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Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft
(Abhandlungen und Monatsberichte)
71. Band
1925
(Mit 28 Tafeln)
Berlin 1926
Verlag von Ferdinand Enke
Stuttgart
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Inhalt.
Hinter dem Titel der Veröffentlichungen bedeutet A: Abhandlung,
B: Briefliche Mitteilung und V. Vortrag.
(Die Seitenzahlen der Monatsberichte sind kursiv
gedruckt.)
' See
Seite
Au. ErRNsT: Über eine ausgestorbene Riesenschildkröte der
Insel Teneriffa. Anhang zur Abhandlung von Herrn
GAGEL. (Mit 12 Textabbildungen.) A a an ee ar he 375
AHRENS! Bemerkung zum Vortrag des Herrn Quinise. V 125, 137
ATLICH: Über ein neues Verfahren zur Klassifizierung des
Formsandes. V . 2m 0 m ren 203
BiRTLınc, R.: Die Beziehungen der Steinkohlenbezirke im
östlichen Teile des nordwesteuropäischen Karbongürtels.
a En ae ae es ee a ee a 190
— Über einen Laufsteg im Liegenden des jüngeren Löß bei
\ Hörde i.W. (Mit £ Textabbildungen.) V...... 127, 138
BEHREND: Vorlegung der von Herrn KeILiAck "gesammelten
Phosphatproben (Titel). V .. . CL En nr. 126
Beec, G.: Zur Geologie des Riesengebirges. DB 2 un ae I
RLANKENHORN, M.: Allgemeine Ergebnisse der neucren geo-
logischen Aufnahmen in der Hessischen Senke. V .. . 202
— Der sogenannte Syrische Bogen und die erythräische
Geosynklinale. Vo... 2. on onen 199, 206
— Eine neue geologische Übersichtskarte von Palästina. V 201
Böns, JoH.: Zur Fauna des Oberen Alb mit Mastigoceras
adpressum Sow. sp. bei Ootmarsum (Holland). rn
Talel X. -A 2 2.2 4. 0% 2 si ai i .. 198
BEinkMAnN: Tektonik und Sedimentation im deutschen Ti jas-
DECKEN. 32V + a a a ee A 200
v. BCLow, Kuren: Interglazial und Interstadial in Pommern.
(Mit einer Textabbildung.) B ...:..: 2 2 2 2 22. 113
CORREXNS, C. W.: Über das Alter des Wollenbergquarzites
bei Marburg (Lahn). Vo. oo oo rn 243
DEECckKE, W.: Das innere System im west- und süddeutschen
Thermalphänomen. 7: ee a EEE 8%
Dors, Paur: Das Auftreten der Gattung „Ringsteadia
SALFELD‘‘ im unteren Malm der nördlichen Franken-
alb. (Hierzu Tafel XVIL) A . 2... 2222000. 529
Fixnces, L.: Zur Frage der Altersstellung der Landecker
Basalte. V - > Senn nn nenn 255
FiscHER, F.: Neuere Forschungen zur Entstehung der Kohlen.
TE a er ee 534, 7/90
Frcus. A.: Gedenkrede auf AUGUST DENCKMANN (Titel). V 74
Original from
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IV
Seite
FuLpA, E.: Temperatur und Übersättigung der Laugen bei
der Bildung von EL (Mit einer Text-
abbildung.) V . 2.427, 146
GAGEL, O.: Begleitworte zu der Karte von La Gomera mit
einem Anhang über die Calderafrage. (Hierzu Tafel
XAXIL bis xXXV III und 7 Textabbildungen.) A:. 551
— Über die stratigraphische Stellung und Beschaffenheit der
roten Termschichten Norddeutschlands. (Mit einer Text-
äbbildung) U 2 2% 2 ie 0 2 see na ke 2
— Vorlage einer geologischen Karte von La Gomera (Ka-
narische Inseln) nebst Bemerkungen über das dortige
Grundgebirge und die Tiefengesteine (Titel). V .. ....203
GOTHAN, W.: Gemeinsame Züge und Verschiedenheiten in
den Profilen des Karbons der paralischen und lim-
nischen Kohlenbecken ee (Mit 2 Tabellen.)
V .391, 290
— Neue Funde. fossiler Flora aus "Thüringen. B.....251
GoTTscuick, F. und Kraxsz, W.: Zur Tektonik des Stein-
heimer Beckens. B
Gripr, K.: Eine morphologise he Grenze im nordw estdeutschen
Flachlande und ihre Bedeutung. V . . nn. 125, 128
GRUPE, O.: Über epirogenetische Vorgänge im nordwest-
deutschen Weißen Jura. V. . 9]
HAAck, W.: Bemerkungen zum Vortrage des Herrn GaGEL
über die roten permischen Gesteine Norddeutschlands
und vorläufige Mitteilung über Devon in Schleswig-
Holstein. V x... nr ke A ee ee ae
— Erläuterungen zu einer 'Strukturkarte des Osnabrücker
Landes. (Hierzu Tafel VII) A ... 166
HAARMANN, E.: Die kimmerische Phase der saxonise hen Ge-
birgsbildung im subherzynen Becken. V .... 263
Hrkı.LmErs: Gauverwandtschaftliche Beziehungen der rot-
liegenden Eruptivgesteine Deutschlands (Titel). V .. 74
— Über den Einfluß der rotliegenden Gebirgsbewegungen
auf die rotliegenden Eruptivgesteine Deutschlands. (Mit
15 Abbildungen.) V. a ee ee re 6
HENKE, W.: Die Untersuchung über die Faziesverhältnisse
im Unter-, Mittel- und Oberdevon des südlichen Sauer-
landes. V . .202..2..498, 240
— Die Verw endung. von “ Raumbildern in isometrise her Pro-
jektion (stereographische Darstellung von Srtach) im
Gangbergbau V .. 2. 2 2 2 nn nn nenn nn en. 200
JENXTZscH, \.: Über den Wasserhaushalt des Inlandeises. 3 284
JoUNsEN: Zur Salztektonik und Salzmetamorphose (Titel). V 2
KEILHACK, K.: Die geologischen Verhältnisse der Umgebung
von Reykjavik und Hafnarfjördur in Südwest:Island.
Frläuterungen zu einer geologischen Karte 1:50000.
(Hierzu Tafel I—VII und 2 Textabbildungen.) A. . . . 147
— Zur Geologie des östlichen Teils der Insel Curacao und
ihrer Phosphatlagerstäften (Titel). V ... 126
Krins, H.: Die Entstehung der Kalke in Süßwasserseen und
in Meeren. — Ein Ve rgleich., V . .1,3
— Die Spaltung «des Rostrums von Belemnitella mucro-
nata Senn. (Mit 6 Textabbildungen). 3 ........9
de chige Fr Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Kıuinn, H.: Verkieselungen in Kalken. V ....... 203, 239
v. KLEBELSBERG, R.: Das Antlitz der Alpen. A... .... 372
— Die Erhebung der Alpen. B .....: 2 2 2222. 275
— Ein Vorkommen jungvulkanischen Gesteins bei
Brixen a. E. (Südtirol. B .... 2 2 2 2 m 2 nn. 269
KoERNE, W.: Uber einige methodische Fragen der Grund-
wasserkunde. (Mit 4 Textabbildungen.) V....... 75
Kranz, W. und GoTTscaıck, F.: Zur Tektonik des Stein-
heimer Beckens. B ......:. 02 0.
KeitseL: Neue Pflanzenfunde im Devon von Elberfeld. V 197
KRtuBEck, L.: Stratigraphische und biologische Studie über
den untersten Dogger (Schichten des ZLyfoceras torulosum
SchCsL.) bei Hetzles am Leyerberg unweit Erlangen
(Nordbayern). A... 0 m nen 1:
Kretk, P.: Über den Aufbau des Karbons im mittleren
Lippegebiet im Rahmen der Gesamttektonik des Ruhr-
steinkohlengebirges. V . 2. 2... 2 2 2 2 VL 222. 190
Kryu: Zur Systematik der Sphaerite (Titel. V...... "203
LAGE, W.: Zur Paläogeographie und Ammonitenfauna des
Lias a, nebst einer Revision der Nürtinger Psilonoten-
fauna. (Hierzu Tafel XIX—XXIL und 13 Textabbild. A 439
LEBLInG, CrL.: 'Molasse und Alpen zwischen Lech und
Salzbach. (Hierzu Tafel IX.) A . . : 2 2.22 2 2 00. 185
LÜDEmANN, K.: Geschichtliche Bemerkungen zur Verwendung
der isometrischen Projektion im Bergbau und in der
Genlogie: „DB: Sa er Kan ee ee $ 102
TAEUKELMANN, W.: Entwurf einer tektonisch- geologischen
Übersichtskarte des Rheinischen Schiefergebirges i. M.
22000057 Sr. ee we a 196
PETRASCHECK, W.: Geologie der Schlagwetter. V...... 195
v. PRILIPSBORN: Über die Urlaugen im deutschen Salzgebirge
CHitel).- Vo ca sn ee aa ee m
Porosik, R.: Zur Kohlenpetrographie und Kohlenentstehung.
vV.. 203
QUIRING, H.: "Über Glimmerklüfte, Lettenklüfte, Schichtung
und Schieferung am Südabfall der Niederen Tauern.
(Mit 1 Textabbildung.) Ve ee a a ee Anh 125, 130
RicHTeEr, M.: Über den Bau des Ammergebirges. (Mit 3 Text-
abbildungen:) A =» 2: a2». 82 Wen wen: 239
— Unter- und Mitteldevon im südlichen Oberbergischen. V 196
Rınne: Bemerkungen über den Fließdruck von natürlichen
Salzen (Titel): .V ea w. zu: Eee een a 74
SALFFELD, H.: Sedimentation und undatorische Bewegungen
im nordwestdeutschen Becken zur jüngeren Jurazeit
(Ditel)e. U. 8 u 0.4 Ban Be a a 74
SCHEUMANN: Über den eokambrischen Magmenstamm der
sächsisch-thüringischen Gneisprovinz (Titel). V ....73
SCHINDEWOLF, O. H.: Einige Bemerkungen über das Sphaero-
codien-Konglomerat von Alt-Liebichau bei Freiburg in
Niederschlesien. A .: : .: 2 2 2 2 2 u m ne. . 84
— Zur Kenntnis der Devon- Karbon- Grenze in Deutschland. Vv 19
de chige Original from
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vl
Seite
SCHMIDT, H.: Der Kellerwaldquarzit — eine Fazies des
Unterkarbons. V 2 2 2 een .....20
— Die Gliederung des Karbons auf Grund von Goniatiten. V 2, 25
— Diskussionsbemerkung zum Vortrage von Herrn Gortuas,
— Schwellen- und Beckenfazies im ostrheinischen T.aläo-
zoikum. (Mit 3 Tektabbildungen.) V ........42799, 220
SCHNITTMANN, FR. X.: Beiträge zur Kenntnis des Franken-
jura. Die Kreideablagerungen und Verkieselungserschei-
nungen im Frankenjura südlich der unteren Altmühl.
(Mit einer Kartenskizze im Text) A ..... 206
SCHREITER, R.: Über eine Sandsteinstufe mit mutmaßlichen
Bohrlochausfüllungen von Pholas sclerotites GEIN. aus
dem Turon von Groß-Cotta bei Pirna. (Mit 1 Text-
abbildung) B ... se OL
SEIDL, E.: Das Problem der Kerbwirkung (Titel). v . 26
— Die Gesetzmäßigkeiten der Karbildung in den nördlichen
Kalkalpen. V .. 222 2 2 2 2 nn. 253
— Kerbwirkung in Technik und Wissenschaft; Kerbwir kung
in der Geologie. (Mit 35 Textabbildungen.) A... 0.800
SEITZ, O.: Die Bedeutung der ‚Transformation‘ des Liegen-
den von gefalteten Transgressionsflächen. 3 . . . . . 2606
SOERGEL, W.: Die Säugetierfauna des altdiluvialen Ton-
lagers von Jockgrim in der Pfalz. (Hierzu Tafel XVII
und 1 Tabelle.) A .. 405
STACH, E.: Isoınetrische Raumbilder in Ber bau und Geolorie. a
234
— Zur Petrographie und Entstehung der Peißenberger Pech-
kohle. (Hierzu Tafel XI—XVI und 1 Textabbildung.) A 260
STAPPENBECK, R.: Die Anthrazitlagerstätten Nordperus. V 795
STILLE. H.: Die Abtrünnigkeit der saxonischen Tektonik
(Titel). V .. 1
STROMER, E.: Der Rückgang der Ganoidfische von der Kreilde-
zeit an. A .... . 348
TILMANN, N.: Der Bau des Rheinischen & ‚hiefer rebirges. V 199
TSCHIRWINSKI, P.: Petrographische Verhältnisse der Karbon-
sedimentgesteine des Donetzbeckens era) (Mit
1 Textabbildung.) Mt EL
VAN WERVEKE, L.: Bemerkungen zu Hu. Kı. AHN, Eine wich-
tige Verwerfungslinie im Münstertal (Oberelsaß). — Beob-
achtungen über den Einbruch des Türkheimer Granits
in dem Kammpgranit und den ? Pe. (Mit
1 Textabbildung.) . . . 222 2200. 106
WILDSCHREY, ED.: Diluvialfragen des Industriegebietes. v 203, 244
WOLDSTEDT, P.: Die großen Endmoranenzüge Nordkieutsch-
lands. (Mit einer Übersichtskarte im Text.) A... 172
— Die kimmerische Phase der saxonischen Gebirgsbildung
im subherzynen Becken. V ... 258
v. Wonr, Hans: Zur Sau der Hochfellngrupne im Chiem-
gau B . 66
WoLrr, W.: Die Oser von Strausberg” BE Berlin. (Mit
3 Textabbildungen.) V ... 2 22... 280, 259
de chige Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Wres, A.: Über alte
Wunsiedler Marmorzuges,
ZUNKER:
vi
geschieferte en aus des
(Mit 5 Textabbildungen) B 174
Die Erstarrung der Magmas als Ursache der Erd-
behen der Gebirgsbildung und der Vulkane (Titel. V 203
Druckfehlerberichtigungen .......2. 2.2 2 2 2 20. VIlI
Neueingänge der Bücherei . ......2 2.2.2.0. 581, 72, 286
Ortsregister Da an a Nena N ee ee ee a 289
Protokoll der Sitzume am 7. Januar 193 .....220. 1
“> „ 4 Februar 125 . . . 2.220200 2
S “ m #4, März 185.2 3: 2... 200% 73
a T a ; 1:April IR 0 aa ee 74
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: „ 10. Juni 1925 1206
m 3. = Ju. 8.250 680% 127
Protokolle der Sitzungen der Hauptversammlung vom 11. bis
14. August 1925 in Münster i. Westfalen . ...... "189
Protokoll der Sitzung am 11. August 1925 ..... 2.0. 189
Protokoll der geschäftlichen Sitzung am 12. August 1925 192
Protokoll der
"wissenschaftlichen Sitzung am 12. August 1995 195
’mtokoll der Sitzung am13, August 1925 . .: : 2.2.22... 199
„ 14. August 1925. a 2. 202
= „ 4. November 1RD . . ...... 253
„ 2. Dezember 1925 .. ...... 257
Protokoll der Wahlv erhandlung am 2. Dezember 195. 256
Sachremster- u cn a ne ee a ie Wrede ah a 297
Vorstand- und Beir a Bel u en Ai ur Be Sr re San Aa 2506
Die einzelnen Hefte dieses Jahrganges sind ausgegeben:
Abhandlungen.
Heft 1 (Bogen 1-— 9,
a 10-18,
eo El 5 19—27,
El 28-37,
Be Monatsberichte.
Nr.1:2 (Bogen 1-5,
’ 3. 4 ( „. 6— 9,
ss 6/7 ( . 10—13,
5; 8/10 ( „ 14—17,
id 1/12 ( „ 18—22,
Digitized by Goögle
Seite 1-—144) Ende Mai 1925.
„ 145—288) Mitte Juli 1925.
„ 289 —432) am 20. November 1925.
„ 433—584) am 28. Dezember 1925.
Seite /— 72) Ende April 1925.
„ 73-124) am 10. Juli 1925.
„425—188) am 10. Oktober 1925.
„ 189-252) am 15. Dezember 1925.
„ 253—300) am 1. Februar 1926.
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Druckfehlerberichtigungen.
Abhandlung Seite 138 Zeile 11 von oben lies „Saschen“
statt „Sachsen“.
1 „ 162 Abbildung 2 steht auf dem Kopf.
198 Erster Absatz Zeile 11 von oben ist
der Trennungsstrich hinter „Rijks‘“ zu
streichen.
5 „ 226 vorletzte Zeile lies „Seesen“ statt
„Seehen‘“.
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Zeitschrift
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Aufsätze.
1. Stratigraphische und biologische Studie über
den untersten Dogger (Schichten des Zytoceras
torulosum [Schüßı.]) bei Hetzles am Leyerberg
unweit Erlangen (Nordbayern).
Von Herrn LOTHAR KRUMBECK in Erlangen.
Inhalt. Seite
Vorwort ee a er a a are we, Gh Ware as anal Er 2
Einführung
Forschungsgeschichte, Beschaffenheit und Verband der
Torulosum-Schichten im Frankenjura ...... ei 4
Stratigraphischer Teil
Lithologischer Abschnitt . 2.2.22: 2 2 En nen 12
Lithogenetischer Abschnitt . 2... 2:2. En nn 14
Herkunft des Tones — Gesteinsbildende Vorgänge
Biostratigraphischer Abschnitt (hierzu Stratigraphisches
Profil) a, Ma Se Suchen a, na Hr ae da re na FE SD A Teer Ti Re 21
Leitversteinerungen der Torulosum-Schichten . . . 23
Stratigraphische Bewertung der a der
einzelnen Lagen: Lage 1 (23), (23), 3 (33). 47
34). — Stammesgeschichtliches rs 23
Erdgeschichtliche Dauer der Torulosum-Schichten.. . 35
Pal; äogeographisches (Klima, Küstenferne) . .... 36
Biologischer Teil (hierzu bionomischer Querschnitt)
Allgemeines ee RE Sr a er Al air ee Ai a ee 38
Biologische Voraussetzungen (42), Beschaffenheit des
Meeresbodens (43), Meerestiefe (44). Zusammensetzung
und Ernährung der Fauna (45), Ihre Verteilung (46)
Biologisches über einzelne Tiergruppen . . .. 2... 47
Formaniferen, Korallen. Seelilien, Böhrenwürmer (47),
Muscheln. Schnecken (49). Ammoniten (5D, PBelen-
niten (56) .
Zeitschr. d.D. Geol. Ges. 198). 1
Original from
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8
Rückblick nebst Bemerkungen über den RE
in den oberen Torulosum-Schichten . ... . j 56
Faunenkundlicher Teil (hierzu Tabelle 1 (Groß-
fauna) und Tabelle 2 (Kleinfauna))
Allgemeines ....... nennen. 89
Erhaltungszustäude . 2.2 2 2m. 69
Kennzeichnung der Arten . ; Be ee re GO
Foraminiferen (66), Coelenteraten, "Echinodermen (67),
Würmer, Brachiopoden (68), Muscheln (69), Scaphopoden,
Schnecken (72), Ammoniten (75), Belenniten (81),
Krebse, Fische? (82)
Anhang:
Stratisraphisches Profil.
Vorwort.
Von den Inselbergen in der westlichen Umrandung des
Frankenjuras sind namentlich drei für die Kenntnis des
geologischen Aufbaus dieses Tafellandes von Bedeutung ge-
worden: Hesselberg, Dillberg und Leyerberg (oder Hoetz-
lasberg). Allen gemeinsam ist es, daß an ihren Flanken
wertvolle Profile durch den Dogger entblößt sind, deren
Beschreibung wir vom Leyerberg W. WAAGENn und REUTER
zu verdanken haben. Fast noch wichtiger, weil im ganzen
seltener anzutreffen, erscheinen die Aufschlüsse im Lias,
der den Sockel jener Erhebungen bildet. Fesseln uns am
Hesselberg mehr der untere und mittlere Lias, so begegnen
wir am Fuße des Dillberges wie des Leyerberges Durch-
schnitten durch den oberen Lias, die wegen ihrer Vollstän-
dirkeit für gewisse Horizonte geradezu als klassisch be-
zeichnet werden dürfen. Verfolgen wir von der im Westen
des Leyerberges gelegenen Ortschaft Hetzles den nach
Norden und Westen verlaufenden Fahrwez, so führt uns
dieser im Bereich des als „Rentbrunnen“ bekannten langen
und tiefeingeschnittenen Hohlweges durch eine schwach nord-
östlich geneigte Schichtenfolge, die von der Oberkante der
Amaltheen-Schichten an das vollständig entblößte, zum
erstenmal von F. Prarr dargestellte Epsilon und Teile von
Zeta umfaßt. Oberhalb des Hohlweges betreten wir die
wellige Verebnung des obersten Lias und gelangen gar
bald an einen Geländeknick, wo sich der untere Dogsger
in Gestalt der tonreichen Opalinum-Schichten üb.r den Lias
zu erheben beginnt.
In der Gegend dieses Böschungswechsels hatte zu Beginn
des Jahres 1920, als infolge des Mangels an Brennstoffen
das „Ölfieber“ auch auf Nordbayern über griff, eine große
en nr ; Original from
PILESODN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
3
Nürnberger Firma auf der Suche nach bauwürdigen Öl-
schiefern mit der Anlage eines Schachtes begonnen. Ein
unserer Wissenschaft günstiger Zufall brachte es mit sich,
daß der Schacht, wie sich später herausstellte, bedeutend
zu hoch im untersten Teil der mittleren Opalinum-Schichten
angesetzt war. Infolgedessen durchsank er bis zu einer
Teufe von 11—12 m den gesamten Stoß der unteren
Opalinum-Schichten (= Torulosum-Schichten). Zu meiner
Enttäuschung wurde er aufgegeben, als in ungefährer Höhen-
lage der Oberkante des Lias ein stärkerer Einbruch von
Grundwasser erfolgte.
Die ersten Astarte Voltzi führenden Gesteinsproben
ließen mich hoffen, ein vollständiges Profil durch die
Schichten an der Lias-Dogger-Grenze zu bekommen, weil
ich mir begreiflicherweise kein klares Bild darüber machen
konnte, wie hoch anfangs der Schacht über dem Lias stand.
Jch entschloß mich deshalb, das zu erwartende Profil so
genau wie möglich aufzunehmen. Bestärkt wurde ich durch
den Umstand, daß sich das Abteufen des Schachtes dank
seinem ungewöhnlich geräumigen Grundriß von 6 qm und
anderen Verhältnissen so langsam vollzog, daß jeder Aus-
hub bezüglich seiner Mächtigkeit vermessen, für sich auf-
reschüttet und möglichst genau untersucht werden konnte.
Da sich die Arbeiten gegen zwei Monate hinzogen und
eine ständige Überwachung erforderten, hätte ich sie nicht
durchführen können, ohne die selbstlose, in jeder Hinsicht
anfopfernde Unterstützung von seiten des Herrn Dr. E.
SCHMIDTILL, dem dabei das Hauptverdienst zukommt. Ebenso
half er mir beim Sammeln des Materials in freundlichster
Weise. Auch Herr W. PFEIFFER war mir dabei mit ge-
wohnter Bereitwilligkeit behilflich. Vor allem jedoch ver-
anke ich seiner geübten Hand die Herstellung der Schlämm-
proben sowie die sorgfältige Auslese und Sichtung der Klein-
fauna. Gern nehme ich die Gelegenheit wahr, den beiden
Herren auch hier meinen wärmsten Dank auszusprechen.
Weren ihrer faziellen Einförmigkeit bilden die Toru-
losum-Schichten für eine Durchforschung auf den ersten
ick keinen besonders einladenden Gegenstand. Allein diein
seitenem Maße günstige Gelegenheit, die ungestörte Lage-
rung und weiche, gut spaltende Beschaffenheit des Schie-
fers, nicht zuletzt auch die hier gebotene Vereinigung von
ansehnlicher Mächtigkeit mit Versteinerungsreichtum ließen
nir eine Bearbeitung als gewinnbringend erscheinen. An-
fänrlich hatte ich nur eine stratigraphische und fauncn-
1*
Original from
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4
kundliche Darstellung im Auge gehabt. Bei der Aus-
führung traten aber lebenskundliche Zusammenhänge derart
zwingend hervor, daß ich mich dem Versuch, sie in
einem biologischen Abschnitt zu behandeln, nicht entziehen
konnte.
Mit den tieferen Bohrungen gemeinsam hat ein verein-
zeltes Schachtprofil wie das von Hetzles den Nachteil, daß
sich Lücken der Beobachtung nachträglich nicht mehr aus-
füllen lassen. Davon sind mir zwei besonders fühlbar ge-
worden und sollen deshalb zum Zweck der Anregung hier
verzeichnet werden. Einmal ist es wünschenswert, auf ge-
räumig entblößten Schichtflächen die Anzahl der Formen
(Personen, Arten, Gattungen), deren Reste jene bedecken,
nach Möglichkeit in jeder Lage mehrmals festzustellen und
ferner die Schlämmproben verschiedenen Teilen solcher
Flächen zu entnelimen. Man kann auf diese Weise dankens-
werte Fingerzeige auf die Verteilung der Wohnsitze der
Organismen, ihre Lebensbeziehungen usw. erhalten. Noch
wertvoller werden derartige Hinweise dort sein, wo man
tunlichst viele Profile eines engeren Gebiets in dieser Be-
ziehung miteinander vergleichen kann. Diese Mühe darf
m. E. nicht gescheut werden, wenn unser Wissen von der
Lebenskunde der Organismen und der Bildungsweise vor
allem versteinerungsführender Mergel, Tone usw. entschei-
dende Fortschritte erzielen soll).
Einführunxe.
Zur Einleitung in den Gegenstand der Betrachtung will
ich im folgenden über Forschungsgeschichte, Beschaffen-
heit und Verband der Torulosum-Schichten des Franken-
juras einiges zum Voraus Wissenswerte mitteilen. Wie kein
Geringerer als Aug. QUENSTEDT?) um die Mitte des neun-
zehnten Jahrhunderts (1843) als erster erkannte, daß in
Schwaben über der von L. v. Buca’) mit Meisterhand se-
zogenen Grenze zwischen Lias und Dogger ein diesem großen
Forscher gleichfalls schon bekannter versteinerungsreicher
1) Erst nach Abschluß dieser Arbeit lernte ich die sträati-
graphisch wichtige Abhandlung von Laux kennen, betitelt Le
Toarcien et YAalenien dans le bassin d’Esch. Ich werde bei an-
derer Gelegenheit darauf zurückkommen. Das gleiche zilt für
dio wertvolle Liasarbeit von Erxsrt.
2) D. Flözgeb. Württembergs, 2. Aufl. 1851. 8. 284, 539.
3) Ewarn, Rorun und Dauss, L. v. Bucus gesammelte
Schriften 1885, IV. 1, S. 408 und 134—435 (bei Nucula Hammeri).
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EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
5
Horizont auf Grund von „Leitmuscheln“ wie Zyfoceras toru-
losum, Belemnites subclavatus, Nucula Hammeri u. a. als
unterstes Glied der „großen, mächtigen Tonschicht“
v. Bucas (= Opalinum-Stufe) weithin zu verfolgen war, 80
ist er im selben Buche (S. 280 und 283—284) der erste ge-
wesen, der sie in Franken®), und zwar am Banzer Berge und
südlich von Altdorf beobachtet hat. Noch klarer wurde die
selbständige erdgeschichtliche Bedeutung des Torulosum-
Horizontes von A. OrreEL5), QUENSTEDTS hervorragendem
Schüler auf Grund seiner umfassenden, namentlich auch in
Westeuropa ausgeführten Studien erkannt. Er war auch der
erste, der (a. a. O. S. 308) aus der Neumarkter Gegend ge-
wisse Leitmuscheln, -schnecken usw. dieser Schichten namn-
haft machte. Schon früher hatten berühmte Forscher wie
GOLDFUSS") und Graf MÜNSTER eine größere Anzahl dieser
Versteinerungen allerdingsohne Angabe des Mutterhorizontes
zum größten Teil vortrefflich abgebildet. In diese Zeit fiel
auch die tatkräftige Sammeltätigkeit des Grafen MÜNSTER,
dessen umfangreiche, später auf die Museen von München,
Bayreuth und Erlangen verteilte Petrefakten-Sammlung für
die faunenkundliche Kenntnis des Frankenjuras von großer
Beileutung ist. Vielleicht stammt übrigens aus dem fränkischen
Torulosum-Horizont das Original von Lioceras opalinum,
las REINECKE'), der palacontolozische Juraklassiker Fran-
kens, schon vorher dargestellt hatte. Auch von THEuDoRI war,
wie ınan seinem von GÜMBEL (Frankenjura, S. 534 ff.) ver-
offentlichten, aus dem Jahre 1848 stammenden Manuskript
entnehmen kann, aus dem gipsreichen „Cerithien-Mergel”
bereits eine größere Anzahl von «,-Versteinerungen?) an-
ceführt worden. Wahrscheinlich handelt es sich bri dieser
Läre zum großen Teil wirklich um Torulosum-Schichten.
Zu bedauern ist nur, daß von den vielen durch TuEoDoRI
aufrezählten Versteinerungen, unter denen sich neben zahl-
reichen neubenannten Arten allerdings auch Liasformen wie
Deroceras Davoei, Hammatoceras insigne, Dumortieria
costula, Grammoceras striatulum, Dactyloteuthis irregu-
*#) Franken dient in dieser Abhandlung als Abkürzung für
Fränkischer bzw. Nordbayrischer Jura, Schwaben für Schwäbi-
scher Jura.
°) Die Juraformation usw. 1856—58.
») Petrefacta Germanine 1826—44; vel. dazu die Bemer-
Kungen SCHLOSSERS, Zeitschr. d. Geol. Ges. 1901. S. 541ff.
*) Maris protogaei nautilos et arsronautws. Coburgo 1818,
Ss. 55. Fire. 1.
*) Vgl. Anmerkung 17. 8. 12.
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6
laris usw. befinden, nicht neuere Bestimmungen vorliegen,
die das Faunenbild der Torulosum-Schichten wahrschein-
lich auch heute noch bereichern würden.
Es bleibt das Verdienst von SCHRÜFER?), dessen Arbeiten
für Schichtenfolge und Versteinerungsführung im nördlichen
Frankenjura vielfach grundlegend waren, die Faunenkunde
der Torulosum-Schichten zielbewußt derart gefördert zu
haben, daß die Angaben späterer Forscher, soweitessich um
horizontiertes Material handelt, darüber eigentlich nicht
hinausgekommen sind. Von den 23 Leitformen, die OpPprı.
aus 0, überhaupt genannt hatte, konnte SCHRÜFER für
Franken den allergrößten Teil nachweisen. Es sind nach
Maßgabe der heute gültigen Synonymik:
Belemnites (Megatheutis) opalinus QuExsT. =
Quenstedli OPPEL
Belemnites (Hastites) subclavatus VoLTZ
Belemnites (Hastites) neumarktensis OPPEL
Lioceras opalinum Reın.
Lytoceras torulosum SCHÜBL.
Lytoceras sp. ex aff. fimbriati Sow.
Alaria subpunctata MÜNST. (GOLDF.)
Cerithinella armata GoLDF.
Eutrochus duplicatus MÜNST. (GOLDF.)
Eutrochus plicatus MÜNST. (?)
Amberleya capitanea MÜNST. (GoLDF.)
Pleurotomaria Qenstedti GoLDF.
Dentalium elongatum MÜNST.
Astarte Voltzi (Hön.) GoLopr. (= inteera Müxst.)
Astarte subtetragona GoLDF.
Arca liasina F. A. Röm.
Leda rostralis LaMm«k.
Nucula Hammeri v. Buch (= Hausmanni F. A. RöM.)
Thecocyathus mactra GoLDF.
Im Vergleich damit erbrachten W. WaaAGeEns!?) für
andere Glieder des Frankenjuras so wertvolle Unter-
suchungen hier nur insofern Neues, als er auf das Vor-
kommen des in Schwaben nicht seltenen großwüchsigen
Lytoceras dilucidum OrprEL = penicillatum Quxnst. am
Gunzenhausener Hahnenkamm mit Vorbehalt aufmerksam
machte.
°») Die Juraformat. i. Franken. Sep. Jüahresber. nat. Ges.
i. Bamberg 1801, 8. 47. Profil S. 43.
10) I). Jura in Franken, Schwaben usw. 1864, S. 61.
Original from
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7
In dem großangelegten Werk, das von GÜMBEL!), be-
sonders auf Grund der Forschungen v. AmMons, als Frucht
der geologischen Kartenaufnahme des Frankenjuras
(1:100000) herausgegeben wurde und auch für die Zukunft
als Grundlage der Kenntnis des nordbayrischen Juras gelten
wird, sind zwar zahlreiche gesteins- und faunenkundliche
Angaben enthalten, die sicher auf a, Bezug nehmen. Wenn
man jedoch absieht von der Erwähnung einer Kalkknolien-
lage oder einiger von SCHRÜFRR |. c. noch nicht aufgeführten
Versteinerungen wie Plicatula (Anomia?) opalina QuExsT.,
Pleurotomaria subtilis Mster., Discohelix minuta ScHÜBL.
und Pentacrinus württembergicus QuENnsT., wird für o,
kaum etwas Neues geboten.
Was wir heute bei allen genannten Autoren vermissen,
ist eine profilmäßige Durchforschung des Torulosum-Hori-
zontes, auch um seine Abgrenzung gegen unten und oben
nach Möglichkeit klarzustellen. Das soll natürlich keinen
Vorwurf bedeuten. Denn in Franken sind die Verhältnisse
von a, wie in vielen anderen :Gebieten dazu wenig geeignet.
Nur bei einem Zusammentreffen außergewöhnlich günstiger
Umstände, als0 wie bei Hetzles, lassen sich in diesem für
Grabungen zu mächtigen, für technische Zwecke und ent-
sprechende Aufschlußarbeiten aber gewöhnlich nicht
günstigen Gestein einigermaßen befriedigende Ergebnisse er-
zielen. So erklärt es sich, warum auch SCHLOSSER!?) in seiner
Liste der in der Münchener paläontologischen Staatssamm-
lung vorhandenen Dogger-Versteinerungen eine Trennung der
a-Formen nach Horizonten nicht vorgenommen hat. Dennoch
ist seine Abhandlung für die Faunenkunde von «a, bzsonders
wertvoll, weil für diese wie für die übrigen behandelten Jura-
schichten viel neues Material beigesteuert ist, und weil
ferner die fränkischen Originale von GoLprtuss und Graf
MÜxsTER einer kritischen Durchsicht unterzogen werden.
Was von anderen Autoren wie BAuLpus, Lissack und
Move Einschlägiges bemerkt wurde, kann wegen seiner
Kürze in diesem Zusammenhang wohl übergangen werden.
Wichtig scheint mir dagegen, daß P. Dorn!?) in Nordfranken
bei Gelegenheit von Grabungen an von ihm nicht genannten
Lokalitäten über den Dumortierien-Schichten des obersten
ıl) Geogn. Beschr. von Bayern IV, Frankenjura, 1891.
ı) D. Fauna des Lias und Dogger in Franken usw., Diese
Zeitschr., 1901, S. 542. :
13) Jahresber. d. oberrhein. geol. Ver. N. F. XII, 1923,
8. 8-9.
ee nn Original from
AD Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Liass ein Lager mit dem schon tiefer vorhandenen
Grammoceras aalense und besonders mit G. subcomptum
antraf, das nach Unterbrechung durch eine 1 m mächtige
versteinerungsarme Lage von typischen Torulosum-Schich-
ten mit Lyfoceras torulosum SCHÜBL., Lioceras opalinum
Rein. und Z. cosfosum QUENST. überlagert wird. An dieser
Notiz ist zu begrüßen, daß hier zum erstenmal eine scharf
profilmäßige Untersuchung der Lias-Dogger-Grenze an-
gestrebt wird. Sie bedeutet auch für den in Rede stehenden
Horizont den Umschwung von .der vorwiegend mehr exten-
siven zur gewollt intensiven Erforschung des nord-
bayrischen Juras, worin POMPECKJ'*) in seiner vorbildlichen
Untersuchung des Keilbergs vorangegangen ist.
Die so skizzierte Entwicklung unserer Kenntnis der
Torulosum-Schichten im Verein mit den Ergebnissen der
nachfolgenden Arbeit gibt uns von ihrer Beschaffenheit in
Kürze ungefähr die folgende Vorstellung. Es handelt sich
um eine wahrscheinlich meistens ansehnlich mächtize Folge
aus lithologisch einförmigen, dunkeln, schiefrigen, blau-
schlickähnlichen Tonmergeln und Mergeitonen. Von Mine-
ralien kommen Pvrit und Gips in der Regel häufig vor,
daneben auch Phosphorit und Toneisenstein. Als Ver-
steinerungsmittel sind Pyrit und Phosphat von Bedeutung.
In manchen Gegenden tritt — offenbar im oberen Teil — eine
Lage von großen Knollen aus phosphorsaurem Kalkstein
auf, die nicht selten aus den Wohnkammern wohl nur
einer großwüchsigen Ammonitenart (Lyloceras dilucidum?)
bestehen und wegen ihrer vielen guterhaltenen Versteine-
rungen besonders wertvoll sind.
Die im ganzen an Personen sehr, an Art:n mäßig
reiche, an Gattungen jedoch eher ziemlich ärmliche Tivr-
welt war zu einem Zeitpunkt auch im besten Falle
vergleichsweise wenig mannigfaltig zusammengesetzt. In
ihrer Vergesellschaftung vorwiegend aus Ammoniten,
Muscheln, Schnecken und Belemniten behauptet sie faunen-
Kundlich eine Art von Mittelstellung zwischen der Ammo-
nitenfauna des obersten Lias und der vorzugsweise aus
Muscheln bestehenden Fauna der oberen Opalinum-Shich-
ten und des Doggersandsteins (B). Unter den hell- und
nicht selten weißschaligen Versteinerungen sind die ver-
11) D. Juraablag. zw. Regensburg u. Regenstauf, Geogn.
Jahresh. 1901, Jahrg. 14, S. 139—220.
“
ne N j Original from
PZN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
9
haltnismäßir diekschaligen und deshalb oft unverdrü.kten,
ziemlich kKleinwüchsiren Vertreter aus den Geschlechtern
Astarte, Nucula, Leda, Cucullaea und Alaria, Cerithinella,
Eutrochus, Amberleya, Pleurotomaria sowie Thecocyathus
weren ihrer so häufir prachtvollen Erhaltung schon früh-
zeitir bekannt geworden. Wenigerleach.et wu:den die aünn-
schalizen, meistens irwendwie verdrückten Ammoniten, die
vielfach nur durch Grabung in bestimmbarem Zustand zu
bekommen sind. Unter ausnehmend vorteilhaften Uniständen
habeı diese bei Hetzles eine Gliederung des Torulosum-
Horizontes in mehrere Unterhorizonte ermörsicht, von denen
der Nachweis eines Aalense- und darüber eines Lofharingi-
cum-Hauptlagers be-ondere Beachtung verdienen.
In biolosischer Hinsicht macht die gesamte Fauna in
Abhängigkeit von gewissen unrünstigen Einwirkungen ihrer
Umwelt einen ziemlich einförmigen und in der Größe mehr
cler minder zurückgebliebenen Eindruck. Dies letzte gilt
namentlich von den Bodentieren, unter denen Kleinformen
aus den Gruppen der Schnecken, Foraminiferen, Schalen-
krebse u. a. vielleicht zum Teil als Bewohner von Algen-
weten und -büscheln zahlreich vertreten waren. Im ganzen
haben wir es mit der Lebewelt eines ziemlich flw:hen,
durchaus nicht nährstoffarmen, jedoch schlecht durchtüiteten
Nebenmeeres zu tun, in dem augenscheinlich die ungünstige
cl,einische Zusammensetzune vor allem des Boden- und
Grundwassers die Organismen mehr oder minder in Mit-
leıdenschaft gezogen hatte. Von den Lebensbezirken dieses
Me»res war der Boden am manniprfaltigsten, und zwar haupt-
sächlich mit kriechenden und freiliegenden Tieren besetzt.
In freien Wasser übertrafen die in der Mehrzahl vielleicht
schwebenden Ammoniten alles andere an Personenreichtum.
Daß auf dem weichen Boden die Anzahl der schlickliebenden
ınd der auf Schalen und Schalenresten aufgewachsenen
Formen erheblich größer war als die wenigen mit Byssus
oder Stiel angehefteten, ist unter den gegebenen Verhätt-
nissen eigentlich selbstverständlich.
Was die Abgrenzung der Torulosum-Schichten betrifft,
so zehen sie lithologisch nach unserer bisherigen Kenntnis
ohne Lücke, aber auch ohne schärferen Fazieswechsel a3
Lias 5 hervor und sicher aufgleiche Weise in x, über. Erst
in a; beginnt sich die durchgreifende Änderung vor-
zıbereiten. die in 3 zur Herrschaft des Doggersandsteines
fuurte. Es bildet eines der glänzendsten Zeugnisse für
A. QUENSTEDTS erdgeschichtlichen Scharfblick, daß er in
Original from
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a
Schwaben, wo die Verhältnisse ähnlich liegen wie in Franken,
und damit für Süddeutschland der Versuchung widerstand,
die Lias-Dogger-Grenze mit diesem in der Hauptsache klima-
tischen Wechsel zu verknüpfen. Denn in faunenkundlicher
Beziehung, und diese gibt in stratigraphischen Dingen natür-
lich den Ausschlag, befindet sich m. E. die schärfere Tren-
nung an der Unterkante der Opalinum-Stufe.. Wird doch:
hier die fast reine Ammonitenfazies des Lias ober-\, aı der
Spitze die Dumortierien, die Hauptmasse der Grammoceraten,
ferner Cafulloceras u. a. m. abgelöst von muschel- und
schneckenreichen Schichten, in denen unter den Ammo-
niten fast unvermittelt Lioceraten üborwieren. Der faunen-
kundliche Nachdruck liegt aber in Franken, ähnlich wie
übrigens auch in Schwaben, auf den Muscheln als Grad-
messern einer fortschreitenden Verflachung des Opalinum-
Meeres. Schon in ober -a gelangen sie zur Herrschaft und
entfalten dann in unter-ß einen überraschenden Formen-
reichtum, wie Dr. SCHMIDTILL zeigen wird.
Vergleicht man den fränkischen Torulosum-Horizont mit
dem schwäbischen, für den im großen immer noch
QUENSTEDTS!:) klassische Darstellung unübertroffen dasteht,
so stellt sich im allgemeinen eine weitgehende Überein-
stimmung heraus in Mächtigkeit, sowie gesteins- und faunen-
kundlicher Ausbildung. Daran ändert der Umstand wenig,
daß beispielsweise in Schwaben in o, eine bei uns fehlende
Trigonienart vorkomnit, auch nicht die etwas größere von
QUENSTEDT für Balingen angegebene Mächtigkeit von
10—13 m oder das häufige Vorkommen von Platten aus
Nagelkalkstein auch noch in o,, während ich solche bisher
nur am Hesselberg bei Röckingen, also schon mehr im
Bereich der schwäbischen Ausbildung, und zwar nur im
unteren a, beobachten konnte. In den höheren Teilen der
Opalinum-Schichten vermindert sich zwar die große Ähn-
lichkeit, vor allem durch das Fehlen der Astarte-, Lucinen-
usw. Platten in dem vielerorts versteinerungsarmen frän-
kischen a, oder auch der bezeichnenden Opalinum-Knollen
in unserem as, ferner durch (ie mehrfach abweichende Aus-
bildung dieses a; usw. Alles in allem hat sich jedoch die
gesamte Opalinum-Stufe Frankens wie Schwabens in Fazies,
Faunenkunde und Mächtigkeit als so einheitlich erwiesen, daß
man sie mit Recht als ein zusammengehöriges Faziesgebiet
ansieht. Dazu gehört im weiteren Sinn auch Nordwest-
15) Der Jura 1858. S. 306fT.
Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
11
Deutschland, wo nach Srtourer!t) im allgemeinen eine der
schwäbischen und fränkischen entsprechende faunenkund-
liche Zwei- bis Dreiteilung besteht. Da die Muschel- usw.
Platten des schwäbischen a, dort ebenfalls fehlen, scheint
sich Franken in dieser, wenn auch vorläufig nur vernei-
nenden Beziehung mehr den nordwestdeutschen Verhältnissen
zu nähern. Sehr verschieden ist dagegen die Ausbildung
von c, in Lothringen. Worin diese, aber auch die nord-
westdeutschen WVerschiedenheiten bestehen, soll im strati-
graphischen Abschnitt berührt werden.
Wo. wie in dieser Abhandlung, verhältnismäßig oft von
Fazies und Faunenkunde des tiefsten Doggers gesprochen
wird, ergibt sich von selbst die Frage, ob etwas der Blau-
schlickfazies unserer Torulosum-Schichten wirklich Ähn-
ches schon im Lias vorhanden war. In Franken kommen
zum Vergleich nur die gesteins- und faunenkundlich anklin-
genden Tonmergel des Lias ober-G in Betracht. Zwar bilden
diese, wie schon gesagt wurde, eine gesteinskundlich etwas
abweichende, fast reine, rhynchonellenführende Ammoniten-
fazies, unter deren Großformen die Muschelgeschlechter der
Torulosum-Schichten fast vollständig, die der Schnecken ganz
überwiegend fehlen. Berücksichtigt man aber die vielen
Anklänge, namentlich auch zwischen den faziesempfind-
lichen Elementen der bodenbewohnenden Kleinwelt — man
denke nur an den Reichtum von ober-G an Foraminiferen,
Schalenkrebsen und nicht zum wenigsten an SCHLOSSERS
(a. a. O.) Kleinschnecken, die zum Teil den gleichen
Gattungen angehören wie die von uns aufgeführten — 30
erscheint die fazielle Übereinstimmung so bedeutend, daß dies
jünsste Liasgestein auch wegen dieser seiner Alterstellung
in Verbindung mit dem Umstande, daß Wanderungen ganzer
Fazies in dem engen deutschen Liasmeer recht unwahr-
scheiniich sind, als die Ausgangsfazies der Torulosum-
Schichten betrachtet werden kann. Hebung des Meeres-
bodens, im Gefolge davon eine Zuwanderung von Muscheln,
Schnecken usw., besonders auch aus Lothringen, Verstärkung
der Tonzufuhr nebst Umbildung der eingessenen Lebewelt
in Anpassung an diese Veränderungen, das ungefähr mögen
de schon heute wahrnehmbaren Vorgänge gewesen sein,
welche die Umwandlung der Dumortierien- in die T'orulosum-
Fazieg zur Folge hatten.
i) Über d. ober. Lias u. unt. Dogg. Norddeutschlands, N.
Jahrb. 1909, Bd. 28, S. 3U4ff. u. 822.
ee A Original from
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
12
Stratigraphischer Teil'?).
Lithologischer Abschnitt.
Das Gestein der Torulosum-Schichten ist im großen
ziemlich gleichartig und einförmig: ein mehr oder minder
gut geschieferter, ziemlich kalkarmer, trockener, milder,
ziemlich fetter und wenig sehr kleine Glimmerschüppchen
führender, zu sanftgeneigten Böschungen verwitterter Ton-
mergel, in bergfeuchtem Zustande vorwiegend schwarz-
grau, seltener mit Stich ins Dunkelbraune oder Dunkel-
blaugrau, der an der Luft infolge schneller Oxydierung der
die schwärzliche Farbe vorzugsweise bedingenden Eisen-
sulfide alsbald bläulichgrau, manchmal fast hellblaugrau
wird. In dem tiefen unverzimmerten Schacht hat er sich
als vollkommen standfest erwiesen. Im Sonnenlicht zeigt er
bei scharfer Betrachtung ein buntes Schillern in den An-
lauffarben des Pyrits. Sein Bruch ist erdig und je nach dem
Grade der Schieferung grobklotzig bis gut spaltbar. Beim
Verwittern zerfällt er rasch zu einem gestaltlosen Grus aus
kleinsten Schieferblättchen; ebenso wird von den zwar
vielen, aber vorwiegend dünnschaligen und obendrein oft
zerdrückten Versteinerungen außer Belemnitenro;tren und
Pyritkernen die Mehrzahl der makroskopischen Schalen und
nicht minder der Phosphatkerne vollkommen zerstört. Aus
dieser Tatsache, aus den schlechten natürlichen und aus
der Seltenheit von künstlichen Aufschlüssen erklärt sich
unsere bisherige vergleichsweise geringe Kenntnis seiner
Lebewelt.
Die chemische Untersuchung zweier, möglichst ver-
steinerungsarmer Proben, welch erste ich der Güte des
Herrn Dr. LisDEL verdanke, hatte folgendes Ergebnis:
Lage 1 Lage 5
SIO,. .. . = 40,03%, SO ...=8,549,
CaDO....= 9,537 Ca0O....= 931
F&,0,...== 8,88 F&0, .... = 13,37
ALO,.. . = 24,43 Al,O, . . . = 19,23
Glühverlust = 16,90 Glühverlust = 12,25
99,61 9;, 99,70%, ,
Daraus geht hervor, daß der Gehalt an kieselsaurer Ton-
erde sich im Profil ziemlich gleich bleibt. Den auffallend
1‘) Nachstehend werde ich mich folgender Abkürzungen
bedienen:
Gag = obere Opalinum-Stufe (Trigonia navis-Horizont).
G, = mittlere, gewöhnlich versteinerungsarme Opalinum-Stufe.
a, = untere Opalinum-Stufe (Lytoceras torulosum-Horizont).
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reichen Kalkgehalt von 9,3% kann ich mir angesichts des
Umstandes, daß nach Maßgabe meiner Proben Lage 1 eine
ärmliche, Lage 5 jedoch eine reiche kalkschalige Mikro-
fauna besitzt, nur durch die vorläufige Annahme erklären,
daß in unserem Tonmergel, ähnlich wie im lebenden Blau-
schlick'®), eine Lösung von Kalziumkarbonat im Sediment
erfolgt ist. — Das Eisen besteht wahrscheinlich in der
Hauptsache aus Pyrit. Bemerkenswert scheint mir, daß der
Pyritgehalt nach oben zunimmt, in Verbindung mit dem
Umstande, daß in Lage 5 nach Dr. Lirper der Kalk
Salfat-Jon aufweist, also wahrscheinlich zum Teil als Gips
vorhanden ist. — Der Glühverlust dürfte sich unter diesen
Umständen aus S, CO, und H,O zusammensetzen.
Von Mineralien fanden sich im oberen Teil des
Profis viel Kristalle?) von Gips, was sich durch den
genannten Gipsgehalt des Gesteines leicht erklären läßt. Von
aıkzessorischen PBestandmassen führen die
iefsten Lagen (1—4) Konkretionen von Pyrit in Gestalt
zemlich kleiner traubiger Knollen und solche von Phos-
phat als gleichfalls kleine, meist unregelmäßig gestaltete
Knauern. Beide halte ich für syngenetische Bildungen.
Außerdem fanden sich Pyritknö.lchen, zusammeng.setzt aus
winzigen Kügelchen, die sich wie verkieste Eier irgend-
welcher Tiere ausnehmen. Pyrit und in geringem Maße
Phosphorit spielen auch als Steinkerne gewisser Muscheln
und Schnecken, sowie der inneren Windungen von Ammo-
niten eine Rolle. Nicht selten sah ich im oberen, anschei-
pend versteinerungsleeren Teil (Lage 8) flache, eiförmige,
innen mausgrTaue, ockrig gelbbraun und schalig verwitternde,
mit verdünntem H CL ziemlich lebhaft brausende, bis gegen
620 m lange Kuchen von Toneisenstein. In Lage 6
find sich die aus dem schwäbischen a, wohlbekannte, auch
13) Vgl. ANDREE, Geol. d. Meeresbodens, Bd. II. S. 219.
19) Herr Geheimrat LExk hatte die Güte, mir darüber folgen-
des mitzuteilen: Es handelt sich um klare, flach pfeilspitzen-
ariige Kristalle, welche aus 5—8 nach 101 miteinander ver-
wachsenen, flachen Zwillingskristallen bestehen. die nach der
c-Axe verkürzt sind, und nach oben hin auch in Richtung der
klinodiagconalen Axe immer kleiner werden. Im Innern ent-
kalten sie Einlagerungen des tonigen Muttergesteines, die vor
allem auf den Pyramidenflächen und in Richtung der Zwil-
lineslamellen angeordnet sind. — Neben diesen flachen Kristallen
finden sich auch die bekannten ‚Sonnen‘ aus mehreren bis
zahlreichen, subparallel miteinander verwachsenen. nach a leisten-
artier verlängerten Kristallen von 1—3 cm Länge.
Original from
nn Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
14
sonst im Frankenjura vorkommende (Berg, Ncusig u. &a.),
bei Hetzles nur wenig mächtige, kalzitreiche Schalen -
brekzie aus stark kristallinischem Kalkstein, die sich
namentlich aus den Schalentrümmern eines großwüchsigen
Ammoniten, wahrscheinlich
Lytoceras dilucidum Orrsı = Ammonites penicillatus
QUENST. |
zusammensetzt. Außerdem sah ich weißliche, wohl sekundäre
Ausscheidungen von amorphem CaCO, und vereinzelte
winzige, weißliche Kalkkügelchen. Ziemlich selten sind
ferner im Schlämmrückstand sehr kleine, gut kantengerun-
dete Körner von Quarz von verschiedener Größe bis zu
1,3 mm Durchmesser. Häufiger trifft man winzige Fetzen
und Blättchen von hellem Glimmer. Glaukonitkörner
habe ich hier, aber auch sonst in den fränkischen Opalinurn-
Schichten, abweichend von GÜMBEL??) nicht beobachtet. Wenn
sich auch an der Zusammensetzung unseres Gesteines, be-
sonders in den Lagen 2—5, biogener Stoff örtlich in bae-
deutendem Maße beteiligt, so hat doch das festländische
Material stets bei weitem das Übergewicht. Ein bezeichnendes
verneinendes Merkmal des versteinerunssführenden Ton-
mergels besteht in dem vollständigen Fehlen von Toneisen-
stein-Knollen, die sich aber sofort beim Übergang in die
Fazies des versteincerungsarmen Schiefertones einstellen.
Endlich möchte ich noch darauf hinweisen, das ich bis jrtzt.
weder bei Hetzles noch sonst in den Torulosum-Schichten,
aber auch nicht in jüngeren Teilen der Opalinum-Stufe
Frankens, Nagelkalkstein beobachtet habe, wie er im
untersten Dogger Schwabens und NW-Deutschlands nicht
selten vorkommt. Nur im Hesselberg-Gebiet, das bekanntlich
in vielen Jurahorizonten einen kräftigen Einschlag von
schwäbischer Fazies aufweist, traf ich im a, einige ganz
kümmerliche Bänkchen.
Lithogenetischer Abschnitt.
Jeder Versuch, die Bildungsweise der Torulosum-
Schichten zu erklären, muß natürlich von der Frage aus-
gehen nach der Herkunft des in ihnen oder, was im Grunde
dasselbe bedeutet, inden Opalinum-Schichten überhaupt ent-
haltenen, bei weitem vorwiegenden allotl.igenen Matecriales,
vor allem des Tones. Eng damit verbunden ist die andere
20) Frankenjura, S. 90.
Original from
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15
Fraxe. woher der Tongehalt des Lias stamıne. Zu ihrer Be-
sntwortung bin ich gezwungen, etwas weiter auszuholen.
M. NEUMAYR hat beide Fragen verschieden beantwortet. In
seiner bahnbrechenden Arbeit über die geographische Ver-
breitung der Juraformation?') leitete dieser weitschauende
Forscher das Tonmaterial des Lias in Deutschland von nor-
dischen Festlandsmassen her, betonte dagegen die Herkunft
des Tones der Opalinum-Schichten und des Quarzes im
Dorgersandstein (B) von der böhmisch-russischen Masse.
Die Notwendigkeit einer Verfrachtung des süddeutschen
Liastones aus Norden wurde von POMPECKJ (a. a. O. S. 40)
in Abrede ezestellt. Nach ihm stammt dieser vom böhmisch-
vindelizischen Gebiet und seinen Hinterländern her.
später ist DEECKE”) für einheitliche Ableitung des
Tones teils des Lias, wie NEUMAYR vewollt hatte,
ser auch der Opalinum-Schichten von Tonschiefer
reichen Gebieten des Nordlandes ceingetreien. Nach
»iner Meinunr war die Gesteinsbeschaffenheit in diesen
Zeiten in Deutschland, Ostfrankreich und England so einheit-
lich tonig, daß man auch eine einheitliche Abkunft des Tones
vermuten dürfe. Endlich hat vor kurzem J. WATTHER?) auf
die zıoße Bedeutung des Luftstaubes für die Entstehungs-
weise meerischer Tone hingewiesen.
Um nach Möglichkeit selbst zu einem Urteil zu ge-
innen, wollen wir zuerst auf den allothigenen Mineral-
bestand und die Mächtigkeiten der Opalinum-Schichten
einen Blick werfen. Der Mineralbestand setzt sich, besonders
ach nach den offenbar sorgfältiren Untersuchungen von
GEMBEL (a. a. O. S. 89), zusammen aus feinsten, im polari-
sierten Licht isotropen Tonteilchen in Gestalt von Flecken,
RKörnchen, Fäserchen und Staubteilchen,. aus winzigen, nach
GÜMBEL Sogar nur 5—15 mi großen Quarzkörnchen, ferner
13 Glimmerschüppchen, sowie seltenen Nädelchen von
Turmalin und Zirkon. Tonschiefernädelchen und Schwer-
mineralien scheinen zu fehlen. Die Mächtigkeit der
Opalinum -Schichten beträst in dem heutigen stark zu-
sammengepreßten Zustande, der sie z. B. beim Vergleich
mit dem ursprünglich viel weniger zusammendrückungs-
fähiren Dorgersandstein heute natürlich verhältnismäßig viel
-!) Denkschr. Akad. Wiss. Wien, Math.-nat. Klasse 1855,
El. 9), Ss 83—81.
-") Herkunft d. west- und süddeutsch. Sedimente, Sitz.-Ber.
H-ilelb. Akad. d. Wiss, inatlı.-nat. Kl. Jahre. 1920, Abh. 5,8. 11.
-, Alle. Palaontol., Abschn. 48, Die marinen Fazieszebiete.
RN > Original from
ON Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
zu dünn erscheinen läßt, in Schwaben laut E. Hennı@?*) na
KOMMERELL im Durchschnitt ungefähr 100 m, denen ein (
ringstwert von 80 m und ein Höchstwert von 120 m geg«
übersteht. In Franken, wo derartig viele und, aus Man;
an Meßtischblättern, auch zuverlässige Angaben wie «
RE nicht vorhanden sind, schätze ich die na
GÜMBEL im einzelnen angeblich sehr wechselnde Mächti
keit am Westrande des Frankenjuras im Durchschnitt a
etwa 70 m. Am Leyerberg beträgt sie auf Grund d
Meßtischblattes gegen 80m. Am Banzer Berg) bei Lichte
fel3 steigt sie auf annähernd 100 m, am Ostrande b
Hirschau nach SCHNITTMANN®) auf über 70 m. Nach de
Wiedergabe DE:cKESs?) erreicht sie im Breisgau wahı
scheinlich gegen 80 m, in der Zaberner Bucht (Peche.
bronn) über 80 m und im Kraichgau angeblich 50—60 n
Rechnet man dazu für den Lias in Schwaben eine gan
ungefähre Stärke des Tones allein von 60—70 m, im Kraich
gau von 70-80 m, im Oberrheingraben von 50 m und it
Franken von 30—40 m, so ergibt sich die Vorstellung, dal
im Lias + Opalinum-Zone allein über die ausgedehnte Fläclhıe
des norddanubischen Süddeutschlands ein Stoß von Tonen
ausgebreitet wurde, der sich in der jetzigen, durch Druck
wesentlich verringerten Mächtigkeit in Franken auf rund
80—100 m, in Schwaben auf gegen 160 m und im Oberrhein-
tal auf ungefähr 120—140 m belaufen mag, ganz zu schweigen
von seiner Ausbreitung in der Schweiz, Ostfrankreich sowie
Mittel- und Nordwest-Deutschland.
Es ist selbstverständlich, daß zur Abtragung dieser ze-
waltigen Massen von Ton verhältnismäßig so kleinräumist
Festlandsgebictte wie die Ardennen-Insel oder Gümbels
Vindelizisches Festland für sich oder zusammen höchstens
einen vergleichsweise wohl nur geringen Betrag beisteuern
konnten. Als gegebener Lieferer des Tones bleibt also nur
die große und zusammenhängende Festlandsmasse übrig.
die das Lias- und Opalinum-Meer im Osten und Norden
umrahmt hat. Stammt der Ton nun aus Osten oder Norden
oder gar aus beiden Richtungen? Angesichts der starken
Beteiligung von Ton am Aufbau nahezu aller Gesteine
24) Handb. d. Geol. Deutschlands, Geol. v. Württember?.
1. Lief., 8. 175.
25) Vgl. LENkK und KrUMmseEck, Sitz.-Ber. phys. med. oz.
Erlangen 1911, Bd. 43. S. 175. M u
26) Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1922, Bd. 74, 88
=‘) Geol. v. Baden, I. S. 346, 348.
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17
könnte dieser theoretisch zwar aus allen unser Meer bec-
grenzenden Teilen des Festlandes herrühren. Praktisch ge-
smmen kommen aber nur solche Gegenilen in Betracht,
ie auf Grund ihrer Erhebung über den Meersspiegel und
ier Gesteinsverteilung an ihrer Oberfläche genügend Wahr-
sneinlichkeit boten, daß nach der starken in Trias, Perm
uw. erfolgten Verwitterung und Abtragung auch noch in
ser Lias- + Opalinum-Zeit Klima und Denudation wirksam
xenug waren, um entsprechende Mengen von Ton bereit-
ustellen bzw. zu liefern.
Eine Ableitung der Hauptmasse des süddeutschen Tones
ıs Böhmen nebst Hinterland begegnet, wie mir scheint,
tteblichen Schwierigkeiten. Denn einmal setzt sich dieses
"Diet heute in der Hauptsache aus mehr oder minder
wre Gresteinen zusammen, und ihr tektonischer Aufbau
sicht kaum dafür, daß es damals wesentlich anders war.
isnreiche Gesteine sind zwar heute in Ostthüringen, Franken-
rald, Fichtelgebirge, Vogtland usw. verbreitet, aber es ist
ncht sicher, ob sie den Meersspiegel überhaupt oder selbst.
aur zeitweilig überragten (Frankenwald, Teile von Ost-
hüringen), und ob es in einer Weise geschah, daß eine s0
sroßzürige Abtragung erfolgen konnte, wie Mächtigkeit und
Verbreitung gerade des Tones es besonders notwendig er-
scheinen lassen. Dies letzte darf man für den südlicher
seegenen Hauptteil Böhmens nach meiner Ansicht sogar
verneinen, wenn man sich erinnert, wie nah hier manchmal
wnige Opalinum-Schichten sogar noch jetzt an den Granit
ul Gneis heranreichen. Denn obwohl hier nach roher
Schätzung die damalige Küste unter Berücksichtigung der
Liasgesteine des Bodenwöhrer Beckens hochzerechnet nur
%9—40 km vom heutigen Gebirgsrande entfernt war, fehlt.
doch dem Opalinum-Ton nach allem Anschein der mannig-
faltige Bestand an Mineralien, auch an Schwermincralien
und Quarzsplittern, in Nordfranken auch an Trümmern
älterer Schiefer- und sonstiger Sedimentgesteine, wie sie für
&n heutigen Blauschlick in viel größerer Küstenferne noch
hezeichnend sind”). Gegen östliche fluviatile Abkunft des
Tones spricht auch das Vorkommen des Glimmers in nur
kleinen bis winzigen Fetzen und Schüppchen, während er in
Gesteinen, wo Verfrachtung durch Ostflüsss nicht zweifelhaft
ist, wie im fränkischen Rätolias und Anzulaten-Sandstein,
zahlreich in größeren bis verhältnismäßig großen Blättchen
") Verl. K. AXNDREE. a. a. 0. 8. 219—22).
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1935. 2
Er es Original from
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18
auftritt. Als Erzeugnis einer von Osten her wirkenden Ab-
tragung durch fließendes Wasser darf die Hauptmasse des
Opalinum-Tones unter diesen Umständen kaum gelten. Nelhst
im fränkischen Lias, wo östliche Sedlimentzufuar b.s in das
y fühlbar ist, scheint mir späterhin die offenbar aus
Norden erfolgte Tondrift ziemlich bedeutend gewesen zu
sein.
Eine äolische Herkunft des Opalinum-Tones aus Osten
möchte ich schon deshalb bezweifeln, weil eine solche für
das Quarzmaterial des erdgeschichtlich folgenien Dogger-
sandsteins als wahrscheinlich betrachtet werden darf. Kann
ich mir doch nicht vorstellen, daß der Wind von der gleichen,
geologisch so mannigfaltig zusammengesetzt:n Landober-
fläche — selbst bei Voraussetzung eines gewissen Klima-
wechsels — in «a fast nur Tonteilchen, in B aber vor-
wiegend Quarzkörnchen fortgetragen haben sollte.
Die von NEUMAYR gefolgerte Nordsüddrift des Tones
wurde m. E. von DEECKE??) noch wahrscheinlicher gemacht
durch den Hinweis auf die große Verbreitung tonliefernder
Gesteine, namentlich altpaläozoischer Tonschiefer, auf dem
jurassischen Nordlande. Vielleicht darf man annehmen, daß
dieses zu jener Zeit außer dem jetzigen Fennoskandia, Schott-
land, Irland (z. T.) u. a. weite Teile des heutigen Nord-
atlantiks umfaßte. Der Rumpf ces kaledonisch.n Gebirges
wird damals noch zusammenhängender und wesentlich aus-
ausgedehnter gewesen sein als in unseren Tagen. Dasselbe
gilt für die tonliefernden Gesteine Vermutlich hat von dort
aus eine kräftige Abtranung verbunden mit Tonzufuhr in
das mitteleuropäische Mecresbecken stattgefunden. Mut-
maßlich bestand auch von jenem vergleichsweisen Hoch-
gebiet — nıch HöGBoHM®!) war das Mesozoikum für Fennos-
kandia eine hauptsächlich durch Denudation gekennzeich-
nete Ära — gegen Süden ein Temperaturgefälle, das Nor:l-
winde hervorrief und so NEUMAYRS und DEECKES Nordsüd-
Strömung erzeugte. Hat nun der Ton unter dieser hypothe-
tischen Voraussetzung den Wasserweg NEUMAYRS oder den
Luftweg J. WALTHERS genommen’?
Daß der Luftweg die Hauptbeförderungsart der süd-
deutschen Tonmassen bildete, will mir nicht ganz ein-
leuchten, schon weil diese Annahme mit der Zusammen-
setzung des fränkischen Opalinum-Tones schwerlich in
22) Herkunft usw. 8. 11.
sv) Handb. d. reg. Greolog., Bd. IV. 3, 1913, S. 125.
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Wu Eu
Einklang zu bringen wäre. Denn so feinkörnig dieses Ge-
stein auch ist, von einer ursprünglich staubartigen Be-
schaffenheit läßt es im ganzen wenig .erkennen, auch wegen
seines Gehaltes an Glimmer, Quarzkörnchen und Kristall-
nädelchen, die sicher nicht zum Luftstaub gehören. Zur
Erklärung dieser Mineralführung kommen wir m. E. um den
Wasserweg nicht herum, der mir aber auch unentbehrlich
scheint, um die Anhäufung des Tones in der südwestdeutschen
Senke zu erklären. Damit soll nicht bestritten werden, daß
Luftstaub beim Aufbau der in Rede stehenden Juragesteine
mitwirkte. Aber ich denke es mir schwer, dafür einen
sicheren Nachweis zu erbringen, um so mehr als es an
eleichaltrigen, dazu besser geeigneten festländischen Ab-
lagerungen leider mangeln dürfte.
So bliebe denn als vermutliches, möglicherweise sogar
sahrscheinliches Hauptbeförderungsmittel des Tones NEU-
“ıyrs nordischer Wasserweg übrig, eine Vorstellung, mit
der sich mir Zusammensetzung, Abkunft und wohl auch
Vorkommen der a-Tonmassen Süddeutschlands verhältnis-
mäßig am besten erklären zu lassen scheinen. Denn je
weiter das vom Nordland abgetragene Material durch
NEUMAYRS Strömung nach Süden gedriftet wurde, um 80
mehr wurden von dieser die leichten und leichtesten Be-
standteile ausgelesen. Und in gewisser Übereinstimmung
damit führen die Tone des mittleren und oberen Lias auf
Schonen3!) und Bornholm, in Mecklenburg und Pommern
noch teils Quarzsand, teils kohliges Material, um südwärts
feiner (oder darf man sagen, immer feiner?) zu werden.
Nach dem Gesagten neige ich einerseits der An-
nahme zu, daß ein wesentlicher Teil der Tonmassen im
unteren Dogger Frankens nordischer Abkunft ist. Vielleicht
stand gerade noch im Dogger « der unmittelbare Weg über
Teile des Frankenwaldes und Thüringens nach Norden offen,
der früher, wenigstens noch im mittleren Lias, vorhanden
war. In diesem Falle könnte nach Süddeutschland eine
ziemlich unmittelbare Tonzufuhr durch eine Nordströmung
erfolgt sein, die möglicherweise weniger eine Kreisdrift war,
wje DEECKE Meinte, vielmehr unser Meer durch die Rhöne-
straße wieder verließ. Anderseits möchte ich (lie Mög-
lichkeit einer gewissen Heranschaffung von Ton nach
Franken besonders aus dem tonreichen Alten Gebirge im
Nordosten (Vogtland, Fichtelgebirge usw.) nicht aus dem
") Vgl. HÖGBOHNM, a. a. O. S. 82ff.
IC
.
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en
Auge lassen, besonders weil außer den Opalinum-
Schichten m. W. auch der Lias in Teilen des nördlichen
Frankenjuras am mächtigsten ist.
Im folgenden soll versuchsweise dargelegt werden, wie
aus dem zuügeführten Ton der blauschlickartige Torulosurm-
Tonmergel entstanden sein mag. Unsere später erfolgenden
biologischen Rückschlüsse sind dafür von grundlegender
Bedeutung. Gleich nach seiner Ablagerung empfing der Ton
von oben die Schalen der Schweber und Schwimmer nebst.
einem Regen von Leichen weichhäutiger Kleinwesen, nament-
lich aus Mikropflanzen. Mit der Zersetzung der Leichen
begann die Ausfällung von Pyrit und wohl auch die Lösung
von Schalenkalk. Der anfangs lockere Ton wurd: durch
diese Vorgänge immer bindiger. Hiermit war aber die Vor-
aussetzung gegeben für eine Ansiedlung zunächst der schlick-
bewohnenden, beete- oder büschelbildenden Algen. Je
schlickartiger das Sediment wurde, also teils tragfähiger,
teils nährkräftiger, desto mannigfaltigere tierische Organis-
men lockte es herbei. (Vgl. den bionomischen Quer-
schnitt.) Außer den freiliegenden und den schlammliebenden
Muscheln sowie den freibeweglichen größeren Schnecken
die ganze kleinwüchsige Bewohnerschaft der offenbar vor-
handenen Algenvegation, nämlich all die Foraminiferen,
Muschelkrebschen und insbesondere Schneckchen. Wo
größere Leichen zersetzt wurden, entstanden unter be-
stimmten Voraussetzungen Konkretionen von Pyrit und
Phosphat. Gleich anfangs waren in den nahrhafter wer-
denden Ton von unten Nacktwürmer eingewandert. Jetzt
konnten sich dem Schlick auch die schlanken Dentalien und
vielleicht noch andere, von mir nicht beobachtete Lebewesen
anvertrauen. Sobald sich Schalenreste ohne zu versinken
auf dem Meeresgrunde halten konnten, erfolgte auf ihrer
Oberfläche die Festsetzung umherschwärmender Larven von
Korallen und Röhrenwürmern, manchmal auch von Fora-
miniferen. Auch für die Anheftung der wenigen Byssus-
und Stielträger, die sich auf dieses ihnen ungewohnte Element
gleichsam verirrt hatten, war jetzt die Zeit gekommen.
Während der genannte Leichen- und Schalenregen un-
gestört fortdauerte, wurde der größte Teil der boden- wie
schlickbewohnenden Organismen nach erdgeschichtlich ganz.
kurzer Zeit von neuen Tonmengen begraben. Aber fort-
gesctzt bewirkten freibewegliche Larven und andere Fort-
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Ne Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
21
pflanzungserzeugnisse eine neue Besiedlung und so im Verein
mit den Leichen- und Schalenresten der Schweber und
Schwimmer die fortgesetzte Umwandlung des Tons in den
schliekähnlichen Tonmergel.
Auf diesen ersten und Hauptabschnitt der Gesteins-
bildung folgte in allmählichem Übergange der zweite. Unter
dem Drucke des vergleichsweise rasch emporwachsenden
Schichtenstoßes sanken die tieferen Lagen des weichen
Sediments unter teilweiser Auspressung des Grundwassers
mehr und mehr in sich zusammen. Zugleich kamen in
Jem immer dichter und damit immer wasserundurchlässiger
serdenden Gestein die chemischen Umsetzungen mehr
ısd mehr zum Abschluß. Je stärker die Pressung wirkte,
$ fester und schiefriger dadurch das Gestein wurde, desto
mehr verminderte sich scine ursprüngliche Mächtigkeit und
ım so stärker wurde ein großer Teil der eingeschlossenen
Schalen der größeren Tiere durch alle möglichen Zustände
von Flach- bis Plattdrückung und Verdrückung in ihrem
erdeeschichtlichen Werte vermindert. Wann das Höchst-
maß der Zusammenpressung erreicht wurde, entzieht sich
ssnauerer Erkenntnis. Vielleicht hörte sie erst dann auf, als
in unserer Gegend nach Ablagerung des Tithons (nur des
‚ Untertithons?) und der Kreide (?) sowie Heraushebung der
Juratafel über den Meeresspiegel die Auflagerung jüngerer
Gesteinsfolgen ihr Ende erreichte. Nennenswerte Verände-
runeen des Gesteines im Laufe der erdgeschichtlich langen,
sitdem vergangenen Zeiten selbst durch tektonische Vor-
sänge sind für die Hetzleser Gegend kaum anzunehmen.
Biostratigraphischer Teil
(Hierzu Stratigraphisches Profil.)
Die Betrachtung der Lebensdauer der größeren in Tab. 1
aufgezählten Arten aus den Lagen 1—7?) läßt zunächst
ganz allgemein erkennen, daß von 52 Formen nur 4 aus
dem Lias aufsteigen und zugleich in höhere Doggcerschichten
hinaufgehen (Pect. cfr. pumilus, P. textorius, Nuc. Hammeri,
Discohel. minuta). Für die folgenden Betrachtungen schei-
den diese somit aus. Von den übrigen 48 Arten kommen
aus dem Lias 14 (Thecocyat. tintinnabulum, Discina pa-
Puracea, Inoe. cfr. amygdaloides, Leda rostralis (Jurense-
”) Für das geschlämmte Material der Tab. 2 fehlt es teils
im oberen Lias, teils in den höheren Doggerhorizenten vorläufig
boch an zum Vergleich geeigneten Untersuchungen.
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EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
22
Zone im Elsaß), Astarte Voltzi (Lothringen u. a.), Eutrochus
duplicatus, Phylloc. cfr. heterophyllum, Grammoc. aalense,
G. cfr. costulatum, cfr. subcomptum, fluitans, mactra (alle
in Lothringen), Belemnit. acuarius macer, 'brevirostris, bre-
viformis. In höhere Doggerhorizonte («, usw.) gehen, so-
weit es mir bekannt ist, fünf Arten über (Posid. Suessi,
Pholad. cfr. fidicula, Dental. cfr. filicauda, Lytoc. dilucidum,
Lioc. opalinum)??®). Rechnet man weitere sieben Formen ab
(Cidaris striospina, Serpula sp. nov?, Ostrea sp., Pinna
sp. aff. fissae?, Dumortieria sp., Harpoceras sp. nov?, Be-
lemniles sp. cfr. rhenanus), die wegen schlechter Erhaltung
oder kleiner Gestalt am besten beiseite gelassen werden,
so scheint bedeutend weniger als die Hälfte aller Arten,
nämlich nur 19, auf a, beschränkt zu sein:
Thecocyathus mactra
Leda Galathca mut. ?
Cucullaea inaequivalris
" Astarte subtetragonu
Astarte alta
Amberleya tenuistria
Alaria subpunctata (?)
Cerithinella armata®*)
Lytoceras subhircinum
Lytoceras torulosum
Grammoc. lotharingscum
Grammoc. aff. plicatello
Grammoc. cfr. Gr. sp.
Lioceras opalinum
Lioceras opalinum. cfv. var. coslosa
Lioceras costosum.
Lioceras cfr. undulatuın
Belemnites subelavatus*)
Belemnites opalinus (= (Juenstedi)
Belemnites cfr. tripartitus crassus.
Aus dieser Übersicht geht selbstverständlich hervor,
daß die Cephalopoden bei weitem die Mehrzahl der nach
allem Anschein horizontbeständigen Arten ausmachen. Die
33) In Franken ist mir aus 0, und a, bis jetzt kein typisches
L. opalinum zu Gesicht gekommen.
31) Strenggenommen gehören auch Cerith. armata und die
Belemnitenarten nicht hierher, weil sie alle schon von Be-
NECKE Aa. a. 0. aus dem Lias in Lothringen genannt wurden.
In Süddeutschland scheinen sie aber, wie übrigens auch Zeda
roslralis, erst im Doxyger aufzutreten.
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Pr Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
23
eeringste Eignung als Leitversteinerungen zeigen hier die
Schnecken.
Eine Prüfung der Tab. 1 nach der Lebensdauer der
Arten innerhalb a, ergibt zunächst, daß anscheinend zwar
nur fünf Vertreter durch alle sieben Lagen hindurchgehen
(Posid. Suesst, Leda Galathea mut?, Ast. Voltzi, wahr-
scheinlich auch Nuc. Hammer: und Alar. subpunctata),
die aber, obgleich für sich allein höchstens die Ledaspezies
als Leitform von a, gelten darf, durch Zusammenvorkomnien
und Personenreichtum dennoch erdgeschichtlich wertvoll
sein können. Beispielsweise tragen sie wesentlich dazu
bei, der Lage 1 einen Doggeranstrich zu geben.
In allen Lagen des eigentlichen Torulosum-Horizontes
(2—7) treten auf:
Cerithinella armata
Lytoc. torulosum
Lioc. opalinum
Belemn. subelavatus
und erweisen sich dadurch, vor allem die Ammoniten und
besonders Zytoc. torulosum, als die geeignetsten Kennformen
dieser Gesteinsfolge.e Gemeinsam mit den fünf soeben ge-
nannten Arten und etwa noch Leda rostralis und Bel.
opalinus bilden sie, erdgeschichtlich genommen, hier wie
wahrscheinlich im übrigen Franken und auch in Schwaben,
den Grundstock der a,-Tierwelt.
Über die stratigraphische Bewertung der
Einzelfaunen (1—”) ist folgendes zu bemerken:
Lage 1: Von den 19 Arten sind bereits im Lias vor-
handen 11 (Thecoc. tintinnabulum, Leda Galathea mut?,
Discohel. minuta, Eutroch. duplicatus, Phylloc. cfr. hetero-
phyllum, Grammoc. aalense, cfr. costulatum, cfr. subcomp-
fum, fluitans, mactra, Bel. acuarius macer), eine verhältnis-
mäßig große Anzahl, die das Übergangsgepräge dieser
Schicht deutlich hervortreten läßt. Davon gehen G. aalense,
efr. costulatum, vielleicht auch G. cfr. subcomptum bei
Hetzles sicher in den Torulosum-Horizont (Lage 2 und folg.)
hinauf. Anderseits gehören Grammoc. mactra und G. flui-
tans in der Pyritfazies von Lias ober-5 (Lager von Lytoc.
hireinum und Dumort. sparsicosta bei Neumarkt und bei
Hirschau3)) mit Grammoc. phaceletum Pomr. emend.
Di
>) Vgl. SCHNITTMANN, 8.2.0. 8.7.
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
24
Krumb.?) zu den personenreichsten Arten. Sie liezen dort
zweifellos im obersten Lias. Auch in der Phosphoritfazies
von ober-& (Lager der feingerippten Dumortieren mit D.
pseudoradiosa, Moorei, Bleicheri, subundulata Buck“. u. a.)
kommen wenigstens G. aalense, subcomptum und mactra,
allerdings ziemlich selten vor. In Schwaben werden von
den fünf vorhin genannten Grammoceras-Arten nach ENGEL-
SCHÜTZE?) vier zum Lias gerechnet, während auffallender-
weise allein G. mactra in den Dogger gestellt ist. Im
nordwestlichen Deutschland zählen sie nach STOLLEY (a. a. O.
S. 203) mit Ausnahme des nicht erwähnten G. /luitans zum
Lias. In Lothringen gehören dagegen nach BEnEcKE3) G.
mactra und fluitans gänzlich dem Dogger an, während
G. aalense und subcomptum bereits in den von ihm als
oberster Lias bezeichneten ZLevesquei-Schichten (unteres
ober -C) erscheinen und in die Opalinum-Stufe hinaufgehen.
Auf Grund der Grammoceras-Arten darf also die Lage 1
nicht ohne weiteres als liasisch betrachtet werden. Dagegen
spricht m. E. auch der Umstand, daß das dem Lioc. aff.
plicatello ähnliche Z. plicatellum nach BexeEckeE (a. a. O.
S. 412) im Dach des Lothringer Grauen Lagers, d. h. sicher
schon in der Torulosum-Zone, auftritt, in England nach
S. BUCKMAN?®) sogar noch jünger ist (Scissi! hemera). Außer-
dem habe ich Posid. Suessi, Ast. Voltzi und subtetragona
im Frankenjura bis jetzt nirgends in Gesellschaft von echten
Lias- Versteinerungen getroffen. Freilich führte SCHNITTMANN
(a. a. 0.8.8) Ast. Voltzı in der Hirschauer Gegend bereits
aus dem dortigen obersten Lias (Pseudolioceras falcodiscus-
Lager) auf, aber im Verein mit Bel. subclavatus, den ich
auch nur in Dogger a, beobachtet habe. Da nach seinem
Berichte gleich darüber versteinerungsreiche Torulosum-
Schichten lagern, ist ein Irrtum vielleicht nicht ganz aus-
sseschlossen.
Nach allem wäre es ohne genaue Kenntnis des die
Lage 1 unmittelbar unterlagernden Gesteines voreilig, sich
schon jetzt für ein bestimmtes Alter auszusprechen. Mit
36) Diese von POMPEcKJ auf Grund von Material des Mün-
chener Museums aufgestellte, dem G. subcomptum nahestehende
neue Form werde ich bei anderer Gelegenheit kennzeichnen.
37) Geogn. Wegweis., 3. Aufl, S. 294.
3%) Eisenerzformation, Abh. z. geol. Spez.-Karte v. Els.-
Lothr., N. F., Heft 6, S. 507.
39) Infer. ool. Ammonites, X, Suppl. I, Palaeontogr. Soc.
1898, S. XXXNVLI.
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N Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— m
25
sroßer Wahrscheinlichkeit gehört sie zu den vielfach ver-
breiteten Übergangsschichten zwischen Lias und Dogger (in
Üressteptscher Abgrenzung). Auf Grund ihrer Versteine-
rungen will ich sie hier mit allem Vorbehalt als
Basis der Torulosum-Schichten betrachten.
Lage 2: Wesentlich einfacher ist es mit der Alters-
stellung dieser Lage bestellt. Denn für sie bedingt schon
das erstmalige Erscheinen von Lyt. torulosum und Lioe.
apalinum vor allem nach Maßgabe süddeutscher und nord-
westdeutscher Verhältnisse eine Einreihung in den Dogger.
Dafür sprechen auch Vorkommen und Vergesellschaftung
on Astarte subtetragona, A. cfr. alta, Cerith. armata,
Grammoc. lotharingicum var., G. aff. plicatello, Bel. subcla-
ratus, opalinus, brevirostris und breviformis. Dieser an sich
keinsswegs merkwürdige Tatbestand gewinnt für die kritische
Betrachtung der Leitversteinerungen an der Lias-Dogger-
Grenze im Frankenjura eine erhöhte Bedeutung durch die
Tatsache, daß in Lare 2 Grammoc. aalense in typischer Be-
sthäffenheit und normaler Größe derart zahlreich vorkommt,
dd man es bei Hetzles als Kennform des echten tiefsten
c, betrachten muß. Anderseits findet es sich, wie schon bei
Lire 1 gesagt wurde, auch im obersten Lias: In der Phos-
phoritfazies ziemlich selten und nur in Bruchstücken kleiner
Steinkerne; hauptsächlich jedoch in großer Anzahl und gut-
erhalten als Kieskern in der Pyritfazies namentlich der
Fundräume Neumarkt-Altdorf und Amberg-Hirschau. Des-
halb hat es nach dem Vorbilde Schwabens und Nordwest-
jeutschlands auch im Frankenjura bisher als die Leitver-
stemerung des Lias ober-5 gegolten. Ich bin jedoch der
Meinung, daß in dieser Hinsicht große Vorsicht geboten
ist: zunächst we.l G. aalense bei Hetzles, um es zu wieder-
tolen. in den untersten Torulosum-Schichten derart häufig
ist, daß es hier die Kennform bildet, vielleicht auch den
Höhepunkt seiner Ausbildung erreicht; und ferner weil andere
Grummocerasspezies in der Pyritfazies von ober-5 zwar
unsefähr ebenso häufig, aber in a, von Hetzles vergleichs-
weise selten sind (G. fluitans, mactra, subcomptum, costu-
kılum), also eigentlich bessere Leitformen von ober-G dar-
stellen als G. aalense selbst.
Zum Glück sind wir auf diese zum mindesten im
Frankenjura und in Deutsch-Lothringen offenbar n:cıt sehr
borizontsicheren, weil ziemlich langlebigen Grammoceraten
durchaus nicht angewiesen. Es stehen uns als Leitver-
steinerungen des jüngsten Lias andere Formen zur Ver-
ds N. Original from
AED! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
26
fügung mit einer gleichfalls weiten wagerechten, aber
kürzeren senkrechten Verbreitung. Dazu gehört in erster
Reihe ZLyfoceras hircinum, das in der Pyritfazies häufig
auftritt, aler auch in der Phosphoritfazies nicht ganz fehlt,
und von dem es bei STOLLEY (a. a. O. S. 307) treffend
heißt, „denn L. hircinum ist sonst ein sehr bezeichnendes
Fossil der Aalense-Zone Nord- wie Süddeutschlands“.
Brauchbar scheint mir auch das gleichfalls ziemlich zıhl-
reiche, bis jetzt nur in Franken und fast nur in der Pyrit-
fazies beobachtete Zyf. Pompeckji wegen seiner augenschein-
lichen Beschränkung auf das obere Zeta. Wichtig sind
aber vor allem die zahlreichen, z. T. auch in Lothringen,
England und Frankreich verbreiteten Dumortieria-Arten: Für
die Phosphoritfazies nach Maßgabe meiner bisherigen
Erfahrung feingerippte Formen wie D. Moorei, pseudo-
radiosa, Bleicheri, Nicklesi, subundulata (BuckMm.), falcofila
u. a. m.; für das tiefere ober-5 auch D. Levesquei, striatu-
locostata und aff. Brancoi. — Für die Pyritfazies grob-
gerippte Arten wie D. sparsicosta, Kochi, costula, D. div.
sp. MOV. u. a.
Gegen diese Auffassung ließe sich vielleicht einwenden,
ob nicht in Franken das Hauptlager der pvritischen Grammo-
ceraten höher liege als das der phosphoritischen Dumor-
tierien, etwa so, daß jenes schon zum Dogger gehöre, dieses
aber den obersten Lias darstelle. Ein solcher Einwand
könnte sich, soweit ich sehe, nur darauf stützen, daß am
Leyerberg die phosphoritischen Dumortierien-Schichten des
obersten Lias wahrsche:nlich, wie bei Hetzles, durch pyrit-
reiche Schichten (Lage 1 (?) und 2) mit viel @. aalense und
mit G. fluitans, mactra, cfr. costulatum und cfr. subcom p-
Zum überlagert sind. Er übersähe jedoch:
1. daß in Lage 2 unseres Profils zwar G. aalense schr
häufig vorkommt, die übrigen genannten Grammoceras-
Formen aber nur teilweise und in verhältnismäßig
geringer Anzahl;
2. daß G. aalense und die wenigen Vertreter der anderen
Grammocerasarten vermischt sind mit typischen Leit-
versteinerungen der süddeutschen Torulosum-Schichten,
wie Lyt. torulosum, Lioc. opalinum typ., Bel. sub-
clavatus, opalinus, Cerith. armata usw.;
3. daß in dem die Lage 2 (und 1) wahrscheinlich un-
mittelbar unterteufenden Phosphorithorizont des Lias
ober-5 feingerippte Dumortierien (D. Moorei, cfr.
cfr. costula, cfr. Nickles!) nicht weit von Hetzles bei
Original from
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27
Großenbuch von ziemlich viel Grammoceras. wie G.
aalense, cfr. mactra u. a. begleitet sind;
4. daß jede cer beiden Fazies von ober-G vielerorts vom
Toarcense-striatulum-Horizont (= miitel$) unterlagert
wird, ohne daß mir eine Diskordanz aufgefallen wäre.
Dazu kommt, daß in meinem aus Grabungen gewon-
nenen Profil durch die Lias-Dogger-Grenze in der Ziegelei
von Berg bei Neumarkt echte Torulosum-Schichten mit
Bel. subclavatus, opalinus, Astarte excavata, Voltzi, alta un-
mittelbar unterlagert werden von der dort klassisch aus-
gebildeten, normal gelagerten Pyritfazies von ober-S. In
dieser aber liegen zusammen mit den wiederholt genannten
personenreichen Grammocerasspezies kennzeichnende Ver-
treter des obersten Lias wie Lyt. hircinum, L. Pompeckji,
Dumort. sparsicosta, costula, Pseudolioceras falcodiscus,
Catulloceras u. a. m. Es darf auch nicht außer Acht bleiben,
daß die betreffenden Grammocerasformen dem oberst>n Lias
angehören, wo sie, wie in Schwaben und Nordwestdeutsch-
land, gemeinsam in großer Personenzahl auftreten.
Aus diesen Gründen kann es meiner Ansicht nach nicht
zweifelhaft sein, daß im Frankenjura als Kennformen des
Lias ober-5 in der Phosphoritfazies vornehmlich Dumor-
tierien, in der Pyritfazies Formen wie Zyt£. hircinum, Pom-
peckji. Dumort. sparsicosta in Betracht kommen. Gewisse
in der Pyritfazies von Lias ober-5 personenreiche Grammo-
eerasarten Können aus dem Lias:in den Dogger aufsteigen.
Bei Hetzles ist das sicher für G. aalense und G. mactra,
wahrscheinlich für die mit Vorbehalt gleichgestellten G. sud-
comptum und costulatum. Hier besitzt G. aalense sein,
Hauptlager bestimmt im tiefsten Dogger. Auch in der Forch-
heimer Gegend scheint sich ein Teil dieser Arten bei Pretz-
feld. Buttenheim, Gunzendorf in den Dogger fortzusetzen.
Für die Kenntnis der Lias-Dogger-Grenze in Nord-
barern bedeuten diese Feststellungen einen gewissen Fort-
schritt. Während es für GÜMBEL, v. AMMON, SCHLOSSER U. 9,
selbstverständlich war, sie nach schwäbischem Brauch für
den gesamten Frankenjura zwischen Aalense- und Opalinum-
Schichten zu ziehen, zeigen unsere Beobachtungen das Vor-
handensein von Gebieten mit verschiedenem Verhalten. Wo
im Bereich der verwaltenden Pyritfazies, wie in den
Bezirken Neumarkt-Altdorf oder Amberg-Hirschau, die
Torulosum-Schichten von den an Grammoceraten reichen
Fircinum-Sparsicosta-Schichten, ähnlich wie in Schwaben
und Teilen von Nordwestdeutschland, unmittelbar unter-
BEN FR Original from
er Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
28
lagert sind, . besteht über die Grenze kaum ein Zweifel.
Nicht so klar ist sie aber in jenen Teilen des nördlichen
Frankenjuras ausgeprägt, wo diePhosphoritfaziesvor-
herrscht, einmal weil Gr. aalense, begleitet von den übrigen,
wenig zahlreich vertretenen Gramnioceraten, b.i Hetzles
und vielleicht nördlich davon sein Hauptlager erst im
Torulosum-Horizont hat; und ferner weil der Torulosum-
Horizont unterlagert ist von Schichten mit feingerippten
Dumortierien (D. Moorei, pseudoradiosa, Bleicheri u. a.)
nebst wenig Grammoceras, die außerhalb Süddeutschlands
vielfach schon zum Dogger bzw. zur Aalener-Stufe des Lias
gerechnet werden. Um darüber urteilen zu können, sollen
zum Vergleich die Verhältnisse anderer Geb.ete in Kürze
herangezogen werden.
In Schwaben mit seiner für das rechtsrheinische
Deutschland klassischen Lias-Dogrger-Grenze enthält Lias
ober-Z, besonders auch in der Boller Brekzie, nach ENGEL!)
‚war eine Mischung der Grammoceraten (G. aalense, sub-
comptum, costulatum) sowohl mit grobgerippten Dumor-
tierien (D. Sparsicosta, Munieri, Levesquei, striatulo-costata,
falcofila) als mit feinverzierten (D. pseudoradiosa, subundu-
lata (BUckmM.), Suevica), wie sie mir bisher in Franken nicht
begegnet ist, weil hier in der Pyritfazies die feingerippten
Dumortierien, in der Phosphoritfazies die Grammoceras-
formen und die grobverzierten Dumortierien zurücktreten
oder fehlen. Aber im großen ist das Ober-S beider Gebiete,
soweit es sich übersehen läßt, ähnlich ausgebildet und geht
nach oben, soviel bekannt ist, ohne Unterbrechung in die
Torulosum-Schichten über. Auch diese stimmen in beiden
Gebieten, soweit der bisherige Stand ihrer Erforschung er-
kennen läßt, im allgemeinen bedeutend überein, unter-
scheiden sich aber durch den Umstand, daß in Franken bei
Hetzles und vielleicht auch weiter nördlich die ober-S
Grammoceraten noch in Gesellschaft der typischen Torulosum -
Fauna auftreten.
Für dieses langlebige Verhalten von @. aalense, mactra,
Jluitans usw. hat sich, wie schon betont wurde, haupt-
sächlich nur in Lothringen etwas Entsprechendes ge-
funden. Im übrigen scheinen mir die lothringer Verhältnisse
auf Grund von BENECKES!!) grundegende" Zusammen-
4, Württemb. Jahresh. 1894, Bd. 50, 8. LI fl, Geogn.
Wegweis, 3. Aufl... 8. 276ff.
41) Eisenerzformation a. a. O.; Krürrsr, Ub. d. Lothringer
Jura. Diss. Straßb. 1418.
riginal from
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29
fassung für einen Vergleich mit denen Frankens ziemlich
ungeeignet trotz der vielen Anklänge, welche meine Ver-
steinerungslisten*?), gerade auch unter den feinverzierten
Dumortierien, mit denen BEneEcKESs (a. a. OÖ. S. 445 ff.) auf-
weisen. Den Grund dafür sehe ich besonders darin, daß in
Lothringen offenbar keine Schichtenfolge vorhanden ist,
deren erdgeschichtliche Grenzen sich im Liegenden oder
Hanzenden mit der süddeutschen Lias-Dogger-Grenze in
Einklang bringen lassen. Denn was in Lothringen als
Schwarzes Lager (Levesquei-Schichten) bezeichnet wird,
vertritt sehr wahrscheinlich ältere Teile des Lias ober-T.
Auch das Braune Lager (Kochi-Schichten) scheint mir aus
Mangel an feingerippten Dumortierien das jüngste 5 nicht
ganz zu erreichen. Das so versteinerungsreiche Graue Lager
aber enthält neben vielen Dozgerarten eine große Anzahl
von Formen, die hauptsächlich auf höchste Teile unseres
phosphoritischen ober-G beschränkt sind, wie Dum. pseu-
doradiosa, Bleicheri, subundulata, Nicklesi. Erdgeschicht-
lich könnte es schon unterhalb der in Rede stehenden
Grenze beginnen.
Ähnlichen Schwierigkeiten wie in Lothringen begeznen
wir infolge gewisser Artenmischungen im Elsaß und einigen
Teilen Nordwestdeutschlands. Im Elsaß) scheinen die
Verhältnisse besonders unklar zu sein, weil dort Schichten
mit Gramm. dispansum, Hammatoc. insigne und Lyt. Ger-
maini, die auf Grund dieser Arten keinesfalls über das
untere Ober-5 hinaufgehen, von Schichten mit Dum. radiosa,
Frammoc. cfr. aalense, Ast. Voltzi, Leda rostralis, Eutroch.
dıplicalus, Cerith. armata u. a. gleichförmig überlagert
werden, welche man als Torulosum-Schichten wegen ihrer
an die Süddeutsche Torulosum-Fauna lebhaft erinnernden
Muschel-, Schnecken- usw. Faunula in den untersten Dogger
gestellt hat. Erst darüber folgen klar horizontierbare
Torulosum-Schichten mit ZLytf. torulosum, Lioc. opalinum,
Gramm. aalense, Dum. radiosa und Trig. navis. Im Elsaß
scheint also, wie JANENSCH und STOLLEY hervorgehoben
haben, der in Süddeutschland durch die Mischung von Dumor-
trerien mit Grammoceraten gekennzeichnete oberste Lius
(ole-res Ober-&) gewissermaßen auszufallen. StoLnEY
#) Fine ausführlichere Arbeit über Gliederung und Ver-
steinerunssführung des oberen Lias in gewissen Teilen des
Frankenjuras befindet sich in Vorbereitung.
13) Vgl. JANENSCH, Jurensis-Sch. Abl. z. Geol. Spez.-Karte v.
Els.-Lothr.. N. F.V. 8.143 u. a.,; SToLLEy, a. a. ©. 8. 323 ff.
Original from
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30
(a. a. O. S. 325) möchte dies so erklären, daß in den „Toru-
losum-Schichten‘ durch Vermengung von Arten des obersien
Lias (G. aalense) und der bis ins obere « hinaufreichenden
Dum. radiosa mit der Torulosum-Kleinfauna eine Ver-
schmelzung der in Süddeutschland getrennten Faunenele-
mente der Grenzschichten stattfand, wobei die Vertretung
des oberen Ober-& besonders in den Hintergrund rücken soll.
Wenn man aus den Versteinerungslisten BENECKES (a. a. O.
S. 445ff.) ersieht, daß in dem benachbarten Lothringen
Ast. Voltzi, A. excavata, Pinna opalina, Pecten pumilus, de-
missus, Trig. [ormosa, Bel. breviformis, Cerith. armata schon
in mittel-S (= Fallaciosum-Schichten) vorkommen, ferner
Gertvilleia subtortuosa, Hartmanni, Pecten lens. Gryphaea
calceola, Cucullaea aalensis, Trig. navis, T. V-costata, Tan-
credia donacijormis, Ceromya aalensis, Pholadom. [idscula,
Bel. opalinus (= Quenstedti) u. a. in ober-%, daß also ein
großer Teil der süddeutschen Torulosum-Fauna und sogar
nach jüngere Faunenteile dort bereits im Lias vorhanden
sind, so werde wenigstens ich die Vermutung nicht los,
daß es sich auch in den „Torulosum-Schichten“ des nahen
Elsaß um ein entsprechend frühzeitiges Erscheinen solcher
Faziesversteinerungen handeln könne In diesem Falle
wären die ‚Torulosum-Schichten“ im Elsaß weiter nichts
als oberster Lias mit der süddeutschen Vermischung von
Dumortierien und Grammoceraten. Und es entspräche eben-
falls den lothringer Verhältnissen, daß Dunn. radiosa und
Gr. aalense über den Lias hinaus teils in die echte Tor:«-
losum-Zone, teils noch höher hinaufgehen.
In Nordwestdeutschland“) bestehen dort, wo
infolge Fehlens der Radiosa-Schichten die Lias-Doggergrenze
an der Oberkante der Hircinum-Schichten übereinstimmend
mit Süddeutschland verhältnismäßig deutlich ausgeprägt ist,
mit Franken neben gewissen Verschiedenheiten im ganzen,
wie schon angedeutet wurde, ziemlich viele Anklänge Von
Unterschieden will ich, gestützt auf die oftgenannte Arbeit
STOLLEYs, nur folgendes hervorheben. Im Lias ober-5 von
Gretenberg, Schnde u. a. wird ein tieferer Horizont, worin
zusammen mit den auch in Franken wahrscheinlich älteren
Dumortierien (D. Levesquei, striatulo-costata, aff. Brancoi )
anscheinend jüngere Formen auftreten (D. sparsicosta, Mu-
nieri) überlagert von echten Hircinum-Schichten mit Lyi.
hircinum nebst seinem Gefolge von Grammoceraten (@.
4) Vgl. STOLLEY a. a. O0.
er a Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
31
aalense, costulatum, subecomptum, mactra). In Franken hat
dagegen Dum. sparsicosta das gleiche Lager wie L. hir-
einum und die Grammoceras-Formen. Von den im großen
iüneeren feinverzierten Dumortierien nennt SToLLEY aus
dem Hircinum-Lager nur D. Moorei. Bemerkenswert ist
auch, daB Pseudolioc. falcodiscus dort schon in unter-s,
in Franken und Schwaben dagegen erst in ober-5 vorkommt,
mithin als Zonenfossil nur örtliche Bedeutung besitzt.
Daß im Dogger «, nach G. HorrManxnn®) bei Greten-
berg Grammoc. aalense mit Lioc. opalinum vergesellschaftet
ist, bildet einen fesselnden Anklang an das Hetzlesprofil.
Vielleicht entspricht auch dem von HorFrMaxN (2. a. OÖ.
Ss. 10) genannten häufigen Vorkommen von Pseudolioec.
Beyrichi bei Gretenberg faunenkundlich die Rolle des Gram-
mor. lotharingicum var. bei Hetzles. Des weiteren finden
sich dort, wie in Teilen Frankens (Ettmannsdorf, Klar-
dori‘s), Neusig(?), aber auch Schwabens (ExGEL a. a. O.
S. 261), im Verein mit Lyt. torulosum und L. taenialum
die Wohnkammern eines großwüchsigen Ammoniten (Lyt.
dtluridum ?) die, wie schon gesagt wurde, häufig mit gut-
erhaltenen Versteinerungen, besonders wieder Ammoniten,
erfüllt sind. Bemerkenswert ist auch, daß in Nordwest-
deutschland erst im oberen Alpha Lioc. opalinum stattliche
Größe, Lyt. dilucidum sogar den Höhcpunkt seiner Ent-
faliung erreichen.
Besonderes Gewicht für die Deutung der Lias-Dogger-
Grenze bei Hetzles, vielleicht auch in angrenzenden Teilen
Nordfrankens, haben die im ganzen offenbar ziemlich mit-
einander übereinstimmenden Verhältnisse im außeralpinen
Frankreich und in England.
In Frankreich beginnt die Aalener-Stufe nach dem
Handbuch von HaAvc?) in klassischen Profilen der XNor-
mandie und des Languedocs (Südabfall der- L.arzac-Tafel) in
Gestalt der Dumortierien-Schichten mit D. pseudoradiosa,
rarlıosa, radians, sparsicosta, Munieri und Catulloceras. Da-
rüber folgen die Aalense-Schichten mit Grammoc. ualense,
mactra, Eutroch. duplicatus, Eunema Capitanca, Ast. Voltzi,
Nuc. Hammeri, Leda rostralis, Thecocyathus mactra usw.
Hiervon entsprechen die vom Striatulum-Dispansum-Lager
unmittelbar unterteuften, Catulloceras führenden Dumor-
=) Stratigr. d. Unt. Doggers in Sehnde, S. 2b.
#) Aus einer Bohrung.
%) Trait@ de Geol. II, 2, S. 959, 969 u. &
ER . Original from
DEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
32
tierien-Schichten augenscheinlich dem süddeutschen Ober-S.
Dagegen vertreten die Aalense-Schichten ähnlich wie bei
Hetzles die Torulosum-Zone («,) oder Teile von dieser,
weniger wegen des Zusammenkommens von @. aalense
unl @G. mactra mit einer Muschel- und Schneckenfauna,
deren Arten, wie schon betont, zwar in Süddeutschland
namentlich die Torulosum-Zone kennzeichnen, aber in Loth-
ringen (möglicherweise auch im Elsaß?) schon im Lias
erscheinen, vielmehr wegen ihrer Überlagerung durch
Jjüngeres a (Tmetoceras scissum).
Noch enger sind die Entsprechungen mit der neuer-
dings in England üblichen Gliederung®), schon weil
dort die Lias-Dogger-Grenze mit der süddeutschen ohne
weiteres übereinstimmt. Denn in England kommt der
unserem obersten fränkischen Lias gleichzustellende oberste
Teil der oberen Thouars-Stufe (Toarcian) ebenfalls mit den
Dumortierien-Schichten (D. Moorei, subundulata, radiosa.
pseudoradiosa, striatulo-costata, Brancoi, Hudlestonia ser-
rodens, Catulloceras usw.) zum Abschluß. Und darüber
folgen, wie im Hoetzlesprofil, die schon zum Dogger ge-
stellten dalense-Schichten «der untersten Aalener-Stufe mit
Gr. aalense und dem öfters genannten Grammocerätenge-
folge. Ein gewisser, nach meiner Ansicht unbedeutender
Unterschied besteht darin, daß in den sehr sorgfältigen
Profilen Buckmaxs und seiner Schüler) die Livoceras-
vertreter, ähnlich wie in Lage 1 meines Profils, im Aalense-
Lager noch fehlen, während sie bei Hetzles im oberen Teil des
Aalense-Lagers vermischt mit Grammoceraten auftreten.
Aus dieser knappen, für die gestellte Aufgabe genügen-
den Betrachtung scheint mir das eine ziemlich deutlich
hervorzugehen: wo der Lias vom Dogger oder das Toarcien
vom Aalenien gleichförmig überlagert ist, verdient bei Fest-
legung ihrer Grenze für große Teile von Mittel- und West-
europa die Gattung Dumortieria offenbar den Vorzug vor
Grammoceras aalense und seinem Gefolge Dumortieria
ist mit zahlreichen weitverbreiteten Arten in der Haupt-
sache auf den obersten Lias (ober»£) beschränkt. Desser
als durch Formen wie Zytoc. hireinum, Hiudlestonia ser-
#5) Vgl. S. BUCKMAN, Jurass. chronologrv. Quart. Jour. 1922,
Bd. 78, IV. S. 453, und Handb. d. rerion. Geol., Ill. 1. Brit. Jsles,
Ss. 236. 238.
4») In BuckMman, a. a. OÖ. VII Appendices, S. 436 N.
Original from
Pe Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
3
rciens, Catulloceras u. a. wird die Oberkante des Lias
durch eine Gemeinschaft feinverzierter Dumortierien an-
gezeigt, wie D. Moorei, D. pseudoradiosa, D. subundulata
usw. Es dürfte nur die Ausnahme von der Regel sein,
wenn einzelne Vertreter wie D. radiosa mehr oder minder
weit in die Opalinum-Stufe vorstoßen. Im Vergleich damit
bildet Gr. aalense mit Gefolge (G. subcomptum, mactra,
costulatum, fluitans) eine langlebige Gruppe, die durch den
ganzen obersten Lias (ober-5) und Teile des untersten
Dosgers (a,) hindurchreichen kann. Stratigraphisch ist diese
Gruppe im großen wenig brauchbar, weil sie bald, wie in
Schwaben oder Teilen Frankens und Nordwestdeutschland,
auf den obersten Lias beschränkt zu sein scheint, bald
we in England und im außeralpinen Frankreich auf den
üelsten Dogger. In Lothringen und ingewissen anderen Tei-
np von F'ranken (Hetzles), möglicherweise auch im Elsaß,
sstzt sie sich vom Lias in den Dogger fort. @. aalense
geht sogar, ähnlich wie D. radiosa, ausnahmsweise bis in
die oberen ÖOpalinum-Schichten hinauf. Als Leitfossilien
söliten deshalb @. aalense, subcomptum usw. nur in solchen
Einzeigebieten Verwendung finden, wo ihre senkrechte Ver-
treitung erforscht ist. Wo das nicht zutrifft, erscheint es
gewagt, wenn nicht gefährlich, sie allein zur Alters-
stimmung zu verwenden.
Lage 3: Da sich die übrigen Cephalopoden aus bekann-
ten Doggerformen zusammensetzen, verdient hier besondere
Aufmerksamkeit nur das Vorkommen von Grammoc. lotha-
rıagicum var., @. cfr. Harpoc. sp. Ben. und Lioc. undu-
latum. Bemerkenswert ist namentlich @. lotharingicum,
das mit einer von der Stammart wenig verschiedenen Form
in Lage 2 erscheint, in 4 'erlischt, in 3 aber so häufig auf-
srıtt, daß ee bei Hetzles die gegebene Leitform dieses
Horizontes darstellt. Im Verein mit G. aalense kennzeichnet
€s bei Hetzles die unteren Torulosum-Schichten. In Über-
einstimmung mit diesem erdgeschichtlichen Befunde wird
nun @. lotharingicum für Lothringen von BENECKR (a.
& ©. S. 401) aus dem oberen Stockwerk des Grauen Lagers
angegeben, welch erstes außerdem von bezeichnenden
z,-Ammoniten soweit ich sehe Lioc. opalinum und costosum,
Grammoc. plicatellum und partitum geliefert hat. Davon
sind die beiden Lioceraten nebst einer dem @. plicatellum
ähnlichen Form im unteren Teil unseres «, gleichfalls
vertreten, vielleicht eine gewisse Betätigung für das, was
ich S. 29 über die Altersstellung des Grauen Lagers ge-
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 3
SCHEN A Original from
Den Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
34
mutmaßt habe. — Von Bedeutung halte ich es in diesem
Zusammenhange, daß @. lotharingicum in England nach
einer früheren Angabe von 9. BucKkMAN:®) gleichfalls schon
in der Opalinum-Zone vorkommt. Allerdings führt dieser
Autor neuerdings @. (Walkeria) cfr. lotharingicum aus
seinem großen Profil des Chideock Quarry-Hügels an der
Küste von Süddorset an, wo es etwa 1 m unter der Ober-
kante der hier etwa 10 m starken Aalense-Schichten vor-
kommt. — Für das Lager des Harp. sp. gilt nach BENEcKE
(a. a. O. 8. 401) das für @. lotharingicum Gesagte. —
Lioc. undulatum tritt in England nach 3. BuckMAn’!) erst
in der Scissi-Hemera auf, die unserem mittleren « ent-
sprechen mag.
Lage 4 bildet zusammen mit 5 das Hauptlager des
Lyt. torulosum und Lioc. opalinum, mit 6 auch das des
Bel. subelavatus. Erst hier, im oberen «a, habe ich Lyt.
dilucidum kennengelernt. In 6 zeigt sich diese Art in
mangelhafter Erhaltung so häufig, daß sie als Kennform
dieser Lage in Betracht kommt. Für Nordwestdeutschland
wurde sie von STOLLEY erst aus dem oberen « angegeben,
während sie nach G. HorrMmann°’) in Gretenberg, ähnlich
wie in Franken bei Hetzles, kürzlich in den obersten Lagen
der unteren Opalinum-Stufe in Menge gefunden wurde.
Lage 7. Hier äußert sich der plötzliche faunenkundliche
Rückgang vor allem der Cephalopoden im Fehlen eigent-
licher Leitversteinerungen, auch weil Lyt. torulosum und
Lioc. opalinum nur durch kleine flachgedrückte Personen
vertreten sind. Wegen ihres massenhaften Vorkommens
habe ich deshalb Leda Galathea mut.? und Ast. Voltzi zur
Kennzeichnung herangezogen.
Beiträge zur Formveränderlichkeit der
Arten und zur Stammesgeschichte liefert das
von mir untersuchte Material, schon wegen der vielfach
dazu ungeeigneten Erhaltung, in kaum nennenswertem Maße.
Denn die wirklich gut überlieferten unter den groß-
wüchsigeren Muscheln und Schnecken sind nicht zahlreich
genug, um sich für eine statistische Feststellung ihrer
Formveränderlichkeit zu eignen, auch weil sie mir von
>0) Inf. ool. Ammen., Teil 3—4, 1883, S. 199.
»1) Inf. ool. Ammon., Suppl. 1898, S. XAXNIN.
>) 2. u: OD, 8.82,
ur: Mi \ Original from
E Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
35
saleren Fundorten Frankens in noch geringerer Anzahl
cier in nicht brauchbarer Erhaltung vorliegen. Bei den
Ammoniten ist das in guter Überlieferung wenig zahlreiche
Lytoceras subhircinum vielleicht eine Mutante des wahr-
scheinlich älteren Lyt. hircinum. Eine ähnliche Möglichkeit
könnte für Grammoceras lotharingicum var. und Grammoc.
salruse bestehen, insofern jenes bei Hetzles zwar im
otersten Lager des ihm ähnlichen Gr. aalense (Lage 2) er-
scteint, aber erst später (Lage 3 und 4) am häufigsten ist.
schon HAauG53) hatte diese beiden Arten für nahverwandt
zehalten.
Was die erdgeschichtliche Dauer der Toru-
iam-Schichten betrifft, so wäre sie allein an der
Mächtigkeit gemessen durchaus nicht gering. Denn mit
rer Stärke von 8,5 m übertreffen sie beispielsweise den
gesamten obersten Lias (5) allermindestens um das zwei-
tis dreifache. Nehmen wir dagegen als Zeitmesser die
Leitversteinerungen zu Hilfe, so erhalten wir ein bedeutend
ihweichendes Ergebnis. Auf ihrer Grundlage gliedert sich
Lias 5 in gewissen Teilen Frankens, wie ich demnächst
zeigen werde, ähnlich dem schwäbischen % (vgl. ENGEL,
a. & O. S. 276) in drei Zonen, nämlich von oben nach
unten in
Dumortierien-Zone
Toarcense-striatulum- Zone
Sublineatum-Zone.
im Vergleich damit scheint «, nur einer Zone, näm-
lich der des Lytoceras torulosum zu entsprechen. Während
in den T-Zonen kein von mir gesammelter Leitammonit
sorkommt, dessen Lebensdauer das Zeitmaß einer Zone
überschreitet, desgleichen übrigens kein Belemnit, der in
Süddeutschland durch mehr als zwei Zonen hindurchgeht,
sehen wir außer Lyt. torulosum auch TÄioc. opalinum und
Hastites subelavatus in ganz a, verbreitet, L. opalinum
(mindestens in Schwaben) sogar in «, und «a, vorhanden.
Mit diesem Maßstabe gemessen scheint die Torulosum-Zone
an Dauer ungefähr nur einer der G-Zonen zu entsprechen.
Ea bezeugt den Scharfblick Orpeıs, daß er dies schon
damals erkannt hat. Diese Schätzung stände auch ganz
55) Gattung Harpoceras, Diss. Straßburg i.E., 8. 88.
3*
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
36
gut im Einklang mit 9. BuckMmansst) Auffassung, welcher
die den süddeutschen Torulosum-Schichten ungefähr gleich-
altrige Schichtenfolge des englischen Juras in zwei Hemeren
gliedert, dagegen den unserem G& entsprechenden Teil des
dortigen Lias in sechs solcher Unterzonen.
Danach würde sich die größere Mächtigkeit von e,
und noch mehr von «, und «a, durch schnellere Auf-
schüttung erklären. Die bedeutende Mächtigkeit der Toru-
losum-Schichten bei Hetzles dürfte auch den Grund bilden,
warum sie sich in eine Anzahl von Unterzonen (= Haupt-
lagern) gliedern lassen. In dem wenig mächtigen
fränkischen Lias & wird das selbst in den Dumortierien-
schichten in diesem Grade kaum möglich sein, während
in gewissen Gegenden Englands, wo der oberste Lias eine
überraschende Stärke besitzt, von S. BUCKMAN>) und seiner
Schule die vorhin genannte, sehr eingehende Gliederung
erzielt werden konnte.
Über de Wärmeverhältnisse des Torulosum-
Meeres stehen, wie mir scheinen will, nicht viel und
mehr mittelbare als unmittelbare Anhaltspunkte zur Ver-
fügung. Bedenkt man, daß sich in Deutschland in einem
zweifellos flachen, ziemlich abgeschlossenen Nebenmeer in
dem langen Zeitraum vom unteren Lias bis in den unteren
Dogger in den meisten Gegenden infolge mangelhafter
Durchlüftung fast ununterbrochen dunkle, faulschlammreiche
Gesteine bilden konnten, so erkennt man von vornherein,
daß es sich während dieser Zeit um nicht kühle, ge-
schweige denn kalte und im großen wohl auch ziemlich
gleichmäßige Temperierung handelt. Für Franken scheinen
mir die Verhältnisse folgendermaßen zu liegen. Im unteren
und mittleren Lias Frankens äußert sich das offenbar ziem-
lich warme, vielleicht noch mäßig feuchte Klima des an-
grenzenden Festlandes im Rätolias durch das Vorkommen
pflanzenführender bis ziemlich reicher, nicht selten bunt-
gefärbter festländischer Sandsteine und Letten, später von
teilweise oolithischen, an Brachiopoden und großwüchsigen
Austern (Gryphaea gigas) reichen Kalksteinen (y) sowie von
oolithischen Roteisensteinen (5). Dann (38) vertiefte sich
das Meer. Aber die strandnahen Ablagerungen des oberen
Lias am Rande des Bayrischen Waldes verraten uns durch
54) Oert. jurass. strata of 9. Dorset, Tab. 1, Chronology,
Quart. Journ. 1910, Bd. 66, S. 58.
55) Jurass. Chronol., Quart. Journ. 1922, Bd. 78, Teil IV,
S. 3TELL.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
37
ihre ocker-gelbbraune Färbung, die lebhaft teils an den
Angulaten-, teils an den Doggersandstein erinnert, ferner
durch die immer wieder eingeschalteten Bänke von Kalk-
stein und durch gelegentliche Oolithführung eine Fort-
dauer des ziemlich warmen Festlandsklimas. In der Zeit
des wahrscheinlich in der Hauptsache äolisch aufgeschütte-
ten Doggersandsteins (ß) ist dieses ziemlich trocken ge-
worden, wie aus des ersten Beschaffenheit hervorgeht.
für unseren Meeresteil ergäbe sich daraus im
unteren und mittleren Lias annähernd ein ziemlich warmes,
später, also auch noch in der Torulosum-Zone, ein ziemlich
warmes bis warm gemäßigtes Klima. Es sei hinzugefügt,
daß im mittleren Dogger zur Zeit der Hauptoolithbildung
dass ziemlich warme Trockenklima der ß-Zeit, wohl in
Verbindung mit gewissem Wärmeanstieg, andauerte. Im
oteren Dogger und untersten Malm eröffnete sich dann
eine Verbindung mit dem borealen Meer, was infolge Zu-
stroms von Kühl- oder Kaltwasser jene mindestens ört-
liebe Verschlechterung des Meeresklimas bewirkte, von der
zım einen Teil der ziemlich schnelle Rückgang der Austern,
Brachiopoden usw. und der Oolithbildung, zum anderen
die starke Glaukonitbildung Zeugnis ablegen. Das Malm-
meer unterschied sich in der Hauptmasse seiner Gesteine
so wesentlich vom Lias und Dogger, weil es dank seiner
immer besser werdenden ozeanischen Zusammenhänge gut
durchlüftet und außerdem infolge der auf dem Festland
stattgefundenen Temperaturerhöhung kräftig erwärmt war,
was einen mächtigen Aufschwung schalenabscheidender
Lebewesen zur Folge hattes®).
Noch mehr bleibt man auf ähnliche, nur mittelbare
Rückschlüsse bei der Beurteilung der Küstenferne
unseres Gebietes angewiesen. Die anscheinend durchaus
normale Beschaffenheit der Opalinum-Schichten in den dem
Alten Gebirge zunächst gelegenen Vorkommen, also bei
Burgkundstadt, Bayreuth, Schnabelwaid, Amberg, Schwan-
dorf, Burglengenfeld und Tegernheim läßt erkennen, daß die
Küste wahrscheinlich ein gutes Stück östlicher gelegen
hatte. Zwischen Hirschau und Tegernheim, wo sie in der
Nähe des Urgebirges teilweise sogar unmittelbar an diesem
erhalten sind, müssen sie früher auf dieses übergegriffen
haben. Vollkommen klar sieht man das auch im Boden-
°®) Vgl. PoMrECKJ, Die Bedeutung d. Schwäb. Jura f. d.
Erdgeschichte, 1914, S. 49.
SCHEN nn Original from
Den Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
38
wöhrer Becken, weil sich hier die bereits am Westrand des
Alten Gebirges teilweise klastischen Liasgesteine infolge
grabenartigen Einbruches heute noch über 15 km nach
Osten verfolgen lassen. Noch weiter müssen also die
Opalinum-Schichten nach Osten gegangen sein.
Nach der langen Abtragung in Perm, Trias und Lias
mag das angrenzende Festland den Meeresspiegel in der
Torulosum-Zeit nur noch wenig überragt haben. Wir ent-
nehmen das auch dem Umstande, daß selbst das klastische
Matcrial des küstennahen Lias im Bodenwöhrer Becken
nach oben immer feinkörniger wird. Da überdies aus dem
jüngeren Lias und der Opalinum-Zeit anscheinend keine
deutlichen Anzeichen stärkerer Bewegungen des Festlandes
vorliegen, dürfen wir uns vielleicht die Vorstellung machen,
daß dieses in «, von einer Flachküste umsäumt war. von
der das flachgeböschte Strandgebiet allmählich in den
schlickbedeckten, wohl ziemlich ebenen, in «a, ziemlich reich
hesiedelten Meeresgrund überging. Iın weiteren Verlauf
von a wurde unser Meeresbecken durch Auflagerung mäch-
tiger Tonmassen augenscheinlich stark zugefüllt. wie in
a; aus dem Auftreten strandnaher Konglomerat- und Muschel-
bänke am Westrande des Frankenjuras gefolgert: werden
könnte. Schon in Ober-@ machen sich auch Anzeichen eines
Klimawechsels geltend durch Einlagerung von sehr fein- und
gleichmäßig körnigem, offenbar äolisch bedingtem Material
von Quarzsand. Im Verlauf von ß beteiligte sich dieser
Wüstensand, wie wir ihn wohl ruhig bezeichnen dürfen,
in hervorragendem Maße am Aufbau des Doggersaudsteins,
dessen nach GÜMBEL in der Schnabelwaider Gegend über
100 m betragende Mächtigkeit sich vielleicht durch lang-
same Senkung des Mecresbodens??) erklärt, besonders weil
uns m. W. bis jetzt keinerlei eindeutige Anzeichen von
Hebung des Festlandes und als Folge davon eines Vor-
rückens des Strandes nach Westen bekannt sind.
Biologischer Teil.
(Hierzu bionomischer Querschnitt).
Es ist notwendig, wie bei der Zusammensetzung der
Torulosum-Fauna so auch für ihre biologischen Erscheinun-
gen und Zusammenhänge stets zu berücksichtigen, daß ihre
Verteilung auf die Tagen I—7 nur die Verhältnisse in
5’) Vul. PosrEcks, Die Bedeutung d. Schwäb. Jura usw.,
In
So
>
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
unseren —” m m_- --_+- Ten aan Nr ES tee BER sa.
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Lez> ws a8: \ecie Verhä.nisse
herrschen. i =37 is in ainam heholeelsch
von olen Tjs er =ı_.L zeiitarirn Gestein wie dem
tı Rede sı:ber 3er screee2i darin. das div Arten an
=z ver&stmhen zahlreich waren und
ferner der griise T-Z jer Perwzen infolge »iner freien
Beweglichkeit m ier Jugend oder spicer seinen Aufent-
halısort häufig w-.53i:= Selhst die Standorte der sitzen-
den Arten waren s-hon wegen d-r für sie geringen, später
zu besprechenden Siedlungsm’zlichkeiten sehr dem Zufall
ausgesetzt uni darım ebenfalis nicht ortsbeständig. Aus
Nesen Gründen müssen sich Zusammensetzung und Ver
teilung der Bevölkerung in wagerechter wie senkrechter
Richtung in jeder einzelnen Lage. aber auch durch ganz
1, fortlaufend geändert haben. Auch die Leitversteinerungen
:onpten sich in ihrem Mutterhorizont nicht anders verhal-
en. Sie treten deshalb an dieser Stelle in Masse auf, an
"ner selten und fehlen an anderen vollständig. Wir brauchen
diese bekannten Tatsachen, zunächst um die Unter-
hrechungen biologisch richtig zu deuten. die uns bei der
Yerteilung zahlreicher Organismen innerhalb von a, be-
gegnen. Wenn beispielsweise eine sonst so personenreiche
art wie Posidonia Suessi in Lage 1—5 und 7 vorkommt,
jedoch in 6 fehlt, so ist es so gut wie sicher, daß sie
in6 irgendwo seitlich von unserem Profil vorhanden oder
“gar in diesem infolge seltenen Auftretens übersehen
vordensind. Ahnlichesgilt im Falle der Cerithinella armata,
diein 2, 4bis 5 und 7 nachgewiesen wurde und wahrschein-
tur aus den genannten Gründen in 3 und 6 vermißt
wird, oder für DBelemnites opalinus, an dessen Vorkommen
in 3 und 5 (Tab. 1) kein Zweifel bestehen kann. Auf
“liche Weise erklärt es sich auch, weshalb z.B. reguläre
Seeigel und Seesterne (Tab. 2), die ihrer Beute doch wahr-
scheinlich während des größten Teiles von «, nachstellten,
iur in einer oder wenigen Lagen des Profils beobachtet
wurden. Auf obigen Gründen mag es auch beruhen, wenn
SCHLOSSER, wie schon in anderem Zusammenhang erwähnt
wurde (a.a. O. S. 542), von dem einzigen Wittelshofen am
Hesselberg (wahrscheinlich aus «a,) allein acht verschieden:
Formen von Pfleurotomaria, vom ziemlich nahen Pretzfeld
bei Ebermannstedt drei Arten von Turritella aufführte, die
unser Profil sämtlich vermissen läßt. Anderseits fehlen
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
25009) Aa pazuıdıq
NYOIHDIN JO ALISAJAINN
WIOA [eUIBIO
Belemniten
Bionomi
Nekro- und Pseudoplankton: Holz
scher Querschnitt’).
(Gagat) — Pentacrinus jurensis (?}, Pentacrinus württembergicus (?).
Plankton und Nekton.
Schwimmer
Hastites subclavatus
| Megateuthis opalina
Megateuthis sp. clr. rhenana
Brachybelus breoiformis
Odontobelus cfr. tripartitus crassus
Odontobelus brevirostris
Cuspiteuthis acuaria macer
Fische (Gehörsteine mehrerer Arten; Ko-
prolithen voll Alaria subpunctata)
Dünnschalige Schweber und Schwimmer {?)
Phylloceras cir. heterophyllum Grammoceras lotharingicum var.
Lytoceras subhircinum u aff. plicatello
Lytoceras torulosum . cfr. Harpoceras sp.
Lytoceras dilucidum ? Harpoceras sp. nov.
rammoceras aalense ? Dumortieria sp.
cfr. costulatum Lioceras opalinum
„
. cfr. subcomptum „» opalinum var. coslosa
RR fluitans „ comptum
s mactra „ elr. opalinum var. costosa
vn
©
pauperalae oder auf Algenrasen
Cristellaria ex alt. rotulatae-cultratae- \ Über dem Boden schwebend
Nodosaria div. sp. kriechend ?
Benthos (Bodenbewohner).
Beweglich F
Dentalina sp. cfr. agplulinans*)
Dentalina div. alt. sp.*)
Posidonia Suessi
Inoceramus cir. amygda-
Vaginulina sp.*) loides
Aufgewachsen
Webhina cfr. irregularis
Spongia gen. et sp. ind.
hecocyathus mactra
Angeheftet
mit Byssus
Pinna sp. afl. fissae
Pecten (Amussium)
reiliegend
Marginulina sp.*) Inoceramus afl. amygda- cfr. pumilus Thecocyathus tinlinna-
Spiroloculina sp. cefr. concentrica*) loidi , 5 bu
efr. Ophiotrix sp. (Seestern-Stacheln) Pecten (Chlamys) textorius mit Stiel Serpula 8p. nov, ?
Asterias cfr, prisca torulosi Diseina Papyracen a
Cidaris striospina Nucula Hammeri „ ef telragona
Cidaris Sp. | Nucula 8
efr. Cidaris sv. I ul Sp. _ nn» P-
41
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42
in SCHLOSSERS Versteinerungsliste auffallenderweise gerade
unsere personenreichsten Muschelarten (Posidonia Suessi
und Leda Galathea mut?).
Auf der anderen Seite kann es der fortwährende Orts-
wechsel vieler Individuen im Verein mit anderen Ursachen
natürlich auch mit sich bringen, daß sie in gewissen
Gegenden oder an bestimmten Stellen längere Zeit hindurch
mannigfaltig in Menge beisammen leben. In solchen Fällen
kann sich an einer Lokalität ein vergleichsweise voll-
ständiges Bild der gesamten Lebewelt eines Horizontes
ergeben. Vielleicht läßt sich dies mit den genannten Ein-
schränkungen auch von der Hetzlesfauna annehmen.
Was die biologischen Verhältnisse der Bevölkerung
unseres Meeresteiles betrifft, so empfiehlt es sich, zuerst
auf die Frage nach den Voraussetzungen ihres
Lebens einzugehen. Im freien Wasser haben sich Zu-
sammensetzung und Nährstoffgehalt augenscheinlich ziem-
lich normal verhalten. Wenigstens sind die Schwimmer
und Schweber in Lage 1 bis4 bzw. 5 größtenteils fast normal-
wüchsig. Dagegen besteht die Bodenfauna vorherrschend
aus den fast kleinwüchsigen Arten, deren Vergesellschaf-
tung in Süddeutschland an vielen Stellen den Torulosum-
Horizont so leicht kenntlich macht. Es wäre m. E. ver-
kehrt, sie — etwa mit Hinweis auf den schädlichen Ein-
fluß der im Bodenwasser ziemlich reichlich enthaltenen
Schwefellösungen — im ganzen als eine Zwergfauna zu
deuten. Denn was sich hier vereinigt zeigt, gehört fast
ausschließlich zu Gattungen wie Nucula, Leda, Cucullaea,
Astarte, Cerithinella, Turritella, Alaria u. a., die teils, wie
Nucula und Leda, an sich nicht groß werden oder, wie
die anderen genannten, zu den noch kleinwüchsigen erd-
geschichtlichen Anfängen ihres Stammes gehören. Ebenso-
wenig läßt sich der ziemlich kleine Wuchs der Boden-
bewohner allein mit dem Hinweis auf die im ziemlich
stillen Wasser und auf Tongrund herrschenden, weniger
günstigen Ernährungsverhältnisse begründen. Einer solchen
Ansicht würde schon ihre ganz ansehnliche Mannigfaltig-
keit widersprechen. Der tiefere Grund liegt vielmehr in
dem ganzen Gepräge des Opalinum-Meeres als ziemlich
flaches und abgeschlossenes, schlecht durchlüftetes Wasser-
becken, auf dessen Boden sich die organischen Sinkstoffe
infolge mangelhafter Zersetzung unter Bildung von Faul-
schlamm ansammelten und so auf das Bodenleben gewisser-
maßen hemmend einwirkten, wozu vielleicht auch die
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43
ztustienteils einförmig tonıge Bescnaffenheit des Grundes,
möglicherweise auch, in einer heute allerdings noch schwer
wägbaren physiologischen Verknüpfung damit, seine dunkle
Farhe beigetragen haben könnte.
Die Frage nach der Beschaffenheit des
Meeresgrundes ist in diesem Zusammenhange be-
sonders wichtig, weil sein Charakter entscheidenden Ein-
flıd auf fast alle Lebensverhältnisse namentlich der boden-
tewohnenden Tierwelt ausübt. Er tut das in solchem Maße,
das wir es fast umgekehrt versuchen dürfen, aus gewissen
Merkınalen des toten Gesteines und namentlich seiner Ver-
stelnerungen, d.h. aus der fossilen Gesamtfazies gewisse
Ruckschlüsse zu ziehen auf allerlei Besonderheiten des
einstmals lebenden Bodens. Das Torulosum-Gestein ist, wie
der lithogenetische Abschnitt gezeigt hat, entstanden durch
Auflagerung von festländischem Ton und Durchdringung
dıs:s mit organischem Stoff: seinen unmittelbaren
A'kömmlingen in Gestalt von Schalen und den in Wechsel-
wirkung ınit Sediment und Meeressalzen erzeugten mittel-
taren in Gestalt von Pyrit und Phosphat. Außerdem
xheint sich ein Teil des biogenen Kalkes gelöst und nach
Durchdringung des Tones zur Bildung des Tonmergels
geführt zu haben. Die früher mitgeteilten chemischen Ana-
ivsen lassen nun ersehen, daß das heutige Gestein in ver-
-:hiedenen Lagen gleichmäßig beschaffen ist. Ein gleiches
ürfen wir auch für das ursprüngliche Sediment annehmen.
L=mentsprechend finden wir, daB in der Groß- wie
Xl-infauna viele Arten aus zweifellos faziesempfindlicher
sruppen, wie Foraminiferen und Schnecken, durch alle
sier doch einen großen 'leil der Lagen hindurchgehen.
Weiter muß die Zufuhr des Tones verhältnismäßig schnell
erfolgt sein. Wir können das zunächst daraus schließen,
dıß die zarten Schalen der Ammoniten, aber auch anderer
Formen, meistens so schnell flach- oder plattgedrückt
wurden, daß sie sich nicht mit Schlick füllen konnten;
femer daraus, daß alle Anzeichen von bohrender Tätigkeit,
die eine gewisse Zeit erfordert hätte, zu fehlen scheinen,
uud ver aller auch, wie schon gesagt wurde, aus dem
Umstande, daß sich die Zufuhr des über 8 m starken
Mäteriales im Laufe der einen (Torulosum-)Zone ab-
spielte. Seine dunkle Färbung erhielt das Gestein als faul-
scllammartiges Sediment durch Bitumina und vor allem
durch das unter der Einwirkung sich zersetzender orga-
tischer Substanz im eisenschüssigen Scediment ausgefällte
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44
Eisensulfid, das sich durch Abgabe von Schwefelwasser-
stoff in Pyrit umsetzte..e. Wie verhältnismäßig schnell
sich diese Umsetzung teilweise vollzogen hat, lassen uns
die Ammoniten der Lagen 1 und 2 erkennen, deren Luft-
kammern einen Kieskern aufweisen, weil bei ihnen die
Pyritbildung eher eintrat als die Zusammendrückung. Im
oberen Teil von a, ließ diese Art von Anhäufung des
Pyrits trotz unverminderten Reichtums an Organismen auf-
fallenderweise entweder nach oder hörte vollständig auf,
nachdem sie übrigens bereits im :ZLytoceras sublineatum-
und ZLyt. hircinum-Horizont des obersten Lias (unter-/ und
ober-&) ihren Höhepunkt errreicht hatte.
Was nun den Festigkeitsgrad des Meeres-
bodens betrifft, so bildet die stattliche Anzahl von frei-.
liegenden Muscheln, besonders der ziemlich dickschaligen
Nucula-, Leda-, Cucullaea- und Astarte-Formen zusammen mit
den größeren freibeweglichen Schnecken aus den Gattungen
Amberleya, Eutrochus, Turritella, Cerithinella und .Alaria
einen Hinweis darauf, daß jener nicht aus breiartigem
Meeresschlamm (= Modder) bestand. Denn in solchem
wären diese ziemlich kleinwüchsigen Tiere versunken. Wahr-
scheinlich handelte es sich um Schlickgrund, der einerseits
fest genug war, um kleine Schalenreste, tote Schnecken-
häuschen u. a. zu tragen, auf denen sich mit Vorliebe die
spitzkegelförmige Einzelkoralle Thecoryathus tintinnabulum
ansiedelte. Anderseits war er locker genug, um von der
auf den Boden des vergleichsweise flachen Meeresteiles
hinabreichenden Wasserbewegung aufgerührt zu werden.
Wenigstens glaube ich nur durch die häufige Trübung, die
das Bodenwasser auf diese Weise erlitt, das im allgemeinen
seltene Vorkommen von Seelilien und Moostierchen sowie
das vollständige Fehlen der noch im obersten Lias nicht
seltenen schloßtragenden Brachiopoden erklären zu können.
Mit der offenbar reichlichen Tonzufuhr wid man ihr Fern-
bleiben schwerlich begründen wollen.
Über die Ablagerungstiefe des Sediments
läßt sich kaum etwas Befriedigendes vorbringen. Ohne
Frage handelt es sich um einen eher seichten als tiefen
Mecresteil. Die von mir versuchsweise ins Auge gefaßte
Einwirkung der Mecres-, und zwar der Wellenbewegung,
würde eine ganz ungefähre untere Tiefengrenze von 100 m
ergeben, wenn überhaupt eine Zahl genannt werden soll.
Aus dem Kalkgehalt des Tones läßt sich keinerlei Schätzung
ableiten. Die Bevölkerung weist durch ihren Reichtum
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s5
an Wieniewiio-- ie
2er 223 ziazzenfresenden Organismen
slichfalls = =.
Bl 2.2; sizter> Tiefe hin. Wenn wir zur
Süätzung ü>ser s.se=en von Jer wit Lias y nur wenig
ränderten Zusam ersizing und Größe der Foramini-
-2:i ren Beieiigung der teilweise ziem-
üch dickschaligen Mss-heln sowie der zumeist reich-
'erzierten Groöschne ken. möchte man sogar eher an einen
vergleichsweise seichten Teil des ohnedies unter den Be
mift der heuigen .Flachsee” fallenden Liasrandmeeres
senken. In Frarken scheint mir dieses übrigens auf Grund
(es Vorkommens munnigfaltiger Muschelfaunen, sei es im
Las > oder in Dagger a. im oberen Lias noch verhältnis-
nabig am tiefsten gewesen zu sein. wo Muscheln mit
wkeren Schalen fehlen. Im Vergleich damit dürfte in
“T ÖOpalinseon-Stufe ein allmähliches Seichterwerden stätt-
gefunden haben.
Der Bevölkerung dieses Meeresteiles war unter diesen
Sätzen Umständen eine bestimmte Zusammensetzung bio-
Beisch vorgezeichnet. Es fehlen ihr, um hier nur das
‚Meinende zu betonen. Radiolarien, Schwämme, Hydrozoön,
keloniebildende Korallen und schloßtragende Brachiopoden.
Bryozo&n (an anderen Fundorten) und Seelilion sind spär-
ich vertreten. Bezeichnenderweise vermißt man auch Nau-
us. Da diese Gattung auch sonst den Opalinum-Schichten
Frankens anscheinend fremd ist, in den Tonhorizonten des
Lias in Franken und Schwaben aber nur typen- und per-
nenarm®®) gefunden wurde, hingegen in den Kalkstein-
platten des fränkischen und schwäbischen Lias y und y/d
_ ufig gesammelt wird, m. W, auch sonst überwiesend tonige
Steine gern gemieden hat, darf man sie wezen dieser
oifenbaren Abhängigkeit von der Bodenfazies für den Lins
"elleicht als vorherrschend bodenbewohnend betrachten. Es
St von Bedeutung, daß dieser Befund mit den bisherigen
Beobachtungen am heutigen Nautilus im Einklang steht.
. Auch abgesehen von obigen Lücken war das Leben
" Zu einem Zeitpunkt wahrscheinlich durchaus nicht
» Teich, wie es etwa beim ersten Anblick meiner Tabellen
scheinen könnte Man muß beachten, daß hier jeweils
e Versteinerungen einer ganzen Lage aufgezählt sind.
en Ser Tausenden von Kieskernen, die mir bei Unter-
durch die Be von Lias ober-£ um Berg bei Neumarkt
de gingen, habe ich i i solche, und
zwar von nur einer Nawtilusart en nur drei solche,
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46
Würde man aber bei einzelnen Schichtflächen die Anzalı
der auf ihnen gelegenen Formen prüfen, so käme natürlicl
viel weniger heraus. Und selbst wenn man eine solch:
alte Bodenflüche über einen größeren Raum untersuchte, dürft
sie schwerlich die Mannigfaltigkeit zeigen, wie eine unsere)
„Lagen“, weil diese einen Ausschnitt aus einer großeı
Anzahl solcher Flächen darstellen. Von diesem Gesichts
punkt aus darf man die Besiedlung des «a,-Meere:
zwar als personenreich, aber doch ziemlich einförmig, wei
verhältnismäßig typenarm, bezeichnen.
Wovon lebte die Fauna dieses Meeres? Da die Anzah
der Fleischfresser ziemlich gering ist — nach allem An.
schein kommen dafür in Betracht sieben Arten von Belem:
niten, ein Seestern, vielleicht noch drei reguläre Seeige
und wahrscheinlich einige Formen höherer Krebse — be:
stand sie vorzugsweise aus Tieren, die sich von schalen-
losen Lebewesen und ihren Zerfallsstoffen, hauptsächlic!
von Mikroorganismen, nährten, unter denen natürlich die
Mikropflanzen bei weitem am häufigsten waren. Nach seinen
Absterben sank dieses zunächst für die Schweber so wiel-
tige Pflanzen- und Tierplankton in Massen auf den Grund.
Hier konnte es aber infolge der früher angenomnienen Saurr-
stoffarmut unseres Meeres nur langsam zersetzt werden. Tn-
folgedessen mußten sich auf dem Meeresboden fortwährenı
nicht unbedeutende Mengen von Eiweiß und Fett ansammeln,
die nur zum Teil von den Bodentieren verzehrt wurden.
Das übrige ging in Fäulnis über und gab so den Anstoß
zu der lithogenetisch bedeutsamen Ausfällung von Pyrit
und Kalk. Gleichzeitig führte die Zersetzung größerer
Leichen zur Bildung der Pyrit- und Phosphoritknollen und
-steinkerne, wie uns die Bewachsung von Ammoniten-Kies-
kernen mit Serputa sp. nov.(?) erkennen läßt.
Die namentlich für die späteren Betrachtungen grund-
legende Frage nach der Verteilung der Tiere im
Torulosum-Meer möchte ich versuchsweise durch eine
profilartige Übersicht beantworten (Bionomischer Quer-
schnitt), soweit es nach Maßgabe unserer noch lückenhaften
einschlägigen Kenntnis und mehr oder minder wahrschein-
lichen Annahmen (Belemniten, Ammoniten u. a.) möglich
ist. Selbstverständlich bin ich mir darüber klar, daß die
dafür gewählte Bezeichnung „Bionomischer Querschnitt“
beanstandet werden kann, weil sie eigentlich nur auf die
Verteilung der zu einem Zeitpunkt lebenden Organismen
Anwendung finden sollte. Im vorliegenden Falle wäre das
Original from
nn Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
47
roch nur ein obendrein schwer zu erfassender Teil der
Fauna, während es mir darauf ankommt, ein Gesamtbild
*xr Verteilung aller mir bekannt gewordenen erwachsenen
Formen zu geben.
Aus dem Querschnitt geht hervor, daß die Boden-
‘wwohner, wie zu erwarten ist, stark in der Mehrzahl
«2d am mannigfaltigsten zusammengesetzt sind. Sie machen
ungefähr zwei Drittel aller Formen aus. Auch die
stwimmer und Schweber sind ziemlich zahlreich, wenn
"r ale Ammoniten und mit besonderem Vorbehalt auch
ix: symmetrisch gebaute durchbohrte Foran.iniferen, vor
an Dingen die in gewissem Sinne ammonitenähnlichen
(risellarien, dazu rechnen. Verhältnismäßig unbedeutend
de Anzahl der Schlickbewohner und kaum nennenswert
% zım Pseudo- und Nekroplankton zählenden Vertreter.
'ır den nektonischen Arten habe ich mit NARrFF”) die
iemniten mit verlängertem Rostrum, wie Hastites sub-
arstus, als besonders schnelle Schwimmer des offenen
Meeres aufgefaßt. Die Bodenbewohner setzen sich in der
Mehrzahl aus freibeweglichen Formen zusammen. Unter
n überwiegen kleinwüchsige Elemente, wie Foraminl-
iereu, Kleinschnecken und Muschelkrebse, die vielfach auf
Alkenrasen beobachtet werden. Erheblich geringer ist selbst-
'rständlich die Anzahl der freiliegenden, lediglich auf die
Muscheln beschränkten Schalen. Noch mehr treten die
augewachsenen Arten zurück. Und bezeichnend ist nament-
üch auch die bescheidene, arten- wie personenarme Rolle
az angehefteten Tiere, die an Arten und erst recht an
“ereonen von den Schlickbewohnern übertroffen werden.
m nn
„Nach diesen Bemerkungen über allgemeinere biologische
"Oraussetzungen und Verhältnisse gehe ich zu einer kurzen
Betrachtung des biologisch Fesselnden über, das uns die
einzelnen Tiergruppen bieten.
Die Foraminiferen treten in ähnlichem Bei-
“ammensein und mit ähnlicher Größe auf wie in be-
‚ümmten Tonmergeln des Lias, aber auch in gewissen
Kalksteinen der ozeanischen Trias (Hallstätter Kalksteine
u.4.), bieten also nichts Besonderes. Dagegen sind die Ko-
rallen durch die beiden, in Schwaben schon in den
DD.
fossilen Tintenfische, Jena 1922, S. 192.
as 3 Original from
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38
wöhrer Becken, weil sich hier die bereits am Westrand des
Alten Gebirges teilweise klastischen Liasgesteine infolge
grabenartigen Einbruches heute noch über 15 km naclı
Osten verfolgen lassen. Noch weiter müssen also die
Opalinum-Schichten nach Osten gegangen sein.
Nach der langen Abtragung in Perm, Trias und Lias
mag das angrenzende Festland den Meeresspiegel in der
Torulosum-Zeit nur noch wenig überragt haben. Wir ent-
nehmen das auch dem Umstande, daß selbst das klastische
Matcrial des küstennahen Lias im Bodenwöhrer Becken
nach oben immer feinkörniger wird. Da überdies aus dem
jüngeren Lias und der Opalinum-Zeit anscheinend keine
deutlichen Anzeichen stärkerer Bewegungen des Festlandes
vorliegen, dürfen wir uns vielleicht die Vorstellung machen,
daß dieses in «, von einer Flachküste umsäumt war, von
der das flachgeböschte Strandgebiet allmählich in den
schlickbedeckten, wohl ziemlich ebenen, in «a, ziemlich reich
hesiedelten Meeresgrund überging. Im weiteren Verlauf
von « wurde unser Meeresbecken durch Auflagerung mäch-
tiger Tonmassen augenscheinlich stark zugefüllt, wie in
a, aus dem Auftreten strandnaher Konglomerat- und Muschel-
bänke am Westrande des Frankenjuras gefolgert: werden
könnte. Schon in Ober-x machen sich auch Anzeichen eines
Klimawechsels geltend durch Einlagerung von sehr fein- und
gleichmäßig körnigem, offenbar äolisch bedingtem Material
von Quarzsand. Im Verlauf von ß beteiligte sich dieser
Wüstensand, wie wir ihn wohl ruhig bezeichnen dürfen,
in hervorragenden Maße am Aufbau des Doggersaudsteins,
dessen nach GÜMBEL in der Schnabelwaider Gegend über
100 m betragende Mächtigkeit sich vielleicht durch lang-
same Senkung des Meeresbodens5?) erklärt, besonders weil
uns m. W. bis jetzt keinerlei eindeutige Anzeichen von
Hehung des Festlandes und als Folge davon cines Vor-
rückens des Strandes nach Westen bekannt sind.
Biologischer Teil.
(Hierzu bionomischer Querschnitt).
Es ist notwendig, wie bei der Zusammensetzung der
Torulosum-Fauna so auch für ihre biologischen Erscheinun-
gen und Zusammenhänge stets zu berücksichtigen, dal ihre
Verteilung auf die Lagen 1--7 nur die Verhältnisse in
5%) Vgl. Pomrecks, Die Bedeutung d. Schwäb. Jura usw.,
S. 59.
as 3 Original from
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39
unserem engbegrenzten Profil oder Gesteinspfeiler zum Aus-
druck bringt. Schon in seiner Nachbarschaft können in der
einen oder anderen Lage etwas abweichende Verhältnisse
herrschen. Seinen Hauptgrund hat dies in einem lithologisch
von oben bis unten ziemlich gleichartigen Gestein wie dem
in Rede stehenden vorwiegend darin, daß die Arten an
verschiedenen Stellen verschieden zahlreich waren und
ferner der größte Teil der Personen infolge seiner freien
Beweglichkeit in der Jugend oder später seinen Aufent-
haltsort häufig wechselte. Selbst die Standorte der sitzen-
den Arten waren schon wegen der für sie geringen, später
zu besprechenden Siedlungsmöglichkeiten sehr dem Zufall
ausgesetzt und darum ebenfalls nicht ortsbeständig. Aus
diesen Gründen müssen sich Zusammensetzung und Ver-
teilung der Bevölkerung in wagerechter wie senkrechter
Richtung in jeder einzelnen Lage, aber auch durch ganz
a, fortlaufend geändert haben. Auch die Leitversteinerungen
konnten sich in ihrem Mutterhorizont nicht anders verhal-
ten. Sie treten deshalb an dieser Stelle in Masse auf, an
jener selten und fehlen an anderen vollständig. Wir brauchen
diese bekannten Tatsachen, zunächst um die Unter-
brechungen biologisch richtig zu deuten, die uns bei der
Verteilung zahlreicher Organismen innerhalb von «a, be-
gegnen. Wenn beispielsweise eine sonst so personenreiche
Art wie Posidonia Suessi in Lage 1—5 und 7 vorkommt,
jedoch in 6 fehlt, so ist es so gut wie sicher, daß sie
in 6 irgendwo seitlich von unserem Profil vorhanden oder
sogar in diesem infolge seltenen Auftretens übersehen
worden sind. Ähnliches gilt im Falle der Cerithinella armata,
die in 2, 4bis5 und 7 nachgewiesen wurde und wahrschein-
nur aus den genannten Gründen in 3 und 6 vermißt
wird, oder für Belemnites opalinus, an dessen Vorkommen
in 3 und 5 (Tab. 1) kein Zweifel bestehen kann. Auf
solche Weise erklärt es sich auch, weshalb z.B. reguläre
Seeigel und Seesterne (Tab. 2), die ihrer Beute doch wahr-
scheinlich während des größten Teiles von «, nachstellten,
nur in einer oder wenigen Lagen des Profils beobachtet
wurden. Auf obigen Gründen mag es auch beruhen, wenn
SCHLOSSER, wie schon in anderem Zusammenhang erwähnt
wurde (a.a.0. S. 542), von dem einzigen Wittelshofen am
Hesselberg (wahrscheinlich aus «,) allein acht verschiedene
Formen von Pleurotomaria, vom ziemlich nahen Pretzfeld
bei Ebermannstedt drei Arten von Turritella aufführte, die
unser Profil sämtlich vermissen läßt. Anderseits fehlen
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35009) Aa pazıyııq
NYOIHDHA JO ALISYIAINN
WOA JeUIÄLIO
Bionomischer Querschnitt!).
Nekro- und Pseudoplankton: Holz (Gagat) — Pentacrinus jurensis (?), Pentacrinus württembergicus (?).
Plankton und Nekton.
Schwimmer Dünnschalige Schweber und Schwimmer ()
Flastites subclavatus Phylloceras cfr. heterophyllum Grammoceras lotharingicum var.
> Megateuthis opalina Lytoceras subhircinum Re aff. plicatello
= Megateuthis sp. cfr. rhenana Lytoceras torulosum 5 cfr. Harpoceras sp.
5 3 Brachybelus breoiformis Lytoceras dilucidum ? Harpoceras sp. nov.
= Odontobelus cfr. tripartitus crassus rammoceras aalense ? Dumortieria sp.
a Odontobelus brevirostris : cefr. costulatum Lioceras opalinum
Cuspiteuthis acuaria macer Si; cfr. subcomptum „ opalinum var. coslosa
y Jfluitans „ complum
s mactra „ cfr. opalinum var. coslosa
Fische (Gehörsteine mehrerer Arten; Ko- Cristellaria ex afl. rotulatae-cultratae- \ Über dem Boden schwebend
prolithen voll Alaria subpunctata) pauperatae oder auf Algenrasen
Nodosaria div. Sp. | kriechend ?
Benthos (Bodenbewohner).
Beweglich Freiliegend Angeheftet Aufgewachsen
Dentalina sp. cfr. agplutinans*) Posidonia Suessi mit Byssus Webbina cfr. irregularis
Dentalina div. alt. sp.*) Inoceramus cfr. amygda- Pinna sp. afft. fissae Spongia gen. et sp. ind.
Vaginulina sp.*) loides Pecten (Amussium) Thecocyathus mactra
Marginulina sp.*) Inoceramus afl. amygda- cfr. pumilus Thecocyathus £intinna-
Spiroloculina sp. efr. concentrica*) loidi s bulum
efr. Ophiotrix sp. (Seestern-Stacheln) Peeten (Chlamys) textorius mit Stiel Serpula sp. nov. ?
Asterias efr. prisca torulosi Discina papyracea „ efr. telragona
Cidaris striospina Nucula Hammeri „Sp.
Cidaris sp. Nucula sp. Ostrea sp, (?)
cfr. Cidaris sy. I Leda rostralis?)
07
I]5009) Ag pezubiq
NYOIHDIN 40 ALISYFAINN
WOA JEUIBNO
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rer EEIEIECSÄS TEE Cucutiaee enaegudvalvss®)
ytroehus duplioatfes Astarte Voller
Turritella opalfna = subtelragona
Cerithinella armala » alta
Cerithinella sp.
Alarita subpunctata
Trochus sp.
Eufrochus sp.
Turbo sp.*)
? Turbo sp.*)
Phasianella sp. No. 1*)
Phasianella sp. No. 2*)
? Natica sp.*)
Pseudomelania leyerbergensis
Alaria sp. No. 1
Alaria sp. No.
? Alaria sp.
Mierohelix W. Pfeifferi*\
Actaeonina sp. No. 1*)
” Sp. No. 2*)
Pr sp. No. 3*)
Cypris No. 1-4
Malacostraca div. gen. et sp. ind.
Schlickbewohner (subbenthonisch)
Im Schlicke steckend: Pholadomya cfr. fidicula,; Dentalium ctr. elongatum, Dentalium cfr. limatulum, Dentalium
afl. iasico, Dentalium sp. No. 1,
Schlick fressend: Ringelwürmer (verschiedene Arten ?).
I) Bei den mit Fragezeichen (?) versehenen Formen ist der Lebensraum zweifelhaft.
3) Ziemlich dickschalig, deutlich verziert und vorwiegend wagerecht eingebettet, deshalb wahrscheinlich frei-
liegend.
*) Kleinformen, die vielleicht auf Algenbeeten und -büscheln gelebt haben.
r
42
in SCHLOSSERS Versteinerungsliste auffallenderweise gerade
unsere personenreichsten Muschelarten (Posidonia Suessi
und Leda Galathea mut?).
Auf der anderen Seite kann es der fortwährende Orts-
wechsel vieler Individuen im Verein mit anderen Ursachen
natürlich auch mit sich bringen, daß sie in gewissen
Gegenden oder an bestimniten Stellen längere Zeit hindurch
mannigfaltig in Menge beisammen leben. In solchen Fällen
kann sich an einer Lokalität ein vergleichsweise voll-
ständiges Bild der gesamten Lebewelt eines Horizontes
ergeben. Vielleicht läßt sich dies mit den genannten Ein-
schränkungen auch von der Hetzlesfauna annehmen.
Was die biologischen Verhältnisse der Bevölkerung
unseres NMeeresteiles betrifft, so empfiehlt es sich, zuerst
auf die Frage nach den Voraussetzungen ihres
Lebens einzugehen. Im freien Wasser haben sich Zu-
sammensetzung und Nährstoffgehalt augenscheinlich ziem-
lich normal verhalten. Wenigstens sind die Schwimmer
und Schweber in Lage 1 bis 4 bzw.5 größtenteils fast normal-
wüchsig. Dagegen besteht die Bodenfauna vorherrschend
aus den fast. kleinwüchsigen Arten, deren Vergesellschaf-
tung in Süddeutschland an vielen Stellen den Torulosum-
Horizont: so leicht kenntlich macht. Es wäre m. E. ver-
kehrt, sie — etwa mit Hinweis auf den schädlichen Ein-
flußB der im Bodenwasser ziemlich reichlich enthaltenen
Schwefellösungen — im ganzen als eine Zwergfauna zu
deuten. Denn was sich hier vereinigt zeigt, gehört fast
ausschließlich zu Gattungen wie Nucula, Leda, Cucullaea,
Astarte, Cerithinella, Turritella, Alaria u. a., die teils, wie
Nucula und Leda, an sich nicht groß werden oder, wie
die anderen genannten, zu den noch kleinwüchsigen erd-
geschichtlichen Anfängen ihres Stammes gehören. Ebenso-
wenig läßt sich der ziemlich kleine Wuchs der DBoden-
bewohner allein mit dem Hinweis auf die im ziemlich
stillen Wasser und auf Tongrund herrschenden, weniger
günstigen Ernährungsverhältnisse begründen. Einer solchen
Ansicht würde schon ihre ganz ansehnliche Mannigfaltig-
keit widersprechen. Der tiefere Grund liegt vielmehr in
dem ganzen Gepräge des ÖOpalinum-Meeres als ziemlich
flaches und abgeschlossenes, schlecht durchlüftetes Wasser-
becken, auf dessen Boden sich die organischen Sinkstoffe
infolge mangelhafter Zersetzung unter Bildung von Faul-
schlamm ansammelten und so auf das Bodenleben gewisser-
maßen hemmend einwirkten, wozu vielleicht auch die
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
größtenteils einförmig tonıge Beschaffenheit des Grundes,
möglicherweise auch, in einer heute allerdings noch schwer
wägbaren physiologischen Verknüpfung damit, seine dunkle
Farbe beigetragen haben könnte.
Die Frage nach der Beschaffenheit des
Meeresgrundes ist in diesem Zusammenhange be-
sonders wichtig, weil sein Charakter entscheidenden Ein-
fluß auf fast alle Lebensverhältnisse namentlich der boden-
bewohnenden Tierwelt ausübt. Er tut das in solchem Maße,
daß wir es fast umgekehrt versuchen dürfen, aus gewissen
Merkmalen des toten Gesteines und namentlich seiner Ver-
steinerungen, d.h. aus der fossilen Gesamtfazies gewisse
Rückschlüsse zu ziehen auf allerlei Besonderheiten des
einstmals lebenden Bodens. Das Torulosum-Gestein ist, wie
der lithogenetische Abschnitt gezeigt hat, entstanden durch
Auflagerung von festländischem Ton und Durchdringung
dieses mit organischem Stoff: seinen unmittelbaren
Abkömmlingen in Gestalt von Schalen und den in Wechsel-
wirkung mit Sediment und Meeressalzen erzeugten mittel-
baren in Gestalt von Pyrit und Phosphat. Außerdem
scheint sich ein Teil des biogenen Kalkes gelöst und nach
Durchdringung des Tones zur Bildung des Tonmergels
geführt zu haben. Die früher mitgeteilten chemischen Ana-
ivsen lassen nun ersehen, daß das heutige Gestein in ver-
-chiedenen Lagen gleichmäßig beschaffen ist. Ein gleiches
dürfen wir auch für das ursprüngliche Sediment annehmen.
Dementsprechend finden wir, daß in der Groß- wie
Kleinfauna viele Arten aus zweifellos faziesempfindlicher
gruppen, wie Foraminiferen und Schnecken, durch alle
oder doch einen großen 'leil der Lagen hindurchgehen.
Weiter muß die Zufuhr des Tones verhältnismäßig schnell
erfolgt sein. Wir können das zunächst daraus schließen,
daB die zarten Schalen der Ammoniten, aber auch anderer
Formen, meistens so schnell flach- oder plattgedrückt
wurden, daß sie sich nicht mit Schlick füllen konnten;
ferner daraus, daß alle Anzeichen von bohrender Tätigkeit,
die eine gewisse Zeit erfordert hätte, zu fehlen scheinen,
und ver allem auch, wie schon gesagt wurde, aus deın
Umstande, daß sich die Zufuhr des über 8 m starken
Materiales im Laufe der einen (Torulosum-)Zone ab-
spielte. Seine dunkle Färbung erhielt das Gestein als faul-
schlammartiges Sediment durch Bitumina und vor alleın
durch das unter der Einwirkung sich zersetzender orga-
nischer Substanz im eisenschüssigen Sediment ausgefällte
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
44
Eisensulfid, das sich durch Abgabe von Schwefelwasser-
stoff in Pyrit umsetzte..e. Wie verhältnismäßig schnell
sich diese Umsetzung teilweise vollzogen hat, lassen uns
die Ammoniten der Lagen 1 und 2 erkennen, deren Luft-
kammern einen Kieskern aufweisen, weil bei ihnen die
Pyritbildung eher cintrat als die Zusammendrückung. Im
oberen Teil von «a, ließ diese Art von Anhäufung des
Pyrits trotz unverminderten Reichtums an Organismen auf-
fallenderweise entweder nach oder hörte vollständig auf,
nachdem sie übrigens bereits im :Lytoceras sublineatum-
und ZLyt. hircinum-Horizont des obersten Lias (unter-- und
ober-&) ihren Höhepunkt errreicht hatte.
Was nun den Festigkeitsgrad des Meeres-
bodens betrifft, so bildet die stattliche Anzahl von frei-
liegenden Muscheln, besonders der ziemlich dickschaligen
Nucula-, Leda-, Cucullaea- und Astarte-Formen zusammen mit
den größeren freibeweglichen Schnecken aus den Gattungen
Amberleya, Eutrochus, Turritella, Cerithinella und .ilaria
einen Hinweis darauf, daß jener nicht aus breiartigem
Meeresschlamm (= Modder) bestand. Denn in solchem
wären diese ziemlich kleinwüchsigen Tiere versunken. Wahr-
scheinlich handelte es sich um Schlickgrund, der einerseits
fest genug war, um kleine Schalenreste, tote Schnecken-
häuschen u. a. zu tragen, auf denen sich mit Vorliebe die
spitzkegelförmige Einzelkoralle Thecocyathus tintinnabulum
ansiedelte.e Anderseits war er locker genug, um von der
auf den Boden des vergleichsweise flachen Meeresteiles
hinabreichenden Wasserbewegung aufgerührt zu werden.
Wenigstens glaube ich nur durch die häufige Trübung, die
das Bodenwasser auf diese Weise erlitt, das im allgemeinen
seltene Vorkommen von Seelilien und Moostierchen sowie
das vollständige Fehlen der noch im obersten Lias nicht
seltenen schloßtragenden Brachiopoden erklären zu können.
Mit der offenbar reichlichen Tonzufuhr wird man ihr Fern-
bleiben schwerlich begründen wollen.
Über die Ablagerungstiefe des Sediments
läßt sich kaum etwas Befriedigendes vorbringen. Ohne
Frage handelt es sich um einen eher seichten als tiefen
Meeresteil. Die von mir versuchsweise ins Auge gefaßte
Einwirkung der Meeres-, und zwar der Wellenbewegung,
würde eine gan ungefähre untere Tiefengrenze von 100 m
ergeben, wenn überhaupt eine Zahl genannt werden soll.
Aus dem Kalkgehalt des Tones läßt sich keinerlei Schätzung
ableiten. Die Bevölkerung weist durch ihren Reichtum
Original from
en Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
45
an borienbewohnenden und pflanzenfressenden Organismen
gleichfalls auf nicht bedeutende Tiefe hin. Wenn wir zur
Schätzung dieser ausgehen von der seit Lias y nur wenig
veränderten Zusammensetzung und Größe der Foramini-
feren und der wesentlichen Beteiligung der teilweise ziem-
lich dickschaligen Muscheln sowie der zumeist reich-
verzierten Großschnecken, möchte man sogar eher an einen
vergleichsweise seichten Teil des ohnedies unter den Be-
griff der heutigen ‚Flachsee“ fallenden Liasrandmeeres
denken. In Franken scheint mir dieses übrigens auf Grund
des Vorkommens mannigfaltiger Muschelfaunen, sei es im
Lias 5 oder in Dogger «, im oberen Lias noch verhältnis-
mäßig am tiefsten gewesen zu sein, wo Muscheln mit
dickeren Schalen fehlen. Im Vergleich damit dürfte in
der Opalinum-Stufe ein allmähliches Seichterwerden statt-
gefunden haben.
Der Bevölkerung dieses Meeresteiles war unter diesen
ganzen Umständen eine bestimmte Zusammensetzung bio-
logisch vorgezeichnet. Es fehlen ihr, um hier nur das
Verneincende zu betonen, Rauiolarien, Schwämme, Hydrozo@n,
koloniebildende Korallen und schloßtragende Brachiopoden.
Bryozoen (an anderen Fundorten) und Seelilien sind spär-
lich vertreten. Bezeichnenderweise vermißt man auch Nau-
iilus. Da diese Gattung auch sonst den Opalinum-Schichten
Frankens anscheinend fremd ist, in den Tonhorizonten des
Lias in Franken und Schwaben aber nur typen- und per-
sonenarm:®) gefunden wurde, hingegen in den Kalkstein-
platten des fränkischen und schwäbischen Lias y und y/d
häufig gesammelt wird, m. W. auch sonst überwiegend tonige
Gesteine gern gemieden hat, darf man sie wezen dieser
offenbaren Abhängigkeit von der Bodenfazies für den Lias
vielleicht als vorherrschend bodenbewohnend betrachten. Es
ist von Bedeutung, daß dieser Befund mit den bisherigen
Beobachtungen am heutigen Nautilus im Einklang steht.
Auch abgesehen von obigen Lücken war das Leben
in «, zu einem Zeitpunkt wahrscheinlich durchaus nicht
30 reich, wie es etwa beim ersten Anblick meiner Tabellen
scheinen könnte. Man muß beachten, daß hier jeweils
die Versteinerungen einer ganzen Lage aufgezählt sind.
88) Unter den Tausenden von Kieskernen, die mir bei Unter-
suchung der Pyritfazies von Lias ober-£ um Berg bei Neumarkt
durch die Hände gingen, habe ich im ganzen nur drei solche, und
zwar von nur einer Naufilusart beobachtet.
ee nn Original from
AD Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
46
Würde man aber bei einzelnen Schichtflächen die Anzahl
der auf ihnen gelegenen Formen prüfen, so käme natürlich
viel weniger heraus. Und selbst wenn man eine solche
alte Bodenfläche über einen größeren Raum untersuchte, dürfte
sie schwerlich die Mannigfaltigkeit zeigen, wie eine unserer
„Lagen“, weil diese einen Ausschnitt aus einer großen
Anzabl solcher Flächen darstellen. Von diesem Gesichts-
punkt aus darf man die Besiedlung des a,-Meeres
zwar als personenreich, aber «och ziemlich einförmig, weil
verhältnismäßig typenarm, bezeichnen.
Wovon lebte die Fauna dieses Meeres? Da die Anzahl
der Fleischfresser ziemlich gering ist — nach allem An-
schein kommen dafür in Betracht sieben Arten von Belem-
niten, ein Seestern, vielleicht noch drei reguläre Seeigel
und wahrscheinlich einige Formen höherer Krebse — be-
stand sie vorzugsweise aus Tieren, die sich von schalen-
losen Lebewesen und ihren Zerfallsstoffen, hauptsächlich
von Mikroorganismen, nährten, unter denen natürlich die
Mikropflanzen bei weitem am häufigsten waren. Nach seinem
Absterben sank dieses zunächst für die Schweber so wich-
tige Pflanzen- und Tierplankton in Massen auf den Grund.
Hier konnte es aber infolge der früher angenommenen Sauer-
stoffarmut unseres Mceres nur langsam zersetzt werden. Tn-
folgedessen mußten sich auf dem Meeresboden fortwährend
nicht unbedeutende Mengen von Eiweiß und Fett ansammeln,
die nur zum Teil von den Bodentieren verzehrt wurden.
Das übrige ging in Fäulnis über und gab so den Anstoß
zu der lithogenetisch bedeutsamen Ausfällung von Pyrit
und Kalk. Gleichzeitig führte die Zersetzung größerer
Leichen zur Bildung der Pyrit- und Phosphoritknollen und
-steinkerne, wie uns die Bewachsung von Ammoniten-Kies-
kernen mit Serpuia sp. nov.(?) erkennen läßt.
Die namentlich für die späteren Betrachtungen grund-
legende Frage nach der Verteilung der Tiere im
Torulosum-Meer möchte ich versuchsweise durch eine
profilartige Übersicht beantworten (Bionomischer Quer-
schnitt), soweit es nach Maßgabe unserer noch lückenhaften
einschlägigen Kenntnis und mehr oder minder wahrschein-
lichen Annahmen (Belemniten, Ammoniten u. a.) möglich
ist. Selbstverständlich bin ich mir darüber klar, daß die
dafür gewählte Bezeichnung ‚„Bionomischer Querschnitt‘
beanstandet werden kann, weil sie eigentlich nur auf die
Verteilung der zu einem Zeitpunkt lebenden Organismen
Anwendung finden sollte. Im vorliegenden Falle wäre das
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
47
%doch nur ein obendrein schwer zu erfassender Teil der
Fauna, während es mir darauf ankommt, ein Gesamtbild
der Verteilung aller mir bekannt gewordenen erwachsenen
Formen zu geben.
Aus dem Querschnitt geht hervor, daß die Boden-
bewohner, wie zu erwarten ist, stark in der Mehrzahl
und am mannigfaltigsten zusammengesetzt sind. Sie machen
ungefähr zwei Drittel aller Formen aus. Auch die
Schwimmer und Schweber sind ziemlich zahlreich, wenn
wir alle Ammoniten und mit besonderem Vorbehalt auch
einige symmetrisch gebaute durchbohrte Foran.iniferen, vor
allen Dingen die, in gewissem Sinne ammonitenähnlichen
Cristellarien, dazu rechnen. Verhältnismäßig unbedeutend
ist die Anzahl der Schlickbewohner und kaum nennenswert
die zum Pseudo- und Nekroplankton zählenden Vertreter.
Von den nektonischen Arten habe ich mit Naxurr’?) die
Belemniten mit verlängertem Rostrum, wie Hastites sub-
elavatus, als besonders schnelle Schwimmer des offenen
Meeres aufgefaßt. Die Bodenbewohner setzen sich in der
Mehrzahl aus freibeweglichen Formen zusammen. Unter
ihnen überwiegen kleinwüchsige Elemente, wie Foramini-
teren, Kleinschnecken und Muschelkrebse, die vielfach auf
Algenrasen beobachtet werden. Erheblich geringer ist selbst-
verständlich die Anzahl der freiliegenden, lediglich auf die
Muscheln beschränkten Schalen. Noch mehr treten die
aufgewachsenen Arten zurück. Und bezeichnend ist nament-
lich auch die bescheidene, arten- wie personenarme Rolle
der angehefteten Tiere, die an Arten und erst recht an
Personen von den Schlickbewohnern übertroffen werden.
Nach diesen Bemerkungen über allgemeinere biologische
Voraussetzungen und Verhältnisse gehe ich zu einer kurzen
Betrachtung des biologisch Fesselnden über, das uns die
einzelnen Tiergruppen bieten.
Die Foraminiferen treten in ähnlichem Bei-
sammensein und mit ähnlicher Größe auf wie in be-
stimmten Tonmergeln des Lias, aber auch in gewissen
Kalksteinen der ozeanischen Trias (Hallstätter Kalksteine
u.a.), bieten also nichts Besonderes. Dagegen sind die Ko-
rallen durch die beiden, in Schwaben schon in den
5) D. fossilen Tintenfische, Jena 1922, S. 192.
ee Original from
NEE) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
48
Tonmergeln des obersten Lias (ober-%) vorhandenen ältesten
Arten der Gattung Thecocyathus vertreten, die an den
immerhin nachgiebigen Schlickboden in der Weise angepaßt
waren, daß sich das spitzkegelförmige T. tintimnabulum mit
seiner Spitze, das schüsselförmige T. mactra mit der Mitte
seiner ziemlich flachen Unterfläche auf Schalentrümmern
von Ammoniten, Muscheln usw. oder dem Gewinde kleiner
Schnecken anheftete. Es ist deshalb nicht ganz zutreffend,
wenn DEEcKE®) Formen mit breiter und flacher Unter-
seite, wie Palaeocycelus, Microcyclus u. a., die offenbar dem
Schlick selbst aufruhten, biologisch den genannten Arten
ohne Vorbehalt an die Seite stellt. An anderen Stellen
Frankens ist übrigens T. tintinnabulum ziemlich form-
veränderlich. Wo es, wie bei Neusig unfern Waischenfeld
oder bei Gunzendorf unweit Buttenheim, in Gesellschaft von
Berenicea-Kolonien und viel Serpula div. sp. ziemlich häufig
auf großen Schalentrümmern von Lyt. cfr. dilucidum vor-
kommt, kann es sich durch alle Grade der Vergrößerung
seiner Anwachsfläche soweit ändern, daß es zylindrische
Gestalt mit obendrein verbreiterter Unterseite annimmt. Von
einem der genannten Fundorte, dessen Namen mir nicht
mehr genau erinnerlich ist, sah ich den für diese Art
augenscheinlich seltenen Fall der altertümlichen intrakali-
zinalen Knospung in Gestalt von mehreren kalkigen Zellen,
die in gerader Richtung ineinandersteckten. Ich glaube
nicht, daß es sich angesichts der Seltenheit dieses Vor-
kommens empfiehlt, das Höhenwachstum in diesem Falle
allein durch das Bestreben des Tieres zu erklären, nicht
im Schlamme zu versinken.
Unter den Röhrenwürmern findet sich die zier-
liche Serpula sp. nov.(?) einzeln oder verschlungen und
stets gesellig auf Schalentrümmern, auf der runzligen
Deckschicht der Thecocyathusarten, ferner auf den
Schalen und Kieskernen von Ammoniten und merkwürdiger-
weise gerade auf der Seitengegend von Belemnitenrostren.
— Bei den Stachelhäutern überrascht die kleine Gestalt und
geringe Anzahl der Seelilien, wenn man sich erinnert,
daß in Franken noch der Tonmergelschlick des Lias y-Meeres
wahre Rasen normalwüchsiger Seelilien trug, aus denen
vielerorts, wie am Erlanger Ratsberg, dicke Platten von
aus Stiel- und Kronengliedern aufgebautem Krinoiden-Kalk-
60) Palaeont. Betracht. V, Üb. Korallen. N. Jahrb. f. Min.
1913, U, S. 184.
Original from
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9
stein hervorgegangen sind. Im Lias © werden die See-
lilien seltener und in s und 5 gewöhnlich nur vereinzelte
Stielstücke und -glieder gefunden. Kronenplättchen scheinen
in diesen Horizonten besonders selten zu sein. Dieser Be-
fund widerspräche also nicht der Annahme, daß ein Teil
der Pentacrinus-Arten des jüngeren Lias pseudoplanktonisch
seworden sei. Eigentümlich berührt nur der kleine Wuchs
der «,-Vertreter. Denn falls diese pseudoplanktonisch waren,
hätten sie doch entsprechend den Schwebern eher normale
ala kleine Gestalt besessen.
Von den Muscheln bieten in diesem Abschnitt nur
Ostrea und Trigonia etwas Bomerkenswertes. Austern konn-
ten sich natürlich nur auf tragfähiger Unterlage ansiedeln,
lieben auch trübes Wasser nicht und erscheinen deshalb
in &, gewöhnlich spärlich. Bei Hetzles wurde denn auch
nur eine Klappe, und zwar in der kalksteinartigen Schalen-
ırekzie der Lage 6, angetroffen, was kennzeichnend ist.
Ob die Klappe angewachsen war, konnte ich nicht fest-
stellen. Ebensowenig war mir dies in der Trigonia navis-
Platte (ober-x«) von Nieder-Mirsberg (nordwestlich Eber-
mannstadt) möglich, einer konglomeratischen, durch Kalk-
sandstein verkitteten Schalenbrekzie, in der eine kleine
Auster in Menge und, wohl in biologischem Zusammen-
hange mit dem bedeutenden Pyritgehalt der Platte, nur in
kleinen Klappen vorkommt, während Begleitformen, wie
Nucula Hammeri, Pecten (Camptonectes) lens u. a. durch-
aus normalwüchsig sind. Auch in den versteinerungsreichen
Knollen des a, von Ettmannsdorf (westlich Schwandorf)
konnte ich über die Lebensweise nichts Sicheres ermitteln,
obwohl es sich dort im Kalkstein, also unter günstigen
Lebensvoraussetzungen, um eine großwüchsige Austernart
handelt. Falls diese überhaupt festgewachsen war, kann es
sich nur um eine auffallend kleine Anwachsfläche handeln.
Im Gegensatz dazu trägt ein anderer Knollen, der auf
der einen Seite mit großen aufeinanderliegenden Schalen-
stücken eines offenbar großwüchsigen Ammoniten (Lyto-
ceras dilucidum?) bedeckt ist und deswegen wohl einen
Teil des Wohnkammer-Steinkerns dieser Art bildet, auf
dieser Schale im Verein mit Serpeln und Bryozoön eine
ganze Kolonie von mittelgroßen, ziemlich gewölbten, augen-
scheinlich nur rechten Klappen einer von der obigen ver-
schiedenen, vor allem breitaufgewachsenen Auster, bei denen
als Wirkung des Aufwachsens die bekannte exogyrenartige
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 4
et EN Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
50
Drehung“) der Wirbelgegend eingetreten ist. Auch das
kennzeichnende Fehlen von Trigonia im «&, Frankens er-
klärt sich wohl aus der besprochenen Ungunst der Lebens-
verhältnisse unseres Meeresteiles. In gewissem Gegensatz
zu Schwaben, wo diese Gattung im oberen & durch mehrere
normalwüchsige Arten vertreten wird, hat sie sich in
Franken auch in diesem Horizont bis jetzt nur örtlich in
Gestalt der einen Trig. navis®'a) gefunden (vereinzelt bei
Weissenburg i. B.,, an der Waldlücke am Leyerberg und
bei Auerbach, nach C. Dorn häufig bei Nieder-Mirsberg
und im Eschlipper-Tal unweit Ebermannstadt sowie bei
Zeubach östlich Waischenfeld) und selbst in dem für diese
ergicbigsten Vorkommen von Nieder-Mirsberg wie die er-
wähnte Auster in höchstens mittelwüchsigen Personen.
Als durchaus freibewegliche Tiere fesseln uns die auf-
geführten Schnecken trotz ihres Formenreichtums pa-
läobiologisch verhältnismäßig weniger als die übrigen bis-
her gestreiften Gruppen. Auffallend scharf trennen sich bei
ihnen die mittelgroßen Arten von den Kleinformen. Viel-
leicht erklärt sich dies durch die schon ausgesprochene Ver-
mutung, daß diese letzten zusammen mit einem großen
Teil der anderen Kleinformen als Bewohner von Beeten
und Büscheln von Algen gewissermaßen eine engere Lebens-
gemeinschaft bildeten. Im Anklang an die Muscheln sind
auch die Schnecken bei Hetzles insgesamt durch höchstens
knapp mittelgroße Arten vertreten. Morphologisch setzen
sie sich auch mehr im einzelnen ziemlich mannigfaltig zu-
sammen. Neben altertümlichen Typen wie der scheiben-
förmigen Discohelix, der kreiselförmigen, an anderen Fund-
orten nicht fehlenden Pleurotomaria, den kegelartigen An-
berleya und Trochus. lebten aufblühende Geschlechter wie
die eiförmigen Phasianella und Microhelix, die zylindrische
Aclaeonina und die turmförmigen Cerithinella, Tuwrritella
und Alaria. Davon trägt diese trotz ihres m. W., ersi
im oberen Lias erfolgten Erscheinens an der Außenlippe Iw-
reits lange Fortsätze, welche sich nach DEECcKE"?) zuers!
auf weichem Grunde offenbar als Schutz gegen Versinken
N) Verl. DOVviLLE, Bull. soc. geol. Fr. 1910. 4. Ser, Bd.19.
S. 635—36, und DacquveE, Vergleich. biolog. Formenkunde, Berlu:
1921, 8. 343.
81a) Vgl, \'. Donn, Sitz.-Ber. phys.-med. Soz. Erlangen, Bd. 52/55.
1920,21, S. 5.
62) a.a.®. IN, Über Gastrop. N. Jar, 1916, Bei'.-Bl. W,
N. 770.
Original from
DIN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
51
im Schlick ausgebildet haben. Auf welche Besonderheiten
der Lage 5 es zurückzuführen ist, daB Pseudomelania leyer-
bergensis nur in ihr und gleich so zahlreich angetroffen
wurde, wird sich kaum ermitteln lassen. Da jedoch im
Bereich unseres Profils in die Lag» 5 überhaupt der Lebens-
gipfel der Kleintiere fällt, mögen das Emporkommen jener
und das Optimum dieser auf die gleiche Ursache zurück-
gehen. Möglicherweise kommt dafür u. a. ein besonders
üppiges Gedeihen der die Kleinfauna anscheinend beher-
bergenden PBodenflora in Betracht. Läge der Grund in
einer plötzlichen Vermehrung des Pflanzenplanktons, so
müßte dies bei den erhaltenen Schwebern und Schwimmern
entsprechend zum Ausdruck kommen, worauf aber nichts
hinzudeuten scheint.
Wenn früher von dem fast normalen Wuchs der Am-
moniten bci Hetzles die Rede war, so bezog sich das
nur auf ihre Größenverhältnisse in dem größeren Toru-
losum-Meere Süddeutschlands. Im Vergleich mit der Größe
beispielsweise der Harpoceraten der fränkischen Bronni-
Kalksteinplatten, gewisser Liaskalksteine der Ostalpen oder
der kalkigen Murchisonae-Schichten im Wutachgebiet können
sie als nur gut halbwüchsig bezeichnet werden. Darin
zeigen sie also gleichfalls eine gewisse Beeinflussung durch
tie obengenannte Ungunst der Lebensverhältnisse unseres
Meeresteiles. Eine Ausnahme davon bildet Lytoceras dilu-
etdum und der nur durch Wohnkammern vertretene, grol-
wüchsige und glattschalige, vielleicht ebenfalls zu dieser
Art gehörige Ammonit.
Über die Lebensweise u. a. der Jura-Ammoniten ist
in letzter Zeit namentlich durch die Untersuchungen von
BEXNECKE, DAäcQuE, FRECH, v. Pıa, PoMPrEcKJ usw. und
besonders durch DiENER®) eine gewisse Klärung dahin
erfolgt, daß die in geschlossener, zweiseitig symmetrischer
Spirale eingerollten Formen, also durchaus die Mehrzahl.
wahrscheinlich das freie Wasser bewohnten. Das bedeutet
zweifellos einen großen Fortschritt. Stellt man aber die
Frage nach der Art der Fortbewegung dieser Tiere, so
gerät man infolge der ganz beschränkten Vergleichsmög-
lichkeiten mit gewissen rezenten Typen (Nautilus, Argo-
nauta) sogleich auf schwankenden Boden, weil die Meinun-
gen darüber im großen wie im kleinen auseinandergehen
°) Lebensw. u. Verbreit. d. Ammon., N. Jahrb, f. Min.
1912, I.
j*
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
52
können, je nachdem man für seinen Deutungsversuch auf
dieses oder jenes Merkmal des Gehäuses den Nachdruck
legt. Die Ammonitengeschlechter der Torulosum-Schichten
gehören biologisch nach der Beschaffenheit der Schale offen-
bar zu verschiedenen Gruppen. Die flachscheibenförmigen,
außen zugeschärften Typen wie Grammoceras und Lioceras,
wurden von DAcgote£“) kürzlich als treffliche Schwimmer,
glatte engnablige Gehäuse mit flachen Flanken wie Phyllo-
ceras als noch gute Schwimmer und weitgenabelte Formen
mit gestuftem Nabel wie das nicht eigens genannte, ziemlich
dicke Lytoceras als schlechte Schwimmer, aber gute Schwe-
ber und Steiger (bez. Taucher) bezeichnet. Es scheint mir
aber fraglich, ob es richtig ist, die Bewegungsart dieser
Ammoniten rein nach der äußeren Gestalt der Schale zu
beurteilen, auch weil der Vergleich mit den noch lebenden
vorhin genannten Schalenträgern eingestandenermaßen nur
bedingten Nutzen bietet. Selbstverständlich ist für die
Schnelligkeit der Fortbewegung die äußere Gestalt eines
Körpers im Hinblick auf die größtmögliche Verringerung
des Reibungswiderstandes und damit des Aufwandes an
Muskelkraft von großer Bedeutung. Das zeigt uns am
besten die Torpedoform der heutigen schnell schwimmenden
Hochseebewohner. Aber die Hauptsache, sollte man nieinen,
bleibt doch die Stärke des Antriebes. Danach würde das
Problem der Bewegungsart der Ammoniten zunächst die
Frage nach der Stärke ihres Antriebes berühren und viel-
leicht erst an zweiter Stelle die Frage nach dem An-
passungsgrad ihrer Schalengestalt. Allerdings ist es infolge
Fcehlens des Weichkörpers schwierig und unsicher, über
die Stärke des Antriebes etwas Greifbares zu ermitteln.
Aber es darf nichts unversucht bleiben.
Biologisch kommt hierfür der Gestalt von Wohnkammer,
Mündung und Lobenlinie, wie ich glaube, einige Bedeutung
zu. Auch die idealst angepaßte Ammonitenschale bildete
für das aktive Schwimmen noch ein bedeutendes Hindernis.
Nur gesammelte Kraftwirkung konnte eine verhältnismäßig
gute Leistung vollbringen. Formen wie Phylloceras scheinen
mir dafür vergleichsweise gut geeignet zu sein. Denn bei
diesem kommt zu den von DacquE genannten Vortcilen
noch der Besitz einer mäßig langen und geräumigen Wohn-
ammer mit fast gerader, außen gerundeter Mündung. Offen-
bar besaß hier cin ziemlich gedrungener Körper, der nach
6) Formenkunde, V, 3.
Original from
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53
Maßgabe der großen Lobenstämme in Mantel und Trichter-
wänden kräftige Längsmuskeln hatte, genügenden Spielraum
zu starker Betätigung. Im Vergleich damit braucht man
der bedeutenden äußeren Ähnlichkeit von Phylloceras mit
dem heutigen Nautilus-Gehäuse vielleicht geringere Bedeutung
beizumessen. Ein gewisser Nachteil mag bei .involuten Am-
monitenschalen wie der von Phylloceras darin bestanden
haben, daß der Weichkörper in der Wohnkammer durch das
Umfassen des vorletzten Umganges in seiner Bewegung
etwas beschränkt war.
Dieser vermutliche Nachteil kam bei Lytoceras mit
seinen vielfach überhaupt nicht umfassenden Windungen in
Fortfall.e Außerdem gelten bei dieser Gattung die für den
Weichkörper von Phylloceras gemutmaßten Vorteile in noch
höherem Grade, denn bei Lytoceras war die Wohnkammer
noch geräumiger und die Muskulatur nach Maßgabe der
wenigen, sehr kräftigen Lobenstämme vielleicht noch stärker
ausgebildet. Der Antrieb mag deshalb besonders kräftig ge-
wesen sein. Auch die Schale mit ihren zumeist allseits
gerundeten Umgängen macht an sich keinen zum Schwiın-
men ungünstigen Eindruck. Unvorteilhaft mußten allerdings
die Einschnürungen zusammen mit den kragenartigen La-
mellen wirken, wie sie u. a. bei Lyt. torulosum und L.
subhircinum vorhanden waren, ebenso auch die manchmal
recht deutliche Gitterverzierung (L. cornuopiae u. a.). Solche
Lytoceraten sind deshalb vielleicht vergleichsweise mittel-
mäßige Schwimmer gewesen.
Anders scheinen mir die Verhältnisse bei Grammoceras
und Lioceras zu liegen. Denn bei diesen dürfte sich zu
einer mehr oder minder schmalen, durch die Zuschärfung
des Externteils und das Umfassen der gleichfalls scharfen
vorletzten Windung besonders kleinräumigen Wohnkammer
nach Maßgabe der Scheidewandlinie eine nur mäßig ent-
wickelte Mantel- und Trichtermuskulatur gesellt haben. Wie
sich an der schmalen, außen sehr verjüngten, bei Liorceras
noch dazu mit Externfortsatz und zerbrechlichen Seitenohren
versehenen Mündung eine kräftige Trichterbewegung ab-
gespielt haben soll, kann ich mir offen gesagt nicht recht
vorstellen. Vielmehr scheinen mir von diesen Gesichts-
punkten aus die in Rede stehenden Formen höchstens
mäßige Schwimmer gewesen zu sein. Könnten aber die
Mündungsfortsätze nicht eher auf ein möglichst weites
Heraustreten des Körpers aus seiner Schale vor allem
zum Zweck des Schwebens hinweisen ?
as N. Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
54
Diesen, wie ich nochmals betonen will, nur bedingten
Vorstellungen entspricht in mancher Beziehung das Vor-
kommen der Gattungen, von denen die Rede war. Von
planktonischen Formen darf man wegen ihres personen-
reichen Auftretens in allen Größen erwarten, ihre Schalen
an bestimmten Lokalitäten vorwiegend in großer Anzahl
und in vielen verschiedenen Wachstumszuständen anzu-
treffen. In der Tat bestätigt sich das beinahe überall in
Franken, ob man nun die Harpoceraten, Grammoceraten
oder Lioceraten berücksichtigt. Umgekehrt sollten sich
Schwimmer für gewöhnlich gleichmäßiger über größere
Flächen verteilen und deshalb mehr vereinzelt mit den
Schwebern zusammen vorkommen, ausgenommen in Fällen
von Wanderzügen, von denen aber bei den Ammoniten m.
W. bis jetzt nichts Sicheres bekannt wurde. Auch das
scheint durch meine Erfahrungen im wesentlichen Be-
stätigung zu finden. Während Grammoceras und Lioceras
bei Hetzles häufig eine Schichtfläche massenhaft in jeder
Größe bedeckten, habe ich Lytoceras torulosum und L. dilu-
cidum im großen mehr vereinzelt angetroffen. Entsprechen-
des gilt von anderen Fundorten. So verhält sich die An-
zahl der Personen von Lioc. opalinum und des dort verhält-
nismäßig zahlreichen Lyt. torulosum, die von Dr. REUTER
und mir im a, bei Schwandorf (Ettmannsdorf) besonders
aus Steinkernen großwüchsiger Wohnkammern gesammelt
wurden, zu einander wie 3—4:1. Ebenso gewann ich im Lias
ober-5 der Ziegelei von Berg z. B. in einem Aushub, der
vergleichsweise besonders viel Lytoceras enthielt, neben
ungefähr 60 Personen von Grammoceras und Dumortieria
nur etwa 20 von Lyfoceras.
Zu den schwierigsten Vorstellungen gehört bei den Am-
monitiden fraglos das Problem der Ernährung. Man hat
aus dem Fehlen harter Kiefer, wie solche die nach-
permischen Nautiliden hatten oder noch besitzen, den Schluß
gezogen, daß die Nahrung‘) der Ammoniten vorwiegend
planktonisch war. Anderseits scheint manches für eine
schwimmende Lebensweise der oder gewisser Ammoniten
zu sprechen. ‚Manche Formen werden sogar für verhält-
nismäßig schnelle Schwimmer gehalten. Dazu möchte ich
die Frage stellen, ob nicht die eine dieser Vorstellungen
im wesentlichen die andere ausschließt? Wo treffen wir
denn im heutigen Meer eine umfang- und gestaltenreiche
u nn
65) Siehe DAcgrvzE, Formenkunde.
Original from
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55
Gruppe höher entwickelter Tiere von teilweise stattlicher
Größe, die bei schnell schwimmender JIebensweise, also
hei starkem Aufwand von motorischer Kraft, vorwiegend
mit Klein- oder Mikronahrung auskäme? Bei den Nauti-
loiden fordern DEECKE®), J. WALTHER®) und Dacguk®)
für die Mehrzahl der paläozoischen Vertreter m.E. über-
zeugend eine vorherrschend schwebende bzw. auf- und
niedersteigende Lebensweise. Da nun die mesozoischen
Nautiloiden harte Kiefern zum Zerkleinern von Fleisch-
nahrung erst neu erwerben mußten, scheint mir der Rück-
schluß nicht fern zu liegen, daß sie im Paläozoikun. in
der Hauptsache von Plankton und seinen Zerfallstoffen
gelebt haben. Sollten sich nicht die Ammonoiden ursprüng-
lich ähnlich wie die altzeitlichen Nautiloiden verhalten
haben? Vielleicht übernahmen sie von ihren wohl nau-
tloiden Vorfahren im großen eine mehr schwebende und
steigende als schwimmende Lebensweise und gleichzeitig
eine vorwiegend planktogene Ernährung. Möglicherweise
sind sie dann im Gegensatz zu:den jüngeren (d.h. meso- und
neozoischen) Nautiliden, die im großen zu Bodenkriechern
und Fleischfressern #) wurden, infolge von spezialisierterer
Anpassung, namentlich in Gestalt der auffallend dünnen
Schale, in Trias und Jura bei der überkommenen Lebens-
weise geblieben. Vereinzelte Versuche der Ammoniten, zu
Bodenkriechern zu werden, die bezeichnenderweise u. a.. im
Norikum und Rät erfolgten, schlugen fehl, vielleicht in-
folge der leichtverletzlichen Schale, oder weil es nicht
zur Ausbildung harter Kiefer gekommen ist. In der Kreide
wurden diese Versuche in v.elen Stämmen und im großen
mit demselben Mißerfolg erneuert (Nebenformen). Es ist
möglich, daß die Ammoniten im Verlauf der jüngeren Kreide
darum verhältnismäßig so rasch verschwanden, weil es ihnen
nicht gelang, ihr durch das schnelle Emporkommen der
immer übermächtiger werdenden Knochenfische gelährdetes
Dasein rechtzeitig durch Übersiedlung auf den Meeres-
srund zu retten. Im Vergleich mit der durch Nautilus er-
härteten Anpassungsfähigkeit der weniger spezialisierten
Nautiliden könnte man von diesem Gesichtspunkt aus den
#6) Pal. Betracht. I. Üb. Cephalop., 8. 264ff.
#) Geol. d. Heimat 1918, S. 109, Abbild. 58.
6%) a. a. O.
#*) Es ist auffallend, wie stark die Fleischfresser des Meeres
in allgemeinen noch im Silur und Devon zurücktreten. Dauer-
formen scheinen sie überhaupt nicht geliefert zu haben.
Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
56
offensichtlichen Mangel einer solchen bei der großen, einst
80 blühenden Gruppe der Ammonitiden mit einem öfters ge-
tadelten Ausdruck vielleicht doch ganz zutreffend als Alters-
schwäche bezeichnen.
Die Belemniten waren von den Schalenträgern des
Torulosum-Meeres anscheinend die einzigen guten bis sehr
guten Schwimmer. In Übereinstimmung damit fanden sich
ihre Rostren zwar nicht selten, aber fast immer vereinzelt.
Jugendliche Rostren habe ich in meinem engeren Bezirk
nicht gesehen. Womit ernährten sich diese wahrscheinlich
räuberischen Tiere? Soweit sie sich nahe dem Meeres-
grunde aufhielten, standen ihnen genug Beutetiere zur Ver-
fügung, auch wenn man von der Grabstachelfunktion des
Rostrums absieht. Für die wahrscheinlich das offene Wasser
bewohnende, wenn nicht beherrschende Mehrzahl fällt uns
die Antwort schwerer. Vielleicht griffen sie die mög-
licherweise vorwiegend schwebenden Ammoniten an, die
vermutlich keine geeigneten Verteidigungswaffen besaßen.
Auch konnte nach allem Anschein nur ein Teil dieser sein
Gehäuse mit einem Deckel verschließen, ganz abgeschen von
der Unsicherheit darüber, ob die Ammoniten über das Haupt-
abwehrmittel der heutigen Cephalopoden in Gestalt des
Tintenbeutels verfügten. Ist es doch eigentümlich, daß von
dem stark färbenden Inhalt eines solchen nirgends, nicht ein-
mal in gewissen ammonitenreichen, hell bis weißlich ge-
färbten Gesteinen des Malms (Platynota-Schichten. obere
Solnhofener Schichten u. a.), auch nur eine Andeutung
beobachtet wurde.
Das Fehlen größerer Krebse bestätigt DEEcKEN="P) Be-
obachtung, daß in schnecekenreichen Gesteinen solche Krebse
in der Regel zurücktreten. Die nicht seltenen Reste klein-
wüchsiger Formen geben uns über die Lebensweise dieser
kaum einen Anhalt. |
Noch mehr gilt dies für die lediglich durch Gehörsteine
und Koprolithen bezeugten Wirbeltiere, die ent-
sprechend den Größenverhältnissen der Gehörsteine in der
Mehrzahl wohl aus kleinwüchsisen Fischen bestanden haben.
Inkurzen Zügen erhalten wir von den Lebensver-
hältnissen der Torulosum-Bevölkerung annähernd folgen-
des Bild. Das ziemlich abgeschlossene und flache, zwar an
Nährstoffen nicht arme, jedoch schlecht durchlüftete und
deshalb vor allem in bodenklimatischer Hinsicht benach-
‘0) Palaeont. Betrachtungen (a. a. O.).
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
57
teiligte Torulosum-Meer war zu einem Zeitpunkt von
einer zwar periodisch personenreichen, aber auch im besten
Falle (Lage 5) verhältnismäßig formenarmen Tiergesell-
schaft besiedelt. Die Bodenfauna bestand in Abhängigkeit
von der bio!ozisch ungünstigen Zusammensetzung des Boden-
wassers, von dem vorherrschend tonigen, durch seinen
Kalkgehalt mäßig tragfähigen Schlickgrund und der ziem-
lich geringen Wasserbewegung aus vergleichsweise Klein-
wüchsigen Gattungen und vorwiegend mäßig dickschaligen
bis ziemlich dünnschaligen Arten. Schnecken sind bezeich-
nenderweise am mannigfaltigsten vertreten. Die Anzahl der
wirklich dünnschaligen Formen ist gering (Podisonia
Suessi), ihr Personenreichtum zeitweilig außerordentlich
groß. Entsprechend der Tragfähigkeit. des Bodens setzt sich
seine Bewohnerschaft vorwiegend aus freibeweglichen und
freiliegenden Tieren zusammen. Auffällig ist an dem
größeren Teil der freibeweglichen ihr kleiner Wuchs und
ihre abwechslungsreiche Zusammensetzung aus Foramini-
feren, Seesternen, Sceigeln, Kleinschnecken, Schalenkrebsen
und höheren Krebsen. Möglicherweise handelt es sich um
die Bewohnerschaft von Beeten und Büscheln aus boden-
bewohnenden Algen. Vielleicht bildeten die Zwischenräume
dieser den Tummelplatz der größeren Bodenkriecher. An-
geheftete Formen treten unter den gegebenen Umständen
selbstverständlich zurück. Dagegen zeigt uns der keines-
wegs kleine Betrag an aufgewachsenen Vertretern, daß die
toten Schalen der größeren Tiere und ihre Trümmer in
mannigfaltiger Weise von den umherschwärmenden Larven
festsitzender Gattungen besiedelt wurden, denen der Schlick
keine geeignete Wohnstätte geboten hätte. Von den Krebsen,
®esternen, vielleicht auch Grundfischen, die anscheinend
einen großen Teil des Schalengruses lieferten, hat unser
Profil ziemlich weniz bewahrt.
Fast selbstverständlich könnte es scheinen, daß sich
unter den Bodenbewohnern, weil ihre Arten mindestens zu
einer bestimmten Zeit ihres Lebens freibeweglich waren,
in der Kleinfauna (Tab. 2) nur so wenig Jugendexemplare
der Großfauna gefunden haben (Cidaris striospina, Pen-
facrinus jurensis, Pecten textorius torulosi, Astarte Voltzi
und Discohelix minuta). In cin besonderes Licht wird diese
Tatsache aber gerückt, wenn man bedenkt, daß die Hetzles-
lauına zweifellos den größten bisher bekannten Teil der
gesamten bodenbewohnenden Tierwelt des fränkischen
Torulosum-Meeres umfaßt. Man kommt dann zu der Vor-
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
58
stellung, daß es auf seinem Grunde während längerer Zeit
Stellen gab, wo — wie bei Hetzles — vorzugsweise mehr
oder minder erwachsene Personen lebten, und andere, deren
Bevölkerung in der Mehrzahl aus Brut bestanden haben
dürfte.
Inı Schlickboden entfaltete sich mindestens zeitweise
ein verhältnismäßig mannigfaltiges Leben von leicht an-
passungsfähigen Würmern, wie Kotsäulen (und Fukoiden?)
erkennen lassen. Weniger zuträglich war sein Gehalt an
Schwefelwasserstoff augenscheinlich für die schlicklieben-
den Muscheln, die auch aus dem übrigen süddeutschen
a, nur spärlich angeführt werden.
Günstiger erscheinen die Lebensverhä!tnisse im freien
Wasser mit seiner teilweise fast normalwüchsigen, aller-
‘dings verhältnismäßig einförmig zusammengesctzten Ge-
meinschaft von Ammoniten, Beiemniten und Fi:chen, von
denen die vielleicht überwiegend schwebenden Ammoniten
und die gewandt schwimmenden Belemniten in unteren «,
ziemlich formen- und personenreich vertreten waren.
Den gegebenen Abschlul3 dieser Betrachtungen bildet
die Frage nach den Gründen für den ziemlich
plötzlichen Rückgang des Lebens im jüng-
sten Teil der Torulosum-Schichten. B.ologisch äußert
er sich anscheinend überall in Franken im raschen Ver-
armen der vorher ziemlich blühenden Lebensgemeinschaft.
In unserem Profil, dem in dieser Hinsicht vielleicht eine
für Franken typische Bedeutung zukommt, verschwinden
noch in der Lage 5 faziesempfindliche B>den- und Schlick-
hewohner, wie Foraminiferen, Echinodermen und der größte
Teil der Dentalien. In der Lage 6 sind die zahlreich aus-
dauernden Muscheln und Schnecken im allgemeinen schon
kleinwüchsiger bis halbwüchsig. Geringer sind’ in dieser
lage die Veränderungen der B:wohner des freien Wassers.
Das großwüchsige ZLyfoceras dilucidum (?) wurde sogar
nur hier gefunden. In Lage 7 schen wir die Belemniten ver-
schwinden und die Ammoniten nur noch durch halbwüchsige
Personen vertreten. Noch in dieser Lage werden jedoch auch
für sie zusammen mit den vorwaltenden Muscheln, den übrig-
xebliebenen Schnecken usw. die Lebensverhältnisse unerträg-
lich. Offenbar war daran eine Verschlechterung der Lebens-
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
59
bedingungen schuld. Aber worin sie bestanden hat, läßt sich
wei gstens allein in unserem Aufschluß nicht ermitteln. Auf
den Kaziswechsel vom Tonmergel zum kalkfreien Ton kann
man sich nicht berufen, weil ja der Kalkgehalt des Ton-
mergels mindestens teilweise an die Fauna gebunden war.
Auch von irgend einem gewaltsamen physikalischen Ein-
griff wie plötzlicher Abkühlung durch neu auftretende
Kalte Strömungen kann nicht die Rede sein, weil sie, wie
uns der Wechsel von der kalkreichen Ooidfazies zur kalk-
armen Glaukonitfazies im oberen Dogger von Franken zeigt,
wahrscheinlich einmal zu kräftiger Glaukonitkildung ge-
führt hätte und besonders, weil im oberen Dozger ein der-
artiger Rückgang des organischen Lebens wie an der Grenze
von 2, und «a. durchaus nicht besteht.
. . Noch weniger kann als Ursache die mit «, wahrschein-
lich verstärkt einsetzende Aufschüttung in Betracht kom-
men. Aber auch die chemische Beschaffenheit der Lage 9
bietet für den Lebensrückgang, so weit ich sehe, keine
befriedigende Erklärung. Selbst wenn die vermehrte Füh-
fung von Gips einen so hohen Gehalt an Schwefelwasserstoff
mitbedingt hätte, um der Bodenbevölke:ung gefährlich zu
werden, brauchte dies, wie die bekannten Verhältnisse des
Schwarzen Meeres zeigen, für das Pflanzenplankton und die
von ihm abhängigen Schweber und Schwimmer noch lange
kein. Gültigkeit zu haben.
Faunenkundlicher Teil.
Allgemeines.
SO einförmig die Torulosum-Bevölkerung bei nur
wakroskopischer Betrachtung durch das Vorherrschen der
Mollusken erscheint, so verhältnismäßig mannigfaltig ist sie,
wenn wir sie schärfer ins Auge fassen. Es sind alle Stämme
des Tierreiches in ihr vertreten, allerdings in sehr un-
S leichmäßiger Verteilung der ihnen untergeordneten Gruppen,
u uns von bodenständigen Pflanzen jede sichere
unge, mangelt. Von den Klassen und Ordnungen sind
Spongien, schloßlose Brachiopoden und Wirbeltiere nur an-
gedeutet, Radiolarien, Bryozöen und artikulate Brachio-
a. a gänzlich, Die Echinodermen sieht man nur
no: alenanhänge oder Stielglieder vertreten, die
en durch Schalenkrebse und unbostimmbare Ma.
ee und die Wirbeltiere (Fische?) lediglich
ehörsteine sowie koprolithenartige Gebilde. Eine
as 3 Original from
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Tabelle 1 (Großfauna).
Bestimmbare Formen
Thecocyathus mactra GOLDF. sp.
T. tintinnabulum GoLovF. sp.
Cidaris striospina (JUENST. Sp.
Serpula sp. nov.?
Discina papyracea Münst. sp.
Posidonia Suessi OrreL (— opalina Quenst. ).
Pinna sp. afl. fissae GoLDF.
Inoceramus cfr. amygdaloides GoLor. sp.
Inoceramus aff. amygdaloidi GoLpF. sp. z
Pecten (Chlamys) textorius GoLpr. (- torulosi
QUENST. SP.). . .
P. (Amussium) cfr. pumilus LanK.
Ostrea sp.
Nucula Hammeri (DerR.) 'GoLor. sp.
Leda rostralis Lam. (-—- Gavu/GEmLS Sow. Is
Leda Galathea D’OrB. mut.
Cucullaea inaeguivalvis Be var.
Astarte Voltzi (Hor.n.) GoLDF. sp.
A. subfetragona MünsT. (und cfr. subtetragona *).
A. alta GoLpF. (und cfr. alta*) . .
Pholadomya cfr.fidicula Sow. (und ?. ap efr Sidicula)
Dentalium cfr. filicauda Quenst..
Discohelix minuta v. ZiET. sp. g
Amberleya tenuistria Münst. sp. (- subangulata®
MünsT.) Bee a a
Eutrochus duplicatus Münst. sn
Turritella opalina QuensT. sp.
Cerithinella armata GoLDF. sp.
Alaria subpunctata MünsT. sp. .
Phylloceras cfr. a le Sow, (und P P. sp efr.
heterophyllum*) x
Lytoceras subhircinum sp. nov.
L.torulosum ScrüßL. sp. (und Z. faeniatum PoMP. ?*)
L. dilucidum (OpreL) Pomp. sp. (und cfr. L. dılu-
cidum *) :
Grammoceras aalense v. Zıer. sp. ‘(und efr. aalense*)
G. cfr. costulatum (v. ZieTt.) Haus .
G. cfr. subcomptum Bnco. re ni G. sp. cfr.
subcomptum*)
G. lotharingicum Barco. var.
G. fluitans Dum. sp.
G. aff. plicatello (Buckm.) Ben. "sp.
G. cfr. Harpoceras sp. (Ben. sr)
G. mactra Dun. sp.
? Harpoceras sp. nov.? .
? Dumortieria sp. :
Lioceras opalinum Reın.
L. costosum QUENST. Sp. s
L. opalinum cf{r. var. costosa G. Hose. .
L. cfr. undulatum Bucknm. j
Belemnites (Hastites) subclavatus \Voı.Yz.
B. (Megatheutis) Quenstedti OpreL (— cfr. opalinus
Quexst.) und 3. sp. cfr. opalinus*) . j
B. (Megat.) sp. cfr. rhenanus OPrreEL
B. (Odontobelus) cfr. tripartitus crassus W EN. sp.
B. (Odontob.) brevirostris (D’ORB.) QUENST. Sp. .
B. (Brachybelus) breviformis (Vourz) Ben. Sp. (und
cefr. breviformis*).
" 1Cuspiteuthis) acuarlus macer WUENST. sp.
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Tabelle 21) (Kleinfauna [(Geschlämmtes Material)).
Formenschatz | ee
ara div. sp. . . | zs|zs
vo Sp. cfr. agplutinans TerQv. et BERTH. j nn Ss
@ div. alt. sp. . , . 8 S
ulina sp. A ER er Zzs er
Inulina sp. .. u z
a. d. Gr. yofulata Laxk. — cultrata Mosır. |zh| h|h h |
.—_— NTF. sh
zen (PARK. and Jon.) IssL. sp. . : | S8
loculina s | °
|
p. efr. eoncentrica (T. and Bı.) Issı. .
ade; Oncei : .) Isst. .
nn u. = (D’Orp.) Issı, . %
{rInus jurensis QuEnsT.
Se | ; ee zs
ee bergieus ‚Gere — pentagonalis torulosi z |
a T (Seesternstacheln) . I oh
. 1 Fentlagonaster) cir. pris IENS
2S Slmiospina et a prisca QuENsT. 'zh a)
5 SP. Quesst. . . 000.00. 8
adaris sp. L Mon... . 2.05 Ä zh
et agona QUENst. . oo 22. | ızh
z DI. | ar zh | zh zh zh
PN 2 a ” * s . . . . . . . . . . Z h
nys textoria GoLpr. (— torulosi QUENST.) . . | h
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m nn liasico MoorE . . RR: zhizhizh!h
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helix Pfeifferi sn nn tree S |
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s Yaca : div. gen. et “ . in . . . . . . . . ZSs
nites efr. Schloenbachi 5 SR: 222.2. f}zhl|lzs|zhizh ozh
us div. form... N: i : zs ;
.. ... ee AR Z5z |
') Abkü ie j
) Abkürzungen wie im Stratigraphischen Profil.
Original from
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zh
UNIVERSITY OF MICHIGAN
62
nennenswerte Rolle spielen in der Großfauna nur die Mol-
lusken, in der Kleinwelt kalkschalige Foraminiferen, ferne.
Schnecken, Dentalien und Cypris-Arten. Auch nach der
Personenzahl übertreffen die Mollusken derart al'’e3 andere,
daß sie dem Gestein den Stempel der Molluskenfazies auf-
drücken. Am mannigfaltigsten sind in dieser, was T,pen be-
trifft, die Schnecken und Ammoniten vertreten. Nach An-
zahl und Schalengröße aber, d. h. als Gesteinsbildner, stel-
len die Ammoniten alles andere weitaus in den Schatten.
Ihnen folgen in weitem 'Abstande die Muscheln und in
einiger Entfernung von diesen und untereinander Schnecken
und Belemniten. In der Großfauna herrschen, wie ge-
sagt, die Mollusken, von denen die Cephalopoden nach
Arten- und Personenzahl stark überwiegen. Erst in größerer
Entfernung kommen die Muscheln, unter denen Posid.
Suessi, und in Lage 7 auch Leda Galathea mut.?, an Per-
sonenreichtum mit den zahlreichsten der Ammoniten (Lior.
opalinum, Grammoc. lotharingicum var., G. aalense) wett-
eifern können. In der Kleinfauna sind am arten-
reichsten die Schnecken, was nicht überraschend ist, weil
kleinwüchsige Gastropoden in Mergeln und tonigen Kalk-
steinen in vielen Fällen formenreich auftreten. Besonders
zahlreich ist unter ihnen die anscheinend nur auf Lage 5
beschränkte Pseudomelania leyerbergensis. — Dann folgen
durchbohrte Kalkforaminiferen, bei denen nur eine gewisse
Cristellaria-Gruppe in großer Anzahl vorkommt. Undurch-
bohrte Formen sind selten, azglutinierende fehlen hier. —
Die vergleichsweise große Anzahl von Dentalien erinnert an
den Yorkshire Lias’!), doch halte ich es für möglich, daß
sie bei näherer Untersuchung auch in Schwaben gefunden
wird. Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Formen von
Cypris und von Gehörsteinen, die wegen ihrer geringen
Größe und großen Anzahl vielleicht von Fischen herrühren.
Diese Zusammensetzung der Hetzlesfauna scheint mir
im großen bis zu einem gewissen Grade typisch zu sein
für die a,-Fauna in Franken überhaupt. Wenigstens
beobachtete ich im Torulosum-Horizont von Berg ”?) und in
dem gleichaltrigen Fördermaterial des Vichbergstollens
nördlich Hersbruck eine entsprecl ende Ve:teilunz dr Mol-
lusken, Fesselnde Anklänce, z. B. in Gestalt vieler Klein-
‘ı) Bei Tatrs und Brake.
‘?2) Gut aufgeschlossen am Ostufer der Schwarzach in mehre-
ren Entblößungen; bei Nielerwasser fast bis auf die Oberkante
ıles Lias.
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63
schnecken, haben sich auch im obersten Lias ‘?) Frankens
sefunden, nur treten in dieser noch typischeren Cephalo-
podenfazies die Ammoniten, auch in der Artenzahl, ge-
wöhnlich noch mehr hervor. Selbst die Belemniten fand ich
darin makroskopisch häufiger als Schnecken oder gar
Muscheln. Beinahe das Umgekehrte zeigen uns die oberen
Opalinum-Schichten, wo sich die Bevölkerung der Navis-
Bank und der Grenzbänke «/ß ganz überwiegend aus Mu-
scheln zusammengesetzt, neben denen, soviel mir bekannt
ist, makroskopisch nur noch Schnecken, Ammoniten und
Dentalien in bescheidener Anzahl vorkommen. Hier stehen
wir an der Schwelle des bekannten, in Franken beson-
ders durchgreifenden Fazieswechsels, der sich in a, durch
die rasche Zunahme der Muscheln schon ankündigte, und
an die Stelle der mannigfaltigeren Bewohnerschaft tieferer,
stillerer und toniger Gründe, die zwar arten- und personen-
reiche, aber typenarme, ganz vorwiegend aus Muscheln be-
stehende Bevölkerung des kräftig bewegten Sceichtwassers
treten ließ, wie sie die Zeit des Doggersandsteins’*) (})
kennzeichnet.
Für die Zusammensetzung der Tierwelt im
einzelnen sollen zunächst einige Zahlen sprechen. Die
in den Lagen 1—7 vertretenen Faunen bestehen nach
Maßgabe meiner Beobachtungen aus verschiedenen For-
men:
Lage 1 = 25 Gattungen mit 32 Arten
„ 2 = 25 „ „ „
„ 3 -: 30 „ „ 43 „
„ 4 :-.30 „ „ 40 „
„ 6 ni 39 „ „ 54 „
»„ 6=-21 = 0 5
„ 7-9 „ „ 14 „
y 8 =; 0 ’” 2} 0 Au}
Daraus geht hervor, daß die Gesamtzahl der Gattungen und
Arten bis zur Lage 5 im großen allmählich zunimmt, in 5
bei weitem am höchsten ist, um sich dann plötzlich zu
vermindern und in 8 nach allem Anschein ganz zu ver-
schwinden. Anders verteilt sich die Mannigfaltigkeit des
Lebens, wenn man Groß- und Kleinformen für sich ins
Auge faßt. Zwar sind gerade d.e Kleinformen (Tab. 2)
in Lage 5 weitaus am zahlreichsten, wozu hauptsächlich
#3) Vgl. SCHLOSSER, a. a. O. S. S37fE.
“) Über Stratigraphie und Faunenkunde des Doggersand-
steines im nördlichen Frankenjura ist eine Abhandlung Dr. E.
SchMipri.ns (Erlangen) im Druck.
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nn Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
64
der Umstand beiträgt, daß in ihr die Foraminiferen, Echi-
nodermen, Schnecken und Cypris auf der Höhe stehen.
Umso schroffer wirkt der starke, wohl durch eine gewisse
Faziesänderung bewirkte Rückgang der Formenzahl in
Lage 6 und 7. Im Vergleich damit sind de Großformen
gleichmäßiger verteilt. Denn zum Unterschied von Tab. 2
treten sie (Tab. 1) in Lage 2—4 am häufigsten auf, wobei
ein gewisses Optimum nach 2 zu fallen scheint. In dieser
Lage erreichen die Cephalopoden bereits deutlich ihren
Gipfel, was deshalb nicht überraschen kann, weil der
oberste Lias eine ausgeprägte Cephalopodenfazies bildet,
deren Einwirkung sich im tiefsten Dogger noch geltend
machte. Dagegen lassen die nächsthäufigen Muscheln und
Schnecken in 2—6 keine nennenswerten Schwankungen
erkennen. Verglichen mit der ziemlich plötzlichen Ab-
nahme der Cephalopoden in Lage 7 zeigt eine Reihe von
Muschelarten selbst in dieser, von den meisten anderen
Tierformen bereits sichtlich gemiedenen Schicht noch eine
Anpassungsfähigkeit an die schon eingeleitete Verschlech-
terung der Biofazies, die ihnen später in «; und ? die Herr-
schaft gesichert hat.
Wie stattlich der Formenschatz ist, der in so engem
Raume bei Hetzles gefunden wurde, ergibt sich am klar-
sten, wenn man ihn mit dem Verzeichnis vergleicht, das
ENGEL-SCHÜTZE'5) von den Versteinerungen des untersten
Doggers in Schwaben gegeben haben, dessen Fazies wegen
ihrer Ähnlichkeit mit der fränkischen eine solche Gegen-
überstellung begünstigt. Eine wirkliche Vergleichung ist
allerdings erschwert, teils weil dort die Fauna der ge-
samten Opalinum-Stufe aus dem ganzen Lande genannt
wird, teils weil die Mikrofauna wahrscheinlich nicht an-
nähernd in dem Grade wie bei uns berücksichtigt wurde.
Als Frucht der fast ein Jahrhundert langen Forschung
werden 65 Gattungen mit 110 Arten aufgeführt. Ihnen
können wir von unserer einen Fundstelle allein aus «,
50 Gattungen mit über 100 Arten entgegenstellen, davon 70
bis 80 makroskopische Formen. Schon daraus läßt sich er-
sehen, wie förderlich biostratigraphisches Arbeiten sein
kann, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß man
bei Gesteinen von größerer Mächtigkeit so günstige Auf-
schlüsse wie den bei Hetzles zur Verfügung hat. Der
Hauptwert unseres Profils liert natürlich weniger in der
°°) Geogn. Wegweis., 3. Aufl. 19°%8. S. 293—294.
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er
Formenzahl als in der Tatsache, daß die Tierwelt einer
ziemlich reichbevölkerten Schichtenfolge nach Maßgabe der
Zeit, Gelegenheit und Hilfsmittel auch in biologischer Hin-
sicht möglichst aufmerksam beobachtet und in ihrer Zu-
sammensetzung von Lage zu Lage verfolgt wurde. Im
ührigen bietet die Hetzlesfauna, so reichhaltig sie auch an-
mutet, nur einen Ausschnitt aus der gesamten Bewohner-
schaft des Torulosum-Meeres. So hat sich, um ein aller-
dings besonders hervorstechendes Beispiel zu nennen, von
den etwa 14 Pleurotomariaspezies, die mir bis jetzt auf
Grund der Arbeiten von SCHLOSSER (a.a.O. S. 542—-543) und
EnGEL-SCHÜTZE aus Dogger « und wahrscheinlich größten-
teils aus a, von Franken (8) und Schwaben (6) bekannt
sind, bei Hetzles nicht eine einzige gefunden; ebensowenig
Wirbeltier — und namentlich Saurierknochen.
Erhaltungszustände.
Die Schalen der Organismen sind in der Regel erhalten
geblieben, weil das Gestein der Torulosum-Schichten frühzeitig!
dicht genug wurde, um einen ihrer Überlieferung schäd-
lichen Durchzug von Wasser im wesentlichen zu verhindern.
Nur auf den Pyritkernen gewisser aragonitschaliger For-
men (Schnecken) und auf den älteren Windungen von
Ammoniten fehlt sie häufig. In dem weichen, durch den
Belastungsdruck der jüngeren Ablagerungen verhältnismäßig
wenig veränderten Gestein haben sich die gewöhnlich fein
umkristallisierten, vielfach hellen, selten weißlichen Scha-
len in allgemeinen gut, bei Kleinorganismen sogar sehr
gut erhalten. Größere Molluskenschalen von zarter Be-
schaffenheit sind häufig verdrückt. Bei den sehr dünnen
Ammonitenschalen ist Flach- bis Plattdrückung sehr häufig.
Ebenso bei den dünnschaligen Posidonia und /noceramus.
Aber auch Schneckengehäuse und selbst verhältnismäßig
dickschalige Muschelklappen wurden manchmal mehr oder
minder verunstalte. Dagegen haben die Einzelkorallen ge-
wöhnlich ihre Gestalt bewahrt. Belemnitenrostren — her-
ausgefallene Phragmokone habe ich nicht beobachtet —
sind natürlich höchstens an dünnen Stellen zerbrochen
(B. subelavatus). Als Versteinerungsmittel kommen außer
dem Tonmergel nur Pyrit und Phosphorit in Betracht. Als
Pyritkerne wurden nach meiner Erfahrung überliefert ein
Teil der Kammern von Webbina irregularis, die, Stiel-
glieder einer Art von Pentacrinus (P. jurensis), die Stein-
kene von Discohelix minuta, von gewissen anderen
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. _ 2
SCHEN nn Original from
Den Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
66
Schneckenkleinformen, ferner überwiegend von Alaria sub-
punclata und innere Umgänge von Ammoniten. Phos-
phoritkerne traf ich in geringerem Maße bei Ammoniten-Luft-
kammern und A. subpunctata, häufiger in Wohnkammern
von Ammoniten und ziemlich selten in den ausnahmsweise
geschlossen gebliebenen Muschelschalen. Nähere Angaben
über die Erhaltung sind bei den einzelnen un
zu finden.
Kennzeichnung der Arten.
Pflanzen.
Beobachtet wurden nicht selten Stücke von Treibholz.
in gewöhnlichen von Pyrit durchsetzten Gagat umsrewandelt.
Foraminiferen (Tab. 2).
Unter den Protozöen sind nur Foraminiferen und
von diesen mit wenigen Ausnahmen nur durchbohrte Kalk-
schaler vertreten. Wie die Kleinschneckenfauna, die
Cypris- und Dentaliumformen, so sollten auch die Fora-
miniferen einmalim Verein mit denen des obersten und zumal
des mittleren Lias in Franken von einem jüngeren For-
scher monographisch bearbeitet werden. Erhaltung und
Durchsichtigkeit der Schalen lassen bei Hetzles wenig zu
wünschen übrig. Wir haben uns auf die Bestimmung
einiger wenigen leicht kenntlichen Formen beschränkt. Noch
mehr als im Lias y, ö und & übertrifft hier Cristellaria
alle anderen Gattungen an Zahl der Arten und Personen.
Webbina cfT. irregularis (D’ORB.) Jssı.. (a. a. O. S. 92, Taf. 7
Fig. 329).
Schale und Kieskerne z. T. prächtig überliefert, stets auf
Schalentrümmern von Muscheln sitzend.
Spiroloculina sp. cfr. concentrica (TATE a. BLAKE) Jsst..
(a. a. O0. S. 45, Taf. 1, Fig. 45).
Dentlalina sp. cfr. agglutinans TERQU. et BERTHEL.
(Lias movyen de Nancy, Mcm. Soc. geol. Fr., 2 Ser., Bd. 3,
1875, S. 26, Taf. 12, Fig. 3a, b.)
Cristellaria pauperata (PARK &. JONES) JssL.
(Stratigr. u. Mikrofauna i. Schwaben, Palaeontogr. 1908,
Bd. 55, S. 78. Taf. 5, Fig. 233).
Cristellaria a.d.Gr. rofulata L\ım&k. — cultrata MoxTF.
Ris 1,2 mm Durchmesser; häufigste Foraminifere.
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61
Coelenteraten.
Schwämme (Tab. 2): Einige wenige, winzige, feine Bruch-
stücke von Nadeln mit den bezeichneten Knoten.
Korallen (Tab. 1): Die beiden bekannten Thecocyathus-
Arten, teilweise normalwüchsig, trefflich erhalten; von
Ener (Geognost. Wegweiser, 3. Aufl., S. 277) schon
aus dem jüngsten Lias aufgeführt, aus dem ich sie
ın Franken noch nicht sicher kennen gelernt habe).
Echinodermen.
Seelilien (Tab. 2).
Pentacrinus jurensis QUENST.
Winzigste verkieste Stielglieder, wesensgleich mit typi-
schem normalwüchsigem verkiestem Material aus dem ober-
sten Lias. (Vgl. QueExstept, Jura, S. 291, Taf. 41,
Fig. 42—49.)
P. cfr. wärttembergicus OrrEL = P. pentayonalis tora-
losi QUEnST.
Pentacrinus sp. 1.
Gelenkplättchen (?): Viereckig gerundete, dickscheiben-
förmige Körper, auf einer „Gelenkfläche‘‘ mit Leisten,
auf der anderen mit entsprechenden Vertiefungen. Ziem-
lich häufig in Lage 5.
Pentacrinus Sp. 2.
Hilfsarmglieder von Pentacrinus (?): Winzige zylindrische,
an den Enden verbreiterte, oft ziemlich durchscheinende
Kalkgebilde, auch in Liasmergeln ziemlich häufig.
Scesierne (Tab. 2).
cfr. Ophiotrix sp. (TERQUEM et BERTHELIN (a. a. O. S. 102,
Taf. 18, Fig. 25c).
Bis 2,5 mm lange, stachelartige, schlanke, meist ge-
rade, aufs feinste längsgekörnelte Anhänge, nicht spätig.
