspuren am Ufer der Buchtarma in Sibirien. 


Schon im Jahre 1805 hatten die Abdrücke von zwei Menschen- 
füßen und mehreren Pferdehufen in Sibirien am Ufer der Buch- 
tarma, einem Nebenflusse des Irtish, 56 Fuß über dem Wasser- 
spiegel, die Aufmerksamkeit erregt, sodaß sie abgebildet und 
besprochen wurden. Das Gestein, in dem man sie fand, bestand 
aus einem „Granit“, der „wie Tonschiefer geschichtet“, d. h. 
also wohl ein Gneis war. Später hatte SpasskJ sie aufgesucht 
und 1831 abermals beschrieben. Er erklärte sie für echt mensch- 
liche, da die Eingeborenen jede Möglichkeit ablehnten, daß etwa 
ein Mitglied ihres Stammes so natürlich aussehende Fußfährten 
künstlich machen könne. Diese Deutung wurde dann durch 
ErmAann 1841 widerlegt.!) Ich gebe in Fig. 1 seine Abbildung 
wieder. 

Wenn man obige, von ERMAnN ?) gegebene Abbildung betrachtet, 
ergibt sich ohne weiteres, daß dieser mit seiner Deutung das 
Richtige traf. Schon der Umstand, daß der eine Fuß groß, 
der andere aber klein ist, ohne etwa verkrüppelt zu sein, machen 
es klar, daß sie nicht von einem und demselben Menschen her- 
rühren können, sondern künstlich in den Stein gemeißelt sein 


!) Über vermeintliche Ichniolithen bei Buchtarminsk. Archiv £. 
wissenschaft. Kunde von Rußland. Herausgegeben von ERMANN. 
Berlin 1. 1841 S. 529 u. 2. 1842 S. 175—76. 

27 2.3.021.°4841.° 1: I. 


Fig. 1. Am Ufer der Buchtarma. 


müssen. Zu derselben Ansicht wird man durch die Stellung der 
oeiden Füße geführt, denn sie stehen genau rechtwinklig zu ein- 
ander, so wie ein Mensch nie steht. Auch die beiden großen 
und vier kleinen Eindrücke, welche offenbar Pferde-Hufeisen dar- 
stellen sollen und völlig regellos im Gesteine sitzen, deuten mit 
‘Sicherheit auf ein Kunstprodukt hin; und dasselbe Urteil dränst 
sich durch die Natur des Gesteins auf, gleichviel ob es ein 
Granit oder Gneis sei. 

Da die Eingeborenen aber nicht die Urheber sein können, 
so werden letztere in fremden Arbeitern gesucht werden müssen; wie 
ERMANN wahrscheinlich macht, in solchen, die 1791 bei dem 
Bau der Zitadelle beschäftigt gewesen sein mögen. 

Aus Nordamerika liegen von drei verschiedenen Punkten 
Mitteilungen über angebliche Fährten menschlicher Füße vor. 


Fussspuren NNW vom Athensgebirge. 


Auf der höchsten Spitze des sogen. „bezauberten Berges“, 
welcher etwa 90 englische Meilen NNW vom Athensgebirge in 
Georgia liegt, hatte man gleichfalls menschliche Fußspuren, hier 
aber in größerer Zahl und in völlig natürlicher Anordnung, ge- 


111 


funden. Diese Fährten bildeten eine lange Reihe, abwechselnd 
dem rechten und linken Fuße angehörig und in der Entfernung 
eines gewöhnlichen Schrittes von einander. Außer den Fährten 
von Erwachsenen zeigten sich auch solche von Kindern und von 
unbeschlagenen Pferden, deren Schritte wie auf schlüpfrigem 
Boden ausgeglitten erschienen. 

Da keinerlei Spuren meißelartiger Instrumente an diesen 
Fährten bemerkbar waren, dieselben vielmehr völlig den Eindruck 
einer Modellierung in weichem Tone hervorriefen, die Ureinwohner 
auch in diesem Falle garnicht so kunstfertig gewesen sein dürften, 
so .wies BuckInGHa=m die Deutung derselben als Kunstprodukte 
zurück und erklärte sie für echt menschliche Fußfährten. Die 
Arbeit BuckıncHams!) war mir leider nicht erreichbar. Ich bin 
daher angewiesen auf den Bericht im L’Institut?) welcher darüber 
das folgende sagt: 

Die menschlichen Fährten, welche etwa !/a Zoll tief in das 
Gestein gedrückt waren, wichen von normalen Füßen nur dadurch 
ab, daß sie etwas breiter und um etwa 1/s länger als solche 
waren; auch besaßen sie stark gespreizte Zehen, als ob diese 
Menschen nie Sandalen oder Schuhe getragen hätten. 

Sollte es sich in der Tat um menschliche Fußtapfen handeln, 
so würde die etwas zu große Länge vielleicht ebenso durch ein 
Vorwärtsgleiten auf schlüpfrigem Boden sich erklären lassen, 
wie das bezüglich der Pferde-Fährten geltend gemacht wurde. 
Vielleicht würde auch das Spreizen der Zehen wenigstens z. T. 
mit durch das Bestreben, in schlüpfrigem Boden festeren Halt 
zu gewinnen, erklärbar sein. 

Für eine auffallende Länge, und ebenso auch für eine auf- 
fallende Breite von Fußspuren gibt es indessen auch noch eine 
andere Erklärung: Daß nämlich eine jede solcher Fährten 
nicht durch einen, sondern durch zwei Fußtritte erzeugt worden 
ist, von denen der zweite nicht genau die erste Fährte deckte. 
Denkt man sich zwei (bez. mehr) Menschen hintereinander 
gehend, so wird die einzelne Fußspur länger als normal werden, 
sobald der hintere Mann entweder etwas weiter oder aber etwas 
weniger weit ausschreitet als der vordere; denn je nachdem 
wird die erstgemachte Fußtapfe durch die zweite entweder am 
vorderen Ende oder aber am hinteren etwas verlängert werden. 
Enntsprechendes ergibt sich bezüglich der Verbreiterung der erst- 
gemachten Fußtapfe, sobald die zweite entweder etwas mehr nach 
der Innen- oder nach der Außenseite übergreift. 

Das Gesagte gilt nun aber, ebenso wie für zwei Zweifüßler, 


!) The slave states of America, 1841 (oder 42). 
2, 10. Paris 1842 S. 140. 


112 


auch für einen Vierfüßler, bei dem dann die Hinterfüße die Rolle 


des zweiten Menschen spielen können.- 

Es ist daher, ohne jene Fährten gesehen zu haben nicht 
möglich, zu einem eigenen Urteile zu gelangen. 

Der Umstand jedoch, daß alle Zehen gespreizt gewesen sein 
sollen, macht es mir sehr wahrscheinlich, daß keine wirklichen 
menschlichen Fußtapfen vorliegen. 


Fussspuren bei St. Louis. 


Des weiteren berichtete ScHooLcrarr!) über zwei zierliche 
menschliche Fußtapfen aus den Kalksteinbrüchen von St. Louis, 


auf der Westseite des Missisippj. Schon seit dem Beginn der 
Siedelung von St. Louis waren sie bekannt. Später wurde der 
Block, in dem sie saßen, von dem bekannten, 1504 aus Württem- 
berg ausgewanderten Geistlichen RAarpe, welcher die Harmonites- 
Sekte gründete, entführt und in seinem Hause aufgestellt, dann 
wieder nach Pensylvanien gebracht und als Eindrücke von Christi 
Füßen von manchen verehrt. Ich gebe in Fig. 2 das Bild der- 
selben wieder. 


Fig. 2. Bei St. Louis. 


N SILLIMAN gewann aus der Untersuchung dieser Fährten die 
Überzeugung, daß die bis ins Kleinste gehende Naturwahrheit 
jeden Gedanken an künstliche Erzeugung ausschlösse. Ohne 
Stahl und Eisen sei eine solche in dem harten Gestein überhaupt 


undenkbar und die Ureinwohner Amerikas hätten Stahl und Eisen 


!) American journal of science and arts. 5. 1822. S. 223 u. Taf. 


113 


nicht gekannt. Augenscheinlich also seien diese Eindrücke natür- 
licher Entstehung in einer Zeit gemacht, in welcher das Gestein 
noch weich war. 

Schon Cor. BERToN hob en das Fehlen anderer 
Fußtapfen hervor, welche zu diesen beiden hinführten und schloß 
daraus auf künstliche Entstehungsweise. Auch ErMAnN!) ge- 
langte zu demselben Urteil, weil die Stellung der Aue keine 
schreitende, sondern eine ruhige, stehende sei. 

In letzterer Beziehung erinnern sie. sehr an die beiden 
Fährten von Warnambool in Australien (s. S. 114); nur daß man 
bei letzteren auch noch andere Fährten beobachtet haben will, 
die zu ihnen hinführten. Mir scheinen aber vor allem die Zehen 
so unnatürlich zu sein, daß ein Gedanke ‘an natürliche Ent- 
stehungsweise ausgeschlossen ist; denn sie sind ähnlich schlank, 
wenn auch nicht eben so lang, wie Finger; und derartiges Ver- 
halten zeigen menschliche Zehen nicht. 


Fussspuren bei Carson, Nevada. 


Eine andere Fundstätte versteinerter Eindrücke „mensch- 
licher“ Füße in Nordamerika liegt in den Steinbrüchen des 
Berges, auf weichem das Gefängnis bei Carson Nevada sich be- 
findet. Über diese Fährten hatte vor zwei Jahrzehnten HARrkNESS 
berichtet. Es wurden dort sandige, aber bereits verfestigte Ge- 
steine einer ehemaligen Süßwasserablagerung abgebaut, welche 
Physa und Anodonta führte.) Auf einer freigelegten Schicht 
entdeckte man eine große Anzahl von Fußspuren, die. auf Vögel, 
Mammut, Hirsch, Wolf, Pferd und den Menschen zurückgeführt 
wurden. Große beckenartige Fußtapfen erschienen um so sicherer 
in ihrer Deutung als solche des Elefanten, als man auch dessen 
Stoßzähne fand. 

Für die Altersbestimmung erscheint dieser letztere Umstand 
von Wichtiekeit; denn das Mammut würde für ein diluviales 
Alter sprechen. Die Fußspuren und Reste von Pferden machen 
es weiter ebenso wahrscheinlich, daß hier den sogen. Equus-beds 
gleichaltrige Schichten vorliegen, welche den Übergang aus dem 
Pliocän in das Quartär bilden, also je nach der Auffassung, 
ganz jung pliocänen oder alt quartären Alters sind. 

Was nun aber die angeblichen Menschenfährten anbetrifft, 
so können dieselben nur im Umrisse ungefähr mit denen der 
Menschen übereingestimmt haben, denn Harknzss wurde durch 


!) Archiv f. wissenschaft. Kunde von Rußland 1841. 1. S. 531. 
?) Foot-prints found at the Carson State Prison. Proceed. Cali- 
fornia Academy of Sciences. 1882. Aug. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1904. fe) 


114 


ihren Anblick zu der Meinung geführt, daß die Füße mit San- 
dalen bekleidet gewesen seien. 

Demgegenüber hat wohl MarsH die richtigere Deutung ge- 
funden, indem er!) ihre menschliche Herkunft ablehnt und sie 
zurückführt auf Tiere wie Mylodon oder Morotherium, welche 
beim Gehen den Hinterfuß ungefähr, aber nicht genau auf die 
Fußtapfe des Vorderfußes gesetzt hätten. Auf solche Weise 
würde sich die starke Krümmung der Außenseite und zugleich 
die große Länge der fraglichen Fährten erklären, nämlich 45 cm 
Länge bei 20 cm Breite; beides Umstände, welche mit einer 
menschlichen Fährte nicht gut vereinbar wären. Dadurch, daß 
der weiche Ton an den Klauen haften blieb, fände das Fehlen 
der Eindrücke der Klauen eine Erklärung. Auch die Größe der 
seitlichen Entfernung der Spuren des rechten Fußes von denen 
des linken, welche 20 cm beträgt, spricht gegen eine Ableitung 
vom Menschen; denn bei diesem dürfte die Entfernung von Innen- 
wand zu Innenwand der Füße nur ungefähr halb so viel betragen. 

Es zeigt sich mithin, daß die angeblichen menschlichen 
Fußspuren von Carson in Nevada mit höchster Wahrscheinlichkeit 
nur tierischer Herkunft sind und daß das Alter der fraglichen 
Schichten vielleicht nur ein altquartäres, höchstens aber jung- 
pliocänes ist. 


Fussspuren in Australien, bei Warnambool, Victoria 
und anderen Orten. 


Allem Anscheine nach doch menschenähnlicher sind die Fuß- 
spuren, welche man, wiederum im Vereine mit solchen von Tieren 
wie Emu und Dingo (Hund), in Australien fand. ARCHIBALD ent- 
deckte sie zuerst in Victoria nahe der Stadt Warnambool in 
einem Sandsteine und zwar in Schichten, die 18 m unter Tage 
anstanden. 

Bekannt sind diese Fährten bei Warnambool bereits seit 
dem Jahre 1873, und nach und nach sollen sie in einer ganzen 
Anzahl von Steinbrüchen bei dieser Stadt gefunden worden sein. 
Auch sollen sie, wie der Besitzer von Keras”) Steinbruch be- 
richtet, sich nicht nur an der Oberfläche einer einzigen Schicht, 
sondern „more or less through the stone“ hindurch finden. 

ARCHIBALD berichtet aber weiter auch noch über die Ein- 
drücke von zwei menschlichen Gesäßen (s. Fig. 3), die zu zwei 


!) Supposed Human Foot-prints, recently found in Nevada. 
American Journal of Science 26. 1883. S. 139. 

?) Evidence collected to etablish the discovery of the most ancient 
Men in Australia. 'T’he Australasian anthropological journal. Sydney. 
New South Wales. 1 N. 2. 1898, S. 54—56. 


Fig. 3. Aus Australien. Fuß- und Sitzspuren. 


Fußpaaren gehörten, von denen allerdings nur das eine erhalten 
zu sein scheint. Hier sollten also zwei Menschen gesessen 
haben, und ArchHıBaALp berichtet ferner, daß, wie sich bei 
weiterem Abbau dieser Schicht zeigte, in der Tat die Fährten 
zweier Menschen, eines größeren und eines kleineren, nebst der 
eines Hundes von jener Sitzstelle fortführten. 


g+ 


116 


Ich gebe im vorstehenden die Photographie wieder, welche ich ' 


der Liebenswürdigkeit des Herrn Professor GrEeGorY in Melbourne 
verdanke. 

Auch aus einer anderen Gegend Victorias, von der Hie-Hie- 
Station, wurde durch Jonas SkLier über den Fund solcher 
Fußspuren in einem Sandsteine berichtet, welche dem Menschen, 
dem Emu und dem Känguruh angehören sollten.) 

Wiederum auf eine anscheinend andere Stelle bezieht sich eine 
Nachricht in Science of Man, in welcher gesagt wird,?) Mr. Skeer 
aus Moare habe im Sandstein eines Flußbettes ebensolche 
Spuren von Hund, Känguruh, Emu und Mensch gefunden. 

In derselben Zeitschrift?) schreibt weiter Me Doweur, daß 
eine viertel Meile von der Poststation an der Straße nach 
Port Fairy in einem Sandsteinbruche ebenfalls zahlreiche Fuß- 
spuren des Dingo aufgedeckt seien. Eine Photographie läßt die 
ziemlich steile Schichtenstellung und, freilich undeutlich, die Fuß- 
spuren erkennen. Diese Dingo-Spuren aber würden, wie sogleich 
zu zeigen, gleichbedeutend mit dem Erfunde menschlicher Fuß- 
spuren sein. 

ARCHIBALD hat in Science of Man“) die Funde bei Warnam- 
bool nochmals besprochen und darauf hingewiesen, daß für die 
Frage nach dem Alter des Menschen zwei Tatsachen von Belang 
seien! Einmal die, daß der Hund (Dingo), dessen Spuren ja eben- 
falls auf den genannten Platten sich finden, erst durch den 
Menschen nach Australien eingeführt worden ist; und zweitens 
die, daß an anderer Stelle ein fossiles Hundeskelet in jung 
tertiären Schichten Australiens, Victoria, gefunden wurde. 

Sind nun beide Tatsachen richtig, dann würden beide im 
Verein natürlich ein mindestens jung tertiäres Alter des Menschen 
in Australien, ganz unabhängig von jenen fraglichen Menschen- 
Fußspuren, beweisen. Nun ist an der Richtigkeit der ersten 
Tatsache, daß erst der Mensch den Hund zum Mitgliede der 
australischen Fauna gemacht hat, wohl nicht zu zweifeln. Ob 


19.330. 1 N.-4..489878.95. 

2) SYDNEY 1899, 22002792792: 

2) 8a. 12.20,.01899 2229 N 41153. 216. 

*) SypneY 1898, 1.N.25.40. Die folgenden drei weiteren Arbeiten 
über dieses Thema, deren Nennung ich der Freundlichkeit des Herrn Pro- 
fessor GREGORY in Melbourne, von nun an in Edinburg, verdanke, konnte 
ich leider nicht erhalten; ich möchte sie aber doch hier anführen. 
OFFICER, C. G. W., The Discovery of Supposed Human Footprints 

on Aeolian Rock at Warnambool. Viect. Nat. 9. 1892. 8. 32—39. 
PRITCHARD, G.B. The Sand Dunes of the Coast. Geelong Naturalist. 

4. N. 3. March. 1895. S. 43 etc. 

Alleged Traces of Primitive Man. Austral. Min. Stand. 31. S. 230 — 

251, 273—274. Melbourne. 1904. 


‘ 


110 


aber auch die zweite richtig ist, daß jenes Skelet eines Hundes 
in wirklich tertiären Schichten gefunden wurde, das entzieht sich 
für mich der Beurteilung; und es ist zu hoffen, dal) eine so über- 
aus wichtige Frage bald eingehender, nämlich durch Aufführung 
der Beweise für das jung tertiäre Alter der fraglichen Schichten, 
behandelt werden möchte. !) 

Die Angaben über das Alter der“Schichten, in welchen man 
die fraglichen Menschen-Fußspuren fand, lauten sehr verschieden. 
Bonwick?) sagt, daß der Kalkstein der Warnambool- und Port 
Fairy-Distrikte dem Tertiär angehöre und derselben Entstehungs- 
weise sei wie die Kalke, die entlang der ganzen Küste von Süd- 
Australien, mit gewissen Unterbrechungen durch vulkanische Ge- 
steine, auf Tausende von miles sich hinziehen. 

Angaben Anderer lauten sogar auf Miocän, wieder Anderer 
auf Pleistocän; doch fand ich in den eitierten Schriften keine 
Begründung dieser Angaben, namentlich keine spezifische Be- 
stimmung der marinen Muscheln, welche sich in dem, den frag- 
lichen Sandstein überlagernden Kalksteine gefunden haben. Selbst 
die aufgeführten Gattungsnamen sind z. T. mißhandelt. Es werden 
namhaft gemacht, außer Terebratula noch „Echtinus, Nautilus und 
Pecten.“ Auf das Alter läßt sich hieraus also kein Schluß ziehen, 
wenngleich in europäischen Ablagerungen das Auftreten von 
Terebratula, Echinus und Nautilus eher für ein tertiäres als für 
ein quartäres sprechen könnte. 

Eine Prüfung des nach ArcHIBALD hier wiedergegebenen 
Profiles bei Warnambool scheint mir nun die im folgenden dar- 
gelegten Schlüsse zu gestatten. Von oben nach unten gliedert sich 
das Profil in folgender Weise: 

1) Waldboden. 

2), Bon: 

3) Vulkanisches Gestein. 

4) Kalksteinlager, zuoberst mit marinen Muscheln. 

5) Kalkhaltiger Sandstein mit Fußspuren vom Menschen, 

Emu und Dingo. Bei Tower Hill in 60 Fuß Tiefe ein 
Dingo-Skelet. 


!) Erwähnenswert ist vielleicht eine weitere Mitteilung (a. a. O. 1. 
N. 1. 1898 S. 41), nach welcher bei Peak Hill, in einem behufs Gold- 
graben gemachten Digging, 200 Fuß unter der Erdoberfläche eine ge- 
schlagene Feuersteinaxt von einem Goldgräber gefunden worden sein 
sol. Das Gestein war derselbe harte, weiße Ton, in welchem dort 
das Gold liest. Uberaus unsicher will aber der Hinweis erscheinen, 
daß dieser Ton dem Geschiebelehm Europas ähnlich, daher diesem 
wohl gleichaltrig sei, daß daher dieser Axt, bez. dem Menschen, der 
sie machte, ein diluviales Alter zukomme. 

?) Science of Man and Australasian anthropological journal 1. N. 1 
SYDNEY 1898, S. 86. 


115 


Über die Gesamtmächtigkeit dieser Ablagerung fehlen genauere 
Angaben; doch kann man aus der Abbildung 1, bei ArCHIBALD, 
ersehen, daß der Sandstein keineswegs geringmächtig ist; 
und von Haruıwerıs Steinbruch wird direkt angegeben, daß in 
dem festen Sandsteine in 25 Fuß Tiefe Reste von Asche und 
Kohlen gefunden wurden, während man an einer anderen Örtlich- 
keit solche Feuerspuren sogar erst in 60 Fuß Tiefe traf. 

Immerhin zeigt sich also, daß allein schon der Sandstein, in 
welchem die fraglichen Menschenspuren auftreten, eine ansehnliche 
Mächtigkeit besitzt; und eine solche bedingt wiederum ein nicht zu 
geringes Alter der Ablagerung, vorausgesetzt, daß es sich um ein 
marines Sediment handelt. In der Tat ist das Gestein, wie Herr 
Sanitätsrat Dr. med. Ausgere in Cassel zeigen wird, ein Fora- 
miniferensand bez. -Kalk. Nun wird freilich in dem oben citierten 
Berichte gesagt, daß eine Dünenbildung vorliege; und eine solche 
würde sich natürlich in relativ kurzer Zeit zu der Mächtigkeit von 
über 60 Fuß anhäufen können. 

So recht überzeugend will mir indessen die echte Dünen- 
natur dieses Foraminiferensandsteines nicht erscheinen. Die an- 
scheinend vorhandene deutliche Schichtung spricht nicht sehr 
dafür; und direkt dagegen spricht der fernere Umstand, daß in 
trocknem, losem, durch Wind aufgehäuftem Dünensande sich 
schwerlich so verschiedenartige und so häufige Tier- und 
Menschenspuren hätten erhalten können. Dazu bedurfte es doch 
eines mehr feuchten Sandes, wie man ihn hart am Strande findet. 
Der Ausdruck „Strandbildung* dürfte daher eine richtigere Vor- 
stellung erwecken, als der Ausdruck „Düne“, bei dem man ge- 
neigt ist, mehr an ein dem Meere bereits ganz Entrücktes zu denken. 

Es scheint also die nicht unbedeutende Mächtigkeit des 
Sandsteines immerhin dafür zu sprechen, daß zu seiner Ablagerung 
eine nicht ganz unbedeutende Zeit nötig gewesen ist; dazu aber 
gesellen sich noch weitere Momente, aus welchen gleichfalls her- 
vorgeht, daß auch seit seiner Ablagerung noch sehr viel mehr 
ein längerer Zeitraum verstrichen sein muß. Dieselben gehen aus 
dem oben mitgeteilten Profile hervor. 

Zunächst ist der Sand, nachdem die ersten Feuer- etc. 
Spuren in ihm entstanden waren, noch 60 Fuß mächtiger ge- 
worden. Dann ist er unter den Meeresspiegel hinabgesunken, 
tief und lange genug, daß über ihm sich die Kalkablagerung, 
N 4, bilden konnte, in welcher die marinen Versteinerungen 
liegen. Darauf ist das vulkanische Gestein darüber gebreitet, und 
gleichzeitig oder vorher bezw. nachher die ganze Ablagerung 
wieder gehoben, aufgerichtet und der Sand zum festen Sandstein 
verkittet worden. 


119 


Wenn also auf der einen Seite durch jene oben genannten 
Versteinerungen der Beweis eines auch nur jungtertiären Alters 
nicht erbracht worden ist, so scheint mir auf der anderen Seite 
doch aus den soeben angeführten Gründen hervorzugehen, daß 
der Sandstein kein so sehr jugendliches Alter besitzen kann. 
Ob ein altquartäres oder ein noch älteres, das freilich entzieht 
sich für mich der Beurteilung. 

Ein Grund jedoch ist vorhanden, welcher, im Gegensatze zu 
dem Gefolgerten, für ein jugendlicheres Alter der ganzen Ab- 
lagerung sprechen könnte: An anderen Lokalitäten, aber eben- 
falls nahe Warnambool und, wie gesagt wird, in demselben Sand- 
'steine, haben zich zwei große und andere, wohl kleinere, Äxte 
aus Basalt gefunden. Äxte' das würden also vielleicht nicht 
einmal paläolithische, primitive Waffen sein, sondern gar neo- 
lithische, falls man nicht ganz beliebig für die australische 
Menschheit einen rascheren, frühreiferen Entwicklungsgang an- 
nehmen will, als für die übrige Menschheit; und dazu liegt doch 
bisher nicht der mindeste Grund vor. 

Aus diesem Widerspruche könnte nur die Annahme befreien, 
daß diese Äxte nicht, wie die Feuer- und Fußspuren, ursprüng- 
lich in den Sandstein gebettet worden sind, sondern daß sie aus 
Gräbern stammen, die nachträglich in dem Sandstein gemacht 
wurden. 

Ist das nicht der Fall, liegen sie in diesem Sandsteine 
auf primärer Lagerstätte, dann könnten auch die fraglichen Fuß- 
spuren bei Warnambool höchstens jungdiluvialen Alters sein. Das 
sind Widersprüche, die sich nur an Ort und Stelle lösen lassen. 

Was nun Jie Fährten selbst anbetrifft (Fig. 3, S. 115), 
welche mir nur aus der verkleinerten Photographie bekannt. sind, 
so lassen sich Zehen an denselben anscheinend nicht unter- 
scheiden. Darin liest ein Gegensatz zu allen anderen von mir 
wiedergegebenen Fußspuren. Der Umriß erinnert freilich an den 
Menschen mehr als an ein anderes Wesen. Die angeblichen 
Gesäß-Eindrücke entbehren aber der Kerbe, liegen auch nicht 
hinter, sondern etwas seitlich von den zugehörigen Fußspuren. 

Herr Professor GreGory in Melbourne legt diesen Spuren, 
wie ich einem freundlichen Schreiben desselben entnehmen darf, 
keine Beziehung zum Menschen bei; er hat dieselben freilich nicht 
selbst gesehen. 

Da gerade in neuester Zeit SCHORTENSACK für das hohe 
Alter des Menschengeschlechtes in Australien eingetreten ist, SO 
interessiert wohl die völlig gegenteilige Ansicht, zu welcher Herr 
GreGorY als Geolog durch seinen langen Aufenthalt in Australien 
hinsichtlich des Menschen in Victoria gelangt ist. Er hegt die 


120 


Überzeugung, daß Victoria seit nicht länger als 1000 -+ 50 
Prozent Jahren bevölkert sei. Hand in Hand mit dieser seiner 
Überzeugung geht dann natürlich die obige, daß jene Fährten 
von Warnambool nicht dem Menschen angehören. Ich glaube, 
den betreffenden Teil des Briefes!), welchen ich seiner Liebens- 
würdigkeit verdanke, hier nicht vorenthalten zu sollen. 

LAroy?) berichtet indessen, daß ErTHErıpeE in einer der 
Wellingtonhöhlen in Neu-Süd-Wales zwei menschliche Molaren, 
sitzend in einer Knochenbreccie, gefunden hat, welche auch Reste 
von .Diprotodon und Thylacoleo enthielt. Die Gleichzeitigkeit 
des australischen Menschen mit diesen ausgestorbenen quartären 
Tierformen würde nun freilich für ein relativ hohes Alter auch 
des Menschen sprechen — vorausgesetzt, daß eben jene Mit- 
teilung von ETHERIDGE richtig sein sollte. 

WiLser’), welcher auf der Naturforscherversammlung zu 
Cassel die von Herrn ALsBRERG ausgestellten Gipsabgüsse dieser 
Fußspuren und Gesäßeindrücke von Warnambool gesehen hat, 


t) „After consideration of the evidence my impression is that man has 
been an extremely short time in Victoria, say 1000 years, __ 50 per cent. 
All our human records are in most superficial deposits. No country 
in the world has had its gravels searched as ours have been. You 
can find stretehes of these gravels for hundreds of acres, turned up, 
and the underlying surface exposed. The work was done by men, very 
keen observers, many of whom took great interest in the aborigines. 
But except on the surface layer, no reliable human implements have 
ever been found. In our sand dunes we find old camping grounds upon 
the hardened dune surface, but it is only in the top surface that abor- 
iginal remains occur. Old dune surfaces, in places where the aborigin- 
es would first have camped, and which probably were not formed 500 
years ago, are quite barren of human remains. The slight distance 
which the aborigines penetrated into our forests also suggests their 
conparatively recent arrival. If they had been in the country for a 
prolonged period we should probably have had specialized hill tribes.“ 

„Many of our volcanic rocks are very recent date; we have craters 
in excellent preservation. There are stories, said to be evidence of 
the aborigines having seen the eruptions; these all break down on 
examination and none of them refer to the most recent of our volcanoes. 
None of the names of those mountains have any reference to fire or 
smoke, the names indicate that the mountains were in their present 
conditions when natives first saw them. Considering the extravagant 
untidiness with which the aborigines scattered flint chips around their 
camps it seems to me inconceivable that we should not find abundance 
of these chips in our lower dunes, and our gravels, if man had been 
alive during their deposition. I have seen myself no traces of worked 
stones or other traces of man in the Warrnambool sandstones, which 
are a series of dune limestones.“ 

?) I,’antiquite de l’homme en Australie. L’Antropologie. Paris 1902. 
S. 41b. 

°) Die Germanen. Eisenach, Thüringische Verlagsanstalt S. 22. 
Anm. 25. 


121 


spricht sich ebenfalls dahin aus, daß ihm, wie anderen auch, 
kein zwingender Grund, dieselben auf den Menschen zurückzu- 
führen, vorzuliegen scheine. Er kommt also zu demselben Urteile, 
welches Herr GrEGoRY ausgesprochen hat. 

Wenn aber Wırser das Alter des betreffenden Gesteines, 
gleichviel, ob es nun ein Sandstein oder ein Kalkstein ist, auf 
„vielleicht nur wenige Jahrhunderte“ beziffert, so ist angesichts der 
oben gegebenen Darlegung eine solche Ansicht entschieden irrtümlich. 

Herr Sanitätsrat Dr. ALsSBERG, der im Gegensatze zu jener 
Auffassung, bereits in Cassel die menschliche Natur dieser Fährten 
vertreten hat, gedenkt auf der diesjährigen Naturforscherver- 
sammlung (1904) in Greifswald die Zugehörigkeit zum Menschen 
weiter zu vertreten.!) | 

Wie zufällige Bildungen oder wie Kunstprodukte wollen mir 
diese Fußfährten nicht erscheinen; irgend einem lebenden Wesen 
sind sie doch wohl zuzuschreiben. Menschenaften, an die man 
nächst dem Menschen denken könnte, sind, bisher wenigstens, fossil 
in Australien nicht bekannt geworden. Auf den Sunda-Inseln leben 
sie aber noch heute, und in jungtertiärer bez. altdiluvialer Zeit 
hat auf Java der vielumstrittene Prthecanthropus gelebt, der — 
sei er nun Mensch oder Menschenaffe, oder Bindeglied zwischen 
beiden, oder Bastard von beiden?) — eine ansehnliche Größe 
sehabt haben muß. Könnte man an ihn denken? 


Fragliche Fussspuren aus Deutsch-Südwest-Afrika. 


Ganz kürzlich sind in einem dritten Erdteile Fußspuren ge- 
funden worden, welche ebenfalls dem Menschen angehören sollten. 
Herr Dr. Pıuz Ronrsacn, deutscher Reichskommissar für das An- 
siedlungswesen in Deutsch-Südwestafrika, hat dieselben dort ent- 
deckt und zunächst in Löschpapier abgeklatscht, da er erst 
weiterer Hilfe bedurfte, um die Spuren aus dem Gesteine heraus- 
zuarbeiten und an die Küste zu transportieren. 

Diese Abklatsche sind, mit einem Briefe an den Assistenten 
an der geologisch-paläontologischen Sammlung Herrn E. KırscHstein, 
in den Besitz unseres Museums gelangt; auch ein Abklatsch der 
Fußspur eines Zweihufers und ein Gesteinsstück mit der Fußspur 
eines anderen, etwas kleineren Zweihufers sind hier eingetroffen, 
Leider aber sind gerade die „Menschen“spuren, obgleich sie 


', Es sei mir an dieser Stelle gestattet, dem genannten Herrn 
Dank zu sagen, für die Liebenswürdigkeit, mit welcher er den Gips- 
abguß der Fährten, ihre Photographie und Dokumente über diesen 
Fund unserer Sammlung übermachen will. 

?) W. BrAnco, Der fossile Mensch. Verhandl. d. V. International. 
Zoologen-Kongresses Berlin 1901, Sep.-Abdr. S. 23. 


122 


nnd 


später doch noch, wie ein weiterer Brief meldet, vom Gesteine 
abgelöst, verpackt und an die Küste geschickt wurden, bisher 
nicht angelangt. Da nun der betreffende Dampfer, der sie hätte 
bringen müssen, ohne dieselben angekommen ist, während andere 
Sendungen aus dieser Zeit richtig in Empfang genommen werden 
konnten, so scheint leider gerade diese so interessante Sendung 
in den jetzigen Wirren verloren gegangen zu sein. Ich gebe 
daher im folgenden eine Abbildung der genannten Abklatsche 
und eine kurze Besprechung derselben. 

Herr Dr. RonrBacH schreibt über diese Funde unter dem 


12. Dezember 1903 von der a Gaub, der Gegend 


von Grootfontein: 

Die beiden Menschenfährten wurden in demselben Gestein 
wie die Tierfährten gefunden; aber nicht au derselben Stelle, 
sondern an zwei verschiedenen Orten, deren jeder etwa eine halbe 
Reitstunde von Gaub entfernt lag. 

„Die Spuren, auch die beiden menschlichen, von denen ich 
Ihnen Abklatsch sandte, liegen alle zweifellos auf gefalteten 
Schichten; das Gestein, in dem sie zu sehen sind, ist dasselbe 
wie das, aus dem das ganze umliegende Gebirge aufgebaut ist; 
einzelne der Schichten, auf denen Spuren zu sehen sind, er- 
scheinen außerordentlich steil gestellt — die meisten aber in 
einem Winkel von 10—20° Die Streichungsrichtungen sind 
verschieden. Die angeblichen Spuren in einer Höhle haben sich 
als Buschmannszeichnungen herausgestellt. An dem paläontolo- 
gischen Charakter der Spuren ist meines Erachtens jeder Zweifel 
ausgeschlossen. * 

Die in diesem Briefe erwähnte Erscheinung, daß einzelne 
Schichten so sehr viel steiler als alle anderen sind, ist vielleicht 
am einfachsten dahin zu erklären, daß Herr Roursack nicht 
einzelne Schichten, sondern einzelne Schollen meint und daß 
letztere am Gehänge abgerutscht und infolgedessen so steil auf- 
gerichtet sind. 

Das Gestein selbst, von dem ein großes Stück vorliegt, 
erweist sich als ein grobkörniger Sandstein, welcher aus Körnern 
von Quarz und von rötlichem, verwittertem Freldspate, dem Aus- 
sehen nach Orthoklas, besteht. Dieser Sandstein scheint mithin 
aus der Zerstörung von Granit oder Gneis hervorgegangen zu 
sein. Er besitzt ziemliche Festigkeit und ist an seiner Ober- 
fläche mit einer dicken Verwitterungsrinde bedeckt, in welche die 
sogleich zu besprechende Fußfährte eingesenkt liegt. 

Was nun diese Fußspur anbetrifft, die mir im Gesteine, 
also in natura vorliegt, so handelt es sich anscheinend um eine 
Tierfährte, Der Wiederkäuer-Charakter tritt unverkennbar hervor, 


123 


cf 
— 


Fig. 4. Antilopen-Spur. 


da beide Hufe und die sie trennende Spalte deutlich zu erkennen sind. 

Die obige Abbildung zeigt das vielleicht weniger klar, als 
der Gipsabguß das tut, welch’ letzterer ein Bild der Unteransicht 
der betreffenden Hufe gibt. 

Diese Fährte mißt 8 cm von vorn nach hinten und 5 cm 
von rechts nach links. Sie stimmt, wie Herr Marscnuız im geo- 
logischen Museum freundlichst durch Vergleich feststellte, mit 
den Hufen eines Tieres, wie die heutige Kudu-Antilope es ist, 
überein; sie ist jedoch sehr wenig vertieft. 

Die andere Tierfährte liegt nur im Abklatsch vor; obwohl etwas 
vom hinteren Ende abgebrochen ist, mißt doch ihr größter 
Durchmesser von vorn nach hinten 12 cm, derjenige von rechts 
nach links 10 cm. Es handelt sich hier also um einen größeren 
Zweihufer, als vorher. Ist auch der Abklatsch nicht sehr scharf, 
so zeigt er doch deutlich die Spalte zwischen den beiden Hufen. 

Die beiden „menschlichen“ Fährten liegen, wie gesagt, nur 
im Abklatsch vor, und dieser hat auf der Seereise etwas an 
Deutlichkeit eingebüßt. Es läßt sich somit der Umriß leider 
nicht mit völliger Sicherheit an allen Stellen wiedergeben. Ich 
bemerke daher, wie außerordentlich schwer es ist, einen solchen 
nicht völlig scharf umrandeten Abklatsch mit dem Bleistifte 
völlig objektiv zu umziehen, weil gar zu leicht das subjek- 
tive Gefühl für die wohlbekannte Form die Hand regiert. Ich 
kann daher eine Garantie für die völlige Richtigkeit des Ver- 
laufes der Umrandung nicht geben, sondern nur sagen, daß ich 
mich bemüht habe den Bleistiftstrich da zu ziehen, wo das Pa- 
pier die Spur erkennen ließ. 

Deutlich jedenfalls läßt sich erkennen, daß beide Fährten 
Zehen besitzen, daß die eine, innere Zehe größer ist, als die 
anderen; daß der eine Fuß schmal und länger, der andere auf- 


fallend kurz und breit erscheint; daß endlich der lange Fuß 
Fig. 5) 5 Zehen, der kurze (Fig. 6) jedoch 6 besitzt.- 


Fig. 5. Afrika, lange Spur. Fig. 6. Kurze Spur, 6 Zehen. 


Die lange Spur (Fig. 5) gehört einem linken Fuße an; sie mißt 
21 bis 22 cm in die Länge und hat 6 cm Breite hinten am 
Hacken, 9,6 cm Breite vorn an den Zehen, Ein seitliches Vor- 
springen des Ballens ist nicht erkennbar, vielmehr scheint die 
große Zehe der am meisten seitlich vorspringende Punkt zu sein. 
Wohl aber ist die hinter der Gegend des Ballens erfolgende 
normale Einschnürung des Umrisses des Fußes unverkennbar; 
seine Breite mißt hier 5,6 cm, ist also nur etwas geringer als 
die Breite am Hacken. 


Ich stelle im folgenden die Maße dieser langen Fährte, 
sowie der später zu besprechenden kurzen, neben die der künst- 
lich hergestellten Fährte eines Mannes -von nur mittlerer Größe. 


Vergleichen wir die absolute Länge dieser langen Spur, 
21 cm, mit der eines Menschen, so ergibt sich, daß selbst diese 
lange Fährte noch so auffallend kurz ist, daß sie nur einem sehr 
kleinen Menschen angehört haben könnte. Indessen Pygmäen, 
deren es ja auch in Afrika gibt, wenngleich nicht jetzt in Deutsch- 
Südwest-Afrika, oder Kinder könnten ja als Urheber gedacht 
werden. 


| Künstliche | Fragliche | Fragliche 
Menschen lange kurze 
| Fussspur | Fährte. | Fährte. 

ANGST an! 2 cm 212 5.cm 

Breite vorn an den Zehen. . De) rn 0,0 „N 
Mr amp Ballen: au. war Ins U.® 5 D 
Fl inirderi Mitten sn Se 3.6 De, 
ı .ams Hackennı: Azım Sr, O0 6,4 „ 


Aber die Breiten-Dimensionen der Fußspur sind auffallend. 
Ich sagte schon, daß die größte Breite nicht am Ballen liegt, 
sondern vor, an den Zehen; und das kommt nicht etwa daher, 
daß die Zehen spreizen (S. 111), sondern daher, daß die äußere 
Grenzlinie der letzteren nicht, wie beim Menschen, in schräger 
Richtung von innen-vorn nach außen-hinten (also von der 
sroßen zur kleinen Zehe) verläuft, sonden in gerader Richtung, 
somit senkrecht zur Längsaxe des Fußes. Das ist höchst auf- 
fallend für eine angebliche Menschenspur. 

Sodann aber fällt es auf, daß diese Breite über die Zehen 
(9,6 em) nicht übertroffen wird von der Breite in der Gegend 
des Ballens, sondern daß letztere im Gegenteil geringer ist 
(7,5 em). Auf solche Weise tritt der Ballen gar nicht als 
solcher hervor, was wiederum höchst auffallend ist bei einem 
Menschenfuße, der durch Barfußgehen wohl gerade recht breit 
ausgetreten sein müßte. 

Die Breite von der schmalsten Stelle der Fährte (5,6 cm) 
ist gering, ebenso die am Hacken (6 cm); denn diese Dimension 
beträgt nur den O,27ten Teil der Länge des Fußes. 

Zum Vergleich stellte ich oben die Maße der künstlichen 
Fußspur eines Mannes mittlerer Größe daneben. 

Es ergibt sich, daß die fragliche, fossile, lange Fährte in 
allen absoluten Dimensionen, aber auch in den relativen von der 
menschlichen ziemlich stark abweicht. 

Natürlich darf man bei der Vergleichung nicht vergessen, 
daß der Fuß eines Kulturmenschen notwendig etwas anders sein 
wird als der eines Wilden. Wie relativ stark diese Abweichung 
sein kann, hat Anrnony?) dargetan, indem er den Fuß des 
Negers mit dem des Kulturmenschen, zugleich aber auch mit dem 


!) Diese Breite ist senkrecht zur Längenausdehnung des Fußes 
. gemessen, da die fossile lange Fährte das bedingte, indem hier die 
äußere Zehenlinie nicht schräg, sondern senkrecht zur Längs- 
ausdehnung des Fußes verläuft. 

2, L’evolution du pied humain. Bull. soc. d’Anthropologie de 
Paris 1902. S. 818—35. 


126 


der Anthropomorphen verglichen hat. Es zeigte sich, daß von 
dem Fuße des Menschenaffen, durch den des Negers, zu dem 
des Kulturmenschen sich eine Reihe von Verschiedenheiten fest- 
stellen läßt, in welcher der Neger den Ubergang zwischen den 
beiden anderen Typen bildet. 

Nach Antnony ist bei dem Neger die große Zehe noch 
besser entwickelt als beim Europäer, da infolge von Nicht- 
scbrauch eine Verschmälerung eintritt. Auch geht die Längs- 
axe des Fußes beim Menschenaffen durch die dritte Zehe, beim 
Europäer durch die zweite (sie kann indessen auch durch die 
sroße Zehe verlaufen); und der Negerfuß zeigt nach Ax'tHony 
ein Verhalten, das zwischen jenen beiden liest. Die anderen 
Verschiedenheiten?) würden sich an einer fossilen Fußspur nicht 
erkennen lassen. 

Nun könnten im vorliegenden Falle allerdings kaum Neger 
in Frage kommen; aber es dürfte von den Buschleuten und 
Kaffern doch auch so viel gelten, daß ihr Fuß nicht der des 
Kulturmenschen sein wird. Der Vergleich ist folglich nur mit 
Vorsicht zu ziehen. Wilde wie Kulturmenschen haben indessen 
doch das gemeinsam, daß ihre äußere Zehenlinie nicht senkrecht 
zur Längsaxe des Fußes verläuft, wie das eben doch bei der in 
Fig. 5 abgebildeten fraglichen Fußspur der Fall ist, sondern 
schräg, da ungefähr die zweite Zehe am längsten, die fünfte am 
kürzesten ist. 

Das Gegenteil dieser langen fossilen Fährte bildet die kurze 
Fährte eines rechten Fußes, Fig. 6, deren Maße ich in der 
Tabelle bereits angegeben habe. War schon die lange Fährte 
kürzer als die eines Mannes mittlerer Größe, so ist diese kurze 
mit 17,5 em Länge so kurz, daß sie, falls menschlich, kaum 
einem Pygmäen angehören würde. | 

Nun ist allerdings von Herrn Dr. Ronrsachns Hand auf 
dem Abklatsch bemerkt, daß an dieser Fährte der Hacken ab- 
gebrochen sei, sodaß sie in Wirklichkeit länger sein müßte. Ich 
vermag jedoch an dem Abklatsch gerade dort, wo der Hacken 
ist, keinen Abbruch zu erkennen, sondern nur seitlich, da, wo 
ich die Linie punktiert gezogen habe. 

Die äußere Grenzlinie der Zehen verläuft hier entschieden 
etwas schräger, also menschenähnlicher, als das bei der langen 


2 


”) Es finden sich noch andere Unterschiede: Beim Neger liegt 
der ganze Fuß glatt auf dem Boden, während er sich beim Europäer 
aufwölbt, sodaß nur nach vorn die zweite und dritte Phalanx, hinten 
der distale Teil des Calcaneus den Boden berühren, der dazwischen 
liegende Teil des Fußes aber schon nicht mehr. Damit Hand in 
Hand geht auch eine Umgestaltung der Gelenkflächen des Calcaneus 
und Astraealus, 


127 


Fährte der Fall it. Aber — es sind deutlich sechs Zehen 
vorhanden, wodurch natürlich die Breite über die Zehen relativ 
noch viel größer wird, als bei der langen Fährte; denn wir 
haben hier das Verhältnis 10 :17,5, dagegen bei der langen 
Fährte nur 9,6:21. Auch Herr Roursacnh hat auf dem Ab- 
klatsche vermerkt, daß der Fuß sechs Zehen habe. Ein Irrtum ist 
somit ausgeschlossen. 

Im Gegensatze zu der langen Fährte, welcher der vor- 
springende Ballen ganz fehlt, springt bei der kurzen der Ballen 
überaus kräftig vor. Die dahinterfolgende Einschnürung des 
Fußes ist infolgedessen sehr bemerkbar; aber das ist nur auf 
der Innenseite der Fall, denn auf der Außenseite scheint die 
Grenzlinie des Fußes, wie ich sie ‚erkennen zu müssen glaube, 
so auffallend gerade zu verlaufen, daß hier entweder der Ab- 
klatsch Schaden gelitten hat, oder daß eben hier die von Herrn 
Dr. RonursacH gemeinte Abbruchsstelle sich befindet. 

Sucht man nun eine generische Bestimmung der beiden 
Fährten vorzunehmen, so ergeben sich große Schwierigkeiten. 

Bei der langen Fährte, Fig. 5, sprechen das völlige Fehlen 
eines vorspringenden Ballens, das namentlich bei einem durch 
Barfußgehen ausgetretenen Fuße auffallend wäre, vor allem aber 
der gerade Verlauf der Zehenlinie entschieden gegen den Menschen. 
Eine derartige Zehenlinie hat kein Mensch; entweder die große 
oder die zweite Zehe springen am weitesten vor, die kleine Zehe 
bleibt am weitesten zurück. 

Bei der kurzen Fährte sind diese Einwürfe nicht zu machen. 
Der Ballen springt sehr, fast abnorm stark hervor, jedenfalls so 
stark, daß der in Fig. 6 wiedergegebene Umriß sogar denselben 
Eindruck erweckt, als wenn man einen Fuß in verkürzter Ansicht 
gezeichnet hätte. Auch der zu fordernde schräge Verlauf der 
Zehenlinie ist hier vorhanden. Aber die abnorme Kürze des 
Fußes spricht gegen den Menschen, und vollends tut das die 
eigentümliche Grenzlinie auf ihrer rechten Seite. 

Frägt man sich nun, ob etwa und wie weit diese Fährten 
zu Menschenaffen in Beziehung gebracht werden könnten, so 
würden überhaupt doch wohl nur Schimpanse und Gorilla, die 
beiden afrikanischen Arten, in Frage kommen. 

Hier spricht sofort gegen Affen der Umstand, daß bei beiden 
Fährten die große Zehe den anderen anliegt; wogegen beim 
Affen die opponierbare, große Zche, soviel ich sehen kann, auch 
beim Gehen von den übrigen Zehen abgespreizt ist. Eine Affen- 
fährte müßte dies also mehr oder weniger zeigen. Da es 
durchaus nicht der Fall ist, so fällt der Gedanke an Affen 
eigentlich bereits damit fort. 


123 


Auch ein weiteres Merkmal spricht mindestens gegen den 
Schimpanse. Dieser tritt, wenn er auf ebenem Boden geht, nicht 
gleichmäßig mit der vollen Fläche des Fußes, sondern stärker 
mit der äußeren Kante desselben auf. Viele Menschen verhalten 
sich zwar bekanntlich etwas ähnlich, wie sich an den nach außen 
schief getretenen Absätzen des Schuhwerks verrät; aber das 
findet doch nur in ganz geringem Maße statt, sodaß es auf 
der Fährte eines solchen Menschen kaum zum Ausdruck gelangen 
würde. Bei einem Schimpansen dagegen müßte die Fußfährte 
dadurch schmaler und zugleich an der Außenseite tiefer werden 
als an der Innenseite. Da die Affen nun schon an sich durch 
sehr lange, schmale Füße und Hände gekennzeichnet sind, so 
müßte durch jene, infolge des seitlichen Auftretens erfolgende 
Verschmälerung der Fährte diese letztere noch schmaler werden. 

Ich kann aber auf den Abklatschen weder von einer solchen 
Vertiefung längs der Außenseite etwas entdecken, was indessen 
doch nur auf dem Steine, nicht aber auf dem Abklatsch, sichtbar 
zu sein brauchte, noch zeigt sich die Fährte in solchem Grade schmal, 
wie man das nach dem oben gesagten erwarten sollte. 

Wie sich Gorilla in dieser Hinsicht verhält, ist mir nicht 
bekannt, da er ja so viel seltener in Europa zu sehen ist, als 
Schimpanse. Im Breslauer zoologischen Garten befindet sich in- 
dessen ein erwachsenes Gorilla-Weib, welches, wie ich der freund- 
lichen Mitteilung des Herrn Direktor Dr. Hrcx vom Berliner 
zoologischen Garten, entnehmen darf, nicht stärker mit der 
Außenseite, sondern gleichmäßig mit dem flachen Fuße auf- 
treten soll. | 

Auch ein drittes Merkmal wäre zu beachten. Da diese 
Affen nur ausnahmsweise aufrecht gehen, !) so müßten auch die 
Eindrücke ihrer Hand auf den Gesteinsplatten sichtbar sein. Deren 
Eindrücke aber würden sich infolge ihres völlig anderen Aus- 
sehens leicht als solche verraten; denn diese Affen, mindestens 
der Schimpanse, gehen auf der zweiten Phalanx des zweiten, dritten, 
(vierten, fünften) Fingers ihrer zusammengeballten Hand und auf 
dem Endgliede des Daumens. Eine solche Fährte würde nichts 
einer Hand Ähnliches an sich haben. 

Leider kann ich über Vorhandensein oder Fehlen solcher 
Hand-Fährten in dem betreffenden Gesteine nichts aussagen. 
Man könnte vielleicht meinen, daß, wenn sie im Gestein sichtbar 
gewesen wären, Herr Dr. RourgacHh sie gleichfalls mit abge- 
klatscht haben würde. Da aber eine solche nur mit der 


') Hylobates tut das relativ öfter, aber diese asiatische Form kann 
hier wohl nicht in Betracht kommen. 


129 


zweiten Phalanx und dem Daumen-Endgliede gemachte Handfährte 
garnichts Hand-Ähnliches an sich haben würde, so läßt sich wohl 
annehmen, daß derartige, wenn ich so sagen darf, unartikulierte 
Fährten unberücksichtigt geblieben sein würden. ; 

So bemerkenswert das Auftreten einer sechsten Zehe an der 
kurzen Fährte darum ist, weil es doch immerhin einen seltenen: 
Zufall bedeuten würde, daß gerade ein mit solcher Abnormität ver- 
sehenes Wesen eine Fährte hinterließ — für die Aufklärung 
dieser Fährte ist das ohne Belang. 

Beim Menschen ist Polydactylie durchaus keine so seltene 
Erscheinung; sie wird nur vielfach als etwas zu Verheimlichendes 
angesehen und durch Operation zum Verschwinden gebracht, also 
künstlich, scheinbar sehr selten gemacht. Aber auch beim Affen 
ist sie anscheinend nicht so selten, wie sich daraus schließen 
läßt, daß trotz der gegenüber der Zahl der untersuchten Menschen 
verschwindend geringen Zahl untersuchter Affen verschiedentliche 
Fälle beim Affen bekannt sind. Ich verdanke Herrn Professor 
Tornıer den Hinweis auf das unten zitierte Werk BarTksons, 
in welchem der Polydactylie, auch bei Affen, eingehende Be- 
trachtung zuteil wird. Barzson!) unterscheidet ganz allgemein die 
folgenden Fälle, die sich auf Hand und Fuß beziehen: 

1. Auftreten eines einzigen überzähligen, vollständigen oder 
unvollständigen Fingers, der an der Außenseite des kleinen Fingers 
auftritt, und zwar 

a) entweder in gleicher Reihe mit den anderen, 
b) oder in anderer Stellung. 

2. Verdoppelung einzelner Finger, besonders entweder des 
Daumens oder des kleinen Fingers. 

3. Kombination dieser beiden Fälle. 

4. Außergewöhnliche Fälle. 

Die gewöhnlichste Form ist die suab 1 bezeichnete; und 
gerade eine solche scheint bei der in Fig. 6 auf S. 124 wiederge- 
gebenen fossilen Fährte vorzuliegen. Die große Zehe derselben 
ist deutlich als solche zu erkennen; bei den anderen ist keinerlei 
Störung in der Reihenfolge zu sehen. Man wird daher wohl an- 
nehmen können, daß hier als überzählige Zehe die letzte der 
Reihe, also eine außerhalb der kleinen Zehe gelegenen anzusehen 
ist. . Da dieselbe zwar in Reih und Glied mit den anderen steht, 
aber der Fuß hinter ihr schmaler als die Zehenreihe ist, so wird 
man vielleicht weiter annehmen dürfen, daß sie nicht vermittels 
eines sechsten Metatarsus an der Fußwurzel, sondern daß sie 


!) Materials for the study of variation. London. Macmillan 1894. 
7230,97 8. 341, 842. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1904. J 


150 


nur am distalen Ende des fünften Metatarsus hing; denn bei 
Vorhandensein auch eines sechsten Metatarsus würde der Fuß etwas 
breiter als die Zehenreihe sein müssen. 

Derartiges ist nun ebenso vom Menschen, wie vom Menschen- 
affen bekannt. Bareson erwähnt von letzteren einen Aylobates 
leuciscus und einen Orang-utan. Bei dem letzteren saß die sechste 
Zehe an der Innenseite der kleinen Zehe, bei dem ersteren an 
der Außenseite; er citiert auch einen neunzehigen Macacus. 

Es läßt sich somit aus dieser Sechszehigkeit der 
fossilen Fährte weder für noch gegen den Affen bez. 
Menschen ein Beweis ableiten. 

Auf Grund der anderen Merkmale aber ergab sich, 
daß die lange Fährte keinem Menschen angehört haben 
kann; 

Daß die kurze Fährte dem Menschen eher, aber 
doch nur dann zugerechnet werden könnte, wenn sie 
länger wäre; denn Menschenfüße von solcher Kürze gibt 
es außer bei Krüppeln nicht. Sie kann daher ebenfalls 
kaum ein Menschenfuß sein; 

Daß beide Fährten schwerlich einem Affen angehört 
haben können; aber auch nicht einem anderen Sohlen- 
sänger, welcher etwa Krallen hatte — ganz abgesehen 
von der Frage, ob solche anderen Sohlengänger dort 
gelebt haben. 

Somit führt die Untersuchung dieser afrikanischen 
Fährten zu demselben Ergebnis, zu welchem die Be- 
trachtung der in Sibirien und an verschiedenen Orten 
von Nord-Amerika geführt hatte, daß nämlich die an- 
seblichen Menschenfährten nicht durch menschliche 
Füße hervorgerufen sein dürften. Ob dieses Ergebnis 
auch auf die aus Australien bekannt gewordenen Fuß- 
fährten ausgedehnt werden muß, oder ob hier wirklich 
menschliche Fußfährten vorliegen, entzieht sich meinem 
Urteil; umsomehr, als mir nur die Photographie, nicht 
der Abdruck bekannt sind. 


Nachschrift. Das Rätsel dieser auffallenden Fährten 
scheint sich in einfacher Weise zu lösen. Ein im letzten Augen- 
blicke eingetroffener Brief des Herrn Dr. RonrgBacn spricht es 
als wahrscheinlich aus, daß die Fährten künstlich sind, da bei 
erneutem Besuche der Örtlichkeit auch der Umriß eines Nil- 
pferdes auf dem Gestein gefunden wurde. 

Ob nun bloß die „Menschen-*, oder zugleich auch die 


151 


Wiederkäuer-Fährten künstlich sind, läßt sich schwer sagen. 
Denkbar wäre es immerhin, daß letztere natürlich, erstere künst- 
lich gemacht sein könnten; wahrscheinlich wäre indessen solche 
diphyletische Herkunft wohl nicht. 

Herr Dr. RonrsacH hält diese Kunsterzeugnisse für prä- 
historisch, sodaß dies die erste Kunde des vorgeschichtlichen 
Menschen jener Gegenden sein würde. 

Ich möchte hinzufügen!), daß im südlichen Oran und in der 
Sahara jetzt bereits fast fünfzig Stellen bekannt sind, an denen 
Zeichnungen verschiedenartigster Tiere, eingeritzt in das Gestein, 
sefunden wurden, welche ebenfalls dem neolithischen Menschen zu- 
geschrieben werden, Boviden, Antilopen, Ziege, Schaf, Hippo- 
potamus, Sus, Elephas, Rhinozeros, Pferd, Esel, Windhund, 
Schakal, Löwe, Panther, Gepard, Hyäne, Strauß, Bussard, 
Schnepfe. Zusammen 34 verschiedene, deutlich erkennbare Tier- 
formen — nur nicht der Mensch selbst. 

Herr Dr. Paur Ronrsaca schreibt aus Windhuk vom 
23. Juni 1904: 

„Bei nochmaliger eingehender Besichtigung der Fundstelle 
gelegentlich eines militärischen Patrouillenrittes im März d. J., 
an dem auch Bergingenieur GoTHMANnN in seiner Eigenschaft als 
Vicefeldwebel teilnahm, entdeckte ich nämlich nicht weit von der 
Felsplatte mit den Spuren das genau auf dieselbe Art. in das 
Gestein eingetiefte Bild eines Nilpferdes (ca. 15 cm lang und 
entsprechend hoch) — also ein zweifellos von Menschenhand 
herrührendes Gebildee Dazu kam, daß Herr Gorumann mich 
darüber aufklärte, daß ein großer Teil der Spuren, und zwar 
gerade die menschlichen, nicht auf einer Schichtfläche des 
Felsens, sondern auf einer zwar auffallend glatten, aber durch 
seitlichen resp. halbseitlichen Druck entstandenen, also sekundär 
gebildeten Fläche liegen. Damit fällt natürlich die Möglichkeit 
weg, daß sie während der Periode der Ablagerung der Schichten 
entstanden sein können — sie müssen menschliche Artefakte 
sein. Ein Teil der Spuren liegt allerdings ganz richtig auf der 
durch die Verwitterung blosgelegten Schichtoberfläche, aber wenn 
die eines künstlichen Ursprungs sind, werden es die anderen 
wahrscheinlich auch sein; die gleiche Wahrscheinlichkeit besteht 
sicher auch für die zweite etwas entferntere Fundstelle, die uns 


!) Wie ich dem neuesten der so verdienstlichen Referate 
M. SCHLOSSERS entnehme. Zoologie. Literaturbericht in Beziehung zur 
Anthropologie mit Einschluß der lebenden und fossilen Säugetiere für 
das Jahr 1901. Archiv f. Anthropologie. 

?) Flamand. Hadjrat Mektonbad ou les pierres &crites; premieres 
manifestations artistiques dans le Nord Africain. Lyon 1902. 8°, 


9* 


132 


zu besuchen leider nicht möglich war.“ 

„Die erste Fundstelle liegt an dem Flußweg der Ein- 
seborenen von Gaub zum 8 bis 9 Stunden entfernten Otjikotosee, 
und es befinden sich dort noch viele Hunderte ähnlicher Ein- 
arbeitungen in den Fels. Das Land ist von vagierenden Busch- 
leuten und sog. Klippkaffern bewohnt, und bekanntlich sind von den 
Buschleuten in Südafrika öfters Felsenzeichnungen und Malereien 
mit Röthel und dergl. Material zur Beobachtung gelangt. Dar- 
gestellt sind Menschen und Tiere. Hier aber handelt es sich 
um eine Skulptur im Gestein, wie solche ohne Eisen, das die 
Buschleute und Klippkaffern vor der europäischen Zeit nicht be- 
sessen haben, kaum hergestellt werden kann. Einzelne der 
Spuren sind mit der Zeit durch die Füße derer, die auf dem 
Pfad darübergingen, trotz der oberflächlichen Härte des Gesteins 
fast bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen, und wenn man bedenkt, 
daß nackte Eingeborenenfüße bei einem wahrscheinlich sehr ge- 
ringen Verkehr auf dem Pfade (das Land ist fast menschenleer, 
weil es sehr wasserarm ist) das zuwege gebracht haben, so muß 
man jedenfalls ein sehr hohes Alter dieser Arbeiten annehmen. 
Es ist dies aus dem deutschen südwestafrikanischen Schutzgebiet 
meines Wissens der erste „prähistorische* Fund. “!) 


23. Die grosse baltische Endmoräne und das Thorn- 
Eberswalder Haupttal. 


Eine Antwort an Herrn G. Maas. 


Von Herrn K. KEILHACK. 
Berlin, den 99. Juli 1904. 


In den Monatsberichten der Deutschen Geologischen Gesell- 
schaft 1904, No. 3, S. 40, veröffentlicht, Herr G. Maas unter 
dem Titel: „Zur Entwicklungsgeschichte des sog. Thorn - Ebers- 
walder Haupttales“ eine Reihe von Mitteilungen und Auf- 
fassungen, die im Wesentlichen auf eine Polemik gegen die von 
mir vertretenen Anschauungen über die Beziehungen zwischen 


!) Auch die Gesteinsstücke mit Fährten, unter denen jedoch 
nur die in Fig. 5 abgebildete lange Menschenfährte, nicht die 
kurze (Fig. 6) sich findet, sind im letzten Augenblicke noch eingetroffen. 
Ein Vergleich dieser langen Fußfährte mit der von mir auf Grund des 
Abklatsches gegebenen Abbildung (S. 124) ergibt, daß ich den Umriß 
des Abklatsches richtig erkannt hatte, sodaß also die dort nur punk- 
tiert gezogenen Linien als richtige zu gelten haben. 


153 


den großen ostwestlichen Urstromtälern und gewissen Stillstands- 
lagen des letzten Inlandeises hinauslaufen. Da Herr Maas seine 
Ausführungen selbst als „vorläufige Mitteilung“ bezeichnet und 
ein ausführliches Eingehen auf dieselben nur an der Hand einer 
größeren Karte möglich sein würde, so will ich mich bei der 
Abweisung der Maasschen Kritik gleichfalls tunlichst einschränken, 
indem ich mir eine eingehendere Widerlegung für die Zeit nach 
dem Erscheinen der angekündigten größeren Abhandlung des 
Herrn Maas vorbehalte. 

Herr Maas bestreitet im Wesentlichen zweierlei: 

1) die Einheitlichkeit der sog. Großen baltischen Endmoräne; 

2) die Einheitlichkeit des sog. Thorn-Eberswalder Haupt- 
tales. 

ad 1) Die Ausführungen des Herrn Maas haben meine 
Überzeugung von der Einheitlichkeit und gleichzeitigen Ent- 
stehung der großen baltischen Endmoräne, wie sie auf meiner 
„Geologisch - morphologischen Übersichtskarte der Provinz 
Pommern“ dargestellt ist, in keiner Weise erschüttern können. 
Eine Reihe der gewichtigsten Gründe sprechen für eine solche 
Einheitlichkeit und die von Herrn Maas neu entdeckten End- 
moränen und ihnen ähnlichen Bildungen sprechen durchaus nicht 
dagegen. Dafür spricht, daß a) diese Endmoräne in ihrer 
sanzen Ausdehnung, von Mecklenburg und der Uckermark bis in 
die Kassubai von einem breiten, zusammenhängenden Zuge von 
Grundmoränenlandschaft begleitet wird, daß b) diese Endmoräne 
auf der gleichen Strecke allenthalben auf der höchsten Erhebung 
des baltischen Höhenrückens liegt und mit der Wasserscheide 
außerordentlich genau zusammenfällt und daß c) sie außerordent- 
lich einheitlich, d. h. ganz ungeheuer überwiegend als Block- 
packung, zumeist in langgestreckten Wällen, entwickelt ist. 

a) Der enge Zusammenhang unserer Hauptendmoränenzüge 
mit der so außerordentlich charakteristischen Grundmoränen- 
landschaft ist längst erkannt und schon oft hervorgehoben, und 
ganz neuerdings erst hat Herr Struck in Lübeck in sehr ge- 
schickter Weise für die vollkommene Gleichartigkeit beider eine 
Lanze gebrochen. In Nordamerika versteht man bekanntlich 
unter „Terminal Moraine“ unsere kuppige Grundmoränenlandschaft 
einschließlich der mit ihr verbundenen Blockpackungen. Wenn 
also ein solcher Zug von Grundmoränenlandschaft sich in ab- 
solut ununterbrochenem Zusammenhange von der Oder bis zur 
Weichsel verfolgen läßt, und wenn überall mit diesem Zuge 
Blockpackungen verknüpft sind, so würde dies allein schon die 
Gleichzeitigkeit der Entstehung in hohem Grade wahrscheinlich 
machen. Nur an einer Stelle, südlich von Polzin und Bärwalde, 


154 


zweigt sich von der großen Endmoräne ein Zug von Moränen- 
landschaft in östlicher Richtung ab, aber er kommt nur bis 
mittewegs zwischen Neustettin und Hammerstein und endet dort 
an dem eine Meile breiten Küddow-Sandr. Auch diese einzige 
Abzweigung kann also als evtl. östliche Fortsetzung der Haupt- 
endmoräne nicht in Frage kommen. 

b) Die Lage dieser Endmoräne und des von ihr be- 
gleiteten Zuges von Grundmoränenlandschaft auf dem Kamme 
und der Wasserscheide der baltischen Seenplatte ist ein außer- 
ordentlich zwingender Beweis für ihre Einheitlichkeit und gleich- 
zeitige Entstehung. Das Zusammenfallen der Endmoräne mit 
der Wasserscheide, bezw. mit dem Zuge abflußloser Gebiete auf 
der Höhe der baltischen Seenplatte habe ich in PETERMAnNS 
Mitteilungen, 1891, S. 38 beschrieben und kartographisch dar- 
gestellt. 

c) Schließlich kommt die Einheitlichkeit dieser Endmoräne 
auch in ihrer gleichmäßigen Entwicklung als Blockpackung zum 
Ausdrucke, die sie als Resultat eines lange anhaltenden 
Stillstandes im Rückzuge des letzten Inlandeises deutlich 
kennzeichnet. Denn das ist sicher, daß wir unter den als End- 
moränen gedeuteten Bildungen Unterscheidungen zu treffen haben 
zwischen einfachen endmoränenartigen Randbildungen des sich 
zurückziehenden und gelegentlich einmal in diesem Rückzuge 
kurz pausierenden Eises, und zwischen den großartigen Block- 
packungen der Hauptendmoränen, die auf einen lange anhaltenden 
Stillstand in der Rückzugsbewegung schließen lassen. Es ist 
kein Zufall, daß die letzteren die Kämme unserer Höhenrücken 
krönen, während die ersteren, ohne orographisch besonders 
markiert zu sein, auf den Abdachungen der Höhenrücken verteilt 
sind und in ihrer Lage auch zur Hydrographie des Gebietes 
nur sehr untergeordnete Beziehungen aufweisen. 

Wie verhalten sich nun in den 3 angedeuteten Beziehungen 
die von Herrn Maas neu entdeckten Endmoränen, die nach der 
Meinung ihres Entdeckers die eigentlichen Hauptendmoränen 
des Landes nördlich der Warthe und Netze darstellen und die 
Fortsetzung einzelner Stücke meiner vermeintlichen baltischen 
Hauptendmoräne bilden sollen? 

Ich kann hier auf die zahlreichen von Herrn Maas in seiner 
letzten kleinen Schrift angedeuteten neuen Endmoränen nicht ein- 
gehen, weil sie erstens nicht genauer beschrieben und zweitens 
nicht in einem Kartenbilde dargestellt sind, und muß mich auf 
das beschränken, was er in seinem Aufsatze: „Über Endmoränen 
in Westpreußen und angrenzenden Gebieten“!) gegeben hat. 


!) Jahrb. d. K. Pr. Geol. L.-A. u. Berg-Akad. 21. S. 93—147. 


155 


Danach sind in dem Gebiete zwischen dem von mir angenommenen 
Oder- und Weichselbogen des Inlandeises und südlich von der 
von mir entdeckten und beschriebenen Großen baltischen End- 
moräne zwei Endmoränenzüge zu unterscheiden, deren einer bei 
Dramburg beginnt und, z. T. doppelt entwickelt, über Jastrow 
nach Tuchel verläuft, während der zweite, nördlichere, östlich 
von Hammerstein beginnt und sich bei Tuchel mit dem ersten zu 
einem sich vielfach durchkreuzenden, verwickelten Systeme von 
Endmoränenbildungen vereinigt. Wie verhalten sich nun diese 
Maasschen Endmoränen inbezug auf die drei bedeutungsvollen 
Kriterien der Hauptendmoräne? 

a) Sie sind weder fortlaufend von Moränenlandschaft be- 
gleitet, noch in ununterbrochenem Zuge entwickelt. In ihrer Be- 
gleitung finden sich teils schmale Züge von typischer Grund- 
moränenlandschaft, teils schwachwellige Geschiebemergelflächen, 
teils endlich sandige und kiesige Flächen. Der Zusammenhang 
der einzelnen Teilstücke aber ist erheblich viel lockerer als bei 
der Hauptendmoräne. Das zeigt schon ein Blick auf die MAassche 
Karte.) Eine 6—8 km breite Lücke liegt südlich vom Piel- 
burger See, eine solche von fast 30 km zwischen Ratzebuhr und 
Grunau. Innerhalb dieser großen Unterbrechung liegt nur der 
Bauchberg bei Krummenfließ, aber nach der eigenen Beschreibung 
des Herrn Maas ist er nur mit großer Vorsicht als Endmoräne 
aufzufassen. ?) 

b) Die Lage der von Herrn Maas beschriebenen Endmoräne 
ist meist unabhängig vom Terrain, was Herr Maas S. 102 selbst 
wie folgt angibt: „es gilt überhaupt für den ganzen Zug der 
südpommersch-baltischen Endmoräne, daß dieselbe nicht immer 
die höchsten Erhebungen ihres Verbreitungsgebietes einnimmt, 
daß sie vielmehr oftmals unabhängig von den Höhenverhältnissen 
dahinzieht“. 

c) Die Zusammensetzung der von Herrn Maas beschriebenen 
Endmoränen besitzt bei weitem nicht die Einheitlichkeit und 
Großartigkeit derjenigen der Hauptendmoräne, sondern wird von 
ihm charakterisiert als Blockbestreuung mit Grandkuppen (S. 95), 
Grand und Steine, zu Blockpackungen getürmt (S. 96), nicht 
sehr hervortretende Blockbestreuungen und Grandkuppen (8. 97), 
als schmale Bestreuungszone (S. 97), als zahlreiche Kuppen und 
Rücken aus Grand und Blockpackungen (S. 97), als schneller 
Wechsel von Grand, steinigem Lehm und ebensolchem Sande (S. 93), 
als Zug von Grandkuppen (S. 99) und sogar als leichte ostwest- 


223. 051 XV. 
2. a. 0. S.-104. 


L>} 
N 


136 


lich streichende DBodenwellen, hin und wieder mit deutlicher 
Geschiebebestreuung, oder aneinandergereihte Bestreuungsgebiete 
(S. 104). 

Nach alledem charakterisieren sich diese Endmoränen in der 
Hauptsache als Produkte kürzerer, bald hier bald da eingetretener 
Stillstände des Eisrandes, aber nicht als Resultate lange an- 
dauernder, über große Flächen gleichzeitig eingetretener voll- 
ständiger Beharrungsphasen. 

2) Die Einheitlichkeit des Thorn-Eberswalder Haupttales. 

Nach Herrn Maas ist dieses in Rußland beginnende und 
durch das untere Elbtal die Nordsee errreichende Tal niemals in 
seiner vollen Länge von einem Schmelzwasserstrome benutzt worden, 
sondern stellt eine Reihe perlschnurartis aneinander gereihter 
Einzelbecken dar. Dasselbe soll, „wofür bereits eine große Reihe 
von beweisen vorliegt,“ auch hinsichtlich des Warschau-Berliner 
und Glogau-Baruther Hauptthales der Fall sein. 

Was zunächst den letzten Punkt betrifft, so stehe ich, da 
ich mich mit der Geologie der beiden letztgenannten Täler sehr 
häufig und in den verschiedensten Gebieten von Schlesien bis zur 
Provinz Sachsen zu beschäftigen hatte, zunächst ziemlich fassungs- 
los der „großen Reihe von Beweisen“ des Herrn Maas gegen- 
über, da mir leider bis heute nicht ein einziger bekannt geworden 
ist, obwohl ich mich vielleicht mehr wie irgend ein anderer 
Geologe mit diesen Tälern beschäftigt habe. Ich muß also in 
Geduld die Beweise des Herrn Maas abwarten; wenn sie aber 
nicht mehr Beweiskraft besitzen, wie das, was er gegen die Ein- 
heitlichkeit des Thorn-Eberswalder Haupttales anführt, so wird er 
nicht viele überzeugen. 

Bezüglich dieses letzteren Tales führt Herr Maas aus, daß 
dasselbe aus mehreren, von Westen nach Osten sich einander 
folgenden Staubecken zusammengesetzt sei. Diese Staubecken 
wieder seien geschaffen durch Endmoränen, die in einer gewissen 
Phase des Eisrückzuges quer über das jetzige Tal hinüber auf- 
geschüttet wurden. 

Abgesehen von der Schwierigkeit, die Zusammengehörigkeit 
von Endmoränenstücken zu konstatieren, welche durch 20— 30 km 
breite Täler von einander getrennt sind, ist gegen die Möglich- 
keit der Entstehung solcher Riegel, während der Eisrand die 
Stelle des heutigen Tales passiert, sicher nichts einzuwenden. 
Aber das ist doch eine rasch vorübergehende Phase, und kurze 
Zeit später schon liegt das Eis weiter im Norden und erzeugt 
eine Endmoräne mehr oder weniger parallel mit dem Haupttale; 
mußten dann nicht die Schmelzwasser auf der ganzen Eisrandlinie 
zwischen Oder und Weichsel diesem großen Sammeltale zuströmen 


137 


und in ihm ihren Weg nehmen? Können die von Herrn Maas 
behaupteten Staubecken von Usch-Nakel u. s. w. etwas anderes 
sein, als rasch vorübergehende Anfangsstadien der Entwicklung? 
Eine Reihe von weiteren Fragen werden sich noch ergeben im 
folgenden Teile, in welchem ich gezwungen bin, eine Reihe teils 
unrichtiger Behauptungen, teils falscher Deutungen in den beiden 
zitierten MAAsschen Arbeiten richtig zu stellen. 

Herr Maas schreibt in den Monatsberichten S. 40: „Die 
von ihm (KEILHAcCK) angenommenen gewaltigen Sandr sind als 
einheitliche Gebilde, soweit es sich überhaupt um Sandflächen 
handelt, nicht vorhanden. Dafür aber findet sich eine große Zahl 
ostwestlich verlaufender Eudmoränenzüge, die meist der baltischen 
an Bedeutung nicht nachstehen und sich stets bis dicht an diese 
verfolgen lassen, in dem Gebiete östlich der Drage.“ 

Ich habe die von Herrn Maas im Jahrb. 21 Taf. XVIM 
dargestellten Endmoränen auf meine geologisch-morphologische 
Übersichtskarte übertragen und gefunden, daß sie fast ausnahms- 
los auf die von mir dargestellten Hochflächen und zwar so zu liegen 
kommen, daß die von mir dargestellten und von Herrn Maas 
beschriebenen Sandr sich unmittelbar an sie anschließen. Das 
spricht nicht gegen meine Darstellung und Herr MaAAs wird die 
Pflicht haben, nun seinerseits seinem Vorwurfe durch eine karto- 
graphische Darstellung seiner Auffassung eine etwas greifbarere 
Unterlage zu geben. Ich bin zu dieser Forderung umsomehr 
berechtigt, als die Ausführungen des Herrn Maas eine Reihe 
krasser Übertreibungen und beträchtlicher Irrtümer enthalten — 
wie ich nachweisen werde. Schon der zweite der oben ange- 
führten Sätze enthält beides: die „große Zahl ostwestlich 
streichender Endmoränenzüge“ schrumpft auf drei zusammen, da 
alles übrige zusammenhangslose Stücke sind, und das Wort 
„dicht“ des Satzes: sich stets bis dicht an diese (die große 
baltische Endmoräne) verfolgen lassen, bedeutet rücksichtlich der 
Endmoräne von Dramburg 10—12 km, der von Tempelburg 
16 km und der von Hammerstein gar 37 Kilometer! 

„Das Vorhandensein dieser Endmoränenzüge, die sich un- 
mittelbar an die ostpreußischen anschließen, beweist aber, daß 
ein Weichselgletscher im Sinne KeıtHacks niemals vorhanden 
war.“!) Selbst wenn der Anschluß dieser Endmoränen an die 
ostpreußischen etwas „unmittelbarer“ ist, als der „dichte* An- 
schluß im Westen, würde darin noch lange kein Beweis gegen 
die zeitweilige Existenz eines nach Süden erheblich vorspringenden 
Lobus des Inlandeises, den man als Weichselbogen bezeichnen 


1) Maas im Mon.-Ber. a. a. O. S. 41. 


158 


könnte, liegen. Man wird eine genauere kartographische Dar- 
stellung dieser Verhältnisse durch Herrn MAAs abwarten müssen. 

Sicher beruht aber der für die weitere Beweisführung des 
Herrn Maas sehr wichtige Schluß, daß Westpreußen bis an das 
Haffgebiet und der größte Teil Ostpreußens bereits eisfrei waren, 
als der ÖOderbogen des Inlandeises noch bestand, auf so un- 
sicheren Grundlagen und entbehrt so sehr aller inneren Wahr- 
scheinlichkeit, daß man auf die eingehendere Begründung gespannt 
sein darf. Ich muß es mir deshalb auch versagen, auf die 
weitausgedehnten Schlußfolgerungen einzugehen, die Herr Maas 
auf dieser schwankenden Grundlage aufbaut. 

Auf derselben S. 41 der Maasschen Schrift findet sich 
folgender Satz: „Merkwürdigerweise bestehen aber im Westen 
der noch niemals im Zusammenhange verfolgten auffallenden End- 
moräne zwischen Schwachenwalde und Reetz die gleichen Er- 
scheinungen wie östlich dieser Linie, zahlreiche westöstlich 
streichende Endmoränenstaffeln, von denen die KEıLHAcksche 
Karte die Züge von Fiddichow und Bahn, sowie die von MicHAEL 
aus der Gegend von Ravenstein und Jakobshagen angegebenen 
nicht zeigt; und doch bilden diese neumärkischen Endmoränen 
die fast unmittelbaren Festsetzungen der westpreußisch-posenschen 
Züge, was schwerlich zu Gunsten des Odergletschers zu deuten 
sein dürfte.“ 

Dieser Satz ist so charakteristisch für die Beweisführung 
des Herrn Maas und für seine Art der Polemik, daß ich etwas 
näher auf ihn eingehen muß, denn sein gesamter Inhalt besteht, 
um es gelinde auszudrücken, aus Irrtümern. 

Erstens ist die Endmoräne zwischen Reetz und Schwachen- 
walde im Zusammenhange verfolgt worden, und zwar von mir 
selbst, und an der von Herrn Maas citierten Stelle beschrieben 
worden. Daß die Blockpackungen hier so lückenhaft entwickelt 
sind, wie in vielen der von Herrn Maas beschriebenen End- 
moränen, ändert an der Tatsache ihrer Existenz nichts. Ubrigens 
lassen die Meßtischblätter Reetz, Sellnow und Schwachenwalde die 
nordsüdlich verlaufende Grenze der Moränenlandschaft gegen den 
im Osten sich anschließenden Sandr so deutlich erkennen, daß 
diesem Endmoränenzuge durchaus nichts „merkwürdiges“ anhaftet. 

Zweitens gibt es westlich dieser Linie keine „zahlreichen, 
westöstlich streichenden Endmoränenstaffeln“, denn die von der 
Geol. Landesanstalt veröffentlichten Blätter geben nur eine einzige, 
der großen baltischen parallel verlaufende Endmoränenstaffel 
zwischen Wildenbruch und Schönow. (Beyersdorfer Endmoräne.) 

Drittens bilden diese neumärkischen Endmoränen nicht die 
fast unmittelbaren Fortsetzungen der westpreußisch-posenschen 


159 


Züge, erstens nicht, weil sie garnicht existieren, und zweitens 
nicht, weil die einzig übrig bleibende Beyersdorfer Endmoräne 
mindestens 50—60 km von den nächsten im Osten oder 
Süden folgenden Endmoränen des Herrn Maas entfernt bleibt. 

Das einzig Richtige an dem oben citierten Satze ist die 
Behauptung des Herrn MAaAs, daß in meiner Karte von Pommern 
die Endmoränenzüge von Fiddichow und Bahn fehlen. Das ist 
aber für Herrn Maas um so schlimmer, denn diese End- 
moränenzüge existieren garnicht, weder auf der geolo- 
gischen Spezialkarte, Lief. S9, Blätter Fiddichow und Bahn, 
noch in den zugehörigen Erläuterungen ist auch nur mit einem 
Worte das Auftreten von Endmoränen erwähnt worden. Sollte 
er aber die auf den beiden südlich anstoßenden Blättern auf- 
tretenden Endmoränen meinen, so bessert das die Sache nicht, 
denn diese sind vollkommen richtig in meiner Übersichtskarte 
dargestellt. 

Herr Maas erhebt diesen Vorwurf gegenüber meiner Karte 
nicht zum erstenmale.!) Wer in der Kritik fremder wissen- 
schaftlicher Tätigkeit so streng ist, wie Herr Maas, dürfte sich 
derartig grobe Irrtümer nicht zu Schulden kommen lassen, wenn 
er sich nicht des Rechtes auf Kritik überhaupt begeben will. 

Ebensowenig begründet ist der Vorwurf, ich hätte die 
von Herrn MıcHAer bei Ravenstein und Jakobshagen angegebenen 
Endmoränen in meiner Karte darzustellen vergessen. An der 
citierten Stelle?) steht zu lesen: „Herr Mıcnaeı bemerkte zu der 
Entgegnung des Herrn Keınnack, daß er mit den zu der End- 
moräne parallel verlaufenden Bogenstücken . . . . Höhenzüge 
meine, an die sich südlich Jakobshagen die Feuerberge anschließen 
und die auf Blatt Ravenstein in südlicher, dann südwestlicher 
und westlicher Richtung fortsetzen und nach ihrer Zusammen- 
setzung und ihrem Auftreten keinesfalls von den übrigen zu trennen 
seien; eine andere Erklärung, als daß es Endmoränen seien, wäre 
für diese kaum denkbar“. 

Ich glaube, durchaus Recht getan zu haben, wenn ich auf 
solche allgemeine, durch keinerlei Kartendarstellung unterstützte, 
auch später nie wieder erwähnte Angaben hin keine Endmoräne 
in meiner Übersichtskarte eingetragen habe, 

Einer argen Übertreibung macht sich Herr Maas ferner in 
dem Satze (S. 42) schuldig: „nun bestehen aber die Terrassen 
in dem hier n Frage kommenden Gebiete (dem Thorn-Eberswalder 
Haupttale) zum weitaus größten Teile aus cingeebneten älteren 


!) Vergl. PETERMANNS Mitteilungen, Literaturbericht, 1902, No. 629 
?) Diese Zeitschr. 1899, Verhandl. S. 23, Fußnote. 


140 


Bildungen: Tertiärtonen, Geschiebemergeln, Sanden, Granden und 
Tonmergeln des Diluviums“. Aus dem Gebiete der Terrassen- 
landschaft an der Oder und Warthe liegen 30--40 geologisch 
aufgenommene Meßtischblätter vor, und dort sind reine Abrasions- 
terrassen die allergrößte Seltenheit. Es wäre mehr wie wunder- 
bar, wenn sie in den noch nicht kartierten Gebieten im Osten 
plötzlich überwiegen sollten. Ich glaube, Herr Maas verwechselt 
hier Abrasionsterrassen und solche Aufschüttungsterrassen, die in 
wenig unter der Aufschüttungsebene liegendem Gelände entstanden. 
Sie sind dadurch charakterisiert, daß die durch Aufschüttung 
eingeebneten Bildungen oftmals in geringer Tiefe unter den Tal- 
sanden erbohrt werden, häufig auch diese durchragen und dann 
als flache Rücken zu Tage liegen, und daß Erosionstäler in 
solchen Terrassen Abschnittsprofile der älteren Bildungen zeigen; 
das alles bedingt aber noch nicht den Charakter einer Abrasions- 
terrasse. 

S. 45 läßt mich Herr Maas den Wasserpiegel des Bromberger 
Stausees erst bei 75 und wenige Zeilen später bei 95 m an- 
nehmen. Das hängt offenbar damit zusammen, daß er über die 
Beziehungen der Höhenlage der Terrassen zu der des Wasser- 
spiegels bei Strömen und Seen sich nicht klar ist; er würde 
sonst wissen, daß Seeterrassen mit dem Wasserspiegel des Sees 
ziemlich genau zusammenfallen, während Flußterrassen natürlich 
mit dem Boden des Flusses eine Höhe haben, und er würde dann 
nicht zu der von mir als in 75 m Höhe liegenden Stausee- 
terrasse von Bromberg 20 m hinzu addieren, um den ehemaligen 
Wasserspiegel des Sees zu erhalten! 

Die S. 42 ausgesprochene Anschauung von der Entstehung 
der Terrassen „ohne plötzliche Wasserverminderung durch Ver- 
minderung der Stoßkraft des Wassers und damit der Seitwärts- 
vorschiebung der Stromrinne* brauche ich wohl nicht kritisch zu 
beleuchten; sie sagt für sich selbst genug. Bei Frankfurt a/O. 
liegen drei Terrassen bei 60, 45 und 25 m; man stelle sich 
ihre Entstehung durch Verminderung der Stoßkraft des Wassers vor! 

S. 44 sagt Herr Maas bez. der Strecke des Thorn- 
Eberswalder Haupttales Usch-Nakel, daß demselben die von mir 
angenommene Terrasse fehlt und daß die dafür angesprochenen 
Bildungen aus Gehängeschutt, Dünen und moorigen am Gehänge 
sich hinaufziehenden Alluvionen bestehen. Ja, worauf sitzen denn 
die Dünen? Worauf ziehen sich denn die moorigen Bildungen 
hinauf? Doch wohl auf über dem heutigen Alluvialniveau 
liegenden Flächen. Und wie ist es mit den ausgedehnten bei 
60—65 m Höhe liegenden bewaldeten Ebenen am Südrand von 
Bl. Sadke, die von der Ostbahn durchschnitten werden und nach 


141 


Süden stel 10 m zum Alluvium abbrechen? Unter welche 
Kategorie stellt Herr Maas diese Fläche? 

Nur noch auf eine Behauptung des Herrn MAAs möchte ich 
hinweisen, weil er selbst indirekt ihre Unrichtigkeit anerkennt. 
In seinem Aufsatze!) sagt er am Schlusse, „daß im O der Drage- 
mündung die durch die große baltische Endmoräne KEIKHACK Ss 
bezeichnete Eisrandlage, abgesehen von dem Durchbruche der 
Weichsel, die äußerste Grenze einer Beeinflussung dieses Tales von 
Norden her bildete.“ In der diesem Aufsatze beigegebenen Karte 
aber läßt er ganz richtig das Tal der Küddow eine Meile breit 
seine Jastrower Endmoräne nach N, nach der großen baltischen 
Endmoräne hin, überschreiten und zieht damit ein weiteres 
100 km langes Stück meiner großen Endmoräne in die Be- 
einflussungszone des Thorn-Eberswalder Haupttales hinein. Wo 
aber blieben denn, darf ich Herrn Maas wohl fragen, die Schmelz- 
wässer der Stillstandsiage Rummelsburg - Sullenschin? Weiß 
Herr Maas für sie einen andern Wee, als hinunter ins Thorn- 
Eberswalder Haupttal? Und beeinflußten sie dieses mit ihren 
Wassermassen etwa weniger als weiter im Westen? 

Die Zahl der bedenklichen Punkte in den Ausführungen 
des Herrn Maas ist noch lange nicht erschöpft. Aber Fragen, 
wie die nach dem alluvialen Alter des Weichseldurchbruches, nach 
dem Abflußwege der Wasser, die in 50 m Meereshöhe im Weichsel- 
tale offen, d. h. nicht subglacial, nach Süden flossen, nach den 
Kiesterrassen, die sich an moorige, mächtige Alluvialbildungen 
anlehnen, also jünger sind als diese, und andere mehr möchte 
ich mir bis zum Erscheinen der angekündigten ausführlicheren 
Mitteilungen des Herrn Maas aufsparen. 

Dann möchte ich auch auseinandersetzen, wie die von Herrn 
Maas neuentdeckten Endmoränenzüge sich gänzlich ungezwungen 
dem von mir vertretenen Entwicklungsgange einordnen. 


94. Über einen Furchenstein und Tertiär in Dahome. 
Von Herrn Jom. Börm. 
Hierzu 2 Textfig. 
Berlin, den 30. Juli 1904. 


Herr Bergassessor a. D. Hurrenp, Direktor der Deutschen 
Togogesellschaft, hat auf seiner Reise durch Togo auch das östlich 
an unsere Kolonie anschließende französische Gebiet berührt und 


!) Jahrb. Kel. Pr. Geol. L.-A. 21. 1900, $. 93147. 


142 


vom Lamasumpfe in Dahome eine Probe eines hellbraunen merg- 
ligen Kalksteins mitgebracht, welcher nach zwei Richtungen hin 
Interesse bietet. 

Das Handstück ist unregelmäßig begrenzt, am nächsten 
kommt es in seinem Umriß einem Fünfeck. Die Höhe der fast 
flachen Grundfläche beträgt 12, die Breite 11 cm. Die Seiten- 
flächen steigen senkrecht aufwärts, drei davon sind ungefähr gleich 
lang und stoßen unter etwa rechten Winkeln aneinander, während 
die übrigen zwei nur je etwa halb so lang wie jene sind und die 
eine stumpfwinklig begrenzt wird. Die eine (in der Figur linke) Seiten- 
fläche ist durch Abschlagen von dem ursprünglich größeren Gesteins- 
block künstlich hergestellt; desgleichen ist auch die untere rechte 
Ecke nicht mehr in ihrer ehemaligen Gestalt erhalten, zwei frische 
Flächen zeigen, daß hier ein nicht kleines Stück abgespalten ist. 


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Fig. 1. Furchenstein vom Lamasumpfe in Dahome; verkleinert. 


143 


Die Oberseite ist dagegen kräftig modelliert (vergl. Fig. 1). 
Ihre linke Hälfte bietet das Bild zweier, von der vorderen und 
linken Seite gegen die Mitte hin aufsteigender Ebenen, ihre 
rechte das eines durch Einmuldungen und abschüssige Runsen 
skulpturierten Plateaus.. Auf der Grenze beider Terrainformen 
zieht sich eine seichte, breite Rinne hin. 

Die eine Ebene steigt, wie erwähnt, von der Oberkante der 
linken Seitenfläche, welche an ihrer hinteren Kante 4 cm, an 
ihrer vorderen wenig über 3 cm hoch ist, her auf, die andere von 
der Oberkante der nur 2,5 cm hohen Vorderfläche. Der Scheitel- ' 
punkt ihrer verrundeten Schnittlinie ist etwa im vorderen Drittel der 
Gesamtlänge gelegen — das Handstück hat hier eine Dicke von 
6 cm — es fällt somit die kürzere vordere Ebene stärker 
als die langgestreckte, linksseitige Ebene ab. 

Die zentral gelegene und leicht gebogene Rinne ist 1—2 mm 
tief und 10 mm breit. Sie setzt einerseits auf die vordere 
Seitenfläche mit tiefer Einfurchung fort und gabelt sich anderer- 
seits kurz vor der stumpfwinkligen Ecke, in der die beiden 
Hinterflächen zusammenstoßen. Während der rechte Gabelast 
kurz und seicht ist, gräbt sich der rechte bis zu °/ı cm Tiefe 
ein. Letzteres ist auch mit der steil abschießenden vorderseitigen 
Einfurchung der Fall, die, durch einen Grat getrennt, von einer 
ebenso breiten und etwa doppelt so tiefen Furche flankiert wird. 

Die plateauartige rechte Hälfte begleitet die zentrale Rinne 
mit steilem, 1—1,5 cm hohem Abfall. Auf ihr liegen einige 
flache Wannen, die ineinander übergehen, und kurze, quer dazu 
verlaufende Eintiefungen. Radial strahlen drei Einfurchungen 
aus, die durch gratartige oder nach unten hin sich verbreiternde 
Kämme getrennt werden und runsenartig zu einem quer vor- 
liegenden, canonartig zwischen senkrechten Wänden eingetieften 
Tale abstürzen. Dieses Tal öffnet sich gegen den rechten Gabel- 
ast der zentralen Rinne; seine Nordwand, wenn ich mich so aus- 
drücken darf, hat 2, seine Südwand 1 cm Höhe. Auch die 
Oberfläche des keilförmigen Stückes, das sich in der rechten 
unteren Ecke an das Tal anschließt, ist von zwei Flächen durch- 
zogen. 

Ein Vergleich mit den von G. Mürner!) gesammelten, sowie 
mit den in der geologischen Sammlung der hiesigen Bergakademie 
aufbewahrten Furchensteinen vom Starnberger See, deren Durch- 
sicht ich der liebenswürdigen Erlaubnis des Herrn Geheimrats 
WAHNSCHAFFE verdanke, zeigt zwischen jenen und dem afrikanischen 
Handstücke so nahe Übereinstimmung, daß ich nicht anstehe, es 


!) Furchensteine aus Masuren. Diese Zeitschr. 49. 1897, S. 27-39. 


144 


als einen der an Seerändern weit verbreiteten Furchensteine 
aufzufassen. 

Ferner ist das Handstück von Bruchstücken einer Siphonee 
und von Bivalvenschalen dicht erfüllt; sie ragen aus der ein- 
bettenden, tonreichen Kalkmasse bis zu 2 mm Höhe über die 
gesamte Oberfläche hervor. Die natürlichen Quer- und Längs- 
schnitte der kreisrunden und elliptischen Kalkalge, sowie die 
Schnitte in einem Querschliffe lassen ihren inneren Bau trefilich 
erkennen. Sie stimmen mit den Abbildungen, welche STEINMANN') 
von Dactylopora cylindracen Lam gibt, überein. 

Foraminiferen treten mehrfach auf der Gesteinsoberfläche 
hervor, sie scheinen den Gattungen Textularia und Nodosarta 
anzugehören;, im Dünnschliffe wurden Längsschnitte von Globigerina, 
Oristellaria und ? Operculina beobachtet. 

Unter den Fragmenten von Bivalvenschalen, die auf die 
Gattungen Pecten, Lima und Arca hindeuten, treten solche von 

Venus Hwupfeldi nov. sp. 
insbesonders hervor. Diese Art liegt auch in einer linken Klappe 
(Fig. 2) vor, welche zwar in ihrer unteren Hälfte mehrfach zer- 
brochen ist, deren Teilstücke jedoch ihre ursprüngliche Lage zu 
einander behalten haben, sodaß ihr Gesamthabitus dadurch nicht 
beeinträchtigt ist. Allerdings ist der Vorderrand nicht vollständig 
erhalten, jedoch ist sein Verlauf nach dem der Anwachsstreifen 
wohl richtig wiedergegeben. Sie ist von breit ovalem Umriß 
(18 mm hoch, 20 mm lang), flach gewölbt, wenig ungleichseitig. 

Von dem wenig vor der Mitte gelegenen 
Wirbel steigen der hintere Schloßrand ziem- 
lich rasch, der vordere nur allmählich ab- 
wärts. Lunula nicht vorhanden. Die Ober- 
fläche ist mit vertieften, eng stehenden 
konzentrischen Linien bedeckt, welche mit 
einem Maschwerk zarter, unter der Lupe 
sichtbarer Radiallinien bedeckt sind, wobei 
an einer Stelle das eine, an einer anderen 
Fig. 2. Venus Hupfeldi das kreuzende Liniensystem deutlicher her- 
n. sp. '/h. Lamasumpf. yortritt, Nach dieser Skulptur gehört die 
vorliegende Art wohl der Untergattung Textivenus Cossmann 
an. Da nun die mir bekannten Arten sich durch ihren Umriß 
und ihre Skulptur von der afrikanischen Form unterscheiden, 
so trenne ich sie unter obigem Namen davon ab. 

Ferner finden sich zwei Bruchstücke einer schlanken 
Turritella, auf deren wenig gewölbten Umgängen drei kielartig 


u ERERNERSR nn... 


!) Einführung in die Paläontologie. 1903, S. 15, t.5 A—C. 


145 


hervortretende Spiralrippen in gleichmäßiger Entfernung von ein- 
ander sich hinziehen. Die oberste liegt näher der Naht als die 
untere; eine vierte feine Linie liegt hart über der flachen Naht. 
Herr Dr. OrrEnHeım ist geneigt, diese Form als mit seiner 
T. Escht ident oder ihr doch sehr nahe stehend anzusehen. 

Hierzu gesellt sich noch ein Fischzähnchen von schief 
kegelförmiger Gestalt. 

Was das Alter dieser Fauna anbetrifft, so weist ihr Gesamt- 
habitus auf ein alttertiäres hin. Es fehlen auch hier, obschon 
man sie in dieser Facies erwarten könnte, wie in Kamerun die 
Nummuliten. Da Turritella Esch! Oprm. sich in Kamerun in 
Gesellschaft eocäner Fossilien findet!), so bin ich überzeugt, daß 
auch die Fauna vom Lamasumpfe dieser Stufe angehört, womit 
auch das Vorkommen von Dactylopora cylindracea« Lamk in 
Übereinstimmung steht. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle 
auf die Ausführungen über die Verbreitung des Tertiärs in Ober- 
Guinea in der demnächst erscheinenden Arbeit von P. OrpenHEım 
hinzuweisen. 

Zum Schluß sei noch hinzugefügt, daß Bröckchen eines 
srünlichen, stark zersetzten, sowie Splitter eines roten Minerals, 
welches in Salzsäure löslich ist, vielfach auf der Oberfläche des 
Handstücks sichtbar sind. Eine kleine Partie der Oberfläche 
deckt eine glänzend schwarze Schutzrinde und an zahlreichen 
anderen sind die Anzeichen des Beginnes ihrer Bildung wahr- 
nehmbar. 


!) Vergl. P. OPPENHEIM, Vorläufige Mitteilung über das Auftreten 
von Eocän in Kamerun. Centralblatt f. Min. u. s. w. 1903.. S. 873. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1904. 10 


146 


25. Über tertiäre Brachiopoden von Oamaru, 
Südinsel Neu-Seeland. 


Von Herrn GEORG BOoEHM. 
Hierzu Taf. XV. 
Freiburg i/Brg., den 26. August 1904. 


In dieser Zeitschrift 52, 1900, S. 174 berichtete ich über 
geologische Untersuchungen, die ich im Februar jenes Jahres bei 
Oamaru auf der Südinsel Neu-Seelands ausgeführt habe. Das 
Städtchen Oamaru ist mit der Bahn bequem zu erreichen und 
auch die vier Fundpunkte, die a. a. O. genannt werden, sind 
leicht zugänglich. Alle vier haben manche interessante, palä- 
ontologische Funde geliefert, aber ich muß die Bearbeitung hinaus- 
schieben, weil mich das überaus reiche Material aus den Moluliken 
und aus Niederländisch Neu-Guinea völlig in Anspruch nimmt. 
Deshalb beschränke ich mich auch im nachfolgenden auf ein 
Brachiopoden-Vorkommen in „Evererrts Steinbruch bei Kakanui“}), 
das mir eigenartig genug erscheint, um kurz für sich beschrieben 
zu werden. 

EvEretts Steinbruch mit Kalkofen liest an einer Fahr- 
straße ca. 12 km südlich von Oamaru. Der dort gewonnene 
Kalk ist meist rein weiß, zuweilen aber auch durch Verwitterung 
gelblich gefärbt. Er besteht häufig fast ausschließlich aus 
Trümmern von Fossilien, wie Bryozoen, Brachiopoden, Pelecypoden 
und Gastropoden. Die Brachiopoden besonders bilden zuweilen 
förmlich Schichten, und mit Vorsicht kann man ihre ganzen Ge- 
häuse, speziell aus den gelblichen, etwas verwitterten Schichten, 
herauspräparieren. Man unterscheidet äußerlich eine kleine 


"9, a. O8, 174, 


147 


Terebratulina mit feinen, radialen Linien und eine größere 
Terebrateln-Art ohne radiale Skulptur. Das alles ist nicht 
weiter auffallend. Eigenartig aber scheint mir, daß die Brachiopoden- 
Gehäuse fast immer hohl sind — nur hier und da enthalten sie 
etwas Fossiliengrus — und daß in den hohlen Gehäusen die 
Gerüste sich stets tadellos erhalten haben. Bei dem Zerschlagen 
des Gesteins springt bald die Ventral-, bald die Dorsalklappe ab, 
alsdann sieht man die Zähne, die Zahngruben, den Schloßfortsatz 
und überaus häufig die Armschleifen von vorn oder von hinten. 
In anderen Fällen zerbricht der Stirnteil der Schalen, dann be- 
obachtet man vom Stirnrande aus aufs klarste die Armschleife, 
sowie den Schloßfortsatz und das Ineinandergreifen der Zähne 
und Zahngruben. Das Auffälligste aber dürfte sein, daß die 
überaus zarten Gerüste fast nie zerbrechen, wie roh man auch 
das sie enthaltende Trumm behandeln mag. Schon im 
Steinbruch selbst staunte ich, daß die Gerüste im allgemeinen 
heil blieben, wenn ich Handstücke zurechtschlug. Beim Ein- 
packen, auf dem weiten Transport von Neu-Seeland nach Frei- 
burg i/Brg., und beim Auspacken ist kaum eine Armschleife 
zerbrochen. Beim Studium zuhause habe ich, da ich denn 
doch ängstlich war, zunächst zu große Stücke mit der Maschine 
zerschneiden lassen. Das ist natürlich mühsam und zeitraubend, 
und so bin ich schließlich zu dem ganz brutalen Zerschlagen 
mit dem Hammer zurückgekehrt. Es ist fast unglaublich, daß 
hierbei nicht alle Brachialschleifen sofort zerbrechen, aber selbst, 
wenn dies bei einer oder der anderen geschieht, so erscheinen 
dafür an einer neuen Bruchstelle zwei oder drei weitere, tadel- 
lose Gerüste. Ich besitze ein Kalktrumm von 22 cm Länge und 
11 cm Breite, an ihm zähle ich neben zahlreichen zerbrochenen 
auch 22 vollkommene Schleifen. In dem Schutt, der sich unter 
den Hammerschlägen ergibt, findet man, an ihrer Wirbelregion 
befestigt, zahlreich und vielfach ganz intakt, die zartesten 
Terebratulinengerüste. Wie ich glaube, erklärt sich das durch die 
geringe Leitungsfähigkeit für Stöße bei einem so lockeren, so 
lufterfüllten Gesteine; vor allem bricht wohl auch die Luftschicht 
des Hohlraumes, in dem die Gerüste herabhängen, die Fort- 
pflanzung des Stoßes. Es entspricht dies der Erfahrung, daß 
über Hohlräumen und über Geröllschichten Erdbeben nicht oder 
doch nur wenig gespürt werden. Die Widerstandsfähigkeit liest 
nicht etwa in den zarten Gerüsten selbst, denn wenn man sie 
auch nur etwas unsanft direkt berührt, so zerbrechen sie 
augenblicklich. Ubrigens sind sie nicht etwa verkieselt, sondern 
bestehen aus der ursprünglichen Kalksubstanz und lösen sich in 
verdünnter Salzsäure ohne Rückstand auf. 


10% 


148 


Nach den Armschleifen liegen mir, abgesehen von noch 
nicht näher studierten Formen, drei Gattungen vor, zu denen 
ich im nachfolgenden je eine Art als „oamarutica“ n. sp. be- 
schreiben möchte. Etwaige Beziehungen zu anderen Arten ver- 
mag ich, aus Mangel an einschlägigem Vergleichsmaterial, vor- 
läufig nicht festzustellen. Wohl möglich, daß diese oder jene 
der drei Spezies sich später als identisch mit einer schon be- 
schriebenen erweist. Auf jeden Fall habe ich von diesem ganzen 
auffälligen Vorkommen in allen Sammlungen Neu-Seelands nichts 
gesehen, auch glaube ich nicht, daß die Formen schon irgendwo 
eingehender behandelt worden sind. Mein verehrter Freund 
A. Hamıtron, jetzt Direktor des Kolonial-Museums in Wellington, 
hat 1903 eine höchst dankenswerte „List of Papers on the 
Geology of New Zealand“!) veröffentlicht, in der unsere Brachio- 
poden als beschrieben nicht erwähnt sind. Auch hat Herr Professor 
JAMES PARK von der ÖOtago-Universität in Dunedin mir im 
Dezember 1903 gütigst mitgeteilt, daß „no figures of Oamaru 
series of Brachiopoda have been published except those in HocH- 
STETTER. * | 

1. Terebratulina oamarutica n. sp. 
NIS SO Di 


Das kleine Gehäuse ist länglich oder rundlich oval, bald 
mehr bald weniger länger als breit, die Ventralklappe kräftig 
sewölbt, die Dorsalklappe verhältnismäßig flach. Beide sind fein 
berippt, mit kürzeren eingeschalteten Rippen, die in verschiedener 
Entfernung vom Wirbel beginnen, außerdem sind zarte, kon- 
zentrische Linien vorhanden. Der Wirbel der Ventralklappe ist 
kurz, durch ein großes, rundes Loch abgestumpft. Die Ohren 
der Dorsalklappe, die kleinen Deltidialplatten, das Ineinander- 
greifen der Zähne und Zahngruben, alles ist aufs klarste zu be- 
obaehten. Die bezeichnende Brachialschleife hat ca. ein Drittel 
der Schalenlänge, sie liegt auch an ganz kleinen Individuen vor. 

Bemerkungen: In der „Paläontologie von Neu-Seeland“?) 
beschreibt.! Ep: 'Surss®) eine Zerebratulina sp. von Waikato 
Soutlihead' beivv Auckland an der Westküste der Nordinsel. Äußer- 
lich, steht’ die :Form: der ' unserigen jedenfalls sehr nahe, auch 
zeigen Fig; 6a u. 6b einerseits, 6c andererseits ein ähnliches 
Variieren’ der Ausmaße; ' wie’ die uns vorliegenden Exemplare. Ob 


') Transaect: New Zealand Institute, 35. Art. LX, S. 489. 

?) Reise der! österreichischen Fregätte-Novara:um die Erde in den 
Jahren; 1857,,1858,,1859.,.,Geolog; Teil, ;1., Abtl.,2. ‚Wien 1864. 

2) 8.51, 1. IX, Gac, ac Ra 2. 


149 


jene und unsere Terebratulina identisch sind, vermag ich nicht zu 


entscheiden. | 
Untersuchte Stücke: ca. 100, dabei intakte Gerüste ca. 40. 


2. Terebratula oamarutıca n. sp. 
Bar XV. BRier6 ae. 

Das Gehäuse ist rundlich oval, etwas länger als breit, die 
Ventralklappe ist kräftig gewölbt, die Dorsalklappe flacher. Die 
Skulptur ist nur mangelhaft erhalten, doch sieht man feine kon- 
zentrische Linien und Anwachsstreifen. Der Wirbel der Ventral- 
klappe ist stark übergebogen, durch ein großes, rundes Loch ab- 
gestumpft. Die Deltidialplatten dürften nur schwach entwickelt 
gewesen sein, ich vermag sie nicht deutlich zu beobachten. Der 
Schloßfortsatz ist kräftig entwickelt. Auch hier ist das Ineinander- 
sreifen der Zähne und Zahngruben an vielen Stücken aufs deut- 
lichste zu beobachten, besonders gut bei Gehäusen, die am Stirn- 
rande aufgebrochen sind. Die Brachialschleife hat ca. ein Viertel 
bis ein Drittel der Schalenlänge, liegt aufs beste erhalten von 
allen Seiten vor und zwar in Längen von 2—12 mm. 

Untersuchte Stücke: ca. 60, dabei Gerüste ca. 50, die 
Hälfte der letzteren intakt. 


3. Terebratella oamarutica n. Sp. 
Taf. XV, Fig. 8. 


Es liegen in Hohlräumen vier Terebratellen-Gerüste vor — 
Terebratella im weitesten Sinne genommen — vom Gehäuse ist 
an ihnen nichts zu sehen. Unter den zahlreichen Einzelklappen 
meines Materials befinden sich auch solche mit Medianseptum, 
die wohl die artlich hierher gehörigen Dorsalklappen sein 
könnten, doch läßt sich das mit Sicherheit nicht feststellen. Ich 
beschränke mich deshalb im nachfolgenden auf die Gerüste. Ihr 
Medianseptum ist breit und kräftig entwickelt, seine Länge vom 
Wirbel bis zum oberen Rande der Querbrücke beträgt nicht 
ganz die Hälfte, aber mehr als ein Drittel der gesamten Schleifen- 
länge. 

Bemerkungen: In der oben zitierten „Paläontologie von 
Neu-Seeland“ beschreibt Ev. Surss!) eine Terebratella dorsata, 
Gmel. sp. und zwar von Kohuroa (Mahe Point) südlich von Rod- 
ney Point, Provinz Auckland, Nordinsel. In meinem Material 
von Oamaru ist keine Klappe vorhanden, die nach Form und 
Skulptur den Abbildungen bei Surss entspräche. 

Untersuchte Stücke: 4 (Gerüste). 


Ye 


150 


Die eben skizzierten drei Arten sind nur ein Bruchteil der 
Brachiopoden, die ich bei Oamaru gesammelt habe, selbst aus 
Evererrs Steinbruch scheinen noch weitere Arten vorzuliegen. 
Unsere Formen haben ein besonderes Interesse wegen der so 
massenhaft und tadellos erhaltenen Gerüste. Wie oben angedeutet, 
liegen mir Brachialschleifen auch an ganz kleinen Gehäusen von 
Terebratulina und Terebratula vor. Aber das ist Zufall, ich 
habe draußen darauf nicht geachtet. Sollte sich bei speziellem 
Sammeln kleinster Individuen nicht Material für die Veränderungen 
der Gerüste während ihrer ontogenetischen Entwicklung ergeben? 
Was das Alter unserer Kalke betrifft, so darfich auf meine früheren 
Ausführungen!) hinweisen. Es unterliegt wohl heute keinem Zweifel 
mehr, daß eine „Cretaceo-tertiary formation“ im Sinne HxzcTors 
weder bei Oamaru noch sonst irgendwo in Neu-Seeland vorhanden 
ist. Hurrox rechnet die „Oamaru-Formation* zum Oligoeän?). 
Die geologische Landesaufnahme von Neu-Seeland wird unter ihrer 
neuen Leitung hoffentlich diese Frage neben vielen anderen lösen. 


26. Notiz über die Auffindung von Kelloway bei 
Tanga (Deutsch-Ostafrika). 
Von Herrn W. KoERT. 
Haren a/Ems, den 28. August 1904. 


Eine mir vom Kais. Gouvernement von Deutsch-Ostafrika 
gestellte Aufgabe gab mir am Ende des Jahres 1902 Gelegen- 
heit, den Jura der Gegend von Tanga kennen zu lernen. Das 
bemerkenswerteste Ergebnis meiner Untersuchungen scheint mir 
die Auffindung der durch Cephalopoden gut charakterisierten 
Kellowaystufe zu sein, zumal hierdurch einige Unklarheiten, 
welche hinsichtlich der Altersauffassung des Jura von Tanga be- 
standen, einigermaßen beseitigt werden. 

Einige Meter vor dem Kilometerstein 5,5 der Usambara- 
balın, welche bekanntlich von Tanga ausgeht, zweigt sich von 
dem Parallelwege zur Bahn in annähernd nordnordwestlicher 
Richtung ein Negerpfad ab. An diesem Fußpfade werden im 
Abstande von ungefähr 1,5 km von der Bahn jurassische, kalkige 
Schiefertone mit einzelnen fossilarmen Geoden sichtbar und 
setzen von da ab den Boden einer flachwelligen, von Wasser- 


!) Diese Zeitschr. 1900, S. 174. 
2) Vergl. N. Jahrb. f. Min. 1888, 2. S. 439. 


151 


rissen durchzogenen und z. T. mit dichtem Buschwald bestandenen 
Landschaft zusammen. In ungefähr 2,1 km Entfernung von der 
Bahn trifft man als Einlagerung in ähnlichen Schiefertonen einen 
Eisenoolith an, der einen großen Reichtum von Cephalopoden, 
Brachiopoden, weniger von Pelecypoden aufweist. Die Fundstelle 
liest an der südlichen Seite der letzten Bodenwelle, welche sich 
vor dem von BoRnHArRDT bereits näher beschriebenen Kalkzuge 
erhebt. Der Eisenoolith ist im frischen Zustande ein grauer 
Kalk mit zahlreichen gelbbraunen, schalig aufgebauten Eisenstein- 
körnchen, aber infolge der tropischen Verwitterung ist meist das 
sanze Gestein dunkelrot geworden. Die Fossilien liegen z. T. 
ausgewittertt umher oder lassen sich doch leicht herauslösen. 
Herr Landesgeologe Dr. G. MürrLer, dem ich das gesammelte 
Material zur Bearbeitung übergab, konnte bis jetzt folgende Arten 
feststellen: 

Phylloceras mediterraneum NEUMAYR. 

Phylloceras Fedden! Waac. 

Sphaeroceras bullatum »’ORB. 

Perisphinctes funatus OPPre. 

Macrocephalites macrocephalus SCHL. 

Diese Fauna würde demnach eine solche des Kelloway sein, 
welches bisher im Jura von Tanga noch nicht bekannt war. 
Vielleicht zu einer etwas tieferen Stufe mul) eine glimmerhaltige, fein- 
sandige Geodenkalkbank gezogen werden, welche ungefähr 75 m 
nordnordwestlich vom ersten Auftreten des Eisenooliths an der 
nördlichen Seite des Rückens in Schiefertonen eingelagert ansteht, 
und zwar anscheinend im Liegenden des Eisenooliths. In ihr 
fanden sich einige noch näher zu bestimmende Ammoniten und 
Hamiten oder Ancyloceren. Herr Dr. MÜLLER wird s. Zt. auch 
über diese Fossilien, welche wie aile übrigen im Kolonial-Museum 
der geologischen Landesanstalt niedergelegt sind, ausführlicher 
berichten. 

Von dem letzterwähnten Vorkommen legt man noch ungefähr 
240 m in nordnordwestlicher Richtung auf sumpfisem Talgrund 
zurück bis zu dem steil aufragenden und dort mit Urwald be- 
standenen Kalkplateau, welches vom Flüßchen Mkulumusi durch- 
brochen wird. Das steile Heraustreten jenes Kalkplateaus erklärt 
sich, glaube ich, zur Genüge als Wirkung der Erosion, die in 
Ostafrika in der Nähe der Wasserläufe besonders tief einzu- 
schneiden pflegt und die hier nahe dem Mkulumusi an der 
Grenze zwischen Schieferton und Kalk sehr leicht das skizzierte 
Landschaftsbild herausmodellieren konnte, ohne daß ihr dies durch 
eine Verwerfung erleichtert wurde. 

Bei dem östlichen Einfallen, das in der Hauptsache die 


152 


jurassischen Schichten bei Tanga zeigen, würde sich aus der 
obigen Schilderung — die Abwesenheit von größeren Störungen 
vorausgesetzt — ergeben, daß im Hangenden des von BORNHARDT 
bereits beschriebenen Kalkzuges u. a. ein Eisenoolith mit Fossilien 
der Kellowaystufe auftritt, daß mithin jener Kalk älter als Kelloway 
sein muß. 

Für diese Altersauffassung sprechen auch die Ergebnisse 
von Bohrungen, die unter meiner Aufsicht an der Usambarabahn 
ausgeführt wurden. Hier trafen nämlich zwei Bohrlöcher, die 
ungefähr 1,35 km südlich von km 8,5 der Bahn angesetzt 
wurden, einen Eisenoolith von 0,1—0,5 m Mächtigkeit an und 
zwar in der einen Bohrung unmittelbar auf Kalk, in der anderen 
getrennt von diesem durch 0,5 m mächtigen rotgeflammten 
Schieferton. Andere Bohrungen in dieser Gegend ließen entweder 
keine Spur des Eisenooliths erkennen oder nur eine Geodenbank 
an ungefähr entsprechender Stelle, und ich möchte hieraus schließen, 
daß der Eisenoolith keinen durchgehenden Horizont bildet, sondern 
nur lokal auftritt und vielleicht durch eine Geodenbank vertreten sein 
kann. Wenn sich auch die Gleichaltrigkeit des Eisenooliths der 
Bohrungen mit dem oben beschriebenen Vorkommen am Mkulumusi 
nicht durch Fossilien belegen läßt, weil bei der angewandten 
Bohrmethode nur kleine Gesteinsstücke zutage gefördert wurden, 
so möchte ich doch für beide Vorkommen das gleiche Alter an- 
nehmen, da mir im dortigen Jura kein ähnliches Gestein wieder 
begegnet ist. Durch alle diese Bohrungen, insgesamt zehn, 
wurde einmal bestätigt, daß der liegende Kalk derselbe ist, wie 
der weiter westlich in dem Kalkzuge sich allmählich heraus- 
hebende, daß also das Einfallen flach nach Osten gerichtet ist, 
zweitens zeigte sich auch, daß Längs- und Querbrüche zwar nicht 
fehlen, aber nur eine geringe Sprunghöhe besitzen. 

Der hieraus sich ergebenden Auffassung, daß der Kalkzug 
der Gegend von Tanga älter ist als Kelloway, steht die Ansicht 
von JAEKEL entgegen, welcher auf Grund der von LiEDER aus 
jenem Kalke gesammelten Fossilien die Schichten zum oberen 
Oxford stellte!) BornHARDT ist JAEKEL hierin gefolgt?) und 
erklärt demzufolge die Schichten des Mkulumusi-Ästuars, welche 
G. MüÜLrer als fragliches unteres Oxford bestimmte, für das Liegende 
desKalkzuges, während sie in Wirklichkeit beträchtlich im Hangenden 
liegen, was schon durch ihre nach Osten gerückte Lage?) wahr- 
scheinlich wird. Das Fossilmaterial JArKELs erweist sich aber 


!) Diese Zeitschr. 45. S. 507. 
?) Zur Oberflächengestaltung und Geologie Deutsch-Ostafrikas 
S. 465. 


®) Verel. das Kärtchen S. 424 bei BORNHARDT. 


153 


bei näherer Prüfung als nicht beweiskräftig, denn auf (Okdarıs 
glandifera GoLpr., Rhynchonella lacunosa dichotoma Qu. (Über- 
gang zu R. jordanica NoertL.), Terebratula biplicata v. Buch, 
Ostrea dextrorsum Qu. dürfte sich in einem unbekannten Gebiete 
kaum eine genauere Horizontbestimmung gründen lassen. Dagegen 
ist BoRNHARDT!) bereits die große Ähnlichkeit der Kalke von 
Tanga mit denen der Gongaroguaberge aufgefallen, und er er- 
wähnt, daß die an letzterer Örtlichkeit sich findenden Bildungen. 
zu den ältesten in Deutsch-Ostafrika vorhandenen jurassischen 
Schichten, welche G. MürLLer zum Bath gestellt hat, ge- 
hören. Nach dem Ausgeführten neige ich dazu, die Kalke 
von Tanga ebenfalls als Bath anzusprechen, und glaube, 
daß dadurch eine bessere Übereinstimmung des Jura von Tanga 
mit den übrigen ostafrikanischen Juravorkommnissen erzielt wird. 
In Form einer Tabelle sei zum Schlusse die von mir ver- 
tretene Altersauffassung des Jura von Tanga wiedergegeben. 


Schichten im Mkulumusi-Ästuar 


en (nach G. MÜLLER). 
Bellasa Schiefertone mit Eisenoolith am Mkulumusi 
M und an der Usambarabahn. 
Bath Kalkzug am Sigi, Mkulumusi und bei Station 


Steinbruch der Usambarabahn 


2) a272...0.) 8.7425. 


154 


27. Die Abtrennung voller Seebecken vom Meere 
infolge von Hebungen. 


Von Herrn CARL ÖCHSsENIUS. 
Marburg, den 28. November 1904. 


Eine solche habe ich 1886 für die Region des Titicacas 
in Südamerika erläutert und dazu noch die gleiche Situation 
beim Baikalsee und bei dem Tanganyika angeführt. In letzterem 
findet sich eine lebende Schnecke, die mit der Pyrgulifera hume- 
rosa MEER aus den Laramieschichten Nordamerikas als identisch 
angesehen wird. Sie hat sich hiernach wie die marinen Kruster 
des Titicaca dem Süßwasser anbequemt. 

Nach und nach finden sich mehr Beweise für die Richtigkeit 
meiner Ansicht. 

Der Tanganyika enthält neben einer normalen Sühwasser- 
fauna eine ganze Reihe von Tieren, die als ursprüngliche Meeres- 
formen anzusprechen sind. Das typischste Beispiel für diese 
Tiergesellschaft bietet eine Qualle, Zimnocnida Tanganyicae, die 
kürzlichst von CH. ArLLuaup auch aus dem nordöstlich vom 
Tanganyika gelegenen großen Victoria Nyanzasee mitgebracht 
worden. Offenbar ist Zzimnocnida nicht das einzige Geschöpf in 
der Fauna des Victoria Nyanza, dessen Ursprung unbedingt 
marin ist. Die gewaltigen Wasserbecken des Victoria, Tanganyika. 
Kaihura, Albert u. s. w. sind sicherlich durch Hebungen von 
dem Ozean abgetrennt worden. Der Vulkanknoten des 6050 m 
hohen Kilimanscharo ist situiert zwischen dem Ozean und dem 
Vietoria Nyanza, dessen Niveau etwa 1200 m über dem Meeres- 
spiegel liegt, wogegen die weiter westlich befindlichen Wasser- 
flächen des Tanganyika und seiner genannten Nachbarn nur 
800, 1000 und 700 m betragen. 

Der Kaihura mit 1000 m liegt rein westlich vom Victoria. 
Man ersieht daraus, daß die Hebung in der Zentralpartie am 
stärksten war. 

Über die marine Fauna des Baikals, von der ich s. Z.)) 
nur die Seehunde zitieren konnte, will ich nachträglich wieder- 


1) Diese Zeitschr. 1886, S. 767. 


| 


155 


holen, daß nach W. Dysowskı dort auch eine dem fliegenden 
Fisch ähnliche Glomynka (Callıonymus barcal) vorkommt, sowie 
mehrere Tiere, deren Verwandte nur im Meere leben, wie 
Lubomirskia baicalensis, Trochophora, Ancylodorıs barcalensis 
u. a., alles marine Tierformen, die dem Süßwasser ursprünglich 
nicht angehören, deren Repräsentanten sich aber, wie die Kruster 
des Titicaca, jetzt ohne den gewohnten Salzgehalt behelfen. 


28. Der jüngere baltische Eisstrom in Posen, 
West- und Ostpreussen. 


Von Herrn A. JENTZSCH. 
Vorläufige Mitteilung. 
Berlin, den 16. November 1904. 


Eine der auffallendsten Erscheinungen in dem geologischen 
Kartenbilde des norddeutschen Flachlandes ist die weitklaffende 
Lücke, welche die große pommersche Endmoräne von den aus 
Ostpreussen beschriebenen Eindmoränenstücken trennt. Diese 
Lücke umfaßt einen erheblichen Teil der Provinz Westpreußen 
und insbesondere das ganze, vom Verf. kartierte Gebiet vom 
Weichseldelta bei Marienburg bis zur russischen Grenze bei 
Gollub. Ein kartierter Streifen durchquert also die Gegend, in 
welcher Theoretiker die Fortsetzung der pommerschen Haupt- 
Endmoräne nach Osten gesucht haben. Zwar finden sich hier, 
wie in anderen Gegenden des norddeutschen Flachlandes, viele, 
z. T. sehr deutliche Endmoränen. Aber keiner derselben ver-. 
mochte Verf. jene grundlegende Bedeutung beizumessen, welche 
nach den vorliegenden Schilderungen der hinterpommerschen 
Endmoräne vermöge ihres langen, fast ununterbrochenen Ver- 
laufes und vermöge der Ausdehnung der angrenzenden Sandr zu- 
kommt. Meine nach dieser Richtung durch viele Jahre geübte 
Kritik war berechtigt: Jene auffallende Lücke entspricht der 
Wirklichkeit; in einem großen Teile Westpreußens war die Fort- 
setzung der hinterpommerschen Haupt-Endmoräne entweder nie- 
mals vorhanden oder sie ist durch ein späteres Ereignis zerstört 
bezw. verhüllt worden. Dieses Ereignis ‚war der jüngere baltische 
Eisstrom. 

Wie ich seit mehr als 20 Jahren gezeigt habe, umfassen 
die Ablagerungen der jüngsten Vereisung („das Jungglacial*) in 
Westpreußen mehrere Geschiebemergelbänke, welche durch ge- 
schichtete Sande und Tonmergel vielorts getrennt sind, stellenweise 


156 


aber sich zu einer einzigen Bank zusammenschließen. Sobald dies 
feststand, begann ich eine planmäßige Aufsammlung aller, in je einer 
Greschiebemergelbank liegenden Geschiebe der Tages- Aufschlüsse, 
wie insbesondere der von mir im Königsberger Provinzialmuseum 
zusammengebrachten zahlreichen Tiefbohrprofile Ost- und West- 
preußens zu dem Zwecke, das Vorkommen und die Häufigkeit 
(der verschiedenen Geschiebearten für die einzelnen Schichten des 
Diluviums statistisch zu ermitteln. Das erste Ergebnis meiner 
statistischen Aufsammlungen ist in der Arbeit von J. Korn!) 
„Über diluviale Geschiebe der Königsberger Tiefbohrungen“ 
niedergelegt. Herr Korn stellte hier auf Grund des von mir 
gesammelten Materiales endgiltig fest, daß in Königsberg in ge- 
wissen oberen Schichten des Diluviums eine plötzliche Zunahme 
der Kreidegeschiebe stattfand. Diese Erscheinung ist nicht auf 
Königsberg beschränkt. Ich habe vielmehr die gleiche Er- 
scheinung an vielen andern Orten, z. B. mit voller Sicherheit 
für die Gegend von Marienburg, Marienwerder, Graudenz in 
Westpreußen nachgewiesen, wo sich zeigte, daß speziell die 
oberste der von mir kartierten Geschiebemergelbänke sich durch 
Reichtum an Senongeschieben auszeichnet, während die nächst- 
tiefere Geschiebemergelbank des Jungglacials, welche ich für 
Westpreußen als „Rothofer Geschiebemergelbank“ bezeichnete, 
daran sehr arm ist, aber statt dessen vielorts Schalreste des 
marinen Interglacials als Geschiebe enthält. 

Wir sind demnach zwar keineswegs für ganz Norddeutsch- 
land, wohl aber für Tausende von Geviertkilometern Ost- und 
Westpreußens berechtigt und verpflichtet, eine reichliche Führung 
von Senongeschieben als leitend zu betrachten für die jüngsten 
. Glieder der dortigen Glacialbildungen. Nach diesem Maßstabe 
reichte die Vereisung Westpreußens in ihrem jüngsten Stadium 
von der Ostsee südwärts bis zur russischen Grenze bei Gollub 
und Leibitsch, also bis zur Mündung des Drewenztales in das 
Weichseltal. Zur selben Zeit aber überschritt sie noch das 
heutige Weichseltal nach Süden, da sie eine mit Senongeschieben 
erfüllte Endmoräne noch jenseits desselben, bei der Haltestelle 
Suchatowko der Thorn-Posener Eisenbahn zurückließ. Der Ge- 
danke, diese jüngste senonreiche Stufe des westpreußischen 
Jung-Glacials dem „Jüngeren baltischen Eisstrom“ der Schweden 
zuzurechnen, liegt um so näher, als auch der „Ostseekalk“ der 
Schweden, das sog. Wesenberger Gestein, vielorts als Begleiter 
der Senongeschiebe in Westpreußen auftritt. 

Links der Weichsel konnte ich die senonreiche Stufe des 


»), Jahrb. Kgl. preuß. geol. L.-A. 1894, S. 1—66. 


157 


Jungglacial von Schwetz über Dirschau bis Danzig verfolgen, 
und von dort westwärts bis Schöneck'). Hier aber ist eine 
Grenze. Wenige Kilometer westlich von Schöneck werden die 
Senongeschiebe selten, während Geschiebe interglacialer Schal- 
reste darauf hinweisen, dal dort (also westlich von Schöneck) 
die nächstältere Stufe des Jungglacial der Oberfläche nahetritt. 
Auch die von mir aufgefundene, durch WoLrr näher untersuchte 
muschelführende „Schliere“ im Geschiebemergel von Dommachau 
(160 m Meereshöhe) bestätigt diese Auffassung. Ebenso fehlt 
die senonreiche Jungglacialstufe im Danziger Hochlande bei 
Carthaus und von dort bis in der Gegend von Lauenburg in 
Pommern — also in Gebieten, welche nördlich der hinter- 
pommerschen Haupt-Endmoräne liegen. Der jüngere baltische 
Eisstrom schickte also einen mächtigen und viele Meilen breiten 
Eisstrom beiderseits der Weichsel und bis südwärts von Thorn 
zu einer Zeit, in welcher das Danziger Hochland und die hinter- 
pommersche Hauptmoräne keine Geschiebe mehr empfingen, 
wenngleich eine Eisdecke auch dorthin vielleicht noch reichte. 

Der baltische Eisstrom fehlte auch an der Nordspitze West- 
preußens bei Rixhöft und Putzig, hinterließ aber seine Spuren 
bei Zoppot und in der Hochredlauer Kämpe, von wo die Schmelz- 
wässer in dem altbekannten Diluvialtale über Neustadt und 
Lauenburg nach Westen abflossen. Auch die Stadt Posen liegt, 
soweit meine Beobachtungen erkennen lassen, außerhalb des 
Jungbaltischen Eisstromes. 

Man wird sich vorzustellen haben, daß zu der Zeit, als 
das Inlandeis viele Senongeschiebe vorwärts schob, seine Höhe 
nicht mehr hinreichte, um merkliche Mengen derselben auf das 
200 bis 330 m über das Meer aufragende Danziger Hochland zu 
befördern, wohl aber, um jene breite Stufe von 100 bis 120 m 
Meereshöhe, welche sich beiderseits der Weichsel bis zur 
russischen Grenze erstreckt, mit senonreichem Geschiebemergel 
oder Geschiebesand zu überkleiden. 

Östwärts bedeckte der senonreiche Eisstrom den größten 
Teil Westpreußens bis zur ostpreußischen Grenze, jedoch mit 
Ausschluß einzelner höherer »Gebiete; ferner einen sehr großen 
Teil Ostpreußens, nämlich das Samland und die angrenzenden 
Gegenden von Königsberg bis Tilsit, Darkehmen, Rastenburg, 
Mehlsack und Pr. Holland, sowie darüber hinaus bis in die 
Gegend von Passenheim. Dagegen scheinen die höchsten 
Gegenden Masurens außerhalb dieses Stromes gelegen zu haben. 

Die Ursache der Zurahme der Kreidegeschiebe sehe ich 


') Vergl. JENTZSCH, Jahrb. Kgl. preuß. geol. L.-A. 1885, S. 398—415. 


158 


nicht sowohl, wie die Mehrheit der Fachgenossen, in einer || 


Änderung der Stromrichtung, als vielmehr (wie ich bereits am 
2. Mai 1900 der Gesellschaft vortrug), in dem Umstande, daß 


im Laufe der Diluvialzeit die ursprünglich weit verbreiteten | 


Tertiärschichten mehr und mehr abgetragen wurden, sodaß immer 


größere Flächen senoner Schichten an die Sohle des Eises | 


herantraten und der Zerstörung anheimfielen. Mit dieser Auf- 


fassung stimmt trefflich überein meine Beobachtung, daß in | 
Westpreußen schon die der Senon-Massen-Einwanderung nächst- 


vorhergehenden Jungglacialschichten verhältnismäßig reich an 


Phosphoritknollen und an gerollten Feuersteinen (Wallsteinen) |) 


sind, welche als Geschiebe der örtlich ältesten, das Senon be- 
deckenden Tertiärstufe zu betrachten sind. Innerhalb des Ver- 
breitungsgebietes der Senongeschiebe sind die Geschiebe der 
nächstälteren Schichten, also des Genoman, Oxford und Kelloway 
an entsprechend engere Kreise gebunden. 

Der Zeitpunkt, in welchem der Senonreichtum mit dem 
Eise am Ablagerungsplatze eintraf. mul) selbstredend in den 
einzelnen Provinzen der Ostsee-Gestade etwas verschieden ge- 
wesen sein und bedarf deshalb in jeder Provinz gesonderter 
Untersuchung. Für diejenigen Landesteile aber, in denen er, 
wie für West- und Ostpreußen, ermittelt wird, bietet er einen 
Anhaltspunkt zur vertikalen und horizontalen Gliederung des 
Jungglacial und damit auch gelegentlich zur Altersbestimmung 
einzelner Moränen. Insbesondere sind viele der kleinen Rück- 
zugsmoränen Westpreußens (einschließlich der äußersten Nordost- 
ecke Posens) nun für jünger zu erachten als die weiter nördlich 
gelegene hinterpommersche Haupt-Endmoräne. Damit wird auch 
der Verlauf dieser Endmoräne begreiflicher, und ebenso erscheint 
die bekannte Beobachtung, daß in der Gegend von Marienwerder 


der örtlich oberste Geschiebemergel weit weniger tief als im || 


gewissen Gebieten Hinterpommerns entkalkt ist, als selbstver- 
ständliche Folge des Altersunterschiedes. 


| 


159 


29. Das Thorn-Eberswalder Tal und seine 
Endmoränen. 
Ein Schlußwort an Herrn K. KEILHACK. 
Von Herrn G. Maas. 
Berlin, den 29. November 1904. 


Leider muß ich an dieser Stelle noch einmal auf dieses Thema 
zurückkommen. Es zwingen mich dazu eine Reihe von Angaben 
in der Antwort des Herrn Krırsack!), die eine schleunige 
Richtigstellung dringend erfordern. 

Herr KeıLuack will einen Gegensatz konstruieren zwischen 
seiner baltischen Endmoräne und den von mir aus Westpreußen 
u. s. w. nachgewiesenen Zügen, in denen er nur Produkte 
kürzerer, bald hier bald da eingetretener Stillstände des Eisrandes 
erblickt, obgleich es schon auffallen müßte, daß sich derartige 
untergeordnete Gebilde bereits bei gelegentlichen Begehungen un- 
gezwungen zu einem über 200 km langen Zuge zusammen- 
schließen. Indessen kann ich auch den anderen Kriterien des 
Herrn KzırLnAack einen entscheidenden Wert nicht beimessen. 

Was zunächst die Zusammensetzung meiner Endmoränen 
betrifft, so habe ich allerdings von Blockpackungen nur da ge- 
sprochen, wo ich Gebilde aufgeschlossen fand, die einigermaßen 
an Chorin u. s. w. erinnerten. Seitdem ich aber kennen. lernte, 
was in anderen Gebieten alles als Blockpackung bezeichnet wird, 
z. B. von Herrn KeıtHack bei Wırkowo°’) und GRÜNBERE°), würde 
ich den größten Teil dessen, was ich 1901 als Grand mit 
Steinen, steinigen Lehm, steinigen Sand, dichte Bestreuung 
beschrieb, heute als Blockpackung anführen, sodaß auch die 
westpreußischen Endmoränen überwiegend als Blockpackung ent- 
wickelt sein würden. Aber das wäre an sich ganz belanglos. 
Denn schon 1892 schrieb ScHRoEDER*) bei der Bearbeitung eines 
der klassischsten Teile der Endmoräne: „Die Blockpackung ist 
kein „Leitfossil“ für Endmoränen“ und „Nicht überall, wo sich 
Blockpackung findet, sind Endmoränen und nicht überall, wo 
Endmoränen sich finden, ist Blockpackung“. Diese Tatsache 


!) Diese Monatsber. 1904 S. 132. 

2) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1894 S. 249. 
*®) Ebenda 1898 S. 151—152. 

*\ Ebenda 1892 S. LXU. 


160 


hat sich bei weiterer Kartierung der Endmoränen, besonders der 
ostpreußischen, in denen Herr KEıLHAck trotzdem die Fortsetzung: 
seiner baltischen Endmoräne sieht!), immer mehr bewahrheitet, 
sodaß heute wohl niemand mehr ernstlich an die größere Beweis- 
kraft der Blockpackungen glauben dürfte, zumal auch die große 
baltische Endmoräne vielfach nicht aus solchen besteht. ?) 

Die von mir 1901 beschriebenen Endmoränenzüge weisen 
allerdings verschiedentlich Lücken auf, auch in den Anschlüssen 
an die baltische, die aber nicht immer so groß sind, wie Herr 
KeıLnack angibt.) Das hat aber seinen Grund z. T. darin, 
daß meine Arbeit, ‘wie ausdrücklich gesagt ist*), Beobachtungs- 
ergebnisse „gelegentlicher*“ Reisen, nicht, wie bei Herrn Keır- 


HACK, einer eigens diesem Zweck gewidmeten Begehung?) ist. - 


Ich konnte daher nicht angeben, ob sich etwa in den Lücken 
noch kleine verstreute Kuppen finden. Dann aber stelle ich 
grundsätzlich nur das dar, was ich wirklich gesehen habe, in- 
dem ich das Übrige weiteren Begehungen und der Spezialaufnahme 
vorbehalte, und diesen Grundsatz werde ich auch weiter befolgen. 
Ist nun aber die große baltische Endmoräne so lückenlos, wie 
es den Anschein erwecken soll? Die Übersichtskarte von Pommern 
zeigt allerdings nur je eine etwa 6 km lange Unterbrechung: 
östlich von Mohrin und am Mauschsee. Aber Herr KeıtHAack 
spricht selbst in dem ihm genau bekannten Gebiet von der auf- 
fallenden Lücke nördlich und westlich vom großen Virchowsee®), 
die nur durch einige kleine Steinkuppen unterbrochen sind, und 


!) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1898 S. 104. 

?) Neben den Berichten aus Ostpreußen vergl. Jahrb. Kgl. Preuß. 
geol. L.-A. 1889 S. 175—177 (sehr starke Geschiebebeschüttung mit. 
vereinzelten Endmoränenkuppen, Reichtum an Geschieben hat be- 
trächtlich abgenommen, etwas spärlich entwickelt). Ebenda 1893 
S. 181 ff. (nirgends nennenswerte Geschiebeanhäufungen, Kieskuppen 
und ungeheure Steinhaufen auf den Feldern (also Lesesteine!), Reihe 
von Steinkuppen, die durch geschiebebedeckte Grundmoräne verbunden 
sind, Rand der Grundmoränenlandschaft wird von großen Mengen 
großer und kleiner Geschiebe bedeckt, zwischen denen eine Anzahl 
aus Blockpackung bestehender Kuppen liegen, einige kleine Stein- 
kuppen und zusammengelesene Steinhaufen, Geschiebebeschüttung der 
ott sehr sandigen Oberfläche). 


®) Bei der Lücke Ratzebuhr—Grunau ist übersehen, daß die End- 
moräne noch mehrere km über Ratzebuhr hinaus ostwärts angegeben 
ist. Der Bauchberg ist ein ebenso typisches Endmoränenstück, wie 
eins der von Herrn K. beschriebenen, und östlich schließen sich an 
denselben, wie Text und Karte deutlich zeigen, zusammenhängende 
Beschüttungsgebiete an. 

*) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1900 S. 98. 

°) Ebenda 1889 S. 150—151. 

6) Ebenda 1889 S. 176. 


161 


gibt an, daß von Gr. Dallenthin bis Raddatz die Endmoräne bis. 
auf wenige kleine Kuppen auf 6 km Länge aussetzt.!) Weiter 
wird eine große Unterbrechung bei Dramburg?) vom Sarranzig- 
See bis westlich Janikow, 10 km, angegeben, in der sogar die: 
Steine sehr zurücktreten, und für die Strecke von Nantikow bei. 
Reetz bis Schwachenwalde?) werden auf 30 km Entfernung nur 
von fünf Stellen kleine Steinkuppen erwähnt, deren Zusammen- 
hang und Endmoränennatur noch zu beweisen ist. 

Auch bezüglich ihrer Höhenlage unterscheiden sich die von: 
mir beschriebenen Endmoränen durchaus nicht von den übrigen 
Hauptendmoränen; denn auch diese liegen, wie mehrfach ausdrücklich 
erwähnt wird, nicht immer auf den höchsten Höhen und fallen 
auch nicht immer, wie die Karten zeigen, mit der Wasserscheide- 
zusammen. Auch die baltische Endmoräne gleicht hierin ihren. 
Geschwistern, wie Herr Keıthack selbst angibt*): „Auf der 
anderen Seite aber kümmert sich der Geschiebezug in keiner 
Weise um die Terrainverhältnisse,* 

Es ist also in keiner Beziehung ein nennenswerter Unter- 
schied zwischen den von mir beschriebenen Endmoränenzügen 
und den sonst bekannten sog. Hauptendmoränen, auch der 
baltischen, vorhanden. 

Die von mir vermißten Endmoränenzüge von Fiddichow und 
Bahn sollen nicht vorhanden sein, während die auf den beiden 
südlich anstoßenden Blättern, Uchtdorf und Wildenbruch, auf- 
tretenden Züge in der Karte von Pommern dargestellt sein 
sollen.) Diese Karte zeigt aber hinter der baltischen Endmoräne 
nur einen Zug auf Blatt Zachow, westlich Königsberg Nm. und 
die sog. Beiersdorfer Endmoräne. Ich vermisse die Züge auf 
Blatt Uchtdorf, in der Nordhälfte der Blätter Wildenbruch und 
Beiersdorf, sowie die der Blätter Schwochow und Neumark. 
Diese also sollen nicht existieren! Demnach befanden sich die 
Bearbeiter dieser Blätter in einem bedauerlichen Irrtum, da sie 
jene Züge sowohl in ihren Aufnahmeberichten®) als auch in dem 
Erläuterungen ?) ausdrücklich angeben. Ja, MicHAeu sagt sogar): 


") Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1889 S. 176. 

?\, Ebenda 1893 S. 181. 

®) Ebenda 1893 S. 188. 

*) Ebenda 1889 S. 181, vergl. auch 1897 S. 101—102. 

5) Diese Monatsber. 1904 S. 138—139. 

6) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1894 S. LXX, 1896 S. LXXIH bis 
LXXIV, 1897 S. LIII und LV—LVI. 

7) Erläut. zu Bl. Uchtdorf S. 1—2, Erl. z. Bl. Neumark S. 2, Erl. z. 
Bl. Schwochow S. 4—7, Erl. z. Bl. Wildenbruch S. 7—8, Erl. z. Bl. 
Beiersdorf S. 9—10. 

®) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1896 S. LXXIV, vergl. auch 
Erl. z. Bl. Schwochow S. 4. 


Zeitschr. d.D. geol. Ges. 1904. 11 


162 


„Es steht also bislang fest, daß wir auch östlich der Oder An- 
zeichen einer viermaligen Unterbrechung beim Rückzuge der Eis- 
massen haben.“ Das wäre demnach alles falsch, denn jene 
Züge sind ja nicht vorhanden. Nun hat aber neben SCcHROEDER, 
der diese Züge gleichfalls angibt!), auch Herr KrıLnack selbst 
bis in die neueste Zeit ihr Vorhandensein vertreten. Die End- 
moräne südlich Fiddichow findet sich auf einer Karte der Drumlin- 
landschaft von 1896 ?), und diese sowohl als auch zwei nördlichere 
Züge, die Endmoräne von Bahn und die der Blätter Neumark 
und Schwochow, sind noch auf der vervollständigten Übersichts- 
karte der Endmoränen und Urstromtäler in der 1903 erschienenen 
dritten Auflage der „Einführung in das Verständnis der geologisch- 
agronomischen Spezialkarte u. s. w.“ sehr ausführlich eingetragen. 
Ich muß also bei meiner Ansicht bleiben, daß diese 
Endmoränenzüge tatsächlich vorhanden sind, in der 
Karte von Pommern aber fehlen. 

Ebensowenig stichhaltig ist der Grund für das Fehlen der 
von MicHaeL angegebenen Endmoräne der Feuerberge.?) Wo ist 
denn die genaue Beschreibung und die Kartendarstellung für den 
zwischen Storchnest und Priment angegebenen Teil der süd- 
posenschen Hauptendmoräne?*) Es werden hier nur wenige weit 
auseinander liegende Punkte angeführt, deren Zusammengehörigkeit 
in keiner Weise erwiesen ist und von denen einige sicher keine 
Endmoränenbildungen sind. Wo ist weiter die Beschreibung und 
Karte der Endmoränen von Birnbaum und Betsche°) innerhalb 
der Grundmoränenlandschaft, „die auf etwaige Endmoränen noch 
nicht näher untersucht ist*?®) 

Zwischen Reetz und Schwachenwalde wurde kein End- 
moränenzug beschrieben, sondern nur vereinzelte, weit von ein- 
ander getrennte steinige Kuppen angegeben, ”) deren Zusammenhang 
nicht erwiesen ist. Auch die über drei Meßtischblätter verfolg- 
bare Grenze zwischen einer bewegten Grundmoränenlandschaft 
und einem flacheren Sandgebiet kann hierfür noch nichts be- 
weisen. Die gleichen Verhältnisse treten westlich der Brahe auf 
den Blättern Schüttenwalde, Tuchel, Klonowo und Krone auf. 
Anfangs war ich daher geneigt, hier gleichfalls einen nordsüdlich 
streichenden Endmoränenzug anzunehmen.) Doch zeigte die 


!) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1897 S. 99, S. 96. 

?) Ebenda 1896 t. 7 u. Textkarte S. 184. 

®) Diese Monatsber. 1904 S. 139. 

*) Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1894 S. 248. 

>) Ebenda 1898 S. 152. 

°) Ebenda 1898 S. 102. 

?) Ebenda. 1893 $. 183. 

®) Schrift. Naturf. Ges. Danzig N. F. 10. (1899) S. 2 und 4—5. 


163 


Spezialaufnahme, daß man es mit mehreren ostwestlich ver- 
laufenden Zügen zu tun hat, die erst weiter nach Westen hin 


‚deutlich aus der Grundmoränenlandschaft hervorgehen. 


Nirgends habe ich behauptet, daß Ost- und Westpreußen 
eisfrei waren, als der sogen. ÖOdergletscher KEıLHACKS noch be- 
stand,') da ich ja die Einheitlichkeit der großen baltischen End- 
möräne, mithin die Existenz des Odergletschers anzweifle. Eben- 
‚so unverständlich ist, worin in meiner Angabe über die baltische 
Endmoräne östlich der Drage als Nordgrenze der Beeinflussung für 
das Thorn-Eberswalder Tal ein Widerspruch liegen soll, der die 
Unrichtigkeit dieser Angabe beweist.) Gehört die Endmoräne 


Rummelsburg-Sullenschin etwa nicht zur baltischen Endmoräne? 


Bis wohin sollte dann also das Küddowtal bei dieser Stillstands- 
lage des Eisrandes nach Norden reichen, wenn das Haupttal zu 
dieser Zeit noch von hier aus beeinflußt wurde? Etwa nur bis 
an einen der südlicheren Endmoränenzüge, z. B. meine süd- 
pommerisch-westpreußische Endmoräne? Dann würde ich eine 
Beeinflussung des Haupttales von der baltischen Endmoräne her 
ganz entschieden bestreiten. 

Zweimal macht mir Herr Krıukack den Vorwurf, dab mir 
die Bildung der Terrassen nicht klar sei. Leider hat er dabei 
verschiedene sehr wichtige Punkte übersehen. Nicht nach meiner, 
sondern gerade nach seiner Darstellung gehen die Fluß- und 


'Seeterrassen, die entgegen Herrn Keıtnacks früherer Ansicht?) 


einerseits dem Boden, andererseits dem Spiegel des Gewässers 
entsprechen sollen, unvermittelt in einander über. Das wäre 
aber doch nur möglich, wenn die Seeterrassen durch deltaartige 
Aufschüttung in einem bereits vorhandenen tieferen Becken, wie 
beispielsweise am Bodensee, entstanden wären. Hierfür liegt aber 
keinerlei Beweis vor. Zumal bei Bromberg handelt es sich nicht 
am derartige Aufschüttungen in einem alten Becken. Denn hier 
besteht, wie ausdrücklich angegeben wurde,*) die sogen. Hoch- 
terrasse fast vollständig aus anstehenden älteren Bildungen, kann 
also nieht dem Spiegel. sondern nur dem Boden eines Sees ent- 
sprechen. Wenn man hier also einen See annimmt, dessen Tiefe 
einer Angabe des Herrn KeıuHacr°) entspricht, der sie aus mir 
unbekannten Grundlagen abgeleitet hat,°) so muß dessen Spiegel 


!) Diese Monatsber. 1904 S. 138. 

?\, Ebenda 1904 8. 141. 

®, Vergl. z. B. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1898 S. 111. 

*) Diese Monatsber. 1904 S. 45. 

°) Verh. d. Ges. f. Erdkande, Berlin 1899 S. 134. 

°) Die Tiefenbestimmung von 15—20 m kann doch kaum darauf 
beruhen, daß heute in dieser Gegend Niederungen 25 m unterhalb der 


le 


164 


um die angenommene Tiefe höher liegen als der Boden. Indessen 
ist die Keisacksche Angabe unrichtig, daß ich ihn den See- 
spiegel bei 95 m annehmen lasse,!) was schon daraus genugsam 
hervorgeht, daß sein Seespiegel bei mir dem Seegrunde ent- 
spricht. Hinsichtlich meiner Auffassung der Wartheterrassen als Ein- 
ebnungsterrassen und ihrer Entstehung durch seitliche Ver- 
schiebung der Stromrinne verweise ich auf Jahrb. 1898 
S. 87 und Erläuterungen zu Blatt Gurtschn S. 18—19 
und bemerke außerdem. daß ich oberflächlich umgelagerte 
Bildungen nicht ais Neuaufschüttungen auffassen kann, wenngleich 
dieselben in der geologischen Karte als Talbildungen dargestellt 
werden. Ebenso erachte ich die Frage nach der Unterlage der 
Dünen und der sich am: Gehänge hinaufziehenden humosen 
Bildungen, da ja die Terrassen des Herrn KEILHAcCK einzig auf 
der Höhe ihrer Oberfläche beruhen, durch die Fußnote S. 44 
dieser Monatsberichte für erledigt. Das dort Gesagte gilt natür- 
lich nicht nur für Milsch. 

Die Frage, ob die Abtrennung eines Talstückes durch eine 
Endmoräne „eine rasch vorübergehende Phase“, ein rasch 
vorübergehendes Anfangsstadium der Entwicklung?) war, dürfte in 
dieser Allgemeinheit doch nur sehr schwer zu entscheiden sein. 
Das hängt doch ganz von dem Widerstande des trennenden 
Riegels ab, für den es ohne weiteres keinen Maßstab gibt, 
selbst wenn schen kurze Zeit später das Eis weiter im Norden. 
liegt. 

Woraus schließt Herr Ksıtuack endlich, daß der Spiegel 
der im Weichseltal nach Süden strömenden Gewässer in 50 m 
Höhe lag??) Die 50 m-Terasse unterhalb Fordon hat nörd- 
liches Gefälle, während die südwärts sich neigenden Terrassen- 
stücke des Weichseltales oberhalb des Schwarzwassers bei 78 
und 75 m Meereshöhe liegen gegenüber der 72 m-Terrasse des 
Bromberger Sees. 


Terrasse liegen. Einmal sind noch größere Höhenunterschiede vor- 
handen, zweitens aber wäre erst zu beweisen, daß diese Tiefen bereits. 
in diluvialer Zeit bestanden. 


!) Diese Monatsber. 1904 S. 140. 
?) Ebenda 1904, S. 186—137. 
®, Diese Monatsber. 1904, S. 141. 


165 


30. Gault in Bartin bei Degow (lntemenmern). 


Von Herrn Kurr Huckt. 
Hierzu Taf. XXIII u. 2 Textfig.. 
Berlin, den 1. Dezember 1904. 


Auf-einer geologischen Exkursion nach Pommern und Born- 
holm im Sommer 1903 besuchte ich auch Bartin unweit Kolberg, 
wo eine Klippe von Kalken des oberen Malm zu Tage steht. 
„Die Schichten fallen steil 40° gegen Westen ein. Die unterste 
Schicht ist ein zum Kalkbrennen geeigneter Oolith mit kleinen 
Austern, Pecten- und Avticula-Arten, sowie Pygurus Blumenbacht, 
einem in Kalzit versteinerten Seeigel. Darüber zum Düngen be- 
nutzte oolithische Kalke und einige sehr fossilreiche, etwa fuß- 
dicke feste Bänke mit großen Trigonien (Trigonia Bronnt, 
suprajurensts), vielen Ammoniten bis Wagenradgröße (Perisphinctes- 
und Aspidoceras-Arten), zahlreiche Pecten (P. Buchü), Austern 
(Ostrea virgula) und Serpuliden (Serp. spuamosa). Die obersten 
Bänke bildet ein grüner bis gelblicher magerer Letten, der schon 
z. T. mit Diluvium gemengt ist und nur kalzinierte Versteine- 
rungen führt.“*!) Wahrscheinlich ist dieser letztgenannte Letten 
identisch mit der etwa 30 cm dicken Tonschicht, von der ich 
bei meinem Besuche der Bartiner Grube zwecks mikroskopischer 
Untersuchung einige Stücke mitnahm. 


SEEZEEREEE GLOETTTIER EEE GLEISE SESLSTRICHICHN 


C Kalke des oberen 
Malm. 


N 


Big; 


Das Material wurde geschlämmt und aus dem Rückstande 
die Petrefacten herausgelesen, welche im Folgenden aufgeführt sind. 


!) W. DEECKE, Geologischer Führer durch Pommern. S. 94. 


166 


Pisces. 

Zähne, und Schuppen. Taf. XXIN Fig. 1 und 2. 

Die Zähne sind konisch, mit kreisförmigem Querschnitt. 
Die vom Mittelkanal ausgehenden Dentinröhren treten deutlich in 
Erscheinung. Doch war es mir auch bei stärkerer Vergrößerung 
nicht möglich, die den Mittelkanal und den Anfang der Dentin- 
röhren umgebenden Haverschen Lamellen zu sehen. Eiensowenig 
ließ sich der Übergang der Dentinröhren in den Plakoinschmelz 
und die Bildung feiner Röhrchen in demselben verfolgen. 

Die Schuppen sind rund bis rhombisch; der Stiel liegt 
zentral oder etwas exzentrisch; bei einem Exemplar bildet er die 
Fortsetzung des Randes. | 

Die meisten Schuppen sind mit Bohrgängen des Fadenpilzes- 
Mycelites ossifraga Roux durchsetzt. 


Lamellibranchiata. 


Ostrea virgula. Häufig, doch nur in kleinen Exemplaren 
und meist zertrümmert. 


Echinodermata. 
Echinoidea. 

Es liegen einzelne Tafeln und Stacheln vor. — Die auf 
Taf. XXIII Fig. 3 und 4 zur Anschauung gebrachten Körperchen 
halte ich für Teile des Kauapparates. Derselbe besteht bei rezenten 
Seeigeln meist aus 40 Kalkstücken, nämlich 5 Paar Halbpyramiden. 
von denen je ein Paar einen Zahn umschließt und oben vom 
5 paarigen Ergänzungsstücken (H. Meyer) oder Epiphysen (LovEn) 
zusammengehalten wird. In dem Zwischenraum zwischen je zwei 
Halbpyramidenpaaren liegen oben radial 5 unpaare Schaltstücke, 
(rotulae Desmouuins, falces VALENTIN), die wiederum 
von 5 inneren und 5 äußeren Gabel- oder Bügel- 
stücken, (compas VALENTIn), überlagert werden. 
Echinus esculentus zeigt an den inneren Seiten der 
Epiphysen deutliche Zähnelung, ähnlich der in 
unseren Figuren dargestellten. Die Vertiefung gl 
in Fig. 3 ist die Glenoidalgrube für den Vorsprung 
der Schaltstücke. 

Wir haben es demnach in Fig. 3 und 4 wohl 
mit fossilen Epiphysen zu tun. 


Hie 2, 
Asterias_cft. Asteroidea. 
impressae Qu. Randtäfelchen (s. nebenstehende Figur) von Asterras 


impressae?!) 


!) Vergl. QUEENSTEDT, Petrefaktenkunde t. 71, f. 15, 17, 18. 


167 


Crinoidea. 

Stielglieder, wahrscheinlich von Pentacrinites astralis Fig. 5.') 
Fig. 5e zeig ein Verticillenglied mit den Ansatzstellen für die 
Cirren. 

Im Gault des Lindener Berges bei Hannover kommen 
Stielglieder in großer Menge vor,. die mit den vorliegenden 
identisch sind. 

Holothuroidea. 
Uncinulina polymorpha TERQUEM.?) 
Nas SO NEE 


Diese gekrümmten Stäbe sind wahrscheinlich Teile des Haut- 
skeletes von Seewalzen. Die rezente Cherodota japonica v. MARENZ 
zeigt ganz Ähnliche Kalkkörper in der Haut.) Es ist jedoch auch 
möglich, daß die Umcinulina Reste von Kalcispongien darstellt, 
da unter den rezenten Kalkschwämmen die Gattungen Myxilla 
und Syculmis hakenförmige Gebilde ausscheiden, die den vor- 
liegenden ebenfalls ähnlich sind. 


OÖstracoda. 
Oythere plicata v. MÜNSTER. 


Häufig. Kommt auch im Gault des Lindener Berges bei 
Hannover vor. 
 Oythere quadrilatera RoEMER. 
Cytheridea subperforata Rupert u. JONES. 
Oytheridea trigonalis Rupert u. JoxEs. 


Foramünifera. 