Gelenkgrübchen klein, unregelmäßig exzentrisch.
Asterias (Pentagonaster?) cfr. prisca QuUEnsT. (drei- und
viereckig).
(Jura, S. 363, Taf. 49, Fig. 14—16).
Seeigel (Tab. 1 und 2).
Nur Stacheln, nicht selten.
Cidaris striospina QUENSTEDT sp. (Jura, Taf. 43, Fig. 35).
Winzig, fein.
Cidaris sp. (QUENSTEDT, Jura. Taf. 24, Fig. 46—149).
5%
as N Original from
ze Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
8
cfr. Cidaris sp. I (MoBEre).
(Lias i. sydöstr. Skäne, K. Sv. Vet.-Ak. Handl. 1888,
Bd. 22, Nr. 6, Taf. 1, Fig. 7—8).
? Cidaris sp. (In den Tabellen nicht genannt.)
Winzig klein, dünn, rund, feinstens längsgekörnelt und
mit verhältnismäßig wenigen Dornen besetzt. In Lage
2—4.
Würmer (Tab. 2).
Von den Serpeln sind nur sehr kleinwüchsige Formen
vorhanden.
Serpula Sp. nov?
Auffallend ist die Ahnlichkeit der weißlichen, winzig
feinen, in weiten. regelmäßigen Abständen eingeschnür-
ten Röhrchen mit der Foraminifere Nodobacularia
rostrata QuENST. in der Darstellung von PAALzow (Beitr.
z. Kenntn. d. Foraminif. d. Schwammergel des Unt. Weiß.
Jura, Abh. Naturhist. Ges. Nürnberg, Bd. 19, S. 19).
S. tetragona QUENSTEDT (Jura, S. 393, Taf. 53, Fig. 13—19).
Serpula Sp.
Feine rundliche Röhrchen, glatt oder mit Qucrblättchen
oder mit sehr feinen Längsreihen von sehr [einen Dornen.
Viel zahlreicher und großwüchsiger waren offenbar
die nackten Ringelwürmer, auf die sich wahr-
scheinlich die Kotsäulen zurückführen lassen, die be-
sonders im oberen «, das Gestein oft ganz durchsetzen.
Auf Grund ihrer verschiedenen Form und Dicke mag es
sich um mehrere Arten gehandelt haben.
Molluskoideen.
Diese faziesempfindlichen Formen sind von allen
Stämmen und Klassen am spärlichsten vertreten. Denn
Bryozoen fehlen ganz, und von den Brachiopoden ist mir
lediglich ein hornschaliger Vertreter bekannt geworden in
Gestalt von
Discina papuracea MsTr. sp. (ziemlich häufig in Lage 5);
Tab. 1.
Mollusken.
Diese Tiergruppe spielt durch Mannigfaltigkeit und als
Gesteinsbildner weitaus die Hauptrolle, und zwar in ab-
steieender Reihe Ammoniten — Muscheln — Schnecken — Be-
leinniten — Dentalien.
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69
Muscheln (Tab. 1 und 2).
Die Muscheln sind trotz ähnlicher Gesteinsfazies be-
deutend artenärmer als im Lias, z.B. in den Amaltheen-
Schichten Frankens. Dagegen haben sie sich später auf
dem feinsandigen Sediment des Doggersandsteins (ß) er-
staunliich mannigfaltig entwickelt, wie Dr. SCHMIDTILL
zeigen wird. Im Vergleich mit Lias ö und vor allem e
überrascht uns die spärliche Vertretung der im Aufsteigen
begriffenen Inoceramen, noch mehr die der Untergattung
Amussium, die in der Pyritfazies von Lias ober-e und
unter-L (Coeloceras crassum- und Lytoceras sublineatum-
Lager) durch A. contrarium v. Buca, im Dogger ß und
unter-y durch A. pumilum LAaMmK. massenhaft vertreten
ist. Weniger auffällig ist das Fehlen der Gattung Trigonsa,
die in Franken zum erstenmal im Dogger ober-a erscheint.
Eine reizvolle Neuerscheinung bildet für den Franken-
jura die örtlich geradezu gesteinsbildende Rolle von Posi-
donia Suessi = opalina Quenst. Schon bei GümseEL (Fran-
kenjura, S. 362) heißt es von ihr bei Betrachtung der Opa-
Inum-Schichten: „In einzelnen festeren Bänken kommen
Exemplare von P. opalina in großer Anzahl vor.“ Wahr-
scheinlich handelt es sich gleichfalls um das Torulosum-
Lager. Auch in dem Material, das beim Bau der Nürn-
berger Fernquellen-Wasserleitung nördlich Hersbruck aus
dem Viehbergstollen auf die Halde verstürzt wurde, war
P.Suessö in dunkelblaugrauem, muschlig brechendem Mergel-
schiefer, der lithologisch an unsere Lage 1 erinnert, zu-
sammen mit viel Lioceras opalinum und Iytoceras torulosum,
aber auch anderen von mir genannten Versteinerungen, in
Menge vorhanden. Wahrscheinlich kommt ihr auch sonst
im Frankenjura fazies- und faunenkundlich eine ähnliche
Bedeutung zu. Dasselbe darf für Schwaben gelten, von
wo ENGEL (a. a. O. S, 291, Nr. 6) „ein ganzes Lager
von P. opalina mit verdrückten Ammonites opalinus zZUu-
sainmen‘‘ erwähnte. Schon vor ihm hatte QUENSTEDT (Jura,
S. 311, Taf. 42, Fig. 4) bei Beschreibung des Torulosum-
Lagers von ihr gesagt „...liegt gleich unten in großer
Menge und setzt dann nach oben fort, schichtenweise sich
anhäufend.“ Ähnlich wie Amussium ist auch Posidonia
im fränkischen Lias e sehr häufig, um anscheinend nach
längerem Verschwinden (&) erst wieder im Dogger x auf-
zutreten. Aus dickschaligeren Gattungen begegnet uns die
bekannte Gruppe zierlicher Muscheln. von denen Nurula
as 3 Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
70
und Leda altertümliche Formen sind, dagegen Astarte und
Cucullaea in der ersten Entwicklung stehen.
Posidonia Suessi OPPEL = opalina QUENST. Sp.
Inoceramus cfr. amygdaloides.
Flachgedrückt, ziemlich häufig; sehr ähnlich GoLDFUSB,
Petref. Germaniae, Il, S. 110, Taf. 115, Fig. 4.
J. aff. amygdaloidi GoLpr.; ziemlich häufig.
Wahrscheinlich wesentlich flacher gewölbt als GoLpruss’
Art, mit längerem Schloßrande. Vorderrand unmittelbar
vor dem Wirbel zunächst eine Strecke weit senkrecht ab-
fallend, erst dann schräg nach vorn verlaufend.
Pinna sp. aff. fissae GoLDF.; häufig.
Flachgedrückt, nur teilweise überliefert; am ähnlichten mit
GoLpruss, Petr. Germ. II. S. 164, Taf. 127, Fig. 4.
Pecten (Chlamys) textorius GOLDF. sp. = textorius torulosi
QuEnxsT.; häufig.
Pecten (Amussium) cfr. pumilus LAMK. = personatus GOLDF.
et auct.; vereinzelt.
Der 8 mm hohe, ziemlich beschädigte Abdruck der linken,
außen radial berippten Klappe erinnert durch Umrit,
Größenverhältnis der Ohren, feine ziemlich entfernt
stehende, ungleich starke Gabelrippen, sehr feine, dicht an-
geordnete und gleichmäßige Ohrenrippchen und äußeıst
feine und gleichmäßige, die ganze Schale überziehende
Anwachsstreifen so selır an Go1i.DFUSs, a. a. OÖ. Il. S. 75,
Taf. 99, Fig. 5b, daß ich eine vollkommene Übereinstim-
mung für wahrscheinlich halte.
Pecten (Entokum) sp.; ziemlich häufig.
Kleinwüchsig, wohl kaum über 10 mm groß, sehr dünn-
schalig, bald rundlich und ebenso hoch wie breit. bald
hocheiförmig, ziemlich gleichseitig. Mantelrand ringsum
gerundet. Wirbelwinkel ziemlich stumpf. Ohren ziemlich
groß, glatt. außen stumpf gerundet. Schloßrand am Wirbel
einen nach oben offenen Winkel bildend. Glatte Schale
bei starker Vergrößerung mit äußerst feinen, regelmäßigen,
dicht anzeorudneten Anwachsstreifen und -furchen, ferner
auf der unteren Schalenhälfte mit zahlreichen, weit ge-
stellten, seichten lItadialritzen. An den Kreuzungsstellen
beider Verzierungstlemente Ausbildung winzigster punkt-
förmiger Grübchen, ähnlich wie bei P. (Camptonectes) lens
Sow.
Nucula Hammers (D=Err.) GoLpr. sp.: häufig bis ziemlich
häufig, in allen Größen. (Tab. 1).
In Lase 5 ziemlich kleinwüchsig. Ob diese Art der Klein-
wiüchsigeren, N. jurensis QVENST. (des obersten Lias gleich-
zustellen ist, kann ich nicht entscheiden. weil mir diese
nur in Steinkernen vorliert. Im Frankenjura wurde N.
Hal > Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
- m -
ı
Hammeri an allen ergiebigeren Fundorten häufig ange-
troffen. Ich kenne sie aus a, von Berg bei Neumarkt
(Oberpfalz), Hersbruck (\Viehberg). Ettmannsdorf bei
Schwandorf, Buttenheim und Nieder-Weilersbach bei Forch-
heim; SCHNITTMANN nennt Sie (diese Zeitschr. 1922, Bd. 74,
Ss. 1) aus a, bei Hirschau unfern Amberg. Nicht selten
traf ich sie aber auch in der Trigonia navis-Bank des
obersten a von Nieder-Mirsberg bei Ebermannstadt. An
verschiedenen Örtlichkeiten tritt sie zusammen mit Dumor-
tierien schon im obersten Lias auf (Großenbuch, Hausen
usw.)
Nucula sp., selten in Lage 6.
Kleinwüchsig, sehr fein konzentrisch gestreift.
Nucula sp. ind. (Tab. 2).
Winzig klein, rundlich eiförmig, ziemlich gleichseitig, in
der Regel nur als Pyritkern.
Leda rostralis (Lamk.) GoLpr. sp. = claviformis Sow.;
ziemlich häufig.
Immer ziemlich kleinwüchsig, aber durchaus wesensgleich
dem prachtvoll erhaltenen, normalwüchsigen, hellschaligen
Material aus a, von Berg. Vgl. GoLpruss a. a. O. S. 155,
Taf. 125, Fig. 8.
Leda Galathea (d’ORB.) mut.?
Von den prächtig erhaltenen Limonitkernen der Leda
Galathea D’ORB. — inflexa QueEnst. (Jura S. 187, Taf. 23
Fig. 15) aus dem untersten Margaritatus-Horizont von
Marloffstein bei Erlangen unterscheiden sich die vorliegen-
den Schalenpersonen in der Außenansicht lediglich durch
ausnahmslos kürzere Hinterseite;, von QUENSTEDTS Dar-
stellung auch durch bedeutendere Höhe. Leda Galathea
TATE and BLAKE (Yorkshire Lias, S. 383, Tafel 11, Fig. 5)
hat vorragendere Wirbel, abgestutzte Vorderseite und
breitgerundete Hintergegend. — L. Galathea mut.? geht bei
Hetzles durch ganz a, hindurch.
Cucullaea inaequivalvis GoLDF. var.; ziemlich selten.
Umriß und Wölbung sehr ähnlich Jen Figuren von GoLp-
FUss (a. a. O. S. 146, Taf. 122, Fig. 12) und von QUENSTEDT
(Jura, 8. 312, Taf. 43, Fig. 2—)). Abgesehen vom kleineren
Wuchs und der ziemlich dünnen Schale sind jedoch beide
Klappen gleichmäßig mit äußerst feinen, etwa gleich dicken,
konzentrischen und radialen Streifen verziert. Auf dem
Flügel sind die radialen etwas dicker.
4Astar!e Voltzi (Horn.) GoLpr. sp. Tab. 1, 2 (vgl. GouLn-
FUSS, a a. O. S. 190, Taf. 134, Fig. 8).
Durch ganz a, gehend. Nur in den unteren Schichten
normalwüchsig, oben am häufigsten in Gestalt von kleinen
Schalen mit noch ungekerbten Rändern. In typischen
Exemplaren kenne ich sie sonst aus a, von Berg, Vieh-
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berg bei Hersbruck, Ettmannsdorf. Großenbuch am Leyer-
berg, Pretzfeld, Uuterweilersbach, Kirchelirenbach, Gun-
zendorf u. 4.
A. alta Gold/. sp.; Tab. 1 (vgl. GoLprFuss a. a. O0. S. 190,
Taf. 134, Fig. 9).
Der obigen nahstehend, viel weniger häufig: sonst ziem-
lich selten, z. B. in a, von Berg.
4. sublelragona MÜünst. sp. Tab. 1 (Goı.pruss, a. a. O. Taf.
134, Fig. 6c—d.)
Astarte sp.
Sehr klein und sehr fein konzentrisch gestreift. Von den
genannten Arten verschitden.
Pholodomya cfr. fidicula Sow.
Zwei ziemlich kleine und flachgedrückte Personen mit
etwa neun feinen, geknoteten Radialrippen und vielen
ziemlich regelmäßigen konzentrischen Runzeln. Diese sind
mit sehr zarten, dichten und scharfen Längsstreifen be-
deckt.
Scaphopoden (Tab. 1 und 2).
Die Gattung Dentalium ist vergleichsweise mannigfaltig
vertreten?°) durch sechs verschiedene Arten, die, wie schon
gesagt, zusammen mit dem mittel-liasischen Material ge-
sondert bearbeitet werden sollten.
Dentalium cfr. filicauda Quexst. (Tab. 1).
Sehr ähnlich QUENSTEDT (a. a. O. S. 328, Taf. 44. Fig. 10).
Ziemlich Kleinwüchsig und selten; auf Ober-a, beschränkt.
Häufiger und in großen Teilen von «a, finden sich die
Kleinformen (Tab. 2):
®
Denlalium aff. liasico (MoorR) TAatr and Brake (Yorkshire
Lias, S. 333).
Verhältnismäßig kurz, bis etwa 4 mm lang. ziemlich ge-
bogen, deutlich verjüngt. mit vergleichsweise wenigen
Längsstreifen.
Dentalium cfr. elongatum (Münst.) Tate and BLARE.
Sehr fein und dicht quergestreift: ähnlich TAre anıl BLAKE
(a. a. O. S. 332, Taf. 9, Fig. 28). Steigt aus dem laas auf.
Dentalium vfv. limatulum Tarz.
Stiinmt im gerundet dreieckiren Querschnitt mit Tarız and
PLAKE (a. a. OÖ. S. 352, Taf. 10, Fig. 18) fast zanz überein.
?6) Dentalium führt z. B. in Menge das von mir ausge-
beutete Crypris-Larer in den oberen Amaltheen- (== Palto-
pleuroceras-)Schichten (ober-d) von Reichenschwand westlich
Hersbruck.
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— u vn
Dextalium sp. NT. 1.
Gestalt und Biegung wie D. aff. liasico, aber ganz dicht
und gleichmäßig längsgestreift, ferner mit äußerst feinen,
dichtstehenden, scharfen, deutlich schrägen Querstreifen.
Dentalium sp. Nr. 2.
Im Querschnitt rund, Oberfläche ganz glatt. Nur in Bruch-
stücken bekannt.
Schnecken.
Mit 24 verschiedenen Vertretern bilden die Schnecken
m unserer Fauna bei weitem die mannigfaltigste Gruppe.
Allerdings entfällt dieser Formenschatz im wesentlichen
auf die mindestens 17 Arten umfassende Kleinfauna. Auch
für diese wäre eine Bearbeitung geboten, am besten in
anlehnung an die Darstellung der Kleinschneckenfauna
des oberen Lias durch ScHLosser. Von der Regel, diese
Kleinformen nur generell zu bestimmen, habe ich bei zwei
Vertretern eine Ausnahme gemacht: mit Pseudomelania
leverbergensis wegen ihrer Häufigkeit, guten Erhaltung und
oifenbaren Beschränkung auf Lage 5; mit Microhelix
W. Pjei/jeri veranlaßt durch den Umstand, daß mich Herr
W. PrEIiFrer auf diese bezeichnende Form aufmerksam
gemacht hatte.
Die in Tabelle 1 genannten Arten sind sämtlich wohl-
bekannte Formen. Discohelix minuta tritt an vielen Stellen
Frankens in der Kalksteinfazies schon im Harpoceras ser-
pentinum-Lager des unteren Lias e gesteinsbildend auf, wird
im obersten Lias (%) gewöhnlich viel seltener, um dann
merkwürdigerweise in der Tonmergelfazies von Dogger «a,
wieder hervorzutreten. Vereinzelt habe ich eine ähnliche
Form noch in Tonkalksteinen des Doggers d am Hesselberg
beobachtet. Auch aus dem Lias e und Dogger x, von
Schwaben wurde sie von QUENSTEDT und EnGern namhaft
gemacht. !
Die Erhaltung der Schneckenschalen ist im ganzen
befriedigend bis vortrefflich., Zwar sind sie nicht selten
verdrückt, aber daneben kommen häufig auch wohl-
erhaltene Personen vor. Discohelix minuta hat auffallender-
weise nur Pyritkerne geliefert; 4laria subpunctata außer
gut überlieferten Schalen auch Kerne von Pyrit und Phos-
phat.. Auch mehrere Kleinformen liegen nur als Kies-
kerne vor.
Discohelix minuta ScHÜBLER (In v. ZIRTENn, Württ’s. Ver-
steinerungen, S. 45, Taf. 33, Fig. 6a—c).
Teilweise scharfverzierte Kieskerne.
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Original fro
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74
Turbo sp. Nr. 1.
Sehr klein. Spira mit in einer Ebene gelegenen Flächen.
Nabel tief.
Amberleya tenuistria Mstr. sp. = Turbo subangulatus MsTk.
Vollständig wesensgleich mit GoLpDruss (a. a. O. UI, S. 98.
Taf. 194, Fig. 5a—b). In Ober-a, halbwüclısig.
Eutrochus duplicatus Mstr. sp. = Turbo subduplicatus
D’ORB.
Vorzüglich überliefert. In Ober-«, nur halbwüchsig. Über-
einstimmend mit GOLDFUSS (a.a.0. Ill, Taf.179, Fig. 2a—c).
Pseudomelania leyerbergensis Sp. NOV.
Diese kleinwüchsige, höchstens 2,8 mm hohe, in allen
Größen vorhandene Schnecke liegt mir aus einer
Schlämmprobe in 100—200, im allgemeinen gut erlialtenen
Exemplaren aus Lage 5 vor. Ausgewachsenes Gehäuse
schlank eiförmig bis turmförmig. Gewinde aus d—5 leicht
gewölbten, glatten Umgängen. Naht deutlich vertieft, ge-
rade oder geschwungen. Gewindewinkel ziemlich klein.
Spitze stumpf gerundet. Schlußwindung höher als
die Spira. Seitenabfall eben oder ganz wenig auszehöhlt,
bei den älteren Umgängen schwach aufgetrieben. Basis
ofi ziemlich flachgewölbt und an breitgerundeter Kante
abgesetzt. Mündung in der Regel etwas beschädigt, ge-
rundet vierseitig, etwas höher als breit, oben spitzgewinkelt.
Außenlippe einfach, etwa in der Mitte mehr oder minder
geknickt. Spindel glatt. Verzierung manchmal aus
1—2 zarten sub»uturalen Spiralstreifen. Ein ziemlich kleines
Exemplar ist vollkommen fein längsgestreift.
Von der ihr vergleichsweise ähnlichsten Chermnitzia
elobosa (MaRrcot) D’ÖRBIGENY (Pal. franc., Terr. jurass., II,
Ss. 33, Taf. 237, Fig. 8—11) aus dem unteren Lias von Sa-
lins (Dep. Jura) unterscheidet sich unsere viel klein-
wüchsizere Art durch schlankeren Umriß. kleineren Ge-
windewinkel, etwas niedrigere. oben (= hinten) stumpfe
Spira, durch höheren. seitlich abzeflachten letzten Um-
gang, weniger deutlich abgesetzte Basis. unten schmalere
Mündung und den Mangel der feinen, sich kreuzenden
Längs- und Querstreifen.
Turritella opalina QUENSTENT SP.
Wesensgleich mit Jura, S. 326, Taf. 44, Fig. 19.
Cerithinella armata Go1.DFUSS SP.
Vollständig übereinstimmend mit Petr. Germ. TI, S. 31.
Taf. 173, Fig. 7; in Ober-a, nur halbwüchsig.
Alaria subpunetata MSTR. Sp.
Ganz wie bei Gor.nFuss (a.2.0. III, 8. 15. Taf. 169, Fig.
7a—b) und QUENSTEDT (a. &. O. S. 314. Taf. 43, Fig. 2:
bis 26). Oft trefflich bewahrt, sogar die Fortsätze der
Aubenlippe, als Schale oder Pyritkern. In ÖOber-a, nur
halbwüchsig.
Br N. ; Original from
Den Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
BZ
Microhelix W. Pjeifferi sp. nov.
12 höchstens 0,8 mm hohe, ziemlich gut erhaltene ‘Schalen
aus Lage 5. Ausgewachsen eiförmig, nach oben und unten
kräftig verjüngt, mit Einschluß des wulstigen Embryonal-
teiles aus 2,5 Windungen, davon in der Vorderansicht
2 sichtbar. Spira deutlich abgesetzt, oben gerundet.
Letzter Umgang groß, ziemlich bauchig, etwa auf halber
Höhe am dicksten, unter der Naht leicht gestuft, ‚auf dem
Seitenabfall schwach abgeplattet. Mündung von etwa 2/3
Umgangshöhe, oben ziemlich spitz, unten ziemlich breit-
gerundet. Außenlippe deutlich vorspringend, mit scharfem
Rande, oben und seitlich etwas abgeflacht. Innenlippe
kräftig eingebogen.
Von der ihr ähnlichsten Microhelix ovula Tarquam et
BERTHELIN aus dem mittleren Lias von Nanzig a. d. Mosel
unterscheidet sich diese neue Form durch schlankeres Ge-
winde, bauchigeren, etwa in der Mitte am stärksten auf-
getriebenen, oben und seitwärts abgeflachten letzten Um-
gang und etwas höhere, oben schlankere und seitlich vor-
springende Mündung.
"Cylindrites Sp.
Gewinde niedrig, Ausguß lang und breit. Verzierung aus
glatten, dicht stehenden Längsstreifen.
Cephalopoden.
Die Vertreter dieser Ordnung waren zur Zeit der
Entstehung von Lage 1—6 durch Anzahl und großen Wuchs
wahrscheinlich die unumschränkten Beherrscher des freien
Wassers. Namentlich gilt dies für die Ammoniten, deren
Anteil an der Zusammensetzung des Gesteins vor allem
im unteren und mittleren «, den der übrigen Tiergruppen
insgesamt bedeutend übertroffen hat. In erdgeschichtlicher
Beziehung haben die Ammoniten im Frankenjura zum ersten-
mal eine ziemlich klare profilmäßige Abgrenzung der
Torulosum-Schichten und eine Gliederung dieser in eine
Anzahl von Hauptlagern möglich gemacht. Da sich von
Nautilus keine Spur und von den Dibranchiaten nur Belem-
niten gefunden haben, handelt es sich hier lediglich um
Ammoniten und Belemniten.
Ammoniten (Tab. 1).
Ihre Schalen sind gewöhnlich in .die Schichtungsebenen
eingebettet und durch die verschiedensten Grade von Flach-
drückung in ihrem erdgeschichtlichen Wert wesentlich be-
einträchtigt. Noch mehr gilt das für die Fälle, wo sie in
schräger Stellung vom Sediment umhüllt und später ent-
sprechend verdrückt wurden. Wenn sie sich dennoch im
a . Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
76
allgemeinen gut bestimmen lassen, so beruht dies einmal
darauf, daß die Verzierung selbst bei starker Plattdrückung
gewöhnlich gut erhalten geblieben und häufig auch die
Gestalt der Schale nicht zu sehr verunstaltet ist; ferner
auf dem Umstande, daß in vielen Fällen die inneren Um-
gänge unverdrückte Steinkerne aus Pyrit, seltener Phos-
phorit geliefert haben. Am günstigsten ist die Überlieferung
der Pyritkerne. Phosphatkerne finden sich manchmal auch
in Wohnkammern. Verkieste Brutexemplare von Lyloceras
und von Falciferen wurden in den Schlammrückständen
in Masse angetroffen. Bestimmbares Material hat sich
jedoch nur unter den größeren Personen gefunden.
Phylloceras cfr. heterophyllum (Sow.).
Eine Anzahl kleiner Exemplare bis 15 mm Durchmesser
und ein größeres, 40 mm messendes, nur 2.T. etwas ver-
drücktes, sonst gut überliefertes Schalencxemplir stimmen
mit dem vorzüglich erhaltenen typischen Material aus dem
Harpoceras serpentinum-Lager (Lias unter-e) von Berg, Alt-
dorf, u. a. in Dicke, Wölbung, Nabelweite und Ver-
zierung so vollständig überein, daß ich an der Wesens-
gleichheit nicht zweifle, obwohl diese Art bisher nur aus
dem Lias bekannt zu sein schien.
Lytoceras subhircinum SP. nov.
Diese durch beschalte Kies- oder Limonitkerne vertretene,
ziemlich Kleinwüchsige Form unterscheidet sich von Kies-
kernmaterial des typischen Z. Aircinum v. ScuLoTu, aus
Lias Ober-£ von Berg durch engeren Nabel und breit-
gerundete Außenseite. Die Einschnürungen sind zwar in
ähnlichen Abständen angeordnet, verlaufen aber auf den
Flanken nicht in kräftigem, nach vorne vffenem Bogen,
sondern vorwiegend gerade mit leicht doppelt S-fürmiger
Schwingung. Außen sind sie nur schwach vorgezogen.
Der Grad ihrer Vertiefung wechselt bedeutend von flach
abgesetzter Furche bis zur kräftig vertieften Rinne. Ihre
Anzahl beträgt 13—14 bei einem Schalendurchmes’e! von
20 mm. Auf der Schale erhebt sich am hintersten Teil jedes
Wulstes, wo dieser steil zur vorhergelienden Einschnürung
abfällt, ähnlich wie bei ZLyfoc. Germaini WOrsıcny (Pal.
franc. 1, Taf. 104, Fig. 1—4) eine lamellöse (Juerrippe.
Personen mit flachen, schmalen Einschnürungen er-
innern durch flach rippenartiges Hervortreten des Vor-
derrandes der Einschnürungen beim ersten Anblick an
Lvt. Pompeckji mihi‘‘), das gleichfalls der Alircinum-
Gruppe angehört, wie schon POMPrEcKJ'®) erkannt hatte.
Allein Z. Pompeckji ist weiter genabelt, hat noch steilere
Nabelfläche und eine, allerdings wenig ausgepräste Nabel-
"nn Z. Kenntnis d. Juras d. Insel Rotti, Jahrb. v. N.
Mijnwez. 1920, Verh. Ill. Ss. 183—184.
3) Revision d. Ammon. d. schwäb. Jura, 1896. S. 155.
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kante. Sein Querschnitt verjüngt sich schon von dieser
Kante ab gegen außen. Seine Flanken sind flachgewölbt,
die Außenseite kräftig konvex. Dagegen liegt bei Z.
subhircinum die größte Dicke, ähnlich wie bei /. Air-
cinum fast auf halber Höhe. Eine Nabelkante fehlt ihm
vollständig. Sein Externteil ist, wie gesagt. breit gerundet.
Abweichend von der angeführten Beschaffenheit der Ein-
schnürungen bei /. subhircinum sind diese bei L. Pom-
peckji auf den älteren Windungen Hircinum-ähnlich ge-
schwungen und gehen auf Jen jüngeren in sehr flache
Rippen über, deren Verlauf, wie ich a. a. O. S. 183 aus-
einandergesetzt habe, mit dem bei /. alsaticum Jan.‘®)
Ähnlichkeit besitzt.
Var. (?).
Mehrere Bruchstücke von ziemlich kleinen Schalenexempla-
ren, die in Querschnitt, Nabelweite und Einschnürungen
dieser Art nahestehen, unterscheiden sich von dieser durch
feine, scharfe, regelmäßig und lichtangeordnete (uer-
streifen, von denen 3—4 auf den Zwischenraum zwischen
je zwei Einschnürungen entfallen.
Vorkommen der Art: Teufelsgraben bei Forth,
Hetzles, Pretzfeld, Unterweilersbach, Buttenheim und
Gunzendorf.
Lytocrras torulosum SCHÜBL. Sp.
Vollständig übereinstimmend mit PosreEckss Darstellung
(Revision, 8. 160 ff). Schalen häufig mehr oder weniger
mit Phosphorit erfüllte Kleinere verdrückte Schalen er-
innern auch an Z.taeniatum Pomr. Eine Gleichstellung
mit dieser Art ist jedoch nicht möglich.
Lytoceras dilucidum OPreı.
Schale von 60-70 mm Durchmesser; mit aufsitzenden
Resten der Loben und Sättel des Nabelrandes des zerstörten
letzten Umganges. Verzierung übereinstimmend mit der
Darstellung des Urstückes von OPPEL durch POMPpEcKJ (Be-
vision, Taf. 12, Fig. 8). Vielfach nur mit Vorbehalt zu
bestimmen. Von QUEXNSTEDT (Cephalopod., S. 102—103),
gleichfalls aus unter-a angegeben.
“fr. Lytoceras dilucidum OPrer. = penicillatum QUENST. Ss).
Das am besten erhaltene Bruchstück einer großen Sclıale
stimmt nach allem Anschein überein mit großen Bruch-
stücken einer Lumaschelle aus a, von Berg, deren Ver-
zierung lebhaft an diese vergleichsweise sehr großwüchsige
Art erinnert, ebenso die Erscheinung, daß der Innenseite
der Schale vielfach noch der feinzerschlitzte äußerste
Teil der Scheidewände aufsitzt.
Grammoceras aalense (v. ZIET.) sp.
Von dieser in Lage 2 bei weitem zahlreichsten Art habe
ich ein großes Material vor Augen: vorwiegend kleine
79) Abh. z. geol. Spez.-Karte v. Els.-Lothringen N. F. 1902,
Ss. 47, Taf. 3. Fig. 5, 5a.
SR >. Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
78
bis mittelgroße, wenig verdrückte Exemplare, aber auch als
besonders wertvoll eine größere Anzahl von zwar mehr
oder minder flachgedrückten, jedoch gut erhaltenen. wohl-
bestimmbaren Personen bis 90 mm Durchmesser.
Erhaltung: pyritische oder phosphoritische z. T.
unverdrückte beschalte Kerne, tonige flachgedrückte Kerne
und die Abdrücke der teilweise größeren Schalenexemplare.
Mit dem von BERNEcKB (Versteiner. d. Eisenerzformat.
v. Deutsch-Lothr. usw., Abh. z. geol.. Spez.-Karte v. Elsaß-
Lothr., N. F. H. VI, 1905, Taf. 50, Fig. 1—1a) wieder-
abgebildeten Original v. ZIFTENs (a. a. O. Tafel 28, Fig.
3a—c) stimmen etwa gleichgroße Exemplare von Hetzles
vollkommen überein in der mittelweiten Nabelung, Jer
Beschaffenheit von Nabelfläche und stumpfgerundeter Nabel-
kante, den gleichlaufenden Flanken und dem schırf ab-
gesetzten Kiel: ebenso in den mehr oder weniger un-
regelmäßig gebündelten, oft V-förmig zgegabelten und
wulstig hervortretenden, scharfen. nach hinten steil ab-
fallenden Rippen, die auf den inneren Umgängen dicht-
gestellt und fein oder licht angeordnet und gröber sein
können. Auf der Schale treten außerdem überall, selbst
noch bei den größten vorliegenden Personen, feine scharfe
Anwachsstreifen auf. Bei manchen Exemplaren überquert
ein solcher Streifen jeweils in der Fortsetzung einer
Sichelrippe in kennzeichnender Weise den Kiel. Auch
mit dem von BENBcKkE (a. a. O. Taf. 50 Fig. 6) dar-
gestellten prächtigen Individuum aus den Opalinurm-Schich-
ten von La Verpilliere bei Lyon sind meine Schalen-
abdrücke vollständig identisch. Kleine, auffallend kräftig
berippte Phosphoritkerne von etwa 30 mm größtem Durch-
messer, die ich nur als G. cfr. aalense v. ZIET. bezeichnen
kann, erinnern auch an Harpoceras cfr. costula JANENSCH
(a. a. O. Taf. IX, Fig. 4—5).
Grammoceras cfr. costulatum (v. ZIET.) Hauc.
Flachgedrückte Schalenexemplare und zguterhaltene Ab-
drücke. Wahrscheinlich ziemlich flach, enggenabelt. deut-
lich gekielt mit lichtangeordneten, deutlich vorgeneigten,
ziemlich kräftigen und regelmäßigen, zumeist ungegäbelten,
außen stark vorgezuogenen Sichelrippen. Diese s-hon in
Lage 1 häufige Form steht der Spezies v. ZIETENS in der
Auffassung von Harc (Monogr. d. Ammon. Gatt. Har-
poceras, Diss. Straßburg. 1885, S. 88) nahe, vor allem ist
sie nicht so dick und etwas enger zenabelt als Dumortieria
costula Rein. Da mir aber in plastischer Erhaltung nur
bis 12 mm große Personen vorlieren und sonst. nur flach-
gedrückte Umgänge bis gegen 30 mm Durchmesser, darf
eine vorbehaltlose Gleichstellung mit G.costulatum um so
weniger erfolgen, als ein Teil der Windungen. abweichend
von diesem, eng berippt. ist.
Grammoceras «fr. subcomptum BRANCo sp.; ziemlich häufig.
Kleine beschalte Kieskerne bis 17 mm tınd mehrere mangel-
haft erhaltene Abdrücke his 30 mm Durchmesser. Teils die
geringe Größe, teils die Erhaltung verhindern eint vor-
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Aolaean) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
«9
behaltlose Gleichstellung. Noch mehr gilt dies von den
ziemlich häufigen, als G. sp. cfr. subcomptum Brco. zu be-
zeichnenden, stets flachgedrückten Personen. Bedeutend
ähnlich sind diese den typischen, von mir im obersten
Lias (ober-£) von Berg gesammelten Kieskernen.
Grammoceras lotharingieum BRANco var.
Ungemein häufig in Lage 3 in allen Größen bis etwa
85 cm Durchmesser. Stimmt mit der Darstellung von
BRANcoO und besonders von BENECKE überein (Eisenerz-
formation, S. 399ff., Taf. 51, Fig. 1—4; Taf. 52, Fig.
1—3, 5) in der flachen Gestalt der Umgänge, dem mittel-
weiten Nabel, der schrägen, nicht hohen Nabelfläche, der
ziemlich deutlichen Nabelkante, den stark sichelförmigen,
stets kräftig vorgeneigten, scharfen. nicht gegabelten oder
gegabelten Rippen. Auf den älteren Umgängen sind diese
auf der Nabelfläche immer nach vorn geschwungen, im
übrigen zumeist mehr oder minder licht angeordnet. Der
Kiel scheint etwas höher zu sein. — Kommt nicht selten
typisch schon in Lage 2 und häufig noch in 4 vor.
Grammoceras fluitans Dum. sp.
Ein im ganzen etwa 70 mm großes Exemplar, bestehend aus
wohlerhaltenem, teilweise beschaltem Kieskern von 40 mm
Durchmesser, das übrige der Abdruck eines ziemlich zu-
sammengedrückten Tonkerns. Kräftige Berippung bis 60 mm
Durchmesser, fast genau wie bei DumorTIER (Bass. d.
Rhöne IV, Lias super., S. 253, Taf. 51, Fig. 7—8), dann
feiner, dichter und anscheinend mit gröberen . Anwachs-
streifen. Bei ungefähr 37 mm Durchmesser beginnen
Nabelfläche und -kante deutlich zu werden. Der Kieskern
stimmt in Nabelweite, Umgangsdicke und Berippung mit
größeren, prächtig überlieferten Kieskernen aus dem
obersten Lias von Berg gänzlich überein, die ihrerseits
Dusmorriers Figur aus dem Opalinum-Horizont vollständig
gleichkommen.
Grammoceras aff. plicatello (Buck=m.) BEN. sp.
Mit BENEcKE, a.a.0. 8.411. Taf.55, Fig. 1—5, stimmt
ein ziemlich gut erhaltener und flachgedrückter Abdruck
von 60 mm Durchmesser zwar in Nabelweite, schräger,
ziemlich niedriger Nabelfläche und scharfer Nabelkante
überein. Er unterscheidet sich aber durch radialgestellte
oder leicht vorgeneigte, flache. vielfach halbverwischte,
licht und ziemlich unregelmäßig angeordnete sowie un-
gleich starke Faltenrippen, die auf dem oberen Flankenteil
stets abgeschwächt und vielfach sichelartig bis in Kiel-
nähe vorgezogen sind. Schaltrippen sicher, Gabelungen
vielleicht vorhanden. Kiel deutlich. — Hauptlager in
Lage 2. In Lage 1 in typischen Personen bis 35 mm
Durchmesser.
Grammoceras cfr. Harpoceras sp. Ben.
Diese Art scheint im ZLofharingicum-Hauptlager nicht
selten zu sein, ähnlich wie es nach BENEcKE in Lothringen
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80
der Fall ist. — Im Vergleich mit a.a.0. 8.41, Taf.. 32,
Fig. 4, sind die Hetzlespersonen noch feiner gerippt. Auf
den innersten Umgängen fehlt ihnen eine deutliche Nabel-
fläche.
Grammoceras (Dumortieria?) mactra Duam. sp.
Während diese Art im obersten Lias, z.B. von Berg, als
Kieskern zu den häufigsten Formen zählt, liegen mir aus
Lage 1 nur drei kleine, bis 30 mm große Ilixemplare vor.
An das Urbild von DuumorTIEr (a. a. O. S. 251, Taf. 50,
Fig. 4—5) erinnern sie in Windungsdicke, Nabelweite,
Zahl, Dicke und Verlauf der Rippen sowie Beschaffen-
heit des Kieles derart. daß Gleichstellung erfolgen mul).
(‚rammıoceras SP. novV?
Die über 90 mm großen, flachgedrückten, wohl ziemlich
flachgewölbten Exemplare sind mittelweit genabelt, wahr-
scheinlich deutlich gekielt und bis zu deu inneren Win-
dungen mit schräser Nabelfläche und gerundeter Nabel-
kante versehen. Verzierung aus einfachen, radial gestell-
ten, geraden oder leicht vorgebogenen. auf dem äußeren
Flankenteil verwischten, breiten, li’ht augeordneten Fal-
tenrippen. Auf dem vorletzten Umgang sind es 20. An-
wachsstreifen ziemlich verwischt. Die Berippung der in-
neren Windungen erinnert an Grammoceras Hinsber pi
BBNEcKE. (Eisenerzformat., S. 374. Taf. 46, Fig. 1). Doclı
sind bei dieser Art die Rippen sichelförmig und gehen bis
an ‘den Externteil: ihre Anzahl verdoppelt sich auf dem
letzten Umgang nahezu.
? Dumortieria Sp.
Bruchstück eines Kieskernes von dicker Gestalt, mit feinem,
scharf abgesetztem Kiel, lichtangeordneten, kräftigen, un-
gegabelten, etwas vorgebogenen. ol:en leicht vorgezogenen,
den Kiel nicht erreichenden Rippen.
Lioceras opalinum (ReEın.).
Innere Umgänge verkiest, häufig unverdrückt und
dann gut bestimmbar. Zum Vergleich benutzte ich reich-
haltiges, gut überliefertes Material aus unverdrückten Scha-
len und Kalksteinkernen der Torulosum-Knollen von Ett-
mannsdorf bei Schwandorf. Hier setzt sich ZL. opalinum
auf Grund einer vorläufigen Untersuchung aus vier Va-
rianten zusammen, von denen I dem Arttypus am nächsten
steht, IIl die größten vorhandenen Personen aufweist und IV
dem L.opalinum var. compta BuckMman = [L.comptum
Reın. gleichzustellen ist. Bei Hetzles findet sich I sehr
häufig, II anscheinend selten. III häufig und ebenfalls
mit den größten vorlierenden I:xemplaren, IV = Var.
compta (BucKkMm.) am zahlreichsten. Äußere Umgänge
aus flachgedrückten Schalen bis 120 mm Durchmesser. Va-
rianten auch hei diesen vielfach bestimmbar.
Bald En Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
F
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Ro Su
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S]
Lisceras opalınum REIN. efr. var. costosa G. HurrM.
Verbilimismäßig weitgenabelt mit Opalinum-atig xe-
schwüngenen, aber vjielkräftigeren und wenizer Zallreichen.
rezelmaßszen Rippen. Ziemlich häufig. Erinnert sehr an
var. costosa Horrmans (Unt. Doze. 1. Sehnde, S. 61.
Taf. 1. Fire. 2030).
Lioceras costosum (WUENST.
Kieskerne von normaler Größe, ziemlich häufir. Einizer-
malen bestimmbare Personen jedoch selten. Der scharf-
aberesetzie Kiel spräche bei einem Vergleich mit BUCKMAN
(Suppl. Taf.6, Fir.2 und 6) mehr für Z. cosfosum als für
L. subcostosum (Fix. 6) BUcKkM., von welchen mir übrirens
dieses nur als Varietät der QUENSTEDTSChen Art erscheinen
wıil.
Lioreras wvfr. undulatum BUCKM.
Kleine, bis 20 mm große. zusammengedrückte Schalen einer
ziemlich dieken und engrenabelten. mäßig vekielten Form
niit einfachen, vorzebogenen. lieht anzeordineten Falten-
rippen, deren äußerer vorgezogener Teil sich rasch ab-
schwächt. Anwachsstreifen deutlich. Am ähnlichsten Buck-
MAN, Suppl. Ss. XXXNIN, Taf. 9, Fire 1-3.
Belemniten (Tab. 1).
Von dieser Gruppe sind mir nur Rostren bekannt
z-worden, deren Erhaltung im allgemeinen gut ist. Nach
hrem zahlreichen Auftreten noch im fränkischen Lias
mittel-S_ (Toarrense-Striatulum-Lager) und dem Rückgang
in ober-s sind sie jetzt wieder häufiger. Bei weitem die
zahlreichste Art bildet 3. (Mastites) subclavatus \Voutz,
auch die einzige, die wegen ihrer Verbreitung in Lage 2—b
wahrscheinlich zu den Kennformen des Torulosum-Horizontes
gehört. Vielleicht gilt dies auch für B. opalinus QUENST.
B. (Hastites) subelavatus VoLTZ.
Schr häufig in Gestalt dünner, schlanker bis vergleichs-
weise dicker, keulenförmiger Formen. Den schr dieken.
nahstehenden B. neumarktensis Opyel habe ich hier nieht
gesehen. Er liegt sonst gleichfalls in a, 2. B. bei Berg.
B. (Megateuthis) opalinus QUENST. (= B. Quenstedti Opvki,
= B. compressus paxillosus QUENST.).
Die zahlreichen, vollständig überlieferten Rostren aus
Laxre 2 stimmen überein mit den Urbildern QUENSTEDTS
(Jura, 8. 368. Taf. 42 Fig. 13) und E. WErNERs (Delemniten
ı. schwäb. Lias, Paläontser. 1913. Bd. 59, 8. 133, Taf. 12,
Fir ta u. b.) Die Bruchstücke aus den Lagen 4 und 6
sollen nur mit Vorbehalt gieichgestellt werlen. Tine dem
B. opalinus ähnliche, jedoch bedeutend schlankere Form
lezeichne ich als 3. sp. efr. opalinus (QUENST.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1995. 6
BR er Original from
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82
B. (Megateuthis) sp. cfr. rhenanus OPPELı.
An diese Art erinnert das hintere Drittel cines Rostrums.
B. (Odontobelus) cfr. trepartitus crassus WERN. Sp.
Das einzige Exemplar ist der Fig. E. WERNERs sehr ähnlich
(a. a. O. S. 135, Taf. 13, Fig. 5). Nach WERNER ist diese
Art in Lothringen ziemlich häufig vom obersten Lias
bis in den obersten Dogger 0.
B. (Ödontobelus) brevirostris (D'ORB.) QUENST. Sp.
Zahlreiche Rostren aus Lage 3, die in Größe und Er-
haltung den kleinen, von QUENSTEDT dargestellten sehr
ähnlich sind (Cephalopoden, S. 424, Taf. 27, Fig. 13—16
(..B. acutus‘‘) und Jura, S. 287, Taf. 41, Fig. 22). Das
einzige, große, 47 mm lange, prächtig überlieferte Exemplar
unterscheidet sich von dem größten, in den „Cephalopoden“,
Fig. 17 abgebildeten durch s:hlankere, im größeren oberen
Teil allmählicher verjüngte Gestalt. Dagegen zeigen alle
Hetzlespersonen die leichte, dorsal gerichtete Abbiegung
der Spitze wie a. a. O. Fig. 13—17. Nach WERNER (a. a. O.
S. 136) im obersten Lias und im Dogger a (auch der Gegend
von Altdorf).
R. (Brachubelus) breviformis (VoLTz) BEN. sp.
Mehrere Rostren stimmen überein mit BExErKsks Darstel-
lungen (Abh. z. geol. Spez.-Karte v. Elsaß-Lothr., N. F.,
Heft 1, S. 47, Taf. 1, Fig. 5—6; Taf. 4, Fig. 5—9; Heft 6
(Eisenerzformat.), S. 286, Taf. 27, Fig. 5—6). Das größte,
sehr gut erhaltene hat an der Spitze 2 ganz kurze seichte
Furchen. Drei Exemplare stehen der dicken Varietät nahe
(a. a. O. Taf. 1 Fig. 6), das vierte, viel schlankere der
Fig. 5. Das fünfte, dickste, von mir als B.cfr. breviformis
bezeichnete Rostrum erinnert durch Größe, Dicke. gerunldlet-
vierseitiren Querschnitt und Zuspitzung-weise des Vorder-
endes, dessen Spitze abgerieben ist, schr an a. a. O0. S. 286,
Taf. 27, Fig. 5—ba.
B. (Cuspileuthis) acuarius macer (JUENST. SP.
Das 18 mm lange Rostrum ist am ähnlichsten QUEN-
STEDT, Jura, S. 285, Taf. 41, Fig. 25. — In Schwaben im
obersten Lias (ß).
Krebse (Tab. 1).
Unter den Muschelkrebsen hat die Gattung Cypris
vier nicht näher bestimmte Arten geliefert. Sie ist in
allen Lagen vertreten, weitaus am häufigsten jedoch in 5.
Reste von Malacostraken sind gleichfalls nicht
selten.
Wirbeltiere (Tab. 1).
Aus der Mehrzahl der Lagen, besonders den unteren,
sind beim Schlemmen sehr kleine Gehörsteine zum Vor-
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BB
schein gekommen. Sie lassen auf die Anwesenheit kleiner
Wirbeltiere, vielleicht ziemlich kleiner Fische, schließen.
Auf größere, grundbewohnende Fische sind vielleicht die
über 50 mm langen, sehr koprolithenähnlichen, pyritreichen
Knollen der Lage 1 zurückzuführen, die häufig zum größten
Teil aus den glänzenden Kieskernen der zweifellos ge-
fressenen Schneckenart Alaria subpunctata MsTtr. bestehen.
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2. Einige Bemerkungen über das Sphaerocodien-
Konglomerat von Alt-Liebichau bei FRONNER
in Niederschlesien.
Von Herrn O. H. ScHinpewoLr in Marburg (Lahn).
I. Historische Einleitung.
Obwohl bereits seit BEykıcas Zeiten bekannt, ist die
Alterseinschätzung des Konglomerates aus dem Kalkgraben
bei Alt-Liebichau und die Deutung der von ihm einge-
schlossenen Kalkknollen bis auf den heutigen Tag
schwankend und unsicher geblieben.
J. Rora!) hält 1867 die „Kalke“ (d.h. das kalkführende
Konglomerat) von Liebichau für gleichaltrig mit denen von
Freiburg und Ober-Kunzendorf und stellt sie mit diesen
zusammen in das Oberdevon.
1868 spricht sich W. Damzs?) über die Natur der
Liebichauer Kalkeinschlüsse dahin aus, daß es sich in ihnen
nicht um „anstehende Gesteine“, sondern um oberdevonische
Kalke handelt, die auf sekundärer Lagerstätte als Gerölle
in Konglomeraten kulmischen Alters liegen.
Dieser Auffassung schloß sich 1892 E. DArTur?) an,
inden er gleichfalls von devonischen Kalkgeröllen inmitten
kulmischer Konglomerate spricht und diese Deutung auch
in der beigegebenen Karte zum Ausdruck bringt.
In annähernd gleicher Weise finden wir die Verhält-
nisse auf dem 1912 erschienenen Blatte Freiburg (Liefe-
rung 145 der Geol. Karte von Preußen und benachb.
Bundesst.) dargestellt, mit dem einzigen Unterschiede, daß
1) J. Rotn, Erläuterungen zu der geognostischen Karte vom
niederschlesischen Gebirge und den umliegenden Gegenden. Ber-
lin 1867, S. 325.
2) W. Danmzs. Über die in der Umgregend Freiburgs in Nie-
der-Schlesien auftretenden devonischen Ablagerungen. Diese Zeit-
schrift 20, 1868, S. 479, 480.
89) E. Datnz, Geologische Beschreibung der Umgegend von
Salzbrunn. Abh. d. Preuß. Geol,. Landesanst. N. F. 13, 1892, S. 49.
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85
das bei Daraus als „Kalksteingerölle“ verzeichnete Vor-
kommen hier die geschlossene Kalksignatur erhalten hat
und in der Legende als „Kalkknollenlager vom Kalk-
graben“ geführt wird.
Diese Änderung geht auf E. ZIMMERMANN I zurück,
der zunächst 1911 in dieser Zeitschrift‘) und kurz danach
1912 in den Erläuterungen zu Blatt Freiburg (S. 22 und
40 ff.) seine von DATHE abweichende Auffassung des Alt-
Liebichauer Konglomerates begründet hat. Zunächst ver-
danken wir ZIMMERMANN die wichtige Feststellung, daß
ein Teil der Kalkknollen organischen Ursprungs ist und
aıss den kugeligen Bauen einer Alge (Sphaerocodium
RoTHpL.) besteht, die in ihrem Innern häufig Brachiopoden
und andere Fossilien oberdevonischen Alters einschließt.
Da nun ZIMMERMANN weiterhin, wenigstens großenteils,
in diesen „Kalkknollen keine Gerölle, sondern an Ort und
Stelle entstandene“ Bildungen sah, „deren Fossilinhalt also
auch für das Alter der ganzen Schicht maßgebend ist“
(1912, S. 41), so gelangte er dazu, dem Sphaerocodien-
Konglomerat oberdevonisches Alter zuzuschreiven. Zu dem
sleichen Schluß führten ihn weiterhin Funde devonischer
Fossilien „nicht bloß in ken Kalkknollen, sondern auch
unmittelbar in dem diese einschließenden Konglomerat.
selbst“. ZIMMERMANNS Auffassung läßt sich also kurz dahin
zusammenfassen, daß bei Alt-Liebichau ein oberdevonisches
Konglomerat mit vorwiegend bodenständigen Kalkbildungen
vorliegt.
1921 habe ich) dann in meiner „Paläogcographie des
europäischen Oberdevonmeercs‘“ den Alt-Liebichauer Fund-
punkt kurz erwähnt und unter dem Eindrucke von DAMES
und DATHE daran die Bemerkung geknüpft, daß hier die
„oberdevonischen Kalke innerhalb von Kulmkonglomeraten
auf sekundärer Lagerstätte zu licgen scheinen“.
War mir seinerzeit das Vorkommen von Alt-Liebichau
noch nicht aus eigener Anschauung bekannt, so hatte ich
inzwischen auf einer Exkursion unserer Gesellschaft ge-
legentlich der Hauptversammlung in Breslau am 2. August
1922 unter Führung von Herrn E. ZıiMmMERMANN I Gelegen-
heit, die betreffenden Aufschlüsse Kennenzulernen, und bin
*) E. ZIMMERMANN, Konglomerat mit Sphaerocodium und
Spirifer Vernewli aus dem Kalkgraben bei Liebichau unweit
Freiburg ji. Schl. Diese Zeitschr. 63, 1911, Prot., S. 35.
») O. H. ScHinpewoLr, Versuch einer Paläogeographie des
europäischen Oberdevonmeeres. Diese Zeitschr. 73. 1921, 8.182.
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86
nunmehr in der Lage, auf Grund dieses und eines später
wiederholten Besuches des Fundortes wie des dabei ge-
sammelten Materiales einige auf eigener Beobachtung be-
ruhende Bemerkungen über das Alt-Liebichauer Konglomerat
zu machen. Ich halte es für angebracht, damit hervor-
zutreten, einmal um die von mir selbst seinerzeit, wenn
auch mit Vorbehalt, wiedergegebene irrtümliche frühere
Auffassung von einem kulmischen Alter der Konglomerate
richtigzustellen, und zum anderen um etwaige neuere Zweifel
an der zu Recht bestehenden Deutung ZIMMERMANNS als
Oberdevon zu zerstreuen, wie sie beispielsweise auch damals
seitens einiger Exkursionsteilnehmer geäußert wurden.
Damit ist das eine Resultat meiner gegenwärtigen Unter-
suchungen vorweggenommen. Wenn ich nunmehr hinsicht-
lich der Altersauffassung des Alt-Liebichauer Konglomerates
mit ZIMMERMANN übereinstimme, so kann ich mich indessen
seiner Deutung der in dem Konglomerat eingeschlossenen
Kalke als bodenständige Bildungen nicht anschließen. Sowohl
geologische Beobachtungen wie biologische Erwägungen
scheinen mir in widerspruchsloser Eindeutigkeit darzutun,
daß es sich dabei, entsprechend den Anschauungen der
älteren Autoren, um allochthone Kalkgerölle auf sekundärer
Lagerstätte handelt. Damit aber wird auch die Begründung
ZIMMERMANNS für das oberdevonische Alter der Konglo-
meratbildung, soweit sie sich auf das Auftreten dieser
Kalkeinschlüsse stützt, hinfällig, so daß wir genötigt sind,
bei der Beweisführung andere Wege einzuschlagen oder
doch ihren Schwerpunkt auf andere Beweismittel zu ver-
schieben. Wir haben dabei von einer Betrachtung der
Kalkeiniagerungen auszugehen.
II. Über die Natur der Kalkknollen im Sphaerocodien-
Konglomerat.
Das in Rede stehende Konglomerat ist auf dem öst-
lichen Gehänge des Kalkgrabens etwa 113 km südlich des
Gutes Alt-Liebichau in zwei kleinen übereinander gelegenen
Steinbrüchen aufgeschlossen, deren Verhältnisse ZIMMER-
MAnNn in den Erläuterungen zu Blatt Freiburg (a.a.0.
S. 40 ff.) so sorgfältig geschildert hat, daß nichts Wesent-
liches hinzuzufügen bleibt. Zum Verständnis des folgenden
sei hier nur soviel wiedergegeben, daß in den genannten
Aufschlüssen zwei derartige Konglomeratbänke auftreten,
die ein mehrere Meter mächtiges Paket von blaugrauen,
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Paz Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
7
graugrünen bis dunklen glimmerführenden Tonschiefern um-
schließen. Die Komponenten dieser Konglomerate bestehen
aus teils sehr groben, teils feineren abgerundeten Geröllen
vorwiegend von Quarz, sodann von Kieselschiefern, Gneisen
usw. und werden durch eine sandige, glimmerreiche und
bisweilen leicht tonige Grauwacke verkittet. Stellenweise
treten die Gerölle zurück, so daß das Konglomerat alsdann
in eine geröllarme bis -freie Grauwacke übergeht.
Innerhalb der im oberen Steinbruch aufgeschlossenen
Konglomeratbank treten nun, namentlich an der Grenze
gegen den Tonschiefer, zu den genannten Geröllen in
großer Häufigkeit die kalkigen Sphaerocodien-Knollen hinzu,
deren genauere Beschreibung wir ZIMMERMANN (2. a. O.)
und ROTHPLETZS) verdanken. Daneben finden sich dann
weiterhin sehr häufig mehr oder weniger große Kalk-
knauern, die von Korallenresten erfüllt sind. Sie sind im
Gegensatz zu den + kugelförmigen und konzentrisch auf-
gebauten Algenkolonien von stets unregelmäßiger Gestalt
und ohne bestimmte Struktur.
Die Sphaerocodien-Knollen schließen in ihrem Kern
sehr häufig ein Fossil ein, das in regelmäßiger Weise 'von
den konzentrischen Lagen des Algenbaus umhüllt wird.
Am häufigsten finden sich wohlerhaltene Exemplare von
Spiriler (Trigonotreta) Verneuili (MurcH.) aus den von
GoSSELET unterschiedenen Gruppen der elongalti, hemicycli
und proguadrati und weiterhin von dessen Varietät Archiaci
MurcaH. mit extrem hoch ausgebildeter und schräg zur
Dorsalschale gestellter Area der Stielklappe. Daneben konnte
ich beobachten: Productella „subaculeata" aut., und zwar
den oberdevonischen Typus mit geblähtem ‘Wirbel und am
Schalenrande gestreckten rippenförmigen und zu unregel-
mäßigen Reihen angeordneten Stachelbasen, Porcellia aft.
bifidac (SpBc.) und eine weitere Art von Porcellia bzw.
Euomphalus. Endlich sind nicht näher bestimmbare Cho-
neten und ein vereinzelter Lamellibranchier zu erwähnen.
Eins genauere Bestimmung der an sich meist gut erhaltenen
Stücke scheitert an der einstweilen geringen Durcharbeitung
entsprechender anderweitiger Vorkommnisse und an dem
Mangel neuerer monographischer Darstellungen der be-
treffenden Tiergruppen. Als Seltenheit konnte ich ferner
6) A. ROTHPLETZ, Über Sphaerocodium Zimmermanni n. sp., eine
Kalkalge aus dem Oberdevon Schlesiens, Jahrb. d. Preuß. Geol.
Landesanst. XXXII, II. „1911“ (1914), S. 112.
ed Fa i Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
88
in einigen Fällen auch Ästchen der unten noch zu erwähnen -
den Pachypora cf. vermicularis (M’Coy) inmitten der
Sphaerocodien-Knollen beobachten. Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß diese kleine Fauna dem Oberdevon angehört
und der tiefoberdevonischen Brachiopodenfazies entspricht.
Bisweilen werden Bruchstücke von Spirifer Verneuili und
Productella „subaculeata" auch frei in dem Konglomerat
und der geröllarmen Grauwacke gefunden, dann aber stets
nur in stark zerfetzter und zerquetschter Form.
Die anderen oben erwähnten unregelmäßig gestalteten
Kalkknauern sind fast stets erfüllt von den Kolonien von
Pachypora cf. vermicularis (M’Coy) und enthalten hin
und wieder an rugosen Einzelkorallen Exemplare von Endo-
phyllum priscum (Mstr.).. Auch diese Fossilien finden
sich recht häufir als stark zertrümmerte und korrodierte
kleine Bruchstücke frei in der Grundmasse des Konglo-
merats. Das geologische Alter dieser Korallen ist nicht
völlig sicher bekannt, sehr wahrscheinlich aber sind sie
wegen ihrer sonstigen Verbreitung bei Ober-Kunzendorf,
Grund, Rübeland usw. im Anschluß an FrecH?) als ober-
devonisch zu bezeichnen.
Alle die genannten Fossilien wurden, wie oben aus-
geführt, von ZIMMERMANN als bodenständig aufgefaßt und
zum Beweise für ein oberdevonisches Alter der Konglo-
merate herangezogen. Dagegen scheinen mir verschiedene
Gründe zu sprechen.
Wie mir Herr ZIMMERMANN freundlichst brieflich mit-
teilte, stellt er sich die Sphaerocodien-Knollen als ursprüng-
lich von filzartiger Beschaffenheit vor, eine Auffassung,
der ich durchaus beipflichte. Wären aber derartige weiche
Filzkugeln primär in dem groben Konglomerat eingebettet
worden, so hätten sie m. E. zerquetscht und zerdrückt
werden, Gerölle hätten vielfach in den Filz hineingepreßt.
werden müssen, was indessen nirgends zu beobachten ist.
Ich glaube schon daraus schließen zu sollen, daß die
Sphaerocodien-Knollen erst in verfestigtem Zustande in
das Konglomerat hineingelangt sein Konnten.
Weiterhin ist vielleicht auch zu erwarten, wären die
Algenthallome wirklich in dem Bereich der Konglomerat-
bildung entstanden, daß sie bisweilen auch einzelne Gerölle
ummantelt oder sonst in ihr Gewebe aufgenommen hätten,
”) Fr. Frech, Die Korallenfauna des Oberdevons in Deutsch-
land. Diese Zeitschr. 37, 1885, S. 80 bzw. 106.
Original from
ze Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
8)
anstatt ausschließlich Brachiopoden- und Molluskenschalen,
wie sie sich mit Bestimmtheit autochthon in diesem Konglo-
merate nicht finden, oder lediglich ein sehr feines Quarz-
körnchen zu umhüllen. Denn die bisweilen im IKonglo-
merat auftretenden Brachiopodenfragmente kann ich wegen
ihrer starken Zertrümmerung und Abrollung nur für
sekundär umgelagert und eingeschwemmt halten. Auch
selbst in der geröllfreien feineren Grauwacke kommen sie
in einem stark zerfetzten Zustande vor, der mit primärer
Einbettung kaum vereinbar ist. Wo uns solche Grauwacken
mit sicher autochthonen Fossilien vorliegen (z. B. Erbs-
\och-Grauwacke des Kellerwaldes), da sind die _letz-
teren doch stets mehr oder weniger vollständig und
gut erhalten. Zudem glaube ich bei einigen derartigen
„freien“ Spiriferenbruchstücken noch Reste einer ehemaligen
Algenumhüllung zu erkennen, so daß derartige Stücke auf-
rearbeiteten Sphaerocodien-Knollen zu entstammen scheinen.
Die meisten derartigen Vorkommnisse indessen werden einer
Algenbekleidung entbehrt haben und sind ohne eine solche,
zumeist wohl schon in Bruchstücken, aus ihrem primären
Muttergestein herausgewaschen und in das Konglomerat
hineinverflößt worden.
Endlich lassen mich biologische Erwägungen die An-
nahme einer sekundären Umlagerung der Sphaerocodien-
Knollen fordern. Ich vermag mir schlechterdings nicht vor-
zustellen, daß derartige Algen, die doch sicherlich gegen
mechanische Beeinflussungen recht empfindlich waren, in
einem so stark bewegten und verunreinigten Wasser ge-
deihen konnten, wie es zur Zeit und am Orte der Konglo-
meratbildung geherrscht haben muß‘). Auch RoTHPLETZ
7) Während der Korrektur füge ich nach einer weiteren
Beschäftigung mit den hier behandelten Fragen hinzu, daß die
rezenten Oodiaceen nach E. KÜSTER (Zur Anatomie und Biologie
der adriatischen Codiaceen. Flora 85, 1898, S. 170) und Fk.
OLTMANNs (Morphologie und Biologie der Algen. 2. Aufl. I,
Jena 1922, S. 386) allerdings teilweise am Gestein angeheftete
Brandungsformen, andernteils Bewohner von sandigen oder
schlickigen Meeresböden bis zu 120 m Tiefe hinab sind. Danach
muß also auch den Sphaerocodien günstigstenfalls wohl eine
Lebensmöglichkeit in unserem konglomeratischen Sedimentations-
areal eingeräumt werden, es kann ihnen dagegen aber kaum
eine Erhaltungsmöglichkeit in dem grobklastischen Sediment zu-
gesprochen werden. Auch selbst wenn die Sphaerocodienthallome
primär verkalkt waren, wie gegenüber der oben zeäußerten
Vermutung wohl als sicher anzunehmen ist, wird die Kalk-
inkrustation analog den \Verhältnissen bei lebenden Codiaceen
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
90
spricht sich (a. a..O. S. 117) dahin aus, daß das Auftreten
von Quarzsand und anderen klastischen Materialien „dem
Wachstum dieser Pflanze unbedingt schr hinderlich hätte
sein müssen‘, wobei allerdings seine weitergehenden Folge-
rungen, die sich nur auf das Studium von Handstücken und
Dünnschliffen stützen, die geologischen Verhältnisse des
Vorkommens aber nicht genügend berücksichtigen, abzu-
lehnen sind.
Bessere Lebensbedingungen würden sie demgegenüber
zweifellos während der ruhigeren detritusärmeren Zeiten
toniger Sedimentation gefunden haben, aber gerade in den
da entstandenen Tonschiefern finden sie sich nicht oder nur
noch eben auf ihrer Grenze gegen das Konglomerat. Auch
dies® auffällige Verteilung der Sphaerocodien-Knol.en ist nur
so restlos zu verstehen, daß wir sie als eingeschwemmt auf-
fassen. Während zu der Zeit der Konglomeratbildung die
Stoßkraft des Wassers groß genug war, die relativ umfang-
reichen und schweren Sphaerocodien-Knollen aus einem in
Zerstörung begriffenen Sediment herauszulösen, in Bewegung
zu Setzen und dem Konglomerat zuzuführen, reichte sie
während der ruhigeren Zeit des Schieferabsatzes dazu nicht
aus, und die Verflößung unterblieb. Ebenso ist die Be-
schränkung der zertrümmerten freien Spiriferen- und Pro-
ductellen-Bruchstücke allein auf das Konglomerat zu be-
urteilen, während man sie bei Annahme primären Vorkom-
nicht derart vollkommen und starr gewesen sein, daß sie der
starken Beanspruchung durch die ständig bewegten Gerölle
und der Aufschotterung groben Materials ausreichenden Wider-
stand entgegensetzen konnten; sie mußten vielmehr restlos zer-
quetscht und zerstört werden. Damit stimmt überein, daß uns
fossile Codiaceen und insbesondere Sphaerocodien nur aus
kalkigen oder mergeligen Sedimenten überliefert sind: Sph.
gotlandicum RotupL. und Sph. Munthei Rorurı. werden von
A. RoTHPLETZ (Über die Kalkalgen, Spongiostromen und einige
andere Fossilien aus dem Obersilur Gottlands. Sveriges Geolog.
Unders. Afh. och upps. Ser. Ca, Nr. 10, 1913, S. 19ff.) aus
reinen Kalken, Mergelkalken und Mergelschiefern des gotländi-
schen Obersilurs beschrieben; Sph. Bornemanni Roruerr. findet
sich nach RorTHrLETz (Fossile Kalkalgen aus den Familien der
Codiaceen und der Oorallineen. Diese Zeitschr., 43. 1891, S. 300)
und K. LeucHas (Sphaerocodium im nordalpinen Plattenkalk.
Zentralbl. f. Min. usw., 1925, Abt. B, 1, S. 5ff.) in Kalken
verschiedener Horizonte der alpinen Trias. Aus grobklastischen
Gesteinen dagegen sind m. W. Sphaerocodien bisher nicht bekannt
geworden, und das bestärkt mich weiterhin in der Annahme,
daß auch Sph. Zimmermanni nicht in dem Alt-Liebichauer
Konglomerat selbst gelebt hat und dort primär eingebettet wurde.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
91
mens demgegenüber gerade in der ihrem Gedeihen gewiß
förderlicheren Schieferfazies erwarten sollte.
Spuren einer Abrollung und mechanischen Bearbeitung der
Sphaerocodien-Knollen sind nur relativ selten zu beobachten,
aber auch bei ihrer bereits primär kugligen und daher
keinerlei Angriffspunkte bietenden Gestalt kaum zu er-
warten. Immerhin habe ich aber, abgesehen von den schon
oben erwähnten Fällen einer wahrscheinlichen Aufarbeitung,
auch vereinzelte Knollen gefunden, die einseitig angeschlif-
fen sind, so daß das jeweils eingeschlossene Fossil nicht
mehr in der Mitte gelegen, sondern dem angeschliffenen
Rande genähert bzw. selbst von diesem angeschnitten ist,
ohne daß ich auf diese Beobachtungen entscheidenden Wert
legen möchte.
Eine weit deutlichere Sprache für sekundäre Umlage-
rung reden noch die mit Korallen erfüllten Kalkknollen und
die sich lose im Konglomerat findenden Korallenfragmente.
Es ist hier eine ganz unmögliche Vorstellung, daß diese
Korallen, die so empfindlich auf Verunreinigungen des Was-
sers reagieren und nur in der mäßig bewegten klaren Flach-
see gedeihen, im Milieu der konglomeratischen Aufschüt-
tung gelebt haben sollten. Auch für ihre Verteilung gilt
das gleiche, wie es oben für die Sphaerocodien-Knollen an-
gegeben wurde: Sie finden sich nur in den groben Konglo-
meraten, nicht aber in den Schiefern, deren Bildungszeit
ihnen am ehesten vielleicht noch gerade kümmerliche Exi-
stenzbedingungen geboten hätte.
Sprechen schon diese Überiegungen zweifellos für die
Geröllnatur der korallenführenden Kalkknollen, so findet
unsere Auffassung hier eine weitere Stütze in der meist
sehr deutlichen Abrollung und Abschleifung der Kalkknauern
und der weitgehenden Zertrümmerung der inmitten des
Konglomerates frei auftretenden Korallenästchen. Es han-
delt sich dabei um Korallenzweige und abgebrochene Stücke
aus einem andernorts in ruhigerem Wasser gebildeten oder in
Bildung begriffenen Korallenriff, wobei die häufig aus den
derberen Brocken hervorragenden Pachyporenkolonien wäh-
rend des Transportes je nach ihrer Lage zur Bruchfläche
vollkommen quer oder längs abgeschliffen worden sind.
Immerhin kann bei diesen Knollen kaum ein Transport aus
sehr weiter Ferne vorliegen, da sie dazu nicht genügend be-
arbeitet erscheinen, ihre Oberflächen vielmehr häufig noch
deutliche und nicht ausgeglichene Gruben und Wellungen
zeigen.
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
92
Geologische wie biologische Gründe las-
sensomitandersekundären Geröllnatur der
Sphaerocodien-Knollen und der korallen-
führenden Kalkknauern keinen Zweifel.
11I. Über das Alter des Sphaerocodien-Konglomerats.
Sind daher die Kalkknollen wegen ihrer ortsfremden Ent-
stehung und sekundären Verflößung in das Konglomerat
nicht zu dessen Altersbestimmung bzw. dafür lediglich in dem
Sinne eines „jünger als“ zu verwenden, so müssen wir uns
zu diesem Ende nach anderen Kriterien umsehen. Alseinzig
autochthon und damit für das Alter maßgebend ist die Fauna
der den Konglomeratbänken eingeschalteten Schiefer an-
zusehen, die allerdings im Kalkkgraben von Alt-Liebichau
nicht besonders reichhaltig ist.
An solchen zweifellos bodenständigen Fossilien aus der
Schieferserie fielen mir zunächst unvollständige Abdrücke
von Spiriferen in die Hände, die in ihrer lamellösen Schalen-
skulptur eine gewisse Ähnlichkeit etwa mit Syringothyris
laminosa (M'Cox) und anderen mit kräftigen Anwachsstreifen
gezierten Spiriferen des Unterkarbons erkennen, sich da-
gegen kaum auf irgendwelche mir bekannte oberdevonische
Typen beziehen lassen. Sodann habe ich unter den häufiger
vorkommenden Pflanzenresten der Schiefer ein deutlicheres
Stück aufgefunden, das nach einer freundlichen Mitteilung
Herrn GoTHans als Lepidodendron acuminatum GoEPP.
zu bestimmen sein dürfte und somit auf Kulm hinweisen
würde. Ein weniger gut erhaltener, auf der gemeinsamen
Exkursion von Herrn W. WETZE1 gesammelter ‚„archäopte-
ridischer Schnipsel“ (GoTmAn) könnte dies Alter bestätigen,
ist aber wegen seiner mangelhaften Erhaltung ohne ein-
deutigen stratigraphischen Wert.
Alle diese Funde bestärkten mich zunächst in meiner
früheren Vermutung, daß es sich bei den Konglomeraten
und Schiefern um Unterkarbon handeln möchte. Indessen
ist ihnen doch, wie sich später zeigte, keine unbedingte Be-
weiskraft beizulezgen, sie haben sich vielmehr in ihrem
Altershinweise den noch zu erwähnenden Funden und Folze-
rungen unterzuordnen. Auf der einen Seite sind die ge-
senannten Spiriferen für eine eindeutige Bestimmung zu un-
vollkommen erhalten) und haben damit trotz ihres gewiß
8) Das Vorkommen von Spiriferen mit mangelhafter Erhaltung
im Schiefer widerspricht nicht den obigen Ausführungen über den
zu fordernden guten Erhaltungszustand primär in feinkörnigen
Original from
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bemerkenswerten Fingerzeiges auf Kulm keinen senüzen-
den Aussagewert; auf der anderen Seite sind bekannter-
maßen die floristischen Unterschiede zwischen Oberdevon und
Unterkarbon nicht groß genug, um bei unzureichendem Material
eine einwandfreie phytostratigraphische Grundlage abzugeben.
Wichtiger erscheinen mir daher für die Altersfrage
mehrere sicher bestimmbare Funde von Praecardium dupli-
caturm (MsTR.), welche Form bisher nur aus dem :Ober-
devon bekannt ist. Sonst habe ich in den Schiefern von Alt-
Liebichau nur noch indifferente Crinoidenstielglieder nach-
weisen können, die für eine Altersbestimmung wertlos sind.
Ist nun damit durch das Vorkommen von Praecardium
duplicatum allein, angesichts des scheinbar entgegenstehen-
den Befundes der übrigen Fossilien, die Festsetzung des
Sphaerocodien-Konglomerates als oberdevon:sch noch keines-
wegs sichergestellt, so sind wir doch durch Hinzuziehung
der übrigen Schiefervorkommnisse aus der Umgegend von
Alt-Liebichau in der Lage, dieses Alter zu bestätigen und
weiterhin zu belegen. Nach den Feststellungen E. ZIMMER-
MANS (1912, S. 44) setzen sich die Schiefer aus dem
Kalkgraben bis nach Seifersdorf und zu verschiedenen Punk-
ten im Süden von Alt-Liebichau fort. Örtlich schließen sie
hier kleine Faunen ein, von denen sich aus den Aufsamm-
lungen E. ZIMMERMANNS Belegstücke in der Geologischen
Landesanstalt befinden. Dank dem licbenswürdigen Ent-
serenkommen der Herren ZIMMERMANN und DirnsTt hatte
ich erwünschte Gelegenheit, diese Stücke zu untersuchen. °)
So konnte ich zunächst aus grüngrauen glimmerreichen
Tonschiefern vom „Kammweg westlich dem Jerusalem-
hürel bei Seifersdorf (Bl. Schweidnitz)“ Buchiola retro-
striata (v. B.), B. palmata(Gowvr.) und Praecardium dupli-
cafum (MsTr.) bestimmen, die sich dort zusammen mit
Pflanzenresten finden.
Aus glimmerreichen Ton=chiefern, die „etwa 1 km südl.
vom „A“ des Wortes Alt-Liebichau (Bl. Schweidnitz)" auf-
eeschlossen sind, lagen mir neben Pflanzenresten Buchiola
Sedimenten eingebetteter Fossilien, da mir bisher daraus nur ganz
wenige, im ganzen drei Stücke bekannt sind, während sich in den
Kongrlomeraten Spiriferenbruchstücke in großer Zahl finden, ohne
daß je ein einziges unversehrtes Stück darunter beobachtet werden
konnte,
») Ich gestatte mir, auch an diesem Ort den genannten Herren
!ür ihre Hilfsbereitschaft und Herrn Gornan für die gütige Aus-
Kuınft über die oben erwähnten Pflanzenreste meinen verbind-
iichsten Dank zu sagen.
Original from
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94
retrostriata und ein Bruchstück eines involuten Goniatiten
mit bikonvexen Anwachsstreifen vor, das möglicherweise
auf die Gattung Tornoceras zu beziehen ist.
Von: „Punkt bei „426“, 1 km südl. Alt-Liebichau“ sah
ich auf Schieferplatten Buchiola retrostriata, B. palmata
und Zntomis cf. serratostriata (Sos«.).
Endlich lagen mir aus dem „Bahneinschnitt Alt-Lie-
bichau bei km 63,3 auf der Grenze der Blätter Freiburg und
Schweidnitz“ blaugraue und dann sehr glimmerreiche bis
grünlichgraue Schieferstückchen mit Buchiola sp., anderen
unbestimmbaren Lamellibranchiern und zwei weitgenabelten
Goniatiten vor, die auf Grund ihrer bikonvexen Anwachs-
streifen und der allerdings nur undeutlich sichtbaren Teile
ihrer Lobenlinie als Gephyroceras vel Manticoceras sp. zu
bestimmen sind.
Alle diese Funde weisen übereinstimmend und eindeutig
auf Oberdevon hin, und da die Schiefer des Kalkgrabens mit
den soeben genannten Vorkommnissen in unmittelbarem
Zusammenhange stehen, so muß ihnen und den damit ver-
knüpften Konglomeraten das gleiche Alter zukommen, wie
auch schon oben aus den dortigen Funden selbst wenigstens
wahrscheinlich gemacht werden konnte. Wir gelangen also
auf diesem Wege, unter alleiniger Berücksichtigung der
sicher autochthonen Schieferfauna und unter Ausschluß der
nichts beweisenden, da allochthonen Gerölle, zunächst zu
dem Nachweis eines allgemein oberdevonischen Alters für
das Liebichauer Sphaerocodien-Lager.
Hinsichtlich der genaueren Altersbestimmung liefern
uns die erwähnten Manticoceraten Anhaltspunkte. Das
Konglomerat ist danach während der tiefoberdevonischen
Manticoceras-Stufe gebildet worden, kann jedoch nicht un-
mittelbar an der Basis des Oberdevons zum Absatz gelangt
sein, da ihm zeitlich die auch bereits im Oberdevon erfolgte
Riffbildung und die Entstehung und Verfestigung der Sphae-
rocodien-Knollen vorausgegangen ist. Die Zeit der konglo-
meratischen Sedimentation dürfte damit in höhere Teile der
Manticoceras-Stufe zu verlegen sein, worauf auch vielleicht
das Vorkommen von Praecardium duplicatum hinweist, das
bisher erst in der nächstfolgenden Cheiloceras-Stufe, z. B. des
Enkeberges und von Gattendorf!P), gefunden worden ist.
10) O, H. ScHinDEwoLF, Stratigraphie und Ammoneenfauna des
Oberdevons von Hof a.8, N. Jahrb, f. Min. usw., B.-Bd. XLIX,
1923, S. 277. 278. Vgl. die daselbst gemachten Bemerkungen über
eine mögliche Erweiterung der Art durch etwaige Einbeziehung
von Praecardium vetustum (Bauı).
Original from
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95
Parallelen für derartige Konglomeratbildungen der
höheren Manticoceras-Stufe und wahrscheinlich genau des
sleichen Horizontes sind uns jetzt auch aus anderen
deutschen Gebietsteilen bekannt, wobei ich auf die Konglo-
merate und Grauwacken von Pastig bei Saalfeld!!) und
die erst kürzlich von mir!?) als oberdevonisch erkannten
brecciösen Konglomerate des Schübelberges im Franken-
walde hinweise. Wahrscheinlich wird es sich an all diesen
Orten um Zeugen der erst während der höheren Mantico-
ceras-Stufe weiter um sich greifenden oberdevonischen
Transgression handeln, da zumeist erst oberhalb dieser
klastischen Basalbildungen die ruhigere Sedimentation von
Cephalopodenkalken des tieferen Meeres anhebt.
Paläogeographisch stelle ich mir die Verhältnisse in
der Umgebung von Alt-Liebichau derart vor, daß sich in
enem Flachseegebiet des tiefoberdevonischen Meeres, wahr-
scheinlich in getrennten Arealen, einerseits Korallenriffe
ansiedelten und andererseits eine Brachiopodenfauna lebte,
von der in dem hier herrschenden ruhigen und reinen Wasser
zahlreiche Individuen zusammen mit gelegentlich ab-
zerissenen Korallenästchen des Riffs von Sphaerocodien-
Mänteln umwachsen wurden. Darauf erfolgte eine Verfesti-
sung der Riffkalke und Sphaerocodien-Knollen und daran
anschließend, möglicherweise unter vorübergehender
Trockenlegung, eine Herauslösung der letzteren aus ihrem
Muttergestein, etwa einem weichen leicht zerstörbaren
Mergel. Alsdann setzte in einem anderen, vielleicht erst
jetzt hinzueroberten Teile des Flachseebeckens, die Bildung
des Konglomerates ein, dem nun nach kurzem Transport.
und unter relativ geringer Abrollung die bereits verlestigten
Riffkalk- und Sphaerocodien-Knollen zugeführt wurden.
Oberdevonische Kalkgerölle befinden
sich somit auf sekundärer Lagerstätte in
sleichfalls oberdevonischen, jedoch etwas
jüngeren Konglomeraten; anders lassen sich
m. E die Zeichen nicht deuten.
1) O. H. SchinpewoLr, Bemerkungen zur Stratigraphie und
Ammoneenfauna des Saalfelder Oberdevons. Senckenbergiana VI,
1924, S. 96.
12) O. H. SchinpewoLr, Vorläufige Übersicht über die Ober-
silurfauna des „Elbersreuther Orthoceratitenkalkes“. Sencken-
bergiana VI, 1924, S. 189, 190.
[Manuskript eingegangen am 15. Mai 1924,]
SR >. Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
3. Das innere System im west- und süddeutschen
Thermalphänomen.
Von Herrn W. Decke in Freiburg i. Br.
Im Oberrheingebiet haben wir eine erhebliche Zahl von
Thermalquellen, welche sich an die bekannten alten Massive
der Vogesen und des Schwarzwaldes anschließen und den
Südabfall des Rheinischen Schiefergebirges von Kreuznach
bis Nauheim begleiten. Teils sind sie linienartig «ngeordnet,
wie in dem letzten Falle, teils liegen sie isoliert wie z. B.
Wildbad, Plombieres und Baden im Aargau. Sie fehlen
dem Odenwald und der Pfälzer Haardt und scheinen, wenn
man sie als Ganzes zusammenfassend betrachtet, den stärker
bewegten Abschnitten der alten varistischen Rümpfe eigen
zu Scin.
Ich hatte mir einmal eine Liste dieser warmen Wasser
gemacht, welche ich weiter unten tabellarisch wiedergebe,
und war dabei vor dem Problem stehengeblieben: Warum
sin! diese Thermen so sehr verschieden warm? Läßt sich
vielleicht dafür geologisch eine Erklärung finden, welche
zugleich dies ganze Phänomen im Oberrhein- oder sogar
weitergehend im Rheingebiet von Baden (Aargau) bis
Aachen einigermaßen befriedigend erklärt.
Bei den meisten der warmen Quellen ist festgestellt,
daß sie mit Verwerfungen oder wenigstens mit bedeutenden
tektonischen Linien verknüpft sind. So liegen die Aachener
Schwefelwasser auf einem Bruche, die Kreuznacher, Wies-
badener, Homburger und Nauheimer Thermen am süd-
lichen Steilabbruch des Rheinischen Schiefergebirges;
Baden-Baden steht ebenso wie Badenweiler auf Rissen am
Rande von Granitmassiven; Niederbronn. Kestenholz, Rap-
poltsweiler, Sulzbach im Elsaß sind an die Randbrüche der
Vogesen gebunden, Baden-Aargau an die Lägernkette und
das Ausklingen der Jurafaltung. Im Lande Baden gibt es
noch eine Anzahl weiterer, wenir bekannter warmer Quellen
bei Munzingen, Sulzburg, Rictdlingen, Säckingen, welche
teils auf der Rheintalspalte, teils auf anderen Verwerfungs-
Original from
Aolaean) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
97
kliften aufdringen; dazu gehört die 1911 erbohrte Nena-
quelle von Krozingen, südlich von Freiburg. Auf einem
Granitporphyr und Erzgange steht das warme Wasser von
Sulzbach bei Oberkirch, und vulkanischer Natur ist
zweifellos das im Zentrum des Kaiserstuhls aufsteigende,
di» sosenannte Badlochquelle bei Vogtsburg.
Zu diesen noch vorhandenen Thermen kommen zalıl-
reiche Spuren verschwundener in Form von Mineralgängen
auf Spalten in und an den Voresen und Schwarzwald, wobei
dirssmal auch Haardt und Odenwald nicht ausgenommen
sind. Im Besonderen handelt es sich um Absätze von
Buryt, Quarz, Fluorit und einigen begleitenden Erzen, unter
denen silberhältiger Bleiglanz die Hauptrolle spielt.
Nach dieser kurzen Einleitung möge man den nach-
stehenden Erwägungen folgen. Von der Temperatur der
ınzelnen Quellen wäre abzuziehen die mittlere Ortstempe-
rutur, um zu beweisen, daß die Wasser wirklich "Thermen
siid. Zweitens ließe sich umgekehrt einmal berechnen,
wieviel Wärme die Überlagerung der Gesteinsmassen her-
vorbringt, d.h. man könnte die Höhenlage der Aus-
trittsstellen mit Hilfe der mittleren geothermischen
Tirfenstufen als Grad in Rechnung stellen und damit ge-
wissermaßen die Wärme auf Meeresspiegel be-
iechnen. Anders aufgefaßt, aber eigentlich das Gleiche
ware aus der vorhandenen Temperatur weniger der durch
die UÜberdeckung bedingten Temperatur die Tiefenstufe des
Ursprungs zu ermitteln.
Wir erhalten dann die folgende Tabelle, in der 30 m ==
I U gesetzt ist, also z. B. 200 m = 7°.
H. ub. M.
m
200 XNiederbronn (Unt.-Els.) 17,50 davon ab 7° Rest 10,50
180 Sulzbad (Unt.-Els.) 4000, 00,060 0,080
2%) Kestenholz (Ob.-Els) 16° . u 00. 590
250 Rappoltsweiler (Ob.-Els.) 16,90 „, „80 „890
390 Sulzbach (Baden) 170 . „109% „ 70
240 Badloch (Kaiserstuhl) 210 is „80% „ 1390
2W Munzingen bei Freiburg 16° : „Tr
462 Sulzburg (Ob.-Baden) 230 u . 190, 7, 80
350 Riedlingen bei Kandern 19° s „. 8% „ 119
450) Badenweiler 270 s; „150 „ 120
330 Säckingen 270 - „ 100 „ 170
Herausfallen natürlich alle heißen Quellen, nämlich
Wiesbaden, Homburg, Wildbad, Baden-Baden, Morsbronn
(tIsaß), Source Laternier bei Nancy, Groß-Moyeuvre bei
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 7
Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
an
Metz, Plombieres, Baden-Aargau, bei denen die Tempera-
turen zwischen 30 und 70° liegen. Es sind folgende Orte:
Aachen . . . . ....836-440% Groß-Moyeuvre . . „ 530
Ems . . 2. 2 .2.0.2...28—460 Source Laternier . . 36,59
Schlangenbad . . . 27—300 Plombieres . . . . . 15—329
Wiesbaden . . . .„ 690 einz. 70°
Münster am Stein . . 30,60 Les Bains en Vosges „ 40°
Baden-Baden . . . . 44—649 Zurzach . . . . . . 420
Wildbad .„ . . 2... .36—390° Baden (Aargau) . . . 46—45°
Nauheim . . . .. . 32-340 Morsbronn (Unt.-Els.) . 41,50
Dazu kommen alte Thermalstellen, wie Kannstadt, Tau-
bach bei Weimar, Steinheim und Ries bei Nördlingen.
Aber die lauen Wasser von Vogesen- und Schwarz-
waldrand nehmen, wenn man die Überlagerung abzielıt,
vielfach alle nahezu dieselbe Wärme (zwischen 7 und 9°)
an. Das ist aber ziemlich genau die mittlere Ortstemperatun
etwas rauher als die Orte am Rheintalrande, so daß man
der Gegend. Sulzbach (Baden) liegt im Gebirge, ist daher
diese Zahl sehr gut von 7 auf 8 oder 8,5° erhöhen darf.
Dann ergibt sich, daß alle diese Wasser nicht tiefer her-
kommen, als aus dem Meeresspiegelniveau. Abweichend
sind Badenweiler, Riedlingen, Säckingen und das Badloch
im Kaiserstuhl mit höheren Werten. Bei der im Körnigen
Kalk im Zentrum des Vulkans entspringenden letzten Quelle
ist man eher darüber erstaunt, daß die Wärme so gering ist;
bei den drei anderen ist bezeichnend, daß es alles badische
Wasser sind, kein einziges elsässer sich darunter befindet.
Darin prägt sich wieder eine Verschiedenheit von Schwarz-
wald und Vogesen aus; ferner sind alle vier o berbadische
Quellen und solche, die am Rande des höchsten Gebirgs-
Dieser Umstand hat mich zu einer einheitlichen Auf-
abschnittes hervortreten.
fassung des oberrheinischen Thermalphänomens für die
lauen Wasser geführt. Wir wissen, daß im Mesozoikum
das Oberrheingebiet absank, zum mindesten wesentlich tiefer
lag als heute. Der eigentliche Rheintalgraben muß ja weit
unter den Meeresspiegel herabgereicht haben, da er rund
1000 m tertiäre Sedimente birgt. In dieser tieferen Lage
haben die Gesteine lange verharrt und dabei allmählich
eine höhere Wärme angenommen. Mit der Alpenfaltung
trat ein erstes langsames, darauf mit der pliocänen und
diluvialen Jurafaltung ein rasches Aufsteigen ein, wodurch
die erwärmten Gesteine in höhere Regionen gelangten.
Schwarzwald und Vogesen erhoben sich stärker als Oden-
wald und Haardt, die Randgebirge insgesamt energischer
Original from
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d_
ala der zwischen ihnen liegende Graben. Dieser letzte
wurde von Straßburg aufwärts um rund 240 m gehoben,
das Gebirge in Oberbaden und Oberelsaß um mindestens
600 m; soviel können wir als Wenigstes am Freiburger
Schönberg nachweisen. Für die Ebene erhalten wir also
Gesteine, welche 8°, für den Gebirgsrand solche, welche
20° über erwärmt waren. In der Ebene ging die Ab-
kühlung langsam, im Gebirge rascher vor sich und ist
nun auf 12 bis 13° herabgesunken. An den weniger stark
bewegten und weniger gehobenen, weil dem Alpendruck
ferner liegenden Massiven des Odenwaldes und der Haardt
haben wir daher heute eigentlich keine warmen Wasser
mehr; die Differenzen waren unbedeutender, das Aufsteigen
erfolgte langsamer und vor allem die Massen selbst sind
geringer. Interessant ist, daß die warme Quelle von
Säckingen, welche am südlichsten liegt, also durch die
dort weit ins Diluvium fortgehende Hebung des Schwarz-
waldes als die jüngste aufgefaßt werden muß, auch die
wärmste ist (17° Überschuß). Auch ist dort die Masse
des badischen Grund- und Granitgebirges am einheitlichsten
und kompaktesten. Damit paßt weiterhin, daß die Vogesen
heute so arm an Thermen sind; denn sie sind älter als der
Schwarzwald, vielleicht überhaupt weniger untertaucht ge-
wesen. Wir finden nämlich im Oligocän bereits 'Trümmer
ihrer Sandsteindecke, wovon in Oberbaden gar keine Rede
ist. Das paßt alles ungezwungen in die gesamte ESOIDEIBEDE
Geschichte dieser Landesteile hinein.
Vor allem harmoniert damit die weite Verbreitung
früherer Thermalwirkungen. Das verhältnismäßig rasch
aufsteigende und die zurückbleibende Ebene immer über-
ragende Gebirge mußte seinen Wärmeüberschuß abgeben,
und zwar durch überallan seinem Rande hervorbrechende
warme Quellen. Auf beiden Seiten des großen Grabens
beobachten wir nun von Straßburg aufwärts an und auf den
Hauptspalten fast zusammenhängend Absätze von Quarz,
Baryt, Fluorit, Bleiglanz, ferner Auslaugungen und Bleichun-
gen, endlich Verkieselungen der Gesteine. Am Schwarz-
wald beginnen sie bei Bruchsal, setzen sich über Reichen-
bach unweit Lahr fort, ziehen im Schuttertal herüber zur
Elz, kommen bei Bleibach, Waldkirch und im Glottertal
vor; südlich von Freiburg ist die Hauptverwerfung mit
verkieseltem und von Baryt durchtränktem Buntsandstein
verknüpft, bei Badenweiler haben wir den ganz verkieselten
Muschelkalk und Sandstein mit den Bleierzgängen; weiter
7*
ng Fa Original from
PIZERN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
100
südlich bei Kandern sind die Trias- und Juraschichten an
den Bruchlinien mit Schwerspath und Fluorit ausgekleide:
und führen Zinkblende neben Bleiglanz; die Linie Kandern—
Hausen—Hasel, welche das Granitmassiv vom Sediment-
vorland scheidet, steckt voll von gleichartigen Gängen und
Imprägnationen; bei Säckingen sitzt Quarz und Flußspath
auf den Klüften des Rotliegenden und bei Waldshut ist
der Buntsandstein eine interessante Mineralfundstätte da-
durch geworden, Ebenso ist es südlich von Barr am
Vogesenrande, wo ich nur an die Quarze des Rappoltsweiler
Schlüsselsteins, an den verkieselten Muschelkalk mit den
prachtvollen Fluoriten von Bergheim, an die Bleichung
der Sandsteine bei Sentheim als Beispiele erinnere. Auch
nach Osten zu, freilich in erheblich geringerem Maße ist
diese Entwärmung des Schwarzwaldes erfolgt; die Vogesen
habe ich darauf hin nicht so genau studiert. In den
badisch-württembergischen Grenzgebiet bei Freudenstadt
kommen zahlreiche Barytzänge vor, meist an Verwerfungen
der untertiadischen Decke geknüpft, und sind nach ihrer
mineralogischen Beschaffenheit denen des Rheintalabbruches
durchaus entsprechend.
Obwohl wir ihr Alter bisher nicht sicher als tertiär be-
stimmen können, glaube ich doch nicht fehl zu gehen, wenn
ich sie als während und gleich nach der Hebung des Ge-
birges entstanden betrachte. — In geringerem Maße hat
wieder der Odenwald dies Phänomen. Am Westabfall zei-
gen sich Verkieselungen,, Entfärbungen, und bei Heidelberg,
Schriesheim, Weinheim auch Schwerspatadern. Auf seiner
Ostabdachung ist indessen gar nichts davon bekannt. Das
Gleiche gilt von der Pfälzer Haardt und von Lothringen.
Um so auffallender wirken die nach Osten vorgeschobenen
warmen Wasser von Wildbad (36—39°) und die nach Süd-
westen gerückten, isoliert liegenden Quellen von Plom-
bieres (15—32, einzelne 70%). Wildbad ließe sich nit dem
Wiederauftauchen des Granits unter der Sandsteindecke,
Plombieres mit den in Südlothringen gehäuften Basaltdurch-
brüchen in genetische Verbindung bringen. Wir greifen
später auf diese Vorkommen zurück.
Interessant ist ferner, daß das gesamte Spaltensystem
des Bonndorfer Grabens keinc Thermalabsätze zeigt. Dies2
vom Bodensee durch den hohen Schwarzwald ziehende bogen-
förmige Einbruchszone entstand in ihrer heutigen Form
während des Diluviums, ist also jünger als die Rand-
spalten: sie ist eingesackt in den höchsten Teil des Ge-
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101
birges zu einer Zeit, als dieses sogar vergletschert war.
Warme Wasser konnten dort schwer auftreten; denn es
war erstens eine Höhenzone, zweitens dasam frühesten auf-
gestiegene und daher am meisten abgekühlte Stück des
Gebirges, drittens relativ kälter als andere Abschnitte
wegen der Schneekalotte.. So erklärt sich einfach das
vollständig abweichende Verhalten der Spalten in Jer Baar,
bei Neustadt, im Freiburger Höllental, welche gänzlich taub
erscheinen.
Übrigens hat dies Gesamtphänomen schon früher ein-
mal in recht ähnlicher Form sich entwickelt, im Oberkarbon
und Rotliegenden, nachdem die Granite und die varistische
Faltung die oberrheinischen Massive emporgewölbt hatten.
Es läßt sich beweisen, daß die ins Perm eingesackten
Gräben bei Schramberg, Triberg, im Kinzingtal auf ihren
Spalten schon damals mit Quarz, Baryt, Fluorit und Rot-
eisen erfüllt wurden. Bruchstücke dieser Verkieselung und
des Baryts liegen als Gerölle in dem unteren Buntsand-
stein der Gegend (Kesselberg und Schramberg), so daß
der tertiäre Vorgang nach der mesozoischen Absenkung
nur eine Rekurrenz älterer gleichartiger Prozesse dar-
stellt.
In solchem Zusammenhang habe ich versucht, die Mi-
nimaltiefe der Absenkung in Trias- und Jura-
formation und damit die erneute Durchwärmung der älteren
Gesteine auszurechnen. Man gelangt für den nördlichen
Schwarzwald dabei auf rund 1300 m, also für die palä-
ozoische Unterlage der marinen Sedimente auf etwa 40°,
für den südlichen Schwarzwald, in dem zwar Buntsandstein
dünn, dafür Malm mächtiger ist, auf rund 1000 m=30°C.
Da nun in der Kreide eine schwache Hebung erfolgte, ist
ein Teil dieser Wärme damals schon verloren gegangen,
aber sicher war das Aufsteigen nur gering und damit ein
Wärmevorrat mit ins Tertiär hineingekommen, der uns
dann die weite Verbreitung der Thermalwirkungen ver-
ständlich macht, sobald das Gebirge sich heraushob.
Diese mesozoische tiefe Absenkung erklärt vielleicht
auch, warum wir beimanchen Bohrungen in der Rheinebene
am Gebirgsrande eine verhältnismäßige hohe Temperatur
antreffen, also eine zu geringe geothermische Tiefenstufe.
Das Bohrloch der Nenaquelle bei Krozingen gab aus 550 m
Wasser mit 42°. Auch die Aargauer Quellen bei Baden
mit 46—48° C und die von Wildbad mit rund 40° ließen sich
also zur Not als aus dem überschüssigem Wärmevorrät
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ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
102
des mesozoischen Untergrund herrührend begreifen, wenn
nicht aus anderen Gründen dort besondere Verhältnisse ob-
walten. Diese Ableitung paßt nämlich nicht auf Plombieres,
wo wir bis 70°C haben, auf Baden-Baden mit 64°, auf.
Wiesbaden mit 69°. Wie man die Sache anfängt und grup-
piert, die eigentlich heißen Bäder nehmen eine besondere
Stellung ein.
Als ich diese so herausgeschält und nur noch mit ihnen
zu tun hatte, fand ich innere geographisch-geologische Be-
ziehungen von höchst eigentümlicher Art, Be-
ziehungen, welche mir von großer Tragweite zu sein
scheinen. Ich kam auf den Gedanken, einmal von den
Orten Baden-Baden, Baden-Aargau und Plombieres den Mit-
telpunkt des durch sie gezogenen Kreises zu konstruieren.
Dies kann man auf jeder Karte Süddeutschlands mit dem
Zirkel leicht ausführen oder ausprobieren. Dies Zen-
trum liegtan der Westseite des Kaiserstuhls
etwas nördlich von Breisach, etwa in der Gegend von
Niederrotweil mit den Phonolitdurchbrüchen. Dies Ergebnis
war sehr auffallend, konnte jedoch ein Zufall sein, und es
blieb zu prüfen, ob vielleicht andere vulkanische Zentren
ähnliche Beziehungen haben. Deshalb setzte ich den Zirkel
mit dem gleichen Radius auf den leicht in der Karte
zu findenden Katzenbuckel bei Eberbach am Neckar und
war geradezu erstaunt, daß dann auf diesem neuen Kreise
Wiesbaden, Homburg und Wildbad liegen. Da der Katzen-
buckel so isoliert ist, die anderen drei Orte feststehen, war
ein erneuter Zufall sehr unwahrscheinlich und zwar bei
dem gleichen Radius. Das lockte weiterzugehen. Der
unveränderte Zirkel auf Wiesbaden gesetzt, gab einen Kreis,
der den Rhein an dem bekannten Basaltdurchbruch von
Unkel-Linz schneidet; dieser Punkt als Zentrum (wieder
den gleichen Radius genommen) lieferte einen vierten
Kreis, welcher durch Aachen geht. Also jeweils steht in
dem Mittelpunkte dieser vier Kreise mit gleichem Radius
ein vulkanischer Durchbruch, und auf der Peripherie liegen
ausgesprochen heiße Quellen. Es führt diese Tatsache wie-
der auf die von mir früher in meinen Aufsätzen über ‚Ein
Grundgesetz der Gebirgsbildung“ nachgewiesenen Regel-
mäßigkeiten in der Verteilung der Vulkane und der Gebirgs-
formen. Daher erschien es lohnend, dieser Sache weiter
nachzugehen, und ich vermag noch folgende Reale sehr
beachtenswerte Tatsachen anzugeben:
Original from
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an
1. Der gleiche Radius mit Nauheim als Zentrum gibt
einen Kreis, der durch Münster am Stein bei Kreuznach
geht. wo Quellen mit 35—40°C entspringen.
2. Von Nieder-Selters mit seinen kräftigen Kohlensäure-
quellen sind Nauheim und Ems gleich weit entfernt, wenn
man den Zirkel ein klein wenig Nordost von Nieder-Selters
aufsetzt.
3. Dieser Punkt ist zugleich der Mittelpunkt eines Krei-
ses, auf welchem Schlangenbad (Quellen mit 30—40°C),
Wiesbaden und Homburg liegen. Es haben die beiden letzten
Kreise andere Radien, aber dies war bei der Lage der
Orte natürlich zu erwarten.
4. Verbindet man Wiesbaden mit dem Katzenbuckel,
so geht die Verlängerung durch das Steinheimer Becken
in der Schwäbischen Alb, wo wir lebhafte tertiäre Thermal-
tätigekeit hatten.
ö. Der Kreis mit dem Radius Katzenbuckel— Aachen läuft
durch Spa und genau durch Plombieres.
6. Die Verbindungslinie Wiesbaden—Kannstadt, wo dilu-
viale Thermen aufsprudelten, geht in das Uracher Vulkan-
gebiet.
7. Der Kreis Urach—Baden-Baden geht durch den Basalt-
durchbruch des Steinsberges bei Sinsheim im Kraichgau
und die Kohlensäurequellen des Renchtals (Freiersbach, Pe-
terstal) im Schwarzwalde, durch den vulkanischen Hegau
(Stoffeln—Mägdeberg) bei Singen sowie durch das Nörd-
inger Ries.
8. Fast genau ist der Abstand Katzenbuckel— Wiesbaden
(also der ursprünglich gefundene Radius durch die Ent-
fernung Rauher Kulm (Basaltdurchbruch bei Neustadt in
Franken) — Karlsbad; dagegen reicht dieser Radius von
Karlsbad über Teplitz hinaus (auf nur etwa 3 km).
9. Herr von DBuBnorrFr sandte mir seine Arbeit
über die Kohlensäureausbrüche in dem niederschlesischen
Kohlenbecken zu, und ich las von den mir bis dahin un-
bekannten Säuerlingen bei Reichenau, Salzbrunn, Altwasser,
Charlottenbrunn und Kudowa, Reinerz, welche der Autor
mit dem tertiären Vulkanismus genetisch verknüpft. Des-
halb probierte ich wieder, diese Orte mittels eines Kreises
zu verbinden und kam für Altwasser, Salzbrunn, Char-
löttenbrunn und Reinerz zu einem glatten Resultat. Der
Mittelpunkt lag in Böhmen bei Sobotka und, als ich nun
die KAtzer’sche Geologische Karte von Böhmen zu Rate
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
104
zog, waren gerade dort Basaltdurchbrüche. Außerdem war
wieder der Radius der bekannte, und dies ist fast genau
der Abstand Sobotkas von dem Punkte bei Karbitz, zu
welchem man gelangte auf der Linie Karlsbad—Teplitz, näın-
lich, wie eben gesagt, unter 8, über Teplitz hinaus.
10. Wir haben in den Alpen eine Anzahl heißer Quellen,
welche der Erklärung große Schwierigkeiten bereiteten.
Es sind in Savoyen Aix-les-Bains (43—45°C), Leukerbad
(34—51°C) im Aarmassiv, Pfäffers—Ragaz (37,50°C), Bor-
mio (38—41°C), Gastein (20—39°C) und Baden bei Wien
(18—20°C). Verbindet man Aix und Pfäffers, erhält man
eine ausgesprochene varistische Linie, welche durch Leuker-
bad hindurch geht, und zwar befindet sich dies letzte genau
in der Mitte zwischen den beiden ersten. Verbindet
man Baden bei Wien mit Bormio, so ergibt sich eine der
ersten ganz parallele Linie, welche etwas nördlich von
Wildbad—Gastein (nämlich bei Dorf Gastein) durchzieht.
Das stimmt also nicht genau. Dagegen ist wieder ganz
präzis, daß die Verbindungslinie Bormio—Pfäffers durch jenen
Punkt im Kaiserstuhl zieht, der als Mittelpunkt für Plom-
bieres, Baden-Baden und Baden-Aargau entdeckt wurde.
Es ist die normale, in ganz Südwestdeutschland entwickelte
herzynische Richtung, also parallel der Längserstieckung
des Bodensees, des Schluchseegrabens usw.
11. Da ich das italienische Thermalphänomen ctwas
näher kenne, versuchte ich auch an diesem die Methode.
Auf Sizilien haben wir im Osten drei altberühmte und be-
kannte Gruppen von heißen Quellen, welche alle drei fern
von tätigen Vulkanen liegen. Es sind erstens die Quellen von
Termini Imerese (42°C) am Nordrande der Insel, die so-
senannte Thermae Himerenses, zweitens die heißen Wasser
von Sciacca und dem Monte Ca!ozero nahe dieser Stadt am
Südrande der Insel (56°C), die alten Thermae Selinuntinae,
sowie drittens die Thermae Segestanae beim alten Segesta
zwischen Calatafimi und Castellammare am Nordrande nahe
der Westspitze der Insel, welche letzten den Fiume Caldo
erzeugen. Bei diesen dreien stellt sich heraus, daß die
Segestaner und Selinuntiner Wasser beide gleich weit von
Termini entfernt sind. Ferner läuft die Verbindungslinie
Alicuri (eine der Liparischen Inseln) mit der Insel Pertdi-
nandea (Secca del Volcano) durch Termini und Sciacca.
Die Entfernung Termini—Alicuri ist genau gleich der von
Usticea nach dem Vorsprung des Fiume (aldo bei Segesta.
Schließlich ist Sciacca—Ustica gleich Sciacca—Pantelleria.
Original from
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105
Also auch in diesem Gebiete eine Fülle von Regelmäßig-
keiten und Beziehungen der Vulkane zu den Thermen.
12. In Mittelitalien haben wir weit weg von dem ter-
tiären Vulkanismus die heißen Bäder von Lucca (37 bis
45°C) und südlich davon in der Gegend südwestlich von
Volterra bei Sasso und Monte rotondo die borsäurehaltigen
Soffioni (bis 75°C). Der Abstand von Lucca und Montero-
tondo ist bis auf 5 km der uns bekannt gewordene Radius.
Schlägt man um Monterotondo den Kreis mit dem Abstand
von Lucca, so liegen darauf im Norden auch die warmen
Bäder von Montecatini und Monsumnmano und im Südosten
der Vulkan von Radicofani.
Die übrigen italienischen Thermen sind direkt mit dem
Vulkanismus verknüpft und dadurch leicht verständlich.
Die französischen Thermen im Norden des Plateau
central, nämlich Evaux (50,7°C), Neris (52,8°C), Bourbon
l'Archambault (53° C), die aus Gneis oder Granit ent-
springen, den Säuerling von Vichy und andere habe ich
hier nur kurz behandelt, weil mir der geologische Bau
jener Gegend nicht so geläufig ist. Immerhin ist auffällig,
daß auch diese ersten drei Thermen sich auf einer Geraden
anordnen, welche sich ohne großen Zwang mit Wiesbaden—
Münster am Stein verknüpfen läßt. Ich kann dies mit ab-
soluter Sicherheit nicht behaupten, weil ich keine Karte
habe, auf der die Projektionsverzerrungen ausgeschaltet
sind. Ebenso sind auf einer Geraden die drei Pyrenäen-
thermen Eauxchaudes, Canterets, Bagneres de Luchon auf-
gereiht, wobei der Abstand von den beiden ersten die
Hälfte ist von den beiden letzten. Die Gesamtstrecke
Eauxchaudes—Bagneres de Luchon ist fast genau der Radius
des Kreises Plombieres und beide Baden. Dieser Radius
kehrt wieder in der Entfernung der Thermen Caldas de
Mombuy in Katalonien und Les Bains bei Lagarde in den
Westpyrenäen. Da die Stielerschen Karten der europäischen
Länder denselben Maßstab (1:1500000) haben, läßt sich
dies leicht kontrollieren. Die Wahrscheinlichkeit bestimmter
Regelmäßigkeiten folgt ferner aus zwei Beobachtungen, näm-
lich Aix-les-Bains ist gleich weit entfernt von Bourbon
l'Archambault, dem Monte Dore und der großen Therme
Chaudesaigues, südlich von Cantal; ferner Neris, Vichy,
Chaudesaigues gehören zu einem Kreis, dessen Mittelpunkt
im Monte Dore liegt, und zwar in der Nähe des Ortes Les
Bains du Monte Dore. Das möge vorläufig genügen.
SR . Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
106
Nur eines sei doch noch erwähnt, weil es wirklich
amüsant war. Ich verband auf der Stielerschen Über-
sichtskarte Frankreichs die Orte Bourbon l’Archambault
und Lucca, sah, daß diese Linie dicht an Aix-les-Bains vor-
beizieht und außerdem der Linie Baden— Aargau—Plombieres
parallel ist. Wo sie den Appennin schneidet,
liegt Acqui, ein Ort mit warmen Schwefelquellen, an
den ich bisher bei meinen Betrachtungen durchaus nicht
gedacht hatte. Die zwei bedeutsamen Richtungen Bourbon—
Lucca und Aix—Leukerbad—Pfäffers ergeben einen Winkel
von rund 60°. Die an diesem Schnittpunkte auf der Linie
Bourbon—Lucca errichtete Senkrechte trifft den XKaiser-
stuhl, Baden-Baden und geht dicht am Katzenbuckel vor-
bei, d. h. es ist die Hauptschwarzwaldverwerfung.
13. Wir kehren nach Deutschland zurück. Verbindet
man Baden-Baden mit Baden-Aargau und mit Plombieres,
so ist der Winkel zwischen beiden Linien genau 60°. Auf
der Linie der beiden Baden liegt nördlich direkt Wiesbaden
und Nieder-Selters mit seinen Säuerlingen, auf der Halbie-
rungslinie des 60°-Winkels der Kaiserstull. Ja die Bedeu-
tung dieser — man darf cs sagen — Hauptthermallinie gibt
uns auch die Erklärung des heißen Wassers von Rietheim—
Zurzach (42°C), da sie von Baden-Aargau gerade durch
die Bohrstelle läuft. Außerdem ist Baden-Baden der Mittel-
punkt zwischen Baden-Aargau und Wiesbaden.
14. Der am Westrande des Kaiserstuhls gefundene
Mittelpunkt werde mit Baden-Baden verbunden, auf der Ver-
längerung der Linie liegen sowohl der Katzenbuckel wie die
Rhön. Ferner steht die Linie Aachen—Katzenbuckel auf
der ersten senkrecht.
15. 90° machen genau mit einander die Linien Plon-
bieres—Katzenbuckel und Wiesbaden—Katzenbuckel.
16. Verbindet man Baden-Aargau mit Plombieres, findet
man auf der Verlängerung über Plombieres hinaus eine
bisher nicht erwähnte Austrittsstelle heißen Wassers (etwa
40°C) Les Bains en Vosges. Damit ist das letzte heiße Wasser
der Westvogesen zwanglos in das System eingefügt. Nach
Südosten schneidet diese Linie das Inntal 10 km von Schuls-
Tarasp mit seinen den Karlsbadern Thermen ähnlichen
Wassern.
17. Nauheim, Wiesbaden und Kreuznach—Münster am
Stein bilden eine gerade, annähernd varistische Linie, welche
vielleicht in Bourbon, Neris, Evaux fortsetzt.
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107°
18. Die Verbindungslinie Ems—Wiesbaden läuft durch
den anfangs betonten Basaltdurchbruch von Unkel—Linz,
d.h. durch den Mittelpunkt des Kreises, auf welchem Aachen
liege, und Ems—Wiesbaden bildet mit der Thermallinie
Baden— Wiesbaden—Selters annähernd den Winkel von 45°.
Außerdem liegt Ems genau auf der Mitte zwischen Unkel
und Wiesbaden. Die Verlängerung der Linie geht durch
das Ries und dicht bei Gastein vorbei, was wieder infolge
Projektionsverzerrung vorsichtig zu bewerten ist.
19. Auf einer Linie liegen jener oft genannte Kreis-
mittelpunkt am Kaiserstuhl, Kannstadt, Teplitz und 7 km
südlich der Linie Karlsbad. Es handelt sich um eine typisch
varıstische Richtung.
20. Eine Gerade bilden ferner Nauheim, Katzenbuckel,
Kannstadt, Urach und beinahe auch Bormio.
21. Wir haben zwei große Tüermallini:n kennengelernt,
Baden-Aargau— Baden-Baden— Wiesbaden—Selters undKann-
stadt—Karlsbad—Teplitz. Die erste läuft genau N—S, die
zweite unter 60° dazu. Der Schnittpunkt liegt im Schwarz-
wald bei Rippoldsau, also in dem Gebiet der Kohlensäure-
Exhalationen der Kniebisbäder.
22. Nun ist noch eine Therme fast gar nicht erwähnt,
Wildbad. Wir sahen oben, daß sie mit Wiesbaden und
Homburg auf einem Kreise um den Katzenbuckel als
Zentrum liegt. Verbindet man diesen mit Wildbad, erhält
man eine Linie, welche genau senkrecht steht auf der Ver-
bindung Baden-Aargau—Plombieres und von dieser ge-
schnitten wird in Säckingen, wo auch ein Thermalwasser zu
Tage kommt, das früher sogar über 50°C gehabt haben soll.
Ihre Verlängerung geht in der Nähe von Leukerbad durch
das Aarmassiv. Ferner sind Baden-Baden, Wildbad und
Steinheim in einer Linie angeordnet, und Steinheim ist
fast gleich weit von Wildbad wie vom Katzenbuckel, da
der Unterschied nur 4 km ist.
23. Die Entfernung Baden-Aargau nach Les Bains en
Vosges ist gleich der nach Kannstadt und von Kannstadt
nach Homburg; ferner Baden-Aargau nach dem Katzen-
huckel ist soweit wie von diesem Basaltdurchbruch nach
Taubach bei Weimar, wo im Diluvium Thermalwasser
sprudelten.
24, Der Kreis um Taubach mit dem Radius nachı dem
Ratzenbuckel geht durch Nieder-Selters, Katzenbuckel, Ries.
25. Die Linie Aachen—Katzenbuckel läuft ins Ries.
SR >. Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
108
26. Verbinde ich Kannstadt mit Baden-Baden, geht diese
Linie östlich durch das Ries, westlich von Baden-Baden
liegen darauf die heißen erbohrten Wasser der Soaurco
Laternier bei Nancy.
27. Auf der Linie Nauheim— Wiesbaden— Münster am
Stein liegt am Schnittpunkt mit der vorigen Linie die heiße
Quelle bei Nancy und beide Linien bilden miteinander den
Winkel von 60°. Es steht außerdem die Linie Nancy —
Baden-Baden senkrecht auf der großen Schwarzwalder Ther-
mallinie: beide Baden— Wiesbaden. -
28. Daraufhin zog ich zur Linie Nauheim--Münster am
Stein durch Ems die Parallele und gelangte dabei nach Groß-
Moyeuvre in Lothringen, wo Wasser von 39° C erbohrt wurde.
Diese Linie liefert nebenbei trefflich di2 Moselrichtung von
Koblenz bis Diedenhofen.
29. Für die Orte Nauheim, Wiesbaden, Baden-Aargau
und Pfäffers ist das Ries der Mittelpunkt des durch sie ge-
legten Kreises.
30. Die Linie Taubach—Kaiserstuhl steht genau senk-
recht auf der langen Linie Ems— Wiesbaden—Ries— Gastein.
Weil aber nach meiner Ansicht alle westdeutschen Vulkan-
zentren in geometrisch regelmäßigen Beziehungen zueinander
stehen, so muß auch für das Siebengebirge und ’'den Vogels-
berg sich Analoges ergeben. Das ist auch so. Vom Zentrum
des Siebengebirges sind Aachen und TLangenschwalbach
gleich weit entfernt, ebenso mit einem etwas anderen Ra-
diuss, Spa und Wiesbaden, mit einem dritten Radius
Münster am Stein und Nauheim. — Mit der Entfernun:;r
Kaiserstuhl— Baden-Baden stimmt genau Wiesbaden—Zen-
trum des Vogelsberg (Taufstein) überein. Aachen, der eben
scfundene wichtige Punkt im Siebengebirge und der Tauf-
stein bilden eine gerade Linic.
Das sind die Beobachtungen einfachster Art, welche
jeder Geologe oder Geograph auf seinem Atlas nachprüfen
kann. Wahrscheinlich wurden damit keineswegs alle
inneren Beziehungen aufgedeckt. Aber diese genügen, um
ein System heraustreten zu lassen für die heißen Wasser
Westdeutschlands, und es heißt nun ihre Beziehungen zu
den markantesten vulkanischen Zentren mit kurzen Worten
darzustellen.
A) Beziehungen der Thermen zu den deutschen WVul-
kanen:
1. Nördlinger Ries ist Zentrum eines Kreises durch Nau-
heim, Wiesbaden, Baden-Aargau, Pfäffers.
Original from
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109
2, Der Katzenbuckel mit kleinem Radius für Wildbad,
Wiesbaden, Homburg, mit größeren für Taubach, Baden-
Aargau, mit größtem Aachen—Spa—Plombieres.
3. Der Kaiserstuhl mit kleinem Radius für Baden-Baden,
Baden-Aargau, Plombieres.
B) Ausgesprochene Thermallinien laufen N—S, 30° öst-
lich dazu varistisch, 60° westlich herzynisch und senkrecht
0—W, nämlich: N—S gerichtet ist die Linie Baden-Aargau,
Zurzach, Baden-Baden, Wiesbaden—KNieder-Selters.
O—W laufen Ries, Kannstadt, Baden-Baden, Nancy
sowie Wiesbaden—Karlsbad.
N° 30°O sind gerichtet erstens Ems—Gr. Moyeuvre, zwei-
stens Nauheim — Wiesbaden— Münster am Stein— Nancy, drit-
tens Baden-Aargau—Ries— Karlsbad. Auf diesen varistischen
Linien steht senkrecht die Richtung: Unkel—Ems—Wies-
baden—Ries— Gastein.
N 60° W, also herzynisch laufen die Linien: erstens
Urach—Baden-Baden—Morsbronn—Nancy und zweitens
Baden-Aargau—Plombieres—Bains en Vosges. Darauf steht
senkrecht die Richtung Säckingen— Wildbad—Katzenbuckel.
Das ist das Hauptsystem, soweit ich es bis jetzt kenne,
merkwürdig. genug!
Um rasch ein typisches Beispiel sich aufzuzeichnen,
mag man folgendes tun. Man ziehe die Linie Baden-Aargau—
Balen-Baden— Wiesbaden, verbinde Nancy mit Baden-
Baden, Wiesbaden und Baden-Aargau, nehme die Entfernung
Baden-Baden— Nancy, trage sie gegen das Ries auf und
verbinde diesen Punkt im Ries mit. Wiesbaden und Baden-
Aaargau. Das Resultat ist ein annäherndes Quadrat, in
dessen sämtlichen Eckpunkten und im Schnittpunkt der
Diagonalen heiße Wasser bekannt geworden sind.
Man verbinde Ems mit Wiesbaden und mit Nauheim,
ferner Nieder-Selters mit Wiesbaden; das Resultat ist ein
halbes Quadrat mit gleichen Eigenschaften.
Ebenso liefern die beiden Baden, Wiesbaden und Kann-
stadt ein gleichschenkliges Dreieck; dasselbe geben Urach,
Baden-Baden und der Punkt W. vom Kaiserstuhl bei Rott-
weil und andere Beispiele. Auffallend ist ferner der Rhom-
bus Nancy, Wiesbaden, Karlsbad, Nördlingen. Nun kann
man ein Dreieck herausschälen: Baden-Aargau, Wiesbaden,
Karlsbad, dessen Basis-Mittelpunkt Nördlingen im Ries ist.
Außerdem ist Baden-Aargau—Karlsbad = Baden Aargau—
Taubach. Die halbe Basis Baden-Aargau—Nördlingen ent-
a ii Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
110
spricht der Entfernung Baden-Aargau—Katzenbuckel und
Kaiserstuhl— Zentrum — Wiesbaden.
Einige geologische Bemerkungen seien angefügt. Die
Schwarzwälder Hauptthermalspalte ist die Axe der karbo-
nischen Granitintrusionen. Es wurde auch bei Zurzach das
22° warme Wasser im Granit erbohrt, wie auch Wildbad und
Baden-Baden auf Granit stehen. Diese Spalte zeigt die
warmen Wasser jedesmal beim Austreten aus einem Massiv,
so bei Wiesbaden, wo sie den Taunus quert, bei Baden-Ba-len,
wo sie in den Schwarzwald eintritt, und bei Baden-Aargau,
wo das kristalline Gebiet zu größerer Tiefe absinkt. Die
zweite Linie Katzenbuckel—Wildbad—Säckingen hat das
Thermalphänomen wieder an den beiden Enden des Schwarz-
waldes. Innerhalb der Gebirge haben wir dafür Stellen
mit Kohlensäure-Exhalationen, wie Nieder-Selters und die
Renchtalbäder. — Die Linie Aix-les-Bains, Leukerbad,
Pfäffers bezeichnet den Lauf der Hauptaufpressung nörld-
lich der Rhöne—Rhein-Mulde, die andere Linie Bormio—
Gastein— Baden gibt die Auffaltung südlich des Inntales
genau wieder. Acqui—Lucca hält die Richtung des Apu-
anischen Appennins ein.
Es ist ungemein interessant, daß sich die tertiären und
diluvialen Thermen (Taubach, Kannstadt, Steinheim, Nörd-
lingen) so ganz ungesucht und ungezwungen in das Schema
einreihen, desgleichen, daß die erbohrten heißen Wasser
von Zurzach, Nancy, Gr. Moyeuvre und Morsbronn ebenso
ihre Stellung zum Ganzen fanden. Nur die Nenaquelle bei
Krozingen vermag ich nicht unterzubringen.
Die Krone der Betrachtungen ist, daß man nun, sobald
einige Thermalpunkte gegeben sind, die anderen rein geo-
metrischkonstruierenkann. Es seien der Katzen-
buckel und der Mittelpunkt im Kaiserstuhl sowie die beiden
Baden gegeben. Dann ist Wiesbaden fixiert. Hat man
noch Aachen, so ist Plombieres als Schnittpunkt der Kreise
um den Kaiserstuhl und um den Katzenbuckel mit dem
Radius Katzenbuckel— Aachen gefunden. Nach dem Obigen
kann man das weiter entwickeln.
Als Schluß ergibt sich also, daß im Innern der Erdkruste
großzügige einfache Gesetze die Struktur beherrschen. Wir
kommen immer wieder auf das Sechsecksystem zurück mit
seinen regelmäßigen Winkeln und mit seinen geometrisch
ähnlichen, nur im Maßstabe verschiedenen Fizuren. Mag
an der Oberfläche durch Sedimente und deren Eigenbewe-
gung bei Pressung, Absenkung und anderen tektonischer
Original from
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111
Vorgängen das einfache Bild verwischt oder verdeckt sein,
lie aus der Tiefe aufsteigenden Eruptiven, heißen Wasser
und Gase lassen uns diese Regelmäßigkeit trotzdem ahnen.
Alle ihre Austrittsstellen sind genau fixiert; es läßt sich
Jaran nichts deuteln und nichts ändern. Um so interessanter,
wenn sie sich in einer so überraschenden Weise miteinander
zwanglos verknüpfen lassen. Ich denke mir, daß die erste
tiefere Erstarrung der Erde sechseitige große Prismen er-
zeugte, welche von den bekannten Sechseckkreisen begrenzt
werden und durch Spalten längs dieser Kreise voneinander
getrennt werden. Die Schnittpunkte vor allem, daneben die
Peripherien der Kreise sind die Stellen, an denen am
leichtesten das Magma aufdringen konnte und die neißen
Wasser aufsteigen. Diese Struktur ist von den Sedimenten
verhüllt; die Bewegung der einzelnen großen Pfeiler schafft
lie wechselnden Hebungen und Senkungen, eine Erweiterung
der Spalten die Gräben, eine Verengerung infolge des in
der Tiefe herrschenden tangentialen Druckes die Falten
un! Zusammenschübe Daß dem so sein kann, daß der
allgemeine Bau weiter Landstrecken damit übereinstimmt,
sollen weitere Ausführungen dartun,
[Manuskript eingegangen am 31. Oktober 1924.]
SR . Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
4. Petrographische Verhältnisse der Karbon-
sedimentgesteine des Donetzbeckens in Rußland.
Von Herrn Peter Tscaırwınsky in Nowotscherkassk.
Das Donetzbecken, das mit seinem Reichtum an Kohle
sehr wichtig geworden ist, wurde besonders seit 1892 bis :
zu den letzten schweren Jahren geologisch sehr eingehend
untersucht!). Die Fläche der Karbonablagerungen beträgt -
hier etwa 22760 qkm. Die Mächtigkeit erreicht 10000 bis
12000 m. Die Sedimentgesteine bestehen aus Sandsteinen.
Schiefer und untergeordnet aus Kalken (einschl. Eisenerze )
und Steinkohle. Die Gliederung dieser Ablagerungen
gründet sich nicht nur auf Fossilreste, sondern auch ziemlich
stark auf praktische Merkmale und die petrographischen
Verhältnisse. Es lassen sich drei Hauptstufen unterscheiden:
die untere (C,), die mittlere (C,) und die obere (C,).
Weitere Unterabteilungen sind die Horizonte: in der unteren
fünf (C)!—C,5), in der mittleren sechs (Czt—C,%) und in
der oberen drei (C,!—C3?). Die rein petrographische Unter-
suchung dieser Karbongesteine ist bis jetzt noch wenig fort-
geschritten, und besonders im Auslande ist darüber fast gar
nichts bekannt geworden. Es ist aber eine an und für
sich sehr interessante Aufgabe, die ich in allgemeinen
Zügen hier skizzieren will. Ich stütze mich dabei zum Teil
auf das Material, das ich mit meinen Schülern seit 1909
auf verschiedenen Exkursionen gesammelt und allmählich
nach Nowotscherkassk gebracht habe. Eine besondere Auf-
gabe stellt die Erforschung der quantitativen Verhältnisse,
die zwischen den verschiedenen Hauptgesteintypen
herrschen, dar. In dieser Hinsicht ist im Donetzbecken
1) Vgl. zusammenfassende Skizze von L. LuTuGin und
P. STEPAnow, „Grundriß der Lagerstätten der fossilen Kohlen
Rußlands“, Petersburg 1913, S. 61—100 (mit einer geologischen
Karte), oder in dem Buche „Fossile Kohle“, Bd. IV, Nutzbare
laagerstätten, Produktive Naturkräfte Rußlands, Petrograd 1919.
S. 37—51 (auch mit einer Karte). Sehr kurz in „The Ooal
Resources of the World, Bd. IH, 1913, S. 1170—1178.
Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
118
rerhältnismäßig viel gearbeitet worden und meiner Ansicht
nach wird dieser Weg nicht nur zu einer Klärung der
faziellen Verhältnisse führen, sondern auch zu einer sicheren
Feststellung der örtlichen mittleren chemischen Zusammen-
setzung der Erdkruste. Letzteres ist wieder wichtig, um
die Rolle der primären kristallinischen Gesteine richtig
zu beurteilen, die die Baustoffe der betreffenden Sedimente
geliefert haben. Bis jetzt wurde diese Frage meist nur
sehr schematisch beantwortet), obgleich sie, wie mir scheint,
lie ganz besondere Aufmerksamkeit der Geologen, Geo-
ıhysiker und Petrographen verdient?).
1. Sandstein.
Die Karbonsedimentgesteine des Donetzbeckens sind
in seinen verschiedenen Punkten sehr ähnlich. Unter dem
Mikroskop sieht man besonders bei Untersuchung der Sand-
steine eine starke Entwicklung des sekundären Quarzes,
der die Primärkörner zu einem eckigen Mosaik ausheilt
oder zusammenkittet. Hier liegt die Hauptursache der
sroßen Festigkeit dieser Gesteine. Wenn der Sandstein
etwas stärkere Beimischungen von tonigem Material ent-
hält, wird seine Festigkeit geringer. Solche Sandsteine
zeigen meist schon äußerlich Übergänge zu Schiefer. Von
28 Karbonsandsteinen von verschiedenen Orten des Beckens
haben vier eine Druckfestigkeit von mehr als 2000 kg auf
l gem gezeigt. Weitere acht Sandsteine hatten 1000—-2000 kg,
sieben: 850—1000 kg, drei: 750-850 kg, und sechs: 600
bis 750 kg Druckfestigkeit auf 1 qem*). Bei Gewinnungs-
?) Vgl. z.B. W. J. MEap, Redistribution of elements in the
formations of sedimentary rocks, Journ. of geol., S. 238—256,
1307, Ref. N. Jahrb. Min., 1909, Bd. II, S. 62—63.
°) In neuerer Zeit hat mein Bruder Wrapvıuıp nach dem
von mir vorgeschlagenen einfachsten Wege (Analyse eines Ge-
misches der Gesteine, die im Verhältnis zu ihrer Mächtigkeit
genommen wurden) diese Aufgabe für Sedimentgesteine der
Stadt Kiew gelöst. Verh. d. Naturw. Ges. zu Kiew, Bd. 26,
3. 36—82, 1907. Hier beträgt die Gesamtmächtigkeit der Sedi-
mente etwa 400 m, also viel weniger als im Donetzbecken, sogar
ne wir uns hier nur auf die Karbongesteine beschränken
wollen.
1) Die eingehende mechanische Prüfung dieser Sandsteine
mit gleichzeitiger petrographischer Untersuchung, die ich zu-
sammen mit den Herren B. PoLynow und W. SSEDELSTSCHIKOW
ausgeführt habe, ist in der Arbeit von N. ABRAMOoWw: „Die
natürlichen Baumaterialien Südrußlands und des Kaukasus“ in
der Zeitschrift „Botschafter für Verkehr und Gewerbe“, Rostow
am Don, 1918 bis 1919, angeführt. Diese Zeitschrift, die in
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 8
ed nn Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
114
arbeiten im Donetzbecken stellte sich gleichmäßig heraus,
daß der Fortschritt beim Bohren in der Stunde folgender ist:
Bohrmaschinen mit Bohrmaschinen mit
Handbetrieb maschinellem Antrieb
1. in verkieseltem Kalkstein. . 11cm 149 cm
2. in festem Sandstein . . . . 17cm 187 cm
3. in gewöhnlichem Sandstein . 29cm 250 cm
4. in sandigem Schiefer . . . 4lcm 300 cm
5. in Tonschiefer . . . . . . 60cm 370 cm?)
Manchmal bildet sekundärer Quarz echte Gänge, die fast
nie erzführend sind, aber stellenweise, wie in der Nagolny-
kette und bei Nikitowka Erze führen. An diesen Orten
sind sie sicher thermalen Ursprungs. Die primären Quarz-
körner, die meist schwer von 'sekundärem Quarzzement zu
trennen sind, enthalten viele Flüssigkeitseinflüsse, sowie
auch selten in kleinerer Menge noch folgende Mineralien:
Muskowit, Rutil, Zirkon, Apatit und Sillimanit. Einige
Quarzkörner sind sehr feinkörnig zusammengesetzt und
scheinen ihrerseits Körner eines Quarzites oder Gangquarzes
vorzustellen.
Die Bruchstücke oder Gerölle von Sandstein, schwarzem
Schiefer und Kohle, die in einigen Sandsteinen des Beckens
sehr verbreitet und nicht selten mit bloßem Auge zu er-
kennen sind, weisen darauf hin, daß die Vorgänge der Denu-
dation und Umlagerung der Sedimente während der Karbon-
zeit bei uns als einheitlich angesehen werden müssen.
Eine Hauptquelle des sekundären Quarzes in unseren Sand-
steinen scheint die Umwandlung von saurem Feldspat an
Ort und Stelle gewesen zu sein. In der Tat trifft man sehr
häufig schuppige Serizitanhäufungen, die hie und da noch
Pseudomorphosen nach Feldspatkörnern erkennen lassen.
Manchmal sind auch ziemlich frische Körner von Orthoklas,
Mikroklin und saurem Plagioklas vorhanden. Man spricht
daher von Arkosecharakter der Sandsteine des Donetz-
beckens. Die Serizitanhäufungen sind nicht selten stark
gepreßt und gebogen, ihre Umrisse den Quarzkörnern gleich-
den traurigen Jahren des Bürgerkrieges im Süden erschien, ist
jetzt z. T. vergriffen, z. T. verlorengegangen, infolgedessen ist
diese Arbeit von Prof. Apfamow auch in Rußland fast un-
bekannt geblieben. Siehe auch die Abh. desselben Verf. in
„Bulletin der Verwaltung der Arbeiten der Schleusen des nördl.
Donetz“, Nr. 5, 1912.
5) Es handelt sich hier überall um Karbongesteine. Siehe
L. ScHEwIAKow, Maschinenarbeit im Bergbau, Moskau 1922, S. 20,
und weiter J. ProroDIAKoXow, Beschreibung des Donetzbeckens.
Bd. I. Lief. 1. und A. Terpıcorzew, ebenda, Bd. II, Lief. 1.
Original from
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115
mäßig angefügt, sodaß sie dann als integrierender Bestand-
teil des Bindemittels angesehen werden können. Von
klastischen Gemengteilen sind noch zu erwähnen: Musko-
wit (ziemlich verbreitet, immer frisch, oft gebogen), Biotit
und aus ihm gebildeter Chlorit, weiter Turmalin, Rutil,
Zirkon, Magnetit, Pyrit (in Sandstein sehr selten), Sphen
und einige andere noch wenig untersuchte Mineralien. Die
Karbonate in der Form des Kalzits sind nur ausnahmsweise
und meist nur in Spuren vorhanden (es ist wohl möglich,
daß er manchmal sogar eine spätere Infiltration aus dem
Grundwasser und nur teilweise ein Umwandlungsprodukt
von Feldspat darstellt). Im Zement sind Brauneisenoxyde
als unregelmäßige braune Flecken nicht selten zu sehen.
Die Donetzgeologen des russischen geologischen Komi-
tets unterscheiden makroskopisch für praktische Zwecke
folgende Abarten von Sandstein im Donetzbecken:
Grobkörnige Sandsteine. Größe der Körner
nicht weniger als 1 mm, oft mit Beimischung von Feldspat,
Muskowit u. a. Zement ist Kaolin- oder SiO,-haliig. Farbe
weiß, grau oder braun, was von dem Gehalt an Eisen-
hydroxyd abhängt. Die Sandsteine zeigen meist dicke Bänke
und haben nicht selten Diagonalschichtung. Stellenweise,
besonders autSchichtflächen, häufen sich die Gerölle von
verschiedener Größe, die meist aus Quarz oder verkieseltem
Kalkstein, Schiefer und ähnlichem bestehen. Echte Kon-
glomerate sind aber selten. Durch allmähliche Übergänge
werden di» grohkörnigen Sandsteine zu Schiefersand-
steinen. Hier sind die Quarzkörner kleiner als Imm, im
Zement wiegt Ton vor. Auf den Schichtflächen sieht man
die Muskowitblättchen blitzen. Auf den Bruchflächen sind
sie vorwiegend braun oder grünlichgrau gefärbt. Diese
Sandsteine werden für Einfriedigungen und als Deckmaterial
der Hausdächer nicht selten benutzt. Auf den Schichtungs-
flächen dieser Sandsteine sind manchmal typische Wellen-
furchen zu bemerken.
Als eine besondere Gruppe sind die feinkörnigen dich-
ten quarzitähnlichen Sandsteine anzuschen. Sie hıbon
im Bruch oft einen matten Glanz und sehen wie geschmolzen
aus. Ihre Mächtigkeit ist immer gering: 1--2 m. Die
Sandsteine als die am wenigsten :von der Erosion angreif-
baren Gesteine bilden im Donetzbecken überall felsige Ket-
ten und Hügel, die deutlich Stratigraphie und Tektonik des
Karbons erkennen lassen. Zwischen diesen mächtigen Ket-
8*+
u >. Original from
ne) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
116
weh liegen Senken, in derem Untergrunde meist nur dünn-
plattige Sandsteine oder echte Tonschiefer vorkommen, und
Weluviale Ablagerungen anhäufen.
Da an einigen Stellen des Beckens in der Schichten-
folge des Karbons mächtige Gänge von Kamptonit und
Monchiquit, Diabas, Paläoandesit und Dacit vorkommen,
(als Fundorte sind zu nennen: Flüsse Krynka, Aiuta,
Gr. und Kl. XNeswitai, Schlucht Uiuk, FluB Gruschewka,
Elpidiphor = Artiom-Schacht, Mokraia Kadamowka), so
dürfte die Frage von Interesse sein, in welcher Zeit diese
Eruptionen erfolgt sind. Meist wird hierauf nur mit Vor-
behalt eine Antwort gegeben‘). Ich muß aber darauf
hinweisen, daß die letzten Funde von PBruchstücken
von Andesit in Sedimentgesteinen dafür sprechen, daß
ihre Eruption nicht später als im mittleren Karbon
erfolgt. Paläoandesitgänge sind am Neswetai im oberen
Teile des Horizontes C,? nachgewiesen. In der etwas
höheren Schichtenreihe sind bis jetzt keine Andesit-
gerölle gefunden‘), obgleich hier mikroskopisch Stückchen
der andesitischen Grundmasse in stark umgewandeltem Zu-
stande in einigen Sandsteinen entdeckt worden sind?). Das-
selbe habe ich im Karbonsandstein C,5 aus der Umgebung
von Staniza Kamenskaja und von Dorf Elisawetowka (hier
auch viel Chlorit!) festgestellt. Es scheint mir
nicht ausgeschlossen zu sein, daß derartige Funde sich
mit der Zeit vermehren müssen und daß auch cchte tuff-
artige Bildungen in unserem Karbon gefunden werden. In
dieser Hinsicht erscheint mir ein jaspisähnlicher grüner
Schiefer besonders interessant, der sich in dem Horizont
C,+ zwischen Kalkstein I, und I, (nach Bezeichnungsweise
des Geologischen Komitets) in der Dolschansk-Anthrazit-
mulde und weiter östlich als beständig erweist. Seine Mäch-
tigkeit beträgt etwa 1 m.
Leider hatte ich dieses Gestein in einer typischen Aus-
bildung noch nicht zur Verfügung, auch in der Litcratur
6) Monchiquit und Camptonit sind am Krynka im Unter-
karbon eingewandert, auf dem Kalmius sind die Eruptivgesteine
im Devon und Unteren Karbon bekannt.
‘) G. Kurcawow, Bericht über geologische Untersuchungen
und das Aufsuchen der Anthrazitflöze im Becken der Flüsse
Gr. und Kl. \Neswetai, Nowotscherkassk 1914. (Die Auflage
wurde 1918 vernichtet.)
8) Das hat später auch einer meiner Schüler, Herr Berging.
W. Orrow festgestellt (unveröffentlichte Beobachtung).
Original from
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finlen sich darüber keine näheren Angabon®). Ich gebe
unten eine Charakteristik der verschiedenen Karbonsand-
steine von dem Kartenblatt VIL’24 der Spezialkarte des
Donctzbeckens (Umgebung von Krindatschewka, Elisawe-
towka und Nowopawlowka). Dieses ganze "Material habe
ich persönlich mit meinem Assistenten W. Ontow im Herbst
1921 gesammelt.
1. Sandstein aus der Kette XNr 5") (Stück
\r. 19 meiner Sammlung vom Jahre 1921.) Alter Cs? Spez.
Gew. 2,66 bei 18°? C, 1 cbm wiegt also 2,66 t. Seine Volumen-
wasseraufnahme beträgt 0.88°0 mit einer "Gewichtszunahme
von 0,33%, was auf ganz dichtes Gefüge des Gesteins
schließen läßt. Eine Analyse von N. Srassewiez ergab:
Glühverlust . . 2 2 202020.2..1780%,
NOS Eee DE
> BA re A
Fe, O, Da a ee ee ze de ers
(a0 ee er ar WET
MO .. 0,48 „,
Alkalien (nach der Differenz)!') 3.19 „
100,00,
2. Schiefriger, glimmerig-toniger Sand-
stein aus OC,? unter dem Kalkstein G, bei Nowopawlowka
vom linken Ufer des Flusses Miuss (Stück Nr. 56 meiner
Sımmlung) in feuchtem Zustande recht deutlicher Tonge-
ruch. Spez. Gew. 2,64 bei 11’C, 1 cbm des Gesteins wiegt
also 2,64 t. Die Wasserkapazität beträgt nach Gewicht
1,56%5, nach Volumen 4,12%. Eine Analyse von N. STASSE-
wıcz ergab:
Glühverlustt . . ...2....4269%
SL: wann u we ee
ALO, eo . ö . 5 . . 17,53 „
Fe. an a.
Ca, 2. a ee 0,86 „
MO... 0,96 „.
Alkalien und anderes ni ic h
der Differenz . . . . 1:42;
100,00 9),
®») P. StEraxow: Description de la feuille VII 27. Region
anthracitifere de Doljansk, Petersburg 1913 (russisch mit fran-
zösischem Resümee), S. 19. In dieser Arbeit sind drei photo-
xraphische Aufnahmen veröffentlicht, die die Aufschlüs-e von
grobkörnigem Sandstein, von schiefrigem Sandstein md Ton-
schiefer veranschaulichen.
16) Hier und weiter unten beziehen sich die Nummern auf
meine unveröffentlichte Karte dieses Gebietes. Das Blatt ist
ER nn‘ Original from
DONE! Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
3. „Golowin-Sandstein” vom westlichen Gipfel
der Kette Nr. 3 am Miusstal. Alter Cs, dunkelgraues, fein-
körniges, sehr hartes und festes Gestein. Spez. Gew. 2,61
bei 11° C, 1 cbm muß demnach 2,61 t wiezren. Wasserkapa-
zität 1,30% nach Gewicht, 3,39% nach Volumen.
4. Sandstein aus der Kette Nr. 2 aufgeschlossen
im Miusstale unmittelbar neben der Wassermühle. Alter C?,
graues, feinkörniges dichtes Gestein. Spez. Gew. 2,64 bei
14°C, 1 cbm wiegt 2,64 t. Wasserkapazität 0,84% nach
Gewicht, 2,2200 nach Volumen.
5. Sandstein von der Kette Nr. 1 an der Mündung
der Schlucht Chrustalnaia bei Elisawetowka. Mittlere dicke
Bank. Horizont C,3 (Nr. 50 meiner Sammlung). Graues
feinkörniges Gestein. Spez. Gew. 2,64 bei 13°C, 1 cbm
wiegt also 2,64 t. Wasserkapazität 0,8206 nach Gewicht,
2,17% nach Volumen.
6.Sandstein aus C,* von der Grenze gegen C,’. Am
Wege von Krindatschewka nach Nowopawlowka (Nr. 12
meiner Sammlung). Grobkörniges Gestein mit vielen
schwarzen Stückchen von 1—2 mm Durchmesser, die wahr-
scheinlich Bruchstücke eines verkieselten Tonschiefers und
Kalksteins sind. Sehr hart und fest. Spez. Gew. 2,67 bei
18°C, 1chm wiest 2,67 t. Wasserkapazität sehr gering:
0,32 00 nach Gewicht, 0,85 00 nach Volumen. U.d.M. relativ
reich an Chlorit.
7. Sandstein GC,’ Nördlich der Grube von Violi,
Schlucht Wodianaia (Nr. 11 der Sammlung von W. OrRLoW).
Sichtbare Mächtigkeit über 19 m. Grünlich-graues Gestein
mit feinen bräunlichen Punkten, grobkörniges Gefüge. Im
Bruch ziemlich sparsam schwarze Fleckchen (05-5 mm)
von serizitkohligem Schiefer. U.d.M. neben Quarz Körner
des Andesito-Dazits mit kKorrodierten Quarzeinsprenrlingen,
Plarioklas, in Brauneisenstein umzewandelten porphyrischen
Amphibolkristallen und vielem Chlorit. Chlorit auch im
Zement (z. T. in ralialfaseriren Schnüren und sphärolitischen
Formen) reich vertreten. Er gibt manchmal ein reizen.ls
Bild. Sekundärer Quarz und Brauneisenstein sind später
ausgebildet und meist als Porenzement vorhanden. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß einige Billungen von Brauneisen-
aber ganz erschienen (bis jetzt ohne Text). Es wurde von
Berzinz. N. Ropysın aufzrenommen.
11) Leider erwies sich die direkte Bestimmung der Alkalien
zurzeit für uns als unmöglich.
u > Original from
Pe Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
BL
stein der Peuiemorenose nich Pyritkrisiäilehen darstellen,
Der Sar_istein erhält Abdrücke von Pflanzenstämmen,. Spez.
Gew. 2.02 wi 1° U, 1Lcbm wiert 2,026 Wasserkapazitat
1.23° > nach Gevwickt. 3,2206 nach Volumen.
S. Sandstein von der Basis des Horizontes C,®, höher
als Kalkstein L,, Schlucht Wodianaia (Nr. 16 der Sammlung
von W. Orrow), dem vorigen äußerlich sehr ähnlich. Spez,
vew. 2,61 bei 18° C, lcbm = 2v6lt. Wasserkapinzität
1.52% 6 nach Gewicht, 3,9700 nach Volumen.
9. Feinkörniger Quarzit. Horizont Cs’, unter
dem Kohlenflöz Kniaginewski. Rechte Böschung der
Schlucht Worianaia (Nr. 10 der Sammlung von W. Okrow).
Spez. Gew. 2.61 bei 18° C. 1cbm =2,61t. Wasserkapazität
1.620, nach Gewicht, 1,62% nach Volumen.
109. Feinkörniger grauer Sandstein mit
Stich ins Bräunliche. Die bräunliche Farbe, eine
Folze der Verwitterung, wird durch viele kleine Flecken
hervorgerufen, in denen die Substanz locker erscheint und
zu krümelirem Verfall neigt. Horizont Cs, Legt etwas höher
als das Flöz k, (Bokowski). Schlucht Wodianaia (Nr. 7 der
Sammlung von W. OrLow). Spez. Gew. 2,58 bei 18°C,
lcbm = 258 t. Wasserkapazität 2,03% nach Gewicht
und 5,2460 nach Volumen.
11. Weißer, lockerer, leicht zerreiblicher
saolinischerSandstein. In der Nähe der Annenski-
grube bei Krindatschewka. Horizont C,6, über 6 m mächtig.
Nach dem Aussaugen des Wassers bildet er einen Teig,
wobei aus dem Wasserüberschuß eine gelblich-weiße,
milchige Flüssigkeit entsteht. Im Rückstand sind Quar7-
körner und Kaolinteilchen enthalten. Die Quarzkörner sind
meist klein (0,02—0,4 mm, müssen also nach OsBornE zum
Schlamm gerechnet werden; auch Korngrößen von 0,12 bis
120 mm und selten von 0,3—0,4 mm sind vorhanden). Sie
sind wenig gerollt, sondern eckig, meist wasserklar durch-
sichtig und manchmal mit einem ganz dünnen Anflug von
Eisenhydroxyd überzogen. In schr geringer Menge sind noch
Feldspat. weißer Glimmer und Magneteisen vorhanden;
letzteres bildet Körner von etwa 0,2 mm Durchmesser. Fine
Schlämmung im Glasbecher ergab folgende Zusammen-
SHZUNng:
Quarzsand .0.0..74249,
Kaolin . . ...2..253769,,
1OO,00 Y
Original from
Day Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
120
Eine lufttrockene Einwage des Quarzsandes ergab 1,20%
Glühverlust, des Kaolins 7,57%. Eine chemische Analyse
wurde durch D. Diıonıssıew von dem ganzen Sandstein
mit folgendem Ergebnis ausgeführt:
Glühverlustt . . . .....2,330%,
iO: 2 22222. BBLL „
ALO, . 2 ..20.2.202...1007 „
FO, :.:.:.2...08 ,„
CB: 5-8 8-8. ar 20825,
MO. .....20...0823 „
Alkalien und anderes. . 247,
100,00 9),
Nach der Formel des Kalins Al,Si,H,O, ent-
sprechen 10,07 00 Al,O, einem Gehalt von 26,33% Kaolin,
also ziemlich genau dem, was ich oben auf anderem
Wege erhalten hatte. Es sei bemerkt, daß der weiße
Kaolinsandstein von Krindatschewka auch als Sand be-
nutzt wird, weil in der Nähe sonst kein Sand vorkommt.
Die Verbreitung solcher Kaolinsandsteine im Karbon des
Donetzbeckens ist sehr gering. Sie können genetisch meist
ganz deutlich mit oberflächlicher Verwitterung der Kohlen-
flöze und Schiefer in Zusammenhang gebracht werden.
Läßt man diesen Kaolinsandstein unberücksichtigt, so
zeigen nach dem oben Gesagten die echten Karbonsand-
steine nur eine geringe Wasserkapazität: im Durchschnitt
0,9500 nach Gewicht und 2,49% nach Volumen. Ihr mitt-
leres spezifisches Gewicht ist 2,63 t.
Die Sandsteine, ebenso wie die anderen Gesteine des
Karbons sind mit Absonderungsklüften durchsetzt, die vom
Gebirgsdruck hervorgerufen sind. Abgesehen von kleinen
Spalten sekundären Ursprungs sind diese Trennungsklüfte
nach drei oder vier Hauptrichtungen angeordnet. Es sind
dabei oft zwei Richtungen zu bemerken, die dem Streichen
der Schichten nahestehen, eine, die fast damit zusammen-
fällt, und eine andere, die etwas schief dazu gelegen ist
(Transversale Schieferungen). Manchmal ist diese Schiefe-
rung so vollkommen ausgebildet und mit einer ausge-
zeichneten Spaltbarkeit verbunden, daß die ursprüngliche
Schichtung mehr oder weniger verwischt wird. Die Ab-
sonderungsformen des Sandsteins sehen in einigen Fällen
wie riesige Rhomboeder aus (ein treffliches Stück habe
ich in der Sammlung des Instituts für angewandte Geo-
logie des Donischen Polytechnikums). Bei plattenförmiger
Absonderung ist das Gestein in tafel- oder bandartige Pa-
Original from
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121
rallelmassen gegliedert. Durch Verwitterung entstehen ent-
weder braune Flecken und Wölkchen oder konzentrische
Kugelschalen, die vermutlich durch rhythmisches Eindringen
von kolloidalen Lösungen von den Klüften aus in das Ge-
stein hervorgerufen wurdel?2). Einige Absonderungsklüfte,
die quer zum Streichen liegen und steil einfallen, enthalten
hier und da weiße Quarzgänge Meist weisen diese ge-
ringe Mächtigkeit von einigen Zentimetern auf. Sie sind
dicht oder enthalten Drusenbildungen mit durchsichtigen
bis undurchsichtigen Quarzkristallen. Für die Kenntnis der
früheren Hydrologie des Landes ist interessant zu be-
merken, daß die Quarzgänge, wenn sie nicht zu Erz-
feldern geschart sind, wie es bei Nagoltschik, Sloboda
Nagolnaia und Nikitowka der Fall ist, an Sandsteine, nicht
aber an Schiefer oder Kalksteine gebunden sind. Ein
typisches Beispiel dafür habe ich bei Nowopawlowka an-
getroffen, wo ein Quarzgang, der im Sandstein 3 cm mächtig
war, sich nach beiden Seiten hin zu den angrenzenden Ton-
schiefern auskeilte. Der etwas höher gelegene Kalkstein
G, war z.T. gleichmäßig verkieselt, nicht aber mit Quarz-
adern durchsetzt. Ob aber diese Verkieselung mit den
Lösungen, die die Quarzgänge im Sandstein abgesetzt hatten,
in Zusammenhang steht, läßt sich nicht sicher entscheiden.
Bei Nagoltschik, das von Nowopawlowka 15 km nach OSO
(also in der Hauptrichtung des Streichens der Karbonge-
steine) entfernt liegt, ist die Verkieselung in den Erzfeldern
viel stärker und crgreift nicht nur die Sandsteine, sondern
auch die Schiefer, die in der Schichtenfolge des unteren
Karbons hier stark vorherrschen!). Diese Schiefer sind
besonders in der Nähe der erzführenden Gänge und der
Erzlinsen auch in ihrer ganzen Masse verkieselt.
2. Schiefer.
Unter den schiefrigen Steinen des Donetzbeckens herrt-
schen entschieden Sand- und Tonschiefer vor. Erstere
sind durch unmerkliche Übergänge mit Sandstein verknüpft
1%) Vgl. R. E. LIEsEGANG, Geologische Diffusionen, 1913. —
Derselbe, Rhythmische Kristallisation, Die Naturwissenschaften,
Berlin 1915, Bd. III, S. 500-502.
13) Näheres bei J. SamoırLow, Mineralogie der Ganglager-
stätten der Nagolnikette (244 S. mit einer Karte), Materialien
zur Geologie Rußlands, Bd. 23, 1906. P. Srkzraxnow, Carte
göologique detaillee du bassin houiller du Donetz, Description
de la feuille, VII 26, Petersburg 1911.
Original from
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122
und manchmal nur künstlich von diesen zu trennen. An
die Schiefer schließen sich auch weiße tonähnliche Ober-
flächenbildungen, sogenannte ‚„Melowka“, sowie violette
eisen- und manganschüssige Schiefer an. Die Platten
einiger Sandschiefer sind sehr fest, andere wieder viel
weicher, besonders im feuchten Zustande. In folgendem gebe
ich die Beschreibung eines Stückes Sandschiefer, das un-
weit von Nowopawlowka gesammelt ist (Nr. 60 meiner
Sammlung). Farbe bräunlich-grau. Spez. Gewicht 2,54 bei
18°C. 1 cbm = 2,54 t. Wasserkapazität 3,34% nach Ge-
wicht, 8,28% nach Volumen. Eine Analyse von N.STAssE-
wıcz hat ergeben:
Glühverlust . „ . 4,879,
SI0s% 8%. 1:84,01 5;
ALO;: 3 2: 2.2 5 721,825
F&,0, # 2 2.3 221%
00... 2%. LER,
MED: ei IE,
Alkalien usw. „. . 135 „
100,00 9;
Daraus ist zu ersehen, daß die Zusammensetzung dieses
Schiefers nur verhältnismäßig wenig von der des oben be-
schriebenen schiefrigen, glimmerigtonigen Sandsteins (Nr. 56
meiner Sammlung) abweicht. Die dunklen Tonschiefer, die
kleine Mengen von kohliger Substanz enthalten, zeigen
rhombocdrische Absonderungen, die auf ihren Flächen von
Eisenhydroxyd bräunlich gefärbt sind. In den Aufschlüssen
zerbröckeln sie zu kleinen Plättchen, Splittern und Stäb-
chen und nehmen dabei cine hellere (graue statt
schwarze) Färbung an. Die Schiefer Können Knollen-,
Linsen- und schichtartige Einlagerungen von etwas festerem
schwererem, aber der Zusammensetzunz nach verwandtem
Material einschließen. Für solche graue Konkretionen habe
ich ein spezifisches Gewicht von 2,82 bei 11’. festrestellt.
Die gewöhnliche Dicke der Plättchen des Tonschiefers be-
trägt 2—3—9 mm.
Im Dünnschliff sieht man in wenig durchsichtiger
schnutzigschwarzer Masse kleine Quarzkörner, meist orien-
tiert gelegene Muskowitblättchen und anderes. In dem
Tonschiefer trifft man gut erhaltene Pflänzenreste, die von
M. ZaressKI ceinrehend untersucht und trefflich abgebildet
sind. Die Tonschiefer können, wie Grubenarbeiten zeigen,
zuweilen unter dem Einfluß des Wassers quellen, weich
werden und Einbrüche verursachen. Die Eirenschaften eines
an > Original from
N Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
123
schwarzen Tonschiefers aus der Umgebung von Nowopaw-
lowka (Nr. 27 meiner Sammlung) sind folgende: Spez. Gew.
2,64 bei 14°C. 1 cbm = 2,64 t. Wasserkapazität nach Ge-
wicht 2,86%, nach Volumen 7,55%. Eine Analyse von
D. Dıoxissıew ergab:
Glühverlutt . . . ...6319%,
SIO: 3. = 2%: % 5 8301,
Abd, 22 .2.2020222996 5
FO, ...0..20.2000..8385 „
E80. .. 0,43 „
MEO or u LIE;
Alkalien und anderes . . 1,83 „
100,00 |,
Eine eigenartige Veränderung des Schiefers durch Ver-
witterung stellt die sogenannte ‚„Melowka“ dar (Mel =
Kreide). So nennen die Bergleute das weiße oder grauweiße,
selten rotbräunliche tonartige Gestein, das oft in Schluchten
zutage tritt und die Unterlage von ganz verwitterten Kohlen-
flözen bildet. Das Flöz kann sich dabei zur Tagesoberfläche
hin ganz auskeilen. Gräbt man der Melowka nach, so findet
man leicht das unveränderte Kohlenflöz sowie den Schiefer,
aus dem die Melowka entstanden ist. Die Melowka ist
durch Einwirkung von Kohlensäure und Humussäuren bei
der Verwitterung der Koh!en auf die untrriiezenden Schiefer
sowie auf tonige Karbonsandsteine entstanden. Sie ist
ziemlich schwer zu schmelzen (etwa 1300°; vgl. Under-
clay). Eine Probe (z. T. von sekundärer Lagerstätte) aus
der Umgebung der Stadt Sulin hatte folgende Durchschnitts-
zusammensetzung:
SIO, . .. .. 63,629,
ALO, . ... 23,78 „
F&,0,. . . 327 „
Ca ...09%
MgO . ..0#65 „
H,O ..0.. 628.
98,53 0,,
Die Tonschiefer sind in der Nähe der Kohlenflöze ver-
hältnismäßig reich an Kohlensubstanz und können mit den
Kohlenflözen in mannigfacher Weise wechsellagern. Hier
sind meist auch Pyritausscheidungen, bald derb, bald gut,
meist als Würfel kristallisiert zu finden. Die Verwitterungs-
produkte des Pyrits (Eisensulfate und Schwefelsäure) wer-
den vom Grundwasser gelöst, was die Arbeit der Pumpen
sehr ungünstig beeinflußt. Über die Zusammensetzung der
Grubenwasser im Donetzbecken wird von mir an anderer
Stelle berichtet werden.
SR . Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
124
Die Tonschiefer sind sehr feinkörnig und enthalten
sohr oft schöne Pflanzenabdrücke. Auf den Halden dieser
Schiefer zwischen Elisawetowka und Nowopawlowka habe
ich Süßwassermuscheln (Anthracosien) gefunden, was viel-
leicht darauf hinweist, daß wir in diesen Schiefern See-
oder Sumpfbildungen der Karbonzeit zu erblicken haben.
Solche Schiefer können aber auch marine Brachiopoden ent-
halten. Violetto Schiefer trifft man besonders dort, wo
neben Brauneisenstein auch örtliche Anhäufungen von
Manganerz zu finden sind. Das ist z. B. bei Sulin der Fall,
wo diese Erze zeitweilig auch verhüttet wurden. Die
eigentlichen Erze sind hier aber meist an den Kalk gebun-
den, nicht aber an den Sandstein oder Schiefer.
Eigenartiger jaspisähnlicher grünlicher Schiefer aus dem
Horizont (’s‘ wurde schon erwähnt.
3. Kalksteine und Dolomit.
Die Kalksteine sind, obwohl sie meist nur in geringer
Menge im Doncetzbecken vorhanden sind, von großer strati-
graphischer Bedeutung. Sie finden sich in allen Horizon-
ten, sind oft fossilführend und sehr niveaubeständig, bilden
also eine gute Grundlage für die Kartierung. Ihre Mäch-
tigkeit übersteigt nur selten 1—2 m, sie sind aber in den
unteren Abteilungen der Stufe C, im südwestlichen Teile
des Beckens längs des Flusses Kalmius stärker entwickelt.
Die Gesamtmächtigkeit dieser letztgenannten Kalke mit
Productus giganteus MART. crreicht 200 m. Horizonte (1
bis C,2°. Sie gehören hauptsächlich zur Visestufe und
der unteren Tournaistufe. Die Kohlenflöze im Unterkarbon
sind nicht abbauwürdig. !*)
15) Ganz anders liegen die Verhältnisse im Moskauer Becken
und im Ural, wo in der marinen Schichtenreihe auch Einlage-
rungen von gut entwickelter littoraler und terrestrischer Fazies
vorhanden sind. Die Untervise-Regression fehlt in der Donetz-
geosynklinale. Für die Gliederung des Unterkarbons im Ponetz-
becken sind die Arbeiten von N. LEBEDEw und K. Lissizyy von
Wichtigkeit. Sie stehen mit ihren Ansichten über die Gliederung
des Unterkarbons im Gerensatz zu den Vertretern des russischen
Geologischen Komitets. Eine kurze Notiz hierüber hat L:ssızyx
in neuester Zeit in der Zeitschrift „Wirtschaft des Donbassins“,
1922, Februarnummer (2—13, S. 102—104) veröffentlicht. In
der Umgebung des Dorfes Nowotroizkoie im Mariupolbezirk sind
Übergangsbildungen von Devon zu Karbon entdeckt Eine äußerst
wichtige paläontologische Arbeit von N. Lept:p:w über das ganze
Karbon des Donetzbeckens ist im Jahre 1925 (Jubiläumsfestband
des Berginstiuts Ekatorinoslaw, 1899—1924) erschienen.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
125
Die Kalke unseres Karbons sind meist dicht, selten
oolithisch grau oder schwarz, sehr selten weiß!) gefärbt.
Stellenweise sind sie auch locker und dann gelblich oder
grünlich gefärbt, oder sie sind umgekehrt durch Verkiese-
lung ganz fest geworden. Wieder andere sind in Brauneisen-
stein umgewandelt oder von weißen Kalzitad:rn durchzogen.
Solche verwitterten und umgewandelten Kalke lassen ihre
Natur manchmal nur schwer erkennen. Zuweilen sind solche
umgewandelten Kalke zu Brekzien oder Konglomeräaten ver-
kittet, die als Blöcke an der Oberfläche zerstreut liegen.
Unter dem Miskroskop ist meist nichts besonderes zu er-
kennen. Die Fossilreste sind undeutlich, die Grundmasse ist
feinkristallinisch bis dicht und mit schwarzer amorpher
kohliger Substanz durchsetzt. Diese ist, wie Analysen be-
weisen, nur in sehr kleinen Mengen vorhanden, reicht aber
doch aus, um die dunkle Farbe des Gesteins hervorzurufen.
Die frischen Kalke enthalten fast niemals klastische Quarz-
körner. Sie sind daher zum Kalkbrennen sehr begehrt.
Dolithische Kalksteine sind aus dem Unterkarbon des Kal-
miusgebietes bekannt. Sie sind auf Kosten der xorallen,
Foraminiferen und Brachiopoden gebildet. Hier sind auch
echte Mergel nachgewiesen. Einlagerungen von kalkigen
Sandsteinen werden aus der Bokowmulde erwähnt!‘). Die
Verkieselung der Kalksteine ist schr verbreitet, wobei der
Kalk so hart wird, daß er Glas ritzt und allmählich
seine Eigenschaft des Aufbrausens mit Säure verliert.
Solche Kalksteine zerspringen unter dem Hammer zu
scharfkantigen Stücken, die sehr leicht die Hände verletzen
können.
In einigen Fällen enthalten die Kalke Feuerstein-
knollen von meist schwarzer Farbe, so z.B. der Kalk L,,
der an der Grenze der Horizonte C,5 und C,° auf dem
Kartenblatt VII/27 (Dolschanski-Anthrazitgebiet) liegt.
Im Unterkarbon findet man Kalke, in denen kleine (0,02
bis 0,25 mm) beiderseitig wohl ausgebildete Quarzkriställ-
chen vorkommen!’). Diese sind sicher Neubildungen. Die
Kalke sind sonst ganz normal und enthalten diesen sekun-
15) Einen solchen Kalkstein haben Studenten, die mit geo-
logischen Feldarbeiten bei Sulin beschäftigt waren, im Jahre 1922
nach Nowotscherkassk gebracht. Er stammt aus dem Hozizont 0,°
s 6) P. StEranow, Discription (des la feuille, VII/25, 1910,
24,
1) Diese hat besonders mein Schüler Bıpukow untersucht.
Näheres darüber in meinen „Beiträgen zur Mineralogie Rußlands“,
Zeitschr. für Kristallogr., Bd. 58 (Festband), 1923, S. 396,
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
126
dären Quarz nur in ganz geringer Menge. Man kann
dieses Mineral nur dann sicher nachweisen, wenn man
das Gestein in Salzsäure löst und den Rückstand, der
auch schwarze amorphe Substanz enthält, längere Zeit
auf Urgläsern schlämmt. Man erhält dann ein weißes
kristallinisches Pulver von reiner Kieselsäure. Ähnliches
fand ich auch bei dem schwarzen Kalkstein K, aus Jdem
Horizont CGs5 (Schlucht Wodianaia). Hier waren die Kriställ-
chen oft etwa 0,04 x 0,016 mm groß. Kristalle von
etwa 0,06x0,03 mm Größe sind schon selten gemessen
worden. Nach meiner Analyse hat der Kalk folgende
Zusammensetzung:
In HCI unlöslich. .. . 1,18%, en SEraes
; = ir von ische
nn. 0 ägt 0.89 an also ee 0,29%
.0 0. ’ ”„ vorbpandaden
ALO, + F,0, . 2... 071,
MnO ....2. 0.0.0. 0. nicht vorhanden
CEO: 42 ek 20. 53,100,
CO, (berechnet) ... . 42, 20 „ ra
MEO 2
CO, (berechnet)... . 069 : 1,32 „ Mg00,
SO, 3a 0. . Dicht vorhanden
PRO; 2... 0.000... nicht vorhanden
100,009)
Spez. Gew. 2,67 bei 18°C., 1 cbm = 2,67 t. Wasser-
kapazität nach Gewicht 0,920%, nach ‚Volumen 2,46%. Der
Kalk aus der Schlucht Ostapowa (Seitental der Schlucht
Sakutenia, beide unweit von Nowopawlowka) enthält er-
heblich mehr unlöslichen Rückstand, nämlich 24,10%23). Letz-
terer besteht hauptsächlich aus Quarz (97,9800), weiter aus
kohliger Substanz (höchstens 0,63%), Eisenoxyd und Alu-
miniumoxyd. Der lösliche Teil zeigt nach meiner Analyse
folgende Zusammensetzung:
Fe,0, + Al,O,. . . 2,530,
Cad .. a See er
co, (berechnet) 0 2840, | 64,549), CaCO;
MgO . oo... 38, | a
co, (berechnet) 4b, | 8,13, Ms00,
99,30%],
13) Stückchen von diesem Kalk, mit heißer Salzsäure be-
handelt, lassen nach Aufhören des Brausens echte Pseudo-
morphosen erkennen, (ie mit dem Glasstab zerdrückt werden
können. Sie bestehen aus einem sehr feinen kristallinischen
Gerüst, dessen Kristallindividuen eine Größe von 0.004—0,0U8 mm
haben, und aus schwarzer, kohliger Substanz. Alles dies weist
darauf hin, daß hier die Verkieselung sehr gleichmäßig vor-
geschritten war.
den ei Original from
De Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
127
Spez. Gew. 2,74 bei 12°C, 1 cbm = 2,74 t. Was:er-
kapazität nach Gewicht 0,13%, nach Volumen 0,36%.
Kalkstein G, (Nr. 53 meiner Sammlung). Schwarz und
dicht, ist aber stark umgewandelt: 60,90% unlösliches auf
dem Filter gewogen, nach dem Glühen 59,9%. Er ritzt
das Glas.
Kalkstein I, aus dem Horizont C,‘ der Schlucht Dol-
schik: Unl. 2,91% (2,89% nach dem Glühen). Rück-
stand besteht aus feinem Quarzpulver und kohliger Sub-
stanz. Der Magnesiagehalt ist niedrig.
Kalkstein I, aus der Schlucht Dolschik: unlöslich
1,30%. Der Rückstand besteht wieder aus feinem Quarz-
pulver und kohligen Teilchen. Der Magnesiagehalt ist
klein.
Kalkstein Ky, Horizont Cs, rechter Abhang der
Schlucht Chrustalnaia: unlöslich, 1,83%. Der Magnesia-
gehalt ist niedrig. Die quantitative und qualitative Analyse
der Kalke aus der Gruschewski-Neswetaiski-Mulde weisen
auf niedrigen Gehalt an Magnesium hin (Student Larıx in
meinem Laboratorium).
Über die chemische Zusammensetzung der meist kal-
kigen Knollen, die in den Kohlenflözen im Donetzbecken
gefunden sind, wird in dem Abschnitt „Kohle“ gesprochen
werden. Hinsichtlich der Kalke sei noch hinzugefügt, daß
sie sehr zum Übergang in Brauneisen oder Turiit neigen.
Diese Erscheinung kann auch von Verkieselung begleitet
sein. Auf die so entstandenen Eisenerze werde ich weiter
unten noch zurückkommen.
Hinsichtlich der Dolomite kann ich mich hier auf
wenige Worte beschränken. Echte Dolomite sind bei uns
in Oberkarbon, in Unterkarbon und besonders im Permo-
karbon vorhanden. Nur in der letzten Stufe sind sie in
der Bachmutmulde gut untersucht, sie sind dort paragene-
tisch sehr deutlich mit Salzablagerungen verbunden. Diese
Dolomite lasse ich hier jedoch außer Betracht.
Karbonische Dolomite sind wenig verbreitet, wenig be-
kannt und häufig mit Kalkstein verwechselt worden. Sie
sind in Staniza Perekopskaia, bei Kremenskaia am Don,
vielleicht auch bei Khutor Frolow am Flusse Artscheda
im Ust-Medwedizkibezirk des Dongebietes (also eigentlich
schon außerhalb des Donetzbeckens) angetroffen worden.
Diese Dolomite sind zur Fusulinenstufe des Oberkarbons
SR N. Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Mn
zu rechnen!?). Ein anderes Gebiet, wo Dolomite naclı-
gewiesen sind, sind die Unterkarbonablagerungen im Fluß-
system des Kalmius. Folgende drei Analysen charakteri-
sieren das Gestein dieser Fundorte:
Dorf Nowotroizkoie Von demselben Ort Dorf Stylla
Schlucht Buchala zweite Schicht, Dolomitischer-
Mandrykina liegt etwas tiefer Kalkstein
GalO,. 2220. 57,66%, 58,27 0), 27,14 0),
MECO, 2.2.0 4% 38,72 „ 37,57 „ 20,70 „
Al,O,+Fe,0,.. . 0,87 „ 1,30 „ 1,40 „
unlöslich in HC] . 1,85 „ 2,14 „ 50,39 „,
H,O und org, Subst. 0,88 „, 0,70 „ 0,52 „,
99,98 0/, 100,00 0], 100,15 0/,20)
Die Dolomitformel CaMgC;,O, fordert: 54,350%0 CaCO,
und 45,65%0 MgUO,;,. M. Noınskı hat nachgewiesen, daß
die dolomitisierten Kalke von Samarskaia Tuka immer
inhomogene Gemenge von Kalzit- und Dolomitkriställchen
sind. Für das Donetzbecken gilt wahrscheinlich das gleiche.
Lisenerze.?!)
Die Eisenerze des Donetzbeckens sind lange bekannt,
aber bis jetzt nur sehr wenig ausgebeutet. Sie finden sich
19) W, W. BOGATSCHEWw, Skizze der Geographie Jdes Wsewe-
likoie Woisko Donskoie (des großen donischen Heeres), Nuwo-
tscherkassk 1918, S. 33, 72, 75. Vgl. N. LEBEDEW, Bulletin du
Comite geologique, 1892, Bd. AL A. Pawrow, ebenda, 1904,
Bd. XNII 8. 463.
Die Untersuchung der Fusulinenkalke (über 59 Analysen
von Samarskaia Luka an der Wolga) hat gezeigt, Jdaß dort
besonders in den oberen Horizonten nicht nur Kalke, sondern
auch echte Dolomite sehr verbreitet sind. Darüber siehe die
vortreffliche Arbeit von M. NoInskI, „Samarskaia-Luka — eine
geologische Forschung“, Verhandl. d. Naturf. Ges. an der Uni-
versität Kasan, Bd. 45. Lief. 4—6, Kasın 1913. (Fin Band mit
“068 S., 6 Tafeln und 1 geol. Karte.)
20) Bull. du Comit@e gcologique, Petrograd 1916, Nr.1, Bd. 35,
‘
w
S c
.
L
rw ale
|
) Literatur: A. KanrınsKkt, Bull. du Comite geol., Bd. J,
1882. — Guide des excur. du VII Congres grol. intern., Peters-
burg 1897. — A. Terrisorew. Gornosawodskaia (Bergwirt-
schaftliche) Gazette, Charkow 1900, Nr. 7. — RK. BoGDANXoWI«CZ,
Die Eisenerze Rußlands, Petersburg 1911, S. 207—209. — Alle
bis jetzt erschienenen Erläuterungen zu den Blättern der Geol.
Spezialkarte des Donetzbecken, herausgegeben vom Russ. Geol.
Komitet. — P. Tschirwissky, Nutzbare Fossilien des südöst-
lichen Teiles des europäischen Rußlands, Rostow am Don 1919,
Ss. 27—29. — A. NIKoOLAEW, Wirtschaft des Donbeckens, 1922,
Nr. 3 (14), Ss. 35—42. — Mir steht außerdem noch unveröffent-
lichtes Material zur Verfürung.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
129
fast nur in wenig mächtigen Lagern, die sich nur ausnahms-
weise bis auf 4; km im Streichen verfolgen lassen. Meist
keilen sie früher aus und stellen nesterförmige Einlage-
rungen im karbonischen Muttergestein dar. Meist bestehen
sie aus Limonit- oder Turiitmassen, die in einigen Fällen
aus Spateisenstein umgewandelt sind, der auch in der Tiefe
gefunden ist. In anderen Fällen sind sie durch unmittel-
bare oberflächliche (?) Vererzung der Kalksteine entstan-
den. Das Muttergestein kann nicht nur Kalk sein, sondern
auch schiefrige Tone und Sandstein. Wir haben unter diesen
Eisenerzvorkommen also metasomatische Bildungen wie auch
echte Sedimente. Die mik:oskopische Untersuchung zeigt,
daß in der gleichmäßigen dichten braunen Erzmasse Ag-
gregate sowie auch einzelne Körner, Äderchen und andre
Ausscheidungen von sekundärem Quarz auftreten können.
Viele Erzstücke sind porös, was vielleicht auf metasoma-
tische Umwandlung hinweist.
Eisenerzeinlagen sind in allen drei Hauptstufen unseres
Karbons bekannt. Am meisten aber wohl an C, und C, ge-
bunden. Die Erze kommen im ganzen Gebiet des Donetz-
beckens vor. Vor dem letzten europäischen Kriege wurden
sie in schwachem Masse in Sulin verhüttet, wo ihre Lager-
stätte verhältnismäßig gut untersucht war. Es sind dort
insgesamt 19 flachfallende Schichten auf 3 km quer zum
Streichen gezählt worden. Das Erz erwies sich hier als
manganhaltig, und stellenweise wurden auch in Nestern
fast reine Manganerze angetroffen.°?) Aus nachstehenden
Analysen ergibt sich die Zusammensetzung dieser Erze aus
der Umgebung von Sulin.
Fe Mn CaO unlösliches
Fedorowski-Schicht . . 44,51, — —_ 26,00 9/,
60,46 „, — _ 15,40 „,
39,06 „ _ 8,670), 22,96 „
36,39 „, _ 9,37 „ 20,02 ‚,
Manganhaltige Schicht . 47,60 „, 3,17%, — 10,80 „
48,19 „ 5,10 „ — 9,62 „
14,75 „ 20,34 „, — 26,72 „
29,20 ‚, 3,63 „ — 36,96 „,
Sachariewski-Schicht . 38,63 „, _ 2,71, 28,36 „
’ ” — 7, ” 34,38 „”
53,88 ‚, — — 5,22 „
41,28 „, — 8,00 ‚, 14,16 „,
?2) Hinsichtlich der Genesis vgl. die Ansichten von
J. H. L. VocT über Manganwiesenerz und über das Verhältnis
zwischen Eisen und Mangan in den See- und Wiesenerzen.
Zeitschr. f. prakt. Geol., Berlin 1906, S. 217 ff.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1985. 9
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
122
und manchmal nur künstlich von diesen zu trennen. An
die Schiefer schließen sich auch weiße tonähnliche Ober-
flächenbildungen, sogenannte ‚„Melowka“, sowie violette
eisen- und manganschüssige Schiefer an. Die Platten
einiger Sandschiefer sind sehr fest, andere wieder viel
weicher, besonders im feuchten Zustande. In folgendem gebe
ich die Beschreibung eines Stückes Sandschiefer, das un-
weit von Nowopawlowka gesammelt ist (Nr. 60 meiner
Sammlung). Farbe bräunlich-grau. Spez. Gewicht 2,54 bei
18°C. 1 cbm = 2,54 t. Wasserkapazität 3,34% nach Ge-
wicht, 8,28% nach Volumen. Eine Analyse von N. STAssE-
wıicz hat ergeben:
Glühverlust . . . 4,87%
SiO,. . 2... 6751 „
ARO: .: 20.0.2... 21,82 „
FO, 2.2... 2321,
CaD. . . 0.2... 112,
MO ...2... 112,
Alkalien usw. . . 1,35 „
100,00 9;,
Daraus ist zu ersehen, daß die Zusammensetzung dieses
Schiefers nur verhältnismäßig wenig von der des oben be-
schriebenen schiefrigen, glimmerigtonigen Sandsteins (Nr. 56
meiner Sammlung) abweicht. Die dunklen Tonschicfer, die
kleine Mengen von kohliger Substanz enthalten, zeigen
rhomboedrische Absonderungen, die auf ihren Flächen von
Eisenhydroxyd bräunlich gefärbt sind. In den Aufschlüssen
zerbröckeln sio zu kleinen Plättchen, Splittern und Stäb-
chen und nehmen dabei cine hellere (graue statt
schwarze) Färbung an. Die Schiefer können Knollen-,
Linsen- und schichtartige Einlagerungen von etwas festerem
schwererem, aber der Zusammensetzung nach verwandtem
Material einschließen. Für solche graue Konkretionen habe
ich ein spezifisches Gewicht von 2,82 bei 11°C. festgestellt.
Die gewöhnliche Dicke der Plättchen des Tonschiefers be-
trägt 2—3—5 mm.
Im Dünnschliff sicht man in wenig durchsichtiger
schmutzigschwarzer Masse kleine Quarzkörner, meist orien-
tiert gelegene Muskowitblättchen und anderes. In dem
Tonschiefer trifft man gut erhaltene Pflanzenreste, die von
M. ZALESSKI eingehend untersucht und trefflich abgebildet
sind. Die Tonschiefer können, wie Grubenarbeiten zeigen,
zuweilen unter dem Einfluß des Wassers quellen, weich
werden und Einbrüche verursachen. Die Eigenschaften eines
Original from
ze Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
123
schwarzen Tonschiefers aus der Umgebung von Nowopaw-
lowka (Nr. 27 meiner Sammlung) sind folgende: Spez. Gew.
2,64 bei 14°C. 1 cbm = 2,64 t. Wasserkapazität nach Ge-
wicht 2,86%, nach Volumen 7,55%. Eine Analyse von
D. Dıoniıssıew ergab:
Glühverlustt . . ......6319%
BIOS: u a ar et DO 5
AuO, 2 22.2.2022.2996 .
FO, .. 20.202000. 83,35 „
Ca ....2.. . 0,43 „
MEO-: 2.5.20. 8 u e Kl,
Alkalien und anderes . . 1,83 „
100,00 P|,
Eine eigenartige Veränderung des Schiefers durch Ver-
witterung stellt die sogenannte „Melowka“ dar (Mel =
Kreide). So nennen die Bergleute das weiße oder grauweiße,
selten rotbräunliche tonartige Gestein, das oft in Schluchten
zutage tritt und die Unterlage von ganz verwitterten Kohlen-
flözen bildet. Das Flöz kann sich dabei zur Tagesoberfläche
hin ganz auskeilen. Gräbt man der Melowka nach, so findet
man leicht das unveränderte Kohlenflöz sowie den Schiefer,
aus dem die Melowka entstanden ist. Die Melowka ist
durch Einwirkung von Kohlensäure und Humussäuren bei
der Verwitterung der Koh!en auf die unteriie;senden “chiefer
sowie auf tonige Karbonsandsteine entstanden. Sie ist
ziemlich schwer zu schmelzen (etwa 1300°; vgl. Under-
clay). Eine Probe (z. T. von sekundärer Lagerstätte) aus
der Umgebung der Stadt Sulin hatte folgende Durchschnitts-
zusammensetzung:
SIO, . . . 63,620;
Al,O,. . .. 23,78 „
F&,0,;,. . .. 327,
GO ...09 ,
MgO . ..065 „
H,O: 0... 28 5
38,53%,
Die Tonschiefer sind in der Nälie der Kohlenflöze ver-
hältnismäßig reich an Kohlensubstanz und können mit den
Kohlenflözen in mannigfacher Weise wechsellagern. Hier
sind meist auch Pyritausscheidungen, bald derb, bald gut,
meist als Würfel kristallisiert zu finden. Die Verwitterungs-
produkte des Pyrits (Eisensulfate und Schwefelsäure) wer-
den vom Grundwasser gelöst, was die Arbeit der Pumpen
sehr ungünstig beeinflußt. Über die Zusammensetzung der
Grubenwasser im Donetzbecken wird von mir an anderer
Stelle berichtet werden.
SR . Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_ 126
dären Quarz nur in ganz geringer Menge. Man kann
dieses Mineral nur dann sicher nachweisen, wenn man
das Gestein in Salzsäure löst und den Rückstand, der
auch schwarze amorphe Substanz enthält, längere Zeit
auf Urgläsern schlämmt. Man erhält dann ein weißes
kristallinisches Pulver von reiner Kieselsäure. Ähnliches
fand ich auch bei dem schwarzen Kalkstein K, aus dem
Horizont C;5 (Schlucht Wodianaia). Hier waren die Kriställ-
chen oft etwa 0,04 x 0,016 mm groß. Kristalle von
etwa 0,06x0,03 mm Größe sind schon selten gemessen
worden. Nach meiner Analyse hat der Kalk folgende
Zusammensetzung:
In HCI unlöslich. . . . 1,18%, (on iokeantsshehe Bioifen
« .. - Y n
a nee. sind also höchstens 0,29%
.00. ’ ” vornangen
AlL,O, + F%,0, Pe er 0,71 „
MNON see Ber nicht vorhanden
BI ern . 53,100/ j
CO, (berechnet) . . . . 42,20, 2,9070, CB 005
MIO naar 0,63 „
CO, (berechnet) .... 0,89, 1,32 „ MBCO;
SOG ra na er . nicht vorhanden
P, Ö, BR en ae de Pe an nicht vorhanden
100,009,
Spez. Gew. 2,67 bei 18°C., 1 cbm = 2,67 t. Wasser-
kapazität nach Gewicht 0,920%%, nach ‚Volumen 2,46%. Der
Kalk aus der Schlucht Ostapowa (Seitental der Schlucht
Sakutenia, beide unweit von Nowopawlowka) enthält er-
heblich mehr unlöslichen Rückstand, nämlich 24,10%13). Letz-
terer besteht hauptsächlich aus Quarz (97,980), weiter aus
kohliger Substanz (höchstens 0,63%), Eisenoxyd und Alu-
miniumoxyd. Der lösliche Teil zeigt nach meiner Analyse
folgende re
Fe,0, + Al,O,. . . 2,53%,
CaO
ee 36,14 „ Fr ee
CO, (berechnet) . . 28,40, \ 64,549), CaCO,
MO 22... 3,87 „,
CO, (berechnet) . . 4.26. | 8,13 „ MgCO,
99,30%),
18) Stückchen von diesem Kalk, mit heißer Salzsäure be-
handelt, lassen nach Aufhören des PBrausens echte Pseudo-
morphosen erkennen, die mit dem Glasstab zerdrückt werden
können. Sie bestehen aus einem sehr feinen kristallinischen
Gerüst, dessen Kristallindividuen eine Größe von 0.004—0,008 mm
haben, und aus schwarzer, kohliger Substanz. Alles dies weist
darauf hin, daß hier die Verkieselung sehr gleichmäßig Vor-
geschritten war.
SE Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
127
Spez. Gew. 2,74 bei 12°C, Lcbm = 2,74 t. Was:er-
kapazität nach Gewicht 0,13%, nach Volumen 0,36%.
Kalkstein G, (Nr. 53 meiner Sammlung). Schwarz und
dicht, ist aber stark umgewandelt: 60,90%. unlösliches auf
dem Filter gewogen, nach dem Glühen 59,9%. Er ritzt
das Glas.
Kalkstein I, aus dem Horizont C,* der Schlucht Dol-
schik: Unl. 2,91% (2,89% nach dem Glühen). Rück-
stand besteht aus feinem Quarzpulver und kohliger Sub-
stanz. Der Magnesiagehalt ist niedrig.
Kalkstein I, aus der Schlucht Dolschik: unlöslich
1,30%. Der Rückstand besteht wieder aus feinem Quarz
pulver und kohligen Teilchen. Der Magnesiagehalt ist
klein.
Kalkstein Ky, Horizont (C,’, rechter Abhang der
Schlucht Chrustalnaia: unlöslich, 1,83%. Der Magnesia-
gehalt ist niedrig. Die quantitative und qualitative Analyse
der Kalke aus der Gruschewski-Neswetaiski-Mulde weisen
auf niedrigen Gehalt an Magnesium hin (Student Larıy in
meinem Laboratorium).
Über die chemische Zusammensetzung der meist kal-
kigen Knollen, die in den Kohlenflözen im Donetzbecken
gefunden sind, wird in dem Abschnitt „Koble' gesprochen
werden. Hinsichtlich der Kalke sei noch hinzugefügt, daß
sie sehr zum Übergang in Brauneisen oder Turiit neigen.
Diese Erscheinung kann auch von Verkieselung begleitet
sein. Auf die so entstandenen Eisenerze werde ich weiter
unten noch zurückkommen.
Hinsichtlich der Dolomite kann ich mich hier auf
wenige Worte beschränken. Echte Dolomite sind bei uns
in Oberkarbon, in Unterkarbon und besonders im Permo-
karbon vorhanden. Nur in der letzten Stufe sind sie in
der Bachmutmulde gut untersucht, sie sind dort paragene-
tisch sehr deutlich mit Salzablagerungen verbunden. Diese
Dolomite lasse ich hier jedoch außer Betracht.
Karbonische Dolomite sind wenig verbreitet, wenig be-
kannt und häufig mit Kalkstein verwechselt worden. Sie
sind in Staniza Perekopskaia, bei Kremenskaia am Don,
vielleicht auch bei Khutor Frolow am Flusse Artscheda
im Ust-Medwedizkibezirk des Dongebietes (also eigentlich
schon außerhalb des Donetzbeckens) angetroffen worden.
Diese Dolomite sind zur Fusulinenstufe des Oberkarbons
SR Fa Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
128
zu rechnen!?). Ein anderes Gebiet, wo Dolomite nach-
gewiesen sind, sind die Unterkarbonablagerungen im Fluß-
system des Kalmius. Folgende drei Analysen charakteri-
sieren das Gestein dieser Fundorte:
Dorf Nowotroizkoie Von demselben Ort Dorf Stylia
Schlucht Buchaia zweite Schicht, Dolomitischer.
Mandrykina liegt etwas tiefer Kalkstein
GO, rei 57,66 0), 58,279, 27,14 0/,
. Sr Be, As u 38,72 „ 37,57 „ 20,70 „
“s Fe,O 0,87 „ 1,30 „ 1,40 „,
aloe mc: 1,85", 214. 60.39 ".
H,O und org. Subst. 0,88 „, 0,70 „ 0,52 „
99,98 %/, 100,00 %/, 100,15 9/,20)
Die Dolomitformel CaMgC,O, fordert: 54,35% CaCO,
und 45,65% MgCO,. M. Noınskı hat nachgewiesen, daß
die dolomitisierten Kalke von Samarskaia Luka immer
inhomogene Gemenge von Kalzit- und Dolomitkriställchen
sind. Für das Donetzbecken gilt wahrscheinlich das gleiche.
Eisenerze.?)
Die Eisenerze des Donetzbeckens sind lange bekannt,
aber bis jetzt nur sehr wenig ausgebeutet. Sie finden sich
19) W, W. BOGATSCHEw, Skizze der Geographie des Wsewe-
likoie Woisko Donskoie (des großen donischen Heeres), Nowo-
tscherkassk 1918, S. 33, 72, 75. Vgl. N. LEBEDEw, Bulletin du
Comite geologique, 1892, Bd. XI. A. PAWLOW, ebenda, 1904,
Bd. XXIL S. 463.
Die Untersuchung der Fusulinenkalke (über 50 Analysen
von Samarskaia Luka an der Wolga) hat gezeigt, daß dort
besonders in den oberen Horizonten nicht nur Kalke, sondern
auch echte Dolomite sehr verbreitet sind. Darüber siehe die
vortreffliche Arbeit von M. NoıxskI, „Samarskaia-Luka — eine
geologische Forschung“, Verhandl. d. Naturf. Ges. an der Uni-
versität Kasan, Bd. 45, Lief. 4—6, Kasın 1913. (Ein Band mit
168 S., 6 Tafeln und 1 geol. Karte.)
20) Bull. du Oomite geologique, Petrograd 1916, Nr.1, Bd. 35,
S. 272.
21) Literatur: A. Karrınskı, Bull. du Comite geol.,, Bd. I,
1882. — Guide des excur. du VII Congres geöol. intern., Peters-
burg 1897. — A. Terrigorew. Gornosawodskaia (Bergwirt-
schaftliche) Gazette, Charkow 1900, Nr. 7. — K. BoGDAanoWwiIcz,
Die Eisenerze Rußlands, Petersburg 1911, S. 207—209. — Alle
bis jetzt erschienenen Erläuterungen zu den Blättern der Geol.
Spezialkarte des Donetzbecken, herausgegeben vom Russ. Geol.
Komitet. — P. Tscaıkwinsky, Nutzbare Fossilien des südöst-
lichen Teiles des europäischen Rußlands, Rostow am Don 1919,
S. 27—29. — A. NıkoLanew, Wirtschaft des Donbeckens, 1922,
Nr. 3 (14), S. 35—42. — Mir steht außerdem noch unveröffent-
lichtes Material zur Verfügung.
Original from
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129
fast nur in wenig mächtigen Lagern, die sich nur ausnahms-
weisse bis auf 4; km im Streichen verfolgen lassen. Meist
keilen sie früher aus und stellen nesterförmige Einlage-
rungen im karbonischen Muttergestein dar. Meist bestehen
sie aus Limonit- oder Turiitmassen, die in einigen Fällen
aus Spateisenstein umgewandelt sind, der auch in der Tiefe
gefunden ist. In anderen Fällen sind sie durch unmittel-
bare oberflächliche (?) Vererzung der Kalksteine entstan-
den. Das Muttergestein kann nicht nur Kalk sein, sondern
auch schiefrige Tone und Sandstein. Wir haben unter diesen
Eisenerzvorkommen also metasomatische Bildungen wie auch
echte Sedimente. Die mik:oskopische Untersuchung zeigt,
daß in der gleichmäßigen dichten braunen Erzmasse Ag-
gregate sowie auch einzelne Körner, Äderchen und andre
Ausscheidungen von sekundärem Quarz auftreten können.
Viele Erzstücke sind porös, was vielleicht auf metasoma-
tische Umwandlung hinweist.
Eisenerzeinlagen sind in allen drei Hauptstufen unseres
Karbons bekannt. Am meisten aber wohl an C, und C, ge-
bunden. Die Erze kommen im ganzen Gebiet des Donetz-
beckkens vor. Vor dem letzten europäischen Kriege wurden
sie in schwachem Masse in Sulin verhüttet, wo ihre Lager-
stätte verhältnismäßig gut untersucht war. Es sind dort
insgesamt 19 flachfallende Schichten auf 3 km quer zum
Streichen gezählt worden. Das Erz erwies sich hier als
manganhaltig, und stellenweise wurden auch in Nestern
fast reine Manganerze angetroffen.??) Aus nachstehenden
Analysen ergibt sich die Zusammensetzung dieser Erze aus
der Umgebung von Sulin.
Fe Mn CaO unlösliches
Fedorowski-Schicht . . 44,510, — —_ 26,00 9%,
60,46 „, — _ 15,40 „,
39,56 „, ._ 8,670), 22,96 „
36,39 „, _ 9,37 „ 20,02 „
Manganhaltige Schicht . 47,60 „, 3,17%, _ 10,80 „,
48,19 „, 5,10 „, u 9,62 „
14,75 „ 20.34 4 _ 26,72
29,20 „ 3,63 „ —_ 36,96 „,
Sachariewski-Schicht . 38,63 „, _— 2,71, 28,36 „,
29,23 „ — 7,73 „ 34,38 „
53,88 „, — _ 5,22 „
41,28 „, —_ 8,00 „ 14,16 „,
2%) Hinsichtlich der Genesis vgl. die Ansichten von
J. H. L. Voor über Manganwiesenerz und über das Verhältnis
zwischen Eisen und Mangan in den See- und Wiesenerzen.
Zeitschr. f. prakt. Geol., Berlin 1906, S. 217 ff.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1935. I
Original from
Aalen) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
130
Die vermutlichen Vorräte in der Sadkowskaia-Mulde
bei Sulin betragen gegen 330 Millionen Tonnen. Aus vielen
Erzanalysen von anderen Orten des Beckens seien noch
folgende angeführt:
Vererzter Kalkstein Vererzter Kalkstein
K, K,
a b a b
unlösliches . 20,62%), 26,35 9, 5,120), 10,250,,
Al,O, 0,60 „, — 2,05 —
Fe,O, 67,77 u». 64,75 „ 80,68 „ 77,42 ,
Be re he a rer SONO 0.07 „ 0,04 „, 0,04 „,
Po 2.2.8 = 8.2 5 2.009, O,11 ,, 0,24 „, 0,22 „,
Mn,0, . ......026 „ Spur . Spur Spur
Ti 6 Spur Spur Spur Spur
H,O . 5. % > 10,81; 8,76 „ 11,60 „ 11,51 „
99,710), 100,049, 99,73%, 99,44 %g
Metallisches Eisen 47,38%),
45,38 0],
56,48 9),
54,19 9,
Ein niedriger Gehalt an Phosphorsäure charakterisiert
nach DE LAuxAY die metasomatischen Eisenerzbildungen,
nicht aber primäre sedimentäre Erze, die dazegen reich an
Phosphor sind?!). Diese Behauptung stimmt mit den oben
angeführten Zahlen überein.
Die Erze begleiten die Kohlenflöze der Stscherbinowo-
Nowopawlowski-Mulde, die eigentlich zur Kalmius-Toretzki-
Mulde gehört. Sie sind hier bei Michailowka, Wolynzowka,
Sofiewka und einigen
anderen Orten nachgewiesen.
Vom
genetischen Standpunkte aus ist der Zusammenhang mit
gewissen oben erwähnten eisenschüssigen Schiefern,
im Hangenden einiger Kohlenflöze vorkommen,
Zum Vergleich kann ich hier die Ergebnisse
teresse.
die
In-
von
von
Analysen des Schicfers, meist von grauer oder grauschwarzer
Farbe von O. KARAPETIAN aus dem Hangenden und Liegen-
den der Kohlenflöze Belgiens anführen.) In der ersten
Analysenreihe hat Herr KarAarETIAN für jede Gruppe 37
Eisenbestimmungen gemacht.
daß der hangende Schiefer
Dabei hat sich herausgestellt,
im Mittel 7,12% Eisen und der
23) Diese Erze sind unweit vom Dorfe Dolschik, Blatt VII. 27,
Dolschanski-Anthrazitgebiet gesammelt.
Metallogenie, Paris 1913, Bd. II,
21) De Launay, Traite de
S. 292—300, 413. — Siehe auch Fr. SLAavıK, „Der Phosphorgehalt
der Eisenerze im Böhmischen Untersilur“, Bergbau und Hütte,
1918, Heft 5. — Reicher an Phosphor (bis 3,47%) sind unsere
Erze aus dem Unterkarbon, wo sie Nester im Kalk bilden.
25) O. KARAPETIAN, Annales de la Societ® geol. de Belgique,
Bd. 39, Lüttich 1912, S. 303—323.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by Goügle
131
Sohischiefer nur 3,85 % enthält. In der zweiten Analysen-
reihe für ein Bohrloch in Vaudress hat er entsprechende
Werte von 4,14 und 2,2400 Fe gefunden, in der dritten
(Bohrloch in Harmignies, Durchschnittswert aus 34 Ana-
Ivsen) 3,80% bzw. 2,01% Fe. Worin dieser Unterschied
begründet ist, erscheint mir noch als offene, wenn auch
schon mehrmals als rein theoreiisch erörterte Fraze’”).
Kohlen. °')
Unsere Steinkohlen zeigen verschiedene Eigenschaften
und können mehr oder weniger befriedigend auf alle Grup-
pen von GRUNER verteilt werden. Es sind durchweg Humus-
kohlen im Sinne von H. Poronı&. Die matten Schichten
unserer Kohle bestehen hauptsächlich aus verkohltem Holz-
stoff und Periderm von Lepidophyten (Faserkohle), die
elänzenden Teile meist aus den Resten von Rinde, Blättern,
Früchten, Sporen und Samen. Letzteres ist aber nicht so
licht und sicher zu beweisen. Die Anthrazite, die hier be-
sonders in Betracht kommen, lassen unter dem Mikroskop
nur wenig erkennen, auch wenn sie vorher chemisch be-
handelt werden. D. M. ZaırLessky hat in Dünnschliffen der
Gaskohle des Zentralareals (Hauptantiklinale) des Donetz-
beckens beobachtet, daß sie fast ausschließlich aus einer
bräunlichen Grundmasse mit darin einzeschlossenen Stück-
chen und verkohltem Holzstoff und von Periderm bestehen.
Diese Grundmasse zeigt eine Bänderung und eine eigen-
artire Wabenstruktur. Diese Kohlen glänzen, obwohl sie
aus der bräunlichen Grundmasse bestehen, lebhaft, wo
Ansscheidungen von Holzstoff und Reste von Periderm
vorhanden sind, sehen sie dagegen matt aus. Sporen fehlen
in der humosen Grundmasse meist ganz. Selten sind aber
auch solche Gaskohlen gefunden worden, in denen Spoven
in großer Menge vorhanden sind. Das trifft z. B. für einige
2°) Siehe z.B. STAINIER, Bull. Soc. beige de geolog.. Bd. 25
(Sitzung vom 21.2.1911).
=") Als literarische Quellen müssen hier besonders genannt
werden: M. D. ZaLEssKY, „Grundriß de: Entstehung der Kohlen“,
Petrograd 1914 (94S mit 10 Tafeln Photograph en). — J. S’HRÖDER.
„Die Donetzkohlen, ihr Bestand und Eigenschaft«n“. Petersburg
1%9, 115 S. — B. MEFFERT, „Über Verwitterung der Kohle“,
Verhandl. d. geol. Komitets, Lief. 60, Petersburg 1914. — Der-
selbe, „Fossile Kohlen des Donetzbeckens“. Lief. 1. Di2 Kohlen
ies Zentralareals, Charkow 1915. — „Donetzanthrazit und seine
technische Verwertung“, herausgegeben unter Leitung von
M. Ter. Davypow, Charkow 1915 6853 S.).
9*
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132
Kohlen des Almasgrubenfeldes zu (Almas
= Diamant). Aus
der großen Zahl der Kohlenanalysen des Donetzbeckens
seien nur einige angeführt:
1. Fettkohle, Grube Werowka, nördliches Flöz
Nr. 4, ungewaschen.
1. Elementar- 2. Auf organische
analsyse Substanz umgerechnet
IBIE Wasser . . 0,85%], —
C De 81,55 „ 91,179),
en ee ee 4,04 „ 4,52 „
Asche . RUE 9,89 „ ==
flüchtiger Schwetel . 1,08 „ —
O+-N....2... 3,44 „ 4,319,
Organisehe Substanz 89,44 „, —
Technische Analyse
flüchtige Bestandteile... 141 9%
Koks nach Abzug der Asche 76,28 ,,
Asche . ..... ; 960 „
Schwefel (gesamt). . .. . 1,24
Schwefel (flüchtig) . . . . 1.08
Verbrennungswärme 1897 Cal.
2. Fettkohle,
Grube
Sophiewka, gewaschen.
1. Elementar- 2, Auforganische
analyse Substanz umgerechnet
Hygrosk. Wasser . 0,829; _
N Br iR rare 85,33 „ 90,190),
H. Ben Se u ce 4,30 „ 4,54 „
Asche ie : 4,43 „ —_
flüchtiger Schwefel . 1,53 ‚, —
O+N... ; 4,411 „, 5,27 „,
Organische Substanz 94,61 „ —
Technische Analyse:
flüchtige Bestandteile . . . 18,459;
Koks nach Abzug der Asche 11.395
Asche ... re ur 4,16 „
Schwefel (gesamt). Fer 1,82 „
Schwefel (flüchtig) . 1,53 „
Verbrennungswärme 8467 Cal.
Unsere Fett- und Magerkohlen (Anthrazite) enthalten
überhaupt ziemlich viel Schwefel, was aus nachstehenden
Werten zu ersehen ist.
Die Kohlen von den Gruben des
Gebietes Gorlowka haben nachstehenden Schwefelgehalt:
4,870],
3,33,
2,3
1,15 „,
0,85 ,,
4,05 „,
Digitized by Goögle
1,40%, 1,20°;,
2,14 „ 1,27
1,80 ‚, 4,85 „
2,87 „ 4,94 ,,
1,76 ” 2,06 „
1;72.,5; 4,29 „, USW.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
im Anthrazit aus dem Samtchalow-Sulin-Gebiet findet
sich 2,83—3,27%0 Schwefel, in den Anthraziten des Gru-
schewsko-Wlassowskigebiet (0,33) 2,13—4,74% Schwefel. Ge-
wöhnlich wird eine Zunahme des Aschengehaltes von einer
Vermehrung des Schwefelgehaltes begleitet, der meist an
Pyrit (oder Melnikowit?) gebunden ist. Dementsprechend
enthalten die Abarten der Kohle im Zentralfelde (Gor-
lowka) mit einem Aschengehalt von weniger als 5% im
Durchschnitt 1,95% Schwefel, die Kohlen mit Aschengehalt
von 5—100%o im Durchschnitt 3,15% Schwefel und solche
mit 10—15%0 Asche im Mittel 3,4500 Schwefel. Folgende
Analysen charakterisieren die Zusammensetzung der An-
thrazite aus ihren wichtigsten Verrbreitungsgebieten des
Donetzbeckens.
& | In organischer Substanz
®
Revier 3 re | Heizwert
vie oO |tige Be- „Wer
D Istand- C H | O+N
teile
2
°
°%o %o %o %/o
Tschistiakowski . [5,18] 1,35 8287 Cal
Bokowo-Chrustalski [3,79 | 1,52 8287 ,,
Dsischanski . . . 15,59 12,36 8149 „,
Sımtschalowo-
Sulinski. . . . 18,46 12,69 8läl „
Gruschewski. . . []5,95 12,61 8136 „,
Fettkohlen aus dem Bezirk Gorlowka haben im Durch-
schnitt folgende Heizwerte:
Gaskohlen, 2. Gruppe GRUNERS, 8285 Cal.
Schmiedekohlen, 3. Gruppe GRUNERS, 8331 Cal.
Kokskohlen, 4. Gruppe GRUNERS, 8535 Cal.
Grubengas entwickelt sich in erster Linie in Fett-
kohlen, ist aber auch den Anthrazitgruben nicht ganz
fremd. Es gibt im Donetzbecken Gruben, wo die Gaüs-
entwicklung 76,2 cbm auf eine Tonne der täglichen Kohlen-
gewinnung beträgt. Gruben mit 20—30 cbm Gasentwick-
lung auf eine Tonne Förderung sind aber schon häufig zu
finden. Die Gesamtgasentwicklung in großen Gruben, wie
z.B. der Jasinowatzki-Grube, beträgt 22000 cbm.
Vom genetischen Standpunkte ist die Natur des Liegen-
den und Hanzenden der Kohlenflöüze sowie der manchmal
vorhandenen Einlagerungen in der Kohle von Interesse.
ER N. Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
134
Das Hangence bilden verschiedene Schiefer, Sandsteine und
seltener Kalk. Manchmal sind hier auch aufrechte Baum-
stämme gefunden worden. Als Unterlage des Kohlenflözes
trifft man fast immer ein Gestein mit vielen Stigmaria-
resten, sogenannter „Kutscheriawtschik“ der Bergleute
(„kutscheriawi“ bedeutet kraus; kraushaarig). Nur selten
fehlen die Stigmarien gänzlich. Die Unterlage besteht meist
aus Sandstein, weiter aus Schiefer, Ton oder noch seltener
aus Kalk. Wechsellagerung von Kohlensubstanz in den
Flözen mit Schiefer oder Sandstein ist sehr verbreitet. Auch
konkretionäre Bildungen (Knollen) mit Pflanzenresten sind
in den Flözen gefunden worden. Solche Coal .balls hat ZA-
LESSKI entdeckt. Ihre Gestalt, Größe, sowie auch ihre
chemische Zusammensetzung ist verschieden, kalkhaltige
Knollen liegen in einigen Fällen nicht unmittelbar in Jder
Kohle, sondern in kohligem Gestein, das die Bergleute
„Prissucha“ nennen. (Abgeleitet von dem Worte „Prissy-
chat“ d. h. antrocknen.) Dieses Gestein hat B. KArrow
analysiert und darin 39,90 %o Kohlensubstanz gefunden. Die
mineralische Substanz war sehr kieselsäurereich Si O, 93 0,
ABO,--Fe,0, 2,63% und CaO 1,530.
Analysen von Knollen von verschiedenen Fundorten
ergaben:
CaCO, . 2.2... 80,509%% 56,18 0), 72,96 9!,
MgC Ö, re Dal, 5,48 „, 9,80 „
FeCoO, u — — -—
FeS, 2.2.80. 10,938 5 37,58 „ 14,75 „
FeO, See MIR, — —
P, 0, . .. 016, _ —
SiO + al, O, >: 20,20, 0,07 „ 0.98 „,
H,O und Kohlige
Substanz ee 2,67 „ Er —
100,00 0), 99,31%, 98,49 0),
Knollen mit hohem Kieselsäuregehalt sind in einem
Flöz der Gorlowski-Grube in großer Menge gefunden wor-
den. Sie bestehen aus Siderit-Sphärolithen, die mit kiesel-
säurehaltigein Zement verkittet sind. Eine Analyse von
A. NIKOLAIEW ergab folgendes:
SIO, 220202.830,45 a
A1L,O, + Fe, Ö, 2 F e 0 2 u. 42,805,
Cao ee ng ur RER 2
NE u ee eg 1,80 „,
SO. % a ee
Glühverlust 2. 20 20 20202...719797 .
YI,700,
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135
Durch Salzsäure wurden gelöst:
F80,;, .. 2.220. 27,670),
Ca. ...n. et ran AB
MeO tn 1@ 1,48 „
CO, wurde besonders bestimmt zu 9,55 „
Daraus berechnet sich die heutige Zusammensetzung
ohn? Quarz, Ton und kohligen Bestand:
FeCO, 11,40%. Fe:0, 22,400. Gips 0,6%, CaCO, 1,2%,9
und MgUO, 3,8°%.
Die Knollen aus dem Hangenden des Flözes Tolsti
von Schacht I der Grube Gorlowka erwiesen sich sehr
reich an Siderit:
Pet, 3 0.5 2. 8% 28000]
CI a ee er
MgCO, ö 3,00 „,
MnCO, ee et 1,04 „
Boss 0. ee eg —
ALO, . Er ne ae re: ALTER:
H,O und organische Substanz . 1,81 „
100,00 9),
Diese verschiedenen Knollen und „Prissucha‘‘ sind
meiner Meinung nach Sapropelitbildungen.
Die Kolilenproduktion des Donetzbeckens in den ver-
schiedenen Jahren ergibt sich aus der nachstehenden Zu-
sammenstellung, abgerundet in Millionen Tonnen.
1860 0,1 1915 26,6
1870 0,3 1916 28,7 (maximum)
1880 1,4 1917 24,7
1890 3,0 nach der Revolution
1900 11,0 1918 8,9
1910 16,7 1919 5,5
1011 19,9 1920 4,6
1813 25,7 1921 b,8
1914 28.1
Am meisten werden die Kokskohlen abrebaut, wie
sich aus der nachfolgenden Übersicht für 1915 ergibt:
Flüchtige Bestund- 0. der (Gresamt-
Nach Gruner teile : förderung
I. Flammkohle . . 37,6 — 50,10;, 17,69,
II Gaskohlle . . . 2307 — 374 „ De
III. Schmiedekohle . 26,4 — 30,6 „, 88 „
IV, Kokskohle ....12,4 — 235 ,, 46.7 ,,
Yv Magerkohle . 10,2 — 20,3 „ 3,0 „
5 Anthrazit. . 4.2 11,2, 185 ;;
Die geolosische Verbreitung der Fettkohlen und der
Anthrazite, einschließlich der sorenannten Halbanthrazite,
Original from
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136
hat zum ersten Male auf einer Karte in großen Zügen
L. Lutucın dargestellt?). Die Fettkohlen sind im westlich-
sten Teile sowie am nördlichsten Rande des Beckens ver-
breitet. Ihre Vorräte sind kleiner als die der Anthrazite,
die entschieden vorherrschen (siehe unten). Die systema-
tische Untersuchung der Kohlen aus allen abbauwürdigen
Flözen des ganzen Beckens wird schon seit einigen Jahren
nach dem umfangreichen Programm des Geologischen Ko-
mitets ausgeführt??). Die ersten Ergebnisse dieser Unter-
suchungen hat schon B. MEFFERT veröffentlicht ®). Un-
abhängig von diesen Untersuchungen, die für Geologen und
für Bergleute gleich wichtig sind, sind ähnliche Unter-
suchungen von den Dozenten des Donischen Polytechnikums
in Nowotscherkassk W. AUERBACH, S. WOLOGDIN, P. GREB-
nkw und S. Bykow durchgeführt worden. Das Ergebnis
liegt zur Drucklegung fertig vor und wird hoffentlich bald
veröffentlicht werden. Die ältesten Steinkohlenflöze liegen
in C,, die jüngsten in den unteren Horizonten des Permo-
karbons. Im ganzen enthält das produktive Paläozoicum an
200 einzelne Flöze, wobei auf das Mittelkarbon C, etwa 100
bis 115 Flöze, auf das Oberkarbon C, 50—70 und der Best
auf C, und das Permokarbon PC entfallen. Viele Flöze
lassen sich durch das ganze Becken verfolgen. Andere
dagegen keilen sich ganz aus, verdoppeln sich usw. Im
Streichen ändert sich die Mächtigkeit desselben Flözes oft,
und nicht selten lohnt sich die Gewinnung eines Flözes, das
an einem Orte abbauwürdig ist, an einem anderen nicht
mehr.
Die Mächtigkeit der Kohlenflöze schwankt von 0,01 m
bis (schon selten) 15 m. Als abbauwürdig gelten Flöze,
die nicht dünner als 0,53 m (= 12 Werschok) sind. Hierzu
müssen 30—40 Flöze gerechnet werden. Sie sind haupt-
25) L. Lurtucın, „Das Donetzkohlenbecken als eine Quelle
des Brennmaterials“, Charkow 1900, Vortrar auf der 24. Ver-
sammlung der Bergleute des südlichen Rußlands. Neudruck bei
E. ErKın, „Handbuch für «das Donetzbecken“, Charkow. Die
Verteilung der Kohlen nach allen fünf Gruppen ist auf der
großen Karte von M. PonomMoREew, Charkow 1919, (1 Zoll =
6 Werst) aufgetragen.
29) Bull. du Oomite geol.. Tetersburg, Bd. XXXII, Protokoll
Nr. 8.
0) Vgl. das oben erwähnte Buch von MEFFERT über die
Kohlen des zentralen Areals. Mit diesen Untersuchungen steht
seine inhaltsreiche Untersuchung über Verwitterung der Kohlen
einer Grube des Donetzbeckens im Zusammenhang, auf die
ich hier nicht näher eingehen kann.
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137
sächlich in den Horizonten C,, C,5, Cy‘, und Cs! einge-
lagert. Die Gesamtmächtigkeit dieses produktiven Ab-
schnittes des Beckens erreicht 2400—2600 m.
Die Kohleführung einzelner wichtiger Horizonte ergibt
sich aus folgenden Werten:
Gesamtmächtigkeit der
A Größte örtliche
Horizonte: „Dershschnlunmächlig, Mbchtigki
G1+C2... 3,854 m 7,467 m
GM... ' 3,952 „ 6,6575 „
C„ Be a a 3,137 „ 6,401 „,
na 1,208 „, 1,864 „
C, 's a ae 3,425 ,. 6,878 „,
15,576 m 28,185 m
Für die große Zahl der Horizonte nimmt die Mächtigkeit
der Flöze von West nach Ost ab. Besonders ist das deut-
lich bei dem reichen Horizont Cs. Durch eingehende geo-
logische Untersuchungen ist festgestellt worden, daß das-
selbe Flöz im Streichen seine Eigenschaften ändern kann.
So sind Flöze bekannt, die an einem Orte aus mageren
Flammkohlen bestehen, die dann weiter allmählich in
typische Kokskohle übergeht, die ihrerseits wieder in
Anthrazit übergehen kann.
Eine Schätzung der Kohlenvorräte ohne Berücksich-
tigung der Ausbeute ergab ungefähr:
Fettkohlen (1. bis 4. Gruppe GrunEers) 18292 Millionen t
Anthrazit und Halbanthrazit (5. Gruppe) 37643 Millionen t
55 940 Millionen t
Geschätzt wurden hierbei die abbauwürdigen Flöze bis
zu einer Tiefe von 1800 m = 6000 Fuß unter der Tages-
oberfläche. Die in Betracht kommende Oberfläche be-
trägt 10 546° Quadratwerst, davon entfallen auf backfähige
Kohlen 3452 Quadratwerst = 32,7%.
6. Zur Frage der faziellen Verhältnisse der einzelnen
Karbonhorizonte und der mittleren chemischen Zusammen-
setzung der Karbonablagerungen im Donetzbecken.
Die ausgegebenen Blätter der Spezialkarte des Beckens
(Maßstab 1:126000, 1 Zoll = 1 Werst), besonders die
Blätter VII/24, VII/23, VII/25, die der Breite nach
angeordnet sind, d. h. nach dem Streichen und der Länge des
Meerbusens, in dem die Sedimentation vor sich ging, geben
wertvolle Unterlagen zur Klärung der gestellten Fragen.
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ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
188
Ich werde diese Fragen zu entscheiden versuchen, indem
ich für das Kartenblatt VII/24 die Zahlen des kombinierten
Querschnittes (1:8400, 1 Zoll=100 Saschen) nach meiner
Messung berechnet zugrunde lege. Der erläuterte Text zu
dieser Karte ist bis jetzt leider noch nicht erschienen. Da-
bei habe ich Kalke und Steinkohlen unberücksichtigt ge-
lassen, da ihre Messung nach dem Schnitt aussichtslos
erschien. Für das Kartenblatt VII/24 habe ich folgende
Werte ermittelt:
Horizont C,$
Gesamtmächtigkeit 180 Faden (Sachsen) 3) = 384,050 m
Davon entfällt auf
Sandsteine Schiefer dunkle Tonschiefer
92 Faden = 196,29m 82 Faden = 174,96 m 6 Faden= 12,80 m
Horizont C,$
Gesamtmächtigkeit 382 Faden=: 815,04 m
Sandsteine Schiefer dunkle Tonschiefer
122 Faden = 260,50 m 214 Faden= 456,59m 46 Faden= 98,15 m
31,94 9), 56,02 0], 12,04 9;
Horizont Ost
Gesamtmächtigkeit 250 Faden = 533,40 m
64 Faden = 136,55 m 116 Faden == 247,50 m 70 Faden = 149,35 m
25,60 9/, 46,400), 23,00 9/,
Horizont C,3
Gesamtmächtigkeit 508 Faden -: 1083,87 m
134 Faden = 285,90 m 298 Faden -= 635,81 m 76 Faden = 162,15 m
26,38 %/, 58,66 9/, 14,96. 9/,
Horizont (32
Gesamtmächtirkeit 478 Faden — 1019,x6 m
130 Faden = 277,37 m 238 Faden = 507.80 m 110 Faden = 234,70 m
27,20 °:, 49,79%, 23,01%,
Horizont C,1
Gesamtmächtigkeit 296 Faden = 631,55 m
29 Faden= 61,87 m 167 Faden = 356,31 m 100 Faden = 213,36 m
9,809, 56,42 0;, 33,780),
Horizont C,>
Ge-.amtmächtigkeit 1134 Faden = 2419,50 m
52 Faden = 110,95 m 1004 Faden -— 2142,13m 78 Faden = 166,42 m
4,580, 88.54 "7, 6.880,
Die Gesamtmächtigkeit der Durchschnitte für Mittel-
und Unterkarbon des Blattes VII/2437),
Sandsteine Schiefer dunkle Tonschiefer
623 Faden = 1329,23 m 2119 Faden =4511,10 m 486 Faden = 1036,93 m
19,30 9;, 65,640, 15,06. 0,
Gesamtmächtigkeit 3228 Faden -- 6877,26 m
3) 1 Saschen oder Falen = 2,1356 ın.
32) Jedes Kartenblatt hat eine Fläche von 330 Quadratwerst,
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u
Wie wir sehen werden, nähern sich die Verhältniszahlen
auffallend denen, die P. STEPANXow für das Mittelkarbon des
benachbarten Blattes VII/25%) gegeben hat. Hier sind
dieselben Horizonte vorhanden mit Ausnahme von C,‘. Die
Gesamtmächtigkeit der Szhichtenfolge des Mittelkarbons be-
träsrt für VII;25 1855 Faden = 3957,83 m, für Blatt VII/24
1914 Faden = 4084,71 m. Daraus schließz ich, daß auch
die bei meinen Messungen unberücksichtigten Kohlen und
Kalksteine, die natürlich vorhanden sind, für das Blatt
(11/24 aus den Angaben für VI1l/25 eingerechnet sein
können, wenn auf folgende Weise gearbeitet wird.
P. STEPANoOW schätzt die Gesamtmächtigkeit der Kalke
auf 10 Faden = 21,34 m (das gilt für 25 Kalkschichten auf
dem Blatte VIIL/25) und auf 11 Faden = 23,47 m für 52
Kohlenflöze?t).
Daraus berechnet sich die mittlere Mächtigkeit wie
folgst:
Kalkstein . . 1,35 Arschin -0,96 m
Kohle. . . . 0,64 z 0,46 m
Auf dem Profil des Blattes VII/24 hat Ropycın 50 Kalk-
schichten und 89 Kohlenflöze eingetragen, danach muß ihre
Gesamtmächtigkeit betragen:
50 x 1,35 Arschin = 67,50 Arschin = 23 Faden :— 49,07 m
89 x 0,64 . :— 56,96 .£ —: 19 » — 40,54 m
Demnach haben wir für beide Blätter zusammen:
VII— 24 VIL— 25
Gesamtmächtigkeit % Gesamtmächtigkeit u
Sandsteine
623 Faden = 1329,23 m 19,050), 328 Faden -: 699,82 m 17,68 0;,
Schiefer
2119 Faden -— 4511,10 m 04,80 ,„ 1126 Faden :- 2615,79m 66,12 „,
dunkle Tonschiefer
486 Faden -- 1036,93 m 14,87 „ 280 Faden :- 597,41m 15.09 „
Kalke
23 Faden :- 4907 m 0,0, 10 Faden-- 21,3Im 0593 „
Kohle
19 Faden :- 40,54m 0,58 „ 11 Fadken— 23,47m 0,58.
3270 Faden =. 6967,00 m 100,00 %,, 1855 Faden = 3958,00 m 100,00,
3) Das ist der östliche Teil der Bokow-Mulde bei den
Stationen Stschetow Post und Kartus.hino. Das Blatt liegt öst-
lieh von VIL24.
1) Hier sind alle Kohlenflöze berücksichtigt, nicht nur
die abbauwürdiren, wie früher bei den Kohlenvorratbereehnun-
gen für das ganze Becken.
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zen Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
140
Wenn wir aber für Blatt VII/24 den Horizont C,* unbe-
rüchsichtigt lassen, da er auf Blatt VII/25 fehlt, so be-
kommen wir etwas andere Zahlen für die Hauptgruppen
der Sedimentgesteine:
Gesamtmächtigkeit 0,
Sandsteine . . . ... 479 Faden = 1021,99 m 25,03 %/,
Schiefer . . . . 2... 1033 Faden --: 2204,01 m 53,97 „
dunkle Tonschiefer . . . 402 Faden :- 857,71 m 21,00 ,,
1914 Faden 4085,00m 100,00 9%,
Wollen wir die petrographischen Verhältnisse der beiden
produktiven Horizonte C,5 und C,3 einerseits und die der
wenig produktiven Horizonte C;‘ und C,? andererseits gegen-
überstellen, so sehen wir in beiden Fällen eine auffällige
Ähnlichkeit im Gehalt an den Vertretern der drei Haupt-
sedimente Sandstein, Schiefer und dunkler Tonschiefer. Für
das ganze Donetzbecken ist bekannt, daß der Horizont O,t
bergmännisch eine sehr kleine Rolle spielt und nahezu als
unproduktiv angeschen werden kann. Er liegt aber
zwischen den beiden produktiven Horizonten GC, und O3.
Für diese beiden ebenso wie für C,? und C,* haben wir eine
Wiederholung (Rhythmus) der Sedimentationsbedingungen
sowie der Anhäufung der kohligen Substanz. In dem ersten
Horizont ist die Koh!ensubstanz hauptsächlich autochthon und
darum konzentriert (abbauwürdig). In den beiden anderen
verteilte sie sich bei der Sedimentation in dem tieferen
Meeresbecken als Pigment der Tonschiefer (allochthone
Bildung?). Die beiden ersten Horizonte sind verhältnismäßig
reicher an Sandstein, das gilt noch mehr für C,‘, das am
reichsten an abbauwürdigen Kohlen ist. Hier machen die
Sandsteine 51,11%, die dunklen Tonschiefer nur 3,33% aus.
Es wurde schon einmal darauf hingewiesen, daß unser
Unterkarbon den Charakter von Ablagerungen in einem
tieferen Becken aufweist. Dies gilt auch für das Blatt
VIl/24, wo der Horizont C,5 4,58% Sandstein, 88.5400
Schiefer und 6,88% schwarzen Tonschiefer enthält. Die
Sandstein® der unteren Horizonte sind im allgemeinen fein-
körniger und lassen allmähliche Übergänge zu Schiefer
(Sandschiefer) beobachten. Diese Übergänge sind manch-
mal so fein, daß diese Bildungen bei Felduntersuchungen,
wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nur sehr schwer zu
unterscheiden sind, soweit das überhaupt möglich ist. Daraus
können unüberwindliche Hindernisse und Mißverständnisse
entstehen. Augenscheinlich durch ähnliche Schwierigkeiten
gezwungen, hat Herr A. Sxıatkow bei der Beschreibung
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141
des Blattes V11/233°) (westlich von VIIL;/24) nur Sandsteine
und Schiefer ausgeschieden. Wir können darum die
oben dargelegte Meinung über das entgegengesetzte Ver-
hältnis zwischen Kohlenflözreichtum und der Menge der
dunklen Tonschiefer in O,? und C,* nicht nachprüfen. Für
dieses Blatt habe ich folgende Werte berechnen können:
Sandsteine Ct Q,?
59,5 Faden == 127,95 m 29,720), 77 Faden -: 164,29 m 29,00 9),
Schiefer
139,3 Faden — 293,21 m 69,56 „ 186,5 Faden — 397,92 m 70,44 „,
Kalke
0,95 Faden — 2,03m 0,47 ,„ 1,0 Faden=-: 213m 2,37",
Kohle
0,50 Faden = 107m 025 „ 050Faden- 107m 0,19,
200,25 Faden =- 430,26 m 100,00 |, 265,00 Faden :— 565,41 m 100,00 9%,
Der relative Gehalt aller dieser Gesteine ist also dem
ähnlich, der für die östlichen Blätter VII/24 und VI/25
festgestellt ist. Der Prozentgehalt für C,* und C,? ist auch
untereinander gleich. Was die Horizonte C,5 und (C,3 an-
belangt, so ist hier der Unterschied größer.