Die Foraminiferen sind durchweg ziemlich schlecht erhalten. 
Wegen der vorgeschrittenen Kalcination muß man auf genauere 
Untersuchungen z. B. über Perforation oder spezielle Mündungs- 
verhältnisse verzichten. Wie es häufig vorkommt, daß bestimmte 
Genera dominieren, z. B. Fusulinen im Kohlenkalk, Globigerinen 
in der Kreide oder Nummuliten im Tertiär, so hier die Spiril- 
linen, welche das größte Kontingent, etwa 90°, aller vor- 
kommenden Foraminiferen, stellen. Unter den Ostrakoden herrscht 
Cythere plicata v. MÜNSTER vor. 

Alle Abbildungen sind nach Kanadabalsampräparaten bei 
durchfallendem Licht gezeichnet. — Die Aufzählung geschieht 
nach dem von Brapy im Challenger Report verfolgten System. 


!, Vergl. QUEENSTEDT, a. a. O. t. 72, £. 31. 

2) Vergl. TERQUEM, II. Mem. du Lias t. V. f. 7. 

°) Vergl. Bronn, Tierreich, Aufl. 1889—1892, 2; 3, 1; 
En We 


1685 


Lituolidae. 
Ammodiscus bartinensis n. Sp. 
Taf: XXINS@EISET 
Gehäuse flach, mit etwa 4 Umgängen, die letzte Windung 
viel breiter als die vorgehenden. Die Schale ist ziemlich 
durchsichtig, doch läßt sich ihre Struktur nicht mehr erkennen. 


Größter Durchmesser: 0,3 mm. Eine ähnliche Form bildet’ 


ANDREAE!) als A. pellucidus n. sp. ab. 


Textularidae. 
Textularia cordıformis SCHWAGER?) 
Taf. XXIII, Fig. 8; nähert sich der Kreideform 7. globulosa 
Revss —= IT. striata EHRENBERG. 


Lagenidae. 
Lagena pura u. Sp. 
Bar RN TE 9. 

Längsschnitt oval bis elliptisch, Querschnitt kreisrund, Hals 
fehlt. Die schlitzförmige Mündung verengert sich zu einer Röhre, 
die sich noch’mehr oder weniger weit ins Innere hinein ver- 
folgen lässt. Die Schale ist sehr dünn und entbehrt jeglichen 
Zierrates. Nur bei wenigen Exemplaren befindet sich am abo- 
ralen Pol eine kleine Spitze. Länge 0,13 mm, Breite 0,085 mm. 
Nicht selten. Diese Lagene hält etwa die Mitte zwischen 
L. Iucida WırLL. und ZL. apzculata Reuss?). Eine verwandte 
Form, Lagena apieulata var. elliptica, führt Reuss*) aus dem 
Gault an, doch ist diese Varietät bedeutend schlanker und an 
beiden Enden scharf zugespitzt. 

Lingulina furcilata BERTHELIN). 
Frondicularia concinna Kocn°). 
Frondieularia ampulla n. sp. 
Taf. XXIII Fig. 10. 
Das ziemlich große Gehäuse ist flach blattförmig, mit 


1) Beitrag zur Kenntnis des Elsasser Tertiärs, Straßburg 1883 
HET 

2) Vergl. SCHWAGER, Beitrag zur Kenntnis der mikroskopischen 
Fauna jurassischer Schichten; Schicht der Terebratula impressa. 
Jahresh. d. Ver. für vaterl. Naturk. in Württemberg; 21. 1865, 
1. Mesa: 

>) Vergl. Reuss, Die Foraminiferenfamilie der Lageniden; Sitz.-Ber. 
K. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. Wien 1863. 46. t. II f. 3 
und t. If. 4-8, 10, 1]. 

*) Die Foraminiferen des norddeutschen Hils und Gault. Ebenda 
tr} 

5) Vergl. V. Memoire sur les Foraminiferes fossiles de l’etage 
Albien de Montcley (Doubs); M&m. Soc. G£ol. de France, (3) 1. Paris 1880, 
PISIV 2236; 

6) Vergl. Reuss, Hils und Gault, t. IV £. 13. 


169 


scharf markierten Streifen bedeckt. Rückenkante fast gerade, 
Bauchlinie stark geschwungen. Die etwas plumpe äußere Form 
erinnert an Crzstellaria, die Kammern reiten jedoch, und die 
Mündungen sind nicht wand- sondern mittelständig. Länge: 
0,47 mm. Breite: 0,13 mm. 


Rhabdogonium acutangulalum Beuss!). 

Marginulina becostata Terquem’). Taf. XXIII Fig. 11. 
Marginulina striatocostata Reuss. Taf. XXIIM Fig. 12°). Häufig. 
Marginulina robusta? Reuss?). 

Marginulina rostrata n. SP. 

Par XXIakier 19. 

Langgestreckt, walzenförmig; Kammern fast rund, auf der 
Bauchseite deutlich gegeneinander abgesetzt, Rückenlinie fast ge- 
rade.e Mündung in einen langen röhrenförmigen, etwas gebogenen 
Schnabel ausgezogen. Vier Längsstreifen. Länge: 0,37 mm. 
Breite: 0,16 mm. 

Diese neue schöne Form erinnert an einen älteren Reprä- 
sentanten dieses Genus: Marginulina radrata Ta.?). Letztere ist 
jedoch ziemlich stark gekrümmt und hat eine unverhältnismäßig 
lange Embryonalkammer. Unsere Form ist auch mehr konisch 
gebaut. 

Vaginulina argula Reuss Taf. XXIII Fig. 14°) 
Vaginulina Strombecki Reuss Taf. XXIII Fig. 15°). 
Vaginulina incompta Reuss?). 

Wie schon der Name sagt, ist diese Form ungestreift. 
Doch kommt bei sonstiger völliger Übereinstimmung mit V. 
incompta auch Streifung vor: 


Vaginulina incompta var. striata Taf. XXIII Fig. 16. 
Vaginulina truncata Reuss?). 
Vaginulina orthonata Reuss!). Häufig. 
Vaginulina angustissima Reuss!!). 
Vaginulina harpa RoEMmer”). 
Reuss stellt diese Spezies mit V. Dunkert Kocn zusammen. 


a Verels 302.0, Vf. 14. 

2, Vergl. III. Mem. du Lias, Pl. X, £. 14. 
aMerslar2# 0% VI TW2. 
allerolssasar Ort: VE. 8,76: 

>) VI. Mem. du Lias, Pl. XXI f. 16. 


Diallerotzar 2.507. IE 1. 13. 
"Wesel, Er es es JUNE 
Dillerslmas a8 OH: WIE: 
Sr NMerela. 3.°0. it. TI f. 9. 
en Mersltara., 0rt IV E23. 
aierslaa 3 Ott IE. :3: 
Ey Verslehrussar 3.0. 1. IV £ 7. 


170 


Oristellarta impressa Reuss. Taf. XXIII Fig. 172. 
Cristellaria instabiis Terqguem. Taf. XXIII Fig. 182). 
Cristellaria plantuscula Reuss. Taf. XXIII Fig. 19°). 


Oristellaria parallela Reuss 
Tat. XXUr Re 20 


Unsere Abbildung ist zwar etwas schlank, doch kann diese 
Form noch sehr gut für Cr. parallela genommen werden. Die 
außerdem noch bei der Bestimmung in Betracht kommenden 
Or. perobligua Reuss und Or. linearis Reuss scheiden bei näherer 
Vergleichung aus, da Or. perobligua eine andere Embryonalanlage 
zeigt und Or. lineata. wenn auch schwach, gekrümmt ist. 


Oristellaria protosphaera Reuss. Taf. XXIN Fig. 21%). 
Orzistellaria pommeranica n. Sp. 


Tat RR ie 722 
Ziemlich langgestreckt und flach, mit scharfem Kiel, meist 


mit 5 Längsstreifen bedeckt. Mündungsschnabel kurz. Länge: 
0,29 mm. Breite: 0,19 mm. 


Cristellaria Münster‘ Reuss?). 
Cristellaria laevıgata Reuss°). 
Cristellarta Dunkeri Reuss'). 
Oristellarta Schloenbachi? Reuss?°). 
Oristellaria perobligua Reuss?). 
Cristellaria pulchella Reuss!") 


Taf. XXIH Fig. 23 stellt eine abnorme Form dar. Der- 
artige Wachstumsanomalien sind bei Öristellarien nicht selten: 
Or. eentralis Terqurm!!) ist ähnlich. Im Jura kommt es häufig 
vor, daß echte Cristellarien plötzlich nach Flabellinen-Art weiter 
wachsen, z. B. Flabellina obligqua Terqauem!). Im Gault des 
Lindener Berges bei Hannover kommen Formen vor, die unserer 
Abbildung durchaus gleichen. — Systematisch wäre die vor- 


Sllerel 3273. 0,3 IR} 
?) Vergl. II. M&m. sur les Foram. du Systeme Oolithique, Zone 
a Amm. Parkinsoni, Metz 1869; Pl. XVII £. 25. 


Sr Nerolrar.200, 1. VII 
SNersl, 2.280. G.VvaTTs 
a Nerels 23.22.°0, t. IST ers 
Nero zara. 0... XI ar 
Dr Verel "a a. VII 126, 
Were ara Oet. VIER 14.158. 
lern] 3.2. 0%. VIHT>. 
ID Verol723°0. 6.00. 11% 


11) ]I. Mem. sur les Foram. du Syst. Oolith. Pl. XV. f. 17. 
Aa. Mem. du’ Täas, P1.X, 178. 


171 


liegende Cristellarie etwa zu (Or. macrodısca Reuss!) oder Or. 
sternalis BERTHELIN’) zu stellen. 
Guttulina strumosa GÜMBEL.?) 


Globigerinidae. 
Globigerina cretacea D ÖRB. 


Rotalidae. 
Spirillina tenuissima GÜMBEL, 
Pat XXEIN KIT 245): 
Steht der Sp. minima Scuacko sehr nahe.°) 
Spiredllina trochiformis SCHACKO, 
Bar NIT Ri02 025,5) 

Diese Foraminifere,. die ScuAacko aus der Cenomankreide 
beschreibt, kommt in Bartin in außerordentlich großer Zahl vor. 
Der Querschnitt ist teils spitz kegelförmig, teils bildet er oben eine 
runde Kuppe. Der untere Hohlraum ist häufig von einem Netz er- 
habener Leisten überzogen, die sich wegen ihrer dunkleren Farbe 
deutlich abheben.) Die Bedeutung dieser sehr eigenartigen Struktur- 
verhältnisse vermag ich nicht anzugeben. Doch scheint TERQUEM bei 
Involutina jonesi?) etwas Ähnliches gesehen zu haben: seine Ab- 
bildung der Unterseite dieser Foraminifere zeigt auch Netzstruktur. 

Anomalina (Rosalina) rudis Reuss. Taf. XXIII Fig. 26.°) 
Rotalia spinulifera Reuss.!) 


Altersbestimmung. 


Nach Deeck& sind die Bartiner Kalke gleichaltrig mit dem 
oberen Kimmeridge, dem Virgulien des Schweizer Jura, des 
hannoverschen Gebietes und ÖOberschlesiens. Man könnte daher 
erwarten, daß der Ton, über dessen Untersuchung oben berichtet 
ist, ebenfalls zum Malm gehört. Die nachstehende Tabelle 1 
über die vorkommenden Foraminiferen jedoch, die hauptsächlich 
nach den Listen von Revuss über Neocom und Gault aufgestellt 
wurde, zeigt dal wir es mit Neocom und Gault zu tun haben, 


!) In BERTHELIN, V. Mem. sur les For. foss. de l’etage Albien, 
ERSTE, 11, 14. 

2, Ebenda PI. III, f. 2. 

®) Die Streitberger Schwammlager und ihre Foraminiferenein- 
schlüsse. Jahresh. Ver. für vaterl. Naturk. in Württemberg. 18. 
1862, t. IV, £. 13, 14. 

Nasa Os TVo. 12% 

®) Foraminiferen und Ostrakoden aus der Kreide von Moltzow; Ar- 
chiv der Freunde der Naturgesch. in Mecklenburg; Jahrg. 1891, f. 4. 

aa: 04.8.8, 

SaVersl41 25 c. 

EZ Men du: Bias’ Bl. VI, f. 22. 

ara OA LORT, ET. 

mind 0, BEXTN, TE 8,5. 


172 


eine Angabe, die ich in Hinsicht auf Tabelle 2 dahin präzisieren 
möchte, daß unterer Gault vorliegt. Dieser Schluß wird noch 
unterstützt durch die Übereinstimmung des erwähnten Pentakriniten 
mit dem im Gault des Lindener Berges bei Hannover gefundenen 


und das Vorkommen von Cythere plicata v. Münster. Schließt 


man sich dieser Parallelisierung an, so klafft in Bartin zwischen 
den obersten Kalkschichten und unserem Tone eine Lücke: es 
fehlt das Tithon, die Wealdenbildung und obere Hilsformation. 


JBajbrelliesie 
Jura Kreide 
= 
Bartin Ü ae 
a En 
2|°\8|32|&:2|5 
ala le ls 
Ammodiscus bartinensis n. SP. . . : 
Tesxtilarıa cordıformis SCHWAGER . - 
Lagena pura n. Sp... « 3 - 
Lingulina fureillata BERTHELIN .|I+ 
Frondicularia concinna KOCH | ++ 
ampulla n. Sp. | BR: 
Rhabdoo gonium acutangulatum REUSS. li + + 
Marginulina bicostata TERQEUM . . . . .|+ Sn 
a striatocostata REUSS . | +. 
5 robusta? REUSS Ar, 
> rostrata n. SP. . JElNEe 
Vaginulina arguta REuss . ++ 
r Strombecki REUSS It 
= incompta REUSS . = - 
S truncata REUSS . RT ER N. — | n 
® o2thonota. REuUSSL ER +|. 
$ angustissima REUSS “ar 
2 harpa ROEMER +|+ 
Cristellaria impressa REUSS . DE ne oe RE . | + 
N instabilis TERQUEM. . . -. . .|\.ı+ 
ri planiuscula REUSS ES IERT AR | N DR 2: 
N panallela REUSS. ve: | +|. 
4 Drotosphaera REuss? Kir. ze er Zen or 
" Bommeranica n.. Sp. | a: 
N Münsteri REuss . | | lan 
5 laevigata REUSS . | + 
r Dunkeri REUSS Sm. == 
ns Schloenbachi? REUSS oo or 
5, perobligqua REUSS ./+ 
pulchella REUSS . .I+|+ 
Guttulina strumosa GÜMBEL . N er 
Globigerina, eretacen DIÖRBIENY -. . . za ea + + 
Spirillina tenuissuna GÜMBEL'\...7.0..0 22 EIER 
” trochiformis SCHACKO.Y. ‚1. 14. ln Re RE 
Anomalına rudis REUSS + 
Rotalia spinulifera REUSS | + 


' 


| 


175 


Tabelle 2. 
Unterer | Mittlerer || Oberer 
Gaultt | Gault | Gault 
. I 8 [e>] 
Bartin 5 alsals |& |e= 
e=|28|l582 =,.|5;|5% 
esse lea 8585 | 58 
> Ba 32 le> 5» Ss = 
07) (do) = = ei Fu 
Frondicularia concinna KOocH . | + Ä 
Rhabdogonium acutangulatum REus . + | + 
Marginulina robusta? REUS . . . .| + |. | +]. 5 . 
Waginulınaranzgwe Reussn me : I 
& SeRomibeepnEeussa zur nn: . | +| - 
P} truncata REUSSs . ...|+|. 2 ! 
5 amgustissima REUS . . .| . & . I + 
& RaNDAEROEMERL. 2 re A 
Oristellaria planiuscula REUSS + 
3 impressa REUSS . I + Tr 
= Münsteri REUSS +|. ; 
” laevigata REUSS 2 — 
54 Dunkeri REUSS . } 2 . 
A Schloenbachi? REUSS . + 
> perobligqua REUSS ; + 
;5 pulchella REUSS . ; . + 
Globigerina cretacew D’OÖRBIGNY . > | ar 
Anomalina rudis REUSS . + Ä 
Rotalia spinulifera REUSS . | + 
Nachtrag. 


In der vorstehenden Untersuchung benutzte ich bei der 
Altersbestimmung die Gliederung der unteren Kreide, welche 
A. v. STRoMBEcK!) aufgestellt hat. Dieselbe läßt sich jedoch 
nicht aufrecht erhalten, da der Speetonclay die ganze untere 
Kreide vertritt, und die Gargasmergel neuerdings noch zum 
Neocom gerechnet werden. Die Spalte 1 in Tabelle 2 (Speetonclay) 
verliert somit völlig ihre Bedeutung für eine genauere Niveau- 
bestimmung, und der untersuchte Bartiner Ton muß daher einer 
höheren Schicht des Gault, etwa der Zone des Belemnites minimus, 
zugeschrieben werden. 


!) Über den Gault und insbesondere die Gargasmergel im 
nordwestlichen Deutschland. Diese Zeitschr. 13. 


174 


31. Über H. HÖFERS Erklärungsversuch der hohen 
Wärmezunahme im Bohrloche zu Neuffen. 


Von Herrn W. BRANCOo. 
Berlin, den 1. Dezember 1904. 


In seiner Abhandlung über „Die Wärmeverhältnisse im 
Kohle führenden Gebirge“!) zeigt H. Hörer an der Hand von 
Beispielen aus dem bölımischen Braunkohlenrevier, daß mit der 
Annäherung an ein Braunkohlenflöz die Größe der geothermischen 
Tiefenstufe stark sinken, sogar den abnorm kleinen Wert von 
5,2 m erreichen könne. Die Ursache liege in der durch die 
Zersetzung der Kohle erzeugten Wärmemenge,. in der man ja in 
der Tat schon längst eine der Fehlerquellen gefunden hätte, 
welche die Erkennung der normalen Wärmezunahme zu ver- 
schleiern vermögen. 

In Übereinstimmung mit diesen Beobachtungen führt Hörer 
aber auch die ungewöhnlich große Wärmezunahme in dem be- 
kannten Bohrloche zu Neuffen am Fuße der schwäbischen Alb 
mit Entschiedenheit darauf zurück, daß hier der angeblich durch 
die ganze! (1186 Fuß! Württ. = 1045 Pariser Fuß betragende) 
Tiefe des Bohrloches verbreitete bituminöse Liasschiefer die Ur- 
sache der so großen Wärmezunahme sei. Damit im Zusammen- 
hange stehend verwirft er die von mir früher gegebene Deutung 
des Bohrprofiles sowie den von mir gemachten Erklärungs- 
versuch und erklärt. daß letzterer zudem im Widerspruche mit 
A. ScHMIDTs, später zu besprechender,. Auffassung stehe. 

Die Unhaltbarkeit dieser Ansicht H. Hörers soll im Folgen- 
den gezeigt werden. 

Vor einem Jahrzehnte hatte ich eine kritische Besprechung 
der im Jahre 1344 vom Grafen von MANDELSLOR veröffentlichten 
Temperatur-Beobachtungen gegeben, welche er in dem Bohrloche 
von Neuffen angestellt hatte; indem ich einerseits das verwendete 
Geothermometer einer Prüfung, andererseits das Bohrregister 
einer Deutung unterwarf.?) 

Dieses in Stuttgart bei den Akten aufbewahrte alte Bohr- 
register war mir freundlichst von dem Direktor des Königlichen 


!) Österreichische Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen Leoben 1901. 
Sonderabdruck 39 S. 

?) W. BRANCcO, Schwabens Vulkan-Embryonen. Teil I, s. den 
Abschnitt S. 607—664: „Versuch einer Kritik der Beobachtungen 
über die auffallend starke Wärmezunahme in dem vulkanischen Ge- 
biete von Urach“. Jahresh. des Vereins f. vaterländ. Naturkunde in 
Württemberg 50. 1894. 

W. BRANCo, Die außergewöhnliche Wärmezunahme im Bohrloche 
zu Neuffen verglichen mit ähnlichem Verhalten anderer Bohrlöcher. 
Ebenda 53. 1897, S. 28—55. 


175 


Bergrates Herrn Dr. von Baur übergeben worden. Ungezwungen 
ließ sich aus den Angaben des Registers eine Schichtenfolge 
erkennen, welche von oben nach unten den Braun-Jura 3 und c, 
darunter die ganze Reihenfolge des Lias von | bis &, und zu- 
unterst anscheinend noch Keuper, als Bonebed-Sandstein, umfaßt. 
Nur die Mächtigkeit des Braun-Jura erwies sich hierbei als 
überraschend groß; die petrographische Beschaffenheit der 
Schichtenfolge aber ermöglichte sehr wohl den Vergleich mit dem 
bekannten Profile des Jura in der dortigen Gegend. 

Ich lasse nun dieses Bohrregister und die Deutung folgen, 
welche ich demselben gab, wobei ich die bituminösen Schiefer 
des Lias e durch Druck hervorhebe, um damit sofort ihre ver- 
schwindend geringe Mächtigkeit und somit ihre absolute Unfähig- 
keit hervortreten zu lassen, durch die in ihnen stattfindenden 
chemischen Prozesse, wie Hörzr will, die hohe Wärmezunahme 
in dem Bohrloche zu erzeugen. 


Meine Deutung | Bohrregister 


Braun-Jura 1. Liasschiefer 126° 6° 


R DR do. mit Kalkstein und Sandstein wech- 
5 selnd 84' 9° 
do. Soll). 


. Liasschiefer 313° 5° 

. Liaskalk mit Schiefer wechselnd 39' 7 

. Harte Kalkflöze und darauf dunkler Schiefer 
32 n.. 

7. Liasschiefer 75’ 6° 


ne 


% 


| 
| 


r 8. Liaskalk 17° 6” 
E 9. Schwarzer sehr bituminöser Schiefer 30° 4 
N 10. Kalk und Schiefer wechselnd 35’ 2° 
g 11. Liasschiefer 42’ 6° 
. Schiefer mit Liaskalk 16‘ 
13. Lichtgrauer Liaskalk 11‘ 2 
14. Sehr fester Liaskalk 18° 11° 
15. Liaskalk 7’ 11“ 
3 | 16. Weicher Schiefer 156‘ 8° 

17. Ziemlich schwarzer etwas sandiger Schiefer 9' 6‘' 
18. Liaskalk m. grauen sandigen Schichten wechselnd 
5' g" 
19. Sandiger Liaskalk 4’ 10° 
. Weicher Schiefer mit Kalk abwechselnd 11 
21. Liaskalk und Sandstein wechselnd 12° 3° 
22. Schiefer mit weißlichem Kalk wechselnd 7° 
23. Grauer Sandstein 9° 2° 


Aa m u a mn mn — 7 AN 
feat 
D&D 


& 


m nn a nn nn 
D&D 
je) 


Bonebed 24. Sandstein, sehr harter 16’ 10° 
Sandstein 25. (Bei 1206’ 3° Tiefe) Sandige Liasschichten 3' 9” 


176 


Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß dieses bei den 
Akten der Königlichen Bergwerksverwaltung aufbewahrte Bohr- 
register als ein zuverlässiges Dokument anzusehen ist. Man 
merkt deutlich, daß der Bohrmeister soweit ein petrographischer 
Sachverständiger gewesen ist, daß er die verschiedenen Arten der 
in Frage kommenden Sedimentgesteine gut kannte; denn sonst 
würde er nicht imstande gewesen sein, in dem Bohrschmand 
nicht weniger als 5 verschiedene Gesteinsarten zu unterscheiden: 
nämlich Sandstein, Kalkstein, sandige Schiefer, „Liasschiefer* 
und „schwarze, sehr bituminöse Schiefer“. 

Da Kalksteine und Sandsteine als mögliche Ursachen der 
so hohen Wärmezunahme ausscheiden, so bleiben nur die beiden 
letztgenannten Gesteinsarten als solche übrig. Hierbei muß aber 
einem jeden kritisch Lesenden der Umstand auffallen, daß der 
Bohrmeister, obgleich ihm doch nur völlig zerstampfte Gesteins- 
masse vorlag, dennoch zwei verschiedene Gesteine auseinanderhielt: 
Die wirklichen „schwarzen, sehr bituminösen Schiefer“ (des Lias e), 
welche nur eine verschwindend geringe Mächtigkeit aufwiesen, 
und gewisse andere Gesteine, die, umgekehrt, sehr mächtig waren, 
aber von dem Bohrmeister nur als „Liasschiefer* kurzweg be- 
zeichnet wurden. 

Was für Gesteine waren diese „Liasschiefer*? Warum 
unterschied sie der Bohrmeister von den „schwarzen sehr bitu- 
minösen Schiefern*? Die Beantwortung dieser Frage ist ent- 
scheidend für oder gegen Hörers Darlegung. HörFER nimmt an, 
dal) diese „Liasschiefer* ebenfalls bituminöse Schiefer seien, daß 
folglich die ganze Mächtigkeit des dortigen Schichtenprofiles aus 
vorwiegenden bituminösen Schiefern bestehe; und auf diese An- 
nahme gründet er seine Hypothese. Ich dagegen habe dargetan, 
daß diese angeblichen „Schiefer“ nur Tone sind und sein können, 
die mit bituminösen Schiefern nichts gemein haben. Auf welcher 
Seite liegt hier der Irrtum? 

Das Bohrloch, dessen Lage noch heute genau bekannt ist, 
setzt im Braun-Jura 3 auf; zum Überflusse sagt aber auch Graf 
von MANDELSLOH, auf den sich H. Hörer stützt, ausdrücklich, 
dal es im Unter-Oolith, der bis über 700 Fuß Tiefe hinabreicht, 
gelegen sei. Es ist mithin zunächst einmal klar, daß die vom 
Bohrmeister angewandte Bezeichnung „Liasschiefer* für die 
oberen Teufen, und zwar für die größere Hälfte der ganzen 
Mächtigkeit des Profiles, richtiger „Braun-Jura“ Schiefer ge- 
lautet haben müßte. 

Im Braun-Jura aber gibt es in Schwaben, wie allbekannt, 
keine solchen bituminösen Schiefer, wie sie Hörer im Auge 
hat und für seinen Erklärungsversuch benötigt; sondern neben 
anderen Gesteinen nur Tone. 


177 

Indessen auch im Lias finden sich solche bituminösen 
Schiefer, wie sie Hörer im Sinne hat, in Schwaben lediglich 
im Lias e; und wieder auch hier nur in der geringen Mächtig- 
keit von etwa 30 Fuß). 

Für jeden Geologen sind diese Verhältnisse so selbst- 
verständlich, daß einem solchen ihre Darlegung überflüssig er- 
scheinen, jedenfalls aber ein Zweifel daran überhaupt nicht ent- 
stehen kann. Er wird vielmehr die Worte des Grafen von 
MANDELSLOH, die Hörer als „für ihn allein maßgebend“ erklärt: 
„Durch die ganze Tiefe des Bohrloches zeigte sich stets schwarzer, 
bituminöser Schiefer-Ton, mit welchem 1 —4' mächtige Flöze 
von Kalkstein wechselten“?) sofort als etwas nicht wörtlich zu 
Nehmendes erkennen. Vermutlich weniger deswegen nicht 
wörtlich zu nehmen, weil MaAnpEeLsLon garnicht Geolog, 
sondern Forstmann war; sondern vielmehr deswegen, weil für 
MANDELSLOH, der nur die Wärmezunahme, nicht aber ihre Ur- 
sache feststellen wollte, die petrographische Beschaffenheit hier 
völlige Nebensache war. MAnDELsLoH hat mit jenen Worten 
vermutlich den Inhalt des Bohrregisters nur summarisch zu- 
sammenfassen wollen, ohne zu ahnen, daß man sich einst aı 
seinen Wortlaut klammern, denselben so irrtümlich mißdeuten 
könne. 

Wenn aber trotzdem H. Hörer meine, für einen Geologen 
selbstverständliche, zudem noch durch das Bohrregister gestützte 
Deutung des Schichtenprofiles verwirft, auch trotz meines noch 
brieflich erfolgten Einspruches dabei verharrt und seine Hypothese 
dennoch auf die unrichtige Vorstellung gründet, bei Neuffen be- 
ständen der ganze Untere Braun-Jura und der ganze Lias aus 
vorherrschenden bituminösen Schiefern — 

dann erweist sich H. Hörzrs chemischer Erklärungs- 
versuch der Ursache der so starken Wärmezunahme 
im Bohrloche zu Neuffen notwendigerweise als ebenso 
unrichtig, wie die geologische Vorstellung das ist, auf 
die er sich gründet. 

Sicher ist für allgemein geologische Fragen eine Mitwirkung 
des Chemikers und Physikers überaus wünschenswert und dank- 
barlichst anzuerkennen. Indessen beide müssen hierbei doch die 
geologischen Tatsachen anerkennen, nicht aber statt dieser etwas 
ganz Unmögliches für richtig erklären und darauf dann eine 
Hypothese gründen. Was würde ein Chemiker sagen, wenn ein 
Nicht-Chemiker eine Hypothese begründen wollte mit der Be- 


!) Die ganz geringmächtigen im obersten Lias « spielen gar keine 
Rolle. 
2) N. Jahrb. f. Min., 1844 S. 441. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 12 


£ 


175 


hauptung, die Seife z. B., palmitinsaures Natrium, habe garnicht 
die Formel Cı5 Hzı COO Na, sondern bestehe wesentlich nur 
aus Natrium? 

Dieser Vergleich ist hart, aber völlig zutreffend, denn un- 
sefähr ebenso klingt dem Ohre des Geologen HökeErs Annahme, 
die ganze durchbohrte Schichtenfolge des Unteren Braun-Jura und 
des Lias bestehe wesentlich aus bituminösen Schiefern. 

Genau wie dort das Natrium nur einen kleinen Anteil an 
dem Aufbau der Seife nimmt, so nehmen auch hier die bituminösen 
Schiefer mit ihrer Mächtigkeit von rund 30 Fuß nur etwa 1/a! 
von der Gesamtmächtigkeit des durchbohrten Schichtenprofiles 
(1006 Fuß) ein; und trotzdem bleibt H. Hörer dabei, daß sie nicht 
30 Fuß messen, sondern sich in der von MAnDELSLoH angegebenen 
Weise durch die ganze Mächtigkeit des Profiles hindurchziehen. 

Nun könnte aber vielleicht doch noch ein Einwurf mit der 
Behauptung versucht werden, daß, wenn auch nicht bituminöse 
Schiefer, so doch die Tone des Braun-Jura und Lias in ihrem 
Kohlenstoffgehalte die Ursache der so abnorm großen Wärme- 
zunahme bei Neuffen gewesen seien. Ich will daher diesen möglichen 
Einwurf mit zwei Gründen abschneiden. 

Der erste liegt in der Tatsache, daß bei Neuffen natürlich 
doch nur ganz dieselben Gesteinsarten des Braun-Jura und Lias 
durchbohrt werden konnten, wie sie allerorten dem Typus des 
schwäbischen Jura eigen sind, daß folglich über sehr weite 
Strecken: nämlich nicht nur im ganzen Gebiete des schwäbischen 
Jura, sondern auch überall da, wo dieselbe petrographische Ent- 
wicklung des Jura herrscht, ja, allgemein auch überall da, wo 
in anderen Formationen solche dunklen Tone auftreten — daß 
überall dort eine abnorm starke Wärmezunahme sich zeigen 
müßte, wenn wirklich in ihrem Kohlenstoffgehalte die Ursache 
dieser Erscheinung zu suchen sei. Nichts derartiges ist bisher 
bekannt geworden. 

Wohl aber hat sich, und das ist der zweite Grund, in 
‘ Württemberg, nicht weit von Neuffen entfernt, ebenfalls eine 
abnorm große Wärmezunahme gezeigt, obgleich dort keinerlei 
Juraschichten anstehen. Schon in der auf S. 174 erstzitierten 
meiner beiden Arbeiten!) habe ich darauf hingewiesen, daß auch 
in dem Bohrloche bei Sulz, nur 8 Meilen?) von Neuffen entfernt, 


1) ara. OIS7140. 
?) Sulz liegt in grader Linie entfernt: 

40 km westlich von den westlichsten vulkanischen Vorkommen der 
Gruppe von Urach. 

50 km nördlich von den nördlichsten Vorposten der vulkanischen 
Gruppe im Hegau. 

60 km westlich von dem Bohrloche bei Neuffen. 


179 


eine ganz ungewöhnlich kleine Tiefenstufe von 24 m festgestellt 
worden ist, wenngleich dieselbe immer noch nennenswert größer 
als bei Neuffen (ca. 11 m) ist. Nun zeigt ein Blick auf die geolo- 
gische Karte sofort, daß Sulz bereits im Gebiete der Trias, also 
älterer Schichten, liegt, als Neuffen. Mit anderen Worten: Obgleich in 
dem Bohrloche von Sulz, 8 Meilen von Neuffen, weder Braun-Jura 
noch Lias-Schichten durchsunken wurden, sondern nur die gewil 
nicht bituminösen Trias-Schichten, so findet sich dennoch auch 
dort eine abnorm große Wärmezunahme. Ein etwaiger Bitumen- 
gehalt ist dort also mit absoluter Sicherheit als Ursache der 
Erscheinung ausgeschlossen. 

Aber noch ein Drittes: Wenn auch das Profil von Neuffen 
zwar nicht, wieHÖFER meint, aus vorwiegenden bituminösen Schiefern 
besteht, so entbelrt es derselben doch nicht völlig; denn von 
770 bis 800 Fuß Tiefe sind solche vorhanden. 

Es läßt sich daher ganz allgemein, wenn ich so sagen darf, 
eine Probe zu der von Hörer angestellten Berechnung machen. 
Trifft die Ansicht dieses Autors, daß bituminöse Schiefer durch 
ihre chemischen Prozesse abnorm hohe Wärmesteigerung hervor- 
rufen, ganz allgemein das Richtige, so müßte bei Neuffen doch 
wenigstens von 770 — 800 Fuß Tiefe eine abnorme Wärme- 
steigerung sich zeigen. 

Davon ist indessen nicht das mindeste zu sehen, wie 
die folgende Reihe der Tiefenstufen erkennen läßt, in welcher 
ich die Teufe 7—--800 durch Druck hervorhebe, da in dieser 
von 770 bis 800, die bituminösen Schiefer liegen. 


Tiefe Tiefenstufe 
von 100 bis 200 Fuß MITE, 
„ 200 » 800 » 2,95 „ 
S0lse 500m, Ib 
” 400 ” 500 ” 2,29 „ 
” 500 ” 600 ” Sn ) 
= ET, 1005; ES ER 
” 700 „ 300 ” 2,4° ” 
e S00 „ SID Sa 
00 Da 
000% 1100 > Bachs 
 allooe, one. 1.0 


Die Tiefenstufen für 300--400, 400—500, 1000—1100, 1100— 1200 
sind berechnet auf Grund der wirklich gemessenen Tiefen: 300—409 
(Wärmezunahme 1,9° C.); 409—500 (W.-Z. 2,0° C.); 1000— 1080 (W.-Z. 
2,8° C.); 1080-1180 (W.-Z. 2,4° C.) 
Überblickt man diese Reihe, so zeigt sich, daß je die stärkste 
12% 


180 


Wärmezunahme: 3,1° C., bez. 3,4° C., bez. 3,3° C., sich 
gerade dort einstellt, wo keine bituminösen Schiefer vorhanden 
sind; daß dagegen dort, wo diese auftreten, nur 2,4° C. be- 
obachet wurden. Folglich triftt Hörsrs Hypothese für Neuffen 
auch nicht einmal dort das Richtige, wo wirklich bituminöse 
Schiefer liegen, wo also besonders starke Wärmezunahme seiner 
Ansicht nach auf jeden Fall sich zeigen müßte. | 

H. Hörer hatte aber noch einen weiteren Beweis gegen die 
von mir geäußerte Ansicht erbringen zu können geglaubt. zu 
dessen Verständnis ich das Folgende vorausschicken muß: 

In meiner erstzitierten Arbeit hatte ich ausgeführt, daß ich 
mir als Ursache der dortigen vulkanischen Erscheinungen einen 
unter dem Gebiete von Urach befindlichen, isolierten, flachgelegenen 
Schmelzherd denke, von dem aus die zahlreichen (weit über 
hundert) Durchbruchsröhren durch die darüberliegeuden Erd- 
schichten senkrecht hindurchgeschossen seien. Man würde viel- 
leicht einen solchen Schmelzherd mit seinen Ausläufern sich vor- 
stellen können unter dem Bilde eines auf der Unterseite liegenden 
Seeigels, dessen Stacheln, die Durchbruchsröhren bez. deren Füll- 
masse, sämtlich nach aufwärts gerichtet wären. 

Nähert man sich nun von der Erdoberfläche aus einem 
solchen flachgelegenen kleinen Schmelzherde, so wird die Wärme 
abnorm schnell anwachsen. Denkt man sich dagegen unterhalb 
dieses Schmelzherdes die Untersuchung fortgesetzt, so wird die 
Wärmezunahme nach der Tiefe hin notwendig allmählich wieder 
eine normale werden müssen. 

Eine solche Annahme des Vorhandenseins flachgelegener, 
isolierter Schmelzherde beginnt jetzt wieder mehr und mehr 
Boden zu fassen. Nach SrügzLscher Anschauungsweise würden 
dieselben nach abwärts vollkommen isoliert, d. h, vom Zusammen- 
hange mit irgendwelchen etwa noch vorhandenen, tiefer gelegenen 
Schmelzmassen abgeschnitten sein. Hier würde also meine obige 
Darlegung, daß unterhalb dieses isolierten Schmelzherdes die 
Wärmezunahme wieder normal werden müsse, zutreffen. 

Aber auch wenn man annimmt, der Schmelzfluß des isolierten 
Herdes sei auf einer Röhre oder Spalte aus der Tiefe herauf- 
gestiegen, so würde jene Darlegung im allgemeinen ebenfalls zu- 
treffen; denn nur in der Nähe dieser, gegenüber dem umfang- 
reichen Schmelzkuchen doch nur engen Röhre oder Spalte würde 
auch nach abwärts eine größere Wärmezunahme erfolgen können ; 
aber auch das nur so lange, als die doch geringe Füllmasse der 
engen Röhre bez. Spalte noch nicht abgekühlt wäre. 

Die Frage, ob isolierte, flachgelegene Schmelzherde den 
Vulkanen zu Grunde liegen, oder ob das allgemeine, tiefgelegene: 


151 


Erdinnere sie speist, mag freilich strittig sein. Speziell für das 
Gebiet von Urach aber wird man, wie ich gezeigt habe, jeden- 
falls von der Vorstellung absehen müssen, daß der Vulkanismus 
hier aus einem großen, allgemeinen Herde, dem Erdinnern, ge- 
nährt worden sein könne. Denn wenn auf räumlich so be- 
schränktem Gebiete wie dort nicht weniger als ca. 125 senkrechter 
Röhren von dem Schmelzherde aus durch die überliegende Erd- 
rinde hindurch geschossen wurden, dann kann das wohl nur von 
einem flachliegenden, isolierten Herde aus geschehen sein, nicht 
aber von einem tiefgelegenen, allgemeinen Erdinnern. 

Nachdem ich dies vorausgeschickt, komme ich zu dem von 
H. Hörer mir gemachten Einwurfe. A. Schmipr hatte nämlich die 
Ansicht!) geäußert, bei Neufien möchte unterhalb dieser Region 
starker Wärmezunahme eine solche langsamerer Wärmezunahme 
folgen. Wie aus meiner obigen Darlegung erhellt, würde eine 
solche Ansicht durchaus mit meiner Annahme eines isolierten, 
flachgelegenen Schmelzherdes in logischem Einklang stehen. 

Es ist daher völlig unverständlich, wenn H. Hörer als 
weiteren Grund gegen den von mir gegebenen Erklärungsversuch 
gerade diese Ansicht A. Scamiprs anführt und erklärt, daß sie 
im Widerspruch mit demselben stehe. Sie steht ja, gerade um- 
gekehrt, im besten Einklange mit demselben. 

Zugleich aber übersieht H. Hörkr völlig den Umstand, daß 
diese Ansicht ScHmiDTs, wenn sie wirklich, wie er meint, gegen 
meinen Erklärungsversuch spräche, doch genau ebenso auch gegen 
seinen eigenen Erklärungsversuch sprechen müßte! Indem also 
H. Hörer meine Ansicht auf diese Weise zu entkräften sucht, 
untergräbt er genau in demselben Maße seine eigene; denn er 
setzt ja nur au Stelle des von mir angenommenen vulkanischen 
Wärmeherdes einen chemischen. Ob man einen lokalen, noch 
heut etwas Wärme ausstrahlenden, ehemaligen Schmelzherd an- 
nimmt, wie ich das tue, oder einen lokalen Herd chemischer 
Zersetzung pflanzlicher Substanz, von welchem Wärme ausgeht, 
wie H. Hörkr will, — das ist hierbei gleichgiltig. Das, worauf 
es hierbei ankommt, ist die Isolation des Wärmeherdes, mit der 
Annäherung an den die Wärmezunahme nach allen Seiten 
hin abnorm stark anwachsen, mit der Entfernung von dem 
sie nach allen Seiten hin wieder normal werden muß. 

Also auch die von Hörer mir entgegen gehaltene Dis- 
harmonie zwischen der von A. ScHmipr geäußerten Ansicht und 
meinem Erklärungsversuch besteht nicht nur nicht, sondern er- 
weist sich gerade umgekehrt, als vollkommene Harmonie. 


') s. die zweite der auf S. 17% in Anm. angeführten Arbeiten S. 52. 


Ba 1.7 


Zusammenfassung. 


1) H. Hörer sucht die abnorm große Wärmezunahme ine 
Bohrloche zu- Neuffen durch chemische Prozesse, Zersetzung bitu- 
minöser Schiefer, zu erklären. Es ist aber irrtümlich, wenn 
Hörer behauptet, bei Neuffen sei eine solche Wärmequelle in 
Gestalt einer mächtigen, durch alle Teufen des Bohrloches ver- 
breiteten, bituminösen Schieferablagerung vorhanden. Im Gegenteil, 
an der 1200 Fuß betragenden Gesamtmächtigkeit der fraglichen 
Schichten sind solche Schiefer nur mit etwa 30 Fuß beteiligt. 

2) Auch die etwaige Annahme, bei Neuffen könne der Kohlen- 
stoffgehalt der allerdings sehr mächtigen Tone des Jura und 
Lias die Ursache dieser abnormen großen Wärmezunahme sein, 
würde auf die Schwierigkeit stoßen, daß dann überall da auf 
Erden, wo solche dunklen Tone auftreten, Gleiches sich zeigen 
müßte; und das ist nicht der Fall. 

3) Vielmehr umgekehrt tritt eine abnorm große Wärme- 
zunahme in Württemberg bei Sulz, nicht weit von Neuffen, gerade 
auch dort auf, wo keinerlei kohlenhaltige Tone und keinerlei 
bituminöse Schiefer in Frage kommen. 

4) Hörers Ansicht, daß bituminöse Schiefer eine so abnorme 
Wärmesteigerung hervorrufen, erweist sich aber auch ganz 
allgemein betrachtet bei Neuffen als nicht haltbar. Denn in der 
Teufe von 7—800 Fuß, in der nun wirklich solche Schiefer dort 
liegen, zeigt sich gerade kein Anwachsen der Temperatur. 

5) Es ist nicht richtig, wenn Hörer meint, A. SCHMIDTS 
Ansicht sei beweisend gegen meinen Erkliruns versuch im Gegen- 
teil, sie steht in Übereinstimmung mit demselben. 

6) Die große Wärmezunahme bei Neuffen möge nun eine 
Ursache haben, welche sie wolle, eine Ursache kann sie jeden- 
falls nicht haben, nämlich die von H. Hörer angegebene, da sie 
sich auf eine den Tatsachen widersprechende Voraussetzung. 
gründet. 


Bei dem wissenschaftlichen Interesse, welches die Frage be- 
sitzt, ob eine sehr starke Steigerung der Wärmezunahme durch 
Bitumengehalt bez. Kohlenstoffgehalt der Gesteine hervor- 
scerufen werden kann, dürfte die an diese meine Abwehr sich 
anschließende, hier folgende Arbeit von Dr. Stremme!) „Zur 
Frage der Eigenwärme bituminöser Gesteine“ von Belang sein. 


!) Diese Zeitschr. 1904 S. 183. 


155 


32. Zur Frage der Eisenwärme bituminöser Gesteine. 


Von Herrn H. STREMME. 
Berlin, den 1. Dezember 1904. 


Im Jahre 1901 veröffentlichte Hörer!) eine Arbeit, betitelt 
„Die Wärmeverhältnisse im Kohle führenden Gebirge“. Hörer 
führt darin, gestützt auf sehr interessante kalorimetrische Be- 
rechnungen von ToLpr und v. JÜPTNER, in die Lehre von der 
Entstehung der Steinkohle ein neues Moment ein durch den 
Nachweis, daß der Verkohlungsprozeß (ohne Zutritt von Luft) 
unter Wärmeabgabe vor sich gehen muß. Die im Prinzip sicher 
richtigen Berechnungen laufen darauf hinaus, daß in der Reihe: 
Holz, Torf, Braunkohle, Steinkohle, Anthracit, die als Differenz 
von theoretischer und empirischer Verbrennungswärme berechnete 
Bildungswärme mit steigendem Kohlenstoffgehalt abnimmt. Dem- 
nach muß bei dem Übergang von der einen Substanz in die 
andere Wärme frei werden, und zwar soviel, als die Bildungs- 
wärme der vorhergehenden größer ist als die der folgenden. 
Diese freiwerdende Wärmemenge erteilt dem Kohlenflöz eine ge- 
wisse Eigenwärme, die, höher als die Wärme der umgebenden 
Schichten, also die Erdwärme des betreffenden Punktes, durch- 
aus geeignet ist, die geothermische Tiefenstufe zu erniedrigen, 
wie dies tatsächlich bei vielen, wenn auch keineswegs allen 
Kohlenlagern beobachtet ist. 

Hörer geht nun noch einen Schritt weiter, indem er für 
bituminösen Schiefer ohne weitere Berechnung ebenfalls eine be- 
stimmte Eigenwärme annimmt, die wohl durch „Verkohlung“ des 
Bitumengehaltes?) hervorgerufen gedacht ist. Es geschieht dies 
bei der von Mandelsloh im Bohrloche zu Neuffen aufgefundenen, 
ungewöhnlich niedrigen Tiefenstufe, die von Branco in „Schwabens 
125 Vulkanembryonen und deren tufferfüllte Ausbruchsröhren; 
das größte Maargebiet der Erde“®) in Verbindung gebracht 
wurde mit diesen vulkanischen Erscheinungen. Die von HörER 
nicht versuchte Berechnung über etwaige Eigenwärme des bitu- 
minösen Schiefers anzustellen, hat mich Herr Geheimrat Professor 
Dr. Branco gebeten. 


!) Österreich. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen. 

?) Als „Bitumen‘ der bituminösen Schichten, wie die Posidonien- 
schiefer, Kupferschiefer u. s. w. Stinkschiefer und -Kalke, sind natür- 
lich die organischen Reste von Lebewesen anzusehen, nicht etwa die 
(erst durch Destillation aus diesen Gesteinen entstehenden) Petrolea 
und Schieferteeröle. 

2) Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturk. i. Württ. 1897 (S. 607 
bis 664, Bohrl. zu Neuffen). 


1854 


Zunächst lag es mir daran, für die Möglichkeit der.Wärme- 
steigerung in der Erde infolge des Vorhandenseins bituminöser 
Schichten außer der einen von Hörer dahin gedeuteten Angabe 
des Neuffener Bohrloches noch andere etwa hierhergehörige 
Daten zu erlangen. Ich habe mich dabei hauptsächlich an die 
Untersuchungen und Zusammenstellungen von BıscHor !), Huyssen ?), 
Dunker°’) und Branco*) gehalten. Nach diesen Autoren kann 
ich mit Sicherheit nur zwei in geothermischer Hinsicht unter- 
suchte Bohrlöcher anführen, die bituminöse Schichten durch- 
sunken haben, nämlich die von Sudenburg bei Magdeburg und 
Schladebach bei Merseburg. 

Das Sudenburger Bohrloch (Dunker S. 147) wurde durch 
Zechstein, Rotliegendes und Kulm niedergebracht. Im unteren 
Zechstein findet sich dort nach AxprAar°) und KLockmann°) 
Kupferschiefer in typischer Ausbildung als dunkle, dünnplattige 
bituminöse Mergelschiefer, ferner im oberen Zechstein Stink- 
schiefer und die (teilweise bituminöse) Rauchwacke. Die Ge- 
samtmächtigkeit dieser bituminösen Schichten läßt sich nicht an- 
seben, da die Rauchwacke nicht durchgehend bituminös ist. Die 
Wärmezunahme in dem Bohrloch betrug auf je 50 m Tiefe 
i. D. 1,42° R, doch wurde dieser Durchschnittswert mehrfach 
nicht unerheblich überschritten, so zwischen 30 und 66 m Tiefe 
mit (auf 50 m umgerechnet) 2,240 R, zwischen 101 und 117 m 
mit (auf 50 m umger.) 5,65° R, zwischen 395 und 419 m mit 
(auf 50 m umger.) 2,40° R. Hiervon dürfte die erstere Tem- 
peraturerhöhung — 2,24° R auf 50 m oder 1° C auf 18 m 
— noch im Gebiet des Zechsteins stattgefunden haben, der nach 
4 Angaben Anprazs in Sudenburg bei 56, 81, 71 und 110 
Ful Teufe (also im Durchschnitt bei etwa 25—30 m) erbohrt 
und nach dem von KLockMmann ‘) für statthaft erklärten Vergleich 
mit dem Alvenslebener Zechsteinvorkommen nur etwa 60 m 
mächtig zu sein scheint. Nach der Dungerschen Tabelle °®) 


'!) Die Wärmelehre im Innern unseres Erdkörpers. 1837. 

?\, a) Übersicht über die bisherigen Ergebnisse der vom preuß. 
Staate ausgeführten Tiefbohrungen u. s. w. Diese Zeitschr. 1880 
S. 612.. Ferner b) Die Tiefbohrung im Dienste der Wissenschaft 
u. s. w. Verhandl. d. 8. Dtsch. Geographentages 1889 S. 225—235. 

2) Über die Wärme im Innern der Erde. 1895. 

*) Die außergewöhnliche Wärmezunahme im Bohrloche von Neuffen, 
vergl. mit ähnlichem Verhalten anderer Bohrlöcher. Jahresh. d. Vereins 
f. vaterl. Naturk. i. Württ. 1897. 

°) Die geognostischen Verhältnisse Magdeburges mit Rücksicht 
auf die Steinkohlenfrage 1851 S. 13. 

°) Der geologische Aufbau des sog. Magdeburger Uferrandes. 
Jahrb. Kgl. Preuß. L.-A. 1890 S. 233. 

a0. 

9) 2.220. 8.3149. 


185 
Beobachtungen je 2; 3. 4. U.S.W. 
Tiefen, Meter 30.03) 66.46| 87.62 .101.02 
Deren Zunahmen — | 36.43| 21.16, 13.40 
2 5 [ Temperaturen Gr. R. 9,622111,254 11,272|11,484 
= S Deren Zunahmen — 515,632) 70.078| 0,212) 
= 2 | Berechnet für 50 m| — 2,24 nn 0,79 


beträgt die Temperaturerhöhung bis 101 m 1,02° R auf 50 m, 
woraus sich für die ersten 100 m eine geothermische Tiefen- 
stufe von 39,06 m auf 1° GC ergibt. In dem ganzen Bohrloch 
von 568 m Tiefe entspricht nach Dunker einer Wärmezunahme 
von 1° C, eine Tiefeuzunahme von 32.3 m, 

Das Bohrloch von Schladebach !) durchteufte Buntsandstein, 
Zechstein, Rotliegendes, Karbon und Oberdevon. Nach v. Fritsch ?) 
wurde der 163 m mächtige Zechstein in 164 bis 529 m Tiefe 
vorgefunden, und zwar als gipsführende Letten, (bituminöse) 
Rauchwacke, Anhydrit, Kupferschiefer und Konglomerat. Für 
die Tiefen von 156 bis 5336 m verzeichnet Dunker eine durch- 
schnittliche Wärmezunahme von 3,9/6 —= 0,65’ C für je 30 m 
(die einzelnen Zahlen sind 0,9; 0,8; 0,6; 0,7; 0,2; 0,7); d.h. 
die Tiefenstufe ist nur 46 m für 1° GC, während die des ganzen, 
1748 m tiefen Bohrlochs nach Dunker 35,7 m, nach Huyvssen 
36,87 m betrug. 

So zeigt sich die Wärmezunahme in diesen Bohr- 
löchern als sehr wahrscheinlich unabhängig von den 
durehstoßenen bituminösen Gesteinen. Aber selbst das 
zu Neuffen ist keineswegs einwandsfrei für Hörsrs Annahme 
heranzuziehen. In seinem PBohrregister verzeichnet allerdings 
MANDELSLOH sehr viele Schiefer als durchsunken. Wie sich 
aber aus der Deutung Brancos ergibt, sind bei weitem die 
meisten dieser Schiefer als schiefrige Tone und Letten anzu- 
sprechen. Bituminös ist in der Hauptsache nur der etwa 9 m 
mächtige Posidonienschiefer des Lias e, außer ihm vielleicht noch 
der möglicherweise auch vorhandene, in Schwaben nicht vielmehr 
als handhohe Ölschiefer mit Pentacrinus tuberculatus im Lias a. 
Die Bronnizone des Lias e ist wohl unzweideutig aus dem im 


!) Vergl. DuUnKEr S. 165. 

?) BEYSCHLAG u. V. FRITSCH, Das jüngere Steinkohlengebirge und 
das Rotliegende in der Provinz Sachsen. Abhandl. d. Kgl. Preuß. 
geol. L.-A. Neue Folge, H. 10, 1899, 8. 1. 


186 


Bohrregister (unter 9) bei 774 Fuß 2 Zoll bis 804 Fuß 5 Zoll 
verzeichneten schwarzen, sehr bituminösen Schiefer zu erkennen. 
Wie nun ein Vergleich mit der Temperaturtabelle ergibt, zeigen 
gerade die auf diese Schichten nach unten folgenden 100 Fuß mit 
3,4°C die höchste Wärmesteigerung, während die 100 Fuß, in denen 
die 30 Fuß der Posidonienschiefer einbegriffen sind, mit 2,4° 
unter dem Durchschnitt 2,5° bleiben, und gar die nach oben 
folgenden 100 Fuß mit 1,9° C die niedrigste Temperaturerhöhung 
des Bohrloches aufweisen. 

Läßt sich also aus geologischen Daten keine 
Stütze für Hörers Annahme gewinnen, so scheinen Er- 
wägungen chemischer Natur von vornherein durchaus dafür ge- 
eignet. Sämtliche von organisierten Wesen herrührende or- 
ganische Substanz hat in hohem Grade die Neigung sich zu zer- 
setzen. Bei Gegenwart von Sauerstoft und Erhöhung der Tem- 
peratur ist diese Tatsache ja so bekannt, daß sie als selbst- 
verständlich hingenommen wird. Aber auch bei gewöhnlicher 
Temperatur und Luftabschluß finden Zersetzungen statt. Ein 
beliebtes Beispiel dafür sind die Konserven, die im Laufe einiger 
Jahrzehnte in ihren festverschlossenen luftdichten Büchsen sich 
verändern, namentlich Geruch und Geschmack verlieren. Auch 
die Bildung der Steinkohlen aus pflanzlicher Substanz ist ein 
Beispiel von Zersetzung unter Luftabschluß und bei niedriger 
Temperatur. Nach EnGLer !) zeigen ferner die Erdöle bei Luft- 
abschluß und gewöhnlicher Temperatur eine Veränderung, indem 
das spezifische Gewicht zunimmt. Daß mit solcher Zersetzung 
auch eine Energieabgabe verbunden ist, scheint nur für Kohle 
durch die von Hörer angeregten Berechnungen von ToLpr und 
v. Jürtner bewiesen. Aber danach dürfte wohl für jeden der 
Verkohlung ähnlichen Prozeß auf Freiwerden von Wärme ge- 
schlossen werden. Da nun die Anreicherung von Kohlenstofi in 
bituminösen Gesteinen auf Kosten des Wasserstoffs und Sauer- 
stoffs ihrer organischen Bestandteile durchaus möglich ist, so hat 
auch vielleicht eine gewisse Wärmeentwicklung dabei stattgefunden. 
Fraglich ist allerdings, ob sie hoch genug war, irgendwie nennens- 
wert die Erdwärme zu steigern. 

Um aber diese Frage zu entscheiden, ist es natürlich un- 
bedingt nötig, die rezenten Urmaterialien bituminöser Gesteine 
kennen zu lernen und durch Vergleich der Analysen von den 
rezenten und fossilen Materialien wennmöglich den Übergang der 
jungen in die alten Gesteine zu ermitteln, wie wir ihn für die 


!) Zur Frage der Entstehung des Erdöls und über die Selbst- 
polymerisation der Kohlenwasserstoffe. Ber. d. Dtsch. chem. Ges. 
30. 2358. 


187 


Steinkohblen in der Reihe: Holz, Torf, Braunkohle, Steinkohle, 
Anthraeit besitzen. Bis jetzt sind aber die rezenten „bituminösen“ 
Ablagerungen, speziell nach der Seite der organischen Bestand- 
teile, kaum bekannt und in ihren Beziehungen zu den fossilen 
fast garnicht untersucht. 

Daß der Bitumengehalt organogener Herkunft ist, unterliegt 
wohl keinem Zweifel. Bıscnor hat nach Naumann!) in der 
ersten Auflage seines Lehrbuchs der chemischen und physikalischen 
Geologie?) (in der zweiten Auflage vermochte ich diese Stelle 
nicht mehr zu finden) den Bitumengehalt der Stinkkalke in erster 
Linie auf charaähnliche Pflanzen zurückgeführt, eine Annahme, 
die sicher für gewisse Kalke zutreffend ist. Aber allgemeiner 
ist wohl die Ansicht verbreitet, daß die Bitumina von Tieren 
herstammen. Speziell bei dem Posidonienschiefer des Lias e ist 
man von der zoogenen Entstehung durchaus überzeugt. Dafür 
nur zwei Beispiele: Nach L. v. Bucn°) bestehen die Schiefer 
„fast gänzlich aus kleinen zerdrückten, zerriebenen und wohl 
srößtenteils auch zerfressenen Teilen“ von Tieren. Er hält es 
sogar für denkbar,*) „daß sie nur als zerteilte Koprolithen zu 
betrachten sind.“ Naumann’) spricht die Vermutung aus, daß 
„sie sich in ruhigen geschützten Meerbusen oder in Asian 
gebildet haben, die von vielen Tieren belebt waren. Nach ihrem 
Tode zu Boden sinkend, wurden sie in dem feinen Schlamm be- 
graben und durchdrangen solchen mit Bitumen, als dem Produkte 
ihrer Verwesung.“ Ähnlich sprechen sich auch die meisten 
anderen Forscher aus. Aber zu einem Vergleich mit gleich- 
artigen rezenten Bildungen ist es bisher nur selten gekommen. 
Die Bedingungen, unter denen organische, namentlich tierische 
Substanz sich überhaupt derart ablagert, daß sie nicht verwest, 
sondern als feste Substanz erhalten bleibt, sind grundlegend erst 
neuerdings von Poronıs°) untersucht worden, aus dessen unten 
zitierter Mitteilung ich hier die nachstehende Tabelle abdrucken 
möchte. 


DrGeoenosie 1: 8. 517. 

2) 2. S. 1621. 

2) Über den Jura in Deutschland S. 19. 

3.8. Al. 

>) Geognosie 2. S. 834. 

°) Eine rezente organogene Schlammbildung des Cannelkohlen- 
Typus. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1908, 24. H. 3. Herr Prof. 
Dr. PoTonIE gestattete mir in liebenswürdigster Weise die Einsicht- 
nahme in das Manuskript seines demnächst erscheinenden Werkes 
über „Die Entstehung der Steinkohlen, sowie der Humus- und ver- 
wandten Bildungen,“ dem ein Teil der Grundgedanken der nachfolgenden 
Ausführungen entnommen sind. 


2 


155 


Bezeichnung 2 Entstehende 
der Pisa Verhalten des OÖ Verhalten des H>O Gesteine | 
: | 
| 
Es bleiben 
Verwesung| bei Gegenwart keine C hal- 
‘; findet statt von OÖ und Vorhanden- tigen Pro- 
sein von dukte zurück, 
| Ver- Ä Feuchtigkeit 
| bei Gegenwart 5 es entsteht 
. moderung : Moder 
ander sta ar ur 0 
| | 
Vertorfung!zunächst bei Gegen-, und zunächst bei | es entsteht 
', findet statt |wart sodann bei Ab-| Gegenwart von Torf 
| schluß von O Feuchtigkeit, so- 
dann in stagnieren- 
Fäulnis | bei Abschluß von dem H>0 es entsteht | 
findet statt (0) und in stagnieren- Faul- 
dem H>0 schlamm 
Der zuletzt erwähnte Faulschlamm findet sich in stehenden 
Gewässern mit Tier- und Pflanzenleben. Er enthält in toniger, 


kalkiger oder sandiger Grundmasse die Reste von Organismen, die 
innerhalb oder in der Umgebung des Wassers vorkommen. So 
sind bekannt als Schlammbildner in den norddeutschen Seen: 


- Limnobios: Benthos: Characeen, Nymphaceen und andere Wasser- 


pflanzen; Muscheln (Anodonta, Sphaercum) und Schwämme 
(Spongilla). Plankton: Bacillarien (Diatomeen) und andere Algen; 
Protozoen. Crustaceen, Insektenlarven; Pleuston (= Schwimm- 
flora): z. B. Lemna, Utricularia, Saleinia. Nekton: Fische, 
(außerordentlich häufig sind namentlich Fischexkremente, die 
wahrscheinlich einen Hauptteil der organischen Substanz bilden). 
Geobios: Pollen, Früchte, Blätter, Holz- und Gewebefetzen von 
höheren Pflanzen. 

Einzelne dieser Faulschlammgesteine sind hier und da in 
ihren Beziehungen zu fossilen Gesteinen erkannt. So haben 
GümseL?) und Ramann°) auf die Analogie zwischen Lebertorfen, 
den subfossilen Faulschlammen, und Cannel- und DBoghead- 
kohlen, auf Grund des mikroskopischen Befundes hingewiesen. 


!) Über die Definitionen von 1 und 4; s. auch RAMANN, Organo- 
gene Ablagerungen der Jetztzeite N. Jahrbuch, X Beil.-Bd. S 119. 
?\ Beiträge der Texturverhältnisse der Mineralkohlen. Sitz.-Ber. 
d. math.-phys. Klasse der Bayr. Akademie der Wissensch. 1883 S. 133. 
®) Über Torf- und Mineralkohlen. Diese Zeitschr. 1896 S. 426. 


) 


159 


Die Faulschlammkalke (Kalkschlamme, Wiesenkalke) sind in 
ihren Beziehungen zur fossilen Seekreide mehrfach untersucht, 
zuletzt von Passarczk !). Aber im Großen und Ganzen sind wir 
erst durch Poroxnı& eingehend über die Bedeutung der See- 
schlamme unterrichtet, und zwar in der Art, daß aus Faul- 
schlammen, die wesentlich aus organischer Substanz bestehen, 
Faulkohlen (Oannel-, Boghead-, Algenkohlen) entstehen, aus den 
mehr oder weniger kalkreichen Faulschlammkalken je nach dem 
Tongehalt Stinkkalke bezw. bituminöse Mergelschiefer, aus den 
fast nur aus Kieselsäure (Diatomeenpanzer) und organischer 
Substanz bestehenden Kieselguhren gewisse Polierschiefer und 
Kieselschieferr. Es ist selbstverständliich, daß man zwischen 
diesen drei extremen Ausbildungen zahlreiche Übergänge kennt. 

Die organischen Bestandteile der Faulschlammgesteine 
zerfallen nach RAMAnN?) einerseits in einfacher zusammen- 
gesetzte Verbindungen („zumal Kohlensäure, Kohlenwasserstoffe 
[evtl. Wasserstoff] und Stickstoffverbindungen [evtl. Stickstoff] *), 
andrerseits in kohlenstoffreichere. Dieser Prozeß, die Fäulnis, 
setzt sich in den von Poronı£e Bituminierung genannten der 
fossilen Gesteine fort, ebenso wie die ähnlich definierte 
Verkohlung sich an die Vertorfung anschließt. 

Marine Faulschlamme werden sich überall da bilden können, 
wo stille, nicht allzu bewegte Stellen im Meere vorhanden sind, 
2. B. in Buchten und Häfen; bekannt sind solche Schlamme aus 
den Häfen von Bahia Blanca°), Kiel und Cuxhaven (nach dem 
mir vorliegenden Material von Herrn Prof. PoroxıE) Accessible 
Bay von Kerguelensland®); ferner auf Flachküsten, nament- 
lich durch Inselreihen oder Halbinseln geschützte, wie die 
Watten®), das Gelbe Meer‘), große Teile des Roten Meeres’); 
sodann in den durch üppige Vegetation festgehaltenen Mangrove- 
sümpfen und Schlammstranden des indischen Archipels®). Be- 
fördert werden naturgemäß diese Bildungen in an sich ruhigen, 
weniger durch die Gezeiten erregten Meeren, wie ÖOstsee?), 
Mittelmeer?) und Schwarzes Meer !°), die selber in gewissen Tiefen 


!) Die Kalkschlammablagerungen in den Seen von Lychen, Ucker- 
marck. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. 1901 S. 79. 
28-121: 
®) DArwın, Reise eines Naturforschers. S. 90. 
*) STUDER, Forschungsreise der „Gazelle“ 2. S. 142. 
®) z. B. Meyn, Insel Sylt S. 125. 
6) RICHTHOFEN, China 2. S. 30. 
7) WALTHER, Einleitung in die Geologie S. 347. 
®) WALTHER 2. a. 0. 
°) v. BOGUSLAWSKI, Ozeanographie 1. S. 90 und 95. 
10) ANDRUSSOw, La mer noire. Exkursionsführer des VII. inter- 
nationalen Geologenkongresses in St. Petersburg Nr. XXIX 1897. 


190 


mit tonigem, dunklem, an organischer Substanz relativ reichem 
Schlamm erfüllt sind. Seichte Uferzonen solcher Meere dürften 
wahrscheinlich mit Faulschlammgestein bedeckt sein, zumal wenn 
die andere Grundbedingung für die Bildung der Faulschlamme, 
das reichliche Vorhandensein von Organismen, namentlich plank- 
tonischer, erfüllt ist. Leider ist bisher kaum einer dieser 
Schlamme genauer untersucht worden, besonders nicht in mikro- 
skopischer und chemischer Hinsicht. 

Was nun speziell die Posidonienschiefer des Lias e angeht, 
so ist andeutungsweise für diese kürzlich von Pompecks!) eine 
ähnliche Entstehungsart angenommen, wie sie hier nach PoToniE 
für die bituminösen Schichten im allgemeinen geltend gemacht 
worden ist. PoMmPEcKJ hat die Bronni-Zone des Lias e als ein 
liasisches „Schwarzes Meer“ bezeichnet, namentlich im Hinblick 
auf den Sauerstoffmangel, der allein zur Bewahrung so reicher 
organischer Reste führen kann. Jedoch erkennt PompecksJ die 
sroße Verschiedenheit der geographischen Verhältnisse beider 
Meere, des Schwarzen und des Bronni-Meeres. an; ebenso auch 
den Unterschied in der Verteilung des Benthos und in der 
Erhaltung der Tierreste. Ferner möchte ich auf eine weiter 
unten folgende Analyse einer Grundprobe des Schwarzen Meeres 
hinweisen, die einen erheblichen Unterschied in der Zusammen- 
setzung des vorwiegend tonigen Pontusschlammes gegenüber dem 
weit stärker bituminösen, kalkreicheren Mergel(schiefer) der 
schwäbischen Bronni-Zone zeigt. Es scheinen also auch viele 
Gründe gegen die Deutung des Posidonienschiefers als Ab- 
lagerung eines liasischen Schwarzen Meeres zu sprechen, was 
übrigens PomreckJ selbst betont hat. Doch kann ich mich hier 
auf eine nähere Erörterung dieser wichtigen und interessanten 
Frage nicht einlassen, zumal ich vorläufig einen heutigen Meeres- 
teil überhaupt nicht kenne, dessen Sedimente - wirklich einiger- 
mabßen mit dem Posidonienschiefer übereinstimmten. Nur soviel 
kann ich wohl feststellen, daß letzterer ein fossiles Faulschlamm- 
gestein ist. 

Ein Vergleich der häufigen Organismenreste des Posidonien- 
schiefers mit denen der Faulschlammgesteine ergibt deutlich 
die nahe Verwandtschaft beider Gesteine. Als marines Faul- 
schlammgestein möchte ich hier einen von Gorrscur?) be- 


!, Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Regenstauf. 
Geogn. Jahresh. 14. 1901 S. 178—186. 

?) Der Tapessand von Steensigmos. Diese Zeitschr. 1904. 
Sitzungsbericht vom 2. November 1904. Es ist der als Mytiluston im 
Küstenprofil von Steensigmoos bezeichnete bituminöse Mergel. Herr Prof. 
Dr. GOTTSCHE hatte die Güte, mir ein Stück desselben zur Unter- 
suchung zu überlassen. 


191 


schriebenen bituminösen Mergel aus dem marinen Diluvium von 


Steensigmoos unweit Sonderburg zum Vergleich heranziehen, 
Faulschlammgesteine 


die rezenten 
sucht sind. 


marinen 


Posidonienschiefer 


Halobios: Benthos: 
Tange? 
Spongien, 
Crinoideen, Lamelli- 
branchiaten 
Plankton: Bacillarien 
Coceolithen 
Foraminiferen 
Pseudoplankton:Ce- 
phalopoden 
Nekton: Fische, Rep- 
tilien 
Geobios: Landpflanzen 


limnisches 
Faulschlammgestein 


Benthos: 
Wasserpflanz. 
Spongien, 
Lamellibranchiaten 
Plankton:Bacillarienu. 
andere Algen 
Protozoen, Crusta- 
ceen. 
Nekton: Fische 


Geobios: Landpflanzen 


Limnobios: 


da 


sehr wenig unter- 


Mytiluston 


Halobios: Benthos!: — 
Spongien (Nadeln) 
Mytilus 

Plankton Bacillarien, 


Foraminiferen 
Nekton: Fische 

(Schuppen) 
Geobios: Landpflanzen 

(Blätter) 


Selten sind im Lias & die zum Geobios gehörigen Insekten 


und Flugreptilien, 


Cephalopodenschalen 
PompeckJ betont, 


ferner 
Seeigel, Brachiopoden, Schnecken, Würmer und Crustaceen. 
und -schulpe werden wohl, 
zum größten Teil nach dem Tode der Tiere 
leer in den Schlamm hineingedriftet worden 


die 


in der Hauptsache benthonischen 


Die 


wie dies auch 


sein, wie es ja 


heute noch mit den vom Meer an die Küsten gespülten Schalen 
von Nautilus und den Schulpen von Sepia geschehen kann. 

Auch in chemischer Hinsicht erweisen sich die Faulschlamm- 
gesteine durchaus als die rezenten Urmaterialien bituminöser Ge- 


steine. Der Gehalt 
gemäß sehr stark. 


all 


organischer Substanz variiert natur- 


Bei fossilen bituminösen Schiefern z. B. 


von 0,1°/s des Ohioschiefers!) bis zu etwa 36°/ des zur ÖI- 
fabrikation verwendeten schottischen Schiefers?). Faulkohlen 
(Cannel- und Bogheadkohlen) haben zwischen 99 und 55°/% or- 
ganische Bestandteile; der untersilurische schwarze Kieselschiefer 
von Triebendorf im Fichtelgebirge enthält nach Lorerz°) bei 
96,74°/ Kieselsäure 2,28% „Kohle“. Was die rezenten 
Gesteine anbetrifft, so schwankt z. B. in den Kalkschlammen der 
Seen von Lychen nach Passarcz der Gehalt an organischer 


!) HÖFER, Erdöl S. 131. 

?) SCHEITHAUER, Fabrikation der Mineralöle S. 27 in Bolley- 
Englers Handbuch der chem. Technologie. 

®) GÜMBEL, Fichtelgebirge S. 265. 


192 


Substanz zwischen 0,89 und 44,74°/,; ein von mir untersuchter | 


Faulschlammton aus dem Teltowkanal enthielt über 24°/; in den 


Kieselguhren sind nach Rorm!) bis zu 15°/, organischer Sub- || 


stanz. Die anorganischen Bestandteile bei beiden Gruppen sind 
vorwiegend Kalkstein, Ton und Sand (bezw. Kieselsäure und 


kohlensaurer Kalk von Organismen herrührend) oder ein oder | 
zwei dieser Gemengteile. Bei der Destillation geben Faulkohlen 
(„Olkohlen*) und bituminöse Schiefer („Olschiefer“) dem Pe- 


troleum nahestehende Öle?). Aus dem Faulschlamm des Sees. 
von Ludwigshof in Vorpommern (nicht Uckermark) erhielten 
KRÄMER und SPpitker?) bei der Druckdestillation Petroleum. 

So dürften in der Tat die Faulschlamme diejenigen 
Gesteine sein, die in Bezug auf bituminöse Schichten 
von derselben Bedeutung sind, wie die Torfe in Bezug 
auf die Glanzkohlen. Es lässt sich also denken, daß es. 
durchaus möglich ist, von den rezenten bis zu den paläozoischen 


bituminösen Gesteinen eine allmähliche Steigerung des Kohlen- | 


stoffgehaltes der organischen Substanz nachzuweisen. Ich muß 
jedoch bekennen, daß meine dahinzielenden Bemühungen bis 
jetzt noch nicht den gewünschten Erfolg hatten, da die Zahl der 
Analysen vorläufig noch zu gering ist. Doch andeutungsweise 
lassen sich jetzt schon einige Schlüsse aus dem vorliegenden 
Analysenmaterial ziehen. 


Nach Rorn liefert das Material zahlreicher Analysen von . 


Bogheadkohlen (Ölkoblen, Kerosinschiefer) aus Schottland, Ruß- 
land, Australien und Amerika schwefel- und aschefrei berechnet 
81,09%, C; 11,395 7655900, 0.2 Ja 

Der Durchschnitt von Analysen der in Schottland zur Öl- 
fabrikation verwendeten Schiefer des unteren Karbons ist nach. 
Mıts*) 
Asche: 63,74 °/o; organische Substanz: 36,22% 


0:25, 22700 N:1.14% 
1: 03.203405 3:00.10 
0:7 9.1655 


umgerechnet auf 100 Teile organischer Substanz: 
0769729 02105294 SE 
He=21,02209 N. 02er: 


!) RotH, Allgemeine und chemische Geologie 2. S. 655, 668, 
669, 672. 

?) S. z. B. HEUSLER, Über die Zusammensetzung der schottischen 
Schieferöle. Ber. d. Dtsch. chem. Ges. 30,'S. 2743. 

®) KRÄMER u. SPILKER, Das Wachs der Bacillariaceen und seim. 
Zusammenhang mit dem Erdöl. Ebenda 32. S. 2940. 

*) SCHEITHAUER a. a. O. S. 27. 


4 


1953 


Der Schieferton von Broxburn in Schottland, der ebenfalls 
zur Öldestillation dient, hat nach StewARrr!) 


Asche: 66 ' 8°%% C:etwa 20°/o 
Wasser: 2.8.20, Hese, 33, 
org. Subst.: 25.2, NE: 0 
100 ..0°% Se: 0, 0129r, 

in 100 Teilen .org. Substanz! 

C: etwa 80° N: etwa 2.8°% 

ee Seae „6.0.0, ,; 


Bituminöser Schiefer aus dem Rotliegenden von Oberlangenau 
in Böhmen hat nach Reuss?) 
bei 31 bis 37°/o organischer Substanz: 
C:24.8°o Auf 100 Teile umgerechnet etwa 70° C 
ER 22 9, 
NE le, 
In diesem Schiefer aufgefundene Koprolithen hatten in 7 4° 
organischer Substanz 
0:61. 7°/o oder auf 100 Teile umgerechnet C: 83. 30% 
nen, » jEa 0) 2 20, 
Ne » D) » NE 227202, 
Best IS.3.7.. „ „u. Rest (O+S): 5.05, 
Was endlich den bituminösen Schiefer des Lias e anbetrifft, 
so besteht dieser nach GmeLin!) und Fırric!) aus 
GMELIN FITTIG 
43 bezw. 41° Ton 
Ad ne 41 „ Kalkstein 
12 5 12, org. Substanz (Bitumen) 
5 > 6 „ Schwefelkies 
100 100° 
Unter Bitumen wird wohl das bei der Destillation auf- 
gefangene Schieferöl verstanden sein, denn in der Tat erhielt ich 
bei verschiedenen Destillationen etwa 12°) Öl. Auch die von 
HARBoRDT!) angegebene Analyse deutet an, daß mehr als 12° 
organische Substanz vorhanden ist; er Emiı 10,57°%% C und 
2,20°/ H. Die von mir ausgeführte Analyse ergab etwas höhere 
Werte. Den ganz frischen Schiefer verdanke ich der Freundlich- 
keit des Herrn Steinbruchsbesitzerss BERNHARD HAUurFF in Holz- 
maden, der ihn „aus der Schichte“ brach, „welche am meisten 
Bitumen hat.“ 
Glührückstand (rot): 68.64°/ Kohlensäure: 11. 98°/o 
Wasser2219946°, orc;Substanz: 17.932 , 
Glühverlust (ohne Wasser): 29.90 „ 


2) 'SCHEITHAUER. a. a. 0. 8. 27. 
?\ BISCHOF, Chem. u. Phys. Geologie JI. Aufl. 1. S. 752. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 13 


194 


In diesen 17 92%), organischer Substanz waren 
C:14.32 oder auf 100 Teile umgerechnet: C : 79. 60°/, 


BT E90, 808 
N A038 N, 20 
Rest (0 +S):1.53 . Rest (O0 +S): 8.49 „ 


Die Analyse der lufttrockenen Substanz wurde, wie auch 
alle späteren so ausgeführt, daß in einer Portion Wasser, Glüh- 
verlust und Rückstand bestimmt wurden (Wasser durch Erwärmen 
auf 105° bis 110° im Trockenschrank). Die Kohlensäure wurde 
im Dietrich - Frühlingschen Apparat als Gas gemessen. Zur 
Elementaranalyse, die ich von einem als zuverlässig bekannten 
Analytiker ausführen ließ, wurde die Substanz wegen des Schwefel- 
gehaltes mit Kaliumbichromat gemischt und langsam im Sauerstoff- 
strome verbrannt. — 

Im Durchschnitt ergeben alle diese Analysen von Boghead- 
kohlen und bituminösen Schiefern, den fossilen Paulsqh aus 
gesteinen vom Karbon bis zum Lias, etwa 

77°/a Kohlenstoff und 10°, Wasserstoff 
und der Rest von etwa 13°/o ist Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel. 

Analysen von rezenten Faulschlammgesteinen, die auch die 
organische Substanz in ihren einzelnen Bestandteilen zeigten, 
sind in der Literatur nicht aufzufinden. 

Einige lufttrockene Faulschlamme wurden von mir analysiert. 
Zur Orientierung möchte ich vorausschicken: Die Faulschlamm- 
sesteine sind in frischem Zustande schwarz, braun oder grau. 
An der Luft werden die schwarzen Faulschlammkalke oft schmutzig 
grau, die dunklen Faulschlamme und helleren Kieselguhre hellen 
sich nur wenig auf. Unter Sedimentbedeckung sind fast alle ge- 
schiefer. — In lufttrockenem Zustand sind die an organischen 
Bestandteilen reichen Faulschlammgesteine zäh und stark leder- 
hart. Die übrigen neigen in ihrer Beschaffenheit den Tonen, 
Mergeln, mergeligen Sanden und Seekreiden zu. — Bei der Destil- 
lation entstehen braunschwarze Teeröle, die manchmal im Geruch an 
Schieferöle erinnern, manchmal höchst unangenehm brenzlich riechen. 

1. Faulschlammkalk von Beelitzhof bei Berlin: 
Glührückstand (weiß): 52. 54°/o 

Wasser: 5.30 „ 
CO: :29.17 „ Glühverlust (ohne Wasser) 42.16°/ 


org. Subst. 12. 99, 
hiervon sind C: 9.13°/, oder auf 100 Teile org. Substanz 


berechnet: G:70.220) 
Hrır1226,, H 2: 9a 
N=1,09, N: Saue 


Rest (0 +S): 1.51, Rest (O + 8): 11.84, 


195 


2. Eine andere Probe, die möglicherweise an anderer 
Stelle desselben verlandeten Sees bei Beelitzhof gestochen war, 
ergab: 

Glührückstand (weiß) :51 .. 24°) 
Wasser: 5.50, 
Glühverlust (0. W.): 45.26 „ 
COs 31.01’ 
org. Subst. 14.25, 
Hiervon C:8.65 oder auf 100 Teile umgerechnet: 
0:60:72 
21.230..98 ki: 0,588 1. 
Rest (N,0,S):5.62 (N+0+5):32.40, 


3. Baecillarien-Faulschlammkalk aus dem Untergrunde 
von Berlin. 
Sehr reich an Bacillarien. 
Glührückstand (grauweiß) : 54. 59° 
Wasser: ;3. 0, 
CO3 :30.08 „ Glühverlust (0.W.):42. 31° 
org. Substanz: 12.23 „ 


Hiervon C:8.71 In 1008 Eeilen? - G# 7T1 25 
| | E748226 
Rest (N,0,5):2.51 . Rest (N,0,S):20.49 


4. Faulsehlammton aus dem Teltowkanal. 


Glührückstand (rot) : 65. 46°/, 
Wasser: 10.35 „ 
Glühverlust (o. W.):24.19, 


C0O3 : Spur. 
org. Substanz : 24. 19%. 
Hiervon GC: 14.47 in 100 Teilen: C: 59.90 
re H: 5.05 
Rest (N,0,$): 8.50, Rest (N,0.8):35..05 


Außer diesen vier Analysen von limnischen Faulschlamm- 
gesteinen wurden noch vier von rezenten und diluvialen marinen 
Faulschlammgesteinen ausgeführt. Jedoch ergaben die wegen 
der geringen Menge organischer Bestandteile und bei Gegenwart 
von kohlensaurem Kalk sehr schwierigen Elementaranalysen trotz 
der Wiederholung durchaus unbefriedigende Resultate. 


5. Hafenschlamm von Kuxhaven, 
gedretsct am Eingange zum alten Hafen. Der lufttrockene 
Schlamm war dunkelgrau und enthielt viel Ton und Sand. 


13* 


196 


Glührückstand (rot)! 89. 34°/o 
Wasser ar1 221% 
Glühverlust (0. W.) 9.45 „ 
COeBr 30° 
org. Subst 0. 1925 

6. Schlamm aus dem Schwarzen Meer. 

Der lufttrockene Schlamm ist tongrau und enthält sehr viel 
Ton, wenig Sand. Er entstammt der Expedition des „Tscherno- 
moretz* 1890 und wurde Herrn Prof. Poronıs von Herrn 
N. Anprussow übersandt. Ersterer überließ mir einen Teil zur 
Analyse. Der Schlamm ist in 200 Faden Tiefe auf der 
34. Station der Reise gedretscht und gehört zu den von 
ANDRUSSOW !) beschriebenen schwarzen Tiefseeschlammen des 
Pontus, die an der Luft grau werden, eine auch bei limnischen 
Faulschlammgesteinen sehr häufige Eigenschaft. 

Glührückstand (rot) : 84. 04°/, 
Wasser: "3.225 
Glühverlust (o. W.):10.74 „ 
CO2: 4.81% 
organische Subst.: 5.93, 
7. „Mytiluston* von Steensigmoos. 

(S. Anm. 1 S. 9). Der Mergel ist ein graues, festes, ge- 
schiefertes Gestein. Es waren makroskopisch sichtbar Muschel- 
schalen- und Laubblattreste.e Das Mikroskop zeigte reichlich 
Bacillarien, ferner Foraminiferen und Spongiennadeln. 

Glührückstand (rot): 86 ..18°% 
Wasser 22 73:5297, 
Glühverlust (o. W.): 10.58, 
COs3: TR 72. 
org. Substanz: 2.81, 
8. Süßwassermergel von Steensigmoos. 

Auch üiesen Mergel verdanke ich Herrn Prof. Dr. GoTTscHE 
in Hamburg. Das Gestein entstammt dem Liegenden des Mytilus- 
tones. Es ist weich, locker, hellgrau und geschiefert. Die 
mikroskopische Untersuchung zeigt massenhaft Bacillarien, auch 
Spongiennadeln. 

Glührückstand (rötlich weiß): 63 .55°% 
Wasser: - 3:23, 

Glühverlust (o. W.): 33.22, 

CO2: 25. 74% 

org.. Substanz! 7.48 „ 


!) ANDRUSSOW, Einige Resultate der Tiefseeuntersuchungen im 
Schwarzen Meer. Mitteil. der k. k. geogr. Ges. Wien 1893 8. 391. 


197 


Der Durchschnitt durch Elementarbestandteile der vier ersten 
Analysen ergibt etwa 65°/» Kohlenstoff und 8°/s Wasserstoff. 
Der Rest von 27°, wäre N, O, S. Ein Vergleich mit der 
Zusammensetzung des Bitumens der fossilen Gesteine: 
fossile Faulschlammgesteine: 77°, C; 10° H; Rest 13°/o (N,O,S) 
rezente a ODER. Sn; .2775°UN, 0,8) 
zeigt gut (um 12 bezw. 2°) eine geringere Menge von Kohlen- 
stoff und Wasserstoff in den rezenten. Der Prozeß der Bitu- 
minierung scheint danach so vor sich zu gehen, daß Kohlenstoff 
und Wasserstoff auf Kosten von Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel 
angereichert werden. Dies bedeutet einen nicht unerheblichen 
Unterschied gegenüber der Verkohlung, bei der Kohlenstoff auf 
Kosten aller anderen Bestandteile angereichert wird. Diese Ver- 
mutung steht auch mit der Tatsache durchaus im Einklang, daß 
bei fossilen Faulschlammgesteinen meines Wissens Gasentwicklung. 
die nicht pyrogener Entstehung ist, also etwa Entwicklung von 
Kohlensäure wie in der Braunkohle und Kohlenwasserstoffen wie 
in der Steinkohle, nicht bekannt ist. Es mag dieser Umstand 
einen Grund haben in der von vornherein erheblich kompakteren 
und festeren Beschaffenheit vieler Faulschlammgesteine, die gegen 
Wasser hervorragend undurchlässig sind. 

Bemerkenswert ist auch der erheblich geringere Grad der 
Anreicherung von Kohlenstoff bei der Bituminierung. Während 
bei der Verkohlung vom Torf (60°/ C) bis zur Steinkohle 
(80°/5 C) der Kohlenstoff um 20°/, angereichert wird, be- 
trägt der Unterschied im Kohlenstoffgehalt zwischen rezentem 
Faulschlammgestein und karbonischem bituminösem Schiefer nur 
etwa 12°. Die etwaige Wärmeentwicklung wird also erheblich 
geringer sein, wobei auch die Tatsache ins Gewicht fällt, daß 
speziell bei den bituminösen Schiefern die anorganischen Bestand- 
teile erheblich die organischen überwiegen. Wie groß nun die 
Wärmeentwicklung etwa sein könnte, vermag ich vorläufig nicht 
zu sagen, da ich Verbrennungswärme und Wärmeleitfähigkeit der 
rezenten und fossilen Faulschlammgesteine nicht kenne. Erstere 
ist bedeutend schwerer zu bestimmen als die der fast nur aus 
organischer Substanz bestehenden Glanzkohlen und ihrer Ür- 
gesteine.e Herr Dr. F. Wrepe im 1. chemischen Universitäts- 
institut, Berlin, hatte die Güte, in der Berthelotschen Bombe bei 
einem Druck von 25 Atmosphären Sauerstoff eine Verbrennung 
zu versuchen. Er teilte mir mit, daß der bituminöse Schiefer 
oberflächlich zu einer schwarzen Schlacke zusammenschmolz, die 
einen Teil der Substanz durch Umhüllung vor dem Sauerstoff 
schützte. 

Auch die etwaige Oxydation des Schwefelkieses der bitumi- 


1985 


nösen Gesteine kann für Wärmeentwicklung nicht von Bedeutung 
sein. Allerdings berechnet RıcHters!) für einen Gehalt von 1°/ 
Schwefelkies bei plötzlicker Oxydation und Ausschluß von 
Wärmeverlusten eine Erwärmung der Kohle um 72°. Aber wenn 
schon bei den Glanzkohlen die angenommenen Bedingungen nie- 
mals eintreten, so noch viel weniger bei bituminösen Schiefern, 
mögen diese auch erheblich mehr Schwefelkies enthalten, da 
ihre Undurchlässigkeit für Wasser und der Umstand, daß sie 
sehr schwer verwittern, in hohem Maße die Oxydation zu hindern 
imstande sind. 

Diese Frage der Eigenwärme bituminöser Gesteine ist 
natürlich mit der vorliegenden Arbeit erst angeschnitten. Es 
bleibt noch viel darüber zu arbeiten. Ich hoffe jedoch in nicht 
allzuferner Zeit eine Reihe der vorhandenen Lücken ausfüllen 
zu können. Auch vom Erdöl durchtränkte Schichten gedenke ich 
zu untersuchen. Geologische und chemische Angaben deuten 
nämlich darauf hin, daß das Petroleum unter Luftabschluß Ver- 
änderungen erleidet, die mit Wärmeentwicklung verbunden sind; 
vor allen Dingen kennen wir mehrere in geothermischer Hinsicht 
untersuchte Bohrlöcher, die in petroleumhaltigen Schichten eine 
überaus niedrige Tiefenstufe zeigen. 

Zum Schluß möchte ich nicht unterlassen, auch an dieser 
Stelle Herrn Geheimrat Prof. Dr. Branco und Herrn Prof. 
Dr. Poronı£E für Anregung und Unterstützung verbindlich zu 
danken. 

Zusammenfassung. 


Das Resultat der vorstehenden Untersuchungen 
ist, daß zwar eine Wärmeentwicklung bei der Bitumi- 
nierung, also dem der Verkohlung analogen Prozeß 
der Kohlenstoffanreicherung in der organischen Sub- 
stanz bituminöser Gesteine, theoretisch stattgefunden 
haben kann. Der Wärmebetrag scheint aber, dafür 
sprechen geologische und chemische Tatsachen, so 
gering zu sein, daß er für die Erhöhung der Erd- 
wärme wohl nicht von wesentlicher Bedeutung ist. 


!) Muck, Chemie der Steinkohlen, 2. Aufl. S. 131. 


199 


33. Erklärung. 


Von Herrn WILHELM SALOMON. 
Heidelberg, den 6. Dezember 1904. 


Hinsichtlich meiner Äußerung in der Fußnote 2 auf: Seite 
415 dieser Zeitschrift (Jahrgang 1903) habe ich Folgendes zu 
bemerken. Herr FREUDENBERG versichert mir, daß er den in 
meinen beiden Arbeiten!) geschilderten Hergang in der gleichen 
Weise ansieht wie ich selbst, und daß diese Tatsache nur durch 
ein Versehen in seiner Publikation?) nicht klar zum Ausdruck 
gekommen ist. Er erkennt an, daß ich seinen Fund in durch- 
aus loyaler und unserer Vereinbarung entsprechender Weise 
hervorgehoben habe. Unter diesen Umständen freue ich mich 
aufrichtig erklären zu können, daß die Angelegenheit einen mich 
völlig befriedigenden Abschluß gefunden hat. 


34. Zur Geologie des Braunauer Landes und der 
angrenzenden Teile Preussens. 


Von Herrn GEORG BERG. 
Berlin, den 14. Dezember 1904. 


Den Teilnehmern an der letzten Jahresversammlung der 
Deutschen Geologischen Gesellschaft wurde von der Schlesischen 
Gesellschaft für vaterländische Kultur ein Buch überreicht mit 
dem Titel: „Zur Geologie des böhmisch-schlesischen Grenz- 
sebirges“, bestehend aus drei Einzelabhandlungen von Herrn 
Dr. AxeL ScHamipr, Herrn Bergbaubeflissenen HErBInG und Herrn 
Bergbaubeflissenen Assistent FLegeL. Dem Buche ist auch eine 
von den drei Herren gemeinsam verfaßte „Exkursionskarte“ bei- 
gegeben. Die gesamten Arbeiten wurden im geologischen Institut 
der Universität Breslau unter der Leitung von Herrn Professor 
Dr. FrecH ausgeführt, der dem Werke ein gemeinsames Vorwort 
beigegeben hat. 

Von der Kgl. Geologischen Landesanstalt mit Aufnahme- 
arbeiten in jener Gegend betraut, habe ich das Gebiet vielfach 
durchwandert und sehe mich veranlaßt, einige Irrtümer, welche 


!\ Diese Zeitschr. a. a. O. 414—515 und Centralblatt für 
Mineralogie 1902. S. 652—653. 

?) Der Jura am Katzenbuckel. Bericht über die 36. Versamml. 
des Oberrhein. geolog. Vereins. S. 28—30. 


200 


die besagte Schrift und namentlich die Karte enthalten, hier zu 
erwähnen. Die letztere kann auf den Namen einer Exkursions- 
karte kaum Anspruch erheben, sie stellt vielmehr eine Skizze der 
Lagerungsverhältnisse im erwähnten Gebiet dar, lest sie doch 
weitaus mehr Wert auf die Darstellung der Zusammengehörig- 
keit einzelner Vorkommnisse, als auf die Übereinstimmung der Karte 
mit der an der Oberfläche wirklich sichtbaren Gesteinsverbreitung. 
Zum Beispiel sind mehrfach zwei weit auseinanderliegende Kalk- 
linsen als einheitliches Kalklager dargestellt, um die Zusammen- 
gehörigkeit der Aufschlüsse zu markieren, auch wenn zwischen 
ihnen der Kalk kilometerweit nicht nachweisbar ist. 

Der Hauptsache nach lehnt sich die Karte an BEYRICHs 
frühere Aufnahmen an; hier und da sind Verbesserungen ein- 
veführt, leider sind aber auch einige Änderungen im Kartenbild ein- 
getreten, die als offenbare Rückschritte zu bezeichnen sind. 

Vor allem ist in der Gegend von Trautliebersdorf, nördlich 
von Friedland, eine der Beyrıcn schen Karte völlig fremde 
Sattelung der Q@uarzporphyrdecke, verbunden mit übergreifender 
Lagerung der obersten Teile des Oberrotliesenden, zur Darstellung 
selangt. Nach dem Kartenbild könnte man auch an durch- 
sreifende oder übergreifende Lagerung denken, da aber der 
(uarzporphyr im Konglomerat geröllbildend auftritt, also älter 
ist, als jenes, so wär es nur durch Sattelung und Übergreifen 
zu erklären, wenn der Trautliebersdorfer Kalk im unmittelbaren 
Hangenden des Porphyres läge, wie es Dr. Schmipr auf der 
Karte darstellt. De facto ist dies auch garnicht der Fall, sondern 
der Kalkstein liegt in Verbindung mit einer feldspatreichen, klein- 
stückigen Arkose, ganz dem normalen Profil bei Friedland ent- 
sprechend, im Hangenden des kleinstückigen Porphyr-Konglomerates 
(„Oberen Konglomerates“ von ScHhmipr); es folgen dann darunter 
noch sandige Schieferletten („N1*) des Mittelrotliegenden,. und 
erst zwei km von der auf der Karte angegebenen Grenze ent- 
fernt, genau da wo es BEvriıcH darstellte, beginnt der Porphyr! 

Auf andere kleine Irrtümer will ich hier nicht eingehen, 
doch sei mir gestattet, über die Zusammengehöriekeit, die strati- 
eraphische Stellung und den Verlauf der einzelnen Kalksteinlager 
des Braunauer Landes einiges zu bemerken. 

Richtig ist es wohl, wenn Herr A. ScHhamipr in seiner Ab- 
handlung den Ottendorfer vom eigentlichen Braunauer Kalkhorizont 
unterscheidet. Der Hauptmannsdorfer Kalk indessen, der zum 
Braunauer Kalk von ihm mitgerechnet wird, stellt meiner Über- 
zeugung nach einen eigenen dritten Kalkhorizont. dar, und der 
Trautliebersdorfer Kalk würde als vierter Horizont zu zählen sein. 

Betrachten wir nun einmal die Stellung der vier Kalk- 


201 


horizonte zu den wichtigsten Leitschichten des oberen und 
mittleren Rotliegenden. 

Der Braunauer Kalk tritt außer am Ölberg noch bei 
Heinzendorf und Ruppersdorf auf, früher wurde er auch auf 
preußischem Gebiet nördlich von Neudorf gewonnen. Es geht 
daraus hervor, daß er sich immer nahe am Hangenden der 
eroßen Quarzporphyrdecke hält, welche die Eruptivstufe des 
Mittelrotliegenden nach oben abschließt. Daher streicht dieser 
Horizont auch zwischen Heinzendorf und dem Ölberge dicht am 
Südabhange des Steinetales hin, und wie er bei Ruppersdorf mit 
der Porphyrerenze nach Norden schwenkt, so ist auch von vorn- 
herein zu erwarten, daß er sich vom Ölberg aus ebenfalls wieder 
nach Norden wenden wird. Dies tut er in..der Tat, und es ist 
zweifellos, daß die Kalke von Hermsdorf die Fortsetzung der 
Ölberger Kalke bilden; zweifellos nicht nur durch die völlige 
petrographische Übereinstimmung, sondern vor allem durch das 
Auftreten einer Leitschicht, die auch bei Neudorf, bei Ruppers- 
dorf und bei Heinzendorf im Hangenden des Kalkes auftritt, ein 
schuttiges (sandiges und wenig abgerolltes) Konglomerat, das 
sowohl bei Hermsdorf, als bei Neudorf und Ruppersdorf hasel- 
nußeroße Stücke eines lauchsrünen Jaspis oder Hornsteins führt. 
Nördlich von den Hermsdorfer Kalköfen schwenkt diese Konglo- 
meratschicht wieder mit der Porphyrgrenze nach Osten und er- 
’eicht den Kalkofen bei der Baier-Mühle unweit ‚Johannisherg, 
(die Exkursionskarte gibt hier im Gegensatz zu BeyrıcH, der 
die Sedimente bei der Baier-Mühle bereits kennt, die Grenze 
zweier Durchbruchsmassen (?) von Porphyr und Melaphyr ohne 
zwischenliegende Sedimente an.) Weiterhin läßt sich das Kalk- 
lager und die Konglomeratschicht nicht mehr verfolgen, da das 
Melaphyrlager des Biebersteines und des Schönauer Hopprich- 
Berges das Bild des Profiles stark verändert. 

Liegt also der Braunauer Kalk nahe über der Eruptivstufe, 
so muß der Ottendorfer Kalk beträchtlich weiter im Hangenden, 
nicht, wie Herr A. Scnmivr annimmt, im Liegenden sich befinden. 
Dieser Kalk bildet eine Einlagerung ungefähr in der Mitte der 
mittelrotliegenden Sedimente, ist jedoch nur in der Gegend süd- 
östlich von Braunau entwickelt, wo diese Schichten überhaupt 
eine bedeutendere Mächtigkeit besitzen als weiter im Nordwesten. 
Der Ottendorfer Kalkzug findet sich bei Hof Scheidewinkel auf 
deutschem Gebiet und läuft in großem Bogen über Ottendorf 
und Lederhose in Böhmen bis wieder beinahe an die Reichsgrenze 
heran, so zugleich einen Spezialsattel markierend, dessen Zentrum bei 
Tuntschendorf liest und der auf der Geologischen Spezialkarte Blatt 
\Wünschelburg (Aufnahme von Herrn Dr. Dart) deutlich hervortritt. 


202 


Der Kalk an der Straße von Rosenthal nach Schönau könnte 
trotz seiner abweichenden petrographischen Natur sehr wohl, wie 
dies ScHmipr annimmt, demselben Horizont angehören, liest er 
doch ebenfalls ein gutes Stück im Hangenden der Eruptivgesteins- 
stufe. (Die Südgrenze des Melaphyres ist zwischen Rosenthal 
und Schönau auf der Exkursionskarte um 1'!/a km von ihrem 
wirklichen Verlauf entfernt eingetragen, während BeyricHas An- 
gabe sich als richtig erweist.) 

Der Hauptmannsdorfer Kalk, also der dritte Horizont, 
liest, wie dies schon BEYrıcH dargestellt hat, dicht im Liegenden 
des kleinstückigen Konglomerates. Dieselbe Lagerung hat einer- 
seits der Kalk von Ober-Rathen, andererseits derjenige von Halb- 
stadt und der Kalk nördlich von den Friedländer Scheunen. 
Alle diese gehören also demselben dritten Horizont an, der das 
hangendste Glied des Mittelrotliegenden bildet. Auf eine kurze 
Strecke keilt sich bekanntlich bei Märzdorf und Weckersdorf das 
kleinstückige Konglomerat aus ') (vgl. BevrıcHs Karte), der Kalk 
aber tritt zwischen diesen beiden Dörfern noch einmal auf, und 
kann uns so dazu dienen, die hangende Grenze des Mittelrotliegen- 
den noch an einem Zwischenpunkt genau festzulegen. 

Auch der Trautliebersdorfer (vierte) Kalkhorizont läßt 
sich fast durch das ganze, Braunauer Land verfolgen. Hier 
müssen wir uns jedoch erst einmal die petrographische Eigenheit 
dieses Kalkes klar machen. Bei Trautliebersdorf selbst ist es 
zwar z. T. ein reiner, schwach dolomitischer Kalkstein, an dem 
nur einzelne schwarze Hornsteinknollen auffallen. Stellenweise 
schon hier und mehr noch bei Rosenau nimmt der Kalk jedoch 
Sand und Gerölle auf und geht in einen Kalksandstein, resp. in 
ein Konglomerat mit Kalkzement über, welches nach gefälliger 
Mitteilung von Herrn E. ZımmErMmannN der dolomitischen Arkose im 
Koburger Keuper petrographisch sehr ähnlich ist. Nur hier und 
da treten in diesem Gestein einzelne geröllfreie Partien als Nester 
reinen Kalksandsteins hervor. Mit diesem Charakter, als dolo- 
mitische Arkose mit Kalknestern, laufen nun die Trautliebers- 
dorfer Schichten, immer im Hangenden des kleinstückigen 
(„Oberen“) Konglomerates einen Steilrand bildend, nach Südwesten 
bis an den Schlegelhof westlich von Braunau. Hier, wo das 
kleinstückige Konglomerat sich auskeilt, verschwinden auch sie, 
aber noch auf österreichischem Gebiet, auf der Barzdorfer Höhe, 
setzen sie bereits wieder an und bilden das ganze Scheibauer 
Plateau, eine flache Spezialmulde, die auf Blatt Wünschelburg 
prächtig in die Erscheinung tritt. Auch hier findet man im 
Kalksandstein Nester von reinem Kalk und in ihnen gelegentlich 
Hornsteinknollen, die jedoch bei Scheibau nicht schwarz, sondern 


[72 


203 


rot gefärbt sind. („Karneolknauern“ DArHks.) 

So finden wir im Braunauer Land vier Kalkhorizonte, .die 
oberflächlich als Reihen in gleichem Niveau liegender Kalklinsen 
sich geltend machen: 

1. Den Braunauer Kalk. Roter oder graubrauner Plattenkalk 
mit Fischresten und Koprolithen, im Hangenden begleitet 
von einem schuttigen Konglomerat mit grünen Jaspisbrocken. 
Im liegenden Teil der nachporphyrischen Sedimente des 
Mittelrotliegenden. 

Gegenwärtige und frühere Abbaupunkte: Neudorf, Ruppers- 
dorf, Heinzendorf, Ölberg, Hermsdorf, Baier-Mühle. 

2. Den Ottendorfer Kalk. Sehr dünnplattig, schwarz und 

stark bituminös. Nur im Südosten entwickelt und dem 
mittleren Teil der mittelrotliegenden Sedimentstufe an- 
gehörend. 

Abbaupunkte: Reichenforst, Hof Scheidewinkel, Otten- 

dorf, Lederhose. 

. Den Hauptmannsdorfer Kalk. Petrographisch dem Braun- 
auer ähnlich,- aber weniger plattig und, soviel mir bekannt 
ist, Tossilfrei. 

Abbaupunkte: Friedländer Scheunen, Halbstadt, Haupt- 

mannsdorf, Märzdorf, Oberrathen. 

4. Den Trautliebersdorfer Kalk. Abbauwürdig nur bei Traut- 
liebersdorf, als dolomitische Arkose mit Nestern reinen, 
schwach dolomitischen Kalkes nachweisbar bis zum Schlegel- 
hof bei Braunau und weiterhin von der Barzdorfer Höhe 
an nach Südwesten. | 


SV) 


89. Ein Beitrag zur Kenntnis des Myliobatiden- 
Gebisses. | 


Von Herrn ERNST STROMER. 
Hierzu 3 Textfig. 
München, den 16. Dezember 1904. 


Bei der Bearbeitung von eocänen Kauplatten von Mylio- 
batiden!) suchte ich durch Mitverwertung von rezentem Material 
über ihre systematisch wichtigen Merkmale Klarheit zu gewinnen, 
konnte leider aber nur wenige rezente Stücke erhalten. Durch 
die Güte von Herrn Professor R. Burckuarp'r in Basel bekam 
ich nun nachträglich aus seiner Privatsammlung ein Gebiß eines 
Myliobatis bovina Georr. St. Hilaire, das von einem etwa 


!) Diese Zeitschr. 56. 1904. S. 249 ff. 


204 


5 m breiten Exemplar stammt, und eine kleine untere Kauplatte 


eines 


eben ausgeschlüpften 


Aetobatıs narinari Euphrasen sp. 


(Fig. 3), und glaube auf Grund dieser Stücke einige nicht un- 
wichtige Nachträge zu meinen erwähnten Ausführungen machen 


zu können. 


Das erste Gebiß, von dem nur der linguale Teil der oberen 
und unteren Kauplatte in natürlicher Größe abgebildet ist (Fig. 1 
und 2), zeigt folgende Maße in Millimetern: 


Mittelzahn 

lang | dick 

unten vorn*) | 46 | 4,8 
„, shinten. 45 4 
oben vorn*) |61,5| 4,9 
shintenz2 0602.45 


*) Anm.:! Hinter dem abgekauten Teil gemessen. 


Verhältnis 
der 
Lge. z.Dicke 


Innerster 
Seitenzahn 
lang | dick 

6 S 

5 A 
5,8 | 6,8 

6 | 6,8 


Verhältnis 
der 
Dicke z.Lge. 


reihen 


y transversal || 


72 je: 
15 as 
80 101 
805 [10,5 


Kauplatte | Die Seiten- || 


11,5 | 


205 


Die untere Kauplatte ist nicht hoch und fast ganz flach, 
die obere ist transversal auch kaum, linguo-labial aber stark gewölbt; 
sie gleicht, abgesehen von der Wölbung, so sehr der fossilen 
Kauplatte von Mylibatis Testae PrıLıper‘), daß die Annahme 
einer spezifischen Identität nahe liegt. 

Zunächst wird durch die Maße bestätigt, was ich a. a. O. 
über die Größenverhältnisse der unteren zur oberen Kauplatte und der 
betreffenden Zähne bemerkte, und weiterhin, daß sich die Form 
und Größe der Seitenzähne im Laufe des Wachstums nur wenig 
ändern, wovon es aber Ausnahmen gibt, wie eine von NÖöTLIng ?) 
abgebildete fossile Kauplatte beweist. Interessant ist, daß bei 
meinem großen Exemplar unten wie oben die zuletzt gebildeten 
Zähne nicht größer, sondern fast alle etwas kleiner sind als die 
vorderen älteren Zälıne. Daher laufen, wie IsseL?) richtig be- 
merkte, die Seitenränder der Kauplatten einander parallel und 
könnten sogar bei noch höherem Lebensalter nach vorn zu 
konvergieren. 

Recht bemerkenswert ist ferner, daß unten wie oben die 
Grenzen der Mittelzähne mehr oder weniger deutlich nach vorn 
. konvex sind, also wie bei Aötobatis (Fig. 3), während sie bei 
Mylkobatis meistens nach hinten konvex oder ziemlich gerade sind.‘) 


Fig. 3. 
Endlich ist noch die Aufmerksamkeit darauf zu richten, 


daß unten links die Zähne der zwei äußeren Seitenreihen 
innig verschmolzen sind, wie aus der Form und Größe der- 


!) Palaeontographica 1. 1851, S. 25, t. 2, f. 8. 

?) Abhandl. z. geol. Spez.-Karte von Preußen, 6. H. 3. Berlin 
1885. Atlasıt: 2, f. 1. 

*) Annali Mus. civ. stor. nat. Genova 10. 1877, S. 115. 

*) Anm.: Auch eine große obere Kauplatte aus der Molasse von 
Herault, in Gervais: Zool. et Paleont. francaises 3. Paris 1848—52, 
Atlas t. 80 f. 4 abgebildet, hat nach vorn konvexe Mittelzähne. 


206 


selben auf der rechten Seite hervorgeht und daß oben jeder- 
seits nur zwei Seitenreihen sind, wahrscheinlich weil die innerste 
Reihe jederseits mit den. Mittelzähnen verschmolzen ist, worauf 
deren auffällig große Länge und eine rechts befindliche Furche, 
wohl die ursprüngliche Grenze andeutend, schließen läßt. 

Es sind. übrigens diese Verhältnisse oben wie unten am 
vordersten Teile der Kauplatten und am jüngsten hintersten 
ganz gleichartig zu sehen. 

Ein unterer linker Außenzalın, den ich von dem abgekauten 
Teile abtrennte, zeigt gar keine äußeren Verwachsungsspuren, 
und auch ein Dünnschliff durch die Krone parallel zur Oberfläche 
läßt nur die normale Struktur des Myliobatrs-Zahnes erkennen, 
keinerlei Andeutung einer Verkittung oder auch nur eine Un- 
regelmäßigkeit an der vermuteten Grenze. An der Basis sind 
übrigens sechs parallele Wurzelleisten vorhanden, von welchen 
die innerste etwas, die äußerste stark verdickt ist. Man muß 
also wohl annehmen, daß die Verwachsung schon vor der Ver- 
kalkung stattfand. _ Leider lassen sich ja an dem getrockneten 
Exemplar die Zahn-Papillen nicht studieren. 

Unter dem großen fossilen Material, das mir vorliegt, finde 
ich nun nichts derartiges, wohl aber hat A. Smiru WoopwarD 
Verwachsungen von Zähnen zweier Seitenreihen schon an einer 
gewaltigen oberen Kauplatte eines Mwyliobatıs Pentoni vom 
Mokattam in Ägypten festgestellt!). und darnach wäre sie auch 
an einer zur gleichen Art gehörigen mittelgroßen unteren Kau- 
platte von ebendaher (Münchener Sammlung) vorhanden, weil hier 
die leider nur einseitig allein erhaltenen innersten Seitenzähne so groß 
wie jene verwachsenen sind. Auch ist anzunehmen, daß an der 
großen oberen Kauplatte von Mylobatis gıgas, die Leipy?). 
abbildet, auf einer Seite die Zähne der innersten zwei Seiten- 
reihen verschmolzen sind. 

Umgekehrt wie in diesen Fällen, welche man übrigens fast 
alle als Alterserscheinungen auffassen könnte, ist an der Kauplatte 
des jungen Adtobatıs (Fig. 3, in doppelter Größe gezeichnet) 
mitten in der Reihe der regulären Zähne links an zwei Zähnen 
je ein schräg fünfeckiges Zähnchen abgegliedert. 

Diese Fälle lassen sich natürlich alle für die Conerescenz- 
theorie verwerten, im Spezialfalle natürlich als Hinweise auf die 
Entwicklung von Adtobatis-Gebissen aus Mylvobatıs-artigen durch 
Verschmelzung der Seitenzähnchen mit den nach vorn konvexen 


1) Proceed. zool. Soc., London 1893 S. 558, 559, t. 48 £. 1. 
?) Journ. Acad. nat. Sci., Philadelphia (2) 3. 1874—1SST, S. 241, 
t. 88 SA. 


207 


langen Mittelzähnen.') TREUENFELS?) hatte bei seinen mikroskopischen 
und ontogenetischen Untersuchungen des Gebisses von Mylkobates 
agudla nichts gefunden, was für Concrescenz spräche, und ich 
möchte natürlich auf Grund meiner Befunde keineswegs für die 
alte Theorie eintreten, als entspräche jede der Pulparöhren mit 
ihrem Dentinmantel einem Einzelzähnchen.°) Denn es liegen ja 
nur Anzeichen vor für die Verschmelzung von Zähnen, die schon 
ursprünglich sehr viele solcher Röhren enthielten. Aber die Ver- 
schmelzung muß in diesen Fällen so innig sein, daß sie sich 
nicht etwa vergleichen läßt mit der von Boas*) so genau be- 
schriebenen Bildung der Scariden-Gebisse durch Verkittung von 
Zähnchen durch eine Zementmasse. Es lassen sich also die be- 
schriebenen Fälle doch wohl als Beispiele heranziehen bei solchen 
Theorien, wie sie’) aufgestellt wurden, um die großen Zähne der 
Cochliodonten durch Verschmelzung Cestracion-ähnlicher Zähnchen 
zu erklären. Doch muß betont werden, daß es sich hier um die 
Verschmelzung von nebeneinander liegenden Zähnen, also je einer 
Generation, dort vor allem um die vermutete Verwachsung der 
Zähne einer Querreihe, demnach aufeinander folgender Generationen 
handelt. 


36. Kantengeschiebe aus dem Warmbrunner Tal. 


Von Herrn O. VORWERG. 
Hierzu Kie’ I u 2 
Ober-Herischdorf, den 24. Dezember 1904. 


Die Protokollnotiz auf S. 168 ergänze ich hier durch fol- 
gendes. Am 13. April 1897 las ich in der Ziegeleigrube west- 
lich Voigtsdorf, 2 km nördlich Bahnhof Hermsdorf u./K. (Riesen- 
gebirge) aus einem Häufchen aus dem Geschiebelehm heraus- 


!) An der oberen Kauplatte einer rezenten Rhinoptera marginat« 
CuVIER und Rh. jussieui CUVIER sind einseitig mehrere Querreihen 
kurzer sechseckiger Zähne statt einer normalen Querreihe langer Zähne 
beobachtet worden, was auch als atavistisch gedeutet werden könnte, 
(Owen: Odontography, London 1840, t. 25, f£ 2 und A. SMITH 
WOODWARD, Ann. a. Mag. nat. Hist., London 1888, S. 281—283, f. 1.) 

?) Die Zähne von Myliobatis aquila, Inaug. Diss., Breslau 1896. 

2) Siehe JAEKEL, Sitz.-Ber. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1894, 
S- 146 ff. » 

*) Zeitschr. f. wissensch. Zool., 32. Leipzig 1879, S. 1S9 ff. 

5) Von A. SMiTH WOODWARD, Nat. Science, 1. London 1892, 
5,612 ma 1. 


208 


gearbeiteter nordischer und nördlicher Geschiebe ein aus dunkel- 
gelblichgrauem Feuerstein bestehendes Geschiebe auf, das auf 
den ersten Blick das eine Ende eines quer durchbrochenen Beils 
oder Hammers zu sein schien, das noch durch Gletschertransport 
gelitten hätte. 

Nähere Betrachtung ergab jedoch folgendes: Die Gestalt 
im ganzen entsprach keiner der mir bis dahin bekannt ge- 
wordenen Werkzeugtypen. Die z. T. gradlinig verlaufenden 
Kanten waren nicht durch Schläge (Schlagmarken) hergestellt, 
sondern einfach die etwas beriebenen Kanten der Flächen. Die 
an dem Stück zerstreut vorhandenen Schlagmarken von Millimeter 
bis 5 cm Größe befanden sich sozusagen au den unrechten 
Stellen, waren an der eigenartigen Gestalt des Stückes unschuldig 
und verunstalteten vielmehr diese. Dagegen zeigte das Stück. 
dessen größte Abmessungen in den drei Dimensionen in cm sind: 
Länge 9, Breite 6, Dicke 4 — symmetrisch erscheinende Flächen- 
paare, von denen die schmaleren Seitenflächen ungefähr 6 cm 
vor der beschädigt erscheinenden Spitze ‘des Stücks in einer 
Kante. sich schneiden würden. Die Flächen sind nicht eben oder 
stetig, wie geschliffene Flächen, sondern von unregelmäßiger 
(mehrfacher) Krümmung und noch mit unregelmäßigen Hervor- 
ragungen besetzt. Dieses Ganze ist fein poliert, abgesehen von 


209 


einigen, offenbar späteren Schlagmarken und einem kleinen Patina- 
Heck. Die kürzere der beiden breiten Flächen, Fig. 2, zeigt 
außerdem ungefähr in der Längsrichtung verlaufende Kritzen, die 
ungefähr an Gletscherschrammen gemahnen. 

Auf die Entstehung der Flächen scheint ein Sprung Licht 
zu werfen, Fig. 1 oben, der zunächst von der Spitze ersichtlich 
parallel der betreffenden Seitenfläche verläuft (um dann in die 
breite Fläche, Fig. 1, hineinzugreifen) also anscheinend ganz 
segen die Natur der muscheligen Brüche des Feuersteins. Hier- 
nach scheint es zunächst, als ob der Feuerstein unter gewissen 
noch näher aufzuklärenden mechanischen Bedingungen auch noch 
anders brechen könnte, als nur muschelig. Vielleicht aber sind 
diese Brüche doch nur Teile von muscheligen Brüchen von 
sroßem Durchmesser und vielleicht hängt dessen Größe auch von 
der Breite der Angriffsfläche des Stoßes ab. Bei genügendem 
Material müßte sich dies leicht durchexperimentieren lassen. 

Nach alledem hielt ich das Stück für ein sonderbar ge- 
staltetes Gletschergeschiebe. 

Die Veröffentlichungen über Fazettengeschiebe von Kokkn- 
NÖTLING und JoHNSEN erinnerten mich wieder an das Stück und, 
nachdem Herr Dr. Hanne bei Gelegenheit seines Vortrages über 
das Eolithenproblem in der anthropologischen Abteilung der 
Naturforscherversammlung in Breslau als seine bestimmte Über- 
zeugung ausgesprochen hatte, dab das Stück kein Kunstprodukt 
sei, glaubte ich es als hiesiges Belägstück für die von Herrn 
Hofrat NörrLıns in seinem Vortrage in Breslau vorgebrachte 
Theorie erwähnen zu dürfen. 

Aus dem Vortrage des Herrn Dr. Hanne wurde ich außer- 
dem auf die Erscheinungen bestimmter aufmerksam, die er als 
Druckerscheinungen an Feuersteinen bezeichnete, die Stufen- 
brüche. Vielleicht werden sie sich mit der vorhin erwähnten 
Flächenherstellung als zu derselben Art von Vorgängen gehörig, 
herausstellen. Da das Wort: Druck, der Statik angehört, 
würde hier vielleicht das Wort: Pressung, noch geeigneter sein. 

Ferner würde ein reineres Wort als: Fazettengeschiebe, 
sprachlich schöner klingen. Bis der Hergang restlos aufgeklärt 
sein wird, könnte man es wohl bei: Kantengeschiebe, bewenden 
lassen und allenfalls sich vorläufig damit behelfen Wüstenkanter 
und Gletscherkanter zu unterscheiden. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 14 


210 


37. Das Bruchgebiet des böhmischen Anteils der 
Mittelsudeten westlich des Neissegrabens. 


Von Herrn W. PETRASCHECK. 
Wien, den 24. Dezember 1904. 
Hierzu Taf. XXXV u. 4 Textfig. 


Es ist in der letzten Zeit wiederholt der Versuch unter- 
nommen worden, in tektonischen Skizzen das Bruchnetz der 
Mittelsudeten zu entwerfen. Teils geschah dies im Rahmen 
größerer zusammenfassender Darstellungen [F. E. Suzss')], teils 
im Anschluß an die Behandlung kleinerer Gebiete [F. Freca?) 
und K. Freger?). Man hat, noch ehe die gesamten Sudeten 
eingehend untersucht wurden, über ihren Bau zu diskutieren be- 
sonnen. Da dies nun einmal geschehen ist und da in allen 
bisherigen Skizzen der böhmische Anteil der Sudeten in einer dem 
heutigen Stande unserer Kenntnis kaum genügenden Weise dargestellt 
worden ist, soll wenigstens für einen z. Z. relativ gut bekannten 
Teil dieser Versuch wiederholt werden, obwohl vorauszusehen ist, 
daß er in einzelnen Punkten noch sehr der Ergänzung bedarf. 
Das preußische Gebiet auf unserer Kartenskizze ist im wesent- 
lichen nach den Aufnahmen Lerppras und DaArHzs sowie nach 
der alten Karte von BEyrica, RoTH, Rose und RungE gezeichnet. 
Die Darstellung des österreichischen Areals beruht dagegen auf 
den Originalen der ersten Aufnahme der K. K. geologischen 
Reichsanstalt (Wour, LıpoLp, JoKELY, Porta und PaAur), auf 
den später erfolgten, ebenfalls in der Kartensammlung der K. K. 
geol. R.-A. aufbewahrten Revisionsarbeiten SCHLÖNBACHS sowie 
auf der neuen Aufnahme von TietzEe in der Gegend von 
Landskron und Gewitsch, endlich auf meinen eigenen Kartierungen 
bei Josefstadt, Nachod und Trautenau, sowie auf Erfahrungen, 
die bei Bereisung der sudetischen Kreidedistrikte gesammelt 
wurden. 

Das Gerippe unserer Kartenskizze wurde F. v. HAuErs 
geologischer Übersichtskarte von Österreich-Ungarn entnommen, 
sodaß als geologische Grundlage für das Bruchnetz diese Karte 
benutzt werden kann. Sie war in diesem Falle u. a. deswegen 
der Karte von Lersıus vorzuziehen, weil in dieser die unrichtige 


‘) Bau und Bild der böhmischen Masse. Wien 1903. 

?) Über den Bau der schlesischen Gebirge. HETTNERS geogr. 
Zeitschr. 8. 1902 S. 558. 

°) Heuscheuer und Adersbach - Weckelsdorf. S.-A. aus: Zur 


Geologie des böhm.-schles. Grenzgebirges. Breslau 1904. 


211 


Zusammenfassung der Kreide ein falsches tektonisches Bild zu 
geben geeignet ist. 

Während man vorläufig mit gewisser Berechtigung darüber 
streiten kann, ob auf der schlesischen Seite ein sudetischer 
Randbruch vorhanden ist, wie im Gegensatz zu DATHE von 
E. Susss, Frech, F. E. Suess und FLEGEL angenommen wird, 
werden auf der böhmischen Seite die Sudeten in ihrer ganzen 
Erstreckung von einer Bruchlinie begleitet. Dieser innere Rand- 
bruch ist die unmittelbare Fortsetzung der Lausitzer Haupt- 
verwerfung. Er läßt sich mit kleinen Unterbrechungen, die nichts 
anderes als Ablösungen eines Bruches durch den nächsten sind, 
bis in das Bruchgebiet der „Boskowitzer Furche“ verfolgen. 
F. E. Suwsss hat für den nördlichen Abschnitt dieses Rand- 
bruches den nicht gerade glücklich gewählten Namen „Elbebruch“ 
in Anwendung gebracht. Die Überschiebung von Hohenstein 
weicht allmählich einer Flexur, die bis über Eisenstadtl hinaus 
zu verfolgen ist. In geradliniger Fortsetzung setzt bald darauf 
die Verwerfung des Chlumberges nördlich von Horitz auf. Als 
langgestreckter waldiger Bergrücken, der aus den Sandsteinen des 
Cenoman gebildet wird, hebt sich dieser Bruch in der Landschaft 
auffällig hervor. Zwei Täler, die ibn verqueren, entblößen 
Plyllite und Talkschiefer des Grundgebirges, dessen Aufbrüche 
hier am weitesten gegen das Innere der ostböhmischen Kreide- 
mulde vorgeschoben sind. Rotliegendes fehlt hier. Der Ver- 
werfung des Chlumberges nördlich vorgelagert ist die von mittel- 
turonen Kreidemergeln erfüllte Mulde von Miletin, die sich an 
einen anderen höheren Grundgebirgsaufbruch, der ebenfalls durch 
einen Verwurf gleicher Richtung (Switschin-Bruch) bedingt ist. 
anlehnt. Beide Verwerfungen sind schon lange bekannt und 
werden auch von Krescı!) besprochen. 

Bemerkenswert ist, daß an dem Chlumberg-Bruche, ebenso 
wie am Switschin-Bruche sowie den kleineren diesem letzteren 
vorliegenden Verwürfen stets der sudetische Teil im Vergleich 
zum böhmischen als der abgesunkene zu betrachten ist. Es 
liegen also Staffelbrüche mit gegen die Sudeten gerichtetem 
Absinken vor. Ob zwischen den beiden Brüchen (vom Chlum- 
berg und vom Switschin) etwa noch ein dritter, von viel geringerer 
Sprunghöhe, aber entgegengesetztem, also böhmischen Absinken 
liegt, ist z. Z. noch nicht bekannt. Es könnte ein solcher 
Bruch zwischen dem CGenoman-Quader und den turonen Pläner- 
mergeln liegen. Das Cenoman selbst fällt nach den Darstellungen 


1) Archiv f. d. naturwiss. Landesdurchforschung von Böhmen 1. 
8. 169. Sein Profil f. 6 auf S. 15 ist nur annähernd richtig. 


14* 


212 


Joxerys!) und Karzers?) flach von seiner Unterlage ab. Die. 
Verbindung des Chlumberg-Bruches mit dem, sich aus der Gegend 
von Eisenstadt] nach NW erstreckenden Randbruche ist ebenso- 
wenig bekannt, wie die Verbindung gegen SO, wo die lange sich 
vom Moorbade Welchow (westlich Josefstadt) über Libritz bis 
jenseits der wilden Adler bei Üastolowitz erstreckenden Dislo- 
kation aufsetzt. Diese letztere stellt das lang vermißte Binde- 
glied zwischen der Boskowitzer Furche und dem nördlichen 
Abschnitte des inneren Randbruches dar. Bei Welchow und bei 
Libritz konnte ich deutlich das Vorhandensein eines Bruches (keiner 
Flexur wie später) konstatieren. NachS bez. SW abwärts geschleppte 
Labiatus-Pläner stoßen gegen jüngere Kreidemergel ab.°) Bis an den 
Goldbach ließ sich diese Verwerfung, die sich auch im Gelände 
als niedriger Steilhang repräsentiert, verfolgen. Unzweifelhaft 
aber streicht sie, wie das Terrain und die alten Karten lehren, 
in der angedeuteten Weise noch weiter nach Süden fort. In 
diesem Welchow-Castolowitzer Bruche beginnt sich die allmähliche 
Umbeugung nach S zu vollziehen. Vielleicht schart sich mit 
ihm ein anderer, von mir bei Opocno konstatierter, N-S streichender 
Bruch. Ist hier wieder der böhmische Teil der gesunkene, so 
ändert sich dieses Verhältnis nunmehr definitiv an der jetzt ein- 
setzenden Pottensteiner Dislokation. Schon von PAaur*) gekannt, 
wurde sie neuerlich von HınTERLECHNER?) zum Gegenstande ein- 
gehenderer Untersuchung gemacht. Steil ist an der NO-Seite 
des Pottensteiner Granits der Pläner aufgeschleppt. Im Granit 
selbst vermutet HINTERLECHNER einen Parallelbruch. Fast gleich- 
zeitig mit derjenigen von Pottenstein setzt eine zweite Störung 
auf, die ebenfalls schon von PauL) und auch vonKrescı‘) und FricC°) 
gekannt wurde. Jedoch sind die Profile letztgenannter Autoren, die 
alle einen Bruch annehmen, nach den neuen Untersuchungen 
Tıetzes®) nicht ganz richtig. Es soll vielmehr eine Flexur vor- 
liegen. Dieselbe begleitet, den Westhang bildend, das Trebowka- 
Tal nach Süden, nimmt bei Zwittau vorübergehend an der Bildung 
der europäischen Wasserscheide teil und läßt, wie man aus 
Tıerzes Schilderungen entnehmen kann, ihre Spuren bis zur 


!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 12. 1861/62 S. 389. 

2); Verh..d.,.ks.k.{geol. .R.-A.. 19048 218r 

®) Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1901 S. 407. 

*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 13. 1863 S. 451. 

°) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 50. 1900 S. 593. 

BHO SE 

1, 9.280:8: 150: 

®) Archiv f. d. naturw. Landesdurchforsch. v. Böhmen. 
Schichten S. 62. 

°) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 51. 1901. S. 526. 


Iser 


ou 


213 


Ortschaft Pohler westlich von Krönau verfolgen. Hier nähert 
sich diese Störungslinie schon dem Rande der Boskowitzer Furche, 
in deren Wirkungsbereich sie gehört und deren südliche Fort- 
setzung weiterhin die Ostgrenze der böhmischen Masse bildet. 
Südlich und westlich von den Teilstücken der soeben be- 
schriebenen Linie liegt die Kreide ruhig und ungestört. Sie 
bildet eine weite, sich nach SO verengende und ansteigende Mulde, 
deren Achse nach den alten Aufnahmen in der teilweise auch 
von FrecH angegebenen Richtung Neu Bidschov, Holitz, Hohen- 
mauth, Leitomischel verläuft. Die älteren Schichten, die jenseits 
der Muldenachse der Reihe nach emportauchen, haben gegen das 
Eisengebirge hin eine Denudationsgrenze. Erst südwestlich vom 
Eisengebirge trifft man wieder einen bedeutenden Verwurf. 
Durch die neuen Aufnahmen von Tausch !) und von Tierze’) 
ist die eigentümliche, von Rotliegendem erfüllte Depression, die 
von Tıetze „Boskowitzer Furche* genannt wurde, gut bekannt 
geworden, nachdem E, Surss°) schon lange vorher auf die Be- 
deutung hingewiesen hatte, die dieser Linie als Scheide zwischen 
den Sudeten und der böhmischen Masse zukommt. FLEGEL ver- 
wendet in seiner Karte, die auch Frecm seiner Schrift über 
Reinerz*) einfügt, für diese Furche die Bezeichnung „Landskroner 
Horst“, eine durchaus falsche Benennung, die auf das deutlichste 
die Unkenntnis der eingehenden Erörterungen von Tıerrzz und 
F. E. Sugss erkennen läßt. Nur wenn man lediglich Übersichts- 
karten kleinen Maßstabes, wie die von Hauer oder Lersıus, zu 
Rate zieht, könnte man zu der Ansicht kommen, daß in der 
Boskowitzer Furche eine den Buntsandstein-Horsten des Muschel- 
kalkes von Thüringen nicht unähnliche Depression vorliegt. Der 
von FLEGEL eingezeichnete westliche Bruch besteht gar nicht. 
Es liest dort vielmehr die Kreide dem Rotliegenden ungestört 
auf. Ein alter Erosionsrand begrenzt die Furche im Westen. 
Tırrze führt die Boskowitzer Furche auf Faltungen der Kreide 
zurück. Das Gelände läßt aber doch mehr auf Flexuren, an 
denen es auch zu Brüchen gekommen ist, als auf eigentliche 
Falten schließen. Flach fällt die Kreidetafel vom Rande der 
Furche nach West ein, steil aufgerichtet sind ihre Schichten an 
der Störungslinie, die sie im Osten begrenzt. An dieser be- 
gegnete Paur bei Rothwasser fast saigere Kreideschichten, über- 


Y) Blatt Boskowitz-Blansko, Wien 1898 u. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A. 45. 1895 S. 367. 

2, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 51. 1901 S. 817 n. Blatt Lands- 
kron-Mähr. Trübau der geol. Spezialkarte. 

®, Entstehung der Alpen. Wien 1875 S. 68. 

*) Reinerz, das Centrum der Glatzer Mineralquellen. Reinerz, 1904. 


214 


kippt sind sie im Tale bei Lititz. Ob ähnliche Überkippungen 
an den Stellen vorliegen können, wo TıerzEe den Pläner gegen 
das Rotliegende der Furche fallen sah, läßt sich aus seinen Be- 
schreibungen nicht entnehmen. TıeTze sieht in dem Plänerkamme, 
der die Störungslinie im Osten der Furche begleitet, eine Anti- 
klinale, von der aber immer nur ein Flügel, bald der westliche, 
bald der östliche erhalten ist. 

Die lange, aus der Gegend von Lititz kommende, die Furche 
im Osten begrenzende Verwerfung biegt bei Mährisch Trübaw 
stärker nach Osten und scheint bald ein Ende zu erreichen. 
Abgelöst wird sie durch eine andere, die das Tal von Krönau, 
die eigentliche Boskowitzer Furche im Gegensatz zur östlich davon 
liegenden Kleinen Hanna, erzeugt. Gerade in dem südlich von 
Krönau gelegenen Abschnitt fügen sich aber nicht alle Er- 
scheinungen leicht der Annahme von Flexuren und Brüchen. Die 
von Tıerze in der Mitte der Furche nachgewiesenen Kreidereste 
müssen, wenn man Brüche an Stelle von Falten zur Erklärung 
der Verhältnisse heranzieht, als Grabeneinsenkungen aufgefaßt 
werden. Ein Profil durch die Furche unter Zugrundelegung der 
Karte Tıertzes gibt Fig. 1 (S. 215). 

Staffelbrüche bez. Flexuren, bei denen der sudetische Teil 
der (relativ) gesunkene ist, begleiten somit unserer Auffassung nach 
den Rand der Sudeten!) im Gebiete der Boskowitzer Furche 
gerade so, wie es schon oben aus der Gegend von Horitz er- 
wähnt wurde und in dem schematischen Profil Krescıs?) zum 
Ausdruck kommt. Dort werden widerstandsfähigere ältere Schiefer- 
gesteine am Bruche herausgehoben und nach Abtragung der Kreide- 
decke bloßgelegt, sodaß es nicht wie im Gebiete der weichen 
Sandsteine und Schiefer sowie mürben Konglomerate der Rot- 
liegenden in der Boskowitzer Furche zur Ausbildung einer De- 
pression kommen konnte, Es blieben die durch die Verwürfe 
erzeugten Höhenzüge erhalten. 

Augenfällig bringt die Karte diese Staffelbrüche in der 
Gegend von Pottenstein zum Ausdruck. In fast paralleler 
Richtung folgen sich hier die Wildenschwerter Flexur, der 
Pottensteiner Bruch, an dem der Granit und etwas Perm heraus- 
kommt, dann der Hauptbruch der Boskowitzer Furche, der 


'!) Es muß noch eingeschaltet werden, daß der die Boskowitzer 
Furche bildende Hauptbruch nicht überall die Grenze von Rotliegendem 
und Kreide bildet. Zwischen Geiersberg und Rothwasser liest er in 
der Kreide selbst und bringt einen schmalen Streifen des alten Grund- 
gebirges hervor. 

R Archiv f. d. naturwissensch. Landesdurchforsch. v. Böhmen. 1. 
0 ON BL. 


> 


ed 


21 


ZebovkaThal 


Bohm.Büban Boskowitzer Purche Jandskron 


es Il, 


Gl. Glimmerschiefer — R. Rotliegendes — €. Korycaner Schichten (Cenoman) 2. 
P. Weissenberger Pläner (Unt. Turon) — J. S. Iser Schichten — M. Mioecäner Tegel. 


KontgreichWald 


Fig. 2. 


T. Mittelturoner Plänermergel — P. Weissenberger Pläner — ©. Cenomane Quader — 
R. Rotliegendes -—- Ph. Phyllit, Talkschiefer u. Grünschiefer. 


216 


wiederum Perm und Granit an die Oberfläche bringt, und 
endlich der Javornier Bruch. Erst jenseits des letzteren folgt 
der vielfach ausgebuchtete und von Erosionslappen begleitete 
Denudationsrand der Kreide. Frese hält es für möglich, daß 
dieser letztere eine Verwerfung sei, denn er verzeichnet längs 
des ganzen Kreiderandes einen „nicht ganz sicher konstatierten 
Bruch.“ Ein Blick auf die geologischen Karten lehrt, daß dies 
ungerechtfertigt ist. Überdies ist bereits von Tırrz& !) für die 
Gegend von Landskron hervorgehoben worden, daß gerade an 
dieser Denudationsgrenze die für solche charakteristischen 
Phänomene besonders deutlich zum Ausdruck kommen. 

Eingehend habe ich die den Rand der Sudeten begleitenden 
Staffelbrüche innerhalb der Kreide bei Königinhof studiert. 
Das in fast NS-Richtung gelegte Profil Fig. 2 (Längen-Maßstab 
1:112000), zu dessen Konstruktion einige tiefe Brunnenbohrungen 
verwertet werden konnten, illustriert die Verhältnisse. 

Der südlichste Bruch des Profils ist die lange Welchov- 
Castolowitzer Verwerfung mit ihrem südwärts gerichteten Ab- 
sinken. Ihr parallel streicht durch das Moorbad Welchov ein 
kurzer Bruch, an dem bereits der andere Flügel der gesunkene 
ist. Die beiden Dislokationen am Rande des Eilbtales bei 
Schurz gehören der Switschinlinie an. Ganz ähnlich scheinen 
auch weiter nördlich in dem breiten, bis nach Freiheit reichenden 
Ausstrich des Rotliegenden Brüche mit nördlichem Absinken 
aufzusetzen. Ich habe aber die Aufnahmen daselbst noch nicht 
abgeschlossen, sodaß das Profil nicht bis an den Fuß des 
Riesengebirges verlängert werden konnte. Ob dieses Rotliegende 
in seiner ganzen Erstreckung mit einer Verwerfung gegen das 
Riesengebirge grenzt, läßt sich heute noch nicht sagen. Zwischen 
Freiheit und Trautenbach ist eine solche vorhanden, auch bei 
Starkenbach ist solches höchst wahrscheinlich. 

Daß es innerhalb des Rotliegenden nicht an intensiven 
Störungen fehlt, zeigen vor allem die Profile Jokerys. Seine 
Aufzeichnungen reichen aber noch nicht aus, um die Ver- 
werfungen in unsere Skizze eintragen zu können. Eine schon 
von PoraX”?) erwähnte Hebungslinie ist durch die verdienstvollen 
neuen Mitteilungen Karzers°?) genauer bekannt geworden. Sie 
setzt mit O—W Streichen südlich von Semil auf. Auch an 
ihr ist der Nordflügel der gesunkene. In der Verlängerung 
dieser Bruchlinie verzeichnet JorstLy eine Mulde mit steilen’ 
Rändern, erfüllt von der jüngsten seiner Rotliegend-Stufen. 


2: 2.0978. .66B: 
?) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 9. 1858 S. 243. 
°) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1904 $. 152. 


| 


217 


- In den mächtigen Rotliegend Konglomeraten, wie sie nörd- 
lich von Nachod verbreitet sind, ist es sehr schwer, die Bruch- 
linien zu verfolgen. Eine schon von ZoBEL und Carnau!) be- 
obachtete Störungszone streicht vom Bade Belowes bei Nachod 
auf Rotlkosteletz zu. Das Erdbeben von Trautenau?) (1883) 
zeigte außer zu anderen Brüchen auch zu diesem auffallende 
Beziehungen. Eine Reihe kleiner Brüche sind bei Nachod, quer 
zur Grenze von Rotliegendem und Phyllit streichend, zu er- 
kennen. Einer derselben setzt sich noch auf ziemliche Ent- 
fernung in die Kreide hinein fort. Z. T. haben diese Brüche. 
wie ich kürzlich ausgeführt habe°), der Entstehung von Säuer- 
lingen Anlaß gegeben. Diese Verwerfungen führen hinüber zu 
dem eigentümlichen Bruchsystem des Neissegrabens, zu dem der 
Graben von Cudowa ein kleineres Analogon, eine Vorbildung 
darstellt. Die nordwestliche Fortsetzung dieses Grabens von 
Cudowa bildet der lange und schmale Hronov - Parschnitzer 
Graben. 


Gehörten die oben beschriebenen Staffelbrüche zu den Rand- 
bildungen der Sudeten, so liegen in diesen Gräben, die ebenfalls 
eine einheitliche Erscheinung sind, intrasudetische Bildungen vor. 
Der Neissegraben, dessen Kenntnis im Wesentlichen den Unter- 
suchungen Beyriıcas und LeprprLas zu danken ist, mag hier nicht 
weiter besprochen werden. Der Graben von Cudowa ist in seinem 
nördlichen, in mein Aufnahmegebiet fallenden Teil ein einfacher 
breiter Plänergraben. Sein NW-Rand wird durch eine Flexur 
gebildet, wie ich kürzlich ausgeführt habe*), und was auch Fig. 3 
veranschaulicht (S. 218). 

Bemerkenswert ist, dal westlich des Grabens die Kreide 
dem KRotliegenden, östlich desselben aber dem Karbon auf- 
gelagert ist. 

Weiter nach Südem zu, in der Gegend von Lewin, stößt 
an den beiden Randverwerfungen des Grabens das Rotliegende 
gegen die alten Schiefergesteine ab. Die Mitte des Grabens 
nimmt ein ebenfalls eingebrochener Kreidestreifen ein. In der 
Fortsetzung dieser Grabeneinsenkung treten noch weiter südlich 
eine Anzahl von Rotliegend-Schollen mitten in den Phylliten 
und Grünschiefern des Adlergebirges auf. Auch diese sind an 
Brüchen in die Tiefe gesunken. 

Eine gute Karte der Kreideablagerungen von Cudowa ist 


!) KARSTENS Archiv 1832 S. 11. 

°) Vergl. LAUBE in Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 33. 1883 S. 331. 
°®) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 53. 1903 S. 459. 

*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1904 S. 589. 


URL] 'd — gSpuesaouggg ‘sd — Topen‘-uwwousg ') — Sopuasomoy 
sErmgoO "TO — FOpussargoy sOrug 'Y'N — USMMPIpS Jozuomopey 'SY 
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— (00093; T) Aouoaf] Toq uoqıey sep pun uogersopray up yoanp [old 


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‘e 'SLd 


TSUISSTDAAP 


219 


MicHAeL!) zu verdanken. Seine Ausführungen entlialten auch 
wichtige Beobachtungen über den westlichen Randbruch des 
dortigen Grabens. Die Umbiegung dieses Randbruches aus der 
NS-Richtung in eine nordwestliche ist hier sehr auffällig. Sie 
wird von dem ganzen Kreidegraben mitgemacht und wiederholt 
sich auch in der Schar kleiner Brüche, die westlich des Grabens 
in der Kreide aufsetzt, wie überhaupt im Ausstrich der Kreide- 
schichten zwischen Königinhof-Nachod und Opocno. 

Die Flexur, die den Ostrand des nördlichen Teiles des 
Grabens von Cudowa bildet, geht an dem Mettaudurchbruch bei 
Hronov, wie WEITHOFER?) hervorgehoben hat, in eine flache Über- 
schiebung über. Der westliche Randbruch des Grabens aber bricht 
dort jäh aus der NS- in die NW-Richtung um. Der Graben selbst ist 
in dieser Zone intensivester Gebirgsbewegung außerordentlich ver- 
schmälert, erst in weiterer Fortsetzung verbreitert er sich langsam, 
wobei ein Randbruch durch einen zweiten abgelöst wird. Während 
im späteren Verlaufe wieder horizontale Plänerschichten die Mitte 
des Grabens einnehmen, läßt sich solches in dem stark ver- 
schmälerten Abschnitt bei Zbetschnik westlich Hronov nicht kon- 
statieren, da in der Mitte des Grabens die Aufschlüsse zu un- 
bedeutend sind, um eine Entscheidung zwischen Transversal- 
schieferung uud Schichtung im Pläner zuzulassen. Ein Profil 
durch den Graben bei Hronoy gibt unsere Fig. 4, (S. 218) zu 
dessen Konstruktion Aufschlüsse des Bergbaues und drei Tief- 
bohrungen verwendet werden konnten. 

Die Kreideschichten, die sich hier dem Strausseney-Hronover 
Karbonzuge anlehnen und die somit am Rande der flachen Aders- 
bacher Mulde liegen, tragen das Gepräge einstiger Faltung an 
sich. Namentlich das Gebirgsstück zwischen Strausseney und 
Hronov macht ganz den Eindruck eines schiefen Sattels, während 
der schmale Graben von Zbetschnik eine der Fortsetzung dieses 
Sattels vorgelagerte Mulde sein könnte. Unsere tektonische Auf- 
fassung würde sich namentlich für das Gebiet der Überschiebung 
durch Annahme posteretacischer Faltungen, in diesem speziellen 
Falle durch Annahme einer Faltenüberschiebung sehr vereinfachen. 
Es fehlen aber alle Anzeichen zu einer Überstürzung des Karbons, 
welche die Folge solcher Phänomene sein müßte. 

Die Überschiebung von Hronov läßt sich als einfacher Ver- 
wurf noch weithin verfolgen. Bei Parschnitz treten an ihr zwischen 
dem Karbon und dem Rotliegenden schmale Keile des Grund- 
gebirges hervor, die schon Beyrıcn gekannt hat und auch von 


!) Diese Zeitschr. 1893 S. 195. 
?) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 47. 1897 S. 470. 


220 


rd 


Gürıca!) erwähnt werden. Dort, wo diese Bruchlinie an die 
alten Schiefer des Rehorns herantritt, biegt sie wieder nach N 
um, und es schneiden an ihr erst die Schatzlarer Schichten und 
später, bei Kunzendorf, die einst bei Reichhennersdorf in Bau 
gewesenen Flöze ab. Der weitere Verlauf dieser Dislokation ist 
vorläufig noch unbekannt. Der zweite, den Hronov-Parschnitzer 
Kreidegraben erzeugende Bruch ist in der Gegend von Eipel 
schon von E. von WARNSDORF”) gekannt worden, aber erst durch 
die neuen Aufnahmen in seiner ganzen Erstreckung bis in das 
Rotliegende von Trautenau hinein verfolgt worden. Wie und wo 
er endet, konnte noch nicht endgültig festgestellt werden. 

Innerhalb der kristallinen Schiefergesteine des Riesengebirges 
fehlt es zwar nicht an Verwerfungen. wie aus der Arbeit 
JOKELYS hervorgeht, seine Karten ermöglichen es aber nicht, 
ihren Verlauf festzustellen. Hier, wie in dem Rotliegenden süd- 
lich vom Riesengebirge, ist in dieser Hinsicht von der erneuten 
geologischen Kartierung noch alles zu erwarten. Für die anderen 
Gegenden lassen sich aber doch auch dort, wo die neuen Blätter 
noch nicht vorliegen, die wichtigsten Linien schon ziehen, sodaß 
hier das tektonische Bild in seinen Grundzügen richtig sein 
dürfte. 


Zwei Erscheinungen sind im Kartenbilde besonders auffällig 
und sollen hier nochmals betont werden: die Richtungsänderung 
aus der nordsüdlichen in die nordwestliche, die sich bei den 
Randverwerfungen allmählich, bei den intrasudetischen Brüchen aber 
oft unvermittelt vollzieht,und die Scharung der Brüche, die den 
Neissegraben begleiten, in der Richtung auf die stärkste Störungs- 
zone des Gebirges, die Hronover Überschiebung. 

Unverkennbar ist die Richtung vieler Brüche in den alten 
Falten des Grundgebirges angelegt. Erstere lassen also ein er- 
neutes Einsetzen der Kräfte erkennen. die die letzteren erzeugt 
haben. Die Diskordanz zwischen Karbon und Rotliegendem bei 
Landeshut?) und diejenige zwischen Rotliegendem und Kreide 
deuten auf wiederholte voreretacische Gebirgsbewegungen. 

Die Mehrzahl der Brüche bildet sich in der älteren Tertiär- 
zeit. Zur Miocänzeit war das Bodenrelief schon vielfach dem 
heutigen nicht unähnlich. Miocäne Tegel liegen in den Mulden 
von Böhmisch Trübau und Landskron, sowie in der Boskowitzer 
Furche. Sie reichen, wie Tiıerze ausführt, nahe an deren 


'!) Führer in das Riesengebirge $. 112. 

?) N. Jahrb. f. Min. 1841, S. 486. 

°) HERBING, Uber Steinkohlenformation und Rotliegendes bei 
Landeshut etc. Festschrift Breslau 1904, S. 58. 


heutigen westlichen Steilrand heran. Die Gründe, welche für 
eine oligocäne und voroligocäne Entstehung der postcretacischen 
Randbrüche der Sudeten sprechen, habe ich bei anderer Gelegen- 
heit schon zusammengestellt.) Es ist Grund für die Annahme 
vorhanden, daß die Kreidedecke der Mittelsudeten damals eine 
flache Aufwölbung erfahren hat, die von dem staffelförmigen Ab- 
sinken der inneren Teile begleitet wurde. Daß diese Absenkungen 
sich noch bis in ziemlich junge, vielleicht altdiluviale Zeiten fort- 
gesetzt haben, dafür konnte ich kürzlich einen Anhaltspunkt ge- 
winnen. Das Aupatal wird zwischen Parschnitz und Böhmisch 
Skalitz von einer Reihe von Denudationsrelikten einer alten 
140 m über der jetzigen Talsohle liegenden Schotterterrasse be- 
gleitet. Ihr Material besteht aus den Gesteinen des Karbon- 
rückens und des an seinem Fuße liegenden Kreidegrabens. Gesteine 
des Riesengebirges fehlen noch völlig. Die Höhenlage dieser 
Lappen weist auf ein, wie es heute noch ist, südwärts gerichtetes 
Gefälle hin. Zwischen zwei ganz benachbart, am Steilrande der 
Kreidetafel des Königreich Waldes liegenden Lappen ist aber 
eine Diskontinuität vorhanden. Es liegt der südlichere Lappen 
um 30 m höher als der nördlichere.. Nur eine verhältnismäßig 
junge Niveauänderung kann dies erklären. 

Es ist endlich noch wahrscheinlich, daß sich in dem be- 
handelten Gebiete noch vor der Ablagerung der Kreide, aber nach 
der des Rotliegenden, Verwerfungen bildeten, die z. T. denselben 
Linien folgten wie die postcretacischen Brüche. Die Boskowitzer 
Furche wird von Rotliegendem eingenommen, dem die Kreide auf- 
liest. Östlich der Furche liegt die Kreide aber unmittelbar auf 
Glimmerschiefern, Phylliten, Kulm etc. Im südlichen Teile der 
Furche, wo die Kreidedecke fehlt, ist, wie F. E. Suess?) aus- 
führt, deutlich erkennbar, daß eine Verwerfung die Ostgrenze des 
Rotliegenden bilde. Es scheint, daß solches auch noch weiter 
im Norden der Fall ist und daß die das Rotliegende abschneidende 
Verwerfung ganz oder fast ganz mit dem posteretacischen Randbruch 
der Boskowitzer Furche zusammenfällt, denn jenseits eines nur 
wenige hundert Meter breiten Plänerstreifens sind bei Erlitz und 
Rothwasser südlich Geiersberg die Rotliegend-Schichten der Furche 
bereits verschwunden. Das mächtige, dem Südfuße des Riesen- 
gebirges vorgelagerte Rotliegende endet bei Königinhof unter der 
Kreide, nahe an den Verwerfungen, die dort aufsetzen. Jenseits 
derselben wurde Rotliegendes in Horitz wieder erbohrt. Das 
Einfallen der Schichten im Rotliegenden bei Königinhof ist aber 


!) Abhandl. der Isis, Dresden 1901 S. 108. 
?\, Bau u. Bild der böhmischen Masse S. 294. 


222 


gegen S (dem Bruch zu) gewendet. 

Nicht unähnlich sind die Verhältnisse in der Elbtalwanne 
von Dresden, wo noch nahe an der Lausitzer Hauptverwerfung 
unter der Kreide das Rotliegende erbohrt wurde. 

Wir haben oben beim Graben von Cudowa darauf hingewiesen, 
daß westlich desselben die Kreide auf dem Rotliegenden, östlich 
aber auf Karbon und Grundgebirge liegt. Das Gleiche ist bei 
der Fortsetzung des Grabens auf Parschnitz zu der Fall}). 
Südlich desselben liegt die Kreide dem schwach nordwärts ge- 
neigten Ober-Rotliegenden auf. Nördlich desselben lagert sie auf 
dem gleichfalls nach N fallenden Ober-Karbon und Unter-Rot- 
liegenden. Es muß hier ein bedeutender vorcretacischer Bruch 
vorhanden sein, der wahrscheinlich mit der postcretacischen Haupt- 
störungslinie, der Überschiebung, zusammenfällt. Geradeso wie 
man in anderen Gegenden ein Wiederaufreißen alter Spalten be- 
obachtet hat, geradeso haben hier auf denselben Linien wieder- 
holt Verschiebungen stattgefunden. 


!) Vergl. unser Profil f. 4. 


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Monatsberichte 


der 


Deutschen geologischen Gesellschaft. 


Verhandlungen. 


1. Protokoll der Januar-Sitzung, 


Verhandelt Berlin, den 6. Januar 1904. 


Vorsitzender: Herr Branco. 


Das Protokoll der Dezember-Sitzung wird verlesen und ge- 
nehmigt. 

Der Vorsitzende teilt hierauf den am 5. Januar in 
München erfolgten Tod des kgl. bayrischen Geheimrats Professor 
‘ Dr. KARL ALFRED Ritter von ZırreL, Präsidenten der bayrischen 
Akademie der Wissenschaften und Generalkonservators der wissen- 
schaftlichen Sammlungen des bayrischen Staates, mit und knüpft 
daran herzliche Worte der dankbaren Anerkennung und Verehrung 
für den Verstorbenen, die in einem besonderen Nachruf diesem 
Hefte beigelegt sind. An der Beerdigungsfeier ihres hochverdienten 
Mitgliedes wird die Gesellschaft vertreten sein. 

Ferner teilt der Vorsitzende mit, daß am 2. Dezember 1903 
zu Bonn der Wirkliche Geheimrat, Oberberghauptmann a. D. Herr 
Ausust Huyssen, Exzellenz, verstorben sei. Derselbe war 1824 
zu Nymwegen geboren und studierte in Halle und Berlin Rechts- 
und Staatswissenschaften, Mathematik und Naturwisscnschaften. 
Er wandte sich der Bergmannslaufbahn zu, in der er es bis zur 
höchsten Stelle im preußischen Staatsdienste brachte. Fr hat 
sich seinen der Wissenschaft mit Begeisterung zugewandten Sinn 
auch hier und bis an sein Lebensende bewahrt und sie stets als 
unumgängliche Voraussetzung ersprießlicher Praxis anerkannt und 
hat sich teils durch eigene Untersuchungen und Veröffentlichungen, 
teils durch seine einflußreiche und lange Zeit ausschlaggebende 
Stellung nicht genug anzuerkennende Verdieuste um die Geologie er- 
worben. 1853 trat Huvssen in die Redaktion der Ministerialzeitschrift 
für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate ein; 1855 
veröffentlichte er in unserer Zeitschrift seine umfangreiche, auch 
jetzt noch für die Geologie des Münsterer Beckens höchst wert- 


l 


a 


volle Abhandlung über die Soolquellen des westfälischen Kreide- 
gebirges, ihr Vorkommen und ihren mutmaßlichen Ursprung. — 
1861 ward er PBerghauptmann und Oberbergamtsdirektor in 
Breslau, seit 1864 wirkte er in gleicher Stellung in Halle. In 
dieser regte er die Begründung des preußischen Zentralbohrfonds 
an und leitete planmäßig die Ansetzung und Ausführung der 
Bohrungen. Dies sollte ein Musterunternehmen sein, in welchem 
die neuen Methoden der Bohrtechnik geprüft und vervollkommnet 
und mit dem der Untergund des norddeutschen Flachlandes 
systematisch erforscht werden sollte, um seinen Bau im Großen 
kennen zu lernen und zugleich die Gesichtspunkte für eine 
rationelle Aufsuchung der unterirdischen Bodenschätze zu ge- 
winnen. So ließ Huyssen von Sperenberg aus, wo ein über 
1000 m mächtiges Steinsalzlager erbohrt ward, südwärts bis 
Dobrilugk durch eine Reihe von Bohrlöchern ein Profil vom Zechstein 
bis ins Silur aufschließen, durch eine zweite Reihe von Bohr- 
löchern zwischen Kottbus und dem Koschenberg ein Profil aus 
der Kreide und dem Keuper bis zum Granit. Ferner stellte er 
durch weitere Bohrungen fest, daß der Höhenzug des Flämings 
nicht eine Emporwölbung meso- oder paläozoischer Gebilde zum 
Kern hat, sondern bis zum Meeresspiegel hinab aus Quartär 
und Tertiär besteht. Wiederum eine ganze Gruppe von Bohr- 
löchern sollte in der Gegend von Merseburg über Halle bis 
Magdeburg die Lagerungsverhältnisse mit Rücksicht auf die Ver- 
breitung von Steinkohlen erforschen. Sein Interesse für die 
Wissenschaft bekundete er hierbei unter anderem darin, daß er 
nach Erledigung der praktischen Frage, -— ja selbst, wenn diese Er- 
ledigung im ungünstigen Sinne ausgefallen war, die Bohrung dennoch 
weiterführte; und diesem Umstande verdankt man z. B. das lange 
Zeit tiefste Bohrloch der Erde, das bei Schladebach. — Auch 
in anderen Teilen der preußischen Monarchie, in Posen, Pommern 
und Westpreußen, setzte er Bohrlöcher an und verfolgte auch 
dabei stets gleichzeitig neben praktischen Zielen den Zweck, die 
geologische Erkenntnis des Untergrundes zu fördern. Ein Haupt- 
augenmerk richtete er bei all diesen Bohrungen, wie schon bei 
seiner Untersuchung der westfälischen Soolquellen, . auf die 
Temperatur im Erdinnern und die Gesetze ihrer Verteilung. In 
einer ganzen Reihe öffentlicher Vorträge, so z. B. auf der all- 
gemeinen Versammlung unserer Gesellschaft zu Berlin 1880, 
ferner auf einer Versammlung der Deutschen Naturforscher und 
Ärzte zu Magdeburg, und selbst noch, nachdem er 1884 zum 
ÖOberberghauptmann befördert war, auf dem Internationalen 
Geologenkongreß zu Berlin 13585 und auf dem Achten Deutschen 
Geographentage zu Berlin 1889, hat Huyssen seine Pläne bei 


RS eg tete 


den Bohrungen, seine Methoden und seine allgemeinen  wissen- 
schaftlichen Ergebnisse zur weitesten Kenntnis gebracht und 
jedesmal auch in Druck gegeben. 

Von seinen sonstigen Veröffentlichungen in geologischen 
Zeitschriften erwähnen wir hier nur noch seine wertvolle und 
höchst eingehende Abhandlung über den Salzbergbau und Salinen- 
betrieb in Österreich, Steiermark und Salzburg, die 1855 im 
2. Bd. der Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im 
Preußischen Staate erschien. 

In seiner Stellung als Oberberghauptmann und Ministerial- 
direktor der Abteilung für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen 
(seit 1854) hatte er auch die Königl. geologische Landesanstalt 
in seinem Ressort, und er hat diesem wissenschaftlichen Institute 
stets ein eifriges Wohlwollen und aufrichtige Anerkennung ent- 
gegengebracht. 

1891 trat er in den wohlverdienten Ruhestand und zog 
sich nach Bonn zurück; aber auch da hat er sich weiter der 
geologischen Wissenschaft gewidmet und seit 1593 den dortigen 
Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande, Westfalens 
und des Reg.-Bezirks Osnabrück mit unermüdlicher Hingabe bis 
kurz vor seinem Tode geleitet. 

Der Vorsitzende erwähnt ferner das am 1. Januar erfolgte 
Ableben des Herrn Rechnungsrates G. WERNICKE und widmete 
dem stets liebenswürdigen Manne, der, obwohl nicht Mitglied, 


“sich doch von 1889 —1901 durch seine sorgsame Kassenführung 


um die Gesellschaft ein großes Verdienst erworben hat, Worte 
ehrender Anerkennung. 

Auf Antrag des Vorsitzenden erheben sich die Anwesenden 
zur Ehrung des Andenkens der drei Verstorbenen von den Sitzen. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 


Herr Dr. Hermann STREMME und Herr cand. geol. RicHARD 
STAPPENBECK, beide zu Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren BrANCco, JAEKEL 
und JANENSCH; 
Herr ALrrep Amos Lewis, Oxley in Queensland, Australien, 
vorgeschlagen durch die Herren JexrzscHh, KruscH 
und ZIMMERMANN. 


Alsdann werden außer den im Umtausch eingegangenen Zeit- 
schriften und Karten nachstehende, von den Autoren als Geschenk 
an die Bibliothek der Gesellschaft eingesandte Schriften vorgelegt: 


CH. CHEWINGS!: Rock Phosphates and other mineral fertilisers: their 
origin, value and sources of supply. 8°. South Australia. 

Commission francaise des glaciers. — Observations sur l’enseignement 
et sur les chutes d’avalanches. Paris. 4°. 


11% 


a N lünn, 


Commission francaise des glaciers. Rapport sur les observations 
glaciaires en Haute - Maurienne, dans les Grandes-Rousses et 
L’Oisans dans l’&t& de 1902. Paris. 8°. 

H. CREDNER: Die neuen Anschauungen über die genetischen Verhältnisse 
des Granulitgebirges. Leipzig. 8°. 

C. GAGEL!: Über einige neue Spatangiden aus dem norddeutschen 
Miocän (S.-A. a. d. Jahrbuch k. Preuß. geol. L.-A. u. Bergakad. 
t 11902. , 23. ‚Berlin: 

S. Lyman: Silver-mining and smelting in Mongolia (S.-A. a. Transact. 
Americ. Inst. Min. engineers. Philadelphia. 8°. 

—: Biographical notice of J. Peter Lesley (Ebenda). 

E. Meykr: Der Teutoburger Wald (Osning) zwischen Bielefeld und 
Werther. Inaug.-Diss. Berlin. 8°. 

Tr. Ne6rıs: Plissements et Dislocations de l’&corce terrestre en Grece. 
(Leurs rapports avec les ph@nomenes glaciaires et les effondrements 
dans l’Ocean Atlantique (S.-A. a. Revue Universelle d. Mines etc. 
(3) 57 1902. Athen.) 

P. Range: Das Diluvialgebiet von Lübeck und seine Dryastone, nebst 
einer vergleichenden Besprechung der Glacialpflanzen führenden 
Ablagerungen überhaupt. (S.-A..a. d. Zeitschr. f. Naturwiss. 76. 
Stuttgart.) & 

M. SCHÖLLER:! Mitteilungen über meine Reise nach Aquatorial- Ost- 
Afrika und Uganda 1896—97. 2. Berlin. 4°. 
Der Vorsitzende ladet die Mitglieder zu dem Vortrage, den 

Herr Professor HAauTHAL aus Cordoba, Argentinien, über das 

Grypotherium Darwini von Ultima Esperanza am 9. Januar in 


der Berliner Gesellschaft für Anthropologie halten wird, ein. 


Auf eine Anfrage von Herrn E. KaAıser betreffend Anmel- 
dung von Vorträgen teilt der Vorsitzende mit, daß diese 
spätestens acht Tage vorher an den protokollführenden Schriftführer 
(z. Z. Herr Zımmermann) erfolgen solle, und spricht den Wunsch 
aus, daß dabei immer die ungefähre Länge mitangezeigt werden 
möge. 


Herr M. SCHMIDT macht Mitteilung über neuere Auf- 
schlusse im pommerschen Oberjura. 


Redner zeigte und besprach, mit der ausgesprochenen 
Absicht, für die Bestimmung der Oberjurageschiebe des Dilu- 
viums Beihülfe zu geben, die verschiedenen vor ihm in den 
pommerschen Aufschlüssen angetroffenen Gesteine und die für 
die vorkommenden Schichten bezeichnenden und für den Ver- 
gleich mit anderen Gegenden besonders wichtigen Petrefakten. 
Ein bedeutender Teil dieser Vorkommen lag bei der ersten Be- 
sprechung desselben Materials!) noch nicht vor, da seitdem die 
Aufschlüsse erheblich verbessert sind. Diese Vermehrung des 
Materiales gestattete auch, zum ersten Male ein, wenn auch 


!) Diese Zeitschr. 53 1901, S. 28. 


lückenhaftes Profil des pommerschen Oberjura zusammenzustellen 
an Stelle der früher gegebenen einfachen Aufzählung der damals 
bekannten Horizonte, die noch keine Angaben über die Mächtig- 
keiten enthielt. 

Eine ausführliche Behandlung des gesamten stratigraphischen 
und paläontologischen Materiales wird im .Frühjahr erscheinen. 

An der Besprechung beteiligt sich Herr OrpenHeiım mit einer 
Frage über die Schicht, aus der die bei Misdroy als Geschiebe 
scfundene Thamnastraea stammt. 


Herr JENTZSCH sprach über die Theorie derartesischen 
Quellen und einige damit zusammenhängende Er- 
scheinungen. Vortragender stellte folgende Thesen auf: 

1. Das einfache Prinzip kommunizierender Röhren genügt in 
manchen Fällen nicht zur Erklärung der artesischen 
Quellen. 

2. Letztere sind nicht aus der Hydrostatik, sondern aus 
der Hydrodynamik in Verbindung mit Geodynamik und 
Physik zu erklären. 

3. Insbesondere wirken dabei mit Gebirgsdruck, Capillarität, 
Beweglichkeit der Sandkörner, osmotischer Druck; säkulare, 
jährliche oder tägliche Bewegungen der Erdmassen, sowie 
makro- und mikroseismische Schwingungen. 

4. Die seismischen Schwingungen wirken insofern mit, als 
sie mit Überwindung des Capillar-Widerstandes das Ge- 
steinswasser nach der Richtung des geringsten Wider- 
staudes befördern. 

In Bezug auf die osmotischen Wirkungen weist Vortr. auf 

die weite Verbreitung von Chloriden und anderen Salzen im 
Grundwasser tieferer Erdschichten hin und zeigt an Beispielen 
aus dem nordöstlichen Deutschland, daß Chloride durch Diffusion 
Gesteinsschichten durchwandern können, 

Vortr. zäblt eine Anzahl solcher Salz-Vorkommen aus Ost- 
preußen, Westpreußen, Posen und Pommern auf, aus denen sich 
die flächenhatte Verbreitung schwachsalziger Grundwässer in der 
Kreideformation des deutschen Nordostens ergibt. Vermutlich 
sind die tieferen Kreideschichten jener Provinzen seit ihrer Ab- 
lagerung niemals einer durch relative Hebung bedingten Aus- 
laugung unterworfen gewesen. 

Neben den Chloriden ist dort merkwürdig das Vorkommen 
von Natronkarbonat in den Kreidewässern von Königsberg, 
Pillau und Cranz in Ostpreußen, Elbing und Marienburg in West- 
preußen. Da sie aus feldspathfreien, nur Quarz, Glaukonit und 
Kalkkarbonat enthaltenden Schichten fließen, und keine dem 


Natronkarbonat äquivalente Menge von Chlorcalcium führen, muß 
man annehmen, daß die bei zehn und mehr Atmosphären gelöste 
Kohlensäure den Glaukonit eines Teiles seiner Alkalien beraubt, 
ihn also allmählich in ein relativ saureres Silikat umwandelt. 

Da die elektrische Leitfähigkeit jener salzigen Wässer das 
Vielfache der Leitfähigkeit anderen Wassers beträgt, können die- 
selben den Verlauf der elektrischen Erdströme beeinflussen, worüber 
nähere Untersuchungen auszuführen sein werden. 

Weitere Ausführung und Begründung obiger Thesen behält 
sich Redner für eine spätere Sitzung vor. 


An der Besprechung beteiligten sich die Herren KEıLHAck, 
SOLGER und Koerr. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V. W. 0. 


BRANco. JAEKEL. ZIMMERMANN. 


2. Protokoll der Februar - Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 3. Februar 1904. 


Vorsitzender: Herr JAEKEL. 

Das Protokoll der Januar-Sitzung wurde vorgelesen und ge- 
nehmipgt. 

Der Vorsitzende machte darauf aufmerksam, daß vom vierten 
Hefte des Jahrgangs 19053 ab auf der zweiten Seite des Um- 
schlags unserer Zeitschrift eine größere Zahl solcher Mitteilungen 
an die Mitglieder stehen werden, deren Kenntnis für diese 
dauernd oder gelegentlich von besonderer Wichtigkeit sein 


“dürfte, sowie daß künftig neue Mitgliedsdiplome von etwas ge- 


fälligerem Aussehen als die bisherigen ausgegeben werden. 

Der Vorsitzende teilte ferner mit, daß Herr RorurLerz beim 
Begräbnis des Herrn v. Zırren die Gesellschaft vertreten und 
deren ie am Grabe niedergelegt hat. 

* Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

ie Bergreferendar Dr. Bärtrıng, Oker a. Harz, 
vorgeschlagen durch die Herren AnDREAR, BERGEAT 
und SCHRAMMEN; 

Herr Landesgeologe Dr. K. SCHNARRENBERGER, Heidelberg. 
vorgeschlagen durch die Herren SCcHALCH, SALOMON 
und Jon. Bönm; 

Herr Geolog Dr. E. Pıcarv, Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren Zimmermann, J. Böum 
und E. NAumans; 

Herr RupoLr Hermann, Wissenschaftl. Hilfsarbeiter am 

f, Völkerkunde zu Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren Branco, JAEKEL 
und JANENSCH. 

Alsdann wurden außer den im Umtausch eingegangenen 
Zeitschriften und Karten folgende als Geschenk an die Bibliothek 
von den Autoren eingesandten Bücher vorgelegt: 


H. CREDNER! Der vogtländische Erdbebenschwarm vom 13. Februar 
bis zum 18. Mai 1903 und seine Registrierung durch das 
WıIECHERTsche Pendelseismometer in Leipzig. (S.-A. a. d. Ab- 
handl. math,-phys. Kl. d. k. Sächs. Ges. Wiss. 28, 4°). 

L. DuPArRc: Nouvelles explorations dans l’Oural du Nord. Le bassin 
superieur de la Kosva. (8.-A. a. Globe. Journ. geograph, 
Organe de la soc. d. geographie de Geneve. 62, Mem.) 

L. DupArc et L. MRAZEC! Sur le minerai de fer DE Troirsk (Oural 
du Nord). 

—! Sur les formations de la zone des quartzites et conglom&rats 
inferieurs au Devonien dans I Oural du Nord. 

F. ETzoLp: Bericht über die von WIECHERTS astatischem Pendelseis- 
mometer in Leipzig vom 1. Januar bis 80. Juni 1903 registrierten 
Fernbeben und Pulsationen. (S.-A. a. d. Ber. d. math.-phys. Kl. 
d. k. Sächs. Ges. Wiss. Leipzig. Sitzg. v. I. Aug. 1903). 

A. A. Lewis: The Gumpie goldfield.e Mining on -Gumpie with a 

description of the geological structure of the field. Brisbane. 8°. 

OPPENHEIM! Die Geologie der Insel Capri. Berlin. 8°. 

. STEINMANN: Tetraploporella Remesi, eine neue Dasycladacea aus 
dem Tithon von Stramberg. (S.-A. a. Beiträge z. Paläont. u. 
Geol. Osterreichs-Ungarns u. d. Orients. 15.) 

G. STEINMANN, H. HoER und A. v. BISTRAM: Zur Geologie des süd- 

östlichen Boliviens (S.-A. a. d. Zentralblatt f. Min., Geol. u. 
Paläont. 1904). 


el 


Herr E. PHILIPPI sprach über die Geologie des 
von der deutschen Sudpolar-Expedition besuchten 
antarktischen Gebietes. 


Das von der Expedition entdeckte Kaiser Wilhelm II. Land 
wird von einer einheitlichen Inlandeismasse bedeckt, aus der sich 
nur die Basaltkuppe des Gaußberges erhebt. Bereits am Gauß- 
berge ist die Bewegung des Inlandeises eine sehr geringe, doch 
werden hier noch Eisberge produziert. Wenige Kilometer westlich 
vom Gaußberge ist jedoch das nnlandeis bereits völlig bewegungs- 
los und zeigt gegen das Meereis meist eine ganz flache Böschung, 
bringt also keine Eisberge mehr hervor. Wahrscheinlich schwimmt 
ein Teil dieses unbeweglichen „Westeises“. 


Unter den Sprößlingen des Inlandeises, den Eisbergen, 
trennt Vortr. die großen ursprünglichen Tafeln von der viel- 
gestaltigen Menge der gewälzten Eisberge und Eisbergtrümmer. 
Die tafelförmigen Berge zeigen eine deutliche Firnschichtung, 
jedoch nie Gesteineinschlüsse, welche bei den Bergen der zweiten 
Kategorie nicht selten sind. Jedoch sind die Einschlüsse nie 
regellos über einen größeren Teil des Eisberges verteilt, sondern 
sie ordnen sich meist zu verhältnismäßig schmalen Bändern an, 
welche einzeln oder in größerer Anzahl und alsdann untereinander 
pararallel den Eisberg durchziehen. Zuweilen verlaufen diese Bänder 
geradlinig, in anderen Fällen sind sie in eigentümlicher Weise 


gebogen und gefaltet. Die äußere Form der Eisberggeschiebe 
weicht insofern von der unserer Diluvialgeschiebe ab, als allseitig 
geschrammte Stücke so gut wie ganz fehlen. Meist ist die ab- 
schleifende Wirkung auf einige oder wenige Flächen beschränkt, 
wodurch zuweilen schöne Facettengeschiebe entstehen. Nicht 
selten fehlt aber auch jede Spur einer abschleifenden Wirkung. 
Die meisten Geschiebe gehören ihrer Gesteinsbeschaffenheit nach 
dem Grundgebirge an. Es walten Gneise in verschiedenen 
Varietäten vor, die teilweise in Amphibolite, Glimmerschiefer cte. 
übergehen. Diese kristallinen Schiefer werden von Graniten 
durchsetzt. Nicht selten ist auch ein schöner, braunvioletter 
Gabbro. Von sedimentären Gesteinen ist nur ein roter Quarzit 
etwas häufiger, Versteinerungen fehlen ganz. Auch jungeruptive 
Gesteine scheinen in den Eisbergen in der Nähe des Winterlagers 
der Expedition nicht vorzukommen. 


Der einzige Punkt, an dem anstehendes Gestein gefunden 
wurde, war der Gaußberg. Seine Höhe beträgt nach vorläufiger 
Messung 366 m. Er ist von 3 Seiten vom Inlandeise umgeben, 
nur seine Nordseite stößt direkt an das Meereis. Das Gestein 
des -Gaußberges ist ein blasenreicher, feinkörniger bis glasiger 
Leucitbasalt, in dem sich häufig stark veränderte Einschlüsse von 
Gneis und Granit finden. Tuffe oder andere Auswurfprodukte 
fehlen, jedoch begegnet man häufig Spuren einer Solfatarentätig- 
keit, welche u. a. auch den Absatz von Schwefel in den Hohl- 
räumen des Gesteins hervorgerufen hat. Moränenwälle begleiten 
den Fuß des Gaußberges auf den vom Inlandeis begrenzten 
Seiten, besonders auf der Ost- und Südseite mischt sich das 
Grundmoränenmaterial, welches petrographisch von den Einschlüssen 
der Eisberge nicht zu unterscheiden, also größtenteils archäisch 
ist, mit dem Schutt des Gaußberges; auf der Westseite fehlt das 
erratische Material hingegen fast ganz. Von Interesse ist es, daß 
Erraticum alle Abhänge des Berges bis zu seinem Gipfel bedeckt; 
es zeigt an, daß in der Vorzeit das Inlandeis mindestens 350 m 
mächtiger war, als heute. Wahrscheinlich sind auch die aus 
anstehendem Gestein aufgebauten Terrassen, welche überall an 
den Gehängen des Gaußberges hervortreten, durch eine frühere, 
stärkere Vergletscherung bedingt. Das alte Erraticum des Gauß- 
berges zeigt sehr eigentümliehe Erosionswirkungen in Gestalt von 
tiefen Gruben, Ausmodellierung härterer Teile etc., welche lebhaft 
an ähnliche Erscheinungen in der Wüste erinnern. 

Der Vorsitzende beglückwünschte den Vortragenden und dankte 
der Direktion der Kgl. Preuß. geologischen Landesanstalt für die 
Darbietung des Projektionsapparates. 


ee 


An der Besprechung beteiligten sich die Herren JENTZSCH, 
OÖ. SCHNEIDER und JAEKEL. 


Herr JENTZSCH bemerkte, daß er betrefis des Ursprungs 
der an der Westseite des Gaußbergs hoch hinaufragenden beiden 
Eisrücken nach der trefflichen, höchst anschaulichen Photographie 
dieser beiden Rücken die Überzeugung habe, daß dieselben als ver- 
eiste Schneewehen zu betrachten seien. Ihre ganze Gestalt ent- 
spräche dieser- Anschauung, und die so scharf ausgeprägten 
schmalen Rücken beider Eismassen würden dann durch Wind- 
erosion nach Art der Dünenkämme zu erklären sein. 


Der auf einem anderen Bilde des von der Gauß erforschten 
Gebietes sichtbare Graben am Fuße einer Inlandsciskante, 
den auch der Herr Vortr. zutreffend auf Windwirkung zurück- 
geführt habe, sei ein im großen Maßstabe erscheinendes Beispiel 
einer gesetzmäßigen Erscheinung, welche im Handbuche des 
Deutschen Dünenbaues beschrieben sei und im kleinsten Maß- 
stabe sogar im Schnee der Berliner Balkone beobachtet werden 
könne. 


Herr MENZEL sprach über das Vorkommen von 
Diceras im südlichen Hannover. (Hierzu Textfig. 1—3). 


Nachdem zuerst im nordwestlichen Deutschland WÜRTTEN- 
BERGER 18851) ein Diceras erwähnt hatte, das in der Göttinger 
Universitätssammlung mit einer Etikette „Petersberg b. Goslar“ lag, 
über dessen Herkunft indes nichts Sicheres zu ermitteln gewesen 
war, berichtete Dussers 1888?) über das zahlreiche Auftreten von 
Diceras in einem Steinbruche im Dänengrund bei Salzhemmendorf. 
Er unterschied unter den dort gefundenen Stücken zwei neue Arten 
und beschrieb sie als Deceras Koenen! Duzg. und Diceras gracıle 
Dugg., ohne indes Abbildungen von ihnen zu geben. Ein Diceras 
cf. Koenent! Duss. führte sodann Smirn 1893 °) vom Kahlberge bei 
Echte an. Damit ist, soweit mir bekannt, die Reihe der bisher 
veröffentlichten Fundorte von Diceras im nordwestlichen Deutsch- 
land erschöpft. 


Im Sommer 1903 fand ich nun auf dem KReuberge bei 
Geerzen, etwa 15 km in der Luftlinie von dem Fundorte im Dänen- 


') Über den oberen Jura der Sandgrube bei Goslar. Diese 
Zeitschr. 1885, S. 570. 

?) Der obere Jura auf dem Nordostflügel der Hilsmulde Preis- 
schrift und Dissertation. Göttingen 1888. 

°) Die Jurabildungen des Kahlberges bei Echte Jahrb. kel.‘ 
Preuß. geolog. L.-A. f. 1891. 


= 


srunde entfernt, nach SO zu, an dem Pfad, der auf dem Kamm 
des Reuberges entlang läuft, ein Gestein, das ganz voller Steinkerne, 
vor allem von Nerineen, steckte Aus einigen Stücken dieses Ge- 
steines gelang es mir nach einiger Mühe, eine Anzahl Exemplare von 
Diceras herauszuschlagen, von denen die Mehrzahl gut mit den 
von DugBers als Diceras Koeneni beschriebenen Stücken überein- 
stimmt. Einige Stücke zeigen ein anderes Aussehen und scheinen 
zu Deiceras graclde Duse. zu gehören. Von dem ersten 
Fundort im Süden des Reuberges verfolgte ich die Deceras 
führenden Schichten an dem Kamm entlang noch eine ganze 
Strecke weit nach N. und fand hier noch mehrere Exemplare, 
Stücke von Diceras-Steinkernen fand ich sodann noch in Blöcken 
löcherigen Kalksteines in einer Grotte des Gasthausgartens von 
Limmer bei Alfeld und in ebensolchen Grottensteinen im Garten 
von Gastwirt KesseL in Delligsen. Die Steine in Limmer stammten 
aus der Gegend von Brunkensen, also aus der nördlichen Fort- 
setzung des Reuberges, die in Delligsen vom Steinberge bei 
Delligsen, also der südlichen Verlängerung des Reuberges. Sie 
waren am südwestlichen Abhange des Bergzuges aus dem Abhang- 
schutt aufgelesen worden. 

Das Diceras -Gestein vom Reuberge besteht nun in der 
Hauptsache aus einem dichten, etwas knolligen, ziemlich hellen 
Kalke, der löcherig verwittert und häufig von Kalkspath 
durchzogen ist. Die Fossilien, unter denen am häufigsten 
Nerineen auftreten, bestehen fast sämtlich aus Steinkernen. Die 
Hohlräume der aufgelösten dicken Schalen von Diceras sind ent- 
weder, wie auch Duspers vom Dänengrund angibt, mit einem 
gelblichen Mulm erfüllt, oder, vorwiegend, mit Kalkspatlı aus- 
gekleidet, in dem nicht selten Bohrmuscheln stecken. Hie und 
da sind einzelne Gesteinsstücke auch etwas oolithisch. 


An Fossilien fanden sich am Reuberge in diesen Schichten: 


Rhynchonella pinguis Roem. 
Ostrea Sp. 
Exoggra reniformis GLDF. 
Pecten varians RoEm. 
Diceras Koenent Duss. 
en gracıle Due. 
Bohrmuscheln. 
Undeutliche Steiukerne einer großen Bivalve (= Paclhıy- 
risma?). 
Nerinea visurgis Rorm. 
a sp. 


Diese Fossilien deuten auf oberen Korallenoolith hin. Sie 
treten im übrigen fast sämtlich auch in Begleitung der Diceras- 
Arten vom Dänengrunde auf, sowie in den oberen Dolomiten am 
Kahlberge, aus denen nach Smirn auch sein Diceras cf. Koenent 
Duss. stammt. 


Die Lagerungsverhältnisse im Einzelnen gestalten sich am 
Reuberge etwa in folgender Weise: 


Der Reuberg bildet einen Teil des von Korrr!) mit dem 
Gesamtnamen des Selter bezeichneten Zuges von oberen Jura- 
schichten, der von der Gegend von Salzhemmendorf in süd- 
östlicher Richtung über Marienhagen, Brunkensen, Dörshelf bis 
etwa zum Nollen bei Naönsen sich hinzieht und u.a. von DuBBErS 
eingehend beschrieben wird. Seine Schichten zeigen ein etwas 
wechselndes, in der Hauptsache aber ziemlich steiles Einfallen 
nach SW. Den ersten sanften Anstieg im NO bilden die Dogger- 
schichten. Darüber erheben sich etwas steiler die Heersumer 
Schichten, von denen aber wenig zu schen ist. Der Korallen- 
oolith, der nun folgt, bedingt einen noch steileren Anstieg. 
Seine Gliederung im Einzelnen läßt sich auch heute noch wie 
zu DusBers Zeiten wegen mangelnder größerer Aufschlüsse, be- 
sonders in den unteren Schichten, schwer verfolgen. Man kann 
aber nnterscheiden: über den Heersumer Schichten zuerst eine 
Zone sandiger, kieselsäurereicher Kalksteine mit zahlreichen 
Korallen, sodann zwei Horizonte massiger dickbankiger Oolithe, 
die durch mürbe, mergelige Schichten mit eingelagerten dünn- 
plattigen Kalken und Oolithen auseinander gehalten werden, und 
wiederum eine Schichtenfolge mürber, weicher, mergeliger Schichten 
mit eingelagerten, wenig mächtigen Kalken und Oolithen über dem 
oberen massigen Oolithhorizont, auf die sich dann die Schichten 
des unteren Kimmeridge legen. Die Oolithe und Kalke des 
Korallenoolith haben vielfach von Spalten und Verwerfungen aus 
eine nachträgliche Umwandlung im Dolomit erfahren, die zuerst 
und hauptsächlich die Oolithhorizonte ergriffen hat. Der Einfluß 
dieser Schichten auf die Geländeformen findet nun in dem Sinne 
statt, daß die meist dolomitisierten oberen Oolithe in der Regel 
den Kamm des Bergzuges bilden und diesen häufig mit einer Reihe 
massiger Dolomitklippen krönen (Fig. 1). 


!) Geologische und paläontologische Untersuchung der Grenz- 
schichten zwischen Jura und Kreide auf der Südwestseite des Selter. 
Preisschrift und Dissertation. Göttingen 1898. 


4b. 


Baer ad 3c. 3b. 3a. 9, IE 


Fig. 1. Schematisches Profil durch den unteren Weißen Jura am Selter. 
Den Kamm bilden die oberen Korallen-Dolomite. 


An einigen Stellen, so z. B. am Selter im engeren Sinne, 
oberhalb Erzhausen, erhebt sich aber über dem Kamm aus 
Korallendolomiten ein zweiter höherer, durch eine flache Ein- 


 senkung getrennter Kamm!), der von den aus festen diekbankigen 


Kalken bestehenden Schichten des mittleren Kimmeridge gebildet 
wird (Fig. 2). 


o 
4h. oo 
oo 
Ya DORT 
WELT 0 rl: 
Fa soo) 
‚4/0 ) Y.,:,Y4: 
4a. +70 VO OSRFER 
7 one ZIEH 


3d. 3, 3b. 32. >. 1. 


Fig. 2. Schematisches Profil durch den unteren Weißen Jura am Selter. 
Den Kamm bilden Schichten des mittleren Kimmeridge. 


Am Reuberge nun findet ein dritter seltener Fall statt. Die 
Klippen der oberen Dolomite treten etwas an den nordöstlichen 
Berghang zurück, und die darüber liegenden, sonst nicht allzu 
widerstandsfähigen Schichten der obersten Abteilung des Korallen- 
ooliths bilden den Kamm (Fig. 5). 


!) v. KoEnEN, Erläuterungen zur geol. Spezial-Karte v. Preußen etc. 
Blatt Groß-Freden 8. 15. 


2 ih 3b. 3a. 9, 1: 


Fig. 3. Schematisches Profil durch den unteren Weißen Jura am Selter. 
Den Kamm bilden die obersten Schichten des Korallenoolithes. 


Zeichenerklärung: 1. = Dogger; 2. = Heersumer Schichten; 
3a. — Unterste, sandige Zone des Korallenooliths; 3b. = Untere 
Oolithzone; 3c. = Mürbere Zwischenschichten; 3d. = Obere Oolith- 
zone; 3e. = die obersten Schichten des Korallenooliths; 4a. = Unterer 
Kimmeridge; 4b. = Mittlerer Kimmeridge; 4c. = Oberer Kimmeridge. 


In diesen obersten, durch ihre Lage der Abtragung und Ent- 
blößung an dieser Stelle stark ausgesetzten Schichten des Korallen- 
oolithes fanden sich die Steinkerne von Diceras. 


Herr JAEKEL legte Tafeln zu seiner Arbeit über fossile 
Carcharodonten vor, die als erster Teil einer Monographie der 
Selachierreste aus dem belgischen Tertiäir vom Musee d’Histoire 
Naturelle in Brüssel demnächst herausgegeben werden wird. Die 
Tafeln enthalten Photographien in Form rekonstruierter Gebisse, 
die aus zusammengefundenen und vermutlich einst zusammenge- 
hörigen Zähnen zusammengestellt wurden und nun eine Vorstellung 
von der Verschiedenheit der Zähne je nach ihrer Stellung im 
Gebisse geben. Auch auf individuelle Variation und phylogenetische 
Veränderungen konnte bei der riesigen Fülle des Materials ge- 
bührende Rücksicht genommen werden. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
V. w. 0. 


JAEKEL. Jon. BÖHM. ZIMMERMANN. 


3. Protokoll der März - Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 2. März 1904. 


Vorsitzender: Herr BRANCO. 

Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. 

Der Vorsitzende teilt mit, daß der Vermittler der wissen- 
schaftlichen Sendungen nach und von Amerika, Herr Dr. Früser 
in Leipzig, verstorben und an dessen Stelle Herr Buchhändler 
Kar W. HırrRsEeMmANnN, Leipzig, Königstr. 3, getreten ist. 

Ferner teilt der Vorsitzende den am 21. Februar erfolgten 
Tod des Professors Dr. Lovıs BEUSHAUSEN mit. 

In Beusuausen hat unsere Gesellschaft einen Mann ver- 
loren, dessen Name mit der neueren Erforschung des Harz- 
gebirges eng verknüpft gewesen ist und bleiben wird. Ein Kind 
des Harzes durch Geburt und durch Erziehung, blieb er es 
später auch als Mann und Forscher, und jetzt ruht auch sein 
Leib in seiner heimatlichen Erde, mit der sein Geist so unab- 
lässig sich beschäftigt hat. Gleich die erste Untersuchung 1884, 
die ihm in Göttingen den Doktorgrad erwarb, lieferte einen 
„Beitrag zur Kenntnis des ÖOberharzer Spiriferensandsteins und 
seiner Fauna.“ Und von da an bis an das Ende ist er der 
Erforschung der Devonbildungen treu le die er teils im 
Harze, teils im Rheingebiete betrieb. 

Die Früchte dieser Untersuchungen sehen wir in Arbeiten 
„Über einige Lamellibranchiaten des rheinischen Unterdevon“, 
„Die Lamellibranchiaten des rheinischen Devon mit Ausschluß der 
Aviculiden“, „Über das Devon des nördlichen Oberharzes mit 
besonderer Berücksichtigung der Gegend zwischen Zellerfeld und 
Goslar“, „Zur Frage nach dem geologischen Alter des Pentamerus 
rhenanus“, „Über Amnigenia rhenana“, „Die Fauna des Haupt- 
quarzites am Bruchberge*“, „Über Alter und Gliederung des 
sog. Kramenzelkalkes im Oberharze*, „Über Hypostoma von 
Homalonoten“, „Über den Bau des Schlosses von Mecynodus.*“ 


Fe 


Mit Denckmann und Kock zusammen schrieb er endlich „Neue 
Beobachtungen aus dem Unterharze.“ 

Nun war er berufen worden, alles das, was erneute Beob- 
achtung über den Bau dieses so schwierigen Gebietes festgestellt 
hatte, zusammenzutragen und in einem neuen kartographischen 
Bilde darzustellen. Da rief ein herbes Geschick, das er mit 
mutiger Seele ein Jahr lang trug, den noch so Jugendlichen ab, 
bevor er dieser seiner letzten Aufgabe gerecht werden konnte. 

Seit 1901 war er Professor für Geologie und Paläontologie 
an der Bergakademie in Berlin, nachdem ihm schon 1899 die 
Lehrassistenz für Paläontologie nebenamtlich übertragen war; und 
mit derselben hohen Pflichttreue, wie jenes, hat er dieses erfüllt 
bis fast an seine letzten Lebenstage hin. Auch im Vorstande 
unserer Gesellschaft hat er dieser seine Kräfte gewidmet. 

Die Anwesenden erheben sich von den Sitzen. 

Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Aurren Tewıs, Bergbaubeflissener aus Frose in 
Anhalt, z. Z. in Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren KruscH, FLIEGEL 
und QUAAS; 
Herr Dr. Hans WERMBTER, Oberlehrer am Realgymnasium 
zu Rastenburg i. Ost-Preußen, 
vorgeschlagen durch die Herren KAUNHoOweNn, 
G. Mürzer und P. G. Krause. 

Der Vorsitzende legte darauf außer den im Austausch ein- 
gegangenen Zeitschriften nachstehende, als Geschenk an die 
Bibliothek von den Autoren eingesandte Schriften vor: 
CREDNER, H.: Die geologische Landesanstalt des Königreichs Sachsen. 

S.-A. a. Die Kgl. Sächsische Bergakademie zu Freiberg und die 

Kgl. geologische Landesanstalt u. s.w. Freiberg i. S. 1904. 
FINSTERWALDER, S.! Bericht der Internationalen Gletscherkommission. 
Dem IX. Internat. Geologen-Kongreß zu Wien 1903 erstattet. 
GAGEL, C.: Uber die geologischen Verhältnisse der Gegend von Ratze- 

burg und Mölln. S.-A. a. d. Jahrbuch d. Kgl. Preuß. geol. Landes- 

anstalt u. Bergakad. 1903. 24. Berlin. 
HaATcH, Fr. H.: The Boulder beds of Ventersdorp (Transvaal). S.-A. 

a. Transact. geol. Soc. South Africa. 6. (5). Johannesburg 1904. 
HENRIKSEN, G.! On the iron ore deposits in Sydvaranger. Finmarken- 

Norway and relative geological problems. Christiana 1904. i 
JICKELT, F.:! Die Unvollkommenheit des Stoffwechsels im Kampf ums 


Dasein. Abhandl. d. Siebenbürg. Ver. f. Naturw. zu Hermann- 
stadt. 1. Berlin 1902. 

LOHEST, M., HERBETS, A., FORIR, H.: La g6ologie de la reconnaissance 
du terrain houiller du Nord de la Beleique. Li6ge 1904. 

Perrr, H.: Monographie des Coleopteren- Tribus Hyperini. Abhandl. 
Siebenbürg. Ver. f. Naturw. zu Hermannstadt. 2. Berlin 1903. 

TEISSEYRE, W.: Versuch einer Tektonik des Vorlandes der Karpathen 
in Galizien und in der Bukowina. S.-A. a. d. Verhandl. k. k. 
geol. Reichsanstalt Wien 1903, No. 15. 


eye 


TEıssEYRE, W.: Der paläozoische Horst von’ Podolien und die ihn 
umgebenden Senkungsfelder. S.-A. aus d. Beitr. z. Paläont. u. Geol. 
i. Osterr.-Ungarn u. d. Orients. 19. 

— u. MRraAZeEc, L.: Das Salzvorkommen in Rumänien. S8.-A. a. d. 
Österreich. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 51. 1903. 

WILCKENS, O.: Revision der Fauna der Quiriquina- Schichten. S.-A. 
a. d. N. Jahrb. f. Min. u.s.w. Beil.-Bd. 18. Stuttgart 1904. 


Herr ERICH KAISER sprach über Bauxit- und Laierit- 
artige Zersetzungsprodukte. 

Die Bauxitvorkommen Deutschlands werden nach den ein- 
gehenden Untersuchungen von Lisgrıca!) als Verwitterungs- 
produkte basaltischer Gesteine aufgefaßt, aus denen das Ton- 
erdehydrat des Bauxit durch fast völliges Verschwinden der 
Kieselsäure, der zweiwertigen Metalle und der Alkalien entstehen 
sol. Zu beachten ist dabei, daß die Bauxite im Vogelsgebirge 
nach den Berichten von Lizgrıca als Knollen in einem Tone 
auftreten, der im wesentlichen aus einem wasserhaltigen Aluminium- 
silikat besteht. Über eine etwaige Erhaltung der Struktur auch 
in diesem Tone geben die bisherigen Daten in der Literatur 
keinen Aufschluß. 

Mit den Bauxiten und den sie umschließenden Tonen zu 
vergleichen sind gelbe, gelbbraune, rötliche, selten wegen der 
ungleichen Verteilung des Färbemittels rot- oder braunfleckige 
Zersetzungsprodukte von Basalten, die in dem niederrheinischen 
Eruptivgebiete mir schon früher aufgefallen waren, jedoch wenigstens 
teilweise falsch von mir gedeutet wurden. ?) 

Das typischste Vorkommen ist das vom Kuckstein bei Ober- 
kassel a. Rhein, gegenüber Bonn. Der Basalt (normaler Feld- 
spatbasalt) ist auf größere Strecken in ein leicht zerreibliches, 
hellgelbbraunes bis weißliches Produkt umgewandelt, das von zahl- 
reichen Klüften durchsetzt wird, die mit der ursprünglichen 
Säulenbildung des Basaltes nichts zu tun haben. Sämtliche Klüfte 
sind von Brauneisenstein ausgefüllt. In dem Innern der einzelnen, 
von Klüften umgrenzten Partieen sieht man stellenweise noch 
frische, kugelig oder ellipsoidisch umgrenzte Basaltstücke. 

Die Struktur des Gesteins zeigt sich im Dünnschliffe auf das 


!) Beitrag zur Kenntnis des Bauxits vom Vogelsgebirge. Inaug. 
Dissert. Zürich 1891. Gießen 1891. — Berichte der Oberhessischen 
Gesellschaft zu Gießen 28. S. 57—98. — Bauxit und Smirgel. Zeitschr. 
f. prakt. Geol. 1895. S. 275—277. Vgl. auch M. BAuER, N. Jahrb. f. 
Min. 1898. 2. S. 208 f£. 

?) Vergl. E. KAIseR, Verhandl. naturhist. Ver. Bonn 1897. 54. 
S. 190. Ich hatte damals das später zu besprechende amorphe Ton- 
erdesilikat als Opal gedeutet. — LASPEYRES hat (Ebenda 1900. 57. 
S. 517) angenommen, daß es sich bei dem gleichen Vorkommen um 
eine Zersetzung zu Serpentin und Kaolin handele. Auch diese Deutung 
entspricht nicht den tatsächlichen Verhältnissen. 

2 


nn ug Be 


deutlichste erhalten. Lange, helle, leistenförmige Durchschnitte ent- 
sprechen dem Feldspat, sind aber völlig in ein isotropes Mineral 
umgewandelt, während die Augite und Olivine (bei denen von der 
typischen Maschenstruktur einer Serpentinbildung fast nichts zu 
sehen ist) bei der Bildung dieser amorphen Substanz eine leichte 
Färbung durch Eisenhydroxyd erlitten haben. Auch die Grundmasse 
ist in gleicher Weise umgewandelt bis auf gleichmäßig eingestreute, 
winzig kleine (bis !/ıo0o mm große), stark lichtbrechende Körperchen 
schwacher Doppelbrechung, deren Deutung bislang nicht gelungen 
ist. An Stelle des Erzes sind gelblichgraue Aggregate getreten. 
Nur vereinzelt sieht man in dem Gesteine einzelne Schüppchen 
aufleuchten, die auf Hydrargillit, namentlich im Vergleich mit 
anderen Vorkommen, hinweisen. Vereinzelt liegende Apatite sind 
in dem sonst so stark zersetzten Gesteine noch völlig frisch. 

Die in dem Laboratorium der Preuß. Geologischen Landes- 
anstalt und Bergakademie von Herrn Dr. Lıixpner ausgeführten 
Analysen!) zeigen, daß der Gehalt an SiO2 wenig abgenommen hat, 
daß die alkalischen Erden und Natron fast völlig verschwunden sind, 
während Tonerde beträchtlich, Eisen wenig zugenommen hat. 
Auffallend ist der Gegensatz von TiO2 gegenüber SiOs, von KO 
gegenüber Na2O. 


Baarsa Je 
Kuckstein bei Oberkassel 
am Siebengebirge. 
| frisch zersetzt 
SiOsa 42.42 39.60 
TiOsa 0.48 152 
AleOs3 13.43 25.19 
Fe203 6.40 14.73 
FeO 6.49 0.01 
MnO —— 0.07 
MgO 11.00 0.24 
CaO 11:05 1.90 
Na20 2,75 0.65 
K20 082 285 
H>0 1.20 1307 
SOs3 0.17 -0,15 
P20; 0.55 0.67 
Mr C0a 3.18 -_ 
Sa. 99.63 100.15 
Spez. Gew. | 2.96 2.45 


') Eine Kontrollanalyse ergab nur wenig abweichende Werte. 


REES, BERKER 


Es handelt sich dabei aber wohl kaum um eine Zufuhr von 
Tonerde, sondern nur um eine Wegführung der übrigen Be- 
standteile, vor allem der Kieselsäure. Tonerde zeigt also in 
den Analysen nur eine relative Anreicherung. Wie dabei die 
absolute Zunahme der Titansäure zu deuten ist, ist zweifelhaft. 
Neben Tonerde und Titansäure zeigt noch der Kali-Gehalt eine 
Anreicherung. Im Verhältnis zu der ursprünglich vorhandenen 
Menge muß eine recht erhebliche Zufuhr von Kali stattgefunden 
haben, worauf ich unten noch einmal zurückkomme. 

Von dem zersetzten Gestein waren in heißer Salzsäure 
löslich: 


SiO2 0.19 
TiOsa 0.42 
AleOs3 13.54 
Fe203 10:77 
Ga0 1.50 
MsO 0.07 


Ähnliche Zersetzungsprodukte lernte ich kennen vom Scharfen- 
berg bei Heisterbacherrott, aus der Hölle!) und aus dem Mittel- 
bachtal bei Königswinter, wie von Caldauen bei Siegburg (an 
doleritischem Basalte). Das geologische Auftreten aller dieser 
Vorkommen weist auf eine gangförmige Natur der Basalte hin. ?) 
Ein ausgedehnteres Vorkommen ähnlicher Natur liegt bei Neuen- 
ahr und wird auf der einen Seite von einer der Verwerfungen 
begrenzt, denen das Thermalwasser von Neuenahr zu folgen scheint. 

Sowohl die Gänge aus der Umgebung des Siebengebirges, 
als auch das letztgenaumte Vorkommen stehen in Beziehung zu 
Sprüngen des Rheinischen Schiefergebirges. 

Ein ähnlicher Zusammenhang mit tektonischen Linien ist zu 
vermuten bei einem an Eisen ärmeren, an Tonerde reicheren Vor- 
kommen von der Bramburg im Solling (Süd-Hannover), von dem 
mir Herr Dr. GrurE Stufen vorlegte. Hier ist durch die geo- 
logische Untersuchung die Zersetzung gerade längs einer Störung 
nachgewiesen. 

Die in dem Laboratorium der Geologischen Landesanstalt 
von Herrn Dr. Krüss und Herrn Dr. Eymz ausgeführten Analysen 
weisen auf die gleichen Umwandlungserscheinungen wie bei dem 


!) Auf dies Vorkommen weist LASPEYRES hin (Verhandl. naturh. 
Ver. Bonn 1900. 87. S. 385). 

2) Die von LASPEYRES an meiner Deutung der Oberkasseler 
Basalte als Gangvorkommen geübte Kritik ist hinfällig, wie noch aus- 
führlicher nachgewiesen werden soll. — Das angeführte Vorkommen 
vom Kuckstein gehört zu dem hangendsten der drei Basaltgänge, der 
besondere Mächtigkeit und dabei ganz unregelmäßige Salbänder zeigt. 


9% 


. VON 


Vorkommen vom Kuckstein bei Oberkassel hin. Die Anreicherung 
an Tonerde ist erheblicher, diejenige an Kali geringer als bei 
dem vorher besprochenen Vorkommen. Ganz auffallend ist die 
Zunahme an TiOs2. 


Basalt. 
Bramburg, Solling. 
frisch zersetzt 

SiOg 471.97 42.68 
TiO3 1.92 4.51 
Ab0: | 15.04 30.34 
Fe203 2.89 2268 

FeO 8.42 Fi 
MgO 8.67 0.14 
CGaO 8.43 u) 
Na20 9.91 0.54 
K20 2.01 1.50 
H>0 2.18 15.99 
SO3 0.07 0.31 
P2O; 0.51 0.38 
a | 100.15 


An anderen Stellen liegt ein Zusammenhang mit Verwerfungen 
nicht vor. Geschiebe in den diluvialen Schottermassen des Rheines 
zeigen randlich eine gleiche Umwandlung. 


Es ist einleuchtend, daß ein gleicher Umwandlungsvorgang 
nicht auf die Basalte allein beschränkt sein muß, sondern auch 
bei Gesteinen gleicher chemischer und mineralogischer Zusammen- 
setzung unter geeigneten Umständen zu beobachten ist. So 
zeigen Diabase des Harzes und des thüringisch-sächsischen Vogt- 
landes gleiche Erscheinungen, und nach den von STRENG ver- 
öffentlichten Analysen von Melaphyren des südlichen Harzrandes !) 
sind auch dort gleiche Umwandlungen eingetreten. 


Bei allen mikroskopisch und chemisch genauer untersuchten 
Vorkommen zeigt sich, daß es sich um die Neigung zur relativen 
Anreicherung an AleO;, zum Teil auch an Fe2O03, und dabei um 
die Bildung eines amorphen Tonerdesilikates handelt, in einigen 
Vorkommen unter gleichzeitiger (oder späterer) Ausbildung eines 
Tonerdehydrates. Gleichzeitig ist bei mehreren Vorkommen eine 
auftallende absolute Anreicherung des Zersetzungsproduktes an K2O 


') Diese Zeitschr. 1858. 10. S. 99-190. 


ee 


beobachtet worden, ohne daß bei diesen Vorkommen unter dem 
Mikroskope die Anwesenheit eines besonderen Minerales, vielleicht: 
eines Zeolithes oder noch unzersetzter Feldspatsubstanz, nach- 
zuweisen ist. 


Die Bildung des wasserhaltigen Tonerdesilikates, dessen 
Zusammensetzung mit der des Kaolin nicht in Einklang zu 
bringen ist, weist auf einen besonderen Vorgang bei dieser Zer- 
setzung hin. Nun zeigen auch die von lueBrıcH, PETERSEN }), 
BRANNER?) u. A. mitgeteilten Analysen, daß von dem normalen 
frischen Gesteine bis zu dem zu einem Tonerdehydrat zersetzten 
Gesteine Zwischenprodukte vorhanden sein müssen. Der gleichmäßige 
amorphe Charakter des Vorkommens vom Kuckstein bei Ober- 
kassel läßt vermuten, daß es sich um ein Mineral von bestimmter 
stöchiometrischer Zusammensetzung handelt, dessen Analyse wir 
auch in dem sog. „Tone“ vom Vogelsgebirge vor uns haben, in 
dem der Bauxit in der Form von Knollen auftritt. - 


Es muß sich also auf dem Wege zum Bauxit zunächst ein 
Tonerdesilikat bilden. Damit ist auch ein Wink gegeben für die 
Erklärung des ganzen Zersetzungsvorganges: Kohlensäurehaltige 
Lösungen wandeln zunächst die Feldspate, dann auch die übrigen 
Silikate in ein wasserhaltiges Tonerdesilikat und alkalihaltige 
Gewässer dann dieses in Tonerdehydrat um.°) Daraus er- 
klärt sich am einfachsten die Bildung der Hydrate, zu deren 
Deutung man bisher die Einwirkung von chlor- oder schwefel- 
säurehaltigen Lösungen zu Hilfe nahm. Daß die alkalihaltigen 
Lösungen imstande sind, einen derartigen Zersetzungsvorgang an 
Tonerdesilikaten hervorzurufen, ist namentlich durch die Unter- 
suchungen von LEMBERG*) überzeugend nachgewiesen. Während 
das Auftreten von chlor- oder schwefelsäurehaltigen Lösungen 
an den einzelnen Punkten Schwierigkeiten verursacht, ist das 
von Alkalilösungen, sei es in der Form eines Karbonates, 
Silikates oder auch vielleicht Hydrates überall, namentlich aber 
auf den Sprüngen des Rheinischen Schiefergebirges, gegeben. 


Schon oben wurde auf die besondere Rolle des K2O hin- 
gewiesen, das noch in weiteren (hier nicht zum Abdrucke gelangten) 
Analysen angereichert oder weniger stark ausgelaugt erscheint, 


ı) N, Jahrb. f. Min. etc. 1894. 1. Ref. S. 460. 

?) The Bauxite Deposits of Arkansas. Journal of Geology 1897. 
5. 8. 263—289 (mit ausführlicher bibliographischer Zusammenstellung 
der Bauxitliteratur). 

*) Zu einem ähnlichen Erklärungsversuch neigt auch LIEBRICH. 

“) Vergl. z. B. Diese Zeitschr, 1883. 35. S. 557 f.; 1887. 39 
S. 539 f.; 1888. 40, S. 625 £. 


u: Ba 


wie bei anderen Gesteinen. Dies könnte vielleicht in Beziehung 
zu bringen sein mit einer Adsorption der alkali-haltigen Lösung 
an dem gebildeten wasserhaltigen Tonerdesilikat. Nach den von 
Korrter!) kürzlich zusammengestellten Beobachtungen ist eine 
derartige Neigung der „Tonsubstanz* gegenüber alkalihaltigen 
Lösungen mehrfach beobachtet worden. 

In den mir bisher vorliegenden Analysen zersetzter Basalte 
und ähnlicher Gesteine kommt eine relative oder absolute An- 
reicherung an Kali mehrfach zum Ausdrucke, ohne daß es ge- 


lingt, eine zeolith-artige Substanz als Trägerin nachzuweisen. 


Das Verhältnis zur Tonerde wechselt. Nun ist auch von SrRene ’) 
beobachtet worden, daß bei der Behandlung ähnlicher Zersetzungs- 
produkte mit Kaliumquecksilberjodid oder Kaliumjodid-Lösung 
auch nach wiederholtem Auskochen ein Teil der Kaliumjodid- 
Lösung aus dem Zersetzungsprodukt nicht zu entfernen war. 
Ebenso hat Srrens°®) analytische Belege dafür geliefert, daß 
eine Anreicherung an K2O auch in den Zersetzungsprodukten von 
Melaphyr stattfindet. 


Diese Erscheinungen lassen auch in unserem Falle auf eine 
Adsorption hindeuten, die hier von besonderer Bedeutung für die 
erfolgende Zersetzung des gebildeten wasserhaltigen Tonerde- 
silikates ist. Alkalihaltige Lösungen sind überall vorhanden, 
namentlich auf den Gangspalten des Rheinischen Schiefergebirges. 
Findet durch Adsorption an dem wasserhaltigen Tonerdesilikat eine 
Konzentration der Kalilösung statt, so ist auch eine spätere Ein- 
wirkung erklärlich. Besonders zu beachten ist, daß der sich 
bildende Bauxit, also das reine Tonerdehydrat kaliarm ist*), daß 
also hier die Adsorption nicht mehr zu wirken scheint. 


Für die Erklärung dieses Gegensatzes sind die Unter- 
suchungen von J. M. van BEMMELEN von besonderer Bedeutung, 
Er hat u. A. nachgewiesen®), daß die Adsorptionserscheinungen 
bei Kolloiden, im allgemeinen bei Stoffen im amorphen Zustande, 
aber nicht bei Stoffen im krystalloidalen Zustande stattfinden. 
Dies würde durch den vorliegenden Fall eine ausgezeichnete Be- 
stätigung erfahren. Das amorphe wasserhaltige Tonerdesilikat, 


!) Zeitschr. f. prakt. Geologie 1903. 11. S. 49—59. 

?) N. Jahrb. f. Min. 1888. 2%. S. 221—222. 

®) Siehe S. 20. Anm. 1. 

*) Es geht dies namentlich aus den Analysen von LIEBRICH 
(a. a. O.) hervor. 


°) Besonders zu beachten: Zeitschrift für anorganische Chemie 1900. 
23. 8. 321. 370—371, 


er 


namentlich in dem Vorkommen vom Kuckstein, zeigt einen hohen 
Kaligehalt, während das kristallisierte Tonerdehydrat im Bauxit 
keine Adsorption mehr wahrnehmen läßt. Speziell weist BEMMELEN 
dies für kolloidales gegenüber krystallisiertem Aluminiumhydroxyd 
nach. 

Durch die Untersuchungen von M. Bauer sind die Bauxite 
in Parallele gestellt worden zu den Lateritbildungen der 
Tropen. Dabei hat Bauer aber wesentlich nur die reinen Ton- 
erdehydratvorkommen mit den Bauxiten verglichen. Die Gesamt- 
heit der bisher bekannten Lateritanalysen weist darauf hin, daß 
es sich um gleiche Übergangsprodukte handelt zwischen dem 
wesentlich feldspatführenden Gestein und dem in dem Ver- 
witterungsprodukte auftretenden Laterit, daß also auch in den 
Tropen der gleiche Vorgang wie in den gemäßigten Zonen vor- 
liegt: Bildung eines wasserhaltigen Aluminiumsilikates als 
Zwischenprodukt. 


Anmerkung. Erst während des Druckes der obigen Mitteilungen 
wurden mir einige Arbeiten von M. Drrrriıca (Mitteilungen der Groß- 
herz. Badischen Geologischen Landesanstalt. 4. (1. Heft) S. 63—83, 
(2. Heft) S. 197—207, (3. Heft) S. 339—366) zugänglich, in denen 
er sich mit der Frage der Kaliadsorption bei ähnlichen Zersetzungs- 
produkten granitischer Gesteine beschäftigt und dabei zu dem Resultate 
kommt, daß es sich nicht um eine bloße Adsorption, sondern 
um eine feste chemische Bindung handelt. DiTTrrica bezeichnet 
es als wahrscheinlich, daß „die Absorption des Kali, wenn nicht allein, 
so doch wenigstens in beträchtlichem Maße zurückzuführen ist auf 
wasserhaltige Aluminate von Calcium und Magnesium“. Auch Gans 
hat neuerdings (Jahrb. Kgl. Preuß. geolog. L.-A. f. 1902. Berlin 1903. 
23. S. 1—69) die Absorptionsfähigkeit der Böden auf einen Austausch 
gegen Kalk zurückgeführt. Kalkfreien Böden gehe die Absorptions- 
fähigkeit ab. 

Zwischen den Untersuchungen von DiITTRicH und der von mir 
ausgesprochenen Vermutung besteht ein Gegensatz, der wohl nur 
dadurch zu lösen ist, daß ein zeolithartiger Körper in den mit Kali- 
lösungen behandelten Schliffen gleicher oder ähnlicher Zersetzungs- 
produkte nachgewiesen wird. Bisher ist eine derartige mikroskopische 
Bestätigung der chemischen Deutung nicht erfolgt. Ich hoffe, nach 
dieser Richtung hin die Untersuchungen fortsetzen zu können. 


Es erübrigt noch ein kurzer Hinweis auf eine kürzlich von 
HOoRNUNG gegebene Erklärung ähnlicher Anreicherungen von Kali 
(Regionalmetamorphose am Harze. Stuttgart 1902. S. 72— 74 — Industrie 
Nr. 18 vom 22. 1. 04. S. 205—206). HORNUNG führt diesen Vorgang 
auf die Einwirkung von „hochgradig konzentrierten Salzlaugen, wie 
sie bei der Bildung von Salzlagern resultieren“, zurück. Er nennt 
diesen Vorgang „Halurgometamorphose“ und bringt ihn in Verbindung 
mit der Salzlagerbildung. Bei der Allgemeinheit der Kalianreicherung 
ist dieser Erklärungsversuch als nicht haltbar anzusehen. 


Bn. 


Im Anschluß an die Erwähnung der lateritischen Verwitterung 
durch den Vorredner teilt Herr KOERT auf Grund seiner Be- 
obachtungen in der Umgegend von Amani (Ostusambara) mit, 
daß sich in den dortigen Verwitterungsböden des Gneißes folgende 
Stufen zu erkennen gäben: 


1. ein Rotlehm, der noch Blöcke von frischerem 
Hornblendegneiß umschließt, und der nur an den 
Talgehängen vorkommt, soweit durch rückschreitende 
Erosion in junger Zeit der Felsuntergrund freigelegt 
wurde. Dieser Rotlehm ist, weil am wenigsten ausgelaugt, 
in agronomischer Hinsicht der wertvollste der dortigen 
Böden überhaupt. 

2. Der schon seit längerer Zeit der Verwitterung unter- 
worfene gewöhnliche Rotlehm, welcher außer quarzigem 
Material Gneiß-Gestein höchstens in stark verwittertem 
Zustande führt. Dieser Boden nimmt die bei weitem 
größten Flächen in der Gegend von Amani ein. 

3. Als das Produkt der beginnenden Laterisierung sieht 
Redner den Lateritlehm an, welcher sich in kleinen, 
sehr scharf begrenzten Bezirken im Gebiete des ge- 
wöhnlichen Rotlehms findet, ein Vorkommen, auf welches 
Redner gegenüber den Behauptungen von WOoHLTMANN 
bereits früher hingewiesen hat.!) Der Lateritlehm ist 
vor allem durch die Führung von tonerde- oder 
eisenreichen konkretionären Neubildungen vom gewöhn- 
lichen Rotlehm zu unterscheiden und findet sich an- 
scheinend nur auf den Höhenrücken oder auf sehr flachen 
Gehängen, wohl weil an solchen Stellen die den Boden 
auslaugenden Lösungen besonders gut in die Tiefe ein- 
dringen können. Der Lateritlehm liefert einen äußerst 
sterilen Boden, und sein Vorkommen muß deshalb von den 
dortigen Pflanzern beachtet werden. 

Eine ausführlichere Schilderung der Bodenverhältnisse in 

der Umgebung von Amani wird in den „Berichten über Land- 

und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika“ erfolgen. 


Herr ZIMMERMANN sprach die Vermutung aus, daß die 
zum zweiten Teile des von Herrn KAıser besprochenen Bauxit- 
bildungsprozesses nötigen Alkalikarbonate wohl erst unter be- 
sonderen klimatischen Verhältnissen sich reichlicher bilden können; 


') W. KoerT! Bemerkungen zu dem Aufsatz von F. WOHLTMANN 
im „Iropenpflanzer“ 1902 H. 12. ‚Die Aussichten des Kaffeebaus 
in den Usambarabergen“, Ber. über Land- u. Forstwirtschaft in Deutsch- 
Ostafrika. 1908 H. 6. 


en N SD 


sie kämen wohl im allgemeinen in Deutschland nicht mehr in 
solcher Menge vor, daß die Bauxitbildung auch jetzt noch statt- 
finde. Dagegen seien jene Verhältnisse vielleicht im Tertiär vor- 
handen gewesen, und auf die Wirksamkeit solcher Karbonate sei 
vielleicht auch die bisher noch nicht erklärte reichliche Bildung 
jener Kieselsäure zurückzuführen, welche als Bindemittel der 
tertiären Knollensteine auftrete.e Als Analoga dürften die Salz- 
pfannengesteine der Kalahari gelten, die PassarGzE und KALKOWSKY 
kennen gelehrt hätten. 


Gegenüber den Bemerkungen von Herrn ZımMmERMANN macht 
Herr KAISER darauf aufmerksam, daß schon M. Bauvrr bei 
dem Vergleiche von Laterit und Bauxit auf die klimatischen Ver- 
hältnisse zur Tertiärzeit hingewiesen habe. Aus Beobachtungen 
des Vortragenden läßt sich folgern, daß die Bauxitbildung schon 
zur Tertiärzeit begonnen hat. Weitere Beobachtungen aber 
deuten auch darauf, daß ein gleicher Umwandlungsvorgang noch 
in diluvialer Zeit erfolgt ist. Hierauf weist das Auftreten am 
Kuckstein bei Oberkassel hin, da sonst das leicht erodierbare 
Material am Steilabhang einer Rheinterrasse durch den Stoß des 
Flusses fortgeführt sein würde. Noch wichtiger ist das Auf- 
treten von zersetzten Basaltgeschieben in den diluvialen Terrassen, 
worauf in der Diskussion nicht aufmerksam gemacht wurde. 


Herr PHıLıppi fragt an, ob die Bezeichnung „Laterit“ jetzt 
nur noch für die Aluminium-Hydroxyde verwendet würde und für 
die Aluminium-Silikate nicht mehr in Frage käme. 


Herr WAHNSCHAFFE weist darauf hin, daß die Absorption, 
d. h. die Fähigkeit gewisser Bodenarten, in Lösung vorhandene 
Salze der Alkalien und alkalischen Erden zurückzuhalten, von 
den früheren Agrikulturchemikern einerseits auf chemische, ander- 
seits auf physikalische Ursachen zurückgeführt worden sei. Neuere 
Versuche hätten jedoch mehr und mehr dazu geführt, hierbei 
einen chemischen Vorgang anzunehmen, der in der Bildung von 
wasserhaltigen Doppelsilikaten, sog. „zeolithartigen Mineralien“, 
bestehen solle. Es sei jedoch bisher noch nicht gelungen, diese 
Zeolithe mikroskopisch nachzuweisen. 


Herr ZIMMERMANN erwähnt, daß die Verfolgung der Tat- 
sache, daß gerade die Kalisalze vom Boden bei der Düngung ganz 
besonders absorbiert werden, zu einer anderen praktischen Ver- 
wendung geführt hat: In dem ausgepreßten Zuckerrübensafte soll 
der Gehalt an organisch sauren Kalisalzen dahin wirken, daß 
ein Teil des Zuckers nicht auskrystallisiert, sondern in die 
weniger wertvolle Melasse geht; leitet man nun diesen Zuckersaft 
durch gewisse kleingekörnte tonige Gesteine (z. B. Porphyrtuff), 


Be > 


so steigt infolge Absorption des Kalis der Ertrag an Kırystall- 
zucker. Bemerkenswert ist die Schnelligkeit dieser Absorption: 
sie soll für jede Charge in weniger als einer Stunde beendet sein; 
und noch bemerkenswerter ist, daß ebensoschnell das Kali aus 
dem durch die erste Absorption zu weiterer Wirksamkeit unfähig 
sewordenen Gestein durch Kalklösung wieder ausgetrieben und 
so das Gestein zu neuer Verwendung regeneriert werden kann. 
Gegenwärtig macht erst eine unserer Zuckerfabriken mit diesem 
dem Herrn F. Harm in Breslau patentierten Verfahren Versuche 
im Großen; deren Ergebnis soll günstig sein, wenn auch die 
Methode im einzelnen noch weiterer Ausbildung fähig und be- 
dürftig ist. 


Herr OTTO JAEKEL legte vor und erläuterte eine neue 
Darstellung von Ichthyosaurus. (Hierzu 1 Textfig.) 


Die Abbildungen von Ichthyosaurus, die uns in den Hand- 
büchern begegnen, stammen größtenteils aus alter Zeit und zeigen 
gegenüber unserer heutigen Kenntnis dieser Formen auffallende 
Mängel sowohl in der Klarheit wie der Genauigkeit der Dar- 
stellung. Da wir nun von Ichthyosauriden nicht nur das Skelet 
in allen Teilen, sondern auch den äußeren Umriß kennen, so ist 
es wohl angezeigt, von diesem bekanntesten aller ausgestorbenen 
Wirbeltiere eine neue Darstellung zu versuchen. 

Indem ich dieselbe in Form einer Rekonstruktion zeichnete, 
glaubte ich eine wesentlich klarere Vorstellung von dem Skelet- 
bau geben zu können, als sie eine Abbildung der mehr oder 
weniger verdrückten Skelete im Zustand ihrer Fossilisation bieten 
kann, und erblickte auch darin einen Vorteil dieser Methode, 
daß dabei das Verhältnis des Skeletes zur äußeren Körperform 
klargestellt wird. Die geringe Größe der Abbildung und die 
Einfachheit der Reproduktionsmethode setzen ja leider der Ge- 
nauigkeit enge Grenzen, immerhin hoffe ich noch bis in- die Form 
der einzelnen Wirbelstücke die organischen Züge und ihre Diffe- 
renzierungen zum Ausdruck gebracht zu haben. Über das Lage- 
verhältnis der Skeletteile zu einander kann ja nach der großen 
Zahl vorliegender Skelete und Abbildungen kaum ein wesentlicher 
Zweifel obwalten. 

Um aber zu einer Rekonstruktion des ganzen Skeletes zu 
gelangen, ist eine Kombination der Holzmadener Skelete und 
plastisch erhaltener Schädel aus dem englischen Lias unumgäng- 
lich. Die Nachteile einer solchen Kombination fallen wohl aber 
gegenüber dem didaktischen Nutzen eines Gesamtbildes bier des- 
halb wenig ins Gewicht, weil die Ichthyosaurier und besonders 
die hier benutzten des Lias einen so einheitlichen Typus reprä- 


=. aan 


sentieren, daß wesentliche Fehler aus ihrer Kombination kaum zu 
erwarten sind. | 

Meiner Darstellung legte ich in erster Linie, d. h. für die 
Gesamtmaße und Zahlenverhältnisse der Teile, das Skelet von 
Ichthyosaurus quadriscissus zu grunde, welches das Museum für 
Naturkunde vor etwa zehn Jahren von Herrn BERNHARD HAUFF in 
Holzmaden erwarb, und welches außer dem wohlerhaltenen Skelet 
auch die Schwanzflosse, Teile der Rückenflosse und der Haut- 
bedeckung der Paarflossen zeigt. Neben diesen und anderen mir 
von Herrn Geheimrat Branco freundlichst zur Untersuchung 
überlassenen Exemplaren des Berliner Museums für Naturkunde 
benutzte ich natürlich auch die diesbezüglichen Abbildungen von 
EBrRHARD Fraas!) und älteren Autoren. 

Was nun zunächst die allgemeine Form von Ichthyosaurus 
anbetrifit, so dürfte sie der einer Carcharias lamia oder Oxyr- 
rhina glauca unter den Haien am ähnlichsten gewesen sein, nur 
daß diese eine sehr kleine zweite Rückenflosse und eine ebenso 
kleine Analflosse besaßen, und bei ihnen das obere Schwanzsegel 
das kräftigere war. Sieht man von der horizontalen Schwanz- 
bildung‘ der Üetaceen ab, so würden unter den letzteren die 
Delphine den Ichthyosauriern in der Ausprägung der Spindelform 
zum Schwimmen und namentlich der Zuspitzung der Schnauze 
am ähnlichsten sein. Jedenfalls ließ sich mit der Anpassung 
des ganzen Skeletes an eine äußerst energische Schwimmleistung 
die Annahme mehrerer unregelmäßig geformter Rückenflossen, wie 
sie der ersten Rekonstruktion von E. FraAas zu grunde lag, 
nicht vereinbaren. Die eine jedenfalls ohne Beteiligung des 
Skeletes wie bei Cetaceen als Hautflosse entstandene Rücken- 
flosse ist — an der höchsten Stelle des Rückens angebracht — 
auch bei den Selachiern der Ausdruck höchstgesteigerter 
Schwimmkraft. Dasselbe gilt von der Formung der Schwanz- 
flosse, die bei den Reptilien aber in ganz origineller Weise zu- 
stande kommt und im Rahmen dieser Rekonstruktion eine be- 
sondere Betrachtung rechtfertigt, zumal darüber auch von zoolo- 
gischer Seite eingehende Betrachtungen angestellt wurden, die 
wohl nur einem kleinen Teil der Paläontologen bekannt ge- 
worden sind. 


!) Die Ichthyosaurier der süddeutschen Trias- und Jura-Ab- 

lagerungen. Tübingen 1891. 

— Über einen neuen Fund von Ichthyosaurus in Württemberg. N. 
dahrb22t. Min. 1892. 95.87, 614 u. 2. 

— Die Hautbedeckung von Ichthyosaurus. Jahresh. d. Ver. f. vater). 
Naturk. Württemberg 1894, S. 493. t. V. 

— Ein neuer Fund von Ichthyosaurus mit Hautbedeckung. Föld- 
tani Közlöny. 28. Nov, 1897, S. 69, 


Ze 


Die Tatsache, daß bei Ausbildung einer zweilappigen Schwanz- 
flosse die Wirbelsäule nicht in den oberen Lappen trat, wie dies 
bei den Ganoiden und Selachiern lange bekannt war, sondern in 
den unteren Schwanzlappen einbog, erschien auf den ersten 
Blick sehr befremdlich. F. E. Scaurtze') in Berlin stellte 
nun über die physiologische Ursache dieser merkwürdigen 
Bildung Betrachtungen an und kam zu dem Ergebnis, daß 
der schwächere, nicht vertikal gestützte Schwanzlappen dem 
anderen energischer gestützten in der Seitenbewegung nachfolge 
und dabei durch schräge Stellung einen Widerstand im Wasser 
erzeuge, der nach der kräftigeren Schwanzseite, also bei den 
Ganoiden und Selachiern nach oben, bei den Ichthyosauriern 
nach unten dränge. F. E. ScHhuLTzE glaubte nun, daß sich 
diese Bewegungstendenz auf den ganzen Körper übertragen habe 


und also die Fische nach oben, die Ichthyosaurier nach unten 


drückte. Den Nutzen dieser Tendenz erblickte er darin, daß 
die lungenatmenden Ichthyosaurier leichter als Wasser waren und 
deshalb ihren Körper nach unten, die Fische umgekehrt ihren 
spezifisch schwereren Körper nach oben drücken mußten. Dem- 
gegenüber machte Arızorn!) den meines Erachtens durchaus 
berechtigten Einwand, daßein einfacher aufwärts oder abwärts gerich- 
teter Vertikaldruck im Schwanz den Körper um seinen Schwer- 
punkt drehen und also dem Kopf die entgegengesetzte Bewegungs- 
richtung anweisen müßte. Hiernach wären also die Ichthyosaurier 
nach oben getrieben worden, was bei ihrer Leichtigkeit wohl 
kaum nötig gewesen wäre und erst durch andere Einrichtungen, 
wie die Stellung der Paarflossen, hätte kompensiert werden können. 
Unter diesen Umständen war eine unmittelbare physiologische 
Erklärung der epibatischen (Fisch-) und der hypobatischen 
(Saurier-) Flosse nicht gewonnen. 


AHLBORN’) betrat nun einen anderen Erklärungsweg, indem 
er aus der Technik des Ruderns für die Fischform den. Vorteil 
ableitete, das Hauptruder des Schwanzes immer im Wasser frei 
bewegen zu können, es also bei oberflächlich schwimmenden 
Formen nicht aus dem Wasser hinaus in die Luft und bei boden- 
bewohnenden Formen nicht auf den Boden zu schlagen, sondern 
es bei jeder Seitenbewegung sofort durch das schwächere Schwanz- 
segel in das eigentliche Fahrwasser hineindrücken zu lassen. 
AHLBORN konnte unter diesem Gesichtspunkt die gleiche Erklärung, 


') Sitz.-Ber. Kgl. preuß. Akad. Wiss., Berlin. 15. Nov. 1894, 8. 1. 


?) Uber die Bedeutung der Heteroberien und ähnlicher Schwanz- 
formen schwimmender Wirbeltiere für die Ortsbewegung. Zeitschr. f. 
wissenschaftl. Zoologie 61 1. Leipzig 1895. 


Rekonstruierte Seitenansicht von Ichthyosaurus quadriseissus aus dem oberen Lias von Württemberg. 


an). 


die für die Reptilien galt, auch für die oberflächlich schwimmenden 
Flugfische mit stärkerem unteren Schwanzsegel anwenden. 

Ich möchte diesem Gedankengange von AHLBORN ausdrücklich 
beipflichten und ihm auch in der Annahme folgen, daß die Be- 
wegungsrichtung des ganzen Körpers nicht nur durch die wechselnde 
Stellung der Paarflossen, sondern auch z. B. bei den Ichthyo- 
sauriern durch die Abflachung des Schädeldaches mitbestimmt 
wird. also nicht als ein einfacher Einzelprozeß erklärt werden 
kann. 

Es scheint mir aber neben den physiologischen auch noch 
ein morphologisches Moment hierbei in Betracht zu kommen. 
Es ist unleugbar, daß die Abweichungen, die die Fische von der 
epibatischen Flossenbildung zeigen (Flugfische, Siluriden) sich in 
sehr engen morphologischen Grenzen halten, und jedenfalls bei 
den Fischen die epibatische, bei den Sauriern die hypobatische 
Ausbildung des Schwanzes den Ausgangspunkt weiterer Differen- 
zierungen bilden, die in beiden Fällen schließlich als Norm eine 
gleichförmige Ausbildung des unteren und oberen Schwanzflossen- 
randes resultieren lassen. Ähnliches ist auch von L. Dorro!) 
an der Entwicklung des Dipnoerschwanzes erläutert worden, der 
zuerst heterocerk war und dann sekundär amphicerk wurde. 
Daraus scheint mir hervorzugehen, daß die physiologisch zweck- 
mäßigste Ausbildung des Schwimmschwanzes, von nebensächlichen 
Spezialisierungen abgesehen, weder epibatisch noch hypobatisch, 
sondern „isocerk* ist, daß also wohl atavistische Hindernisse 
vorhanden waren, die erst überwunden werden mußten, bis die 
zweckmäßigste Propulsivform des Schwanzes hier wie da resultierte. 


Diese atavistisch ererbte Anlage der Schwanzform scheint 
mir nun bei den Fischen und bei den Sauriern diametral ver- 
schieden gewesen zu sein und dadurch bestimmend für deren epi- 
und hypobatische Ausbildung geworden zu sein. 

Die ältesten Fische, die wir kennen, sind zweifellos schlechte 
Schwimmer gewesen. Indem sie aber ontogenetisch an die Kiemen- 
atmung niederer Vorfahren anknüpften und deshalb im Wasser 
als solchem sofort wieder heimisch waren, konnten sie das Meer 
bezw. das Wasser vom Boden aus erobern. Die Reptilien, die 
in sehr viel späterer Zeit ins Wasser zurückgingen, nachdem 
sie bereits ausgesprochene Landtiere mit abwärts gekrümmtem 
Schwanz geworden waren, sind zweifellos von oben her in das 
Wasser gegangen. Während nun bei den bodenbewohnenden 
Fischen die oben genannten Faktoren eine Anfbiegung des 


') Lovis Doro: Sur la phylogenie des dipneustes. Bull. Soc. 
Belge de G£ol. etc. 9 S. 79. Brüssel 1895. 


| 
| 
| 


RL AR 


Schwanzes nötig machten, bewirkte dasselbe Moment bei den 
pelagischen Sauriern umgekehrt eine direkte Ausnützung der 
vorhandenen Abwärtskrümmung und damit die Entstehung eines 
oberen Flossensegels. 

Übrigens scheint mir für die Ausgestaltung aller Schwanz- 
enden zur Schwanzflosse der Umstand maßgebend zu sein, daß 
der Hauptdruck eines seitlich komprimierten Schwanzes wegen 
dessen aktiver Muskulierung und passiver Beweglichkeit in einiger 
Entfernung vom Schwanzende erfolgen muß, und deshalb entweder 
wie bei den Coelacanthinen oben und unten vor dem Schwanz- 
ende (der Pinselflosse) ein Schwanzsegel entsteht, oder daß nur 
oben (Schwimmreptilien) oder unten (ältere Fischtypen) ein Segel 
zur Ausbildung gelangt. Demgemäß wird auch bei den älteren 
Ichthyosauriern das dorsale Schwanzsegel noch kleiner gewesen 
sein, etwa so wie wir das durch die Darstellungen von EB. FRAAS 
bei den Thalattosuchiern kennen gelernt haben. !) 

Bei dem im Münchener paläontologischen Museum befind- 
lichen Ichthyosauriden-Schwanz von SOLENHOFEN ist das dorsale 
Segel dem vertebral gestützten Ventralsegel ungefähr gleich, der 
Schwanz also nahezu isocerk. Zwischen diesem höchsten Stadium 
der Schwanzausbildung und dem für die älteren triadischen 
Mixosauriden vorausgesetzten Stadium werden die liasischen 
Ichthyosaurier etwa die Mitte gehalten haben. Das versuchte 
ich durch den Umriß des Schwanzes entsprechend den bisher 
bekannt gewordenen Funden von Holzmaden zum Ausdruck zu 
bringen. 

Der Größenunterschied der Schulter- und Beckenflosse ist 
sehr beträchtlich, indem die vorderen Paarflossen die hinteren bei den 
liasischen Ichthyosauriern um mehr als die Hälfte, bei den ober- 
jurassischen um das Dreifache überragen. Auch darin prägt sich 
die Anpassung an die Schwimmleistung aus, denn bei den Fischen 
ist nur das vordere Flossenpaar beim Schwimmen von wesentlicher 
Bedeutung; die hinteren Extremitäten sind nicht nur meist sehr 
viel kleiner als die vorderen, sondern können auch ganz ver- 
schwinden oder sich weit von ihrem normalen Platze entfernen. 
Es ist das beiläufig bemerkt einer der Gründe, weshalb ich den 
Typus der Wirbeltierorganisation nicht von dem Fischtypus ab- 
leiten möchte, weil bei dessen Funktion zu der Entstehung der 
zwei Extremitätenpaare des Wirbeltierkörpers keine Veranlassung 
vorlag.”) Wie wenig die hinteren Flossen auch für marin lebende 


!) EB. FrAAS! Die Meer-Crocodilier (Thalattosuchia) des oberen 
Jura. Paläontographica 49. 1902. S.-A. S. 60. 

?) O. JAEKEL! Über die Stammform der Wirbeltiere. Sitz.-Ber. 
Ges. naturforsch. Freunde. Berlin 1896. S. 109. 


Bar. 


Tetrapoden als hintere Flossen notwendig sind, lehren die Wale 
und auch die Seehunde, bei denen sie zur Bildung einer Schwanz- 
flosse zusammengelest sind. Es würde mir auch nicht auffällig 
erscheinen, wenn sich fände, daß die jüngsten Ichthyosaurier der 
Kreide wie die Wale ihre Beckenflossen ganz obliterieren ließen. 

Der Schwanz ist das Hauptbewegungs- und Steuerorgan 
guter Schwimmer, die große dorsale Mittelflosse die Richtungs- 
flosse beim geraden, und die beiden Brustflossen die Richtungsflossen 
bei wechselnden Schwimmbewegungen eines derartig vollendeten 
Schwimmkörpers. Der Übergang unserer Dampfschiffe von dem 
zweiseitigen Radsystem zu dem des terminalen Propellers ver- 
anschaulicht auch hier die Bedeutung, die das Schwanzende bei 
schneller Bewegung gegenüber den paarigen Brustflossen gewinnt. 
Die Zuspitzung des Kopfes, die bei den Ichthyosauriern fast aus- 
schließlich durch die Verlängerung der Praemaxillen bewirkt wird, 
ist eine mehr passive Reaktion des Körpers auf den Wasserdruck 
bei schneller Bewegung und daher auch in seinen verschiedenen 
Ausbildungsformen bei Ichthyosauriern ein äußeres Kennzeichen 
ihrer Schwimmfähigkeit und berechtigt zu weiteren Schlüssen auch 
über den Grad correlativer Ausbildung der oben besprochenen 
Organe. Daß dabei auch die schnelle Erfassung der Nahrung 
in Betracht zu ziehen ist, hat schon E. FraAas betont, aber ich 
glaube, daß schon ein Vergleich mit den Fischen lehrt, daß 
diesem letzteren Moment nur eine sekundäre Bedeutung als Aus- 
nutzung eines gebotenen Vorteils zukommt. 

Die besondere Form der Brustflosse unterlag einerseits einer 
orthogenetischen und endemischen Anpassung an das Wasserleben 
im Allgemeinen, insofern sich die proximalen Armteile von den 
Mixosauriern der Trias aus bis zu den Formen der Kreide all- 
mählich verkürzten, die distalen aber verbreiterten und durch 
Hyperphalangie vermehrten. Ich stimme auch in dem Punkte mit 
Es. Fraas überein, daß man der verschiedenen Länge der 
Schnauze keinen besonderen systematischen Wert beimessen darf; 
dagegen würde ich andererseits die Spezialisierung der Paar- 
flossen in Breit- und Schmalflosser durch Aufstellung besonderer 
Gattungstypen etwa unter den Namen Eurypterygius und Steno- 
pterygius systematisch schärfer betonen, da es sich allem An- 
schein nach hier phylogenetisch um getrennte Formenreihen 
handelt. Auch für den Ichthyosaurus longerostris würde ich 
vorschlagen, eine besondere Gattung aufzustellen, die sich von 
den übrigen Ichthyosauriern ebenso unterscheiden würde wie 
Asptdorhynchus von Belonostomus unter den Lepidosteiden. 

Im Schultergürtel nehme ich die Existenz eines Suprascapu- 
lare') an, da das obere Ende des Scapulare so ausgebildet ist, 


ae 


daß der einstige Ansatz eines oberen Stückes, wenn auch in 
knorpliger Persistenz, wahrscheinlich ist. In der gesamten Aus- 
bildung des Schulterapparates stehen die Ichthyosaurier den 
Nothosauriern, Mesosauriern und Plesiosauriern nahe, insofern sich 
bei allen diesen guten Schwimmern der Schultergürtel durch 
mediane Vereinigung und Vergrößerung der ventralen Elemente 
wesentlich auf der Brustfläche spezialisiert hat. Indem sich 
vorn der claviculare und hinten ein coracoidaler Bogen zwischen 
den beiderseitigen . Schultergelenken ausspannen, wird der Zug 
der Brustflossen auf der Brustfläche in ähnlicher Weise aus- 
geglichen wie bei den Flugsauriern und Vögeln, bei denen die 
Verknöcherung des Sternums den Coracoiden als Stützpunkt zu 
Hilfe kommt. 

In der Loslösung des sehr reduzierten, aber immerhin noch 
dreistrahligen (Iium, Ischium, Pubis) Beckens von der Wirbel- 
säule dokumentieren die Ichthyosaurier eine wesentlich stärkere 
Anpassung an das Schwimmleben als die oben genannten Saurop- 
terygier und lehren uns zugleich, wie sich derselbe Reductions- 
prozeß bei den Cetaceen vollzogen haben mag. Wenn man be- 
denkt, daß die Coccosteiden noch ein vertikal stark entwickeltes, 
ventral nach vorn und hinten ausgebreitetes Beckenskelet be- 
saßen, so möchte man ıeinen, daß auch die sonstige Reduktion 
des Beckenskeletes bei den Fischen durch diese Analogie der 
Ichthyosaurier eine weitere Aufklärung erführe. Es wäre sehr 
interessant zu erfahren, ob ältere Mixosaurier der Trias noch ein 
sacral aufgehängtes Becken besaßen. Es. FraAAs gibt übrigens 
an, daß die Ichthyosaurier des oberen Lias nur noch zwei Becken- 
elemente jederseits besaßen, ich kann dem aber nicht beipflichten, 
da ich an verschiedenen Exemplaren des Berliner Museums je 
3 Elemente, schmale nach oben gerichtetete Ilia, proximal und 
distal verbreiterte Ossa pubis und rückwärts gewandte, mehr ovale 
Ischia beobachtet habe. Ich habe diese Teile deshalb auch in 
normaler Zahl und Lage dargestellt. | 

In der Darstellung des Schädels habe ich die einzelnen 
Elemente schärfer, als dies .bisher geschah, gesondert. Auf die 
langen Praemaxillen folgen rückwärts am Kieferrand die schmalen 
Maxillaria.. Über den dreieckigen Nasenlöchern treten die 
Nasalia seitlich etwas vor; an diesen Fortsatz mag sich wohl 
eine Hautklappe zum Verschluß der Nasen angesetzt haben. Die 
schmale Brücke zwischen dem Nasenloch und der Augenhöhle 
wird gebildet durch die Praefrontalia und Lacrymalia; ich be- 
merke dabei, daß mir vergleichende Studien über den Schädel- 
bau der Säugetiere und Reptilien wahrscheinlich machen, daß das 
sogenannte Praefrontale der Reptilien dem Lacrymale der Säuge- 


tiere entspricht, wie es durch die Untersuchungen von JoH 
Koger!) charakterisiert worden ist. Über den großen Orbita 
liegen median die Frontalia, die an ihrer hinteren Grenze zu- 
sammen mit den Parietalia das große Scheitelloch umschließen. 
Eine dorsale Ansicht dieser Teile habe ich kürzlich an anderer 
Stelle gegeben?). Rückwärts im Oberrand der Orbita liegen die 
Postorbitalia, an ihrem Hinterrand die schmalen Postorbitalia, an 
die sich unten die Jugalia anschließen, die den Unterrand der 
Augenhöhle bilden. Von besonderer Wichtigkeit für die syste- 
matische Stellung der Ichthyosaurier ist die Ausbildung ihrer 
Schläfenregion. Die obere Schläfengrube, die hier in der Seiten- 
ansicht nur angedeutet werden konnte, wird ganz normal medial 
von den Parietalien, vorn und seitlich von den Postfrontalien und 
rückwärts von den Squamosa umgeben. In unserer Seitenansicht 
‚bilden die Squamosa die Ecke hinter der oberen Schläfengrube. 
Nach unten schließt sich rückwärts — die seitliche Schädelecke 
bildend — das Quadratojugale an, das sich am Kieferrand vorn mit dem 
Jugale verbindet. Zwischen diesem Quadratojugale, das am 
Unterkiefergelenke liegt, dem Squamosum, dem Postorbitale und 
dem Jugale liegt nun ein relativ breit ausgedehnter Knochen, 
das Supratemporale, welches keinerlei untere Schläfengrube frei 
läßt und durch die Ausdehnung der Augenhöhlen durchaus nicht 
zusammengedrängt ist. Ich kann deshalb diese Art der Skeletie- 
rung der Schläfenregion nur als einfachen Jochbogen bezeichnen 
und der Ansicht von OsBorn°) nicht beitreten, daß die Ichthy- 
osaurier modifizierte Diapsidier seien. Ihrem Schädel nach 
sind die Ichthyosaurier meines Erachtens synapsid im Sinne 
Ösgorns, und ich möchte glauben, daß auch die sonstigen Ver- 
hältnisse ihres Skeletbaues, wie z. B. die geschlossene Skeletie- 
rung des Unterkiefers, der Bau ihres Schultergürtels und ihrer 
Wirbel, uns sehr wohl gestattet, die Ichthyosaurier mit den 
Nothosauriern und Plesiosauriern in einem Formenkreis zu belassen. 

An der Debatte beteiligten sich die Herren SoLGER und Bere. 

Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


v. w. 0. 
BRANco. JAEKEL. ZIMMERMANN. 


') Vergleichend anatomische Beiträge zur Geschichte des Tränen- 
beines, Stuttgart. (E. Koch) 1879. 

?) Uber die Epiphyse und a Sitz.-Ber. Ges. natur- 
forsch. Freunde Berlin 1903. S. 34. Fie. 

°) The Subelasses Diapsida and Syaäpsidh and the early history 
. the Diaptosauria. Mem. Amer. Mus. Nat. Hist. 1. No. 8. New 
(ork 1903. 


4. Protokoll der April-Sitzung. 


Verhandelt Berlin, den 6. April 1904. 


Vorsitzender: Herr DATHR. 


Das Protokoll der März-Sitzung wurde verlesen und ge- 
nehmigt. 

Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Dr. Hess von WıcHporFrr, Berlin, Kgl. Preuß. 
Geologische Landesanstalt, 
vorgeschlagen durch die Herren ZiırkEeL, DATHE 
und ZIMMERMANN; 
Herr N. H. Darron, Washington, D. C., U. S. Geological 
Survey, 
vorgeschlagen durch die Herren FrAAs, BrANco 
und ZIMMERMANN. 

Der Vorsitzende teilte mit, daß vom 14.—19. August d. J. 
in Bern der VI. internationale Zoologenkongreß stattfindet und 
daß dazu cin Einladungsschreiben an die Gesellschaft ein- 
gegangen ist. | 

Alsdann wurden vom Vorsitzenden außer den im Austausch 
eingegangenen Zeitschriften nachstehende, von den Autoren als 
Geschenk für die Bibliothek der Gesellschaft eingesandte Bücher 
und Schriften vorgelegt und besprochen: 

R. BÄrTLING! Die Molasse und das Glacialgebiet des Hohenpeißen- 
berges und seiner Umgebung. S.-A. a. d. Geognost. Jahreshefte 
München. 

F. CuLAPOwSKI:: O znachodzeniu kilku gatunköw wzlednic odmian 
stonia w nizu potnocnoniemieckim i polskim. Osbitka z Rocznika 
Towarzystwa Przyjaciöl Nauk Poznänskiego. Rocznik. 30. 1903. 

E. KAISER! Die geologisch-mineralogische Literatur des Rheinischen 
Schiefergebirges und der angrenzenden Gebiete für die Jahre 
1887—1900. 1. Teil: Chronologisches Verzeichnis. 2. Teil: Sach- 
register, Kartenverzeichnis, Ortsregister. Nachträge. S.-A. a. d. 


Verhandl. naturhist. Ver. d. preuß. Rheinlande, Westfalens u. d. 
Reg.-Bez. Osnabrück. 59. 1902 u. 60. 1903. 


3 


Bun 


CHR. TARNUZZER! Geologische Verhältnisse des Albulatunnels.. Mit 
einem geologischen Längenprofil 1:10000 und einem Bahnprofil. 
S.-A. a. d. 46. Jahresber. d. Naturf. Ges. Graubündens. 

F. WAHNSCHAFFE: Neuere Theorien über Gebirgsbildung. S.-A. a. 
d. Programm d. k. Bergakademie Berlin für das Studienjahr 
1903— 1904. 


Herr P. KRUSCH sprach über: Die Zusammensetzung 
der westfälischen Spaltenwässer undihreBeziehungen 
zur recenten Schwerspatbildung. 

Da ich mit einer ausführlichen Arbeit über denselben 
Gegenstand für das Jahrbuch der Königlichen Preuß. Geologischen 
Landesanstalt und Bergakademie beschäftigt bin, begnüge ich 
mich hier mit einem kurzen Referat. 

I. In einem Vortrag, den ich vor zwei Jahren in der Deutschen 
Geologischen Gesellschaft hielt (s. Diese Zeitschr. S. 189), be- 
bandelte ich die Ausfüllung der Querverwerfungen des produktiven 
Carbons Westfalens und ihrer südlichen bis ins Devon nachweis- 
baren Fortsetzungen. Der Inhalt des Vortrages war kurz fol- 
gender: Es ist seit langem bekannt, daß eine Reihe der west- 
fälischen Querverwerfungen im Devon als Erzgänge entwickelt sind, 
die Bleiglanz und Zinkblende neben vorzugsweise Quarz als Gang- 
art führen. Eine auffallende Erscheinung ist deshalb, daß die- 
selben: Spalten im Carbon viel Schwerspat und untergeordneter 
Erz und Quarz enthalten. 

. Diese frühere reichliche Schwerspatbildung führt unwillkürlich 
hinüber zu den verhältnismäßig wenigen Stellen, wo wir noch 
heut die Entstehung dieses Minerals beobachten können, d. i. 
z. B. auf dem Kgl. Steinkohlenbergwerk ‚ver. Gladbeck und den 
Zechen Graf Moltke und König Ludwig. Namentlich auf der erst- 
genannten Zeche ist der vom Bergmann höchst ungern gesehene 
Absatz so reichlich, daß in kurzer Zeit einzelne Wasserlutten 
u. Ss. w. vollständig mit Schwerspat ausgefüllt werden. 

Schon in dem ersten Vortrag wies ich darauf hin, daß die 
Stellen der recenten Schwerspatbildung nicht regellos über das 
sanze Steinkohlenbecken verteilt sind, sondern im oder. in der 
Nähe des unterirdischen Verbreitungsgebietes des Buntsandsteins 
und des Zechsteins liegen. 

II. In den letzten zwei Sommern hatte ich Gelegenheit, 
sowohl selbst umfassende Untersuchungen von Spaltenwässern 
vornehmen zu lassen als auch die Resultate der Zechen zu 
sammeln, die mir von vielen Direktionen in liebenswürdigster 
Weise zur Verfügung gestellt wurden. 

Nach Ausscheidung vieler, aus den mannigfachsten Gründen 
unbrauchbarer Analysen zeigte eine Zusammenstellung der übrigen, 


daß die Spaltenwässer Westfalens ihrer Zusammensetzung nach 
in von einander verhältnismäßig scharf getrennte Gruppen zu- 
sammengefaßt werden können und zwar vorzugsweise durch das 
Auftreten bestimmter Säuren; die Basen sind überall mehr oder 
weniger gleich bis auf das Baryum, welches eine besondere Rolle 
spielt und nur ganz vereinzelt auftritt. Aus diesem Grunde 
eignet sich neben den Säuren auch das Baryum zur Einteilung. 


Die charakteristischen Merkmale der aaa Gruppen‘ sind 


1) H» SO: und HC] 

2) CO2 gebunden, Ha S0O4 und HCl 

8) HCl und Ba 

4) HCl in sehr geringer Menge mit nur ganz wenig Basen. 
5) Soolquellen oft mit viel freier COs». 


Die Analysen von Bachwässern stimmen mit denjenigen der 
Gruppen 1, 2 und 4 überein, eine Erscheinung, die ganz natür- 
lich ist, da wir es in den meisten Fällen da, wo das Prod. 
Carbon die Oberfläche bildet, mit Spaltenquellen zu tun haben. 


Der Vollständigkeit halber soll hier noch erwähnt werden, 
daß in einem beschränkten Gebiete im nördlichen Teile des 
westfälischen Steinkohlenbeckens: Spalten im Kreidemergel nicht 
mit Wasser, sondern mit gasförmigen Kohlenwasserstoffen an- 
sefüllt sind, die bei einzelnen Tiefbohrungen zu Explosionen 
geführt haben. | AR 

Was nun die Häufigkeit der Spaltenwässer von. der .an- 
gegebenen Zusammensetzung, abgesehen von den Soolquellen und 
von 4, auf die ich hier nicht näher eingehen will, anbelangt, so 
sind diejenigen der Gruppe 2 am verbreitetsten (°/s aller Analysen); 
ungefähr 1/3 aller Analysen fallen unter Gruppe I und nur !/s 
unter Gruppe 3. Die Zahl der erbohrten Soolquellen konnte ich 
nicht genau feststellen, da mir nur zum geringen Teil das 
Material zur Verfügung stand. 

Abgesehen von den Soolquellen und von den Baryum haltigen 
Wassern, sind die Quellen der übrigen Gruppen regellos über 
das westfälische Steinkoblengebirge verteilt. 

Besonders interessant ist die Bestätigung der Tatsache, 
daß der Baryumgehalt so gut wie beschränkt auf das 
Gebiet. ist, in welchem sich zwischen die Kreidedecke 
und das Prod. Carbon Buntsandstein und Zechstein ein- 
schieben. 

III. Auf dem Kgl. Steinkohlenbergwerk ver. Gladbeck hatte 
ich im letzten Sommer infolge eines amtlichen Auftrages Ge- 
legenheit, die Herkunft der Schwerspat absetzenden Wässer .ge- 
nauer zu untersuchen, eine Aufgabe, in der ich von Herrn 


3% 


BT 


Bergwerksdirektor Jonow in der liebenswürdigsten und weit- 
gehendsten Weise unterstützt wurde. 

Der Schwerspatabsatz von Gladbeck enthält fast 95 .Proz. 
Ba S04 mit etwas Sr SO und wenig Ca CO3. 

Das Profil der Gladbecker Schächte zeigt — soweit es uns 
interessiert — die hellen und dunkeln Mergel und den liegenden 
Grünsand der Oberen Kreide über den Sandsteinen und Letten 
des Buntsandsteins, welcher vom Zechsteinkalk, der dem Kupfer- 
schiefer entsprechenden, bituminösen Mergelschicht, und dem 
Zechsteinkonglomerat unterlagert wird. 

Beiläufig soll hier erwähnt werden, daß die beiden untersten 
Glieder nach den Untersuchungen im Laboratorium der Kgl. Geol. 
Landesanstalt und Bergakademie jedes Kupfergehaltes entbehren. 
Es liegt also hier die englische Ausbildung des Unteren Zech- 
steins vor. 

Da ich die Vermutung hatte, daß wir es mit zwei ver- 
schieden zusammengesetzten Spaltenwässern zu tun haben, hatte 
die Grubenverwaltung die Liebenswürdigkeit, auf meinen Vorschlag 
alle 3—5 m Proben von Spaltenwässern unmittelbar aus den 
Schachtstössen abzufangen und dieselben auf Baryum, bezw. 
Schwefelsäure untersuchen zu lassen. Das Ergebnis war ein 
hochinteressantes. Es ergab sich, daß die Wässer im Bunt- 
sandstein das Baryum führen, während die Schwefelsäure, 
die im allgemeinen in allen Schichten des Gebietes in Spalten 
vorkommt, hauptsächlich den Gesteinen im Liegenden des Bunt- 
sandsteins entstammt. 

Erst nach der Vereinigung der beiden verschieden zu- 
sammengesetzten Spaltenwässer treten Baryum und Schwerspat 
zusammen, und erst dann ist die Möglichkeit zur Schwerspat- 
bildung vorhanden. 

Die enge Beziehung zwischen Baryum und Buntsandstein 
haben wir auch an andern Stellen Deutschlands, ich erinnere 
z. B. an die Schwerspatgänge im Zechstein und Buntsandstein 
Thüringens, am Harzrande u. s. w. 

Inbezug auf die Form, in welcher das Baryum im Bunt- 
sandstein auftreten kann, ist uach meiner Meinung an zweierlei 
zu denken, nämlich einmal an den Baryumgehalt von Feldspäten, 
die im Buntsandstein enthalten sein können, oder an Baryum- 
carbonat, welches als Bestandteil anderer Carbonate im Sandstein 
auftreten kann. 

IV. Wenn man die Mengen, in denen die einzelnen Metalle 
in den Spaltenwässern vorhanden sind, in Betracht zieht, so 
steht zweifellos Baryum an letzter Stelle; trotzdem spielt es bei 
den recenten Absätzen die größte Rolle. Die Ursache ist in der 


| 
/ 


=. OR 


schweren Löslichkeit des Schwerspats zu suchen, der leicht aus- 
fällt, sobald beide Bestandteile zusammentreffen, und, einmal ab- 
gesetzt, nur sehr selten wieder in Lösung geht. Wir haben also 
hier wieder einen Beweis für die Beobachtung, daß die Häufig- 
keit im Auftreten der aus wässeriger Lösung ent- 
standenen Minerale nicht proportional der Menge der 
in der Minerallösung enthaltenen Bestandteile ist, 
sondern abhängt von dem Grade der Unlöslichkeit der 
chemischen Verbindung, die sie darstellen. 

In der Einleitung wurde gezeigt, daß der Schwerspat auf 
den westfälischen Querverwerfungen ‚häufig ist und weit nach 
Süden reicht (z. B. Zeche Gottessegen bei Löttringhausen). Im 
Gegensatz hierzu haben wir den recenten Schwerspat lediglich im 
und in der Nähe des heutigen Buntsandsteingebietes ja bei Glad- 
beck direkt gebunden an diese Formation. Hier liegt der 
Schluß nahe, daß früher zur Zeit als sich der Schwer- 
spat auf den Querverwerfungen bildete, die Bunt- 
sandsteindecke weiter nach Süden reichte. 

Einer Erklärung bedarf außesdem die oben ausgeführte Ver- 
sehiedenheit der Spaltenausfüllung im Devon (Quarz und Erz) im 
Gegensatz zu derjenigen im Carbon (Schwerspat und untergeordnet 
Quarz und Erz). 

Da die Teile der Spalten, die als Erzgänge im Devon aus- 
gebildet sind, naturgemäß ursprünglich tiefere Niveaus dar- 
stellen als die im Carbon befindlichen Spaltenausfüllungen, liegt 
zunächt die Annahme von primären Teufenunterschieden 
nahe. In großer Tiefe bei hohem Druck schied Quarz aus der 
Lösung, während vielleicht die komprimierte Kohlensäure Baryum 
als Bicarbonat in Lösung erhielt; Baryum konnte dann erst in 
höheren Niveaus zur Ausscheidung kommen. 

Es ist aber auch die Möglichkeit vorhanden, daß im Laufe 
der geologischen Zeiträume eine Änderung in der Zusammen- 
setzung der Spaltenwässer eintrat und zwar derart, daß die 
heute Erzgänge im Devon darstellenden Teile der ausgefüllten 
Spalten schon vor der Zufuhr des Baryums gebildet wurden (viel- 
leicht im Spätcarbon), während das Baryum frühestens zur 
Buntsandsteinzeit in die Spaltenwasser gelangte. 


Im Anschluß hieran erhebt sich eine Debatte zwischen den 
Herren BEYSCHLAG, ZIMMERMANN und dem Vortragenden über 
das Alter der Querverwerfungen rechts und links von der nieder- 
rheinischen Bucht. 

Herr ZIMMERMANN wies ferner darauf hin, daß auch in 
Östthüringen nur im Zechstein und ganz nahe südlich von seinen 


Ba 


Ausstreichen, also nahe der Buntsandsteinformation, Schwerspat- 
gänge aufsetzen, daß aber weiter entfernt davon die Gänge im 
Schiefergebirge fast durchgängig davon frei sind und dafür Quarz- 
füllung besitzen. 


Herr BEyYscHLAG hob die gleiche Analogie vom Harz 
hervor und erwähnte, daß das Vorhandensein von Baryum, wenn 
auch nur spurenhaft, an Bohrkernen aus thüringischem Buntsand- 
stein im Laboratorium der Kgl. Geol. Landesanstalt und Berg- 
akademie nachgewiesen ist. 


Herr PAUL GUSTAF KRAUSE sprach über neue Funde 
von Menschen bearbeiteter bezw. benutzter Gegen- 
stande aus interglacialen Schichten von Eberswalde. 
(Hierzu 1 Textfigur.) 


Im Jahre 1892 (bezw. 1893) veröffentlichte Vortragender 
bereits eine Mitteilung über derartige Funde.) Es waren die 
ersten, die überhaupt aus dem norddeutschen, glacialen Diluvium 
bekannt waren. Sie stammten ebenfalls aus der Eberswalder 
Gegend. Die drei damaligen” Beleg-Stücke wurden bei dieser 
Gelegenheit mit den neuen der Gesellschaft vorgelegt. 

Jener ältere Aufsatz schloß mit dem Wunsche, daß die 
gemachten Mitteilungen dazu dienen möchten, die Aufmerksamkeit 
der Forscher und Sammler in erhöhtem Maße auf Funde dieser 
Art zu lenken. 

Anfänglich schien es, als ob diese Gegenstände vereinzelt 
bleiben sollten. Erst im Jahre 1896 beschrieb dann W. Damss?) 
ein Schulterblatt eines Pferdes aus dem Interglacial von Berlin, 
das Spuren der Bearbeitung zeigen sollte. Dames focht in diesem 
Aufsatze die interglaciale Natur der Ablagerungen, aus denen 
meine Funde stammten, an. Daß übrigens hier bei Halensee wohl 
ganz analoge stratigraphische Verhältnisse herrschten wie im Ebers- 
walder Talzuge kam mir wohl damals schon in den Sinn. Ich 
hatte aber noch nicht die nötige Übersicht über diese Lagerungs- 
verhältnisse, um in meiner Entgegnung?) auch auf diesen Punkt 
eingehen zu können. Nachdem ich in der Zwischenzeit genugsam 
Gelegenheit gehabt habe, einschlägige Beobachtungen zu machen, 


) P.. G. KRAUSE: Über Spuren. menschlicher Tätigkeit atıs 
interglacialen Ablagerungen in der Gegend von Eberswalde. Archiv 
f. Anthropologie 22. S. 49—55 mit 3 Textfig. 

?) Über eine von Menschenhand bearbeitete Pferdeskapula aus 
dem Interglacial von Berlin. N. Jahrb. f. Min. 1896 1. S. 224—227 
mit 2 Textfig. 

®) P. G. Krause: Zur Frage nach dem Alter der Eberswalder 
Kieslager. N, Jahrb. f. Min. 1897 1. S. 192—198. 


IT ee 


stehe ich nicht an, jene Behauptung zu vertreten. Darüber, daß 
die dort angegebenen Reste von Oberem Geschiebemergel nicht als 
solche aufzufassen sind, ist wohl heutzutage ebensowenig jemand 
im Zweifel, wie darüber, daß dort die oberflächlichen Schichten 
nicht aus sog. Unterem Sand, sondern aus jungdiluvialem Sand 
(Terrassensand) bestehen. In meiner Entgegnung habe ich sodann 
“ den Nachweis zu führen versucht, daß die Damzsschen Einwände 
hinfällig sind. Hinsichtlich des einen der drei damals erwähnten 
Punkte!), an denen eine Überlagerung der Schichten durch 
Oberen Geschiebemergel - zu beobachten war, ‘möchte ich hier 
bei dieser Gelegenheit berichtigend bemerken, daß der im Wege- 
planum der „Neuen Promenade“ hinter dem „Landhause“ an- 
sefahrene Geschiebemergel, wie nachträglich bessere Aufschlüsse 
erkennen ließen, gegen die Sande und Kiese abstößt. Diese Er- 
scheinung, daß bisweilen inselartig aufragende Geschiebemergel- 
partieen mit senkrechten oder auch wohl etwas überhängenden 
Grenzflächen gegen Sande oder andere Bildungen abstoßen, ließ 
daher solange die andere Deutung zu, bis die Vergrößerung und 
Tieferlegung des Aufschlusses die richtige Auffassung der Lagerungs- 
verhältnisse ermöglichte. Dieser eine Punkt ‚schiede also aus 
meiner damaligen Beweisführung aus. 

Dem von Damzs beschriebenen Berliner Funde reihten sich 
dann im Jahre 1897 zwei weitere Fundstücke an, die G. Maas?) 
aus der großen Kiesgrube am Schilling bei Posen veröffentlichte. 

Trotzdem nun aus verschiedenen Gegenden derartige Spuren 
menschlicher Tätigkeit aus dem Diluvium Norddeutschlands bekannt 
geworden waren, blieb im allgemeinen die Aufnahme dieser Funde 
“ in der wissenschaftlichen Welt recht kühl. Selbst Horrnes sucht 
sie noch in seinem neuen Buche „Über den diluvialen Menschen 
in Europa“ (Braunschweig 1903, S. 7, Anm. 2) .als „viel zu 
geringe, zu isolierte und vor allem zu unsichere Spuren‘ ab- 
zuweisen. 

Einen neuen erfreulichen Aufschwung nahm dann unsere 
Kenntnis und Erkenntnis von diesen Dingen, als, angeregt durch 
die Untersuchungen französischer, englischer und belgischer 
Forscher (vor allem durch A. Ruror), A. Kuaarsch und 
Hanne®) an verschiedenen Punkten Norddeutschlands. (Rüders- 
dorf, Britz bei Berlin, Magdeburg) eine ganze Anzahl Feuerstein- 
Eolithen auffanden und beschrieben. 


.) & 2. 0.8. 195. 
eb zwei anscheinend. bearbeitete Gesteinsstücke aus dem 
Diluvium. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. für 1897. Berlin 1898. 
S. 32-35. 2 Textfig. 
%) Zeitschrift für Ethnologie 1903, 


BR 2 


Endlich hat dann noch O. Jarker!) solche von Freyenstein 
in der Mark bekannt gemacht. Leider sind aber hier die 
geologischen Verhältnisse noch nicht klar gestellt, so daß über 
das Alter dieser vorläufig nichts Sicheres feststeht. 

Seit meiner ersten Entdeckung jener Spuren menschlicher 
Tätigkeit im Diluvium habe ich diese Frage nicht wieder aus 
dem Auge verloren, aber mein Augenmerk richtete sich beim 
Sammeln doch immer auf die lamellenartigen Stücke (Eclats der 
Franzosen) mit Schlagmarken. Erst als ich durch den ver- 
storbenen Prof. BeusHAusen, der sich gelegentlich eines Auf- 
enthaltes in Brüssel auch mit diesen Dingen vertraut gemacht 
hatte, auf die zahlreichen, diesem Gegenstande gewidmeten Arbeiten 
Rurorts aufmerksam gemacht wurde, achtete ich nun auch auf 
die mit Schartungen (retouches) versehenen Stücke. So hatte 
ich denn schon früher eine Anzahl solcher Feuersteine gesammelt, 
vor allem aber in den letzten Wochen, durch die Ausstellung von 
Dr. Hanne in dem Museum für Völkerkunde veranlaßt, neue 
Aufsammlungen vorgenommen, die zu dem Ergebnis führten, daß 
ich Ihnen eine ganze Anzahl solcher retouchierten Stücke vor- 
legen kann. 

Bevor ich aber auf diese Stücke selbst eingehe, möchte ich 
noch erst über die beiden Fundpunkte einiges vorausschicken. 
Es kommt mir bei diesen Mitteilungen in erster Linie natürlich 
auf die geologischen Verhältnisse und deren Klarstellung an. 

Der eine Fundort ist die in meiner früheren Veröffentlichung 
bereits nach dieser Hinsicht geschilderte große Kiesgrube am 
Bahnhof Eberswalde. Hier hat man neuerdings, nachdem alle 
übrigen Kieslager ausgebeutet sind, westlich des Weges, der an 
der Südseite des Grundstückes der Eisenbahnhauptwerkstatt entlang 
zum Zainhammer führt, den Abbau eines neuen kleinen Kieslagers 
in Angriff genommen. Hier liegt der Kies mit Schrägschichtung 
unter einer Decke von etwa 2—3 m geschiebefreien Talsandes. 
Aus den unveränderten Wänden dieses Kieslagers habe ich die 
in Rede stehenden Eolithe herausgezogen. Nur zwei der Stücke 
waren aus der Kieswand herausgerollt und lagen frei auf dem 
Hange. Sie stammen aber auch zweifellos aus dieser Wand, 
denn der darüberliegende Talsand ist geschiebefrei und olıne 
Kalkgehalt. Diese beiden Stücke haben aber die bezeichnende 
Kalkkruste an sich, wie sie für Gerölle in dem ja sehr kalk- 
reichen Kies häufig ist. 

Könnte man an diesem Punkte den Einwand erheben, daß 
hier an Ort und Stelle kein Geschiebemergel die Fundstelle über- 


!) Über Feuerstein-Eolithe in der Mark. Ebenda. S. 830-838, 


a er 


lagere und daß die Auflagerung desselben in dem Einschnitt der 
Viktoriastraße noch ein ganzes Stück davon entfernt, wenn auch 
im selben Zuge gelegen sei, so läßt der neu zu besprechende 
zweite Fundpunkt über diese Lagerungsverhältnisse gar keinen 
Zweifel. Ich hatte ihn übrigens auch schon in meiner Entgegnung 
segen W. Damzs als beweisenden Aufschluß angeführt. Es ist 
die Kiesgrube hinter dem Wirtshaus „Zur Mühle“ am Eichwerder. 
Wir haben hier ebenfalls einen Aufschluß in der Hochterrasse 
vor uns. Die geologische Spezialkarte in 1:25000, Blatt Ebers- 
walde, an deren Östrande der Aufschluß liegt, gibt hier un- 
richtigerweise schon Hochfläche mit Unterem Sand an, während 
entsprechend der Nordseite des Talzuges auch hier erst etwa 
die 50 Meter Kurve den Rand des alten Beckens bezeichnet. 
Diese Ränder lassen sich auch deutlich nachweisen und liegen 
hier nicht bei 40 m, sondern etwa 10 m höher. Doch dies nur 
nebenbei. In einer anderen Arbeit werde ich Gelegenheit nehmen, 
auf die geologischen Verhältnisse der hiesigen Gegend eingehender 
zurückzukommen. 

Von diesem Aufschluß der Kiesgrube habe ich das folgende 
Profil aufgenommen, das nach einer Photographie und Skizze 
von mir durch Herrn M. Pürz gezeichnet ist (s. S. 44.) 


Zu unterst liegen fast schwebend feine, weiße, wohlgeschichtete 
Spatsande. Sie sind zwar im Bilde durch Abrutschmassen größten- 
teils verdeckt, reichen aber bis zur mittleren Abbausohle hinauf, 
wie man an einer Grube in derselben erkennen kann. 

Darüber folgt dann von der mittleren zur. oberen Abbau- 
sohle die Wand, in der sich hier die Eolithe fanden. Es sind 
das die schräg gestellten Kiesschichten (K, rechts im Bilde), 
aus denen sämtliche Stücke meist nahe der Oberkante dieser 
Schichten von mir eigenhändig entnommen sind. Diese gröberen 
Kiese lehnen sich nach links an Sande und an feine sandige 
Kiese, die schwach muldenförmig gelagert sind. Diese ganze 
Gruppe hat eine nahezu wagerechte Oberfläche, auf die sich 
zunächst eine schwache Steinsohle und darüber kreuzgeschichtete 
Sande legen. Diese Sande waren früher in Profilen, die ich im 
Jahre 1897 dort an der westlichen Wand der Grube aufnahm, 
stark gestaucht und in liegende Falten gelegt offenbar unter dem 
Einfluß des darüber hinwegschreitenden Eises. Darüber folgt 
dann im rechten (westl.) Teil des Profils ein hier etwa 0,5 m 
mächtiger Oberer Geschiebemergel, der nach einer leider durch 
Abrutsch verdeckten Stelle links am Rande des Profils mehrere 
Meter Mächtigkeit erreicht und der hier sich napfartig ein- 


senkenden Oberfläche der Sande und Kiese folgend tiefer hinab- 


JE 


Nach W von dieser durch besondere Mächtigkeit aus- 


zieht. 


indem er ein kleines Kies- 


gezeichneten Stelle gabelt er sich, 


‘ossnyaspuy um Sund9pugssunysry Hut Jouyarazagq NIT uayur Aop UL HLurT 99[oy9L14S93 HL 


‚uopyosneqqy puis IJJ “II I Vsoıy = y "opuesyedg (puroF) S '"Azoq SF "TOFA9WagILyIS9H 2140 = up 


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von denen die untere 


’ 


und Sandlager umschließt, in zwei Bänke 


noch ein ganzes Stück weit zu verfolgen ist, bis sie durch Ab- 


rutsch verdeckt wird. 


N ee 


Von geologischem Belang ist in diesem Aufschlusse noch, daß 
in dem eben erwähnten, vom Geschiebemergel eingeschlossenen 
Lager an der Grenze zwischen Sand und Kies ein schwaches Ge- 
schiebemergelbänkchen sich einschiebt, das zu oberst nur einige 
Zentimeter stark aus einem matt roten Geschiebemergel besteht, wie 
ich ihn wohl im „alten Grund“ bei Rüdersdorf und an der Küste 
bei Palmnicken (Samland) gefunden, in hiesiger Gegend aber noch 
nicht gesehen habe. Dieses Bänkchen liegt unmittelbar auf einem 
etwas stärkeren des gewöhnlichen braungelben Mergels. 

Daß diese Geschiebemergelbank nun wirklich auch über das 
ganze Kieslager hinwegging, das ließ sich mit völliger Sicherheit 
Schritt für Schritt mit dem Vorgehen des Abbaues verfolgen. 

Diese Geschiebemergeldecke findet sich meist dicht unter 
der Oberfläche auch weiterhin in der Gegend. Sie hat aber 
durch kleine Erosionstäler, in die sie sich nicht hineinzuziehen 


‚scheint, eine Zergliederung erfahren, die beweist, daß jene 


Tälchen erst nachträglich entstanden sind. 
In diesen Kiesen sind übrigens nach Angabe der Arbeiter 
auch mehrfach größere Knochen gefunden, die natürlich auf die 


großen diluvialen Säuger zu beziehen sind. 


Wenn wir uns nun die Kiese selbst genauer ansehen, so 
muß Jedem, der mit Aufmerksamkeit darin sammelt, auffallen, 
daß alles übrige Gesteinsmaterial von Silikat- oder Sedimentär- 
Gesteinen in mehr oder weniger schön abgerollter und gerundeter 
Form darin vertreten ist. Dagegen sind die unmittelbar der 
Kreide entstammenden Feuersteine in auffallender Menge als 
mehr oder weniger scharfkantige Bruchstücke vorhanden, während 


die sog. Wallsteine, jene aus einem zerstörten eocänen Konglo- 


merat stammenden Feuersteine, die auch nicht selten sind, nur 
vereinzelt einmal als Bruchstücke vorkommen, sonst immer ge- 
rundet sind. 

Wenn man nun diese Feuersteinscherben aus der Kieswand 
an einer geeigneten Stelle — am besten nahe der Oberkante —- 
absammelt, dann wird man in der Regel bald das eine oder 
andere darunter finden, das deutliche Spuren der menschlichen 
Tätigkeit in Gestalt von Abspleissungen längs einer Kante zeigt. 

Es ist mir selbst gelungen, eine Anzahl solcher Eolithe 
hier zu entdecken. Ich habe mich bei der Bestimmung und 
Untersuchung dieser Gegenstände der liebenswürdigen Unter- 
stützung des Herrn EpuAarp Krause, Konservators am Kgl. 
Museum für Völkerkunde in Berlin, zu erfreuen gehabt, der die 
von mir bereits als Eolithe erkannten Stücke als solche bestätigte 
und mich noch auf eine weitere Anzahl von solchen darunter 


-aufmerksam machte, deren Bearbeitung ihm ebenfalls. zweifellos 


en, 


schien. Es sei mir gestattet, genanntem Herrn auch an dieser 
Stelle hierfür wie auch für mancherlei andere wertvolle Hin- 
weise ebenso wie Herrn Dr. Hanse-Magdeburg meinen verbind- 
lichsten Dank auszusprechen. 

Unter den gesammelten und vorgelegten Stücken lassen sich 
zunächst solche unterscheiden, die nur Abspleissungen durch 
Gebrauch, wie sie eine scharfe Kante erfährt, zeigen, und solche, 
die auf absichtliche Bearbeitung hinweisen, indem man eine 
stumpfe Kante durch Abspleissungen zugeschärft hat. Was die 
Formen der Eberswalder Eolithe betrifft, so lassen sich darunter 
Rundschaber, Hohlschaber und messerartige Schaber unterscheiden. 
Letztere sind entweder mit nur einseitiger Schartung der Kante oder 
mit entgegengesctzter, dann immer rechtsseitig liegender Dengelung, 
wie man die retouche auch wohl verdeutscht hat, versehen. Unter 
den Hohlschabern finden sich auch einige, bei denen die Schab- 
flächen rechts und links von einer in der Mitte stehen gebliebenen 
Spitze liegen. Es sind dies kleinere Stücke, die wohl mit ihrer 
Spitze als pfriemenartige Instrumente verwendet worden sind. Außer 
diesen Formen finden sich dann auch noch lamellenartige Stücke 
(&clats) mit Schlagflächen und Schlagmarken, sowie nucleusartige, 
von denen solche T,amellen abgedrückt bezw. abgeschlagen sind. 

Auch für alle diese Stücke trifft das von Dr. Hanne be- 
tonte physiologische Moment zu, daß sie nämlich beim Arbeiten 
mit der abgespleißten Kante paßrecht in der Hand liegen. 

Haben wir es nun bei diesen Funden mit den an Ort und 
Stelle entstandenen Erzeugnissen menschlicher Tätigkeit zu tun 
oder sind sie zusammengeschwemmt, wenn auch vielleicht nicht 
von weit her? Ich glaube diese Frage im letzteren Sinne be- 
antworten zu müssen, sonst würden sich die Gegenstände nur an 
der Oberfläche des Kieslagers finden, nicht auch tiefer darunter. 

Jedenfalls lehren alle diese nun in verschiedenen Provinzen 
(Sachsen, Brandenburg und Posen) festgestellten Vorkommen von 
Eolithen, daß der Mensch bereits in der Eiszeit in ziemlicher 
Menge hier in Norddeutschland gelebt haben muß. In meinem 
ersten Aufsatze hatte ich damals betont, daß hinsichtlich der 
Frage nach den damaligen menschlichen Wohnungen sich eine 
gewisse Schwierigkeit erhebe, da wahrscheinlich doch noch kein 
eigentlicher Wald, wie heutzutage, vorhanden war. Ich glaube 
aber, daß die auf der damaligen Oberfläche des Landes gewiß 
in demselben reichlichen Maße teils einzeln, teils zu Gruppen 
und Haufen vorhanden gewesenen großen Blöcke und Platten, 
wie wir sie vor Jahrhunderten auf der heute von uns bewohnten 
jüngeren Diluvialoberfläche ja ebenfalls besessen haben, vom da- 
maligen Menschen für die Anlegung von Wohnstätten in ver- 


u ME 


schiedener Weise benutzt sein werden. Teils hat man sie wohl 
einfach in ihrer natürlichen Anordnung schon verwenden können, 
teils aber auch mit mehr oder weniger großer Nachhilfe dazu 
umgeschaffen. 

Die Verbreitung der Eolithe hat aber, wenn sie sich in dem 
Maße weiter nachweisen läßt, auch noch eine vom stratigraphischen 
Gesichtspunkt aus wertvolle Bedeutung. Gelingt es, was zu- 
künftiger Forschung vorbehalten werden muß, bestimmte Ent- 
wicklungsstadien in der Erzeugung dieser Gebilde in bestimmten 
Horizonten des Diluviums nachzuweisen, dann würden wir damit 
ein für diese Formation doppelt wertvolles Leitfossil gewinnen 
Doch wie dem auch sei, jedenfalls ist, sowohl geologisch und 
paläontologisch wie auch anthropologisch betrachtet, das nach- 
gewiesene Vorkommen des Menschen im norddeutschen Diluvium 
von wesentlicher Bedeutung. 


Herr PAssarGE wies auf die wahrscheinliche Benutzung 
einiger der vorgelegten Feuersteine zum Schaben der Felle hin. 


Herr E. PHILIPPI sprach sodann über die permische 
Vergletscherung Südafrikas unter Vorlage schöner großer 
Stücke von geschrammtem Diabas - Untergrund, von Moränen- 
material und Scheuersteinen, sowie von Photographien großer 
anstehender Gletscherschliffe und Rundhöckerlandschaften. 


Herr KÖHNE bezweifelte die richtige Bestimmung der 
Sigullaria Brardi aus dem Transvaal, die für die Alters- 
bestimmung der dortigen Glacialbildungen. große Bedeutung be- 
sitzen würde. 


An der weiteren Diskussion beteiligten sich die Herren 
JENTZSCH und PASSARGE. 


Herr ZIMMERMANN legt die ersten Versteinerungen 
aus Tiefbohrungen in der Kaliregion des nord- 
deutschen Zechsteins vor, nämlich Gervilla, Liebea ?, 
Schizodus ? und einen Brachiopoden, sowie Ohondrztes-artige 
Tange, und knüpft daran folgende Bemerkungen über die nord- 
deutschen Kalilager im allgemeinen und über den „Salzton“ 
darin im besonderen. 

Bekanntlich unterscheidet man unter den norddeutschen Kali- 
lagern mindestens zwei Typen, die sich räumlich streng von 
einander sondern und deren Beziehungen zu einander noch nicht 
genügend geklärt sind. 

Der eine Typus ist im Werragebiet und in Hessen 
verbreitet; er ist gekennzeichnet durch das Vorhandensein des 


Be 


10-25 m mächtigen Plattendolomites, durch das Vorhandensein 
mehrerer und zwar relativ gering mächtiger Kalilager innerhalb 
des Steinsalzlagers, welches durch Letten, . Anhydrite und Salz- 
tone von diesem Dolomit, der darüber liegt, getrennt wird, und 
durch einige weitere Merkmale. 

Der zweite Typus ist der älter und allgemeiner bekannte 
Staßfurter Typus. Ihm gehört nicht bloß das ganze Magdeburg- 
Staßfurt-Halberstädter Becken an, sondern er erstreckt sich von 
hier auch im Zusammenhang durch die Mansfelder Gegend östlich 
und südlich um den Harz herum bis nach Bleicherode, dehnt 
sich ferner westwärts in die Provinz Hannover aus, wo er 
vielleicht durch einen dritten Typus abgelöst wird, der mir aber 
nicht näher bekannt ist, und erstreckt sich endlich auch nach 
Norden und Nordosten. weithin, bis nach Lübtheen in Mecklen- 
burg und bis Rüdersdorf und Sperenberg in der Mark. Von 
diesem Typus habe ich eine große Reihe von Tiefbohrungen sehr 
genau untersuchen können, und ausschließlich auf ihn bezichen 
sich auch die weiteren Mitteilungen. 

Dieser Typus ist gekennzeichnet unter anderem durch das 
Fehlen des Plattendolomites, durch das Auftreten nur eines 
einzigen abbauwürdigen, dafür um so mächtigeren (30—40 m 
im Durchschnitt) Kalihorizontes, der aus dem Hauptsteinsalz- 
lager hervorgelt und es nach oben hin abschließt, und 
endlich dadurch, daß er seinerseits sogleich von einem dünnen 
(4+—10, selten mehr m mächtigen) Lager des sogen. Salztones 
und darüber einem mächtigen (40 —50 m) Lager von Anhydrit, 
den ich den Hauptanhydrit nenne, bedeckt wird. 

Das schematische Normalprofil dieses Staßfurter 
Typus ist folgendes (die abgerundeten Mächtigkeitszahlen ent- 
sprechen dem großen Durchschnitt): | 

Hangendes: Unterer Buntsandstein (250-280 m). 

1. Braunrote massige, bis undeutlich geschichtete Bröckel- 
letten mit Anhydritknollen (20 —30 m). ') 

2. Anhydrit (0,3 —3 m). 

3. Jüngeres Steinsalz (50—200 m), regelmäßig mit einer 
Einlagerung von rotem Salzton und eigenartigem (pegmatit- 
artigem) Anhydrit, zuweilen mit dünnen kalihaltigen Zonen. 

4. Hauptanhydrit (40 —50— 90 m). 


') Diese Schicht wird von Anderen vielfach noch zum Buntsand- 
stein gerechnet, was insofern Berechtigung hat, als eine durchaus 
ähnliche, und sogar noch mächtigere, ebenfalls Anhydritknollen führende 
Schicht auch innerhalb des Unterbuntsandsteins wohl überall wieder- 
kehrt; ich rechne sie aber noch zum Zechstein als dessen alleroberste 
Schicht, als Vertreter des „Oberen Zechsteinlettens“. 


De area 


Grauer Salzton (4—10 m). 
Kalisalzregion (30—40 m). 

- Älteres oder Hauptsteinsalzlager (100--900 m). 
Mehrmaliger Wechsel von z. T. sehr mächtigen Anhydriten 
und Dolomiten, letztere z. T. in der Form der Stink- 
schiefer, und mit 1 oder 2 Steinsalzlagern von geringer 
(8—15 m) Mächtigkeit; insgesamt 70—-270 m.') 

9. Mergel und Kalk des Unteren Zechsteins (4—1O0 m). 

10. Kupferschiefer und Zechsteinkonglomerat (0,5 —4 m). 


a In or 


Von diesen Schichten ist jede einzelne für den Erfahrenen 
an ganz besonderen Merkmalen auch außerhalb ihres Lagerungs- 
verbandes erkennbar, so z. B. auch jeder der genannten Anlıydrite 
vom andern unterscheidbar. Da sich nun auch die Salzlager an 
Stellen, wo sie fehlen, aber nach dem hier gegebenen Profil erwartet 
werden müßten, stets (soweit ich nach meinen eigenen Erfahrungen 
der letzten Jahre urteilen kann) durch Residualbildungen, die als 
solche leicht kenntlich, z. B. oft breccienhaft sind, zu erkennen 
geben, so vermochte ich auf dieses Gesamtprofil mit Leichtigkeit 
alle durch die Tiefbohrungen tatsächlich gegebenen Einzelprofile 
zurückzuführen. Und wenn die Praktiker des Bohr- und Berg- 
wesens die besonderen Merkmale der einzelnen genannten Schichten 
besser beachteten und bei jeder durchfahrenen Schichtenfolge 
sich genau Rechenschaft darüber gegeben hätten und geben würden, 
ob denn auch alle nach jenem Schema zu erwartenden Schichten 
und Schichtgruppen und in welcher Reihenfolge (ob vom Hangenden 
zum Liegenden oder aber umgekehrt vom Liegenden zum Hangenden) 
sie angetroffen wurden, und aus welchem Grunde die eine oder 
andere nicht angetroffene fehlte, -— so würden sie Faltungen, 
Verwerfungen und sonstige Lagerungsstörungen rechtzeitig und 
richtig erkennen und würden Millionen für verfehlte Aufschluß- 
arbeiten haben sparen können und können sie künftig sparen. 


Schon seit langer Zeit haben allerdings viele Praktiker 
die Bedeutung einer Schicht, nämlich des unter 5. angegebenen 
Salztones, als Leitschicht für das Kalilager erkannt; es 
ist aber, wie angedeutet, nicht die einzige Leitschicht, es ist 
nur die für den Laien am leichtesten erkennbare. Ebenso wichtig 
ist aber die wissenschaftliche Bedeutung ebendesselben Salz- 
tones als Deck-, soll angeblich heißen: als Konservierungs- 
schicht des Kalilagers. Bekanntlich hat namentlich Ochsexıus 
schon lange und auch wieder neuerdings darauf hingewiesen, daß 


!) Diese Schichten sind selbstverständlich durch die Tiefbohrungen, 
die doch zumeist nur dem Kalilager gelten, nur selten aufgeschlossen 
und darum noch wenig gekannt. 


ohne einen solchen Schutzdeckel das eben enstandene Kalilager 
durch das von neuem in den bisher abgeschlossenen Meerbusen 
einbrechende Ozeanwasser (das sich durch den dann abgelagerten 
Anhydrit (Nr. 4) verewigt hat), aufgelöst und gänzlich zerstört 
worden wäre. Und er hat im weiteren Verfolg dieses Gedankens 
sogar gemeint, jener Schutzdeckel könne nicht selbst aus dem 
Meerwasser abgesetzt, sondern er müsse notwendig subaerisch, 
als Staub eingeweht sein!); dieser Staub sei es dann auch 
gewesen, der die letzten Reste der Mutterlauge in sich einsog, 
darunter gerade die am leichtesten zerfließlichen Jodsalze. 

| Diese in der Tat recht bestechende Theorie hat sich aber 
nun nicht bloß mit der hier in der Anmerkung besprochenen 
Tatsache der so überraschend geringen Mächtigkeit von z. T. 
nur ca. 4 m (bei ungestörter Lagerung!) und der dabei doch 
bestehenden ununterbrochenen Verbreitung dieser Schicht von 
Bleicherode über Heldrungen und Staßfurt bis Lübthieen und Rüders- 
dorf abzufinden, sondern auch mit zwei anderen ihr ungünstigen 
Tatsachen: Zuerst damit, daß dieser „Salzton“ stets eine aus- 
gezeichnete Dünnschichtung, und zwar dünnschichtige Ab- 
wechselung, von leicht zerfallenden Salz-Mergeln?) mit Anhydrit, mit 
? Polyhalit und mit zuckerkörnigem Dolomit besitzt; nach PREcHT 
ist das Caleiumsulfat besonders im Liegenden, das Magnesium- 


!). Ztschr. f. prakt. Geologie 12, 1904, S. 24. — Wenn OCHSENIUS 
hier behauptet, „5-10 m Salzton .hätten für die festen, aber 
hygroskopischen Salze des Untergrundes keine hinreichende Decke 
gegeben, um sie vor Wiederauflösung zu schützen“, es wären vielmehr 
20—50 m nötig und auch nachgewiesen, so meint er entweder eine 
andere Schicht des obigen Normalprofils (aber das ist sehr unwahr- 
scheinlich; und wenn doch, welche wäre es denn dann?), — oder aber 
er wird durch die Tatsachen widerlegt (ich führe z. B. nur an, daß 
PRECHT, gewiß einer der besten Kenner, in seiner „Salzindustrie“* 
5. Aufl. S.:9 nur die eine Durchschnittszahl 8 m nennt, und daß in 
der Jubiläumsschrift „Schmidtmannshall 1878— 1903“ sämtliche Bohr- 
und Schachtprofle nur 38,8 bis 6 m angeben, von hundert anderen 
Beispielen, die ich noch kenne, ganz abgesehen), — oder endlich er 
nimmt die im Bohrloch erlangten Werte als „Mächtigkeit“ ohne 
Rücksicht auf Einfallwinkel und etwaige Wiederholung durch Faltung, 
wie er es z. B. ebenda S. 23 beim „älteren Steinsalz“ des Bohrloches 
Oldau tut, das 1472 m mächtig durchbohrt sein soll, aber petrographisch 
erstens nicht bloß „älteres“, sondern auch jüngeres Salz ist, und 
zweitens infolge O-förmiger Lagerung, mit überall sehr steilem Fall- 
winkel, zu solchen Mächtigkeitsangaben sich gar nicht verwerten läßt. 
Ü brigens enthält die zitierte Schrift des doch sonst so verdienten Salz- 
lagerstättenforschers noch verschiedene andere, teils falsche, teils un- 
klare oder sehr mißdeutige Angaben, auf die ich aber hier nicht ein- 
gehen kann. 

?) Diese könnten übrigens am ehesten noch den sonst recht un- 
sachgemäßen, aber eingebürgerten Namen Salzton führen. 


Ihe 


karbonat besonders am Hangenden vorherrschend, was ich- glaube 
bestätigen zu können; diese Gesteine zeigen solche Lagerungs- 
form und Beschaffenheit, daß ihre subaerische Zuführung eben- 
sowohl, wie ihre nachträgliche konkretionäre Entstehung — mir 
wenigstens — ausgeschlossen erscheint. 


Und endlich hat sich jene Theorie mit der Tatsache ab- 
zufinden, daß in diesem Salztonlager, und zwar in den mürben 
Salzmergeln und in den Dolomiten, marine Versteinerungen 
von mir an verschiedenen Orten, nämlich bei Sperenberg, bei 
Querfurt u. a. O., aufgefunden worden sind. Die Bivalven sind 
z. T. sehr reichlich vorhanden, aber nicht gerade schön erhalten, 
insbesondere, weil sie durch die beim Austrocknen des Gesteins 
in der Sammlung massenhaft ausblühenden und das Gestein zum 
Zerbröckeln bringenden Salzkryställchen mit zerstört werden; aber 
am frisch geförderten, noch feuchten Bohrkern ließen sich die 
Gervilien doch recht gut bestimmen, weniger sicher die Ziebea; 
beide haben etwa 1 cm Größe; ein fast 3 cm großer, aber am 
Rand und besonders am Wirbel nicht erhaltener Muschelabdruck 
schien auf Schizodus hinzudeuten. In einem Bohrloch bei Frank- 
leben unweit Merseburg, wo leider die Kerne etwas durcheinander 
gekommen waren, aber in einem Gestein, welches trotz seiner festeren 
Beschaffenheit hierher gehören könnte, waren auch Pleurophorus 
costatus und kleine Gastropoden mehrfach zu finden. Endlich 
fand ich in einem Dolomit, der sicher aus dieser Schicht 5. stammt, 
von Sperenberg, auch eine 4 mm große, sehr gut erhaltene, als 
Schwefelkiessteinkern erhaltene Terebratelähnliche Brachiopode, in 
deren kleiner Schale die Zahnstützen deutlich sichtbar sind. In 
den Salzmergeln endlich weist nicht bloß die rauchgraue Färbung 
des Gesteins auf humose Substanzen hin, sondern es finden sich 
auch reichlich und fast an allen Fundorten dunkele, z. T. ver- 
ästelte, bis 4 mm breite Bänder auf den Schichtflächen, wie sie 
von Chondriten hinterlassen werden. 


Wenn man auch als möglich annehmen könnte, daß die 
kleinen dünnschaligen Bivalven mit eingeweht wären, und wenn 
man sich über die dann entstehende Schwierigkeit der Be- 
antwortung der Frage hinwegsetzen wollte, woher sie denn 
dann eingeweht seien, so kann man die Chondrtiten, deren 
Pflanzennatur in diesem Falle über jeden Zweifel erhaben sein 
und von jedem Beschauer anerkannt werden dürfte, nicht gut 
für eingeweht halten. — Ich enthalte mich jeder neuen theoretischen 
Erklärung, sondern halte für wichtiger, daß durch Alle, die mit 
diesem Salzton zu tun haben, erst noch recht viele Beobachtungen 
und Aufsammlungen über die Fossilführung gemacht werden. 


4 


ee at. 


€ 


Nur ein paar sonstige kleine Bemerkungen möchte ich noch 
zu demselben Salzton machen. Erstens, daß als ganze Ausnahme 
auch einmal graurötliche, doch niemals intensivrote Farben mir 
hier zu Gesicht gekommen sind, und dann stets neben vor- 
herrschend grauen. — Zweitens, daß die wasserklare Lösung, 
die man durch Übereießen des Salztones mit Wasser ausziehen 
kann, beim Stehen an der Luft sehr bald und ziemlich reichlich 
schlammigen Eisenrost ausscheidet und dann honiggelbe Krystalle 
liefert, die Karnallit zu sein scheinen. Ferner möchte ich auf 
die von Precnrt mitgeteilte Bemerkung aufmerksam machen, daß 
in den mürben Salzmergeln Maenesia und Tonerde im „un- 
gebundenen“ Zustande, also wohl als Hydrate vorkommen. Endlich 
läßt sich der Jodgehalt jetzt vielleicht ebenso gut aus den Tangen 
(Chondrttes) ableiten, wie er früher auf die große Löslichkeit 
der Jodsalze zurückgeführt wurde. 


Auf eine Anfrage von Herrn BryscHtAGg, ob dieser Salzton 
nicht dem Plattendolomit äquivalent sei, erwidert der Vortragende, 
daß ein stratigraphisch sicherer Beweis noch nicht vorliege, daß 
aber gewisse, wenn auch nur schwache, petrographische Überein- 
stimmungen beständen und daß die Gattungen Gervdlia, Liebea, 
Schizodus und Chondrites auch im Plattendolomit vorkämen, daß 
aber ein Brachiopod in letzterem noch nie!) gefunden sei. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
v. w. 0. 


DATHE. J. BöHm. E. ZIMMERMANN. 


!) Die von Herrn von AMMoNn aus dem Plattendolomit der 
Bohrung Mellrichstadt angegebenen, von seinen bayrischen Kollegen 
anerkannten Brachiopoden kann ich auf Grund eigner Ansicht des 
mir vom Genannten freundlichst geliehenen Stückes nicht als genügend 
sicher anerkennen. 


BELI > 


5. Protokoll der Mai-Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 4. Mai 1904. 


Vorsitzender: Herr JAEKEL. 
Das Protokoll der April - Sitzung wurde vorgelesen und 


genehmigt. 


Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: 
Herr Bergbaubeflissener Erıcan HAARMAnn in Osnabrück, 
z. 2. Berlin NW., Altonastr. 21, 
vorgeschlagen durch die Herren Poronıs, SCHULTE 
und KAUNHOWwEN. 
Der Vorsitzende legte nachstehendes, von der Direktion der 


Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft mit der Bitte 
um Veröffentlichung eingesandtes Zirkular vor: 


v. REINACH-Preis für Paläontologie. 


Ein Preis von M. 500 soll der besten Arbeit zuerkannt 
werden, die einen Teil der Paläontologie des Gebietes zwischen 
Aschaffenburg, Heppenheim, Alzei, Kreuznach, Koblenz, Ems, 
Gießen und Büdingen behandelt; nur wenn es der Zusammen- 
hang erfordert, dürfen andere Landesteile in die Arbeit ein- 
bezogen werden. 

Die Arbeiten, deren Ergebnisse noch nicht anderweitig 
veröffentlicht sein dürfen, sind bis zum 1. Oktober 1905 in 
versiegeltem Umschlage, mit Motto verschen, an die unter- 
zeichnete Stelle einzureichen. Der Name des Verfassers ist 
in einem mit gleichem Motto versehenen zweiten Umschlage 
beizufügen. 

Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat die 
Berechtigung, diejenige Arbeit, der der Preis zuerkannt wird, 
olıne weiteres Entgelt in ihren Schriften zu veröffentlichen, 
kann aber auch dem Autor das freie Verfügungsrecht über- 


4* 


lassen. Nicht preisgekrönte Arbeiten werden den Verfassern 
zurückgesandt. 

Über die Zuerteilung des Preises entscheidet bis spätestens 
Ende Februar 1906 die unterzeichnete Direktion auf Vorschlag 
einer von ihr noch zu ernennenden Prüfungskommission. 

Frankfurt a. M., den 1. April 1904. 

Die Direktion 
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 


Alsdanun wurden vom Vorsitzenden außer den im Austausch 
eingegangenen Zeitschriften nachstehende, von den Autoren als 
Geschenk für die Bibliothek der Gesellschaft eingesandte Bücher 
_ und Schriften vorgelegt und besprochen: 

DESENISS und JAcoBı!: Die Enteisenung von Grundwasser nach dem 
Verfahren von DESENISS und JACoBI. S.-A. a. Wasser- u. Wege- 
bau. Nr. 23. Hamburg 1904. 

Geographen - Kalender, herausgegeben von Dr. HERMANN HAAcK. 
Zweiter Jahrgang 1904/1905. Gotha: Justus PERTHES 1904. 
HETTXNER, G.!: Alte mathematische Probleme und ihre Klärung im 

neunzehnten Jahrhundert. Rede zur Feier des Geburtstages S. M. 

des Kaisers u. Königs Wilhelm II. in der Halle der K. Techn. 

Hochschule zu Berlin am 26. I. 1904. (Geschenk v. H. BrRAnco.) 
SIEBERG, A.: Handbuch der Erdbebenkunde. Braunschweig. 8°. 1904. 
ZUBER, R.: Die geologischen Verhältnisse von Boryslaw in Ostgalizien. 

S.-A. a. Zeitschr. f. prakt. Geol. 1904. S. 4148. 

—:! Die geologischen Verhältnisse der Erdölzone Opaka - Schodnica- 
Urycz in Ostgalizien. S.-A. Ebenda. S. 86—94. 


Herr JANENSCH sprach über eine fossile Schlange 
aus dem Eocan des Monte Bolca. 


Aus der einstigen Sammlung des Marquese di Canossa gelangte 
vor kurzem das Original zu Archaeophis proavus MASSALONGO |) 
in den Besitz der paläontologischen Sammlung des Museums für 
Naturkunde zu. Berlin. Die Seltenheit des Massarongoschen 
Werkes hatte zur Folge, daß die Beschreibung von A. proavus und 
ebenfalls die an gleicher Stelle veröffentlichte von A. bolcensis 
späterhin vollständig übersehen und in der Literatur über fossile 
Schlangen nirgends erwähnt worden ist. Da MassaLoxcos Be- 
schreibung nur wenig ins einzelne ging, so wurde eine neue 
Untersuchung vorgenommen, von der hier nur vorläufig die Haupt- 
resultate angeführt werden sollen. Es ergab sich, daß Archaeophrs 
proavus die am vollständiesten erhaltene unter allen beschriebenen 
fossilen Schlangen darstellt und ferner auch als besonders wissen- 


') Specimen photographicum animalium quorundam plantarumque 
agri Veronensis. Verona 1859. 8. 14, Tab. Iu U 


ne 


schaftlich interessant gelten darf, weil sie durch allen sonst be- 
kannten Gattungen fremde Merkmale ausgezeichnet ist. i 

Das Stück stammt aus dem durch seinen Reichtum an 
prächtigen Fischen und Pflanzenresten berühmten mitteleocänen 
Kalk des Monte Bolca in Venetien. Erhalten sind fast sämtliche 
Skeletteile, ferner der Abdruck des Körpers von der Schnauze 
bis zur Schwanzspitze nnd sogar Reste der Beschuppung. 

Die allgemeine Körperform ist schlank und zierlich. Alle 
Skeletteile sind von zarter Beschaffenheit und nur in einer 
dünnen äußeren Schicht verknöchert. 

Der Schädel, der nach vorn in eine spitze Schnauze aus- 
läuft, ist auf der Platte von der Unterseite sichtbar. Sicher 
erkennbar sind von Schädelknochen die Squamosa, Quadrata, das 
Praemaxillare, die Maxillaria, Palatina, Pterygoidea und die Äste 
des Unterkiefers, mit Ausnahme der drei erstgenannten tragen 
alle aufgezählten Knochen Bezahnung. Die Schädelkapsel selbst 
ist verdrückt, sodaß ihre einzelnen Elemente nicht zu erkennen sind. 

Die Zähne sind überaus eigenartig gestaltet. Sie sind nur 
schwach gekrümmt, scharfkantig und von fünfseitigem Querschnitt. 
Der Zahnersatz fand durch Ersatzzäbne statt. Abgesehen von 
der merkwürdigen Zahnform, besitzt Archaeophis proavus einen 
typischen Schlangenschädel, der nur infolge der durch die Kürze 
des Unterkiefers bedingten geringen Erweiterungsfähigkeit primitiver 
gegenüber dem der jetzt lebenden höher spezialisierten Formen 
erscheint. 

Im Rumpfskelet fehlen jedwede Andeutungen von Brust- und 
Beckeugürtel und den zugehörigen Extremitäten. Selr bemerkens- 
wert ist die außerordentlich hohe, etwa 565 betragende Zahl der 
Wirbel, von denen etwa 110 dem Schwanz zuzurechnen sind. 
Die erstere Zahl übertrifft bei weitem die bei allen recenten 
Schlangen ermittelte, deren höchste bis jetzt bei Python molurus 
Gray zu etwa 435 gefunden worden ist. 

Die Wirbel selbst sind durch die sehr geringe Entwicklung 
der Gelenkapophysen, des Zyposphen und der Zygantra, sowie 
der Querfortsätze ausgezeichnet. 

Die Rippen sind sehr lang und dünn, außerdem wenig ge- 
krümmt und stark nach rückwärts gerichtet. 

Die Schuppen sind außerordentlich klein und stehen in zahl- 
reichen, etwa 90—100 Längsreihen. Bauchschienen sind offenbar 
nicht vorhanden gewesen. 

Aus der Form des Körperabdruckes, der Lage des Körpers 
und der Beschaffenheit der Rippen ergibt sich, daß Archaeophis 
proavus einen seitlich komprimierten Körper besaß und einen 
an das Leben im Wasser angepaßten. Typus darstellt. 


Er 


Sehr nahe verwandt mit Archaeophrs proavus ist ohne 
Zweifel die sehr viel größere zweite von MAssaLonGo beschriebene 
Art, A. bolcensis, von der der Autor zwei von den vorhandenen 
drei Rumpffragmenten abbildet. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, 
daß es sich lediglich um verschiedene Altersstufen derselben Art 
handelt. Indes ist das mit Sicherheit nicht zu entscheiden. Die 
Besprechung etwaiger sonstiger verwandtschaftlicher Beziehungen 
zu anderen Formen sowie Vergleiche mit recenten Schlangentypen 
wird in der demnächst an anderer Stelle erscheinenden aus- 
führlichen und mit den notwendigen lo) versehenen Arbeit 
zu finden sein. 


An der Besprechung beteilisten sich die Herren JAEKEL, 
PHıLIPPI und JANENSCH. 


Herr PAUL GUSTAF KRAUSE sprach über das Vor- 
kommen von Kimmeridge in Ostpreussen. 


Unsere Kenntnis der Jurabildungen im nordostdeutschen 
Flachlande ist noch recht unzulänglich und lückenhaft, da ja die 
oberirdischen Aufschlüsse in diesem Gebiete nur sehr spärlich 
vorhanden sind. Es wird daher jeder Fund, der uns neue 
Anhaltspunkte über die Entwicklung dieser Formation in den in 
Rede stehenden Gegenden liefert, von Belang sein. Über einen 
solchen möchte ich Ihnen heute berichten. 

Vor einigen Jahren ließ der Fiskus in unmittelbarer Nähe 
des ostpreußischen Städtchens Heilsberg ein tieferes Bohrloch 
stoßen, um bei dem Mangel an solchen tiefer hinabreichenden 
Aufschluß über den geologischen Aufbau des tieferen Unter- 
grundes der Provinz und damit auch zugleich Fingerzeige für 
das etwaige Vorkommen abbauwürdiger Flötze zu gewinnen. 

Die Direktion der Geologischen Landesanstalt in Berlin be- 
auftragte mich mit der Untersuchung des zu Tage geförderten 
Materials am Bohrturm wie auch mit der späteren wissenschaft- 
lichen Bearbeitung. Da diese infolge des außerordentlich umfang- 
reichen Materials noch nicht zum Abschlusse gebracht werden 
konnte und ihre Veröffentlichung im Jahrbuche der Geologischen 
Landesanstalt daher noch einige Zeit dauern wird, so möchte ich 
Ihnen aus den bisherigen verschiedenen belangreichen Ergebnisseu 
dieser Bohrung heute über den Nachweis des Kimmeridge einige 
vorläufige Mitteilungen machen. Anstehender Jura war, wie ein 
Blick auf die Jentzsche Karte!) lehrt, bisher nur aus dem 
äußersten Norden der Provinz, aus der Gegend von Memel be- 


2 Den oralen ale Untergrund des nordostdeutschen Flachlandes. 
Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L. Ds f, 1899, Berlin 1900. 


een en 


kannt. Durch unsere Bohrung, die ungefähr in der Mitte der 
Provinz liegt, ergibt sich nun zunächst, daß die Juraformation, 
wie es Jentzsch!) schon vermutet hat, unter ganz Ostpreußen 
vorhanden sein muß und daß sie wohl in unmittelbarem Zu- 
sammenhang mit der russisch-polnischen steht. Aber gleichzeitig 
erlaubt sie auch den Nachweis zu führen, daß noch jüngere 
Schichten in diesem Jurameere zu einem ziemlich mächtigen Ab- 
satz gelangten. Bisher kannte man als jüngste Stufen des ost- 
preußischen Jura sowohl in Geschieben wie aus Bohrungen im 
Anstehenden nur Unteres und Oberes Oxford?), während man 
jüngere Horizonte, das Kimmeridge, erst in Posen und Hinter- 
pommern anstehend antraf. Nun ergibt die Heilsberger Bohrung 
den wichtigen Nachweis, daß auch das Kimmeridge im Unter- 
srunde von Ostpreußen vertreten ist. Der Jura beginnt hier in 
ungefähr 562 m Tiefe in schwebender Lagerung mit dem 
Kimmeridge, und gleichzeitig damit fängt auch wieder eine neue 
Reihe von Bohrkernen an. Das Gestein ist ein hellgrauer, 
kalkiger und schwach toniger, nicht sehr fester, feinkörniger 
Sandstein, dessen Tongehalt nach unten ein wenig zunimmt. 
Die petrographische Beschaffenheit deutet im Verein mit der 
Fauna darauf hin, daß es sich nicht um eine Strandbildung, 
sondern um den Absatz eines nicht ganz flachen Meeres handelt. 
Diekschalige Arten fehlen unter den Mollusken ganz, meist sind 
es auch, ebenso wie die häufigen Ammoniten, kleine Formen, 
die hier der Fauna das Gepräge geben. Die Muscheln über- 
wiegen den Schnecken gegenüber, die ganz zurücktreten. Holz- 
oder sonstige eingeschwemmte Pflanzenreste fehlen vollständig. 
Die in die Augen fallendste Eigenschaft der Fauna ist die 
Häufigkeit kleiner Cardeoceras-Arten aus der Verwandtschaft des 
C. alternans Reın. Dieser Umstand ließ auch zunächst den 
Gedanken, daß es sich um Oxford-Schichten handele, festhalten. 
Aber es gelang nicht, die Formen mit den aus dem mittel- 
europäischen Jura beschriebenen zu identifizieren. Erst beim 
weiteren Zerkleinern und Präparieren des Gesteinsmaterials war 
es der glückliche Fund eines Hopkites subundorae Pav., der auf 
Beziehungen zu den russischen Juraablagerungen des Wolga- 
Gebietes hinwies. Es fanden sich nun auch in der von 
A. Pavrow°) beschriebenen Kimmeridge-Fauna die Cardioceras- 
Formen von Heilsberg wieder. Einem erst ganz vereinzelten 


Drau 0,.84.278, 

?) JENTZSCH, A.: Oxford in Ostpreußen. Ebenda. f, 1888. Berlin 
1889. 

®) Les Ammonites de la zone ä& Aspidoceras acanthicum de lest 
de la Russie. M&m. du Comite geol. 2. No. 3, 1886. 


Exemplar der Zxogyra virgula GoLpor. reihten sich dann bald 
eine ganze Anzalıl weiterer Stücke dieser Leitform an, so daß 
damit das Alter dieser Schichten als Kimmeridge bestimmt war. 

Von Ammoniten enthält unsere Fauna folgende Formen: 

Cardrioceras Volgae PavLow. Er ist der häufigste 

C cfr. subtilicostatum PAvLow. 

C. n sp. Die dicht stehenden Rippen sind zu Bündeln ach 
zusammengefaßt. 

Hoplites subundorae PAavLow. 

H. n. sp., mit zwei sägeartigen Kielen. 

Aspidoceras acanthicum OPr. 

A. cfr. Karpinskiü PavLow. 

Von Zweischalern ist es vor allem die ziemlich häufige 
Esxogyra virgula GoLpr., die in dieser Tierklasse vorherrscht., 
Daneben ist noch eine Astarte aus der Verwandtschaft der 
A. pulla zu erwähnen. Leider sind vom russischen Jura nur 
erst die Ammonitenfaunen beschrieben, so daß die übrigen 
Zweischaler, unter denen die Gattungen Pecten, Protocardıum, 
Thracia, Treigonia z. T. in mehreren Arten vertreten sind, 
nicht mit russischen Formen identifiziert werden konnten. Mit 
mitteleuropäischen zeigen sie anscheinend auch keine Überein- 
stimmung. Von Gastropoden sind nur die Gattungen Delphinula 
und Alaria vertreten. 

Die Mächtigkeit des Kimmeridge kann zunächst nur auf 
etwa 33 m angegeben werden, da es noch nicht gelungen ist, 
eine sichere Grenze nach unten zu finden. Einstweilen kann 
jedoch für die Bohrung die Tiefe von 600 m, mit der die 
Cardioceras-Formen verschwinden, als solche gelten. Ob sich 
noch aus dem Auftreten der Exogyra virgula, deren Vorkommen 
nur bis 579 m Tiefe hinabreicht, eine obere Zone im Kimmeridge 
wird abgrenzen lassen, möchte ich vorläufig noch nicht ent- 
scheiden. 

Von Bedeutung ist, daß die mit der Acanthreus-Zone des 
Wolga-Gebietes gemeinsamen Formen Cardioceras Volgae, ©. sub- 
tlecostatum, Asprdoceras acanthieum, A. Karpinskü, Hoplites 
subundorae und Exogyra virgula sich dort nach den Angaben 
von Pavrow in Tonen finden, während sie hier in sandiger 
Facies liegen, also auch damit den Anforderungen echter Leit- 
fossilien entsprechen. 

Das Vorkommen der mit dem russischen Jura gemeinsamen 
Arten weist darauf hin, daß auch zur Kimmeridgezeit noch eine 
offene Meeresverbindung zwischen dem nordostdeutschen und dem 
russischen Jurameere vorhanden gewesen sein muß. 

Inwieweit davon der Bestand der von NEUMAYR voraus- 


Ye 


gesetzten sog. westrussischen Insel, gegen die sich schon Nikırın!) 
ausgesprochen hat, bedroht wird, läßt sich nach dem Heilsberger 
Vorkommen noch nicht entscheiden. Soviel geht aber mit Sicher- 
heit daraus hervor, daß es die von GALLINEK?) angenommene 
Masurisch-Pommerellische Halbinsel, die zur Oxford-Zeit und wahır- 
scheinlich schon zur Zeit des Oberen Doggers vorhanden gewesen 
sein und sich durch Ost- und Westpreußen hinein bis nach 
Pommerellen erstreckt haben soll, nicht gegeben hat. 

Wie die Beziehungen des ostpreußischen zu dem Kimmeridge 
von Posen und Pommern sich gestalten, darüber werden erst 
weitere Tiefbohrungen in dem Zwischengebiete ebenso wie die 
paläontologische Durcharbeitung aller dieser Faunen Aufschlüsse 
seben müssen. 

Nach S. wird ohne Zweifel der ostpreußische Jura unmittel- 
bar in den russisch-polnischen übergehen, zumal wenn wir in 
Betracht ziehen, daß die Mächtigkeit der Juraschichten in der 
Provinz von N nach S, wie die bisherigen Bohrungen erkennen 
lassen, zunimmt. 

Auf eine Anfrage. von Herrn JAErkEL teilte der Vortragende 
mit, daß die Bohrung im Rhät-Lias abgebrochen wurde. 


Herr OTTO JAEKEL sprach über sogenannte Lobo- 
lithen. 

Mit diesem Namen bezeichnete BARRAnDE knollig geformte, 
plattig skeletierte .Echinodermenkörper, die in den tieferen 
Schichten des böhmischen Obersilur (Eı Barr.) nicht selten ge- 
funden wurden und von BArRRANDE als organisch selbständige, 
neue Repräsentanten einer besonderen Echinodermenklasse an- 
gesehen wurden. Eine abweichende Auffassung vertrat Harn°), der 
diese Körper in Amerika im Zusammenhang mit einem Stiele 
fand, die KnorLz zwar ebenfalls mit dem eigentlichen Körper 
eines Crinoiden verglich, aber doch die Annahme vorzog, daß 
dieselbe einer Wurzel gleichzusetzen sei, die er als schwebenden 
Träger eines oder mehrerer Crinoiden ansah, deren Stiele und 
Kelche von ihm herabhingen. Wegen ihrer Zerlegung in mehrere 
Kammern wurden diese Lobolithen von ihm als Camaroerinus 
bezeichnet. BAarrANDE hat zwar von seiner Arbeit über die 
Lobolithen nur mehr die Täfeln fertig stellen lassen, aber seine 


1) Über die Beziehungen zwischen der russischen und der west- 
europäischen Juraformation. .N. Jahrb. f. Min. 1886. 2. S. 230. 

2, Der obere Jura bei Inowrazlaw in Posen. Verh. K. Russ. Min. 
Ges. 33. S. 380fl. 1897. 

®) 28 Report New York State New Nat. Hist. Albany 1879 
S..205—210, t. 35—37.... Textf. S. 210: 


ae 


Auffassung ist dadurch historisch festgesetzt worden, daß diese 
Lobolithen nun in dem großen Werke BARRANDES, getrennt von 
den Crinoiden, zu denen sie einst gehörten, als Abteilung für sich 
beschrieben und herausgegeben werden sollen. Da mir auch in 
neuester Zeit wieder Ansichten begegneten, die diese Reste als 
selbständige Tierkörper hinstellen wollen, so scheint es mir an 
gebracht, die seit ca. fünfzehn Jahren von mir mündlich verfochtene 
Ansicht über diese Teile einmal in der Literatur niederzulegen. 

Es bedarf keiner speziellen Kenntuisse im Gebiet der 
Zoologie, um einzuschen, daß ein Tier von der Organisations- 
höhe eines Echinoderms ohne Mund, ohne After und ohne 
Nahrung zuführende Ambulacralorgane allenfalls in Büchern, aber 
nicht in der Natur existieren konnte. Der „Lobolith“, der keiner- 
lei Anhaltspunkte für den einstigen Besitz der genannten Organe 
zeigt, konnte also niemals der eigentliche Körper eines Echinoderms 
sein und etwa dem Kelch oder der Theca eines Pelmatozoen 
gleichgesetzt werden. Da er nun aber im Zusammenhang mit 
einem typischen Crinoidenstiel steht, der organisch aus ihm heraus- 
wächst, so muß es a priori wahrscheinlicher sein, daß der Lobolith 
nicht dem proximalen, sondern dem distalen Ende des Stieles 
angehörte. 

Blasige Wurzeln von dem Habitus eines Lobolithen waren 
in älterer Zeit allerdings bei Pelmatozoen noch unbekannt, aber 
gegenwärtig läßt sich ihre einstige Existenz nicht mehr bezweifeln. 
Solche „Hohlwurzeln“, wie ich sie kurz bezeichnen möchte, 
finden sich bei verschiedenen älteren Crinoideen, Cystoideen und 
Carpoideen und erscheinen wenig auffällig besonders bei den- 
jenigen Formen, deren Stiel dünnwandig ist und ein weites 
Lumen aufweist. Derartige Stiele und entsprechende Hohl- 
wurzeln habe ich von Cystoideen beschrieben und abgebildet '). 