Schwankung
nach 2 Durch-
Sandsteine (,> C,3 schnitten ®)
m 9% m %o °%o
125 Fad. -= 266,70: 43,86 138 Fad. — 294,44 34,28 40,00--30,13
Schiefer
154 Fad. -- 328,57 54,04 259 Fad. -: 552,60 64,49 58,65-—68,75
Kalke
2,70 Fad.—= 5,75 0,95 1,65 Fad.— 358 0,41 0,40— 0,42
Kohle
3,30 Fad. -—- 7,03 1,15 3,3 Fad.— 7,03 0,82 0,95— 0,70
285,00 Fad. — 608,05 100,00 401,95 Fad. = 857,65 100,00
Auf dem Blatte VII/23 nehmen gegenüber den öst-
licheren Blättern VII/24 und VII/25 die Sandsteine relativ
im Vergleich zu den Schiefern zu. Das gilt nicht nur für
die angegebenen Horizonte C,’, Ost, Ct und Cs’, sondern
auch für C,! und C,. Dementsprechend haben wir:
Sandsteine (,l O5
70 Faden —= 149,35 m 29,0 °ı, 70,2 Faden — 149,78 m 26,0 °,,
Schiefer
168,5 Faden = 359,61 m 70,4 ‚ 195,8 Faden = 427,76m 725 „
Kalke \
1,5 Faden—- 320m 06 „ 40 Fadken—= 850m 15 „
240,0 Faden == 512,06 m 100,00 %,, 270,0 Faden -- - 586,07 m 100,00 °/,
35) Hierzu gehört der östliche Teil der Tschistiakowski-Mulde,
3) Einer davon ist 420 Faden = rund 900 m, der andere
355 Faden = rund 720 m lang.
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142
Horizont C;* ist dem C,’? petrographisch ähnlich. Er
enthält nämlich:
Sandstein . . . 75 Faden = 160,02 m 41,7 °,,
Schiefer . . . . 110,4 „23555 m 558 „
Kalk . . . ...20 „= 427m 11 „
Kohle . . . .. 26 „ = 55m 14 „
180,0 Faden =- 405,39 m 100,00 °/,
Aus obigem folgt, daß der karbonische Meerbusen nach
Östen, nach dem offenen Meere zu, allmählich tiefer ge-
worden ist. Zu diesem Schluß haben uns die Beobachtun-
gen auf drei Kartenblättern geführt, die aus dem Ver-
breitungsgebiet des Karbons einen quer zur Hauptrichtung
liegenden Streifen von 3X 185= 55.5 km herausschneiden.
Sie umfassen Teile von zwei annähernden in dieser Richtung
streichenden Mulden, der Bokowo-Chrustalskaia und der
Tschistiakowskaia, der Hauptantiklinale und Synklinale
des Beckens bis zum Meridian 9° von Pulkowo. Näheres
kann die spezielle petrographische Untersuchung der
Flügel dieser Mulde und der Hauptantiklinale ergeben, das
Material scheint mir vorläufig aber noch nicht ausreichend
genug zu sein. Systematische paläontologische und paläo-
phytologische Untersuchungen müssen damit Hand in Hand
gehen, um die Verhältnisse noch weiter zu klären. Leider
sind solche Einzelheiten in diesem Gebiet bis jetzt noch
nicht genügend erforscht und die Horizonte scheinen über-
haupt faunistisch nur wenig voneinander verschieden. So
zeist zZ. B. die Fauna der Kalke für das ganze Gebiet
folgendes Bild:
Cr 5 0
Produetus semiretieulatus MART. -- 4 + --
Productus corrugatus M’'Cov . r _ 2
Producelus scabriculus MART. + 1 — --
Producetus Keyserlingt DE Kon. — — -
Produrtus eft. Cora D’ORB. — 2 — -
Productus Flemmingi Sow. _ = —
I-
Spirifer mosquensis Fisch. - 25 a 7
Spirifer Kleinii Fisch. Fr r .= a
Spirifer Strangwaysi VERN. : = = m =
Spirijerina cristatla SCHLoTH. — — = =
Netieularia lineata MART. -- 4 = 2
Orthothetes crenistria PHiLt. — — a
Orthothetes arachnoidia Pıuirnı.. - — — =
Schizophorta resupinafa MART. 4 — — +
Dr en \ Original from
REES Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
143
Chonetes carbonifera Keys. rn
Menzelia cf. semiplana Waac. —
Alhyris ambigua Sow. —_
Bradyina nautiliformis MoELL. —_ — —
Euphemus carbonarius Cox. — — =
Diese Liste ist nicht erschöpfend. Leider lassen die
paläontologischen Untersuchungen im Vergleich mit der geo-
logisch-kartographischen Forschung im Donetzbecken noch
viel zu wünschen übrig; rein praktische Fragen standen
früher und stehen auch besonders jetzt wieder so im Vorder-
grunde, daß andere Arbeiten zurückgedrängt sind. Dank
der Arbeiten von N. LEBEDEw und K. Lıssızyv sind aber
für das Unterkarbon neuerdings wichtige Schritte in dieser
Hinsicht germacht worden??). Auf dieses Gebiet näher ein-
zugehen liegrt aber nicht in dem Rahmen dieser Arbeit.
Zum Schluß wollen wir uns der wichtigen Frage der
mittleren clnemischen Zusammensetzung der großen S:hich-
tenkomplexe der Karbonablagerungen zuwenden. Ich habe
die chemische Zusammensetzung der Hauptgesteinszruppen
oben angeführt, sowie das Verhältnis, in dem diese Ge-
steine die einzelnen Horizonte zusammensetzen. Diese Daten
geben uns die Möglichkeit, etwa folgende Zusammensetzung
des Querschnittes der Karbonschichten für die B!ätter VII/24
und VII/25 zu berechnen
| ++
|
+++ 14
SiO 68,789,
Al,O, 2.1948 „
Fer o und FeO . 2,68 „
(le u bestimmt)
Ca0 . 1,193,
MO . 0,96 „,
Alkalien (nach der
oe =. 4560:;,
445 „
034)
C (frei) . Bee 0,58 ,
—100.009,,
Diese Werte stehen denen des verwitterten Granits
oder Gneises am nächsten. Ein solcher Schluß wird durch
die Ergebnisse der petrographischen Untersuchungen be-
stätigt (z. B. arkoseähnlicher Charakter der Sandsteine,
typische primäre Einschlüsse im klastischen Quarz), sowie
Oben wurde auch die soeben erschienene wichtige Abhand-
lung für das mittlere und obere Karbon des Donetzbeckens von
N. LEsenew erwähnt.
Original from
zen Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
144
———_
.
durch die geographischen, petrographischen und strati- |
graphischen Verhältnisse der südrussischen kristallinischen
Tafel, die sicher die Unterlage des Donetzbeckens darstellt.
Im Süden war die Asowsche kristallinische Tafel vielleicht
der Strand des Karbonmeeres. Die Devonablagerungen
knüpfen sich petrographisch noch enger an diese
kristallinischen Gesteine an, was auch ganz verständlich ist.
Nowotscherkassk, im November 1922.
[Manuskript eingegangen am 7. November 1922.]
Nachtrag.
I
Unter den Sandsteinschichten des Kartenblattes VII/24
(nördlicher Teil des Donetzbeckens) erwies sich als be-
sonders interessant ein Gestein, das unweit des Dorfes
Elisawetowka, Wodianaia Balka (Wasserschlucht) gefunden
wurde. Dieser Sandstein bildet hier eine über 19 m mächtige
Schicht, im Horizont C,5 und liegt etwas höher als der Kalk-
stein K,. Er wird von mächtigen Tonschiefern über- und
unterlagert. Das Gestein ist mittelkörnig, spröde, zerreib-
lich, von grünlich-grauer Farbe, punktiert durch viele
ockerbraune Ausscheidungen, die in zerriebenem Zustande
tabakähnlich erscheinen. Der Sandstein läßt sich daher
bei der Kartenaufnahme als Leitschicht benutzen. Er wird
als tabakartiger Sandstein, russisch Tabatschkowy, bezeich-
net. Er enthält nicht selten Abdrücke von Stämmen der
Karbonpflanzen. U.d.M. sieht man, daß klastische Quarz-
körner die Hauptmasse ausmachen. Danach folgen die
Bestandteile eines Andesito-Dacits!), (die Grundmasse aus
Feldspat-Mikrolithen und Pseudomorphosen von Brauneisen-
stein nach porphyrischen Amphibolkristallen enthält auch
korodierte oder idiomorphe Quarzeinsprenglinge), serizitisch
kohlige Schiefer, Tonschiefer, Quarzit, feinkörniger Sand-
stein und in kleineren Mengen serizitisierte und kaolini-
sierte Feldspatkörner, frische Muskowitblättchen und chlo:i-
tisierte Biotitblättchen, Zirkon, Sphen (?) und einiges andere.
I) Vgl. Prrer Sustschinsky: Über einen Graniteinschluß beim
Dorfe Karakaba, Kreis Mariopol, Gouv. Ekaterinoslaw. Bull. de
!’Inst. Polytechnique du Don, Nowotscherkassk 1914, Bd. III, Lief. I
Der Andesit (eigentlich Andesito-Dacit) ist dort eingehend be-
schrieben.
Original from
Aalen) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
raphisches
———— me u rn
Mäch- 5 Mäch-
tigkeit S usbildung tigkeit
'rochus duplicatus Müsst. (zh, as, vorzüglich
fa GOLDF. (s), Alaria subpunctata Münst. (z.h,
Schoceras forulosum Scnünı.. (28, typısch), Z.
ylloceras cfr. heterophyllum Sow.. Grammoceras
a), Q. cfr. aalense v. Zier., G. efr. costulatum
‚subcompltum Brco. (zs), Harpoceras sp. n w.?,
wcatello (Buvckm.) Ben., ? @. sp. ind., Lioceras
zıpla Rein. (25); Belemnites subclavatus | 0,65
senst. (h), 2. breviformis Vourz (23), B. brevi-
cfr. opalinus QUENST.
3. :körner und Cypris nicht beobachtet: Schalen-
fistellaria a. d. Gr. rotulata-cultrata, Serpula sp.
jund Belemniten), Nucula sp. Dentalium fl.
Yum Tare;, Discohelix clr. minuta v. Zu:r., Actaeo-
%ırut, Malacostrakenreste, Otholithus div. form.
Soruiasum und Lioceras
opalnuum
Hauptlager ds Zyteceras
fiulichgrau, fett, auffallend muschlig brechend,
mer als die jüngeren Schichten. Ohne Phos-
ziemlich reich an Pyrit. Mit bezeichnenden,
Knollen von Pyrit, oft größtenteils zusaınmen-
erhaltenen, stark glänzenden Kieskernen von
n.(3S); Posidonia Suessi Ovrr:ı. hier nur nester-
c. torulosum und Lioc. opalinum. Außer-
dbulum GowpF. (s); Cidaris striospina (JVENsT.
paloidi Go1DpF. (z.h), Entollum sp. (zh), Amussium
eda Galathea 1» Or». mut.’ (zh), Astarte Voltzi
N agona Münsrt., Discohelix minuta v. Zur. (28). | 050
(zs, normale (hıöße); Grammocerasaalense|
nptum Brco. (2h), G. fluitans Dun. (s), G. cfr.
GC. aff, plicatello (Bucxm.) Ben. (25); G. mactra
. cfr. heterophyllum Sow. (s), Lytoceras cefr. ?
N ne acuarius macer (JENST. (5).
körnchen (zs bis 1 mm), Schalentrümmer von
le Kalkkügelchen; Dentalina sp. Cristellaria
Sch. Serpula sp. nov. ?, Nucula sp.: Discohelix cfr.
(G SP. ?*, Natica sp., Alaria sp. Nr.1, ? A. sp.;
m Nr. 1, Malacostrakenreste, Otfolithus div. form.
Hauptlager des Grammoceras lotharingicum var.
ee een ee ea ss
ıutlich typischer oberster Lias (im Sinne von
jazies; im nahen Profil von Großenbuch,
wertreten durch gelblichbraune, kleine Phos-
Mergel, reich an phosphoritischen und an
ernen von Ammoniten. Hauptlager der
Grammoceras) Moorei (Lyc.), D. all. Brancoi
. costula (Rein.) QUENST. sp., D. sp. efr. Bleicheri \ 011
. sp. ? aff. explanatae S. Buckm, D. div. alt.
zıEt., G. efr. mactra Dvn., G. div. alt. sp. ind.,
(SchröNnß.) DEnkMm.; Lytoceras cfr. hircinum
Münst. sp. Nucula Fammeri (Dirr.) GoLDF,
LU’ u. a. m.
disraue Mergelschiefer mit Dumort. cfr. striatu-
I UGrammoceras.
lense
»
Hauptlager des
Grammoceras aa
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145
Die Körner sind schwach gerundet, meist eckig. Der
Chlorit zementiert auch als dünne Rinde von radial-
strahliger Struktur die klastischen Bestandteile und bietet
ein zieriches und verwickeltes Bild, ähnlich dem eines
Palagonits. Sekundärer Quarz und DBrauneisenstein sind
später ausgeschieden und meist als Porenzement vorhanden.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß einige dieser Lisen-
hydroxydausscheidungen Pseudomorphosen nach Pyritkri-
stallen sind; dies läßt sich jedoch nur an ganz frischen
Stücken des Sandsteins aus der Tiefe entscheiden, die mir
leider fehlen.
I.
p-Palykorskit aus der Trudowsky-Koh-
lengrube, Gouv. Ekaterinoslaw. Dieses Mineral
tritt hier gesteinbildend auf. Zum ersten Male ist es von
diesem Fundorte durch Bergingenieur EDUARD KUPFFHR
im Jahre 1910 erwähnt und in der Monographie von
A. FERSMANN kurz beschrieben?). Unter ihm liegt ein
Kohlenflöz, 0,3—1 m mächtig. In seinem Hangenden tritt
ein Kalkstein von 0,8 m Mächtigkeit auf. Die Palygorskit-
schicht ist im allgemeinen 5 mm mächtig. Eine Anschwel-
lung bis 15 oder 20 cm ist dort zu beobachten, wo sich
Tonschiefer an den Kalkstein anlegt. An der gleichen
Stelle nimmt die Mächtigkeit des Flözes erheblich ab. Die
Lagerungsverhältnisse im Schacht Nr. 5, östlicher Flügel
des Semenowsky-Flözes über 1 km vom Schacht entfernt,
sind nach Beobachtungen im Jahre 1924 hier neben ab-
gebildet (Abb. 1). Die Beobachtungsstelle liegt 145 m unter
der Erdoberfläche.
Von diesem Fundpunkte habe ich gutes Material er-
halten. Das Mineral bildet große grauweiße Platten
(Bergleder), die sich leicht weiter spalten lassen. Auf
Absonderungsflächen sieht man oval geformte Stellen von
4x 25 cm Ausdehnung, die etwas dunkler erscheinen
und feinstes Pulver von frischen Pyritkriställchen führen.
Ein Pyritgang durchsetzt den Kalkstein und die hangenden
Tonschiefer. Er keilt sich bald aus. Andere Stücke des
Palygorskits bestehen aus dickeren gebogenen Plättchen,
lie 2—-3 cm stark werden. Beim Kochen im Wasser quillt
der Palygorskit bis zu dem zweifachen seines ursprüng-
®) A. FERSmAnN: „Untersuchungen aus dem Gebiet der Magnesium-
Silikate“. Memoires de l’Acad. Imp. des Sciences de St. Peters-
bourg 1913, Bd. 32, Nr. 2, S. 130.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1923. 10
SR >. Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
146
lichen Volumens auf, einige Stücke gehen dabei in einen
weißen Schleim über. Vor dem Lötrohr ist das Mineral
schmelzbar (etwa 2,5—3). Es löst sich in H,SO,. Sein
spezifisches Gewicht ist 2,361 bei 17°C, also 2,357 bei
4°0. U.d.M. besteht es aus längs oder fast längs aus-
löschenden Fasern, deren Hauptzone optisch positiv ist. Der
Palg.
T.
Kst
Kst Bl
Palg.
Ms
Kt.
—
—
ss De
—. u
a
u
Abb. 1. Lagerung des Palygorskits (etwas schematisiert).
T. = Tonschiefer, Kf: = Kohlenflöz, Kst. — Kalkstein, Palg. — Palygorskit; Ein-
fallswinkel des Flözes -- 125°. Der Kalkstein ist hart, nahe an den Pyritgang
aber weich und zersetzt.
mittlere Brechungsexponent ist hoch, die Doppelbrechung
stark. Wie A. Fersmann betont, entspricht dieses Vor-
kommen des ß-Palygorskits nach seiner Genesis den
Vorkommen in dolomitisierten Karbonkalksteinen von ver-
schiedenen Orten des Gouvernements Moskau (a.a.0. Seite
7 u. 8). Ob der Kalkstein auch bei uns dolomitisiert ist,
läßt sich nicht entscheiden, da Proben davon richt mit-
genommen wurden.
ea ige Original from
Digtized by (OK gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
147
3. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung
von Reykjavik und Hafnarfjördur in Südwest-
Island.
Erläuterung zu einer geologischen Karte 1:50000 (Taf. D
mit 12 photographischen Abbildungen auf 6 Taf.In
(Tafel II—-VDO) und 2 Profilen im Satz.
Von Herrn Koxkanp KeıLHack in Berlin- Wilmers larf.
Der Fortschritt in der Erkenntnis des geologischen
Baues von Island drückt sich am besten in den von dieser
Insel bisher erschienenen vier geologischen Übersichtskarten
aus. Es sind das die folgenden: 1. C. W. PıamsKunt, 1869,
Stockholm, in K. Svenska Vet. Akad. Handl., Bd. 7, Nr. 1,
Maßstab 1:2000000. — 2. K. KEILHACK, 1886, in der Zeit-
schrift d. Deutsch. Geol. Ges., 1:1000000. — 3. Ta. Tuo-
RODDSEN, 1901, herausgegeben vom Carlsberglonds, 1: 609030.
— 4. H. Pserturss, 1908, in der Zeitschrift der Ges. f. Erd-
kunde in Berlin, 1:2000 000.
Daß bisher kein Versuch einer Karte größeren Maß-
stabes unternommen wurde, lag am Mangel einer topo-
graphischen Unterlage; dem ist jetzt für einen großen
Teil der Insel abgeholfen. Durch den dänischen General-
stab sind in diesem Jahrhundert der ganze Westen, das
Küstengebiet des Südens und das südöstliche Viertel der
Insel mit dem Vatnajökull im Maßstabe 1:50000 aul-
senommen und in zahlreichen Blättern mit Dreifarbendruck
und Höhenlinien von 20 zu 20 m veröffentlicht worden.
Leider hat mit der politischen Loslösung Islands von Däne-
mark im Jahre 1918 diese verdienstvolle Arbeit ein Ende
gefunden, wird aber hoffentlich seitens der isländischen
Regierung weitergeführt werden.
Mit dieser neuen, ausgezeichneten Karte war die Mög-
lichkeit einer geologischen Spezialaufnahme wegeben, und
ich habe sie benutzt, um während eines mehrwöchigen Auf-
enthaltes in Reykjavik im Frühjahr 1924 eine geslogische
Spezialkarte der Umgebung dieser Stadt und des 10 km süd-
10*
SR >. Original from
ne Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
148
lich davon gelegenen Handelsplatzes Hafnarfjördur anzu-
fertigen, und zwar ist die Kartierung ausschließlich auf
Fußwanderungen ausgeführt.
Dice folgenden Zeilen sind dazu bestimmt, dieser Karte
als Erläuterung zu dienen. Naturgemäß dürfen an sie nicht
die Ansprüche gestellt werden, wie an die Spezialkarten
einer Geologischen Landesanstalt; einmal, weil bisher nur
ganz wenige mikroskopisch-petrographische Untersuchungen
von Gesteinen des Gebietes vorliezen und die Unterschei-
dung deshalb wesentlich nach äußeren Merkmalen erfolgen
mußte, und sodann, weil die Grundzüge des sehr ver-
wickelten tektonischen Baues erst durch die Untersuchung
eines größeren Gebietes sich werden feststellen lass>n.
Der geologische Aufbau und die Entwicklungsgeschichte
der Insel sind, ganz kurz ausgedrückt, folgende: Den Nord-
westen und Osten der Insel bauen gewaltige Basaltlecken-
systeme tertiären Alters auf. Nach meinen Beobachtungen
am Arnarfjördur bei Bildudalur und am Isarfjördur, süd-
lich von dem gleichnamigen Handelsplatz liegt in diesen
Basalten eine lateritische, unter tropischen Verhältnissen
entstandene Verwitterungsdecke der ältesten Basalte. an
welche auch die Braunkohlenvorkommen (Surturbrand) ge-
knüpft zu sein scheinen. Durch diese, Bauxit- und Braun-
eisenstein führende Verwitterungsdecke, die eine a.t: Land-
oberfläche darstellt, wird die tertiäre Basaltformation in
zwei Abschnitte geteilt, deren älterer vielleicht in das
Eocän, deren jüngerer in das Oligocän und Miocän zu
stellen sind. Das Pliocän ist vertreten durch 600-800 m
mächtige Sedimente im östlichen Teil der Nordküste In
dieser Zeit scheint keine vulkanische Tätigkeit geherrscht
zu haben, da in dieser ganzen mächtigen Sedimentfolge
sich nach PJETURSS keine vulkanischen Aschen finden.
Um so stärker setzt der Vulkanismus im Quartär wieder
ein. Gleichzeitig mit einer mehrmaligen Vergletscherung
der Insel entwickelte sich eine rege vulkanische Tätigkeit,
die in der Eruption massenhafter Basalte und dazu gehöriger
Tuffe und Brekzien ihren Ausdruck fand. Aus dem Wechsel-
spiel der Vergletscherung und der vulkanischen Kräfte
entstand eine gewaltige Schichtenfolge, in welcher Eruptiv-
gesteine und ihre Tuffe mit Grundmoränen und fluvioglazi-
alen Bildungen wechsellagern. Als drittes Flement kommen
dazu die Produkte einer durch gelegentliche vulkanische
Tätigkeit gesteigerten, raschen Gletscherschmelze, die den
Charakter von Katastrophensedimenten besitzen (Jökul-
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
149
hlaup). — Alle altdiluvialen Gletschersedimente sind ver-
härtet, ihre Moränen gleichen vollkommen den permischen
Tilliten, die fluvioglazialen Bildungen sind in Sandstein,
die Tone in Tonstein umgewandelt.
In das Ende des älteren Diluviums fällt eine aus-
gedehnte tektonische Phase, die mir für die Gliederung
des isländischen Quartärs von größter Bedeutung zu sein
scheint; darauf folgt eine posttektonische Vergletscherung.
Es muß dahingestellt bleiben, ob sie aus einer oder zwei
Eiszeiten sich zusammensetzt. Ihre glazialen Elemente sind
Lockerbildungen, ihre Lavaströme vom Inlandeis ab-
geschliffen und in prachtvolle Rundhöckerlandschaften um-
gewandelt.
Am Ende des Quartärs war das heutige Relief, wenig-
stens im Südwesten der Insel und abgesehen von den
später entstandenen vulkanischen Aufschüttungen, bereits
vorhanden, doch lag das Land tiefer, das Meer überflutete
weite Flächen Landes, in den Buchten bildeten sich tonige
Sedimente mit Jahresschichtung, entsprechend den „Warwen-
tonen‘‘ Schwedens und Nordamerikas, und an den Küsten
entstanden Strandterrassen in verschiedenen Höhen. Nach
der letzten Hebung der Insel war der heutige Zustand
erreicht, der dann nur noch durch die vulkanischen Vor-
gänge eine weitere Umgestaltung erfuhr. — Diese setzen
sich unvermindert, wenn auch räumlich beschränkt, aus
dem Diluvium bis zum heutigen Tage fort. Die Krater
der diluvialen Vulkane wurden in der Zwischenzeit zu
Ruinen und neue, noch heute wohlerhaltene Krater bildeten
sich, Der Erguß von Lavaströmen, die sich über riesige
Gebiete ausbreiteten, dauert ebenfalls bis zum heutigen Tage.
Von allen diesen Bildungen treten im Gebiete unseres
Kartenblattes nur Sedimente und vulkanische Gesteine des
Alluviums, der jüngeren und der älteren Eiszeit auf. Ter-
tiäre Sedimente, Ergußgesteine und Tuffe fehlen völlig
unä begegnen uns erst jenseits der Snäfellshalbinsel im
Norden.
Wir gliedern die in der Umgebung der Hauptstadt auf-
tretenden Gesteine in folgender Weise:
A. Sedimente: B. Eruptivgesteine:
1. Jung-Alluvium: Torf, Lose Schlacken und Lapilli wohl
Strandgeröll, erhaltener Krater, Block- und
Fladenlaven,
2. Alt-Alluvium: Marine Ter- Kraterruinen aus verhärteten
rassenkiese, Lapilli, Schlacken, Bomben
Marine Bändertone, und Lavagängen,
Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
150
3. Jung-Diluvium: Jungglazialer Eisgeschliffener Dolerit,
Blockmoränenschutt,
Jungglazialer Kies, |
4. Alt-Diluvium: Grundmoränen Basalte und Tufle.
(Tillite),
Fluvioglazialer Sandstein
Tonstein.
Bevor wir in ihre Beschreibung eintreten, wollen wir
versuchen, einen Überblick über die Oberflächenformen und
die hydrologischen Verhältnisse des Gebietes zu geben.
Morphologischer Überblick.
Zwischen den beiden von Osten nach Westen laufen-
den Halbinseln von Reykjanes und Snäfell liegt die breite
Faxabucht. An ihrer südöstlichen Ecke befindet sich das
uns beschäftigende Gebiet. Hier schieben sich drei kleinere,
durch zwei Halbinseln getrennte Buchten in das Festland
hinein: die Bucht von Reykjavik mit den Inseln Engey,
Videy!) und Effersey im Norden, der Skerjafjördur in der
Mitte und der Hafnarfjördur im Süden. Zwischen den beiden
ersteren liegt die Halbinsel Seltjarnarnes, die die Haupt-
stadt Reykjavik trägt. Zwischen Skerjafjördur und Haf-
narfjördur liegt die reichgegiiederte Halbinsel A‘Iptanes mit
Bessastadir. Im Winkel des Hafnarfjördur endlich liegt
der gleichnamige Handelsplatz. Das ganze Gebiet stellt eine
wellige Hochfläche uar, die nach Südosten bis auf 160 m
Höhe ansteigt. Ein großer Teil des Gebietes ist abflußlos,
besonders im Südosten, und enthält zahlreiche geschlossene
Becken mannigfacher Form und Größe, die meist mit Torf,
seltener mit Wasser erfüllt sind. Zu letzterer Gruppe ge-
hören der Helluvatn, Vifilsstadavatn, Raudavatn, Urrid ıkots-
vatn (Vatn = See). Ihre Höhenlage schwankt zwischen
29 und 76 m. Die Talbildung ist ganz jung und unentwickelt
und zudem noch durch Lavaströme, die den Tälern und
Senken gefolgt sind, mehrfach unterbrochen unl gehemmt
worden. So sind östlich und südöstlich von Hafnarfjördur
zwei Täler durch Lavaströme verschüttet und zu einer Ent-
wässerung unter der Lava gezwungen worden. Der in
dem einen Lavastrome verschwindende Bach dient zur
Wasserversorgung des Platzes. Das Tal des Ellidaflüßchens,
südöstlich von Reykjavik, hat sich trotz eines ihn in seiner
ı) Die Darstellung der Insel Videy auf der geologischen Karte
erfolgte mit einer mir freundlichst zur Verfügung gestellten, im
Druck befindlichen Karte von Herrn Marrın A. Pr:acock in Glasgow.
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
151
sanzen Länge durchfließenden, aber wenig mächtigen Lava-
stromes, behaupten können und hat seinen Weg auf der Lava
fortgesetzt.
Die Höhenunterschiede zwischen den Hügeln und
den ihnen benachbarten Senken oder Tälern bewegen sich
zwischen 20 und 75 m, so daß man durchaus den Eindruck
eines Flachlandes hat. Dem Reisenden aber, der auf dem
Wasserwege sich der Hauptstadt naht, erscheint dieses
wellige Flachland eingefaßt durch einen Kranz von mäch-
tigen Bergen, die bis in den Sommer hinein einen leuch-
tenden Schneemantel tragen; Akrafell, Skardsheidi und Esja
im Norden, die vom Thingvallasee bis Kap Reykjanes sich hin-
ziehenden vulkanischen Ketten im Osten und Süden bilden
einen außerordentlich malerischen Rahmen des Bildes,
den unsere Karte allerdings nur eben noch in ihrem süd-
lichsten Teil am Helgafell und Husfell berührt. Hier erhebt
sich das Gebiet in isolierten Kraterruinenbergen auf 340
beziehungsweise 270 m Höhe.
Die Küsten sind im allgemeinen flach; folsige Stail-
küsten von 5—10 m Höhe treten gelegentlich auf, so auf
den Inseln, bei Laugarnes, Spitali, Fossvogur und Hvaley-
rarhöfdi. Auf weite Strecken wird der Strand von grobem
Geröll und von Blöcken aufgebaut, die bei Ebbe in ınchrere
Hunderte von Metern breiten Streifen entblößt werden.
Ziemlich weit verbreitet ist cine in etwa 10 m Höhenlage
auftretende marine Terrasse, auf welcher z. B. die Rennbahn
von Reykjavik liegt. Von älteren, höheren Terrassen sind
im Kartengebiete nur Andeutungen vorhanden, wie südlich
von Digranes.
l
Geologische Verhältnisse.
Die geologische Beschreibung des Gebietes knüpit am
besten an das im Kartengebiete verbreiteteste Gestein an,
welches zugleich das Rückgrat des Ganzen bildet. Es
ist dies ein in der Diluvialzeit entstandener, vom letzten
Inlandeis abgeschliffener Lavastrom, der früher für prä-
glazial gehalten wurde, dessen geolorisches Alter aber nach
den Forschungen von Dr. PJETUrss heute mit vollkommzener
Sicherheit feststeht. Dieser Lavastrom erstreckt sich in
einer Breite von 15 km von Reykjavik im Norden bis
zum Südrande des geologisch aufgenommenen (rebietes, WO
er unter jüngeren vulkanischen Bildungen verschwindet.
Bei Reykjavik erreicht er sein natürliches nördliches Ende
am Ufer des Videvjarsundes, zwischen Laugarnes und
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
152
Spitali, wo er auf älterem, diluvialen Basalt auflagert,
Er senkt sich bis zum Meeresspiegel in den Halbinseln von
Reykjavik und A’lptanes und steigt von hier aus nach
Süden und Osten mit seiner Oberfläche an, nach Süden
bis auf 170 m Meereshöhe, liegt aber in den von ihm ein-
genommenen Höhen im allgemeinen zwischen 75 und 150 m
Höhe. Nach Westen hin verschwindet er zunächst unter
den gewaltigen Lavaströmen, die von den zentralen Vul-
kanen der Halbinsel von Reykjanes sich bis zum Mceres-
ufer am Südrande des Hafnarfjördur ergossen haben. Erst
weiter westlich, in der flachen Halbinsel von Keflavik,
tritt er wieder an die Oberfläche und baut letztere voll-
ständig auf, überall nach allen Seiten unter das Meer
untertauchend. Nach Osten hin läßt sich der Strom außer-
ordentlich weit verfolgen. Er nimmt in einer Breite von
10 km die ganze Mosfellsheidi ein, verschmälert sich gegen
das Nordende des Tingvallasees auf wenige Kilometer und
verschwindet dann unter jüngeren Lavaströmen, taucht
aber südlich und westlich vom Geitlandsjökull wieder auf,
wo er 500-600 m Meereshöhe erreicht. Da auch nörlich vom
Längjökull ausgedehnte Strecken dieser eisgeschliffenen Lava
liegen, so sind die Vulkane, denen diese riesenhaften Lava-
ströme in diluvialer Zeit entflossen sind, unter der mäch-
tigen Gletscherdecke des Geitlandsjökull und Längjökull zu
suchen.
In petrographischer Bezielung handelt es sich um
einen Dolerit, der aus Plagioklas, grünem Augit, Olivin
und wenig Magmeteisen besteht. Dunkle Gemischteile treten
sehr stark zurück, so daß das Gestein als Ganzes eine
hellgraue Farbe besitzt. Die chemische Zusammensetzung
ergibt sich aus folgender Analyse (RınyeE, Gesteinskunde,
9. Aufl., 1923, S. 210).
SiOg. 2... . 50,059,
AO, .... 18,78 „
FeO...... 11,869 „
E80: 2% . 11,66 „
MgO ; 5,20 „,
Oo . .. « 0,38 „
N0 ..... 2,24 „
100,00 9/,
Die heutigen Oberflächenformen dieses gigantischen
Stromes von mehr als 150 km Länge haben mit der ur-
sprünglichen Oberfläche wenig zu schaffen, sondern sind
vollkommen ein Produkt des darüber hinweggegangenen
Original from
ze Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
rn
Inlandeises. Dieses hat die gesamte Oberfläche des Stromes
entfernt und tiefe Kessel herausmodelliert, so daß das
Ganze eine außerordentliche Ähnlichkeit mit einer skandi-
navischen Rundhöckerlandschaft besitzt. Trotz dieser ge-
waltigen glazialen Abtragung konnte ich durch einen glück-
lichen Fund etwas östlich von unserem Kartengebiet bei
Middalur das Aussehen der ursprünglichen Oberfläche fest-
stellen. Dort endet südlich von dem kleinen See Leirtjörn
der Lavastrom mit einem etwa 30 m hohen Steilrand. An
diesem Rande hat das Inlandeis die Lava nach ihrer plump-
säulenförmigen, senkrechten Klüftung zertrümmert und eine
große, plumpe Säule so um 90° gedreht, daß die ursprüng-
liche Oberfläche der abschleifenden Wirkung des Inland-
eises entzogen wurde Hier kann man schen, daß der
sonst überall feinporige Dolerit in seiner ursprünglichen
Erstarrungsrinde erst fein blasig, dann in einer etwa 11’, m
mächtigen Zone nach oben hin immer gröber blasig wurde
und schließlich mit einer Oberfläche endete, die vollkommen
die tauartig gedrehten, wulstigen Formen der Fladenlava
aufweist.
Die Oberfläche des Stromes ist zum größten Teil mit
blockreichem, jungdiluvialem Moränenschutt bedeckt, aber
an zahllosen Stellen, besonders auf den Höhen, aber auch
am Meeresufer, tritt das Gestein in prachtvoll abgeschliffenen
und geschrammten, flachen Rundhöckern an die Oberfläche.
Der kleine Maßstab der Karte gestattete eine Darstellung
üieser einzelnen Rundhöcker nicht. Das (Gestein mußte
also einschließlich seiner dünnen Moränenschuttdecke zur
Darstellung gelangen. Ein prachtvolles Rundhöckergebiet
am Nordufer der Bucht von Fossvogur, 3 km südlich von
Reykjavik, ist in der beigegebenen Taf. II, Abb. 2, dar-
gestellt. Die Mächtigkeit des Stromes ist nur an wenig
Stellen ermittelt, so an dem schon erwähnten Nordrande
ües Stromes bei Middalur, wo dieselbe 20—30 m beträgt.
Jedenfalls finden sich innerhalb des Stromes Gebiete mit
sehr viel größerer Mächtigkeit, denn sonst wäre die un-
geheure räumliche Erstreckung schwer zu verstehen. Die
Lava ist in dicke, plumpe Säulen abgesondert, wie man
sehr schön auf der kleinen, durch den Bau einer Mole mit.
Reykjavik verbundenen Insel Effersey sehen kann. In
den Rundhöckern tritt die säulige Absonderung kaum in die
Erscheinung. Über das Alter dieses Lavastroines läßt sich
soviel sagen. daß er vor oder während der letzten Eiszeit
entstanden sein muß, denn seine Oberfläche träxt überall
ed nn Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
154
die ausgesprochenen Kennzvichen glazialer Bearbeitung.
Andererseits kann er, da er mit ununterbrochenen und
gleichmäßigem Gefälle von seinem Entstehungsgebieie am
Längjökull bis zum Meeresstrande verfolgt werden kann, erst
entstanden sein, als das heutige Relief in seinen Haupt-
zügen fertig war. Das war aber der Fall nach den aus-
gedehnten, in einen späteren Abschnitt der gesamten Eis-
zeit entfallenien tektonischen Vorgängen. Wenn wir den
gesamten diluvialen Vulkanismus nach diesen tekton'schen
Vorgängen gliedern, so bekommen wir einen prätektonischen
Abschnitt, in welchem die später zu besprechende Wechsel-
lagerung von Basalten mit Moränenbildungen entstand und
einen posttektonischen, welcher wuen jünzeren Teil der
Glazialzeit umfaßt.
Die unter dem glazialen Dolerit lagernden Schichten
sind im Gebiete unseres Kartenbildes an mehreren Stellen
aufgeschlossen, nämlich erstens westlich von Reykjavik,
gegenüber der Insel Videy und auf dieser selbst, zweitens
in der Fortsetzung dieser Küstenlinie, im Mündungsgebiet.
der Ellidaä, drittens südlich von Reykjavik, am XNordufer
der Bucht von Fossvogur. )
Iım erstgenannten Gebiet ist ein außerordentlich inter-
essantes Profil aufgeschlossen bei Laugarnes; in der Nähe
der dortigen Transiederei schneidet ein zum Strande hin-
unterführender Pfad in den Steilhang ein und entblößt
folgendes Profil:
Zu oberst lagert Dolerit, plumpsäulig abgesondert, mit
ebener Oberfläche; er liegt auf 11 m mächtigem, groben
Schotter, der aus lauter wohlabgerundeten Geröllen besteht.
Es ist in hohem Maße auffallend, daß keinerlei kaustische
Einwirkung des Dolerits auf die Schotter zu beobachten
ist, nur daß einzelne Gerölle der obersten Lage in die
Lava hineingebacken sind und zum Teil aus ihr hervor-
ragen. Unter diesem Schotter, von dem es unentschieden
bleiben muß, ob er fluviatilen, glazialen oder marinen Ur-
sprungs ist, lagert dann Basalt. Der Schotter verschwindet.
sehr schnell nach Südosten hin und der Basalt bildet in
einer Breite bis zu 200 m das Ufer bis nach Spitali hin.
Das Vorkommen setzt sich zusammen aus Weckenförmigen
Ergüssen und aus Gängen, und der ganze Schichtenverband
befindet sich in einer Schrägstellung, deren Betrag 30—40°
ausmacht. Mit dieser Basaltformation sind glaziale Grund-
moränen verknüpft, die den Basaltdecken konkordant ein-
geschaltet und mit ihnen aufgerichtet sind.
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
155
Hier begegnen uns zum ersten Male die merkwürdigen,
zu vollkommen festem Gestein gewordenen diluvialen Mo-
ränen des südlichen Island. — Ich hatte bereits in dem
1885 in dieser Zeitschrift erschienenen Bericht über meine
erste Reise auf die außerordentliche Ähnlichkeit gewisser
isländischer Trümmergesteine mit Moränen hingewiesen,
hatte mich aber gescheut, wegen ihrer engen Verknüpfung
mit Basalten daraus die nötigen Schlußfolgerungen zu ziehen.
Erst Dr. PJETURSs gebührt das Verdienst, in einwandfreier
Weise die glaziale Entstehung dieser Bildungen nachgewiesen
zu haben, und zwar durch den Fund von geglätteten und
sekritzten Geschieben innerhalb der Moräne, durch den
Nachweis des polygenen Charakters der Geschiebe in ihr
und durch den weiteren Nachweis der Abschleifung und
Schrammung der Unterlage, auf welcher diese Bildungen
aufruhen. Mit voller Deutlichkeit kann man den Moränen-
charakter wuWieser Gesteine nur an Stellen erkennen, wo
die Oberfläche der Verwitterung ausgesetzt war; in ihnen
treten infolge größerer Widerstandsfähigkeit der Gerölle
gegenüber dem Bindemittel diese plastisch us de: Masse
heraus und lassen die typische Moränenstruktur deutlich
erkennen, während im frischen Brüch von all dem kaum
etwas zu sehen ist, das Gestein vielmehr einen sehr ein-
heitlichen Eindruck macht und wegen der etwas glasigen
Beschaffenheit des Bindemittels durchaus an ein vulkan'sches
Tuffgestein erinnert. In der Tat ist wohl die Mehrzahl
dieser Bildungen in früherer Zeit unter den jetzt für Island
als ausgemerzt zu betrachtenden Begriff „Palagonit“ ge-
rechnet worden.
Auf Klüften des Basaltes beobachtet man Anflüge von
Malachit, wie ja in der nordischen Basaltformation Kupfer
überhaupt ziemlich verbreitet zu sein scheint. Die Brandung
hat aus diesen Basalten schöne Höhlen herausmodelliert.
Eine Begehung des interessanten Profils. aus welchem ein
kleiner Ausschnitt in Taf. Il, Abb. 1 gegeben ist, ist nur
bei Ebbezeit möglich, da zur Flutzeit der ganze Strand
unter einer starken Brandung steht.
1500—2000 m südlich von Spitali liegt das Mündungs-
delta der Ellidaä; hier findet sich die gleiche. zu festem
Felsgestein umgewandelte Moräne, welche wir von jetzt
an als „Tillit“ bezeichnen wollen, aber hier nicht in Ver-
bindung mit. Basalten, sondern mit einem feinkörnig-tonigen
Gestein von heller Farbe, das ebenfalls einen Versteinerungs-
prozeß durchgemacht hat und in Tonstein umgewandelt ist.
SR . Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Kies des älteren Diluviums
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DEF AHEe
ds :-: Sandstein des älteren Diluviums
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dk = Tonstein des älteren Diluviams
Diluvialprofil an der Küste bei Fossvogur,
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Du
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0.
Dieser Tonstein lagert über dem Tillit. Die
Überlagerung des Ganzen durch den Dolerit
konnte PJETURSSs sehr gut beobachten.
Jetzt ist der Aufschluß mit einem wüsten
Blockmeer überschüttet, welches keinerlei
Beobachtung gestattet.
Sehr viel großartiger und schöner sind
die gleichen Schichten in der Bucht von
Fossvogur aufgeschlossen. Von der Stelle,
wo die Chaussee nach Hafnarfjördur an der
Bucht entlang geht, bis nach Skildinganes,
auf 3 km Länge, ist am Strande ein nur
an wenig Stellen unterbrochenes Profil
sichtbar, welches sich aus zu festen Sand-
steinen verkitteten glazialen Sanden, aus
tillitischen Moränen und aus Tonsteinen zu-
sammensetzt. Die Lagerungsverhältnisse
sind außerordentlich verwickelt. Ich habe
von dem interessantesten Teil des Profils im
inneren Winkel der Bucht eine maßstäb-
liche Profilaufnahme gemacht, die in der
folgenden Darstellung in 1 :1000 der Länge
und 1:500 der Höhe wiedergegeben ist.
Man erkennt daraus, daß von einer be-
stimmten, durch eine Überschiebung mar-
kierten Stelle an die Lagerungsverhältnisse
ungemein unregelmäßig werden, und daß
vor allen Dingen die Tonsteine in noch
plastischem Zustand mit den Tilliten ver-
knetet worden sein müssen. Ebenso kann
man deutlich erkennen, wie die Tillite mit
den fluvioglazialen Sandsteinen verzahnt
und durch Übergänge verbunden sind. Drei
photographische Aufnahmen aus dem ge-
störten und dem ungestörten Teil der Ab-
lagerung sind auf Taf. III und Taf. IV,
Abb. 1 wiedergegeben. Hier bei Fossvogur
lagern über diesen älteren verfestigten Ge-
steinen lockere, jungglaziale Bildungen in
geringer Mächtigkeit, während die doleriti-
sche Überlagerung nicht zu beobachten ist.
Dafür aber sieht man bei Ebbe aus dem
Meere, unmittelbar am Steilufer, abge-
schliffene Rundhöcker von einem mit dem
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
157
Reykjaviker außerordentlich übereinstimmenden Dolerit auf-
tauchen, die ganz zweifellos die Unterlage der grlazialen
Sedimente darstellen. Ist Dr. Psrrturss Beobachtung an
der Ellidaä richtig, woran nicht zu zweifeln ist, so sind
die Tillite, Tonsteine und Sandsteine zwischen zwei Deolerit-
strömen eingeschlossen. Da beide — ebenso wie die glazia-
len Schichten — horizontal lagern, so müssen alle drei
der posttektonischen Phase des Diluviums angehören, im
Gegensatz zu den bei Spitali den Basalten eingeschalteten
Tilliten, die wegen ihrer Steilstellung der prätektonischen
Phase angehören müssen. Hier liegt ein wichtiges Problem der
jüngeren Glazialgeologie vor, welches noch der Lösung harrt.
Ein zweites betrifft die Ursachen der Verfestigung
der Glazialbildungen des älteren Diluviums; wir sind bis
heute weder über die petrographische Zusammensetzung des
Binuemittels der Tillite noch über die Umwandlungsvrozesse,
die es durchgemacht hat, und deren Ursachen irgendwie
ım klaren. Y
Noch an einer weiteren Stelle im Kartengebiet finden
sich Tillite, und zwar im südlichsten Teil desselben, am
Valahnukur, wo sich inmitten der jüngeren Laven ein aus
Tilliten bestehender Rücken prächtig heraushebt. Auch er
gehört offenbar der prätektonischen Phase des Diluviums an.
Die letzte Eiszeit Islands ist durch außerordentlich aus-
gedehnte Ablagerungen vertreten, die, wie schon ein-
leitend bei Besprechung des glazialen Dolerites bemerkt,
diesen überall da überkleiden, wo nicht die eisgeschliffenen
Rundhöcker ihn durchstoßen. Es handelt sich bei diesen
Bildungen um ausschließlich lockere Sedimente von Moränen-
charakter, die durch einen ganz außerordentlichen Reich-
tum an großen Blöcken ausgezeichnet sind. Sie sind so
zahlreich wie in den schönsten, aus Geschiebepackungen
bestehenden Endmoränen Norddeutschlands, und ihre Ge-
schiebe bestehen zum größten Teil aus demselben Dolerit,
der auch die geschliffene Unterlage bildet, was nicht weiter
wundernehmen darf, da ja das Inlandeis vor Erreichung
der Gegend von Reykjavik mindestens 30—40 km weit
über diesen Lavastrom hinweggeschritten ist. F.uvioglaziale
Ablagerungen treten zurück und konnten in der Karte
nur an einer Stelle, ungefähr 1 km nordwestlich von der
Chausseebrücke über die Ellidaä, festgestellt werden, wo
grobe glaziale Kiese einen vielleicht osartigen Rücken bilden.
in welchem aus mehreren Gruben Wegebaumaterial ge-
wonnen wird.
ed nn Original from
ne Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
158
Noch jüngere Bildungen, die der älteren Postglazialzeit
angehören, sind in schönen Aufschlüssen auf beiden Seiten
des Flüßchens Ellidaa in ihrem Mündungsgebiet zu be-
obachten. Den Unterlauf ihres Tälchens, welches in seiner
ganzen Länge mit einem später zu besprechenden Strome
junger Fladenlava vor geringer Mächtigkeit erfüllt ist, be-
gleitet auf beiden Seiten eine in 10 m Meereshöhe liegende
Terrasse, die sich nach Norden hin bis Spitali verfolgen
läßt. Auf ihr liegt die Rennbahn von Reykjavik. Unter
dieser Terrasse treten auf beiden Seiten des Flusses und
etwas weiter östlich am Grafarvogur im Steilufer Bänder-
tone auf, die eine ausgezeichnete wagerechte Schichtung
besitzen und aus abwechselnden, sehr dünnen Lagen von
feinen und etwas weniger feinen Tonen bestehen. Sie
gleichen so vollkommen den schwedischen und nordameri-
kanischen Warwentonen, daß man an der Gleichartigkeit
ihrer Entstehung während der Abschmelzpe:iode des letzten
Inlandeises kaum zweifeln kann. Die regelmäßig wechseln-
den, auch in der Färbung etwas verschiedenen Tonschichten
dürfen deshalb zu je zwei Jahresabsätze darstellen und
zur Bestimmung der Zeitdauer des Absatzes des etwa 8 m
mächtigen Tonlagers geeignet sein. Nach einer Stichprobe
und Auszählung von etwa 5 cm des Sedimentes glaube ich
die Bildungszeit des ganzen Lägers auf etwa 2000 Jahre
veranschlagen zu können, doch ist eine genauere Unter-
suchung erforderlich, um einen sicheren Anhalt dafür zu
gewinnen, wann nach dem Schlusse der letzten Eiszeit die
letzte Hebung uüer Insel erfolgte.
Die marinen Terrassen haben in der Umgebung von
Reykjavik innerhalb des Kartengebietes noch weitere Ver-
breitung und finden sich sehr schön am nordwestlichen
Ende der Halbinsel von Reykjavik bei Sudurnes, Grota-
tangi und Nes. In sehr viel größerer Verbreitung und
in mehreren Niveaus finden wir sie außerhalb des Karten-
gebietes in der Umgebung des Kollafjördur und Leiruvogur
südlich von der Esja. Über das Vorkommen ciner höheren
Terrasse bei Digranes ist schon berichtet worden.
Von jüngeren alluvialen Sedimenten finden sich im
Kurtengebiet nur zwei, nämlich Torf und Strandbildungen,
wenn man von den in der Karte nicht dargestellten Schutt-
massen an steileren Gehängen absieht, die aber in dem
flachen Gelände nur eine geringe Rolle spielen. Wie in
allen arktischen Ländern hat auch in Island der Torf eine
weite Verbreitung. Eine große Gruppe von ausgedehnten
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
159
Torfmooren findet sich in der Umgebung von Reykjavik,
eine zweite auf der Halbinsel A’Iptanes und eine dritte
südwestlich vom Eliidavatn. In den zahlreichen geschlosse-
nen Senken des letzteren Gebietes haben die Torflager meist
ebene Oberfläche, in den räumlich viel ausgedehnteren Vor-
kommen in der Nähe der Hauptstadt steigen sie vom Meere
oder der Zehnmeterterrasse aus landeinwärts an und er-
reichen Höhen bis zu 40 m. Es handelt sich also vielfach
um Gehängemoore oder um Talmoore, die mit der Oberfläche
der Täler steigen. — Außer den großen, geschlossenen
Torfmooren, in denen in der Tiefe ein dunkler Brenntorf
liegt, während näher der Oberfläche sich heller Moostorf
findet, beobachtet man in weiter Verbreitung auf den eigent-
lichen Hochflächen dünne, vielfach unterbrochene Lagen
von Rohhumus oder Trockentorf, welcher die mannigfachsten
Fließerscheinungen zeigt, so daß die einzelnen Zerreißungs-
schollen bei ihrer Abwärtswanderung gekippt und schließ-
lich gewälzt werden. Allen Torfflächen gemeinsam ist das
Auftreten von bis zu 1 m hohen, eng aneinandergedrängten,
steilwandigen Buckeln, die keineswegs den Bülten nord-
deutscher Torfmoore gleichen, sondern als Frostwirkung
aufgefaßt werden müssen. Bei der Herstellung von Kultur-
wiesen müssen diese Buckel mit unendlicher Mühe zerstört
werden, aber sobald die Wiesen cinige Zeit sich selbst
überlassen bleiben, entwickeln sie sich von neuem.
Die jungvulkanischen Bildungen, be:onders die Lava-
ströme, sind frei von Torf und tragen nur dünne Decken
von Rohhumus, der sich hauptsächlich aus zwei Moosen,
einem hellsilbergrauen und einem grünlichgrauen, aufbaut.
— Ältere Lavaströme werden von diesen Moosen in so
dichten und mächtigen Polstern überkleidet, daß man wie
auf einem schwellenden Teppich über sie hinwegschreiten
kann, so daß sie das Überqueren der zackig-scholligen
Lavaströme außerordentlich erleichtern. Oben lebt und
wächst die Moospflanze, nach unten hin stirbt sie in etwa
löcm Tiefe ab, ist aber in ihrer Struktur noch erhalten,
und erst in größerer Tiefe geht sie in einen hellen, struktur-
losen Rohhumus über. Beide zusammen — Rohhumus und
lebendes Moos — können zusammen 15— 3’, m mächtig werden.
Wird in trockenen Jahreszeiten durch Mutwillen oder Zufall
solcher Moosteppich in Brand gesetzt, so verglinnmen die
Moose vollständig, der Wind verweht die Asche und die
Lava liegt wieder mit ihrer ursprünglichen rauhen und
zackigen Oberfläche zutage. Dieselben Moospflanzen. die
Original from
Pa Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
a.
sich zuerst auf der Lava ansiedelten, haben zweifellos
ihr Leben in außerordentlich langsamem Wachstum bis
auf den heutigen Tag fortgesetzt, und diesen kleinen Ge-
wächsen muß deshalb ein Alter von vielen Jahrhunderten
und selbst Jahrtausenden zukommen, so daß sie an Alter
mit den Miammutbäumen Kaliforniens und den riesigen
mexikanischen Taxodien konkurrieren können. Vielleicht wird
es einmal möglich sein, aus diesen Moosen nach Fest-
stellung ihrer Wachstumsgeschwindigkeit das relative Alter
der postglazialen isländischen Lavaströme zu berechnen.
Über die Mächtigkeit, die die isländischen Torflager
erreichen können, liegen ebenso wenig wie über ihren
Aufbau aus verschiedenartigen Pflanzen und über einen
etwaigen Wechsel der Pflanzen in der Postglazialzeit infolge
klimatischer Änderungen bisher Untersuchungen vor. In
Torfstichen bei Reykjavik und Middalur beobachtete ich
gelegentlich Mächtigkeiten bis u 4m. Ein im Abbau
befindliches Moor bei Middalur enthält im unteren Teile
starke Stämme von Betula pubescens.
Strandgerölle aus grobem Kies mit Blöcken aller
Größen haben besonders in den der Brandung stärker aus-
gesetzten Teilen der beiden großen Halbinseln unseres Ge-
bietes große Verbreitung und säumen auf langen Strecken
den Strand; wo der Dolerit flach unter das Meer taucht,
reichen diese groben Brandungsbildungen weit ins Meer
hinein und laufen bei Ebbe in Hunderten von Metern breiten
Streifen trocken, tauchen auch als Geröllbänke in Untiefen
aus dem Skerjafjördur hervor oder verbinden landnahe Insel-
chen, wie Effersey, Holmarnir und Geldinganes, mit dem
festen Lande.
Wir wenden uns nun einer Besprechung der jung-
vulkanischen postglazialen Bildungen zu,
unter denen wir ältere Kraterruinen, größere, noch wohl-
erhaltene Schlackenkrater und Lavaströmne unterscheiden
können. Von alten Kraterruinen finden sich zwei am Süd-
rande unseres Gebietes: Der Husfell (278 m) und der
Helgafell (340 m) mit dem Valähnukr (201 m). Es sind
gewaltige Massen von Schlacken und Bomben, alle ver-
festigt, durch die Erosion zu wilden, zackigen, aber ohne
größere Schwierigkeiten besteigbaren Felspartien umge-
wandelt, mit Intrusivlavagängen durchsetzt. Sie zeigen
keine Spur glazialer Einwirkungen, aber ebensowenig deut-
lich erhaltene Kraterformen. Ihr genaues Alter wird sich
erst nach eingehender Untersuchung eines größeren Ge-
REN Mn Original from
DEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
161
bietes bestimmen lassen. Vielleicht gehören sie zum Teil
schon in das Diluvium hinein. |
Junge, wohierhaltene Krater finden sich an vier Stellen:
1. Raudholar, südlich von Reykjavik, zwischen der Chaussee
nach dem Südwestlande und dem Ellidavatn; 2. der Burfell
im südlichen Teile unseres Gebietes, nördlich vom Helgafell;
3. der Krater Storhöfdi, 5 km südlich von Hafnarfjördur,
und 4. namenlose rote Schlackenmassen, 3 km südlich von
Storhöfdi und ebenso weit westlich vom Helgafell.
1. Raudholar, die „Roten Hügel“ zwischen Raudavatn
und Ellidavatn, bilden eines der interessantesten Jungvulka-
nischen Gebiete in ganz Island. Nur 0,8 km? groß, besitzt
dies von weitem gesehen flachhügelige Gelände nicht weniger
als 100 einzelne Krater, deren kleinster nur wenige Meter
Durchmesser besitzt, während der größte deren etwa 100
hat. Alle diese Krater sind aus roten oder schwarzen
Schlacken und Lapilli aufgebaut. Beide Farben grenzen
aneinander, und zwar so, daß z.B. von einem Zwillings-
krater der eine rot-, der andere schwarzschlackig ist. Die
Schlacken selbst sind klein, von zierlicher Form und klirren
unter dem Schritte des Wanderers. Eigentliche Lavaströme
kommen nicht vor; einige winzig kleine Lavaflächen zeigen
den Charakter der Fladenlava. Dagegen ist das Gebiet durch
zahlreiche Schweißschlackenbildungen ausgezeichnet. Diese
bilden entweder steilwandige, innen hohle Kamine bis zu
‘m Höhe oder niedrigere Formen von 1—1,5 m Höhe;
dann aber finden sich Schweißschlacken als kranzartige
Anhäufungen auf dem Kamme vieler Kraterwälle. Aber
durchaus nicht alle Krater tragen solche Schweißschlacken-
wälle, sondern gerade die größten entbehren derselben. Die
Mächtigkeit dieser Schweißschlackenkränze kann bis zu
3 m betragen; sie sind aus lauter einzelnen, in zähflüssigem
Zustande aufgeworfenen Massen aufgebaut, die sich über-
einandergepackt und fest verbunden haben. Im östlichen
Teile des Gebietes sind diese schwarzen Lavaringe seltener.
Im Südosten des Kraterfeldes sind zwei Krater so tief
eingesenkt, daß sie ins Grundwasser tauchen und kleine
Seen von 8—12 m Durchmesser enthalten. Die drei Abb.
auf Taf. VIund VII oben geben einige Einzelheiten aus diesem
inerkwürdigen Gebiete kleiner, gehäufter. modellartig schöner
Vulkane. Ähnliche Vorkommen finden sich in Island noch
am Westfuße des Snäfellsjökull und im Nordlande bei
Sveinstadir, südlich vom Hunafloi. Das Ausbruchsmaterial
kann bei der eng gedrängten Lage der Krater natürlich
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1935. 11
a Mn Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
162
nicht aus großer Tiefe stammen, sondern ist jedenfalls
auf einen in ganz geringer Tiefe vorhandenen Magmaherd
zurückzuführen.
2. Der Burfell liegt im Süden unseres Kartengebietes,
im südlichsten Teile des Verbreitungsgebietes des glazialen
Dolerites, dem sein Aschenkegel mit der Nordhälfte auf-
lagert, während die Südhälfte von Lavaströmen begrenzt
wird. Der Kraterring erhebt sich 50—80 m über seine
Umgebung, der Krater selbst ist etwa 40 m tief eingesenkt.
Grobe dunkle Schlacken bauen ihn auf, zum Teil zusammen-
geschweißt. Im Innern des Kraters sieht man stellenweise
dünno Lavabänkchen den Schlacken eingeschaltet. Recht
merkwürdig ist eine auch in der topographischen Karte
zum Ausdruck gelangende, schmale, 2 km lange Rinne, die
am Westrande des Vulkans beginnt, zuerst 800 m weit
nach Westen gerichtet ist, dann rechtwinklig umbiegt und
noch 1200 m sich nach Norden verfolgen läßt. Diese Rinne
beginnt mit 8-10 m Breite und wird nach Norden hin
allmählich breiter, bis sie schließlich ein Maß von 50—80 m
erreicht. Die beiden Seitenwandungen stehen in einer grauen
Fladenlava, die unten dicht ist, nach oben hin blasig wird
und zu oberst die typischen Oberflächenformen der Fladen-
lava besitzt. Die Höhe der Wandungen beträgt 6—8 m
und die Wände selbst sind überhängend gekrümmt (Abb. 2).
An vielen Stellen sind sie durch herabgebrochenes Lava-
gestein verstürzt, an anderen aber noch in der ursprüng-
lichen Form erhalten. Der Boden der Rinne ist ebenfalls
mit ebener Fladenlava ausgekleidet, die im unteren Teile
mehrfach Spratzkegel trägt. Es handelt sich hier sicherlich
A bb. 2,
um einen Ausflußkanal der weiter im Norden sich aus-
breitenden Fladenlava, dessen spezielle Enrstehunes-
geschichte allerdings recht schwer erklärlich ist.
3. Genau 4—5 km südlich von Hafnarfjördur liegt
der große Krater Storhöfdi. Im Norden grenzt er an einen
kleinen Binnensce, im Westen und Süden an Fladenlaven
und im Osten ist er einem Rücken moränebedeckten, glazi-
alen Dolerites aufgesetzt. Der Durchmesser des Kraters
beträgt 11» km, sein Wall erhebt sich 40—60 m über die
Umgebung und 30—00 m über den Kraterboden.
Original from
DIN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
163
4. 3 km weiter südlich erheben sich aus den Lava-
feldern aus leuchtend roten Schlacken aufgebaute Hügel,
von denen mit großer Sicherheit anzunehmen ist, daß
sie ebenfalls dieser Gruppe junger Vulkane angehören,
Zum Schluß sei in diesem Zusammenhange eines
merkwürdigen Vorkommens etwas südlich vom neuen Fried-
hofe von Hafnarfjördur gedacht. Der Rücken, auf dem
der Friedhof liegt, besteht ganz und gar aus glazialem
Dolerit mit jungem Moränenschutt; hier beobachtet man
innerhalb des zutageliegenden Dolerites drei kleine Flächen
von wenigen Metern Durchmesser, an denen im Dolerit
ein Lavapfropfen sitzt. Es handelt sich hier anscheinend
um ein paar Schußkanäle, in denen Lava bis an die Ober-
fläche aufgestiegen, dann aber sofort als Pfropfen er-
kaltet ist.
Eine ungeheure Entwicklung besitzt im Süden unseres
Gebietes die junge Lava. Vom Kap Reykjanes bis zum
Hengill zieht sich eine nach Norden bis zum Meere reichende,
nur die Halbinsel von Keflavik freilassende, ungeheure
Lavatiäche hin, die noch zum Teil in unser Kartengebiet
hineinfällt. Wir können nach der Erstarrungsform Fladen-
laven und Blocklaven unterscheiden. Eine ausgezeichnete
Fladenlava schließt sich an den Deoleritrücken von Haf-
narfjördur nach Südwesten hin an. Sie ist mit so zahl-
reichen Polstern von silbergrauen Moosen bewachsen, daß
sie ganz hellfarbig erscheint; aber auch das Gestein an
sich besitzt eine hellgraue Farbe. In dieser Lava kann man
interessante Erscheinungen der Auftreibung infolge innerer
Gasentwicklung beim Abkühlen beobachten. In den ein-
fachsten Fällen ist die Oberfläche schwach kuppelförmig
aufgewölbt, und beim Darübergehen hört man deutlich, daß
man über einen Hohlraum hinwegschreitet. Durch späteren
Einsturz sind eine ganze Reihe von diesen Räumen geöffnet
worden. Bei größerer Entwicklung von Gasen geht die Auf-
treibung weiter und es bilden sich langgestreckte Rücken
von zehn und mehr Metern Höhe, die endlich in ihrer
Längsachse in langen Spaltenzügen aufbrechen. Bisweilen
ist durch Nachsackung dann die eine Seite wieder etwas
zurückgesunken, so daß sich entlang der Spalte ein Absatz
findet. Auch keine Schweißschlackenkegel (Hornitos) von
der Art der bereits von den Raudholar beschriebenen finden
sich auf manchen Lavaströmen in großer Anzahl. — Ganz
anders ist die Beschaffenheit der Blocklava. Aus ihr
besteht der große Lavastrom, auf dem die nördliche Hälfte
11*
REN nn Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
164
der Stadt Hafnarfjördur liegt. Dieser Lavastrom hat seinen
Ursprung im Süden, in der Gegend nördlich vom Helgafell
und erstreckt sich von da durch das Grähelluhraun, in
der Nähe des Friedhofes sich ganz eng zusammenziehend,
über Hafnarfjördur hin mächtig sich verbreiternd, bis
zum Meere im Innern des Skerjafjördur. Ein zweiter Arm
kommt aus dem weiter im Osten, südlich von der Heil-
stätte gelegenen Tal heraus. Diese Lava ist von dunkler
Farbe und von einer ungemein rauhen, blockig-scholligen
Oberfläche mit sehr erheblichen Höhenunterschieden inner-
halb kleinster Gebiete. — Die drei Abbildungen auf Taf. IV
unten und Taf. V geben eine Vorstellung von dem scholligen
Charakter dieser Art Ströme. Ein zweites Biocklavagebiet
liegt zwischen dem Bur- und dem Husfell. — Weiter nördlich
anı Ostrande unseres Blattes, südlich von den Raudho:ar, treten
ebenfalls Fladenlaven auf, die bei ihrer Eruption ungemein
dünnflüssig gewesen sein müssen, denn ein ctwa 14 km
langer, ganz schmaler, bisweilen kaum 100 m breiter Lava-
strom, geht von hier aus und folgt dem Tale des Flüßchens
Ellidaa bis zu seiner Mündung. Die geringe Masse der
Lava zusammen mit der Länge des Stromes zeugen auf
das beste für eine äußerste Dünnflüssigkeit derselben beim
Ausfließen. Nach meinen Beobachtungen scheinen die ba-
sischen dunklen Laven als Block- oder Schollenlava, die
sauren hellen Laven dagegen als Fladenlaven erstarrt zu sein.
Zun Schluß noch ein paar Worte über die Tektonik:
Wie bereits einleitend bemerkt, sind fast die gesamten Bil-
dungen unseres Kartenblattes jünger als die große tektonische
Phase während der Eiszeit. Man kann also nicht erwarten,
von den großen Störungen dieser Zeit innerhalb unseres
Gebietes etwas zu beobachten. Dagegen machen sich tek-
tonische Bewegungen allerjüngsten Alters in recht auf-
fälliger Weise im südlichen Teile unseres Gebietes be-
merklich. Es sind dies Spaltenbildungen, auf denen Be-
wegungen stattgefunden haben, durch die der eine Flügel
um wechselnde Beträge gesenkt worden ist. Diese jungen
postglazialen Verwerfungen, die selbst ganz junge Lava-
ströme durchsetzen, sind im südwestlichen Island recht
verbreitet und einige von ihnen kommen auch in unserem
Kartenabschnitte vor. Eine solche Verwerfung beginnt in
den glazialen Doleriten südlich vom Ellidavatn und läßt
sich in der Richtung nach Südwesten 8 km weit bis zum
Ende der oben besprochenen Ausflußrinne des Burfellkraters
verfolgen. Diese Verwerfungsspalte, die ganz und gar im
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
165
glazialen Dolerit steht, zeigt einen von großen Dolerit-
blöcken bedeckten Steilabbruch auf der südlichen Seite
und eine Senkung des nach Süden angrenzenden Gebietes
um Beträge von mehreren Metern. Die Fortsetzung dieser
Verwerfungsspalte mündet in das Knie der gleichen Aus-
flußrinne ein und erstreckt sich von da 2 km weit nach
Südsüdwesten durch das Fladenlavagebiet hindurch. Ein Teil
derselben ist in unserer Abb. Taf. VIl unten dargestellt. Auch
hier ist die Spalte selbst verhüllt durch mächtige Lava-
blöcke, das Absinken ist ebenfalls auf der Südseite erfolgt,
sein Betrag nimmt von Norden nach Süden immer mehr
zu und beträgt im südwestlichen Teil etwa 12 m. Hier hat
die Senkung bewirkt, daß der gesenkte Teil unter den
Grundwasserspiegel geraten ist, wobei ein kleiner See ent-
stand, aus welchem ein Flüßchen, der Kaldärsel, abfließt,
um alsbald nach Erreichung der großen Lavafelder wieder
in denselben zu verschwinden. — Die Wasserarmut ist
überhaupt ein charakteristisches Zeichen aller dieser aus-
gedehnten Lavaflächen: Kein Bach durchfließt, kein Tal
durchzieht sie, und alle Gewässer, die von den Randgebieten
her sich ihnen nähern, haben dasselbe Los, — sie ver-
schwinden in den klüftigen Laven, setzen ihren Weg unter-
irdisch fort und treten erst am Meere wieder zutage. Nur
die Ellidaä ist durch den dünnen Lavastrom ihres Tälchens
nicht bezwungen worden, sondern hat auch heute noch
oberirdisch ihren Abfluß.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
166
6. Erläuterung zu einer Strukturkarte des
Osnabrücker Landes!).
Von Herrn W. Haack in Berlin.
(Hierzu Tafel VIII.)
Das Osnabrücker Land gehört, soweit es Gebirge ist, der
„nordwestfälisch-lippischen:Schwelle“ an, die
im S begrenzt wird von den schmalen Bergzügen des Osnings,
im N von dem noch schmaleren und niedrigeren Wichen-
gebirge, die beide herzynisch streichen. Auf dem Kärtchen
erkennen wir zwei Haupt- „Achsen“, die „Osning-Achse“
und die „Piesberg-“ oder „Piesberg-Pyrmonter Achse“. Der
Osning ist in seiner typischen Ausbildung, wie er sie
von seinem SO-Ende bis Borgholzhausen zeigt, nach
SrıLLES Auffassung bekanntlich ein Sattel mit steil auf-
gerichtetem bis überkipptem, aus Kreide bestehendem Süd-
flügel und auf diesen überschobenem, aus Trias zusammen-
gesetztem Nordflügel. Dieser Überschiebung spricht STILLE
neuerdings auf Grund der Tiefbohrung von Nieder-Bark-
hausen sogar deckenartigen Charakter zu, und die früher
von ihm als Zerrungsgraben gedeutete „Haßbergzone“ er-
scheint ihm nunmehr als „Fenster‘ in der überschobenen
Triasdecke. Wenn nun auch m. E. das Bohrprofil und damit
auch die Haßbergzone sich in ziemlich ungezwungener
Weise anders ausdeuten lassen?), müssen dort starke tangen-
tiale Kräfte auf alle Fälle geherrscht haben, denn ohne
bedeutende Überschiebungen kommt man nicht aus.
Ganz anders hier im Westen: Die Überkippung des
Südflügels finden wir nur bis Iburg, und auch auf dieser
1) Die Karte wird zugleich im Führer für die diesjährige
Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in
Münster veröffentlicht. Sie lehnt sich an SrtIıLLeE’s „Übersichts-
karte der saxonischen Gebirgsbildung‘‘ 1:250000 an, greift aber
im Westen über sie hinaus.
?) Die Umdeutung habe ich in einem vor dem Kollegium
der Preußischen Geologischen Landesanstalt gehaltenen Vortrage
vorgenommen.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
167
Strecke nicht überall; der nördliche ist, soweit man von
einem Flügel überhaupt noch sprechen kann, ganz ab-
weichend gebaut und oft kaum noch überschoben. Anderer-
seits stellen sich nun auch unzweifelhafte, sehr kräftige
Zerrungserscheinungen ein, wie das z. B. der mit Schollen
von Karbon bis Neokom gefüllte Graben am Südhang des
karbonischen Hüggels zeigt. Der westliche Osning — von
Borgholzhausen ab gerechnet —, läßt sich wieder in zwei
Unterabschnitte teilen, deren Grenze eine N—S verlaufende
Störungszone O Hagen ist. Östlich von dieser sehen wir
die Kreide auch auf dem Nordflügel sich ausbreiten,
während im W nur kleine Schollen davon vorhanden
sind. Die nach dem Auftreten der jeweils ältesten
Gebirgsglieder konstruierte Osningachse hält sich ferner
im O noch nahe an den südlichen Kreideketten.
Westlich jener Linie springt dagegen die nun etwas künst-
lich erscheinende Achse zickzackförmig nach N vor, zugleich
taucht zum ersten Male im langen Verlaufe des Ösnings,
vermittelt durch gewaltige Störungen, Paläozoikum auf,
einmal im Hüggel, zweitens in der viel größeren Ibben-
bürener Bergplatte, wobei es sich in beiden Fällen um
Karbon und Zechstein handelt. Die Kreideketten des Süd-
flügels bleiben damit weit im S zurück, setzen aber ihren
Verlauf ganz unbekümmert um die so bedeutenden Störungen
der Nachbarschaft fort. Sie bekunden hierdurch eine
große Selbständigkeit, die wohl auf ihrer Lage an einer
altangelegten herzynisch gerichteten Schwächelinie beruht.
Dieses Verhalten stimmt nicht gut zu der Annahme eines
ursprünglich sattelförmigen Baues des Osnings, wenigstens
nicht für den westlichen Abschnitt. Die Kreideketten
bilden vielmehr m.E. im großen gesehen eher eine Flexur
am Südrande der nordwestfälisch-lippischen Schwelle oder,
wie QUIRING es nennt, eine Gelenkfalte, auf welche im
Osten die Schwelle überschoben ist und dadurch sattel-
förmigen Bau vortäuscht. Was aber die Ursache für die
hierdurch angezeigten Bewegungen war, ob die Schräg-
stellung der „Scholle von Münster“ oder die Rahmen-
faltung, sei dahingestellt.
Zu erwähnen sind noch die merkwürdigen klippen-
artigen Durchragungen älteren Gesteins durch
jüngeres, wie z. B. der aus Osningsandstein bestehende
Hüls, welcher den Pläner durchspieß!. und das Triasvor-
kommen von Borgloh, das rings von Wealden und Oberem
Jura umgeben ist.
REN ja Original from
DEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ar
Das Innere der Schwelle wird im Kartenbereich über-
wiegend aus Trias aufgebaut, und in dieser verläuft auch die
Piesbergachse, die bedeutend gleichmäßiger gebildet ist
als der Osning und wirklich einen sattelförmigen Bau besitzt.
Auch die Störungen sind bei weitem nicht so bedeutend wie
am Osning. Überschiebungen und Klippen sind hier nicht be-
kannt. Sogar der karbonische Piesberg selbst ist in sich nur
wenig verworfen und zeigt fast idealen Sattelbau, während
dieser am Hüggel nur mit Schwierigkeiten festzustellen ist.
Osning, genauer dessen Kreideketten, und Piesberg-
achse sind also ihrem Wesen nach etwas ganz verschie-
denes. Nicht die letztere ist das nördliche Gegenstück zum
Osning, sondern die Malmkette des Wiehengebirges,
die umgekehrt nach N zu einfällt und als schwach ange-
deutete Flexur die Schwelle, wenn auch weniger scharf nach
N hin begrenzt. Die Linie dürfte auch schon im Oberen Jura,
im Obersenon und vielleicht im älteren Tertiär diese Rolle
gespielt haben.
Im W wird die Malmkette durch eine Achse abge-
schnitten, die bei HAARMANN und STILLE und einstweilen
auch auf dem vorliegenden Kärtchen als Endstück der
Piesbergachse erscheint. Ihr parallel, so wird vermutet,
läuft cine Verwerfung, der „Wiehengebirgs-Abbruch“. In
Wahrheit ist nun aber das genannte Endstück spießeckig
zum bisherigen Verlauf der Achse gerichtet, und was sie
abschneidet, gehört zu ihrem eigenen Nordflügel. Dazu
kommt, daß weiter östlich eine ganze Schar von Störungen
die Schwelle durchsetzt, die die gleiche Richtung, Stunde 10,
aufweist. Es sind teils Verwerfungen, teils Sättel, teils
Mulden, die auf der Strukturkarte zum ersten Male dar-
gestellt sind. Sie treten nicht nur im Triasgebiet nördlich der
Hase auf, wo das herrschende herzynische System kaum
ausgeprägt ist, sondern auch südlich des Flusses, wo sie um
so mehr auffallen, als hier zwei zwischen die beiden
Hauptachsen der Schwelle eingeschaltete kürzere, die Sand-
forter und die Holter Achse von ihnen gequert
werden und tatsächlich eine Art Faltenvergitterung
zustande kommt.
Zu dieser Schar gehört wohl auch der östliche Randsprung
des Piesberges. Nicht betroffen ist, soweit bis jetzt be-
kannt, das Wiehengebirge. Am ÖOsning dagegen finden
sich noch Andeutungen in der Borgloh-Öseder „Wealden-
mulde“. Auch die starke Verbiegung, die das Gebirge
süulich Borgloh erleidet, hängt offenbar damit zusammen.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
RR.
Noch weiter im S führte die Kartierung des Kleinen Berges
bei Rothenfelde zur Erkennung derartig gerichteter Sprünge,
deren einer auf dem Kärtchen angedeutet ist. Diese wieder
leiten über zu den von MENTZEL und BÄRTLIXNG aus dem
Münsterschen Becken bekanntgegebenen, die Kreide noch
mit verwerfenden Sprüngen des karbonischen Untergrundes
und damit endlich auf die großen, so gut bekannten Quer-
sprünge des Ruhrgebietes. Ein Gegensatz ist «dabei aber
nicht zu übersehen, daß nämlich letztere auf Zerrung zurück-
geführt werden, während bei der Osnabrücker Störungsschar
die Sättel und Mulden auf Kompression hinweisen.
Im Osten, außerhalb des CGrebietes, das hier dargestellt
ist, fehlen derartige Störungen gleichfalls nicht, denn nach
BurgE wird die Piesbergachse zwischen Herford und
Bünde von einem schmalen Sattel gequert, der genau die
gleiche Richtung besitzt.
Gehen wir nach W, so finden wir diese Richtung
wieder am unteren Dütelauf, der sich auch selber ihr
anschließt. Am rechten Ufer begleitet den Fluß eine Mulde
aus Oberem Jura, links aber erhebt sich klippenartig aus
einem Juragebiet der schmale, stark gestörte Triasstreifen,
zu denen Hellerberg und Gesmoldsberg gehören. Dieser
weist wiederum, wenn man ihn verlängert, auf das oben
genannte Endstück der Piesbergachse hin. Wie dieses
das Wiehengebirge, schneidet jene Malmmulde die Sand-
forter und die Holter Achse im Westen ab.
Das Alter der Gebirgsbildung bei Osnabrück.
A. Die variscische Gebirgsbildung.
Am Hüggel und am Piesberg ist eine Diskordanz an
der Basis des Zechsteins an Ort und Stelle kaum fest-
zustellen, wohl aber, wenn man beide einander gegenüber-
stellt, wobei man dann sieht, daß das Liegende ganz ver-
schieden alt ist; denn in ersterem Falle handelt es sich
um die „Ibbenbürener Schichten“, im zweiten um die
jüngeren „Piesbergschichten‘ des Produktiven Karbons. Das
gleiche zeigt ein Vergleich zwischen Ibbenbürener
Bergplatte und den weiter nördlich liegenden Tiefbohrungen
bei Limbergen. Die schwachen Falten des Karbons der
Bergplatte haben merkwürdigerweise nicht erzgebirgische,
sondern herzynische Richtung, und doch müssen sie, wenn
gewisse ältere bergmännische Aufschlüsse richtig be-
obachtet sind, älter sein als Zechstein, während die großen
Quersprünge, da sie den Zechstein mitverwerfen, jünger sind.
Original from
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170
B. Die saxonische Gebirgsbildung.
Dieser kommt im hier behandelten Gebiete naturgemäß
die Hauptbedeutung zu.
Die ältesten schwachen Bewegungen mögen, angezeigt
durch sich an die herzynische Richtung haltende Schicht-
lücken, schon im älteren Malm vor sich gegangen sein.
Aus der Zerstörung älterer Schichten bis in die Trias
hinab herrührende Konglomerate, wie sie weiter östlich
im jüngeren Malm Gigasschichten und Serpulit auszeichnen,
gibt es hier nicht Der letztere zeigt durch seine ab-
weichende, mächtige salinische Mergelfazies an, daß hier
eine Senke lag,
Eine wirkliche größere Diskordanz finden wir erst an
der Basis des marinen Neokoms, denen aber auch Gebiete
gegenüberstehen, wo die Ablagerung ruhig weiter zing und
eine Wechsellagerung von Wealden und Neokomschiefer-
tonen festgestellt wird. Vorbereitet wird die Diskordanz
offenbar schon im Wealden, wie die starken Mächtigkeits-
schwankungen bei gleichbleibender Fazies andeut.n. Nament-
lich das Gebiet der Borgloh-Öseder ‚Wealdenmulde‘“ muß
sich stark gesenkt haben, während seine an 500 m mäch-
tigen Sedimente zur Ablagerung kamen. Das älteste von
der Auflagerung des Neokoms abgeschnittene Schichtenglied
ist mittlerer Dogger, vielleicht Oberer Lias. Da, wie &
scheint, später an der Liegendgrenze des massigen Osning-
sandsteins gegen seine meist tonige Unterlage auch Ab-
scherungen, wenn auch kleinen Maßes, vorgekommen sind,
so ist die Entscheidung oft schwer.
Die ungleich kräftigeren orogenetischen Bewegungen,
die zur Aufrichtung der Kreideketten und wohl auch zum
Heraustreten der karbonischen Gebirgsteile führten, dürften
zur Hauptsache im Obersenon erfolgt sein, dessen Ablage-
rungen nur außerhalb der Schwelle vorkommen. Auch
ihnen müssen schon Bewegungen vorausgegangen sein, die
im gleichen Sinne wirkten und die zur Bildung der turonen
Grünsande bei Halle i. W. und Rothenfelde führten.
Die überkippten Osning-Kreideschichten sind den meso-
zoischen des Harzrandes zu vergleichen, auf die der Harz
überschoben ist. Nur liegt hier dieser Rand im Süden, dort
im Norden.
Auch miocäne Störungen sind hier wie auch sonst im
Gebirgslande erfolgt, wie die Einbrüche der verschiedenen
Tertiärstufen beweisen, soweit es sich nicht um Dolinen
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
1
handelt. Die in Stunde 10 verlaufenden Störungen sind
zum mindesten im Miocän neu belebt worden, wenn nicht
damals erst entstanden. ;
Ebensowenig wie im Rotliegenden erfolgten im Tertiär
vulkanische Ausbrüche, nur die sehr verbreiteten Kohlen-
säure-Exhalationen weisen auf einen Zusammenhang mit
solchen hin.
Für diluviale Verwerfungen liegen noch keine Beweise
vor, denn die nicht selten in Sanden und Kiesen zu be-
obachtenden, oft recht scharfen derartigen Störungen darf
man ohne weiteres nicht als tektonisch bedingt ansprechen.
‘Manuskript eingegangen am 31. März 1925.
Da Ai Original from
DIDI ESN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
7. Die großen Endmoränenzüge Norddeutschlands.
Von Herrn PaAvL Worpstepr in Berlin.
(Mit 1 Übersichtskarte im Text.)
Mehrfach ist der Versuch gemacht worden, den Rück-
zug des Eises aus Norddeutschland in seinen Hauptstaffeln
zu rekonstruieren. Den jüngsten Versuch dieser Art unter-
nimmt E. Geinıtz in seiner Arbeit: „Die Endmoränen
Deutschlands“'). Zehn Phasen des Rückzugs unterscheidet
er, die er auf acht Tafeln zur Darstellung bringt. GEINITZ
steht bekanntlich auf dem Standpunkt des Monoglazialismus;
nach seiner Auffassung ist das Eis von seinem Maximal-
stande in diesen zehn Staffeln allmählich nach Norden
zurückgerückt. Es soll hier nicht auf die Frage: „Mono-
glazialismus oder Polyglazialismus“ eingegangen werden,
sondern es steht zunächst nur die Frage zur Diskussion:
Welche Unterlagen sind für die Konstruktion von großen,
über weite Erstreckung hin verfolgbaren Eisrandlagen in
Norddeutschland vorhanden?
Da gilt zunächst für die mit auffälliger Abhängigkeit
von der Südgrenze der nordischen Geschiebe gezeichnete
„Sächsische Phase“ von Geınıtz, daß hier die tat-
sächlichen Unterlagen für die Annahme einer einheitlichen
ausgedehnten Staffel nicht genügend gegeben erscheinen.
Moränenartige Bildungen in Sachsen werden mit solchen
in der Emsgegend verbunden ohne irgendwelche Zwischen-
glieder. Ebenso fehlen nach O hin jegliche weiteren An-
haltspunkte für diese Randlage. Über die Moränen dieser
ganzen, in früherer Zeit vereisten Gebiete steht heute so
wenig fest, daß cs einstweilen ziemlich aussichtslos er-
scheint, hier irgendwelche Zusammenhänge über größere
Erstreckung hin zu konstruieren.
Die zweite Rückzugsstaffel, die „Lausitzer Phase“,
umfaßt nach GEINITZ im ostelbischen Gebiet den Moränen-
1) Archiv d. Ver. Fr. d. Naturw. Mecklenburg, 72, 1918, S. 103
bis 150. Mit ausführlichem Literaturnachweis, auf den hier ver-
wiesen sei!
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PZN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
173
ag vom Trebnitzer Katzengebirge zum Lausitzer Grenz-
wall. Er setzt diesen teilweise in den Moränen des Flämings,
teilweise in denen des Gräfenhainichener Plateaus fort, und
® weit dürfte der Zusammenhang auch wohl einiger-
maßen zutreffen. Wenn GeEINITz dann aber westlich der
Elbe die Fortsetzung der Endmoräne — nach einem Ein-
biegen nach N hin — in westlicher Richtung quer durch
dia Lüneburger Heide bis zur unteren Weser und Ems
sucht und dabei die osthannoversche Kiesmoräne STAPPEN-
Bscks?) mit den Schneerener Endmoränen SPETHMANNS?)
an der mittleren Weser verbindet, so widerspricht das einer
unbefangenen Betrachtungsweise der glazialen Leitlinien
jenes Gebietes. Die Moränen des Flämings („Lausitzer
Phase“) finden zweifellos ihre Fortsetzung in der von SO
nach NW verlaufenden Hauptendmoränenzon® (der Lüne-
burger Heide.
Die dritte Phase nach GeEINITZ, die „Südposensche
Phase“, umfaßt in Ostdeutschland die hauptsächlich von
Tırtze?) verfolgte „Lissaer“ Endmoräne, deren Verlauf
durch die Orte Lissa i. P.—-Guben—Havelberg bezeichnet
wird. Mit der weiteren Fortsetzung, die GEINITZ über
Perleberg—Hitzacker zum Wilseder Berg zieht, gerät er
wieder in zweifellos viel ältere Staffeln hinein. die auch
in sich gar nicht zusammengehören.
Die vierte, die „Mittelposensche Phase“ um-
faßıt nach GeEINıTz im Gebiet östlich der Oder die „Mittel-
posensche Endmoräne“ Korxs?). Westlich der Oder ist
aber nicht die von ilım angenommene, südlich von Berlin
vorbeiziehende Linie einzusetzen, sondern zweifellos ist die
Hauptmoräne des Barnimplateaus, weiter die sogenannte
„Äußere baltische Endmoräne“ in Mecklenburg und
Schleswig-Holstein als Fortsetzung anzusehen. wie dies u. a.
WERTHt) früher hervorgehoben hat.
?2) R. StarpENBEcK, Die osthannöversche Kiesmoränenland-
schaft. Zeitschr. d. D. Geol. Ges... 57, 1995, 8. 92—19.
53) H. SrETHMANN, Glaziale Stillstandslagen im Gebiet der
mittleren Weser. Mitt. d. Geogr. Ges. Lübck, Heft 22, 1998.
+) Vel. bes. O. Tırrze, Die äußersten Endmoränen der jüngsten
Vereisung Norddeutschlands. Geol. Rundschau, VIL, 1917, 8. 110
is 122.
>) J. Kors, Die Mittelposensche Endmoräne. Jahrb. d. Preuß.
Geo}. Landesanst., 1912, XXXIH. I, S. 478—518.
*) E.Werrtn, Das Eiszeitilter, 2. Aufl.. Leipzig (Göschen), 1917,
S. 1m.
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174
Ob die fünfte der von GEINITZ unterschiedenen Phasen.
die „Netze-Phase“, in dieser Form irgendwann
existiert hat, das zu unterscheiden reichen unsere Beob-
achtungen einstweilen nicht aus.
Die sechste, die „Große Baltische Phase‘,
dürfte auf der ganzen Strecke von der Weichsel (Ost-
preußen scheiden wir einstweilen aus unseren Betrach-
tungen aus) bis nach Holstein wirklich in der von
GEINITz dargestellten Weise vorhanden sein. Die weitere
Fortsetzung verläuft aber nicht am westlichen Rande der
baltischen Hügellandschaft “chleswig-Holsteins und Jüt-
lands, sondern in dieser Hügellandschaft selber, in bogigem
Verlauf die Föhrden umschlingend.
Auf die vier jüngeren von GEINITZ angenommenen
Phasen wollen wir hier nicht weiter eingehen; bei ihnen
reichen m. E. die Unterlagen für Konstruktionen über größere
Gebiete hin einstweilen nicht aus.
Auf der beigegebenen Karte habe ich nun versucht,
die großen, sicher erkennbaren zusammenhängenden Eis-
randıagen Norddeutschlands zur Darstellung zu bringen.
Es handelt sich dabei um zweierlei: einmal die Dar-
stellung dessen, was heute mit genügender
Sicherheit festliegt, und zweitens um eine rTich-
tige Benennung dieser Hauptphasen, die mög-
lichste Allgemeingültigkeit anstrebt und die die verschieden-
artigen bisherigen Bezeichnungen zu ersetzen versucht.
Nicht eine neue „Karte der Endmoränen Norddeutsch-
lands“ soll hier gegeben werden, sondern nur eine Dar-
stellung der Haupteisrandlagen. Von den zahl-
reichen Randlagen, die der Eisrand in Norddeutschland
einnahm, sind nur die zur Darstellung gebracht worden,
an denen der Gletscher offensichtlich für längere Zeit
relativ feststand und die sich über weitere Erstreckung
hin verfolgen lassen. Diese Eisrandlagen enthalten in sich
durchaus nicht immer die größten „Endmoränenhügel“; sie
sind aber stets ausgezeichnet durch das Auftreten
großer Sanderflächen. Oft sind regional ver-
breitete Unterschiede in den Landschafts-
formen mit ihnen verknüpft, und meist ist die Art der
Entwässerung, insbesondere auch die Lage der
Wasserscheide, von ihnen abhängig.
Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte lassen
sich im ostelbischen Norddeutschland vier hintereinander
liegende, zusammenhängende Endmoränenzüge feststellen.
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175
Für den südlichsten Zug schlage ich die schon von
WUNDERLICH?) angewandte Bezeichnung „Fläming-
Phase“ vor. Der Verlauf wurde oben schon in den
Hauptzügen angedeutet). Er geht von der Schildberger
und Trebnitzer Gegend?) über das Glogauer Katzengebirge,
den Lausitzer Grenzwall und den Fläming zur zentralen
Lüneburger Heide (Lüß, Raubkammer, Wilseder Berg). Das
Ende des Zuges bilden die Schwarzen Berge bei Har-
burg. Die weitere Fortsetzung dürfte in Schleswig-
Holstein und Jütland zu suchen sein. Da hier aber ein
lückenloser Zusammenhang noch nicht feststeht, ist diese
Fortsetzung auf die Karte nicht eingetragen. Zu dieser
Hauptmoräne scheinen die Moränen des Gräfenhainichener
und Schmiedeberger Plateaus eine Vorstaffel, die „Ost-
hannoversche Kiesmoräne“ STAPPENBECKS eine Rückzugs-
staffel zu bilden.
Die Fortsetzung der „Fläming-Phase“ nach O hin ist
zu suchen auf einer Linie, die nach einer südwärts ge-
richteten Ausbuchtung im Warthegebiet etwa über die
Pilica-Mündung, Siedice, Mielnik am Bug zum Westrussischen
Landrücken und auf diesem bis Baranowitschi verläuft
(Mielniker Randlage)!?).
Die nächst nördlichere zusammenhängende Eisrandlage
nenne ich die „Brandenburgische Phase“, weil ihre
Moränen im südlichen Brandenburg ihre schönste Ent-
wicklung zeigen und auch nahe südlich der Stadt Branden-
burg verlaufen. Sie entspricht im östlichen Teil der
GEINITzschen „Südposenschen“ Phase!!). Ihre Moränen sind,
‘) E. WUNDERLICH, Die Oberflächengestaltuns des norddeut-
schen Flachlandes, I. 1917.
3) Vgl. E.WERTH, Die äußersten Jungendmoränen in Nord-
deutschland. Zeitschr. f. Gletscherkunde, Bd. VI, 1911/12, S. 250
bis 277.
9) Die Endmoränennatur des (lößbedeckten!) Trebnitzer Katzen-
gebirges wird von TıErTzE (Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f.
1910, I, S. 282) bestritten. Wenn es sich also wohl auch nicht
um eine direkte Endmoräne des Fläming-Stadiums handelt, so
dürfte doch das Eis der Fläming-Randlage nicht weit nördlich
von hier gelegen haben. Eine Mitteilung über dies Gebiet wird
nächstens Herr Dr. MEISTER, Berlin, bringen.
10) Vgl. hierzu P. WoL.DSTEDT, Die Durchbrüche von Schtschari
und Bug durch den Westrussischen Landrücken. Zeitschr. d. Ges.
. Erdkunde, Berlin 1920, S. 215—225.
11) Um eine Verwechslung von „Mittel-“ und „Süd“posenscher
Phase zu vermeiden, wird die letztere als „Brandenburgische“ un(l
nur die erstere als „Posensche‘‘ bezeichnet.
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wie schon erwähnt wurde, in der Hauptsache von TıeETZE
nachgewiesen worden und verlaufen vom südlichen Posen
über Grünberg—Guben—Sperenberg— Brandenburg nach
Havelberg. Die weitere Fortsetzung hat man früher ge-
wöhnlich in einer der mecklenburgischen Außenmoränen
gesucht. Aber die in Frage kommenden Gebiete, so z. B.
die Perleberger Gegend und die Ruhner Berge, gleichen
in ihren Formen durchaus denen der Lüneburger Heide,
d.h. den Formen der Fläning-Phase. So ziehe ich die
Fortsetzung weiter östlich, und zwar von Havelberg über
Wittstock zu der gleich zu besprechenden Posenschen
Phase. Es läßt sich nachweisen, daß die Zone zwischen
der großen Zechliner Endmoräne (die der gleich
zu besprechenden Posenschen Phase angehört) und
der eben als Grenze der Brandenburgischen Phase ange-
nommenen Linie ein Toteisgebiet während der Posener
Phase war. Dieses Toteis kann nur von einer kurz
vorhergehenden größeren Ausdehnung des
Eises zurückgeblieben sein. — eben der Branden-
burgischen Phase. Weiter nach W hin fehlen dann jegliche
Anzeichen von Toteis im Vorland, so daß wir annehmen
müssen, daß sich hier die Brandenburgische Phase mit der
nächstjüngeren Posener Phase vereinigte. Die interessanten
Verhältnisse des Scharungsgebietes der beiden Endmoränen-
züge werden an anderer Stelle von mir genauer dargelegt.
werden. Übrigens kommt K. Gripr, von morphologischen
Gesichtspunkten ausgehend, zu einer ganz ähnlichen Linien-
führung seiner Grenze zwischen „jungen“ und „alten“
Formen in Norddeutschland!?).
Was die Fortsetzung der Randlage nach O hin an-
belangt, so habe ich in einer früheren Arbeit!?) die Ver-
mutung ausgesprochen, sie sei in der oben als Fortsetzung
der Fläming-Phase bezeichneten Linie über die Pilica-
mündung nach Baranowitschi anzunehmen. Ich bin heute
jedoch davon überzeugt, daß die genannte Linie
nichtdieFortsetzungderBrandenburgischen
Phase, sondern der Fläming-Phase ist, mit
deren Formen sie die größte Ähnlichkeit zeigt.
Die Fortsetzung der Brandenburgischen Phase ist, wie
12) K. Grirp, Über fossile Abtragungsformen im Diluvium
Nordwestdeutschlands. Centralbl. f. Min., 1924. S. 109—114.
13) Studien an Rinnen und Sauderflächen in Norddeutschland.
Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1921, XLII, S. 814.
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177
dies von Bear und TıetTze ja nachgewiesen worden ist!*),
in der Richtung auf Mlava zu suchen. Dabei hat es den
Pommersche Phase f vermutete Veröindungen
Übersichtskarte der großen Endmoränenzüge Norddeutschlands.
/
IFlömıngPhase }NJütische Phese (I7®Brandenbg 75 Pasensche Unterph.)
f
14) J. Bsur u. O.Tıerze, Die Fortsetzung der Lissaer End-
moräne nach Russisch-Polen und die Endmoränen bei Mlawa.
Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst., 1912, I, S. 98—114.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 12
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178
Anschein, als ob sie sich in Polen mit der gleich zu
besprechenden Posenschen Phase wieder vereinigt, wie sie
dies ja auch im W tut. Die weitere Fortsetzung sehe ich
mit TırtzE in der großen, das ostpreußische Seengebiet
im S begrenzenden Moränenzone, deren große, ausgedehnte
Sanderflächen sich zum Narewtal abdachen.
Die nächste große Phase ist die von GEINITZ als „Mittel-
posensche“ bezeichnete, die ich „Posensche“ schlechthin
nennen möchte. Sie ist im Posenschen besonders typisch
entwickelt und verläuft hart nördlich der Stadt Posen. Die
„mittelposensche Endmoränc“ Korns, die Moränen von
Schwiebus und Sternberg, weiter die Hauptrandlage des
Barnimplateaus und die sog. „Südliche Baltische End-
moräne“ bei Rheinsberg und Zechlin gehören zu ihr.
Im südlichen Mecklenburg bzw. in der Priegnitz ver-
einigt sich, wie schon gesagt wurde, diese Randlage mit
der vorher beschriebenen Endmoräne der Brandenburgischen
Phase. Dio gemeinsame Fortsetzung ist die sog. „Südliche“
oder „Außerc“ Baltische Endmoränc in Mecklen-
burg und Schleswig-Holstein, weiterhin die das mittlere
Jütland durchziehende „Hauptstagnationslinie‘“‘ UssınGas, die
bei Wiborg scharf nach W zur Nordsee hin umbiegt!5). Ich
bezeichne diese im W einheitliche Phase als Jütische",
weil ihre Moränen das Rückgrat der jütischen Halbinsel
bilden.
Die „Jütische Phase“ zerfällt also nach
O hin in zwei Unterphasen: die Branden-
burgische und die Posensche. Es hat aber, wie
schon erwähnt, den Anschein, als ob diese beiden Unter-
phasen sich weiter nach O hin ebenfalls wieder vereinigen.
so daß hier wieder eine einheitliche Phase vorhanden ist.
Die Jütische Phase, im Gebiet zwischen
Elbe und Weichsel ihre Brandenburgische
Unterphase, bildet die äußere Grenze der
glazialen Seenlandschaften Nordceuropasi®).
Für die letzte große zusammenhängende Phase Nord-
dleutschlands, die „Große Baltische Phage“ von GkINITz,
15) N. V, Ussiveg, Danmarks Geologi, 3. Aufl, 1913, S. 278.
(Karte.)
16) Mit einer bemerkenswerten Ausnalıme: dem Rambower und
Rudower See, nordöstlich Lenzen! Hat hier zwischen Havelberr
und Ludwigslust doch ein kurzer Vorstoß der ‚Jütischen Phase
stattgefunden, bei dem die Rambower Schmelzwasserrinne ent-
stand? Oder hat diese eine ganz andere Entstehung (Salz im
Untergrund)?
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19
wähle ich die Bezeichnung „Pommersche Phase“. Sie zeigt
in Pommern ihre schönste Entwicklung und ist am längsten
von dort bekannt, wo ihr Verlauf seit dem Erscheinen von
KeırHacks Geologisch-morphologischer Übersichtskarte von
Pommern festliegt. Die von MAas!’) nachgewiesenen west-
preußischen Moränen gehören offenbar Zwischenstaffeln
zwischen der ‚„Posenschen“ und Pommerschen Phase an,
ebenso Korxs Drage-Küddowgletscher!®).
Die Fortsetzung durch Mecklenburg bildet die ja auch
seit langem bekannte „Nördliche Hauptendmoräne"“ Meck-
lenburgs, die weiterhin die Lübecker Bucht umschlingt.
und über den Bungsberg in Ostholstein zum inneren Winkel
der Kieler Föhrde geht. Hier teilt sie sich in zwei Staffeln,
und der weitere Verlauf ist dadurch charakterisiert, daß
die Moränen sich jedesmal im Hinterland einer Föhrde nach
W ausbuchten, und dabei teilweise über die Jütische Phase
hinübergreifen, während sie sich in den Zwischenföhrden-
gebieten nach Osten zurückbiegen!?). Denselben Charakter
zeigt die weitere Fortsetzung der Moräne in Jütland,
HARDERS Ostjütische Endmoräne?®), die das Festland
bei Grenaa verläßt.
Die Fortsetzung der Pommerschen Phase von Hinter-
pommern nach O hin ist nicht mit genügender Sicherheit
bekannt. Sie dürfte — nach einer südlichen Ausbuchtung
im Bereich der unteren Weichsel — im nördlichen Teil
der preußischen Seenplatte zu suchen sein, derart daß auch
hier die Hauptmenge der Seen zwischen der
Pommerschen und Jütischen Phase liegen würde.
Wie die Betrachtung gezeigt hat, sind drei große, über
weite Erstreckung hin zu unterscheidende Phasen vorhanden:
die Fläming-Phase, die Jütische und die Pom-
mersche Phase. Von diesen teilt sich die Jütische Phase
im Gebiet zwischen Elbe und Weichsel in zwei Unterphasen
auf: de Brandenburgische und die Posensche.
Betrachten wir nun nochmals die Verhältnisse in diesem
1) G. Maas, Über Endmoränen in Westpreußen. Jahrb. d.
Preul). Geol. Landesanst., 1900, S. 93—147.
18) J. Korn, Untersuchungen in der Glaziallandschaft östlich
vom Öderzletscher. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst., 1915, II,
Ss. 39420.
15) Vgl. hierzu P. WoLDSTEDT, Die Innere und die Äußere
Paltische Endmoräne in der westlichen Umrandung der Ostsee.
Centralbl. f. Min. usw., 1925.
0) P. Harper, En ostjydsk Israndlinje. Danmarks geol.
Unders. II. Rackke No. 19, 1908.
12*
ya 3% Original from
ze Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
180
Gebiet zwischen Elbe und Weichsel, so ist über die Alters-
verhältnisse der vier in jenem Gebiet vorhandenen
Phasen das folgende zu bemerken.
Mit Sicherheit kann gesagt werden, daß die drei
jüngeren Phasen, die Brandenburgische, die Posensche und
die Pommersche, ein und derselben Vereisung, der letzten,
angehören, und weiterhin, daß sie zeitlich aufs engste zu-
sammengehören. Denn es läßt sich nachweisen, daß,
während der Rand des lebendigen Gletschers an einer der
beiden jüngeren Moränenzüge stand, jeweilig mindestens
in der Zone bis zur nächstälteren Moräne noch an gewissen
Stellen Toteis lag. Das heißt, bei der Bildung der Pom-
merschen Endmoräne z. B. war im Raum zwischen ihr
und der nächstälteren Moräne, der Posenschen, stellen-
weise wohl sogar bis an die Brandenburgische Phase heran,
noch in bestimmten Gebieten Toteis vorhanden?!1). Dasselbe
gilt für die Posensche Phase; als das Eis deren Endmoränen
bildete, lag im Vorland bis zur Brandenburgischen End-
moräne, aber auch nur bis zu dieser, in vielen
Gebieten Toteis.
Bei der Brandenburgischen Phase selber aber liegen
die Verhältnisse völlig anders. Wir haben keinerlei Anhalt
dafür, daß in ihrem Vorland noch Toteisreste lagen, während
die Moränen und Sander der Brandenburgischen Phase
gebildet wurden; die Abflußverhältnisse der Schmelzwässer
und die gesamten Denudationsverhältnisse weisen auf keincr-
lei Toteisreste im weiteren Vorland hin. Die merkwürdigen,
die Urstromtäler kreuzenden Scenrinnen sind nur in den
nördlicheren Tälern bis zur Brandenburgischen
Phase vorhanden. Sie verdanken ihre Entstehung Toteis-
resten, die aus Eisgewölben über subglazialen
Rinnen stammten?). Diese Gewölbe mußten besonders
leicht zusammenbrechen; das Eis fiel niederiin die
tiefen Rinnen und wurde gerade an diesen
Stellenbesondersleichtübersandetundkon-
serviert. In den südlichen Urstromtälern fehlen der-
artige Erscheinungen völlig.
Das gesamte Gebiet. vor der Jütischen (bzw. Branden-
burgischen) Phase zeigt wesentlich andere Formen, die auf
21) Vgl. P.WoLDsTEDT, Die Innere und die Äußere Baltische
Endmoräne. Centralbl. f. Min. usw., 1925.
2) Vgl. P. WOoLDSTEDT, Die Querrinnen in den norddeutschen
Urstromtälern. Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde, Berlin 1925,
S. 139.140.
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181
ein beträchtlich höheres Alter und andersartige Denu-
dationsverhältnisse hinweisen. Steile Böschungen, schroffe
Übergänge fehlen; alles erscheint ausgeglichener, insbeson-
dere auch das Gewässernetz, das die Höhen i. A. normal
radial zerschneidet??).
Durch die eben geschilderten Erscheinungen tritt die
ältere Fläming-Phase zu den drei jüngeren Phasen in er-
heblichen Gegensatz. Augenfällig wird dieser Gegensatz
j besonders dadurch, daß die offenen Seeflächen an das
Gebiet der drei jüngeren Phasen gebunden sind. Mit Recht
hat TIETZE auf die ganz besondere Bedeutung der Branden-
burgischen Phase als Seengrenzmoräne hingewiesen?:). Ob
sie freilich die Grenze einer Vereisung darstellt, das ist
nicht ohne weiteres klar; mindestens war sie die Grenze
eines besonderen Vorstoßes. Einstweilen läßt sich nur soviel
sagen, daß der Zeitraum, den diedreijüngeren
Phasen zusammengenommen repräsentie-
ren, kürzer gewesen sein muß als der
zwischen der Fläming-Phase und der Bran-
denburgischen Phase. Ob zwischen den letzteren
beiden eine Interglazialzeit oder nur ein Inter-
stadia|l war, das können wir auf diesem Wege nicht ent-
scheiden. Nehmen wir ein Interstadial, keine Interglazial-
zeit zwischen den beiden Phasen an, so müssen wir dafür
mindestens eine sehr lange Zeitspanne ansetzen, eine Zeit-
spanne, in der sämtliches von der früheren, größeren Aus-
dehnung zurückgebliebene Toteis völlig verschwand und in
der das Gebiet außerhalb des Brandenburgischen bzw. Jüti-
schen Stadiums die ausgeglichenen, ruhigen Formen an-
nehmen konnte, die es heute hat.
In ihrer Gesamtheit kann man die jüngeren Phasen
— die Pommersche, Posensche und Brandenburgische bzw.
Jütische — als „Baltische“ Moränen bezeichnen. Sie
sind nicht nur in der westlichen Umrandung der Ostsee,
sondern anscheinend auch im ganzen nordwestlichen Ruß-
land aufs engste mit dem „Baltischen Höhenrücken“ ver-
knüpft, von dem sich nur im Gebiet zwischen Elbe und
23) Vgl. die Schilderung dieser Formen bei Ussixo (,„Bakke-
cer“ in Jütland, Overs. K. danske Vid. Selsk. Forh. 1903, Ss. 197),
WOLDSTEDT (,„Präbaltische Gebiete“ im westlichen Schleswig, Mitt.
d. Geogr. Ges. Lübeck, Heft 26, 1913, S. 89), Worrr (Das Dilu-
vium der Gegend von Hamburg; Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst.,
1915, DI, S. 229) und neuerdings bei Grıpp (Lüneburger Heide usw.,
Centralbl. f. Min. usw., 1924, S. 109ff.).
21) O. Tıerze, Die äußersten Endmoränen usw. S. 115.
ER FE Original from
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182
Weichsel die südlichen Staffeln nach S entfernen. In diesem
Sinne kann man vielleicht ein Baltisches Stadium
unterscheiden, im Gegensatz zu einem Fläming-Stadium?).
Ob wir nun eine Interglazialzeit oder ein Interstadial
zwischen dem Baltischen und dem Fläming-Stadium an-
nehmen wollen —, jedenfalls stellt der Zeitraum seit
dem Rückzug des Eises von der Brandenbur-
gischen bzw. Jütischen Phase nur einen sehr
kleinenBruchteilvondemAblaufdesganzen
Eiszeitphänomens dar. In Schleswig-Holstein hat
nachweislich noch Toteis bis zur Jütischen Endmoräne
gelegen, als das lebendige Eis bis zur Moräne der Pommer-
schen Phase reichte. Der gesamte Rückzug von der
Jütischen bzw. der Brandenburgischen Phase bis zur Balti-
scheu kann dementsprechend nicht lange gedauert haben.
Tatsächlich zeigen ja auch in bezug auf den Verlandungs-
vorgang die Seeflächen im Brandenburgischen kein wesent-
lich anderes Aussehen als etwa in Pommern.
Von besonderer Wichtigkeit werden die eben gemachten
Feststellungen für die Erkenntnis des Abflußvorganges der
Schmelzwässr. Die Gesamtheit der jüngeren
Moränen (vom Brandenburgischen Stadium
ab) liegt nördlich bzw. nordöstlich der Elbe,
die an keiner Stelle überschritten wurde und
während dieses Zeitraumes stets den Haupt-
abflußkanalderSchmelzwässerbildete. Große
Umwälzungen haben in diesem relativ kurzen Zeitraum
im ostelbischen Flachland stattgefunden. Die Entwicklung
der „Urstromtalsysteme“ vom Baruther Tal ab nach N
erfolgte Schlag auf Schlag. Jedes von ihnen reprä-
sentiert nureinenkurzen Zeitraum. Das macht
uns manches Rätselhafte in ihrem Aussehen erklärlich.
Den Abschmelzvorgang des Inlandeises können wir 80
in Norddeutschland nur in dem Gebiet bis zum Branden-
burgischen Stadium klar erkennen. Nur hier liegen die
Erscheinungen unverwischt vor uns. Im ganzen übrigen
Gebiet treten eine Menge anderer Faktoren hinzu, die die
rein glazialen Erscheinungen verwischt haben.
Vergleichen wir unsere Übersichtskarte mit den älteren
Darstellungen, z. B. der vor mehr als 20 Jahren erschienenen
Karte Keım.nacks?), so erscheint der seitdem gemachte
25) Zu dem vermutlich auch eine Reihe von Phasen gehören.
26) Taf. VII. der Abhandl. von K. KEıLHack, Die Stillstands-
lagen des letzten Inlandeises. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst,,
1895, XIX, S. 99—122.
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185
Fortschritt, was die prinzipiellen Erkenntnisse an-
belangt, gering. Er besteht in dem der Einzelforschung
gelungenen tatsächlichen Nachweis der damals zum großen
Teil nur vermuteten Moränenzüge Es bleibt aber das
Hauptprinzip, daß zujeder der Hauptphasen
im ostelbischen Deutschland ein großes
Randtal, ein „Urstromtal“, gehört. Das ist
und bleibt die Grundtatsache für die gla-
ziale Hydrographie Norddeutschlands, die
durch noch so viele Unstimmigkeiten im Aus-
sehen dieser Urstromtälerimeinzelnennicht
aus der Welt geschafft werden kann.
In jüngerer Zeit haben eine kartographische Darstellung
der Phasen über größere Erstreckung hin De GEER?),
WERTH?®) und SoERGEL?), für das „Baltische Stadium“
außerdem Ussına?), versucht. Der letztere, dessen Karte
des Baltischen Stadiums man in vielen Lehrbüchern repro-
ıJuziert findet, begeht den Fehler, seineJütische Haupt-
randlage mit der Pommerschen Phase in Deutsch-
land zu verbinden. Seine Karte vermengt also zwei Phasen.
Die WERTHSche Darstellung vermeidet diesen Fehler. Sie
nimmt in Deutschland als Fortsetzung der Jütischen Haupt-
randlage die nördlichere der beiden Unterphasen, die Posen-
sche. Bichtiger ist es, hier die südlichere, die Branden-
burgische Unterphase, als die morphologisch bedeutsamere
(Seengrenze!) einzusetzen.
Was den Verlauf der Fläming-Phase in Polen und
Weißrußland anbelangt, so nehme ich ihn weiter südlich an
als WERTH.
DE GEER bezeichnet die „Jütische Phase“. die er im
mittleren Norddeutschland mit der „Fläming-Phase“ ver-
bindet, als „Daniglazial“; er vermengt darin also auch zwei
verschiedenaltrige Phasen. DE GEERsS „Gotiglaziale Phase“
fällt in Deutschland mit der Pommerschen Phase zusammen.
Wenn er diese dann aber über die dänischen Inseln mit
der Schonenschen scharf nach NW umbiegenden Eisrand-
27) G. DE GEER, Om naturhistoriska kartor övfer den bıltiska
dalen. Populär Naturvetenskaplig Revu, 1914, Heft 56, S. 189
bis 200, mit 4 Karten.
28) E.WERTH, Das Eiszeitalter, II. Aufl, 1917. Karte am
Schluß.
29) W. SOERGEL, Löße, Eiszeiten und puläolitliische Kulturen,
Jena 1919, 8. 100.
30) N. V. UssixG, Danmarks Geologi, 3. Aufl., 1913, S. 261.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
184
lage verbindet, so kommt er m.E. hier wieder in eine
jüngere Phase. Wie ich schon erwähnte, sehe ich als
Fortsetzung der „Pommerschen Phase“ die HA&DErsche Ost-
jütische Endmoräne an.
SOERGEL unterscheidet drei Hauptvorstöße der letzten
Vereisung. Der erste soll im O bis zu den Trebnitzer Höhen,
im W bis nach Halle und Oschersleben gereicht haben. Der
Maximalstand des zweiten Hauptvorstoßes fällt im W mit
unserer Fläming-Phase, im O mit der Brandenburgischen
Phase zusammen. Bei der „I. Rückzugsphase des II. Haupt-
vorstoßes‘ SOERGELS soll das Eis nur im W zurück-
gegangen (zur Brandenburgischen Phase), im O stehen-
geblieben sein, während SoERGELsS II. Phase mit unserer
Posenschen übereinstimmt. Einen dritten Hauptvorstoß will
SOERGEL in der Großen Baltischen Endmoräne erkennen,
; in der er in Hinterpommern eine der Maasschen End-
moränen, im Odergebiet KEILHACKs Umrandung des Oder-
gletschers und in Mecklenburg die Äußere Baltische End-
moräne, unser Jütisches Stadium, vereinigt.
Wie oben auseinandergesetzt wurde, ist auf Grund der
morphologischen Verhältnisse eine Vereinigung der Fläming-
Phase mit der Brandenburgischen und Posenschen nicht
möglich, während andererseits die „Große Baltische Phase“
— unsere Pommersche — keinen besonderen Vorstoß dar-
stellt. Der große Schnitt liegt zwischen der
Fläming-Phase und der Brandenburgischen
(bzw. Jütischen) Phase.
Zum Schluß noch ein kurzes Wort über die Paralleli-
sierung des Baltischen Stadiums mit den alpinen
Glazialbildungen. M. E. muß jeder Vergleich der nord-
deutschen und alpinen Verhältnisse ausgehen von der mor-
phologisch bedeutsamsten Grenzlinie im jüngeren Diluvium,
der Grenze der offenen Seeflächen. Wir
kommen dann zu dem Ergebnis, daß die Moränen des
„Baltischen Stadiums“ in dem oben von mir defi-
nierten Sinne mit den Würmmoränen PENcKk zu
parallelisieren sind, wie dies früher schon von GAGEL?!)
geschehen ist. Auf eine Parallelisierung der einzelnen
Staffeln soll dabei hier nicht eingegangen werden.
31) C. GaGEL, Probleme der Diluvialgeolorie. Branca-Fest-
schrift 1914, S. 152 ff.
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185
ö. Molasse und Alpen zwischen Lech und Salzach.
Von Herrn CLEMENS LEBLING in München.
(Hierzu Tafel IX.)
Bei PENcK, Alpen im Eiszeitalter, I, S. 191, finden
sich folgende Sätze: „Der kleine Weilberg an der Westseite
des (Kochelsee-)!)Beckens stellt die Walmseite einer großen
südlichsten Molassemulde dar, die hier ihr (östliches) Ende
erreicht. (Östlich) neben dieser Mulde liegt dort, wo sich
der Flysch unter ihr hervorhebt, der nördliche Teil des
Kochelseebeckens.“ Die südlichste oder „Murnauer“ Molasse-
mulde zieht vom Lech — jenseits dessen die Verhältnisse
noch wenig geklärt sind — der Fiyschzone entlang mit
zwei deutlichen Randrippen bis zu jener Walmung, die
durch Ostwärtssteigen der Achse und Zusammenschluß der
Ränder entsteht. Wer ohne Vorurteil und ohne Vorwissen
die WEITHOFERSche Übersicht?), die GümgEr'sche Karte?)
oder auch nur die Lersıvs’sche Karte (Bl. 27) betrachtet,
muß zu dem selben Schluß wie PENcK gelangen, nämlich
daß dort unter der in die Luft ausstreichenden Mulde
das Liegende zutage tritt, und daß dieses Liegende
der Fiysch ist. Der Beweis dafür liegt darin, daß die
Flyschzone östlich des Beckens — also da, wo die Molasse-
mulde bereits fehlt — genau um die Breite dieser Mulde
breiter geworden ist, als sie westlich des Beckens gewesen
(s. Taf. IX).
Nördlich der Murnauer Mulde erstreckt sich eine zweite
Molassemulde, besser: ein verwickelt gebauter Muldenzug
mit der Penzberger und der Haushamer Sondermulde (Pech-
koblenbergbau), er endet bei Feilenbach am Westrande des
I) Das Eingeklammerte ist vom Verf. beigefügt.
*) WEITHOFER, Mitt. d. Geol. Ges., Wien 1917, Taf. I (Karte);
hierzu ders., Jahrb. d. Reichsanst.. Wien 1902 (Profile); ders.,
en Pechkohlengebiet des bayer. Alpenvorlandes, München 1922,
af. I, II.
5) Geol. Karte von Bayern, 1:100000, Bl. Werdenfels, auch
Miesbach, Berchtesgaden.
Ds 3 Original from
DD! Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
186
Rosenheimer Beckens — wieder durch Ansteigen de: Achse
gegen O. Wieder verbreitert sich östlich davon, jenseits
des Inns, die Flyschzone; auch hier scheint die Flysch-
zone das Liegende der Molasse zu bilden.
Ein dritter, nördlichster Muldenzug, die äußersten
alpinen Falten enthaltend (Peissenberger und Miesbacher
Sondermulden mit Bergbauen) erstreckt sich vom Lech ost-
wärts bis über Traunstein hinaus; er scheint in gleicher
Weise zu endigen wie die anderen. Jedenfalls verbreitert
sich die Flyschzone östlich der Salzach wieder ganz be-
trächtlich, als habe sie eine weitere Hülle abgestreift.
Die Skizze bedarf der feineren Durchführung. Die Mulden-
züge der Vorlandmolasse können nicht durch abgetragene
Sättel miteinander in Verbindung gebracht werden, sondern
sie sind gegeneinander verworfen, meist an einer, öfters
auch an mehreren Bruchflächen (mit Zwischenschollen).
Zu diesen Brüchen gehört, wie gleich bewiesen werden wird,
auch die Grenze zwischen Molasse und Flyschzone. Zu-
gleich beobachtet man, daß jeweils die südliche gegen die
nördliche Mulde gehoben ist; es äußert sich das darin,
daß die Sohle der südlichen Mulde jeweils höher liegt als
die der anstoßenden nördlicheren und daß die nördlichere
Mulde einen jüngeren Kern hat, als die im S anstoßende.
Diese Hebung ist weniger ein Werk der Verwerfung als
eines der Faltung. Wohl ist die nördlichste Mulde dem
Miocän gegen N aufgeschoben und bei Miesbach die mitt-
lere auf die nördlichste Mulde. Doch andere Brüche zeigen
entgegengesetzte Tendenz; so zeichnet Gir.LITZER?) den Bruch
zwischen der mittleren und der südlichsten Mulde in der
Ammergegend als steil nordwärts einfallende Schubfläche,
wobei er sich freilich nur auf einen Aufschluß stützt;
auch die Brüche zwischen der mittleren und der nördlichsten
Mulde bei Penzberg®) werfen die südlicheren Schollen in
die Tiefe, aber nicht so weit, daß der hebende Einfluß
der Faltung an den gleichen Schollen aufgehoben würde.
Damit kommen wir zurück auf das Endigen der drei
Muldenzüge. Zuerst endigt die südlichste Mulde, die am
stärksten gehoben ist. Geht man vom Muldenschluß nach
O, so zeigt sich schon im Fuchsbühl südlich von Penzberg
— aufgefunden von Freund FEICHTMAIER, der auch die
Messungen an der Murnauer Mulde vorgenommen hat, —
*) Jahrb. d. Reichsanst.. Wien 1914. Taf. VI VI.
°) WEITHOFER, 4.24.0.. 1902, Taf. IV, oder 1920, Taf. Il.
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187
Senongrünsand, der ONO streicht un! zu der tektonischen
Masse des Zwiesels gehört. Diese Masse, bestehend aus
Flysch über Kreide — Eocän, hebt sich nun tektonisch und
topographisch hoch heraus. Nördlich davon zieht in der
Richtung des Bruches zwischen südlichster und mittlerer
Molassemulde westlich des Kochelseebeckens nunmehr ein
Bruch zwischen Zwieselmasse und mittlerer Molassemulde.
Ich behaupte nicht, daß die beiden Brüche identisch sind
(Scharnierbruch?), aber ich sehe, daß die südliche Mulde
boch, die mittlere tiefer liegt, und schließe, daß jene
gegen diese gehoben und daß deshalb auch die Flysch-
Kreidemasse des Zwiesels gegen die mittlere Molassemulde
gehoben sei. Mit dem Aufsteigen der Achse der süd-
lichsten Mulde geht ein Ausklingen der südlichsten, zwi-
schen Molasse und Flyschzone verlaufe.ıden Störung Hand
in Hand, indem diese Störung nicht ostwärts in den Fiysch
hineinstreicht®). Der Bruch wird also abgelöst durch die
Hebung der Mulde, mit einem anderen Wort: durch eine
Querflexur. Das gleiche gilt wohl auch für die Endbereiche
der mittleren und der nördlichen Molassemulde. Jeweils
hört der südliche Bruch auf, steigt die nördlich davon
liegende Mulde ostwärts an und entläßt ihr Liegendes an
die Tagesoberfläche. Es gibt also keine „Störung erster
Ordnung“ zwischen Flyschzone und Molasse; es gibt viel-
mehr vier parallele, kulissenartig gestellte Bruchstörungen?)
und drei zwischen diesen vermittelnde Flexuren. Der Reihe
nach treten die Bruchstörungen in die Grenze zwischen
Flyschzone und Molasse ein und zwischen dem Ende eines
südlichen und dem Eintreten des nördlicheren Bruches ver-
läuft je eine Flexur. Je weiter im O, desto weiter ist die
nacholigocäne Hebung der Alpen nach N vorgedrungen.
Nun könnte eingewendet werden, daß die Hebung der
Muldenachsen an sich noch nicht die Möglichkeit von
Querstörungen zwischen den Muldenenden und dem östlich
davon liegenden Flysch ausschlössen; es seien, mit anderen
Worten, an Stelle der Flexuren Querbrüche anzunehmen.
Diese Querbrüche würden die Molasse gegen den Flysch
verwerfen. Dem ist zu entgegnen, dal Querbrüche, die aus
Fiysch (und Kalkalpen) in oder an die Molasse heraus-
ziehen würden, bis jetzt, nirgends bekannt geworden sind.
©) Auf BopEns Karte Jes Flysches zwischen Isar und Loisach
(Geognost. Jahresh. München 1924) fehlt eine in Frage kommende
Störung.
‘) bzw. Bruchstörungszonen.
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188
Die Kesselbergbrüche östlich des Kochelseebeckens verlaufen
deutlich in den Kalkalpen und in dem Flysch, nicht etwa
am Rande des Flysches®). Zudem würde ein Querbruch
weder im Kochelseebecken noch am Inn und bei Salz-
burg die Verbreiterung der Flyschzone östlich der Molasse-
Muldenschlüsse erklären lassen. Aus dem gleichen Grunde
ist auch die Annahme abzulehnen, die südliche Störung
schwenke am Muldenschluß in die nördlichere ein. End-
lich, welche Bewegung sollte an solchen Querstörungen
erfolgt sein? Eine einfache Horizontalschiebung? Dann
bliebe wieder die Verbreiterung der Flyschzone unerklärt.
Eine Senkung der Molasse gegen den östlichen Flysch? Dann
müßte man sich über die Walmung der Mulde wundern,
welche bereits eine Senkung der Mulde (nach W), aber
eine bruchlose, darstellt. Oder eine Hebung der Molasse
gegen den Flysch, der etwa als Schubmasse auf Molasse
ruhte? Diese Annahme ist unbeweisbar und stößt, wie die
beiden ersten, auf die Unmöglichkeit, in den in N und S
angrenzenden Gebieten eine Fortsetzung der angenommenen
Querbrüche nachzuweisen.
Ein weiteres Beweismittel ist von stratigraphischer Art.
CORNELIUS?) hat in einer wertvollen Arbeit den Geröll-
bestand der bayerischen Oligocänmolasse untersucht. Für
unseren Fall wichtig ist seine Aussage, daß ihm Gerölle
aus der Fiyschzone in der Oligocänmolasse nicht begegnet
sind. Diese Erfahrung deckt sich mit meiner. Ich schiieße
daraus, daß die Flyschzone schon durch die älteste Molasse
bedeckt gewesen ist; ich befinde mich dabei in Gegensatz
zu den Schweizer Fachgenossen; sie nehmen, wenn im
jüngeren Konglomerat Gerölle aus dem benachbarten älteren
Gestein fehlen, nachträgliche Riesenschübe zur Annähe-
rung der beiden einander fremden Massen an, während man
nach meiner Ansicht nur etwas tiefer — ein paar hundert
Meter — zu denken braucht.
Leider ist die ursprüngliche stratigraphische Grenze
zwischen Flysch und Molasse überall durch Störungen oder
durch quartären Schutt verhüllt. Aber was wir erfahren
haben, genügt für die Aussage:
Das Verhältnis zwischen Molasse und Fiysch vom Lech
bis zur Salzach kann nur als Auflagerung der Mo-
lasse auf dem Flysch gedeutet werden.
8) KNatER, Mitt. d. Geogr. Ges., München 1910, Karte.
9) Verhandl. d. Staatsanst., Wien 1920.
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DIN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
BE 2
Jenseits der Salzach, in Österreich liegt nördlich der’
Fiyschzone meist die jüngere (miocäne) Molasse, und oligo-
cäne Schichten zeigen sich nur mehr vereinzelt und in
einiger Entfernung von den Alpen, bei Amstetten, Molt
und Melk!°). Dies nebenbei.
Die Störung, an der in Österreich der Flysch an jäe
Miocän stößt, ist unsere nördlichste Molassestörung, an
der die nördlichste Oligocännulde an das Miocän grenzt.
Wegen der Altersfrage muß ihrer noch besonders gedacht
werden. Diese Störung ist eine Überschiebung mit einem
Neigungswinkel bis zu 45° herab gegen S; das Oligocän
ist nach N über das Miocän geschoben. Schichten von
mittelmiocänem Alter sind noch von ihr durchschnitten;
sie ist also etwa an der Grenze von Miocän- und Pliocänzeit
angelegt worden. Zur gleichen Zeit sind sicher auch Be-
wegungen an den drei südlicheren Störungen und den’
zwischengelagerten Zonen erfolgt. Esist aber auch möglich,
daß die Gebirgsbildung im S schon früher eingesetzt hat und
mählich nach N gewandert ist. Immerhin, eine Diskordanz
innerhalb der Molasse, etwa an der unsichtbaren Grenze
zwischen Oligocän und Miocän, oder zwischen jüngerer
Meeres- und hangender Süßwassermolasse ist noch nicht
nachgewiesen, und die nördlichste Störung ist jedenfalls
die stärkste des Molassebereiches.
Wir haben das Verhältnis zwischen Molasse und Flysch
kennengelernt. Was für ein Verhältnis besteht nun aber
zwischen Molasse und Kalkalpen? Diese Frage deckt sich
größtenteils mit der nach dem Verhältnis zwischen Flysch
und Kalkalpen.
Das Verhältniszwischen Flysch und Kalk-
alpen ist in jüngster Zeit eindeutig geklärt worden.
Nachdem bisher von der einen Seite immer wieder die engen
stratigraphischen Bezichungen des Fiysches zu den Kalk-
alpen hervorgehoben, von der anderen, nach dem Vorgange
LuGEons, die Flysch-Kalkalpengrenze als Ausstrich einer
Schubfläche erster Ordnung gedeutet worden war, sind
gleichzeitig zwei Angehörige der verschiedenen Schulen,
Bopen und M. RıcHTer!!) zu dem Beweise gelangt, daB
der bayerisch-österreichische senon® Vorlandilvsch nicht nur
10) GUMBEL, Geol. v. Bayern (II), S. 328; Aber, Jahrb. d.
Reichsanst., Wien 1903, Verhandl. 1905; WEITHOFER, 2.2.0.,
1917. S. 85 ff., PETRASCHECK, Jahrb. d. Reichsanst., Wien 1920.
11) Centralbl. f. Min. usw., 1922 (beide).
Bi Original from
DD! Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
190
ursprünglich — mit Grundkonglomerat — auf den Kalk-
alpen abgelagert worden sei, sondern sogar heute noch
an mehreren Stellen den Kalkalpen normal auflagern (so
nach BoDEn, a.2.0., S. 399, im Trattenbach bei Lenggries
a. Isar). Die Luvceon’scheErklärung des Ostalpen-Nordrandes
bricht somit nach zwanzigjährigem Bestehen zusammen.
Da die Molasse dem Flysch auflagert und der Flysch
den Kalkalpen, so liegt die Molasse mittelbar auch auf
den Kalkalpen. Sie liegt aber auch unmittelbar auf
den Kalkalpen. Dies ist der Fall weiter im Innern der
Kalkalpen, im Angerberg, des Inntals bei Wörgl (s. Taf. IX).
Dort liegen typische Molasseschichten, Konglomerate, Sand-
steine, Mergel- und Pechkohlenflötzchen, zwar ohne tierische
Fossilien, aber mit entsprechenden Pflanzenresten, wie
Quercus furcinervis, und entsprechendem Lageverhältnis,
nämlich auf unteroligocänen Schichten!?). Sie sind tief in
die Kalkzone eingemuldet und eingebrochen und wegen ihrer
Tiefenlage der Abtragung entgangen. Ihre Fazies ist un-
abhängig von der Umgrenzung, und die Abtragung hat
nur den Zusammenhang zwischen ihnen und der Molasse
des Vorlandes unterbrochen. — CoRNELIUS, ein Anhänger
der Deckentheorie, hat gefunden, daß in der tiefsten geröll-
führenden Zone — im O —, die im Hangenden der älteren
Meeresmolasse sich einstellt, mehr zentralalpine als kalk-
alpine Gerölle vorkommen. Die Kalkalpen sind also damals
weniger stark abgetragen worden, als die fernerliesgenden
Zentralalpen. Ich sche darin einen weiteren Beweis für
das Vorhandensein einer weit ausgedehnten Molassehülle
über den Kalkalpen. Gegen die Behauptung von Ü'ORNELIUS,
daß Zentralgneisgerölle in der Molasse fehlen, muß ich
die andere aufstellen, daß solche in der bunten Molasse auf
Eck, östlich von Gmund am Tegernsee, in vielen Stücken
vorkommen; sie werden auch in anderen Gegenden nicht
fehlen. Es ist das, nebenbei bemerkt, das zeitlich erste
Auftreten von Zentralgneisgeröllen; in den älteren konglo-
meratischen Formationen, (C'enoman und Gosaukreide, fehlt
er. Was für ein Zentralgneis es ist, woher er kommt,
wird sich aus den zahlreichen kristallinen Begleitgeröllen
noch ermitteln lassen. Im übrigen kann man in der bunten
12) SCHLOSSER, Verhandl. d. Reichsanst.. Wien 1895. S. 358:
ders., Centralbl. f. Min. usw., 1922, S.181; ders., Neues Jahr). f.
Min. usw., Beil. B. 47. 1922, S. 257; AMPFERER, Jahrb. B. A,
Wien 1922, S. 115ff., 140.
Original from
Pa Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
191
(Süßwasser-)Molasse die kalkalpinen Gerölle überwiegen
shen, und das um so mehr, je weiter man nach W
geht (Klein-Weilberg, Ammertal). Es scheint, daß die jung-
oligocäne Gebirgsbildung, deren Ausdruck die Geröllströme
sind, aus den Zentralalpen in die Kalkalpen, dann aber in
diesen nach W gewandert ist. Das hat schon CORNELIUS
angenommen.
Nachdem sich die Grenze zwischen Molasse und Flysch
und die zwischen Filysch und Kalkalpen als Störungen
geringeren Ranges herausgestellt haben, fragt man sich,
ob am ÖOstalpennordrand überhaupt eine Störung ersten
Ranges, eine große Überschiebung nachweisbar sei und
ob die Verhältnisse der Molasse in wichtiger Beziehung
zu einer solchen stehen. Eine solche Störung ist vorhanden,
und zwar anscheinend durchgängig in dem ganzen hier
behandelten Gebiet. Es ist die Schubfläche zwischen der
helvetischen Kreide nebst Eocän und dem zu den Kalk-
alpen gehörigen Flysch!®). Ihre große Bedeutung — sie
ist die wichtigste aller Störungen des Alpenrandes in
Bayern — ist erst durch Bopen und RıcHTER sowie durch
KockeL}) in einer Arbeit über Lage und Rolle der vinde-
izischen (,„rumunischen“) Barre genau erkannt worden.
Die Schubmasse Fiysch + Kalkalpen-Nordzone stammt —
worin ich mich mit BopEn einig weiß — vom Süd-
abhang der vindelizischen Barre. Der Schub ist in der
Mitteloligocänzeit erfolgt, nach N über die vindelizische
Barre und über die am Nordabhang desselben einsetzen-
den helvetischen (KockEt) Schichten hin. Die Schubmasse
sößt im N an den Brüchen zwischen Fiysch + Helvetisch
ınd Molasse ab. Sie muß, da an diesen Brüchen die nörd-
licheren Schollen gesunken sind, unter der Molasse der
Sesunkenen Schollen noch weiter nach N reichen. Erst
nach der Überschiebung ist die oberoligocäne Molasse ab-
gelagert worden, — deren unterste Lagen wir leider nicht
kennen. Dann ist die Molasse und mit ihr die Schub-
—
13) Ham, Mitt. d. Geol. Ges., Wien 1913, S. 245, 252. ältere
Lit.; Zeitschr. d. D. Geol. Ges., 1912, 1914. u
14) Mitt. d. Geol. Ges, Wien 1922; bezüglich der vindelizischen
Barre muß auch REIsER, Hindelanger und Pfrontener Berge,
München 1922, $. 22 (Geogn. Jahresh. 192%) genannt werden.
Die vier gleichzeitigen Arbeiten stimmen in allem wesentlichen
überein; die Zeit war erfüllt. Vgl. ferner FÖRSTER und OEBBERE.,
Geogn. Jahresh. 1924.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
fläche mit Hangend und Liegend gefaltet worden — was
aus den Karten und Profilen von BopEN und HAnux!’) hervor-
geht — und sind jene Brüche angelegt worden. Diese
Altersbestimmung des Schubes stimmt mit den Ansichten
von KoßBEr!‘) und RICHTER!) gut überein. BopEx!s) da-
gegen meint, daß die Schubmasse erst in mittelmiocäner
Zeit vorgerückt und daß die heutige Nordgrenze des sicht-
baren Flysches die ursprüngliche, nur rückgewitterte Grenze
der Schubmasse sei. Selbst wenn diese Altersbestimmung
richtig wäre, so könnte aus Gründen der Erosionstheorie
der Nordrand der Schubmasse heute nicht mehr erhalten
sein. Aber der heutige Nordrand der sichtbaren Schub-
masse ist kein Überschiebungs-, sondern ein Steilbruch- und
Flexurenrand, an dem die Schubmasse noch nicht ihr nörd-
liches Ende erreicht. — Wie groß ist die Schubweite? Ent-
sprechend den Verhältnissen bei Salzburg, wo der Flysch
unbedeckt von Oligocänmolasse bis an das Miocän vor-
springt und sicher noch unter dasselbe hineinreicht, könnte
der Flysch auch weiter im W alle drei Oligocänmulden
und auch noch einen Streifen Miocän unterlagern. Vor-
sichtshalber wird man im W, wo auch die Hebung der
Alpen nicht so weit nach N vorgedrungen ist, auch mit
einer geringeren Vorschiebung der Fliyschmasse, etwa bis
zur Mitte der Molassezone, rechnen; die Breite der drei
Mulden beträgt rund 10 km, der Vorschub bis zur Mitte
würde 5 km, nach Ausgleichung der Störungen, die Molasse
und Schubfläche betroffen haben, etwa 7 km und nach
Abzug der südlichen Molassemulde mit 5 km Breite 2 km
betragen. 3 km südlich der mittleren Molassemulde hat
das Wiesseer Bohrloch (bei Tegernsee)!*) die Schubfläche
unter dem Fiysch durchstoßen und die helvetische Kreide
erreicht. Diese muß mindestens noch einmal so weit nach
S reichen, weil sie Platz zum Auskeilen gegen ihr Süd-
ufer, die vindelizische Barre, braucht; andererseits dürften
bei der heftigen Kleinfaltung der Kreide 3 km für jenen
Zweck genügen. Dann käme die vindelizische Barre selbst.
die, ursprünglich wohl mindestens 10 km breit, während
der Überschiebung größtenteils in die Tiefe gedrückt =
1°) BODEN, Geosn. Jahresh. 1922 (Auerberg bei Schliersee !);
Zeitschr. d. D. Geol. Ges., 1923, Ss. 99; Hann, a.a.0. 1912.
16) Mitt. d. Geol. Ges.. Wien 1912, S. 376.
1°) Centralbl. f. Min., 1922, S. 255.
18) Ebenda. 8. 406.
19) Zeitschr. d. D. Geol. Ges., 1923. 8. 9%.
Original from
allzen es Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
193
verschluckt?) worden ist und jetzt zwischen dem helve-
tischen Südufer im N und dem Flysch-Nordufer im S kaum
mehr als ein paar Kilometer breit sein dürfte. Das Flysch-
Nordufer im S der vindelizischen Barre ist zugleich die
Abrißstelle der Flysch-Kalkalpen-Schubmasse. Zum Aus-
rleich der jungtertiären Faltung der Schubfläche zwischen
Molassesüdgrenze und der Abrißstelle sind noch ein paar
Kilometer dem bisher errechneten Betrage hinzuzuzählen.
Das ergäbe für die südliche Zone 10—14, für die gesamte
Schubweite 12—16 km. Sachverständige werden wissen,
was von solcher Schätzung zu halten ist.
Die miocäne Molasse ist ebenfalls von CORNELIUS?!)
und von Bopen?) auf ihren Geröllbestand untersucht
worden. Das Konglomerat der oberen Meeresmolasse verhält
sich sehr ähnlich wie die oligocänen Konglomerate; es ist
im O vorwiegend quarzig, im W (so nach meiner Beob-
achtung im Auerberg) vorwiegend kalkig; doch glaube ich
in W, im Auerberg, auch Fiyschgerölle gesehen zu haben.
Sehr wichtig ist das mittelmiocäne Flinzkonglomerat. Es ist
vertreten im Mariaberg (und Adelegg, Kempten), Auerberg
(unıl Kienberg), Peissenberg, Tischberg (Isartal), Taubenberg,
Irschenberg (Berbling), die in einer Linie unmittelbar nörd-
ich der nördlichsten Molassestörung liegen und großartige
Landmarken darstellen. Die Gerölle sind sämtlich alpin.
Weitaus die meisten Gerölle bestehen aus Filyschkiesel-
kalk, daneben sind helvetische Gesteine und seltener kalk-
und zentralalpine vertreten. Im Auerberg (Gipfel) habe
ich die Nagelfluh auf der der oberen Meeresmolasse auf-
lagern sehen. Meist zeigt sie sich (als einer von mehreren
Keilen?) von Flinz unter- und überlagert und geht auch
n O—W in einen Flinz über, der offenbar zwischen den
Hauptstromstrichen abgelagert worden ist. Auch nördlich
von jener Linie kommen an vielen Orten Konglomerate vor.
Es sind aber nur mehr linsenförmige Körper, allerseiten
von Flinz umgeben und je weiter im N gelegen, desto
°0) Die Deckentheoretiker, welche sich mit Zahlen zu be-
rauschen lieben, übersehen instinktiv die Tatsache der Ver-
schluckung = In-die-Tiefe-Faltung der Unterlage von Schubmassen
und die andere, daß durch die Verschluckung die Schubweite
sich wesentlich verkleinert. Der Zusammenschub ist groß. die Über-
schiebung macht einen Bruchteil davon aus..
2) a. a. 0.
22) Zeitschr. d. D. Geo]. Ges., 1923, S. 179.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 13
“
Da > Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
194
ärmer an Kalkgeröll. Etwa von der Breite von München
an sind nur mehr kristalline (darunter Zentralgneis) und
Kieselgerölle vorhanden; alles übrige ist zu Sand und Ton
zerrieben. Im Mariaberg (und W) ist das Vorwiegen der kri-
stallinen Gerölle schon nahe der Alpen zu beobachten. — An-
Vorgänge am bayerischen Alpenrand, Senon- bis Pliocänzeit
S ı Kalkalpen | man | weivisen | N |
Hebung der Flyschzone; Verwerfung, Faltung und Über- | pjiocän
schiebung der gesamten Molasse
Hebung der Flyschzone; Störung der oligocänen Molasse; Obermiocän
Mittelmiocän
Ablagerung des Flinzkonglomerats und des Flinzes
nzkongio
Fortdauer der Gebirgsbildung; Ablagerung der oberen Meeres-
molasse
Untermiocian
Fortdauer der Gebirgsbildung; Ablagerung der oligocänen
Oberoligociän
Molasse
Überschiebung
von Kalkalpen + Flysch auf helvetische Falten
, Mitteloligorin
5 „ [unt. Verschluckung | Faltung der helvet., z
Faltunx d. Flyschs‘ des Vindelizisch. Gesteine ?
Faltung d. Flyschs? , a helvet. Unteroliguein
Ablagerung von Kestjand Ablagerung vou Obereocän
Eocänflysch | Eocänschichten Mitteleocan
a | Untereocaıı
Festland Festland Festland Dänische Stufe
Ablagerung von nn Ablagerung von 2
Kreideflysch Festland Seewer Mergel ann
hangsweise füge ich bei, daß das Kongiomerat von Weinerl:of
(Bonndorf) über Ludwigshafen am Bodensee dem bayerischen
Flinzkonglomerat entspricht, nur daß es statt der Aelıx
sylvana eine Melanopsis und außer den uns vertrauten
Geröllen, besonders solche von Quarzfeldspatporphyr, enthält.
— Das starke Vorwiegen der Flysch- (und Kreide-) Gerölle
beweist, daß in der mittleren Miocänzeit eine heftige Störung
die Flyschzone unter Durchbrechung der darüber liegenden
®
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Pa Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
195
Molassehülle herausgehoben und der Abtragung überliefert
hat. Im O, wo kalkalpine und zentralalpine Gerölle in der
Nagelfluh besonders stark zurücktreten, muß die Hebung
der Flyschzone geradezu einen Wall vor die Kalkalpen
gelegt haben, und man muß sich fragen, ob nicht jene
wenigen kalk- und zentralalpinen Gerölle lediglich aus den
Konglomeraten der oligocänen Molasse stammen. Die Frage
ist nicht von Bedeutung. Bedeutsamer ist die Folgerung,
daß auch der nördlich von dem aufgetauchten Flysch-
gebirge liegende Bereich der ÖOligocänmolasse von der
gleichen Störung betroffen worden sein muß. Wir haben
also in den so einfach scheinenden Falten und Brüchen
eines südlichen Teiles der oligocänen Masse das Ergebnis
nicht nur einer, sondern mindestens zweier Gebirgsbewe-
gungen zu erblicken.
Ich wiederhole die Ergebnisse in einer Übersicht und
in einen schematischen Profil (Taf. IX) (S. 194).
Die hier vorgetragenen Ansichten werden bei Fach-
genossen, die den tektonischen Ideen der Franzosen und
Schweizer fernestehen, keine Überraschung hervorrufen.
Auch die Praktiker haben sich längst mit der Tatsache
abgefunden, daß Pechkohle südlich der sichtbaren Molasse-
grenze nicht mehr gefunden werden kann; sie werden
den Nachweis, daß die Molasse über und nicht unter dem
Fiysch ihre südliche Fortsetzung finde, nur theoretische
Bedeutung beimessen. Gleichwohl sind in jüngster Zeit teils
mündlich, teils auch schriftlich?3) recht bestimmt Vermutungen
über Bodenschätze der Molasse, die unter den Kalk-
alpen liege, ausgesprochen worden. Solche müssen
meines Erachtens als unbegründet bezeichnet werden.
Daß die hier vorgebrachten Ansichten nicht mit der
Deckentheorie vereinbar sind, könnte verschiedene Fach-
genossen gegen jene Ansichten einnehmen. Da ist nun
der Hinweis von Belang, daß sich Annäherung der west-
alpinen Auffassung an die ostalpine bemerkbar macht. In
der Frage der „Kreidenummuliten“ hat sich Arn. HEIM den
Ansichten von L. RoLLIER angeschlossen. Es besteht nun
— ganz abgesehen von der Altersfrage — Einigkeit darüber,
daB die Hauptmassen der bisher sogenannten „ultra-
helvetischen Decken“ das normale Hangende der nörd-
lichsten helvetischen „Decken“ bilden. Daß die entsprechen-
23) M. RıcHter, „Petroleum“. 1924.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
196
den Gesteine — Block- und Konglomeratflysche vor allem —
nur im Nordteil des helvetischen Bereichs vorkommen,
beweist deren von N her erfolgte Ablagerung. Die klasti-
schen Stoffe hier sind den klastischen Stoffen der helve-
tischen Kreide in Bayern gleichzustellen, die — wie BovEn
nachgewiesen hat — auch im N vorkommen und auf eine
nördliche Küste als Ursprungsgebiet hinweisen. Diese Küste
ist das vindelizische Gebirge im alten Sinn, die Barre
zwischen Helvetisch (= Alpin) im S und Germanisch im N,
— nicht zu verwechseln mit dem, was hier bis zu einer
besseren Benennung als „vindelizische Barre‘“ zwischen
Helvetisch und Kalkalpin bezeichnet worden ist. Es ist nun
auch für die westalpine Schule nicht mehr notwendig, an
der Ansicht festzuhalten, daß die helvetischen Decken über
das Aarmassiv nach N geschoben worden seien. Denn kein
„ultrahelvetischer“ Fremdkörper trennt sie von ihrem Vor-
land, sondern eine Küstenfazies verknüpft sie mit diesem.
Es wird also außer der ultrahelvetischen Deckengruppe
auch die helvetische entbehrlich, bzw. die Überschiebungen,
die im helvetischen Bereich zweifellos vorkommen, stellen
sich als recht kurz heraus. Endlich muß man sich fragen,
ob der von ArNn. HEIM eingeschlagene Weg nicht noch
weiter führe, zu einem Ziel, das einer Liquidierung der
gesamten Deckentheorie (d.h. der Theorie der Überschiebung
aus dem S der Zentralmassive — Aarmassiv, Tauern —)
gleichstünde. Wir gelangen nämlich von der Frage der
Konglomerate und Blöcke auch zur Frage der Klippen, die
— wie in Dutzenden von westalpinen Schriften behauptet
wird — nicht von den Konglomeraten und Blöcken getrennt
werden können. Wenn diese Behauptung richtig ist, wenn
andererseits der Block- und Konglomeratflysch des Alpen-
nordrandes im N beheimatet ist, sollte da nicht auch die
Klippenfazies im N beheimatet sein, sei es als strati-
graphische Unterlage der nördlichsten helvetischen Zone
oder als Teil des vindelizischen Gebirges im N der helve-
tischen Kreidefazies? So glauben wenigstens RoLLIER und
besonders unzweideutig ROTHPLETZ?'). Wer die Gebiete nicht
aus eigener Anschauung kennt, kann und soll nicht weiter
mitreden, muß und kann abwarten zwei bis drei Jahre —,
daß die Ortskenner ihren Weg selbst durchniessen.
2) Alpenforschungen, III., München 1997.
"Manuskript eingegangen am 20. Juli 1924.)
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197
Nachtrag.
Wie gerufen erscheint eine neue Arbeit von CORNELIUS?)
die eine weitere Annäherung bringt. CoRNELıvUs hatte?)
in der nördlichen Flyschzone des Allgäus — die der hel-
vetischen Zone im N vorlagert — zwei „unterostalpine
Decken“ aufgestellt, die auf helvetischem Flysch liegen
sollten. Nun findet er, daß die untere von diesen „Decken“
normal unter jenen Flysch einschließt. Er bezeichnet
daher sie und ihren Flysch als „ultrahelvetisch“! Wir
schließen folgendes: unter dem nördlichen Allgäuer Tertiär-
Flysch liegt eine Kreidemasse, die durch Flysch- und Geröll-
führung, Sowie durch rote Farbtöne (CorxELıus 1921) sich
als nördliche Uferfazies des Helvetischen zu erkennen gibt.
— In allerengster petrographischer und räumlicher Bezie-
hung zu dieser Masse steht die obere Decke“ von Cor-
NELIUS; diese „obere Decke“ ist gleich der Schweizer
„Klippendecke“ (Chablais—Stockhorn—Mythen), was ein
Blick auf die geologische Karte lehrt.
2) Verh. geol. Bundesanst., Wien 1925, S. 53 ff.
®) Verh. geol. Bundesanst., Wien 1921, S. 141 ff.
Da Ai Original from
DIDI ESN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ern
9. Zur Fauna des Oberen Alb mit Mastigoceras
adpressum Sow. sp. bei Ootmarsum (Holland).
Von Herrn Jon. Bönun in Berlin.
(Hierzu Tafel X.)
Unter den Tiefbohrungen, welche die Ryksopsporing van
Delfstoffen in den Jahren 1903—1916 unter der Leitung des
Direktors Herrn Dr. van WATERSCHOOT VAN DER GRACHT längs
der Ostgrenze Hollands ausgeführt. hat, sind die drei, welche
bei Ootmarsum, Coevoerden und Zuidbarge bei Emmen in
den Provinzen Overijsel und Drenthe niedergebracht wurden,
am weitesten nach Norden gelegen. Es wurde bei Zuid-
Barge in 422,50—504 m Teufe grauweiße, weiche Schreib-
kreide mit Pyritknollen erbohrt und als Obersenon ange-
sprochen. Die Durchsicht der Kernproben von Ootmarsum
und Coevoerden, welche Herr Dr. Tescı, Direktor des Rijks-
geologischen Dienst, mir anzuvertrauen die Güte hatte, wo-
für ich ihm auch an dieser Stelle herzlichen Dank sage,
ergab deren altkretazisches Alter?).
Ootmarsum.
Unter dem Deckgebirge (Diluvium und Tertiär) wurde
in 248 m die Kreideformation erreicht, die Bohrung selbst
bei 366 m eingestellt?). Es liegen mir Kernproben von 292 m
ab vor, diejenigen zwischen 248 und 292 m gehören nach
freundlicher Mitteilung des Herrn TescHu demselben Zeit-
abschnitt wie die tieferen an.
Das Gestein ist ein hellgrauer, ınilder Ton, der an der
Zunge klebt, im Wasser rasch zerfließt und, mit Salzsäure
I) Vgl. Jon. Bönm: Kernproben einer bei Ootmarsum in der
Provinz Overijsel (Holland) niedergebrachten Bohrung. Diese
Zeitschr., Bd. 67, Monatsber. S. 268, 1915.
2) VAN WATERSCHOOT VAN DER GRAacHT: Eindverslag over de onder-
zoekingen en uitkomsten van den Dienst der Rijksosporing van
Delfstoffen in Nederland 1903—1916, S. 395. 1918. — Gniep: Über
das marine Altmiocän im Nordseebecken. N Jahrb. f. Min. B.
Bd. 41, S. 53, 1915.
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199
betupft, lebhaft braust. In 325,10, 325,75, 330,80 und 340,80 m
Tiefe ist der Ton dunkelweinrot geflammt. Die organischen
Einschlüsse zeigen sich auf nachstehende Tiefen verteilt:
etwa
292 m Plattige, faserig struierte Schalenbruchstücke und ein-
295m
300 m
zelne Kalkfasern weisen auf Inoceramenreste hin.
Ferner liegen Mastigoceras adpressum Sow. sp. und
Neohibolites minimus (List.) var. media StouLıEry vor.
Neohibolites minimus (List.) (Alveolarstück von 5 mm
Länge); Lingula cf. truncata Sow.
Anomia c{r. papyracea n’Ons»., /noceramus concentricus
Park. Diese Kernprobe ist nicht mit Tiefenbezeich-
nung versehen und nach dem Durchmesser geschätzt.
300.4 m Inoceramenbruchstücke
301m
323 m
325m
326 m
327 m
331m
333 m
355m
310 m
341m
Serpula subtorguata Münsr.
Chondarites.
Gervilleia cfr. rostrata Sow., Lingula subovalis Dav.
Neohibolites minimus (Lısr.) var. media StoLLay, Ino-
ceramus subsulcatus W ı1.TsH.
Inoceramus concentricus Park.
Neohibolites minimus (Lıst.) var. media Svoiı.ev.
Inoceramus concentricus Park.
Neohibolites minimus (Lıst.) var. aftenuata Sow., Ino-
ceramus concentricus Pank.
Anomia cf. papyracea 1 OR».
Syncyclonema orbiculare (Sow.)
345,5 m /noceramus, Chondrites.
364 m
/Inoceramus sp. indet.
Herr A. FraxkE in Dortmund hatte auf meine Bitte die
Güte, eine Probe des Gesteins auf Foraminiferen und ÖOstra-
coden zu untersuchen, wofür sowohl als auch für die Er-
laubnis, die Liste derselben hier veröffentlichen zu dürfen,
ich ihm herzlich danke.
Foraminiferen.
. Cornuspira cretacea Rss. s. Frondicularia planifolium
. Nubecularia nodulosa Cnav. CHAPM.
. Bieenerina n. Sp. s. Lingulina nodosaria Rss.
. Textularia trochus W Onß. ss. Rhabdogonium acutangulum
. Gaudryına gradata Bi:nın. Rss.
. Verneutlina Münsteri Rss. ss. Vaginulina Biochei Bı:wrn.
. Pleurostomella BarroisiBı:win. ns. 5 recla Rss.
Nodosaria unda Rss. ss. Lagena apiculata Rss.
= prismalica Rss. s. Cristellaria gibba wWOnn.
a (Dentalina) ct. NS, 5 Schloenbachi Rss.
communis D’Onn,. S. is crepidula Fıcnr.
» (Dentalina) ct. u. MoLı
distincta Rss. ss, Pr subangulata Rss.
“ (Dentalina) oli- S. 5 perobligua Rss.
gostegia Rss. ss, er Strombecki Rss.
a (Dentalina) nana ss. 3 complanata Rss.
Rss. us. Polymorphina prisca Rss.
be is Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
200
ss. Nodosaria (Dentalina) stran- ss. Vitriwebbina laevis Souı.ıs
gulata Rss. s. Ramulina aculeata J. Wricnr
ns. 5 (Dentalina) line- s. Haplophragmium agglutinans
aris Rön. D ORB.
S. 7 deflexa Rss. h. Anomalina ammonoides Rss.
s. Glandulina mutabilis Rss. h. Rotalia nitida Rss.
Vermes.
Serpula subtorquata Müsst.
Die freie, langsam an Dicke zunehmende Röhre stimmt
mit den Beschreibungen von GoLpruss®?) und A. RÖMER®) bis
auf den einen Umstand überein, daß sie nicht, wie die Ab-
bildungen von GoLDFuss und REuss?°) zeigen, geradlinig ge-
streckt bzw. leicht gekrümmt, sondern einen Dreiviertelkreis
bildet, wie dies PERON®) zeichnet.
Brachiopoda.
Lingula subovalis Dav.
1852 Lingula subovalis Davıpsox: Cret. Brach.'), S.7, Taf. 1, Fig. 29.
Zwei Schälchen von 2 mm Höhe und 1,5 mm Breite
stimmen in ihrem verlängert eiförmigen, am Wirbel und
Unterrande schmal gerundeten Umriß — von dem erheb-
lichen Größenunterschied abgesehen — mit DaAviıpsoxs Ab-
bildung überein, so daß sie als Jugendstadien von L. sub-
ovalis Dav. anzusprechen sind.
Lingula fruncata Sow.,
1852 Lingula fruncata Sow., Davınsox: Cret. Brach., S. 6, Taf. 1,
Abb. 27, 30,
Aus einem etwas höheren Niveau liest ein Schälchen
von je 1 mm Breite und Höhe vor, welches sich durch seine
Verbreiterung zu dem abgerundeten Stirnrande hin von L.
subovalis Dav. unterscheidet und sich hierdurch als ein
Jugendexemplar von L. fruncalta darstellt.
3) Gonnrvss: Petrefacta Germaniae Teil 1, S. 238, Taf. 70,
Abb. 11. 18206.
I) A. Rouen: Versteinerungen der norddeutschen Kreideformation,
Ss. 100. 1841.
») Russ: Die Versteinerungen der böhmiscben Kreideformation,
Teil 1, S. 18, Taf. 5, Abb. 24. 1845 — 1846.
6) Perox: Notes pour servir A Vhistoire du terrain de craie
dans le sud-est du bassin anglo-parisien, S. 133, Taf. 3, Abb. 18—20.
1887.
*) Davipsox: Monograph of the British fossil Brachiopoda. Vol. 1.
Part 2. The eretareous Brachiopoda. Palaont. Soc, 1852—1855.
Original from
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201
Lamellibranchiata.
Gervilleia cf. rostrata (Sow.)
Taf. X, Abb. .
Die sanft gewölbte linke Klappe fällt allmählich zu
dem vorderen und hinteren Flügel ab, Hierin wie in der
antemedianen Lage des kleinen spitzen Wirbels und dem
Verlauf der Anwachsstreifung zeigt sie Übereinstimmung mit
der von Woo»s®) auf Taf. 11, Abb. 17 gegebenen Abbildung
von G. rostrata Sow., doch ist der Umriß zu zerstört, um die
Identität der 18 mm hohen und am Schloßrand nur 8 mm
langen Schale auszusprechen. Unter dem Schloßrand zieht
sich eine einheitliche, nicht durch Querbrücken unterbrochene
Rinne, wie sie Woops zeichnet, hin.
Anomia cf. papyracea »’Ons.
Zwei linke gewölbte Klappen von 9 mm Länge und
6 mm Höhe stimmen bis auf ihre erheblich geringere Größe
in ihrem quer ovalen Umriß und ihrer Wirbellage mit der
von Woops®) auf Taf.5, Abb.14 wiedergegebenen Form überein,
so daß ich sie als Jugendexemplare der (’enomanform an-
sprechen möchte.
Inoceramus subsulcatus WıuTsuike.
1911 /noceramus concentricus Park. var. subsulcafta Wins, Woons:
Cret. Lamellibr. 2, S. 269, Taf. 47, Abb. 15—20, cum syn.
Taf. X, Abb. 6, 8.
Von dem vor der Mitte gelegenen Wirbel einer linken
Klappe von 37 mm Höhe und 25 mm Länge gehen drei kräftig
hervortretende, gerundete Rippen aus, von welchen die
beiden hinteren sich oberhalb der Mitte spalten und die
zweitletzte sich kurz über dem Unterrand gabelt. Zuwachs-
streifung grobfaltig. Durch die Skulptur steht das Exemplar
dem von Woops auf Taf. 47, Abb. 12 abgebildeten aus dem
Gault von Folkestone nahe.
Eine zweite, erheblich kleinere linke Klappe (Höhe
etwa j4 mm), die noch großenteils mit der sehr dünnen
Faserschale bedeckt ist, weicht dadurch ab, daß an die
hintere der vom Wirbel ausgehenden zwei Faltenrippen sich
jederseits über der Schalenmitte je eine Rippe anlehnt und
die mittlere sich erneut spaltet.
t) Woons: A monograph of the cretacevus Lamellibranchia of
England, Vol. 1, S. 31, Taf. 5, Abb. 13—16. Paläont. Soc. 1899.
») Woons: Ebenda, Vol. 2, S. 83. 1905.
sr nn Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Cephalopoda.
Mastigoceras gen. nov.
Gekammerte Röhre einmal hakenförmig gekrümmt. Beide
Schenkel aneinander geschmiegt. Lobenlinie goniatitisch.
Mastigoceras adpressum Sow. Sp.
Tafel X, Abb. 1—5.
1814 Flamites adpressus Sowensy: Min. Conch.!9) 1, S. 140,
Taf. 61, Abb. 6
1824 Hamites adpressus Sowerswy: Dict. sci. nat, Vol. 32,S 189
18140—1841 Pfychoceras adpressum » Orsıcny: Cephalopodes!!), S.555
1846 4 n DÖRBIGNY, QUENSTEDT: Cephalo-
poden!2), S 294
1850 Ptychoceras adpressum » Orniony: Prodrome!3), S. 125
1861— 1864 " 5 DOnBiENny, Pieter et CAMPICHE:
Sainte-Croix 4), S. 108
1897 Ptychoceras adpressum Sow., Paroxa e Boxarkını: Escra-
gnolles!®), S. 105
1909 Pfychoceras adpressum Sow., Yurks-Browne: Gault !6),
S. 82, 459.
Röhre knieförmig gekrümmt, Schenkel fast gleich lang,
Externseite gerundet, Flanken abgeflacht. Der die Wohn-
kammer und jüngeren Luftkammern enthaltende Schenkel
hat eine Länge von 11 mm, von denen nahezu 7 mm auf die
erstere entfallen, deren Mündung in der Höhe 2,5 mm, in
der Breite 2 mm beträgt. Die Internseite des Schenkels ist.
konkav eingebogen und scharfrandig gegen die Seitenflächen
beerenzt. Die Umbiegungsstelle des Gehäuses (Neumayrs
Wende) ist gerundet. Der Gegenschenkel verjüngt sich all-
mählich und schmiegt sich an die Furche an; seine Extern-
seite ist auf der oberen Hälfte korrodiert, so daß sein Ab-
schluß nicht feststellbar ist. Die Schale ist auf dem ver-
kiesten Steinkern nicht erhalten. Die Lobenlinie zeigt gonia-
titischen Verlauf, sie besteht jederseits der Siphonallinie
aus zwei einfach geteilten Sätteln, die durch einen breiteren
1) Sowensy: Mineral Conchologv of Great Britain, Vol. 1.
N) DOnnioxnv: Palcontologie franyaise,. Terrains erctaces. Vol.1,
Cephalopodes.
IP) (JuenstenT: Petrefakten Deutschlands. Bd. 1. Cephalopoden.
2) PD Onßionv: Prodrome de Palcontologie, Vol. 2,
14) Picrer et Campiche: Description des fossiles des terrains
eretaces des environs de Sainte-Croix. Mat. Palcont. suisse, ser. 3,
80l,.2,
1) Parona e Boxarerri: Fossil albiani d’Eseragnolles, del
Nizardo e della Liguria occidentäale. Paäalaeont italien. Vol 2.
6) Yeres-Browse: The Gault and Upper Greensand of England.
Mem. gcol. Surv. U. Kınrd., The eretaceous rocks of Entrland, Vol.1.
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203
Laterallobus getrennt sind. Externlobus durch einen schmalen
Sattel von halber Höhe der Lateralsättel geteilt. Intern-
lobus nicht sichtbar, da durch die Schenkel die Internseite
verdeckt wird.
Crustacea.
s. Cytherina ornatissima Rss. ns. Cytheridea perforata Rön.
S. „» Lonsdaleana Joses ns. C a concentricum
S. u auriculata Conntei. Rss.
s. ie interrupta Rön. h. Cytherella Münsteri Rss.
s, is friplicata Rön.
Das Vorkommen von Mastigoceras adpressum SoW. Sp.,
Neohibolites minimus Sow. sp. und /noceramus subsulcatus
WILTSH. weist die sie bergenden Kernproben dem Unteren
Oberalb zu. Das erstere Fossil gibt YukEs-BrownE"”) aus
Prices Zone 10 des Gault von Folkestone, Spaths Zone mit
Brancoceras varicosum Sow. sp.'?) an.
Von Interesse ist das Auftreten der in der Kreide-
formation nicht häufigen Gattung Lingula, auch möchte ich
vorweg auf das von Bourguelicrinus cf. elliplicus MıLL. im
Alb von Cooevoerden hinweisen.
Coevoerden.
Nördlich von Ootmarsum, nahe bei Zuidbarge erschloß
bei Coevorrden!”) eine Bohrung in 318 m Tiefe unter Dilu-
vinm und Eocän grünlich-graue sandige Mergel von 16 m
und darunter ebensolche, rosig geflammte Merzel mit Ino-
ceramen und Belemniten von 41,7 m Mächtigkeit, welch
beide als Jura, später als Emscher angesprochen wurden),
Die mir vorliegenden Kernstücke haben dieselbe petro-
vraphische Beschaffenheit wie die von Ootmarsum und er-
weisen sich durch ihre Fossilführung
334,01— 340,30 m Cidaris ct. dissimilis Fonses, Spongienrest
344,00—348,66 m /noceramus concentricus Pıwk., Bourgueticri-
nus ct. ellipticus Miu...
350.00—354,96 m Flabellina cordata Rss.
554.96 — 360,25 ın /noceramus concentricus Pauk.
als rleichfalls dem Alb angehörig. Eine ebenso genaue
Horizontierung innerhalb des Alb, wie sie die organischen
FM) YurEes-BrowneE, ebenda S. 82,
I») Sparn: A monograph of the Ammonoidea of the Gault,
Part 1, S. 4. Palaeont. Soc. (1921) 1923.
Gy van WATERSCHOOT VAN DER GRACHT: Eindverslag, S. 396.
23) Herrvaskı: Het distriet Oost-Nederland, Jaarsverl. Rijksop
Deifst. 1909, 8. 77, 1910.
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204
Einschlüsse für Ootmarsum ermöglichten, gestatten die
wenigen Formen für Coevoerden nicht.
Bourgueticrinus cf. ellipticus Mi.uen.
Die glatten Gelenkflächen eines zylindrischen, 2,5 mm
hohen und 3 mm dicken Stielgliedes sinken von dem unge-
kerbten Rande trichterförmig zu dem gerundeten Nahrungs-
kanal ein und werden, von letzterein unterbrochen, von einem
schmalen, niedrigen Wulst überquert. Das Querriff auf der
oberen und das auf der unteren Gelenkfläche verlaufen in
spitzem, nicht rechtem Winkel zueinander. Dieses Merkmal
kennzeichnet die Gattung Bourgueticrinus vD’Ors. In der
Oberen Kreide, stellenweise häufig, führte SEELEY?!) B. ellip-
ticus MıLL. auch aus dem Red Chalk von Hunstanton an und
zog in dessen Synonymie Koninckocrinus rugosus SEELEN,
welchen sodann YtUkEs-BROWNE?) von ebendort als Tory-
nocrinus rugosus SEELEY angab.
Cidarıs cf. dissimilis Fonses.
Ein zxylindrisches Stachelfragment von >» mm Länge
schließt sich durch den niedrigen Kopf, den schmalen, fein
gekerbten Ring und die unmittelbar ansetzenden, gekörnelten
Längsstreifen an die von WRIGHT?) auf Taf. 3a, Abb. 3 ge-
gegebene Abbildung von C. dissimilis an. Ein dichtes Netz
aus spinnwebfeinen Längs- und Querlinien, in deren Schnitt-
punkten sich Körnchen erheben, überzieht den Stachel.
Oploo.
Eine bei Oploo unweit Boxnieer in der Provinz Nord-
brabant angesetzte Tiefbohrung”*) erreichte unter der Tertiär-
decke bei 498 m die Oberkante der Kreideformation und
verblieb in letzterer bis zu 1149 m. Aus 1102 m liegt mir
auf einem Kernstück von grauem, mit Glaukonit-. (Juarz-
körnchen und Glimmerblättchen erfüllten Merrel eine tretf-
lich erhaltene rechte Klappe des /noceramus subcardissoides
SCHLÜT.”) vor.
31) SEELEY: Notice of Torsnoerinus and other new and littie-
known fossils from the Upper Greensand of Hunstanton, Ann,
Mag. Nat. Hist., ser. 3, vol. 17, S. 174, 1506.
22) YURES-BrowneE: Gault, S. 478.
=) WricHt: Monvzraph en tue British fossil Echinsdermäata
from the cretaveous formations, Palaeont. Soc. 1564— 1882.
24) VAN WATERSCHOOT VAN DER GRacht: Eindverslag, 8.28, SL
35) In einem Aufsatz: /roceramus vardıssoides auct. (Jahrb. 4.
Preuß. veol. Landesanst.. Bd. 40 12), 8.67. 19205 habe ich darauf
hingewiesen, dab die von G. Mtrien als /noceramus cardissoides
iginal from
en u: Oric
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Wie hier wurden auch in den zahlreichen Bohrungen
im Peelgebiet und in Süd-Limburg?‘) ältere Stufen der
Kreideformation als Senon nicht festgestellt.
An dies Südgebiet, und von ihm durch eine nördlich
Oploo nach Goch ziehende Störung getrennt, schließt sich
QuirinGss Gelderlandscholle?‘), in welcher auf holländischem
Gebiet, von einem Cenomanvorkommen im Osten von Winter-
swijk°”®) abgesehen, nur Untere Kreide?) bekannt ist. Die
von BÄRTLING®) im nordwestlichen Westfalen unterschiede-
nen, vermutlich den Ösningachsen entsprechenden Sättel
setzen nach Holland hinein fort. Nördlich von dem zu
äußerst gelegenen aus Wealden, Valendis und Hauterive
aufgebauten Schüttorfer Sattel?) trafen die Bohrungen
(\otmarsum und Coevoerden auf Oberalb. Ob beide Vor-
kommen in Verbindung miteinander stehen oder sich
zwischen ihnen ein weiterer Sattel aufwölbt, kann zurzeit
aus Mangel an Aufschlüssen nicht entschieden werden.
Weiter nordwärts, erst bei Zuidbarge, nicht bei Ootmarsum
und Coevoerden, folgt sodann die Obere Kreide, deren Alter
zwischen Cenoman und Senon schwankt.
Go1.pF. gegebene und von Woons übernommene Abbildung nicht.
dıexe Art, sondern /n. subcardissoides Schwüöt. darstellt. Das gleiche
gilt auch für /n. cardissoides Gowpr. var. Pachti Ancnc. (Archangelski:
Les mollusques du Cretace supcrieur du Turkestan. M&m. Com. geol.,
n. ser., livr. 152, S.18, Taf. 3, Abb. 2—4, 1916) Während ScHtLÜTER
e:n Bruchstück vom Unterrande einer sehr großen rechten Klappe
dargestellt hat, gab G. MüLrLEr die Wirbelpartie derselben Art
wieder, an der leider der Flügel mit der anstoßenden längs ge-
falteten Rippe zerstört ist.
25) VAN WATERSCHOOT VAN DER GRAcHT: Eindverslag, S. 24—30,
436—440, 485—541.
2) Qumins: Über Wesen und Ursprung der postvaristischen
Tektonik Nordwestdeutschlands. Diese Zeitschr., Bd. 76, Monatsber.
Ss. 70, Abb. 3, 1924.
2) van WATERSCHOOT VAN DER GRACHT: Eindverslag, S. 81.
=) Ehenda, S 385, 395, 403—406.
®) Birtıing: Über den Gebirgsbau im westfälisch-holländischen
Grenzgebiet. Diese Zeitschr., Bd. 76, Monatsber. S. 55—61, 1924.
31) Bärrıing: Ebenda, Taf. 1, Querprofil Isterberg - Bentheim-
Ochtrup-Metelen.
"Manuskript eingegangen am 12. März 1925.
Be ja Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
206
10. Beiträge zur Kenntnis des Frankenjura.
Die Kreideablagerungen und die Verkieselungs-
erscheinungen im Frankenjura südlich der
unteren Altmühl.
Von Herrn FRANZ XAVER SCHNITTMANN in Freiburg
(Schweiz).
(Mit einer Kartenskizze im Text.)
Einleitung.
Angeregt durch die Arbeiten Tr. SCHNxEIDs!) und
L. LEuners (Nürnberg)?), von denen der erstere die Spuren
der Kreide zwischen Eichstätt und Neuburg an der Donau,
der letztere die sogenannte Fränkische Kreide westlich
und nördlich von Amberg einer eingehenden Bearbeitung
unterzogen haben, entschloß sich der Verfasser, das oben
genannte Gebiet, welches sich dem Arbeitsgebiet SCHNEIDS
im O anschließt, nach Resten von Kreideablagerungen
zu untersuchen. Auf diesen Gedanken brachten ihn zahl-
reiche am Limesanfang, am Haderfleck und bei Weltenburg
gefundene Hornsteine und Sandsteine, die ihren Fossilien
nach nicht aus dem Jura, sondern, wie sich bald heraus-
stellen sollte, nur aus der Oberen Kreide stammen konnten.
Aber neben Hornsteinen und feinkörnigen Sandsteinen der
Kreide fanden sich auch andere, mit diesen oft zum Ver-
wechseln ähnliche Verkieselungen und Hornsteine, die nach
ihren Versteinerungen dem Jura angehören mußten. Endlich
fielen dem Verfasser zahlreiche Blöcke quarzitischer Ge-
steine auf ohne jedes Petrefakt, die man zum Tertiär
stellen muß. So entwickelte sich denn die geplante Arbeit
über die Kreide im Gebiet südlich der unteren Altmühl
im Laufe der Zeit zu einer solchen über die Verkieselungs-
erscheinungen in diesem Gebiete. Die Grenze des be-
1) Vgl. „Geognostische Jahreshefte‘‘ 1914, XXVII.
?) Die Gliederung der fränkischen albüberdeckenden Kreid:.
Centralblatt für Mineralogie usw. 1924. Nr. 6. S. 176.
Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
207
arbeiteten Gebietes ist im N die Altmühl, im W die Straße
Kipfenberg— Böhmfeld—Gaimersheim—Ingolstadt, im S die
Donau von Ingolstadt bis gegen Neustadt; dort überschreitet
sie die Donau und folgt der Straße Neustadt— Abensberg —
Bachl. Die Ostgrenze ist der Feckinger Bach. Das Gebiet
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2 « ee © Versteinerunger wrzın Jerfärer Quarz. Tonsandsten
umfaßt also Teile der vier bayerischen Kreise Obaer- und
Niederbayern, Oberpfalz und Mittelfranken.
I. Gesteine der Kreide.
Der Kreideformation 'gehören im untersuchten Gebiete
Gesteine verschiedener Korngröße an, bei denen in seltenen
Fällen noch Kalk in mehr oder weniger reichlicher Menge
vorhanden oder aus welchen er meist gänzlich verschwun-
den ist. Einerseits gelangen wir von grobkörnigen tonigen
oder kalkigen zu ganz feinkörnigen hornsteinartigen Sand-
Steinen und endlich zu echten Hornsteinen, andererseits
finden sich Kalksandsteine mit kalkirem Bindemittel und
RR Original from
DEE! Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_ 208
solche mit Kalk in Spuren bis zu vollständig entkalkten
Eisensandsteinen. Mit dem Kalziumkarbonat verschwindet
auch immer mehr der Glaukonitgehäalt. Einige Typen sollen
herausgegriffen werden.
Ein charakteristischer grünlich-grauer Kalksand-
stein mit oft über 1 mm? großen Quarzkörnern und zahl-
reichen kleinen Glaukonitkörnern kommt sehr selten in
den Wäldern zwischen Pullach und Abensberg vor. Mit-
unter zeigt er infolge teilweiser Verwitterung des Glau-
konits braune Flecken. Die Spaltungsfläche des Kalzits, der
das Ganze bindet, erkennt man schon am Glanze. Reste
von ostreenartigen Bivalven sind im Querschnitt deutlich
sichtbar. Im Dünnschliff zeigen die meist kantengerundeten,
zum Teil zertrümmerten Quarzkörner zahlreiche Einschlüsse.
Die gewöhnlich noch frischen Glaukonitkörnchen sind rund-
lich, halbrund oder stäbchenförmig. Auch in die Lücken
der Quarzkörner ist Glaukonit eingedrungen. Die Zwischen-
räume zwischen den Quarzkörnern sind mit Kalzit an-
gefüllt. Neben Trümmern von Bivalvenschalen begegnet
man zahlreichen Foraminiferen, die meist zu den Gattungen
Giroidina, Operculina und Spirolina (cfr. aequalis Röm.,
S. 98, T. 15, F. 27) gehören dürften.
Sehr großer Verbreitung dagegen erfreuen sich ver-
schiedene Arten von Eisensandstein und die gewöhn-
lich als Amberger Trippel?) bezeichneten Gesteine. Sehr
versteinerungsreich ist der feinkörnige hellgelbe bis braune
Eisensandstein südlich vom Dorfe Buchhofen nordöstlich
von Abensberg bei der dortigen auf dem Palmberg befind-
lichen Kapelle. In diesem Gestein ist noch Kalk in Spuren
vorhanden, auch die Versteinerungen haben zum Teil noch
Kalkschalen. Ferner beobachtet man im Dünnschliff noch
verhältnismäßig häufig rundliche bis stäbchenförmige Glau-
konitkörnchen, oft aber läßt nur mehr dilutes braunes
Pigment auf die ehemalige Anwesenheit von Glaukonit
schließen. Sonst sieht man im Dünnschliff neben Muskovit-
fetzen größere, wenig gerundete Quarzkörner, eingebettet in
ein förmliches Netz tonig-limonitischer Grundmasse und
kleinerer Quarzpartikel mit zahlreichen Lücken, die wohl
infolge der Auslaugung des Kalzits entstanden sind. Partien
3) Der Verfasser bedient sich dieses den bayerischen Geologen
für entkalkte, feinkörnige Eisensandsteine geläufigen Ausdrucks,
wiewohl GÜMBEL (Ostbayerisches Grenzgebirge 1868, S. 712)
dessen Unrichtigkeit betont hat (Amberger Trippel :: gaise |frz.)).
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209
von Chalzedon sind häufig. Nicht selten sind gebräunte Fora-
miniferen, wie Textularia, Globigerina, Rotalia, Nodosaria.
Ähnlich verhält sich ein gelb- und rotgebändertes,
trippelartiges Gestein mit Manganflecken von Staubing an
der Donau bei Weltenburg; aber hier ist der Glaukonit
gänzlich verschwunden; limonitisches Pigment, stellenweise
stark angehäuft, deutet auf sein früheres Vorhandensein
hin. Der Kalzitgehalt ist jedoch noch beträchtlicher als
beim vorigen Gestein. Es kann sich dabei aber auch um
nachträgliche Infiltration von kohlensaurem Kalk handeln.
Auch dieses Gestein ist porös, und die Hohlräume zeigen
Quarz und Chalzedon, der wohl, aus der Art der traubig-
halbkugeligen Hohlraumausfüllungen zu schließen, aus Opal
entstanden sein dürfte. Also tritt uns bereits hier eine typische
Verkieselung entgegen. Neben Negativen von Spongien-
nadeln findet man an organischen Resten nur Globigerinen.
Ein weiteres Gestein von Weltenburg mit noch feinerem
Korn (Korngröße etwa 0,01 mm?) zeigt Chalzedon in achat-
mandelähnlichen Hohlraumausfüllungen, ferner Limonit-
pigment in tonig-quarziger Grundmasse und ist reicher an
Foraminiferen (Rotalia, Globigerina, Textularia) und
Spongiennadeln. Solche Eisensandsteine von mehr oder
weniger feinem Korn, ,‚Trippel“, finden sich nun zahl-
reich um Weltenburg auf den Höhen südlich und nördlich
des Dorfes links und rechts der Donau. Bei manchen tritt,
wie im Dünnschliff zu bemerken ist, Chalzedon, kenntlich
durch Aggregatpolarisation, noch deutlich neben mehr oder
weniger vorherrschenden, meist scharfkantigen Quarzkörnern
deutlich hervor. Sie zeigen noch z.T. einen schwachen
Glaukonitgehalt, z.T. sind Limonitflecken an seine Stelle
getreten. Glaukonit und Limonit sind gerne an Stellen,
wo Foraminiferen und Spongien häufiger sind. Diese Art
von Gesteinen ist sehr weit verbreitet. Ja, diese feinen
Eisensandsteine lassen mit größerer Sicher-
heit auf die ehemalige Verbreitung der
Kreide schließen, als die mit ihnen vorkommenden
und häufig mit ihnen verwachsenen Hornsteine. Sie
finden sich außerhalb des besprochenen Gebietes, z. B.
zwischen Kareth und Regensburg; zwischen Poikam
und Kapfelberg bei Kelheim liegen sie im Niveau
der Reinhauser Schichten über Grünsandstein und
Eybrunner Mergel. Diese Vorkommen bieten, abgesehen
vom Fossil- und bisweiligen Glaukonitgehalt, eine sichere
Vergleichsbasis mit ähnlichen Gesteinen anderer Gegenden,
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 14
a Mn Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
210
wo zwar die Kreide noch vorhanden ist, aber nur in
spärlichen Trümmern, und deshalb die Kartierung nicht
mehr lohnt. Man findet diese Brocken feineren Eisensand-
steins mit Hornstein verwachsen außer an den bereits
genannten Orten 'auf dem Igelsberg bei Saal, auf den
Höhen zwischen Affecking und Weltenburg, bei Thaldorf
und Teuerting, in der Gegend von Ober- und Unterschan-
bach, nördlich von Abensberg und westlich von Pullach.
Sie erscheinen dann wieder am Limesanfang, um Schwaben
herum; vereinzelt trifft man sie noch bei Oberhartheim
südlich der Römerstraße, ferner bei Etting nördlich Ingol-
stadt, bei Tettenwang (hier mit Muschelresten), Pondorf,
Winden, Wolfsbuch, Irfersdorf. Der fernste Fundort im
NW des untersuchten Gebietes war die Gegend von Gebel-
see und Irlahüll, wo man sie etwas grobkörniger antrifft.
Unter der Gruppe der Kreidesandsteine sci noch ein
Gestein vom Nordwestabhang des Igelsberges bei
Saalcerwähnt. Es ist dies eingrober,eisenschüssi-
gerSandstein, gelbbraun bis bräunlich schwarz, stellen-
weise wegen des ihm eigenen Tongehaltes weißlich gefärbt.
mit bis 1 cm? großen Quarzkörnern, wie man ihn ähn-
lich ausgebildet am Schutzfelsen bei Sinzing oder
am Westabhang des Keilsteins in der Nähe Rexgens-
burgs beobachtet.
Die Stellung des sehr feinkörnigen, bräunlich-gelben
„Lrippels“ von Vogelthal bei Bailngries mit Chal-
zedon und Quarz, der einen merkwürdigen nichtjurassischen
Ammoniten aufwies, ist noch unsicher.
Zur Kreide sind ferner zahlreiche, wenigstens äuße.-
lich meist rötlich bis gelblich gefärbte Hornsteine zu
stellen; doch ist ihre Zugehörigkeit zur Kreide
weniger sicher; denn auch jurassische Hornstein-
bildungen können mitunter stark durch Eisensxydhydrate
gebräunt sein, umgekehrt sind Kreidehornsteine, b2sonders
innen, öfters grau, wie die zuweilen sie begleitenden Jura-
hornsteine; ja auch tertiäre Quarzite und Jaspisse können
leicht zu Verwechslungen Anlaß geben; doch ent-
scheidet in solchen Fällen immer die mikrosko-
pische Untersuchung.
Solche Hornsteine von Weltenburg sind, wie die meisten
kretazischen Hornsteine, noch ziemlich scharf-
kantigpolyedrischbegrenzt, zeigen gelblichbraurne
Farbe, Manganflecken und haben eine kieselige, weiße
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PZN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
21l
Rinde (Opal? wohl schon Chalzedon)*). Im Dünnschliff be-
obachtet man etwa 0,01 mm? große Quarzkörnchen, Chal-
zedon in traubigen Formen, Limonit als feinen Staub und
ala Pigment und Tonsubstanz, besonders in Hohlräumen;
an Tierresten sind Globigerina, Rotalia, Textularia und
Nodosaria gut erkennbar. Mit Limonit ausgefüllte Hohl-
räume in Gestalt von Spongiennadeln zeigen deren ehe-
malige Anwesenheit an. Auch die vorhandenen Foramini-
feren weisen nicht selten dichtes Limonitpigment auf, das
sicherlich aus früher vorhandenem Glaukonit entstanden ist.
Ähnlich ist ein Hornstein von Pondorf, der auch im Innern
tttlichbraune Farbe aufweist, außen findet man zuweilen
Mangandendriten. Unter dem Mikroskop bemerkt man
außergewöhnlich kleine Quarzkörner, Chalzedon, Ton-
substanz, dichtwolkiges limonitisches Pigment, kohlige Sub-
stanz, Foraminiferenreste mit Limoniteinschlüssen, be-
sonders häufig aber mit Limonit ausgefüllte Hohlräume
von Kieselspongien. So kann wohl kein Zweifel mehr sein
über das kretazische Alter dieses Hornsteins.
Ein beträchtlicher Teil der braunen Hornsteine, die mit
Eisensandstein und Trippel an den obenerwähnten Fund-
orten zusammen vorkommen, dürften der Kreide zuzu-
rechnen sein. Fehlen die genannten Begleiter, so geben
manchmal mitvorkommende Fossilien darüber Aufschluß,
ob es sich um kretazische oder um jurassische Hornstein-
bildungen handelt. In tertiären Quarziten wird man ver-
geblich nach Versteinerungen suchen. Wie schon erwähnt,
leistet in jedem Fall das Mikroskop für die Unterscheidung
der drei Gruppen von Gesteinen gute Dienste.
Sicher kretazischen Alters dürften also sein die Horn-
Steine von Buchhofen, Großmuß, Einmuß, Igelsberg, Teuer-
ting, Affecking, Stausacker, Haderfleck, Schwaben, Schlott
(bei Riedenburg), Hienheim, Tettenwang, Hagenhill, von der
Schanze bei Forchheim, von der Römerstraße bei Hartheim,
die von Kasing, vom Köschinger Waldhaus, zum Teil auch
die von Bettbrunn, Sandersdorf, Pondorf, Wolfsbuch, Zandt,
Bitz, Kirchbuch, Hexenagger, Echendorf; bei denen von
Thann, Schafshill, Schelldorf, Böhmfeld, Stammham bleibt
die Zugehörigkeit zur Kreide wegen mangelnder Versteine-
rungen unsicher. Auch sind dieselben noch nicht mikro-
skopisch untersucht worden. Merkwürdig sind die blau-
4) GEMBEL (Ostbaver. Grenzgebirge. S. 714) redet von einem
Kascholongüberzug auf Hornsteinen der Reinhauser
Schichten.
14*
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212
grauen Hornsteine von Abensberg und vom
Igelsberg bei Saal. Die Abensberger zeigen Mangan-
flecken, die Igelsberger einen schwärzlichblauen Kern mit
blaugrauer Rinde und sind mit einem braungrauen, grob-
körnigen, quarzitischen Sandstein verbunden. Unter dem
Mikroskop sieht man Limonit als Pigment und als Körn-
chen in Hohlräumen. Quarz findet sich in diesen Höhlungen
und auch in der noch häufig achatähnlichen Grundmasse.
In dem sie begleitenden Sandstein trifft man die für
Kreidegesteine charakteristischen Foraminiferen. Auch
Kalzit ist noch in Spuren vorhanden, aber kein Glaukonit.
Ähnliche graue bis bläulichgraue Hornsteine kommen
im Grünsande von Kapfelberg vor.
Wenn man die Gesteine des untersuchten Gebiets mit
den Funden ScHhxeEips in der Gegend zwischen Neu-
burg und Eichstätt vergleicht, wozu dem Verfasser
durch die Güte des Herrn Professors BroıLı in München
Gelegenheit geboten wurde, so fällt manche Ähnlichkeit
zwischen den beiden Gebieten auf. Der jungkretazische
Eisensandstein von Wellheim gleicht gar sehr
den oben erwähnten Eisensandsteinen von Winden, Pon-
dorf, Weltenburg usw., der dichte glaukonitische
Quarzit von ebendaher hat Analoga in manchen
Cresteinen von Weltenburg und Buchhofen, der jungkreta-
zischke Grobsandstein von Hagenaäacker hat seine
Parallele in einem ähnlichen Gestein vom Igelsberg, der
hraungestreifte dichte Quarzit von Eichstätt er-
innert an ähnliche Vorkommen bei Weltenburg, der tief-
blaue dichte Quarzit von Mauern gemahnt an den
mit graublauen Hornstein verbundenen quarzitischen Sanl-
stein vom Igelsberg. Der Bryozoensandstein von
Solenhofen und Mörsheim ist zwar gröber als das
Buchliofener Vorkommen, :doch sind im letzteren auch
Bryozoen nachgewiesen. Die jung kretazischen dichten
Quarzite von Wellheim haben Ähnlichkeit mit den
allenthalben im Gebiet südlich der unteren Altmühl ge-
fundenen Kreidehornsteinen. Ob man noch dichter Quarzit
oder schon Hornstein sagen soll, ist manchmal Geschmacks-
sache, da manchecrlei Übergänge existieren. Ob man aber
die Quarzhornsteinbrekzie von Mörnsheim
(Transgressionskonglomerat) und der quarzitische Sand-
stein mit Hornsteinknauern von Achsenfeld bei Eichstätt,
die ganz verdächtig unseren konglomeratischen Quar-
ziten gleichen, in die Kreide oder ins Tertiör
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213
stellen soll, ist nicht leicht zu entscheiden, da
aus SCHNEIDS Dissertation nicht entnommen werden kann,
ob er kretazische Fossilien darin entdeckt hat oder nicht!2).
Die oben als kretazisch bezeichneten Gesteine lassen
also durch ihre Ähnlichkeit in ihrem petrographischen
Charakter mit solchen der Umgebung Regensburgs und
des Neuburg-Eichstätter Juras erkennen, daß sie wirklich
der Oberkreide angehören. Die Fossilfunde be-
stätigen diese Schlußfolgerung; denn außer
typischen kretazischen Foraminiferen und Spongiennadeln
haben sich noch mancherlei andere tierische Reste ge-
funden. Die Petrefakten konnte der Verfasser dank dem
Entgegenkommen :der Herren Hochschulrektor KILLERMANN
und Professor PRIEHÄUSER in Regensburg, mit den Funden
GÜMBELS, BRUNHUBERS, SINGERS U. 4. in den dortigen Samm-
lungen des Lyzeums und des Kreises Oberpfalz und Re-
gensburg vergleichen. Professor BroıLı in München ließ ihn
gütigst die GERSTERSchen Originale von der Kreide Orten-
burgs und SCHNEIDS Belegstücke zu seiner Dissertation
besichtigen. Das Ergebnis dieses Vergleiches und der Be-
stimmung mit Hilfe der einschlägigen Literatur?) war die
Feststellung folgender Arten:
4a) Jedenfalls sind die Belegstücke von diesem Vorkommen in
der Eichstätter Lyzealsammlung keine Transgressionskonglomerate
der Kreide, sondern sicher tertiäre (Juarzitkonglomerate.
5) RÖMER, Fr. Ad., Die Versteinerungen des norddeutschen
Kreidegebirges. Hannover 1841.
GEINıTZz, Hans Bruno: Das Quadersandsteingebirge in Deutsch-
land. Freiberg 1849.
—: Charakteristik der Schichten und Petrefakten des säch-
sischen Kreidegebirges. Nr. 1—3. Dresden-Leipzig. 1839—42.
Revss, A. E.: Die Versteinerungen der böhmischen Kreide-
formation. Stuttgart. I. 1845—46. II. 1846.
GÜMBEL, C. W.: Verzeichnis der in der Sammlung des
zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg vorfindlichen
Versteinerungen aus den Schichten der Procän- oder Kreide-
formation aus der Umgebung von Regensburg. Correspondenzbl.
d. zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg. 22. Jahrg.,
1868; Nr. 4—)5.
—: Geognostische Beschreibung Bayerns. Das osthaverische
Grenzgebirge. Gotha 1868, S. 698.
—: Geognostische Beschreibung der fränkischen Alb. Cassel
1891.
SCHLÜTER, CLEMENS: Cephalopoden der oberen deutschen
Kreide. 1.—5. Lief. Paläontogr. Cassel, 1872—76.
KBENKEL, E.: Zur Gliederung der Kreideformation in der
Umgebung von Dresden. Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Gesellschaft
1914. Bd. 66, S. 25B.
Ds 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
214
Dronmilites sp. Haderfleck.
Pollicipes sp. Buchhofen.
Serpula planorbis GEIN.
GeEIN. 3. S. 65. T. 22, F. 1.
Revss. 2. S. 106, T. 42, F. 19—21. Buchhofen.
Arca sp. Buchhofen.
Eroynra columba LAN.
‚Revss 2. 8.43, T. 31. F. 1—4. Haderfleck. Limesanfane.
Weltenburg. Tettenwang.
Exogura stymoidea REUss.
Rrerss 2. 8. 4. T. 27, F. 1—4. Buchhofen.
(ruphaca cfr. vesieularis LAM.
REU=SS 2. 8. 37, T. 29, F. 21—22. T. 30, F. 1—4. Buch-
hofen.
Arienla efr. arntistriata MSTR. Haderfleck.
Inoerramns Tabratus BrouN. (Tnmor. mutlosdes MANTT.)).
lnoceramss cfr. latıs Sow. (= Inoe. her vnicus FETRASCHFR)
Weltenburg. Haderfleck. Buchhofen.
Noltola er. argnalis SW.
Reuss 2. 8. 15. T. 553. F. 10.
Peeten asper LAN.
REeUSs 2. 8.30, T. 40. F. 1. Weltenburg. Haderfleck.
Bu:hbofen. >Sandersdorf.
Proften ver. spaflutlates Rom. Buchhofen.
Röım. 8. 5), T. 8, F. 5.
°6, PoöHum, JuHANN: Imoceramen ans dem subierzinen Einster
und Untersenen. Eienda 1015, 67 bis WR
BEUNHUBER. DR A.: Die geolorischen Verbälmesse von
Rezenspurr und Umerbung. ber d. Naturwissensch. Vereims Zi
Rezenusbure. 15. Heft 1014-17.
Sertz: Die strattizrabbtiseh wichtiren Inserramen des nanl-
Jeutsehien =enmons. Diese Zeitschr. 1921. bi 75 8 WR.
LöscHER. W.: Zum Dett des Actinvcamax plenus Blainw.
Elerta 19lo. Bl. es Ns Sub,
Lonm. Jon: Tier Granslitenerert® u. Turon bei Rewal in
Pommern. Eoeenia 1012, bi 72, 8 24h.
FArTLING. R.:! Transzressionen. Reozressionen und Furis-
verteilanz in der mittleren und oneren Kreide des be k-us ven
Enser, «Bbentlu Ur. VD. 7 8 BL
Original from
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WW
yo
..
Pecten laminosus MANTT.
Revss 2. S. 27, T. 39, F. 5. Arresting. Weltenburg.
Perlen cfr. laeris. NILS8.
GeEIN. S. 83, T. 21, F. 9. Buchhofen.
Peeten hispidus GOLDF.
Resuss 2. S. 30, T. 39, F. 19. Buchhofen. Weltenburg.
Pecten granulifer Russ.
Reuvss 2. S. 28, T. 39, F. 9. Buchhofen.
Janira quinquecostata LAM.
Buchhofen. Weltenburg. Tettenwang.
Limatula cIv. decussata v. MÜNSTER.
Rrvss 2. S. 32, T. 38, F. 15.
GÜuper, Regensbg. Petref. S. 72. Haderfleck. Staus-
acker. Buchhofen.
Spondylus cfr. fimbrialus. GoLDF.
GEIN. S. 82, T. 20, F. 45. Buchhofen.
Cardium afj. Egger: GÜMB.
GÜus., ostbaver. Grenzgobirge S. 765. Buchhofen.
Rhunchonella plicatilis SoWw.
Reuss 2. S. 47, T. 25, F. 10—13. Haderfleck. Buch-
hofen.
Magas Geinilzii SCHLÖNB. (Terebraltula hippopus REuss).
Revss 8. 52, T. 56, F. 14.
Güms. Regensbg. Petref. S. 76, T. 2, F. ba-e. Hader-
fleck.
Bryozoen, div. sp. Buchhofen.
Mirraster cfr. cor. testudinarum GOULDF.
GÜns. Regensbg. Verstein. S. 78 Weltenburg.
Psesmlodiadema sp. Weltenburg.
Ichinopsis cfr. pusilla Röm.
Römer 8. 30, T. 6. F. 10a-b. Buchhofen.
Theneopsis u. a. Kieselschwämme (Nadeln).
Cr. ZiTTErL-Broinı. 8. 56 u. 59. Weltenburg. Pondorf.
(lobigerina sp. Pondorf. Staubing. Weltenburg. Buchhofen.
Aluensberg.
Terteiaria sp. Weltenburg. Staubing.
nt Fe Original from
DOSE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
216
Rotalio sp. Pondorf. Buchhofen. Abensberg.
Gyrordina cfr. Caracolla Röm.
Römer S. 9, T. 15, F. 22. Im Kalksandstein von
Abensberg.
Nodosaria sp. Ebenda.
(?) Operculina sp. Ebenda.
Spirolina cfr. aequalis RöMm.
Römer S. 98, T. 15, F. 27. Ebenda.
Außerdem liegt noch manches unbestimmte Materiai
von Buchhofen vor. Aus der angeführten Fossilliste kann
man schließen, daß die Kreidetrümmer auf dem
Jura südlich der unteren Altmühlz. T. dem
Grünsand,z. T.dem Unterturon angehören. Höhere
Turonstufen als die des Inoceramus labiatus BRoGN. sind
bisher nicht sicher nachgewiesen. Die leitenden /noceramus
Schlönbachi und I. Lamarki fehlen, desgleichen auch be-
reits die zahlreichen, leider meist nur als Steinkerne vor-
handenen Arten von Arcu, Uyprina, Crassatella, Cardium,
Pleurotomaria, Turitella usw. der mittelturonen Glaukonit-
bank. Doch finden sich Arten darunter, die auch L. LEHNER
aus der Gegend östlich von Hersbruck— Neumarkt angeführt
hat; dagegen ist keine Ähnlichkeit vorhanden mit der
Fauna der Schlönbachi-Zone des Veldensteiner Sandsteins
(= Heldmannsberger-Sandstein LEHNERS). Übrigens sind
die gefundenen Zweischaler, Brachiopoden, Echinodermen
usw. meist ‚„indifferente Faziesformen ohne Leitfossilcha-
rakter“ (Andrce), wie auch die Regensburger Sammlungen,
die allerdings der Revision bedürfen, und auch Rekrvss’
Mitteilungen über die Fauna der ähnlichen böhmischen
Kreide mit leider nur zu großer Deutlichkeit beweisen. Die
Gesteine bieten auch ohne bessere Fossilien keine Hand-
habe zu einer eingehenderen Gliederung; denn Hornsteine
und entkalkte Sandsteine finden sich nach GÜMBELS Aus-
sagen (Ostbayer. Grenzgeb. S. 716) nicht nur in den Rein-
hausener Schichten, sondern in allen Kreidestufen auf
der Höhe des Oberpfälzer Jura von Regensburgs nördlicher
Umgebung bis über Amberg hinaus.
Zu bemerken ist noch, daß GÜMBErL die Anwesen-
heit der Kreide bis gegen Riedenburg im frag-
lichen Gebiet bereits erwähnt hat. Daß diese Reste
sich auch noch weiter nach W finden, hat er nicht
ausgesprochen.
Original from
Pa Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
217
Hornsteine und Quarzite des Malm.
Für das untersuchte Gebiet kommen an Malmstufen
Malm-o-{ nach GQuensTEpTscher Einteilung in. Frage.
Knollen von Hornstein finden sich nun hier zum ersten-
mal im „Eichenstein“), d.h. in den grobbankigen Kalken
des Malm-d unter dem Frankendolomit. Geradezu einen
Leithorizont bilden sie aber im Unteren Pro-
soponkalk hart über dessen Grenze gegen den Mörtel-
kalk Offenstettens, gegen den plunmpen Felsenkalk Abens-
hergs, und gegen den Echinodermendetrituskalk boi Laimer-
stadt-Tettenwang. Über dem Feisenkalk bei Irnsing wurden
sie bei einer Bohrung naclı Quellwasser am Südostfuße d.s
Weinberges bei der Schillerschen Sägemühle gleichfalls
durchstoßen. Im Gebiete von Thann, Schafshill, Pondorf,
Bitz, Zandt, Denkendorf, Irlahüll, Schelldorf, Böhmfeld findet
man sie in Massen. Hier werden sie von den Bauern aus
den Äckern aufgelesen und häufig an Stelle des leicht
zerstörbaren Dolomits und Platt>nkalkes als Schottermaterial
für die erbärmlichen Feld- und Waldwege benützt. Wenn
man in jenen Gegenden von den Höhen, die von Platten-
kalk eingenommen sind, ins Niveau des Frankendolomites
kommt, dann braucht man nicht lange danach zu suchen.
Bei Abensberg am Galgenberg befindet sich die Haupt-
hornsteinbank 2,10 m über der Grenze des Felsen- und
Prosoponkalkes, außerdem sind hier etwa 25 cm darunter
und darüber noch je eine schwächere Lage von Hornsteinen.
Die Abensberger Hornsteine zeigen eine weiße
Kieselrinde, sind matt und haben konzentrische Ringe von
brauner, hell- und dunkelgrauer Farbe. In ihrem Innern
sitzt mitunter cine Druse von Quarzkristallen. Solche
Quarzkristalle kommen auch getrennt von Hornsteinen im
darunterliegenden Felsenkalk vor, so bei Abensberg und
besonders groß 'und schön im zuckerkörnigen Kalk bei
Weltenburg.
Die mikroskopische Untersuchung dieser Hornsteine
zeigt neben höchstens 0,05—0,1 mm? großen, oft zusammen-
gesetzten Quarzkörnchen aggregatpolarisierenden Chalzedon
und in Hohlräumen Limonit, der auch als Farbstoff dilut
im Schliffe verteilt ist. Im Vergleich zum Feuerstein von
Rügen sind hier die körnigen Bestandteile viel gröber.
7) v. AMMoN, Lupwig: Kleiner geologischer Führer durch
einige Teile der fränkischen Alb. 3. 64.
Ds 3 Original from
DD! Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
218
Rinde und Kerm zeigen keine wesentlichen Unterschiede
in der Struktur.
Außer in knolligen Formen kommt der Hornstein
auch in Platten vor. Oben sind diese Platten porös,
gebräunt und geschwärzt, darunter erscheinen weiße bis
dunkelgraue oder auch fleischrote und rötlichbraune Bänder,
wie ein Vorkommen von Tettenagger, nordwestlich von
Mindelstetten, zeigt. Die Dünnschliffe, welche von der
äußeren Rinde 'ıund aus tieferen Lagen angefertigt wurden,
zeigen eine quarzig-tonige Masse mit besonders nach außen
schr zahlreichen Hohlräumen, die limonitische Substanz in
Ballen enthalten. Limonit ist auch als Farbstoff allent-
halben in Flecken verteilt. In die Hohlräume ragen Quarz-
kriställchen, die auf achatartig sie auskleidenden gebänder-
tem Chalzedon aufgesetzt sind. Merkwürdig sind hier noch
die vielen auf ehedem vorhandene Dolomitkriställchen hin-
weisenden negativen Kristalle. Es handelt sich also hier
nicht mehr um Konkretionen von Hornstein im Kalk bzw.
Dolomit, sondern um eine Verkieselung des Frankendolomits.
Noch deutlicher zeigen das andere, eher als Feinquar-
zite zu bezeichnende Trümmer vom gleichen Fundort mit
matter, rauher, poröser, gebräunter Oberfläche, die auf den
ersten Blick wie Dolomit aussehen, aber durch ihre Härte
sogleich ihre quarzitische Natur verraten. Sie enthalten
verhältnismäßig zahlreiche organische Reste, wie Echino-
dermen, Brachiopoden, Bivalven usw. Im Dünnschiiff sind
sie wie die vorigen. Auch bei Pondorf, Thann, Schafs-
hill, Böhmfeld, Denkendorf, Irfersdorf, Schelldorf, Zandt,;,
Bettbrunn findet sich solch verquarzter Frankendolomit.
Bei Abensberg (Galgenberg) gibt cs Stücke mit Kicsel-
rinde, die innen noch deutlich dolomitisch sind. Ein
Extrem der Verkieselung stellen die Quarzit-
felse von Großmehring und Vohburg dar. Bei
der Ziegelei Ernhofer nordöstlich von Großmehring und
am Westabhange .des Burgberges, auf dem die Reste der
alten Vohburg stehen, fällt mitten in den Dolomitenfelsen
ein im Gegensatz zu diesen schr wenig verwittertes, weiß-
liches, fettglänzendes, wie poliert aussehendes, mitunter
durch Eisenhydroxyde gebräuntes oder gerötetes Gestein
auf, das sich durch seine Härte als Quarzit zu erkennen
gibt. Es besteht aus bis 1 mm? großen Quarzkörnern. Der
Dünnschliff zeigt diese Körner selten verzahnt, meist wie
Pflastersteine fast lückenlos nebeneinanderliegend. Die
etwa vorhandenen Zwickel sind mit Ton ausgefüllt. Ein
Original from
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219
zonenweises Wachstums auf Kosten kleinerer Individuen
ist nur undeutlich zu erkennen. Die größeren Individuen
sind mitunter zerbrochen, die Einschlüsse sind zahlreich,
auch undulöse Auslöschung kommt zuweilen vor. Doch von
Chalzedon ist nichts zu sehen. Zirkon wurde nur einmal
beobachtet.
Im mittleren Malm bei Wolfsbuch, Vogeltal, Amt-
mannsdorf, Irfersdorf, Irlahüll sind manchmal auch Stücke
des in gröberen Platten und in Bänken brechenden gelb-
lichhraunen Kalkes, des sog. Eichensteines, Ver-
quarzt. Auf solchen Platten sieht man mitunter Peri-
sphineten und Aptychen, so bei Vogeltal südöstlich von
Beilngries. Die Trümmer sind matt und rauh, ritzen den
Stahl, zeigen die gleiche gelbbraune Farbe und die Schiefe-
rung wie der Kalk, aus dem sie hervorgegangen sind, und
haben einen deutlichen Tongeruch. Im Dünnschliff sieht
man tonige Grundsubstanz mit zahlreichen Quarzkörnern,
Chalzedon und Limonit als Pigment und Staub darüber verteilt.
Ähnlich verhalten sich die Quarzite aus dem
Horizont des Solenhofener Plattenkalkes
zwischen Sandersdorf und Breitenhill, die an der Oberfläche
häufig Mangan- und Limonitflecken tragen, sonst aber,
abgesehen von der helleren gelblichgrauen Farbe, in allem
makroskopisch den vorigen gleichen. Im Dünnschliff finden
sich neben 0,005—0,2 mm? großen Quarzkörnchen und
Resten von Kalzit in der tonigen Grundmasse brauner
Limonit, der als Farbstoff über den Schliff verteilt ist,
und in Klümpchen in den rundlichen oder länglichen Hohl-
räumen sich findet, die als Zentren der Verkieselung
Chalzedon in Form von Fasern, bisweilen aber auch ver-
zahnte Quarzkörnchen zeigen. Bisher hat man, wie 08
scheint, diesen verquarzten Solenhofener Schiefern wenig
Aufmerksamkeit geschenkt, während im „Eichenstein“ und
im Dolomit die Verkieselungen schon von (LEXSTEDT und
GÜMBEL erwähnt werden.
Hier sei eine Übersicht über die vom Verfasser in
den Quarziten und Hornsteinen des Malm gefundenen Ver-
steinerungen gegeben:
Pecten cfr. dentatus Sow.
QUENSTEDT, Jura $. 753, T. 92, F. 3. Hornstein, Irla-
hüll. N.
Chlamys subtextorius GoLDFUss.
Ebenda S. 754, T. 92, F. 4. Hornstein, Irlahüll. N. B.
Da % Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
220
Pecten articulatus SCHLOTH.
Ebenda S. 754. T. 92, F. 11. Hornstein, Schafshill. N.
Peceten sp. Hornstein, Pondorf.
Vrlopeeten sp. Quarzit, Schafshill.
Spondylus aculeiferus ZIET.
QUENSTENDT, Jura. S. 756, T. 92, F. 13—16. Quarzit.
Pondorf. N. B.
Lima sp. 1. Hornstein, Pondorf.
Lima sp. 2. Quarzit, Tettenagger.
Pinna sp. Quarzit, Mindelstetten.
Ostrea raslellata SCHLOTH.
Qu. Jura. S. 750, T. 91, F. 27. Hornstein, Schafshill.
N.B.
Terebratula insignis ZIET.
Fbenda S. 748, T. 91, F. 15. Quarzit, Mindelstetten.
N.B.
Ter. ceyelogonta ZEUSCHN. Quarzit, Mindelstetten. N. DB.
Rhuynchonella inconstans SOW.
Qu. Jura S. 741. T. 90, F. 37—39. Quarzit, Mindel-
stetten. N.B.
Terebratella peslunculoides SCHLOTH.
FEhbenda S. 742, T. 90, F. 47—51. Hornstein. Unter-
schambach. Quarzit-Pondörf. N. B.
Pseudodiadema sp. Hornstein, Schafshill.
Piploridaris giganleus DESOR.
Ebenda S. 732, T. 89, F. 7—22. Quarzit, Pondorf. N.
? Glupticus sulcatus GOLDF.
Ebenda 8. ?, T. 90, F. 12—13. Quarzit, Mindelstetten.
Hemircidaris sp. Quarzit, Pondorf.
Perisphinetes sp. 1. und 2. Malm &-Quarzit, Vogeltal.
Aptuchus lamellosus PARK.
Qu. Jura S. 596, T. 74, F. 12—13. Malm <-Quarzit,
N. = Nattheiin, B. = Basler Jura.
Die Übersicht läßt erkennen, daß man es hier mit
einer typischen Nattheimer Fauna zu tun hat, wie sie
auch RoLLIEer in ähnlichem verkieselten Zustand auf der
Basler Tafellandschaft angetroffen hat. Damit ist auch
das Alter des Oberen Dolomits und des Unteren Prosopon-
kalkes an den genannten Fundorten bestimmt.
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291
3. Tertiär.
Quarzite, Quarzitkonglomerate, tonige Quarzite, Jaspis.
’ohl kein Gestein wird von den Autoren GÜMBEL?),
BRUNHUBER?), KRUMBECK!'), KLÜPFEL!!), SCHNEID!?) u. a.
die im Jura Frankens und der Oberpfalz gearbeitet habe
— von anderen Gebieten außerhalb Bayerns zunächst ab-
gesehen — so oft erwähnt, wenn von der Überdeckung der
fränkischen Alb die Rede ist, als gerade diese sogenannten
„obermiocänen Süßwasser- oder Braunkohlenquarzite“. Abe:
auch kein Gestein gibt so schwere Rätsel auf, wie gerade
diese Quarzite. Doch sollen im folgenden zuerst die Haupt-
typen derselben geschildert und dann aus ihrer petro-
graphischen Beschaffenheit und ihrer Verbreitung die ent-
sprechenden Folgerungen gezogen werden.
Der verbreitetste Typus sind die gewöhnlichen
gelben bis weißlichgrauen, manchmal rotgefleckten Quar-
zite mit etwas dunklerer brauner Rinde. Sie führen wenig
Ton, dagegen besitzen sie ziemlich ausgiebiges kieseliges
Bindemittel, welches die etwa 1—5 mm? großen Quarz-
körner verbindet!?2), Auch hier kommen neben Limonit-
fiecken solche von Mangan auf der Oberfläche vor.
Im Dünnschliff sieht man die großen, bisweilen zusammen-
gesetzten, einschlußreichen Quarzkörner, die oft zerbrochen
sind, selten aber undulöse Auslöschung zeigen, in der tonig-
quarzigen Grundmasse. Hier und da ist noch ihre Kristall-
form erkennbar. Die kleineren Körnchen sind meist eckig,
die größeren etwas gerundet, was nach KLEMM?°) u. a. für
Wassertransport spricht. Limonit ist als Farbstoff und in
Körnchen stellenweise angehäuft. Zirkon, an der starken
)a a. OÖ.
9) Die geologischen Verhältnisse von Regensburg und Um-
gebung. Ber. d. Naturw. Ver. Regensburg. 1917.
10) Eine Fortsetzung der Regensburger Jurabildungen in Ober-
österreich. Verh. d. Geol. Bundesanstalt 1925. Nr. 4. 8. 87.
11) Zur Kenntnis der Stratigraphie und Paläogeographie des
Amberger Kreidegebietes. Centralbl. f. Mineralogie usw. 1919.
Xr. 19 und 20. 8. 307—312.
2) aa O0.
‚ 12“) In allen tertiären Quarziten dieses Gebietes wurden erst
in letzterer Zeit nicht unbeträchtliche Mengen von Opal auf-
gefunden.
1) KLEMM, Gustav: Mikroskopische Untersuchungen über
psammitische Gesteine. N. Jahrb. S. 71. Diese Zeitschr. 1882.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
222
Lichtbreehung leicht erkenntlich, ist selten. Dieses Gestein
trifft man in Massen in den Feldern zwischen Sittling und
Eining nördlich Neustadt an der Donau. — Nicht viel
davon verschieden sind ein Teil der Quarzite von Schwab-
stetten und Tettenwang. Die quarzig-tonige Grundmasse ist
allenthalben limonitisch gefärbt. An selteneren Bestan-d-
teilen fanden sich in den Proben Zirkon, Hornblende.
Turmalin, Eisenerz, Opal und Hornstein. — Ein (Juarzit von
Winden bei Pondorf ist gelb- und rötlichbraun gefärbt
und zeigt unter dem Mikroskop eine tonig-quarzige Grund-
masse mit Opal, die wie ein Netz die selten gerundeten, meist
scharfeckigen, durch Risse zerspaltenen einschlußreichen,
selten undulös auslöschenden 0,01—0,5 mm großen (uar7-
körner umgibt. Gerade an diesem Vorkommen kann man
die Einkieselung noch gut konstatieren an dem Vorhanden-
sein gekröscartig gewundener gelber Partien aggregat-
polarisierenden Chalzedons.
An dieses Gestein schließt sich als Unikum ein gelbes
mattglänzendes, schrdichtes japsisähnlichesGestein
von Berghausen bei Sandersdorf an, das man
anfangs für einen Kreidehornstein halten möchte. Unter
dem Mikroskop sieht man bei parallelen Nicols eine intensiv
gelb, oft orange gefärbte Chalzedonmasse mit kugelig-traubi-
ger Begrenzung gegen die vorhandenen Hohlräume. Diese
sind mit Limonitstaub oder mit hellerem, etwas später abzc:
schiedenen Chalzedon oder auch mit weißlichen Quarz-
kriställchen erfüllt. Die traubigen Partien von Chalzedon
haben helleren Rand, während sie selbst mehr orangege!b
gefärbt sind. Bei gekreuzten Nicols zeigen besonders _ dio
späteren Chalzedonausfüllungen auffallend schöne Aggregit-
polarisation. Hier liegt also ein ursprüngliches Kieselsäuregel
vor, das nachträglich in Chalzedon und zum Teil in Quarz
übergegangen ist, während es sich in den vorigen Fällen
um Einkieselung von bindemittelarmen tonigen Sandstein
handelt.
Die erwähnten Quarzite gehen nun einerseits über in
tonige Sandsteine da, wo die an Menge abnehmende Kiesel-
säure das reichlicher werdende tonige Bindemittel nur
mehr zum Teil durchtränken konnte, und wo daher mehr
Anlaß zur Bildung von Konkretionen vorhanden war als bei
den vorigen Gesteinen, andererseits haben wir mehr oder
weniger grobe Quarzitkonglomerate. Beide Extreme
werden wiederum verbunden durch tonig-quarzitische Kon-
glomerate.
Original from
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Tonige Sandsteine, immer weißliehgrau mit
Quarzkörnern, oberflächlich oft glasig und von Limonit ge-
bräunt, sind typisch für die Gegend zwischen Gögging und
Sittling im Westen, zwischen Sandharlanden und Abensberg
bi3 gegen Sce im Osten. Die Quarzkörner sind ähnlich wie
bei den typischen Quarziten, doch immer scharfkantig,
was gleichfalls für Transport im Wasser spricht. Ferner
bemerkt man unter dem Mikroskop in der tonigen Grund-
masse Eisenerz, Muskovit, Sillimanit, Opal, Zirkon und
kohlige Substanz. Ockerige Massen finden sich in den ent-
sprechenden Gesteinen von Sandharlanden, bei denen an
der Oberfläche Manganflecken und Limonitfärbung sehr
häufig sind.
Größeres Interesse beanspruchen die Quarzitkon-
gelomerate von Weltenburg, Staubing, Sittling, Sand-
und Holzharlanden und Tettenwang. Ein solches mehr
brekzienartiges, braun- und graugeflecktes Hornstein-
konglomerat von Sittling zeigt tonig-quar-
zitische Grundmasse mit eingestreuten Quarzkörnern und
enthält etwas gerundte Trümmer eines kretazi-
schen Hornsteins mit Glodigerina, Textularia und
Resten von Spongiennadeln, was darauf hinweist, daß
esausdenZerstörungsprodukten bereits ver-
festigter Kreide entstanden ist, mithin jün-
ser als diese sein muß. Ähnlich gerundete Trümmer
von Kreidehornsteinen nebst solchen von jurassischen Horn-
steinen, Trippel und ockerigen Massen enthalten auch die
Weltenburger, Stausacker und Buchhofer Vor-
kommen. An letzterem Orte südlich von Weltenburg
liegen sie in mächtigen 2-5 cbmgroßen Blöcken
westlich vom Gutshof auf der Anhöhe. — Merkwürdig ist
ein Vorkommen vom Haderfleck nördlich Staubing am
linken Donauufer. Es zeigt kantengerundete schwarze Ge-
steinstrümmer in grauschwarzer, durch Quarzkörner glän-
zend gemachter Grundmasse. In Spalten treten Limonit-
färbung und Manganflecken auf. Im Dünnschliff sieht man
tonige Partien mit scharfeckigen kleineren und gerundeten
größeren Quarzkörnern, Limonitstaub und Pigment, Zirkon,
gekröseartig gewundenen Chalzedon, besonders in den
schwärzlichen Partien, Opal und kohlige Substanz.
Die Sache kompliziert sich insofern, als man ınitunter
in diesen konglomeratischen Gesteinen
Brocken von abgerolltem tertiären Quarzit
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
224
findet, was auf wiederholte Zerstörung und Ein-
kieselung schließen läßt.
Berücksichtigt man die Verteilung der betreffenden .
Gesteine im untersuchten Gebiet, so kommt man wohl
betreffs der Vorkommnisse bei Winden, Pondorf, Sanders- .
dorf, Schwabstetten, Hagenhill, Tettenwang wegen der Sand-.
und Lehmbedeckung in diesen Gegenden nie zu einer :
richtigen Klarheit, wohin sich die betreffenden Vorkommen
fortsetzen. Dagegen läßt sich die Sache im Dreistädt»-
gebiet Neustadt—Abensberg--Kelheim leichter übersehen.
Die Konglomeratquarzite vom Haderfleck setzen sich
über Staubing nach Holzharlanden und schließlich nach
Sandharlanden fort, wo sie in tonige Quarzitkonglomerate
und Quarzite übergehen. Das Stausacker Vorkommen und
ein anderes gegenüber dem Kloster Weltenburg vereinigen
sich beim gleichnamigen Dorfe, gehen da westich. dann
südlich vorbei und haben ihre Fortsetzung in der Gegend
des Buchhofs und von da nach Holzharlanden und Abens-
berg. Ein drittes Vorkommen scheint nördlich Kelheim zu
beginnen, und von da über Affecking nach Thaldorf, Teuer-
ting, Arnhofen und Sce bei Abensberg zu führen. Ein
viertes, wohl auch vom linken Donauufer kommend, be-
rührt den Igelsberg im O und führt z.T. nach Arnhofen.
2.T. verliert es sich südlich Unterschambach unter den
spätmiocänen Quarzkiesen.
Ein Blick auf die Karte lehrt ferner, daß man, je näher
man der Abens kommt, immer feinkörnigere Gesteine trifft.
So herrschen von Eining bis Sittling und in gleicher Breite
zwischen Pullach und Abensberg feinkörnigere (uarzite,
nördlich davon um Staubing und Weltenburg werden die
Quarzitkonglomerate vorherrschend, welche sich zwar zien-
lich hoch die Gehänge hinauf antreffen lassen, aber doch
ganz oben auf den Höhen von Kreidequarziten und Kreide-
hornsteinen abgelöst werden, wie man es auch bei Tetten-
wang beobachten kann. Von Sittling nun bis ins Dorf
Gögeging hinein und wieder südlich Sandharlanden und bei
See sind die tonigen, nur z.T. eingekieselten Sandsteine
zu treffen. Die Reihenfolge ist indes scheinbar unter-
brochen von Sandharlanden gegen Arnhofen westlich Abens-
berg auf eine Strecke von etlichen 100 m Breite, wo
man tonige Quarzitkonglomerate findet. Das Ganze
macht den Eindruck einer Deltabildung. Die
nach S hin immer feineres Material zeigenden Ablage-
rungen sind zweifellos von nach S strömenden periodischen
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225
ildbächen hervorgerufen worden Auch die gröberen,
ter den feinkörnigeren, tonigen, z.T. verquarzten Sund-
-inen ganz fremdartig erscheinenden tonigen (Quarzit-
nglomerate südlich von Sandharlanden passen dann ganz
ıt in ihre Umgebung; denn daß da, wo die größto Wuawer-
enge transportiert wird und die größte Strömung herrschte,
ich gröbere Massen weiter verfrachtet werden konnten
s an beiden Seiten, scheint nach dem Goagten nicht
ehr unverständlich zu sein. Trotz der stellenweise inäch-
gen Löß-, Sand- und Kiesbedeckung kann ınan noch
ie breiten, von den ehemaligen Jurawildbächen durch-
ossenen Talzüge z.B. vom Eichelberg bei Noustwlt oder
on den Höhen um Weltenburg ziemlich deutlich vor-
“lgen.
Versuche. die Ursachen dieser Erscheinungen zu
erklären.
Schon, vor wa % Jahren haben sich Lrorut.n von
r . . 5 - . .
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
226
Resten im dichten Jurakalk, Dolomit, lithographischen
Schiefer, Grünsand und Trippel. Er kennt aus dem plumpen
Felsenkalk bereits gewisse kavernöse Verkieselungen mit
organischen Resten oder, was nach ihm meist der Fall
sein soll, ohne solche. Merkwürdig ist seine Beobachtung,
daß er im 'Dolomit von Ingolstadt, d.i. von Demling,
Oberhaunstadt und Neuburg keine silifizierten Reste ge-
fundeu hat, während sie Verfasser gerade umgekehrt nur
im Dolomit von Pondorf, Schafshill, Thann und Mindel-
stetten oft gesehen hat.
Ferner kennt 'v. Voıta die Hornsteine von Pappen-
heim, Solnhofen und Hemau im lithographischen Schiefer
und ihre Versteinerungsführung. Auch die Kieselkonkre-
tionen im Grünsandstein und Trippel, letztere wie an vielen
Orten des vom Verfasser untersuchten Gebietes rötliche
Hornsteine im "Zusammenhang mit Trippel, sind seiner
guten Beobachtungsgabe nicht entgangen. Desgleichen kennt
er bereits die in den Bohnerzen und in der Braunkohlen-
formation von Weackersdorf, Penkhof (bei Amberg) und
Kneiting (bei Regensburg) vorkommenden Einkieselungen.
Er bezweifelt gegen v. Buca mit Recht den wie es scheint
von diesem stets angenommenen Zusammenhang der Ver-
kieselungen mit dem Vorkommen organischer Reste, welche
ihm wegen ihrer geringen Größe im auffallenden MißB-
verhältnis zur Größe der tatsächlich gefundenen Verkiese-
lung zu stehen scheinen, und in dieser Ansicht bestärken
ihn noch unabhängig von organischen Resten vorkommende
Verkieselungen. Die Abhandlung des alten bayerischen
Bergrates v. 'VoıTH bietet also eine Fülle origineller und
richtiger Beobachtungen und verdient deshalb der Ver-
gessenheit entrissen zu werden.
1850 schrieb FRrıeDRicH RoLLeE!’) über die Süßwasser-
quarzgesteine von Muffendorf bei Bonn und ähnliche Ge-
steine der Wetterau, vom Vogelsberg und Westerwald mit
ihrem reichlichen Fossilinhalt und ist, weil sie in einem
vulkanischen Gebiet vorkommen, für deren thermale Ent-
stehung aus Kieselquellen, die in Sümpfen zutage traten.
Von ähnlichen Verquarzungen in der Braunkohle bei
Seehen am Harz, bei Neudorf und Helmstedt berichtet
ZINKEN 185216),
15) Über die Süßwasserquarzgesteine von Muffendorf bei Bonn.
N. Jahrb. 1850. S. 788.
16) Quarzbildungen auf nassem Wege. Ebenda 1852. S. 688.
Original from
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227
1854 kommt C. O. WEBER!) auf die Bonner Süßwasser-
quarze zurück und äußert über deren Entstehung ähnliche
Ansichten wie ROLLE.
W. LöscHer!?) schrieb im Jahre 1916 über die
„Braunkohlenguarzite" des Siebengebirges und be-
tont, daB diese Bildungen nichts mit Braun-
kohle zu tun hätten. Er bringt sie, wie frühere
Autoren, in Zusammenhang mit den Eruptionen in der
dortigen Gegend. Diese Quarzite seien sehr schnell ge-
bildet worden, indem bei Vulkanausbrüchen Si O2-haltiges
Wasser verdunstet wäre. — Bei den Ein- und Verkiese-
lungen südlich der unteren Altmühl werden aber der-
artige vulkanische Einflüsse kaum in Frage kommen, da
die Basaltberge der Oberpfalz und auch das vulkanische
Ries doch zu weit entfernt sind.
Auch das, was Feırz BEHR!?) über Verquarzung und
Dolomitisierung von Kalken des Mitteldevons am Nord-
rand des rheinischen Schiefergebirges sagt, indem er diese
Erscheinungen in Zusammenhang bringt mit der Bildung
sulfidischer Erzgänge bei höherem Druck und höherer
Temperatur, läßt sich nicht so ohne weiteres auf andere
Gegenden übertragen; denn in diesem Fall wie auch in
den vorhin erwähnten Fällen handelt es sich um Erschei-
nungen mehr lokaler Natur, die vom Wirken juveniler
Faktoren abhängen, bei den nicht nur im Gebiete südlich
der unteren Altmühl, sondern in weitausgedehnten Gebieten
auf der ganzen Erde verbreiteten Vorkommnissen um solche
regionaler Natur. Es müssen darum auch Faktoren
anihrer Entstehung beteiligt gewesen sein, die
regional arbeiten, also vor allem klimatische
Einflüsse. Das haben denn auch namhafte Autoren
in neuerer Zeit immer klarer erkannt und ausgesprochen.
So berichtet E. F. GLocKER??) bereits im Jahre 1858
über Quarz- und Amethystgänge im Bohnerz
von Lettowitz in Mähren und erklärt sie entstanden «durch
3) Süßwasserquarzgebilde bei Muffendorf unfern Bonn. N.
Jahrb. 1854. S. 213.
15) Über tertiäre Quarzite der Umgebung von Hessen. Diese
Zeitschr. 1916. Bd. 68. S. 22—214B.
19) Über Dolomitisierung und Verquarzung in Kalken des
Mitteldevons und Karbons am Nordrand des Rheinischen Schiefer-
gebirzes. Ebenda 1915. Bd. 67. SA. I
20) Quarzgänge als Sülßwassererzeugnisse. N. Jalırb. 1858.
S. 610.
15*
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228
Eindringen kieselhältiger Wässer in Spalten, wobei der
nahe Quadersandstein das Material geliefert hätte.
1859 schreibt EHRENBERG”!) über organischen Quarzsand
und leiteil dessen Kieselsäure von Spongien- u. a. organischen
Resten her; die Kieselsäure sei dann in Sande, Kalke
und Echinodermenteile eingedrungen und habe sie verkieselt,
1882 modifiziert Unuic?) die alte Ansicht v. Bucas
dahin, daß er sagt, die Korallen und Schwämme in den
Juraablagerungen um Brünn seien Konzentrationspunkte
für die Kieselsäure der Horn- und Feuersteine
gewesen, und diese Konkretionen seien gleichzeitig
mit dem Gestein entstanden. Auch ist Unarıig die
unregelmäßig-kantige Gestalt der in Sanden
und Tonen eingebetteten Horn- und Feuersteine
der Dolinenausfüllungen des dortigen Devonkalkes nicht
entgangen.
Ähnliche Ansichten betreffs der Entsteh:ing der Hornstein-
knollen wie EHRENBERG und Unauıc vertritt L. Roı-
LIER?) in Zürich. Auch die Verkieselung der von ihm
im Basler Jura aufgefundenen Nattheimer Fauna und die
der Neokomfossilien an anderen Orten des Schweizer Jura
denkt er sich geradess. Die Einwirkung der Ver-
witterung auf diese Gegenden nach Hebung der
Juraküste während der Kreidezeit und stellenweise Ein-
wirkung von Säuerlingen sind nach RoLLIERs Ansicht die
Ursachen der Bolusbildung und Auslaugung der Kiesel-,
Japsis- und Hornsteinknollen, die in die Bohnerztaschen
eingebettet wurden. Er erwähnt ferner bimssteinartige,
fossilführende. poröse „Katzenköpfe" im Hupper
mit Quarzkristallen und sphäroidischen oder cellipssidischen
Hohlräumen. Solche Kieselknollen würden oft bis
25 kg schwer und seien fast eckig. Auch kommt nach
seinen Beobachtungen Jaspis im jüngeren Bolus
vor. Ferner redet er auch von Bohnerzchalzedon.
Die Analogien mit den Hornsteinen und verkieselten Kalken
im Frankenjura liegen auf der Hand.
L. RoLLIErRS Beobachtungen werden ergänzt durch das
was ALBERT Heım 1919) im 1. Bande seiner Geologie
21) Über organischen Quarzsand. N. Jahrb. 1859. S. 464.
23) Juraablagerungen der Umgebung von Brünn. Ebenda S. 249.
23) Beweis, daß die Nattheim-Wettinger Schichten auch auf
der Basler Tafellandschaft verbreitet waren. Vierteljahrsschrift der
naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 48. Jahrg. 1903.
241) Geologie der Schweiz. 1. Bd. Leipzig 1919.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
229
der Schweiz bei Behandlung des Schweizer Jura über die
dortigen Bohnerzbildungen schreibt. Er spricht von
feinverteilter Kieselsäure im Bolus und in der
Huppererde, von der Verkieselung der Taschen-
wandungen in den Bohnerzgruben bei Kreide-
und Juragesteinen und von verkieselten, besser gesagt von
eingekieselten Blöcken und Fossilien von
Sequan bis Gault. Er weist ferner hin auf ähnliche Er-
scheinungen in den autochthonen Alpen, in den Östalpen,
ım Karst, in Baden, in Schwaben, in Frankreich, in der
Trias von Saarbrücken, im Palöozoikum bei Kassel, im
Devon von Gießen, in Dalmatien, auf Krim und in Klein-
asien, wo die Bohnerze sich unter ähnlichen Umständen
gebildet hätten. Die Bohnerze selbst erklärt er für
einen tropischen Auslaugungsrückstand einer
eozänen Festlandsperiode.,
Heıms Mitteilungen über Verkieselungen gelegentlich der
Bohnerzbildungen werden verständlich durch einen Ver-
gleich mit dem, was FR. PassarGE?) über Kieselbildungen
in der Kalahari berichtet. PAssarGE unterscheidet nach
KıLkowskys Vorgang zwischen Einkieselungen und Ver-
kieselungen. Eingekieselte Gesteine sind Sandsteine, Kon-
glomerate usw. mit Chalzedonzement, verkieselte solche,
hei denen etwas ursprünglich Vorhandenes, z. B. Kalk,
Dolomit durch Kieselsäure verdrängt wurde. Auch im
Frankenjura finden sich beide Typen. Ähnlich sind die
Lagerungsverhältnisse; die tertiären Quarzite werden da
wie dort auf Gehängen und in Vertiefungen, in Tälern
angetroffen. An Gchängen sieht man hier wie dort brekzien-
artige Gesteine (Buchhof!). Sie sind also aus der Zer-
störung anderer Gesteine hervorgegangen und häufig, doch
nicht immer (Abensberg, Sandharlanden!) unregelmäßig
abgelagert worden. Nur ist im Jura der Chalzedon häufig
durch Quarz ersetzt, sowohl bei verkieselten als auch bei
eingekieselten Gesteinen. Beachtenswert für das Gebiet
südlich der unteren Altmühl ist der Hinweis PAssARGES auf
die bereits von Bıschor gemachte Beobachtung, daß auch
im Plänerkalkstein Sachsens Verdrängung von Kalzit durch
Kieselsäure stattgefunden hat, da ja die Kalksandsteine der
Regensburger Kreide in jeder Beziehung denen Sachsens
ähnlich sind wegen des innigen Zusammenhangs beider
Gebiete zur Zeit ihrer Bildung. Aber woher stammt. die
3) Die Kalahari. Berlin 1994. S. 598 u. £.
Da 3 Original from
DD! Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
230
für die Einkieselungen und Verkieselungen nötige Kiesel-
säure? Diese Frage wird nun für das Gebiet der Kalahari
von PASsArGE dahin beantwortet, daß er darauf hinweist,
daß H,O und CO, zusammen die Silikate der Alkalien
alkalischen Erden und des Eisen- und Manganoxydule
lösten. Was die beiden letzteren betrifft, fände die Frage,
warum gerade Limonit- und Manganfärbungen bei allen
im vom Verfasser dieser Zeilen bearbeiteten Gebiete süd-
lich der unteren Altmühl vorkommenden Gesteinen so
häufig auftritt, eine in etwa befriedigende Beantwortung.
Aber die meisten Silikate, die als Kieselsäurelieferanten
bei ihrer Verwitterung in Betracht kommen, sind eben
leider nicht einfache K-, Na-, Ca-, Fe-, Mn-Silikate, welch
letztere verhältnismäßig seltener sind als die weitverbreite-
ten, in großen Mengen vorkommenden Alumo- und Ferri-
silikate, wie vor allem die Feldspate, Glimmer, viele
Amphibole und Augite usw. Insbesondere dürfte Orthoklas
in Betracht kommen. F. Rınne?°) gibt vielleicht die richtige
Lösung dieser Schwierigkeit, wenn er in bezug auf den
unter den erwähnten Mineralien verwaltenden Kalifeld-
spat an die Hydrolyse desselben denkt. Dabei würde
zunächst Kieselsäure frei geworden und K;,SiO, ent-
standen sein Später hätte sich dann durch Ein-
wirkung der Kohlensäure der Luft daraus K, CO; gebildet
unter abermaliger Kieselsäurceabscheidung.
Sind aber Alkalisilikate und -karbonate in hinreichender
Menge vorhanden, dann bietet die fortschreitende
Lösung der Alumosilikate unter Extraktion
von Tonerde, selbst die Lösung reinen Quarzes, der
Erklärung keine Schwierigkeiten mehr. So löst sich die
Frage nach der Bildung der Roterden bei wärmerem, des
gelben Lehms bei gemäßigtem Klima. Daß natürlich die
Lösung der Kieselsäure durch Kohlensäure besonders für
die Tropen große Bedeutung hat, soll nicht bestritten werden.
Was die Abscheidung der Kieselsäure aus
den Lösungen betrifft, so erfolgt dieselbe einmal durch
Verdunstung (1.). Ferner gibt Kalziumkarbonat mit
Alkalisilikat und wässeriger Kohlensäure
unter Lösung des Kalziumkarbonats Kiesel-
säure (Verkieselung!) (2). Auch bei Anwesenheit
von CaH. (CO,) und K,SiO, erhält man neben CaCO, und
K.SiO. Kieselsäure, die innerhalb des Gesteins erhalten
26) Gesteinskunde. 5. Aufl. 1%0. S. 219.
Ds % Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
231
bleibt und es verkieselt (3.). Bei Ausfällung der von
Radiolarien, ‚besonders aber von Kieselpongien stammenden
Kieselsäure der Hornsteine und Quarzite
der Kreide, die natürlich bei noch vorhandenen
marinen Salzen unmittelbar nach Verlandung der Jura-
bzw. Kreideablagerungen um so leichter in Lösung ging,
mögen verschiedene bei der Fäulnis der Organismen ent-
standene Stoffe, darunter auch das dabei wohl nie fehlende
(NH,);. CO3 in: Verein mit Alkalisilikat zur Ausscheidung
der Kieselsäure Anlaß gegeben haben. Die nur mehr
als Negative vorhandenen Spongiennadeln der beschrie-
beneu Kreidehornsteine sagen deutlich genug, woher die
verkieselnde Substanz gekommen ist, die mitunter ge-
fundenen Bivalven mit konzentrischen Ringen im Inneren
ihrer Schalen zeigen an, wohin sie gekommen und durch
welche Prozesse sie wohl ausgeschieden worden ist. In
ähnlicher Weise mögen ein Teil der vorhanden gewesenen
Organismen nicht lange nach ihrem Tode schon bei der
Verwesung ihrer Weichteile ganz oder teilweise verkieselt
worden sein, wie es bereits v. BucH angenommen hat.
Wenn auch PAssAarGceE bei dem erwähnten Vorgang zunächst
an die Verwesung pflanzlicher Organismen denken mag,
so liegt doch kein Grund vor anzunehmen, daß er sich
nicht auch bei Verwesung von Tieren abspielt (4.). Ab-
scheidung der Kieselsäure kann nach PAssarGE endlich
noch stattfinden, wenn Na,SiO3 in Lösung ist und Ton
SiO, daraus adsorbiert, d.h. auch ohne CO, könnten bei
Anwesenheit von Salzlösungen, die Alkalisilikate enthalten,
Kalkstein und Mergel verkieselt werden (5.) Vielleicht
erklärt gerade der letztere Prozeß die ausgedehnten Ein-
kieselungen der immer tonhaltigen Quarzite des Frankenjura?
Da, wo nicht mehr genügend Alkalisilikat zugeführt wurde,
dessen SiO,s das südwärts zunehmende tonige Bindemittel
hätte adsorbieren können, erfolgte die Einkieselung nur
nehr mangelhaft. Somit entspricht im früher erwähnten
Gebiet Neustadt—Abensberg—Kelheiim donauwärts
einem Minimum von Tongehalt ein Maximum
der Einkieselung, gegen die schwäbisch-
bayerische Hochebene hin einem Maximum
tonigen Bindemittels ein Minimum der Ein-
kieselung.
Nach PAsSARGE ist nun der erste der erwähnten Vor-
gänge charakteristisch für die Wüsten, der zweite für
Tropen und alle Zonen, der dritte und vierte für die
Da % Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
232
tun IF am
Tropen. Damit nun Verkieselungen im größeren
Maßstabe stattfinden, fordert PassaRrGE, daß Auf-
lösung und Zufuhr gleichen Schritt halten.
Es muß also wenig CaCO, lösende CO, vorhanden sein,
dagegen ein Überschuß kieselsäurelösender
Stoffe, besonders Alkalikarbonate, ferner viel Kiesel-
säureinleichtlöslicher Form. Nehmen die Nieder-
schläge zu, so lösen sich die Alkalikarbonate und die Kiesel-
säure. Diese Bedingungen sind nun inder Wüste
vorhanden, wo sich Ein- und Verkieselungen im großen
Maßstabe beobachten lassen. In den feuchtwarmen
Tropen bleibt die Kieselsäure gelöst und
wird ausgeführt, in den Wüsten aber mit ihrem
geringeren CO;-Gehalt der Atmosphäre und ihrer starken
Verdunstung findet immer mehr Anreicherung der
Kieselsäure statt. W. WEISSERMEL”) u. a. denken
sich denn auch unter Erwägung aller Umstände die mittel-
deutsche Fastebene in prämitteleocäner Zeit entstanden
unter einem wüstenartigen Klima. B.i der damaligen aus-
gedehnten Vertonung dieser Fastebene müsse infolge der
Feldspatzersetzung sehr viel Kieselsäure freigeworden und
auf die Wanderschaft gegangen sein. Diesen Gedanken
haben auch schon LASsSPEYREs, SCHUBEL, RANGE, KAISER,
LUTSCHITZKY u. & geäußert. Die Vertonung sei auch noch
weitergegangen zur Zeit der Braunkohlenbildung außerhalb
der Sümpfe, wo die Kohle entstanden sei. Die freiwerdende
SiO, aber sei Anlaß gewesen, daß Sande stellenweise ein-
gekieselt wurden und sich die sogenannten Braunkoblen-
quarzite bis in die jüngere Braunkohlenzeit im Miocän
hätten bilden können; von Gegenden, wo um diese Zeit
noch die Vertonung fortschritt. konnte die Kieselsäure ins
Grundwasser der Moore gelangen und dort Einkioeselungen
herbeiführen. Deswegen brauchen nicht alle Quarzite Braun-
kohlenquarzite sein. WEISSERMEL (S. 93) wendet sich aber
auch gegen die Ansicht derer, welche die Quarzite in
vulkanischen Gegenden unter Zuhilfenahme heißer Quellen
oder der Auslaugung vulkanischer Aschen entstanden
glauben, da die Verbreitung derselben eine ausgesprochen
regionale sei. Es fragt sich nur, ob er in dieser Hinsicht
nicht zu weit geht! Auch L. Krusmßeck®) führt die in
27) Zur Genese des deutschen Braunkohlentertiärs, bes. d.
mitteldeutschen älteren Braunkohlenformation. Diese Zeitschr.
1923. Bd. 75. S. 1.
-3) Eine Fortsetzung der Regensburger Jurabildungen in
Oberösterreich. Verh. d. geolog. Bundesanstalt 1923. Nr. 4.
Original from
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233
Ostbayern in allen möglichen Formationen bis zum Tertiär
einschließlich vorkommenden Quarzsandsteine auf konti-
nentalklimatische :Verhältnisse zurück.
Zieht man aus den Beobachtungen RoLLıiErs, Heıms,
PASSARGES, WEISSERMELS u. a. die entsprechenden Schlüsse
für das Gebiet südlich der unteren Altmühl, so ergeben
sich diese Folgerungen:
Die Hornsteine der Jura- und Kreideperi-
ode sind bald nach Trockenlegung dieser Ab-
lagerungen entstanden durch Lösung und Wieder-
abscheidung der vorzüglich von Kieselspon-
gien gelieferten Kieselsäure. Noch vorhandene
Salze und Verwesungsprodukte von Organismen, z.B. (NH,):
CO, mögen bei Lösung bzw. Abscheidung der Kieselsäure
beteiligt gewesen sein. Organismen bildeten die Kerne, um
die sich die Kieselsäure gruppieren konnte. Die Fest-
landsperiode nach dem endgültigen Verschwinden des
Kreidemeeres brachte eine Zeit ausgiebiger Verwitierung
und Vertonung mit sich; es bildeten sich in manchen
Gegenden die Bohnerze, im Anschluß daran wurden
große Mengen von Kieselsäure frei; diese wurden nur zum
Teil durch fließendes Wasser fortgeführt, ein beträchtlicher
Teil der Kieselsäure scheint keinen weiten Weg zurückgelegt
zu haben; durch ihn wurden im Gebiet südlich der unteren
Altmühl Kalke verschiedener Stufen des Malm ver-
kieselt, auch Dolomite verfielen mancherorts dem
gleichen Schicksal, wie die Quarzitfelsen von Großmehring
und der Vohburg mit genügender Deutlichkeit zeigen;
Kreidekalksandsteine wurden unter Kalkausfuhr
eingekieselt; dr Verkieselung verfiel wohl auch
noch in dieser Zeit ein Teil der bisher verkalkt ge-
wesenen Jura- und Kreidefossilien, die mit den
sie einschließenden Gesteinen verkieselt bzw. eingekieselt
wurden; die brekzienartigen Konglomeraäate und
die mehr oder weniger an tonigem Bindemittel reichen
Sande, die dem Tertiär angehören, verfielen auch
ganzer oder teilweiser Einkieselung. Diese Vor-
gänge setzen aber nach dem oben Gesagten ein trocke-
nes, mehr einem ariden nahekommendes Klima
voraus. Wenn daher M. SCHUSTER?) meint, die Bohn-
29) Abriß der Geologie von Bayern r. Jd. Rlı. 3. Abteilung.
München 1923. S. 40.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
234
erzzeit sei eine Zeit gewesen, in der ein tropisches,
regenreiches Klima geherrscht habe, so will das
nicht recht mit dem stimmen, was man von einem solchen
Klima erwartet. Denn bei der Lateritbildung, wie
sie jetzt noch in tropischen, regenreichen Gegenden statt-
findet, wird die Kieselsäure ziemlich gründlich gelöst und
vom reichlich vorhandenen Wasser fortgeführt, so daß
nunmehr Hydroxyde des Aluminiums und des
Eisens in der Hauptsache übrigbleiben. Damit aber
stehen die mit den Bohnerzfunden in der Schweiz und
anderwärts verbundenen Verkieselungen im schroffen
Widerspruch. Will man nun das regenreiche, warme
Tropenklima auf die Eocänzeit einschränken und in den
folgenden Abschnitten der Tertiärzeit ein mehr arides Klima
annehmen, das etwa bis zur Kohlenbildung im Obermiocän
angcdauert hätte, so frägt es sich, ob bei Bildung einer so
gewaltigen Lateritdecke von mindestens über 10 m Mächtig-
keit, wie sie SCHUSTER anzunehmen scheint, nicht solche
Mengen Kieselsäure in Lösung gegangen und dem Juragebiet
entzogen worden wären, daß für spätere tatsächlich hori-
zontal und vertikal doch so verbreitete Ver- bzw. Ein-
kieselungen nicht mehr das nötige Material übriggeblieben
wäre, das die nötige Kieselsäure bei der dann einsetzenden
arideren Verwitterung hätte liefern können. Über diese
Schwierigkeiten dürfte man viel leichter hinwegkommen,
wenn man auf Grund der gegebenen Tatsachen vom Ende
der Kreidezeit an bis ins jüngere Tertiär einen ariden
bzw.semiariden Klimatypus annehmen wollte. Mit
einer solchen Annahme wären dann die Roterde- oder
Bohnerzbildung sowohl wie auch die damit gleichzeitig
entstandenen Ver- bzw. Einkieselungen vereinbar; denn
terra rossa kommt auch heute noch in den Mittelmeerländern
unter ähnlichen klimatischen Verhältnissen zur Ausbildung.
Dabei soll nicht in Abrede gestellt werden, laß es in der
älteren Tertiärzeit auch in Deutschland und anderswo Gegen-
den gegeben hat, in denen bei feuchtwarmem, regenreichem
Klima wirklich Laterit- bzw. Bauxitbildung erfolgt ist.
Zum Schlusse sei noch einiges gesagt über die soge-
nannten GÜngELschen Braunkohlengquarzite, von
denen W. LöscHER schon 1916 bemerkt hat, daß sie mit
Braunkohle nichts zu tun hätten. Die gleiche Überzeugung
hat Verfasser von den ähnlichen Gebilden im untersuchten
Teile des Frankenjuras gewonnen. Trotz Bohrungen südlich
von Weltenburg, wo solche Quarzite in großen Mengen
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
235
vorkommen, daß sie schon BRUNHUBER?) aufgefallen sind,
konnte man beim dortigen Buchhof nach Aussage des
jetzigen Abtes P. E. Gırc keine Spur von Braunkohlen
entdecken. Wenn tatsächlich an manchen Stellen in den
oberpfälzischen Braunkohlenlagern verkieselte Pflanzen ge-
funden wurden, wenn man anderorts Quarzite unter und
über den Braunkohlenflözen entdeckt hat, so braucht noch
lange nicht die Braunkohlenbildung auch die Ursache oder
Bedingung der Entstehung jener Quarzite sein. Daß diese
Kieselsäure zu ihrer Bildung aus einer Umgebung stammen
kann, wo unter einem Klima mehr ariden Charakters die
Vertonung und Kieselsäurebildung fortdauerte, und von da
ins Grundwasser jener Moore der Tertiärzeit gelangt ist,
wie WEISSERMEL treffend bemerkt hat, ist sehr gut denk-
bar. Faulende Pflanzen- und Tierreste mochten das ihrige
zur Ausfällung der Kieselsäure beigetragen haben. Daran
knüpft sich eine andere Frage, nämlich die nach dem
Alter dieser Quarzite. Für jene Vorkommen, in
denen bestimmbare Pflanzenreste oder Süßwasserschnecken
gefunden wurden, wie bei denen von Eglsee in der Nähe
von Burglengenfeld, ist ein obermiocänes Alter sichergestellt.
Soll man nun auf Grund dessen nun annehmen, daß alle
ihnen einigermaßen ähnlichen Gesteine auch in anderen
Gegenden gerade obermiocänen Alters sein sollen? Zwingend
ist so ein Analogieschluß wahrhaftig nicht, solange, wie
es meist bei solchen Quarziten der Fall ist, keine Spur
eines tierischen ‘oder pflanzlichen Organismus darin ge-
funden wird. Wie schon früher bemerkt, handelt es sich
bei den Quarzitkonglomeraten, Quarziten und quarzitischen
Tonsandsteinen des Gebietes Neustadt—Abens-
berg—-Kelheim um eine alte Deltabildung. Es
sind solche Bildungen auch mit einem ariden oder semi-
ariden Klima ganz gut vereinbar. Man braucht ja dabei
nicht an ständig fließendes Wasser denken; daß wolken-
bruchartige Regengüsse selbst in Wüstengebieten vorkommen
können, wird nicht bestritten; daß, genügendes Gefälle im
Gelände vorausgesetzt, diese Platzregen bei mangelnder
oder auch nur dürftiger Vegetation Anlaß zur Bildung
beträchtlicher Wasseradern geben können und daß dann
ein solches System zeitenweise fließender Wildbäche die
in den Zeiten der Trockenheit angehäuften Produkte der
Verwitterung, besonders die feineren Tone und Sande mit
s0) a.a. O.S. 9.
Da > Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
236
sich fortzuführen vermag, um sie an geeigneten Stellen,
z.B. in Bodensenken, abzulagern, davon kann man sich
leicht überzeugen, wenn man die beträchtlichen Anhäu-
{ungen tonigen, nur zum Teil eingekieselten Sandes in der
Gegend zwischen Gögging und Sandharlanden sieht, Mengen,
die sogar schon GÜMBEL in seine geognostische Karte des
Königreichs Bayern eingetragen hat, während sich die Ein-
tragung der ihre Fortsetzung nach N bildenden Quarzite
und Quarzitkonglomerate nicht mehr lohnte. Daß trotz
eifrigsten Suchens sich in den erwähnten Gesteinen keine
tierischen und pflanzlichen Überreste, von etlichen mikro-
skopischen Kohlenfetzchen abgesehen, zeigen, nimmt nach
dem Gesagten nicht wunder. Die Fossilfreiheit bestätigt
vielmehr die auch durch andere Erwägungen gewonnene
Überzeugung, daß man es zur Zeit der Ablagerung dieser
Gesteine mit einem Klima mehr ariden Charakters zu tun
hat; denn nur zeitenweise fließende Wildbäche können nicht
Stätten tierischen und pflanzlichen Lebens werden; dazu
reicht, zumal bei einem heißeren Klima, die Zeit nicht hin.
Die Bedingungen für Entstehung solcher Wasserläufe
waren seit dem Rückzug des Kreidemeeres zegeben?t).
Das für fließendes Wasser nötige Gefälle wurde gewonnen,
als schon (damals die Hebung des Gebietes nördlich der
Donau cinsetzte, zugleich aber das den Alpen vorgelagerte
Gebiet der jetzigen bayerischen Hochebene bei der Faltung
der Alpen in die Tiefe gezogen wurde. Die südöstliche
Neigung der Juratafel mußte nach GÜMBELS scharfsinnigen
Beobachtungen schon im Jura eingesetzt und in der Kreide
ihren Fortgang genommen haben; denn nur sa wird die
Verteilung des Dolomits, vor allem die der Kreide. deren
jüngste Stufen gerade in der Gegend von Regensburg
erst richtig einsetzen, während sie im W dieser Stadt
deu älteren Gliedern Platz machen, richtig verständlich.
Durch die erwähnten tektonischen Vorgänge war also das
nötige Gefälle für das vom Jura kommende Wasser ge-
schaffen, das naturgemäß seinen Lauf nach S bzw. SO
nehmen mußte. Im Eocän und Oligocän und wahrscheinlich
noch im Miocän findet intensive Verwitterung mit Ton-
bildung statt. Kieselsäure wird frei zu Verkieseiungen und
Einkieselungen bei Jura- und Kreidegesteinen, aus welchen
der Kalkgehalt dementsprechend entfernt wird, namentlich
31) Vgl. REUTERS Tabelle der geologischen Vorgänge in Mittel-
bayern in SCOHUSTERS erwähntem Abriß. 3. Teil. 38. 72.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
an Stellen, die, wie es mehr gen W der Fall war, höher
emporgehoben waren als bei Regensburg, wo die ohnedies
auch von jeher mächtigeren Kreideablagerungen und die
darunter liegenden Juraschichten viel mehr as im W vor
Entkalkung und Ver- bzw. Einkieselung bewahrt geb.ieben
sind. Zur gleichen Zeit setzte eine intensive Zerstörung und
Umlagerung der kretazischen Sedimente im Gebiet südlich
der unteren Altmühl und in anderen Gegenden des Franken-
juras ein. So ward Sand, Ton und brekziöses bzw. konglo-
meratisches Material geliefert für die tertiären Quar-
zitgesteine, für deren Entstehung in diesem
Gebiet die Zeit vom Ende der Kreide bis ins
Jüngere Miocän zur Verfügung stand. Das Süd-
wärtsfließen der Wildbäche des alten Kelsgaues mußte auf-
hören, als zur Zeit des Beginns der Braunkohlenbildung im
jüngeren Miocän die Donaugegend gehoben ward und somit
dem Wasser das nötige Gefälle für ein Abfließen nach 8
fehlte. Zu ausgedehnter Versumpfung der Unterläufe der
Wasseradern aus dem Jura, wie es westlich von Kelheim
und namentlich im Naab- und Regengebiete der Fall war,
scheint es östlich von Kelheim nicht gekommen zu sein,
weshalb hier die Braunkohlen fehlen. Im Spätmiorän und
Pliocän wurden die Quarzite in der Gegend von Gögging
bis Abensberg z.T. mit Ablagerungen aus dem alpinen
Gebiete bedeckt, die jetzt noch als Quarzkiese erhalten
sind. Das jetzige Flußsystem der Donau konnte sich seit.
dieser Zeit ausbilden.
SCHUSTER®?) erklärt nach GÜMBELSs Vorgang die „Kall-
münzer“ oder „Braunkohlensandsteine“ für tertiären Bleich-
sand, der durch quarzhaltiges Sickerwasser nesterweise
verkittet worden sei. Damit stimmt der bei allen unter-
suchten Vorkommen konstatierte, oft beträchtliche Gehalt
an Limonit schlecht überein. GÜMBEL wird sicher wohl
weniger an ein Analogon mit dem russischen Podsol gedacht
haben, als an Sande, die in den Braunkohlenniooren aus-
gebleicht worden wären. Daher der jetzt hinfällig gewordene
Name „Braunkohlenquarzite“. Daß die nicht verkitteten
Massen durch den Wind, vor allem aber auch durch Wasser
fortgeführt wurden, bestätigen die zwischen Gögging und
Abensberg vorkommenden Massen feineren Kornes aus der
gleichen Zeit, die allerdings nachträglich auch teilweise
verkittet wurden, aber auch die ins Diluvium versetzten
3) aa. 0.S. 41.
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
238
— m
Sande bei Schelldorf, Offendorf, Kasing, Forchheim, Schwa-
beu dürften Überreste davon sein. Daß der Wind nicht
nurdie Blöcke ttertiärer Quarzite, sondern auch
Kreidequarzite und Hornsteine mit Hilfe des
mit fortgewehten Sandes ordentlich bearbeitet und mit
Kanten und glänzender Oberfläche versehen
hat, wie von GÜüMBEL bereits hervorgehoben wurde, läßt
sich im durchsuchten Gebiete Schritt für Schritt beobachten
und zeigt neben den nicht seltenen Mangan- und
Limonitflecken an, daß die betreffenden Gegenden
dereinst unter dem Einfluß eines Klimas ziemlich
arider Natur gestanden sind, wie das auch früher mit-
geteilte Beobachtungen vieler Forscher in anderen Gebieten,
die des Verfassers im Gebiet südlich der unteren Altmühl
zur Genüge gezeigt haben dürften.
Freiburg (Schweiz), den 27. Januar 1925.
[Manuskript eingegangen am 11. Februar 1925.)
Original from
DIDI ESN Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
239
11. Über den Bau des Ammergebirges.
(Mit 3 Textabbildungen.)
Von Herrn Max RıcHaTer in Bonn,
Zwischen Lech und Loisach am Nordrand der Kalkalpen
erstreckt sich ein langer und hoher Gebirgszug von großer
Geschlossenheit. Er zerfällt in einen kleineren westlichen
Teil, der mehrfach gegabelt und zerteilt ist, hohe und steile
Gipfel bildend, die Hohenschwangauer Alpen, und
einen größeren östlichen Teil, vom Lobertalbach bis zur
Loisach ziehend, hier einen einzigen langen Gebirgskamm
bildend, das eigentliche Ammergebirge. Diesem seien
die folgenden Zeilen gewidmet.
Im Osten wird der Ammergebirgskamm vom alten
Quertal der Ammer durchbrochen, dadurch wird ein kleiner
östlicher Komplex des sonst so einheitlichen Kammes abge-
trennt, der als Labergebirge bezeichuet wird.
Nachdem in jüngster Zeit aus den Vilser und Hohen-
schwangauer Alpen so neue und interessante tektonische
Probleme bekanntgeworden waren!), erschien es reizvoll,
die gewonnenen Ergebnisse auc’ı weiter nach Osten zu ver-
folgen. So übernahm ich die Kartierung 1:25000 des
Ammergebirges zwischen Lobertal und Ammerquertal, wäh-
rend Hohenschwangauer Alpen und Labergebirge in andern
Händen liegen. Im folgenden seien die bis jetzt geluntenen
Ergebnisse berichtet.
Während weiter im Osten aus den bayrischen Vor-
alpen eine Reihe von neuen Aufnahmen vorliegt, und im
Westen in jüngster Zeit die Tektonik auf eine moderne
Grundlage gestellt wurde, blieb das Ammergebirge_ seit
1898 völlig von allem verschont. Sämtliche Deutungen
I) O. AMPFERER: Zur Tektonik der Vilser Alpen. Verhandl
d. Geol. Staatsanst., Wien 1921.
C. W. Kock&L u. M. RiCHTER: Über die Tektonik der Vilser
und Hohenschwangauer Alpen. Verhandl. d. Geol. Bundesanst.,
Wien 194.
Beh Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
241
dr Tektonik mußten sich daher auf die Artsiwenv rd
Karten von SÖHLE stützen?).
Bei der Neuaufnahme hat sich schon glei:n Keraus-
gestellt, wie unrichtig zum Teil die Karte von NöHL.E ist.
Die Schichtgrenzen stimmen in den seltensten Fällen. zanze
Schichtkomplexe sin weggelassen usw. Nur einize B-istiele
sejer: hier angeführt:
Der schwerste Fehler liegt wohl auf der Sülsit- des
Amrmergebirgshauptkammes zwischen Pürschline und
Brunnberg. Hier verzeichnet SöuLrE den ganzen Sälahbfall
des Kammes als aus Cenoman bestehend. Schon vom Tal
aus, wenn man die Fahrstraße von Graswang nach Linder-
hof geht, fallen einem aber die hohen und swiien Fels-
wände von heller Farbe auf. die unmöglich dem Cenoman
angehören können. Und tatsächlich besteht auch nur der
allerunterste Streifen des Gehänges aus Cenoman. Die
hohen Felswände darüber werden aber von Spatkalken und
Horristeinen des Doggers eingenommen, die die Abstürze
der Tischlahner Wand, der Sölles-Wand und der Hohen
Wand bilden. Weiter oben werden dann diese Gesteine
von Liaskieselkalk überlagert. über dem dann Hierlatz-
kalke und der Hauptdolomit des Kammes liegen.
Ebenso zeichnet SönLer auf dem Gipfel des Brunnbergvs
flach südfallendes Cenoman ein, man ist aber beim
3etreten des Gipfels sehr erstaunt. statt dessen senkrech“
stehenden Hauptdolomit in meterdicken Bänken zu finden.
Auch auf der Karte des Labergebirges sind die Dogger-
gesteine in das Cenoman gestellt. doch finden sich hier
wenigstens die Liaskieselkalke angegeben. Auffallend ist.
daß die beiden Kartenränder der Ammer- und der Laber-
gebirgskarte gar nicht zusammenstimmen, obwohl die Karte
des Labergebirges die ältere und genauere ist.
Im Westen, im Gebiet des Fürstberges, sind Wetter-
steindolomit und Hauptdolomit miteinander verwechselt, die
Dolomite der Raiblerschichten einmal zum Wettersteinkalk,
das andere Mal zum Hauptdolomit gestellt. Zwischen dem
Laubeneck und dem Teufelstättkopf sind die Raibler
Schichten ganz übersehen, während nördlich davon anstatt
Partnachschichten in Wirklichkeit Wettersteinkalk in hohen
Wänden vorhanden ist.
2) [’. SOHLE: Das Ammergebirge. _Geognost. Jahresh. XI,
München 1898. und Geologische Aufnahme des Labergebirges.
ibidem IX, 1896.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
241
Jiese willkürlich herausgegriffenen Beispiele ließen sich
‚noch beliebig vermehren.
So erschien eine Neuaufnahme dringend erforderlich,
zumal das Vorhandensein großer Probleme schon aus der
Karte von SÖöHLE herauszulesen war.
Es grenzen so z. B. auf seiner Karte vielfach Muschel-
kalk, Partnachschichten und Wettersteinkalk unvermittelt
an Cenoman. SÖöRLE sprach deshalb von einer Trans-
sression des Cenomans über diese Schichten hinweg. Das
wäre aber eine interessante Tatsache, die am ganzen Alpen-
rand vereinzelt dastände. Denn nirgendwo greift das Ceno-
man auf so tiefe Triasglieder hinunter, der Hauptdolomit
ist überall die tiefste Zone, die von der ocenomanen Trans-
gression noch erreicht wird.
Aus diesem Grunde schien es daher von vornherein
schon plausibel, das Aneinandergrenzen von ÜCenoman und
tiefen Triasgliedern anderweitig zu erklären. Im tektonischen
Teil werde ich darauf näher eingehen.
So ergibt sich zuletzt ein Kartenbild, das völlig ver-
schieden von demjenigen ist, was SöHLE entworfen hat.
Stratigraphie.
Gleich hier sei schon bemerkt, daß die auftretenden
Gesteine sich auf zwei Decken verteilen: die (tiefbaju-
varische) Allgäudecke und die (hochbajuvarische)
Lechtaldecke. Die triadischen Schichtglieder sind im
Ammergebirge auf die Lechtaldecke beschränkt, der
Schichtbestand der Allgäudecke beginnt erst mit den
liasischen Fleckenmergeln. So besteht die Allgäudecke nur
aus Fleckenmergeln, die dabei noch die geringste Verbrei-
tung besitzen, aus Aptychenschichten und aus Cenoman,
während dann weiter draußen noch der vorwiegend ober-
kretazische Fiysch hinzukommt.
Bei den meisten Schichtgliedern gibt Söne die Schicht-
mächtigkeiten viel zu hoch an, was im folgenden jedesmal
gleich berichtigt wird. (Seine Arbeit über das Labergebirge
ist viel genauer, hier stimmen die Angaben in vielen Fällen.)
Muschelkalk kommt nur an einer Stelle, am
Hennenkopf, vor, wo er eine isolierte flache Kappe, die
auf Cenoman der Allgäudecke schwimmt, bildet. Seine
Mächtigkeit übersteigt nicht 100—120 m (SöHLE 200 m).
Die Partnachschichten besitzen die bekannte
Entwicklung als dunkle Kalke und Mergel. Erstere sind
meist recht dickbankig und führen dunkle Hornsteinputzen.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 16
Da 3 Original from
DD! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
242
Die Mächtigkeit läßt sich nur schwer angeben, nach SÖHLE
steigt sie bis zu 500 m, was aber bestimmt nicht zutrifft.
an keiner Stelle dürfte sie 150 m überschreiten. Die hohe
Zahl von SönLs beruht darauf, daß er vielfach Teile des
Wettersteinkalks als Partnachschichten kartiert hat, ob-
wohl eine Verwechslung beider eigentlich unmöglich ist.
Der Wettersteinkalk ist in der normalen Aus-
bildung ais heller, meist zuckerförmiger Kalk vorhanden.
Doch treten stellenweise auch braune Farben auf. Er ent-
hält häufig Diploporen und Korallen, außerdem fand ich
an einer Stelle SO der Kälberalpe ein Nest voller Daonellen.
Die Mächtigkeit, die SöÖHLE bis zu 00 m angibt. heträgt
im Osten des Ammergebirges bis 200 m, im Westen an
der Hochplatte bis 300 m.
Die Raibler Schichten sind, wie gewöhnlich,
eine mannigfaltige Serie. Meist sind sie allerdings bei der
intensiven tektonischen Zerwürgung des ganzen Gebietes
mehr oder minder zwischen den harten Horizonten Wetter-
steinkalk und Hauptdolomit laminiert worden, so daß meist
nur einzelne Teile der Schichtfolge erhalten sind. Diese
Reduktion geht häufig sogar bis zum völligen Verschwinden
der Raibler Schichten, so daß vielfach Wettersteinkalk
und Hauptdolomit mit einer scharfen Ruschel unmittelbar
aneinanderstoßen (z. B. am Pürschling).
Ist die Verdrückung nicht allzu heftig gewesen, dann
lassen sich meist drei Horizonte deutlich erkennen: Zu-
unterst Sandsteine mit Pflanzenhäcksel, darüber graue Kalke
und schwarze Mergel, zu oberst Dolomite oder Rauh-
wacken. Diese leiten dann in den Hauptdolomit über.
Rauhwacken und Dolomite können sich wechselseitig ver-
treten, sind nur Dolomite vorhanden, dann ist die Grenze
gegen den Hauptdolomit meist nur schwer zu finden, s’e
wird dann mitunter durch wenig mächtige, grünliche Mergel
gebildet.
Auf der Karte von SöHLe sind die Dolomite des oberen
Teils, die bis gegen 100 m mächtig werden, immer falsch
kartiert, so sind sie nördlich vom Brunnberg zum Haupt-
dolomit, östlich unterm Laubeneck zum Wettersteinkalk
gestellt.
Die gesamten Raibler Schichten haben in nicht allzu
gestörten Profilen eine maximale Mächtigkeit von etwa
200 m. (SöHLE enthält sich der Angabe.)
Der Hauptdolomit ist der bekannte zuckerkörnige,
graue oder braune Dolomit, meist prächtig gebankt. Nur
Original from
Pa Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
243
da, wo er tektonisch zu stark mitgenommen ist, besteht
er aus einer gänzlich mylonitisierten grusigen Masse.
(Pürschling).
Die Mächtigkeit ist außerordentlichen Schwankungen
unterworfen. Im eigentlichen Ammergebirge ist die Mäch-
tigkeit nur gering, sie dürfte hier 200 m kaum irgendwo
übersteigen.
Dagegen finden sich südlich von der Hochplatte und
dann besonders südlich vom Ammertal (Geyerköpfe, Kreuz-
spitze, Frieder, Windstierlkopf) ungeheure Mächtigkeiten,
die zweifellos nicht primär sind. Hier liegt ein (rebiet
vor, wo der Hauptdolomit auf kilometerweite Strecken im
allgemeinen flach nach Süden fällt, die bei einem Normal-
profil zu einer Mächtigkeit von einigen 1000 m führen würde,
eine Mächtigkeit, die der Hauptdolomit niemals besitzt. Es
müssen große Platten von Hauptdolomit sein, die in diesem
Gebiet aufeinandergeschuppt sind.
Sehr schön läßt sich dies z. B. besonders in der öst-
lichen Fortsetzung meines Gebiets, in der Krottenkopfgruppe
östlich der Loisach beobachten. Hier sieht man -— schon von
der Bahn aus — daß ungefähr von Eschenlohe an bis nach
Partenkirchen der Hauptdolomit andauernd flach nach Süden
einfällt, und so die ganze Krottenkopfgruppe aufbaut.
Große: Schubflächen müssen hier den Hauptdolomit durch-
zichen.
Die Kössener Schichten besitzen eine geringe
Verbreitung und sind fast völlig auf einen Zug beschränkt.
Dieser beginnt in meinem Gebiet in der Scharte südlich vom
Geiselstein und zieht nach Osten über das Joch beim
Vorder Scheinberg hinüber zur Ammer, um dort südlich
derselben weiterzustreichen. Noch südlich Linderhof ist
er vorhanden, weiter nach Osten habe ich ihn vorläufig
noch nicht verfolgt. Er dürfte aber nach Osten — immer
südlich der Ammer — weiter fortsetzen und in den Zug
übergehen, der in derselben Position zwischen Kleinem
und Großem Laber das Labergebirge durchzieht.
Die Kössener Schichten bestehen aus grauen fossil-
reichen Kalken und Mergeln, aus Muschelbrekzien usw. Die
Mächtigkeit beträgt etwa 200-250 m (Sönuz 1300 m!).
Der Oberrhätkalk ist bei SÖHLE auf zwei winzige
Streifen südlich von Kenzen beschränkt. Er hat aber im
Westen des Ammergebirges eine viel größere Bedeutung
als bis jetzt bekannt war. Er besteht aus hellweißlichen
16*
Original from
DD! Goögle | UNIVERSITY OF MICHIGAN
244
oder gelben Kalken, die häufig feinoolithisch sind. In seinem
Gesamthabitus kann er schr leicht mit dem Wettersteinkalk
verwechselt werden. Das ist auch tatsächlich geschehen.
So besteht der Zug Geiselstein — Kenzenkopf — Vorder
Scheinberg nicht aus Wettersteinkalk, wie Böse und SöÖHLE
angeben, sondern aus typischem Oberrhätkalk. Auch Haus,
dann vor kurzem noch C. W. KocCKEL und ich in unserer
gemeinsamen Arbeit hatten den Geiselsteinzug für Wetter-
steinkalk gehalten. Dadurch wurde die Tektonik stark
kompliziert. Man mußte an einen von Süden vom Sattel
der Hochplatte abgerissenen Randstreifen denken, der nach
Norden in die hochbajuvarische Mulde hineingeglitten war.
Nun sieht man aber am Sattel der Hochplatte, der ganz
normal gebaut ist, nirgendwo ein Anzeichen eines solchen
Abreißens. Schon deshalb mußte nach den ersten Bae-
gehungen im vergangenen Sommer diese Tektonik auf-
gegeben werden.
Weiter hat sich dann herausgestellt, daß der fragliche
Kalk des Geiselsteinzuges normal mit den Kössener
Schichten südlich davon verknüpft ist, woraus schon ohne
weiteres der normale Zusammenhang, damit also auch das
Oberrhätalter, resultiert. Außerdem ist nördlich vom „Joch“
am Hascnthalkopf der Oberrhätkalk so typisch, daß an ihm
nicht gezweifelt werden kann.
Damit ist wieder eine erfreuliche Vereinfachung der
Tektonik eingetreten, es sei hiermit die alte Auffassung
berichtigt.
Nach Osten läßt sich der Oberrhätkalk des Geiselstein-
zuges über den Vorderen Scheinberg und den Hasenthalkopf
weiter bis zu den Hundsfällköpfen verfolgen, wo er zwischen
den Kössener Schichten im Süden und dem Liaskieselkalk
im Norden auskeilt.e Auch hier ist die Karte von SÖHLE
falsch: der Turm des Hasenthalkopfes besteht nicht aus
Dogger, und die Hundsfällköpfe nicht aus Kössener
Schichten, sondern beide aus Oberrhätkalk. Schon morpho-
logisch zeigt sich dies recht deutlich.
Weiter im Osten fehlt dann der Oberrhätkalk völlige.
Seine Mächtigkeit im Geiselsteinzug beträgt etwa 200 nm.
Jura
Während die Triasgesteine im Ammergebirge alle der
Lechtaldecke angehören, verteilen sich die Gesteine des Jura
auf zwei faziell und heute auch tektonisch getrennte Ge-
biete: auf die Allgäudecke und auf die Lechtaldecke. Das
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
245
gleiche gilt auch für das Cenoman. Betrachten wir zunächst
die Gesteine der Lechtaldecke.
Der Hierlatzkalk tritt als das tiefste Glied des
Jura auf. Es sind weiße, gelbe oder rötliche Kalke, die
meist nur schlecht die Schichtung erkennen lassen. Die
Kalke sind gewöhnlich dicht, mitunter werden sie aber auch
feinoolithisch (z. B. Ammerquertal an der Straße zwischen
Oberanımergau und Graswang).
Nirgendwo folgt der Hierlatzkalk über dem Rhät,
sondern immer transgrediert er über den Hauptdolomit.
Wo Rhät vorhanden ist, beginnt der Jura immer mit dem
Liaskieselkalk, der Hierlatzkalk ist hier nicht mehr ent-
wickelt.
Die Verhältnisse liegen hier also ähnlich wie drüben
im Allgäu. Auch dort ist der Hierlatzkalk immer das trans-
sredierende Element an den Deckenstirnen, alte Geanti-
klinalzonen andeutend?). Und so findet sich auch im Ammer-
gebirge der Hierlatzkalk nur am Stirnrand der Lechtaldecke.
Die Mächtigkeit beträgt etwa 100 m.
Liaskieselkalk. Einen normalen Zusammenhang
zwischen diesem und dem Hierlatzkalk konnte ich bisher
noch nicht finden. Überall geht eine scharfe Ruschel
zwischen beiden hindurch (z. B. Ammerquertal). Wahr-
scheinlich bildeten sie aber ursprünglich das normale Han-
gende der Hierlatzkalke an der Stirn der Lechtaldecke,
während sie weiter im Süden über dem Rhät folgen, und
hier vertreten wahrscheinlich ihre tieferen Teile den Hier-
latzkalk im Norden.
Die Liaskieselkalke (auch Liasspongienschichten ge-
nannt) entsprechen den Fleckenmergeln. Sie unterscheiden
ich aber von diesen durch den hohen Gehalt an Kiesel-
säure, die in Gestalt schwarzer Hornsteinschnüre oder auch
ganze Hornsteinbänke auftritt. Aber auch die dunkeln,
meist dickbankigen Kalke besitzen einen hohen Gehalt an
Kieselsäure.
Im Gegensatz zu SÖHLE hat sich herausgestellt, daß die
Kieselkalke eine weit größere Verbreitung besitzen. So
ziehen sie auf der Südseite des Ammergebirges unter
Brunnberg, Sonnenberg und Pürschling durch, xegen Norden
unter Hierlatzkalk und Hauptdolomit einschießend. Außer-
es
‚) M. RicHTER: Beobachtungen am Nordrand der oberost-
alpinen Decke im Allgäu. Verhandl. d. Geol. Bundesanst.,
Wien 1993.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
246
dem aber treten Liaskieselkalke an der Ammer am Kuch2l-
berg und in der Reisenau östlich Linderhaf auf, dann SW
vom Linderhof an ‘der Fahrstraße, hier normal über «len
Kössener Schichten liegend. (Neuer Steinbruch westlich
P. 975,1). |
Die Mächtigkeit beträgt etwa 200—300 m.
Doggerkieselkalk. Mit diesem neuen Namen be-
lege ich die Schichtfolge, die in gleicher Fazies wie die
Liaskieselkalke über diesen folgt. Auch sie besitzen eine
große, von SÖHLE überschene Verbreitung. Im Gegensatz
zu den schwarzen Liaskieselkalken sind die Daoggerkiesel-
kalke braun. Es finden sich vorwiegend rötliche Echino-
dermenkalke, die braune Hornsteinknauern führen o.Jler
ganze Bänke brauner Hornsteine enthalten. Die Kieselfazies
des Lias dauert also hier im Ammergebirge im Dogger
noch weiter.
Die Doggerkieselkalke ziehen auf der Südseite «des
Ammoergebirges genau wie die Liaskieselkalke unter Bruun-
berg. Sonnenberg und Pürschling durch, hohe markant»
Felswände bildend, die schon vom Tal aus auffallen. Weiter
im Westen besitzen sie im Dreisäuterwald und südlich von
Bäckenalpe—Bäckensattel große Verbreitung, hier dann
auch von SÖHLE als Dogger erkannt. Die Mächtigkeit beiräzt
250—300 m (Sönnz 1000 m!)).
Cenoman. Der obere Jura der Lechtaldecke fehlt
im Ammergebirge. Erst weiter im Süden in den Farchanter
Alpen stellt er sich dann ein in Form der Aptychen-
schichten.
Dagegen ist als jüngstes Schichtglied der Lechtaldeck:
das Cenoman entwickelt. Doch ist seine Verbreitung außer-
ordentlich beschränkt. Denn es findet sich nicht im Süden,
wo die Schichtfolge bis in den Jura hinaufreicht. sondern
nur im Norden in den Stirnteilen der Decke, hier dann
unmittelbar auf Hauptdolomit transgredierend.
Das zeigt aber aufs deutlichste, daß die cenomane
Transgression nur von Norden gekommen sein kann. Wäh-
rend die Allgäudecke zum größten Teil unter dem Cenoman-
meer lag, reicht dieses gerade bis auf den Stirnrand der
Lechtaldecke noch hinauf, während die südlicheren Teile
der Lechtaldecke trocken lagen.
Das Cenoman der Lechtaldecke ist beschränkt auf das
Gebiet des Brunnenkopfes und des Feigenkopfes, wo es der
hochbajuvarischen Randmulde angehört, die Fortsetzung des
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
247
(enomans vom Tegelberg und Branderschrofen in den
Hohenschwangauer Alpen bildend. Nur ist der direkte Zu-
sımmenhang durch das Lobertal unterbrochen.
Zwischen Feigenkopf und Brunnenkopf ist der Zu-
sammenhang dann wieder wegerodiert, und ebenso hebt
es sich östlich vom Brunnenkopf über der großen Auf-
wölbung in die Luft. Kurz vor dem Ammerquertal kommt
es erst. wieder herunter. |
Die in der Randmulde noch vorhandene Mächtigkeit
dürfte etwa 150—200 m betragen. Mit dem Hauptdolomit
ist es meist durch eine breite Brekzienzone verbunden
(z. B. Brunnenkopfhäuser). Die Gesteinszusammensetzung
ist dieselbe wie des Cenomans der Allgäudecke (vgl. unten).
Gesteine der Allgäudecke.
Fleckenmergel. Diese kommen nur bei Ober-
ammergau und im Gebiete des Martinsgrabens westlich von
Linderhof vor. (Dunkle Mergel und Kalke). SöntE hat
sie z. T. mit Schichten des Liaskieselkalks verwechselt.
Die Mächtigkeit ist nicht festzustellen. (Nach Söutr be-
trägt sie 1500 m, was mindestens viermal zu viel ist.)
Vermutlich ist auch hier in den Fleckenmergeln genau
9 wie weiter im SW im Allgäu Lias und Dogger zu-
sammen vertreten.
Aptychenschichten. Diese bestehen aus grünen
und roten Hornsteinen (Radiolaritserie) unl grauen, grünen
oder roten Kalken, die meist dünnschiefrig sind "nd eben-
falls meist einen gewissen Kieselsäuregehalt besitzen. Da
ich sie bis jetzt nirgendwo im direkten Verband mit den
Fleckenmergeln fand, weiß ich noch nicht, ob die Radio-
laritserie auch hier an der Basis des ganzen Komplexes
liegt, wie das weiter im SW überall der Fall ist. Nach
dem Analogieschluß dürfte es aber auch hier nicht anders sein.
Die Aptychenschichten bilden vorwiegend eine (bis
2 km) breite Zone am Nordrand des Ammergebirges, den
Grenzstreifen zwischen Fiysch und Kalkalpin einnehmend.
Als prachtvoll bewaldetes Bergland stehen sie jeder ge-
naueren Aufnahme, die deshalb auf die Tobel beschränkt
bleiben muß, feindlich entgegen.
Cenoman. Es besitzt eine große Verbreitung, die
aber lange nicht so groß ist, als sie auf der Karte von
SÖHLE eingetragen ist, da dieser, wie schon oben erwähnt.
eine Reihe von andern Horizonten in der Eile damit ver-
wechselt hat.
a N Original from
en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
248
Überall transgrediert das Cenoman der Allgäudecke
über die Aptychenschichten, und zwar bis auf die Radio-
laritserie hinunter. Meist sind es grobe Konglomerate,
daneben auch untergeordnet Sandsteine und Mergel. Die
Konglomerate 'bestehen aus Hauptdolomit, Kössener Kalken,
Hierlatzkalken, Lias- und Doggerkieselkalken, aus Gesteinen
der Radiolaritserie und aus Aptychenschichten. Ältere
Gesteine als Hauptdolomit finden sich nir-
gends.
Das Cenoman der Allgäudecke tritt auf im großen
Ammerfenster, dann auf dem Hauptkamm im großen Fenster
zwischen Dreisäulerkopf und Laubeneck, dann weiter im
Westen im Fenster am PBäckensattel.e. Seine Mächtigkeit
dürfte wenigstens 200 m betragen.
Flysch.
Dieser setzt die ganzen nördlichen Vorlagen des Ammer-
gebirges zusammen, ein schönbewaldetes Berggelände mit
Höhen bis über 1600 m. Tief eingerissen sind darin die
Täler von Halbammer und Halblech, im oberen Teil durch
eine flache Talwasserscheide verbunden.
Drei Schichtkomplexe lassen sich von unten nach oben
unterscheiden:
1. Reiselsberger Sandsteine. Sie bestehen
aus den groben, meist feinkonglomeratischen oder brek-
ziösen mehr oder minder karbonatischen Sandsteinen, die
ich auch von weiter im Westen bereits beschrieben habet).
Die Reiselsberger Sandsteine bilden einen großen zentralen
Sattel, der sich vom Lech an nach Osten bis mindestens
zur Loisach verfolgen läßt. Außerdem kommen im Süden
an der Grenze gegen die Aptychenschichten stellenweise
noch einmal die Reiselsberger Sandsteine hoch, einen
schmalen Streifen vom Ammertal an nach Osten bildend.
So sind sie im Ammertal als konglomeratische Sandsteine
prachtvoll am DBahneinschnitt des Purerbüchls zwischen
Unter- und Oberammergau aufgeschlossen. Mächtigkeit
mindestens 400 m.
2. Zementmergel. Über den Reiselsberger Sand-
steinen folgt eine mächtige Serie von grauen oder grünlichen
Mergeln und Kalken, die mitunter auch als Kieselkalke
#) M. RicHTER: Kreide und Flysch im östlichen Allgäu
zwischen Wertach und Halblech. Jahrb. d. Geol. Bundesanst.,
Wien 1924.
Original from
FIONBeRy Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
29
entwickelt eind. Im Engtal der Halbammer sind sie zu
schönen Zickzackfalten zusammengestaucht. Die Mächtig-
keit beträgt mindestens 800 m.
Reiselsberger Sandsteine und Zementmergel gehören
dem ostalpinen Kreideflysch an.
3. Eocän. Sehr wichtig ist das Vorkommen von Eocän
am Ausgang (der Halbammer. Über den Zementmergeln
liegen hier südwestlich vom Forsthaus Unternogg feine,
heterogene Kalkbrekzien mit kleinen Nummuliten, dann
grobe Konglomerate mit bis faustgroßen Komponenten kalk-
alpiner Herkunft. (Rhätkalke, Liaskieselkalk, Doggerkiesel-
kalk). Diese Komponenten entstammen höchst wahrschein-
lich dem Cenoman des Ammergebirges, wo sie bereits als
Geröllc, also auf sekundärer Lagerstätte, vorhanden sind.
Ferner finden sich mürbe Glaukonitsandsteine und
dunkelgrüne Glaukonitkalke. Die Schichten stehen senk-
recht und bilden augenscheinlich einen längeren Zug am
Nordrand des Trauchgauflysches.
Auch im Ammergebirge hat sich wieder meine Flysch-
gliederung bestätigt: daß nämlich die Reiselsberger Sand-
steine die ältesten Gesteine des ostalpinen Flysches sind.
Besonders die Profile auf der Ostseite des Ammertalcs
lasseıı dies einwandfrei erkennen. Schon Haun’) hat 1912
die Gliederung völlig richtig erkannt.
Im Auftreten der Nummuliten bei Unternogg hat BoDEN
mit einen Hauptbeweis für das Eocänalter der Reiselsberger
Sandsteine erblickt‘). Damit hat er aber zwei Serien mit-
einander verkoppelt, die auch nicht das geringste mit-
einander zu tun haben.
Die Reiselberger Sandsteine sind grundverschieden von
den Gesteinen des Eocäns. Nirgendwo kommen in den
Reiselsberger Sandsteinen so grobe Konglomerate vor, nir-
gendwo solche Glaukonitgesteine. Ganz abgesehen davon,
daß auch aus tektonischen Gründen eine Zusammenschaltung
ganz unmöglich ist. An der Tatsache, daß die Reisels-
berger Sandsteine, die ältesten Gesteine des ostalpinen
Fiysches bilden, ist heute nicht mehr zu zweifeln.
5) F. F. Hann: Beobachtungen in der Flyschzone Südbayerns.
Zeitschr. d. Deutschen Geol. Ges. 1912 u. 1914.
ec) K. BopEn: Tektonische Fragen im bayrischen Voralpen-
gebiet. Centralblatt f. Min. Geol. u. Pal. 1922, Nr. 12 u. 13.
— Der Fiysch im Gebiete des Schliersees. Geognost. Jahres-
heft 25. München 1922.
Original from
DIUZERRY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
250
Tektonik.
Es sei hier nur in großen Zügen die Tektonik ge-
streift. Eine detaillierte Darstellung kann erst nach Ab-
schluß der Kartierung gegeben werden.
Das Ammocrgebirge kann, ähnlich wie die Vilser Alpen,
als ein Musterbeispiel alpiner Tektonik gelten. Nur hat
es noch einige besondere Eigenheiten.
Der Bauplan wird beherrscht von dem Verhältnis All-
gäudecke—Lechtaldecke. Die letztere ist in den \Viılser
und Hohenschwangauer Alpen zweigcteilt in eine untere
und obere Vilser Decke. Die untere Vilser Decke ver-
schwindet nach S im großen Fenster von Tannheim—. Reutte,
so daß in den übrigen Allgäuer Alpen die Lechtaldecke
wieder einheitlich ist’). Ebenso verschwindet sie nach O
und erreicht nicht mehr das Lobertal, im Schwangauer
Kessel taucht sie nach O unter die obere Vilser Decke
unter. So ist mit Beginn des Ammergebirges nur mehr
eine einheitliche Lechtaldecke vorhanden, der Normalzu-
stand wie ‘jenseits der Vilser Alpen im Allgäu ist «damit
wieder hergestellt.
Gleichzeitig damit sind aber auch die sämtlichen koın-
plizierten Erscheinungen der Streifenfenster, an denen die
Vilser und Hohenschwangauer Alpen ja so reich sind,
verschwunden, für eine kurze Strecke ist die Lechtaldecke
wieder völlig intakt.
Doch bald heben sich die Axen nach O wieder erneut
empor, im mittleren Ammergebirge stellt sich zwischen
Klammspitze und Teufelstättkopf eine Zone starker Auf-
wölbung ein, infolgedessen erscheint plötzlich wieder die
Allgäudecke in großen Fenstern. Dabei zeigt sich, daß
nirgendwo mehr Anzeichen der unteren Vilser Decke sich
feststellen ließen, diese ist tatsächlich völlig verschwunden.
Da das eine der Fenster das Ammertal auf einer längeren
Strecke begleitet, so habe iches Ammerfenster genannt.
Auf dieses will ich zunächst kurz eingehen.
Das Ammerfenster ist außerordentlich lang (etwa 20 km)
und schmal. In ihm treten untergeordnet Fleckenmergel
und Aptychenschichten, dann aber vorwiegend Cenoman
auf. Am breitesten ist es unmittelbar westlich der Linie
Hennenkopf—Linderhof, wo die stärkste Aufwölbung vor-
‘) M. RICHTER: Geologischer Führer durch die Allgäuer
Alpen zwischen Iller und Lech. Samml. geol. Führer. Bd. 24,
orlin 1924.
a N Original from
en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ist.
Das erste Anzeichen
erodiert
des Ammerfensters zeigt sich östlich von Kenzen, wo am
völlig
fast
die Lechtaldecke
handen und
(vgl. die tektonische Skizze Abb. 1).
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Bäckensattel und an der Bäckenalpe ein isoliertes Fenster
von Aptychenschichten und Cenoman auftritt, der Fenster-
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by Goügle
252
rahmen besteht vorwiegend aus Doggerkieselkalk. (Die
Karte von SÖöHLE ist hier unrichtig.)
Nach kurzem Zusammenschluß der Techtäldscke reißt
dann südlich vom Brunnenkopf — genau in der streichenden
Fortsetzung des Fensters vom Bäckensattel — das Ammer-
fenster auf. Dabei ist die Lechtaldecke in der Gegend vom
Martinsgraben und Dreisäulerwald in eine Reihe von Klippen
aufgelöst.
Während nun hier im Westen die Fensterrahmen zu-
nächst gleichwertig sind, zeigen sie sich weiter im Osten
verschieden gebaut. Im Süden bildet meist Liaskieselkalk
den Rahmen, im Norden ist es Wettersteinkalk. Dann
aber stellen sich weiter nach Osten jenseits der Aufwöl-
bungszone langsam wieder normalere Verhältnisse ein, vom
Pürschling an besteht der südliche Rahmen aus Liaskiesel-
kalk, der nördliche aus Doggerkieselkalk. Und noch weiter
im Osten, im Labergebirge, ist dann das Ammerfenster
allseitig von Liaskieselkalk umschlossen und taucht —
entsprechend dem allgemeinen Axenfallen nach O zur
Loisach hin — beim Hohen Graben unter diesen unter.
Betrachten wir nun den Stirnrand der Lechtaldecke.
Dieser fährt überall den Aptychenschichten auf, die eine breite
Zone zwischen der Lechtaldecke und der Flvyschzone bilden.
In der großen Aufwölbungszone tritt aber eine Auf-
lösung der Stirnzone ein. Hier greifen die jungen Schichten
der Allgäudecke westlich unterın Hennenkopf in die auf-
gelöste Lechtaldecke ein. Sie ziehen südlich vom Hennen-
kopf, Laubeneck und Teufelsstättkopf nach O durch und
vereinigen sich östlich von dem letzteren wieder mit der
übrigen Masse der jungen Schichten. Diese bestehen west-
lich und südlich vom Hennenkopf bis zum Teufelstättkopf
aus Cenoman, von da nach O aus Aptychenschichten.
Dadurch ist eine große freischwimmende Klippe vom
Stirnrand der Lechtaldecke losgelöst, die Klippenmasse
Hennenkopf—Teufelstättkopf, aus Muschelkalk, Partnach-
schichten, Wettersteinkalk und Raibler Schichten bestehend.
Der Außenrand dieser Klippenmasse ist durch die Ero-
sion stark zerschlitzt, vielfach ist es zur Loslösung kleiner
Klippen gekommen. So entstehen prachtvolle tektonische
Bilder von seltener Deutlichkeit.
In dieser Weise ist z. B. der Westgrat vom Laubeneck
aufgelöst, im Joch zwischen ihm und dem Hennenkopf sieht
man kleine und große Deckschollen von Wettersteinkalk
in einwandfreier Weise auf dem Cenoman liegen.
Original from
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253
Ebenso schön ist die fast völlig isolierte Klippe von
Muschelkalk auf dem Hennenkopf. Der Muscheikalk ist
zu einer flachen Kappe verbogen, das Cenoman schießt
auf allen Seiten unter ihn hinein. Ich glaube kaum, daß
sich hier heute noch jemand dem Vorwurf der Lächerlich-
keit dadurch aussetzen wollte, daß er diese Tektonik mit
Verwerfungen zu erklären sucht. Auch aus dem Unter-
grund lassen sich hier mit dem besten Willen keine Pilz-
falten hervorzaubern.
Auch die alte Auffassung von SÖöHLE erweist sich hier
als unhaltbar, nirgendwo zeigt sich, daß das Cenoman
auf die tiefen Triasglieder transgrediert, diese liegen über-
all dem Cenoman auf. Daß es sich tatsächlich nicht um
eine Transgression handelt, zeigt schon das, daß nirgends
an der Grenze von „Klippen“ und Cenoman dieses auf-
gearbeitetes Material der Klippen enthält, was doch un-
bedingt der Fall sein müßte. Um „Klippen“ handelt es
sich freilich, aber um solche tektonischer Entstehung.
Südwestich vom Hennenkopf ist die Lechtaldecke
zwischen Stirnrand und dem Ammerfenster in der Auf-
wölbungszone am .Dreisäulergraben nur noch als etwa 150 m
breiter Stiel von Partnachschichten erhalten geblieben, der
im Cenoman steckt. Unter ihm hindurch verbindet sich
das Cenoman des Ammerfensters mit dem der nördlichen
Zone.
Von dieser Stelle an nach Osten schalten sich in der
Lechtaldecke dann allmählich, entsprechend dem langsamen
Axenfallen nach O, wieder weitere Schichtglieder ein.
Dabei entstehen im Gebiet der Kälberalpe reizvolle
Klippen und Streifenfenster, die ich auf der tektonischen
Skizze nur in etwa andeuten konnte.
Die Klippenmasse des Teufelstättkopfes setzt im Osten
nicht im Steckenberg weiter fort, wie es den Anschein
haben könnte, sondern im Zug von Brunnberg—-Kofel.
Die Masse der Lechtaldecke hat sich wieder zusammen-
geschlossen und ist nur noch durch das Ammerfenster im
Süden des Gebirgskammes geteilt. Die Partnachschichten
und der Wettersteinkalk auf der Nordseite von Sonnenberg
und Brunnberg und am Kofel bilden die östliche Fort-
setzung der gleichen Schichten von der Klippenmasse des
Teufelsstättkopfes.
Nördlich von Brunnberg liegt im Gebiet der Aptychen-
schichten der Allgäudecke eine große Scholle, vorwiegend
aus Hauptdolomit bestehend. SöHLE hat sie als „Stecken-
hen N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
254
bergscholle“ bezeichnet. Diese gehört ebenfalls der
Lechtaldecke an und stellt den vordersten, abgerissenen
Stirnstreifen dieser dar, wie dies Haux schon richtig cer-
kannt hat?. Bei Oberammergau wird der Hauptdolomit
auf seiner Südseite von einem Zug Raibler Schichten bo-
gleitet, die auf einen normalen Zusammenhang mit dem
südlich folgenden Wettersteinkalk des Kofels deuten. Am
Schinderbühl bei Oberammergau verbindet sich so die
„Steckenbergscholle‘‘ normal mit dem Stirnrand der l.echtal-
decke.
Diese Scholle ist der letzte östliche Teil des Falken-
steinzuges von Füssen und Pfronten, der dort als isolierter
abgerissener Randstreifen der Lechtaldecke (obere Vilser
Decke) mit der Allgäudecke verfaltet ist?). Hier bei Ober-
ammergau liegt der Beweis, daß der Falkensteinzug nicht
nur nach seiner Fazies, sondern auch nach seiner Tektonik
der oberen Vilser Decke zugehört, hier ergibt sich ferner
der Beweis, daß die untere Vilser Decke tatsächlich naclı
O verschwindet.
So wie der Falkensteinzug an der Hornburg östlich
Füssen infolge des Axensteigens sich nach O in die Luft
hebt, so taucht er am Steckenberg infolge des Axenfallens
wieder herunter. Das harmoniert aber aufs schönste mit der
Aufwölbungszone des Ammergebirges. Das zeigt den re-
gionalen Charakter und die Großzügigkeit der tektonischen
Erscheinungen.
Nördlich vom Ammerfenster zeigt die Lechtaldecke eine
Reihe verschiedener, sehr interessanter tektonischer Er-
scheinungen. Im großen betrachtet, bildet sie eine mehr
oder minder tief in die jungen Schichten der Allgäudecke
eingemuldete Zone. Meist treten aber noch intensive Ver-
faltungen von Unterlage und Decke ein.
Am normalsten ist der Bau im Westen, wo sich die
Tektonik der Hohenschwangauer Alpen noch erkennen läßt.
Hier ist die Lechtaldecke in ihrer Stirnregion zu einer
großen Mulde verbogen, in deren Kern das über den Haupt-
dolomit transgredierende Cenoman liegt. Dieser Bau ist
in der Stirnregion der Lechtaldecke weit verbreitet in den
bayrischen Alpen vom Lech an bis hinüber gegen Salzburg.
Es ist die hochbajuvarische Randmulde von Hann. Diese ist
8) F. F. Hann: Ergebnisse neuer Spezialforschungen in d.
deutschen Alpen. 3. Die Kalkalpen Südbayerns. Geolog. Rund-
schau Bd. V. 1914.
9) KockeL. u. RICHTER a. a. 0.
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in den Hohenschwangauer Alpen deutlich ausgeprägt (Tegel-
bere—Branderschrofen) und zieht nach O in das Ammer-
gebirge. Noch am Fürstberg und Feigenkopf (vgl. das unterst«
der Profile Abb. 2) liegt das Cenoman im Muldenkern.
Dann aber hebt sich die Randmulde gegen Osten zur großen
Aufwölbung hin mehr und mehr in die Luft hinaus. Östlich
unter der Klammspitze ist noch einmal hochbajuvarisches
Cenoman vorhanden, im Wintertaikar im Hauptdo!omit ein-
setzend und dann den Gipfel des Brunnenkopfs aufbauend.
Östlich davon hebt es sich aber an einer scharfen Störung
in die Luft und hier findet auch die hochbajuvarische Ranl-
mulde zunächst ein Ende.
Erst jenseits der Aufwölbungszonc, östlich vom Brunn-
berg, setzt die Randmulde in ihrer alten Form wieder ein,
im Labergebirge dann zu großer Bedeutung gelangend.
Nun zeigt aber die Tektonik dieses Randstreifens der
Lechtaldecke nördlich vom Ammerfenster noch eine Er-
scheinung, die bisher aus den bayrischen Bergen in dieser
Fornı noch nicht bekannt war. Das ist die Erscheinung
einer starken Rückfaltung (vgl. Profil 1 Abb. 2).
Steigt man z. B. aus dem Ammerlängstal von Linderhof
oder Graswang auf den Gebirgskamm nach Norden hinauf,
s» zeigt sich, daß die ganze Schichtreihe der Lechtaldecke
in verkehrter Lagerung liegt. Ueber den Schichten des
Ammerfensters folgen 'so zuerst die Gesteine des Doggers,
darüber der Lias, dann Hierlatzkalk und Hauptdo:omit, dar-
über Raibler Schichten, Wettersteinkalk und Partnachschich-
ten. Die ganze Serie fällt im Durchschnitt. mit 30 bis 40"
nach Norden ein, ist also kräftig nach Süden überkippt.
Diese Erscheinung zeigt sich überall im Ammergebirge.
Schr schön ist sie auch z. B. zu sehen am Stirnrand
der Leehtaldecke. Hier ist die Überschiebungsfläche dieser
über die jungen Schichten der Allgäudecke ebenfalls flach
nach N geneigt. (Vgl. z. B. zweites Profil von oben.)
Unter den Partnachschichten liegt dann in diesen Fällen
der Wettersteinkalk, so daß tatsächlich inverse Lagerung
vorliegt.
So bäumt sich also die Lechtaldecke an ihrem Stirn-
rand steil auf und überschlägt sich auf eine lange Strecke
rückwärts nach S.
Nun kommt eine weitere Komplikation hinzu. Die
Lechtaldecke ist im Ammergebirge auf eine längere Strecke
„weigeteilt. Der tektonisch tiefere Teil umfaßt (im Gebiet
a N Original from
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256
zwischen Füstberg und Ammernuertal) die Dogger- w
Liiaskieselkalke, der tektonisch höhere die älteren Schicl
siieder vom Hierlatzkalk abwärts bis zu den Partnac
schichten. Beide Teile sind überall durch eine schar
tektonische Linie voneinander getrennt. So stoßen mel
Steckenberg er Ss Am Zahn ,
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Abb. 2. Profile durch das Ammergebirge.,
m Muschelkalk, p Partnachschichten, wk Wettersteinkalk, r Raibler Schichten,
hd Hauptdolomit, k Kössener Schichten, ok Oberrhätkalk, hi Hierlatzkalk. Ik Lias-
kieselkalk, dg Doggerkieselkalk, a Aptychenschichten, co Cenoman, 8 Schotter
Liaskieselkalke und Hauptdolomit aneinander ab, nur selten
schalten sich noch Fetzen von Hierlatzkalk dazwischen ein.
Der untere Deckenteil verbindet sich über das Ammer-
fenster hinweg unmittelbar mit dem Fensterrahmen süd-
lich des Fensters. Beide gehören zusammen.
a N Original from
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257
Der obere Deckenteil nimmt aber eine durchaus selb-
ständige Stellung ein. Nach S fehlen ihm jegliche An-
knüpfungspunkte, er kann von nirgendwo herbezogen wer-
den. So kann man leicht dazu geführt werden, diesen
Deckenteil von der Lechtaldecke überhaupt abzutrennen
und einer höheren Decke zuzurechnen. In diesem Falle
käme die Inntaldecke dafür in Betracht. Auch mir schien
diese Deutung zunächst sehr wahrscheinlich.
Sie ist aber nicht möglich. Denn gegen W verbindet
sich dieser höhere Teil einwandfrei mit der übrigen Lech-
taldecke und mit dem tektonisch tieferen Teil, beide er-
weisen sich im W als obere Vilser Decke. Aus diesem
Grund kann auch der tiefere Teil nicht als die Fort-
setzung der unteren Vilser Decke des Westens betrachtet
werden.
Beide Deckenteile, der tiefere und der höhere, gehören
also einwandfrei der Lechtaldecke an. Man gelangt daher
zu folgender Deutung: Beim Vormarsch der Lechtaldecke
wurde an irgendeinem Hindernis der Stirnrand der Decke
aufgehalten und am Weitervordringen gehindert. Von 8
drängte aber der übrige Teil derDecke nach. Es kam zu-
nächst zum Aufbäumen am Stirnrand, dann zur großen Rück-
wärtsüberkippung. Da von S immer noch die Deckenmasse
nachdrängte, schoben sich die stirnwärtigen Teile der Decke,
die nach rückwärts überschlagen waren, über die rück-
wärtigen Teile hinweg, oder, was dasselbe ist, diese wurden
unter die Stirnteile hinuntergepreßt,
Zu einer Aufschiebung der hinteren Deckenteile über
die vorderen Stirnteile konnte es deshalb nicht kommen,
weil diese letzteren ja nach rückwärts überschlagen waren
und sich infolgedessen auf die hinteren Teile aufschieben
mußten.
Ich glaube mit dieser Deutung den sehr komplizierten
Verhältnissen im Ammergebirge gerecht zu werden. Die
weitere Kartierung wird ergeben, ob sie richtig ist.
Daß dieser Rückwärtsüberschiebung größere Bedeutung
zukommt, geht daraus hervor, daß stellenweise Teile der
tieferen Deckenmasse unter der höheren hindurchgehen
(vgl. das oberste Profil der Profilserie).
| Im Gebiet der Aufwölbungszone ist der tiefere Decken-
teil überhaupt völlig weggequetscht (Profil 3 von oben).
Beiderseits des Ammergebirges, in den Hohenschwan-
gauer Alpen und im Labergebirge, geht dann diese Tek-
tonik wieder in die normale der hochbajuvarischen Rand-
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 17
hen N Original from
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258
zone über. Ähnliche Verhältnisse scheinen dann wieder
im Wendelsteingebiet zu herrschen. Auch dort ist es nach
meiner Ansicht verfehlt, mit der Inntaldecke zu operieren.
Was in den übrigen bayerischen Alpen von der Tek-
tonik des Ammergebirges übrigbleibt, ist nur die starke
Aufbäumung am Stirnrand der Decken.
Welches Hindernis im Vorland des Ammergebirges oder
im Untergrund die Ursache zu der extrem scharfen Rück-
faltung und der Rücküberschiebung geführt hat, ist noch
völlig unklar; vor Abschluß meiner Arbeiten in dortiger
Gegend will ich hierüber keine Hypothesen aufstellen.
Ein sehr schönes Beispiel für die scharfe Zusammen-
pressung und Rückfaltung im Ammergebirge ist die
Ostseite der Klammspitze. Diese besteht aus dem Haupt-
dolomit der hochbajuvarischen Randmulde, die hier aber
völlig zusammengequetscht ist. Im Wintertalkar schaltet
sich das Muldencenoman ein, im Südflügel normal über den
Hauptdolomit transgredierend und in normalem Verbande,
im Nordflügel dagegen wird dasselbe Cenoman vom Haupt-
dolomit überschoben und ist unter diesen hinuntergepreßt.
Gegen W ist das Cenoman überhaupt ausgequetscht, in
seiner Fortsetzung durchsetzt eine scharfe Ruschel die
Scharte zwischen Großer und Kleiner Klammspitze. Die
Klammspitze stellt also keinen Sattel, wie man bei flüchtiger
Beobachtung annehmen könnte und SÖHLE auch angenom-
men hat, sondern eine zusammengequetschte Mulde dar.
Auf die Tektonik des Flyschgebietes einzugehen, kann
ich mir hier versagen. Sie geht aus dem stratigraphischen
Abschnitt, der tektonischen Skizze und dem Profil (Abb. 3)
klar genug hervor.
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U Be X ee N “
j Teogellahne SEHE TER u. en“ yo
UmerMagg EZ HELM EN
EI — . ‚Bo! s
Nalbammer z : r Hengst ER 5
._ N
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Abb. 3. Profil durch das Tal der Halbammer. 1: 50000.
a Aptychenschichten, r Reiselsberger Sandstein, z Zementmergel, e Eocän.
Im großen Ausräumungsbecken des Murnauer Mooses
ist dann das Flyschgebirge fast völlig entfernt, ähnlich
wie weiter im W in der Füssener Bucht. Hier tauchen dann
zum erstenmal nach längerem Unterbruch als tektonische
Unterlage des ostalpinen Flysches die helvetischen Gesteine
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an
wieder auf, einzelne Hügel im Moos aufbauend, die HAun
bereits erwähnt hat. Der Schichtbestand reicht von den
Drusbergschichten (Barr&me) über Schrattenkalk, „Gault“
s. L in die obere Kreide, die aus Seewerkalk und Leist-
mergeln besteht. Die genauere Aufnahme steht noch aus.
Bonn a. Rh., 20. Januar 1925.
[Manuskript eingegangen am 7. Februar 1926.)
17*
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260
12. Zur Petrographie und Entstehung der
Peißenberger Pechkohle.
Von Herrn Erıca StacH in Berlin-Pankow.
(Hierzu Tafel XI—XVI und 1 Textabbildung.)
Inhalt. Seite
Binleitung: u... 5.5 aaa ae a a ae ne 260
L Petrographie der Pechkobhle.
A. Makroskopische Beschreibung.
1. Lagerungsverhältnisse und Form der Flöze. . . 262
2. Makrostruktur der Kohle. . . 2... 2 2220. 263
3. Das Nebengestein der Flöze. . .....:.... 271
4. Conchylieneinlagerungen . . .. 2.22 22020. 272
B. Mikroskopische Beschaffenheit.
1. Untersuchung der Kohle im Dünnschliff ..... 274
2. Die Veraschung der Kohle . . .... 22220. 283
3. Die Mazeration der Kohle . . .... 2.2220. 284
4. Untersuchung im auffallenden Licht . . . ..... 286
C. Chemisches.
I. Entstehung der Peißenberger Pechkohle.
1. Paläogeographisches . . .. 2.2 2 22.0. 2... 289
2. Die Waldstandmoore . . : 2 2 2: 2 2 mn nn. 291
9... DO. Fauna... ana: 2 2 Se an a ee 292
4. Die Umwandlung der Kohle durch gebirgsbildende
Kratle wu era aaa. 294
Ergebnisse: „2 Aa. 25 ae NE ER 296
Einleitung.
Nachdem kürzlich von RoBERT PorToxık eine erste
Zusammenfassung der wichtigsten kohlenpetrographischen
Arbeiten in Form einer „Einführung in die allgemeine
Kohlenpetrographie“ erschienen und hierdurch eine gewisse
Übersicht über den Stand und die Methoden dieses aller-
jüngsten Zweiges der Petrographie gegeben ist, dürfte es
an der Zeit sein, die systematische petrographische Unter-
suchung der deutschen Kohlen in Angriff zu nehmen.
Für die vorliegende monographische Bearbeitung wählte
ich auf Veranlassung von Herrn Prof. Dr. R. BirtLına die
bayerische Pechkohle, welche wegen ihrer eigenartigen
Original from
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261
Übergangsstellung zwischen Braunkohle und Steinkohle auf
interessante sedimentpetrograpbische Ergebnisse hoffen ließ.
Die Proben für die Untersuchung wurden mir in Form
mehrerer ganzer Flözprofile durch verschiedene Flöze von
dem derzeitigen Leiter des Oberbergamtes Peißenberg,
Herrn Oberbergrat UmnHAv, in liebenswürdiger Weise zur
Verfügung gestellt, wofür ich ihm auch an dieser Stelle
meinen herzlichsten Dank ausspreche. In gleicher Weise
möchte ich hier noch den Herren Prof. Dr. BArTLıng, Prof.
Dr. W. Gortuan und Dr. R. Poronıf& danken für ihre
verschiedentliche freundliche Unterstützung.
Die ersten Versuche, die mikroskopische Textur der
Koblle zu erkennen und zu deuten, gehen auf
P. F. ReınscH!), Fısche& und Rüst?) und auf v. GÜMBEL?)
zurück. Besonders letzterer hat die Untersuchungsmethoden
verbessert und nicht nur mit Hilfe von Dünnschliffen ge-
arbeitet; GÜMBEL hat auch gerade die bayerische Pech-
kohle mit den verschiedensten Methoden untersucht. Seine
Ergebnisse, soweit sie mit den damaligen Mitteln zu er-
reichen waren, werden durch die nachfolgende Arbeit zum
großen Teil bestätigt. Leider hat v. GÜMBEL die von ihm
beobachteten Strukturen nicht photographiert, sondern ge-
zeichnet, wobei natürlich viel Subjektives in die Abbildung
mit hineinkommt. Im Gegensatz dazu habe ich mich bemüht,
die in den Dünnschliffen, den Veraschungs- und Maze-
rationsprodukten sichtbaren Einzelheiten soweit irgend mög-
lich in dem allein authentischen, nicht retuschierten Licht-
bild festzuhalten.
Über die Entstehungs- und Ablagerungsbedingungen
des oberbayerischen Oligocäns und der in diesem enthaltenen
Kohlenflöze haben W. Wourr*t) und R. BÄRTLInG’) und
1) ReınscHh, P. F.: Micro-Palaeo-Phytologia. Erlangen und
London 1884.
2) FIsSCHeR und Rüst: Über das mikroskopische und optische
on verschiedener Kohlenwasserstoffe. Z. f. Krist. 1883,
209
®$) C. v. GümBBL: Beiträge zur Kenntnis der Texturverhält-
nisse der Mineralkohlen. Sitzungsber. d. Bayer. Akad. d. Wiss.
München 1883, S. 111—211.
% W. Wourr: Die Fauna der südbayerischen Molasse.
Palaeontographica, Bd 43, 8. 223.
6) R. BärtLing: Die Molasse und das Glazialgebiet des
Hohenpeißenberges und seiner Umgebung. Geognost. Jahresh. 16,
1908
— Zur Tektonik des Hohenpeißenberges. Z. f. pr. Geol.,
20. Jahrg. 1912, Heft 3.
hen N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
262
STUCHLIK®) Studien gemacht. Eine eingehende Beschrei-
bung der Peißenberger Pechkohle und Vergleiche in chemi-
scher und geologischer Hinsicht, sowohl mit anderen Braun-
kohlen als mit Steinkohlen, verdanken wir v. AMMoN’), der
sich gutachtlich über Klassifikation und Wert der Pechkohle
geäußert hat.
In neuerer Zeit hat K. A. WEITHOFER”) eine Arbeit
über das Pechkohlengebiet des bayerischen Alpenvorlandes
verfaßt.
Vom Standpunkte des Chemikers ist die Frage der Zu-
sammensetzung und Entstehung der eigenartigen Pechkohle
kürzlich von E. ExDMANN?) behandelt worden, dessen inter-
essanten Ergebnisse mit den geologischen Tatsachen im
besten Einklang stehen. Wertvolle Angaben betreffs der
Entstehung der Pechkohlen sind ferner von W. PETRA-
SCHECK!”) und K. PIETZsSCH!!) gemacht worden.
1. Petrographie der Pechkohle.
A. Makroskopische Beschreibung.
1. Lagerungsverhältnissce und Form der
Flöze.
Zum besseren Verständnis der Makrostruktur der
Peißenberger Kohle seien zunächst ihre allgemeinen Lage-
rungsverhältnisse beschrieben. Die oligocäne Pechkohle ist
eingelagert in Molasseschichten, die durch die Alpenfaltung
steil aufgerichtet sind. Im N stoßen die Flöze an einer
6) StucaLick: Die Faziesentwicklung der südbayerischen
Oligocänmolasse. Jahrb. d. K. K. Geol. Reichsanstalt 1906,
Bd. 56, 8. 277.
7) v. AMmon: Die oberbaverische Pechkohle. Geognost.
Jahresh. S. 277, Bd. 22, 1909, S. 289—302.
8) K. A. WEITHOFER: Das Pechkohlengebiet des baverischen
Alpenvorlandes und die Oberbaverische Aktiengesellschaft für
Kohlenbergbau. — Denkschrift aus Anlal5 des 5bjährigen Be-
standes der Oberbaverischen A.-G. für Kohlenbergbau. München
1920, Univ.-Druckerei, Dr. C. WoLr & Sohn.
9) E. Erpmann: Der genetische Zusammenhang von Braun-
kohle und Steinkohle auf Grund neuer Versuche. Brennstoff-
Chemie, H. 12, S. 177—186, 1924. Siehe auch Jahrbuch des Hall.
Verb. 1924.
10) W, PETRASCHECK und B. WIISER:!: Stulien zur Geo-
chemie des Inkohlungsprozesses. Diese Zeitschr., Bd. 76, 1924,
Monatsber. S. 200— 214.
11) K. Pırrzsch: Die Braunkohlen Deutschlands. Handbuch
der Geologie und Bodenschätze Deutschlands, Ill. Abt, Bd. 1,
1925,
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a
steil nach S einfallenden Überschiebung ab. Die Quer-
störungen, die gleichfalls auf Pressung zurückzuführen sind,
sind nicht von allzu großer Bedeutung, da sie die Schichten
nicht wesentlich verschieben. Unter den Querstörungen
finden sich einige Drehverwerfungen. Das ganze Störungs-
bild macht in allen Einzelheiten den Eindruck eines stark
gepreßten und gestauchten Gebietes. Dehnungsverwerfun-
gen fehlen völlig. Alle an den Verwerfungsklüften zu
beobachtenden Erscheinungen, wie Flexuren, Fältelungen,
Kluftbrekzien, Brucherscheinungen usw., deuten auf starken
Gebirgsdruck hin. Diese Beobachtungen sind sowohl für
die makroskopische wie für die mikroskopische Petrographie
von Bedeutung. Das tektonische Bild erklärt die dynamo-
metamorphe Umwandlung der Kohlenablagerungen.
Auffallend und charakteristisch für die zur Entstehungs-
zeit herrschenden Sedimentationsbedingungen ist die Aus-
bildung und Form der Flöze. Im Gegensatz zu der außer-
ordentlich gleichmäßigen Ausbildung der Flöze des Karbons,
beispielsweise des Ruhrkarbons, in welchem die Flöze so wie
die ihnen zwischengelagerten Schichten in fast völlig gleich-
bleibender Ausbildung sich über weite Strecken hin fort-
setzen, keilen die Fiöze des Peißenberger Oligocäns oft
recht plötzlich aus. Auch ist der Wechsel der Mächtig-
keit auf kurze Entfernungen oft recht stark. Aus den
Flözlängsprofilen ersieht man, daß auch die Stärke der
Bergemittel großen Schwankungen unterworfen ist, was
praktisch von großer Bedeutung ist. Während man bei
paralischen Karbonflözen meist mit Sicherheit voraussagen
kann, daß sie ihre Mächtigkeit auf meilenweite Strecken
beibehalten, läßt sich dies von den oligocänen Flözen des
Peißenberges nicht behaupten. Hier schalten sich plötzlich
flache Linsen von Stinkstein oder Tonschiefer ein, die
an einigen Stellen stark anschwellen, um dann ebenso
rasch wieder abzunehmen und zu verschwinden. Hierdurch
werden die Flöze stellenweise völlig unbauwürdig, da die
Kohle von tauben Gesteinsmassen verdrängt wird. Dies
deutet auf sehr unregelmäßige Ablagerungsbedingungen bei
der Entstehung der Flöze hin. Diese Ausbildungsform
der Flöze, die zunächst im großen auffällt, wiederholt sich
dann auch im kleinen an einzelnen Flözpartien.
2. Makrostruktur der Pechkohle.
Das auffallendste Merkmal der Peißenberger Pech-
kohle, dem diese auch in erster Linie ihren Namen ver-
hen N Original from
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264
dankt, ist der ausgesprochene hohe Glanz dieser Kohle,
der deutlich an flüssiges Pech erinnert. R. PorTonık!?) sagt
hierüber: „Wenn man die Pechkohlen längs der Schicht-
oberflächen auseinanderlöst, hat man den Eindruck, die
Oberflächen von ausgegossenem, soeben erhärtetem Pech
vor sich zu haben.“
In bezug auf diesen hohen Glanz ähnelt die Pechkohle
sehr den karbonischen Steinkohlen. Bei diesen wechseln
bekanntlich stark glänzende Kohlenlagen mit matten ab,
weshalb die karbonische Kohle im Vertikalschnitt betrachtet
auch als ‚„Streifenkohle‘‘ charakterisiert werden kann. Auch
diese Streifung, hervorgerufen durch matte und glänzende
Kohlenlagen, ist bei der Peißenberger Pechkohlc zuweilen
zu beobachten, wodurch diese der Karbonkohle noch ähn-
licher wird. In der Hauptsache jedoch ist die Kohle durch-
weg glänzend. Die matten Streifen treten in der Nähe
des Hangenden oder Liegenden des Flözes auf und werden
umso breiter und zahlreicher, je mehr sie sich dem an-
grenzenden Gestein nähern. Schon diese Beobachtung führt
zu der Vermutung, daß die matten Lagen stärkere Bei-
mengungen von mineralischer Substanz enthalten und da-
durch den Glanz der nicht verunreinigten Kohle verloren
haben.
Eine weitere charakteristische, makroskopisch sichtbare
Eigenschaft ist der muschelige Bruch der Pechkohle.
In den Partien, welche offenbar mineralische Beimengungen
enthalten, verschwindet der muschelige Bruch. Er wird
ferner an den Stellen verhindert, an welchen die Kohle
stark von Klüften, von Schlechten und Lassen durchsetzt
ist. Hier bricht die Kohle, den Klüften folgend, in parallel-
epipedische Stücke mit mehr oder weniger ebenen Be-
grenzungsflächen. Der Glanz ist auf diesen Flächen nicht
überall derselbe. Zuweilen stehen die Schlechten und Lassen
sehr eng und in gleichmäßigen Abständen. Dann ver-
ursacheu sie einen eigenartigen zackigen, sägeartigen
Bruch der Kohle.
Auf den Klüften zeigen sich häufig Rutschstreifen und
spiegelblanke Harnische, die auf eine starke mechanische
Beanspruchung der Kohlenablagerungen hinweisen. Die
Verschiebungen, durch welche die Harnische erzeugt wor-
den sind, brauchen nur sehr gering gewesen zu sein. Bei-
12) R. PortoniE: Einführung in die allgemeine Kohlen-
petrographie. Berlin, Borntraeger 1%4, S. 87.
Original from
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265
spielsweise konnte ich am Nebengestein (Stinkstein), im
Liegenden des Flözes 14, Verschiebungen von nur Bruch-
teilen eines Millimeters feststellen, die deutliche, wohlaus-
geprägte Harnische mit Streifen hervorgerufen hatten. Trotz
dieses geringen Verschiebungsbetrages besitzt die Politur des
Harnisches den gleichen Glanz wie ein zu einem beträcht-
lichen Verwurf von vielen Metern Ausmaß gehöriger Spiegel.
Die Länge der Bewegungsbahn ist also für die mehr oder
weniger deutliche Ausbildung eines Harnisches, auch eines
Kohlenspiegels, belanglos.
Die Schichtflächen sind meistens stumpf und zeigen
verschiedenartige Strukturen. So lassen sich makroskopisch
zuweilen Figuren auf den Schichtflächen erkennen, die
keinen Glanz besitzen und an Holzstrukturen er-
innern.
Wie schon erwähnt, ist die Klüftung manchmal so stark
ausgeprägt, daß der Bruch in der Hauptsache nach diesen
Klüftungsflächen erfolgt und der muschelige Bruch voll-
ständig verdeckt ist. Diese Kluftflächen können auch als
Schieferungsflächen bezeichnet werden. Die Schieferungs-
flächen, auch Schlechten oder Lassen genannt, stehen fast
genau senkrecht auf den Schichtflächen und bestehen aus
zwei Systemen, die einen Winkel von meist 90° oder an-
nähernd 90° miteinander bilden.
Die Entstehung der Schlechten und Lassen im allge-
meinen ist von H. v. Hörsr!?) näher beschrieben worden.
Hörer hat zahlreiche Beobachtungen über das Verhalten
dieser Kohlenklüfte gesammelt. Er kommt zu dem Schluß,
daß die Schlechten und Lassen mit der Tektonik nichts zu
tun haben, daß der Impuls zu ihrer Entstehung in den
Kohlenflözen selbst gelegen hat und daß diese Klüfte auf
entokinetische Vorgänge zurückgeführt werden müssen.
O. STUTZER!*) dagegen vertritt die Ansicht, daß die
Schlechten tektonischen Ursprungs und durch den Gebirgs-
druck hervorgerufen worden seien. Die Beobachtungen an
den Peißenberger Kohlenflözen haben mich dazu geführt,
der letzten von STUTZER verteidigten Anschauung in der
Hauptsache beizupflichten. Indessen ist auch dem Inkoh-
lungsprozeß ein wesentlicher Einfluß auf die Schlechten-
18) H. v. HÖrER: Schwundspalten, Schlechten und Lassen.
Mitt. d. Geol. Ges, Wien, 1915, Heft 1 u. 2.
14) O. STUTZER: Über einige auf Druck und Zerrung zurück-
zuführende Strukturen, Verbandsverhältnisse und Absonderungs-
formen von Kohle. Glückauf 1920, Heft 20, S. 389.
hen N Original from
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266
bildung nicht. abzusprechen. Während der Inkohlung ver-
ringert sich das Volumen der Kohle beträchtlich, und es
ist Veranlassung zur Bildung von Schwundklüften gegeben.
Diese Schwundklüfte müßten an sich ohne Mitwirkung
irgendeines Druckes unregelmäßig verlaufen oder aber eine
mehr oder weniger symmetrische, polvedrische Struktur her-
vorrufen. Die Schlechten und Lassen besitzen aber auch
in der Peißenberger Kohle eine auf weite Erstreckung
gleichbleibende Richtung, die auf die Mitwirkung tekto-
nischen Druckes hinweist. Wichtig ist die Beobachtung,
daß diese Klüfte in der Pechkohle in den verschiedenen,
durch Bergemitteln voneinander getrennten Flözteilen in
übereinstimmender Lage vorkommen, durch die Bergemittel
selbst jedoch nicht hindurchsetzen. Auch lassen sich
Fälle beohachten, wo die Klüfte in der reinen Kohle wohl-
ausgebildet sind, aber nicht in die matten, durch minera-
lische Beimengungen ausgezeichneten Lagen hinein fort-
setzen. In den reinen, durch die kluftfreien matten Lagen
getrennten Kohlenlagen besitzen die Klüfte miteinander
genau übereinstimmende Richtung. Auch C. v. GÜMBEL!)
gibt an, daß sich in den starkglänzenden Flözlagen eine
ähnliche würfelige Zerklüftung zeigt, wie in jenen der
echten Steinkohle, daß diese Klüftung aber nicht durch
die matten Lagen hindurchgreift. Ist in den matten
Zwischenlagen stellenweise eine Klüftung zu beobachten,
so ist sie ganz unregelmäßig und stimmt mit der in den
glänzenden lagen nicht überein.
K. A. WEITHOFER sagt in bezug auf die oligocäne
Kohle von Miesbach in Oberbayern, daß die senkrechte
Stellung der Lassen zur Flözebene an die „lagige Glanz-
kohle“ gebunden sei. In der anderen Kohle sind die
Lassen geneigt, falls sie nicht ganz wirr verlaufen. Das
gleiche gilt für die Peißenberger Flöze.
Auch in das Nebengestein setzt die Kohlenklüftung
nicht oder ıneist nicht fort. Das ist aus Abb. 1 und 2
auf Taf. XI zu ersehen. Abb. 1 zeigt die Klüftung der
Kohle im Handstück, Abb. 2 die gleiche Erscheinung im
Kleinen an einem mikroskopischen Flözchen. Die Klüftung
macht meist mit dem letzten glänzenden Kohlenband halt.
Im Nebengestein können die Klüfte die gleiche Richtung
haben, aber oft stimmen sie mit den Lassen in der Rich-
16) C. v, Gümßen: Beiträge zur Kenntnis der Texturverhältnisse
der Mineralkohlen. Sitzungsb. d. Bayr. Akad. d. Wiss. 1883.
Original from
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267
tung nicht überein. Das Streichen der Schlechten fällt
nicht zusammen mit dem der Flöze. Es bildet verschiedene
Winkel mit dem Flözstreichen. Die Schlechten sind dort
am deutlichsten ausgeprägt, wo die Kohle am festesten
ist. Meist. treten zwei Systeme von Schlechten auf, die
verschieden deutlich entwickelt sein können. Mitunter ver-
schwindet das eine System ganz. Daß die Schlechten in
einzelnen, durch Zwischenmittel getrennten Bänken des-
selben Flözes nicht gleichgerichtet waren, wie von einigen
Beobachtern von anderen Kohlengebieten angegeben wird,
konnte ich hier nicht beobachten.
Für die tektonische Entstehung der
Schlechten und Lassen spricht aber nicht nur die
gleiche Richtung des Kluftstreichens der einzelnen Bänke
eines Flözes. sondern auch der Vergleich des Lassen-
streichens in verschiedenen untereinanderliegenden Flözen.
Nach englischer Literatur stimmt das Streichen der Kohlen-
klüfte in den verschiedenen übereinanderliegenden Kohlen-
flözen überein. Auch H. v. HörER zeigt für die Flöze
des Hohenegger Schachtes im Ostrau-Karwiner Revier auf
Grund einer Tabelle, daß die Schlechten in fünf unter-
einanderliegenden Steinkohlenflözen annähernd dasselbe
Streichen besitzen. Eine Erklärung für diese auffallende
Erscheinung gibt Hörer nicht. Von FRrIESER!‘) ist an-
gegeben worden, daß die Schlechten in den drei Flözen
des Karlsbader PBraunkohlenreviers (Nordwest-Böhmen)
herzynisches Streichen aufweisen, also ein Strei-
chen, das mit jenem der dortigen Quarzgänge, Quellspalten
und Hauptklüfte im älteren Rand- und Grundgebirge über-
einstimmt. FRIESER schreibt diesen herzynisch streichen-
den Schlechten gleichfalls tektonische Entstehung zu. Eine
Ausfüllung besitzen die Kohlenklüfte der Peißenberger Kohle
nicht immer. Häufig beobachtet man Kalkspat auf den
Klüften. HÖFER und STUTZER haben an Schlechten mehr-
fach Ausfüllungen von Schwefelkies, Kalkspat, Gips, Eisen-
ocker, Hartit usw. gefunden. Jedenfalls aber findet sich
in den Kohlenklüften, und das gilt auch für die Peißen-
berger Kohle, niemals Hangendmaterial, d.h. also, die
Klüfte sind jünger als das Hangende.
Im ganzen ergibt sich für die Entstehung der Schlech-
ten in der untersuchten Kohle folgendes Bild.
16) FRIESER: Das herzynische Kluftsystem in den Kohlenmulden
von Falkenau, Elibogen und Karlsbad. österr. Zeitschr. f. Berg-
u. Hüttenwesen 1914, Nr. 17 u. 18.
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268
Die Kohle, welche während der Sedimentation des
direkten Hangenden wahrscheinlich noch nicht allzu fest
gewesen ist, besaß zunächst noch nicht das heutige redu-
zierte Volumen. Dieses erhielt sie erst im Laufe der Zeit
durch die Inkohlung und den Gebirgsdruck. Durch den
Druck des Hangenden auf das Kohlenflöz wurde dieses
zusammengepreßt und gab viel Wasser ab. Der Inkohlungs-
prozeß ging unter Stoffverlust langsam weiter und ver-
ursachte ebenfalls eine Volumenabnahme. Durch die Ab-
gabe von Wasser, Kohlensäure und Methan erhielt die
Kohle die Neigung, Schwundklüfte zu bilden. Bei der Auf-
faltung war die Kohle, wenn auch nicht direkt weich, so
doch noch von solcher Konsistenz, daß eine Schlechten-
bildung nicht stattfinden konnte. Schließlich, nachdem die
Flöze schon gefaltet waren, erreichte die Kohle den
für die Schlechtenbildung geeigneten Zustand. Die
Richtung der Schlechten in der Kohle wurde nun durch
den anhaltenden posthumen Gebirgsdruck vorgezeichnet, ist
also tektonischen Ursprungs. Auf diese Weise werden auch
die von v. Hörer beschriebenen Fälle verständlich, in
denen die Lassen mit unverändertem Streichen Flözwindun-
gen durchsetzen, also bestimmt nach der Faltung der Flöze
entstanden sind. Doch spricht dieser Umstand m.E. nicht,
wie v. Hörer meint, gegen die Mitwirkung des tektonischen
Druckes bei der Schlechtenbildung, sondern gerade dafür.
Ferner wird durch diese Vorstellung auch die Erscheinung
erklärt, daß die Schlechten in den einzelnen Bänken eines
Flözes (ohne durch die Zwischenmittel hindurchzusetzen)
und sogar in einer Reihe von übereinanderfolgenden Flözen
diegleicheräumlicheLage besitzen. Zur Erklärung
dieser oft gemachten Beobachtung reicht die bloße Tat-
sache des Matcrialverlustes bei der Inkohlung nicht aus.
Die in weit voneinander getrennten Teilen und auf weite
Längserstreckung eines Flözes gleichbleibende räumliche
Lage der Schlechten ist durch tektonische Kraft entstanden.
Hierfür spricht weiter die Beobachtung, daß die Kohlen-
klüfte zuweilen in der gleichen Weise ins Liegende und
Hangende der Kohle fortsetzen, wofür ich Belegstücke
aus dem Peißenberger Revier gesammelt habe. Meist setzen
die Kohlenklüfte allerdings nicht in das angrenzende Neben-
gestein fort, was sich aber leicht aus der geringen Stärke
des posthumen Gebirgsdruckes (dessen Richtung übrigens
von dem vorausgegangenen Faltungsdruck mehr oder
weniger abweichen kann) erklärt... Es wurde zwar die
Original from
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269
Kohlenmasse geschiefert, nicht aber das festere Neben-
gestein.
Zwei Faktoren sind es also, die bei der Schlechten-
bildung mitwirken, der Materialverlust bei der fortschreiten-
den Fossilisation der Kohle und der Gebirgsdruck.
Die außerordentliche Regelmäßigkeit der Kohlenklüfte
dürfte mehr dazu berechtigen, von einer Kohlenschieferung
als von Schwundklüften zu sprechen.
Die Augenbildung.
Eine eigenartige, auch bei der oberbayerischen Pech-
kohle zu beobachtende Erscheinung, die mit der Bildung
der Schlechten in Zusammenhang steht, ist die Augen-
bildung. Sie ist von R. PorToxık!?) eingehend beschrieben
worden, der auch gerade Augen aus der Peißenberger
Kohle abgebildet hat. Augenkohle läßt sich am besten in
Flöz 16 auffinden. Der von R. Poronıs dargelegten Auf-
fassung über die Entstehung der Augen möchte ich durch-
aus beipflichten. Er sagt über die Augenbildung, daß sie
Hand in Hand mit der Schlechtenbildung gehe. Die Art
und Weise der Schlechtenbildung sei hierbei gleichgültig.
Man muß sich vorstellen, daß die Fugen, welche ja manch-
mal ziemlich breit werden können, nicht plötzlich entstanden
sind, sondern sehr langsam, wie ja auch der Inkohlungs-
prozeß, besonders in den letzten Stadien, sehr langsam
tfortschreitet. Während die Kohlenkluftwände sich langsam
voneinander entfernten, drangen gallertartige Humusstoffe
(Dopplerit) in die Klüfte ein und heilten sie aus. Gleich-
zeitig mit diesen kolloidalen Humuslösungen gelangten Gase
in die Klüfte und bildeten in der spaltenfüllenden Flüssig-
keit Gasblasen, die an einigen Stellen erhalten blieben,
bis die Ausfüllung der Spalte mit doppleritischer Substanz
beendet war. Diese Blasenräume wurden später mit mine-
ralischen Substanzen ausgefüllt und bildeten nach dem
Auseinanderbrechen der Kohle an den Schlechten die
„Augen“. Daß es sich um Gasblasen gehandelt hat, zeigt
auch die beigefügte Textabb. 1 von winzigen Augen der
Peißenberger Pechkohle (Vergr. 300:1), wo. zwei Augen
nach Art von Gasblasen aneinandergrenzen.
Nimmt man die Mitwirkung tektonischen Druckes bei
der Schlechtenbildung an, so ist wahrscheinlich, daß die
1) R. Poroxık, Einführung in die allgemeine Kohlenpetro-
graphie.
a N Original from
en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
270
Augen in der Hauptsache auf den in der Schubrichtung
liegenden Schlechten zu finden sein müssen, da diese Klüfte
sich weiter öffnen mußten als die zu ihnen senkrecht
stehenden. Ausreichende Beweise hierfür konnte ich bisher
nicht beibringen.
Die Streifung.
Wie schon eingangs erwähnt, besitzt die Pechkohle
z.T. eine deutliche Wechsellagerung von matten und
glänzenden Kohlenschichten, die im Querbruch eine mehr
oder weniger deutliche Streifung, wie sie für karbonische
Streifenkohle charakteristisch ist, erkennen lassen. Aller-
dings treten die matten Streifen gegenüber den glänzenden
Abb. 1. Mikroskopische Augen in der Peißenberger Pechkohle.
(Mit dem Erzmikroskop in auffallendem Licht beobachtet.
Vergrößerung 300:1)
sehr zurück. Innerhalb der glänzenden Kohle beobachtet
man häufig einzelne linsenförmige Lagen, die durch be-
sonders starken Glanz auffallen und eine spiegelblanke
Bruchfläche zeigen. Überhaupt weisen die glänzenden
Lagen stellenweise einen verschieden starken Glanz auf.
Die matten Streifen haben ihr mattes Aussehen infolge
stärkerer Beimengung von mineralischen Substanzen, ins-
besondere Kalk und Ton, erhalten: Die matten Kohlen-
streifen, die sich meist nur an der Grenze gegen ein Berge-
mittel finden, heben sich auch dadurch hervor, daß sie
unregelmäßigen Bruch besitzen. Die matten Streifen halten
nicht auf weite Erstreckung hin aus. In vielen Fällen sind
sie nicht als Mattkohle, sondern wegen des Über-
wiegens der anorganischen Substanz über die organische
besser als Kohlenschiefer zu bezeichnen, zwischen welchen
beiden Ablagerungen alle Übergänge existieren.
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271
Der lagenförmige Bau der Peißenberger Pechkohle
wird noch unterstrichen durch das stellenweise massen-
hafte Auftreten von Schalenlagen in der Kohle,
die sich durch ihre weiße Farbe als dünne weiße Striche
im Querbruch zu erkennen geben. Diese Lagen halten
gleichfalls nicht aus, sondern bilden nur ganz unregel-
mäßige örtliche Absätze.
3 Das Nebengestein.
Um die Entstehungsbedingungen für die Peißenberger
Pechkohle richtig erkennen zu können, ist es erforderlich,
auch die petrographische Beschaffenheit des Nebengesteins
zu untersuchen. Die Flöze, welche in den Cyrenenmergeln
(Brackwassermolasse) des Oberoligocän liegen, werden be-
gleitet von gelblichen, bituminösen Kalken, sogenanntem
Stinkkalk oder Stinkstein, und hell- bis dunkelgrauen
bituminösen mergeligen Schiefern, den sogenannten Stink-
schiefern. Ä
Der Bergmann unterscheidet zwischen braunem und
gelbem Stinkstein, je nachdem, ob dem Kalk mehr oder
weniger bituminöse und inkohlte Substanz eingelagert ist.
Der braune Stinkstein geht häufig in Kohleschiefer über.
Überhaupt finden sich alle Übergänge von Kohle in
Stinkstein oder in Stinkschiefer vertreten. Die Flöze be-
sitzen oft recht zahlreiche, zuweilen sehr mächtig werdende
Bergemittel, welche die Kohle schließlich ganz verdrängen
können. Aus dem Studium dieser Übergänge der Kohle
ins Nebengestein sowohl in vertikaler wie in horizontaler
Richtung lassen sich manche Schlüsse auf die Entstehungs-
bedingungen und die paläogeographischen Verhältnisse
ziehen. Schon makroskopisch läßt sich erkennen, daß
äußerst ruhige Wasserströmungsverhältnisse geherrscht
haben müssen, da von allen Arten Nebengestein wie von
den Kohlenablagerungen die schmalsten und feinsten Lagen
vorkommen, so daß eine außerordentlich feine und ver-
hältnismäßig gleichmäßige Schichtung zu erkennen ist. In
der Kohle wechseln wenige Zentimeter mächtige Berge-
mittel von bituminösen, bräunlichgrauem Kalkstein mit
mehreren Dezimeter mächtigen Kohlenpacken, und im
Stinkstein folgen 1—2 cm mächtige Kohlenstreifen oder
kohlige Substanz enthaltende matte bis glänzende Streifen
auf hellere, bräunliche Kalksteinlagen. Im Stinkstein bilden
die Ablagerungen der kohligen Substanz häufig haarfeine
kurze Streifchen, die sich deutlich aus der helleren Kalk-
hen N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
272
steingrundmasse abheben und diesem cine regelmäßige,
Schichtungsstruktur verleihen. Das Zersplittern und Endigen
von kleinen Kohlenschmitzchen ist zuweilen vorzüglich zu
beobachten und vermittelt anschauliche Vorstellungen von
dem plötzlichen Endigen von Kohlenflözen, der gleichen Er-
scheinung im großen.
Abb. 1 auf Taf. XI, welche den Übergang eines Flöz-
chens in Stinkstein darstellt, zeigt diese feine Schichtung
an einem angeschliffenen Handstück. Unter der Lupe
löst sich diese Streifung in eine noch viel feinere streifige
Zeichnung auf, die durch die zahllos eingelagerten win-
zigen Muschelschälchen hervorgerufen wird. Die Abbildung
zeigt ferner auch, daß die Schlechten, welche auf den:
Schichten senkrecht stehen, nicht in das Nebengesteiı
hinein fortsetzen.
Der Stinkschiefer besitzt gleichfalls Kohlenstreifen unc,
was besonders hervorgehoben sei, er enthält zuweilen kleine:
Kohlestückchen, die schon mit bloßem Auge als Holzkohle
erkannt werden, da die Holzstruktur deutlich sichtbar ist.
Flöz 9 der Peißenberger Kohlenflöze besitzt eine 1,45 m
mächtige Einlagerung, einen grauen Mergel, der as Zement-
mergel abgebaut wird. Dieses Zementmergelflöz wird im
Hangenden von Stinksteinstreifen und im Liegenden von
ganz schwachen Kohlenflözchen begleitet. Zwischen den
einzelnen Flözen liegen Sandstein- und Mergelschichten,
die brackische Conchylien und Blattreste führen. Nach
v. GÜMBEL gehören die gut erhaltenen Pflanzenreste über-
wiegend dikotyledonischen Laubbäumen an. Coniferen und
andere Gewächse treten demgegenüber weit zurück. Er hebt
besonders hervor, daß gut erkennbare Baumstämme selten
beobachtet worden seien.
Eine genaue Aufzählung und Beschreibung der Peißen-
berger Flöze, sowie auch ihrer Zwischenglieder gibt
v. GÜMBEL in Seiner Geologie von Bayern, Bd. II, S. 330.
ı
4. Die Conchvlieneinlarerungen.
u »
Die in petrographischer Hinsicht eigenartigste Erschei-
nung der Peißenberger Kohle ist das häufige Vorkommen
von Conchylien in der Kohlenmasse selbst. Und zwar ist
es in der Hauptsache P/anorbis, die man in stark zer- a
brochenen Exemplaren auf den Schichtflächen der Kohle ;
findet. Auch Felix kommt häufig vor. Da die Schalen 5a
überall so zusammengedrückt sind, daß die Windungen in N
einer Ebene liegen, und die Windungen selbst sehr ver- ! 1
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hen N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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273
3 quetscht sind, so lassen sich genauere Artbestimmungen
der in der Kohle auftretenden Fossilien nicht durchführen.
Es spricht aber nichts gegen eine Süßwasserfauna. Die
Individuen sind meist ziemlich klein, aber sehr zahlreich.
Die Schichtflächen sind stellenweise wie übersät mit kleinen
Planorbisschalen. Die Schalen sind nicht etwa von toniger
oder mergeliger Substanz umhüllt, sondern liegen völlig
frei direkt in der Kohle. Die Schalenskulptur drückt sich
bis ins einzelnste genau in der umgebenden glänzenden
A Kohlenmasse ab.
Betrachtet man die Art und Weise der Schalenzer-
wümmerung, so wie sie sich im makroskopischen und
mikroskopischen Bilde zeigt, so sieht man, daß die Schalen
zwar in viele Stücke zerbrochen sind, daß diese Schalen-
stücke aber nicht regellos durcheinanderliegen, sondern so,
| daß die Bruchstücke sich wie die Scherben eines durch
Druck zerbrochenen Tellers an der von ihnen ursprüng-
lich eingenommenen Stelle befinden. Die Individuen sind
daher, wenn auch oft stark deformiert, meist als Planorbis
zu erkennen. Diese Art der Zertrümmerung ist jedenfalls
nicht mit Einschwemmung der Schalen in Verbindung zu
bringen, sondern mit nachträglichem tektonischen Druck.
Der Erhaltungszustand der Schalen ist in diesem Falle
kein Moment, daß auf allochthone Entstehung der Schalen-
}inlagerungen hinweist.
Weiterhin ist die Lage der Schneckenschichten im
:rhältnis zu den Flözen, Flözchen oder Schmitzen be-
:htenswert. Bei eingehenderem Studium der Beziehungen
Jer Flöze zum Nebengestein macht man immer wieder
die Beobachtung, daß oft im Liegenden eines Flözes die
Schneckenschalen sich häufen und sich stellenweise zu
einer deutlichen Schicht zusammenschließen (vgl. Abb. 1
Taf. XI). Während im liegenden gelben oder bräunlichen
Mergel (Stinkstein) die Schalenreste wohl häufig, aber nicht
in geschlossenen Lagen vorkommen, beginnt plötzlich das
Flöz mit einer solchen schalenreichen Schicht.
Außer im Liegenden der Kohle und in dieser selbst
treten Conchylien regelmäßig im Hangenden der Peißen-
berger Flöze auf. Meist liegt auf der obersten Bank des
Kohlenflözes der gelbe bituminöse Kalkstein, welcher in
den sogenannten „Muschelschiefer“ übergeht, mit
welchem die Flözprofile nach obenhin abschließen. Diese
Schiefer enthalten stellenweise Cerithium margaritaceum in
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 18
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274
sehr zahlreichen Exemplaren. In dem 7,5 m mächtige
Muschelschiefer im Hangenden von Flöz 17 wurden vor
R. BirtuinG!®) Cyrena semistriata, Cerithium margari:
faceum und Ostrea cyathula nachgewiesen. Auf Flöz It
kommt Arca cardiiformis sehr häufig vor.
B. Mikroskopische Beschaffenheit.
Zur mikroskopischen Untersuchung der Peißenberger
Pechkohle wurden vier Methoden verwandt:
1. Die Untersuchung der Kohle im Dünnschliff,
2. Veraschung von Kohblensplittern,
3. die Mazeration der Kohle und
4. die Untersuchung im auffallenden Licht.
Während es sich bei den ersten drei Methoden um
Beobachtungen im durchfallenden Licht handelt.
wurde in der vierten die Untersuchung im auffallenden
Licht mit dem Erzmikroskop ausgeführt, wobei die An-
schlifflläche nach einer neuen amerikanischen Methode
präpariert wurde. Die vergleichende Betrachtung der Er-
gebnisse dieser vier Methoden ergibt ein sicheres Bild Jes
hauptsächlichen Ursprungsmaterials der Pechkohle.
1. Untersuchung im Dünnschliff.
Obgleich der Amerikaner E. C. JEFFREY!?) hervor-
ragende Ergebnisse durch mit dem Mikrotom hergestellte
Dünnschnitte erhielt, ist man neuerdings doch wieder
zu den Dünnschliffen zurückgekehrt. Da die Anferti-
gung von Kohlenschnitten technisch große Schwierigkeiten
bereitet und lange Zeit und große Übung erfordert, so ist
von dieser Methode Abstand genommen worden.
Nach manchen vergeblichen Versuchen ist es mir jedoclı
gelungen, mit Hilfe des Präparators BEHRENS Kohlen-
dünnschliffe herzustellen, welche die gleichen mikrosko-
pischen Feinheiten aufweisen wie die Schnitte JEFFREYS.
Die Methode, nach weleher ich diese Dünnschliffe an-
fertigen ließ, und die bei jeder anderen Kohlenart in den
Einzelheiten variiert werden muß, sei hier kurz beschrieben.
18) R. BÄrTLING, Die Molasse und das Glazialgebiet des Hohen-
peißenberges und seiner Umgebung. Gevgnost. Jahreshefte, 16,
1903.
19) E. C. JEFFREY, Coal and Civilisation, The Macmillan Com-
pany, New York, 1925.
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
275
Herstellung eines Kohlendünnschliffes.
Ein nicht zu großes geeignetes Kohlebröckchen wird
auf einer heißen Eisenplatte angewärmt und darauf in
einem Tiegel mit Kanadabalsam (ohne Schellackzusatz) 3—5
Minuten bei kleingeschraubtem Bunsenbrenner eingekocht.
Dann läßt man das Kohlestück gut abkühlen und schleift
auf einer Eisenplatte mit Karborundum und Wasser die
sewünschte Fläche an. Da der Kanadabalsam beim ersten
Einkochen das Stück nicht ganz und gar durchdringt, muß
die angeschliffene Fläche besonders gegen Wasser un-
empfindlich gemacht werden. Dies geschieht durch noch-
maliges Einkochen des Kohlebrockens in Kanadabalsam
3—5) Minuten lang, wobei nur die angeschliffene Fläche
eingetaucht zu werden braucht. Nach dem Abkühlen wird
die Fläche weiter auf einer Glasplatte mit wenig feinem
Kugelschmirgel (geschlämmtem Schmirgel) geschliffen und
dieser Schmirgel äußerst fein verrieben, bevor man zum
Polieren übergeht. Als besonders geeignet zum Polier-
mittel für Kohle hat sich Zinnasche erwiesen. Man poliert
mit Zinnasche auf einer Lederscheibe (besser als Stoff-
scheibe) je nach der Größe der zu polierenden Fläche 5—10
Minuten lang. Vertiefte Risse sollen nicht mehr beobachtbar,
sondern von Kanadabalsam ausgefüllt sein. Der Schliff wird
nun gereinigt und die noch anhaftende Zinnasche mit einem
feinen Haarpinsel entfernt. Sodann wird der Anschliff
zetrocknet, auf 105° erwärmt und auf den Objektträger
aufgekittet. Nun wird die gegenüberliegende Fläche zu-
nächst mit Karborundum auf der Eisenplatte, danach mit
Kugelschmirgel auf der Glasplatte geschliffen, bis die Kohle
xelbbraun und durchsichtig geworden ist. Ein letztes Polieren
mit Zinnasche auf der Lederscheibe, das aber äußert vor-
sichtig ausgeführt werden muß, erhöht die Durchsichtigkeit
des Dünnschliffs. Zum Schluß wird derselbe eingedeckt.
Die Kohle im Dünnschliff.
Ein Umstand, welcher die Herstellung von Kohlendünn-
schliffen sehr erschwert, ist die schon makroskopisch zu
beobachtende und auch weiter oben schon beschriebene
starke Zerklüftung der Kohle. Diese prägt sich im Dünn-
schliff deutlich aus. Da die einzelnen Bruchstücke an
ihren Rändern beim Schleifen am ehesten dünn werden, und
von den Rändern Teile fortgerissen werden, so werden die
Klüfte durch das Schleifen immer breiter und auffallender.
Nur mit Hilfe der oben beschriebenen Methode ist es ge-
18*
ee > Original from
en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
276
lungen, zusammenhängende Dünnschliffe der stark zer-
klüfteten Pechkohle herzustellen. Unregelmäßige, auf
Materialschwund hindeutende Risse sind deutlich auf Abb. 9
auf Taf. XIlI zu beobachten. Die makroskopisch wichtigen
Schlechten und Lassen finden sich auch, wie Abb. 2 zeigt,
im mikroskopischen Bild wieder. Auch hier läßt sich deut-
lich erkennen, daß die Kohlenklüfte senkrecht zur Schicitung
stehen und nicht in den hangenden und liegenden StinK-
stein hinein fortsetzen. Die Brüche weisen einen deut-
lichen Kluftraum auf, der allerdings in dem Bilde durch
Überstrahlung vergrößert erscheint, trotzdem aber auf
Schwundrisse hindeutet. Im Nebengestein sind bituminös®
Substanz und Schneckenschalen zu beobachten. Auf den
Abbildungen 3—10, welche Strukturbilder der Peißenberger
Pechkohle in starker Vergrößerung darstellen, kommt vor
allem zum Ausdruck, daß die Pechkohle im Dünnschliff
keineswegs so homogen aussieht wie im Handstück. Die
Streifung macht sich auch hier bemerkbar und tritt zu-
weilen sehr stark hervor. Abb. 4 zeigt einen Streifen von
etwas klareren Lagen, die als Vitrit angesprochen werden
müssen. Auch diese Vitritlagen besitzen ebenso wie die
Grundmasse eine körnige bis zellige Struktur. Im «durch-
fallenden Licht sehen die Vitritbänder wie überhaupt die
ganzen Schliffe rubinrot bis braunrot aus. Über und unter
dem Vitritbande liegen zahlreiche schwarze, d. h. undurch-
sichtige Kügelchen reihen- oder streifenförmig angeordnet.
Wegen der Undurchsichtigkeit dieser Gebilde liegt es nahe,
in ihnen Pyritkügelchen zu sehen, denn in Kohle, welche
Kalk als Nebengestein besitzt, pflegt viel Pyrit vorzu-
kommen. Einen solchen pyrithaltigen Dünnschliff hat R.
PoToxıE abgebildet (Allgem. Kohlenpetrographie S. 261).
Jedoch besitzen die Pyritkörper hier nicht die kreisrunde
Form wie die dunklen Körper in der Pechkohle, sondern
eine unregelmäßige, im Querschnitt vielfach gebuchtete
Umrandung, die durch das Schleifen noch unregelmäßiger
geworden ist. Dieses Verschmiertsein der Umrisse fehlt
in den Dünnschliffen durch die Peißenberger Kohle, was
auch in den Aufnahmen in Abb. 3 und 4 zum Ausdruck
kommt.
Von Storzs?) sind in der Kohle vier verschiedene
Arten von Streifen unterschieden worden. Die glänzenden,
%) Storzs, On the four visible ingredients in banded bitumi-
nous coal. Proc. Roy. Soc. B. 99, S. 470 ff. 1919.
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DIUZERRY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
277
im mikroskopischen Bilde homogenen Lagen, werden jetzt
nach StorEs und Poronık als Vitrit, die matten, mine-
ralische Beimengungen und Sporen enthaltenden Streifen
als Durit bezeichnet. Einlagerungen von Holzkohle
werden mit dem Namen Fusit belegt. Außerdem unter-
scheidet Stores noch Clarain (Clarit), das sind homo-
gene Lagen, die einzelne Sporen und Gewebeteile erkennen
lassen und nur einen Übergang von Vitrit in Durit darstellen.
Da diese Partien aber im Schliff meist sehr schmal sind
und ohne weiteres entweder zum Vitrit older bei größerem
Sporenreichtum zum Durit gezogen werden können, 80
dürfte sich der Übersichtlichkeit wegen empfehlen, bei
der Beschreibung nur Durit (matte Streifen) und Vitrit
(glänzende Streifen) zu unterscheiden, wozu gelegentlich
noch Einschaltungen von Fusit (Holzkohle) kommen. Es
bleibt dann also bei der schon lange üblichen Unter-
scheidung von matten und glänzenden Kohlen-
streifen. |
In sehr deutlicher Weise kommt die mikroskopische
Streifung oder Schichtung in der Abb. 5 zum Ausdruck.
Neben den feinen und feinsten helleren Vitritstreilen, die
sich durch die im durchfallenden Licht dunkelrot aussehende
Kohle ziehen, beobachtet man ab und zu linsenförmige,
scheinbar homogene oder mit undeutlich erkennbarer zel-
liger Struktur versehene Vitritlinsen z. T. umgeben von
Anhäufungen schwarzer Kügelchen. Diese Linsen oder
kugeligen Körper häufen sich stellenweise an und können
gewissermaßen die Grundmasse darstellen. Ein solches
Bild zeigt Abb. 6 auf Taf. XL.
Ist. die Kohle nicht gestreift, sondern homogen, so zeigt
sie dieses unregelmäßig zellige Strukturbild im Vertikal-
schnitt. Dieses Bild ist je nach der Dicke und Lage des
Schliffes nicht immer deutlich zu erkennen, ist aber für
die Peißenberger Pechkohle charakteristisch. Im Vertikal-
schliff ist die Schichtung in der Zellstruktur andeutungs-
weise zu sehen. Im Horizontalschnitt, d. h. parallel zur
Schichtfläche, fehlt die linsenförmige Struktur (Abb. 9).
Hier sieht man vielmehr ein unregelmäßig polygonalzelliges
Bild, durch das winzige Risse hindurchziehen. Die poly-
gonalen oder auch schlierenförmigen Massen sehen homogen
aus und liegen gleichsam eingebettet in eine körnige Grund-
masse mit gleicher Farbe. Die Umgrenzung dieser schlieren-
förmigen Zusammenballungen ist nur während der Fein-
einstellung des Tubus in allen Teilen deutlich zu beobach-
Original from
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278
ten. Abb. 8 stellt einen senkrecht zur Schichtung ge-
führten Schnitt durch die reine Kohle dar, der gleichfalls
die charakteristische Struktur zeigt. Von Holzresten oder
anderen figuriert erhaltenen organischen Resten ist in alien
Schliffen nichts zu erkennen. Nach E. C. JEFFREY, der
alle in der Kohle vorkommenden ellipsoidischen oder kuge-
ligen Massen auf mehr oder weniger gut erhaltene und
deformierte Sporen zurückführt, würden diese Gebilde, von
denen in Abb. 7 ein Teil bei 300facher Vergrößerung dar-
gestellt ist, als eine Anhäufung und Zusammenpressung
von Sporen in verschieden gutem Erhaltungszustande
anzusehen sein. Das gleiche ließe sich aus Abb. 8 heraus-
lesen. Für unseren Fall dürfte eine Entstehung aus Sporen
jedoch nicht anzunehmen sein. Die Struktur ist vielmehr,
wie noch näher ausgeführt werden soll, auf Zusammen-
ballung und Gerinnung zurückzuführen.
In dem dunkelroten Horizontalschliff in Abb. 10 ist
die goldgelbe, in schlierenartigen Massen angeordnete homo-
gene Substanz wahrscheinlich Bitumen, an dem die Kohle
überhaupt, sowie auch das Nebengestein (Stinkstein, Stink-
schiefer) sehr reich ist. Auch die kleineren hellgelben
Stellen in den roten Schliffen scheinen Bitumen oder aber
bitumenähnliche Substanzen zu sein. Häufig kommt diese
gelbliche, bituminöse Substanz zusammen mit durchsich-
tigem kristallinischem Kalk vor.
Eine solche kalkige Bitumeninsel gibt Abb. 11
wieder. Das 200fach vergrößerte Gebilde sieht weißlich-
gelb aus und besitzt eine eigenartige netzförmige Struktur.
Ein ähnliches Gebilde ist von R. PoToxıt: photographiert
und mit dem Namen „Bitumeninsel“ bezeichnet worden.
Wenn die hier abgebildete Form wegen der wesentlichen
Beimischung von Kalk auch nicht den von PoToxık beschrie-
benen Bitumenkörpern genau entspricht, so besitzt sie doch
in ihrer Struktur eine auffallende Ähnlichkeit mit diesen.
Diese Gebilde wiederholen sich in den mannigfachsten
Formen in der Kohle und in den Übergangspartien der Kohle
zum Nebengestein. Die kugeligen Bitumenins?lIn wurden
früher für Algen gehalten und je nach ihrer besonderen
Struktur als Pila bibractensis oder Reinschia australis
bezeichnet. Da die Sporen oft eine solche wabige Ober-
flächenstruktur besitzen und man Sporen in den verschie-
densten Größen und Erhaltungszuständen aus manchen
Kohlenarten kennt, so hat man später in diesen Formen
Sporenüberreste gesehen. Von E. C. JEFFREY werden auch
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279
heute noch alle diese Gebilde als Sporen oder als aus
Sporen entstanden betrachtet. Dagegen wird jetzt von
vielen Forschern die Ansicht, daß es sich um Algen
handeln könnte, abgelehnt, da es ganz unwahrscheinlich ist,
daß sich die leicht zerstörbaren Algen überhaupt erhalten
haben. Aber auch Sporen können nicht immer in diesen
Formen vorliegen, wie von R. PoTonı£k gezeigt worden
ist, und auch in der Peißenberger Kohle ist das Vorkommen
von Sporen unwesentlich. Es handelt sich in Abb. 11
um eine bloße Gerinnungsstruktur, wie sie beispielsweise,
wie PorToxıE anführt, von LEDuc mit anorganischen Stoffen
künstlich erzeugt worden ist. LEDuc hat durch Diffusion
künstliche Zellbildung erhalten.
Den Lepucschen Bildern ähnliche Formen habe ich im
Dünnschliff häufig beobachten können und sie in Abb. 12
und 13 abgebildet. Diese weißlichen oder gelblichweißen
Gebilde erweisen sich im Polarisationsmikroskop als aus
Kalkspat: bestehend. Sie kommen hauptsächlich in den
Übergangschichten der Kohle zum Nebengestein (Stinkkalk)
vor und sind rings in kohlige dunkle Substanz eingebettet.
In Abb. 13 sind auch noch Kalkschalenrcste und ein Sphä-
rolithenbruchstück zu erkennen. Die bituminösen Kalk-
spatgebilde machen trotz ihrer deutlich erkennbaren zelligen
Struktur den Eindruck anorganischer Entstehung. Auch die
von Reınsca?!) in Mikrophotogrammen wiedergegebenen
„Protophyten“ entsprechen meistens solchen bituminösen
Ausscheidungen, bei denen in unserem Falle nur noch Kalk
in größerer Menge hinzukommt. Zusammen "mit diesen
zellig aussehenden Bildungen kommen auch gleichgefärbte
Einlagerungen von Kalk vor, die diese Struktur nicht zeigen.
Die Kohlensubstanz verschwindet nach dem Liegenden zu
immer mehr, und die Kalklinsen schließen sich zuletzt
zu bituminösen Stinkkalklagen zusammen.
Erwähnt sei auch, daß winzige Kalkkügelchen in der
Kohlensubstanz vorkommen, sogenannte Sphärolithe, mit
radialfaseriger Struktur, die vollständig in die Kohlensub-
stanz eingebettet sind. Sie deuten auf schwach bewegtes
flaches Wasser zur Zeit ihrer Entstehung hin.
Zuweilen kommen außerordentlich regelmäßige eigen-
artige gelbliche Kalkgebilde in der Kohlenmasse vor, die
leicht dazu verleiten, organische Formen in ihnen zu sehen,
wie beispielsweise die weiße Form in Abb. 14 Taf. XII.
—
2) P. F. ReınscH, Micro-Palaeo-Phytologia.. Erlangen und
London 1884.
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en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
280
Auf den ersten Blick möchte man dieses regelmäßig ge-
formte Stück für eine zusammengeklappte Makrospore halter:
wie man sie aus dem Palaeozoikum kennt, deren ehemaliger
Hohlraum sich jetzt nur noch als dunkler Strich markiert.
Eine Deutung dieses Gebildes als Makrospore ist aber nicht
zulässig, da von Paläophytologen nachgewiesen ist. daß
zur Oberoligocänzeit die Blütezeit der Peridophyten vor-
bei war. Insbesondere sind derartige makrosporen-
erzeugende Pflanzen äußerst selten. Auch bei der Mazeration
der Pechkohle habe ich keine Makrosporen erhalten.
Selbst dieses Gebilde also, das von früheren Forschern sicher
als organisch gedeutet und mit entsprechendem Namen be-
legt worden wäre, muß aller Wahrscheinlichkeit nach als
zufällige anorganische Bildung angesehen werden. Dagegen
dürfte die in Abb. 15 auf Taf. XIV wiedergegebene hell-
gelbe Linse eventuell als Mikrospore zu deuten sein.
Doch konnte ich solche Formen nur äußerst selten beob-
achten. Jedenfalls kann mit Sicherheit behauptet: werden,
daß die Peißenberger Pechkohle nicht im wesentlichen
aus Sporen oder Pollen entstanden ist, also keineSporen-
kohle darstellt, sondern daß die Sporen höchstens eine
untergeordnete Beimengung dieser Ablagerung bilden.
Um die Zusammensetzung und die Entstehungsweise der
Kohle kennen zu lernen, ist auch ein Weg beschritten
worden, der bisher kaum benutzt wurde. Es wurde das
unmittelbare Nebengestein, d. h. die Übergänge der Kohle
ins Nebengestein einer genaueren mikroskopischen Unter-
suchung unterzogen. In dem dicht angrenzenden Neben-
gestein finden sich die die Kohle zusammensetzenden
Pflanzenreste zuweilen in deutlich erhaltener Form als
in der Kohle selbst, in der durch Inkohlungs- und Um-
lagerungsprozesse die Strukturen meist völlig unkenntlich
gemacht werden. In Dünnschliffen durch den die Pech-
kohle begleitenden Stinkschiefer, einen bituminösen blau-
grauen mergeligen Tonschiefer lassen sich zahlreiche gelb-
lichbräunliche Überreste in Form von eckigen Fetzen beob-
achten, die eine deutliche Längsstruktur besitzen. Da bei
stärkerer Vergrößerung zu erkennen ist. daß die Zellen
langgestreckt. sind und ‚spitz zulaufen, so wird man in der
Annahme kaum fehlgehen, kleine Ho!züberreste mit Trache-
idenzelten vor sich zu haben. Diese Annahme wird zweifel-
los gestützt durch das Vorkommen der uns schon bekann-
ten dunklen Kügelchen, die auf den Abb. 16 und 17 auf
Taf. XIV deutlich in die Erscheinung treten. Diese Kügel-
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281
chen, welche als Pyritausscheidungen anzusprechen sind,
finden sich immer in der Nähe der kleinen Holzreste be-
sonders stark angereichert, wenn sie auch ohne diese
vorkommen. Abb. 17 zeigt offensichtlich die Häufung der
schwarzen Punkte an und in den beiden im Gesichtsfelde
befindlichen Holzsplittern. Bei eingehender Betrachtung
sieht man, daß die Pyritkügelchen in Reihen angeordnet
in den Zellräumen liegen. Offenbar ist es das Holz ge-
wesen, was die Veranlassung zur Anreicherung der Pyrit-
kugeln gegeben hat. Diese Feststellung ist umso wichtiger,
als in den Kohlendünnsehliffen wohl die zahlreichen Pyrit-
kügelchen, sonst aber keine Spur von Holzstruktur zu sehen
ist. Obgleich die kreisrunden Körper große Ähnlichkeit
mit Harzausscheidungen besitzen, handelt e3 sich, wie durch
die weiter unten besprochene Methode der Veraschung
nachgewiesen werden konnte, bestimmt nicht um Harz.
Das Auftreten der Pyritkügelchen im Stinksch:efer wird
auch durch die Abb. 18 Taf. XIV veranschaulicht. Der
glatte, kreisrunde Rand kommt nur deswegen nicht bei
allen Kugelschnitten zum Ausdruck, weil bei der ver-
schiedenen Dicke des Schliffes dieselben nicht alle in einer
Ebene liegen. Durch Verschiebung des Tubus lassen sich
alle Partien des Schliffes nacheinander scharf einstellen.
Wenn auch in der Kohle selbst Holzstrukturen im Dünn-
schliff nicht zu erkennen sind, so liegt es doch nahe, zur
Erklärung des reichlichen Vorhandenseins von Pyrit be-
trächtliche Holzmengen anzunehmen, denn bekanntlich
bietet gerade das Holz die Möglichkeit zur Anhäufung
verschiedener sich ausscheidender Substanzen. Vielleicht
deutet das reihenförmige Auftreten der Pyritkügelchen auf
Zellreihen hin, die selbst nicht mehr zu erkennen sind,
sondern nur aus den Pyritvorkommen geschlossen werden
können. Wir werden sehen, daß auch noch andere Unter-
suchungsmethoden den Nachweis von Holzresten erbringen.
Betrachten wir nun den Übergang der Kohle zum Neben-
gestein genauer. Abb. 19 zeigt die Anhäufung der zuerst
vereinzelt auftretenden kalkigen Bitumeninseln mit der An-
näherung an den Stinkkalk. Die inkohlte Substanz tritt
immer mehr zurück, die Kalklinsen werden immer zahl-
reicher und größer. Schließlich bilden sie die Hauptmasse
der Ablagerung, und die dunkelbraune inkohlte Substanz
umflasert die großen und unregelmäßigen Kalklinsen nur
noch in dünnen Lagen, ähnlich wie die Tonhäutchen die
Kalklinsen beim Kramenzelkalk (Abb. 20). Das Dünn-
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282
schliffbild ähnelt dem Aussehen des Kramenzelkalkes auch
durchaus. Die dunklen Zwischenlagen vermindern sich
in größerer Entfernung vom Flöz. Wir haben also bei
mikroskopischer Betrachtung einen ganz allmählichen Über-
gang von feinkristallinem Kalkstein in Kohle. Dieser all-
mäbliche Übergang beweist, daß es sich bei den kalkigen
Bitumeninseln, die wegen ihrer gelegentlichen eigenartigen
wabigen Struktur, wie sie ähnlich auch an den Bitumen-
körpern in der Bogheadkohle zu sehen ist, nicht um or-
ganische, sondern um anorganische Bildungen handelt.
Aus Abb. 26 ist das Zusammenvorkommen von Schalen
mit Bitumen zu ersehen. Die Schalen kommen sowohl im
Nebengestein, als auch mitten in der Kohle vor. Das
Bitunen tritt in der Abbildung in grauen, langgestreckten,
unregelmäßigen Inseln auf. Die Schalen sind stark zer-
brochen und häufig wellenförmig geknickt, was wohl mit
ungleichmäßigen Setzungserscheinungen verbunden ist. Die
Schalenbrüche lassen erkennen, daß sie in der Mehrzahl
erst nach der Einbettung in die kohlige Substanz zerbrochen
sind.
Bei Betrachtung der Schaleneinlagerungen fällt die Er-
scheinung auf, daß kurz vor Beginn der Kohlenablagerung
die Häufigkeit der Schalen und deren Größe plötzlich be-
trächtlich zunimmt. Das zeigen sowohl Abb. 1 als auch
Abb. 22 auf Taf. XV. Kurz vor Einsetzen der Kohlenab-
lagerung müssen also die Bedingungen für das Leben der
Schnecken besonders günstig gewesen sein. Daß die
Schalen direkt in der dunklen Kohlenmasse schwimmen,
erläutert Abb. 22 deutlich. Große Schneckenindividuen
fehlen; es sind in der Hauptsache kleine und kleinste
Schälchen in ungeheurer Zahl eingebettet, wie Abb. 23
zeigt, die einen Durchschnitt durch einen schmalen in
Kohle eingelagerten Stinksteinstreifen darstel.t. Diese Klein-
heit der Individuen ist für die Peißenberger Schnecken-
schaler: sehr charakteristisch.
Daß die Schalen erst am Orte ihrer Einbettung zer-
brochen sind, wahrscheinlich durch späteren tektonischen
Druck, zeigt Abb. 24. Die einzelnen Bruchstücke liegen
noch so beieinander, als wenn die Schale eben zerbrochen
worden ist. Wären die zarten Schalen von mehr oder
weniger weit entfernten Orten hereingeschwemmt worden,
so dürften sie bereits auf dem Transport zertrümmert und
ihre Bruchstücke völlig durcheinander abgelagert worden
sein.
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283
In der Kohle sind die Schalen nicht von tonigem oder
kalkigem Sediment umgeben, was gleichfalls dafür spricht,
daß sie nicht eingespült worden sind, denn dann müßten
wenigstens Spuren eines anorganischen Sedimentes zu finden
sein. Die Oonchylien sind also bodeneigener Entstehung.
2. Die Veraschung der Pechkohle.
Eine sehr schöne, schon durch v. GÜMBEL angewandte
Untersuchungsmethode für Kohle ist die Veraschung von
dünnen Koblensplittern. Für die vorliegende Untersuchung
wurden solche Splitter im offenen Porzellantiegel verascht
und eine Zeit lang geglüht. Teile dieser Splitter wurden
dann auf den ÖObjektträger gebracht, in Glyzerin einge-
beitet und mit einem Deckglas eingedeckt. Die Asche
wurde nicht an allen Stellen grauweiß, sondern zeigte
nach dem Glühen Streifen von braunroter Färbung, wie
sie für Eisenoxyd typisch ist. Im Mikroskop waren die
dunklen Kügelchen, die schon im Dünnschliff gefunden
wurden, noch deutlich zu beobachten. Wären es Harz-
kügelchen gewesen, so hätten sie den Glühprozeß nicht
überstehen können. Es liegen also Pyritausscheidungen vor,
die durch das Glühen ihren Schwefel abgegeben haben
und in undurchsichtiges, makroskopisch braunrotes Eisen-
oxyd (Fe.O,) umgewandelt worden sind.
Um zunächst festzustellen, in welcher Weise sich Holz-
reste, Holzgewebe nach der Veraschung mikroskopisch dar-
stellen, veraschte ich zwei Lignite, die ja mit Sicherheit
aus Holz hervorgegangen sind, einen Westerwälder
Lignit und einen pechkohligen Braunkohlen-
lignit von Dillenburg, der stellenweise bereits einen ähn-
lichen Glanz besitzt, wie die Peißenberger Pechkohle. Diese
zeigen beide (s. Abb. 25, 26 und 27 auf Taf. XV) auch
nach der Veraschung deutlich die Holzstruktur. Am deut-
lichsten ist die Holzfaserung bei dem unveränderten, auch
makroskopisch sicher als fossiles Holz erkennbaren Lignit
aus dem Westerwald (Abb. 25). Die Aschenreste des pech-
kohligen, also veränderten Lignits zeigen gleichfalls, wenn
auch nicht mehr so klar, die Holzstruktur (Abv. 26 und 27).
Abb. 27 zeigt bereits ein Bild, wie es für die aus der
Pechkohle erhaltenen Aschenskelette typisch ist.
Abb. 28 gibt zunächst nur eine 14fach vergrößerte
Darstellung der Peißenberger Pechkohlenaschenskelette.
Charakteristisch sind die ausgefransten Ränder der ein-
zelnen Bruchstücke. Abb. 29 zeigt einen Teil des vorher-
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284
gehenden Bildes in stärkerer Vergrößerung. Es sei hier
nochmals auf die schwarzen Pyritpünktchen hingewiesen,
die hier in Fe,O, umgewandelt sind. Ebenso geben die
Spodogramme in Abb. 30 und 31, Taf. XV unverkennbar
die Struktur von Holzgewebe wieder. Wiederholt man
diese Veraschungen an Splittern von den verschiedensten
Stellen eines Flözes und an den Proben verschiedener
Flöze, so erhält man jedesmal mit Sicherheit diese Bilder.
Die Veraschungsmethode erweist also, daß das Holz eine
ganz bedeutende Rolle bei der Zusammensetzung der
Peißenberger Pechkohle spielt. Dieses Ergebnis läßt sich
aus Dünnschliffen allein nicht ohne weiteres erhalten, denn
in diesen ist niemals etwas von Holzstruktur zu sehen.
Man beobachtet vielmehr Gerinnungsstrukturen von
humoser, dunkelroter Kohlensubstanz, welche sich offenbar
nachträglich in dem Holz gebildet haben und die Holz-
struktur verdecken. Bei diesen linsenförmigen Gebilden
(vgl. 6 und 7) innerhalb des Holzes kann es sich also
nicht um Sporen, Algen und dgl. handeln, sondern lediglich
um Substanzscheidungen innerhalb der Kohle, die sich
optisch bemerkbar machen.
BERKER GHEENSSEANERREENESSEHNENEESEREER ONE ERRERSNNENESRREEREREEE
3. Die Mazeration der Pechkohle.
In ähnlicher Weise, wenn auch nicht so schön wie
durch die Veraschungsmethode, lassen sich Holzstrukturen
durch Mazeration sichtbar machen. Durch das übliche
sogenannte SchvszEsche Mazerationsgemisch (ge-
sättigte Lösung von Kaliumchlorat in Salpetersäure) wird
die Pechkohle bei Zimmertemperatur nicht allzuschr an-
gegriffen, Erst wenn man die Kohlensplitter eine Zeit-
lang in der Mazerationsflüssigkeit kocht, wobei diese sich
gelb färbt, erhält man brauchbares Material. Untersucht
man die so behandelte Kohle, so läßt sich zunächst wenig
erkennen. Erst wenn man mit Alkohol die braune, löslich
gewordene Substanz herauswäscht, erscheinen Strukturen
in dem Rest. Diese Strukturen verdanken Holzgeweben
ihren Ursprung. Will man noch mehr von der Kohle
auflösen, so muß man nicht mit Alkohol, sondern mit
Ammoniak die mazerierte Probe behandeln. Hierdurch
gehen allerdings oft sehr viele zarte Strukturen verloren,
falls nicht überhaupt alles bis auf Sporenhäute und ähn-
liche schwer zersetzliche Gewebe aufgelöst wird. Dies
erreicht man sicher durch Kali- oder Natronlauge. Ich
verwendete Kalilauge und erhielt als Rückstand verschie-
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285
denartige Gewebefetzen, Pollen- und Sporenhäute, Pilzfäden
und Mineralteilchen. Besonders auffallend waren die braun
gefärbten, elliptischen bis birnenförmigen, zelligen Gebilde,
die ich als Pilzsporen, und zwar Teleutosporen ansprechen
möchte. Diese chitinösen Gebilde sind von den starken
Reagentien fast gar nicht angegriffen worden. In Abb. 32
auf Tafel XVI habe ich eine Reihe dieser Sporen in
»70facher Vergrößerung zusammengestellt. Neben den Te-
leutosporen kommen auch reihenförmig angeordnete
Sporen vor, die vielleicht der gleichen Pilzart angehören
und als ÄAcidiosporen anzuschen sein dürften (Abb. 33
auf Taf. XVI). Algenfäden kommen nicht in Betracht, da
diese durch die Mazeration zerstört sein müßten. Die
mehr oder weniger kugeligen Sporen könnten den Uredo-
sporen dieses Pilzes entsprechen (Abb. 34 auf Taf. XVI).
Diese Sporen gehören wahrscheinlich parasitisch und
saprophytisch lebenden Pilzen aus der Ordnung der Basi-
diomyceten an. Von den hierhergehörigen Sporenfor-
men ähneln sie am meisten denen der zur Familie der Puc-
einiaceen gehörigen Gattung Phragmidium. Ich möchte des-
halb den oligocänen Pilz Phragmidites benennen.
Bei dem rezenten Phragmidium entstehen die Sporen-
arten in der Reihenfolge: Äcidiosporen, Uredosporen, Te-
leutosporen. Die Ausbildung der Teleutosforen schließt die
Vegetationsperiode ab. Abb. 32 zeigt die allmähliche Ab-
lösıng der einzelnen Sporen voneinander. Die ganze Te-
leutospore saß an einem Schlauch, der aber nicht mehr
erhalten, oder durch die kräftig wirkenden Reagentien
zerstört ist. Die Sporen sind nicht in ihrer kugeligen Ge-
stalt vorhanden, sondern platt zusammengedrückt, was sich
bei gelegentlichen zufälligen Drehungen der in der Flüssig-
keit schwimmenden Exinen zu erkennen gibt. Die Haut
ist daher auch vielfach geplatzt oder in Falten gelegt.
Einige nicht ohne weiteres bestimmbare Sporenhäute sind
glatt (Abs. 35 auf Taf. XVI). Die Uredosporen besitzen
eine ausgesprochen gekörnte Oberfläche, wie aus
Abb. 34 ersichtlich ist. Neben den abgebildeten kommen
noch andere Sporenformen vor, die aber nicht alle so leicht
auf die Platte gebannt werden konnten.
Da derartige Pilze wohl auf feuchtem Boden, niemals
aber unter Wasser leben, so ergibt ihr zahlreiches Auf-
treten, daß auf jeden Fall höhere Pflanzen hauptsächlich
an dem Aufbau der oligocänen Flöze teilnehmen, daß
Wasserpflanzen, wogegen ja auch die vielen Holzreste
sprechen, sich dagegen in geringerem Maße beteiligt haben.
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4. Untersuchung im auffallenden Licht.
Da die Herstellung von Kohlendünnschliffen äußerst
schwierig ist, und gerade bei der Pechkohle diese Schliffe
trotz aller Kunstgriffe häufig undurchsichtig bleiben, so
hat man verschiedentlich versucht, ebenso wie andere un-
durchsichtige Mineralien, insbesondere Erze, auch die opake
Kohle im auffallenden Licht mit dem Erzmikroskop zu
untersuchen, Besonders H. WIınTeEr?) hat sich in Deutsch-
land mit derartigen Studien befaßt und eine Reihe von
Mikrophotogrammen von Kohlenanschliffen veröffentlicht.
Wenn bei der Betrachtung der angeschliffenen und polierten
Kohlenfläche im auffallenden Licht noch keine Strukturen
zu erkennen waren, so hat WInTeEr die Anschliffläche mit
Schulzes Mazerationsgemisch angeätzt, wodurch dann struk-
turelle Einzelheiten sichtbar wurden. Diese Methode ver-
sagt bei der Peißenberger Pechkohle.
Dagegen gelangt man auf einem'von den Amerikanern
TURNER und RANDALL?®) ausgeprobten Wege besser zum
Ziel. Diese Autoren haben gleichfalls auf Hochglanz
polierte Kohlenanschliffe hergestellt und die polierte
Fläche kurze Zeit der Lötrohrflamme ausgesetzt. Hier-
durch überzieht sich der Anschliff mit einem feinen
Aschenfilm, der infolge der verschieden schnellen Oxy-
dation der einzelnen Bestandteile die Struktur der Kohle
unter dem Erzmikroskop auf das schönste erkennen läßt.
Diese Methode ergab nach einigen Versuchen auch bei
der Peißenberger Kohle Resultate. Wie die Abb. 36 und 37
auf Taf. XVI zeigen, tritt auch auf diese Weise das Holz-
gewebe klar in die Erscheinung. Die reihenförmig angeord-
neten Zellen lassen sich deutlich an den Zellwänden er-
kennen, die als Erhabenheiten nach Oxydation der Anschliff-
fläche hervorragen und durch die Vertikalbeleuchtung als
helle Linien erscheinen. Die Ausfüllungsmasse der Zellen,
welche offenbar die gieiche Lichtbrechung wie die Substanz
der Zellwände hat, da im durchfallenden Licht diese Holz-
zellen niemals zu sehen sind, ist bei der oberflächlichen
Verbrennung schneller oxydiert als die Zellwände. Hier-
durch sind diese dem Auge sichtbar gemacht worden. Da
22) H. Wınter, Die mikroskopische Untersuchung der Kohle
in auffallendem Licht. Glückauf, 1913, S. 1406. H. WiıxwTer, Die
Streifenkohle. Glückauf, 1919, S. 545.
23) G. H. Turner und RAnDALL, A preliminary report on the
microskopy of anthracite coal. Journal of Geology, 1923; Vol.
31, S. 306—313.
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287
besonders die Pechkohle bei der Lötrohrbehandlung auch
nach vorhergehendem Trocknen im Trockenschrank und
Erhitzen auf dem Sandbad auf 200—300° sehr leicht platzt
und splittert, so daß die einzelnen Schliffstellen in ver-
schiedenen Ebenen liegen, so ergeben sich meist mikro-
skopische Bilder, die sich nur für einzelne Teile des Ge-
sichtsfeldes scharf einstelllen lassen. Die Abb. 36 und 37
stellen keine besonders selten zu beobachtenden Strukturen
dar, sondern sind absichtlich so gewählt, daß sie die für
gewöhnlich bei diesen Versuchen auftretenden Struktur-
bilder wiedergeben.
Nicht nur auf angeschliffenen und polierten Flächen,
sondern auch aus ebenen glänzenden Bruchflächen, wie
sir bei der bayrischen Pechkohle häufig vorkommen, lassen
sich solche schönen Holzstrukturen hervorrufen.
Diese Methode ist noch geeigneter als die oben be-
schriebene Veraschung ganzer Kohlensplitter und deren
Betrachtung im durchfallenden Licht, zur schnellen und
sicheren Feststellung von Holzresten in der Kohle.
Eine eingehende Darstellung dieser für die Zukunft
noch viel versprechenden petrographischen Kohlenunter-
suchungsmethode findet sich in der oben erwähnten Arbeit
von TURNER und RANDALL, auf die hier nur verwiesen sei.
C. Chemisches.
Zu einer vollständigen petrographischen Beschreibung
einer Kohle gehören auch die wichtigsten Angaben über
chemisches und physikalisches Verhalten derselben. Diese
seien daher an dieser Stelle kurz angeführt.
Besonders für die oberbayrische Pechkohle sind diese
Angaben wichtig, da diese Kohle eine eigenartige Mittel-
stellung zwischen Braunkohle und Steinkohle einnimmt, die
mehrfach zu ausführlichen Erörterungen Veranlassung ge-
geben hat und geeignet ist, einiges Licht auf die diagene-
tischen Prozesse zu werfen, welche die Kohle nach ihrer
Ablagerung durchgemacht hat. Äußerlich sieht sie sehr
wenig braunkohlenartig aus, sondern ähnelt vielmehr der
karbonischen Steinkohle. Sie muß aber trotzdem nach den
ausführlichen Darlegungen von v. Ammox®:) als Braun-
kohle angesehen werden. Nach K. A. WEITHOFER?) ergibt
24) v. AMMon, Die ÖOberbayerische Pechkohle. Geognost.
Jahreshefte Bd. 22, 1909, S. 289—302.
25) K. A. WEITHOFER, Beiträge zur Kenntnis fossiler Kohlen.
zZ. f. pr. Geol. 1914, 8. 249—262.
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288
pulverisierte Pechkohle nach dreistündigem Kochen i
zehnprozentiger Salpetersäure im Wasserbade eine dunke|
gelbrote Färbung, zeigt also deutlich die Reaktion au
Braunkohle (Lignin-Reaktion). Ferner färbt sie kochend:
Kalilauge tief rotbraun, enthält alss Huminsäuren, di
bei Steinkohlen fehlen. Nach E. ERDMANN®) enthält di
Pechkohle nur wenig Huminsäure, aber viel Huminsäure
anhydride.
Die Analysen der Peißenberger Pechkohle bestätige
den hohen Schwefelgehalt, den die Kohle nach der Unter
suchung in Dünnschliffen besitzen muß. Nach den vot
Herrn Oberbergrat Um#Au mir freundlichst zur Verfügung
gestellten Analysenergebnissen des Kohlenforschungsinstä
tutes Mülheim (Ruhr) enthält die Pechkohle bis 5,7 Prozen
Schwefel. Dieser relativ hohe Schwefelgehalt (in Braun
und Steinkohlen sind im allgemeinen 0,5—3 Prozent Schwefd
\ euthalten) ist für die älteren Braunkohlen charakteristisch
Der hohe Schwefelgehalt macht die Peißenberger Kohle trof
ihrer großen Gasausbeute zur Leuchtgasfabrikation ungd
eignet. Die Pechkohle wird daher hauptsächlich für Haus
| brandzwecke und zur Kesselfeuerung benutzt. |
| Die Pechkohle besitzt durchschnittlich einen um 10—&
Prozent geringeren Gehalt an Kohlenstoff als die Steinkohl f
V. AMmMon gibt an, daß im allgemeinen in der oberba,yt
rischen Pechkohle fast die doppelte Menge an brennbard
Substanz enthalten ist, als in der gewöhnlichen lignitisch@
Braunkohle Bayerns. Die gewöhnlich bayerische Brauf
kohle besitzt einen Heizwert von 2400 WE. „Da die bessere|
ug | böhmischen Braunkohlen und die oberbayerischen Pech
nz kohlen einen Heizwert von 4800 WE besitzen, so hat mag
a sonach das doppelte Quantum der gewöhnlichen in Bayer
vorkoınmenden Braunkohle nötig, um dense:ben Heizeffek
zu erzielen, den die oberbayerische Pschkohle oder di
bessere böhmische Braunkohle hervorbringt.“ Diese Au
gaben veranschaulichen gut die Mitteistellung der Peiben
berger Kohle zwischen Braunkohle und Steinkohle. Dei
Heizwert der Peißenberger Pechkohle nimmt von dei
liegenderen Flözen zu den jüngeren im allgemeinen ab. |
Während Steinkohle bei Erhitzung unter Luftabschluf
erst bei 325° Schwelgase abgibt, ist nach E. ERDMAXN di
Ds
26) E. ERDMANN, Der genetische Zusammenhang von Brau
kohle und Steinkohle auf Grund neuer Versuche. Jahrbu
des Halleschen Verbandes für die Erforschung der mitie
deutschen Bodenschätze usw., 4. Bd., Lfg. 2, 1924, S. 249—2
|
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Original from
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Original from
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UNIVERSITY O
from
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IIGAN
Original from
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Digitized by Google
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
2 Er GEHE
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tafel II.
Schräg gestellte Schichten der altdiluvialen Basaltformation bei
Spitali nordöstlich von Reykjavik gegenüber der Insel Videy,
Eisgeschliffener Dolerit und großer Rundhöcker bei Skildinganes
südlich von Reykjavik.
Original from
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Digitized by Google
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch, 1925. Tafel III,
AS
Tillit mit Brandungshohlkehle bei Fossvogur,
Zee “ Sr y ER
Tillit im Steilufer von Fossvogur.,
Original from
Digtized by (OK gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
.. Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tafel IV.
Glazialer Sandstein mit Tillitüberdeckung bei Fossvogur.
ER 5
2
° o
I ‚ ’. .
I RE
be 3
a
RE . i
RR hr.
Häuser im nördlichen Teile von Hafnarfjördur, in dem Schollen-
lavastrom eingebaut.
Original from
Digitized by (ot gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by Gooögle
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tafel V.
Oberfläche der Schollenlava bei Hafnarfjördur.
Wildbewegte Oberfläche der Schollenlava nordwestlich
von Hafnarfjördur
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by (J0C ‚gle
ed Ar Original from
DIE DN Gooögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tafel VI.
Schweißschlackenkamin im Vulkangebiet von Raudhölar.
Kraterlandschaft im Vulkangebiet von Raudhoölar.
Original from
Digitized by Got gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ee % Original from
DEN Gooögle "UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitsehr. d. Deutsch. Geol, Gesellsch. 1925. Tafel VII,
Kraterlandschaft in dem jungen Vulkangebiet der Raudhölar,
der vorderste Krater mit Schweißschlackenkranz.
Links Abbruch einer jungen Verwerfungsspalte in einem postglazialen
Strom von Fladenlava, Im Hintergrund rechts der Krater des Bürfell.
Original from
Digitized by (30C gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by G00g
le
L Preuß. Geolog. Landessnstalt, Berl
UN
Tafel VI.
Original from
IVERSITY OF MICHIGAN
in.
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Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925
Tafel X.
1-5 Hoffmann del.
6-8 Többicke del.
Digitized by et gle
ar
Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W35
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by Gooögle
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tafel XI.
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Abb. 5.
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Digitized by (OO gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1925.
Abb. 7.
Digitized by (701 gle
Tafel XII,
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Digitized by Google
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1925. Tafel XIII.
Abb. 14.
Digitized by [55 gle
Digitized by Google
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1925. Tafel XIV.
Abb. 18.
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Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1925. Tafel XV.
Abb. 30. Abb. 29.
Google
Digitized by Google
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
I nn Sen ee En ie: <A er EEE. 0
ern
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1925. Tafel XVI.
Abb. 33.
ea m
Abb. 34. Abb. 35.
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289
Schweltemperatur der Pechkohle schon bei 29%° erreicht.
Gewöhnliche Braunkohle gibt schon von 100° ab große
Mengen von Schwelgasen aus. Experimentell hat nun
ERDMANN gezeigt, „daß die Unterschiede zwischen ligni-
tischer Braunkohle und Steinkohle in der Zusammensetzung,
der Farbe und dem chemischen Verhalten verschwinden, wenn
man den Lignit längere Zeit mit Wasser unter Druck erhitzt.
Lignit geht dadurch im chemischen Sinne in Steinkohle
über“. Die Tatsachen, daß die Pechkohle wenig Humin-
säure, hingegen viel Huminsäureanhydride enthält und
erst bei 290° anstatt schon bei 100° Schwelgase abgibt,
machen die Annahme ErDMAnNns äußerst wahrscheinlich,
daß die Pechkohle nach ihrer Ablagerung Prozesse durchge-
macht hat, bei denen sie eine Druckerhitzung von etwa
250°’ erlitten, also bereits eine leichte Verschwelung durch-
gemacht hat. Die chemische Untersuchung läßt in diesem
Falle also Rückschlüsse auf die tektonische Geschichte der
Kohle zu. Mit diesen Ergebnissen stehen auch die Vor-
stellungen von W. PETRASCHECK und WıLser?) im Ein-
klang, die Druck und Temperatur einen wesentlichen Ein-
fluß beim Inkohlungsprozeß zuschreiben.
Entsprechend dem verschieden hohen Umwandlungs-
grad der lignitischen Braunkohle in Pechkohle kennt man
Kohlen des unterschiedlichsten Aussehens, die alle als
„Braunkoh le“ bezeichnet werden. Um hier klare Be-
zeichnungen zu schaffen, bei denen man eine bestimmte Vor-
stellung hat, um was für eine Kohle es sich handelt, hat
W. GorTHAn?) drei Arten von Braunkohle unterschieden.
1. Erdbraunkohle, 2. glanzstreifige Braun-
kohle und 3. Glanzbraunkohle. Zur letzteren ge-
hört unsere Peißenberger Pechkohle.
II. Die Entstehung der Pechkohle.
Im folgenden sei nun die Entstehung der Pechkohle von
der Sedimentation beginnend bis zur heutigen Form und
Lagerung beschrieben, wie sie sich nach den Ergebnissen
der verschiedenen Untersuchungen zusammengenommen dar-
stellt.
”) W. PETRASCHECK und B. Wiııser, Studien zur Geochemie
des Inkohlungsprozesses. Diese Zeitschrift, Bd. 76, 1924, Monats-
berichte S. 200-—2/4.
28) W. GoTHAN, Die Notwendigkeit einer Ordnung für die Be-
nennungen der Braunkohle Mitt. d. Ges. f. Braunkohlen- und
Mineralölforschung an der T. H., Berlin, Heft 4, 1924, S. 38—40.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges, 1925. 19
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290
Zur Zeit des Mittel-Oligocän drang in die südbayerisch- |
schwäbische Hochebene das Meer von Osten her ein und
und bildete längs des Alpenrandes eine schmale Bucht,
in welcher sich die heute als ältere marine Molasse be-
zeichneten Schichten ablagerten. Aus der Betrachtung
der von W. WorLrr“) untersuchten Fauna der untersten
Meeresmolasse geht hervor, daß diese in einem flachen
Meeresbecken gebildet wurde, da Tiefseetiere nicht vor-
handen sind. Dieses Becken wurde allmählich mit Sedi-
menten angefülllt. Das ältere Molassemeer zog sich dann
im Ober-Oligocän wieder nach O zurück, und nun begann
im oberen Oligocän auf dem vom Meere verlassenen Festland
in brackischen Lagunen die Entstehung der Braunkohlen-
vegetation, die zur Bildung der heutigen Braunkohlen-
lager führte. Wie insbesondere aus der Fauna hervorgeht,
sind die Peißenberger Glanzbraunkohlen stets in Süßwasser
gebildet. Das Meer hatte einzelne große flache Seen und
l.agunen nach seinem Rückzuge übrig gelassen, die durch
Flüsse ausgesüßt wurden und zahlreiche Cyrenen führten.
In diesen Seen bildeten sich durch die von S kommenden
Ton und Kalk vorbeitransportierenden Flüsse brackische
mergelige Ablagerungen, in welche zahlreiche Süßwasser-
und Landconchylien eingeschwemmt wurden. So entstanden
die untere Süß- und Brackwassermolasse, die Cyrenen-
mergel. Anzeichen für flaches, ganz schwach bewegtes
Wasser sind in den mehrfach gefundenen Rippelmarks und
Trockenrissen zu sehen. Auch Kalksphärolithe, wie ich
sie im Liegenden von Flözen gefunden habe, lassen auf
seichtes Wasser schließen. An ganz besonders flachen .
Stellen, die zeitweise trocken lagen, und in den Mündungs-
gebieten der von dem südlichen Gebirge herbeiströmenden
Flüsse siedelten sich Pflanzen an. Es bildeten sich Moore,
die sich über mehr oder weniger große Gebiete aus-
dehnten, die aber nicht so gleichmäßig ausgebildet waren
und sich nicht zusammenhängend über das ganze Gebiet
erstreckten wie die karbonischen Moore. Vielmehr waren
verschiedene Teile der Seengegend zu verschiedenen Zeiten
von Mooren bedeckt, was sich aus der häufig auskeilenden
Wechsellagerung der Kohle mit den Cyrenenmergelen ergibt.
Die oft beobachtete Tatsache, daß die Kohlenflöz-
bildung Hand in Hand geht mit der Entstehung junger Hoch-
2») W, WoLrr, Die Fauna der südbayerischen Molasse. Palä-
ontographica, Bd. 43, S. 223.
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291
gebirge, läßt sich auch in unserem Falle feststellen, wo
die schon in der Kreide vorhandene Gebirgsbildung der
Alpen das Gebirge schuf, dessen Hänge die Niederschläge
anreicherten und dessen Flüsse an mineralischen Nähr-
stoffen reiche Wässer den Mooren zuführten.
Das damalige Klima wird als subtropisch angenommen,
da tropische oder subtropische Pflanzenformen sicher vor-
herrschen, während im Miocän Formen der gemäßigteren
Zone mehr und mehr hervortreten. Wir haben es also
mit subtropischen Mooren zu tun, und zwar mit nähr-
stoffreichen Flachmooren. Zwar könnte man wegen des
Fehlens der riesigen Stubben in der Pechkohle auch an
Hochmoore denken, auf denen ja so kräftige Bäume über-
haupt nicht vorkommen, doch ist es nicht gesagt, daß
solche Bäume nicht doch in den Peißenberger Braunkohlen-
mooren lebten und ihre Stubben erhalten wurden. Denn
Holzreste finden sich ja massenhaft in der Pechkohle.
Doch sind die Stubben infolge der späteren dynamometa-
morphen Umwandlung in Pechkohle nicht mehr als solche
zu erkennen. Welche Baumarten an der Zusammensetzung
der Pechkohle wesentlich beteiligt sind, ließ sich infolge
der sehr weit gegangenen Umwandlung durch die mikro-
skopische Untersuchung leider nicht erkennen. Sicher ist
aber, daß die Pechkohle aus Flachmooren hervor-
gegangen ist, die einen dichten Baumbestand besaßen, wie
er auf Hochmooren nie anzutreffen is. Man wird nicht
fehlgehen in der Annahme, daß auch die ältere Glanz-
braunkohle im wesentlichen aus den gleichen Pflanzen
zusammengesetzt ist wie die jüngere Erdbraunkohle. Jeden-
falls wird die chemische Zusammensetzung der Pflanzen-
substanz die gleiche gewesen sein.
Die Peißenberger Glanzbraunkohle ist autochthoner Ent-
stehung. An Zusammenschwemmungen von Pflanzen-
material aus dem Ufergebiet in ein vorgelagertes Wasser-
becken ist nach K. A. WEITHoFERS°) schon deswegen nicht
zu denken, weil diese Einschwemmung auch im Brack-
wasser hätte erfolgen müssen. Das ist aber nicht der Fall.
Obgleich Brackwasserablagerungen viel häufiger sind, sehen
wir doch die Kohlenablagerungen immer an Süßwasser-
schichten gebunden. Das Süßwasser ist also für die Kohlen-
bildung Bedingung gewesen. Das Pflanzenmaterial ist also
%) K. A. WEITHOFER, Das Pechkohlengebiet des bayerischen
Alpenvorlandes usw. S. 60.
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292
demnach nicht eingeschwemmt worden, sondern an Ort
und Stelle entstanden.
Man hat sich hier weniger Waldsumpfgebiete vorzu-
stellen, ls Waldstandmoore mit etwas trocknerem
Untergrund. Reste von Cupressinoxylon, die mehrfach in
den Peißenberger Flözen gefunden wurden, deuten darauf
hin, daß diese Holzart sich wahrscheinlich sehr an der
Zusammensetzung der Wealdvegetation beteiligt hat.
Für die Entstehung der Flöze kommen auch hier. die
TEUMERSchen Anschauungen?!) in Betracht. Alle Neben-
gesteinsablagerungen sind in äußerst flachem Wasser ent-
standen. Das ‘Auftreten und die Häufung der Conchvlien
steht in engem Zusammenhang mit der Bildung der Kkohlen-
flöze. Sowohl makroskopisch wie mikroskopisch ließ sich
beobachten, daß unmittelbar im Liegenden eines Flözes
oder Schmitzchens die Schalen zahlreicher auftreten und
größer werden. Sieht man von der unwahrscheinlichen
Annahme ab, daß die Schalen durch Fiüsse eingeschwemmt
sind und nicht an Ort und Stelle lebenden Tieren zehörten,
so ergibt sich, daß die Lebensbedingungen für die Schnecken
in dem immer flacher werdenden und sich rascher er-
wärmenden Wasser günstiger wurden und kurz vor der
völligen Verlandung am besten waren. Durch die überhanll-
nehmende Vegetation wurde die Entwicklung zwar etwas
eingeschränkt, doch ‚finden wir auch häufig mitten in
der Kohle Planorbisschalen eingebettet. Die Schnecken
haben allem Anschein nach auf demselben Grund und
Boden gelebt. Das Wasser kann also nicht oder nicht
schr sauer gewesen sein, da die Kalkschalen sonst auf-
zelöst und nicht erhalten worden wären. Es muß dauernd
Zufuhr von Kalk vorhanden gewesen sein. Daß der Kalk
bei den ganzen Ablagerungen eine Rolle spielt, sieht man
aus den zahlreichen bituminösen Stinksteineinlagerungen,
welche die Flöze begleiten und z. T. stellenweise verdrängen.
Taf. NIIT, Abb. 12 u. 13 sind auch von Kohlensubstanz um-
rebene Kalkeinlarerungen mit eirenartigen Gerinnungsstruk -
3) Th. TEUMER, Was beweisen die Stubbenhorizonte in den
Braunkohlenflözen? Jahrb. d. Hall. Verb. usw. IIL Bd. Lie. 3,
1.932;
— Th. Trvmer, Die Bildunz der Braunkohlenflöze im Snften-
bercer Revier. Braunkohle Nr. 44. 1920.
W, Worrr, Diskussionsbemerkung zum Vortrag von Obering.
Tevsmer. Jahrb. d. Hall. Verb. usw. IV. Bd. Lfg. 1, 1923, 8. 182
bis 183.
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293
turen abgebildet worden. Der außerordentliche Individuen-
reichtum einzelner Arten, die Kleinheit und Zartheit der
dünnen Schalen spricht für sehr schwach bewegtes Wasser
und Einengung der Lebensräume. Löst sich eine größere be-
siedelte Wasserfläche 'in kleine Tümpel auf, so werden
die in diesen engeren Räumen entstehenden Schnecken
und Muscheln, wie sich heute noch beobachten läßt, kleiner.
Die Kleinheit der Schalen, die zeitweilig bis zu mikKro-
skopischer Winzigkeit geht, spricht gegen größere zusammen-
hängende Woasserflächen. Das stellenweise Vorkommen von
zahlreichen Schneckenscha:en in der Peißenberger Pech-
kohle dürfte solchen ehemaligen mehr oder weniger großen
Wasserstellen in den Moorwäldern entsprechen. Dagegen,
daß die Schneckenschalen eingeschwemmt sind, zeugt die
oben genauer beschriebene Erhaltungsform der zarten
Schalen und (die äußerst feine Schichtung, welche nicht
für starke Strömungsgeschwindigkeit spricht, sowie be-
sonders das Fehlen von jeglichem anorganischen Sediment
neben den Schalen in der Kohle. Die Schichtung der Kohle
selbst sowie die des angrenzenden Nebengesteins ist meist
so außerordentlich gleichmäßig, daß sie nur durch ruhigste
Sedimentationsverhältnisse erklärbar ist. Dem Kalkgehalt
entsprechend besaßen die Gewässer, aus denen nachher
die Kohlenbildung hervorging, ein reges Tierleben. Das
zeigen auch die zwischen und über die Flöze gelagerten
Schichten, welche Cerithien-, Cyrenen- und Unionenschalen
in großer Anzahl einschließen.
Die Kohle selbst besteht den Untersuchungen nach
zwar in der Hauptsache aus Holzsubstanz, ist also eine
Humuskohle, doch ist auch Faulschlamm in ihr enthalten.
Meist beginnen die Flöze mit matten Streifen, die viel
kalkige und tonige Beimengungen und auch Sapropel ent-
halten. Die durch die Bituminierung angereicherten Sub-
stanzen sind auch im mikroskopischen Bilde (Abb. 10,
Taf. XIII) festgestellt worden. Auch der mit der Kohle
wechsellagernde Stinkkalk und Stinkschiefer ist stark bitu-
ninös. Hierbei sei erwähnt, daß nach K. A. WEITHOFER°)
in der Pechkohle (auf dem Kleinkohlflöz in Hausham) auch
in der Kohle an mehreren Stellen eine erdölartige Flüssig-
32) K. A. WEITHOrFER, Das Pechkohlengebiet des bayerischen
Alpenvorlandes und die Oberbaycerische Aktiengesellschaft für
Kohlenbergbau. — Denkschrift aus Anlaß des 50jährigen Be-
a. B Oberbayerischen A.-G. für Kohlenbergbau. München,
1920, S. 62.
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keit beobachtet worden ist, die von den Koblenstücken
abfloß. Die Kohle selbst war unverändert. Sporen spielen
bei der Zusammensetzung der Pechkohle nur eine unter-
geordnete Rolle.
Interessant ist die Feststellung von Sporen saprophytisch
lebender Pilze (Abb. 32—34, Taf. XVD. Diese Pilze werden
an dem Cupressinoxylon gelebt haben und mit diesen
zusammen fossilisiert worden sein. Wie bereits W. GoOTHAN
in einem anderen Falle geäußert hat, dürfte dieses Vor-
kommen wohl auf einen feuchten, nicht aber überall mit
Wasser bedeckten Untergrund hinweisen. Das würde mit
unserer Vorstellung von Wealdstandmooren mit gelegent-
lichen offenen Wasserstellen gut übereinstimmen.
Die Faziesverhältnisse wechselten dauernd; die Flöze
sind nie sehr mächtig und führen zahlreiche Zwischenmiittel.
Das ganze Gebiet unterlag einer zu verschiedenen Zeiten
verschieden rasch vor sich gehenden Senkung, die ent-
sprechend dem Auskeilen einzelner Flöze verschiedene
Konfigurationen der Waldstandmoore hervorrief. An den
Stellen, an welchen das Wasser nicht ganz so flach war,
bildete sich statt Kohle bituminöser Kalk. Der Bitumen-
gehalt läßt darauf schließen, daß in den Gewässern tierische
und pflanzliche Organismen mit stärkerem Protein- und
Fettgehalt gelebt haben müssen.
Bei rascher Senkung wurde das Waldstandmoor mit
brackischem Wasser bedeckt, es bildeten sich Gesteins-
schichten mit brackischen Conchylien. Auch marine Schich-
ten finden sich dazwischen eingelagert. Es ist also nach
W. WoıLrr wahrscheinlich, „daß sich bis zum Anbruch
der untermiocänen Transgression ein oligocäner Meeres-
arm in Südbayern erhielt, von welchem periodische Über-
flutungen ausgingen... Seine Lage muß man entfernt vom
Alpenrande, dort, wo die oligocäne Molasse unter den
mächtigen neogenen und quartären Ablagerungen ver-
schüttet liegt, suchen. Dieser Meeresarm kann indes nur
schmal gewesen sein, denn am Jurarande nördlich der
Donau ist kein marines Oligocän bekannt.“
Im Miocän brach das Meer wieder herein, und es
bildete sich im Alpenvorland wieder eine ostwestliche
Mceresverbindung. Die Bedingungen zur PBraunkohlen-
bildung waren hier im Miocän nicht mehr gegeben. Durch
die miocäne Alpenfaltung wurde äuch das Vorland, die
oligocäne Kohlenablagerungen stark in Mitleidenschaft ge-
zogen. Diese wurden stark gepreßt und zu einer Mulde
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gefaltet, deren Nordflügel steilgestellt wurde Durch
diesen faltenden Gebirgsdruck wurde der Inkohlungsprozeß
stark beschleunigt. Während die jüngeren tertiären Kohlen
allermeist als Erdbraunkohlen erhalten sind, dieihren Namen
schon durch ihre braune Farbe rechtfertigen, wurde die
nur wenig ältere oligocäne Kohle durch die Gebirgsbildung
stark umgewandelt, so daß sie äußerlich eine schwarze
Farbe und hohen Glanz erhielt. Bei chemischer und petro-
graphischer Untersuchung erweist sie sich jedoch unzweifel-
haft als Braunkohle. Nach den Forschungen E. ERDMANNS
ist es wahrscheinlich, daß die tektonische Beeinflussung
der Kohle sich als eine Druckerhitzung auf etwa 250° zu
erkennen gibt. Denn während gewöhnliche Braunkohle,
wie schon gesagt, schon bei Erhitzung auf 100° Schwelgase
abgibt, beginnt die Verschwelung der Pechkohle erst bei
290°. Es zeigt sich also, daß der tektonische Druck von
maßgebendem Einfluß auf den Inkohlungsgrad der Kohle
ist. Die Richtigkeit dieser Anschauung ist neuerdings von
D. Weite?) und W. PETRASCHECK®?) erwiesen worden. In
einer neueren Arbeit haben W. PETRASCHEcK und B. WıL-
SER®) gezeigt, daß der allerwichtigste für die Qualität
der Kohle in Betracht kommende Faktor der Gebirgsdruck
ist. Dabei kann der Belastungsdruck allein den faltenden
Gebirgsdruck nicht ersetzen. Experimentell haben sie ge-
zeigt, daß die Qualität der Kohle nicht durch die Flora
bestimmt ist.
Da der tektonische Druck die Inkohlung fördert, so
ist er auch mit verantwortlich zu machen für die Ent-
stehung der Schlechten und Lassen, die auf Material-
schwund beim Fortschreiten der Inkohlung zurückgeführt
werden müssen. und deren Lage durch die Druckrichtung
bestimmt wird. Die Schlechten und Lassen in der Peißen-
berger Pechkohle sind im wesentlichen als nach der
Faltung entstanden zu betrachten. Wir haben es also in
der Peißenberger Pechkohle mit einer Braunkohle zu tun,
die ursprünglich in der gleichen Weise entstanden ist wie
die heutigen Erdbraunkohlen und die nur durch Jie nach-
—
»3) Davıp WnırtE, The Origin of Oval. Bureau of Mines,
Washington, Bull. 38, 1913.
3) W. PETRASCHECK. Kohlengevlogie der österreichischen
Teilstaaten. Berg- und Hüttenmänn. Jahrb. 1922.
35) W. PETBASCHECK und B. WırseR, Studien zur Geschemie
des Inkohlungsprozesses. Diese Zeitschr., Bi. 76, 1924, Monats-
bericht S. 200—214.
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trägliche drucktektonische Beeinflussung ihren jetzigen
Charakter als „Glanzbraunkohle“ erhalten hat.
Ergebnisse.
1. C. v. GümseL hat behauptet, daß die bayerische
Pechkohle durch und durch Holzstruktur aufweise. Da
man diese aber im Dünnschliff nicht erkennen kann, ist
diese Behauptung von späteren Autoren vielfach als nicht
erwiesen betrachtet worden. Die vorliegende Arbeit weist
nun an Hand von Mikrophotogrammen nach, daß die unter-
suchte Kohle in der Tat zum größten Teil Holzstruktur
besitzt, die jedoch im Dünnschliff deswegen nicht zu
erkennen ist, weil die Holzzellen vollständig mit kKohliger
Substanz ausgefüllt sind, die die gleiche Lichtbrechung
besitzt wie die Zellwände.
2. In den Dünnschliffen beobachtet man eine „Ge-
rinnungsstruktur“, wie man sie am besten aus den
Bogheadkohlen kennt. Während es sich bei den Boghead-
kohlen um linsenförmige Zusammenballungen von gelb-
lichen Bitumina handelt, zeigt die Pechkohle in ihrer
Hauptmasse derartige Zusammenballungen aus dunkel-
roten, also wohl humosen Substanzen, die von
dunkleren Stoffen umflasert sind.
Bisher wurden derartige Strukturen, also Linsen, die
von anderer Substanz umgeben sind, für organische Gebilde
gehalten: Protophyten (ReınscH), Algen (RENAULT, BER-
TRAND, H. PoToxıE), Sporen (JEFFREY). In vorstehendem
wurde gezeigt, daß diese linsenförmigen Gebilde innerhalb
der Holzstruktur vorkommen, so daß es sich also nicht um
Sporen, sondern nur um nachträgliche Bildungen handeln
kann, also um Ausfüllung des strukturbietenden Holzes, mit
humoser Substanz. Hiermit ist die Gerinnungs-
struktur auch in einer Humuskohle nach-
sewiesen.
3. Die Kohle geht allmählich ins Nebengestein über,
und zwar derart, daß gewisse, nach dem Liegenden zu
sich häufende und immer kalkreicher werdende Zusammen-
ballungen, die hier aus bituminöser Substanz bestehen
(gelbe Farbe), sich anreichern. Sie zeigen gelegentlich
die zellige Struktur, die BERTRAND seiner Zeit dazu geführt
hat, ähnliche Gebilde der Bogheadkohle von Autun für
Algen zu halten. Der allmähliche Übergang dieser gelben
Zusammenballungen der Pechkohle in Stinkkalk spricht
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297
dafür, daß es sich un anorganische Bildungen
handelt.
4. Es konnte nachgewiesen werden, daß die in der
Kohle vorhandenen Schnecken autochthon sind.
Sie treten im Liegenden und an einzelnen wenigen
Stellen innerhalb der Flöze auf, und zwar nicht im
Sapropel. Das Braunkohlenmoor muß also mindestens eine
von offenem Wasser freie Oberfläche gehabt haben. Schon
die flachsten Wasserstellen äußerten sich durch sofortiges
Auftreten von Conchylien.
5. Wegen des Auftretens von Conchylien lag es nahe,
die Kohle als Faulschlammkohle aufzufassen. Die herrschende
Anschauung bleibt jedoch zu recht bestehen, daß die
Glanzkohlen Humuskobhlen sind.
6. Auch die durch Mazeration aufgefundenen Pilz-
sporen (Teleutosporen usw. von Phragmidites) weisen
auf einen zwar feuchten, aber nicht von Wasser völlig
bedeckten Boden der Braunkohlenwälder hin.
7. Die Braunkohlenmoore, aus denen die Peißenberger
Pechkohle hervorgegangen ist, haben wir uns demnach
nicht als Sumpfmoore, sondern als Waldstandmoore
vorzustellen.
a N. Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb,
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
298
Tafelerklärnng.
Tafel! XI.
1. Kolilenschmitzchen mit Nebengestein. Zeigt die zur
Schichtung senkrecht stehenden Schlechten in der Kohle,
die nicht ins Nebengestein hinaus fortsetzen. (Vergr. ?'3:1.)
2. Mikroskopisches Flözchen mit Schlechtenbildung.
(Vergr. 33:1.)
3. Vitritstreifen und Pyritkügelchen in der Pechkohle.
(Vergr. 100:1.)
4. Vitritstreifen und Pyritkügelchen in der Pechkohlle.
(Vergr. 200:1.)
5. Vitritstreifen und -linsen und Pyritausscheidungen in
der Pechkohle. (Vergr. 100:1.)
Tafel XII.
6. Struktur der humosen Pechkohlensubstanz im Vertikal-
schnitt. Zusammenballungen. Gerinnungsstruktur. Keine
Sporen. (Vergr. 150:1.)
‘, Ausschnitt aus Abb. 6. (Vergr. 300:1.)
Tafel XIII
8. Gerinnungsstruktur der Pechkohlensubstanz im Ver-
tikalschnitt mit gelben Bitumenlinsen. (Vergr.
100:1.)
9. Gerinnungsstruktur der Pechkohlensubstinz im Hori-
zontalschnitt. (Verer. 100:1.)
10. Schlierenförmige goldgelbe Bitumenmassen in der
Pechkohle. (Verer. 35:1.)
11. Kalkige weißlichgelbe Bitumeninsel in der Pechkohle.
(Vergr. 200:1.)
12. Gerinnungsstrukturen aus Kalk und Bitumen. (Vergr.
200:1.)
13. Gerinnungsstrukturen aus Kalk und Bitumen. (Vergr.
100: 1.)
14. Anoreanisches sporenähnliches Gebild® in der Pech-
kohle. (Vergr. 100:1.)
Tafel XIV.
15. Mikrospore (°) in der Pechkohle. (Versr. 200: 1.)
16. Holzrest mit Pyritausscheidungen aus dem Nebenrestein
der Pechkohle. (Vergr. 320:1.)
Abb. 17. Holzreste mit Pyritkureln aus dm Nebenzestein. (Vergr.
Abb.
Abb,
Xbb.
Abb,
10:1.)
IS. Pyritkügelchen im Stinkschiefer. (Vergr. 20:1.)
19. Überzang von Kohle in Kalkstein. Kalkiree Bitumen-
inseln. (Verger. 100:1.)
20), Stinkkalk mit durch organische Substanz (dunkel ge-
fürbten Streifen. (Verer. 19:1.)
21. Bitumen und Schnrckenschalen in der Kohle. (Verer.
35:1.)
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Tafel XV.
Abb. 22. Schalen in der Kohle. (Vergr. 33:1.)
Abb. 23. Winzige Schälchen in der Pechkohle. (Vergr. 33:1.)
Abb. 24. Zerbrochene Schneckenschalen im Stinkstein. (Vergr.
33:1.)
Abb. 25. Spodogramm vom Westerwälder Lignit. (Vergr. 26:1.)
Abb. 26. Spodogramm des Dillenburger pechkohligen Lignits.
(Vergr. 26:1.)
Abb. 27. Desgl. (Vergr. 26:1.)
Abb. 28. Spodogramm der Peißenberger Pechkohle. (Vergr. 14:1.)
Abb. 29. Ausschnitt aus Abb. 28. (Vergr. 34:1.)
Abb. 30 und 31. Spodogramme der Peißenberger Pechkohle.
(Vergr. 34:1.)
Tafel XVI
Abb. 32. Teleutosporen von Phragmidites; im Querschnitt rund.
(Vergr. 570:1.)
Abb. 33. AÄcidiosporen (?) von Phragmidites. (Vergr. 570:1.)
Abb. 34. Uredosporen von Phragmidites mit gekörnter Ober-
fläche. (Vergr. 570:1.)
Abb. 35. Sporenhaut mit Falten und glatter Oberfläche. (Vergr.
570:1.)
Abb. 36. Anschliff der Pechkohle im auffallenden Licht Holz-
zellen zeigend. (Vergr. 50:1.)
Abb. 37. Wie Abb. 36. (Vergr. 150:1.)
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13. Kerbwirkung in Technik und Wissenschaft;
Kerbwirkung in der Geologie.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 3. Juni 1925.)
Von Herrn Erich SEIpL in Berlin.
(Mit 35 Textabbildungen.)
INHALT. Seite
I. Einführung. .. ; er er ee OL
A. Begriff Kerb und Kerbwirkung er er ı BOL
B. Beseitigung von Kerben und Kerbwirkung. . . . 302
I. Kerbwirkungin Technik und Wissenschaft 304
A. Erstes Stadium der Kerbwirkung — Konzentration
von Spannungen im Kerbgrunde . . x. 2... 304
B. Zweites Stadium der Kerbwirkung — AEUEEUR der
Spannungen des Kerbgrundes . . . . . ....808
1. Stoffe im Falle spröder Reaktion . . . „308
a) Beispiele aus Praxis und Wissenschaft . . 308
a) Metalle. #4) Mineralien und Gesteine . . 312
b) Technische und molekulare Festigkeit; Bruch-
theorie rücksichtlich der Kerbwirkung.. . . 319
2. Stoffe im Falle plastischer Reaktion . . . . . 320
O..Ergebnis su are ar 322
Il. Kerbwirkung in der Geologie, ermittelt
durch Analogieschluß in Verbindung
mit anderen Kriterien. . . 2 2 2.2..2...823 |
1. Untersuchungsmöglichkeiten . . . . 323
2. Kerbwirkung bei verschiedenen Gesteinsarten; |
ihre Beseitigung durch mechanische und chemische
Einwirkung auf die Oberfläche . . . . ..... 324
a) Gletscherwirkung . . . ee he a BR
b) Wasserwirkung — Karren, Höhlen . . . . 328
3. Kerbwirkung bei zelligen Gesteinen und in
Trümmerzonen; ihre Beseitigung durch Kom-
pression, durch Einpressung oder Ausfällung von
Mineralsubstanz . 334
4. Kerbwirkung als Teilkraft "tektonischer Erschei-
nungen, insbesondere von autotektonischen Wir-
Kungen in Salzstörungszonen . 2 2 .2..2.....8336
a) Tektonische Erscheinungen . . . . ......836
bh) Autotektonische Erscheinungen . „. . . . 339
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301
Seite
5. Anregungen . » 2 2 2 2 2 2 2 nenn. 342
a) Erosionskerbte . . . . . 342
b) Schichtflächenkerbe und _Aufblätterungs-
kerbe . . ; . 343
c) Kerbwirkung von Grubenbauen u.a... . . . 343
d) Kerbwirkung und Großtektonik . . . . . 346
IN. AUSBLICK 4.8 a. ee ee are 594
1. Einführung.
A. Begriff Kerb und Kerbwirkung.
Unter „Kerben‘“ versteht man Einschnitte verschie-
dener Art und Größe, die an der Oberfläche oder im Innern
von Materialien (Metallen, Gesteinen) auftreten (Abb. 1).
Im weiteren Sinne versteht man darunter sowohl Hoaarrisse
als auch unvermittelte Abstufungen des Querschnittes
(Abb. 1e).
Erfahrungsgemäß beeinflussen derartige Kerbe im Falle
der Beanspruchung der Materialien den Spannungs-
Zustand im Innern in der Weise, daß eine Konzentration der
Spannungen im „Kerbgrunde“ stattfindet. Sie führen z. T.
auch zu einer Veränderung der Widerstandsfähigkeit
(„Festigkeit“) der Materialien.
Diese „Kerbwirkung“ spielt in der Technik wie in
der Geologie eine wichtige Rolle.
In der Technik schenkt man ihr aufmerksame Be-
achtung. Man kennt die: „Herabsetzung der Festigkeit‘
durch Kerbwirkung; und man beabsichtigt, mit der Be-
seitigung der Kerben und der Kerbwirkung durch me-
chanische oder chemische Behandlung die „Festigkeit zu
erhöhen“.
Die wissenschaftliche Erforschung dieses Pro-
blems erstreckt sich auf die Feststellung der Beeinflussung
des Spannungszustandes von Materialien durch Kerbe; sie
erreichte durch Experimentieren eine gewisse Klärung des
Festigkeits- und Bruchproblems, für das sich die richtige
Erkenntnis der Kerbwirkung als förderlich ergibt.
In der Geologie muß sich die Kerbwirkung als
tektonischer Vorgang äußern. Wenn man sie unter
den andern tektonischen Kräften mit in Rechnung stellt,
so finden manche bisher teils unbeachteten, teils uner-
klärten Erscheinungen eine einleuchtende Erklärung.
Faßt man den Zustand eines gekerbten Stabes, der einer
Beanspruchung ausgesetzt ist, ins Auge, so wird durch den
ea Mn Original from
en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
302
Kerb der Spannungszustand des Stabes in folgender Weise
beeinflußt.
Durch den Kerb ist an sich der „nutzbare Querschnitt“
des Stabes vermindert. Die Wirkung, die diese Verände-
rung des Querschnitts auf den Spannungszustand und auf
die Beanspruchbarkeit des Materials ausübt, bleibe hier
jedoch völlig außer Betracht.
Eine weitere Veränderung des Spannungszustandes des
Materials und seiner Widerstandsfähigkeit gegen Form-
änderung ergibt sich durch die spezielle Wirkung, die von
dem Kerb als solchem ausgeht. Nur diese sei unter dem
Begriff „Kerbwirkung“ verstanden.
Man kann diese Kerbwirkung in zwei Stadien betrach-
ten, die scharf auseinandergehalten werden sollten.
Zunächst entsteht im Grunde des Kerbs eine Konzen-
tration von Spannungen. Erst in einem weiteren Stadium,
bei anhaltender Beanspruchung, wirken sich diese Spannun-
gen in einer „bleibenden Formänderung“ aus.
Diese Einwirkung der Spannungen äußert sich in ver-
schiedener Weise bei dem Material, je nachdem es gegen-
über der Beanspruchung ‚spröde‘ oder „plastisch" reagiert.
Wie eine Kerbwirkung zustandekommt, könnte man sich durch
folgendes Bild veranschaulichen.
Stellt man sich vor, daß die Linien der Spannungen, die in
dem Stoff durch die Beanspruchung erzeugt werden, fließen wie
die „Fäden“ einer Flüssigkeit, so unterbricht die Einkerbung den
glatten Fluß der Strömung; die ‚„Stromlinien“ drängen sich scharf
um die Spitze des Kerbs herum unter starker Einwirkung auf das
Material in der Nähe der Spitze).
B. Beseitigung von Kerben und Kerb-
wirkung.
Auch die Beseitigung der Kerben spielt in der Technik
und in der Geologie eine bedeutsame Rolle.
Oberflächen-Kerbe,
Bei Oberflächen-Kerben kommen meiner Meinung nach
hauptsächlich folgende Möglichkeiten der Beseitigung durch
mechanische oder chemische Einwirkungen in Frage
(Abbildungen 2a bis d).
a) Ausfräsung des Kerbs und Plombierung der Höhlung
derart, daß die alte Oberfläche des Materials wieder-
hergestellt wird.
!) Angeregt durch Herrn G. Sachs.
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
303
Diese Behandlung dürfte, abgesehen von der Verringerung oder
Beseitigung des Kerbs insofern die günstigste Wirkung erzielen,
als der alte Querschnitt des Materials wieder hergestellt wird und
unvermittelte Querschnittsübergänge so gut wie völlig vermieden
sind. Doch muß naturgemäß die Kerbfüllmasse dem Material des
Mutterkörpers (in ihren elastischen Eigenschaften) gleichen und
mit ihm (durch Verknetung, Verschweißung) zu einer Einheit ver-
bunden werden — andernfalls kann wohl die Kerbwirkung nur zum
Teil aufgehoben werden (siehe die Bedeutung von Zonen der
Inhomogenität, Abschnitt IIB, 1 «, f, Mineralien und Gesteine).
DD RL WEL Do
d
Abb. 1. Kerbe.
a) u. b) spitze Kerbe; a) als Haarriß endigend; c) u. d) gerundete Kerbe:
e) unvermittelte Änderung des Querschnittse (Kerb mit rechtem Winkel, z. B. Welle).
Z |
Abb. 2. Beseitigung der Kerben; Aufhebung der Kerbwirkung.
f und Plombierung des Kerbs; b) Plombierung des Kerbs ohne
2 herechen e Ausfräsung: 6) @ \usätzung der Kerbstelle: d) Beseitigung des
Kerbs durch Abhoblung der Oberflächenschicht.
b) Plombierung des Kerbs. ohne daß der Kerbgrund
vorher ausgefräst worden ist.
In diesem Falle ist zwar auch der alte Querschnitt des
Materials wieder hergestellt, doch erscheint, wofern nicht eine
restlose Ausfüllung der äußersten in Haarrisse auslaufenden Endigung
des Kerbs erzielt wird, die Beseitigung der Kerbwirkung als sehr
unvollständig.
c) Beseitigung der scharfen Kerbspitzen und damit
Milderung des Kerbs durch mechanische Behand-
lung oder durch Aetzen.
d) Beseitigung der ganzen die Oberflächen-Kerbe ent-
haltenden Zone.
Original from
BOESUN, Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
304
mm mr vndamen
In diesem Falle würde das Material eine Verminderung des
Querschnitts erleiden, ohne daß sich immer eine völlig kerbfreie
neue Oberfläche ergibt, da unter Umständen innere Fehlstellen
bloßgelegt werden.
Innen-Kerbe.
Auch die im Innern mancher Stoffe auftretenden
Kerbe lassen sich schließen.
In der Technik kann bei einem Material, das sich
gegenüber Druckbeanspruchung plastischer als gegen Zug
verhält, durch Kompression eine Abschwächung der inneren
Kerbwirkung erzielt werden. Hierauf beruht möglicherweise
auch die Bedeutung der mechanischen Bearbeitung in der
Technik durch Walzen, Pressen, Schmieden usw. In der
Geologie kommt außerdem vielfach eine Ausfüllung von
Höhlungen durch Einpressen plastischer Massen oder durch
Ausfällung von Mineralsubstanz aus Lösungen vor.
II. Kerbwirkung in Technik und Wissenschaft. 2
Über Kerbe und Kerbwirkung — womit zugleich Festig-
keits-, Bruch- und Plastizitätsprobleme angeschnitten wer-
den — habe ich mir auf Grund der vorliegenden umfang-
reichen Literatur und durch eigene Anschauung, unterstützt
durch wertvolle Unterhaltungen mit meinen wissenschaft-
lichen Freunden?), folgendes Urteil gebildet.
A. Erstes Stadium der Kerbwirkung — Kon-
zentration von Spannungen im Kerbgrunde.
Die Spannungen, die bei der Beanspruchung von Mate-
rialien auftreten, vermag man bei durchsichtigen Stoffen
(Glas, Zelluloid, Zellon, Steinsalz) durch Betrachtung der .;
Stoffe im polarisierten Licht festzustellen.
Die Doppelbrechung, die beobachtbar ist und die sich in einer
verschiedenartigen Tönung äußert, ist je nach der Stärke der
Beanspruchung verschieden. :
Die Einwirkung von Einkerbungen bei der Biegung auf
den Verlauf der „spannungsfreien Linie“ ersieht man aus *
den Abbildungen zweier verschieden geformter Zelluloid- =:
#
&
2) Dr. ing. GEorG Sachs, Mitarbeiter am Kaiser-W ilhelm-Institut ER
für Metallforschung Berlin, Dr. Ernst ScHiepoLd, Mitarbeiter am
Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung Berlin, Bergrat Kurf :"
Seıpı, Carlshof O.-S. a
Original frorn
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
305
Bügel, die auf Biegung beansprucht sind®). Bei dem recht-
winklig geschnittenen Bügel (Abb. 3a) sieht man, daß an
allen Stellen der rechtwinkligen Einkerbung die spannungs-
freie Linie dicht an die Kerbspitze herangeht. Es bedeutet
dies, daß dort die Spannungen besonders hoch sind.
?/, nat. Größe
a b
Abb. 3. Spannungszustand eines auf Biegung beanspruchten
Zelluloidbügels.
Gekennzeichnet durch photographische Aufnahme der Interferenzfarbenunter-
schiede im penis Licht. nterbrechung der „spannungsfreien Linie“, die
in der Abbildung dunkel erscheint, bei dem rec twinkl g geschnittenen Bügel a;
ruhiger Verlauf derselben bei dem gerundeten Bügel b.
Abb. 4. Spannungszustand an der Kerbspitze eines eingerissenen
Zellonplättchens. (30 mal vergrößert.)
Gekennzeichnet durch POREOEtApE TEN Aufnahme der Interferenzfarben-
unterschiede im polarisierten Licht.
Im Gegensatz hierzu verläuft bei dem gerundeten
Bügel (Abb. 3b) die neutrale Linie — außer an den beiden
noch verbliebenen rechtwinkligen Kerbstellen — annähernd
in der Mittellinie des Querschnitts, eine gleichmäßige Ver-
teilung der Spannungen kennzeichnend,.
5) Nach O. HönissßerG: Unmittelbare Abbildung der neutralen
Schichten bei Biegung durchsichtiger Körper in zirkularpolari-
sertem Licht. Internationaler Verband für die Materialprüfung
der Technik, Brüsseler Kongreß 1906.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 20
Original from
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46H) . (640)
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1
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Nach G. Sachs. Mech. Teobn. d. Met. Akad. Verlagsges., Leipzig.
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Abb. 5. Spannungsstörungen durch Kerbe in elastisch
gedehnten Zugstäben. Nach Versuchen von Preuß.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
307
Ein weiteres anschauliches Beispiel der Beeinflussung
der inneren Spannungen eines Zellonplättchens durch einen
Kerb zeigt die in gleicher Weise hergestellte photo-
graphische Aufnahme, die Abbildung 4 wiedergibt).
Gleiche Schattierungen der Abbildung zeigen gleichartige
Interferenz-Tönungen an und bedeuten also annähernd gleiche
Werte des Spannungszustandes.
Im Maschinenbau werden neuerdings in dieser Weise
an Zelluloidmodellen die in Maschinenteilen zu vermutenden
Spannungen beobachtet®).
Die Verteilung der Spannungen in gekerbten Metall-
stäben ist verschiedentlich durch Messung ihres elasti-
schen Verhaltens festgestellt worden. Die von PrEuss unter
Anwendung von Meßspiegeln bei Kerben verschiedener
Tiefe und verschiedener Ausrundung des Kerbgrundes er-
zielten Ergebnisse veranschaulicht Abbildung 5%).
Über jeder Stelle des engsten Querschnitts der einzelnen dem
Versuch dienenden eingekerbten Flachstäbe (Flußeisen) ist die
Größe der Längsspannung graphisch aufgetragen.
Man sieht, daß die Spannung im Kerbgrunde erheblich
größer ist, als in der Mitte des Stabes. Man sieht ferner,
daß es nicht die Tiefe des Kerbs ist, welche die größten
Spannungsunterschiede hervorruft, sondern daß diese be-
sonders von dem Grad der Zuspitzung (Verhältnis zwischen
Breite und Tiefe des Kerbs) abhängen. Insbesondere fällt
auf, daß ein runder Kerb eine geringere Wirkung als ein
spitzer ausübt. Es vermindert also die Ausrundung eines
spitzen Kerbs die Kerbwirkung.
Exakter ausgedrückt bedeutet dies nach den zusammen-
fassenden Betrachtungen von Sacas folgendes’):
Der Unterschied zwischen der Spannung im Kerb-
grunde und der mittleren Spannung des Stoffs bei sonst
unveränderten Abmessungen wächst
a) mit der Verkleinerung des Abrundungsradius;
b) mit der Zunahme des Verhältnisses von Kerbtiefe
zur Stärke des übrigen ungestörten Querschnitts;
c) mit der Verringerung der Abmessungen eines Kerbs
einer bestimmten Form.
4) Untersuchung von Herrn E. SCHIEBOLD.
5) W. Bırnßaum; Optische Untersuchung des Spanuungszustandes
in Maschinenteilen mit scharfen und abgerundeten Ecken, Zeitschr.
t. techn. ur 1924, S. 143.
6) Vgl. G. Sachs: Grundbegriffe der mechanischen Technologie
der Metalle. "Akadem. Verlagsges., Leipzig 1925, S. 88.
7) G. Sachs: a. a. O. S, 86 in etwas anderer Fassung.
20*
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
308
B. Zweites Stadium der Kerbwirkung —
Auslösung derSpannungendesKerbgrunde:.
1. Stoffe im Falle spröder Reaktion.
Materialien, welche unter der ihnen auferlegten Be-
anspruchung spröde reagieren, reißen, wenn die Anhäufung
der Spannungen im Grunde eines Kerbs ein gewisses Maß
überschreitet, ein und brechen daher bei Anwesenheit von
Kerben leichter als ungekerbte Proben.
a) Beispiele aus Praxis und Wissenschaft. -
Erfahrungen der Praxis und Versuche mit s:
reagierenden Stoffen — Metallen und Gesteinen
Kerben verschiedener Art enthalten, besagen im ein
folgendes:
a) Metalle.
Sichtbare Risse in Maschinenteilen muß m
bessern, wenn man vorzeitigen Brüchen vorbeugen w
Es geschieht dies bei Gußeisen in der Weise, daß di
Rißzone ausgemeißelt und die Höhlung mit Metall der
gleichen Ari zugeschweißt wird. |
Abbildung 6 zeigt die Aufblätterung eines Kessel-
blechs aus Schweißeisen (mit ausgeprägter Schichtung in-
folge unterschiedlichen Phosphorgehalts) auf Schicht-
fugen, die sich durch Einreißen bei fehlerhaftem ab-
scherendem Zerschneiden ergab.
Abbildung 7a zeigt einen von einer schadhaften Ober-
flächenstelle ausgehenden Querriß einer Flußeisenstange,
der zum Bruch führte, während die daneben befindliche
Schweißstelle unversehrt blieb. Die vergrößerte Aufnahme
des Risses (Abb. 7b) läßt erkennen, wie dieser als Haar-
riß fortschreitet, indem er, z. T. den Schichtflächen des
Materials folgend, treppenförmig absetzt.
Die Gefährlichkeit von Haarrissen (Abb. 8) hat.
man früher unterschätzt.
Bei der Bearbeitung von ZEdelstahlblöcken gab es
infolgedessen anfangs übermäßig viel Ausschuß. Die
meisten vorgewalzten Blöcke zerspleißten beim Weiter-
walzen, ausgehend von langen Haarrissen (die mit dem
bloßen Auge nicht zu sehen, aber 5—20 cm lang und
a—1 cm tief waren). Die Blöcke mußten daher einer
Vorbehandlung unterworfen werden. Die Risse wurden
zunächst (durch Beizen) sichtbar gemacht und dann mit
Preßluftmeißeln so lange bearbeitet, bis der Span nicht
Kt . Original from
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309
mehr aufplatzte. Das dann verwalzte Material ergab ein-
wandfreien Edelstahl.
Selbst hochglanz-polierte Wellen, von denen man lange
Zeit annahm, daß sie wirksame Risse nicht mehr enthal-
ten, werden neuerdings geätzt. Man erreichte dadurch oft
Abb. 6. Einreißen — Aufblättern — eines schweißeisernen
Kesselblechs längs zu stark phosphorhaltigen Schichten.
4 mal vergrößert.
Ausgehend von Störungsstellen, die durch fehlerhaftes Abscheren entstanden sind.
die erstaunliche Wirkung, daß, als Folge der Ausrundung
der Haarrisse, die „Festigkeit“ um 30% ‚erhöht‘ wurde®),
Analoge Wirkungen von Haarrissen, die von schad-
haften Oberflächenstellen, insbesondere von den Korn-
grenzen ungünstig gelagerter, spröde reagierender Kristalle
ausgehen, sind u. a. beim Kaltwalzen von Aluminium und
von Kupfer beobachtet?).
8) Briefliche Mitteilung von Direktor E.RorH, Lautawerk, Lausitz.
9) E. SeıpL, E. SCHIEBOLD: Das Verhalten inhomogener Aluminium-
Gußblöckchen beim Kaltwalzen. Makroskopische Beobachtung der
zed by (50: gle ee Original fi 0 )
VICHIGAN
UNIVERSITY OF
310
Ein besonders eindrucksvolles Zeichen von Kerb-
wirkung bietet das als „season cracking‘“ in der Metallkunde
bekannte spontane Aufreißen gezogenen oder gepreßten Me-
talls unter Knall, das infolge des Verarbeitungsprozesses
a
Abb. 7a. Oberflächenfehler, der bei normaler Beanspruchung des
Materials (Flußeisen - Stange) neben einer Schweißstelle zum
Bruch führte. (Vergr. Aufnahme s. Bild 7b).
Reißzone unter einem Winkel von 50—60° zur inneren Struktur.
i Vergr. 200
Abb. 8. Abb.7b. Fortschreiten des
Haarriß (innere Kerbs (Bild 7a) als Haar-
Fehlstelle im Guß- rißB in Absätzen, z. T.
material: Flußeisen). längs der Schichtung.
Entstehung einer Walztextur (Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-
Institut für Metallforschung). Zeitschr. f. Metallk. 1925, S. 226 ff.;
desgl. Erweiterter Sonderdruck V.D. I.-Verlag.
Original from
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‚sl
unter starken inneren Spannungen steht (Abb. 9)%). Es
genügt schon die scheinbar geringe — tatsächlich aber kon-
zentrierte — Spannung kleiner Kerbe, um plötzlich die
zerstörende Entspannung hervorzurufen.
RE nen... 0 a ET
Verl. Jul. Springer, Berlin,
Abb. 9. Preßbarren aus a=Messing, der beim Herausnehmen
aus dem Rezipienten infolge innerer Spannungen aufblätterte.
(Lin. Vergr. 0,17).
Eine unvermittelte Änderung des Querschnitts bean-
spruchter Materialteile sucht man möglichst zu vermeiden.
Bei Wellen (Abb.1e) führt sie erfahrungsgemäß an der
Stelle des scharfen Übergangs vom größern zum kleinern
92) Bild aus J. CzocHraLskı: Moderne Metallkunde. 1924, S. 279
Abb. 294.
Original from
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312
Durchmesser im Betriebe zum Bruch. Wellen, die voll-
ständig im kleineren Durchmesser ausgeführt sind (die also
die früher sogenannte „Verstärkung“ nicht erfahren haben)
halten die gleiche Beanspruchung aus, ohne zu brechen.
In der Maschinentechnik ist man nunmehr planmäßig
bemüht, „Wege zur Herabsetzung der Kerbwirkung‘1°) zu
finden. So hat H. KixpLer Stäbe aus Stahl mit Rund-
und Spitzkerben nach verschiedener mechanischer und
chemischer Bearbeitung auf ihre „Dauerfestigkeit"“ (d. ı.
oftmals wiederholte Beanspruchung mit einer Last, die
einen gewissen Betrag unter der einmalig getragenen
Höchstlast liegt) geprüft.
Von dem erzielten Zahlenmaterial dürfte folgendes inter-
essieren: Die Bruchschlagzahl wurde bei abgedrehten und bei
polierten Stäben aus Stahl mit Rundkerben nach Behandlung mit
verdünnter Säure um 40°), bzw. um 27°/, erhöht. Bei Proben,
die Spitzkerben enthielten, ergab sich nach längerem Ätzen mit kon-
zentrierter Säure eine Erhöhung der Dauerschlagszahl bis zu 116 /,.
Bemerkenswert erscheint mir, daß dabei, wie aus
Abb. 10a u. b hervorgeht, die Ausrundung und Verbreite-
rung des Kerbgrundes weit energischer als das Abrunden
von Erhöhungen erfolgt.
Ich vermute jedoch, daß eine besonders schädliche Kerb-
wirkung eintritt, wenn der Winkel des Einschnitts die
inneren Strukturflächen des Materials zerschneidet, wie dies
Z. B. bei unsachgemäß gestanzten Messingkörpern der
Fall ist.
Hingegen dürfte in dem durch Abb. 11 gekennzeich-
neten Falle, wo ein Flußeisenstäbchen in glühendem Zu-
stand zu einer Niete geformt wurde, wobei das innere Ge-
füge des Metalls sich der Einkerbung anpassen konnte.
die Kerbwirkung geringer sein.
ß) Mineralien und Gesteine.
Unter den Erfahrungen, die mit Mineralien und Ge-
steinen verschiedener Art gemacht wurden, dürften folgende
von besonderm Belang sein.
Bei natürlichen oder künstlichen Gesteinen, die als
Baumaterial dienen, gehen Brüche infolge von Überlastung
erfahrungsgemäß von Kerbstellen aust!).
10) H. KännLer: Neue Wege zur Herabsetzung der Kerbwirkung.
Zeitschr. f. techn. Physik, 1924, S. 150. Abb, 3 u. Tafel VI, Abb. 1.
11) A. Hänısch: Resultate der Unterguchungen mit Bausteinen
der österreichisch-ungarischen Monarchie. Wien 1892,
M. Gary. Mitt. a. d. Kgl. Techn. Versuchsanstalten. Berlin
1897, 1898 u. 1900
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Verl. Joh. Ambr. Barth, Leipzig.
Abb. 10a. Verschiedene Stufen der Ätzwirkung einer mit scharf-
kantigen Buckeln und mit Kerb versehenen Metalloberfläche.
0. Ausgangsstadium, 9. Endstadium. Auffällig starke Ausrandung des Kerb-
grundes gegenüber nur geringer Rundung der Buckelspitze.
nase
| | | |
ER |
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| #3 |
H;) |
7%
Oberflächen-
| EEE tn = —o0
Anhäufung
Abb. 10b, Theoretischer Ätzvorgang bei einer Kerbfurche.
Punktierte Linie: Vermuteter Verlauf der Kerbfurche nach erfolgter Ätzung.
l. Aufgeschmierte Randwulste.
314
Durch Verputzen poröser Gesteine oder durch Polieren
dichter Bausteine läßt sich deren Beständigkeit erheblich
erhöhen. Diese Wirkung ist naturgemäß, abgesehen von
der Beseitigung der mechanischen Kerbwirkung, auch darauf
zurückzuführen, daß eine glatte Oberfläche den Atmo-
u nn nn
Abb. 11. Kopf einer Niete als Beispiel für die homogene Formung
der inneren Struktur gegenüber der äußeren Gestalt.
Die unvermittelte Änderung des Querschnitts dürfte, da die innere Struktur sich
ihr anpaßt, nicht in vollem Maße als Kerb wirken.
sphärilien und Flüssigkeiten nur eine geringe Angriffs-
| möglichkeit bietet.
j Bei Steinbruchsarbeiten erzielt man bekanntlich über-
raschende Erfolge mit verhältnismäßig kleinen Kerben, in
die man Keile treibt.
Da die Wirkung vielfach auf ‚innere Spannungen”
zurückgeführt wird, die angeblich das bearbeitete Gestein
enthalten soll, so sah ich mir u. a. die Bearbeitung von
Blöcken in einigen Granitbrüchen an!?). Ich hatte den
Eindruck, daß die bloßliegenden Gesteinspartien schon ent-
spannt seien, auch wurde mir von dem langjährigen Werk-
führer versichert, daß bergschlagähnliche Entspannungen
in diesen Brüchen nicht beobachtet worden seien.
Der in Abb. 12 wiedergegebene bearbeitete Gesteinsblock be-
stand aus Granit von feinem, sehr gleichmäßigem Korn und hatte
die Abmessungen von 1,5mx0,86mx0,3m. Auf der breiten Ober-
fläche waren in regelmäßigen Abständen von 10 cm 14 Kerbe von
3,5 cm Tiefe und 1,2cm oberer Breite der aus Abb. 13 ersichtlichen
Form mit einem scharf zugespitzten „Spitzeisen‘ hergestellt,
1a) Granitbrüche der Reut bei Schamles-Gottesberg und am
Luisenberg bei Wunsiedel (Fichtelgebirge).
Original from
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315
Es genügten zwei leichte Schläge auf jeden Keıl mit einem
Hammer von 50 x 50 mm? Grundfläche, um den 30 cm dicken Block
mit scharfer Fläche zu zerspalten. Die Zerteilung fand in diesem
Falle nicht in einer der „bevorzugten“ Spalt-Richtungen des Granit-
massivs statt.
Mit Kerbwirkung kann man sich dieses überraschende
Ergebnis leichter erklären als bisher.
Phot. Stud. Thieling.
Abb. 12. Zerspaltung eines Granitblocks durch Kerbe von
3 cm Tiefe.
Größe des Blocks 15x0,6x0,3 m; Abstand der 14 Kerben je 10 cm.
An der oberen Kante des Blocks sieht man, daß dieser von einem größeren
Granitstück durch ebensolche Kerbe abgetrennt ist.
I
*
Abb. 13. Mit Spitzkeil ausgearbeiteter Kerb (S), in dem
der Treibkeil (T) sitzt ('/s nat. Gr.).
Die Bedeutung der Kerbwirkung für dienatürliche
Zerspaltung zutage tretender Granitmassen kann man
sich folgendermaßen klarmachen.
er Original from
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a Phot. Stud. Kobold
b Phot. Stud. Kobold
Abb. 14. Granitblock (4 m hoch), zerspalten durch einen Saum
von Kerben, die mit Werkzeugen (10 cm tief) ausgearbeitet sind.
Über diesem Block ein etwa ebenso großer Block (scheinbar kleiner,
weil weiter entfernt), der wahrscheinlich durch natürliche
Zerspaltung eines größeren Blocks in derselben — bevor-
zugten — Spalt-Richtung des Granitmassivs zerspalten ist,
Original from
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317
In den Abbildungen 14a und b sieht man
einen durch 10cm tiefe Kerbe zerspaltenen Granit-
block von 4m Höhe, der in einer der Hauptspalt-
richtungen des Granitmassivs durch Einkerbung der Rand-
zone (Kerbtiefe 10 cm) zerspalten wurde. Im Hintergrund
erkennt man einen andern durch natürliche Zer-
spaltung in derselben Hauptspaltrichtung zerteilten Gra-
nitblock, der unmittelbar unter der Tagesoberfläche liegt.
Die ehemals wohl glatte Spaltfläche ist inzwischen durch
Verwitterung etwas gerundet!?). Es geht daraus hervor,
daß in diesem Falle verhältnismäßig geringe Kräfte dazu
gehörten, um die natürliche Zerspaltung zu bewirken.
Höchst bemerkenswert erscheint das unterschiedliche
Abb. 15. Unterschiedliches Verhalten dichter und geschichteter
Gesteine unter allseitigem Flüssigkeitsdruck.
a) Dichter Zement (2000 atm.) b) Geschichteter Sandstein
unversehrter Kern, nur die Ecken ( atm.)
sind abgetrennt. Zerteilung längs der Schichtflächen.
Verhalten geschichteter gegenüber homogenen Gesteinen bei
derselben Beanspruchung unter allseitigem (Flüssigkeits-)
Druck.
A.Förrı!!) hat festgestellt, daß homogene Gesteine und
Zement in diesem Falle im Innern völlig unversehrt blieben,
während geschichteter Sandstein längs den Schichtflächen
in Scheiben zerbrach (Abb. 15).
13) H.Croos: Einführung in die tektonische Behandlung mag-
matischer Erscheinungen (Granittektonik) I. Spez. Teil: Das Riesen-
gebirge in Schlesien, Bau, Bildung und Oberflächengestaltung ;
GEBR. BORNTRÄGER, Berlin 1925, enthält interessante Abbildungen
derselben Erscheinung.
14) A. FörrL.: Druck- und Umschlingungsdruck. Mitt. d. mech.-
techn. Laboratoriums, München H. 27, 1900 S. 20 ff. Abb. Tafel II.
J. BauscHinGEer: Mitteil. a d. mechan.-techn. Laboratorium
München, Heft 4, 1874.
Original from
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318
Faßt man den Begriff Kerb sehr weit und versteht
darunter auch Grenzzonen des Wechsels der Homogenität
des betreffenden Stoffs, so erklärt sich dieses Verhalten
des Sandsteins ohne weiteres durch die von diesen —
Inhomogenitätszonen, also Kerben darstellenden — Schicht-
flächen ausgehende Kerbwirkung.
Schließlich gehören hierher die Zugversuche mit Glas-
masse, auf denen GRIFFITH seine ‚Theorie des Bruches“
aufgebaut hat!), und die im Anschluß daran von Jorrk
angestellten Zugversuche mit Steinsalzkristallen.
Die beobachtete Festigkeit bei Glas war in diesem Falle:
wenn es sichtbare Risse nicht zeigte . . . . . 17,4 kg/mm?
bei einem sichtbaren Riß von 38mm . . . : .. 0607 „
bei einem sichtbaren Riß von 22,6mm . . . . :. 02857 „
Dünne Glasfäden auf hohe Temperaturen angelassen und schnell
abgekühlt, hatten eine bleibende Zugfestigkeit von:
ineinem Falle . . . 2. 2 2 2 2 2220... 8370 kgjmm?
in einem anderen Falle . . 600 „
(doch hielt dieser Zustand im letzteren Falle nur kurze Zeit
an und die Festigkeit des Glases ging wieder herab).
Die theoretisch auf Grund molekularer Betrachtungen
errechnete Festigkeit von Glas beträgt . . . . 2000 „
Planmäßige Zugversuche, die Jorrk!‘) mit Steinsalz-
kristallen vornahm, haben folgendes ergeben:
Steinsalzkristalle, die im ursprünglichen Zustand eine
Zugfestigkeit von ... . 0,45 kg/jmm?
hatten, wiesen, bei hohen Temperaturen verformt, die
12fache Festigkeit
und unter Wasser zerrissen angeblich sogar eine
Zugfestigkeit von . . 160 r
Die theoretisch errechnete Pestigkeit von Steinsalz
beträgt . . . . ; 20 .0..200 7
JorFr&k führt diese Annäherung der gemessenen an die
theoretische Festigkeit auf die stetige Ablaugung feiner
Kerben, die sich bei der Zugbeanspruchung auf der Ober-
fläche bilden sollen, durch das Wasser, zurück.
Andere Forscher, deren Auffassung ich teile, erblicken
darin nur eine Teilerscheinung verschiedener zusammen-
wirkender Einflüsse!?).
Diese im Deutschen Salzbergbau übrigens seit alters
bekannte Eigenschaft der sonst so spröden Steinsalz-
15) A. A. Grirfıtu: The Phenomena of Rupture and Flow in
Solids. Phil. Trans. Roy. Soc. London, A. 221, 163—198, 1920.
16) A. Jorr& in Gemeinschaft mit M. W. Kırpitschewa und
M. A. Lewrrzkı: Deformation und Festigkeit der Kristalle. Zeitschr.
t. Physik 22, 1924, Nr. 5, S. 286—-302.
mn W. EwaLp und M. Poranvı: Plastizität und Festigkeit von
Steinsalz unter Wasser. Zeitschr. f. Physik, Bd. 28 (1924), 8.2950.
”
Original from
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kristalle, sich unter Wasser schmiegsam formen zu lassen,
wird von Bergleuten dazu verwertet, um Gegenstände für
den Verkauf an Besucher der Bergwerke herzustellen.
b) Technische und molekulare „Festigkeit; Bruchtheorie
rücksichtlich der Kerbwirkung.