Der Hollraum der Wurzel erscheint hier als Fortsetzung 
des Lumens des Stieles, und dessen Erweiterung als einfache 
Folge der Wurzelverbreiterung. Einen ähnlichen Bau zeigt 
Ancyrocrinus HaLL sowie eine Stiel- und Wurzelform, die 
J. Hart aus dem oberen Untersilur von Cincinnati als Zzcheno- 
crinus beschrieb?), allerdings so auffaßte, daß er die breit auf- 
gewachsene Wurzelblase als parasitisch sessilen Kelch und den Stiel 
als dessen anale Proboscis ansah. Eine solche Deutung ist natür- 
lich ebenso ausgeschlossen wie bei den Lobolithen. Eine noch 
nicht beschriebene Hohlwurzel liegt mir auch aus dem Obersilur 
von Wisby auf Gotland vor. Sie nähert sich in ihrer Form 


!) Stammesgeschichte der Pelmatozoen I, S. 183. 
?) J. HaLu: Description of new species of Crinoidea and other 
fossils. 20. Rep. N. Y. State Cabinet of Nat. Hist. 1866. S. 216. 


et 


den Lobolithen besonders darin, daß sie oben kuglig gewölbt ist 
und unten mehrere vorgewölbte Ausbuchtungen zeigt. Alle diese 
zum Vergleich herangezogenen Hohlwurzeln sind auf dem Boden 
angewachsen gewesen, ZLichenocrinus mit breiter Fläche, jene 
Cystoideen in wechselnder Breite der Ansatzfläche, die letzt- 
genannte Wurzel aus Gotland allerdings nur mit kleiner Fläche, 
durch die die kuglig lobolithische Gesamtform nicht wesentlich 
alteriert wurde. 

Der Umstand, daß die Lobolithen nun keine Anwachsfläche 
zeigen, hatte J. Harz zu der Ansicht geführt, daß sie den 
Boden nicht berührten, sondern nach oben gewendet frei im 
Meere schwammen. Man braucht aber nur die Schwebetiere zu 
betrachten und im besonderen die wenigen frei schwebenden 
Echinodermenformen mit ihren sessilen Verwandten zu vergleichen, 
um sich von der Unhaltbarkeit dieser Idee zu überzeugen und 
einzusehen, daß so dick gepanzerie Formen wie die Lobolithen 
und ihre Stiele nicht schwebend leben konnten. Eher würde ich 
den Menschen die Konstruktion eiserner Luftballons zutrauen, als 
den mit innerer untrüglicher Erfahrungsvernunft ausgestatteten 
Organismen eine solche physiologische Iukonsequenz. 

Nun ist allerdings von F. A. Barner und dann auch von 
FRANK SPRINGER der stiellose Uintacrinus aus der oberen Kreide 


für eine schwebende Form ausgegeben worden. Wie ich aber 


hiergegen schon an anderer Stelle betonte, sprechen alle Um- 
stände seiner Form, seiner Skeletierung und seines massenhaften, 
andere Bodenbewohner ausschließenden Vorkommens dafür, daß 
Uintacrinus ebenso wie übrigens sein Altersgenosse Marsupites 
Crinoiden waren, die mit ihrer unten breit abgestumpften Basis 
dem Kalkboden aufsaßen. Marsupites war solitär angesiedelt, 
die Uintacrinen bedeckten offenbar in großen Scharen mit ihren 
ausgebreiteten Armen weite Strecken des Meeresbodens. 

Gerade derartige Formen, zu denen auch schon Lichenordes 
priscus im mittleren Cambrium Böhmens zu zählen ist, demon- 
strieren, daß ein Crinoidenkörper in ruhigem Wasser auch olıne 
Anheftung stationär sein kann, und erläutern dadurch auch die 
Möglichkeit, daß Hohlwurzeln wie die Lobolithen auf dem Boden 
aufliegen konnten und durch dessen Sedimentation allmählich 
eingebettet wurden. 

Die Lobolithen des böhmischen Obersilur dürften nun un- 
bedenklich zu den Scyphocriniden zu stellen sein, da sie mit 
diesen zusammen vorkommen, und ihre Stielteile deren Stiel- 
bildungen durchaus gleichen. Hoffentlich werden durch die 
neueren Beobachtungen der böhmischen Geologen schließlich auch 
Lobolithen im Zusammenhang mit Scyphocrinidenkronen gefunden 


I papre 


werden. Einige Bestätigungen dieser Erwartung sind mir bereits 
mitgeteilt worden, und es ist zu erwarten, daß Herr Prof. Jann 
in: der BarrAanpeschen Monographie der Lobolithen diese Fragen 
für die böhmischen Formen endgültig klarstellen wird. 

Daß tiefer im Boden eingebettete Wurzeln fossil erhalten 
bleiben, während die oben herausragenden Teile der Crinoiden 
zerfielen oder sonstwie der Vernichtung anheim fielen, ist ebenso 
gut möglich, wie die ausschließliche Erhaltung vieler Fußfährten 
ohne irgendwelche Reste ihrer Erreger tatsächlich ist. Wenn ich 
hier von einem mündlichen Einwurf meines _geehrten Kollegen 
SCHUCHERT in Washington Gebrauch machen darf, so möchte ich 
also auch daraus, daß die typischen Lobolithen in Amerika 
(Camarocrinus Harz) ohne sonstige Crinoidenreste gefunden 
wurden!), keinen Grund gegen ihre Deutung als Wurzelblasen und 
auch gegen die Annahme sehen, daß sie Scyphocrinus-artigen 
Formen angehörten. Diese letzteren sind allerdings noch nicht 
in Amerika gefunden worden; da aber die böhmischen Scypho- 
crinen den Melocriniden und Actinocriniden sehr nahe stehen, 
und meines Erachtens nur einen aberranten, unregelmäßig ge- 
wordenen Zwischentypus dieser Familien bilden, so trage ich kein 
Bedenken, die einstige Existenz naher Verwandter der böhmischen 
Sceyphocrinen in den lobolithen Distrikten Amerikas anzunehmen. 

Über die physiologische Beurteilung des Innenraumes dieser 
Hohlwurzeln werden wir wohl schwerlich einmal volle Klarheit 
erlangen. Bei Besprechung sonderbarer trichterförmiger Anhänge 
am Stiel von Carpoideen?) deutete ich darauf hin, daß diese 
Glocken vielleicht Genitalorgane gewesen seien, zumal der sog. 
Axalsinus in Beziehung zu den Genitalorganen einerseits und 
dem Stielkanal andererseits steht, und auch in den Cirren 
jüngerer Articulaten außer dem sog. Nahrungskanal noch ein 
zweiter Kanal nachweisbar ist. Wenn aber im Stillumen ur- 
sprünglich genitale Organe Platz fanden, ließe sich diese Deutung 
vielleicht auch -auf die Wurzelblasen ausdehnen, obwohl der 
Austritt der Genitalprodukte hier schon erheblich erschwert 
worden wäre und ihre Lokalisierung an dieser Stelle deshalb 
unwahrscheinlich ist. Die Lebensweise und innere Organisation 
gibt uns selbst bei den biologisch kontrollierbaren Tieren der 
Gegenwart so unerschöpfliche Rätsel auf, daß es hier bei den 
Lobolithen wohl bedenklich ist, irgend eine bestimmte Deutung 
vertreten zu wollen. 


') Vergl. auch: CH. SCHUCHERT:! On new siluric Cystoidea and a 
new Camarocrinus. Americ. Geologist Okt. 1903, S. 239. 

°) Über Carpoideen, eine neue Klasse von Pelmatozoen. Diese 
Zeitschr, 1900, S. 663. 


et 


Die häufige Zerlegung der Lobolithen vom Stielansatz aus 
in vier Fächer scheint mir auf die stammesgeschichtlich sehr 
wichtige Tetramerie zurückzuführen, die in der basalen Tetra- 
merie des Kelches der primitivsten Cystoideen, Blastoideen 
(Oystoblastus), Carpoideen, Cladocrinoideen und Pentacrinoideen 
(Perittocrinus) und in der tetrameren Ausbildung der Stielkanäle 
bei alten!) oder ontogenetisch gehemmten Crinoiden zum deutlichen 
Ausdruck kommt. 


!) Vergl. hierzu die Abbildungen bei JAHN in BARRANDE, Syst. 
Silur. 8. 2. Crinoidea t. 63, f. 24—32. 


6. Protokoll der Juni- Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 1. Juni 1904. 


Vorsitzender: Herr BRANCO. 


Das Protokoll der Mai-Sitzung wurde vorgelesen und ge- 
nehmigt. 

Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: 

Herr Bergrat Srrurz in Goslar-Juliushütte, 
vorgeschlagen durch die Herren Braxco, Wanun- 
SCHAFFE und JoH. Bönm. 

Alsdann wurden vom Vorsitzenden außer den im Austausch 
eingegangenen Zeitschriften die von den Autoren als Geschenk 
an die Bibliothek der Gesellschaft eingesandten Bücher vorgelegt 
und besprochen: 

ANGELIS D’OSSAT, G. DE! Brano di logia formale della Geologia 
(Stratigrafia. S.-A. a. „Rivista di Filosofia e sci. affıne“. 
Bologna 1904 anno VI, 1. No. 3. 

DIETRICH, W.: Alteste Donauschotter auf der Strecke Immendingen- 
Ulm. Inaug.-Diss. naturw. Fakult. Univ. Tübingen. Stuttgart. 
87 7190: 

DUPARc, L.: Sur une nouvelle variete d’orthose. Paris 1904. 

DUPARC, L. et PEARCE, F.: Sur la soretite, une amphibole nouvelle 
du groupe des hornblendes communes. S.-A. a. Bull. Soc. france. 
Min. Juin 1903. Paris 1904. 

EATon, G. F.: The characters of Pteranodon. S.-A. a. Amer. Journ. of 
Science 17. April 1904. 

SPEZIA, G.: Sulle inclusione di anidride carbonica liquida nella 
anidrite associata al quarzo trovata nel Traforo del Sempione. 
S.-A, a. Accad. R. d Scienze di Torino. Anno 1903-04. Torino 1904. 

—! Sulla anidrite micaceo -dolomitica e Sulle rocce decomposte della 
Frana del Traforo del Sempione. Ebenda. Torino 1903. 


Herr E. PHILIPPI sprach über Windwirkungen, die 
er auf der deutschen Südpolar-Expedition beobachten konnte. 

Die Capverden-Insel St. Vincent liegt im Gebiete des 
Nordost-Passates. Durch diesen sehr beständigen und trockenen 


A ea 


Wind werden die Dünensande in den Tälern der Ostseite tal- 
aufwärts geblasen und überschreiten die Gebirgskämme zuweilen 
in bedeutenden Höhen (bis zu 200 m). Jenseits der Kämme 
lagert sich der Sand im Windschatten ab; diese Sandmassen 
der Leeseite sehen Gletscherzungen täuschend ähnlich. Die seltenen, 
aber in dem baumlosen Gelände selır wirksamen Regengüsse zer- 
stören diese Sandablagerungen teilweise und lagern ihr Material 
in der Küstenebene östlich von dem Hauptorte Mindello ab. So 
ereignet sich der merkwürdige Fall, daß die Binnendünen land- 
einwärts von Mindello ihr Material nicht von dem nahe gelegenen 
Öststrande der Bucht von Porto Grande beziehen, sondern von 
der weit entfernten Salamassa-Bucht an der Nordostseite der Insel. 
In noch großartigerem Maßstabe finden Wanderungen des 
Flugsandes auf der Cap-Halbinsel statt, dem gebirgigen Vor- 
sprunge Südafrikas, der Capstadt und den Tafelberg trägt. 
Zwischen dem weiten Becken der False Bay im Osten und dem 
Atlantischen Ozean im Westen ist dieser Sporn der vollen Wut 
der Südoststürme im Sommer, der Nordweststürme im Winter 
ausgesetzt. Doch scheinen nur die Südoststürme der trockenen 
Jahreszeit größere Massen von Sand zu bewegen. Die Dünen- 
sande überschreiten an den niedriger gelegenen Stellen die Wasser- 
scheide der Halbinsel. Sie bewältigen aber auch steilere Ab- 
hänge und lagern sich gleich Schnee auf den Gesimsen des 
Gebirges ab. Im Glen Cairn haben die ansteigenden Sandmassen 
eine Proteaceen-Vegetation vernichtet; die Holzteile, welche dauernd 
vom Sand eingehüllt waren, haben eine rapide Verkalkung und 
Verkieselung erfahren, von der organischen Substanz sind meist 
nur einige verkoblte Fasern im Inneren der Stämme übrig ge- 
blieben. Dort, wo die Stämme nicht dauernd bedeckt waren, 
sind sie von den Flugsanden abgeschliffen und zugespitzt worden. 
Schalen von marinen Mollusken sind anscheinend zusammen mit 
den Flugsanden bis in recht beträchtliche Höhen (über 200 m) 
transportiert worden. Die Stücke von Tafelbergsandstein, die 
vom Sande eingehüllt worden sind, wurden von den im Sande 
zirkulierenden, an Humussäuren reichen Gewässern mit einer 
braunen Eisen-Mangankruste überzogen. Wurden die Gerölle 
später wieder freigelegt, so sprang die Kruste stellenweise ab, 
und an diesen Stellen wurde das Geröll tief ausgehöhlt, während 
die stehen bleibende Kruste alle übrigen Teile schützte. 
Dreikanter habe ich in den östlichen Teilen der Cap- 
Halbinsel nicht beobachten können, wohl aber wenigstens ähnliche 
Bildungen an ihrem Weststrande in der Nähe der Camps Bay. 
Hier fegt der Wind mit furchtbarer Gewalt groben Granitgrus 
gegen die Granitfelsen des Ufers und schleift in den Schluchten 


a 


zwischen den Uferklippen : die umherliegenden Gerölle an. "Auch 
aus den Schalen von Patella verfertigt der Südostwind hier zier- 
liche Dreikanter. 

Wohl als äolisch sul die und Ablagerungen zu 
betrachten, welche unmittelbar über dem östlichen Teile von 
Capstadt an den Abhängen des Devils Peak anstehen. Sie 
erinnern durch ihre große Feinkörnigkeit an Löß, von dem sie 
sich aber durch den Mangel an kohlensaurem Kalk und dichteres 
Gefüge unterscheiden. In diese Schichten sind steilwandige Canons 
bis zu einer Tiefe von 10 m eingerissen. Interessant ist eine 
Art von Schieferung oder Absonderung, die diese feinkörnigen 
Massen in Platten zerlegt, welche nahezu senkrecht zur Oberfläche 
stehen. Diese eigentümlichen, lößähnlichen Ablagerungen bilden sich 
‘heute nicht mehr, sie sind von einer al von Geröllen 
oberflächlich. bedeckt. 

Sehr starke Windwirkungen sollte man auf Kern er- 
warten, wo Weststürme so außerordentlich häufig und heftig auf- 
treten; wenn die corradierende Wirkung dieser Stürme nur eine 
geringe ist, so liegt das z. T. daran, daß Quarzsande fehlen, 
z. T. aber hat es auch darin seinen Grund, daß Regengüsse 
meist die schwersten Stürme begleiten und’ das feinere Material 
niederhalten. Ganz an Flugsanden fehlt es aber auch auf Kerguelen 
nicht; der Quarzsand wird hier ersetzt durch einen Krystallsand, 
der sich vorwiegend aus wasserklaren Sanidinkryställchen zu- 
sammensetzt; mit ihnen vermengt finden sich kleine Bröckchen 
von basaltischer Lava. An anderen Stellen trifft man Anhäufungen 
von Bimssteinstückchen, die Erbsen- bis Haselnußgröße besitzen. 
Es kommt jedoch in keinem Falle zur Bildung von Dünenzügen 
oder äolischen Ablagerungen größeren Umfanges. Sanidinkrystalle 
sowohl wie .Bimsstein lassen einen heute noch tätigen Vulkan im 
westlichen Kerguelen vermuten, der trachytische oder liparitische 
Eruptionsprodukte liefert. 

Auf den Eisfeldern der Antarktis hatte man überall Ge- 
legenheit, die Wirkung des Windes auf den Flugschnee zu be- 
obachten. Es bildeten sich jedoch nie Dünen, die senkrecht zur 
Windrichtung verliefen, sondern ausschließlich lange Wehen in 
der Windrichtung. Bei heftigen Stürmen wurden die Schnee- 
krystalle in den Wehen so fest ineinander verkeilt, daß der 
Schnee kaum mehr die Eindrücke der Stiefel annahm und. sich 
gut mit der Säge bearbeiten ließ: Weicher Schnee, der in Be- 
gleitung eines nur schwachen Windes sich abgesetzt hatte, wurde 
in den schweren Stürmen: vollständig beseitigt und diente zu- 
sammen mit frischgefallenem Schnee zum Bau der harten Wehen, 
welche an der Oberfläche häufig eine eigentümliche grubige 


A 


Skulptur zeigten. Auf der Luvseite der Eisberge, also der 
Ostseite, bildete sich bei Stürmen ein Luftwirbel, welcher jede 
Ablagerung von Schnee verhinderte; die Eisberge waren auf dieser 
Seite nach den Schneestürmen des Winters meist von einem 
mehrere Meter tiefen Graben umgeben. Auch die Leeseite der 
Eisberge blieb häufig ganz schneefrei und wies Glatteis auf, das 
mit Schlitten unangenehm zu passieren war. Ebenso blieb die 
Oberfläche des Inlandeises auch nach den heftigen Schneestürmen 
des Winters nahezu überall schneefrei. 


Auffallend wenig Gelegenheit zur Beobachtung äolischer Er- 
scheinung bot sich im Inneren Südafrikas, das der Vortragende 
auf der Heimfahrt bereiste. Den Boden der ehemaligen Buren- 
staaten bildet vielfach ein harter, roter Lehm, der einen mehr 
oder minder dichten Graswuchs trägt und kein lockeres Material 
für den Wind abgibt; ebenso wenig ist dies bei den weiten 
Strecken der Fall, deren Untergrund jugendliche Süßwasserkalke 
bilden. In Rhodesia trifft man allerdings ausgedehnte Sand- 
plateaus, allein diese tragen zumeist Wald und sind aus diesem 
Grunde den Winden nur wenig zugänglich. 


An der Debatte beteiligten sich die Herren KEIKHACK 
BLANCKENHORN, JANENSCH, JAEKEL, PHILIPPI und BRANCO. 


Herr JANENSCH machte Bemerkungen über den Skelet- 
bau der Glyptodontiden unter Vorlage von Teilen eines 
Skeletes von Glyptodon clavipes Owen, dessen Besitz die 
geologisch-paläontologische Abteilung des Museums für Natur- 
kunde zu Berlin der liebenswürdigen Freigebigkeit des Herrn 
Tierarztes Dr. P. KnurH zu verdanken hat. 

Die Gattung Glyptodon ist durch die Arbeiten von Owen, 
Huxtrey, Nopor, BURMEISTER, AMEGHINO, LYDEKKER und anderen 
Autoren sehr genau bekannt, sodaß die Untersuchung der Skelet- 
teile keinerlei neue Tatsachen bezüglich der Anatomie . zutage 
förderte. Es soll darum hier lediglich der Versuch gemacht 
werden, einen Beitrag zur Kenntnis der Ursachen zu liefern, die 
zu mannigfaltigen Anpassungs- und Umformungserscheinungen. im 
‚Skeletbau jener in gewisser Hinsicht merkwürdigsten unter‘ allen 
Säugetiergruppen geführt haben. 

Es sind neben der Vererbung gewisser Anlagen von den‘ 
Vorfahren in. der Hauptsache drei Momente, die die charak- 
teristischen Eigentümlichkeiten des Knochenbaues der Glyptodontiden 
bedingen, nämlich die Erlangung eines außerordentlich starken 
Schutzes, der Erwerb der Nahrung und die Erreichung einer 
erheblichen Körpergröße. Diesen Faktoren hat sich der Organismus 


) 


angepaßt und dabei in mehrfacher Beziehung höchst merkwürdige 
Umbildungen erfahren. Nur bei Berücksichtigung dieser Faktoren 
können wir zu einem richtigen Verständnis der Bedeutung der 
Eigenheiten des Glyptodontenskeletes gelangen. 

Die Erlangung eines kräftigen Schutzes spricht sich vor allem 
in der Panzerung aus. Der Panzerschutz erstreckt sich auf den Rücken 
und die Seiten des Rumpfes, auf die Oberseite des Kopfes und den 
Schwanz. Der Rumpfpanzer stellt ein festgeschlossenes Gewölbe dar, 
er entbehrt also der bei den lebenden Gürteltieren vorhandenen, 
gelenkig mit einander verbundenen Ringe oder Gürtel. Die 
Stärke des Panzers variiert bei den verschiedenen Gattungen der 
Glyptodontiden. Welchen trefilichen Schutz derselbe z. B. bei 
Glyptodon clavıpes gewährte, möge aus der Angabe hervorgehen, 
daß die Dicke in der hinteren Rückenhälfte durchschnittlich 3!/a em 
und vor dem Hinterrand sogar 4!/g cm beträgt, während sie in 
den randlichen Partieen des vorderen Teiles auf etwas weniger 
als 2 cm hinabgeht. 

Der aus polygonalen Knochentafeln zusammengesetzte Panzer 
war von kleineren Hornplatten bedeckt, deren Umgrenzung sich 
bei Glyptodon in den die Oberseite derselben zierenden Kanälen 
dokumentiert; wie bei den Schildkröten fallen die Ränder der 
hornigen Platten mit denen der unterliegenden kalkigen nicht 
oder nur auf kurze Strecken hin zusammen. In jenen Kanälen 
sind zahlreiche tiefere Löcher verteilt, von denen BURMEISTER!) 
nach Analogie mit den Verhältnissen bei lebenden Gürteltieren 
annahm, daß sie der Aufnahme von Borsten dienten. Daneben 
dürfte ihre Bedeutung doch wohl, wie LYpEkker?), der obige 
Annahme verwirft, meint, darin gelegen haben, daß sie dem 
Durchtritt von Gefäßen und Nerven, die die Bildung der Horn- 
substanz an den Rändern der Hornschilder ermöglichten, dienten, 

Die Starrheit des Panzers von Glyptodon ist eine voll- 
kommene, bis. auf eine Partie beiderseits am vorderen Ende des 
Seitenrandes unterhalb der Lage des Schulterblattes. Hier pflegen 
nämlich bei dieser Gattung mehrere Reihen von Platten nur un- 
vollkommen miteinander zusammenzuhängen, sodaß offenbar eine 
gewisse Biegsamkeit des Panzers möglich war. 

Die Schwanzpanzerung ist in zwei verschiedenen Haupttypen 
entwickelt; bei dem ersten besteht sie durchgehend in gelenkig 
mit einander verbundenen Ringen (Glyptodon), bei dem zweiten 
(Panochtus, Lomaphorus — Hoplophorus aut., Plohophorus u.a) 
ist dies nur im vorderen Teile der Fall, während der hintere 
von einem geschlossenen starren Tubus umschlossen wird, der 
bei manchen Formen (Daedicurus) zu einer gewaltigen Keule an- 
schwellen kann. 


Tu 


eo 


Der Panzerschutz des Kopfes schließlich besteht lediglich 
in einer das Schädeldach bedeckenden Lage verhältnismäßig 
dünner Platten. 

Im Skeletbau hat nun die Panzerbildung hochgradige Um- 
wandlungen im Gefolge, die von jeher die besondere Aufmerk- 
samkeit der Forscher auf sich gezogen haben. Die Starrheit 
des Panzers, der ja beweglicher Gürtel entbehrt — bei dem die 
ursprünglichsten Merkmale autweisenden Propalaeohoplophorus, 
glaubte LYDErker°’) noch Spuren von solchen feststellen zu 
können — und infolgedessen keinerlei seitliche oder vertikale 
Biegung des Körpers zuläßt, hat nun dazu geführt, daß auch die 
Rumpfwirbelsäule fast gänzlich die Biegungsfähigkeit verloren hat. 
Die Wirbel sind miteinander zu einer starren Röhre verschmolzen, 
die nur an zwei Punkten unterbrochen ist. 

Zunächst sind die ersten beiden Brustwirbel mit einander 
nnd dem letzten Halswirbel zu dem sog. Postcervikale verwachsen 
und mit den übrigen durch eine sehr bewegliche Gelenkung ver- 
bunden. Die aus diesen entstandene Brustwirbelröhre ist für sich 
selbständig geblieben und von den Lendenwirbeln durch ein nur 
undeutlich ausgebildetes Gelenk abgegliedert. Lenden- und Becken- 
wirbel bilden ein zusammenhängendes Rohr, das die verschmolzenen 
llia durchsetzt und mit diesen fest verwachsen ist. 

Auch die Rippen tragenden Querfortsätze sind zu lang- 
sezogenen Leisten verschmolzen, die in der hinteren Hälfte der 
Brustwirbelröhre nach oben gerichtet sind, während sie nach 
vorn zu sich immer schräger stellen und ganz vorn an der 
Gelenkung mit dem Postcervikale ganz seitlich gerichtet sind. 
Ebenso sind die oberen Bögen der verschiedenen Abschnitte zu 
einheitlichen Kämmen verwachsen. 

In ganz augenfälliger Weise ist an der Wirbelsäule der 
Glyptodontiden die Erscheinung zu beobachten, daß alle die Teile, 
die ihre Funktion verloren haben und dadurch bedeutungslos ge- 
worden sind, in hohem Maße rückgebildet sind, während um- 
gekehrt diejenigen, die besonders beansprucht werden, auch eine 
besonders starke Ausbildung erfahren haben. 

Die Wirbelsäule gibt normalerweise dem Rumpf seinen 
hauptsächlichen Halt, und zwar sind es namentlich die Wirbelzentren 
mit den zwischen ihnen liegenden Knorpelscheiben, welche die Festig- 


!) Bemerkungen über die Arten der Gattung Glyptodon im Museo 


‚publico de Buenos Aires. Archiv f. Anat., Physiol. u. wiss. Medizin. 


1865, S. 817. 

2) Anales del Museo de la Plata, Palaeontologia Argentina 3, 1894. 
The extinet Edentates of Argentina. 

ana. a. OLISIN AT: 


keit des Rückgrates ausmachen. Sie stellen daher auch im allge- 
meinen den kräftigsten und massigsten Teil der Rumpfwirbel dar. Bei 
denen der Glyptodontiden sind aber gerade die verschmolzenen 
Wirbelzentren fast vollständig rückgebildet. Sie sind lediglich nur 
soweit erhalten geblieben, daß sie eine knöcherne Hülle für 
das Rückenmark liefern, die stellenweise, z. B. in der Brust- 
wirbelsäule von G@lyptodon clavipes, bis auf eine Dicke von 2 mm 


ae. 1: Sp 


ie. 2; Sp 


C 


Fig. 1. Ansicht des Postcervikale von Glyptodon clavipes von hinten. 
/s nat. Gr. | 

Fig. 2. Ansicht der Brustwirbelröhre von Glyptodon clavipes von vorm. 
17 a = 
/s nat. Gr. 


Sp. = Oberer Dornfortsatz. Tr. = Querfortsätze. C. = Wirbelzentrum. 


herabgeht (Fig. 3) und auch in dem Lenden- und dem größten 
Teil des Beckenabschnittes (Fig. 5) eine Stärke von nur 
wenigen Millimetern besitzt. Die Wirbelzentren waren hier 
natürlich der Aufgabe enthoben, durch Ausbildung großer Ansatz- 
flächen für die verbindenden Knorpelscheiben und entsprechende 
eigene Dickenentwieklung den festen Zusammenhalt zu schaffen. 


U Me 


Andrerseits hatte die Verwachsung der Querfortsätze der 
Brustwirbel und der Dornfortsätze der Lenden- und Becken- 
wirbel eine gewisse Vermehrung der Festigkeit im Gefolge. 
Als weiterer wichtiger Faktor kommt die Bildung des Panzers in 
Betracht, der ja dem Rumpf einen ganz vortrefflichen Halt ge- 


Fig. 3. Sp Eie. 5. 


(Juerschnitte durch verschiedene Stellen der Wirbelsäule von 
Glyptodon clavipes. 


Fig. 3. Durch den vorderen Teil der Brustwirbelröhre. 
Fig. 4. Durch den hinteren Teil derselben. 
Fig. 5. Durch den vorderen Teil der Sakralwirbelsäule., 
'Sämtlich '/ nat. Gr. — Bezeichnungen wie vorn. 


währt, somit in dieser Hinsicht das Innenskelet funktionell in 
erheblichem Maße entlastet, und es außerdem gegen irgendwelche 
ungünstigen, von außen wirkenden Einwirkungen und Beanspruchungen 
vollkommen schützt. Nur gegen das Ende der Beckenwirbelsäule 
bildet das Zentrum sich allmählich wieder stärker heraus, da es 


ee 


hier den Ansatz der ersten beweglichen und nicht verschmolzenen 
Schwanzwirbel liefern muß. 

Diese nun gewähren ein gänzlich verschiedenes Bild. Es 
sind hier (Fig. 5) gerade die Wirbelzentren besonders massig 
entwickelt, entsprechend der Bedeutung, die sie hier als die den 
hauptsächlichen Halt gebenden Teile der biegsamen Wirbelsäule 
des mächtigen Schwanzes haben. 

Bei den Formen, bei denen der hintere Teil des Schwanzes 
von einem starren Tubus umschlossen ist, wie bei Pamochthus, 
Lomaphorus, Phohophorus, Daedicurus, sind auch die ein- 
geschlossenen Wirbel unbeweglich miteinander unter mehr oder 
weniger weitgehender Umgestaltung ihrer äußeren Form ver- 
schmolzen. 


Sp 


= 
Fig. 6. Zweiter Schwanzwirbel von Glyptodon clavipes OWEN. 
'/s nat. Gr. — Bezeichnungen wie vorn. 


Die Querfortsätze sind je nach der Funktion, die sie haben, 
entwickelt. In dem Brustabschnitt, wo sie die Rippen tragen, 
sind sie als kräftige Leisten ausgebildet, die im vorderen Teil 
der Brustwirbelröhre wagerecht (Fig. 2, 3), in ihrer hinteren 
Hälfte aber steil gestellt sind (Fig. 4). 

In der Lendenwirbelsäule sind die Querfortsätze bei Panoch- 
thus noch als seitliche Hervorragungen nach Burmeister vorhanden, 
bei Glyptodon dagegen sind sie gänzlich verschwunden. Es 
dürfte das wohl durch die Rückbildung der dorsalen Muskulatur 
infolge der Panzerbildung bedingt sein. Gänzlich. verschwunden 
sind weiterhin die Querfortsätze in der aus 8 Wirbeln bestehenden 
Beckenwirbelsäule, abgesehen von denen der beiden letzten 


a NE 


Sakralwirbel. Hier sind sie sonst bei den Landsäugetieren 
meist kräftig entwickelt und zugleich fest miteinander verschmolzen. 
Bei den Glyptodontiden geben die mächtigen, verwachsenen 
oberen Dornfortsätze diesem Teil der Wirbelsäule hinreichende 
Festigkeit. Allein die beiden letzten Sakralwirbel tragen lang- 
sestreckte Querfortsätze, die mit den Ischia verschmelzen und 
auf diese Weise einen festen und sicheren Ansatzpunkt für die 
mächtige Schwanzwirbelsäule schaffen. 

Von besonderer Bedeutung sind die Querfortsätze wieder 
in der Schwanzwirbelsäule. Hier stellen sie nämlich zusammen 
mit den unteren Bögen die von den Wirbeln ausstrahlenden 
Stützen der vielfach mit mächtigen Stacheln besetzten Panzerringe 
dar und sind deshalb namentlich am vorderen Abschnitt außer- 
ordentlich lang und stark entwickelt und gaben gleichzeitig die 
Stütze eine kräftige Schwanzmuskulatur. 

Sehr bemerkenswert ist nun ferner die Gestaltung der Dorn- 
fortsätze. Überall, wo die Rumpfwirbel mit einander verschmolzen, 
sind auch diese verwachsen. Am Postcervikale bilden sie einen 
mächtigen, dicken Knochen. Dann tritt unvermittelt ein schroffer 
Wechsel der Form auf, indem sie nämlich im Verlauf der übrigen 
Brustwirbelsäule einen zarten, dünnen, nur oben, wie BURMEISTER 
angibt, sich etwas wulstig verdickenden Kamm darstellen. In der 
hinteren Hälfte der Lendenregion und im ersten Teil der Becken- 
wirbelsäule hat der Spinalkamm eine ganz neue, sie stark be- 
anspruchende Funktion erhalten und demgemäß eine besonders 
starke Entwicklung erfahren. Hier nimmt derselbe nämlich eine 
gewaltige Höhe und Stärke an, um mit dem Panzer zu verwachsen 
und zusammen mit dem Becken am Tragen desselben teilzunehmen. 
(Fig. 4.) 

Im weiteren Verlaufe des Sakralteiles, wo die Verwachsung 
mit dem Panzer nicht mehr vorhanden ist, wird er nur wenig 
niedriger, ist aber an seinem hinteren Ende noch insofern von 
Bedeutung, als es jederseits eine Gelenkfläche für die Prae- 
zygapophysen des ersten Caudalwirbels trägt und somit noch einen 
Stützpunkt für den Ansatz des Schwanzes bietet. 

An den Schwanzwirbeln zeigen die Dornfortsätze eine normale, 
aber der gesamten jener Ausbildung derselben entsprechende Ent- 
wicklung. 

Die Verhältnisse des Halses und gewisse Erscheinungen der 
Brustwirbelsäule werden aus bestimmten Gründen besser weiter 
unten besprochen werden. 

Hochgradige Umwandlungen infolge der Entwicklung des 
Panzers hat das Becken erfahren. Die nur hier auftretende 
feste Verwachsung des ersteren mit dem Innenskelet hat weit- 


— Hl 


sehende Umformungen und Anpassungen bedingt. Zunächst ist 
der gewaltige Umfang, den das Becken angenommen hat, auf diese 
Beziehung zurückzuführen. 

“ Die Ilia sind mit einander verschmolzen zu einer einheitlichen, 
ebenen Knochentafel, die bei Glyptodon claviceps eine Breite von 
etwa 0,60 und eine Höhe von 0,25 m erlangt. Bei den meisten 
Glyptodontiden schwach — bei Propalaeohoplophorus stark — 
nach vorn geneigt und sich hoch über den Rückenmarkskanal 
erhebend, durchzieht sie senkrecht zur Körperachse den 


Rumpf. Ihr oberer Rand ist stark verbreitert und verdickt 


und bei @l. clavipes in reichlich 60 cm betragender Länge mit 
dem Rückenpanzer verwachsen. Während die mittleren Partieen 
dieser Knochenwand sehr dünn sind, stellen die von den Gelenk- 
pfannen der Femura aufsteigenden Ränder kräftige und dicke 
Knochensäulen dar, die stark genug sind, den großen, von oben 
wirkenden Druck auszuhalten und ihn auf die Hinterbeine zu 
übertragen. 

Auch die Ischia, mit denen die Pubis verschmolzen sind, 
haben sich zu umfangreichen Knochentafeln umgebildet, die senk- 
recht der Körperachse parallel gerichtet sind und sich weit nach 
hinten erstrecken. Ihre oberen, wulstig verdickten Ränder sind 
in zwei auf der Richtung der Ilia annähernd senkrechten, nach 
hinten schwach divergierenden Linien — bei @l. clavipes 
von reichlich 0,25 m Länge — mit dem Panzer verwachsen. 
Nach unten laufen die ungefähr dreiseitig gestalteten Sitzbeine bei 
manchen Formen in einen Knopf aus, der noch einen weiteren 
Anwachspunkt des Panzers bildet. 


Zu. weiterer Verstärkung der Verbindung dient ferner noch 


die bereits erwähnte Verwachsung der oberen Dorunfortsätze der 
hinteren Lenden- und vorderen Sakralwirbelsäule.- 

In der gewaltigen Ausdehnung des Beckens, in der I,ängs- 
wie in der Querrichtung, die auch in der großen Anzahl von 
8 Sakralwirbeln und in deren Streckung zum Ausdruck kommt, 
spricht sich die Tendenz aus, von einander möglichst entfernte 
Anwachspunkte für den Panzer zu bilden und so cine große 
Stabilität zu erreichen. Letztere wird auch besonders gefördert 
durch die vorteilhafte Art der Verwachsung längs ungefähr auf 
einander senkrechter Richtungen. Dies hat zur Folge, daß allen 
von irgend einer Seite wirksamen, die Lösung der Verwachsung 
anstrebenden Kräften ein starker Widerstand geleistet wird. 

Als das zweite im Skeletbau der Glyptodonten sich aus- 
prägende Moment war oben. bereits der Erwerb der Nahrung 
hervorgehoben. Dieser erfolgte, wie sich aus mehrfachen Befunden 
im Knochenbau ergibt, durch wühlende und grabende Tätigkeit, 


Dieser Auffassung liegt an sich schon der Vergleich mit den 
lebenden Gürteltieren, die ja ausgezeichnete Grabtiere sind; nahe. 
Von Burmeister und anderen Autoren ist den Glyptodontiden 
denn auch bereits diese Lebensweise zugesprochen worden. 


u 2 


Fig. 7. Linker Unterarm und Vorderfuß von Glyptodon asper BURM. 
nach BURMEISTER. */ı;s nat. Größe. 


Die Hauptstütze für diese Ansicht bietet die Ausbildung der 
Vorderextremitäten (Fig. 7). Die kräftigen, langgestreckten, 
sgekrümmten, auf der Unterseite konkaven Endphalangen trugen 
sicherlich gewaltige hornige Krallen, die bei der Grabarbeit treff- 
liche Dienste zu leisten imstande waren. Während bei der Gattung 
Dasypus die Gesamtform des Vorderfußes eine mehr gestreckte 
ist, hat sie bei den Glyptodontiden einen breiteren Umriß erhalten. 
Dies rührt daher, daß einmal sämtliche Elemente des Vorderfußes 
eine überaus gedrungene Gestalt zeigen, mit Ausnahme natürlich 
der Endphalangen, und daß außerdem stets drei Zehen kräftig 
ausgebildet sind. - Die gewiß sehr starken Grabklauen haben 
sicherlich die Gesamtform gestreckter gestaltet, trotzdem ist un- 


verkennbar, daß gegenüber. den Verhältnissen bei Dasypus eine 


merklich breitere Fläche vorhanden ist. 

Bei Glyptodon kann man wohl annehmen, daß das auffallend 
stark entwickelte Pisiforme, das als gestreckter, nach unten 
etwas konkaver Knochen, gleichsam als Ersatz des fehlenden 
fünften Fingers, nach außen vorragt, nicht unwesentlich zur Ver- 
breiterung der durch die Hand gebildeten Schaufel beigetragen hat. 


— %6 — 


Es ist dabei bemerkenswert, daß hier gerade die dem Boden 
zugewandte und beim Scharren im Boden am meisten in An- 
spruch genommene Randpartie der Hand durch das Pisiforme 
eine Ausdehnung erfahren hat. Die hier reproduzierte Abbildung 
(Fig. 7) von G/yptodon asper Burm. bei BURMEISTER!) möge 
die Rolle, die das Pisiforme (P.) bei der Verbreiterung der Hand 
spielt, veranschaulichen. Die in der paläontologischen Abteilung 
des Museums für Naturkunde befindlichen Vorderextremitäten der- 
selben Art zeigen durchaus das gleiche Bild. Bei der gleichfalls 
der fünften Zehe entbehrenden Gattung Daedicurus ist, nach den 
Abbildungen BuURMEISTERS zu schließen, dieses Verhältnis weniger 
deutlich. Bei Panochthus tritt das Pisiforme weit stärker zurück, 
dafür ist hier der fünfte Finger gut entwickelt. 


Fig. 8. Endphalange der dritten Zehe des Hinterfußes von Glyptodon 
clavipes Ow. ?/s nat. Gr. 


Sehr bemerkenswert ist die Stellung, die der Vorderfuß 
einnimmt. Er liegt nämlich mit Tibia und Fibula in einer Ebene, 


auf welche genau senkrecht die Rolle des Ellenbogengelenkes 


gerichtet ist. Es folgt hieraus, daß Hand, Unterarm und der 
zu diesem kräftig geneigte Humerus ziemlich genau in einer 
Fläche liegen. Auch wenn wir eine etwas nach unten divergierende 
Stellung der beiden vorderen Extremitäten annehmen, so erscheint 
es doch als ausgeschlossen, daß der ganze Vorderfuß den Boden 
berührte. Er muß ohne Frage eine steile Stellung mit nach 
innen gerichteter Handfläche gehabt haben, die für das Gehen 
und Laufen höchst unvorteilhaft ist, und kann lediglich mit den 
drei mittleren Zehen die Erde berührt haben, besitzt also extrem 


2) a 2,0. PLXXKIIE F. 2. 


en 0000 


Ber 


digitigraden Charakter. In dieser steilen Stellung liegt eine 
besonders weitgehende Anpassung an die Funktion, indem beim 
Graben die Flächenausdehnung des Vorderfußes in besonders 
hohem Maße zum Wegschieben der Erde ausgenutzt wird. 

Die hinteren Extremitäten zeigen den vorderen gegenüber eine 
ganz abweichende Ausbildung der Endphalangen. Diese besitzen 
nämlich eine stark verbreiterte Form, die namentlich bei den 
drei mittleren Zehen ausgeprägt ist (Fig. 8). Aber auch die 
erste und fünfte Endphalange sind wesentlich breiter als am 
Vorderfuß, wenn sie hier überhaupt vorhanden sind. Es kann 
demgemäß auch die Hornbekleidung der Endphalangen nicht den 
Charakter von langen spitzen Grabklauen, wie wir sie an den 
Vorderextremitäten annehmen müssen, besessen haben. Offenbar 
waren sie von hufähnlicher Gestalt und berührten mit breiterer 
Endigung den Boden. 

Die Gesamtform des Hinterfußes ist massig und gedrungen, 
alle Elemente des Tarsus, Metatarsus und der Zehen sind 
außerordentlich kurz geworden. Die Zehen stehen, wenigstens 
bei Gl/yptodon, ziemlich schräg und divergieren etwas von ein- 
ander. Bei Punochthus ist, nach den Abbildungen Burmkisters 
zu schließen, die Neigung der Zehen eine flachere, doch scheint 
auch diese Gattung wie G/lyptodon auch an den Hinterfüßen 
digitigrad gewesen zu sein. Der Gesamt-Habitus ist dem ver- 
gleichbar, den wir bei den größten und massigsten Huftieren 
finden. Er erinnert an die Verhältnisse bei Proboseidiern, in 
noch höherm Grade an die der Amblypoda, wie Uintatherium 
und Tinoceras. 

Bei diesen gewaltigen Tieren sind die Extremitäten der 
gewaltigen Last, die sie zu tragen hatten, angepaßt, die kurze 
breite Form der Fußkuochen gewährte große Festigkeit, die 
große Fläche, mit der der Fuß den Boden berührt, die nötige 
Sicherheit beim Auftreten. Die proximale Facette des Astragalus 
ist, worauf SchLosser!) hinweist, bei den Proboscidiern und 


I 


'Amblypoden infolge des großen Körpergewichtes fast ganz eben 


gestaltet. Auch bei Glyptodon ist sie, wenn auch in geringerem 
Maße, abgeflacht, bei dem viel kleineren Propalaeohoplophorus dagegen 
bezeichnenderweise sehr stark gewölbt und mit tiefer Mittelrinne 
versehen. 

Der Hinterfuß der Glyptodontiden übertrifft au Gedrungenheit 
noch den der erwähnten Huftiere, indem die Metacarpalia noch 
weit kürzer geworden sind. Auch in der weit breiteren Form 


!) Über die Modifikation des Extremitätenskelets bei den einzelnen 
Säugetierstämmen. Biol. Zentralbl. 9, 1890 S. 718. 


Be 


der Endphalangen ist bei den ersteren die Anpassung an die 
Funktion weiter fortgeschritten. 

Auch Unter- und Oberschenkelknochen sind bei den Glypto- 
dontiden außerordentlich massig und kräftig entwickelt und durch- 
aus einem gewaltigen Gewicht angepaßt. Besonders bemerkens- 
wert ist der Unterschenkel, dessen zwei Bestandteile, Tibia und 
- Fibula, zu einem einheitlichen Knochenstück verschmolzen sind, 
das bei der Gattung Glyptodon eine fast mit einer kurzen, 
dicken, durchbrochenen Säule vergleichbare Form angenommen 
hat. Es sei hier bemerkt, daß bei der kleineren und 
ursprünglicheren Gattung Propalaeohoplophorus nach den Angaben 
und Abbildungen Lypekkers Tibia und Fibula noch weit 
schlanker und selbständiger sind und an ihren verwachsenen 
Enden deutlich die Nähte erkennen lassen. Das Femur ist bei 
den Glyptodontiden plump und massig und durch die kolossale 
Entwicklung des großen sowie durch das Vorhandensein eines 
tief gelegenen kräftigen dritten Trochanters ausgezeichnet. Her- 
vorzuheben ist außerdem noch der Calcaneus, der nach hinten in 
einen mächtigen Tuber calcis ausläuft. 

Die Gegenüberstellung von Vorder- und Hinter-Extremität 
ergibt, wie aus dem Gesagten hervorgehen dürfte, eine bemerkens- 
werte Differenzierung in Bezug auf Form und damit auch 
Funktion. Die vorderen sind an grabende Tätigkeit, die hinteren 
lediglich an das Tragen der großen Körperlast angepaßt. 


Diese Erscheinung rückt aber noch in ein ganz besonderes. 


Licht, wenn wir die Stellung der Hinterextremität genauer be- 
trachten. Das Becken hat, wie schon oben bemerkt, einen be- 
sonders großen Umfang erhalten dadurch, daß Ilia und Ischia 
zu umfangreichen Knochentafeln sich umgestaltet haben. Die 
große Entwicklung der Ischia in der Längsrichtung hat zur Folge, 
daß der Ansatz des Oberschenkels weit nach vorn gerückt wird. 
Diese Tatsache im Verein mit der bei den verschiedenen Gattungen 
mehr oder weniger. ausgeprägt schräg nach vorn gerichteten 
Stellung der Oberschenkel und der beträchtlichen Länge der- 
selben, die diejenige der Unterschenkelknochen stets beträchtlich 
übertrifft, bei Glyptodon und Panochthus sogar den doppelten Betrag 
erreicht, bedingt nun, daß die Aufsetzstelle der Hinterfüße auf den 
Boden auffallend weit nach vorn geschoben erscheint. Dies ist in so 
hohem Grade der Fall, daß die Verbindungslinie der Punkte, 
wo die Zehen den Boden berührten, der vom Schwerpunkt des 
gesamten Tierkörpers gefällten Vertikalen zum mindesten sehr 
nahe zu liegen kommt. Ein Blick auf die treffliche Abbildung 
BurmEisters!) von Glyptodon asper zeigt klar diese Stellung der 


!) Annales del Museo Publico de Buenos Aires. 2, Pl. XXII. 


En 7 


Hinterbeine, obwohl das Tier schreitend und mit zurückgesetztem 
rechten Hinterfuß dargestellt ist. Auch die bei ZırreL!) gegebene 
Reproduktion einer anderen Abbildung BurMEISTERS von Glyptodon 
reticulatus Ow. läßt das besprochene Verhältnis gut erkennen. 

Bei der Festlegung der Schwerpunktsvertikale ist zudem 
noch in Betracht zu ziehen, daß entsprechend der Form des 
Panzers bei der Gattung G/yptodon der Umfang des Körpers im 
hinteren Teil größer ist als im vorderen. Dazu kommt hier die 
gewaltige Entwicklung des Beckens und der Knochen der Hinter- 
extremitäten, sowie die größere Dicke des Panzers. Der mächtige 
Schwanz hat sicherlich das Gewicht von Kopf und Hals 
kompensiert, bei längsschwänzigen Formen wie Panochthus und 
Daedicurus fraglos übertroffen. 

Trägt man allen diesen Verhältnissen Rechnung, so gelangt 
man zu dem Schluß, daß bei G/yptodon der Schwerpunkt nicht 
weit vor der Anwachsstelle der Ilia mit dem Panzer gelegen 
haben kann und ungefähr über dem Vorderende der Zehen der 
Hinterfüße anzunehmen ist. 

Bei der der ganzen äußeren Erscheinung nach schlankeren 
Gattung Panochthus übertraf die hintere Rumpfhälfte an Umfang 
wohl nicht wesentlich die vordere. Andrerseits zeichnet sich der 
Schwanz außer durch größere Länge durch bedeutendere Stärke 
in seiner proximalen Hälfte vor dem von Glyptodon aus. In 
den Hauptzügen des Skeletbaues von Panochtus, über den die 
ausgezeichnete Abbildung Burmeısters?) und deren Reproduktionen 
bei Zırrer?) Aufschluß geben, fallen beim Vergleich mit der 
Gattung Glyptodon neben der später noch zu berührenden Bildung 
eines Schwanztubus noch zwei abweichende Züge auf. Das ist. 
einmal die größere Länge und Schlankheit des Femurs, in 
geringem Grade auch der Unterschenkelknochen und des Fußes. 
Das Femur ist zugleich stärker nach vorn, die verschmolzenen Tibia 
und Fibula stärker nach hinten geneigt, der Fuß steht weniger 
steil als bei Glyptodon. Im ganzen ist das hintere Extremitäten- 
skelet bei Panochthus viel stärker geknickt im Gegensatz zu der 


“mehr gestreckteren Form bei der anderen Gattung. Aus der 


schrägeren Stellung der Femura resultiert aber, daß das Vor- 
rücken des Fußes in noch höherem Maße erfolgt ist als bei 
Glyptodon. Die zweite zu erwähnende Eigenschaft steht in 
direktem Zusammenhang mit der besprochenen Ausbildung der 
Hinterbeine. Der Platz für das weit vorgeschobene Kniegelenk 
ist dadurch geschaffen, daß der Brustkorb bedeutend kürzer als 


!) Handbuch 4, S. 145. 
2032 2. 0. Pl. T, 
®) Handbuch 4, S. 143 u. Grundzüge d. Pal. S. 814. 


Be 


bei G@lyptodon geworden ist. Dafür besitzt die Lendenwirbelsäule 
eine wesentlich größere Länge, die der des Brustteiles nicht 
nachsteht, während bei Glyptodon die letztere bedeutend 
Jänger ist. 

Das Scharren und Graben ist eine Tätigkeit, die ganz oder fast 
ausschließlici von den vorderen Extremitäten ausgeübt - wird. 
Sie geht umso besser von statten, je weniger letztere durch das 
Gewicht des ‚Körpers belastet werden und je freier sie bewegt 
werden können. Daher ist zu beobachten, daß die Tiere beim 
Graben stets eine Stellung einnehmen, die eine Entlastung der 
Vorderextremität erzielt. Bei den ausgesprochenen Grabtieren 
pflegt sich das auch schon im Skeletbau auszuprägen. 

Bei den kleinen grabenden Säugetierformen, z. B. beim 
Maulwurf, bei Chlamydophorus und auch solchen aus der Schar 
der Nagetiere, ist eine die Entlastung der Vorderfüße bezweckende 
Stellung am wenigstens deutlich zu erkennen. Die vorderen 
Extremitäten können hier eben bei dem geringen Gewicht des 
Körpers selır wohl noch einen größeren Teil desselben mit tragen, 
ohne dadurch wesentlich beim Graben behindert zu werden. Bei 
srößeren Tieren dagegen ist es meist augenscheinlich, daß die 
Hinterextreiitäten ganz oder fast ganz allein in der beim Graben 
eingenommenen Stellung das Gewicht des Körpers tragen und 
so die Vorderfüße entlasten. Bei einer an das Graben nicht 
weiter angepaßten Form, wie es der Hund ist, sehen wir, und 


zwar besonders bei großen Rassen, daß die Hinterfüße stark - 


nach vorn gerückt werden, um den Stützpunkt möglichst der 
Schwerpunktslinie zu nähern. Bei manchen Säugetieren ruht der 
Körper auf den vorgestreckten langen Hinterfüßen, wie bei Orye- 
teropus. Bei gewissen Solengängern, z. B. den meisten Dasypiden, 
bei Echrdna u. a. reichen die mit starken Krallen versehenen Hinter- 
füße von Natur schon sehr beträchtlich nach vorn, sodaß es nur einer 
Streckung des Fersengelenkes bedarf, um den Stützpunkt für den 
weitaus größten Teil der Körperlast auf die Spitzen der 
mittleren Zehen zu verlegen. 

Eigentümlich liegen die Verhältnisse bei Manis, wo durch 
die massige Ausbildung des Schwanzes, besonders bei M. tem- 
ninckt Smurs der Schwerpunkt weit nach hinten gerückt wird. 
Das ist in so hohem Maße der Fall, daß nach Bream diese 
Tiere bei horizontaler Haltung des Rumpfes lediglich auf den 
Hinterfüßen laufen und mit den Vorderfüßen nur ganz leise den 
Boden berühren. 

Bei den schweren Glyptodontiden mußte die grabende 
Lebensweise sich besonders stark im Skeletbau ausprägen, da 
bei der gewaltigen Last des Tieres die Entlastung der Vorder- 


ze Sl un 


füße auch besonders nötig war. Die Hinterfüße sind, wie oben 
ausgeführt, in der Tat sehr stark nach vorn gerückt, sodaß 
diese beim Graben nur sehr wenig voreerückt zu werden 
brauchten, um allein den Rumpf tragen. Es ist diese Stellung 
erreicht einerseits durch die mächtige Ausdehnung der Ischia 
in der Längsrichtung, die zur Folge hat, daß bei G/yplodon 
die Gelenkpfannen für die Femura bei zweidrittel der Rumpf- 
länge zu liegen kommen, andrerseits durch die Länge 
und die Vorwärtsneigung der Oberschenkel. Daß diese Aus- 
bildung des Skeletbaues dieser Teile sich entwickelt hat, 
hängt offenbar mit Erlangung der beträchtlichen Körperschwere 
zusammen. Die zum Tragen derselben bestimmten Hinter- 
extremitäten mußten die Form annehmen, die sich, wie ausgeführt, 
bei den schweren Säugetierformen herauszubilden pfleet und die 
durch die kurze Massigkeit und Festigkeit des Fußes und Breite 
der Endplhalangen resp. deren Hornbekleidung ausgezeichnet ist. 
Aus demselben Grunde hatte sich offenbar zur Entlastung der 
Vorderextremitäten auch nicht eine starke Streckung der Hinter- 
füße herausgebildet oder, falls sie bei dem Vorfahren der Glypto- 
donten bereits vorhanden war, erhalten. Hinterfüße von ge- 
streckter Form mit schlanken IKnochenelementen wären nicht ge- 
eignet, die gewaltige Körperlast zu tragen, wenn diese beim 
Graben durch Streckung der Ferse auf die Enden der Zehen verlegt 
worden wäre. 

Daß bei den Glyptodontiden die Entlastung der Vorderfüße 
so weitgehend eingetreten ist, hat es ermöglicht, daß diese sich 
so ausschließlich an die grabende Tätigkeit anpassen konnten, 
namentlich auch, daß sich die steile Stellung der Handfläche 
— wenigstens bei der Gattung G/yptodon — herausbilden konnte, 
zu der es bei stärkerer Belastung nicht hätte kommen können. 

Es ist übrigens bemerkenswert, daß sich die Differenzierung, 
die sich in der Verschiedenheit der Endphalangen und deren 
Hornbekleidung ausspricht, auch bei wenigen lebenden grabenden 
Formen findet, und zwar grade bei größeren Formen, nämlich 
Dusypus gigas und Orycteropus. Bei beiden haben die Krallen der 
Hinterfüße eine breite, hufähnliche Form, wie wir sie bei den 
Glyptodontiden aus der Gestalt der Endphalangen schließen 
müssen, erhalten. Auch hieraus geht hervor, daß es sich um 
eine durch die Erlangung beträchtlicherer Körpergröße bedingte 
Erscheinung handelt. 

Die Tatsache, daß die Hinterextremitäten im wesentlichen 
allein das Gewicht des Körpers tragen, läßt nun weiter auch die 
Beziehungen zwischen Panzer und Skeletbau verstehen. Der 
ganze Rumpf ist von dem starren Panzer umschlossen und an 


seiner ° Innenseite, abgesehen vielleicht von seinen äußersten 
Rändern, festgeheftet, derart, daß ähnlich, wie der Rippenkorb der 
Brust einen innerlichen, der Panzer dem ganzen Körper einen 
äußerlichen Halt gewährt. 

Der Panzer ist lediglich mit dem Becken und den oberen 
Bögen der den Ilia zunächst liegenden Lenden- und Sakralwirbeln 
verwachsen, während in der ganzen vorderen Körperhälfte keine 
feste Verbindung mit dem Innenskelete erfolet ist. Da allein die 
Hinterextremitäten nebst Beckengürtel die Last des Panzers mit- 
samt der des eingeschlossenen Körpers tragen, hat der Druck 
dieser beiden auch nur hier zu einer starren, festen Verwachsung 
geführt. Zugleich mußte zur Gewinnung der nötigen Stabilität 
die gewaltige Entwicklung des Beckens in der Längs- und Quer- 
richtung eintreten, und die hohe Zahl von Wirbeln in die Sakral- 
region einbezogen werden. 

Eine besondere Beachtung verdient die Ausbildung des 
Schwanzes. Die mächtige Entwicklung, die er bei den Glyptodon- 
tiden erreicht, legt die Auffassung nahe, daß er eine nicht un- 
wichtige funktionelle Bedeutung hat. Sie ergibt sich wiederum 
aus der grabenden Lebensweise. Wenn die Tiere die zum 
Graben geeignete Stellung einnahmen, d. h. die Hinterfüße so 
weit, als nötig war, vorrückten, um die Vorderfüße möglichst 
zu entlasten, so wird der Schwanz als dritter hinten 
gelegener Stützpunkt gedient haben. Da er ein Fallen nach 
hinten verhinderte, so war es sogar möglich, daß die Vorder- 
extremitäten eine völlige Entlastung erfuhren, ja daß der 
Schwerpunkt zwischen Schwanz und den Zehenenden der 
Hinterfüße, wenn auch dicht hinter diesen, zu liegen kam, sodaß 
die Last des Körpers eine auf drei Punkten .gestützte stabile 
Ruhelage erhielt. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, 
dürfte nun übrigens auch die verschiedenartige Ausbildung des 
Schwanzes bei den Glyptodontiden verständlich werden. 

Bei der Gattung Glyptodon mit relativ kurzem, aber mit 
äußerst kräftiger Wirbelsäule und starker Bepanzerung aus- 
gestattetem Schwanz sind die einzelnen Wirbel selbständig 
geblieben. 

Bei den langschwänzigen Formen, Plohophorus, Panochthus, 
Daedicurus dagegen ist das hintere Ende sowohl innerlich, als 
auch äußerlich, zu einem festen starren Abschnitt verschmolzen, 
während der vordere Teil biegsam geblieben ist. Es liegt auf 
der Hand, daß ein längerer Schwanz einen höheren Grad von 
Biegsamkeit besitzt als ein kürzerer und weniger geeignet ist, in 
der angegebenen Weise als dritter Stützpunkt zu dienen. Es 
dürfte demnach wohl die Verschmelzung des. hinteren Schwanz- 


a SE 


teiles als eine Anpassung an die Funktion, den auf ihm lastenden 
Druck aufzunehmen, anzusehen scin. Das am meisten beanspruchte 
hintere Ende des Tubus hat dabei bei gewissen Formen eine 
Verstärkung erfahren, die bei Daedicurus (nach LyYDEKKER — 
Eleuterocercus Koken) zur Ausbildung eines mächtigen, keulen- 
artigen Gebildes geführt hat. 

Eine derartige hochgradige Spezialisierung in der Form 
des Schwanzes darf doch gewiß nicht als ein bloßes Spiel der 
Natur aufgefaßt werden, sondern verdankt doch sicherlich einer 
sanz bestimmten Ursache ihre Entstehung. 

Als zweite darf wohl außerdem noch die Tatsache in Be- 
ziehung zu der Ausbildung der Verschmelzung gebracht werden, 
daß wenigstens Panochthus durch etwas größere Länge der 
Hinterextremitäten ausgezeichnet ist. Bei diesem werden nämlich 
die durch die Hinterfüße gebotenen Stützpunkte soweit nach vorn 
verlegt, daß der Schwanz augenscheinlich eine größere Belastung 
während der Grabstellung erfahren hat als bei G/lyptodon mit 
kürzeren Hinterextremitäten }). 

Bei der Gattung ZLomaphorus ist ja der Schwanz wesentlich 
kürzer als bei den langschwänzigen Typen, andrerseits immer 
noch länger als bei Glyptodon. Die Entstehung des Schwanz- 
tubus mag hier außerdem noch durch die im Vergleich zu dieser 
Gattung schwächere Panzerung, sowie durch die geringere Stärke 
der Wirbelsäule nötiger geworden sein. 

Es könnte der hier geäußerten Auffassung der Be- 
deutung und Funktion des Schwanzes entgegengehalten werden, 
daß man erwarten müßte, die Anzeichen starker mechanischer 
Abnutzung am hinteren Ende des Schwanzpanzers zu finden. 

Man darf wohl zunächst annehmen, daß sich die Glyptodon- 
tiden bei ihrer Schwerfälligkeit kaum in bergigen, steinigen Gegenden 
aufgehalten haben dürften, wo auch der Erwerb der Nahrung 
durch Graben erschwert gewesen wäre, sondern mehr in den 
Ebenen mit weicherem Boden, wie den Pampas. 

Vor allem ist aber zu betonen, daß ja der Panzer, wie 
schon oben bemerkt, mit einer Hornlage bedeckt war, dem ja 
auch die Skulptur des Knochenpanzers bei Glyptodon u. a. zu- 
zuschreiben ist. Demzufolge muß man annehmen, daß auch 
der Schwanztubus eine Hornbedeckung aufwies, die bei Panochthus 
und Daedicurus, wo dieser durch besonders kräftige Skulptur 
ausgezeichnet ist, auch eine besonders starke gewesen sein 
dürfte. LYypEkKER?) äußerte sogar die garnicht unwahrscheinliche 


’) Vergl. die oben angegebenen, von ZITTEL reproduzierten Ab- 
bildungen. 
ara a. ©. 5.41. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1904. 6 


Be N. 


Ansicht, daß der Schwanztubus bei den genannten Gattungen 
seitlich hornige Knoten oder sogar Hörner getragen hat. Die 
Hornlage dürfte wohl einen kräftigen Schutz für den Knochen- 
tubus gegen mechanische Abnutzung gewährt haben. Bei 
Daedicurus hat augenscheinlich der breite schwere Tubus auch 
beim Gange auf dem Boden geschleift und ist infolgedessen 
auch stärker abgenutzt worden. Jedenfalls zeigt das von 
Koken als ZBleutherocercus setifer!) beschriebene und in der 
paläontologischen Abteilung des Museums für Naturkunde befind- 
liche Stück deutliche Spuren von Corrosion. 

Nachdem wir die beiden, den Skeletbau beeinflussenden 
Momente, das Schutzbedürfnis und die Grabtätigkeit und gewisse 
von jedem einzelnen derselben bedingte Erscheinungen besprochen 
haben, wenden wir uns der Betrachtung des Halses und des vorderen 
Brustabschnittes zu. Partieen, an denen wir gleichzeitig die Ein- 
wirkungen der beiden genannten Momente erkennen können. 

Am Halse kommt die Tendenz der Erstrebung eines 
möglichst vollkommenen Schutzes zunächst in seiner Kürze zum 
Ausdruck, die zur Folge hat, daß er zum großen Teil noch 
unter dem Panzer gelegen ist. Nur die vorderste Partie mag 
bei normaler Kopfhaltung unter ihm hervorgeragt haben. In 
der Region des Halses einschließlich des Postcervikalstückes ist 
die Verschmelzung der Wirbel in erster Linie durch die Kürze 
desselben bedingt, wie es ja auch bei manchen Cetaceen der 
Fall ist, nicht aber eine Folgeerscheinung der Panzerung, wie 
bei der Rumpfwirbelsäulle.e. Denn wenn auch der Panzer bis 
über diesen Teil des Halses hinabreicht, so würde daraus noch 
keine Unterbindung der Beweglichkeit der einzelnen Wirbel re- 
sultieren müssen, wie ja auch der Anfang der Schwanzwirbel- 
säule, obwohl unter dem Panzer gelegen, unverschmolzen ge- 
blieben ist. | 

Die Kürze des Halses bedingte es nun auch weiter, daß 
der Austrittspunkt aus dem Panzer seine tiefe Lage annahm. 
Dies wurde erforderlich, weil sonst das Tier nicht imstande ge- 
wesen wäre, die Nahrung von und aus der Erde heraus zu 
erfassen. Es resnltierte weiter aus der tiefen Lage des Kopfes, 
daß die Brustwirbelsäule in ihrem Verlauf der starken Wölbung 
des Panzers nach vorn folgen mußte, sodaß der Neuralkanal des 
Postcervikalstückes eine äußerst steile Richtung annalım. Und 
hier mußte dann auch der scharfe Knick in der Wirbelsäule auf- 
treten, der sich in dem annähernd horizontalen Ansatz der ver-_ 
schmolzenen Halswirbel an das Postcervikale ausspricht, sodaß 


') Abhandl. K. Preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1888. 


der Kopf die normale wagerechte nach vorn gerichtete Stellung 
einnehmen konnte. 

Betreffs der speziellen Beschaffenheit der Halswirbelsäule 
ist zu erwähnen, daß der Atlas stets vollkommen frei ist, 
während der Epistropheus mit den nächstfolgenden drei oder 
vier Wirbeln zu einem gedrungenen breiten Knochenstück ver- 
wachsen ist. Der sechste Halswirbel bleibt nach Burmkrister bei 
gewissen Formen der Gattung Hoplophorus (= Plohophorus und 
Glyptodon in Form einer dünnen Knochenspange selbständig, ist 
dagegen bei Panochthus und bei Plohophorus und Glyptodon 
[z. T.] mit den vorhergehenden verschmolzen. Der siebente Hals- 
wirbel ist mit den ersten beiden Rückenwirbeln zu dem von der 
übrigen Brustwirbelsäule losgelösten sog. Postcervikalstück ver- 
schmolzen. 

Es ergeben sich nun folgende Möglichkeiten der Bewegung 
des Kopfes. Die Gelenkung vom kHinterhauptskondylus und 
Atlas gestattete ein weitgehendes Heben und Neigen des Schädels 
in der Medianebene. Die Gelenkung des Atlas und Epistropheus 
ermöglichte eine Drehung um die Längsachse und wohl in 
schwachem Maße auch ein Wenden nach der Seite. Die Gelenkung 
zwischen Hals und Postcervikale — der sechste Halswirbel 
spielt auch bei den Formen, wo er selbständig geblieben ist, 


"keine besondere Rolle — erfolgte lediglich an den sehr stark 


entwickelten Querfortsätzen. Ebenso liegt die Gelenkverbindung 
des Postcervikalstückes mit der Brustwirbelsäule an den Quer- 
fortsätzen. (Fig. 1 u. 2). Diese tragen an der Vorderseite des 
dritten Rückenwirbels jederseits längliche, stark gewölbte Gelenk- 
flächen, die in entsprechend gebildete des zweiten eingreifen und 
so, wie BURMEISTER Schon betont, offenbar eine Gelenkung von 
sroßer Beweglichkeit erzielen. Wie hier nur eine Bewegung in 
der Vertikalen möglich ist, so ist das ebenso bei der Verbindung 
les Postcervikalstückes mit dem vorhergehenden Halsabschnitt wegen 
der großen seitlichen Entfernung der Gelenkungsflächen der 
beiderseitigen Querfortsätze der Fall. Den drei in dieser Richtung 
wirkenden Gelenkungen steht demnach die von Epistropheus und 
Atlas gegenüber, die die Drehung des Kopfes und in schwachem 
Maße auch wohl ein Wenden desselben nach rechts und links 
ermöglichten. 

Im Zusammenhang mit der Abgliederung des Postcervikal- 
stückes von der übrigen Brustwirbelsäule steht auch die auffallende 
Loslösung des mit jenem durch das erste Rippenpaar verbundenen 
und mit letzterem verschmolzenen Manubrium von dem übrigen 
Sternum. 

Es ist nicht olıne Interesse, zu sehen, welche Anschauungen 


6 * 


BR 


über diesen, durch so eigenartige Verhältnisse iss Ze 
Komplex geäussert worden sind. 

Huxrer!) sprach die Meinung aus, daß die ren Aus- 
bildung des Hals- nnd vorderen Brustabschnittes die Bedeutung 
habe, die Atmung zu erleichtern. 


In zwei Abhandlungen beschäftigte sich M. SerREs mit den 
Gelenkungen zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel und 
den beiden Stücken des Sternum. In seiner ersten?) sprach er 
die Ansicht aus, daß die Glyptodonten durch Biegung des Halses 
den Kopf derart in den Panzer zurückziehen konnten, daß die 
gepanzerte Oberseite des Schädels den Rückenpanzer gleichsam 
verschloß. Da die oberen Lungenlappen sowie die Einmündungen 
der großen Venenstämme und der Aorta in das Herz in dem 
dem dritten Rückenwirbel zugehörigen Rumpfabschnitt lagen, so 
habe sich der vordere Teil des Sternum als beweglicher Abschnitt 
abgliedern müssen, durch dessen Drehung der jenen Organen zur 
Ausübung ihrer Funktion. notwendige Spielraum gewahrt blieb, 
wenn das Postcervikale nach unten in den Brustkorb hineinge- 
zogen wurde. 


In seiner zweiten Note?) führt er die starke Entwicklung 
der Querfortsätze der Halswirbel auf die Stärke der den Kopf 
hebenden Muskel zurück, die auf jenen inserierten. Es wären | 
das die Gomplexi, die von den zwei ersten Rückenwirbeln, und die 
Splenii, die von den beiden letzten Halswirbeln sich zum Hinter- 
haupt hinzögen. Die Rückbildung der Wirbelzentra der Hals- 
gegend ist als eine Ausgleicherscheinung aufzufassen, bedingt 
durch die „Hypertrophie* der Querfortsätze. 


PoucH£r?) vertrat die Anschauung, die übrigens neuerdings 
von WEBER?) wieder angeführt wird, daß die besprochenen 
Eigentümlichkeiten der Hals- und Brustregion ein Zurückziehen 
des Kopfes unter den Panzer in der Art, wie es bei den Schild- 
kröten zu beobachten ist, also unter Beibehaltung der wagerechten 
Haltung desselben, ermöglichen solle. 


!) Description of a new Specimen of Glyptodon, recently acquired 
by the Royal college of Surgeons of England. Proceed. Roy. Soc. 1862, 

?) Note sur deux articulations ginglymoidales nouvelles existant 
chez le Glyptodon, la premiere entre la deuxieme et la troisieme 
vertebre dorsale, la seconde entre la premiere et la deuxieme piece 
du sternum. Compt. rend. des seances de l’Acad. des sciences 1863 S. 885. 

°) Deuxieme note sur le developpement de l’articulation vertebro- 
sternale du G@lyptodon et les mouvements de flexion et d’extension de 
la tete chez cet animal fossile. Ebenda 1863 S. 1028. 

*) Journal d’Anatomie etc. 1866. 

°) Die Säugetiere, 1904 S. 437, 


a 


An mehreren Stellen!) bespricht Burmeister diese Verhält- 
nisse. In seiner großen Monographie der Glyptodontiden nimmt 
er auch den von anderer Seite geäußerten Ansichten gegenüber 
Stellung. : 

Er lehnt Huxreys Auffassung ab, indem er ausführt, daß 
die Rippen hinreichend beweglich gewesen seien, um eine ge- 
nügende Atmung zu gestatten. Auch den Vergleich PoucHkrs 
mit den Schildkröten glaubt er zurückweisen zu müssen, da ein 
Zurückziehen des Kopfes nur um höchstens 3 Zoll möglich ge- 
wesen sein könne, sodaß bei wagerechter Haltung nur ein kleiner 
Teil desselben vom Panzer bedeckt gewesen wäre. 

Dagegen vertritt BuRMEISTER im allgemeinen die Ansicht 
SERRES, nur präzisiert er sie genauer. Er unterscheidet 
nämlich zwei Bewegungen, von denen die eine, durch das Post- 
cervikale ermöglicht, ein Zurückziehen des Kopfes zur Folge hat, 
die andere, in der Gelenkung von Atlas und Hinterhaupt beruhende, 
eine vertikale Stellung von Stirn und Scheitel bewirke. Auf diese 
Weise würden die Wangen bis zu den Augen in den Panzer 
hineingezogen und dieser selbst vorn völlig geschlossen. Auch er- 
hielte die nach unten und hinten gerichtete, durch ihre Größe 
. ausgezeichnete, nicht gepanzerte Nase einen guten Schutz. Bur- 
MEISTERS Ansicht über die Art der Funktion der besprochenen 
Gelenkungen dürfte der Wahrheit wohl am nächsten kommen. 

Am Berliner Stück von G/lyptodon clavipes sind leider vom 
Rippenkorb sehr wenig und vom Sternum nichts erhalten, sodaß 
es ein Urteil aus eigener Anschauung über diese Teile nicht 
gestattet. 

Die Betrachtung von Burmeısters Tafeln läßt nun das eine 
Bedenken gegen seine Auffassung aufsteigen, daß eine annähernd 
senkrechte Stellung der Stirn deshalb nicht möglich erscheint, 
weil die Unterkieferäste bei ihrer Höhe beim Beugen des Kopfes 
bald an die Brust stoßen mußten. 

Die von LypEkker gegebene Abbildung des Panzers von 
Lomaphorus ornatus zeigt seitlich neben dem Kopfausschnitt weit 
vorspringende Ränder. Hier würde auch schon bei einer schrägen 
Stellung der Stirn von etwa 60° diese in die Ebene der oberen 
Ränder jener vorspringenden Teile sich befinden und der Kopf 
seitlich vollkommen geschützt sein. Bei Panochthus luberculatus 


!) Revista Farmaceutica di Buenos Aires, 3 S. 271 1868; 
Ann. & Magaz. Nat. Hist. (3) 1 1864 S. 81, Archiv f. Anatomie 
und Physiologie etc. 1865 S. 371; Monographia de los Glyptodontes 
en el Museo publico de Buenos Aires. Anales del Museo publico de 
Buenos Aires, 2,1870/71 S. 47. 

?®) Monogr. Pl. II. 


er Be 


ist das an der Abbildung LypEkkErs weniger ausgesprochen, an 
der Burmeiısters kaum angedeutet, und auch bei dem Panzer 
von Glyptodon finden sich nirgends derartige vorspringende Ränder 
angegeben. 

Soweit man nach den Abbildungen schließen kann, scheint 
es, als ob bei der Gattung Glyptodon und Ponmochthus das Bergen 
des Kopfes im Panzer durch Senken des ersteren doch nicht 
ganz in dem Grade möglich war, wie das BURrRMEISTER angibt 
und wie es bei ZLomaphorus in der Tat der Fall gewesen sein 
dürfte. 

Die Leichtigkeit und der hohe Grad der Beugung, der die 
Wirbelsäule hinter dem Postcervikale offenbar fähig war, verlangte 
starke, dorsal gelegene Muskeln, die den Kopf in der wage- 
rechten Haltung zu halten vermochten. Dieser kräftigen Muskulatur 
diente zweifellos der gewaltige obere Dornfortsatz des Postcervikale 
(Fig. 2) als Ansatzpunkt. Nach hinten zu inserierte dieselbe 
dann auf den eine breite Fläche bietenden, seitlich gerichteten 
Querfortsatzleisten (Fig. 2, 3) der Brustwirbelröhre. Diese haben 
eben deshalb diese Querstellung erhalten, die von der in der 
hinteren Hälfte dieses Abschnittes herrschenden so stark absticht. 
Hier waren nämlich die Querfortsätze offenbar durch elastische 
Bänder mit dem Panzer verbunden, sodaß die Brustwirbelsäule 
gleichsam aufgehängt war und jene sich, der Richtung des Zuges 
entsprechend, senkrecht stellten (Fig. 4). 

In der Ausbildung der eigentümlichen Gelenkverbindungen 
des Halses und des vorderen Brust- und Sternalabschnittes dürfte 
aber wohl nicht allein das Streben nach Schutz, sondern auch 
der Nahrungserwerb, das Graben, mitgewirkt haben. Da die Tiere 
sich ihre Nahrung in der Erde suchten, so lag das Bedürfnis 
vor, den Kopf möglichst senken zu können. Das ermöglichte, 
wie BuRMEISTER bereits betonte, die Gelenkung des Hinterhauptes, 
daneben aber auch wohl die des Postcervikale. Bei der Winkel- 
stellung dieses Knochens gegen den vorderen Halsabschnitt 
mußte eine Drehung des Postcervikale nach hinten nnd innen, 
den vorderen Halsteil und damit auch den Kopf ohne Frage dem 
Boden näherbringen, was, wie erwähnt, für die Erlangung der 
Nahrung wünschenswert war. 

Die außerordentlich breite Form des Schädels und die ge- 
waltige Entwicklung der Jochbogenfortsätze haben übereinstimmend 
BURMEISTER und C. B. ReıcHert!) zu der Annahme geführt, daß 
die Glyptodontiden eine breite Wühlschnauze besaßen. Sie 
wühlten damit den von den Füßen aufgegrabenen Boden um und 


!) Sitz.-Ber. Ges. naturforsch. Freunde Berlin 1863. 


ee 


warfen dabei wahrscheinlich vielfach die Erde empor, um die 
Nahrung frei zu legen. Die dem mächtigen Dornfortsatz des 
Postcervikale ansetzenden Muskeln waren sicherlich imstande, eine 
energische Aufwärtsbewegung des Kopfes zu unterstützen. 

Die gewiß lebhaften Bewegungen des Kopfes, die nach 
Burmsıster auch bei den lebenden Dasypiden zu beobachten sind, 
und die in fast ausschließlich vertikaler Richtung stattfinden, 
haben offenbar ferner zu der Gelenkunz von Brust- und Lenden- 
wirbelsäule geführt. Sie übertrugen sich, wenn auch in gewiß 
schwachem Maße, auch auf die erstere und verhinderten die Ver- 
schmelzung beider Teile. So entstand jene Gelenkung, die an 
dem Berliner Glyptodon nur unregelmässige, auf beiden Seiten 
unsymmetrische und senkrechte Gelenkflächen zeigt, die be- 
zeichnenderweise auch nur eine, der des Halses und Kopfes ent- 
sprechende vertikale Bewegung gestatten. 

Allgemeiner über die Bedeutung dieser Gelenkung drückt 
sich LECHE!) aus, wenn er in ihr den Ausdruck der sonst bei den 
Säugetieren zu beobachtenden Gegensätzlichkeit des vorderen und 
hinteren Abschnittes der Wirbelsäule sieht. Die hier versuchte 
Erklärung dürfte zeigen, daß wir doch wohl Anhaltspunkte haben, 
die wir zu einer genaueren Bestimmung der Entstehungsursache 
jener eigentümlichen Gelenkung verwenden können. 

Serres?) hatte die Ansicht geäußert, daß der hohe Grad 
von Rückbildung der Wirbelzentren der Halswirbel und des Post- 
cervikale, die denselben Grad wie bei den Rückenwirbeln erreicht, 
in Correlation stände und hervorgerufen sei durch die starke 
Entwicklung der Querfortsätze, die ihrerseits einer kräftigen 
Muskulatur den Ansatzpunkt geliefert hätten. Es scheint in der 
Serres’schen Äußerung die bei Besprechung der Rumpfwirbel- 
säule hier vertretene Auffassung versteckt zu sein, daß der 
Schwund der Wirbelzentren eingetreten ist, weil ihm ihre Funktion 
von anderen Teilen abgenommen wurde. Bezüglich der Hals- 
wirbel und des Postcervikale läßt sich wohl noch genaueres über 
die Gründe ihrer Gestaltung sagen. 

Die dem Schutzbedürfnis angepaßte, mit weitgehenden Wirbel- 
verschmelzungen verbundene Kürze des Halses war nicht verein- 
bar mit nennenswerter Biegsamkeit des Halses, wenn lediglich 
die Dehnbarkeit der wenigen Kmnorpelscheiben zwischen den 
Wirbelzentren der selbständigen Wirbelabschnitte dieselbe hätten 
erzielen sollen. Deshalb mußten sich Gelenkverbindungen an 
anderen Teilen, hier also an den Querfortsätzen entwickeln, die 


!) Mammalia S. 237. 
23.3.0. 


een 


auch bei geringer Anzahl dem Halse und vorderen Brustabschnitt 


ein erhebliches Maß von Beugungsfähigkeit verschaffen konnten. 
Die kräftige Ausbildung der Querfortsätze machte dann weiter aller- 
dings eine Entwicklung starker Wirbelzentren überflüssig. Solche 
wären außerdem einer starken Beugungsfähigkeit an den vor- 
handenen Gelenkstellen durchaus hinderlich gewesen. 

Als drittes in der Ausbildung des Giyptodentersa sich 
ausprägendes Moment ist die Erreichung beträchtlicher Körper- 
größe zu betonen. Ja, dieses dürfte von ausschlaggebender 
Bedeutung für die Entwicklung des Zweiges der Glyptodontiden 
gewesen sein. 

Von AMEGHINO ausgesprochen und neuerdings wieder von 
WEBER!) ausführlicher begründet wurde die Ansicht, daß die mit 
starrem Rückenpanzer versehenen Glyptodontiden von Formen 
mit beweglichen Panzerringen abstammen. Besonders wahrschein- 
lich gemacht wird diese Anschauung durch die Tatsache, daß 
der älteste, ursprünglichste Glyptodontide, ‚Propalaeohoplophorus, 
noch deutliche Spuren dreier beweglicher Panzerringe besaß. 
Das Schwinden derselben dürfte in erster Linie der Größen- 
zunahme zuzuschreiben sein. Sie führte dazu, daß die Last 
des Körpers sich fast ausschließlich auf die Hinterextremitäten 
verlegte, sodaß die Vorderbeine als Stützpunkt bei der Fort- 
bewegung nur eine untergeordnete Rolle spielten. Die sonst im 
allgemeinen bei den Säugetieren bei der Fortbewegung sich 
einstellende Gegensätzlichkeit der gleichzeitig in Tätigkeit befind- 
lichen Vorder- und Hinterextremitäten und damit auch der 
vorderen und hinteren Rumpfhälfte war bei den schwerfällig auf 
den Hinterfüßen dahinschreitenden Glyptodontiden kaum vorhanden 
gewesen, sodaß diese Abschnitte des Körpers ihre Selbständigkeit 
und Beweglichkeit gegeneinander nicht zu bewahren brauchten 
und der Panzer zu einer einheitlichen Decke verschmolz. Daß 
bei dem gewaltig großen Chlamydotherium aus der Familie der 
Dasypodiden der Panzer noch nicht die starre Beschaffenheit an- 
genommen hat, darf deshalb nicht auffallen, weil es sich bei 
dieser Gattung um einen alten und wenig spezialisierten Typus 
handelt, der nach Amzsnıno schon in: der Santa-Cruz-Formation 
auftritt. 

Es sei auch ferner darauf hingewiesen, daß ein Einrollungs- 
vermögen, wie es bei gewissen lebenden Gürteitieren durch die Aus- 
bildung der Gürtel ermöglicht wird, bei den Glyptodontiden durch 
ihre Massigkeit und Schwere unmöglich gemacht werden mußte. 

Daß die gewaltige Körpergröße im Verein mit der Entlastung 


Da. 2.0.8. 466 ff. 


EI AO A 


der vorderen Extremitäten die Umformung der hinteren, nament- 
lich auch inbetreff der Endphalangen im Gefolge gehabt hat, 
sowie auch die Ausbildung des Beckens mitbedingt hat, wurde 
bereits oben besprochen. 

Auch in der Zahnbildung der Glyptodontiden kann man den 
indirekten Einfluß der Körpergröße wahrnehmen. Wie WEBEr!) 
ausführte, „erfuhren die einfachen Zähne, ursprünglich Wechsel- 
zähne, der Dasypodiden bei Chlamydothertum, mehr noch bei 
Propalaeohoplophorus sekundäre Veränderung, indem die hinteren 
lange, wurzellose Prismen mit Längsfurchen wurden, welche Zahn- 


form die ausschließliche der Glyptodonten wurde.“ 


Diese Umgestaltung darf man wohl auf den Übergang zur 
reinen Pflanzennahrung zurückführen. Während die lebenden 
Dasypodiden der Hauptsache nach von Insekten leben, ist diese 
Nahrung für die Glyptodontiden deshalb nicht anzunehmen, weil 
es ihnen nicht möglich gewesen sein kann, die ihrer Körpergröße 
entsprechende Menge davon zu erlangen. 

Insektivore Säugetiere scheinen nur dann etwas größere 
Körperdimensionen erreichen zu können, wenn sie in hochgradiger 
Weise an Ameisennahrung angepaßt sind, wie Myrmecophaga und 


- Oryeteropus. 


Die Glyptodontiden dagegen lebten, wie die außerordentlich 
hohen, mit großen Kauflächen versehenen, wurzellosen Zähne ver- 
raten, im wesentlichen von Pflanzennahrung. Offenbar scharrten sie 
sich Wurzeln und Knollen aus der Erde heraus, wobei ihnen die 
breite Wühlschnauze, die im starken Gegensatze zu der langen 
und spitzen der insektivoren Dasypodiden steht, sicherlich gute 
Dienste leistete. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
\y: w. 0. 


BBANco. JAEKEL. JoH. BÖHM. 


5) Ei 25 OS ar. 


7. Protokoll der Juli-Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 6. Juli 1904. 


Vorsitzender: Herr JAEKEL. 

Das Protokoll der Juni-Sitzung wurde verlesen und ge- 
nehmigt. 

Der Vorsitzende begrüßte Herrn Akademiker Friedrich 
v. Scamipr-Petersburg bei seinem Besuche in der Sitzung. 

Darauf teilt der Vorsitzende den Tod des Mitgliedes der 
Gesellschaft Dr. H. Kaur mit. 

Der Vorsitzende machte der Gesellschaft ferner Mitteilung 
von dem am 5. Juli in Berlin erfolgten Ableben des Prof. 
Dr. F. Hırgenporrr, dessen Haupttätigkeit zwar auf dem Ge- 
biete der Zoologie lag, der aber durch seine Untersuchungen 
über die Entwicklungsreihen der Planorbis multiformis im 
Miocän von Steinheim eine große Bedeutung für die Paläonto- 
logie besonders in ihrer Wichtigkeit für die Descendenzlehre er- 
langt hatte. Er war zuletzt Kustos am zoologischen Museum 
zu Berlin und starb nach längerem Leiden im Alter von 64 Jahren. 

Der Vorsitzende gedachte schließlich eines Mitgliedes, der 
wohl aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr unter den Lebenden 
weilt, des Baron EpvAarp von Tour, der bekanntlich im Herbst 
1902 von der Bennetinsel die Heimreise nach der Nordküste 
Sibiriens antrat, aber dorthin nicht zurückgekehrt ist. Es ist 
wohl kaum mehr daran zu zweifeln, daß er den ungünstigen 
Zufällen der späten Jahreszeit in dem Sunde der Bennetinsel 
zum Opfer gefallen ist. Diese letzte Expedition Torzs war die 
dritte, die er nach KNordsibirien unternahm. Die beiden 
ersten galten vornehmlich der Bergung von Mammuthkadavern, 
während die letzte die Erforschung der Nordsibirischen Inseln 
zum Ziele hatte. Toru hat als Geologe bei diesen Ex- 
peditionen unsere Kenntnis von dem Bau Nord-Sibiriens und der 


genannten Inseln in wichtiger Weise gefördert, und wenn auch 
von den Ergebnissen seiner früheren und dieser letzten Reise 
bisher nur vorläufige Berichte bekannt geworden sind, so sind 
diese, wie namentlich Torıs Beobachtungen über die sibirischen 
Reste des Inlandeises und seine Auffindung mesozoischer und 
verschiedener paläozoischer Schichtsysteme in Nordsibirien, an 
sich schon sehr dankenswerte Ergebnisse seines Forschungs- 
dranges. Dadurch, daß auch von seiner letzten Expedition alle 
wissenschaftlichen Materialien gerettet werden konnten, ist gerade 
über die Geologie der Bennetinsel, speziell das Altersverhältnis 
der postglacialen Säugetierhorizonte und der präglacialen Pflanzen- 
lager zu dem Horizont des Inlandeises, ein äußerst wichtiges 
Material erlangt worden. Mit der Bewunderung des kühnen 
Forschermutes Epuarp von Torrs verbindet sich die herzliche 
Anerkennung für seine unbestreitbaren Verdienste um die geo- 
logische Kenntnis jener weltentlegenen Gebiete, die ihm weit 
über die Grenzen seines engeren Vaterlandes hinaus ein dankbares 
Andenken aller Geologen sichert. | 

Seinem und der vorher Genannten Andenken zu Ehren er- 
heben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 


Herr Bergbaubeflissener Hering aus Breslau, 
vorgeschlagen durch die Herren WvsoGörskı, Renz 
und FReEcH; 


Herr Bergbaubeflissener Paun Dienst aus Elberfeld, 
vorgeschlagen durch die Herren BrAanco, PoTonIE 
und PhıLıpp1. 


Hierauf legte der Vorsitzende die im Austausch eingegangenen 
Zeitschriften vor und besprach die von den Autoren als Geschenk 
an die Bibliothek eingegangenen Bücher: 


DELGADO, J. F. N., Faune cambrienne du Haut Alemtejo (Portugal). 
S.-A. a. Commun. Service g&olog. Portugal. 5. Lisbonne 1904. 
Harca, F. H., The geology of the Marico district. S.-A. a. Trans- 

act. geol. soc. South Africa. 7. 1904. 

—! Note amplifying his paper on the Geology of the Marico district. 
S.-A. a. The Minutes of Proceed. geol. soc. South Africa. 7. 
No. 3. 

HAusmAnn, H., Interferenz-Erscheinungen in polarisiertem Licht. 
Photogr. Aufnahmen. Magdeburg 1904. 

KnEeBEL, W. von, Basaltmaare im Taunus. S.-A. a. Sitz.-Ber. 
phys.-med. Soc. Erlangen. H. 35. 1903. 

—, Vergleichende Studien über die vulkanischen Phänomene im Ge- 
Gebiete des Tafeljura. Ebenda. 

MARTIN, K., Jungtertiäre Kalksteine von Batjan und Obi. S.-A. a. 
Samml. geol. Reichsmus. Leiden (1) 7. 1904. 


7 So 


NOPCSA JUN., FRANZ BARON, Dinosaurierreste aus Siebenbürgen IN. 
Weitere Schädelreste von Mochlodon. S.-A. a. Denkschr. math.- 
naturw. Cl. k. Akad. Wiss. Wien. 74. 1904. 

Passt, W., Die fossilen Tierfährten aus dem Rotliegenden Thüringens 
im Herzoglichen Museum zu Gotha. Ein Führer durch ihre 
Sammlung. Mit 12 Tafeln u. 6 Figuren. Gotha 1904. 

— , Abbildungen u. kurze Beschreibung der Tierfährten aus dem Rot- 
liegenden Deutschlands. Lief. 1. Taf. I—-XII. Gotha 1904. 


Herr F. von WOLrr sprach über das Alter der 
kristallinen Ostceordillere in Ecuador. 

Die Reihe petrographischer Abhandlungen, die das von 
Herrn Geheimrat Reıss auf seinen Reisen in Ecuador während 
der Jahre 1370—--1874 gesammelte Material zum Gegenstand der 
Untersuchung gemacht hatten, haben mit meiner Arbeit „Die 
älteren Gesteine der ecuatorianischen Ostcordillere, 
sowie die des Azuay und eines Teiles der Cuenca- 
Mulde“!) einen vorläufigen Abschluß genommen. Aus dieser 
Arbeit sollen die Ergebnisse der Untersuchung, soweit sie rein 
geologischer Natur sind und die Altersfrage der Ostcordillere 
betreffen, herausgegriffen und noch einmal zusammengestellt werden. 

Der große östliche Cordillerenzug „die Ostcordillere“ mit 
seinen aufgesetzten Vulkanriesen läßt in seinem geologischen 
Aufbau eine Dreiteilung erkennen. 

1. Die jungvulkanische Bedeckung ist das jüngste Glied 
der ganzen Reihe. Massige Laven und Tuffe, es sind meistens 
Pyroxen- und Hornblende-Andesite, der z. T. noch jetzt tätigen 
Vulkane haben die Grundcordillere begraben. Dieselbe erscheint 
nur in der Tiefe der Erosionsrinnen oder dort, wo die Abtragung 
größere Partien freigelegt hat. 

2. Die Kreideformation ist gewöhnlich in Sandsteinen und 
dunkien bituminösen Kalken entwickelt. Sie tritt aber auch hier 
in ähnlicher eruptiver Facies wie in den südlicheren Ländern, 
namentlich Chile, auf und besteht aus älteren basischen Eruptiv- 
gesteinen, Augitporphyriten und dazugehörigen Tuffen und jüngeren 
(uarzporphyren. 

Diese Formation in eruptiver Facies fehlt in dem Bereich 
der eigentlichen Ostcordillere, sie reicht von der Westcordillere 
bis an ihre Flanke heran. Die Kreideformation hat z. T. 
die Auffaltung der Ostcordillere mitgemacht, wie die steil auf- 
gerichteten Kreidesandsteine des Cuencabeckens beweisen. Eine 
nähere Gliederung und Parallelisierung derselben ist bei der Armut 
an Fossilien und dem Stand unserer Kenntnisse noch nicht durch- 
führbar. 


!) Vergl. W. Reıss, Ecuador 1870—1874, H. U. Berlin 1904. 


et 


3. Die kristallinen Schiefer endlich bauen die Ostcordillere 
im Untergrund auf. 

Ihre petrographische Mannigfaltigkeit ist ungemein groß. 
Tonschiefer, Phyllite, Grapbitschiefer, Quarzite, Glimmerschiefer 
und mannigfaltige Albitgneise mit Einlagerungen von geschieferten 
Diabasen, Grünschiefern und Hornblendegesteinen geben ein Bild 
ihrer wechselnden Zusammensetzung. Die Versuche, die Genesis 
dieser kristallinen Schiefer zu ergründen, z. T. vermittels der Bausch- 
analyse, z. T. durch die mikroskopische Untersuchung, führten 
zu dem Ergebnis, daß der kristallinen Ostcordillere eine Sediment- 
formation zugrunde liegt, die sich aus Sandsteinen und Tonen 
mit kohligen Einlagerungen aufbaute und nunmehr in einem durch 
den Gebirgsdruck in mehr oder weniger starkem Grade umge- 
formten Zustand vorliegt. 

In derselben Weise ließ sich zeigen, daß die Einiagerungen, 
die Grünschiefer und Hornblendegesteine, auf basische Eruptiv- 
gesteine und deren Tuffe zurückzuführen sind. Man kennt nun 
bei keiner anderen Gesteinsgruppe die umformenden Wirkungen 
des Gebirgsdruckes bis in die Einzelheiten so genau, wie gerade 
bei den Diabasgesteinen. 

Es lassen sich die Diabasgesteine in den verschiedenen 
Stadien dynamometamorpher Umformung als Maßstab für die 
Intensität des Gebirgsdruckes verwenden, und so kann man drei 
Stufen der Umformung unterscheiden. 

1. Stadium der schiefrigen Diabase und Schalsteinschiefer; 
ihm entsprechen die Tonschiefer, mit denen sie auch vergesell- 
schaftet auftreten. 

2. Stadium der Grünschiefer; hierher gehören die Phyllite. 

3. Stadium der Hornblendeschiefer und Amphibolite; es ist 
das Stadium der Glimmerschiefer und Albitgneise und umfaßt 
alle Gesteine, die den höchsten Grad der Kristallinität erreicht 
haben. 

In dieser Weise treten die Schiefer im geologischen Verband 
mit ihrer Einlagerung auf, sodaß z. B. Grünschiefer nur mit 
Phylliten, oder Amphibolschiefer nur mit Albitgneisen oder anderen 
Gesteinen derselben Stufe zusammen auftreten. 

Da nun die Intensität des Gebirgsdruckes Änderungen mit 
dem Ort unterworfen ist, folgt aus dieser Tatsache, daß Schlüsse 
auf die vertikale Aufeinanderfolge von Tonschiefer, Phyllit, 
Glimmerschiefer und Gneis nicht zu machen sind, vielmehr diese 
Schiefer geologisch äquivalente Horizonte, aber in einem ver- 
schiedenen Grade der Umformung, darstellen können. 

Diese kristallinen Schiefer werden von Granit und tonalıt- 
artigen Dioritmassiven durchbrochen; dieselben haben auf die 


ze ee 


Tonschiefer und Grünschiefer Kontaktwirkung ausgeübt, sind dem- 
nach jünger als diese. Während diese Massive im Westen nur 
wenig von dynamometamorphen Veränderungen betroffen wurden, 
sind sie im Osten in Granitgneise und Dioritgneise umgewandelt 
worden. Sie sind demnach von der Auffaltung der Cordillere 
noch mit betroffen worden. 

Was nun das geologische Alter der Aufrichtung des Ge- 
birges betrifft, so ist dasselbe in die Tertiärzeit oder frühestens 
in die oberste Kreidezeit zu verlegen, da Kreideschichten mit 
betroffen sind. 

Das Alter der kristallinen Schiefer kann bei dem vollständigen 
Fehlen sonstiger Anhaltspunkte nur auf Grund des petrographischen 
Charakters üer Schiefer ermittelt werden. 

Die Gliederung der Schiefer in Phyllite,. Glimmerschiefer 
und Gneise ist für das archaeische Alter nach den obigen Aus- 
führungen in keiner Weise ausschlaggebend. 

Im Gegenteil zeigt die petrographische Ausbildung der Ge- 
steine nur sehr wenig Ähnlichkeiten mit archaeischen Gneis- und 
Schiefergebieten. In der Ostcordillere ist das Fehlen der Gneise, 
wenn man von den oben erwähnten druckschiefrigen Graniten und 
Dioriten, die keine echten Gneise sind, absieht, auffallend. Die 
als Psammitgneise und Albitgneise bezeichneten Gesteine, sowie 
die anderen Schiefer stimmen in ihrem Habitus mit kristallinen 
Schiefern jüngeren geologischen Alters vollständig überein und 
lassen sich zum Vergleich entsprechende Schiefer aus dem Taunus, 
aus Steiermark, aus dem Paltental und aus den Bündner Schiefern 
heranziehen. 

Paläozoische Formationen sowie Trias und Jura sind in 
Ecuador bis jetzt noch nicht gefunden. Sind sie nicht zur Ab- 
lagerung gelangt oder bereits einer starken Abtragung zum Opier 
gefallen? Die erste Annahme ist an und für sich unwahrscheinlich. 

Nun ist die kristalline Ostcordillere ihrem petrographischen 
Habitus nach jüngeren Alters, sie ist eine Sedimentformation, 
bestehend aus Sandsteinen und Tonschiefern, gewesen, mit ein- 
geschalteten basischen Eruptivgesteinen. Das aber ist die Facies, 
in der die Trias und Iuraformation z. B. in Chile entwickelt ist. 
Demnach ist die wahrscheinlichste Erklärung der Ver- 
hältnisse die, daß die bis jetzt vergeblich gesuchte 
Trias- und Juraformation in einem durch den Gebirgs- 
druck veränderten Zustand in der kristallinen Ostcordillere 
zu suchen ist. Wie weit paläozoische Sedimente in der 
kristallinen Ostcordillere versteckt sind, entzieht sich vorläufig 
noch vollständig unserer Beurteilung, sicherlich beteiligen auch 
sie sich an dem Aufbau derselben. 


er 


Das Alter der durchbrechenden Granit- und Tonalitmassive, 
die z. T. von der Aufrichtung des Gebirges mit betroffen sind, 
ist, wie diese selbst, auf die Grenze zwischen Kreide und Tertiär 
zu setzen. 

Ich parallelisiere sie mit den „Andengesteinen* STELZNERS, 
die in Argentinien und Chile ein gleiches Alter haben. 

An der Flanke der Ostcordillere finden sich eigenartige 
porphyritische Gesteine mit holokristalliner Grundmasse. Doch 
lassen sich bis jetzt nähere Angaben über ihr geologisches Auftreten 
nicht machen. Genau dieselben Arten treten in Chile in einem 
nachweislichen Zusammenhang mit den Andengesteinen auf. Ich 
trage kein Bedenken, auch hier die Parallele zu ziehen und 
diese Gesteine den porphyrischen Gliedern der Andengesteinsgruppe 
zuzurechnen. 

An der Diskussion beteiligen sich die Herren v. KneBkt, 
TAnxHÄuseR, J. Bönm und v. WoLrr. 


Herr WILHELM ERICH SCHMIDT sprach über Me- 
triorhynchus Jaekeli nov. sp. 

Hierzu Taf. XI, XII und 3 Textfig. 

Das Berliner Museum für Naturkunde erwarb im Jahre 1898 
von B. Srürrz in Bonn ein ziemlich vollständiges Exemplar 
einer neuen Metriorhynchus-species, das dem Oxfordtone von 
FALron, Huntıneopon Co., entstammt. Dieser Fund erheischt 
eine eingehende Beschreibung, denn so genau wir auch über das 
Kopfskelet von Metriorhynchus durch die gründlichen Arbeiten 
DestongcnuAames’!) unterrichtet sind, über das Rumpfskelet dieser 
Gattung weist die Literatur nur eine Arbeit Hurkes?) auf. Aber 
auch diese Arbeit befriedigt nicht ganz, da wir vor allem eine 
Angabe darüber vermissen, wie sich die Wirbel auf die einzelnen 
Körperabschnitte verteilen, denn gerade die Gliederung der Wirbel- 
säule ist sehr wichtig, um Metriorhynchus mit den nahe ver- 
wandten Gattungen Dacosaurus und Geosaurus vergleichen zu 
können. Alle drei Gattungen, ausgezeichnet durch interessante 
Anpassungserscheinungen an das Schwimmleben, sind kürzlich 
der Gegenstand einer interessanten Arbeit geworden), die nur 


!) EUDES-DESLONGCHAMPS, Bull. de la Soc. Linneenne de Norman- 
die. (2) 1. 186566. 
—, Bull. de la Soc. Linndeenne de Normandie. (2) 3. 1868. 
—, Notes Paleontologiques. 1. 1863—69. 
—, Bull. Soc. G&ol. France. (2) 27. 1869 —70. 
—, Le Jura Normand. Mon. IV. Caön 1877—81. 
?\ In Proceed. Zool. Soc. of London 1888. S. 417 f. 
>) E. FrAAS: Die Meercrocodilier (Thalattosuchia) des oberen Jura 
Paläontographica. 49. 1902. 


den einen Mangel hat, daß Metriorhynchus noch nieht gebührend 
in Vergleich gezogen werden konnte. Bei der Beschreibung 
dieser Form werde ich daher, soweit es der beschränkte 
Raum zuläßt, Dacosaurus und Geosaurus mit heranziehen. Den 
Namen Metriorhynchus Jaekeli habe ich dieser neuen Form ge- 
geben als ein Zeichen des Dankes, den ich Herrn Professor Dr. 
JAEKEL für die vielfache Anregung und seinen wertvollen Rat 
schuldig bin. 

Die Abgrenzung der verschiedenen Spezies von Metriorhyn- 
chus muß lediglich auf Grund des Schädelskelets erfolgen, da 
dieses allein von allen Arten bekannt ist. Von den Knochen des 
Schädels aber kommen vor allem Frontale, Praefrontalia und Na- 
salia in Betracht, die für die ganze Familie von besonderer 
Wichtigkeit sind. Sehr bezeichnend ist meist die Gestalt des 
Frontale und der Praefrontalia, und so auch bei der neuen Art. 
(Taf. XI.) Das Frontale hat etwa die Form eines Platanenblattes, 
bei dem die oberen Seitenlappen etwas zu kurz geraten sind. 
Vorn wird das Frontale begrenzt von den Schenkeln eines spitzen 
Winkels, die an der Stelle, wo Frontale, Nasale und Praefrontale 
zusammenstoßen, auf eine ganz kurze Strecke nach außen, recht- 
winklig zur Längsachse, umbiegen, von da an rückwärts parallel 
der Längsachse hinziehen und an der hinteren Grenze der Prae- 
frontalia abermals rechtwinklig nach außen, zur Orbita abbiegen. 
Nachdem das Frontale ein Drittel des von oben sichtbaren Teiles 
der Augenhöhle gebildet hat, sendet es noch eine spitzwinklige 
Zunge in das Postfrontale; weiter ist dann die Frontalgrenze 
nach rückwärts nicht zu verfolgen. Die Praefrontalia sind von 
serundet dreiseitiger Form und springen ziemlich stark über 
die Augenhöhlen vor. Die Nasalia, die infolge der starken dorso- 
ventralen Zusammendrückung des Schädels (Fig. 1) auf der 
Abbildung (Taf. XI) breiter erscheinen, als sie sich in unver- 
drücktem Zustande darstellen würden, sind lang gestreckt, waren 
nur mäßig stark gewölbt und sind von den Praemaxillen durch 
einen Zwischenraum von ein Viertel ihrer eigenen Länge getrennt. 
Die Ausbildung von Praemaxillen, Maxillen und Quadrata schließt 
sich aufs Engste an die der bekannten Metriorhynchus-Arten an, 
und von den übrigen Schädelknochen läßt sich des ungünstigen 
Erhaltungszustandes wegen nichts sagen, da die Lacrymalia nicht 
sichtbar sind und die Grenzen der anderen Knochen, soweit sie 
überhaupt erhalten sind, nicht festzustellen sind. Wohl aber 
läßt sich am Hinterhaupt die sehr geringe Beteiligung der 
Exoceipitalia an der Bildung des Condylus beohachten. Die 
Unterseite des Schädels zeigt nur die Praemaxillen und Maxillen 
und hinten die Unterseite der Schädeldachknochen. Die stärkere 


Bezahnung der Praemaxillen läßt sich deutlich an der Größe der 
Zahnalveolen wahrnehmen. Der Ausschnitt der Orbita hinter dem 
Praefrontale ist verhältnismäßig breit; die oberen Schläfenlöcher 
haben eine ovale Form, über die Gestalt der beiden anderen 
Schädelhöhlen läßt sich nichts sagen. Im Oberkiefer sind über 
25 Zähne vorhanden gewesen. Eine Grübchenskulptur ist nur 
auf dem Frontale und den Praefrontalien schwach entwickelt. 

Der Unterkiefer (Taf. XI, Fig. 2a und b) ist sehr schlank 
gebaut, wodurch er dem von dGeosaurus sehr ähnlich wird, 
während die Länge des Dentale auf der Außenseite, die hier 
®/; der Gesamtlänge des Unterkiefers beträgt, mehr an Dacosaurus 
erinnert. Das Supraangulare nimmt an seinem vorderen Ende 
einen spitzwinkligen Zipfel des Dentale auf; das Angulare endigt 
auf der Außenseite hinten viel spitzer als bei Dacosaurus und 
Geosaurus und stößt hier mit dem Articulare nur im äußersten 
Winkel zusammen. Ein äußerer Durchbruch des Unterkiefers 
fehlt. Das Complementare ist ein langer, schmaler Knochen, der 
sich zwischen das Supraangulare und das Spleniale einkeilt und 
ein sehr entwickeltes Coronoideum besitzt, ohne auf der Innen- 
seite einen Fortsatz zum Angulare zu enden. Bei den lebenden 
Krokodiliern dagegen liest das ÜOomplementare ganz auf der 
Innenseite, verbindet das Supraangulare mit dem Angulare und 
bildet dadurch die hintere Grenze des abgeschnürten inneren 
Loches des Unterkieferss. Diese abweichende Ausbildung des 
Complementare scheint mir anzuzeigen, daß bei Metreorhynchus 
auch der innere Durchbruch des Unterkiefers vollkommen fehlt, 
doch läßt sich an keinem der Unterkieferäste darüber Sicherheit 
gewinnen. Vorn am Unterkiefer sind noch die 3 letzten der 4 
ersten, stärkeren Zähne erhalten. Die Zahl der Zähne des Unter- 
kiefers betrug 20, vielleicht auch 21, jedenfalls ist auch bei 
Metrvorhynchus die Zahl der Zähne im Öberkiefer erheblich 
größer als im Unterkiefer. 

Die Zähne (Taf. XI, Fig. 5 u. 6) sind schlank und tragen 
an ihrer Vorder- und Hinterkante eine scharfe Leiste. Die 
ganze Oberfläche der Zähne ist mit feinen Längsrunzeln bedeckt, 
die nur an der Spitze infolge der stärkeren Abnutzung undeut- 
lich werden. Diese Runzeln sind nicht lauter parallele Längslinien, 
sondern sie sind häufig unterbrochen und haben nicht immer 
einen gradlinigen Verlauf. Auf der viel stärker gewölbten Innen- 
seite stehen die Runzeln viel dichter bei einander und sind viel 
feiner als auf der flacheren Außenseite. Die Praemaxillarzähne 
und die diesen entsprechenden vier Zähne des Unterkiefers unter- 
scheiden sich von den übrigen Zähnen durch ihre bedeutendere 
Länge und ihre ein wenig mehr gebogene Form. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 56. 1904. 7 


— 100 — 


Einige wenige Maße mögen hier der Beschreibung eingefügt 
werden. Die Länge des Tieres (Fig. 1) bis zu den letzten 
erhaltenen Schwanzwirbeln mißt 2,55 m, wovon auf den lang- 
gestreckten Schädel 0,65 m, auf den Hals 0,22 m, auf den 
Rumpf, die Sakralwirbel mit eingeschlossen, 0,80 m und auf 
den Schwanz 0,38 m entfallen. Wenn die Bildung des Schwanzes 
bei Metriorhynchus genau so war wie bei Geosauwrus, so läßt 
sich die Länge des vollständigen Skelets bei diesem Exemplare 
auf 3,20 m berechnen. Die Breite des Schädels, gemessen 
zwischen den beiden äußersten Punkten der Quadrata, beträgt 
0,19 m, woraus sich das Verhältnis der Breite des Schädels zu 
seiner Länge wie 1:53,5 ergibt. Die Länge der Unterkiefer 
läßt sich auf etwa 0,68 m berechnen, und die Länge ihrer me- 
dianen Symphyse auf 0,29 m. 

Mustert man nun die schon bekannten fünf Arten von Metrvo- 
rhynchus auf ihre nähere Verwandtschaft mit M. Jaekeli hin, so 
zeigt sich, daß nur eine Art in Frage kommen kann, und das 
ist M. brachyrhynchus. Diese Art zeigt in der Ausbildung des 
Frontale und der Praefrontalia nämlich eine solche Ähnlichkeit 
mit der neuen Species, daß es schwer sein dürfte, beide Arten 
auseinander zu halten, wenn ein Fragment vorliegt, das nur 
Frontale und Praefrontalia erkennen läßt. Der ganze Schädel von 
M. brachyrhynchus ist natürlich auf den ersten Blick von dem 
des M. Jaekeli zu unterscheiden, weil bei ersterem die Nasalia 
bis zur Praemaxille reichen und das Verhältnis der Länge der Nasalia 
zur Gesamtlänge des Schädels 1:2,3 ist, während dasselbe Ver- 
hältnis bei M. Jaekeli 1: 2,5 ist. Beide Arten bilden also 
zweifellos eine natürliche Gruppe, trotzdem der verschiedene 
Grad der Schlankheit der Schnauzen eine solche Vereinigung un- 
gerechtfertigt erscheinen lassen könnte. 

Bei beiden Arten ist auch das Verhältnis der Breite des 
Schädels zu seiner Länge verschieden, denn dieses ist bei M. 
brachyrhynchus 1:3, bei M. Jaekeli dagegen 1:3,5, woraus 
sich entnehmen läßt, da letzterer offenbar als der höher spe- 
zialisierte zu betrachten ist, daß in dieser Gruppe des Genus 
Metriorhynchus die Höhe der Spezialisierung sich nicht nur darin 
ausspricht, daß dieses Verhältnis möglichst klein ist, sondern 
vor allem darin, daß das Verhältnis der Länge der Nasalia zur 
Gesamtlänge des Schädels möglichst klein ist. Mit anderen 
Worten wird wahrscheinlich im ganzen Genus Metrriorhynchus 
mit zunehmender Spezialisierung der Schädel an seiner Basis 
schmäler, die Nasalia kürzer und demgemäß die Schnauze länger 
und schmäler. Es schwebt also der Gattung als Ideal gleichsam 
die Schädelbildung von G@eosaurus vor, die zu erreichen das Ziel 


— 11 — 


der Umbildung der Arten bei Metriorhynchus ist. 

Weiter geht aus der Anerkennung der Verwandtschaft zwischen 
M. Jaekeli und M. brachyrhynchus deutlich hervor, daß es un- 
zulässig ist, die Arten, wie das bisher immer geschehen ist, nach 
der Schlankheit des Schädels und der Zahl der Oberkieferzähne, 
die von ersterer unmittelbar abhängt, zu gruppieren. Denn da 
bei allen schwimmenden Formen sich deutlich die Tendenz aus- 
spricht, die Schnauze zuzuschärfen, so ist es klar, daß bei einer 
Umbildung der Formen sich die Maxillen, Praemaxillen und Na- 
salien zuerst ändern werden, während das Frontale und die an- 
srenzenden Knochen, deren Umgestaltung durch den Konkurrenz- 
kampf nicht in demselben Maße hervorgerufen wird, sich länger 
konservativ erhalten können und werden. Zur Ermittlung der 
Verwandtschaft der Metriorhynchus-Arten geben demnach Frontalia 
und Praefrontalia die besten Anhaltspunkte ab. 

Auf diese Weise lassen sich die bis jetzt bekannten 6 Arten 
bequem in 3 Gruppen einordnen. 1. Gruppe des Metriorhynchus 
brachyrhynchus, ausgezeichnet durch die oben geschilderte Form 
des Frontale und Praefrontale und einen breiten Ausschnitt der 
Orbita hinter dem Praefrontale. Diese Charaktere besitzen der 
breitschnauzige M. brachyrhynchus und der sehr schlankschnauzige 
M. Jaekeli. 2. Gruppe des Metriorhynchus supercikosus, kennt- 
lich an dem im vorderen Teile spitzwinklig weit nach vorn vor- 
gezogen Frontale, dessen vordere Grenze jederseits von zwei 
nach außen offenen, flachen Bogen, die sich an der Stelle treffen, 
wo Frontale, Praefrontale und Nasale zusammenstoßen, gebildet 
wird. Praefrontalia langgestreckt, Ausschnitt der Orbita hinter dem 
Praefrontale breit, fast viereckig. Zu dieser Gruppe gehören M. 
superciliosus mit hinten zu Längswülsten angeschwollenen Nasa- 
lien und M. Blainvillei mit flachen Nasalien; beide sind sich in 
der Bildung der sehr schlanken Schnauze sehr ähnlich. 3. Gruppe 
des Metriorhynchus Moreli, charakterisiert durch ein im vorderen 
Teile ziemlich kurzes Frontale, das vorn von den Schenkeln 
eines rechten Winkels, die an der Spitze des Frontale ohne 
deutlichen Knick in die eines spitzen Winkels übergehen, begrenzt 
wird. Hierher gehören M. Moreli, sehr groß mit sehr schlanker 
Schnauze und mehr als 25 Zähnen im Oberkiefer, und M. hastıfer, 
der schon zur Gruppe des M. superciliosus hinneigt, aber weniger 
als 25 Oberkieferzähne besitzt. Der sehr schlanke Morelc läßt 
sich nicht ohne weiteres von dem plumperen hastefer ableiten, 
und möglicherweise ist die Vereinigung beider nur eine künstliche. 

Am wichtigsten sind jedoch die Aufschlüsse, die uns dieser 
Fund über das Rumpfskelet von Metriorhynchus gewährt. Aller- 
dings ist auch bei diesem Exemplare die Wirbelsäule nicht ganz 


mx 


l 


— MM — 


vollständig, und man müßte | 
deshalb auch den nach- || 
folgenden Angaben von vorn- 
herein mit Mißtrauen be- 
gegnen, wenn die sehr || 
weitgehende Übereinstim- || 
mung dieses Metriorhyn- | 
chus-Skelets mit dem sicher 
bekannten von Geosaurus | 
nicht die Richtigkeit der || 
im folgenden gegebenen | 
Gliederung der Wirbelsäule 
sehr wahrscheinlich machte. 
Während alle anderen || 
Krokodilier 24 praesakrale 
Wirbel haben, weist das | 
Rumpfskelet von Geosaurus 
25 Praesakralwirbelauf,und 
es kommt nun darauf an 
festzustellen, ob an der 
Wirbelsäule von Metrior- 
hynchus Jaekeli, von der 
nur 22 praesakrale Wirbel 
erhalten sind, 2 oder 3 
Wirbel fehlen. Außer diesen 
Wirbeln sind aber auf jeder 
Seite 16 zweiköpfige Brust- 
rippen erhalten, von denen 
die der rechten Seite nicht 
durchweg einwandsfrei sind. 
Die Rippen der linken Seite 
aber lassen einen Argwohn 
über ihre Echtheit nicht 
aufkommen, da fast alle 
Rippen vollständig erhalten | 
sind und, wo dies nicht | 
der Fall ist, doch nur so 
kleine und unwesentliche 
Stückchen fehlen, daß der ı 
Verdacht der Unterschie- 
bung von Rippen nicht auf- 
kommen kann. Da nun bei 
allen Krokodiliern und auch 
bei Geosaurus die letzte 
Rippe einköpfig ist, so 


zmannwunns 


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2 : 


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* ' N 


Metrvorhynchus Jaekeli n. 
Etwa Yı, der natürl. Größe. 


Gesamtansicht des Skelets. 
Der rechte Metatarsus ist am Skelet fälschlich als linke Tibia abgebildet worden. 


Fig. 1. 


wird man gezwungen, auch bei Meiriorhynchus eine einköpfige 
17. Rippe anzunehmen. Im Gegensatz zu allen anderen 
Krokodiliern sind bei Geesaurus nur 2 Lendenwirbel beob- 
achtet worden, sodaß man auch bei Metriorhynchus, zu- 
nächst nur provisorisch, annehmen kann, daß er 2 Lendenwirbel 
gehabt hatı Wenn man aber diese Annahme macht, dann würde 
bei Metriorhynchus, von hinten gezählt, der dritte praesakrale Wirbel 
der letzte rippentragende sein und der neunzehnte Praesakralwirbel 
der erste Brustwirbel, da wir ja 17 Rippen gezählt hatten. Hätte 
nun Metriorhynchus nur 24 praesakrale Wirbel, so würden für 
den Hals nur 5 Wirbel übrig bleiben; das wäre jedoch zu unwahr- 
scheinlich, da Geosaurus, die höher spezialisierte Form, noch 
6 Halswirbel hat, E. FraAs rechnet sogar 7. Man kann also 
nicht gut anders, als für Metriorhynchus 25 praesakrale Wirbel 
und 6 Halswirbel anzunehmen. Der siebente Halswirbel von Geosaurus 
trägt nach E. FraAas aber bereits eine so lange Rippe, daß man 
im Zweifel sein kann, ob er nicht schon den Brustwirbeln zuzu- 
rechnen sei. Auch bei diesem Metriorhynchus trägt der siebente 
Wirbel eine für die Halsregion zu lange Rippe, die aber mit dem 
Sternum sicher noch nicht in Verbindung getreten ist, was übrigens 
die erste Brustrippe der lebenden Krokodile, die neunte von vorn, 
auch nicht tut; es könnte demnach auch bei dem siebenten Wirbel 
von Metriorhynchus Zweifel entstehen, ob er der Hals- oder Brust- 
region zuzurechnen ist. Aus allem scheint sich mir als ziemlich 
sicher zu ergeben, daß Metriorhynchus 6 Halswirbel, 17 Brust- 
wirbel und 2 Lendenwirbel gehabt hat. 


Die beiden ersten Halswirbel haben zu einer interessanten 
Beobachtung JArkeLs Gelegenheit gegeben, die in den vorliegen- 
den Monatsbericht mitgeteilt wird. An dem Seitenstück des At- 
las läßt sich der von Hure!) als Diapophyse des Atlas gedeutete 
Tuberkel wahrnehmen, doch entspricht er wohl sicher nicht der 
Diapophyse der folgenden Wirbel, da ja die Rippe des Atlas 
einköpfig ist und am Basalstück des Atlas gelenkt. Die übrigen 
Halswirbel sind nicht wesentlich von denen des Geosaurus ver- 
schieden und bei HuLke ebenso wie auch die Wirbel der übrigen 
Körperabschnitte auf Taf. XVIIIL gut wiedergegeben. Die Hals- 
rippen sind sehr kräftig und bis auf die des Epistropheus erhalten. 
Ein Kiel der Unterseite ist bei den Halswirbeln ebenso wenig zu 
beobachten wie an den Wirbeln der Brustregion. Die vordersten 
Halswirbel sind länger als hoch, die hinteren höher als lang, 
wodurch der Hals, der schon durch die Reduktion der Wirbel 
erheblich gekürzt ist, noch kürzer wird. Den 6. Halswirbel 


') a. a. 0. 8. 419, t. XVII, £ 1. 


a - 


nehme ich als fehlend an. Die von den Halswirbeln und den 
ersten Brustwirbeln allein erhaltenen Dornfortsätze sind stark ent- 
wickelt und stellen eine breite, fast quadratische Knochen- 
platte dar. 

Die Brustwirbel sind denen von Dacosaurus sehr ähnlich 
und gleichen ihnen auch darin, daß an den ersten Wirbeln die 
Parapophyse noch nicht auf den Querfortsatz gerückt ist im 
Gegensatze zu Geosaurus, wo das bereits am achten Wirbel ge- 
schehen ist. Am neunten Wirbel ist bei Metriorhynchus erst die 
Parapophyse auf den Körper der oberen Bögen gerückt, und der 
fehlende zehnte Wirbel ist vermutlich der erste, an dem sich 
beide Gelenkflächen der Rippen auf dem Querfortsatz befinden. 
Vom elften (oder zehnten) Wirbel an verbreitern sich die Quer- 
fortsätze, die hintersten werden dann wieder schmäler. Die 
vordersten und hintersten Brustwirbel sind kürzer als hoch, die 
mittelsten dagegen länger als hoch. Die Brustrippen, an denen 
keine Spur des Processus uncinatus sichtbar ist, schließen sich 
eng an die der verwandten Gattungen an, ihr Tuberculum ist 
von dem Gapitulum weit entfernt und tritt nur wenig hervor; nur 
an der ersten Rippe ist eine deutliche und an der zweiten eine 
schwache Gabelung erkennbar. Vom Sternum und den Bauch- 
rippen ist nichts erhalten. 

Die beiden kräftigen Sakralrippen sind bei Metriorhynchus 
ebenso wie bei den anderen Metriorbynchiden stark nach abwärts 
gekrümmt, wodurch das Becken ganz auf die Ventralseite rückt, 
aber an ihrem distalen Ende sind die Sakralrippen nicht mitein- 
ander verwachsen, wie das bei Geosaurus bereits geschehen ist. 
Der vertikale Durchmesser der Sakralrippen ist größer als ihr 
horizontaler. 

An den 21 erhaltenen Schwanzwirbeln sind leider nirgends 
mehr die Dornfortsätze vorhanden, die bei Geosaurus vom vierten 
Schwanzwirbel an so merkwürdig gespalten sind. Der an einem 
der vorderen Schwanzwirbel erhaltene Querfortsatz ist kräftig ent- 
wickelt, genau wie bei den anderen Krokodiliern. Das Vor- 
handensein einer Schwanzflosse läßt sich an diesem Exemplare 
nicht feststellen, da sie bei Geosaurus z. B. erst mit dem acht- 
undzwanzigsten Schwanzwirbel beginnt, doch ist sie von v. Huene !) 
an dem Tübinger Exemplare von Metriorhynchus beobachtet worden. 
Die beiden erhaltenen unteren Bögen gehören in den vorderen Teil 
des Schwanzes und zeigen demzufolge noch keine Verbreiterung 
wie die des Schwanzendes von Geosaurus. 

Es bleibt nun noch übrig, Schulter- und Beckengürtel und 


') Referat über E. FrAAs, dieMeer-Krodilier, N. Jahrb. f. Min. 1903.1. 


— 15 — 


die sehr spärlichen Reste der Extremitäten zu besprechen. Der 
Schultergürtel (Taf. XII, Fig. 1) besteht wie bei allen Krokodiliern 
aus Scapula und Coracoid, von denen erstere bisher noch nicht 
beschrieben worden ist, denn daß der von Hurke als Metrzro- 
rhynchus-Scapula beschriebene Knochen gar keine Scapula ist, hat 
schon E. Fraas!) berichtigt. Die Scapula ist ein langer, dünner, 
flacher, an seinen beiden Enden nur wenig verbreiteter Knochen, 
der an seinem unteren, hinteren Ende eine gut entwickelte Ge- 
lenkfläche für das Oberarmgelenk besitzt. Sowohl in seiner 
ganzen Form als auch in der Bildung der Gelenkfläche läßt er 
noch Anklänge an die gewöhnliche Krokoailierscapula erkennen. 
Sehr interessant ist es nun die Umbildung der Scapula in dieser 
merkwürdigen Tierreihe zu verfolgen, wozu die nachfolgende Text- 
figur dienen soll. Als Ausgangspunkt für die Metriorhynchus-Reihe 
hat man landbewohnende, bisher unbekannt gebliebene Landkroko- 
dilier anzunehmen, wie das E. FraAas angeführt hat. Hypothetisch 
wie die Stammformen dieser Reihe ist nun im folgenden auch die 
Annahme, daß die Scapula und der Humerus der Landkrokodile 
des älteren Mesozoicums so gebildet war wie die der jüngeren 
Krokodile; aber es pflest ja die gleiche Lebensweise denselben 
Skeletbau zur Voraussetzung zu haben oder selbst hervorzurufen, 
sodaß es wohl zulässig ist, die Scapula eines Alligatoriden an 
Stelle derjenigen der unbekannten Ahnen zum Vergleiche heran- 
zuziehen. An der Scapula des Alligatoriden fallen besonders 


hinter 


UOTIU 


a b e d 
Fig. 2. Linke Scapula. 
a von Diplocynodon, b von Metriorhynchus, c von Dacosaurus, 
d von Geosaurus. 
die starke Flächenausbreitung am oberen Ende, die kräftige 
Einschnürung, die hohe Spannleiste an der vorderen Kante und 
die Breite und Dicke im unteren Teile auf. Vergleichen wir 
nun mit ihr die Scapula von Metriorhynchus, so ist vor allem 


') a. 2.0.8. 31. 


— 106 — 


bemerkenswert, daß die Enden wenig verbreitert sind, wodurch 
die Einschnürung undeutlich wird, daß die Spannleiste verschwunden 
ist und der ganze Knochen sehr schlank, sehr dünn und nur 
wenig verkürzt ist. Dagegen tritt uns die Scapula von Daco- 
saurus als ein sehr kurzer, breiter Knochen entgegen, der noch 
deutlich die Einschnürung zeigt, aber von einer Spannleiste eben- 
falls nichts mehr erkennen läßt. Geosaurus endlich hat eine 
noch kürzere, breitere Scapula mit einer vorn oben stärker ent- 
wickelten Verbreiterung; nach unten nimmt die Breite allmählich 
ab, ohne eine deutliche Einschnürung zu bilden. 


Es macht nun den Eindruck, als ob hier eine Umbildungs- 
reihe vorliegt, die von der Scapula der Stammform über die des 
Metriorhynchus zu Dacosaurus und Geosaurus führt. Dem ist 
aber wohl nicht so, da bei Dacosaurus und Geosaurus die Ver- 
kürzung der Scapula und infolgedessen die scheinbare Verbreiterung 
am auffälligsten ist, während die Scapula von Metriorhynchus eher 
verlängert worden zu sein scheint. Damit würde auch im Ein- 
klang stehen, daß die Scapula von Metriorhynchus ebenso lang 
ist wie das Coracoid, während ihre Länge bei Dacosaurus nur 
?/; von der des Coracoid beträgt. Wahrscheinlich treten uns 
hier zwei ganz verschiedene Prinzipien in der Rückbildung der 
Scapula entgegen: bei Metriorhynchus Verschmälerung, bei Daco- 
saurus und Geosaurus dagegen Verkürzung. Oder aber durch 
den Rückbildungsprozeß ist zunächst eine Verschmälerung (bei 
dem älteren Metrvorhynchus) und darauf eine Verkürzung der 
Scapula eingetreten (Dacosaurus und Geosaurus). 


Das Coracoid von Metriorhynchus nimmt eine vermittelnde 
Stellung ein zwischen dem der beiden anderen Gattungen, sodaß 
in einer Gruppierung der Gattungen nach dem Grade der Ver- 
breiterung ihrer Coracoide eine Umstellung in der obigen Reihen- 
folge eintreten müßte: Dacosaurus mit dem schlanksten Coracoid 
voran, dann Metriorkynchus und endlich Geosaurus. Das charak- 
teristische Loch. des Krokodiliercoracoids liegt bei Nletriorhynchus 
weiter vorn als bei den anderen Gattungen, trotzdem bei Daco- 
saurus das Loch ebenfalls der Mitte nahe liegt, jedoch nur, weil 
das Coracoid vor dem Loch nicht so stark verbreitet ist. 

Der Humerus bietet wiederum eine Gelegenheit zu inter- 
essanten Vergleichen, die sogar den Verkürzungsprozeß des Hu- 
merus deutlich verfolgen lassen.) Der Humerus der Alligatoriden 
ist lang, dünn, nur an den Enden stark verdickt und mit sehr 
kräftiger Crista radialis versehen, die Humeri der übrigen sind 


!) Daß von E. FrAAs der Humerus von Dacosaurus falsch orien- 
tiert worden ist, hat bereits v. HUENE (a. a. OÖ.) dargetan. 


hunterv 


170 5 C 


Fig. 3. Linker Humerus. 
a von Diplocynodon, b von Metriorhynchus, e von Dacosaurus, 
d von Geosaurus. 


kurz, breit mit schwacher oder ohne Crista radialis. Wie man ja, 
von vornherein annehmen konnte, begann die Verkürzung des Humerus 
vom distalen Ende aus. Das läßt sich deutlich daran erkennen 
daß die Entfernung der Crista von dem Schultergürtelgelenkkopf 
bei dem Alligatoriden nur 1/s der ganzen Länge beträgt, bei 
Metriorhynchus dagegen ?/s; es ist also bei Metriorhynchus der 
proximale Teil des Humerus sozusagen in der Länge unverändert 
geblieben und nur der distale Teil allerdings sehr stark verkürzt 
worden, wodurch die Crista sich von dem proximalen Ende 
scheinbar entfernt hat. Bei Dacosaurus ist dieser Abstand der 
Crista von dem Gelenkkopf wieder kleiner geworden, nämlich 
1/3 der Gesamtlänge des Humerus, d. h. es beginnt hier auch 
das proximale Ende des Humerus sich zu verkürzen. Bei Geo- 
saurus ist von der Crista überhaupt nichts mehr zu sehen, und 
die Verkürzung ist noch weiter fortgeschritten, wobei sich gleich- 
zeitig das distale Ende so ungewöhnlich verbreitert hat zum An- 
satz der sehr breit gewordenen Flosse. Daß dieser Verkürzungs- 
prozeß des Humerus den der ganzen Vorderextremität wieder- 
spiegelt, darf man wohl annehmen. Auch die Verwischung der 
Biegung des Oberarms ist in dieser Reihe deutlich erkennbar. 
Da von Dacosaurus und Metriorhynchus, — an diesem 
Exemplar ist außer dem Humerus leider nichts erhalten —, nur 
sehr wenig über den Bau der Flosse bekannt geworden ist, kann 
man nur aus der Übereinstimmung dieser wenigen Knochen mit 
denen der allein vollständig bekannten Flosse von Geosaurus 
schließen, daß beide Genera eine anologe Bildung der vorderen 
Extremität aufwiesen; und dieser Schluß wird kaum trügen. Nur 
der Grad der Spezialisierung wird bei Dacosaurus und nament- 


— 18 — 


lich bei Metriorhynchus nicht so hoch gewesen sein. Es ist 
sanz undenkbar, daß an dem immerhin noch ziemlich schmächtigen 
Humerus von Metriorkynchus eine so plumpe Flosse wie bei 
Geosaurus gesessen hat. Ja, wenn man nicht annehmen will, 
daß die Flosse von Metriorhynchus lang und schmal statt kurz 
und breit wie bei (eosaurus war, so ist nur noch zweierlei 
möglich, daß sie sehr klein oder noch sehr wenig spezialisirt 
gewesen ist. 

Das Becken (Taf. XII, Fig. 2), das schon HuLxeE genau 
beschrieben und abgebildet hat, bildete auf der Ventralseite 
eine ziemlich horizontale Knochenfläiche und schließt sich 
eng an das der beiden anderen Gattungen an. Das Ileum 
ist ein vierseitiger Knochen, der zur Bildung des Oberschenkel- 
gelenkes nur sehr wenig vertieft ist und eine sehr rauhe Öber- 
fläche zeigt, besonders auch an der Stelle des Acetabulum, zur 
Befestigung des sehr reichlichen Gelenkknorpels. An seiner 
Innenseite sind oben mehrere Wülste bemerkbar, an die sich die 
langen Sakralrippen anhefteten. In seiner hinteren, unteren Ecke 
trägt es auf der Außenseite einen starken Vorsprung, etwa von 
der Gestalt einer dreiseitigen Pyramide. Der vorn überspringende 
Oberrand ist ziemlich eben und fällt schräg nach außen ein. 
Das Ischium, das sicher nicht nennenswert an der Bildung des 
Acetabulum beteiligt war, endigt hinten nicht so breit, hat aber 
sonst ebenso wie das Pubis sehr ähnliche Gestalt wie die gleichen 
Knochen der beiden anderen Gattungen. 

Das Femur (Taf. XII, Fig 3) ist ebenfalls ein schwach 

S-förmig gebogener Knochen, an dem der Trochanter minor 
noch angedeutet ist. Leider ist von M. Jaekeli nur noch ein 
Fußknochen erhalten, der wahrscheinlich als Metatarsus I des 
rechten Fußes anzusprechen ist, doch ist namentlich das Femur 
dem von Geosaurus so ähnlich, daß an einer ganz analogen 
Umbildung der Hinterextremität zu einem langen Schwimmfuß 
kaum zu zweifeln ist. 
.. Dieses Exemplar hat uns mit ziemlicher Gewißheit die 
Ubereinstimmung von Metriorhynchus und Geosaurus in der 
Gliederung der Wirbelsäule und im Bau der Hinterextremität er- 
kennen lassen. In der Ausbildung des Schultergürtels und des 
Vorderfußes haben sich aber einige, wenn auch geringfügige Ab- 
weichungen bemerkbar gemacht, doch hat dieser Fund es 
leider noch nicht entscheiden lassen, ob diese Verschiedenheit bei 
Metriorhynchus einen geringeren Grad der Spezialisierung oder 
eine etwas andere Entwicklungsrichtung anzeigt. 


BC AN ET 


— 219 — 


Herr OTTO JAEKEL sprach über die Bildung der 
ersten Halswirbel und die Wirbelbildung im all- 
gemeinen. (Mit 7 Textfig.) 

Man ist jetzt darüber wohl einer Ansicht, daß die Wirbel- 
bildung der paläozoischen Stegocephalen den Schlüssel zu dem 
Verständnis des Wirbelbaues überhaupt bilde. So sind bereits 
mehrere Versuche zu verzeichnen, sowohl den Typus der höheren 
Wirbelbildung, als einzelne Modifikationen desselben, wie nament- 
lich die Ausbildung der ersten Halswirbel auf den „temnospon- 
dylen“ Stegocephalentypus zurückzuführen. Leider waren hier- 
bei die Grundlagen, auf denen diese Vergleiche fußen, nämlich der 
temnospondyle Wirbelbau, nicht genügend klargestellt. 

F. Osgorn!), der sich zuletzt mit diesen Fragen beschäftigt 
hat, stützt sich dabei bezüglich des rachitomen Wirbelbaues 
auf A. FrirscH’ und H. Crepners diesbezüglichen Darstellungen; 
meine genauere Beschreibung dieser Verhältnisse bei Archegosaurus 
ist ihm offenbar entgangen. Wenn ich auch zur Zeit nicht in 
der Lage bin, eine umfassende Darstellung des sehr umfang- 
reichen sachlichen und literarischen Materials zu geben, so 
gibt mir doch die Besprechung der ersten Halswirbel von 
Metriorhynchus willkommenen Anlaß, auf diese viel ventilierte 
Frage etwas näher einzugehen. 

Zunächst sei zur Charakteristik der ersten Wirbel von Me- 
iriorhynchus folgendes bemerkt. Der Atlas besteht aus den 
beiden oberen Bögen (Neuralia), die dorsal anscheinend nicht 
verwachsen waren, und, soviel sich nach ihren hier erhaltenen 
Resten vermuten läßt, eine ovale Ausbreitung über dem Neural- 
rohr und dahinter einen kurzen stielförmigen Fortsatz besaßen, 
der als Postzygapophyse die Verbindung mit den oberen Bögen 
des Epistropheus herstelltee Unten ruhen diese Neuralia mit 
schmaler Fläche auf dem hufeisenförmigen Halbring des eigent- 
lichen Atlas auf. In den so geschlossenen Ring der Neuralia 
und des letztgenannten Stückes, der den Condylus occipitalis 
umringt, ragt von hinten der Processus odontoides hinein, der 
bekanntlich bei allen höheren Tetrapodenformen mit dem 
Epistropheus verschmolzen ist und deshalb auch Dens Epistrophei 
genannt wird. Dieser ist, von vorn gesehen (Fig. 1a), in dem 
besprochenen Ringe des Atlas sichtbar, den er hier fest aus- 
füllt, während er bei den höheren Formen nur als dünner Zapfen 


!) Intercentra and Hypapophyses in the cervical region of mosa- 
saurs, lizards and Sphenodon. Am. Nat. 34, No. 397. Boston 1900. 
Aus der sonstigen Literatur möchte ich besonders hervorheben 
Hans GADow, Evolution of. the vertebral Column of Amphibia and 
Amniota. Roy. Soc. London 1896. 


Pa H Ep 


Fig. 1. Die ersten Halswirbel von Metriorhynchus Jaekeli E. SCHMIDT. 
a von vorn, b von der linken Seite gesehen, links der Atlas, 
rechts der Epistropheus. oBr und oBl rechte und linke Hälfte der 
oberen Bögen (Neuralia). At Atlaskörper. Pro Processus odontoides, 
r und 1 rechte und linke Hälfte. Ep Epistropheus. Die oberen Bögen 
sind verletzt. */s natürlicher Größe. 
lose in den Atlasring hineinragt. Von der Seite gesehen (Fig. 1b), 
wird der Dens Epistrophei (Prol) hinter dem besprochenen 
Atlasring als trapezoidales Stück sichtbar und zeigt sich hier 
durch eine Nahtgrenze deutlich von dem Epistropheus getrennt. 
Die Fig. 1b, die diese Wirbel in natürlicher Lage und 


Form zeigt, läßt infolge einer kleinen Verbiegung der Wirbel- 


körper in der Seitenansicht die Unterfläche des Zahnfortsatzes 
zum Vorschein kommen und läßt hier deutlich erkennen, daß 
eine basale Fläche diesen Dens Epistrophei unten in zwei Zipfel 
zerlegt. Im Gegensatz zu dem Atlas, dessen Hufeisen unten ge- 
schlossen ist, liegt also das ossifikatorische Zentrum des Dens 
Epistrophei an seiner dorsalen Seite. Der Epistropheus selbst 
erscheint nach Abzug dieses Zahnfortsatzes ganz als normaler 
Wirbelkörper. 

Hurke'), der bereits vor längerer Zeit eine Beschreibung 
dieser Wirbel von Metriorkynchus gegeben hat, gibt insofern 
eine andere Darstellung, als er an der ventralen Seite des Dens 
Epistrophei zwei kleine Stücke angibt. Ich habe trotz sorg- 
samster Präparation nichts von diesen Stücken gefunden und 
möchte deshalb mit der Möglichkeit rechnen, daß die bisher 
nicht beobachtete ventrale Teilung des Dens Epistrophei an 
dieser Stelle die Annahme zweier basaler Elemente veranlaßt 
haben könnte. Anderenfalls wäre damit eine Abweichung inner- 
halb der Species gegeben, die immerhin befremdlich wäre. 


') Contribution to the skeletal Anatomy of the Mesosuchia etc. 
Proc. Zool. Soc. London 1888 S. 417, t. XVII, £. 1. 


— MmM1 — 


Genau den gleichen Bau, wie ich ihn hier von Metrvorhyn- 
chus geschildert habe, zeigen auch diese Wirbel bei Enalo- 
suchus macrospondylus KokEn, die dieser Autor genau beschrieben 
hat.!) Leider gibt seine Abbildung dieser Teile kein klares plastisches 
Bild, und gerade die vielumstrittenen Ansatzflächen der ersten Hals- 
rippen sind unter diesen selbst nicht sichtbar. Ich habe daher 
eine neue Abbildung dieser Wirbel gezeichnet und dabei die 
Rippen selbst fortgelassen, sodaß ihre Ansatzflächen klar zu 
sehen sind. Die erste Rippe saß nun, wie Kokzn direkt nach- 
weisen konnte, auf der seitlichen Grenze zwischen dem Atlas- 
körper und dem Dens Epistrophei und legte sich flach über den 
Vorderrand des Epistropheus, der an dieser Bedeckungsstelle eine 
stumpfe Kallosität (y) aufweist. Dieselbe kann leicht mit einem 
Rippenansatz verwechselt werden und dürfte eine solche An- 
nahme auch darum unterstützt haben, weil bei den lebenden 
Krokodilen die zweite Rippe an dieser Stelle ansitzt. Hier aber 
bei Znahosuchus liegt dieser Punkt unter der ersten flach 
anliegenden Rippe und ist im Gegensatz zu deren Ansatzfläche 
glatt vorgewölbt. Koren hat überdies die zweite Rippe 
beobachtet als kleines zipfelförmiges Stück, das einköpfig an 
der ovalen Diapophyse des Epistropheus angesessen haben. dürfte. 
Durch neue Präparation des Korznschen Originales, das sich 
ebenfalls im Berliner paläontologischen Museum befindet, konnte 
ich übrigens dieselbe basale Einfurchung bezw. Zweiteilung des 
Dens Epistrophei klarstellen, wie ich sie vorher bei Metriorhyn- 
chus beschrieben habe. 


Kehren wir nach Betrachtung dieser Vergleichsobjekte aus 
demselben Formenkreis der Krokodile zu Metriorhynchus zurück, 
so scheint mir auch da derselbe Rippenansatz Platz gegriffen zu 
haben. Der Ansatz für die erste Rippe liegt, wenigstens genau 
so wie bei Enahosuchus, nämlich an der Grenze des Atlas 
und Dens Epistrophei. Die Diapophyse des Epistropheus 
ist leider abgebrochen, sodaß sich von der zweiten Halsrippe 
nicht einmal der Ansatz klarstellen läßt. Jedenfalls deuten die 
Reste einer vorragenden Diapophyse auf einen Rippenansatz, und 
diese Rippe hätte dann sehr weit divergierende Kopfenden gehabt 
haben müssen, wenn das Capitulum dieser Rippe an der Basis 
des Dens Epistrophei angesessen hätte. Da nun die dort vor- 
handene Kallosität bei Metriorhynchus Jaekeli, wie wir sahen, 
nicht als Rippenansatz zu erklären ist, möchte ich glauben, daß 
auch bei Metriorhynchus die zweite Rippe klein war und ein- 
köpfig an der Diapophyse des Epistropheus angebracht war. Auf 


1) Diese Zeitschr. 1883, 35, S. 802, t. XXIV, f. 5. 


eg — 


Fig. 2. Die beiden ersten Halswirbel von Enaliosuchus macrospon- 
dylus KOKENn aus dem Neocom von OSTERWALD, Hannover. 
oBr nnd oBl rechte und linke Hälfte der oberen Bögen, At Atlaskörper, 
Pro Processus odontoides, Ep Epistropheus, R1 Ansatzfläche der 
ersten, R2 der zweiten Rippe, y Callosität hinter dem Ansatz der 
ersten Rippe. 

die sonstigen Angaben über die ersten Halswirbel fossiler und 
lebender Krokodilier einzugehen, würde mich -an dieser Stelle 
zu weit führen und ohne Nachprüfung der Stücke doch wenig nützen. 
Immerhin scheint mir die Ausbildung der ersten Metreorhynchus- 
Wirbel so wichtig, daß ich einige Hinweise auf die allgemeine Be- 
deutung dieser Frage nicht unterlassen möchte. 

Die grundlegende Vorfrage für alle an die Wirbelbildung 
seknüpften Erörterungen ist die Frage: „Aus welchen Teilen 
besteht der temnospondyle Wirbel?“ 

Während die diesbezüglichen Angaben früher scheinbar un- 
vereinbar variierten, weil ihnen nur vereinzelte Beobachtungen an 
verschiedenen Körperregionen zu Grunde lagen, zeigte sich bei 
vollständig präparierten Skeleten!) erwachsener Temnospondylen, 
daß in den verschiedenen Regionen die Ausbildung der Wirbel- 


!) O0. JAEKEL! Über die Organisation von Archegosaurus. Diese 
Zeitschr. 1896, 3. 512. 


— 153 — 


teile sehr verschieden war, und alle bisher beschriebenen Formen 
des rachitomen Typus an einem einzigen Skelet hintereinander 
vorkamen. 

Das Wesentlichste war dabei folgendes. 

In der Rumpfregion, wo den einzelnen Wirbeln als Trägern 
der Rippen die typische und stärkste Funktion zukam, bestanden 
dieselben aus 

1. den oberen paarig angelegten, aber meist zu einem Stück 
verschmolzenen Bögen (Neuralia, Neurapophysen); 

2. dem vorngelegenen medianen ventralen Hypocentrum; 

3. den hinteren, paarigen, lateralen Pleurocentren. 

Auf je dreien dieser Elemente articulierten die Rippen, für 
deren knorpligen Ansatz je eine Fläche auf den genannten Stücken 
vorhanden war. Die letzteren bildeten damit jederseits ein 
dreistrahliges Becken, ähnlich wie sich ein solches im Schulter- 
und Beckengerüst als Stütze der Füße ausbildet. (Fig. 3, 4.) 

Diese Teile modifizieren sich in der Schwanzregion unter 
ständiger Abnahme ihrer Verknöcherung in der Weise, daß 

1. die Pleurocentren sich zunächst schlank nach unten 
verlängern und schließlich ventral hinter dem Hypocen- 
trum zusammenstoßen. Weiter. rückwärts im Schwanz 
zerfallen sie jederseits in einen dorsalen und einen ven- 
tralen Ossifikationsrest; 

2. das Hypocentrum, soweit es in der hinteren Schwanz- 
region als Ansatzstelle der Haemapophysen benutzt wird, 
einen Zerfall in 2 laterale Ossifikationskerne zeigt, die 
den Stützpunkten der Haemapophysen entsprechen; 

3. die oberen Bögen nicht mehr verschmolzen, sondern 
kleine blattförmige Platten bildeten. 

An einer Stelle der Wirbelsäule, nämlich der vordersten 
Schwanzregion, lagen also zwei scheinbar gleichartige Halbwirbel 
an Stelle eines Centrums hintereinander. (Diplospondylie). 

Bei allen diesen Modifikationen ist aber festzustellen, 

1. daß das Ossifikationscentrum des Hypocentrum 

immer basal, 

2. die beiderseitigen primären Ossifikationscentren 
der Pleurocentren dorsal gelegen sind. 

3. Aus dem Bau der Rumpfwirbelsäule und speziell dem 
Rippenansatz ist mit absoluter Sicherheit zu entnehmen, 
daß die Hypocentren immer vorn, die Pleuro- 
centren immer hinten gelegen sind. 

Bevor wir daraus die Morphogenie der ersten Halswirbel 

abzuleiten suchen, müssen wir uns folgendes vor Augen halten. 

Die ersten Halswirbel, denen die komplizierte Aufgabe zu- 


Fig. 3—5. Temnospondyle Wirbel von Archegosaurus Decheni aus dem 


Rotliegenden von Lebach. Alle in Seitenansicht von links, für jede 

Figur ist also links vorn, rechts hinten. Fig. 3 ein vorderer, Fig. 4 

ein hinterer Rumpfwirbel, Fig. 5 ein vorderer Schwanzwirbel. We ist 

der Wirbelkörper der Sclerospondylen, von GAUDRY als Hypocentrum 

bezeichnet. Pe die paarisen Pleurocentren, Df Dornfortsatz, Z und 

Zı die vordere und hintere Zygapophyse. W die Höhe des Wirbels 
Ne des Neuralkanales. 


fällt, den Kopf zu tragen und bei seinen Bewegungen zu balan- 
zieren, kornmen relativ spät zur endgiltigen Verknöcherung, so- 
daß sich hier der Korpel lange erhält und damit die Möglichkeit 
bietet, embryonale Zustände auf das erwachsene Tier zu übertragen. 


Diese Möglichkeit wird wie anderwärts auch hier nicht beein- 


trächtigt, sondern eher gefördert durch eine einseitige Speziali- 
sierung, wie sie der vorderste Wirbel als Gelenkbildner erfährt. 
Vergleichen wir nun den Bau der ersten Halswirbel von Metizo- 
rhynchus mit dem temnospondylen Rumpfwirbel (Fig. 3 und 4), 
so kann man wohl nicht verkennen, daß 


1) die oberen Bögen beider homolog sind, 


2) der Atlaskörper der Krokodile dem Hypocentrum des 
temnospondylen Wirbels, 


3) der Dens Epistrophei (processus odontoides des Epistro- 
pheus oder der Axis) den Pleurocentren der Temnospondylen 
gleichzusetzen sind. Diese letztere Homologie wird, wie gesagt, 
noch dadurch überzeugender, daß dieser Dens basal durch 
eine mediane Furche geteilt ist, also unten in zwei Zipfel 
ausläuft, während er oben sein Hauptverknöcherungszentrum 


— aM 


besitzt. Aber auch aus embryonalen Zuständen ergeben sich 
engere Homologien. | 

Bei Sphenodon verschmelzen das Hypocentrum und die Pleuro- 
centren, die aus dem hinteren Teil des vorderen und aus der 
vorderen Hälfte des nächstfolgenden Urwirbels zusammengefaßt 
werden, zu dem definiten Wirbel!). Das ist offenbar die all- 
gemeine Regel. Daß sie das hier am Atlas nicht tun, dürfte 
sich daraus erklären, daß die oberen Bögen und das Hypo- 
centrum für sich allein ein günstiges Gelenklager für den ein- 
fachen Condylus der Reptilien bilden. Die so als unbrauchbar 
ausgeschalteten Pleurocentra gehen nun auf den nächstfolgenden 
Wirbel, den Epistropheus, über, mit dem sie in der Regel ganz 
fest verschmelzen, und füllen dabei als dessen „Zahnfortsatz* 
die Lücke in dem offen gebliebenen Ringwirbel des Atlas aus. 
Diese meines Erachtens so einfache Auffassung der Hals- 
wirbel ist durch einige allgemeine und einige besondere Momente 
erschwert worden, die die Meinungsverschiedenheiten über diesen 
Punkt erklären dürften. Erstens wächst bei den jüngeren 
Temnospondylen der Trias das Hypocentrum so kräftig, daß es 
einen fast vollständigen Wirbelkörper bildet und die Pleurocentra 
ganz nach oben hinausgedrängt werden. Während also hier das 
Hypocentrum unzweifelhaft?) zum Wirbelkörper wird, glaubte man 
andererseits die basalen Zwischenstücke (wedge shaped bones, 
Intercentra) den Hypocentren der Stegocephalen gleichsetzen zu 
dürfen, weil auch diese in der Schwanzregion die Haemapophysen 
tragen. Das tun sie hier aber wohl nur deshalb, weil in dieser 
Region andere Ossifikationen zum Ansatz der Haemapophysen 
fehlen. (Fig. 5). Dadurch, daß man aber diese Hypocentra 
als Intercentra ansah, wurden die Pleurocentra der Temno- 
spondylen zu den eigentlichen Wirbelcentren. So hat man auch 
in den Halswirbeln der Krokodile den Processus odontoides ge- 
wöhnlich als das Zentrum des Atlas bezeichnet. Das ist dem- 
nach unrichtig. Die Pleurocentra werden entweder nach oben 
herausgedrängt, wo das Hypocentrum zum Wirbel-Hauptstück 
wird (sclerospondyle Temnospondyli der Trias), oder die Hypo- 
centra werden zur vorderen, die Pleurocentra zur hinteren 


!) Ich entnehme diese Auffassung den Darstellungen der Wirbel- 
bildung von Sphenodon durch V. v. EBNER: Urwirbel und Neugliederung 
der Wirbelsäule. Sitz.-Ber. k. k. Akad. Wiss. Wien. Math.-nat. 
Klasse 1888 97. Abt. II, S. 194 und F. SCHAUINSLAND: Weitere 
Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Hatteria Archiv f. mikrosk. 
Anatomie. 56. S. 747. 

2, Es liegt mir davon eine geschlossene morphologische Reihe 
vor, für deren Vervollständigung ich Herrn Prof. EB. FRAAS in Stutt- 
gart zu großem Danke verpflichtet bin. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 8 


— 116 — 


Hälfte des definitiven Wirbels, wie es bei den „holospondylen“ 
Tetrapoden die Regel ist. Außer den embryologischen Daten 
von Sphenodon wird das auch durch die Fig. 6 abgebildete 
Schwanzwirbelsäule eines noch unbekannten Reptils von Solnhofen 
begründet, bei dem der Schwanz offenbar rudimentär geworden 
war und die Wirbel mit ihren zwei Komponenten nicht mehr 
fest verwuchsen. 


Fig. 6. Die Schwanzwirbel von Cyrtura temnospondyla Jkl. aus dem 

oberen Jura von Solnhofen. 1—14 die einzelnen Wirbel. Hpe Hypo- 

centra, Plc Pleurocentra, oB obere, uB untere Bögen. Wenig ver- 
kleinert. Orig. Mus. Berlin. 


In derSchwanzwirbelsäule diesesim übrigen unbekannten Reptils, 


das ich provisorisch als Cyrtura (Krummschwanz) temnospondyla 


n. 8. n. sp. bezeichne, sind die Wirbel zerlegt. Die vorderen 
Hälften (Hpc) entsprechen den Hypocentren der Temnospondylen 
und gehen hervor aus der hinteren Hälfte eines Urwirbels. Die 
hinteren Hälften (Ple) entsprechen den Pleurocentren der 
Temnospondylen und gehen aus den vorderen Hälften der Ur- 
wirbel hervor. Die punktierten Stücke sind die rudimentären 
Haemapophysen. Oben sind die niedrigen oberen Bögen oder 
Neuralia sichtbar. Die einzelnen Wirbel, die mit Nummern ver- 
sehen sind, waren durch verkalkten Knorpel verbunden. Das 
Stück repräsentiert wahrscheinlich den ganzen Schwanz, da die 
vorderen Wirbel noch der Haemapophysen entbehrten und also 
wohl die vordersten Schwanzwirbel darstellen. Die Verkalkung 
der intervertebralen Knorpelscheiben und die Niedrigkeit und 
Reduktion der oberen Bögen spricht dafür, daß dieser Schwanz 
wenig biegsam war. Er könnte vielleicht einer großen Schild- 
kröte angehört haben, die uns aber noch unbekannt wäre. 

Auch die ossifikatorische Zerlegung der Schwanzwirbel von 
erwachsenen Sphenodonten ist hier zu erwähnen, aber nicht be- 


— ı Ila — 


' weisend, weil die Zerlegung hier funktionell begründet ist und 
deshalb sekundäre Bedeutung zu haben scheint. Bei vielen 
Ganoiden mit schwach funktionierender Wirbelsäule blieben diese 
' beiden Komponenten aber dauernd ‚getrennt und bildeten dann 
| Schnittwirbel, wie ich solche Fig. 7 abgebildet habe. 


Fig. 7. Hintere Schwanzwirbel mit temnospondylem Bau von Eury- 
cormus aus dem oberen Jura von Solnhofen. Die Hypocentra (He) 
sind horizontal, die Pleurocentra (Plc) vertikal gestreift. Die unteren 
Bögen (Haemapophysen) sind punktiert. Bemerkenswert ist dabei, 
daß am Ende des Schwanzes, wo die Wirbelsäule als Stützpunkt der 
Schwanzflosse kräftiger verknöchert ist, die Pleurocentra verschwinden. 
Sie werden dabei nach oben hinausgedrängt, wie die Pleurocentra bei 
den sog. sklerospondylen Vertretern temnospondyler Stegocephalen. 


Andererseits wirkten erschwerend auf die Beurteilung der 
Halswirbel namentlich die kleinen basalen Zwischenstücke („Inter- 
centra“), die sich bei Sphenodonten, Proterosauriern, Ichthyo- 
sauriern und anderen Formen meist nur in einzelnen Wirbel- 
regionen finden, und auf die Hypocentra der Temnospondylen 
zurückgeführt wurden. Nachdem wir die Entstehung und Ver- 
wendung dieser Elemente verfolgt haben, können wir den kleinen 
variabeln Schaltstücken wohl kaum noch eine primäre Bedeutung 
für die Wirbelsäule zumessen. Sie erscheinen mir als „Stau- 
knöchel“ der Kniescheibe der Säugetiere vergleichbar zu sein 
und, wie diese, stark beweglichen Biegungsstellen ‚als Stützpunkte 
zu dienen. | 

Weitere Schwierigkeiten ergeben sich wie für die ganze 
Wirbelfrage so auch für die Beurteilung der verschiedenartigen 
Ausbildungsformen des Atlas aus den Rudimenten der Rippen- 
elemente. Indem man in den dorsalen Rippenstücken die obersten 


S*+ 


—- 18 — 


Elemente der Rippenbögen erblickt, wird eine Deutung der 
kleinen, den Wirbeln ansitzenden Querfortsätze schwierig. 

Erwägt man, daß diese embryonal und gelegentlich dauernd 

in der ganzen Wirbelsäule und sonst in einzelnen Regionen, wie 
namentlich der Beckenregion, gesonderte Stücke zwischen den 
Wirbeln und den eigentlichen Rippenstücken bilden, so wird 
man mit der Möglichkeit rechnen können, daß diese Stücke 
(Diapophysen, Sakrairippe) primär zum Rippenbogen als oberste 
Stücke gehören und also auch am Atlas gelegentlich als acces- 
sorische Elemente wieder zum Vorschein kommen können. Hier- 
über will ich ein anderes Mal mehr zusammenstellen. 

In allen Modifikationen scheint mir aber als wesentlich fest- 

zuhalten, daß 

1) der definitive typische Wirbelkörper aus je einer hinteren 
und je einer vorderen Hälfte eines Urwirbels hervorgeht 
(EBNER, SCHAUINSLAND), 

2) daß diese Hälften in dem temnospondylen Baue ge- 
trennt bleiben, wobei das ventral ossifizierende Hypocentrum 
den vorderen Abschnitt des definitiven Wirbels, die oben 
ossifizierenden Pleurocentra dessen hinteren Teil repräsentieren, 

3) daß diese temnospondylen Hälften gelegentlich auch bei 
höheren Tetrapoden persistieren, so namentlich im Atlas ver- 
schiedener Reptilien und aller Säugetiere, wo die Pleurocentren 
als Processus odontoides zum zweiten Wirbel übertreten und 
in der Schwanzregion von Reptilien z. B. von Cyrtura 
temmospondyla, 

4) daß bei den höher spezialisierten Temnospondylen 
(Sclerospondyli) die Hypocentra fast den ganzen Wirbelkörper 
bilden können, indem sie die Pleurocentra nach oben hinaus- 
drängen, i | 

5) daß sich einzelne temnospondyle Ganoiden mit schwacher 
Wirbelsäule in dieser Beziehung wie die betreffenden Stego- 
cephalen - verhalten, während die übrigen Teleostomen mit 
kräftiger Wirbelsäule sich wie die höheren holospondylen 
Tetrapoden verhalten. 

6) Die Temnospondylie ist also nichts anderes als eine 
Persistenz der beiden Hälften der Urwirbel, die unter den 
Tetrapoden wie unter den Fischen bei schwacher Inanspruch- 
nahme der Wirbel oder wie in der vordersten Halsregion der 
Tetrapoden bei späterer Verknöcherung und zweckmäßiger 
Verwendbarkeit zum Vorschein kommt. | 

7. Da den temnospondylen Ganoiden des Jura holospondyle 
im Devon und Karbon vorangehen, und im Karbon bereits 
viele holospondyle neben den zumeist jüngeren temnospondylen 


1 


Stegocephalen existieren, so wird man der Temnospondylie 
nicht ohne weiteres eine phylogenetische, sondern in erster 
Linie eine ontogenetische Bedeutung zusprechen dürfen. 


Herr E. PHILIPPI sprach über Moorbildungen auf 
Kerguelen. Er führte aus, daß die Moorbildungen der sub- 
antarktischen Insel zwar mit denen des nördlichen Europas 
vergleichbar wären, andrerseits aber doch auffällige Unterschiede 
erkennen ließen, was bei der fremdartigen und sehr ärmlichen 
‚Flora Kerguelens von vorn herein zu erwarten sei. Der Vor- 
tragende zeigte an Handstücken die starke chemische Verwitte- 
rung, welche die basaltischen Gesteine durch die Humussäuren 
erleiden. Der größte Teil des von den Humussäuren gelösten 
Eisens wird dem Meere zugeführt, ein kleiner Teil gelangt auf 
der Insel in Gestalt von Raseneisenerz zum Absatz. 


Herr E. PHILIPPI sprach über untersenone Tone bei 
Warnstedt nordlich von Thale a. Harz. 

Es ist bekannt, daß das Untersenon nördlich vom Harz 
einem raschen Facieswechsel unterliegt. Während es bei Braun- 
schweig rein tonig entwickelt ist, herrscht in der Quedlinburger 
Gegend die sandige Facies vor. Doch fehlt es auch hier nicht 
"ganz an tonig-mergeligen, meist recht fossilreichen Einlagerungen. 

Unter diesen sind am bekanntesten die Salzbergmergel, 
welche sich bei Quedlinburg einer unteren Abteilung des „Senon- 
Quaders* einschalten, während sie nach EwarLp am Harzrande 
unmittelbar an der Basis der Sandsteine liegen sollen. Ein 
höheres Niveau im „Senon-Quader“ nehmen fossilführende Tone 
ein, welche in der Umgebung von Quedlinburg gelegentlich auf- 
geschlossen worden sind. 

Nachdem die Fauna dieser Tone, welche durch ihre vor- 
zügliche Erhaltung und durch das Fehlen der Ammoneen, das 
Vorwalten von Bivalven und Gastropoden lebhaft an Tertiär er- 
innert, längere Zeit ausschließlich aus diluvialen Kiesen bekannt 
‚gewesen war, fand Ewarp!) sie in anstehenden Tonen und 
Sanden bei Weddersleben südlich von Quedlinburg, Sehr fossil- 
reiche Tone dieses Niveaus förderte später eine Brunnengrabung 
zwischen Suderode und Quedlinburg zutage; ihre Fauna wurde 
‚von F. Frecn?) eingehend beschrieben. Auch von einigen 
anderen Punkten in der unmittelbaren Nachbarschaft von Quedlin- 
burg wurde dieser Horizont, der lokal auch Pflanzen führte, 
bekannt. 


!) Diese Zeitschr. 13. 1861 S. 140. 
?) Ebenda 39. 1887 S. 141. 


— 1290 — 


Auf einer Pfingstexkursion in diesem Jahre fand ich nun 
Tone, die augenscheinlich dem gleichen Horizont angehören, 
neuerdings an der Mühle südöstlich von Warnstedt, wenige Kilo- 
meter nördlich von Thale aufgeschlossen. Es sind dieselben 
plastischen, glimmerhaltigen, dunklen Tone, die von Suderode in 
der Sammlung des Museums für Naturkunde liegen. - Doch ist 
die Erhaltung der Fossilien eine andere. Während bei Suderode 
die Schalen durchwegs erhalten sind, hat man es hier lediglich 
mit Skulptursteinkernen zu tun, die meist einen zarten Überzug 
von Schwefelkies tragen; der Erhaltungszustand erinnert also 
sehr an den der Braunschweiger Untersenonfossilien. 


Auch faunistisch scheint der neue Fundpunkt bei Warnstedt 
von Suderode abzuweichen. Während hier die Tone im allge- 
meinen eine marine Fauna beherbergen und nur die unterste 
Schicht brakisch ist, scheint bei Warnstedt Cyrena cretacea 
DRESCHER zu herrschen und den gesamten Komplex als brakisch 
zu stempeln. Auch Holzreste und Dicotylen-Blätter sind bei 
Warnstedt nicht selten. 


Diese Tone sind in der Sohle eines Bruches aufgeschlossen 
worden, in welchem bisher „Senon-Quader* gebrochen wurde; 
ihr Liegendes war z. Z. meines Besuches noch nicht bekannt. 
Es treten in diesem Bruche aber auch über dem Quader ähn- 
liche, dunkle Tone auf; ob es sich um eine zweite, höhere Ein- 
lagerung handelt oder ob an eine Störung gedacht werden kann, 
ließ sich bei meinem kurzen Besuche nicht mit Sicherheit fest- 
stellen. 


Herr FRIEDR. v. SCHMIDT-Petersburg erinnerte an den 
vor einem Jahre gehaltenen Vortrag des Herrn FRIEDR. SOLGER!) 
über dieneue Gattung Pseudocucullaea und machte 
dazu die nachstehenden Bemerkungen: 


Herr SoLGEr hatte darauf hingewiesen, daß ich bereits 1871 
in meiner Bearbeitung der wissenschaftlichen Resultate meiner 
Mammutexpedition von 1866 diese als Pectunculus Petschorae 
Kays. bestimmte Muschel aufgeführt habe, aus deren Beschreibung 
und Abbildung die Zugehörigkeit zu Pseudocucullaca Sorge. un- 
zweideutig hervorgehe. Zugleich wird erwähnt, daß ich schon 
selbst die eigentümlichen Charaktere der Art erkannt und die 
Möglichkeit offen gelassen habe, daß sie einer neuen Gattung 
angehöre, die zu Pectunculus sich verhielte wie Cucullaea zu 
Arca. Diese vermutete neue Gattung habe ich nun allerdings 


- ——— 


‘) Diese Zeitschr. Juli-Protokoll 1903. S. 80. 


— 21 — 


schon in meinem Aufsatze „Über die neue Gattung Lopatimia“!) 
aufgestellt und die beiden Arten Zopatinia Petschorae Kays. sp. 
und Z. Jenisseae m. unterschieden. Mein erwähnter Artikel ist 
aber, z. T. durch meine eigene Schuld, wenig bekannt geworden, 
sodaß ich nur eine einzige Arbeit anführen kann, in welcher er 
eitiert ist, nämlich J. Lanusens Inoceramenschichten am Olenek und 
der Lena.?). In dieser Arbeit wird Lopatinia Jenisseae aus den 
Inoceramenschichten an der Lena von dem Sandsteinfelsen Sossa- 
Kaja aufgeführt und gesagt, daß die von ÜZEKANOWSKI ge- 
sammelten Stücke mit meinen Abbildungen vollkommen überein- 
stimmten. 

Gegenwärtig bin ich durch die Güte des Herrn Prof, 
OÖ. JAEKEL in den Stand gesetzt, meine alten Originale der 
Lopatinia mit Abgüssen der Pseudocucullaea SoLs. zu ver- 
gleichen. Ich muß die Priorität meiner alten Gattung durchaus 
wahren. In allen wesentlichen Stücken stimmen die beiderlei 
Formen durchaus überein. Ein. kleiner Unterschied scheint in 
der durchschnittlich stärkeren Entwicklung der Mittelzähne des 
Schlosses bei Pseudocucullaea zu bestehen, aber auch bei unserer 
Form kommt bei größeren Exemplaren bisweilen eine Zweiteilung 
derselben vor. Die leistenförmigen Seitenzähne der Lopatinia 
sind bei guten Exemplaren derselben ebenfalls fein gezähnt, wie 
bei den zuerst von mir abgebildeten in Mammutreise Taf. 3 
Fig. 17; das hängt aber wohl wesentlich von der guten Er- 
haltung ab. Daß die Pseudocucullaea obercretaceisch ist, während 
die Zopatinia wahrscheinlich zur untercretaceischen Oberen Wolga- 
stufe gehört, kann auch nicht gegen die Vereinigung 'beider 
Gattungen sprechen, wie das ja auch schon von Herrn SoLgER?) 
ausgesprochen worden ist. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
v. w. 0. 
BBANCO. JAEKEL. JoH. BÖHM. 
Hr Ne K. Min. Ges. St. Petersburg. N. F. 7. 1872. S. 283. 
BIST 
5 Men. Acad. Imp. des sciences de St. Petersbourg (7) 33. No. 7. 


1886. S. 9. 
wa. 28 073287 


Neunundvierzigste Allgemeine Versammlung 
der Deutschen geologischen Gesellschaft zu Breslau. 


Protokoll der Sitzung vom 16. September 1904. 


Der Geschäftsführer Herr FRECH eröffnet die in der Aula 
Leopoldina der Universität stattfindende Sitzung durch Begrüßung 
der Anwesenden und gibt einen kurzen Überblick über die Ent- 
wicklung der Geologie in Schlesien. 

Namens des Kgl. Oberbergamtes heißt Herr Geheimer Be: 
Oberbergrat HıLrror die Gesellschaft willkommen unter besonderer 
Anerkennung der Verdienste, die die Geologie um den Bergbau 
und die Wasserversorgung Schlesiens hat. 

Eine Abordnung der Schlesischen Gesellschaft für vater- 
ländische Kultur, bestehend aus den Herren Geheimrat FÖRSTER, 
Professor Hınrze, Geheimrat PAarrsch und Professor PAx, heißt 
durch den Mund des Erstgenannten die Deutsche geologische 
Gesellschaft willkommen und überreicht ihr eine Festschrift 
„Zur Geologie des niederschlesisch-böhmischen Grenzgebirges* 
mit einer zugehörigen geologischen Karte. 

Der Geschäftsführer dankt namens der Gesellschaft und 
überreicht dann seinerseits einen „Geologischen Führer für die 
Exkursionen durch Oberschlesien“, ferner einen Führer durch die 
Sudeten und eine Schrift über Reinerz, das Zentrum der Glatzer 
Mineralquellen. 

Zum Vorsitzenden des ersten Versammlungstages wird Herr 
BEyscHLaG, zu Schriftführern während der Tagung werden die 
Herren Brunns-Straßburg, Leonuarp-Breslau, Wysocörskı-Breslau 
und ZIMMERMANN-Berlin gewählt. 

Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Oberbergamtsmarkscheider Urzrıca, Breslau und 
Herr Dr. GÄrTNerR, Direktor der Wenzeslaus-Grube zu 
Mölke bei Neurode i. Schles., 
beide vorgeschlagen durch die Herren DAruz, ZımMmEr- 
MANN und GAGEL. 


— 13 — 


Um die inneren geschäftlichen Angelegenheiten der Gesell- 


schaft in einer Sitzung erledigen zu können, werden zur Prüfung 
des von Herrn  DaArHe vorgelegten Kassenberichtes die Herren 
‚Mırcn-Breslau und Torxgquist-Straßburg gewählt. Die Geschäfts- 


sitzung der allgemeinen Versammlung wird auf Sonnabend, den 


.17. um 9!/g Uhr angesetzt. 


Herr FRECH gab einen allgemeinen Überblick über den 
Gebirgsbau Schlesiens. (Der wesentliche Inhalt desselben ist in der 
allgemeinen Einleitung der geologischen Führer durch Oberschlesien, 


die Umgegend von Breslau und die Grafschaft Glatz enthalten. 
8. Anhang). 


Herr G. GÜRICH brachte Mitteilungen über die Erz- 


lagerstätten des oberschlesischen Muschelkalkes. 
‘(Hierzu Taf. XVII). 


Der Vortragende muß sich damit bescheiden, nur einige 


‚Punkte einer näheren Betrachtung zu unterziehen; durch neuere 
Aufschlüsse und neue Beobachtungen sieht er sich veranlaßt, 


einige früher geäußerte Anschauungen zu ändern. Auch auf 
einige altbekannte Tatsachen muß er eingehen, um deren Be- 
deutung wieder in Erinnerung zu bringen. Eine Aufrollung der 


ganzen Frage überschreitet die Kräfte des Einzelnen; sie ist 


nur für die Geologische Landesanstalt möglich, die mit allen 


Mitteln arbeiten kann. Es ist nicht nur die Berücksichtigung 
‘alles alten Beobachtungsmaterials und die Untersuchung aller 


neuen Aufschlüsse nötig; diese Untersuchungen werden auch 
gestützt sein müssen durch ein reichliches und ausführliches 
Analysenmaterial erzfreier und erzführender Gesteine und der 


verschiedenen Erze selbst. 


Zunächst erörtert der Vortragende einige Momente, durch 
welche gewisse Phasen der Erzbildung dem geologischen Alter 
nach festgelegt werden. Er unterscheidet im übertragenen Sinne 


‘ein zentrales und ein peripheres Gebiet der Erzlagerstätten. In 


dem letzteren erkennt man die Einwirkungen der Atmosphärilien 


und des miocänen Meeres. Das Gesetz des „Eisernen Hutes“ 
‘hat auch für Oberschlesien Geltung; hierin stimmen bisher alle 


Beobachter überein mit Ausnahme von A. Sacnas.') 

Das miocäne Mittelmeer breitete sich in einer Bucht in 
Oberschlesien aus. Das Ausgehende der Lagerstätte wurde von 
den Gewässern verarbeitet (Hornblei von Miechowitz), die Eisen- 


‘erze über den Rand der Mulde mechanisch hinweggetragen. Der 
‚Vortragende sieht darin einen Beweis dafür, daß die peripheren 


!) Centralbl. f. Min. etc. 1904. S. 40. 


— 124 — 


Teile der Erzlagerstätte bereits vor Ablagerung der miocänen 
Meeresbildungen in Form eines „eisernen Hutes“ vorlagen. Von 
Interesse wäre eine nähere Altersbestimmung der die Brauneisen- 
massen bei Chorzow etc. bedeckenden bunten Tone und kieseligen 
Knollensandsteine.') 

Von Wichtigkeit für die Altersbestimmung der Erzlager- 
stätten sind ferner die Verwerfungen im Muschelkalkgebirge. 

Auf Jenny Otto-Grube konnte der Vortragende Verwerfungs- 
klüfte, angefüllt mit Gangletten und Dolomitbreccien und ohne 
wesentliche Erzführung, beobachten. Begleitet ist dieser Sprung 
von einer Reihe von Störungen im Dolomit. Diese Störungen 
scheinen aber nicht mit einer Verschiebung der beiden Kluftwände 
verknüpft zu sein. Es scheinen eher nur Zerreißungen des 
Dolomits vorzuliegen, die allerdings als eine Folge-Erscheinung 
der Hauptverwerfung aufzufassen sind. Diese Klüfte zeigen mehr 
den Charakter von Auswaschungen. Sie sind von Erz erfüllt, 
vorwiegend von Markasit, daneben auch von mulmigem Bleiglanz. 
Diese Erzausfüllungen hält der Vortragende für nachträgliche 
Bildungen. Unleugbar ist der Einfluß der Verwerfungen auf die 
Erzführung der Lagerstätte; häufig sind einseitige Erzan- 
reicherungen. In der Tatsache, daß unbeeinflußt von Kluftsystemen 
auch ärmere, und deswegen weniger beachtete Erzmittel ver- 
breitet sind. sieht der Vortragende einen Beweis für seine bisher 
vertretene Ansicht von der syngenetischen Natur der Lagerstätte 
im allgemeinen. Die Anreicherung der Erzlagerstätten längs der 
Hauptzirkulationskanäle der unterirdischen Wässer ist ein durch- 
aus selbstverständlicher Vorgang, aber diese Anreichernng ist zu 
trennen von der Entstehung der Erze überhaupt. 

Enthält ein sonst erzärmeres Gebirge längs der Verwerfungs- 
klüfte Erzanreicherungen, so kann man daraus folgern, daß die 
Erze eher da waren als die Klüfte; nur die Anreicherung erfolgte 
gleichzeitig mit der Kluftbildung. Die großen Verwerfungen im 
oberschlesischen Muschelkalk müssen dem Eindringen des miocänen 
Meeres vorangegangen sein, die Erze waren also noch früher ent- 
standen. Zu. demselben Schluß gelangt der Vortragende durch 
eine weitere Berücksichtigung des mechanischen Moments in der 
Herausbildung der jetzigen Natur der Lagerstätte. Unter der 
Führung der Herren Brume-Lipine und Jomnson-Beuthen besich- 
tigte der Vortragende besonders lehrreiche Strecken der 6 


') MICHAEL sieht darin fluviatile Bildungen, jünger als das marine 
Miocän. Durch die neuerlichsten Mitteilungen MICHAELS über die 
oberschlesischen Bohrungen würde sich ergeben, daß diese bunten 
Tone und Knollensandsteine zu den Ablagerungen der weiter nord- 
wärts verbreiteten Braunkohlenformation zu rechnen sind. 


— 125 — 


Otto-Grube. An einigen Stellen war der Dolomit im Dache der 
abgebauten Lagerstätte durch „Alten Mann“ gestützt und dabei 
in höchst bezeichnender Art zu Bruche gegangen. Lange Schollen 


lösten sich von oben ab und senkten sich ganz flach. trichter- 


förmig nach einer tieferen Stelle im Alten Mann; in der Mitte des so 
entstandenen Trichters ist der Dolomit kurzklüftig zertrümmert 
und aufgelockert. Dasselbe Bild gewährten gewisse Stellen der 


Erzlagerstätte; am deutlichsten ist es dort zu beobachten wo 


die Erzausfüllung gering geblieben ist; hier bilden die Dolomit- 
trümmer eine durch dünne Erzkrusten :zementierte Brececie; 
zwischen den Trümmern erscheinen die offenen Hohlräume, nur 
teilweise mit stalaktitischen Markasitzapfen erfüllt; nicht selten ist 
die Decke eines solchen Hohlraumes mit einer ebenen, aus Mar- 
kasit oder Blende bestehenden Kruste austapeziert, von der ein- 
zelne Bleiglanzkristalle in den Bau hinabragen. 

Auch in den kompakten Krustenerz-Partien!) erkannte der 
Vortragende dieselbe Struktur wieder. Früher nahm er an, die 
Trennung der von den Erzkrusten umschlossenen Dolomitbrocken 
wäre auf die Tätigkeit der zirkulierenden Wässer zurückzuführen; 
nunmehr läßt sich sicher behaupten, daß die Dolomitbreceie 
durch mechanische Zertrümmerung entstanden ist und die Erz- 
ausfüllung erst nachträglich erfolgte. Die eigentlichen Krusten- 
erze finden sich in den. kurzklüftig zertrümmerten Dolomitpartien, 
meist in geringerer Höhe über dem Vitriolletten. In größerer 
Höhe darüber (entsprechend dem Profile) ?) finden sich die Blei- 
glanzplatten, wo der Dolomit in Form weit aushaltender Schalen 
vom Dache sich loslöste. 

Die Möglichkeit der mechanischen. Zertrümmerung des 


 Dolomits sieht der Vortragende in der plastischen Natur des 


Vitriollettens. Bei den tektonischen Störungen wird der Vitriol- 
letten am stärksten in Mitleidenschaft gezogen; er wird bei der 
Verwerfung mitgeschleppt und in die Klüfte des Sohlensteins 
hineingequetscht etc.?); durch derartige Bewegung im Vitriolletten 
wird dem Dolomit die Sohle entzogen und er muß nachbrechen; 
‘unmittelbar über dem Vitriolletten wird die Zertrümmerung eine 
kleinstückige Breccie ergeben, je weiter nach oben, desto mehr 
wird die Einwirkung nur in Form von flachen Spalten zwischen 
den Dolomitbänken erkennbar sein; nur vereinzelte Querklüfte 
werden hier die Dolomitschalen durchsetzen. 

So finden also die Krusten- und Plattenerze ihre befriedi- 
gende Erklärung; ihre Entstehung hängt mit den tektonischen 


I) Zeitschr. f. prakt. Geol. 1903 S. 202. 
?) Zeitschr. f. prakt. Geol. a. a. 0. 
*) Photographien hierzu wird MiıCHAEL veröffentlichen. 


— 16 — 


Vorgängen zusammen, von deren geologischem Alter schon oben 
die Rede war. Nicht berührt werden hiervon die Deutungen der 
körnigen Ausbildungsform der Erzkörper und der ärmeren Feldes- 
teile, wo die Erze nur sporadisch im kompakten Dolomit einge- 
sprengt erscheinen. Man sieht in den obigen Ausführungen eine 
Erklärung mehr für die Tatsache der höheren Erzanreicherung 
in tektonisch gestörten Bezirken der oberschlesischen Lager- 
stätten. Begreiflicherweise werden durch diese Anreicherungs- 
vorgänge die genetischen Beziehungen der Lagerstätte überhaupt 
verschleiertt. Der Vortragende hält nach wie vor an der syn- 
genetischen Natur der Lagerstätte in ihrer ursprünglichen Form 
fest. Eine weitere Frage bezieht sich auf die Herkunft der 
metallischen Substanzen. Schon früher!) hatte der Vortragende 
auf den Metallgehalt der oberschlesischen Kohlen hingewiesen. 
Die Anzeichen dieser Art mehren sich; sehr erwünscht wären 
neuere exakteste Analysen.) So ist neuerlichst das Vorkommen 
eines größeren Erzvorkommens in der Kohle und dem Schiefer 
in der Sohle des Flözes auf der Brade-Grube bei Nikolai bekannt 


geworden. Eine Untersuchung liegt noch nicht vor. Sollte sich 


in der Tat die allgemeine Verbreitung von Blei und Zink, wenn 
auch in minimalster Verteilung, im oberschlesischen Karbon be- 
stätigen, so liegt der Gedanke sehr nahe, daß die Erzvorräte 
des Muschelkalks, eine syngenetische Erklärungsweise derselben 
vorausgesetzt, direkt aus dem Karbon stammen. 

Das milde Steinkohlengebirge fiel dem transgredierenden 
Triasmeer zum Opfer; der Metallgehalt der Kohlen ging in die 
Salzlösungen des Triasmeeres über. Hin und wieder fanden 
schon Ausscheidungen der Metalle während der Wellenkalk- 
bildung statt; daß dieselben technisch bedeutungslos sind, ist für 
die theoretische Erörterung belanglos. Dann erfolgte die Bildung 
einer physikalischen Grenze, etwa einer Kante oder Barre im 


Meeresgrunde zwischen dem Schaumkalkmeere und dem Dolomit- 


becken.) Es ist richtig, daß westlich von Beuthen, aber eben 
doch nur hier diese Grenze ungefähr zusammenfällt mit einer 
Störungslinie im unterlagernden Karbon. Aber zwischen Terrain- 
kante und Störungszone kann doch sehr wohl ein ursächlicher 
Zusammenhang bestehen. Diagenetisch vollzog sich*) innerhalb 


!) Mineralreich S. 581. 

») Auch MıcHAEL bestätigt in seinem folgenden Vortrage das 
Vorkommen von Schwermetallsubstanzen im Kohlengebirge. 

°) Man müste hieraus auf das Vorhandensein von Störungen im 
Sohlenstein schließen, die in dem Dolomit keine Fortsetzung finden. 
Solche Störungen scheinen vorhanden zu sein. 

*) Jahresber. Schles. Ges. (6.) 3. 1902. 


= 127 — 


dieses Beckens die Dolomitisierung der kalkigen Sedimente, und 
zugleich mit der Dolomitisierung ging die Ausscheidung der 
sulfidischen Erze vor sich.. Daß dabei die tonreicheren Partien 
der Sedimente bevorzugt wurden, hat der Vortragende schon 
früher!) betont. Die Adsorption kommt also auch bei dieser 
Auffassungsweise zu ihrem Rechte. Die Erzausscheidung erfolgte 
aber nicht über den mergeligen Partien — wie es eine Kata- 
genese verlangen müßte, auch nicht in deren Sohle, entsprechend 
den Anforderungen der Anagenese, sondern im allgemeinen gerade 
in den mergeligen Dolomitpartien, worin der Vortragende eine 
Bestätigung seiner syngenetischen Anschauungsweise sieht. 


Herr R. MICHAEL (Berlin) sprach über die oberschle- 
sischen Erzlagerstätten. 

Die Untersuchungen, welche im Laufe der letzten vier 
Jahre im Interesse der Wasserversorgung des oberschlesischen 
Industriebezirkes auszuführen waren, machten gleichzeitig ein ein- 
gehendes Studium der oberschlesischen Erzlagerstätten erforderlich. 

Diese Notwendigkeit, die durch den beiderscitigen Zu- 
sammenhang begründet war, war um so willkommener, als dadurch 
Herrn Geheimen Bergrat BeyscHLaAG, in dessen Namen zugleich ich 
hier das Wort ergreifen darf, die Möglichkeit geboten wurde, 
die von ihm in seinen Vorlesungen an der Berliner Bergakademie 
seit vielen Jahren vorgetragene Auffassung einer epigenetischen 
Entstehung der oberschlesischen Erzlagerstätten an zahlreichen 
Beispielen auf ihre Richtigkeit hin prüfen zu können. Herr 
Geh.-Rat Beyscatac hat über die vorläufigen Ergebnisse bereits 
vor drei Jahren berichtet. | 

Unsere weiteren Arbeiten waren in Anbetracht der ver- 
schiedentlichen Theorien und abweichenden Meinungen auf 
systematische Beobachtungen und Aufsammlung eines möglichst 
umfangreichen und erschöpfenden Tatsachen-Materiales gerichtet. 

Die Arbeiten sind jetzt abgeschlossen und sollen demnächst 
in ausführlicher Form veröffentlicht werden. 

Bezüglich aller Einzelheiten möchte ich daher auf diese 
Publikation verweisen, und ich werde mich hier darauf be- 
schränken, in kurzen Zügen über die Hauptergebnisse unserer 
Beobachtungen unter besonderer Betonung einiger allgemeinerer 
Verhältnisse zu berichten. 

Den geologischen Aufbau der oberschlesischen Platte 
darf ich als bekannt voraussetzen; es ist daher nur daran zu 
erinnern, daß die Dreiteilung des oberschlesischen Karbons in eine 


I) Zeitschr. f. prakt. Geol. Mai 1903. S. 203. 


— 12383 — 


Rand-, Sattel- und Muldengruppe auch durch die räumliche 
Verteilung der Schichten angezeigt ist. Die liegende Randgruppe 
ist in den Randgebieten im Westen bei Mährisch-Ostrau, Loslau, 
westlich Rybnik, Gleiwitz, im Norden südlich von Tarnowitz und 
bei Koslawagora, im Osten bei Golonog in Rußland und Tenczynek 
in Galizien entwickelt. 

Ihre östliche und südliche Begrenzung gegen die jüngeren 
Karbon-Schichten ist je durch eine Störungszone bezeichnet. 

Die erstere ist als die Orlauer Störung bekannt, welche 
von Orlau über Rybnik bis über Mikultschütz hin verläuft. Ich 
möchte hier einschalten, daß ich dieselbe nicht für den großen Verwurf 
von 1600 m bis 2000 m Sprunghöhe halten kann, für welchen 
sie früher zumeist wohl auf Grund markscheiderischer Berechnung 
angesprochen wurde. Es ist lediglich die tektonisch durch 
kleinere Verwerfungen, Staffelbrüche, Schleppungen, Überschiebungen 
und Steilstellung der Schichten stark beeinflußte Grenzzone der 
älteren marinen gegen die jüngeren nicht marinen Schichten. 

Eine gleiche, wahrscheinlich dieselbe Störungslinie begleitet, 
in westöstlicher Richtung verlaufend, die Randgruppe des nörd- 
lichen Gebietes von Mikultschütz über Miechowitz, Dombrowa bis 
über Bendzin in Russisch-Polen. 

Für den östlichen Teil liegen die Verhältnisse noch nicht 
klar genug; doch sind ähnliche Erscheinungen durch das Vor- 
handensein zahlreicher, nordsüdlich verlaufender Sprünge an- 
gedeutet. Zu der hangenden Muldengruppe gehört die Haupt- 
masse der Schichten des südlichen Oberschlesiens, südlich einer 
Linie von Zabrze über Myslowitz hinaus. Die mittlere Sattel- 
gruppe ist eine weder geologisch noch paläontologisch selb- 
ständige, dafür aber die für Oberschlesien in erster Linie durch 
die Zahl, Güte und Mächtigkeit ihrer Flöze charakteristische 
Abteilung. 


Bemerkenswert ist ihr topographisches Auftreten als lang- 


gestreckter Sattel von Zabrze über Königshütte, Kattowitz nach 
Myslowitz. Dadurch nun, daß dieselben Sattelflöze, die südlich 
Beuthen vom Sattel nach Norden einfallen, sich noch einmal vor 
der Störungszone gegen die gleichfalls aufgewölbten älteren 
Schichten, uunmehr mit südlichem Einfallen bei Radzionkau und 
Miechowitz herausheben, tritt eine große, die sog. Beuthener 
Steinkohlenmulde in Erscheinung. 

Der gleiche Vorgang wiederholt sich, wenn auch in etwas 
abgeänderter Form in der Trias. 

Wir haben; schlechthin gesagt, eine Beuthener Steinkohlen- 
Mulde und eine Beuthener Triasmulde zu unterscheiden, die sich 
aber in ihrer räumlichen Erstreckung nicht decken. Beiden ge- 


— 129 ° — 


meinsam ist das gleiche westnordwestliche Streichen bei Beuthen; 
die Karbon-Mulde wird wie der Sattel nach Westen scharf durch 
die Orlauer Störungszone abgeschnitten. 

Die Trias-Mulde, wie sie vorläufig noch bezeichnet werden 
möge, verbreitert sich nach Nordwesten bei gleichzeitiger Wendung 
des Streichens mehr nach Norden zur sog. Tarnowitz-Peiskret- 
schamer Mulde; andrerseits aber erstreckt sie sich in der ur- 
sprünglichen hercynischen Richtung weit nach Südost und ist 
mit Unterbrechung zwischen Myslowitz und Dlugoszyn bis 
Krzeszowice in Galizien zu verfolgen. 

Die Beuthener Steinkohlenmulde setzt sich nach den neuesten 
Aufschlüssen aus mehreren, in sich abgeschlossenen, kleineren, 
trichterartigen Mulden zusammen, deren Schichten zwar denen 
der Hauptmulde gleichstehen, aber doch eine abweichende Ent- 
wicklung aufweisen. 

Der regelmäßige Bau der Triasmulde wird nun erheblich 
durch Verwerfungen modifiziert. 

Zunächst ist bereits die muldenförmige Lagerung der Trias 
eine Folge jüngerer (postjurassischer) Gebirgsstörungen, durch 
welche die ursprünglich tafelartig ausgebreiteten Schichten ge- 
faltet und versenkt und so vor der abtragenden Wirkung der 
Denudation und Erosion bewahrt wurden, während bei den be- 
nachbarten Gebieten z. T. eine Freilegung bis auf den kar- 
bonischen Kern erfolgte. 

Die kleinen Triaspartieen im südlichen Oberschlesien (Mokrau, 
Nicolai, Lendzin, Krassow, Dzieckowitz) sind lediglich als Reste 
einer früheren allgemeineren Triasbedeckung aufzufassen. 

Die vollständige Schichtenfolge jüngerer Trias-Glieder 
zwischen Tarnowitz und Beuthen ist durch die Entstehung der 
schmalen Einsenkungsgebiete bedingt. 

Die bei solchen Vorgängen selbstverständlichen Schichten- 
brüche und Verwerfungen verlaufen naturgemäß zunächst dem Haupt- 
streichen der Mulden oder, wie ich dieselben jetzt richtiger be- 
zeichnen muß, dem hercynischen Beuthener und dem süd- 
nördlichen Tarnowitzer Graben parallel. 

Diesen beiden Richtungen folgen denn auch die meisten 
oberschlesischen Verwerfungen, wie Ihnen diese kleine tektonische 
Skizze zeigt, durchaus. 

Die Verwerfungen begrenzen häufig die jüngeren Ablage- 
rungen gegen das Karbon, so namentlich auf russischem Gebiet 
östlich von Bendzin. 

Es ist daran zu erinnern, daß hier, also zusammenfallend 
mit dem nördlichen Randgebiet des Beuthener Grabens, auch im 
Karbon eine große Störungszone nachgewiesen werden konnte. 


— 120 — 


Der Bau der Triasgräben ist selbst auf kurze Entfernungen 
hin mannigfaltigem Wechsel unterworfen, der neben echten schmalen 
Mulden einseitige Gräben längs einer Randverwerfung, oder doppel- 
seitige Gräben als zwischen zwei Parallelverwerfungen abgesunkene 
Streifen, oder schließlich komplizierte, durch staffelförmiges Ab- 
sinken hervorgebrachte Bruchzonen erkennen läßt, letztere insbe- 
sondere östlich von Beuthen im Felde der Samuels-Glück-, 
Kramers-Glück- und St. Stefano-Grube. 

An den Grabenrändern haben ferner tiefgehende Aus- 
waschungen stattgefunden. 

Auch auf die Verteilung und Entwicklung der einzelnen 
Schichtenglieder haben die Störungen einen großen Einfluß gehabt. 

Die Schichtenreihe setzt sich im wesentlichen aus Karbon 
und Trias zusammen; von letzterer fehlt Keuper bei Beuthen; 
er tritt aber nördlich von Tarnowitz auf und ist auch im südöst- 
lichen, galizischen Teil der Grabenversenkung erhalten geblieben, 
hier außerdem noch Schichten des mittleren und oberen Jura. 

Zwischen Trias und Karbon sind außerdem rote Letten und 
feste, sowie lockere Sandsteine bekannt, die bislang auf der geo- 
logischen Karte und in den Schacht- und Bohraufschlüssen stets 
als Vertreter des unteren und mittleren Buntsandsteins angesprochen 
wurden. 

Doch scheint mir die Stellung und Zugehörigkeit dieser 
Schichten zweifelhaft zu sein. | 

Sicher ist, daß ein Teil dieser Bildungen bereits zum Kar- 
bon gehört, wie Karbonpflanzen in den rotgefärbten Schiefer- 
tonen beweisen; an anderen Stellen (bei Zyrowa und Schierot) 
wurden die mittleren Buntsandsteine der älteren geologischen 
Karte als rotgefärbte Kulm-Schichten erkannt; östlich Tarnowitz 
erwiesen sich die rötlichen Stellen im Gelände als der mit 
Brauneisenerz führenden tertiären Letten und Sanden bedekte 
Ausstrich der kavernösen Kalke des unteren Muschelkalkes; 
nördlich Schierot sind die kavernösen Kalke selbst intensiv rot 
gefärbt. Kurz es ist keine einheitliche Bildung, und man ist außer- 
dem infolge der mächtigen Entwicklung des Perm im Osten und 
Norden von Tarnowitz genötigt, auch an die Zugehörigkeit zu 
dieser Formation denken zu müssen. 

Ich halte die Sandsteine deshalb z. T. für Karbon, 
z. T. für Perm und sehe die untere Grenze der Trias in den 
Kalken und Dolomiten des Röt, die ihrerseits mit den bisher 
als tiefstem Muschelkalkhorizont aufgefaßten kavernösen Kalken in 
engem Zusammenhange stehen und dieselben teilweise vertreten. 
Eine scharfe Grenze zwischen Röt und kavernösen Kalken gibt 
es nicht. 


— 21 — 


Diese letzteren, durch ihre Hohlräume und spätige Beschaffen- 
heit charakterisiertten Kalke sind über weite Strecken hin in 
gleicher Entwicklung ausgebildet. 

Dasselbe gilt von den Chorzower Kalken, der Wellenkalk- 
Abteilung des unteren Muschelkalkes. 

Anders verhalten sich die nächst jüngeren Schichtengruppen. 
Da begegnen uns im gleichen Niveau, selbst in einer angeblich 
regelmäßig aufgebauten Mulde auf der einen Seite die 
charakteristischen Bänke der Schaumkalkgruppe, auf der andern 
Seite statt ihrer Dolomite. 

Ihre Hauptverbreitung besitzen dieselben in den beiden 
Grabenversenkungen, in dem Beuthener und Tarnowitzer Graben. 

Der letztere deckt sich mit der früheren Tarnowitzer- 
Peiskretschamer Mulde nur unvollkommen und begreift deren öst- 
lichen Teil. 

Die ältere geologische Karte faßt hier, wie gesagt, die Lagerungs- 
verhältnisse noch als regelmäßigen Muldenbau auf: Buntsandstein 
streicht angeblich am West- und Ostrande aus, daran schließen 
sich beiderseits breite Streifen von unterem Muschelkalk, und 
zwar Chorzower Schichten, dann folgen nach dem nenn die 
Schaumkalkabteillung und ihre Dolomitäquivalente im Osten; 
schließlich als jüngstes Glied im Norden der Keuper. 

Eine systematische Abbohrung durch zahlreiche Kernbohrungen 
hat nun unsere anderweitig gewonnene Auffassung bestätigt: 

Ein regelmäßiger Bau einer Mulde ist nicht vorhanden. Die 
Bohrungen haben sämtlich hinter dem Abbruch des Muschelkalk- 
zuges bei Schierot zunächst die hangenden Partien des unteren 
Muschelkalkes angetroffen, desgl. auch Keuper in einer 
wesentlich mehr nach Westen gehenden Verbreitung festgestellt. 

Ich kann diese Verhältnisse hier nur kurz berühren und 
will nur erwähnen, daß sie besonders wegen ihrer Beziehungen 
zur Grundwasserzirkulation berücksichtigt werden mußten. 

Die oberschlesische Wasserversorgung beruht für den west- 
lichen Teil des Industriebezirkes auf zwei Tiefbohrlöchern, aus 
denen die Wasser artesisch austreten. Man glaubte früher, daß 
die Zuflüsse aus dem Buntsandstein stammten; man nahm an, 
daß von den Trias-Schichten einige wasserführend, andere da- 
zwischen gelegene dagegen wasserundurchlässig und daß danach ver- 
schiedene, miteinander nicht kommunizierende Wasserstockwerke 
vorhanden seien, die je nach Mächtigkeit und Breite ihres Tages- 
ausstriches bald reicher bald weniger reich an Wasser sind. 
Für besonders wassereich hielt man den Buntsandstein und dehnte 
deshalb die Grenzen des Schutzbezirkes für die Wasserquellen 
nach Möglichkeit bis zu seinem oberflächlichen sichtbaren oder 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 9 


— 1232 — 


vermuteten Ausstrich aus. 

Nach unserer Auffassung sind zwar gewisse Schichten für 
eine Wasserzirkulation geeigneter als andere, doch besteht überall 
eine, wenn auch beschränkte Kommunikation der Wasserstockwerke 
zunächst durch die Gesteinszerklüftung überhaupt una dann in- 
folge größerer Verwerfungen. 

Es ließ sich nachweisen, daß die hauptsächlichste Grund- 
wasserzirkulation auf Spalten in den tieferen Schichten der Trias 
verläuft, zunächst in den Spalten selbst, dann in ihrer 
Längsrichtung innerhalb der von Spalten durchsetzten durchlässigen 
oder zerklüfteten Schichten, vollständig unabhängig von den 
geographischen Niederschlagsgebieten. 

Die allein in der Beuthener Mulde beim Grubenbau gehobenen 
Wassermengen würden, als Niederschlagswasser betrachtet, ein um 
ein vielfaches größeres Niederschlagsgebiet erfordern, als tat- 
sächlich vorliegt. In diesem Jahre, wo doch besonders in Ober- 
schlesien ganz abnorme trockene Witterungsverhältnisse vor- 
herrschten, haben sich die Wasserzuflüsse der tieferen (d. h. 
mit der Oberfläche nicht unmittelbar in Zusammenhang stehenden) 
Schichten fast nirgends gegenüber denen des ganz besonders 


niederschlagsreichen Vorjahres verringert, mehrfach sogar gesteigert. 


Die Grundwasserzirkulation bewegt sich vorzugsweise in Ver- 
senkungsgebieten, wo heute oberflächlich auch die Dolomite des 
unteren Muschelkalkes entwickelt sind. 

Diese Tatsache führte nun zu einer besonderen Auffassung 
über die Natur der Dolomite. | ' 

Ich machte vorhin auf die Unstimmigkeit der älteren Auf- 
fassung aufmerksam, die innerhalb der sog. regelmäßigen Tarnowitz- 
Peiskretschamer Mulde auf der einen Seite Schaumkalkbänke, 
auf der andern Dolomite, die als geologisch gleichstehend und 
einander auch durch Petrefakten-Führung etc. . . . entsprechend 
längst erkannt waren, ruhig hinnahm. | 

Den älteren Autoren ist stets die scharfe Grenzlinie zwischen 
Dolomit und Kalkverbreitung aufgefallen, ohne dass sie eine Er- 
klärung dafür hatten. 

Nun, diese ist verhältnismäßig leicht zu geben: 

Die Dolomite finden die Grenze ihrer westlichen Verbreitung, 
wie auch die zahlreichen und, da die im Erzbergbau kundigen Bohr- 
leute stets Dolomit leicht und sicher erkennen konnten, hierfür aus- 
nahmsweise auch brauchbaren älteren Bohraufschlüsse beweisen, in 
der Nähe der schon früher erwähnten Orlauer Störungszone. Die 
Diploporen-Dolomite bei Wieschowa und Laband gehören einem 
Jüngeren Horizont an; sonst sind westlich der Störung überall 
Kalke angegeben und vorhanden. In Mikultschütz bei Zabrze 


— BD) — 


haben wir z. B. westlich der Chaussee die altberühmten Mikult- 
schützer Kalke, östlich im Schacht der neuen Abwehrgrube, die 
die Nähe der Störungszone durch die gewaltigen ihr zusitzenden 
Wassermengen, welche dieser Störung folgen, empfinden mußte, 
dagegen unvermittelt die Dolomite! Der gleiche scharfe Wechsel 
ist bei Tarnowitz zu beobachten. 

Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß die Dolomite 
nicht ursprügliche Ablagerungen sind, sondern daß sie 
durch sekundäre Umbildung von Muschelkalkschichten 
hervorgerufen wurden. 

Die Umbildung hat von den erwähnten Spaltenzügen ihren 
Ausgang genommen und ist durch eine intensive Grundwasser- 
zirkulation, die noch heute im Bereiche der Dolomite in ihnen 
und in den unterlagernden Schichten sich vollzieht, bewirkt worden. 

Die Dolomitisierung beruhte in der Fortführung von kohlen- 
saurem Kalk und in einer Anreicherung von kohlensaurer Magnesia, 


die, in den unteren Partien der. Dolomite intensiver war als in 


den oberen. 

Natürlich setzte diese krankhafte dns der Gesteine 
gewisse Vorbedingungen voraus; nicht jeder Kalkstein ist. in 
gleicher Weise zur Umbildung geeignet; die tonigen Chorzower 
Schichten widerstanden einer solchen vollständig. Die porösen, 
leicht löslichen Mikultschützer und Karchowitzer Schaumkalkbänke 
waren es in hohem Grade. Ein gewisser Magnesiagehalt mag 
auch als ursprünglich vorhanden angenommen werden; wenigstens 
lehrten uns weitere geologische Aufklärungsbohrungen nördlich 
von Tarnowitz dolomitische Kalksteine mit Petrefakten kennen — 
im Horizont der Dolomite — die alle Spuren ‘einer intensiven 
Wasserwirkung und Umbildungserscheinungen und Übergänge in 
Dolomit zeigten. 

Das zusammenhängende Dolomitgebiet, welches z. B. die 
ältere DEGENHARDTSche Karte zunächst nördlich Tarnowitz, dann 
umschwenkend über Bibiella hinaus angibt, besteht, wie die neueren 
Aufsehlüsse gleichfalls erwiesen haben, in Wirklichkeit nicht. 
Die tatsächlich mehrfach vorhandenen kleineren Partien sind an 
Verwerfungen gebundene Schollen. 

Auch die Dolomitreste im südlichen Oberschlesien stehen 
mit Verwerfungen, die auf galizischem Gebiete deutlicher hervor- 
treten, in bestimmtem Zusammenhang. 

Die weitgehende molekulare Umwandlung der Gesteine an 
den erwähnten Spalten läßt nun andererseits natürlich heute das 
Vorhandensein derselben kaum oder nur noch sehr schwer erkennen. 

Die Dolomite sind also an Spaltensysteme gebunden und 
durch die zirkulierenden Wasser aus besonders prädisponierten 


9 * 


— 1234 — 


Kalksteinen umgewandelt worden, ihre Verbreitungsgebiete decken 
sich noch heute mit solchen einer größeren Zirkulation von 
Tiefenwassern. | er 

‘An diese Dolomitisierung hat sich nun eine zweite und 
weitere Umbildung des Gesteines angeschlossen, welche wir als 

die erste oder primäre Erzführung ursprünglich 

seschwefelter Metallverbindungen 
bezeichnen. 

Es ist Ihnen allen bekannt, daß die Dolomite der ober- 
schlesischen Trias, von denen bisher die Rede war, erz- 
führend sind. | 

Den reichen Erzlagerstätten der Trias im Zusammenhang 
mit der Nachbarschaft mächtiger Kohlenflöze dankt Oberschlesien 
seine Entwicklung und Weltstellung. 

Die sulfidischen Erzlagerstätten sind, wie ich ausdrücklich 
betonen möchte, ausschließlich auf die Dolomite beschränkt. 

Sie sind auf dieselbe Ursache, auf eine großartige Grund- 
wasser-Zirkulation zurückzuführen. 

Grundwasser-Zirkulation, Dolomitisierung und Ver- 
erzung sind darum für uns untrennbare Begriffe geworden. 

Die tektonischen Störungen waren die erste Ursache der 
Grundwasser-Zirkulation, somit der Dolomitisierung und damit 
wiederum der Vererzung der Gesteine. Die Gesetzmäßigkeit 
dieser Störungen enthält gleichzeitig die Gesetze der Dolomit- 
verteilung, der Erzverbreitung und der Grundwasser-Zirkulation. 

Deshalb legten wir stets einen großen Wert auf die exakte 
Feststellung von Verwerfungen im Bereiche der Erzlagerstätten. 

Doch gestaltete sich dieser Teil der Arbeit nicht leicht und ein- 
fach. Der Grubenbetrieb beachtete nur solche Verwerfungen, die eine 
größere Ausrichtungsarbeit erforderten; kleinere übersah man, 
es war auch wegen der an und in der Nähe der Spalten erfolgten 
Umänderung der Gesteine vielfach unmöglich, dieselben über- 
haupt in den Dolomiten wahrnehmen zu können. 

Die Reichhaltigkeit des oberschlesischen Erzvorkommens, 
der auch bei starken Verschwächungen, Verdrückungen und 
Unterbrechungen der Lagerstätte immer noch lohnende Abbau, 
die Unnötigkeit von eigentlichen größeren Aufschlußarbeiten im 
(sestein führte begreiflicherweise zu nicht sonderlicher Beachtung 
aller Unregelmäßigkeiten. 

Es ist ferner zu berücksichtigen, daß die Kenntnis der 
sulfidischen Lagerstätten erst eine Errungenschaft von verhältnis- 
mäßig junger Zeit ist. Die Ausgangspunkte des oberschlesischen 
Erzbergbaues liegen in Gebieten, in denen verschiedentliche Begleit- 
umstände den wahren Tatbestand verdunkelten. 


een 


So ist es verständlich, daß unsere‘ ersten Ermittelungen 
mehrfachen Zweifeln begegneten, die nun fast wesentlich behoben 
sind — so ist es erklärlich, daß das gesamte ältere Riß)- und Profil- 
material der Gruben für unsere Zwecke fast vollständig versagte. 

. Der Zusammenhang von Verwerfungen mit dem Auftreten 
der Erze steht für uns außer jeder Frage. 

- Eine Erzführung ist nicht vorhanden, wo anstatt der 
Dolomite die normalen schaumigen Kalksteine entwickelt sind; 
sie tritt aber bereits ein, wo, wie in den oben erwähnten kleinen 
Bohrungen nördlich von Tarnowitz, sich ein allmählicher Übergang 
von schaumkalkartigen dolomitischen Kalken in Dolomite beob- 
achten läßt. Hier sieht man in den betreffenden Bohrkernen 
deutlich, wie die kleinen Spalten und Verästelungen und durch- 
setzenden Sprungklüfte von Bleiglanz, Zinkblende und Schwefel- 
kiespartikelchen erfüllt sind, die sich in größeren Hohlräumen 
zu kleineren Klümpchen anhäufen! 

Die Dolomitreste des südlichen Oberschlesiens weisen gleich- 
falls Erzspuren, keine größeren Erzlagerstätten auf; letztere finden 
sich nur da, wo besondere tektonische Verhältnisse größeren Mengen 
von Erzlösungen langandauernde Zirkulation gestatten konnten. 
Am intensivsten war dies in den großen Bruchgebieten der 
Beuthener Gegend möglich gewesen, und daher häufen sich hier 
die Erzlagerstätten in dichtgedrängter Verbreitung aneinander. 

- ». Der Erzkörper bildet, um die Beobachtungen kurz zusammen- 
zufassen, keine gleichmäßige, durchgehends verbreitete Schicht, 
die in einer bestimmten Höhe über einer Basis sich befindet. 

Gebiete starker Anreicherung wechseln unvermittelt mit 
geringfügig erzführenden oder vollkommen tauben Partien. 
| Es lassen sich gewisse Wechselbeziehungen zwischen der 
Entwicklung der Erzlagerstätten und dem darunter liegenden 
Karbon bereits jetzt erkennen, obschon die Aufschlüsse noch 
wenig zahlreich sind. 

 Gestörte Karbon-Gebiete lassen über sich größere Erz- 
anhäufungen voraussetzen! 

Regelmäßig abgelagerte Schichten weisen auf arme oder 
völlig taube Partien im Deckgebirge hin. 

. Daß eine große, man darf sagen, die Mehrzabl der im 
oberschlesischen Industriebezirk bekannt gewordenen Karbon-Ver- 
werfungen auch den Zusammenhang der Trias-Schichten unter- 
brochen hat, ist sicher und jetzt ebenso anerkannt, wie es noch 
vor einigen Jahren mit Bestimmtheit abgeleugnet wurde! 

An solchen, meist in nordsüdlicher Richtung verlaufenden 
Verwerfungen findet ebensolche Erzanreicherung statt, wie an 
den -hereynisch streichenden Randsprüngen. 


u: 


In deutlicher Weise sind die Verhältnisse im Felde der 
Jenny Otto- und Fiedlersglück-Grube zu beobachten, wo der 
gleiche Sprung, wie auf Rokoko durchsetzt! Die ausgestellten 
Profile und Photographien, von denen die letzteren kürzlich dort 
aufgenommen wurden und deren Benutzung für unsere Arbeit 
durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Bergrat 
Remy ermöglicht worden ist, geben ein schönes und deutliches 
Bild aller Einzelverhältnisse, 

Parallel zu dieser an den Sprung gebundenen Ahreicheries 
zone sind in allerjüngster Zeit sowohl westlich im Felde von 
Jenny Otto und Neuhof, sowie östlich im Felde von Cäcilie 
gleichfalls wesentliche Anreicherungen der Lagerstätte an Sprüngen 
festgestellt worden. 


Auch längs der auf 2800 m Länge durch Baue von 


Samuelsglück und Blei-Scharley Ostfeld aufgeschlossenen Ver- | 


werfung ist ein erhebliches Anschwellen der Erzführung er- 
wiesen. 

Daß diese Ver erfangsspaen die Zuführungskanäle für die 
von unten aufsteigenden Erzlösungen gewesen sein müssen, ist 
durch Beobachtung gleichfalls erwiesen. 

Das Auftreten von Erzen in den Spalten selbst ist nicht 
unbedingt für die Erklärung dieser Tatsache erforderlich, da die 


Ausscheidungen erst in Gebieten größerer Ruhe abseits von der 


im allgemeinen lebhaften Grundwasser-Zirkulation zu erfolgen | 


brauchten! 
- Aber auch diese Anzeichen sind vorhanden: Sowohl in der 
Sprungkluft im Felde von Rokoko, wie in dem durch Fiedlersglück 


und Jenny Otto durchsetzenden Teil der gleichen Verwerfung 


sind mehrfach Erzkörper eingesprengt gefunden worden. 


Die Bruchzone, die auf einem der Bilder dargestellt ist, ge- | 


hört gleichfalls zu der Verwerfung; in den dem Hauptsprung 
parallelen Klüften, die nach den anfänglichen Beobachtungen nur 
mit Markasit erfüllt sein sollten, habe ich ausgiebig Bleiglanz 
und Blende feststellen können. Die Verwerfung, die auf Maria- 
Grube von der unteren zu der oberen Erzlage hinaufleitet, ist 
gleichfalls mit Erz erfüllt. 


Die obere Erzlage besitzt keine Niveaubeständigkeit und ist 
nur eine an Sprünge gebundene Gelegenheitserscheinung! Wie 


die großen Anreicherungen sich stets nicht weit von den Sprüngen 
verfolgen lassen, ist auch die räumliche Verbreitung der oberen 


Erzlagen von den Sprüngen aus keine große. Alle die in den ı 
alten Profilen und Akten verzeichneten Anschwellungen der Erz- 


lage, das „schlauchförmige Emporziehen* derselben ete. sind nichts 


anderes als Anreicherungen an durchsetzenden oder ausgehenden 


— 157 — 


Sprüngen gewesen. GR 

Eine Gesetzmäßigkeit der Erzausscheidungen, eine bestimmte 
Reihenfolge zwischen Bleiglanz, Zinkblende und Markasit läßt 
sich nicht ermitteln. Bei dieser Frage müssen die im Grund- 
wasserbereich noch heute vielfach möglichen und tatsächlich er- 
folgenden Neubildungen berücksichtigt werden. 

Hinsichtlich der Frage nach dem Ursprung der Erzlösungen 
sei nur nochmals auf den Zusammenhang der Dolomit- 
verbreitung mit dem Vorkommen von produktivem Steinkohlen- 
gebirge ınit mächtigen Flözen hingewiesen, ferner auf die sehr er- 
hebliche Menge von Erzvorkommnissen im Steinkohlengebirge selbst. 

Die Erscheinungen sind viel verbreiteter, als gewöhnlich an- 
senommen wird. Wenn auch das gesamte Material noch nicht 
gesammelt ist, so läßt sich doch schon jetzt übersehen, daß eine 
Abhängigkeit der Erze, die auch in kompakten Massen auftreten, 
von der Nähe durchsetzender Spalten unverkennbar ist, daß sie 
sich sowohl in Sandsteinklüften, in zerrütteten Schiefertonen, 


_ wie in Flözschlechten häufig in Begleitung von Schwerspat finden 


und daß sie ferner auch da auftreten, wo keine Trias mehr das 
Karbon bedeckt. Sie scheinen auch an die Nähe gewisser 
dolomitischer Gesteine, die sich mehrfach bei Bohrkern- 
Untersuchungen und in neueren Grubenaufschlüssen nach- 
weisen ließen, gebunden zu sein und mit gleichzeitiger Anreicherung 
von Toneisenstein zusammenzufallen. 

Ganz besonders reich an Toneisenstein nicht nur in Form 
von Sphärosideriten, sondern in abbaubaren Lagen sind die 
Karbonschichten der Beuthener Steinkohlenmulde, wie ich gelegent- 
lich der Untersuchung der Tiefbohrung auf Karsten Centrum-Grube 
feststellen konnte, und wie sie neuerdings auf Preußen Grube 
beobachtet worden sind. Die ungemeine Wichtigkeit dieser Tat- 
sache für die Zukunft der oberschlesischen Eisenerzindustrie liegt 
auf der Hand. 

Daß die aufsteigenden Erzlösungen nicht im Dolomit Halt 
machten, beweisen die Vorkommnisse im oberen Muschelkalk und 
Keuper nördlich von Tarnowitz, wo die in Klüften nachgewiesenen 
Erzpartikelchen zu zahlreichen Schürfbohrungen und zu der fälsch- 
lichen Annahme eines ausgedehnten zusammenhängenden Erz- 
dolomit-Gebietes Veranlassung gaben. 

Die bisherigen Mitteilungen bezogen sich auf die primären, 
ursprünglichen, auf die sulfidischen Lagerstätten. 

Ich schickte schon einmal voraus, daß die Frage der ober- 
schlesischen Erzlagerstätten sich nur deswegen etwas verwickelter 
gestaltet hat, weil die ursprünglichen Abbaue von dem Aus- 
sehenden der Lagerstätte in den Randgebieten ausgingen, die 


— 126 — 


einen anormalen Typus darstellen, sodaß man ein falsches Bild 
des eigentlichen Vorkommens gewinnen mußte. 

Nach Ahlagerung der ursprünglichen sulfidischen Erzlager- 
stätten trat eine Summe von Erscheinungen in Funktion, durch 
welche das Bild ganz erheblich verändert wird. 

Auch bei diesen spielt die Grundwasserzirkulation wiederum 
eine einschneidende Rolle. 

Hier kommen in erster Reihe ii Randgebiete in Betracht, 
die als Gebiete größter Erzanreicherung an den Störungen eine 
sehr weitgehende Umwandlung erfahren haben und noch heute 
im topographischen Bilde sich als große Auswaschungen erweisen. 

Das Meer der Tertiärzeit verursachte naturgemäß weit- 
gehende Schichtenzerstörungen, und auch die in jenes Meer ein- 
mündenden Flüsse veränderten das Relief der Oberfläche ganz 
erheblich, indem. sie weitverzweigte Systeme von Rinnsalen und 
Schluchten schufen. 

Die Spuren derselben sind noch heute, wenn auch nicht in 
ununterbrochenem, so doch immer erkennbarem Zusammenhange 
über weite Strecken hin zu verfolgen. | 

Es sind trichterartige Einsenkungen oder länger gestreckte 
Taschen, die an ihren Rändern von fluviatilem jung-tertiären 
Material, eisenschüssigen abgerollten Sandsteinen, Sanden, Letten 
erfüllt werden, welche jünger sind, als das marine Mittelmiocän. 
Vor allem bergen sie aber die anderwärts meser une leicht 
löslichen Eisenverbindungen! . 

Dies sind die oberschlesischen Eisenerzlagerstätten, die sich 
nunmehr aber nicht lediglich auf die Dolomite als auf den 
ursprünglichen Sitz der geschwefelten Erze beschränkten, sondern 
sich auch entsprechend der oberflächlichen Wasserzirkulation 
jener Zeit weit über die normalen, nicht dolomitisierten Gebiete 
der Chorzower Kalke erstreckten. Diese heute unterbrochenen 
Rinnen sind generell in nordsüdlicher Richtung angeordnet. 

Von diesen Eisenerzlagerstätten sind natürlich diejenigen zu 
trennen, die in der Form des Eisernen Hutes primäre sulfidische 
Erzlagerstätten bedecken und auf den Eisengehalt der Zinkblende 
und den Markasit zurückgeführt werden müssen. 

Verwickelt gestalten sich nun die Verhältnisse in den 
senannten Grenzgebieten! 

Hier erfolgte eine weitgehende Oxydation der in den Grund- 
wasserbereich gelangenden geschwefelten Erze, die sich als erdige 
Zinkkarbonate, als Galmei mit Weißbleierz und Brauneisen nicht 
nur in den Randzonen anhäuften und hier das falsche Bild einer 
Vereinigung von zwei Erzlagen hervorriefen, sondern sich auch 
auf die benachbarten Kalkgebiete erstreckten und dort als weißer 


— WITT — 


Galmei Schlote und Taschen der Kalkstein-Oberfläche erfüllten. 
Diese Ablagerungen sind aber nur auf die unmittelbaren 
Randgebiete beschränkt; die Verbreitung der Eisenerze ist eine 
weit allgemeinere. | 
Die weitgehenden, noch heute im Grundwasserbereich 
möglichen Umlagerungen und Neubildungen haben in diesen Grenz- 
gebieten der reichsten Erzanhäufung ein Durcheinander geschaffen, 
das nur schwer zu lösen ist. 

Der Schlüssel liegt in den primären sulfidischen TE eeiäicten, 
die wir auf das Schärfste von den später Sl anduen oxydischen 
trennen müssen. 

Deren Entstehung ist eine rein epigenetische, und die’ nach 
dieser Auffassung, speziell nach dem Gesichtspunkt der gesetz- 
mäßigen Abhängigkeit der Erzanreicherungen von den Verwerfungen 
in letzter Zeit auf den Gruben Jenny Otto, Fiedlersglück und 
Cäcilie durchgeführten Aufschlußarbeiten haben bereits ihre 
Erfolge gezeitigt. % 

Herr Freca sprach im Anschluß an Herrn MicHAerLs Vor- 
trag über die nahen Beziehungen, die zwischen der. Geologie 
Oberschlesiens und des Bakonywald- und Plattenseegebietes ins- 
besondere in Bezug auf Rotliegendes und Röt bestehen. Beide 
gehören dem Typus der Mittelgebirge an, in denen über einer 
schwächer oder stärker gefalteten Basis ungefaltete, mit dem Rot- 
liegenden beginnende Formationen lagern. In den ungarischen 
Mittelgebirgen wie in Oberschlesien beginnt die Serie mariner 
Transgressionen mit dem Buntsandstein; im Bakony mit der 
unteren Stufe der Pseudomonotis Clarai, die von höheren Schichten 
mit Tirolites cassianus und einem Grenzkalk mit Myophorıa 
costata überlagert wird. Dieser kalkige, dolomitische Grenz- 
horizont verbreitet sich über Krakau bis nach Oberschlesien und ist, 
abgesehen von der Myophoria, durch eine überall häufige, kleine 
Gervilleia (G. modiola FrecH) gekennzeichnet. 

Herr BEYSCHLAG schloß sich den vorgetragenen Auf- 
fassungen an. 

Herr A. SAcHs bemerkt zu den en Borere und 
MicHAeELs, daß er die Erzlagerstätten Oberschlesiens für epigenetisch, 
aber im Gegensatz zu BeyvscaLac-MıicHAEL für Konzentrations- 
produkte herabrinnender Sickerwässer halte. Die stellenweise zu 
beobachtende Erzanreicherung an Klüften sei auch im katogenen 
Sinne durch Einwirkung der Entgasungsprodukte der Steinkohlen 
auf die herabsinkenden Lösungen zu erklären. Erzzuführung und 
Dolomitisierung des Nebengesteines erfolgte, wie auch BeyscHLaG- 
MicHAEL annehmen, gleichzeitig; in den oxydischen Erzen müsse 


— 20 — 


man jedoch entgegen der herrschenden Anschauung bei epigenetischer 
Auffassung vorwaltend primäre Infiltrationsprodukte sehen.) 


An der Erörterung beteiligte sich Herr BeyscaLag mit dem 
Hinweise, daß für ihn die Bildung der dortigen Erzlagerstätten 
durch aus der Tiefe auf Spalten auch durch die Karbonformation 
aufsteigende Thermalwässer kein Zweifel sei: Das beweise die 
Mineralführung der Klüfte im Karbon. Auch sei die Frage der 
Genesis solcher Lagerstätten nur mit Hilfe der vergleichenden 
Lagerstättenforschung und nicht unter Beschränkung der Be- 
obachtungen auf Oberschlesien zu lösen. | 

Herr DATHE überreicht der Gesellschaft die eben im 
Druck vollendete Lieferung der von ihm aufgenommenen vier geo- 
logischen Spezialkarten Rudolfswaldau, Langenbielau, Wünschelburg 
und Neurode und gibt einen kurzen Überblick über die Geologie 
dieses Gebietes. 

Herr BEYSCHLAG dankte Herrn DArHE im N der Gesell- 
schaft. 


Herr R. MICHAEL (Berlin) sprach über neuere geolo- 
gische Aufschlüsse in Oberschlesien. 

Von den zahlreichen tieferen Aufschlüssen, die ich anläßlich 
meiner dienstlichen Tätigkeit in Oberschlesien im Laufe der letzten 
Jahre untersuchen konnte, sind einige in allerjüngster Zeit gemachte 
von allgemeinerem nlenssse. 

Es sind dies einige Tiefbohrungen, Kernbohrungen, oral 
im Westen wie im Norden und Süden des oberschlesischen 
Industriebezirkes, eine derselben liegt im äußersten Osten bereits 
auf galizischem Gebiet; ein anderer wichtiger Aufschluß ist in- 
mitten von Oberschlesien gemacht worden. 

Oppeln. Es ist bekannt, daß im westlichen Teile von Ober- 
schlesien im Bereiche der Nonne des niederen Gesenkes Kulm- 
gesteine das produktive Karbon unterlagern. 

Die weite Verbreitung kulmischer Schichten nach Nor ser 
ist durch die Tiefbohrung auf dem Grundstück des städtischen 
Wasserhebewerkes zu Oppeln nachgewiesen worden, über deren 
Trias-Profil ich bereits früher berichtet habe. 5 £ 

Es ist hier ergänzend hinzuzufügen, daß die rötlichen Sand- 
steine und groben Konglomerate, die in 510 m Teufe unter den 
gipsführenden Röt-Schichten angetroffen wurden und als Rot- 
liegendes aufzufassen sind, bis 636 m Teufe reichen und daß 
danach bis 715 m Teufe die Schiefer und Grauwacken des 
Kulm durchteuft werden. | 


1) Vgl. Centralbl. f. Min. 1904. 8. 40-49. 


—_ m 


Dieselben sind gestört und steil aufgerichtet und zeigen die 
Spuren intensiver Wasserzirkulation; aus ihnen entstammen aller 
Wahrscheinlichkeit nach die reichhaltigen, unter der Trias im 
Rotliegenden angetroffenen artesisch austretenden Wasserzuflüsse 
der Bohrung, die lauwarme Temperatur besitzen. 

Leschnitz. Die nächsten Aufschlüsse im Kulm sind dann 
einmal durch eine etwa 500 m tiefe Bohrung unmittelbar östlich 
der Stadt Leschnitz am Fuße des Annaberges gemacht worden, 
deren Kerne ich vor vier Jahren untersuchen konnte, weiterhin 
durch einige Schächte bei Zyrowa, zu deren Niederbringung falsche 
Nachrichten über die Ergebnisse der Leschnitzer Bohrung Ver- 
anlassung gegeben hatten. 

Tost. Die Kulmklippen bei Tost sind seit alter Zeit als 
äußerste Nordwestgrenze des oberschlesischen Steinkohlenbeckens 
bekannt. 

Verschiedene kleinere Kernbohrungen, die auf Veranlassung 
der Geologischen Landesanstalt zur Aufklärung des Gebietes 
zwischen Tost und Tarnowitz für die Zwecke der oberschlesischen 
Wasserversorgung niedergebracht wurden, haben eine erheblich 
weitere Ausdehnung des Kulm bis in die Nähe von Peiskretscham 
erwiesen. 

Polnisch Neukirch. Das weite Gebiet westlich der Oder 
zwischen dem Odertale einerseits und den anstehenden Kulm- 
schichten von Neustadt, Jägerndorf-Leobschütz andererseits ‚harrte 
bislang noch der Klärung. 

Eine im vergangenen Jahre 50 km südöstlich von Oppeln, 
12 km unmittelbar südlich von Kosel-Kandrzin angesetzte Tief- 
bohrung bei Polnisch-Neukirch hat gleichfalls in 175 m Teufe 
Kulmschichten in vollkommen gestörter Lagerung angetroffen und 
bis 208 m Teufe verfolst. Auf andere Ergebnisse dieser 
Bohrung habe ich noch zurückzukommen. 

Klein-Althammer. Das gleiche Ergebnis brachte eine 
weitere Tiefbohrung bei Klein-Althammer, nördlich von Jakobswalde, 
etwa 7 km südlich von Slawentzitz, - nahezu 10 km östlich vom 
Odertale gelegen. 

Hier wurden die kulmiscken Schichten : gleichfalls wieder in 
steiler Lagerung bei 370 m Teufe festgestellt und bis 430 m 
durchbohrt. 

Alle diese Ergebnisse beweisen, daß die alte, als Grenze 
des produktiven Steinkohlengebirges gegen Westen gezogene Ver- 
bindungslinie zwischen den damals lediglich allein bekannten Eck- 
punkten Tost und Hultschin tatsächlich der Wahrheit sehr nahe 
kommt und daß die Hoffnungen, außerhalb des bereits durch Tief- 
bohrungen geklärten Gebietes produktives Karbon zu finden, west- 


lich dieser nahezu nordsüdlich verlaufenden Grenzlinie nur minimale 
sein können. Fe 

Georgenberg. Haben wir so im Westen unzweideutig Kulm 
als Basis des produktiven Karbon — die Frage der Diskordanz 
oder Konkordanz halte ich noch nicht für hinreichend geklärt, 
da in dem allein in Frage kommenden Gebiet sichere Aufschlüsse 
fehlen, obwohl eine Diskordanz beider Bildungen wahrscheinlicher 
ist — festgestellt, so sind für eine Nordgrenze des oberschlesischen 
Steinkohlenbeckens randlich heraustretende ältere Gesteine bislang 
nicht bekannt geworden. Dagegen haben Bohrungen bei Bibiella, 
Georgenberg, Zyglin in Oberschlesien und Oszarowice in 
Russisch-Polen überraschenderweise permische Schichten von über 
500 m Mächtigkeit festgestellt, deren Altersbestimmung durch 
Kerne, die auf meine Bitte in einer der Zygliner Bohrungen 
gezogen wurden, erfolgen konnte. Das Rotliegende war bereits 
durch EBERT, später durch AutHans in älteren Bohrungen von 
Bibiella, Friedrichshütte und Lassowitz festgestellt worden. 

Kurzwald. Aus dem südlichen Gebiete außerhalb der 
Grenzen Oberschlesiens liegen nicht viel neuere Ergebnisse. vor; 
jedenfalls ist im Vorlande der Beskiden bei Bielitz trotz aller 
Bemühungen das produktive Karbon bis jetzt nicht erreicht worden. 
Die beiden Bohrungen von Kurzwald (386 m) und Ernsdorf bei 
Bielitz (170 m), die ich untersuchen konnte, sind in der Kreide 
stecken geblieben. eg! | TR iS 

Brodla. Interessante Verhältnisse wurden im östlichen Rand- 
gebiet nachgewiesen. , Eine 400: m tiefe Bohrung bei Brodla 
durchteufte bis 43 m Jura, dann Rotliegendes, zuoberst Schichten 
mit zwischengelagerten, Porphyrdecken und: Tuffen, von 200 m 
abwärts dann lockere rötliche Sandsteine. | 

Zalas. Es ist bekannt, daß das produktive Karbon auch 
in Galizien entwickelt ist und daß sein östliches Vorkommen bei 
Tenzynek: liegt. 

Eine Tiefbohrung bei Zalas, südlich von Tenczynek, hat 
Kulm erreicht, wie ich -kürzlich feststellen konnte; ebenso 
erwiesen sich einige kleinere Partieen anstehenden Karbons südlich 
der. Bohrung gleichfalls zum Kulm gehörig, der. somit zum 
erstenmal aus dem östlichen Randgebiete in Galicien bekannt wird. 
Ob dieses Vorkommen eine Kulminsel im produktiven Karbon 
darstellt oder ob hier schon der Beckenrand vorliegt, kann aus 
den bisherigen Aufschlüssen noch nicht sicher beurteilt werden. 

Polnisch-Neukirch. Ehe ich auf den Aufschluß im Innern 
des Beckens eingehe, möchte ich noch einmal auf die bereits erwähnte 
Tiefbohrung von Polnisch-Neukirch zurückkommen und mitteilen, 
daß diese Bohrung auch noch 50 km von Oppeln entfernt über dem 


a 


Kulm in 139--175 m Teufe die Oppelner Zementkalksteine 
der Kreide angetroffen hat. Das Cenoman fehlt merkwürdigerweise, 
wenn man nicht den zwischen 174 und 175 min 1 m Mächtigkeit an- 
getroffenen glaukonitischen tonigen Sandstein dazu rechnen will. 
Die- bekannten Versteinerungen des Oppelner Turon wurden 
mehrfach gefunden. Gelbe mergelige Kalksteine darüber (von 
128 —139 m Teufe) dürften zum Senon zu stellen sein. 

Aber nicht nur diese Tatsache verleiht der Bohrung von 
Polnisch-Neukirch ein besonderes Interesse, noch vielmehr das 
durchteufte Tertiärprofil. 

Von 114—128 m Teufe haben wir zweifelloses marines 
Mittel-Miocän, den Tegel des oberschlesischen Industrie-Bezirkes 
mit zahlreichen Versteinerungen vor uns, darüber liegt aber eine 
über 100 m mächtige Schichtenfolge von Quarzsanden, Tonen zu 
oberst, dann Glimmersanden, Flammentonen, Braunkohlentonen mit 
Braunkohle, dann wieder Quarz und Glimmersanden bis zur Kreide, 
die der sog. früher als oligocän angesprochenen subsudetischen 
Braunkohlenformation angehört. 

Das wesentliche jüngere, wohl obermiocäne Alter derselben 
ist hier durch die direkte Auflagerung auf marinem Mittelmiocän 
bewiesen. 

Zawada. Gestattet so die Bohrung von Polnisch-Neukirch eine 
Erweiterung unserer Kenntnisse für die Entwicklung der jüngeren 
Tertiär-Schichten, so lieferte eine Bohrung südlich von Orzesche bei 
Zawada ihrerseits einen wichtigen Beitrag über die Art der Ent- 
wicklung des älteren Tertiärss,. Diese Tiefbohrung, wenig weit 
von anstehendem Karbon entfernt, ist in eine abgesunkene Partie 
zu stehen gekommen und hat das Karbon erst bei 820 m Teufe 
erreicht; das Karbon wird von 28 m mächtigen Röt-Kalken mit 
Myophoria costata überlagert. Das Deckgebirge besteht außer 
Diluvium und jüngerem Miocän zunächst aus dem marinen Miocän 
in der für Oberschlesien typischen Entwicklung, und zwar bis 
587 m Teufe.. Dann wurde eine bisher in Oberschlesien nicht 
bekannte, 205 m mächtige Schichtenfolge von Tongesteinen und 
Sandsteinen erbohrt, die den oligocänen, Menilit-führenden Schichten 
der Karpathen, typischen Karpathensandsteinen und Meletta-Schichten, 
entsprechen. Sie haben eine Mächtigkeit von 205 m. 

Was in unserem Nachbargebiet bisher mit vielem Kosten- 
aufwand bisher vergeblich erstrebt wurde, die direkte Auflagerung 
von Karpathen-Sandsteinen auf Karbon nachzuweisen, ist hier im 
Herzen von Oberschlesien, über 40 km vom Nordrand der 
Beskiden entfernt, überraschenderweise möglich geworden. 

Zu erwähnen ist auch, daß das ältere Tertiär namentlich 
zwischen 620—643 m Teufe eine sehr stark bituminöse Schichten- 


— 144 — 


folge aufweist und daß hier ähnliche Beobachtungen zu machen 
waren, wie bei den Bohrungen Ernsdorf und Kurzwald; bei 
letzterer wurde der Bohrturm durch die Entzündung ausströmender 
Kohlenwasserstoffgase zerstört. 

Die Verbreitung von Kohlenwasserstoften im Deckgebirge des 
Karbons im südlichsten Oberschlesien ist eine ganz allgemeine 
und vermag auch das in letzter Zeit in Steinkohlengruben 
beobachtete Auftreten schlagwetterähnlicher Gase zu erklären, die 
durch Verwerfungen aus oberen Schichten Zutritt in das Stein- 
kohlengebirge fanden. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
v. w. 0. 


BEYSCHLAG. FReEcH. BruHns. 


Protokoll der Sitzung vom 17. September i904. 
1. Protokoll der Sitzung des Vorstandes. 
Vorsitzender: Herr JAEKEL. 


Anwesend sind die Herren JAEKEL, JENTZSCH, ZIMMERMANN, 
GAGEL, DATHE. a 

Die nach den Satzungen $ 26 vorgeschriebene gemeinsame 
Sitzung des Vorstandes und Beirates konnte nicht stattfinden, 
weil von den diesjährigen Mitgliedern des Beirates mit Aus- 
nahme des stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes, der in 
dieser Eigenschaft dem Beirat angehört, Niemand erschienen ist. 

Der Vorsitzende teilte mit. daß der Beirat sich einstimmig 
dafür ausgesprochen hat, daß die Abgabe des Generalregisters 
an die mit der Gesellschaft im Austausch stehenden Vereine un- 
entgeltlich erfolgen soll. Der Vorstand schließt sich diesem 
Votum an. 

Der Vorsitzende teilte ferner mit, daß sich die Mehrheit 
des Beirates (alle fünf abgegebenen Stimmen) dafür angesprochen 
hat, daß Vereine als Personen die Mitgliedschaft erhalten können, 
und juristische Bedenken auf Grund der Satzungen nicht vorliegen. 
Hierauf beschloß der Vorstand in dem gleichen Sinne. 

Ein Antrag des Herrn Würrıns-Danzig, dem Geologischen 
Institut der Danziger technischen Hochschule ein Exemplar 
unsrer Zeitschrift kostenlos zu überweisen, wird schriftlich von 
der Mehrheit des Beirats und einstimmig vom Vorstand abgelehnt. 

Auf einen schriftlich eingegangenen Vorschlag des Herrn 
von KoEnen, eine Einigung in der Rechtschreibung geologischer 
Namen und Ausdrücke herbeizuführen, soll nach dem Antrag 


— 15 — 


des Vorsitzenden die Wahl einer Kommission der Allgemeinen 
Versammlung vom Vorstand empfohlen werden. 

Der Vorsitzende berichtete darauf über die Maßnahmen, die 
zur besseren Unterbringung und Ordnung der Bibliothek not- 
wendig sind und erlangt die Zustimmung des Vorstandes zu den 
an die allgemeine Versammlung zu richtenden Anträgen. 

Das Protokoll wurde vorgelesen und genehmigt. 

Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V. W. 0. 
JAEKEL. DATHE. GAGEL. JENTZSCH. - ZIMMERMANN. 


2. Protokoll der Allgemeinen Versammlung. 
1. Geschäftssitzung. 
Vorsitzender: Herr JAEKEL. 


Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit der Vorlage des 
Jahresberichtes, den der derzeitige Vorsitzende der Gesellschaft 
Herr Branco eingereicht hat und der folgendermaßen lautet: 


Geschäftsbericht für das Jahr 1903 —1904. 


Über die die Gesellschaft betreffenden Ereignisse des ab- 

gelaufenen Jahres ist das folgende zu berichten: 

1. Nachdem die Gesellschaft nun die Rechte einer juristischen 
Persönlichkeit erlangt hat, ist derselben das Jacorsche 
Vermächtnis in Höhe von 500 Mark ausgezahlt worden. 

2. Infolge von Aufforderung des k. preußischen Kultus- 
ministeriums wurde diesem ein Entwurf überreicht, in 
welchem wir das Maß dessen, was an Geologie in den 
Schulen, unserer Ansicht nach, gelehrt werden sollte. 
eingehend dargelegt hatten. Eine Antwort ist darauf 
nicht erfolgt, wird auch wohl, zunächst wenigstens, kaun 
erfolgen, da unser Entwurf vermutlich nun den Schul- 
behörden zur Begutachtung unterbreitet werden wird. 

3. Unserer wertvollen Bibliothek könnte möglicherweise eine 
Veränderung insofern bevorstehen, als sie das feuersichere 
Unterkommen, das ihr in der geologischen Landesanstalt 
seit langem in dankenswertester Weise zuteil wurde, mit 
einem solchen in einem nicht feuersicheren, gemieteten 
Hause vertauschen müßte. Es würde dann die Frage 
entstehen, ob sie in einem solchen Falle nicht besser in 
dem geologisch-paläontologischen Institute unterzubringen 
sei, welches sich in dem feuersicheren Museum für 
Naturkunde befindet. Die Hauptversammlung wird sich 


— 16 — 


für diese Eventualfrage schlüssig machen müssen, welche: 
vom Vorstande bejahend beantwortet wurde. 

4, Dem Beirate sind brieflich zwei weitere Fragen vorgelegt 
worden, welche ebenfalls in Beziehung zur Bibliothek 
stehen. Bezüglich des ersten dieser Punkte hat der 
Beirat entschieden, daß das neu herausgegebene General- 
register des ersten bis 5Oten Bandes unserer Zeitschrift 
den Mitgliedern nicht umsonst, sondern gegen Zahlung 
von 4,50 Mark abgegeben werden soll. 

3. Bezüglich des zweiten Punktes ist der Beirat der Ansicht, 
daß Vereine als persönliche Mitglieder aufgenommen 
werden können; es erscheint indessen nötig, auch die 
Hauptversammlung um ihre Zustimmung dazu zu befragen. 

6. Die im vorigen Jahre erfolgte Einführung der Monats- | 
berichtescheint, nach derZahl der für dieselben eingesandten 

Arbeiten zu schließen, den Beifall der Gesellschaft ge- 
funden zu haben. Im Laufe des Jahres 1903/04, von 
der allgemeinen Versammlung in Wien bis zu der in 
Breslau gerechnet, erschienen 10 Monatsberichte mit 
20 Vorträgen und 23 kleineren Arbeiten. Dazu 5 Nach- 
rufe auf v. ZıtTeL, Huyssen, BEUSHAUSEN, HILGENDORF 
und v. Torr. Bis zur Allgemeinen Versammlung in 
Wien, von Januar bis August 1903, waren 5 Monats- 
berichte herausgegeben, wobei unter No. 1 die Monate 
Januar bis April 1903 inkl. zusammengefaßt wurden. 
Sie enthielten 26 Vorträge und 12 kleinere Arbeiten, 
mit 26 Textfiguren. 

. 7 Seit dem vorjährigen Geschäftsberichte erschienen 6 Viertel- 
jahreshefte, und zwar Heft 3 und 4 des Jahrganges 1902, 
Heft 1 bis 4 des Jahrganges 1903. Sie enthielten 
26 Aufsätze, 26 briefliche Mitteilungen, 60 Vorträge. 
Dazu sind 26 Tafeln und 123 Textfiguren mitgegeben. 
Es wird neuerdings zu jedem Aufsatz oder Vortrag 
die Zahl der Textfiguren beigefügt. 

8. Die Zahl der an am 1. Januar 
190 3heizur Fer N 50): 

Im Jahre 1903 traten newseiner ae 16. 
Es schieden aus durch Tod und Austritt 13 Mitglieder. 
Die Gesellschaft hatte somit am 

1. Januar 1904 462 Mitglieder. 


W. Branco. 
Herr DATHE als Schatzmeister der Gesellschaft legte den 


nachstehenden Kassenbericht sowie den Voranschlag für das 
nächste Geschäftsjahr vor: 


— 147 


Bericht 


über den Vermögensstand der Deutschen geologischen Gesellschaft 
am 81. Dezember 1903. 


Kassenbestand 


Der Bestand der Effekten bei der Deutschen Bank 
beträgt nach der vorigen Rechnung . 


Sao 


Der Barbestand bei der Bank betrug nach der 


Staffelberechnung Beleg 138 


Wirklicher Vermögensbestand 
am 31. Dezember 1903 


SEM 


KALE „55, 


1.1053, MR 322Pr. 


Voranschlag für das Jahr 1905. 


Ausgaben. 


I. a. Druck der Zeitschrift 3500 M. 
b. Desel. für Tafeln . . 1800 „ 
es Monatsberiehte ©  ..'. 1200 „ 
d. Druck des Katalogs. 2000 „ 


ll. Bibliothek: 


Per kKinbanden. . . 100. ; 
b> fursReinieung!.. °. . 30, 
@2 Beleuchtung i 2... 308, 
II. Bureau- und Verwaltungskosten: 
ar Gehälter. 3022.77. »1190) M. 


b. Sonstige Ausgaben . 100 „ 
c. Porto u. Botenlöhne. 1250 „ 


IV. Jahresversammlung . . 100 „ 
Reserve ENTER 2000: 4, 
11160 M. 


Breslau, den 15. September 1904. 


Einnahmen. 


I. Mitglieder - Beiträge 


I. 


2. 
b. 


c. 


460 x 20 M. 


Verkauf der Zeit- 
schrift An 
Verkauf des 50. 
Bandregisters. 
Zinsen der im Depot 
befindlichen Staats- 
papiere und baren 
Gelder 


E. DATHE, 


9200 M. 


1400 „ 


200 


360, 


11160 M. 


Schatzmeister der Deutschen geol. Gesellschaft. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 


10 


— 146 — 


Im Auschluß hieran berichtete Herr MıtcH-Breslau zugleich 
im Namen des Herrn Torngauıst-Straßburg, daß sie die ihnen 
gestern übertragene Kassen- und Rechnungsrevision durchgeführt 
haben und daß diese zu keinerlei Ausstellungen Veranlassung ge- 
geben habe. Er stellte demnach den Antrag, dem Vorstand für 
die Kassenführung Entlastung zu erteilen und Herrn DArTnE 
für seine erfolgreiche Mühewaltung den Dank der Gesellschaft 
auszusprechen. Die Versammlung stimmte dem zu. 

Der Vorsitzende motivierte die gegenüber dem Voranschlage ein- 
getretenen Mehrausgaben für die Monatsberichte mit der er- 
freulichen Inanspruchnahme derselben seitens der Mitglieder zu 
kürzeren Publikationen, machte aber darauf aufmerksam, daß die 
Schnelligkeit des Druckes dieser Monatsberichte die Beigabe von 
Tafeln ausschlösse und auch nur eine mäßige Verwendung von Text- 
figuren gestatte.e. Er wies auch darauf hin, daß der Abdruck 
brieflicher Einsendungen nur nach Maßgabe der zur Verfügung 
stehenden Zeit und ihres Umfanges erfolgen könne und sonst 
für die Vierteljahrshefte der Zeitschrift vorbehalten bleiben müsse. 

Herr Vorwergc teilte mit, daß er einen Vorschlag bezüglich 
der Versendung der Zeitschrift einreichen wolle, um dadurch eine 
kleine Ersparnis herbeizuführen. 

Auf Ersuchen des Vorsitzenden berichtete hierauf Herr JENTzZscH 
als Archivar über den Stand der Bibliothek, deren Benutzung 
seitens der Mitglieder und den Druck des neuen Bibliothek- 
Kataloges. Er teilte mit, daß dieser bis zu dem Buchstaben B her- 
gestellt wäre, und setzte Korrekturbogen zur Äusserung etwaiger 
Wünsche seitens der Mitglieder in Zirkulation. Darauf legte er 
den Bericht über die statutenmäßige Revision der Bibliothek vor, 
die von den Herren JAEREL und J. Böhm vorgenommen ist. 

Der Vorsitzende erbat und erhielt Entlastung dafür, daß 
diese Revision diesmal versehentlich entgegen der Bestimmungen 
der Statuten nur von zwei Mitgliedern des Vorstandes vorgenommen 
wurde. Er begründete darauf die Notwendigkeit einer bedeutenden 
Vermehrung der Schränke und auch der Bibliotheksräume. Der- 
selbe teilte mit, daß Herr Branco als Direktor des geologisch- 
paläontologischen Instituts sich bereit erklärt habe, im Falle einer 
von ihm beantragten baulichen Erweiterung des genannten Institutes 
die Bibliothek der Gesellschaft daselbst aufzunehmen, falls ihr in 
der geologischen Landesanstalt selbst keine größeren feuersicheren 
Räume zur Verfügung gestellt werden könnten. 

Die Versammlung sprach dafür ihren Dank und ihre Zu- 
stimmung aus. 

Der Vorsitzende begründete darauf die Notwendigkeit, die 
Regale der Bibliothek sehr wesentlich zu vermehren, sobald die 


ge 


Dislocation der Bibliothek vorgenommen werden könne, und bat 
um die Zustimmung der Versammlung, daß in diesem Falle die 
für die Bibliotheksverwaltung im Etat für 1905 vorgesehenen 
Mittel überschritten würden. 

Herr Vorwere stelite den Antrag: Falls für die geräumigere 
Aufstellung der Bibliothek mehr Kosten erwachsen, als im Vor- 
anschlag vorgesehen, so erteilt die Gesellschaft dazu im 
Voraus ihre Zustimmung. 

Herr Wıcamann stellt den Zusatzantrag: Es möchte gleich die 
bestimmte Summe eingestellt werden. Dieser Antrag wird abgelehnt. 

Der weitere Zusatzantrag des Herrn Darnur: Es möchte der 
Zusatz als „erste Rate“ eingefügt werden, wird ebenfalls abgelehnt. 

Der Antrag VoRWERG wird angenommen. 

Der Vorsitzende teilte mit, daß das Generalregister an die 
Mitglieder zum Preise von 4,50 M., an Vereine, die mit der 
Gesellschaft im Austausch stehen, aber gratis abgegeben wird. 

Der Vorsitzende erbat die Zustimmung der Versammlung 
zu dem Wunsche des Vorstandes und Beirates, auch Vereinen als 
Personen die Mitgliedschaft zu erteilen. Der Vorsitzende teilte dabei 
mit, daß der Mitgliedschaft von Vereinen als Personen weder 
juristische, noch Bedenken des Verlegers entgegenstehen. 

Herr Brunns frug an, ab dieser Beschluß auch für Institute 
giltig sei. Der Vorsitzende verneinte das. 

An der Erörterung beteiligen sich noch die Herren VoRwWERG 
und WıcHmann, und Herr VorwErG wünscht, daß die Sache 
auf Grund der vorgebrachten Einwendungen an den Vorstand 
zur nochmaligen Erwägung zurückverwiesen werde. 

Herr Darnue machte darauf aufmerksam, daß durch den Aus- 
weisungsparagraphen unbequeme Mitglieder ausgeschlossen werden 
können, und dadurch diesbezügliche Einwände des Herrn VoRwERG 
nicht mehr von Belang seien. 

Herr JAEREL beantragte: Die Versammlung möge dem Antrage 
des Beirats und Vorstandes, dal) Vereine die Mitgliedschaft er- 
halten können, ihre Zustimmung erteilen und den Vorstand beauf- 
tragen, Erwägungen darüber anzustellen, ob Instituten dasselbe 
Recht eingeräumt werden könne. Dieser Antrag geht durch. 

Der Vorsitzende legte einen schriftlichen Antrag v. KoENENS 
über Einführung einer Rechtschreibung in der geologischen 
Literatur vor und bat, eine Kommission, bestehend aus den 
Herren v. KoENEN, ANDREAE, ZIMMERMANN, zur Feststellung 
allgemeiner Regeln der Schreibweise zu ernennen. 

Herr Darnz wünschte, daß die Vorschläge dieser Kommission 
in den Monatsberichten möglichst bald mitgeteilt würden. 

Die Herren Tornauıst und JAEREL befürworteten möglichsten 


10* 


— 10 ° — 


Anschluß an die Nomenklatur der Zoologen. Die Versammlung 
stimmte dem Antrage und den dazu geäußerten Wünschen zu. 

Die Herren AnDREAE und ZIMMERMANnN nahmen die Wahl 
in die Kommission an. 

Für die nächste Versammlung lagen Einladungen nach 
Koblenz und Tübingen vor. Auf telegraphische Anfrage in Kob- 
lenz ist der Bescheid ergangen, daß Koblenz voraussichtlich auch 
für 1906 seine Einladung aufrecht erhalten würde. Der Vor- 
sitzende schlug vor, für 1905 Tübingen zu wählen. Dieser Vor- 
schlag wurde angenommen. 

Zugleich äußerte die diesjährigeVersammlung denWunsch, daß die 
nächste Versammlung wennmöglich Koblenz für 1906 wählen möchte. 

Als Geschäftsführer für Tübingen wurde Herr KokEn 
einstimmig erwählt. 

Zum Vorsitzenden für den wissenschaftlichen Teil wurde Herr 
Hıntzs-Breslau gewählt. 

Hierauf wurde das Protokoll vorgelesen und genehmigt. 


V. W. 0. 
JAEKEL. Frech. WYSOGÖRSKI. IÄEONHARD. 


Herr JAEKEL gab darauf den Vorsitz an Herrn HıntzE ab. 
2. Wissenschaftliche Sitzung. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Direktor SoBIREJ in Gogolin und 

Herr Dr. Ing. Krrın, Münsterberg i. Schl., 
beide vorgeschlagen durch die Herren FRECH, NOETLING, 
WYsoGöRskt. 


Herr L. MILCH sprach über die Ganggesteine des 
Riesengebirgs-Granites. 

Neben der bekannten, den größten Teil des Riesengebirges. 
im weiteren Sinne (des Riesen- und Isergebirges) bildenden Granit- 
varietät, die G. Ross geradezu als Typus des Granitites auf- 
gestellt hatte, spielen im östlichsten Teil, besonders der Gegend 
von Jannowitz, wie frühere Untersuchungen des Vortragenden 
ergeben hatten, mineralogisch und strukturell als aplitische 
Konstitutionsfacies zu bezeichnende Gesteine eine hervor- 
ragende Rolle. Durch alle denkbaren Übergänge sind sie mit 
dem Hauptgestein verbunden; sie finden sich auch, bald scharf 
begrenzt, bald allmählich in den „Granitit* übergehend, in den 
von diesem herrschend zusammengesetzten Gebieten. 

Der im Süden des Isergebirges vom Hauptgestein früher 
abgetrennte sogen. echte Granit erwies sich durch. 
mikroskopische Untersuchung als aus Biotitgranit sekundär her- 


— 131 — 


vorgegangen; es ließ sich nachweisen, daß der charakteristische 
Musecovit teils aus Feldspat, teils aus Biotit entstanden ist. Ein 
Unterschied zwischen „Granit“ und „Granitit“* besteht 
somit für das Riesengebirge jedenfalls nicht. 

Zu seinen noch nicht veröffentlichten Untersuchungen der 
Ganggesteine übergehend, zeigte der Vortragende, daß die früher 
schlecht aufgeschlossenen dunklen (basischen) Ganggesteine 
einen sehr eigentümlichen Typus darstellen, der sich, ohne sich 
mit ihnen zu decken, am besten mit gewissen basischen Malchiten 
und Luciiten vergleichen läßt. Charakteristisch ist für diese 
Gesteine Anreicherung an farbigen Gemengteilen, gewöhnlich 
Hornblende, verbunden mit sehr reichlicher Feldspatführung, die 
sich auch in dem sehr erheblichen Gehalt an Natron und Kali 
ausdrückt. Diese Gesteine können daher durchaus nicht zu den 
Lamprophyren gestellt werden; sie sind außerdem mineralogisch, 
chemisch und strukturell mit den Granitporphyren dieses 
Gebietes verbunden und sind somit als ein neuer Gesteinstypus 
zu bezeichnen. 

Zur Ergänzung des Vortrages wurde eine größere, systematisch 
geordnete Sammlung von Handstücken und eine Analysentabelle 
vorgelest. 

An der Diskussion beteiligten sich die Herren Brunns, 
DarHue und Mitcn. 


Herr G. GÜRICH legte einige angeschliffene Gesteins- 
stucke vor, die er als Belege für seinen auf der Naturforscher- 
Versammlung, Abteilung für Geologie und Mineralogie, zu haltenden 
Vortrag bezeichnete. 

1. Zu Gneis umgewandelter injizierter Schiefer, Einschluß 
im Granit von Qualkau am Zobten. 

2. Zobten-Gabbro, durchsetzt von granitischem Aplit. 

d. Striegauer Granit von Häslicht mit einer basischen 
Knotenschliere, in deren Mitte sich ein Schiefereinschluß 
befindet. 

4. Basisches Ganggestein aus dem Riesengebirgsgranit mit 
einem Schiefereinschluß von Fischbach. 


Herr A. TORNQUIST sprach über die Trias auf Sar- 
dinien und die Keuper-Transgression in Europa. 

Die Trias - Gebiete des westlichen Mittelmeeres, in 
welchen die Triasformation in der deutschen, außeralpinen Facies 
entwickelt ist, bildet den Gegenstand der Untersuchung, welche 
der Redner sich für mehrere Jahre zur Aufgabe gestellt hat. 
Durch den Abschluß seiner Studien auf der Insel Sardinien ist 


— 1532 — 


der erste Abschnitt dieser Untersuchungen erledigt. Das ge- 
wonnene allgemeine Resultat!) lautet: ; 

Die Entwicklung der Trias in unserer deutschen, außer- 
alpinen Entwicklung geht durch Südfrankreich bis weit ins west- 
liche Mittelmeer hinein. Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper 
unter Ausschluß des Rhät sind sicher bis in die Breite von 
Gennamari (Breite von Cosenza in Calabrien) in außeralpiner 
Entwicklung vertreten. 

In Sardinien speziell ist die facielle Übereinstimmung mit 
der Trias in Deutschland außerordentlich groß. Mit Ausnahme 
der obersten Keuperschichten ist kein Schichtglied der großen 
Triasserie mit der alpinen oder auch mediterran genannten Trias- 
facies zu vergleichen. Erst die obersten Keuperschichten bekommen 
gewisse Anklänge an die alpine Entwicklung, und erst im Rhät 
tritt der Facieswechsel deutlich hervor. Damit stimmen auch 
die fossilen Einschlüsse der verschiedenen Schichten überein; 
auch diese sind alleine mit unseren deutschen Triasfossilien zw 
vergleichen, und ganz sparsame alpine Faunenelemente finden 
sich hier und da mit ihnen vereint. Es ist diese Tatsache bei 
der Lage Sardiniens inmitten des westlichen Mittelmeeres sani> 
eine nicht wenig überraschende. 

Bei der beträchtlichen Entfernung von der im Norden der 
Alpen entwickelten Trias ist es nun auch andererseits verständ- 
lich, daß wohl die übereinstimmende Gliederung der Schichten 
im Großen wiedererkannt werden kann, daß aber im Einzelnen 
nicht die so auffällig gleichartige Gliederung der Trias bis in 
kleinste Zonen, wie sie für viele Etagen über ganz. Deutschland 
durchgeführt werden kann, hier in Sardinien wiederzuerkennen 
ist. Schon die Mächtigkeitsverhältnisse sind wesentlich andere. 

Was die Trias Sardiniens ihrem Wesen nach vor allem von 
unserer Trias unterscheidet, ist, daß die einzelnen Schichten in 
ihrer horizontalen Ausdehnung durch die Nurra, also in der ver- 
hältnismäßig geringen Entfernung von etwa 40 Kilometer, nicht 
unwesentlich ihre Ausbildung und Fossilführung verändern. 

Die Fossilien der Triasablagerungen Sardiniens lassen sich 
fast alle leicht auf unsere deutsche Triasarten zurückführen; 
aber die meisten zeigen kleine, unwesentliche Abänderungen, 
welche durchaus nicht zur -Aufstellung neuer Arten 
berechtigen, aber interessante Varianten darstellen, welche, soweit 
eine größere Anzahl von Exemplaren derselben Art vorliegen, 
jun Sardinien ganz konstant sind. Die paläontologische Unter- 


') ausführlich publiziert: Sitz.-Ber. Kgl. Preuss. Akad. d. 
Wiss. 1904 38. unter dem Titel: Die Gliederung und Fossilführung- 
der außeralpinen Trias auf Sardinien. 


— 153 — 


suchung dieser Fossilien, welche ich jetzt im Zusammenhang 
vornehmen werde, wird sich also im wesentlichen auf die Fest- 
stellung dieser geringen Abweichungen erstrecken. 

Der Buntsandstein ist etwa 50 m mächtig und besteht in 
seinem unteren und mittleren Teil aus roten, lockeren, auch ent- 
färbten Arkosesandsteinen. Der obere Teil setzt sich dagegen 
aus Konglomeratbänken und einem Gipslager zusammen, dessen 
Reste noch in Gestalt von Gipsresiduen, welche in gelber Dolomit- 
erde liegen, erkennbar sind. 20 m unter der Muschelkalkgrenze 
treten Konglomeratbänke mit Schiefer-- und Quarzbrocken auf, 
welche augenscheinlich aus dem zerstörten alten Gebirge der 
Unterlage stammen; in diesem Niveau befinden sich auch rote, 
sandige Letten und weiße Sande. 

Eine Parallelisierung der tieferen Buntsandsteinstufen Sar- 
diniens mit bestimmten Stufen des deutschen mittleren und 
unteren Buntsandsteines ist nicht möglich. Ihre Ausbildung dürfte 
am Rande des im Osten vorhanden gewesenen Kontinentes (der 
ungefalteten Zone) eine ziemlich lokale sein. 

Wichtig für die Gliederung des Muschelkalkes ist in 
erster Linie die Ausbildung des mittleren Muschelkalkes in ganz 
Sardinien als ziemlich geschlossener Komplex von festen Dolomit- 
bänken. Diese meist zerfressenen und löcherigen Dolomite konnte 
ich am Mte. S. Giusta zuerst stratigraphisch festlegen und sie 
mit dem bisher als tertiär angesehenen „Lacchitus-Dolomit“ bei 
Gennamari parallelisieren. In gleicher Ausbildung zeigt sich diese 
Stufe bei Alshero. 

Unter und über diesem Dolomit befindet sich ein durch 
Fossilien gekennzeichneter, ziemlich mächtiger Kalkkomplex, der 
untere und der obere Muschelkalk. 

Der Gesteinscharakter des unteren Muschelkalks ist gewissen 
Bänken des deutschen Muschelkalks zum Verwechseln ähnlich. 

Eine reich gegliederte und durch reichere Fossilführung aus- 
gezeichnete Schichtfolge der sardischen Trias stellt der obere 
Muschelkalk dar. 

Südlich Alghero besitzt derselbe eine Mächtigkeit von etwa 
27 m. Es sind dort zwei Fossilhorizonte vorhanden, welche 
beide nodose Ceratiten enthalten; der untere Nodosen-Horizont 
befindet sich etwa 8 m über dem mittleren Muschelkalk, er ist 
selbst etwa 7 m mächtig; der obere Nodosen-Horizont folgt im 
Hangenden in einem Vertikalabstand von etwa 12 m von dem 
unteren in einer Mächtigkeit von 6 m. Der untere dieser Hori- 
zonte besteht aus festen, blauen Kalken; der obere Horizont 
setzt sich aus mergeligen Kalken und Mergeln zusammen; im 
mergeligen Horizont liegen Ceratiten, welche einem höheren 


— 1534 — 


deutschen Nodosus-Horizont entsprechen. Der Schichtkomplex, 
welcher diese beiden Nodosen-Horizonte enthält, ist als eine obere 
Stufe des oberen Muschelkalks einer tieferen, etwa 8 m mächtigen, 
fossilleeren Stufe gegenüberzustellen, welche man trotz des Fehlens 
von Resten von Enerinus lihtrformis unserem Trochitenkalk in 
Deutschland gleichstellen muh. 


Alghero. Mte. Santa Giusta. 


= ı steinmergelartige 
Keuper dolomiisehe Me ee 
Terebratelbänke ? 
Kalkknollen in 
EB Mergeln 
(oberer No- 
dosus-Hori- 
zont) 


feste Kalke und | Tonige Kalkplatten mit 


ata, Terebratula 


£ u rer - ; 
2m (unterer No vulgaris u. S. W. 


dosus-Hori- 
zont) 
Gervillienbänke 


= Aquivalent des deut- ]0m} Rhizokorallien- | sog. Rhizokorallien 
= schen Nodosus- | kalke 

< _ Horizontes ? 

<S 97 $ Knollenkalkemit feste, blaue und 
E \ Mergeln graue Kalk- 

z Rhizokorallien- Bar ur 
© alkesn Ne: 5m} erinus hilufor- 
= dasen | mis, Lima stri- 
oO 


feste grobe Bänke 
eines hie und da 
löcherigen, blau- 
‘en Muschelkalks 
ohne Fossilien. 


Aquivalent des deut- e | 
schen Trochiten- Kalkbänke 10m 
kalkes 7 ms gelbe Steinmergel 

feste Kalkbank 


dolomitische Mergel | dolomitische Mergel- 
; des mittleren Muschel- | platten des mittleren 
| kalks Muschelkalks 


I 

Eine weitere sehr bemerkenswerte Form dieses Horizontes 
ist Protrachyceras longobardicum, ein Ammonit der alpinen Trias- 
facies, welcher sich im Esinokalk (alpines Äquivalent des oberen 
Muschelkalks und unteren Keuper) gefunden hat. Die Invasion 
dieser alpinen Form inmitten der im übrigen ganz außeralpin 
entwickelten Fauna des sardischen Muschelkalks ist ja nichts so 
sehr Erstaunliches; sie ist unter dem gleichen Gesichtspunkte zu 
betrachten wie die seltenen, aber gelegentlich auch in Deutsch- 
land im Muschelkalk auftretenden alpinen Faunen-Elemente. Von 
Wichtigkeit sind die Funde nur zur Parallelisierung der außer- 
alpinen und alpinen Horizonte. Das Auftreten des Protrachyceras 


— 15 — 


Jongobardicum bei Alghero zusammen mit dem Ceratites Münstert 
stimmt aufs beste überein mit dem Vorkommen desselben 
Ceratiten mit zahlreichen Arpaditen vom Esinotypus in den 
oberen „Buchensteiner Schichten“ des Vicentin. Es wird damit 
bewiesen, daß die Äquivalente des deutschen Nodosuskalkes zu- 
sammen mit anderen Horizonten bei Esino im Esinokalk ver- 
treten sind und daß der sardische obere Nodosen - Horizont dem 
alpinen oberen „Buchensteiner Niveau“ äquivalent ist. 

Der Keuper beginnt über den mergeligen Kalken des 
oberen Muschelkalkes in Form gelber und grauer, weicher, dolo- 
mitischer Mergel, welche irgend welche besonders auffällige 
Bänke südlich Alghero nicht zeigen. In der höheren Region 
des Keupers stellen sich sodann die typischen, dolomitischen 
Mergel ein, in denen Steinmergelbänke auftreten, genau so wie 
in Deutschland. In den mittleren Keuper ist der ganze Komplex 
von Keuperschichten zu stellen, welcher am Mte. Zirra aufge- 
schlossen ist. Unten an der Cuili Zirra sind weiche, dolomitische 
Mergel mit Steinmergelbänken und fast reine Dolomitbänke frisch 
aufgeschlossen, welche ihrem Aussehen nach vollständig unseren 
Keupermergeln gleichen; dieselben dürften, wie das folgende 
Profil zeigt, der unteren Abteilung unseres mittleren Keupers 
entsprechen, also dem Salzkeuper mit den festen Estherien- 
bänken im Hangenden. Steigt man das sich bei Cuili Zirra 
öffnende Tälchen hinan, so zeigt sich, daß die Mergel alsbald 


Die Schichtenfolge ist folgende: 


Außeralpines in: „Alpines 
Aquivalent Schichtenfolge Aquivalent 
feste, oolithische Kalkbänke voll Fossilien Lias 
Korallenkalke (Lithodendronkalke) oe 
mit Hydrozoen, Zweischaler, Gm den 
daris u.s.w., gelbe, fossilleere Kalke =“ 


und feste Steinmergel, z. T. brec- |Hauptdolomit 


20 m feste, z. T. kristalline Dolomite 
| eiös und zellig 


Steinmergel- 
keuper 1 m knollige Einlagerungen von groß- 
kristallinem Kalk (Residuen von| 

Gips) auch Caleit 


1} 


etwa 10 m feste graugrüne, dolomitische 


ar e] | Steinmergelbänke, zu unterst gelb ver- 
5 witternd mit Fossilresten 
2 etwa 30 m weiße, blaugraue, dolomitische 
nr Mergel mit vielen festen, fast reinen Dolo- 
De lekeiper miten und dolomitischen Steinmergel- 
p bänken. 


EI 


fester werden, und eine etwa 10 m mächtige Folge fester Stein- 
mergelbänke ganz vom Habitus unserer deutschen steht in Felsen 
am Wege an. In dem unteren Komplex dieser Schichten fand 
ich einige mäßig erhaltene Schalen von Zweischalern, unter 
denen sich eine berippte Myophoria und vielleicht eine Corbula 
befinden dürften. Diese Bänke zeigen durchaus den Habitus des 
linksrheinischen Hauptsteinmergels. Darüber folgt ein Horizont, 
welcher deutliche Auslösungserscheinungen zeigt, in Form roter, 
gsroßkristallinischer Kalk- oder Caleitknollen; hier dürfte ein aus- 
gelöster Gipshorizont vorhanden gewesen sein, welcher dem Gips 
über dem Hauptsteinmergel entspräche, und nun stellen sich sehr 
feste Steinmergelbänke, z. T. reine Dolomitbänke ein, welche in 
letzterer Ausbildung dem alpinen Hauptdolomit absolut gleichen, 
während die mehr tonigen Lager dem süddeutschen Steinmergel- 
keuper entsprechen. Dieser ziemlich mächtige, felsige Horizont 
ist eine sehr auffallende Bildung, bei der man teils an die 
deutschen Steinmergel, teils an den alpinen Hauptdolomit erinnert 
wird. In diesem Horizont geht auch in der Tat der Facies- 
wechsel von der außeralpinen zur alpinen Facies vor sich, denn 
was jetzt im Hangenden folgt, hat keinerlei Ähnlichkeit mit 
unserem Rhät, sondern kann schon wegen seiner rein marinen 
Fossilführung nur eine pelagische Bildung sein, in ähnlicher 
Facies wie uns das Rhät in den Alpen entgegentritt. In dieser 
Facies, und zwar nur in dieser rein pelagischen Facies, ohne 
irgend einen Rückschlag in die außeralpine Facies, sind dann 
die ganzen sehr mächtigen Jura- und Kreidesedimente der Nurra 
entwickelt. 

Durch den Nachweis, daß der Facieswechsel, d. h. der 
Einbruch des rein marinen, offenen Meeres über Westsardinien 
in der jüngsten Zeit des Steinmergelkeupers eintrat, gewinnt 
dieses Profil am Mte. Zirra eine weitgehende Bedeutung, und 
dürfte in ihm die Lösung dieser interessantesten und wichtigsten 
Frage stratigraphischer Natur, welche bezüglich der Sedimente 
Sardiniens bestand, gegeben sein. 

Diese Transgression des Triasmeeres zur Zeit des 
Hauptdolomits bezw. Steinmergelkeupers, welche in 
Sardinien durch den Ausbruch des offenen Trias-Meeres von 
Osten her über das in Westsardinien vorhanden gewesene, ab- 
gesperrte Triasmeer des außeralpinen Muschelkalks und Keupers 
in die Erscheinung tritt, stellt aber offenbar ein Ereignis dar, 
welches auch in weiten Gebieten Europas seine Spuren 
hinterlassen hat. 

Redner hatte im verflossenen Sommer Gelegenheit, den Röti- 
dolomitzug zu studieren, welcher sich in den Engelberger Alpen 


—- 190 


vom Ful des Titlis um die Spannörter herum über den Surenen- 
paß bis in Erstfelder Tal hinzieht. Die petrographische Über- 
einstimmung dieses mit so außerordentlich beständiger Gesteins- 
entwicklung ausgebildeten Sedimentes mit dem Hauptdolomit 
ähnlichen Steinmergelkeuper Westsardiniens ist eine absolute. 
Leider sind in dem ganzen Komplex dieser Rötidolomite, der 
unterlagernden Sandsteine und der „Verrucano*-Konglomerate 
bisher keinerlei Fossilien gefunden worden, welche ihr Alter 
bestimmt erkennen ließen, nur die Überlagerung des Rötidolomits 
durch oberen Lias ist festgestellt und kürzlich von ToBLer!) 
genauer verfolgt worden. Ich möchte mich bei der ganz erstaun- 
lichen petrographischen Übereinstimmung dieses Rötidolomits mit 
dem Keuperdolomit Sardiniens voll und ganz der alten Auffassung 
anschließen und den Rötidolomit als ein Äquivalent des Haupt- 
dolomits und Steinmergel-Keupers ansprechen. Er dürfte seine 
Entstehung haben in einer von Süden, aus dem offenen Triasmeer des 
Mittelmeergebietes, her erfolgten Transgression über die Festlands- 
barre, welche dieses Gebiet nach Norden hin von dem der außeralpinen 
Trias trennte. Diese Transgression dürfte mit derjenigen in 
Sardinien synchron gewesen sein und zum Absatz des gleichen 
Dolomits geführt haben. Ein gewisses Analogon ist in der Trans- 
gression, dem Auftreten, des Hauptdolomits über dem alten Gebirge 
der zentralen Ostalpen zu erbliken, ‚welche beispielsweise von 
Frech am Brenner erkannt wurde. 

Aber auch in unserem deutschen Keuper stellen wohl die 
Steinmergelhorizonte Zeiten vorübergehender Ausbrüche des offenen 
Meeres über das bisher fast abgeschlossene Triasmeer Deutsch- 
lands dar. Zur Zeit des Hauptsteinmergelkeupers ist hier ein 
besonders energischer Vorstoß des pelagischen Meeres zu erblicken. 
Unser Hauptsteinmergel und der mediterrane Hauptdolomit er- 
scheinen dadurch als äquivalente Bildungen. Die deutlichste 
Einwirkung dieser offenmarinen Ausbrüche prägt sich bei uns 
durch die Einwanderung einer der marinen sehr nahe stehenden 
Keuperfauna aus. In dem Horizont der Bleiglanzbänke stellt sich 
bei uns plötzlich Myophoria Keferstein? Mxstr. (Hüttenheim 
i. Franken) ein, welche mit der alpinen Form des Raibler 
Niveaus vollkommen übereinstimmt. Mit dieser Ingression tritt 
noch eine andere Form der Raibler Schichten, Corbula Rosthornt, 
auf. Diese alpinen Faunenelemente liegen bekanntlich nur ca. 
35 m über dem Grenzdolomit, in welchem eine rein außeralpine 
Fauna, vollständig vom Charakter unserer Muschelkalkfauna ver- 


!) Über die Gliederung der mesozoischen Sedimente am Nordrand 
des Aarmassivs. In: Verh. d. naturf. Ges. Basel. 1897. S. 28 £. 


— 158 — 


gesellschaftet ist. Untergeordnete Einbrüche treten dann in 
höheren Keuperschichten noch verschiedene ein, um dann im 
Hauptsteinmergel ihr Maximum zu erreichen. Sollte sich die 
kleine Gervillia, welche ich vor Jahren in den Steinmergelbänken 
des Wienberges bei Göttingen gefunden habe, und vielleicht auch 
die sogen. „Perna“ keuperina, bei genauer Betrachtung!) als 
Verwandte der Gervellia exilis, der Leitform des Hauptdolomits, 
herausstellen, so wäre auch hier nicht nur der Charakter des 
Steinmergelkeupers, sondern auch seine nahe Beziehung mit 
dem Hauptdolomit sicher festgestellt. 

Von den Verhältnissen auf Sardinien ausgehend, können wir 
demnach auch auf dem europäischen Kontinent über weite Gebiete 
jetzt eine bemerkenswerte Erscheinung überblicken, welche ein 
wichtiger Zug in den Geschehnissen zur Triaszeit darstellt — 
die Transgression zur obern Keuperzeit, der große Aus- 
bruch des offenen Meeres des Hauptdolomits über die nördlich 
und westlich umrandende Festlandsbarre und über das dahinter 
gelegene fast abgeschlossene Triasmeer, in welchem sich bis dahin 
nur Sedimente von rein außeralpinem Habitus abgesetzt hatten. 

Zur Erläuterung legte der Redner einige sardische nodose 
Ceratiten, Hydrozoen und andere Triasfossilien vor. 

Herr FRECH knüpft hieran einige Bemerkungen. 


Hierauf wurde die Sitzung geschiossen. 


v. W. 0. 
JAEKEL. HinTze. ZIMMERMANN. Brunns. LEONHARD. 
WYSOGÖRSKI. 


Protokoll der Sitzung vom 13. September 1904. 


Vorsitzender: Herr NIEDZWIEDZKI. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Bergassessor GEISENHEIMER in Breslau, 

Herr Oberbergamtsmarkscheider Jaur in Breslau, 

Herr Bergbaubeflissener K. FLegeL in Breslau, 
vorgeschlagen durch die Herren FrrcH, Scupın und 
WYSOGÖRSKI. 

Herr Rechtsanwalt GRÜNBERGER in Breslau, 
vorgeschlagen durch die Herren FrecH, ToRNQuısT 
und WYsoGörskı. 


') Was jetzt in Straßburg sofort erfolgen soll. 


-——- 159 — 


Herr OTTO JAEKEL sprach über neue Wirbeltier- 
funde im Oberdevon von Wildungen. 

An den alten Fundstellen der Ense!) bei Wildungen, wo seit 
längerer Zeit auf den Halden der Kalksteinbrüche gelegentlich 
Placodermenreste gesammelt wurden und durch Herrn von KoEnen 
die erste Beachtung und dankenswerte Beschreibung gefunden 
hatten?), habe ich im Laufe der letzten Jahre gründliche Auf- 
sammlungen veranlaßt, durch die ein fast überwältigendes Material 
von Fischformen, namentlich Placodermen, zusammengebracht worden 
ist. Die Aufsammlung, die sich leider der Kosten wegen auf 
die Ausbeutung der zu Tage tretenden Schichtenköpfe beschränken 
mußte, wurde mit dankenswertem Eifer von Herrn Hkınrıch 
STRACKE in Wildungen besorgt. Die sehr reichen Materialien, 
die hierdurch in das Berliner paläontologische Museum gelangten 
und mir durch die Güte des Herrn Geheimrat BrAanco zur Ver- 
fügung standen, wurden für meine Untersuchungen noch dadurch. 
erheblich bereichert, daß mir auch die Direktion der geologischen 
Landesanstalt in Berlin ihre wertvollen Sammlungen dieser Reste 
zur Bearbeitung lieh, und ebenso die Herren Professoren 
A. v. Kornen-Göttingen, E. Kayser-Marburg, HoLzArreL-Aachen 
und Warpschmipr-Elberfeld das in ihren Sammlungen befindliche 
wertvolle Material nach Berlin sandten. Mein aufrichtiger Dank für 
dieses gütige Entgegenkommen erhöht sich noch dadurch, dab 
mir alle genannten Förderer dieser Untersuchungen auch eine 
sachgemäße Präparation der Stücke gestatteten. Nur dadurch 
war es mir möglich, über die von den früheren Forschern er- 
zielten Ergebnisse hinauszukommen und fast jede der vorkommenden. 
Formen in ihrem Skeletbau und dessen einzelnen Teilen klar- 
zustellen. Wie schwierig sich freilich diese Präparation gestaltete, 
läßt sich daraus ermessen, daß bei der Entfernung der Knochen- 
reste zur Schaffung klarer Negative jedes winzige Sternchen der 
feingegliederten Skulptur der Knochen einzeln mit der Nadel 
unter 580— 40facher Vergrößerung freigelegt werden mußte. 

Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser noch lange nicht 
abgeschlossenen Untersuchung sind in verschiedener Hinsicht als 


!) Ein Teil derselben wird als „die Hauern“ oder „die Haagern“ 
bezeichnet. Über die Stratigraphie dieser Fundstelle siehe: E. WALD- 
SCHMIDT, Über die devonischen Schichten der Gegend von Wildungen. 
Diese Zeitschr. 37. 1885 S. 906. — A. DENCKMANN, Zur Stratigraphie des. 
Oberdevon im Kellerwald und den benachbarten Gebieten. Jahrb. 
Kgl. Preuß. geol. L.-A. Berlin 1894. 

2) A. v. KoEnen, Beitrag zur Kenntnis der Placodermen des 
norddeutschen Oberdevon. Abh. d. Kgl. Akad. d. Wiss. 30. 
Göttingen 1883 — Über einige Fischreste des norddeutschen und 
böhmischen Devons. Ebenda 40. Göttingen 1895. 


— 10 — 


recht erfreulich zu bezeichnen. Um zunächst eine Vorstellung 
von dem Umfang der Fauna zu geben, erlaube ich mir anzu- 
führen, daß bis jetzt 12 Gattungen von Placodermen ge- 
funden sind. die zahlreiche Arten umfassen und sich auf mehrere 
Familien der Coccostei verteilen. Durch diese Formen, die mir 
größtenteils so vollständig vorliegen, daß ich ihr gesamtes Skelet 
restaurieren kann, wird naturgemäß die Kenntnis dieser alten, 
äußerst interessanten Wirbeltiertypen sehr wesentlich gefördert 
werden können. lch bemerke, daß selbst innere Skeletteile wie 
das verkalkte Knorpeleranium mit dem Hinterhauptgelenk, Blut- 
gefäßeindrücken und Nervenkanälen freigelegt werden konnten. !) 

Es liegen mir ferner vor mehrere Exemplare des bereits 
von mir beschriebenen Ramphodus tetrodon JxrL.. von dem ein 
neues Fundstück auch rudimentäre palatinale Zahnplatten und 
andere gänzlich unerwartete Skeletteile zeigt. Ebenfalls zu den 
-Chimaeren, aber nicht zu obiger Form dürfte ein Rückenstachel 
gehören. 

Ein vollständiger, ausgezeichnet erhaltener Kopf mit 
Kiemenskelet eines Dipnoers ist mir von Herrn Professor 
WarpschHmipr in Eiberfeld freundlichst zugesandt worden. Derselbe 
dürfte in die nächste Verwandtschaft von Cherrodus Pander ge- 
hören. Herr R. TrAaavAır sprach mir auch mündlich seine An- 
sicht aus, daß das von ihm als Gonorhynchus beschriebene 
Schnauzenfragment dem gleichen Typus angehören dürfte. 

Von Ganoiden liegen vor: 

Mehrere Exemplare eines Coelacanthiden, der vielleicht 
mit Glyptolepis Traquairı v. Korn. ident sein könnte und von 
dem ein Exemplar auch den Steinkern der Gehirnkapsel und des 
Neuralrohres zeigt; ein ziemlich vollständiges, allerdings in seine 
Knochen zerfallenes Skelet eines Onychodus, durch das die 


!) Ich las bei Niederschrift dieses Berichtes, daß Herr R. EASTMAN 
in Cambridge Mass. meine Angaben über die Organisation der 
Coccosteiden in mehrfacher Hinsicht berichtigen zu können glaubt. Der 
wichtigste dieser Einwürfe geht dahin, daß die von mir als Becken 
von Coccosteus beschriebenen Skeletstücke in Wahrheit dem Flossen- 
skelet ihrer Ventralia angehörten. Er hätte das an einem Exemplar 
des Pariser Museums gesehen, und darüber sei kein Zweifel. Ich 
wünschte, daß Herr EAsSTMmAn einmal Gelegenheit genommen hätte, 
sich von dem Unterschied zu überzeugen, der die von mir präparierten 
Exemplare anmorphologischerKlarheit gegenüber unpräparierten Stücken, 
wie sie ihm wohl vorgelegen haben, auszeichnet; aber auch wenn er 
(diese Mühe zu seiner Information scheute, hätte er mir doch wohl 
so viel Kenntnis des Skeletbaues der Wirbeltiere und so viel Gründ- 
lichkeit der Untersuchungsmethode zutrauen können, daß ich ein 
ua gebautes Becken von einem Flossenstrahl unterscheiden 

ann. 


— Ii1 — 


Kenntnis dieser problematischen, übrigens durchaus eigenartigen 
Fischform wesentlich gefördert werden dürfte. Besonders er- 
wähnt sei, daß die wunderbaren, bisher als intermandibular ge- 
haltenen Zahnkränze paarig am Oberkiefer lagen und als Prämaxillen 
zu deuten sind. Außerdem liegen auch noch Skeletteile eines 
kleineren Onychodonten vor. 

Ein fragmentärer Schädel von langgestreckter Form mit 
zahlreichen schmalen Skeletstücken dürfte wohl am ehesten noch 
bei den Sturionen unterzubringen sein. 

Meine Hoffnung, auch hier Reste von devonischen Land- 
wirbeltieren zu finden, mag insofern kühn sein, als die betreffende 
Schicht nicht am Ufer, sondern in größerer Meerestiefe gebildet 
ist. Immerhin gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, daß ge- 
legentlich ein verschleppter Tetrapode vom Ufer her hierhin ge- 
langt sein könnte und bei weiteren Sammlungen doch noch zu- 
tage kommen wird. Gerade die Organisation der Placodermen 
spricht deutlich für eine Abstammung der Fische von älteren, 
uns bisher noch unbekannten vierfüßigen Landwirbeltieren. Über 
solche positive Auskunft zu erlangen, scheint mir jetzt das 
brennendste Desiderat für die Stammesgeschichte der 
Wirbeltiere, denn die theoretischen Ansichten, die 
man sich bisher ausschließlich auf embryologischer 
und vergleichend anatomischer Grundlage der lebenden 
Biere gebildet hat, sind mit den tatsächlichen. Be- 
funden an den ältesten Fischen — namentlich den 
Placodermen — nicht mehr zu vereinen. 

Die Fischfauna des Wildunger Devons darf noch in mehr- 
facher Hinsicht ein aussergewöhnliches Interesse beanspruchen. 

Die bisher bekannten Placodermenfaunen enthalten nur 
wenige Formen und diese meist in großer Individuenzahl. Die 
klassischen Fundstellen des schottischen Devon lieferten Hunderte 


and bergen wahrscheinlich viele tausende Individuen von 


Coccosteus oblongus Ac. und Asterolepis (= Pterichthys) 
Milleri Ac., aber daneben nur wenige ganz vereinzelte Funde 
abweichender Formen. Ähnlich liegen die Verhältnisse im 
Oldred von Livland, von Canada und z. T. auch an den- 
jenigen der Vereinigten Staaten von Nordamerika, während an 
anderen Lokalitäten die Placodermen überhaupt nicht heimisch 
wurden und nur durch vereinzelte Reste vertreten sind, wie im 
Devon der Rheinlande und Böhmens. 

Hier in Wildungen zeigt die Fauna das entgegengesetzte 
Bild, eine kaum zu gliedernde Fülle verschiedener Formen, 
vereint mit einer individuellen Seltenheit jeder ein- 
zelnen. Mehr als zwei bis vier Individuen derselben Art sind mir 


— 12 — 


selten vorgekommen, dagegen dürfte die Artenzahi beinahe ein 
halbes Hundert erreichen, und während sonst die wenigen vor- 
handenen Arten scharf von einander geschieden sind, erscheint 
hier die Mehrzahl von Gattungen und Arten durch 
Zwischenformen verbunden zu sein. 

Ein weiterer Unterschied ergibt sich daraus, daß in den 
sonstigen bisher genauer bekannten Faunen die Formen niedrig, 
d. h. breiter als hoch gebaut und für eine Lebensweise auf dem 
Boden zugeschnitten sind. In der Wildunger Fauna finden sich 
zwar auch breitköpfige Formen, aber daneben eine Anzahl stark 
komprimierter Typen, die offenbar zum Schwimmen im freien 
Wasser viel geeigneter waren. Dem gleichen Zweck dienten 
Zuspitzungen der Nasenregion zu einem Rostrum, das ebenfalls 
den sonst bekannten Formen fehlt. Da nun die breiteren 
Bodenbewohner den älteren mitteldevonischen Formen anderer 
Lokalitäten, wie namentlich Schottland und der Rheinlande, noch 
am nächsten stehen, und die schmalen sich bei starker Speziali- 
sierung weit von jenen entfernen, so darf man daraus den 
Schluß ziehen, daß die Wildunger Placodermenfauna im 
Gegensatz zu den älteren mitteldevonischen das 
Schwimmen lernte und das freie Meer zu erobern 
begann. 

Im Gegensatz zu der typischen Oldredfacies der meisten 
Placodermenfaunen sind die fischführenden Kalke von Wildungen 
typisch marine Gebilde, deren. Ablagerung, wie schon ihre Am- 
monitiden beweisen, in einer Meerestiefe von etwa 1—300 m 
erfolgt sind. Einer solchen Tiefe entspricht nun auch der 
zunächst sehr auffällige Umstand, daß die Wildunger Placodermen 
durchweg große Augen haben, die an Umfang die von Coccosteus, 
Homosteus und Heterosteus z. T. um das 2-——-5fache übertrafen. 
Diese Wildunger Formen haben also nicht nur das 
freie Schwimmen erlernt, sondern sich auch dem 
leben in der Tiefe angepaßt. Dieser Lebensweise ent- 
spricht bei einigen Formen auch eine weitgehende Verdünnung 
und Flächenreduktion des Hautpanzers gegenüber den schwer- 
fälligen, auf die Defensive eingerichteten Bodenbewohnern. 

Es liegt offenbar in der Wildunger Fauna oder mindestens 
in deren unmittelbarer Nähe ein Entstehungszentrum neuer 
Formen vor. Wir werden wohl kaum fehl gehen, wenn wir die 
Anpassung an das Meeresleben als die Ursache der hier vor- 
liegenden Mannigfaltigkeit annehmen.. Dieselbe erscheint als eine 
überraschend großartige Zersplitterung eines bis dahin in engen 
Grenzen langsam und ruhig fortschreitenden Formentypus. 

Diese Erscheinung steht durchaus im Einklang mit meta- 


— 18 — 


kinetischen Entwicklungsprozessen, die ich an anderer Stelle!) 
der sonst allein angenommenen Möglichkeit einer langsam fort-. 
schreitenden Veränderung der Formen gegenübergestellt habe. 
Diese Umwandlung wird aber noch viel bemerkenswerter durch 
den Umstand, daß die Wildunger Fische sich in einer 
einzigen Gesteinslage von etwa 10 cm Dicke finden. 

Durch die ausgezeichneten geologischen Aufnahmen von 
A. DENCKMANN sind die sehr komplizierten Lagerungsverhältnisse 
der Devonschichten an der Ense in den wesentlichen Punkten 
klargestellt. Es handelt sich hiernach um eine schuppige Über- 
schiebung kleiner Schollen, die im einzelnen mehrere Horizonte des 
Devons umfassen und, abgesehen von kleinen Querverschiebungen, 
in längeren Zügen an der Oberfläche des Berges ausstreichen. 

Es hat sich nun durch die fortgesetzten Sammlungen des Herrn 
STRACKE in Wildungen gezeigt, daß eine einzige mergelige 
Schicht von etwa 10—15 cm Dicke, die sich an der Ober- 
fläche über die ganze Breite des Devonklotzes verfolgen ließ, 
die fischführenden Kalkknollen enthält, daß sie überall 
unterlagert wird von rötlich grauen Uephalopodenkalken und über- 
lagert wird von Kalken und anderen Clymenien-Schichten, die 
durch abweichenden Gesteinscharakter von den liegenden Schichten 
zu unterscheiden sind. Nur einmal hat Herr STRACKE in dem 
rötlichen Kalk, der die Fischbank überlagert; einen Placodermen 
gefunden, und es ist charakteristisch daß. diese jüngste 
der Formen auch der größte Vertreter des einen Gattungstypus 
ist. Abgesehen von dieser Ausnahme fanden sich also alle 
Fische in einer Lage nicht über- sondern nebeneinander und zwar 
in Nestern vereinigt, in denen jeder Kalkknollen einen Fisch 
enthielt. Diese Art des Vorkommens naher Verwandter in solchen 
Nestern beweist, daß dieselben hier zusammenlebten, und die 
sanze Fauna nicht etwa später zusammengeschwemmt wurde. 
Nun ist man ja nicht gezwungen anzunehmen, daß die Ab- 
lagerung der Fischknollen in dieser Bank gleichzeitig erfolgte. 
Es ist durchaus möglich und nach Lage der Dinge sogar wahr- 
scheinlich, daß dieselben nacheinander erfolgten in dem Maße, als 
entweder die Fische in größere Tiefe gelangten oder die Strand- 
linie sich verschob, denn die Bank selbst ist in einer Erstreckung 
von einem bis zwei Kilometer nachweisbar. Die räumlich am 
weitesten auseinander liegenden Fische könnten also unter den 
gleichen geologischen Bedingungen, d. h. in derselben Schicht 
doch zu verschiedenen Zeiten abgelagert worden sein. 


!) Über verschiedene Wege phylogenetischer Entwickelung. Sitz.-Ber. 
V. internat. Zoologen-Kongreß. Berlin 1901. Separat erschienen bei 
G. FiscHER in Jena 1902. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 11. 


— lI4 — 


Immerhin liegen sie sich alle nicht nur räumlich, sondern 
auch zeitlich so nahe, daß ihre phylogenetische Zer- 
splitterung geradezu explosiv erfolgt sein muß. Die viel- 
fach vorkommenden Zwischenformen beweisen, daß die Zerlegung des 
Formenkreises entweder an dieser Stelle selbst oder mindestens 
in deren unmittelbarer Nähe erfolgt sein muß, denn bei weiterer 
Ausbreitung eines Formenkreisess kommen an den peripheren 
Stellen des Verbreitungsgebietes fast immer nur einzelne Formen 
vor, die dann in der Regel schnell durch Inzucht konstant 
werden und sich in einer Richtung zu einer wohl geschiedenen 
Art spezialisieren. Ein solches Verhalten, wie es z. B. in Schott- 
land der Coccosteus oblongus und Asterolepis Miulert zeigen, 
suchen wir hier unter den Placodermen vergebens. Eine 
spezifische Konstanz läßt sich nur bei dem öfters vorkommenden 
Chimaeriden Rhamphodus feststellen, der hier ganz unvermittelt 
auftritt und dessen Wiege wohl in tieferen Meeresteilen zu 
suchen ist. Die 12 Gattungen mit ca. 50 Arten von 
Placodermen sind aber allem Anschein nach hier in 
diesem Devonbecken entstanden und haben sich durch 
die Anpassung an das Meeresleben mit einer bisher 
beispiellosen Schnelligkeit aus einander entwickelt. 
Ich hoffe, daß mir die Möglichkeit geboten werden wird, diese 
ganz eigenartige Fauna und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen 
monographisch zu beschreiben und damit gegenüber der herrschenden 
Annahme langsamer Entwicklungsprozesse historische Beweise auch 
für die Möglichkeit, die Ursachen und die Wege sprungweiser 
Entwicklung zu liefern. 

In der Besprechung dieses Vortrages wies Herr FRECH 
darauf hin, daß die explosive Entwicklung der oberdevonischen 
Ganoiden und Placodermen beinahe gleichzeitig ein Seitenstück in 
der Ausbildung mannigfacher Skulptur- und Schalenformen bei den 
Ammoneen findet. Eine derartige Entwicklungsperiode ist der 
Beginn, eine zweite noch wesentlich stürmischere der Schluß 
des Oberdevon. In beiden Fällen handelt es sich um wesentliche 
Veränderungen des Meeresbodens. Insbesonders sind die Form- 
änderungen zurzeit des Ciymenienkalkes auf eine Vertiefung des 
Meeres und eine Einwanderung der verschiedenen Formen in die 
ozeanischen Tiefen zurückzuführen. Von den vier durchaus selb- 
ständigen Stämmen oder Familien !), welche die oberdevonischen 


‘) Die in der neuesten Auflage von ZırrTEers Elemente der Palä- 
ontologie durch POMPECKJ vorgeschlagene Zusammenfassung aller 
devonischen extrasiphonaten Ammoneen in eine Familie (Goniatitiden) 
gibt ein unrichtiges Bild. Schon die Aphyllitiden und Beloceratinen 
sind viel weiter von einander entfernt als zwei beliebige jüngere Familien ; 


a a 


Schichten erfüllen, zeigen jedoch nur die Clymenien, Prolecanitiden 
und Cheiloceratiden (Aganıdes, Sporadoceras) Tendenz zu 
mannigfacher Differenzierung. 


Aganides subtriangularis nov.' spec. FRECH. °/a 
oberster hellroter Clymenienkalk. 
Westende des Ebersdorfer Kalkbruches. 
Übergang von Aganides s. str. in Aganides paradozus. 


Aganides paradoxus TIETZE em. FRECH. °/ 
(Olymenia auct.) 
oberer dunkelroter Clymenienkalk. 
Ebersdorf (Grafschaft Glatz) 
Beide im Breslauer Museum. 


Unter den Clymenien finden wir 


1) 
2) 


Aegoceras-ähnliche Skulptur-Formen. 

Scheibenförmige (Pinakoide) Gestalten und zwar: 
a) solehe mit Adventivloben: Gonioclymenia mazxıma, 
b) solche mit einfacher Lobenlinie Clym. subflezuwosa. 


Unter den Cheiloceratiden begegnen wir: 


3) 


4) 


9) 


für die 


der bezeichnenden Kapuzenform als Anpassungserscheinung 
an benthonisches Leben: Prolobites delphinus, 

einem merkwürdigen Vorläufer der Lytoceren, d. h. einem 
Sporadoceras mit der Skulptur des Zyt. fimbriatum: 
Paralytoceras erispum (Clymenia Tierze), 

dem merkwürdigen Dreiecks-Goniatiten (früher als Clymenra 


Cheiloceratiden und Aphyllitiden liegt aber ein gemeinsamer 


Ursprung ganz außerordentlich weit zurück, wie die gänzliche Ver- 
schiedenheit des Wachstums, der Skulptur und der Wohnkammerlänge 
beweist. Auch E. HAuG (Revue de Pal&ozoologie (1905 S 26) wendet 
sich gegen diese Classification. 


153 


— 16 — 

gedeutet) Aganides paradoxus, d. h. einer Form mit 

kapuzenartiger Mündung (3), bei der die zwischen den 

Radial-Furchen liegenden Gehäuseteile vorgerollt sind. 
Bei den Prolecanitiden haben wir ebenfalls 
6) eine eigentümliche Tiefseeform: Phenacoceras FREcCH, 
7) einen Skulpturvorläufer der Lias-Arieten: Pseudarzetites. 
Zu diesen mannigfaltigen, z. T. aberranten, z. T. als Vor- 
läufer späterer Geschlechter differenzierten Formen treten die 
zahlreichen Gruppen der mehr normal ausgebildeten Goniatiten 
und Olymenien: 

Tornoceras, Cheiloceras, Aganides, Sporadoceras (inkl. der 
Gruppen Dimeroceras und Gomvoleboceras), Olymenia s. str., 
Oxyclymenia, Gonioclymenia s. str. und Sellaclymenia. Von all 
diesen normal und aberrant gestalteten Gruppen sterben ca. */s 
am Schlusse der Devonzeit aus, sodaß auch in dieser Hinsicht 
eine Ähnlichkeit mit der Entwicklung der Fischstämme festzu- 
stellen ist. | 

Wenn der Anstoß zur Entwicklung und Differenzierung der 
devonischen Ammoneen in der Vertiefung der europäischen 
Meere zu suchen ist, so liegt der Grund für das Aussterben so 
zahlreicher Geschlechter in dem Flacherwerden der gleichen 
Meeresteile. Clymenien sind nur bekannt in dem Bereich zwischen 
Südengland, Nordafrika und dem polnischen Mittelgebirge. Ein 
vereinzeltes Vorkommen kennzeichnet den südlichen Ural, aber in 
das weite Binnenmeer des zentralen und nördlichen Rußlands ist 
keine Einwanderung der pelagischen Cephalopoden erfolst. Das 
eben umgrenzte Gebiet wird am Schluß und nach Schluß der Devon- 
zeit von Hebungen und Aufwölbungen des Meeresgrundes !) betroffen. 

Diese geographischen Änderungen bedingten die Vernichtung 
der zahlreichen, eben erst entstandenen Cephalopodengruppen und 
ebenso die mannigfaltige Differenzierung der Faciesbildungen °) 
des untersten. Karbon. 


!, Man darf dies Flachwerden des Meeres nicht, wie es vielfach 
geschehen ist, als Trockenlegung bezeichnen; für eine Trockenlegung 
und darauf folgende Transgression liegen keinerlei Beweise vor. 


?) Die Mannigfaltigkeit der Facies des Unterkarbon bedingt z. T. 
auch die Überlagerung von wesentlich gleichalten und gleichwertigen 
Schichten wie der Posidonienschiefer und einer an VısE erinnernde 
Facies. Derartige heterope Facies darf man nicht als Vertreter ver- 
schiedener „Stufen“ oder Zonen auffassen. Aus dem Unterkarbon sind 
nur zwei Cephalopodenfaunen bekannt, die der Stufe des Sperifer 
tornacensis und Productus giganteus ziemlich genau entsprechen. Die 
einzelnen Unterkarbon-Facies bilden ebensowenig stratigraphische 
Horizonte, wie die übereinander liegende synchronischen Facies der 
Rhaet-Stufe (karpathische, schwäbische, Kössener Facies, Korallenkalk, 
ob. Dachsteinkalk). 


er 


Herr: NörLıng wies auf eine ebensolche Parallele bei den 
Ammoniten in der Trias der Salt Range, besonders auch auf 
das merkwürdige Sageceras multilobatum hin. | 
e Herr JaskeL dankte den Herren NörLins und FrecH für 
ihre instruktiven Beiege seiner Auffassung aus ihren Spezial- 
gebieten und spricht die Hoffnung aus, daß die Paläontologen 
sich in Zukunft bei stammesgeschichtlichen Forschungen weniger 
als es bisher geschehen ist, von den zeitweilig herrschenden 
Theorien der Embryologen und Anatomen leiten lassen. Die 
historischen Dokumente der Paläontologie sind auf vielen Gebieten 
klar und wichtig genug, um eine unbefangene, selbständige Be- 
urteilung zu beanspruchen. E 


Herr NÖTLIN& sprach über die paläozoische Eiszeit 
in der Salt Range Ostindiens. 

Herr JENTZscH bemerkte im Anschluß an diesen Vortrag: 
Unsere seit Jahren bestehende Überzeugung einer allgemeinen, 
auch in Indien deutlich bemerkbaren permischen Eiszeit ist durch 
die Darlegungen des Herrn NörLıne auf das Erfreulichste be- 
stätigt und nahezu zur Gewißheit erhoben worden. Es kann 
danach nicht mehr bezweifelt werden, daß im Salt Range 
'tangentiale Massenverschiebungen stattgefunden haben, deren 
Reibungsbreccien den Grundmoränen der quartären Eiszeiten 
analog beschaffen sind. Könnte man noch nachweisen, daß die 
auflastenden, jene. Breccienbildung veranlassenden Massen z. Z. 
ihrer Tangentialbewegung ihrem Schmelzpunkte :nahe waren, 
so wäre damit bewiesen, dab sie aus Eis bestanden nnd die 
Kette der Beweise wäre geschlossen. Da die „Lavendeltone“ 
(Lavender clay) der Salt Range sich in dem von Herrn NÖTLInG 
mitgeteilten Profile zu den unterlagernden, geschiebereichen, grund- 
moränenartigen Konglomeraten genau so verhalten, wie der Deck- 
ton zum unterlagernden, gelegentlich durch Wechsellagerung ver- 
bundenen Geschiebemergel Europas, so würde obiges Postulat erfüllt, 
d.h. der bezeichnete Beweis erbracht sein, wenn die dünngeschichteten 
Lavendeltone Indiens hin und wieder vereinzelte, gewissermaßen 
porphyrisch eingesprengte Geschiebe enthielten, wie ‚solche im 
echten Deckton als Absätze schwimmenden Eises vorkommen 
müssen, wenn letzterer wirklich mit Gletscher-Ablagerungen 
genetisch im Zusammenhang steht. | 

Betreffs der Ursache der permischen Eiszeit hält auch 
JENTzZSscH einen Zusammenhang mit Vulkanausbrüchen für wahr- 
scheinlich. Doch sei es unwesentlich, wenn Herr N. zu dessen 
"Begründung auf umfangreiche vulkanische Herde im Perm Indiens 
hinweise. Denn solche Ausbrüche bei den Antipoden würden 


— 169 — 


die gleiche Wirkung gehabt haben. Die Erklärung sei nicht aus 
örtlichen (indischen) Verhältnissen zu suchen, sondern aus 
allgemein-irdischen, wie ja bekanntlich das Perm auch in 
Europa und anderwärts ganz besonders reich an vulkanischen 
Gebilden sei. 

Herr Nöruins schloß sich letzterer Erklärung an und be- 
richtete, daß in der Tat im Lavendelton eingesprengte Geschiebe 
gefunden, mithin obiges Postulat erfüllt sei. 

Im Anschluß an die Erwähnung der indischen Facetten- 
geschiebe bat Herr MırcH, diesen Namen durch einen anderen, 
etwa durch „facettierte Untergrundgerölle* zu ersetzen, um ihn für 
die sog. Dreikanter verwenden zu können, deren Name oft so 
wenig zutreffend sei. 

Herr Darsur machte darauf aufmerksam, daß für die 
sog. Dreikanter bereits der bessere Name Kantengeschiebe 
vorliegt. 

Herr GürıcH fragte an, ob auch von anderswo so feinpolierte 
Geschieve bekannt geworden sind, wie eines der vorgelegten 
indischen Facettengeschiebe. 


Herr Brunss teilte mit, daß in der Straßburger Sammlung 
Gesteine aus Süd-Amerika (ges. von HaursaL und PLAGEMANN) 
vorhanden sind, welche ähnlich glatte Oberfläche — durch Wind- 
schliff erzeugt — besitzen. 

Herr FRECH wies auf die von NörLınss und KokEN ge- 
‚sammelten, in Breslau ausgestellten Produktuskalkfossilien hin 
und darauf, daß jetzt in vier Erdteilen rotliegende Eiszeiten nach- 
gewiesen sind. 

Herr VORWERG erwähnte, als Beitrag zu der Theorie des 
Herrn NörLıne, ein von ihm im Warmbrunner Tal gefundenes 
hammerartiges Feuersteingeschiebe. 


Herr CARL RENZ sprach über den Jura von Daghestan. 

Im letzten Sommer unternahm der Vortragende gemeinsam 
mit Herrn Dr. Wysocörskı eine Forschungsreise durch Daghestan, 
über deren Ergebnisse der Versammlung ein kurzer Überblick 
gegeben wurde. 

Noch auf der 1897 erschienenen Karte von Rußland gehörte 
Daghestan zu den geologisch unerforschten Gebieten des russischen 
Reiches. BoepAanowırsch hatte vor kurzem!) die zwischen Kuba 
und Schemacha liegende Partie des südöstlichen Kaukasus bereist 
und beschrieben. Die Untersuchungen des Vortragenden erstrecken 
sich auf den Jura des sich westlich daran anschließenden, mehr 


1) 1902. 


— 19 — 


zentralen Teil des daghestanischen Hochlandes, während Herr 
Dr. Wysocörskı die Bearbeitung der Kreide und des Tertiärs 
übernommen hatte. 

Der Jura von Daghestan zerfällt, petrographisch geschieden, 
in zwei wesentlich verschiedene Glieder, eine dolomitisch-kalkige, 
obere und eine schiefrig-sandige, untere Abteilung. Letztere 
entspricht dem Dogger und Lias, die obere Etage dagegen dem 
Malm, wenn von stratigraphischen Einzelheiten abgesehen wird. 

Die hellen, meist sehr harten, oberen Kalke und Dolomite 
sind im Verhältnis zu der sehr mächtigen, leicht der Verwitterung 
erliegenden Schieferformation nur von ganz geringer Mächtigkeit. 

Sie treten jedoch in dem äußerst eintönigen Landschafts- 
bild durch ihre helle Farbe und ihre schroffen Formen scharf 
hervor. 

Die in vollkommener Konkordanz liegenden, jurassischen 
Schichten sind bei annähernd gleichbleibender Streichrichtung in 
einfache Falten gelegt Tektonische Störungen, Brüche und 
Überschiebungen fehlen in dem bereisten Gebiete fast vollständig. 
Man gelangt somit beim Fortschreiten von Norden nach Süden, 
also vom Rand des Gebirges nach dem Hauptkamm zu, in immer 
ältere Schichten. 

Die tiefsten Schichten, die bis jetzt nachgewiesen werden 
konnten, sind solche des mittleren Lias im Osten von Ritscha. 
Im Hauptkamm selbst, der von dem nördlich gelegenen Hochland 
durch das Tal des Samur geschieden wird, ist jedoch nochmals 
die ganze Schichtenserie entwickelt, und auf den höchsten Gipfeln, 
wie auf dem Schach-Dagh, treten selbst wieder Kreideablage- 
rungen auf. 

Der südlich vom Hauptkamm gelegene Teil des Gebirges 
ist dagegen, wie bekannt, abgesunken. 

Die beiden östlichen Koissuflüsse (Kara-Koissu und Kasikumuch- 
Koissu) durchbrechen nach ihrem Austreten aus der Schiefer- 
formation die harten Kalke des oberen Jura und die darüber- 
liegenden Kreideschichten in engen, tief eingeschnittenen Quer- 
schluchten. 

Infolge der flachen Faltung bezeichnet die Verbindungslinie 
der Durchbruchstellen annähernd die Grenze zwischen dem Jura 
des inneren Daghestans und den die Vorberge aufbauenden 
Kreide- und Tertiärablagerungen. 

Außerhalb dieses Grenzwalles der oberen Kalkabteilung ist 
Jura nur vereinzelt in Einschnitten oder im Aufri von Kreide- 
falten aufgeschlossen. 

In dem nördlich vom Hauptkamm liegenden Gebirgsland 
ist daher die Tektonik, wie auch die Abgrenzung der einzelnen 


— 1710 — 


‘Formationen ‘sehr einfach. Als charakteristisch zu erwähnen 
wären die breiten Synklinen, die oftmals die höchsten Berge 
aufbauen. Der Vortragende zeigte als Beispiel hierfür “eine 
Photographie des Schunu-Dagh. Genau dieselbe Struktur besitzen 
‚auch der Schach-Dagh und der Schalbus-Dagh. 

Was die Fossilführung anlangt, so haben die Geoden der 
Schieferformation eine Masse der prachtvollsten Versteinerungen 
geliefert, von denen der Vortragende der Versammlung eine Aus- 
wahl vorlegte. 

Sämtliche Zonen des Doggers sind lückenlos ver- 
treten. Oberer und mittlerer Lias ist ebenfalls mit 
senügender Sicherheit nachgewiesen. Im Malm- dagegen 
ist der Nachweis aller in anderen Juragegenden aufgestellten 
Zonen noch unvollständig. Es liegt aber natürlich kein Grund 
vor, aus dem bisherigen Mangel an paläontologischem Beweis- 
material auf das Fehlen. der durch Fossilfunde noch nicht nach- 
gewiesenen Zonen des Malms zu schließen. Namentlich ist 
der Übergang zwischen Jura und Kreide noch nicht genügend 
geklärt. Es liegt dies einerseits daran, daß in diesen Grenz- 
schichten Versteinerungen seltener sind, als in den tieferen und 
höheren Lagen, andererseits aber auch in unglücklichen äußeren 
Umständen, infolge derer bei dem Passieren des Grenzgebietes 
zwischen Jura und Kreide einer der Leute der Begleitung erschossen 
wurde. 

NEUMAYR und Unuie hatten im Jura des Kaukasus eine 
Mischung mediterraner und mitteleuropäischer Formen festgestellt. — 
-Dieselbe Tatsache wurde auch jetzt wiederum bei dem äußerst 
reichen Material des engeren Gebietes von Daghestan beobachtet. 
Neu und interessant ist das Auffinden eines Perisphinctes 
(Virgatites) dorsoplanus \VISCHNIAKOFF, eines Vertreters der 
unteren Wolgastufe, wodurch auch im oberen Jura boreale 
Einflüsse nachgewiesen wurden. 

Tiergeographisch ist es entschieden eine bemerkenswerte 
Tatsache, daß bei einigen Gattungen, wie namentlich den 
Parkinsonien, den Stephanoceren und den Sphaeroceren auch in 
dem weitentlegenen Gebiete genau dieselben Arten und Varietäten, 
genau in derselben Erhaltung, wie in’ Westeuropa auftreten. 
Vom geologisch-paläontologischen Standpunkte aus darf daher 
Daghestan mit Recht als ein zweites Schwaben bezeichnet werden. 
Wäre die fremdartige Umgebung nicht, so könnte der sammelnde 
Geologe sich z. B. in Guli, woher die besten Versteinerungen 
stammen, ganz gut an irgend einen bekannten Fossilfundpunkt 
"Württembergs versetzt glauben. Die Stücke, die der Vortragende 
vorlegte, sind größtenteils altbekannte Arten. Auf ca. 90 Species 


— 171 — 


kommen nur‘ ganz wenige neue Typen,. und auch. diese schließen 
sich eng an schon bekannte Formen aus Westeuropa an. 

Nun bildet der daghestanische Jura das Bindeglied zwischen 
den europäischen Vorkommen und den durch Nörzıne in 
Balutschistan und durch WAAaGen bei Cutch bekannt gewordenen 
Jura-Ablagerungen. Eine weitere Fortsetzung hat nach den vor- 
angegangenen Eintdeckungen von WıcHMmAnn und RorHPLATZ 
GEor@G Boesam auf den Molukken nachgewiesen. Die, Einheitlich- 
keit dieser Jura-Meere ist damit wohl begründet. Sie gehören 
einem groben zusammenhängenden Ozean an (Ozean Tethys, 
zentrales Mittelmeer Neumayrs), dessen  Endglieder also Ost- 
Afrika, die Molukken und Mittel- Europa darstellen. Es bedarf 
keines besonderen Nachweises, daß die vermittelnden Zwischen- 
glieder Cutch, Balutschistan und Daghestan von größerer, geo- 
graphischer Bedeutung sind, als die Endpunkte. 

Ob die Heimat der vorgezeisten Gattungen und Arten unter 
dem Äquator oder in gemäßigteren Gegenden zu suchen ist, auf 
welche Weise ihre Wanderungen erfolgt sind, inwieweit Meeres- 
strömungen dabei in Betracht kommen. das sind Fragen so 
problematischer Natur, daß es kaum Wert hat, vorerst ‚näher 
darauf einzugehen. | 

Auch die Frage der jurassischen Meeresprovinzen und Klima- 
zonen ist noch zu wenig geklärt, um positive Schlüsse zuzulassen. 
Neuerdings hat sich BurckHArRDT auf Grund seiner Unter- 
suchungen in Süd-Amerika gegen die Klimazonen NEUMAYRS 
ausgesprochen, und auch die Entdeckungen Georg BorHms auf 


‚den Molukken sprechen wenig dafür. 


Die daghestanischen Jurafunde tangieren die NEUMAYR sche 
Hypothese jurassischer Klimazonen nicht, da Daghestan an der 


Grenze zweier Provinzen liegt, was eine Mischung der beider- 


seitigen Faunen-Elemente genügend erklärt. Das vereinzelte 


‚Auftreten nordischer Typen im oberen Jura Daghestans erfordert 


die Existenz einer Verbindung mit dem Moskauer Becken. 


Hieran knüpfte Herr Frecu einige Bemerkungen über die 


‘engen Beziehungen dieses Jura zu dem von Schwaben, Cutch 


und den Mollukken, Herr NörLıns ebensolche über den Jura 
von Balutschistan, der ebenfalls schwäbische Formen führt. 


Herr FRECH legte für Herrn WYSOGORSKI, der durch 
Krankheit behindert ist, eine Sammlung von Ammoniten der 
unteren Kreide Daghestans vor und weist auf die nahen Be- 
ziehungen derselben mit der unteren Kreide Süd-Frankreichs hin. 


"WYSOGÖRSKI könnte iin Daghestan alle Horizonte der ganzen 


Kreideformation (Turon mit Znoe. Brongniart: zum ‚erstenmal 


— 172 — 


im Kaukasus) feststellen mit Ausnahme der untersten Kreide, die 
aller Wahrscheinlichkeit nach auch entwickelt ist, aber durch 
Versteinerungen noch nicht nachgewiesen wurde, 


Senon Weiße zerklüftete Kalke mit Inoceramus 
Oripsü. 

Turon Rötlicke Kalke mit Inoceramus Brong- 
neartı. 

Cenoman Gelbliche Kalke abwechselnd mit Schiefern. 

Gault Schiefer abwechselnd mit Mergeln mit 


Aucella caucastca. 


Aptien Sandige Schiefer mit -Geoden, abwechselnd 
mit Sandsteinen mit Phylloceras Velledae, 
Hoplites Deshayesi und Parahopltes. 


Barr&mien Graue Sandsteine und Mergel mit Geoden. 


Hauterivien Sandige Kalke mit Sandsteinen, abwechselnd 
mit großen Ostreen und Gervillcien. 


Valangien? Graue bis schwarze, etwas sandige Kalke. 


In der Gegend von Chodschalmachi ist die gesamte Kreide 
des nördlichen Daghestan aufgeschlossen und zeigt vorstehende 
Schichtenreihe. | 


Herr ZIMMERMANN legte von der im nächsten Jahre ver- 
mutlich herauskommenden zweiten schlesischen, die Blätter Frei- 
burg, Waldenburg und Friedland umfassenden Lieferung der 
preußischen geologischen Spezialkarte die von ihm und Herrn 
G. Bere fertig aufgenommenen Teile der Blätter Freiburg und 
Friedland vor und gibt eine Übersicht der darauf dargestellten 
Schichtengliederung und Tektonik. 

Herr JENTZSCH besprach ein mit Herrn KeıLnack gemein- 
sam beobachtetes Profil in der Tatra mit zwei übereinander- 
liegenden Moränen, aus denen das Vorhandensein einer langen 
Interglacialzeit hervorgeht. | 

Herr FLEISCHER-Reichenbach i. Schl. fragte über die Wirk- 
samkeit der Kohlensäureexhalation auf das Klima zur Erklärung 
der Eiszeit. Herr Freca gab Aufklärung. 


j 
f 
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r 


—- 193 — 


Herr ZiMMERMAnNN verlas die Protokolle der drei wissenschaft- 


lichen Sitzungen, die genehmigt wurden. 


Der Geschäftsführer dankte den Erschienenen, dem Vorstand, 
dem Vorsitzenden und Herrn Hınrze sowie den Schriftführern und 
überreichte noch seine Arbeit über die Geologie des Bakony- 
waldes und das Antlitz der Tiroler Zentralalpen. 


Herr JentzscHu dankte dem Geschäftsführer. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


v. W. 0. 
J. NIEDZWIEDZKI. ZIMMERMANN. 
LEONHARD WYSOGÖRSKI. 


Rechnungs - Abschluss 


Brunns, 


- der Kasse der Deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin für das Jahr 1903. 


Titel. 


Einnahme. 


Kapitel. 


Aus dem Jahre 1902 übernommener Kassen- 
bestand . 


Einnahme -Reste: 
Beiträge laut beiliegender Liste 


Mitglieder-Beiträge, direkt bei der Kasse 
eingezahlt . . an 
Cotta’sche Buchhandlung 


„ ” 
Von dem Diener Schreiber eingezogen . 


Davon gehen ab die obigen Resteinnahmen 


Seitenbetrag 


=) 
A 


d. Belege. 


OO 1 Om 


Spezial-| Haupt- 
Summe. 
M sl HM 13 


Titel. 


| Kapitel. 


a. 


| d. 


——no 


Einnahme. 


Übertrag 
Verkauf der Zeitschriften. 
Cottasche Buchhandlung . 


Verkauf und Subskriptionspreis des 


50. Bandregisters. 
Zinsen der im Depot befindlichen 
Staatspapiere und baren Gelder laut 
Abrechnungsbuch. 
Aus dem Jagorschen Vermächtnis. 
Von der Deutschen Bank abgehoben laut 
Abrechnungsbuch am 2. 7. 03 = = 5002M: 
und am 30. 9203 —732007M: 
Summe der Einnahme 
Ab Ausgabe 
Bleibt Kassenbestand am 31. Dezember 1903 


Der Bestand an Effekten bei der Bank be- 
trägt nach der vorigen Rechnung 


Der Barbestand bei der Bank beträgt nach 
der Staffelberechnung Beleg 138 : 


Wirklicher Vermögensbestand am 31.12.1903 = 
Zu: die Ausgabe in 1903 z 


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Haupt- 


Summe. [ 


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Titel. 


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Kapitel. 


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Ausgabe. SO 
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Druck der Zeitschrift. 


Buchdruckerei Starcke für Druckarbeiten 1 
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” ” ” ” 1/8 
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Klöppel in Eisleben Vorschuß. . . . . [12/14 


Summa Tit. a. 