Die technische und geologische Forschung interessiert
Kerb und Kerbwirkung besonders auch unter dem Gesichts-
punkt der „Festigkeit“ der beanspruchten Stoffe. Doch ist
Festigkeit, wie sie sich bei technischen Versuchen bisher
ergab, nicht ein den beanspruchten Materialien an sich
eignender Begriff, sondern eine von der Art der Be-
anspruchung und andern Faktoren abhängige, für ver-
schiedene Zustände ein und desselben Stoffes verschiedene
Größe.
Es sei daher hier auf die hoch bedeutsamen Gedanken-
gänge hingewiesen, mittels deren Gkırrıra!?) — bei Be-
trachtung spröde reagierender Stoffe — das Problem der
Kerbwirkung in das Bruchproblem einzufügen sucht, wo-
durch beide Probleme einer exakten Lösung näher ge-
bracht werden.
Die als „technische Festigkeit‘ bezeichnete Festigkeit
der in der Technik verwendeten Materialien hat GRIFFITH
u. a. durch die oben mitgeteilten Versuche an Glas zu
ermitteln gesucht.
Aus molekularen und thermischen Betrachtungen
schließt er, daß die molekulare Festigkeit etwa 20 bis
100 mal größer sei als die beobachteten Werte der ‚tech-
nischen Festigkeit“.
Der geringe Wert dieser technischen Festigkeit er-
scheint ihm nur dann erklärbar, wenn in dem festen Kör-
per im Augenblick des Bruchs große lokale Anreicherungen
von Energie (Spannungsenergie) vorhanden sind.
Dieses Erfordernis molekularer und thermisch-ener-
getischer Überlegungen begegnet sich mit der Tatsache,
daß bei der Kerbwirkung eine Konzentration von Energien
im Grunde des Kerbs festgestellt ist.
Die Kerbwirkung ist also, das geht aus diesen Über-
legungen überzeugend hervor, eine derjenigen Wirkungen,
18) A, A. Grirritu: Zur Theorie des Bruches. Internationaal
Congres voor Technische Mechanica. Delft (Holland).
A. SmekAaL: Technische Festigkeit und molekulare Festigkeit.
Naturwissenschaften 1922, S. 799.
K. Worr: Zur Bruchtheorie von A. Grirritu. Zeitschr. f. an-
gewandte Mathematik, Bd. 3, 1923, S. 107 ff.
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welche — wohl in Verbindung mit anderen — die mole-
kulare, einem Stoff tatsächlich eignende Festigkeit herab-
setzt und bald diese, bald jene technische ‚Festigkeit
vortäuscht.
2. Stoffe im Falle plastischer Reaktion.
Auch über den Einfluß von Kerben auf Stoffe, die bei
der Beanspruchung plastisch reagieren, liegen wertvolle
Beobachtungen vor.
Die Erfahrungen mit Steinsalzkristallen, die im
trockenen Zustand sich spröde, benetzt jedoch plastisch
verhalten, sind schon erwähnt.
Planmäßige Studien, die NApaı „Über die unter einer
Belastung sich bildenden Gleitflächen der festen Körper“
in exakter Weise durchgeführt hat!?), bezeugen u. a., wie
aus Abb. 16a und b augenscheinlich hervorgeht, daß bei
Versuchskörpern, die gelocht oder gekerbt sind, von diesen
Schwächezonen Gleitflächen ausgehen.
Äußerst anschaulich sind auch die Abbildungen, die HarT-
MANN seinem grundlegenden Werk über „Fließfiguren‘“ (Gleitzonen)
in beanspruchten Metallen beigegeben hat?®).
Die einfachste Deutung dieser Erscheinung erscheint
mir die, daß man sie als einen Sonderfall der als allgemein
giltig angesehenen Tatsache hinstellt, daß wenn die Be-
anspruchung plastisch reagierender Materialien ein gewisses
Maß überschreitet, das Material in erster Linie an der
Einwirkungsstelle der größten Energien zum Gleiten kommt.
Besonders einleuchtend erscheint mir die schon von
E. Hxyx?!) getroffene Feststellung, daß „bei geschmeidigen
Materialien, z. B. bei Bleiproben ... das Material seine
Formänderung so herbeizuführen sucht, daß der Kerb in |
seinem Grunde stärker abrundet, die Kerbwirkung also |
vermindert wird".
Im vorliegenden Falle ist die Einwirkungsstelle der
Energien der Grund des Kerbs; dieser paßt sich dem Zwang
der Energien schmiegsam an oder mit anderen Worten: der
Kerbgrund stumpft ab, weitere Kerbwirkung vermindernd.
18%) A. NADAI: Über die unter einer Belastung sich bildenden
Gleitflächen der festen Körper. Zeitschr. f. techn. Physik, 1924,
S. 369, Abb. Tafel IX, Abb. 2 bis 6 und Tafel XI, Abb. 20.
%) E. Hartmann: Distribution des Deformations dans les Metaux
soumis & des Efforts. BerGEr-LEVRAULT & CıE, Libraires-editeurs,
Paris-Nancy 1896.
21) E. Heyn: Handbuch der Materialienkunde Bd. 2A, Berlin 1913.
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Es ruft also das Wegfließen an der Stelle der stärksten
Energieanhäufung einen weitgehenden Ausgleich der Span-
nungen hervor.
Schließlich ist durch planmäßige Versuche an Me-
tallen (eisernen Stäben und Klötzen) erwiesen, daß Ein-
Verl. Joh. Ambr. Barth, Leipzig
Abb, 16a. Fließfiguren auf gelochten und gekerbten Zugstäben
aus Eisen.
Verl. Joh. Ambr. Barth,
Leipzig
Abb, 16b. Wirkung eines zufälligen Bläschens in der Oberflächen-
schicht eines gedrückten Paraffinprismas.
kerbungen im Bereich des durch die Einkerbung verminder-
ten Querschnitts des Materials eine Erhöhung des Wider-
standes gegenüber Zug- (LUDWIK-SCHEU)?) wie auch
2) P. Lupwık und R. Scheu: Über Kerbwirkungen bei Fluß-
eisen. Stahl und Eisen, Bd. 43. 1923, S. 999/1001.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 21
Google
322
gegenüber Druckbeanspruchung (SAcuHs)?), und zwar unter
begleitenden Wirkungen verschiedener Art herbeiführen, die
gleichbedeutend mit einer Erschwerung der Fließbewegung
sind.
C. Ergebnis.
Das Ergebnis dieser Betrachtungen ist folgendes:
1. Die Wirkung von Kerben, die in Stoffen verschiedener
Art auftreten, spielt für ihr physikalisch-mechanisches Ver-
halten im Falle einer Beanspruchung eine bedeutende Rol.e.
2. Die Kerbwirkung erfolgt in zwei Stadien; zunächst
findet eine Konzentration der durch die Beanspruchung
geweckten Energien im Grunde des Kerbs statt; sodann
erfolgt, bei Erreichen einer gewissen Beanspruchung, eine
Auslösung der angesammelten Energiemengen.
3. Die Konzentration von Spannungen im Kerbgrunde
ist von der Art und Form des Kerbs abhängig; sie erfolgt
am stärksten bei Kerben mit feinster Spitze.
4. Die Auslösung der Spannungen vollzieht sich in
verschiedener Weise, je nachdem das Material — unter
den sonst vorliegenden [durch seine Beschaffenheit, durch
Temperatur, Druck (Durchtränkung mit Flüssigkeiten bei
Salz und Eis), Tempo des Vorgangs bedingten] spröden
oder plastischen Umständen — auf die Beanspruchung hin
reagiert.
5. Bei spröde reagierenden Materialien bewirkt die
Auslösung der im Kerbgrunde konzentrierten Spannungen
ein weiteres Aufreißen des Kerbs, das vorzeitig zu einem
Bruch des Materials führen kann.
In diesem Falle bedeutet also die Auslösung der Kerb-
wirkung eine „Herabsetzung der Festigkeit“ des Materials.
6. Bei plastisch reagierenden Materialien verursachen
die im Kerbgrunde konzentrierten Spannungen ein Fließen
des Materials im Kerbgrunde. Dadurch entsteht, unter
Ausrundung des Kerbs, ein Ausgleich der Spannungen.
Der Widerstand des Materials gegen Formänderung —
in dem durch den Kerb geschwächten Querschnitt — ist
infolge der Gegenwirkung der benachbarten Materialteilchen
erhöht.
7. Die Kerbwirkung läßt sich dadurch abschwächen,
daß dem Kerbgrund eine weniger spitze Form gegeben
3) G. Sachs: Über Kerbwirkungen beim Stauchversuch. Stahl
und Eisen, Bd. 43. 1923, S. 1587.
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.-
wird. Sie läßt sich durch annähernde oder völlige Be-
seitigung des Kerbs (die auf mechanischem oder chemischem
Wege erfolgt) zum großen Teil — vielleicht auch ganz —
beseitigen.
8. Die Kerbwirkung hebt sich gewissermaßen selbst
auf, wenn im zweiten Stadium der Wirkung durch Aus-
lösung der Spannungen im Kerbgrunde spröde Stoffe zu
zerbrechen oder plastische (unter Ausrumdung des Kerb-
grundes) zu fließen anfangen.
9. Ein „Kerb“ liegt meiner Auffassung nach nicht
nur im Falle einer kerbartigen Unterbrechung der Homo-
genität eines Materials vor, sondern sinngemäß auch dann,
wenn der sonst leere Raum mit einer die Homogenität
störenden Masse ausgefüllt ist, also überhaupt bei
Materialien, die aus verschiedenartigen Stoffen bestehen,
längs der Grenzzone der verschiedenartigen Bestandteile.
III. Kerbwirkung in der Geologie, ermittelt durch
Analogieschluß in Verbindung mit andern Kriterien.
1. Untersuchungs-Möglichkeiten.
Bedeutungsvolle Beispiele über Kerbwirkung bei Ge-
steinen und Mineralien und ihre Beseitigung sind oben
schon angeführt. Ob die tektonische Zerstörung von Ge-
birgsmassen unter Mitwirkung von Kerben sich durch Ex-
perimente in einer den natürlichen Verhältnissen tatsäch-
lich entsprechenden Weise nachahmen läßt, steht dahin.
Bisher haben sich geologisch-tektonische Laboratoriums-
versuche nur in wenigen Fällen als fruchtbringend erwiesen.
Denn bei den Apparaturen, welche bisher angewendet wurden,
ließ sich die vielfach weitgehende Anpassung der natürlichen,
geologischen „Apparatur“ an die Formung der beanspruchten
Massen nicht erreichen; auch spielten sich alle Versuche im Ver-
gleich mit den geologischen Zeitverhältnissen viel zu schnell ab.
Doch erscheint die Anwendung der in der Technik
und durch wissenschaftliche Untersuchungen des Kerb-
problems gewonnenen Erfahrungen auf geologische Ver-
hältnisse durch Analogieschluß und durch Gegen-
überstellung der verschiedenen Beschaffenheit, die die Ge-
21*
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LEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
324
steine und Gesteinszonen je nach der Art und dem Grade
ihrer tektonischen Beanspruchung zeigen, möglich.
Denu die Beanspruchung geologischer Schichtenver-
bände und Gesteinsmassen unter tektonischen Einwirkungen
unterscheidet sich nur der Größenordnung nach von den
einer technischen Beanspruchung unterworfenen Körpern;
sie muß sich nach den nämlichen physikalisch-
mechanischen Gesetzmäßigkeiten vollziehen.
Bei manchen autotektonischen Ereignissen,
die sich zur Zeit und verhältnismäßig schnell abspielen,
und bei Störungen, die durch Eingriffe von
Menschenhand hervorgerufen sind, vermag man das
Arbeiten der Gebirgsmassen sogar unmittelbar zu ver-
folgen.
2. Kerbwirkung beiverschiedenen Gesteins-
arten; ihre Beseitigung durch mechanische
undchemische Einwirkungaufdie Gesteins-
Oberfläche.
a) Gletscherwirkung.
Die Oberfläche anstehender Gesteine und von Gesteins-
schutt. der am Rande von Gebirgen lagert, pflegt zahlreiche
Sprünge und Risse zu enthalten; nur manche Kalkstein-
arten machen eine Ausnahme (s. Abschnitt III, 2, b). Man
nimmt allgemein an, daß der Zerfall dieser Gesteine durch
Einwirkung der Vegetation und der Atmosphärilien stait-
findet, welche von der Oberfläche über die Risse allmäh-
lich bis tief ins Innere der Gesteine vordringt („Verwitie-
rung‘‘), ii
Eiszeitliiche Geschiebe, also Teile von Schuttmassen
welche bei dem Transport, den sie durch das Wande
eines Gletschers erlitten haben, von allen Seiten bestoß«
abgeschliffen und von ätzendem Eiswasser bespült word
sind, kennzeichnen sich durch eine Glättung der Obe
fläche, die vielfach einer Politur gleichkommt. Bei schärf.
eingeschnittenen Vertiefungen, die als letzte Reste eh
maliger Kerben erscheinen, fällt die Ausrundung im Grun
der Vertiefung und die offenbar chemisch (wie dure!
Aetzung) beeinflußte Beschaffenheit der Oberfläche &
Haarrisse vermag man auch mit dem Mikroskop nicht fest
zustellen. ‘
Abbildung 17 zeigt das Geschiebe eines porphyrartigen
Eruptivgesteins, das mir die erste Anregung gab, mich mit
der Kerbwirkung in der Geologie zu beschäftigen.
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Abb. 17. Durch Gletscherschleifung gerundetes und poliertes
porphyrartiges Eruptivgestein.
Die Feldspat-Einsprenglinge sind ausgelaugt und die Höhlungen durch
ätzendes Schmelzwasser ausgerundet.
Abb. 18. Durch Flugsand polierte Lava mit narbiger Oberfläche
(Windschliff). Südseite der Insel Vulkano. Sammlung d. T. H. Charlottenburg.
ee Go gle UNIVERSITY-OF MICHIGAN
326
Die großen Narben, die man sieht, entstanden ans
durch Herauslösung und -Ätzung der PeLde pe
reichen kleinen Vertiefungen sind Ätzstellen in der Geste
selbst. 8
Diese Geschiebe kennzeichnen sich gegenüber °
Schuttmassen durch den frischen Erhaltungszustar
Politur, die Aetznarben und Gleitstriemen
dieser Schutt jetzt noch ebenso aussieht wie in de
blick, als er beim Abtauen des Gletschers abg
Wahrscheinlich ist also der Unterschied, die ı
haltungszustand ein und derselben Gesteinsart 2
nachdem sie an Ort und Stelle liegen geblieben ©
Gletschern verarbeitet ist, dadurch bedingt, daß i
Falle Kerben die Einwirkung von Atmosphärilien
ins Innere des Gesteins ermöglichen und daß auf
Kerbwirkung als zersprengende Kraft hinzutritt,
im andern Falle, wo die Kerben beseitigt sin d,
Wirkungen ganz wegfallen.
Auf eine analoge, Kerben mechanisch und che
beseitigende Bearbeitung ist wohl auch die eigentü
Beschaffenheit von Bachgeröll, Strandgeröll, von Kon
raten, polierten Breccien in Störungszonen, Mahl
in Gletschertöpfen und dergleichen zurückzuführen.
Abbildung 18 zeigt eine durch Flugsand poli
(„Windschliff‘‘), deren ursprünglich zelliges Gefüge ı
einer narbigen Oberfläche umgestaltet ist.
Auch der gute Erhaltungszustand abgeschli
Schichten-Oberflächen dürfte auf die Beseitig r
Kerben, auf Politur und Aetzung derselben zurückzuf
sein.
a W,
In Steinkohlen-, Salz- und Erzbergwerken werden
Harnischzonen und „Blätter“ als standfeste Wände gese
es sei denn, daß längs der Blätter Gebirgsbewegungen
finden. Unter anderm sind solche Blätter von mel
1000 m Länge und einigen 100 m Höhe in dem beka
Erzbergwerk von Raibl aufgeschlossen®*).
Auch Gleitbahnen von Gletschern pflegen
in der ehemaligen Beschaffenheit erhalten zu sein, wä
sonst alte Gebirgsoberflächen, auch wenn sie durch I
lagerung von Schottermassen der unmittelbaren Einw
*#) M. Kraus: Das staatliche Blei-, Zinkerz- Bergbauteı ‘a |
Raibl in Kärnten; Berg- und Hüttenm. Jahrb. Bd. LXT 1.u.2,
Wien 1913, enthält Abbildungen der bekannten „Blätter“, längst
die reichen Erze des Raibler Blei-Zinkerzbergbaues auftr
Abb. 10, 11 Abendblatt, Abb. 12 Aloisiblatt.
BR Original from
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"212d19’] ‘zyyuyon®, I 149 A "OA -uasunjyaysny pun U9WALIFSI1O]N ‘anyılog TAN.TeIs JIW SIOTISI3]H SOuTD ugyeayleaIdn "HL ’aqaV
328
der Atmosphärilien entzogen scheinen, in der Regel stark
verwittert sind.
Besucher der Schweizer Alpen können sich von der
eindrucksvollen Erscheinung einer jetzt freigelegten Gilet-
scherbahn, die Abb. 19 wiedergibt, im „Gletschergarten“
von Luzern?%) leicht überzeugen.
b) Wasserwirkung — Karren, Höhlen.
Fließendes Wasser, insbesondere das chemisch reine,
höchst lösefähige Schmelzwasser vermag bekanntlich in
Kalk- oder Dolomitgesteinen mit einem geringen Tongehalt
Rillen auszuwaschen und Unebenheiten zu glätten; bevor-
zugte Wege des Wassers pflegen vorhandene Schnitte in der
Gesteinsmasse zu sein.
Diese Auswaschungen nennt man „Karren“; manche
derartigen Gesteine werden als ‚Schratten“-Kalk bezeich-
net. Größere verschrattete Gebiete nennt man „K
felder“.
Für die Bildung von Karren und Karrenfeldern sind
verschiedene Erklärungen gegeben worden, ohne daß
bislang eine Übereinstimmung erzielt und das Eigentümliche
der Erscheinung in jeder Beziehung befriedigend gedeutet
worden wäre. Die Einen stellen die Wirkung von Glet-
schern und von Schmelzwässern, die Andern die Erosions-
wirkung von Gewässern in den Vordergrund; unterge-
ordnet nur wird manchmal ein tektonischer Anlaß für die
Entstehung von Karren erzeugenden Schnitten hervorge-
hoben.
Unter dem Gesichtspunkt des „Kerbs'‘ betrachtet, kommt
man gerade bei manchen schwerer erklärbaren Karrenbil-
dungen zu einer recht einfachen Deutung.
Einen bezeichnenden Eindruck eines von tektonisch
entstandenen Schnitten kreuz und quer eingekerbten Stücks
Kalkstein, das von fließendem Wasser bearbeitet worden ist,
gibt Abbildung 20.
Die Schnitte sind durch das Wasser zu Rinnsalen ausge-
arbeitet; auch die Kanten der dazwischen verbleibenden,
durch diese abgegrenzten Gesteinstrümmer sind gerundet.
Unwillkürlich wird man an die oben mitgeteilte Abbildung
eines Metalls erinnert, dessen ursprünglich scharf hervor-
tretende Erhöhungen und Einkerbungen durch Aetzung ge-
rundet sind (Abschnitt B, 1, a, « Metalle. Abb. 10a, b).
%«) Ars. HEIM, Geologie der Schweiz, Leipzig 1919, Bd. I,
Tafel IX.
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Bei der Untersuchung von Karrenfeldern in den Nörd-
lichen Kalkalpen gelingt es meist, eine tektonische Ur-
sache für die Entstehung der Karren festzustellen, wofern es
Abb. 20. Kalkstück von Rissen kreuzweise durchzogen, die im 71
Grunde ausgerundet sind (wie Karren); auch die Oberflächen-
teile sind gerundet. (3 mal vergr.)
möglich ist, das Karrengebiet im Rahmen der größeren tek-
tonischen Einheit, der es angehört, aufzunehmen. Diese
Karren sind an sich von Rinnsalen, die nur durch Wasser-
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en
wirkung entstanden sind, kaum zu unterscheiden. Sie kenn-
zeichnen sich durch die glatten Wände der Schnittzonen und
durch Ausrundung des Grundes und der Enden derselben.
Es sei hier jedoch die Mitteilung eigener Beobachtungen
zurückgestellt, und nur auf das Material Bezug genommen,
welches von dritter Seite unter andern Gesichtspunkten —
also ohne Voreingenommenheit für die Erklärung mittels
Kerbwirkung — gesammelt ist.
Abb. 21. Hauptsächliche tektonische Linien, denen die
Karren folgen, im Karrenfeld des Gottesackerplateaus.
Herausgearbeitet von M. Eckert durch Aufnahmen des Karrentfeldes.
In der hervorragenden Darstellung, die EckErT?:) vom
Gottesacker-Plateau, einem Karrenfeld im Allgäu®), im
Rahmen einer Studie zur Lösung des Karrenproblems ge-
geben hat, sind u. a. folgende anschaulichen bildlichen Dar-
stellungen gegeben:
Die grundrißliche Darstellung des Gottesackerplateaus, die auf
Grund einer Aufnahme des Gebiets erfolgte (Skizze derselben siehe
Abb. 21) ergibt unzweifelhaft die tektonische Entstehung dieses
Karrenfeldes,
*
35) M, Eckert: Das Gottesackerplateau, ein Karrenfeld im
Allgäu. Studie zur Lösung des Karrenproblems. Zeitschr. d. D.
u. Österr, Alpenv. Wissensch. Erg.-Hefte, Bd. I, 3. H.
%s) Nördliche Kalkalpen, Bayern.
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331
Der Grundriß Abb. 22 gibt einen kleinen Ausschnitt aus einem
System sich kreuzender Spalten, die sich schon auf verhältnismäßig
kurze Erstreckung auskeilen, um an andrer Stelle fortzusetzen.
Es ist dies insofern von Bedeutung, als eine Kerbwirkung nur an
den Endigungen von Anschnittzonen und nicht bei völliger Zer-
teilung des Gesteinsmaterials entstehen kann.
Der Vertikalschnitt Abb. 23 zeigt verschiedene Stadien der
Ausrundung einzelner Karren; bei manchen ist noch die feine
Spitze im Grunde des Kerbs erhalten. Charakteristisch erscheint,
daß die Schnitte als nicht durchgehend gezeichnet sind, obwohl
sie als tektonisch entstanden geschildert werden.
Abb. 24 zeigt eine Ansicht, aus der in höchst anschaulicher
Weise die tektonische Entstehung und die Herausbildung von
Karren im Anschluß an tektonische Schnitte erläutert sind.
Diese Beobachtungen decken sich völlig mit meinen in
anderen Karrenfeldern vorgenommenen Untersuchungen.
Aus dieser durch die Abbildungen belegten geologischen
Situation geht bezüglich der Entstehung des Karrenfeldes
im Kalkplateau des Gottesackers offensichtlich folgendes
hervor: |
Zunächst entsteht ein Netz tektonischer Schnitte. In
diesen übt das Wasser, indem es bei Ausarbeitung der zer-
schnittenen Kalkmasse seinen Weg zunächst den Schnitt
zonen entlang nimmt, nicht vorwiegend die zerstörende
Wirkung aus, die man seinen erosiven Eigenschaften zu-
schreibt; vielmehr wirkt es hier sozusagen heilend. Es
rundet die klaffenden Schnitte seitlich, an den Enden und
im Grunde so aus, daß Wannen entstehen. So erzeugt es
aus dem tektonischen Schnitt den Karren und verwischt
damit zugleich den Eindruck seiner tektonischen Ent-
stehung.
Soweit also in diesen Gebieten eine Zerteilung der Ge-
birgsmassen, ausgehend von Kerben, erfolgt, wird die Kerb-
wirkung durch Ausarbeitung der Kerben zu Karren abge-
schwächt, wenn nicht ganz behoben; und damit wird ein
maßgebendes Moment der Zerstörung ausgeschaltet,
Findet trotzdem eine weitere scheinbar selbsttätige Zer-
teilung solcher Karrenfelder statt, so darf dies als ein
Zeichen für besonders stark wirkende autotektonische Kräfte
angesehen werden (Karstgebiete).
Haarrisse, die am Grunde von Karren etwa dann noch
verbleiben, pflegen durch Ausfällung von Kalksubstanz,
aus dem nunmehr mit dieser beladenen kohlensäurehaltigen
Wasser völlig auszuheilen.
Diese allgemein bekannte Erscheinung wird durch die
Abbildung 25 erläutert, aus der man den überzeugenden Ein-
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82
Abb. 22. Grundriß einiger kreuzweis angeordneter tektonischer
Risse, die sich in der einen Richtung zu Karren ausrunden.
(Nach Eckert.)
1A)
AM
iv
N
oo
NN
Abb. 23. Vertikalschnitt durch mehrere hintereinander auftretende
Karren.
) y
/A f/ N, l/
4 V UA \ HRG N.
/ A) /
Hl 7 /
Einige der tektonischen Schnitte sind noch nicht zu Karren ausgerundet, sie
laufen spitz als Kerbe aus. (Nach Eckert.)
7,
/
/
F,
Abb. 24. Keilförmig längs einer Verwerfung abgespaltenes Gesteins-
stück mit eben beginnender Karrenbildung.
(Nach Eckert)
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—__—.
333
druck gewinnt, daß die Trümmereigenschaft des ursprünglich
bis ins Kleinste zertrümmerten Gesteins nunmehr völlig
aufgehoben ist.
Da die Beseitigung von Kerben erfahrungsgemäß eine
„Erhöhung der Festigkeit‘ der beanspruchten Materie zur
Folge hat, so erklärt sich nunmehr auch die dem Bergsteiger
bekannte Eigenheit, daß die Kalkmassen der Karrenfelder
eine größere Widerstandsfähigkeit besitzen und eine bessere
Phot. König, Hallstatt.
Abb. 25. Zertrümmerter Kalkstein; Risse mit Kalkmasse ausgefüllt,
die — härter als der Kalkstein — als Rippen hervortreten.
Stütze bieten als Kalkmassen, die von tektonischen, nicht
zu Karren ausgebildeten Schnitten durchsetzt sind.
Einer Betrachtung unter den gleichen Gesichtspunkten
wären Höhlenbildungen im Kalkgebirge wert, deren
auffällige Bergfestigkeit bisher nicht erklärt ist, und deren
Stabilitätsverhältnisse man bisher vornehmlich unter dem
Gesichtspunkt von Gewölben und Spitzbogen zu betrachten
pflegte. Die meisten durch Höhlenforscher aufgenommenen
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Höhlen haben, auch wenn der sie erzeugende \Wasserlauf
tektonischen Schnitten folgt, jetzt gerundete und geglättete,
z. T. durch Sinterbildung überkleidete Wandungen?®®).
3. Kerbwirkung bei zelligen Gesteinen und
in Trümmerzonen; ihre Beseitigung durch
Kompression, durch Einpressung oder Aus-
fällung von Mineralsubstanz.
Nimmt man Kerbwirkung an, so erklärt sich das viel-
fach beobachtete unterschiedliche Verhalten zelliger gegen-
über dichten Gesteinen und von Trümmerzonen mit loser
Lagerung der PBreccien-Masse gegenüber verfestigten
Trümmermassen.
Zellige Gesteinsbildungen gibt es in verschiedenen For-
mationen. Am besten ist mit die als „Hauptanhydrit“
bezeichnete (über 40 m mächtige) Anhydritbank aufge-
schlossen, die im germanischen Zechsteinsalzlager (an der
Grenze des Älteren und Jüngeren Steinsalzes) das Ältere
Kaliflöz überlagert?”). Dieser Anhydrit ist unter einfachen
Lagerungsverhältnissen sehr zerklüftet und zerbrochen; er
ist daher (vorwiegend im Staßfurter Gebiet) als Wasser-
bringer gefürchtet. Bergwerksstrecken lassen sich darin
nur mittels starken Ausbaus offenhalten. Auch dann noch
finden sichtlich Bewegungen und plötzlich Auslösungen von
Spannungen, die oftmals zu Brüchen führen, statt.
Dasselbe Anhydritgestein tritt jedoch auch — manchmal
in demselben Bergwerk — zu Tauchfalten geformt
auf, In diesen ist es völlig dicht und rißlos und
kann ohne weiteres mit Grubenbauen durchfahren
werden. Nur muß man, wenn man sich nicht der
Gefahr von „Bergschlägen‘‘ aussetzen will, es vermeiden,
einen noch unter Falten-Spannung stehenden Faltenteil an-
zuschneiden. Das Anhydritgestein ist in diesem Falle,
wie an anderer Stelle dargelegt ist??), aus dem zelligen
Muttergestein dadurch entstanden, daß es durch den unter
. .%) Vergl. die Schriften des Verbandes für Höhlenkunde in
Österreich.
27) E. SeıvoL: Die Permische Salzlagerstätte im Graf Moltke-
Schacht und in der Umgebung von Schönebeck a.d. Elbe; Be-
ziehung zwischen Mechanismus der Gebirgsbildung und innerer
Umformung der Salzlagerstätte,; Archiv für Lagerstättenforschung,
Heft 10, 1914, Tafel IX, enthält eine bezeichnende Abbildung
dieses Gesteins.
2) E. Sein: Beiträge zur Morphologie und Genesis der per-
mischen Salzlagerstätten Mitteldeutschlands. Diese Zeitschr. Bd. 65,
Jahrg. 1913, Abhandig. Heft 1/2.
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>
fast allseitigem Druck stattfindenden Faltungsvorgang
komprimiert und sozusagen plastiziert wurde.
Das unterschiedliche Verhalten eines und desselben Ge-
steinsmaterials in beiden Fällen erklärt sich also zwanglos,
wenn man als eine der mitwirkenden Kräfte Kerbwirkung
berücksichtigt. In dem einen Falle wirken die Spalten
und Klüfte wie Kerbe und führen zur Zerstörung des Ge-
steins; im andern ist durch Verdichtung des Gesteins die
Kerbwirkung aufgehoben.
Analoge Verhältnisse liegen in Trümmerzonen vor, die
durch Steinbrüche oder durch Bergbau aufgeschlossen sind.
Es sind besonders in Marmor-Brüchen, soweit sie Brec-
cienmassen betreffen und in Erzbergwerken Trümmerzonen
zu beobachten, aus denen durch eine — meist unter all-
seitigem Druck erfolgte — Kompression der Trümmerstücke
ein fast homogenes Gestein entstanden ist. Bergwerks-
strecken und Tunnelbauten pflegen darin ohne Ausbau zu
stehen, während sie in den — manchmal angrenzenden —
Zonen mobiler Trümmerstücke selbst durch starken Aus-
bau meist nicht offengehalten werden Können.
Mineralsubstanzen, die aus Lösungen ausgefällt werden,
pflegen auch die kleinsten noch übrigbleibenden Hohlräume
zu schließen.
Bei manchen „Salzstöcken‘ im norddeutschen Zechstein-
Kaligebiet hat man die Grenzzone des den Salzkörper
flankierenden Deckgebirges mit Grubenbauen aufgeschlossen
und festgestellt, daß sie durch und durch zerspalten und
zertrümmert ist. Doch sind sämtliche Spalten durch ein-
gepreßte Salzmasse so fest verknetet, daß merkbare
Bewegungen der Trümmer nicht stattfinden; daher standen
die in dieser Zone angelegten Grubenbaue jahrelang ohne
besondern Ausbau.
Sämtliche Grubenbaue der Salzbergwerke der Nörd-
lichen Kalkalpen befinden sich seit Jahrhunderten in einem
derartigen Trümmerhorizont. Durch Verknetung der großen
und kleinen Breccien des Deckgebirges mit Salzmasse ist
das „Haselgebirge‘??), eine fast homogene Gesteinsmasse,
entstanden, die — im trockenen Zustand — die Auf-
fahrung und Erhaltung von Strecken ohne Ausbau gestattet.
3) Die von E. SeımL Anfang 1926 erscheinenden Monographien
über die durch Bergbau aufgeschlossenen Salzlagerstätten der
Nördlichen Kalkalpen enthalten u. a. die eingehende Begründung der
Auffassung, daß das „Haselgebirge“ eine durch Salzmasse verkittete
Breccie des Deckgebirges sei.
TR N Original from
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336
Auf dieselbe Weise ließe sich auch besser als auf Grund
der bisherigen Deutungen die günstige Wirkung der
„Lorkretierung‘ von Stollenwänden unmittelbar nach dem
Auffahren erklären. Durch dichtes Zementieren all der
Fugen, welche schon im Gestein vorhanden waren und
derjenigen, welche sich durch die Sprengarbeit neu bildeten,
werden die zerteilten Gesteinsstücke gehindert, sich so zu
bewegen, daß eine Ansammlung besonders starker Spannun-
gen im Grund der Kerben möglich ist.
Phot. A. Stockhammer, Hall.
Abb. 26. Starke Zerspleißung dünnplattiger, steilgestellter
Kalksteinschichten längs der Schichtfugen,
Zunehmend vom Innern der Gebirgsmasse (rechts) nach außen (links). Das
Endstück (links) 8. Abb. 27. Wand am Lafatscherjoch, Karwendelgebirge.
4. Kerbwirkung als Teilkraft tektonischer
Erscheinungen insbesondere von autotek-
tonischen Wirkungenin Salzstörungszonen.
a) Tektonische Erscheinungen.
Inwieweit Kerbwirkung bei der Zerteilung von Ge-
birgsmassen durch großtektonische Vorgänge von Bedeutung
gewesen ist, läßt sich jetzt kaum mehr feststellen.
Doch ist Bergsteigern, die z. B. in den Alpen das-
selbe Gebiet wiederholt aufsuchen, das von Kerbspalten
ausgehende Arbeiten verborgener Kräfte sicherlich schon
aufgefallen. Es seien hier aus den bekannteren Gebieten
nur zwei Beispiele angeführt.
ainal fı
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337
Im Karwendelgebirge (Nördliche Kalkalpen) kann man,
insbesondere an steilgestellten Wänden (z. B. Lafatscher
Joch) die starke Zerspleißung dünnplattiger Kalk-
steinschichten allenthalben sehen (Abb. 26). Infolge
der Steilstellung der z. T. nur im labilen Gleichgewicht
Phot. A. Stockhammer, Hall,
Abb. 27. Eine stark erweiterte Schichtfuge, die wahrscheinlich als
spitzer Kerb endet.
Die abgetrennte Platte befindet sich wahrscheinlich im labilen Gleichgewicht.
Am Lafatscherjoch, östlich Speck-Kar, Karwendelgebirge.
befindlichen Gesteinsplatten ergeben sich starke Hebel-
wirkungen, die für den Fall der kerbförmigen Gestaltung
der Grenzzonen aufgespleißter Schichten (Abb, 27) bedeutende
Kerbwirkungen hervorrufen müssen. Die besonders starke
Zerrüttung und der starke Steinfall, die sich in solchen
Gebirgen auf Grund dieser und andrer Kraftwirkungen
(Subrosion s. den folgenden Abschnitt) ergeben, ist bekannt.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges, 1935. 22
Ir
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ICHIGAN
338
Abb. 28. Dickbankige Kalkschichten in flacher Lagerung; zerteilt
durch Vertikal-Schnitte, die gegen das Innere der Gesteinsmasse (in
der Abbildung von vorn gegen die Mitte zu) in Haarrisse übergehen.
Watzmann-Hocheck.
Aus Abbildung 28 ersieht man anderseits, wie in
einem Gebirgsteil mit nur schwach geneigten dickbankigen
Schichten (Hauptdolomit, Watzmann -Hocheck) vertikale
von der Außenseite ins Berginnere vordringende Spalten
sich mittels eines Gezweiges von Haarrissen fortarbeiten.
ji, Google PR... MER
339
b) Autotektonische Erscheinungen.
In Gebirgen, die sich zurzeit unter der Wirkung auto-
tektonischer Vorgänge sichtlich zerteilen, insbesondere
bei spröden Gesteinsmassen, welche auf einer beweglichen,
relativ plastischen Unterlage ruhen, steht man oft unter
dem lebhaften Eindruck, daß Kerbwirkung unter den zer-
rüttenden Kräften mit eine maßgebende Rolle spielt.
Abbildung 29 erläutert den oft beobachtbaren Zerfall
einer von dem benachbarten Gebirgsrand abgestürzten Kalk-
gez. Romed Plank.
Abb. 29. Zerteilung eines auf sumpfigem Boden liegenden Kalk-
blocks unter Kerbwirkung.
gez. Romed Plank.
Abb. 30. Zerteilung einer großen Kalkplatte, die auf den ein
Salzlager bedeckenden Rückstandsbildungen liegt, unter Kerb-
wirkung.
Profil durch den Hahnrainberg (800x1200 m! Umfang) über dem durch Berg-
bau aufgeschlossenen Balzlager von Dürnberg (angrenzend an das Bergbau-
Gebiet von Berchtesgaden). e
platte, die auf sumpfigem Boden lagert. Man sieht, wie
der Zerfall von vertikalen Spalten in der Weise fortschreitet,
daß sich an der Peripherie Platten des Gesteins loslösen.
Im großen ist Kerbwirkung am besten in Verbindung
mit den von einer „Subrosion‘" ausgehenden Kraftwirkungen
in Salzstörungsgebieten nachweisbar. Durch Unterlaugung
der Randzonen des Deckgebirges, die die in der Salz-
22*
Original from
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340
störungszone aufgepreßten und mit leicht auflösbaren
Rückstandsbildungen (durch die diesen der feste Boden
entzogen wird) bederkten Salzmassen . begrenzen, ent-
stehen Spalten, die in unter hohen Spannungen stehen-
den Kerben endigen.
Das autotektonische Arbeiten läßt sich als solches zum
Unterschied von den Zerstörungen und Zerspaltungen, die
die ursprüngliche Großtektonik verursachte, am ehesten er-
kennen, wenn die die Salzmasse bedeckenden Schollen-
trümmer annähernd horizontal liegen. Daher sind unter den
zahlreichen Salzstörungszonen hier nur Beispiele aus dem
Salzkammergut und Berchtesgadener Land (Gebirgsteilen
der Nördlichen Kalkalpen, die durch derartige Lagerungs-
verhältnisse ausgezeichnet sind) angeführt.
Man beobachtet dort allenthalben ganz die nämliche
Zerteilung der in Salzmasse eingebetteten Schollentrümmer,
wie sie oben im Kleinen geschildert wurde, mögen die
Trümmerstücke nur wenige Meter messen oder einen Um-
fang von einigen hundert oder tausend Quadratmetern haben.
Abbildung 30 zeigt den Zerfall einer heute noch
600 x1200 m? messenden Kalkmasse (Hahnrain), die auf
der durch den Salzbergbau bei Dürnberg (östlich Berchtes-
gaden) erschlossenen Salzmasse lastet. Durch mark-
scheiderische Aufnahmen unter- und übertage ist eine Zer-
teilung der ehemals plattenförmigen Kalkmasse durch meist
vertikale Spalten, die sich z. T. unter kleinen Katastrophen
vollzieht, und eine Abwanderung der abgespaltenen Schollen-
teile in der durch die Skizze gekennzeichneten Weise fest-
gestellt.
Das durch die Grundrißskizze Abbildung 31 erläuterte
Beispiel betrifft den „Sändling‘‘, eine der rings von Salz-
masse umgebenen Berginseln bei Aussee im Salzkammer-
gut, deren Randgebiete durch Salzbergbau besonders gut
aufgeschlossen sind®®).
Die markscheiderische Aufnahme des Bergbaugebiets
und des Sändlings, sowie eine sich über mehrere Jahre er-
streckende Beobachtung der ihn vertikal zerteilenden Stö-
rungszonen hat ergeben, daß die Schnitte, unter sicht
lichem Arbeiten der Gebirgsmasse, das sich durch rieselndes
Gestein und Frische des Gesteinsschutts kennzeichnet, von
Jahr zu Jahr weiter nach dem Innern des Bergmassivs
aufreißen. Auch bei dem seit Jahrhunderten längs des
%) Entnommen den Monographien E. Seıpr laut Anm. 29.
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EN TEE EEE ET
Saga:
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Dietrich K:
ScheiiiK:
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Ger. Romed Plank.
Abb. 31. Zerteilung einer großen in Salzmasse eingebetteten
Gebirgsscholle unter Kerbwirkung.
Grundriß des Sändlings (1000x2000 qm Umfang) bei Aussee im Salzkammer-
gut: am SO-Rand das Salsbergbau-Gebiet, am SW-Rand (punktiert) Berg-
stürze in Einschnitten des Berges.
Innerer Krans von Halbinseln, die allmählich abgespalten werden (Roter-
Kogel, Reh-K., Pötschen-K.). Äußerer Kranz völlig abgetrennter Inseln (Bag-
Kogel, Hochwurzer-K., Dietrich-K., Scheibl-K., Kritt-K.).
Abb. 32. a) Erosions-Kerbe. b) Tektonische Kerbe.
Original from
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342
Sändlings (teils im Grunde solcher Kerben) geführten Salz-
bergbau, hat man hohe Spannungen der Gebirgsmassen und
stete, dem Bergbau recht gefährliche Bewegungen festgestellt.
Besonders heftig arbeitet derzeit die SW-Ecke, an der
in größeren Zeitabständen (zuletzt im 16. Jahrhundert und
im Jahre 1920) große Bergstürze niedergehen.
Auf diese Weise ist im Lauf der Zeit der Sändling
durch Abspaltung seiner Randteile infolge von Subrosion
in Verbindung mit Kerbwirkung immer kleiner geworden.
Er ist jetzt von einem Kranz von halbinselförmig abge-
teilten und von völlig losgelösten Teilstücken, die wie Inseln
aus der sie rings umgebenden Salzmasse aufragen, umgeben.
Der Sändling seinerseits hat ehedem mit der benach-
barten Großscholle, dem Toten Gebirge, zusammengehangen.
Längs der Randzone dieser Gebirgsmasse sieht man jetzt
wiederum andere Randteile, die, jetzt schon durch scharfe
Einbuchtungen abgegrenzt, im Laufe der Zeit offensicht-
lich durch große, kerbartig wirkende Störungszonen abge-
trennt werden.
Schließlich führe ich die Zerteilung der ehemals offen-
bar zusammenhängenden Kalkgebirgsmasse des Berchtes-
gadener Landes (Untersberg, Reiteralp, Lattengebirge) vor-
nehmlich auf Subrosion in Verbindung mit Kerbwirkung
zurück.
4.Anregungen.
Es sei schließlich — um weitere Untersuchungen, die
aussichtsreich erscheinen, anzuregen — noch auf einige
Erscheinungen hingewiesen, bei denen die durch Analogie-
schluß anzunehmende Kerbwirkung in einem Komplex an-
derer zum Teil in gleicher Richtung wirkender Erscheinun-
gen auftritt.
&) Erosionskerbe.
Die durch Erosion entstandenen Einkerbungen in
Schichtenfolgen (Abb. 32) müssen eine Kerbwirkung aus-
üben, und es ist auch in diesem Falle anzunehmen, daß
der spitzeste Kerb der wirkungsvollste ist, während ein
flacher oder ausgerundeter Kerb nur geringe Spannungen
in seinem Grunde konzentriert enthalten kann.
Es wäre also in den Fällen, wo ein Streit darüber be-
steht, ob Täler tektonisch angelegte Erosionstäler sind oder
nur durch Erosion entstanden sind, zu untersuchen, ob
vielleicht in letzterem Falle im Talgrunde tektonische Wir-
Haan " Original from
RUNDE Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
343
kungen — die auf kKerbwirkung zurückzuführen wären —
feststellbar sind.
b) Schichtflächenkerbe und Aufblätterungskerbe.
Die Auffassung von Schichtflächen, d. h. Flächen der
Unterbrechung der Homogenität von Gesteinsmassen, als
Kerbzonen wurde oben schon mitgeteilt (S. 318 u. S. 323).
Kerbwirkung tritt sicher ein, wenn längs der Schicht-
grenzen Hohlräume entstanden sind, die mit scharfer
Schneide enden.
Die Ansicht des Hohen Dachsteins (Abb. 33) zeigt
als eins der vielen besonders in Kalkgebirgen beobachtbaren
Beispiele eine kerbartige Herausarbeitung der Schichtgren-
zen infolge von Verwitterung.
Bei flözförmigen Erz- oder Salzlagerstätten, z. B. im
Werra-Fulda-Kali-Gebiet, kann man ausgedehnte Auf-
blätterungszonen beobachten?!).
Diese müssen an ihren Endigungen wie Kerben wirken
und zwar besonders stark mit Rücksicht auf die im Ver-
hältnis zur Länge außerordentlich große Schmalheit der
Kerbschneide.
Besonders starke Wirkungen müssen sich in den be-
kannten calottenförmigen Aufblätterungszonen von Tauch-
falten ergeben, da in diesem Falle Faltungs-Spannungen
und Kerbspannungen sich addieren.
Die Erscheinungen wären auch mit Rücksicht darauf
wert, genauer untersucht zu werden, daß in diesen Auf-
blätterungszonen besonders reiche Erze und edle Salze
aufzutreten pflegen. Es liegt nahe, den konzentrierten ela-
stischen Spannungen in Verbindung mit den dadurch be-
einflußten elektrischen Spannungen gesteigerte chemische
Wirkungen zuzuschreiben.
c) Kerbwirkung von Grubenbauen u. a.
Gewaltige Kraftwirkungen ergeben sich bekanntlich bei
Eingriffen von Menschenhand in anstehende Gebirgsmassen.
Bei Berücksichtigung von Kerbwirkung erscheinen diese,
insbesondere Bergschläge, leichter erklärlich.
31) E. Seıp.: Die geologischen Gesetzmäßigkeiten, welche im
Hessisch-Thüringischen (Werra-Fulda-) ‚Gebiet für den Zechstein-
Kalisalzbergbau maßgebend sein müssen. Über Umformung ver-
schieden plastischer Schichten durch Translokation und Dislokation
in Verbindung mit „tektonisch-plastischer Differentiation‘“. Zeitschr.
Kali 1923, zugleich Dissertation, Techn. Hochsch. z. Braunschweig,
Verl. W. Knapp, Halle 1923.
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LEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
344
Jeder Tunnel, jeder Stollen und Schacht, der in eine
selbst ideal homogen gedachte Gebirgsmasse getrieben
Phot. Wärthe u. Sohn, Salzburg.
Abb. 33. Ausarbeitung der Schichtfugen stärker geneigter
dünnbankiger Kalksteinschichten zu klaffenden Spalten, die
wahrscheinlich spitz, als Kerben, enden.
Hoher Dachstein, von der Dachsteinwand aufgenommen.
wird, muß wie ein Kerb wirken.®) Eine in rechteckigem
Querschnitt aufgefahrene Strecke (Abb. 34) muß dann natur-
32) F. WıLLHEıM u. A, Leon: Über die Zerstörungen in tunnel-
artig gelochten Gesteinen. Österr. Wochenschr., öffentl. Bau-
dienst, 1910.
F. WırLHeim u. A. LEox: Über das elastische Gleichgewicht von
zylindrischen Ringen und die Spannungsverteilung in einem ge-
lochten Zugstabe von endlicher Breite. Zeitschr. f. math. Physik, 1915.
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gemäß eine schärfere Wirkung 'haben als eine mit abgerun-
deten Ecken (in elliptischem oder kreisrundem Querschnitt)
ausgeführte. Wenn mit einem solchen Stollen eine der zahl-
losen eine Gebirgsmasse durchschwärmenden tektonischen
Kerben gerade an der Kerbspitze durchfahren wird (Abb. 35),
so können durch Summierung dieser Spannung des Stollen-
kerbs selbst und der Kerbspannungen in der Spitze des
tektonischen Schnitts Spannungen von solcher Konzentra-
tion eintreten, daß sie zu schlagartigen Gesteinszertrüm-
merungen führen,
Diese Ueberlegungen erscheinen von besondrer Be-
deutung, wenn man sich vorstellt, daß der Bergmann und
der Tunnelingenieur, der das Verhalten des Gebirges „vor
Ort" eines Stollens beobachtet, ja mitten im „Kerbgrund“
steht und die Kerbwirkung vor seinen Augen sich aus-
lösen sieht — eine augenscheinliche Beobachtung mecha-
nischer Wirkungen unter geologischen Verhältnissen — Wir-
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Abb. 34. Bergschlagstelle im Tauerntunnel. G. Schmivr: Unter-
suchungen über die Standfestigkeit der Gesteine im Simplontunnel.
Bern 1907, S. 39.
kungen also, bei denen man in der Technik und bei der
Materialprüfung bis zu einem hohen Grade auf Schlußfolge-
rungen angewiesen ist,
Spannungszustände in geologischen Kerben könnte man
— in unterirdischen Aufschlüssen — sehr wohl messen.
Bei Tunnelbauten sind Berechnungen von Spannungen des
Gebirges vor Ort auch wiederholt vorgenommen worden,
ohne daß man dabei den Anteil der Kerbwirkung bisher
berücksichtigt hätte.)
8) Z2.B. E.v. WırLmann: Über einige Gebirgsdruckerscheinungen
in ihren Beziehungen zum Tunnelbau. Dissertation, Leipzig 1911.
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Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
346
d) Kerbwirkung und Großtektonik.
Tektonische Zonen, die die Erdhaut bis auf das Magma
zerschneiden und in denen dieses aufgestiegen und erstarrt
ist, gleichen plombierten Kerben. Ein weiteres Aufreißen,
jedenfalls in der Längsrichtung, das eigentlich stattfinden
und durch Kerbwirkung stark gefördert werden müßte,
wird durch die Magmafüllung erschwert.
Anderseits aber erscheint nach dem Bilde der auf
Salzmasse schwimmenden großen Schollentrümmer vorstell-
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Abb. 35. Kerbspitze einer Spaltzone im Gebirge, die
durch einen Stollen angeschnitten wird, der ebenfalls
wie ein Kerb wirkt (Schema).
bar, welch bedeutende Rolle bei der Abspaltung von „Insel-
guirlanden‘“ vom Rande der auf der plastischen Erdzone
schwimmenden Kontinentalschollen®*) auch Kerbwirkung ge-
spielt haben muß.
IV. Ausblick.
Die Fortentwicklung der bisherigen Erfahrungen in
Technik und Geologie und ihre wissenschaftliche Er-
klärung liegt wohl in erster Linie in zweierlei Richtung.
Einerseits erscheint der von GEBIFFITH gewiesene Weg,
das Problem der Kerbwirkung bei spröden Stoffen unter
dem Gesichtspunkt des Bruchproblems zu betrachten, aus-
sichtsreich. Denn beide Probleme begegnen sich darin,
daß ihr Wesen die Konzentration von Energiemengen ist,
4) A. WEGENER: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane,
3. Aufi., Verl. Fr, Vieweg, Braunschweig, 1922. Die Wissenschaft,
Bd. 66. 12. Kap.: Der Kontinentalrand, S. 118.
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
347
die, im Verhältnis zur Beanspruchung des Materials, als
übermäßig hoch erscheinen.
Anderseits erscheint die Erweiterung des Begriffs Kerb
als unvermittelte Übergänge der unterschiedlichen Homo-
genität benachbarter Stoffteile und Kerbwirkung als Kraft-
wirkung von Inhomogenitätszonen von weittragender theo-
retischer und praktischer Bedeutung.
Diese Auffassung bietet insbesondere für die Geologie
Anwendungsmöglichkeiten, welche mit den vorstehenden
Ausführungen noch: nicht einmal angedeutet sind. Es sei
insbesondere an die Fälle erinnert, in welchen die Grenz-
flächen von Formationen zugleich Flächen tektonischer Be-
wegungen und chemischer Ausfällungen edler Mineralsub-
stanzen sind,
345 Fa Original from
PEEODN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
14. Der Rückgang der Ganoidfische von der
Kreidezeit an.
Von Herrn E. STROMER (München),
Für den Paläontologen ist es ebenso wichtig, den Vor-
gängen und Ursachen des Rückganges und des Aussterbens
von Tierformen nachzuforschen, als ihrem Entstehen und
Aufblühen. Deshalb habe ich in meinem Lehrbuche der
Paläozoologie (1912, S. 304—317) auch dieser Frage einen
eigenen Abschnitt gewidmet. Die niederen Teleostomi, die
meistens als Dipnoi und Ganoidei zusammengefaßt werden,
wie auch ich es aus praktischen Gründen, zum Zwecke kurz
gefaßter Darstellung getan habe, sind nun nach allgemeiner
Ansicht seit langer Zeit, z. T. seit dem jüngeren Paläozoikum,
z. T. seit. dem jüngeren Mesozoikum, im Niedergang und
Aussterben begriffen. Wenn man aber die Ursachen er-
gründen will, so muß zunächst mindestens der äußere Vor-
gang wenigstens in den Grundzügen klargestellt sein.
Für die Dipnoi glaube ich das getan zu haben (1910a,
1914 und 1917, siehe auch 1916, S. 4101), weshalb ich sie
hier nicht weiter behandle. Für die Ganoiden ist es aber
noch keineswegs der Fall, wie unter anderem Arbeiten
Hennıss (1912) und Arıprs (1924) zeigen. In ersterer wird
nämlich zu beweisen gesucht, daß, abgesehen von den
Pycenodonti, die Verdrängung der Ganoidei aus dem Meere
geradezu sprunghaft an der Grenze der unteren und mitt-
leren Kreide erfolgt sei und daß (damals?) nur ein Teil
der Ganoidei in das Süßwasserleben übergegangen sei.
Der richtige Kern dieser Ausführungen ist die längst be-
kannte Tatsache, die in ZirrTats Handbuch der Paläozoologie
(III, 1890, S. 324) klar ausgesprochen ist, daß bis in die
untere Kreide sich noch manche marine Ganoidenformen
von der Jurazeit her finden, daß aber von der mittleren
(Cenoman) an Teleostei weitaus vorherrschen. „Dadurch
zerfällt die Fischfauna der Kreide in zwei, ziemlich scharf
geschiedene Abteilungen. (ZITTEL, a. &. O.).
Die von HennıG angeführten Faunen bestätigen dies
nur, er hat aber die einschlägige Literatur höchst unvoll-
ständig verwertet, und vor allem ergänzen neuere Befunde
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Ph
das Bild wesentlich. Allerdings enthält das von ihm nicht
mitberücksichtigte marine Turon Böhmens (Weißenberger
Schichten, Wehlowitzer Pläner) in seiner ziemlich reichen
Teleostomenfauna, die durch Fritsch (1878), FRıTscHh und
Bayer (1905) und BAayEr (1903) eine wenigstens vorläufige
Bearbeitung erfahren hat, von Ganoidei fast nur die in der
oberen Kreide Europas verbreitete Gattung Macropoma
mit zwei Arten, denn was Feırtscah (1878, S. 26, Taf. 10,
Fig. 7—9) als fraglichen Semionofus bestimmte, ist ein
so dürftiger Rest, daß höchstens seine Ganoidennatur er-
wiesen erscheint. Auch Befunde von Prkıem (1998, 1911)
und LERICHE (1906) über das marine Senon Frankreichs
nach allerdings fast nur sehr unvollkommenen Resten be-
stätigern die Seltenheit mariner Ganoidreste von nur zwei
weiteren Gattungen, Belonostomus und Protosphyraena, in
der oberen Kreide Europast).
Aber von Hennic gleichfalls nicht berücksichtigte, etwas
ältere kretazische Marinefaunen lassen den Übergang in
der mittleren Kreidezeit bei weitem nicht so schıoff er-
scheinen, als es insbesondere nach seiner Darstellung scheint,
2. B. hat A. SmiTH WoopwarD (1895) aus dem cenomanen
Cambridge-Grünsand Südenglands neben mehreren Gattun-
gen und Arten von Pyenodonti dürftige Reste eines
Lepidotiden, eines Eugnatiden Lophiostomus (1)?), eines
Aspidorhynchiden Belonostomus (1) und eines Pachycor-
miden Protosphyraena (5). Hier ist also eine verhältnis-
mäßig ziemlich große Formenmannigfalt von Ganoidei fest-
gestellt, da die Anzahl der aus dieser Ablagerung be-
kannten Teleostier auch nicht groß ist. So ausgezeichnete
und größtenteils altbekannte Fischfundorte, wie Pietraroia
und Capo d’Orlando in Süditalien und Lesina, Comen und
Mrzlech in Dalmatien ergänzen das Bild noch wesentlich.
Nimmt man wie HrxniG ohne Revision die von den letzten
Beschreibern gegebenen Artlisten, so ergibt sich z. B.
für Capo d’Orlando nach Bassanı ( 1912, S. 206—241)
Teleostei: Elopopsis (1), Aethalion (1), Leptolepis (2),
Ganoidei: Lepidotus (1), Propterus (1), Notagogus (1),
Coelodus (1), Stemmatodus (1).
1) Die Abhandlung von Fowrer: A description of fossil fish
remains of the cretaceous, eocene and miocene formations of
New Yersey (Bull. geol. Surv. New Yersey, Nr. 4, Trenton 1911),
konnte ich leider trotz aller Bemühungen nicht erhalten.
2) Die in Klammern den Gattungsnamen angefügten Zahlen
geben die Anzahl der beschriebenen Arten an.
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
350
Die Fauna soll nach Bassanı und D’ErAsMo (1912, S. 205)
cenoman sein, trägt aber vielmehr einen unterkretazischen
Charakter. Die Ganoidei halten darin den Teleostei die
Wage, selbst wenn man von den Pycnodonti absieht. Viel
wichtiger sind deshalb die besonders durch KRAMBERGER
(1895) bekanntgewordenen dalmatinischen Fischfaunen. In
Lesina fand man nach ihm (1895, S. 49):
Teleostei: Beryx (1), Holcodon (2), Aipichthys (1), Spa-
thodactylus (1), Chirocentrites (1), Prochanos (1), Hyp-
sospondylus (1), Elopopsis (1), Hemielopopsis (3), Clupea
(3), Scombroclupea (1), Trissops (2), Leptolepis (2).
Ganoidei: Belonostomus (3), Aphanepygus (1), Opsigonus
(1), Coelodus (3).
In dem gleichalterigen Comen ist nach ihm (1895,
S. 48-49) weniger bekannt:
Teleostei: Beryx (2), Holcodon (1), Aipichthys (1), Lo-
bopterus (1), Saurorhamphus (1), Hemisaurida (1),
Chirocentrites (1), Elopopsis (5), Clupea (2), Scombro-
clupea (1), Trissops (4), Leptolepis (1).
Ganoidei: Belonostomus (1), Amiopsis (1), Coelodus (5),
Palaeobalistum (1).
Diese zwei Fundorte sind nach KRAMBERGER cenomanen
Alters. Jedenfalls sind sie nach ihrem Reichtum an
Teleostei erheblich jünger als Tithon, wohin sie SCHUBERT
(1914, S. 9) neuerdings vermutungsweise stellen wollte, und
auch jünger als Capo d’Orlando, also wahrscheinlich un-
gefähr mittelkretazischen Alters. Wenn man von den
Pycnodonti absieht, überwiegen hier schon die Teleostei
nicht nur an Zahl der Familien und Gattungen, sondern
letztere sind auch großenteils an Arten reicher als die
bis auf Belonostomus ganz artenarmen Ganoidei. Damit
erscheint also schon in verhältnismäßig früher Kreidezeit
ein starkes Überwiegen der Teleostei erwiesen.
Für Pietraroia gibt p’ErAsmo (1914, S. 64—86 und
1915, S. 1—45) an:
Teleostei: Chirocentrites (1), Chanos (1), Sauropsidium (1).
Elopopsis (1), Hemielopopsis (1), Hypsospondylus (1).
Diplomystus (1), Leptolepis (1), Aethalion (1).
Ganoidei: Lepidotus (1), Notagogus (1), Propterus (1),
Belonostomus (1), Oenoscopus (1), Coelodus (1), Palaeo-
balistum (1).
Auch in dieser Fauna überwiegen entschieden die
Teleostei. aber nicht so stark wie in Lesina und Comen.,
Original from
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361
Trotzdem möchte ich, wie D’ERrAsmo (1914, S. 43—57), diese
Faunen für ziemlich gleichalterig halten, wenn auch für
etwas älter als cenoman. Auch die Untersuchung der Fisch-
fauna der marinen Barrem-Stufe von Hildesheim durch
Braums (1913, S. 83) hat zu dem Ergebnis geführt, daß
sie im Zahlenverhältnis der Gattungen der Ganoidei und
Teleostei zwischen den unterstkretazischen und cenomanen
vermittelt.
All die angestellten Vergleiche sind aber höchst ober-
flächlicher Natur, denn erstlich ist zu berücksichtigen, auf
was für Reste sich die Bestimmungen gründen, und dann,
wie häufig sie sind. Reste von Pycnodonti z.B. sind in
der marinen oberen Kreide gewiß sehr häufig und formen-
reich, aber es sind fast nur Gebißreste, auf die hin eine
ganze Anzahl von Gattungen und besonders von Arten
unterschieden werden. Schon ich (1905, S. 185—190) fand
aber solche Gebisse, besonders unvollständige, nur sehr
schwer, HrnnıG (1906, S. 181—194) sogar überhaupt kaum
sicher bestimmbar. Manche der von Hennig (1912), ARLDT
(1924) und mir gebrachten Faunenlisten würden bei einer
kritischen Revision, wie sie übrigens für Lesina und
Comen SMITH WOooDWARD in seinem Fischkatalog schon
gibt, ein nicht unerheblich anderes Bild liefern, vor allem
weniger Gattungen und Arten enthalten. Es sollte eben
überhaupt, um ein sofortiges Urteil über den Wert einer
Fossilbestimmung zu ermöglichen, mit kurzen Zeichen an-
gegeben werden, auf was für Reste sich die Bestimmung
gründet, und bei Faunenzusammenstellungen auch die
Häufigkeit der Reste. Dabei ist allerdings gerade bei
Fischen zu berücksichtigen, daß von einem Individuum
eine große Anzahl zerstreuter Schuppen, Zähne oder Wirbel
gefunden werden können, die eine nicht vorhanden ge-
wesene Häufigkeit einer Art vortäuschen.
Außerdem aber sollte man eine Erdkarte, jedoch nicht
in MERKATORS Projektion, welche die polnahen Gebiete
zu sehr verzerrt und vergrößert, mit Angabe der Ver-
breitung von Land und Meer in den verschiedenen Kreide-
stufen zu Rate ziehen. Trägt man in sie die Fundorte
fossiler Fische ein, dann wird es augenscheinlich, wie
sehr unser Wissen noch örtlich beschränkt ist. Wirklich
urteilen können wir eigentlich nur über die marinen Fisch-
faunen der mediterranen Tethys und ihrer nördlichen
Nebenmeere sowie über den mittleren Atlantischen Ozean.
So gut wie nichts wissen wir also über kretazische Fisch-
Original from
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352
faunen des Nord- und Südatlantik, der Polarmeere und des
indopazifischen Ozeans?). Das ist aber gerade für unsere
Frage deshalb von der größten Bedeutung, weil letztere
zwei gewaltige Becken in der Gegenwart und offenbar
auch in der Vergangenheit besonders zahlreiche Relikten
aller möglichen Tiergruppen, darunter auch der Fische,
beherbergen, wie ich (1910 und 1912, S. 294) in unschwer
zu ergänzenden Aufzählungen festgestellt habe. Es liegt
also die Vermutung nahe, daß dort noch in der Zeit der
oberen Kreide mehr Ganoidei fortlebten als in unseren
Meeren, in denen sie allerdings nach der mittleren Kreide-
zeit auffallend rasch bis auf die Pyrnodonti verschwinden.
Die Pycnodonti blühten noch in den mitteleocänen
Meeren (vor allem in Ägypten, Norditalien und Südengland),
aber schon im Oligocän Belgiens und des Mainzer Beckens,
dessen Fischfaunen neuerdings durchgearbeitet wurden
(Leriche 1910, WEILER 1922), werden keine mehr ge-
funden. Die sehr wenigen Reste, die SMITH WOODWARD in
seinem so sorgfältigen Fischkatalog (III, 1895, S. 279) aus
dem Oligoeän und Miocän nennt, sind so dürftig, daß er
sie mit Recht als generisch und spezifisch unbestimmbar
bezeichnet. Pycenodus funkianus GeEInıTz z.B. aus dem
oligocänen Phosphate von Helmstedt in Braunschweig ist
auf einen einzigen halbkugeligen Zahn begründet, der
gerade so gut einem Spariden oder Labriden angehören
könnte. Demnach scheint diese eigenartige Ganoidengruppe
wenigstens in unseren Meeren ziemlich rasch nach dem
Mitteleocän verschwunden zu sein. Daß sie zuletzt auch
im Süßwasser lebte, dafür besteht kein Anhaltspunkt; wohl
aber beweist Mesodon bernissartensis Traquaır (1911,
S. 29—33, Taf. 5, S. 61) aus dem Wealden von Bernissart
in Belgien, daß diese sonst rein marine Gattung zur unter-
sten Kreidezeit auch im Süßwasser einen Vertreter hatte.
Das trifft für diese Zeit auch für den ZLepidostier
Lepidotus zu, da TrAQuAıR (1911, S. 16—26, Taf. 2, 3 und
Textabb.) drei Arten aus dem genannten Fumdorte be-
schrieben hat®), dürftige Reste auch aus unterkretazischen
Süßwasserschichten in Bahia (Ostbrasilien) bekannt sind
8) Deshalb kann von tiergeographischer Betrachtung der
fossilen Fischfaunen, wie sie AruLpr (1924) neuestens versucht,
kaum mit Erfolg die Rede sein, selbst wenn man die beschriebenen
Formen kritischer behandelt als er.
4) Auch im Wealden von Deutschland sind mehrere ZLepidotus-
Arten heimisch (Branca, 1887, S. 1-3).
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(WoopwarpD 1895, III, S. 220, 1908, S. 359—360, Taf. 43,
Abb. 1, 2) und bessere aus der obersten Dinosaurierschicht
am Tendaguru im südlichen Deutsch-Ostafrika (HzxnıG 1914,
S. 296—303, Taf. 23, Abb. 1) und neuerdings ein Körper-
abdruck aus dem Lakotasandstein der Blackhills in Süd-
Dakota, also auch aus Nordamerika (GREGoRY 1924, Abb. 1,2).
Aber es ist ebenso irrig, daß Hennıq (1912, S. 492) es so
darstellt, als sei die Gattung damals im Süßwasser aus-
gestorben, als daß PrIEM (1908, S. 14) meint, sie sei
unmittelbar nach der unteren Kreidezeit ausgestorben. Sie
ist nämlich noch im Meere zur Zeit der oberen Kreide
verbreitet. Dabei muß man allerdings von dem durch
Bassanı (1912, S. 215—219, Taf. 4, Abb. 7) und D’ErAsMo
(1914, S. 82—86, Taf. 9, Abb. 6, Taf. 10) beschriebenen
L. minor Ac. aus Capo d’Orlando und Pietraroia absehen,
da diese Fundorte nach meinen Ausführungen auf S. 349—51
kaum dem Cenoman, sondern eher der unteren bzw. mitt-
leren Kreide angehören. Doch hat Prıem selbst (1908a,
S. 42 und 1911, S. 15) nicht nur isolierte Zähne aus dem
marinen Gault von Grandpre (Dept. Ardennes), sondern
WooDwArRD (18%, S. 207) Schuppen von Lepidoftus aus
dem cenomanen Grünsand von Cambridge in Südengland
erwähnt. Ferner beschrieb letzterer (1912, S. 161, Taf. 35,
Abb. 1—4) aus der cenomanen Zone der Schloenbachia
varians von Folkstone in Kent Schuppen (L. pustulosus
Woopw.) und vor allem JoRDAN und BRANNER (1908,
Ss. 12/13, Textabb. 6, 7) vollständige, also wirklich be-
weisende Reste aus der marinen oberen Kreide von Ceara
(Nordbrasilien) als Z. femnurus Ac., was Hennıc (1912,
Ss. 490) selbst zitiert, aber anscheinend nicht gewürdigt hat.
Die von ihm vertretene Ansicht, daß die Ganoidei
zuletzt sich in das Süßwasser geflüchtet hätten, ist eben
die bis in die-neuere Zeit, z. B. noch bei Arıpr (1924,
Ss. 491—496, 705/6, 713) herrschende. Es lohnt sich aber
wohl, der Frage näher zu treten. Zunächst ist zu betonen,
daß gerade bei Fischen sehr schwer zwischen Meeres-
und Süßwasserbewohnern zu unterscheiden ist, denn wir
wissen, daß jetzt nicht nur nahe verwandte Arten einer
Gattung teils im Meere, ieils im Süßwasser leben, sondern
daß manchmal dieselbe Art, ja dasselbe Individuum den
Aufenthalt in beiden wechselt, z.B. Aal und Lachs. Wie
soll man da bei ausgestorbenen Arten oder gar Gattungen
entscheiden, wo sie lebten, wenn nicht andere begleitende
Fossilien den Beweis liefern?
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 23
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354
Dazu kommt das von MARTENSsche Gesetz (1857, S. 199),
besser Regel, daß die Gesamtheit der Süßwasserfaunaı der
Gesamtheit der Meeresfauna um so ähnlicher wird, je weiter
man sich tropenwärts wendet. Dies hängt wohl damit zu-
sammen, daß weniger der mangelnde Salzgehalt als die
starken Temperaturschwankungen die marinen Tiere ab-
zuhalten scheinen, in das Süßwasser einzudringen, was
in den Tropen mit geringen Temperaturschwankungen na-
türlich keine große Rolle spielt (ENGELHARDT, 1913, S. 83/4).
Nun gilt aber als sicher, daß während des Mesozoikums
und des größten Teiles des Tertiärs eine ziemlich gleich-
mäßige, hohe Temperatur sehr weit, und auch in Süd-,
West- und Mitteleuropa verbreitet war. Damals mußte
deshalb das Eindringen von Meeresfischen in brackisches
und süßes Wasser auch in unseren Breiten sehr erleichtert
sein. Jedenfalls ist also bei fluviomarinen oder brackischen
oder bei nur Fischreste führenden Schichten dieser Zeiten
kaum mit Sicherheit zu entscheiden, ob es sich um rein
marine, etwa nur mit der Flut eingedrungene oder um
zeitweise oder ständig im Süßwasser lebende Fischarten
handelt.
Sehr wichtig ist ferner ein neuerer, völliger Umschwung
in der Ansicht über den ursprünglichsten Wohnort der
Fische, als den man früher einfach das Meer annahm, be-
sonders, dadie Gegenwart viele Beispiele der Einwanderung
mariner Fische in das Süßwasser liefert. Anregungen nord-
amerikanischer Forscher folgend, halten aber Paläontologen
jetzt eher das Süßwasser für die Urheimat der Fische
(STROMER 1920, S. 13, siehe dagegen Franz 1924, S. 6381).
Allerdings ist es durch positive Funde nicht erwiesen,
wohl aber, daß schon zu ihrer Blütezeit die //eterocerci im
jüngeren Paläozoikum, die Lepidostei in der Trias sowohl
im Mcere wie im Süßwasser geherrscht haben. Nach der
Triaszeit bis zur jüngsten Kreidezeit kennt man allerdings,
abgesehen vom Wealden, fast nur Meeresbewohner, aber
einfach bloß deshalb, weil nur sehr wenige fischführende
Binnenablagerungen aus dieser langen Zeit bekannt sind.
Ich kann aber doch einige wenige aus der Literatur
hier verwerten, auch habe ich eine reiche Wirbeltierfaun&
in fluviomarinen Schichten mittelkretazischen Alters (Vra-
con, Baharije-Stufe) in Ägypten entdeckt und ausbeuten
lassen (STROMER 1916, S. 409/10), wobei sich zeigte, daß
Ganoidei in eher größerer Formenmenge vorhanden waren
Is Teleostei. Es gibt jedoch ein falsches Bild, wenn die
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355
so heterogenen Gruppen niederer Teleostomi immer noch
als Ganoidei zusammenbehandelt werden. Deshalb müssen
im folgenden wenigstens die Hauptstämme getrennt be-
sprochen werden.
Als wohl nächstverwandte der Tefrapoda sind die
*Crossopterygiüi®) von besonderem Interesse. Die einzig noch
lebenden *Polypterini sind bisher fossil fast völlig unbe-
kannt. Ich besitze nun nicht nur einzelne Schuppen mit
der so bezeichnenden Form und Struktur, sondern auch ein
allerdings unvollständiges Skelett der betreffenden Art in
dem oben genannten Material aus der Baharije-Stufe und
habe (1905, S. 184/5, Taf. 16, Abb. 29, 30) zwei hierher
gehörige Schuppen aus einer obereocänen, marinen Küsten-
ablagerung (Birket el Qerun-Stufe) Nordägyptens beschrie-
ben. Damit ist erwiesen, daß *Polypterini schon seit der
Zeit der mittleren Kreide in den Küstengewässern oder
im Süßwasser Ägyptens lebten, wo sie heute noch wie im
Süßwasser des tropischen Afrika durch *Polypterus in
mehreren Arten vertreten sind, während nur in Flüssen
des tropischen West-Afrika eine *Calamoichthys-Art lebt
(BREHM 1914, S, 131, 133/4). Beide Gattungen sind besonders
in ihrer eigenartigen Rückenflosse spezialisiert, die letzt-
genannte ist überdies in ihrem aalartigen Körper nach
Doro (189, S. 94) ein Endglied der Entwicklung.
Nach allem hat man Grund anzunehmen, daß die
*Polypterini seit langer Zeit wesentlich oder ausschließlich
auf das Süßwasser und die Küstengewässer des afrikanischen
Festlandes beschränkt sind. Denn so erklärt sich, daß
wir über ihre Vorgeschichte so sehr wenig, vor der mittleren
Kreide auch heute noch gar nichts wissen, sehr einfach
mit unserer anfänglichen Kenntnis der einstigen Bewohner
Afrikas. Denn fast nur aus der Permotrias Südafrikas
sind uns wenigstens einige ältere Süßwasserfische dieses
alten Festlandes bekannt. Man muß bis in das Paläozoikum
zurückgehen, bis man *Crossopterygii mit dicken rhombi-
schen Ganoidschuppen von ähnlichem Bau, die in Vielem
abweichenden Angehörigen der Unterordnung Osteolepidoti
weit verbreitet findet.
Nicht näher bestimmbare Brustflossenreste (Rrıs 1909,
Ss. 21, Taf. 1, Abb. 6) aus ungefähr unterstkretazischen
Süßwasserablagerungen von Patschau in der Mitte der
>) Noch lebende Formen werden im folgenden durch einen *
ausgezeichnet.
23*
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356
Mrs Sarah nn
nördlichen Mongolei sind insofern von Bedeutung, als sie
anzeigen, daB während des mittleren Mesozoikums auch
im Süßwasser des uralten und gerade damals schon sehr
stattlichen Angara-Festlandes, des Kernes Ost- und Zentral-
asiene, *Crossopterygii lebten.
Ganz anders wie die erörterten verhält sich die dritte
Unterordnung, die der Coelacanthini, welche mit dünnen.
cykloiden Schuppen versehen wesentlich marin sind. Im
obersten marinen Jura sind mehrere Genera zusammen
gefunden, in der unteren Kreide aber nur die unvollkommen
bekannte Mawsonia (2) in Süßwasserablagerungen in Bahia
(Ostbrasilien), (WoopwArp 1%7, S. 134—137, Taf. 7, 8
und 1908, S. 358/9, Taf. 42). Zu ihr gehört vielleicht eine
dritte Art, von der mir große Schädelreste aus der fluvio-
marinen Baharije-Stufe Ägyptens vorliegen. In der jüngeren
marinen Kreide West- und Mitteleuropas ist dann ee
letzte Gattung, Macropoma Ac., mit wenigen Arten, aber
in nicht seltenen und z. T. sehr schönen Resten. z. B.
M. Mantelli im Cenoman Südenglands (Woopwarp 1912,
Ss. 172—182, Taf. 35, Abb. 9, 10, Taf. 36-38) oder M.
speciosum im Turon Böhmens (Fritsch 1878, S. 2630,
Taf. 3) verbreitet. Ob allerdings alle die Koprolithen der
oberen Kreide, die man dazu rechnet (NEUMAYER 1919,
Ss. 6—8, Taf. 1, Abb. 1-5), wirklich zu der Gattung
gehören, erscheint sehr fraglich, noch mehr, ob wir den
heutigen Stand der Kenntnisse so deuten dürfen, daß die
letzten Coelacanthini auf europäische Meere beschränkt
waren.
Von Interesse ist jedenfalls, daß zu Mawsonia die
weitaus größten Angehörigen der Unterordnung gehören
(WoopwArD 197, S. 137); denn es fügt sich in die Regel
ein, daß Riesenformen während oder nach dem Höhepunkt
der betreffenden Tiergruppe auftreten, wofür ich eine Anzahl
Beispiele aus allen möglichen Tierklassen gebracht habe
(STROMER 1912, S. 284—287), aber nicht in die Regel.
daß die größten Angehörigen einer im Meer und Süßwasser
verbreiteten Tiergruppe im Meere vorkommen.
Zu der Ordnung *Chondrostei rechne ich als ältere
Unterordnung die Heterocerci. Deren jüngster Angehöriger,
der Paläoniscide Coccolepis macropterus TRAqUAaıR (1911, S.
9—15, Taf. 1) ist zwar in der unterstkretazischen Süßwasser-
ablagerung des Wealden von Bernissart in Belgien gefunden
worden, während weniger spezialisierte und kleinere Art-
genossen aus dem marinen Jura Süddeutschlands bekannt
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sind. Daraus aber zu schließen, daß die Heterocerci zuletzt
in das Süßwasser verdrängt wurden, wäre voreilig, denn
ich wies auf Seite 357 darauf hin, daß Heterocerci schon
während des jüngeren Paläozoikums auch im Süßwasser
reichlich vertreten waren, und überdies hat WOooDwWARD
(1895 a, S.5—8, Taf.. I, I, Abb. 4) ein bis zwei Arten
gerade des Coccolepis aus den wohl jurassischen Süßwasser-
schichten von Talbragar in Neusüdwales beschrieben.
Die Belonorhynchi sind in ihrer Zugehörigkeit zu den
*Chondrostei nicht gesichert. Sie sind in den Meeren der
Trias und des Lias verbreitet, dann unbekannt. Schon des-
halb ist sehr fraglich, ob Stenoprotome Hay (1903, 8.
407—9, Taf. 26, Abb. 2), das nur auf einen sehr unvoll-
kommenen Rest aus den cenomanen Fischschiefern von
Hakel in Syrien begründet ist, ein letzter mariner Vertreter
dieser aalartig spezialisierten Formen ist.
Daß wir die ältesten *Chondrostei s. s., die C'hondro-
steidae nur aus marinen Schichten des europäischen Lias
kennen, spezialisiertere Formen aber aus sehr viel jüngeren
Süßwasserablagerungen, hängt wahrscheinlich wieder nur
mit der auf S. 354 betonten, sehr geringen Kenntnis post-
triassischer Süßwasserablagerungen des Mesozoikums zu-
sammen. Darauf deuten die allerdings sehr dürftigen Reste
aus den wohl jurassischen Süßwasserschichten von der
Turga, südlich von Nertschinsk in Ostsibirien, hin, welche
Reıs (1909, S. 15—20, Taf. 1, Abb. 7—10) als wahrschein-
liche *Chondrostei beschreibt. Gerade die bisher so ganz
unvollkommene Kenntnis der einstigen Binnenfaunen des
größten Festlandes, Asien, dessen Kern, das Angaraland,
sehr alt ist, erscheint auch bei der Behandlung der Frage
nach dem Rückgange der *Ganoidei und speziell der
"Chondrostei besonders mißlich.
Die in der Reduktion der Zähne und Schuppen speziali-
sierten * 4cipenseridae und *Polyodontidae sind dement-
sprechend fosssil überhaupt nur aus Europa und Nord-
amerika bekannt, und zwar fast ausschließlich in so dürf-
gen Resten, daß mir deren nähere Bestimmbarkeit äußerst
fraglich erscheint. Ich muß das vorausschicken, wenn ich
Im folgenden nach der Literatur derartige Fossilien, wie
z. B. einzelne Hautknochenplatten als * Acipenser-Arten be-
simmt erwähne, Reste, die mir kaum der Gattung nach
hestimmbar erscheinen.
Sowohl *Acipenser albertensis LaAmBE (OsBoRN und
lange 1902, S. 29, Taf. 21, Abb. 9; CocKERELL 1919, S. 171
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erraten ntöntigiudiet nern
358
und 172) aus oberstkretazischen Süßwasserschichten der
Belly river-Stufe in Alberta (Süd-Kanada) als *A. ornatus
Leıpy (1873, S. 350, Taf. 32, Abb. 58) aus miocänen Süß-
wasserschichten Virginias sind auf solche ganz vereinzelte
Knochenstücke gegründet; fossile * Acipenseridae sind also
in Amerika äußerst selten nachgewiesen, obwohl * Acipenser
neben *Scaphirhynchus heute noch in mehreren Arten in
Flüssen des mittleren Nordamerika lebt (BrReu=m 1914, Seite
142/3).
Nicht viel besser steht es mit den europäischen Resten,
deren älteste in den untersteocänen fluviomarinen Sanden
mit Unio und Teredina bei Reims in Nordfrankreich (PrıeEM
1904, S. 46/7) und in dem marinen untereocänen London-Ton
der Insel Sheppey in Südengland (WoonwArn 1889, S. 28,
Taf.1, Abb.1) gefunden sind. Von den jüngeren *Acipenser-
resten Westeuropas sind nur die von *A. parisienstis (PrIEM
1908a, S. 132/3, Taf. 3, Abb. 1, Taf. 4, Abb. 1—4) aus
unteroligocänen Süßwasserablagerungen von Romainville
(Dept. Seine) etwas vollständiger. Mit der Verbreitung der
tertiären Reste bald in marinen Seichtwasser-, bald in
Süßwasserablagerungen West- und Mitteleuropas stimmt
überein, daß jetzt in der paläarktischen Region *Scaphir-
hynchus zwar auf das Süßwasser Ostasiens beschränkt ist
(BREHM 1914, S, 143), *Acipenser aber in mehreren Arten
im Nordatlantik, Mittelmeer, Schwarzen und Kaspischen
Meer und in den ostasiatischen Randmeeren lebt, von hier
weit in die Flüsse hinaufsteigt und sogar z. T. auch im
Süßwasser heimisch ist (Breum 1914, S. 137—139). Man
könnte dies so auffassen, als ob er im Begriffe wäre, aus
dem Meere in das Süßwasser einzuwandern (Arıpr 1924,
S. 492), aber die Fortpflanzung erfolgt im Süßwasser. Jeden-
falls bietet *Acipenser im Gegensatz zu allen übrigen der
*Ganoidei bei seiner weiten Verbreitung und Formenmenge
nicht das Bild einer im Aussterben begriffenen Gattung.
Die gewaltige Größe, welche *A. *huso L. erreicht (BREHM
1914, S. 139), also das Auftreten einer Riesenform, kann man
aber als Anzeichen dafür auffassen, daß jetzt der Höhe-
punkt der Familie erreicht oder schon überschritten ist
(StromeEr 1912, S. 284).
Von fossilen *Polyodontidae ist uns noch weniger be-
kannt als von den Stören. Als ältester Rest wird ein dürf-
tiges Schwanzstück aus der marinen Micraster-Kreide
(Senon) Südenglands hierher gerechnet, auf das WOODWARD
(1889, 8.35, Taf.1, Abb. 4, 5; 1912, S. 170/1, Textabb. 48)
ar . Original from
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359
Pholidurus disjectus aufgestellt hat. Der nächst Jüngere
('russopholis magniceaudatus (CorE 1886, 8. 161, Taf. 1,
Abb. 1—3) ist auf zwei unvollständige Skelettreste aus
mitteleocänen Süßwasserschichten, den Green river Schie-
fern. von Wyoming begründet. Er stammt also aus dem
Wohngebiete der einen lebenden Gattung und Art *Polyodon
*"spathula Wahlb. (BREHM 1914, S. 135), die ebenso wie
die andere, Psephurus *gladius Mart., ein Bewohner chi-
nesischer Ströme (BREHM 1914, S. 137), fossil ganz unbekannt
ist. Bei einem derartigen Stande der Kenntnisse wäre
voreilig, aus dem ältesten Funde einfach zu schließen, daß
die Familie ursprünglich marin war und dann in das
Süßwasser verdrängt wurde.
Die *Lejrdostei sind in den Meeren der oberen Kreide
nur noch sehr schwach vertreten, wie aus den von HENNIG
(1912) angeführten, von mir oben, auf 8.349 ff. ergänzten
Listen klar hervorgeht. Doch ist der Aspidorhynchide Belo-
nostomus offenbar noch weit verbreitet und, wie ich auf 8. 353
nachgewiesen habe, auch Lepidotus, wenn schon selten,
noch vorhanden. Mit dem Senon scheinen aber auch diese
Gattungen zu verschwinden, wenigstens aus den uns be-
kannten Meeren!?).
Wie auf S. 354 erwähnt, steht fest, daß *Zepidlostei schon
zu ihrer Blütezeit in der Triaszeit auch im Sübwasser
herrschten. Daß sie es auch später bewohnten, beweisen
die Semionotidae Aphnelepis (2) und A4etheolepis (1) und
der Pholidophoride Archaeomene (2) (Woovdwarn 1895 a,
Ss. 9—19, Taf. 2, Abb. 5, 6, Taf. 3, Taf. 4, Abb. 1—7;
Taf. 5, Abb. 2—4) in den wohl jurassischen Talbrarar-
Schichten in Neusüdwales, ferner die auf S. 352 erwähnten
Lepidotus-Arten der unteren Kreide sowie jüngste Pholido-
phoridae, Pholidophorus obesus (Traauaır 1911, S. 43—45,
Taf. 9, Abb. 4—6) und Pleuropholis sp. indet., sowie eine Art
les Macrosemiiden Notagogus (TraquAır 1911, S. 26-—29, Taf.
4) im Wealden von Bernissart in Belgien. Dazu kommen
wohl noch meine Nachweise (1916, S. 409, 420) von
Schuppen und Skelettresten sehr stattlicher *Lepidostei in
der mittelkretazischen fluviomarinen Baharije-Stufe Ägvyp-
tens, wobei bemerkenswert ist, daß die in ihrer Skulptur
und eigenartigen Kosminstruktur sehr charakteristischen
Schuppen der einen Gattung auch aus der gleichen und
gleichalterigen Fazies von Bellas in Portugal als Palavo- |
») Anm.: Siche Seite 352/33.
ein >. Original from
OzES Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
360
nisciden-Reste bekannt geworden sind (SauvagE 1898, 8.
12/13, Taf. 1, Abb. 1—4).
Die demnach noch während des mittleren Mesozoikuns
im Südwasser sehr weit, vielleicht sogar noch universell
verbreiteten *Lepidostei sind sicherlich auch noch während
des jüngsten Mesozoikums und des älteren Tertiärs viel
weiter darin verbreitet gewesen als jetzt, wenn auch an-
scheinend nur in seltenen, wenigen Arten einer Gattung.
soweit sich dies nach den meistens recht unvollständigen
Resten feststellen läßt.
Die ältesten Reste (Schuppen, Wirbel und Zähne) d.s
in seinen opisthocoelen Wirbeln spezialisierten *Lepidosteus |
nämlich sind aus oberstkretazischen Süßwasserschichten
Westeuropas und des mittleren Nordamerika beschrieben,
*L. lusitanicus und pustulosus (SAUvaGE 1898, S. 37:8,
Taf. 9, Abb. 1—41) aus dem Garumnien bei Coimbhra in
Portugal und *L. occidentalis (Leiny 1860, S. 149, Taf. 11.
Abb. 20—23; OsBorn und LaMBE 1902, S. 29, Taf. 129,
Abb. 3) aus den Judith-, Red deer- und Belly river-Schich-
ten in Nebraska und Alberta Wenn man noch ältere
Reste und solche aus Asien nicht kennt, liegt es vielleicht
wieder nur an dem immer wieder zu betonenden anfäng-
lichen Stande unserer Kenntnisse.
In Europa schließen sich jüngere *L. in Süßwasserab-
lagerungen des Paleocäns, z. B. *L. suessoniensis GERVAIS
in Belgien (LericHE 1902, S. 44/5, Taf. 3) und Nordfrank-
reich und des Eocäns, z. B. in Messel bei Darmstadt, an.
Die jüngsten sind hier *L. Strausi KINKELIN (1884, S. 244—
250, Taf. 3, Abb. 1), der auf eine einzige Schuppe aus der
oberstoligocänen, brackischen Corbicula-Schicht in Frankfurt
a. M. gegründet ist, und *L. bohemicus LAUBE (1901, S.I—10.
Textabb. 1), ein sehr unvollständiger Körperabdruck aus
dem untermiocänen Muldentiefsten des Brüx-Duxer Braun-
kohlenbeckens in Nordböhmen. Die *Lepidostes verschwin-
den demnach in Europa während des Mitteltertiärs, ob
damit überhaupt in der alten Welt, muß dahin gestellt
bleiben.
In Nordamerika kennt man tertiäre *Lepidosteus
wenigstens teilweise in sehr guten Resten, vor allem aus
mitteleocänen Süßwasserablagerungen, den Green river
Schiefern, von Wyoming, "L. atror und simpler 1.EıDy
(Kastman 1900, S. 69—75, Taf. 1, 2) und den ? eocänen
Manti-Schiefern in Utah, *L. cuneatus CopE (1884, S. 5.
Tal. 1, Abb. 6). Die meisten Arten (auch Gattungen.
u tn. A an an
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361
Glastes und Pneumatosteus Core), darunter auch die ältesten °
tertiären Nordamerikas, *L. aganus und integer Core (1877,
Ss. 38--42, Taf. 23, Abb. 10—29, Taf. 24, Abb. 1—16)
aus der untereocänen Wasatch-Stufe Neumexikos sind aber
ebenfalls auf mehr oder minder unbestimmbare Reste ge-
gründet (EAstMmAn 1900, S. 68). Heute ist die Gattung
noch in mehreren Arten in Flüssen der sonorischen (süd-
lichen) Region Nordamerikas vertreten (BREHM 1914, 8. 147).
Die marinen * Amioidei des jüngeren Mesozoikums bie-
ten ein ähnliches Bild wie die *Lepidostei. Sie sind näm-
lich zur unteren Kreidezeit noch gut vertreten, wie
HennıGs (1912) Aufzählungen zeigen, aber auch noch in der
mittleren Kreidezeit, wie meine Erwähnung auf S. 349,50
der Gattungen Opsigonus, Oenoscopus, Amiopsis und Proto-
sphyraena aus dem ? Gault und Cenoman Europas und Spa-
thiurus (1) aus dem von Hakel in Syrien (Woopwarp III
1895, Seite 498/99) zeigt, in Angehörigen dreier Familien
(Oligopleuridae, *Amiidae und Protosphyraenidae) nachge-
wiesen. In den Meeren der oberen Kreide, wenigstens in
Europa und Nordamerika, ist aber nur noch die artenreiche
Protosphyraena häufig, eine durch ihre Größe und sonstige
Spezialisierung (Rostrum, Bezahnung, Brustflossen) sehr
bemerkenswerte Form. In allerdings wenigen und sehr
unvollständigen Resten hat Smire WoopwAarn (1912, S. 154
bis 160, Taf. 33, Abb. 4, 5, Taf. 34, Abb. 1, 2) dazu im
Turon Südenglands die Eugnathidae Lophiostomus (1) und
Neorhombolepis (2) nachgewiesen. Es ist damit also
wenigstens örtlich ein etwas größerer Formenreichtum auf-
gezeigt als bei den gleichaltrigen *Lepidoste. Wie sie,
verschwinden aber auch die *Amioidei im Senon aus den
uns bekannten Meeren.
Von Vertretern im Süßwasser des mittleren und jün-
gseren Mesozoikums wissen wir aber noch erheblich weniger
als von *Lepidostei. Immerhin ist, wenigstens für die untere
Kreide Europas, eine ziemliche Formenmenge dadurch be-
zeugt, daB Traquvaır (1911, S. 34—43, 47—49, Taf. 6—8,
10) in großenteils sehr schönen Resten einen Eugnathiden,
Cailopterus (1), *Amiüden, Amiopsis (1) und Oligopleuriden.
Oligopleurus (1) aus dem Wealden von Bernissart in Bel-
gien beschrieben hat.
Von all diesen sind im Süßwasser des Tertiärs nur
aus West- und Mitteleuropa und aus Nordamerika lediglich
* 4 mmniidae nachgewiesen und meistens in so dürftigen Resten,
das5 sich nicht empfiehlt, die Gattungen Pappichthys Cop,
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962
Prot- und Hypamia Leipy hier von *Amia L. zu unter-
scheiden. Die ältesten Europas sind zahlreiche Bruchstücke
aus dem oberen Paleocän Nordfrankreichs und Belgiens,
*A. Barroisi LERICHE und *A. robusta PrıeMm (1901, S. 485
bis 489, Taf. 10; LErIcHE 1902, S. 43—44, Taf. 2), weitere
sind aus dem Eocän und Oligocän Westeuropas beschrieben
(z.B. Prıem 1914, S. 5—6, Taf. 3, Abb. 3, S. 15 und
17 Anm.), die jüngsten in vollständigeren Resten aus dem
Untermiocän, *A. Valenciennest Aa. (1844, V. Pt. 2, S. 44/45,
Taf. 53, Abb. 2, 3) aus Braunkohlen von Menat (Dept.
Puy de Dome) und *A. macrocephala Reuss (LAuBE 1901,
S. 10—18, Taf. 1, Abb. 1—3, Taf. 8, Abb. 1, 2) aus den Dia-
tomeenschiefern von Kutschlin in Nordböhmen’).
Die *Amiidae verschwinden also aus Europa aufälliger-
weise zu derselben Zeit wie die *Lepidosteidae.
Aus dem tertiären Süßwasser Nordamerikas kennt man
*Amia erst seit dem Mitteleocän, hier aber in zahlreichen
allerdings sehr dürftigen Resten mehrerer Arten (Gattun-
gen), besonders aus den Bridger Schichten von Wyoming,
*A. (Pappichthys) (3), *A. (Hypamia) (1), *A. (Protamia)
(3) (Leiny 1873, S. 188, 348, Taf. 32, Abb. 1—11, 23, 24;
CorE 1884, S. 57—60, 745, Taf. 3, Abb. 1, 12—19, Taf. 4,
Abb. 1—5, 21—36, Taf. 59, Abb. 1, Taf. 60, Abb. 1). Falls
die Wirbelkörper aus dem Untermiocän der Cypress hills
im Nordwestterritorium Kanadas wirklich als zu zwei * Amia-
arten gehörig bestimmbar sind, was Core (1891, S. 2, Taf. 1,
Abb. 1, 2) angenommen hat, ist die Gattung damals auch
weiter im N vorgekommen als heute, wo nur noch eine
Art, *4A. calva, in Seen und Flüssen des mittleren Nord-
amerika lebt (BreuMm 1914, S. 144).
Das äußere Bild des Auftretens der niederen Teleo-
stomi in der Kreide und dem Känozoikum ist naclı alleın
noch ein außerordentlich lückenhaftes; trotzdem lassen sich
gewisse Gesetzmäßigkeiten schon erkennen, z.B. darf das
ziemlich gleichartige Verhalten der *Lepidostei und *Ami-
ouler kaum als auf Zufallsbefunden beruhend angesehen
werden.
Allerdings müssen wir mit der Feststellung des Aus-
sterbens fossiler Fische sehr vorsichtig sein. Denn sie
können aus verschiedenen Ursachen verschwinden. Erstlich
‘) Amia (Cyclurus) minor A«. (1844, V, Pt. 2, S. 45, Taf. 55,
Abb. 1), die nur auf einen Schwanzrest aus dem Obermiocäu
von Öningen bei Konstanz a. B. begründet ist, gehört nach Woon-
warD (IV, 1901, S. 583) eher zu den Coffidae.
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A Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
363
kann, besonders bei selteneren Formen, einfach der vor-
läufige Stand unseres Wissens ein solches vortäuschen. Wer
will z. B. von den letzten marinen *Lepidostes und * Amioidei
mit Sicherheit behaupten, daß sie in der Senonzeit in den
europäischen Meeren ausgestorben sind, da doch die euro-
päischen marinen Fischfaunen des Danien und Paleocäns
noch so unvollkommen bekannt sind, und ebenso von den
untermiocänen Europas, da auch unsere Kenntnis der
jüngeren tertiären Süßwasserfischfaunen Europas noch ganz
in den Anfängen steckt? Beide Ordnungen könnten weiter-
hin nur in unseren Meeren zur Senonzeit ausgestorben sein,
in den fernen, besonders im Indopazifik, sich aber noch
länger erhalten haben, sei es, daß sie dort von früher
her fortlebten, oder daß sie damals dorthin ausgewandert
sind. Diese Möglichkeit mußte ich ja schon mehrfach er-
wähnen. Besonders bei formen- und individuenarmen Tier-
gruppen, noch dazu, wenn sie nur in beschränkten Gebieten
vorkommen, ist es meistens ein Zufall, wenn wir jetzt
schon Reste kennen, um so mehr, wenn es sich um noch
sehr wenig erforschte Gebiete handelt. |
Ein Aussterben kann aber auch vorgetäuscht werden,
wenn die Verkalkung des Skelettes stark zurückgeht, so
daß die Möglichkeit der Erhaltung fossiler Reste sehr ein-
geschränkt und günstigen Zufällen überlassen bleibt. Das
kann selbst bei Knochenfischen vorkommen, denn Herr
Professor L. DöDERLEIN hat mir in der Straßburger Samm-
lung ein Skelett eines Cyclopterus lumpus L. gezeigt, dessen
Knochen papierdünn waren, so daß sie sich nur in be-
sonders feinkörnigen Schiefern erhalten könnten. Gerade
bei *Chondrostei muß das in Rechnung gezogen werden,
denn bei völliger Rückbildung des Ganoidschuppenpanzers
und Gebisses bleibt nicht viel normalerweise Erhaltungs-
fähiges, wenn sich keine Hautknochenplatten entwickeln,
wie sie die Störe haben.
Es besteht endlich auch die Möglichkeit. daß sich, etwa
durch Orthogenese, alle Angehörigen einer Gattung so un-
wandeln, daß sie als ausgestorben erscheint. Man könnte
dementsprechend annehmen, daß während der Kreidezeit
sich manche der als *Ganoidei zusammengefaßten Formen
so umänderten, daß sie als *Teleostei bezeichnet werden.
Hennıc (1912, 8. 495) neigt zu dieser Annahme. Daß
die *Teleostes aus *Ganoidei während des Mesozoikums her-
vorgegangen sind, wird ja kaum bezweifelt; auch finden
wir bei allen möglichen jüng.ren Formen der *@Ganoidei
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
364
\oudlwrungen an die Organisation der *Teleoslei, wie es
'inasia (1906) bei Pyenodonti genauer ausgeführt hat,
wi wie es die Rückbildung der ursprünglich rhombischen,
iuhen Ganoidschuppen und die Verknöcherung des Innen-
skulvuttes, speziell der Wirbelkörper, in verschiedenen Stäm-
men zeigen. Aber es scheint, daß die Umwandlung in
*T[eleostei größtenteils schon im mittleren Mesozoikum er-
folgt ist, und es fehlt noch jeder exakte Beweis einer ortho-
genetischen Entwicklung irgend einer *Ganoiden-Gattung,
wie allerdings bei dem immer wieder zu betonenden Stande
unserer Kenntnisse eigentlich selbstverständlich ist.
Jedenfalls müssen wir aber daran festhalten, daß ein
großer Bruchteil, ja die Mehrzahl der uns bekannten
niederen *Teleostomi der Kreide und des Tertiärs viel zu
spezialisiert ist, als daß irgend eine Möglichkeit bestände,
*Teleostei davon abzuleiten®). Bei all diesen haben wir
deshalb die Frage zu entscheiden, wann und wo sie aus-
starben, und ob sie durch äußere Umstände ausgerottet
wurden oder durch innere erloschen oder ob beides zu-
sammenwirkte. Fassen wir nun schließlich unter all diesen
Vorbehalten unser heutiges Wissen kurz zusammen.
1. *Crossopterygii. Nach Mitte des Paläozoikums wenig
formenreich. Im jüngeren Mesozoikum im Meere, aber auch
im Süßwasser der alten Welt verbreitet. *Polypterini seit
mittlerer Kreide in Afrika heimisch, vielleicht darauf be-
schränkt, jetzt dort spezialisiert, z. T. aalartig. Sehr wenige
Coelacanthini noch in jungkretazischen Meeren Europas
nicht selten, in unterer und mittlerer Kreide Riesenform
im Süßwasser Südamerikas und Afrikas.
2, *Chondrostei. Seit Ende des Paläozoikums formen-
arm. Im Mesozoikum im Meer und im Süßwasser der Nord-
kontinente und Australiens nachgewiesen. *Acipenseridae
nach sehr dürftigen und seltenen Resten seit dem Ende des
Mesozoikums in Süßwasser und Küstengewässern Europas
und im Süßwasser Nordamerikas heimisch, jetzt noch im
Süßwasser und Binnen- und Randmeeren der Nordkontinente
8) Daß z.B. die Pyenodonti in *Siluridae übergegangen
wären, wie Henxnıc (1912, 8. 493, Anm.) andeutet, erscheint völlig
ausgeschlossen, da sie alle durch einen hohen, kurzen, seitlich
komprimierten Körper und ein spezialisiertes Knackgebiß aus-
gezeichnet sind, während die Welse einen gestreckten, runden
oder dorsoventral abgeplatteten Körper und meines Wissens
niemals ein Knackgebiß, sondern fast stets ein Bürstengebiß
besitzen.
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weit verbreitet in z. T. sehr großen Formen, spezialisiert
in starker Rückbildung der Schuppen und Zähne. *Polyodon-
fidae, ebenso spezialisiert, sehr formenarm. Anscheinend
in mariner oberer Kreide Europas vertreten, im Süßwasser
Nordamerikas seit dem Mitteleocän heimisch, jetzt auch in
Flüssen Ostasiens,.
3. *Lepidostei. Während des älteren Mesozoikums
formen- und individuenreich in Meer und Süßwasser
herrschend verbreitet. Bis in die mittlere Kreidezeit im
Meere nicht selten in mehreren Formen verbreitet, in oberer
Kreide aber nur in sehr wenigen Formen. Während des
mittleren und jüngeren Mesozoikums auch im Süßwasser
sehr weit verbreitet. Seit jüngster Kreidezeit aber an-
scheinend nur eine artenarme Gattung selten im Süßwasser
Europas und Nordamerikas, in Europa bis unterstes Miocän,
in Nordamerika bis heute.
4. *Amioidei. In den Meeren des mittleren Mesozoikums
häufig und ziemlich formenreich verbreitet, während der
jüngeren Kreidezeit aber nur wenige Formen, davon nur eine
spezialisierte Gattung mit zahlreichen und z. T. großen
Arten, weiter verbreitet. Im mittleren Mesozoikum auch im
Süßwasser Europas nachgewiesen. Im tertiären Süßwasser
sehr wenige Formen in Europa bis in das unterste Miocän,
in Nordamerika aber vom Mitteleocän an bis heute ganz
formenarm werdend.
5. Pycnodonti. In den Meeren des Mesozoikums bis in
die obere Kreide häufig und formenreich verbreitet. In der
Eocänzeit noch in europäischen und afrikanischen Meeren
häufig in wenigen, z. T. sehr stattlichen Formen. Nur
ausnahmsweise eine Art einer sonst marinen Gattung im
Süßwasser der untersten Kreide Europas nachgewiesen.
Demnach scheint festzustehen, daß alle Ordnungen der
*Ganoidei bis auf die fast ausschließlich marinen Pyc-
nodonti während des Mesozoikums sowohl im Meere als
im Süßwasser vertreten waren, und zwar bis auf die seit
dem Ende des Paläozoikums überhaupt anscheinend stets
formenarmen *Chondrostei und *Crossopterygii ziemlich
formenreich. Die *Chondrostei sind heute noch auch im
Meere vertreten, aber noch schwächer als während des
Mesozoikums, die Pycnodonti aber scheinen ziemlich plötz-
lich am Ende des Eocäns aus unseren Meeren, vielleicht
überhaupt, zu verschwinden. Die *Crossopterygii (Coela-
canthini), *Lepidostei und *Amioidei jedoch werden in den
uns bekannten Meeren in der mittleren Kreidezeit an
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
366
Formen und z. T. Individuen arm, so daß sie gegen die
vielerlei *7eleostei ganz zurücktreten. Der Umschwung
erfolgt ziemlich rasch, aber noch bis gegen das Ende der
Kreidezeit, im Senon, sind mehrere Gattungen, z. T. in
ziemlich weiter Verbreitung, im Meere vorhanden.
Im Süßwasser erhält sich eine sehr kleine Unterordnung
der *Crossopterygii seit dem jüngeren Mesozoikum in Afrika
formenarm bis heute. Die *Chondrostei ebenfalls seit dem
Mesozoikum in den Nordkontinenten bis heute, wo sie in
zwei allerdings sehr kleinen Familien noch am formen-
reichsten und verbreitetsten unter allen *Ganoidei sind.
Die *Lepidostei und *Amioidei erscheinen gegen Ende des
Mesozoikums auf das Süßwasser Europas und Nordamerikas
in sehr wenigen Formen je einer Familie beschränkt, seit
dem Mittelmiocän sogar nur auf Nordamerika und jetzt
nur auf einen Teil dieses Gebietes in recht wenigen Formen.
Nach unserem heutigen Wissen steht also fest, daß
die niederen *7eleostomi (auch die *Dipnoi) zuerst aus
dem Meere verschwinden?) und sich im Süßwasser am
längsten erhalten, daß es aber unrichtig ist, zu sagen,
si» seien in das Süßwasser verdrängt worden oder hätten
sich dahin zurückgezogen!‘). Es scheint ferner festzustehen,
daß der Rückgang an Formen und Individuen großenteils
ein ziemlich plötzlicher ist, und daß recht verschiedene
Stämme ungefähr gleichzeitig wenigstens in den uns be-
kannten, ziemlich weiten Gebieten verschwinden. Das wirk-
liche Aussterben der Stämme scheint aber stets so vor
sich zu gehen, daß wenige und oft stark spezialisierte Gener&
auch nach dem raschen Rückgange der Gruppe noch lange
Zeit fortleben und allmählich an Arten arm und in ihrer
geographischen Verbreitung eingeschränkt werden.
Solche Relikten aller möglichen Tierklassen nun finden
sich bekanntlich heute besonders in der Südhemisphäre
(MATTHEW 1915) und in isolierten Gebieten. Die *Dipnoi
sind ja» ein ausgezeichnetes Beispiel dafür (STROMER 1916,
S. 410). Aber gerade bei den *Ganoidei sind nur die
*Crossopterygii auf Afrika beschränkt, das überdies nicht
einfach als Südkontinent angesehen werden darf, die anderen
9) Die Pyenodonti bilden wohl nur eine scheinbare Aus-
nahme, denn sie waren wohl nie im Süßwasser wirklich heimisch.
10) Die Frare, ob die im Süßwasser vorkommenden Formen
aus marinen oder aus ursprünglich schun im Süßwasser lebenden
hervorgegangen sind, kann jetzt kaum gelöst werden.
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BI ERN) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
367
auf Nortdkontinente als beinerkenswerte Ausnahme von der
Regel!!).
Die bei den *Ganoidei (und *Dipnoi) gefundene Art
des Rückganges und Aussterbens ist nun zwar, wie immer
wieder betont wurde, wegen der großen Lücken unserer
Kenntnisse noch keineswegs gesichert: es muß aber an:lerer-
seits doch hervorgehoben werden, daß man in sehr ver-
schiedenen Tierklassen ein ganz ähnliches Bild bekommt,
scrade auch in solchen, in welchen Zufallsfunde keine
derartige Rolle mehr spielen können wie hier (STROMER 1912,
Ss. 311,2). Immer geringer wird bei fortschreitender Er-
forschung ferner Länder die Zahl der Tiergruppen, die
plötzlich allgemein ausgestorben erschienen; z. B. fügt
sieh von den Gruppen, die ich noch vor 12 Jahren (1912,
Ss. 312) als Beispiele hierfür aufgezählt habe, Jdie Familie
der /7yaenodontidae neuerdings in die Regel völlig ein.
Denn sie verschwinden in weiten Gebieten (Europa und
Nordamerika) im Oligocän, wo sie Sehr häufig waren,
plötzlich, aber einzelne Vertreter lebten im Süden, in Vorder-
Indien und Südafrika, noch während des Miocäns. Ganz
besonders wichtig ist aber, daß auch bei dem Aufblühen
mancher Tiergruppen und gerade bei *7eleostomi ent-
sprechende Befunde gemacht worden sind, indem zuerst ört-
ich sehr wenige neue Formen erscheinen als Vorläufer einer
Gruppe, die in der nächsten Periode weit verbreitet und
formenreich herrschend auftritt, worauf WOoDWARD bei den
Heterocerci und *Lepidostei hingewiesen hat (STROMER
1912, S. 279). Darnach scheint eine Gesetzimäßigkeit in
der Entwicklung der Tierwelt vorzuliegen.
Auf die Ursachen des Rücksanges und besonders «des
Aussterbens einzugehen, würde hier zu weit führen; es
“enügrt wohl der nochmalise Hinweis auf meine schon
einganıs erwähnten diesbezüglichen Ausführungen. Es ist
aber schließlich doch hervorzuheben, daß der eben er-
wähnte Rücksang stark verschieden organisierter Formen
von sehr verschieden langer Vorgeschichte in weiten Ge-
1) Mit dem Schlusse, daß solche südliche Relikten im N
entstanden sind und dann nach S verdrängt wurden, weil man
sie fossil aus mehr oder minder alten Schichten Europas und
Nordamerikas kennt, aus der Südhemisphäre aber nur rezent
oder nur aus jüngeren Schichten (HAaszman, 1912, S. 74—7)),
muß man noch sehr vorsichtir sein. Denn es kann einfach auf
Inkenntuis der einstiren südlichen Faunen beruhen (STROMER,
1912, S. 291). |
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368
bieten und zu ziemlich gleicher Zeit nicht zu Gunsten
der Annahme rein innerer, in der Entwicklung der Tier-
stämme selbst gelegener Ursachen spricht, sondern eher
für mindestens vorherrschende äußere Ursachen (Klima-
wechsel usw.).
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Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
312
15. Das Antlitz der Alpen.
(Zum Vortrage A. Pencks auf der Innsbrucker Natur-
forscherversammlung.)
Von Herrn R. v. KLEBELSBERG in Innsbruck.
In einer den Alpen gewidmeten allgemeinen Sitzung
der 88. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte
zu Innsbruck am 24. September 1924 sprach A. PEnck über
„Das Antlitz der Alpen“. Während sonst die allgemeinen
Sitzungen mehr der Vermittlung schon bekannter Forschungs-
ergebnisse an weitere Kreise dienen, bedeuteten PENcKSs
Ausführungen zu wesentlichen Anteilen einen Original-
vortrag, der auch dem Fachmanne Neues brachte, neue
Auffassungen und neue Beobachtungen. Dem Aufsehen.
das dieser Vortrag in der Öffentlichkeit machte, steht darum
lebhaftes fachliches Interesse zur Seite. Der Vortrag ist
mittlerweile gedruckt erschienen in den „Naturwissen-
schaften“, 1924, Heft 47, S. 1000—1007.
Versucht man, die großen Züge des Antlitzes der Alpen
zu erfassen, Züge, die nicht nur, nach Maßgabe des geo-
logischen Baues, für die eine und andere Gruppe be-
zeichnend sind, sondern im Gesamtbilde der Alpen hervor-
treten, so sind es ihrer gar nicht viele.
Die Fernansicht der Alpen kehrt immer, ob von S
oder N, ob West- oder Östalpen, eine große Wallform
hervor, mit nur wenig bewegter, fast gleichmäßig flacher
Kontur. Beim Nähertreten löst sich dieselbe in zahlreiche
annähernd gleich hohe Gipfel auf; ihre Verbindungsfläche.
die der Kontur der Wallform entspricht, ist die „Gipfel-
flur“. In der Ansicht von oben, im Flieger- oder Karten-
bilde, treten deutlich die großen, mit nur beschränkten
Richtungsänderungen weithin ziehenden Längstäler
hervor, abseits von ihnen die Flächen der Firnfelder und
die flachen Oberseiten, „Hochfluren“, vieler aperer
Berggebiete.
Der Fußansatz des Gebirges gegenüber der Vor-
landsfläche scheint aus der Ferne scharf, wie man ihn
u. N Original from
NN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
- a En an om a re Eee re u Fu u ie
IB
sich vorzustellen pflegt, ist es in Wirklichkeit aber nicht
immer, oft schaltet sich vermittelndes Übergangsgelände
dazwischen und ist es im genaueren gar nicht so einfach,
wo man die Alpen beginnen lassen soll.
Erst in den Alpen selbst wird man der morpholo-
gischen Höhenzonen als solcher gewahr. Besonders
scharf und großzügig tritt der Gegensatz zwischen den,
wenigstens einseitig, mehr oder weniger glatten, stumpfen,
weichen Formen unterer Lagen und dem allseits schroffen
Hochgebirge darüber in Erscheinung. Dazu gesellen sich,
in mehr oder minder reicher Serie, die Reste alter Tal-
flächen unterhalb der Grenze der Hochgebirgsformen; ober-
halb hingegen fehlen sie in ähnlicher Ausdehnung und
Häufigkeit; oberste, älteste, noch in größerer Ausdehnung
erhaltene sind die Felsflächen, die den Firnfeldern zu-
grunde liegen, und die Hochfluren. In den Ostalpen sind
diese Altflächen im allgemeinen schöner, ausgedehnter
erhalten als in den Westalpen, sichtlich eine Erscheinung,
die zu dem verschiedenen Höhen-Breitenverhältnis beider
Gebirgsabschnitte in enger Beziehung steht.
Bis ins Niveau der Hochfluren oder noch tieferer Tal-
flächen sind in sonst hochgebirgige Kämme breite Pässe
eingesenkt.
Die meisten dieser Formeigentümlichkeiten sind den
Alpen mit anderen Kettengebirgen gemein. Sie treten aber
in den Alpen, und hier wieder besonders in den Ostalpen,
gutenteils schöner, auffälliger hervor als namentlich in
Grebirgen, die sehr viel höher, gewaltiger sind.
Bei noch näherem Zusehen erschließen sich auch
regressive Züge in der Entwicklung der Alpentäler,
sie kommen zum Ausdruck in der Verschüttung, die die
größeren Täler für einen beträchtlichen Tiefenanteil er-
fahren haben. Nirgends mehr kommt in ihrem Grunde,
abgesehen von Inselbergen und epigenetischen Hang-
anschnitten, die wahre, felsige Sohle zum Vorschein, und
in seitlichen Schotterterrassen verfolgt man die Verschüt-
tungsmasse noch ein paar hundert Meter hoch an den
Hängen hinauf. Die teilweise Wiederauswaschung erweist
ein Wechselspiel von Senkung und Hebung in junger geo-
logischer Zeit.
Allenthalben in ehemals vergletscherten Gebieten cer-
weisen Schlifformen und Moränenablagerungen glaziale
Ausstattung der Täler.
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
874
an
Von diesen Zügen im Antlitz der Alpen hat Pexck in
Weiterverfolgung früherer Studien!) besonders einen heraus-
gegriffen und zum Kernpunkte seiner Ausführungen ge-
macht: die Gipfelflur.
Die Gipfelflur ist in der Tat einer der auffallendsten
Züge im Natur- wie Kartenbilde, dieses wogende Gipfel-
meer mit dem nur unbedeutenden Wellenausschlag inner-
halb jeder einzelnen Gruppe, hingegen starkem Gesamit-
abstand von Gruppe zu Gruppe.
Die Wahrnehmung der „Konstanz der Gipfelhöhen“ ist
schon alt. Immer auch schon hat man die annähernd
gleich hohen Gipfel auf eine über sie zu legende Fläche
bezogen, sei diese nun eine Art tektonischer Uroberfläche
oder, z.B. im Sinne v. STArrs?), eine sekundäre Ab-
tragungsoberfläche, und mag man in den Gipfeln direkt
Restpunkte jener Fläche sehen oder nur Punkte gleicher
Annäherung an sie. Ungeklärt aber blieb die auffällige
Tatsache der oft sehr beträchtlichen Höhenunterschiede in
der Lage der Gipfelflur oft schon für eng benachbarte
Gruppen. Man führte diese Erscheinung, ohne sich näher
auszusprechen, im allgemeinen wohl auf Unterschiede in
der durch die ursprüngliche Gebirgsbildung bewirkten Ge-
birgshöhe zurück oder deutete sie selektiv (petrographische
oder strukturelle Selektion).
PEnck mißt nun, das selektive Moment nur unter-
geordnet bewertend, die maßgebende Rolle einem „Groß-
faltenwurfe“ zu, der, nach der strukturellen Fertig-
stellung des Gebirges, mit weiträumigen „Großsätteln“ und
„Großmulden“ — im Gegensatz zu den räumlich beschränk-
teren‘) Sätteln und Mulden des strukturellen Faltenwurfes
— die ganzen Alpen überspannte. Im Rahmen dieses, für
die Betrachtung im großen einheitlichen, grundsätzlich mehr
biegungs- als bruchweise gedachten Großfaltenwurfes wäre
das eine Teilgebiet höher, das andere minder hoch empor-
gewölbt worden, die Großmulden stellten teils in der Hebung
zurückgebliebene, teils aber auch direkt eingemuldete
Streifen vor. Und im Wege des Großfaltenwurfes hingen
1) Die Gipfelflur der Alpen. Sitz.-Ber. d. Preuß. Akademie
der Wissenschaften 1919, S. 256—268.
2) Zur Morphologie der Präglaziallandschaft in den West-
schweizer Alpen. Zeitschrift der D. G. G. 1912, S. 1—80.
3) Angesichts der großen Deckfalten, mit denen die neuere
Alpentektonik rechnet, ist der Ausdruck nicht ganz glücklich:
von „Großfalten‘‘ in wieder anderem Sinne spricht ABENDANOX.
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375
mit der verschiedenen Höhenlage der Gipfelflur auch die
gebietsweisen Unterschiede in den Neigungs- und Form-
verhältnissen zusammen. Je stärker die Hebung (Auf-
wölbung), um so tiefer das Einschneiden der Flüsse, um
so größer der Höhenunterschied, um so steiler und schärfer
die Formen. Gebieten stärkerer Hebung oder
wo die Hebung noch andauert, seider Hoch-
gebirgscharakter eigen. Wo die Hebung (Auf-
wölbung) geringer war, da wären die sanfteren „Mittel-
gebirgs“formen erhalten geblieben, die dort in vergangener
Zeit einmal ausgebildet worden sind, als die Erosionsbasis
ihnen vertikal nahe lag — das „Mittelrelief“ im
Gegensatz zum Steilrelief des Hochgebirges. Wo die Hebung
(Aufwölbung) ganz zurückgeblieben oder gar aktive Ein-
muldung erfolgt ist, da hätten sich später die großen
Längstalzüge herausgebildet. An dem Beispiel der östlichen
Nordalpen: die „Kalkhochplateaus“ entsprächen ınäßig ge-
hobenen Großsätteln, die sie begleitenden Längstäler (Enns,
Mürz) Großmulden; wo hingegen, wie in den benach-
barten Zentralalpen, die Hebung stärker gewesen sei, da
wäre etwa auch hier vorhanden gewesenes Mittelrelief in
so große Höhe gelangt, daß cs zerstört, in Schneiden und
Gipfel zerschlissen wurde, die heute höher liegen als die
einstmals über sie hinweggegangene Mittelrelieffläche. Auch
da aber komme noch eine gewisse Gesetzmäßigkeit und
Gemeinsamkeit zum Ausdruck in der Fläche, zu Jder sich
die annähernd gleich hohen Gipfel einer Gruppe verbinden:
in der Gipfelflur. Ihre Höhenlage und die orographische
Sonderstellung der einzelnen Alpengruppen setzt PENcK
in unmittelbare Beziehung zu der (regional wechselnden)
Intensität des Großfaltenwurfes — „die längst in ihrer
geographischen Individualität erkannten Gruppen der Alpen
zeigen die Großsättel an“, um was die Gipfelflur in der
einen, oft eng benachbarten Gruppe höher oder tiefer liegt
als in der anderen, um das sei das eine Gebiet mehr oder
weniger emporgewölbt, gehoben worden als das andere.
Pencks Großfaltenwurf ist also eine Annahme, die mit
der Gipfelflur — ihrer einheitlichen Höhenlage innerhalb
einzelner Gruppen und ihrem Schwanken von Gruppe zu
Gruppe — auch die grundsätzliche Formbeschaffenheit ein-
heitlich zu erklären sucht, Morphologie und Orographie in
inneren Einklang bringend.
Die Annahme fesselt durch ihre Unmittelbarkeit — sie
erinnert darin, so verschieden auch die Wege sind, an
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
jene ursprüngliche tektonisch-morpho.ogische Betrachtungs-
weise, nach der alle die größeren Züge des Reliefs schon
bei der Gebirgsbildung angelegt worden wären — und
es ist kaum zu bezweifeln, daß ihr großer heuristischer
Wert innewohnt und sie fallweise gut anwendbar ist.
In eine Beweisführung für das tatsächliche Zutreffen
der Annahme geht Penck nicht ein, sofern nicht schon
der angegebenen Entsprechung zwischen Gipfelflur und
Formcharakter Beweiskraft zukommen sollte. Gewiß würde
ein allgemeines Übereinstimmen in dieser Beziehung, d. h.
Proportionalität zwischen Höhenlage der
Gipfelflur und Ausprägungsgrad des Hoch-
gebirgscharakters, die Annahme stützen. In manchen
Gebieten ist auch eine solche Entsprechung allem Anschein
nach gegeben. In anderen aber entspricht höchstem An-
steigen der Gipfelflur durchaus nicht auch stärkste Aus-
prägung des Hochgebirgscharakters.
Ein bezeichnendes Beispiel dafür geben die Ötztaler
Alpen. Jedem Bergsteiger, der sie durchwandert, fällt
auf, daß der allgemeine Formcharakter im Bereiche der
Haupterhebungen viel zahmer ist als in den nördlichen
Seitenkämmen. Gewiß haben daran Gesteinsunterschiede
maßgebenden Anteil, aber auch in annähernd gleich wider-
standsfähigen Gesteinspartien macht sich der Gegensatz
geltend. Einen gerade in dieser Hinsicht noch bezeichnen-
deren Vergleich gibt die Hochregion des Zillertaler
Hauptkammes mit einer Gipfelflur um 3400 m und
die südwestlich daran anschließende Gruppe. der Pfun-
derer Berge mit kaum 3000 m Gipfelflurhöhe. Trotz-
dem hier zum Abstand der Gipfelfluren noch die ungleich
größere Widerstandsfähigkeit des Hauptkammgesteins hinzu-
kommt, sind die Bergformen im Hintergrunde des Valler
und Pfunderer Tales schroffer, wilder, die Höhenunterschiede
bedeutender als im Hauptkamm. Gehen wir, um Beispieie
verschiedenster geologischer Bewandtnis zu gewinnen, in
die Südtiroler Dolomiten, so entspricht auch dort
dem Gebiete höchster Aufwölbung der Gipfelflur (Marmolata
3360 m) nicht das Höchstmaß der Versteilung. In den
Nördlichen Kalkalpen ist das Kaisergebirge cin Bei-
spiel schroffster Hochgebirgsformen bei kaum 2300 m
Gipfelflurhöhe. Mit die größten relativen Höhen, höchste
und steilste Wandbildung, weisen die Julischen Alpen
auf, wie wohl die Gipfelflur weit unter Extremen bleibt
(um 2800 m).
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
377
Ganz deutlich gibt sich in allen diesen Fällen ein
anderer Umstand als maßgebend zu erkennen: der Ab-
stand von der Erosionsbasis erster (Alpenrand)
oder zweiter (große Haupttäler) Ordnung. Liegt die Erosions-
basis weit genug ab, dann kann auch in Gebieten mit
sehr hoher Lage der Gipfelflur ein verhältnismäßig zahmes
Steilrelief (ja selbst Mittelrelief s. u.) gegeben sein (Ötz-
taler, Zillertaler Alpen, Marmolata), liegt sie hingegen
nahe, dann verbindet sich unter Umständen schon mit
niedriger Lage der Gipfelflur stark ausgeprägtes Steilrelief.
Aus demselben Grund sind es vor allem auch die Ostalpen,
in denen sich beiderlei Gebiete so häufig nicht decken —
der Ostalpenstreifen ist breiter, die Erosionsbasis erster
Ordnung liegt hier weiter vom Innern ab als in den
Westalpen. Noch besser als an Ost- und Westalpen kann
man die grundlegende Rolle des Höhen-Breitenver-
hältnisses an dem Vergleiche mit zentralasiatischen
Hochgebirgen kennenlernen; ich habe ihn z.B. auf das
Gebirge Peter der Große angewandt#).
Von einer allgemeinen, etwa regelmäßigen Propor-
tionalität zwischen Gipfelflurhöhe und Hochgebirgscharakter
kann demnach, in den Ostalpen wenigstens, nicht die Rede
sein. Unter diesen Umständen gewinnt die Frage nach
sonstigen Beweisen Bedeutung.
So verbreitet, man kann fast sagen allgemein, junge
Hebungen und überhaupt junge Bewegungen im Alpen-
gebiete nachweisbar sind — daß sie im Sinne des angenom-
menen Großfaltenwurfes zu deuten wären, erscheint noch
in keinem Falle nachgewiesen. Allerdings ist schwer zu
sagen, wie überhaupt ein solcher, wenigstens einigermaßen
greifbarer Nachweis geführt werden sollte. Strukturelle
Beweismöglichkeiten scheiden bei der Weiträumigkeit der
angenommenen Bewegungen aus. Es können nur allenfalls
morphologische Elemente in Betracht kommen, deren
früherer Verlauf abgeschätzt werden kann, wie z.B. Ge-
simse, die in einer Richtung annähernd quer zur an-
genommenen Großfaltenachse für längere Erstreckung ver-
folgbar und dabei in ihrer ursprünglichen Gefällsbeschaffen-
heit noch annähernd beurteilbar sind. Gewiß haftet der
Beurteilung dieser morphologischen Elemente immer eine
größere oder geringere Unsicherheit an, man kann aber
4) Beiträge zur Geologie Westturkestans. Inusbruck, Wagner
1922, S. 280.
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LEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
378
deswegen doch nicht darauf verzichten, da sonst jede
Beweismöglichkeit schwände. Wenn, angenommen, in den
Quertälern der Hohen Tauern oder Zillertaler Alpen weithin
beständige alte Terrassensysteme gegen den Bereich der
Haupterhebung hin eine Aufbiegung beschreiben würden,
die einerseits dem raschen Ansteigen der Gipfelflur gegen-
über dem Bereich der Vorberge entspräche, anderseits zu
stark wäre, als daß sie auf ungestörte fluviatile Gefälls-
entwicklung zurückgeführt werden könnte, so wäre das
so etwas wie ein Beweis für eine nachträglich erfolgte
oder weiter gebildete Großfaltung. Nun gibt es alte
Terrassensysteme genug und sie steigen auch gegen den
Hauptkamm hin 'an, aber nicht stärker, als es mit der
Gefällszunahme taleinwärts vereinbar ist. Gewiß ist es
schwierig, aus den erhaltengebliebenen Resten (auch wo
man sie nicht erst verknüpfen muß) auf die Gefällsverhält-
nisse des alten Talbodens zu schließen, indes selbst wenn
sie nichts Positives schließen ließen — jedenfalls bieten
sie nach bisheriger Kenntnis keine Anhaltspunkte für die
Großfaltungsannahme. Verbiegungen aber in solchem Verti-
kalausmaße auf relativ so kurze Horizontaldistanz, wie es
die Schwankungen der Gipfelflur erfordern würden, müßten
doch wohl wahrnehmbar sein — wenn anders die Groß-
faltung jünger ist als die Ausbildung der betreffenden Ter-
rassensysteme; und die von ihr nicht betroffenen Form-
elemente sind, vom Standpunkte der Alpenentwicklung,
zum Teil schon recht alt.
Beiderlei Gesichtspunkte, die Unstimmigkeit zwischen
Höhenlage der Gipfelflur und Ausprägungsgral des Hoch-
gebirgscharakters auf der einen Seite, die Frage der Ab-
bildung irgendwelcher „Großfalten“ im Verlaufe alter Form-
elemente anderseits, führen zur Würdigung eines Eleınents
im zentralalpinen Formschatz, das bei PEncK unberück-
sichtigt geblieben ist: der Hochfluren des ‚„Firn-
feldniveaus“.
Pexck hat wohl die Hochfluren der Nördlichen Kalk-
alpen in Betracht gezogen und ihnen als einem „Mittel-
relief“ jene in dem Süd- und am Ostende der Zentralalpen
an die Seite gestellt, von einem Mittelrelief im Haupt-
abschnitte der zentralen Ostalpen aber ist nicht die Rede.
Und doch sind gerade auch hier derartige Hochfluren
einer der auffallendsten Züge der Landschaft. Man max
sich die zentralen Ostalpen anschen von welchen Über-
sichtspunkten immer, noch auffälliger als die Gipfelflur
Original from
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379
treten die Hochfluren hervor, die unter den obersten, oft
nur mehr niedrigen Steilkämmen und Gipfeln, hoch über
den Talhängen einwärts ziehen und in den innersten Gründen
von beiden Seiten her sich verbinden zu breit ausladenden
Schlußböden; in den höher aufragenden Gruppen tragen
sie heute noch die Firnfelder der Gletscher, die durch Auf-
füllung die Flachheit noch steigern — daher UREUTZBURGS?)
treffende Bezeichnung „Firnfeldniveau‘ — in den übrigen
Gruppen haben sie ehedem als Firnsammler sedient.
Diese Hochfluren sind es einerseits, an denen sich
auf das auffallendste die Entfernung der Erosionsbasis
auswirkt, indem auch im Hintergrunde größter Täler die
auf die letzte Basislage eingestellte Tiefenerosion rück-
wärts fortschreitend noch nicht über sie hinaus und an
die Hauptwasserscheide herangekommen ist, weswegen hier
dann trotz hoher Lage der Gipfelflur die Zerschneidung in
vielen Fällen noch nicht jenen Grad erreicht hat, wie in
Gebieten mit niedrigerer Gipfelflur weiter vorn — die
Kammregion wird in diesen Fäl:en, die in den tirolischen
und salzburgisch-kärntnerischen :Zentraialpen geradezu die
Regel sind, von dem jüngsten Tiefenerosionsbereich noch
getrennt durch Zonen hochgelegener Verflachungen. Und
dieselben Hochfluren sind es anderseits nach Alter und
Ausdehnung, an denen sich in erster Linie die angenommene
Großfaltung geltend machen müßte. wenn sie hier wirk-
lich erfolgt wäre, denn die Ausbildung dieser hochgelegenen
Verflachungen muß, von aller genaueren Altersbestimmung
zunächst abgesehen, doch soweit zurückliegen, daß „junge“
Bewegungen sie betroffen haben müßten. Es wären denn
diese Hochfluren etwas grundsätzlich anderes als jene in
den Nord-, Süd- und am Ostende der Zentralalpen.
Gesichtspunkte, die gegendie grundsätzlicheVer-
gleichung sprechen sollten, müßten erst bekannt. ge-
geben werden. Daß diese weitläufigen Verflachungen ledig-
lich von den Gletschern aus den Gehängen herausgeschliffen
worden wären — woran man für einzelne, in Ausbuchtungen
eingreifende Teilabschnitte, die Karböden, gedacht hat
— kann doch kaum mehr ernstlich in Betracht gezogen
werden angesichts der großen Ausdehnung und des Zu-
sammenhangs um trennende Sporne herum; das Eis hat
hier nur oberflächlich abschleifend, im übrigen konservierend
gewirkt.
5) Die Formen der Eiszeit im Ankogelgebiet. Ostalpine
Formenstudien 2/I, 1921, S. 14.
TR N Original from
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380 :
Die grundsätzliche Vergleichung schließi
Altersgleichstellung in sich, wie ja auch Pı
von ihm erwähnten „Mittelrelief“-Vorkommn
sie genügt indes schon, um auch hier vo!
sprechen zu lassen.
Der Anschein spricht aber vielerorts lafü
Analogie tztsächlich noch weiter, bis in Altersb
geht. Zwar kann, einstweilen wenigstens, kei
niveaumäßige Parallelisierung vorgenommen werde
sind sowohl die Hochfluren der Zentralalpen
jene der anderen Gebiete zu komplexe Flächens
die Entsprechung beider im großen aber liegt g
so nahe, daß die Beweiskraft des objektiven
durch anderswo und für andere Gebiete geweon
fahrungen hinsichtlich junger Verstellung u. dgl. |
kräftet wird.
die Verfolgung von S her auf die veniralalpine‘) Ver-
flachungszone geführt; von dem Mittelrelief der Lessini-
schen Berge her, das von verschiedenen Autoren als. un-
gefähr gleichalterig mit dem der Koralpe und der mord-
alpinen Kalkhochplateaus (altmiozän) betrachtet wird, ver-
mitteln Hochfluren im Etsch- und Eisaktale alpeneinwärts
bis zu den Firnfeldern der Zentralalpen. Von O her,
von der Koralpe, verbinden die Hochfluren der Gur 'k taler
Alpen‘) zum Firnfeldniveau der Hohen Tauern.
Besonders lehrreich aber ist es, die Hochpiatesus
der östlichen Nordalpen (Raxalpe—Dachsteinpla-
teau—Tennengebirge) westwärts zu verfolgen. Das gelingt
bei aller Verstellung im einzelnen und trotz aller nachträg
lichen Zertalung doch sozusagen lückenlos bis ins Steine ne
Meer und in die Reiter Alpe. Dann tritt eine erste größere
Unterbrechung ein. Immerhin aber wird von der Me
der Forscher auch noch das Plateau des ZahmenKa
6) Ostalpine Formenstudien 3/I, S. 45, 63.
‘) Näheres darüber s. Verh. d. Geol. Bundesanstalt, -W.
1922. Die Haupt-Oberflächensysteme der Ostalpen, 8. 52. | e
hat sich AıGneEr dieser Auffassung, wenn auch in sehr vorsichtiger
Form angeschlossen (Sitz.-Ber. d. Wiener Ak. d. W. Bd. 181,
1922, Sieger- Festschrift 1924). W. Scumiprt (Jahrb. Geol. Bundes-
anstalt Wien 1923) allerdings vermutet eine andere Verbindun
ohne aber dafür konkrete Gründe anzugeben. |
Original from
UN! VB
381
demselben, ziemlich übereinstimmend als altmiozän ein-
geschätzten Flächensysteme (komplexen Sinnes) zugerechnet.
Mit dem Zahmen Kaiser aber sollte nach Ansicht mancher
das Verbreitungs-(Erhaltungs-)gebiet äquivalenter Flächen-
reste westwärts enden. Sicher ist nur, daß dem Aus-
bildungstypus nach ähnliche Flächenreste (,„Plateaus“) west-
lich des Inn zurücktreten. Das wird ohne weiteres ver-
ständlich aus der Änderung des Strukturtypus, die hier
eintritt. Der Strukturwechsel erfolgt aber ohne entsprechen-
den grundsätzlichen Wechsel der tektonischen Niveaus.
Daheı kann man es als von vornherein unwahrscheinlich
hinstellen, daß hier im W morphologische Äquivalente eines
weiter östlich so weitläufig und so schön ausgeprägten
Filächensystems völlig fehlen sollten. Wohl aber macht der
Strukturwechsel auch einen Wechselin der morpho-
logischen Ausbildungs- und Erhaltungsform
wahrscheinlich.
Tatsächlich liegen die Dinge nun so, daß zunächst west-
lich des Inntales, nur etwas nach SW verschoben, in ähn-
licher, fast gleicher Höhe (um 1800 m) wie das „Plateau“
des Zahmen Kaiser die strukturell und morphologisch gar
nicht so sehr verschiedene Hochflur des Sonnwend-
gebirges folgt. So wenig man die tektonische Anlage
des Inntales auch auf der Querstrecke unterhalb Rattenberg
(Inkorrespondenz beider Seiten) verkennen wird, so darf
es doch, ehe Gegenteiliges erwiesen ist, als wahrscheinlich
angenommen werden, daß sich beiderlei Flächen (im an-
gegebenen weiteren Sinne) entsprechen. Gegenüber dem Sonn-
wendgebirge, jenseits des Achentales, fällt im Blicke von
weitem der stumpfe, geradlinige Kammrand des Staner
Jochs auf, der für mehr als 4 km Strecke zwischen
1800 und 2150 m bleibt. Im Karwendel folgt dann um
2000 m heutiger Meereshöhe das so großartig ausgebildete
Karniveau, das durchaus nicht nur in den Karsohlen
vertreten, sondern besonders schön auch in manchen Jöchern
erhalten ist, namentlich auch noch hart am Südrande, gegen
das Inntal hin. Es gehört zu den stärksten morphologischen
Eindrücken, wenn man sich nach steilem Anstieg von
Innsbruck über den oberhalb der Hungerburgterrasse fast
ungegliederten Karwendel-Südhang auf der Arzler Scharte
(2162 m) oder dem Kreuzjöchl (2121 m) am Rande einer
flachwelligen Hochflur (Pfeisalpe) sieht, welche hier den
Abschluß des Samertales bildet und nach vorne zu bei
1940 m ähnlich scharf gegen den tieferen Taleinschnitt
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382
absetzt — auf ihre ideale Fortsetzung münden die schönen
Karböden der Gleirschkette aus. Weiter westlich folgt
das schöne breite „Platt“ im Wetterstein mit dem
Unterrand bei 1900 m, dann die kleine aber prächtige
und durch ihre Lage (s. u.) besonders bezeichnende Hoch-
fläche des Simmering (2100-1800 m) bei Nassereit.
Ähnlich hoch gelegene (1900—2300 m, bevorzugte Mittellage
2100—2200 m) Verflachungen kehren in großer Zahl und
z. T. sehr schöner Ausbildung und Erhaltung in den Tal-
schlüssen der Lechtaler Alpen, bis ins Große Walser
Tal hinüber, wieder, man sehe nur die guten AEGERTEL-
schen Alpenvereinskartens®) nach. Und kaum erscheinen,
am Hohen Ifen, geeignete Strukturen und Gesteine, haben
wir hier am Gottesackerplateau auch wieder einen
ähnlichen Ausbildungs- und Erhaltungstypus der Altformen
wie im Zahmen Kaiser und den östlichen Nordalpen vor
uns. Man könnte in diesem Fal‘e nur ev. wegen des stark
verschiedenen tektonischen Niveaus (helvetisch) gegen eine
Parallelisierung Bedenken tragen.
Weit über den Zahmen Kaiser hinaus
lassen sich also den Kalkhochplateaus ver-
gleichbare Reste in den Nordalpen nach
Westen verfolgen. Am Inntalrande nun aber
tretensie in Beziehungen zum Zentralälpen-
relief. |
Soweit das Inntal der Grenze zwischen Kalk- und
Zentralalpen folgt — ingleicherungefährer Höhe,
in der auf der Nordseite die kalkalpinen
Hochfluren ausstreichen, setzen an der Süd-
seite die zentralalpinen ein, ganz unbekümmert
um die Verschiedenheit der tektonischen Niveaus und
Strukturen.
Schon gegenüber dem Sonnwendgebirge ist das der
Fall mit der sanften Hochregion der Skiberge beiderseits
des Alpbachtals. Sehr charakteristisch führen gegenüber
dem Karwendelgebirge die Sceitenkämme der Schieferalpen
einer nach dem anderen flach vor bis zu Endpunkten, mit
denen in annähernd gleicher Höhe, wie drüben der Aus-
strich der Hochfluren am Lafatscher Joch und der Pfeisalpe,
unvermittelt das steilere Haupttalgehänge einsetzt. Am
schönsten aber vermittelt die Hochfläche des Simmering
von den kalkalpinen Hochfluren hinüber zu den gleich
8) Beilagen zur Alpenvereinszeitschrift 1906, 1907, 1911—1913.
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383
hoch gelegenen sanften Vorbergflächen beiderseits der Ötz-
talmündung.
Die Hochfluren rechts und links des Inn-
tales korrespondieren der Höhenlage nach
auffällig. Gewiß ist denkbar, daß sie trotzdem ent-
wicklungsgeschichtlich nichts mit einander zu tun hätten
und verschiedenen Alters wären, daß sie gleichsam nur
zufällix durch nachträgliche Verstellungen in diese korre-
spondierende Lage gebracht worden wären. So lange
aber für eine solche Annahme nicht sehr triftige Gründe
beigebracht sind und sie lediglich auf Erfahrungen in
anderen Gebieten beruht, muß doch dem objektiven An-
schein die größere Beweiskraft zuerkannt und angenommen
werden, daß sich die beiderseitigen Hochfluren nicht nur
scheinbar, sondern auch entwicklungsgeschichtlich ent-
sprechen. Dafür spricht auch die gleiche Stellung innerhalb
der Serie jeder Seite: hüben wie drüben ist e3 das oberste,
in einigermaßen ' größerer Ausdehnung erhaltene Ver-
flachungssystem. Ich habe dieses Verhalten besonders auch
W, SCHMIDT entgegenhalten müssen, der, in geistreicher
Auffassung, die Ötztaler Masse erst in einer Zeit vorge-
schoben wissen wollte, zu der das (auch nach ihm ungefähr
altmiozäne) Flächensystem der Kalkhochplateaus schon aus-
gebildet war. Die „Relation der Serie“ gewährt in
diesen wie in anderen Fällen ein gutes Kontrollmittel,
auf sie kommt es noch mehr an, als auf die Entsprechung
der absoluten Höhen. Leider hat sich dieser Gesichts-
punkt?) in der Alpenmorphologie noch wenig eingebürgert.
Die Auffassung von der Zusammengehörigkeit der Hoch-
fluren beiderseits des Inntales ist bisher zumindest besser
belegt, als jede andere Verbindung. So stark auch die
jüngeren Verstellungen der Altflächen, insbesondere am
südlichen und östlichen Alpenrande, vielleicht auch in
manchen Gebieten des Alpeninnern sein mögen, so groß
z. B. ohne Zweifel heute der Höhenabstand der mittel-
tertiären Kalkhochflächen und der annähernd gleich alten,
ursprünglich in nur wenig tieferen Bolsonen zum Absatz
gekommenen Tertiärablagerungen des Ennstales ist, so wenig
können dadurch die Anzeichen entwertet werden, die
weiter im Westen für eine Parallelisierung des Kalkhoch-
flächensystems mit den ähnlich hoch gelegenen Altflächen
der Zentralalpen sprechen. Über aller Verstellung des jung-
») Vgl. Ostalpine Formenstudien 3/I. S. 61.
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384
tertiären Formenschatzes und bei aller Intensität
und Differenzierung der jungen Bewegungen kommen auf
der anderen Seite doch auch noch die Zusammenhänge der
alten Formen zum Ausdruck. Esdürfte so sein, wieSCHWINNER!)
meinte, die Bewegungen waren zwar regional differenziert.
hielten sich aber doch in einem gemeinsamen Rahmen.
Doch, wie 'gesagt, für den springenden Punkt kommt
es gar nicht auf die Altersvergleichung an, es genügt die
grundsätzliche Analogie — diese verneinen, hieße den Ver-
hältnissen Zwang :'antun. Stellen wir dem nord- und süd-
alpinen Mittelrelief :aber auch nur grundsätzlich das zentrül-
alpine an die Seite, dann wird die Rolle des Pencksch.n
Großfaltenwurfes in den zentralen Ostalpen sehr fragwürdie.
Denn Mittelrelief und Hochgebirge stehen
hier auf engstem Raume nebeneinander, da:
Mittelrelief greift, nur morphologisch meist scharf ge-
schieden, so vielfältig ins Hochgebirge ein, daß die Mög-
lichkeit der Trennung beider im Sinne verschiedener Groß-
faltentektonik ausgeschlossen werden kann. Die Hoch-
gebirgsregion von heute ragte auch ehedem schon über
das Mittelrelief auf, sie ist hier älter als dieses, von der
Weiterbildung durch Spaltenfrost und lokale Erosionsvor-
gänge (Erosionsvorgänge mit ganz lokaler Erosionsbasis)
natürlich abgesehen. Was, wie PEncK betont, nicht für die
Alpen im ganzen gilt, für die Hochgebirgsformen trifft es
zu: sic sind Ruinen eines früheren Bauwerks.
Ohne Zweifel ist die Möglichkeit einzuräumen, daß
gebietsweise Mittelrelief und Hochgebirge gemeinsam Auf-
wölbungen im Sinne des Großfaltenwurfes unterworfen
waren oder sind — auch wenn sie sich nicht näher nach-
weisen lassen — eine Annahme, die besonders dort an-
wendbar scheint, wo das zwischen Tal und Hochgebirge
geschaltete Mittelrelief ceteris paribus rascherer Durch-
schneidung und Aufzehrung als in anderen Gebieten anheim
gefallen ist oder derzeit unterliegt; erst dann kann eben
überhaupt das Hochgebirge in den Bereich des Rückwärts-
einschneidens stärkerer Wasserkräfte wirksam einbezogen
und damit stärkerer Zergliederung zugeführt werden. Aber
auch da wird es sehr schwierig sein, zu entscheiden,
ob wirklich nachträgliche oder noch andauernde Hebung
im Spiele ist oder ob es sich nicht. lediglich um das Fort-
schreiten des Ausgleichs handelt, den eine im wesentlichen
10) Ostalpine Formenstudien 3/IT, 1923, S. 127.
Original from
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schon früher abgeschlossene Hebung erforderlich gemacht
hat. Theoretisch kann wohl nach wie vor auch mit der
letzteren Annahme das Auslangen gefunden werden,
Schneiden, die nicht so oder durch Frostverwitterung er-
klärt werden könnten, müßten erst bekannt gegeben werden.
Wie immer sich aber schließlich Gipfelflur, Großfaltung,
Mittelrelief zu einander verhalten mögen, jedenfalls gehört
auch das Mittelrelief der Zentralalpen mit zu einem der
wichtigsten Züge im Antlitz der Alpen. Wenn sich seine
Erkenntnis noch wenig durchgesetzt hat, so ändert das
nichts an der Großzügigkeit der Erscheinung in der Natur
— EDUARD RICHTER hatte auch sie schon erfaßt, erst in
der Zeit nach ihm ist die Würdigung dieses Formelements
zufolge stärkerer Betonung anderer merkwürdig abhanden
gekommen. Im ganzen ist damit das Mittelrelief als Zug
im Antlitz der Alpen der Gipfelflur mindestens gleichwertig,
für das Ostalpengebiet glaube ich gezeigt zu haben, daß
junge Großfaltung, soweit sie überhaupt stattgefunden hat,
beide gemeinsam betroffen haben müßte und nicht erst
durch sie oder nachher Hochgebirge und Mittelrelief von-
einander geschieden worden wären.
Ein Fall, wo die Entwicklung zum Hochgebirge wahr-
scheinlich jünger ist als das Mittelrelief, wurde letzthin
durch einen interessanten Fund K. Leucas!!) bekannt.
Leucas fand am Kopftörl (2058 m) in dem heute durchaus
hochgebirgigen Wilden Kaiser Reste von Augenstein-
schottern. Auch wenn die beliebte Ableitung der Augen-
steinschotter von alten zentralalpinen Flußläufen, die die
Kalkhochplateaus überquert hätten, endlich einmal auf die
wenigen Fälle beschränkt werden wird, in denen sie
vielleicht zutrifft, bleibt doch wahrscheinlich, daß auch
im Wilden Kaiser der Ablagerung der Augensteinschotter
eine ähnliche Mittelreliefbildung vorausgegangen ist, wie
in den Augensteingebieten weiter östlich, und daß dieses
Mittelrelief hier seither völlig zerstört — vielleicht zufolge
stärkerer Hebung — und in ein Steilrelief umgewandelt
worden ist. Den heutigen Gipfelhöhen nach — verglichen
mit dem Plateau des Zahmen Kaiser — braucht die ev.
Hebung gar nicht bedeutend gewesen zu sein.
Den Großfaltenwurf läßt Penck zufolge tangentialer
Bewegungskomponenten begleitet sein von einem „Klein-
1) Verh. d. Geol. B.-A., Wien 1924, S. 201.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925, 25
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
De
faltenwurf“. Penck versteht darunt
den Großfalten untergeordnet sind, Quetz
klemmungen im Bereiche der Großm |
schiebung von den Seiten her — man ist fa
Reliefüberschiebungen erinnert —, auch be
kalverwerfungen. Nur für letztere führ
kretes Beispiel an, das aber nicht sehr
angeblichen Bruch, mit dem das Eibseeı
dem Wetterstein in die Tiefe gesunken
geltenden tektonischen Auffassung liegen
worfene Schollen nebeneinander, sondern
einander. Ä
Während sich die Gebirgsstruktur ‚groß
lich wenig in den großen Zügen der Oberfl
äußere, sei der Großfaltenwurf für letztere ri
„Von den Großsätteln strahlen die Täler
Großmulden laufen sie zusammen“. Dieser -
wohl vielleicht mehr Ausdrucksweise steht’
gegenüber, daß doch fast alle die großen Läng
Alpen schon strukturell angelegt sind; man
z. B. an das Walliser Rhonetal und seine Fortse
Chur, an die großen Längstalzüge im Nord:
der zentralen Ostalpen u. s. f. In diesen :uı
Fällen könnte die GroDfallung nur älteren |
PENcK annimmt. Darin liegt vielleicht der $
Lösung der Widersprüche, zu denen die Wi
Mittelreliefs führt: daß der Großfaltenwu
das, was sich von ihm als tatsächlich zutreffen
älter ist als das Mittelrelief, dens
bildenden Bewegungen sehr bald
oder aber überhaupt nicht scharf v
zu trennen ist.
Anderseits aber sind gerade die Schlüsse 0
wert, zu denen PEncK aus der jugendlichen Ei
des „Großfaltenwurfs“ heraus hinsichtlich der «
lichen Formentwicklung kommt. Anda
Hebung sei das Maßgebende für die
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
387
schleifungtrogförmiger Täler gewesen. „Das
typische Trogtal ist auf sich hebende Groß-
sattelregionen beschränkt“ In den Großmulden-
bereichen hingegen, den großen Haupttälern, sei (lie glaziale
Erosion gering gewesen. „Es wechseln in den Alpen Stellen
großer und geringer glazialer Erosion und begreiflich wird,
warum die einen von sehr starker Glazialerosion sprechen
und die andern sie verneinen“. Damit erscheint auch
seitens PENcK die Anpassung an B:'funde ausgesprochen, die
im Lauf der letzten Jahre immer stärker auf Einschränkung
der Rolle hinwiesen, die der Gletschererosion für die eis-
zeitliche Talbildung zuzusprechen ist. Seitdem PrnxckK die
älteren Angaben AMPFERERS bestätigt hat!?), daß im Inn-
tale z.B. zwei Vergletscherungen, Würm- und Riß-Gletscher,
nicht imstande waren, die Schuttmassen der Höttinger
Breccie hinwegzuschaffen, und der Würm-Gletscher selbst
von den losen Inntalschottern noch die breiten Terrassen
stehen gelassen hat, war die Annahme einer allgemein
starken Gletschererosion in den Alpentälern unhaltbar ge-
worden. Und auch da, wo sie Penck noch gelten zu
lassen scheint, in den Trogtälern, verschiebt sich mit der
neuen Auffassung auch für ihn zumindest die Ursache
der Talvertiefung, es ist nicht mehr die Ver-
gletscherungansich, die die Trogformprägt,
sondern es bleibt dem Gletscher nur mehr
die Ausführung einer durch Hebung verur-
sachtenTalvertiefung. Hierfür bedarf es aber keines
besonderen „Großfaltenwurfes“ im Prxckschen Sinne,
sondern nur überhaupt junger, quartärer Hebung, sei es
nun, daß die Zentralalpen etwas stärker davon betroffen
wurden oder daß sich die Hebung lediglich um so stärker
geltend macht, je näher dem rechten Winkel die Täler
zu einer dem Alpenstreichen folgenden Hebungsaxe ver-
laufen — es dürfte kein Zufall sein, daß die Trogform am
schönsten in den reinen Quertälern der Hohen Tauern
und Zillertaler Alpen ausgeprägt ist. Hebung, wie immer
sie erfolgte, hat zum Einschneiden eines neuen tieferen
Tales in das höhere, mit Trogkanten, Trogschultern, Trog-
platten erhaltene ältere Tal geführt, je reiner der Quer-
talverlauf ist, desto schärfer konnten auch die Kanten
12) A. PEncK, Die Höttinger Breccie und die Inntalterrasse
nördlich Innsbruck. Abh. d. Preuß. Akad. d. Wiss., Jahrg. 1920,
Phys. Math. Kl. Nr. 2, Berlin 1921.
2,7%
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
388
gegen das frühere ältere Tal ausgebildet werden und
erhalten bleiben, während ihre Abstumpfung um so wahr-
scheinlicher ist, je näher dem Strukturstreichen der Tal-
verlauf steht.
Mit Hebung versuchen die Gegner der rein glazialen
Trogtheorie schon seit langem den Komplex der Erscheinun-
gen zu erklären. Hebung ist nunmehr auch im Sinne Prxcks
das Ursächliche, Maßgebende. Der Meinungsstreit beschränkt
sich jetzt wirklich nur mehr auf das Verhältnis des fluvia-
tilen und des glazialen Anteils an der Vertiefungsarbeit.
Auch sonst erscheint nun auch nach Prncks Auffassung
wenigstens im Prinzip manches von dem, was früher als
charakteristisch glazialer Formbestand galt, schon der
prädiluvialen Entwicklung zugestanden, Stufenbildungen,
Hängetäler z.B. Mehr und mehr tritt die morphologische
Rolle der Eiszeit wieder zurück und der Anteil hervor, den
schon jungtertiäre Zeit an der Formprägung hat,
Anschließend berührte Penck auch die vermutlich iso-
statischen Talverbiegungen während der Eiszeit im Inn-
und Isartale (vgl. Zeitschr. d. D. Geol. Ges., 1924, S. 236 f.)
und das regressive Stadium, das die Einbiegung hier mit
sich gebracht hat, um dann an den Schluß des Vortrages
eine Mitteilung zu setzen, die, wenn schon der Fall vor-
erst vereinzelt und größere Bedeutung für das Antlitz
der Alpen zunächst noch nicht ersichtlich ist, doch eine
neue Note in die Alpenmorphologie bringt: daß auch
Vulkanismus an der Prägung des Form-
schatzes der Alpen Anteil hat.
Schon ApoLr PıcaLer!?) hatte im Jahre 1863 bei
Köfels im Ötztale Bimssteine gefunden und auf eine junge,
postglaziale Eruption hingedeutet. Dreißig Jahre später
hat A. TrıentL!t) wieder die Aufmerksamkeit auf dieses
Vorkommen gerichtet und mit der Bimssteineruption die
großen Ötztaler Bergstürze in Zusammenhang gebracht. Erst
vor zwei Jahren jedoch konnte das postglaziale Alter
durch W. HAMMER!) mittels künstlicher Aufschlüsse, welche
die Wiener Akademie der Wissenschaften finanzierte, ein-
wandfrei festgestellt werden. Psnck blieb es vorbehalten,
18) Verh. d. Geol. Reichsanst., Wien 1863, 8. 77.
14) Tiroler Landzeitung 1895, Nr. 50.
15) S.-B. d. Wiener Ak. d. W., math.-natw. Kl. Abt. I, 132.
Bd., 1923, S. 329,
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ANZ Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
389
auf einer der geologischen Exkursionen, welche vor der
Naturforschertagung veranstaltet wurden, die morphologische
Seite des Vorkommens voll zu erkennen, daß nämlich nicht
nur der große Bergsturz im „Maurach“ bei Umhausen mit
der Eruption in Zusammenhang stehe, sondern geradezu ein
vulkanischer Explosionstrichter nach Art der Maare vor-
liege.
Hatte Penck bisher immer die eiszeitliche Formentwick-
lung in den Vordergrund gestellt und den morphologischen
Einfluß der Gletscher betont, so liegt ein Grundzug seiner
neuen Ausführungen in der starken Hervorkehrung des
nicht glazialen Anteiles.
Wenn man sich erinnert, welche maßgebende Rolle
bis in die allerjüngste Zeit von Geographen, die PENncK
nahestehen, z.T. seiner Schule entstammen, für die alpine
Formentwicklung gerade der eiszeitlichen Vergletscherung
zugedacht wurde — PEnck selbst hat sich in den strittigen
Fragen immer viel zurückhaltender geäußert — und wie
beharrlich von dieser Seite gegen jene anderen Ansichten
angekämpft wurde, die die Wirksamkeit der eiszeitlichen
Gletscher auf mehr dekorative Kleinarbeit beschränkt wissen
wollten, so muß es geradezu als eine Art Wendepunkt
in der Geschichte der morphologischen Alpenforschung be-
zeichnet werden, wenn nun PENnckK selbst zusammenfassend
erklärt: „Das Antlitz der Alpen steht in vieler Abhängig-
keit von der Eiszeit, aber was diese Periode ihrer Ge-
schichte gezeitigt hat, sind im Grunde genommen doch
nur Verzierungen in den größeren Formen der Täler, den
durch die Denudation erweiterten Einschnitten des rinnen-
den Wassers“.
Ihren Hauptausdruck fand die Gletscherschurftheorie
in der Annahme, die Alpen hätten erst durch die eiszeitliche
Vergletscherung ihren Hochgebirgscharakter, ihre Schärfen
und Steilformen erhalten, vorher wären sie ein sanftes,
mehr minder ausgeglichenes Mittelgebirge gewesen, — eine
Ansicht, wie sie z.B. E. BRÜCKNER!t) in seinem Vortrage
in der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin am 6. Januar
1923 vertreten hat, unter besonderer Betonung des Gegen-
satzes zu mir. Gerade auch in dieser Frage bringt der
Prxcksche Vortrag eine Annäherung — auch nach ihm
16) Z. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin 193, S. 81.
Original from
BIOUSSER) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
In
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all]
390
ist die Hochgebirgsentwicklung nicht mehr so jüngsten
Datums, vor allem aber ist sie zur Hauptsache in junger
Hebung und nicht in der eiszeitlichen Vergletscherung
begründet.
Innsbruck, Februar 1925.
[Manuskript eingegangen am 21. Februar 1925.]
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Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
391
16. Gemeinsame Züge und Verschiedenheiten
in den Profilen des Karbons der paralischen
und limnischen (Binnen-)Kohlenbecken.
(Vortrag, gehalten am 11. August 1925 auf der Haupt-
versammlung in Münster i. Westf.)
Von Herrn W. GoTHAaNn in Berlin.
(Mit 2 Tabellen.)
In dem Titel selber liegt zwar schon der Hinweis
auf eine Verschiedenheit des Karbons zweier unter dem
Namen paralischer und limnischer Steinkohlenbecken ent
halten: Nämlich das Auftreten mariner Einlagerungen in
den im übrigen terrestrischen Schichten des Profils der
paralischen Kohlenreviere im Gegensatz zu den limnischen
Kohlenbecken, wo marine Einlagerungen fehlen. Auf diese
Eigentümlichkeiten soll hier, da sie ja allbekannt sind,
nicht weiter eingegangen werden, sondern es sollen eine
Reihe von anderen Beziehungen bzw. Verschiedenheiten
in der Entwicklung der Profile sowohl der paralischen als
auch der limnischen Steinköohlenbecken ans Licht gezogen
werden, die zum Teil noch wenig beachtet oder bekannt
sind, aber gleichwohl als große gemeinsame Züge die Be-
achtung ebenso sehr verdienen als die Eigenschaften der
Steinkohlenreviere, die ihnen den Namen paralische und
limnische eingetragen haben.
Da ich auf diese Eigenheiten durch die frühere Be-
schäftigung mit der oberschlesischen Steinkohlenflora auf-
merksam wurde, so soll zunächst mit einer Betrachtung
des Profils dieses Steinkohlenbeckens begonnen und
von ihm dann auf die anderen paralischen Becken über-
gegangen werden. Das oberschlesische Becken ist zu der
Betrachtung des Karbonprofils im ganzen recht gut ge-
eignet, da bei ihm die produktive Entwicklung, die Flöz-
führung, bereits unmittelbar über dem Kulm beginnt, wenn
diese auch in dem Becken selbst in den tiefsten Schichten
sehr ungleichmäßig stark vorhanden ist und, ohne daß
eigentlich flözleere Schichten auftreten, hinaufzuverfolgen ist
ne N Original from
LEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
'392
bis zu den höchsten Schichten des dortigen Karbons, die icli
früher als Chelmer Schichten bezeichnet habe, nach dem
Orte Chelm in der Nähe der damaligen galizischen Grenze.
So gleichmäßig fortlaufend, wie man nach der Entwick-
lung des Profils erwarten sollte, ist die Entwicklung der
Fossilführung selber jedoch nicht. In den unteren Schich-
ten dieses Beckens, dem als ÖOstrauer Schichten, Rand-
gruppe usw. bezeichneten gewaltigen Komplex unterhalb
der Sattelflöze, ist eine schon seit Stur bekannte, in ihrem
Charakter einheitliche Flora vorhanden, ebenso in dem
Teil über den Sattelflözen. Die Sattelflözflora selbst schließt
sich an diese jüngere als Muldengruppe bekannte Schichten-
folge an.
Es erübrigt sich hier, eine Anzahl von Formen der
hangenden und liegenden Schichten aufzuzählen, die sich
aus den Stuxschen und meinen eigenen Bearbeitungen
mit Leichtigkeit herauslesen lassen. Das wichtige für
uns ist hier, die Tatsache herauszuholen, daß in der Fort-
entwicklung der Flora von unten nach oben an einer
Stelle gewissermaßen der Faden abreist, und
daß ein Hiatus entsteht, indem oberhalb eines verhältnis-
mäßig wenig mächtigen Schichtenkomplexes von den
früheren Arten nichts mehr zu spüren ist und eine neue
Florengemeinschaft auftaucht. Wie ich bereits 1913 bei
der Bearbeitung der oberschlesischen Flora auseinander-
gesetzt habe, liegt dieser Bruch in der Florenentwicklung
direkt unterhalb der Sattelflöze. Ich möchte hier die wich-
tigen Zeilen aus meiner damaligen Arbeit zitieren a. a. O.
S. 238: „Gegen die Randgruppenflora ist die Sattelflöz-
flora scharf geschieden. Wenn man noch etwas von den
Horizonten im Liegenden des Pochhammerflözes zur Sattel-
gruppe rechnen will, so kann dies nur für den unmittelbar
liegenden Stigmarienschiefer des Flözes in Frage kommen.
Denn schon 3—10 m unterhalb des Flözes, wo die ersten
brauchbaren Pflanzenreste unterhalb des Flözes auftauchen,
erscheint mit mathematischer Pünktlichkeit die Rand
gruppenflora, wie Neuropteris Kosmanni, Neuropteris Bog-
danowiczi, RBhodea tenuis, Sphenopteris Stangeri, Larischi
und Schlehani usw., alles echte Randgruppentypen. Der
Schnitt ist für die Flora tatsächlich mathematisch scharf,
da niemals einer der Typen im Hangenden des Poch-
hammerflözes gefunden ist. In Russisch-Polen, wo die
Sattelflöze öfters durch Scharung als ein einziges Flöz
(Redenflöz) auftreten, hat man auf diese Weise das wohl
ER N Original from
OLE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
2 Bu
393
in der Welt einzig dastehende Verhältnis, daß im Hangen-
den desselben Flözes Westphalien-Flora (i. e. Mulden-
gruppenflora) im Liegenden Randgruppenflora auftritt, zum
Teil mit Arten des Waldenburger Liegendzuges, zum Teil
mit Sondertypen“. Auch Stur hatte ja schon den Gegensatz
der jüngeren und älteren Flora in Oberschlesien stark
empfunden und die ältere mit in seine Kulmflora hinein-
bezogen, an die sie sich unten in der Tat ganz allmählich
anschließt, wie man besonders in der Pflanzenführung der
Hultschiner und Petzkowitzer Flöze sieht, wo Lepido-
dendron Veltheimi und Asterocalamiten noch häufig sind.
Die Frage, wie dieser Einschnitt in der Florenentwick-
lung oberhalb der Randgruppe zu erklären ist, ist unge-
löst, sicherlich ist er vorhanden; und zwischen dem Auf-
treten der jüngsten Randgruppenformen und der Sattel-
gruppenflora ist daher ein ganz gewaltiger Zeitraum anzu-
nehmen.
Wenn man an die Verhältnisse in Russisch-Polen
denkt, wo nur das eine Sattelflöz: Reden auftritt, könnte
man auf den Gedanken kommen, daß während der Ab-
lagerung dieses sehr mächtigen Flözes die Umwandlung
der Flora stattgefunden habe. Dies ist aber nicht der
Fall. Denn die Beobachtungen in dem Gebiet weiter west-
lich, wo die Sattelflözpartie mehrere hundert Meter mächtig
wird, und in 4—5 Teilflöze aufgespalten ist, lehren uns,
daß über dem Pochhammerflöz, d. h. dem liegendsten Sattel-
flöz, keine Randgruppenformen mehr auftauchen, daß also
die Entwicklung der Randgruppenflora bereits unter-
halb des Pochhammerflözes abgebrochen ist.
Meine Absicht, weitere Untersuchungen in Oberschlesien
betreffs des unmittelbar liegenden Stigmariabodens des Poch-
hammerflözes usw. anzustellen, sind leider durch die neuen
Verhältnisse in Oberschlesien nicht ausgeführt worden.
Insbesondere wollte ich das Vorhandensein oder Fehlen
von Stigmaria stellata im Liegenden des Flözes feststellen,
einer Art, die ebenfalls zu den Charakterarten der Rand-
gruppe gehört, um zu sehen, ob das unmittelbar Liegende
des Flözes schon Randgruppencharakter trägt, was ich
nicht glaube.
Soviel man sieht, ist von einer Diskordanz oder einer
Schichtenlücke in der obersten Randgruppe nichts bekannt.
In gleichmäßigem Fluß geht die Ablagerung der Schich-
ten nach oben weiter, und man ist erstaunt, unter diesen
Verhältnissen einen „paläontologischen Abbruch“
TR N Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
394
wahrzunehmen. Es sind zwischen den Schichten, in «denen
die Randgruppentypen nach oben abschließen, marine Ein-
lagerungen vorhanden, wie überhaupt in der Randgruppe.
Solche marinen Einlagerungen brauchen meist zu ihrer
Aufhäufung eine viel größere Dauer an Zeit als gleich
mächtige, rein terrestrische Ablagerungen. Aber, wenn wir
auch diesen Verhältnissen Rechnung tragen, so vermäg
das doch nicht einen direkten „paläontologischen Abbruch“.
d. h. einen fundamentalen Wechsel in der Flora
durch das Verschwinden der Ostrauer Formen zu erklären,
denn wir wissen, daß mächtige marine Einschaltungen,
wie der bis 35 m mächtige marine Horizont über dem
Flöz Aegir im Ruhrrevier, keine derartig fühlbare Lücke
in die Entwicklung der Flora reißt oder zu reißen braucht,
wie gerade aus den neueren Untersuchungen hervorgeht.
Und ähnlich ist es da mit den marinen Horizonten in der
Magerkohle und auch in der oberschlesischen Randgruppe
selbst. Interessant ist für die oberschlesischen Verhält-
nisse, daß der „paläontologische Abbruch‘ zusammenfällt mit
dem Beginne nicht nur einer neuen Pflanzenwelt, sondern
mit dem Beginne neuer allgemeiner Verhältnisse, die sich
darstellen in dem Beginn der mächtigsten Flözentwicklung,
die wir in den westeuropäischen Becken überhaupt kennen,
der Sattelflözgruppe Oberschlesiens; auch das Nebengestein
der Flöze wird anders als in der Randgruppe.
Die Frage ist nun, wie sich zu dieser auffallenden
Erscheinung die anderen paralischen Kohlenbecken in ihren
Profilen stellen. Da ergibt sich die merkwürdige Tatsache,
daß auf der anderen, westlichen Seite des Ge-
samtkomplexes der paralischen mitteleuro-
päischen Becken sich genau die gleiche Erscheinung
zeigt mit gänz ähnlichen Unverständlichkeiten, nur daß
hier mit dem „paläontologischen Abbruch‘ keine mächtige
Flözhildung beginnt, im Gegenteil diese sehr spärlich bleibt |
oder gar aussetzt. Kınstox hatte dieses Verhältnis schon
sehr früh erkannt; soviel mir bekannt, hat er zuerst
1893/94 (Proc. Roy. Phys. Soc. Edinb. XII. 8. 204, 1894)
diesen Umstand hervorgehoben. Neuerdings kommt er in
der Einleitung zu seiner großen, leider durch seinen Tod
unvollendet gebliebenen britischen Karbonflora darauf zu-
rück. Jch gebe hier die in Betracht kommenden Stellen
aus dieser Publikation wieder (Fossil Plants of the Carboni-
ferous Rocks of Great Britain. Mem. Geol. Surv. Greät
Britain. Palaeont. Bd. II, Teil 1, S. 10/11).
et. N Original from
Ey Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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3U} JO UONKTUNUEXD OU) WOAI) PunoJ ussq ey II“
396
tain only Upper Carboniferous forms with the exception
of one or perhaps two doubtful species which extend a
short distance higher up. A similar palaeontological
break (,„paläontologischer Abbruch“) has also been ob-
served in the so-called „Millstone Grit“ of Lanarkshire
und Ayrshire, and part at least of the „Millstone Grit“
of the Titterstone Clee Hill coalfield‘“.
Ein ähnliches Verhältnis (‚sudden disappearance of
the Lower Carboniferous plants and the equally sudden
appearance of Upper Carboniferous species") hat Kınpstox
in Congleton-Leek Distrikt in North Staffordshire bemerkt.
In diesem Bezirk gehen die Pflanzen des Upper Carboni-
ferous bis 50 Fuß unter den „Fifth Grit“, dann folgen
ungefähr 60 Fuß fossilfreies Gestein und dann erscheint
plötzlich eine typische altkarbonische Flora. Keine Ver-
mischung der Arten findet statt, und es ist auch keinerlei
Diskordanz zwischen den beiden jung- und altkarbonischen
Schichten zu bemerken.
„The sudden disappearance of one flora and the equally
sudden appearance of another is one of the most rema-
kable facts in Vegetable Palaeontology, and one for which
I can offer no satisfactory explanation.‘‘ Wesentliche Ver-
schiedenheiten des Gesteins beider so verschiedenaltriger
Ablagerungen sind auch nicht zu bemerken.
Die Frage ist nun sehr naheliegend: Wie verhalten
sich zu dieser Angelegenheit die sonstigen paralischen Re-
viere Mitteleuropas? Also der französisch-belgische und
der Aachener und Ruhrkomplex? Können wir auch da
einen solchen paläontologischen Abbruch feststellen? Man
sollte es meinen und sogar fordern, daß dem so ist, da
es sich ja in dem oberschlesischen und dem englischen
Becken gewissermaßen um die Eckpfeiler der paralischen
Becken Mitteleuropas überhaupt handelt und die anderen da-
zwischen liegen. Trotzdem sind die Verhältnisse in diesem
Zwischenkomplex noch nicht so durchsichtig, was aller-
dings wohl zum größten Teil auf die Spärlichkeit der Fos-
silienführung in diesen Schichten zurückzuführen ist.
Am wichtigsten sind hier als ein Fühler in dieser
Richtung die Verhältnisse der Pflanzenführung der Etage
H,a, der Chokierstufe in Beigien zu nennen, wo aus dem
Becken von Mons bei dem Orte Baudour Aufsammlungen
in diesen Schichten gemacht sind, über die RENIER schon
vor längerer Zeit mehrmals etwas bekanntgemacht hat,
ohne daß es indes zu einer Nachprüfung und genaueren
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
397
Durcharbeitung der Funde gekommen wäre. Unter den
dort gefundenen Pflanzen sind ganz zweifellos eine Anzahl
Formen des Altkarbons vorhanden, wie Lepidodendron Velt-
heimi, Adiantites oblongifolius, Sphenophyllum tenerrimum,
an anderen Stellen in H,a noch Asterocalamites, und eben-
falls Lepidodendron Veltheimi, die bereits durch Abbildun-
gen von RENIER belegt sind — ich habe sie übrigens selbst
früher flüchtig in Mons gesehen; daneben werden von ihm
aber eine Menge von Arten angegeben, die mit diesen
altkarbonischen Formen nichts zu tun haben, sondern der
jungkarbonischen Flora angehören, die aber an der gleichen
Stelle und beim Treiben der gleichen Strecken oder Schächte
gefunden worden sind, die als ‚tunnels inclines'‘, also
jedenfalls tonnlägige Schächte oder dgl. bezeichnet werden.
Man könnte geneigt sein, hier eine „Mischflora‘“, wie sie
besonders H. Poroxık gesucht und z. B. für die Sattel-
flözschichten Oberschlesiens angegeben hat, zu erblicken,
wenn man nicht jetzt wüßte, daß eine solche Misch-
flora von dieser heterogenen Art gar nicht nachzuweisen
ist. So scheint mir hier die Annahme am wahrschein-
lichsten, daß hier in gar nicht weit übereinanderliegen-
den Schichten, die von den Sammlern an Ort und Stelle
nicht auseinander gehalten worden sind, einmal die höheren
mittelkarbonischen (Westphalien-)Formen, andererseits die
älteren Unterkarbonformen nicht auseinandergehalten wor-
den sind, sondern das ganze als eine Flora gesammelt
worden ist. Da es sich bei der Aufeinanderfolge der alten
und jüngeren Flora in England sowohl wie in Oberschlesien
nur um einige Meter Schichtendifferenz handelt, so ist eine
Vermengung sehr leicht möglich, wenn die Stücke nicht
Meter für Meter bezeichnet wurden. Dies ist aber offenbar
bei Baudour nicht geschehen und konnte auch wohl nicht
erwartet werden, da die jetzige penible Fragestellung be-
treffs des plötzlichen Auftretens der Westphalienflora nicht
bekannt oder erwartet war.
In den anderen westlichen Steinkohlenbecken sind die
Kenntnisse der Fossilienführung, wenigstens, was die Flora
anbetrifft, aus den entsprechenden Schichten noch sehr
dürftig. Im Ruhrrevier ist z. B. auch im tiefsten Flöz-
leeren noch keineeigentliche Flora von altoberkarbonischem
Alter mit Sicherheit bekannt geworden, wogegen echte
Kulmformen in dem Aprather Kulm bei Elberfeld sehr
wohl bekannt sind. Ich will daher hier noch nicht weiter
darauf eingehen, sondern hervorheben, daß ich glaube, daß
TR Original from
EEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
398
auch dort die Verhältnisse ähnlich liegen wie in England,
Oberschlesien und Belgien. Es ist anzunehmen, daß wir
aus den sehr vollständigen Profilen der Bohrungen im hol-
ländischen (limburgischen) Karbon Hinweise auf unsere
Frage bekommen werden. Günstige Funde und planmäßiges
Verfolgen derselben werden uns in Zukunft hoffentlich auch
über ähnliche Verhältnisse im Ruhr- und Aachener Karbon
aufklären. Ich verweise in dieser Beziehung auf meine
Äußerungen im Jahrbuch der Preuß. Geol. L.-A. 42, 1921,
S. 300ff. (in der PAEcKEeLMANNSschen Arbeit über Ober-
devon und Unterkarbon des Südflügels der Herzkamper
Mulde). Auch im Ruhrgebiet muß der Horizont dieses
„Abbruchs“ sehr tief im Flözleeren stecken, da z. B.
im Flözleeren der Ziegelei am Haken (Üllendahl, a. a. O.
S. 301) noch Mariopteris acuta und Neuropteris Schlehani
vorkommen, die ja auch RENIER aus der Andennestufe
aufführt, aber nicht mehr in den ebendort anstehenden
„Hangenden Alaunschiefern‘‘; letztere gehören nach der
Fauna der Chokierstufe an, haben aber an Flora bisher
sehr wenig geliefert. Erstere sind unglücklicherweise durch
eine Störung abgeschnitten. — Das Aachener Karbon scheint
bei der Beschaffenheit der tieferen Schichten die geringste
Hoffnung dazu zu erwecken. Im Indebecken sind in den
älteren Schichten des dortigen Karbons nennenswerte
Pflanzenfunde nur aus den Wilhelmineflözen des danach
benannten Horizontes zu verzeichnen. Als besonders cha-
rakteristische Pflanze fällt darin, wie ich schon früher ber-
vorgehoben habe, Pecopteris aspera auf, die in Belgien
an einer ganzen Anzahl von Fundorten, die auf den
Flözchen der Andennestufe (H,b) bauen, charakteristisch
ist. Da gegen die Stellung der Wilhelmineflöze in die
Stufe H,b auch sonst nichts zu erinnern ist, so muß man
schließen, daß der ‚„paläontologische Abbruch“ für Aachen
noch unterhalb der Wilhelmineflöze angenommen werden
darf. Er wird sich aber direkt bei dem Mangel an Pflanzen-
fossilien in diesen Schichten kaum nachweisen lassen. Be-
merkenswert ist noch, daß sich auch in Nordfrankreich im
gleichen Horizont (Annoeullin), wie schon ZEILLER erkannt
hat, die Pecopteris aspera besonders bemerkbar macht.
Für das nordfranzösisch-belgisch-Aachener Karbon scheint
also die Andennestufe mit Pecopteris aspera einen besonders
charakteristischen Horizont zu bilden.
Unter den limnischen oder Binnenbecken
haben wir in Deutschland nur eins, dessen Karbonschich-
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
399
ten ähnlich wie bei den paralischen sich bis in den Kulm
bzw. den Kohlenkalk hinunter verfolgen lassen: das nieder-
schlesische Becken. Obwohl, wie wir sehen werden, dieses
Becken sich in seinem sonstigen Verhalten an die übrigen
limnischen anschließt, folgt es doch im unteren Karbon dem
oberschlesischen insofern, als einmal auch hier über dem
Kulm eine eigentliche Flözführung beginnt (Waldenburger
Schichten) und andererseits sich auch hier ein ‚„paläonto-
logischer Abbruch“ in einem Horizont nachweisen läßt, der
zeitlich mit dem oberschlesischen einigermaßen zusammen-
fällt. Die Flora der Waldenburger Schichten entspricht der
der Ostrauer Schichten, der der Randgruppe Oberschlesiens,
wenigstens den unteren, wie schon seit STUR bekannt. ist.
Über den Waldenburger Schichten folgen die Weißsteiner
Schichten, an deren Basis sich ein zeitweilig gebautes
Flöz oder mehrere Fiözchen finden, die als Concordiaflöz!)
bei lLaandeshut, Günstig Blick-Flöz bei Reichhennersdorf
gebaut wurden, aus denen eine immerhin ausreichende
Flora bekannt. geworden ist, die keine Ostrauer Formen,
sondern Hangendzugformen enthält, etwa vom Alter der
westfälischen Magerkohle. Eine Übergangsflora zwischen
dieser und der Waldenburger existiert in Niederschlesien
nicht. Hier ist aber der paläontologische Abbruch leicht
verständlich, denn. die Weißsteiner Schichten transgre-
dieren, bei I,andeshut z. B. auf Kulm, wie in der Con-
cordiagrube. Der paläontologische Abbruch ist hier also
unter ganz anderen Umständen zu bewerten als in den
vorn berührten Becken, und wir können sein Vorhanden-
Sein mit den anderweitigen insofern nicht vergleichen;
das Übereinstimmende scheint zufällig zu sein, da post-
waldenburgisch eben eine Diskordanz vorhanden ist.
Bis zu gewissem Grade mögen die niederschlesischen
Verhältnisse mit den sächsischen verglichen werden, wo
nach neuerer Auffassung das etwas flözführende Altkarbon
von Borna - Hainichen bei Chemnitz mit den Waldenburger
Schichten gleichgesetzt wird, wo dann die Uebergangs-
schichten zu dem Zwickau-Lugauer Karbon ebenfalls fehlen
und also ebenfalls ein von einer Diskordanz begleiteter
I) Dieses Vorkommen ist übrigens das, worauf H. Poronıf
seine „Mischflora‘“ gegründet hatte, was aber ein Irrtum war, wie
ich schon früher nachgewiesen habe; Darur hatte diese „Reich-
hennersdorfer‘‘ Schichten übrigens zu Waldenburgern gemacht,
was auch unmöglich ist, da sie eine deutliche Hangendzugflora
wenn auch älteren Charakters, enthalten.
ne N Original from
LEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
400
paläontologischer Abbbruch zu bemerken ist, der allerdings;
noch viel einschneidender als in Niederschlesien ist, in-
sofern in Sachsen Schichten von dem Alter des älteren]
Hangendzuges (Schatzlarer Schichten) Niederschlesiens auch,
unbekannt sind.
Eine weitere gemeinsame Eigentümlichkeit der para-|
lischen Becken ist, daß bei keinem derselben die Schichten- |
folge bis zu den „Ottweiler Schichten“, dem Stephanien, |
durchhält, sondern daß alle gemeinsam mit einem Horizont
nach oben aufhören, der dem obersten Westfalien ent-
spricht, das zwar Vorläufer des Stephanien enthält, ohne
aber selbst dieser Stufe zugerechnet werden zu können.
Am deutlichsten ist dies zunächst in dem westlichen Becken-
komplex zu spüren, wo die höchsten Schichten des eng-
lischen Karbons (die Radstockschichten), des belgischen Kar-
bons (Flenus) und entsprechende Schichten der Campine,
des nordfranzösischen Karbons (Bethune), im limburgischen ı
Karbon die höchsten Schichten der Maurits-Gruppe, im :
Ruhrrevier etwa die Piesbergschichten alle einem ähn-
lichen Niveau angehören. Auch bei den Radstockschichten,
die verhältnismäßig viele Pecopteris-Arten des Stephanien
enthalten, muß neuerdings wieder betont werden, daß darin
noch keine Ottweiler Stufe vorliegt, da die Gesamtflora noch
mittelkarbonisch ist (Westfalien). Das oberschlesische Becken
schien früher eine Ausnahme zu machen, da es nach der
alten Poronıtschen Parallelisierung mit Lonchopteris-
Schichten nach oben abzuschließen schien, also einem Kom-
plex, der noch dem mittleren Westfalien angehört, und
etwa der Gaskohle des Ruhrreviers entspricht. Bei Ge-
legenheit der Nachprüfung des angeblichen Rotliegenden
des oberschlesischen Beckens, das GAEBLER in der Gegend
von Berun-Chelm angegeben hatte, habe ich aber 1913
nachgewiesen, daß in diesen Schichten durch das Auftreten
von Neuropteris rarinervis, Sphenophyllum emarginatum
und Pecopteris aff. vestita deutlich Formen des obersten
Westfalien in die Erscheinung treten, daß also auch hier
Schichten etwa von dem Alter der Ibbenbürener vorhanden
sind. Bei genauerer Ausbeutung des Aufschlusses von
Chelm würden sicher noch andere zum Vorschein kommen.
Das Aachener Karbon reicht nach den neuesten Unter-
suchungen etwa bis in die Bismarckpartie hinauf, die noch
in den hohen Flözen des Adolfschachtes eingeschlossen ist.
Die höheren Schichten fehlen hier aber bloß deshalb, weil
sie durch eine Störung abgeschnitten sind, während sie in
Ri re ee ie re
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
401
“tem anschließenden limburger Karbon vorhanden sind.
"Wenn wir also sagen, daß diese paralischen Becken oben
ttwa mit denselben Schichten schließen, so ist damit nicht
gesagt, daß das Niveau ein absolut gleiches ist; es gehört
aber jeweils dem obersten Westfalien selber an, wie es
“im gesamten Ruhrrevier etwa durch die Schichten von
Flöz Bismarck aufwärts vertreten ist; man muß sich vor-
“stellen, daß die Flözbildung und die Ablagerung in dieser
‘ Periode dann in dem einen Becken etwas früher aufhörte
- als in dem andern, während sie, wie z. B. in England, etwas
länger angedauert zu haben scheint; aber nirgends ist die
‚darüber folgende Stephanien-Stufe selbst nachzuweisen.
Auch das Rotliegende ist in den paralischen Becken,
wenn überhaupt Spuren davon vorhanden sind, in einer
„unkarbonischen‘ Form, flöz- und pflanzenleer entwickelt,
im vollständigen Gegensatz zu den Verhältnissen in den
“ gleich zu besprechenden Binnenbecken.
Leiten wir nun unsern Blick auf die limniscnen
Reviere, so haben wir da allgemein die Erscheinung,
daß die Flözablagerung viel später beginnt, als in den
paralischen. Nur in dem niederschlesischen und in dem
: sächsischen Karbon kommt es anfangs zu einer Art Anlauf
der Flözbildung in den Waldenburger Schichten, die dann
schon im tiefsten Oberkarbon ein Ende nimmt, in Sachsen |
am geringsten ist. Die eigentliche Periode der Flözablage-
rung beginnt aber auch hier erst später, im späteren West-
falien. Diesem Modus folgen das Saarrevier, das Zwickauer
und Lugauer Revier in Sachsen, die mittelböhmischen Re-
viere, das kleine Brandauer Becken u. a. m. Dafür hält
aber in diesen Becken die Flözbildung — wenn auch nicht :
gleichmäßig — viel länger vor als in den paralischen
Becken. In all diesen Becken geht die Ablagerung und
Flözbildung über das Westfalien fort in die Ottweiler Schich- :
ten hinein (Stephanien) und noch bis ins Unterrotliegends, :
und klingt dann im Mittelrotliegenden aus. Bei dem
Zwickauer Becken ist die Ottweiler Stufe nur durch eine
Diskordanz unterdrückt und vielleicht nicht vorhanden. Die
Flözbildung beginnt aber in diesen Becken auch nicht
überall gleichzeitig, vielmehr setzt sie in gewissen Ge-
bieten erst sehr spät, z. T. erst mit dem Stephanien
oder kurz vorher, ein, wie in den Vorkommen der Halle-
Harzer Gegend. Dieses Verhalten läßt sich aber bis nach
Frankreich hinein verfolgen, wo die Becken des Zentral-
Plateaus diesem Typus folgen. Diese gehören entweder
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 26
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402
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Man wird dabei ganz und gar an die Ver-
hältnisse im Harzgebiet erinnert, wo in der Grillenbergar
Stufe noch deutliche Reste des Westfaliens vorliegen,
vertreten ist.
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403
_
darüber die flözleeren Mansfelder Schichten und dann
die Wettiner Stufe und das Rotliegende folgt. Aber selbst
ein Analogon einer anfänglichen Flözbildung zur Zeit der
Waldenburger Schichten findet man in Frankreich im
Becken von Nantes, in dem aber höhere Schichten, ins-
besondere eigentliches Westfalien jüngeren Datums, nicht
erhalten oder zur Entwicklung gekommen sind. (Vgl. hierzu
und zu dem ganzen Aufsatz die beiden Tabellen; die Zeich-
nungen hierzu hat das Markscheiderbureau der Gew. Fr.
Thyssen in Hamborn in dankenswerter Weise anfertigen
lassen.)
Wenn sich so eine Anzahl grundlegender gemeinsamer
Züge zwischen den paralischen Becken unter sich und
ebenso den limnischen untereinander nachweisen lassen,
und auch trotz aller Verschiedenheit der Ausbildung des
Karbonprofils eine altersmäßige Beziehung der limnischen
zu den paralischen möglich ist, so muß man fordern, daß
aus diesen Beziehungen eine praktische Folgerung gezogen
wird, die auf die Dauer nicht zu umgehen ist: nämlich
die Vereinheitlichung der Bezeichnung der altersmäßig
gleichzusetzenden großen Abschnitte des Karbon-
profils Mitteleuropas und zunächst Deutschlands überhaupt.
So wie die Sache jetzt liegt, sind wir nicht einmal in der
Lage, die in ihren Beziehungen sogar flözmäßig z. T.
genau bekannten gleichen Abschnitte des Ruhr- und
linksrheinischen Karbons einheitlich zu bezeichnen. Die
Lokalnamen anderer Becken einfach auf andere zu über-
tragen, ist nicht angängig, sondern verwerflich und
falsch. Man kann nicht in Oberschlesien von Saar-
brücker Schichten sprechen und in Niederschlesien von
Ottweiler, in Aachen von Fettkohle im Sinne der ent-
sprechenden Stufe des Ruhrreviers u. s. w. Die Franzosen
und Engländer sind uns da voraus und haben mit den
Begriffen Westfalien und Stephanien zwei Begriffe chaffen
und eingeführt, denen wir bei uns nichts Gleichartiges
entgegenstellen können, die uns aber ebenso nötig sind,
wie jenen, Ich habe versucht, in den Tabellen I u. II zunächst
nach den Prinzipien, die uns die gemeinsamen Züge der
paralischen Becken aufdeckten, drei große Stufen im Karbon
zu unterscheiden und für sie eine durchgreifende Bezeichnung
zu finden, die ich schon in der 3. Lieferung von Gürichs
Leitfossilien angewandt habe, nämlich: für das Stephanien
der Franzosen usw. Oberes Oberkarbon, für das West-
falien Mittleres Oberkarbon, für den Komplex der Ostrau—
26*
er N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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404
Waldenburger Schichten Unteres Oberkarbon. Hierbei aber
steht noch zur Erwägung, ob man nicht, wie Srtur es
getan hat, Kulm und ÖOstrauer Schichten als ein
organisches Ganzes zusammenfaßt, was nach der Flora
sehr gut möglich ist. Die Nomenklatur würde dann etwas
modifiziert werden müssen. Man kann diese Fragen nicht
übers Knie brechen, und es wird Sache der Karbongeologen
sein, sich hierüber in passender Weise zu verständigen.
sowohl was die großen Stufen anlangt, als auch was Unter-
stufen einzelner Karbonkomplexe angeht. Die Tabelle lehrt
jedenfalls auf den ersten Blick, daß man in diese Karbon-
Kleinstaaterei einmal mit größeren Gesichtspunkten Ein
heitlichkeit und auch Ordnung hineinbringen muß. Die Zeit
dazu ist da.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
17. Die Säugetierfauna des altdiluvialen
Tonlagers von Jockgrim in der Pfalz.
Von Herrn W. SoskseL in Tübingen.
(Hierzu Tafel XVII und 2 Tabellen.)
Unter den altdiluvialen Säugetierfaunen des Oberrhein-
gebietes hat bisher nur die Fauna aus den altdiluvialen
Tonen von Jockgrim keine eingehendere paläontologische
Bearbeitung erfahren. Wohl finden sich in den Arbeiten
FREUDENBERGs mannigfache paläontologische Notizen über
Jockgrimer Säugetiere, wohl hat FREUDENBERG in ver-
schiedenen Arbeiten das Altersverhältnis des Jockgrimer zu
anderen diluvialen, vor allem der Mosbacher und Mauerer
Fauna erörtert, aber es fehlt eine zusammenfassende Be-
arbeitung des Materials, die auch dem Fernerstehenden
gestattet. sich eine . begründete Ansicht vom speziellen
Charakter der Säugetiere und vom Alter der Fauna zu
bilden. Gerade diese paläontologischen Grundlagen sind
für die Gliederung der alt- und mitteldiluvialen Bildungen
im Oberrheingebiet von besonderer Wichtigkeit, da für
sie der sichere Anschluß an stratigraphisch gesicherte
Ablagerungen des nordeuropäischen oder des alpinen Ver-
eisungsgebietes und ihres Vorlandes mit Hilfe rein geolo-
gischer Methoden noch nicht gewonnen worden ist und
die Altersbestimmung der faunenführenden Ablagerungen
deshalb ganz vorherrschend auf Grund von faunistischen
Vergleichen durchgeführt werden muß. Es ist zunächst im
Oberrheingebiet selbst eine sichere Gliederung anzustreben;
sie wird mit allen ihren Gliedern völlig in das Gliederungs-
system des Eiszeitalters einzuordnen sein, wenn für eine
der älteren oberrheinischen faunenführenden Ablagerungen
mit geologischen Methoden das spezielle Alter ermittelt
werden kann. Für die Mosbacher Sande wird die Alters-
stellung zur rheinischen Hauptterrasse, für die Kiese von
Mauer die Eingliederung in das keineswegs hinreichend er-
forschte diluviale Tierrassensystem des Neckar entscheidend
sein. In beiden Fällen dürften die eindeckenden Lößmassen,
ihre Gliederung und ihr spezieller Lagerungsverband zu den
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
tizec by Go ogle
N.
altdiluvialen Schottern und Kiesen von maßgeblichster Be-
deutung sein. Sie können allein schon das Rückgrat einer
Gliederung des Diluviums im Oberrheingebiet abgeben. 8o-
lange derartige Untersuchungen aber noch ausstehen oder
doch nur ganz lokal in Angriff genommen sind, bleiben
wir bei Altersbestimmungen auf die faunistische Methode
angewiesen. Ihre Grundlagen bilden Spezialuntersuchungen
über alle Säugetiere der einzelnen Faunen. Die Lücke, die
gerade auf diesem Gebiete für Jockgrim noch besteht, ver-
mag unsere Arbeit nur teilweise auszufüllen. Meine Kennt-
nis der Jockgrimer Fauna stützt sich auf Materialsendungen
aus dem historischen Museum der Pfalz zu Speyer, für
die ich Herrn Dr. Sp£AarTtTer auch an dieser Stelle meinen
herzlichsten Dank sage, und auf eine kursorische Kenntnis-
nahme von dem älteren Fundmaterial aus Jockgrim in dem
Museum zu Speyer und der staatlichen paläontologischen
Sammlung zu München. Von manchen Arten, habe ich Ori-
ginalstücke nicht gesehen. Um trotzdem in meiner Dar-
stellung möglichste Vollständigkeit erreichen zu können,
habe ich vielfach auf FREUDENBERGS paläontologische An-
gaben zurückgegriffen, und ich glaube, daß es manchem
nicht unwillkommen sein wird, die in FREUDENBFRGS Ar-
beiten sehr zerstreuten Notizen über die Jockgrimer Säuge-
tiere mit genauen Zitaten zusammengestellt zu finden. Wir
werden in einem ersten Teil die einzelnen Arten der Fauna,
in einem zweiten Teil das geologische Alter der Fauna, vor
allem das Altersverhältnis zu den Faunen von Mosbach
und Mauer behandeln.
1. Die Säugetierfauna.
Perissodactyla.
I. Equus cf. germanicus NBHR.
FREUDENBERG (6, S. 107) charakterisiert das Pferd von
Jockgrim als kleines £. germanicus, „das sich durch relativ
kleine und kurze Zähne mit sehr breiten und isolierten
Innenpfeilern auszeichnet‘. Er hält die Form, von der
nähere Beschreibungen und Abbildungen bis heute nicht
vorliegen, für ident mit der von Wüsrt (22) aus den Kiesen
von Süßenborn als Zquus cf. germanicus NuHR. beschrie-
benen und abgebildeten Form. Wüsr gibt über das Fund-
niveau der von ihm zu Zguus cf. germanicus NEHR. ge-
stellten Süßenborner Zähne an: „Die Zähne sind sehr
verwittert und entstammen zweifellos den hangendsten
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
407
Kieslagen, falls sie überhaupt dem Kies gelbst entstammen.“
In der allerobersten Lage bzw. auf der Oberfläche der
Süßenborner Kiese, an der Grenze gegen die lehmigen
Deckmassen gefunden, besitzt der Verfasser einige Zähne,
die ebenfalls dem E. germanicus NEHRr. nahestehen. Doch
finden sich auch innerhalb der Süßenborner Kiese Gebiß-
reste von Pferden, die als primitivere Formen dem Ger-
manicus-Kreis zuzurechnen sind.
2. Rhinoceros etruscus Fauc.
Das Nashorn von Jockgrim ist nach FREUDENBERGS
Mitteilungen (9, S. 17) relativ klein. Einen Unterkiefer
bezeichnet er als ähnlich dem sehr schlanken Unterkiefer
von Rhinoceros etruscus von WÖRTH (im Nat. Kab. Karls-
ruhe). Die Länge der Unterkieferzahnreihe gibt er (9,
S. 15) zu 225 mm an. Die Länge mißt bei:
Rh. etruscus vom Val d’Arno (Mus. Basel) 230 mnı,
hi von Süßenborn (Mus. Weimar) 225—231 mm,
„ Mosbach (Museum Mainz) 223—251 mm,
(nach briefl. Mitteilg. von SCHMIDTGEN),
Mosbach (nach SCHROFDER, 17) 242
bis 245 mm,
3 „ Mauer (nach Wurm, 21) 221—262 mm,
Rh. etruscus von Jockgrim fällt also an die untere Grenze
der Größenschwankungen. Wenn alle Nashornreste von
Jockgrim sich in diesen bescheidenen Größenverhältnissen
halten, so darf darin ein primitiver Zug gegenüber den
Etruscus-Formen von Mosbach und Mauer gesehen werden,
die in einzelnen Vertretern an Rh. Merkii heranreichen
(vergl. SOERGEL, 18).
Artiodactyla.
3. Hippopotamus amphibius.
Vom Flußpferd bildet FREUDENBERG (8, Taf. IX, Fig. 8)
einen unteren 2. Molar ab, der nach ihm ca. 70 mm in
der Länge und etwa 24 mm in der Breite mißt. Das Fluß-
pferd aus dem Tonlager von Jockgrim wird als schlanke
Form bezeichnet, „während in Mosbach Fippopotamus
major Cvvıek vorkommt“ (FREUDENBERG 8, S. 117). Doch
bleibt zu berücksichtigen, daß wie das heutige gemeine
Flußpferd, so auch die diluvialen im Rahmen der gleichen
Art nicht unbeträchtliche Größenunterschiede aufgewiesen
haben werden, so daß Artbestimmungen nur bei sehr um-
Original from
Ollzeahy Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Mh
fangreichem Material auf die Größe allein oder vorzugs-
weise gegründet werden können.
4. Alces sp. cf. latifrous Jouns.
Zu dieser von Jockgrim bisher nicht bekannten Art ge-
hören zwei Fragmente zweier Abwurfstangen (im Museum
Speyer). Das größere ist noch in 18 cm Länge erhalten;
die Rose ist zum Teil weggebrochen. Das Fehlen jeden
Sprossenansatzes auf dieser Stangenlänge und die sehr mar-
kante, tiefe Längsriefung erweisen einen Elch. Der direkt
über der Rose 28 cm messende Stangenumfang schließt
eine schwächere, etwa der lebenden nordeuropäischen ent-
sprechende Form aus und spricht für Alces latifrous Jonxs.
5. Capreolus capreolus L.
Das Reh erwähnt FREUDENBERG (8, S. 113) aus dem
Tonlager von Jockgrim ohne Angaben über die Art der
Reste und eventuelle spezifische Merkmale. Man wird
daher annehmen dürfen, daß Abweichungen gegenüber dem
gewöhnlichen mitteleuropäischen Reh, wie sie das Reh von
Süßenborn, Mosbach und in nicht stets so ausgeprägtem
Maße auch das Reh von Mauer in der bedeutenden Größe
und in einigen Merkmalen der Gebiß- und Geweihbildung
zeigen, nicht zu konstatieren waren. Das liegt aber mög-
licherweise nur an Auswahl und Erhaltung der in Jockgrim
bisher gefundenen Reste. Ein kleines, 5 cm hohes Stangen-
fragment (Museum Speyer), das mir vorlag, erlaubt keine
speziellen Vergleiche.
6. Cervus elaphus L.
Nähere Mitteilungen über den Edelhirsch von Jockgrim
habe ich in der Literatur nicht gefunden. Ich selbst konnte
außer einem Geweihfragment nur drei Unterkieferzähne,
einen M,, einen M, und ein Fragment eines M; (?) —
alles aus dem blauen Ton — untersuchen, die sich von
entsprechenden Zähnen des lebenden mitteleuropäischen Rot-
hirsch nicht unterscheiden. Der Schmelz ist sehr stark
gerippelt, die Säulchen sind schwach. Die Maße (in mm)
sind die folgenden:
M, M, M,
Länge . . . ......21,2 23,8 _
Breite vorn. . . . 129 — 16,0
Breite hinten . . . 13,5 14,0
Das Fragment einer Abwurfstange (Museum Speyer)
mit der Ansatzstelle von Augen- und Eissproß zeigt in
u en Original from
DallZEe. Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
409
der Stärke, der Oberflächenskulptur, der Lage des Aug-
und Eissproßansatzes keine Abweichungen vom lebenden
mitteleuropäischen Rothirsch.
7. Cervus (megaceros) verticornis Dawk.
Von diesem, fast ausschließlich in Geweihstümpfen ver-
tretenen Megaceriden schreibt FREUDENBERG (6, 8. 101):
„Ein an Cervus verticornis Dawekıns, oder mehr noch
an C. Belgrandi erinnernder Riesenhirsch, wie er weder
in Mosbach noch in Mauer vorkommt, erinnert an Formen
aus den Kiesen von Lauffen am Neckar, von Taubach
und vom Chelleshorizont bei Paris“. Später bildet FREUDEN-
BERG (7) einen seiner Meinung nach vom Menschen be-
arbeiteten Stangenstumpf, den ich selbst zu sehen Gelegen-
heit hatte, als C(ervus verticornis Daweıns ab, zählt den
Jockgrimer Megaceriden aber schließlich 1914 (8, S. 106)
zu den sicheren Vertretern des C. Belgrandi Lart. Ich
möchte ihn neben dem Süßenborner Megaceriden bei Cervus
verticornis belassen. Zwar besitzt der Name C. Belgrands
die Priorität, aber der Name wurde von LARTET auf eine
besondere Geweihvariante des C. verticornis von Montreuil
bezogen, normale Formen der Verticornis-Gruppe lagen
LARTET nicht vor. Derselben Variante gehört das Geweih
bzw. Schädelfragment von Lauffen am Neckar an (vgl.
Dierricna 4), während die seit Ponuıc stets als C. Belgrands
geführte Abwurfstange von Taubach (Paläontologische
Staatssammlung München) dem Kreis des Megaceros ger-
monicus PoHL. zugehört, wie die tief in der Rose
sitzende Abbruchstelle eines großen Augsproß lehrt. Die
mehrere Zentimeter über der Rose absetzende kleine
„Sprosse“ ist hier weiter nichts als eine Abnormität und
mit der Augsprosse bzw. der ersten kräftigen Sprosse über
der Rose bei den Verticornis-Riesenhirschen gar nicht zu
vergleichen. Ich werde auf diese interessanten altdiluvi-
alen Riesenhirsche an anderer Stelle ausführlicher zu
sprechen kommen.
8. Bison priscus H. v. MEYER.
Der Bison von Jockgrim wird von FREUDENBERG (5,
S. 68) als ein riesiger Steppenbison bezeichnet im Gegensatz
zu den kurzhornigen Waldbisonten von Mauer und zum
Teil Mosbach. Nähere Mitteilungen über das mir nicht
bekannte Bisonmaterial von Jockgrim sind noch nicht ver-
öffentlicht.
re & Original from
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a,
9. Elephas trogontheris Pont.
Unter den Elefantenzähnen aus dem Ton von Jockgrim
sah ich solche von sehr primitivem Gepräge (Museum
Speyer), die mit FREUDENBERG (5) am besten als Elephas
meridionalis trogontherii bezeichnet werden. Von dieser
Form gibt FREUDENBERG (8, Taf. III, Fig. 5) einen letzten
Oberkiefermolaren seiner Sammlung wieder. Neben diesen
weitlamelligen, dickschmelzigen Zähnen fehlen aber auch
gegen Elephas primigenius hin fortgeschrittenere dem Kreis
des El trogoniherii von Jockgrim nicht. „Jener Probos-
zidier“, schreibt FREUDENBERG (6, S. 101), „unterliegt einer
nicht unbeträchtlichen Variation, wie das auch für den
\ | Mosbacher Verwandten gilt. Einzelne Exemplare mit weit
| engeren Lamellen dürfen gleichwohl nicht mit Elephas
’ primigenius identifiziert werden.“ Und in einer späteren
; | Arbeit (8, S. 113 Anm.) spricht FREUDENBERG von der
primigenius-ähnlichen Varietät des Elephas (meridionalis)
| | irogoniherü. „Ich entdeckte sie in situ an der Basis des
| altdiluvialen Tonlagers von Jockgrim. Sie dürfte am Ende
| der Günseiszeit gelebt haben (glaziale Kümmerform).“ Es
ist mir leider nicht bekannt, ob es sich in den primigensus-
äbnlicheren Zähnen ebenso wie in den primitiven um letzte
Molaren handelt. Sollte das nicht der Fall sein, so würde
ich auf die engere Lamellenstellung usw. nur wenig geben,
da naturgemäß der zweite oder der erste Molar in manchen
Merkmalen (Lamellenabstand, Schmelzdicke) fortgeschrit-
tener erscheinen müssen als die letzten. Mit einer über
das in Süßenborn festgestellte Maß hinausgehenden Varia-
bilität werden wir jedenfalls auch für Jockgrim nicht zu
rechnen haben, für das das häufigere Auftreten recht primi-
tiver Formen gegenüber Mosbach stets beachtenswert bleibt.
Rodentia.
10. Trogontherium Cuvieri Fisch.
Dieser große Biber soll nach FREUDENBERG (6, S. 119
Anm.) in Jockgrim häufig vorkommen. In den Mosbacher
Sander. ist er nicht häufig und auf die untersten Schichten
beschränkt; in Mauer und in Süßenborn fehlt er.
Carnivora.
Die beiden im Folgenden beschriebenen Carnivoren
wurden nach anhaftenden Tonresten im blauen Ton, also
sicher unter der obersten gelben Tonlage gefunden.
Original from
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411
11. Canis neschersensis (Croizet) DE BLAINVILLE.
Taf. XVII, Abb. 3, 4, 5, 6.
Unter der letzten Sendung von Jockgrimer Fossilien, die
mir Herr Dr. SprArrer zur Bestimmung übersandte, be-
fand sich ein größeres Bruchstück eines Canidenunterkiefers,
von dem der horizontale Ast vom Hinterrand der Canin-
Alveole bis ein Stück hinter die hintere Wurzel des M,
erhalten ist. Von Zähnen ist nur der P, (hinterster Prä-
molar) vollständig, von M, ist die vordere Hälfte, von P,
die vordere Wurzel und ein Teilstück der Krone vorhanden.
Dieser fragmentäre Erhaltungszustand beschränkt natur-
gemäß die Vergleichbarkeit des Stückes mit anderen Ca-
nidenunterkiefern beträchtlich. Ich habe es bei der Be-
deutung des Fundes trotzdem für richtig gehalten, Ver-
gleiche so weit als möglich durchzuführen, und in der
Tat ist ja die Summe der vergleichbaren Merkmale auch
an dem Fragment keine ganz geringe.
Die Erhaltung entspricht der in älteren diluvialen
Tonen gewöhnlichen: der Knochen, Zahnwurzeln und
Dentin sind braun, der Schmelz dunkelgrau mit starker
schwärzer Fleckung.
In den Maßen und Proportionen stimmt der Unterkiefer
mit Canis neschersensis, und zwar am besten mit dem von
bdE BLaAinviLLe (1, Atlas II, Taf. XIII) abgebildeten Ori-
ginal von Neschers überein, dem er in der Größe nur
sehr wenig nachsteht. (Vgl. Nr. 20 und 21 d. Tabelle.)
Das individuelle Alter ist bei dem Jockgrimer Kiefer etwas
höher; das Protoconid des P, ist oben schon aufgeschliffen,
während der Neschers-Kiefer noch keine Spur stärkerer
Abkauung an den Zahnspitzen zeigt. Gleichwohl besitzt
auch der Neschers-Kiefer, wie die um die Zahnwurzeln
eng geschlossenen Alveolen beweisen, ein individuelles Alter,
in dem das Knochenwachstum des Unterkiefers so gut wie
beendet ist, eine Vergrößerung der Lücken zwischen den
einzelnen Zähnen jedenfalls nicht mehr zu erwarten steht.
Es ist also zwischen beiden Kiefern in der Stellung der
Zähne volle Vergleichbarkeit vorhanden. Und auch hier
zeigt sich eine sehr weitgehende Übereinstimmung. In
beiden Fällen ist das Gebiß ein geschlossenes, der Canin
steht sehr nah vor P,, der Alveolenabstand beträgt beim
Jockgrimer 2mm, bei dem von Neschers 1,3 mm; der P,
ist bei dem Jockgrimer Kiefer noch etwas näher gegen
P. hin geschoben, die Alveolen beider Zähne sind nur durch
er N Original from
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412
eine sehr dünne, bis an beide Ansatzstellen an den Alveolen-
rändern weggebrochene Knochenwand getrennt. Der P,,
der einzige am Jockgrimer Kiefer intakt erhaltene Zahn,
ist am Originalkiefer von Neschers etwas größer, er mißt
in der Länge 13,8 mm gegen 12,0 mm bei unserem Fossil.
Im gleichen Verhältnis ist das Protoconid am Jockgrimer
Zahn, ergänzt man die abgeschliffene Spitze, niedriger als
das Protoconid am P, von Neschers. Eine Paraconidwulst
ist am Jockgrimer Zahn vorn innen deutlich entwickelt
und in einen sehr kleinen Schmelzhöcker hochgezogen.
An beiden P, ist die Zacke hinter dem Protoconid, das
Metaconid, kräftig entwickelt, bei dem ‚JJockgrimer Zahn
durch eine tiefer greifende Kimme schärfer von der Haupt-
zacke getrennt. Auch das Talonid weist kleine Besonder-
heiten auf. Es trägt einen Schmelzwulst, der schon zu
beiden Seiten etwa mitten unter dem Metaconid deutlich
zu werden beginnt, nach hinten an Höhe zunimmt und
eine hinter dem Metaconid liegende Eintiefung umläuft,.
Diese Eintiefung ist durch einen kleinen, von der Basis
des Metaconid median nach hinten ziehenden, mit unbe-
waffnetem Auge noch kenmntlichen Schmelzkamm in eine
labiale und eine linguale Hälfte getrennt. Wo er hinten
in den peripheren Schmelzwulst einläuft, trägt dieser eine
kleine End- oder Talonidzacke. Zwischen ihr und dem
Metaconid erscheint auf dem Schmelzkamm, nach vorn
und hinten deutlich abgeschnürt, eine weitere kleine Zacke.
Sie ist mit unbewaffnetem Auge schwer zu erkennen. Ich
habe deshalb in Abb. 5 und 6 auf Taf. XVII den Zahn in
°/, nat. Größe dargestellt. Man sieht leicht, daß hinter dem
Metaconid noch zwei sehr kleine Zacken folgen. Im
Prinzip die gleichen Verhältnisse zeigt die Talonidpartie
des P, des Neschers-Unterkiefers, hier sind die beiden
kleinen Zacken aber, ähnlich wie bei den oberpliocänen
Caniden von Toskana kräftiger entwickelt als am Jockgrimer
Zahn. Am stärksten sind diese Zacken bekanntlich bei
Lykaon pictus, wo sie nicht nur den P,, sondern auch den
P, charakterisieren.
In Größe, Proportionen und morphologischen Eigentüm-
lichkeiten stimmt der Jockgrimer Unterkiefer so weitgehend
mit dem Original von Canis neschersensis überein, daß er
einer sehr nah verwandten oder derselben Art angehören
und nach dem in der Paläontologie eingebürgerten Brauch,
trotzdem die Vergleichbarkeit eine beschränkte ist, der-
selben Art zugesprochen werden muß.
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413
Die Unterkiefer des Mosbacher Caniden, die voX
REICHENnAuU (14,15) ebenfalls zu (Canis neschersensis
stellte, die ich im Museum zu Mainz mit dem Unterkiefer
von Jockgrim vergleichen konnte, sind in den Kiefermaßen
nicht unbeträchlich, in den Zahnmaßen in verschiedenem
Grade größer als das Original von Neschers und besonders
als der Jockgrimer Kiefer. Der Unterkiefer erscheint im
allgemeinen etwas kräftiger im Verhältnis zum Gebiß, die
beiden vorderen Prämolaren, wenn die Größe der Alveolen
einen solchen Vergleich gestattet, relativ etwas schwächer,
der P, relativ etwas breiter. Unterschiedlich zeigt sich
ferner an 2 der durch v. REICHENAU abgebildeten Kiefer
eine deutliche Lücke zwischen P, und P,, die den Kiefern
von Neschers und Jockgrim fehlt und die besonders aus-
geprägt am Gebiß des Dingo sich findet. An einem dritten
Mosbacher Kiefer (v. REICHENAU 14, Taf. X, Abb. 2) steht
das ganze Prämolarengebiß etwas offener ohne besondere
Ausprägung der Lücke zwischen P, und P,; und dasselbe
gilt für zwei weitere Unterkiefer im Museum zu Mainz.
Größer als bei den Kiefern von Jockgrim und Neschers ist
ferner die Lücke zwischen dem Canin und P,;; in % des
Abstandes P, Alveole-Hinterrand bis P, Alveole-Vorder-
rand beträgt sie bei Jockgrim und Neschers 5,4 und 3,2,
bei den beiden Mosbacher Kiefern, an denen die C-Alveole
oder ihr hinterer Abschnitt erhalten ist, 83 und 9,3. Im
Bau des Talonid des P, besteht Übereinstimmung. Auch
die Mosbacher P, zeigen hier zwei sehr kleine, aber etwas
kräftiger als bei Jockgrim entwickelte Höcker. Gegenüber
dem Originalkiefer von Neschers ist schließlich noch zu
betonen, daß an den drei von v. REICHEnAU (14) abgebil-
deten und einem neuen seither gefundenen Canidenunter-
kiefer von Mosbach der P, nur ein sehr schwaches, eigent-
lich nur eine starke Andeutung eines Metaconid zeigt,
während es bei dem Kiefer von Neschers an diesem Zahn
sehr gut entwickelt ist.
Die Merkmale, die den Caniden von Mosbach von
Canis neschersensis unterscheiden, sind unstreitig bei allen
Caniden gewissen Schwankungen in ihrer Ausprägung
unterworfen. Aber sie treten in von der ‘Norm einer Art
abweichender Ausprägung zumeist vereinzelt, jeweils allein
oder zu wenigen einmal an diesem, einmal an jenem Indivi-
duum auf, sie stehen nicht in fester correlativer Bindung.
Beim Mosbacher Caniden jedoch charakterisieren sic, man
kann sagen, gleichmäßig eine Anzahl bzw. alle bisher ge-
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Pe Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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414
fundenen Unterkiefer, also eine Anzahl von Individuen
und damit die Art. Gegenüber Canis neschersensis muB
sowohl der offene Bau des Gebisses als die außerordentlich
schwache Entwicklung eines Metaconid am P, als primitiv
bezeichnet werden. Ich halte es bei dieser Sachlage nicht
für gerechtfertigt, den Mosbacher Caniden mit dem dilu-
vialen Caniden von Neschers in der gleichen Art zu ver-
einigen. Ich halte den kleinen Wolf von Mosbach für
einen sehr nahen Verwandten, wahrscheinlich Nachkommen
des Canis arnensis DEL CAMrAnA aus dem italienischen
Oberpliocän oder Nachkommen eines sehr nahen Verwandten
dieses Wildhundes. Eine andere ob-rpliocäne Art kommt
als Vorfahr nicht in Frage. Canis arnensis trägt durchaus
die Merkmale, die wir bei einer direkten Vorfahrenform
des Mosbacher Caniden voraussetzen müssen. Er gehört
der gleichen Größenklasse an, ist im Durchschnitt etwas
kleiner. Der Unterkiefer ist weniger hoch, das Gebiß etwas
schwächer. Das Gebiß ist besonders in den Prämolaren
ein in höherem Grade offenes als bei dem Mosbacher Ca-
niden; nur bei diesem oberpliocänen Caniden finden wir
an einigen Exemplaren die auch beim Mosbacher Caniden
deutliche größere Lücke zwischen P, und P,. Die Größen-
verhältnisse der Zähne stimmen nahezu überein, wie
die folgende Tabelle der absoluten (DEL CAMPANAs und
v. REICHEnAUs Arbeiten entnommen) und der relativen,
auf die Länge von M, bezogenen Größenwerte zeigt:
Größenverhältnisse der Unterkieferzähne von Canis arnensis
und Canis mosbachensis.
Canis arnensis
Canis mosbachensis
: Länge in®/,der Länge in®/,der
Länge vonM, Auge
kungs-
breite
4,6— 5,5! 5,12] 21,9—26,4 — — 23,3
P, | 9,6—10,2| 9,9 [| 45,7—49,0 | 47,2 —_ 11,6 —_ 48.2
P, }10,5—11,4| 10,97] 50,0—54,2 | 52,21 12,6— 13,4! 13,0} 52,0—55,8| 53,6
P, 113,0—13,5| 13,25] 61,8—64,2 | 63.2] 14,2—15,0| 14,61 57,4— 62,0] 59,7
M, | 20,8—21,0| 20,95 100 100 | 24,0—24,7| 24,3 100 100
M,| 9,4— 9,8| 9,551 44,8—46,7 | 45,6| 10,0—11.1| 10,7 —_ | 43,7
M,| 4,4— 4,5| 4,481 21,0—21,6 | 21,4 — 5,0 —_ 20,7
Die relative Breite der Zähne ist bei C. arnensis, wie
es für eine phylogenetisch ältere Form zu erwarten steht,
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
416
E05 aumaynın a
etwas geringer, wie aus der folgenden Tabelle der relativen,
auf die Zahnlängen bezogenen Breitenwerte hervorgeht. Be-
merkenswerterweise ist nur für M, die Zahnbreite für
die oberpliocäne Form größer als für die altdiluviale, was
mit der diesen Zahn beherrschenden Reduktionstendenz in
vollem Einklang steht.
Breitenverhältnisse der Unterkieferzähne von Canis arnensis
und Canis mosbachensis.
Canis arnensis Canis mosbachensis
: Breite in ©, . Breite in ®/
B e * 0
Breite der Länge Ben der Länge
Schwan © Schwan- | = © Schwan. | ©
kungs- » kungs- | = kungs- = kungs- | =
breite | = breite ı 3 breite = breite | =
Sch En
1
|
!
3,47 163.7 — 74 0 68,2
4,5 80,4
| 4,49 137,1— 49,0) 43,14| 5,2— 5,8 15,5 |50,0-—-51,5| 50,8
P, 46 |38.4— 42,81 405 | 52-- 6,3|5,9 |44,8--49,1| 46,7
P,1: 5,86 [36,5 — 46,6 44,0 | 6,5— 6,9 6,7 146,4--46,6| 46,5:
M, | 8,0-8,8 | 8,26 137,1— 41,0) 38,8 | 9,5—10,0 | 9,75] 38,4—42,4| 40,9
M,| 68,0—7,5 | 6,77 [63,9— 74,0 69,0 | 7,2— 8,2 .& 72,0-—74,5| 73,2
M,]| 4,0-5,0 | 4,41 [83,7—102, 1 93,4 = 4,0 en 80,0:
Die Entwicklung des Metaconid ist an den Prämolaren
bei Canis arnensis noch nicht so weit fortgeschritten wie
bei dem Mosbacher Caniden. DEL CAMPAnAS Abbildungen
(3) lassen erkennen, daß das Metaconid am P, meist fehlt,
nur in einem Fall eben angedeutet ist, während es der
Mosbacher Canide, wenn auch sehr schwach, stets zeigt.
Am P, ist das Metaconid bei Canis arnensis stets viel
schwächer als beim Mosbacher Caniden. Dieser erscheint
in allen wesentlichen Merkmalen nur als ein weiterent-
wickelter Canis arnensis, ist aber durch eben diese pro-
gressiven Merkmale gut von der oberpliocänen Art unter-
schieden. Da er auch gegenüber Canis neschersensis durch
die früher genannten Merkmale gut abgegrenzt ist, und
zwar vor allem durch einige primitive Merkmale
(schwächere Entwicklung des Metaconid an P, und P,,
offeneres Gebiß) und durch beträchlichere Größe, so sehe
ich in ihm eine eigene Art, für die ich den Namen Canis
mosbachensis vorschlage.. Zur gleichen Art könnte der
von Harık (11) gemeldete kleine Canide von Montousse
und Es-Taliens und der von SteauLın und Hazrıt (12) von
Cajarc beschriebene kleine Canide gehören. Es ist wahr-
Eee Original from
RIUNZEONS Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
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8
416
rn.
scheinlich, aber nach dem Stand unserer heutigen Kennt-
nisse noch nicht zu erweisen, daß kleinere Wolfsarten
des Mititel- und Jungdiluviums Nachkommen des Canis
mosbachensis sind, der sich übrigens nach einer freund-
lichen Mitteilung von O. SCHMIPTGEN stets in den mittleren
Lagen der Mosbacher Sande gefunden hat, und daß der
Stamm in einer der kleineren rezenten Wolfsarten, die
leider noch nicht hinreichend bekannt sind, weiterlebt.
Sollte der Canide von Neschers geologisch jünger sein
als Canis mosbachensis, was nach den als Fundstellen in
Betracht kommenden diluvialen Ablagerungen bei Neschers,
über die mich H. G. STEHLIN freundlichst unterrichtete,
keineswegs auszuschließen ist, so könnte dieser bei seiner
geringeren Größe doch nicht als Nachkomme des Canis
mosbachensis in Frage kommen. Canis neschersensis, der
schon in der altdiluvialen Jockgrimer Mandibel ein sehr
‚geschlossenes Gebiß zeigt, gehört einem besonderen Stamm-
zweig an. Ein kleinerer Vetter des Canis arnensis — alle
aus dem italienischen Oberpliocän bekannt gewordenen Ca-
niden sind, wie die Tabelle zeigt, zu groß für Vorfahren-
formen des Canis neschersensis, — könnte sein Vorfahre
gewesen sein. Ich möchte es nicht ausschließen, daß ein
näheres genetisches Verhältnis besteht zu dem von STEHLIN
(18) aus dem Oberpliocän von Sen&ze gemeldeten und kurz
charakterisierten Caniden, der in dem erhaltenen Ober-
kiefer nach STEHLIN etwas schwächer ist als Canis arnensis.
Gewisse Merkmale der Thooiden (Schakale), zu denen STEH-
LIN geneigt ist, den Oberkiefer von Seneze zu stellen, müß-
ten für einen oberpliocänen Vorfahren des Canis nescher-
sensis wohl vorausgesetzt werden. Ob in diesem Zweig
schon in altdiluvialer Zeit die Prämolaren eine Entwick-
lungshöhe erreicht hatten, wie sie (anis neschersensis auf-
weist, läßt sich noch nicht entscheiden. Die geschlossene
Stellung der Prämolaren, die sehr kurze Lücke hinter dem
Canin am Jockgrimer Unterkiefer zeigen jedenfalls eine in
schnellerem Tempo als bei anderen Canidenstämmen ab-
gelaufene Entwicklung an. Sie kann als ein Größenwachs-
tum des Gebisses oder als eine Längenreduktion des Kiefers
oder auch ein Zusammenspielen beider Faktoren inter-
pretiert werden. In jedem Fall erweist sie einen speziali-
sierten Zustand. Vorerst kann nur die geringe Breite des
P, (vergl. die Tabelle) gegenüber Canis mosbachensis und
gegenüber anderen diluvialen und rezenten Caniden als
ein primitives Merkmal genannt werden. Unter den heute
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
417
lebenden wilden Caniden kenne ich nur einen, der ein so
geschlossenes Unterkiefergebiß wie Canis neschersensis be-
sitzt. Das ist der Hyänenhund, Lykaon pictus L., der aber
aus verschiedenen Gründen als direkter Nachkomme des
Canis neschersensis nicht in Betracht kommen kann. Ein
direktes genetisches Verhältnis zu den Schakalen, das BouULE
(2) annahm, ist ausgeschlossen. Ganz abgesehen von der
fast ausnahmslos geringeren Größe der Schakale, die hier
auch ins Gewicht fällt, sprechen dagegen das ausgesprochen
offene Prämolarengebiß, der größere Abstand zwischen dem
vordersten Prämolar und dem Canin (vergl. die Tabelle)
und der viel primitivere Bau der Prämolaren bei den
Schakalen.
Ich neige der Auffassung zu, daß Canis neschersensis
als eine erloschene Art zu betrachten ist. Sie kann für die
Altersstellung des Jockgrimer Tonlagers nicht entscheidend
sein, ist aber zur Beurteilung des Altersverhältnisses dieses
Tonlagers zu den Sanden von Mosbach und Mauer insofern
bemerkenswert, als Gleichaltrigkeit mit diesen so nah
benachbarten Fundstellen auch gleiche Arten oder doch
den Nachweis aller Jockgrimer Arten in den beiden so
reichen und gut abgesammelten Fundstellen erwarten ließe.
Bemerkungen zur Caniden-Tabelle.
Die Höhenmaße der Unterkiefer konnten weder an
Abbildungen noch an Originalen stets auf der Innenseite
der Kiefer genommen werden, wie es Vergleichsmaße zu
dem Jockgrimer lädierten Unterkiefer nötig machen. Sie
wurden bei den Nummern 5, 10, 16—18, 21, 31, 37-—38,
45—52 außen gemessen. Diese Außenhöhenwerte sind etwas
srößer als die Innenhöhenwerte, entsprechend sind auch
die relativen, auf die Alveolenreihenlänge bezogenen Werte
etwas größer, in geringerem Grade die relativen, auf die
Unterkieferhöhe unter M, bezogenen Werte. Die Unter-
schiede gegenüber den innen genommenen Maßen und den
aus ihnen berechneten relativen Werten sind aber gering
und fallen bei Auswertung des Zahlenmaterials in keinem
Fall entscheidend ins Gewicht.
Nr. 1, 5—6, 10—11, 14—18.
Die absoluten Maße dieser Nummern sind etwas zu
sroß, da DELL CAamrpanAs Abbildungen über die natürliche
Größe ein wenig hinausgehen. Doch ist der Unterschied
gegenüber den absoluten Maßen anderer Nummern, der
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 27
ee N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
418
für die relativen Werte überhaupt nicht besteht, für die
absoluten Werte so gering, daß er praktisch so gut wie
keine Bedeutung besitzt.
Nr. 22—26. |
Die Maße der Mosbacher Canidenunterkief:'r hat auf
meine Bitte mein Freund O. SCHMIDTGEN genommen, WO-
für ihm auch an dieser Stelle herzlichster Dank ge-
sagt sei.
Nr. 33.
Die von NEHRING speziell mit Canis pallipes in Ver-
gleich gestellte Mandibel von Heppenloch fällt in ihren
Ausmaßen an die untere Grenze des großen rezenten Canis
lupus. Das Fehlen eines Metaconid am P, erscheint primi-
tiv. Doch unterliegt die Entwicklung des Metaconid am
P, und auch am P, bei fast allen Caniden gewissen
Schwankungen und auch bei jungdiluvialen Wölfen ist es
am P, nicht immer ausgebildet (vgl. Nr. 34). Es scheint
mir nicht notwendig, engere Beziehungen zum Canis pallipes
als zum europäisch-nordasiatischen Canis lupus anzunehmen.