Druck der Tafeln. 
Meisenbach, Riffarth & Co., Berlin . . . [15/16 


» » » 17/18 

> 2 - 19/23 

; 24/29 

5 S R 30/34 

5 B a 

Rommel & Co., Stuttgart” 2. 2. 2072.2j40/41 

» 5 re nald2 43 

= 5 EEE LE 

Berliner Lithographisches Institut, Berlin. |48/49 

Dr. Stromer v. Reichenbach, München . . [50/51 
„ „ D) 52 

Professor Felix, Leipzig . N rap [58/55 

Bunkenkeipzre rn 2. 2.208... 0...]96/57 
ve Gerumkoyarberlin 272 =: 708 rar ren rl 58 
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Rarkinson, Marburg". .. ..- =. "2... .. 162/63 
Botmanms Berlin nn eye u 4,64 

Boerbecker, Marburg,. -. "nr. »>, +1 .... 165,06 

Scharfenberger, Straßburg ...:- - ..-.. ....|67/68 

Bhilipp- Heidelberg". ... +... 72.2... ..10%11 
EizaeBenmern en ee, te 12 


Summa Tit. I. 


Spezial. | Haupt- 
Summe. 
M |\s| HM |s 
1049 15 | 
823 |90 | 
12 |50 | 
930 55 | 
486 01 
778 145 | 
316 118] 4396 174 
300. |— 
4696 74 
5 173 
45 !118 
54 |80 
156 |45 
106 160 
42 |75| Atı 51 
136 |80 | 
506.175 | 
343 95] 987 50 
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| 250 | — 
380 ı— 
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Titel. 


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= Ausgabe. 
Ss 
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Übertrag 
Bibliothek. 
2. für Einbände. 


Wichmann, Berlin . 


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Peter Hoffmann, Berlin 


Summa Tit. I. 


Bureau- und Verwaltungskosten. 


2. Gehälter. 


Dr. J. Böhm für die Redaktion der Zeitschrift 
für das I. Quartal . 


v. Waldenfels Er Verwaltung “der Biblio- 
thek für das I. Quartal RS 
Vetter „ DE R 
„ ” „ III. 


I EN 
Kieckbusch für Führung der 

schäfte . . 3 TR: 
Diener Schreiber pro 1903 ; 


Summa Tit. Ila. 


b. |Sonstige Ausgaben. 


Fliegel Mitgliedsbeitrag zurück 
Schreiber für Einbinden der Belege 
Feister für Druckarbeiten 

SKuwerts 2% 
Breitkopf” für Schreibarbeiten . 
Sieth 
Gerichtskasse, Berlin, Gebühren . 
Rechtsanwalt v. Bredow, = 
Geheimer Bergrat Wahnschaffe für 1 Kasten 
Gebrüder Schaar für 1 Tisch . 
Moster, Berlin, für Schreibarbeit . 


”„ R ”„ 
Berglein „ je 


Seitenbetrag 


13 
74 
75 
76 
1 


Summe. 


36| 8694 |: 


= | © Spezial-| Haupt- 
= Ausgabe. = summe. 
= zu a BR 
b. Übertrag 268 |36| 8694 127 
Scheel, Berlin, für 1 Präsenz-Liste . . . Itosıos| 12 — 
Weise 1 „  Umdruckarbeiten . . [107/108 4 10 
Vetter 3 „ Zeichnerarbeiten . .| 109 57 150 
Macke x „ Heiame) : 110 20 — 
Geologische Landesanstalt für Heizmaterial 1. 87 \46 
Summa Tit. 1IIb 400 142 
(Si Porto und Botenlöhne. 
Cottasche Buchhandlung Porto . . . . [12/113] 409 195 
SiethzBorto’® . . a all I 
Professor Beushausen Porto . . 115 3 150 | 
DesebohmsBorton ar sr: Fir El le 15 — | 
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Cottasche Buchhandlung Porto 3 — 50 
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5 „. 14 — 15 
” ” 15 — [80 
16 — 30 
| Summa Tit. IIIc 648 73 
Zur Hinterlegung auf der Deutschen Bank 
Amer ana 103 are 7130 1200 |— 
am Aarau ern 131 1.1000 | 
Seitenbetrag 2200 |—| 9743 |42 


Titel. 


= | & Spezial. | Haupt- || 
= Ausgabe. FE Summe | 
S Sl #|sl #13 
.. | 
Übertrag 2200 a 9743 42) 


Zur Hinterlegung auf der Deutschen Bank 


am) 2. !Webruar 1908 ame men 2.2, 15221000 | 
, 253 Blebruar. 19031a 2202058 2 2113321050072 1 
24: März. 1903, 7 228. Cam 73 AD ESEL | 
: 99.) April 1903. Balken eıssashee 600 | — | | 
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| 5850 |— 

Summa der Ausgabe 15593 4 

itrektenzaustdem Vorzahren re 8800 |— | 
Barbestand.beir der Banks er euer 1571 55 1 
Barbesandabeir deraKassery ps 681 |77 
| | 11053 |32 


Summa Ausgabe | 26646 


Berlin, den 4. Juli 1904. 


Die Unterzeichneten unterzogen am obigen Tage die Kassen- 
führung der Deutschen geologischen Gesellschaft einer Revision, 
welcher der Schatzmeister der Gesellschaft Herr DATHE und der 
Kassenführer Herr Kızckgusch beiwohnten. Zahlreiche Eintragungen 


wurden mit ihren Belegen formell und inhaltlich geprüft, sämt- 


liche Posten nachgerechnet und mit dem Bankkonto verglichen. 


Die Revision ergab keinerlei Unregelmäßigkeit. 


W. Branco. OTTO JAEKEL. 


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1 
13 
| 
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een 


— 9. — 


11. Protokoll der November-Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 2. November 1904. 
Vorsitzender: Herr BRANCO. 


Der Vorsitzende teilte den im Sommer erfolgten Tod der 
Herren Dr. E. von Marrens, Professor an der Universität, 
und Dr. ALFRED NEHRING, Professor an der Landwirtsch. Hoch- 
schule zu Berlin, mit, die zwar nicht Mitglieder der Gesellschaft 
waren, aber mittel- und unmittelbar an unsrer Wissenschaft mit- 
gewirkt haben. Zu Ehren der Verstorbenen erheben sich die 
Versammelten von den Sitzen. 

Ferner ist der Gesellschaft eine Anzeige vom Tode des 
Gründers und Direktors der Societe des sciences naturelles et 
mathematiques zu Cherbourg, A. F. Le JoLıs, zugegangen. 

Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Dr. R. Struck, Lübeck, 
vorgeschlagen durch die Herren GAGEL, G. MÜLLER 
und E. ZIMMERMANN; 

Herr Professor Dr. Karı Busz, Münster i. W., 
vorgeschlagen durch die Herren J. Bönm, W. Branco 
und E. ZIMMERMANN); 

Herr THEODOR WEGNER, Assistent am mineral.-paläontol. 

Museum zu Münster i. W., 
vorgeschlagen durch die Herren G. MÜLLER, J. Bönm 
und H. ScHRÖDER; 

Herr W. BERGMANN, Gr. Ilsede bei Peine, 
vorgeschlagen durch die Herren H. ScHRÜDER, 
G. MÜLLER und J. Böhm. 

Der Vorsitzende erinnerte daran, daß das Generalregister 
zu den ersten 50 Bänden unserer Zeitschrift erschienen ist und 
' gegen Nachnahme von 4,50 M. von der Cottaschen Buchhand- 
lung Nachf., Berlin SW., Kochstr. 53 bezogen werden kann. 

Alsdann wurden vom Vorsitzenden die im Austausch ein- 
gegangenen Zeitschriften und die von den Autoren als Geschenk 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 50. 3. » 


— 180 — 


an die Bibliothek der Gesellschaft eingesandten Bücher vorgelegt 
und besprochen: 


ANDREAE, A.: Dritter Beitrag zur Kenntnis des Miocäns von Oppeln 
i. Schl. Mitteil. a. d. Roemer-Museum. No. 20. 1904. 

ANDREE, K.: Der Teutoburger Wald bei Iburg. Inaug.-Diss. Georg- 
Augusta- -Univ. Göttingen. 13904. 

CAREZ, L.: Notes sur la geologie de la Feuille de Quillan. S.-A. a. 
Bull. 85. d. Services de la Carte geol. de la France 1902. 

— ! Feuilles de Tarbes, Luz, Bagneres- de-Luchon, Saint-Gaudens. 
Ebenda No. 98. 1904. 

— : Encore quelques mots sur Biarritz. S.-A. a. Bull. soc. geol. 
France. (4) 1. 1904. } 

— : Sur la cause de la presence du Cr6tace superieur & de grandes 
altitudes sur les Feuilles de Luz et d’Urdos. S.-A. a. Ebenda. 

Commission internationale des glaciers. 9 rapport 1903. Les variations 
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nat. 18. Geneve. 1904. 

CORNET, J.!: Etudes sur l’evolution des rivieres belges. S.-A. a. An- 
nales soc. g&ol. Belgique 31. Me&moires. 

DoRR, R.: Mikroskopische F altungsformen. Ein physikalisches Ex- 
periment. Danzig. 1904. 

Ber» Hr Bemerkungen zur Lethaea geognostica, betreffend Schwämme 
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— ! Zweite Bemerkung zur Lethaea geognostica, betreffend die deutsche 
Trias. -S.-A. a. Ebenda No. 16. 

ErzoLD, F.: Die in Leipzig vom 1. Juli 1903 bis 30. April 1904 von 
WICHERTs Pendelseismometer registrierten Erdbeben und Pulsa- 
tionen. Mit 1 Taf. u. 3 Tabellen. S.-A. a. Berichte d. math.- 
phys. Kl. d. K. Sächs. Ges. Wiss. Leipzig 1904. 

HATCH, FRED H.: The extension of the Witwatersrand beds east- 
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Transvaal. S.-A. a. Transact. geol. soc. South Afrika 7. 1904. 

KVERT, W: Geologisch-agronomische Untersuchung der Umgegend 
von Amani in Ost-Usambara. Mit I geol. Übersichtskarte. S.-A. 
a. d. Berichten über Land- u. Forstwissenschaft in Deutsch-Öst- 
afrika. 2 (3) 1904. 

LIiEBENnow, C.: Notiz über die Radiummenge der Erde. S.-A. a. 
Physikalische Zeitschr. 5. No. 20 

ÜEBBERE, K.: Die Stellung der Mineralogie und Geologie an den 
Technischen Hochschulen. Festrede, gehalten in der Aula der 
K. Techn. Hochschule zu München z. Eröffnungsfeier des Studien- 
jahres am 10. Dez. 1902. München 1904. 

RICHTHOFEN, F. Freiherr von: Das Meer und die Kunde vom Meer. 
Rede zur Gedächtnisfeier des Stifters der Berliner Universität 
König Friedrich Wilhelm III. in der Aula am 3. August 1904. 

— : Triebkräfte und Richtungen der Erdkunde im 19. Jahrhundert. 
Rede beim Antritt des Rektorats, gehalten in der Aula der 
K. Friedrich Wilhelm-Universität zu Berlin am 15. Oktober 1908. 

TANNHÄUSER, F.! Die jüngeren Gesteine der Ecuatorianischen Ost- 
Cordillere von Cordillera de Pillaro bis zum Sangay sowie die 
des Azuay und eines Teiles der Cuenca-Mulde. Inaug.-Diss. 
Friedrich Wilhelm Universität Berlin. 1904. 

TaAssın, W.: The Persimmon creek meteorite. S.-A. a. U. S. Nat. 
Mus. 32. No. 1380. 1904, 


— 181 — 


WOLFF, FERD. von: Die älteren Gesteine der Ecuatorianischen Ost- 
Cordillere sowie die des Azuay und eines Teiles der Cuenca-Mulde. 
S.-A. a. W. Reıss Ecuador 1870/74. Heft 2. 1904. 

WILCKENS, O.: Über Fossilien der oberen Kreide Süd-Patagoniens 
S.-A. a. Centralblatt f. Min. No. 19. 1904. 


Herr C. GOTTSCHE aus Hamburg sprach über den 
Tapes-Sand von Steensigmoos. Hierzu 1 Textfig. 

An der Ostküste des Sundewitt war im Sommer 1903 etwa 
4!) km OSO von Broacker und '/s km N der kleinen, zu 
Steensigmoos gehörigen Fischerhütte ein bemerkenswertes, seit- 
dem teilweise verrutschtes Profil in der 22 m hohen Steilwand 
des Ufers zu beobachten. Auf den ersten Blick hatte es den 
Anschein, als ob hier lediglich mächtige Cyprinentone von feinen 
Sanden und diese wiederum von einem Gesehiebemergel über- 
lagert seien. Indessen bei genauerer Betrachtung!) war sowohl 
in dem Cyprinenton, als in dem Geschiebemergel eine weitere 
Gliederung zu erkennen, während die dazwischen liegenden feinen 
Sande sich als eine bisher unbekannte Schicht des marinen 
Diluviums erwiesen, welche nach einer recht häufig auftretenden 
Form zweckmäßig als Tapes-Sand zu bezeichnen ist. 


Küstenprofil von Steensigmoos 1:500. 


Dieser Tapes-Sand (e des Profils), ein nahezu weißer, sehr 
feinkörniger glimmerarmer Quarzsand ist wohlgeschichtet, bis 
14 m mächtig und läßt sich nach N noch etwa 50 m, nach S 
über 200 m weit in dem Steilufer verfolgen. Seine Versteine- 
rungen (meist Bivalven mit z. T. noch geschlossenen Schalen) 


!) Bei meinen Untersuchungen wurde ich in erster Linie von 
Herrn stud. phil. W. HAAck aus Flensburg, sodann aber auch von 
meinen Freunden CH. BUHBE und P. TRUMMER, sowie von Herrn 
Zahlmeister ROHDE in Sonderburg, welcher zuerst meine Aufmerksam- 
keit auf diesen Aufschluß lenkte, auf das Dankenswerteste unterstützt, 


12* 


— 12 — 


sind bankweise angeordnet; faunistische Unterschiede der einzelnen 
Bänke nachzuweisen, wollte bisher nicht gelingen. 

Die große Tapes-Art dieser Sande ist sicher identisch mit 
der kürzlich von Tonpern abgebildeten Form; ich will sie daher 
nach HARDER’s Vorgange!) als aureus Gm. bezeichnen, obwohl 
mein recentes Material dieser Art nicht ganz damit überein- 
stimmt. Im Ganzen sind bisher folgende Molluskenarten im 
Tapes-Sand von Steensigmoos beobachtet: 

Östrea edulis 1. 

2. Mytdus edulis L. 

3. Cardium echinatum L. 
4 x edule UL. 

5. Oyprina tslandica L. 
6. Venus gallina L. 
7 
8 


Fi 


Tapes aureus Gm. 

. Dosinia lincta PuLt. 

9. Lucina divartcata L. 
10. Montacuta bidentata Mont. 
11. Mactra stultorum L. 
112% A subtruncata DA ÜosTA 
13. Tellina baltica L. 
14. Solen siliqua L. 
15. Corbula gibba OLwı 
16. Mya truncata L. 
17. Litorina lhitorea L. 
18. Hydrobia ulvae Penn. 
19. Rissoa interrupta AD. 
20. Bitium reticulatum Da CosTA 
21. Trıforis perversa L. 
22. Turbonilla rufa Pnir. 
23. Parthenia interstineta Mon. 
24. Odostomia pallida Monr. 
25. Nassa retriculata L. 

Außerdem fanden sich in den Schlämmrückständen: einzelne 
Otolithen, reichlich Ostracoden, wohlerhaltene Zehrinocardium- 
Stacheln, und wenig Foraminiferen. Die Fauna ist eine aus- 
gesprochen gemäßigte und bemerkenswert wegen einiger noch 
nicht aus dem marinen Diluvium Schleswig-Holsteins bekannter 
Arten 6178/2917 #14%22): 

Der TZapes-Sand wird bedeckt von einem grauen bis 4 m 
mächtigen Geschiebemergel (f). Hierüber lagern 0.6—2.5 m 
mächtige, horizontal geschichtette Sande und Mergel (g) 


) Dansk geol. For. 6. tab. 2, f. 9—11, 


mit vereinzelten Steinen und relativ reicher Fauna. Es 
finden sich ing mit Ausnahme von 1, 5, 8, 11, 13, 14, 
16, 19, 21 und 22 alle oben aus dem Zapes-Sand aufgezählten 
Arten, daneben aber noch Syndosmya alba Woop, Pholas cert- 
spata L., Utriculus trumcatulus Bruc., ferner Prsedium obtu- 
sale Lx. und einige Samen. Die Mehrzahl der Exemplare ist 
weniger gut erhalten, als im T7Zapes-Sand; auch ist das Zahlen- 
verhältnis der einzelnen Arten ein anderes, so ist z. B. Bittium 
reticulatum hier viel häufiger als dort. Dies alles,, sowie das 
Auftreten von Süßwasserformen und reichlichem nordischen 
Material, welches im 7apes-Sand so gut wie fehlt, läßt es als 
zweifellos erscheinen, dal die Fauna von g eine gemischte ist 
und aus der Zerstörung verschiedener Schichten herrührt. Dies 
wird auch dadurch wahrscheinlich gemacht, daß h, die oberste 
Schicht des Profils, ein 0.6-—-0.8 m mächtiger sandiger Lehm 
mit Geschieben ganz den Charakter eines verwitterten Geschiebe- 
mergels trägt. \ 

Über die Unterlage des Tupes-Sandes will ich mich hie 
umso kürzer fassen, als der Aufschluß von Steensigmoos an 
anderer Stelle noch eingehend beschrieben werden soll. Alles, 
was unter dem Tapes-Sand liegt, fällt gleichmäßig mit 20° nach 
S ein und stellt sich — vom Wasser aus gesehen — als Teil 
eines großen Sattels und damit als ein zweifellos zusammen- 
gehöriger Komplex dar, dessen Hauptteil der bekannte Cyprinen- 
ton (c) hier 6.5 m mächtig ist. Seine Fauna ist, wie gewöhnlich, 
sehr artenarm; mit bloßem Auge sieht man in der Wand nur 
die großen Durchschnitte zweiklappiger Cyprinen. 

Nach oben wird derselbe erheblich sandiger; diese als d 
bezeichnete, etwa 3 m mächtige Partie weicht auch in der 
Fauna insofern ab, als neben Oyprina tslandica nunmehr auch 
Ostrea edulis, Tapes aureus und Bittium reticulatum auftreten 
und stellenweise dominieren. 

Nach unten wird der Cyprinenton ebenfalls sandiger, in 
dieser 1.3 m mächtigen Partie b wird Oyprina fast ganz von 
Mytilus edulis verdrängt, der stellenweise die Schichtflächen 
geradezu bedeckt. 

Den tiefsten Teil des Komplexes bildet endlich ein Süß- 
wassermergel a, im Profil etwa 2 m mächtig entblößt, aber durch 
Graben noch bis 1.5 m unter dem Wasserspiegel nachgewiesen. 
An der oberen Grenze gegen den Mytiluston findet sich eine 
dünne, mit zahlreichen Eichenblättern und einzelnen Käferresten 
erfüllte Lage; dann wird das Gestein allmählich lockerer und 
reicher an Diatomeen, bis es schließlich ganz in einen dunkel- 
grauen Diatomeenpelit übergeht, dessen Schichtflächen mit zer- 


drückten Schalen von Anodonta und Pisidium bedeckt sind. 

Dal der Cyprinenton überall in naher Verbindung mit Süß- 
wasserabsätzen gestanden hat, geht mit Sicherheit daraus hervor, 
daß an allen schleswigschen, wie dänischen Fundorten einzelne 
Süßwasserformen darin beobachtet sind. Welcher Art diese 
Verbindung war, ließ sich an den schleswigschen Fundorten (die 
dänischen kenne ich nicht) aber nicht feststellen, da sie wohl 
ohne Ausnahme nur Schollen von Cyprinenton im Geschiebe- 
mergel darstellen. So ist denn das Profil von Steensigmoos 
berufen, auch auf den Cyprinenton neues Licht zu werfen. 

Auch die südliche Fortsetzung des Profils ist nicht ohne 
Interesse. Unmittelbar neben der eingangs erwähnten Fischer- 
hütte, also in etwa !/e km Entfernung, finden sich diskordant 
über diluvialem Spatsand und teilweise von einem Geschiebe- 
mergel bedeckt von oben nach unten 

1) braune Mergel mit Tapes aureus 

2) helle Sande mit Bittium reticulatum 

3) graue Mergel mit Mytilus edulis und 

4) grünlichebis dunkelgraue Süßwassertone und Diatomeenpelite, 
deren Beziehungen zu dem eben geschilderten Profil wahrschein- 
lich derart sind, daß 2 der Schicht g, 1 einer umgearbeiteten 
Scholle von d, 3 und 4 aber größeren, wenig veränderten 
Schollen von b und a entsprechen. 


An der Besprechung beteiligten sich die Herren BRANco 
und JENTZSCH. 


Herr O0. H. ERDMANNSDÖRFFER sprach über die 
Altersbeziehungen zwischen Gabbro und Granit im 
Brockenmassiv. 

Während Lossen seine Ansichten über die gegenseitigen 
Altersverhältnisse von Gabbro und Granit im Brockengebiet in 
den Satz zusammenfaßte, „daß die Eruption der basischeren Eu- 
granite (Diorite, Gabbros etc.) eine vorübergehende Phase 
während der längere Zeit vor und nach ihrer Aufpressung an- 
dauernden Graniteruption war“, haben neuere Untersuchungen 
den Vortragenden zu dem Resultat geführt, daß der Harzburger 
Gabbro zweifellos älter ist als der Brockengranit. Die von 
Lossen als Einschlüsse im verwitterten Harzburgit des oberen 
Radautales aufgefaßten Granitpartien haben sich als Gänge in 
diesem Gestein herausgestellt, sodaß das jüngere Alter des 
Granites hier zweifellos ist, ebenso wie ja bekanntlich an allen 
andern Stellen, wo Gabbro und Granit miteinander in Berührung 
kommen. Im Granitgebiet selbst sind keine wesentlichen Alters- 
unterschiede wahrzunehmen; der Kerngranit, die „Gabbro-Granit- 


ee 


zone“ und der Ilsensteingranit sind durch allmähliche Übergänge 
miteinander verbunden. Die mikropegmatitischen Granite der 
„Gabbro-Granitzone*“ haben außerdem erheblich größere Aus- 
dehnung, als man bisher angenommen hatte: sie reichen am 
Ostrande des Brockenmassivs bis in die Gegend südlich 
von Schierke, im Westen bis zum Sonnenberger Wegehaus 
bei St. Andreasberg, umgeben also in Gestalt eines nach 
Süden geöffneten Bogens den Kerngranit. Die dioritischen Ge- 
steine der Hohne, der Hippeln und der Gruhe sind sonach, wie 
dies Rosenguscn!) früher einmal ausgesprochen hat, „eine zur 
Granitformation des Brockens gehörige Randzone“, die durch 
Differentiation :ihren heutigen Habitus erlangt hat. Da hieraus 
aber die Schlußfolgerung zu ziehen ist, dal diese Zone nicht 
gleichaltrig mit dem Harzburger Gabbro ist — mag auch das 
Zeitintervall kein bedeutendes gewesen sein — da ferner in ihr 
nicht gabbroide, sondern dioritische Gesteine neben den Graniten 
die Hauptrolle spielen, so dürfte es angemessen sein, den 
Namen Gabbro-Granitzone, der ja gerade unter der Voraussetzung 
der Gleichwertigkeit aller basischen Eugranite des gesamten 
Brockenmassivs geschaffen worden ist, fallen zu lassen, und ihn 
etwa durch Granit-Dioritzone zu ersetzen. 

Der auch von Lossen betonte gemeinsame magmatische Ur- 
sprung des Harzburger Gabbros und des Brockenmassivs wird 
dadurch erwiesen, dal analoge dioritische Gesteine auch als 
saure Facies im Gabbro auftreten. Hierher gehört z. B. auch 
der von STRENG analysierte „Gabbro“ von der Chaussee nach 
Torfhaus. Stellenweise (z. B. im Riefenbachtal) gehen diese 
Vorkommnisse durch reichliche Aufnahme von Orthoklas in eigen- 
tümlich struierte Gesteine über, die gewissen der Bröggerschen 
Orthoklas- Plagioklasgesteine (Monzonitreihe) nahe stehen dürften. 

Ausführlichere Mitteilungen werden in den Veröffentlichungen 
der Kgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie gegeben 
werden. 

An der Besprechung beteiligten sich die Herren Raurr, 
Branco, BERG und SOLGER. 


Herr GAGEL sprach über ein neues pflanzenführen- 
des Interglacial bei Emshorn. 

Dort sind durch fünf Bohrungen am Rande der Geest in einem 
Raum von 400 m O-W und 200 ın N-S Entfernung folgende 
Schichten nachgewiesen: 

0,4—3,2 m Alluvium (Moorboden-Torf ete.), 
bis zu 4,7 bez. 8,4 m Tiefe Geschiebedecksand, 


!) Mikrosk. Physiogr. II. Aufl. S. 37 u. 38. 


— 16 — 


darunter folgt in einer Bohrung 5 dem Geschiebelehm, in vier 
Bohrungen 2—4 dem ganz grobe Gerölle, die offenbar den Rest 
der zerstörten Moränenbank darstellen. 

Darunter folgt in vier Bohrungen eine Serie von kalkhaltigen, 
slacialen bez. fluvio-glacialen Bildungen, nämlich: 

4—10 m Sand und Tonmergel, 

0,8—1,8 m Geschiebemergel, 

10—20 m Kies, Sand und Tonmergel, 

in einer Bohrung nur Sande. 

Darunter liegt eine Serie von kalkfreien bez. sehr kalkarmen 
Sanden mit Einlagerungen von Tonbänkchen, Humusstreifen, 
Faulschlamm, Faultorf und Lebertorf. Der Fauischlamm enthält 
außer zahlreichen, nicht figurierten, humosen Bestandteilen 
Koniferenpollen, verschiedenartige Sporen, Bacillariaceen, Nadeln 
von Spongilla, unbestiiambare Dicotyledonenhölzer sowie das Holz 
einer ausgestorbenen Taxacee, deren nächste Verwandte Podo- 
carpus, Phyllodatus etv. jetzt in subtropischen Gegenden leben. 
Darunter folgt in drei Bohrungen 11—21 m Geschiebemergel und 
unter diesem in einer Bohrung miocäner Glimmerton. 

Das kalkfreie, pflanzenführende Interglaciai liegt in den einzelnen 
Bohrungen in 18—21 m. 21,8-24,5 m, 23,5 —27 m und 
34—535,5 m Tiefe, also 11—27 m unter dem Seespiegel. 

Es ist also ein ganz zweifelloses Interglacial zwischen zwei 
Moränen nachgewiesen, mit Pflanzen, die jedenfalls nicht 
arktisch sind. 

In 6 km Entfernung SSW davon sind auf einem 
Raum von 300 m N-S und 500 m 0-W Entfernung 
23 Bohrungen herunter gebracht, die folgendes Profil ergaben 

1—2,5 bez. 5 ın Flugsand, 

2,5—10 m mächtiger Geschiebedecksand mit Kiesbänken, 

6—22 m mächtige Obere Grundmoräne mit en. 
wasserfreien Einlagerungen; an zwei Stellen wurde diese 
Moräne mit 27,6 bez. 28,4 m nicht durchbohrt, 

3—15,5 m kalkfreie oder ganz auffallend kalkarme 
Sande mit starker Wasserführung. Darunter eine 
Untere Moräne, die an den Stellen, wo sie durchbohrt 
wurde, 3—8 m mächtig war, und die an drei Stellen 
auf miocänem Glimmerton, an fünf Stellen auf Braun- 
kohlentertiär liegt. 

Nach den oben erwähnten Ergebnissen der Bohrungen im 
Norden der Stadt wird man wohl nicht fehlgehen, den Horizont 
der kalkfreien Sande zwischen den beiden Moränen ebenfalls als 
interglaciale Verwitterungsschicht zu deuten. 

Eine genauere Bearbeitung der Bohrungen wird demnächst 


— 17 — 


im Jahrbuch der Königl. geolog. Landesanstalt und Bergakademie 
erfolgen. | | / 

An der Besprechung beteiligten sich die Herren JEnTzscH, 
WAHNSCHAFFR, SOLGER und E. Meyer. 


Herr JENTZSCH sprach über das Nordostdeutsche Erd- 
beben vom 23. Oktober 1904. Das nordostdeutsche Flach- 
land gehört im allgemeinen zu den erdbebenärmsten Gebieten der 
Erde. Zwar wurde am 6. März 1872 das Mitteldeutsche Erd- 
beben bis Berlin empfunden und im Jahre 1755 das große 
Erdbeben von Lissabon bis in der Gegend von Lübeck. Aber 
aus Ost- und Westpreußen lagen, abgesehen von vereinzelten, 
völlig unkontrollierbaren Beobachtungen, nur aus dem Jahre 1303 
in der alten Dusgureschen Chronik Nachrichten vor, welche 
mit einiger Wahrscheinlichkeit auf ein — als drei Stöße 
empfundenes — Erdbeben bezogen werden konnten. Etwas 
wirklich Sicheres war auch darüber wegen der Dunkelheit jener 
Zeiten nicht mehr zu ermitteln. Diese fast völlige seismische 
Immunität erschien leicht verständlich, weil dort lose aufgeschüttete 
Diluvial- und Tertiärschichten von zusammen bis 200 m und mehr 
Mächtigkeit fast allerorten das ältere Gebirge verhüllen und selbst 
die mesozoischen Schichten teilweise wenig Festigkeit zeigen. Um 
so bemerkenswerter war es, daß zufolge Zeitungsnachrichten an 
verschiedenen Orten des Gebietes am Sonntag, den 23. Oktober 
d. Js. Erdstöße gespürt worden sein sollten. Da die dort so 
große Seltenheit der‘ Erscheinung eine wissenschaftliche Feststellung 
erwünscht erscheinen ließ, verbreitete auf Anregung des Vortragenden 
die Königliche Geologische Landesanstalt eine Aufforderung zur 
Einsendung der etwaigen Erdbebenbeobachtungen an verschiedene 
Behörden und Zeitungen. Der Erfolg war ein günstiger. Durch 
zahlreiche Nachrichten, darunter solche von unanfechtbarer Zu- 
verlässigkeit, ist festgestellt, daß zur selben Zeit, etwa 11!/s Uhr 
vormittags, schwache, eben noch fühlbare Erdstöße in sehr vielen 
Orten der Provinzen Pommern, West- und Ostpreußen, und zwar 
von Greifswald bis Memel wahrgenommen wurden. Auf einer aus- 
gehängten Karte hatte Vortragender diese Orte durch rote 
Punkte hervorgehoben, und es ließ sich so der deutsche Teil 
des Schüttergebietes leicht überblicken. Das Epizentrum des 
Bebens lag in Schweden, von wo sich die Wellen über einen 
großen Teil Schwedens, Norwegens, Dänemarks, sowie ostwärts 
nach Finland und bis Petersburg fühlbar verbreiteten. !) 


't) Nach gefl. Mitteilung des Herrn Doss wurden sie auch in Kur-, 
Liv- und Estland gespürt. 


—- 18 — 


Der deutsche Teil des Schüttergebietes kennzeichnet sich in 
den Erdbebenwellen (wie bekanntlich auch in seinem geologischen 
Bau) als ein Vorland des skandinavischen Schildes. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
V. W. 0. 


BRANco. J. Bönm. FE. ZIMMERMANN., 


— 189 — 


11. Protokoll der Dezember - Sitzung. 
Verhandelt Berlin, den 7. Dezember 1904. 
Vorsitzender: Herr BBANCOo. 


Das Protokoll der November-Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. 

Der Vorsitzende widmete dem am 10. November im 
70. Lebensjahre zu Dresden verstorbenen Mitgliede Dr. Morırz 
ALFONS STÜBEL einen warmen Nachruf: | 

Im November dieses Jahres 1904 ist ALFONS STÜBEL, 
70jährig, aus der Mitte der Vulkanologen geschieden. 

Anfangs der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war 
es, da zog StÜüsen mit Reıss zusammen hinaus in die Welt, 
Vulkane zu studieren. Einige Monate wollten sie für die Feuer- 
berge in Peru und Columbia verwenden, auf rein geologische 
Probleme sollte die Untersuchung sich beschränken. Aber wie 
anders kam das! Zunächst zeigte sich, daß sie, um nutzbringend 
arbeiten zu können, überhaupt erst eine kartographische Unterlage 
sich schaffen mußten. So ergab sich von vornherein für beide 
Reisegenossen die Notwendigkeit einer Trennung. Während Reıss 
die trigonometrische Vermessung der einzelnen Vulkangebiete 
unternahm, sorgte StÜüßer für die bildliiche Aufnahme derselben. 

Doch noch zwei weitere Umstände wirkten außerordentlich 
erschwerend auf ihre Arbeiten ein. Einmal der Gährungsprozeß, 
in welchem sich die sozialpolitischen Zustände dieser Republiken 
befanden. Zweitens und in noch höherem Grade die ungünstigen 
meteorologischen Verhältnisse. Wochenlang oft mußte ein wolken- 
bedeckter Berggipfel ins Auge gefaßt werden, bis er sich einmal 
entschleierte und man eine Zeichnung von ihm entwerfen konnte; 
Gefahren und Mühseligkeiten harter Art mußten überwunden 
werden, um in dem zum teil unwirtlichen Klima der Anden die 
schneebedeckten Gipfel der Vulkanberge besteigen zu können; 
unablässige Opfer an materiellen Mitteln mußten gebracht werden, 
um das Ziel zu erreichen. Einige Monate hatten es werden 


— 10 — 


sollen. Als aber Srtüser und Reıss den Anden und deren Vul- 
kanen den Rücken kehrten und heimwärts nach Deutschland zogen, 
da war inzwischen .der Zeiger der Weltuhr um volle zehn Jahre 
weiter vorgerückt. 

Ein gewaltiges Material an Gesteinen und auch Versteinerungen, 
an Bildern, Beobachtungen und Kenntnis bisher wenig oder 
garnicht bekannter Vulkane führten sie mit sich heim. Zunächst 
fanden jene Gesteine und fossilen Säugerreste aus den Tuffen ihre 
Untersuchung durch eine Anzahl jüngerer Forscher; denn mittler- 
weile hatte sich die mikroskopische Untersuchungsmethode in der 
Petrographie zu einer solchen Bedeutung ausgewachsen, daß ein 
vollständig neues Studium für die beiden Forscher notwendig 
geworden wäre, wenn sie selbst die Gesteine hätten mikroskopisch 
untersuchen wollen. Es blieb ja auch ohnedies überreicher Stoff 
für sie zurück. 

Doch ein hartes Geschick schob hemmend seinen Riegel vor. 
Gleich nach der Heimkehr ward Rrıss schwer augenleidend; und 
die bedrohlichen Anfälle wiederholten sich fortgesetzt von Zeit 
zu Zeit und machten ein Arbeiten unmöglich. So erklärt es 
sich, daß erst nach langer Zeit, 1897, die erste langersehnte 
Arbeit erschien, in welcher StÜsEeL seine „Vulkanberge von 
Ecuador“ schilderte. Leider ließ es sich nicht ermöglichen, die 
überaus zahlreichen Bilder, welche StÜüßeL von diesen Vulkanen 
teils selbst gemalt, teils hatte malen lassen, in dieser Arbeit 
wiederzugeben. So brachte diese nur den Text zu den Bildern, 
während diese selbst dem Museum für Völkerkunde in Leipzig 
überwiesen wurden. Dort füllen sie einen großen, durch Quer- 
wände in 25 Räume geteilten Saal. Aber auch ohne diese Bilder 
gab der Text doch eine Fülle von Belehrung; 41 selbständige 
Vulkanberge, unter denen noch 3 bez. 4 tätige, lehrte er uns 
kennen. 

Auf Grund dieses langjährigen Studiums war STÜBEL be- 
kanntlich zu einer ganz neuen, einer genetischen Einteilungsweise 
der Vulkane gelangt. Er unterschied monogene Vulkanberge, die 
gewissermaßen aus einem Gusse hervorgegangen seien; wenn dieser 
Prozeß auch lange Zeiträume hindurch angedauert haben, wenn 
es auch zur Bildung loser Auswurfsmassen gekommen sein könne — 
der Berg sei doch in seinem Innern stets flüssig, plastisch, 
beweglich geblieben, bis er vollendet war; und während der ganzen 
Zeit sei langsam immer wieder neuer Nachschub von Magma 
erfolgt. Diesen monogenen stellte er gegenüber die polygenen 
Vulkanberge, die durch intermittierende Tätigkeit aufgeschüttet 
wurden; hier erstarrte der Berg vollständig während der Ruhe- 
pausen. Jeder polygene Vulkan hat als monogener begonnen. 


— 191 — 


Fast alle diese großen Feuerberge Ecuadors, und zwar gerade 
auch die gewaltigsten unter ihnen, waren nach SrÜüsens Ansicht 
_ monogen. 

Von der einleuchtenden Ansicht ausgehend, daß die Annahme 
eines allgemeinen, in großer Tiefe liegenden Schmelzherdes mit 
sroßen Schwierigkeiten zu kämpfen habe, stellte SrÜügeL sich auf 
die Seite derer, welche das Vorhandensein zahlreicher, kleiner, 
isolierter, flachgelegener Schmelzherde für wahrscheinlicher halten. 
Die Art und Weise aber, in welcher er die Herkunft derselben 
zu erklären suchte, war abweichend von den bisher versuchten 
Erklärungsversuchen. Bekannt sind ja seine Vorstellungen von 
dem Entstehen der „Panzerung* der Erde in den frühesten Zeiten 
infolge von steten Durchbrechungen der dünnen Erdrinde von 
Seiten des Magmas; von dem Entstehen übereinandergelegener, 
die Erstarrungsrinde überlagernder Schmelzherde immer höherer 
Ordnung, aus denen die Vulkane gespeist würden; von der 
plötzlichen Ausdehnung des Magmas, wenn es auf einem gewissen 
Grad seiner Abkühlung angelangt sei, wodurch dann der Ausfluß 
eines Teiles desselben erfolge; von der Entstehung der Üälderen 
durch Einsturz infolge Verschwindens des Magmas in der Tiefe; 
von der Entstehung der Mondkratere als monogene Bildungen mit 
darauf folgendem Verschwinden der Lava in die Tiefe; von dem 
Fehlen tiefer, praeexistierender Spalten, das heißt also von der Kraft 
des Schmelzflusses, sich unabhängig von Spalten Auswege zu 
bahnen. 

In raschester Folge gab STÜBEL nun noch vier weitere 
Arbeiten im Jahre 1903 heraus: „Das nordsyrische Vulkangebiet, “ 
in welchem er die Beweise für seine Anschauung zu erbringen 
suchte, daß eine an die Erdoberfläche getretene Lavamasse sich 
ihrerseits wieder zu einem Herde höherer Ordnung gestalten kann, 
von welchem denn selbständig Eruptionen ausgehen und Kegel 
gebildete werden. Weiter kam die „Karte der Vulkanberge 
Antisana. Chacara etc.,“ in welcher er abermals Beweise für 
seine Anschauung zu erbringen suchte, daß es Vulkane im Sinne 
der älteren Auffassung, welche eine das tiefe Erdinnere entlastende 
Rolle spielen sollten, nicht gebe. Der verderbliche Ausbruch 
auf Martinique 1903 gab StÜügerL Veranlassung, einen „Rückblick 
auf die Ausbruchperiode des Mont Pele auf Martinique vom 
hetoretischen Gesichtspunkte aus“ zu schreiben. Die umfassendste 
Darlegung seiner Anschauungen aber gab er in seinem Werke 
„Über die genetische Verschiedenheit vulkanischer Berge.“ 

Es ist hier nicht der Ort, Srüsers Lehre kritisch zu 
beleuchten. Die Zeit wird sie klären, wird das, was richtig an 
ihr ist, zur allgemeinen Anerkennung bringen, das, was nicht 


— 12 — 


haltbar ist, hinwegnehmen. Allezeit aber wird ALrons STÜBELS 
Name unter den Vulkanologen unvergessen sein. 


Die Anwesenden erhoben sich zu Ehren des Verstorbenen 
von ihren Plätzen. 


Der Gesellschaft wünschen als Mitglieder beizutreten: 

Herr Bergassessor MENnTZEL zu Bochum, 
vorgeschlagen durch die Herren BeyscuLaGg, Künn 
und ZIMMERMANN; 

Herr cand. phil. Autsure zu Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren BrAnco, JAEKEL 
und PhıLıpp1; 

Herr Geolog Dr. O. Sturzer zu Heidelberg, 
vorgeschlagen durch die Herren Rosengusch, 
E. BEcKER und SALOMON; 

Herr cand. geol. Erıcan Scamipr zu Schmargendorf, 
vorgeschlagen durch die Herren DAarHE, BRAnco 
und DENCKMANN; 

Herr Dr. Paur Hermann, Assistent am K. Material- 

prüfungsamt, Gr. Lichterfelde, 
vorgeschlagen durch die Herren SALomon, ERrD- 
MANNSDÖRFFER ‚und J. Böum; 
Herr Dr. phil. ApaLsert NeischL, Major a. D 
Nürnberg, Lindenaststr. 29, 
vorgeschlagen durch die Herren BascHın, KırscH- 
STEIN und von KNEBEL. 


Der Vorsitzende gab Kenntnis von der Einladung zu dem 
Internationalen Kongreß für Bergbau und Angewandte Geologie, 
der in Verbindung mit der Weltausstellung vom 26. Juni bis 
1. Jali 1905 zu Lüttich stattfinden und von dem die Sektion IV 
(Angewandte Geologie) besonders die belgisch - westfälischen 
Kohlenbecken und Erzlagerstätten, sowie die Hydrologie desselben 
Gebietes behandeln werde. 


Hierauf legte der Vorsitzende die im Austausch eingegangenen 
Zeitschriften vor und besprach die von den Autoren als Geschenk 
an die Bibliothek eingegangenen Bücher: 


GAGEL, C., Einige Bemerkungen über die Obere Grundmoräne in 
Lauenburg. S.-A. a. Jahrb. Kgl. Preuß. geol. L.-A. u. Bergakad. 
1903. 24. (3). Berlin 1904. 

KAUNHOWEN, FR. und KRAUSE, P. G., Beobachtungen an diluvialen 
Terrassen und Seebecken im östlichen Norddeutschland und ihre 
Beziehungen zur glacialen Hydrographie. S.-A. a. Jahrb. Kel. 
Preuß. geol. L.-A. u. Bergakad. f. 1903. 24. (3) Berlin 1904. 

KruscH, P., Die Geschichte der Bergakademie zu Berlin von ihrer 
Gründung im Jahre 1770 bis zur Neueinrichtung im Jahre 1860, 
Berlin 8°. 1904. 


22 


ur — 


Tırrany et Co., Catalogue de la collection de pierres pre&cieuses. 

New York. 

WASHINGTON, H. S., Manual of the chemical analysis of rocks. 8°. 

New York 1904. 

Der Schriftführer verkündete als Ergebnis der inzwischen 
stattgehabten Auszählung der Wahlabstimmungen: es sind im 
sanzen 126 siltige Stimmzettel eingelaufen; 12 Stimmzettel 
mußten als ungiltig zurückgewiesen werden, weil auf ihren Um- 
schlägen der Name des Absenders nicht angegeben war. Es 


wurden gewählt: 


a. in den Vorstand: 

Herr Bryscauas, als Vorsitzender. 
Herr WAHNSCHAFFE, | 
Herr SCHMEISSER, 

Herr J. Bönm, | 

Herr Denckmann, als Schriftführer. 
Herr GAGeEL, 

Herr PhıLiıppi, 

Herr JentzscH als Archivar. 

Herr Darauze als Schatzmeister; 

b. in den Beirat: 


als stellvertretende Vorsitzende. 


die Herren BALTZEr-Bern, FraAas-Stuttgart, KAvser-Marburg, 
TıEtzEe- Wien, Steınmann -Freiburg, RoTHPLETZ- München. 


Die Stimmenzersplitterung war auch diesmal bei ver- 
schiedenen Stellen eine sehr große, ein Umstand, der die 
Zählung langwierig machte, und in dessen Voraussicht schon der 
Beginn der Sitzung früher als sonst festgesetzt worden war. 


Herr PASSARGE sprach über Rumpfflächen und Insel- 
berge. 

Seitdem Davıs im Jahre 1839 den Begriff der Peneplain 
aufgestellt und diese im Gegensatz zu v. RıcHhTHorEns Abra- 
sionsflächen durch langsame Abtragung erklärt hat, ist das Thema 
der Peneplains und Monadnocks, d. h. der einzelnen, aus wider- 
standsfähigem Gestein bestehenden Erhebungen, sehr beliebt ge- 
worden. Ja man kann sagen, es ist oft genug ein solcher Miß- 
brauch mit diesen Bezeichnungen getrieben worden, daß sie etwas 
in Mißkredit geraten sind. In Afrika finden sich nun Pene- 
plains und Monadnocks von einer Ausdehnung und Vollkommen- 
heit, wie sie sich selbst Davıs wohl nicht vorzustellen gewagt hat.') 


!) Auf den Vergleich der Inselberglandschaften mit den von den 
Amerikanern beschriebenen Peneplains beabsichtigt der Verfasser in 
einer besonderen Arbeit zurückzukommen, da sich dieses Thema 
nicht mit wenigen Worten abmachen läßt. 


a 


BoRNHARDT!) hat sie unter dem Namen „Inselberglandschaft“ 
aus Ostafrika beschrieben, der Verfasser selbst hat sie in Süd- 
afrika in grossartigstem Maßstabe kennen gelernt und in einer 
grösseren Arbeit?) aus dem Inneren Südafrikas beschrieben. 


Die Verbreitung der Inselberglandschaften. 


Die Inselberglandschaft ist über den größten Teil von Afrika 
verbreitet. Sehen wir von den Zeugenlandschaften der Karro und 
der Sahara ab, wo aus flachgelagerten sedimentären Schichten Tafel- 
berge durch Winderosion gebildet worden sind, so zieht eine Zone 
von Inselberglandschaften?) durch den ganzen Sudan vom Senegal 
bis zum Roten Meer. In Abessinien, im vulkanischen Grabengebiet 
Ostafrikas und im aus marinen Kreide- nnd Tertiärablagerungen 
aufgebauten Osthorn fehlt sie. Mit der Massaiebene beginnt sie 
aber sofort von neuem und zieht sich durch Südafrika bis zu 
den flachgelagerten Karroschichten hin. Sie fehlt im Kongo- 
becken mit seiner Sandsteindecke und vielleicht auch in dem er- 
höhten Westrand zwischen Kamerun und Angola. 

Diese Inselberglandschaften bestehen ans weiten Ebenen, 
wirklichen Ebenen, nicht welligem flachen Hügelland, aus denen, 
wie Inseln aus dem Ozean, einzelne Berge aufragen. Letztere 
können wenige Meter hohe Kuppen bis mehrere tausend Meter 
hohe Gebirgsstöcke und -Massive sein. Stets aber geht die 
Ebene wie ein Tisch an den steilen Hang der Insel heran, ohne 
ein den Übergang vermittelndes Hügelland oder eine ausgedehnte 
Böschung. 

Die gleichen Inselberglandschaften findet man in ungeheuerer 
Verbreitung im Gebiet des alten westaustralischen Rumpfes. 
Selbst noch aus den Kreideschichten der mittleren Beckenregion 
ragen einzelne Inseln älterer Gebirge auf. 

Eine in Zerstörung begriffene Inselberglandschaft findet man 
vielleicht auf der alten Festlandmasse von Guyana. Isoliert ragen dort 
hohe Gebirgsmassive und Höcker von Granit aus flachem, welligem 
Gneisland auf. Aber die Wasserscheiden sind überall so niedrig, 
daß man das Kanoe als einziges Beförderungsmittel benutzt, in- 
dem man es zwischen den zahllosen Quellflüssen des Orinoko, Rio 
Negro, Amazonas und der Küstenflüsse von Guyana hin und 
her trägt, je nach Bedarf, 


!) Zur Oberflächengestaltung und Geologie Deutsch-Ostafrikas. 
Berlin 1900. 


?) PASSARGE, Die Kalahari, Berlin 1904. 


®) PASSARGE, Die Inselberglandschaften im tropischen Afrika. 
Naturwissensch. Wochenschrift, 1904. 


— 195 — 


Der geologische Aufbau. 


Vergleichen wir den geologischen Bau aller dieser Insel- 
berglandschaften unter einander, so erkennt man, daß sich mög- 
licherweise alle auf einen Typus zurückführen lassen, der sich 
in Südafrika in ausgedehntem Maße beobachten läßt, nämlich 
auf den Betschuana-Typus. Dieser besitzt folgende Be- 
schaffenheit. 

Die Berge bestehen aus widerstandsfähigen Gesteinen, wie 
Granit, Diorit, Gabbro, Quarzfels, Quarziten, Chalcedon, Eisen- 
quarzitschiefer u. a. Granit ist am häufigsten — die Ebenen dagegen 
aus leichter zerstörbaren Gesteinen, wie schieferigen Gneisen, 
kristallinen Schiefern, Schiefertonen, Sandsteinen, Kalkmergeln 
und Kalken. Die Lagerung der Gesteine ist nicht flach, sondern 
gestört. Die Ebene geht also über die Schichtenköpfe hinweg. 
Die Gesteine weisen keine Tiefenzersetzung auf, sondern sind 
meist. relativ sehr frisch. Rote, sandige und lehmige Verwitterungs- 
produkte sind als meist dünne Decke über die Oberfläche der 
Gesteine ausgebreitet. Sie sind nicht ursprüngliche, in situ be- 
findliche, sondern durch Wind und Regengüsse ausgebreitete Ver- 
witterungsprodukte. Die Quelle für diese Decksande und Deck- 
lehme, wie sie meist genannt werden, sind die aufragenden 
Gesteine. Die Decke jüngerer Bildungen füllt zweifellos Ver- 
tiefungen des Grundgesteins aus, und auf ihr beruht ganz 
wesentlich die ebene Beschaffenheit des Bodens, allein die Ge- 
steinsoberfläche ist doch nicht etwa ein zerschnittenes oder 
welliges Hügelland, sondern selbst eine ebene Fläche. Das kann 
man in Wasserrissen oder an fortwährend aufragenden Gesteins- 
flächen erkennen. Wo die Decksande und -lehme so mächtig 
werden, daß sie auf weite Strecken hin das Gestein der Ebene 
verhüllen, ist die Beschaffenheit der Gesteinsoberfläche natürlich 
zweifelhaft. 

Inselberglandschaften, „deren Ebenen aus ebenen Flächen 
aufgerichteter Gesteine bestehen, sind vom Verfasser mit Sicher- 
heit nachgewiesen in der Kalahari, im Betschuanenland und im 
südlichen Matabeleland. Im Damaraland dürften sie, der Literatur 
nach zu urteilen, die gleiche Beschaffenheit haben und ebenso in 
der Massaisteppe. 


Die Entstehung der Inselberglandschaften. 


Wie sind solche Oberflächenformen entstanden ’? 

Sicherlich gibt es an und für sich verschiedene Formen der 
Inselberglandschaften. Die Berge können durch vulkanische, tek- 
tonische oder zerstörende Kräfte entstanden sein, die Ebenen da- 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 13 


— 1% — 


gegen Einbrüchen, Aufschüttungen oder Zerstörungen ihr Dasein ver- 
danken. 

In Südafrika liegt eine durch Zerstörung der Gesteinsober- 
fläche entstandene Inselberebildung vor. Für Horste sind die 
meisten Berge zu klein, außerdem sind sie oft genug petrographisch 
einheitliche Massen, die sich von dem Gestein der Ebene unter- 
scheiden. Vulkanismus fällt ganz weg. Die Ebenen aber sind 
nicht tektonische Flächen, nicht Aufschüttungsflächen, sondern 
Zerstörungsflächen, und zwar Rumpfflächen!), wie sie nach 
dem Vorgange v. RicHTHOFENnsS genannt seien. 

Welches waren die zerstörenden Kräfte? 

Permotriassische Ablagerungen von terrestrischem Charakter 
bedecken Teile Südafrikas, im mittleren Jura erfolgten die großen 
Randbrüche des heutigen Sockels”), seitdem haben sich an diesen 
marine Randbildungen angelagert. Da paläozoische marine Schichten 
auch nur im äußersten Süden nachgewiesen sind, so ist. Südafrika 
wahrscheinlich seit dem Kambrium und vielleicht seit noch früherer 
Zeit nicht mehr vom Meer bedeckt gewesen. Marine Entstehung 
der Ebenen kann man also wohl ausschließen, zumal die Bildung 
derartiger Inselberge nicht für marine Abrasion charakteristisch 
ist. Demnach ist subärische Abtragung allein verantwortlich zu 
machen, und die Ebenen sind subärische Rumpfflächen. 

Welche subärischen Kräfte haben die Abtragung bewirkt? 
Eis können wir wohl ausschließen. Eine so gewaltige Ver- 
gletscherung ganz Südafrikas ist einmal unwahrscheinlich, sodann 
schaffen Gletscher andere Oberflächenformen. 

Wasser ist nicht imstande solche Ebenen zu urodieren. 
Seine Erosionskraft wirkt hauptsächlich in die Tiefe, nur ausnahms- 
weise in die Breite. Bei sehr lange andauernder Abtragung kann wohl 
eine „Peneplain*“ zustande kommen, d. h. ein flaches welliges Hügel- 
land, aber keine Fläche, wie die Ebenen der Inselberglandschaften. 
Vor allem ist eine Entfernung des Gesteins bis an den Fuß der 
Berge als glatte Fläche unmöglich, zumal ohne Ablagerung von 
Sedimenten. Dazu kommt, daß die Vegetation, die im regen- 
reichen Klima nie fehlt, jede Erosion verhindert, sobald das Ge- 


!) Folgende Bezeichnungen seien hier angewandt. Zerstörungs- 


fläche = Destruktionsfläche: allgemeiner Ausdruck für jede 
durch Gesteinszerstörung entstandene Fläche. Rumpffläche: eine 
aus aufgerichteten Schichten — meist altem Faltengebirge — be- 


stehende Fläche. Sie ist eine bestimmte Unterart der Zerstörungs- 
fläche, gleichgiltig welche Entstehungsweise sie besitzt. Die Zer- 
störungsfläche kann eine Abtragungsfläche = Peneplain oder 
eine Abrasionsfläche sein. Erstere ist durch subärische Abtragung, 
letztere durch marine Transgression entstanden. 

?) PASSARGE a. a. O. Cap. XXXV. 


— 19 — 


hänge eine gewisse Neigung erreicht hat. Schließlich muß sich 
unter einer Vegetationsdecke die Tiefenzersetzung im Laufe der 
unendlichen Zeiträume geltend machen, die wohl verschieden auf 
die Gesteine einwirkt, aber z. T. umgekehrt wie die bei der 
Inselbergbildung tätig gewesenen Kräfte es getan haben. Granite, 
Gabbros,Diabase würden zersetzt, Schiefertone unverändert ge- 
blieben sein. 

Inselberglandschaften schafft heutzutage die Winderosion in 
Wüsten, nämlich. die bekannten Zeugenlandschaften. Wir kennen 
sie freilich hauptsächlich nur aus Gegenden mit flachgelagerten 
sedimentären Schichten von Kreide und Tertiär in der Sahara, 
von Karroschichtten in Südafrika, von Wüstensandstein in 
Australien u. s. w., allein wenn man die Konsequenzen zieht, 
muß in kristallinen Gebieten, in aufgerichtetem gefaltetem Gebirge 
eine Oberflächenform vom Charakter der Inselberglandschaft 
entstehen. 


Weitere Anzeichen für ein Wüstenklima während 

der Inselbergbildung, 

In Südafrika fällt die Zeit der Inselbergbildung im wesent- 
lichen in die lange Kontinentalperiode vom Permokarbon ab. 
Wenn in dieser Zeit ein Wüstenklima geherrscht haben sollte, 
so müßte man im Bereich der Inselberglandschaften auch noch 
andere Anzeichen dafür antreffen. Diese sind in der Tat vor- 
handen. !) 

a) Härtere Schichtenköpfe aufgerichteter Gesteinene sind 
in den Gesteinsfeldern der Kalahari herausgewittert als 
einige Meter hohe Wälle von z. T. vielen Kilometern Länge. 
Dieselbe Bildung findet man in Wüsten. Tr. Fıscmer be- 
schreibt sie z. B. aus Grauwacken in der Wüstensteppe des 
marokkanischen Atlasvorlandes. !) 

b) Geschlossene Hohlformen, wie sie nur der Wind 
schaffen kann, Kessel, Mulden von einigen (bis 20) Metern 
Tiefe sind in das harte Gestein eingesenkt. 

c) Breecienbildungen infolge von Zerplatzen der Gesteine 
an der Oberfläche treten in grosser Verbreitung auf. Der 
eckige Schutt ist frisch und unverwittert, Diese Breceien 
sind später verkittet worden durch Sand, Kalk oder 
Kieselsäure. 

d) Kieselsäurebildungen sind in allen Wüsten häufige Er- 
scheinungen. Sie dürften erklärt werden durch die An- 
reicherung der Salze, namentlich der kohlensauren Alkalien, 


') FISCHER, Ergänzungsheft von PETERMANNSs Mitteil., No. 133, 
Se 4, 


13* 


— 198 — 


die Kieselsäure stark lösen. Wenn in Wüsten, wo sich 
solche Salze angehäuft haben, feuchtes Klima beginnt, so 
ist die Möglichkeit gegeben, daß große Massen kohlen- 
saurer Alkalien gelöst werden, ihrerseits Kieselsäure lösen 
und nun auf die Gesteine wirken. Diese Wirkung besteht 
in der Ausfällung von Opal und Chalcedon in lockeren 
Sanden und Gesteinen infolge von Verdunstung — Ein- 
kieselung Karkowskys!) — und in Umwandlung von Kalk 
in Chalcedon (Verkieselung KaLkowskys). .. Beide Prozesse 
sind von BıscHor bereits experimentell untersucht worden. 
Daß die Salze gerade bei der Entstehung von Kieselsäure- 
lösungen stark beteiligt sind, zeigt das Auftreten rezenter 
Chalcedonbildungen in Salzpfannen des Makarrikarribeckens, 
und auch in Australien werden Kieselsäurebildungen als 
Salzpfannenablagerungen erwähnt. °) 


Durch Kieselsäurelösungen entstanden die Chalcedon- 
sandsteine, durch Chalcedonsandsteine verkittete Breccien in 
situ und „Übergangsgesteine“. Letztere bestehen aus 
feinem, zerfallenem, unzersetztem Gesteinsgrus, der noch die 
ursprüngliche Lagerung der Bänke besitzt und durch Chalcedon 
verkittet ist. Feiner Gesteinsgrus bildet aber nach Dopee°) 
in den amerikanischen Wüsten den größten Teil der Zerfalls- 
produkte; er nennt ihn Adobe. Schließlich sind Kalk- 
steine in ausgedehntem Maße verkieselt worden. 

e) Gibber plains. Die beschriebenen COhalcedonsandssteine 
und eingekieselten Breccien finden sich in gewaltiger Aus- 
dehnung in Süd-Australien und Queensland an der Ober- 
fläche des Wüstensandsteins. Sie werden von Tarz*) auf 
eine Bedeckung des Sandsteins mit Laven und heißen 
Aschen zurückgeführt. Durch die Erhitzung sei das Ge- 
stein zerplatzt, die Breecien aber später verkieselt worden. 
Die vulkanischen Gebilde seien total denudiert worden 
bis auf Reste, nämlich Obsidianbomben, die sich lokal 


finden. Diese Obsidianbomben werden aber von manchen. 


Autoren für Meteorite?) gehalten. 


!) Die Verkieselung der Gesteine in der Kalahari. Dresden 1901. 

?) STREICH in Transact. a. Proceed. of the R. Society of 
South Australia, 26. Im Lake Lefroy S. 96, allgemein in West- 
australien S. 99. 

®) Bull. American Geogr. Soc. 31. S. 412—423. 

*) Report ont he Work of the Horn Scieti fie. Expedition to 
Central Australia. London and Melbourne 1896. 3. 8. 70. 

5) F. Suess, Uber die Herkunft der Moldavite und verwandter 
Gläser. Jahrb. k. k. geol. R.-A. 50, 1900. 


ee 


— 19 — 


Die Chalcedonsandsteine und -breccien des Wüsten- 
sandsteins stimmen der Beschreibung nach so auffallend mit 
den gleichen Gebilden der Kalahari überein, daß ich ihnen 
die gleiche Entstehung zuschreiben möchte. Der Wüsten- 
sandstein ist nun in sehr großen Gebieten durch Wind- 
erosion völlig entfernt worden, nur die Chalcedonsandsteine 
sind in Form eckiger und abgerundeter Stücke zurück- 
geblieben, die die Oberfläche der „stony plains“ oder 
„Gibber plains*“ bilden. Diese entsprechen also den 
Hammada- und Serrir-Bildungen der Sahara. Dasselbe 
Bild, wie die Gibber plains, dürften früher Teile der 
Kalahari geboten haben, da sich eckige Stücke von 
Chalcedonsandstein in großer Verbreitung in jüngeren 
Kalken (Pfannensandstein und Kalaharikalk) und im 
Kalaharisand finden als ursprünglich eluviales Geröll, das 
später verkittet wurde. 


Wüstensande. Wüsten sind Centra der Sandbildung 
durch Zerfall von kristallinen, an Quarzkörnern reichen 
Gesteinen und von Sandsteinen. Daher findet man in 
ihnen Sande als Dünenfelder angehäuft, namentlich in ver- 
hältnismäßig tief gelegenen Regionen und in Gegenden mit wider- 
streitenden Luftströmungen. Sande finden wir in großem 
Umfang in dem Bereich der Inselberglandschaften Süd- 
afrıkas. Teils sind es ältere Sande, die z. T. durch 
Chalcedon verkittet sind (Botletle-Schichten), teils lose an- 
gehäufte Sandmassen (Kalaharisand). Diese dürften, wenn 
sie wohl auch ihre jetzige Verbreitung und Beschaffenheit 
in erster Linie den Strömen und Seen der Pluvialzeit ver- 
danken, doch aus der früheren Wüstenperiode stammen. 

Die Anzeichen!) für eine ehemalige mesozoische 
Wüstenzeit in Südafrika sind bis zum Kapland herunter 
verbreitet. Zeugen, geschlossene Hohlformen in den Ebenen, 
Breccienbildungen, Verkieselungen, Sandablagerungen sind 
zahlreich. 


Typen von Inselberglandschaften. 


Wir wollen uns nun den anderen Inselberglandschaften zu- 
wenden. Diese weisen zwar verschiedene Typen auf, dürften jedoch 
auf den Betschuana-Typus zurückzuführen sein. Sie seien hier nur 
kurz behandelt unter Hinweis auf die frühere Darstellung in dem 
Aufsatz über Inselberglandschaften.?) 


1) PASSARGE, a. a. O., Cap. XXXV. 
?) Naturwissenschaftl. Wochenschrift 1904. 


— 20 — 


Dar Banda-Typus. Wenn in einer ausgeräumten Insel- 
berglandschaft die Wirksamkeit der Winde nachläßt und Sand- 
massen in den Ebenen liegen bleiben, sodaß die Inselberge um- 
hüllt werden, so entsteht der Dar Banda-Typus. In Dar Banda 
und Dar Runga ragen die Inselberge — dort Kaga genannt — 
aus Sandsteinablagerungen auf. Im Ostsudan zwischen den 
Anschwellungen von Darfur, Kordofan, im Sennaar und dem 
Gebiet zwischen Kassala und Suakin, ferner in weiten Gebieten 
des Mittel- und Westsudan ist dasselbe der Fall. Es handelt 
sich um alte Sandsteine, die dem unteren Abschnitt des nubischen 
Sandsteins, der in den unteren Teilen eine terrestrische Bildung 
ist, entsprechen dürften. ‘Über die Beschaffenheit der Unterlage 
der Sandsteine wissen wir leider noch nichts. 

In Westaustralien bestehen die Inselberge meist aus Granit, 
die aus einem Gneis-, Granit- und Schieferland aufragen. Fossil- 
leere Sandsteine sind auf der alten Rumpffläche reichlich ent- 
wickelt und hüllen oft genug die Inselberge ein. Die Oberfläche 
der Felsen war mitunter im Gebiet der Viktoria Wüste in eckigen 
unzersetzten Schutt zerfallen, wie ihn trockene Verwitterung 
schafft, als sich jüngere Ablagerungen auf ihr bildeten. Letztere 
hält Srreica!) für Obere Kreide, allein Petrefakten sind bisher 
nicht gefunden worden, und dem petrographischen Charakter nach 
könnten es sehr wohl Landbildungen sein. 

Kordofan-Typus. Wenn auf die Wüste ein feuchtes 
Klima folgt, sodaß die Niederschläge für eine Steppenvegetation 
genügen, so tritt folgendes ein. Einmal beginnt unter dem Ein- 
fluß der Vegetation und der Feuchtigkeit eine Zersetzung der Gesteine. 
Die Niederschläge die in solchen Klimaten meist in gewaltigen 
Regengüssen auftreten, schwammen die Zersetzungsprodukte von 
den Bergen in die Ebenen hinab. Wind und Regen sorgen für 
inre weitere Verbreitung. Indes werden die Schwemmmassen fest- 
gehalten durch die Steppenvegetation — Büschelgräser und ver- 
einzelte Bäume und Büsche — und erfüllen die Ebenen. Den 
Inseln zunächst, die große Gebirgsstöcke bilden können, liegen 
Kiese, Grande, Sande, dann folgen lehmige Sande, Lehm und 
schließlich — oft in bedeutender Entfernung von den Gebirg- 
stöcken — Sumpfboden aus schwarzem, humusreichem Schlamm. 
Solche Ablagerungen sind in Kordofan ausgezeichnet entwickelt. 
Sie nehmen im ganzen Ostsudan (Senaar, Darfur) weitere Regionen 
ein, und besonders dürften sie im Westsudan zu finden sein, 
wo die meisten Inselberge aus roten lehmigen und sandigen Ab- 
lagerungen aufragen. In diesen Lehmen und Sanden liegen im 


a. a. VEN92. 


— 201 — 


Gebiet des oberen Senegal und Niger die Goldseifen, wie auch 
im südlichen Kordofan und Senaar. 

Kordofan- und Dar Banda-Typus unterscheiden sich nur durch 
die Beschaffenheit der Auflagerungen. Diese können allmählich 
ineinander übergehen, und eventuell wird es später notwendig 
werden, beide Typen als einen einzigen aufzufassen. 

Über die Beschaffenheit des Gesteinsuntergrundes in Kor- 
dofan sind wir durch die Brunnenuntersuchungen orientiert. Er muß 
eine Ebene bilden, da die jüngere Decke eine auffallend gleichmäßige 
Mächtigkeit besitzt. Allseitig geschlossene Hohlformen dürften 
auch vorhanden sein, da sich das Wasser an einzelnen Stellen 
über dem Grundgestein ansammelt und durch Brunnen er- 
schlossen wird. 

Adamaua-Typus. Wenn in einer durch Wüstenverwitte- 
rung entstandenen Inselberglandschaft die Niederschläge stark genug 
werden und die Abflußverhältnisse es gestatten, daß eine ener- 
gische Erosion beginnt, dann mul) letztere an der Zerstörung der 
Inselberglandschaft arbeiten. Die Ebenen werden in ein Hügel- 
land umgewandelt, die Berge aber von Wasserrissen und Tälern 
zerschnitten. Dann kann eine Umgestaltung der Inselbergland- 
schaft bis zur Unkenntlichkeit erfolgen. Dieser Vorgang scheint 
sich jetzt gerade in Adamaua zu vollziehen. Die Ebenen, die 
die Gebirgsmassive trennen, waren und sind z. T. noch auffallend 
ebene Rumpfflächen mit herausgewitterten langen Gängen von 
Quarzporphyr und hohen Granitinselbergen. DBautschi und das 
Plateau von Südadamaua dürften den gleichen Bau haben. Die 
Darstellung von Dr. Esc# !), von den Gebirgsmassiven nordöstlich 
des Kamerunberges hat in mir den Eindruck erweckt, als könnte 
dieses Gebiet unbeschadet späterer Verwerfungen und vulkanischer 
Ergüsse, ursprünglich wie das benachbarte Adamaua aus Rumpf- 
flächen und Inselbergen, resp. Inselmassiven bestanden haben. 

Zum Adamaua-Typus gehört möglicherweise das Gebirgsland 
von Erythräa und die kristalline Masse am Guyana in Südamerika. 
FossilleereSandsteine sind in allen diesen Gebieten zwischen den 
isolierten Massiven in den Ebenen angehäuft, die in Adamaua und in 
dem Benuetal beiLokodja wenigstens aus grobem, unzersetztem Granit- 
schutt bestehen, wie er bei trockenem Zerfall dieses Gesteins ent- 
steht. Weiter ab von den Gebirgen sind die Sandsteine mehr 
Quarzsand in dicken Bänken mit auffallender Diagonalstruktur. 

Wie im Nordosten des Kamerunberges ist möglicherweise 
auch im Bereich Abessiniens und des Grabengebietes eine ehe- 


!) ESCH, SOLGER, OPPENHEIM und JAEKEL. Beiträge zur Geologie 
von Kamerun. Stuttgart 1904. 


2. 


malige Inselberglandschaft durch vulkanische Ausbrüche und 
tektonische Bewegungen zerstört worden. In der Umgebung von 
Adua!) wenigstens ragen gewaltige Granitmassen aus einer Ebene 
auf, die sich aus kristallinen Schiefern aufbaut und von fossil- 
leeren Sandsteinen nebst jüngeren vulkanischen Bildungen bedeckt 
wird. Im Gebiet des ostafrikanischen Grabens aber bestehen 
die honen Berge nicht ausschließlich aus Vulkanen, sondern 
auch aus kristallinen Gesteinen. Wo die vulkanischen Gesteine 
aufhören, beginnt sofort die Inselberglandschaft. Untersuchungen 
nach dieser Richtung hin wären interessant. 

Rovuma-Typus. Im ostafrikanischen Küstenvorland fand 
BoRNHARDT zwischen den Inselbergen marine Ablagerungen. Die 
Ebenen bestehen dort aus Gneisen und Graniten, die Berge aus 
Granit. Daß die Rumpffläche eine wirkliche Ebene ist, die oft 
nur von wenig mächtigen Decksanden und -lehmen überlagert 
wird, ist im Lindigebiet für weite Strecken festgestellt worden. 
Nach BornHARrpDrT ist das Kreidemeer bereits in eine Inselberg- 
landschaft eingedrungen. 

Die Makonde Schichten, die an der Küste zwischen Unterer 
Kreide und Eocän liegen, enthalten übrigens keine Versteinerungen. 
Ich halte es für sehr wohl möglich, daß die Sandsteine der 
Makonde Schichten im Innern abseits der Küste, ähnlich dem 
nubischen Sandstein Nordost Afrikas, in den liegenden Schichten 
äolische Kontinentalbildung sind und nach oben hin in marine 
transgredierende Obere Kreide übergehen. 

Außer der Inselberglandschaft, der Breccienbildung und den 
fossillosen Sandsteinen deuten in Ostafrika auf Wüstenklima hin 
die Nevalasandsteine, die nach Kaukowskys Untersuchungen 
typische eingekieselte Chalcedonsandsteine sind, ferner geschlossene 
Hohlformen auf der Rumpffläche der Massaiebene, die mit 
Steppenkalk erfüllt sind, schließlich umfangreiche, durch Sande ver- 
kittete Breccienbildungen. 

Im Kongobecken fehlt zwar die Inselberglandschaft, allein 
eine Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, daß auch dieses 
Gebiet ein Wüstenklima durchgemacht haben dürfte. Die aus 
überaus reinen Quarzsanden bestehenden, eine auffallend konstante 
Diagonalschichtung zeigenden Lubilaschschichten könnten sehr 
wohl die Reste eines gewaltigen Dünenfeldes sein, das die Ver- 
tiefung zwischen den hochgelegenen Gebieten, von denen sie all- 
seitig umgeben sind, erfüllte ähnlich der Areg-Wüste zwischen 
dem Atlas und dem Hochland der Tuareg oder der Libyschen 
Wüste zwischen Tibesti und dem erhöhten Nordrand am Mittelmeer. 


!) SCHIMPER, Geognostische Skizze der Umgegend von Axum 
und Adoa in Tigre. Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde Berlin 1869. 


ER TEE EEE ER Te AZ SEE 


— 203 — 


Breccienbildungen an aufragenden Klippen, die die Lubilasch- 
sandsteine umgeben, und die sog. polymorphen Sandsteine, die an- 
scheinend eingekieselte Chalcodonsandsteine sind, dürften weitere 
Anzeichen eines ehemaligen Wüstenklimas sein. 


Das Alter der Inselbergbildung. 


Die Entstehung der Inselberglandschaften fällt in allen drei 
Südkontinenten in die Zeit zwischen Paläozoikum und Obere 
Kreide. Silur und Devon sind jedenfalls an der Zusammensetzung des 
Gebirges in Australien und Südamerika beteiligt, Permokarbon, 


das in Südafrika und Australien z. T. gleichen Ursprungs ist, 


lagert darüber. In bestimmte Beziehungen zur Inselberglandschaft 
kann es noch nicht gebracht werden. Triassische Sandsteine 
dagegen, die Teilen der südlichen Karroformation entsprechen, 
treten bereits in Südafrika (Matabeleland) und in Ostafrika 
(Teita-Sandstein im englischen Ostafrika, Sandstein mit verkieseltem 
Holz auf dem Nyassa-Tanganyka-Plateau) in Verbindung mit 
isolierten Bergen auf, ohne daß man freilich bis jetzt mit Sicher- 
heit sagen kann, ob sie auf abgetragenen Rumpfflächen oder in 
primären tektonischen Niederungen entstanden sind. Jedenfalls weisen 
manche dieser Ablagerungen bereits auf eine terrestrische Ent- 
stehung in trockenem Klima hin. Das Auftreten typischer Insel- 
berglandschaften im Küstenvorland Ostafrikas, die die seit dem 
mittleren Jura abgelagerten marinen Schichten bereits vorfanden, 
weist darauf hin, daß die zur mittleren Jurazeit absinkende 
Scholle bereits die charakterischen Oberflächenformen der Insel- 
berglandschaften besaß. Das Alter dieser wäre also mesozoisch, 
Trias bis mittlerer Jura. 

Die einem Wüstenschutt in vieler Hinsicht ähnelnden Enon- 
konglomerate des Kapländischen Faltengebirges sind Facies- 
bildungen der marinen Uitenhage-Schichten, deren Alter für 
oberster Jura oder unterste Kreide gehalten wird. 


Folgerungen. 


Man gewinnt also den Eindruck, daß das Mesozoikum die 
Zeit war, in der die drei Südkontinente einer intensiven sub- 
ärischen Abtragung ausgesetzt waren und zwar in einem 
Wüstenklima. 

Unsere positiven Kenntnisse von den in Frage kommenden 
Gegenden sind mehr als lückenhaft. Selbst in den geologisch 
am besten untersuchten Gebieten, wie Westaustralien, kann man 
sich noch kein klares Bild von der Beschaffenheit der Oberfläche 
der Rumpfebene machen. Uber den Charakter des Wüstensand- 


— 204 — 


steins, der Salzpfannenbecken, der Breccienbildungen, der Ver- 
kieselungserscheinungen sind wir ganz ungenügend orientiert. 
Noch schlimmer ist es mit Afrika bestellt. Über die allgemeine 
Beschaffenheit der Rumpfflächen wissen wir nur aus Adamaua, 
Kordofan, Ostafrika und Teilen von Südafrika einiges, aber selbst 
in diesen Gebieten ist nur die Kalahari auf Einzelheiten geprüft 
worden. Aus weiten Gebieten, so z. B. dem größten Teil des 
Sudan mit seinen ungeheuer ausgedehnten Inselberglandschaften, 
wissen wir garnichts. Von Guyana habe ich ein Stück des 
Nordrandes kennen gelernt, und wenn ich das, was ich gesehen 
habe, mit den Schilderungen Scnomgures vergleiche, so scheint 
auch dort eine in Zerstörung begriffene Inselberglandschaft zu 
bestehen, allein Sicheres kann man noch nicht sagen. Es sind 
also noch umfangreiche Untersuchungen in allen drei Südkonti- 
nenten notwendig, um auch nur mit einiger, Sicherheit die Diagnose 
auf ein Wüstenklima während des Mesozoikums in der Tropen- 
region stellen zu können. Eine solche Diagnose ist gewiß über- 
raschend und erscheint zunächst wenig wahrscheinlich, allein ich 
möchte glauben, daß doch einige Gesichtspunkte zu finden sind, 
die eine solche Diagnose zu begünstigen scheinen und jedenfalls 
geeignet sein dürften, zu neuen Forschungen auf diesem Gebiet 
anzuregen. 


Das Klima während des Mesozoicums. 


Während des Mesozoicums herrschte in der arktischen Zone 
ein heißes, tropisches Klima. Wenigstens hat NATHORST aus 
Franz Josephs-Land vom Kap Stephan eine triassische Flora mit 
Sagopalmen und Cycadeen, und vom Kap Flora eine Malm-Neocom- 
Flora mit Artocarpus beschrieben. In Grahamland fand die 
schwedische Südpolarexpedition Ablagerungen mit Jurapflanzen, 
und ähnliche Bildungen sind aus Südafrika, Indien und Australien 
bekannt. Denkt man ferner an die Verbreitung der Juraformation 
mit ihrer z. T. auffallend universellen Mceresfauna. so wird man 
gewiß die Annahme verstehen können, daß ein gleichmäßig warmes 
Klima auf der ganzen Erde während der Trias-Jura-Zeit geherrscht 
habe und erst während der Kreidezeit die Ausbildung der heutigen 
Klimazonen begann. Dabei ist Voraussetzung, daß die Erdachse 
nicht. wesentlich ihre Lage verändert habe. Man wird in der 
Tat angesichts der Verbreitung triassischer und jurassischer 
Schichten vergeblich nach vereisten Polarländern und polaren 
Meeresfaunen suchen. 

Nehmen wir also an, die Erde hätte während der Trias- 
Jurazeit ein derartig heißes Klima gehabt, daß selbst die Polar- 
gegenden tropische Vegetation trugen, ist da nicht die Frage 


— As 


berechtigt: wie sah es damals in der Äquatorialzone aus? Ist 
es nicht möglich, daß dieselbe so heil war, daß höheres Tier- 
und Pflanzenleben nicht existieren konnte? Frech, der sich diese 
Frage vorgelest hat, beantwortet sie in dem Sinne, daß die 
Verdunstung der Niederschläge eine genügende Abkühlung ver- 
ursacht, eine dichte Bewölkung aber eine starke Erhitzung durch 
die Sonnenstrahlen verhindert habe. Die Temperatur war daher 
gleichmäßig, aber doch nicht übermäßig heiß gewesen, wie ja 
auch die Tropen heutzutage nicht die Hitze der Subtropen 
erreichen. 


Mag die Auffassung Frecus auch für die Küstengegenden 
der Tropenregion passen, — wir kennen ja Pflanzen in der 
Äquatorialzone aus der Jurazeit — für weite Kontinentalflächen, 
namentlich wenn sie hoch gelegen sind, stimmt sie wohl kaum. 
Dort könnte in der Tat eine derartige Temperatur geherrscht 
haben, daß höheres Tier- und Pflanzenleben fehlte oder doch auf 
ein Minimum reduziert war. Kommen doch in Australien bei 
unseren Klimazonen bereits so heiße Winde vor, daß die Vege- 
tation mitunter zu Staub zerfällt und die Äpfel an den Bäumen, 
wie v. NeumAyr es beobachtete, buchstäblich gebraten werden. 
Wenn solche Temperaturen regelmäßig während längerer Perioden 
auftreten, dürfte kein Tier- und Pflanzenleben ihnen standhalten. 


Um in meinen Folgerungen möglichst objektiv zu bleiben, 
habe ich mit Herrn Dr. Meınarpus über die meteorologischen 
Verhältnisse gesprochen, die bei einer hohen Temperatur auf der 
sanzen Erde und tropischem Polarklima vermutlich bestehen 
würden. Voraussetzung ist, daß die Sonne die Wärmequelle gewesen 
ist. Herr Dr. Mxınarpous hält an der Existenz einer regen- 
reichen Äquatorialzone fest, ebenso an der von trockenen Sub- 
tropen. Letztere würden vermutlich wegen des Regenreichtums 
der Polargegenden noch trockener und vielleicht auch breiter sein als 
heutzutage. In der Äquatorialzone würde auf eine Temperatur- 
erhöhung wohl auch eine Steigerung der Niederschläge folgen 
und diese letztere von Abkühlung durch Verdunstung an der 
Erdoberfläche begleitet sein. Dadurch würden wohl für 
Tier-- und Pflanzenleben erträgliche Bedingungen geschaffen 
werden. Ob die heutige Verteilung von Land und Wasser bei der 
relativ geringen Größe der drei Südkontinente — von den jungen 
Andengebieten mul ja abgesehen werden — genügen würde, um 
ein trockenes Klima mit für die Pflanzenwelt unerträglichen 
Hitzegraden hervorzurufen, erscheine ihm zweifelhaft. Bei sehr 
großen Kontinentalflächen, namentlich hochgelegenen, könnten 
solche in der Äquatorialzone allerdings: wohl möglich sein. 


Die äquatorialen Festländer des Mesozoicums, 


Aus einer Reihe von Beobachtungen schloß Suess auf ein 
großes zusammenhängendes Festland zwischen Australien, Dekan 
und Südafrika — Gondwanaland. !) Dieses Gondwanaland brach in 
der Mittleren Jürazeit anscheinend zusammen, denn erst seit- 
dieser Zeit finden wir marine Ablagerungen an den Küsten Ost- 
afrikas, Madagaskars, Ostindiens und Westaustraliens. Von Norden 
her drang die europäische Meeresfauna (später auch die der 
Wolgastufe), von Süden aber eine ganz eigenartige Fauna, die 
der Uitenhage Schichten, in das neue Meer vor. Beide trafen 
nun zusammen. 

Die Westküste Afrikas ist ein gewaltiger Bruchrand, 
das Festland reichte sicherlich einst weiter westwärts. Die 
gleiche Beschaffenheit besitzt Brasilien und Guyana, auch den- 
selben geologischen Bau, dieselben wohl terrestrischen, fossilleeren 
Sandsteinee Die ersten Meeresablagerungen auf beiden Seiten 
des Atlantischen Ozeans gehören der Oberen Kreide an. Die 
Möglichkeit einer Landverbindung bis in die untere Kreidezeit 
hinein kann sicher nicht geleugnet werden. Hat man doch 
aus der Gleichheit der Küstenfauna der Bokkeveldschichten 
mit der brasilianischen Devonfauna auf einen Zusammen- 
hang zwischen Südafrika und Brasilien bereits in jener Zeit ge- 
schlossen. Die isolierte Entwicklung der Uitenhage-Fauna spricht 
auch gegen eine breite Meeresverbindung mit dem Norden auf dem 
Wege des Atlantischen Ozeans. 

Aus gewaltigen Konglomeratmassen?) des oberen Jura an der 
Westküste Patagoniens, die nach Osten in Sandsteine und Tone 
übergehen, hat man ferner auf einen Kontinent im südlichen 
Stillen Ozean geschlossen, der möglicherweise nach Westen mit 
Australien zusammenhing. Also auch die Südsee war früher 
vielleicht erheblich kleiner. Zwischen diesem hypothetischen Kontinent 
in der Südsee und Brasilien liegen aber in Argentinien (Salta 
und Jujuy) terrestrische Juraablagerungen mit Landpflanzen. 
Vielleicht bestand also auch eine Verbindung mit Brasilien. 

Eine Anzahl von Erscheinungen spricht also in der Tat 
für einen geschlossenen Festlandring oder doch mehrere sehr viel 
größere Kontinentalmassen, als heutzutage im Äquatorialgürtel 
existieren, von denen Guyana - Brasilien - Südafrika - Madagaskar- 
Dekan- Australien den Rest bilden. Teils während der mittleren 
Jurazeit, teils vielleicht erst kurz vor der Oberen Kreidezeit brach 
dieser große Festlandgürtel zusammen. In einem so gewaltigen 


!) Surss. Das Antlitz der Erde. 2. 1888 Cap. V. 
?) BURCKHARDT. Traces geologiques d’un ancien continent 
pacifique. Revista del Museo de la Plata 10. 1900. 


— 207 — 


Kontinentalgebiet wäre allerdings auch ohne eine so gewaltige 
Wärmeentwicklung über der ganzen Erde, wie wir sie für die meso- 
zoische Zeit annehmen müssen, selbst unter dem Äquator ein sehr 
trockenes Klima wahrscheinlich. Wegen der erwähnten allgemeinen 
hohen Temperatur fehlte aber vielleicht auch eine Pflanzendecke, wenn 
auch zeitweilig starke Niederschläge fielen, wie heutzutage in 
Australien. Ich möchte also glauben, daß die Auffassung von 
einer mesozoischen Äquatorialwüste im Inneren der Festlands- 
massen, auf die die Inselberglandschaften zurückzuführen wären, 
nicht unbegründet ist. 


Die Abtragung in der mesozoischen Äquatorialzone. 


Nehmen wir also an, an den Küsten jener gewaltigen hypo- 
thetischen Festlandmassen hätte ein sehr regenreiches, im Innern 
aber ein trockenes, niederschlagsarmes Klima geherrscht. Es ist 
nun sehr wohl denkbar, daß damals, wie heutzutage in Australien, 
zeitweilig heftige kurze Niederschläge lange Perioden der Hitze und 
Trockenheit unterbrachen. Nehmen wir ferner an, daß in einem nicht 
näher bekannten Abstand von der Küste infolge der Hitze höheres 
Tier- und Pflanzenleben nahezu ganz oderauch nur während der regen- 
losen Zeit aufhörte. Es würde ja z. B. belanglos sein, wenn 
durch den Regen vorübergehend in Tümpeln ein reiches Tierleben 
und auf dem Lande eine kurzlebige Steppenflora entstanden wäre, 
wie heutzutage im inneren Australien. Welches wären voraus- 
sichtlich die Folgen gewesen ? 

Der Wind hätte wohl wie in den heutigen Wüsten gewirkt, 
hauptsächlich ausräumend. Man könnte zwar sehr wohl ver- 
stehen, daß es zu kurzen starken Fluten und Überschwemmungen, 
aber nicht zur Ausbildung von tiefen Stromsystemen mit regel- 
mäßigem Abfluß kommen könnte. Der Wind konnte aber in 
dem vegetationslosen Gebiete während der meisten Monate seine 
volle Kraft entfalten. Wie in Wüsten konnte er also wirken, die 
hohen Gebiete ausräumen, die Sande in tiefer gelegenen Re- 
gionen ablagern und den Staub durch die Luft entfernen. Es 
kommt ja lediglich auf das Verhältnis an zwischen Windwirkung 
während der trockenen Zeit und Wirkung des Regens, die in einer 
Ausbreitung der verschiedensten Verwitterungsprodukte der Ge- 
steine besteht, ob ein Gebiet ausgeräumt wird, — wie es bei der 
Inselberglandschaft der Fall gewesen sein muß — oder ob sich 
die relativen Niederungen mit Sanden, Lehmen u. s. w. bedecken, 
wie heutzutage in Steppengebieten. Überwiegt die Ausräumung 
durch den Wind, dann ist die vereinte Tätigkeit von Regen und 
Wind allerdings am meisten geeignet, die ausgedehnten Ebenen 
der Inselberglandschaften zu schaffen. Herr Geheimrat v. RıcHr- 


— 208 — 


HOFEN machte mich auf die Schwierigkeit aufmerksam, die riesigen, 
faktisch ebenen Flächen durch Windwirkung zu erklären, 
da für den Wind kein „baselevel of erosion* bestände und er 
aus Gestein, das sich leicht abtragen läßt, bedeutende Ver- 
tiefungen ausarbeiten könne und müsse, Diese Schwierigkeit: 
fällt fort, sobald spülender Regen mitarbeitet. Denn dieser sucht 
die durch den Wind geschaffenen Vertiefungen beständig mit 
Schutt — Sand, Lehm etc. -- auszufüllen, arbeitet also dem 
Wind entgegen. So ließe sich eine gleichmäßige Abtragung auf 
weite Entfernung hin allerdings erklären, während gleichzeitig 
die härtesten Gesteine herausgearbeitet werden. 


Der Einfluß auf die Verbreitung der heutigen Tier- 
und Pflanzenwelt. 


Es liegt auf der Hand, daß das Vorhandensein einer un- 
bewohnbaren, oder doch nur in den Küstenregionen bewohnten 
Äquatorialzone im Mesozoikum auf die Entwicklung der Tier- und 
Pflanzenwelt einen bedeutsamen Einfluß gehabt haben muß. Eine ge- 
sonderte Entwicklung der Landflora und -fauna im Norden und Süden 
müßte die Folge gewesen sein. In der Tat sprechen manche 
Beobachtungen für eine solche gesonderte Entwicklung. Die 
Stellung der kapländischen und westaustralischen Flora, die Ver- 
wandtschaft so vieler Pflanzen Australiens, Neuseelands, Süd- 
amerikas und der Inseln der südlichen gemäßigten Zone ist 
bereits von manchem Pflanzengeographen durch abgesonderte 
Entwicklung auf einem südlichen Kontinent erklärt worden. Ob 
man dabei an eine mesozoische Äquatorialschranke denken darf, 
entzieht sich meiner Beurteilung. 

Tiergeographisch stehen sich die Arktogea und die einander 
vielfach verwandte Neogea und Notogea gegenüber. Dieser von 
allen anerkannte Gegensatz wird von manchen Tiergeographen 
auf eine gesonderte Entwicklung zurückgeführt, indem die Tiere 
der Arktogea im Norden. die der beiden anderen Reiche auf 
einem Südkontinent entstanden. Man könnte sich allerdings, 
glanbe ich, recht wohl _ vorstellen. daß sieh 2. ZBzsyan 
Säugetieren die Aplacentalier und Monotremen, von Vögeln die 
Pinguine, dreizehigen Strauße (exkl. Kasuar) und der Apteryx, 
ferner eine Anzahl von Familien von Süßwasserfischen, Regen- 
würmern und Landschnecken, die in Südamerika, in Neuseeland 
und in Australien und z. T. auch in Südafrika vorkommen, im 
Süden entwickelt haben. Im Laufe des Tertiärs wären dann 
beide. Faunen während der Ausbildung der heutigen Klimazonen 
aufeinander gestoßen. Die südliche Welt ist bis auf Reste überall 
unterlegen, wo sie nicht durch Isolierung geschützt war, Wenn 


— 209 — 


leichtbewegliche kleine Beutler im Tertiär bereits nach Europa 
und Nordamerika gedrungen sind, so wäre das ebensowenig 
auffallend, wie das Eindringen der schnellfüßigen Nager nach 
Australien. 

Während der Kreidezeit scheint es zu der Ausbildung der 
heutigen Klimazonen gekommen zu sein. wie von vielen Forschern 
seit langem angenommen wird. Die Tertiärzeit war eine Periode 
klimatischer Schwankungen mit der Tendenz abnehmender Tempe- 
ratur. Dasselbe scheint in Südafrika der Fall gewesen zu sein, 
wo feuchtere und trockenere Perioden wechselten.!) In Australien 
dürfte im Tertiär gleichfalls mindestens eine Trockenperiode ein- 
getreten sein. Dafür sprechen die Breceienbildungen und Chal- 
cedonsandsteine auf der Oberfläche des in Ostaustralien ?) tertiären 
Wüstensandsteins. Diese Wüstenperiode hat vielleicht zu der heutigen 
Verschiedenheit der west- und ostaustralischen Flora geführt. 
Schließlich kam die Pluvial- resp. Eiszeit. 

Ich bin mir durchaus bewußt, daß die angeregten Fragen 
vorläufig noch garnicht zu beantworten sind. Einmal muß be- 
züglich der Inselberglandschaften noch vielmehr Beobachtungs- 
material gesammelt werden, das für eine vegetationslose resp. 
-arme und verhältnismäßig trockene Zone im heutigen Äequatorial- 
gürtel spricht. Sodann ist das Thema so vielseitig, dab ein 
Einzelner es überhaupt nicht bewältigen kann. Hängt es doch 
mit den schwierigsten Problemen der Geographie und Meteorologie, 
der Geologie und Paläontologie, der Tier- und Pflanzengeographie 
zusammen, von den geophysischen Problemen, die sich auf die 
Erklärung der hohen Temperaturen auf der ganzen Erde und den 
solchen Perioden entgegengesetzten Eiszeiten beziehen, ganz zu 
schweigen. Wie man auch über die hier geäußerten Ansichten 
denken mag, so wird man doch wohl zugeben müssen, daß sich 
an die Erklärung der Inselberglandschaften außerordentlich 
interessante und für die ganze Erdgeschichte wichtige Probleme 
knüpfen. Hoffen wir, daß auf diesem Gebiet in nächster Zeit 
recht zahlreiche positive Beobachtungen gemacht werden mögen. 


Herr SOLGER weist darauf hin, daß ähnliche Rumpfflächen 
von Keys’) als „bolson-plains* aus Neu-Mexico beschrieben 
seien. Keyes sieht sie als Ergebnisse der Wasserwirkung an. 
Da die „bolson-plains* von Neu-Mexico vermutlich nicht älter als 


!) PAssArGE a. a. OÖ. Kap. XXXVl. 

?) Das Alter des Wüstensandsteins im Bereich des westaustralischen 
Rumpfes ist bisher nicht mit Sicherheit festgestellt worden. Es könnte 
sehr wohl mesozoischen Alters sein, wie der nubische Sandstein, und 
seine Bildung bis in die Tertiärzeit hineinreichen. 

®) Americ. Journ. of Sci. (4.) 15. 1903. 8. 207—210. 


— 220 — 


tertiär sind, so werden sie vielleicht sicherer als die afrikanischen 
Rumpfflächen die klimatischen Bedingungen ihrer Bildung fest- 
zustellen gestatten. 


HerrM. BLANCKENHORN bemerkte: Die Erklärung der in Afrika 
weit verbreiteten Inselberglandschaft als Folge früheren Wüsten- 
klimas und der Winderosion ist ja sehr plausibel und auch schon 
von anderer Seite wenigstens für einzelne Gegenden ausgesprochen 
worden, wenn auch die Ausdehnung dieser Hypothese auf ganz 
Afrika und Australien und die Verlegung auf die Zeit des Meso- 
zoicums Herrn PAassarer vorbehalten blieb. Von J. WALTHERS 
allzu extremen Auffassungen über die Erosionskraft des Windes 
und über die Konstanz des heutigen nordafrikanischen Wüsten- 
klimas bis tief in die Tertiärzeit unterscheidet sich die Auf- 
fassung Passarars zu meiner Befriedigung vorteilhaft dadurch, 
daß er erstens ebenso wie BALTZER, E.Fraas, ich selbst, BORNHARDT, 
v. STROMER u. a. dem sandbeladenen Wind keine solche Rolle bei 
Austiefung und Erweiterung der Täler zuschreibt und die Wadi- 
schluchten mit ihren jähen Steilabbrüchen namentlich am Kopf- 
ende nicht direkt auf Windwirkung zurückführt, zweitens, daß er 
ebenso wie ich die Existenz einer oder mehrerer niederschlags- 
reichen Pluvialperioden entsprechend unseren oberpliocän-diluvialen 
Eiszeiten für ganz Afrika anerkennt und auch das Klima der 
Tertiärzeit nicht direkt als Wüstenklima, sondern als wechselvolles 
Übergangsklima aufzufassen geneigt ist. Dafür läßt Herr Passargk 
während des Mesozoicums sich ein heißes, alles Landleben er- 
tötendes Wüstenklima über ganz Afrika verbreiten. Das ist das 
spezifisch Neue in Passarges Hypothese. Über das Klima des 
Mesozoicums in Afrika hat sich meines Wissens noch niemand 
in der Weise geäußert. 

Als direkte Anzeichen des Wüstenklimas ae Herr PassarGE 
in seinem heutigen Vortrage außer den charakteristischen Formen 
der Landschaft und den oberflächlichen Block- und Schuttbildungen 
auch die Verkieselungs- und Einkieselungsvorgänge, die Bildung 
von glasigen Chalcedonsandsteinen, an. In einer diesjährigen 
Fachsitzung der Gesellschaft für Erdkunde hatte er dagegen diese 
letzteren Prozesse nicht in die Wüstenperiode selbst, sondern ın 
das Ende derselben, in eine Zeit der Steigerung der Nieder- 
schläge, der „positiven Klimaänderung“ gelest. 

Die Verkieselung wäre danach kein eigentliches Wüsten- 
phänomen und könnte nicht direkt als Beweis eines echten Wüste‘ 
klimas herangezogen werden. Der Vorgang kann sich ja aucu 
nicht ohne vorhandene Lösungen abspielen, d. h. ohne Wasser, 
das zuförderst als Regen zu Boden fällt, dann Salze wie kohlen- 
saure Alkalien und Kieselsäure löst und wieder verdunstet. Man 


— 21 — 


hätte es also bei Verkieselungen, wenn sie nicht unter Wasser 
sondern auf dem Lande vor sich gehen, mit einer Art Halbwüste 
mit geringen Niederschlägen etwa wie am Nordrand der Libyschen 
Wüste zu tun. | 

Ein petrographisch dem Chalcedonsandstein der Kalahari 
ähnliches Gestein ist der sog. Gebel-Ahmar-Quarzit Ägyptens, 
welcher während der Oligocän- und Miocänzeit in der Umgebung 
des unteren Ur-Nil gebildet wurde und in Form von Basaltkegel- 
artigen, rings isolierten Hügelkuppen den Eocänplateaus aufgesetzt 
ist oder in Form von Gängen das kalkige Eocän durchsetzt. 
Die ganze Art dieser Vorkommnisse beweist hier schon, daß bei 
der Entstehung nur auf Spalten aufsteigende kieselsäurereiche 
Thermen in Frage kommen können, welche durch Abscheidung von 
amorpher Kieselsäure die seit der Eocänperiode in dem großen 
Mündungsgebiete des Ur-Nil angehäuften Gerölle und Sande lokal 
zu festen glasigen Sandsteinen verkitteten. Auf das damalige 
Klima lassen also diese Vorkommen noch keinen bestimmten 
Schluß zu. 

Im Gegensatz zu diesen unregelmäßigen Vorkommen be- 
obachtete ich in der nördlichen Libyschen Wüste auch regelmäßige 
Schichten von Kieselsandstein, Quarzit oder auch Kieselsinter- 
 artigen milchweißen Lagen ohne Sandkörner im geschichteten 
fluviomarinen Miocän. Sie nehmen hier namentlich die aller- 
obersten Lagen der Miocänprofile (so am Gart el-Leben und Gart 
Jomara bei der Moghara-Oase) ein, die man wohl dort bereits 
als terrestrisch ansehen kann. Kieselige Decken scheinen an 
einigen Stellen auch durch nachträgliche Verkieselung früher mehr 
kalkiger Schichten entstanden zu sein. Bej diesen Vorgängen 
mögen, wie in der Kalahari, Natriumverbindungen eine gewisse 
Rolle gespielt haben. An solchen fehlt es ja in Ägypten durchaus 
nicht. In allen marinen und brackischen, ja auch in Süßwasser- 
schichten trifft man Kochsalz an, ich besitze z. B. ein bezeichnendes 
Handstück von Süßwassersandstein des Oberpliocäns, in welchem 
die Kalk-Schalen der massenhaft vorhandenen Melanopsiden in 
Kochsalz umgewandelt sind. Sulfate und Karbonate des Natriums 
sieht man noch heute am Rande der Wüste in der Umgegend 
0_3 heutigen Nildeltas im Wadi Tumilat und Wadi Natrun sich 
neubilden. Aber auch fossil kennt man schwefelsaures und kohlen- 
saures Natron im nubischen Sandstein an den beiden Natrontälern 
bei el-Kab in Oberägypten und hei Bir Malha in der Selima-Oase 
‚..ten in der Libyschen Wüste. Das kohlensaure Natron kann 
sich meiner Auffassung nach nur in abflußlosen aber doch dauernd 
Wasser führenden Gebieten in der Wüste oder besser am Rande 
der eigentlichen Wüsten bilden, und seine Gegenwart als Schicht 


Zeitschr. d.D. geol. Ges. 1904. 14 
wa 


— 22 — 


im Sandstein Nubiens, der zeitlich der Oberen Kreide (Senon) 
angehört, könnte wohl schon allein als Beweis dafür gelten, 
daß zur Zeit jener Sandsteinbildung, also in der Oberen Kreide 
Nubien und das südliche Oberägypten Halbwüste waren bezw. 
am Rande einer großen afrikanischen Wüste lagen. Von der 
Existenz eines Ur-Nil, d. h. eines Riesenstromes mit tropischer 
Fauna, der Zentralafrika teilweise entwässerte und der, wie ich 
früher gezeigt habe, während der Tertiärzeit vom Mitteleocän an, 
dieses Gebiet durchfloß und in Ägypten mündete, haben wir aus 
der Kreidezeit noch nicht den geringsten Beweis. Ebenso fehlt auch 
bis jetzt eine fossile Landtierfauna der Kreideformation im Norden 
und Innern Afrikas, während sie aus der Tertiärzeit wenigstens 
vom Mitteleocän an bekannt ist. Im Ganzen kann ich also nach 
meinen Erfahrungen in Nordafrika der Hypothese PAssArgss, 
welche auch das Fehlen von Laandtieren im Mesozoicum mit der 
zu großen Hitze, die ein Landleben überhaupt unmöglich machte, 
erklären würde, eine gewisse Berechtigung nicht abstreiten, wenn 
sie auch augenblicklich noch wenig begründet erscheint und 
weiterer Stützen bedarf. 

Herr P. G. KRAUSE bemerkt zu der vom Vortragenden ver- 
mutungsweise ausgesprochenen Ansicht, daß es sich bei den be- 
kannten australischen Obsidianbomben um Erzeugnisse der Ver- 
kieselungsvorgänge handele, daß dem nicht so sein könne. Es 
handele sich vielmehr um echte Obsidiane, um vulkanische Gläser, 
wie die australischen Untersucher (TwELVETREES und PETTERD, 
R. H. Warcorr und E. S. Sımpson) auch bestätigt haben. 
Abgesehen von dem Vorkommen und der verhältnismäßig großen 
Seltenheit dieser Gebilde in den Schichten, spricht auch ihre 
Form, die deutlich den Einfluß der Rotation und der Stauchung 
oder Abplattung an der Stirn erkennen läßt, für eine feurigflüssige 
Entstehung. Dasselbe gilt auch für die außerordentlich ähnlichen 
Gebilde aus Niederländisch-Indien. Übrigens hat die von mir 
und einigen anderen Autoren (VERBEECK, F. E. Suzrss, R. H. 
WALcoTT u. Ss. w.) vertretene Ansicht!), daß es sich bei diesen 
Obsidianbomben um sglasige Meteoriten handele, durch den vor 
Jahresfrist bei Halle beobachteten Fall?) eines Glasmeteors — 
des ersten dieser Art — eine neue, beweiskräftige Stütze gefunden. 

Herr P. OPPENHEIM hält es für mißlich, in so ausgedehnten 
und bisher noch so wenig intensiv bearbeiteten Gebieten so weit- 
tragende Schlüsse zu wagen zu einer Zeit, wo durch die 


ı) P. G. KRAUSE, Über Obsidianbomben aus Niederländisch-Indien 
(Samml. Geol. Reichsmuseums zu Leiden, I. Reihe, 5. 

2) BREZINA: Über Tektite von beobachtetem Fall. Anz. Akad. 
Wiss. in Wien 1905 No. 5, S. 41—44. 


— 2B — 


Forschungen französischer, englischer und deutscher Gelehrter so 
ganz unerwartete Resultate für die Erdgeschichte Afrikas ge- 
zeitigt worden sind. Die früher von NEUMAYR vertretene An- 
schauung, daß jüngere Meeresbildungen nur die Küsten des 
äthiopischen Kontinents umsäumen und nirgends tiefer in das 
Innere dringen, ist heute überholt. Es steht fest, daß ein 
cretacisch-eocäner Meeresbusen sich vom Busen von Guinea über 
den Tschadsee bis zur Oase Bilma hinzog und dort möglicher- 
weise den Anschluß an die indische Tethys erreichte, und wie im 
Südwesten Kreide und Tertiär in der portugiesischen Provinz 
Angola, so dringt im Südosten im englischen Griqualand das 
Eocän weit in das Land hinein. Vielleicht sind auch hier die 
Erdbewegungen sehr jung, und wurden die marinen Sedimente 
nur in der tiefen Lage erhalten. Die ganz zweifellose Ver- 
wandtschaft der Fauna des Tanganyka-Sees mit brackischen und 
selbst marinen Formen (Qualle!) und zumal mit so charakteristischen 
Leitfossilien der oberen Kreide (Pyrgulfera MEEx —= Paramelania 
Suırn = Hantkenia Mun-Ch.) scheint jedenfalls nur durch ehemals 
offene Verbindungen mit den mesozoischen Meeren angemessen 
zu erklären. 

Auf die Bemerkungen der Herrn Vorredner erwiderte Herr 
PAssARGE! 

Herr SoLgers Hinweis ist durchaus zutreffend und betrifft 
das Verhältnis der amerikanischen Peneplains zu den Inselberg- 
landschaften. Bezüglich dieser Frage verweise ich auf die erste 
Anmerkung vorliegender Abhandlung. 

Herr BLAncKENHORN hat durchaus Recht mit der Bemerkung, 
dab Einkieselung und Verkieselung in großem Maßstab von mir 
als Folge einer Wüstenperiode aufgefaßt worden ist. Wenn nach 
andauernder Ansammlung von kohlensauren Salzen diese infolge 
gesteigerter Niederschläge in Lösung kommen und auf Kieselsäure 
einwirken, dann dürften so kieselsäurereiche Sickerwässer entstehn 
können, daß sie die beschriebenen Verkieselungserscheinungen 
hervorrufen könnten. Demnach fasse ich diese als Anzeichen 
einer vorangegangenen Wüstenzeit auf. Bezüglich der Beziehungen 
zwischen den Sanden mit Si O° Zement, (Djebel Achmet-Quarzit 
u. a. in Ägypten zu den Chalcedonsandsteinen der Kalahari läßt sich 
z. Z. nichts sagen, da vergleichende Untersuchungen noch fehlen. 

Herrn P. G. Krause bin ich für seine Notizen sehr 
dankbar; ich habe bereits im vorliegenden Manuskript, seiner 
Anregung folgend, die mir z. Z. meines Vortrages nicht bekannten 
Australite, Moldawite u. s.w. berücksichtigt und den Gedanken fallen 
lassen, daß es sich um Silikatbildungen in alten Salzpfannen 
handeln könnte. 


j4® 


— 2l4 — 


Herrn OrrEnHEIMm möchte ich folgendes erwidern: 

1) In Bilma ist nicht Tertiär, sondern Obere Kreide ge- 
funden worden, die der Kreide von Meudon entspricht. Eocän 
vom Alter des Pariser Grobkalks ist vielmehr aus der Gegend 
von Sinder, Tamaske, Damergu gefunden worden.!) Diese Vor- 
kommen weisen, wie auch LAPPARENT annimmt, auf ein von W 
[und N?] her eingedrungenes Meer hin, da auch in Dakar 
(nördlich der Senegalmündung) die gleichen oder nahe verwandte 
Eoeänfossilien gefunden worden sind. Sowohl die Kreide- als 
die vielleicht eocäne Tertiärfauna Kameruns zeigen relativ geringe 
Verwandtschaft mit der Fauna der gleichaltrigen europäischen 
und nordafrikanischen Ablagerungen. Außerdem sind die 
Kameruner Schichten ausgesprochene Küstenbildungen. Nimmt 
man dazu die auf uralte Abtragung hinweisende Oberflächen- 
beschaffenheit des Zentralsudan und Adamauas, so ist ein eocänes 
Meer in diesen Gebieten in hohem Grade unwahrscheinlich, ge- 
schweige denn als feststehende Tatsache zu betrachten; 

2) die in Angola gefundenen Kreide- und Tertiärbildungen 
finden sich ausschließlich im Küstenvorland, sind Küstenbildungen 
und nirgends im Inneren, d. h. auf dem Hochplateau gefunden 
worden. 

3) Es gibt zwei Gebiete, die Griqualand heißen, Griqualand 
W und ©. Griqualand O befindet sich im Bereich des Küsten- 
abfalls der vulkanischen Kathlamba-Kette. Sollten sich hier — 
was mir z. Z. nicht bekannt ist — eocäne Ablagerungen befinden, 
so hätten sie, falls sie nicht auch auf der Hochfläche auftreten, 
nur die Bedeutung von Anlagerungen an den Festlandssockel, 
selbst dann, wenn eine eocäne Tiefsee nachgewiesen werden könnte. 

Griqualand W liegt dagegen auf der südafrikanischen Hoch- 
fläche im Bereich der Vereinigung des Vaal und Oranje und im 
Gebiet des Kaapplateaus. Über das Vorkommen mesozoischer 
oder tertiärer Schichten in diesem Gebiet ist meines Wissens 
noch nichts bekannt geworden. 

4) Alle bekannten mesozoischen und tertiären marinen Ab- 
lagerungen in West-, Süd- und Ostafrika sind also Anlagerungen 
an den Sockel Hochafrikas und liegen im Bereich des Vorlandes. 
Ihrem petrographischen und faunistischen Charakter nach sind 
sie als Küstenbildungen zu betrachten. 

5) Die Ähnlichkeit der Mollusken des Tanganyika mit 
marinen Formen ist von namhaften Forschern durch Anpassung 
von Süßwassermollusken an ein tiefes Seebecken erklärt worden, 
so z. B. von Geheimrat von MARTENS, Dr. STROMER u. a. Solche 


!) LAPPARENT in La Geographie 3. 1901 und 7. 1903. 


— 25 — 


Anpassung könnte vermutlich umso eher stattgefunden haben, wenn 
der See Salzwasser gehabt hat. Corner hat bereits darauf hin- 
gewiesen. Auch der Verfasser kam unabhängig von diesem 
Forscher auf den gleichen Gedanken, indem er annahm, daß der 
See während der vermuteten mesozoischen Wüstenzeit ein abfluß- 
loser See war. Quallen sind in einem Süßwasseraquarium einmal -- 
wenn ich nicht irre in England — aus Süßwasserhydroidpolypen 
entstanden, wären also in Süßwasser- oder Salzwasserseen an sich 
keine Unmöglichkeit auch ohne marine Herkunft. Solche Er- 
klärungen sind sehr viel wahrscheinlicher, als die Versenkung 
Hochafrikas unter das Meer, gegen die sonst alles spricht. 

6) Das Auftreten mesozoischer und tertiärer Schichten im 
Süden der tiefliegenden Wüstentafel ist nicht gar so überraschend 


‚anbetracht der großen Ausdehnung dieser Schichten im Bereich 


der nördlichen Tafel. Das Problem der Inselbergbildung wird 

durch diese Transgression jedenfalls garnicht berührt. 
Mesozoische und tertiäre Schichten bauen zwar den Sockel 

des nordöstlichen Hochatrika auf, allein sie sind auf die Gebiete 


‚beschränkt, wo gewaltige tektonische und vulkanische Kräfte zu 


einer völligen Umgestaltung der Niveau- und Oberflächenverhältnisse 
geführt haben. NeEUMAYRS Auffassung ist also auch heute 
noch durchaus als zutreffend zu bezeichnen. 

Zum Schluß möchte ich nochmals betonen, daß vorliegender 
Aufsatzlediglich dazu dienen soll, die Aufmerksamkeit aufdas Problem 
der Inselberglandschaften im Äquatorialgürtel zu lenken. Wir 
sind noch weit davon entfernt, die genügende Grundlage zu be- 
sitzen, um eine Hypothese von einer mesozoischen Äquatorial- 
wüste mit einiger Sicherheit aufstellen zu können. Nur durch 
gemeinsame Arbeit könnte die Frage wesentlich gefördert werden. 


Herr JAEKEL legte zwei von ihm gemalte Bilder norwegischer 
Gletscher vor. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
v. w 0. 


BRANCO. J. BöHm. ZIMMERMANN. 


— 26 — 


Anlage. 


1. Bericht uber die vor der allgemeinen Versamm- 
lung in Breslau ausgeführte geologische Exkursion 
in die Grafschaft Glatz und Waldenburger Gegend. 


Von Herrn E. DATHE. 


Die Teilnehmer der Exkursion (22) versammelten sich am 
10. September abends in Neurode, wo man für die ersten drei Tage 
in den dortigen Hötels Wohnung nahm, um von hier aus die Ex- 
kursionen auszuführen. Diesen lag der Plan zu Grunde, den 
Fachgenossen einen Überblick in die so mannigfach zusammen- 
gesetzte Gegend der nördlichen Grafschaft und den Aufbau ihrer 
Formationen (Gneisformation, Phyllitformation, Silur, Oberdevon, 
Kulm, Oberkarbon, Rotliegendes, Diluvium und den Gabbrozug) 
nach den Untersuchungen des Exkursionsleiters zu geben, wozu 
die von ihm bearbeiteten und eben erschienenen Blätter Neurode, 
Wünschelburg, Rudolfswaldau und Langenbielau nebst Erläuter- 
ungen!) zur Grundlage dienten. 

Auf der ersten Exkursion von Neurode nach Wünschelburg 
am 11. September lernte man das vollständige Profil durch das 
Rotliegende des niederschlesisch-böhmischen Beckens kennen. Vor 
Besinn der Exkursion hielt deren Leiter einen kurzen Vortrag 
über die Gliederung dieses Rotliegenden; es besteht aus Unter- 
rotliegendem oder den Cuseler Schichten, Mittelrotliegendem oder 
Lebacher Schichten und Oberrotliegendem, das den Waderner 
und Kreuznacher Schichten im Saar-Nahegebiet entspricht. Er 


!) Während der Drucklegung der Karten und Erläuterungen glaubte 
Herr F. FREcH die Ergebnisse meiner Aufnahmen im Gebiete des 
Oberkarbons und Rotliegenden, die teilweise in einigen vorläufigen 
Mitteilungen niedergelegt waren, durch einen Schüler Herrn A. SCHMIDT 
verbessern zu müssen. Dieser Versuch ist mißlungen. Die 
Teilnehmer der Exkursion haben die Richtigkeit meiner Aufnahmen 
anerkannt. Inzwischen hat auch A. PETRASCHECK in seiner Schrift: 
„Zur neuesten Literatur über das böhmisch-schlesische Grenzgebiet“ 
(Jahrb. k. k. geol. R.-A. Wien 1904 54. S. 513—540) „die ebenso 
heftigen, wie unberechtigten Angriffe“ des Herrn A. SCHMIDT 
gegen mich zurückgewiesen. Ich kann es deshalb hier unterlassen, 
auf die Ergebnisse dieser, wie der übrigen Kartierungsübungen der 
Schüler FRECHS, namentlich auch HerBIına’s (Über Steinkohlen- 
formation und Rotliegendes bei Landeshut, Schatzlar und Schwadowitz), 
die unter dem gemeinsamen Titel: Geologie des böhmisch-schlesischen 
Grenzgebirges, Breslau 1904, veröffentlicht wurden, näher einzugehen. 


— 


weist besonders darauf hin, daß das niederschlesische Rot- 
liegende in der Schichtenfolge und petrographischen Ausbildung 
seiner Hauptabteilungen, Unterabteilungen und vielfach selbst 
seiner Zonen in auffallender Weise dem des zuerstgenannten Ge- 
bietes gleicht; auch erwähnt er, daß diese vollständige Ent- 
wicklung des Rotliegenden auf preußischem Gebiete nur auf der 
Linie Neurode-Wünschelburg vorhanden sei. Zugleich wurde be- 
merkt, daß das Gebiet der Blätter Neurode, Wünschelburg, 
Rudolfswaldau und Langenbielau einen Teil der Mittelsudeten 
bilde und dem Eulengebirge, Warthaer Gebirge, Waldenburger Ge- 
birge und Heuscheuergebirge angehöre. Die Lage und die in 
den geologischen Verhältnissen begründeten Reliefformen dieser 
Gebirge, sowie der südlichen Sudeten (Reichensteiner Gebirge, 
Glatzer Schneegebirge, Habelschwerdter Gebirge und Adlergebirge) 
wurden alsdann bei der Exkursion von dem einen trefflichen 
Überblick gewährenden Annaberge bei Neurode erläutert. 

Von Neurode bis Biehals wurden die Aufschlüsse in den in 
sechs Zonen gegliederten Unteren Cuseler Schichten besichtigt. 
Die unterste Zone der rotbraunen Sandsteine und Konglomerate 
mit Porphyrgeröllen wurde nur kurz nördlich der Stadt be- 
obachtet, da sie auf der dritten Exkursion besser zu sehen 
sind; dagegen wurde die Ausbildung der im Totengraben bei 
Neurode gut aufgeschlossenen Zonen der rotbraunen Schiefertone 
und dünnplattigen Sandsteine, der Anthrakosienschiefer und der 
Lyditkonglomerate eingehend besichtigt und auf ihre Verbreitung 
auch im benachbarten, westlich von Neurode gelegenen Gelände, 
in dem die gegen 15—20 m mächtige Zone der Lyditkonglomerate 
sich besonders scharf heraushebt, hingewiesen. In der gegen 
850 m mächtigen Zone der Bausandsteine wurden einige Stein- 
brüche auf der SW-Seite des Annaberges besucht, in denen man 
aus den 3—5 m mächtigen Sandsteinbänken Werkstücke zu ver- 
schiedenen Baulichkeiten gewinnt. Bei Neu-Biehals wurde die 
hangendste Zone der untern Abteilung der Cuseler Schichten mit 
dem 0,5—1 m mächtigen Lager von dünnplattigem, rötlich- 
grauem Kalkstein mit Resten von Amblypterus an seiner oberen 
Grenze überschritten, bevor man die westlich darauffolgende 
Zone der Porphyrtuffe, mit welchen die Öber-Cuseler Schichten 
beginnen, studierte. — In den klein- bis grobstückigen Porphyr- 
tuffen fand sich reichlich Gelegenheit, die verschiedenartigsten 
Porphyrvarietäten, aus denen die Bomben bestehen, zu sammeln; 
besonderes Interesse erresten die hier in besonderen Lagen 
zwischen den übrigen Porphyrtuffen auftretenden Pisolithtuffe. 
Nach Durchschreiten der Tuffzone wurde die nächstfolgende Zone 
der Ober-Cuseler Schichten, nämlich die grauen Feldspatsandsteine 


— de 


und braunen Schiefertone der Ober-Cuseler Schichten am Wege 
nach Mittelsteine kennen gelernt, ehe man an die große Ver- 


werfung der Schulzenkoppe, die in nordwestlicher Richtung 


herüberstreicht, beobachtete. Infolge dieser Verwerfung erscheinen 
von ihr südwestlich nochmals in seigerer Stellung die Porphyr- 
tuffe, das Kalksteinlager und die hellbraunroten Schiefer- 
tone der Unteren Cuseler Schichten. 

Von hier aus stieg man in die breite Talwanne der Steine 
hinab, auf deren linkem Gehänge die lösartigen J,ehme und die alten 
diluvialen Flußschotter, wovon dieletzterenan der unteren Terrasse aus- 
streichen und in zahlreichen Kiesgruben ausgebeutet werden, gezeigt 
wurden. Zuvor hatte man beim Bahnhof Mittelsteine die Halden der 
Heddischachtes besucht, wo man die unter dem Diluvium er- 
schlossenen Gesteine des Oberkarbons und der Phyllitformation 
sammelte. Nachdem man die breiten Talauen des älteren und 
jüngeren Alluviums in Mittelsteine durchschritten, gelangte 
man am rechten Steineufer in die Fortsetzung des Profils 
der Oberen Cuseler Schichten, die aus grauen Feldspat- 
sandsteinen nnd schwarzen Schiefertonen bestehen; sie werden 
überlagert von der mächtigen Zone der oberen Bausandsteine, die 
an der Eisenbahnlinie bis in die Nähe von Nieder-Rathen gut 
aufgeschlossen sind. 

Hier beginnt das Mittel-Rotliegende oder die Lebacher 
Schichten mit Porphyrtuffen, die der Eruptivstufe dieser Ab- 
teilung zugehören; sie wurden zunächst in ihrer Ausbildung an 
der Bahnlinie östlich der Haltestelle, sodann aber bei Schloß 
Nieder-Rathen besichtigt; sie zeichnen sich durch ihre fast durch- 
gängig hell- bis schmutziggrünen Farben und durch die Führung ven 
zahlreichen z. T. blasigen größeren Porphyrbomben aus. Die zur 
oberen Abteilung der Unteren Liebacher Schichten gehörigen 
Walchienschiefer mit den beiden Lagern von schwärzlichgrauem 
Kalkstein hatte man- bereits an der Haltestelle Nieder-Rathen 
beobachtet; ihre weitere Ausbildung konnte auf dem Wege von 
Nieder-Rathen nach Ober-Rathen in Hohlwegen genügend studiert 
werden. Im Hohlwege, der von Wünschelburg nach dem Bieler 
Busch führt, wurden die oberen Lebacher oder Tholeyer Schichten 
besichtigt; sie bestehen wesentlich aus lettigen, hellbraunroten 
Schiefertonen (Rötelschiefern) mit eingeschalteten dünnbankigen, 
graurötlichen, feinkörnigen Sandsteinen und zwei geringmächtigen 
(0,5 m) rötlichen Kalksteinflözen. Am Anfang des Hohlweges 
und in einer Kiesgrube wurde über den oberen Lebacher Schichten 
die ungleichförmige Auflagerung von kleinstückigen, schüttigen 
Konglomeraten beobachtet; mit diesen beginnt das Ober-Rotliegende, 
das aus einer unteren Konglomeratstufe und einer oberen, der 


‘Sandsteinstufe, sich zusammensetzt. Beim Bahnhof Wünschel- 
burg hatte man Gelegenheit, auch diese Ausbildung noch an 


‘einigen Punkten zu beobachten. 


Die zweite Exkursion am 12. September führte uns von 
'Neurode bis nach Silberberg und somit durch das Kartengebiet 
des Blattes Neurode. . Unmittelbar bei Neurode wurden die in 


‘Felsen anstehenden Ottweiler Schichten im Galgengrunde besichtigt; 


sie bestehen aus graurötlichen Feldspatsandsteinen und -Konglo- 
meraten, die die unterlagernden Saarbrücker bei Buchau gleich- 
förmig bedecken. Die Wechsellagerung von weißlich-grauen Sand- 
steinen und Konglomeraten der Saarbrücker Schichten mit den 


reichlich darin vorkommenden Kieselhölzern, die GöPpeErT von hier 


zuerst unter dem Namen Araucarıtes Rhodeanus beschrieb, wurde in 


‘mehreren Aufschlüssen beobachtet; auch wurde in dem nahe der 
‘Chaussee gelegenen Steinbruche der Ausstrich des Josephflözes, 


däs hier mehrere kleine Verwerfungen zeigt. in Augenschein ge- 
nommen. Besonderes Interesse erweckte die Begehung des be- 
zühmten Gabbrozuges zwischen Buchau, Volpersdorf und Ebersdorf. 


‘Die hier kartographisch ausgeschiedenen Gabbrovarietäten, nämlich 


schwarzer Gabbro (Olivin-Gabbro) bei Buchau, grüner Gabbro 
bei Volpersdorf, Forellenstein und Anorthit-Gabbro zwischen 
Volpersdorf und Ebersdorf wurden in Steinbrüchen und von zer- 
sprengten Blöcken aus den Steinrüschen reichlich gesammelt. 

Am Steinberge bei Ebersdorf verließ man den Gabbrozug 
und trat in das Bereich des Unter-Rotliegenden ein, das mit den 
Porphyrtuffen der Ober-Cuseler Schichten, aber mit dem im un- 
mittelbar in seinem Liegenden auftretenden Kalklager und den 
weiter ostwärts vorhandenen Schiefertonen und Sandsteinen den 
obersten Zonen der Unter-Cuseler Schichten angehört. Diese 


'Schichtenreihe entspricht den Porphyrtuffen etc. bei Biehals, so- 
‘daß sie durch die große Hauptverwerfung mit ungefähr 1000 m 
'Sprunghöhe am Ostrande des Gabbrozuges abgesunken erscheinen. — 


Der Zug dieses Rotliegenden wurde bis zum Kallkberge bei Ebers- 
dorf verfolgt, wo namentlich die Porphyrtuffe durch frische Auf- 
schlüsse entblößt waren. Durch die Ebersdorfer Verwerfung ist 
auch das Rotliegende am ÖOberdevon und Kulm des Kalkberges 
abgesunken, sodal die Cuseler Schichten zwischen diesen und 
dem Gabbrozug bei Ebersdorf eine grabenartige Versenkung bilden. 

In dem altberühmten Kalkbruche von Ebersdorf wurde die 
Schichtenfolge des Oberdevons (Hauptkalk und Clymenienkalk) 
und der ungleichförmig darauf folgende Kulm und die Sattel- 
‘bildung beider erläutert. Nachdem man an der Ostseite des 
Kalkberges den Kohlenkalk in den alten Brüchen besichtigt hatte, 
durchschritt man in nordöstlicher Richtung bis Kolonie Kalkgrund 


— 


die sich anschließende Kulmmulde, in die sich das Oberkarbon 
(Waldenburger und Ottweiler Schichten) ungleichförmig auflagern. 
Dieser Teil der Kulmmulde gehört der unteren Abteilung dieser 
Formation an und besteht an seinem Westflügel aus Kulmsandsteinen 
und -Konglomeraten, dem Kohlenkalke und darüber folgend aus 
Kulmtonschiefern und eingelagerten Gabbrokonglomeraten. Im 
Östflügel der Kulmmulde kommen in diesem Profil bei Kolonie 
Waldgrund nur die liegendste Zone, nämlich die Gneiskonglo- 
merate zum Vorschein. Das aus Tonschiefern und Grauwacken- 
sandsteinen bestehende Muldeninnere ist durch die oberkarbonischen 
Waldenburger und die diesen ungleichförmig aufgelagerten Ött- 
weiler Schichten verdeckt. Letztere sind bei Waldgrund in Feld- 
wegen gut in ihren Arkosen aufgeschlossen; während an der neuen 
Bahnlinie bei Waldgrund die konglomeratischen Waldenburger 
Schichten mit schwachen Flözausstrichen besichtigt wurden. Von 
hier aus verfolgte man in südöstlicher Richtung die Eisenbahn- 
linie. Im ersten Einschnitte südöstlich. des alten verlassenen 
Kalkbruches wurde der Ausstrich des Kohlenkalkes, über welchem 
in steiler Stellung (60° SW) die Kulmtonschiefer in ausgezeichneter 
Weise aufgeschlossen sind, beobachtet. Bei der Haltestelle Neudorf 
gelangte man wiederum in das Liegende der Tonschiefer und des Kohlen- 
kalkes, nämlich in die Gneiskonglomerate, deren Gerölle in ihrer ver- 
schiedenen Art und Größe in den noch ganz frischen Aufschlüssen hier 
und in den folgenden Einschnitten der Eisenbahn allgemeines 
Interesse erregten. Nun folgte man der Chaussee nach Neudorf, 
wo Kulmtonschiefer anstehend zu beobachten sind. Nachdem 
man in Neudorf bei den alten verlassenen Kalkbrüchen den all- 
mählichen Übergang von Gmneiskonglomeraten in den Kohlenkalk 
und dessen gleichförmige Überlagerung von Tonschiefern in Augen- 
schein genommen hatte, folgte man dem Kalkzuge in westöstlicher 
Richtung nach Silberberg zu. An der Chaussee bei Haltestelle 
Festung Silberberg sammelte man die in kleinen Kalkknollen oder 
die einzeln enthaltenen Kulmpetrefakten. namentlich Korallen, 
Produkten und Spiriferen. Die letzte Fundstätte dieser Ver- 
steinerungen im Kohlenkalk in dem in unmittelbarer Nähe ge- 
legenen, zuletzt nur unterirdisch betriebenen Stillerschen Kalk- 
bruche war wenige Wochen zuvor für immer zum Erliegen gekommen. 
Da man leider wegen vorgeschrittener Zeit den letzten Teil des 
Programms, nämlich den Besuch der Herzogwalder Schichten 
und des Herzogwalder Silur nicht zur Ausführung bringen konnte, 
benutzte man die kurze Zeit vor der Rückfahrt nach Neurode, 
um den Blick in die ostwärts sich ausbreitende Ebene der 
Gegend von Frankenstein und Camenz vom Silberberger Paß aus 
zu genielen. 


— a °— 


Den 13. September wurde die dritte Exkursion von Neurode 
aus über Kunzendorf, Mölke. Hausdorf, Hausdorfer Plänel bis 
zur Reimskoppe im Eulengebirge unternommen, wobei Teile der Blätter 
Neurode, Rudolfswaldau und Langenbielau begangen wurden; 
man lernte somit die Gliederung und den geologischen Aufbau 
des Rotliegenden, der Ottweiler und Saarbrücker Schichten, des 
Kulms und der Gneisformation in dieser Gegend kennen. 

In Neurode wurden an der Chaussee nach Kunzendorf die 
in Felsen ausstreichenden beiden unteren Zonen der unteren 
Cuseler Schichten, nämlich die Zonen der braunroten sandigen 
Schiefertone und dünnplattigen Sandsteine (rulß) und die Zone: 
der braunroten Sandsteine und Konglomerate (rula) besichtigt. 
Letztere Zone ist in ihren obersten Schichten durch einen 
Steinbruch, nördlich des Galgengrundes und unmittelbar an der 
Chaussee gelegen, erschlossen. Ihre liegenderen Schichten lernte 
man in den Einschnitten an der Eisenbahnlinie, zu der man nun 
hinaufstieg, am Galgenberge kennen; hier wechsellagern Sandsteine 
mit Konglomeraten, während Schiefertone zurücktreten; diese er- 
langen erst nach dem Hangenden zu allmählich größere Ent- 
wicklung, wo sie alsdann mit Sandsteinen wechsellagern. Für 
die im Liegenden auftretenden Ottweiler Schichten bietet der 
nördliche Eisenbahneinschnitt ausgezeichnete Aufschlüsse dar, in 
denen sowohl die rötlich-grauen Arkosen als auch ihre konglo- 
meratische Ausbildung in Wechsellagerung gut zu beobachten sind. 
Beim Eintritt in die gleichförmig unterlagernden Saarbrücker 
Schichten wurden die an der Bahnlinie gelegenen Öfen am Bahn- 
schachte der Rubengrube unter Führung des Herrn Obersteigers 
KRoHNE besichtigt, in denen der feuerfeste Schieferton aus 
diesen Schichten gebrannt wird. Von diesen feuerfesten Schiefer- 
tonen, deren Bildung durch Einschwemmung z. Z. in jene der Saar- 
brücker Schichten von dem Verwitterungsboden des Gabbrozuges 
erfolgte, standen den Teilnehmern der Exkursion hinreichendes 
Material, auch von den darin vorkommenden Mineralen (Pholerit, 
Haarkies, Titanit etc.) zur Auswahl zur Verfügung. Bei der weiteren 
Begehung der Eisenbahn nach Neurode wurden die im sog. 
italienischen Einschnitte zu einem steilen Sattel zusammengeschobenen 
flözführenden Saarbrücker Schichten betrachtet, sie werden bei der 
dortigen Eisenbahnbrücke von der nordwestlich streichenden und steil 
fallenden Hauptverwerfung abgeschnitten, wodurch die oberste Zone 
der Unteren Cuseler Schichten in das Niveau der Unteren Saarbrücker 
Schichten gesunken erscheint und sich zunächst in einer kurzen 
Mulde mit ihren dünnen Kalkbänken nordwärts anschließen. DieZone 
der Bausandsteine wurde nach N weiter durchschritten und die 
hier mehrfach aufsetzenden, nicht unbedeutenden Verwerfungen, 


er 


wie sie das Blatt Langenbielau darstellt, besichtigt und die Spezial- 
profile in den nahe der Eisenbahnlinie gelegenen Steinbrüchen in ° 
Augenschein genommen. .lenseits des Hausdorfer Tales folgte 
man wiederum der Bahnlinie, an der die unter den Hauptbau- 
sandsteinen folgende Zone der braunroten Konglomerate und 
Sandsteine (rule) bis in die Nähe der Haltestelle Ludwigsdorf 
ausstreichen. Durch Wendung der Bahnlinie nach W und durclı 
Verrückung infolge einer NS streichenden großen Verwerfung gelangte 
man wiederum in die nach NO gesunkene Zone der Bausand- 
steine, die bei der Haltestelle Ludwigsdorf von der großen 
Mölker Verwerfung abgeschnitten wird. Durch diese nordsüdlich 
verlaufende Verwerfung wird die bei der Haltestelle sehr gut 
aufgeschlossene Zone der braunroten Schiefertone und Sandsteine 
(rulß) von der vorigen Zone getrennt; in dieser wurden Reste 
von Walchia imbricata und sog. fossile Regentropfen gesammelt. 
Bei Haltestelle Ludwigsdorf verließen wir die Hauptbahnlinie 
und nahmen an der Grubenbahn der Wenzeslausgrube die 
schönen Aufschlüsse in der Zone rulo, und in den dort 
entwickelten Ottweiler und Saarbrücker Schichten in Augen- 
schein. Nachdem der durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. 
Gärtner den Teilnehmern der Exkursion verabreichte Imbiß 
auf der Wenzeslausgrube eingenommen war, fand eine Besichti- 
sung der Grubenanlagen über Tage statt. Mit Hilfe der uns 
gleichfalls von dieser Gruben-Verwaltung freundlichst zur Ver- 
fügung gestellten Wagen wurde die Exkursion bis in das Eulen- 
gebirge fortgesetzt. Bei Hausdorff wurde die verschiedene 
Entwicklung der Kulms studiert, man sah Gabbrokonglomerate, 
Kulmtonschiefer und Grauwacken und die Variolitkonglomerate. 
Die im Kulmgebiet abgelagerten, z. T. sehr mächtigen Gneis- 
schotter wurden an verschiedenen Stellen in guten Aufschlüssen 
beobachtet, wobei die Frage über ihren eventuellen glacialen Ur- 
sprung erörtert wurde. Vom Kulmgebiet betraten wir nun das 
Gebiet der Gneisformation, welche die hier durchgeführte 
Gliederung der Zweiglimmergneise in verschiedenen Zonen kennen 
lehrte. An der Chaussee Hausdorf-Steinkunzendorf durchschritt 
man in fast ununterbrochenen Aufschlüssen bis zum Hausdorfer 
Plänel die Zonen der schiefrigen Zweiglimmergneise (gnz), 
der Augengneise (gnza), der grobflaserigen Zweiglimmergneise (gnz’Y) 
und. der flaserigen Zweiglimmergneise (gnzo), wobei die bizarren 
Schichtenbiegungen namentlich in den grobflaserigen und flaserigen 
‚Zweiglimmergneisen großes Interesse erregten. Nachdem von vielen 
Teilnehmern reichliches Belegmaterial von den Gmneisen und von 
den in den flaserigen Zweiglimmergneisen mehrfach eingelagerten 
Amphiboliten gesammelt war, besuchte wan vom Hausdorfer 


Plänel aus noch die Reimskoppe, um das hier gleichfalls in den 
flaserigen Zweiglimmergneisen eingeschaltete Serpentinlager zu- 
sehen. Der schwärzlichgrüne, dünnplattige Serpentin, in dem 
noch Reste von Strahlstein vielfach enthalten sind, ist größtenteils 
aus diesem entstanden. Serpentin und Strahlsteinschiefer, der 
in einzelnen dünnen Lagen mit dem Serpentin hier wechsellagert, 
wurden gesammelt. Bei der Zimmermannsbaude bestieg man die 
Wagen und fuhr nach Neurode zurück. 

Am 14. September reiste die größere Zahl der Teilnehmer 
(17) von Neurode früh 7°? nach Gottesberg, um in einer zwei- 
tägigen Exkursion die Ausbildung des ÖOberkarbons, des Kulms, 
der Gneisformation und des nordischen Diluviums in der Walden- 
burger Gegend zu studieren. In Gottesberg wurden wir bei 
unserer Ankunft auf dem Bahnhofe durch eine Ansprache von 
dem Direktor der schlesischen Kohlen- und Kokswerke Herrn 
Rössner freundlichst begrüßt. Dieser und vier seiner höheren 
Bergbeamten, sowie auch der Kgl. Revierbeamte Herr Bergmeister 
Jorpan aus Waldenburg schlossen sich der Exkursion bei Gottes- 
berg an. Auf dieser sollte namentlich die Ausbildung des Ober- 
karbons und seine Gliederung (Waldenburger, Weißsteiner, Saar- 
brücker und Ottweiler Schichten), ihr Verhältnis zu dem bekannten 
Porphyrstock des Hochwaldes und zum Hochberg-Porphyr und die Be- 
ziehungen dieser beiden Porphyre zueinander kennen gelernt werden. 
Während man über das stockartige Auftreten der großartigen Porphyr- 
masse des Hochwaldes im Oberkarbon nicht im Zweifel war und nur 
über sein Alter bis vor kurzer Zeit Unklarheit herrschte!), faßte man 
die kegelförmige Porphyrmasse des Hochberges als eine pilzförmige 
Ausbreitung im Oberkarbon (Saarbrücker Schichten) auf, die 
jünger als der Porphyrstock des Hochwaldes sei, deren Stiel, also 
deren Eruptionskanal, man aber nicht kenne, obzwar das unter 
ihm vorhandene Oberkarbon durch bergmännische Arbeiten z. T. 
durchfahren und bekannt geworden war. Durch Beobachtungen 
und daran sich schließende zahlreiche Aufschürfungen bei Kohlau 
in der Senke zwischen Hochwald und Hochberg, die durch die 
freundliche Unterstützung der Verwaltung der Abendröte-Grube 
nach den Angaben und unter der Aufsicht des Exkursionsleiters 
im Laufe des Sommers ausgeführt wurden, gelangte man zu 
wesentlich anderen Ansichten über das Verhältnis der beiden 
großartigen und altberühmten Porphyrvorkommen. Es gelang 
nämlich der Nachweis, daß der Porphyr des Hochwaldes an seiner 
Südwestseite bei Kohlau eine mächtige, bis 160 m breite und 


!) Vergl. E. DATHE! Über. die Verbreitung der Waldenburger 
und Weißsteiner Schichten in der Waldenburger Bucht und das Alter 
des Hochwaldporphyrs. Diese Zeitschr. 1892. 54. S. 189—193. 


ee. 


450 m lange Apophyse in ziemlich ostwestlicher Richtung zum. 
Hochberg aussendet und die dort entwickelten Waldenburger, 
Weißsteiner und Saarbrücker Schichten durchbricht. Es findet da- 
durch ein inniger Zusammenhang mit dem Porphyrkegel des Hoch- 
berges statt, da dessen domförmig ausgebreitete Porphyrmasse aus der 
Spalte der Apophyse emporgequollen erscheint. Es spielt somit die 
Kohlauer Apophyse des Hochwaldes mit ihrer westlichen Aus- 
breitung des Hochberges die gleiche Rolle, wie die neuerdings 
nachgewiesene Apophyse!) des Hochwaldes an seiner Südostseite, 
nämlich der Apophyse von Ober-Hermsdorf bis zum Blitzenberg- 
bei Fellhammer. Diese interessanten neuen Verhältnisse sollten 
durch die Exkursion bei Gottesberg und Fellhammer in erster 
Linie gezeigt und erläutert werden. 

Vom Bahnhof Gottesberg ging man durch die Stadt zum 
städtischen Steinbruch am Plautzenberg, wo man die petrographische 
Ausbildung des Hochwaldporphyrs, der zu den Felsitporphyren zu 
stellen ist, studierte und seine bankförmige bis säulenförmige Ab- 
sonderung betrachtete. Daran schloß sich der Besuch der Baryt- 
grube am Plautzenberge, in der Schwerspat zu technischen Zwecken 
durch Stollenbetrieb in den im Porphyr aufsetzenden, 1—2 m 
mächtigen Barytgängen, auf welchem der alte Gottesberger Berg- 
bau ehemals umging, abgebaut wird. Nach Besichtigung des 
interessanten Gangvorkommens durchschritt man an der Straße 
nach Kohlau die dort anstehenden Waldenburger und Weißsteiner 
Schichten und den Hochwald-Porphyr; sodann verfolgte man den 
Verlauf der Apophyse zwischen diesem und dem Hochberge Das 
Ende der Apophyse und der Anfang der domartigen Ausbreitung 
konnte man im Steinbruche an der Straße nach Rothenbach 
beobachten; die petrographische Übereinstimmung des Porphyrs 
in der Apophyse und im Hochberg war deutlich ersichtlich. Von 
hier aus besuchte man den im südlichen Teile der Hochberges 
angelegten Steinbruch, den sog. Plattenbruch, in dem die 
ausgezeichnet plattige Absonderung (1—2 dem stark und noch 
dünner), die hier den Porphyr beherrscht und womit zugleich eine 
bis ins kleinste gehende, durch Fluidalstruktur hervorgegangene 
Schichtung entwickelt ist, allgemeines Interesse erregte. Auf dem 
Rückwege vom Hochberge zur Stadt Gottesberg wurden noch 
einige kleinere Aufschlüsse in den Saarbrücker und Weißsteiner 
Schichten in der Nähe des Kirchhofes angesehen, wobei sich leider 
ein heftiges Regenwetter einstellte. 

Nun folgten die Teilnehmer der Exkursion der freundlichen 
Einladung des Herrn Bergwerksdirektor Rössner zu dem im 


!) Ebenda S. 192—193. 


Gasthof „Zum preußischen Adler“ dargereichten Frühstück. Nach 
demselben hielt der Exkursionsleiter, da das Regenwetter noch 
anhielt, einen längeren Vortrag über den Aufbau des Karbons in 
der Waldenburger Bucht und sein Verhältnis zum Porphyrstock 
(Lakkolithen) des Hochwaldes, dessen Hervorbrechen, — da er 
einerseits nicht nur die Waldenburger, Weißsteiner und Saar- 
brücker Schichten in seiner Umgebung gehoben und zu der Hermsdorf- 
Weißsteiner und der Rothenbacher Spezialmulden zusammen- 
geschoben hat, sondern auch andererseits diese in den bereits 
genannten beiden Apophysen durchbrichtt — entweder in die 
jüngste Oberkarbonzeit oder in die Zeit des Rotliegenden 
fällt. Nachdem der Regen aufgehört, konnte die Fortsetzung 
der Exkursion von Gottesberg nach Bahnhof Fellhammer autf- 
genommen werden. Es wurden nochmals die Waldenburger, 
Weißsteiner und Saarbrücker Schichten durchquert, wobei man 
die durch die große Gottesberger Verwerfung weit nach S vor- 
geschobenen Schichtenkomplexe bei Bahnhof Fellhammer mit den 
groben Konglomeraten der Weißsteiner Schichten in guten Auf- 
schlüssen besichtigte.e Von hier aus betrat man die Eisenbahn- 
linie, an der die südöstlicke, 400 m breite Apophyse des 
Hochwaldporphyrs und die Aufrichtung der Saarbrücker Schichten 
an ihrer Nordostseite zunächst an der Strecke Fellhammer-Ditters- 
bach gezeigt wurden. Nun gingen die Teilnehmer der Exkursion auf 
die bei Fellhammer abzweigende Bahnlinie nach Salzbrunn über, um 
nochmals die hier aufgeschlossene Porphyrapophyse zu durch- 
schreiten und in dem östlich sich anschließenden großen Ein- 
schnitte die vortrefflich entblößten Flözausstriche der unteren 
Saarbrücker Schichten in Augenschein zu nehmen. Zum Schluß 
wurden die nahen Ziegeleigruben bei Ober-Hermsdorf aufgesucht, 
wo die Porphyrapophyse gleichfalls durchstreicht. Der Verwitterungs- 
lehm desPorphyrs und der darüber abgelagerte Geschiebelehm werden 
hier abgebaut. Diese Ablagerung ist insofern interessant, weil 
sie die in Schlesien bis jetzt bekannte höchst gelegene Grund- 
moräne des nordischen Inlandeises in 560 m Meereshöhe darstellt. 
Neben zahlreichen, bis über kopfgroßen Geschieben, die den 
Konglomeraten der in unmittelbarer Nähe anstehenden unteren 
Weißsteiner Schichten entstammen, kommen in diesem Geschiebe- 
lehm bis über kopfgroße Blöcke vom Gabbro des Zobten, von 
Basalten und Graniten von Striegau, nordische Granite, Gneise, 
Quarzite und vereinzelt kleine Feuersteinsplitter vor. Mit der 
Eisenbahn fuhren die Teilnehmer der Exkursion am Abend von 
Fellhammer nach Bad Salzbrunn, wo man übernachtete. 

Am 15. September besichtigten die Exkursionsteilnehmer in 
Bad Salzbrunn die dort am Annafelsen steil gestellten (60— 70° SW) 


— Ba 


Kulmkonglomerate, welche von den Waldenburger Schichten weiter 
nach. SW diskordant überlagert werden; die flache (5—10°) 
I,agerung dieser Schichten und ihre petrographische Ausbildung 
wurde in: den Steinbrüchen bei Hartau gezeigt und ihr Verlauf 
über die Wilhelmshöhe bis zum Bahnhof Altwasser weiter 
verfolgt. Von der Wilhelmshöhe aus genoß man die herrliche 
Rundsicht, wobei der Aufbau der Gegend erläutert, nament- 
lich auch der Verlauf der unteren Grenze der Weißsteiner 
Schichten recht ersichtlich wurde. Bei Altwasser wurde die 
Bahnlinie nach Niedersalzbrunn betreten, um die steil und wider- 
sinnig nach N einfallenden Tonschiefer uud Variolitkonglomerate 
des Kulms zu betrachten, wobei auf die auch hier vorhandene diskor- 
dante Lagerung zwischen Kulm und Waldenburger Schichten hin- 
gewiesen wurde. Bei Kolonie Sandberg besuchte man am Sandberge 
die über 20 m tief aufgeschlossenen diluvialen Kiese und Sande. 
Die letzteren werden für die dortige Spiegelglasfabrik gewonnen. 
Die Ablagerung mit der 1—2 m mächtigen Geschiebepackung an 
ihrer Oberfläche wurde als eine Endmoräne von einigen Diluvial- 
geologen aufgefaßt und mit den Endmoränen von Freeden ver- 
glichen. Von der Gneisformation sah man die Biotitgneise bei 
Kolonie Sandberg und am Wege zwischen Seitenberg und Bahn- 
hof Niedersalzbrunn. Nach dem Frühstück wurden die am Bahn- 
hof Niedersalzbrunn sehr schön entblößten grauen und braunen 
groben Konglomerate des Kulm in ihrer Wechsellagerung mit Grau- 
wackensandsteinen besichtigt. Von hier begaben sich die Teilnehmer 
der Exkursion in den herrlichen Fürstensteiner Grund, wo die 
in Steinbrüchen und zahlreichen Felsen anstehenden Gneiskonglo- 
merate, Gneisbrececien und Gneissandsteine des Kulms in ihrer 
mannigfaltigen Ausbildung und Verknüpfung beobachtet wurden. 
Nach kurzem Aufenthalte auf der Alten Burg, von der man einen 
herrlichen Blick in die tiefe Schlucht des Fürstensteiner 
Grundes hat, ging man nach dem Bahnhof Niedersalzbrunn zurück, 
um von hier aus nach Breslau zur Teilnahme an der allgemeinen 
Versammlung zu reisen. 


— 2.7 — 


2. Geologischer Führer durch Oberschlesien 
und in die Breslauer Gegend. 


Allgemeine Uebersicht der Erdgeschichte und 
des Gebirgsbaus. 


Von Herrn F. FRECcH. 


Oberschlesien stellt in kultureller Beziehung einen weit vor- 
geschobenen Posten westlicher Kultur dar und entspricht auch in 
gealogischer Hinsicht der mittel- und westeuropäischen Entwick- 
lung der Formationen; vereinzelt sind gegenüber dem westlichen 
Charakter die östlichen und südlichen Anklänge: weder im 
Unterkarbon noch in der produktiven Steinkohlenformation beob- 
achten wir eine Beziehung zu der Entwicklung von Moskau oder 
des entlegeneren Ostens. Vielmehr ist Oberschlesien der letzte 
Ausläufer der großen, in Südwales beginnenden, durch Nord- 
frankreich und Belgien über Aachen und Westfalen verlaufenden 
Steinkohlenzone, die — zwischen dem mittelkarbonischen Hoch- 
gebirge und dem karbonischen Ozean — der Pflanzenwelt einen unge- 
wöhnlich günstigen Nährboden bot. 


A. Kurzer Ueberblick der erdgeschichtlichen 
Entwicklung Oberschlesiens. 


Die ältesten, durch Versteinerungen bestimmten Ablagerungen 
Oberschlesiens gehören dem Unterkarbon und zwar der höheren!), 


!) Es gibt paläontologisch im unteren Karbon nur zwei unter- 
scheidbare Stufen, eine untere mit Sp. tornacensis, Aganides rotatorius 
Kon. sp. (= Ixion Hall) und Prolecanites compressus sowie eine höhere 
mit Produetus giganteus, Glyphioceras sphaericum und Prolecanites 
ceratitoides v. B. Die unter der Tornacensis-Zone lagernden LÜber- 
sangsschichten ermangeln bestimmter paläontologischer Merkmale und 
bilden daher weder eine stratigraphische Stufe noch eine Zone. Diese 
Grenzbildungen sind je nach den wechselnden örtlichen Verhältnissen 
zum Devon oder zum Karbon zu stellen oder zwischen beide For- 
mationen zu teilen (Malöwka - Murajewnia). Die lokalen Verhältnisse 
sind im Osten (Rußland und Araxes zwischen Hocharmenien und Persien) 
und im Westen durchaus verschieden (Etroeungt in Belgien. wahr- 
scheinlich devonisch, Marbre Griotte in den Pyrenäen und in Asturien 
karbonisch etc.) Die Grenzgebiete, in denen das tiefere Unterkarbon 
fehlt oder durch Brandungskonglomerate (Sudeten) vertreten sind, 
sind in den Ostalpen, in Ungarn und vor allem in Nieder- und Ober- 
schlesien zu suchen. Insbesondere enthält Oberschlesien ebensowenig 
wie seine Grenzgebiete eine Andeutung des tieferen Unterkarbon. - 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 15 


— 228 0 — 


durch Glyphioceras sphaericum und Productus giganteus gekenn- 
zeichneten Stufe an. 

Unweit der Grenze von Österreichisch-Schlesien sind bei 
Leisnitz (in der Gegend von Leobschütz) Posidonienschiefer mit 
Glyphioceras sphaerieum und Postdonia Becher! bekannt. Auch 
Pflanzen-Grauwacken mit Asterocalamites scrobiculatus sind hier 
aufgeschlossen, die auch auf dem rechten Oderufer bei Tost und am 
Annaberge auftreten. 

Die Erhaltung des Leobschützer Glyphioceras sphaericum 
erinnert an die nördlicheren sudetischen Vorkommen, welche von 
E. Dartne als karbonische Käfer gedeutet worden sind.!) Devon 
tritt nur jenseits der politischen Grenzen Oberschlesiens auf, so 
bei Würbental im Altvater Quarzit der unteren Coblenzschichten 
und bei Bennisch Mitteldevon mit Anarcestes plebeius. Da auch 
im Osten bei Krakau höheres Devon und im Nordosten im Pol- 
nischen Mittelgebirge marines Mittel- und Oberdevon in west- 
licher (nicht in russischer) Entwicklung bekannt ist, dürfte auch 
Oberschlesien von den Meeren des höheren Devon bedeckt ge- 
wesen sein. Doch liegen diese älteren Schichten, sofern sie 
überhaupt erhalten sind, in unerreichbarer Tiefe. Das tiefste 
Bohrloch von Paruschowitz, das tiefste der Welt, das mehr als 
2000 m Tiefe erreicht, hat die Schichten des unteren Oberkarbon 
noch nicht durchsunken, und eine Ansetzung ähnlicher Bohrungen 
im Unterkarbon dürfte wohl nie erfolgen. 

Die Grenze von Unter- und Oberkarbon schien nach den 
älteren, von mir 1899 wiedergegebenen Angaben einer Diskor- 
danz zu entsprechen. Jedoch wies ich schon 1902?) darauf hin, 
daß eine Diskordanz nicht nachgewiesen sei, und neuerdings 
konnte an der mährisch - schlesischen Grenze Herr Bergassessor 
GEISENHEIMER den Nachweis einer konkordanten Aufeinanderfolge 
von Unter- und Oberkarbon erbringen. Diese wichtige Fest- 
stellung steht mit den Beobachtungen an der niederschlesisch- 
böhmischen Grenze gut im Einklang. Auch hier ist die intra- 
karbonische Diskordanz zwar an dem verschiedenen Fallen der 
Schichten kenntlich, aber eine Unterbrechung des Absatzes ist 
durch das ganze oder teilweise Fehlen der Sudetischen Stufe 
nur in der Schatzlarer und z. T. in der Landeshuter Gegend 
angedeutet. Viel bedeutsamer und einschneidender ist im schle- 
sischen Gebirge die Diskordanz zwischen Oberkarbon und Mittel- 
Rotliegendem, der in Oberschlesien das gesamte Fehlen der letzt- 


!) Die richtige Deutung gab H. J. KoLBE im Jahrb. d. Preuß. 
geol. L.-A. für 1903 S. 123 t. 11. 

2, Über den Bau der schlesischen Gebirge. HETTNERS Zeitschr. f. 
Geographie S. 566. 


— I 0° — 


genannten Formation entspricht. Intrakarbonische Faltung ist 
also in Oberschlesien nicht nachweisbar, die postkarbonische, 
auch für Mittel- und Niederschlesien wichtige Gebirgs- 
bildung kommt für den Osten allein in Frage. 

Die nördliche Steinkohlenzone des europäischen Kontinents, 
zu der Oberschlesien gehört, zeigt zwar eine gewisse Verschieden- 
heit in der Intensität der Faltung und der Entwicklung der 
Flöze, gehört aber doch einer einheitlichen Ausbildungsform!), 
dem westfälischen Typus an. 

Die Faltung der nordeuropäischen Steinkohlenzone war 
postkarbonisch, d. h. nach der Aufrichtung des Hochgebirges in 
mittelkarbonischer Zeit griff die Faltung später auf die Außen- 
zone über. 

Der Grad der Faltung nimmt von NW nach SO ab. In 
Nordfrankreich und Belgien sehen wir bedeutende Überschiebungen, 
sodaß das Oberkarbon zuweilen unter Silur oder Devon ange- 
fahren wird, im westfälischen Revier begegnen wir Sätteln und 
Mulden mit steilgestellten Schichten, aber keiner größeren Über- 
schiebung. Oberschlesien zeigt den bekannten Schichtensattel 
zwischen Zabrze und Myslowitz, der im Norden von der kleineren 
regelmäßigen Beuthener Mulde, im Süden von einer größeren 
unregelmäßigen Synkline begrenzt ist. 

Doch bilden die ältesten Steinkohlenschichten der sudetischen 
Stufe nur an verhältnismäßig wenigen Punkten die äußere Be- 
srenzung, vielmehr tritt infolge weiterer Dislokationen gerade die 
jüngste (die Saarbrücker Stufe) am Süd- und Ostrande?) vor- 
wiegend auf, während der Nordrand durch Schichten der Sattel- 
Nöz-Zone°’) gebildet wird. Während die postkarbonische Faltung 
in Oberschlesien schwächer ist als irgendwo im Westen, besitzen 
jüngere Brüche (kretaceischen oder untertertiären Alters s. u.) 
sroße Bedeutung. 

Die mesozoischen Formationen schließen sich in Ober- 
schlesien durchweg der westlichen Entwicklung an. Das Rot- 
liegende ist in Preuß. Oberschlesien unbekannt, zeigt jedoch in 
der östlichen Krakauer Fortsetzung der oberschlesischen Platte 
die roten kontinentalen Sandsteine, Schiefertone und Porphyrtuffe, 


!) Es liegt somit kein Grund vor, die Saarbrücker Stufe, das 
mittlere Oberkarbon Oberschlesiens, mit Lokalnamen zu belegen. 

?, Der Name Randschichten für die untere Sudetische Stufe, der 
Name Muldenschichten für die untere Saarbrücker Stute ist also für 
Oberschlesien alles andere als orientierend. 

®) Nicht Sattel-,Gruppe“. R. MıcHaEL. Eine „Gruppe“ ist nach 
dem seit Jahrzehnten durch internationale Vereinbarung festgestellten 
Sprachgebrauch eine Gruppe von Formationen, entspricht also der Ara 
(= Palaeozoicum). 


15* 


ee 


die-durchweg in Mitteleuropa vorherrschen.!) Die Trias ist ger- 
manisch — mit einigen alpinen Andeutungen im Röt?) und 
Muschelkalk; dafür reicht die marine rhätische Transgression 
Mitteleuropas nicht bis nach Osten, wo Süßwasserschichten (Helle- 
walder Estherien-Schichten oben und Wilmsdorfer Schichten unten) 
den Abschluß der Trias nach oben darstellen. 

Dem Lias und untersten Dogger entspricht eine Schichtenlücke, 
d. h. aller Wahrscheinlichkeit nach eine Festlandsperiode. Erst 
mit der oberen Zone des unteren Doggers, den Eisensandsteinen 
von Helenenthal, und besonders mit dem mittleren Dogger 
(mit den Zonen des Stephanoceras Humphriesianum, der Par- 
kinsonia Parkinsoni und P. ferruginea) dringt das Meer und 
zwar von W oder SW her vor. Die mit Toneisensteinflözen 
wechselnden Parkinsoni-Tone von Bodzanowitz sind fast die ein- 
zigen politisch zu Oberschlesien gehörenden Jura-Ablagerungen. 
Jedoch beginnt unmittelbar jenseits des Grenzflüßchens der 
Prosna bei Wielun und Zdrojetz eine den obersten Keuper über- 
lagernde Juraentwicklung, in der über den eisenhaltigen Tonen 
braune mergelige Sandsteine mit Macrocephalites macrocephalus, 
sowie weiße dickbankige Kalke, die Vertreter der Oxfordstufe, 
bemerkenswert sind. 

Wenngleich eine Neubearbeitung des polnisch-oberschlesischen 
Jura im Beginn stecken geblieben ist, so ergibt doch die etwa 
40 Jahre zurückliegende Darstellung FERrDINAnD RoEMERS den 
westlichen bezw. mitteleuropäischen Charakter unserer Ablagerungen, 
sodaß eine allgemeine Bedeckung Oberschlesiens mit mittel- bis. 
oberjurassischen Ablagerungen gefolgert werden kann. 

Die braunen Jurabildungen setzen allerdings mit gleichen 
paläontologischen, ja sogar mit übereinstimmenden Gesteins- 
charakteren bis in den fernsten Osten fort, wo Dr. C. Renz die 
Parkinsont- und Humphriesianum-Schichten in Daghestan nachwies. 

Hingegen zeigen die Oxford- und Kimmeridge-Kalke von 
Russisch-Polen die allergrößte Ähnlichkeit mit den Ammoniten- 
und Schwammkalken Frankens. Höchstens weist bei Ozenstochau 
und Wielun das häufigere Vorkommen von Cardioceras cordatum: 
und alternans?) auf den Osten. Jedoch sind diese östlichen Be- 


. 1) Auch der Karniowicer Kalk der Gegend von Krakau findet in 
den Unterrotliegend-Kalken der Gegend von Albendorf an der schlesisch- 
böhmischen Grenze ein Analogon. 

?) Gervilleia modiola FRECH und Myophoria costata gehen von Ober- 
schlesien über Krakau bis an den Plattensee und kennzeichnen. die 
Oberkante des Buntsandsteins. 