Nr. 34,
Der Unterkiefer aus der Höhle von Neenstetten ist
im ganzen dem vom Heppenloch schr ähnlich; P, mit
schwachem, P, ohne Metaconid.
Nr. 45—47.
In der Stellung der Prämolaren ist beim Dingo die
Lücke zwischen P, und P, bemerkenswert: Am P, ist
das Metaconid nur schwach entwickelt. Unterschiedlich
von anderen Caniden liegt stets die größte Breite des P,
in der Mitte, nicht im hinteren Teil des Zahnes.
Nr. 48—52.
Bei den genannten Schakalarten, auch bei den nicht
vermessenen Individuen der Stuttgarter Sammlung, ist P;
fast ausnahmslos ohne Metaconid, selten ist es schwach
angedeutet. P, bei Canis anthus und aureus mit Metaconid,
bei C. lupaster meist ohne, selten mit schwachem Metaconid,
bei C. lateralis P, meist ohne, P, bei allen Arten außer
C. anthus, wo es gelegentlich angedeutet ist, ohne Metaconild.
12, Ursus Deningeri v. REICHENAU,
Taf. XVII, Abb. 1, 2,
Auf diesen altdiluvialen Bären hat schon FREUDEN-
BERG (8, S. 135) einen Humerus von Ursus sp. „nach der
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
419
Begleitfauna“ bezogen. Heute können wir auf Grund eines
Unterkieferfragmentes mit Bestimmtheit das Vorkommen
dieser Bärenart in der Jockgrimer Fauna behaupten. Er-
halten ist von einer rechten Unterkieferhälfte ein Teil
des horizontalen Astes vom Ansatz des Ramus ascendens .
bis zur Mitte der vorderen Wurzelalveole des M,, am Unter-
rand noch ein kleines Stück weiter vorziehend. M, ist
ausgefallen, seine Alveole aber unversehrt; M, ist voll-
ständig, von M, etwas über die Hälfte vorhanden. Kiefer-
knochen, Zahnwurzeln und Dentin sind braun, der Zahn-
schmelz grau-bläulich.
Das Fundstück verdient neben dem paläontologischen
vor allem auch ein besonderes stratigraphisches Interesse.
Ich habe deshalb versucht, seine Stellung im Kreis der
Deningeri-Formen möglichst genau festzulegen.
In der Höhe des horizontalen Astes fällt der Kiefer,
wie die unten folgende Tabelle zeigt, in den. obersten Teil
der von mir für Ursus Deningeri gemessenen Werte und
in die Mitte der von v. REICHENAU angegebenen Höhen-
werte, deren beträchtliche Größe mir unverständlich ist.
Da die Höhenabnahme des Kiefers, die sich durch den
weiter erhaltenen Unterrand bis ins Bereich von P,
(hinterster Prämolar) verfolgen läßt, eine sehr geringe ist,
so haben wir den gleichmäßig hohen ‚parallelogramm-
förmigen‘“, den mesognathen, Typus vor uns. Die chthamalo-
gnathen Kiefer von Mosbach, und dasselbe gilt in ge-
ringerem Grade für die mesognathen dieses Fundortes,
sind wesentlich niedriger.
M;. Der letzte Molar läßt sich in seiner Gesamtform
nach der vollständig erhaltenen Alveole beurteilen. Derem
Umriß entsprechend muß er eine breit keilförmige, nach
hinten zu verjüngte Gestalt besessen haben, wie sie
v. REICHEnAU als charakteristisch für Ursus Deningeri
gefunden hat. Einen ähnlichen, aber viel gestreckteren |
Umriß zeigt die M;-Alveole des Deningeri-Unterkiefers von
Mauer im Geologischen Institut zu Tübingen, in der ein
absolut wie relativ wesentlich größerer M, gesessen haben
muß. In der geringen Größe des M,, dessen Größen-
verhältnis zu M, sich aus der Größe der Alveole hin-
reichend genau beurteilen läßt, nimmt der Jockgrimer Bär,
wie die Tabelle zeigt, eine mittlere Stellung im Kreis
des Ursus Deningeri von Mosbach ein. Die M;-Alveole
des Mauerer Unterkiefers weicht. schließlich noch besonders
dadurch von der unseres Jockgrimer Unterkiefers ab, daß
27%
er N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
420
außer der im vorderen Teil der Alveolenaußenwand uni
der in der Mitte der Alveoleninnenwand entwickelten
Knochenleiste hinten innen noch eine kräftige Knochen-
leiste in die Alveole einspringt. Dem hat naturgemäß die
Gliederung der Wurzelpartie des M, entsprochen, die danach
aus drei verschmolzenen größeren Prismen aufgebaut ge-
wesen sein muß. Bei Ursus Deningeri von Mosbach ist
die Knochenleiste an der M,-Alveole hinten, die dem Jock-
Einige Unterkiefermsli
Ursus Deningeri
gi : EINER
& | Mosbach
5
Mann au en et en Anh m ren u Fun u ee BER Be Se Ba meh nn Le a a che as
gs Schwan-
3 ;
8 2. Museum Mainz : kung
a” breite
|
| | | j
49,7| 49,8) 53,0| 48,2, 48,1: 48,7) 47,81 — | 49,0! 48,153, :
| etwa
21,9 . 5| 23,0| 23,2] 20,0 24,0 se 4| 21,9j 23,01 19,5 — 24.0
25,1 259 23,7| 23,2] 25,0| 22,0 230 — 22,4| 22,0 —259 1
26,5} 25,6| 27,3| 25,3 27,0 25,5 27,4 26,7 26.2 25,3 - 274°
Länge der Alveolen
von Ma + Su
Länge der Alveole
von 7 2 ra
Länge der Alveole
von M . ...
Länge von M,
Größte Breite vonM, | 14,6| 16,5 16,3| 16,5) 16,2] 16,7| 17,5| 16,0| 16,4| 16,7] 15,7] 15,7 — 17,5 1
Dgl. in 0/, der Länge 59,6| 66,01 61,5 04,5 59,4 66,1 65,0 62,9 60,0 62,6 00,0 59.4_.661 ü
Kieferhöhe hinterM, I — | — 69, 1 — 62,0 544 59.0 53,0 60,0 69,5 53.0—695
Kieferhöhe zwischen
M,undM,. . .|— | — [640 — | — |59,0| 51,6| 54,4| 48,4| 56,8] 62,5| 48,4 — 62; |
Länge von M, in 0, |
der Kieferhöhe |
zwischen M,u. M, | — | — 1415| — | — |42,9|52,3| 406,9| 56,6) 48,0 42,0 42,0 56,6
Kieferhöhe zwischen
M, undM,. . — | — [61,01 — | — | 54,8] 51,2| 52,6| 45,5) — | 60,5! 45,560; |
Dgl. in Oo derKiefer-
höhe zwischen M,
undM . . — | — 195,4| — | — | 93,0| 99,1| 97,0, 94,01 — | 96,9] 3,0— 99,1 |
Länge von in 0),
der Kieferhöhe
zwischen M;u.M, | — | — 143,5] — | — |46,2,52,8|48,5,60,3| — 143,41 43,4—60,3'
Kieferdicke zwischen
M, undM,. ..1—- | — [195| — | — | 19,1! 19,0| 20,8| 17,2! 19,4) 21,0) 17,2 — 21,0 |
Kieferdicke zwischen
M, und M, . . — | — [17,51 — | — |17,8| 18,2) 19,5] 16,3) — | 20,5| 16,3—205 |
Del. in 0), der Kiefer-
höhe zwischen M
undM 2... .1-1!- 12837 — ı — |32,5!35,637,1\35,9) — 133,9. 32,537,
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
421
grimer Bär fehlt, recht ungleichmäßig entwickelt. Weitaus
die meisten Unterkiefer, und zwar alle, bei denen diess
Frage infolge Ausfalls des M, wirklich entschieden werden
kann, zeigen sie, schwach bis sehr gut entwickelt. Einer
Anzahl von Unterkiefern scheint sie zu fehlen, doch
läßt sich das wegen der in der Alveole sitzenden M, nicht
mit Bestimmtheit behaupten. Auf jeden Fall verhält sich
der Jockgrimer Bär in diesem Merkmal primitiver als die
ssiler Bären (in mm)
Spelaearctos spelaeus
Hohlestein
Naturalienkabinett
Stuttgart
Mittel
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7 |27,7| 30,8 |31,8| 31,0| 32,8] 28,2| 32,2| 28,4| 28,2 30,6 |28,2—32,8 |30,0| 26.9
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— Ä | Ä | |
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148,9 [40,01 59,6 — | — men — [| 470
B3.- 25,0 [31,01 24,6 — | — ee — Re 25,5
Ä | |
51 — ı 23,0 |25,2] 21,0 — | — | -—|- | - | |. - = 23,5
| |
2.5. 3621) 1101 ee u 0 ee Sl 44
Original from
a, Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by GO ogle
422
große Mehrzahl der Deningeri-Formen von Mosbach. Der
Mauerer Unterkiefer dagegen kommt in Bau und Größe
der M;-Alveole, wie überhaupt in seinen sehr beträchtlichen
Dimensionen Spelaearctos spelaeus schon sehr nahe, ja
man darf sagen, daß er darin mit Spelaearctos spelaeus
übereinstimmt. Die gleiche Gliederung der M,-Alveo!e bzw.
der Wurzel des M, wie beim Mauerer Ursus Deningeri
fand ich bei dem Bären der Arctos-Gruppe und bei Spelae-
arctos spelaeus.
M.. Der zweite Molar fällt in Längen- und Breiten-
maß, wie die Tabelle zeigt, mitten in die entsprechenden
Werte des Ursus Deningeri von Mosbach. Ein eigentliches
ingulum fehlt, ist aber gewissermaßen noch angedeutet
durch einen lokalisierten basalen Schmelzwulst auf der
Außenseite vorn am Talonid, wo auch Ursus Deningeri
und Ursus spelaeus ähnliche, in Stärke und Ausdehnung
sehr variable Schmelzverdickungen zeigen.
Die Zahnkrone ist soweit abgekaut, daß in einem den
ganzen Außenrand begleitenden Streifen der Schmelz ganz
weggeschliffen, daß alle Höcker der Kaufläche aufge-
schliffen sind und als Dentininseln im Schmelz liegen.
Trotz dieses Abkauungszustandes sind alle größeren Einzel-
elemente schr gut zu unterscheiden. .Das Paraconid ist,
wie auch meist beim Mosbacher Ursus Deningeri, nur sehr
schwach entwickelt. Protoconid und Metaconid sind mit
den von beiden gegen die Zahnmitte laufenden Jochen so
weit aufgeschliffen, daß sie zwei in der Mittellinie des
Zahnes mit der Spitze zusammenstoßenden Dreiecken
gleichen. Hinter dem Metaconid folgt ein kräftiger, am
Innenrand gelegener weiterer Höcker. Das Hypooonid ist
am Außenrand weggeschliffen. Es ist aber der nach innen
zu ihm vorgelagerte Höcker oder Schmelzwulst in Gestalt
einer „Dentininsel“, also aufgeschliffen, erhalten. Sie. zeigt
in ihrer allseitigen Abgeschlossenheit, daß dieser innere
Höcker ein vollständig selbständiges Element ist bzw. war,
das ebenso wie bei Ursus Deningeri und meist auch bei
Spelaearctos spelaeus vom Hypoconid selbst durch einen
tiefen Graben getrennt gewesen ist. Diese scharfe Gliede-
rung der Hypoconidpartie in zwei Höcker, einen äußeren
und einen inneren, ist typisch für Ursus Deningeri, es unter-
scheidet ihn, wie ich in einer anderen Arbeit über den
Bär von Süßenborn näher erörtern werde, gut von den
Bären der Arclos-Gruppe, bei denen der innere Höcker dem
äußeren als eine breite, nicht höckerartig zugespitzte
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Ben a
Schmelzwulstung angelagert erscheint. Bei Ursus etruscus
scheinen sich nach Rıstorıs Abbildungen (16) beide Aus-
bildungen der Hypoconidpartie und zwischen ihnen liegende
Übergänge zu finden. Ein mir von H. G. STEHLIN freund-
lichst ausgeliehener M, mand. von Ursus etruscus schließt
sich in dem Merkmal der Arctos-Gruppe an.
Das Schmelzbereich um die Hypoconidpartie ist beim
Jockgrimer Zahn so gut wie nicht gegliedert, eine vor
der Abkauung vorhandene Gliederung kann nur flach, wenig
tiefgreifend und damit nur einfach gewesen sein.
Das Entoconid ist relativ schwach, seine Dentininsel
ist in höherem Maße kleiner als die des inneren Hypo-
conidhöckers, als es bei entsprechend abgekauten Zähnen
des Ursus Deningeri von Mosbach und Mauer der Fall
ist. Bei diesem Bär ist das Entoconid überhaupt wesentlich
kräftiger. Auffallend schwach ist an unserem Zahn schließ-
lich auch der vor dem Entoconid stehende, ebenfalls weit
aufgeschliffene Sekundärhöcker, der bei Ursus Deningeri
von Mosbach und bei Spelaearctos spelaeus in weitaus den
meisten Fällen die gleiche Größe wie das Entoconid besitzt,
in keinem Falle ihm wesentlich nachsteht.
Am hinteren Rand des Zahnes läuft vom Entoconid
gegen die Mediane des Zahnes eine aufgeschliffene Leiste,
die ursprünglich wohl mehrere kleine Sekundärhöcker trug.
Die Kaufläche zeigt trotz starker Abkauung noch sehr
deutlich die Grundelemente, die wir am M, mand. fast.
aller Bären antreffen. Aber es fehlt alles Beiwerk an
kleinen, tiefer in der Krone individualisier-
ten Höckern, an Runzeln und Furchen in den Kronen-
depressionen zwischen den großen Höckern. Die Gliederung
erscheint einfacher als bei Ursus Deningeri von Mosbach
und Mauer. Das ist wohl zum wesentlichen Teil Folge der
Abkauung, nicht aber ausschließlich. Der stärker als unser
Zahn abgekaute M, in dem Deningeri-Unterkiefer von Mauer
zeigt in den Depressionen zwischen den großen aufge-
schliffenen Höckern allerlei Furchen und Runze!n, von denen
der Jockgrimer Zahn kaum Spuren erkennen läßt.
Auch in der schwächeren Detailgliederung der Krone
des M. mand. erweist der Bär von Jockgrim einen primi-
tiven Charakter gegenüber dem Ursus Deningeri von Mauer
und Mosbach.
M,. Vom M, ist nur der Talon und ein kleines
Stück des Trigonids erhalten, auf dem man noch den
hinteren Teil des aufgeschliffenen Metaconid und nach außen
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424
schräg gegenüber den aufgeschliffenen, sehr schwachen
Sekundärhöcker zwischen Protoconid und Hypoconid sehen
kann, Dieser Höcker ist nach v. REICHENAU bei Ursus
etruscus, Spelaearctos spelaeus und bei Ursus Deningeri von
Mosbach, mit Ausnahme der chthamalognathen Kiefer vor-
handen. Der Talon trägt ein kräftiges Hypoconid, ein
kräftiges Entoconid, vor dem zwei kleine Sekundärhöcker
stehen, wie es bei Ursus Deningeri von Mosbach auch
häufig der Fall ist. Im ganzen zeigt auch, dieser Zahn
außer den Hauptelementen eine weniger detaillierte Grliede-
rung, als sie Ursus Deningeri eigentümlich ist. Für den
M, eines mesognathen Kiefers ist der Sekundärhöcker
zwischen Protoconid und Hypooconid schwach entwickelt.
Die Merkmale, die wir für den Jockgrimer Bären
als primitiv gegenüber Ursus Deningeri von Mosbach und
Mauer hervorgehoben haben, unterliegen unstreitig im
Deningeri-Kreis und ebenso bei Ursus etruscus, ja Spelae-
arctos spelaeus gewissen, zum Teil starken Schwankungen.
Aber ihre Vereinigung an einem Individuum ist doch sehr
beachtenswert, zumal es sich nicht um einen chthamalo-
gnathen Kiefer handelt, der nach v. REICHENAUs Tnter-
suchungen in verschiedenen Gebißmerkmalen stets primi-
tiver ist, sondern um einen mesognathen Kiefer. Und
im Kreis der mesognathen Formen von Ursus Deningeri
nimmt der Kiefer von Jockgrim trotz seiner beträcht-
lichen Kieferhöhe unzweifelhaft eine tiefe Stellung ein;
er trägt in diesem Sinne Vorläufercharaktere, repräsentiert
eine ältere Form.
II. Das Alter der Fauna von Jockgrim.
Über das Alter des Jockgrimer Tonlagers, in dessen
„obersten Niveaus“ sich nach FREUDENBERG (5, S. 66) die
Hauptmasse der Säugetierreste gefunden hat, finden wir
in FREUDENBERGS Arbeiten zahlreiche Angaben, Er hält
(FREUDENBERG 5, 7, 8) den Jockgrimer Ton für gleichaltrig
mit den Kiesen von Süßenborn und pro parte mit den
Sanden von Mosbach. Spezieller vergleicht er ihn mit
seinem ältesten Löß an der Bergstraße, der nach ihm
als „Lehmzone“ rheinischen Sanden zwischengelagert ist.
„So können wir“, schreibt er (6, 8.104), „das Tonlager
von Jockgrim als das zeitliche und faunistische Äquivalent
der tiefsten Lehmzone im Innern der Mosbacher Sande
an der Bergstraße auffassen, wie ich das schon 1908 an-
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425
gedeutet habe, indem ich Jockgrim als Steppenphase zwi-
schen zwei Woaldphasen (die ältere: tieferes Mauer, Jie
jüngere: Frankenbach) einschaltete.“ Durch den anschließen-
den Satz erfährt die ältere Andeutung und, wie mir Scheint,
auch die jüngere Auffassung eine gewisse Abschwächung:
„Heute bin ich freilich geneigt, mehr Lokalfaunen als
durchgehende Verschiebungen in der Tierwelt in diesem
Wechsel zu erblicken.“
Nun hält FREUDENBERG (vgl. 6, S.102 und 126f.) die
sogenannte Rutotbank innerhalb der Mauerer Sande, eine
Auemergelbildung -+ lokalen Charakters, wie ich früher
(18) gezeigt habe, für einen solchen ältesten abgeschwenımten
Löß und damit für gleichaltrig mit dem Jockgrimer Ton.
Das gleiche Alter nimmt er, wie wir sahen, für eine
„Lehmbank“ in Anspruch, die im Profil vom Pilgerhaus
bei Weinheim die Sande der Mosbacher Stufe teilt. Er
bezeichnet diese trennende Bank in der Profildarstellung
(6, S. 116) als ältesten Schwemmlöß „mit Jockgrimfauna“ (?).
Diese faunistische Charakterisierung ist aber außerordentlich
unsicher und kann FREUDENBERGS Auffassung vom Alter
der eingelagerten Auemergelbildungen alias Schwemmlöß
und damit vom Altersverhältnie der Jockgrimer zur Mos-
bacher und Mauerer Fauna nicht zur Stütze gereichen.
Seine Grundlagen sind folgende: „Bei den Grabungen von
1905/1906 fand man in Bruchstücken die Tibia eines Pro-
boszidiers, die mit Elephas Trogontherü, der Lößform,
eher als mit E. antiguus übereinstimmen dürfte.“ (6, S. 120.)
Daß diese Beurteilung sehr unsicher ist, geht aus anderen
Ausführungen des Autors hervor: „Es sei denn, daß der
im ältesten Schwemmlöß (zwischen, nicht über den
Flußsanden!) am Pilgerhaus gefundene Proboszidier zu
E. Trogontherii gehöre.‘ (6, S. 106-107.) „Der darunter
sich in Erosionsfurchen (doch ohne einen großen zeitlichen
Abstand) ausbreitende älteste Löß enthält am Pilgerhaus
einen nicht näher bestimmbaren Elefanten“ (6, S.123). Auf
Grund eines solchen Befundes kann man nicht wahrschein-
lich machen, ja nicht einmal mutmaßen, daß die „Lehm-
bank“ innerhalb der Mosbacher Sande am Pilgerhaus mit
dem Jockgrimer Tonlager gleichaltrig sei; ganz abgesehen
davon, daß ein Zlephas trogontherii führender Horizont
innerhalb der gerade durch eben diesen Elefanten charakte-
risierten Mosbacher Sande niemals als besondere Zeitstufe
innerhalb der Mosbacher Sande in Anspruch genommen
werden kann. Und ebenso fehlt jeder Beweis für die An-
er N Original from
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426
nahme, daß das Jockgrimer Tonlager mit der „Rutotbank“
von Mauer zu parallelisieren wäre. Aus dieser Bank kenne
ich sicher (aus der Försterschen Sammlung) Reh und
Edelhirsch. Von den drei Individuen des Zlephas #rogon-
therii, die bisher von Mauer in Gebißresten nachgewiesen
sind (SOERGEL, 18), stammen die Reste von zweien sicher
aus Kies, wie das anhaftende Gestein beweist, das Zahn-
fragment des dritten im Geologischen Institut zu Tübingen.
nach den anhaftenden Gesteinsresten, aus einer fein-
sandigen, mergelhaltigen Schicht. Die eine Seitenwand des
Zahnstückes ist bedeckt mit einer „Eisenkruste“, wie si:
sich gern an der Basis von Mergelschichten in Kieslagern
bildet. Der Zahn könnte also wohl aus einer der ver-
schiedenen Mergelschichten stammen, die im Verlaufe des
Abbaus in Mauer angeschnitten worden sind, er könnt:
auch in der Rutotbank gelegen haben. Ein bestimmter
Fundhorizont läßt sich auch für diesen Zahn nicht wahr-
scheinlich machen. Und selbst wenn er in der Rutotbank
gefunden worden wäre, so könnte er in Anbetracht. des
sicher kiesigen Lagers der beiden anderen Reste von El.
frogontherii im Sinne der FREUDENBERGSschen Interpretation
keine ausschlaggebende Bedeutung beanspruchen,
Es gibt bis heute keine Anhaltspunkte dafür, daB
solche in Altwasserrinnen gebildete, Kiesmassen einer
Schotterterrasse zwischengelagerte Mergelbänke eine andere
Säugetierfauna führten, als die liegenden und die hangen-
den Kiesmassen. Die Haupt-Mergel- oder Tonbank, die
im erschlossenen Kieskomplex des Süßenborner Kieslagers
sehr weit, aber nicht regional verbreitet ist, hat bisher
keine Spezies geliefert, die nicht auch über und unter ihr
in den Kiesen vorkäme.
Eine zeitliche Parallelisierung des Jockgrimer Tonlagers
mit der Rutotbank in Mauer oder der „Lehmbank‘“‘ innerhalb
der Mosbacher Sande am Pilgerhaus kann also faunistisch
gar nicht. begründet werden. Die vorliegenden Funde
und die Erfahrungen über die Fossilführung solcher
Kiesen eingelagerte Auemergelbänke in anderen Gebieten
sprechen deutlich dagegen. Auch in den geologischen Be-
funden findet eine solche Auffassung keine Stütze. FRET-
DENBERG hält den Ton von Jockgrim für einen abgeschwemm-
ten verlehmten Löß, desgleichen die Rutotbank von Mauer
und die „Lehmbank‘“ innerhalb der Mosbacher Sande am
Pilgerhaus. Für die Rutotbank trifft diese Deutung sicher
nicht zu, sie ist eine einfache fluviatile Auemergelbildung
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42%
(vgl. SOERGEL 18). Wenn FREUDENBERG diese Auemergel-
bildung als verschwemmten Löß anspricht, so darf man
seiner Deutung der ‚„Lehmbank‘ im Pilgerhausprofil und
des Tons von Jockgrim, die ich beide anstehend nicht ge-
sehen habe, als verschwemmte Lößmassen mit Zweifel be-
gegnen. Sollte das Ursprungsgestein des bläulich-grauen
Tons, der mehreren der mir übersandten Fossilien von
Jockgrim anhaftete, ein Löß gewesen sein, so müßte er
jedenfalls sehr erhebliche Veränderungen erlitten haben,
die eine Bestimmung des Gesteins auf analytischem Wege,
ob alter Löß oder Rheinschlick, sehr erschweren würden.
FREUDENBERG glaubt allerdings durch eine Anzahl Ana-
Ivsen (6, S 103 und 105) beweisen zu können, daß im
Jockgrimer Ton kein alter Rheinschlick vorläge. Die beiden
vom Jockgrimer Ton gegebenen Analysen, die eine vom
blauen Ton, die andere von der obersten gelben, offenbar
durch Oberflächenverwitterung aus dem blauen Ton her-
vorgegangenen Schicht, zeigen zunächst, wie beträchtliche
Änderungen in der chemischen Zusammensetzung schon
die Oberflächenverwitterung hervorrufen kann. Der Ver-
gleich dieser Analysen mit der eines alluvialen Rheinschlicks
in FREUDENBERG'S Arbeit (6) ist nicht stichhaltig, weil die
Komponenten des alluvialen Rheinschlicks zum Teil in
anderer Gruppierung bzw. Bindung dargestellt sind, weil
das Material der einen Jockgrimer Analyse vorher bei 100°
geglüht wurde, weil der beim Jockgrimer Ton irgendwie
in Verlust gegangene, in dem alluvialen Rheinschlick mit
21,440 vertretene Kalkgehalt in der Analyse des Rhein-
schlicks die Werte aller anderen Komponenten gegenüber
den entsprechenden Werten des Jockgrimer Tons stark
herabdrücken muß. Eliminiert man, zunächst ohne Berück-
sichtigung der anderen Veränderungen, die eine chemische
Verwitterung unter humidem Klima hervorrufen muß, den
kohlensauren Kalk aus dem alluvialen Rheinschlick, so zeigt
sich doch eine recht. große Ähnlichkeit in den in Vergleich
gestellten Analysen. 55,26% SiO, im Rheinschlick stehen
38,98 und 65,50% SiO, im Jockgrimer Ton gegenüber;
39 MgO im Rheinschlick 2,97% im blauen und 0,75%
im gelben, verwitterten Jockgrimer Ton, 1,44% K,O im
Rheinschlick 2,8800 im blauen, 1,80% im gelben Jock-
grimer Ton. Am größten bleiben die Unterschiede im
Tonerde- und Eisengehalt. 9,8% Al,O, im Rheinschlick
stehen 18,57 im blauen und 23,30 im gelben Ton von Jock-
grim gegenüber, und 1,69% Fe,O, im Rheinschlick 6,51%
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im blauen und 9,7% im gelben Ton von Jockgrim. Der Ton-
gehalt ist aber überhaupt sehr schwankend in fluviatilen
Bildungen und der Eisengehalt einer Gesteinsprobe ist. ganz
abgesehen von ähnlichen Schwankungen in nicht unbe-
trächtlichem Maße, abhängig von Vorgängen, die nach Ab-
tagerung des Gesteins wirksam waren. Ich kann diesen
Analysen, die durch weitergehende Umrechnungen über-
haupt erst voll vergleichbar gemacht werden könnten, keinen
Grund dafür entnehmen, daß im Jockgrimer Ton kein alter
Rheinschlick oder Auemergel vorläge. Daß solchen Aue-
mergelbildungen Lößmaterial zugemischt ist oder sein kann,
soll nicht bestritten werden. Es können sehr wohl schon
zur Bildungszeit der Mosbacher und Mauerer Sande Lösse im
Einzugsgebiet des Neckar, Main und Rhein angestanden
haben. Sie müssen den Flüssen Material geliefert haben, das
vermischt mit der gewöhnlichen Flußtrübe besonders in
Altwasserrinnen zum Absatz gelangen konnte. Aber die
Zeit eines solchen Absatzes braucht keineswegs eine Löß-
bildungsperiode, ein Steppenphase gewesen zu sein,
und das Lößmaterial herrscht in solchen Auemergelbänken
innerhalb von Kiesmassen nie in einem Maße vor, daß über
ihren Charakter als fluviatiler Auemergel ein Zweifel
herrschen könnte. Regionale stratigraphische Bedeutung
haben derartige Bildungen nicht, auch nicht für ein so
kleines Gebiet, wie es die Orte Mosbach— Wiesbaden, Mauer
und Jockgrim umgrenzen. Und selbst in engeren Ablage-
rungsbereichen können wir ihnen keine genetisch-strati-
graphische Bedeutung einräumen, wie das mit fortschreiten-
dem Abbau erfolgte Schwinden der Rutotbank und das
Erscheinen neuer Auemergelbänke über und unter dieser
überschätzten Bank im Profil von Mauer beweisen. Es
bedarf weder tektonischer noch besonderer klimatischer
Ursachen, um solche Aucmergelbänke im Aufschüttungs-
bereich eines Flusses entstehen zu lassen. Sie sind als
Ablagerungen in Altwasserrinnen die selbstverständlichen
zeitlichen Äquivalente von Schotter-, Kies- und Sandablage-
rungen im Talgebiet unkorrigierter Flüsse.
Ich kann aus allen diesen Gründen auch die geolo-
gischen Argumente nicht als stichhaltig anerkennen, die
FREUNENBERG für die von ihm vertretene Auffassung vom
Altersverhältnis der Jockgrimer zur Mosbacher und Mauerer
Fauna anführte. Der einzige Weg, hier zu gesicherten Er-
gebnissen zu gelangen, scheint mir heute noch der
faunistisch-stratigraphische. Er darf zur Bestimmung des
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
429
Altersverhältnisses von Jockgrim zu Mosbach und Mauer
unbedenklich eingeschlagen werden, weil die drei Fund-
orte innerhalb des Oberrheingebietes in einem Bereich
liegen, das zur gleichen Zeit auch von der gleichen Tier-
welt bewohnt gewesen sein muß. Größere, nachweislich
nicht nur auf einer Lückenhaftigkeit der bisherigen Auf-
sammlungen beruhende Unterschiede im Vorkommen faziell
verschieden angepaßter Säugetierarten zwischen den Faunen
der drei Fundorte und besonders verschiedene Entwick-
lungshöhe gleicher Arten bzw. Stammarten beweisen des-
halb hier unbedingt verschiedenes Alter.
Ich habe schon vor Jahren (18) versucht, durch
faunistische Vergleiche das Alter der Fauna von Jockgrim
festzulegen. Da ich die damals vertretenen Anschauungen,
soweit sie zunächst das Altersverhältnis zu Mauer und
Mosbach betreffen, auch heute nach Ergänzung der Jock-
grimer Fauna nicht zu ändern habe, vielmehr in den neu
hinzugekommenen Arten eine weitere Stütze für diese An-
schauungen finde, so kann ich mich im folgenden kürzer
fassen.
Der altdiluviale Ton von Jockgrim hat bisher folgende
Arten geliefert:
1. Equus cf. germanicus NEHR.
. Rhinoceros etruscus FALCc.
5. Hippopotamus amphibius L.
4. Alces sp. cf. latifrons JoHns.
5. Capreolus capreolus L.
6. Cervus elaphus L.
1. Cervus megaceros verticornis Dawek.
8. Bison priscus v. MEYER
9. Elephas meridionalis trogontherii und trogontherii
Pon1.
10. Trogontherium en FiscH.
11. Canis neschersensis (Croizetl) DE BLAINVILLE.
12. Ursus Deningeri v. REICHENAU.
Von diesen Arten gestatten Elch, Reh und Edelhirsch
wegen des sehr spärlichen Materials keinen näheren Ver-
gleich mit den entsprechenden Arten der Fauna von Mauer,
die wir zunächst in Betracht ziehen wollen. Flephas tro-
gontherii in beiden Formen und der langhornige Bison
von Jockgrim charakterisieren die Tierwelt einer offenen,
waldarmen Landschaft, die aber nicht die reinen Züge
einer Steppe getragen haben kann, wie die Cerviden, vor
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SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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allem Edelhirsch und Reh erweisen. Der fazielle Unter-
schied gegen die Waldfauna von Mauer ist aber groß genug,
um eine Gleichaltrigkeit beider Faunen auszuschließen.
Unter den Mauer fehlenden Arten, Hippopotamus amphibius,
Cervus megaceros verlicornis, Elephas meridionalis tro-
gontherii, Trogontherium Cuvieri und Canis neschersensis
— der Canide von Mauer gehört zu Canis mosbachensis —
beweisen zum mindesten der Elephant und der große Biber
das höhere Alter von Jockgrim. In welchem Niveau auch
immer die Zähne des Elephas trogontherii von Mauer ge
legen haben mögen, die zum Teil recht primitiven, auf
El. meridionalis trogontherii zu beziehenden Zähne von Jock-
grim deuten unbedingt auf ein höheres Alter dieser Fauna.
Nehmen die Reste von EI. trogontherii von Mauer ein be-
sonders tiefes Lager im gesamten Kieskomplex ein, »
ist das höhere Alter von Jockgrim ohne weiteres sicher.
Entstammen die Zähne des El. trogontherii von Mauer den
obersten Schichten über der durch El. antiquus charakteri-
sierten Hauptmaße der Kiese, so muß Jockgrim ebenfalls
älter sein als das gesamte, durch Funde belegte Mauer,
da es der El. antiquus führenden Hauptmasse der Kies
nicht zeitlich entsprechen kann. Zum gleichen Ergebnis
führt der Vergleich in einigen anderen Arten. Rhinoceros
etruscus von Jockgrim nimmt im Rahmen der Mauerer
in einigen Merkmalen gelegentlich an Rh. Merkii an-
klingenden Etruscusform (vgl. SoERGEL 18, Wurım 21) eine
tiefe Stellung ein; der Bär von Jockgrim 'ist primitiver als
Ursus Deningeri von Mauer. Der Umstand, daß von diesen
Arten erst sehr wenig in Jockgrim gefunden worden ist,
schränkt ihre Bedeutung für die Altersfrage nicht ein,
da das in Vergleich gestellte Material von Mauer mit
Ausnahme des Bären sehr umfangreich ist und da man in
dem Auffinden nur oder vorherrschend primitiverer Formen
bei verschiedenen Gattungen in Jockgrim doch keinesfalls
nur einen Zufall sehen kann. Die primitiven Molaren
aus dem El. trogontherii-Kreis und das nach FREUDENBERG
häufige Vorkommen von Trogontherium Cuvieri bleiben
stets entscheidend für das höhere Alter der Jockgrimer
Fauna.
Dieses Altersverhältnis findet auch in dem von FREr-
DENBERG (5) beschriebenen Profil von Jockgrim eine Stütze.
Es entsprechen die grauen Rheinsande mit Elephas anli-
quus, die nach Zwischenschaltung eines Lignithorizontes
über dem Tonkomplex liegen, wie FREUDENBERG (9, S. 131)
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
431
schon ausführte, den Mauerer Sanden oder doch einem Teil
der Mauerer Sande.
Ein Altersvergleich mit der Mosbacher Fauna hat zu-
nächst zu berücksichtigen, daß die Mosbacher Fauna nicht
»inheitlich ist. Sie besteht, wie ich früher (18) auseinander-
gesetzt habe, aus drei Teilen, die nach den Prohoszidiern
als Mastodon arvernensis-Fauna, Elephas meridionalis-
Fauna und Elephas trogontherü- und antiquus-Fauna bezeich-
net werden können. Der letzten gehört die Hauptmasse der
in Mosbach gefundenen Skelettreste bzw. Arten an. Daß
die Jockgrimer Fauna älter sein muß als diese letzte, von
mir früher als Mosbacher Hauptfauna bezeichnete Fauna,
ergibt sich aus den im Vergleich mit der Mauerer Fauna
eenannten Gründen. Es kommt hier, wo auch in der ver-
glichenen Fauna Elephas trogontherii der herrschende Ele-
fant ist, noch das Fehlen des Cervusg megaceros verlicornis
als wichtiges Moment hinzu. Nun haben zwar auch die
Mosbacher Sande einen sehr guten Schädel eines Hirsches.
aus dem Kreis des Cervus megaceros verticornis geliefert,
er hat sich aber im tiefsten Niveau der Mosbacher Sande
gefunden, aus dem Trogontherium Cuvieri ausschließlich
und FHippopotamus major fast ausschließlich entstammen;
es ist das Fundniveau unserer zweiten oder Meridionalis-
Fauna von Mosbach. Ich halte mich zu einer Zuordnung
dieses Hirsches aus der Verticornis-Gruppe zur Mosbacher
Meridionalisfauna um so mehr berechtigt, als dieser Hirsch
in der Entwicklung von Aug- und Eissproß einen
primitiven Zug trägt gegenüber den Verticornisformen, die
mit Elephas trogontherii zusammen gefunden wurden. Bei
diesen ist die Augsprosse entweder bis auf einen + kräf-
tigen Knopf reduziert oder völlig verschwunden. Ein solcher
. megaceros verticornis fehlt aber der Mosbacher EI. tro-
gontherii-Fauna.
Daß die Jockgrimer Fauna jünger sein muß als die.
Meridionalisfauna von Mosbach, beweist allein schon das
Vorkommen des phylogenetisch jüngeren Elefanten in Jock-
grim. Die Fauna von Jockgrim steht also zeitlich zwischen
der Meridionalis- und der EI. trogontheri-Fauna von Mos-
bach, sie ist, wie ich schon früher (18) gezeigt habe, dem
Mosbacher Faunenkomplex zeitlich zwischengeschal-
tet, nicht aber mit einer ihrem Fundgestein petrographisch
entsprechenden Ablagerung dem Mosbacher Ablage-
Trungskomplex.
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lieil
432 —
Ob tiefere Horizonte der Mosbacher Sande dem J
grimer Tonlager, ob eine Anzahl von Mosbacher Foss
zeitlich der Fauna von Jockgrim entsprechen, läßt ‘
heute noch nicht endgültig entscheiden, ist aber wahrscH
lich. Wie mir OÖ. SCHMIDTGEN mitteilte, stammt der UM
kiefer eines sehr primitiven, als Elephas meridionalis !
gontherii zu bezeichnenden Elefanten von der Basis #
Mosbacher Sande. Er entspricht völlig dem Elefaf
von Jockgrim. Es ist bei dem offenbar 'verschiedenen &
logischen Alter der in den tiefsten Mosbacher Schic#
gefundenen Säugetierreste sehr wohl möglich, daß di
Unterkiefer ein Vertreter der Jockgrim-Fauna ist, daß &
solchen zwischen der Mosbacher El. meridionalis- und !
El. trogontherii-Fauna zeitlich stehenden Fauna auch |
anderen Mosbacher Arten eine Reihe von Fundstüdl
zuzuzählen sind. Auf jeden Fall aber wäre eine so:
der Jockgrimer zeitlich entsprechende Fauna bis heute 3
sehr schwach vertreten, wir würden ihr Vorhanden@D
mit größerer Berechtigung behaupten dürfen, wenn 4
tieferen Schichten der Mosbacher Sande Reste des typis sch i Wi
DI
Bi
Br dem alle Canidenreste aus den Mosbacher San
angehören, liegt in den mittleren Schichten der Mosbach®
Sande und gehört zweifellos der El. trogontherii- — El. 5
quus-Fauna an.
Die Altersverhältnisse zwischen den Faunen von Jod
grim, Mosbach und Mauer sind danach in ganz sch@
matischer Darstellung die folgenden:
Jockgrim Mosbach |
Elephas trogon- Elephas trogo {
rn theri-u.Elephas } IIL |-----------
Elephas antiquus- |entiquus-Fauna
Fauna der grauen | —
Rheinsande
frogontherü-Faunades onalis
Tonlagers trogontherü
Elephas meridionalis Ele has
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Diluviale Rheinkiese
und Sande mit
:zwischengelagerten E eo .
Tonbänken a ‚meridio men u
Pliocän Mastodon L
arvernensis \
Die genauere Altersbestimmung der Jockgrimer Fauna
im Gliederungssystem des Eiszeitalters erfordert über das
Oberrheingebiet weit hinausgreifende faunistische Vergleiche.
Aus dem durch Bohrungen bekannten gesamten Jockgrimer
Diluvialprofil, das sich unter den Säugetiere führenden Tonen
noch mehrere Dekameter in Rheinkiesen und Rheinsanden
mit zwischengelagerten Tonbänken fortsetzt (FREUDENBERG 6,
Thürach 20), ergibt sich zunächst, daß unser Tonlager
keinesfalls dem Beginn des Quartär angehört. Es liegt
eine gute Zeitstrecke vom Pliocän entfernt. Es ist anderer-
seits, wie schon ganz allgemeine faunistische Vergleiche
lehren, sicher nicht jünger als die sog. erste norddeutsche
oder Mindelvereisung der Alpen. Welche spezielle Stellung
es in diesem als Altdiluvium zu bezeichnenden Zeitraum
einnimmt, kann nur im Vergleich mit altdiluvialen Faunen
erschlossen werden, deren Fundgesteine zu den Glazial-
ablagerungen eines der beiden großen europäischen Ver-
eisungsgebiete in bestimmte Lagerungsbeziehungen treten.
Altdiluviale Faunen von derartig sicher bestimmtem geo-
logischen Alter kennen wir innerhalb Deutschlands nur
in Thüringen; hier ist es vor allem die Fauna von Süßen-
born, die nach ihrem Säugetierbestand wichtige Vergleichs-
momente bietet. FREUDENBERG hat diese Fauna mit der
von Jockgrim für gleichaltrig gehalten, ich selbst (18)
habe geglaubt, in Süßenborn eine ältere und eine jüngere
Fauna lediglich aus paläontologischen Erwägungen heraus
unterscheiden und die ältere, genauer den jüngeren Teil
der älteren, mit der Fauna von Jockgrim zeitlich paralleli-
sieren zu können. Die Anhaltspunkte für eine solche Zwei-
teilung der Süßenborner Fauna waren schwach, im Fund-
niveau. der Arten nicht zu begründen, der fazielle Charakter
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 28
Aue & N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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434
beider Faunen der gleiche. Wollen wir sicher gehen
und einer sicheren Eingrenzung des Alters der
Jockgrimer Fauna’ vor einer nicht hinreichend zu
sichernden Fixierung den Vorzug geben, so können
wir hier die Süßenborner Fauna als eine Einheit auffassen.
Die Süßenborner und die Jockgrimer Fauna haben
mancho gemeinsamen Züge, In beiden trägt Räinoceros
efruscus primitive Charaktere; von Zlephas trogontherti,
der in beiden Faunen allein die Elefanten repräsentiert. sind
auch aus Süßenborn eine Anzahl primitiver Molaren be-
kannt geworden, beide führen Cervus megaceros verticornis,
und die Pferdeart von Jockgrim scheint in der Süßen-
borner, an Pferdearten reichen Fauna einen nahen Ver-
wandten zu haben. Es bestehen unstreitig starke fazielle
Ähnlichkeiten. Ein faunistischer Altersvergleich wird sich
aber vor allem auf die Entwicklungshöhe der beiden ge-
meinsamen Arten zu stützen haben, und hierfür sind die
Funde von Jockgrim leider in verschiedenen Arten noch
ganz unzureichend. Für den Elefanten läßt sich, da im
Verhältnis zu dem sehr großen Molarenmaterial aus Süßen-
born primitive Molaren vom Gepräge der primitiven Mo-
laren von Jockgrim in Süßenborn ungleich seltener sind,
die Auffassung ‚vertreten, daß Zlephas trogontherii von
Jockgrim einer etwas älteren Periode angehört. Elch, Rot-
hirsch und Reh sind von Jockgrim für spezielle Vergleiche
viel zu fragmentär und spärlich bekannt geworden. Und
dasselbe gilt leider auch für C. megaceros verticornis, der
in Jockgrim bisher nur Geweihstümpfe, aber keine Gebiß-
reste geliefert hat. Das Vorkommen der Art oder Groß-
art an sich entscheidet nicht, da Faunen mit Hirschen aus
der Verticornis-Gruppe ein sehr verschiedenes Alter im
Rahmen des Altdiluvium besitzen. Einer schr frühen Zeit
gehört von diesen Faunen die Fauna von St. Prest an,
der gleichen oder einer wenig jüngeren Zeit die von
STEHLIN (10) beschriebene Fauna von Rossieres. \Wesent-
lich jünger sind die Faunen von Tiraspol, Süßenborn,
Lauffen am Neckar (unter anderen mit Zlephas trogontherii
und Eauus mosbachensts. Nat. Kal. Stuttgart) und Montreuil
bei Paris, die der Vorstoßperiode der Mindeleiszeit an-
gehören. Es ist, wenn die faziellen Bedingungen erfüllt
waren, als durchaus möglich zu betrachten, daß auch inner-
halb des von beiden Faunengruppen eingegrenzten Zeit-
raums Faunen mit einem Elefanten des Mertidionalis-
Trogontherii-Stammes und einem Hirsch aus dem Ver-
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
435
ficornis-Stamm bei uns gelebt haben. Die bisherigen Fund-
stücke von C. megaceros verticornis von Jockgrim gestatten
leider keine phylogenetisch-stratigraphische Auswertung.
- Für ein höheres Alter von Jockgrim könnte schließlich
das reichliche Vorkommen des in Süßenborn fehlenden
Trogontherium Cuvieri angeführt werden. Das Fehlen von
Hippopotamus und Canis neschersensis in Süßenborn ist
nicht entscheidend, desgleichen kann ich der etwas reiche-
ren Ausgestaltung der Zahnkrone des einzigen M, mand.
des Bären von Süßenborn keine ausschlaggebend Bedeu-
tung beimessen. Soweit aber Verschiedenheiten zwischen
beiden Faunen und zwischen entsprechenden Arten beider
Faunen bestehen, scheinen sie mir für ein etwas höheres
Alter der Fauna von Jockgrim zu sprechen.
Ich habe früher (18), als wir noch berechtigt schienen,
mit nur 4 bzw. 5 Vereisungen oder kalten Perioden des
Eiszeitalters zu rechnen, die Jockgrimer Fauna in den An-
fang der Günz-Mindel-Interglazialzeit gestellt. Diese Auf-
fassung kann ich heute, nachdem wir von einem viel
häufireren Klimawechsel innerhalb des Eiszeitalters unfer-
richtet sind, nicht mehr aufrecht erhalten. In Thüringen
haben sich über der Süßenborner Schotterterrasse noch
drei weitere altdiluviale Schotterterrassen nachweisen lassen
(vergl. SorrseL, Diluviale Flußverlegungen und Krusten-
bewegungen, Gebr. BoRrNTRÄGER, Berlin 1923, und, Die
diluvialen Terrassen der Ilm und ihre Bedeutung für die
Gliederung des Eiszeitalters, G. FiscHer, Jena 1924) und
die von mir in Thüringen geologisch begründete Klima-
gliederung des Eiszeitalters stimmt so vollständig mit der
detaillierten astronomisch begründeten Eiszeitgliederung
KÖörrEN-WEGENERS (KÖPPEN-WEGENER, Die Klimate der geo-
logischen Vorzeit, Gebr. BorxTrRÄGER, Berlin 1924) über-
ein, daß an der Richtigkeit dieser detaillierten, mit 11
kalten Phasen oder Eiszeiten rechnenden Gliederung nicht
mehr zu zweifeln ist. Vor die sog. 1. norddeutsche, jetzt
als Mindel II oder Eiszeit IIb bezeichnete Eiszeit (= Kiese
von Süßenborn) fällt Mindel I oder Eiszeit IIla, und vor
dieser liegt der in zwei Eiszeiten (la und Ib) zerfallende
Komplex der Günzeiszeit. Ist Jockgrim älter als Süßen-
bom, was mir heute wahrscheinlicher ist, so kann es doch
nur in eine Zeit fallen, in der auch der stets mildere Westen
Deutschlands Zlephas antiquus keine voll zusagenden
Lebensbedingungen bot, d. h. als unter dem Einfluß eines
rauhen Klimas die Waldbestände stark zurückgingen und
28*
Original from
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E = Böse per Sen we elee PIRTCH Be rn eis N RRTTESNE ae
RIED En PiiLEeOr AEG aa VYV COAST HEN & PTOrSeraee Renee 002.4: STREET SNNARTRETE ES EN Hop y
436
die offene Landschaft zur Herrschaft kam. Solche Ver-
hältnisse konnte nur die Vorstoßphase einer Vereisung
heraufführen. Ich bin deshalb heute geneigt, die Jockgrimer
Fauna in die Vorstoßphase von Mindel I oder Eiszeit IIa
zu stellen. Die geringe Größe des Flußpferdes von Jock-
grim, das bei Vereisungen von nicht sehr beträchtlicher
Ausdehnung über deutschem Boden sich wohl im Oberrhein-
gebiet halten konnte, ließe sich als eine Folgeerscheinung
der verschlechterten Lebensbedingungen erklären.
Ich verhehle mir nicht, daß diese Argumentation keine
völlig schlüssige ist. Die faunistischen Anhaltspunkte, die
Jockgrim heute bietet, sind für eine schlüssige Argumentation
noch zu gering. Unsere Auffassung findet schließlich aber
auch eine Stütze darin, daß eine jüngere Altersstellung der
Jockgrimer Fauna, die aus faziellen Gründen keinesfalls
einem vollen Interglazial zugewiesen werden kann, zu un-
lösbaren Schwierigkeiten in der Altersstellung der sicher
jüngeren Faunen Mosbach III und Mauer führen würde,
Auch für Mosbach ist sicher, daß die Hauptmasse seiner
III. Fauna in der Vorstoßphase einer Vereisung gelebt hat
(SOERGEL 18), und zwar einer nicht unbedeutenden Ver-
eisung, da ihre klimatischen Auswirkungen oder Begleit-
erscheinungen sich bis in das klimatisch stets begünstigte
Oberrheingebiet erstreckten. Die der Mindel II-Vereisung
nach sehr langer Interglazialzeit folgende war aber sehr
klein und hat selbst in Mitteldeutschland (vergl. SOERGEL,
Die Gliederung umd absolute Zeitrechnung des Eiszeit-
alters, Gebr. BORNTRÄGER, Berlin 1925) nur in bescheidenem
Maße Verschiebungen in der Säugetierwelt hervorgerufen,
Und überdies scheint es auch aus faunistisch-statigraphischen
Gründen ganz ausgeschlossen, die Mosbacher Fauna (III)
mit dem Vorstoß einer jüngeren Vereisung als Mindel II
zu parallelisieren.
Zukünftige Funde werden die Altersfrage für die Jock-
grimer Fauna endgültig, und wie ich glaube, in unserem
Sinne entscheiden lassen.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGÄN
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zu Halle. Bd. XXI 19%.)
Original from
u, Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
439
18. Zur Paläogeographie und Ammonitenfauna
des Lias «, nebst einer Revision der Nürtinger
Psilonotenfauna.
Von Herrn WERNER LANGE in Berlin-Friedenau.
(Hierzu Tafel KVIII bis XXI und 13 Textabbildungen.)
INHALT. Buhz
I. Allgemeiner Teil:
Einleitung Eee. ser te ; a ee ar
Lias a, in Norddeutschland und England . rennen. 44
Verteilung der Leitfossilien im süddeutschen Liass «a .. 442
Schambelen #-.. = wa. er 2 er ee rc 446
Verteilung der Leitfossilien in Lias a "Norddeutschlands
nach: der älteren Literatur. . 2 2 2 2 202. 0... 42
' Weltweite Verbreitung der Zonen des Lias z. . . . . . 453
Avicula contorta im Lias « ’. . 2 2... era Add
Örtliche Verschiedenheiten in der Faunenfolge een. 455
Wanderungen von Leitammoniten . . . 2 2.0.0... 459
Ostrea-Gryphaea als Leitfossilien. . 2. 2. 220. ..0. 0. 462
Zusammenfassung . 2 2 2 2 2 2.0 .. ae Brei ias a: 08
HI. Palaeontologischer Teil:
Die Ammonitengattungen des Liassa. . . 2 2... . . 466
Psiloceras planorbis Sow. und psillonotum W. . 2... . 473
harpoptychum Hoıı.. und distinctum Pour, 0. 45
„
u (Waehneroceras) subangulare Ovv.. . ..... 478
5 (Waehneroceras) Waidelichi spec. nov.. ... . 481
5 (Waehneroceras) hircinum Quest... 20.0.0. 48
;; ef. haploptychum Warnner 2 200. 0.483
s nuerlingense Houi... . 2» 2...» ne. 484
“ (Waehneroceras) Pompeckji spec. MOV. ee dh
r (Laqueoceras) Hollandi W. Lasse. . . . 485
trossingense M. SCHMIDT nom. nov., (Anm.) . 485
Schlotheimia (Scamnoceras) striatissima (Qv.) Pome. . . . . . 486
„ depressa (Qu.) WAEHNER. 2 2... een. . 488
; depressa var. princeps S. Buckm. em... 2... 490
2 stenorhynchaW ..Lance var. complanatav.Koı:xi:n em. 492
Gattungen Vermiceras, Coroniceras, Arnioceras Hxyırı . . . . 49
Armioceras ct. semicostatum Yovso und Brunn . ....... 499
Arnioceras ci. fortunatum S. Buckm. 2. 2 2 00020000 . 503
Coroniceras westfalicum spec. NOV. » 2 2 2 een . 507
u wesffalicum, kvankhaft . . 2 2 2 222000. 513
pseudophioides spec. NOV... 2» 2 2 2 202 nen 515
Schriften- Nachweis... Bel Bar dr en be er u Se 521
Nachtrag: über Lias 5 Norddeutschlands De a er . 926
Original from
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a
Erläuterung von Abkürzungen bei Ammoniten-
beschreibungen
Dm -: Durchmesser
Nw - Nabelweite
Wh Windungshöhe z
Wd = Windungsdicke \ am Ende der gemessenen Röhre
Wd-r Windungsdicke, über den Rippen gemessen
Wd-i Windungsdicke, zwischen den Rippen gemessen
Mh Mündungshöhe -- Abstand der Außenseiten zweier
aufeinander folgender Windungen
Ri -Bippenzahlen — Anzahl der Rippen auf je einer
Windung, von außen nach innen.
Die in Klammern gesetzten Ziffern geben die Windungsmaße
auf einen Dm - 100 bezogen an.
l. Allgemeiner Teil.
Im Jahre 1924 sind mehrere Arbeiten über den unter-
sten Lias Süddeutschlands erschienen, die ein paläogeo-
graphisches Bild Süddeutschlands an der Trias-Jura-Wende
zu geben versuchen, und zwar von PRATIE, RÜGER und
VOLLRATH (siehe Literaturverzeichnis unter 1924).
In ihren paläogeographischen Ergebnissen kommen die
genannten Autoren zu völlig entgegengesetzten Anschar-
ungen. Nach Rücer (1924, S. 170, 173) ist das schwäbische
Psilonotenmeer und auch das der Angulatenzeit nach XNor-
den abgeriegelt und soll seinen Anschluß an die Thetys
im Süden über das vormalige vindelizische Land hinweg,
das als eine Art Barre noch vorhanden gewesen sein
soll, gefunden haben. Nach VoLLRATH kommt jedoch nur
eine Transgression von Norden her, also durch die hessische
Straße, in Frage; die ältere Auffassung hielt ein Ein-
dringen von Westen auf zwei Wegen, durch eine helvetische
und eine alsatische Straße, für das Gegebene. Diese Wider-
sprüche haben ihren Grund in der unzureichenden palä-
ontologischen Methode der Verfasser und im Mangel an
Kritik bei Benutzung der älteren Literatur.
Bei unserer heutigen Kenntnis oder besser Unkenntnis
besonders der Cephalopoden des unteren Lias Süddeutsch-
lands und ihrer stratigraphischen Einordnung muß eine
Paläogeographie dieses Gebiets zurzeit des Lias « als ver-
früht bezeichnet werden. Während RütcEr (1924, S. 120)
das wohl auch selbst empfunden hat und sich selbst recht
skeptisch über den Wert seiner Paläogeographie äußert,
unternimmt es VOLLRATH, alle bisherigen Anschauungen
umzustürzen und der Geologie neue Wege zu weisen. Wie
im folgenden gezeigt werden soll, ist dies aber zurzeit
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGÄAN
441
weniger dringlich, als die richtige Anwendung der alt-
bewährten Methoden. Dazu gehört in erster Linie eine
zenzaue paläontologische Durcharbeitung streng stratigra-
phisch gesammelten Fossilmaterials. Es ist hier nicht be-
absichtigt, sämtliche Irrtümer und Fehlschlüsse der ge-
nannten Autoren, in erster Linie VOLLRATHRs, nachzuweisen,
sondern es sollen nur einige der auf unzulänglichen palä-
ontologischen Daten beruhenden Trugschlüsse richtiggestellt
werden.
Als Grundsätzliches sei vorangestellt: Daß cs kaum
„absolute“ Leitfossilien gibt und nach unseren Erfahrungen
in der Gegenwart auch höchstens ausnahmsweise geben
kann, erscheint selbstverständlich, und nicht diese These
ist es, (die bestritten wird, sondern strittig ist, wo die Grenze
unseres Erkennens liegt und wie weit eine Zonengliederung,
Parallelisierung der Zonen in verschiedenen Bezirken und
darauf aufbauend eine Paläogeographie möglich ist. Diese
Grenze hat besonders VOLLRATH, in geringerein Maße auch
RUÜGER, viel zu eng gezogen, und die Möglichkeiten der
Gliederung und Parallelisierung sind bei weitem nicht aus-
geschöpft. Wie Verfasser schon bei einer früheren Ge-
legenheit (1924) betonte, können uns hier nur neue sorg-
fältige stratigraphisch-faunistische Untersuchungen im süd-
deutschen Lias weiterbringen.!)
Lias a, in Norddeutschland und England.
Es dürfte zweckmäßig sein, zunächst auf die palä-
ontologisch besser durchforschten Gebiete Norddeutsch-
lands und Südwestenglands kurz einzugehen. In
Norddeutschland wurde die Psilonotenstufe durch BRANDES
(1912) in drei, durch die Arbeiten des Verfassers (1922,
1924) in vier meist scharf geschiedene Zonen gesliedert.
Durch gleichzeitig in England erschienene Arbeiten von
TurcHher (1924), W. D. Laxc (1924) und SpatH (1924)
ergibt sich eine weitgehende Übereinstimmung des nord-
deutschen untersten Lias mit dem englischen, wie folgende
Gegenüberstellung zeigt:
——
1) An der mangelnden Exaktheit (in stratigraphischer und
paläontologischer Hinsicht) der älteren Arbeiten scheiterte schon
HyarT (1889), der, von paläontlogischer Seite das Problem
angehend, glaubte, bereits damals alle Fragen der Abstammung,
des Faunenausfauschs und der Wanderungen der Ammoniten des
Lias @ lösen zu können. Inzwischen hinzugekommene Erkenntnisse
zeigen, wie sehr seine Lösungsversuche verfrüht waren.
N % Original from
SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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442
Norddeutschland
(nach W, Lange)
Südwestengland (Dorset,
Glamorgan, Somerset)
Zone des Zone des Psiloceras
N Psiloceras planorbis planorbis bzw. aequabile
1-b Zone des Psiloceras Zone des Psiloceras
: (Caloceras) Johnstoni (Caloceras) Johnstoni
fehlt Zone des Psiloceras
(Waehneroceras) Portlocki
Zone des Zone des
: Psilophyllites Hagenowi | Psilophyllites Hagenowi
Zone des
Proarietites lagueus
a-l-d Zone der Proarieten = ga
Zone des Proarietites
(Alsatites) liasicus
Die Übereinstimmung der Zonenfolge in Norddeutschland
und Südwestengland ist also eine fast vollständige, nur
sind in England noch zwei weitere Ammonitenzonen aus-
geschieden (mit Psiloceras Portlocki und Alsatites lia-
sicus), die bisher aus Norddeutschland nicht mit Sicherheit
bekannt sind und vielleicht infolge von Schichtlücken in
den Zeiten der vom Verfasser (1922; 1924) nachgewiesenen
Regressionsphasen in den meisten Gegenden fchlen.
_ Verteilung der Leitfossilien im süddeutschen Ilias c.
VoLLRATH kommt nun in zwei Arbeiten über den
schwäbischen Lias «u (1924a und b) zu dem Schluß,
daß die bisher für Leitfossilien verschiedener Zonen des
Lias « gehaltenen Ammoniten der Gattungen Pstlaceras,
Schlotheimia und Ariefites (im alten, umfassenden Sinn!)
als solche versagen. VOLLRATH legt daher den Haupt-
wert auf die petrographische Beschaffenheit der Schichten
und sucht zu erweisen, daß die ‚„Psilonoten, Angnulaten
und Arieten” nicht in zeitlich getrennten Zonen ange-
ordnet sind, sondern in räumlich nebeneinander bestehen-
den ‘Faunenbezirken, die verschiedene Entfernungen von
den Küstenlinien beziehungsweise verschiedene Tiefenlagen
des transgredierenden Meeres repräsentieren, VOLLRATH
kommt — olıne zwingende Begründung -— zu einer anderen
Parallelisierung der Bänke im Lias a Badens und Württem-
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
4148
bergs, als es bisher üblich war, welche Auffassung von
M. Scumiıpr (1924) und Pratse (1924) mit Recht bekämpft
wird. Ohne auf diesen Punkt näher einzugehen, der nur
durch stratigraphisch-faunistische Beobachtungen an Ort
und Stelle endgültig geklärt werden kann, scheint es doch
erforderlich, die paläontologischen Grundlagen VOLLRATHS
einer Kritik zu unterziehen, da VoLLRATH als ein Haupt-
ergebnis seiner Arbeit betrachtet den „Nachweis, daß die
Ammoniten des Lias « als Leitfossilien in strengem Sinn
nicht zu gebrauchen sind“. Die paläontologischen Grund-
lagen, die VOLLRATH zu diesem Ergebnis führen, sind
überaus dürftig.
RÜGER „stimmt mit VOoLLRATH in der Bewertung des
paläontologischen Materials für chronologische Zwecke
durchaus überein“ (1924, S. 98); nach RÜsER „ist unser
stratigraphischses System auf unbewiesenen und wahrschein-
lich auch unbeweisbaren Voraussetzungen aufgebaut, be-
sonders wo es sich um kleine Zeiteinheiten (Zonen und
Subzonen) handelt‘ (1924, S. 174).”) RÜGER leugnet nicht,
wie VOLLRATH, die selbständige Badeutung d.r Psilonoten-
stufe, Angulatenstufe und Arictenstufe für Süddeutschland,
ja erkennt sogar den Zonen des Psiloceras planoröis
und Psiloceras Johnstoni lokal — nämlich für Lothringen
und den Kraichgau, wo die Planorbiszone fehlt — ein
selbständiges Dasein zu, kommt jedoch z. B. für Württem-
berg zu dem Ergebnis: „Alle Cephalopoden der drei nord-
deutschen Subzonen (des Lias 0,) finden einzig und allein
ihr Lager in der württembergischen Psilonotenbank“ (1924,
Ss. 132). Diese Angabe ist, sowohl was das Vorkommen
der aus Süddeutschland beschriebenen Ammoniten in einer
einzigen Bank, als auch was das Vorkommen der nord-
deutschen Formen in Süddeutschland betrifft, objektiv un-
richtig, auch ohne Berücksichtigung der neuesten Ver-
öffentlichung des Verfassers (1924).
2) Seine Untersuchungen des Südamerikanischen Jura führten
JAWORSKI (1914) gerade zu dem entgegengesetzten Schluß.
JAWORBSKI schreibt: „Vergleichen wir die Aufeinanderfolge der
Horizonte in Südamerika mit der europäischen Einteilung, so
finden wir, daß im großen und ganzen vollkommene üÜber-
einstimmung herrscht. Es ist das eine Tatsache, die ganz be-
sonders hervorzuheben ist, weil ich in ihr nicht nur einen
glänzenden Beweis für die Brauchbarkeit und Richtigkeit unseres
stratigraphischen Systems über ausgedehnte Teile de. Erde sche,
sondern weil sich aus ihr auch sehr wichtige S-hlüsse in
tiergeographischer und paläogevgraphischer Hinsicht erzebon.“
N % Original from
SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
444
VOLLRATH, RÜGER und andere Autoren gehen von
der Fiktion aus, daß es sich bei der süddeutschen, be-
sonders der württembergischen „Hauptpsilonotenbank‘ oder
„unteren Psilonotenbank“, um eine durchgehende Bildung
handelt; VoLLRATH komnit außerden noch zu der Auf-
fassung, daß diese durchgehende Bank nicht gleichzeitiger
Entstehung sei, sondern, einer bestimmten Tiefenstufe des
transgredierenden Meeres entsprechend, zwar zusammen-
hängend, aber ungleichzeitig gebildet sei, daß also die
Psilonotenbank im Norden bei einer von Norden kon-
menden Ingression älter sei als die im Süden. Diese
Annahmen sind durch nichts bewiesen. Auch starke Kalk-
bänke keilen bekanntlich gern aus, während in anderer
Höhenlage ungteichzeitig gebildete einsetzen können. No
ist es längst bekannt, daß die" Psilonotenbank als solche
stellenweise fehlt, . B. an der Pfrondorfer Höhe (Po=-
PFCKI 1893, b. S. 70). Die starken faunistischen Differenzen
in „der“ Psilonotenbank z. B. von Nellingen und XNür-
tingen — hier fast nur Psiloceras planorbis und plica-
fulum, dort die Honzaxpsche Fauna?), führen mich nun
im Gegenteil nach den bisher vorliegenden, allerdings z. T.
unzulänglichen Faunenbeschreibungen zu dem Schluß, daß
es sich um zeitlich verschiedene Faunen, als
3) Die Ammonitenfauna der Nürtinger „Psilonotenbank“ setzt
sich nach den Untersuchungen des Verfassers aus folgenden Arten
zusammen, wozu noch einiges Neue hinzukommen ınag:
Psiloceras distinctum Pour. (einschließl. Ps. nicarium Hoı.ı..)
r harpoptychum Hoı.ı..
„ harpoptychum var. ornata W.L.
” cf. subangulare Ovr.
s Waidelichi W.L.
” hircinum Quenst.
5 Pompeckji W.L.
“ cf. haploptychum W ann.
z Nürtingense Hoı.ı..
» Hollandi W.L.
» Johnstoni var. stenogastor W. 1.. (HoıLaxn 1900,
Taf. 9, 6).
Nach Hornrasn tritt Psdloceras planorbis, plicatulum, brevicellatum
bei Nürtingen ‚fast völlig zurück“. ‘Nach freundlieher brieflicher
Mitteilung von Herrn Waiperich, dessen eifriger Sammeltätigkeit
unsere Kenntnis der Nürtinger Fauna zu danken ist, wurde jedoch
kein Exemplar dieser drei Arten bei Nürtingen gefunden, sie fehlen
vielmehr hier völlig. Ferner gibt Herr WaiEnich an, daß die nach
Horı.anp 60 cım starke Psilonuotenbank von Nürtingen zweispältig
war und die Ammoniten nach Aussage der Arbeiter nur in der
unteren Bank vorkamen.
NE > Original from
SONZe Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
445
auch unter Ablehnung der unbewiesenen VOLLRATHSchen
Hypothese um vertikalverschiedene Kalkbänke
händelt, zumal an anderen Stellen — bei Hechingen,
Balingen — bereits zwei Bänke übereinander beobachtet
wurden, von denen die untere die Fauna von Nellingen,
die obere die von ‚Nürtingen führen soll (SCHMIERER 1913)*).
Ähnlich liegen die Verhältnisse vermutlich bei Beben-
hausen. :
Sodann ist auch der von PoMmPrrcks (1893a) ausge-
schiedene Horizont der Duslinger Oolithbank
mit Proarietites sironotus Qu. und Schlotheimia stria-
tissima Qu. durch die Beweisführung Rücers (1924, S. 128,
131) durchaus nicht erschüttert. Ob der Horizont als
Oolithbank durchgeht, ist ebenso belanglos hierfür wie der
Umstand, daß die Fossilien in ihm sehr selten sind. Als
Charakterfossil gehört vor allem noch Proarietites laqueus
Qu. in diese Zone, .von dem QueExsteot (1858, S. 43)
schreibt, daß er „wohl aus einer Geodenlage oberhalb
der Psilonotenbank‘“ stammt. Das außerdem von PoMPEcKYI
angeführte Bruchstück einer Schlotheimia angulata (1893,
S. 78) sowie das Bruchstück einer hochmündigen Schlot-
heimia können nicht als Gegenbeweis dienen, da sie spe-
zifisch nicht sicher bestimmbar sind; außerdem kommen
bekanntlich auch in Norddeutschland Schlotheimien im
Proarieten-Horizont vor (Scamnoceras praecursor W. L.
und Scamnoceras teutoburgense, W. LanGe 1922 und 1924).
Diese Auffassung wird unterstützt durch einen neuen Be-
fund von M. ScHMmipTrs),, der 1925 im Schönbuch bei
Bebenhausen eine tiefere ‚„Psilonotenkalkbank mit reich-
lichen Psiloceras Johnstoni‘ und 160 cm darüber eine
zweite oolithische Kalkbank antraf, die als erstes Fossil
einen „unverkennbaren Proarietites laqueus‘‘ lieferte.
Hiermit stimmen aufs beste die Befunde von Langen-
brücken überein, wo Derrxner und FraAs (1859) eine
untere Bank mit Am. psilonotus plicatus Qu. = Psiloceras
Johnstoni, eine obere mit Am. lagueus und Am. longi-
pontinus Fraas (Opp.) angeben, welche Angabe Rücer
(1922, S.31) bestätigt — allerdings unter gleichzeitiger
Ableugnung der Gliederungsmöglichkeit.'
*) Die Beobachtungen von SCHMIERER sind weder bei VOLL-
RATH (19%24a), noch bei RüGER (1924) oder PrartsE (1924)
verwertet. |
5) Nach frdl. brieflicher Mitteilumg an den Verfasser.
er N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
446
Wenn Krüörren (1921) schreibt: „Auch in Schwaben
scheinen Laqgueus-Formen sowohl dicht unter wie dicht
über. den Angulatus-Schichten aufzutreten“, so ist diese
Angabe irrig und beruht vermutlich, was das Vorkommen
über den Angulatus-Schichten betrifft, auf Verwechslung
von Vermiceraten mit Proarietites bzw. Alsatites. Über
das Lager dieser Formen in Lothringen bringt Kr.örrEt
keine Klarheit. .
(Schambelen.)
Es mögen an dieser Stelle gleich einige Bemerkungen
über den Schweizer Insektenmergel angeschlossen
werden, da dieser zum mindesten zum größten Teil in
denselben Horizont zu stellen ist, soweit die bisher vor-
liegenden Arbeiten einen Rückschluß gestatten. VortrATı
dienen diese Bildungen als einer seiner Beweise für die
mangelnde Horizontbeständigkeit der Leitammoniten «des
Lias «a, da nach MorscHa dort Am. angulatus vor Am.
planorbis auftritt; auch PratsEe (1924, 8. 17) glaubt zu-
nächst keinen Grund zu haben, an der Richtigkeit der
Bestinmungen MorscHs zu zweifeln, während RüsrEr
(1924, S. 103) sich diesen gegenüber kritischer einstellt.
die Schichten der Schambelen aber für ein Äquivalent der
Psilonoten- und Angulatenschichten anspricht. Dem mul
entschieden widersprochen werden. MorscH (1867) hat das
Profil von der Schambelen mit den Bestimmungen von
HrEr (1865) übernommen. Grundsätzlich muß allen Be-
stimmungen von Formen als Schlotheimia angulata, die
vor den Arbeiten von WAEHNER und POMPECKT (1893 b)
erschienen sind, das größte Mißtrauen entgegengebracht
werden. Vor WAEHNER sind nicht nur die meisten
Schlotheimien, sondern auch ein großer Teil der Psilo-
ceraten („Waehneroceras“) von der Mehrzahl der Autoren
als Schlotheimia angulata bestimmt worden, wie man so-
wohl aus der Literatur wie aus den alten Sammlungen
ersieht?). Sodann sind die Formen von der Schambelen
Stets verdrückt, also der Spezies nach in der Regel über-
haupt nicht sicher bestimmbar. Es werden von HEER und
Morsch Am. angulatus, Am. longepontinus und Am.
planorbis aufgeführt und die letzteren beiden von HErER
abrebildet. Der Am. planorbis ist danach eine nicht näher
6%) Die Mißdeutung von Psiloeeraten vom Waehneroceras-Typ
als Schlotheimia angulata geht nach den Erfahrungen des Ver-
fassers bei manchen Autoren bis in die allerneueste Zeit:
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
447
definierbare Jugendform (ohne Loben), der Am. longepon-
tinus ein Psiloceras aus der Gruppe des Psiloceras mega-
stoma (mit Loben). Die Am. angulatus stellen nach brief-
licher Mitteilung von Herrn MARTIN ScHMIpT, der die
Originale kürzlich im Züricher Museum besichtigte, an
den Verfasser ebenfalls vermutlich Psiloceraten (Waehnero-
ceras-Gruppe) dar. Schließlich ist noch ein dem Verfasser
durch freundliche Vermittlung von Herrn MARTIN SCHMIDT
zum Vergleich eingesandtes Stück aus dem Material
MozscHs erwähnenswert, das — gleichfalls flachgedrückt —
zufolge seiner Hochmündigkeit und seiner biarkuaten An-
wachsstreifen vermutlich ein PAylloceras oder Euphpyllites
— cf. Phylloceras uermoesense HERBICH (WAEHNER 1898) —
ist. Die ganze Ammonitenfauna ist nur mit der der Pro-
arietenzone überwiegend alpinen Gepräges vergleichbar.
Was schließlich das Vorkommen des Psilo-
phyliites Hagenowi in Süddeutschland be-
trifft, so genügen weder die Angaben Rotes (1853, 1857)
noch die FıxckHas (1910) zur Eingliederung. FınckH be-
hauptet zwar, daß Psiloceras planorbis und Psil. Hagenow
für die „untere Psilonotenbank‘ leitend seien, in seinem
maßgeblichen Profil von Vaihingen (Südrand des Pfaffen-
waldes) fehlt jedoch Psiloceras planorbis, so daß die oben
erwähnte Angabe Fıxckus aus verschiedenen Profilen
kombiniert sein dürfte. Die Auffassung des Verfassers,
daß Psilophyllites Hagenowi auch in Süddeutschland einen
besonderen, höheren Horizont einnimmt als Psiloceras
planorbis, wird bestätigt durch eine Beobachtung von
WETZEL, wonach bei Vaihingen unter dem „Hagenowi-
kalk‘“" nochmals eine Muschelbank mit Psiloceras planorbis,
Psil. plicatulum und „Psil. subangulare‘ folge (zitiert bei
Vorrratn 1924. b). Mit FınckHus und WrrTzers Psiloceras
subangulare ist in stratigraphischer Hinsicht nichts an-
zufangen, da nicht feststeht, welche Form der Artreichen
Gruppe sie gemeint haben, und zudem das Lager des
echten P’siloceras subangulare bis heute nicht feststeht.
Es sei hinzugefügt, daß diese Gruppe in Norddeutschland
nach neueren Beobachtungen Vertreter in den Zonen x:1'b
(Johnstoni-Zone) und a«’1-d (Proarieten-Zone) hat‘).
a nn num
*) Nach den sorgfältigen Untersuchungen von Herrn JÜnGsT
kommt bei Helmstedt eine neue, Psiloceras engonium W.L. nahe-
stehende und mit diesem vom Verfasser (1924) ursprünglich
identifizierte Form 'in der: Zone des : Psiloceras Johnstoni vor
—= Psiloceras. :;helmstedtense. Jüxest. (Nach frdi. mündlicher
Mitteilung von Herrn JÜNGST.)
Original from
BaNzea) Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
| jitized by (00 le
8
448
ee a ne
' Nach der neuesten Veröffentlichung von M. SCHMIDT
(1925, S. 279) kommt zufolge einer Beobachtung von
WETZEL ein Vorläufer von Psilophyllites-Hagenowi bei Tü-
bingen zusammen mit Psiloceras planorbis vor. Dieser
ist verschieden von der geologisch jüngeren Vaihinger Form,
und auch diese weicht in mehrfacher Beziehung von der
norddeutschen ab. Hier hat also zunächst die Paläontologir
das Wort.
VOLLRATH bekämpft in seiner ersten Arbeit die Aul-
fassung, daß die „Psilonoten, Angulaten und
Arieten“ einander im Lias « der Reihe nach ablösen;
es ist aber schon seit QUENSTEDTS und PoMrEcKJs Arbeiten
bekannt, daß dies nicht streng der Fall ist, daß also die
Gattungen Psiloceras, Schlotheimia und Arietites (im
alten Sinn!) keine Leitfossilien sind. Trotzdem wird man
aus historischen wie auch Zweckmäßigkeitsgründen die alten
Bezeichnungen für die drei Abteilungen des Lias = ruhig
beibehalten können, zumal Psiloceras und ‚„Arietites‘‘ nach
Ausschiffung einiger nicht dahin gehöriger Gruppen, also die
Gattungen Vermiceras, Coroniceras, Ärnioceras usw., im
außeralpinen Nordmeer ‚ihr Lager einhalten‘, mit höchstens
ganz vereinzelten, noch zweifelhaften Ausnahmen, und nur
Schlotheimia ein unsicherer Vertreter ist, der nach unten
und oben übergreift.e. Immerhin ist auch Schlotheimia in
der Unterstufe und Oberstufe des Lias «a relativ seltener
und beherrscht die Mittelstufe im Nordmeer ausschließ-
lich. Schlotheimia angulata dürfte lediglich auf die Mittel-
stufe beschränkt sein. Folgende Übersicht (s. S. 449) gibt
eine Anschauung über die Verbreitung der Ammoniten-
gattungen im Lias «a Norddeutschlands.
Mit diesem Schema lassen sich die Verhältnisse in
Süddeutschland, soweit verläßliche Angaben vorliegen, recht
gut in Einklang bringen. Die Abgrenzung der Psi-
lonotenstufe nach oben ist gegeben durch das Er-
löschen der Gattung Psiloceras und ihrer stammverwandten
Psilophyllites, Saxoceras, Proarietites. Einige spätere als
Psiloceras beschriebene Formen, die nur in Einzelexem-
plaren gefunden worden sind, nämlich Psiloceras pseud-
alpınum Pomp. (1893) und Psiloceras Baltzeri Epstrın
(1908) aus den Angulatenschichten, sowie Psiloceras capra-
ibex Pomr. (1893) aus den Arietenschichten, sind erneut
daraufhin zu prüfen, ob es sich nicht um krankhaft ver-
bildete Schlotheimien bzw. Arieten handelt, was sich durch
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
449
ensdauer der Ammonitengeschlechter im Lias « Norddeutschlands.
Psilonoten-Stufe |Angulaten-Stufe] Arieten-Stufe®)
|
SS 18 |. .
gs |8 IS |8]8 |. & 1888 |48
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S IS IS ISIS IS IS ISSIS |S
loceras Hy.(einschließ-
h Caloceras und Waeh-
rccerass) . ...
lophyllites Sparh®) .
oceras W. LANGE . .
mrietites W. LANGE und
satites Haus . . . .
imnoceras W. LANGE
Hotheimia BayLE em, .
miceras, Coroniceras,
rnioceras, A gnscieras
ıW, “ “ eo “ eo ‘.
|
Vergleich mit den gleichzeitig und gleichenorts vorkommen-
den Ammoniten dieser Gattungen feststellen lassen dürfte.
Für diese Annahme spricht der Umstand, daß dem Verfasser
solche krankhaften Exemplare aus Norddeutschland vor-
liegen, die zu Schlotheinia (Scamnoceras) angulata SCHLOTAH.,
Schlotheimia (Scamnoceras) angulosa W.L., Schlotheimia
germanica W. L. und Coroniceras westfalicum W. L.
gehören und sich von diesen nur durch die Be-
schaffenheit der Außenseite, über die die Rippen, wie bei
Psiloceras, unter Fehlen der Furche bzw. des Kieles bogen-
En S BSPAEEPE SEE REES ee
|
|
8) Die Gliederung der Arietenstufe Norddeutschlands ist noch
nieht in wünschenswerter Weise durchgeführt. Eine in der eng-
lischen Literatur bereits zitierte Dissertation von FıEGE über
die „Biostratigraphie der Arietenschichten Nordwestdeutsch-
lands und Württembergs“ (Göttingen 1923) war dem Verfasser
noch nicht zugänglich.
°) In Württemberg von der Planorbis-Zone ab (nach
M. ScuMipTt, 1925).
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 29
ur % Original from
a, Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Digitized by re) ogle
450
‚förmig, wie bei Psiloceras subangulare Orr., hinweglaufen,
"unterscheiden. Selbst von 4Amaltheus und Harpoceraten
aus mittlerem und oberem Lias sind mir entsprechende
Formen bekannt, die nichts mit Psiloceras zu tun haben.
Auch der "Ammonites longidomus aeger (JQuUENST. (Amm.
Taf. 6, 3), ferner Hyarts krankes Coroniceras rofijorme
(1889. Taf. 3,-7, 11, 12, 13) u. a. m. gehören z.B. hierher.
Nach Rüskr (1924, S. 134) „ist es in Württemberg schwer,
eine Grenze zwischen Psilonoten- und Angulatenschichten
anzugeben, die letzten Endes nur eine konventionelle Be-
deutung hat“. Dem ist entschieden zu widersprechen!
Die Abgrenzung der Angulatenstufe nach
.oben kann nun nicht mit dem Erlöschen von Schlot-
"heimia oder Scamnoceras erfolgen, sondern ist mit dem
ersten Auftreten von Arieten der Gattungen Vermiceras
und Coroniceras gegeben. Verfasser hat (1924) in West-
falen eine ganze Anzahl Arten von Schlotheimia und
Scamnoceras in der Zone des Coroniceras westfalicum nach-
gewiesen, zu denen noch eine weitere neue Art, Schlot-
heimiu arielis spec. nov., hinzukommt. Ob dieser Horizont
mit dem schwäbischen ‚„Kupferfels“ und „Vaihinger Nest‘
übereinstimmt, aus denen eine Mischfauna von Schlot-
heimia und Arteten verbürgt ist, scheint mehr als zweifel-
haft. Die aus diesen Bildungen beschriebenen Vermiceraten
— Vermiceras Conybeari Sow., Vermiceras longidomus
Quzrnst. — fehlen in Westfalen und an anderen nord-
deutschen Örtlichkeiten, bilden aber in Südwestengland den
tiefsten Horizont der Arietenstufe; es scheint daher wahr-
scheinlich, daß Kupferfels und Vaihinger Nest eine Zone
darstellen, die in die norddeutsche Diskordanz zwi-
schen Angulaten- und Arietenstufe fällt!®).
Vielleicht gehört aber im Kraichgau der von Rücer (1922,
S. 49, 73) beschriebene unterste Arietenhorizont wenig-
stens zum Teil in dieselbe Zeit wie die westfälischen
Bildungen, der nach RüÜGER neben Coroniceras rotiforme
Sow. und Bucklandi Sow. Schlotheimia Charmassei D’ORB.
und einige andere, nicht genau vergleichbare Schlotheimien
führt, und ebenfalls durch eine Diskordanz von den Angu-
10) TuomAs (1923) beschreibt vom Fallstein (Achim—Rocklum—
Mattierzoll—Wetzleben) gleichfalls eine Geröllage an der Basis
der Arietenschichten, was aufs beste mit den Beobachtungen des
Verfassers übereinstimmt und die Schichtlücke zwischen Angu-
laten- und Arietenschichten auch für diese Gegend illustriert.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
451
latenschichten getrennt ist. Ein wesentlicher Unterschied
besteht nur darin, daß von hier auch noch Vermiceras
longidomus QUENST. angegeben wird. Als weitere Besonder-
heit sei gleich das Hinaufgehen der „Schlotheimia angu-
lata SCHLOTH.* in höhere Schichten, bis in die Zone des
Euagassiceras spinaries QuEnst., angeführt (RÜGer 1922,
S. 53, 54, 59), doch ist wohl ein Zweifel gestattet, ob es
sich wirklich um Schlotheimia angulata handelt; aber auch
wenn es eine andere Art der Untergattung . Scamnoceras
sein mag, so bietet doch diese für die Gruppe bisher
neue Höhenlage besonderes Interesse auch wegen der Ver-
kKnüpfung von Scamnoceras mit Angulalticeras (pars). Die
Funde wären auch daraufhin zu prüfen, ob es sich nicht
um Sulciferiies Spatz handeln könnte, welche Gattung
in England ihr Lager im Hangenden der Agassiceras-Zone
und im Liegenden der Birchi-Zone hat und die aus Deutsch-
land bisher nicht bekannt geworden ist.
VOLLRATH benutzt in seiner Arbeit im allgemeinen
nur die Begriffe Psilonoten, Angulaten und
Arieten, mit denen — besonders in seiner Fassung --
allerdings nicht viel anzufangen ist; nur gelegentlich und
im zweiten Teil (1924 a, S. 53) kommen einige genauere
Fossilangaben vor; doch auch diese sind unvollständig —,
so erwähnt er nicht die HorzLanpsche Fauna, auch nicht
die SCHMIERERSche Arbeit über Hechingen, und auch in
dem besonderen Abschnitt operiert er mit den Begriffen
„glatte Psilonoten“, ‚„gerippte Psilonoten‘‘, ‚„Riesenangu-
laten“ usw. Mit solchen Begriffen, auf die auch RüÜGER
öfter (1924, S. 131, 156; 1922, S. 35ff.) seine Beweis-
führung aufbaut, und zu denen noch „angulate Ammoniten‘,
„Psilonoten von alpinem Typus“ und „Riesenarieten‘‘ hin-
zukommen, ist schlechterdings gar nichts anzufangen oder
zu beweisen. Insbesondere ist es ein Irrtum, daß zu unterst
„glatte Psilonoten“, darüber „gerippte Psilonoten‘“ folgen
sollten, da das gerippte Psiloceras plicatulum (Qu.) PoMr.
ein steter, wenn auch seltener Begleiter des glatten
Psiloceras planorbis ist. Ebenso kommen ‚„Riesenangulaten‘
verschiedener Art in der Angulaten- und Arietenstufe vor,
in Norddeutschland von den mittleren Angulatenschichten
ab (Schlotheimia germanica W. L.). Und wann ein Psilo-
ceras alpinen, wann außeralpinen Typus hat, ist erst recht
nicht festzustellen; eine Grenze zwischen diesen beiden
„Typen“ — wenn wir einmal Psiloceras planorbis und
Psiloceras calliphyllum als Grundlage annehmen wollen —,
29%
er N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
452
von denen jeder eine große heterogene Gruppe darstellt,
die ineinander verschwimmen, ist nicht festzustellen!!).
Verteilung der Leitfossilien im Lias « Norddeutschlands
nach der älteren Literatur.
Es wäre ein leichtes, an Hand der älteren Lite-
ratur über Norddeutschland es zu unternehmen.
auch für Norddeutschland das Versagen der Leitammoniten
des Lias « nachzuweisen. Als Fundgrube hierfür ist in
erster Linie Brauns zu empfehlen (1871, S. 61). Nach
Brauxs tritt in Norddeutschland Am. Johnstoni und Am.
planorbis überall gemengt auf „mit einziger Ausnahme der
Lokalität Exten, wo Am. planorbis fehlt“; ebenso mengt
sich Am. planorbis mit An. Hagenowi; ferner Am. Haye-
nowi mit An. angulatus (Halberstadt) und Am. Johnstons
mit Am. angulatus (S. 178). Brauxns kommt betreffend
den Wert der Leitfossilien des Lias « für Norddeutschland
zu genau denselben Schlußfolgerungen wie VoLLRATH für
Süddeutschland. Nach ScHröxzach (1865) findet sich bei
Halberstadt Am. Hagenowi zusammen mit Am. unqulatus,
bei Exten Am. Hagenouwi höher als Am. laqueolus, naclı
Hıxsorr (1914) bei Helmstedt Schlotheimia angulata tiefer
als Am. laqueolus, der nach Bnranp:s (1912) die Höchst-
zone der Psilonotenschichten bezeichnet und unter Schlot-
heimia angulata liegen soll. Nach MoxkE (1889) hat ın
der Herforder Mulde Am. Johnstoni die tiefste Lage, darüber
erst folgt Arm. planorbis, während es nach Braxpes (1912)
im Gebiet zwischen Harz und Egge umgekehrt ist. Diese
kleine Auswahl mag vorläufig genügen. Man sieht, dal auch in
Norddeutschland die genannten Formen als Leitfossilien
für besondere Horizonte im Lias « unbrauchbar sind —
wenn man die Angaben der Literatur kritiklos übernimnit.
Die Klärung sei für alle Fälle auch mitgegeben. Die
Angaben von Brauxs sind falsch, z.T. beruhen sie auf
Verkennung der Ammonitenspezies, so von Am. laqueobıs.
den Bravxns mit Am. Johnstoni vereint, sonst meist auf
nicht bankmäßigem Sammeln der Fossilien; nur hei
Exten hatte Bravxns mehr Glück, da hier die Zone
mit Psiloceras planorbis zu seiner Zeit nicht cer-
1) RÜGER (1924, 8. 1062) überniimmt auch eine Angabe von
Strüßı über ein Pstloceras von Niederschöntal, „das eine grube
Ähnlichkeit mit den von HoLLaxp (100) beschriebenen Formen
haben soll“. Darunter kann man sich auch absolut niehts vor-
stellen!
dung N Original from
RlNZEODN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
455
schlossen war. Dice Angaben von MonkE sind aus ver-
schiedenen Profilen unrichtig kombiniert, die von SCHLÖN-
BACH und HARBORT beruhen auf Verwechslung berippter
Psiloceraten der „Waehneroceras“-Gruppe mit Schlotheimia
angıulalta, wobei zu bemerken ist, daß schon SCHLÖNBACH
die Eigenart seines Am. angulatus richtig erkannte; ferner
vereinte SCHLÖNBACH mit Unrecht die gekantete Varietät von
Psiloceras Johnstoni (var. stenogastor W. LANGE) mit seinem
Am. laqueolus. wodurch sich seine Angabe betreffs Exten
klärt. Das Hinaufgehen des Am. Johnstoni bis in die
Angulatenstufe bei Brauns, auf das sich ‘auch PrartseE be-
zieht (1923), ist vermutlich auf unrichtige Bestimmungen
der Fauna der Proarietenstufe zurückzuführen. Lediglich die
Beobachtungen von BRANDEs, dessen Verdienst um die
Stratigraphie des unteren Lias groß ist, sind verläßlich,
obwohl auch ihm bei den vorläufigen Bestimmungen noch
mancherlei Irrtümer unterliefen!?). Auf die vom Verfasser
inzwischen weitergeführte Gliederung wurde schon eingangs
Bezug genommen.
Weltweite Verbreitung der Zonen des lLiasa.
Wie aus der Seite 442 gegebenen Übersicht hervorgeht,
besteht eine weitgehende Übereinstimmung zwischen dem
norddeutschen und englischen unteren Lias. Das Gebiet,
das hierfür in Frage kommt, hat von Cardiff bis Halber-
stadt cinen Durchmesser von rund 1000 km, das nord-
deutsche allein einen solchen von 170 km. Das von VorL-
RATH untersuchte Gebiet Süddeutschlands hat einen größten
Durchmesser von etwa 80 km, und auf diesem eng-
begrenzten Gebiet soll nicht nur in der Psilonotenstufe,
sondern im ganzen Lias « eine Zonengliederung nach
Ammoniten nicht möglich sein, vielmehr sollen auf diesem
kleinen Gebiet sich die von VoLLRATH geschilderten Faunen-
wanderungen abgespielt haben! Und noch weiter! Nach
Tırmaxnn (1917) beginnt in Nordperu, bei Chilingote, Ut-
cubamba-Tal, der Lias mit einem dunklen, bituminösen
Kalkstein, der Psiloceras planorbis, cf. plicatulum, John-
stoni, alf.Emmrichti GCmB. und Reissi Tıırm. führt, aus
12) Die von BrRANDEs aufgeführten, in die Liste des Ver-
fassers (1924) nicht mit aufgenommenen l;jas-a-Cephalopoden sind
aus der Liste der norddeutschen Cephalopoden des Lias @ zu
streichen, da das Belegmaterial hierfür entweder infolge Ver-
drückung oder fragmentarischer Erhaltung (Wohnkammerbruch-
stücke) nicht bestimmbar war.
N % Original from
SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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welchem Horizont auch Caloceras Ortoni Hyırr (1889)
stammen soll; darüber folgen mächtige dunkle Schiefer,
die in ihrem unteren Teil Schlotheimia angulata, in höheren
Lagen zahlreiche Arietiden, hauptsächlich Vermiceras und
Arnioceras, enthalten; außerdem finden sich in den höheren
Schiefern an Cephalopoden Microderoceras Bircht SOoW.
Schlotheimia cf. angustisulcata GEyER, Phylloceras ct.
‚glaberrimum NEUM. und zwei Atractites-Arten. Wenn auch
nach Tınmanns Abbildungen die angeführten Psiloceras
planorbis und Johnston mit unsern deutschen Formen
nicht ident zu sein scheinen, sondern sich von diesen durch
wesentlich schnelleres Anwachsen der Windungen unter-
scheiden, so sind sie diesen doch nahe verwandt. Die An-
gaben von Tırmann werden auch von Jaworskı (1914,
1923) und anderen bestätigt. Man ist daher wohl berechtigt,
von einer weltweiten Verbreitung der alten
drei Quexsteptschen Abteilungen des Liasxz zu
sprechen. Es ist also gerade umgekehrt, wie VoLLRATH
(1924 a, S. 56) meint:
Gerade im größeren Gebiet lassen sich die Ammoniten
des Lias « zu Horizontbestimmungen verwerten, und nur
im kleinen süddeutschen Gebiet versagen sie?
Avicula contorta im Lias a?
Verfasser muß ces sich versagen, im einzelnen den
Irrtümern von VoLLRATH und — in.geringerem Maße —
Rüger bei Benutzung der älteren Autoren und ihrer Fos-
sillisten weiter nachzugehen, da dies Spezialuntersuchungen
vorbehalten bleiben muß!3?). Nur auf einen Fall, der Nord-
deutschland betrifft, soll noch kurz hingewiesen werden:
er betrifft das angebliche Vorkommen von Avicula
contorla in der Zone der Schlotheimia angulata von
Bentheim nach Hargorr (1907. S. 494). Selbst wenn
man unterstellt, daß die Bestimmung richtig ist, die Mög-
lichkeit einer Verwechslung mit einem liassischen Avi-
culiden also ausschließt — die Form ist nicht beschrieben
oder abgebildet —, so geht aus den tatsächlichen Angaben
HARBORTS nur hervor, daß Avicula contorta Porrtt.. im
Bohrloch Bentheim I in Tiefe 517—530 m mit Schlotheimia
angulata ScHuoTH.,. Isodonta elliptica DunK. und Tnicar-
dium sp. vorgekommen ist in dunkelgrauem, bisweilen
schwach mergeligem bituminösen Ton. Über die Verteilung
13) Siehe auch den paläontologischen Teil dieser Arbeit.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
cler Fossilien innerhalb dieser 13 Meter ist nichts ausge-
sagt. Im Hangenden sind noch 9 m Tone mit Schlotheimia
angulata, im Liegenden 12 m schwach merglige Tone mit
viel Pyrit, bei 533 m mit zahlreichen kleinen Crinoiden-
stielgliedern, angegeben. Die Möglichkeit einer tektonisch
zwischen die Angulatenschichten geratenen Rätpartie, oder
des Vorliegens umgelagerten Rätmaterials, ist nicht er-
örtert. Da der zweifelhafte Befund dieser Bohrung Bent-
heim I bisher völlig isoliert ist, muß die Folgerung Har-
BORrTs, daß „Rät und Lias a hier eins seien‘ und daß ‚die
mit der großen Rättransgression entstandenen Gesteine auch
im nordwestlichen Deutschland dem untersten Juias zu-
zurechnen“ seien, als verfehlt zurückgewiesen werden.
Da auch die Sache mit RorLiers angeblicher Schlot-
heimia angulata an der Basis des Rät von Passwang zu-
mindest ungeklärt ist, kann vorderhand keine Rede davor
seih, daß Avicula contorta die ‘Rolle als Leitfossil ausge-
spielt habe (VoLL£ATH 1924a).
Örtliche Verschiedenheiten in der Faunenfolge.
Auch nach genauer stratigraphisch-paläontologischer
Durchforschung verschiedener Gebiete besonders auch im
hier nur in Frage stehenden untersten Lias bleiben auf-
fällige Unterschiede in der Ammonitenfolge
an verschiedenen, von einander mehr oder weniger
entfernten Örtlichkeiten bestehen, und es entsteht die
Frage, ob man diese Differenzen durch lückenhafte Über-
lieferungen der Faunenfolgen oder durch Wanderungen der
Ammoniten erklären soll. Verfasser macht in Überein-
stimmung mit S. BuckMmAan den erstgenannten Umstand
in erster Linie hierfür verantwortlich, ohne die Möglichkeit
von durch „Wanderungen“ hervorgerufenen Verschieden-
heiten in geeigneten Gebieten, d.h. in solchen mit nicht
ungehinderter Verbindung durch enge, vielleicht zeitweise
verschlossene Meeresstraßen, zu leugnen. Eine dritte Mög-
lichkeit, nämlich die, daß die Ammoniten an bestimmte
Fazies gebunden seien, welche Erklärung in Verbindung
mit Wanderungen VOoLLRATH bevorzugt, kommt gerade für
die Ammoniten des Lias « nicht in Frage, wie aus den
Untersuchungen des Verfassers in Norddeutschland hervor-
geht. Alle Leitammoniten des Lias « finden sich hier in
fast sämtlichen auftretenden Fazies, wie Ton, Mergel, Kalk,
Sandstein und ihren Zwischenstufen, z.T. auch in Eisen-
oolith. Danach ist es nicht denkbar, daß sie in Süddeutsch-
er N Original from
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456
land mit der Fazies gewandert sein sollten. Auch würde
die gesonderte Überlieferung von an verschiedene Fazivs
gebundenen Faunenbezirken auf einem so kleinen Gebiet
wie dem schwäbischen durch das Treiben leerer Schalen.
das wir, wie beim rezenten Nautilus, auch für die Ammw-
nitenschalen annehmen müssen, verwischt werden.
Als Beispiel für solche Faunenverschiedenheiten in
einem stratigraphisch und paläontologisch gut bekannt.n
Gebiet kann uns wieder die Psilonotenstufe Norddeutseh-
lands dienen. Hier finden sich Verschiedenheiten der
Ammonitenfauna zwischen Ost- und Westgebiet zuerst in
der Johnstoni-Zone. Während die Gegend nördlich «des
Harzes und östlich davon bisher nur Psiloceras Johnstont
Sow. und Psiloceras habrum W.L. aus der Johnston;-
Gruppe geliefert hat, treten im Westgebiet zu ‘diesen Arten
einerseits gekielte Formen: Psiloceras Johnstoni var. steno-
gastor W. L. und Psiloceras aries W. L. hinzu, andrer-
seits Formen, bei denen die Rippen abgeschwächt die Außen-
seite kreuzen bei sonst völliger Übereinstimmung mit Psilo-
ceras-Johnsloni-Typ: Psiloceras Johnstoni var. polykosma
W.L. Lediglich der Scheppauer und Helmstedter Johnstont-
Horizont lieferte Formen aus der Verwandtschaft des
Psiloceras habrum, bei denen eine stumpfe Kantung der
Außenseite angedeutet ist, ähnlich wie bei Psiloceras John-
stoni var. stenogastor. Die naheliegende Erklärung für
diese Verschiedenheiten bildet die Annahme, daß die John-
stoni-Fauna des Harzvorlandes und die Johnstoni-Fauna
von Westfalen zeitlich nicht genau zusammenfallen, sondern
infolge lückenhafter Überlieferung, sei es infolge zewit-
weilig mangelnder Sedimentation, wie im Gebiet der Her-
forder Mulde, sei es infolge ungünstiger Erhaltungsbedin-
gungen, wie vielleicht z.T. im Ostgebiet, verschiedenv
Zonenausschnitte darstellen. Der westfälische Zonenaus-
schnitt und der Scheppauer Horizont sind alsdann infolge
der vorgeschrittenen Entwicklung der Ammonitenfauna als
zeitlich spätere anzusprechen. Vielleicht besteht Überein-
stimmung zwischen diesen und gewissen englischen Ab-
lagerungen mit gekielten C’aloceras-Arten.
Weniger einfach liegt der Fall bei den nun zu le-
handelnden Verschiedenheiten der Ammonitenfauna in der
Proarietenzone zwischen Ost und West in Norddeutschland.
Die Fauna beider Gebietsteile ist hier durch Alsatites layre-
olıs SCHLÖNB. verknüpft und vielleicht noch durch Pilocrras
engonrune W.L. Hierzu tritt im Harzvorland außer einigen
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457
selteneren Arten, Einzelfunden, von denen hier abgesehen
sej, noch Sazoceras Schroederi W.L.; dieses fehlt im West-
und Südgebiet, statt dessen kommen hier als häufige Ver-
treter Saroceras costalum und Proarietites laquens hinzu,
als seltenere oder nur örtlich häufigere die Fülle der
übrigen, von? Verfasser 1924 kurz beschriebenen Formen,
die alle bisher im Ostgebiet fehlen. In diesem Fall dürfte
die östliche Fauna mit häufigen Alsatites laqueolus und
Sa.rroceras Schroederi die jüngere sein, da Alsatites aus
Proarielites abzuleiten ist und auch in England auf Proar-
ietiles folgt, und auch Saxoceras Schroederi gegenüber
Sa:roceras coslalum eine weiter entwickelte Form sein
dürfte. Immerhin liegen hier die Verhältnisse doch wesent-
lich anders als in der Johnstoni-Zone, die eine viel ge-
schlossenere Ammonitenfauna hat, und es wäre auch denk-
har, daß wir es mit gleichzeitiger Ablagerung in zwei
mehr oder minder abgeschlossenen Becken zu tun haben,
deren Faunenaustausch durch die noch fortbestehende
Hildesheimer Barre, deren Existenz Verfasser 1924 für
die Hagenowi-Zeit wahrscheinlich gemacht hat, behindert
war. Hier sind die Verhältnisse inzwischen durch Ver-
tiefung der Aufschlüsse besonders im Hildesheimer Stich-
kanal nordöstlich Lühnde geklärt.. Planorbis-Zone und John-
stont-Zone sind hier mächtig und tonig entwickelt, und
zwar zusammen in etwa 30 m Mächtigkeit. Darüber folgen
etwa °/, m mächtige Kalksandsteinbänke mit Schlotheimien,
die meist infolge Verdrückung nicht näher bestimmbar
sind. Doch fand Herr Jüncst in diesen u. a. eine gut
erhaltene Jugendform, die mit großer Wahrscheinlichkeit
mit Schlothetmia amblygonia W.L. identifiziert werden kann,
sowie ein Kalkgerölle, das ein Psiloceras-Fragment aus
der Megastoma-Gruppe enthält!‘). Es fehlen also Hagrnoıwi-
und Proarieten-Zone, die z.T. einer Aufarbeitung zum Opfer
gefallen sind oder überhaupt nicht abgelagert wurden. Auch
die Göttinger Fauna der Proarieten-Zone weist ihre Be-
sonderheiten auf, da einerseits Proarieten bisher hier nicht
gefunden wurden, anderseits die Psiloceraten (Psiloceras
Brandesi W. L., Saxoceras crassicosta BRANDES sp.) zwar
denen von anderen Fundpunkten verwandt, aber nicht mit
ihnen ident sind. Allerdings besteht die Göttinger Fauna
hisher nur aus einigen wenigen Exemplaren und ist daher
14) Ein genaues Profil über Rät und unteren Lias der
Kanaleinschnitte bringt Herr JüxGdst in seiner «demnächst zu
erwartenden Dissertation.
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458
nur unvollständig bekannt. Immerhin liegt vielleicht auch
hier ein besonderer, zeitlich späterer Zonenausschnitt vor.
Weitergehende Schlüsse hieraus zu ziehen und eine Ver-
bindung der Göttinger Gegend mit Süd unter Trennung
von Nord zu ziehen, wie BRANDES wollte, erscheint var-
fehlt, zumal sich die Funde von Amelsen und Lauterbach
besonders durch das Vorhandensein der von Göttingen bisher
nicht bekannten Proarieten gut an die nördlicheren Bildun-
gen anschließen. Die hauptsächlich Alsatites führende Fauna
von Lauterbach möchte ich, ebenso wie die von Quedlin-
burg, an den Gipfel der Zone stellen.
Zusammengestellt ergibt sich für die Ammonitenfolge
der Psilonotenstufe Norddeutschlands folgendes Bild:
Westgebiet Südgebiet
Zone ( m aa) (Hannover-West- (Leinegraben-
| falen) - Hessische Straße)
a:1-a] Psiloceras planorbis FENDER panıpe Psüloceras Rlanores:
sung wu em ginn nn. sense
Psiloceras Johnstoni Schichtlücke _Psiloceras Johnstoni
Horizont von ze hen nern
a-1-b DEREDDAN. Psiloceras ‚Johnstoni
= 0000000] + var. sienogastor ?
fehlt u.polykosma, Psilo-
ceras aries
N N Ems me min Mamma ne 0-0. — m m m
Psilophyllites Hage- Psiloph llites Hage-
a-l.-ci nowi (lokal nowi (lokal Schichtlücke®)
Schichtlücke) Schichtlücke)
Te
fehlt Proarietites laqueus || Proarietites laqueus
" + laqueolus + (Amelsen)
Saxoceras costatuml
Alsatites Ingurolas
a-1:d| + Saxoceras ? Göttinger Horizont
Schroederi
ee u Alsatites quedlinbur-
Alsatites quedlinbur- Schichtlücke ensis, Alsatites ct.
gensis a lastcus (Lauter-
burg) bach)
15) Nach Rüser (1924, S. 153) führt v. KoENEN (1875)
Am. Hagenowi von Lauterbach an. Diese Angabe ist irreführend,
tatsächlich schreibt v. KoExEn: „Am. planorbis oder Hagenowi,
ganz verdrückt.“ Im Göttinger Museum fand sich nur ein ganz
unbestimmbarer Flachdruck in Schieferton als Belegstück. Am.
Hagenowi von Lauterbach ist also, ebenso wie die von BRANDES
angeführten Psiloceras anisophyllum und cf. Paltar, die un-
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459
Wanderungen von leitammoniten.
Die Aufgabe, den Weg neuer Einwandererin
bereitsbestehendeFaunenbezirke zu verfolgen,
hat besonderen Reiz und verspricht wertvolle Rückschlüsse
paläogeographischer Art zu gestatten. Sie ist aber erst
bei genauester Kenntnis der Zonenfolge in den in Frage
kommenden Gebieten erfolgversprechend und aus diesem
Grunde für den Lias « Süddeutschlands zurzeit noch nicht
spruchreif. Im norddeutsch-englischen Gebiet lassen sich
nun in der Tat Wanderungen von Ammoniten feststellen,
und zwar sind es die Psiloceraten aus der Gruppe des
Psiloceras megastoma. Diese treten in Südwestengland
anscheinend bereits im unmittelbaren Hangenden der Zone
des Psiloceras (Caloceras) Johnstoni, noch zusammen mit
C’aloceras, in größerer Mannigfaltigkeit auf (s. z. B. Tur-
cHEeR 1920); in Norddeutschland fand sich dagegen bislang
nur ein sehr seltener Vorläufer dieser Formen in der
Johnstoni-Zone von Halberstadt, während die Formengruppe
in der Proarietenzone eine Blütezeit erlebt. In der Thetys
liegen Psiloceras megastoma und Proarietites proaries zu-
sammen in der jüngeren Zone der Psilonotenschichten.
Wir haben hier also das merkwürdige Ergebnis, daß einzelne
Formen auf dem Wege aus der Thetys ins Nordmeer
Hemmungen erfahren haben, so daß sich die Fauna ent-
mischte; doch ist hierbei zu beachten, daß wir die eng-
lischen „Waehneroceras“ megastoma oder cf. megastoma
noch nicht genau kennen, da sie bisher nicht beschrieben
sind, und auch die norddeutschen Formen nicht mit den
alpinen ident sind; sodann sind auch unsere Kenntnisse
über die Stratigraphie des untersten Lias der nordöstlichen
Alpen und die vertikale Verteilung der Ammoniten in
diesen Schichten, die auf NEeuUMAYR (1879) und WAEHNER
(1886) zurückgehen, bisher nur äußerst dürftig. Es erscheint
daher zwecklos, Theorien zur Erklärung dieser Erschei-
nungen auszuspinnen.
nl.
bestimmbare Wohnkammerbruchstücke darstellen, zu streichen.
Ferner gibt v. Frirscu (1870) Am. Hagenowi von Eisenach an.
Diese Angabe wird von NAUMANN (Erläuterungen zu Blatt Kreuz-
burg i. Th.) und Herrn JÜnGsT bestätigt, der in der Sammlung
der Landesanstalt ein von NAUMANN gesammeltes, als
Psil. planorbis bestimmtes Exemplar von Psilophyllites Hagenowi
von Kreuzburg vorfand (nach frdi. mündlicher Mitteilung von
Herrn Jünsst). Vermutlich wird sich mithin Psd. Hagenowi
auch in der hessischen Straße, sei es in Verbindung mit Nord
oder Süd von Thüringen aus, noch finden lassen.
N % Original from
SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
460
Auf Wanderungen von Psilophyllites macht neuerdings
M. Scahmiptr (1925) aufmerksam. Auch hier handelt es
sich nicht um identische Arten, sondern um Formen, die
sich während der räumlich-zeitlichen Fortbewegung weiter
entwickelt haben.
Dagegen bedürfen einige von RÜGER und VorrrıtH
angenommene „Wanderungen“ der Richtigstellung. So
können Schlotheimia Charmassei, Schloth. d’Orbignyi uni
einige andere Formen der Schlotheimia- und Scamnocrras-
reihe nicht, wie VOLLRATH und RÜGER wollten, als in
den unteren Arietenschichten — Zonen des Vermiceras
Conybeari und Coroniceras rotiforme — zenenfremd be-
zeichnet werden, haben vielmehr sowohl in Norddeutsch-
land wie auch in England gerade hier ihr Lager und sind
mithin in diesen Zonen heimisch. Hieraus ergibt sich die
Unhaltbarkeit der Rügrrschen Anschauung, wonach in den
Kraichgau ‚das Arietenmeer mit seiner Fauna bereits vor-
gedrungen war, als in Württemberg noch das Meer der
Angulatenzeit vorhanden war, aus welchem die Formen
(‚Riesenangulaten‘“) einwanderten“ (1924, S. 173). Dat
auch in Württemberg Schlotheimien in den unteren Ariecten-
schichten fortlebten, ist schon seit QUENSTEDT und Pox-
TECKT (1893 b, S. 231) bekannt! (S. a. M. Schmipr, 1925.)
Ehenso ist auch Arnioceras im unteren Lias 3 nicht
zonenfremd. M. ScHmipT (1922) hat kürzlich das Vor-
kommen von Arnioceras ceratitoides QUENST. im Lias 3 von
Trossingen erwähnt, und VoLLrATH benutzt diese Angalıw,
um die Unzuverlässigkeit von Arnioceras geometricum
als Leitfossil zu unterstreichen. Nun ist schon seit Dumon-
YIERS Juraarbeit über das Rhonebecken (Tl. II, 1867) bw-
annt, daB Arnioceras — von DUMOoRTIER als Am. geome-
fricus bestimmt, aber von diesem nach dem Stande unserer
heutigen Kenntnisse abzutrennen — dort sogar bis in die
Oxynoten-Zone hinaufgeht. Ebenso beschreibt Urzie (190)
eine Armmioceraten-Fauna aus einer B-Faunengemeinschaft
der Bukowina. In Dorsetshire findet sich eine
Folge von Arnioceraten (Arn. „obliquecostatum‘, cf. insigne,
Bodleut, nodulosum, cf. semicostatum, Hartmanni) in der
Agassiceras-Zone und den darüber liegenden Sırleijerifes-,
Brooki- und Hartmanni-Zonen, während das echte Arnio-
ceras („Iparnioceras“ SPaTH) semicostatum Y. u. B. ver-
mutlich noch wesentlich höher, nämlich in der Zone des
Microderosceras Birchi, liegt (Lane, SPATH, RıicHaRDsoN
1923). Aus Jias 3 Norddeutschlands sind dem Verfasser
riginal from
|
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461
Arsioceras-Arten schon lange bekannt. Zwei der mar-
kantesten Vertreter sind im paläontologischen Teil näher
beschrieben ale Arnioceras cf. semicostatum Y. u. B. und
Arnioceras cf. fortunatum S. Buck=M.; sie stammen aus den
Ziphus-Schichten von Bielefeld!s), wo sie zusammen mit
16) ]n dem neuen Aufschluß der Gesellschafts-Ziegelei, Ziegel-
straße, südlich der Kleinbahn. fand sich Arnioceras cf. semico-
statum; und Äipheroceras planicosta, in Jen tiefsten Teilen der
nördlich anschließenden alten Grube ebenfalls Arn. cf. semico-
statum, etwas höher, über einer Gerölle und korrodierte Gry-
phaeen führenden Bank, prachtvoll erhaltene XAipheroceras
Dudressieri, planicosta, ziphus, : Asteroceras obtusum, Arietites
stellaris, cf. Brooki und Arnioceras cf. semicostatum, Arn. cf.
Jortunatum Bw. neben selteneren Bivalven, Gastropoden und
Brachiopoden, in den hangendsten Schichten derselben Grube
dieselbe Fauna anscheinend ohne Arnioceras. In einen kleinen
Aufschluß unmittelbar nördlich der Ziegelei wurde nur ein
Ammonitenbruchstück auf einer Geode gefunden, das zu Platy-
pleuroceras brevispina gehören dürfte, so daß also hier bereits
der unterste Lias Y anstehen dürfte. Die Gesamtmächtigkeit der
Ziphus-Schichten, die durchweg aus blauschwarzen Schiefertonen
mit zahlreichen Lagen flacher, kieseliger Kalklinsen bestehen,
kann auf mindestens 50—60 m geschätzt werden, kann aber
auch noch wesentlich mächtiger sein.
Der nahegelegene, unter Wasser befindliche Aufschluß der
abzebrochenen, ehemaligen Voßmerbäumerschen Ziegelei weiter
südlich der Kleinbahn steht in höheren Arietenschichten, in denen
Verfasser 1908 noch Coroniceraten sowie gleichfalls — anders-
artizge — Arnioceraten sammeln konnte, die ebenfalls nicht zu
Arnioceras geometricum gehören. Die Geometricus-Schichten
waren (dagegen früher im Weeichbild der Stadt Bielefeld bei
Ausschachtungen usw. gelegentlich erschlossen.
MoN&KkE (1889) erwähnt von Herford als obersten Teil der
Arjetenschichten seine Zone des Am., herfordensis, die außer
diesem Am. Kridion Heut, Am. miserabilis Quv.. Am. Birchi
Sow., Am. capricornoides Qu. und Am. striaries Qu. enthalten
soll. Es handelt sich um einen paläontologisch nicht näher
gegliederten Schichtkomplex von 14 m Mächtigkeit, vermutlich
aus der Grenzregion von Lias a und ß.
Für Durchführung einer Feingliederung der Arietenstufe wäre
das Gebiet zwischen Oldentrup-Sieker von der Ziegelei Hagemann,
wo die untersten Arjetenschichten mit Coroniceras westfalicum
aufgeschlossen sind, über die städtische, früher Bökemeyersche
Ziegelei in Sieker (Schichten mit Ammonites bisulcatus usw.)
bis zur Stadtgrenze Bielefeld und zum Lias ß der Gesellschafts-
ziegelei außerordentlich geeignet, wenn Aufschlüsse geschaffen
würden oder die gelegentlichen bei Bauarbeiten genau verfolgt
würden. Gelegentliche Beobachtungen zeigten, daß in diesem
Gebiet eine größere Anzahl verschiedener Horizonte mit wohl-
erhaltenen Ammonitenfaunen zu unterscheiden sein müssen, so
daß hier am ehesten Aussicht besteht, eine ähnlich reiche Ammo-
nitenfolge in der Arietenstufe unterscheiden zu können, wie
sie in den letzten Jahren in England durch die Arbeiten von
Laxeo, Srarın, Trusman, TUrcHher u. a. nachgewiesen ist
u N Original from
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162
Xipheroceras Dudressieri, ziphus, planicosta, Asterocerus
obtusum, Aritelites stellaris, cf. Brooki vorkommen. Sie sin«l
aber von Arnioceras geometricum leicht zu unterscheiden
und fallen nicht in dessen Variationsbereich; dasselbe ist
mit den Stücken von Trossingen und vermutlich auch
denen aus dem Breisgau (PrartseE) der Fall. Das inzwischen
von M. Scaaipt (1925) abgebildete und beschriebene >-
‚Arnioceras ist mit der norddeutschen 3-Form, Arn. cf. semi-
coslatum W. L., zu identifizieren.
PrırtıE (1923) führt „Arietites liasicus‘ aus den Arivten-
schichten am westlichen Schwarzwaldrand auf. Hier möcht:
ich zunächst nicht an einen verspäteten Wanderer, sondern
eher an Verwechslung mit ähnlichen Vermsceraten denken.
Wenn wir Wanderungen bei einzelnen Ammoniten-
geschlechtern, d. h. ungleichzeitiges Auftreten an ver-
schiedenen Orten, feststellen können, wie z. B. bei 4ınal-
theus und Leioceras, die in Südfrankreich bezw. Lothringen
früher auftrreten sollen als in Schwaben, so sollte das keit
Anlaß zur Resignation über den nur relativen Wert der
Leitfossilien sein. Auch hier ist das letzte Wort noch nicht
gesprochen, und Klarheit über diese Vorgänge werden wir
erst haben, wenn in allen in Betracht kommenden Ge-
bieten die Zonen Schicht für Schicht genau durchforscht
und die Faunen nach neuen Gesichtspunkten paläonto-
logisch bearbeitet sein werden. Vielleicht gelingt es dann
in der Zukunft, alle Wanderungen von Ammoniten des
Jura aus der Thetys in die nordeuropäischen Becken, wc
sie als Einwanderer vielfach unvermittelt auftreten, den
Faunenaustausch zwischen diesen Becken sowie Rück-
wanderungen nachzuweisen; dazu ist aber eine genaue
Kenntnis nicht nur der nordeuropäischen, sondern auch der
mediterranen Faunen be; strengster Horizontierung erforder-
lich. Heute stehen wir erst am Anfang dieser Kenntnis.
Ostrea-Gryphaea als Leitfossilien.
RüGeER (1924. S. 132) erklärt es für wünschenswert.
außer den Cephalopoden auch andre Invertebrata als Leit-
fossilien heranzuzichen. Ein solcher Versuch geschalı
bereits 1922 in England durch Trurman bezüglich der
Entwicklungsreihe der Gryphaca. Die Muscheln
dieser Reihe sind nicht streng im Lager geschieden, doch
überwiegt in jeder Zone eine bestimmte Entwicklungs-
stufe, so daß durch Auszählung einer Volksgemeinschaft
ein Anhaltspunkt zu erhalten ist. Die Entwicklungsrichtung
rt > Original from
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463
geht dahin, die Einrollung zu verstärken unter Verkleinerung
der Anheftungsfläche, Zunahme der Dicke der linken Schale
und Ausbildung einer Furche am hinteren Teil der linken
Schale, bis durch den überstehenden „Schnabel“ der’großen
Klappe die Öffnungsmöglichkeit der rechten Schale be-
hindert wird — die Ursache hierfür sieht Laye in einer
Ausscheidung eines Überflusses von kohlensaurem Kalk -—
und die Rcihe erlischt. In nachstehender Übersicht ist das
überwiegende Vorkommen: der Ostrea- und Gryphaca-Arten
ın England nach Trurmay und in Westfalen nach Be-
obachtungen des Verfassers angegeben, wobei zu bemerken
ist, daß Ostrea liassica STRICKL. mit ÖOstrea sublamellosa
DUNK,, Gryphaea incurva Sow. mit Gryphaea arcuata Lam.
ıdent sein dürften; wenigstens vermag Verfasser auch nach
den Beschreibungen und Abbildungen von TRUrmAN keinen
nennenswerten Unterschied zwischen den erstgenannten
Formen und dem norddeutschen Material zu erblicken.
Entwicklung von Ostrea-Uryphaea im Lias «.
m 0m —— nn a
Zone | Südwestengland Westfalen
a Tohnston: Ostrea liassicaStrıckL.
Psilophyllites Hagenowi , u
mn nn
Proarietites
Ostrea cf. irregularis |\Ostrea_ irregularis
' Müönst. MÜNST.
Angulaten-Stufe OR IEIERN Oryphaea : aff, obliquata
a Euer Ey N Fra Be Tan Er 2 Han a
Vermiceras Con Gryphaea atf. obli- fehlt
Coroniceras roti a 2 quata Sow.
z Bucklandi
gmuendense
Arnioceras geometricum | Gryphaea incurva Sow.
Euagassiceras sauzea-
num
Gryphaea arcuataLan.
Zur Erläuterung der nordwestdeutschen Verhältnisse
diene das folgende;
In der Zone des Psiloceras planorbis kommen fast
ausschließlich die flachen, mit der ganzen Unterschale fest-
gewachsenen dünnschaligen Formen vor (Ostrea sublamel-
losa Dunk.), die häufig eine Durchformung von Fremld-
Bene Original from
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464
skulptur, namentlich von Ammoniten. zeigen. was nach
WEIGELT (1920) für flaches, im Bereich der Wellenschlag-
wirkung befindliches Wasser spricht; stärker aufgebogene
Formen, die zu Ostrea irregularis vermitteln, sind selten.
In den folgenden Zonen des Psiloceras Johnston: und
Pxilophyllitex Hagenowi werden die letztgenannten vtwäs
häufiger. In der Proarietenzone überwiegt ÖOstrva
irregularıs — mit rechtwinklig aufgebogener großer Klappe
-- und Formen, die zwischen dieser und (Gryphaca ver-
mitteln (cf. Ostrea anomala Trrq., große Klappe stark, alwr
unregelmäßig gewölbt, Anwachsstelle schwankend zwischen
sehr klein bis zu ein Drittel der Schalenoberfläche). Formen.
die zu Gryphaea gestellt werden können, kommen dagegen
noch nicht vor. In der Angulatenstufe überwiegen
Gryphacen, und zwar Formen aus der Verwandtschaft der
Gruphaea obliquata Sow. (Einrollung etwa 180°, seitlich:
Furche schwach). Gryphaea Dumortieri Jowx ist mir aus
Westfalen nicht mit Sicherheit bekannt, hier klafft also
eine Lücke, die durch die in Frankreich und England
gefundenen Formen geschlossen wird. Neben Gryphaea aft.
obliquata kommen bereits — Selten — stärker eingerolit
Formen vor, die zu Gryphaea arcuata Lam. vermitteln.
Von Ostrea sind flache, mit einer Schale ganz aufgewachsen:
Formen noch häufig, aber nicht mit Ostrea sublamrllosa
ident. Vor allem werden sie in den mittleren und oberen
Angulatenschichten viel großwüchsiger als Osfrea sublamel-
losa. Auch Osfrea irregularis Müsst. kommt noch. wenn
auch ziemlich selten, vor, und zwar auch noch in den
obersten Angulatenschichten, der Zone der Schlotheinmta
sienorhuncha von Steinlacke; insoweit ist eine frühere Be-
merkung des Verfassers (1922) richtigzustellen.
Die Vermiceras-Zone wurde bisher nicht In
obachtet und dürfte in die Schichtlücke zwischen Angulaten-
und Arietenstufe fallen. In der Zone des (oronicerax
westjalicum kommen Formen aus der Verwandtschaft
der Gryphaea obliquata Sow. und der (Gryphaca arcnata
Lam. nebeneinander vor, doch dürfte letztgenannte Form
bereits überwiegen. Die höheren Arietenschichten be-
herrscht Gruphaca arcnata durchaus.
Unter Berücksichtigung der Entwicklung von Ostreu-
Gryphaea treten mithin die Psilonotenzonen a-/-b-H-e, die
Proarietenzone, die Angulatenstufe und die Arietenstule
selbständig hervor. während eine weitere Gliederung nach
Ostreen kaum möglich sein dürfte.
Original from
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465
Zusammenfassung.
Bei unserer heutigen lückenhaften Kenntnis des süd-
deutschen Lias « scheint eine Paläogeographie zur Zeit
dieser Bildungen verfrüht, da die nötige stratigraphisch-
faunistische Vorarbeit fehlt. Sobald erst eine Anzahl Profile
auf ihren paläontologischen Inhalt hin genau untersucht
ist, wobei besonders das Gebiet von Hechingen-Balingen,
aber auch die Gegend von Vaihingen Erfolg verspricht,
wird sich vermutlich eine Parallelisierungsmöglichkeit mit
den entsprechenden norddeutsch-englischen Bildungen er-
geben. Heute scheint nur soviel ersichtlich, daß die süd-
deutschen Ablagerungen Zonen enthalten dürften, die in
Norddeutschland wenigstens z.T. fehlen (Nürtinger Psilo-
notenzone; Vermiceras-Zone) und umgekehrt, so daß der
Faunenaustausch durch die hessische Straße mehrfach unter-
bunden oder doch stark behindert gewesen sein dürfte. Es
mögen in dem einen Gebiet auch Faunen erhalten sein,
die infolge von Regressionsphasen im andern Gebiet fehlen,
so daß sich beide Gebiete in wünschenswerter Weise
ergänzen.
Erst nach der erforderlichen stratigraphisch-paläontolo-
gischen Neubearbeitung der süddeutschen Lias-x-Ammoniten
ist es an der Zeit, Schlüsse allgemeinerer Natur, besonders
solche paläogeographischer Art, aus den erwähnten Be-
sonderheiten zu ziehen; dann werden sich auch die zahl-
reichen Widersprüche, die in den Arbeiten der verschie-
denen Autoren über Paläogeographie und Ingression des
schwäbischen Liasmeers heute hervortreten, lösen.
Soviel nur ist heute bereits aus dem Fehlen der Pla-
norbis-Zone im Kraichgau, in Lothringen, im Elsaß (?)
und Donau-Rheinzug (?) zu ersehen, daß das süddeutsche
Planorbis-Meer gegen Westen abgeriegelt war und die
Ingression mithin von Norden, durch die hessische Straße,
erfolgte. Diese Verhältnisse sind bereits durch das Rät-
meer Süddeutschlands vorbereitet (s. hierzu auch EHRAT,
1920). Rücrr leugnet diese Möglichkeit und sieht sich
daher genötigt, dem schwäbischen Psilonotenmeer einen
ganz hypothetischen Zugang von Süd unter Trennung von
den westlicheren und nördlicheren Bildungen durch eine
Landbarre zuzuweisen, unter der einzigen Begründung, daß
Psiloceras yYlanorbis bei Lauterbach fehle (RÜücer, 1924,
S. 1535, 170ff.). Dem ist entgegenzuhalten, daß die Psilo-
notenschichten von Lauterbach nur ganz ungenügend be-
kannt sind, und schon bei Berge bei Wabern ist Psiloeeras
Zeitschr. d. D. Geo!. Ges. 1935. 30
ee N Original from
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trennen een
466
Ews wunm
planorbis in guter Erhaltung vorhanden! (GLÄssneErR, 1912;.
Voraussichtlich dürfte es sich bei genauerer Nachprüfunz
mithin auch bei Lauterbach finden, Den nächsten An-
schluß nach Süden findet die Planorbiszone in der Coburger
Gegend, von wo Psiloceras planorbis seit langem b«-
kannt ist,
Bereits zur Johnstoni-Zeit änderten sich die Verhäl:-
nisse für Süddeutschland und es trat zu der nördlichen
a Verbindung eine solche in westlicher Richtung mit dem
| v | französischen Becken durch Überflutung von Lothringen
| und Kraichgau hinzu.
| | II. Paläontologiseher Teil.
Die Ammonitengattungen des Lias x
(FB pars).
Es ist SaLrern (1919, S. 11) zuzustimmen, wenn er
die Gattungen Psiloceras und Schlotheimia in der Fassung
von WAEHNER (1886, S. 190) und PomreEckJ (1893) für
keine phyllogenetischen Einheiten anspricht; es ist auch
die Möglichkeit zuzugeben, daß sich außer den vom Ver-
fasser (1924) nachgewiesenen beiden Entwicklungsreihen
von Schlotheimia, Scamnoceras und Schlotheimia sens. str.
noch weitere werden finden lassen; so möchte SaLrkın
evtl. Schlotheimia marmorea Opr. an Psiloceras (Paraphyli»-
ceras) calliphyllum NEUM. anschließen. Zur Lösung dieser
Fragen und vor allem auch zur Klärung der Beziehungen
der von WAEHNER zu Psiloceras gestellten Formen unter
sich ist jedoch ein eingehendes Studium alpinen, strati-
graphisch gesammelten Materials erforderlich. Deswegen
ist SALFELD nicht recht zu geben, wenn er sein Bedauern
ausspricht, daß HyArT diese Formen nur teilweise zu ver-
schiedenen Gattungen auseinandergezogen habe. Der von
Hyırr versäumten Aufgabe hat sich neuerdings Sratz
unterzogen, indem er für eine größere Anzahl von bisher
zu Psiloceras, Schlotheimia und Arietites sens. lat. gestellten
Arten neue Gattungsnamen angibt. Die Mehrzahl dieser
Gattungen sind lediglich auf eine anderswo beschriebene
bzw. abgebildete Art als Genotyp bezogen, entbehren der
näheren Begründung und sind nicht gegeneinander ab-
gegrenzt; dasselbe ist mit zahlreichen neuen Arten der
Fall. Auf die Sparuschen Arbeiten trifft daher voll das
;
Original from
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ae „Am. E* Re ad
467
zu, was R. RıcHter!?) kürzlich über die Namengebung
schreibt: ‚‚,Es vergrößert sich dadurch die Verpflichtung,
sich die Definitionen nicht deswegen leicht zu machen,
weil schon die Bestimmung eines Typus einen Namen
festlegen kann. Es ist kein Verdienst, einen Namen gebildet
oder ausgegraben zu haben. Aber es ist das Gegenteil von
Verdienst, einen Namen in die Welt zu setzen, mit dem
der Benutzer erst etwas anfangen kann, wenn er sich selber
die Mühe einer förmlichen Neubegründung gemacht hat.“
„Die Verantwortung der Autoren sollte neue Arten und
Gattungen ohne Herausarbeitung der differentia specifica
gegen die bisher bekannten Nächstverwandten ganz un-
denkbar machen. Sonst wird ja die eigentliche Arbeit wieder
auf den Leser abgewälzt. Hierin stehen manche neueste
Arbeiten unter der Durchschnittshöhe der Forschung von
1840 bis 1860.“
Da die Sparuschen Namen in verschiedenen Arbeiten
zerstreut sind und auch in diesen nirgends in systematischer
Anordnung erscheinen, was die Orientierung außerordentlich
erschwert, wird im folgenden eine systematische Übersicht
über die Ammonitengattungen des Lias « und einiger ihrer
Nachkömmlinge im Liaß ß einschließlich der neuen von
Sparta an Hand der Spraraschen, z. T. neuen Familien
zusammengestellt. Ein Werturteil über die neuen Gattungen
und Familien soll mit der Aufnahme in diese Zusammen-
stellung nicht gegeben werden. Eine Benutzung erübrigt
sich vorläufig bei der Mehrzahl derselben, da sie mit
einer Neubegründung beginnen müßte, welche Arbeit Sparta
überlassen bleiben mag. Die Formengruppe des TVaehnero-
ceras, hier als Untergattung von Psiloceras für die Gruppe
des Psiloceras subangulare Orr. aufgefaßt, und ebenso
Kammerkarites Sparta wurde aber im Gegensatz zu HyArr
und SpAartH nicht den Angulatidae, sondern den Psilocera-
ttdae zugesellt (siehe auch die Bemerkungen weiter unten!).
Verfasser bittet um Nachsicht, falls die Liste, die ja nur
eine vorläufige Orientierung bezweckt, unvollständig sein
sollte; es sind ihm gegenwärtig noch nicht alle neueren
ausländischen Arbeiten zugänglich gewesen; auch dürfte
die Liste von SpATH noch nicht abgeschlossen sein, da
einige der von WAEHNER bekanntgemacliten Charaktertypen
noch nicht mit neuen Gattungsnamen belegt sind.
17) Reform der paläozool. Nomenklatur ’?, Kyehlers Nachrichten-
blatt für Geologen..., Leipzig 1925,
30*
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Ori If
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468
Was uns in unserer Kenntnis der Cephalopoden des
unteren Lias, ihrer Verbreitung und Fortentwicklung vor-
wärts bringen wird, ist aber nicht eine Neubenennung der
Tafeln von WAEHNER Reyxis u. a, sondern die
systematische Durcharbeitung neuen, streng stratigraphisch
gesammelten Materials, zwecks Feststellung der Variabilität.
der Formen und ihrer Fortentwicklung in der Zeit, und
erst nach dieser Vorarbeit Zusammenfassung zu Arten und
Gattungen. Wenn dies mit alpinem Material geschieht,
wird sich m. E. sogar noch eine Zusammenlegung mancher
WAEHNERSchen Arten, die ja vielfach auch nur auf einzelne
oder einige wenige, sich mitunter sehr nahestehende Stücke
gegründet sind, ergeben!®).
I. Lytoceratidae.
Ectocentrites (WaEnner) Canavari 1888. Genotyp!Y): Ectocentrites
Petersi (HıvER) WAEHNER 1895. S.53, Taf. 9, 6, 7; 10, 1—5.
1898. S. 153, Taf. 20, 1—5.
HolcolytocerasSrasn 1924. Genotyp: Ectocentrites nodostrictus (QUenst.)
Pompeck) 1893. S. 357, Taf. $, 6.
Cosmolytoceras Sparn 1924. Genotyp: Ectocentritess Canavarü BonA-
RELLI 1900. S. 70, Taf. 9, 3.
Peltolytoceras Sprıın 1924. Genotyp: Ectocentrites Giordani Bona-
RELLI 1900. S. 75, Taf. 10, 4.
Tragolytoceras Sraru 1924. Genotyp: Lytoceras altecinctum (Haven)
BonaArELLı 1900. S. 70, Taf. 9, 1.
Lytotropites Spatrn 1924. Genotyp: Zctfocentrites Fucinii BonaneELLı
1900. S. 72, Taf. 10, 2.
II. Phylioceratidae.
Paradasyceras Sraın 1924. Genotyp: Phylloceras Uermoesense (Hık-
BICH) WAEHNER 1898. S. 173, Taf. 25, 1 ausschließlich.
18) Z.B. von Psiloceras crebricinctum WAEHNER (1886, S. 151),
Taf. 16, 1—5) und Psiloceras polyphyllum WAEHNER (1886,
Ss. 153, Taf. 17, 2), die nur auf Grund des Lobenabstandes
getrennt wurden, wobei von letztgenannter, mit engfolgenden
Suturen behafteter Form nur ein Exemplar vorlag. Der Loben-
abstand ist aber nach den Erfahrungen des Verfassers bei
Psiloceras und Schlotheimia keineswegs ein konstantes Art-
merkmal, sondern variiert oft innerhalb sehr weiter Grenzen.
Verfassser schlägt daher schon jetzt Einziehung von Psiloceras
polyphyllum als selbständige Art vor unter Vereinigung mit
Psiloceras crebricinctum und Psiloceras n. f. aff. crebricinctum
WAFHNER 1886, S. 205, Taf. 30, 1 zu einer Art.
19) Bezüglich der Benennungsweise der Typen folge ich den
Vorschlägen von R. RıcutTer (1925). Die Bezeichnung Geno-
leetotyp fällt danach als überflüssig fort, da der zweite Autor
in seiner Wahl gebunden ist.
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469
III. Psiloceratidae Hyırr em, (einschließlich Pleuracanthidae Hyaırı).
Pstloceras Hyırt. Genotyp: Am. psilonolus laevis Qurxst. 1849.
Taf. 3, 18 (-- Am. planorbis Sow. ?).
Untergattung: Caloceras (Hyatt) S. Buckman. Genotyp: Am. torus
pD’Onsicny 1842. Taf. 58.
Untergattung: Waehneroceras HyıTT. Genotyp: Am. subangularis
Orr. 1862. S. 130, Anm. QUurxstEnT 1883. Taf. 2, 10, 11.
(Am. angulatus psilonoti; nach Sratn zu den Angulatidae ge-
hörig).
Untergattung: Lagueoceras nov., Subgenotyp: Aegoceras sub-
laqueus WAEHNER 1886. S. 142, Taf. 18, 1; 16, 10; 36, 4.
Pleuracanthites Caxavarı 1883. Genotyp: Lytoceras ? biforme (Sow.)
Canavari 1882. S. 156, Taf. 17, 8—11.
Euphyllites W aEnner 1898. Genotyp: Euphyllites Struckmanni (Neun.)
WAEHNER 1898. S. 170, Taf. 22, 1-8; 33, 1.
Psilophyllites Spatn 1914. Genotyp: Am. Hagbnowi Dung:n 1817.
Taf. 18, 22; 17, 2.
Parapsiloceras Hau« 1900, S. 84. Genotyp: Aegoceras polycyclum
WAEHNER 1886. S. 138 . Pleuracanthites polycyclus W aEHNER
1895. S. 42.
Franziceras S. Buckman 1923. Genotyp: Franziceras ruidum S. suckM.
1923. Taf. 428. -
Saxoceras W. Lance 1924. Genotyp: Saxoceras costatum W. LANGE
1924. S. 195.
PaaRa a SaLrerd 1919. Genotyp: Aegoceras_ calliphyllum
NEUMAM.
Discamphiceras Spatn 1923b. Genotyp: Aegoceras kammerkarense
(Göms) WaEHnER 1884. S. 113, Taf. 28, 1, 2.
Kammerkarites Spıtn 1924. Genotyp: Aegoceras diploptychum W ıEHNER
1882. S. 84, Taf. 8, 1 (von SpatH zu den Angulatidae gestellt).
IV. Alsatitidae Srarn 1924.
Tmaegoceras Hyırı 1889. Genotyp: Am. latesulcatus Haven 1856.
Taf. 9, 1—3,
Pseudotropites W auunen 1895. Genotyp: Tropites ultratriasicus CanA-
vanı 1882, S. 184, Taf. 26, 1—5.
Canavarites Hyıtt 1900, S. 577. Genotyp: Arietites discretus Canavanı.
Alsatites Hıuc 1894 em. W. Lange 1924, Genotyp: Am. liasicus
DOrBIGcxy 1842, Taf. 48.
Proarietites W. Lange 1924, S. 196. Genotyp: Arietites proaries Nwv-
Mayr 1879. S. 37, Taf. 7 [Waensen 1886. S. 217, Taf. 28. 1;
29, 1—1; 3, 5—11..
Paracaloceras Syıtn 1923a. Genotyp: Arietites coregonensis (Sow.)
WarEHner 1888. Taf. 22, 1.
Pseudaetomoceras Svırn 1924. Genotyp: Arietites abnormilobatus
WAEHNEnR 1886. Taf. 283, 5 ausschließlich.
Gyrophioceras Swan 1924. Genotyp: Arietites praespiratissimus
WAEHNER 1886. Taf. 36, 2.
V, Angulatidae Hyaıt em.
Schlotheimia Bayır 1878. Genotyp: Schlotheimia angulata Bavı.
Schlotheimia princeps S. Bvckman 1923. Taf. 395.
Untergattung: Scamnoceras W. Lange 1924. Subgenotyp: Arm.
angulatus (ScHLoOTH.) em.
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470
Angulaticeras S. Buckman 1906. Genotyp: Am. lacunatus I. Buckuan.
Sulciferites Spatn 1922 und 1923a. Genotyp: Schlotheimia (sulcata)
sulcifera S. Buckman 3904. Palaeont. univ. Taf. 39, 2 und
1906, S. 239.
Charmasseiceras Svatn 1924. Genotyp: Aegoceras Charmassei (v Ons».)
WricHht 1878. Taf. 20, 1—3.
Boucaulticeras Spatn 1924. Genotyp: Aegoceras boucaultianum (vOnß.
WriGHT 1878. Taf. 18, 1.
Pseudoschlotheimia Srıtu 1924. Genotyp: Schlotheimia densilobata
Pomr&ck) 1893. S. 242, Taf. 7, 1.
VI. Ammonitidae sens. str. Owes 1836 em. M&ı:EK 1876, Srarı 1924.
Ammonites sens. str. Genotsp: Am. bisulcalus (Bnuc.) Orion
1843. Taf. 49,
Vermiceras Hyatt. Genotyp: Am. spiratissimus Quessteor.
Coroniceras Hyaıı. Genotyp: Am. A SOWERBY.
Epammonites Svrarn 1922. Genotyp: Arielites latesulcates (Quussv.)
E. Schamiot 1914. S. 22, Taf. 4, 1.
Paracoroniceras Srarn 1922. Genotyp: Am. gmuendensis (Ovveı..
Reynüös 1879. Taf. 16, 1, 2.
Megarietites Srarn 1922, Genotyp: Am. meridionalis Rıxrsüs 18°.
Taf. 22, 1—3.
Arnioceratoides Syatn 1922, Genotyp: Am. Kridion Zu:tex 1830.
Eucoroniceras Sraın 1922. Genotyp: Am. sinemuriensis D’OrniixY
1842. Taf. 95, 1—3.
Protocymbites Svarn 1923a. Genotyp: Protocymbites Waehneri Syıth
— Arietites semicostulatus (Rexx.) WauHxer 1886. Taf. 27, 12
ausschließlich.
Metophioceras Span 1924. Genotyp: Am. Conybeari Sowensy 1810.
S. 70, Taf. 131.
Euagassiceras Sparn 1924. Genotyp: Arm. sauzeanus m OnmiGny 1544.
S. 304, Taf. 95, 4,5.
VI Arnioceratidae Srarn 1924.
Arnioceras Hyırı. Genotyp: Am. ceratitoides Auassız (S. Bucks.
1911. Y. T. A.).
Eparnioceras Svarn 1923a, 1924. Genotyp: Arnletites semicostatus
(Y.u.B.) Wiaichr 1878. Taf. 1, 8.
? Cymbites Neunayr (Sparn 1923a). Genotyp: Am. globosus Nevn.
? Metacymbites Svaın 1924, Genotyp: Am. centriglobus Ovrri. 1802.
S.140 - globosus Quinst. 1849. Taf. 15,8. 1883. Taf, 62, 29, 30.
VIII. Arietidae sens. str, Sraın 1924.
Asteroceras Hyırr. Genotyp: Am. obtusus Soweney. S. 151, Taf. 167,
Arietites W aac., red. S. Buckman 1898. Genotyp: Am. Turneri Sowiney.
Taf. 452, obere Figur.
Pseudasteroceras Spaın 1922. Genotyp: Arietites stellaeformis (Gün.)
WAEHNER 1888. Taf. 5. 2.
Flypasteroceras Syarn 1923a. Genotyp: Asferoceras ceratiticum Fcanı
1903. Taf, 38, 1.
Epophioceras Syaın 1924, Genotyp: Am. Landrioti w Onsicny 1850.
Prodrome, Nr. 33, 8. 213. Annales Pal. II (1907). S. 22.
Taf. 7, 4, 5.
Eparietites Svatn 1924. Genotyp: Arietites tenellus (Sısivson) S. Buck-
MAN 1912, Y.T. A. Taf. 54.
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471
IX. Agassiceratidae Sratn 1924.
Agassiceras Hyatt. Genotyp (S. Buckman 1894, 1898): Arm. Scipio-
nianus D'OrBIGnNY 1842, S. 207, Taf. 51, 7, 8. Synonym:
Aetomoceras HyATT.
Pararnioceras Sparn 1923a. Genotyp: Am. Alcinoe Reyxes 1879.
Taf. 238, 7—11.
X. Oxynotidae Hyatt.
Oxynoticeras Hyatt. Genotyp: Am. oxynotus QuEnstEept 1883.
Taf. 22, 28—49.
Paroxynoticeras Pıa 1914. Genotyp: Paroxynoticeras salisburgense
(Haver) Pıa 1914. Taf. 1, 21.
Radstockiceras S. Buckman 1918. Genotyp: Radstockiceras compli-
catum S. Buckm. 1918. S. 287, Taf. 27, 1.
Gleviceras S. Buckman 1918. Genotyp: Gleviceras glevense S. Buckm.
1918. S. 289, Taf. 27, 2, 8.
Guibaliceras S. Buckman 1918. Genotyp: Am. guibalianus D’ORBIcNY
1842. Taf. 73.
Victoriceras S. BuckMan 1918. Genotyp: Am. victoris DumorTiEr 1867.
Taf. 45, 1, 2.
Slatterites Spatu 1923a. Genotyp: Aegoceras Slatteri Wnicnt 1878.
Taf. 50, 1—3, 8.
Verfasser stimmt auf Grund der Beobachtungen an
von ihm gesammeltem Material mit SALFELD ebenfalls darin
überein, daß der Erwerb eines Kieles auf der Außenseite
nicht als generisches Merkmal dienen kann. Besonders
in der Gruppe des Psiloceras (Caloceras) Johnstoni, die
zur Klärung dieser Frage hauptsächlich beitrug — es wur-
den aus den etwa 1 m mächtigen Johnstoni-Tonen von
Oldentrup allein etwa 500 Exemplare dieser @ruppe unter-
sucht — sind gleichzeitig existierende Formen mit ge-
rundeter, stumpf gekanteter und gekielter Außenseite so
eng miteinander verknüpft, daß nicht einmal immer eine
Artabtrennung gerechtfertigt erschien und die Formen mit
stumpfer Kantung und angedeuteter Kielbildung als
Variation an Psiloceras Johnstoni angeschlossen werden
mußten (var. stenogastor W. LANGE), während erst die mit
ausgeprägtem Kiel als neue Art aufgefaßt, aber 'bei Psilo-
ceras (Caloceras) belassen wurden: Psiloceras (Caloceras)
aries W. Lange. Außen gekantete Formen kommen auch
in der Gruppe des Psiloceras subangulare (Wachneroceras)
vor, zZ. B. Psiloceras (Waehneroceras) engonium W. L. und
helmstedtense JÜnGsT, ebenso bei späteren Schlotheimien
(Schloth. angulosa W, L., Schloth. ventricosa (Sow.)
WAEHNER); vgl. auch Psiloceras Sebanum NEum. (1879,
S. 34) und goniotychum WAEHNER (1886, S.203). Derartige
Formen kommen ebenso wie Arten von Proarietites und
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Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
412
Alsatites in Süddeutschlands Psilonotenstufe vor?) und
werden vermutlich zum Teil als Arietites (im Sinne von
WAEHNER!) bestimmt, vielleicht auch mit späteren Ariet-n
verwechselt worden sein. Hierauf dürften auch manche
Angaben von VOLLRATH, der diese beiden gekielten Formen-
gruppen nicht kennt, über das gemischte Vorkommen von
Psiloceras, Schlotheimia und Arietites zurückzuführen sein.
Ebenso ist, wie Verfasser bereits früher (1924) betonte,
auch eine Abtrennung des Waehneroceras HyaTrT von Psilu-
ceras auf Grund von die Außenseite übersetzenden Rippen
nicht möglich, da ein derartiger Rippentyp in den ver-
schiedensten Entwicklungsreihen, unter anderem auch in
der Formengruppe des Psiloceras (Caloceras) Johnstoni
wiederkehrt und ihm infolgedessen bei Untersuchung großer
Volksgemeinschaften (Populationen) vom Verfasser öfter
nur der Wert eines Variationsınerkmals beigelegt werden
konnte (vgl. z. B. Psiloceras (Caloceras) Johnstoni var.
polukosma W. LANGE, Psi. harpoptychum var. ornalta
W. LANGE, Saxoceras costatum var. xzestogastor W. Liner
u. a. m.). Schon hieraus folgt, daß Wachneroceras, wenn
man den Namen als Untergattung für die Gruppe des Psila-
ceras subangulare OrrEı beibehalten will, nicht zu den
Angulatidae gestellt werden kann, sondern zufolge Seiner
viel engeren Beziehungen zu Psiloceras, die schon WAEHNE!
(1886) ausführlich darlegte, den Psiloceratidae zugehört??!).
Tentergattung Laqueoceras nov.
Subgenotyp: Aegoceras (Psiloceras) sublaqnuens Warn-
NER 1886, S. 142, Taf. 15, 1; 16, 10; 30, 4.
Eine besondere Beachtung verdient noch die Gruppe
des Psiloceras sublaqueus, einerscits weil sie verhältnis-
ınäßig selbständiger dasteht als z. B. Waehneroceras, das
durch zahlreiche Zwischenformen mit anderen Gruppen
von Psiloceras verknüpft ist, andererseits als Vorläufer der
Proarieten. Verfasser schlägt daher einen neuen Subgenus-
Namen für diese Gruppe vor und versteht darunter Formen
von kreisförmigem bis gerundet ovalem Windungsquer-
schnitt mit stets stark gewölbten Flanken und Außenseite
20) Z.B. Psiloceras aff. Sebano M. Scnamipr, 1925, S. 2%,
Taf. Abb. 6.
*1) Formen wie Schlotheimia exechoptycha WAaEHNER (1580,
S. 166, Taf. 19, 2, 3; 20, 2—4) gehören natürlich zu den
Angulatidae und haben nichts mit Waehneroceras zu tun, wie
Trtrman (1918) irrtümlich annalım.
Original from
RIO ZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
473
und sehr feiner, dichtstehender Skulptur von Psiloceras-
Habitus. Lobenlinie wie bei Psiloceras, d. h. mit kurzem
Außenlobus, großem 1. Seitenlobus und hängendem Sus-
pensivlobus, mehr oder weniger stark zergliedert. Es ge-
hören hierher:
Psiloceras (Laqueoceras) sublaqueus Wsenner 1886. S. 142
s; e crebicinctum WAEHNER 1886. S. 150
[ polyphyllum WAEnNER 1886. 8. 153]
» a pachydiscus WAEHNER 1886. S. 152
. ss subliasicum Rexynes 1879. Taf. 6, 1—8
non WricHTt 1878. Taf. 15, 1; 16
R 5; Hollandi W. Lance 1924.
Am. subliasicus Reynts fällt durch mehr gerundet
quadratischen Querschnitt etwas aus dieser Reihe heraus,
Es wäre wünschenswert, auch für die Gruppe des
Psiloceras megastoma einen besonderen Untergattungsnamen
gebrauchen zu können, da sich diese Formen von Am.
subangularis doch zu weit entfernen, um mit diesen zu-
sammen als Waehneroceras gefaßt werden zu können. Doch
möchte Verfasser mit Rücksicht auf die schon vorliegenden,
aber noch nicht definierten Gattungsbezeichnungen Para-
phylloceras, Franziceras, Kammerkarites, die z. T. diese
Gruppe überschneiden könnten, zurzeit hiervon Abstand
nehmen. |
Daß Psiloceras in Norddeutschland keine geschlossenen
Entwicklungsreihen bildet, sondern mehrfach eingewanderte
Sippschaften darstellt, die nach kurzer Blütezeit erlöschen,
wurde vom Verfasser schon früher (1922) betont. Eine
Zonengliederung des Lias «, nach Entwicklungsreihen ist
mithin in Norddeutschland nicht möglich. Sedimentations-
lücken im Lias «, sind fast überall vorhanden, wie die
vertikalrasch wechselnden Fazies, Geröllagen usw. beweisen.
Es seien Bemerkungen über einige Ammoniten des
unteren Lias angeschlossen, die in der neueren Literatur
öfter verkannt oder irrtümlich aufgeführt sind, mit be-
sonderer Berücksichtigung der Nürtinger Psilonoten.
Psiloceras planorbis Sow. und psilonotum Qu.
Die Identifikation des Ammonites psilonotus lacvis
QuUENsT. mit Ammonites planorbis SOWERBY ist nicht sicher,
N % Original from
SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
474
da letztgenannter infolge seiner Verdrückung nicht genau
vergleichhar ist. S. S. Buckumax?) hält dafür, dad sie zu
Unrecht erfolgt ist, daß Psiloceras planorbis eine wesentlich
schneller anwachsende Form ist und in Schottland einen
tieferen Horizont einhält als Psiloceras psilonotum. Als
Genotyp für Psiloceras (Hyarr 1867) muß alsdann, falls
sich diese Auffassung bestätigt, Am. psilonotus (laervis)
QuENST. gelten. Die Bestätigung der englischen Auffassung
durch paläontologische Belege der neueren Funde bleibt
abzuwarten.
Es sei erwähnt, daß in Schwaben neben den typischen
Am. psilonolus laevis QuENST. auch relativ rasch an-
wachsende, hochmündigere Exemplare vorkommen. Ein
kleines Exemplar aus der ‚„Psilonotenbank“ von Bebeu-
hausen zeigt z. B. folgende Abmessungen (Sammlung des
Verfassers):
Dm.: 31 mm (100); Nw.: 13mm (42); Wh.: 10'mm (32), Wd.:
83 mm (27).
Die Schale ist bis Windungsende schwach gefaltet.
die Lobenlinie relativ stark zerschlitzt und schwach
unsymmetrisch. 3/,-Umgang gehören der Wohnkammer an.
Das Stück ist zu Psiloceras plicatulum Pomp. zu stellen.
Noch wesentlich hochmündiger und nicht mit Peilo-
ceras psilonotum Qu. zu identifizieren ist das von Tiır-
MANN (1917) beschriebene und abgebildete Psiloceras plan-
orbis von Chilingote (Peru). Diese Form müßte demnach
dem echten Psil. planorbis Sow. näher stehen. Der Ah-
bildung von Tırmaxn wurden folgende Maße entnommen:
Dm.: 55 mm (100); Nw.: 21 mm (38); Wh.:20 mın (36): Wd.: —
Tırmaxx gibt die Nabelweite bei kleineren Exemplar:n
zu 32--350%0 vom Durchmesser an, bei größeren, wie das
abgebildete, zu 400%. Für die andine Form sei der neue
Name Psiloceras Tilmanni vorgeschlagen.
Eine weitere glatte Form bildet S. BuckmAx 1925
(Y. T. A. Taf. 390) unter dem neuen Namen Psiloceras
aequabile ab. Auch diese Form ist flachgedrückt und
ohne Loben, zu genauerem Vergleich mit Psiloceras »silo-
nolum Qu. daher nicht tauglich.
Schließlich sei dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß
die falsche Schreibweise Psiloceras planorbe endlich aus
der Literatur verschwinden möge! (cf. RÜGER, PRAT-E u. a.)
*2) Nach freundlicher brieflicher Mitteilung an den Verf.:
s. a. S. BUcKMAN, 1923, S. 21.
Original from
PIaNZea BY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
475
Psiloceras harpoptychum HoLLaXxn
und var. ornata var. noV.
1900: Psiloceras harpoptychum HowLaxn. S. 498, Taf. 8, 1—5
1900: ® cf, diploptychum Horn.ı.ann. S. 501 Bas
cf. 1900: x cf. Berchta Houı.axv. S. 502 a
1900: bs cf. Frigga Houı.. S.505, Taf. 9, 10 u
1925: i harpoptychum M. Schaivt. S. 285.
Psiloceras distinctum Ponmpeckv.
1883: Ammonites Johnstoni Quessteot. S.10 u. 21, Taf, 1, 20
1893b: Psiloceras distinctum Posmrecks. S. 216
cf. 1900: Psiloceras ct. distinctum HowrLannd. S. 504, Taf. 9, 8,
Textabb. 2
cf. 1900: Psiloceras ct. anisophyllum Hoı.ıann. S. 500
cf. 1900: Psiloceras nicarium HoıLaxn. 8. 501, Taf. 9, 3.
Die Abbildungen von Psiloceras harpoptychum sind
bei Honsaxn insofern leicht zu mißdeuten, als man danach
bei dieser Form einen Außenkiel vermuten muß; ein solcher
ist jedoch nicht vorhanden.
Der Windungsquerschnitt der Hour.axn’schen Originale
ist fast oval und ähnlich dem von Psiloceras planorbis
(psilonotum Qu.), plicatulum PoMmr. und distinetum Poar.,
nur ist bei Psiloceras harpoptychum die Mitte der Außen-
scite stärker vorgewölbt und nach den Flanken hin mehr-
minder dachförmig abgeschrägt. Nur ausnahmsweise geht
diese schmale Wölbung in eine stumpfe Kantung über.
Die Rippen sind nicht scharf, wie HoLLaxn schreibt,
sondern gerundet und verlaufen vom Nabel aus zunächst
radial oder schwach rückwärts gerichtet über die Flanken,
und biegen auf dem äußeren Flankendrittel nach vorwärts;
sie sind also nicht sichelförmig, wie der Name vermuten
läßt. In der Regel erlöschen sie am Außenbug und sind
auf der Außenseite nur als Anwachsstreifen zu verfolgen,
die diese in leicht nach vorn gezogenem Bogen übersetzen;
der von Rippen freie, schmalere Außenteil täuscht dann
HoruAaxns Kiel vor. Bei manchen Exemplaren der Sanım-
lung WAIDELICH, die von HoLLaxD nicht zu harpoptychum
gestellt wurden, erstrecken sich die Rippen jedoch auch
über die Außenseite unter nur geringer Abschwächung
auf dem äußersten Teil derselben. Bei diesen Stücken
fällt der kielartige Eindruck der Außenseite ganz fort.
Diese Formen mögen vielleicht eine selbständigere Ein-
schätzung verdienen, vorderhand genügt es, sie als var.
ornata an Psiloceras harpoptychum anzuschließen.
Die Lobenlinie gleicht in ihrer Entwicklungshöhe und
dem Grad ihrer Zerschlitzung der von Psiloceras planorbis
BR FE Original from
Oz Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
476
(psilonotum). Es sind meist drei Hülfsloben entwickelt, die
zur Naht hin mäßig bis stark herabhängen. Der Außen-
Jobus (und Sipho) liegt meist unsymmetrisch. M. SCHMIDT
bildet 1925 Textabb. 7 eine Lobenlinie eines großwüchsigen
Exemplars mit besonders stark hängendem Nahtlobus al,
die hier wohl — wie auch bei anderen Formen — als
Alterserscheinung zu deuten ist. (Vgl. z. B. Psiloceras
Johnstoni-Altersformen.)
Psiloceras harpoptychum steht Psiloceras pliratu'um
Pomr. und Psiloceras distincetum Pomp. am nächsten. Von
beiden unterscheidet es sich durch die schmalere, abge-
schrägte Außenseite und die längeren, weiter nach außen
reichenden und hauptsächlich deswegen stärker vorge-
zogenen Rippen. Das Original von Psiloceras distinchun
Pomr. (Qusxst. 1883 Taf. 1, 20), dessen letzter ?/,-Umgang
verdrückt ist, hat fast gerade Rippen und relativ einfache,
wenig zerschlitzte Sutur. Das Original zu Psilocreras ef.
distinctum Hoızann (1900 Taf. 9, 8) hat dagegen etwas
abgeschrägte Außenseite und entwickeltere Sutur — kurzer
Laterallobus, aber steiler Suspensivlobus mit vier Hilfs-
loben, Außenlobus unsymmetrisch liegend. Die Beziehungen
zwischen Psiloceras harpoptychum und Pstiloceras distire-
tum bleiben daher noch mit Hilfe weiteren Materials zu
klären.
Psiloceras cf. diploptychum HounaıxD ist ein relativ
dichtberipptes Exemplar von Psiloceras harpoptychum, Jas
extern einige stärkere Anwaclısstreifen zwischen den Rippen
hat, denen keine Bedeutung beizumessen ist. Die Sutur
war am Original nicht sichtbar.
Psiloceras cf. Berchta HoLzaxp hat — ausnahmsweise
— eine stumpf gekantete Außenseite und ist vermutlich
eine etwas aberrante Jugendform von Psilocrras harypo-
ptychum. Das Stück erscheint hochmündiger als harpo-
ptychum, ist jedoch etwas verdrückt. Die Lobenlinie ist
unsymmetrisch und entspricht der von harpoptychum. Daß
zu Psiloceras Berchta keine Beziehungen bestehen, zeigen
— wie bei den anderen mißdeuteten Formen HoLtLaxps —
schon die ganz abweichenden Wachstumsverhältnisse.
Psiloceras cf. Frigga HouLnLanD ist eine relativ weit-
und stark berippte, sonst ziemlich typische Jugendform
von Psiloceras harpoptychum.
Das Original zu Psiloceras cf. anisophyllum HornnLıxn
dagegen, das mit Psiloceras anisophyllum WAEHNER nicht
die geringste Ähnlichkeit hat, steht Psiloceras distinetum
Original from
BEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
477
POMPECKJ sehr nahe. Es wächst etwas schneller an als
dieses und ist ebenso und kräftig skulpturiert; die Loben
sind einfach wie bei Psiloceras planorbis und unsymmetrisch.
Fbenfalls Psiloceras distinetum verwandt ist Psiloceras
nicarium HoLLAxD, das im Gegensatz zu dem zuletzt ge-
nannten Stück langsamer anwachsen soll als distinetum,
wobei aber nicht beachtet zu sein scheint, daß — wie
schon erwähnt — ?°/, des letzten Umgangs vom Original
zu FPsiloceras distinctum (Quexst. 1883 Taf. 1, 20) ver-
drückt ist, wodurch die Windungshöhe zugenommen hat.
Die Außenseite des Originals zu Ps. nicarium ist etwas
zugeschrägt. Die Rippen sind kürzer als bei harpoptychum
und ähneln mehr denen von distinetum. Die Lobenlinie ist
wenig gegliedert, 5/, Umgang gehören der Wohnkammer
an. Die von Horzaxnn angeführten, aber auf der Ab-
bildung nicht dargestellten, „sehr feinen Zwischenrippen“
sind lediglich eine undeutliche Anwachsskulptur, der keine
systematische Bedeutung zukommt. Vermutlich ist Psil.
nicarium als weitberippte und im Querschnitt etwas ab-
weichende Variation zu Psiloceras distinctum zu stellen,
ebenso wie auch Psil. „cf. anisophyllum‘ Houı., was die
Untersuchung weiteren Materials erweisen müßte.
Wie bereits erwähnt, stimmen Psiloceras planorbis
(psilonotum), plicalulum, distinctum und harpoptychum in
Wachstumsverhältnissen, Windungsquerschnitt und Sutur
weitgehend überein; sie unterscheiden sich durch zu-
nehmende Verstärkung der Skulptur (Psil. planorbis: glatt
bis schwach gefältelt, Psil. plicatulum: kurze, breite, kräftige
Falten auf dem inneren Flankenteil, Psil. distinetum:
längere und schmälere Flankenrippen, Psil. harpoptychum:
wesentlich längere, außen vorgebogene Flankenrippe, aber
Außenseite selbst noch glatt, Psil. harpoptychum var.
ornata: die Rippen überschreiten die Außenseite) und in
ihrem ZEndglied, Psil. harpoptychum, durch leichte Zu-
schrägung der Außenseite. Die phyllogenetische Ver-
knüpfung dieser Formen stellt sich folgendermaßen dar:
Planorbis- Psiloceras planorbis (psilonotum)
Zone Y
Psiloceras plicatulum
| u u Er
Nürtinger | Psiloceras distinctum Psiloceras harpoptychum
|
Psil.-Horizont Y
Psitloc. harpopt. v. orhata
N % Original from
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418
Die Entwicklungstendenz entspricht ganz der, wie wir
sie bei der Gruppe des Psiloceras Johnstoni wiederfinden:
ebenfalls Verlängerung der Rippen und Herausbildung einer
dachförmigen Außenseite, die aber hier bis zur Kielbildung
führt. Psiloceras planorbis (psilonotum) kann daher auch
nicht als „katagenetisches“ Endglied einer Entwicklungs
reihe angesprochen werden, wie es vielfach geschehen ist.
Psiloceras (Waehneroceras) subangulare OPPEL.
1858: Ammonites ea Quexstept. Jura S, 43, Taf. 38, 1
1862: Ammonites subangularis Orrrı. S. 130, Note
1883: Ammonites angulatus psilonoti Quexsteor. Taf. 2, 10, 11
| 1886: Aegoceras (Psiloceras) subangulare Waenxer. S. 162
1893: Psiloceras subangulare Ponmrecks. S, 219.
cf. 1900: Psiloceras subangulare Houıaxn, pars; non Taf. 9, 5u.:
Subgenotyp für Waehneroceras Hyatt.
Der Name Ammonites subangularis wurde von ÖPPEL
1862 für Amm. angulatus QuExst. Jura. Taf. 3, 1 ein
geführt und von WAEHNER, der die Form zu Psiloceras
stellte, und PoMrEckJ näher begründet. Obwohl QUENSTEDT
1883 eine weitere Abbildung brachte, ist trotzdem Psilo-
ceras subangulare in der neueren Literatur meist ver-
kannt worden, woran die wenig deutlichen Abbildungen
zum Teil Schuld haben mögen (vgl. auch W. Lance 1924,
S. 193). Daß die Houzanpsche Fassung der Art nicht
brauchbar ist, bedarf umsoweniger näherer Begründung,
als HoLzLann auch das ganz heterogene Psiloceras extra-
costatum WAEHNER Mit Psiloceras subangulare vereinen
möchte und Aegoceras catenatum Wriıcart (1880. Taf. 19,
5—7 = Waehneroceras iapetus Sparta 19243) für eine
23) SpatH stellt die Form zu Waehneroceras, das Psiloceras
im Sinne des Verfassers zu unterstellen ist. Hierzu veranlaßt
ihn vermutlich das Fehlen einer Rippenunterbrechung inmitten
der Außenseite. Nun gibt es aber auch unter den späteren
Schlotheimien Formen, welche die Rippenunterbrechung zurück-
gebildet haben, wie Schlotheimia angulosa W.LanGE u.a.m. Es
ist dies ein interessantes Beispiel einer rückläufigen Entwicklung
eines Merkmals, deren Möglichkeit von manchen Paläontologen
geleugnet wird. Diese Formen kommen in Norddeutschland gleich-
zeitig mit eben solchen mit Rippenunterbrechung und allen
Übergängen zwischen diesen beiden Extremen vor, so daß nicht
einmal eine Artabtrennung auf Grund dieses Merkmals möglich
ist. Von Psiloceras (Waehneroceras) unterscheiden sich diese
Formen dadurch, daß die Rippen extern gewinkelt bleiben und
an Stelle der Furche in kurzgerundeter Biegung ineinander über-
gehen, während bei Psiloceras (Waehneroceras) die Rippen
außenseits breit gerundete Bögen bilden. Zum Schlotheimia-Typ
gehört nun auch nach der Abbildung (Wricut, Taf. 19, 5-7)
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
479
Übergangsform zwischen Psiloceras subangulare und Schlot-
heimia angulata anspricht. Diese Form steht aber eben-
falls Psiloceras subangulare recht fern. Rüger, nach dem
diese Formen (Qurexst. Am. Taf. 2, 8—10) „entschieden
Angulaten“ sind, kennt augenscheinlich 1922 (Note 27,
S. 107) die Literatur über diesen Gegenstand (\WAEHNER,
PoMrEcKs) nicht, sondern lediglich Ener (1908).
Ebenso sind die Bemerkungen von BRANDES (1912) und
anderen über das Vorkommen von Psiloceras subangulare
in Norddeutschland zu streichen. Die Belegstücke im
Göttinger Museum vom. Egelsberg bei Göttingen und von
Borlinghausen sind flachgedrückt und infolgedessen der
Art nach unbestimmbar; das letzterwähnte ist auch viel
zu hochmündig für Psiloceras subangulare; die Belegstücka
von Falkenhagen, die Windungsfragmente aus dem phos-
phoritführenden Konglomerat darstellen, gehören, soweit
sie bestimmbar sind, zu Psiloceras (IWVaehneroceras) engo-
nium W.LANGE. Weiteres Belegmaterial war nicht vorhanden,
Von den beiden Quexsteptschen Originalen zu Jura
Taf. 3, 1 und Amm. Taf. 2, 10 ist das letztgenannte das
bei weitem besser erhaltene; es ist ausgezeichnet durch
einen verhältnismäßig schmalen, ovalen bis gerundet recht-
eckigen Windungsquerschnitt. Der äußere Umgang ist leicht
verdrückt, so daß die Maße hier nicht genau sind. Sie
stellen sich wie folgt dar:
Dm.: 37mm (100); Nw.: 17,5mm (47); Wh.: 11mm (30); Wd.: —
und einem mir vorliegenden Gipsabguß, den ich Herrn Dr. MasckE
in Göttingen verdanke, das Wrıcurtsche Stück Die Rippen sind
auf den Flanken leicht S-förmig gebogen, am Außenbug wenig
vorgezogen und in der Mitte der Außenseite unter erneuter
Vorbiegung stumpf gewinkelt; doch ist der Abguß extern nicht
sehr deutlich. Die letzte 1/,-Windung ist seitlich verdrückt.
Verfasser stellt die Form daher unter Vorbehalt zur Gattung
Schlotheimia und in nahe Verwandtschaft zu Schlotheimia angu-
losa W.LANGE, wie auch die nahe verwandten Schlotheimia
Stricklandi, acuticosta, Prometheus S. BuckMmAn (1996). Das
Lager aller dieser englischen Formen ist nicht genau bekannt.
SPATH (1924) vermutet, daß sie aus der Liasicus-Zone stam-
men, während Verfasser sie in Analogie mit den norddeutschen
Formen in die oberen Angulatenschi:hten stellen möchte. Shliten
sie tatsächlich aus der Hochzone der Psilonotenstufe stammen,
so stellen sie einen neuen Typ dar, der mit keinem der unseren
vergleichbar wäre und eine Parallelentwicklung zu Saxoceras
bilden müßte. Auffallend ist der von SParaH (194, Textabb. 13)
für Am. iapetus angegebene unsymmetrische Außenlobus. Bei
Schlotheimia ist mir ein asymmetrischer Außenlobus nur von
krankhaften Exemplaren bekannt geworden.
er N Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
480
Bei 7 mm Windungshöhe beträgt die Windungs-
dicke 5,8 mm. Die innersten Windungen sind mit
feinen, dünnen, engstehenden Fältchen bedeckt, die
äußeren >/,-Windungen tragen mäßig starke, wenig
erhabene und gerundete, schwach s-förmig gekrümmte
Rippen, die außen stark nach vorn geschwungen
sind, wesentlich stärker als die Abbildung vermuten läßt;
nur median sind sie hier wenig abgeschwächt. Der letzte
Umgang trägt 35 Rippen. Die Außenseite erinnert mithin
an Ammonites (Psilaceras-Waehneroceras) Prometheus
Reyn&s (1879, Taf. 2, 10—18; 8, 5—9). Der Außenlobus
liegt unsymmetrisch, die Sutur ist etwas abgewittert. Das
Stück stammt von der. Pfrondorfer Höhe, Horizont nicht
näher bestimmbar, zusammen mit Psiloceras hircinum
Quexst. Die ‚„Planorbisbank“ fehlte hier nach PoMrEckJ
(1893). .
Das weniger gut erhaltene Original zu Jura Taf. 3, 1
ist auf der Oberseite stark verwittert, während die Unter-
seite noch im Gestein steckt. Die gerundete Außenseite
ist gut erhalten, die Rippen sind auf dieser stärker ab-
geschwächt als bei oben beschriebenem Stück.
Von den von HoutAnn aufgeführten Stücken gehören
nur einige hierher; es seien die Abmessungen des einen,
Original zu Hoı.1.anps Exemplar von 35 mm Dm. (HorLLaxp,
S. 502), das den beiden Qurxsteptschen am nächsten
kommt, zum Vergleich mit angegeben, da es besser erhalten
und unverdrückt ist:
Dm.: 37 mm (100); Nw.: 17mm (46); Wh.: 11,3 mm (31);
Wd.: 9 mm (24).
Unter Berücksichtigung der seitlichen Verdrückung
des Quexsteptschen Originals wächst mithin auch
dieses, ihm sonst am nächsten kommende Stück schneller
an; es unterscheidet sich außerdem von ihm durch
weitere Berippung der inneren Windungen, während
der letzte Umgang fast ebensoviel (33) Rippen trägt, deren
Verlauf dem typischen entspricht; die Lobenlinie gleicht
in ihrem einfachen Verlauf der von QUuENsTenT (1883)
abgebildeten und ist schwach unsymmetrisch.
Die von HoLLann abgebildeten beiden Stücke (Taf. 9,
5 und 7) gehören nicht zu Psiloceras subangulare. (S.w.u.
unter Psiloceras Waidelichi spec. nov. und Psiloceras cf.
haploptuchum WAEHNER.)
Psiloceras engonium W. Lange unterscheidet sich von
Psiloceras subangulare hauptsächlich durch Kantung der
Se 2 Original from
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481
Außenseite, dickere Windungen, kräftigere, weiter von-
einander abstehende und nicht S-förmig verlaufende Rippen.
Neuerdings haben sich jedoch auch Psil. subangulare näher-
stehende Formen in der Sammlung der laandesanstalt von
Helmstedt, Horizont unbekannt, gefunden, die ebenfalls
S-förmig geschwungene, aber kräftigere und weitstehende
Rippen tragen und gerundete, nicht kantige Außenseite
haben; sie werden von JünGgsT beschrieben werden.
Psiloceras (Waehneroceras) Waidelichi spec. nov.
1900: Psiloceras SRDONEUTE HoıLanp. S. 502 pars, Taf, 9, 5,
non Taf. 9, 7
Der Windungsquerschnitt ist gerundet, die Flanken sind
leicht abgeflacht und fast parallel gestellt; die Nabelkante
ist gerundet, die Außenseite breit gewölbt. Die Windungs-
höhc übertrifft die Dicke etwas.
Die Rippen sind vom Nabel aus leicht nach vorn
gerichtet, auf den Flanken fast radial oder leicht rück-
läufig und am Außenbug wieder nach vorn gebogen. Sie
vereinen sich bogenförmig auf der Außenseite mit den
Rippen der Gegenseite. Ihre größte Höhe erreichen sie
auf der Flankenmitte und behalten diese entweder bei
oder schwächen sich extern unwesentlich ab (nach Hor-
„ann sind die Rippen „extern wesentlich verstärkt‘). Die
Rippen sind sehr kräftig und stark erhaben und stehen
bei mittlerer Größe zu 30 bis 35 auf einem Umgang.
Die Loben, besonders der 1. Seitenlobus, sind sehr
niedrig und breit und fast nur mit einfachen Kerban
verschen ohne sekundäre Gliederung. Der Nahtlobus ist
leicht hängend und hat bis drei äußere Hilfsloben. Außer
HoıLıyps Original lagen noch mehrere Exemplare dieser
Art aus der Waiperichschen Sammlung von Nürtingen vor.
Von Psiloceras subangulare, ihrem nächsten Ver-
wandten, ist vorliegende Form unterschieden durch die
viel kräftigere Skulptur und schnelleres Anwachsen der
Windungen an Höhe und Breite. Bei Berücksichtigung
der Verdrückung des QuEnsTEpDTschen Originals (Am. Taf. 2,
10) ist der Unterschied in den Weachstumsverhältnissen
erheblich |
Psiloceras (Wachneroceras) hircinum QUENSTEDT SP.
1883: Ammonites angulatus hircinus Quexsteor. S. 33, Taf. 2, 12
1893b: Psiloceras sp. Pomreeks. S. 2 Ä
1924: Psiloceras hircinum W. Laxee. S. 193.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges, 1925. 1
Be z Original from
DER, Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
482
Unter dem Waıpericaschen, von HorLaxp zu Psilo-
ceras subangulare gestellten Material fand sich ein voil-
ständiges Stück des anscheinend sehr seltenen Am. hirci-
nus, das folgende Abmessungen zeigt:
Dm.: 38 mm (100); Nw.: 17mm (45); Wh.: 12mm (32); Wd.:
8,5 mm (22).
. Die Involution beträgt etwa !/,.. Es ist ausgezeichnet
durch einen schmalen, gerundet rechteckigen Windungs-
querschnitt mit ebenen Flanken und weitstehende grobe
Rippen, von denen 21 bis 22 auf dem letzten Umgang stehen.
ie sind auf den Flanken nach rückwärts geschwungen,
außen stark vorgezogen und erreichen ihre größte Höhe
am Außenbug. Die Interkostalräume sind bei diesem
Exemplar außen leicht gekantet, so daß die Rippen hier-
durch auf der Externmitte relativ niedriger erscheinen als
bei dem Quexstentschen Original und dem norddeutschen
Exemplar von ÖOldentrup, bei denen die Interkostalräume
außen gerundet sind und die Rippen außen an Höhe wesent-
lich zunehmen. Auf diesen einzigen Unterschied zwischen
dem Nürtinger Stück und dem QUENSTEDTSchen möchte
Verfasser jedoch keinen großen Wert legen.
Die Lobenlinie ist sehr einfach, die Loben sind breit.
niedrig und nur einfach gezähnt wie bei Psiloceras sub-
angulare. Der Außenlobus liegt stark unsymmetrisch.
Psiloceras capra-ibex PoMmrEckJ (1893b, S. 71, Taf. 5,
6) ist vorliegender Form zwar recht ähnlich, aber doch
in vielfacher Hinsicht abweichend, so daß eine Vereinigung,
auch abgesehen von dem höheren Lager von capra-ibex
(„Arietenkalk von Jettenburg bei Tübingen‘), ohne Unter-
suchung größeren Materials nicht angängig wäre. Psilo-
ceras capra-ibexe ist engnabliger, hochmündiger und
schmaler als vorliegende Form, die Skulptur ist bei sonst
gleichem Verlauf auf den Flanken wesentlich schwächer;
außen sind die Rippen beim Original stärker vorgezogen,
als die Abbildungen Taf. 5, 6a und 6b bei PoMPeEcks ver-
muten lassen. Die Loben von capra-ibex sind höher als
die von hireinum. |
Das Quensteptsche Stück stammt nach PoMPrEcKJ aus
„dünner verwitterter Schicht über dem Bonebed-Sandstein
des obersten Keupers‘ von der Pfrondorfer Höhe, zusammen
mit Psiloceras subangulare; eine feste Psilonotenbank fehlte
hier. Da weitere Fossilien nicht gefunden wurden, muß
das Lager mithin als unsicher bezeichnet werden.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGÄN
Ben ann
485
Psiloceras cf. haploptychum WAEHNER.
cf. | 1882: Aegoceras haploptychum WAEnNeER. 5.76, Taf. 17, 1—5
1886: Psiloceras haploptychum Warnser. S. 190 ff.
1900: Psiloceras subangulare Hoı.anv. S. 502 pars, Taf. 9. 7,
non Taf. 9, 5
Dm.: 27 mm (100); Nw.: 12mm (44); Wh.: 8,5 mm (31); Wd.:
etwa 7,5 mm (28)
WAaeHxer, Taf. 17, 3. Dm.: 28 mm (100); Nw.: 11,5 mm (41);
Wh.: 9,5 mm (34); Wd.: 7 mm (25).
Das von HoızAaxp verkannte jugendliche Exemplar,
beiläufig außer Psiloceras nuertingense HoLLaxD die einzigd
Form der XNürtinger Fauna, welche direkt mit einem
„alpinen“ Psiloceras vergleichbar ist, hat einen gleich-
mäßig ovalen Windungsquerschnitt mit gerundeter Außen-
seite.
Die Rippen sind kräftig, auf der Flankenmitte am
höchsten, am Außenbug unter Abschwächung vorgezogen;
die Außenseite selbst ist glatt. Der letzte Umgang trägt
27 Rippen.
Die Loben, besonders der 1. Seitenlobus, sind relativ
hoch und schmal, und Primär- und Sekundärinzisionen
sind deutlich geschieden, es sind also Seitenäste an den
Loben entwickelt. Der Nahtlobus hängt herab mit zwei
schmalen Hülfsloben, der Außenlobus ist schwach un-
symmetrisch gelegen.
Die Abbildung bei Waenxer Taf. 17, 3 scheint der
vorliegenden Form recht ähnlich, aber etwas hochmündiger
(vgl. obenstehende Maße). Loben in entsprechend frühem
Entwicklungsstadium fehlen bei WAEHNER, doch scheinen
die des größeren Exemplars Taf. 17, 5 den unseren zu
entsprechen.
HoıLaxn erwähnt (1900, S. 505) kurz noch zwei weitere
Exemplare von Psiloceras haploptychum; ob diese hierher
gehören, muß dahingestellt bleiben.
WAEHNER stellte 1882 den Am. catenatus d’ORBIGNY
(1842, S. 301, Taf. 94, 1, 2) unter Vorbehalt zu seinem
Aegoceras (Psiloceras) haploptychum, welche Form Buck-
MAN später (1906, S. 237) als Schlotheimia gallica ohne
Bezugnahme auf WAEHNER neu benannte. Ob die Formen
zusammengehören oder nicht, wäre wohl nur bei Prüfung
von nD’OrRBIGNYS Original festzustellen, zumal die Zeichnun-
gen von D’ORBIGNY meist rekonstruiert sind. Zumindest
scheint aber die Stellung zu Schlotheimia verfehlt, da
D’OrBIiENnys Abbildungen deutlich psiloceraten Rippentyp
(Waehneroceras) aufweisen.
31*
Ba: nn Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
454
Pstloceras nürlingense HoLLAND.
190: Pstloceras nürtingense Hor.ı.ınnm. S. 499, Taf. 9, 1
Hornıısps Original. Dm.: 163 mın (100): Nw.: 92 mm (581:
Wh.: 38 mın (23): Wd.: 28 mn (17)
cf. Aepoceras Clausi Nwumayr 1879. 8.23, Taf. 3, 1, nach der
Abbildung gemessen:
Din.: 125mm (1001: Nw.: 63mm (901: Wh.: 36mm (29): Wi. —
Din.: 160 mm (100); Nw.: 80 ının (50); Wh.: 44 mın (271: Wd.:
32 mın (20).
SpairtHh (1919) mutmaßt die Identität von Psiloceras
niirlingense HoLLann und Pstiloceras Clause NEUM. Pe-
reits die oben nebeneinander gestellten Maßverhältnisse,
gemessen an Hosraxps Original zu Taf. 9, 1 und an der
Abbildung bei NruMmayr, machen dies unwahrscheinlich.
Horvaxn selbst gibt cine noch ctwas größere Natelweite
für seine Form an (59%). Ferner hat Psiloceras Clausi
nach NEUMAYR auf dem letzten Umgang 30, anscheinend
sehr schwache Falten, während Psiloceras nürtingense auf
dem letzten Umgang 56, auf den vorhergehenden etwa 49
und 37 wesentlich kräftigere und weiter nach außen sich
erstreckende Rippen aufweist.
Die Lobenlinie von Psiloceras Clausi ist nicht näher
bekannt, doch hebt NEUMAYR die gerundeten Sattelblätter
hervor. Psiloceras nürtingense hat dagegen schmale und
gekerbte Sattelblätter. Außenlobus und 1. und 2, Seiten-
lobus sind bei HorLayp annähernd richtig wiedergegeben,
während die Nahtgegend der Suturlinie verzeichnet ist.
Es ist ein stark hängender Suspensivlobus mit vier wohl-
ausgebildeten Hilfsloben vorhanden. Eine Identität der
beiden Formen erscheint danach ausgeschlossen.
Psiloceras Claus, das ebenfalls aus Württemberg
stanımen soll, ist anscheinend seit NEuUMAYRS Beschreibung
nieht wiedergefunden worden.
Hyarr (1859, 8. 122) identifiziert Psiloceras Clous
NEUM. mit Psiloceras longipontinum Orr. (1862, S. 129. Taf.
41). Auch diese beiden Formen haben — schon wegen
der ganz abweichenden Windungsverhältnisse — nichts mit-
einander zu tun.
Psilocerus (Waehneroceras) Pumpeckji spec. noV.
1900: Psiloceras ct. stenoptvchum HoıLaxd. S. 502, Taf. 9, 2
Din.: etwa 54 mın (100); Nw.: 28 mm (52): Wh.: 15 mın (28):
Wd:13mm (24).
Psiiorceras Pumpeeclkjt sicht P’seloeeras subangrlare nahe.
Der Windungsquersehnitt ist oval mit abgeflachten Flanken
Original from
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485
und breit gerundeter Außenseite; die Nabelkante ist ge-
rundet, der Abfall zum Nabel ein schräger. Die Rippen,
etwa 45 auf dem letzten, etwa 35 auf dem vorletzten
Umgang, verlaufen fast gerade über die Flanken und sind
außen wenig, aber stärker nach vorn gezogen als bei dem
sonst ähnlichen Saxoceras costatum W. LANGE. Sie behalten
auf der Außenseite fast ihre volle Höhe und sind nur in
deren Mitte ein wenig abgeschwächt. Die Außenskulptur
der inneren Windungen ist nicht bekannt.
Die Lobenlinie hat einen schlanken und relativ hohen
1. Seitenlobus und einen zur Naht schwach hängenden
Suspensivlobus mit zwei wohl ausgebildeten Hilfsloben.
Die Abtrennung der Form von Psiloceras subangulare
ist gerechtfertigt durch die abweichende Lobenlinie.
Zu Psiloceras stenoptychum, mit dem Houtaxn die
Form wohl lediglich wegen des ähnlichen Rippenabstandes
verglichen hat, bestehen keine Beziehungen. Psiloceras
stenoptychum WAEHN. hat ganz abweichende Wachstums-
verhältnisse und Sutur, und auch schwächere Skulptur.
Psiloceras (Laqueoceras) Hollandi W. LanGe®t).
1900: Psiloceras ct. laqueus HoıLınn. S, 505, Taf. 9, 4
1924: Psiloceras Hollandi W. Lange. S. 182, Note 11
Dm.: 35 mm (100); Nw.: 16 mm (46); Wh.: 9,5 mm (27); Wd.:
8 mm (23).
Das Original ist noch hochmündiger als die sonst ge-
lungene Zeichnung bei HoLLanp und selbst hochmündiger
als Psiloceras (Laqueoceras) sublaqueus WAEHNER; der
Windungsquerschnitt ist völlig gerundet; höher als breit,
die Außenseite kiellos.
Die Lobenlinie ist wenig zergliedert und steht etwa
auf der Entwicklungshöhe der von Psiloceras planorbis
(psilonotum). Sie ist schwach unsymmetrisch im Gegensatz
zu den Angaben von HoLLAND, wonach sie symmetrisch sein
soll, und hat drei Hilfsloben.
Proarietites laqueus hat, ebenfalls entgegen den Be-
merkungen HoLLAxDs, eine etwas stärker zergliederte Su-
tur mit ausgeprägtem Suspensivlobus — wie schon früher
vom Verfasser auf Grund der Neuuntersuchung des QUEN-
*?4) M. ScHamIiprt (1925, S. 283) beschreibt ein neues Psilo-
ceras von Trossingen gleichfalls als Psiloceras Hollandi; da
diese Bezeichnung vom Verfasser schon 1924 vergeben war,
schlägt Herr M. ScHaMmIpDT für seine Form nunmehr den Namen
Psiloceras trossingense vor (briefliche Mitteilung an den Ver-
fasser).
ER > Original from
SEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
486
steptschen Originals zu Am. laqueus (1883, Taf. 1, 14)
betont wurde, ist die Lobenzeichnung bei QUENSTEDT völlig
verunglückt. Die vom Verfasser neu freigelegte Lobenlinie
des Originals zu QuENSTEDT Am. Taf. 1, 14 entspricht den
von ReEyx&s (1879, Taf. 1, 2) gegebenen Lobenzeichnungen
für Am. laqueus. — Von Proarietites laqueus ist Pstlo-
ceras Hollandi scharf geschieden durch die Wachstums-
verhältnisse und das Fehlen einer gekielten oder gekanteten
Außenseite, von Psiloceras sublaqueus WAEHNER ebenfalls
durch schnelleres Anwachsen der Windungen und die viel
einfachere Sutur.
Schlotheimia (Scamnoceras) striatissima (QuExsT.) Poxmr.
1858 Ammonites angulatus Quusstenr. Taf. 3, 2
1883: Ammonites angulatus striatissimus Qu:sstipr. Taf. 3. 2
1893b: Schlotheimia striatissima Ponrecki. S. 235
non 1889: Schlotheimia striatissima Hvar. S. 129.
Zu der Abbildung (1883) und Beschreibung bei QUEN-
STEDT und POMPECcK3 möchte Verfasser nur noch ergänzend
hinzufügen, daß der Querschnitt bei QUENSTEDT außer der
zu Sseichten Einbuchtung der vorhergehenden Windung auch
insofern verzeichnet ist, als die größte Dicke in der un-
mittelbaren Nähe der Nabelkante liegt, von wo die ebenen
Flanken nach außen leicht abfallen. Der Querschnitt ist
mithin mehr trapezförmig, als die Abbildung vermuten
läßt. Die Gegenseite des Stückes ist nicht erhalten. Die
Lobenlinie ist völlig verätzt, die etwas verschönten Zeichnun-
gen von ihr sind daher nicht genau. Die Rippen auf dem
letzten Viertelumgang sind sehr niedrig und flach; weiter
zurück waren sie anscheinend höher und schärfer, sind
aber hier stark abgewittert. Das Stück stammt aus der
„Oolithbank“ (Proarietenzone) von Bebenhausen, cin
anderes kleines Stück aus derselben Zone von Dettenhausen.
nach PomrEckJ 1893.
Daß es nicht angängig ist, QUENSTEDTS Ammonites
anqulatus striatus (1883, Taf. 3, 5) aus der Angulatenstufe
mit Schlotheimia striatissima zu vereinen, wie Hyarr wollte,
hat schon Pomrsck3 nachgewiesen. Demungeachtet findet
sich auch heute noch sowohl in der deutschen wie in
der englischen Literatur fast stets die Angabe „Schlothetmia
siriolissima HyArTrT“, ausnahmslos für Formen aus der _in-
gulatenstwfe®°). Mit solcher Bestimmung ist nichts anzu-
>>) Z. B. bei S. Bucksan (1996), BRANDES (1912), KLeprei.
(1921), PratsE (1923).
Original from
BO Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
487
fangen, weil sie heterogene Dinge umfaßt. Rüczr (1924,
S. 131) schreibt sogar irrtümlich: „Schlotheimia striatissima
HyAarTr = Amm. angulatus striatus Qu. 1885, POoMPEEKJ
1893°*.
Die häufige Anführung von Schlotheimia striatissima
aus der Angulatenstufe auch in der neueren Literatur ist
anscheinend nur dadurch veranlaßt, daß man bei der Be-
stimmung lediglich dem Rippenabstand Bedeutung beigelegt
hat. Nun ist aber gerade der Rippenabstand, wie die Unter-
suchungen des Verfassers zeigten, das am wenigsten ver-
läßliche Merkmal bei der Mehrzahl der Arten sowohl von
Scamnoceras wie Schlotheimia sens. str. Bei zahlreichen
Arten in allen Zonen der Angulatenstufe — erwähnt seien
nur Scamnoceras angulatum, hypoleptum, tenue, angulosum,
Schlotheimia amblygonia, germanica, polyeides, steno-
rhyncha — variiert die Rippenzahl außerordentlich. Formen
mit dichtester Rippenfolge, die hierin Schlotheimia stria-
tissima nicht nachstehen, finden sich besonders in den
höchsten Angulatenschichten (@ 2c), nämlich bei Scamno-
ceras tenue und Schlotheimia stenorhyncha, var. leptomita
W. Lane und var. complanata v. KoEnEn. In allen andern
Merkmalen: Querschnitt, Schwung der Rippen, Schaltrippen-
einfügung, Lobenlinie weichen sie so stark von Schlotheimia
:striatissima ab, daß an eine nähere Verwandtschaft nicht
zu denken ist.
Das Original zu Amm. angulatus striatus QUENSTENT
(1883, Taf. 3, 5) aus der Angulatenstufe von Vorwohle
(Hils) ist nach PomrrcKks (1893 b, S. 86) verloren gegangen.
Nun fand sich zwar in Tübingen ein Stück, das nach
beiliegendem Zettel das vermißte Original darstellen sollte;
doch stimmte es so wenig mit der Abbildung überein, war
vor allem soviel weitnabliger und niedermündiger und zu-
dem schlecht erhalten, daß eine Verwechslung vorzuliegen
scheint; bei dem verlorengegangenen (UENSTEDTSchen
Original dürfte es sich um eine der oben genannten Formen
aus den obersten Angulatenschichten, die bei Vorwohle
besonders fossilreich aufgeschlossen waren, gehandelt haben.
Da auch dem Verfasser eine Identifikation des Amm. angn-
latus striatus nicht möglich war — die Abbildungen QUEN-
steprt Taf. 3, 3, 4 sind unbestimmbare Abdrücke — muß es
bei der von PomMPEckJ befürworteten Streichung des Namens
bleiben. Auch Amm. angulatus striatus oder Schlotheimia
striala findet sich in der neuesten Literatur noch öfter
zitiert, so z. B. bei W. D. Laxc (1924, S. 180) und
Kui'prer (1921).
Kriens N Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
488
Schlotheimia depressa (QUENST.) WAEHNER.
cf. 1830: Ammonites colubratus Zieren. Taf. 3, 1.
1849: Ammonites angulatus depressus Quensı. S. 15, Taf. @. 2
cf. 1879: “ er Reynes. Taf. 4, 7, 8
1883: „ a depressus QuEnsT. 8. 28 1f., Taf. 2,
1,3, 7
1883: Ammonites angulalus depressus gigas Quinst. S. 35.
Taf. 3, 9, 10
1883: Ammonites angulatus thalassicus Quensı. S. 30 pars.
Taf. 2, 4, 5 non Taf. 2, 9
1886: Aegoceras (Schlotheimia) depressum Warusen. S. 164.
Taf. 20, 12
1889: Schlotheimia colubrata Hvyarı. S. 130 pars
1893: ah depressa Pomreck). 8. 228
1893: 5 sp. ind. Powmreexs. S. 237, Taf. 7, 3
1908: = angulata Enckı. Taf. 1, 13.
Hyarr hat 1889 Am. moreanus D'ÖRBIGNY, Am. mo-
reanus HAUER : Schlotheimia extranodosa WAEHNER, _1?g0-
ceras moreanum WRIGHT und Am. angulatus thalassicns
QUENSTEDT als Synonyma zu Am. colubratus ZIETEN gestellt.
Obwohl diese Angaben längst durch WAEHNER und PoxM-
PECKJ rTichtiggestellt sind, findet sich noch heute häufig
sowohl Schlolheimia colubrata ZIETEN (zZ. B. bei S. Brvexk-
MAN 1906, S. 237, KLÜPFEL 1921) wie Schlotheimia thalassica
QUENSTEDT (zZ. B. bei Truman 1920, S. 99, 103; 1922,
S. 259, 265) angeführt. Beide Arten sind aber einzuziehen.
Ammonites colubratus ZIETEN ist in der Zeichnung, be-
sonders der Lobenlinie, völlig verunglückt. Eine Schlot-
heimia mit der Zierenschen Lobenlinie ist einfach nicht
existenzfähigl Das ZieTEnsche Original ist nicht melır
nachzuweisen, QUENSTEDT hält es für möglich, daß das von
ihm 1883, Taf. 2, 3 abgebildete Bruchstück, das aus der
SCHÜBLERSchen Sammlung stammt, das Original zu ZiETEN,
Taf. 3, 1d, e darstellt. Die Beziehung einer bestimmten
Form auf Am. colubratus ZIETEN ist mithin unmöglich und
die Art ist zu streichen.
Am. angulatus thalassicus QUENSTEDT 1883, Taf. 2, 4. 5
wurde? schon von WAEHNER, sodann von POMPECKJ zu
Schlotheimia depressa (QUENSTEDT) WAEHNER gezogen.
Neuerdings bricht Sratr (1924, S. 197) eine Lanze für die
Selbständigkeit der „Schlotheimia thalassica“. Verfasser hät.
die QuExsteptrschen Originale und weiteres Material von
Schlolheinia depressa neu untersucht und erneut festgestellt,
daß die kleinen Unterschiede in Wachstumsverhältniss.n,
Skulptur usw. zwischen den genannten beiden Exemplaren
und den Originalen zu Schlotheimia depressa innerhalb des
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
489
WVariationsbereichs der Art fallen. Am. angulatus thalassi-
eus QUuEnsTenT 1883, Taf. 2, 9 ist — ebenfalls auf Grund
einer Neuprüfung des Originals — zu Schlotheimia angu-
Zata zu stellen. Es wäre daher an der Zeit, daß die An-
gabe „Schlotheimia thalassica Quexsr.“ aus der Literatur
verschwände.
Schlotheimia spec. ind. PomreckJ 1893, Taf. 7, 3 gehört
nach Prüfung des Originals ebenfalls hierher. Das Bruch-
stück trägt auf der einen Seite eine Schaltrippe. Die Loben-
linie ist die für Schlotheimia depressa typische; es sind
vier Hilfsloben ausgebildet (nicht drei, wie POMPECKTI an-
gibt). Die Anzahl der äußeren Hilfsioben ist übrigens
weder bei Schlotheimia depressa, noch bei anderen Schlot-
heimien konstant, sondern schwankt auch bei ausge-
wachsenen Exemplaren oft innerhalb weiter Grenzen bis
zur Höchstzahl von fünf.
Schlotheimia germanica W. Lang» (1924) ist Schlothei-
mia depressa verwandt, aber durch konstante Unterschiede
von ihr geschieden. Der Windungsquerschnitt ist beson-
ders bei jugendlichen Exemplaren mehr oval, bei depressa
mehr trapezförmig mit ebenen Flanken. Die Skulptur von
Schloiheimia depressa ist viel gröber, selbst bei Vergleich
mit Schlotheimia germanica var. trachyptycha, und erlischt
erst in höherem Alter. Schließlich hat Schlotheimia ger-
manica höhere und schmälere, stärker zerschlitzte Loben.
In einzelnen dieser Charaktere kann Schlotheimia ger-
manica der Schlotheimia depressa bei extrem ausgebildeten
Exemplaren nahekommen, ohne sie aber zu erreichen,
und niemals in allen zugleich. Aus Norddeutschland ist
dem Verfasser Schlotheimta depressa bisher nicht bekannt
geworden. Ob Schlotheimia germanica hier die süddeutsche
Schlotheimia depressa vertritt, oder ob verschiedene, ver-
mutlich ungleichzeitige Entwicklungsstadien der Schlothei-
mia-Reihe vorliegen, ist bisher nicht mit Sichcrheit zu
entscheiden. Die von BrAxpes (1912, S. 436) aufgeführten
norddeutschen Funde von Schlotheimia depressa und mo-
reana dürften zu Schlotheimia germanica gehören.
Ammonites anyulatus oblongus QuEnst. (1883, Taf. 2, 6)
ist vermutlich eine aberrante Variante der Schlotheimia
germunica (Fundort: Quedlinburg).
Ammonites moreanus D'ORBIGNY (1842, Taf. 93, 3, 4)
ist anscheinend eine aberrante Form derselben Reihe, die
besonders durch das frühzeitige völlige Erlöschen der
Flankenskulptur — von 50mm Durchmesser an sind die
Kriens nn Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
490
.Seiten nach D’ORBIGNY fast glatt — und die schr niedrigen
breiten Loben auffällt. Nach Hyarr (1889, S. 130) ist
das Original zu Am. morcanus ein Fragment, die Fixur
D’OrRBIGNYS eine Rekonstruktion. In Frankreich scheint
nach einer Bemerkung DUMoRTIERS (1864, S. 113) Am. morec-
anus Seit D'ORBIGNY nicht wiedergefunden worden zu sein.
und unter. weit über tausend untersuchten deutschen
Schlolheimien, darunter über 300 der ihr am nächsten
stehenden Schlotheimia germanica, ist dem Verfasser kein
cinziges Stück begegnet, das mit p’ORBIGNys Darstellung
übereinstimmte: es wäre daher wünschenswert, wenn auch
die Identifikationen mit dieser Art aus unserer Jateratur
verschwänden.
Ob Aegocerras moreanum WRIGHT, 1873, Taf. 17.1.
für welches Srara (1924, S. 197) neuerdings den Namen
Schlotheimia pseudomoreana vorschlug, hierher gehört, mul
dahingestellt bleiben, zumal nach SPATH die auf zwei Drittel
verkleinerte Figur nicht genau ist und die Abbildung
WRIGHT, Taf. 17, 2 von einem andern Stück stammt.
Schlotheimia depressa var. princeps S. BUCKMAN em.
Textabbildung 1a, b. Taf. XVIIIL, Abb. la, b.
1878: Schlotheimia angulata Bıyıe. Taf. 65, 1
1923: a princeps S. Biermann. T. A. IV, Taf. 395
Genotyp von Schlotheimia!
Schlotheimia princeps S. BuUckKMAax von Möhrinzen bi
Stuttgart unterscheidet sich von der typischen Schlothein»a
depressa durch rascheres Anwachsen der Windungen und
geringere Nabelweite bei vergrößerter Involution. Die
Windungshöhe der Abbildungen bei BAaynLz und BUCKMAN
entspricht fast genau der Nabelweite; die Lobenlinie fehlt.
Im Berliner geologischen Institut befinden sich zwei
Schlotheimien aus der Sammlung L. v. Bvcms von den
Fildern bei Stuttgart, die hierher gehören. Ihre Abmossun-
gen sind, iin Vergleich zu denen der Abbildung bei PAYne:
l. Dm.: 108 mım (100): Nw.: 38 mın (35): Wh.: 42 mm (2%).
Wd.: 25 mm (23). SIg. I. v. Buch
2. Dm.: 130 mm (100): Nw.: 43mm (33): Wh: 5lmm (5%):
Wd.: 29 mnı (22). Ste. 1. v. Bech
3. Din.: 156 mm (100): Nw.: 57 mm (37): Wh.: 55 mm (55):
Wd.: — nach Bayı.es Abbildung.
Windungsquerschnitt und Skulptur der beiden Berliner
Exemplare gleichen denen der Schlotheimta depressa: der
Windungsqauerschnitt (s. Textabb. La) ist trapezförmig. die
erößte Dicke liert bei den inneren Windungen nahe der
et Mr Original from
ZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
491
—
Nabelkante, beim letzten Umgang etwa auf ein Viertel der
Windungshöhe vom Nabel al. Die Involution beträgt etwas
mehr als !/.. Beide Exemplare sind Steinkerne aus einem
grauen bis gelblichen Kalksandstein, die
Schalenreste tragen. Das kleinere Exem-
plar besitzt auf drei Viertel des letzten
Umgangs, das größere auf dem ganzen
letzten Umgang zahlreiche Schaltrippen,
so daß am Außenbug etwa doppelt so-
viel Rippen, nämlich 55 bis 60, auf
einem Umgang stehen wie am Nabel.
Die Rippen sind breit gerundet. Von
etwa 35 mm Windungshöhe ab erlischt
die Skulptur auf den Flanken, während
sie am Bug erhalten bleibt.
Die Loben (s. Textabb. 1b) sind etwas
höher und stärker zergliedert, als das
durchschnittlich beim Schlotheimia de-
pressa-Typ der Fall ist. Die Lobenhöhe
des ersten Seitenlobus, nach WAEHNER
gemessen, ist bei den beiden Berliner
Exemplaren:
1. 27 mm bei 4O mın Wh - 689,,
2. 31 mm bei 5l mm Wh =: 619,
Bei vergleichbaren Exemplaren von
Schlotheimia depressa schwankt sie
nach PowrpEcks3 zwischen 54 und 65 jo.
Der Suspensivlobus hängt ziemlich stark
herab und hat fünf Hilfsloben, von
Abb. 1a. Querschnitt =
/ = v
des in Taf. XVIII1 ab- urca ES h a
gebildeten Exemplars u
von Schloth. depressa uN
var. princeps S. BuckM.
(Sig. v. Buch, Museum Abb. 1b. Lobenlinie desselben Exemplars
Berlin.) Filder b.Stuttg. von Schloth. depressa var. princeps S. Buvckm.
denen der fünfte auf der Naht liegt. Beide Schalen sind
bis zum Röhrenende geklammert und zeigen fast auf
dem ganzen letzten Umgang Spurlinien des späteren
(rehäuses.
ui 3 Original from
DEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
492
Gegen den Typ von Schlotheimia princeps S. BUCKMAN
zeigen beide Exemplare unwesentlich engere Beripvung
sowie etwas größere Windungshöhe bei engerem Nabel.
Es ist anzunehmen, daß sich bei größerem Material
Übergänge zwischen Schlotheimia princeps- und depressa-
Typ finden werden; es sei schon hier hervorgehoben, dai
die homologe Schlotheimia germanica entsprechende Varia-
tionen in bezug auf Windungsverhältnisse und Sutur her-
vorbringt, wenn auch so engnablige Varianten (Wh. =
Nw.) hier schr selten sind. Daher kann Verfasser vorder-
hand Schlotheimia princeps S. BUCKMAN auch nur als Variu-
tion von Schlotheimia depressa ansehen.
Schlotheimia germanica var. trachyptycha W.Laxv:
hat gegenüber vorliegender Form mehr ovalen Windungs-
querschnitt besonders der inneren Windungen und größere
Nabelweite bei geringerer Windungshöhe, während die
Lobenlinie kauın Unterschiede bietet.
Ob Schlotheimia intermedia POMPECKJ (QUENSTEDT 188,
Taf. 4, 1) mit vorliegender Variation ident ist oder nicht.
ist nicht ersichtlich, da von Schlotheimia intermodia nur
das eine großwüchsige Exemplar (Dim. 600 mm) bekannt
ist, dessen innere Windungen wie auch die Lobenlinie wir
nicht hinreichend kennen. PoMrEcKJ hebt die Sehmalheit
der Lobenkörper hervor, was nicht für Identität spricht.
Andernfalls gebührte dem Namen Schlotheimia inlormeda
die Priorität.
Vorkommen: Möhringen und Filder bei Stuttgari,
Horizont nicht näher bekannt, vermutlich Angulutenstufe.
Schlotheimta stenorhyncha W. LanGeE var. complanata
v. KoExEN em.
Taf. XXL, Abb. 5a, b: Neuabbildunz von v. Korxens Origin.
1902: Schlotheimia complanata v. KoENeN. 8.9, Taf. 7. 4—6
1924: 5“ stenorhyncha var. complanata W. LanvE.
S.202
ef. 1924: “ similis Spwin. S. 197, Taf. 18, 2.
1. Din: 46 mm (100): Nw.: 15,5 mm (34): Wh.: 17 mm (39):
War: 10,5 mm (25): Ri.: etwa 56, Vork.:z: 2-0 Stein-
lacke
2. Dn.: 638 mm (100): Nw.: 23 mm (37): Wh: 235 mm (OR:
Wıdr: 14 mm (22): Original v. KorseNss, Li.s Ay, UNter-
wald.
Var. vomplanata IM ausgezeichnet durch einen drer
seliren Windungsquerschnitt mit ebenen Flanken. dessea
größte Dicke an der Nabelkante liegt, und feine Jielt-
Original from
DIOR) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
493
stehende Rippen mit Schaltrippen, die bereits in mitt-
lerem Alter auf den Flanken erlöschen, Schlotheimia steno-
rhyncha-Typ hat in mittlerem Alter zwar auch einen
dreiseitigen Windungsquerschnitt, doch sind die Flanken
nicht so platt und die größte Dicke liegt etwas weiter
von der Nabelkante entfernt, auf ein Viertel bis ein Drittel
der Windungshöhe. Die Skulptur des Typs ist etwas kräf-
tiger. Wie Verfasser schon 1924 hervorhob, ist die Dar-
stellung der Lobenlinie bei v. KoENEN nicht genau, ins-
besondere konnten am Original v. KoEnEens an der Naht
drei Hilfsloben freigelegt werden, die wie bei der ganzen
Gruppe einem Suspensivlobus angehören.
SpAtna bildet nun 1924 ein kleines Windungsfragment
(von etwa 40mm Windungshöhe) eines größeren Exem-
plars unter dem neuen Namen Schlotheimia similis ab, das
morphologisch von var. complanata kaum zu unterscheiden
sein dürfte. Es war bisher in der Palaeontologie kaum
üblich, auf so unvollständig erhaltene Bruchstücke neue
Arten zu begründen! Insbesondere wissen wir gar nichts
über die Beschaffenheit der früheren Entwicklungsstadien
der Schloiheimia similis. Die Lobenlinie ist ebenso wie
bei var. complanata ausgezeichnet durch breite und nicdere
Lateralloben und einen hängenden Suspensivlobus. Die
stärkere Lobenzerschlitzung bei Schlotheimia similis ist auf
das wesentlich höhere individuelle Alter des Stückes von
SPATH zurückzuführen (die Windungshöhen beider Stücke
verhalten sich am Ort der Loben wie 17:38); der Median-
sattel klafft bei Schlotheimia similis breiter, doch genügt
dies nicht zur Abtrennung, da hierin auch bei andern
Schlotheimien eine große Variabilität herrscht.
Auffällig sind die Angaben über das Vorkommen der
Schlotheimia similis in „bed H 91“ von Lyme, das nach
Laxc (1924, S. 181) der Zone des Alsatites liasicus angehört.
Nun findet sich freilich in LanGs Profil kein .lsatites
liasicus angeführt, dagegen von „bed H. 91“ ab als einzige
Ammoniten nur Schlotheimien: Neben Schlotheimia similis
noch Schlotheimia phoenix SpATH (= Reyxks 1879, Tat.
4, 6) und zweimal Schlotheimia sp. Aus welchen Gründen
das Schichtpaket zur Zone des Alsatites liasicus gestellt
ist, ist nicht ersichtlich. Wahrscheinlicher erscheint seine
Zugehörigkeit zu den Angulatenschichten. Die „Schlothei-
mia phoenix' könnte eine „katagenetische‘‘ Form von Schlot-
heimia — ci. Schlotheimia angulosa: W. Lange — sein,
die in Norddeutschland zusammen mit Schlotheimia steno-
Kriens nn Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
494
rhyncha die obersten Angulatenschichten kennzeichnet (vgl
hierzu auch Note 23. vorliegender Schrift!) Nach der Kart.
bei Ling scheinen Störungen in dem entsprechenden Tei
des Profils nicht ausgeschlossen.
Die von S, BuckMan 1906 (S. 238) angeführte Schler-
heimia cf. striatissima scheint nach der Beschreibung eben-
falls zu Schlotheimia stenorhyncha zu gehören.
Gattungen Vermiceras, Coroniceras und Arnioceras
Hyıarrt. 1889.
Die Hyarrtschen Gattungsdiagnosen für die drei Gener&
sind nicht derart, daß es möglich wäre, jedem Arieten
dieser Formenkreise seinen Platz mit Sicherheit anzuweisen,
wenn sie auch wesentlich geschlossener und besser definiert
sind als seine Gattung Caloceras. Es erscheint dem Verfasser
erforderlich, die Gattungsbegriffe etwas anders zu fassen,
um zu einheitlicheren Formenkreisen zu gelangen. Auch
dies ist vorläufig nur ein Notbehelf, bis einmal die gesamten
Arieten sowohl paläontologisch, wie hinsichtlich ihres strati-
graphischen Auftretens neu untersucht sein werden?‘). Auf
die neuen, oben aufgeführten Sparuschen Gattungen ein-
zugehen erübrigt sich, bis sie definiert und abgegrenzt sind.
Vermiceras HyvATT, em.
Genotyp: Ammonites spiralissimus QUENSTEDT.
Vermiceras ist nach Hyatt (1889, S. 154) folgender-
maßen charakterisiert:
Jugend stadium: Nur beschränktes glattes Sta-
dium (bei Verm. spiratissimum: 2 Umgänge), dann ‚„imma-
ture‘‘ Rippen von „Caloceras“‘ bei noch gerundeter Außen-
seite, danach Kielbildung.
Erwachsen: Rechteckiger Querschnitt, Außenseite
flach mit Kiel und Furchen, Rippen gerade, außen knie-
förmig vorgebogen, bei einigen Varietäten von T’erm. Cony-
beari geknotet.
Loben: arietenhaft, E > L. die immaturen Verhältnisse
des Jugendstadiums dauern jedoch öfter länger an.
Alt: Seiten konvergieren nach außen, Kiel bleibt bo
stehen (bei „Caloceras‘‘: Querschnitt bleibt gerundet, Kiel
geht verloren); E wird kürzer.
26) Inwieweit dies durch FIEGE geschehen ist, entzieht sich
zurzeit der Beurteilung, da dessen Dissertation: „Über die
Biostratigraphie der Arietenschichten‘“, Göttingen 1924, noch nicht
veröffentlicht ist.
Original from
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495)
Unter Vermiceras werden von Hyıarr 1889 lediglich
aufgeführt: |
Vermiceras spiratissimum QUENSTEDT 8p.
» onybeari Sow. Sp.
„ . var, planaries Fraas
” ophioides w Onn. Sp.
Hierzu ist zu bemerken: Das Jugendstadium kann kaum
Anlaß zur Abgrenzung von den andern Arietengenera geben;
bei Arnioceras erscheint der Kiel nach Hyarr früher als
die Rippen, was Verfasser bestätigen kann, während Hyarr
sich über das Kielauftreten bei Coroniceras nicht äußert.
Nach vom Verfasser untersuchten Stücken von Coroniceras
westjalicum und Coroniceras pseudophioides erscheint der
Kiel hier entweder vor den Rippen — die Jugendformen
ähneln in diesem Stadium sehr der Altersform von Pro-
arielites laqueus QUENST. — oder etwa gleichzeitig mit
ihnen, ausnahmsweise aber bei Coroniceras pseudophioides
auch einmal später, so daß hier also alle Übergänge vor-
handen sind. Die HyArrTsche Definition des erwachsenen
(adult) Stadiums gibt ebensowenig einen durchgreifenden
Unterschied gegenüber Coroniceras (und Arnioceras 2.T.)
an wie die des senilen (old stage).
Verfasser möchte daher Vermiceras unter Ausscheidung
eines Teils der von Hyarr zu ihm gezogenen Formen
folgendermaßen definieren: Die Scheiben sind stets sehr
weitgenabelt und niedermündig. Der Windungsquerschnitt
erwachsener Exemplare bleibt dem Oval genähert, die
Flanken bleiben stark gewölbt. Die Rippen erreichen in
der Regel ihre größte Höhe auf der Flankenmitte, nach
außen hin schwellen sie bei einem Teil der Formen ab
oder behalten ihre Höhe bei, bei andern gewinnen sie
relativ noch etwas an Höhe, niemals aber zeigen sie aulen
Anschwellungen oder erwerben sie Externknoten. Der
Querschnitt über den Rippen ist mithin ebenfalls oval, bei
Coroniceras hingegen eckig. Von außen gesehen laufen
die Rippen fast senkrecht auf die Nebenkiele oder sind nur
sehr schwach vorgezogen. Die Furchen sind breit, in der
Regel seicht bis ganz fehlend. Die Lobenlinie ist arietoid
und nicht wesentlich verschieden von der von (Coroniceras.
Es würden also ausscheiden die „geknotete Varietät von
Am. Conybeari‘“, z. B. die von Hyarr hierhergestellta
Form Quenstents, 1849, Taf. 3, 13, 1883, Taf. 15, 1 — eine
Form, die Coroniceras rotiforme .Sow. so nahe steht, daß
WAEHNER (1891, S. 261) sie direkt für. ein typisches roti-
forme anspricht — und ebenso ‚Wermiceras‘‘ ophioides
lea FE Original from
ZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
496
HyATT, non n’ORBIGNY, das einen subquadratischen (Jner-
schnitt hat und bei dem die Rippen außen anschwellen.
Näheres über diese Form siehe weiter unten unter Coron'-
ceras pscudophioides spec. nov. Dagegen dürfte ein Teil
der von HyATT zu Caloceras gestellten Formen vorbehali-
lich genauerer Untersuchung zu Vermiceras zu stellen sein,
nämlich die von HyArr (1889) als Caloceras carusense
(S. 142, Taf. 1, 15, 16) longidomus (S. 143), Nodotianmm
(S. 144, Taf. 1, 7—11) beschriebenen Formen, vielleicht
auch Caloceras sulcatum Hyarr (S. 148, Taf. 1, 19, 20)
und Caloceras Newberryi Hyatt (S. 151, Textabb. 253—27).
Typische Vermiceraten im Sinne des Verfassers sind die
meisten der von Fucını (1902) vom Monte 'di CGetona unter
Vermiceras beschriebenen Arten, doch dürften sich die
22 Arten Fucınıs auf einige wenige zusammenlegen lassen,
wenn die Variationsbreite der einzelnen Formen untersucht
würde! Ebenso gehören zu Vermiceras Arietites ophioides
(D’OrRL.) bei WAEHNER 1888 (S. 305, Taf. 25, 4—6; 26, 1)
und Arietites Scylla (REYNXES) WAEHNER 1888, S. 309, Taf. 25,
1, 8. Vermiceras im Sinne des Verfassers scheint auf den
untersten Teil der Arietenstufe beschränkt zu sein. Aus
Norddeutschland ist dem Verfasser kein echtes Vermireras
bekannt geworden. Zwar findet sich Ammonites (Verimt-
ceras) Conybeari in der älteren Literatur öfter von hier
angeführt, doch ist mit diesen Zitaten nichts anzufangen,
da Abbildungen fehlen, die Art nicht festgelegt war und
von den verschiedenen Autoren ganz verschieden auf-
gefaßt wurde. E. W, Scamipr (1914, S. 22, Taf. 4, 1, 2;
5, 2—4) bildet von Harzburg einen Arietites latisulcatus ab,
der den Rippentyp und die breiten Furchen von Vermiceras
em. aufweist, aber viel hochmündiger ist und schneller
anwächst als QUENSTEDTS lalisulcatus (1883, Taf. 12, 1—0).
Vielleicht ist es ein Abkömmling der älteren, langsamer
anwachsenden Vermiceraten. SPATH macht ihn zum Typ
einer neuen Gattung (Epammonites).
In der Bielefelder Gegend, wo die verschiedenen Zonen
der Arietenschichten besonders fossilreich entwickeit und
die unteren auch gut aufgeschlossen sind, fehlt Vermiceras
em. sicher gänzlich.
Coroniceras HyYATT, em.
Genotyp: Ammonites rotiformis SowrEnßn.
Für Coroniceras kann die HyArrtsche Definition (1889,
S. 174) mit geringen Änderungen bzw. Zusätzen beibehalten
werden.
Original from
ln Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
497
Jugendstadium: Nach HyArr nur für kurze Zeit
(1—2 Windungen) unberippt. Im folgenden wird unter
C'oroniceras westfalicum eine neue Art beschrieben, die
ein wesentlich längeres „glattes“ Jugendstadium hat
(über 3 Windungen). Diese Verhältnisse der Jugendform
sind als Gattungsmerkmale nicht verwertbar. Der Kiel
tritt meist vor den Rippen oder etwa gleichzeitig mit
ihnen, nur ausnahmsweise nach den Rippen auf.
Erwachsen (nach Hyarr): Querschnitt viereckig,
Flanken parallel bis nach außen divergierend, später kon-
vergierend. Rippen gewöhnlich geknotet. Kiel und Furchen
entwickelt. Hier ist zu verbessern: Die Rippen schwellen
stets nach außen hin an und tragen gewöhnlich am Außen-
bug Knoten. Von außen gesehen sind sie wesentlich stärker
vorgezogen als bei Vermiceras.
Alt: Querschnitt erhält mehr-minder konvergierende
Flanken bzw. 'wird dreiseitig,: Knoten verschwinden, ebenso
die Furchen, Kiel bleibt stark erhaben.
Loben: Arietoid, E tief und schmal, ES schmaler
als LS, der groß und in der Regel vorragend ist, Hilfs-
loben klein. Im Alter wird E kürzer, die ganze Sutur
einfacher.
Unter diesen Gattungsbegriff fällt selbstverständlich auch
die wieder eingeführte Gattung Ammonites — Typ: Amm.
bisulcatus (Bruc.) D’OrB. — Will man ihr die Priorität
cinräumen, so wäre Coroniceras im Sinne des Verfassers
zu streichen. Ebenso fallen darunter die Sparuschen Gat-
tungen Paracoroniceras, Eucoroniceras usw.; wie es möglich
sein soll, diese zu scheiden, ist nicht ersichtlich. Abtrennbar
ist dagegen die Gruppe des Amm. sauzeanus n»’OnB., die
Hyarr 1889 noch zu Coroniceras stellte, später aber zu
Agassiceras zog und für die SpATH neuerdings den Namen
kuagassiceras vorschlug.
Coroniceras kommt anscheinend durch die ganze
AArietenstufe hindurch vor, erreicht aber seine Hauptentwick-
lung in ihrem mittleren Teil; im oberen Teil wird es sehr
selten und fehlt vielerorts hier ganz, besonders in Nord-
deutschland in den Zonen des Arnioceras geometricum und
Enagassiceras spinaries.
Arnioceras HYATT.
Genotyp: Ammonites ceratitoides Acassız (S. Buckman 1911,
Y.T.A., Bd. 1, S. 6).
Gattungsdefinition nach HyArrt (1889. S. 161) mit eini-
gen Ergänzungen:
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 32
her FR Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
498
Jugendstadium: 3—4 Windungen ‚glatt‘, schmal.
Querschnitt oval; Kiel erscheint vor den Rippen.
Erwachsen: Querschnitt gerundet rechteckig his
rechteckig. Rippen hoch, schmal und scharf. auf den
Flanken meist gerade, ohne Knoten, in Höhe der Außen-
seite meist plötzlich abgeschnitten, von außen gesehen ent-
weder ohne vorspringende Fortsetzung (Arnioceras geom«-
tricum (OPpP.) SCHLÖNBACH, Arn. cf. semicostatum W.L.
in jüngerem Alter) oder nach vorn vorgezogen (din.
falcaries QuEnst., Arn. cf. semicostatum W.]1. in höherem
Alter). Die geologisch älteren Formen ohne Furchen, geo-
logisch jüngere mit Furchen und Nebenkielen (Ar. ner-
jordense MoNKE, Arn. cf. semicostatum W. L. und cf. fortir-
natum W.L.).
Loben: Wenig gegliedert, häufig nur ungeteilte Inzi-
sionen entwickelt. E = L oder E < L. Außensattel durcı
einen Adventivlobus zwiegeteilt, Loben häufig zweispitziz
endend. Wohnkammer !’, bis 1 Umgang.
Alt: Großwüchsige Exemplare sind sehr selten. Die
Loben erleiden Vereinfachungen.
SpATH (1923a, 1924) unterscheidet zwei Gruppen von
Arnioceras; zu der älteren gehören u. a. Arnioceras geome-
tricum Orr., ceratiloides QuEnst.,, Arnouldi Drau. von
welcher sich auch Arnioceras acuticarinatum Sımes., nod«-
losum J. Buck=m. und miserabile Qvexst. ableiten sollen.
Diese Gruppe ist nach SPATH ausgezeichnet durch den
Besitz verhältnismäßig einfacher und schmaler Tateralloben
mit wenigen, aber kräftigen Inzisionen.
Für die jüngere Gruppe, die im Lias ß zusammen mit
Xipheroceras auftritt, schlägt Sparta den neuen Gattungs-
namen Eparnioceras vor — Genotyp Ar. semicostatt:s
WRIGHT 1878, Taf. 1, 8 —. Sie soll ebenfalls mit berippten
Formen beginnen und mit dem glatten Eparnioceras flavum
S. Bucka“. (1918) enden.
Im westfälischen Lias ß,, zusammen mit Xipheroceras
planicosta usw., treten nun, wie schon oben erwähnt, häufig
Arnxioceras-Arten auf, von denen zunächst zwei der mar-
kantesten im folgenden beschrieben werden sollen. Naclı
dem mir vorliegenden Material scheint eine Entwicklung,
wie SrArH sic annimmt, unwahrscheinlich und eine Spaltung
in zwei Genera nicht gerechtfertigt. Gemeinsame Unter-
schiede der Lias-B-Formen von den früheren sind nicht
ersichtlich, auch nicht bezüglich der Lobatur.
Ä
|
|
|
'
9
Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
499
Arnioceras cf. semicostatum XounG u. BIRD.
Taf. XVII, Abb. 2a, b, Textabb,. 2a, b, c, Taf. XIX, Abb. 1a, b.
1925: Arnioceras ceratitoides M. Schuiwt. S. 299, Taf.-Abb. 10.
1. Dm.: 36,5 mm (100); Nw.: 19mm (52); Wh.: 10 mm (27);
Wd.r: 10 mm (27); Wd.i: 8 mm (22); Taf. XVIII, 2a, b
2. Dm.: 71 mm (100); Nw.: 39 mm (55); Wh.: 18,5 mm (26);
Wd.r: 17,5 (25); Wd.i: 16 mm (22); Taf. XIX, 1a, b.
Abb. 2a. Querschnitt des in
Taf. XIX 1 abgebildeten
Exemplars von Arnioceras ct.
semicostatum \. u.B., Lias £,,
Bielefeld. (Sig. des Verf.)
Abb, 2b.
Mm,
Abb. 2c.
Lobenlinien desselben Exem-
plars von Arnioceras cf. semi-
costatum Y. u. B.
Die abgebildeten Exemplare wie auch das der folgend
beschriebenen Art sind verkieste Steinkerne, die Luft
kammern sind im Innern z.T. mit Kalzit erfüllt, die Wohn-
kammer teilweise mit splittrigem Kalkstein.
32*
Eu. sinE Fe Original from
PO Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Der Windungsquerschnitt (s. Textabb. 2a):
rechteckig, die Flanken sind dabei zwische |
stark gewölbt. Die inneren Windungen sind besc
„glatt“; bei dem größeren Exemplar tragen sie]
Nabelweite, bei dem kleineren bis 18 mm Nab.
lich eine feine, dichtstehende, radiale Streifung,
zunächst schwache, bald kräftiger werdende |
die gerade, radial bis schwach rückwärts ger
die‘ Flanken verlaufen. Im Altersstadium sine
dem Nabel zu etwas vorgezogen und erscheinen .
den Flanken leicht bogenförmig. Außen breche
zu mittlerem Größenstadium plötzlich ab, fast
Arnioceras geometricum Orp. bei SCHLÖNBACH (186;
3), doch ist in der Außenansicht meist noch ein
Vorbiegung nach den Nebenkielen hin erkenı
Altersstadium wird auch diese deutlicher, so daß d
von außen gesehen stark bogenförmig vorgezogen e
und die Nebenkiele sich in die bogenförmigen Rip;
auflösen. Die Rippen ragen besonders im mittleren
stadium am Außenbug unter geringer Verdickung |
sten empor, ohne aber auf dem Steinkern Knö
tragen. Bei dem kleineren Exemplar alternieren
außen gesehen, vorübergehend, sonst stehen sie,
der Regel bei Arnioceras, einander gegenüber. Das
abgebildete Exemplar trägt 29 und 27 Rippen
letzien und vorletzten Umgang. Der Mediankiel ji:
bis stark erhaben, Nebenkiele und Furchen sind
ausgebildet und gehen im Alter zurück.