®) Sowie Cardioceras Goliathus d’ORB. und Ü. czenstochowiense 
F. ROoEM., eine sehr interessante Zwischenform von Cardioceras und. 
Cadoceras. 


ziehungen in Oberschlesien kaum ausgeprägter als an manchen 
anderen mitteleuropäischen Fundorten. Nur das Fehlen von 
Lytoceras und Phylloceras gibt dem polnischen Jura einen russisch- 
borealen Anstrich. 

Ebenso wie die untere Hälfte des Jura entspricht auch die 
gesamte untere Kreidezeit einer Kontinentalperiode in Oberschlesien. 
Die vollständig lückenlose Meeresbedeckung der karpathischen 
Geosynkline während der obersten Jura- und der unteren Kreide- 
zeit bildet einen der bezeichnendsten Gegensätze zwischen der 
oberschlesischen Platte und den noch zum Alpensystem gehörenden 
Faltenzonen der Karpathen. Der Rückzug setzte wie in Süd- 
westdeutschland schon während des obersten Jura ein. Doch 
vermögen wir in Russisch-Polen nicht festzustellen, inwieweit das 
Fehlen der obersten Jura-Zonen auf wirkliche Trockenlegung oder 
auf Denudation der obersten Juraschichten!) zurückzuführen ist. 

Mit größerer Sicherheit läßt sich diese Frage für die obere 
Kreideformation beantworten, deren Transgression ebenfalls auf 
Mitteleuropa hinweist, da ja für das europäische Rußland die 
Obere Kreide einer Festlandszeit entspricht. Allerdings sind von 
der Oberen Kreide in Oberschlesien nur die untere Stufe (Cenoman- 
Sande von Groschowitz) und die mittleren turonen Zementkalke 
vorhanden. Während aber für den Innen- und Außenrand der 
Sudeten?) ein gänzliches oder teilweises Fehlen mariner Senon- 
schichten nachweisbar ist, dürfte die Abwesenheit derselben in 
Oberschlesien auf die kontinentale Denudation der folgenden 
Eocän- und Oligocänperiode zurückzuführen sein. Die obersenonen 
Mucronatenschichten von Nagorzany bei Lemberg und besonders 
die Feuersteinkreide von Russisch-Polen?) deuten auf die Sediment- 
bildung eines tiefen Ozeans hin, der auch Oberschlesien überdeckt 
haben dürfte. Die mannigfache und vollständige Entwicklung des 
marinen Eocän und Oligocän der Karpathen weist erneut auf die 
tiefgreifenden stratigraphisch-tektonischen Unterschiede zwischen den 
Gebieten im Süden und Norden des oberen Weichseltales hin. 

Mit der marinen Oberkreide schließt im wesentlichen die 
Geschichte der transgressiven Meeresbedeckung in Oberschlesien. 
Das Vordringen der oligocänen Melettaschichten und des medi- 
terranen Miocän trug mehr den Charakter einer Ingression in vor- 
handene Hohlformen und erstreckte sich nicht mehr auf die 


!) Über alle diese Fragen könnte nur eine genauere Bearbeitung 
der geologischen Aufschlüsse in Russisch-Polen Antwort geben. 

2) Siehe Führer in die Grafschaft Glatz, Abschnitt Kreide. 

®) Es kommen vor bei Jarnowiec an der Pilica in Russ.-Polen: 
belemnitella mucronata, Ostrea vesicularis, Ananchytes ovata, Baculites 
ef. anceps, Pecten Nüssoni (nach FERD. ROEMER). 


— an 


Gesamtheit des Regierungsbezirks Oppeln. Von Interesse ist das 
Vorkommen von einer jungmiocänen (ober- oder mittelmiocänen) 
Braunkohlenformation im Hangenden der mittelmiocänen marinen 
Gebilde Oberschlesiens.!)M Man wird, um einen Vergleichungspunkt 
für dieses Vorkommen zu erhalten, an den Aufschluß im 
GRUNDMANNSchen Zementkalkbruch von Kgl. (früher Polnisch) Neu- 
dorf bei Oppeln denken. Hier liegen als Ausfüllung einer flachen 
Mulde, die in die turonen Zementkalke eingeschnitten ist, zw 
unterst zahlreiche miocäne Lignitstämme; diese dunkele Lage bildet 
beinah ein Flöz und hebt sich von weitem gegen die weißen, 
ungestört lagernden Zementkalke und gegen die darüber befindlichen 
umgelagerten ebenfalls hellfarbenen Tone scharf ab. 

Auf Grund der wohl maßgebenden Säugetierreste nimmt 
A. ANDREAE (Ss u.) jetzt ein mittelmiocänes Alter der Oppelner 
tertiäiren Schichten an. Da die noch nicht näher untersuchten 
Braunkohlenschichten des Industriebezirkes über marinem Mittel- 
miocän liegen, stände einer direkten Gleichstellung derselben mit 
dem ÖOppelner Vorkommen nichts im Wege. 

Eine Umdeutung des Alters der untermiocänen mittel- 
schlesischen und Posener Braunkohlen wird durch den neuen 
Fund nicht notwendig... Die nieder- und mittelschlesische Braun- 
koblenformation bildet die direkte Fortsetzung der sächsischen 
und märkischen Kontinentbildungen, die in beiden Gebieten 
(ebenso wie in Hessen) marines Oberoligocän überlagern. 

Andrerseits bedeckt in Mecklenburg marines Mittelmiocän 
die etwas ältere Braunkohlenformation, welche sich aus Branden- 
burg bis hierher fortsetzt. Erst viel weiter westlich ist nach 
v. Korsen eine jüngere miocäne Braunkohlenbildung auch im 
mittleren Deutschland bekannt. 

Auf den Süden und Südosten weist im ganzen Bereich der 
geologischen Geschichte nur 1. die Einwanderung der marinen 
Triasfauna, sowie viel später 2. die Transgression der 
zweiten Mediterranstufe hin. Für die Brachiopoden, Zwei- 
schaler, Crinoiden und Diploporen des alpinen Muschelkalkes ist 
die Einwanderungsstelle zwischen Oberschlesien und dem Krakauer 
Gebiet zu suchen. Im ungarischen Mittelgebirge (am Plattensee) 
und in der Trias der Tatra findet sich noch die rein alpine 
Entwicklung — in der Tatra allerdings schon mit Einlagerung 
bunter Keupergesteine zwischen rhätischem Korallenkalk und mittel- 
triadischem Dolomit; in Krakau und vor allem in Oberschlesien 
weist lediglich der größere Reichtum an alpinen Meerestieren 
auf die ozeanische Nähe hin. Bis nach Niederschlesien (Bala- 


') Vergl. den Vortrag von R. MICHAEL in der Eröffnungssitzung. 


— 233 — 


Geologische Entwicklung der oberschlesischen Platte. 


Schichtenbau. Tektonik. Vulkanismus. 
Löß. 
Eiszeit, eine große Dersieune, 
Obermioein . . . De: ÖOppelner Bruch. Basaltausbruch 


des Annaberges 
Transgression d. Mittelmiocän 
(II. Mediterran-St.) 


Untermiocän: Reste von Land- 
schnecken u. Landsäugetieren 
a. d. Gegend von Oppeln. R 
Oligocän: Melettaschichten.') Altere Eruptivgesteine 
22 Orlauer Bruch. (Oderbereg). 
Große Lücke: Eocän. 


Transgression der Oberkreide (ozeanisch). 
Große Lücke (ozeanisch). 
Transgression des Mittl. Jura (nur im Osten 
von Oberschlesien erhalten). 


Keuper: Süßwasserschichten mit Kohlen. 
Muschelkalk u. Dolomit: Binnenmeer. 
Ob. Buntsandstein: Transgression des 
deutschen Binnenmeeres. 
Mittl. u. unt. Buntsandstein: scheint 
zu fehlen.) 
Diskordanz. 


Schwache Faltung. 
Dyas: rote Schiefertone und Porphyr- 
tuffe des!) Rotliegenden. s 


Stein- | Ob.: fehlt. 


Fehlen Mittl.: rein kontinental. 
Unt.: (Sudetische St.) mit 


formation | marinen Einlagerungen. . 


Diskordanz nicht nachgewiesen. 
Unterkarbon: marin. 
Grundgebirge und älteres Paläozoicum nicht aufgeschlossen. 


tonites Jovis Artn., B. Ottonis Bevr.), bis Rüdersdorf (Bala- 
tonites Ottonis mut.) und Thüringen (Piychites dux, Beyrichites) 
verbreiten sich die alpinen Gäste, die im größten Teile des ger- 
manischen Binnensees fehlen. 

Auch die Erzführung des Beuthener Dolomites ist ein 
Charakterzug anderer Art, der auf die Alpen weist, wo die Dolo- 
mite in Raibl, dem Jauken und Deutsch-Bleiberg in Kärnten, von 
Garmisch und Bieberwier in den nördlichen Kalkalpen nur 
wenig jünger sind als das Erzgestein Oberschlesiens. 

Während die triadische Ingression auf den Südosten deutet, 


!) Nach einem von R. MICHAEL auf der Versammlung in Breslau 
gehaltenen Vortrage. 


— 932 = 


ist die Ingression des miocänen Mittelmeeres (II. Mediterran- 
stufe) direkt von Süden her von dem Wiener Becken am Ost- 
abfall der böhmischen Masse vorbei über die mährische Pforte 
bis in den oberschlesischen Industriebezirk und darüber hinaus 
bis zum Annaberg bei Gogolin vorgedrungen. 

Die reiche, von-A. AnprREAE entdeckte und bestimmte Land- 
fauna von Oppeln deutet ebenso wie die Ausfüllung der Täler und 
Senken des miocänen Festlandes und die Häufigkeit von Balanen 
und Austern auf den Abschluß der mediterranen Meeresbucht hin. 


B. | 
Ueber den Gebirgsbau Oberschlesiens. 


Oberschlesien ist ein Plateau- oder Schollenland, dessen 
Schichtentafel (vergl. umstehend) die für diese Lagerungsform 
bekannte und bezeichnende Lückenhaftigkeit aufweist. Noch 
größer sind die Lücken im Bereiche der Sudeten, wenn man 
die allein zum Vergieich geeignete Zeit Karbon— Gegenwart in 
Betracht zieht. Dagegen zeigt die angrenzende Faltungszone der 
- Karpathen die für Geosynklinen bezeichnende Vollständigkeit 
der ozeanischen Sedimente, die von der Trias bis zum jüngeren 
Tertiär eigentlich nur in der Mitte der Kreidezeit eine Unter- 
brechung erfährt. Auf die Verschiedenheit des tektonischen 
Aufbaues der oberschlesischen Platte und der gedrängten Falten- 
zonen, Klippen und Kerngebirge der Karpatlıen braucht nur 
hingewiesen zu werden. Zwei ausgeprägte, stratigraphisch-tek- 
tonische Individualitäten!) werden an der Südgrenze Oberschlesiens 
durch das Weichseltal geschieden. Die einzige tektonische Ein- 
wirkung der Karpathen besteht in dem nördlichen Ausstrahlen 
einzelner Erdbeben, wie desjenigen von Sillein. _ 

Die bemerkenswerteste Erscheinung des oberschlesischen Ge- 
birgsbaues ist die große, N—S verlaufende Gleiwitz-Orlauer 
Bruchzone, weiche das oberschlesische Industriegebiet und die 
mittlere Steinkohlenformation im Westen begrenzt. Der Schichten- 
bau Oberschlesiens ist durch flache Lagerung, sowie einige im 
ganzen O—W verlaufende, wenig ausgeprägte Mulden und Sättel 


!), In tektonischer Hinsicht bestehen in Oberschlesien keinerlei 
Beziehungen oder Ähnlichkeiten mit den Karpathen. R. MICHAEL, Jahrb. 
Kal. Preuß. geol. L:-A. für 1901 S. 336. „Das oberschlesische Berg- 
land ist viel eher als karpathisch denn als sudetisch zu bezeichnen.“ 
Wenn in früherer Zeit (1892) eine solche Anschauung möglich war, 
so erscheint dieselbe nach den neueren, sehr umfassenden Forschungen 
vor allem Unis als nicht begründet. Man denke nur an die Falten 
der karpathischen Sandsteinzone, an die Klippen und an die Kern: 
gebirge der Tatra u. a. Auch die stratigraphischen Beziehungen sind 
gerinsfügig (Vergl. S. 231.) 


gekennzeichnet, welche letztere etwa den zuerst aus dem nord- 
amerikanischen Westen beschriebenen Parmas, den flachen buckel- 
förmigen Schichtauftreibungen, gleichen. Die intrakarbonische Fal- 
tung drang nicht bis hierher vor. Die wenig ausgeprägte Faltung 
des Steinkohlengebirges ist spät-paläozoischh denn der Bunt- 
sandstein der Beuthener Steinkohlenmulde stößt diskordant an 
den’ älteren Schichten ab, hat aber seinerseits eine schwächere 
Einmuldung!) erfahren. 

Im Osten ist das Gebirge um ca. 1600 m gesunken, und 
infolgedessen blieben hier die zahlreichen Flöze der mittleren 
Steinkohlenformation und die ungewöhnlich ($—16 m) mächtigen 
Sattelflöze erhalten. Im Westen des großen Sprunges sind in 
dem stehengebliebenen Gebirge nur Schichten der unteren Stein- 
kohlenformation entwickelt.?) 

Die Darstellung der Karte folgt im Osten nicht den hypothe- 
tischen Konstruktionen GÄBLERS. Insbesondere beruht die Annahme 
von einem 4000 m betragenden Verwurf in NW von Oderberg auf 
einer durchaus unsicheren Unterlage, nämlich auf den Ansichten 
Sturs. Die von C. GÄBLER weiter konstruierte nordwestliche 
Verlängerung des Orlauer Sprunges bis in die Breite von 
Breslau ergibt eine dem Sudetenrande parallele Linie und ist 
nichts anderes als die Grenze des oberflächlichen oder in ge- 
ringer Tiefe anstehenden Urgesteins gegen das Diluvium; es liegt 
also näher, diese „Bruchlinie“ als den äußeren, durch die 
Denudation gebildeten Gebirgsrand aufzufassen. Die Bezugnahme 
auf die „Schütterlinien“ DAarnes kann die Begründung dieses 
Bruches ebensowenig verbessern, : wie die Erwähnung der Oder- 
berger Porphyre und der Basalte des schlesischen Hügellandes.°) 
Hingegen zeigt ein Blick auf unsere Karte, daß die nördliche 
Umbiegung des oberschlesischen Bruches in der Gegend von 
Katscher genau in die Verlängerung der Oppelner Dislokation 
trifft. 
| Ein zweiter meridionaler Sprung scheint dagegen weiter 
westlich das unvermittelte Aufhören der triadischen Schichten 


!) Das Alter derselben läßt sich nicht genau bestimmen; man 
könnte an kretacisch oder alttertiär denken. Vergl. u. a. GÄBLER, 
Deutsch-Glückauf (Essen) 1899 S. 470. 

2) Eine nicht sonderlich klare Zusammenstellung der bergmännischen 
und geologischen Beobachtungen gibt C. GÄBLER „Die Hauptstörung 
des oberschlesischen Steinkohlenbeckens in „Glück auf“. Essen 1899 
S. 461—473 mit Karte. 

>) Die erwähnten Basalte haben nichts mit den Porphyren zu tun, 
und die Abhängigkeit der Eruptivgesteine von Brüchen ist umgekehrt 
durch die Untersuchung der Sedimentgesteine zu erweisen. Man darf 
nicht jeder Basaltkuppe zu Liebe einen gewaltigen Bruch konstruieren. 


— 2 — 


Oberschlesiens zu verursachen. Westlich von einer Linie, die 
aus der Gegend von Leobschütz nach Ober-Glogau, Krappitz und 
nordwärts nach Oppeln verläuft, ist das altmesozoische Gebirge 
des Muschelkalkes verschwunden, während jüngeres Mesozoicum — 
die obere Kreide von Oppeln — unter dünner Pleistocän-Be- 
deckung die Oberfläche erreicht. Dieselben Oppelner Kreide- 
gesteine (Zement-Pläner und Cenoman-Sand) hat nun W. Vorz') 
in der Einbruchsspalte getroffen, welche dem Basalt des Anna- 
berges den Ausbruch ermöglichte. Oppeln liegt 150, der Gipfel 
(dles Annaberges etwa über 400 m hoch; da die Kreide aber nur 
dem Einbruch in der Spalte ihre Erhaltung verdankt, ist die ur- 
sprüngliche Höhe der Auflagerung auf mindestens 500 m an- 
zunehmen. Eine gleichmäßige Schichtenneigung, welche die um 
350 m verschiedene Höhe der Kreideauflagerung erklärt, ist nicht 
vorhanden.?) Die naheliegendste Erklärung ist also ein jüngerer, 
etwa N-S verlaufender (östlich von Oppeln liegender) Bruch, der 
dem Neißegraben der Grafschaft Glatz und dem Orlauer Sprung 
des oberschlesischen Industriebezirkes ungefähr parallel läuft und 
bei Katscher die nördliche Umbiegung des ÖOrlauer Bruches 
treffen würde.°) ÖOberflächlich ist in der weithin mit jüngeren 
„aufgeschwemmten“ Bildungen überdeckten Landschaft von diesem 
Oppelner Bruch ebensowenig etwas wahrzunehmen, wie von dem 
Orlauer Sprung: denn daß die oberschlesische Muschelkalkplatte 
jetzt durchgängig größere Höhe?) besitzt, als die westlich an- 
grenzenden Gebiete, ist lediglich auf die größere Widerstands- 
fähigkeit des Kalkes zurückzuführen. 

Die Altersbestimmung der beiden oberschlesischen Brüche 
ist ebenso schwierig wie die der sudetischen Störungen. Der 
Oppelner Bruch ist allerdings zweifellos postkretacisch; bei dem 
großen Orlauer Sprung, an dem lediglich Steinkohlenschichten 
verschiedenen Alters anstoßen, würde höchstens die ungefähre 


!) Dem ich auch den Hinweis auf die genannte Bruchlinie ver- 
danke. Vergl. Diese Zeitschr. 1901 Briefl. Mitt. S. 4 

?) Die mehrere hundert Meter mächtigen Keupersandsteine, das 
Hangende des Muschelkalks, die bei Oppeln und u. a. auch bei Oels 
erbohrt sind, haben auf dem Annaberg entweder überhaupt gefehlt 
oder waren bei Ablagerung der Kreide nicht mehr vorhanden. Wenigstens 
ist in dem Spaltensystem keine Spur dieser bezeichnenden Gesteine ge- 
funden worden. 

®) Doch ist diese Konstruktion wegen der Lückenhaftigkeit der 
Aufschlüsse durchaus hypothetisch. 

*) 300 m im Osten von Königshütte, Trockenberg auf der Tarno- 
witzer Hochfläche 352 m; im Norden von Leschnitz 300 m; die letzten 
Muschelkalkhügel bei Krappitz auf dem linken Oder-Ufer messen nur 
noch 167 m, Oppeln d. h. die Oberfläche des Zementpläners: 150 m 
über NN. 


oo 


Parallelität mit jenem für ein jüngeres Alter sprechen. Da ein 
Zusammenhang des räumlich entfernten Oppelner Bruches und 
der Eruptivspalte auf dem Annaberg (bei Leschnitz) nicht be- 
steht, so würde von vornherein nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit 
auf das jüngere Miocän als die Entstehungszeit des ersteren hindeuten. 

Immerhin weist die folgende allgemeine Erwägung darauf 
hin, daß für den Oppelner (und evtl. für den östlichen Parallel- 
Bruch) nur der Anfang des Tertiärs oder der Schluß des 
Miocän als Entstehungszeit in Betracht kommt. Die neueren 
Tiefbohrungen in Oberschlesien haben ein eigentümliches Relief 
der Oberfläche des Steinkohlengebirges enthüllt, das am besten 
als ein mannigfach gegliedertes Talsystem von oligocänem oder 
untermiocänem Alter zu bezeichnen ist. Die im Süden vor- 
dringende mittelmiocäne Transgression des alten Mittelmeeres 
(II. Mediterran-Stufe) hat hier an den äußersten Punkten die 
Unebenheiten des Landreliefs nicht mehr abgeschliffen, sondern 
ist in sie hineingeflossen. Die alten Täler sind, soweit die bis- 
her vorliegenden Nachrichten!) ein Urteil gestatten, teils tek- 
tonischen, teils erosiven Ursprungs; die letzteren gehören einem 
nach NW, nach dem oligocänen Meer Norddeutschlands ent- 
wässernden Stromsystem an. Man könnte recht wohl von einer 
oligocänen Oder als dem eigentlichen norddeutschen „Urstrom“* 
sprechen, die allerdings schon in der heutigen Mark Brandenburg 
das Meer erreichte. Jedenfalls folgte die oligocäne Oder der nord- 
westlichen (sudetischen) Richtung, welche den Ober- und Mittel- 
lauf des heutigen Flusses kennzeichnet. Vielleicht der merk- 
würdigste Punkt dieses oligocänen Stromgebietes ist der 1000 m 
tiefe Cahon bei Orzesche,“) der durch Ausfüllung mit den Sedi- 
menten des Miocän-Meeres erhalten geblieben ist. Da der Ge- 
birgsbau die Annahme eines Hochgebirges ausschließt, muß man 
mit einer Hochfläche der Oligocän- und Miocänzeit rechnen, die 
im Cahon bis zu dieser Tiefe durchfurcht war. Der Abfluß in 
diesen Tälern konnte aber nach W und NW nur dann erfolgen, 
wenn die beiden bedeutenden, in W liegenden Brüche noch 
nicht vorhanden oder durch Denudation wieder eingeebnet waren. 
Das geologische Alter des Oppelner Bruches ist also entweder 
alttertiär (etwa eocän) oder jung-miocän?). 


Ein alttertiäres Alter des Bruches wird nun durch die 


!) GÄBLER, Zeitschr. f. prakt. Geologie 1897 S. 4 und die Bohr- 
ergebnisse bei EBERT, Abhandl. Kgl. Preuß. geol. L.-A. N. F. 19. 

?) Die Oberfläche des Steinkohlengebirges liegt bei Orzesche 350 mn 
über NN, wenige Kilometer südöstlich 654 m unter NN. 

®) Das Pliocän, aus dem größere Dislokationen nicht bekannt 
sind, kommt wohl kaum in Betracht. 


— 238 — 


geographische Verbreitung der mittelmiocänen Transgression aus- 
geschlossen, die bis auf die oberschlesische Muschelkalkplatte, 
aber nicht bis in das nordwestlich gelegene Land reicht. Schon 
in der Gegend von Oppeln beginnt das im Süßwasser gebildete 
Untermiocän Norddeutschland. Das Ende der Transgression 
fällt ungefähr mit der Lage des Bruches, d. h. mit der nord- 
westlichen Neigung der heutigen Landoberfläche zusammen. 
Allerdings wäre an sich die Möglichkeit gegeben, daß im Laufe 
des Alt-Tertiärs ein in dieser Zeit entstandener Bruch oberfläch- 
lich vollkommen wieder eingeebnet würde. Aber im vorliegenden 
Falle ist das nicht denkbar, da die südöstliche Scholle aus 
harten Kalkbänken, die nordwestliche aus leicht verwitterndem 
Mergelkalk besteht. Der Oppelner Bruch ist also nach der 
mittelmiocänen Transgression, wahrscheinlich im Ober- 
miocän entstanden. Wie oben auseinandergesetzt wurde, ist auch 
der Basaltausbruch des Annaberges zeitlich nach der mittel- 
miocänen Transgression erfolgt. Das obermiocäne Alter des- 
selben ist um vieles wahrscheinlicher, da nur der Basaltkern des 
alten Vulkanschlundes, aber keine Spur des Kraterberges er- 
halten ist. Bei einem jüngeren (pliocänen) Alter der Eruption 
wäre eine so vollkommene Zerstörung des Eruptivgebildes un- 
wahrscheinlich. 

Wir gelangen also auf zwei verschiedenen Untersuchungs- 
wegen zu demselben Ergebnis, daß zum mindesten eine große 
Dislocation Oberschlesiens ungefähr gleichzeitig mit dem 
nordöstlichsten Basalt-Ausbruch Europas im Obermiocän er- 
folgt ist. 

Doch beweist eine ältere Beobachtung Fern. RoEMERS, der 
im Leithakalk von Oderberg, d. h. im Mittelmiocän Basaltgerölle 
nachwies, daß die Eruptionen auch hier schon früher begonnen hatten. 

Der westliche Teil Oberschlesiens wird von zwei Brüchen 
verschiedenen Alters und verschiedener Entstehungsart begrenzt: 
An dem sudetischen Randbruch hat eine Aufwärtsbewegung des 
Gebirges, an dem Oppelner Bruch aber eine Senkung der west- 
lichen Kreidescholle stattgefunden. Aus beiden Gründen er- 
scheint eine durch Vergleichung der Höhenlage der Kreide bei 
Oppeln (untere Grenze des Zement-Pläners ca. 100 m) und der 
schlesischen Gebirge (größte Höhe der mit Oppeln überein- 
stimmenden Stufe 1000—1200 m) ausgeschlossen. 


Zusammenfassung.') 


1) Die intrakarbonische Hauptfaltung, welche Ober- 
schlesien unberührt läßt, bedingt die Umbiegung der Gebirge aus 


!) Übersicht der geologischen Bildungsgeschichte s. o. 


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— 220 0 — 


der erzgebirgischen (NO-) in die sudetische (NW-)Richtung und 
aus dieser wieder in die N-S-Richtung der Ost-Sudeten: Paläo- 
sudetische Schlinge. 

2) Postume jungpaläozoische Faltungen lassen in den 
Sudeten die großen Mulden des Südens (Waldenburg) und des 
Nordrandes (Löwenberg-Schönau) entstehen und dürften etwas 
jünger sein als die Massen-Ausbrüche des Rotliegenden. Etwa 
gleichzeitig mit den postumen sudetischen Faltungen erfolgt die 
Mulden- und Sattelbildung in Oberschlesien. 

3) Die oligocäne (postkretacische) Bruchbildung folgt im 
wesentlichen der Richtung der alten Falten, so die Nord-Süd- 
Brüche im O (der Orlau-Gleiwitzer Bruch und der Neißegraben) 
und die dem sudetischen Streichen gleichlaufenden Brüche im W: 
der sudetische Randbruch,h an dem eine Hebung der alten 
Sudetenscholle erfolgt ist, der Parschnitz-Cudowaer Bruch und 
die Lausitzer Überschiebung, welch letztere mit Hinneigung zu 
der erzgebirgischen Richtung nach WNW umbiegt. 

4) Der Oppelner Bruch ist ebenso wie der östlichste 
Basaltkegel Oberschlesiens im Obermiocän entstanden, die übrigen 
Basalte sind größtenteils wohl älter. 


!) Die letzten Ausläufer der tektonischen Bewegungen sind die 
Erdbeben der Gegenwart. 


Die Nachmittags-Exkursion nach Trebnitz.') 
Von Herrn F. FREcH. 


Hierzu Taf. XXVIII-XXXI u. 2 Textfig. 


Das sog. Katzen-Gebirge, welches sich in einiger Ent- 
fernung vom rechten Oder-Ufer zwischen Trebnitz, Obernigk und 
Winzig ausdehnt, ist vielleicht wegen seines wenig ansprechenden 
Namens von der geologisch-geographischen Forschung etwas 
stiefmütterlich behandelt worden. Immerhin erheben sich die 
Hügel 150—160 m über die nähere Umgebung, und die Grenze 
des anmutigen Höhenzuges mit seinen abwechslungsreichen Hügel- 
formen ist gegenüber der flach-welligen Diluvial-Landschaft nörd- 
lich und südlich von Trebnitz — z. B. bei Hochkirch, Ober- 
Glauche und Skarsine — recht scharf ausgeprägt. 

Ferner läuft die WNW-—-ÖOSO-Richtung des Höhenzuges 
dem sudetischen Gebirgsrand im wesentlichen parallel, und die 
sämtlichen niederen Höhenrücken auch des linken Oder-Ufers 
zeigen übereinstimmende Richtung. Endlich wurde in geringer Ent- 
fernung im SO anstehendes Gestein (Keuper bei Groß-Zöllnig) 
in der unerheblichen Tiefe von 125 m bei einer Bohrung auf 
Steinkohle angetroffen, und die Ausläufer sudetischer Erdbeben 
strahlen gerade in dieser Gegend am weitesten in die Ebene aus 
(bis Militsch und Bernstadt).. Es kann somit keinem Zweifel 
unterliegen, daß das Katzen-Gebirge der äußerste und niedrigste 
kurze Parallelzug der Sudeten ist. 

Die folgende Schichtentafel des rechten Oder-Ufers gibt zu- 
gleich einen Begriff von der Entwicklung der geologischen For- 
mationen in der gesamten Umgegend von Breslau: 


!) Vergl. FRECH, Über glaciale Druck- und Faltungserscheinungen 
im Oder-Gebiet. Zeitschr. Ges. f. Erdk. Berlin 36. 1901, S. 219. 


Be 


Schichtentafel der tertiären, quartären und jüngeren Bildungen 
nördlich von Breslau. 
(Sektionen der Meßtischblätter 1/25 000: Breslau, Wiese 
und Trebnitz.) 


IV. Alluvium der Täler (10), Torfmoore (9) und Dünen (8). 
Ill. Postglacial: Jungdiluvium, (früher Alt-Alluvium) 
b) der Höhenzüge: Löß (Klein-Totschen) mit Stein- 


sohle . . 7 
a) des alten oclasiales: Ersahlalesze: 1a 
(Ziegeleien von Rosenthal). .. . . 


Talsand (z. B. zwischen Protsch und Oswitz) bildet 
zwischen Ohlau und Breslau den wasserführenden 
Horizont für die neue Breslau versorgende Wasser- 
leitung - ae ee = 


ii. Quartär; nur Abianeiueee einer einzigen Eiszeit vor- 
handen: 
b) oberer Diluvialsand (bräunlich oder gelblich, reich 
an Geschieben; z. B. bei Wiese) . . era 
a) Geschiebelehm, braun und dunkelbraun, reich an 
großen Geschieben. mit einer Lage von aufgearbeitetem 
Tertiär an der Basis, lokal mit Einlagerungen von 
Geschiebesand und Bänderton..  . . Mess 


I. Tertiär: Untermiocän, (anderwärts z. B. bei Liegnitz 
als Braunkohlenformation): 

b) Blaugrauer und brauner (Brauneisensteinknollen), 
Letten ohne Geschiebe, stellenweise reich an Kalk- 
konkretiönen .... u 

a) Schneeweißer, feinkörniger Sand ohne Geschiebe f 


Für die Öberflächenformen kommt das Tertiär nirgends in 
Frage; die eigentliche Hügellandschaft bei Trebnitz und Ober- 
Glauche, deren Kern aus Tertiär besteht, ist derart von Löß 
überkleidet, daß nur zuweilen der Geschiebelehm, niemals aber 
das Tertiär die Oberfläche bildet. Auch in der Diluvial-Land- 
schaft reicht das Tertiär oft weit empor. So wird bei Kapsdorf 
der Tertiär-Ton schon in 4 m Tiefe unter diluvialem Geschiebe- 
lehm angetroffen. 

Landschaftlich lassen sich somit nur drei Typen unter- 
scheiden: 

1. Die vollkommen flache, zuweilen durch Dünen und 
Moore unterbrochene Ebene des jetzigen und des alten Oder- 
Tales (III und IV). 

2. Die flachwellige Diluvial - Landschaft, deren 


— 243 — 
Oberfläche abwechselnd aus Geschiebesand und -lehm besteht 
und zwar derart, daß der Sand häufig die Höhe, der Geschiebe- 
lehm die Senkungen zwischen den Hügelwellen bildet (Wiese). 

3. Der Höhenzug um Trebnitz, dessen wechselvolle 
Oberfläche durch sanftere, allmählich ansteigende Hügel und steilere, 
aber kurze Abhänge gekennzeichnet und vor allem durch die 
Erosion modelliert worden ist. Die auf den Gehängen bis auf 
6--8 m auschwellende Mächtigkeit des Lösses läßt hier die be- 
kannten Hohlwege und kleinen Abhänge entstehen, welche man 
im mitteldeutschen Berg- und Hügelland so häufig findet, im Ge- 
biet der Ebene aber sonst vergeblich suchen würde. 

Die weiteren Fortschritte des Abbaus in der nördlichen 
Ziegelei an der Breslauer Chaussee bei Trebnitz erfordern eine 
Ergänzung!) zu der soeben wiederholten, im Jahre 1901 gegebenen 
Darstellung. Besonders bedingt das Auftreten von Geschiebesand 
und Bänderton als Einlagerung im Geschiebelehm eine Vervoll- 
ständigung der bei Trebnitz bekannten Schichtenfolge. 


Schon von weitem deutlich sichtbar, heben sich die schoko- 
ladenbraunen Tone als dunkles, den ganzen Aufschluß durch- 
ziehendes Band von dem helleren Geschiebelehm ab. Dieser 
Bänderton stellt eine deutliche Einlagerung der Grundmoräne 
dar. Zwischen Geschiebelehm und Ton lagern feine, gelblich- 
weiße Sande mit äußerst deutlicher, regelmäßiger Schichtung. 


Die Sande zeigen im Liegenden eine Mächtigkeit von 0,20 
bis 0,50 m und im Hangenden von ca. '/s m. Nur im nördlichen 
Teile des Aufschlusses ist der liegende Sand mächtiger als der 
hangende. Die Bändertone führen zwar im nördlichen und im 
südlichen Flügel der Grube ihren Namen nicht mit Recht, da 
dort die im mittleren Teil beobachtete Bänderung gänzlich fehlt, 
doch zeigen sie die für die glacialen Tone der Trebnitzer Gegend 
bezeichnende Porosität und sandige Beschaffenheit. Tertiär-Ton 
ist im Gegensatz hierzu dicht und fett. Die Farbe des Bänder- 
tons ist im nördlichen Teil dunkel, bräunlich, im südlichen mehr 
grau-grün. Das Tonlager ist nicht einheitlich, sondern zeigt im 
Süd-Flügel eine Unterbrechung; die obere und untere Sandlage 
vereinigen sich also hier zu einer Mächtigkeit von ungefähr 
°/a m. Noch weiter nach Süden keilt der Sand aus, und der 
nun auftretende grünlich-graue Bänderton bildet hier allein die 
obere Kante des glacialen Quartärs und wird unmittelbar von 
Löß überlagert. Auf dem Gegenflügel ist der dort früher auf- 
geschlossene Löß jetzt gänzlich abgetragen.?) 


!) Nach Beobachtungen von Herrn cand. geol. KURT PRIEMEL. 
?) Siehe Abbildung. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 16 


— AU — 


Die bisher nur in den oberen Horizonten beobachteten, auf 
Konzentration des Kalkgehalts zurückzuführenden Lößpuppen wurden 
durch den weiteren Fortschritt des Abbaus in allgemeiner Ver- 
breitung innerhalb des Geschiebelehms gefunden. 

Die Einlagerung von Bänderton und Geschiebesand in den 
Geschiebelehm stellt ein typisches intermoränisches Profil dar und 
dürfte auf eine rein lokale Oscillation des Gletscherstandes zurück- 
zuführen sein. Die Geschiebesande sind die Ablagerung der 
Schmelzwässer des zurückweichenden Eises, während die Tone 
als Absatz aus stehenden Wasserlachen aufgefaßt werden müssen. 
Ein erneuter Vorstoß des Eises bedeckte später die fluvioglacialen 
Gebilde wieder mit Grundmoräne.!) 


I. Glaciale Faltungen und Druckerscheinungen. 


Das Inland-Eis hat auf der Nordseite des schon vorhandenen 
Höhenzuges eine Reihe komplizierter Störungen hervorgerufen. 
Im wesentlichen wurde die normale Schichtenfolge des Tertiärs 

oben: Ton 

unten! Sand 
umgekehrt, sodaß im Gegensatz zu dem Normal-Profil in der 
Gieseschen Ziegelei der Ton überall , das Liegende und der 
schneeweiße Tertiärsand das Hangende bildet.?) 

Die in liegende Falten umgewalzten Tertiärschichten waren 
offenbar beim Herannahen des Eises noch nicht gefroren und 
wurden von dem Druck einer anfänglich schwächeren Eismasse 
(100—200 m) disloziert; zuweilen sind hierbei auch lange Keile 
von Geschiebelehm und untergeordnetem Diluvialsand in das 
Tertiär eingeschoben. So beobachtete ich 1899 in der Ziegelei 
nördlich von Trebnitz eine tief eingefaltete Mulde von Geschiebe- 
lehm, welche z. T. unter das Tertiär eingriff, aber mit der 
Decke des Geschiebelehms zusammenhing. Im Frühjahr 1901 
war ein etwa 10 m langer, 0,70 —0,80 m mächtiger Keil im 
westlichen Teil der genannten Ziegelei aufgeschlossen. Auf Taf. 
28 (1901) erkennt man deutlich, daß diese keilartige Einfaltung 


!) Die Annahme zweier Vergletscherungen, die das schlesische 
Flachland bedeckt hätten, entspricht den tatsächlich vorliegenden Be- 
obachtungen nicht. Die meisten Profile — z. B. in Mittelschlesien — 
zeigen über Tertiär nur Geschiebemergel und darüber einen Sand. 

Ein zweiter Sand im Liegenden des Geschiebemergels (wie er z. B. 
bei Bielschowitz unweit Zabrze und bei Petersdorf in der Nähe von 
Gleiwitz beobachtet wurde) ist lediglich als das Zeichen der heran- 
nahenden einen Vereisung zu deuten und enthielt bei Petersdorf 
das Mammut (E. primigenius) sowie den seltenen E. trogontherit; 
der fast niemals fehlende obere Sand ist das fluvioglaciale Rückzugs- 
geebilde. 

?) Siehe Abbildung u. auch t. 27; 1901. - 


— ed — 


durch eine Kappe von Tertiärton und Sand von der zusammen- 
hängenden Decke des Diluviums getrennt ist. Der. Keil war also 
offenbar schräg von unten nach oben in das Tertiär eingepreßt., 
das sich über ihm aufwulstete. 

Die Entstehung schräger oder liegender Falten wird ferner 
begünstigt durch die ursprünglich vorhandene Wechsellagerung 
von Lehm und Sand. 


I. Abhobeln des gefrorenen Untergrundes durch den 
Gletscher. 


Nach der ersten Phase des Aufpflügens und Faltens der 
tertiären Unterlage vergrößerte sich die Last des Inlandeises 
und erreichte allmählich ihre Maximalmächtigkeit von 600— 800 m. 
Gleichzeitig fror der Untergrund — etwa wie in dem heutigen 
Sibirien — zu einer aus oefaltetem Tertiär und aus Lehmkeilen 
bestehenden harten Masse zusammen. Nach dem Durchfrieren 
trat die faltende Wirkung, die das Eis auf den Untergrund 
ausübt, zurück; die weitere Einwirkung läßt sich kurz als ein 
„Abhobeln“ kennzeichnen. Daher ist in allen südlichen Auf- 
schlüssen, sowie in der Mehrzahl der nördlichen Profile die 
Grenze zwischen Geschiebelehm und Tertiär scharf wie mit dem 
Messer gezogen. (Siehe Abbildung) Nur in einzelnen Teilen 
der Giese’schen Ziegelei!) sind Übergangsgebilde aufgeschlossen, 
die aus verfaltetem Tertiär, Geschiebelehm und -sand bestehen; 
die lokale Einpressung) von braun- und blaugestreiftem Bänder- 
ton ist ebenfalls der zweiten Phase zuzurechnen. 

Die Tatsache, daß der ganze Trebnitzer Höhenzug noch 
jetzt im Antlitz der Landschaft deutlich hervortritt und nicht 
während der späteren Phase des Eisdruckes abgehobelt wurde. 
ist wohl ebenfalls dem Durchfrieren zuzuschreiben. Auch die 
sehr verschiedenen Mächtigkeiten, welche der Geschiebelehm in 
kurzen Abständen erkennen läßt (a —1—4—8 m in der 
Giese’schen Ziegelei), deuten weniger auf postglaciale Denudation 
als auf ursprüngliche ungleichförmige Ablagerung auf dem un- 
ebenen Untergrunde hin. 


Zusammenfassung über die glacialen Faltungs- und 
Uberschiebungs-Erscheinungen. 


Überall läßt sich auf der Stoßseite des Gletschers die Be- 
‘obachtung machen, daß eine Faltung und Stauchung des plastischen 
(noch nicht durchgefrorenen) Untergrundes vornehmlich bei ge- 


2!) Vergl. t. 28, 1901. 
A 


16* 


— 26 — 


ringerem Eisdruck, d. h. bei kleineren Gletschern oder im Beginn 
des Vorrückens von Landeis, erfolgt (Trebnitz, Finkenwalde bei 
Stettin). Nach vollkommenem Durchfrieren!) des Bodens und 
bei wachsendem Eisdruck wirkt das Landeis nicht mehr entfaltend, 
sondern überschiebend und abhobelnd. 

Die Profile der Glacialfaltung erinnern daher in verkleinertem 
Maßstabe an tektonische Durchschnitte, in denen eine früher ge- 
faltete Unterlage durch eine später entstandene Überschiebungs- 
fläche von der aufgeschobenen Scholle getrennt wird. 


!) Über den erkaltenden Einfluß des Gletschereises auf den an- 
grenzenden Boden vergl. u. a. E. v. DryGAusKkı, Verhandl. d. 
VIII. Deutschen Geographentages, Berlin 1889 und Zeitschr. d. Ges. 
I tirdkszuaBerlin 21892 2Smn. 


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Fig. 2. Glaciale Druckerscheinungen nördlich von Trebnitz. 


(Giese sche Ziegelei an der Militscher Chaussee, Frühjahr 1901.) 

Der Tertiärsand (1), das normale Liegende des Tertiärtons (2), ist überschoben und z. T. in den Sand hinein- 
gepreßt, z. T. an der Grenze von Geschiebelehm (3) und Ton in schmale Fetzen ausgewalzt (südlicher Teil des Bildes 
oben). Der Geschiebelehm, der (in der Mitte des Bildes) Geröllstreifen (0000) einschließt, greift in 0,8—0,9 m mächtigen, 
10 m langen, zahlreichen, schmalen und in einer erößeren Zunge in den Tertiärton ein. Diese von Geröllstreifen und 


orößeren Geschieben durchsetzte Zunge ist durch eine -— den oberen südlichen Teil des Bildes einnehmende — Kappe 
von Tertiärton vollkommen von der Decke des Geschiebelehms getrennt und daher schräg von unten nach oben — 
entsprechend der Pfeilrichtung — in den Ton eingepreßt. Breite des Bildes ungefähr 15 m. Rechts unten eine Einzel- 


heit (A) aus der nördlichen Fortsetzung des Aufschlusses: Zwei Fetzen von glacialem Bänderton, 


Kurzer Ueberblick über das Miocän von Oppeln 
1. Schles. und seine Fauna. 


Von Herrn A. ANDREAE. 
Hierzu 1 Textfig. 


Die Miocänschichten von Oppein haben seit zwei Jahren 
durch reiche Fossilfunde die Aufmerksamkeit der Geologen und 
Paläontologen auf sich gelenkt. Die Fauna ist, soweit die 
Binnenconchylien in Betracht kommen, zunächst veröffentlicht, in 
bezug auf die Wirbeltiere und Pflanzen ist das Studium noch 
nicht abgeschlossen und dürfte das Material sich hier auch noch 
in Zukunft durch neues Material andauernd vermehren. Es 
wurde gewünscht diesem Führer eine knappe Übersicht der 
Fauna und des Vorkommens der Miocänschichten bei Oppeln 
einzuverleiben und diese nicht nur auf das schon bekannte 
Publizierte zu beschränken, sondern sie auch auf die neuen 
Funde, soweit als möglich, auszudehnen, welche jedoch noch in 
diesem Jahre als III. Beitrag zur Miocänfauna von Oppeln in 
den Mitteilungen des Roemer-Museums in Hildesheim 
(No. 20) erscheinen sollen. 

Das Vorkommen findet sich in den groben Zementkalk- 
brüchen, Turonen Alters, bei Königl. Neudorf unweit Oppeln. 
Das Material, welches die reiche Fauna enthält. ist ein harter, 
bröckeliger, sehr heller, grauer Tonmergel, oft vermengt mit 
Kalkbröckchen. Er besteht aus umgelagertem Scaphitenpläner, 
worauf die in ihm reichlich enthaltene sekundäre Plänerfauna 
hindeutet. Dieser Mergel lagert in Klüften des Turonpläners, 
bedeckt aber außerdem noch. nach gütiger Mitteilung des Herrn 
Dr. Bärtuing als kleine Mulde die Oberfläche der Kreide. ') 
— Der an Ort und Stelle aufgearbeitete und umgelagerte 
Scaphitenpläner unterlag sicher keinem weiten Transport, sondern 
bildete unterstützt von Quellsintern und hier noch nicht näher 
untersuchten Algenkalken das miocäne Depositum, das eine ter- 
restrische und limnische, nicht fluviatile, Fauna enthält. —- 

Die Binnenconchylien sind folgende: 


!) Nachtrag. Als ich am 15. 9. 04 zum erstenmal das Profil 
bei Oppeln selbst untersuchen konnte, bildete das Miocän eine 
stellenweise an 6,5 m mächtige muldenförmige, diskordante Auf- 


lagerung über der erodierten Oberfläche des Pläners. Der bröcklige 


Miocänmergel war ganz mit wirr gelagerten Plänerstücken erfüllt, 
ohne deutliche Schichtung, aber er zeigte gelegentlich dunkle braun- 
kohlenreiche Schmitzen und auch Partieen und Bänder, die ganz von 
zerdrückten Landschneckenschalen erfüllt waren. 


Landschnecken. 


Daudebardia praecursor m. Die erste bekannte fossile Art 
dieser kleinen lebhaften Raubschnecken. Häufig. 

Oleacıina (Boltenia) sp. Eine Raubschnecke. 

Oleacina (Salasıella) fossdis m. Von zentralamerikanischem 
Habitus. Eine Raubschnecke. 

Ennea oppoliensis m. Typus und var. turrita m. Früher zu 
Coryna gestellt. 

Vetrina (Semihimax) intermedia Rss. nebst var. crassitesta KLıka. 

Sansania crasstitesia (Reuss). Diese und die beiden folgenden 
sind Nacktschnecken mit innerem Gehäuse. Alle sind häufig. 

Limaz excavatus n. SP. 

Amalia oppoliensis n. sp. Typus und var. n. ancylordes 

AÄrchaeozonites subangulosus (Benz). Häufigste Art bei Oppeln. 

Archaeozonites conicus m. Seltener als vorige. 

Hyalına (Aegopina) n. Sp. 

Hyalina (Pohta) mendica SLav. 

Hyalina (Polta) miocaenica m. 

Hyalına (Gyralina n. sbg.) roemere m. Die neue Untergattung 
umfaßt noch die recente Gyr. circumlineata (PFEirF.) aus 
Dalmatien. 

Hyalına (Vitrea) procrystallina m. Der Vorläufer unserer ein- 
heimischen recenten V. cerystallina. 

Janulus gyrorbes (v. Kueır). 

Strobdlus costatus Sanpeg. (emend. Clessin). Die Strobilen 
sind eine durchweg amerikanische Gattung und beide Arten 
sind bei Oppeln häufig. 


Fig. 1. Galactochilus silesiaeum ANDR.; nat. Größe. 


— DM 


Strobilus böttgere m. Sie steht dem bei Undorf sehr seltenen 
Str. bilamellatus Cuess recht nah. 

Pyramidula (Goniodiscus) mamtillata n. Sp. 

Punctum propygmaeum n. Sp. 

Pleurodonte (Galactochtlus) silesiaca m. Diese prächtige große 
Helicide gehört zum westindischen Formenkreise der Pleuro- 
donten. Ein direkter Vergleich mit Zugquweillia cornu- 
militare Scop. von Haiti und das fast völlige Überein- 
stimmen der Skulptur beider Arten schließt alle Zweifel 
aus. Die Pleurodonten, welche nur mit wenigen Arten. aus 
dem westindischen Archipel nach dem nördlichen Südamerika 
übergreifen, stehen in der amerikanischen Schneckenfauna 
ganz isoliert da und dürften die direkten Nachkommen der 
Galactochilen des europäischen Tertiärs sein. 

Pleurodonte (Galactochilus) ehingenstis (v. Kuaın). 

Hygromia (Monacha) cf. devexa (Reuss). 

Hygromia (Monacha) neudorfensis n. Sp. 

Acanthinula nana (Aız Braun). 

Acanthinula tuchoricensis KLıRA. 

Helicodonta involuta (Tmom.) 

Helicodonta (Klıkia) cf. osculum (Taom.) 

Spiraxis n. SP. 

Oronella (Zua) n. Sp. 

Azeca frecht m. 

Azeca ci. pumdia SLav. 

Buliminus (Napaeus) sp. indet. 

Modticella aff. trochulus (SANDBG.) 

Orcula n. sp. 

Negulus rartceosta (SLAVIC.) 

Negulus lineolatus (Ar. Braun). 

Leucochtlus quadriplicatum (Au. Braun). Typus nebst var. 
lamellidens (Sannee.) Häufig. 

Leucochllus ferdinandt m. 

Leucochilus n. Sp. 

Vertigo (Enneopupa) aff. eylindrella (An. Braun). 

Vertigo callosa Reuss. 

Vertigo kocht Börrger. Häufig. 

Triptychia margaretae n. sp. Nicht selten. 

COlausicha (Canaleia) n. Sp. 

Clausiia sp. sp. 

Succinea peregrina (SANDEBG.) 

Carychinm laeve BÖTTGER. 

Carychium minimum (M.) var. elongata Vır.a. Es ist 
von Interesse, dab diese im Mediterran- und Alpengebiet 


ee 


lebende Form sich schon im Miocän massenhaft fossil 
findet. 

Oyclostoma schrammeni! m. Häufig. 

Craspedopoma leptopomotides (Rruss). Hier häufig, bei Tuchor- 
schitz sehr selten. Die recenten Arten finden sich nur 
noch auf den atlantischen Inseln: Azoren, Madeira, Canaren. 

Palaina (Adelopoma) martense m. Die Adelopomen sind heute 
die Vertreter der Diplommatinen in Mittel- und Südamerika, 
sowie Trinidad. Häufig. 

Acme himbata Reuss. 

Acme callostuscula n. sp. (Statt callosa Börrger in der 
älteren Liste). 

Pseudotruncatella nov. gen. pretiosa n. Sp. 


Süsswasserschnecken. 


Planorbis (Gyrorbis) Fürtchi m. 

Pseudamnteola helicella (Ar. Braun). Häufig. 

Bythinella cyclothyra (Börre.) var. gracıis Kuıra. 

Die Wirbeltierfauna des Miocäns von Oppeln ist ärmer als 
die Conchylienfauna, es fanden sich einige kleine Reptilienknochen 
und besonders procöle Lacertilierwirbel, dann ziemlich reichlich 
Fragmente von Schildkrötenpanzern; ein ziemlich vollständiges 
Plastron wurde gütigst von Herrn von Reinach untersucht und 
als zur Gattung Ocadıa gehörig erkannt. Es handelt sich wohl 
um eine neue Spezies, da keine völlige Übereinstimmung mit den 
beschriebenen oligocänen und miocänen Formen vorhanden ist. 
Heute lebt nur noch eine Ocadia-Art in China. Reichlicher 
kommen Säugetierreste vor, deren Bestimmung eütigst Herr 
Dr. M. SchLoss£zr übernahm. Folgende Arten sind bisher fest- 
gestellt, von denen nur ? Choerotherium und Mastodon angustı- 
dens schon von Oppeln erwähnt waren: 

Phiopithecus antigquus Gerv. Es liegt ein linker oberer P* von 
dem bekannten Anthropoiden des Miocäns von Sansan, 
Grive St.-Alban, Elgg, Göriach etc. vor. Dieser Gibbon- 
Affe ist ein ausgesprochen südasiatisch - sundanesisches 
Element der Fauna. 

Cordylodon schlosserde n. sp. Unterkiefer. Wohlunterschieden 
von dem untermiocänen (©. haslachensis H. v. Mey. und 
mehr differenziert. Eine ausgestorbene Insektivorenform, 
die der Familie der Dimylıdae eingereiht wird und den 
Igeln nahe steht. 

Talpa minuta Buv. Oberschenkel. 

Herpestes (?) Kieferfragmente und Eckzahn. 

Ursavus brevirhinus (Horm.) Eine auch sonst im schlesischen 


— 259 — 


Miocän (Kieferstädtel) verbreitete Form, kommt auch in der 
Braunkohle von Voigtsburg und Steieregg in Steiermark 
vor. Bei Oppeln fanden sich diverse Zähne der Art. 
Mastodon angustidens Cuv. Zahnfragmente und Reste des Femur. 
Chalteothertum (Macrotherium) sansantense Larrt. sp. Zähne. 
Acerathertum cf. tetradactylum Larr. Zähne und viele Knochen- 
fragmente, Wirbel, Rippen, Beinknochen etc., die wohl auch 
hierher gehören. 
Choerotherium (?) cf. pygmaeum Dir. oder auch Palaeochoerus 
(?). Ein Astralagus dieses kleinen Suiden. Erstere Gattung 
wäre Ober-, letztere Unter-Miocän. 


Palaeomeryx cf. fuwrcatus HesseL. Ein unterer P4, viele 
Knochenfragmente, in Menge Rippen, aber auch Geweih- 
abwurfstücke. 


Oricetodon medium Lart. Eine kleine Hamsterform, die sich 
auch bei Sansan, Grive-St.-Alban, Steinheim und Nördlingen 
findet. 

Titanomys Fontannest Der. Ein geologisch besonders junges Element 
der Fauna von Oppeln. 

Die Flora des Miocäns von Oppeln ist noch zu sparsam und 
zu wenig untersucht, um in Betracht zu kommen. Abgesehen 
von den Baumfarnstämmen (Rhizodendron oppoliense GÖPPERT), 


. die jedoch auf sekundärer Lagerstätte liegen sollen, finden sich 


noch verkohlte Holzreste im Ton und erhielt das Roemer-Museum 
noch ein großes Stück vom Wurzelholz eines gewaltigen Coniferen- 
stammes mit ausgezeichnet erhaltener Mikrostruktur, im Tonmergel 
selbst finden sich neben Lignit Samen von Cruciferen, Früchte, 
die etwas Cycadeenfrüchten gleichen und eine Juglans, welche an 
nordamerikanische Wallnüsse, wie J. nigra und cinerea, erinnert. 


Altersbestimmung. Die reiche Binnenconchylienfauna von 
ca. 60 Formen und 47 Genera resp. Subgenera spricht am 
meisten für ein untermiocänes Alter, was früher!) eingehend be- 
sründet wurde und hier nicht wiederholt werden soll. Die neu 
hinzugekommenen Arten widersprechen dieser Auffassung nicht 
und sind überhaupt zumeist neue Spezies. In den marinen 
Tegeln von Biskupitz fanden sich in den 60er Jahren schon 
eingeschwemmte Landschnecken, die F. RoemEr in seiner Geologie 
von Oberschlesien als Hx. turonensis Desn. erwähnte und abbildete.?) 
Aus marinen mediterranen Schichten von Kattowitz lag mir nun 
Helix (Otala) larteti Boıssyv vor. Einer Neuuntersuchung der 


. Y) Mitt. a. d. Roem.-Mus. Hildesheim No. 18. Dez. 1902 S. 28 u. £. 
7 Sa380, € MM, 15. 


Rormerschen Exemplare, die mir Herr Prof. FrecH gütigst sandte, 
erwies deren Zugehörigkeit zu derselben, auch in den marinen 
Schichten des Wiener Beckens verbreiteten Art.!) Auffallend 
ist nun, daß in den marinen Ablagerungen jegliche 
Spur der oppelner reichen Gonchylienfauna ausbleibt 
und die einzige dort nicht gerade selten vorkommende 
Landschnecke der Art und Gattung nach in Oppeln 
fehlt. Otala (olim Macularia) ist überhaupt mehr eine Gattung 
des jüngeren Miocäns und bleibt im Meaiterrangebiet bis auf die 
Jetztzeit endemisch, Galactochilus bei Oppeln ist dagegen ein 
älterer Typus. fehlt bisher im Obermiocän und erlischt im Pliocän 
in Europa (@. charxi Mıcn und brocchiW C. MAYER!); er setzt 
sich in der Jetztzeit direkt in den westindischen Pleurodonten 
fort. Obige Betrachtung könnte für ein höheres Alter des 
Miocäns von Oppeln als das der Mediterranschichten von Grund. 
Gaunersdorf, Nexing u. s. w. sprechen; immerhin mag jedoch 
Otala larteti gerade eine halophile, küstenbewohnende Art ge- 
wesen sein. — Die kleine aber wichtige Säugetierfauna ist aus- 
gesprochen jünger, als die Binnenconchylienfauna, es handelt sich 
hier nicht um untermiocäne und z. T. oberoligocäne Arten, 
sondern um ober- und mittelmiocäne, wie ein Blick auf die Liste 
lehrt. — Solche scheinbaren Widersprüche kommen auch sonst 
vor, besonders beim Vergleich mit Floren. Die langsam beweg- 
lichen Landschnecken waren wohl z. Z. und z. T. vor der Zeit 
der Ablagerung schon dagewesen, starben z. T. aus, oder wanderten 
teilweise, sich hierbei ständig ändernd, weiter; diese Wanderung 
fand allem Anschein nach zumeist nach Westen hin statt. Die 
leicht beweglichen Säugetiere wanderten vielleicht, besonders soweit 
es sich um neu auftretende Gattungen handelt, z. T. erst ein. 
Daher möglicherweise der ältere Habitus der einen, der jüngere 
der anderen. Man wird die Fauna von Oppeln deshalb am besten 
einfach als Miocän oder auch als Mittelmiocän?) bezeichnen, 
eine Zurechnung zum Untermiocän gestatten keinenfalls die jetzt 
bekannt gewordenen Säugetiere, eine solche zum Obermiocän ist 
nach der Conchylienfauna unwahrscheinlich. 


!) Hx. (Otala) larteti Boıssy ist leicht durch die Skulptur 
von Hx. (Hemicycla) turonensis DESH. zu unterscheiden, beide sind 
sonst in der Form sehr variabel. Letztere scheint auf das Miocän 
Westeuropas beschränkt zu sein. Heute leben Hemicyclen nur auf 
den Kanaren. 

?) Auf den sehr verschiedenen Gebrauch der Abteilungen 
Unter-, Mittel- und Öbermiocän bei den verschiedenen Autoren 
bin ich in den Mitt. a. d. Roem.-Mus. No. 16, Jan. 1902 schon 
eingegangen. 


Facies, biologische und geographische Beziehungen. 


Die Oppelner Binnenconchylienfauna ist eine ganz vor- 
wiegende Landschneckenfauna, und zwar handelt es sich zumeist 
um Arten, die einen feuchten Standort lieben.!) Bewohner 
trockener Halden und Küstenformen fehlen. Von den drei 
Wasserschnecken lebte Bythinella cyclothyra wohl in Quellen und 
die beiden andern in kleinen Wasserläufen resp. Quellbächen. 
Die isolierten Säugetierreste mögen in den Tonschlamm der 
miocänen Seeablagerung eingeschwemmt sein, ganze Skelete 
fanden sich bisher noch nie. Wasserschildkröten resp. Fluß- und 
Teichbewohner (Ocadia) waren in Menge da. — Verglichen mit 
anderen Tertiärfundpunkten hat Oppeln in Bezug auf die Binnen- 
schnecken faciell mancherlei Analogie mit der Fauna der pliocänen 
Mergel von Hauterive und Celleneuve in SO-Frankreich, wo wir 
eine ähnliche Vergesellschaftung von Gattungen sehen, natürlich 
in völlig verschiedenen Arten, so z. B. Oraspedopoma, ein großes 
Galactochtlus, eine große Tirrrptychie, viele Strobilen, Carychien, 
Leucochilen und Vertigonen. Analogien mit dem Obermiocän 
von Undorf treten in der Adelopoma, den Amalien, Ennea, den 
Strobilen und anderen Elementen hervor, doch handelt es sich 
auch hier meist um differente Spezies. 

Bei Oppeln sind kleine Formen mit skalarienartigen Rippen ver- 
breitet wie: Adelopoma, Negulus, Modticella, Acanthinula, zwischen 
diesen Rippen blieben wohl Humusteilchen und Sandkörner hängen 
und halfen das Tier vor Räubern zu verbergen und zu schützen. 
Gerade Raubschnecken sind aber ungewöhnlich häufig bei 
Oppeln, so Daudebardia. die sonst zu den Raritäten zählt, ferner 
Glandiniden wie: Boltenia und Salasiella. Die fossil meist seltenen 
Nacktschnecken finden sich in Menge, soweit sie innere Schalen 
hatten, wie Sansania, Limax und Amaka. 

Die ausgesprochenen geographischen Beziehungen der Binnen- 
conchylienfauna von Oppeln zu atlantisch amerikanischen 
Formen ist schon?) ausführlich besprochen worden, besonders ist 
der Zusammenhang innig mit West-Indien und den atlan- 
tischen Inseln. Die europäisch mediterranen Elemente 
treten dagegen zurück und ausgesprochene anderweitige geo- 
graphische Verwandtschaften machen sich nicht bemerkbar. 

Alle Originalstücke der in den Listen genannten Arten be- 
finden sich im Roemer-Museum zu Hildesheim. 


1) Mitt. a. d. Roem.-Mus. No. 18 S. 30. 
2u3224.0. Mitt. No. 185. 3% 


Die obere Kreide in der Gegend von Oppeln. 
Nach R. LEONHARD!) | 


zusammengestellt von Herrn Kurt FLEcGeL. 


I. Cenoman. 


Sandige Ablagerungen cenomanen Alters finden sich in der 
Gegend von Oppeln als östlichstes Vorkommen dieser für die 
böhmisch-sächsiche Facies bezeichnenden petrographischen Be- 
schaffenheit. Dieselben sind Reste einer mächtigen Decke, welche 
der weitgehenden Denudation zum größten Teile zum Opfer ge- 
fallen ist. Durch ein Bohrloch in dem Steinbruch der Portland- 
Zement-Fabrik vorm. A. Giesel, Poln. Neudörf, wurde die 
Mächtigkeit des cenomanen Sandes und Sandsteines auf 43 m 
festgestellt. Zu Tage tritt das Cenoman nur im Südosten von 
Oppeln, bei Groschowitz, wo es in einigen wenig ausgedehnten 
Aufschlüssen sichtbar ist.”) Die Ablagerungen bestehen aus 
einem feinkörnigen, weißen, seltener gelblichen Sandstein, welcher 
meist in Sand zerfallen und mehr oder weniger glaukonitisch ist. 
In dem Oppelner Cenoman fand T,eosuarn! Siphonia Geinitzi 
Zırr., S. ficus GoLor., Ohonella Roemert! Gein., Ch. Schramment 
LeonHArD, Astrocoenia decaphylla BR. u. H., Terebratula biplieata 
Sow., (Catopygus carinatus GoLDrF., Acanthoceras rhotomagense 
Derr., Turrilites costatus Lam. 


II. Turon. 


Die Turonscholle von Oppeln, welche, durch den jungen 
Durchbruch der Oder aufgeschlossen, sich im Tale von Groß- 
Schimnitz bis Groß-Döbern verfolgen läbt, ist der am besten zu- 
gänglichste und am längsten bekannte Teil der oberschlesischen 
Kreide.°) Gute Aufschlüsse bieten nur diese ausgedehnten Stein- 
brüche bei Oppeln, nördlich von der Stadt, in Poln. Neudorf. 
südlich von derselben, sowie bei Groschowitz, 3 km südöstlich. 
Die gesamte Mächtigkeit des Turon wurde bei den Bohrungen 
im Süden von Oppeln auf ca. 44 m, im Norden der Stadt auf 
37 m festgestellt. Bei weitem geringer ist die Mächtigkeit der 
turonen Ablagerungen bei Groschowitz, wo nur noch die 
tiefsten Schichten erhalten sind. 


!) Die Fauna der Kreideformation in Oberschlesien. Paläontogr. 
44. 1897. S. 11 ft. 

?) deren Besuch kaum lohnen würde. 

®) schon von der Eisenbahn aus sind südlich die mit senkrechten 
Wänden tief eingeschnittenen Brüche nicht zu übersehen. 


ae 


Hier findet sich konkordant über dem cenomanen Sandstein 
eine 4 bis 5 m mächtige Schicht zähen blauen Tones, welcher 
durch Sand verunreinigt und reich an kohlensaurem Kalk und 
Konkretionen von Schwefelkies ist. Der Kalkmergel, in welchen 
der Ton allmählich übergeht, ist in dem Groschowitzer Bruche 
nur 6 bis 7 m mächtig und durch starken Kalkgehalt ausge- 
zeichnet, sodaß er besser als Mergelkalk bezeichnet wird. 

Nach den von Leonuarp im Kalkmergel von Groscho- 
witz gefundenen Fossilien sieht sich der genannte Autor ge- 
zwungen, diese Mergel für das Äquivalent der Schlüterschen 
Zone des Imoceramus Brongniarti zu halten, charakterisiert 
durch Meeraster breviporus Ac., Spondylus spinosus D ORB. und 
Terebratulina gracilis Sow. Der Groschowitzer Ton wird 
demnach in die Stufe des untersten Turon, die Zone des 
Inoceramus labiatus gerückt. Außer den bereits erwähnten Fossilien 
wurden im Groschowitzer Mergelkalke noch gefunden: 

Membranipora elliptica v. Hac., Stylotrochus Volzi LeoxH., 
Terebratula semiglobosa Sow., Terebratulina striatula Monr., 
T. gracilis ScaLorTH., Gastrochaena amphisbaena GoLDF., 
G. Ostreae Reuss, Inoceramus Brongniarli Sow., Ostrea 
hippopodium Nıuss.. Volvaria tenuis Reuss, Pleurotomarra hinearis 
Mant., Micraster breviporus Ac., Pachydiscus peramplus Manr., 
Oxyrhina Mantelli Ac. 

Die Schichten des Turon bei der Stadt Oppeln 
selbst sind seit Jahrzehnten durch Steinbrüche aufgeschlossen, 
welche das Material zu einer ausgedehnten Zementfabrikation 
liefern. Es sind dies im Norden der Stadt die Brüche der 
Öberschlesischen Portland-Zement-Fabrik vorm. Schottländer und 
im Süden in Poln.-Neudorf die aneinander grenzenden Steinbrüche 
der Portland-Zement-Fabrik vorm. A. Giesel und der Oppelner 
Zement-Fabrik vorm. F. W. Grundmann. 

Die Schichten des Oppelner Kalkmergels sind durch Ver- 
rutschungen stark disloziert, sodaß scheinbar ein verschiedenes 
Streichen und Fallen zu beobachten ist. Im ganzen lagern auch 
hier die Schichten horizontal. 

Die untere Turonstufe (Brongmiartr-Zone) wird nach 
oben durch zwei tonreiche Zwischenlagen abgeschlossen. In 
denselben findet sich ausschließlich Terebratulina gractlis. Außer- 
dem kommen in der Brongniarti-Zone häufig vor: 

Ventriculites radratus Mant., Leptophragma fragile A. RoEMER., 
Plocoscyphia tenwilobata Leonm., Ananchytes ovatus LESKE, 
Micraster breviporus Ac., IBhynchonella plicatilis. Sow., Tere- 
bratula semiglobosa Sow., Terebratulina gracilıs SCHLOTH., 
Inoceramus Brongniarti Sow., 1. labiatus ScHLoTH., Spondylus 


non — 


spinosus Sow., FPleurotomaria linearis Manxrt., Pl. perspectiva 
Manrt., Nautdus rugatus FR. u. SchL., N. sublaevigatus D’ORB., 
Pachydiscus peramplus Manr. 

Der am besten bekannte Horizont des Oppelner Turon, 
der über den tonigen Zwischenlagen mit Terebratulin« 
gracilis folgt, ist das Äquivalent des Scaphitenpläners 
Nordwestdeutschlands. Die Fauna dieser Schichten ist folgende: 

Ventriculites angustatus A. RÖMER, V. radıatus A. RÖMER, 
Leptophragma fraglle A. RÖMER, (amerospongia fungiformis 
GoLDF., Ananchytes ovatus Leske, Meeraster cor testudinarum 
AG., Rhynchonella plicatilis Sow., Inoceramus Brongniarti Sow., 
J. labiatus SCHLOTHEIM, I. Quviert Sow., I. Oripsii Manr. var. 
plana MÜNSTER, Spondylus spinosus Sow., Pachydıscus peram- 
plus Manr., Helicoceras Reussianum »’Orz., Scaphites Geinitzr 
D’ORB. 

Nach ScHRAmMmEn!) kann die Leonsuardsche Gliederung des 
Turon bei Oppeln nur z. T. beibehalten werden. Die fossilarmen 
Kalkmergel von Groschowitz sind als Äquivalente der Brongniarti- 
Schichten von Nordwestdeutschland aufzufassen. LEONHARD hat 
bereits versucht, die obersten Mergelschichten in Oppeln der 
Cuvierti-Zone zuzurechnen. SCHRAMMEN erbringt nun den weiteren 
Nachweis, daß eine charakteristische große Spongie Thecosiphonia 
nobilis ROEMER immer nur auf sekundärer Lagerstätte vorkommt. 
Bei mehrfachen Besuchen der Lokalität hat SCHRAMMEN immer 
nur beobachtet, daß die Thecosiphonien regellos in dem massen- 
haft Tertiär-Conchylien führenden Ton, welcher Spalten im 
Scaphiten-Pläner ausfüllt, zerstreut liegen. Auch hat er beim 
Reinigen der Thecosiphonien fast immer tertiäre Minutien ab- 
gewaschen. 

Der ganze Befund spricht dafür, daß es sich um Aus- 
füllung von Spalten im Scaphiten-Pläner durch auf- 
gearbeitete Cuvieri-Mergel handelt, aber nicht, wie MıcHAer?) 
meint, um senone Schichten, die in Spalten abgesunken sind. 

Nach der Häufigkeit und weiten Verbreitung der T’hecosiphonia 
nobilis in den Diluvialbildungen bei Oppeln müssen die Cuvrerr- 
Mergel ein bedeutendes Areal bedeckt haben. SCHRAMMEN 
kennt wahre Riesenexemplare aus dem Diluvium von Halbendorf 
und Sacrau bei Oppeln. Ganz besonders häufig ist die Art in 
den Kiesgruben bei Groß-Stein unweit des Annaberges, aus denen 
Herr Oberförster Müller in Groß-Stein schier eine Wagenladung 
zusammengebracht hat. 


!) Über den Horizont der Thecosiphonia nobilis ROoEM. sp. Central- 
blatt f. Min. 1903 S. 19 f:. 

?) Über das Vorkommen einer tertiären Landschneckenfauna im 
Bereich der jüngsten Schichten derKreidescholle von Oppeln. Berlin 1902. 


_— 0 


SCHRAMMEN möchte Thecosiphonia nobilis geradezu als Leit- 
fossil des oberen Scaphiten- bezw. Cswveeri-Pläners bezeichnen, 
doch fällt nach demselben Autor ihr erstes Auftreten in die 
Scaphiten-, das letzte in die senone Quadratenzone. 

Das Oppelner Turon zeigt, wie LeonHAarD berichtet, eine 
überraschende Gleichförmigkeit der Fauna durch alle Stufen. 
Sie ist durch ihren Reichtum an Individuen bei verhältnismäßig 
sroßer Armut an Arten charakterisiert. 

Was die Facies des Oppelner Turon anbelangt, so weisen 
die meisten Arten auf eine Ablagerung in mäßiger Meerestiefe 
und große Küstennähe hin. Daß die Oppelner Scholle nur die 
wenig mächtigen Uferbildungen eines größeren Meeresarmes dar- 
stellt, scheint sich aus der Mächtigkeit desselben Kalkmergels 
im Bohrloch von Proskau zu ergeben, wo noch bei 212 m die 
Bohrung im Kalkmergel stehen blieb. 

Von großer Wichtigkeit ist das Vorkommen einer wenig 
ausgedehnten Scholle des Oppelner Zementkalkes in einer Spalte 
des Annaberger Muschelkalkes. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 11.7 


— 260 — 


Die Trias in Oberschlesien. 
Von Herrn J. WYSOoGöRSKI. 


Die Trias ist in Oberschlesien durch alle drei Abteilungen 
vertreten, von denen die unterste, der Buntsandstein, vertikal und 
horizontal am wenigsten entwickelt ist. | 

Derselbe führt in Oberschlesien den Namen mit Unrecht, 
da er meistens aus bunten Letten mit wenigen Sandlagen besteht. !) 
Die hangenden Partien sind bereits marin als Dolomite entwickelt, 
die Beneckeia tenwis und Myophoria costata führen. Die marine 
Entwicklung dauert durch den ganzen Muschelkalk fort. Der 
ganze Keuper ist aber wiederum eine rein kontinentale Bildung. 

Der oberschlesische Muschelkalk bildet das Hangende des 
nirgends fehlenden Buntsandsteins und läßt sich in drei Unter- 
abteilungen gliedern, von welchen die unterste die bei weitem 
größte Verbreitung und Mächtigkeit besitzt (ca. 200 m). 

Die Fauna der oberschlesischen Trias lebte in einem schmalen 
Meeresarm, der die südliche Verbindung des deutschen Binnen- 
meeres mit dem alpinen Ozean bildet, der andererseits aber viele 
Merkmale des benachbarten Landes aufweist. 

Die Verbindung mit dem alpinen Meere kennzeichnet das 
massenhafte Vorkommen von Diploporen, Crinoiden und Brachio- 
poden, die in Mitteldeutschland selten oder garnicht vorkommen 
(wie Diplopora annulata, Dadocrinus Kunischi und D. grackhs, 
Spirigera trigonella, Spiriferina hirsuta, Sp. fragılis, Sp. Mentzelt, 
Rhynchonella decurtata und Rh. Mentzelt. 

Für die größere Nähe des Landes während der Muschelkalk- 
zeit spricht das Vorwiegen von organischen Resten, die auf seine 
Nähe hinweisen und im mittleren Deutschland fehlen oder seltener 
vertreten sind: 

1. Saurier mit amphibischem Charakter. 

2. Ceratodus und Estheria, die sonst nur im nicht 
marinen Keuper vorkommen (beide sind lokalisiert 
und offenbar eingeschwemmt). 

3. Einschwemmung von verkieselten Farnenresten (Knor- 
ripterts) und Voltzienzweigen. 

Interessant ist ferner die Tatsache, daß eine Anzahl von 
Tieren, wie Placodus, Ceratodus und Saurichthys, in Oberschlesien 


!) Nach einem von R. MICHAEL auf der Versammlung zu Breslau 
gehaltenen Vortrage gehören dieselben dem Rotliegenden an. 


— Kal 


bereits im untersten Muschelkalk vorhanden sind, im westlichen 
Deutschland dagegen erst: in höheren Niveaus auftreten; es hat 
also eine Einwanderung von Osten nach Westen stattgefunden. 

Das Fehlen der rhaetischen Transgression in dem nicht 
marinen Keuper weist auf ein Zurückweichen des Meeresspiegels 
am Schluß der Trias hin. 


I. Der untere Muschelkalk 
zerfällt in 


a) Äquivalente des Wellenkalks und der Zone des 
Dadocrinus gractlis. 


Dieser beginnt mit dem 1. cavernösen Kalk, einem wenige 
Meter mächtigen, versteinerungsleeren Schichtenkomplex aus braunem 
oder rötlichem kristallinen Kalk mit vielen Höhlungen. 


2. Darüber lagern die Äquivalente des typischen Wellen- 
kalks == (Chorzower Schichten) von ca. 75 m Mächtigkeit, 
hauptsächlich aus dünnen Bänken von mergeligem Kalk mit 
wulstigen Anschwellungen bestehend, welche mit festen kristallinen 
oder dichten Kalkbänken wechsellagern. Von großer Wichtigkeit 
sind die eingelagerten Bänke mit Dadocrinus gracıks und D. 
Kunischi, Crinoiden, die auch in den Alpen in den untersten 
Schichten des Muschelkalks vorkommen. 

Paläontologisch charakterisiert ist der oberschlesische 
Muschelkalk durch das massenhafte Vorkommen von Saurierresten, 
und zwar: 

Nothosaurus (Eurysaurus) latissimus GÜR. 

Nothosaurus (? Kurysaurus) slesiacus u. N. gracdlis 
SCHR. 

Oymatosaurus latıfrons GÜR. 

Dactylosaurus gracılis GÜrR. 

Proneusticosaurus sllesiacus Vouz. und P. Madelungi VoLz. 

Placodus sp. 

Cyamodus 

Der den Labyrinthodonten angehörende Capzetosaurus sıle- 
siacus KunıscH ist das größte Wirbeltier des deutschen Muschel- 
kalkes. | 

Von Fischen finden sich öfters: 

Saurichthys latıfrons FrecH, der häufigste Fisch bei 
Gogolin. 
Saurichthys lepidosteoides FRECH. 
Colobodus (Nephrotus) chorzowensts v. MEYER. 
Colobodus (Dactyolepis) gogolinensis KunischH. 
Von Wirbellosen kommen häufig Zweischaler, und zwar 


NIE 


Myophoria vulgarıs und Lima striata vor, während Gastropoden 
und DBrachiopoden verhältnismäßig seltener sind, am häufigsten 
noch Terebratula (Coenothyrıs) vulgarzs.') 


b) Äquivalente des Schaumkalks. 


Dem Schaumkalk des westlichen Deutschlands ent- 
sprichtin Oberschlesien eine Schichtenfolge von ca. 7O m Mächtig- 
keit, die im westlichen Teil des Muschelkalkgebiets 
meist kalkig, in den östlichen Mulden bei Tarnowitz und 
Beuthen dagegen meist dolomitisch entwickelt ist. Palä- 
ontologisch wird diese Abteilung durch das häufige Vorkommen 
von Sperigera trigonella, Spirrferina fragdis, Sp. Mentzeli, Sp. 
hirsuta, Rhynchonella decurtata und Encrinus aculeatus charak- 
terisiert. | 

1. Im westlichen Gebiet liegt direkt über dem Wellenkalk 
eine mächtige Schichtenfolge von weißem oder grauem, stark ge- 
bankten (!/e m bis 3 m), dichten oder kristallinen Kalkstein, in 
dem das massenhafte Auftreten von Stylolithen auffält, weshalb 
er, da Versteinerungen so gut wie vollständig fehlen, — es konnte 
nur Terebratula vulgarıs bestimmt werden — am besten „Sty- 
lolithenkalk* (= Kalk von Gorasdze nach Eck) zu be- 
nennen ist.?) 

2. Den Stylolithenkalk überlagert die Terebratel- und 
Encriniten-Bank, eine nur wenige, (4—5) Meter mächtige 
Schicht, die unten fast ganz aus Stielgliedern von Enerinus, 
darüber fast ganz aus Schalen von Terebratula (Coenothyrıs) 
vulgaris besteht. Daneben kommen in großen Mengen Zwei- 
schaler vor: Lima lineata, L. striata, Gervillia socialis, Ostrea 
dıfformis, O. complicata. Außerdem sind zu erwähnen: Sperzgera 
trigonella (hier zum erstenmal sicher nachgewiesen), Spirrferina 
hirsuta, Prospondylus comptus, Myophoria vulgaris. 

3. Die folgenden, von Eck „Mikultschützer Schichten“ . 
genannten Kalke weisen einen Wechsel von rötlichen, dichten und 
schaumkalkartigen porösen Bänken auf. In den unteren Teilen 
werden diese Kalke durch Lagen von Hornsteinknollen gekenn- 
zeichnet. 


!, Die Schichten sind prachtvoll aufgeschlossen in den mächtigen 
Kalkbrüchen zwischen Gogolin und Sacrau, wo auch die oben ge- 
nannten Versteinerungen von den Teilnehmern gesammelt werden können. 
Interessant sind ferner die an Waldenburger Riegel-Bildungen er- 
innernden Kluftausfüllungen, die mit Diluvialmaterial angefüllt sind. 
Die Lagerung ist ziemlich flach mit geringem Einfallen nach Norden, 
nur hier und da bemerkt man kleine Verwerfungen von einigen Metern 
Mächtigkeit. 

?, Vom Zuge aus kurz vor der Station Gogolin zu beobachten. 


— 203 — 


Auch schieben sich mehrfache Bänke ein, die meistens nur 
aus Stielgliedern von Znerinus aculeatus zusammengesetzt sind. 
Hier haben die alpinen Formen die größte Verbreitung, also 
Spirigera trigonella sehr häufig, 
Spiriferina fragulis sehr häufig, 
Spüriferina Mentzeli häufig, 
Spiriferina hirsuta selten, 
Rehynchonella decurtata sehr häufig, 
Enerinus aculeatus. 

Daneben finden sich: Terebratula vulgarıs, Lima striata, 
L. lineata u. a. 

In dem mächtigen Einschnitte des Kuhtals in der unmittel- 
baren Nähe des Annaberges, das in ca. 1!/a stündiger Fahrt 
von Gogolin erreicht wird. sind die Terebratula-Bänke, sowie alle 
Horizonte bis zu den Mikultschützer Schichten hinauf aufgeschlossen. 
Sie bieten den Teilnehmern die seltene Gelegenheit, die Ver- 
steinerungen in großen Massen zu sammeln. 

Im östlichen Teil des Gebietes der Schaumkalkäquivalente, 
in der Tarnowitzer und Beuthener Mulde, sehen wir eine 
von den obigen völlig abweichende, dolomitische, gleich- 
zeitig durch Erzlager gekennzeichnete Entwicklung: 

Über dem Wellenkalk liegt 

a) der blaue Sohlenstein, 
bestehend aus knollig abgesonderten Kalken, abwechselnd mit 
kristallinen Kalken, mit Sperigera trigonella, Terebratula angusta, 
T. vulgaris und Encrinus sp. Wahrscheinlich ist derselbe ein 
Äquivalent eines Teiles des Stylolithenkalkes von Gorasdze. 
Darüber liegen 
b) die unteren Dolomitbänke 

von Tarnowitz-Beuthen, die den Terebratula- und Mikultschützer 
Schichten entsprechen. 

Die Dolomitbänke zeichnen sich hauptsächlich durch ihre 
Erzführung aus. 

4. Das Hangende des unteren Muschelkalks bildet im ganzen 
Gebiet die Zone der Deplopora annulata (= Himmel- 
witzer Dolomit), eine ca. 13 m mächtige Schichtenfolge von 
grauem oder rötlichem Dolomit, in dem Diplopora annulata in 
großen Massen vorkommt. Daneben finden sich noch Myophoria 
orbicularis (wie in Mitteldeutschland), M. laevigata und M. vulgaris. 


I. Der mittlere Muschelkalk 
entspricht vollständig den gleichaltrigen Ablagerungen von Rüders- 
dorf und Thüringen. und besteht aus einer wenig mächtigen 
Schichtengruppe von braunem und weißem Dolomitmergel, der 
vollständig versteinerungsleer ist. 


— 24 — 


III. Der obere Muschelkalk 
(= Rybnaer Kalk), 


der in Westdeutschland am mächtigsten entwickelt ist, nimmt in 
Oberschlesien eine weniger wichtige Rolle ein. Er besteht meistens 
aus grauen, in der Regel fein geschichteten Kalken; nur an der 
Basis finden sich noch dolomitische Ablagerungen, die den Über- 
gang vom mittleren zum oberen Muschelkalk bilden. 


Charakteristisch für den Rybnaer Kalk ist das häufige Vor- 


kommen des Ceratites compressus PrıLiprı und Pecten discites, 
Versteinerungen, die in Westdeutschland in der unteren Abteilung 
des oberen Muschelkalks vorkommen; deshalb muß auch der 
Rybnaer Kalk als Äquivalent des unteren oberen Muschelkalks 
angesehen werden. Außerdem finden sich hier viele Saurier 
(vornehmlich Nothosaurus) und Fischreste, ferner Terebratula 
vulgaris, Spiriferina fragılis, Myophoria vulgarıs, Corbula in- 
crassata u. a. 

Der Rybnaer Kalk wird vom Trochitenkalk mit Enerinus 
lilirformis unterlagert (nach MıcHAktr). 

Über den Muschelkalk legt sich der mächtige Schichten- 
komplex des Keupers, der aber, entsprechend dem nördlichen 
Einfallen der Schichten, weiter nördlich auftritt und nicht in das 
Gebiet der Exkursion fällt. 


Das Cenoman, Turon und Basaltvorkommen auf 
dem Annaberg. 
Nach W. VoLz!), zusammengestellt von Herrn J. WYSoGörskı. 
Hierzu 2 Textfig. 


Auf dem Annaberg, einer isolierten Basaltkuppe, die um 
ca. 200 m das Niveau der Oder überragt, findet sich das süd- 
lichste Vorkommen der Oppelner Kreide. Die Masse der an die 
mitteldeutsche Hügellandschaft erinnernden Hochfläche besteht 
aus unterem Muschelkalk. Die Lagerung in dem „Coseler 
Bruch“ des Annaberges (im Jahre 1901) ist folgende: 

1--5 m Basalttuff mit zahlreichen großen und kleinen, ge- 

rundeten Bomben, 

+ 2 m stark gequetschte und verdrückte Mergel des Turon 
mit Inoceramus Brongniarti; durchsetzt von zahlreichen 
Basaltapophysen, 

4 bis 5 m grünliche Sande, hervorgegangen aus zermürbtem 
Sandstein. ÜCenoman, 

über 3 m Muschelkalk, durch eine wenige Zentimeter 
mächtige Lettenlage vom Sande getrennt; lokal gefrittet 
mit Basaltapophysen. 

Das Liegende des Muschelkalkes bilden wieder Basalttuffe 

(s. Abbild. S. 2). 

In der Südostwand des westlich sich anschließenden Haupt- 
bruches finden sich im Basalttuff größere, stark gequetschte 
Schollen von bunten Letten und mürbem, weißen Sandstein, 
welche samt den braunen Sanden, die bereits abgebaut sind, 
aller Wahrscheinlichkeit dem mediterranen Mittel-Miocän zuzu- 
rechnen sind; (in den letzteren fand Frech Schalenreste mariner 
Tertiär-Zweischaler? Cardium n. sp.) 

Die grauen bis bräunlich-gelben, sehr weichen und mürben 
Kalk-Mergel sind stark gequetscht und faltenartig gestaucht; sie 
bilden eine deutliche, mehrfach gekrümmte Bank von 1'/a bis 
2 m Mächtigskeit. An Fossilien finden sich: Inoceramus Bron- 
gnaartı Sow. und Ananchytes ovatus Leske, welche auf unteres 
Turon hinweisen. Es sind dieselben Schichten, wie sie in 
Groschowitz auftreten. 

Die grünlichen Sande, die durch . Verwitterung aus 
Sandsteinen hervorgegangen zu sein scheinen, unterlagern in 
wechselnder Mächtigkeit von 2—5 m die Mergel und streichen 
im Süden zu Tage aus. Dieselben sind aller Wahrscheinlichkeit 


!) Cenoman und Turon am Annaberge in Oberschlesien. Diese 
Zeitschr. 83. 1901 Briefl. Mitt. S. 42 ff. 


— 2066 — 


nach das Äquivalent der cenomanen Sandsteine, die das Oppeln- 
Groschowitzer Turon unterlagern und dort in viel größerer 
Mächtigkeit entwickelt sind (35—43 m). Das Liegende bildet 
der lokal gefrittete Muschelkalk und zwar den oberen Teil des 
Unteren Muschelkalkes (Mikultschützer Schichten). 

Der alte Basaltvulkan und seine Tuffe bewirkten, daß uns 
sowohl die Kalke der oberen Kreide, wie die höheren Schichten 
des Unteren Muschelkalkes (Kuhtal am Annaberg selbst und der 
Zyrowaer Buchwald) erhalten geblieben‘), während sie sonst in 
der ganzen Umgebung denudiert sind; sie konnten nur dort der 
Denudation Widerstand leisten, wo sie unter einer schützenden 
Lage der vulkanischen Auswurfsprodukte gebettet waren. Die 
Ausdehnung der erhaltenen Partieen gibt uns also die Vorstellung 
von der Größe des früheren Vulkans, der im Pliocän und z. Z. 
der großen Vereisung im Wesentlichen wieder verschwunden ist. ?) 

Das Vorkommen ist somit sehr wichtig: 

1. für die Kenntnis der Art und Weise, wie ein Vulkan im 
anstehenden Gestein auftritt und welche Wirkungen er auf 
seine Umgebung ausübt; 

2. durch den Nachweis, daß sich das Kreidemeer bis über 
den Annaberg hinaus fortsetzte; 

3. durch die Tatsache, daß hier im SO das Cenoman nur in 
geringer Mächtigkeit entwickelt ist; 

4. durch die Tatsache, daß mittlerer und oberer Muschelkalk 
sowie Keuper, die weiterhin überall vorkommen, hier 
fehlen; sie gelangten wahrscheinlich hier garnicht zum 
Absatz; 

5. Durch den Hinweis auf die Tatsache, daß die Oppeln- 
Proskauer Kreide gegen des Annaberger Turon abgesunken 
ist (das Annaberger Turon liegt etwa 250 m höher als 
die isopischen Bildungen des Oppelner Turon)°). 

Die Südabhänge des Annaberges werden vom Löß bedeckt, 
der an vielen Stellen mehrere Meter tiefe Schluchten bildet. 
Gefunden werden Helix hispida, Pupa muscorum und Buliminus 
tridens. 


!) Durch den Ausbruch des mitteltertiären Vulkans wurden einzelne 
Schollen mehr oder weniger dislociert; sie sind beiseite geschoben 
oder in den Krater eingesunken; größere dislocierende Wirkungen 
hatte der Ausbruch auf die nähere und weitere Umgebung nicht. 

?) Die NW—SO- bezw. NO— SW-Durchmesser der Sockelruine 
betragen 6 bezw. 5 km, die relative Höhe über 150 m; wir müssen 
uns also den alten Annaberg als einen imposanten Vulkan vorstellen, 
dessen Höhe das Vielfache seiner jetzigen Höhe (385,2 m) betrug. 

®) Vergl. oben FRECH S. 236 ff. 


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Basaltbruch am St. 


vgl. Diese Zeitschr. 1901 


Basalt. 
Basalttuff. 


Turoner Mergel 


Cenomaner Sand 
Muschelkalk 


) 


Annaberg 


mit Besa 


in Oberschlesien. 
no BE 


ltapophysen. 


— 1269 °— 


Die Erzlagerstätten Oberschlesiens. 


Von Herrn A. Sacas in Breslau. 
Hierzu Taf. XXXIH. 


Die oberschlesischen Erze: Blei-, Zink- und Eisenerze 
treten in dem dolomitisch ausgebildeten Teil des unteren 
Muschelkalkes östlich der großen Auswaschung von Preiskret- 
scham in der Beuthener und Tarnowitzer Mulde auf. In 
ersterer ist Zink, in letzterer silberhaltiges Blei (die Friedrichs- 
grube) vorherrschend. Es handelt sich einerseits um sulfidische 
Erze: Bleiglanz, Zinkblende, Markasit (übrigens auch 
stellenweise Pyrit), andererseits um oxydische Erze: Galmei, 
Brauneisenerz, Weißbleierz. Beim Galmei wiederum ist 
zwischen eisenschüssigem, aus kalkigen Partieen entstandenem 
rotem Galmei, und eisenarmem, tonig - lettigem weißem 
Galmei zu unterscheiden. 

Bezüglich der Lagerungsverhältnisse ist folgendes zu 
sagen: Der erzführende Dolomit wird von dem mehrere Meter 
mächtigen, durch ein Vorwalten des Tones ausgezeichneten und 
so gut wie wasserundurchlässigen blauen Sohlenstein unter- 
lagert, von diesem meist durch einen schmalen, tonigen, schwefel- 
kiesreichen Streifen: den sog. Vitriolletten getrennt. Ganz 
besonders hervorzuheben sind die vielfach auftretenden tonigen 
Partieen innerhalb des erzführenden Dolomites. 

Man pflegt wohl zwei Erzlagen, eine untere und eine obere, 
zu unterscheiden. Die untere, über dem Sohlenstein gelegene 
zeichnet sich durch Vorwalten der kompakten Sulfide: Bleiglanz, 
Zinkblende. Markasit aus, die obere — in durchaus wechseln- 
der Entfernung von der unteren — ist nesterartig-ab- 
sätzig und durch Vorwalten von Bleiglanz gekennzeichnet. 
Zwischen beiden findet sich eine vorwaltend oxydische Erzpartie: 
reich an rotem Galmei und Brauneisenerz. 

Die Frage nach der Entstehungsweise der oberschle- 
sischen Erzlagerstätten ist eine langumstrittene, und das Interesse 
für sie ist heute ganz besonders dadurch in den Vordergrund 
gerückt worden, daß sich ganz allgemein die Aufmerksamkeit 
der Erzlagerstättenforscher auf nichtgangförmige sulfidische 
Vorkommen konzentriert hat. 

Die beiden diametral entgegengesetzten Theorien über die 
Bildungsweise solcher sulfidischer Erzlagerstätten: die Prä- 
zipitationstheorie, die einen gleichzeitigen Absatz von 
Erz und Nebengestein annimmt, einerseits, und die epigene- 


nn 


tische Auffassungsweise, die eine nachträgliche Zuführung 
der erzhaltigen Lösungen in das schon bestehende Nebengestein 
annimmt, andererseits spiegeln sich auch in den Theorieen über 
Oberschlesien wieder. Als Hauptvertreter der Präzipitations- 
theorie für Oberschlesien ist Fr. BERNHARDI!) anzusprechen. 
Bei den Anhängern der epigenetischen Auffassungsweise machen 
sich wiederum die alten Gegensätze bezüglich der Annahme der 
Herkunft der erzhaltigen Lösungen: die Dezensions- bezw. 
Lateralsekretionstheorie einerseits, die Aszensionstheorie 
andererseits geltend. Für erstere trat R. Arrtuans?) mit seiner 
Karsttheorie ein, für letztere Fr. Beyscarae°). Erst in diesem 
Jahre erschien eine Abhandlung des Schreibers dieser Zeilen ®), 
in der der Verfasser zu folgenden vier Sätzen gelangt: 


1) Die oberschlesischen Erzlagerstätten sind in ihrer jetzigen 
Form epigenetisch. 

2) Die Erzzuführung erfolgte von obenher durch Konzentration 
des ursprünglich feinverteilten Erzgehaltes. 

3) Die Dolomitisierung des Nebengesteines erfolgte gleich- 
zeitig mit der Zuführung der Eisen-, Zink- und Bleierz- 
lösungen. 

* 4) Für die Erklärung der Anreicherung der Erze an Klüften 
kann man die BERNHARDISche Reduktionstheorie (Reduktion 
der Sulfate zu Sulfiden durch die Entgasungsprodukte der 
Steinkohlen) mit heranziehen. 

Zur Begründung des ersten Satzes weist der Verfasser zu- 
nächst auf die theoretischen Bedenken hin, die sich gegen die 
Präzipitationstheorie erheben, und betont sodann die Unbeständig- 
keit der Mächtigkeit und des Erzgehaltes in Oberschlesien. 
Von einer Niveaubeständigkeit kann nur bei der unteren Erzlage 
die Rede sein, und diese wird durch die Unterlagerung des fast 
völlig wasserundurchlässigen Sohlensteines erzeugt. 

Der zweite Satz wird durch die detaillierte Beschreibung 
des neuen, hochinteressanten, der Oberschlesischen Eisenindustrie- 
gesellschaft zu Gleiwitz zugehörigen Vorkommens von Bibiella ö. 
von Georgenberg, nö. von Tarnowitz gestützt, welches die Ver- 
hältnisse der Beuthener und Tarnowitzer Mulde gleichsam in 
übersichtlicher Weise zusammengedrängt zeigt und in mineralo- 
gischer Hinsicht eine von oben nach unten verfolgbare Gesetz- 


!) Zur Karte der Beuthener Erzmulde, Kattowitz 1892. 

?) Die Erzformation des Muschelkalkes in Oberschlesien, Jahrb. 
Kgl. Preuß. Geol. L.-A. 12. 1891. 

®) Vergl. Zeitschr. f. prakt. Geol. 1902 S. 143. 

*) Über die Bildung der oberschlesischen Erzlagerstätten. Cen- 
tralbl. f. Min. 1904, S. 40—49. 


mäßigkeit erkennen läßt. 

Der dritte Satz behandelt eine Frage von grundlegender 
Bedeutung. Es liegt nach Ansicht des Verfassers in Ober- 
schlesien ursprünglich ein stellenweise stark toniger, dolomitischer 
Kalkstein vor, dessen Dolomitisierung durch Fortführung des 
leichter löslichen Kalziumkarbonates vermittelst des Kohlensäure- 
gehaltes der erzhaltigen Lösungswasser verursacht wurde. Diese 
Annahme wird durch das Fehlen jeglicher Schichtung des Dolo- 
mites, durch seine große Petrefaktenarmut und durch zahlreiche 
Hohlraumausfüllungen (besonders auch der von der Exkursion be- 
suchten Rococogrube) gestützt. In den oxydischen Erzen (Galmei, 
Brauneisenstein, Weißbleierz) sieht der Verfasser nicht Umwandlungs- 
produkte der Sulfide, sondern vorwaltend primäre Infiltrations- 
produkte. Es handelt sich um die gleichzeitige Einwirkung 
karbonatischer und sulfatischer Lösungen auf das Nebengestein; 
die oxydischen Erze sind keineswegs nur an das Ausgehende 
geknüpft, auch Hohlraumausfüllungen der Rococogrube, wo auf 
den Karbonaten Kristalle der Sulfide aufsitzen, beweisen dies. 

Für den vierten Satz endlich ist die Tatsache anzuführen, 
daß zweifellos eine Erzanreicherung an Klüften zu konstatieren 
ist, obwohl nirgends der Nachweis geführt ist, daß die Klüfte 
als Zuführungskanäle für aufsteigende Lösungen dienten. Daß 
in der Nähe der Klüfte eine starke Erzanreicherung stattfand, 
ist auch durch die Annahme einer Zuführung des Erzgehaltes 
von obenher erklärbar: In der Nähe der Klüfte mußte die 
Zirkulation der mit Erzlösungen beladenen Wässer besonders leb- 
haft sein, und dort hatten auch die den Erzlösungen entgegen- 
strömenden Entgasungsprodukte der Steinkohle besonders Gelegen- 
heit emporzusteigen und auf den Absatz von Erz hinzuwirken. 

Nach alledem gehören die oberschlesischen Erzlagerstätten 
zu den epigenetischen Erzstöcken, d. h. zu derselben 
Gruppe, in welche die Vorkommen von Aachen, von Raibl und 
Deutsch-Bleiberg,!) vom Mississippi und Missouri u. s. w. einzu- 


!) In dem geologisch und petrographisch den oberschlesischen 
nahestehenden Erzvorkommen von Deutsch-Bleiberg liegt die Erzlage 
nicht an der Basis, sondern im obersten Teile des Wettersteinkalkes, 
im unmittelbaren Liegenden des Bleiberger Lagerschiefers, der hin- 
sichtlich seiner Wasserundurchlässigkeit dem oberschlesischen Vitriol- 
letten zu vergleichen ist. Bei Deutsch-Bleiberg hat also im Sinne der 
BEYSCHLAGschen Theorie ein Aufsteigen der erzbeladenen Lösungen 
stattgefunden (wobei die Herkunft des Bleis und Zinkes aus dem 
Wettersteinkalk und Dolomit oder größerer Teufe zweifelhaft ist). 
Andererseits wirkt in den Alpen der Einfluß, den die Verwerfungen 
auf die Erzführung haben, gerade umgekehrt wie in Oberschlesien. 
In Oberschlesien sucht der Bergmann die Sprünge, bei Deutsch-Blei- 


er 


reihen sind, und in die sie R. Beck in seiner „Lehre von den 
Erzlagerstätten* völlig richtig eingeordnet hat. Die Form dieser 
Lagerstätten ist in engstem Zusammenhange mit ihrer Bildungs- 
weise von Hause aus eine unregelmäßig begrenzte: stock- oder 
nesterförmige; nur einem Zufall, der Stauung der Erzlösungen 
nämlich an dem tonigen Sohlenstein, haben die oberschlesischen 
Lagerstätten ihren scheinbaren Charakter als Lager zu verdanken. 

Es folgt aus dem Gesagten, daß es völlig unmöglich ist, 
ein schematisches Profil für Oberschlesien zu geben; die Lagerungs- 
erscheinungen werden durch Verhältnisse, die nicht von vornherein 
zu übersehen sind, vor allem nach Ansicht des Verfassers durch ein- 
gestreute tonige Partieen im Dolomit, wesentlich bedingt. Man 
muß sich deshalb mit einzelnen Grubenbildern begnügen, und es 
seien hier zum Schlusse zwei Profile der von der Exkursion be- 
suchten Rococogrube, die ich der Liebenswürdigkeit des 
Leiters dieser Grube, Herrn Berginspektor “ MuscHaALLıx 
verdanke, veröffentlicht. 


berg meidet er sie. Für die Unabhängigkeit der Bleiberger 
Lagerstätten von den Verwerfungen spricht der Verlauf der 
letzteren: der große, mehr als 1200 m Sprunghöhe messende Gailbruch, 
eine der gewaltigsten Störungen des Alpensystemes, zieht in mehreren 
Kilometern Abstand um das Erzlager herum. Eine Beeinflussung ist 
wahrnehmbar, findet jedoch nach Oberbergrat CANAVAL nur in negativer 
Weise statt, d. h. in der Nähe des Bruches fehlen die Bleilager, sie 
sind von der Dislokation zertrümmert oder vernichtet. 


Das oberschlesische Steinkohlengebirge. 
Von Herrn P. GEISENHEIMER. 
Hierzu Taf. XXXII, XXXIV u. 1 Textfig. 


Am Abend des zweiten Tages betritt die Exkursion das 
oberschlesische Steinkohlenrevier, dessen wichtigsten Teil z. Z. 
der Bezirk von Gleiwitz, Zabrze und Myslowitz bildet. 

Im Jahre 1742 kam Schlesien unter die preußische Herr- 
schaft. Die neue tatkräftige Verwaltuug suchte die Schäden des 
Krieges dadurch zu heilen, daß sie überall die natürlichen Pro- 
duktionsquellen des Landes förderte. Zwar wurde schon damals 
in der Gegend von Ruda Bergbau auf Steinkohlen getrieben, 
doch aus den Berichten jener Zeit wissen wir, daß dies fast nur 
Tagebau war. Erst unter Friedrich dem Großen wurden Berg- 
werke nach heutigen Begriffen angelegt. 

Das Hauptverdienst um die Entwicklung des jungen Stein- 
kohlenbergbaues gebührt dem im Jahre 1778 nach Schlesien be- 
rufenen Berghauptmann Freiherrn von REDEn, der zuerst die hohe Be- 
deutung der oberschlesischen Steinkohle für die anderen Industrie- 
zweige erkannte. Eines der wichtigsten Kohlenflöze trägt noch heut 
den Namen jenes verdienstvollen Berghauptmanns. Bereits im 
Jahre 1791 konnte er von 17 Steinkohlengruben berichten. Durch 
ihn entstanden die Bergwerke „König“ und „Königin Luise“, 
deren Namen an Friedrich Wilhelm III. und seine unvergeßliche 
Gemahlin erinnern. Ihm verdanken wir die großartige Ent- 


wicklung des oberschlesischen Steinkohlenbergbaues, der heute 


unmittelbar auf Westfalen folgt und an Bedeutung alle anderen 
Montanbezirke des Kontinents übertrifft. 

Der oberschlesische Industriebezirk fördert z. Z. jährlich 
etwa 25 Millionen Tonnen Kohle. Obwohl die jährliche Förder- 
leistung nur ein halb so groß ist wie diejenige des Ruhr- 
xohlenreviers, so übertrifft es dieses hinsichtlich seiner Kohlen- 
vorräte. 

Diese Angaben beziehen sich nur auf den preußischen Anteil 
des großen schlesisch-mährisch-polnischen Steinkohlenreviers, welches 
sich etwa über einen Flächenraum von 5600—5800 qkm erstreckt. 
Bei weitem der größte Teil — etwa 3600 qkm — liegt in 
Preußen. während ein kleinerer Teil zu Österreich-Ungarn und 
ein noch geringerer zu Rußland gehört. 

Gehen wir nun auf die Einzelheiten der Lagerung näher 
ein. Die direkte Auflagerungsfläche des oberschlesischen Karbons 
ist nirgends in einem einheitlichen Profile aufgeschlossen. Nach 
der Kombination der isolierten Aufschlüsse läßt sich annehmen 


en 


daß bei Hultschin und Tost unterkarbonische Pflanzengrauwacke, 
in Russisch-Polen unterkarbonischer Sandstein mit marinen Fossilien 
und devonische Gesteine, endlich bei Krzeszowice, westlich vonKrakau, 
unterkarbonischer Kohlenkalk das Liegende darstellt. Die Kulm- 
grauwacke enthält in Österreich manchmal Kohlenschmitze ; Tıietze 
beschreibt ein derartiges Vorkommen aus der Gegend von Wag- 
stadt. Auch der Verfasser fand in einer Schlucht westlich von 
Bobrownik ein schwaches, etwa 30 cm mächtiges Kohlenflöz mit 
mulmiger schiefriger Kohle. 

Zwischen dem Oberkarbon und der unterkarbonischen Grau- 
 wacke ist z. T. deutliche Diskordanz vorhanden. In dem 
erwähnten Krzeszowice wurde durch einen Querschlag die Dis- 
kordanz auch zwischen Oberkarbon und Kohlenkalk gefunden. 

Bei Bobrownik jedoch konnte der Verfasser bereits im Jahre 
1900 von neuem feststellen, daß hier das Oberkarbon und das 
Unterkarbon gleiches Streichen und Einfallen besitzen und also das. 
Oberkarbon') anscheinend konkordant auf dem Unterkarbon lagert.) 


!) Verf. stellt die liegendsten Schichten des Karbons -bei Mährisch- 
Ostrau (= Golonoger Schichten PoTonIEs), in denen bauwürdige Flöze 
vorkommen, und die durch die Oskarschachtanlage der kons. 
Hultschiner Steinkohlengruben aufgeschlossen sind, zum Oberkarbon. 
Mit der Frage der Zugehörigkeit dieser Schichten wird sich eine dem- 
nächst erscheinende Arbeit des Verfassers eingehender beschäftigen. 

?) Schon RÖMER hatte hier eine Konkordanz gefunden. Später 


stellte STur gleichfalls eine deutliche Konkordanz fest und gründete- 


auf diesen Umstand z. T. seine Ansicht, daß die Ostrauer Schichten 
noch zum Unterkarbon zu zählen seien. Gegen die Annahme einer Kon- 
kordanz wandte sich dann TIETZE in einem längeren Aufsatze, in dem 
er ausführte, daß die Kulmschichten an der Grenze von Karbon und 


Kulm zwar das gleiche Streichen wie die OÖberkarbonschichten hätten, 


daß sie aber gegen Westen einfielen, während das Oberkarbon nach 
den ihm zur Verfügung stehenden Grubenkarten sich nach Osten ver- 
flächte. Diese Ausführungen bestritt hierauf JIcınsky und behauptete, 
daß nach seiner Ansicht die Kulmschichten gleichfalls sich gegen 
Osten verflächten. Verf. stellte nun fest, daß in der Tat die Kulm- 
schichten gegen Westen einfallen und daß die Oberkarbonschichten 
sich gleichfalls gegen Westen verflächen, daß die letzteren aber hierauf 
bei etwa 150 m Tiefe umbiegen und das Einfallen der anderen 
Östrauer Flöze im Innern der Mulde annehmen. Ob die Grauwacken- 
schichten diese Umbiegung in der Tiefe mitmachen, ist nicht fest- 
stellbar, wohl aber wahrscheinlich. Jedenfalls sprechen diese Tatsachen 
sehr für eine Konkordanz der Schichten. Erwähnt muß werden, daß 
die Aufschlußpunkte, welche für diese Feststellungen benutzt wurden, 
etwa 300 m von einander entfernt liegen. Daß über das Verflächen 
der Schichfen so widersprechende Ansichten laut wurden, mag auf 
einem Umstande beruhen, auf den etwas näher eingegangen werden 
soll. Ursprünglich sind jedenfalls die Schichten auch in ihrem oberen 
Teile gegen Osten eingefallen und erst durch einen von Westen her 
wirkenden Druck umgekippt worden. Wir haben infolge dieser Über- 
kippung die interessante Erscheinung vor uns, daß hier das Unter- 
karbon über der höheren Abteilung derselben Formation liegt. 


2375 


HOSCHTIALKOWITZ s . 
DEZE EIS LFLET ae 
ash A ffeiseriar Chan 7203738 7277 yes 
Untorharbon \ NOS \ . u z Mi dad TER 
(Geamwache) £ iv RN EN N KE 
x ne = 


DS a. a 


Die konkordante Grenze zwischen unterkarbonischer Grauwacke und oberkarbonischem Sandstein 
ö bei Bobrownik nordwestl. Mähr. Ostrau. 
Die UÜberkippung des hangenden Unterkarbons erklärt die widersprechenden Angaben über 
Konkordanz und Diskordanz dieser beiden Karbonabteilungen. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 


5 — - —mm— nn nn nn 


IH 


Ob dieses Verhalten auf Zufall beruht oder ob ihm größere Wichtig- 
keit beizumessen ist, soll hier nicht weiter untersucht werden. 

Wenden wir uns nun zur Gliederung der oberschlesischen 
Steinkohlenformation. Nachgewiesen ist unteres und mittleres 
Oberkarbon. Die erste Einteilung. welche für die Folgezeit grund- 
legend war, erfolgte durch Srur!) im Jahre 1877. Er unter- 
schied Ostrauer Schichten und Dombrau-Orlauer Schichten, von 
denen er die letzteren dem Karbon und zwar den Schatzlarer 
Schichten, die ersteren aber dem Kulm zuzählte. Wie TirTze°) 
jedoch nachwies, war die Srursche Ansicht, daß das Unterkarbon 
auch die Ostrauer Schichten umfasse, nicht haltbar, da Stur bei 
dieser Annahme z. T. von falschen Voraussetzungen aus- 
gegangen war. Die Ostrauer Schichten teilte Stur in fünf 
Flözgruppen ein, während eine sechste die Schatzlarer Schichten 
umfassen sollte. (Siehe Zusammenstellung am Schluß.) 

Jıcınskı unterschied im Jahr 1885 acht Flözgruppen, im 
Jahr 1898 dann nur drei Flözgruppen. Doch braucht auf diese 
nicht näher eingegangen zu werden, da die Einteilung mehr von 
technischen als von wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus geschah. 
Von ihm rührt die Bezeichnung der Schatzlarer Schichten als 
Karwiner Schichten her.°) 

Im Jahre 1895 veröffentlichte dann Eserrt*) eine neue Ein- 
teilung, die u. a. dadurch bemerkenswert ist, daß sie sich bei 
der Bezeichnung der einzelnen Flözgruppen zum erstenmal in 
ausgedehntem Maße der Lokalnamen bediente. 

Wichtig war ferner die auf das Studium der Flora gestützte 
Einteilung Poronıgs?) vom Jahre 1896, welcher die Srursche 
Einteilung erweiterte. Poronıs fand die Floren I, II, III und IV. 
Er unterschied acht Flözgruppen, denen er gleichfalls Lokalnamen 
beilegte. (Siehe die Zusammenstellung.) 

Zwei Jahre (1898) später trat GÄBLER mit einer neuen 
Einteilung hervor, nachdem er bereits im Jahre 1891 eine solche 
veröffentlicht hatte. GÄBLER behielt die Stursche Haupteinteilung 
im allgemeinen bei, gab jedoch den einzelnen Flözgruppen Lokal- 


!) Die Kulmflora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. — 
Abhandl. K. K. geol. R.-A. 8. H. 2. Wien 1875—1877. 

?) Zur Geologie der Umgegend von Ostrau. Jahrb. K. K. geol. 
R.-A. 43. 1893. Wien 1894. 

®) JıIcInsky, Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers. 
Teschen 1885 und Bergmännische Notizen aus dem ÖOstrau-Karwiner 
Steinkohlenrevier. Mähr. Ostrau 1898. 

*) Die stratigraphischen Ergebnisse der neueren Tiefbohrungen 
im oberschlesischen Steinkohlengebirge.e Abhandl. Kgl. Preuß. geol. 
L.-A. H. 19. Berlin 1895. 

°) Die floristische Gliederung des deutschen Karbon und Perm. 
Ebenda. H. 21. Berlin 1896. 


namen und bildete, hauptsächlich von stratigraphischen, weniger 
paläontologischen Gesichtspunkten ausgehend, Unterabteilungen, 
die gleichfalls Lokalnamen erhielten. (Siehe Zusammenstellung.) 
Der von EBEerT, Poronıs und GäÄBLER bevorzugte Gebrauch der 
Lokalnamen ist nun insofern nicht vorteilhaft, als mit demselben 
Namen bei den verschiedenen Autoren oft ganz verschiedene 
Schichten bezeichnet werden. 

Im Jahre 1901 hat dann MicHAaEL eine neue Namengebung 
des oberschlesischen Karbons veröffentlicht. MiıcHAern stellt die 
Sattelschichten, ebenso wie GÄBLER, als selbständige Abteilung auf 
und nennt die Schichten darüber „Muldengruppe* oder Karwiner 
Schichten. Ferner bezeichnet er die Schichten unter den Sattel- 
NHözen als „Randgruppe* oder Ostrauer Gruppe. Für die Sattel- 
und die Randgruppe wählt er die Bezeichnung „Silesische Stufe“, 
während er für die Muldengruppe die Frecasche Bezeichnung: 
„Saarbrücker Stufe“ beibehält. (Siehe die Zusammenstellung.) 

Eine einfache und dabei lediglich von wissenschaftlichen 
Gesichtspunkten ausgehende Einteilung schlägt Freca (1599 und 
1901) vor. Um die Zahl der bei der Gliederung des ober- 
schlesischen Karbons so vielfach angewandten Lokalnamen zu 
reduzieren, wendet er die allgemein für die Einteilung des 
Karbons übliche Bezeichnungsweise auch für Oberschlesien an.!) 
Demgemäß bezeichnet er die Schichten über den Sattelflözen als 
„Saarbrücker Stufe“. Da eine allgemeine Bezeichnung für die 
zwischen Unterkarbon und Saarbrücker Stufe befindlichen Schichten 
bis dahin fehlte, so wurde für diese der Name „Sudetische 
Stufe“ gewählt.?) Zur Sudetischen Stufe würden also die Sattel- 
flözschichten ebenso wie ihr Liegendes zu rechnen sein. Den 
Golonoger Sandstein Poroniss stellt FrzecHu zum Unterkarbon. 

Die Frec#uschen Bezeichnungen bezwecken zunächst den 
Vergleich mit anderen Vorkommen zu erleichtern. 

Sollte man in der Praxis mit dieser Bezeichnung und einer 
Unterteilung, wie z. B. Obere und Untere Saarbrücker Stufe, 


!) FRECH. Die Steinkohlenformation. Sep.-Abdr. a. d. Lethaea 
palaeozoica. Stuttgart 1899. — Führer für die geologische Exkursion 
des XIII. Deutschen Geographentages aus Oberschlesien. 3%. Die 
Steinkohlenformation. Breslau 1901. 

”) Die Bezeichnung „Sudetische Stufe“ ist auch für das ober- 
‚schlesische Karbon zutreffend, insofern als es von den Sudeten 


stark beeinflußt worden ist. Die Ausläufer der Sudeten bei Hultschin 


und Mährisch-Ostrau stellen in tektonischer deutlich, in orographischer 
Beziehung weniger ausgeprägt, einen Teil des sudetischen Hügellandes 
dar. Die Sedimentbildung in Preußisch-Oberschlesien ist auf das un- 
zweideutigste von den Sudeten beeinflußt. Die sog. Schichtenverjüngung 
(s. S. 283) entspricht einem riesigen, von den Sudeten ausgehenden 
Schuttkegel. 


Ikess 


Ba 


nicht auskommen, so wäre es nach Ansicht des Verfassers zweck- 
mäßig, die zu bildenden Unterabteilungen, wie in anderen Revieren, 
nach den Leitflözen zu benennen. Nach der eingehenden Unter- 
suchung des oberschlesischen Karbons im letzten Jahrzehnt und 
der Herausgabe einer Flözkarte durch das Königliche Oberberg- 
amt zu DBreslau dürften der Aufstellung von Leitflözen keine 
Schwierigkeiten entgegenstehen. !) 


Der Vollständigkeit wegen sei noch erwähnt, daß Lemrickt 
das Karbon in Russisch-Polen in drei Gruppen: 1) Schichten 
über dem Redenflöz, 2) Redenflözschichten und 3) Schichten 
unter dem Redenflöz einteilte; die Redenflözschichten entsprechen 
hierbei den Sattelflözschichten. 


In Galizien hat Barronec das Karbon, soweit es bisher auf- 
geschlossen worden ist, gegliedert. 
Betrachten wir nun die stratigraphischen Verhältnisse der 


oberschlesischen Ablagerung.?) Diejenige Schichtengruppe, welche 
das oberschlesische Karbon am meisten charakterisiert, ist die 


Sattelflözgruppe.°) Sie ist ausgezeichnet durch verschiedene Flöze 


von einzig dastehender Mächtigkeit, welche sich auf weite Ent- 
fernungen hin verfolgen lassen. Bei Zabrze besitzen die Sattel- 
flözschichten eine Mächtigkeit von 244 m mit 30 m Kohle.*) 
Die Flöze sind 1,5—13 m mächtig; in Russisch-Polen steigt 
infolge der Vereinigung mehrerer Flöze die Mächtigkeit bis auf 


!) Der oberschlesische Bergmann spricht bereits heut z. B. von 
„Einsiedelschichten*“ und „Pochhammerschichten“. Übrigens hat schon 
GÄBLER bei seiner Gliederung 1898 für jede Schichtenabteilung ein 
Leitlöz angegeben, ohne allerdings die Schichtenabteilung danach zu 
benennen. 


?), Für die folgenden Ausführungen sind z. T. die Veröffent- 
lichungen FRECHS, EBERTS, GÄBLERS, WıscoTTs u. a. zum Anhalt 
genommen. — Es ist falsch, von einem oberschlesischen Steinkohlen- 
becken zu sprechen, denn das Karbon in Oberschlesien ist nur ein 
Teil jener gewaltigen Ablagerung, die sich von England über West- 
falen nach Osten erstreckte. Diese ist zwischen dem karbonischen 
Hochgebirge und dem Meeresrande entstanden und hat niemals ein 
Becken dargestellt. Sie wurde wohl einer Faltung, aber keiner Becken- 
bildung unterworfen. (Vergl. die Karte „Die Kohlenfelder und Falten- 
gebirge Mitteleuropas nach Schluß der Karbonzeit“ in FRECH, Die 
Steinkohlenformation.) 


®) Die bergmännische Bezeichnung Sattelflöz gruppe entspricht hier 
dem geologischen Begriff einer Zone, also Sattelflözgruppe = Sattel- 
flözzone. (Nicht völlig zutreffend ist dagegen die Bezeichnung 
„Sattel-Gruppe* Ss. 0.) 

*) Die Angaben über die Mächtigkeit der Schichten sind hier und 
an anderen Stellen den GÄBLERSchen Arbeiten entnommen. 


19 m.!) Paläontologisch sind diese Schichten charakterisiert 
durch eine Mischflora von unter- und oberkarbonischen Pflanzen, 
petrographisch durch die verhältnismäßig große Mächtigkeit der 
Sandsteinbänke. Die Sattelflöze führen teils Fett-, teils Flamm- 
kohlen. Im Ostrau-Karwiner Revier sind sie bisher nicht ange- 
troffen worden. 

Mächtiger als die Sattelflözgruppe sind die unter ihnen 
lagernden Sudetischen Schichten entwickelt; ihr Kohlenreichtum 
ist jedoch verhältnismäßig bedeutend geringer. In Ostrau sind 
sie in einer Mächtigkeit von über 4056 m aufgeschlossen worden 
mit 107 m Kohlenmächtigkeit, von denen 65 m gewinnbar sind. 
Die Flözmächtigkeit ist im allgemeinen geringer als 2 m. Inter- 
essant bei dieser Flözgruppe sowie bei der Sattelflözgruppe ist 
die Erscheinung, daß die Mächtigkeit der einzelnen Schichten in 
der Richtung von West nach Ost abnimmt; die Schichten ver- 
jüngen sich im Osten, und die Kohlenflöze vereinigen sich mit- 
einander. So vermindert sich die Mächtigkeit der im Liegenden 
der Sattelflöze befindlichen Sudetischen Schichten von 4056 m 
bei Ostrau auf 505 m bei Golonog in Russisch-Polen und diejenige 


!) Der Abbau dieser mächtigen Flöze ist mit ungewöhnlichen 
Schwierigkeiten verknüpft. Schon der Einbau der langen Stempel 
und Kappen (Grubenhölzer) erfordert viel Zeit und Geschick. Zur 
Beleuchtung der Pfeilerabschnitte (Abbaupunkte) in den mächtigen 
Flözen reichen oft die gewöhnlichen Bergmannslampen nicht aus, man 
ist daher teilweise zu elektrischer oder Acetylen-Beleuchtung über- 
gegangen. Ferner ist es nicht immer möglich, bei dem bis vor kurzem aus- 
schließlich üblichen Pfeilerabbau alle Kohle aus den abgebauten Räumen 
zu entfernen, da oft das Dach des Flözes vorzeitig hereinbricht; durch 
die im Abbau zurückgebliebene Kohle wird alsdann Grubenbrand er- 
zeugt. — Schwierig ist es auch, sich in den mächtigen Flözen gegen 
herabfallende Gesteins- und Kohlenstücke zu schützen; aus diesem 
Grunde ist die Zahl der durch Stein- und Kohlenfall hervorgerufenen 
Verletzungen in Oberschlesien bedeutend größer als in anderen Be- 
zirken. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß zum Schutze der be- 
bauten Tagesoberfläche in Oberschlesien kolossale Kohlenmengen in 
Form von Sicherheitspfeilern geopfert werden müssen, die auf diese 
Weise dem Nationalvermögen verloren gehen. Aus all diesen 
Gründen erreicht der Abbauverlust an Kohle auf den oberschlesischen 
Gruben die enorme Höhe von 30 bis 50°/o. 

Eine Wendung zum Besseren dürfte eintreten, wenn der neue 
Sandspülversatz auf allen Gruben Eingang gefunden haben wird. 
Zuerst wurde er vor wenigen Jahren auf der Myslowitz-Grube von 
Generaldirektor Williger angewandt. Das Verfahren besteht darin, 
daß man die ausgekohlten Räume durch ein Gemisch von Sand und 
Wasser, welches von über Tage in die Grube geleitet wird, voll- 
schlämmt. Das Wasser fließt ab, und die eingeschlämmten Massen 
füllen die abgebauten Flözteile an Stelle der Kohle vollständig dicht 
aus. Der Schlammversatz bedeutet den wichtigsten Fortschritt der 
Bergbautechnik der Neuzeit. 


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der Sattelflözschichten von 244 m bei Zabrze auf 14 m bei 
Zagorze in Rußland. Der Grund für diese Erscheinung liegt 
wohl darin, daß die gesteinsbildenden sedimentären Massen von 
Westen her eingeschwemmt wurden. Sie lagerten sich daher im 
Westen, in der Nähe des alten Gebirges, früher und stärker. ab 
als in den östlichen Gegenden. Paläontologisch sind diese 
Schichten bemerkenswert durch Einlagerungen einer rein marinen 
Fauna, welche sich unterhalb der Sattelflöze findet. _Der erste 
marine Horizont wurde von FERD. RömErR auf der Königsgrube 
entdeckt (Römer-Horizont). Brack- und Süßwasserfossilien dagegen, 
vor allem die Gattung Anthracosia, finden sich durch das ganze 
Steinkohlengebirge verteilt. 

Die unteren Sudetischen Schichten sind -in der Nähe von 
Mährisch-Ostrau von Eruptivgesteinen durchbrochen worden, welche 
von den Geologen teils als Basalte, teils als Porphyre angesprochen 
werden. Sie bilden meist Spaltenausfüllungen innerhalb des Ge- 
birges. Erüptivdecken sind nicht vorhanden. N 

Über den Sattelflözen liegen die Saarbrücker Schichten in 
einer bei Orzesche gemessenen Mächtigkeit von 2676 m mit 
162 m Kohle. 74 m Kohle kommen in bauwürdigen Flözen vor. 
Einzelne Flöze erreichen eine Mächtigkeit von 3-—4 m. In ihnen 
sind die Schiefer vorherrschend, während die Sandsteine zurück- 
treten. Die Saarbrücker Stufe nimmt nach Süden an Mächtigkeit 
zu, während sich zugleich die Flöze in dieser Richtung spalten 
und schwächer werden. Es ist dies ein Beweis, daß bei ihnen 
die Einschwemmung der bei der Abtragung der Sudeten ent- 
standenen Schuttmassen nicht von Westen, sondern von Süden 
her erfolgte. | 

Auf der von der Exkursion zu befahrenden Königin Luise- 
Grube sind im wesentlichen die Sattelflöze aufgeschlossen (vergl. 
Profil). Bemerkenswert ist, daß die Flöze Reden und Pochhammer, 
die im Westen des Grubenfeldes getrennt auftreten, sich im. 
Porembaschachtfelde zu einem Flöze vereinigen. Von den Saar- 
brücker Schichten ist nur ein geringer Teil im Osten des Gruben- 
feldes vorhanden. Die Schichten unter den Sattelflözen sind bis- 
her noch nicht Gegenstand des Abbaues gewesen und nur durch 
Bohrlöcher durchsunken worden. Z. Z. bewegt sich der Abbau 
ausschließlich in. den mächtigen Sattelflözen. 

Schlagende Wetter gibt es in Preußisch-Oberschlesien nur 
auf wenigen -Gruben; dagegen ist die Schlagwetterentwicklung im 
Östrauer Revier eine sehr starke. we 

Der Aufbau des oberschlesischen Steinkohlengebirges ist 
verhältnismäßig einfach. Die Hauptachse bildet der sog. Gleiwitz- - 
Myslowitzer Rücken, der: sich von Gleiwitz in ostwestlicher 


Richtung über Zabrze, Königshütte, Laurahütte, Rosdzin nach 
Sielce in Polen hinzieht (vergl. die Übersichstkarte). Der Sattel 
besitzt vier kuppelförmige Auftreibungen, sog. Flözberge, die als 
Zabrzer, Königshütter, Laurahütter und Rosdziner Sattel bezeichnet 
werden. Diese Flözberge entsprechen ungefähr dem von EpuARrD 
Surss eingeführten Begriff einer Parma (-kuppelförmigen Schicht). 

Nach Norden zu fallen die Schichten vom Sattel steil ab 
und bilden die nördliche Randmulde oder Beuthener Mulde, über 
die erst neuerdings durch die Bohrlöcher der Grube Preußen und 
die Baue der Karsten-Centrum-Grube Genaueres bekannt geworden 
ist. Der Südrand der Mulde fällt steiler ein, als man bisher 
annahm. Infolgedessen liegt im Muldentiefsten das Pochhammer- 
flöz, das liegendste der Sattelflöze, bei etwa 1100 m Teufe!). 
Gegen Norden heben sich die Sattelflöze wieder heraus und werden 
bei Radzionkau abgebaut. 

Der Gebirgsbau südlich des Hauptflözsattels ist erst durch 
die im letzten Jahrzehnt gestoßenen Bohrlöcher, vor allem die 
fiskalischen, genauer bekannt geworden. Beherrscht werden die 
Lagerungsverhältnisse durch eine gewaltige Störung, die Gleiwitz- 
Orlauer Rutschung genannt, welche in der Gegend von Rybnik 
ein Absinken des Ostflügels um etwa 1600—2000 m bedingt. 
Dies muß angenommen werden, da westlich des Verwurfs ältere 
Sudetische Schichten und östlich von ihm jüngere Saarbrücker 
Schichten in gleicher Teufe angetroffen wurden. Die Störung 
zieht von Orlau in nördlicher Richtung über Rybnik nach Gleiwitz. 

Der Verwurf bildet nach älteren Ansichten eine Bruchzone 
von 21/2 km?), nach neueren eine solche von nur 1 bis 1!/a km 
Breite). 

Westlich der Störung bildet das Steinkohlengebirge eine 
flache Mulde, die sog. westliche Randmulde, deren Axe etwa von 
Süden nach Norden streicht. Die daselbst liegenden Schichten 
gehören der unteren Sudetischen Stufe an, bis auf die Flöze 
der Beatensglückgrube, die man als Äquivalente der Sattelflöze 
betrachtet. | 

Östlich des großen Orlauer Sprunges fallen die Schichten 
vom Hauptflözsattel allmählich nach Süden ab und bilden eine 
große, nach Südosten sich öffnende Mulde Doch sind auch süd- 
lich des Hauptrückens verschiedene kuppelförmige Auftreibungen 
vorhanden. Ein derartiger Spezialsattel wird bei Jastrzemb, wo 


!) Nach eigener Anschauung des Verfassers. 

?) EBERT. Die stratigraphischen Ergebnisse der neueren Tief- 
bohrungen im oberschlesischen Steinkohlengebirge. S. 92. 

%) GÄBLER. Neues aus dem oberschlesischen Steinkohlenbecken. 
Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen. 1903. S. 504. 


282° — 


die Sattelflöze erbohrt worden sind, vom Orlauer Sprung ab- 
geschnitten. Das Muldentiefste der großen Binnenmulde liegt 
zwischen Lazisk und Pleß. Hier lagern die ganzen jüngeren 
Saarbrücker Schichten über den Sattelflözen, sodaß sich die 
letzteren z. Z. in einer für den Bergbau nicht erreichbaren Teufe 
befinden. An dem nördlichen und westlichen Rande der Mulde 
sind jedoch die oberen Schichten durch Erosion zerstört, und die 
Sattelflöze liegen in geringerer Teufe. 

Wann die Faltung der Karbonschichten stattgefunden hat, 
ist nicht leicht zu bestimmen, da das jüngere Karbon und das 
Rotliegende nicht vorhanden sind, und der Buntsandstein das 
Karbon diskordant überlagert und nur wenig gestört ist. Jeden- 
falls ist die Faltung nicht intrakarbonisch (sudetisch), sondern 
jungkarbonisch oder wahrscheinlich postkarbonisch. 

In tektonischer Hinsicht haben sowohl die jungpaläozoische 
(postsudetische) wie die miocäne (karpatische) Faltung auf das 
oberschlesische Karbon eingewirkt. Zu welcher Zeit der Orlau- 
Gleiwitzer Sprung entstanden ist, läßt sich schwer entscheiden. 
Da seine Streichrichtung in keiner ausgesprochenen Beziehung zu der 
Hauptfaltung des Steinkohlengebirges steht, so hat man keinen be- 
stimmten Anhalt dafür, daß er der Zeit der postsudetischen Faltung 
angehöre. Doch dürfte er älter sein, als die karpatische Faltungs- 
periode, denn zu beiden Seiten der Störungszone sind die tertiären 
Gesteinsbildungen etwa gleich stark entwickelt!), ein Beweis dafür, 
dab zur Miocänzeit der Sprung bereits vorhanden und der stehen- 
gebliebene westliche Flügel durch die Erosion schon soweit zer- 
stört war, daß ein Höhenunterschied mit dem au un öst- 
lichen Flügel nicht mehr bestand. 

Die Fortsetzung der oberschlesischen Kohlenfelder naclı 
Österreich und Rußland umfaßt sehr verschiedenartige Vorkommen. 
deren Aufbau und Zusammenhang durch Faltungen und Aus- 
waschungen im Bereich der miocänen Transgression sehr kompli- 
ziert geworden ist?). 

Durch die ältere postsudetische Faltung sind zwei sattelartig 
NW-—SO streichende Erhebungen geschaffen worden, welche in 
Russisch-Polen und Westgalizien aufgeschlossen sind°), und die 
man meiner Ansicht nach als Fortsetzung des Hauptflözsattels 


') Vergl. die Bohrangaben in EBERT a. a. O. 

?\, Dies und die folgenden drei Abschnitte sind z. T. aus FRECH, 
Östliche Fortsetzung der oberschlesischen Steinkohlenformation (Nach. 
tragzu „Die Steinkohlenformation in Oberschlesien“, Lethaea palaeozoica) 
entnommen. 

*) BARTONEC, Die Steinkohlenablagerung Westgaliziens und deren 
volkswirtschaftliche Bedeutung. ° Österreichische Zeitschr. f. Berg- und 
Hüttenwesen. 49. 1901. 


OB 


und des Nordrandes der Beuthener Mulde auffassen kann. Die nord- 
östliche dieser Erhebungen bildet einen langgestreckten Zug, der 
sich von Bendzin und Dombrowa in Russisch-Polen, vielfach durch 
Trias und jüngere Gesteine verdeckt, bis Filipowice, Tenczynek 
(Christinastollen), Rudno und Sanka im Krakauischen Gebiet ver- 
folgen läßt. Der unmittelbare Zusammenhang wenigstens der 
österreichischen Vorkommen ist um so wahrscheinlicher, als die 
bisher von dort (durch Tondera) bestimmten Pflanzen sämtlich 
auf die Sudetische Stufe (meist Schichten unter den Sattelflözen) 
hinweisen. Zwischen Porombka (Russisch-Polen) und Siereza 
(Galizien) ist auf eine längere Strecke der Zusammenhang des 
Karbons durch jüngere Auflagerungen unterbrochen. Die gali- 
zischen und russischen Flözteile enthalten Flammkohle, nur bei 
Tenczynek ist auch Gaskohle vorhanden. Das galizische Kohlen- 
gebirge folgt in ostwestlicher Richtung dem in Oberschlesien be- 
obachteten Gesetz der Schichtenverjüngung. 

„Eine südwestliche kürzere Erhebung liegt in Westgalizien 
und erreicht zwischen Dombrowa (Österreich) und Jaworzno nur 
die Oberfläche. Die Pflanzen besitzen ausnalımslos das Alter 
der Saarbrücker Schichten.) Von den gegenüberliegenden gleichh 
alten Schichten Oberschlesiens (Myslowitzer Wald und Janow 
sind die bekanntesten Fundorte) wird Österreichisch-Dombrowa durch 
die auch im unterirdischen Relief der Steinkoblenoberfläche 
scharf ausgeprägte Furche der Przemsa getrennt. Die durch 
Brüche komplizierte Absenkung des Myslowitzer Sattels ist hier 
offenbar noch durch die tertiäre Erosion vertieft worden. Auch 
die Trennung des kürzeren Jaworznoer Sattels von der längeren, 
im NO gelegenen Aufwölbung wird wahrscheinlich durch eine 
nachträglich erweiterte Synkline gebildet. 

„Auch südlich, bezw. westlich von den genannten Vorkommen 
ist bei Zator und Auschwitz (Oswiecim) vielfach — z. T. in 
der geringen Tiefe von 80 m — unter dem miocänen Tegel 
Kohle erbolhrt worden, deren genaueres Alter noch zu erforschen 
bleibt. * 

Ferner wurden in der Nähe von Dzieditz bei Groß-Kaniow 
mehrere Bohrlöcher niedergebracht, welche flözführendes Karbon 
ergaben. Die durchsunkenen Schichten hielt man für Äquivalente 
der Saarbrücker Stufe. Diese Ansicht wurde bestätigt, als beim 
Abteufen eines Schachtes zahlreiche, in das Breslauer Museum 
gelangte Reste von Sphenopteris Baeumler! ANDREAE?) angetroffen 


!) Auch in Siersza werden die Charakterpflanzen des mittleren 
Oberkarbon citiert! Mariopteris muricata, Palmatopteris furcata, 
Sphenopteris obtusiloba, Sph. trifohiata und Alethopteris decurrens. 

2) Nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn Professor Dr. FREcH. 


— 284 — 


wurden. Die Flöze gehören also der unteren Saarbrücker 
Stufe an. 

Den südlichsten Teil der gewaltigen Kohlenablagerung bildet 
das Ostrau-Karwiner Revier, welches seit mehr als 100 Jahren 
ausgebeutet wird. Nur sein nördlicher Rand greift auf preußisches 
Gebiet über, sonst liegt es völlig in Österreich. Es besteht aus 
zwei getrennten Gebieten, nämlich dem westlichen älteren Ostrauer 
Becken, welches von Petrzkowitz bis Orlau reicht und seinerseits 
wieder aus der Ostrauer Hauptmulde und der Separatmulde von 
Peterswald-Poremba gebildet wird, und der jüngeren östlichen 
Karwiner Ablagerung, welche sich von Orlau bis Karwin erstreckt. !) 

Die älteren Ostrauer Schichten gehören der Sudetischen, 
die jüngeren Karwiner der Saarbrücker Stufe an, wie sich aus 
Sturs Arbeiten ergibt.) Auch hier bildet das Karbon einen 
langgestreckten Rücken, der sich von Hoschialkowitz über Petrz- 
kowitz und Koblau in Preußen und über Hruschau, Polnisch- 
Ostrau, Orlau, Dombrau, Karwin in Österreich in ostwestlicher 
Richtung hinzieht und an verschiedenen Stellen zutage tritt. 
Nach Norden fällt dieser Rücken unter die tertiäre Auflagerung 
steil ein, während er sich nach Süden langsam verflächt. Im 
westlichen Teile des Reviers, der den Sudeten angelagert ist, 
sind die Lagerungsverhältnisse stark gestört und die Schichten 
teilweise überkippt und überschoben. Zwischen der Ostrauer und der 
Karwiner Ablagerung setzt die große Orlau-Gleiwitzer Störung durch. 

Trotzdem in neuerer Zeit zahlreiche Tiefbohrungen nieder- 
gebracht wurden, ist der Zusammenhang der ÖOstrauer mit den 
oberschlesischen Kohlenfeldern und der Karwiner mit den gali- 
zischen Vorkommen noch nicht bekannt geworden. Der Grund 
liegt darin, daß die Oberfläche des Karbons durch mehrere tief 
einschneidende Erosionstäler durchfurcht wird, deren Grund die 
Bohrungen nicht erreichten. So hat eine im Schillersdorfer 
Schwarzwald angesetzte Bohrung bis 420 m. eine andere am 
Vorwerk Niederhof (beide Punkte liegen nördlich von Petrzkowitz) 
bis 602 m Teufe nur tertiären Tegel durchteuft. Auch die 
Bohrung bei Schwarzwasser zwischen Karwin und Auschwitz ist 
bei 600 m Teufe im Tegel stecken geblieben. 

Den Schluß der vorstehenden Ausführungen soll eine Gegen- 


!) Jıcınsky, Monographie des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers. 
Teschen 1885. — Derselbe, Bergmännische Notizen aus dem Ostrau- 
Karwiner Steinkohlenrevier. Mährisch-Ostrau 1898. — FILLUNGER, 
BERGER, SUESS, Die geologischen Verhältnisse des Steinkohlenbeckens 
von Ostrau-Karwin. 

?\ D. Stur, Die Kulmflora der Ostrauer und Waldenburger 
Schichten. Abhandl. K.K. geol. R.-A. 8. (2) 1877. Vergl. auch von 
demselben die Karbonflora der Schatzlarer Schichten. Ebenda 11. 1887. 


— 285 — 


überstellung der geologischen Eigentümlichkeiten des oberschlesisch- 
mährisch-polnischen und des niederschlesischen Kohlenreviers bilden. !) 


Oberschlesien-Mähren-Polen. 


Westfälische Entwicklung. 
Im unteren Teile paralisch (marine 
Einlagerungen), im oberen lim- 
nisch. 


Faltung ober- oderpostkarbonisch. 


Außerordentliche Mächtigkeit ein- 
zelner Flöze (bis 18 m). 

Konglomerate mittelkörnig (z. B. 
auf Königsgrube, Gemengteile 
von 3—4 cm Dm.) 

Keine roten Sandsteine. 


Eruptivgesteine als Spaltenaus- 
füllungen nur in geringer Aus- 
dehnung im unteren Teile des 
Oberkarbon. Keine Eruptiv- 
decken. 

Schlagwetterentwicklung in Ober- 
schlesien, Rußland und Galizien 
fast fehlend, im Ostrau-Karwiner 
Revier sehr stark. 


Niederschlesien. 


Saarbrücker Entwicklung. 


Limnisch (keine marinen Einlage- 
rungen). 


Faltung intrakarbonisch. 
Mittlere Mächtiekeit der Flöze 
vorherrschend. 


Mächtige, grobe Konglomerate. 
(Großes Mittel von Waldenburg.) 


Rote Sandsteine (Ottweiler taube 
Facies verbreitet). 

MächtigeEruptivdecken im mitt- 
leren und oberen Teil des 
Oberkarbon. 


Schlagwetter-Entwicklung häufig, 
aber in minder starkem Maße. 


2) Vergleiche FRECH, a. a. O. 5 339. 


Zusammenstellung einiger Einteilungen des oberschlesischen Steinkohlengebirges. 


SHULDUE ALS. 


Potonie 1896. Gäbler 1898. Michael 1891. sn 
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E schiefer 5 = 


5. Führer für die geologische Exkursion 
in das Schlesische Gebirge. 


Einleitung. 
Von Herrn F. FRECH. 
1. Allgemeine stratigraphische Bemerkungen. 


Das Kreidegebiet der böhmisch-schlesischen Grenze, welches 
das Ziel der der Tagung folgenden Exkursion bildet, ist in 
stratigraphischer wie in tektonischer Beziehung gleich wichtig und 
interessant. 

Da die Feststellung des unteren Cenoman-Horizontes mit 
Exogyra columba. Pecten asper und Acanthoceras rhotomagense 
(letzterer selten) schon durch Beyrıcn erfolgt und der Nachweis 
der verschiedenen Turon-Horizonte durch böhmische Geologen 
schon vor einigen Jahrzehnten erbracht wurde, blieb die Fixierung 
der oberen Grenze die letzte Aufgabe der Stratigraphie. Durch 
die Inaugural-Dissertation von Fr. Sturm!) wurde der Kieslings- 
walder Sandstein, durch K. FLeser in der von der Schlesischen 
Gesellschaft für Vaterländische Kultur überreichten Festschrift der 
obere Sandstein der Heuscheuer als Äquivalent des Emschers 
sicher festgelegt. Das Senon, welches in seiner unteren Zone 
am Außenrande der Sudeten in Niederschlesien?) bekannt ist, 
fehlt also auf der Innenseite des Gebirges in Schlesien, wie 
in Böhmen: besteht doch über die Gleichwertigkeit der Chlomeker 
Schichten und des Kieslingswalder Sandsteins kein Zweifel. 

Es ergibt sich also mit ‘großer Wahrrscheinlichkeit, daß die 
tektonischen Bewegungen, die im Oligocän°) die großen Hebungs- 
brüche und damit die heutigen Umrisse des Gebirges entstehen 
ließen, schon am Ende der Kreidezeit einsetzen. Nach der Zeit 
des Emschers, die einem Flacherwerden des durch Brandungs- 
konglomerate?) und Einschwemmung von Landpflanzen gekenn- 


!) Jahrb. k. Preuß. geol. 1.-A. 1900. 

?, Wenig Rackwitz und Sirgwitz unweit Löwenberg. 

°») F. FRECH: Über den Bau der schlesischen Gebirge. Geo- 
graphisch. Zeitschr. 8. 1902. S. 558. 

*) Hirtensteine bei Kieslingswalde. 


— 288. — 


zeichneten Meeres entspricht, tauchten die Sudeten selbst empor. 
Einen deutlichen Hinweis auf das Vorhandensein eines I,andes 
geben in Niederschlesien die untersenonen Kohlenflöze!), die 
Tone mit der massenhaft auftretenden Süßwassermuschel Cyrena 
cretacew DRESCHER, endlich die Bunzlauer Tone, deren einzige 
organische Reste Landpflanzen ?) bilden. 


2. Kurze Übersicht über die Entwicklung des 
Gebirgsbaues. | 

la. Die Faltung des Mittelkarbon wurde durch die Auf- 
wölbung des unterkarbonischen Meceresgrundes und die massen- 
haften Brandungskonglomerate eingeleitet. Ein analoges Vorspiel 
an den hauptsächlichen Dislokationen beobachten wir in der 
jüngeren tektonischen Phase der schlesischen Gebirge. 

Ib. Die die archäische böhmische Masse umgebenden Ketten 
des mittelkarbonischen (variscischen) Gebirgssystems zeigen ur- 
sprünglich eine gleichmäßige Umbiegung der Faltungszonen und 
eine deutliche Gliederung in eine innere und eine äußere Sedimentzone. 
Die kristalline Zentralzone mit ihren der Karbonzeit angehörenden 
Granitintrusionen ist im Erzgebirge, der Oberlausitz, im Riesen- 
und Isergebirge noch in verhältnismäßiger Vollständigkeit erhalten. 

Ic. Schon die großen Mulden der postkarbonischen (postumen) 
Faltung, die Löwenberger Synkline mit ihren mannigfachen Aus- 
läufern, sowie die Waldenburg-Schatzlarer Mulde sind im Gegen- 
satz zu. der allgemeinen mittelkarbonischen Faltung lokalisiert; 
jedoch ist die Diskordanz zwischen den verschiedenen Karbon- 
stufen?) und dem Mittelrotliegenden sehr viel umfassender, als 
die mittelkarbonische Schichtenunterbrechung. 

IIa. Die gebirgsbildenden Bewegungen, welche das Innere 
der Sudeten während der oberen Kreidezeit rascher hoben als 
den Außenrand, sind nicht an bestimmten tektonischen Er- 
scheinungen nachweisbar, werdeu aber durch den Charakter der 
Sedimente unzweideutig kenntlich gemacht. 

IIb. Die großen tektonischen Aufwärtsbewegungen, die den 
sudetischen Randbruch, die Lausitzer Überschiebung, die Auf- 
wölbung der südlichen Grafschaft Glatz und den nachträglichen 
Einbruch des Neissegrabens hervorriefen, sind prämiocänen, d.h. 
höchst wahrscheinlich oligocänen Alters*). 


!) R. DRESCHER!: Über die Kreide-Bildungen der Gegend von 
Löwenberg. Diese Zeitschr. 15. 1863. S. 319. 

?) F. ROEMER:!: Uber Blattabdrücke in senonen Tonschichten bei 
Bunzlau in Niederschlesien. 41. 1889. S. 140. 

°®) Siehe HERBING, Umgebung von Landeshut. Festschrift. 

*) FRECH, Tektonische Skizze von Schlesien. Geogr. Zeitschr. 8. 
S. 558. 


Das vollkommene Fehlen der leicht kenntlichen untermiocänen 
Braunkohle, Glimmersande und Letten im Inneren der durch den 
Randbruch begrenzten Sudeten bildet einen unzweideutigen Hin- 
weis auf die Entstehungszeit. Bei Wartha, Neiße und Jauernigk 
geht das Miocän unmittelbar bis an den Randbruch heran, ohne 
ihn zu überdecken. Das Miocän ist eine fluviatil-lacustre Ab- 
lagerung des Tieflandes und fehlt im Sudeteninneren selbst in den 


geringfügigsten Andeutungen ebenso, wie das sedimentäre Tertiär ') 


überhaupt. 

Die oligocänen Brüche folgen im Ganzen der Streichrichtung 
der paläozoischen Falten, bilden jedoch ein vergröbertes Abbild 
derselben. Während die älteren Falten einen bogenförmigen 
Verlauf zeigen, stellen die jüngeren Brüche sich als geradlinig 
verlaufende, z. T. winklig gebrochene Linien dar. Im XNord- 
westen der Sudeten entspricht die WNW-— OSO-Richtung der 
Falten ungefähr der Richtung der Lausitzer Überschiebung; der 
karbonische Riesengebirgsgranit zeigt sogar O—W-Richtung. 

Der Hauptteil der nördlichen Sudeten zeigt, entsprechend 
dem Randbruch der Löwenberger und Waldenburg- Schatzlarer 
Mulde, eine NW—-SO Streichrichtung. Die Umbiegung der Falten 
und Brüche in die N—S Richtung entspricht der von geographischer 
Seite allgemein, von geologischer so gut. wie allgemein ange- 
nommenen Grenze gegen die südlichen Sudeten (Glatzer Schnee- 
berg, Altvater, Mährisches Gesenke). 

Die N—S-Richtung prägt sich im Neissegraben und im Ver- 
lauf der beiden ihn begrenzenden kristallinen Horste, in dem 
Landskroner Horst so gut wie in der Gleiwitz-Orlauer Bruchzone 
und dem Oppelner Sprung Oberschlesiens aus. 

Die Umbiegungsstelle zwischen Reinerz, Cudowa, Glatz und 
Landeck ist durch eine gewaltige Häufung zahlreicher und tief 
einschneidender Dislokationen?) und Quellenspalten gekennzeichnet, 
wie sie weder im Süden, noch im Norden der Sudeten wieder- 
kehrt. Eine speziellere, von einer Karte erläuterte Übersicht 
der tektonischen Störungen und Quellenspalten, die im Auftrage 
der Verwaltung des Bades Reinerz vom Herausgeber verfaßt 
wurde, wird den Teilnehmern der Exkursion überreicht werden. °) 
Es kann somit die Schilderung des Reiseweges und der Auf- 
schlüsse unmittelbar folgen. 


!) Das sog. „Pliocän“ des Steinetales ist in Wahrheit jung-quartär. 

?, Vergl. LEPPLA, Geolog.-hydrograph. Darstellung des Nieder- 
schlagsgebietes der GJatzer Neiße. Abhandl.K. Preuß. geol.1L.-A. N. F. 32. 

®) REINERZ! Das Zentrum der Glatzer Mineralquellen, REINERZ 
1904, und K. FLEGEL: Heuscheuer und Adersbach - Weckelsdorf. 
Eine Studie über die obere Kreide im böhmisch-schlesischen Gebirge. 
Breslau 1904. 


— 20 — 


Exkursion in das Becken des alten Stausees 
zwischen Wartha und Camenz. 
Von Herrn EMIL GEORG FRIEDRICH. 


Die Reise der Geologen beginnt auf dem Breslauer Haupt- 
bahnhof, an dem Punkte, dem fast genau die Grenze des alten 
Ödertales und der quartären Hochfläche entspricht. Die Unter- 
führungen der Kaiser Wilhelm- und Neudorfstraße zeigen den 
höchstens 4—5 m betragenden Höhenunterschiea ziemlich deutlich. 
Nördlich dieser Linie, im Bereich des großen geologischen Oder- 
tales, liegt Talsand in einer Mächtigkeit von 10—15 m, darüber 
eine Lage geschiebefreien Lehms (Aulehm). Alles, was südlich 
vom Hauptbahnhof liegt, ist quartär, unten ein Geschiebelehm, 
braun und dunkelbraun, reich an großen kantigen Geschieben, 
als sicherstes Kennzeichen einer einzigen Vereisung; oben Diluvial- 
sand, bräunlich oder gelblich und ebenfalls reich an abgerundeten 
Geschieben. 

Bis Strehlen zeigt die Fahrt auf der sehr sanft gewellten 
quartären Fläche wenig bemerkenswertes. Westlich am Bahnhof 
Strehlen tritt das erste anstehende Gestein des sudetischen Hügel- 
landes, der Strehlener Granit, zutage. Östlich erhebt sich 
sclıon bis zu einer Höhe von 411 m ansteigend der Rummels- 
berg, ebenfalls Granit. Die die Granitmasse im Osten begrenzenden 
Phyllite und Quarzitschiefer zeigen bereits vorwiegend nord-südliche 
(Altvater-) Streichrichtung. — Die Fahrt führt bis Münsterberg am 
Westabfall der Strehlener Berge entlang, deren Längsrichtung 
ebenfalls ausgesprochen nord-südlich ist. 

In der Ferne tauchen nun die Höhenzüge des Reichensteiner- 
und Eulengebirges auf, deren Randbruch in sudetischer, südost- 
nordwestlicher Richtung streicht. Er verläuft aus der Goldberger 
Gegend über Silberberg, Reichenstein bis Jauernik und unter- 
bricht den Zusammenhang der altkristallinen Gesteine wenig; nur 
ihre Höhenlage ist verschieden. Hingegen erstreckt sich das 
Tertiär gerade bis an den Randbruch, und die nordischen eiszeit- 
lichen Bildungen greifen nur an wenigen Punkten in das Gebirgs- 
innere hinein. — Wir nähern uns jetzt dem großen Patschkauer 
Becken, welches sich als langgestrecktes Einbruchsgebiet von 
Wartha längs des Randbruches hinzieht und wahrscheinlich in 
prämiocäner Zeit, vielleicht durch die gleichaltrigen tektonischen 
Störungen entstanden ist. Die Verbreitung der Tertiärschichten 
tolgt nämlich genau dem sudetischen Randbruch einerseits und 


dem kleineren, durch den westöstlichen Lauf der Neiße be- 
zeichneten Bruchrand Camenz-Neiße andererseits, Links vom Bahn- 
hof Camenz erblicken wir das Schloß des Prinzen Albrecht von 
Preußen auf einem die Niederung überragenden und bis 311 m 
ansteigenden Gneisfelsen, der als deutlicher Riegel die Einsenkung 
Wartha-Camenz!) begrenzt. Die Neiße durchbricht den Riegel 
in einer engen Schlucht bei dem Dorf Waitzen, und von da beginnt 
der südöstliche, bis zur Stadt Neiße sich fortsetzende Teil ihres 
Laufes.. Der Unterlauf ist dann bis zur Einmündung in die 
Oder nach Norden gerichtet. 

Zwischen Camenz und Dürr-Hartha bewegt sich der Bahn- 
planum auf einer großen Terrasse, vorzugsweise auf dem Diluvium, 
welches hier vollkommen horizontal verläuft. Bei Dürr-Hartlıa 
schneidet sich die Bahn in die groben diluvialen Kiese und 
Sande der Terrasse ein, um nach etwa 200 m in das heutige 
Neißetal zu gelaugen. Wir werfen noch dicht bei der Haltestelle 
Dürr-Hartha einen Blick in die großen Kiesgruben, welche ungefähr 
10—12 m tiefe und gegen 100 m lange Einschnitte in die 
diluvialen Schotter darstellen. 

Letztere sind fast durchweg gleichartig zusammengesetzt, 
oft gut geschichtet und gleichmäßig rötlich-gelb. Das Gerölle 
erreicht etwa Faustgröße; hin und wieder finden sich nordische 
Granitblöcke bis zu 60 cm Durchmesser, von denen etliche am 
Boden der Grube liegen. Interessant sind die vielen Höhlen- 
nester der Erdschwalben, welche sich perlschnurartig über dem 
oberen Rande der Kieswände hinziehen und in die die Schotter 
bedeckende Lößschicht eingebaut sind. 

Wir fahren nun dem Warthaer Durchbruch entgegen. Links 
und rechts der Bahn heben sich die alten Seeterrassen scharf 
von den anschließenden Höhen ab. Die Höhenkurve von 270 m 
des Meßtischblattes bezeichnet ungefähr den obersten Rand, 
während der Boden etwa in der Mitte des Beckens auf 250 bis 
255 m liegt. Bei einer Längenausdehnung von 7—8 km und 
einer mittleren Breite von 2 km stellte dieser See somit eine 
ziemlich große Wasserfläche dar. Nach den oligocänen Brüchen 
hatten die untermiocänen Wasserläufe und Seen das Becken 
mit Sand und Letten ausgefüllt und es dadurch erhalten. Viel 
später waren die Gletscherzungen der großen Eiszeit angerückt, 
hatten die losen Massen dieser Hohlform ausgeschaufelt und sie 
von neuem blosgelest. Der Gletscher drang dann gegen das 
Warthaer Gebirge vor, preßte seine Eismassen und seine Moränen 
durch den bereits zum größten Teil vorhandenen Warthaer Paß 


!) deren Längsrichtung von Westen nach Osten geht. 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. 19 


— 292 — 


in das Glatzer Kesselland hinein. Dann kam das Abschmelzen 
der Eismassen; der Gletscher zog sich zurück, und seine Schmelz- 
massen füllten das Becken aus. Ein Abfluß wurde durch den 
Felsenriegel bei Camenz verhindert. Vielleicht war dieser schon 
damals durchbrochen,- dann waren es die mächtigen Grund- 
moränen, die als Barre die Lücke verstopften. Das Überlaufen 
der aus dem Gebirge stammenden Wassermassen nagte den 
Stauwall allmählich durch. Nur die Annahme eines Seebeckens 
erklärt uns das Erscheinen einer einzigen, fast horizontal ver- 
laufenden Terrasse von Wartha bis Camenz.!) 

Diese alte Seeterrasse hat die Neiße im Laufe der Zeit energisch 


angegriffen und das jetzige Neißetal eingeschnitten.?) So sehen wir bei 


Dürr-Hartha und zwar südlich von der oben genannten Stelle 
der Kiesgruben am linken Ufer etwa 20 m hohe, jäh ab- 
fallende Schotterwände auf lange Strecken. Weiteren Angriffen 
hat man jetzt durch Uferbefestigungen ein Ziel zu setzen 
gesucht. In den oberen 15 m tritt dasselbe Gerölle nach 
Größe, Material und Farbe wie in den Gruben an der Halte- 
stelle zutage. In den unteren Lagen erscheinen blaugraue 
Letten, Lehme und weißlich-graue Sande untermiocänen Alters. 
Überhaupt zeigt das Schottermaterial auch an allen übrigen auf- 
geschlossenen Stellen dieser Terrassen im allgemeinen fast gleiche 
Zusammensetzung. Es ist reich an sudetischen Quarziten und 
Gneisen, ferner besteht es aus Grauwacken und Schiefern der 
altpaläozoischen Gebirge, aus Sandsteinen, Porphyren und Horn- 
blendeschiefern. 

Wo die Ränder durch die von den anschließenden Höhen 
herabstürzenden Wildbäche zerschnitten sind, ist die Zusammen- 
setzung des Schotters stark beeinflußt durch das Gerölle der 
oben anstehenden Gesteine. Es haben sich dann mächtige 
Schuttkegel in dem Seebecken aufgebaut. So hat z. B. der 
Johnsbach den bei Gierichswalde anstehenden Granit und Syenit 
z. T. in großen Blöcken ‘zu Tale geführt und mit dem mit- 
gerissenen diluvialen Schotter unten abgelagert. Über diesen 
Schuttkegel hat sich denn in mächtigen Bänken nach dem Durch- 
bruch der Neiße durch die Moränenmassen im Warthaer Engpaß 
das meist aus Grauwackenschiefer bestehende Material gelagert. 
Der Schuttkegel wurde dann dicht am jetzigen Neißewehr ober- 


!) Wäre es eine Flußterrasse, wie sie oberhalb Wartha auftreten, 
so müßten ihre Ränder in gleicher Höhe über dem Flusse gemäß 
seinem Gefälle liegen. Ein ähnlicher spätquartärer Stausee wird 
neuerdings von E. HETTNER aus dem Elbtal bei Dresden erwähnt. 

?) Noch heute setzt sie diese abnagende Arbeit fort und legt die 
Terrassen auf große Strecken bloß. 


— 293 — 


halb Frankenberg durch den immer mehr südlich andrängenden 
Neißefluß angenagt, sodaß ein ganz prachtvoll ausgebildetes 
Profil in einer Länge von etwa 300 m aufgeschlossen ist 
Der etwa 20 m hohe Abbruch zeigt demnach in den unteren 
Lagen als Böschung des Schuttkegels eine Neigung von etwa 
30°, während das darüber gelagerte Grauwacken- und Schiefer- 
material eine dem Neißegefälle entsprechende Neigung von nur 
etwa 10° aufweist. Die granitischen, z. T. auch syenitischen 
Gerölle sind meist stark verwittert, sodaß die Zwischenräume oft 
ganz mit dem Grus ausgefüllt erscheinen. Von manchen der 
Blöcke ist nur noch ein ganz kleiner Kern des eigentlichen 
Gesteins vorhanden, um welchen sich die verwitterten Teile 
schalenartig legen. 