Der Außenlobus ist fast ebenso lang oder etwa
als der erste Seitenlobus, besonders im Alter eher
seine Spitzen liegen in den Außenfurchen. Der Aul
ist, wie in der Regel bei Arnioceras, durch einen A
lobus zwiegeteilt. Der Seitensattel ist schmal und dı
tütenförmig ausgebildet und ragt am höchsten empor
und Sättel sind nur mit einfachen Kerben bede
nur ausnahmsweise an den Lobenspitzen den Begir
sekundären Gliederung erkennen lassen. Bei dem k
Exemplar endet der erste Seitenlobus auf der eine
deutlich zweispitzig, während er auf der andern ce
artig gezähnt ist. — Bei den größeren abgebildeten
plar sind die Sattelkerben wesentlich schwächer en
als die Kerben an den Lobenenden. Im Alter wer
Sattelkerben bei diesem Stück relativ schwächer,
zeitig wird der zunächst schmal dreiseitige Seitensat!
Original from
„UNIVERSITY OF MICHIGAN
01
zrerundet wie auch der Außensattel, der statt des Adventiv-
iobus nur einen kleinen Kerb trägt. Die Sutur wird hier-
durch im Alter auffallend ceratitenähnlich (vgl. Taf. XIX,
Abb. 1a, und Textabb. 2b und c, die sechste und die
zweite Lobenlinie hinter der Wohnkammer darstellend). Der
letzte Seitensattel vor der knapp einen halben Umgang
einnehmenden Wohnkammer ist, vermutlich infolge seiner
zufälligen Lage auf einer Rippe, wieder schmal, der crste
Seitenlobus entsprechend verbreitert (s. Abb., Taf. XIX,
Abb. 1a). Dieser starke Wechsel in der Ausbildung der
lobenlinie verschiedener Altersstadien an ein und dem-
selben Exemplar mahnt zur Vorsicht bei Verwertung der
Lobenlinie als klassifikatorisches Merkmal bei Arnioceras!
Es liegen noch eine Anzahl weiterer Exemplare vor,
die folgende Besonderheiten zeigen:
Das cine (Nr. 3) von 8”mm Dm. ist hochmündiger
und noch etwas weiter berippt (28 Rippen auf dem letzten
Umgang); die Flanken sind besonders stark gewölbt, die
Außenfurche ganz unterdrückt, so daß der Windungsquer-
schnitt fast oval erscheint; der Mediankiel ist hoch. Ein
anderes (Nr. 4, 72 mm Dm., 32 Rippen auf dem letzten
Umgang) hat schmaleren Windungsquerschnitt, niedrigere,
außen stärker vorgezogene, leicht gekrümmte Rippen, hohen
Mediankiel mit deutlichen Nebenkielen und seichten
Furchen, einfach gekerbte normale Sutur mit zweispitzig
endendem 1. Seitenlobus und zweispitzigem Adventivlobus.
Ein weiteres, dem letztbeschriebenen sonst ähnliches Exem-
plar (Nr. 5, 60 mm Dm.) zeigt eine auffallende Verengerung
an der Basis des hochgezähnten 1. Seitenlobus, so daß der
Lobus nach hinten breiter wird als an seiner Basis,
während dies sonst meist umgekehrt ist oder doch die Seiten-
wände des Lobus nur parallel gestellt sind. Schließlich ist
noch ein kleineres Exemplar (Nr. 6, Dm. etwa 40 mm)
erwähnenswert, das gleichfalls schmächtig und dreigekielt
bereits bei etwa 7 mm Windungshöhe außen stark vor-
gezogene, wenig erhabene Rippen zeigt. — Vielleicht kommt
der schmächtigeren und mit schwächeren Rippen versehenen
Form (Nr. 4—6) eine besondere Bedeutung zu, doch scheint
eine besondere Benennung vorläufig untunlich, solange nicht
ein größeres Material die Variationsverhältnisse der Art
festzustellen gestattet.
Von Arnioceras geometricum ÖOPPEL (SCHLÖNBACH 1865
Taf. 26, 3) zeigt die beschriebene Art aus Lias B, folgende
konstante Unterschiede: sie besitzt ein durchschnittlich
Kriens nn Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
502
wesentlich länger andauerndes glattes Jugendstadium.
späterhin gewölbtere Flanken, weiter stehende, kräftiger-
und im Alter außenseits mehr vorgezogene Rippen, die ını
Alter auch auf den Flanken leicht bogenförmig werden, aus
geprägte, wenn auch seichte Furchen und Nebenkiele und
ist durchschnittlich großwüchsiger. Verfasser besitzt das
typische Arnioceras geometricum, von ihm aus dem An-
stehenden und im Liegenden der Zone des Euagassiceru:s
sauzeanum gesammelt, u. a. von Salzgitter-Gallberg. Ölber.
Lühnde, Sehnde, Bielefeld u. a. O., die sämtlich folgend«-
Eigentümlichkeiten des ScHLöngacHschen Exemplars zeigen:
rechteckiger Querschnitt, aber ziemlich variabel in Bezug
auf Windungshöhe und -dicke; Fehlen von Außenfurchen
und Nebenkielen; eng-, nur ausnahmsweise weiter stehende
gerade, auch von außen gesehen nicht vorlaufende Rippen.
die in früherem Entwicklungsstadium auftreten, glaties
Jugendstadium durchschnittlich bis 10 mm Nabelweite, aus-
nahmsweise bis 16 mm Nabelweite. Der 1. Seitenlobus
endet stets zweispitzig, der Seitensattel ist meist tüten-
förmig schmal, seltener breiter gerundet und variiert be-
züglich stärkerer oder schwächerer Kerbung wie bei der
ß-Form, der Adventivlobus ist stets gut ausgebildet?').
Am. ceratitoides Qus:xstEnt (1883, Taf. 13, 8) ist vor-
liegender Form ähnlicher als Arnioceras geometricum, hat
aber ebenfalls ein kürzeres glattes Jugendstadium — bis
10 mm Nabelweite — und keine Furchen- und Neben-
kiele. Das Quexsteptsche Exemplar stammt aus den „har-
ten Kalken des Schneckenpflasters“, also jedenfalls aus
der Arietenstufe.
Das von M.Scuamıpr (1925, S.299. Tafel-Abb. 10) aus
dem unteren Ilias ß der Trossinger Gegend beobachtete
Arnioceras ceratitoides stimmt nach Abbildung und Tie-
schreibung, soweit es erhalten ist — es handelt sich nur
27) Die Identität der wenigen und schlecht erhaltenen, von
E. W. Scamipr (1914) von Harzburg beschriebenen Arietites
geometricus mit dem ScHLöxgßacHschen Typ scheint dem Ver-
fasser nicht erwiesen, die Schlußfolgerungen SCHMIDTS über die
mangelnde Möglichkeit einer Abrechnung der Zone des Arietites
geomelricus daher verfehlt. Diese Zone scheint eben bei Harzburg
zu fehlen oder fossilleer zu sein. Ebenso ist die von SCHMIDT
unter Arietites falcaries und ceratitoides gegebene Synonym-
liste anzufechten, da SCHMIDT augenscheinlich die aus anderen
Horizonten stammenden Arnioceraten nicht kannte. Bei seiner
Zusammenfassung der Arnioceraten fehlt ganz eine Berücksich-
tigung des stratigraphischen Moments.
Original from
ZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
503
um Wohnkammern — völlig mit den Bielefelder Stücken
überein; insbesondere sind ebenfalls breite Außenfurchen
und die für das Altersstadium bezeichnenden, außen bis
zur nächsten Rippe vorgezogenen Rippenendigungen vor-
handen; nur die Windungsdicke ist etwas geringer. Die
Identität erscheint daher so gut wie zweifellos.
Von den von Hyarr (1889, S. 166) als Arnioceras semi-
costatum beschriebenen Formen stimmt keine ganz mit
der 8-Form überein; am nächsten könnten ihr die HyATT-
sehen Variationen C und D kommen. Von diesen ist nur
die var. D abgebildet (Taf. 2, 15), bei der die Skulptur
etwa 1 Umgang früher einsetzt als bei unserer Form.
Unter den zahlreichen, von Fucını (1902) beschriebenen
und abgebildeten Arnioceras-Arten, die wohl kaum sämtlich
selbständige Arten darstellen dürften, ist keine zu finden,
welche mit vorliegender Form ganz in Übereinstimmung zu
bringen wäre.
Die Neuabbildung des mutmaßlichen Holotyps von Am.
semicostatus YounG u. Bırp in Y. T. A. 1918, Taf. 112,
war dem Verfasser noch nicht zugänglich. Die zum Geno-
typ für Eparnioceras von SPATH erwählte Form, .rietites
semicoslatus WRIGHT 1878, Taf. 1, 8, hat im Gegensatz
zu vorliegender Form nur ein kurzes glattes Jugendstadium ;
im übrigen ist das kleine Exemplar, dessen Lobenlinie auch
nicht abgebildet ist, nicht näher vergleichbar.
Untersuchte Exemplare: 8.
Vorkommen: Zusammen mit Xspheroceras planicosta,
Ziphus und Dudressieri, Asteroceras obtusum, Arietites stel-
larss und cf. Brooki sowie der nachfolgend beschriebenen
Form in den Ziphus-Schichten der Gesellschaftsziegelei in
Bielefeld, Ziegelstraße; teils frei im Schieferton liegend,
teils flachen splittrigen Kalkgeoden anhaftend.
Arnioceras cf. fortunatum S. BUCKMAN.
Taf. XIX, Abb. 2a—c, Textabb. 3a, b.
cf. 1918: Arnioceras fortunatum S. Buckman. S. 301, Taf. 28, 4;
Taf. 31, 4
cf. 1889: Ammonites herfordensis Moxki. S. 101, Taf. 2,3, 12,
1. Dm.: 76 mm (100); Nw.: 41 mm (54); Wh.: 19 mm (25);
Wd.r: 18 mm (24); Wd.i: 14,5 mm (19); Rippen pro
Umgang: 34, 30, 29
2.Dm.: 85 mm (100); Nw.: 45mm (53); Wh.: 23 mm (27);
Wd.r: 18,3 mm (22); Wd.i: 15 mm (18); Rippen pro
Umgang: 37.
et Mr Original from
EEE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ei
. Vorliegende Form hat fast dieselb«
nisse wie die vorbeschriebene, nur. ist
geringer als die der abgebildeten Type
costatum. Abweichend ist die Skulp {
ginnen bereits bei 10 mm Nabelweite,
Abb. 3a. Querschnitt des in
Taf. XIX 2 abgebildeten
Exemplars von Arnioceras cf.
Jortunatum 3. Buckm., Lias 9,
Bielefeld. (Sig. des Verf.)
/ WIN
a
Abb, 3b. Lobenlinien des-
selben Exemplars von Arnio-
ceras cf. fortunatum S. Bucks. n
sind stark nach rückwärts gerichtet. Sie sin
haben und verlaufen gerade über die Flanke
sie ebenso wie bei vorbeschriebener Art an
abgeschnitten, ähnlich wie bei Arnioceras
während im Altersstadium von außen gesehen
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
505
lich stärker werdende Vorbiegung zu sehen ist; gleich-
zeitig werden sie auch auf den Flanken 'etwas bogenförmig
und am Nabel nach innen zu vorgezogen.
Die Außenseite trägt ebenfalls einen hohen Mediankiel
und schwächere Nebenkiele, die Furchen sind bei dem ab-
gebildeten Exemplar etwas stärker ausgeprägt, bei dem zwei-
ten jedoch nur seicht wie bei Arnioceras cf. semicostatum.
Die Lobenlinie (s. Textabb. 3b) bietet auch kaum Be-
sonderheiten, der Außenlobus ist bei dem abgebildeten Exem-
plar etwas, bei dem zweiten wesentlich kürzer als der
1. Seitenlobus, der Adventivlobus gut ausgebildet — bei dem
größeren Exemplar zweispitzig. Die Ioben sind kräftig,
die Sättel sehr fein gezähnt, der Seitensattel ist schmal
dütenförmig und wird im Alter breiter gerundet.
Arnioceras fortunatum S. BuckMAn ist sehr ähnlich
skulpturiert, aber niedermündiger, weitnabliger und
schmaler, die Lobenlinie recht abweichend: sie zeigt einen
längeren und fast ungekerbten Außenlobus, einen unge-
sliederten Adventivlobus und einen großdreilappigen Seiten-
sattel statt der feinen Zähnelung bei unsrer Art, ebenso
wesentlich geringere Gliederung des 2. Seitenlobus und der
Nahtgegend. Die beiden Formen können daher trotz großer
äußerer Ähnlichkeit nicht vereint werden. Ebenso möchte
Verfasser Arnioceras ceratitoides QuUEnsTEDT (Taf. 13, 8),
das BuckMmAan mit fortunatum in Beziehung bringt, schon
mit Rücksicht auf die Abweichungen seiner Skulptur von
diesem getrennt. halten.
Von den von Fucını (1%2) beschriebenen Formen
zeigt einige Ähnlichkeit Arnioceras speciosum Fucını
(S. 184; Textabb. 66; Taf.20, 1—8; 21, 1; 22, 4), doch hat
‚Arnioceras speciosum recht abweichende Iobenlinie: Der
Außenlobus ist wesentlich länger als der 1. Seitenlobus,
auch der 2. Seitenlobus, der bei unserer Form nur halb
so lang ist wie der erste, erreicht hier fast die Länge des
ersten. Auf die etwas geringere Rückläufigkeit der Rippen
möchte Verfasser als spezifisches Unterscheidungsmerkmal
nach seinen Erfahrungen dagegen keinen Wert legen. Ar-
nioceras obliquecostaltum Fucını (S. 189, Textabb. 67; Taf.
23, 10, 11) ist ebenfalls ähnlich. Bei dieser Form zeichnet |
Fucını einen zwiegeteilten Außensattel, was Verfasser bei
keinem norddeutschen Arnioceras bisher beobachten konnte.
Arnioceras herfordense Monkz hat schmaleren
Windungsquerschnitt, dichter stehende, nach der Abbildung
und Beschreibung außen nicht vorgezogene Rippen und vor
Kriens N Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
506
allem wesentlich kräftiger ausgebildete Nebenkiele und
Furchen; die Lobenlinie fehlt. Trotz einiger Ähnlichkeit
kann die Form daher nicht mit unserer Art identifiziert
werden. Sie stammt aus einem Schichtenkomplex von 14m
Mächtigkeit vom Lübbertor in Herford, der außer einigen
anderen Arieten (Kridion, miserabilis, striaries nach Moxke)
auch zwei B-Formen: Am. Birchi Sow. und Am. capricor-
noides QtExstent führt. Vermutlich war also hier di.
Grenze von Lias «/ß aufgeschlossen und es ist bedauerlich.
daß die Fossilien nicht schichtgemäß gesammelt wurden.
Am. (Microderoceras) Birchi und Am. (Xipheroceras?’)
capricornoides, den Monk auch abbildet, kommen in den
Planicosta-Ziphus-Schichten der Gesellschaftsziegelei nicht
mehr vor und sind dem Verfasser auch sonst aus der
Gegend nicht bekannt geworden; in der LANDWEHRSchen
Sammlung im städt. Museum Bielefeld befindet sich zwar
ein großwüchsiges, prächtig erhaltenes Exemplar von Mi-
eroderoceras Birchi, aber ohne Fundortsangabe, so daß der
Verdacht besteht, daB es sich um ein auswärtiges, ver-
mutlich englisches Exemplar handeln könnte?). Microdero-
ceras Birchi und Xipheroceras? capricornoides liegen auch
in England zusammen, und zwar zusammen mit Arietites
_Turneri Sow. über der Zone des Euagassiceras sauzeanum
und von dieser noch durch mehrere, bei uns bisher nicht
nachgewiesene Zonen getrennt (mit „Pararnioceras‘‘ Alcinor.
Sulciferites suleifer, Arielites Brooki, Arnioceras Hart-
manni), und unter Xipheroceras planicosta (LANG, SPATH.
RıcuAarpsoxn 1923), so daß Arnioceras herfordense, das
nach Moxkr Sehr häufig am Lübbertor gefunden wurde.
sicher als Vorläufer unserer B-Formen gelten kann.
Ein neuer Speciesname für Arnioceras cf. fortunatum
erschien untunlich, da bisher nur zwei Exemplare vor-
liegen und es nicht ausgaschlossen ist, daß sich Übergangs-
formen zu dem gleichaltrigen Arnioceras cf. semicostatum
finden werden, so daß vorliegende Form als Variation jener
aufgefaßt werden müßte.
Untersuchte Exemplare: 2.
28) Daß Microderoceras Birchi Sow. sp. in Norddeutschland
vorkommt, geht z. B. auch aus Mitteilungen von SCHLÜTER
(1866) und Branpes (1912, S. 346, 363, 440) hervor. der bei
Borlinghausen ein Fragment aus dieser Gruppe an der Grenze
von Lias a und ß, und zwar unter Äipheroceras ziphus und
planicosta, fand. Dasselbe Lager hält die Form in Süddeutsch-
land ein, vgl. QuENSTEnDT 1883, S, 130, Taf. 18.
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
- a]
Vorkommen: Mit voriger Art zusammen in der Zone
des Nipheroceras planicosta + ziphus von Bielefeld.
1866:
ef. 1883:
cf. 1889:
cf. 1895:
ef. 1895:
1895:
1912:
1922:
1924:
Coroniceras westfalicum spec. noVv.
Taf. XX, Abb. 1—6, Textabb. 4, 5.
Ammonites obliquecostatus SchLüören, S. 43
" Kridion Quesstent. Taf. 7, 8
= Kridion Quesstepr. Taf. 11, 5, 6
Arnioceras kridioides Hyatt. S. 171 pars, non Taf. 2, 28
Arietites rotiformis var. insulcata Waennen. Taf. 1, 3, 4
a WAEHNER, Taf. 1,10; ausschließlich
„schmale Abänderung mit engstehenden Rippen“
Arietites rotiformis var. afl. Kridion Waennen. Taf. 1,
Arietites obliquecostatus Branpes. S. 437
„ . westfalicus W. LANGE
Coroniceras rotiformevar. westfalica W. Linse. S.188, 207.
UM nn
m
In.
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ıı\
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1
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I
Abu. 4. Coroniceras west- Abb. 5. Coroniceras westfalicum
Jalicum W.L., Querschnitt W.L., Lobenlinie des inTaf, XX 2
des Exemplars Nr. 4 der abgebildeten Exemplars bei 5 mm
Tabelle (Sig. des Verf.) Wh, vergrößert (Sig. des Verf.)
mm | mm
21,11
36 m
44 | 25
48 | 28
51:29
62 | 34
U II ad —
.IDm. Nw. | Wh : War
24 125 (62) | 62 (86) | 7,5 2 6,5 en 26
A) Typ.
4: |Rippen-) Abbil-
Wd.i dung
| zahl
| mm | mm mm | Taf. Abt.
(52): 5,3 (25)]| 7 (33)| 5,6 (27)| 23 IXX 2
32) 10 (28) | 25, 21 I|XX
57) | 10
23) 11,5 (26) | 9,7 (22) | 27, 23
58) | 11,3
(55) | 8,7 (24) | 11,4 3
24) | 11 (23)| 9,8 (20) | 28, 21, XX 4
57)|12 (24)|ı3 (ed) ıı 31,23 |XX 5
(55) 15 (24) | 14,5 (23) | 12,5 0, | 36,28 | —
2 Var. elegantula v. nov. ac dichtberippte Variation)
32 17
“| 25 ;12,5 (50)| 7 cae)| 7
a
23)) 0 | — —
(22)! 30,22 :XX 6
(53 (25), (25)
hnen ar Original from
es Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Sämtliche vorliegende Exemplare sind vei
kerne. Am ähnlichsten von bekannten For
neuen Art Coroniceras rotilorme Sow.
Eine besonders ausführliche Beschreibung ve
aus der Gruppe des Coroniceras rotiforme ve
WAEHNER (18091, 1895), der die Variationsbreite d
niederösterreichischen Gebiet kennen lehrte. Es
wesentlich folgende Eigentümlichkeiten, welche
auftretende westfälische Form auszeichnen und dis
tive gedeutet werden können: verhältnismäßig
Anwachsen der Windungen, langanhaltendes u
Jugendstadium, die unten näher beschriebene
bzw. Spaltung der Rippen auf der Außenseit
bzw. seltene Ausbildung von Furchen und Neben
aus einer Verlängerung der Rippen hervorgehen,
nur ausnahmsweise deutliche Bildung der Aul
und schließlich das häufige Vorkommen unsy
gelegener Sutur. Bezüglich des Anwachsens deı
gen steht die neue Art in der Mitte zwischen dem
Coroniceras rolijorme und der var. rotator (Reyxi
NER, bezüglich des Fehlens der Furchen ähne.
var. lardesulcata und insulcata WAEHNER. Kei
Variationen zeigt aber die sechs erwähnten Eig
keiten zugleich und in gleicher Regelmäßigke:
Querschnitt der innersten Windungen
niceras westjalicum ist gerundet, breiter als hoch.
oder mit Auftreten der Rippen wird der Winc
schnitt subauadratisch, zunächst gleichfalls noch |
hoch, späterhin etwa von 50 mm Durchmesse
nähernd so breit wie hoch. Die Involution der V
ist eine sehr geringe (s. Textabb. 4). Die innerste
gen bis zu cinem Durchmesser von 8 bis 13 mm si
oder tragen nur weitstehende undeutliche radiale
und feine Anwachsstreifen, die sich am Außenbı
nach vorn wenden und in der Mitte der Außen:
rechtwinklig aufeinander stoßen (s. Taf. XX, Abb,
x 1,7). Die Involution ist gegen Windungsende d
blähung des Pyrits unkenntlich geworden). De
kiel ist schon in diesem frühen Entwicklungsst:
ausgebildet; er beginnt als feine Kante bei mehre
suchten Exemplaren bei 2 bis 3 mm Windungs
wird oft von den Anwachsstreifen, auch noch ir
Entwicklungsstadien, gekerbt. Von durchschnittlic
Durchmesser an beginnt die Normalskulptur, bes
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
509
ziemlich weitstehenden, vom Nabel aus nach rückwärts ge-
richteten, auf den Flanken fast gerade bis schwach bogen-
föürmig nach vorn geschwungenen Rippen, die auf den
Flanken durchschnittlich radial stehen, aber auch leicht
vor- oder rückgeneigt sein können. Die Richtung der
Rippen zum Radius wechselt öfter beim selben Exemplar:
(vırl. z.B. Nr.5, Taf. XX, Abb. 4). Am Außenbug schwellen
die Rippen in der Regel nur schwach keulenförmig. d. h.
an Höhe und Breite, an, selten liegt flankenwärts von
der Anschwellung bereits eine leichte Depression, so dab
die Rippen geknotet erscheinen (z. B. Nr. 6, Taf. XX, Abb.5).
Dieser Knoten liegt stets in der Richtung der Rippe, nic-
mals hinter oder auch vor dieser, wie bei WAEHNERS Ab-
bildungen von Arietites rotiformis. Auf der Außenseite löst
sich die Rippe in ein Bündel von nach vorn gerichteten
Anwachsstreifen auf, so daß der hinterste des Bündels
auf dem Kiel mit den gegenständigen einen stumpfen Winkel
bildet, der vorderste zunächst etwa einen rechten; in
späterem Wachstumsstadium bildet der vorderste einen
zungenförmigen Bogen nach vorn, dessen Schenkel ein
Stückchen deın Kiel parallel laufen. In der Regel ist
nur bei jugendlichen Exemplaren das ganze Anwachs-
streifenbündel zu sehen; bei älteren sind die Grenzstreifen
stärker entwickelt auf Kosten der andern, so daß also eine
Rippengabelung entsteht, wie sie WAEHNER besonders auf
seiner Tafel 20 (1891, S. 259ff.) bei einer Reihe von
Exemplaren von Coroniceras rolijorme:?) darstellt. Bei voll
entwickelten Individuen des Coroniceras westfalicum ist
nun meist entweder nur die hintere dieser externen Spalt-
rippen deutlich zu erkennen, die dann stumpfwinklig den
Kiel kreuzt (z.B. bei Nr.3 und 9, Taf. XX, Abb.3 und 6),
oder nur die vordere, die dem Kiel ein Stück parallel
läuft (2.B. bei Nr.5, Taf. XX, Abb. 4). Der Anblick dieser
beiden Ausbildungsformen ist so verschieden, daß man bei
geringerem Material an das Vorliegen zweier verschiedener
Arten glauben möchte! Anscheinend biegt in höherem
Alter auch die hintere Spaltrippe mehr nach vorn und in
die Richtung der Nebenkiele ein. Aus der (vorderen) Spalt-
rıppe entwickelt sich durch Verlängerung und Ineinander-
-") Auch einige andere Arieten zeigen eine Rippengabelung
auf (der Außenseite, z.B. Arietites sinemuriensis REyxis 1879,
Taf. 28, Coroniceras latum Hyırr 1889, Taf. 3, 23. Arietites latus
Hy.) ScHusmipt 1914, S. 27, Arietites subsalinarius \WAEHNER
1891 8. 241, Taf. 16, 1, 2.
Original from
ee) Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
510
fließen der Nebenkiel. Diese Verhältnisse sind so zu er-
klären, daß das junge Tier in den Wachstumsstillstands-
perioden nur einen kurzen Außenvorsprung, der der hinteren
Spaltrippe entspricht, getragen hat, das ältere dagegen
einen langen, der vorderen Spaltrippe entsprechenden. In
dieser Entstehungsweise der Nebenkiele besteht ein grund-
sätzlicher Unterschied zu Coroniceras rotijorme, bei dem
die Nebenkiele und Furchen nach WAEHNER unabhängirz
von den Rippen und dicht neben dem Mediankiel. «ft
schon in frühem Jugendstadium, angelegt werden. Es er-
scheint daher nicht sicher, ob vorliegende Form überhaupt
zu Coroniceras gestellt werden darf, trotz der äußeren Ahn-
lichkeit, und nicht vielmehr einem anderen Arietenstamın
‚ angehört. Vermutlich dürften auch bei einigen anderen
breitgefurchten Arieten die Nebenkiele auf entsprechende
Weise entstehen, z. B. scheint das nach den Abbildungen br
WAEHNER der Fall zu sein bei seinem Arietites multicostatus.
1895, Taf. 2, 3, 4, 5, 6 (= Ammonites bisulcatus BRuc.).
ebenso ist es vielleicht der Fall bei dem oben beschriebenen
Arnioceras cf. semicostatum. Ob hierdurch genetische Zu-
sammenhänge angedeutet werden, bleibe dahingestellt.
Bei Coroniceras westfalicum kommt es nun in der
Regel nicht zur Ausbildung von Furchen und Nebenkielen.
vielmehr ist die Außenseite abgeplattet, in höherem Alter
leicht kantig gegen die Flanken abgesetzt und trägt einen
auf ihrer Mitte aufgesctzten schmalgerundeten Mediankkel.
Ausnahmsweise wurde auch eine dachförmig abgeschrägte
Außenseite beobachtet, wie bei WAEHNER 1895, Taf. 1, 7, 8.
Nur bei etwa 1200 der untersuchten Exemplare von über
30 mm Durchmesser sind bereits breite und seichte Furchen
und geschlossene Nebenkiele vorhanden. Die Furchen sind
dann stets viel breiter als bei Coroniceras rotiforme von
entsprechender Größe. Lediglich das Exemplar bei Wırs-
NER 1895, Taf. 1, 10, zeigt ebenso breite Furchen wie
unsere Form, und hier gewinnt man aus der Zeichnung
ebenfalls den Eindruck, daß die Nebenkiele durch Inein-
anderfließen der Rippen entstanden sind. Ein solches ge-
furchtes Exemplar, das auch durch deutlichere Beknotung
mit Depressionen vor den Knoten auffällt, ist Nr. 6, Taf. XX\,
Abb. 5, und Nr. 7 der Tabelle.
Die Lobenlinie (s. Textabb. 5) ist der von (Coroniceras
rotiforme ähnlich: langer Außenlobus, der den ersten Seiten-
lobus meist erheblich überragt; erster Seitenlobus gewöhn-
lich breit und niedrig, seltener schmal (Nr.6, Taf. XX,
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N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
51l
&bb. 5). Auf diesen folgen ein niedriger zweiter Seiten-
IAobus und meist zwei kleine Hilfsloben, die entweder radial
angeordnet sind oder zur Naht hängen können (Nr. 5,
Taf. XX, Abb.4). Nicht selten enden Seitenloben zweispitzig,
sıber meist nur auf einer Seite der Schale (Nr. 1, 5, 6).
Häufig, schätzungsweise in der Hälfte der beobachteten
Fälle, liegt Außenlobus und Sipho asymmetrisch (Taf. XX,
Abb. 2 und Textabb. 5), wie das auch WAEHNER bei Coroni-
ceras rotijorme gelegentlich beobachtete (1895, Taf. 1, 4, 10).
Bei Jugendexemplaren aus dem Eggegebiet, die unter dem
Namen ‚Arietites obliquecostatus“‘ mit anderen ‚Jugend-
formen zusammen in den Sammlungen lagen, wurde solche
Asymmetrie zur Regel. Man kann annehmen, daß Coroniceras
westfalicum kriechender Lebensweise huldigte und dadurch
die asymmetrische Lage der inneren Organe und des Sipho
erwarb. Warum SCHLÜTER (1866)?°) diese Formen mit
Am. obliquecostatus ZIETEN (1830, Taf. 15, 1) identifizierte,
unter welchem Namen sie seitdem in der Literatur laufen,
z.B. bei SrıLLe (1899, 1904) und Brannes (1912), ist nicht
recht ersichtlich. Rückläufige Rippen kehren bei zahl-
reichen Arietenarten wieder und sind bei keiner von diesen
als Artmerkmal verwertbar, auch bei vorliegender Form
nicht sonderlich ausgeprägt. Die Asymmetrie der Sutur ist
ebenfalls kein Merkmal für Am. obliquecostatus, wie BRAN-
nes (1912) annahm, sondern wurde z.B. gerade auch von
Coroniceras rotiforme beschrieben (s. WAEHNER 1895, Taf. 1,
4, 10) und kommt u. a. auch bei Arielites (? Coroniceras)
Cordieri Canav. vor (s. WAEHNER 1891, S. 197, Taf. 18, 2).
Am. obliquecostatus ZIET. ist wohl kaum mit Sicherheit auf
eine bestimmte Form beziehbar; nach WAaEHNER (1891,
S.251, Note 4) ist er eine Form aus der Verwandtschaft
des Arielites (Vermiceras) Conybeari Sow., von anderen,
z.B. Fucını (1902), wurde er zu Arnioceras gestellt.
Die Wohnkammerlänge von Coroniceras westfalicum
beträgt etwa fünf Viertel Umgang. Die Art erreicht einen
Durchmesser von etwa 150 mm, doch sind die größeren
Exemplare stets verdrückt und teilweise oder ganz mit
Pyrit überkrustet.
Als var. elegantula wurde eine schmalere und dichter
berippte Form unterschieden, die im übrigen in allen Merk-
malen mit dem Typ übereinstimmt (s. Taf. XX, Abb. 6a, b).
9) Bzw. OPreEL, auf dessen Autorität hin ScuLÜTER zu dieser
Identifikation veranlaßt wurde.
Kriens nn Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
512
Auch bei var. elegantula finden sich nur als Seltenheit
Außenfurchen und Nebenkiele. Var. elegantula ist verhältnis-
mäßig seltener, etwa 16% der untersuchten Exemplare
wehören zu ihr. Übergangsformen sind vorhanden. Ge-
legentlich wurde auch ein grobskulpturiertes, schmalwüchsi-
res Stück, wie z.B. Nr.ö der Tabelle, Taf. XX, Abh.4,
sowie ein dichtberipptes, dickwüchsiges Stück beobachtat.
Der WAFHNERSche ‚Arietites rotiformis var. insulcatus
(1895, Taf. 1, 3, 4) ist unserer Form in mancher Beziehung
ähnlich; die Rippen treten bei var. insulcata in früheren
Jugendstadium auf und sind stärker geknotet, die Knoten
liegen hinter der Rippenrichtung.
Verfasser trägt kein Bedenken, ‚„Arietites rotijormis var.
aff. Kridion‘‘ WAEHNER (1895, Taf. 1, 5—9) mit (’oronireras
westfalicum zu identifizieren, obwohl auch diese Form in
früherem Entwicklungsstadium Rippen erwirbt und etwas
schneller anwächst; sonst ist die Übereinstimmung mit
unserer Form eine vollkommene. Allerdings wurden nur
Stücke beobachtet — von denen auch dem Verfasser eine
Anzahl von Enzesfeld, Niederösterreich vorlagen — welche
auf der Außenseite die hintere der Spaltrippen entwickelt
haben, was jedoch durch jugendliches Alter der Stücke
bedingt sein mag. Vielleicht gehört aber auch das von
WAEHNER 1895, Taf. 1, 10, abgebildete, gefurchte Exeniplar
hierher, bei dem die vorderen Spaltrippen entwickelt zu
sein und die Nebenkiele zu bilden scheinen. Dieses Exemplar
ist nach der Abbildung stärker geknotet als Coroniceras
westfalicum. Doch vermittelt das Taf. XX, Abb. 5, abgebildete
westfälische Stück auch in dieser Eigenschaft zu dem
WAEHNERSchen. WAEHNER hält seine „var. aff. Kridion‘,
die im niederösterreichischen Gebiet anscheinend seltener
ist, lediglich für verkrüppelte oder im regelrechten Wachhs-
tum behinderte Stücke von Coroniceras rotiforme. Coroni-
eeras westfalicum beherrscht dagegen in Westfalen die nach
iım benannte Zone völlig und tritt anscheinend nicht
zusammen mit Coroniceras rotiforme-Typ auf; danach
möchte Verfasser auch den entsprechenden niederösterreichj-
schen Formen eine selbständige Bedeutung zukommen
lassen. Coroniceras rotijorme-Typ liegt dem Verfasser aus
der Bielefelder Gegend ebenfalls vor, und zwar aus den
inächtigeren, etwas höher liegenden Kalkmergelbänken der
Arietenstufe, die früher im Osten von Bielefeld als „Zement-
stein“ gebrochen wurden. Das genaue Lager ist jedoch
nieht bekannt.
Original from
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>13
Ammonites Kridion QUENSTEDT (1883. Taf. 11, 5, 6:
1858, Taf. 7, 8) = Arnioceras kridioides Hyarr 1889 (pars)
zeigt auch einige Ähnlichkeit mit Coroniceras westfalicum.
wächst aber wesentlich schneller an und ist auffallend
weitläufig berippt. Einen genaueren Vergleich lassen die
Abbildungen nicht zu. Hyarrts Abbildung, Taf. 2, 18, hat
steif endende Rippen und gehört nicht hierher.
Vorkommen und Lager: Unterste Arieten-
schichten im Egge—Teutoburgerwald-Gebiet. Oldentrup:
Schicht 20 selten, Schicht 21—23 schr häufig, ‚Schicht 25
selten (vgl. W. LaxgE 1922).
Ammonites bisulcatus wurde nicht zusammen mit Corv-
niceras westfalicum beobachtet, sondern tritt erst in hangen-
deren Schichten auf; bei Oldentrup z.B. etwa 1/, km n9rd-
westlich der Hagemannschen Grube, in der früher Böke-
meyerschen, jetzt städtischen Ziegeleitongrube in Sieker
hei Bielefeld, zusammen mit andern, ebenfalls schneller
anwachsenden großwüchsigen Arieten. Arnioceras geome-
trieum fehlt in beiden Aufschlüssen und kommt erst noch
weiter im Hangenden, z.B. in der Gegend des Kleinbahn-
hofes Bielefeld, vor.
Untersuchte Exemplare: etwa 200.
('oroniceras westfalieum W. LaxgeE, krank.
Taf. XX, Abb. 7a—c. 1,7 x nat. Größe.
Es liegt ein kleines Exemplar (Steinkern) von 14 mm
Durchmesser vor, das in der Seitenansicht Coroniceras west-
falicum gleicht mit dem Unterschied, daß die Rippen bereits
auf 1!/, Windungen kräftig ausgebildet sind wie bei dem
niederösterreichischen Typ, während die normalen nord-
deutschen Exemplare ein länger andauerndes „glattes“
Jugendstadium haben. Die Rippen, 22 auf dem letzten
Umgang, schwellen nach der Außenseite hin an, ohne deut
lich abgesetzte Knoten zu tragen. Von außen gesehen laufen
die Rippen zunächst unter Abschwächung und sehr geringer
Vorbiegung bis zur Mitte, wo sie mit der Gegenrippe schr
stumpfwinklig zusammentreffen. Auf dem letzten halben
Umgang erbreitern sie sich auf der Außenseite zu einer
erhabenen Dreiecksplatte, deren schwach eingebogene Basis
der hinteren Spaltrippe, deren Vorderkanten den vorderen
Spaltrippen von Coroniceras westfalicum entsprechen, wie
an der Übergangsstelle deutlich zu sehen ist. Der Kiel,
welcher sonst schon vor Ausbildung der Rippen auftritt,
Zeitschr. d.D. (reol. Ges. 1925. . 33
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
314
fehlt. Der letzte halbe Umgang erinnert von außen an
Am. planicosta Sow. oder caprarius QUENST., der vorletzto
halbe Umgang an Arm. bifer QUENST. Gegen Windungsende
wird die Krüppelnatur völlig deutlich, da auf der linken
Seite eine Rippe aussetzt, während von der rechten hier
die dem freien Raum gegenüberstehende Rippe außenseits
diagonal an die schon besetzte vorhergehende der linken
Seite Anschluß findet: danach folgt vor Röhrenende noch
eine bifer-Rippe.
Die Tobenlinie gleicht der von Coroniceras westjelisune:
der Außenlobus ist länger als der erste Seitenlobus und
liegt miedian. Die Wohnkammer fehlt.
Das Stück bietet besonderes Interesse wegen seiner
außerordentlichen Ähnlichkeit mit 3-Formen (Xipheroceras).
Fine geringe Anomalität oder Verletzung der Außengegend
genügte, um sonst doch so verschiedene Formen, die ver-
schiedenen Staimmreihen angehören, morphologisch einander
bis zur Verwechslungsmöglichkeit anzugleichen. Gleich-
zeitig mahnt das Stück den Feldgeologen zur Vorsicht bei
Fossilbestimmungen! Daß es mit B-Formen der Arphero-
eeras-Gruppe nichts zu tun hat, zeigt sofort die Betrachtung
der Lobenlinie.
Vorkommen: Zone des Corontceras westjaltenm.,
Schieht 21, Oldentrup.
Ähnliche pathologische Stücke mit ägoceraten Rippen
bildet Hyatt von Coroniceras rotijorme ab (1889. Taf. 3,
“, 11—13), vgl. ferner don. longidonmus aeger QUENST. 1883,
Einige alpine Arieten zeigen jedoch auch einen äÄhnlieh:en
Rippentvp normalerweise im Jugendstadium vor der Ent-
wieklung des Riels, z.B. Irietites Coregonensis (Sow.)
WAEHNER 1888, S. 311, Taf. 22, 3, 4; 23, 2, 3: 24, 2. 3, 4.
Kiel sowie Furchen und Nebenkiele haben augenschvin-
lich die Bedeutung der Versteifung des bei den Aricten
— und ebenso bei andern gekielten Ammoniten. z.B. den
Harpoceraten — sich herausbildenden Externvorsprungs des
Mundsaums nach dem Wellblechprinzip. Fehlt dieser infolge
Verletzung oder Krankheit, so bilden sich auch die Rippen
zu primitiveren Typen zurück, wie sie uns bei manehen
Psiloceraten (Waehneroceras), bei den Jugendwindungen
einiger Arieten und bei den späteren Avgoceraten entg:ren-
treten. Dasselbe ist hei pathologischen Schlotheimien. Amal-
theen, Harpoeeraten usw. der Fall.
Original from
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lo
Coroniceras pseudophioides spec. nov.
Taf. XXI, Abb. 1—3, Textabb. 6a, b, 7.
1889: Vermiceras ophioides Hyarr. S. 160, Taf. 1, 21—23 (non
D’ORBIGNY)
1922: Arietites cf. Cordieri (Canav.) W. LantGe
cf. 1891: Arietites Cordieri (Canav.) Waenser. S. 250, Taf. 17,
1—4: 18, 1—6.
A) Typ.
ee Mo. Be . :
\r.| Dm. Nm. Wh | war | Wai Rippen- bbil-
| Ä za | dung
nım | mm mm | mm m | ' Taf. Abb.
1 11 (100) 4,6 (42) | 3,0 (27) 3,9 (35) 37 34): 31
2 20 (100), 10,0 (50) | 5,3 (27 67 (34) | 6,0 (30 Ä XXI2
3 21 (100) 10.3 (49) 6,0 (29) 7,1 (34) 6,2 nf = 30
4 =2 (100) 11,2 (51). 5,5 (25), 6,3 (29) | 5,4 (25) 30
> 23 (100) 13,0 57) 3,5 (24), 7,5 we 6,5 =) 37
#6 | 35 (100)! 19 (4) 8, (23) 10,3 2): 91 26) 3 35 NXNXI3
B) var, hexagona nov. Taf. XXI, Abb, 4a, b.
| 32 (100) 16,8 (53) 8,7 (27): 9,8 (31) 8,7 (27), 35, 32 XNIA
C) mut. postera nov.
22 (100) 12 (55) 5,5 (25) | 6,8 (31) |5,7 (26), 31, 27
etwa etwa
4 131 (100) 19 (61) 6,5 (21), 9,1 (29) |7,8 (25) 40, 38
D) Hyarı 1889. Taf. I, 21.
— [23 (100) 13,2 (57) 6,5 (28) 8 (35) — 38, 31
„|
“F:
an
Sämtliche untersuchten Exemplare sind verkieste Stein-
kerne.
Die innersten 2 bis 21’, Windungen sind bis auf die
Anwachsskulptur glatt. Die Anwachsstreifen verlaufen wie
bei vorbeschriebener Art, d.h. auf den Flanken radial,
außen stark vorläufig. Der Windungsquerschnitt ist ge-
rundet. Dann treten, etwa bei 3—5 mm Scheibendurch-
messer, Radialfältchen auf, die alsbald in die normalen,
dieht stehenden Rippen übergehen. Ausnahmsweise kommt
es vor, daß die zuerst ausgebildeten Rippen bei weiteren
Anwachsen nochmals verschwinden und die Windung vor-
ülergehend wieder glatt wird, bis dann bei 10 mm Scheiben-
durchmesser die endgültige Skulptur erscheint. Auf der
Außenseite lösen sich die Rippen der Jugendform in An-
wachsstreifen auf, die nach vorn gerichtet sind und in
der Medianebene etwa senkrecht aufeinander zulaufen;
außer den durch Spaltung gebildeten sind auch einge-
33*
As a Original from
DIDZEODN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
516
schobene Anwachsstreifen vorhanden. Der Kiel tritt als
feine Kante etwas früher als die Rippen oder etwa sleich-
zeitig, bei einem der untersuchten Exemplare jedoch etwas
später auf und ist zunächst durch die Anwachsstreif-n
Abb. 6a.
n \
Abb.6b. Coroniceras pseudophioides
W.L.Querschnitt und Lobenlinie des
in Taf. XXI3 dargestellten Exem-
plars, Lobenlinie bei ? mm Wh,, ver-
größert. (Sig. des Verfassers)
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Ky. ,
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n a; R
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ı Po
Abb. 7. Coroniceras pseudophioides
W.L., ungewöhnliche Lobenlinie des
in Taf. XXI2 dargestellten Exem-
plars bei 5 mm Wh., vergrößert.
(Sig. des Verfassers)
gekerbt. Einen halben Umgang nach seinem Beginn ist
der Kiel deutlich von der Außenseite abgesetzt und dir
Nebenkiele erschemen als feine Kanten, und wieder emen
Aa I Original from
POnZEERE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ge
fase\
a)
halben Umgang weiter, etwa bei 3,5 mm Windungshöhe,
sind bereits eingesenkte Furchen und deutlich abgesetzte
Nebenkiele vorhanden.
Nach voll entwickelter Skulptur wird der ursprünglich
serundete Windungsquerschnitt rechteckig, breiter als.hoch.
Bezüglich der Windungsverhältnisse besteht eine nicht un-
erhebliche Variabilität, wie schon aus der Maßtabelle hervor-
geht: insbesondere kommen schmalere Exemplare vor, wie
1.B. Nr. 4 der Tabelle. Nr. 3 ist dagegen besonders hoch-
mündig, Nr. 5 verhältnismäßig weit genabelt. Der letzt:
!.-Umgang des Exemplars Nr, 6, Taf. XXI, Abb. 3 ist durch
kKiesaufblähung angeschwollen und wurde nicht mit ge-
ınessen. Die Involution ist sehr gering.
Die Rippen der erwachsenen Form laufen leicht bogen-
föürmig, radial bis rückwärts, seltener nach vorn gerichtet
über die Flanken und schwellen am Außenbug an Höhe
und Breite auch absolut an, ohne aber Knoten zu ent-
wickeln. Auf der Außenseite wenden sie sich energisch
nach vorn und münden, abgeschwächt, etwa unter einem
Winkel von 45° in die Nebenkiele. Rippenspaltung, wie
wi Coroniceras westjalicum, wurde ebenfalls gelegentlich bei
noch jugendlicheren Exemplaren beobachtet. Die Rippen
stehen ziemlich dicht, der erste berippte Umgang trägt
etwa 830, die folgenden beiden tragen 35—40 Rippen. In
den Furchen zwischen den Kielen sind öfter noch die
nach vorn gerichteten Anwachsstreifen zu verfolgen. Die
Nebenkiele der erwachsenen Form sind ebenso wie der sie
überragende Hauptkiel stark erhaben, die Furchen tief einge-
senkt, zunächst sehr schmal, in höherem Alter etwas breiter.
Die Lobenlinie ist typisch arietoid (s. Textabb. 6b),
der Außenlobus ist am längsten und lagert seine Spitzen
in die Furchen. Im breiten Außensattel entwickelt sich
die laterale der beiden Primärinzisionen viel kräftiger als
die externe zu einem Adventivlobus, wie unter anderem bei
„Vermiceras ophioides“ HyartT und Arietites Cordieri bei
WAFHNER. Der Lateralsattel hat etwa die Höhe des Außen-
Sattcls oder überragt ihn wenig. Bei der erwachsenen
Form sind außer dem zweiten Seitenlobus noch drei Um-
schlagloben entwickelt, von denen einer innen, einer außen
und der jüngste in der Nähe der Naht liegt. Ganz un-
gewöhnlich verläuft die Sutur bei dem Exemplar Nr. 2
(Taf. XXI, Abb. 2, und Textabb. 7), indem sie nach der Naht
„u stark vorspringt. Es ist das wohl nur eine individuelle
Abnormität.
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>18
Die Wohnkammerlänge beträgt anscheinend etwa einen
Umgang oder mehr.
Var. hexagona); Taf. XXI, Abb. 4, Textabb. 8a, b, nnter-
scheidet sich vom Typ dadurch, daß die Außenseitr nicht
flach, sondern dachförmig abgeschrägt erscheint (s. Quer-
schnitt Textabb. 8a). Die Rippen sind infolgedessen mı
N
or b
!
ne
Sl
ja Nur
a a
c Se
a
i Abb. 8b.
Abb. 8a. Coroniceras pseudophioides
var. hexagona W. L., Querschnitt
und Lobenlinie des in Taf. XX14
dargestellten Exeinplars, Lobenlinie
bei 6 mm Wh. vergrößert. (Sig.
des Verfassers)
der Seitenansich!, kürzer. Die Abmessungen wurden wegen
Aufblähung des Röhrenendes !/, Umgang zurückentnommen.
Die Rippen sind niedriger als beim Typ. besonders auf der
abgeschrägten Außenseite sehr schwach und lassen teilweise
noch auf dem äußeren Umgang eine externe Gabelung
erkennen. Sie stehen sich z. T. auf beiden Seiten nicht
gegenüber, sondern alternieren. Die Lobenlinie (Text-
abbildung 8b) hat einen besonders langen Außenlohus.
In allen übrigen Figenschaften gleicht das -—- eimzier —
Stück dem Typ.
Mut. postera nov., von der nur zwei Exemplare vor-
hiegen. fällt auf durch besonders weiten Nabel und niedrig“
Windungshöhe, die bei dem kleineren Stück Nr. S nel
Original from
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2 1 )
kaum, bei dem größeren Nr. 9 stark in Erscheinung tritt.
Ferner sind die Rippen außen etwas weniger vorgezogen,
sie enden also etwas steifer. In allen andern Merkmalen
stimmt die Mutation mit dem Typ überein. Sie stammt
aus etwas höherer Lage als die typischen Exemplare, und
‚war aus den tieferen Schichten der ehemals Böke-
meverschen, jetzt städtischen Ziegelei in Sieker bei Bielefeld.
Hyarrts Abbildung und Beschreibung seines Vermiceras
ophioides von Semur stimmt recht gut mit unserer Form
überein, insbesondere liegen die Maßzahlen innerhalb der
Variationsbreite unserer Art und ist die Skulptur in eben-
derselben Weise entwickelt. Von den beiden abgebildeten
Suturen stimmt Fig. 22 mit unseren überein, nur ist der
Seitensattel bei den westfälischen Exemplaren gewöhnlich
etwas tiefer, während Abb. 23 in der Nahtgegend abweicht.
Mit P’ORBIGNYS .Ammonites ophioides (1842, S. 241,
Taf. 64, 3—5) hat Hyarts Form nur wenig Ähnlichkeit.
DOÖRBIGENY gibt folgende Maßzahlen an:
Dm.: 23 mm; Nw.: 57%,,; Wh.: 200%/,; Wd.: 20%,.
Die Form wächst also viel langsamer an und ist viel
schmächtiger, wie auch die Abbildung zeigt; ihre Rippen
stehen viel dichter, nach »D’OrBIenv 57 auf dem letzten
Umgang, beginnen früher — bereits bei 2mm Nalelweite —
und enden von außen gesehen steif. Diesem näher
koınmende Formen wurden von WAEHNER (1888, S. 305,
Taf. 25, 4—6; 26, 1) und Fucıxı (1902, S. 138, Taf. 12,
10, 11) beschrieben, die in der Tat typische Vermiceraten
sind. Fucısıs Form wächst noch langsamer an als D’OrRIG-
xys (Wh. == Wd. = 17—1800 vom Dm.).
Arietites Cordieri (Caxav.) WAEHNER Ist unserer Form
außerordentlich ähnlich. Die Maßverhältnisse der kleimeren,
von WaERNER angeführten Exemplare liegen innerhalb des
Variationsbereichs der unseren und erscheinen durchschnitt-
lich ein wenig schmaler. Verlauf und Anzahl der Rippen
stimmen ebenfalls überein, ebenso schwellen sie nach außen
nach Abbildungen und Beschreibung an Höhe und Preite
an. Auch die Lobenlinie ist nicht wesentlich verschieden.
Als Unterschied, der eine Vereinigung doch nicht sicher
egründet erscheinen läßt, sci hervorgehoben, daß die
Rippen sich bei Coroniceras Cordieri außen noch erheblich
stärker nach vorn wenden: siehe besonders WAEHNER
Taf. 18, 1c, das typisch sein soll! Ferner erscheinen Kiel
und Furchen bei Corontceras Cordieri etwas später als bei
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. 20
pseudophioides. und die Außenseite ist mehr +achlörmter
ausgebildet. während sie bei Coroniceras psendophroides
Typ abgeplattet ist. Es verdient Interesse, daß sieh eine
Coronieeras Cordieri so nahe stehende Form in Nontl-
deutschland gefunden hat, da WAEHNER meint, daß diese
Formengruppe auf das mediterrane Becken beschränkt sei.
und als nächste Verwandte des nordeuropäischen Liasme.rs
Vermiceras spiratissimum und Conybeari anspricht. Diese.
die in Nordeuropa augenscheinlich tiefer liegen und in
Westfalen — Norddeutschland? — fehlen, fehlen auch ebensu
wie Vermiceras longidomus Qv. und latisuleatum Qu. im
nordöstlichen Mediterrangebiet (WAEHNER 1891, S. 251).
Eine reiche Vermiceras-Fauna wurde andererseits bald nach
Abschluß der WAEHRNERSchen Arbeit von Mte. di Cetona bo-
kannt (Fucısı 1901—1903). Es zeigt sich also hier wie-
der. daß Rückschlüsse auf verwandtschaftliche Beziehun-
gen und stammesgeschichtliche Entwicklung erst zulässig
sind, nachdem alle Gebiete hinreichend genau strau-
graphisch-paläontologisch untersucht sind. Daran fehlt es
aber auch heute noch sehr!
Untersuchte Exemplare: 60 Typ, I var. Aera-
gona, 2 mut. postera.
Vorkommen: Zone des Corontceraxs west/alicmi.
Egge — Teutoburgerwald-Gebiet. Oldentrup: Schicht 21. 23.
Mut. postera: im Hangenden dieser Zone, in den tieferen
Schichten mit Coroniceras bisuleatum von Sieker bei
Bielefeld.
[Manuskript eingegangen am 29. Mai 1925.)
iginal from
. > Or
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1512- -46
1830
1812 — 51
1847
1849
1850
1853
1 sh
10896 —D8
153698
1857
IS
1802
186 1 —67
1865
1865
1806
1867
1870
1871
1875
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18856
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1880
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1833
1833
1808
18)
190
100
190
1900
1900
1901 —-05
1%2
1904
1906
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1722
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122
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ach FE Original from
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Tafel-Erklärungen.
Tafel XVII.
Abb. 1a, bh. Schlotheimia depressa (Qv.) WAEHNER var. prin-
ceps (S. Buckam.) em. Filder bei Stuttgart; aus Sammlung
L. v. Brvch, Original im Berliner Museum für Naturkunde.
Seite
Abh. 2a, b. Arnioceras cf. semicostatum Y. u. B.; Lias ß..
Ziphus-Schichten, Gesellschafts-Ziegelei an der Ziegelstraße,
Bielefeld; Sammlung des Verfassers. Abb. 2b zeigt Alternieren
der gegenständigen Rippen. Seite
Tafel AIX.
Abb. la, b. Arnioceras cf. semicostatum N\. u. B.: Lias 3,
Ziphus-Schichten, Gesellschafts-Ziegelei an der Ziegelstraße,
Bielefeld; Sammlung des Verfassers. Site
Abb. 2a, b, e. Arnioceras cf. fortunatum S. Buckwman; Lias B,.
Zaphus-Schichten, Gesellschafts-Ziegelei an der Ziegelstraße,
Bielefeld; Sammlung des Verfassers. Seite
Tafel XXX.
Coroniceras westfalicum spec. nov. Lias z-3-a, Schicht 21, Olden-
trup; Sammlung des Verfassers. Seite
Abb. 1a. Jugendexemplar, natürl. Größe.
Abb. 1b, c. Dasselbe, vergrößert (X 1,7).
Abb, 2a—c. Jugendexemplar mit asymmetrischer Sutur.
Abb. 3a. b. Typisches Exemplar, zeigt die hinteren extermen
Spaltrippen.
Abb. 4a, b. Typisches Exemplar, («die verlängert®n vorderen
Spaltrippen beginnen sich zum Nebenkiel zu schließen.
Wechselnde Rippenrichtung auf den Flanken d»s vorletzten
und letzten Umgangs!
Abb. 5a, b. Exemplar mit stark entwickelten Außenfurchen un.)
Nebenkielen und deutlicher Bildung von Außenknoten.
Abb. Ga, b. var. elegantula var. nov.; schmale und dicht be-
rippte Variation.
Abb. 7a—c. Krankes Exemplar mit Rippen vom Bifer-
Tıp (Abh. 7b) bzw. Planicosta-Typ (Abb. 71; vergrößert
(X1N.
Tafel XXI.
Abb. 1—4. Coroniceras pseudophioides spec. mov. Lias @-3-a,
Schicht 21—23, Oldentrup; Sammlung des Verfassers.
Seite
Abb. 1—3: Typ; Abb. 2a, b: Ungewöhnlich an der Nahıt
vorspringende Sutur.
Abb. ta, b: var. hexagona var. nov.
Abb. 5a, b. Schlotheimia stenoryncha var. complanalta (v. KoEx.)
em, Lias a, Osterwald. Original zu Schlotheimia complanata
v. Koenen, 1902, Taf. 7, 4—6; Geolog. Institut Göttingen,
Ede N Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
26
Nachtrag (bei der Korrektur).
Über Lias f Norddeutschlands.
Nach Abschluß vorliegender Arbeit erschien eine Arbeit
von H. FreBorLp: „Über cyklische Meeressedimentation.
tektonische, biostratigraphische und paläontologische Studien
im Rahmen einer paläogeographischen Untersuchung des
l.ias B" (Leipzig 1925), zu der hier kurz Stellung genommen
werden soll, da sie die vorliegende Arbeit in einigen Punkten
berührt.
Die von Frenonn auf Taf. I gegebenen Bilder der un-
(datorischen Bewegungen Mesoeuropas zur Lias-3-Zeit ent-
sprechen nicht den natürlichen Verhältnissen. Das nortl-
westdeutsche Liasmeer erscheint hier als Kleiner Anhang
an das schwäbische, das während des Lias ß, abgesehen
von emer vorübergehenden Trockenlegung ausgangs der
Planscosta-Zeit. in ständigem Zusammenhang über die
vindelizische Barre hinweg mit der Tethys steht. Nun
ist aber die Übereinstimmung der nordwestdeutschen Lias-
bildungen mit denen Englands und auch Frankreichs se
groß. daß wir uns diese Gebiete im wesentlichen als ein
großes, zusammenhängendes, wenn auch flaches (epikonti-
nentales) Nordmeer denken müssen. Demgegenüber ist das
schwäbische Liasbecken ein kleines, ni-ht selten Besonder-
heiten zeigendes Gebiet, das in öfter behinderten. relativ
unvollkonmmmenen Zusammenhängen mit jenem gestanden
hat; die Verschiedenheiten des schwäbischen Liasmeveres
veeenüber der Tethys sind so groß, daß an einen direkten
Zusammenhang mit dieser über Vindelizien kaum zu denken
ist. Es ist vielmehr umgekehrt höchst wahrscheinlich, das
schwälische Liasmeer als ein Annex an das so viel be-
deutendere Nordmeer zu knüpfen, von dem aus es, teils
von N dureh die Hessische Straße, teils von W über
Lothringen, gleichzeitig oder zeitweise einzeln mit Faunen
beliefert wurde. Der Zusammenhang mit der Tethys ist
dann weiter westlich, etwa in Südfrankreich, zu suchen.
Im einzelnen bedürfen noch folgende Irrtümer Frr-
B01.Ds, die für seine Beweisführung von Wichtigkeit sind.
der Richtigstellung: An. Birchi, Am. lacunatus, Am. bijer
und An. aurwunotues fehlen nach FREBoLnD in Nordwestdeutsch-
land.
AMicroderoceras Birchi Sow. ist aus Norddeutschland
mehrfach bekiannt geworden, wie auf Seite 906 dieser Arbeit
dargrelert wurde (of. FREBOLD. NS. 15. 17 usw.).
riginal from
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Formen aus der Gruppe des Angrlaticeras lacnnatırm
J. Bueka., nämlich Angulatieeras cf. rumpens Orp.. kommen
chenfalls in Norddeutschland, wenn auch selten, vor (vgl.
V. SEEBACH, Der hannoversche Jura, 1864, S. 155; W. LaxuE
1924. S. 204: FrEBoLn, S. 16. 20 usw.).
‚Iraoceras biferum QUENST. (Amm. Taf, 22, 7--12)
kennt Verfasser von Ölber bei Baddeckenstedt (Sammlung
R:ıTemEyYER, Goslar), und zwar das „echte“ JIegoceras
bijerum mit fast glattem „Rücken“, nicht das dem Ver-
fasser ebenfalls wohlbekannte spätere 4Jegoceras sub»lani-
costa OrPp. (cf. FREROLD, S. 16, 20 usw.).
Öwnnotireras owcynotum QUENST. wird von A. Bone
(Die Höhenzüge zwischen Lutterr am Barenberge und
Lichtenberg, Diss. Göttingen 1901) von Ölber angeführt,
ferner von H. SCHROEDER (Erläuterungen zu Blatt Salz-
zitter S. 56 und zu Blatt Ringelheim der geol. Karte von
Preußen, 1912, S. 28) von Salzgitter und vom Hainberg.
Man vermiöt bei FREBOLD zumindest eine Stellungnahme
hierzu, falls er die Bestimmungen anzweifelt. Ferner be-
schreibt Hoyrr (Der untere Lias von Empelde, Centralbl.
f. Min., 1902, S. 33) Oxuynoticeras cf. oxynotum aus einer
Schichtfolge im Hangenden der Planicosta-Schichten und
im Liegenden der Rartcostaten-Schichten; die Form ähnelt
nach POoMPECKJ ÖO.xrynoticeras sphenonotum MoNKE (S. a.
3BBANDES 1912. S. 344), das aber ein viel höheres Lager,
nämlich in den Schichten mit Aegoceras caprarinm QUENST.,
der Jamesoni-Zone (Lias Y,), hat. Zumindest sind also
im Niveau der schwäbischen O.cynoten-Schichten auch in
Norddeutschland Schichten mit O.xynoticeras vorhanden
(cf. Frenonv, S. 16, 20 usw.).
Die von FreBoı.n S. 15 gegebene Übersicht über die
regionale Verteilung der Ammoniten des
Lias 8 in Nordwestdeutschland ist mithin fehlerhaft, alle
hieraus gezogenen Schlußfolgerungen sind hinfällig. Damit
entfallen auch die von FREBOL.D angegebenen „Total- und
Spezialundationen im Lias B Mesoeuropas — womit keines-
wegs Undationen im Lias 3 an sich geleugnet werden sollen.
Die wenigen paläontologischen Vorbemer-
kungen FreBoLps können auch nicht unwidersprochen
bleiben. So ist Xipheroceras planicosta Sow. keineswegs
ident mit. Xipheroceras ziphus Zier. und Xipheroceras Du-
dresstere D'ORB. (FREBOLD, S. 8). Zwar sind die Jugend-
windungen der drei Arten kaum zu unterscheiden. wohl
aber die Altersformen. Wenn wir alle Ammoniten mit
eis > Original from
Bi Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ng
LI
Se
gleichen Jugendformen zu einer Art zusammenleg:
könnten, würde allerdings die Ammonitensvstematik aul«
ordentlich vereinfacht! Gerade von Xipheroceras hat \r
fasser aus Lias 3, von Bielefeld ein reiches Material &
sammelt. Trotz erheblicher Variationsbreite der drei Artv
die besonders Windungsdicke und Rippendichte betriff
kennt Verfasser keine Übergangsformen zwischen ihn:
Elwenso sind Asteroceras obtusum Sow., ‚Asterocere
stellare Sow. und Arietites Turneri Sow. (non QUENST.
nicht zu vereinen (FreEBor.n, S. 16). Auch von dies:
Formen und einigen weiteren Verwandten, wie Arieti
cf. Brooki Sow., liegt dem Verfasser ein reiches und schön
Material von Bielefeld vor, ohne daß sich jemals Üb«“:
gangsformen zwischen ihnen zeigten. Aus den FREBOT.n
schen Ausführungen hierzu muß man folgern, daß ihi
wohl kaum ein so reiches Material aus diesen Schichte:
vorgelegen hat.
er I Original from
OST Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
529
9. Das Auftreten der Gattung „Ringsteadia-
SALFELD“ im unteren Malm der nördlichen
- Frankenalb.
Von Pau Dorn in Erlangen,
: (Hierzu Tafel XXII.)
Von den Perisphincten trennt SALFELD!) eine Gruppe
ab unter dem Namen „Ringsteadia". Die imnersten Win-
dungen derselben sind typisch perisphinctoid, engnabelig
und mit koronatenartigem Querschnitt. Letzterer wird auf
den folgenden Windungen gerundeter. In diesem Stadium
sind die Haupt- und Externrippen gleich stark; die Gabe-
lung erfolgt jenseits der Flankenmitte. Daneben sind Schalt-
rippen vorhanden, Einschnürungen sind selten und von
breiter und mäßig tiefer Beschaffenheit. Der Windungs-
querschnitt wird späterhin bochmündig und engnabelig, Die
Hauptrippen sind gegenüber den Sekundärrippen ver-
stärkt, die Gabelung erfolgt auf oder jenseits der Flanken-
mitte. Die Rippen teilen sich in zwei bis fünf Äste, welche
ohne Verwischung über die Externseite verlaufen. Später
werden die Formen glatt unter Abschwächung der Rippen,
Der Verlauf der letzteren von der Nabelkante an ist ge-
rade, etwas schräg nach vorne, ohne jede weitere Vor-
wärtskrümmung an der Externseite, ähnlich wie bei den
Proplanuliten. Die Externseite ist bei einzelnen Formen
schneidend (Sphenoidform), bei andern mehr gerundet.
Im Hinblick auf die Veränderungen, welche die Skulp-
tur erleidet, muß die Aufstellung dieser Gattung als be-
rechtigt anerkannt werden. Nach Sauren bilden die Ring-
steadien im nordwestdeutschen, englischen und nordfran-
zösischen Oberoxford ein wichtiges leitendes Faunenelement.
In Nordostdeutschland konnte SALFELD ihr Vorhandensein
nachweisen, Spärlich vertreten sind sie im schwäbischen
1) SALFELD: Monographie der Gattung Ringsteadia. Paläonto-
graphica, Bd. LXH, Stuttgart 1917.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges, 1923. 34
her FR Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
IH
Jura; hier stellt SALFELD einige der von QUENSTEDT?)
abgebildeten Ammoniten zur Gattung Ringsteadia. Aus
dem schweizer Jura ist ihr Vorkommen unbekannt, ebenso
meines Wissens aus dem Frankenjura. Ich selbst besitz.
aus letzterem zwei Arten von Ringsteadien, darunter eine
Ringsteadia pseudo-yo SALFELD aus dem oberen ß, welche
der bei QUENSTEDT (T. 107, Abb. 2) abgebildeten gleicht.
Von Wichtigkeit dürfte es sein, wenn ich im Nachfolgenden
deren genaues Lager festlege. Dasselbe war in den oberen
Bänken mit /doceras planula Hrrı. Malm ß oder nach
GÜNBEL die Werkkalkstufe erreicht in unserer nördlichen
Frankenalb eine Mächtigkeit von etwa 18 m. Peltoceras
bimammatum Qu. muß als Leitfossil für das untere Drittel
dieser Schichten angesprochen werden. Es kommt aber
bereits auch schon in den obersten Bänken von « vor,
Im oberen Teil der mittleren Schichten von ß tritt /doceras
planula Hrnu auf, welcher Ammonit sich bis in die oberen
Partien der Werkkalke fortsetzt. Derselbe ist im allgemeinen
zwar Selten, doch wird man ihn bei einigem Suchen zu-
weilen finden. An manchen Stellen ist er sogar häufir.
Im nördlichen Teil der Frankenalb ist von dem genannten
Ammoniten gewöhnlich nur die Wohnkammer gut erhalten,
während die Luftkammern papierdünn verdrückt sind. Bess.
erhaltene Formen finden sich in der Weißenburger Gegend.
Vergesellschaftet mit /doceras planula HEau ist im oberen
ßB Perisphinctes Tiziani Orr. sowie Oppelia Wenzeli Orr.
und Oppelia litocera Orr. Erstere Oppelia findet sich
häufiger in der Frankenalb der Weißenburger Gegeni.
letztere dagegen vor allem in der nördlichen Frankenilh.
Sutneria Galar Orr. hat ihr Lager im obersten B und
untersten y, aber meiner Beobachtung nach immer etwas
tiefer wie Sutneria platynota Rrın.
BEURLEN) nun bezeichnet die bei QUENSTEDT (Ammo-
niten usw., Taf. 107, Abb. 2) abgebildete Form als typischei
Perisphincten, nachdem sie ‚deutliche scharfe Rippen, ohne
Abschwächung auf der Flankenmitte‘“ erkennen lasse. Dem
kann ich nicht beistimmen. Wenn wir die Abtrennung
der Gattung Ringsteadia von den Perisphincten annehmen
— sie ist so gut berechtigt wie die Aufstellung der Gattung
Rasenia —, so können wir diesen QTENSTEDTScChen Ammo-
*) QUENSTEDT:! Ammoniten des Schwäbischen Jura, T. 107.
Fig. 2; T. 112, Fig. 1.
3) BEURLEN! Die Gattung Rasenia im Schwäbischen Jura.
Gentrabl. für Min. 1924, Nr. 9, 8. 286 ff.
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ö3l
niten nur bei ersterer unterbringen. Im übrigen zeigt mein
gut erhaltenes, unverdrücktes Exemplar eine starke Ein-
schnürung der Hauptrippen auf der Flankenmitte.
Nach SALFELD tritt die Gattung Ringsteadia erst im
oberen Oxford auf. Nun habe ich vor einigen Jahren ein
sehr ammonitenreiches Lager im untersten Malm östlich
von Erlangen bei dem Städtchen Gräfenberg ausgebeutet,
Die kaum 15 cm hohe Fossilzone liegt etwa 2 m über
der dort sehr gut aufgeschlossenen Biarmatumzone. Etwa
> m höher ist @ verschwammt und zeigt die typische Aus-
bildung der Lochenschichten, wie sie von Streitberg und
anderen Stellen der Frankenalb bekannt ist. Aus diesen
oberen Schichten erwähne ich nur, um stratigraphische
Klarheit zu schaffen, das Auftreten von Peltoceras Berrense
LorıoL und Peltoceras semiarmatum Qu. Aus der unteren
ausgebeuteten Fossillage hat C, DoRN*) eine Reihe Am-
moniten beschrieben (Aspidoceras Tietzei NEUM., Asp.
Hypselum Orr., Asp. Zitteli Gemam., Asp. costatum n. sp.,
Asp. Lenki n. sp. sowie Peltoceras Uhligi OPrrEnH.).
Das Lager setze ich gleich der Zone des Peltoceras trans-
versarium. |
Diese so fossilreiche Schicht im unteren «a lieferte
mir u. a. 18 sehr gut erhaltene Ammoniten, welche ich
nach der Ausbildung der Windung und der Skulptur zur
Gattung Ringsteadia rechnen muß. Ich nenne sie nach
ihrem ersten Bearbeiter (vgl. Taf. XVIII, Abb. 1—3) „Ring-
steadia Salfeldi“. Nachstehend folgen einige Maße:
mm mm mm mm mm mm mm
ırchmesser „125 70 b2 45 34 20 15
indungshöhe 50 :0,40 30: 0,43 22: 0,42 20 0,44 13=--0,40 8=:0,40 6=0,40
indungsdicke 35 — 0,28 23 -- 0,33 17 — 0,33 15 - 0.33 13 - 0,40 10-- 0,50 10 = 0,66
abelweite . . 45:- 0,85 23... 0,33 16 -0,30 13 0,30 11=0,30 8=0,40 5 == 0,83
Aus diesen Zahlen kann man ersehen, daß das Ver-
hältnis der Nabelweite zum Gesamtdurchmesser wie auch
das der Windungshöhe zu demselben nur geringe Schwan-
kungen aufweist. Anders ist dies bei der Windungsdicke.
Bei Exemplaren bis zu 20 mm ist dieselbe größer
wie die Windungshöhe. Sie haben ein typisch peri-
*%) C. Dorn: Aspidoceraten des unteren Malm in der nörd-
lichen Frankenalb, Sowie: Neue und wenig bekannte Ammoniten
aus dem Unteren Malm der Frankenalb. Jahresb. d. Oberrh.
Geol. Vereins, Bd. XII, 1923.
34*
her FR Original from
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332
splinctoiides Ausschen und zeigen ein Koronazier-
stadium. Die Hauptrippen steigen bei ihnen cerar-
vom Nabel auf; sie sind kräftig entwickelt um:
nehmen an Stärke bis zur Teilungsstelle zu. An der-
selben bilden sie eine längliche, teilweise knötchenarum
Anschwellung. Hier teilen sie sich in zwei kräftig: "=
kundärrippen, welche gerade und ohne Unterbrechung über
die breite, stark gerundete Externseite ziehen. EinzeIne
Schaltrippen zeigen sich zwischen ihnen. Auf jeden Tm-
gang kommen zwei flache, breite Einschnürungen. B:: |
einer Größe von 35 mm ist die Windungshöhe bereits der |
Dicke gleich. Oberhalb der Nabelkante ist dieselbe an
größten. Die Nabelkante ist gerundet und fällt tief zım
Nabel ein. Die gerundeten Franken verjüngen sich wwırn
die noch verhältnismäßig breite Externseite. Bei 45 mm
ist die Windungshöhe größer wie die Dicke. Die Flanken
verjüngen sich immer mehr gegen die zwar gerundete.
aber schmäler werdende Externseite (Sphenoidform). An
der Nabelkante steigen die Rippen kräftig auf, im unteren
Flankenteil zu einer länglichen Verdickung anschwellend.
Leicht in der Richtung nach vorne ziehen sie über die
Flanken. Mit dem Größerwerden der Windungen rücken
die Teilungsstellen der Rippen immer mehr von der Ekx-
ternseite zur Flankenmitte. Bereits bei einer Größe von
35mm teilen sich die Hauptrippen in drei Sekundärrippen.
zwischen denen einzelne Schaltrippen liegen. Eigenartiger-
weise zeigen sich auf verschiedenen Exemplaren Ansätze
zu einer virgatosphinctenartigen Rippenteilung, indem ein-
zelne hintere Sekundärrippen 4—5 Rippenzweige nach vorne
abgeben.
Bei einer Größe von 70-80 mm sind die Hauptrippen
kräftig, strahlenförmig und verlaufen gerade über die Flan-
ken, um sich oberhalb der Mitte derselben in zwei kräftire
Sekundärrippen zu teilen, welche ohne Unterbrechung die
Externseite übersetzen. Bei 125 mm werden die Flanken
nahezu glatt, da die Hauptrippen nur noch schwach sicht-
bar sind; gegen das obere Drittel zu verschwinden sie
ganz, ohne eine Teilung zu vollziehen.
Über die Ausbildung der Lobenlinie lassen sich keine
Angaben machen, da sie auf den Steinkernen nur unge-
nügend sichtbar sind.
Aus der Litratur sind mir zwei Beschreibunzen von
Ammoniten bekannt, welch’ letztere sich hier einfügen
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533
lassen. OPPENHEIMERS) beschreibt und bildet einen Am-
rmoniten ab aus dem Malm der Schwedenschanze bei Brünn
als Olcostephanus suberinus v. AMMoN. Nun ist Olcoste-
phanus suberinus v. AmMoN®) aus den Schichten der Oppelia
fenuilobata von Söldenau in Niederbayern. OPPENHEIMER
gibt an, daß seine Cephalopoden zum größten Teil der
Trransversarium- und Bimammatumzone angehören. Nur
Olcost. suberinus spricht für die Vertretung der Zone der
Oppelia tenuilobata. C. Dorn?) hat bereits darauf hinge-
wiesen, daß die von OPPENHEIMER als Pelloceras bimam-
wmatum abgebildeten Ammoniten bei Pelf. Uhligi Orrenn,
eingereiht werden müssen. Ebenso wie seine übrigen be-
schriebenen Cephalopoden deuten auch diese darauf hin,
daß der Malm der Schwedenschanze der Transversarium-
zone zuzurechnen ist. Sein Olcostephanus suberinus gleicht
aufs beste meinem größeren Exemplar der Ringsteadia
Salfeldi. Damit entschwindet auch die Schwierigkeit des
Unterbringens eines Kimmeridge-Ammoniten im unteren
Oxford. Denn Perisphinctes suberinus v. AMMoN dürfte,
worauf auch der Autor selbst hinwies, in die Gruppe des
Involuticeras involutus zu stellen sein. Die Masse des
ÖOPPENHEIMERSchen Ringst. Salfeldi sind:
D. = 81 mm, Wh. = 0,40 mm, Wd. = 0,30 mm, N. = 0,32 mm
Auch diese Zahlen stimmen gut mit den meinen überein.
LoRıoL®) beschreibt und bildet einen Ammoniten ab
als Kepplerites Petitklerei aus dem unteren Oxford, welcher
der Ringst. Salfeldi zumindest sehr nahe steht, wenn nicht
gleich ist. Die Maße sind:
D. = 31 mm, Wh. = 0,45 mm, Wd. = 0,42 mm, N. = 0,32 mm
D. = 21 mm, Wh. = 0,41 mm, Wd. = 0,45 mm, N. = 0,31 mm,
Die Beschreibung Lorıors gleicht der von mir oben
gegebenen bei gleich großen inneren Windungen. „Der
Windungsquerschnitt ist längsoval, die Externseite wie auch
5) OPPENHEIMER: Der Malm der Schwedenschanze bei
Brünn. Beiträge zur Paläont. und Geologie Österreich-Ungarns
und des Orients. Bd. XX, Wien 1907, 8. 256, T. XX, Fig. 20
6) v. Auamox: Die Juraablagerungen zwischen Begensburg
und Passau. München 1875, S. 183, T. I, Fig. 1
N) C. Dorx: a. a. 0,S. 11.
8) Loriot: Etude s. 1. Mollusques et PBrachiopodes de
l’Oxfordien inferieur du Jura bernois. Genf 1898, S. 73, T. V
Fig. 16. Etude s. 1. Mollusques et Brachiopodes de 1’Oxfordien
inferieur du Jura ledonien. Genf 1900, S. 54, T. IV Fig. 21.
Abh. d. Schweiz. Pal. Gesellschaft.
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die Nabelkante gerundet. Die kräftig hervortretenden Haup:-
rippen teilen sich in Bündel von drei bis fünf feinen rege-
mäßigen Sekundärrippen.“ Mit dem im unteren Callovien
auftretenden Genus ÄKepplerites hat daher der LorıoLsch-
Ammonit nichts zu tun,
[Manuskript eingegangen am 28. August 1925."
20. Neuere Forschungen zur Entstehung
der Kohlen.
(Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung
zu Münster i. W. am 11. August 1925.)
Von Herrn F. Fischer in, Mülheim (Ruhr), Kaiser-Wilhelm-
Institut für Kohlenforschung.
Die Kenntnisse über die Entstehung der Kohlen und
über die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Arten
haben sich in den letzten zehn Jahren vertieft und erweitert
Über das Ausgangsmaterial der häufigsten Kohlen, der
sogenannten Humuskohlen, wozu die Braunkohlen und die
normalen Steinkohlen zählen, ist heute im Prinzip kein
Zweifel mehr. Mit abgestorbenem pflanzlichen Material
begann der Kohlenbildungsprozeß. Ob dieses Material von
Bäumen oder anderen Pflanzen stammt, werden wir im
Laufe des Vortrages schen. Welche Arten von Bäumen
oder von Pflanzen es aber waren, ist für den Prozeß der
Tafel 1a.
Die festen Hauptbestandteile der lebenden Pflanze.
Zellulosen
Ligninarten
Wachse
Harze
Fette
Eiweißstoffe
Kohlenbildung von untergeordneter Bedeutung. Enihalten
sie doch fast alle zwei wesentliche Hauptbestandteile, aller-
dings in verschiedenem Verhältnis, nämlich Zellulose und
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535
Xignin, daneben Wachse, Harze, Fette und Eisweißstoffe,
Für die prinzipielle Klärung des Bildungsprozesses der
JHumuskohlen genügt nach meiner Meinung die Betrachtung
der Hauptbestandteile, Zellulose und Lignin.
Tafel 1b.
Prozentgehalt verschiedener pflanzlicher Stoffe in trockenem
Zustand an Lignin (bzw. Methoxyl) und Zellulose.
; OC Lignin Be ößten-
Material . e teils Zellulose
Sphagnuım . . . ... etwa 0,4 bis 2,7 etwa 90
Kiefernholz . . . . . „ 35 „28,0 „70
ZEichenholz . . . . .. „ 45 » 37,0 „60
Walnußschale ‘ 80 „ 47,0 „50
In jungem pflanzlichen Material ist Lignin noch. nicht
enthalten. Es bildet sich bei dem mehr oder weniger
auffälligen sogenannten Verholzungsvorgang und ist die
Ursache der zunehmenden Härte. Seine Gegenwart kann
kontrolliert werden durch die Ermittlung des Methoxyl-
gehaltes. In Tafel 1b sehen wir, daß das für die Torf-
bildung häufig in Frage kommende Sphagnum nicht über
3% Lignin enthält, Kiefernholz dagegen bis 28%, Eichen-
holz bis 37% und die besonders harten Schalen der Walnuß
bis 47%. Da in den meisten Pflanzen die Zellulose bei
weitem überwiegt, so hat man früher die Zellulose als
den chemischen Ausgangskörper für die Kohlenbildung
angesprochen, sich um das Lignin aber wenig gekümmert,
Das Resultat der älteren Anschauung ist der Zellulose-
stammbaum der Kohlen, wie er in Tafel 2 skizziert ist,
Tafel 2.
Zellulose-Stammbaum der Kohle.
Von Pflanzen stammende Zellulose Wachse, Harze
| En
Y
Zuckerartige Stoffe
Huminsäuren
|
ar
Humuskohle Bitumen
er m EEE ERENTO mt SED TS ER EEEm u a1 ERSTER SPEER SEES en re”
Bituminöse Kohle
mit Furan-Struktur \
Nach ihm sollten aus der Zellulose auf dem Wege über
zuckerartige Stoffe Huminsäuren und Humuskohlen ent-
stehen, während aus den Wachsen, Harzen, Fetten und
her FR Original from
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536
Eiweißstoffen sich die bituminösen Bestandteile bilden
sollten. |
‘ Einige Zeit, nachdem wir in unserem Institut die
Methode der Druckoxydation, d.h. der Oxydation mit hoch-
komprimierter Luft entwickelt und damit auf ver-
schiedenen Gebieten gute Erfolge gehabt hatten, beschlossen
mein Mitarbeiter Hans SCHRADER und ich, diese chemische
Abbaumethode auch auf Zellulose, Lignin, Holz und die
verschiedensten fossilen Brennstoffe anzuwenden, um sie
bis zu identifizierbaren Verbindungen abzubauen und 3»
etwas über die Glieder der genetischen Beihe zu erfahren,
Das allgemeine Ergebnis dieser Versuche ist aus Tafel 3
Tafel 3.
Ergebnis des U) Ö)
Abbaues!) der ver-
} - IB Ikarbon-
schiedenen Stoffe | Furan nach EREOIKATNGOR
; ure
BENISEn nachgewiesen
Zellulose . nein
Lignin .
Zucker . ja
nein
Nat. Huminsäure ja
Braunkohle ja
Steinkohle ja
zu ersehen. Es ist, kurz gesagt das, daß wir aus Lignin,
natürlichen Huminsäuren, Braunkohle und Steinkohle Benzol-
karbonsäuren erhielten, während im Gegensatz dazu Zellu-
lose und Zucker Oxydationsprodukte lieferten, in denen
sich der Furanring nachweisen ließ,
Näheres über die erhaltenen Benzolkarbonsäuren zeist
Tafel 4, und zwar sind in den zwei letzten Spalten die
Mengen der einzelnen Benzolkarbonsäuren aufgeführt, die
wir in reiner kristallisierter Form isoliert haben, was natür-
lich mit Verlusten verbunden war. Die Gesamtmenge der
durch Oxydation entstandenen nichtflüchtigen Säuren be-
wegte sich bei Lignin, Braunkohle und Steinkohle um 30%
herum. Der größte Teil davon dürfte noch nicht weit
genug abgebaut gewesen sein, um auf bekannte Produkte
zu stoßen.
I) Druckoxydation nach Fischer und SCHRADER,
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ZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
537
Tafel 4.
Nähere Angaben über die bei der Druckoxydation erhaltenen
Abbauprodukte nach Menge und Art, angegeben in Prozenten
vom Ausgangsmaterial.
nicht-
flüchtige flüchtige davon bis jetzt identifiziert
Säuren | Säuren Menge | i Per u
%, % %,
0,7 Fumarsäure
Zellulose .. etwa 28 I etwa 14 Bernsteinsäure
5,0 Oxalsäure
Lignin.... | etwall | etwa 34 3,7 ‚€ Benzolpentakarbons.
> 0,3 ‚( Mellithsäure
17,2 | Benzoipen
| Mellithsäure
Benzolpentakarbons.
Braunkohle . | etwa 14 | etwa 34 Pyromellithsäure
' 0-Phthalsäure
| ' Benzo@säure
Mellithsäure
Steinkohle. . |nichtbest.| etwa 30 | + 0,58, Benzolpentakarbon:.
0.93 ıf Trimesinsäure
“= I} Phthalsäure
0,33 | Isophthalsäure
0,35 | Benzoösäure
nach Nahe
Erbitzung | 11 Benzoüsäure und
unter Druck Phthalsäure
Durch das überaus ähnliche Verhalten von Lignin,
Braunkohle und Steinkohle bei der Druckoxydation und
auf Grund der als reine Substanzen gewonnenen Benzol-
karbonsäuren kamen wir zu dem Ergebnis, daß die Kohlen-
bildung nicht von der Zeilulose, sondern vom Lignin aus-
geht und haben den in Tafel 5 aufgezeichneten Lignin-
Tafel 5.
Lignin-Stammbaum?) der Kohle.
Zellulose Lignin Wachse Harze
nen OH Eee"
|
Humussäure |
|
verschwindet
| |
Humuskohle Bitumen
Er
Y Y
Bituminöse Kohle
2) Lignintheorie von Fıscnkr und SCHRADER,
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538
stammbaum aufgestellt. Danach verschwindet die Zellulose;
aus den Wachsen, Harzen, Fetten und Eiweißstoffen bilde:
eich das Bitumen und aus dem Lignin die Huminsäuren
und schließlich die Humuskohlen. Über letzteren Vorg
werde ich noch berichten. Der Übergang von Lignin zu
Huminsäuren kann ein mit Oxydation verbundener Ver-
Seifungsvorgang sein, wobei die für das Lignin charakter-
stische Acetylgruppe vollständig und die Methoxylgruppen
teilweise abgespalten werden. Anders als auf biologischem
Wege, läßt sich die Huminsäurebildung aus dem Lignin
des Holzes, wie wir später sehen werden, in neutraler
Lösung und bei gewöhnlicher Temperatur nicht zeigen.
Rein chemisch ist hierzu die Gegenwart von Alkali not-
wendig. Tafel 6 zeigt die Sauerstoffaufnahme verschiedener
alkalisch befeuchteter Stoffe und die dabei sichtbare Ver-
Tatel 6.
Ergebnisse unserer Versuche über die Sauerstoffaufnahnıe
(Oxydation) alkalisch befeuchteter Stoffe.
in 16 Tagen nehmen 5g | sichtbare heränderung
Material
Substanz ccm O, auf
Zellulose?)... nur Quelluug
m
Lignin®) .... tiefbraune Lösung
Rheinische
Braunkohle. . tiefbraune Lösung
Steinkohle .
(selbstentzünd-
lich). =..%:3 keine
änderung. Von allen Stoffen nahm das Lignin am meisten
Sauerstoff auf und verwandelte sich in eine tiefbraune
Jösung von Huminsäuren, während die Zellulose selbst nur
Quellung zeigte.
Tafel 7 wiederholt den Ligninstammbaum der Kohlen
unter Angabe der Produkte, die bei den Vorgängen ab-
gespalten werden. Bei der Zellulose ist angedeutet, dab
sie zu Kohlensäure und Methan und zu aliphatischen Säuren
8, Filtrierpapier.
*) Willstättersches Lignin.
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539
zersetzt wird. Beim Lignin ist erst die Abspaltung der
Essigsäure und dann des Methylalkohols zu sehen, schließ-
lich die Abspaltung von Wasser aus den Huminsäuren
Tafel 1.
Zellulose + Lignin + Wachs, Harz
CH, COOH « -- |
Y Y
CO,CH, Methoxylhaltige
Aliphat. Huminsäuren
Säuren CH,OH + — |
Y
Methoxylfreie
Huminsäuren
HO< -.- —
Y
Alkaliunlösliche
Huminstoffe Bitumen
H,0,C0,CH,+- | !
Kohle
unter Bildung der alkaliunlöslichen Huminstoffe, dann aus
diesen die Abspaltung von Wasser, Kohlensäure und Methan
unter Bildung der Steinkohlen.
Tafel 8 zeigt einen Versuch, den durch das Ver-
schwinden der Zellulose bei der Entstehung der Kohlen
aus Holz auftretenden Gewichts- und Volumenverlust dar-
zustellen.
Während die oberste Horizontale die Summe der Ge-
wichte bzw. Volumina von Lignin, Zellulose und Bitumen-
bildnern zeigt, entspricht das letzte Drittel der untersten
Horizontalen dem daraus entstehenden Kohlengewicht bzw.
Volumen.
Unsere Lignintheorie hat anfangs manche Gegner ge-
funden, z.T. wohl deshalb, weil die Vorstellung, daß die
Kohlen aus dem zahlenmäßigen Hauptbestandteil der
Pflanzen bzw. des Holzes entstanden sein sollen, seit langem
eingewurzelt ist, obwohl man wohl längst hätte vermuten
können, daß nach dem Tode der pflanzlichen Substanz
biologische Zersetzungsvorgänge eintreten müssen, und daß
dabei die resistenteren Produkte, wie das Lignin, übrig-
bleiben, während die verdaubare Zellulose verschwindet. Es
war deshalb von großer Wichtigkeit als Voraussetzung für
die Lignintheorie festzustellen, ob die Kohlen aus einem
her FR Original from
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540
ligninreichen Material, nämlich dem Holz, entstehen oder
aus ligninarmem Material, beispielsweise Sphagnummo«=,
Es ist das Verdienst REINHARD THIEssENs vom Bureau 0!
Mines in Pittsburgh, durch sorgfältige mikroskopisch-
Untersuchungen den Nachweis geführt zu haben, daß im
wesentlichen Holz die Ursprungssubstanz der Kohlen ist.
Seine Ergebnisse befinden sich in seiner neuesten Schrift:
„Ihe Origin and Constitution of Ooal“, 1925.
Tafel 8.
Zellulose Lignin 7
Bene
c.60 %
|
|
A
Be —
B OÖ
Alter Torf 61%C,
425% Wachs
Mogerhohle, 92% C, 25 %Wochs
Anthrazit 97%, TC, 05% „
Bei der näheren Untersuchung verschiedenster Kohlen-
stücke gelang es THIıESsEn, den vom Holz abstammenden
Hauptbestandteil, den er Anthraxylon nennt, klar nach-
zuweisen. So zeigt eine Abbildung das Anthraxylon einer
von den Riebeckschen Montanwerken aus Mitteldeutschland
stammenden erdigen Braunkohle, eine andere das Anthra-
xylon einer Steinkohle aus Illinois, eine weitere die Holz-
struktur einer anderen Illinoiskohle. Die Anthraxylon-
struktur mit eingebettetem Harz ist ebenfalls zu sehen.
Bei den sog. Glanzkohlen fand Trıessen in der Haupt-
sache den vom Holz stammenden, Anthraxylon benannten
Bestandteil, in geringerer Menge aber einen zweiten Be-
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541
standteil, den er Attritus nennt, der aus einem Gemenge
sehr kleiner Teile von fast strukturlos gewordener Holz-
substanz von Sporen, Pollen, Harzen und Wachsresten
besteht. Im Gegensatz hierzu bestehen die Mattkohlen aus
dem Attritus, bei denen das Dear Ion von unter-
geordneter Bedeutung ist,
Daß unter gewissen klimatischen und Feuchtigkeits-
bedingungen auch heutzutage sogar in gemäßigtem Klima
noch eine enorme Anhäufung von zerfallender Waldsubstanz
stattfinden kann, zeigen die Tuıessenschen Bilder über
die Waldmoore von Wisconsin in den Vereinigten Staaten.
Die unteren Schichten bestehen jeweils aus Baum-
stümpfen, der Raum dazwischen ist durch Vermoderung®-
produkte der Äste und Blätter ausgefüllt. Einen großen
Teil des Jahres steht die Masse unter Wasser. Aber selbst
in der trockenen Jahreszeit ist durch das Gestrüpp, die
hörabhängenden und abgebrochenen Äste, vermoderter oder
im Vermodern begriffener Äste usw, nicht hindurch-
zukommen. Es herrschen also auch heute noch Bedingungen,
die, wenn der Mensch nicht störend eingreift, im Laufe
langer Zeiträume zur Kohlenbildung führen könnten. Es
ist keineswegs dazu die besonders geartete Vegetation not-
wendig, welche, wie das bekannte Phantasiebild von
Poroxık zeigt, in früheren Zeiten geherrscht haben mag.
Das Ergebnis der Tuıgssexnschen Untersuchungen ist in
Tafel 9 kurz zusammengestellt. Die nähere Untersuchung
Tafel 9.
Ergebnisse von Thiessen, Pittsburgh.
Vorwiegend Holzstruktur (Anthraxylon) bei allen Glanzkohlen.
Vorwiegend Gemenge versch. Materials (Attritus) Mattkohlen.
Clarain : DBrightcoal = Glanzkohle
Durain -=- Dullcoal Mattkohle
Fusain - Mother of coal mineral. Holzkohle
Vitrain glasig strukturlos -- existiert nicht!
der Glanzkohle zeigt vorwiegend Holzstruktur mit; wenig
Attritus, die der Mattkohlen vorwiegend Attritus und
weniger Anthraxylon,
Vor einigen Jahren haben englische Forscher, "nämlich
WHEELER und STOPES, geglaubt, an Stelle der drei sichtlich
verschieden aussehenden Bestandteile der Steinkohlen, näm:
lich der Glanzkohlenstreifen, der Mattkohlenstreifen und
der sogenannten mineralischen Holzkohle ‚(englisch: Bright-
coal, Dullcoal und Mother of coal) vier verschiedene
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Ori If
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542
Bestandteile nachgewiesen zu haben und schufen dafır
neue Namen, nämlich Clarain, Durain, Fusain und Vitrain
THIESSEN hat gezeigt, daß das letztere, welches slasiz-
strukturlos sein sollte, dies bei genauerer Betrachtung ni«!:
ist, und daß die drei anderen mit Glanzkohle, Matzkch»
und mineralisch.r Holzkohle übereinstimmen.
Nachlem wir also wissen, daß nicht nur die Braun-
kohlen, sondern auch die Steinkohlen vorwiegend aus Holz-
substanz entstanden sind, daß aber nicht die Zelluk=.
sondern das Lignin des Holzes das chemische Rohmater:i.
darstellt, so erhebt sich nun die Frage: Was wird den:
aus der Zellulose, da doch selbst in ligninreichen Substanzen.
wie den Hölzern im allgemeinen, rund doppelt soviel Zeliü-
lose vorhanden ist als Lignin?
Aus dem Studium der Literatur über die Zellulos-
gärung kamen wir zu der Ansicht, daß die Zellulose währen!
des Vermoderungsprozesses der Pflanzen der biobgischen
Vernichtung anheim fällt, und zwar dachten wir damals
in Anlehnung an die verschiedenen Arbeiten über Cellulose-
gärung an eine Vergärung der Zellulose durch Bakterien.
Einige Versuche, die wir in dieser Richtung ansteliten,
gibt Tafel 10 wieder, In mineralischer Nährsalzlösun:
Tafel 10.
Ergebnisse unserer Gärungsversuche mit Bakterien aus
Humuserde (Gartenerde) in mineralischer Nährsalzlösung
echwimmend bei 37° im Brutschrank.
Die ersten Pilzkolonien werden
Material sichtbar nach wieviel Tagen
Sphagnum ......... 2
Sagespäne (Eieten oc | rn
Künstliches Gemisch a . =
Zellulose®) u. Lignin®) 19, aber nur auf dem Filtrierpapier
Zellulose6) ......... 9
ee 5
5) Das Lignin war nach WıLıstÄttTerscher Methode gewonnei.
6, Filtrierapapier.
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>43
wurden Bakterien aus Gartenerde mit verschiedenen Stoffen
bei 37° zusammengebracht und festgestellt, wo sich die
ersten Pilzkolonien ansiedelten. Dabei zeigte es sich, daß
sich auf Sphagnum und auf Kiefernholzsägespänen schon
nach zwei Tagen die ersten Kolonien bildeten. Auf Filtrier-
papier dauerte es neun Tage und auf solchem, das mit
Lignin gemischt war, 19 Tage. An Lignin allein war
nichts zu bemerken. Dieses scheint demnach für Bakterien
keine Nahrungsquelle zu sein.
Tafel 11 zeigt die Versuche von RosE und Lisse über
ddas Verschwinden der Zellulose und über die Anreicherung
des Lignins bei der Vermoderung des Holzes. Rose und
Lısse untersuchten frisches Holz, ferner Proben von in
freier Natur halb vermodertem und ganz vermodertem Holz.
Obwohl auf diesem Wege das ursprüngliche Gewicht des
halb vermoderten und ganz vermoderten Holzes unbekannt
blieb, war doch zu sehen, daß in dem ganz vermoderten
Tafel 11.
Tabelle von Ros£E und Liss£ über das Verschwinden der Zellulose
und die Anreicherung des Lignins bei der Vermoderung des Holzes.
Methoxyl- alkali-
Zellulose gruppen löslisch
%/ >o z
Frisches Holz ....... 59,0 3,9 10,6
Halbvermodertes Holz 41,7 5,2 38,1
Ganz vermodertes Holz . 8,5 1,8 65,3
Zum Vergleich:
Huminsäuren aus Lignin | 14 100
statt 590% nur 8,500 Zellulose war. Dagegen war der
Betrag an Alkalilöslichem von 10,6% auf 65,3% herauf-
gegangen und der Methoxylgehalt der relativen Zunahme
des Lignins entsprechend von, 3,9% auf 7,8% gestiegen.
Wäre das Holz vollkommen in Huminsäuren übergegangen
gewesen, SO hätte das Alkalilösliche 100% und der Methoxyl-
gehalt etwa 14% erreichen müssen. Tatsächlich werden
diese Werte nicht erreicht werden können, denn während
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544
der Vermoderung findet doch eine Abspaltung von Methoxyl
aus dem Lignin statt und geht wohl auch schon ein Teil
der Huminsäuren unter Wasserabspaltung in anhydrisierte
Form über,
Noch belehrender sind die Versuche der Tafel 12, die
die Versuche von Bray und AnDRews über den biologischen
Holzzerfall wiedergeben. Die Ausbeuten sind hier in Pro-
zenten, bezogen auf die angewandte Menge gesunden Holzes,
aufgeführt, da BrAyY und ANDREwS von gewogenen Holz-
mengen ausgingen und in sterilisierten Gefäßen nach ge-
eigneter Impfung den Holzzerfall unter exakten Bedingungen
während mehrerer Jahre studierten. So stellten sie bei
Impfung mit der Kultur 4620 fest, daß nach sechs Monaten
bereits ein Gewichtsverlust von 27%, nach zwölf Monaten
einer von 4900 und nach 36 Monaten ein solcher von
620 eingetreten war, also in der Höhe des Zellulosegehaltes
des angewandten Holzes. Die alkalilösliche Menge nahm
Tafel 12.
Holzzerfall nach Bnar und Anpnews in 0%, bezogen auf Jie
angew. Menge gesunden Holzes.
Alkali-
löslich
ern Fr
Gegen-
stand
Monate Verlust
erst zu und dann langsam wieder ab, was dem oben von
mir Gesagten entspricht. Am interessantesten sind die
beiden letzten Spalten, welche zeigen, daß das Lignin nur
um so viel abnimmt, als etwa seinem Verlust an Acetyl
und Methoxyl entspricht, d.h. von 29,700 auf 26,7%, daß
aber die Zellulose in drei ‘Jahren bereits von 60% auf
6% sich vermindert.
°) Verlust des Lignins an Acetyl- und Methoxylgruppen.
Original from
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545
Diese Versuche von PBrAay und ANDREWS sind der
schlagende Beweis dafür, daß beim biologischen Holz-
zerfall unter normalen Verhältnissen nur die Zellulose ver-
schwindet, die Ligninmenge aber praktisch konstant bleibt
und in Huminsäuren bzw. Huminstoffe übergeht. Sie zeigen
weiter, daß der Einwurf, Zellulose könne ja in der Weise
an der Kohlenbildung beteiligt sein, daß sie nach dem
Absterben der Pflanzen erst in Lignin und dann dieses
in Huminsäuren übergehe, nicht zu halten ist, denn dann
brauchte nicht ein Gesamtgewichi,verlust von 62% einzu-
treten, die Ligninmenge aber selber konstant zu bleiben.
Über neuere Versuche von WEHMFR gibt Tafel 13 Aus-
kunft. WEHMER kommt zu dem Ergebnis, daß nicht Bak-
terien, wohl aber Pilze bzw. die von solchen ausgeschiedenen
Tafel 13.
Holzzersetzung durch Pilze nach WeEeHwmen
Pilz: Merulius lacrimans (Hausschwamm)
Ursprüngl. Fichtenholz: Zellulosee . 2.2.2 22.2.0 0. 0 .920,,
nach 3%, Jahren Zellulose ... 2.2... een. 120%
Angriff auf Lignin = Null
- m tt nl lm. Een ge _—— EN ne u —
Mikroskop. Befund am Holz:
Unter Erhaltung der Form, Herauslösung der Zellulose durch
ein Enzym des Pilzes.
Enzyme die Ursache des Holzzerfalles seien. WEHMER
infizierte eine gewogene Fichtenholzmenge mit Haus-
schwamm und stellte fest, daß das Holz nach 3/, Jahren
bereits stark zersetzt war und statt der ursprünglichen
3200 Zellulose nur noch 120% enthielt. Verschiedene Ver-
suche, die er anstellte, um Lignin als Nahrungsquelle für
Pilze zu verwenden, waren ergebnislos, Lignin wurde von
den Pilzen nicht angegriffen. Die mikroskopische Unter-
suchung des zersetzten Holzis zeigte, daß unter Erhaltung
der Form des Gewebes die Zellulose anscheinend durch
Enzyme des Pilzes von dem Lignin getrennt und verzehrt
worden war. Auf Grund der Ergebnisse dieser verschiedenen
Autoren darf also die Frage nach dem Verbleib der
Zellulose bei dem biologischen Holzzerfall dahin beantwortet
werden, daß sie durch Pilze bzw, deren Enzyme aus dem
Holzgewebe herausgelöst und verzehrt wird, in Überein-
stammung mit unseren Beobachtungen, daß die Humin-
säuren und die Kohlen nicht aus der Zellulose, sondern
aus dem Lignin entstehen müssen.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 35
Original from
PN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
546
Gelegentlich hat man, ich darf wohl sagen, als Kuriosa.
in Braunkohlenlagern wohlerhaltene Zellulose gefunden.
Durch welche Umstände sie seinerzeit einmal konssrviert
worden ist, läßt sich nach Jahrtausenden nicht melhır
sagen. Keineswegs können solche Ausnahmefunde dazu
verwendet werden, im Gegensatz zu den Untersuchungen
von Bray und ANDREWwS den Schluß zu ziehen, daß die
Kohlen aus Zellulose entstanden sind.
Nachdem nun also die Entstehung der Huminsäuren
und deren allmähliches Unlöslichwerden unter Bildung von
Huminstoffen dem Verständnis erschlossen ist, die Erklärung
also bis zur Braunkohlenbildung vorliegt, ist noch die Fra:
zu beantworten: Wie denkt man sich den Übergang von
der Braunkohle zu der Steinkohle und welches sind, falls
es sich um eine kontinuierliche Weiterentwicklung handelt.
die Zwischenglieder? Um die Beantwortung dieser Fra
hat sich neuerdings E. ERDMANN mit Erfolg bemüht. Er
hat gezeigt, daß die oberbavrische Pechkohle ein solches
Zwischenglied zwischen Braunkohle und Steinkohle dar-
stellt, insbesondere, daß in ihr, die zwar wie Steinkohle
aussieht, aber doch sonst Braunkohlencharakter hat, die
Huminsäuren zwar nicht in alkalilöslicher Form vorliegen.
aber durch Kochen mit Alkali wieder alkalilöslich gemacht
werden können, während dies bei typischen St>imkohlen
nicht gelingt. In der Tafel 14 sind noch die Daten für
Tafel 14
Huminsäure und Methoxylgehalt (auf trockene Kohle bezogen)
nach ERDMANN.
Material AUNInSSUrE Methoxyl
/ 0 In
| Fr
Denke ed
Russische Kohle . . 2: 2 2 2.2.
Pechkohle ® ® “ ® oe “ ® ® . ® “ . eo
Pechkohle nach Kochen mit Na OH
Westfälische Steinkohle . . . 2...
eine russische Kohle aus dem Moskauer Revier aufgeführt,
welche für die Erklärung des Überganges von Braunkohle
zu Steinkohle von Interesse ist. Diese Kohle kommt ını
Unterkarbon vor, also in einer geologisch noch älteren
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
547
Schicht als das Karbon und ist trotzdem von dem ursprüng-
lichen Lignin erst bis zur Braunkohle fortgeschritten. Die
Ursache dafür sieht ERDMANN in der geringen Mächtigkeit
des Deckgebirges, welches nur 30—40 m beträgt. Geraten
nämlich die Huminstoffe oder die Braunkohlen durch Über-
lagerung von Deckgebirge in eine wärmere geothermische
Tiefenstufe, dann setzt nach ERDMANnN unter dem Einfluß
der Wärme die eigentliche Inkohlung ein, welche unter
Abspaltung von Kohlensäure und Methan zur Steinkohle
führt.. Der Einfluß der Wärme ist dabei größer als der
Einfluß langer Zeiträume bei geringeren Temperaturen.
ERDMANN hat seine Hypothese durch Versuche nachgeprüft,
indem er Lignit (nicht Lignin!) mit seinem halben Gewicht
Tafel 15.
150 g Lignit im Autoklaven mit 75 g Wasser 100 Std. lang auf 280°
erhitzt. Zusammensetzung der bei 105° im CO,-Strom getrockneten
Kohle (E. ErDMANN).
| Reinkohle
Reinkohle
s ä
R S
= =
ce A
= 5
2 3
=
S 3
Benzolextrakt zZ Benzolextrakt zäb-
fest, braun flüssig, fluoreszierend,
3,6%,| Montanwachs |0,48%,| mit Paratfin 048%,
Wasser 100 Stunden lang in einem Autoklaven auf 280°
erhitzte. Aus dem braunen Lignit mit 64% Kohlenstoff
wurde eine schwarze Kohle mit 91%. Kohlenstoff. Auch
das Bitumen hatte seinen Charakter als Braunkohlenbitumen
verloren und war in ein solches vom Charakter des Stein-
kohlenbitumens übergegangen. Auf. Grund der ERDMANN-
schen Versuche kommt man zu dem Ergebnis, daß bei
geringer Überdeckung, d.h. bei niedrigen Temperaturen,
die biologisch begonnene Veränderung des Lignins bei den
alkalilöslichen und alkaliunlöslichen braunen Huminstoffen,
d.h. bei der Braunkohle, stehen bleibt, daß aber unter
dem Einfluß höherer Temperaturen der exotherme Vorgang
der Inkohlung, der von der technischen Holzverkohlung
her gut bekannt ist und beim Erreichen einer bestimmten
Temperatur unter Wärmeproduktion von selbst verläuft,
abzurollen beginnt und im allgemeinen erst wieder Halt
35*
her FR Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
348
macht, wenn die typische Steinkohle entstanden ist. Dumh
den unter Selbstbeschleunigung verlaufenden Vorgang erklärt
es sich auch, daß Zwischenstufen wie die bayrische Pech-
kohle verhältnismäßig selten gefunden werden.
Wenn wir nun das Ergebnis der neueren Forschungen
über die Entstehung der Kohlen zusammenfassen, so ergibt
sich das Bild, welches in Tafel 29 zusammengestellt ist.
Holz zerfällt unter dem Einfluß von Pilzen und deren
Enzymen in Zellulose und Lignin. Die Zellulose wird von
den Pilzen oder Bakterien zerstört und verschwindet. Das
Lignin spaltet nacheinander die Acetyl- und Methoxxl-
Tafel 29,
Kohblenbildungsschema
Holz + Pilzenzyme
Y
Zellulose + Lignin getrennt
|
Y
: Huminsäure + Essigsäure + Methanol
+ Pilzenzyme oder
Bakterien | j .
ı Huminsäure Anhydrite + Wasser
Ä = Braunkohle
' falls überlagert durch starkes Deckgebirge
verschwindet | (Wärme unter 3000)
= Steinkohle + H,S,C0,C0,CH,
Druck wirkt verdichtend.
grupper ab und geht in Huminsäuren, durch Abspaltung
von Wasser schließlich in Huminsäureanhydride, d. h. in
die Huminstoffe der Braunkohle, über. Im Falle einer
Überlagerung durch starke Deckgebirge setzt unter den
Einfluß der Wärme der Inkohlungsvorgang ein, der unter
Abspaltung von Kohlensäure und Methan von der Braun-
kohle zur schwarzen Steinkohle führt. Der Einfluß des
Druckes des Deckgebirges ist, wenn er nicht plötzlich
und damit mit nennenswerter Temperaturerhöhung auftritt.
in der Vergangenheit wohl meist überschätzt worden. Seine
Wirkung dürfte im Auspressen des Wassers, in der Ver-
dichtung der Masse und unter geeigneten Vorbedingungen
in der Erzeugung des Glanzes beruhen.
Die Kohlenbildung setzt also mit biologischen Vorgängen
am Holze ein, setzt sich in chemischen Reaktionen der
Huminsäuren fort, um schließlich durch physikalische
Wirkungen vollendet zu werden,
Original from
BORN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
249
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he FE Original from
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Metallurgieal Engineers 1925.
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ol
21. Begleitworte zu der Karte von La Gomera’)
mit einem Anhang über die Calderafrage.
(Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung
in Münster i.W. am 14, August 1925.)
Von Herrn C. Gacer in Berlin.
(Hierzu Tafel XXIII—XXVIII.)
(Mit Unterstützung der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.)
Die Insel La Gomera — anscheinend die älteste der
Kanarischen Inseln — weist in ihrem Aufbau und in ihren
Gesteinen die überraschendste Ähnlichkeit auf mit La
1) Die Karte ist nach der Karte K. v. Fritschs vom
Jahre 1868 photographisch vergrößert und ist im allgemeinen
durchaus gut und richtig — weist aber doch einige störende
Fehler auf, die ich im Felde bei der beschränkten Zeit nicht
berichtigen konnte, so besonders in der Gegend zwischen Agulo
und Valle Hermoso, die erheblich ungenau bzw. falsch ist.
Auf der mir leider erst am letzten Tage ‚meines Aufenthaltes
auf La Gomera zu Gesicht gekommenen Kartenskizze von
L. F. Navarro sind Barranco de Tagora und Barranco de la
Piedra Gorda als zwei verschiedene Barrancos einge-
zeichnet, was anscheinend richtig ist. — Dafür fehlt aber auf
der Skizze von NAvarRo der östlich von Agulo verlaufende
Barranco del Cedro! — Der Barranco de la Piedra Gorda geht
anscheinend vorzugsweise unter dem Namen Barranco de la Rosa
— es war mir aus der Fülle der sich widersprechenden Namens-
und Ortsangaben nicht. möglich, das richtige bzw. gebräuchlichste
herauszufinden und die Karte richtigzustellen. Diese Karte ist
ein Kompromiß zwischen der v. Feirtsc#hschen Karte und meinen
Beobachtungen, so auch besonders im Oberlauf des Baranco de la
Laja, unter dem Rocque de Ogila.
Die Grenze zwischen alter .und junger Forınation ist überall
beobachtet und verfolgt bis auf den äußersten Osten bei Campana.
wo vom Land aus keine Beobachtung möglich und vom Meere
aus durch Sturm verhindert war.
Die eingetragenen Gänge sind kaum 5 % der wirklich vor-
handenen, die in dem kleinen Maßstab nicht darstellbar sind.
Die Aufschlüsse der Tiefengesteine im Valle Hermoso und
Barranco de la Culata sind ebenfalls so zahlreich und klein,
daß sie immer zu mehreren zusammengefaßt werden mußten.
Wie ich erst am letzten Tage meines Aufenthaltes auf
La Gomera erfuhr, ist nach Kriegsende ein® größere Arbeit
von Lucas FERNANDEZ NaAvAaRRoO über La Gomera erschienen:
Kr BEN Original from
EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
552
Palma’), von der sie durch einen breiten und mehr als
2500 m tiefen Meeresarm getrennt ist (siehe Seite 5356).
Wie in der Caldera von La Palma ist auch auf La
Gomera ein uraltes, diabasisches, schr stark tektonisch
beeinflußtes, metamorphosicrtes, chloritisiertes, z. T. völlig
kaolinisiertes Grundgebirge vorhanden, das bis auf mehr
als 700 m Tiefe stark zersetzt ist und sich jetzt noch.
nachdem es eine ungeheuer starke Denudation und Erosion
erlitten hat, bis zu über 800 m Mecreshöhe erhebt,
Dieses Grundgebirge tritt ganz vorwiegend im N der
Insel auf, vom Risco de Tegueleche (nördlich vom Valle
Gran Rey) im W (Taf. XXV, Abb. 2), bis östlich von
Hermigua—Palmar (Taf. XXV, Abb. 1; Taf. X\XVI). Dieses
Grundgebirge wird nach S zu bedeckt von einer jungen
(tertiären bis posttertiären) vulkanischen Formation aus
Alkalibasalten, Tephriten, Trachydoleriten, Trachyten,
usw., die im Gegensatz zu dem alten Grundgebirge völlig
frisch und ungestört sind und nur die normalen Ver-
witterungserscheinungen an der Oberfläche aufzuweisen.
Diese jungvulkanische Formation besteht zum sehr
erheblichen Teil aus deckenförmigen Ergüssen, die im
allgemeinen von der Mitte der Insel nach den Rändern
zu, vorwiegend nach S und O, aber auch nach W zu.
fallen (Taf. XXV, XXVIIL Abb, 2), aus Aschen- und
Schlackenmassen, die zwischen diesen Decken und ganz
Observaciones geologicas en la isla de Gomera. Trabajos del
Museo Nacional de Ciencias Ser. geol. Nr. 23, Madrid 1918.
Diese Arbeit enthält sehr wertvolle und genaue mikro-
skopische Beschreibungen und chemische Analysen der von
L. F. NavAarRo dort gesammelten Gesteine, ist aber in ihren
geologischen Angaben durchaus unzutreffend. L. F. NAVYARRO
leugnet die Existenz des alten Grundgsebirges, trotzdem aus
seinen mikroskopischen Beschreibungen der Gesteine und deren
Fundortsangaben hervorgeht, daß er die ungeheuer starke Zer-
setzung und mechanische innere Zertrümmerung (a. a. O. S. 49
u. 62) der Grundgebirgsgesteine, ihre Chloritisierung usw. sehr
gut und genau beobaclıtet hat und sehr erstaunt darüber ist.
ohne den Grund dafür — das sehr viel 'höhere Alter und die
alte Gebirgsbildung — finden zu können. Die Haupttiypeu hat
L. F. NAVARRoO durchaus richtig beobachtet und erkannt; die
Monchiquite, Bostonite, Essexitmelaphyre, Essexitporphyrite aber
nicht gefunden.
2) C. GacgEL: Die Caldera von La Palma, Zeitschr. d
Ges. f. Erdk., Berlin 1998, 8. 168-186, und S. 222—2%.
Tafel 3.
— — Das Grundgebirge von La Palma. Diese Zeitschr. 19%.
Bd. 60. Monatsber. S. 25—3/ mit 2 Tafeln.
Original from
ZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
5583
vorwiegend im tieferen Teile der Mitte der Insel auftreten.
und aus nahezu zahllosen Gängen, die die ganze Insel
durchsetzen. Diese monchiquitischen, basaltischen, phono-
lithischen, trachytischen, bostonitischen, essexitporphyri-
tischen Gänge sind sehr oft aus den sie umgebenden Aschen-
und Schlackenmassen, die sie durchbrochen haben, mauer-
artig herausgewittert, und diese ausgewitterten Gangmauern
sind eine so häufige und charakteristische Erscheinung auf
der Insel, daß die Eingeborenen einen besonderen Namen
dafür haben — sie nennen sie Taparuchas (Taf. XXVIII,
Abb. 2 und Abb. 1. S. 554).
Eine weitere, sehr charakteristische Erscheinung der
Insel sind die „Rocques“, die aus dem stark zersetzten
Grundgebirge als steile Felsen ausgewitterten und heraus-
geschälten, fast immer phonolithischen Schlotausfüllungen
(„Stiele“) junger, inzwischen schon ganz zerstörter Vul-
kane, von denen die phonolithischen bzw. trachyphonolithi-
schen Deckenergüsse im oberen Teil der jungvulkanischen
Formation ausgegangen sind (Taf. XXVIII, Abb. 1).
Diese jungvulkanische Formation, die in der Mitte der
Insel im Alto de Garagonay mit 1384 m?) gipfelt, wird
durch eine große Anzahl sehr steiler, steilwandiger und
tief eingeschnittenen Täler — Barranoos —, die stern-
förmig von der Mitte der Insel ausstrahlen, zerschnitten,
und ist so bis zu über 800 m Tiefe ausgezeichnet auf-
geschlossen, sa daß über Aufbau, Lagerungsverhältnisse
und Gesteine nicht der mindeste Zweifel übrigbleibt. Man
kann alles photographieren!
Nach dem Meere zu endigt die Insel fast überall in
150 bis > 600 m hohen, senkrechten Abstürzen — Küsten-
klippen, die nur durch die Mündungen der engen Barrancos
unterbrochen werden (Taf. XXVII, Abb. 2). Nur vor
den Barrancos de la Villa, de Hermigua, de Valle Hermoso,
de Valle Gran Rey und de Sant Jago liegt je ein
schmaler, flacher Küstenstreifen auf ganz geringe Aus-
dehnung (Playa) zwischen den steilen Talwänden. Die
zwischen den steilen, tief eingeschnittenen Barrancos liegen-
den Grate, auch in der jungen Formation, sind z, T. messer-
scharf und sehr zerschnitten. Sie ähneln in ihrer äußeren
Erscheinung vollständig den ältesten Teilen von Tene-
riffa, dem Anaga- und Tenogebirge.
3) Nach der neuesten spanischen Triangulationsbestimmung.
her FR Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
94
Die Wände dieser Barrancos sind ungeheuer steil, oft
sonkrecht und z.T. treppenförmig durch die verschiedenen
darin ausstreichenden harten Lavabänke, die meistens nur
durch dünne Tuffschichten voneinander getrennt werden.
Im Gegensatz zu den ungeheuer steilen, oft senkrechten
Wänden der Barrancos in der jungvulkanischen Formation
sind die Täler — z.T. Valles — im alten Grundgebirge mit
Seinen stark zersetzten Gesteinen immer ganz erheblich
flacher abgeböscht, und da, wo alte und junge Formation
zusammen und in Überlagerung auftreten, ist zwischen
beiden stets ein sehr schöner und auffallender Ge-
ländeknick, eine negative Terrainkante
vorhanden, die auf viele, viele Kilometer sichtbar
und stets unverkennbar ist (Taf. XXV, Abb. 1),
AR:
Orund- R A
gebirge\ N.\RGrund-
IS. JÄN Y gebii
Au NDönge
age AV 1
» .
EN EZ -\
N DR © 17 Gangmauer
rt Grün gelbes Grundgebirc > Ag > ng:
ı ege hinter Adu wlo 9. 2, N,’ „I es (Taparucha
Abb. 1. Kontakt der fast senkrecht er Jungvulkanischrn
Formation mit dem flach abgeböschten Grundgebirge am Weye
hinter (NW) Agulo. Der Kontakt geht nach hinten sehr steil
in die Höhe bis zur Paßhöhe nach Sobre Agulo!
-— genau so, aber noch schärfer, wie in der Caldera von
Law Palma (a. a. O. und Geol. Charakterbilder, Heft 2%.
Taf. 3, 4, 6). Sehr oft findet sich an der Grenze des alten
Grundgebirges zur jungvulkanischen Formation eine 25 bis
>0 em starke, brandrote Schicht, die man ebenfalls
auf viele Kilometer Entfernung erkennen kann; doch ist
diese rote Schicht erstens nicht immer und überall an
der Grenze vorhanden und zweitens treten ähnliche
rote Aschenschichten und Schlackenschichten stellenweise
noch hoch über dem Kontakt, innerhalb der jungvulkanı-
schen Formation, auf,
Original from
RONZESDE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
DI )
Über das Alter sowohl des alten Grundgebirges wie
der jungvulkanischen Formation ist bei dem Mangel jer-
licher fossilführender Schichten nichts sicheres zu ermitteln,
Sicher ist nur, daß das Grundgebirge sehr alt ist, sehr
stark durch Gebirgsbewegung und Verwitterung beein-
o ©009 > One_o
en mit rot verfärdten Blöcken
Alter Abha sschu Gelber Turm
ZZ ——
207,7 &
o
Abb. 2. Kontakt der senkrecht abbrechenden jungvulkanischen
Formation mit dem flach abgeböschten, rot verfärbten Grund-
gebirge hinter (NW) Agulo. |
flußt ist und schon vor der Ablagerung der jungvulkani-
schen Formation eine sehr erhebliche Denudation und
Erosion erlitten hat — zwischen den beiden Formationen
liegt ein ungeheuer großes Intervall!
Die jungvulkanische Formation ist größtenteils — wenn
nicht ausschließlich — tertiären Alters, und zwar nicht
einmal so sehr jungtertiären Alters, nach dem schr starken
Ausmaß der Denudation und Erosion zu urteilen, der auch
sie unterworfen gewesen ist. Sie liegt z.T. nur noch in
Denudationsresten auf den Rücken zwischen den Tälern
des alten Grundgebirges. Die Barrancos sind bis fast
800 m tief in sie eingeschnitten. Vulkanische Formen: Aus-
bruchskegel, Kraterbildungen usw., sind, abgesehen von
dem ganz kleinen, dürftigen Ringwall der „Laguna grande“
dicht neben dem Alto Garagonay, nicht mehr vorhanden;
von Eruptionen ist mindestens seit dem 14. Jahrhundert
nichts bekannt. Vulkanische Ablagerungen in den Erosions-
formen (wie auf Madeira und der großen Canare) sind
nicht vorhanden!
Da die Insel La Gomera aus denselben Gesteinen
aufgebaut ist wie Madeira, La Palma und Gran Canaria
her FR Original from
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jocänen
556
marinen Ablagerungen an sie an- bzw, auf sie auflegten, »
und auf diesen Inseln die Hauptmaße der jungvulkanischen
Gesteine schon vorhanden war, als sich die jungm
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77) Jungterhiäre bis recente Teile a 3 eg
221 der jungvulcanischen Formation Ei 6rundgebirge a * EEE SEM Er ur
Älteste (mitteltertiäre) Teile Er JUNgmIOCÖNE Tu Höhen und‘ Meerestiefen
der jungvulkanıschen formation \E32223 marine lenrasse E in Metern
Abb. 3, Uebersichtskarte der hauptsächlichsten Canarischen Inseln,
(Betreffs des Nordens von La Palma siehe Seite 566.)
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557
ist anzunehmen, daß auch die Hauptmasse der jungvulkani-
schen Formation von La Gomera mindestens mittelmiocänes
Alter hat. (Siehe die Abbildung auf der vorigen Seite 556
und Erläuterungen dazu Seite 566.)
Wie sich aus den tiefen und schönen Aufschlüssen im
Barranco dela Villa und an den Sceklippen bei San Sebastian,
im Barranco de Sant Jago, im Barranco de Herque und im
Barranco de Valle Gran Rey sowie bei Hermigua und
Agulo ergibt, liegen zu unterst bzw. unmittelbar auf dem
Kontakt des alten Grundgebirges immer ganz (dunkle, basal-
tische Gesteine®); die Oberfläche fast der ganzen jungvulka-
nischen Formation wird von ganz hellen trachytischen,
z. T. von trachydoleritischen bzw. trachyphonolithischen
Gesteinen gebildet). Die Eruptionenprodukte der jungvulka-
nischen Formation sind also andauernd saurer geworden!
Ich habe leider nicht die Zeit und Möglichkeit gehabt,
das wundervolle, fast 800 m hohe Profil am Risco de la Merica
bei Valle Gran Rey und das fast 600 m hohe Profil am
Beginn des Barranco Valle Gran Rey ganz speziell durch-
zuklopfen und ein detailliertes Profil dieser prachtvollen
Aufschlüsse sowie der im Barranco de Herque aufzu-
nehmen, sondern habe mich nur mit Stichproben be-
gnügen müssen, von denen mir auch noch einige verloren
gegangen sind; über diese Reihenfolge der Eruptionspro-
dukte von ganz basischer bis zu erheblich saurer Be-
schaffenheit und Konstitution (nach L. F. NAvArro [a.a. 0.
S.42] von 40% bis zu > 64% SiO, und bis 5,92, ja 6,16°%
TiO,) kann aber gar kein Zweifel bestehen. Nirgends
habe ich auf der Höhe der Insel basische — basaltische ---
Decken und Ströme gefunden, und nur an ganz wenigen
Stellen liegen auf dem Kontakt nicht ganz dunkle Gesteine!
Die einzige kleine Abweichung von der Regel, daß
in der jungvulkanischen Formation die Ergüsse fortschreitend
saurer werden, fand ich in den oberen Teilen des Barranco
de la Laja, wo ziemlich hoch oben, innerhalb der
ganz hellen trachytischen und trachyphonolithischen Erguß-
folge einzelne dünne, dunkle Gesteinsbänke: Essexitmela-
phyre, Essexitporphyrite usw, auftreten.
Der Kontakt der alten und jungen Formation schwankt
in bezug auf die Höhe über dem Meeresspiegel in sehr
%) L. F. NAVABRO, & 2. OÖ. S. 42, Analyse ß’“ und Analysen-
tafel S. 568, Nr. 12 und 13.
4) A. a. 0. S. 42, Analysen tp, 9”, t“ und Analyrentafel
Ss. 568, Nr. 4, 6, 7.
Ori If
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38
erheblichem Maße und geht oft sehr steil herauf
und herunter (s. Abb. 1 Seite 554). Die Ströme der jun:-
vulkanischen Formation haben sich eben über ein setr
stark ausgeprägtes Erosionsrelief des alten Grundgebirges
ergossen. Bei Cruz de Vera (Santa Clara) erhebt kt
das alte Grundgebirge bis zu 810 m Meereshöhe und dır
Erosionsreste der jungen Decken legen sich in etwa +3
bis 760 m Meereshöhe darauf bzw. daran an; an der Cumbr-
de 14 Corbonera steigt das Grundgebirge bis zu 820 m aı.
bei Agulo liegt der Kontakt der alten und jungen Format
in etwa 30 m \Meereshöhe.. Am Risco de Teguelech
(Taf. XXV, Abb.2) fällt der Kontakt in einem klaren
Aufschluß von etwa 400 m bis zum Meeresspiegel unı.r
20—30°, im Unterlauf des Valle Gran Rev liegt der Kon-
takt in 90-150 m Meereshöhe, weiter oberhalb etwa in
350—400 m Meereshöhe und hinter der Rocque de Aganiv
beim Abstieg in den Barranco de la Laja habe ich ganz
metamorphosierte Diabase auch noch in reichlich S00 m
\lcereshöhe gesammelt, kann dort allerdings nicht bestimmt
feststellen, ob diese Diabase hier noch ‚„anstehend" oder
vulkanisch verschleppt — gehoben — sind, Die Aufschlüsse
Sind nicht klar und furchtbar zerrüttet und derartig von
jungen Gängen durchsetzt, daß man nicht weiß uni
sagen kann, was da eigentlich überwiegt. Südlich von
der geschlossenen Grenze zwischen alter und junger
Formation, kommt. die erstere mindestens in drei zroßBen
und einigen kleineren „Fenstern“ noch durch die jung-
vulkanische Formation durch, unterhalb der Rocque de
Agando-Rocque de Ogila, im Barranco Valle Gran Rev
und unterhalb der Cumbre (Degollada) de la Carbonera
zu beiden Seiten des Weges nach San Sebastion, sowie in
kleineren Aufschlüssen noch unterhalb dieses größten ‚„Fen-
sters“ im Barranco de Agua jilba.. Es ist möglich. daß
das Grundgebirge noch an einigen anderen Stellen. z.B.
oberhalb Ayamorna und bei Arure, durchstößt; doch kann
ich diese Stellen nicht durch Fundstücke belegen, sondern
habe sie nur durch das Fernglas oder vom Pferde aus
beim eiligen Reiten gesehen. und bin meiner Sache hitr
nicht ganz sicher.
Der Kontakt der alten und jungen Formation ist über-
all so prachtvoll scharf durch den Geländeknick
(und großenteils auch durch die rote Schicht) bezeichnet.
daß er schon durch das Fernglas auf viele Kilometer |
weit zu erkennen ist und daß man nie einen Augenblick |
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A Google | UNIVERSITY OF MICHIGAN
959
imnn Zweifel ist, wo man ihn zu suchen und einzutragen hat;
bei seiner Verfolgung hat mir ein Zeısssches Triöder,
das mir von den Zeısswerken sehr dankenswerterweise
zur Verfügung gestellt war, die wertvollsten Dienste ge-
leistet, ebenso wie 18 ‚Jahre vorher auf La Palma. Ohne
«lies Instrument hätte ich viel Zeit mit Suchen verloren!
“4 2,
ER
Unterhalb Valle Hhbniee, den 10 m lang.
T Tiefengestein (Essexit und Madeirit) T, im Diabasischen Grund-
gebirge D.
Abb. 4. Aufschluß in der linken Talflanke des Barranco abajo
de Valle Hermoso. Die Tiefengesteine sind z. T. kugelig ab-
gesondert, z. T. deutlich gebankt. Die Bänke des diabasischen
Grundgebirges rechts und links fallen gegeneinander!
In den tiefsten Aufschlüssen im alten Grundgebirge
finden sich an einigen Stellen, besonders in der Umgegenil
von Valle Hermoso, aber auch bei Hermigua, Agulo usw.,
etwa 25—30 Vorkommen vollkommen grobkristalliner Tiefen-
vsesteine: Essexite, Madeirite usw. Diese früher als „Dia-
base“ bzw. „Hypersthenite“ bezeichneten?) und für das alte
AR Say XS
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Unterhalb Tamargada.
Abb. 5. Horizontale Intrusion des frischen, deutlich gebankten
und kugelförmig abgesonderten Tiefengesteins (Essexit) T im
gelblich-grünlichen, diabasischen Grundgebirge D.
Unterhalb des Dorfes Tamargada.
5) K. v. Fritsch: Reisebilder von den Canarischen Inseln.
PETERMANNS Mitteilungen. Ergänzungsband V, 1867, Ss. 1—44.
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560
Grundgebirge der Insel gehaltenen Gesteine sind ganz sicher
Intrusionen, die sehr viel jünger sind als das alte dia-
basische, metamorphosierte Grundgebirge, und sind erst in
dieses eingedrungen, als es schon chloritisiert, metamopho-
siert, stark durch Gebirgsdruck gepreßt und innerlich
zertrümmert war. Diese essexitischen bis madeiri-
tischen Tiefengesteine sind an den bei weitem meisten Stellen
anscheinend sehr bis völlig frisch und in der gewaltsamsten
Weise zwischen die steil aufgerichteten, aufgeblätterten, ganz
metamorphosierten, zerrütteten, zersetzten Bänke und Gänge
der Diabasformation eingepreßt und umschließen zT.
abgequetschte Partien dieser selben meta-
morphosierten Gesteine vollständig!
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Unterhalb Valle Hermoso.
D = grüngelber Diabas. T = Tiefengestein (meist dunkel, madeirit-
ähnlich). Da = weiß zersetzter Diabas. T + D= Tiefengestein und
Diabas unentwirrbar. Db = rot zersetzbarer Diabas.
Abb. 6. Aufschluß in der linken Talflanke des Barranco abajo*)
de Valle Hermoso. Das Tiefengestein ist hier meistens sehr
basisch und madeiritähnlich. Das diabasische Grundgebirge
7. T. „normal“ grünlich-gelb bis gelbgrün,. z.T. fast weiß zersetzt,
z.T. rot zersetzt.
Es sind in der letzten Zeit durch eine neuc Weganlage
und durch kleine Steinbrüche unterhalb Valle Hermoso
die schönsten und klarsten Aufschlüsse entstanden, die die
Lagerungs- und Verbandsverhältnisse einwandfrei erkennen
lassen,
*) Mit Barranco abajo wird der namenlose, unterhalb (abajo)
des Ortes gelegene Teil des Flußtals bezeichnet, während die
Stammtäler oberhalb des Ortes alle besondere Namen haben.
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561
Diese Aufschlüsse der Tiefengesteine finden sich fast
stets am Grunde der Täler im Grundgebirge, nicht weit
über dem Mceresspiegel; in dem Rücken zwischen dem
Barranco de Valle Hermoso und dem Barranco de Tamar-
gada, im Barranco de Culata, steigen sie aber fast den
ganzen Rücken hinauf bis über 600 m Meereshöhe und bis
zu etwa 3-50 m unter der höchsten Höhe des Passes an.
Während die bei weitem meisten dieser Tiefengesteine
vollkommen frisch und unzersetzt erscheinen, finden sich
auch einige, die. schon :mehr oder minder stark verwittert
sind, und einzelne sind ganz grusig zersetzt. Ob diese
‚wesentlich älter sind als die anscheinend jungen und frischen
Tiefengesteine oder ob sie nur länger der: Verwitterung
ausgesetzt (durch die Erosion früher in deren Bereich
gebracht) oder durch pneumatolytische Prozesse zersetzt sind,
kann ich noch nicht einwandfrei entscheiden. Ich möchte
aber das letztere für das wahrscheinlichere halten. Die
‚Entscheidung muß die genaue mikroskopisch-petrographische
Untersuchung erbringen, die zeigen muß, ob diese Gesteine
auch innerlich ebenso durch Gebirgsdruck zertrümmert
und: zerpreßt:.sind: wie die Gesteine des Grundgebirges. Da
diese Tiefengesteine nach Analogie mit La Palma und
Madeira genau dieselbe chemische Zusammensetzung |und
denselben Minerälbestand haben wie ein Teil’der
Gesteine der jungvulkanischen Formation (Essexitporphyrite,
Essexitmelaphyre usw.), so gehören sie sicher mit diesen
zusammen.
Da aber auch in dem alten, metamorphosierten, dia-
basischen Grundgebirge, deutlich schon mit bloßem Auge
erkennbar; ebenfalls die charakteristischen Essexitmelaphyre,
Essexitporphyrite usw, z.T. als Bänke, z.T. in Form
von Bomben und losen Blöcken in den alten zersctzten Tuffen
vorkommen, so ist es ebenso wie auf La Palma augen-
scheinlich, daß auch das alte grünsteinartige Grundgebirge
aus demselben .Magma extrüdiert ist wie die.jungvulkanische
Formation, daß .hier auf den Canaren derselbe Magmaherd
zweimal, getrennt: durch 'ein großes, noch gar nicht
abschätzbares Intervall, dieselben Eruptionsprodukte
geliefert hat),
53) Vgl. Sir Cuarzes LYELL: Elements of Geology, 1855,
S. 504; aber auch J. Hıisck:: Stoff und Mässe der tertiären
Eruptivgebilde des Böhmischen Mittelgebirges in TCHERMACKS
Miner.-petrogr. Mitteilungen, Bd. 38, 1922, S. %, wo gezeigt wird,
Zeitachr. d. D. Geol. Ges. 192, 36
a Original from
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562
iii nen.
Ich kann nur betonen, daß die Gesteine des alten
Grundgebirges der Canaren die verblüffendste Ähnlichkeit
haben mit den „Grünsteinen“ (Deck- und Intrusivdiabasen)
des Mittel- und Oberdevons in unseren alten varistischen
Gebirgen, z.B. in der Umgebung von Marburg— Biedenkopf.
wo ja auch alle dahin gehörigen essexitischen Gesteine
bis zum Paläopicrit vorhanden sind, ebenso wie auf La Palma
und La Gomera.
Höchst auffallend ist auf La Gomera die außerordent-
liche Ungleichmäßigkeit der Verwitterung und Zersetzung
im Grundgebirge!
Während man bei Chehere und Tagora auf eine Er-
streckung von vielen hundert Metern überhaupt kein festes
Gestein mehr, sondern nur völlig kaolinisierte (aber noch
völlig die ursprüngliche Struktur zeigende) Gesteine findet
(Taf. XXVII, Abb. 1), sind an anderen Stellen die Gesteine
an der Oberfläche noch ganz gut erhalten. Geht man
dann von der Höhe bei Chehere—Cruz de Vera usw.
in einem der Barrancos herunter nach Valle Hermoso,
so nimmt der Grad der Zersetzung schnell ab, bis dann
plötzlich ganz unvermittelt wieder völlig zersetzte Gesteine
auftreten, und dieser Rhythmus wiederholt sich etwa
dreimal bis unten zu den Tiefengesteinsaufschlüssen, die
z.T. in diabasischem, grünsteinartigem Gebirge, z.T. in
ganz zersetzten Gesteinen liegen,
A ENTE GR
Grundgebirge gegenüber Hermigua.
Abb, 7. Weiße, sehr stark zersetzte und kaolinisierte Bänke im
diabasischen, grünlichgelben Grundgebirge, in dem noch ganz frische,
olivinreiche „Bänke“ bzw. Lagergänge eingeschaltet sind. Siehe
Tatel XXVI, Abb.2, Die ganze Schichtenfolge fällt konkordant
nach N,
a ae Fr i Y
r F a 2
: dd} de v.,, », ind ke BE ZT
1
daß dort das alte, gefaltete Grundgebirge aus pazifischen (Alkali-
kalk-) Gesteinen, die tertiäre vulkanische Formation aber aus
atlantischen (Alkali-) Gesteinen besteht!
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563
Es müssen also pneumatolytische, postvulkanische Pro-
zesse sehr wesentlich an dieser Zersetzung des Grund-
gebirges mit beteiligt sein.
Noch viel auffallender sind einzelne, im Grünstein-
gsebirge liegende, sehr stark kaolinisierte, weiße
Bänke, die von viel weniger zersetzten Grünsteinbänken,
ja sogar von auffallend frischen Bänken mit frischen
Olivinen (Lagergängen) über- und unterlagert werden,
während sonst das Grundgebirge keine unzersetzten Olivine
mehr enthält (Taf. XXVI, Abb. 1 u. 2).
Diese selektive, völlige Zersetzung und Kaolinisierung
von einzelnen Bänken ist mir bis jetzt völlig rätsel-
haft; es ist aber reichliches Material zur analytischen Ver-
folgung der Frage vorhanden. Eine ähnliche Erscheinung,
die mir im Grunde auch unerklärlich war und für die ich
einen mich selbst nicht befriedigenden Erklärungsversuch
gemacht habe, habe ich seinerzeit auf Tenerife beobachtet®).
Ferner ist es sehr auffallend, daß trotz der hochgradigen
Zersetzung und Kaolinisierung des Grundgebirges der Kalk
der Kalknatronfeldspäte, Augite usw. nicht aus den Ge
steinen völlig entfernt, sondern nur umgelagert ist
und in Form feiner Imprägnationen, Kluft- und Spalten-
ausfüllungen von CaCO, überall noch vorhanden ist.
Z.T. sind die Gesteine des Grundgebirges mit einem feinen
oder gröberen Netzwerk von Kalkadern und Schnüren durch-
setzt und brausen selbst stark mit Salzsäure,
Auffälligerweise finden sich in den zersetzten Tuffen
des Grundgebirges, wie z.B. bei Valle Gran Rey, große
Arragonitrosetten und -kugeln, die sehr deutlich und stark
strontianithaltig sind. Dieselbe Erscheinung habe ich
inzwischen übrigens auch an Arragoniten von La Palma
und Madeira festgestellt. Woher der Strontiumgehalt stammt,
ist zunächst nicht zu ermitteln; er tritt jedenfalls nicht
auf Gängen auf (siehe auch Seite 567).
Über das Alter des alten diabasischen Grundgebirges
fehlt es an jedem sicheren Anhalt. Es ist nach den Be-
schreibungen. von FRıTsch und HarruxG in derselben Be-
schaffenheit wie auf La Palma und La Gomera auch auf
Fuerteventura vorhanden und wird dort von Tonschiefern
und fossilführenden Kalken bedeckt, über denen dann erst
die jungvulkanische Formation folgt.
6) Vgl. C. GAGEL: Beobachtungen über Zersetzungs- und
Verwitterungserscheinungen in jungvulkanischen
Gesteinen.
Centralbl. f. Min. 1910, Nr. 8, S. 272—275.
36*
ei: : Original from
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564
Aber die Tiefengesteine, die auf La Palma und Li
Gomera nur in Form kleinerer Intrusionen im Grundgebirge
auftreten, bilden auf Fucrteventura einen mächtigen, kuse!-
kalottenförmigen Lakkolithen, der durch das Grundgebirze
durchstößt bzw. durch Denudation z.T. aus dem Grum:
gebirge herauspräpariert ist und der die — leider fossi
freien — Tonschiefer des Grundgebirges stark kontakt-
metamorphosiert hat.
Die Kalke enthalten nach den Aufsammlunce:ı
v. FriıtscHhs traurige, unbestimmbare Bruchstücke ver
Östreen und nach Stücken, die als Mörtelkalk nach La
Palmas verfrachtet und dort von mir aufgelesen sind, auch
Foraminiferen (nach Herrn Dr. QuEnstent: Orbitolites sp.
Pullenia ? sp.); ihr Alter ist zunächst also ebenfalls
anbestimmbar.
Der cenomane Seeigel Discoidea pulvinata Des., den
CorrzAu und LEMOINE’) von Hierro. beschreiben, stammt
nach den Untersuchungen von L. F. NAvarro?) sicher
nicht von Hierro, sondern ist dort als loscs Stück an
einem Kalkofen gefunden, stammt also, wie aller
Mörtelkalk der Canarcen, ziemlich sicher von Fuerteventura.
Das würde also mit großer Wahrscheinlichkeit darauf
hindeuten, daß die Kalke Fuertceventuras, die zwischen
Grundgebirge und jungvulkanischer Formation liegen, ceno-
manen Alters sind,
Das diabasische Grundgebirge, das auf Fuerteventurä
kontaktmethamorphe Tonschiefer führt, gleicht, wie schon
erwähnt, auf La Palma und La Gomera durchaus den
Deckdiabasen und sonstigen damit zusammenhängenden
Gesteinen des niederrheinischen Devons und der sonstizen
varistischen Gebirge Deutschlands; ob es auch dem Alter
nach damit übereinstimmt, muß offen bleiben. Der Hiatus
zwischen ihm und dem „jungvulkanischen“ (mindestens
ıniocänen) Deckgebirge ist ungeheuer groß,
Da, wo größere, zusammenhängende Aufschlüsse vor-
handen sind, wie unter dem Kirchhof von Hermigua, unter-
halb Valle Hermoso, unterhalb Tamargada, an den meisten
Seeklippen im N, sieht man, daß die Bänke des Grund:
) Corrsauv et LEMOINE: Sur la presence du Cretace aux
iles Canaries. Bull. de la societe Geologique de France 19.
Ss. 267—270.
8) L. F. Navarro: Sur la non existence du Creta:e dans
Jile de Hierro Compt. rend. de VAcad. des 8: de Paris 191%.
T. CLXV.
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ri
26,
gebirges meistens in der wildesten Weise gestört, auf-
sserichtet, geknickt und gefaltet sind, so daß es bei kleinen
Aufschlüssen gegebenenfalls kaum möglich ist, festzustellen,
was davon Bank und was Gang ist; an einzelnen Stellen;
so an der Playa von Hermigua, am Risco de Tegueleche
und im Barranco de la Piedra Gorda sind die Störungen
im Grundgebirge nicht se schlimm, und da sieht man,
daß diese. Bänke des diabasischen Grundgebirges, ebenso
wie die der jungen Formation, nicht sehr steil
nach dem Meere zu fallen.
Es scheint also, daß auch das Grundgebirge von La
Gomera ebenso wie das von La Palma — und nach
HARTUNG auch das von Fuerteventura?) — ursprünglich
einc ähnlich domförmige Insel gebildet hat, wie es die
jetzigen Inseln La Palma, La Gomera und die große
Canare sind.
Die Zerstörung der jungvulkanischen Formation von
La Gomera durch die Erosion ist genau so stark und
weit vorgeschritten (Bildung von Kesseltälern, messer-
scharfen Graten, auf denen man rittlings sitzen kann u.s. f.),
wie die der ältesten Gebirgsteile von Tenerife (Anaga-
und Tenogebirge) und die Beschreibung von FıscHuxs!?) vom
Anagagebirge im NO von Tenerife paßt bis in die letzten
Einzelheiten (auch petrographisch) genau auf Gomera.
Als erstes und bisher einziges Fossil, das bisher in
einer der vulkanischen Formationen der Canaren gefunden
ist (die miocänen Fossilien der großen Canare liegen in
der marinen, dem vulkanischen Kern der Insel an gelagerten
Terrasse und beweisen nur, daß der jungvulkanische Kern
der großen. Canare größtenteils älter als obermiocän ist),
liegen seit März 1925 die beiden Femura und ein Humerus
einer Riesenlandschildkröte vor, die bei (SO) Adeje auf
Teneriffa nach Durchbiechung einer harten Schicht vulka-
nischen Tuffes in diesem, 7 m tief unter der Oberfläche;
gefunden sind, in einem alten, tertiären Tuff, der von
einer alten Basaltdecke überlagert ist. Es ist offenbar
(„viele zerbrochene Knochen“) das ganze Tier vorhanden
gewesen, aber nur die besterhaltenen Stücke sind auf-
°») G. Hartung: Die Geologischen Verhältnisse der Inseln
Lanzarote und Fuerteventura. Neue Denkschriften der schwei-
zerischen Gesellschaft für allgemeine Naturwissenschaft, Zürich
1857, Bd. 15, Tafel III.
10) FrıtscHh, Reıss, Harrtuns: Tenerife, geologisch-topo-
graphisch dargestellt. Winterthur 1807.
her FR Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
566
bewahrt. Der Humerus ist 17cm lang und an der
schwächsten Stelle 2,5 cm stark; die Femura 14 cm lanr
und 2 cm stark. Ein ebenfalls vorhanden gewesenes Rücken-
schild von etwa 80 cm Größe ist durch einen unglücklichen
Sprengschuß zerstört; es enthielt noch die symmetrisch
gelegenen Skelettknochen!
Nach GÜNTHER (The gigantic landtortoises of th»
british museum) zeigen diese Reste m. E. eine sehr große Ver-
wandtschaft und Ähnlichkeit mit der Testudo ephippium
von den Gallopagos, deutliche Beziehungen zu der Testudo
Vosmeri von Rodriguez, aber gar keine Ähnlichkeit und
Beziehungen zu den Riesenlandschildkröten der Aldabra-
insel nordwestlich von Madagaskar, — soweit ich das
als Nichtspezialist beurteilen kann.
Das an sich schon reichlich komplizierte Phänomen
der geographischen Verbreitung dieser Riesenlandschild-
kröten über die weltenweit voneinander entfernten kleinen
Inseln: Gallopagos, Rodriguez, Aldabra und jetzt Teneriffa
(und Minorea) wird durch diesen neuen Fund noch ver-
zwickter und schwerer verständlich,
Die Reste, die von Dr. BurcHARrD (Orotava) für die
Wissenschaft gerettet sind, werden von Dr. Anı, Berlin.
bearbeitet und beschrieben werden (siche Seite 575 ff.).
Die vorstehende Skizze (Seite 556) der hauptsächlichsten
kanarischen Inseln zeigt die Verteilung des alten Grund-
gebirges auf La Palma, La Gomera und Fuerteventura (nach
HARrTUNG), der ältesten (wohl vorwiegend mitteltertiären)
und schon sehr stark zerstörten Teile der jungvulkanischen
Formation auf La Gomera, Tencrife (nach v. FRıTscH) und
der großen Canare (nach einem hinterlassenen Manuskript
K. v. FritscHhs und eigenen Beobachtungen), der june-
miocänen Terrassenreste auf La Palma und auf der großen
Canare bei Las Palmas, sowie der jüngeren Teile der
jungvulkanischen Formation auf den andern Inseln (jungter-
tiär, diluvial bis recent), in der nur noch die großen
Circustäler angegeben sind.
Es ist natürlich nicht möglich, die komplizierten geo-
logischen und Altersverhältnisse von sechs Vulkaninseln
in dem kleinen Maßstab der vorstehenden Karte mit nur
vier Signaturen erschöpfend darzustellen; immerhin hätte
das alttertiäre Alter der Hauptmaße des Nordens von
La Palma noch besonders hervorgehoben werden sollen. —
La Palma hat jüngere OÖberflächenergüsse als La Gomera,
ist aber im Kern des jung vulkanischen Calderadomes
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567
offenbar noch älter als Gomera (vgl. Zeitschr. d. Ges. f.
Erdk., 198, S. 247—248), was sich in diesem Maßstabe
nicht darstellen läßt.
Aus den eingezeichneten Meerestiefen ergibt sich die
ungeheure Zerstückelung des Grundgebirges, bzw. die Mäch-
tigkeit der vulkanischen Aufschüttung,
Daß das alte vulkanische Grundgebirge auch unter
den andern Inseln vorhanden sein muß (in welcher Tiefe?),
ergibt sich aus Auswürflingen bei jungen Eruptionen auf
Hierro (‚Ferro‘), Tenerife und auf der Isleta bei Las Palmas
auf der großen Canare, wo zersetzte Essexite und z. T. in
Grünstein metamorphosierte aphantische _ Diabase dabei
heraufgebracht wurden.
Daß die jüngeren trachytischen und phonolithischen
Ergüsse der jungvulkanischen Formation schon in den reifen,
tiefen Erosionshohlformen der ältesten Teile dieser jung-
vulkanischen Formation darin liegen, wie es z. B. auf
Madeira und der großen Canarel!) der Fall ist, kommt
auf La Gomera nicht vor; die ganze jüngere Vulkanfor-
mation La Gomeras ist einheitlich und aus einem
Guß, aber anscheinend auch schon sehr alt, worauf auch
die verhältnismäßig sehr weit von der Küste abliegende
100-Fadenlinie hinweist. Die Insel ist nur noch eine mehr
als halb zerstörte Ruine!
Es ist eine sehr auffallende Tatsache, daß in den
Aschentuffen des alten Grundgebirges von La Gomera,
ebenso wie in dem von La Palma und in den jungvulka-
nischen Tuffen von Porto Santo und Madeira, große kugel-
förmige, radialstrahlige Konkretionen aus Arragonit vor-
kommen, die einen sehr merklichen Gehalt von Strontianit
aufweisen. (Seite 563.)
Dieser Strontianitgehalt ist nicht nur spektroskopisch,
sondern auch gewichtsanalytisch nachzuweisen und be-
trägt zwischen 0,13 und 0,46% Sr,= 0,22 bis 0,78% SrCO;
ist also recht erheblich. .
Dieser strontianithaltige Arragonit tritt, wie schon er-
wähnt, nicht (wie sonst der Strontianit) auf Gängen auf,
sondern in Form von sekundären Neubildungen
innerhalb der zersetzten vulkanischen Tuffe — er muß
(Fortsetzung auf Seite 570.)
11) Vgl.C.GAGeEL: Die mittelatlantischen Vulkaninseln. Hand-
buch der regionalen Geologie VII, 10, S. 19 und S. 90. C. GAGEL:
Studien über den Aufbau und die Gesteine Madeiras. Diese
Zeitschr. Bd. 64, 1912, S, 120.
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Nr.
10
m
12
13
Um einen vorläufigen Überblick über die Zusammen-
setzung der Gesteine von La Gomera zu ermöglichen, folgen
nachstehend die Analysenwerte der bis jetzt analysierten
Gesteine La Gomeras nach der Methode NiGGLis.
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| | | |
202 12,5 12,61 4 4 | ,18| 330,65 — [1 3 | Pısanı
BERN
19037 . 1 m | ,20 23 — [5] Pısası
| | | |
Alkali-Basalte
109:24,6,34,7125 !15 ‚18, , 12:64 '—12)1 5 | Pına DE
| Ä u | | | | Rr'ıes
| | |
107120,9 43,7 24811 \ 20 5119 11,2] 4 | Uresenen
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968
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|
01 |
Analitiker Fundort
Gänge
Die mit + bezeichneten Analysenwerte sind nach den ersten
Analysen berechnet, die Herr Dr. Urescher nach von mir mit-
gxebrachtem Material gemacht hat (siehe Seite 570); die anderen sind
berechnet nach den von L. F. Navarno am a.0.S, 42 ff. mitgeteilten
Analysen; die Analyse des Palagonits stammt von K.v.Farrsch (,„Te-
nerife“ Nr.20, S. 344), Die Analysen Nr. 4, 6, 7, 10 stammen von
sicheren jüngsten Oberflächenergüssen oben auf demPlateau:
die Analysen 12 und 13 von den tiefsten Bänken der jungvulkani-
schen Formation unten bei San Sebastian, Nr. 5 und 8 stammen
von zwei „Rocques“ (,Stielen‘“), Nr. 18 ist ein frischer, konkordant
in das ganz zersetzte Grundgebirge eingeschalteter Lagergang
(siehe Abb. 7 Seite 562). Mikroskopisch sind die Gesteine erst flüchtig
(z. T. noch gar ‚nicht) durchgearbeitet; der größere Teil der Ana-
Iysen meines eigenen Materials steht noch aus.
Schon aus den bisherigen Analysen L. F. Navauro (2.2.0.
S. 44 u. 45) ergibt sich der im wesentlichen alkalische (atlantische)
Charakter der Gesteine La Gomeras, — es ergibt sich aber auch
daraus (a.2.0. S. 44), daß die Analysen keine ganz einheitliche
Stelle im Osanxschen Dreieck einnehmen und z.T. auf die A.-F.-
Seite, z.T. auf die C.-F.-Seite fallen. Es sind also hier genau
dieselben Verhältnisse vorhanden wie auf Madeira (C. GAsGEL:
Studien über den Aufbau und die Gesteine Madeiras. Diese
Zeitschr., Bd. 64, 1912, S. 464ff.), wo auch die Analysenorte
einer ganz sicher einheitlichen alkalischen (atlantischen)
Gesteinsserie zum erheblichen Teil ‘auf die C.-F.-Seite fallen.
12) Das Gestein ist nach der mikroskopischen Untersuchung
(a.2.0. S. 49) betont apatit- und kalzitreich, enthält aber in
der Analyse keine Phosphorsäure und keine Kohlensäure!
13) Beide Analysen sind von deinselben Gang:
Original from
ONE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Bemer-
kungen
26,5 35,2 27 110,3, ‚19 „44: 4,410,7 | 5 | Pısanı Agulo
23 42 125,8 92|, 24 8 0,74| 4 | Urescher | Hermigua + spez. Gew.
' | u Ä (Essexit- 2,960
ee | ı | porphyrit) |
3,5| 39,1128,31 9 | 45 | 7,6, 0,7 51 Pısanı „Jorao‘‘13) BT Ta-
i ai , | nah
21, 5; 42,826 |ı 9,3, ‚18! a 7,0: 4 I Pısanı „Jorao‘“13) | villa
17,48 ı 26,6: 8,6, , 26 10,2, 0 4 | Urescher | Hermigua + spez. Gew.
a ee 3,037
Fa | | u (Lagergang)
Palagonit
Er | \ | | .nach
7,9 68,617 : 6,61 — | — | — | — I— |K.v. Frrisch| Bisco de
| | Ä | | Guadelupe
570
Gesteinsanalysen von La Gomera, ausgeführt von
Dr. Urescher (Preuß. Geolog. Landesanstalt).
|
L. IL IM. v | v
o-2 q% eml De
u I s38 305 15 &
ssye S355| 335 |35= |3:5
HEHE FFEEr
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Inge ag“, 142 82 2275
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E55 Au5%&| &=*r |83 22
2383| 22° | 55: & 2 |8
I a“ | % I % | %
| | |
SO) een. | 6580 | 42,86 | 44,63 | 58,32 . 49,73
TO, 0 nn - 0,68 | 616 | 44 | 080' 571
AO, » > 15,92 | 13.03 | 15,00 ı 19,41 | 16,53
FO, 222220. 533 ' 208 ı 596 | 321 | 2.14
FeO ....2.2.2... | Spur , 898 | 490 | 1,14 | 892
MNO . 2. 0.2.06 ; Spur ; 0,18 0,19 | 0,27. 0%
Ca0M) ...... ..) 022 1130, 975 | 0,74 ı 10,
MO 220. 016) 8868 04 5,6
K,O .. 080 8 08 . 0 08.“ | 4,65 1,62 1,48 | 9,39 j 1,48
N2%0 oe 8 8 8 eo . 6,17 2,93 3,91 | 5,30 f 3,07
erennenne | 018 — | spur , 08 | —
SO 22222200. 018 014 01 | 0,10 | Spur
PIE a. . 001 0,60 , 1,28 Spur | 0,74
Hygroskopische Feuch-
tigkeit bei 10%... ı 0853: 054. 107 0383 15
Chemisch gebundenes | | |
Wasser . 2 2 2... 09 ı 1,99 | 1,00 : 1,30 1,85
Organische Substanzö). | — | 0183 |! 012 et
Summa: . 2.0.2... 100,74 | 100,97 | 100,57 | 100,42 | 100,39
Spez. Gewicht . . . . : 2,510 | 3,037 | 2,922 2,588 | 2,960
also aus den Mineralien der vulkanischen Gesteine stammen
und kann keine hydatogene Neubildung sein, die auf Spalten
hochgekommen ist, wie z. B. die Strontianite in der Kreide
Westfalens.
Nun gibt es aber, soweit ich bisher die Literatur kenne,
noch keine Gesteinsanalyse oder Analyse gesteinsbildender
Mineralien (Feldspate usw.), die einen Strontiumgehalt ver-
zeichnet — auch von den Madeira- und La-Palma-Gesteinen
14) SrO ist sicher nicht vorhanden!
15) Beim Glühen im Sauerstoffstrom entsteht CO,, die ursprüng-
lich sicher nicht im Gestein vorhanden ist,
RR PER Original from
DOSE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
571
nicht; der Strontiumgehalt scheint also so gering zu sein
bzw. so unregelmäßig in den Gesteinen verteilt zu sein,
daß er sich bisher der Beobachtung entzogen hat.
Nur in der Arbeit von K. v. Fritsch und W., Reıss!°)
wird angegeben, daß die Laven der beiden historischen
Ausbrüche von Teneriffa 1705 und 1706 von Guimar und
Garachico gewichtsanalytisch bestimmbare Mengen von
SrO (letzterer 0,14% und etwas BaO) enthalten.
Erst das hohe spezifische Gewicht des Arragonits von
Valle Gran Rey auf La Gomera brachte mich auf die Ver-
mutung, daß darin wohl Strontianit enthalten sein könnte.
Die „Caldera‘-Frage.
Durch die Kartierung von, La Gomera, speziell der
Umgebung von Valle Hermoso, ist auch eine Frage end-
gültig beantwortet, die seit mehr als 100 Jahren so viel
Staub aufgewirbelt und so unendliche Diskussionen hervor-
gerufen hat — die „Caldera“-Frage!
Als ich vor 18 Jahren 14 Tage lang in der Caldera
(der Caldera von La Palma) zugebracht und ihren Aufbau
studiert hatte, habe ich mich dahin ausgesprochen, daß,
wie schon HArRTUXG und LyEıL vermuteten, die Caldera
garkeinvulkanisches,sonderneinErosions-
phänomen ist, daß die Anlage der Caldera schon im
Grundgebirge durch Erosion vor Ablagerung der jung-
vulkanischen Formation erfolgt wäre, und daß die Ausge-
staltung der Caldera zu der riesigen kesselförmigen Hohlfarm
ebenfalls rein das Werk der postvuklanischen, fluviatilen
Erosion wäre (a.a.C. S. 183—186 und 240 ff.)!%). Diese
Erklärung setzte nach Lage der Dinge die Annahme voraus,
daß genau an der Stelle des jetzigen riesigen Vulkandoms
des nördlichen Teiles von La Palma, in den die Caldera ein-
gesenkt ist, sich schon eine ähnliche domförmige Erhebung
des alten vulkanischen Grundgebirges befunden haben
müsse, die durch Eroz3ion stark zerschnitten und dann auf
allen Seiten gleichmäßig und mantelförmig von
den Produkten der jungvulkanischen Eruptionen beleckt
wurde, während die mittlere Hohlform, der Boden der
16) Vgl. auch C. GAGEL: Über die Bezeichnung vulkanischer
Kesseltäler und Schluchten. Zeitschr. d. Ges. f. Ertk., Berlin
1%W8, S. 481-483.
ak > Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
312
Caldera, durch die Erosion freigehalten bzw. freigemack!
und noch weiter vertieft wurde.
Für jeden, der die Verhältnisse nicht an Ort um:
Stelle studieren und beobachten konnte, lag, wie ohne
weiteres zugegeben werden muß, in dieser Annahme etwas
Hypothetisches und vielleicht auch Unwahrscheinliches:
diese Erklärung, die im völligen Widerspruch mit einer fast
100 Jahre lang verteidigten Hypothese L. v. Bucas stand.
stand und fiel mit der Überzeugung von der Richtigkeit
meiner (und HArTUnGs, Reıss’ bzw. LYELtS) Beobachtungen
an Ort und Stelle und ihrer Deutung, und ich habe mich
deshalb auch nicht gewundert, daß sie nicht sofort und
widerspruchslos angenommen, sondern mit erheblicher
Skepsis betrachtet wurde, — und noch wird.
Jetzt hat aber die Kartierung von La Gomera ergeben.
daß dort im N dieser Insel genau dasselbe alte, ganz
zersetzte, kuppelförmige Grundgebirge vorhanden ist.
aber in sehr viel größeren Ausmaßen wie in der Caldera
von La Palma — 22 km OW und >9km NS Erstreckunr
—, und auf Fuerteventura!, daß dieses Grundgebirge ebenso
intensiv erodiert und zertalt ist, wie das von La Palma,
daß hier auf La Gomera im Valle Hermoso, ebenso
wiein der Caldera von La Palma, sieben Stamım-
täler strahlenförmig nach einem Punkt zusammen-
laufen und dann in einem einzigen gemeinsamen, großen
Tal sich vereinigen und nach dem Meere abfließen. ‚„Barranc
abajöo de Valle Hermoso“, daß hier aber, im Gegen-
satz zu La Palma, die jungvulkanische Formation sich
nicht mehr mantelförmig auf oder um das ganze Grund-
gebirge herumlegt und sö den geschlossenen Kessel bildet.
sondern die Umgebung dieses strahlenförmigen Talsystems
nur noch im Zweidrittelkreis im SO, S und W bedeckt —
im N und NO aber bereits nahezu vollständig wieder ero-
diert und denudiert ist.
Da außerdem die relativen Dimensionen der alten un.
der jungen Formation in der Caldera von La Palma unıl
im Valle Hermoso von La Gomera ganz verschieden sind —
das Valle Hermoso hat 3,5 bis 4 km Durchmesser, die
Caldera 5—7 km, das Grundgebirge im Valle Hermos»
erhebt sich bis zu rund 800 m Meereshöhe, ist bis auf
das Meeresniveau durch Erosion zerschnitten und wird nur
im SO, Sund W von einem Kranz von höchstens 200—300 nı
mächtigen jungvulkanischen Gesteinen überlagert, die mit
senkrechten Abstürzen sich darüber erheben, während in
Original from
EZ Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
573
der Caldera von La Palma das Grundgebirge bis zu 1355 m
Meereshöhe aufragt und sich 550 bis 850 m über den
Boden der Caldera erhebt und dann noch von 800 bis >
1000 m hohen, senkrechten Abstürzen der jungvulkanischen
Formation im (bis auf den Gran Barranco) geschlosse-
nen Kreis überlagert wird — so ist das äußere Land-
. schaftsbild in beiden Fällen grundverschieden, trotzdem die:
selben Faktoren in derselben Weise daran gearbeitet
haben: in der Caldera der geschlossene, tiefe Kessel
mit z. T. senkrechtem, bis fast 1200 m hohem Rand, im
Valle Hermoso eine typische, nach N weit offene Ero-
sionslandschaft mit schr steilen, hohen Rücken, die nur im
SO und W von einem niedrigen Rand abgeschlossen wird,
der den hohen Erosionsrücken gegenüber ganz zurücktritt.
Infolge dieser ganz anderen Größen- und Massenverhält-
nisse macht also das Talsystem von Valle Hermoso, trotz
dem es denselben Grundriß und dieselbe Anlage
wie die Caldera von La Palma hat, überhaupt nicht mehr
den Eindruck eines Kessels, sondern einer wilden Gebirgs-
landschaft. &
Sehr lehrreich ist auch das nahezu dreieckige „Kessel“-
tal unter (SO) der Cumbre de la Carboncra,. Tafel XXIII,
das vom Baırranco de agua jilba und vom. Barranco de
la Laja und drei unbenannten Tälern gebildet wird. Es
ist offenbar eine „Caldera in statu nascendi“, Die Erosion
ist im Barranco de agua jilba gerade soweit vorgedrungen,
daß sie in der jungvulkanischen Formation ein „Fenster‘
gebildet und das Grundgebirge eben angeschnitten hat; im
Verlauf der nächsten geologischen Zeit wird hier eine
neue, wirkliche Caldera gebildet.
Das Studium der beiden Kartenbilder nebeneinander
(Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde 1908, Tafel 3 und dieser Karte
von La Gomera, Tafel XXIII) ist außerordentlich inter-
essant und überzeugend für die Richtigkeit der Ero-
sionshypothese — eine andere ist völlig unmöglich —; irgend-
ein großer Eruptionsschlot im Innern des Valle Hermoso
ist ebensowenig wie in der Caldera von La Palma vor-
handen! Ä
Abgeschen von dem geschlossenen Rand der jung-
vulkanischen Formation, der das Valle Hermoso im S um-
ribt, und bei dem: die jungvulkanische Formation — ebenso
wie in. der Caldera — keine horizontale Unterlage .hat,
sondern entsprechend den jetzigen Talböden
und den zwischenliegenden. Rücken stark auf-
A ar PER Original from
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
574
und abschwankt, liegen hier im Valle Hermoso im NW
nur noch vereinzelte, isolierte Erosionsreste der junr-
vulkanischen Formation auf den Kämmen des Grundgebirges
und hier am Valle Hermoso kann man auch an zwei Stellen
die Eruptionspunkte, „Rocques“ (keine großen Krater‘!!)
feststellen, aus denen sich die mächtigen, hellen Decken
der jungvulkanischen Formation ergossen haben — es sind
zwei der so auffälligen „Rocques“, die für die Insel sw
charakteristisch sind; hohe, ganz steile oder senkrechte.
kegelförmige Gebilde, die sieh 50—>100 m hoch über
ihre flach abgeböschte Grundgebirgsumgebung erheben
(Tafel XXVII Abb. 1); es sind, wenn man den scheub-
lichen, aber leider eingebürgerten Ausdruck gebrauchen
will, die ‚Stiele‘‘ der Decken, die sich, durch die Erosion
jetzt von ihnen abgetrennt, in einiger Entfernung von
ihnen und in größerer Meereshöhe befinden — der Rocque
de Alphonso und der Rocque del Valle oder „el Cano”
— und die aus genau denselben Gesteinen bestehen; sie
beweisen allein schon das enorme Maß der Erosion und
Denudation, die nach Ablagerung der jungvulkanischen
Formation noch wirksam gewesen ist.
Die „Caldera‘‘ von La Gomera ist schon soweit. zerstört,
daß sie gar nicht mehr den Eindruck eines Kessels macht.
also keine Caldera(-Kessel) mehr ist; aber gerade da-
durch, daß hier nachweislich dieselben Kräfte, die den
ursprünglichen Kessel gebildet haben, ihn auch zum großen
Teil wieder zerstört haben, ist die Genese so deutlich und
die Sinnlosigkeit, die ‚Caldera“ als ein vulkanisches Ge-
bilde zu bezeichnen, ganz offenbar.
Daß der Mißbrauch, der mit dem Wort Caldera, be-
sonders in geographischen Kreisen getrieben wird, in ab-
sehbarer Zeit aufhören wird, wage ich nicht zu hoffen —
sind doch Irrtümer und Hypothesen bekanntlich desto zälı-
lebiger, je schlimmer und unbegründeter sie sind — aber
man sollte sich von nun an doch wenigstens darüber klar
sein, daß das Wort ‚„Caldera“ im StÜßeLschen und modern
geographischen Sinne ein völliger Nonsens ist und nur
dazu dienen kann und soll, den Mangel an klaren Be- |
griffen und die Mangelhaftigkeit und Unzulänglichkeit von
Beobachtungen und Untersuchungen zu verschleiern! Wer |
Aufbau und Entstehung eines bestimmten vulkanischen Ge-
bildes genau studiert und festgestellt hat, braucht dieses
vieldeutige und darum im Einzelfall gar nichts aussagende
Wort (von Begriff ist gar keine Rede!) „Caldera‘ nicht!
Original from
a Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
ot
=]
or.
Anhang.
22. Über eine ausgestorbene Riesenschildkröte
der Insel Teneriffa.
Von Herrn Erxst AH in Berlin, Zool. Museum.
(Mit 12 Textabbildungen.)
Vor einiger Zeit übergab mir Herr Geheimrat 0. GAGEL,
Abteilungsdirektor in der Geologischen Landesanstalt in
Berlin, die wenigen Reste einer Riesenschildkröte aus Tene-
riffa, die Herr Dr. O. BURCHARD daselbst aufgefunden
hatte, Die Skeletteile befinden sich im Zool. Museum
der Universität Berlin. Ich sage hierdurch Herrn Ge-
heimrat GAGEL auch an dieser Stelle für seine hochherzige
Spende und die Erlaubnis der Veröffentlichung meinen
herzlichsten Dank.
Von der Schildkröte selbst ist bis jetzt nur der rechte
Humerus sowie die beiden Femur bekannt, doch ist zu
hoffen, daß der rührige Finder bald mehr Teile heran-
schaffen kann, so daß wir uns ein vollständigeres Bild
dieses so überaus interessanten Tieres machen können;
Ich erlaube mir, diese Schildkröte zu Ehren des Samm-
lers als
Testudo Burchardi spec. nov.
zu bezeichnen.
Betreffs der genaueren Angaben über Einzelheiten der
Knochen verweise ich auf die nach photographischen Auf-
nahmen hergestellten Abbildungen,
a) Der rechte Humerus (Abb. 1—4) besitzt einz Länge
von 169 mm und an dem schlankesten Teile des Schaftes
Abb. 1. Rechter Humerus, Ansicht von oben.
‘(Alle Abbildungen etwa !/, der natürl. Größe.)
Digitized by Go gle Kaaehi anna! from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
376
einen Umfang von 73 mm. Leider ist der Humerus an
beiden Enden stark beschädigt, so daß deren Beschreibung
nur sehr kümmerlich ausfallen kann. Der Schaft ist sehr
lang und schlank, in der Mitte verhältnismäßig rund. Ob
der ulnare Fortsatz über den Gelenkkopf hinausragt, läßt
sich nicht entscheiden, da er abgebrochen ist. Der radiale
Abb. 2. Rechter Humerus, Ansicht von hinten.
Abb. 3. Rechter Humerus, Ansicht von unten.
Abb. 4, Rechter Humerus, Ansicht vom Schultergürtel.
Original from
Digitized by (OK gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
577
Fortsatz ist sehr tief herabgeführt und liegt gänzlich in
der Ebene unter dem Kopf. Der Kanal für die Adern
am radialen Ende ist nicht zu erkennen, da leider dieses
Ende ebenfalls stark beschädigt ist. Im allgemeinen sind
die Höhlen des Humerus, soweit ihre Tiefe noch infolge
der abgebrochenen. Erhöhungen zu deuten ist, im Ver-
zleich mit den recenten Riesenschildkröten als relativ flach
zu bezeichnen.
Abb. 5. Linker Femur, Ansicht von oben.
Abb. 7. Linker Femur, Ansicht von unten.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1925. 37
Br Original from
Digttized by (FO gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
518
b) Der linke Femur (Abb. 5—8) ist an seinem
distalen Ende stark beschädigt, während
Abb. 8. Linker Femur, Ansicht vom Becken.
c) der rechte Femur (Abb. 9—12) außerordentlich
gut erhalten ist. Der Femur ist ziemlich gedrungen, nur
schwach gebogen, von unregelmäßig viereckigem Quer-
schnitt, mit abgerundeten Ecken, vorn etwas schmaler wie
hinten. Der Gelenkkopf hat eine elliptische . Form und
liegt etwa in einer Höhe mit dem größeren Trochanter,
von dem er durch eine tiefe und breite Höhlung getrennt
ist. Der große und kleine Trochanter sind durch eine
Abb, 9. Rechter Femur, Ansicht vom Becken.
—)
Bigitized by (OO gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Abb. 10. Rechter Femur, Ansicht von hinten.
Abb. 11. Rechter Femur, Ansicht von unten.
Abb. 12. Rechter Femur, Ansicht von oben.
ziemlich breite Brücke verbunden (ähnlich wie bei Tesfudo
elephantopus). Der linke Femur hat eine Länge von 148mm
und einen Umfang von 119 mm an seiner schmalsten Stelle.
Der rechte Femur hat eine Länge von 148 mm und
einen Umfang von 119 mm an seiner schmalsten Stelle.
37”
Original from
Digitized by (>00 gie UNIVERSITY OF MICHIGAN
580
Der Fundort dieser interessanten Schildkröte ist Adeje
auf Teneriffa, im S der Insel, und zwar wurden die Rest
in vulkanischem Tuff einer tertiären Schicht gefunden.
Als nächste Verwandte dürften die Arten Tesfudo
friserratus von Mauritius (ausgestorben) und Testudo ele-
phantopus von den Galapagos-Inseln (noch in einigen Exem-
plaren lebend) gelten, doch läßt sich genaueres natürlich
erst nach Erhalt weiteren Materials aussagen.
Zusatz bei der Korrektur:
Soeben erhalte ich von Herrn Geheimrat GAGeEr die
Nachricht, daß es Herrn Dr. BURCHARD gelungen ist, noch
eine ctwa 80 cm lange Schale (Rückenschild?) und das
ganze Skelett des Tieres aufzufinden. Über den Fundbericht
selbst verweise ich auf die vorstehenden Ausführungen des
Herrn GAGEL.
Original from
A Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Neueingänge der Bücherei.
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Zeitschr. d. Deutsch, Geol. Gesellsch. 1925. Tafel XVIII.
2a 2b
Abb. 1a, b. Schlotheimia depressa ((Quv.) WaunneEr var. princeps (S. BuckM.)
em. — Lias a,? — Filder.
Abh. 2a, b. Arnioceras cf. semicostatum \. u. B. — Lias A, — Bielefeld.
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol, Gesellsch. 1925. Tafel XIX.
Abb. la, b. Arnioceras cf. semicostatum \Y. u. B. Lias 7,
Abb. 2a, b, c. Arnioceras cf. fortunatum S. Buckum, [ Bielefeld
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tat. xx.
2b 2c
1b (x 1,7)
5a 5b 7a (x 17) 7b(x 17) Tec(x 1,7
Coroniceras westfalicum spec. nov. — Lias a-3-a — Oldentrup.
Abb. 6a, b. var. eleganfula. Abb. 7a—c. Krankhaft.
1al fron
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch, 1925. Tafel XXI.
1b Lc
1a 2a 2b
4b
\
5b
Abb. 1—4. Coroniceras pseudophioides spec. nov. — Lias z-3-a — Oldentrup.
Abb. 4: var. hexagona.
Abb, 5a, b. Schlotheimia stenorhyncha var. complanata (v. KoEn.) em. —
Lias @-2:c — ÖOsterwald,
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UNIV
Original
ERSITY O
from
Fr MIC
IIGAN
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925 Tafel XXII
Ringsteadia Salfeldi nov. spec. N ’
Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 35
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hrift der Deutschen Geologisg;. Tafel XxIU
GOMERA.
1: 728 vn.
ı
Roque del P zu "(atalina Entworfen von C. Gagel.
unter Benutzung N.
der topographischen Aufnahmen von K.v. Fritsch
Azuvar
Puerto del Iriga aeg Jur fehlt auf etwa Io)
Mr: 7 jede Beobachtung m
urda de Mahona
„Lunta de los Pesebres
<e Darranco delBalo
Playa de Wos Ingleses & ‚
Punta de la Calera
DIOR: REG, FR S.Ciswbal
Bao del Secreto \ Z art N “
A eta y Cuevu delConde
toques ‚Jlelbuen Paso
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Kerze zu
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Dit D Tiefenges feine
V.. Vollig kaolinisierte Oo "gen d ra
Bänke ' Erosion Fre rergelegH)
Ba ; ‚T. Taparuch& -
7 SUGEETARS 23 Grundgebirge
Die eingezeichneten Gänge sınd Jen
nicht 5% der wirklich vorhande Lu Jungvulkanische Formation.
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Zeitschrift der Deutschen Geol Tafel XXIV
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| er Andenes del Mdehnal &ı)
NNW Rarr.dellirie Rarr.dela.
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C fisco de Nie CS E
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Das Streichen und Fallen der Bank
noch sehr viel haufiger und std
Gen,
2
|
|
Durchlichtungsdruck d. Preuß. Gevlog. l.andesanstalt, Berlin.
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Zeitschr, d, Deutsch. Geol, Gesellsch. 1925. Tafel XXV,
N
S
Ä Hermigua
Im Vordergrunde und rechts (im Osten) nur das flach abgeböschte
Grundgebirge;, im Hintergrunde darüber der Steilabfall der jung-
vulkanischen Formation mit flach nach Norden fallenden Lavabänken.
WSW
Risco de Tegueleche (Westküste)
Nach Westen fallende Bänke des zersetzten Grundgebirges, diskordaı
bedeckt von den etwas flacher fallenden Lavabänken der jung-
vulkanischen Formation.
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Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925. Tafel XXVI.
N S
Ustseite des Tales von Hermigua mit steil nach Norden fallenden
Bänken des Grundgebirges, zwei völlig kaolinisierte Bänke im Ober-
lauf des Tales.
r
N S
.— wi
Eine mächtige kaolinisierte Bank (rechts) und mehrere dünne, stark
gestörte und völlig kaolinisierte Bänke (links) kurz vor der Mündung
des Tales.
Beide Abbildungen liegen in der rechten Talflanke von Taf. XXV Abb, 1,
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Zeitschr, d. Deutsch. Geol, Gesellsch. 1925. Tafel XXVII.
Grundgebirge bei Cheher& im Nordwesten.
Völlig kaolinisiert, z. T. noch mit kugelig schaliger Absonderung.
Pr
-
Am Barranco de la Guancha (Südküste).
Flach nach Süden fallende Bänke der jungvulkanischen Formation,
die tieferen dunkel, olivinreich, die oberen heller, trachydoleritisch.
Im Vordergrunde mit reichlichen Tuffzwischenlagen.
| Be
Hochfläche des Innern bei Chipude, OF )
Flach gelagerte Decken und (im Hintergrund) einzelne Kuppen G,—..
trachytischer Gesteine.
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Tafel XXVIII.
Zeitschr, d. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1925.
J9d
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uau1ra Isqn S[feJuaga J]]eJ SpunazaapıoA wı yoeg
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(„128“) Zungmjsnejoyos ayosıyı]
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 1/2. 1925.
Protokoll der Sitzung am 7. Januar 1925.
Vorsitzender: Herr KruschH.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und macht Mit-
teilung von dem Ableben des Herrn Privatdozent Dr. W.
OERTEL in Hannover-Münden, die Anwesenden erheben sich
zu Ehren des Verstorbenen.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Bergassessor PauL HüLsEMAnN in Berlin N4, Inva-
lidenstr. 44;
Herr Dipl.-Bergingenieur Erıch HorrMAnN in Halle a.S,,
Riebeckplatz 1.
Die Neueingänge für die Bibliothek werden vorgelegt
und besprochen.
Herr BArruine bittet, die Manuskripte von Vorträgen
spätestens zehn Tage nach der Sitzung ihm zuzusenden, da-
mit ein schnelles Erscheinen der Monatsberichte gewähr-
leistet werden kann.
Herr H. KLÄHN spricht über „Die Entstehung der
Kalke in Süßwasserseen und in Meeren — ein Vergleich‘“!).
An der Besprechung beteiligen sich die Herren GANSSEN,
P. G. KRAUSE, POMPECKJ, WEISSERMEL, KRUSCH und der Vor-
tragende.
Herr H. STILLE spricht sodann über „Die Abtrünnig-
keit in der saxonischen Tektonik“.
An der Besprechung beteiligen sich die Herren Krusch,
POMPECKJ, STAPPENBECK, WOLDSTEDT und der Vortragende.
I) Siehe S. 3.
A ar PER Original from
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
SE
Herr HEBMANN SCHMIDT spricht über „Die Glie-
derung des Karbons auf Grund von Geniatiten“?).
V, W. 0.
KRUSCH. BÄRTLING. MESTWERDT.
Protokoll der Sitzung am 4. Februar 1925.
Vorsitzender: Herr KRrUSscH.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung. Als neue Mit-
glieder werden aufgenommen:
Die Württembergische Landesanstalt für Erziehung und
Unterricht in Stuttgart;
Der Akademische Verein „Schlägel und Eisen‘ in Charlotten-
burg, Technische Hochschule. ;
Herr Hans MATERN in Frankfurt a. M., Sophienstr. 107.
Nach Vorlegung der Büchereieingänge erhält das Wort
Herr JOHNSEN „Zur Salztektonik und Salzmetamorphose“.
In der Erörterung sprechen dazu die Herren FuLoa,
SEIDL und der Vortragende.
Darauf redet Herr GAGEL „Über die stratigraphische
Stellung der roten Permschichten Norddeutschlands‘“!).
An der Aussprache nehmen teil der Vorsitzende, die
Herren Haack?), E. ZIMMERMANN I, SEIDL, POMPECKJ und der
Vortragende.
v. w. 0.
SOLGER. KRuscH. MESTWERDT.
3) Siehe $. 25,
!) Siehe S. 27.
2) Siehe S. 37.
Original from
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EREHEREN
Die Entstehung äm Kalke in Süßwasserseen
und in Meeren. — Ein Vergleich.
(Erweiterter Vortrag, gehalten in der Sitzung der Deutschen
Geologischen Gesellschaft am 7. Januar 1925.)
Von Herrn Hans KrÄnn, Rostock.
In zwei Arbeiten habe ich meine Ansichten über die
Entstehung der vadosiden Süßwasserkalke ausgesprochen!t).
Diese Ansichten basieren auf geochemischen Untersuchungen
in der Natur und im Laboratorium. Dabei habe ich vor allem
die Veränderungen des kalkhaltigen Wassers während der
Kalkausscheidung und erst in zweiter Linie den abge-
lagerten Kalk, also den kalkhaltigen Schlamm oder
den Kalkstein, in den Kreis der Betrachtungen ge-
ZOgEnN.
Bevor ich nun mit meinen Untersuchungen fortfahre,
welche sich auch auf die Genese der Kalke in Meeren, 80-
dann auf die Beziehungen zwischen Kalk und Kieselsäure,
Eisen und organischer Substanz erstrecken werden, halte
ich es für angebracht, einmal einen rein hypothetischen Ver-
gleich zwischen den Bildungsmöglichkeiten des Kalkes in
Süßwasserseen und in Meeren zu ziehen, soweit dies mit
Hilfe der bis jetzt vorliegenden Daten möglich ist. Es wird
sich dabei in erster Linie um die Frage drehen: Ist eine
Ausscheidung undein Absatz des Kalkes auf
rein chemisch-physikalischem Wege mög-
lich oder nicht?
Die Ausscheidung des im Wasser gelösten Kalkes hängt
von der Konzentration desselben, von derjenigen der freien
ı) H. KrÄnn, D. Petrogenese d. Kalktuffe nebst einigen sich
daraus ergebenden geologischen Problemen. Geol. Archiv 1923.
— Ders., Die Bedeutung geochemischer Vorgänge bei der Bildung
vadosider Süßwasserkalke. Erscheint.in den Abhandlungen der
Preuß. Geol. Landesanst.
1*
of
4
A a Original from
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ten ab.
Der Kalkgehalt der Binnenseen richtet sich
nach demjenigen der Umgebung, der Zuflüsse und unter-
seeischer Quellen. Diese Faktoren können einzeln oder
kombiniert auftreten. Es sei erwähnt, daß der Kalkgehalt
der im Urgebirge gelegenen Seen nicht über 3 mg in
100 ccm hinausgeht, während er in Kalkgebirgsseen 73,7 mg
erreichen kann (Ritomsee nach einer Angabe bei HaLßs-
FAss)?), Einige Zahlen sollen einen ungefähren Begriff
Be
Kohlensäure und ihrem Druck, deren Menge aber wiederum
in gewissem Sinne von den vorhandenen Sauerstoffquan-
von der Kalkkonzentration der Binnenseen geben:
CaCO,
Rachelsee . . 2.2.2.2: 2 2222020 0,17 mg in 100 ccm
Teufelsee . . . . 2.222020. 0,17 mg in 100 ccm
Schwarzer See (Böhmer Wald) ... . 0,17—0,34 mg in 100 ccm
Furesee . . 220200020 0.. 10,7 (Mittelkonzentration)
Sildemower See bei Rostock . . . . ae En et
8,5 (Oberfläche)
Jaroszewoer See . . 2 2 2 200. % 16,3 (34m Tiefe)
: 5,91 (Oberfläche)
Schrimmer Se ...... 2... | 14.14 (47 m Tiefe)
6,83 (Ende Mai)
Plauer See . . 2. 22 0.020 ' 6,60 (Ende Juli)
\ 7,56 (Ende Mai)
Müritz, 2.4 %.:% 3% 2 Seal | 847 (Ende Juli)
Schweriner See . . 2 2» 2 2200. \ a int
Lunzer See . . 22 2 2000... 6,67 — 7,21 (Oberfläche)
Lunzer Mittersee . . . 2. 2 2 2 2.02. 8,85
Gr. Plöner See. . 2. 2.2 220% . 20,19
Vgl. die vielen Kalkangaben bei WILLER?).
Der Kalkgehalt der Meere beträgt nach DITTMARt)
0,0123% CaCO,, d. h. auf 100ccm Wasser kommen 12,3 mg |
Kalk. Die Angaben bei FoORCHHAMMERS) über den „Lime-
Gehalt sind höher, was aber damit zusammenhängt, daß
CaO vor allem auf Phosphat und Sulfat zu berechnen ist.
FORCHHAMMER bemerkt, daß im Wasser des großen Ozeans
nur sehr geringe Mengen von CaO vorkommen, die
2) Hauprass, Grundzüge einer vergleichenden Seenkunde,
Verlag Gebr. BORNTRÄGER, 1923.
®) WILLER, Die Karbonathärte ostpreuß. Gewässer. Geol.
Archiv. Bd. I, Heft 6, 1923. |
4) ANDREB, Geol. d. Meeresbodens. S. 408. |
6) FORCHHAMMER, On the Oomposition of Seawater in the |
different Parts of Oceans. Philos. Transact. 1865.
Original from
N Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
u
aber nach den Küsten und vor allem im Bereich der
Mündungen von Flüssen zunehmen.
RecnAauut (nach einer Angabe JAacoBsens) bestimmte
3 mg im Meerwasser, UsıcLıo im Mittelmeerwasser 7,9,
VIERTALER im Wasser des Adriatischen Meeres 31,5 mg.
JACoBsen selbst stellte im ganzen nördlichen Teil der
Nordsee 1,80 bis 2,80 mg kohlensauren Kalk in 100 mg
Wasser fest. Was hat es nun für eine Bewandnis mit der
Zahl 0,0123% CaCO,, die man bei Anpe£r (a. a. O.) und
auch bei Tornquıst®) findet? Sie ist im Challengerwerk
nicht vorhanden, wohl aber eine zweite Zahl: 0,345 (S.
204). Diese bedeutet in der betreffenden Tabelle, daß
9,34600 CaCO, auf 100% Gesamtsalz kommen. Wie hoch
sich dieses in absoluter Zahl beläuft, wird von DiırtmAar
nicht angegeben. KrÜMMmer?), welcher aber die Umrechnung
auf Prozentgehalt des Kalkes in 100g Wasser vorgenommen
hat (genauer: Kalk in 1000 g Wasser), setzte beliebig für
1000 ccm Meerwasser 35,00 g Gesamtsalz ein, ein Wert,
der nach den FORCHHAMMERSchen Untersuchungen auch
annähernd stimmt. Es ist zu bemerken, daß in der Zahl
0,0123 die Spuren von nicht besonders nachgewiesenen
Salzen eingerechnet sind. KRÜMMEL®) weist darauf hin,
daß die betreffende Analyse, in welcher sich die erwähnte
Kalkzahl befindet, ein Ergebnis rechnerischer Operationen ist.
Sehr wesentlich ist die Frage, ob ein Meerwasser,
welches etwa 12,3 mg in 100 ccm enthält, mit Kalk ge-
sättigt ist, denn hiernach richtet es sich, ob eine rein
chemische Kalkausscheidung möglich ist, wobei auch
die anwesende Kohlensäure zu berücksichtigen ist. Nach
SCHLÖSInG?) lösen sich in destilliertem Wasser 1,3 mg in
100 ccm, in solchem mit normaler Kohlensäurespannung
hingegen 6,5 mg. JoHNSTONn und WILLIAMSoN!®) haben
unter Berücksichtigung des Druckes und der Temperatur
genauere Zahlen erhalten. Die folgende Tabelle bezieht sich
auf die Löslichkeit des Kalkes bei 16° unter verschiedenen
Partialdrucken der Kohlensäure, und zwar sind solche
Drucke gewählt, welche sich in der Nähe des Atmo-
6) ToRNnquıst, Geologie. S. 172.
) Keümmer, Hdb. d. Ozeanographie. Bd. IL. S. 219. 1907.
6) a. a 0. S. 219.
9) Oompt. rend. 1872. S. 1552 ff.
0) JOHNSTON und WILLIAMSON, The Role of inorg. agencies
in the deposition of Calcium carbonate. The Journal of Geo-
logie. Chicago, Bd. 24, 1916.
OR nn Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
rn
sphärenpartialdruckes (etwa 0,03 Teile CO, auf 100) be-
wegen. Merkwürdigerweise erwähnen JoHNSToN und Wir
LIAMSON die Arbeit ScHLösınas nicht.
\ CO, in dor Atmosphäre Teile freie CO,| Löslichkeit des
in Lösg. Kalkes i auf
als Partial- als Teile auf (auf 100 Sei 100 en an
druck 100 ccm ber. | berechnet) berechnet)
0,0001 0,01 0,000018 0,0044
0,0002 0,02 0,000036 0,0055
0,0003 0,03 0,000055 0,0063
0,0004 0,04 0,000073 0,0069
0,0005 0,05 0,000090 0,0075
Nimmt man den Druck konstant (Partialdruck der Koh-
lensäure in der Atmosphäre = 0,00032) und verändert
die Temperatur, so ergeben sich nach den amerikanischen
Forschern die folgenden Werte:
Löslichkeit des
: Absorptions-
Temperatur | Kalkes in g (auf j
100 ccm Wasser | Keeihzient der
CO,
berechnet)
0 0,0081 0,0765
5 0,0075 0,0637
10 0,0070 0,0535
15 0,0065 0,0455
20 0,0060 0,0392
25 0,0056 0,0338
30 0,0052 0,0297
Auf Grund dieser Untersuchungen gelangen die ameri-
kanischen Forscher zu demselben Resultat wie MUuRRAY!),
Conen und RAKEN!?), welche das Seewasser für kalk-
gesättigt ansehen, allerdings machen WILLIAMSON und
Jouxston die Einschränkung, daß die oberen Schichten
des Ozeans mit Ausnahme der kälteren Regionen und der
kalten Strömungen mit Kalk gesättigt sind.
Wir kommen also zu dem Schluß, daß sowohl viele
Binnenseen als auch die Ozeane bei dem Partialdruck der
atmosphärischen Kohlensäure mit Kalk gesättigt sind. Hier-
bei ist allerdings Voraussetzung, daß die oben genannte
Zahl 12,3 (mg CaCO, in 100 ccm) wirklich für die offenen
Meere Gültigkeit hat.
11) MuRrBAY u. Hıorr, The Depth of the Ozean. 1912.
12) COHEN u. RAKEN, Proc. Acad. Wetenschappen, Amsterdam
1901.
Original from
ae Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Von großer Bedeutung für die Kalkausscheidung ist
die Menge und der Druck der freien Kohlensäure
in Seen und Meeren. Sie ist in ersteren in weit größeren
Mengen als in der Luft vorhanden, wenigstens zu bestimm-
ten Zeiten des Jahres. Dabei nimmt die Absorption durch
das Wasser bei niederer Temperatur zu, bei höherer ab.
Nach Bour und Bock!?) sind die Absorptionsverhältnisse
die folgenden:
100 g Wasser lösen g CO,
Temperatur 0 Grad 0,3347
® 5 „ 0,2774
ss 10 ,„ 0,2319
5 15 0,1971
n 20 „ 0,1689
; 25° „ 0,1450
Es werden in Seen verhältnismäßig kohlensäurereiche
Lösungen zu bestimmten Jahreszeiten gebildet, was durch
die Tätigkeit von Mikroorganismen, aber auch von Makro-
organismen bedingt ist. Während der Stagnationszeiten
nimmt der Kohlensäuregehalt von oben nach unten zu, in
den Zirkulationszeiten hingegen ist er in allen Tiefen fast
derselbe. Er sinkt im Winter häufig auf 0. Daß der Druck
auf die Kohlensäurekonzentration von Einfluß ist, versteht
sich von selbst. WoLrrlt) konstatierte im Wasser des
Schweriner Sees:
im Mai bei 10,1 Grad C 1,94 mg CO, (Obertläche)
Angabe fehlt 1,01 mg
Der von mir untersuchte Sildemower See bei Rostock
zeigte die folgenden Kohlensäureverhältnisse, wobei ich
auch die zugehörigen Kalkkonzentrationen hinzufüge:
CO,- Gehalt
(mg in 100 ccm)
CO,-Gehalt
(mg in 100 ccm)
Temperatur
Weitere Daten gebe ich über den Sildemower See
nicht, die vollständige Tabelle bitte ich, in der im Er-
18) GMELIN-KRAuUT, Handbuch Jd. anorg. Chemie.
4) a.a 0
Original from
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zer iR Se
scheinen begriffenen Arbeit!5) nachsehen zu wollen. Ich
möchte hier nur auf die Schichtung der Kohlensäure (und
des Kalkes) aufmerksam machen, eine Erscheinung, welche
man in vielen Süßwasserseen findet. Der CO,-Überschuß
in den unteren Partien hängt, worauf bereits BRÖNSTED!*)
aufmerksam macht, mit der Verwesung des Schlammes
zusammen. Hierüber habe ich noch weiter unten zu
sprechen.
Was nun den Kohlensäuregehalt im Meer wasser an-
belangt, so fand JAacoBsen!”) mit Hilfe der PETTENKOFER-
schen Untersuchungsmetiode in der Nordsee 10 mg in
100 ccm. BwucHaAnan!®) gibt die folgenden Zahlen, wobei
allerdings bemerkt werden muß, daß er dieselben wie
JACOBSEN durch Auskochen des Meerwassers fand, wodurch
also bestimmte Mengen aus dem „doppelkohlensauren Kalk“
z. T. eingerechnet sind.
731 411
1463 4,22
1463 4.46
über Grund 4,74
Hierzu bemerkt BucHAnAn, daß sich bei Untersuchung
von Oberflächenwasser verschiedener Gegenden heraus-
stellte, daß warmes Wasser weniger Kohlensäure als kaltes
enthält, und daß der Salzgehalt einen großen Einfluß auf
den Betrag der Absorption ausübt, wobei die Sulfate eine
besonders große Rolle spielen. Deshalb setzte BUCHAnAN bei
seinen Kohlensäureuntersuchungen Chlorbarium zum Wasser,
um das SO, niederzuschlagen. Die Sulfate machen aber
15) H. KrÄun, Die Bedeutung geochemischer Vorgänge bei
der Bildung vadosider Süßwasserkalkke. Erscheint in den Ab-
handlungen der Preuß. Geol. Landesanst.
16) a. a. O.
17) Lıesısgs Annalen Bd. 167. — Ber. d. Kieler Kommission
UI u. II, 1875.
18) Laboratory Experiences on board of the „Challenger“. Jour.
of the chem. Soc. London, 33. Bd.,, 1878.
Original from
N Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
2.30) 2
einen recht großen Prozentsatz in der Zusammensetzung des
Meerwassers aus, wofür ich die folgenden Beispiele nach
FORCHHAMMER!?) gebe:
Vom Äquator bis 30° nördlicher Breite, Schwefelsäure
mg in 100 ccm. . . .. 211,7— 233,3
Atlantischer Ozean zwischen 300 nördlicher Breite
und einer Linie vom nördlichsten Punkt Schott-
lands bis zum nördlichen Neufundland . . . . 220,8— 255,7
Niedrigere Kohlensäurezahlen als bei JACoBsEN finden
wir bei DITTMAR?),
Ich gebe einige Beispiele:
Lokalität
Südpazifik |
370 2 südl. Breite bei den
160048’ östl. Länge | me wis | I Kerguelen
180 2% südl. Breite | | ö
173049 östl. Länge | Oberfl. | 0,61 3,66 | 38043° S
380 50° südl. Breite | | un
169020 östl.Länge || m ; 101 m ee S:
Nordpazifik | 3
40 33’ nördl. Breite | osIie
36°10’nördl.Breite | | 4e5Q0mca, | 0,873 395 5108
1780 0° östl. Länge |
Vergleicht man die Zahlen bei JACoBSEN, BUCHANAN und
DiTTmAr miteinander, so stellen sich z. T. erhebliche Dif-
ferenzen ein. Man möchte fast glauben, JACoBsEn habe sich in
der Stellung des Kommas geirrt, doch können auch andere
Umstände daran schuld sein; BucHAnAan konnte sich die
Differenzen zwischen seinen und JACcoBsEn’s Zahlen nicht er-
klären. Wie verschieden die Angaben einzelner Autoren
sind, zeigt die folgende Zusammenstellung, welche ich JAcoB-
SEN entnehme (a. a. O. S. 26):
Remr 2,2—2,8 ccm CO, in 1000 ccm Wasser der Oberfläche
(Compt. rend. Bd. 6, S. 616)
MoRREN 1,7—3,8 ccm CO, in 1000 ccm Wasser der Oberfläche
(Ann, de Chimie et de Phys. Bd. 12, S. 5)
Lewy 2,4—3,9 ccm CO, in 1000 ccm Wasser der Oberfläche
(Ann. der Chemie Bd. 58, 3, 328)
J. Hunter etwa 0,8—5,8 ccm co, in 1000 ccm Wasser der Oberffäche
(Jahresbericht für Chemie usw. 1869)
19) a. a 0.
20) Chall. Rpt. Physics and Chemistry, Bd. I, 1884.
Zn a Original from
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ale ae
Biıschor 39 ccm CO, in 1000 ccm Wasser der Oberfläche
(Chem. Geol. 1. Aufl., Bd. 2, S. 1130)
VoceL 55,6—116,3 ccm CO, in 1000 ccm Wasser der Oberfläche
(ScHwEisGeErs Journ. Bd. 8, S. 351).
Danach hat entschieden VogzL den Vogel abgeschossen.
Seine 116,3 ccm würden nicht weniger als 230,3 mgCO, ent-
sprechen!
Übrigens ist von einer eigentlichen Schichtung, wie wir
sie bei der Kohlensäure der Binnenseen kennen, im Wasser
des offenen Meeres keine Rede, woran sicher Strömungen
und deren verschiedene Temperaturen schuld sind. Im
großen und ganzen bleibt sich der Kohlensäuregehalt in fast
allen Schichten ungefähr gleich, und hierin besteht der große
Unterschied gegenüber den Binnenseen während der warmen
Monate. Kohlensäurebestimmungen aus Bodenwasser zeigen
folgende Werte (BUCHANAN a. a. O.):
Breite CO, in mg pro 100 ccm
660 S bis 3505 ...... 5,18
350% S bis 100S ...... 4,66
100% S bis 100N ....* . 409
100 Nbis 350 N ...... 4,59
350 N bis 830N ...... 4,26
Wesentliche Unterschiede gegenüber den oben (S. 8)
gegebenen Zahlen sind nicht zu ersehen. Auf die Verhält-
nisse in Buchten und Fjorden koınme ich noch zu sprechen.
Ein weiterer Unterschied gegenüber den Verhältnissen
in Binnenseen liegt darin, daß wir den Kohlensäuregehalt
im Meere nicht in erster Linie auf die Verwesungsvorgänge
im Schlamm zurückführen können, denn dann müßte,
selbst wenn wir den verwischenden Einfluß der Strömungen
mit in Betracht ziehen, eine Schichtung der CO, vorhanden
sein, zum mindesten müßte dieselbe in den unteren Schichten
konzentrierter als in den oberen sein.
Aber kann, ganz allgemein gesprochen, die Kohlen-
säure der Meere auf die Verwesung zurück-
gehen? Die Menge derselben hängt von drei Faktoren ab:
1. von der Temperatur, 2. von dem Salzgehalt,
3. dem Sauerstoffgehalt.
Zu 1. Im Süßwasser hängt der Kohlensäuregehalt.
wie ich schon sagte, vor allem mit der Verwesung des
Schlammes zusammen, wozu diejenige der abgestorbenen und
im Wasser schwebenden Planktonten hinzukommt. Es be-
steht nun bezüglich der Schlammzusammensetzung der Bin-
nenseen und der Meere ein Unterschied, indem sich am Auf-
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Ei al Ten
bau .des .lakustren Schlammes außer Eiweiß- und Fett-
körpern noch’ein gewisser Bestand an Zellulose und. Lignin-
teilen hinzugesellt. Die letzteren fehlen in den. marinen
Schlammabsätzen fast vollkommen; nur in der Küstennähe
können Blätter und Stämme in’s Meer befördert werden.
In diesem kommt es eigentlich nur zum Absatz von Sapro-
pelen. Ihre eiweiß- und fetthaltigen Komponenten ver-
wesen an sich rascher als. Zellulose und Lignin. Dieser
Unterschied macht sich in Süßwasserseen darin bemerkbar,
daß sich in der Ufernähe weniger CO, im Wasser nach-
weisen läßt als in demjenigen der mittleren Teile, was ich
im Sildemower See zeigen konnte. Am Ufer wird eben mehr
Zellulose und Lignin, in der Seemitte hingegen mehr Eiweiß
und Fett abgelagert.
Da sich nun auf dem Boden der Meere, praktisch ge-
nommen, ausschließlich eiweiß- und fetthaltige Körper ab-
setzen, so müßte an sich die Kohlensäureproduktion eine
größere als in dem Seeschlamm sein. Hierbei sind di» ab-
gestorbenen Organismen, welche sich je nach der Schwere
mehr oder weniger lange Zeit im Wasser schwebend erhal-
ten, nicht berücksichtigt.
Besprechen wir aber zunächst die Verwesung des
Schlammes. Daß die Temperatur auf das Quantum
und die Schnelligkeit von größtem Einfluß ist, hat
WounY?) auf Grund zahlreicher Versuche mit humosen
Substanzen nachgewiesen. Wie steht es nun mit den Tem-
peraturverhältnissen innerhalb der Ozeane, und zwar direkt
am Boden? Ich halte mich im Folgenden an die Aus-
führungen von KRÜMMEL. Auf dem Bodenareal von 3/, des
gesamten Atlantischen Ozeans herrscht unter 3650 m
Tiefe eine fast gleichmäßige Temperatur, welche zwischen
—0,6 und 21° schwankt. Im Nordpazifik liegen die
Bodentemperaturen der Parallelen von 55 und 20° N zwischen
—0,4 (155° 25’ östl. L. 48° 21” nördl. Br.; 5. Juli 1874) und
1,2° in Tiefen von 2940 und 6680 m. Im Bereiche des
Kurosiwo ist die Maximaltemperatur in 2745 m 1,7, die
Mindesttemperatur 1,1°. Im intratropischen T.il des
Stillen Ozeans schwankt die Temperatur in 2745 m zwischen
1,3 und 1,6°, im Südpazifik zwischen Australien und
Neuseeland zwischen 0,6 und 0,9. Zwischen 23 und 44°
südl. Br. und 165 und 150° westl. L. variiert die Temperatur
am Boden zwischen 1,0 und 1,1°. Noch weiter südlich sinkt
?1) WoLıny, Die Zersetzung der organischen Stoffe. 1897.
OR nn Original from
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u DD —
die Bodentemperatur bis 0,7. Im Indischen Ozean |
bewegen sich die Tiefentemperaturen zwischen 0,7 und 2‘.
Im arktischen uni antarktischen Meere sini
Temperaturen unter 0° keine Seltenheit. Bedeutend höhere
Temperaturen finden wir in dem, durch die etwa 1000 ı
tiefe Bodenschwelle von Gibraltar vom Atlantik abgeschlos-
senen Mittelmeer. Von etwa 550 m an herrscht eine
ziemlich gleichmäßige Temperatur von etwa 13°.
Es ergeben sich also für die Weltmeere Bodentempera-
turen, welche, unter Vernachlässigung der Arktis und de:
Antarktis einen Minimaldurchschnittswert von 0,77° und
einen Maximaldurchschnittswert von 1,55° haben.
Es ist ganz klar, daß durch diese tiefen Tenm-
peraturen die bakterielle Verwesung sehr
stark zurückgehalten werden muß. Im Mittel-
meer hingegen würde die Temperatur allein zum flotten
Fortgang derselben ausreichen.
Hiermit kommen wir zu dem Resultat, daß in den
größten Teilen der Weltmeere eine Zufuhr
von Kohlensäure aus dem langsam verwesen
den Bodenschlamm nur ganz untergeordnet
in Frage kommt, da die Tomperatureine viel
zu niedrige ist.
Wie verhalten sich nun aber die absterbenden und lang-
sam zu Boden sinkenden Organismen zu dem Kohlensäure-
gehalt des Meerwassers? So lange sie sich über der 700-
Meter-Linie des Atlantischen Ozeans bewegen, wirkt die
Temperatur auf die Verwesung fördernd. Sie beträgt an
einzelnen Stellen an der Oberfläche 23,9, ja in der Äqua-
torialzone können fast 30° erreicht werden.
Zu 2. In ähnlicher Weise wie niedere Temperaturen
wirkt der Salzgehalt auf die Verwesung retardierend.
Hierauf macht u. a. DEECKE in seiner „Fossilisation''??) auf-
merksam. Da der Salzgehalt in verschiedenen Gegenden der
Ozeane schwankt, ebenso innerhalb verschiedener Tiefen,
so ist natürlich auch der Einfluß auf die Verwesunz nicht
überall der gleiche. Auf jeden Fall wirkt das Salz mehr oJler
weniger konservierend. Es ist dies aber eine ganz andere
Art der Konservierung als etwa in kalkhaltigen Süßwasser-
seen, in denen Kalk ausgeschieden wird. Dort wirkt der
Kalk vor allem dadurch auf die eingekapselten Organismen.
22) Gebr. BornTRÄGER, 1923.
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N Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
-n —
unter denen Charen in erster Linie in Betracht kommen,
daß er die Sauerstoffzufuhr eindämmt, wenn auch der Kalk
als chemischer Körper von Einfluß ist. Derartig eingehüllte
Charen enthalten in der Seekreide nicht selten noch Chloro-
phyli. Im Meer wirken aber die eigentlichen Seesalze
wie Kochsalz und die Sulfate rein chemisch-physiologisch.
Was nun die Verteilung der letzteren im Meerwasser
anbelangt, so gibt FORCHHAMMER®) an, daß in der Baffins-
Bay das Oberflächenwasser ebenso viel Salze als das
Tiefenwasser enthält, aber beim Passieren des südlichsten
Punktes von Grönland zeigt das letztere weniger Salze als
das erstere. Diese Differenz verstärkt sich nach dem Äqua-
tor hin. Um diesen herum und etwas südlicher nehmen die
Unregelmäßigkeiten zu, indem sich z. B. eine konzentriertere
Partie zwischen zwei verdünntere einschiebt. In anderen
Fällen nimmt der Salzgehalt mit der Tiefe zu. Einige
Beispiele mögen das Gesagte demonstrieren:
g Balz (Sulfate und
Lokalität lorid t 1000 n .
Alisntischer Ozean der Gesamtsalz. Tiefe in m
menge
| 35,544 Oberfläche
640 30° nördl, Br., 260 24 westl. L. ER, Er
35,922 Oberfläche
470 15° nördl. Br., 90 30° west!. 1! 35,925 731
36,033 920
35,820 1645
‘ + ‘ 36,264 3291
0° 15° südl. Br., 250 54° westl. 1. 35.892 8229
36,293 9875
In allen Tiefen muß also die Verwesung durch den
verhältnismäßig hohen Salzgehalt aufgehalten werden. Er
wird natürlich nur zurückgedrängt, langsam geht
der Verwesungsprozeß voran, und langsam wird sich Koh-
lonsäure bilden, natürlich in der Zeiteinheit nicht so viel
wie etwa aus dem Schlamm und dem abgestorbenen schwe-
benden Plankton der Süßwasserseen?*).
Zu ‘3. Der Wirkung der niedrigen Temperatur (in den
Wasserpartien unter 700 m) und derjenigen des Salzgehaltes
arheitet nun der Sauerstoff entgegen.
23) Phil. Transact. 1865.
24) Es sei bemerkt, daß nach einer Angabe von JACOBSEN
(Anm. d. Ch. 1873) der Salzgehalt der Ostsee von der Ober-
fläche bis zum Grund zuweilen auf mehr als das Dreifache steigt.
A ar PER Original from
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Dieser wirktin Säßwasserseen auf die organischen Mas-
sen stark oxydierend ein, bzw. befördert die Ver-
wesung durch Schaffung eines wichtigen Lebensmomentes
der aeroben Bakterien. Da deren. Tätigkeit von der Tem-
peratur abhängig ist, so muß der Sauerstoffschwund in den
verschiedenen Jahreszeiten ein verschiedener sein. Er er-
reicht die größten Werte am Grunde eines Sees; wenn
nicht besondere Umstände dazwischentreten, so nimmt der
Sauerstoff allmählich nach der Tiefe ab. Einige aus den
Untersuchungen von DBkönstep am Furesee?5) heraus-
gegriffene Beispiele sollen dies erläutern:
15 ”
12. IX. 06 SR:
20 ,„
14. 1.07 | =.
Im Winter ist also die Sauerstoffmenge sowohl in den
obersten als auch in den untersten Schichten größer als
während der warmen Monate. In der Regel nimmt das
Gas von oben nach unten ab. Im Oktober, November oder
Dezember kann O über den ganzen See gleichmäßig ver-
teilt sein. Meist ist der Sauerstoffgehalt höher als der
theoretisch zu erwartende. „Daß sowohl eine Steigung des
Absorptionskoeffizienten bei sinkender Temperatur, wie eine
Abnahme desselben bei steigender, von dem See durch
eine Steigung bzw. eine Abnahme des Sauerstoffgehaltes be-
antwortet wird, zeigt, daß das Gleichgewicht, das bei der
Berührung mit der Atmosphäre angestrebt wird, schnell
und sicher erfolgt.“ (BRÖNSTED).
In flachen Gewässern kann der O-Gehalt in den
Bodenwässern bis O sinken, wie überhaupt in solchen etwas
andere Verhältnisse als in dem tiefen Furesee eintreten,
weil die Erwärmung eine intensivere ist und die organi-
schen Massen leichter durch den Wind aufgewirbelt wer-
25) BRÖNSTED und WESENBERG - Lund, Chem.-phys. Unter-
suchungs. d. dänischen Gewässer. Intern. Revue d. ges. Hydro-
biologie u. Hydrographie. 1912.
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u
lien. Deshalb entspricht das Wasser eines solchen Sees
angefähr den Bodenlagen eines tiefen Gewässers. Die von
mir idurchgeführten Untersuchungen an dem öfters er-
wähnten, etwa 2 m tiefen Sildemower See zeigen dies,
wozu einige Stichproben genügen:
Trotz der geringen Tiefe des Sildemower Sees liegen
die Sauerstoffverhältnisse im Prinzip wie am Furesee. Die
O-Werte liegen unter den theoretisch zu erwartenden.
Es ist ganz klar, daß, worauf auch von BRÖNSTED
hingewiesen wird, der Sauerstoff zu der entwickelten Kohlen-
säure in einem bestimmten Verhältnis steht. Davon über-
zeugt ein Blick auf die Tabelle auf S. 7, welche sich auf
den Sildemower See bezieht. Doch habe ich in meiner Arbeit
über die geochemischen Vorgänge bei der Bildung vado-
sider Kalkablagerungen darauf hingewiesen, daß die CO,Zu-
nahme zu der O-Abnahme nicht in einem strengen stöchio-
metrischen Verhältnis steht. Es müssen mithin auch
anaerobe Bakterien für den Überschuß an Kohlensäure
verantwortlich gemacht werden.
Wenn wir nun die Frage, ob die Kohlensäure des Meer-
wassers mit dem Sauerstoff desselben in Beziehung steht,
erörtern, SO müssen wir uns zunächst nach Daten über
den O-Gehalt im Meer umsehen.
Zunächst macht BucHAnaAn°’®) darauf aufmerksam, daß
der Sauerstoffgehalt in wärmeren Gegenden geringer als
in kälteren sei. Dies trifft jedoch bei cinem Wasser-
profil nicht zu. Zur Orientierung gebe ich die folgenden
Daten, welche der Tabelle S. 462 bei BucHAnAN entnommen
sind. Hierbei ist auch die Kohlensäure berücksichtigt:
26) 4. a 0.
A ar PER Original from
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==...
CO, (mg in
100 ccm)
O (mg in
100 ccm)
Eine regelmäßige Sauerstoffabnahme wie in den Binner.
seen finden wir in der Tabelle BucHanans nicht. Den
Sauerstoffschwund in den mittleren Tiefen bringt dieser For-
scher mit dem in diesen Tiefen reichlich entwickelten Tier-
leben in Zusammenhang. Dem widerspricht nun aber offen-
bar, daß Kohlensäurezu- bzw. abnahme gar nicht der Zu-
und Abnahme des Sauerstoffs entspricht.
Ähnliche Angaben wie BucHanan macht aucli
ToRNör?), und zwar fand er im Nordmeer, daß der Sauer-
stoff bis 1100 m rasch, dann langsamer abnimmt, daß er
bis 3200 m wieder langsam zunimmt. Doch sind die Dif-
ferenzen recht geringe.
JACOBSEN®S) gibt an, daß im südlichen Teile der Nordset.
wo die größten Tiefen kaum über 50 m hinausgehen, der
Sauerstoffgehalt nach der Tiefe nicht oder kaum abnimmt.
Eine Abnahme träte erst dort ein, wo Differenzen in der
Temperatur und Konzentration der unteren gegenüber den
oberen Partien vorhanden seien. Wenn nämlich das untere
schwerere, salzreichere Wasser mit Oberwässer nicht ge
mischt wird, dann wird der Sauerstoff ohne Ersatz zur
Oxydation organischer Massen (besonders derjenigen am
Grunde) und untergeordnet zur Atmung der Ticre ver-
braucht. Weiterhin sagt JAcoBsen, daß in den meist be-
völkerten geringen Tiefen nur lokalerweise eine Ver-
minderung des Sauerstoffs nach unten stattfindet, wie in
der Apenrader Bucht, wo die Luft in 34 m Tiefe
nur 29,2200% O (auf Luft berechnet) vorhanden war. Hier
besteht der Untergrund aus vermoderndem Material, das
N) Ber. d. norweg. Nordmcerexpedition.
28) Über d. Luft d. Meerwasserss. Ann. d. Chem. u. Pharm.
Bd. 167. 1873.
A ar PER Original from
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a
auch Schwefelwasserstoff lieferte. Ähnlich war es im Kieler
Hafen, wo am 18. Oktober 1872 an der Oberfläche 33,700,
in 30—32 m aber nur noch 26,24% O vorhanden waren.
Leider macht JacoBsEen keine Angaben über die Kohlen-
säure des Apenrader und Kieler Wassers, allein wir wer-
den wohl annehmen dürfen, daß diese dem Sauerstoff-
schwund in den unteren Wasserpartien entsprechend zu-
nimmt.
Sehr instruktiv ist die folgende Tabelle, welche sich auf
die Untersuchungen PETTERssoNs®) im Gulmarfjord be-
ziehen:
Tiefe
Salzgehalt Kohlensäure
mn Temperatur Kom
30 3,0 Grad 44,33
50 54 „ 47,53
70 50 „ 50,34
100 4,5 „ 61,55
140 4,2
(17. Februar 1890)
In abgeschlossenen Buchten und Häfen stellen sich
also ganz ähnliche Verhältnisse wie in Binnenseen ein:
Die Kohlensäure nimmt zu bestimmten Jahreszeiten von
oben nach unten auf Kosten des Sauerstoffs zu. In beiden
Fällen ist der Boden schlammig und es kommt zur Schwefel-
wasserstoffentwicklung.
Am Boden der offenen Ozeane liegen die Ver-
hältnisse offenbar anders. Liest man die Tabellen S. 34 ff.
im Challengerwerk durch?), so fällt auf, daß die organische
Substanz bei den Seesedimente.. nicht besonders angegeben
wird. Dies wäre aber geschehen, wenn sie in auffallender
Menge vorhanden wäre. Bei der Angabe der Zusammen-
setzung der „Fine Washings‘ sind immer die organischen
Substanzen mit den übrigen verrechnet. MURRAY und
RENARD betonen nun, daß Eiweiß und andere organische
Massen in fast allen Tiefseesedimenten anzutreffen seien, doch
in flacherem Wasser, z.B. in einigen Grünmudden, in Hafen-
mudden, muddigen Buchten und in den Blaumudden, welche
sich in der Nähe von terrigenen Ablagerungen befinden, ist
die Ansammlung der organischen Massen entschieden eine
*9) aus KrüuamEL a. a. O. 312. (Scott. Geogr. Mag. 1894.)
30) Report on the scientific Results of the Voyage of H.M.S.
Challenger. Deap-Sea Deposits. 1891.
2
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größere. Dort kommt es auch zur Bildung größerer Menge:
von Schwefelwasserstoff und. Sulfiden, welche in rein pelagi
schen Sedimenten sehr stark zurücktreten, wie in dei
Roten Tonen. Mit diesen Mengenunterschieden der organi-
schen Massen hängt es ja auch zusammen, wie dies MURBAr
und RENARD hervorheben, daß die Verwesung der untrrei
Lagen der Blauen Mudde eine Reduktion der oberen roten
Schicht hervorruft, während die Roten Tiefseetone weger.
der geringen organischen Beimengung nicht reduziert
werden.
Daß der Boden der offenen See weniger organische
Substanz als geschütztere Stellen hat, hängt nicht mit
einer rascheren Oxydation der Kohlenstoffverbindungen zu-
sammen, sondern in erster Linie wohl mit den Strömungen,
welche das abgelagerte Material verfrachten oder die schwe-
benden Sinkstoffe organischer Natur im Zustand der Ver-
wesung weit fortbefördern. Sie gelangen also meist gar
nicht auf den Boden. Wenn sie aber doch ihr Ziel in
größeren Tiefen erreichen, so verhindert, wie ich oben
auseinandersetzte, die niedere Temperatur eine rasche voll-
kommene Verwesung.
Es kann also der Kohlensäuregehalt der offenen Meere
nur zum geringsten Teil auf den kleinen Prozentsatz an
organischer Substanz im Bodenschlamm zurückgeführt
werden, größere Mengen CO, entstammen den im Wasser
schwebenden abgestorbenen Organismen
Darum können wir auch eine allmähliche Zunahme der Säure
von oben nach unten nicht in der Weise erwarten, wie dies
in den Süßwasserseen und in Häfen und Bais der Fall ist.
Für den Kohlensäuregehalt des Meerwassers ist aber
wohl noch ein anderer Umstand verantwortlich zu
machen. Von verschiedenen Forschern ist darauf hinge-
wiesen worden, daß die Salze des Meerwassers, vor allem
die Sulfate, die Kohlensäure stark absorbieren, wes-
halb man ja in der Analyse bei Anwesenheit von Ca SO,
zuerst das SO,-Jon mit Barium verbindet, wodurch die Ab-
sorption von Seiten des CaSO, ausgeschaltet wird. Es ist
einleuchtend, daß auch diese Salze für den CO,-Gehalt des
Meerwassers verantwortlich zu machen sind.
KrRÜMMEL macht darauf aufmerksam, daß unterseeische
Kohlensäurequellen dem Meerwasser Kohlensäure zuführen
können, wie dies auch DITTmAR bereits ausgesprochen hatte.
Doch sieht KrÜmamzEL als Hauptquelle „der Veränderungen
im Bestande der Kohlensäure des Meeres“ die Atmosphäre
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—- 19 —
®
ar, wobei er vor allem an die Betrachtungen Krocns
über den Einfluß der Kohleverbrennung auf den Kohlen-
säurehaushalt des Meeres anschließt. Doch sind diese für
ursere Zwecke weniger von Bedeutung; sie dürften für die
Frage der Kalkausscheidung kaum in Betracht kommen.
Es haben sich mithin eine ganze Reihe von Unter-
schieden bezüglich des Chemismus der Binnensee- und Meer-
wässer herausgestell. Es fragt sich nun, nach welchen
Gesetzen sich die Ausscheidung des Kalkes in beiden
Gewässern vollzieht,
Die Ausscheidung des Kalkes ist von den folgenden
Faktoren abhängig:
1. Konzentration des Kalkes,
2. Konzentration der Kohlensäure (Druck),
3. Konzentration des Sauerstoffs.
Diese Konzentrationen werden von Faktoren physikali-
scher und physiologisch-chemischer Art geregelt. Solche
sind: |
1. Tiefe,
2. Temperatur,
3. Wasserbewegung (kommt praktisch nicht in
Frage),
.Assimilation der Pflanzen und Tiere,
. Verwesung des Schlammes durch Bak-
terien.
OU
Da das Wechselspiel der einzelnen Einflüsse schon
öfters besprochen und in meiner demnächst erscheinenden
Arbeit übersichtlich dargestellt wird, gehe ich an dieser
Stelle nicht darauf ein.
Doch will ich ein Beispiel bringen, das zeigen soll,
wie die Ausscheidung des Kalkes in Süßwasserseen vor
sich geht. Es wird sich dabei ergeben, daß eine rein
chemische Bildung desselben nur in ganz untergeordnetem
Maße möglich ist. Dies ist mir durch Anstellung zahlreicher
Versuche recht deutlich zum Bewußtsein gekommen.
In einem See verändert sich die Temperatur mit den
Jahreszeiten. Nimmt sie im Frühjahr auch in den unteren
Lagen zu, so setzt der Verwesungsvorgang im Schlamm
ein. Hierdurch wird CO, auf Kosten des Sauerstoffs produ-
ziert, z. T. aber auf anaerobem Wege, denn O-Schwund und
CGO,-Zunahme stehen oft nicht in dem zu erwartenden Ver-
hältnis. Es tritt eine Schichtung der Säure und des Sauer-
stoffs ein, welche sich etwa spiegelbildlich in den einzelnen
+
A ar PER e Original from
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
EZ
Schichten verhält. Durch die CO, Überproduktion, bei der
auch die Tiere ihr Teil beitragen, und welche bei weitem
nicht durch den Assimilationsprozeß gewisser Pflanzen aus-
geglichen wird, wird eine Ausscheidung des Kalkes in den
warmen Monaten verhindert. Findet sie aber doch statı.
dann nur auf physiologischem Wege Im Winter
ändert sich die Sachlage, indem der CO,-Gehalt wied-r al.
der O-Gehalt aber zunimmt. Innerhalb eines langen uni
nicht zu kalten Winters kann, falls die Kalkkonzentratin
eine verhältnismäßig hohe ist, eine chemische Ausscheidur:
des Kalkes stattfinden, doch tritt diese Art der Aus-
scheidung in den Hintergrund.
Daß die Kalkausscheidung physiologisch-chemi-,
scher Natur ist, konnte ich durch meine Untersuchungen
des Sildemower Sees zeigen. Hier tritt trotz einer recl:
hohen Konzentration (32—33 mg CaCO, in 100 ccm) des
Kalkes eine Ausfällung desselben nicht ein, und zwar
aus dem einfachen Grunde, weil keine kalkspaltenden Pflan-
zen vorhanden sind. Der Schlamm ist deshalb, abgeschen
von Schalenresten, kalkfrei. Eine chemische Ausscheidung
kann nicht eintreten, weil während der wärmeren Monat:
der Kohlensäuregehalt im Verhältnis zum Kalk viel zu
hoch ist. Hierauf bin ich in meiner Arbeit über die Br»
deutung geochemischer Vorträge bei der Bildung vadosider
Süßwasserkalkablagerungen näher eingegangen.
Das Ergebnis ist demnach, daß die physiologi-
sche Ausscheidung des Kalkesin Süßwasser-
seen im Vordergrund steht, während die
chemische Ausscheidung zurücktritt. Boi d»:
Ausfällung spielt die Beteiligung des Mikrophytoplanktons
eine wesentliche Rolle.
Wenden wir uns nun zur Ausscheidung des Kalkes in
Meerwasser. Erinnern wir uns, daß der Kalkgehalı
des offenen Meeres etwa 12,3 mg CaCO, in 100 ccm beträgt.
Ich möchte ferner noch einmal darauf aufmerksam machen.
daß die Konzentration und der Druck der freien Kohlen-
säure und ihr Verhältnis zu derjenigen des Kalkes für
die Ausscheidung von größter Wichtigkeit ist. Wenn nun
auch von FORCHHAMMER und DITTMAR angegeben wird, da
das Meerwasser meist neutral sei, so ist doch immerhin
zu bedenken, daß, wenn wir die niedrigsten Kohlensäure-
zahlen berücksichtigen, CO, nicht selten den Betrag
von über 3 mg in 100 ccm erreicht und überschreitet
(Challenger, S. 217 ff.).