Bemerkenswert ist noch etwa 600 m weiter östlich eine 
Kies- und Lehmgrube der Frankenberger Ziegelei. Diese Grube, 
auch ungefähr 20 m tief eingeschnitten, zeigt gegen den vorigen 
Aufschluß ein gänzlich verändertes Aussehen. Die granitischen 
Gerölle sind ganz verschwunden, da der Schuttkegel sein Ende 
erreicht hat, auch die Schiefer treten nur noch in der gewöhn- 
lichen Zusammensetzung mit den bereits genannten Gesteinen auf. 
Dafür sieht man wellenförmig den Schotter durchsetzende Sand- 
und Lehmlagen, zuweilen nur als vereinzelte Linsen eingebettet. 
In etwa 12 m Tiefe von oben ist auch der aus Tertiär be- 
stehende Boden des alten Sees angeschnitten: tonige graue Letten, 
oft mit weißem Sande abwechselnd. In diese Schichten greifen 
hin und wieder die diluvialen Schotter fingerförmig ein, stellen- 
weise erscheinen sie als Ausfüllungen von tief ausgestrudelten 
Kolken. Über dem Diluvium breitet sich der Löß in einer Stärke 
von etwa 30 cm aus, ein Beweis für das quartäre Alter der 
Seeschotter. Auch die Böschungen der Seeterrasse sind mit 
Löß überkleidet, sodaß der ganze See in postglacialer, quartärer 
Zeit nur eine kurze Dauer besessen haben dürfte. 

Den besten Überblick über das ganze Gebiet des Stausces!) 
gewährt das Schloß Camenz, wo man vor sich zwischen den 
Dörfern Paulwitz und Dürr-Hartha eine große Ebene sieht, den 
alten Boden des Sees. Die Fläche wird einerseits gegen das Neißetal 
durch eine scharfe deutliche Linie des Terrassenrandes abgegrenzt, 


!) Einen Beweis für die Beschränkung des Sees auf das Becken 
Wartha-Camenz bildet das veränderte Aussehen unterhalb des Durch- 
bruches zwischen dem Dorf Baitzen und der Stadt Neiße. Hier hören 
nämlich diese zusammenhängenden Linien der Terrassen auf. Das 
Tal zeigt oft ein wildes, zerrissenes Aussehen; Abbrüche und Rutschungen 
lassen die tertiären Tone oft in kolossaler Mächtigkeit erkennen, 
z. B. oberhalb von Patschkau auf dem rechten Ufer. 


195 


— 294 — 


andererseits verläuft sie gegen die ansteigenden Höhen des 
Gabbromassivs von Baumgarten. — Links von uns erheben sich 
die Höhen von Gierichswalde bis Maifritzdorf schneller, sodaß die 
Terrassen auf dieser Seite weniger breit sind. Zwischen den 
etwa 2 km auseinanderliegenden Rändern der beiderseitigen 
Terrassen schlängelt sich wie ein silbernes Band in dem jetzigen 
Tale der Neißefluß von Wartha über Frankenberg und Dürr-Hartha 
nach Camenz zu hin. 

Wir fahren jetzt durch den Warthaer Durchbruch in das 
Glatzer Land hinein. Der Eintritt wird durch einen Tunnel 
verrnittelt, sodaß geologisch interessante Bilder dem Auge ent- 
zogen werden. Rechts und links erheben sich dann die Kuppen 
des Warthaer Gebirges, aus Urtonschiefern, Phylliten und Schiefern 
silurischen Alters bestehend. Der von der Neiße nördlich ge- 
legene Teil besitzt eine durchschnittliche Höhe von 550 m, 
die Durchschnittshöhe der. südlich von der Neiße gelegenen Teile 
beträgt dagegen 650 m; ihre höchsten Spitzen sind der Glatzer- 
berg mit 762 m und der Königshainer Spitzberg mit 751 m. 
Über dieses so gestaltete Warthaer Gebirge ist das nordische 
Diluvium durch die enge Zugangspforte bei Wartha gepreßt. 
worden, wobei sich die äußersten Eiszungen auch in die Seiten- 
täler zu bedeutenden Höhen dem großen Druck entsprechend 
hineinschoben. Darnue hat bis 550 m Meereshöhe noch Spuren 
jener Vereisung nachgewiesen. 

Von den beiden Eisenbahnstationen Hauptbahnhof und Stadt 
Glatz aus ist von geologischen Charakterzügen wenig wahrzunehmen. 

Über den weiteren Verlauf der Exkursion dürfte der nächst- 
folgende Aufsatz unterrichten, doch sei es gestattet, den Zusammen- 
hang des Wartha-Camenzer Stausees mit dem Steinetal kurz zu 
erläutern. 

Bewegt man sich von der Vorstadt Glatz in nordwestlicher 
Richtung das Steinetal aufwärts, so gewahrt man auf dem 
rechten Ufer in großem Bogen etwa bis zur Chaussee nach 
Coritau in etwa 15—20 m Höhe über dem Steinetal den scharf 
ausgeprägten Rand einer Schotterterrasse von ausgesprochen röt- 
lichen Kiesen. Sie erscheint wieder bei Dorf Möllten auf dem 
linken Ufer der Steine und dann hüben und drüben, besonders 
entlang der Chaussee von Nieder- nach Mittelsteine. Bei Bahn- 
hof Möhlten sind in den dortigen Kiesgruben diese Schotter fast 
in ganzer Tiefe freigelegt; man erblickt wieder in 12 m Mächtig- 
keit die rotgefärbten Kiese. Den Hauptbestandteil — etwa 
90° — bilden Gerölle des Rotliegenden von sehr grobem Korn, 
und außerdem Porphyre, Porphyrtufte und Kieselschiefer. Darunter 
aber fand ich ausgesprochen weiße Kiese und Sande von feinerem 


Korn, deren Herkunft auf Quadersandstein deutet. Die Grenze 
gegen die roten Kiese ist haarscharf. Annähernd im gleichen 
Horizont stellen sich in den Kiesgruben an der Chaussee bei 
Niedersteine wieder ein. 

Auf die Unrichtigkeit der Annahme plioeänen Alters der 
unteren Terrassen haben schon LerpLA und FrEcH hingewiesen. 
Die Auffindung der von DArne völlig übersehenen weißen Quader- 
sande gibt den Schlüssel für die Erklärung. 

Bis in die Mitte des Glatzer Kessellandes mögen wohl die 
Gletschermassen eingedrungen sein. Sie haben dann die Abflüsse 
der umliegenden Höhen, besonders des Steineflusses, aufgestaut 
und einen älteren glacialen Stausee, den Steinesee, gebildet. Zu- 
flüsse von Süden brachten dann hier weiße Kiese und Sande des 
zerstörten Quadersandsteins zur Ablagerung. Als dann der Gletscher 
abschmolz und zurückging, kamen Zuflüsse von Norden und Osten 
und brachten zumeist grobe rote Schottermassen der vom Eise 
frei gewordenen Rotliegend-Schichten und lagerten sie in dem 
Steinetale ab. Der Grund dafür, daß in den unteren hellen 
Lagen nordisches Material fehlt, liegt darin, daß nur Gerölle von 
Süden her herabgetragen wurde und daß die Erosion zunächst 
in der von jeher eisfrei gebliebenen südlichen Heuscheuer ein- 
setzte. Daher auch die feinere Beschaffenheit der weißen Sande 
und Kiese.!) 

Im Gegensatz zu der Einheitlichkeit der Wartha-Camenzer 
Seeterrassen und der mit großer Wahrscheinlichkeit nachgewiesenen 
Terrassen des Steinetalsees lassen die echten Flußschotterterrassen 
mehrfache Wiederholungen und ein kontinuierliches Absinken von 
oben nach unten entsprechend dem Flußniveau erkennen. — 
Derartige Begleiterscheinungen zeigen nach LeppLa auch noch 
die Biele, die Weistritz und vor allem die Neiße bis zu ihrem 
Durchbruch bei Wartha. Bei der Neiße sind drei Terrassen zu 
unterscheiden, eine obere, mittlere und untere, die sich fast stets 
genau von einander abheben. Besonders deutlich kann man diese 
drei Terrassen bei Giersberg oberhalb Wartha westlich des Gutes 
unterscheiden. Die tiefste Terrasse liegt hier etwa 10 m über 
dem Alluvium; sie besteht aus abwechselnden Lagen von Schotter, 
Sand und Lehm, die sich nach dem spezifischen Gewicht über 
einander schichteten. Etwa 30 m über dem Neißetal erhebt sich 
die mittlere Terrasse, und in etwa 50 m Höhe über dem Tal 


') In diese Schotter schnitt sich dann nach und nach die Steine 
ziemlich stetig ein und bildete so auf beiden Ufern je eine Terrasse, 
deren oberster Rand bei Mittelsteine auf etwa +335 m, oberhalb der 
Einmündung bei Coritau auf etwa 300 m liegt bei einer Mächtigkeit 
von 20 bis 25 m. 


a a 


kann man gut die oberste Terrasse beobachten, welche viele Gesteine 
der altpaläozischen Schichten, Quarz und Kieselschiefer enthält. 

Der Zeitraum, in welchem alle diese fluviatilen Schotter- 
massen zur Ablagerung gelangten, scheint von außerordentlich 
lauger Dauer gewesen zu sein.!) Ferner ist die nicht unbe- 
deutende Korngröße des Schottermaterials der Terrassen ein 
Beweis, daß die Flüsse viel größere Wassermengen führten, als 
jetzt. Nur eine solche Wasserfülie konnte jene Erosion hervor- 
bringen, welche den Flußtälern ihre jetzigen Formen gab. 

Mit diesen Ausführungen meiner Beobachtungen und Unter- 
suchungen, welehe mich seit diesem Frühjahr beschäftigten, be- 
schließe ich diese vorläufigen Mitteilungen zu meiner im nächsten 
Jahre erscheinenden Doktorarbeit. 


!) Im Gegensatz zu den raschen und intensiven Sedimentbildungen 
im letzten Teil des Quartärs, welche die Aufstauung und Ausfüllung 
der Seebecken zur Folge hatten. 


Exkursion in das Kreidegebirge der südlichen 
Grafschaft Glatz. 


Hierzu 2Textfio. 


Nach F. STuURM!) und neueren Beobachtungen zusammengestellt 
von Herrn KURT FLEGEL. 


Profil des Roten Bergesund von Kieslingswalde (Neu-Waltersdorf). 

Ausgangspunkt: Rengersdorf (1. Bahnstation südl. von Glatz). 

Inmitten des flachen, durch Steilränder von den lehm- 
bedeckten Höhen scharf abgegrenzten Alluvialtales der Neiße 
führt der Weg westwärts zu dem schon von BeyrıcH?) in seiner 
Wichtigkeit erkannten Roten Berge.°) 

Die ersten, dem Innern des Neißegrabens angehörigen kleinen 
Aufschlüsse im Plänerkalk zeigen fast völlig horizontale Lagerung. 
Der erste größere Aufschluß an der Straße am Fuße des Berges 
zeigt tonigen Plänerkalk, der bis zur aufrechten Lage überkippt 
ist. Er streicht ungefähr NW —SO. 

Weiterhin an der Straße gegenüber Piltsch gelangt man in 
den großen Steinbruch im Roten Berge. Die Schichten sind hier 
infolge des großen, den Neißegraben im Norden begrenzenden 
Bruches überkippt und fallen nach Norden ein. Es treten vom 
Liegenden ins Hangende folgende Gesteine auf: 

4) Plänerkalk mit Verwitterungsrinden an den Kluftflächen 

(Zone des Inoceramus Brongniarti, Mittelturon). 

3) Quadersandstein, ca. 15 m mächtig, deutlich nach Norden 

einfallend (Zone des Inoceramus labriatus, Unterturon). 
2) Blaugrauer, kalkig-toniger, mittelkörniger Sandstein. 5 m 
mächtig. (Grenze zwischen Cenoman und Turon:! Grenz- 
quader). 

1) Undeutlich geschichteter Quadersandstein, ca. 80 m. 
Im Hangenden ist die Zerklüftung vorwiegend (Cenoman). 
Exogyra columba, Pecten asper, Seguora spec. 

Frecn’) war der Ansicht, daß es sich hier um eine Wechsel- 
lagerung von cenomanem Quader und Pläner handle und be- 
zeichnete den unter 2) genannten kalkig-tonigen Sandstein als 
Kalk. In unverwittertem Zustande ist dieser blaugraue, 
sehr feste, kalkig-tonige Sandstein auch kaum von einem typischen 


!) Der Sandstein von Kieslingswalde in der Grafschaft Glatz 
und seine Fauna. Jahrb. kgl. Preuß. geol. L.-A. Berlin 1900. 

?) Über die Lagerung der Kreideformation im schlesischen Gebirge. 
Kgl. Akademie Wiss. Berlin 1854, S. 75. 

®) F. FREcH bildet ihn in Hettners Geographisch. Zeitschrift, 8, 1902. 
t. 14 ab. 


mn — 


Plänerkalk zu unterscheiden. Er zeigt nur etwas gröberes Korn. 
Den Atmosphärilien gegenüber ist er sehr wenig widerstan dsfähig 
und verwittert sehr bald zu einem mittelkörnigen Sande, im 
Gegensatz zum typischen Pläner, der in Platten, dann in Blätt- 
chen und schließlich wegen seines äußerst feinen Sandgehaltes zu 
Staub verwittert. Verfasser fand denselben kalkig-tonigen Quader- 
sandstein und sogar auch in derselben Mächtigkeit in allen Stein- 
brüchen des cenomanen Querriegels zwischen Schömberg und 
Friedland in der Adersbach - Weckelsdorfer Kreidemulde auf- 
geschlossen. Er ist vollkommen versteinerungsleer und bildet 
eine sehr gute Grenze zwischen Cenoman und Turon. 

Während im böhmisch-schlesischen Kreidegebirge über diesem 
versteinerungsleeren, blaugrauen Quader überall Plänersandstein 
mit mehr oder weniger großem Glaukonitgehalt folgt, tritt hier 
am Roten Berge, wie schon Sturm!) für die Gegend von Habel- 
schwerdt richtig erkannt hat, an der Basis des Turons eine Ver- 
schiebung der Faciesverhältnisse ein, indem in der unterturonen 
Labratus - Stufe eine facielle Vertretung von Plänersandstein durch 
Quader erfolgt.?) 

Während die Überkippung der Kreidesandsteine in dem 
Steinbruch nur 80° beträgt, sind die daneben anstehenden roten 
Sandsteinkonglomerate des Rotliegenden in widersinniger Weise 
bis zu 60—55° nach Norden geneigt. 

Diskordant unter dem Rotliegenden finden sich dann stark- 
und braunverwitterte Hornblende-Phyllite, von zahlreichen Quarz- 
adern durchsetzt. Nur Klüfte sind sichtbar; Schichtung oder 
Schieferung ist nicht wahrnehmbar. 

Auf der Bahnstrecke zwischen Rengersdorf und Habelschwerdt 
sind zunächst noch horizontal gelagerte Kieslingswalder Tone, 
hinter Grafenort horizontale Plänerkalke zu beobachten. Ein 
guter Aufschluß von horizontalem Plänerkalk mit Zxogyra-Sand- 
stein im Liegenden ist an der Fahrstraße Habelschwerdt-Neu- 
waltersdorf dicht hinter der Neißebrücke in einem Steinbruch 
wahrzunehmen. Die erwähnte Falırstraße führt zunächst durch 
Lehmgebiet; erst in Altwaltersdorf treten wieder deutlich horizontal 
geschichtete Kieslingswalder Tone auf, die in Weganstichen und 
in einem Steinbruche aufgeschlossen sind. 

Der Fahrweg, welcher am Gute von Neuwaltersdorf nach 
Süden abbiegt, führt bald in die höheren Niveaus der Kieslings- 
walder Schichten. Am Mühlberge sind sie in mehreren 
Steinbrücken deutlich aufgeschlossen. Zu oberst liegt eine 


Nrd..ar 0708, Ad 
?) Vergl. PETRASCHECK, Zur Geologie des Heuscheuer Gebirges. 
Verh. k. k. geol. R.-A.21903. Nr-15757265. 


— 299 .— 


3--4 m mächtige Konglomeraäatschicht, darunter folgen ca. 
15 m feingeschichtete mergelige Sandsteine, in denen deutlich 
geschichtete Tone als Einlagerungen auftreten. Die Hauptformen 
der in diesen Sandsteinen ziemlich zahlreich auftretenden Fossilien 
sind: Ziopistha aequivalvis, Protocardia Hillana, Pectunculus 
lens, Vola quwinquecostata, Inoceramus Cwvieri, I. involutus, 
I. lobatus, I. percostatus, I. Koenent, I. umbonatus, I. unda- 
bundus, I. latus, °Callianassa antiqua? und !Pinna spec. Selten, 
aber stratigraphisch wichtig, sind die- Ammoniten Scaphites 
kieslingswaldensis und Bacultes. 

Das Vorhandensein zahlreicher Abdrücke von L.aubblättern 
deutet auf die Nähe der damaligen Festlandsküste hin. 

Südlich von diesem Punkte kommt man auf dem Wege nach 
Kieslingswalde in die höchste Zone der Kieslingswalder Schichten, 
die oben erwähnten Konglomerate, die eine bedeutende Mächtigkeit er- 
reichen. Die Bergrücken links von diesem Wege und die landschaftlich 
hervortretenden, äußerlich stark verwitterten Felsenriffe der Hirten- 
steine bei Kieslingswalde bestehen aus groben Konglomeraten. 

Lehm, Geröllhalden und Alluvium bedecken im übrigen alles 
anstehende Gestein, sodaß man auf dem Wege nach Wölfelsgrund 
nur orographische Beobachtungen machen kann. Die Gneisberge 
des Glatzer Schneegebirges erheben sich steil und ziemlich un- 
vermittelt aus dem flachen Neißetale. Die Grenze bildet der öst- 
liche Randbruch des Neißegrabens, an welchem die Gesteine der 
Kreideformation in die Tiefe gesunken sind. 

Diese Verhältnisse zeigt deutlich das von Sturm beschriebene 
Profil an der Urnitzmühle beim Austritte der Wölfel aus 
dem Gneisgebiet. Am meisten flußabwärts stehen: 1) die Kies- 
lingswalder Tone (Ober-Turon, Zone des Scaphites 
Geinitzi und des Imoceramus Cwvierti), zunächst fach 
nach der Ebene einfallend, allmählich aber immer steiler ein- 
fallend, 2) darauf saiger stehender Pläner (Mittel-Turon, 
Zone des Inoceramus Brongniarti), es folgt dann 3) eine 
geringe Lage Plänersandstein (Unter-Turon, Zone des 
Inoceramus labiatus), stark gequetscht und zerklüfte, — 
der cenomane Quader und das Rotliegende fehlen — und schließ- 
lich 4) Augen-Gneis. Das Streichen der Schichten ist N 24° W. 

Bei Rengersdorf streichen die Schichten N 55° W. Der Über- 
gang aus letzterer Richtung in die erstere, mehr nord-südliche, 
findet südlich vom Ost-Ende von Neu-Waitersdorf statt. Diese 
Umbiegung läßt sich auch orographisch deutlich wahrnehmen. 

Die folgende Übersichtstabelle soll einen Vergleich der 
Gliederung der böhmischen Kreide mit der Glatzer und der 
Oppelner Kreide ermöglichen. 


"TV Ubersicht ü 


ber die Gliederung der sächsischen, böhmisch 


nd schlesischen Kreide. 


Böhmisch-sächsische Kreide 


ı Heuscheuer Adersbach- Südliche _(Geinitz, Petrascheck, Jahn Löwenberger | Oppeln O.-S 
Stufe Zone Weckelsdorf Grafschalt Glatz (Sturm) isch ; ? Muld j Se 
\ (Flegel) (Flegel) \ sächsische Landesanstalt). BALSDFeRENEN) ieouhard) 
Zone der 2 Über-Quader und 
Unter Bel tell UÜber-Quader plastische Tone von 
\ elemnitella ’ ; ee 
Senon di im Elbtalgebirge Wehrau, Sirgwitz 
quadıata u. Wenig-Rackwitz 
Emsch Zone des Inocera-| Ober-Quader Konglomerat der Hirtensteine| Chlomeker-Schichten 
mscher & , i - 
mus involutus \(Heuscheuer Quader) Kieslingswalder Sandstein Quadermergel? . Quader 
= und Tone von 
Zione des Inocera-| Tone on Obere Be schhien Ne varthan Pläner mit 
mus (Quvierv n . Kieslingswalder Tone a 
- un arls- wvvert und 
Zone des Obere Abteilung der „Unteren Priesener Schichten Mereel u. Pläner- Scaphites 
: Sr epläne be BI 2 S 5 caphıtes 
Scaphites Geimitzv aner rg Kieslingswalder Tone“ Bakulitenmergel v. Zatschke |kalke b. Löwenberg Geinitzi 
ar Harte blaue % - : = 
Pläner-Kalke Mittel-Quader Untere a Strehlener Pläner % 
Q on der „Unteren Quader 
der Sayaıld Teplitzer . 
Zone ua Kieslings- : p uader P 
Ei des d. Wünschel- Adersb.- ae De Schichte , uni under B iarti 
Turon Inoceramus | Schichten der : rongniarti- 
Inoceramus I 33 "| Weckelsdorf Tone“ Brongmarti sächsischen und Pläner j 
B ® 6 > Exogyı a y. 0 Schweiz und Pläner 
rongmiartı 5 A A i Löw 
J ee columba Harte blaue Harte wechsellagernd. laser Iser-Schichten bei Löwenberg 
5 Dlaue Labiatus-Quad. | Schichten u. 
c ; > ee 
Pläner-Kalke a: Plänerkalke Plänerkalke im Westen | Pläner v. Plauen 
= S von Habel- 
Zone des Plänersandstein,| Harte blaue schwerdt.| Weißenberger Schichten | Pläner mit His 
Inoceramus Plänersandstein unten eine Plänerkalke mit Labiatus-Quader Inoceramus ei 
labviatus Glaukonitbank |Inoceramuslabiatus d. sächs. Schweiz. labvatus aneı 
; = | £ Grenz-Quader U 
: | Ä nter-Quader Sch; n r 
_ Zone dr | Grenz-Quader \Oben feiner glau- es Q Korytzaner Schichten Sandsteine 
N , er | 5 SE bei Habelschwerdt. i 
Exogyra columba konit. Sandst Unter-Quader 
Cenoman |'mit Dee, ander onit. Sandstein lanlorit Sandra nter-Quader Unter-Quader en 
mit Pecten asper nter-Wuadeı Unter-Quader. au KR Sandstein der sächsisch. Schweiz. ale 
+ Groschowitz 


(unten z. T. 
pflanzenführend) 


bei Albendorf 


Unten grobe 
Konglomerate. 


Steinbach und Rosenthal 


Perutzer Schichten 


SW 3 2 1 NO 


Fig. 1. Profil des Roten Berges bei Glatz. 
Hauptbruch. 


Von rechts nach links stehen in überkippter Lagerung an: 1. Unter- 
Quader (Cenoman) ca. 80 m. Exogyra columba. Pflanzenreste. 2. Grenz- 
(uader, kalkig-tonig, blaugrau. (Grenze zwischen Cenoman und Turon, ca. 
5 m, fossilleer.) 3. Labiatus-Quader (Unter-Turon) ca. 15 m. 4. Pläner 
(Mittel-Turon) mit Inoceramus Brongniarti. 


7 


Floriansberg 


Ka, 2 | Habelschwerdt-Steingrund 


(oberer Neiße-Graben). 


Plomnitz Neu-Plomnitz Kießlingswalder Berge 


| Unter-Quader (Cenoman). 

2a Labiatus-Pläner (Unt. Turon). 
2b Brongniarti-Pläner (Mittl. Turon). 

2c Scaphiten-Pläner (Ob. Turon). 

3a Obere Kießlingswalder Tone (noch Ob. Turon). 
3b Kießlineswalder Sandstein \ 


3c Kießlingswalder Konglomerate f Eimscher, 


A Gneis. e 
Längen-Maßstab ca. 1 : 50000. Uberhöhung 2% 


Oberer  Stein- 
Mühlberg grund 


Lerchen- 
berge 


—_ ale Ze 


Exkursion auf die Heuscheuer. 
Zusammengestellt von Herrn KURT FLEGEIL. 
Hierzu 1 'Textfig. 


Profil des Heuscheuergebirges. 

Ausgangspunkt: Stadt Reinerz. (Bahnstation südlich der 
Heuscheuer.) 

Die Stadt Reinerz liegt auf mittelturonem Pläner (Zone des 
Inoceramus Brongniartı), der bereits auf dem neu errichteten 
Bahnhof nördlich der Stadt angeschnitten ist und bequem in 
Augenschein genommen werden kann. Südlich der Stadt stößt 
der Pläner infolge einer Verwerfung direkt an Glimmerschiefer. 
Dieser bereits von LerprAa konstatierte Sprung, „die Grafenorter 
Quellenspalte*, erstreckt sich von Reinerz bis Grafenort und 
bildet das Gegenstück zu dem Bruche am Roten Berge bei Glatz. 

Von Reinerz führen zwei Hauptwege nach der Heuscheuer. 
Der erste, dem Tale folgend, über Roms, Friedersdorf und Friedrichs- 
berg, der zweite, zwar etwas längere, aber desto angenehmere 
und interessantere über Rückers, Utschendorf den schattigen Ab- 
hang der Friedrichsgrunder Lehne entlang. Beide treffen sich in der 
Kolonie Friedrichsberg, beide führen geologisch vom Liegenden 
ins Hangende. 

Das tiefste aufgeschlossene Glied der Schichtenfolge bilden, wie 
schon erwähnt, die mittelturonen Pläner, auf welchen die Stadt Rein- 
erz stelit. Der Cenomanquader und der unterturone Plänersandstein 
sind an dem erwähnten Bruche abgesunken. Nördlich von Rein- 
erz komnıt man, welchen von den beiden Wegen man auch ein- 
schlagen möge, in die Goldbach-Utschendorfer Quadersandstein- 
insel, welche Leprta auf tektonische Vorgänge zurückführen zu 
müssen glaubte, da in ihrer streichenden Fortsetzung nach Nord- 
westen Pläner ansteht. Verfasser!) hat jedoch nachgewiesen, 
daß erstens die Goldbacher Quader auf Grund des häufigen 
Vorkommens von Exogyra columba zusammen mit Lima canalıfera 
als ein Äquivalent der Quader der Wünschelburger Lelne 
(Mittel-Turon, obere Zone des Jnoceramus Brongniartı) aufzu- 
fassen sind, und daß zweitens das Fehlen des Brongniarte-Quaders 
südwestlich der Heuscheuer und seine Vertretung durch Pläner 
auf Facieswechsel beruht, ähnlich wie in der südlichen Grafschaft 
Glatz und in der Sächsischen Schweiz. 


!) Über das Alter der oberen Quader des Heuscheuergebirges. 
Centralblatt f. Min. u. s. w. 1904. No. 13. S. 398. 


> 


Der erste schattenlose Weg führt nun auf der Landstraße 
immer im Pläner mit wenig Aufschlüssen bis zur Kolonie Frie- 
drichsberg. Wir wenden uns daher auf den zweiten interessanteren 
und haben auf der Wanderung nach Rückers soeben die Gold- 
bacher Sandsteininsel durchschritten. Der Pläner, in welchem 
wir uns bis Rückers befinden, gehört noch zur Brongntarti-Zone. 
Der Ort Rückers erstreckt sich von Südosten nach Nordwesten 
und folgt so dem Generalstreichen der Schichten, die nur wenig 
nach Nordosten einfallen. Gerade hier findet der Übergang des 
mittelturonen Pläners in den oberturonen statt. Kartographisch 
lassen. sich beide nicht trennen, da $ie petrographisch nicht zu 
unterscheiden sind. 

Nun zieht sich der Weg in einem prachtvollen Walde die 
Friedrichsgrunder Lehne entlang, auf der rechten Seite überragt 
von wild zerklüfteten Felsen aus @Quadersandstein (Friedrichs- 
grunder Lehne), welche ein Äquivalent des Heuscheuerquaders 
und der Kieslingswalder Sandsteine darstellen. An dem Jäger- 
hause unterhalb des Hummelloches befindet sich ein großer 
Sandsteinbruch, aus dem Verfasser die für die stratigraphische 
Stellung genannter Quader bezeichnenden Fossilien erhielt: Car- 
diaster Ananchytis, Pinna crelacea, P. decussata, Inoceramus 
Ouvieri mut. Geinitziana, 1 percostatus und zwei neue Inoce- 
ramenspecies. 

Die direkte Fortsetzung der Quader der Friedrichsgrunder 
Lehne bildet der Spiegelberg, der Zwillingsbruder der beiden 
Heuscheuern. Zwischen beiden hat die Erosion eine Lücke ge- 
schaffen, durch welche die Chaussee um den Vogelberg herum 
nach der Kolonie Karlsberg führt. 

Die oberturonen Pläner von Karlsberg bilden ein wenig 
sestörtes Hochplateau, auf welches sich die Quadermassen der 
beiden Heuscheuern und des Spiegelberges aufsetzen. Große 
Sandsteinblöcke, die sich noch vereinzelt auf der Plänerhochfläche 
finden, deuten als Zeugen alter Zeit darauf hin, daß der Spiegel- 
berg und die Heuscheuer einst im Zusammenhang gestanden und 
eine mächtige Sandsteindecke gebildet haben müssen. 

Der Heuscheuerwirt, Herr STIEBLER, besitzt unmittelbar am 
Fuße der Heuscheuer einen Steinbruch, in dem alle Winter die 
als Chausseesteine Verwendung findenden Pläner gebrochen werden. 
In diesem Steinbruche werden alle Jahre eine Anzahl von Fossilien 
gefunden, auf Grund deren Verfasser!) die Karlsberger Pläner 
dem Oberturon zugerechnet hat. Es finden sich Pachydiıscus 
peramplus, Nautdlus spec., Inoceramus Brongniartı var. annnulata, 


ea, a. OST 


. ie in 


— 805 — 


I. percostatus, I. labiatus mut. sublabiata, Lima canalıfera, 
Micraster breviporus, Pleurolomaria linearts. 

Dem Heuscheuergebirge ist ein terrassenförmiger Aufbau 
eigentümlich, der auf dem Wechsel von Pläner und Quader und 
auf der ungleichen Verwitterung beider, der langsamen chemischen 
(Entkalkung) des Pläners und der raschen mechanischen (Erosion, 
Spaltenfrost u. a.) des Sandsteins beruht. 

Nachdem wir durch einen Rundgang in den 919 m hoch 
gelegenen Felsen der Heuscheuer die bizarren Felsformen betrachtet 
haben, welche die Verwitterung geschaffen und der Volksmund 
mit wunderlichen Namen belegt hat, wenden wir uns zum Abstiege 
vom Heuscheuergebirge nach Nordosten. Wir wählen nicht den 
kürzesten Weg, den Leiersteig, da er erstens wegen seines steilen 
Abfalles zu beschwerlich ist und zweitens uns einen guten Auf- 
schluß an der Fahrstraße vorenthält. Es ist dies ein an der 
Wünschelburger Lehne gelegener großer Sandsteinbruch der Firma 
ScHiLLınG-Berlin, welcher in dem ausgebeuteten Quader folgende 
Fossilien geliefert hat: Zxogyra columba in ganzen Bänken, 
Inoceramus Brongniartı, Lima canahfera, Stellaster Schulzet, 
Trigonta limbata. 

Diese Petrefakten ergeben, daß der Quader der Wünschel- 
burger Lehne zum obersten Teil der Schtürerschen Zone des 
Inoceramus Brongniarti gehört und ein Äquivalent des Brong- 
niarti-Quaders der sächsischen Schweiz ist. 

Unter diesem Sandstein lagern noch, ebenfalls an der neuen 


Chaussee Carlsberg - Wünschelburg angeschnitten, 10—20 m 


mächtige graue Pläner mit Inmoceramus labratus und darunter 
Plänersandstein mit ebenfalls 10—20 m Mächtigkeit. Wir sind 
hiermit an den Rand der Kreideablagerungen gekommen — der 
cenomane Sandstein fehlt hier —, und schon die rote Farbe der 
liegenden Sandsteine, Arkosen und Konglomerate sagt uns, daß 
wir uns im Rotliegenden befinden, das wir bis Wünschelburg 
nicht mehr verlassen. Eine eingehende Darstellung der durch 
zahlreiche Verwerfungen und Eruptionsausbrüche gekennzeichneten 
Gegend um Wünschelburg gibt die der „Deutschen geologischen 
Gesellschaft* als Festschrift überreichte Dissertation von AxEL 
SCHMIDT. 


Buchdruckerei J. F. Starcke, 
Berlin SW. 48, Wilhelmstrasse 135. 


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SW Profil durch das Heuscheuergebirge. NO 


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KARL ALFRED VON ZITTEL 7%. 


Nur in seltenen Ausnahmefällen öffnen sich die Spalten 
dieser Zeitschrift einem Nachrufe; so will es älter, auf guter 
Erwägung beruhender Brauch unserer geologischen Gesellschaft. 
Heut aber öffnen sie sich weit; denn den, der unter den Paläon- 
tologen der Erste war, hat der Tod aus unserer Mitte gerissen: 
KARL ALFRED VON ZITTEL ist nicht mehr. Nicht hochbetagt bereits, 
nicht angelangt schon an der natürlichen Grenze des Lebens, die 
uns Menschen gesteckt ist, nein, leider lange vor der Zeit. 

Vier Jahre und ein Weniges sind erst vergangen, da gab 
ihm unsere Gesellschaft auf der Hauptversammlung zu München 
ein ganz ungewöhnliches Zeichen der Anerkennung und Liebe, 
indem sie ihm, seinen 60. Geburtstag im voraus feiernd, den 
wohlverdienten Lorbeer reichte. Das war im Jahre 1899; und 
schon am 5. Januar 1904 schied er von uns. 

Im protestantischen Pfarrhause zu Bahlingen in Baden ist 
Zırrrn 1839 am 25. September geboren. Dann zog er mit seinen 
Eltern nach Heidelberg, wo der Vater lange Zeit, getragen von 
allgemeiner Liebe und Verehrung, seines geistlichen Berufes ge- 
waltet hat. Mit dieser Übersiedelung war des jungen ZırrEus 
Geschick entschieden; denn die Sandgasse zu Heidelberg barg 
einen Magneten, der mächtig, erst den jungen Schüler, später den 
Studenten, anzog, das „Mineralienkontor“ von LomMmeEL; und jede 
freie Stunde brachte er dort zu, um Lommeus Vorräte, namentlich 
die Versteinerungen, zu ordnen und zu bestimmen. So kam es, 
daß er sich bald eine immer weitere-Kreise schlagende Formen- 
kenntnis und damit eine Vorliebe für Versteinerungen erwarb, 
die von entscheidendem Einflusse auf seine spätere Arbeits- 
richtung und das so große Maß seines Wissens geworden sind. 
Indessen, an der Universität wirkten außer Bronx auch noch 
C. LEONHARD und später, in Paris, auch E. H£gerr bestimmend 
auf ihn ein, so daß zugleich auch seine geologischen Neigungen 
lebhafteste Anregung und Ausbildung, auch durch häufige 
Exkursionen, empfingen. Ausgedehnten geologischen Reisen in 
Frankreich folgte eine längere in Skandinavien, deren Ergebnis 
seine’ Mitteilungen über die Erz- und sonstigen Mineral-Lager- 
stätten der Halbinsel waren, 


Im Jahre 1861 ging er dann dahin, wohin es damals 
manchen Tüchtigen zog, der sich als Geolog ausbilden wollte, 
nach Wien, um als Volontär bei der K. K. Geologischen Reichs- 
anstalt seine Sporen zu verdienen. Er beteiligte sich an der 
geologischen Kartierung Dalmatiens. Und wie bald verdiente er 
sich dort dieselben. Kaum hatte er sich zwei Jahre später, 
1863, an der Wiener Universität für Geologie und Paläontologie 
habilitiert, so erhielt er noch im selben Jahre einen Ruf als 
Ordinarius nach Lemberg. 


Es steht wohl ziemlich einzig da, was ZırreL damals tat, 
und spricht für seinen idealen Sinn, viel mehr als Worte jemals 
sprechen könnten: den Ruf als Ordinarius schlug er aus, 
um eine Assistentenstelle anzunehmen; nur weil er in 
dieser, am Hofmineralienkabinet, seinen wissenschaftlichen Nei- 
gungen und Arbeiten besser nachgehen komnte, als in jener 
Stellung. Dort schrieb er dann über die geologischen Verhält- 
nisse der „Oberen Nummulitenformation in Ungarn“ und stellte 
ferner, auf Grund des durch vox HocHSTETTER gesammelten 
Materiales, das Auftreten triassischer sowie meso- und kainozoischer 
Formationsglieder auf Neu-Seeland fest. 


In eben diesem Jahre (1863) erhielt er einen zweiten Ruf 
als Ordinarius für Mineralogie, Geologie und Paläontologie an das 
Polytechnikum in Karlsruhe. Drei Jahre hat er dort gewirkt 
und gleichzeitig wiederum an der geologischen Kartierung Badens 
teilgenommen. Aus dieser Zeit stammt auch seine Arbeit „Über 
den Labrador-Diorit von Schriesheim.*“ Dann starb in München 
QUENSTEDTS bester Schüler, Oppzt; und als dessen Nachfolger 
zog ZırteL 1866 als Ordinarius, jetzt nur für Paläontologie, an 
die Universität München. 


Aber keineswegs etwa entsagte er damit den bisher so eifrig 
von ihm betriebenen geologischen Arbeiten. Kaum ein Jahr 
später veröffentlichte er vielmehr seine „Geologischen Be- 
obachtungen in den Zentral-Appenninen“, in welchen er die 
geologischen Verhältnisse von Lias, Jura und Kreide in Mittel- 
und Ober-Italien darlegte und neues Licht auf die Tithonische 
Etage warf. In seinen Abhandlungen über die „Grenz- 
schichten zwischen der Jura- und Kreideformation*, die er 
in mehreren Teilen 1868, 70 und 73 veröffentlichte, ver- 
folgte er dann abermals dieses so wichtige Thema weiter und 
gab uns damit die erste umfassende, stratigraphisch-faunistische 
Arbeit über das Tithon. Ist die Grundlage dieser Unter- 
suchungen auch eine paläontologische, oder genauer gesprochen 
eine paläo-zoogeographische, so ist bei ihnen doch die Paläon- 


ar. a 


tologie nicht Seibstzweck, sondern sie ist so in den Dienst der 
Geologie gestellt, daß man sie doch als geologische bezeichnen muß. 

Im Jahre 1873—74 beteiligte sich ZırreLn als Geolog an 
einer vom Khedive ausgerüsteten Expedition in die Libysche 
Wüste. Seine ergebnisreichen Arbeiten „Über den geologischen 
Bau der Libyschen Wüste“ 1880 und die unter Mitwirkung von 
Fachgenossen veröffentlichten, späteren „Beiträge zur Geologie 
und Paläontologie der Libyschen Wüste und der angrenzenden 
Gebiete* 18835—1902, eröffneten uns ein bisher fast unbekannt 
gewesenes Gebiet. ZırrkL lehrte uns die Kreideformation und das 
Tertiär dort kennen; er führte den Nachweis, daß der Sand der 
Wüste nicht Sediment einer quartären Meeresbedeckung sei, sondern 
lediglich eine Festlandsbildung, Verwitterungsprodukt viel älterer 
mariner Sandsteine. Des Weiteren suchte er zu zeigen, wie 
fast überall, so weit eben damals unsere Kenntnis reichte, 
zwischen Oberer mariner Kreide und Unterem marinem Eocän 
eine Lücke, eine Festlandszeit liege, nur bei Mons, an gewisser 
Stelle im westlichen Nordamerika und in der libyschen Wüste nicht. 

Auch die glacialen Bildungen regten ihn zu einer Arbeit an, 
die 1874 erschien und von den Gletschererscheinungen in der 
bayrischen Hochebene handelte, die dadurch in ein helles Licht 
gesetzt wurden. 

Als Frucht der Exkursionen des internationalen Geologenkon- 
gresses brachte ZırTEn dann zwei kleinere geologische Aufsätze über 
die Geysire und Vulkane im „Wunderland des Yellowstone“ heim. 

Die Stätten der alpinen Trias hat er oft besucht; und noch 
im Jahre 1899 veröffentlichte er eine geologische Arbeit über 
die Seiseralp, in der er seine Stimme dafür erhob, daß zwischen 
Raibler und Cassianer Schichten keine Grenzlinie zweier größerer 
Stufen gelegt werden dürfe, und daß sie, zusammen mit den 
Wengener Schichten, eine Einheit bildeten, die etwa, soweit man 
da eben parallelisieren kann, dem Trigonodusdolomit und der 
Lettenkohlengruppe bis hin zum Schilfsandstein entspreche; daß 
dagegen zwischen die Raibler Schichten und den Hauptdolomit 
nebst Hallstätter Kalk eine Grenze von größerer Bedeutung ge- 
legt werden müsse, 

Endlich aber verdanken wir seiner Feder die im Auftrage 
der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geschriebene „Ge- 
schichte der Geologie und Paläontologie bis Ende des 19. Jahr- 
hunderts“, welche uns die ganze Entwicklung der geologischen 
Wissenschaft vor Augen führt. 

So sehen wir also, daß der Entwicklungsgang, den ZırrTEu 
durchlief, in vollem, reichem Maße ihn auch durch die Geologie 
hindurch geführt hat; und darum hat er, wenn auch später die 


a 


Paläontologie ihn mehr und mehr in Beschlag nahm, doch die 
Geologie niemals von sich abstreifen wollen. Zu allen Zeiten 
hat er sich mit ihr auf ausgedehnten Exkursionen und Reisen im 
Kontakte erhalten. So sehr Zırrer auch den Anstoß gegeben 
und mitgewirkt hat, die Paläontologie aus bloßer Formenbe- 
schreibung auf eine durchgeistigtere Stufe zu erheben, so sehr 
er auch bewiesen hat, daß er ein Paläo-Zoologe sei — stets hat 
er doch die innige Verbindung der Paläontologie mit der Geologie 
als ein Notwendiges betont, hat er hervorgehoben, wie der 
Paläontologie gegenüber der Zoologie die Sonderaufgabe zu- 
falle, die zeitliche Aufeinanderfolge der Organismen zu erforschen 
und zu verwerten. 

In welchem Maße ZırreL von den Fachgenossen als Geolog 
betrachtet wurde, geht daraus hervor, daß man ihn im Jahre 
1880 als Nachfolger des verdienstvollen Geologen von SEEBACH 
für Göttingen zu gewinnen suchte; doch gab er diesem ehren- 
vollen Rufe keine Folge. 

Es drängte uns, hier Zeugnis von dem abzulegen, was 
ZiTTEL, namentlich in früherer Zeit, als Geolog gewesen ist, ge- 


leistet und gewußt hat; denn mancher der jüngeren Fachgenossen _ 


könnte leicht, geblendet durch das Riesenmaß dessen, was ZITTEL 
als Paläontolog geschaffen hat, die falsche Vorstellung gewinnen, 
er sei nur Paläontolog gewesen. So aber blieb er in Wirklichkeit 
nur seinem Entwicklungsgange, seinen Arbeiten, seiner oben dar- 
gelegteu Auffassung und seiner Neigung zur Geologie getreu, 
wenn er nach ScHarHäÄurrs, des Geologen in München, Tode 
im Jahre 1890 das geologische Lehramt mit seinem bisherigen, 
rein paläontologischen wiederum vereinigte. 

Nun Zırreu als Paläontolog. 

Schon 1861, als er in Paris studierte, veröffentlichte er, 
zusammen mit GouUBERT, eine Arbeit über jurassische Verstei- 
nerungen von Glos, Calvados. Dann schrieb er 1863 über 
Anchitherium Aurelianense aus der Braunkohle von Leiding und 
begann seine Untersuchungen über die Bivalven der Gosaugebilde 
in den nördlichen Alpen; und dieser Neigung für die Gosau- 
Fauna ist er noch lange Jahre hindurch mit immer erneutem 
Sammeln treu geblieben. 

In buntem Wechsel kamen nun aus Zırreis Feder weitere 
paläontologische Arbeiten über die verschiedenartigsten Tier- 
gruppen. 

Die pliocänen Nummuliten von Algier erkannte er als 
Amphisteginen. In einer Arbeit über die Konodonten, die er mit 
Ronon zusammen machte, wies er nach, daß diese so umstrittenen 
Formen sämtlich, wie Hınpz schon von einigen gezeigt hatte, 


=. 


als Mund- und Oesophagus-Zähnchen zahlreicher Gattungen und 
Arten von Anneliden und Gephyreen aufzufassen seien. In 
Diploconus lehrte er eine neue, eigenartige Familie der Belem- 
nitiden kennen und in Archaeolepas eine alte Gattung der 
Lepadiden. Seine Abhandlung über Plecatocrinus zeigte, daß 
hier ein echter Neocrinide vorliege, der nicht mit Platyerinus 
in Beziehung zu bringen sei. Sodann verdanken wir ihm die 
Kenntnisse der Brachiopoden-Gattung Dimerella, sowie gewisser 
Brachialgerüste fossiler Terebratuliden. Die Formenreihe des 
Phylloceras tatricum gab Anlaß zu einer anderen Arbeit. Unter 
den Fischen regten ibn die Gattung Ceratodus, von der er auch 
Reste des Schwanzes kennen lehrte, zu einer Untersuchung an; 
vermeintliche Hautschilder von Stören verwies er zu den Rochen, 
indem er dartat, daß sie nicht aus Knochenmasse, sondern aus 
Vasodentin beständen; dann schrieb er über die Verbreitung des 
Squalodon Bartensis. Von Labyrinthodon Rütimeyeri tat er 
dar, daß hier gar kein Stegocephale vorliege, sondern ein echtes 
Reptil. Die fossilen Schildkröten, sowie namentlich die Flug- 
saurier des lithographischen Schiefer lieferten ihm weiteres Material 
zu wichtigen Arbeiten. Auch Anthropologisches arbeitete er. 


Eine wirkliche Kenntnis der fossilen Schwämme endlich 
besitzen wir erst durch Zırters berühmte Arbeiten. 


Auch Arbeiten allgemeineren Inhaltes verdanken wir seiner 
Feder: Über die Verbreitung und Entwicklung der Säugetiere; 
und Betrachtungen über Ontogenie, Phylogenie und Systematik, 
in der er zur Vorsicht mahnt. Zirren gehörte nicht zu denen, 
welche von einer wissenschaftlichen Lehrmeinung so hypnotisiert 
werden, daß sie nur noch innerhalb der Grenzpfähle derselben 
Gedanken zu entwickeln, Ausblicke zu eröffnen imstande sind, 
sondern er besaß ein Denken, welches sich über die Bannmeile, 
von der jedes Dogma umgeben ist, zu erheben und damit auch 
anderen, außerhalb desselben liegenden Gesichtspunkten gerecht zu 
werden vermochte. 


Doch was wollen alle diese Arbeiten, so wichtig und erfolg- 
reich sie auch waren, gegenüber dem Hauptwerke seines Lebens 
sagen? 

Etwa gegen Mitte des Jahrzehntes 1870 begann er dieses, 
sein „Handbuch der Paläontologie*, durch das er sich zum 
Herrn der Paläontologie, zum Ersten, zum Lehrer Aller gemacht 
hat, welche der Fahne unserer Wissenschaft folgen; denn wem 
es nicht vergönnt war, dem gesprochenen Worte des Meisters 
lernend zu lauschen, der lernte von ihm doch aus der Ferne, 
durch sein Buch, So ist Zırter durch sein Handbuch in allen 


Kulturländern der Erde der Lehrmeister der Paläontologen und 
Geologen geworden und noch lange. Zeiten hindurch wird es so sein. 

Vor Zırrers „Handbuch“ war es längst unmöglich ge- 
worden, die sinnverwirrende, von Jahr zu Jahr immer stärker 
anschwellende Formenmenge der fossilen Lebewelt in ihrer Ge- 
samtheit zu überschauen. Die vorhandenen Lehrbücher versagten. 
Da war es denn eine erlösende Tat, als ZırreL frischen Mutes 
die Riesenlast auf seine Schultern lud, die ganze, unabsehbare 
Fülle der paläontologischen Literatur kritisch durchzuarbeiten 
und zu seinem Handbuche zu verweben. Wie schwer sie war, 
bewies sich gleich im Anfang; denn als im Jahre 1876 das erste 
Heft erschienen war, da kam ein Stocken in das Werk: Es 
konnte das zweite Heft, in dem die Schwämme abgehandelt 
werden sollten, dem ersten nicht folgen, weil alle vorhandenen 
Arbeiten über fossile Schwämme auf äußere Form gegründet, 
also zoologisch unbrauchbar waren. Darum mußte ZırteL das 
Fundament hier selbst erst legen, zum Mikroskope greifen und 
die Präparation der Skelete mit Hilfe von Salzsäure erfinden, 
um diese Gerüste untersuchen zu können. So enstand seine 
klassische Arbeit über die fossilen Spongien. Zwei lange Jahre 
währte diese Pause; dann nahm das „Handbuch“ seinen Fortgang; 
und 1893, nach vollen siebzehn Jahren, war Zırrens Riesenwerk 
der Paläozoologie, vier dicke Bände stark, beendet. Ihm schloß sich 
als fünfter Band die Paläobotanik an, von SCHIMPER und 
SCHENKk geschrieben. Dann ließ im Jahre 1895 ZitteuL die 
speziell für Studierende berechneten, daher auf einen Band be- 
schränkten „Grundzüge der Paläontologie* erscheinen. Von 
deren zweiter Auflage hat er vor seinem Tode noch wenigstens 
den ersten Teil erscheinen sehen. 

Für die Paläontologen aber stand KArL von ZırreL noch 
nach einer anderen Richtung hin auf hochaufragendem Posten: 
Er war seit 1867 Herausgeber der größten Zeitschrift dieses 
Faches, der Paläontographica. 

Hand in Hand mit seinem lLehrbuche wuchs und ver- 
vollkommnete sich die Münchener Sammlung; denn wie er Gruppe 
für Gruppe der fossilen Tiere nach einander bearbeitete, so ver- 
wendete er alle ihm zur Verfügung stehenden Geldmittel immer 
nur auf die jeweilige betreffende Gruppe. Auf solche Weise hat 
er es erreicht, daß die Münchener Sammlung allmählich in allen 
ihren Teilen in solchem Maße ausgeglichen wurde, wie keine 
zweite wohl es ist. Aber auch zu der reichsten Sammlung auf 
dem Festlande hat er sie gemacht; denn er verstand die Kunst, 
mit nur mäßigen Mitteln sehr viel zu erwerben und Andere über- 
dies zur Schenkung anzuspornen. Auf solche Weise hat er dem 


ag 


Staate, in dessen Dienste er stand, durch seine Umsicht und 
seinen Feuereifer einen Besitz von unschätzbarem Werte geschaffen. 

Daß diesem Manne Schüler aus aller Herren Ländern zu- 
strömten, um in seinem Institute arbeiten, aus seinem beredten 
Munde lernen zu dürfen, das ist wohl selbstverständlich; unter 
den Vielen, Vielen aber auch nicht Einer, der nicht mit warmer 
Liebe und Verehrung des heimgegangenen Meisters allezeit ge- 
denken wird. Von allen Seiten strömte ihm ein höchstes Maß 
von Ehren, Orden, Würden zu. Im Jahre 1899 gab man Karı 
vox Zrrret noch zwei neue hohe Ämter: die Regierung ernannte 
ihn zum Generalkonservator aller wissenschaftlichen Sammlungen 
des Staates; und im selben Jahre verlieh man ihm die höchste 
Würde, die dem Gelehrten überhaupt verliehen werden kann, 
weil er sie aus den Händen der Kollegen empfängt: Die Bayerische 
Akademie der Wissenschaften erwählte ihn zu ihrem Präsidenten. 

So riesige Arbeitslast und Leistung haben leider dahin 
führen müssen, den starken Stamm vor der Zeit zu fällen; nur 
64 Lebensjahre wurden ihm vergönnt. Doch wie sie überreich 
nach außen hin gewesen sind, so waren sie es auch nach innen. 
Im Jahre 1865, nur 26 Jahre alt, führte er in Karlsruhe aus dem 
Hause des Direktors der dortigen Kunstschule, J. W. Schirmer, 
dessen älteste Tochter heim; und nahezu an 40 Jahre war es 
ihm und ihr vergönnt, daß sie als treue Gefährtin ihn begleiten, 
das Glück im Hause ihm, den drei Kindern und den Enkeln 
bereiten durfte. 

Und Zırren als Mensch? 

So liebenswürdig, liebenswert und gütig, so vornehm von 
Gesinnung, fröhlich, immer heiteren Sinnes, daß auch bei schwerem 
Leide, das ihm nicht erspart blieb, der Optimist in ihm nie 
lange unterlicgen konnte. JBines echten protestantischen Pfarr- 
hauses echter, rechter Sohn; gelicbt, verehrt von Jedem, dem 
das Glück beschieden, seinen Weg zu kreuzen. Zu alledem so 
wohlgestaltet; mit einem Worte: Ein sonniger Mensch und Allen 
unvergeßlich. 

W. Branco. 


Für die Bibliothek sind im Jahre 1904 im Austausch und 
als Geschenke eingegangen: 


A. Zeitschriften. 

In dieser Liste ist, wie bei den Zitaten der Aufsätze, die Folge, Reihe 

oder Serie durch eingeklammerte arabische Zahl, (2), der Band durch 

römische Zahl, II, das Heft durch nicht eingeklammerte arabische 
Zahl, 2, bezeichnet. 

Albany. University of the State of New York. Annual Report 
54, 1—4, 1900; 55, 1901. Bulletin. 44, 52—62, 64—67. 

Angers. Societe d’etudes scientifiques. Bulletin, (2) XXXII, (1902). 

Basel. Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen, XV, 2, 3; 

Belgrad. Geologisches Institut der Königl. Serbischen Universität. 
Annaless xT 285. x], 71.9025 X, 1 —7.,,71903. 

Berlin. Königl. Preußische geologische Landesanstalt. Abhand- 
lungen: Neue Folge. Heft 39. F. Fischer: Zur Nomen- 
klatur von Lepidodendron. — Heft 40. MÜLLER-WEBER: 
Über eine frühdiluviale und vorglaziale Flora bei Lüneburg. 
— Heft 42. A. v. Reinach: Über die zur Wassergewinnung 
im mittleren und östlichen Taunus angelegten Stollen, mit 
1 Tafel. 

— —. H. Poronıe. Abbildungen und Beschreibungen fossiler 
Pflanzen-Reste, Lief. 1, (1903). 

—  — Jahrbuch XXL, 4, (1901). XXIU, 3, (1902). XXIV, 
IV 

— Zeitschrift f. Berg-, Hütten- u. Salinen-Wesen im preußischen 
Staate, LI, 4, mit Atlas; Statist. Lief. LI, 2, 3; LIE 1, 
225, Atlas;z StatistI Bier. LIE 21.72: 

—  Königl. Akademie der Wissenschaften. Mitteilungen aus den 
Sitzungsberichten der mathematisch - naturwissenschaftlichen 
Klasse, 1903, 41—53; 1904, 1—40. 

—  Naturwissenschaftlicher Verein für Neuvorpommern u. Rügen 
in Greifswald. Mitteilungen. XXXV, (1903). 

Bern. Allgemeine schweizerische Gesellschaft für die gesamten 
Naturwissenschaften.. Verhandlungen, 1903, 86. Jahresvers. 
(Locarno). Neue Denkschriften. XXXIX. 

— Naturforschende Gesellschaft. Mitteilungen No. 1551—1564 
(1903). 

Bonn. Naturhistorischer Verein der preußischen Rheinlande und 
Westfalens. Verhandlungen, LX, 1903. 

—  Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 
Sitzungsberichte, 1903. 

Bordeaux. Societe Linneenne. Actes, (6) VIII, (1903). 


Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1904. = 


II 


Bremen. Naturwissenschaftl. Verein. Abhandlungen, XVII, 3. 

Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Jahres- 
bericht. LXXXI (1905). 1. Die Hundertjahrfeier. 2. Ge- 
schichte der Gesellschaft. 

Brünn. Naturforschender Verein. Verhandlungen, XLI, (1902). 

—  Meteorologische Commission. Bericht XXI], (1901). 

Brüssel. Societe Belge de geologie, de pal&ontologie et d’hydrologie. 
Bulletin XVII. 5, 6; XVII. 1—-3. 

—  Academie Royale des sciences. Bulletin, 1903, 11—12; 
1904, 1— 11; Annuaire LXX (1904). 

—  Societe Royale malacologique de Belgique. Annales, 1903, 


XXXVI 
Budapest. Földtany Közlöny. XXXII, 10—12; XXXIV, 1—10. 
—  Kegl. Ungarische geologische Anstalt. — Jahresbericht für 
1901. —- Vierter Nachtrag zum Katalog der Bibliothek und 


allgemeinen Kartensammlung d. K. ung. geol. Anst. 1892 —. 96. 

—  -—- Publikationen; Allgemeine und paläontologische Literatur 
der Pontischen Stufe Ungarns, 1904. 

Buenos Aires. Museo nacional. Anales, (2) II; (3) IH. 

Calcutta. Geological Survey of India. Memoirs, (15) I, 5; IL, 1; 
IV; (palaeont. Ind.) XXXIV, 3; XXXV, 2, 3; XXXV 1. 
Gen. Reports 1902—19053. — Records. XXXI 1. 2. 
1904. — Contents and Index of Volumes XXI— XXX of 
the Records of the Geological Survey of India 1887 — 1897, 

Capetown. Cape.of Good Hope, department of agriculture, geolog. 
commission. Annual report 1903. 

— South African Museum. Annals IV, Part. 3—6. 1904. 

Cherbourg. Societe nationale des sciences naturelles et mathe- 
matiques. Memoires (4), XXXII, 2, 1903. 

Chicago. Field Columbian Museum. Report, ser. II, 3; geol. ser. 
II. 2—5; Botan. ser. III, 2; Zool. ser. II, 12—16; IV, 1,2; 

—  JoHx CREAR Library. 9 annual report, (1903). 

Christiania. Videnskabs Selskab. Förhandlinger 1903; Skrifter 
19053. — Archiv for Mathematik og Naturvidenskab XXV, 
1—4. (1903). 

Darmstadt. Verein für Erdkunde. Notizblatt, (4), XXIV. 

Des Moines. Iowa Academy of sciences. Annual Report, XIII. 1902. 

Dorpat. Naturforscher-Gesellschaft. Sitzungsberichte, XII, 2; 
Schriften, XII, 1903. 

Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis. Sitzungsberichte, 
1903 (Juli—Dez.); 1904 (Jan. — Juni). 

Dublin. Royal Irish academy. Transactious, XXX, B, 3, 4, 
Proceedings, XXTV, B,; 4, 5X 2 22022 

— Royal Dublin Society. Scientific Transactions, (2), VIII, 


1808 


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Proceedings, I, 4. 

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amts-Bezirk Dortmund. Jahresbericht für 1903. 1. Allgem. 
Teil; 2. Statistisch. Teil. 

Florenz. Biblioteca nazionale centrale.. Bollettino della publi- 
cazioni Italiane 1904. Indice alfabet. 1903. 

Frankfurt a. M. Senckenbergische Gesellschaft. Abhandlungen, 
DV FEEERDURE Bericht, 71.903. 1904. 

Freiburg (Baden). Naturforschende Gesellschaft. Berichte, XIV. 

Genf. Societe de physique et d’histoire naturelle.e. Me&moires, 
XXXIV, 4. 

Görlitz. Naturforschende Gesellschafl. Abhandlungen, XXIV. 
1904. 

Gotha. Prrermanns Mittheilungen, L. — Ergänzungshefte, 
145 — 147. 

Greifswald, siehe Berlin. 

Grenoble. Travaux du Laboratoire de Geologie de la Faculte 
des Sciences de l’Universite de Grenoble, 1902—1903, 
NE 

Güstrow, siehe Neubrandenburg. 

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Halle. Kaiserl. Leopoldinisch-Oarolinische Deutsche Akademie 
der Naturforscher. Abhandlungen. LXXX, LXXXI, 1903. 

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Heidelberg. Naturhistorisch-medicinischer Verein. Verhandlungen, 
N.E>VIM93-—5. 

Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. 
Verhandlungen u. Mitteilungen, LII, 1902. 

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4* 


IV 


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XXIX 1, XXXI, 1904. 

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schaftliche Classe. Anzeiger, 1905, No. 8—10. 1904, 
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Buenos Aires. Boletin mensual, IV, 38—45. (1905); V, 
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RRXIR 1148, 19 IRRE 50 

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of Skye. 1904; The Cretaceous Rocks, III. 1904. 

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VI 


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Preußen. Geologische Spezialkarte von Preußen und den benach- 
barten Bundesstaaten. 1:25000. Herausgegeben von der 
Königl. geologischen Landesanstalt. 

Lief. 107, Blätter Danzig, Oliva, Weichselmünde mit Neu- 
fahrwasser, Käsemark, Nickelswalde, Praust, Trutenau- 
nebst Erläuterungen. 

„ 121, Blätter Frankfurt a/O., Küstrin, Seelow, Lebus 
nebst Erläuterungen. 
„ 42, Blatt Tangermünde 2. Auflage. 

— Als Beigabe zu den Erläuterungen der Flachlandsblätter; 
Kurze Einführung in das Verständnis der geologisch.- 
agronomischen Spezialkarten des norddeutschen Flachlandes, 


XVII 


Sachsen. Geologische Spezialkarte des Königreichs Sachsen: 
Sect. Plauen-Pausa, Sect. Fürstenwalde - Graupen nebst 
Erläuterungen. 


Österreich. 

Geologische Spezialkarte der Länder der ungar. Krone 
1:75 000. Herausgegeben von der Kgl. ungar. geolog. 
Anstalt: | 
Die Umgebung von Magyarszölgyen und Pärkany-Näna, 

Zone 14 Col. XIX; 

Budapest und Szent-Endre, Zone 15 

Col. XX; 

Budapest und Teteny, Zone 16 
Col. XX, nebst Erläuterungen. 


” ” ” 
” ” » 


Italien. 


R. Ufficio Geologico in Rom: 
Carta geologica dei vulcani vulsini. Rilavata da P. Moderni. 
1904. Carta geologica d’Italia 1:100000. No. 201 
Matera; 202 Taranto; 203 Brindisi; 204 Lecce; 213 
Marusgio; 214 Gallipoli; 215 Otranto; 223 Tricase. 


Rußland. 
Geologisk öfversiktskarta öfver Finland. Sect. D2 Nyslott. 
1:400000. Helsingfors. 1904. 


Japan. 

Imperial Geological Survey of Japan 1:200000. 8. Bl. 
Sadowara, Shinjo, Toba, Koshikijima, Kinomoto, Nachi, 
Tsunoshima, Kamaishi. 

— (Catalogue of articles and analytical results of the specimens 
of soils exhibited at the Louisiana Purchase Exposition 
held at St. Louis, Missouri, U. S. A. 1904. 


Amerika. 

U. S. Geological Survey in Washington. Topographic Sheets 
17502500272.1647 Bl: 

Geological Survey of Canada 1:63360 No. 42—48, 
56-—58, 

Department of the Interior Canada. Map of the Northwest 
Territories and the Province of Manitoba 1: 792000. 3 Bl. 
1903. — Southeastern Alaska and part of British Columbia. 
1 :960000. — Ontario (Windsor Sheet) 1:250000. — 
Railways in Manitoba, Assiniboia, Alberta and Saskatehewan 
190272171600: 


Dominion of Canada, Map showing Mounted Police Stations in 
the North West territories 1: 792000. 2. Bl. 1904. — 


6 


XVII 


Map showing Mounted Police Stations in the North-Western 
Canada 1:2217600. 2. Bl. 1904. 
Afrıkarı 7 
The First published Geological Map of Zoutpansberg. Johannis- 
burg 1889, 


Deutsche geologische Gesellschaft. 


I. Januar 1905. 


Vorstand 
Vorsitzender: Herr Beyschlag. 
Wahnschaftfe. 
Schmeißer. 
„.J. Böhm. 


Schriftführer $ ” Denckmann. 
Gagel. 


” 
Philippi. 
Schatzmeister „ Dathe. 
Archivar „ Jentzsch. 


Stellvertretende Vorsitzende 2 
” 


Beirat 


Die Herren Tietze-Wien, Fraas-Stuttgart, Baltzer-Bern, 
Kayser-Marburg, Rothpletz-München, Steinmann- 
Freiburg i. B. 


Verzeichnis der Mitglieder. 
Die beigedruckten Zahlen geben das Jahr der Aufnahme an. 
Adams, Frank D., Dr., 1890. Montreal, Canada, Me Gil, 


University, Petrograph. Laboratoy. 
Ahlburg, cand. phil., 1904, Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 


Albert, Herınann, Bergassessor, 1897. DBieberich a. Rh., 


Rheinstr. 44. 

Albert, Robert, Dr., Professor an der Forstakademie, 1902. 
Eberswalde. 

Albrecht, Emil, Bergwerksdirektor, 1900. Hannover. 

von Ammon, Ludwig, Dr., Professor, Oberbergrat, 1873, 
München, Ludwigstr. 16. 


*Andreae, Achilles, Dr., Professor, 1881. Hildesheim, Her- 


mann Römerstr. 3. 
Andree, Karl, Dr., 1902. Göttingen, Geismar-Chaussee 20. 


* bedeutet Teilnahme an der Allgemeinen Versammlung in Breslau. 


6* 


XX 


Arlt, Geh. Bergrat, 1866. Berlin W, Kleiststr, 22. 

von Arthaber, G. A., Dr., Privatdozent, 1892. Wien I, Barten- 
steingasse 8. 

Bärtling, Dr., 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. | 

Baltzer, Armin, Dr.. Professor, 1875. Bern, Rabbental 51. 

Bamberg, Paul, 1902. Friedenau b. Berlin, Kaiser Allee 87/88. 

Barrois, Charles, Dr., Professor, 1877. Lille. Rue Pascal 37. 

Barth, Max, Dr., Lehrer am Landwirtsch. Institut, 1889. Helmstadt. 

Baschin, Otto, Kustos am Geograph. Institut, 1901. 
Berlin NW 7, Eichendorfistr. 34/36. 

Bauer, Max, Dr., Geh. Reg. Rat, Professor, 1869. Marburg in 
Hessen. 

Baum, G. F., Professor, 1897. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

von Baumbach, Reinhard, Ingenieur, 1902. Göttingen, Schiefer- 
weg \. 

Baumhauer, H., Dr., Professor, 1879. Freiburg (Schweiz). 

von Baur, C., -Dr., Präsident des Kgl. Bergrats, 18497 
Degerloch b. Stuttgart. 

Beck, Karl, Dr., 1898. Stuttgart, Wagenburgstr. 10. 

Beck, Richard, Dr., Professor, 1884. Freiburg i. S., kgl. 
Bergakademie. 

Becker, Ernst, Dr., 1905. Assistent am Kgl. Mineralog. In- 
stitut d. Universität. Heidelberg, Gaisbergstr. 62. 

Becker, H., Chemiker, 1884. Ems. | 

Behr, Johannes, Dr., 1901. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Belowsky, Max, Dr., Kustos am mineral.-petrograph. Institut, 
1896. Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 

Benecke, E. W., Dr., Professor, 1866. Straßburg i. Els., 
Goethestr. 43. 

Berendt, G., Dr., Geh. Bergrat, Professor und Landesgeologe, 
1861. Berlin SW 11, Dessauerstr. 35. 

Berg, Georg. Dr.. 1903. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Bergeat, Alfred, Dr., Professor, Bergakademie, 1893. Clausthal. 

Bergmann, W., Berginspektor, 1904. Ilseder Hütte b. Peine. 

Bersgt, Walter, Dr., Professor, 1894. Niederlößnitz b. Dresden, 
Schulstr. 12. ; 

*Beyschlag, Franz, Dr., Professor, Geh. Bergrat, Zweiter 
(wissenschaftlicher) Direktor der Kgl. Preuß. geolog. Lan- 
desanstalt, 1883. Berlin N, 4 Invalidenstr. 44. 

Bielefeldt, Dr., 1897. Berlin W, Regentenstr. 7. 

von Bismarck, Landrat, 1898. Naugard in Pommern, 

Baron Bistram, Alexander, Dr., 1899. Freiburg i. Br., Geol. 
Institut. 

Blaas, Jos., Dr., Professor, 1884. Innsbruck, Bienerstr. 15. 


RE 


Blanckenhorn, Max, Dr., Privatdozent, Mitarbeiter der Geo]. 
Survey of Egypt und der Kgl. Preuß. geolog. Landesanstalt, 
1881. Halensee b./Berlin, Joachim Friedrichstr. 57. 

Bode, G., Landgerichts-Direktor, 1894. Braunschweig, Kaiser 
Wilhelmstr. 27. 

Bode, Arnold, Dr.. Geologe, 1902. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Boehm, Georg, Dr., Professor, 1876. Freiburg i. Br., Schwaig- 
hofstraßbe 14. 

Böhm, Joh., Dr., Sammlungskustos der geol. Landesanstalt u. 
Bergakademie, 1881. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Boettger, Edmund, Geh. Bergrat, 1869. Halle a./S., Blumen- 

thalstr. 12. 


"Boettger, O., Dr., Professor, 1868. Frankfurt a. M., Seilerstr. 6. 


von dem Borne, Dr., 1888. Jena, Westendstr. 11. 

Bornemann, L. G., Dr., 1872. Eisenach, Wartburgchaussee 4. 

Bornhardt, Bergmeister, 1894. Siegen. 

Brackebusch, L., Dr., Professor, 1872. Hannover, Blücherstr. 3. 

Branco, Wilhelm, Dr., Professor, Geh. Bergrat, 1876. 
Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 

Brandes, H., Rentner, 1889. Mölme bei Hoheneggelsen. 

Brandes, Georg, cand. geol., 1895. Todtmoos, Schwarzwald. 

Brauns, Reinhard, Dr., Professor. 1885. Kiel. Düppelstrasse 8. 


-Broili, Ferdinand, Dr., Privatdozent, 1899. Custos am 


paläontolog. Institut zu München, Alte Akademie. 


*Bruhns, W., Dr., Professor, 1888. Straßburg i. E., Mineralog. 


Institut, Lessingstrasse 7. 


. Bücking, Hugo, Dr., Professor, 1873. Straßburg i. Els., 


Brantplatz 3. 
Busz, K., Dr., Professor, 1904. Münster i. W. 
van Oalker, F. J. P., Dr., Professor, 1837. Groningen (Holland). 
Canaval, Richard, Dr., k. k. Oberbergrat, 1890. Klagenfurt, 
Ruprechtstr. 8. | | 
Capellini, Giovanni, Professor, Senator, 1884. Bologna. 
Chelius, Karl, Dr., Professor, Geh. Oberbergrat, 1880. 
Darmstadt, Klappachstr. 9. 


. Chewings, Charles, Dr., 1896. Norwood, 85 Edward Street, 


South Australia. 

Clark, William Bullock, Dr., Professor, John Hopkins University, 
1885. Baltimore. 

Clarke, John Mason, Dr., Professor, State Paleontologist, 
Direktor New York State Museum, 1884. Albany (New 
York), State Hall. 

Cohen, Emil, Dr., Professor, 1869. Greifswald, Roßmarkt 4. 


- Councler, Constantin, Professor, 1888. Münden, Forstakademie. 


XXI 


-CGredner, Hermann, Dr., Professor, Geh. Bergrat, 1865. 
Leipzig, Carl Tauchnitzstr. 11. 

Crook, Alja Robinson, Dr., Professor of Mineralogy, North- 
western University, 1897. Evanston, Jll., U. St. A. 
Dalmer, Karl, Dr., Sektionsgeologe, 1879. Jena, Johannis- 

platz 22. 

Dammer, Bruno, Dr., 1902. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Dannenberg, Artur, Dr., Professor, 1894. Aachen, Techn. 
Hochschule. 

Dantz, C., Dr., Bergwerksdirektor, 1892. Per Adr. Herrn 
Friedländer, Berlin W 64, Unter den Linden 8. 

Danzig, E., Dr., Oberlehrer» 1901. Rochlitz 1./S. 

Darton, N. H., Geologist of the U. S. Geolog. Survey, 
1904. Washington D. C. 

*Dathe, Ernst, Dr., Landesgeologe, 1874. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 

Deecke, Wilhelm, Dr., Professor, 1885. Greifswald. 

Denckmann, August, Dr., Landesgeologe, 1884. Berlin N 4. 
Invalidenstr. 44. 

Deninger, Karl, Dr., Assistent am kgl. Mineralog. Institut 
der Technischen Hochschule, 1902. Dresden. 

De Stefani, Carlo, Dr., Professor der Geologie am Istituto 
di Studi superiori und Direktor der geologisch-paläontolo- 
gischen Sammlungen, 1898. Florenz. 

von Detten, Berghauptmann, 1860. Clausthal a. H. 

Dewalque, Gustav, Dr., Professor, 1872. Lüttich. 

Dienst, Paul, Bergbaubeflissener, 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Dieseldorff, Arthur, Dr., 1898. Hamburg 11, Gr. Burstah 4. 

Dölter-y-Cisterich, Cornelius, Dr., Professor, 1873. Graz. 

- de Dorlodot, Henry, Abbe, Professor an der Universite catlhıo- 
lique, 1902. Löwen, rue de Beriot 44. 

Drevermann, Fritz, Dr., Assistent am Senkenbergischen 
Museum, Frankfurt a. M., Altkönigstr. 6. 

Du Bois, Georg, Dr., 1899. Puerta de Mazarrore c/o Ci@ 
metalurgica. 

Dziuk, A., Dipl. Bergingenieur, 1897. Hannover, Rumannstr. 29. 

Ebeling, Generaldirektor, 1894. Westeregeln b. Egeln. 

Ebeling, Max, Dr., Oberlehrer, 1897. Berlin NO 18, Frieden- 
straße 99. 

Eberdt, Oskar, Dr., Sammlungskustos an der geologischen 
Landesanstalt und Bergakademie, 1891. Berlin N 4, In- 
validenstr. 44. 

von Eck, Dr., Professor, 1861. Stuttgart, Weißenburgstr. 4B N. 

Ehrenburg, Karl, Dr., Privatdozent, 1887. Würzburg, Parade- 
platz 4. 


XXI 


Elbert, Joh., Dr., 1900. Greifswald, Langestraße. 

von Elterlein, Adolf, Dr., k. ottomanischer Ministerialrat, 
1898. Constantinopel. 

Emerson, Benjamin, Professor, 1868. Amherst (Massachusetts). 

Endriss, Karl, Dr., Professor an der k. technischen Hoch- 
schule, 1887. Stuttgart, Neue Weinsteige 75. 

Engel, kgl. Bergmeister, 1896. Essen. 

*Erdmannsdörfer, O.H., Dr., 1900. Berlin N 4, Invalidenstr. 44, 
Esch, Ernst, Dr., Direktor der Braunsteinwerke, 1893. Gießen, 

Frankfurterstr. 31. 

Felix, Johann, Dr., Professor, 1882. Leipzig, Gellertstr. 3. 

Fels, Gustav, Dr., Assistent am mineralog.-petrogr. Institut der 
Universität, 1902. Bonn a. Rhein. 

Fiedler, Otto, Dr., 1898. München, Gedonstr. 21. 
Finckh, Ludwig, Dr., 1900. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Freiherr von Fircks, W., Bergingenieur, 1898. Freiberg i. S., 

Kgl. Bergakademie 
Fischer, Franz, Oberlehrer, 1900. Berlin SW 29, Gmneisenau- 
straße 90 II. 

Flach, Ch., „ Bergingenieure, 1902. Donnybrook b. Perth, 
Elach, :J.; Westaustralien. 

Flegel, K., Bergbaubeflissener, 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

*Fleischer, Alexander, 1903. Breslau, Kaiser Wilhelmstr. 56. 
Fliegel, Gotthard, Dr., 1898. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Follmann, Otto, Dr., Oberlehrer, 1891. Koblenz, Eisenbahn- 

straße 38. 
Fraas, Eberhard, Dr., Professor, 1890. Stuttgart, Stitzenburg- 
straße 2. 
Franke, G., Professor, 1894. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Franke, Dr., Professor, 1895. Schleusingen. 
*Frech, Fritz, Dr., Professor, 1881. Breslau, Schuhbrücke 38/39. 
Fric, Anton, Dr., Professor, 1868. Prag, Grube No. 7. 
Fricke, K., Dr., Professor, 1875. Bremen, Herderstr. 62. 
Friederichsen, Max, Dr., Privatdozent, 1903. Göttingen, 
Hainholzweg 24. 

Baron von Friesen, Kammerherr, Exzellenz, 1883. Karlsruhe 
(Baden). 

Freiherr von Fritsch, Karl, Dr., Professor, Geh. Reg.-Rat, 
1859. Halle a. S., Margarethenstr. 3. 

Fuchs, Alex., Dr., 1902. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Futterer, Karl, Dr., Professor, 1886. Karlsruhe, Technische 
Hochschule. 

*Gagel, Kurt, Dr., Landesgeologe, 1890. Berlin N 4, Inva- 
lidenstr. 44. 


XXIV 


Gante, DBergrat, Vorsteher der herzogl. anhalt. Salzwerk- 
direktion, 1902, Leopoldshall bei Staßfurt. 

*Gärtner, Dr., 1904. Direktor der Wenzeslausgrube, Ludwigsdorf, 
Kreis Neurode. 

Geinitz, Eugen, Dr., Professor, 1877. Rostock. 

Geisenheimer, Bergassessor, 1904. Breslau, Schuhbrücke 
383/39 

Gerhardt, Karl, Dr., Major a. D., 1893. Freiburg i. Br., Thurn- 
seestr. I7. 

Gerland, Dr.. Professor, Straßburg i. E., Steinstr. 57. 

Gill, Adam Capen, Dr., Cornell University, 1891. Ithaca 
(New York). 

Gillman, Fritz, Ingenieur, Sevilla (Spanien) Alameda de Her- 
cules 42. 

von Goldbeck. Wirkl. Geh. Oberregierungsrat a. D., 1875. 
Hannover, Schiffgraben 43. 

Gorjanovi6-Kramberger, Karl, Dr., Professor und Direktor 
des Geologischen Nationalmuseums, 1898. Agram (Kroatien). 

Gosselet, Jules, Professor, 1862. Lille, rue d’Antin 18. 

Gothan, Hermann, Ingenieur, 1901. Groß-Lichterfelde. 

Gottsche, Karl, Dr., Professor, Kustos am Naturhist. Museum, 
1875. Hamburg. 

Grabau, A., Dr., Professor, Oberlehrer, 1879. Leutzsch b. 
Leipzig, Leipzigerstr. 8. 

Grässner, P. A., Bergwerksdirektor a. D., 1889. Staßfurt- 
Leopoldshall. 

Gröbler, Bergrat, 1894. Salzdetfurth. 

Grosser, P., Dr., 1892. Mehlem a. Rhein. 

von Groth, Paul, Dr., Professor. 1866. München, VI Brieffach. 

*Grünberger, Rechtsanwalt, 1904. Breslau. | 

Grundey, Max, Kgl. Landmesser, 1896. Kattowitz O./S., 
Goethestr. 3. 

Gruner, Hans, Geh. Rat, Dr., Professor, 1871. Berlin N 4, 
Kesselstr. 11. 

Grupe, Oskar, Dr.. 1899. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

*Gürich. Georg, Dr., Professor, 1891, Breslau, Hohenzollern- 
straße 45. 

Guillemain, Constantin, Dr., Direktor der Volinhütte, 1899. 
Mechernich, Rheinpreußen. 

Haarmann, Erich, Bergbaubeflissener, 1904. Berlin N 4, In- 
validenstr. 44. 

Haas, Hippolyt, Dr., Professor, 1880. Kiel, Moltkestr. 28. 

Hahn, Alexander, 1886. Idar a. d. Nahe. 

Halbfass, Wilh., Dr., Professor, 1898. Neuhaldensleben. 


xXXV 


Hamm, Hermann, Dr. phil. et med., 1899. Osnabrück, Lortzing- 
straße 4. 

Harker, A., M. A., 1837. Cambridge (England), St. John’s 
College. 

Hauthal, Rudolf, Dr., Professor an der Universität, 1891. La 
Plata (Argentinien). 

Hazard, J., Dr., Professor, Sectionsgeologe, 1891. Leipzig- 
Gohlis, Pölitzstr. 32. 

Hecker, O., Dr., 1900. Groeningen, Bez. Magdeburg. 

Heidenhain, F., Dr., Oberlehrer, 1866. Stettin, Grünhofer 
Steig 1. 

Heim, Albert, Dr., Professor, 1870.. Hottingen - Zürich. 

Henderson, J. M. C., Dr., Bergingenieur, 1895. Sun Court, 
Cornhill, London E. C. 

Henkel, Ludwig, Dr. ÖOberlehrer, 1901. Schulpforta b. Naum- 
burg a. 8. 

Henrich, Ludwig, 1901. Frankfurt a./M.. Neue Zeil 68. 

*Herbing, Bergbaubeflissener, 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Hermann, Rudolf, 1904. Wissenschaft]. Hilfsarbeiter am Museum 
für Völkerkunde, Berlin W, Königgrätzerstr. 

Hermann, Paul, Dr., 1904. Gr. Lichterfelde W, Steglitzerstr. 431III. 

Hess von Wichdorff, Hans, Dr., 1904. Berlin N 4, In- 
validenstr. 44. ; 

Heusler, Geh. Bergrat, 1872. Bonn, Colmantstr. 15. 

van der Heyden a Hauzeur, Louis, 19053. Auby-lez-Douai 
(France, Nord), Compagnie Royale Asturienne. 

Hibsch, Jos.,Dr., Professor, 1883. Tetschen-Liebwerda (Böhmen). 

Hildebrand, Otto, Dr., 1901. Jena, Sonnenbergstr. 2. 

Hildebrandt, Max. 1901. Berlin NW 87, Alt Moabit 79. 

*Hintze, Karl, Dr., Professor, 1870. Breslau, Moltkestr. 5. 

Hirschwald. Julius, Dr., Geh.-Rat, Professor an der Tech- 
nischen Hochschule, 1898. Grunewald b./Berlin. Kunz Bunt- 
schuhstr. 16. 

Hörnes, Rudolf, Dr., Professor, 1874. Graz, Sparbersbach- 
gasse 41. 

Hofmann, Adolf, Dr., Professor, 1886. Przibram, Böhmen. 

Holland, F., Oberförster 1895, in Heimerdingen O. A. Leonberg. 

Holtheuer, Richard, Dr., Professor, 1891. Leisnig in Sachsen. 

Holzapfel, Eduard, Dr., Professor, 1884. Aachen, Büchel 51. 

Hornstein, F. F., Dr., Professor, 1867. Cassel, Weigelstr. 2 II. 

Hornung, Ferd., Dr., 1889. Leipzig-Kleinzschocher, Antonien- 
straße 3. 

Hoyer, Professor, 1894. Hannover, Ifflandstraße 33. 

von Huene, F., Dr., Privatdozent, 1899. Tübingen. 


XXVI 


Hug, Otto, Dr., 1897. Bern (Schweiz), Belpstr. 42. 
Hughes, Thomas Me Kenny, Professor, Trinity College Cam- 
bridge (England). | 
Hussak, Eugen, Dr., Staatsgeolog, 1891. Sao Paulo (Brasilien). 
Hustedt, Wilh., Rektor, 1897. Berlin NO 43, Georgenkirch- 

straße 11. 
*Jahr, E., Oberbergamtsmarkscheider, 1904. Breslau II, Neue 
Taschenstraße 2. 
Jaekel, Otto, Dr., Professor, 1884. Berlin N4, Invalidenstr. 43. 
Janensch, Werner, Dr., Assistent am geol.-paläont. Institut. d. 
Mus. f. Naturkunde, 1901. Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 
von Janson, A., Rittergutsbesitzer, 1886. Schloß Gerdauen 
(Ost-Pr.). 
*Jentzsch, Alfred, Dr., Professor, Landesgeologe, 1872. 
Berlin N4, Invalidenstr. 44. 
Jung, Gust., Direktor, 1901. Neuhütte b. Straßebersbach, Nassau. 
Just, E., Lehrer, 1889. Zellerfeld. 
Kaiser, Erich, Dr., Professor, 1897. Gießen, Gutenbergstr. 30. 
Kalkowsky, Ernst, Dr., Professor, 1874. Dresden A., Frank- 
linstr. 32. 
Katzer, Friedrich, Dr., Bosnisch - hercegov. Landesgeologe, 
1900. Sarajevo. 
Kaufholz, Dr., Oberlehrer, 1893. Goslar, Bäringerstr. 24. 
Kaunhowen, F., Dr., Bezirksgeologe, 1897. Berlin N4, Invaliden- 
straße 44. 
Kayser, Emanuel, Dr., Professor, 1867. Marburg in Hessen. 
Keilhack, Konrad, Dr.. Professor, Landesgeologe, 1880. 
Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Kinkelin, Fr., Dr., Professor, 1886. Frankfurt a. M., Park- 
straße 52. 
Kirschstein, Egon, cand. geol., Assistent am geol.-paläont. 
Institut und Museum, 1902. Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 
Klautzsch, Adolf, Dr., Bezirksgeologe, 1893. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 
Klebs, Richard, Dr., Professor, 1879. Königsberg i. Pr., 
Schönstr. 7. 
Klein, Karl, Dr., Professor, Geh. Bergrat, 1869. Berlin N4, 
Invalidenstr. 43. 
*RKlein, S., Dr. Ing., 1904, p. Adr. Herrn Benedict Klein, 
Nürnberg, Fürtherstr. 25. 
Klemm, Gustav, Dr., Professor, Großh. hess. Landesgeologe, 
1888. Darmstadt, Wittmannstr. 15. 
Klockmann, Friedrich, Dr., Professor, 1879. Aachen, Technische 
Hochschule. 


XXVI 


von Knebel, Walther, Dr., Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 

Koch, Max, Dr., Professor, Landesgeologe, 1884. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 

von Koenen, Adolf, Dr., Professor, Geh. Bergrat, 1863. 
Göttingen. | 

Koert, Willy, Dr., Bezirksgeologe, 1899. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 

Köhne, Werner, Dr., 1902. Assist. am mineralog.-geolog. Institut 
d. Universität Erlangen, Weiße Herzstr. 2. 

Koken, Ernst, Dr., Professor, 1882. Tübingen. 

Kolbeck, Friedrich, Dr., Professor der Mineralogie und Löt- 
rohrprobierkunde a. d. kgl. Bergakademie, 1901. Freiberg- 


Sachsen. 

Kolesch, Dr., Gymnasial-Oberlehrer, 1898. Jena, Felsenkeller- 
straße 19. 

Korn, Joh., Dr., Bezirksgeologe, 1896. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 


Krahmann, Max. Privatdozent, Bergingenieur, 1889. Berlin W, 
Händelstr. 6. 

Krantz, Fritz, Dr., Mineralienhändler, 1888. Bonn, Herwarth- 
straße 36. 

Krause, Paul Gustaf, Dr., Bezirksgeologe, 1889. Eberswalde, 
Bismarckstr. 26. 

Kretschmer, Franz, Bergingenieur und Bergbaubetriebsleiter, 
1899. Sternberg (Mähren). 

Krusch, Paul, Dr., Landesgeologe, 1894. Berlin N 4, In- 
validenstr. 44. 

Kühn, Benno, Dr., Landesgeologe, 1884. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 

Kühn, Dr., Professor, Geh. Reg.-Rat, 18883. Halle a.d.S. 

Laspeyres, Hugo, Dr., Professor, Geh. Bergrat, 1865. Bonn, 
Schloß Poppelsdorf. 

Laube, Gustav, Dr., Professor, 1877. Prag, k. k. Deutsche 
Universität. 

Lehmann, Joh., Dr,, Professor, 1873. Weimar. 

Lehmann, P., Realgymnasialdirektor, 1898. Stettin, Grabower- 
straße 24. 

Lenk, Hans, Dr., Professor, 1888. Erlangen. 

*Leonhard, Richard, Dr., Privatdozent, 1894. Breslau, Victoria- 
straße 65. 

Leppla, August, Dr., Landesgeologe, 1881. Berlin N4, In- 
validenstr. 44. 

Lepsius, Richard, Dr., Professor, Geh. Oberbergrat, 1872. 
Darmstadt, Goethestr. 15. 


XXVMAH 


Lewis, Alfred Amos, 1904. Oxley, Queensland. 

Liebheim, E., Dr., Bergingenieur, 1893. Leipzig-Gohlis, Poeten- 
weg 8. 

Lienenklaus, E., Rektor, 1896... Osnabrück. 

Linck, Gottlob Ed., Dr., Professor, Geh. Hofrat, 1883. Jena. 

Lindemann, A.F., Ingenieur, 1884. Sidholme, Sidmouth, Devon 
(England). 

von Linstow, Otto, Dr., Bezirksgeologe, 1897. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 

Lorenz, Th., Dr., 1903. Leipzig-Gohlis, Ulanenstrasse 4A 1. 

Loretz, Hermann, Dr., Geh. Bergrat, Landesgeologe a. D., 
1876. Grunewald b. Berlin, Hubertusallee 14. 

Lotz, Heinrich, Dr., K. Geolog, 1898. Windhuk, D.-SW.-Afrika. 

Lucke, O., Berginspektor a. D., 1878. Beuthen (Ober-Schlesien), 
Hohenzollernstr. 151. 

Luedecke, K., Dr., Professor, 1874. Halle a. d. S., Blumen- 
thalstr. 8. 

Lyman, Benjamin Smith, Bergingenieur, 1870. Philadelphia (Pa) 
Locust Street 708. U. St. 

Maak, Hofapotheker, 1902. Halberstadt, Westendorf 28. 

Maas, Günther, Dr., Bezirksgeologe, 1905. Berlin N4, In- 
validenstr. 44. 
Macco, Albr., Bergassessor. 1897, p. Adr. Gibeon Schürf- und 
Handelsgesellschaft, Berlin W, Potsdamerstr. 10/11. 
Madsen, Victor, Dr., Staatsgeologe, 1892. Kopenhagen, Kastanie- 
vej 10. 

Makowsky, Alexander, Professor, 1877. Brünn, Techn. Hoch- 
schule. 

Martin, J.. Dr., Prof. Direktor d. naturhistor. Mus., 1896. 
Oldenburg, Herbartstr. 12. re 

Martin, Karl, Dr., Professor, 1873. Leiden (Holland). 

Mascke, Erich, cand. geol., 1901. Göttingen. Rheinhäuser 
Chaussee 6. 

Graf von Matuschka, Franz, Dr., 1882. Berlin W 64, Wilhelm- 
straße 711. 

Maurer, F., Rentner, 1874. Darmstadt, Heinrichstr. 6. 

Mentzel, Bergassessor, Bochum, Bergstr. 7. 

Menzel, Hans. Dr.. 1899. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Mestwerdt, Dr., 1902. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Meyer, Erich, Dr., 1903. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

"Michael, Richard, Dr., Bezirksgeologe, 1894. Berlin N4, Inva- 
lidenstr. 44. 

Michels, Xaver, Gutsbesitzer, 1902. Andernach a. Rh. 

*Milch, Louis, Dr., Prof., 1887. Breslau XVIIIL, Eichendorffstr. 63. 


XXIX 


Mitzopulos, Constantin, Dr., Professor, 1883. Athen. 

Möhle, Fritz, Dr., 1902. Wiesbaden. Philippsbergstr. 29,1. 

von Mojsisovics, Edmund, Dr., k. k. Hofrat, Ober-Bergrat, 
1870. Wien II, Strohgasse 26. 

Molengraaff, G. A. F., Dr., Professor, 1888. Hilversum 
(Holland). 

Monke, Heinrich, Dr., Bezirksgeologe, 1882. Berlin N 4, 
-Invalidenstr. 44. i 

Morgenstern, Karl, Kaufmann, 1897. Berlin W 10, Bendler- 
straße 27. | 

Moritz, Adolf, Bergwerksdirektor, 1901. Oberroßbach b. 
Friedberg, (Hessen). | 

Mühlberg, Max. Dr.. 1899. Aarau (Schweiz). 

Müller, Gottfried, Dr., Landesgeologe, 1884. Berlin N 4, In- 
validenstr. 44. 

Müller, Hermann, Geh. Bergrat, 1849. Freiberg i.S., Hornstr. 29. 

Müller, Wilh., Dr., Professor an der Techn. Hochschule, 1885. 
Charlottenburg, Bismarckstr. 34a. 

Naumann, Edmund, Dr., Direktor d. Zentrale f. Bergwesen. 
1398. Frankfurt a./Main, Westendstr. 28. 

Naumann, Ernst, Dr., 1898. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Neischl, Adalbert, Dr., Major a. D., Nürnberg, Lindenaststr. 29. 

Nentwig, Dr., Professor, Bibliothekar der Reichsgräflich Schaff- 
gott'schen Majoratsbibliothek, 1899, in Warmbrunn. 

Neubaur, Bergrat, Direktor der Gewerkschaft Ludwig II. 1894. 
Staßfurt. 

Neumann, Oscar, 1901. Berlin NW 40, Hindersinstr. 13. 

*Niedzwiedzki, Julian, Dr., Professor, Hofrat, 1873. Lemberg, 
Teehnische Hochschule. - 

*Nötling, Fritz, Dr., Hofrat, 1903. Baden-Baden, Bismarck- 
straße 19. 

Nopesa jun., Baron Franz, 1903.  Szacsal (W. Hätszeg) 
Ungarn. 

Ochsenius, Karl, Dr., Konsul a. D.. 1873. Marburg in Hessen. 

OVebbeke, Konrad, Dr., Professor, 1882. München, Techn. 
Hochschule. 

Öhmichen, H., Bergingenieur, 1899. Düsseldorf, Leopoldstr. 

Ollerich, Ad., cand. rer. nat. 1891. Hamburg, Postamt 5, 
b. d. Strohhaus 88. 

Oppenheim, Paul, Dr., 1889. Groß-Lichterfelde, Sternstr. 19. 

Ordoüez, Ezequiel, Subdirektor des Instituto geolögico, 1898. 
Mexico, Calle del Cipres 5. 

Orth, Dr., Professor, Geh. Reg. Rat, 1869. Berlin SW, Zieten- 
straße 6b. 


XXX 


Osann, Alfred, Dr., Professor, 1883. Freiburg i. Br. 

Pabst, Wilhelm, Dr. Professor, Kustos der naturhistor. Sammlung, 
1880. Gotha, Schützenallee 16. 

Papp, Karl, Dr., Geologe an d. kgl. Ungarischen geolog. Lan- 
desanstalt, 1900. Budapest, Stefänia üt 14. 

Passarge, Siegfried, Dr., Privatdozent, 1894. Steglitz, 
Filandastr. 3. 

Paulecke, W., Dr Privatdozent, 190% Freiburg i./Br., 
Waldseestr. 3. 

Penck, Albrecht, Dr., Professor, k. k. Hofrat, 1878. Wien, III3, 
Marokkanergasse 12. 

Penecke, K., Dr., Professor, 1881. Graz, Tummelplatz 5. 

Person, cand. geol., Assist. a. geolog. Institut d. Univ. Göttingen. 
1901. Göttingen, Rosdorferweg 24. 

Petersen, Joh., Dr., Direktor, 1900. Hamburg, Uhlenhorst 
(Waisenhaus). 
Petrascheck, Wilhelm, Dr., Sektionsgeologe k. k. geolog. 
Reichsanstalt, 1901. Wien III. Rasumoffskygasse 23. 
Pfaff, F. W., Dr., Landesgeologe, 1887. München, Ramberg- 
straße 7 III. 

Pflücker y Rico, Dr., 1865. Lima (Peru). 

Philipp, Hans, Dr., 1903. Stuttgart, Geol. Institut der Tech- 
nischen Hochschule. 

Philippi, Emil, Dr., Privatdozent, 1895. Berlin N4, Invaliden- 
straße 43. 

Philippson, Alfred, Dr., Professor, 1892. Bern, Seftigenstr. 9. 

Picard, Edmund, Dr., 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Plagemann, A., Dr., 1882. Hamburg, Besenbinderhof 68. 

Plieninger, Felix, Dr., Privatdozent, 1891. Tübingen, Mine- 
ralog. Institut. 

Pohlig, Hans, Dr., Professor, 1886. Bonn, Reuterstr. 43. 

Polster, Bergrat, 1896. Weilburg. 

Pompeckj, Jos. Felix, Dr., Professor, 1898. Hohenheim. 

Porro, Cesare, Dr., 1895. Carate Laria (Prov. di Como), Italien. 

Portis, Alessandro, Dr., Professor, 1837. Rom, Museo geologico 
della Universita. 

Potonie, Henry, Dr., Professor, Landesgeologe, 1887. Berlin 
N 4, Invalidenstr. 44. 

von Prondzynski, Vincenz, Direktor, 1902. Zementfabrik, 
Groschowitz b./Oppeln. 

Quaas, Artur, Dr., 1902. Berlin N 4, Invalidenstr, 44. 

Quelle, Otto, cand. geol., 1903. Nordhausen a. H., Uferstr. 11. 

Ramann, Emil, Dr., Professor. 1898. München, Amalienstr. 67. 

Rauff, Hermann, Dr., Professor, 1877. Berlin N4, Invalidenstr. 44. 


XXXI 


Regel, Fritz, Dr., Professor, 1892. Würzburg, Rückertstr. 13. 

Regelmann, Rechnungsrat bei dem königl. statistischen Landes- 
amt, 1896. Stuttgart, Cottastr. 3. 

von Rehbinder, Baron Boris, Dr., Kustos am Polytechnikum, 
1902. Warschau, Penknaja 45, Qu. 11. 

von Reinach, A., Dr. 1883. Frankfurt a. M., Taunusanlage 10. 

Reiss, Wilh., Dr., Geh. Reg.-Rat, 1877. Schloß Könitz 
(Thüringen). 

Remel&, Ad., Dr., Professor, Geh. Reg.-Rat, 1866. Eberswalde, 
Forstakademie. 

*Renz, Karl, Dr., 1903. Breslau, Schuhbrücke 38/39 I. 

Richter, Oberlehrer, 1898. Quedlinburg, Kaiserstr. 38. 

Freiherr von Richthofen, Ferdinand, Dr., Professor, Geh. 
Reg.-Rat, 1856. Berlin W, Kurfürstenstr. 117. 

Rinne, Fritz, Dr., Professor, 1887. Hannover, Technische Hoch- 
schule. 

Romberg, Jul., Dr., 1889. Berlin W 62, Bayreutherstr. 211. 

Rosenbusch, H., Dr., Professor, Geheimrat. 1872. Heidelberg. 

Rothpletz, August, Dr., Professor, 1876. München, Alte 
Akademie, Neuhauserstr. 

Rüst, Dr. med., 1887. Hannover, Sedanstr. 14. 

Rumpf, Joh., Dr., Professor, 1876. Graz, k. k. Polytechnikum, 

Sabersky-Mussigbrod, Dr., 1890. Warm Springs, 51 Dear 
Lodge County (Montana). 

*Sachs, Arthur, Dr.. Privatdozent, 1900. Breslau V, Garten- 
straße 15/17. 

Salomon, Wilhelm, Dr., Professor, 1891. Heidelberg, Ufer- 
straße 36. 

Sapper, Karl, Dr., Professor, 1888. Tübingen, Olgastr, 5. 

Sauer, Adolf, Dr., Professor, 1876. Stuttgart, Technische Hoch- 
schule. 

Schalch, Ferdinand, Dr., Grossherzogl. bad. Landesgeologe, 
Bergrat, 1876. Neuenheim bei Heidelberg, Ziegelhäuser 
Landstraße 24. 

Scheibe, Robert, Dr., Professor, 1885. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 

Schellwien, Ernst, Dr., Professor, Direktor d. ostpreuß. 
Provinz.-Mus., 1893. Königsberg, O.-Pr., Lange Reihe. 

Schenck, Adolf, Dr., Professor, 1879. Halle a. S., Schiller- 
straße 7. 

Schleifenbaum, W., Bergmeister, 1881. Büchenberg bei 
Elbingerode. 

Schlenzig, J. Berg- u. Hütteningenieur, 18989. Groß-Lichter- 
felde, Albrechtstr. 71. 


XXX 


Schlippe, O., Dr., 1886. Gohlis b. Leipzig, Menckestr. 18. 
Schlunck, Joh., Dr., 1901. Berlin N 4. Invalidenstr. 44. 
Schlüter, Clemens, Dr., Professor, 1858. Bonn, Bachstr. 36. 
Schmeißer, Karl, Geh. Bergrat, Erster Direktor d. Kgl. Preuß. 
geol. Landesanstalt und Direktor der Bergakademie, 1900. 
Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Schmidt, Adolf, Dr., Professor, 1879, Heidelberg, Zwingerstr. 2. 
Schmidt, Erich, Dr., 1904. Berlin N 4. Invalidenstr. 43. 
Schmidt, Karl, Dr., Professor, 1888. Basel, Münsterplatz 7. 
von Schmidt, F., Akademiker, Exzellenz, 1881. St. Peters- 
burg, Akademie d. Wissenschaften. 
Schmidt, Martin, Dr., Geologe, 1896. Stuttgart, Legions- 
kaserne. 
Schmierer, Th., Dr., 1902. Berlin N4, Invalidenstr. 44, 
Schnarrenberger, Karl. Dr., Landesgeologe, 1904. Heidelberg. 
Schneider, Adolf, Professor, 1884. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 
“Schneider, Otto, Dr., 1900. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Schottler, W., Dr., Landesgeologe, 1899. Darmstadt, Martins- 
straße 93. 
Schrader, O., Generaldirektor a. D.. 1893. Hannover, Hohen- 
zollernstr. 51. 
Schrammen, A., Zahnarzt, 1900. Hildesheim, Zingel 39. 
Schreiber, Dr., Professor, 1872. Magdeburg, Kaiserstr. 2. 
Schröder, Henry, Dr., Landesgeologe, 1882. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 
Schröder van der Kolk, J. L. C., Dr., Professor, 1890. 
Scheveningen, Frankenslag 27. 
Schubart, Hauptmann und Brigadeadjutant. Koblenz, 1901. 
Neustadt 9. 
Schucht, F., Dr.. 190. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Schütze, Ewald, Dr., Assistent am kgl. Naturalienkabinet, 1893. 
Stuttgart. 
Schulte, Ludw., Dr.. Bezirksgeologe, 1893. Friedenau bei 
Berlin, Niedstr. 37. 
Schulz, Eugen, Dr., Bergrat, 1879. Cöln, Sudermannplatz 41. 
Schumacher, E., Dr., Landesgeologe, Bergrat, 1880. Straß- 
burg i. Els.,. Nikolausring 9. 
*Scupin, Hans, Dr., Privatdozent, 1893. Halle a./S., Friedrich- 
straße 41. 
Seligmann jun., G., Banquier, 1873. Coblenz, Schlossrondel 18. 
Semper, Joh. Otto, Dr., 1863. Hamburg, Naturbistorisches 
Museum. 
Semper, Max, Dr., Privatdozent, 1898. Aachen, Technische 
Hochschule. 


XXXIU 


von Seyfried, Ernst, Dr., Major a. D., 1895. Straßburg 
i. Els., Schiltigbeimer Platz 11. 

Siegert, Th., Dr., Professor, 1874. Radebeul-Oberlößnitz, 
Gabelsbergerstr. 1. 

Siegert, Leo, Dr., 1900. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

von Siemiradzki, Josef, Dr., Professor, 1890. Lemberg 
(Galizien), k. k. Universität. 

Sobirej, Direktor, 1904. Gogolin. 

Soenderop, Fritz, Dr., 1899. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Söhle, Ulrich, Dr., 1891. Dresden, Bernhardstr. 28. 

Solger, Friedr., Dr.. Kustos a. Märkischen Museum, 1900. 
Berlin N 39, Reinickendorferstr. 2c. 

Spandel, E., Verleger des General-Anzeigers, 1896. Nürnberg. 

Spezia, Giorgio, Professor, 1872. Turin, Museo mineralogico, 
Palazzo Carignano. 

Stache, Guido, Dr., k. k. Hofrat, 1870. Wien III, Oetzelt- 
gasse 10. 

Stahl, A. F., Minen-Ingenieur, 1899. Warschau, Fort 12. 

Stappenbeck, Dr., 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 

Steenstrup, K. J. V., Dr., 1889. Kopenhagen, Forchhammers- 
ve) 151. 

Stein, Dr., Geh. Bergrat aD., 1865. Halle a. S. 

Steinmann, Gustav, Dr., Hofrat, Professor, 1876. Freiburg 
i./Br., Mozartstr. 20. 

Steinvorth, Oberlehrer a. D., 1868. Hannover, Gr. Aegidien- 
straße 20. | 

Sterzel, J. T., Dr., Professor, 1877. Chemnitz, Kastanien- 
straße 16. 

Steuer, Alex.. Dr.. Privatdozent, Bergrat, Großherzogl. hess. 
Landesgeologe. 15892. Darmstadt, Liebigstr. 37. 

*Stille, Hans, Dr., Privatdozent, 1898. Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 

Stöber, F., Dr., Professor, 1896. Gand (Belgien), Institut 
des sciences, ruc de la roseraie. 

Stoller, J., Dr.. 1903. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

Stolley, Ernst, Dr., Professor, 1890. Braunschweig, Techn. 
Hochschule. 

Stremme, Hermann, Dr., Assist. am geol.-paläontolog. Inst. u. 
Mus. f. Naturk., 1904. Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 
Stromer von Reichenbach, Ernst, Dr., Privatdozent, 1899. 

München,. Alte Akademie. 
Struck, Rud., Dr. med., 1904. Lübeck, Ratzeburger Allce 14. 
Strutz, Bergrat, 1904.  Goslar-Juliushütte. 
Strüver, Giovanni, Dr., Professor, 1364. Rom. 


XXXIV 


Stutzer, O., Dr., Assistent f. Geologie an der Bergakademie 
Freiberg i. S. 

Stürtz, B., Mineralienhändler, 1876. Bonn, Riesstr. 2. 

Tannhäuser, Felix, Dr., Assistent am mineralog.-petrogr. Institut 
und Museum, 1903. Berlin N 4, Invalidenstr. 43. 

Tewis, Alfred, Bergbaubeflissener, 1904. kel. Oberbergamt. 


Halle a./S. 

Thoroddsen, Thorwaldur, Dr., 1885. Kopenhagen, F. Stations- 
vej 11., 

Thost, Rob., Dr., 1891. Groß-Lichterfelde-Ost, Wilhelm- 
straße 27. 


Thürach, H., Dr., Landesgeologe, 1885, Heidelberg, Blumen- 
thalstraße 1. 

Tiessen, Ernst, Dr., 1895. Friedenau b. Berlin, Schmargen- 
dorferstr. 

Tietze, Emil, Dr., Ober-Bergrat, Direktor der k. k. geolog. 
Reichsanstalt, 1868. Wien III 2, Rasumoffskygasse 23. 

Tietze, W., Dr., Bezirksgeologe, 1900, Berlin N 4, Invaliden- 
straße 44. 

Tornau, Fritz, Dr., 1898. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

*Tornquist, Alexander, Dr., Professor, 1891. Straßburg i./Els., 
Lessingstr. 15. 

Toula, Franz, Dr., Hofrat, Professor, 1892. Wien IV, k. k. 
Techn. Hochschule. 

Traube, Hermann, Dr., Professor, 1885. Berlin W 9, Potsdamer 
straße 5. 

Tschermak, Gustav, Dr., Professor, k. k. Hofrat, 1871. 
Wien, Universität, Mineralog.-petrograph. Institut. 

Tscehernyschew, Theodosius, Dr., Direktor des Comite geologique, 
1892. St. Petersburg, Wassili Ostrow, 4. Linie 15. 

Uhlig, Victor, Dr., Professor, 1881. Wien I, k. k. Universität, 
Franzensring. 

Ulrich, Dr., Sanitätsrat, 1902. Berlin O, Fruchtstr. 6. 

Ulrich, A., Dr., 1886. Leipzig, Thomaskirchhof 20. 

*Ullrich, Oberbergamtsmarkscheider, 1904. Breslau, K. Ober- 
bergamt. | 

Vacek, Michael, Dr., Vizedirektor der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt, 1882. Wien III, Rasumoffskygasse 23. 

Vater, Heinrich, Dr., Professor, 1886. Tharandt, Forst- 
Akademie. 

Viedenz, Oberbergrat a. D., 1875. Münster i. W., Roten- 
burg 47. 

Vogel, Fr., Dr., 1884. Friedenau, Rembrandtstr. 12. 

Vogt, J. H. L., Professor, 1891. Christiania. 

Voigt, Kaufmann, 1901. Braunschweig, Schöppenstedterstr, 35. 


XXXV 


Voit, Friedrich W., Dr., Montaningenieur, 1901. Johannes- 
burs' > PransvaalP: 0.7Box 1156. | 

Volz, Wilhelm, Dr., Professor, 1894. Pangkalan Berandan, 
Sumatras Ostküste. 

*Vorwerg, Hauptmann a.D., 1894. Ober-Herischdorf b. Warm- 
brunn. 

Wagner, Richard, Oberlehrer a. d. Ackerbauschule, 1886. 
Zwätzen bei Jena. 
Wahnschaffe, Felix, Dr., Professor, Geh. Bergrat, Landes- 

geologe, 1875. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Freiherr Waitz von Eschen, Friedrich, cand. geol., 1902, 
Ringenkuhl b. Grossalmerode. 
Waldschmidt, Dr., Professor, 1885. Elberfeld, Grifflen- 
berg 67. 
Walther, Joh., Dr., Professor, 1883. Jena, Kaiser Wilhelm- 
straße 3. 
Walther, Karl, Dr., 1902. Privatdozent. Jena, Mineralog. 
Institut, Schillerstr. 
Weber, E., Dr., Tonwerkbesitzer, 1881. Schwepnitz i. S. 
*Weber, Maximilian, Dr., Privatdozent, 1899. München, 
Technische Hochschule. 
Weber, Paul, Ingenieur, 1901. Berlin NW, Bredowstr. 12. 
Wegner, Th. Dr, 1904. Assistent am mineralog. Institut zu 
Münster i. W. 
Weigand, Br., Dr., Professor, 1879. Straßburg i. E., Schieß- 
rain 7. 
Weinschenk, Ernst, Dr., Professor, 1896. München, Haydn- 
straße 91. 
Weise, E., Professor, 1874. Plauen im Vogtlande. 
Weiskopf, Alois, Dr. techn., 1902. Direktor der Hannover- 
Braunschweigischen Bergwerksgesellschaft zu Hannover- 
Herrenhausen, Böttcherstr. 8, I. 
Weiß, Arthur, Dr., 1895. Lehrer am Technikum Hildburghausen, 
Schloßgasse 4. 
Weißermel, Waldemar, Dr., Bezirksgeologe, 1891. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 
Wenck, Wilhelm, Oberlehrer, 1903. Düsseldorf-Grafenberg, 
Geibelstraße 44. 
Wentzel, Jos., Dr., Realschul-Professor, 1889. Laibach. 
Wermbter, Hans, Dr., Oberlehrer, 1904. Hildesheim, Hohen- 
zollernring 4. 
van Werveke, Leopold, Dr., Landesgeologe, Bergrat, 1879. 
Straßburg i. Els., Ruprechtsau, Adlergasse 11. 
*Wichmann, Artur, Dr., Professor, 1874. Utrecht (Niederlande), 
Universität. 
CÜ 


XXXVI 


Wiegers, Fritz, Dr., 1896. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 
Wigand, G., Dr., Lehrer an der höheren Bürgerschule, 1888. 
Rostock, Alexandrinenstr. 45c. 
Wilckens, Otto, Dr., Privatdozent, 190177 Frabme er 
Zasiusstr. 49. 
Windhausen, Anselm, stud. geol., 1903. Göttingen, Ob. 
Masch 191. 
Winterfeld, Franz, Dr., Oberlehrer, 1898. Mülheim a. Rhein. 
Wischniakow, N., Dr., 1876. Moskau, Gagarinsky Pereoulok, 
5121 
Wittich, E., Dr., Assistent am Großherz. Museum, 1898. 
Darmstadt, Marienplatz 11. 
Freiherr von Wöhrmann, Sidney, Dr., 1890. Festen bei Stock- 
mannshof, Livland. 
Wolf, Th., Dr., Professor, 1870. Dresden-Plauen, Hohestr. 8c. 
von Wolff, Ferdinand, Dr., Privatdozent, 1895. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 43. 
Wolff, Wilhelm, Dr., Bezirksgeologe. 1893. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 
Wollemann, A., Dr., Oberlehrer, 1896. Braunschweig, Bammels- 
burgerstr. 31. 
Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturwissensch. Museums, 
1885. Magdeburg. Domplatz 5. 
Wülfing, Ernst, Dr., Professor, 1857. Langfuhr b. Danzig, 
Baumbach Allee 11. 
Württenberger, Geh. Bergrat, 1876. Kassel, Jordanstr. 2. 
Wüst, Ewald, Dr., Privatdozent, 1901. Halle a. S., Händel- 
straße 10. 

Wunstorf, W., Dr.. 1898. Berlin N 4, Invalidenstr. 44. 

*Wysogörski, Joh., Dr., Assistent am geol.-paläontol. Institut, 
1898. Breslau, Schuhbrücke 38/39. 

Young, Alfred P.. Dr., 1895, per Adr. Messrs. Grindlay and 
Co., London, Parliament Street 54. | 

Zache, E., Dr., Oberlehrer, 1891. Berlin O, Küstriner Platz 9 I. 

Zech, L., Professor, 1883. Halberstadt, Wernigeroderstr. 23. 

Zeise, Oskar, Dr.. 1886. Südende b. Berlin. 

Zimmer, Robert, Bergwerksunternehmer. 1901. Wilhelmshöhe 
b. Cassel. 

*Zimmermann, Ernst, Dr., Landesgeologe, 1882. Berlin N 4, 
Invalidenstr. 44. 

Zirkel, Ferdinand, Dr., Professor, Geheimer Rat, 1865. 
Leipzig, Thalstr. 33. 

Zschau, E., Dr., Professor, 1853. Plauen-Dresden, Poststr. 6. 

Zuber. Rudolf, Dr., Professor” an der Universität, 1897. 
Lemberg (Galizien). 


XXXVIl 


1. Namenregister. 


A. hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. Briefliche Mitteilung, 


P. Protokoll der mündlichen Verhandlungen. 


ANDREAE, A.: Kurzer Überblick über das Miocän von Pn 
j. Schles. und seine Fauna. P. @ezRextie.) 

BERG, G.: Zur Geologie des Braunauer Landes und der an- 
grenzenden Teile Preußens. B. . 

BoEHMm, G.: Über tertiäre Brachiopoden von Oamaru, "Südinsel 
Nenseeland. B. (Taf. XV) 3 Ä 

Böum, JoH.: Über Cassianella Ecki nov. sp. Bi ei Textfig.) . 

— : Über Nathorstites und Dawsonites aus der arktischen 
irıas: 9: 


— : Über einen chen cn und Tertiär in Dahome. BD. 


(2 Textfig.) 

BRANCo, W.: Fragliche Reste und Fußfährten des tertiären 
Menschen. B. (6 Textilg.) 

— : Über Hörers Erklärungsversuch der hohen Wärmezunahme 
im Bohrloch zu Neuffen. B. 

— ! KARL ALFRED VON ZITTEL 

— :! L BEUSHAUSEN P. 

— 2! ALFONS STÜBEL. P.. URTEIL? 

BroıLr, F.: Über Pelycosaurierreste von Texas. A. (Taf. XVII, 
1 Textfig.) 

DATHE, E.: Über die Exkursionen vor der Hauptversammlung 
in der Grafschaft Glatz und Waldenburger Gegend. P. 

DEECKE, W.: Uber ein reichliches Vorkommen von Tertiär- 
gesteinen im Dilwvialkies bei Polzin, Hinterpommern. B. 

— : Die Bilobitenartigen Konkretionen und das Alter der sog. 
Knollensteine von Finkenwalde bei Stettin. B. (3 Textfig.) 

DREVERMANN, F.:! Über Pleraspis dunensis F. Röm. sp. (Taf. 
ID Be A Pe ur ke ne ES 

ERDMANNSDÖRFER, OÖ. H.: Uber die Umwandlung von Diabas- 
feldspäten in Kontakthöfen von Tiefengesteinen. B. 

— : Über die Altersbeziehungen zwischen Gabbro und Granit 
im Brockenmassiv. P. 

Feuıx, Jom.: Studien über tertiäre und quartäre Korallen und 
Riffkalke aus Ägypten und der Sinaihalbinsel. A. (Taf. X, 
6 Textfig.) 

FIEDLER, O.: Über Versteinerungen aus den Arlbergschichten 
bei Bludenz und einige neue Fundorte von Flysch und 
Aptychenkalken im oberen Großen Walser-Tal a 
B. (1 Textäig.) 

FLEGEL, K.: Die obere Kreide in der Gegend von Oppeln. 2 

— : Exkursion in das Kreidegebirge der südlichen Grafschaft 
BEA DRDESti a Er 

— : Exkursion auf die Heuscheuer. P. (1 Textfig.) . 


Seite. 


XXXVID 


Frech, F.: Über die explosive Entwicklung der oberdevonischen 
Ammoneen. P. (6rBexine) 

— : Vorlage von Ammoniten aus ‘der Kreide Daghestans. PB 

— : Allgemeine Übersicht der ee und des a 
baues von Oberschlesien. P. . 

— ?: Exkursion nach Trebnitz. P. (Taf. XXVIE RX 
2 Textfig. 1 ! ; 

— ! Geben des Schlesischen Gebirges. Ba 

FRIEDRICH, E. G.: Exkursion in das Becken des alten Stausces 
zwischen Wartha und Camenz. P. 

GAGEL, C.: Über ein neues pflanzenführendes Interglacial bei 
Elmshom. P . 

GEISENHEIMER, P.: Das oberschlesische Steinkohlengebirge. P. 
(Taf. XXXI, XXXAIV u. 1 Textfig.) SER. 

GOTTSCHE, K.!: Über den Tapes-Sand von Steensigmoos. 2% 


(1 Textiig.) 3 
GURICRN GE: Ängeblicher Fund von " Spir ifer mosquensis bei 
Krakan. Er 


— : Mitteilungen über die Erzlagerstätten des oberschlesischen 
Muschelkalkes. P. (Taf. XVII) surch 

— : Vorlage angeschliffener schlesischer Gesteinsstücke. Er 

HENKEL, 8 Studien im süddeutschen Muschelkalk. A. (2 Textfig.) 

HoRnung, F.: Formen, Alter und Ursprung des Kupferschiefer- 
erzes. -—- Zur ns der Mineralbildungen in Salz- 
formationen. A. Fe i 

— : Halurgometamorphose. B. - 

HuCcKE, K.: Gault in Bartin bei Degon (Hinterpommern). en 
(Taf. XXIHO u. 2 Textfig.) . 

JAEKEL, O.: Über ein neues Reptil aus dem Buntsandstein der 
Eifel. B. (1 Textfig.) 

— : Vorlage von Tafeln zu einer Arbeit über fossile Carcharo- 
donten. P£. ; 

— : Eine neue Darstellung von Ichthyosaurus. Ya A "Textfig.) 

— : Über sogenannte Lobolithen. Pi SE Ne IA 

— : F. HILGENDoRF. PD... 

— :E. vox TorL. P. 

— : Über die Bildung der ersten Halswirbel® und die Wirbel- 
bildung im allgemeinen. P. (7 Textfig.) . 

— : Über neue Wirbeltierfunde im Oberdevon von Wildungen. P. 

— : Vorlage zweier Bilder norwegischer Gletscher. P. 

JANENZSCH, W.: Über eine fossile Schlange aus dem Encän des 
Monte bolca. P. 3 

— : Über den Skeletbau der Glyptodontiden. PB: (8 Textfig. 

JENTZSCH, A.: Der jüngere baltische Eisstrom in Posen, Ost- und 
Westpreußen. Bi 

— : Über die Theorie der artesischen Quellen "und einige "damit 
zusammenhängende Erscheinungen. P. . . 

— : Über ein Interglacialprofil in der Tatra. P. 

— : Über das norddeutsche Erdbeben vom 23. Oktober 1904. P. 

KAISER, E.: Bauxit und Lateritartige Zersetzungsprodukte P. 

KEILHACK, K.: Die große baltische “Endmoräne und das Thorn- 
Eberswalder Haupttal. B. RITTER HIRET GETE S 

KoERT, W.: Bemerkungen zu dem Vortrage des Herrn 
W. WOoLFF: Über einige geologische Beobachtungen auf 
Helgoland B. A E 


XXXIX 


KoErT, W.: Notiz über die u von Kelloway bei Tanger 
(Deutsch- Ostafrika). 2 3 

Krause, P. G.: Neue Funde von Menschen bearbeiteter bezw. 
benutzter Gegenstände aus onen Schichten von 
Eberswalde Proc Textig) 7 : EaRE 

— :! Über das Vorkommen von Kimmeridge in . Ostpreußen. B: 

Krusch, P.: Die Zusammensetzung der westfälischen Spalten- 
wässer -und ihre Beziehungen zur recenten Schwerspat- 
bildung. P. en 

LANGENHAN, A.: Über fossile Funde am Kitzelberg. B. 

v. Lınstow, O.: Neuere Beobachtungen aus dem Fläming und 
seinem südwestlich gelegenen Vorlande A. E Textfig. 
u. d2Skizze) 

Maas, G.: Über präglaciale marine "Ablagerungen im östlichen 
Norddeutschland. B. . 

— : Zur Entwicklungsgeschichte des sog. Thorn-Eberswalder 
Haupttales. Vorläufige Mitteilung. B. 

— : Das Thorn-Eberswalder Tal und seine Endmoränen. Eine 
Antwort an Herrn K. KEILHAcK. B.. 

MENZEL, H.: Das Vorkommen von Diceras im südlichen Hannover. 
P. (8 Textfig.) . . 51. 

MıcCHAEL, R.: Über die oberschlesischen Erzlagerstätten. 1% 

— : Über neuere geologische Aufnahmen in Oberschlesien. P. 

Mich, L.: Über die Ganggesteine des Riesengebirgs-Granits. P. 

MissuNA ‚ A.: Über den Geschiebemergel im Novogrudsker Kreise. 
En (Taf, VII) 
NERHRING, F.: Diluviale Wirbeltierreste aus einer Schlote des 
Seeweckenberges bei Quedlinburg. A. (Taf. XXI). 
NÖTLING, F.: Über die paläozoische Eiszeit in der Salt Range 
Östindiens. P. 

OCHSENIUS, C.: Hebungen und Verhinderung des Versalzens ab- 
flußloser Becken. B. 

— ! Die ersten Versteinerungen aus ; Tiefbohrungen i in der Kali- 
region des norddeutschen Zechsteins. B. 

— ! Die Abtrennung voller Seebecken vom Meere infolge \ von 
Hebungen. B. hy exe 

PASSARGE, S.: Über Rumpfflächen und Inselberge. Bi 

PETRASCHECK, W.: Das Bruchgebiet des böhmischen Anteils der 
Mittelsudeten westlich des Neissegrabens. B. (Taf. XXXV 
u. 4 Textfig.). 6 nee ah ir 

PrHisspe, Ele: Paläontologisch - geologische Untersuchungen aus 
dem Gebiet von Predazzo. A. (Taf. I—-IV u. 14 Textfig.) 

PhuıLıppı, E.: Das südafrikanische a ne guerat Yal 
GEALERKNIE-XXXV) 

-—— : Die Geologie des von der deutschen Südpolar - Expedition 
besuchten antarktischen Gebietes. P. a: ee 

— : Die permische Vergletscherung Südafrikas. P. 

— : Über Windwirkungen. P. DR 

— : Über Moorbildungen auf Kerguelen. P. 

— : Über untersenone Tone bei Warnstedt nördlich von Thale 
as klar P. 

v. REHBINDER, B.: Über den sog. Glaukonitmergel des Callovien 
im südwestlichen Polen. B. . ie R 

Renz, C.: Uber den Jura von Daghestan. v2 3 

Rınxe, F.: Beitrag zur Gesteinskunde des Kiautschou-Schutz- 
gebietes. AR T(TaE IX u. 17 Textiie,) 


Seite. 


150 


XL 


SACHS, A.: Die Erzlagerstätten Oberschlesiens. P. I Sn 

SALOMON, W.: Erklärung. B. Ba 

SAPPER, K.: Die catalonischen Vulkane. A. (Taf. XIV u. 
1SDexthen) N: 

v. SCHMIDT, F.: Über die neue Gattung Pseudocueullaea. P 

SCHMIDT, M.: Aufschlüsse im pommerschen Oberjura. P, . . 

Scumivt, W. E.: Über Metriorhynchus Jaekei nov. sp. P. 
(Taf. XL XI UN 37 Pextiig.) : 

SOBOLEW, D.: Zur Stratigraphie des oberen Mitteldevon im 
polnischen Mittelgebirge. B. 

STREMME, H.: Zur Frage der Eigenwärme bituminöser Gesteine. B. 

v. STROMER, E.: Myliobatiden aus dem Mitteleocän der baye- 
rischen Alpen. IA (Bar Mu 27Rexti en) i +5 

— : Ein Beitrag zur Kenntnis des Myliobatiden. Gebisses. B. 
(3 Textfig.) 

ToRNquıst, A.: Ein Rhadinichthys aus dem Karbon Süd- 
Amerikas. A. (Taf. XXXVI u. XXXVII) Bar 

— : Über die Trias auf Sardinien und die Keuper- Dransgression 
in Europa. P. . , 

VORWERG: Kantengeschiebe aus dem Warmbrunner Tal. B. 
(2 Textfig.) R 

— : Über ein hammerartiges Feuersteingeschiebe im Warm- 
brunner Tal. P. ; 

WAHNSCHAFFE, F.! Die olacialen. Störungen in den Kfreide- 
gruben von Finkenwalde bei Stettin. B. (Taf. VII u. 
3. Pextion\arrer. ’ 

WICHMANN, A.: Über die Vulkane von Nord-Sumatra. A. 
(Taf. XIII u. 1 Textfig.) 

— : Triasschichten (?) von der Ostgrenze der Residenzschaft 
 Tapanuli auf Sumatra. B. 

WOLFF, W.: Bemerkungen zu DE GEERS neuer » Stellung . zur 
Frage der zweiten Vereisung. B. 

v. WoLrF, F.: Über das Alter der kristallinen Ostcordillere in 
Ecuador. P . SERIE.“ un. 

WYSOGößRSKI, J.!: Die Trias in Oberschlesien. Ir ER 

— : Das Cenoman, Turon und Basaltvorkommen auf dem 
Annaberos) Tas (2a VextieH: 

ZIMMERMANN, B.7 A. Huyssen. 2: 

— : Die ersten Versteinerungen aus Tiefbohrungen : in der Kali- 
region des norddeutschen Zechsteins 


\ 


XLI 


II. Sachregister. 


Seite. 
Aötobatis giganteus 260 
— Narinari . . ....: 208 
Afrika, Deutschost-, Kello- 
way . 150 
— Süd- ‚Dwyka- Konelomerat 304 
Alectaga saliens foss. 291 
Amani, Rotlehm 24 
Ammodiscus bartinensis 168 
Anadontophora canalensis 52 
— fassaensis 5l 
— subundata 5l 
Anas crecca . 803 
— Sp. 302 
Anisactinella octoplicata 78 
— pachygaster . 18 
— Salomoni . a 75 
Annaberg, Basalt 265 
Anomalina rudis 171 
Anoplophora sp. 10 
Anser sp. : 802 
Antarctis, Geologie 8 
— Windwirkung 10, 66 
Aptychenkalk, Vorarlberg 11 
Arcestes Sp. 5 75 
Archaeophis proavus Ä 54 
Arlbergschichten i 8 
Arpadites sp. . et 
Artefakte, Eberswalde 40 
Arvicola 'gregalis 294 
Asterias impressae . 166 
Augitporphyrit, Kiauts chou 158 
Aulacothyris cfr. conspicua 85 
Avicula cfr. arcoidea 86 
— cfr. caudata . 60 
— Gea 10 
— Sp. . 86 
— Sturi b) 
Badiotella excellens 69 
Balchaschsee 37 
basait, Annaberg 265 


i Seite. 
Basalt, Schantung . 161 
— Tsingtau ha: 161 
Bauxitartige Zersetzungs - 

produkte - 17, 24 
Becken, See-, Hebung 189 
— abflußlose, Hebung 39 
— — Verhinderung d. Ver- 

salzens . . 39 
Bilobitenartige Konkretionen 83 
Bison sp. £ 300 
Braunauer Land, Geologie 99 
Buchensteiner Schichten, Pre- 

dazzo 24 
Callovien, SW-Polen . 18 
— Tanga er mr SO 
Canis aureus var., Sevecken- 

berg 296 
— lagopus, Seveckenberg 297 
— spelaeus, Kitzelberg . 7 
-- vulpes, Seveckenberg 27T 
Carbon, siehe Karbon. 
Cap-Halbinsel, Wind- 

wirkung PR: 65 
Carcharodonten 14 
Cardita latemarensis 96 
Cassianella Ecki 95 
— Rosenbuschi 87 
Catalonien, Vulkane 240 
Ceratites Rombergi 70 
Cervus 9 Sevecken- 

berg : 300 
- tarandus, Seveckenberg 301 
Cordillere, Ost-, Ecuador, 

Alter A 94 
Coscinaraea monile 192 
Cristellaria Dunkeri 170 
— impressae 170 
— instabilis . 170 
— laevigata . 170 
— Münsteri . 170 


XL 
Seite. Seite. 
Cristellaria parallela . 170 | Diluvium, Thorn - Eberswalder 
— perobliqua 170 Haupttal . 40, 132, 159 
-— planiuscula 170 | — Trebnitz 241 
— pommeranica 170 | — Wartha-Camenz 290 
— protosphaera 170 | Dimetrodon 270 
— pulchella . 170 | — inecisivus N 273 
— Schlönbachi . . .. 170 | Diorit, Kiautschou J51 
Cruratula carinthiaca . . 63 Diplospirella Wissmanni var. 
Cucullaea cfr. impressa . . 95 aneulata  . 2 . 7) 
— Sp. 20296 Eloeser Oberschlesien 230 
Cyphastraea Intermedia . 1987) 2 2 SWEBolenee er en io) 
Cythere plicata . 167 | -- Tanga . Be . ) 
— quadrilatera 167 
a SUNIELENR. 167 | Eberswalde, Artefakte . . 40 
= OSoel - 167 | _ .Thorner Haupttal 40, 132, 159 
Czenstochau, Callovien . . 18 Ecuador, Ostcordillere, Alter 49 
Eifelosaurus triadicus . . % 
Daghestan, Jura 168 | Eiszeit, paläozoische, Salt 
— Kreide 171 Range 5 a 
Dahome, Furchenstein 141 | — — Südafrika . 47, 304 
ur Perar Er | Elmshorn; Interglacial 185 
Damesiella korosa uw | Eimbolopkoras ei 
Daonella Tommasü . . . 61 | Emscher, Schlesien 298, 304 
— cfr. Tommasü . . . . 93 | Encrinus cassianus . . . 9 
Dawsonites, Arktis . . . 96 | Endmoräne, baltische 132 
Deutschland, NO, Erdbeben 187 | Entwicklung, explosive, 
— Kalilager, Versteine- Ammoneen i 164 
zungen 02 aa, üischer eeree 164 
Devon, Krakau . . . . 16 | Eocän, Myliobatiden . le) 
— Mittel-, Poln. Mittelge- Eolithe, Eberswalde . . . 40 
birgee 0.2.22 7720 263, -Kauuscabellue ferus . og 
Diabas, Feldspat- Umwand- Erdbeben, NO- Deutschland 187 
lines EN 9 | Erzlager, "Harz . . 207 
Diceras gracile. . . . . 10 | — Oberschlesien 123, 127, 269 
—.Koeneni. ,. we amc rat ld 
— Reuberg . . -. 10 | Faulschlammgesteine . 188 
Didymospira octoplicata .1.,18 | Kavia minor. 72 1 
— pachygaster . . . . „28 | Feldspat, Umwandlung Sy? 2 
= Salomonie se. . 75 | Feuerstein, bearbeitet, 
Diluvium, Eberswalde . . 40 fherswalde 45 
— Elmshorn . . 185 | Finkenwalde, olaciale Stö- 
— Finkenwalde, Störungen 24 rungen . . BE: 
— Nama® 2 2,39) Bısche, Wildunger Devon 159 
— östl. Norddeutschland 21, 49 Fischreste, Bartin, Gault 166 
— Novogrudsker Kreis. . 1 | Fläming, Diluvium . 99 
— Polzin, Tertiärgeschiebe 93 | — Geschiebe, Kieselschiefer 108. 
Po . ...155 | — -- Muschelkalk 100 
"0.0 WePreußen Per i ‚0120 
— Seveckenberg, Wirbel- Ne lenmars, Kitzelbere ale 6 
tiere 290 | Elysch, “Vorarlberg 2 2 
_- ns naos 181 | Foetorius Eversmanni 298 
— Steinetal . 295 | Frondicularia ampulla 168 
— Tatra 171 | — coneinna . de 168 


XLII 


Seite. 
Furchenstein, Dahome 141 
Fußfährten, Mensch . . . . 9% 
Gastropoden, Kitzelberg . 7 
Gault, Bartin Aut (05) 
Gaußbere.." . .. ad 
Geobios 102188 
Gervilleia cfr. angusta ri 
— Sp. 47 
— spinosa . 102 
Geschiebe, Fläming, Kiesel- 
schiefer . : 103 
— — Muschelkalk 100 
— !Polain, Mena =. % 3 
— Voietsdorf, Kanten- 168, 207 
Glaukonitmergel, Callovien, 
Polen? 7 ONE RES Io) 
Globigerina cretacea . 171 


Glyptodontiden, Skeletbau x 67 


Gneisgranit, Kiautschou 133 
Goniastraea halicora . 174 
Granit Brocken .......2.182 
— Kiautschou R 129 
—_ ieseueeliies Gang-. 

gesteine . . 250 
Groß Walsertal,. Geologie a 
Guttulina strumosa Ba Iril 
Halobios . . 191 
Halswirbel, erster, Bildung . 109 
Halurgometamorphose . 209, 87 
Helgoland, Geologie .. . 1 
Hirundo rustica 302 
Hyaena spelaca 290 
Hystrix sp. 294 


Ichthyosaurus, Rekonstruktion 26 
Inselberge . 19 
Interglacial, NO- Deutschland 21,51 
— Eberswalde 40 


— Elmshorn 185 
— lau 171 
Jura, Daghestan 168 
= Oberschlesien. : ....7.172980 
SW. Bolenit N Er 8 
— Pommern EEE NR 4 
= 40: Preußen 2. mare 5 
— Selter ER PINTORN 10 
— Tanga 150 
Kalilaser, Hessen... rn... #7 
— Staßfurt 48 


- Werrasebiet .. .... "1147 


Kantengeschiebe, Voigtsdorf 
168, 

Karbon, Argentinien, Fische 

— Fangtse 

— Krakau . 

— Oberschlesien 

— Schui ling schan 

Kelloway, SW-Polen . 

— Tanga. . 

Kerguelen, Moorbildung 

— Windwirkung 

Kersantit, Kiautschou 

Kiautschou, Geologie 

— Karbon 

Kieselschiefer, Fläming, Ge- 
schiebe E Fa 

Kieslingswalde, Kreide 

Kimmeridge, Ostpreußen 

Kitzelberg, Gastropoden 

— Wirbeltiere EN 

Knollensteine, Finkenwalde 

Korallen, Äeypten“ u. Sinai, 
miocän . 

— — quartär 

Kreide, Annaberg . 

— Bartiu . 

— Daghestan 

— Heuscheuer . 

— Kieslingswalde . 

— Oberschlesien 

— Oppeln 

— Roter Berg . 

— Warnstedt i 

Kulm, Oberschlesien 

Kupferschiefererz 


1a, 227, 


140, 


Lagena pura 
Lagomys sp. 
Lagopus sp. . 
Laterit 
Lateritlehm, Amani 
Laven, Predazzo 
Lepus Sp. 
Liebea sp. 
Lima cfr. 
— Telleri 
Limnobios . 
Lingulina fureillata 
Lithophyllia sp. 
Lobolithen 
Topatinia . 


alternans 


Macrodon sp. . 
Malchit, Kiautschou 


Seite. 


207 
846 
166 

17 
273 
165 

18 
150 
119 

66 
153 
122 
165 


108 
2399 
86 


Mangan, Harz 

Marginulina bicostata 

— robusta 

— rostrata 

— striatocostata S 

Megalodon subtriqueter . 

Megaphyllites cfr. Jarbas- 
sandalinus 

Mensch, Eberswalde, 
fakte 

— tertiär . . { 

Metriorhynchus Jackeli 

Minette, Kiautschou 


re 


Miocän, Ägypten u. Sinai, 

Korallen j REN NE. 
— Kgl. Neudorf 232, 2338, 
— Oberschlesien 


Modiola gracilis 

Monte Bolea, Schlange 
Moorbildung, Kerguelen 
Muschelkalk, S-Deutschland 
— Fläming, Geschiebe 

— Oberschlesien, Erzlager 
— Predazzo 

Mussa cfr. rudis 

Myliobatis aquila 

— bovina 

— Dixoni 

— goniopleurus 

— cfr. latidens 

— striatus 

— toliapicus 

Myodes obensis 

— torquatus 

Myophoria_ cfr. costata 

— fallax 

— laevigata var. 
— — var. ovata 
— nov. Sp. ; 
-— cfr. simplex . 


elongata 3 


Nathorstites, Arktis : 
Neuffen, Bohrloch, Wärme- 


zunahme 5 
Novogrudsk, Diluvium 
Oamaru, Tertiär, Brachio- 

poden 


XLIV 


Seite. 
213 
169 
169 
169 
169 

7 


74 
12 


40 
97 
97 
153 


168 
249 
145 

10 

54 
212) 
218 
100 
125 

15 
193 
250 
203 
256 
254 
260 
258 
259 
295 
295 


148 


Oberschlesien, siehe Schlesien 


Oder, oligocäne 
Oligocän, Oberschlesien . 
Olot, Vulkane 


237 
143 
240 


Seite. 
Oppeln, Miocän . 143, 232, 249 
— Kreide ...143, 256 
Orbicella ambigua . . . 169 
— .annulatan.. 3.22. 19 Sag 
— cfr. Defrancei 172,7208 
—Humphreysi ... .. . est 
=, Lyonsi' -... sn... Se 
— Schweinfurthi 170 


Orthoklasporphyr, Kiautschou 147 


Östrea virgula, Bartin 166 
Pecten Broili >. 2.2. Seren) 
—" diseites 2 WR. 2 ve 
— — var, inornata'. Wr 
“—'fassaensis .*. Ua 
— filosus \ une ea 
— interstriatus.. » 27.7792 
— predazzensis . 92 
Pelycosaurier, Texas, Schädel 268 
Pentacrinites astralis . 167 
DermaPredazzor mr Pre 8 
Plerastraea Savienyi . . . 194 
Pleuronectites sp. . . 89 
Polen, Mittelgebirge, Devon 6 
— SW-, Calloyien ° . . 777218 
Pommern, Jüraos:, See 4 
Porphyrit, Fangtse 160 
—  Kiautschon N ee 
Posidonomya obliqua . . 94 
— plana . : > 
Präglacial, NO-Deutschland 21, 52 
Predazzo, Keologien Er 1 
==" Per... 2. N 8 
—' Trias. -. 702, Aus 
Problematicum 2 a er 
Pseudocucullaea 2 
Pseudomonotis Bittner . . 93 
— CAMUNa. .. 0.0 u 
— ‘Teller. 0. a a 
Pteraspis dunensis. 2703 


Quarzporphyr, Kiautschou . 142 


Quartär, Agypten u. Sinai, 
Korallen . u er 
— NO-Deutschland . . . a 
— Eberswalde . . . . . 50 
— Elmshorn a a ee 
— Finkenwalde, Störungen 24 
—HElämineinn. 
— — Geschiebe :7:10072108 
— Novogrudsker Kreis . . 1 
—_ Se. Wirbel- 
tieren: 2 


XLV 


Seite. 
Quartär, Steensigmoos 181 
— Steinetal . 21295 
— Tatra . . DE MEN 
— Thorn- Eberswalder 

Haupttal . 40, 132, 159 
— Trebnitz ae, 920 
— Wartha-Camenz 290 
Quellen, artesische, Theorie 5) 
Reuberg, Diceras END) 
Rhabdogonium acutangulat. 169 
Rhadinichthys argentinicus 846 
Rhinoceros tichorhinus 299 
Rhynchonella cfr. Attilina . 84 
— cfr. bajuvarica . 83 
— Caressae . 81 
— Richthofeni 83 
— E. Suessi 82 
— Sp... 80 
Riesengebirge, Granit, Gang- 

gesteine 150 


Riffkalke, Ägypten u. Sinai 168, 


RE 181 
— Umwandllung 201 
Rotlehm, Amani 24 


Rotliegendes, Oberschlesien 140, 


142, 229 
Rumpfflächen 193 
Salzton, Entstehung . . 50, 73 
— Leitschicht tg, 
— Versteinerungen . . 51,%2 
Schizodus sp. 47 


Schlange, Mte. Bolca, eoeim 54 


Schlesien, Glatz, Kreide 27 
— Heuscheuer, Kreide 303 
— Ober-, Basalt 269 


— — Erzlagerstätten 123,127, 265 
— — Gebirgsbau u. Strati- 


graphie . 2 AT 
— — Karbon 140, 227, 273 
— — Kreide : ne 
— — Kulm . 140 
— — Jura a I), 
— -— Miocän 143, 232, 249 
— — Oligoeän . 143 
— Rotliegendes 140, 143, 229 

— Trias . . 287 
ler ie Gebirge, Geologie 287 
Schwerspat, Harz . . 213 
a nebläms, ‚Spalten- 

wässer PLA un: 
eltern Jura. 4 


Senon, Warnstedt . 
Sinai, pleistoz. Riffe . 
Solenastraea anomala 


Sphärolithporphyr, Kiautschou 


Spaltenwässer, 
bildung . ; 
Spermophilus Tafescen: ; 
Spirifer mosquensis 
— Murchisonianus 
— — var. globosa 
— supramosquensis 
Spiriferina pia var. 
Spirigera trigonella 
— Wissmanni var. angulata 
Spirillina tenuissima . 
— trochiformis . 
Staßfurt, Kalilager 
Stausee, zw Wartha 
Camenz : 
Steensigmoos, Tapes- Sand . 
Steinkohlenformation, Ober- 
schlesien 
— Schantung 
Stylophora cfr. elongata 
St. Vincent, Windwirkung . 
Sudeten, Gebirgsbau 
— Mittel-, Bruchgebiet . 
Sumatra, Nord-, Vulkane 


Schwerspat- 


dinarica 


und 


Tanga, Kelloway 8 
Tapes. "Land, Steensigmoos ; 
Tatra, Interglacial 
Terebratella oamarutica 
Terebratula oamarutica . 
Terebratulina oamarutica 
Terrassen, Steinetal 

— See-, Wartha-Camenz 
Tertiär ‘Mensch : 
Ägypten u. Sinai Korallen 
Alpen, Be f 
— Dahome : 
Fläming . . 

Mte. Bolca, Schlange 
Oamaru, Brachiopoden 3 
Oberschlesien 

Oppeln 933, 238, 
Polzin, Geschiebe . 
Textularia cordiformis 
Thorn-Eberswalder Haupttal 


132, 
Trebnitz, Quartär . 
Trias, Arktis, Dawsonites 
— — Nathorstites 


140, a27, 
165, 


54 
148 
143 
249 

33 
168 

40, 
159 
241 

96 

96 


Trias, Keupertransgression . 
— Fläming, Geschiebe . 
— Groß Walsertal 

— Oberschlesien 

 — Predazzo . 

— Sardinien : 

— Süddeutschland 

— Sumatra 

— Vorarlberg 

Tuffe, Predazzo 


Uneinulina polymorpha 
Ursus sp. . IE 


Vaginulin= angustissima 

— arguta £ - 

— hama ar 

— incompta 

—- — var. striata . 

— orthonota 

— Strombecki 

— truncata 

Venus Hupfeldi 

Vergletscherung, p aläozoische, 
Salt Range 


— — Südafrika . . . 47, 


Vespertilio sp., Kitzelberg . 


XLVI 
Seite. Seite. 
158 | Vorarlberg, Arlbergschichten 
100 | — Aptychenschichtten . . 1 
10 | = Elysch) Erle 2 
%0 | -Lias .. re .. 
9 | Vulkane, Catalonien . . . 240 
151 | -—-N- Sumatra 5 
218 
61 | Wärme, Eigen-, bitum. Ge- 
s steine ; 183 
34 Wärmezunahme, Bohrl. Neuffen 174 
Waldheimia cfr. conspieua . 85 
167 | Warnsiedt, Senon . 20 2203 
299 | Wellenkalk, Wertheim . . 218 
Wengener Schichten, Predazzo 18 
169 | WerfenerSchichten, Predazzo g 
169 | Wildungen, Devon. Fische . 159 
169 | Windwirkung, Antarktis . . 66 
169 | — Cap Halbinsel . . . .. 65 
2169 | — Kerguelen . .... 1, 222 w6n 
169 b.— St. Vincent; . s.1.. rer 
169 | Würbelbildung . . . „ 22209 
169 
144 | Zechstem, N-Deutschland, 
Versteineeungen . . 47, 72 
166 | Zersetzungsprodukte, bauxit- 
304 artige u ee 
6 | — Jateritarige .  . 0. 22 


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Hann. 1836. M. 21 Tafeln. 

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Über die genetische Verschiedenheit vulkanischer Kräfte. Eine Studie 
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und Dschölän. Beschreibung der im Grassi-Museum zu Leipzig aus- 
gestellten Zeichnungen der vulkan. Schöpfungen dieses Gebietes. 1903. 


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bildenden Mineralien M. 112, — 

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bearbeitet von 


Dr. Alfred Bergeat, 


Professor der Mineralogie und Geologie 
an der kgl. preuss. Bergakademie zu 
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2. Tektonische Geologie 50 > M. 70,— 
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Pseudofossilien. . 30 Diapositive M. 42,— 


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Bonn a. Rhein. 


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für die geologisch-paläonto- 
logische Abteilung unseres 
Museums einen promovierten, bereits 
mit Museumsarbeiten vertrauten 


Assistenten, 


der auch gelegentlich die mineralo- 
gische Abteilung mit übernehmen 
muß. KRemuneration M. 1800.— 

Anmeldungen sind bis 1. Januar 
1905 zu richten an die Direktion 
der Senckenbergischen Naturforschen- 
den Gesellschaft zu Frankfurt a. Main. 


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Die Kalahari. 


Versuch einer physisch-geographischen Darstellung der Sandfelder 
des südafrikanischen Beckens 


von Dr. Siegfried Passarge 


Privatdozent an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin. 


Herausgegeben mit Unterstützung der Königlich Preussischen 
zuzszuzuzu Akademie der Wissenschaften. =usuzuzuzu 


ee 


Eee 


KERNE 


Mit 3 Tafeln und 33 Abbildungen nach Original-Photographieen des 
Verfassers im Text, sowie 7 Abbildungen im Anhang, nebst einem Kartenband | 
enthaltend 11 Blätter physikalische und geologische Karten nach Orieinal- 2 
aufnahmen der Expedition der Gesellschaft British West Charterland im Ngami- E 
land und den bisher veröffentlichten Materialien, 9 Blätter mit geologischen { 
Profilen und Kartenskizzen, sowie ein Blatt landschaftliche Panoramen. 


Geheftet M. 80,—. Gebunden in Haibfranz M. 90,—. 


| 
| Das vorliegende Werk behandelt die Ergebnisse von geologischen 
und geographischen Untersuchungen die Dr. S. Passarge als Geolog der 
Gesellschaft British West Charterland Ltd. im Ngamiland in den Jahren 
1596—1898 angestellt hat. Das Werk zerfällt in 4 Teile. Zunächst 
wird in 5 Kapiteln ein Überblick über die Entdeckungsgeschichte, die \ 
eigenen Reisen, die physisch-geographischen, geologischen und klimatischen 
Verhältnisse Südafrikas südlich der Kongo-Sambesi-Wasserscheide gegeben. | 
Der folgende Abschnitt behandelt die Ergebnisse der eigenen Aufnahmen R 
des Verfassers in 24 Kapiteln. j 
Im dritten Teil werden die Resultate der gesamten Beobachtungen ' 
| in 7 Kapiteln zusammengefaßt und die Beziehungen zwischen der Kalahari | ä 
und den Randgebirgen Südafrikas erörtert. Nach Darlegung der morpho- 
logischen Verhältnisse wird die geologische Entwicklung des Sockels von | 
“ Südafrika behandelt. 
Der vierte Teil bezieht sich auf die Vegetationsverhältnisse. 
| Es folgen 9 Anhänge mit Erörterungen über die Aussprache, die 2) 
' Karten, die Profile und Panoramen und die astronomischen Beobachtungen. 
| Die Aufzählung der gesammelten Gesteine wird von den Notizen begleitet, 
|| die Professor Kalkowsky während der Bearbeitung der Sammlung nieder- . 
geschrieben hat. Dazu kommen als besondere Arbeiten die chemischen . 
Analysen von Dr. Elich, die Bearbeitung der Mollusken von Professor 
Dr. von Martens und der Bacillariaceen von Hugo Reichelt. Ein Ver- | 
zeichnis der gesammelten und beobachteten Pflanzen bildet den Schluß. 
Abgesehen davon, daß das Buch bisher geographisch wenig bekannte, . 
geologisch noch unerforschte Gegenden behandelt und zum erstenmal 4 
eine zusammenfassende Darstellung der gesamten Kalahariregion auf 
wissenschaftlicher Grundlage versucht wird, enthält es.insofern Neues, als 
für die Erklärung mancher wichtiger Oberflächenformen, wie der spezifisch | N 
| südafrikanischen Kalkpfannen, Vleys und anderer geschlossener Hohlformen, | 
ii sowie für die Beschaffenheit und Umgestaltung der Steppenböden Kräfte 
herangezogen werden, die bisher nicht berücksichtigt worden sind, nämlich 
die Herden großer Säugetiere und die Bodentiere. 
Ein ausführlicher Index eibt dem Buch den Charakter eines Nach- 
| schlagewerkes. 


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Taschen-Härteskala. 


Sechs konisch geschliffene Mineralspitzen sind in drei 

vernickelte Stifte (je ca. 10 cm lang) gefaßt, sodaß 

jeder Stift an jedem Ende eine Mineralspitze führt: 

Erster Stift, Härtegrad 6 = Orthoklas Härtegrad 7 = Quarz. 

Zweiter ,„ N 1.32 /MTkKon.. .. >, 8 = Topas. 

Dritter, = 8.5 = Chrysoberyll 9=Korund. 
Drei Stifte in elegantem Etui M. 10.— 


er 


Vom I} 
Unterzeichneten 


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No. 1. THE EASTERN 
WITWATERSRAND 


This Map represents the Eastern Extension 
of the Main Reef series. It extends from the 
Driefontein Consolidated Mines on the West, 
to Witklip on the East, and from Witkopje on 
the North to Voeelstruisbult on the South, 
thus covering the district in which the greatest 
activity has been displayed since the War. 
Size of Map, 40 in. by 25 in. Apart from 
general information, this Map shows all the 
boreholes at which the Main Reef series have 
been intersected to date; also the depth at 
which the reef has been struck, the width, 
assay value and dip of the reef. A special 
feature of the Map is, that the area containing 
the Main Reef series at payable depth is 
distincetly shown. The colours denote whether 
the owner has the Mining Richt over the whole 
of the area, or whether he will only retain a 
portion on proclamation. Public diggings are 
shown in a different tint. 


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. Die staatlichen geologischen Landesaufnahmen (Übersichts- 


tableaux Fig. 1—13: Baden, Bayern, Dänemark, Elsass- 
Lothringen, Finnland, Hessen, Norwegen, Preußen, Sachsen, 
Schweden, Württemberg, Japan). 
eische Karte (Tabl. 14.) 


. Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Geologie, 


Paläontologie, Mineralogie und physikalischen Geographie 
an sämtlichen Hochschulen der Erde. 


mineralogische und paläontologische Gesell- 
schaften. 


. 1. Internationaler Kongress für Berg- und Hüttenwesen, für 


angewandte Geologie und Mechanik in Lüttich. 


. Adressbuch. 
. Die öffentlichen und privaten geologischen 


und paläontologischen Sammlungen Europas. 

Tiefbohrung aus der scheinbaren 
Mächtigkeit und dem Einfallswinkel einer Schicht die wahre 
Mächtigkeit und den Abstand des Ausgehenden vom Bohr- 
punkte zu bestimmen. 


. Isogonen- u. Deklinationskarte von Mittel-Europa für 1905. 


‘. Nachweisung der Bezugsquellen. 
. &ewichte und Maasse.. 


. Die wichtigsten Ba nie Bestimmungen. 
Maassstäbe. 

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Benecke, E. W. Die Versteinerungen der Eisenerzformation von Deutsch-Lothringen 
und Luxemburg. Mit 1 Atlas von 59 Taf. Strassburg 1905. M. 40.— 
Branco u. FKraas. Das kryptovulkanische Becken von Steinheim. Berlin 1905. Mit 
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Minist. d. travaux publ. En 7 coul. 64x58 cm. 1905. M. 1.50 
Cohen, E. Meteoritenkunde. Heft 3. Stuttgart 1905. M. 14.— 
Cossmann et Pissaro. Faune cocenique du Cotentin. (Mollusques). 2 vols. Paris 
1905. Avec 51 planches. M. 65.— 
Curle, J. H. The Gold Mines of the World. 3. edition. With many figures and maps. 
London 1905. M. 13.— 
Dechy, M.v. Kaukasus. Reisen und Forschungen im kaukas. Hochgebirge. 3 Bde. 
18%, 15, INE M. 40.— 
‚Doeiter, C. Physikalisch-chemische Mineralogie. Mit 66 Textfiguren. Leipzig 1905. 
Lwd. _. M. 13.— 
Frech, F. Uber den Gebirgsbau d. Tiroler Zentralalpen mit bes. Rücks. auf d. Brenner. 
M. geol. Karte, 25 Taf. u. 4S Fig. Innsbruck 1905. M. 8.— 


Futterer, K. Durch Asien. Fortges. v. Fr. Noetline. Bd. II: Geologische Charakter- 
Bilder. Tl. I: Das Atlas-Gebirge. Das nördl. Tarimbecken. Der östl. Thien-shan. 
Die Wüste Gobi zw. Hami und Su-tschou. Berlin 1905. Mit 166 Fig., 43 Tafeln und 
2 geol. Karten. M. 20.— 
Hateh, F. u. G. Corstorphine. The geology of South Africa. XIV and 348 pp. 
W. geol. maps of S. Africa a. Transvaal, table of S. African strata a. S9 fig. London 


1905. Cloth. M. 21.— 
Heim, A. Das Säntisgebirge untersucht u. dargestellt. Mit 120 Fig. u. 1 Atlas v. 39 Taf. 
u. 3 geolog. Karten. Bern 1905. M. 40.— 
Kayser, E. Lehrbuch der Geologie. Tl. I. Allgemeine Geologie. 2. Auflage. 1905. 
Gebunden. M. 20.— 
Kemp, J.F. The Ore deposits of the United States and Canada. 6th. impression. 
London 1905. Cloth. M. 21.— 
Köhler, G. Die Rücken in Mansfeld u. in Thüringen, sowie ihre Beziehungen zur Erz- 
führung des Kupferschieferflötzes. M. 13 Taf. Leipzig 1905. M. 5.— 
Levat, D. L’Industrie aurifere. Paris 1905. M. 24.— 
Marr, J. E. An introduction to Geology. London 1905. M. 3.— 
Moisel, M. Karte von Deutsch-Ostafrika m. Angabe der nutzbaren Bodenschätze. 
1:2,000,000. 2. Aufl. 93,5 x 72 cm. M. 5.— 
Petroleum. Zeitschrift für die Interessen der Petroleum-Industrie und des Petroleum- 
Handels. Hrsg. v. P. Schwarz. (zweimal monatlich) pro Jahr M. 24.— 
Rau, K. Die Brachiopoden des mittleren Lias Schwabens mit Ausschluss der Spiriferinen. 
M. 4 Taf. Jena. 1905. 4. M. 16.— 
Rinne, F. Praktische Gesteinskunde. 2. Aufl. Hann. 1905. 285 Seiten m. 3 Taf. u. 
319 Fig. Geb. M. 12.— 
Sachs, A. Die Bodenschätze Schlesiens. Erze, Kohlen, Nutzbare Gesteine. Leipzig 1905. 
M. 5.— 

Sollas, W. J. The Age of the Earth a. other geological studies. With figures. London 1905 
M. 10.50 

Zimmermann, E. Die Geologie des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Hildburgh. 1903. 
M. 3.—. 


m Laufe des nächsten Monats werden erscheinen: 


Kataloge Nr. 6b. Sammlung von 416 Holzkrystallmodellen, 
enthaltend sämtliche in Prof. P. Groth’s Lehrbuch der physikalischen Krystallo- 
graphie (4. Aufl. Leipzig 1905) abgebildeten Krystallformen und Kombinationen. 

Katalog Nr. 19. „Krystaillmodelle und krystallographische 
Apparate‘, reich illustriertes Supplement zu dem Katalog 1b. 

Soeben herausgegeben: 

Petrographisches Semesterverzeichnis Nr. 4, enthaltend eine 
grosse Anzahl neu erworbener Gesteine, die in petrographischer und geologischer 
Beziehung sehr interressant sind; Verzeichnis von Weteoriten und von 
Meteoriten-Dünnschliffen. 


Dr. F. Krantz, Rheinisches Mineralien-Kontor, 
Fabrik und Verlag mineralog. und geolog. Lehrmittel 
QÜ Gegründet 1333. Bonn a. Rhein. Gegründet 1833. 


ff Im Laufe des nächsten Monats werden erscheinen: ") 


Ich erwarb den kleinen Rest von 


L. RÜTIMEYER 


Gesammelte kleine Schriften allgemeinen Inhalts 


aus dem Gebiete der Naturwissenschaft s 


nebst einer autobiographischen Skizze. 


= Herausgegeben von H. G. Stehlin. — 
2 Bände 
Mit 1 Porträt, 1 Karte und 7 Figuren. 
400 und 456 Seiten 


und liefere das Werk soweit der Vorrat reicht statt Fres. 13. — 


für Mark 6.— 


Inhalt. 


Band I: Autobiographie L. Rütimeyers — Über Form und Ge- 
schichte des Wirbeltierskeletts — Über die historische Methode 
in der Palaeontologie — Über die Aufgabe der Naturgeschichte. 
— Über die Herkunft unserer Tierwelt (mit Karte) — Die 
Grenzen der Tierwelt — Die Veränderungen der Tierwelt in der 
Schweiz seit Anwesenheit der Menschen. — Über die Art des 
Fortschrittes in den organischen Geschöpfen. 


Band II: Vom Meer bis nach den Alpen. Schilderungen von 
Bau, Form, Farbe unseres Kontinentes auf einem Durchschnitt 
von England bis Sizilien. — Die Bevölkerung der Alpen. — 
Ein Blick auf die Geschichte der Gletscherstudien in der 
Schweiz. — Die Bretagne. Schilderungen aus Natur und Volk. 
— Biographien von L. Agassiz, Ch. Darwin, P. Merian, 
B. Studer. — Verzeichnis der Publikationen L. Rütimeyers. 


Es sei darauf hingewiesen, daß die berühmte Arbeit 
„Über die Herkunft unserer Tierwelt“ allein im Handel mit 
M. 6.— bezahlt wird. 


Leipzig, Leplaystr. 1. 


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