A ar PER Original from
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ee Pa
Wenn auch verhältnismäßig -wenige einwandfreie
3WKXohlensäureuntersuchungen des Meerwassers vorliegen, 80
zlaube ich doch annehmen zu dürfen, daß der in größeren
Tiefen obwaltende Druck genügt, um den Kalk nicht zur
Ausscheidung gelangen zu lassen. Das Meerwasser ist an
sich, wie ich schon sagte, mit Kalk gesättigt, und falls
wir einen so niedrigen Druck haben, wie ihn WILLIAMSON
und JOoHNSsTon bei ihren Versuchen anwandten (S. 6), müßte
eine Kalkausscheidung zu erwarten sein, namentlich bei
Temperaturen über 15°.
BıscHaor®:) ist der Ansicht, daß eine chemische Aus-
scheidung nur dort möglich sei, wo die Kohlensäure dank
einer kräftigen Bewegung des Wassers aus demselben
ausgetrieben wird. Ich habe dahin gehende Versuche mit
kalk- und kohlensäurehaltigem Wasser gemacht und das:
Entweichen der Kohlensäure bis zu einem bestimmten Be-
trag festgestellt. Doch fand ich in der Warnow selbst
nach langen, starken Stürmen. keine Abnahme der Säure,
was ich damit erkläre, daß beim Schütteln die Weasser-
partien in einzelne Tropfen zerteilt werden, während bei
der Wellenbewegung dies nicht der Fall ist. Es kämen
bei Sturmfluten höchstens die Brandungswellen in Betracht.
Hayzs?) wollte eine Abnahme der Säure bei starken
Winden konstatiert haben und glaubte, einen geringeren
Prozentsatz in dem von der Schraube gepeitschten Wasser
gegenüber dem Bugwasser feststellen zu können. Doch
behauptet JAacoBsen®) auf Grund einer Untersuchung an
Bord der „Pommerania“ das Gegenteil, indem das Wasser
am Bug und an der Schraube des Schiffes denselben Gehalt
an CO, aufwies. DELESsE?t) meint, daß eine chemische
Ausscheidung des Kalkes in größeren Tiefen durch Konzen-
tration und Abkühlung vor sich gehen könne. JACOBSEN
macht darauf aufmerksam, daß, wenn man zu einer Lösung
von Kalk in kohlensäurehaltigem Wasser eine neutrale
Lösung von Magnesiumchlorid gibt, selbst nach wochen-
langem Stehen oder längerem Kochen keine Trübung ein-
tritt. Ein großer Überschuß von Magnesiumchlorid fällt
aus dem Meerwasser Kalk aus. Doch kommt dieser Fall
bei der gewöhnlichen Ausscheidung des Kalkes nicht in
B>tracht.
31) Chem. Geologie, 2. Aufl. Bd. 1, S. 476; Bd. 3, S. 24.
3) Sill im. Am. Journ. Bd. 11. 1851.
3) ax O
3) Lithologie du fond des mers. 1872.
A ar PER Original from
ae Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_- 2 —
Es bleibt, um zu sicheren Schlüssen über die Aus
scheidung des marinen Kalkes zu gelangen, nur übrig, ar:
einer bestimmten Stelle des Ozeans zu verschiedenen Zeiten
und in verschiedenen Tiefen Untersuchungen anzustellen
Vorläufig aber müssen wir die Annahme machen, daß der
Kalk nur durch Organismen zum Bau der Schalen oder
durch Pflanzen physiologisch ausgeschieden wird, wobei
auch Bakterien in Betracht kommen, z.B. Bact. calcis. DREWw.
Nun ist natürlich mit der Ausscheidung des Kalkes dir
Entstehung der Kalklager noch nicht geklärt. Der Wer.
den ein etwa an der Oberfläche gebildetes Kalkkörnchen
bis zur Sedimentation zurückzulegen hat, birgt für das-
selbe noch manche Gefahr in Form der Kohlenzäur:.
Hierauf ist von den verschiedensten Seiten, so von Paı-
'LIppı, ANDR&EE, BRÖNSTED hingewiesen worden. Außeriem
spielt die Temperatur eine besondere Rolle.
Ein Kalkkörnchen, welches an der Oberfläche bei einer
Temperatur über 15° ausgeschieden wird, sinkt langsam
zu Boden. Dabei kommt es in Regionen, deren Druck im-
mer mehr zunimmt (auf 10 m um eine Atmosphäre). Falls
auch nur wenig freie Kohlensäure vorhanden ist, muß ein:
Auflösung des Kalkes eintreten. Da wir in den größeren
Tiefen nur eine Temperatur von 5 und weniger Grad haben.
so wird bei 400 m bereits ein Stadium erreicht, bei dem die
Kohlensäure in den flüssigen Zustand übergeht (vgl. Krüxu-
MEL a. a. O.) Aus diesen Gründen ist ein Absatz von Kalk
im offenen Meere, der rein chemisch bedingt wäre, ur-
möglich. Für diese Annahme spricht aber auch die An-
gabe ToLmAns,) wonach selbst nach jahrelangem Stehen
der vielen mit Seewasser gefüllten Flaschen der Challanger-
axpedition eine Kalkausscheidung nur in cin oder zwei
Fällen eintrat. Sodann bemerkt derselbe Autor, daß Scha-
len des pazifischen Ozeans Korrosion und Wiederauflösung
zeigen. Das alles spricht gegen einen all:
semeinen chemischen Absatz des Kalkes in
den Ozeanen.
Tritt aber unter besonderen Bedingungen eine Ausschei-
dung trotzdem einmalinden oberen wärmeren Lagen ein, so
werden die gelösten Partikelchen in größeren Tiefen wieder
sselöst werden müssen. Es gelangt demnach in den Meeren
der Kalk in erster Linie physiologisch-chemisch zur Aus-
scheidung, sei es unter der Mitwirkung von Tieren oder
35) Journ. of Geol. Bd. 7. 1899.
Original from
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ur 99
Pflanzen. Ein Absatz von Kalk in größeren Tiefen ist nur
znöglich, wenn nach der physiologisch-chemischen Aus-
scheidung die Kalkteile so groß sind, daß sie nicht ganz
wieder gelöst werden können (z. B. Foraminiferenschalen).
Oder aber die kleinen Partikel, welche etwa durch
Bakterien ausgeschieden werden, können nur dann Aus-
sicht auf Erhaltung haben, wenn sie nahe dem Meeres-
grunde entstehen. Sonst werden sie auf dem Wege von
der Bildungsstätte bis zum Meeresboden wieder gelöst wer-
den müssen bei genügender CO,-Gegenwart.
Die gemachten Ausführungen beziehen sich nicht ohne
weiteres auf die Entstehung sämtlicher fossiler
mariner Kalklager. Wird durch Einschnürung eines
Meeresbeckens die Konzentration sehr stark erhöht, so
kann eine Kalkbildung eintreten, selbst wenn geringe CO,;-
Mengen vorhanden sind. Dies könnte eventuell bei der
Genese des Muschelkalkes der Fall gewesen sein, worauf in
der Diskussion zu meinem Vortrag aufmerksam gemacht
wurde. Doch muß man hierbei zweierlei berücksichtigen:
1. Sind nicht alle sog. anorganogenen Partikelchen eines
Kalkes wirklich anorganogener Entstehung, denn sie können
aus dem doppelkohlensauren Kalk chemisch-physiologisch
abgesondert sein. Die Pflanzen selbst sind verwest und ver-
raten sich nicht mehr als die Schuldigen. Dies dürfte sich
vor allem auf die kalkabsondernden Bakterien beziehen.
2. Der anorganogene Kalk kann Detritus sein, welcher
namentlich in der Nähe von Küsten oder von Einmündungen
kalkhaltiger Flüsse eine gewisse Rolic spielt. Dieser Kalk
fällt aber außerhalb der Diskussion und hat mit der ge-
stellten Frage: Kann Kalk rein chemisch in den offenen
‚Meeren entstehen? nichts zu tun.
Somit ergibt sich, daß die Seekreide bestimmt zum
allergrößten Teil aus physiologisch ausgeschiedenem
Kalk besteht, während man dies bis jetzt von allen marinen
Kalken nicht mit Bestimmtheit sagen kann, doch spricht
sehr viel gegen eine chemische Ausscheidung
in größerem Maße. Auf jeden Fall vermag ich mich nicht
der Ansicht Ar. Hrım’s®) anzuschließen, welcher den
Wiesenkalk zum größten Teil als chemisch entstanden er-
klärt, was er auch bezüglich der marinen Kalke sagt. Al-
lerdings läßt er eine eventuelle Beteiligung von Organismen
36) Über submarine Denudation u. chemische Sedimente.
Geol. Rundschau, Bd. I5. Heft 1. 1924.
OR nn Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
zu. Er sieht nur diejenigen Teile e'nes Kalkes als organogen '
an, die sich aus Schalen bzw, Schalenbruchstücken zusammen-
setzen. „Mehr als °/,, aller Kalke und Dolomite der Alpen und
des Juragebirges scheinen chemische, anorganogene Ni:der-
schläge zu sein.“ Die chemische Ausscheidung Jes plankto-
genen Kalkes soll im Oberflächenwasser unter dem Ein-
fluß erhöhter Temperatur und des Wellenschlags, wodurch
die Kohlensäure ausgehaucht wird, entstehen, während sich
der benthogene Kalk Jann bildet, wenn „ein kalter Bolen-
strom aus der Tiefe am Kontinentalrand unter Druckvir-
minderung und Erwärmung heraufkriecht‘. Vor allem wird
also erhöhte Temperatur für die Ausscheidung d.s
Kalkes verantwortlich gemacht, und diese hypothetische
Annahme wird von Hrım paläoklimatisch verwertet.
Doch geht dies vorläufig gar nicht an, denn dazu müssen
erst Meeresforschungen in der angegebenen Weise durth-
geführt werden, wobei auch Biologen tätig zu sein hätten,
denn die Mitwirkung der einzelnen pflanzlichen und tieri-
schen Organismen an der physiologischen Ausscheidung de:
Kalkes ist vor allem ins Auge zu fassen. |
Es wären also bestimmte Stellen des Ozeans monatlich
in Tiefenabständen von mindestens 100 m auf Temperatur,
Strömungsverhältnisse, Sauerstoff-, Kohlensäure-, Kalk-, Am-
moniak- und organischen Gehalt zu prüfen. Wollen wir auch
zu gleicher Zeit in den viel besprochenen Dal:mitentstchungs-
vorgang und in dieGenese eisenhaltiger und kieseliger Ge:
steine Einblick bekommen, so sind die einzelnen Schichten
auch auf Magnesium, Eisen und Kieselsäure hin zu unter-
suchen. Ich glaube bestimmt, daß wir auf diese Weise den
sedimentpetrogenetischen Problemen nähe: kommen werlen,
wenn auch eine Lösung erst durch Zuhilfenahme von geo-
chemischen Versuchen erwartet werden kann.
Der angegebene Weg, das Medium, in welchem sich
die Salze in gelöstem Zustand befinden, also das Wasser
der Seen und Meere, zu untersuchen, wird uns vermutlich
weiter bringen als die Untersuchung der Schlammproben
oder gar der Gesteine selbst, wenn natürlich auch De-
duktionen, welche man von der Zusammensetzung der-
selben auf ihre Genese macht, sehr wertvoller Natur sind.
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Die Gliederung des Karbon auf Grund
von Goniatiten.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung vom 7. Januar 1925.)
Von Herrn HERMANN SCHMIDT, Göttingen.
Im Nachtrag der letzten Auflage von Kaysers Lehr-
»uch sind meine sechs Goniatiten-Stufen ‚des Karbons wie-
<lergegeben. Neu sind nicht diese Einheiten als solche,
sondern ihre Eigenschaft als biostratigraphische Stufen; da-
mit soll gesagt sein, daß eine jede sich aus mehreren, nach
Arten derselben Gattung bezeichneten Zonen zusammen-
setzt. Wir können bis jetzt 20 Zonen unterscheiden, die
interregionale Geltung haben sollen, und von üenen schon 15
nicht nur an einer, sondern mindestens an zwei 500 km
voneinander entfernten Stellen nachgewiesen werden konn-
ten. Die bei der Bearbeitung :der karbonischen Goniatiten
Deutschlands (im Druck) begründete Gliederung ist:
Ä | Schistoceras diversecostatum BÖSE . . . . . . VI
Schistoceras Hyattli SM... -. » 2.2220. a
— (Anthracoceras aegiranum n. Sp.) .... Ve
Sg | Gastrioceras catharinae n.sSp.. . ...'... a
u 5 circumnodosum Foorv . . . . . Y
2 7 suberenatum SCHL.. . . ... . ß
o ;5 ruraen. SP...» 2: 22.202000 7
5 1 Eumorphoceras Wunstorfi n. sp. .. .... IV.
u bilingue SAT... . 2... Y
n reticulatum Ph. . . ... . a
a inconstans PniLı. . . . .. . 7
Glyphioceras leodicense n. SP... ...... IIIo
. granosum PortL. . ...... Y
5 = striatum SOow. . : . 22... ß
% ns crenistria Phil...» ..... p:
4 ( Perisyclus Kochi Hoız.. ...... 2... UI;
© | 5 plicatilis Kon... .. 2.2... ßB
5 s; princeps Kon. . . .. . 2.2 02.. p:
Protocanites geigenensis n. SP. . - . .... 17
Protocanites LyoniM.u. W... 2... 2... a
Über die Zonengliederung des Unterkarbon habe ich
schon vor einem Jahre einen Vorbericht gegeben („Zur
Stratigraphie des Unterkarbon‘, Zentralblatt für .Min. 1923,
A a Original from
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ee SI
Heft 12); die Gliederung der Gastrioceras-Stufe wurde
jüngst von C. SCHMIDT gegeben (,Stratigraphisch-fau-
nistische Untersuchungen im älteren Produktiven Karbeor
des Gebietes von Witten (Westfalen), Jahrb. Pr. Geol
L.-A. für 1923, Berlin 1924). Auf Grund neuerer Nachrich-
ten, namentlich über englische Originale, habe ich in beiden
Fällen eine Reihe von Namen geändert.
Die Verbreitung der einzelnen Zonen kann nur ange-
deutet werden. Fast überall, wo es ‚„Culm‘“ gibt, ist auch
die Zone des Glyphioceras crenistria vorhanden. Von den
darunterliegenden Zonen findet sich in Deutschland I r
noch von Herborn— Warstein—Barmen bis Mülheim (Ruhr).
IIß und Iß nur in Ostthüringen an je einem Fundort.
während I« sich in seiner Verbreitung an das jüngste
Oberdevon anschließt. Oberhalb der crenistria-Zone haben
wir IIIß, y und 5 nur am KNordrand der varistischen
Bögen, in der Linie Hagen—Arnsberg— Marsberg—Oberharz.
IIl«, ßB und y finden sich in gleicher Weise in England und
Nordamerika. Die Zonen der Eumorphoceras-Stufe liegen
im westfälischen Flözleeren (+ tiefste Magerkohle) in der
gleichen Reihenfolge wie in Yorkshire. In England haben
wir anscheinend auch V« und ß; Vy, das aus Westfalen
auch nach Oberschlesien und Aachen übergreift, ist in |
Irland festzustellen. In V8 ist Arzthracoceras Vanderbeckei
Low. das häufigste Fossil, in Ve wurde kein Gastrioceraus
mehr gefunden.
Zur Schistoceras-Stufe fehlt in aller Welt der Zusanı-
menhang; was in Amerika aus dem oberen „middle Penn-
sylvanian” angegeben wird, sind durchweg schon Arten.
die in der Zone des Schistoceras Hyatti vorkommen. Am
ehesten wird man vielleicht einen Zusammenhang finden
können, wenn man von der uralischen Fauna mit Para-
gastrioceras marianum VERN. ausgeht, die auch zur Zone
VI « gehören dürfte.
Vorbedingung zu allen hier anschließenden Arbeiten
bleibt eine gründliche Untersuchung der Goniatiten. Hier
haben die früheren Arbeitsmethoden fast überall versagt;
nur wo nach dem Hyarrtschen Prinzip die Vergleichung
„weier Formen aufgelöst wird in die Vergleichung ihrer
sämtlichen Entwicklungsstadien — was einigermaßen durch
einen Gesamtquerschnitt ermöglicht wird — kann man
zu einer Arttrennung kommen, die stratigraphisch zu-
verlässig und von Zufälligkeiten der Variation frei ist.
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Über die stratigraphische Stellung und
Beschaffenheit der roten Permschichten
Norddeutschlands.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 4. Februar 1925.)
Von Herrn C. GAGEL.
(Mit 1 Textabbildung.)
Zu beiden Seiten der Unterelbe, bei Stade in Nord-
hannover und bei Lieth in Holstein, stehen merkwürdige
ziegelrote Tone, Tonmergel und Sandsteine (z. T. ziemlich
grobe Sandsteine) an, die in der Literatur als Oberer Zech-
stein!) gelten. Bei Lieth hat man 1872—1874 1348 m tief
in diesen ziegelroten Tonen, Tonmergeln, kalkfreien und
Kalksandsteinen (mit Zwischenlagen von Gips und Salz
bzw. mit eingewachsenen Salzkristallen) gebohrt, ohne sie
zu durchsinken, — 10° der Schichtenfolge wird in dem
Bohrregister auf Salz gerechnet, und 4—5 Soolquellen ver-
schiedener Stärke entsprangen dem Bohrloch.
Sandsteine, und obendrein grobe Sandsteine, sind aber
dem deutschen Oberen Zechstein völlig fremd, abgesehen
von einzelnen Randbildungen im Waldeckschen und bei
Frankenberg.
Bei Stade hat man ebenfalls mehrfach in diesen roten
Schichten mit Salz gebohrt und sie mit 610 m Teufe eben-
falls nicht durchsunken.
Sowohl bei Lieth wie bei Stade liegen die ganz typi-
schen, unverwechselbaren Gesteine des mittleren Zechsteins
(Zm): ganz dünnschichtige Stinkschiefer, „Blasenschiefer‘‘,
Rauhwacken, oolithische Dolomite, „Asche“ und sonstige
Residua des mittleren, gipshaltigen Zechsteins oben auf den
roten Gesteinen drauf und enthalten bei Lieth, nach freund-
licher Mitteilung von E. Naumann, Camarophoria Schlotheimi
und Polycoelia pro/unda, nach einem Funde von Haack auch
Pleurotomoria ct. contrina GEHL.
I) Lieferung 106 der geologischen Karte von Preußen.
A ar PER Original from
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u SO
Bei Hemmingstedt bei Heide in Holstein sind diese
roten salzhaltigen Schichten in 50(4—1645 m Tiefe erbohrt,
ebenfalls nicht durchsunken und werden von transgredieren-
dem Oenoman (event. Obergault) mit Belemnites cf. ultimus
überlagert.
Im Oberen Zechstein haben alle diese roten Gesteine
mit den z. T. groben Sandsteinen keinen Platz; es fehlen
alle typischen Gesteine des ZO: Hauptanhydrit, grauer Salz-
ton, Kalisalze, ‚rote Letten“ (sowie die „Bröckelschiefer“).
von denen die drei ersten noch ganz typisch zwischen Lieth
und Heide bei Segeberg vorkommen und dort ebenfalls mit
den Stinkschiefern und Rauhwacken des Zm. vergesellschaftet
sind! Es ist also alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß
die scheinbar über 1000 m mächtigen roten Permschichten
von Heide, Lieth und Stade, die in dem Oberen Zechstein
etwas ganz fremdartiges sind, älter als Mittlerer Zechstein
sind, von dem sie ganz normal bedeckt werden.
Dieselben ziegelroten Tone und Tonmergel (und z. T.
Sandsteine) sind auch in 130—160 m Mächtigkeit im äußersten
Norden Deutschlands bei Memel erbohrt worden (Purmallener
Mergel von JENTZSCH), wo sie von transgredierendem braunem
Jura bedeckt werden und auf sehr merkwürdigen, schaum-
kalkartigen Oolithkalken und Dolomiten mit „Unter-Zech-
steinfauna“ liegen, die ihrerseits transgredierend das Ober-
devon bedecken. |
JENTZscH?) bat alle diese roten Schichten zusammen- |
gefaßt, was ohne Zweifel richtig ist, hat sie aber mit |
dem (angeblich 12% m mächtigen) „roten Tongestein‘ der
Bohrung Schubin in Posen parallelisiert, das zwischen be-
wiesenem Muschelkalk und bewiesenem Ober-Zechsteinsalz
liegt und hat alles in die „tartarische Stufe“ als ‚„Permotrias“
gestellt, was ohne Zweifel nicht richtig ist, denn diese 1290 m
angeblich ‚rotes Tongestein“ sind großenteils grau bzw.
grün, zum Rest höchstens tiefbraun bis rotbraun, drittens
zum erheblichen Teil recht grobe Sandsteine des typischen
mittleren Buntsandsteins?) und haben alle nicht die ge-
ringste Ähnlichkeit mit den ziegelroten Gesteinen von
Lieth, Stade, Heide, Memel.
2) Der vortertiäre Untergrund des nordostdeutschen Flach-
landes XII. Deutscher Bergmannstag, Breslau 1912, S. 9, 12—14.
8, Haack: Zur Stratigraphie und Fossilführung des Mittleren
Buntsandsteins in Norddeutschlands, Jahrb. d. Preuß. Geol. Landes-
anst. 1921, Bd. 42, Heft 2.
Original from
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0 52
Es bleibt für diese ziegelroten Gesteine nur ein tiefes
permisches Alter — Oberrotliegendes bzw. noch älter — übrig.
Eine genaue Diskussion der Gesteine und ihres Alters
wird demnächst in einer größeren Arbeit im Jahrbuch der
Preußischen Geologischen Landesanstalt erfolgen.
Der Beweis für das Rotliegendalter dieser roten Schichten
von Lieth und Memel wird schlüssig durch zwei Tatsachen:
1. sind in der Bohrung Lieth zwischen 1065 und 1090 m
Tiefe und auch sonst noch dünne Lagen eines sehr auf-
fälligen, ziemlich festen Gesteins vorhanden, das sich im
Schliff nach freundlicher Mitteilung von Herrn BeErG als
Quarzporphyrtuff erwiesen hat,
2. gehört der Productus Cancrini DE VERn., auf Grund
dessen seinerzeit 1882 die Fauna von Purmallen als, Unter-
Abb. 1. Quarzporphyrtuff aus der Tiefbohrung Lieth in Holstein.
(1020—1060 m Tiefe.)
Zechsteinfauna bestimmt wurde, zu Productus cancrini-
formis Tschern., der erst später (1889) von TSCHERNISCHEW
vom typischen Prod. Cancrini abgetrennt und auf die ober-
karbonen und unterpermischen Formen beschränkt ist. —
Das Stück zeigt deutlich die spezifische Querrunzeluug und
sonstige Struktur der Schale und ist unverkennbar, während
a Original from
Digtized by (OK gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ir gg a
der angebliche Productus cf. horridas ein so schlechtes
Bruchstück ist, daß er überhaupt nicht bestimmt werden
kann.
Bei genauer Durchsicht haben sich dann in den roten
Gesteinen von Lieth noch mehrere, ganz typische Aschen-
tuffbänke mit der groben Unterschicht und dem Mineral-
bestand der „Quarzporphyre mit kleinen Kristallen aus der
Gegend nördlich von Halle a. S.“ gefunden, womit das tiefe
Rotliegendalter dieser Tuffe erwiesen ist.
Daß das Salz zu diesen roten Schichten dazu gehört
und nicht etwa aus dem Oberen Zechstein bei der 6—7 km
betragenden Aufpressung nachträglich eingewandert ist, er-
giebt sich m. E. aus dem Umstand, daß es in den roten
festen Tonmergeln und Sandsteinen in Form von großen
Kristallaggregaten mit bis zu zentimetergroßen Kristallen
drin sitzt, was ich mir durch „Kristellisationskraft‘‘ unter
dem Druck von reichlich 6 km Gesteinsmassen nicht vor-
stellen kann.
Bemerkungen zum Vortrage
des Herrn GaAsEL über die roten permischen
Gesteine Norddeutschlands und vorläufige
Mitteilung über Devon in Schleswig-Holstein.
Von Herrn W. Haack in Berlin.
Während eines Aufenthaltes in Holstein hatte ich im
vergangenen Sommer Gelegenheit, das von Herrn GaceL
hauptsächlich behandelte, in den letzten Jahrzehnten fast
vergessene Vorkommen vonLieth bei Elmshorn auf leider nur
wenige Stunden zu besuchen. Ich war überrascht, recht schöne
Aufschlüsse vorzufinden, deren nähere Beschreibungen nach
den Ausführungen des Herrn GAGeL sich erübrigt. In der
kleinen Steingrube 350 m NO der Ziegelei, derselben, in
welcher ich die von Herrn GAGEL erwähnte Pleurotomaria
fand, stand unter dem Diluvium an der Ostwand, als
in den wahrscheinlich hangensten Teilen der ganzen Ab
lagerung, noch ein hier sonst nicht bekanntes Gestein in
kleinem Umfange an, nämlich ein ziemlich festes, fein-
sandiges, kleinbröcklig zerfallendes, aber Spuren von
A ar PER Original from
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EG
Scehieferung aufweisendes rotbraunes und graues Tongestein
ınıt schwachem Kalkgehalt. Die Untersuchung eines Dünn-
schliffes, die Herr Berc freundlicherweise ausführte, ließ
erkennen, daß es sich in keinem Falle um einen Tuff
handelt. Man bemerkt in der tonigen Grundmasse reich-
lichen recht scharfkörnigen Quarzstaub, der, wie Herr BERG
meint, äolisch sein könnte.
Ob es sich hier um eine sandige Einlagerung in „Zech-
steinletten“, also im Oberen Zechstein, etwa einen stark
verfestigten Salzton oder, wie ich lieber glauben möchte, um
tiefstenBuntsandstein handelt, ist wohl kaum schon
zu entscheiden!). In letzterem Falle wäre entweder der ge-
samte Obere Zechstein, Steinsalz und Anhydrit durch Aus-
laugung verschwunden oder es läge eine Verwerfung vor.
Daß der so mächtige rote „Ton“ mit seinen Tuffeinlage-
rungen wirklich Rotliegendes ist, kann nach den Dar-
legungen des Herrn GAGEL kaum bezweifelt werden, leider,
muß man fast sagen, denn nun müssen wir etwaige
karbonische Steinkohlenbildungen ja in viel größere Tiefen
verlagern. s
Wenn wir an das Rotliegende am Harz und in Thü-
ringen denken, fällt vor allem auf, daß es hier im Norden
außerordentlich viel toniger, feinsandiger und wohl auch
kalkhaltiger ist. Konglomerate und Brekzien fehlen ganz
und die Liether Sandsteine würde man, fürchte ich, im Ge-
birge, wo sie kaum Berge zu bilden vermöchten, gar nicht
als solche ansprechen.
Sehr ähnlich verhält sich nun, wenigstens im großen
gesehen, der Buntsandstein, und zwar in allen drei Ab-
teillungen. Schon wenn man den Unteren Buntsand-
stein im südlichen Thüringen und in Hessen vergleicht
mit den gleichaltrigen Schichten im Norden, etwa im mitt-
leren Leinegebiete, wo sie aus einer Wechsellagerung von
dünnen und kalkigen Sandsteinbänken mit Tongesteinen
bestehen, denen sich nach Osten hin die Rogensteine zu-
gesellen, drängt sich diese Erscheinung auf. Ferner gilt,
wie ich in einer im Jahrbuch der Preuß. Geol. Landes-
!) Ein diesem sehr ähnliches Gestein fand sich unter den in
der Geologischen Landesanstalt aufbewahrten Bohrproben der Boh-
rung „Heidemühle“, etwa 1200 m NW der Ziegelei, wo es von
11,5 bis 15,5 m, der Endteufe, angetroffen wurde. (Profil bei Gacer.,
Jahrb. d. Geol. Landesanst. s. f. 1904, S. 262.) Ich bin der Über-
zeugung, daß es sich um den gleichen Horizont handelt, also nicht
um Rotliegendes.
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a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
an. 99.
anstalt für 1921 erschienenen Arbeit gezeigt habe. ia
selbe für den Mittleren Buntsandstein. Das wird sch“
dem deutlich, der die mächtigen Bausandsteinwände !:
Münden und bei Göttingen gesehen hat und im Hildeshein.-
Walde an ihrer Stelle hauptsächlich kalkhaitige Tone wi
nur wenigen Sandsteinbänken wiederfindet oder dem. «-:
die mächtigen Fischreste führenden tonigen „Zwisch::
schichten?) im Solling und im mittleren Leinegebiet k
suchen konnte, in denen dünne feinkörnige Kalk sa:
steinbänke häufig sind.
Noch weiter nach N, im norddeutschen Flachland:.
steigert sich die Zunalime der Tongesteine, die Abnahn:-
sr9Jben Kornes. Wir finden hier die „niedersächsisch-o::
elbische Fazies‘ des Mittleren Buntsandsteins, die überhau::
kaum noch vom Unteren Buntsandstein unterschieden we:
den kann und die, wenigstens östlich der Elbe, die in der
genannten Arbeit beschriebenen Serpelkalke, be
stehend aus den Röhren des Spirorbis Zimmermanni, ent
hält, eine ganz neue Erscheinung im deutschen Buntsank-
stein. Es gehört hierhin der Osnabrücker Buntsandstein.
der von Helgoland, von Rüdersdorf, Sperenberg, der at:
der Gegend nördlich Magdeburg, sowie der von Hermn
GAGEL erwähnte von Schubin in Posen.
Wenn man den süddeutschen Voltzien- und Platten-
sandstein als zum Oberen Buntsandstein gehörig ansieht.
haben wir auch beim Röt die Abnahme des gröberen Detritus
nach N hin, denn schon sehr bald sind Sandsteine in ihm
kaum noch zu finden.
Der zweite Punkt, der beim Liether Rotliezenden höchst
auffällig ist, ist die Salz- und Gipsführung. Ist sie wirk-
lich primär, dann hat auch sie ein Analogon im Bunt-
sandstein. Dies ist beim Röt ohne weiteres klar, aber m. F.
sehen wir auch bei den beiden Unteren Abteilunren nach\
zu salinische Gesteine, wenn auch nicht gerade Salz un!
Gips, sich einstellen. Das sind die Rogensteine, von denen
wohl schwerlich jemand behaupten wird, sie seien in süßen
oder normalsalzigem Wasser abgelagert. Sie sind nicht nur.
wie gewöhnlich geglaubt wird, im Unteren Buntsandstein. |
sondern auch in der erwähnten Flachlandsfazies des Mitt- |
leren DBuntsandsteins sehr häufig, und jene „tonigen |
Zwischenschichten" enthalten sogar schon innerhalb de;
2) Ihnen entsprechen O und NO vom Harz die „Oberen
Zwischenschichten“ mit ihren Fischbänken.
Original from
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> Br
birgslandes häufig in ihren Kalksandsteinen wenigstens
pgenkörner, durch deren Auslaugung feinporige Sandsteine
nau wie im Unteren Buntsandstein entstehen.
Wichtig wäre es, der Frage nachzugehen, wie das
iether Vorkommen in tektonischer Beziehung zu deuten
t. Wenn man bisher wohl glaubte, es handle sich um einen
er bekannten norddeutschen Salzstöcke, so kann diese An-
icht wohl schwerlich aufrecht erhalten werden, denn der
tote Ton kann als das Liegende des Zechsteins nicht
urch die „Salztektonik“ der oberpermischen Salzlager
reeinflußt worden sein und das wenige in ihm enthaltene
salz kann unmöglich hier in Frage kommen. Man müßte
lann schon annehmen, daß die Bohrung etwaige mächtige
'‘otliegende Salzlager aus verschiedenen Gründen nicht
habe antreffen können. Es liegt somit wohl eine Wirkung
echter gebirgsbildender Kräfte vor. Sicher ist dabei, daß das
kleine unterirdische Gebirge in sich stark gestört ist.
Kurz möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein ähn-
liches Gestein hinlenken, das noch weiter im Norden, näm-
lich bei Husum, in einer diluvial verschleppten Scholle vor-
kommt, L. MEYxs „rot und grün geschweiften Tonmergel“
von Schobüll, den man als gleichaltrig mit dem
Liether Gestein angesehen hat!). Das will mir aber nach den
im Geologischen Landesmuseum aufbewahrten Handstücken
nicht wahrscheinlich dünken.
ı) Vorläufige Mitteilung.
Nachdem ich mich inzwischen mit diesem auffallenden
testein beschäftigt und das Vorkommen selbst besucht habe,
bin ich zum Schlusse gekommen, daß es sich um Devon
in Old-Red-Fazies handelt (Petrographische Übereinstimmung
mit Gesteinen des baltischen Devons, Fischreste). Die Größe
der Scholle spricht für nahes Anstehendes. Hierzu passen
sehr gut die geologische Position, wie auch die magne-
tischen und Schwere-Anomalien, die gerade hier im Norden
festgestellt sind. Die Old-Red-Fazies ist ja zudem von vorn-
herein hier im Raume zwischen Baltenland und Schottland
zu erwarten. Es dürften sogar noch ältere Gesteine als
Devon in nicht zu weiter Entfernung und in geringer
Tiefe anstehen. Für Granit spricht die eigenartige Aus-
bildung des Pliocäns, dessen z.T. sehr wenig aufbereiteten
3
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= 394
Kaolinsande kaum von weit her verfrachtet =:
können; für Silur die rätselhaften, oft nur wenig 3l-
gerollten lavendelblauen, fossilführenden Kieselgerölle eber
desselben Pliocäns. In diesem Zusammenhange erhalte:
besondere Bedeutung auch die von Ernst im Lüneburger
Gaultkonglomerat gefundenen Granit- und Gneisgerölle.
Schon hier möchte ich nicht verfehlen, darauf hinzu-
weisen, daß ähnliche Schlüsse aus der Entwicklung de
Pliocäns völlig unabhängig von mir auch Herr E. Wis
gezogen hat, wie sich bei meinem Besuche des Mineralogisch-
Geologischen Instituts in Kiel zeigte.
Abgesehen vom östlichen Ostpreußen wäre also bri
Schobüll zum ersten Male die Devonformation im nor!-
deutschen Flachlande nachgewiesen.
Briefliche Mitteilungen.
Zur Geologie des Riesengebirges').
Von Herrn G. Bere in Berlin.
Die Theorie von der horizontalen, wenngleich dis-
kordanten Ausbreitung der Granitmassen in den sog. Ba:
tholithen, die Herr Croos für den Bayerischen Wald be-
weisen konnte, und in seinern Vortrag auch für das Rizsen-
gebirge annimmt, scheint in der Tat auch für dies>s Gebiet
1) In der Sitzung am 5. Dez. 1923 hielt Herr Croos eineı
Vortrag über „Das Riesengebirge“. Dieser Vortrag wurde nicht
in unserer Zeitschrift veröffentlicht, doch ist sein wesentlichster
Inhalt neuerdings in Heft 1 Jahrg. 1 des „Ostdeutschen Natur-
wart‘‘ niedergelegt worden. Nachfolgende Zeilen stellen eine
Diskussionsbe. nerkung zum damaligen Vortrag und somit auch
zu dem Aufsatz im Naturwart dar, die unmittelbar nach dem
Vortrag niedergeschrieben wurde, aber erst jetzt, nachdem
der Inhalt des Vortrages von Herrn Croos veröffentlicht ist.
(November 1924) zum Druck gegeben werden kann.
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PN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
5 —
plausibel. Wenn wir eine solche Struktur der Granit-
masse annehmen, muß es auch einen oder mehrere Punkte
geben, an denen das Magma aus der Tiefe emporquoll,
und es spricht manches dafür, daß dieses Aufquellen an
den von Herrn CLoos angenommenen Stellen unter dem
Kamme des Riesengebirges und im ÖOstteil des nördlichen
Hirschberger Beckens stattfand. Allerdings ist die Stellung
des westlichen Reichenberger Lobus der Granitmasse nach
völlig ununtersucht und seine äußere Umrißform läßt sich
vorderhand noch wenig mit der Annahme eines Eruptions-
zentrums unter dem Kamm des eigentlichen Riesengebirges
in Einklang bringen. Sehr zu begrüßen ist die Feststellung
einer gewissen Unabhängigkeit der Gänge aus der basischen
Gefolgschaft des Granites von dem ersten primären Ge-
wölbebau des Stammagmas, aus der Herr CrLoos wohl ganz
mit Recht auch auf einen zeitlichen Hiatus schließt. Das
weite Hinausgreifen dieser Gänge ins Nebengestein des
Granites und gewisse petrographische Beziehungen der
Ganggesteine zu den Effusivgesteinen des Rotliegenden
schienen schon immer auf einen etwas loseren Zusammen-
hang dieser Gesteine mit dem Granit, als etwa der Zu-
sammenhang zwischen Granitmasse und Aplitgängen ist,
schließen. Durchaus nicht zustimmen kann ich aber Herrn
C1oos, wenn er die treppenförmige Reihe: Kamm, Vor-
stufe, Hirschberger Kessel anders als durch tektonische
Abbrüche zu erklären sucht. Die Isoklinalnatur vieler Berg-
formen in der Vorstufe und im Hirschberger Kessel ist
unleugbar, sie wurde sogar für die Abruzzen von mir
zuerst aufgezeigt. Die Ebenheit der Kammfläche auch am
Ostrande, wo die Bankung quer zum Kamm geneigt ist
und die Gipfelgleiche in der Vorstufe spricht aber in all-
zu beredter Sprache vom ehemaligen Vorhandensein einer
jetzt zerbrochenen Rumpffläche. Wenn die Gipfelgleiche
der Vorstufe im Westen nicht gewahrt scheint und ins-
besondere der Iserkamm die Oberschreiberhauer Hoch-
fläche überragt, so ist dafür neben lokalen Einzelbrüchen
die größere Festigkeit des Kontaktrandes verantwortlich‘
zu machen. Der Iserkamm mit dem Hochstein überragt
die Schreiberhau-Hochfläche genau so wie einst der Brunn-
berg- und Riesenkamm mit der Koppe als Wall den Koppen-
plan überragte, ehe die Aupa durch rückschreitende Erosion
diese „Kontakt-Cuesta“ (v. STAFF) durchsägte. Die Bruch-
spalten im Süden und Norden der Vorstufe sind vielfach
direkt nachweisbar, im Granit durch nontronitreiche
I
OR nn Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
6 —
Quetschzonen, im umgebenden Schiefer, z. Be im Eulern-
grund, durch Verwerfung der Schieferschichten.
Sehr bezeichnend ist es auch, daß die aus der Mor-
phologie zu folgernden Abbruchlinien, dem großen Bruch-
rand der Sudeten und dem Bruchrand, mit dem die inner-
sudetische Hauptverwerfung im Nordosten des Granit-
massiv abschneidet, parallel gehen. Daß wir es in den nörd-
lichen Nordsudeten überhaupt mit einem Gebiet der Kesspl-
rüche zu tun haben, zeigen uns die Kesselbildungen
von Friedeberg, Reichenberg und Friedland (bes. bei Bad
Liebwerda) und die steilwandigen Braunkohlenbecken
zwischen Görlitz und Lauban. Die Abbrüche zwischen
Kamm und Kessel folgen auch den S-flächen des Granites.
und das scheint für jüngere Bewegungen sehr verständlich:
So lange noch der varistische Gebirgsdruck wirkte, unt:r
dessen Herrschaft das Magma eingedrungen war, sprangen
natürlich Klüfte am leichtesten in der Q-fläche nach Art
der ,„Streckrisse‘ auf. Als aber der varstische Druck
nicht mehr wirkte und die wichtigsten Q-klüfte durch
Magmennachschübe oder hydatogene Quarzbildungen ver-
klebt, das ganze Gebirge also verfestigt war, wurde die
Spaltfläche, wie es jetzt noch in den Steinbrüchen zu be-
obachten ist, die Linie geringsten Widerstandes, und an ihr
konnten besonders leicht tektonische Bewegungen vor sich
gehen. Neuere Beobachtungen in der Lausitz westlich von
Görlitz zeigten mir in analoger Weise, daß auch hier die
granitische Ganggcefolgschaft, die noch in der Zeit der
varistischen Drucke und Spannungen sich ausbildete, den
Q-fläche folgt, daß aber in der Tertiärzeit die Basalt-
durchbrüche sich in auffälliger Weise in Reihen entlang
den S-flächen häufen.
Wenn Herr Croos sagt, die Natur des Granitmassivs
mache es währscheinlich, daß die Kammpartie einer un-
teren, die Vorstufe einer mittleren, die Kesselzone einer
oberen, dem Granitdach nahen Zone des diskordanten Lak-
kolithen, wie ich einen solchen Batholithen CLoosscher Auf-
fassung nennen möchte, angehört, so muß man darauf hin-
weisen, daß diese Stellung der drei Zonen im ursprünglichen
Batholithen durch die angenommenen Sprünge nicht aufge-
hoben, sondern noch mehr betont wird. Die Vorstufe lag
noch höher über der Zone des Kammgranites, der Kessel
noch höher über der in der Vorstufe uns vorliegenden Gra-
nitmasse als dies ohne Annahme der Abbrüche der Fall
wäre. Bezeichnend ist auch, daß der nördlichere Bruch,
Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
un GT 2a
‚Vorstufe—Kessel, der Grenze zwischen zwei nach Cuoos’
Forschungen etwas verschieden angelegten Teilen der
Granitmasse folgt, einer Grenze, die, wie CLoos darlegte,
durch die „Unruhe im Verlauf der basischen Gänge“ bei
Hohenzillertal aufgezeigt wird. Hier lag eine alte Narbe,
ein locus minoris resistenliae. Wir wissen ja aus hunderten
von Beispielen, wie leicht gerade an solchen Stellen post-
hume Abbrüche einsetzen.
Alles in allem scheint mir durch die Croosschen Er-
wägungen die Annahme eines tertiären Stufenbruches
zwischen Riesengebirgskamm, Vorstufe und Hirschberger
Kessel nicht widerlegt oder nicht unnötig geworden zu sein?).
[Manuskript eingegangen am 18. November 1924.]
Zur Tektonik des Steinheimer Beckens.
Von Herrn W. Kranz und F. GOTTSCHIcK.
In einer Abhandlung „Das Steinheimer Becken“!) hat
KıÄnn?) Ansichten wiedergegeben, die wir nicht für richtig
halten. Wir beschränken uns hier auf seine Anschauungen
über die „Tektonik“?).
Nach Kriunn soll sich der Klosterberg aus einer im
Verband „nicht gestörten“ „zentralen Doggerscholle“, einer
„nördlich davon gelegenen Malmscholle“ und „dem peri-
pheren Randteil“ zusammensetzen; das Becken wäre in einen
„Zentralhorst, den Klosterberg‘ und ‚ein System von peri-
pheren Gräben, von denen der östliche durch die Bürgel-
2) Zwischen Korrektur und Revision dieser Diskussions-
bemerkung erschien eine viel ausführlichere Darstellung der
Croosschen Ansichten (Tektonische Behandlung magmatischer
Erscheinungen. I. Das Riesengebirge. Berlin (BORNTRAEGER)
1925.) Ich möchte die vorstehende Ansicht auch dieser Publi-
kation gegenüber aufrechterhalten und werde auf die einzelnen
Punkte später an anderen Orten zurückkommen.
I) Diese Zeitschr. Bd. 74, 1922, A., S. 26—161. — Vgl. auch
seine ,„Paläontologischen Methoden usw.“, Berlin 1923.
°) Bezgl. „Tektonik‘‘ vgl. Kranz, diese Zeitschr. 1914, B.,
S. 15—25; Jahresber. u. Mitt. Oberrhein. Geol. Ver. N.F.IV, 2,
1914, S. 93—112; ebenda N.F.V, 2, 1916, S. 125—128. — Die beiden
letzteren im folgenden kurz „1914 und ‚„1916“ zitiert. — Begleit-
worte z. II. Aufl. Bl. Heidenheim 1:50 000 geognost. 1924.
8) Hinsichtlich der Schnecken vgl. GoTTscHick, Centralbl. f.
Min. 1—34 u. B. 1925, S. 8—651.
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scholle geteilt wird“, an „tektonischen Linien“ zerschnitten.
Diese Darstellung halten wir für vollkommen unhaltbar.
Damit fallen aber auch die theoretischen Folgerungen,
welche KLÄnn aus seiner Auffassung der Lagerungsverhält-
nisse zieht, insbesondere seine Stellungnahme gegen die
„Sprengtheorie“ (vgl. auch Bentz, Neues zum Problem des
Steinheimer Beckens, Zentralblatt f. Min. 1923, S. 97—10b;
HennIG, Geol. v. Württ. u. Hohenzoll., Berlin 1923, S. 254
bis 288; Begleitworte zur II. Auflage von Bl. Heidenheiın
1924; Bentz, Die Entstehung der Bunten Breccie usw.,
Centralbl. f. Min., B. 1925, S. 97—104, 141—145.
I. Jura.
Schon die „geognostische Karte des Klosterbergxys
im Steinheimer Tertiärbecken“ von (QUENSTEDT, Bach und
HiLDENBRAND) und die Begleitworte zu Blatt Heidenheim
1:50000 geognost. von O. FrAAs 1868 erweisen klar. wie
„regellos durcheinandergeworfen“ die Juraschichten dort
liegen. „Vergebens sieht man sich nach einer Aufeinanderfol:re
der Schichten um, es liegen Tone, Kalke, Oolithe mit den
betreffenden Leitmuscheln bunt durcheinander, daß sich die
bildliche Darstellung mosaikartig gestalte‘.... So besteht
der Klosterberg..... aus einem Haufwerk älteren Jura-
schuttes“. Zu dem gleichen tatsächlichen Ergebnis
führten trotz Abweichungen in Einzelheiten die 1904 von
BrancaA und E. FrAast) geleiteten Grabungen, deren genaue
Lage unsere Skizze 1914 (Taf. I, Abb. 2) verzeichnet, Schlitz]
erschloB damals am Südostausgang von Steinheim’) den
Lias über „Humus mit rezentem Schutt, Ziegelstücken, Kno-
chen von Haustieren und Eisenteilen“, also Liasschutt.
wahrscheinlich ‚„Aushub aus einer Brunnengrabune”“,
und es ist unstatthaft, mit solchen Lagerungsverhältniss.n
„Rutschungen im Ton“ „beweisen“ zu wollen (KrLänx
S. 30). Diese und die andern neun Grabungen erschlossen
„vollständig zertrümmerte Horizonte“; „von einem eigent-
lichen Schichtenprofil kann kaum die Rede sein“, die Schich-
ten waren „nicht etwa scharf gegeneinander abgegrenzt, son-
dern griffen entsprechend ihrer wirren Lagerung ineinan-
der ein oder stießen wieder unvermittelt gegeneinander alı“
*) Das kıyptovulkanische Becken von Steinheim, Abh. Preut).
Akad. Wiss., Berlin 1905; 2 Taf.
°») nicht ‚am Nordaussang des Dorfes“, wie Kränv S. 59
angibt; vgl. begleitworte Bl. Heidenheim 1868, S. 14 und .‚Geo-
snostische Karte‘ 1:10 000.
Original from
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= 90 =
XS. 15, Schacht IV, Taf. I, Abb. 1) usw. Die Nordseite
des Klosterberges zeigte aber „ein vollständig durchgerüt-
teltes und in sich verschobenes Gebirge“, das sich „aus
vielen wirr und regellos gelagerten Schollen zusammen-
setzt, die bald aus Weiß-Jura «a oder ß, bald aus unterem
und vielleicht auch aus oberem Dogger bestehen.
Diese unter sich selbst und gegeneinander verstauchten
Schollen zeigen keine gesetzmäßige Anordnung.“ Auch auf
der Südseite des Berges wurde „ein Haufwerk wirr durch-
einander gelagerter Braun-Jura-Schollen“ und von Weiß-
Jura- (Impressa-) Mergeln erschlossen, „die zwar unter
sich einen gewissen Verband zeigen, aber gegeneinander
durch Verwerfungen abstoßen."
Diesen tatsächlichen Feststellungen gegenüber ist
es unhaltbar, von einer „nicht gestörten“
„zentralen Doggerscholle“ und einer „nörd-
lich davon gelegenen Malmscholle“ zu spre-
chen (Kinn S. 30 f., 59 usw.). Dazu ist die Lagerung nach
vorstehendem viel zu „wirr durcheinandergerüt-
telt“, wie wir mit Recht meinen (Kı. S. 61), und
Dogger wie Malm verzahnen sich gegenseitig vielfach.
Der „Verband des Doggerteiles“ im Zentrum des Berges ist
stark gestört, was die Grabungen klar erwiesen; daß
Dogger B „ganz normal in zwei Inseln dem Dogger «a auf-
liegt“ (KLiun S. 81), wäre gegenüber der sonstigen regel-
losen Lagerung völlig belang:os. Es ist aber durchaus nicht
sicher, ob wirklich Dogger ß „ganz normal auf a aufliegt“,
die Grabungen 1904 ergaben hierfür keinen bestimmten An-
halt. Man darf auch nicht „für die Doggerscholle ein lang-
sames Abfallen nach N annehmen“ — die heutige Morpho-
logie beweist in dieser Hinsicht nichts — sondern das tat-
sächliche Einfallen erfolgt, soweit es bisher in Aufschlüs-
sen gemessen wurde, nach den verschiedensten
Richtungen‘), z.T. stehen die Sch'ichten senkrecht. Eine
„von der Kopp’schen Grube etwa nach W verlaufende
Störungslinie“ oder Verwerfung, welche „die Malmscholle“
im S begrenzen soll, ist nicht vorhanden; im Gegenteil,
Weiß-Jura B stößt zwischen Grube III und Probeschlitz VI
weiter nach S vor’). Die Grenzlinie zwischen Weiß- und
Braun-Jura ist hier stark gekrümmt und niemals eine Ver-
8) Vgl. unsere Kartenskizze 1914, Taf. I, Abb. 2, nach Braxca
und FrAAs’ Grabungen,
%) Branca und Fraas S. 14, 17f., Taf. II, Abb. 2. — BENTZ a. a. 0,
1023, 8. 98.
OR Fa Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
= 0 SE
werfung, wie sieeinen „Horst‘ einfassen würde. Daß im Süd-
hang des Klosterberges „immer jüngere Schichten stufenweie
nach unten aufeinanderfolgen“, was für „steiles Einfallen |
derselben nach S hin“ sprechen soll, wurde durch Schlitz
VII/1904 „mit steilem (40%) Einfallen nach Xor-
den“) und durch die Ergebnisse der Spezialkartierung
1923°) widerlegt. Unerwiesen ist ferner der „tektonische
Bruch“ zwischen Jura und Tertiär im Westteil des Kiloster-
berges (Kıinn S.59f.); die Lagerung in der Pharionschen
Grube (vgl. unten) beweist in dieser Hinsicht nichts, eim:
Erosions- bzw., Auflagerungsgrenze würde die Verhältniss®
erklären können.
Die Annahme von zwei Hauptstreichrichtungen — O—W
bzw. WSW—ONO und N-—-S bzw. SSO—NNW — und von
Störungen rings um den „Horst“, einer „zentralen Dogger-
scholle“ (KrAun 8. 62, 87) ist daher völlig unbe-
gründet und widerspricht allen bisher ge-
sicherten Tatsachen. Ebenso steht es mit der An-
nahme des „einstmals vorhandenen Schnaitheimer Ooliths
auf dem Klosterberg“ als „Horst“ und seiner errechneten
Höhenlage (Kı. S. 62 £.).
In den schotter- und lehm-erfüllten Niederungen um
den Klosterberg-Steinhirt herum ist über die Lagerungsver-
hältnisse des tieferen Untergrundes nichts bekannt, es er-
scheint daher unzulässig, hier „Gräben“ oder gar „hypo-
thetische Brücken“ zwischen den Ufern des Sees und
der Klosterberginsel anzunehmen (KıÄnn, 1922, S. 69 ff.:
Paläontol. Methoden, 1923, S. 113). Vgl. auch Abschn. IV.
Ähnlich verhält es sich mit den tatsächlichen Unter-
lagen der „Tektonik“ im Jura des Beckenrandes.
Während nach Krıänn (S. 64) am Schellenberg „die
Schichten wie am Birkel nach N zu fallen scheinen“, stellten
wir (1914, S. 94) auf dem Felskamm des Schellenbergs
neben flacher Lagerung des Weiß-Jura-e bei einem großen
Blocke dicht südlich vom Kamm 50° Einfallen nach N
60° O fest, bei einen anderen 12° nach W. Schichtune
und Klüftung ist hier nicht immer einwandfrei zu unter-
scheiden. Im Burgstallsollen nach Kräiun ‚die oberen
geschichteten Lager“ nach N einfallen, in Wirklichkeit sind
aber die Lagerungsverhältnisse dort viel verwickelter (vgl.
die Begleitworte zur II. Aufl. Bl. Heidenheim). Am Knill
8) Branca und Fraas S, 19.
®) Vgl. die Begleitworte zur 2. Aufl. von Bl. Heidenheim.
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wi.
soll nach Kıluan (S. 64) „Malm U zum Teil einen etwa
von N-S gerichteten Muldenflügel darstellen, denn un-
gefähr in der Mitte der nach dem Tal zu gelegenen Böschung
Kann man an zwei Stellen Einfallen .... mit 35° nach O
konstatieren!®). Zunächst ist uns nicht verständlich, inwie-
fern dies berechtigen sollte, auf muldenförmige Tektonik
zu schließen. In Wirklichkeit sind Schellenberg und Khnill
aber ganz anders gebaut, wie die Spezialkartierung 1923
ergab!!): Sie bestehen nicht „zu unterst aus den ruppigen
ungeschichteten e-Kalken, auf die sich Malm %& legt‘,
sondern umgekehrt, e liegt oben, & unten, beide sind, von
Längsstörungen im S-Gehänge abgeschnitten, sehr
wahrscheinlich Überschiebungsflächen, auf denen die zer-
borstenen Weiß-Jura-e-Schollen aus dem Becken schräg
von unten her auf die Plattenkalke überschoben wurden;
dabei sind die e-Schollen (z.T. vergriest) in verschiedenen
Richtungen und die obersten Plattenkalkschichten mit Fall
im allgemeinen nordwärts aufgerichtet bzw. hinabgedrückt
worden. Die Lagerung der Schnaitheimer Oolithe kommt
hier nicht in Frage, denn sie hängen in Bergsturzform
rittliings auf dem Knill-Ostvorsprung. Jedenfalls müssen
wesentlich mehr Sprünge den ganzen oberen Knillrücken
«durchsetzen, als Kränn annimmt; mit einfacher Senkung
und „etwas“ Hebung oder mit zwei „tektonischen Systemen“
(Kr. S. 65 f.) lassen sich diese Lagerungsverhältniss
ebensowenig erklären, wie die am Burgstall. Ob aber
tatsächlich zwischen Schellenberg, Burgstall und Khnill
einerseits, den Höhen von Küpfendorf andererseits eine
Störung durchsetzen sollte — wofür auch die Spezial-
kartierung keine sicheren Anhaltspunkte lieferte —, ist
nach wie vor zweifelhaft; sie wäre auch nur ein Wahr-
scheinlichkeitsbeweis für die von uns (1914, S. 110; Taf. I,
Abb. 1) vermutete konzentrische Sprengspalte. Die Störung,
weiche nach KrAinn (S. 69) „zwischen den vergriesten
und steil fallenden Schnaitheimer Kalken am SW-Hanz
der Schäfhalde und den normal gelagerten, oben am
Gipfel der Schäfhalde liegenden Plattenkalken“ usw. durch-
ziehen und SSO—SO streichen soll, ist ziemlich sicher nicht
10) S.65 gibt er für die gleiche Stelle 50% östliches bzw. nord-
östliches Fallen an, S. 66 wieder 35° nach NO; außer diesen Wider-
sprüchen ist nicht klar, ob er (oben) in We oder (unten) in WZ
gemessen hat.
ı) Vgl. die 2. Aufl. der Begleitworte zum geogn. Bl. Heiden-
heim 1:50000 mit Spezialkarte des Steinheimer Beckens 1: 25000.
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2
vorhanden, desgleichen „die östliche Randverwerfuns des
Grabens am Westfuß des Bürgel“, oder gar deren „Fort-
setzung in der nach SSO verlaufenden Grenzlinie Malm-
Tertiäir am Knill“, die nach Kuänn (S. 68f.) eine Bruch-
linie sein soll. Es kann sich hier um einfache Anlarerung
handeln, ebenso wie bei der „Grenze Tertiär gegen Malm“*
am Schellenberg (Kı. S. 67); bezüglich „Bürgel“ vıl.
unten. Auch die Zertrümmerung der Malmkalke im
„nördlichen Randgebiet“ ist kein Beweis für Verwerfunzen
oder eine Grabenbildung zwischen diesem Rand und dem
unteren Malm des Klosterbergs (KLiun, S. 71); entsprechen!
den Ries-Griesen kommen Anzeichen vulkanischer
Sprengwirkung in Frage, es muß aber scharf zwischen
vergriesten Weißjurafelsen und zusammengebackenem Ufer-
reröll des einstigen Sees unterschieden werden. Im übrigen
vgl. die neue geologische Spezialkarte und die Begleitworte
zur ll. Aufl., Bl. Heidenheim.
Sodann versucht Kıäun (S. 66, 87, 88, 89, 90) nach
den jetzigen Höhenlagen von Weiß-Jura e und & sowie der
Brenztal-Oolithe tektonische Bewegungen — Verbiezrunzen.
Flexuren, Verwerfungen, Hebungen usw. — zu konstruieren.
u. a. auch am Albtrauf. In der Literatur über den obersten
Weißen Jura!?) gehen aber hinsichtlich der gegenseitigen
Stellung dieser Bildungen die Ansichten auseinander: es
werden z. B. die T-Kalke teils für Lagunenbildungen zwi-
schen e-Riffen, also beide für gleichaltrig gehalten, z.T.
12) Vgl.z.B Exckı., Geognost. Wegweiser Württemberg, 3. Aufl.
1908, S. 432 ff. Über die Lagerungsverhältnisse des Oberen Weißen
Jura in Württemberg, Jahresh. Nat. Württ. 1893, S. XXVIT. —
SCHMIERER, Das Altersverhältnis der Stufen e und £ des Weißen Jura,
Inaug.-Diss. Tübingen, diese Zeitschr. 1902, S. 525—607 (Literatur-
verzeichnis); Über die stratigraphische Unselbständigkeit der Stufe &
des schwäbischen Weiß-Jura, Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst.
für 1914 (1915) S 640-643. — Kranz, Jahresh. Nat Württ 1905,
S. 184—186. — GrÜnvocen, Geol. Untersuchungen auf der Hohen-
zollernalb, Inaug.-Diss. Tübingen 1914. — BErcKkHENER, Eine vor-
Jäufige Mitteilung über den Aufbau des Weißen Jura e (QUENSTEDT)
in Schwaben, Jahresh. Nat. Württ. 1913, Ss. LXAXVI—LAXNXNII: Der
Weiße Jura e (()v.), ebenda 1919, S. 19—82 (Literaturverzeichnis). —
Muspeer, Der Brenztaloolith, sein Fossilinhalt und seine Deutunz,
ebenda 1920, S. 1—61, Taf. I, 11; 1921, S.1—46, Taf. I, II (Inaur.-
Diss. Tübingen 1920). — Scuxei, Die Geol. der fränkischen Alb
„wischen KLichstätt und Neuburg a. D., Geognost. Jalhıresh. 27, 1914
(1915), S. 59— 171; 28, 1915 (1916), S. 1—29. — SCHWERTSCHLAGER,
Die lithographischen l’lattenkalke des obersten Weiß-Jura in Bavern.
München 1919, — Vgl. auch die Begleitworte zur 2. Aufl. Blatt
Heidenheim.
Original from
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=.
«rklärt man die s-Kalke für älter als die T-Platten, wobei
dann: die Lage der lithographischen (&-)Schiefer in Mulden
zwischen (e-)Dolomiten und Felsenkalken tektonisch oder
durch fjordartige Auswaschungen bedingt wären. Da diese
Fragen gegenwärtig im vollsten Fluß sind und eine Haupt-
schwierigkeit bei der geologischen Kartierung, insbesondere
bei Feststellung der Tektonik im Weiß-Jura darstellen, ist
es mindestens verfrüht, über so schwierige Dinge zu ent-
scheiden und darauf Hypothesen aufzubauen. Diese fallen
somit einstweilen in sich zusammen, zumal der Verlauf des
Albtraufs für derartige Versuche besonders wenig geeignet
ist: Da er während seiner Rückverlegung die verschieden-
stern Lagen gehabt haben muß, könnte man dort fast überall
Störungen annehmen, auch wo nur reine Erosionslinien
in Frage kommen.
1I. Tertiär.
Am Westrand reicht das Tertiär (Trochiformisschichten)
bis mindestens 625 m über NN hinauf!), am Ostrand (Plan-
orbiformisschichten) bis mindestens 598 m, lose herum-
liegende Steinbrocken und Sedimentbreccien, noch bis 610 m
über N.N.; aber nicht alle Höhen und Hänge des Beckens
sind damit bekleidet, vielfach tritt das unterlagernde Jura-
gebirge zutage, oft ist dies vergriest. So fehlt Tertiär am
Nordhang des Klosterbergs (ausgenommen die Gegend bei
der Korrschen Grube) und auf dem Burgstall. KıÄHn
glaubt (S. 34, 66, 84) das Fehlen von Tertiär an den
genannten Stellen auf tektonische Störungen zurückführen
zu können, es trifft dies aber sicherlich nicht überall zu.
Am Nordhange des Steinhirt-Klosterbergs ist Denudation
ziemlich sicher. Man findet am Fuße des Berges massen-
haft verschwemmte Tertiärschnecken. Unmittelbar am Nord-
fuße kamen bei Grabungen, z.B. im Garten des Zigarren-
fabrikanten MAIER, mehrere Meter mächtige Schichten ver-
schwemmten, schmierigen, schwarzen Tons von Dogger «u
zutage mit einzelnen eingeschwemmten Tertiärschnecken,
weiter unten vorwierend Tertiärschnecken. Die Kıänn-
schen Depressionen am nördlichen Teil des Steinhirt-
Klosterbergs sind sicherlich nichts anderes als Abschwem-
mungen des Tertiärs und des darunter befindlichen Dogger-
tons an Stellen, die oben nicht durch Sprudelkalkfelsen
gegen Abschwemmung geschützt waren. Wir vermögen
19) GorrschHick, Jahresh. Nat. Württ. 1911, S. 527.
A ar PER Original from
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- 4 —
auch nicht anzuerkennen, daß die vielfach schräge Lage-
rung des Tertiärs vorwiegend auf tektonische Störungen
zurückgeführt werden müsse, wie KrLänn das (S. 35, 39,
47, 58, 60, 73) hinsichtlich des Zangerbergs, der PHARION-
schen und Korrschen Grube, Schäfhalde usw. anzunehmen
scheint. Schon die Geringfügigkeit mancher solcher „Störun-
gen“!+) beweist, daß Gehängeverrutschungen oder nachträg-
liche Setzungen des Gebirges, das durch die von uns ange-
nommene zweite Explosion aufgelockert war, zu ihrer Er-
klärung am Klosterberg genügen, soweit nicht einfache An-
lagerung an verschieden geböschten Untergrund in Frage
kommt (Kr. S.38), beim Klosterberg wie an den Becken-
rändern. Schon während der Ablagerung kamen sicherlich
Abrutschungen der Schlammschichten vor und deshalb auch
Ablagerungen von Schnecken in größeren Wassertiefen,. als
dieselben ursprünglich gelebt haben. KrAnn führt selbst
(S. 108) die Ansicht PassargEes an, wonach die Sedimentr
wandern infolge von Winterstürmen, Strömungen im Sew
usw. Wir möchten ganz besonders auf die Abhand-
lung von A. Heım im Neuen Jahrbuch für Min. usw.,
1908, II, S. 136—157, hinweisen; S. 141 heißt es darin:
„Die Uferrutschungen sind eine sehr verbreitete Erschei-
nung“; „bekannt von vielen Stellen am Zürichsee, Thuner
Sec usw.“. 8. 142 bezeichnet Hrım unter Hinweis auf
GUNAR ANDERSSON, der die subaerische Bewegung wasser-
durchtränkter Gehänge auf dem Festland Solifluktion ge-
nannt hat, das Untergrundfließen, die subaquatische Soli-
fluktion, als Subsolifluktion, und gibt an, daß der Böschungs-
winkel am Rande der Seen, an denen Subsolifluktion zu
beobachten ist, nicht groß zu sein braucht (z.B. 4,4v,
am Zugersee, in anderen Fällen 600 usw.). HEIM unter-
scheidet außerdem zwischen mehr oder weniger akuten
subaquatischen Rutschungen und zwischen mehr langsam-
stetig vor sich gehenden Subsolifluktionen. Solche sin.l
mit ziemlicher Sicherheit in den Trochiformis- und Oxystona-
schichten der PnArıoxschen und Korrschen Grube an-
zunehnien5). Während unterhalb der Übergangsschicht
frochiformis/oxystoma fast nur frochiformis vorkommen,
wiegen oberhalb der Übergangsschichten die oxrystoma bei
weitem vor und schieben sich nur einzelne ganz unregel-
14) Vgl. Kranz 1914, S. 108, Abb. 7. — Kräun 1922, S. 48, Abb. 5.
15) Vgl. dazu Gorrscher, Die Umbildung der Sülwasser-
schnecken usw.: Jenaische Zeitschr. f. Naturwissensch. 56, 1919/1920.
S. 161£., 177; Centralbl. f. Min. B. 1925, S. 43 ff.
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2 A
näßige Streifen mit Zrochiformis und z.T. sogar mit
pZanorbiformis in die Oxystomabänke ein. In diesen ein-
xerutschten Trochiformissanden findet man aber bisweilen
%»bgerundete Brocken von Klebsand mit oxystoma. Daß
zerade in den ohnedies etwas höher am Klosterberg-Stein-
hirt emporgestiegenen Oxystomaschichten zahlreiche Rut-
schungen durch Subsolifluktion vorgekommen sind, ist leicht
erklärlich, denn der überaus feine, weiche Kalkschlamm
dieser „Klebsande“ ist noch viel mehr zu Rutschungen geneigt
als die rauhen, festen Sande der älteren Schichten. — Den
steilen, senkrechten Abbruch zwischen Trochiformis- und
Oxystomaschichten im südlichen Teil der Phartonschen
Grube fassen wir aber auch als nachträgliche Rut-
schung bzw. Verwerfung auf.
Ausfüllung muldenförmiger Oberflächen des Jura kann
entsprechende Lagerung des Tertiärs hervorrufen, ohne daß
dabei „ein Druck mitgewirkt hat“ (Kränn, S. 60). Noch
weniger können nach verfrachteten Lesestein-Bruchstücken
neben anderem anstehendem Gestein Sprünge konstruiert
werden (Kıinn, 8. 65, 67 bezüglich Knill. Auch ein
Transgredieren jüngerer Tertiärschichten über Ma!m (KLiun,
S. 36) ist an sich kein Beweis für Störungen. Bei An-
. Steigen des Wasserspiegels konnten ohne weiteres die
jüngeren Schichten nach außen transgredieren. Nach-
. vulkanische Bewezungen wollen wir aber nach wie vor
nicht leugnen!‘), besonders am Beckennordrand sind solche
Bewegungen sehr wahrscheinlich vorhanden.
Entsprechend unsicher sind KıAuns Gründe (S. 52—55)
für eine wiederholte Überschwemmung und Trockenlegung
des Klosterbergs. Als „Kriterium zum Entscheid, ob der
: Kilosterberg zu einer bestimmten Zeit Land war oder nicht“,
benutzt KıÄnn, abgesehen von der „petrographischen Be-
schaffenheit der Schichten“, die „ingeschwemmten
Landschnecken“; auf diese Landschnecken läßt sich
aber kein Beweis aufbauen, zumal da nicht mit Sicherheit
angegeben werden kann, ob sie nicht zum Teil von den
Außenrändern des Beckens here'nre:chwemmt worden sind.
An und für sich kommen Landschnecken in sämtlichen
Schichten vor; in einzelnen Schichten sind sie allerdings
besonders häufig, nämlich in den oberen Planorbiformis-
und in den Trochiformis- und Oxystomaschichten. In den
Planorbiformisschichten kommen Landschnecken _allent-
16) Kranz 1914, S. 107—112.
SE : Original from
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halben vor, für gewöhnlich jedoch selten; überaus häyufirz
findet man sie aber an einer Stelle, nämlich am mittleren
Teile der Nordwestwand der nördlichen Hälfte der PaARrIox-
schen Grube, auffallenderweise sind es hier ausschließlich
kleinere Landschnecken, Vertiginiden usw., größere Arten,
die hier selten sind, kommen nur in kleinen Bruchstücken:
vor. Der Umstand, daß die Landschnecken der Planorbi-
formisschichten in großer Zahl nur an dieser einen Stelle
vorkommen, spricht dafür, daß sie an dieser Stelle von
oben, vielleicht in einer schmalen Rinne, herabgeschweınmt
worden sind. Es ist aber nicht, wie dies KLÄnn (S. 52 bzw.
54, unten) anzunehmen scheint, daran zu denken, daß diese
Landschnecken nur auf den Kalkinselchen bzw. einzelnen
riffartig aus den warmen Wässern herausragenden Sprudel-
kalkfelsen gelebt haben. Die mit unserer jetzigen Torguilla
/rumentum Drar. fast ganz identische Torquilla schüäbler!
KLEeın lebte sicherlich schon damals an trockenen kurz:
rasigen Abhängen, wie jetzt noch die /rumenftum ganz
außergewöhnlich häufig an dem kurzrasigen trockenen
kalkhaltigen Abhang oberhalb der Enerschen Grube vor-
kommt, während an den Sprudelkalkfelsen keine einzire
zu finden ist.
In den Trochiformis- und Oxystomaschichten kommen
vorwiegend große Landschneckenarten vor, Oepaeen, Canı-
pylaeen, in die Oxystomaschichten sind sie wohl vielfach
durch Subsolifluktion aus den Trochiformisschichten gelangt.
SANDBERGER meint, daß die großen Landschnecken be:
größeren Regengüssen eingeschwemmt worden seien, w.ıs
ganz wohl möglich ist. Jedenfalls darf man nicht mit dem
zahlreichen Vorkommen der großen, leicht verschwemn:-
baren Arten eine Unterwassersetzung des Klosterbergs be-
weisen wollen, es kommen diese Arten durchaus nicht bloß.
wie man bei einer Unterwassersetzung annehmen so:lte, in
einer verhältnismäßig dünnen Schicht vor, sondern in den
viele Meter mächtigen Trochiformis- und Oxystomaschichten.
Von einem Wechsel landschneckenfreier und landschnecken-
führender Schichten kann ebenfalls nicht mit Sicherheit
gesprochen werden, auch auf der Ostseite (Korrsche Grub:)
finden sich immer wieder einzelne Landschnecken.
Auch das „sehr häufige Vorkommen von Säugerrüsien“
läßt sich nicht als Beweis dafür, daß der Klosterberg-
Steinhirt ziemlich plötzlich unter Wasser gesetzt worden
sci (Kr. S. 145), verwerten. Neben den Säugerresten
kommen in den durch Subsolifluktion gemischten Trochi-
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=
Iormis- und Oxystomaschichten auch ziemlich viele Schild-
kröten vor; im Jahre 1921 z. B. wurden beim Ausgraben
des Platzes für einen kleinen Stall nördlich des Kirchhofes
unter der die Oxystoma- und Trochiformisschichten des
Steinhirt-Klosterbergs überlagernden Kieselsinterdecke meh-
rere große Schildkröten gefunden. Den Schildkröten
hätte wohl die „Unterwassersetzung“ nichts ge-
schadet. Die Säugetierreste sind zudem schon häufig in den
Trochiformisschichten, vor ein paar Jahren kam ein ganzer
Mastodon in den untersten Trochiformisschichten, der PHA-
x1onschen Gruben zum Vorschein; in den Trochiformisschich-
ten, die zwischen die Oxystomaschichten hereingerutscht sind,
liegen Säugetier- (und Schildkröten-)reste — neben großen
Landschnecken — am allerhäufigsten! Wir möchten vieleher
annehmen, daß durch Regengüsse und stärkere Rutschungen,
für welch letztere das Zusammenvorkommen von frochiformis
in den Oxystomaschichten spricht, die am Rande des Wassers
'herumliegenden, Wirbeltierreste und größeren Land-
schnecken eingeschwemmt oder in tiefere Stellen herunter-
gerissen worden sind. Der starke Bitumengehalt der Oxy-
stomaschichten kann — außer von Wirbeltierresten —
ganz wohl auch von den vielen Oxystoma, die oft massen-
haft in dem weichen Schlamm liegen, herrühren; in den sehr
durchlässigen Grobsanden der älteren Schichten geht das
Bitumen verloren, in dem wenig durchlässigen Oxystoma-
schlamm aber nicht. — Ebensowenig darf man ohne weiteres
die „heißen, teils Aragonit, teils Kieselsäure absetzenden
Quellen mit tektonischen Störungen in Zusammenhang
bringen“, wobei Kränun annimmt, „daß Quellbildung und
Überschwemmung des Berges meist Hand in Hand gingen“.
Wenn heiße Quellen gerne Störungen in der Erdrinde folgen,
so würden im Steinheimer Becken die Auflockerungen voll-
auf genügt haben, welche die von uns angenommenen
vulkanischen Explosionen erzeugten und so zwischen der
miocänen Landoberfläche und dem Magma in der Tiefe
Wege für juvenile Wässer öffneten. Hierdurch geht es viel
zu weit, solche tektonischen Schwankungen des Steinhirt-
Klosterbergs mit den genannten Gründen „konstatieren“
oder ‚feststellen‘ zu wollen (KLÄäun, S. 54f.). Höchstens
unsichere Vermutungen kämen in Frage, ebenso wie
hinsichtlich der Lage etwaiger Störungen zwischen Feldles-
mähder und Vorderem Grot. Ein bestimmter Grund zur
Annahme von Störungen liegt hier nicht vor. Wenn frochi-
formis in einzelnen Brocken etwas tiefer als an den Feldles-
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HR
mähdern gefunden werden, so kann dies ganz gut daher
kommen, daß Sande, die ursprünglich unter den jetzt tiefer
liegenden Trochiformisbrocken lagen, abgeschwemmit wurden
wodurch die Trochiformisknauer tiefer zu liegen kamen
Außerdem war sicherlich der See gegen das Innere d«
Beckens zu etwas tiefer als am Außenrande bei den Feldles-
mähdern.. Es brauchen im vorliegenden Fall durchaus
keine großen Tiefenunterschiede gewesen zu sein; immerhin
könnten die frochiformis unter Umständen auch in größeren
Tiefen gelebt haben, denn es könnte ganz wohl sein, daß
im Warmwasser die drei Wasserschneckenarten, die sich
darin erhalten und weitergebildet haben, auch in größerer
Tiefe gelebt haben als im Kaltwasser. Zu berücksichtigen
bliebe ferner, daß die tertiären Schichten primär höher
oder tiefer liegen können, je nachdem sie am jeweiligen
oberen Beckenrand oder auf dessen unteren Gehängen bzw.
im tieferen Innern der Wanne abgelagert wurden, wobei
dann noch Transgressionen in Frage kommen könnten (vgl.
oben); die jetzige gegenseitige Höhenlage der Süßwasser-
schichten ist also nicht immer beweisend (KLAnn, S. 70,
71, 72) für tektonische Störungen während oder nach ihrer
Ablagerung.
Da sonach weder ein ungestörter „zentraler
Horst“ nochrandliche Brücheim Steinheimer
Becken nachgewiesen sind, ist auch Kränns „tek-
tonischer gemeinsamer Grundplan“ (S. 74, 91) nicht ge-
sichert. Wir finden keine Beweise für die vonihm
konstruierten „Gräben“ in der „peripheren
Depression“ des Beckens (Kıimn, S. 32, 67, 69,
70, 72, 73, 74, 82, 84, 85). Lediglich auf Grund dieser
Konstruktion nimmt er (S. 75, 83, 86) im Untergrund der
hypothetischen Gräben oberen Malm an, aber auch dafür
ist keinerlei Beweis vorhanden.
Es wäre ein sehr merkwürdiger Zufall, wenn die von
KLÄHN angenommenen Gräben, die an verschiedenen Stellen
und nach verschiedenen Richtungen sich gebildet haben
sollen, sich gerade zu einem fast kreisrunden Becken zu-
sammengefunden hätten. Wir haben um den Steinhirt-Kloster-
berg herum eine runde, nur durch überschobene bzw.
abgesprengte Schollen gestörte Vertiefung anzunehmen, die
zur Warmwasserzeit ein völlig geschlossenes, mit zusammen-
hängendem Wasser ausgefülltes Becken bildete. Die unserem
Gyraulus glaber überaus nahestehenden G. £rochiformis
(= multiformis) konnten nur in stehendem Wasser gelebt
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9 —
haben und nur in einem vollständig zusammenhängenden
Becken war es möglich, daß die Gyraulus (und einigermaßen
auch die Pseudamnicola und Radix) sowohl um den ganzen
Steinhirt-Klosterberg als auch am ganzen Außenrand herum
überall gleichmäßig und in gleicher Stufenfolge
ihre merkwürdige Entwicklung durchgemacht haben.
Nicht leicht zu deuten ist, weshalb die Äleini-Schichten
bis jetzt bloß im W und N (östlich der hohen Steige) ge-
funden worden sind. An letzterem Ort wurden unten am
Hang die Abdrücke von kleinen, flachen Gyraulus gefunden,
die wohl nur als ÄKleini angeselıen werden können, denn
die Abdrücke weisen auf Formen hin, die flacher waren
als gewöhnlich sieinheimensis ist und auch flacher als
revertens depressus, welch letztere Form im allgemeinen
gewölbtere Umgänge hat. Die ÄKleini-Schichten der West-
seite, am Grot entlang, und auf der Nordseite, unter
der Hohen Steige, sind genau der Innenseite des äußeren
(Randes des Beckens angelagert, was wob. als Beweis
dafür angesehen werden kann, daß das Becken schon zur
Kleini-Zeit (wenigstens auf der West- un«. Nordwestseite)
die gleiche Form hatte wie jetzt. Es handeite sich sicherlich
schon damals um ein Becken mit siehendem Wasser,
Sümpfen usw.; dies beweisen die vielen nur in stehemdem
Wasser lebenden Wasserschnecken der Kaltwasserschichten,
so namentlich die Zimnophysa (Galba) glabraeformis und
palustriformis, die Aplexa subhypnuorum, Planorbis cornu,
Gyrorbis hilgendorfi, septemgyratiformis, der dem lebenden
glaber JEFFR. sehr nahestehende Gyraulus (multiformis),
die beiden Hippeutis-Arten, Segmentina larteti, Ancylus
deperditolacustris, ferner die stellenweise ziemlich
häufigen Ostrakoden und die Characern. Das Becken
mußte natürlich auch auf der Ost- und Südseite
einen abschließenden Uferrand gehabt haben, bis jetzt
sind aber hier noch keine Kaltwasserschichten gefunden.
Es ist dies nicht besonders auffällig, denn man findet ab
und zu auch andere Schichten an Stellen nicht, wo sie
einstens sicherlich auch vorhanden waren; so wurden z.B.
an der Schäfhalde die ältesten Warmwasserschichten (mit
steinheimensis und tenuis) nur in härteren Gesteinsbrocken
bei tieferen Grabungen gefunden, darüber findet man aber
die Planorbiformisschichten als Sande (vom Rohrbrunnen
an in der Höhe von etwa 548 m, in einer horizontalen
Ausdehnung von etwa 200 m) und darüber allmählich —
ren Osten zu — ansteigend in harten Felsbänken bis
4
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— 50 —
zum Geme:ndewald Finkenbusch, in Höhe 598 m; Trochi-
formisschichten oder noch jüngere Schichten fand:n sicı
aber in dieser ganzen Gegend trotz allen Suchens nicht
An manchen Stellen sind die Kleinischichten vielleicht
auch mit den sie tragenden Schollen abgetragen worden,
so namentlich an den wohl als Sprengspalten aufzufassen-
den Taldurchbrüchen zwischen Birkel und Burgstall und
zwischen Grothau und Hohlenstein (Hirschtal). Am NO-Fuß
des Birkel findet man Warmwassersand mit sfeinheimensis
bis frochiformis unten, in der Höhe von etwa 530 m; von
dieser Stelle aus steigen die Warmwasserschichten immer
höher, oben auf dem Birkel-Schellenberg stehen sie bis
zur Höhe von etwa 585 m an, bei den Feldlesmähdern
erreichen Trochiformisschichten etwa 625 m; östlich davon.
am unteren Grothauhange., trifft man auf den Kleinischichten
keine Warmwasserschichten.
Nördlich am Grot senken sich die Kleinschichten
wieder fast bis auf die Talsohle herab, sogar Revertens-
sande findet man fast ganz unten (etwa 545 m über NN).
Nördlich und nordöstlich des Kronenwirtskellers, in einem
von verschiedenen Tälchen durchschnittenen Gelände, stehen
die Warmwasserschichten ziemlich tief unten. Am SO-Fuße
der Hohensteige tauchen — mit ziemlicher Wahrscheinlich-
keit — wieder Kaltwasserschichten auf, tief unten. Unmittel-
bar östlich davon und am Zangerberg gehen die Warmwasser-
schichten tief herab; am Grillenbusch enthalten die oberen
Felsen planorbiformis und Limnaeen, unten am Saume
des den Grillenbusch bildenden Wäldchens stehen aber
Revertenssande an, fast bis zur Talsohle herabgehend. Man
möchte glauben, daß das ganze Gelände vom Kronenwirts-
keller bis über den Grillenbusch sich gesenkt und die Kalt-
wasserschichten in der Hauptsache mit in die Tiefe ge-
nommen hat.
Der Steinhirt-Klosterberg, woselbst ebenfalls noch keine
Kleinischichten gefunden sind, ist wahrscheinlich nachträg-
lich etwas abgesunken. Die höchste Kuppe des Steinhirt-
Klosterbergs mit den jüngsten Warmwasserschichten (supre-
mus) ist nur 578,5 m hoch, während an den Feldlesmähdern
Trochiformisschichten bei 625 m und am Finkenbusch Plan-
orbiformisschichten rund 600 m, Süßwasserbrekzien und
-konglomerate bis 610 m hoch anstehen. Für eine nach-
trägliche Senkung des Steinhirt-Klosterbergs dürfte auch der
Umstand sprechen, daß an den Sprudelkalkfelsen vielfach
mit feinem Kalksinter überzogenes Moos gefunden wird,
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und zwar auch an den Sprudelkalkfelsen, die jetzt nur etwa
550 m hoch stehen. Diese dichten Moospolster hätten sich
wohl nicht unter einer 50 m hohen Wasserschicht bilden
können; es ist vielmehr anzunehmen, daß der Kern des
Beckens sich nachträglich gesenkt hat, was auf Setzungen
der durch die zweite Explosion aufgelockerten Massen
zurückgeführt werden kann. Falls Kaltwasserschichten
daran angelagert waren, hätten sie sich mit in die Tiefe
gesenkt. Denkbar wäre aber auch, daß die zweite
Explosion, die den Steinhirt-Klosterberg in die Höhe gewölbt
und Schwarzen, Braunen und Unteren Weißen Jura bis
auf die Kornäcker am Khill geworfen hat, erst nach
Ablagerung der Kaltwasserschichten stattgefunden hat, und
daß die Wasserstände des Sees nicht immer gleich hoch
waren.
1II. Theoretisches.
Kräiun verteidigt die Theorie der lakkolithischen
Hebungen und Senkungen von BrancA und E. Fraas, ab-
geändert durch seine „eigenen Anschauungen“ über die
Tektonik des Steinheimer Beckens (vgl. I. und I. dieser
Abhandl.); er lehnt deshalb unsere „Sprengtheorie“ ab
und stellt hierzu einige Fragen, die großenteils auf hydro-
logischem und sprengtechnischem Gebiet liegen,
da es sich u. a um eine Wasserdampfexplosion
handelt. Wir verweisen für das Verständnis der Spreng-
theorie etwa auf Hörer’s „Grundwasser und Quellen‘ oder
E. Prınz’ Handbuch der Hydrologie!!), sodann GRADMANNS
und REUTERsS Ausführungen über den Wasserhaushalt der
Schwäbischen Alb sowie die Karstwasser-Literatur!®) und ein
Handbuch über Sprengtechnik!?) sowie die in der neueren
Riesliteratur?°) niedergelegten sprengtechnisch-vulkanologi-
schen Erwägungen. Hiernach können wir uns kurz fassen:
1%) Braunschweig (II. Aufl.) 1920. — Berlin 1919 (J. Springer).
18) Jahresh. Nat. Württ. 1912, S. CXX; Beschreibung des Ober-
amts Münsingen, 2. Bearb. 1912, S. 722—93. — K. LörrLer, Jahresh.
Nat. Württ. 1915, S. 181—189. — Internat. Zeitschr. f. Wasser-
versorgung 1916, H. 6—8, i1—15. — Begieitworte z. II. Aufl. Bl.
Heidenheim, 1924, Abschnitt VIB 4,
19) Etwa ZscHhokke, Handb. der militärischen Sprengtechnik,
Leipzig 1911. — Deutsche ‚„Sprengvorschrift‘“, Berlin,
3) Literaturverzeichnis im Zentralbl. f. Min. usw. 1920, S. 332.,
Nachträge 1923, S,. 278—280 u. 1925. — Vgl. besonders: Jahresber.
u Mitt. d. Oberrhein. Geol. Ver. N. F. II, 1, 1912, S. 54—65 und
Monatsber. d. Deutsch. Geol. Ges. 66, 1914, S. 15—20 (auch bezügl.
4*
a > Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
0
Daß an vielen Stellen in großen Weiß-Juragebieten der
Alb, nicht nur im Untergrund unseres Beckens, im klüftigsen
B- und d-Kalk über uaem tonigen « und y?!) schon während des
Miocäns ein ergiebiges Grund- oder Karstwasser??) gestanden
haben muß, wird kein Hydrologe mehr bezweifeln, be
sonders wo es sich um ein vulkanisch erschüttertes (Grebiet
handelt. Die Tiefe des klüfteerzeugenden Bebenherdes
braucht dabei nicht groß zu sein. Treten nun von unten her
(Magma oder) überhitzte Gase zu solchem Karstwasser, so
muß eine gewaltige Dampfspannung entstehen. ab-
gesehen von der Möglichkeit, daß (wie beim Ries) durch
vulkanische oder tektonische Erdbebenspalten plötzlich
herabstürzende Oberflächenwässer die Dampfmenge ver-
mehren; der obere Teil solcher Kluftwassersäulen wirkt dann
3ls „Verdämmung“. Vermutet doch Bentz (Zentralbl. f.
Min. usw., 1923, S. 105£.) schon in der Zeit vor Ent-
stehung des Steinheimer Beckens ein Flußtal dort. Beim
Ries hat außerdem A. SAUER?) reichliche Durchtränkung
des Magmas mit Wasserdampf tatsächlich nachgewiesen.
R. ZÜNcKEL*) zeigte experimentell, wie unter hohem
Wasserdampfdruck Silikatschmelzen Wasser aufnehmen,
das beim Erhitzen in Gläsern darin verbleibt; bei plötz-
lichem Reduzieren des hohen Dampfdrucks auf Atmosphären-
druck entweicht das Wasser (bis auf durchschnittlich 0,2500
in der Schmelze verbleibenden Wassergehalt), kann also
dann eine plötzlich entweichende Dampfmenge vermehren.
Wenn auch beim Steinheimer Becken Magma noch nicht
nachgewiesen wurde, so liegen derartige Vorgänge doch
auch hier vollkommen im Bereich der Möglichkeit. Zur
Hydrologie); Rieser Heimatbuch, München (C. H. Beck) 1922, S. 32
bis 34 (süße Gewässer), S. 50—58, Abb. 7—11 (Sprengtheorie).
Anmerkung 73 und 75 (Lit.).
21) Kranz, Steinheimer Becken I, 1914, S. 102, 104, 110:
II. 1916, S. 127.
22) Wir haben nirgends den Herd der ersten Explosion in den
„Mittleren Malm“ „oder y‘ oder in einen „wasserführenden Horizont
des Unteren Malm, den oberen Horizont von Malm a“ verlegt, wie
Kränn (S. 79 on Im tonigen a oder y ist ein so ergiebiges
Grundwasser hydrologisch ausgeschlossen, In Frage käme nur
das Karstwasser im Weiß-$- und d-Kalk, vgl. Begleitworte zu Bl.
Heidenheim II. Aufl. 1924.
33) Begleitworte zu Bl. Bopfingen 2. Aufl. 1919, S. 15f,, An-
merkung 3.
24) Einwirkung von Wasser und Kohlensäure unter Druck aul
schmelzflüssige und feste Silikate bei hohen Temperaturen, Inaug.-
Diss. Techn. Hochsch. Dresden (\eimar) 1914.
Original from
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Erklärung der tatsächlich vorhandenen stumpfwink-
ligen Sprengtrichterform des Beckens genügt
eine Wasserdampfexplosion im Weiß-Juraß
oder d da, wo heute die Trümmermassen des Kloster-
bergs liegen. Einen verhältnismäßig so flachen Trichter
kann nur eine „überladene“ vulkanische Mine mit
„traibendem“ Sprengmittel erzeugt haben; ein der-
artiges Sprengmittel in der Natur ist der Wasserdampf,
und es liegt nahe, daß aufdringende überhitzte Gase hier in
verhältnismäßig kurzer Berührung das Karstwasser usw.
verdampft haben; das würde auch erklären, warum Magma
hier noch nicht nachgewiesen wurde, im Gegensatz zum Ries.
Die zweite (untere) Explosion, die nach
unserer begründeten Überzeugung im Lias?5) erfolgte, kann
nach ihrem augenblicklichen Wirkungsbereich im Kloster-
berg nur einen spitzwinkligen (bis nahe an den
rechtwinkligen) Trichter erzeugt haben?°), also als „schwach
geladene“ bis höchstens „normale“ Mine. Solche Wirkung
könnte aber sowohl ein „treibender“ wie ein „brisanter“,
also ein beliebiger vulkanischer Sprengstoff hervorrufen,
möglicherweise explosive vulkanische Gase oder juveniler
oder vadoser Wasserdampf, oder eine Mischung solcher
Gase und Dämpfe.
Die Galgenberg-Bürgel-Scholle wurde unse-
res Erachtens von der ersten starken Explosion erfaßt und
auf den Trichterrand nach außen überschoben. In unserer
Darstellung der Lagerungsverhältnisse?’) haben wir das ge-
nauere Alter dieser Schichten unentschieden gelassen; nach-
dem aber jetzt die Kalke dort ebenso wie die am Knill-,
Burgstall- und Schellenberg-Grat als Weiß-Jura-e erkannt
und Überschiebung von Weiß-Jurae auf Plattenkalke am
Knill und Birkel sowie Schuppenstruktur im Burgstall
ziemlich sichergestellt ist, erübrigt es sich, auf die Frage
nach der Möglichkeit solcher Lagerungsverhältnisse (KLÄHN,
S. 81) einzugehen. Zudem entsprechen KrÄänns Angaben
3) Kranz 1914, S. 104. — Wie dort ausgeführt, ist der Nach-
weis des genaueren Horizonts im Lias ohne wesentlichen Einfluß
auf das Problem. Nach den neuesten Funden kommt Lias a in Frage.
26) Vgl. die nach den beobachteten und wahrscheinlichen Lage-
rungsverhältnissen maßstabsgerecht gezeichneten W-O-Profile bei
Kranz a "x 102 und 1916, S. 127 sowie diese Monatsber. 1914,
Ss, 17, . 2.
37) 1914, S. 95, 102; 1916, 8. 127.
ne Fr Original from
Pe Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
54 —
über unsere Darstellung nicht der Wirklichkeit: Nicht der
„Dampf“, der „unter ganz flachem Winkel aus dem Trichter
herausströmte“, hat den Bürgel, Knill und Burgstall „auf
die Seite geschoben“, sondern eine plötzliche Dampf-
explosion konnte dies bewirken. Es handelte sich eben
nicht um eine Art Sicherheitsventil, das Dampf „ausströmen“
ließ, sondern gewissermaßen um ein Versagen dieses
Ventils, eine plötzliche Expansion des „treibenden“
Sprengmittels Wasserdampf.
Ob „eine ungleichmäßige Aufpressung des Magmas in
einem verhältnismäßig schmalen Schlot“ (KıÄun, S. 79—81)
so starke Störungen hervorzubringen vermag, wie sie der
Klosterberg tatsächlich aufweist, ist durch keine Be-
obachtung erwiesen. Die amerikanischen Lakkolithen be-
zeugen vielmehr das Gegenteil?), KLÄuns Anschauung ist
also höchstens eine unwahrscheinliche Hypothese, zumal
nach BrAancı und E. FRAAs?) nicht ein schmaler Schlot,
sondern der äußere Umfang des Beckens in Frage käme.
Aber auch diese Auffassung widerspricht den Tatsachen,
wie u. a. der Bau des Bürgel-Galgenbergs, des Knill, Burg-
stall und Schellenbergs beweist?%). Deren Lagerungsverhält-
nisse lassen sich weder durch lakkolithische Auftreibung,
noch durch ‚Randbrüche, Horst- und Grabenbildungen
(KıÄnn) erklären, wohl aber durch die Sprengtheorie. Es
wäre doch auch kaum verständlich, warum „sich die
Hauptmasse des Lakkolithen auf einzelne Punkte konzen-
trierte (Klosterberg, Bürgel. Knill, Bürstel)“, und warum
„durch die Konzentration des Magmas an bestimmten Stell"n
ein Wegführen desselben von der Peripherie stattfinden
mußte“, was dann die „Einbrüche“ der „Gräben“ erzeugt
haben soll (Kıiun, S. 82, 86): Für derartig komplizierte
vulkanische „Tektonik“ fehlt jede Beobachtungstatsache.
noch dazu auf so engem Gebiet, wie hier, und KuäÄax bleibt
den Beweis für solche „Anschauungen“ (S.82) in jeder Be-
ziehung schuldig. Daß dagegen ein Widerspruch. wie ihn
E. Fraas#!) und Kıiun (S. 8) in unserer Auffassung
finden wollen, in Wirklichkeit nicht besteht, wurde bereits
3) Lit. bei Kranz 1914, S. 101. — Vgl. auch Bentz, Centralbl.
j. Min., B. 1925, S. 101—104.
29) 1905, S. 21, Abb. 3.
%) Kranz 1914, S. 95; Kränn, S. 86. — Begleitworte Bl. Heiden-
heim 2. Aufl. 1924,
st) Jahresber. u. Mitt. Oberrhein. Geol. Ver, N. F. IV, 2, 1914,
S. 115.
Original from
en Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 55 —_
19162) dargelegt: Es handelt sich bei der zweiten
(schwachen) Exp!osion nicht um „große Magmamassen“,
welche eine lakkolithische Hebung erzeugt haben könnten,
sondern um eine geringe Menge Schmelzfluß mit vulka-
nischen Sprenggasen oder -dämpfen. Das Magma hat ja
nicht einmal ausgereicht, den zweiten (Klosterberg-) Trichter
zu Öffnen, zutag auszusprengen!
Auch die Kieselsäureausscheidungen geben keine An-
haltspunkte für den Lakkolithen, der „sich ziemlich hoch,
wahrscheinlich bis in die Juraschichten hinein, vorgeschoben
haben“ soll (KLinn, S. 150). Dafür genügt die Annahme,
daß Spalten oder ein schmaler Schlot juveniles
Wasser aufsteigen ließen. Bei dem bisherigen Mangel an
eingehenden geologisch-mineralogischen Untersuchungen
über die Herkunft der Kieselsäure im Steinheimer Becken
geht es schon viel zu weit, den ganz hypothetischen Lakko-
lithen dafür verantwortlich machen zu wollen. Andererseits
muß betont werden, daß der „enorme Dampfdruck“ heißer
Quellen die Schneckenfauna gar nicht geschädigt zu
haben braucht (KıÄuan, S. 150), da er an jeder Auspuff-
stelle nur in kleinem Umkreis vernichtend wirken mußte.
Aber auch ohne „enormen Dampfdruck“ können heiße
Quellen austreten, und schließlich könnte die Kieselsäure
wenigstens teilweise noch ganz anderen Ursachen ihre Ent-
stehung verdanken, wie KLÄnn das ja selbst andeutet.
Bei der Sprengtheorie geht eben doch ‚alles mit natür-
lichen Dingen zu“ (Krian, S. 85), während die tekto-
nisch-vulkanologischen Anschauungen von
KıAÄAuan meist stark den Tatsachen wider-
sprechen, zum Teil Hypothesen ohne Beob-
achtungsgrundlagen sind. Dementsprechend lassen
sich auch die nachvulkanischen Erscheinungen im
Steinheimer Becken ohne diese „Tektonik“ deuten (vgl.
I und II dieser Abhandl.), und wir bedürfen keiner „ver-
schieden starken Intrusionen der lakkolithischen Massen“
(KıÄan, S. 76), um zu verstehen, daß die Thermen nicht
sofort nach der Entstehung des Beckens in Tätigkeit traten.
Der Vulkanismus schläft oft jahrhundertelang (vgl. Vesuv,
Bandai-San), um plötzlich wieder zu erwachen, so daß eine
verhältnismäßig so kurze Pause der nachvulkanischen Tätig-
keit, wie sie zur Ablagerung der Kleinischichten in unserem
Becken genügte, an sich nichts besonderes darstellt.
82) Ebenda N. F. V, 2, S. 126, 128.
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IV. Neuere Beobachtungen.
Wenn das Steinheimer Becken entsprechend dem Ries
durch vulkanische Sprengung entstanden ist, so liegt die
Frage nahe, warum nicht auch in seiner Umgebung — wie
auf dem Vorries — herausgesprengte Trümmer festgestellt
wurden. Ein Hauptgrund dafür dürfte sein, daB beim
Ries die bunte Reihe aller Gesteine vom Grundgebirge,
Keuper, Jura und Tertiär auf der mesozoischen bzw.
tertiären Landoberfläche der Umgebung verstreut wurde,
während beim Steinheimer Becken nur Gesteine ähn-
licher Farben von Weiß-Jura-3 bis -£? auf einer Land-
oberfläche von Weiß-Jura-e bis -{?’ in Frage kommen. Solche
verhältnismäßig geringen Gesteins- und Farb-
unterschiede konnten also bei der Kartierung 1:50 000
leicht übersehen werden, zumal während der früheren
Aufnahmearbeiten weder die „Riesbergtheorie“ noch die
„Sprengtheorie“ auf die weitreichenden „Überschiebungen“
bzw. Sprengtrümmeraufstreuungen aufmerksam semacht
hatten und somit derartige Möglichkeiten noch nicht in
Betracht gezogen waren. Dazu kommt die dichte Wald-
bedeckung auf dem größten Teil der Umgebung des Stein-
heimer Kessels, welche Beobachtungen auch in dieser Hin-
sicht erschwert und vielfach unmöglich macht.
Anfänge in dieser Richtung sind nunmehr vorhanden:
Am oberstenSüdwestrand des Beckens, wo sich
die Warmwasserschichten am weitesten gegen W erstrecken.
nördlich an dem vom Norswestausgang des Dorfes Sontheim
zur Feldlesmähder hinaufführenden „Leimgrubenweg“ sah
etwa 602 bis 603m über NN aus dem Waldboden in einer
mäßig eingesenkten Mulde ein größerer Weiß-Jura e-Fels von
6 bis 8 cbm hervor, mit Feuersteinkollen, zum Teil etwas ver-
griest. Da zur Beschotterung der benachbarten Waldwege
Steine fehlten, ließ die Forstverwaltung an dem Felsen
einen Steinbruch anlegen, in der Annahme, der Fels würde
sich in die Tiefe fortsetzen, was sonst immer der Fall war.
Als aber mehrere Kubikmeter Steine gebrochen waren.
hörte der Fels bis auf den jetzt noch vorhandenen Rest
von etwa 1Ya cbm auf, er saß nur oberflächlich auf
lettiglehmigem Boden. Dieser etwas vergrieste
Felswarhöchstwahrscheinlichdurchdievon
uns angenommene Explosion hierher ge-
schleudert worden: Das erste bekannt ge-
wordene Projektil aus dem Steinheimer
Sprengtrichter auf Verwitterungsboden der
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wuT
alten tertiären Landoberfläche. Östlich davon,
auf einem Acker an der inneren Seite des Außenrandes,
lag ein ähnlicher Brocken, der ebenfalls sich als vollständig
wurzellos erwies: Stellenweise vergriester, tertiär ver-
Kitteter Weiß-Jura-Kalkfels auf verwittertem Weiß-Jura-
Schutt, umgeben von tertiären Süßwasserkalken bei etwa
570m über NN. Auch anderwärts auf den Beckenrändern
fanden sich 1923 entsprechende ortsfremde Griesblöcke®%).
Am Nordwestrand des Beckens wurde west-
lich vom Westausgang von Steinheim an dem von der Hirsch-
talstraße nach SW abzweigenden „Krummen Weg“ bei
etwa 565 m über NN ein neuer Steinbruch im Staatswald
Grothau, Abt. 2, angelegt, der oben ungeschichteten Weiß-
Jura-e-Kalk aufschließt, unten dagegen (mehr auf der nörd-
lichen Seite des Steinbruchs) regelrecht geschichteten; diese
Bänke fallen sehr steil, fast senkrecht, bergwärts nach
etwa W, stoßen nördlich unvermittelt gegen den massigen
W.-e ab und sind von Haarrissen durchsetzt — eine im
Ries bei ortsfremden Kalken alltägliche Erscheinung. Zwi-
schen diesem Aufschluß und der Mitte des Beckens befindet
sich an dessen unterem Rand westlich vom SW-Ausgang
von Steinheim ein Bergvorsprung am „Vordern Grot“, etwa
540—560 m über NN (mit einem Steinbruch in Weiß-Jura-e).
Die Schichtenstörung im erstgenannten Steinbruch (Grothau
2) liegt also gewissermaßen hinter dem Bergvorsprung im
Windschatten der vulkanischen (ersten Haupt-) Sprengung
des Steinheimer Trichters; eine vulkanische Wirkung von
dessen Innern heraus auf den Weiß-Jura im Grothau durch
den Bergvorsprung hindurch ist nicht anzunehmen, es muß
vielmehr vermutet werden, daß der Bergvorsprung ‚„Vordere
Grot“ während der vulkanischen Wirkung auf den NW-Rand,
also während der Aussprengung des Trichterrandes, noch
nicht vorhanden war, sondern erst unmittelbar nach der
Entstehung des Trichters im Verlauf der gleichen (ersten)
Explosion an seinen jetzigen Platz gelangte. Hiernach
darf unseres Erachtens angenommen werden: Die Haupt-
explosion sprengte u. a. den Beckenrand aus
undrichtetedabeiden Weiß-JuraimGrothau-
Steinbruch unter leichter Verdrehung fast
senkrecht auf. Gleich danach schob oder
schleuderte sie Weiß-Jura-Gestein aus dem
InnerndesTrichtersanden Fußseinesneuen
8) Vgl. Begleitworte zur 2, Aufl. Bl. Heidenheim.
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_ 58 —_
Randes in den Bergvorsprung „Vordere
Grot‘. Kıinn dürfte es schwer fallen, die Störung mit
Hilfe seiner hypothetischen Graben- und Horstbildung zu
deuten. Entstehung der fast senkrechten Stellung der Schich-
ten durch Rutschung ist nicht anzunehmen, da sich hier
einesteils keine Vertiefung befindet und andernteils die
gestörte Felsenmasse große Ausdehnung hat, indem sich
derselbe Fels etwa 20 m weit mit mäßiger Steigung am
Hang emporzieht.
Anfang 1921 wurden auf den „Kornackern“ östlich
Sontheim, etwa 530-535 m über NN, Entwässerungs-
gräben gezogen, vgl. Bentz’ Abhandl. im Zentralbl. f. Min.
usw., 1923, S. 97”—106. Hier wurde Lias und Braun-Jura
in wirrem Gemenge mit Weiß-Jura festgestellt. ganz ent-
sprechend der „Bunten Breccie“ des Rieses. Ähnliche
Vorkommen fanden sich 1923 noch an mehreren Stellen
des Beckenrandes?*). Diese Vorkommen sind weder
mit der Lakkoliththeorie, noch mit der
Kıiunschen Graben- und Horsttheorie verein-
bar, während sie durch die Sprengtheorie
ohne weiteres gedeutet werden können°): Es
handelt sich offenbar um „Sprengschutt“. Material,
das beider zweiten vulkanischen (schwachen)
Explosion an den Beckenrand geschleudert
wurde.
Auch das Fehlen von oberem Weißem Jura im Innern
des Beckens ist mit bloßer lakkolithischer Hebung nicht
recht zu erklären, leicht aber mit der Sprengtheorie: Die
erste große treibende Explosion hatte den oberen Weiß-
Jura aus dem Zentrum entfernt, großenteils durch Über-
schiebung auf die Beckenränder®), so daß die zweite
schwache Detonation nur noch tieferen Jura fördern konnt.
Wie unsicher die von Kränn angenommenen Grab.n-
einbrüche sind, zeigt der von ihm 8. 67 als Ursache der
„Sontheimer Depression“ angenommene „Graben“. KLÄHN
schreibt: „Da wir unmöglich annehmen können, daß der
einstige aus dem Hirschtal kommende Bach cine 600 m
breite, vollständig ebene Fläche geschaffen hat, so bleibt
%4) Näheres vgl. in den Begleitworten zur 2. Aufl. Bl. Heiden-
heim 1:50000.
35) Vgl. auch Bentz a. a. O. und E. Hennic, Geol. von Württ.
1923, S. 284—288.
s6) Vgl. die Ergebnisse der Spezialkartierung 1923 in den Be-
gleitworten zur 2. Aufl. Bil. Heidenheim.
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59 ._
nur übrig, die Sontheimer Depression als Graben anzusehen.“
Tatsächlich füllen aber bei Sontheim die Schotter
eines einst mächtigen Flusses das ganze Tal
aus. Beim Graben der Pumpstation am Nordrande von
Sontheim und bei der im Jahre 1921 20 m nordwestlich
davon ausgeführten Grabung wurden z.B. rund 6 m mächtige
Schotter durchgraben. Neben Kies, Sand und mergelähn-
lichen, lehmigen Schlammschichten kamen bis zu 50 cm
breite, durchgängig gerollte Steine zutage; zum mindesten
waren immer die Kanten und Ecken vollständig abgerundet.
Die Schotter bestanden in der Hauptsache aus Weißem
Jura; zum Teil wurden aber — und zwar auch in den
untersten Schichten — tertiäre Kalke darin gefunden, Reste
der Warmwasserschichten (Brocken mit Oxystoma). Unter-
halb der Schotter befindet sich eine Letten- oder Lehm-
schicht, die an der Pumpstation mindestens 11 m mächtig
sein soll. Dieselben Schotter wie an der Pumpstation und
in deren Nähe befinden sich auchinnerhalb von Sont-
heim, wo verschiedene Brunnen durch den Schotter durch-
gegraben sind, und auch westlich der alten Ortschaft bzw.
westlich des „Dietwegs“ wurden beim Graben der Keller
zu neuen Wohnungen dieselben Schotter zutage gefördert.
Es ist also mit Sicherheit anzunehmen, daß das ganze
Tal bei Sontheim mit den Schottern ausgefüllt ist, daß
es nicht bloß ein „Bach“ war, der aus dem Hirschtal kam,
sonderu mindestens zeitweise ein mächtigerer Fluß, der
durch die Ablagerung seiner Schotter im ganzen Tal eine
breite ebene Fläche geschaffen hat. Geflossen ist dieser Fluß
erst nach Ablagerung der Warmwasserschichten, als der
Rand des Beckens sowohl beim Kronenwirtskeller als auch
zwischen Birkel und Burgstall (und wohl auch zwischen
Finkenbusch und Bürgel [bzw. Knill]) durchbrochen war.
V. Weitere Bemerkungen.
Einzelne weitere Sätze der Krännschen Arbeit geben
zu Bedenken Anlaß.
S. 30 erklärt er: „Bei Schürfungen wollen FrAAs und
BrancaA Dogger y—£& gefunden haben.“ Falls hierdurch
Zweifel am tatsächlichen Vorkommen dieser Schichten aus-
gedrückt werden sollen, so müßte gesagt werden, daß tat-
sächlich sichere Leitformen für diese Schichten gefunden
wurden (Belege in der Staatl. Nat.-Samml. Stuttgart).
S.31, oben: „Denn die beiden obengenannten Murchison-
stücke lieren (auf dem Klosterberg) zwischen den Höhen
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60 —
560-570 m normal auf Dogger a.“ Ob die Murchison-
stücke tatsächlich normal auf Dogger « liegen, ist ir
dieser Gegend ohne Grabungen schlechterdings nicht mit
Sicherheit zu sagen.
S. 34, unten: „Tertiärschichten finden sich am ganzen
Rand des Beckens, ferner am West-, Süd- und Osthang
des Klosterbergs; nur am Nordhang desselben fehlen sie.
Womit dies zusammenhängt, ist nicht zu sagen.“ Wir
glauben dies mit ziemlicher Sicherheit erklären zu können:
Die Nordseite war offenbar nicht, wie die ganze Südseite,
durch Sprudelkalkfelsen überdeckt und geschützt, es ist
infolgedessen hier sowohl das Tertiär als auch eine Mengr
Jura abgeschwemmt; zwei Mulden ziehen sich herab, in
denen auch jetzt noch zeitweise Wasser läuft, unten am
Hang liegen mehrere Meter mächtige Schwemmschichten
vorwiegend Dogger a, vielfach aber auch Tertiär; ein Teil
der Sande ist jedenfalls auch verweht worden, so fand
man Warmwasserschnecken auch in dem Lößlehm der
„Lehmgrube“ östlich Steinheim.
S. 35, oben: „Dort (in der Pharionschen Grube) stehen
aber gar keine Steinheimensisschichten an, sondern die
älteste Zone ist die mit Gyraulus tenuis.“ Zurzeit liegen
die Steinheimensisschichten nicht offen, früher aber konnte
man sie, ohne tief graben zu müssen, in der Nähe des
Sprudelkalkfelsens auf der Nordseite der Pharionschen Grube
sehen, auf dem steinheimensis, tenuis und sulcatus gefunden
werden.
S. 35, unten: „Wahrscheinlich stammt sie“ — die
Schokoladefarbe — „aus den Murchisonschichten des
Klosterberges‘‘: Es soll dies nicht für unmöglich erklärt
werden, es ist aber zu bedenken einesteils, daß schokolade-
farbene Schichten im Sylvanakalk häufig an Stellen vor-
kommen, wo keine Einwirkung von Murchisonschichten in
Betracht kommen kann, z.B. in großer Ausdehnung im
Teutschbuch, bei Zwiefaltendorf usw. und bei Hohen-
memmingen, andernteils, daß vielleicht zur Zeit der
Ablagerung der Kaltwasserschichten die Murchisonschichten
noch gar nicht in die Höhe gehoben waren.
S. 65, unten: „Wahrscheinlich fallen die Schichten (am
Knill) flach nach N, wie es die morphologischen Verhältnisse
zeigen. Zu oberst stoßen Jdie Oxysfomaschichten an die
horizontal gelagerten Tenuiskalke an, was nicht ohne Sprung
zu erklären ist.“. Die Annahme eines Sprunges ist nicht
nötig. Bei der Anlagerung der Schichten an einen Hang
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Bl
und bei der ganz ungleichmäßigen Verwitterung und Ab-
schwemmung der bald mehr als Sand-, bald mehr als
Felsknauer ausgebildeten Schichten ist ein plötzliches Ab-
brechen der Felsblöcke und eine Anlagerung jüngerer Schich-
ten unterhalb derselben nicht selten zu beobachten.
S. 68: „Die %-Kalke des Bürgel 540m hoch..., daß
es aber entweder inselförmig aus dem Tertiärsee heraus-
ragte, also vorher hochgepreßt wurde, oder nach Ablage-
rung des Tertiärs über die Höhen des höchsten Tertiär-
vorkommens gehoben wurde (630 m), beweist das Fehlen
des Tertiärs auf seinem Gipfel (540 m), (vgl. die Berechnung
bei 1).“ Damit ist nichts bewiesen, denn am ganzen
Bürgel - Galgenberg-Rücken wird man vergeblich nach
G-Plattenkalk suchen, während tertiäre Sedimentbreccien
dort vorkommen. Solche mit deutlich gerundeten Kalkbruch-
stücken wurden z. B. aus einem Acker südwestlich Punkt
545,6, ausgegraben.
S. 72: „Diese (jüngeren Süßwasserschichten) lagern im
Nordteil (des Grot) auf zertrümmertem Malm TG oder se,
während die älteren Süßwasserschichten an diesem ab-
schneiden, d.h. zwischen der Ablagerung der älteren und
jüngeren Schichten müssen tektonische Bewegungen statt-
gefunden haben‘”). Ein triftiger Grund für diese Annahme
liegt nicht vor, die Lagerungsverhältnisse sind hier ungeklärt,
da Aufschlüsse fehlen. In der Fortsetzung (S. 72) sagt dann
Kıänn: „Im W wurde Tertiär von GoTtscHick bis 610 m Höhe
nachgewiesen. Es schneidet scheinbar an einer etwa südnörd-
lich streichenden Linie gegen Malmı & ab, obschon man dies
nicht mit voller Gewißheit sagen kann, da Lehm mit
Kieselknollen die Grenze verdecken. Daß diese aber eine
tektonische Linie ist, beweist das Vorkommen von G yraul.
trochif. bei den Feldlesmähdern in 630 m Höhe.“ Ein der-
artiger „Beweis“ ist schlechterdings nicht stichhaltig. Das
Gelände zwischen Vorderem Grot und den Feldlesmähdern
steigt von dem Steilhang auf der Innenseite des Randes
ganz langsam an. Die darauf abgelagerten Warmwasser-
schichten sind meist nur in einzelnen Felsknauern erhalten,
Auf demjenigen Geländeteile (zwischen Feldlesmähdern und
Vorderem Grot), auf dem in der Karte von GOoTTSCcHIcK
(Jahreshefte Nat. Württ., 1911, S. 497) und in der neuen
Spezialkarte von Kranz 1923 kein Tertiär eingezeichnet
ist, sondern „Lehm mit Feuersteinen“ beobachtet wurde,
37) Vgl. auch seine „Paläontologische Methoden“ 1923, S. 18.
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u
kann ganz wohl auch noch bis heute nicht gelun.enes T :rtiär
liegen. Am Rande des Beckens, z.B. am Zangerberg. an
der Schäfhalde usw. trifft man vielfach Feuersteinsplitter
in die untersten breccienartigen Kalke eingebacken®*);
vielleicht rühren die Feuersteinsplitter zwischen Feldles-
mähdern und Vorderem Grot z. T. auch von derartigen
Breccien her. Da, wo auf den Karten von GoTTSCHICK und
Kranz Tertiär eingezeichnet ist, liegt die.es durchaus nicht
in zusammenhängenden Schichten beisammen, sondern meist
nur in einzelnen, bald mehr, bald weniger weit auseinander-
liegenden Felsknauern usw. Zur Annahme einer tektonischen
Linie zwischen Grot und Feldlesmähdern liegt nicht der
geringste (rund vor; das Tertiär ist eben auf dem sanft
ansteigenden Rücken bald etwas mehr, bald etwas weniger
verwittert und verschwemnit.
Ss. 85: „Die Schneckensande sind nach der Ansicht
FrAAs’ und Brancas den Sprudelkalken an gelagert, ruhen
aber nach meinen Beobachtungen auf den letzteren.“ Die
Ansicht von FrAAs und BrAncA ist richtig; die Sande sind
vielfach angelagert, selbstverständlich zum Teil auch auf-
gelagert. Einzelne kleinere Sprudelkalkfelsen saßen wurzel-
los auf den Sanden.
S.111: „In den groben Breccien fehlen Versteineruugen,
in den feineren kommen solche in mehr oder wenizer
guter Erhaltung vor. Doch s'nd st2ts Steinkern» vorhanden.
da die Schalen aufgelöst sind.“ Beide Sätze treffen nicht
immer zu; man kann bisweilen auch das Gegenteil be-
obachten.
Ss. 112: „Es entstand nun die Ansicht, als wenn ein
terrassenförmiger Aufbau vorläge, wie dies GOoTTSCHIcK
annimmt. D.h. doch, daß hier die Absätze eines vom
Klosterberg herabstürzenden Gewäss-rs3 vorliegen. Dennach
wären die Sprudelkalke ein Äquivalent des Gehängetuffs“.
und S. 113: „Doch sind da immer die räumlichen Ausmaße
größer als am Klosterberg, und vor allem tritt dann die
Kaskadenform in die Erscheinung. was am Steinhe:mer
Vorkommen nicht der Fall ist.“ Die Sprudelkalke auf dem
88) Es ist dies ein Beweis, daß die vielen Feuersteinsplitter,
die man auf dem Albuch findet, z. T. wenigstens schon zur Miocän-
zeit offen herumlagen, an manchen Stellen trifft min heute noch
die Feuersteinsplitter, die Reste der Feuersteinknollen des oberen
Weißen Jura — mit einer gleichmäßigen Korngröße von nur ein
paar Zentimeter in einer Mächtigkeit von 0,5—1,5 m so dicht ge-
lagert, daß man sie als Schotter für die Waldsträßchen verwendet.
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Steinhirt — westlich von dem Grundstück des Elsenhans
an dem Wege Steinheim—Sontheim — sind stellenweise
terrassenförmig gelagert. Die Quellen sind offenbar in
verschiedener Höhe, zum Teil terrassenförmig, hervor-
gesprudelt. Es kann sich zum Teil auch — wenigstens an
einzelnen Stellen — ganz wohl um Gehängetuff gehandelt
haben; die vielen Moose, die allerdings nur da erhalten
sind, wo die Sprudelkalke bis jetzt im Sand eingebettet
waren, sprechen hierfür. Kaskadenform kann an einer
Stelle des Steinhirt deutlich beobachtet werden; ein größerer
Aragonitfladen liegt hier zunächst nur ganz leicht abwärts
geneigt; alsdann fällt er plötzlich — aber immer vollständig
zusammenhängend — steil abwärts und setzt sich hernach
wieder mit nur ganz schwachem Gefäll fort. Leider ist
der Aragonitfladen in neuerer Zeit ziemlich stark ver-
wittert und teilweise abgesprungen, die Kaskadenform konnte
man aber 1923 immer noch deutlich beobachten.
S. 130: „Blattreste gehören zu den größten Seltenheiten,
so daß Verkohlungsprozesse ausscheiden bei den Steinheimer
Ablagerungen.“ In neuerer Zeit wurden, nachdem man schon
vorher einzelne Platten mit Blattresten gefunden hatte, in
ziemlich großer Ausdehnung Schichten angegraben, die
zahlreiche Reste von verkohlten Pflanzen (Podogonium,
Laubholzblätter, Characeen u. dgl.) ayfweisen,
S. 151: „Für niedere Temperatur spräche auch das
Fehlen des Quarzes in den Kieselschichten.“ Ganz fehlt
Quarz nicht in den Kieselschichten, vereinzelt findet man
auch Quarzausscheidungen. —
Als Grundlage für Kränns Abhandlung über die Tek-
tonik des Steinheimer Beckens hätte man eine scharfe
Unterscheidung tektonisch bzw. vulkanisch entstandener Ge-
steine — wie z.B. der echten Jura-Griese — und ähnlicher
Sedimentgesteine — der tertiären Breccien- und Konglo-
meratschichten — erwarten dürfen, möglichst auch die
Trennung der ersteren vom unvergriesten Jura; Beob-
achtungen der letzten Jahre hatten eine solche Scheidung
ormöglicht. Karte 1 von KıiHan (S. 29) entspricht dieser
Erwartung nicht. Für tektonische Zwecke ist seine Eintra-
gung von „vergriestem Malm e und G" unbrauchbar, die
amtliche Spezialaufnahme 1923 (zur II. Aufl. BL Heidenheim)
ergab auch hier ein ganz anderes Bild.
Kıiun scheint zu glauben, daß die Wasserzufuhr im
Steinheimer Becken in der Hauptsache aus den warmen
Quellen kam. Es mußte jedoch sofort nach Entstehung
ne Fr Original from
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Bee; FR
eines solchen Kessels das Oberflächenwasser von der um-
gebenden Albhochfläche dieser neuen Depression zufließen,
soweit es nicht in Karstklüften versank. Die Füllung des
Ries-Sees mag so etwa 90 bis 100 Jahre in Anspruch ge-
nommen haben?), der schr viel kleinere Steinheimer Se«
hat wohl kaum längere Zeit benötigt. Es ist stark zu
bezweifeln, daß mehr Wasser aus den warmen Quellen
empordrang, als Tagewässer zuflossen, und der Zufluß
letzterer mußte wohl auch die von KLÄHN angenommenen
Austrocknungsperioden erheblich einschränken.
VI. Nachwort von W. KRANZ.
-In einer früheren Veröffentlichung hatte KrAnn“) 1914
einige meiner älteren Arbeiten“) in einer Art kritisiert, daß
ich eine Auseinandersetzung für zwecklos hielt, zumal vax
WERVEKE#) einige seiner stärksten Irrtümer usw. erieligte.
Auch war bereits früher sachlich auseinandergesetzt worden.
was in jenem Fall zu sagen wart’). Nachdem KrLänn nun-
mehr auch in der Abhandlung 1922 über das Steinheimer
Becken die gleichen Methoden fortsetzt, halte ich es für
meine Pflicht, die Art dieser Methoden an einizen Bei-
spielen kurz zu beleuchten.
Kıinn erklärt (S.27 u.48) die Profile bei HıLcı:nDorr,
SANDBERGER, ° BRANCA, E. FrAAs und mir als „zum Teil
nicht genau“ usw., wobei er „vor allem an das Profil der
Koppschen Grube denke“. Hierzu soll nach Kräun außer
der Zeichnung von BrancA und FrAAs (1905, S. 25), welche
angeblich „die Schichten sehr ungenau fassen“, „eine wenig
exakte Skizze“ von mir existieren. Ich stelle fest, daß
ich überhaupt noch keine Skizze der Koppschen Grube
veröffentlicht habe!
Sodann sollich nach Kr.Äax (S. 61 und 79) die „Strahlen-
kalke‘“) in einer Weise als „Bomben“ bezeichnet haben,
Sun ' | | # vw
3) A. FrickHinGEr, Der Ries-See; 36. Ber. Nat. Ver. a
un 1904, S. 83—101. — Kranz, Zentralbl. f. Min. usw. 1920,
#0) Die Geologie der Umgebung von Kolmar, I
4) Bes. N. Jahrb. f. Min. usw. 1908, Beil. Bd. 26, S. 44—91,
Taf, IX.
43) Mitt. d. Geol. Landesanst, Els.-Lothr. X, 2, 1916, S. 119— 125,
139—149, namentlich Anm. 2 S. 125.
#3) Mitt d. Geol. Landesanst. Els.-Lothr. VII, 2, 1909, S. 155
bis 166. — Centralbl. f. Min. usw. 1911, S. 28f., 262f. — Monats-
bericht d. Deutsch. Geol. Ges. 1912, S. 349 f.
4) „Druckliguren“; vgl. Branca und FrAAs 1905, S. 36—38.
an dire Original from
BOZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Da a
65 —
die den Eindruck erweckt, ich dächte an echt vulkanische
Bomben. Daß davon „natürlich keine Rede sein kann“,
geht aus meinen Darlegungen (1914, S. 94 und 110) klar
hervor: „Ein anderer Teil des Sprengmaterials fiel in
Form von Kalksplittern, größeren Kalkblöcken und einzelnen
Brocken mit strahlenförmigen Druckfiguren auf die Becken-
ränder“. Mit demselben Recht könnte man den Eindruck
erwecken, ich hätte auch die Kalksplitter, Kalkblöcke,
ebenso wie die verdrückten Kalke für echt vulkanische
Bomben gehalten. Auf die Entstehung dieser herausgespreng-
ten Strahlenkalke ging ich überhaupt nicht ein®).
Nach Kıäan (S. 80) soll ich meinen, auf Untersuchungen
HAUSSMAnNns fußend, daß ein Magmareservoir unter dem
Steinheimer Becken zu tief gelegen haben „muß, um
überhaupt für eine lakkolithische Hebung in Frage zu
kommen; HAUSSMANnN drücke sich aber vorsichtiger aus.
Die betreffende Stelle in meiner Abhandlung 1914 (S. 100)
lautet nach wörtlicher Anführung der Ansicht von HAUss-
MANN: „Sicherlich müssen die vulkanischen Erscheinungen
auch hier von einem (heute erstarrten) Magmareservoir
ausgegangen sein; dies scheint mir aber nach den
Messungen von HAUSSMANN 80 tief zu liegen, daß es für
lakkolithische Hebung nicht in Frage kommt.“
4) Vgl. dazu Bentz a. a. 0. 1923, S. 103. — Eine Deutung der
Strahlenkalke wird in den Begleitworten von Bl. Heidenheim 1924
versucht.
[Manuskript eingegangen am 15. März 1924.)
Re PER Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
ei
Zur Geologie der Hochfellngruppe im Chiemgau.
Von Herrn 7 Hans v. WOLF.
Innsbruck, den 1. Dezember 1924.
Im Jahre 1910 hat JoHnAannes BöHm in dieser Zeitschrift
(Mon.-Ber. Band 62, S. 717) einen kurzen Aufsatz über
den Hochfelln veröffentlicht; seitdem ist nichts mehr über
dieses Gebiet erschienen. Anläßlich -von Aufnahmen für
die geol. Ausgabe von Blatt Reit i., W. 1:100000 habe ich
in den Jahren 1922—24 die südliche, auf Blatt Dürnbachhorn
der topogr. Karte 1:25000 dargestellte Hochfellngruppe
mehrmals besucht. Einige Beobachtungen, die teilweise
mit denen Böums nicht übereinstimmen, seien im folgenden
kurz mitgeteilt. - 5. |
“. Karten: Topogr. Karte von Bayern 1:25000 Blatt 819
Dürnbachborn. M
Topogr. Atlas von Bayern 1:50000 Blatt 93-West
Reit i..W. 2
'Stratigraphische Bemerkungen. Auf engem
Raume zusammengedrängt findet sich im besuchten Ge-
biet die Schichtfolge Wettersteinkalk bis Neokom, mit trans-
gredierendem Oenoman an den zur Urschlauer Ache ab-
fallenden Gehängen. 2 W-—-O streichende Wettersteinkalk-
züge queren das Eschelmoostal: Der eine unmittelbar nörd-
lich der Eschelmooosalm, der andere 1 km weiter nördlich
an der Wasserscheide gegen die Weißache. Beide Züge
sind von tektonisch stark zugeschnittenen Raibler-Säumen
umgeben, von denen der südliche östlich der Furche schnell
im Gehänge verschwindet, während der nördliche, der noch
die Schichtfolge Sandsteine — Kalke — Dolomite — Rauh-
wacken erkennen läßt, stark verschmälert über den „Als-
basterbruch“ zur Scharte südlich des Thoraukopfes zieht
und hier unter den Schutt der Thoraualm untertaucht. Der
Hauptdolomit ist entlang den größeren Störungslinien fast
überall in eine Reibungsbrekzie verwandelt und wird da-
durch außerordentlich ähnlich gewissen ganz aus Dolomit-
material bestehenden Cenomanbrekzien (s. u.), so daß eine
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u
Unterscheidung manchenorts sehr erschwert ist. Wo das
Eschelmoossträßehei- nach Abzweigung des Röthelmoos-
weges scharf zu 'steigen beginnt, finden sich -im Haupt-
dolomit eingelagert Partien grünlicher Schiefer, wie sie
schon von verschiedenen Punkten nahe dem Alpenrande
beschrieben wurden (vgl. die Zusammenstellung bei M.
Rıcater, Mon.-Ber. Band 75, 1923 S. 198ff.). BöHs
erwähnt das Fehlen von Kössenersehichten in der Um-
gebung (des Hochfelln selbst; im südlichen Gebiet kommen
sie in zwei Zügen vor, von denen der nördliche den bei
der Eschelmoos-Diensthütte mündenden Graben erfüllt, wäh-
rend der südliche von der Eschelmoosklause zur Haaralm
hinaufzieht und sich, immer schmäler werdend und tek-
tonisch stark zerstückelt, östlich bis zur Tannbergalm ver-
folgen läßt. Der mit den Kössenern eng vergesellschaftete
Lithodendronkalk lieferte keinerlei liasische Fossilien, so
daß er mit Bönms „Lias in der Fazies des Dachsteinkalks“
wohl nicht gleichgesetzt werden kann; immerhin wäre es
möglich, daß er ähnlich dem Rofan-Riffkalk in den
Lias hinaufreicht.e. Bemerkenswert ist, daß dieser Kalk
z. T. an der Kössener — Liasgrenze, z T\ aber auch bereits
innerhalb der Kössener auftritt. Es schien mir, als ob
sich Kössener Schichten und Korallenkalk gegenseitig faziell
vertreten können.
Nicht sicher bin ich mir über das Alter eines massigen,
äußerlich hellen, im Anschlag rötlichen oder rötlich-gespren-
kelten, z. T. ausgesprochen hellroten Kalkes, der in schma-
len Zügen hauptsächlich an den Störungsgrenzen gegen
den Hauptdolomit, und zwar meist eng verknüpft mit
dem‘ als Hasselbergmarmor ausgebildeten Oberjura auftritt.
Er führt manchmal etwas Hornstein und Crinoidenbrekzie.
Es lag zuerst nahe, ihn für eine besondere Ausbildung des
Rhätkalkes zu halten; die Lagerung schien dem nicht
zu widersprechen. Bei näherer Untersuchung zeigte sich
aber, daß er von dem echten Rhätkalk, der innen niemals
rötlich ist, im Gelände überall scharf getrennt ist, sei es
durch Störungslinien, sei es durch zwischengelagerten Lias-
kieselkalk. Andererseits fand sich niemals Lias oder eine
erkennbare Störung zwischen diesem Kalk und dem Dogger
oder Oberjura. Profile Lias — innen rötlicher Kalk —
Oberjura wurden z. B. am Südgrat des Gröhrkopfes (P. 1562)
und am Haaralpschneid-W-Ausläufer gefunden, Lias — i. r.
Kalk — roter Crinoidenkalk (wahrscheinlich Dogger) —
Oberjura an der O-Kante der Haaralm, südlich des Haaralp-
5*
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schneid-Ostgipfels. Danach scheint dieser Kalk am ehesten
dem Oberen Lias anzugehören. Erwähnt sei noch, daß der
Rhätkalk stets sehr reichlich Lithodendron führt. der röt-
liche Kalk nicht.
Von «den brekziösen Bildungen am Nordgehänge des
Urschelauer Tales erwähnt Bönm (S. 719), daß ein Teil dem
Lias angehöre. Ich konnte nur zwei Arten von Brekzien
unterscheiden: Reibungsbrekzien entlang den beiden großen
Störungslinien (vgl. S. 70) und Cenomanbrekzien. Nur ganz
örtlich fand ich auf der Tannbergalm eine hier nicht ein-
zureihende Bildung: Der Dogger-Crinoidenkalk, aus dem der
von der Alm nach der Ortschaft Brand hinunterziehende
Felssporn vor allem besteht, setzt sich als ganz schmaler,
kaum wahrnehmbarer Zug nach W bis zu dem markanten
Felskopf nördlich des d von Kratzelschneid fort. In diesem
schmalen Zuge und am Felskopf tritt zusammen mit rotem
und weißem Crinoidenkalk cine Hornsteinbrekzie auf, die
sich von ihm nicht trennen läßt.
Die Kieselkalke des Lias und des tieferen Neokoms sind
lithologisch einander sehr ähnlich. und es ist nicht leicht.
eine Grenze zu ziehen, wenn sich beide Gesteine wie auf der
Tannbergalm unmittelbar berühren. Neokomstücke sind
äußerlich heller und glatter und zeigen nicht so viel
schmutzig-bräunlich verwitternde Kalkspatadern wie der
Lias; der Hornsteingehalt besteht zumeist aus einzelnen
schwarzglänzenden Knauern, nicht Lagen. Die Grenze des
Neokom gegen den Hasselbergmarmor ist meist scharf:
nur an der Nordseite des Tannberg-Ostsporns treten über
dem Marmor bunte Aptychen führende Kalke mit roten und
grünen Hornsteinen auf, aus denen allmählich das Neokom
hervorgeht.
Die Vielgestaltigkeit und der schnelle örtliche Wechsel
des Cenomans sind wiederholt beschrieben worden. Es sind
vorwiegend Trümmergesteine mit oft sehr großen, teils
eckigen, teils gerundeten Komponenten, Brekzien und grobe
bis feine Konglomerate, ferner splittrige Kalksandste'ne und
bräunlich-grünlich leicht zerfallende Mergel. Diese (enoman-
gesteine spiegeln in ihrer Zusammensetzung die unter ihnen
anstehenden Formationen aufs deutlichste wieder. Da diese
Muttergesteine z. T. ebenfalls brekziös sind, so ist die Unter-
scheidung mitunter sehr erschwert. Offensichtlich wurden
auch mächtige Blöcke des anstehenden Gesteins ins Ceno-
manmeer gespült und treten heute inmitten des vielgestalti-
gen Komplexes auf. Typische Cenomanbrekzien erscheinen
Original from
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_ 69 --
massig, ungebankt und gröber als die älteren Brekzien, auch
enthalten sie ab und zu kantengerundete Stücke; ein gutes
Merkmal ist das häufige Vorkommen sandiger Zwischen-
amasse. „Fenster“, in denen das ältere Gestein zutage
tritt, sind nicht selten, z. B. südlich und nördlich der Linner-
mais-Hütte (Oberjura) oder bei der Stadelwand (Rhätkalk).
Man gerät hier leicht in Gefahr, die Ausdehnung des
Cenomans zu überschätzen. Das gilt z. B. für das Gebiet
nördlich vom Grundberg. Der ganze Hang östlich des
Längauer Grabens besteht bis über 1200 m hinauf aus Do-
lomitbrekzien, deren Alter nicht ohne weiteres klar ist.
Folgende Gründe sprechen aber dafür, daß echter Haupt-
dolomit vorliegt: Am W-Abfall des Lochköpfls und be-
sonders auf der Nesselauer Schneid, wo sicher kein (’enoman
mehr vorhanden ist, treten genau die gleichen Brekzien
auf. Der Dolomit ist deutlich gebankt, und neben vor-
wiegenden brekziösen Lagen treten wiederholt solche ganz
homogenen Gesteins auf. Wo Streichen und Fallen zu er-
mitteln ist, entspricht es dem allgemeinen Gebirgsbau.
Nirgends treten echte Cenomangesteine auf. Schließlich
wurde als Dolomit-Nordgrenze an einigen Stellen eine scharf
ausgeprägte Störungslinie gegen den Oberjura festgestellt,
welch letzterer hier ebenfalls brekziös ausgebildet ist. Die
Obergrenze des zusammenhängenden Cenomangebiets nörd-
lich und westlich der Urschelau liegt bei 1100—1150 m.
Lose Stücke finden sich an den Abhängen der Haaralm bis
1300 m hinauf und künden von einer weit vorgeschrittenen
Abtragung. Einzelne Fetzen mögen hier und da noch dem
höheren Gehänge ankleben, z. B. liegt ein solcher 600 m
nordwestlich der Linnermais-Hütte zwischen 1210 und 1250 m.
Bemerkungen zur Tektonik und Morphologie. An
die beiden das Eschelmoostal querenden Wettersteinkalk-
zuge schließt südlich eine regelmäßige vom Hochgern
herüberreichende Hauptdolomitmulde mit Lias im Kern an.
Ein Bruch, wie ihn Bönm entlang dieser S-N-Furche an-
nimmt (S. 719), ist demnach nicht vorhanden. Auf der
Hochgernseite der Wasserscheide nördlich (es Eschelmooses
tritt nicht Lias, sondern Raibler Dolomit an den Wetter-
steinkalkriegel heran. Auch Böums zweite Querstörung,
der „Haaralpbruch‘, erscheint mir fraglich, schon der langen
Erstreckung wegen. Gewiß ist das gleichmäßig steile Ab-
sinken aller östlichen Seitenäste des Hauptkammes von
der Strohnschneid zur Haaralpschneid eine recht auffällige
en Mn Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 70 —
Erscheinung. Es müßte aber ein Bruch;-der sich noch so im
Gelände ausprägt, außerordentlich jung sein, und ich glaube
eher, daß diese -Abfälle morphologisch bedingt sind, d. h.
Reste von: Taltreppenstufen darstellen, die durch phasen-
weise Hebung aus: dem allgemeinen Talnetz ausgeschaltet
wurden. Dafür spricht auch der Umstand, daß die Lias-
mulde des Hochfellngipfels (vgl. Börm S. 718) nach O an
jener Querstörung abgeschnitten ist; würde es sich um einen
Bruch handeln, so müßte sich die Mulde im abgesunkenen
Gebirgsteil erst recht — da vor Erosion geschützter — fort-
setzen. So ist es wahrscheinlicher, daß sie an einem
Erosionsrande abschneide. Wenn Böum S. 719 bemerkt.
daB der N-S-Kamm Hochfelln-Weißgrabenkopf-Haaralp-
schneid wegen seiner widerständigen Gesteine in hoher
Lage verblieben sei, so muß dem auch widersprochen wer-
den, da ja bei einem O—W gerichteten Streichen aın Kamm
derselbe bunte Wechsel zwischen härteren und weicheren
Gesteinen auftritt wie weiter östlich. Das: Stehenbleiben des
hohen Gebirgsteils ist nur abhängig von Tiefe und Ent-
fernung der Erosionsbasis.
Die oben erwähnte vom Hochgern herüberstreichende
Mulde verbreitert sich östlich des Eschelmoostales bedeutend,
quillt gleichsam auseinander und bildet eine Reihe steil-
stehender Falten mit Neokom im Kern. Die Entfernung von
Hauptdolomit zu Hauptdolomit, im Eschelmoos etwa 900 m,
beträgt 2 km, weiter östlich mindestens 1500 m, wobei
die Muldengesteine nunmehr entlang OSO streichenden
Störungslinien an den Dolomit grenzen, längs ‚denen das
Gestein vielfach zu einer Reibungsbrekzie zertrümmert
wurde. Einen besonders eigenartigen Verlauf nimmt die
nördliche Muldengrenze; 500 m östlich der Eschelmoosalm
biegt der Rhätkalk, sich über den Hauptdolomit schiebend.
fast rechtwinklig nach NNO um; nach etwa 600 m ver-
schwindet er seinerseits unter dem mächtig von O an-
drängenden Oberliaskalk, und nun, nachdem kein Hindernis
mehr da ist, quellen die jüngeren Gesteine aus der Mulden-
zone heraus und pressen sich, Raiblerschichten und Haupt-
dolomit flach überschiebend, den Graben hinunter, der in
der NO-Ecke der Eschelmoosalm mündet. Kössener Schichten
und Liaskieselkalk sind bei dieser Bewegung ausgewalzt
worden. Im Graben kann man die Ueberschiebungsstirn
bei 1150 m prächtig sehen, und ebenso liegt nördlich der Fels-
nase P 1319 flach SO fallender Jura Auf Raiblerkalk. Nach-
dem die Muldengtenze so einen Sprung von!700 m nach N
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u
gzemacht hat, verläuft sie weiter in gerader OSO-Linie Am
Hauptkamm stehen die Schichten beiderseits der Grenze
bereits saiger, und so bleibt es entlang der Nesselauer-
schneid. Eigentümliche Schuppungen und. Verzahnungen
treten am Hauptkamm und dort, wo der Weg Nesselau—
Thorau die Schneid überquert, zwischen Hauptdolomit einer-
seits, den jüngeren Schichten andrerseits auf.
Die südliche Hauptdolomitgrenze rückt, der zunehmen-
den Muldenverbreiterung entsprechend, nach O entlang
Kleinen Querstörungen staffelweise nach S und .erreicht
bei der Urschelau das Tal. Einzelheiten sind im westlichen
Abschnitt durch Schutt, im östlichen durch das die Gehänge
verkleidende Cenoman meist verdeckt. Auch hier grenzt
wie im N im wesentlichen der als Obcrlias aufgefaßte Kalk
an den Hauptdolomit. Entlang dem Urschelauer Achental er-
scheint die Muldenzone glatt abgeschnitten.
Die plötzliche Verbreiterung der Mulde und das Ueber-
handnehmen der jungen Schichten östlich vom Eschelmoos-
tal kann vielleicht so erklärt werden, daß hier ein tiefer
abgesunkenes Stück Geosynklinale vorliegt, in dem eine ent-
sprechend größere Anhäufung jüngerer Sedimente stätt-
fand, denen bei der Auffaltung zwischen den sich verhältnis-
mäßig starr verhaltenden Hauptdolomitsattelgebieten der
Raum zu eng wurde, so daß auf den aus S wirkenden Druck
hin der sperrende Rhätkalkzug zur Seite gedrängt wurde
und ein seitliches Ueberquellen stattfand.
Das Cenoman liegt in einem bereits aufgerichteten und
durchtalten Gebirge. Größere tangentiale Bewegungen
scheinen seit seiner Ablagerung nicht mehr eingetreten
zu sein. Die jungen Hebungen müssen bei der so verschiede-
nen Höhenlage des Cenomans als örtlich ungleich angenom-
men werden.
[Manuskript eingegangen am 4. Dezember 1924.]
ed ii Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Neueingänge der Bibliothek.
WerzeL, W, Die Methoden der Geologie. Aus: Natur und
Kultur, XVII, München 1920,
— Darstellung von Flußspat bei Zimmertemperatur, Aus:
Centralblatt Min. Stuttgart 1921.
— Die Baustoffe des Schlosses Gottorf nach ihrer petro-
graphischen und chemischen Beschaffenheit und Herkunft,
Aus: Die Heimat 32, Kiel 1923.
— Sedimentpetrographische Studien, Aus: N, Jahrb. Min. B.-
Bd, XLVIl. Stuttgart 1922,
— EI examen microscöpico del caliche por metodos petro-
gräficos abreviados, Aus: Caliche. Santiago de Chile 1923.
— Geologische Wanderungen in Schleswig-Holstein. I. Aus:
Die Heimat 32, Kiel 1922,
— U, Wanderung in der Gegend von Ahrensburg-Trittau. Eben-
da, 32. Kiel 1922,
— IV, Wanderung durch die Geestrücken um Hohenwestedt.
Ebenda 33, Kiel 1923.
— V.Wanderung durch die Grundmoränenlandschaft und die
° Moorbecken südlich Kiels,. Ebenda 33. Kiel 1923.
— VI Zwischen Kieler Hafen und Eider. Ebenda, Kiel 1923.
—
Original from
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Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 3/4. 1925.
Pıotokoll der Sitzung am 4. März 1925.
Vorsitzender: Herr Krusch.
Der Vorsitzende gedenkt der verstorbenen Mitelieder
Fiis:DricHh KATZER und Carlo DE STEFANI; die Versanmm-
lunx erhebt sich zu ihrem Andenken.
Es wünschen der Gesellschaft als Mitglieder beizutreten:
Herr Pıofessor GIoTTO DAINELLI in Florenz;
Herr cand. geol. Ernst STRoBEL in Tübingen;
Herr cand. geol. JosErF SIEMMER in Tübingen;
Herr Baurat ApoLr KinuneL in Troppau (C.S.R.);
Der Berg- und Hüttenmännische Verein in Charlottenhurg;
Herr Pıofessor Dr. WıLHELM HaAupBrass in Jena;
Herr Superintendent D. ARTHUR NEUBERG in Meißen, Sa.;
Herr Dr. H. v. PnırLıpsborv in Leipzig;
Herr Bergrat Dr. E. Kont in Berlin N 4, Invalidenstr. 44.
Nach Vorlegung der Neueingänge für die Bücherei
durch den Vorsitzenden spricht Herr SCHEUMANN: „Über
den eokambrischen Magmenstamm der sächsisch-thürin-
gischen Gneisprovinz“.
Dazu ergreifen das Wort die Herren BixG, FINKH,
ZIMMERMANN ], SCHLOSSMACHER, JOHNSEN und der Vor-
trarende,
Es folgt der Vortrag von Herin V. PHILIPSBORN:
„Cber die Urlaugen im deutschen Salzgebirge“.
In der Erörterung sprechen die Herren BrvYscHLaG,
FuLpA, E. Seıpr, HARBORT, BRINcKamEIER, RınyEs und der
Vortragende.
Original from
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ar GB 2
Darauf macht Herr RINNE „Bemerkungen über den
Fließdruck von natürlichen Salzen“.
An der Aussprache beteiligen sich die Herren Jonx-
SEN, FULDA, SCHIEWOLT, HARBORT und der Vortragende.
V, W. O.
DIENST. KRUscH. SOLGER.
Protokoll der Sitzung am 1. April 1925.
Vorsitzender: Herr Po=mPpeck)J.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und gibt das
Ableben des Seniors der Gesellschaft, des Ehrenmitgliedes
Professor Dr. HeınkıcHı Eck bekannt, von dessen wissen-
schaftlicher Bedeutung er ein ehrendes Bild entwirft.
Ferner hat die Gesellschaft den Tod von Professor
Dr. Eugen Geinıtz in Rostock, Geh. Bergrat Haas in
Siegen und von Markscheider Mxyers in Sulzbach sowie
des Geh. Bergrats Professor Dr. phil. Dr. ing. h. c. August
DENCKMANN in Berlin zu beklagen. Ihnen allen widmet
der Vorsitzende Worte des Gedenkens.
Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Andenkens
an die Verstorbenen.
Nach Vorlage der eingegangenen Bücher und Schriften
erteilt der Vorsitzende das Wort Herrn A. FUCHS zu
seiner „Gedenkrede auf AUGUST DENCKMANN“.
Herr H. SALFELD spricht über: „Sedimentation und
undatorische Bewegungen im nordwestdeutschen Becken
zur jüngeren Jurazeit“.
An der Aussprache beteiligen sich die Herren GRrUPE,
HAAcK, WOLDSTEDT und der Vortragende.
Herr HELLMERS behandelt die „Gauverwandtschaft-
lichen Beziehungen der rotliegenden Eruptivgesteine
Deutschlands“!).
Dazu sprechen die Herren Ber, FınckH und der
Vortragende.
I) Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen der Gesellschaft.
Original from
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ur TE ae
Herr W. KOEHNE trägt vor: „Über einige metho-
dische Fragen der Grundwasserkunde“2).
Dazu sprechen die Herren WEISSERMEL, FLIEGEL,
Guw1ıDbo HorrMAnN und der Vortragende.
v. w. 0.
BÄRTLING. DIENST. PON=MPECKJ.
Vorträge.
Einige methodische Fragen der
Grundwasserkunde.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 1. April 1925.)
Von Herrn WERNER KoEHNE.
(Mit 4 Textabbildungen.)
Die Untersuchung der Grundwasserbewegung durch
regelmäßige Beobachtung des Grundwasserstandes ist noch
verhältnismäßig neu; es lag in der Natur der Sache, daß
man zu Beginn der Arbeiten weder über die zweckmäßigsten
Verfahren, noch über die zu verfolgenden wissenschaftlichen
und wirtschaftlichen Ziele volle Klarheit besitzen konnte,
solche aber mehr und mehr gewonnen wird, je mehr die
Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt, durchdacht und
verarbeitet werden.
Das zunächst am meisten in die Augen fallende Ziel
bei Grundwasserstandsbeobachtungen ist der Nachweis von
Schädigungen bei künstlichen Eingriffen in den Grund-
wasserstand.. Ich möchte aber darauf an dieser Stelle
nicht näher eingehen; die seit Jahrzehnten in Preußen in
großem Umfange ausgeführten Grundwasserstandsbeobach-
tungen haben zum großen Teile derartigen Zwecken gedient.
Seit 1907 gewannen auch Bestrebungen festere Gestalt,
Grundwasserbeobachtungen für allgemeine wissenschaftliche
3) Siehe S. 75.
6*
IR FR Original from
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a 76: 2
Zwecke unter besonderer Berücksichtigung landwirtschaft-
licher Fragen einzurichten. Sie führten zunächst dazu, daß
im Jahre 1912 Grundwasserstandsbeobachtungen in den Tal-
niederungen zwischen Luckenwalde und Brandenburg ein-
gerichtet und unter Leitung der Landesanstalt für Gewässer-
kunde weitergeführt wurden. Es wurden dort durchweg
vorhandene, wenig benutzte Gebrauchsbrunnen wöchentlich
einmal beobachtet. Diese Messungen sind heute noch, wenn
auch in stark eingeschränktem Maße, im Gange. Jm Jahre
1914 wurde dann ein allgemeiner Grundwasserbeobachtungs-
dienst eingerichtet; er untersteht der Landesanstalt für Ge-
wässerkunde im Landwirtschaftsministerium; die örtlichen
Dienststellen dafür sind die Kultur-Bauämter. Während der
Kriegs- und Nachkriegszeit waren die zu überwindenden
Schwierigkeiten so groß, daß man zufrieden sein mußte,
wenn es gelang, diese Untersuchungen überhaupt aufrecht
zu erhalten. Jetzt stehen wir vor der Aufgabe, sie in
methodischer Richtung zu vervollkommnen und auszubauen.
Hierzu dürfen wir uns nicht auf die einseitige Betrachtung
beschränken, daß ein Teil des Niederschlags abfließt, ein
anderer verdunstet, ein dritter versickert. Diese Betrach-
tung berücksichtigt nur einen Teil der Vorgänge, die sich
in einem Gebiete in einem bestimmten Zeitraum abspielen
und führt daher nicht zu klaren Erkenntnissen. Wir müssen
nicht allein fragen, wo bleibt der Niederschlag?, sondern wir
müssen vor allem fragen, welche Wasserbewegungen spielen
sich in einem bestimmten Geländestück in einem bestimmten
Zeitraum ab? Wir finden hier die Erscheinung des Ab-
fließens, die teils oberirdisch, teils unterirdisch vor sich geht,
und zwar auch in Zeiten, in denen gar kein Niederschlag
fällt. Wir finden die Erscheinung der Verdunstung, die
nicht nur frisch gefallenen Niederschlag betrifft, sondern
auch vor sich geht, wenn kein Niederschlag fällt. Wir
sehen die Erscheinung des Einsickerns von Wasser in den
Boden, das in der lufthaltigen Gesteinzone teils als ‚„Haft-
wasser" festgehalten wird, teils als ‚„Sickerwasser‘‘ abwärts
dringt, schließlich auf den über dem Grundwasserspiegel
liegenden „Kapillarsaum“ trifft und endlich der Sättigungs-
zone einverleiht wird. Die Bezeichnung Sickerwasser ist
nur für Wasser in der lufthaltigen Zone zulässig; das
Wasser in der Sättigungszone des Untergrunds heißt Grund-
wasser.
Die Einnahmen durch Kondensation von Wasserdampf
(innerer und äußerer Tau), die nicht meßbar sind. können
Original from
SE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
nu 77,
bei der Rechnung vernachlässigt werden, wenn wir sie
von der Landesverdunstung von vornherein abziehen. Der
Kürze halber soll aber von „Landesverdunstung“ schlecht-
hin gesprochen werden, ohne daß dieser Abzug jedesmal
erwähnt wird.
Die aus dem Gebiet in der Zeitspanne (z. B. einem
Monat) abfließende Wassermenge A entstammt teils dem
gleichzeitig gefallenen Niederschlag N, teils dem im Gebiet
aufgespeicherten Waässervorrat. Ferner geht dem Gelände
auch durch die Verdunstung eine Wassermenge V verloren,
die ebenfalls teils aus dem gleichzeitigen Niederschlag, teils
aus dem Vorrat entnommen wird. Die teils durch den
Abfluß, teils durch die Verdunstung aus dem zu Beginn
des Zeitraums vorhandenen Wasservorrat centnommene
Wassermenge sei mit B bezeichnet. Andererseits wird auch
diesem Vorrat ein Teil des Niederschlags als Rücklage R
zugeführt. Die Veränderung des im Gebiete aufgespeicher-
ten Wasservorrats wird also durch R — B gekennzeichnet.
Von der Einnahme des Gebiets N ist also die Ausgabe
A-+V abzuziehen, und es bleibt dann die Änderung des
Vorrats R—B übrig; also ist
R—-B=N-(A+V). (GI. 1)
Diese Gleichung habe ich von KaArıL FiscHheR über-
nommen. Meist drücken wir diese Werte zahlenmäßig in
Millimetern aus, d. h. wir denken uns die Wassermassen,
um die es sich handelt, gleichmäßig über das ganze Ab-
flußgebiet verteilt und messen dann ihre Schichtmäßigkeit
in Millimetern.
Die Aufspeicherung R—B geht nun teils oberirdisch,
z. B. als Schnee und Eis, vor allem aber unterirdisch vor
sich. Auch die Aufspeicherung in Flüssen und Seebecken
kann Bedeutung gewinnen. Man kann sie für sich be-
rechnen, und es soll daher hier nur auf die Verhältnisse
der Landflächen eingegangen werden. Die Oberfläche der
Sättigungszone im Gestein ist der Grundwasserspiegel, wie
man ihn in Brunnen und Schächten freilegen kann. Wird
dieser um die Maßeinheit gesenkt, so wird dem
Gestein eine Wassermenge entzogen, «die wir als
spezifische Wasserlieferung p bezeichnen. (Specific yield
nach MeınzER). Häufig scheint ein Wert von 9=0,2
als ungefährer Durchschnitt annehmbar zu sein.
Bei der Senkung des Grundwasserspiegels werden
die Poren des Gesteins nicht vollständig von Wasser
IR FR Original from
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u: FR
entleert; p darf daher nicht mit dem Porenvolumen des Ge-
steins verwechselt werden, sondern weicht bei Sand etwas
und bei Ton sehr stark davon ab. Wir brauchen also diesen
Wert 9, um den Betrag der Grundwasserstandsänderungen
in reine Wasserhöhe umrechnen und so mit den Zahlen für
Niederschlag, Abfluß und Verdunstung unmittelbar ver-
gleichen zu können. Bezeichnen wir einen Grundwasser-
anstieg mit +h, ein Fallen mit —h, so sind die Acnderun-
gen des Wasservorrats in der Sättigungszone gleich +» .h.
Recht große Bedeutung besitzen auch die Veränderungen
der Wassermengen in der lufthaltigen Zone. Z. B. geht
aus Zahlen, die MITSCHERLICH von der obersten 2m starken
Bodenschicht einer Düne angibt, hervor, daß dort von
Mitte April bis gegen den Herbst eine Abnahme des Wasser-
gehalts eintrat, die einer Wassersäule von rund 80 nm
Höhe entspricht. Es sind also etwa zwei mittlere Monats-
niederschläge erforderlich, um diesen Verbrauch wieder aus
zugleichen. Bei der Berechnung des Wasserhaushaltes fassen
wir die Speicherung in der lufthaltigen Zone des Unter-
grundes mit derjenigen in Schnee und Eis zusammen
und bezeichnen sie als L, wobei unter L die Aenderungen
der Wassermasse von Anfang bis Ende eines bestümniten
Zeitraumes zu verstehen sind.
Die Veränderung des Wasservorrats in beiden Zonen
zusammen wird also durch $.h-+L gekennzeichnet. Für
die Landflächen kann man 9.h+-L=R-—B setzen. Wir
erhalten also nun statt Gleichung 1:
g.h+L=N-A—V
o.h=N-A—V-—L (Gl. 2)
Das ist die Grundgleichung der Grundwasserkundet),
deren sechs Werte allerdings noch in keinem Falle zu-
gleich gemessen worden sind, so daß wir uns heute noch
mit Annäherungen begnügen müssen. Ich möchte nun
zunächst ein Beispiel vorführen und dabei an eine Unter-
suchung anzuknüpfen, die noch HERMANN KELLER, der Alt-
meister der Gewässerkunde, vor etwa zehn Jahren ausge-
führt hat. Das Beispiel behandelt das Havelgebiet bis
Rathenow im Zeitraum 1902 bis 1910. In der nachstehen-
den Zahlentafel sind die monatlichen Durchschnittszallen
aus diesem Zeitraum zusammengestellt (vgl. auch Abb. 1).
I) Eine Zusammenstellung der wichtigsten Abkürzungen und
Formeln befindet sich am Schluß.
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= 70: ze
Es ist dabei das Abflußjahr der Gewässerkunde zugrunde
gelegt, das am 1. November beginnt.
Die Monatswerte des Durchschnittsjahres sind durch
einen beigefügten Strich von denjenigen des Einzeljahres
Havelgebiet bis Rathenow (mm):
902 —1910
siederschlag
|
x“ nach | |
SELLER) | | 5 40] 54 54l 86) 67) 52) 30] 220] Saab
en lae Zee Ben | elle ws —:
h ] 1
verdunstung | |
3 Ve... 1810 12) 14 28 Aal 70 71 67 60) 40) 22] 124) 330l454
Abfluß A’ 00 u Ka
‚nach Kk:LLer) 7) ı0 s . 16 3| 13 8 7 I 71 8 2» 501123
N 13V, | | |
BET inet 9— 9— 22|—- 29 — 25|+ 12 01+ 514 5]+ 32 — 32 0
u EN ER ER En E arten ] u
1.3 VA) [+ 234 4114 5414 6314 54,4 324 3223 10-105 01 - — |—
unterschieden. Der Jahresniederschlag im Durchschnittsjahr
ist 577 mm, der Abfluß nach den Abflußmengenmessungen
123 mm. Die Veränderungen des unterirdischen Woasser-
vorrats sind nun erfahrungsgemäß von Jahr zu Jahr teils
positiv, teils negativ; ihre Summen in einem längeren Zeit-
raum sind daher im Vergleich zu den Summen der Nieder-
schläge und der abgeflossenen und verdunsteten Massen
nur gering. Hätten sie in dem Zeitraum 1902 bis 1910
größere Beträge erreicht, so wäre das zweifellos bemerkt
worden. Also sind h und L von Beginn bis Ende des
Zeitraumes von 1902 bis 1910 nur gering gewesen, so daß
sie bei der Division durch die Zahl der Jahre (9) nahezu
gleich O0 werden und daher im Durchschnittsjahr ohne
wesentlichen Fehler vernachlässigt werden können, Setzt
man also im Durchschnittsjahr h und L gleich O, so nimmt
die Grundgleichung 2 die Form an: N—_A— V=0O, also
V=N--A (Gl 3). In unserem Beispiel wird also V = 577
— 123 = 454 mm. Die Jahressumme der Verdunstung haben
wir also; aber wie verteilt sie sich auf die einzelnen Monate?
Um das zu ermitteln, habe ich mir die Verdunstungs-
messungen zunutze gemacht, die in Potsdam mittels einer
ed ii Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
—- 0 —
in einer Beobachtungshütte aufgestellten Wäasserschale, der
sogenannten WıLpschen Schale, seit vielen Jahren aus-
geführt worden sind. Aus diesen Messungen habe ich die
Mittelwerte für die einzelnen Monate berechnet. Beim YVer-
gleich dieser Zahlen mit zahlreichen Grundwasserbeobach-
tungen, den ich ausgeführt habe, hat sich nun herausgestellt.
daß sich die Landesverdunstung in der weiteren Umgebung
von Berlin im allgemeinen in ganz ähnlicher Weise auf
die einzelnen Monate verteilen muß, wie diese Durchschnitts-
werte von Potsdam. Allerdings sind diese Potsdamer Werte
zu niedrig, weil die Wırpsche Schale in der sog. „Hütte“
steht. Ihre Jahressumme beträgt nämlich nur 351 mm,
während die Verdunstung im Havelgebiet, wie wir gesehen
haben, durchschnittlich 454 mm beträgt. Diesem Mangel
können wir dadurch abhelfen, daß wir die Potsdamer Werte
mit 1,3 multiplizieren. Wir erhalten dann Zahlen. die
befriedigend der Landesverdunstung entsprechen?). (Zeile 2.)
In Abbildung 1 stellt nun die oberste Linie die durch-
schnittlichen Niederschläge von Monat zu Monat dar. Die
Abstände von dieser Linie zur nächsten entsprechen der
Verdunstung und die Abstände wiederum zur nächsten
Linie dem Abfluß, wie er auf Grund der Abflußmengen-
messungen in der Havel bis Rathenow von KELLER fest-
gestellt worden ist. Diese untere Linie zeigt also an.
wieviel Wasser dem Havelgebiet in jedem Monat verbleibt,
wenn man vom Niederschlag die Verdunstung und den
Abfluß abzieht.
Gehen wir von dem Ende Oktober im Havelgebiet
vorhandenen Wasservorrat aus, so sehen wir, daß im
November eine Wassermasse dem Gebiet verblieben ist.
die auf dies gleichmäßig verteilt, eine Wasserschicht von
23 mm Mächtigkeit ergeben würde. Im nächsten Monat
kommen nochmals 18 mm dazu, so daß der Überschuß nun
schon 23—+18=41 mm beträgt. Zeile 5 und Abb. 1b zeigen
den Gang des so berechneten unterirdischen Wasservorrates.
Ende Februar ist er auf 63 mm angewachsen. Ein be-
trächtlicher Teil dieser Wassermenge ist inzwischen beim
langsamen Hinabsickern am Grundwasserspiegel anselangt
und hat diesen angehoben. Dann nimmt der Wasservorrat
wieder ab, und zwar in der Hauptwachstumszeit der
2) Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei bemerkt, dad
dies Verfahren zur Ermittlung der Landesverdunstung nur als ein
vorläufiges anzusehen ist.
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Dr a I of DT Top
60
Abb. 1. Havelgebiet bis Rathenow 1902—1910.
1a (oberes Bild). Veranschaulichung von Zeile 1—4 der
vorstehenden Zahlentafel (S. 79).
1b (unteres Bild). Nach Zeile $®der Zahlentafel jahreszeitlicher
Gang des unterirdischen Wasservorrats im Durchschnittsjahr, ent-
standen durch fortlaufende Addition der Werte von N’— 1,317’, — A’.
Das Summenzeichen Fin der Abbildung bezieht sich auf alle 3Glieder.
Original from
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09:
Pflanzen recht schnell. So ist er Ende Juni um 22 mm unter
den als Nullinie angenommenen Betrag des Oktoberendes
gefallen. Die reichen Niederschläge des Juli helfen dem
unterirdischen Wasservorrat nochmals etwas auf, bleiben
aber meist ala Haftwasser in der ausgetrockneten, luft-
haltigen Zone. Auch im August und September kommt
noch ein kleiner Überschuß dazu, der den Boden weiter
mit Wasser anreichert, so daß dann die Novemberüber-
schüsse wieder bereits mehr dem Grundwasser zurmnute
kommen können.
Leider verfügen wir aus dem Zeitraum, in dem die hier
verwerteten Abflußmengenmessungen ausgeführt worden
sind, nicht über so viele Grundwassermessungen, daß wir
die durchschnittliche Schwankung von Monat zu Monat
zahlenmäßig berechnen könnten. Noch viel weniger stehen
uns unmittelbare Messungen der jeweilig in der lufthaltisen
Zone des Untergrundes aufgespeicherten Wassermass.n zur
Verfügung. Aber wir wissen auf Grund zahlreicher Be-
obachtungen doch schon soviel über diese Dinge, daß wir
sagen können: Wenn wir die unterirdisch aufgespeicherten
Wassermassen im Havelgebict hätten genau messen können.
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= -
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Abb. 2a. me bis Rathenow.
- 200
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 83 —
SO würde sich ein ganz ähnliches Bild ergeben, wie es
die Abb. 1b zeigt.
Der Gang von Jahr zu Jahr ist nach den von KELLER
berechneten Zahlen in Abb. 2a veranschaulicht. Die oberste
Linie zeigt die Jahresniederschläge von 1%2 bis 1910 im
HIavelgebiet bis Rathenow. Davon ist zunächst die Ver-
dunstung und dann der gemessene Abfluß abgezogen, und
@s ergibt sich so aus N— V—A die Speicherung %.h+L.
Die Zu- und Abnahme des Vorrats über dem Grundwasser-
spiegel L kann hier vernachlässigt werden, da dieser
Vorrat um den 1. November meist ziemlich gleich sein
wird3); denn seine großen Schwankungen spielen sich in
den Sommermonaten ab. Wir können also die berechneten
Werte von N—V—-A=o.h setzen. $ habe ich auf 1%
eingeschätzt. Ich habe diese Werte also mit 4 multi-
pliziert und so die gedachten Hebungen und Senkungen
des Grundwasserspiegels in jedem Monat erhalten. Sie
Abb. 2b. Havelgebiet bis Rathenow.
Die ausgezogene Linie ist nach Grundwasserbeobashtungen ge-
zeichnet, die gestrichelte ist durch fortlaufende Addition der Werte
für N—V-—-A entstanden. Das Summenzeichen > in der Abbildung
bezieht sich auf alle 3 Glieder.
8) Genaueres darüber könnten erst jahrelange Messungen er-
geben, die noch nirgends ausgeführt sind.
IR FR Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
u N
sind in Abb. 2b zu einer Linie des gedachten Grundwasser-
verlaufs zusammengesetzt.
Um nun ein Bild vom wirklichen Grundwasserveriauf
zu gewinnen, habe ich aus den Beobachtungen von sechs
Meßstellen im unteren Haveltal berechnet, wie sich im
Durchschnitt der Grundwasserspiegel in jedem einzelnen
Jahr von 1. November zu 1. November gehoben oder ge-
senkt hat. Der Vergleich dieser beobachteten mit den ge-
dachten Grundwasserstandsschwankungen ergibt nun bis
1%8 eine Übereinstimmung (Abb. 2b), die erstaunlich ist.
wenn man bedenkt, wie viele Annahmen ziemlich wilikür-
licher Art für die Abschätzung des unterirdschen Wasser-
vorrats gemacht werden mußten. Diese Übereinstimmung
läßt uns hoffen, daß wir mit unseren heutigen Methoden
der Wahrheit nahekommen, und daß sie, wenn demzemäß
die Beobachtungen durchgeführt werden, auch zum Ziele
führen müssen.
Das vorgeführte Beispiel zeigt als eines unter vielen,
daß Abfluß und Verdunstung nicht dem Niederschlag ver-
hältnisgleich sind. Es hat daher für die Grundwasserkunde
gar keinen Zweck, sie immer wieder, wie es oft geschieht,
in Prozente des Niederschlages umzurechnen. Dies alte
Verfahren hat die klare Erkenntnis der Zusammenhänge
aufgehalten und wird daher in der Grundwasserkunde am
besten vermieden.
Die ein geschlossenes Abflußgebiet betreffenden Unter-
suchungen erfordern jedesmal einen großen Aufwand an
Messungen der Abflußmengen, Grundwasserstände und des
Wassergehalts in der lufthaltigen Zone des Gesteins und
werden daher nur langsame Fortschritte machen. Es ist
das sehr bedauerlich; denn die Bestimmung der sechs
Werte der Gleichung 2, Niederschlag, Ahbfluß, Verdunstung,
Grundwasseranstieg, Aufspeicherung oberhalb des Grund-
wassers und spezifische Wasserlieferung bietet den einzigen
wissenschaftlich einwandfreien Weg zum Vergleich von Nie-
derschlag und Grundwasserstand. Dieser einwandfreie Weg
kommt aber in absehbarer Zeit wegen des damit ver-
bundenen großen Aufwandes nur für wissenschaftliche Son-
deruntersuchungen, nicht aber für allgemeine Anwendung
in Betracht. Man muß sich aber ständig mit Vergleichen
von Grundwasserstand und Niederschlag befassen. Alljähr-
lich wird in zahlreichen Fällen bei Arbeiten der Landes-
anstalt für Gewässerkunde, anderer wissenschaftlicher An-
stalten, der Kultur-Baubehörden, der Wasserbauverwaltung,
Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
u Bee
der \Wasserwerksbetriebe u. a. m. die Frage berührt, ob die
Grundwasserstände Abweichungen vom gewöhnlichen Ver-
halten gezeigt haben und ob diese Abweichungen durch die
Niederschläge zu erklären sind oder ob noch andere Ein-
wirkungen, z. B. Änderungen der Vorflut, Grundwasserent-
nalımen usw. eine Rolle spielen. Man hat sich nun
in der Praxis in der Regel damit beholfen, Grundwasser-
stände und Niederschläge in Tabellen oder Zeichnungen
nebeneinander zu stellen und dann in mehr oder minder
zrefühlsmäßiger Weise daraus Schlüsse zu ziehen. Dies Ver-
fahren ist aber ganz unzulänglich; man kommt damit
nicht aus.
Es schien mir daher angezeigt, einen Mittelweg
zwischen dem gefühlsmäßigen Vorgehen und dem vorläufig
noch meist unerreichbaren Ideal zu suchen. Ich habe mich
daher entschlossen, rohe Verfahren auszuarbeiten, die nur
annähernd richtige Werte geben können und sollen. Sie
haben dafür den Vorzug, daß ihre praktische Anwendung
einfach und anschaulich ist. Man Könnte sie noch ver-
feinern; es fragt sich aber, ob es Zweck hat, solche Me-
thoden, die ihrem logischen Aufbau nach nur roh sein
können, verfeinern zu wollen und ihnen dabei den Vorzug
der Einfachheit zu rauben. Ich habe auch, soweit es mir
möglich war, geprüft, ob die Fehler, die bei diesen Ver-
fahren entstehen müssen, in für die Praxis erträglichen
Grenzen bleiben, und ich glaube Jiese Frage bejahen zu
dürfen, wenn man von diesen Verfahren nicht zu viel
erwartet.
Zur Ausarbeitung solcher Verfahren müssen zunächst
die Beziehungen zwischen h und N untersucht werden.
Als Beispiel diene die Abbildung 3; hier sind als Ordinaten
die Niederschlagssummen von je zwei Monaten, also Januar
—- Februar (2), März + April (4) usw. von Beelitz einge-
tragen. Leider fehlen sie von einigen Jahren. Die zuge-
hörigen Aenderungen des Grundwasserstandes sind in der
Weise berechnet, daß der durchschnittliche Grundwasser-
stand des Februar mit demjenigen des Dezember, der
Grundwasserstand des April mit demjenigen des Februar
usw. verglichen worden ist; die so erhaltenen Werte für
das Steigen (+) und Fallen (—) des Grundwasserspiegels
sind als Abszissen eingetragen, und zwar in !/, des Maß-
stabes dler Ordinaten. Bei den einzelnen Punkten ist außer
den Monaten (z. B. 2 für Januar + Februar) noch die
Jahreszahl angegeben (14 für 1914). Die Punkte für
Original from
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u Be
Januar + Februar, November + Dezember liegen in der
Regel rechts von der senkrechten Achse; es sind die Monate
des Grundwasseranstiegs. Die übrigen Punkte liegen meist
weiter links; es sind die Monate des Grundwasserabfalls.,
Schematische Bezugslinien von N und h.
N ron Beelitz in zwei Mensen
A
ga-59
Pia |
£ 1} !
3-0 -3-2 -3 -0 -Ss 0 5 0 pP, » ss 82 = m 5 .® SS cu‘
vo» m a nm 2 0 Rr 02» 0 ww mw 2]
Abb. 3. Verschiedene Wirkung der Niederschläge in den ver-
schiedenen Jahreszeiten. Die Niederschläge N sind von unten nach
oben, die Hebungen des Grundwasserspiegels + h von der senk-
rechten Achse aus nach rechts, die Senkungen —h nach links
aufgetragen. Die Punktschar für Juli + August (8) zerfällt in
zwei Gruppen, die durch punktierte Linien angedeutet sind. (Durch
den O-Punukt ist eine Gerade so gelegt, daß die Ordinate jedes
ihrer Punkte gleich o-h ist. Sie geht offenbar den Bezugslinien
annähernd parallel. Die Schlußfolgerungen aus diesem Verhalten
werden in einer in Vorbereitung befindlichen Abhandlung dargelegt.)
Es ist nun versucht worden, die durchschnittliche Lage der
Punkte in den einzelnen Jahreszeiten durch Linien (,Be-
zugslinien“) zu veranschaulichen; diese konnten aber zu-
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
ru
nächst nur ganz schematisch gelegt werden; denn zu ihrer
genauen Festlegung ist eine sehr viel längere Beobachtungs-
dauer erforderlich. Die einzelnen Punkte entfernen sich
beträchtlich von der Durchschnittsiage. Es liegt das unter
anderem vor allem daran, daß längere Zeit vergeht, bis
die eingesickerten Niederschläge bis zum Grundwasser-
spiegel abgesickert sind. Es wird sich daher in vielen
Fällen empfehlen, den Zeitraum, dessen Niederschläge ge-
messen werden, etwas vorzuschieben. Doch verbleibt auch
dann eine beträchtliche Streuung der Punkte, Es kommt
noch hinzu, daß die Niederschlagsmeßstelle 7km von der
Grundwassermeßstelle entfernt liegt, also die gemessenen
Niederschläge für diese nicht genau zutreffen können; end-
lich können auch Schwankungen der :Verdunstung und des
Abflusses eintreten. Immerhin ist eine gewisse Gesetz-
mäßigkeit doch schon zu erkennen.
Die Abildung zeigt klar, wie verschiedenwertig die
Niederschläge der verschiedenen Jahreszeiten für den Grund-
wasseranstieg sind. Im Juli + August (8) vermögen selbst
reichlichere Niederschläge den Fall des Wasserspiegels nicht
aufzuhalten. Es wären hier mindestens etwa 150 mm, in
der Regel aber sehr viel mehr nötig, um den Grundwasser-
spiegel im Gleichgewicht zu halten. Dem Betrag des Fallens
scheint aber eine gewisse Grenze gesetzt zu sein, die auch
bei sehr geringen Niederschlägen nicht überschritten wird.
Im Mai -+ Juni (6) vermögen schon Niederschläge von
durchschnittlich etwa 120 mm den Grundwasserspiegel im
Gleichgewicht zu halten, ungewöhnlich reichliche wie im
Jahre 1914 ihn zum Steigen zu bringen.
Ähnlich verhält es sich im September + Oktober.
Zu Beginn des Abflußjahres (Nov. + Dez.) müssen die Zwei-
monatsniederschläge im allgemeinen schon unter etwa 60 mm
heruntergehen, wenn ein Anstieg des Wasserspiegels aus-
bleiben soll. Ähnlich liegen die Verhältnisse im März +
April.
Im Januar + Februar (2) aber ist ein Steigen immer
eingetreten, auch schon bei geringen 'Niederschlägen, wobei
jedenfalls die Sickerwasserbildung des Dezember auch eine
Rolle spielt.
Die Bezugslinien, wie sie durch Abbildung 3 veranschau-
licht sind, bieten die Möglichkeit, ohne daß man 9, V, L
und A kennt, zu jedem Wert von N die Grundwasser-
standsänderung abzugreifen oder zu berechnen, die unter
Original from
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8 —
durchschnittlichen Verhältnissen in einer bestimmten Jahres-
zeit etwa zu erwarten ist.
Bestimmt man diese gedachten Grunid-
wasserstandsänderungen von Monat zu Mo-
nat, addiert sie fortlaufend und trägt die
Summen nacheinander auf, so erhält man
den Gang der Grundwasserstände, wie er
unter durchschnittlichen Verhältnissen auf
Grund der Niederschläge zu erwarten ist. Bei
der Addition gleichen sich die den Einzelwerten anhaften-
den Fehler in beträchtlichem Maße aus, und die nach diesen
und ähnlichen Gesichtspunkten gezeichneten Summenlinien
entsprechen infolgedessen dem tatsächlichen Grundwasser-
verlauf besser, als man es bei der starken Streuung der
Bezugspunkte von N und h erwarten sollte. Diese ge-
dachten Grundwasserstandslinien kann man
mit den wirklich beobachteten vergleichen
undausdenAbweichungen wichtigeSchlüsse
darüber ziehen, wo besondere Verhältnisse,
z. B. Änderungen der Vorflut, eingetreten
sind.
Zur Festlegung der Bezugslinien sind längere Beob-
achtungsreihen von mindestens 10 Jahren erforderlich.
Solche werden am 1. November 1925 von einer größeren
Anzahl von Beobachtungsstellen vorliegen, und es wird
dann weiter zu untersuchen sein, welche Schlußfolgerungen
sich unter Benutzung derartiger Bezugslinien, die man nach
recht verschiedenen Gesichtspunkten entwerfen kann, ziehen
lassen.
Inzwischen habe ich den Grundgedanken, zu jedem
Niederschlag den in einer bestimmten Jahreszeit unter
durchschnittlichen Verhältnissen gehörigen Grundwasser-
anstieg zu bestimmen, noch für eine Anzahl von Dar-
stellungsverfahren gedachter Grundwasserstandslinien ver-
wendet. In ihren Ergebnissen kommen diese verschiedenen
Verfahren ungefähr auf dasselbe heraus. Ich will daher hier
auf ihre Einzelheiten nicht eingehen. Welche davon sich
bei der praktischen Anwendung am besten bewälıren werden.
kann sich erst im Laufe einiger Zeit herausstellen. Einige
Beispiele davon habe ich bereits in dem Aufsatze „Die
Ursachen der Grundwasserstandsschwankungen“ in der
„Deutschen Wasserwirtschaft‘ 1924, Heft 7 und in der
Abhandlung ‚Die Grundwasserbewegung im Grunewald“
in der Zeitschrift für Bauwesen 1925 gegeben. Weitere
Original from
zen Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
—- 9 —
will ich in den ‚Besonderen Mitteilungen“ zum Jahrbuch
für die Gewässerkunde Norddeutschlands bringen. Hier
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Abb. 4. Die oberste Linie stellt den Gang des unterirdischen
Wasservorrats dar, berechnet aus den Monatsniederschlägen
und den unterhalb der Zeichnung angegebenen Durchschnitts-
werten von Verdunstung und Abfluß.
sei nur ein Beispiel herausgegriffen, um zu zeigen, wie die
berechneten Aenderungen des unterirdischen Wasser vorrates
-
(
ed ii Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
sich zu den beobachteten. Grundwasserständen verhalten.
In Abb. 4 sind die Monatsmittel der Grundwasserstände
in einem Brunnen in Laatzen bei Hannover dargestellt.
Es sind auch die Monatsmittel der Leinewasserstände auf-
getragen. Sie weisen keine unmittelbaren Beziehungen zu
den Grundwasserständen auf. Zur Veranschaulichung der
Wirkung der Niederschläge durch die oberste Linie sind
von den Niederschlägen geschätzte Durchschnittswerte für
AbfluB und Verdunstung abgezogen, während die Auf-
speicherung in der lufthaltigen Bodenzone dabei ganz unbe-
rücksichtigt geblieben ist. Man sieht sofort, daß die Grund-
wasserstände von der örtlichen Witterung stark abhängig
sind, wobei sich teilweise eine starke Verzögerung geltend
macht.
Um eine allgemeine Übersicht zu bekommen, genügt
es, die Wasserstände des Oktober herauszugrcifen. die da-
zwischen liegenden Monate aber auszulassen. Wenn man
die Oktoberwerte zeichnerisch aufträgt und durch einen
Linienzug verbindet, so entstehen die Oktoberlinien, die
eine gute Übersicht über den Verlauf des Grundwasser-
standes von Jahr zu Jahr und die Beziehungen dieses Ver-
laufs zu den Niederschlägen bieten. Eine große Anzahl
von Beispielen wird in den Besonderen Mitteilungen der
Landesanstalt für Gewässerkunde veröffentlicht.
Die Hauptsache aber ist, daß auf der Grundgleichung
o.h=N—(A+V--L) weiter gebaut wird. Sie stellt uns
vor die Aufgabe, nicht weniger als sechs Werte zu be-
stimmen, den Niederschlag, den Abfluß, die Verdunstung,
die Grundwasserstandsänderung, den von beweglichem
Wasser erfüllten Gesteinshohlraum p und den Wassergehalt
der lufthaltigen Zone des Untergrundes. Das sind große
Aufgaben, bei deren Bewältigung die Gewässerkunde, die
Bodenkunde und die Meteorologie zusammenwirken müssen,
wenn ein Erfolg erzielt werden soll. Einer der nächsten
Schritte auf diesem Wege scheint mir die resrelmäißize Be-
stimmung des im Gestein von der Bodenoberfläche bis zum
Grundwasserspiegel vorhandenen Wasservorrates in ange:
messenen Zeitabständen zu sein. Aus der Veröffentlichunz
von MEINZER über das Grundwasservorkommen in Nord-
amerika scheint hervorzugehen, daß man in Amerika in
dieser Richtung bereits tätig ist. RaMmann hat recht lehr-
reiche einschlägige Arbeiten bereits vor 40 Jahren in
Eberswalde bezronnen. Versuchen: wir auf diesem Were
vorwärtszukommen!
Original from
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Bu 0
Abkürzungen und Formeln.
Für einen Monat
ey. u I GE rn eines Durch- m a
schnittsjahres SSDILISJANE
Niederschlagssumme. . . . N N‘ ZEN.
Abflußhöhe . . . 2.2.2.0 A A‘ NA’
Landesverdunstung abzüglich
der Kondensationsmengen . V v FV
Steigen (+) und Fallen (—)
des Grundwasserspiegels . h h‘ =
Aufspeicherung (-;) von
Wasser in der lufthaltigen
Gesteinszone und als Schnee
und Eis . ._. en L‘ SL
= Spezifische Wasserlieferung (specilic yield)
Über epirogenetische Vorgänge im
nordwestdeutschen Weißen Jura.
(Bemerkung zum Vortrage von Herrn SALFELD in der
Sitzung am 1. April 1925.)
Von Herrn O. Grup, Berlin.
Die Ausführungen des Herrn SaırktLD über undato-
rische bzw. epirogenetische Bewegungen Jer jüngeren Jura-
zeit sind mir besonders interessant, di ich selbst seit
einer Reihe von Jahren im nordwestdeutschen Jurx tätig
bin und bei diesen Arbeiten in meinem enzeren Unter-
suchungsgebiet bezüglich der Bedeutung der genannten Vor-
gänge zu analogen Resultaten gekommen bin.
Zunächst spricht der durchgehende Flachwasser-
charakter der Weißjuraschichten dafür, daß bei ihrer Seili-
mentation das Meeresbecken sich im großen und ganzen
in einer ständigen allmählichen Senkung befunden hat,
und zum anderen wird durch den nicht selten starken
Fazieswechsel sowie besonders durch die großen Mächtig-
keitsschwankungen der Schichten erwiesen, daß diese Be-
wegungen des Meerosgrundes sich sehr ungleichmäßig voll-
zoren haben müssen,
Ein besonders instruktives Beispiel für «diese Verhält-
nisse bietet die Entwicklung der oberen Weißjurastufen
7*
Original from
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ur GT:
im Gebiete des Deisters und Süntels. Im Westen des Ge-
bietes sind sowohl die Münder Mergel wie auch das untere
Portland in sehr mächtiger Ausbildung vorhanden: die
ersteren bilden nach der Soldorfer Bohrung eine über
300 m mächtige Salz- und Mergelformation, und die Ein-
beckhäuser Plattenkalke und Gigasschichten bauen in der
Umgebung von Eimbeckhausen die viele Kilometer breite
Hügellandschaft zwischen Deister und Süntel in einer
Mächtigkeit von 100—150 m auf, während sämtliche
Stufen von hier aus ostwärts plötzlich stark zusammen-
schrumpfen und nur etliche Kilometer entfernt am ÖOst-
ende des Deisters nur noch einen Umfang von wenigen
Metern besitzen.
Diese auffällige Erscheinung, die durch die petrogra-
phische Veränderlichkeit der Eimbeckhäuser Plattenkalke
und Gigasschichten noch besonders verstärkt wird, ist nur
dadurch zu erklären, daß die Senkungen des Meeresgrundes
von sehr wechselndem Ausmaße waren und daß sich auf
diese Weise vielorts Schwellen und Untiefen herausbildeten,
die dann in ihrem Bereiche nur eine beschränkte Seli-
mentation zuließen.
Nur zweimal kam es im Laufe der Weißjurazeit, zu
Beginn des Portlands und zu Beginn des Serpulits, zu
einer orogenetischen Steigerung der Erdbewegungen, d.h.
umgekehrt zu aufwärts gerichteten und dadurch Abtra-
gungen und Transgressionen veranlassenden Bewegungen,
die gerade auch am Deister in Gestalt regelrechter Ver-
werfungen — nicht nur in Form der schon bekannten
Transgressionskonglomerate — neuerdings von Herrn EBERT
und mir festerestellt werden konnten.
Original from
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203 ==
Briefliche Mitteilungen.
Die Spaltung des Rostrums von Belemnitella
mucronata ScHL.
Von Herrn Hans KrAnn in Rostock.
(Mit 6 Textabbildungen.)
Vor einiger Zeit machte mich einer nıeiner Hörer, Herr
Dr. BECKER, auf eine ihm unerklärliche Beobachtung auf-
merksam, welche er an glattgeriebenen Belemnitenbruch-
stücken angestellt hatte. Es dürfte sich zumeist um solche
handeln, die zu Belemnitella mucronata n’ORB. gehören.
Hält man das Rostrum so, daß man die Ventralseite vor
sich hat, so fällt eine feine Linie auf, deren Gegenstück
sich auf der Dorsalseite befindet. Bringt man ein solches
Fragment in senkrechte Stellung, und zwar so, daß das
Licht von links kommt und die Ventralseite dem Beschauer
zugekehrt ist, so erscheint die linke Hälfte hell, die rechte
aber dunkel. Dreht man um 90° nach rechts herum, so
ist eine Trennung von Hell und Dunkel nicht wahrnehm-
bar. Wird die Drehung in demselben Sinne um weitere
90° fortgesetzt, so erscheint wieder das erste Bild, indem
sich Hell und Dunkel an der von oben nach unten hin-
ziehenden Dorsallinie berühren. Nach jeder weiteren Dre-
hung um 180° tritt das Helldunkelphänomen auf (Abb. 1)!).
Worauf ist die geschilderte Beobachtung zurück-
zuführen? Augenscheinlich hängt sie mit einer Fläche zu-
sammen, welche durch die beiden Linien auf der Dorsal-
und Ventralseite angedeutet wird, und welche über die
Apicallinie zieht. Diese Fläche bezeichne ich der Kürze
halber als Grenzfläche. Auf sie werden wir noch
weiter unten zu sprechen kommen.
1) Bei Herrn Prof. BnoıLı frug ich an, ob ihm die geschilderte
Erscheinung bekannt sei. Da er gerade verreiste, ließ er mir
durch Herrn Prof Srtromi:r mitteilen, daß sie hiervon nichts
wüßten. Herr Prof. Stromer schrieb mir, daß auch bei Qurx-
stept, der doch auf solche Sachen geachtet hat, nichts zu finden
sei. Für die Benachrichtigung spreche ich meinen besten Dank aus.
Original from
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94 —
Man könnte nun zunächst daran denken, daß das Hell-
dunkelphänomen auf einer Polarisationserschei-
nung beruht. Der Gedanke liegt insofern nahe, als von
der Apicallinie eine große Anzahl von Kalkspatindividuen
ausstrahlt. Es wäre aber unter diesem Gesichtspunkt eine
dsp
vsp
a
Abb. 1. Stark abgeriebenes Rostrumbruchstück von Belemnitella
mucronala. Strand von Rügen. Abb. a zeigt die Bauchspalte
(v) mit der stark ausgebildeten Bauchspaltlinie (vsp). Links
derselben: Verdunkelung. Abb. b läßt die dorsale Spaltlinie
(dsp) sehen; links davon Verdunkelung.
Verdunkelung nur dann möglich, wenn zwei aufeinander
senkrecht stehende Polarisationsstrahlen erzeugt würden,
ähnlich wie dies bei gekreuzten Nikols der Fall ist. Dieser
Fall ist schon deshalb auszuschalten, weii erstens nicht
zwei Kalkspatkristalle vorliegen, von denen jeder auf einer
Seite des Rostrums liegt, und weil zweitens der Helldunkel-
effekt nicht dadurch erzeugt wird, daß die beiden Hälften
des Rostrums gegeneinander gedreht werden, sondern «da-
durch, daß der gesamte Körper um die Längsachse bewegt
wird.
Sodann liegt der Verdacht nahe, daß es sich um
Totalreflexion handelt. Diese kommt nur dann in
Betracht, wenn sich zwischen den beiden Rostrumshälften
ein weniger dichtes Medium als Kalkspat, etwa Luft, be-
findet. Sicher spielt Totalreflexion eine gewisse Rolie, be-
sonders bei denjenigen Stücken, welche einen deutlichen
Riß aufweisen, denn dieser läßt wohl Luft eintreten. Man
beobachtet aber die genannte Erscheinung auch bei solchen
Exemplaren, welche absolut dicht sind und keine Spur
eines eigentlichen Risses zeigen. Sie reißen selbst bei
der Anfertigung von Dünnschliffen nicht auseinander. Ob
sich auch hier auf der Grenzfläche Luft befindet, will ich
Original from
EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
a O5
dahingestellt sein lassen. Es wird aber Totalreflexion nur
an den Stellen auftreten, wo der Einfallswinkel innerhalb
des dichteren Mediums groß ist. Der ganze Vorgang wird
daäurch verwickelt, daß das Licht durch die Kalkspat-
individuen nach den verschiedensten Richtungen abgelenkt
wird. Doch kann dieser Faktor nicht von ausschlaggeben-
der Bedeutung sein, da auch nichtkristalline Körper den-
selben Lichteffekt zeigen, wie wir noch sehen werden.
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß die Ab-
blendung auf der dem Lichte abgekehrten Seite mit der
Entstehung der Grenzfläche in cinem gewissen
Zusammenhang steht. Man kann nämlich das Helldunkel-
phänomen auch mit anderen Körpern sehr leicht hervor-
rufen, wobei es gleichgültig ist, ob dieselben kristal-
liner oder kolloidaler Natur sind. Ich beobachtete
es bei einem Bohrkern aus Kochsalz, durch welchen
quer zur Längsachse ein nur an dem Helldunkel zu kon-
statierender Spalt zog. Sehr gut eignet sich kolloidale
Kieselsäure in Form von Feuerstein. Ich habe bei
einer Exkursion mit Herrn Geheimrat GeInıTtz nach
Wendisch-Weningen bei Dömitz a. d. Elbe durchscheinende
Feuersteindreikanter in einem gebleichten Sand gesammelt,
welche z.T. einen leichten Sprung zeigten. Das Hell-
dunkel kam ebenso prächtig wie bei den Belemniten zum
Vorschein. Am besten kann man den besprochenen Licht-
effekt mit einer brennenden Stearinkerze er-
zeugen, welche einen Riß senkrecht zur Längsachse hat.
Ich kann mir nur denken, daß bei all diesen Körpern
an der mehr oder weniger lädierten Stelle (Grenzfläche)
eine, wenn auch noch so geringe Verschiebung
der Moleküle stattgefunden hat, wodurch der normale
Lauf der Lichtstrahlen gehemmt wurde. Dieses Moment
wäre also neben der Tbotalreflexion in erster Linie in
Betracht zu ziehen.
Wir haben uns nun mit der Entstehung der
Grenzfläche zu beschäftigen. Sie muß in ihrer ersten
Anlage auf eine wenig widerstandsfähige Stelle des Ro-
strums zurückgehen. Eine solche ist die Ventralspalte v.
Wie die Abbildungen 1, 2 und 4 zeigen, beginnt die Grenz-
fläche an der genannten Spalte mit mehr oder weniger
sroßer Deutlichkeit, wobei sie oft so fein ist, daß sie
erst bei künstlicher Beleuchtung, und dann nur schwach,
sichtbar ist (Abb. 2a). Sie läßt sich bis zur Spitze ver-
folgen (Abb. 3a und 4a). was aber, wie Abb. 1a zeigt,
IR FR Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 96 —
nicht der Fall zu sein braucht. Dort, wo die Grenzlins
aufhört, ist auch der Lichteffekt zu Ende. Eine zweite
Stelle, welche sich zur Anlage der Grenzfläche eignen
könnte, liegt gegenüber der Bauchspalte; es ist die auf
der Innenfläche der Alveole gelegene Dorsalfurche d
(Abb. 2—4). Ich habe aber bei den allerdings nicht sehr zahl-
=
...
eounentt* .
..
h
“or lan aede el O0 10
Abb. 2. Belemnitella mucronata Scnı.. Senon, Rügen. Der Bauch-
spalt (v) verlängert sich in die ventrale Spaltlinie (vsp), er-
reicht aber die Spitze des Rostrums nicht, daher ist sie auch
auf der Dorsalseite nicht sichtbar. d - innere Dorsalfurche,
di - Dorsallateralfurche im Inneren der Alveole.
reichen untersuchten Stücken die Grenzfläche nie von der |
Spitze bis zur Dorsalfurche verfolgen können, wenn auch von
der Spitze eine Grenzlinie dsp nach dieser hinziehen kann. |
Hieraus geht hervor, daß die Anlage der Grenzfläche
>
Abb, 3. Belemnitella mucronata. Senon, Rügen. Ventrale und
dorsale Spaltlinie (vsp und dsp) sind deutlich sichtbar, ebenso
der Helldunkeleffekt. di -= Dorsallaterallinien.
Original from
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u OF u
von dem Ventralschlitz ausgehen muß und in der Eint-
stehung weiter nach der Spitze und von hier in Richtung
nach der: Dorsalfurche fortschreitet. Auf der Rückenseite
liegt die Grenzlinie (dorsale Spaltlinie dsp) immer zwischen
den beiden Dorsallateralfurchen. Die Spaltnaht ist auf der
urterersere ent t 000
"to u ee j
EN IR ET Et errang, = BESEAEIE SEIT ITE ER
€
5.
>
Abb. 4. Belemnitella mucronata. Lüneburg. Auf Abb. a setzt sich
der Bauchspalt (v) in die sehr feine ventrale Spaltenlinie (vsp)
fort und zieht sich auf Abb. b über die Spitze auf der Dorsal-
seite als dorsale Spaltlinie (dsp) fort.
Dorsalseite stets weniger deutlich als auf der Ventral-
seite entwickelt, weshalb auch der Lichteffekt auf der
letzteren immer stärker als auf der ersteren ist. Hieran
kann man an den kleinsten abgeriebenen Bruchstücken
des Rostrums Ventral- und Dorsalseite unterscheiden.
Es kann auch zur Bildung von Sekundärgrenzflächen
kommen, wobei sich diese bezüglich des Helldunkel-
phänomens wie die Hauptfläche verhalten.
Die geschilderten Verhältnisse beziehen sich auf Belem-
nitella mucronata. Wie diese verhält sich auch Actinocamax
quadratus Bıv. Von dieser Art konnte ich einige Exem-
plare von Lägersdorf in Holstein untersuchen. Sie besaßen
noch die typischen Blutgefäßeindrücke. Trotz Künstlicher
Beleuchtung war von Spalten nichts zu sehen. Daß aber
bereits eine Grenzfläche angelegt war, geht aus dem sehr
schwachen Lichteffekt hervor, welcher dem bei Belemnitella
mucronata beobachteten entspricht.
Auch bei einigen Stücken von Belemnites minimus
LisTER aus dem Gault von Eilum bei Schöppenstedt und
von Folkstone war die Grenzfläche zu sehen.
IR FR : Original from
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- 08 —
Auf einen eigentümlichen Fall möchte ich noch auf-
merksam machen, welcher sich in gewisser Beziehung anders
als die erwähnten Belemniten verhält. Bei Belemnites west-
falicus SCHLÜTER aus dem Grünsand von Bornholm stellt
sich wohl der Helldunkeleffekt in schöner Weise ein, doch
geht die Grenzfläche nicht von der Bauchspalte über die
Ventralseite und von da nach der Rückenseite, sondern
senkrecht dazu. Es muß also der geringste Widerstand
anders als bei den oben besprochenen Formen lieren. Leider
konnte ich wegen mangelnden Materials dieser Sache nicht
weiter nachgehen.
Wir kehren zu Belemnitella mucronata zurück und
fragen uns, ob nicht auch der Phragmokon an der
Entstehung der Grenzfläche beteiligt ist. Dieser sitzt zu
Lebzeiten fest in der Alveole und hat zwei Kiele, welche
sich gegenüberliegen, wie Figur 5 zeigt. Sie sind ziemlich
scharf und deutlich ausgebildet. Ein Stück von Bügen
(Abb. 5—6) zeigt die Lage des Phragmokon im Rostrum
deutlich. Dieses ist aufgespalten, der Phragmokon mit seinen
Abb. 5 und 6. Belemnitella mucronata. Rügen. Phragmokon mit
den beiden Kielen auf Dorsal- und Ventralseite. Auf Abb. 6
ist der Bauchspalt (v) des aufgebrochenen Rostrums zu sehen.
Kielen liegt so, daß diese in die Bauch- und Rückenspalte
passen. Eine Trennungslinie, wie wir sie bei dem Rostrum
beobachten, ist nicht vorhanden, deshalb fehlt auch der Licht-
effekt. Die Grenzfläche ist also ganz auf das Rostrum
beschränkt.
Ich habe lange geschwankt, ob die Kiele primärer oder
sekundärer Natur sind, doch habe ich mich für eine primäre
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- 9 —
Anlage entschieden, denn WEGXER?) beschreibt von dem
Phragmokon des 'Actinocamax granulatus „us der west-
fälischen Granulatenkreide eine schmale leistenförmige Er-
hebung, welche in die Schlitzmündung (der ventralen
Rostralseite?; paßt und aus der Konothek etwa 4, mm
hervorragt. Dieser Kiel oder diese Kiele sind verständlich,
denn sie tragen zur Festigung des Phragmokon wesentlich
bei, da sie sich in den Ventralschlitz und in die Dorsal-
furche einklemmen. Diese gehen genetisch auf dieselbe
Ursache wie die Kiele zurück.
Sicher dürfte sein, daß die leistenförmigen Erhebungen
des Phraxmokon mit der Bildung der rostralen Grenzfläche
in einem Zusammenhang stehen. Der Faktor, welcher ihn
nach dem Tode des Tieres von dem Rostrum loslöst, läßt,
auch die Grenzfläche in diesem entstehen. Nchiebt sich
in den Raum zwischen den Wänden der ventralen Furche
und dem Kiel etwas ein, so muß ein Riß im Rostrum ent-
stehen, wobei auch der Phragmokon von diesem getrennt
wird.
Welches Moment ruft aber die Trennung hervor? Es
kann nicht im Innern des Phragmokon gesucht werden,
da dieser sonst auch gespalten sein müßte. Die Ursache
liegt vielmehr, wie eben schon gesagt wurde an den
Stellen, an denen sich die Phragmokonkiele mit dem Ven-
tralschlitze (vielleicht auch mit der Deorsalfurche?) be-
rühren. Zurück geht die Bildung der Grenzfläche ent-
schieden auf postmortale Zeit. Zu Lebzeiten des Tieres
kann sie nicht bestanden haben, denn hierdurch wäre die
Festigkeit der Schale zu Schaden des Individuums sehr
herabgemindert worden. Die Trennungsfläche ist aber auch
nicht erst im Diluvium entstanden, wo man die Be-
lemniten mit scharf ausgebildeter Grenzebene findet (an
welcher sich die beiden Rostrumshälften ohne allzu große
Mühe voneinander trennen lassen), sondern bereits in jener
Periode,inwelcher die einbettenden Schich-
ten abgesetzt wurden. Wenigstens trifft dies für
Bel. mucronata von Rügen zu, was ich daraus schließe, daß
in dem Kreidebruch von Saßnitz Stücke gesammelt werden
können, die deutlich den Helldunkeleffekt zeigen, wenn
auch ein Spalt nicht zu sehen ist. Es handelt sich dabei um
Mucronaten, die man direkt aus dem Anstehenden heraus-
2) Die Granulatenkreide des westfäl. Münsterlandes. Zeitschr.
d. D. Geol Ges. 1905, S. 219.
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holt. In der Sammlung des geologischen Instituts von
Rostock befindet sich ein diesbezüglicher Belemnit; er liegt
zur Hälfte noch im Kreidegestein und ist zur anderen
Hälfte herauspräpariert. Das Helldunkel ist deutlich wahr-
nehmbar.
Der die Grenzfläche bildende Faktor wird nun sehr
bald nach dem Ableben des Tieres in Tätigkeit getreten
sein. Nach dem Zerfall des Mantels konnte Wasser an der
wenigst dichten Stelle kapillar eindringen. Diese ist die
Grenzlinie zwischen Phragmokon und Rostrum und ganz
besonders die Stelle, an der die Phragmokonschienen im
Ventralschlitz und in der Dorsalfurche sitzen. Vor allem
eignete sich der erstere dazu, weil er nicht nur wie die
Dorsalfurche im Inneren der Alveole sitzt, sondern spalt-
förmig den oberen Teil der Bauchseite durchzieht.
Das «eindringende Wasser allein hätte wohl kaum
allein die ventrale Grenzlinie. die sich später zu einer
Fläche erweiterte, bilden können. Als eigentliche spaltende
Ursach: kommt etwas anderes in Betracht. Das in uJas
Rostrum eindringende Wasser muß verhältnisınäßig kalk-
haltig gewesen sein (eine Frage, der ich noch nachgehen
werde). Der Kalk wird aber unter dem Einfluß von Elektro-
lyten wio Kochsalz und Magnesiumchlorid und eventuell
der verwesenden organischen Massen kolloidal ausgeschieden.
wobei ich vor allem an die Versuche von BoDLÄXDER denke.
Diese Ausscheidung mußte auch an den in Betracht. kom-
menden Stellen der Belemnitengehäuse eintreten. Hierbei
mußte besonders am Bauchspalt eine Spannung hervor-
gerufen werden, welche sich nach der Spitze des Rostrums
und auf der Rückenseite fortsetzte.e Beim Altern kristalli-
sierte wohl auch ein Teil des Kalkes aus, wodurch natür-
lich die Sprengwirkung erhöht wurde. STOLLEN?) gibt an,
daß der schmale Hohlraum des Schlitzes nachträglich von
einer Kalkspatlamelle infiltriert werden könne. Es braucht
sich dabei aber nicht immer um Kalk zu handeln, es
kann auch Eisen in Frage kommen, denn dieses wurde von
WEGNER in dem Hohlkegel um den Phragmokon von Act.
quadratus beobachtet (a. a. O.).
Der Spaltungsvorgang muß nun so vor sich gegangen
sein, daß zuerst auf der Ventralseite ein Aufspalten am
Bauchspalt eintrat, das sich nach der Spitze fortsetzte.
®) Die Systematik der Belemniten. 11, Jahresber. der Nieder-
sächsischen Geol. Ver, 1919, S. 25.
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Hierbei brauchte eine Spaltlinie auf der Rückenseite noch
nicht zu entstehen. Es wurde nämlich im ersten Stadium
eine aufklappende Bewegung ausgeführt, wobei das Schar-
nier auf der Rückenseite lag. Erst spätere Bewegungen
relativ kräftiger Natur ließen eine dorsale Spaltlinie bzw.
einen Riß entstehen.
Spätere Verwitterungsvorgänge physikalischer Natur,
welche z. T. erst auf sekundärer Laägerstätte einsetzten,
konnten die Schale vollständig spalten.
Was hier für Belemnitella mucronata ausgeführt
wurde, dürfte auch für andere Belemniten zutreffen, doch
können bei verschiedenen Formen auch andersartige Ursachen
als die geschilderten für die Anlage der rostralen Grenz-
fläche haftbar gemacht werden, was aber bei jedem Ein-
z2\fall zu untersuchen ist. Rostren, welche durch irgend-
welche färbende Substanzen dunkel gefärbt sind, eignen
sich für derartige Untersuchungen nicht recht. Zum
Schluß sei darauf hingewiesen, daß ich das Helldunkel-
phänomen auch bei Uurchscheinenden glatten Brachiopoden
beobachtete. Es wäre wohl nicht uninteressant, wenn dieses
Phänomen einmal systematisch untersucht würde. Ich bin
mir dessen wohl bewußt, daß die obigen Ausführungen
nur den Charakter einer Anregung haben können, weitere
Untersuchungen waren mir aber wegen des geringen zur
Verfügung stehenden Materials nicht möglich.
Zusammenfassung.
Das durch die Existenz einer dorsal/ventral gelegenen
Fläche (Grenzfläche) bedingte Helldunkelphänomen am
rostralen Teil von Belemnitella mucronata und anderer Be-
lemniten beruht nicht auf Polarisation, sondern z. T. auf
Totalreflexion, zum größten Teil aber auf der Verschiebung
der Moleküle längs der Grenzfläche.
Diese entsteht dadurch, daß an der Bauchspalte nach
dem Ableben des Tieres Wasser eindringt, aus welchem
Kalk ausgeschieden wird (unter Umständen auch andere
Stoffe). Dieser wirkt sprengend, namentlich, wenn er beim
Altern in den kristallinen Zustand übergeht (was wohl
seltener der Fall ist). Ursprünglich hatte sich der mit
zwei in den Dorsalschlitz und in die Ventralfurche passenden
Schienen versehene Phragmokon an der Spaltung insofern
heteiligt, als seine Ventralschiene zwischen sich und der
Bauchspalte einen ganz kleinen Raum frei ließ, in welchen
kapillar das Wasser von außen eindrang. Bei der Aus-
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scheidung des kolloidalen Kalkes wurde gleichzeit:z ei
minimales Aufkläffen der ventralen Rostralseite url de
Loslösung des Phragmokons hervorgerufen. Dieser hrıauch'e
aber nicht vollständig losgelöst zu werden, worauf ich in
diesem Zusammenhang nicht einging.
Der Gang des Aufreißens ist der, daß zuerst (lie Venira-
seite minimal, und zwar von oben nach unten. zu klaffen |
beginnt, wobei sich die Dorsalseite wie ein Scharnier ver-
hält und im «ersten Stadium noch keine spaltlini«- zeizt.
Diese wird erst beim Fortschreiten des Vorganges zseh:läer.
Die Rückenlinie ist nie so deutlich wie die Bauchlinie.
weshalb auch der Helldunkeleffekt auf Jder Ventralseite
stets stärker als auf der Dorsalseite isst. Beim Anwiitern
reißt das Rostrum an der Grenzfläche auf, was zu »inem
Auseinanderfäallen desselben führen kann.
Mit der Struktur der Belemnitenschale, speziell des
Rostruns, hat das Auftreten der Grenzfläche oder der
Spaltlinie nichts zu tun.
Geschichtliche Bemerkungen zur Verwendung
der isometrischen Projektion im Bergbau und
in der Geologie.
Von Herrn KARL LÜDEMANN in Freiberg, Sa.
E. SracH hat in zwei Veröffentlichungen!)?®) die Auf-
merksanıkeit auf eine einfache und doch die Raumverhält-
nisse sehr anschaulich wiellergebende Weise der Daıstellung
tektonischer Formen gerichtet, die er als „stereosraphische”
Darstellung bezeichnet. Bei der Beachtung, die Jie-er Hin:
weis gefunden hat?), ist eine geschichtlich-richtire Ein-
ordnung der Methodik von einigem Interesse.
Mathematisch handelt es sich um die altbekannte iso-
metrische Projektion. Bekanntlich wird die weite:tzehende
I) E. STacnu: Die stereographische Darstellung tektonischer
Formen im „Würfeldiagramm“ auf „Stereo-Millimeterpapier“.
Zeitschr. d. D. Geol. Ges., 74. (1922), S. 277—30.
>) E. Sracn: Horizontalverschiebungen und Sprünge im öst-
lichen Ruhrkohlengebiet. Glückauf, 59. (1923). S. 669—678.
3) Siehe z.B. die Besprechungen von C. STIELER in „Geo-
logische Rundschau“, 14. (1923), 8. 195, und W. KAUENHOWEN
in „Zeitschr. f. angewandte Geophysik“, 1. (1923). S. 159—152.
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Vereinfachung beim Zeichnen eines normalaxonometrischen
Bildes dann erreicht, wenn alle drei Achsenverkürzungs-
verhältnisse gleich sind. Hierzu ist notwendig, daB die
drei Achsen gegenseitig den gleichen Winkel, also einen
Winkel von 120°, einschließen. Ein unter Benutzung eines
solchen Achsenkreuzes gezeichnetes normalaxonometrisches
Bild nennt man ein isometrisches. Man findet die mathe-
matischen Grundlagen hierfür in jedem gebräuchlichen
Lehrbuch der darstellenden Geometrie in mehr oder minder
großer Ausführlichkeit behandelt. Ich nenne hier nur die
Werke von K. RoHx und E. PAPrPpERITZ!) sowie von E,
MÜLLER).
E.StacH spricht nicht von einer isometrischen, sondern
von einer „stereographischen“ Darstellungsweise. Aus
allgemein-wissenschaftlichen Gründen sollte aber der Aus-
druck „stereographisch“ nicht verwendet werden, dı man
mit ihm in der Lehre von der Abbildung der Kugelober-
fläche auf die Ebene einen ganz bestimmten Begriff ver-
knüpft und da man ihn in der Mineralogie und Kristallo-
graphie in gebräuchlicher Bezeichnung benutzt, wie z. B.
die Arbeiten von E. v. FEDORoOw®), G. WULFF’), V. GorLD-
SCHMIDT®), H. RosEnBUscH und E. A. WÜLFING?) beweisen!®).
Der Engländer Favısai!) hat vor 100 Jahren die
orthogonale axonometrische Projektion in der besonderen
%) K. Roun und E. Parprerıtz: Lehrbuch der darstellenden
Geometrie, Bd.2, 3. Aufl. (Leipzig 1906), 4. Aufl. (Leipzig 1912
und 1921).
5) E. MÜLLER: Lehrbuch der darstellenden Ceometrie für
technische Hochschulen, 2. Bd., 3. Aufl. (Leipzig 1923).
6) E. v. FEDorow: Universalmethode und Feldspatstudien.
Zeitschr. f. Krystallographie und Mineralogie, 27. (1897), S. 337—398.
%) G. WULFF: Untersuchungen im Gebiete «der optischen
Eigenschaften isomorpher Kristalle. Zeitschr. f. Krystallographie
und Mineralogie, 36. (1902), S. 1—28, Taf. II.
8) V. GOLDSCHMIDT: Über Winkelprojektionen. Zeitschr. f.
Krystallographie und Mineralogie, 36. (1902). S. 388—389.
9) H.Rosexngusch und E. A. Würrına: Mikroskopische Phv-
siographie der petrographisch-wichtigen Mineralien. 4. Aufl.
(Stuttgart 1904), S. 14—17. Taf. XVII. „Wulffsches Netz für
stereographische Projektion“.
10) Nach Abschluß dieser Mitteilung veröffentlichte O. SEITZ
im „Glückauf“, 60. (1924), S. 371—377, eine interessante Iir-
örterung über „Das Wulffsche Netz als Hilfsmittel bei tektoni-
schen Untersuchungen“, in der er zeigt. daß die sterengraphische
Projektion ein „bequemes, zeitersparendes Hilfsmittel zur Winkel-
berechnung und Auswertung geologischer Fläch®n un!Lini-n“ ist.
11) Favısm: Isometrical perspective. Trausact of the Cam-
bridge Philos. Soc., 182). (Nach Ronux-Pırperıtz, S. 190).
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Form der isometrischen Projektion auf technische Zeieh-
nungen angewendet. Im Anfang der dreißiger ‚Jahre des
vergangenen Jahrhunderts übertrug dann SOTPWITH!'), ein
Geometer in Newcastle. die gemachten Erfahrungen in prüuk-
tischer Ausführung auf Grubenbilder. Und abermals zehn
Jahre später, am 16. Juli 1844, hielt ©. Keser!3) vor dem
Bere- und hüttenmännischen Verein m Mansfeld einen Vor-
trag „Über Anwendung der isometrischen Projektion auf
Zeichnung von Grubenbanen und geognostischen Verhält-
nissen“, in dem alles gesagt ist, was über die grundsätz-
liche Bedeutung der isometrischen Darstellung für Bere-
bau und Geologie überhaupt zu sagen ist. Später Dbe-
scehäftigten sich J. WEISBACH und A. DirrricH!!), Kohlen-
werksmarkscheider in Dresden, mit der Anwendung dieser
und ähnlicher Projektionen auf die Darstellung von Gruben-
bauen!). Alle erkennen klar, daß die so hergestellten
Risse den Vorzug der Anschaulichkeit, zumal für den
Laien, haben, daß sie zwar für den Fachmann nicht zerale
notwendig, aber doch bequem und oft nützlich sind. U. KrsEı
betont auch!®), daß „selbst die verwickeltsten w„eornosti-
schen Verhältnisse mit großer Klarheit isometrisch dar-
zustellen“ sind.
In den letzten Jahrzehnten ist die isometrische Pro-
jektion im Bergbau seltener angewendet worden, während
andere Zweige der Technik sie ständig benutzt haben.
SO trat im Maschinenbau R. GRIMsHAw!") sehr für ihre
Verwendung ein. Er gab auch Zeichenpapier!®) mit einem
vorgedruckten Liniennetz heraus, dessen vier Liniensvsteme
die Zeiehenfläche in Quadrate und gleichseitige Dreiecke
12) Sopwitm: A treatise on isometrieal drawing. (London 184.
13) Abgredruckt in „Der Bergwerksfreund“, 8. (1544 45), S. 192
bis 20%.
11) A. Dierricn: Über perspektivische Risse. Sächsische Berg-
werkszeitung, 1. (1852). 8. 74—75.
1») Siehe auch M. H. Meyer und C. Tır. MEYER: Lehrbuch
der axonometrischen Projektionslehre (Leipzir 1855 —1863). 8. 70
bis 75, Taf. XIV. Isometrischer Riß des Berwrebäudes Christ-
bescherung Erbst. zu Großvoigtsberg.
16) 2.2.0. 8. 202.
I) R. Grinsumaw: Leitfaden für das isometrische Skizzieren.
(Hannover 1901.)
Derselbe: Woerkstatt-Betrieb und -Orzranisation. 1. Anıfl..
(Hannover 1903). 8. 268—2605 3. Aufl, (Hannover 1908), 8. 288
bis 280.
I®) R. Grinmsmaw: ]sometrischer Skizzenblock. (Hannover.
Verlar Jänecke.) Derselbe: Körperzeichnen auf Lineatur. Zeichen-
heft. (Hannover 1903.)
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einteilen. Dieses Liniennetz unterscheidet sich also von
dem von E. Stacn!’) abgebildeten, als „Millimeterpapier für
Stercogramme“ oder als „Stereo-Millimeterpapier“ bezeich-
neten, grundsätzlich nur durch das die Quadrate schaffende
Liniensystem. Das „Stereo-Millimeterpapier“ stimmt aber
vollkommen überein mit den sog. Dreieckspapieren, wie
sie nach dem Vorgange von A. Osann?°) seit Jahrzehnten
von Mineralogen, Hüttenleuten, Chemikern usw. benutzt
und von der Firma C. ScHLEICHER & SCcHÜLL?!) in Düren
in den verschiedensten Ausführungen geliefert werden?) 38),
Für die schnelle Herstellung brauchbarer isometrischer
Zeichnungen und ihre Auswertung hat bereits SOoPwITH einen
„axXonometrischen Transporteur“, d.h. eine eingeteilte
Ellipse angegeben. C. KegEL?) gibt ihn wieder, meint,
daß man ihn leicht auch mit Stundeneinteilung versehen
könnte, und erörtert die Zulage mit ihm. M. H. MrerER
und C, Ta. Meyer?) beschäftigen sich eingehend mit diesem
Hilfsmittel und bilden ihn ab?%). Er stimmt vollkommen
mit dem von E. Staca abgebildeten?) elliptischen Trans-
porteur überein, hat auch, wie dieser, doppelte Bezifferung.
Die neue, von E. Staca abgebildete Ausführung zeigt als
einzige Abweichung in Anlehnung an bekannte Formen
von Kreistransporteuren zwei geteilte Durchmesser?®).
Wenn aber auch sowohl das Verfahren Jder Darstellung
wie seine Anwendung auf Bergbau und Geologie und die
dabei benutzten zeichnerischen Hilfsmittel alt und bekannt
sind, so bleibt es doch ein Verdienst von E,. Staca, auf ihre
zweckmäßige Verwendung und eine Reihe von Anwendungs-
möglichkeiten hingewiesen zu haben; denn tatsächlich bietet
19) a.a.0. (Anm. 1), S. 308, Abb. 30.
20) A. Osann: Versuch einer chemischen Klassifikation der
Eruptivgesteine. Tschermaks mineralogische und petrographische
Mitteilungen, N.F. 22. (1903), S. 354—356.
21) W. GrossE: Graphische Papiere. (Düren o. J. [1917]),
S. 141—142, 158, 171—172.
2?) Auch das „Koordinatenpapier für Dreistufensystem“ von
SCHLEICHER & SCHÜLL ist hier zu nennen.
23) Siehe auch Abb. 679 im Preisverzeichnis der Firma
R. a in Berlin-Steglitz über Polarisations-Mikroskope, 8. 99
bis 100.
24) 8.2.0., Taf. Da, S. 197—198.
25) a.a.0., S. 293—302.
26) 4.2.0., Taf. XXXV, Abb. 288.
27) a.2.0., (Anm. 1), S. 309, Abb. 31.
28) Auch R. GrıImsHAw kennt einen isometrischen Trans-
porteur.
8
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— 106 —
die isometrische Projektion oft „eine ausgezeichnete Moög-
lichkeit für eine deutliche Wiedergabe tektonischer Ver-
hältnisse und einen Ersatz für umständliche Erklärunsen"?).
Bemerkung der Scehriftleitung.
Kin Auszur der vorstehenden Arbeit ist bereits im ‚Jahres-
heft 1923 der „Mitteilungen aus dem Markscheidewesen“ zum Ab-
druck vekommen. Obwohl hiernach nach der Satzunzr eine Ver-
öffentlichung in unserer Zeitschrift nicht mehr ohne weiteres
zulässig ist, hat der Vorstand dem Wunsche des Verfassers auf
Veröffentlichung doch aus folgenden Gründ®n stattgegeben: Die
Arbeit ist am 15. Mai 1924 eingegangen. Etwa einen Monat
später hat der Verfasser der Schriftleitung der „Mitteilungen
aus dem Markscheidewesen“ auf deren Bitte den kurzen Auszug
übergeben, der dann noch in den Jahrgang 1923 der genannten
Zeitschrift einzesetzt wurde. Die ausführlichere Arbeit Jar also
der Gesellschaft zum Driuek vor, ehe der Auszug niederzeschrieben
wurde. Die Schriftleitung.
: Bemerkungen zu H. Kränn, Eine wichtige Ver-
werfungslinie im Münstertal (Oberelsaß). —
Beobachtungen über den Einbruch des Türk-
heimer Granits in den Kammgranit und den
? Dreiährengranit.
Von Herrn L. va WERVEKE, Marlebure,
Mit 1 Textabbildung )
Nuch früheren Arbeiten!) von KräÄHuN soll die in der
Überschrift genannte Verwerfung 1. von Münster bis Türk:
heim streichen und bei ihrem ersten Aufreißen gegen S. Ver-
worfen haben, 2. älter als Buntsandstein und auch Rotliveren-
des sein. Ferner soll 3. in der Voresensandsteinzeit noch:
mals Bewegung auf ıhr stattgefunden haben, «diesmal ini!
-3) E. Stacı, a.a.0. (Anm. 2). 8. 669.
I) KrLÄirs, Dr. H. Orocraphisch-zeolorischer und tektonischer
Überblick der Gerend zwischen Rimbach- und Lebertal. — Mitten.
Ges. f. Erdkunde u. Kolonialwesen zu Straßburger ı. E. für 1018.
Straßbure 1914. 47—75. Mit 1 Karte, 5 Zeichnungen im Text
und 6 Profilen. — Die Geologie der Umgebung von Colmar.
Mitteil. Naturhistor. Ges. in Colmar, N. F. XIII. Jahre 19141915.
Colmar 1915, 1—201. mit 1 Tabelle, 3 Tafeln m. Foraminiferen,
9 Photographien, 2 Karten und 16 Profilen. Als Sonderabzur u.
1914 veröffentlicht.
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— 117 —
einem Verwurf gegen N., und 4. soll die Bewegung sich in
demselben Sinne in der Tertiärzeit wiederholt haben. Gegen
diese Auffassung wandte ich mich in einem Aufsatz?) „Eine
angeblich in die Buntsandsteinzeit fallende Verwerfung im
Tal der Fecht" und kam zu dem Schluß, daß durch die von
KLänuxn mitgeteilten Beobachtungen im Fechttal weler das
Vorkommen einer vortriadischen Verwerfung noch aber-
malige Bewegungen in der Buntsandstein- noch in der
Tertiärzeit erwiesen seien. In der Mitteilunz3), welche in
der Überschrift genannt ist, hat sich Kräun dem von mir
gegen Punkt 3 erhobenen Einwand nicht verschlossen und
sagt in einer Zusammenfassung auf S. 176: „Die B:>hauptung,
daß sie vor der Ablagerung der oberen Partie des Bunt-
sandsteins wiederum aufgerissen wurde, kann von mir nicht
aufrecht erhalten bleiben aus dem von van WERVEKE
angegebenen Grunde.“ In dieser Hinsicht wäre also eine
Einigung in erfreulicher Weise erzielt, nur wäre statt „der
oberen Partie des Buntsandsteins“ zu setzen: „der oberen
Abteilung des Vogesensandsteins“. Für die übrigen Punkte
hält KrÄnn an seiner Auffassung fest. Ich will nicht alle.
zur Besprechung heranziehen, sondern mich auf den 1. Punkt
beschränken, auf die Hauptfrage, ob tatsächlich die von
Kıäun erwähnten Vorkommen für eine in der Richtunz des
Münstertales vorhandene Verwerfung verwertbar sind oder
nicht.
KLÄnrn stützt in seinen früheren Arbeiten die Annahme
dieser Verwerfung auf das Vorkommen von gepreßten und
zerquetschten Graniten, die er von vier Stellen anführte,
in einem Steinbruch bei Münster, aus dem Buchental, aus
dem Steinbruch bei Türkheim und von der Wendelinus-
Kapelle. Dazu bemerkte ich unter Hinweis auf mehrere,
von Norden gegen das Münstertal streichende S-N-Ver-
werfungen: „Bevor die von KrÄnx genannten Punkte zu
einer Fechtstörung verbunden werden, muß also entweder
der Nachweis ihres tatsächlichen Zusimmenhangs ode: der
Beweis dafür erbracht werden, daß sie nicht S-N-Störunzen
angehören können“ (S. 143—144). Ich habe damals über-
schen, hinzuzufügen, daß die Wendelinus-Kapelle vom Stein-
bruch bei Türkheim fast genau nördlich 1 km entfernt
liest, beide Punkte also, wenn überhaupt, so doch nur
auf eine S—N-Störung hinweisen können. In dem neueren
. 2) Mitteil. Geol. Landesanst. v. Els.-Lothr., Straßburg 1916,
Bd. 10, H.2. 139—149.
3) Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges., Bd. 68, 1916, Bd. 1650—170.
S*
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Aufsatz hat KLänn seine Angaben erweitert. Die Störungs-
zone, die durch geschieferten, gequetschten oder zertrüm-
merten oder durch zerriebenen und durch Kieselsäure wieder
verkitteten Granit gekennzeichnet ist, soll zwischen dem
Hunabühl und der Wendelinus-Kapelle bis 800 m breit
werden können (S. 161). Neu hinzugekommen ist eine Stelle
an der ersten scharfen Kehre der Straße Niedermorsch-
weier—Dreiähren. ‚Hier kann man sie bis Türkheim in
N—S-Richtung verfolgen“ (S. 161, Anmerk. 1). Von Stein-
bruch bei Türkheim ist die Kehre in NW-—SO-Richtung
1,9 km entfernt.
‘ Es war mir leider nicht möglich, überall selbst nachzu-
prüfen, doch stehen mir für die Punkte, die ich nicht selbst
besichtigen konnte, andere zuverlässige Beobachtungen zur
Verfügung.
Die Untersuchung des Steinbruchs bei Münster (östlich
vom Kirchhof, nördlich von der Spinnerei Hammer) ließ
Herr E. Krauvs als Leiter der militärgeologischen Abteilung
in Colmar auf meine Anregung durch Herrn Dr. Grüx-
VOGEL ausführen. Beiden Herren danke ich hiermit für
ihr freundliches Entgegenkommen. Von dieser Stelle wer-
den, worauf auch Herr Kıänx hingewiesen hat, „wie in der
ganzen Gegend, ausgezeichnete Quetschzonen“ bereits im
Geologischen Führer durch das Elsaß!) erwähnt. Herr
GRÜNVOGEL stellte im westlichen Teil des Steinbruches eine
Spalte mit Harnischflächen fest, die den Granit von oben bis
unten durchsetzt, genau S—N streicht und gegen W ein-
fällt. Die Harnischflächen zeigen deutliche Streifen, die
mit 12—15° gegen S geneigt sind. Die Störungslinie ist un-
geben von einer Reihe gleichlaufender Spalten, die nicht so
leicht zugänglich und zu messen waren wie die Haupt-
spalte. An einer derselben, die gleichfalls mit westlichem
Fallen von unten nach oben durchsetzt, stößt eine andere
senkrecht stehende nach oben ab. Der östliche Teil des
Steinbruchs zeigte einige mehr oberflächliche, beliebig ge-
richtete Klüfte ohne Harnische, erscheint aber im allge-
meinen ziemlich ungestört. Die beschriebenen
Klüfte weisen nicht aufeineinder Richtung
des Münstertales,sondernaufeinesenkrecht
dazu verlaufende Störung hin. Die Lage der
Rutschstreifen auf dem Harnisch läßt sich gut mit meiner
*) Von E. W. BENEcKE, H. BückInGg, E. SCHUMACHER und
L. VAN WERVEKE. Berlin 1900. S. 342.
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— 109 --
Ansicht?) in Einklang bringen, daß bei der Entstehung der
Spalten ein in ihrer Streichrichtung wirkender Druck be-
teiligt war. Für die Annahme einer Fechttal-
störung ist also der Steinbruch bei Münster
auszuschalten.
Östlich von Münster, 2,2 km talabwärts, wurden die
nächsten Punkte durch Kuäuan bei Weier i. Tal beobachtet,
„wo die Quetschzone nordöstlich dieses Ortes an der Grenze
zwischen Reben und Wald aufgeschlossen ist“ (S.161). Hier
finden sich nach KLAnun Gesteinsstücke, die geschiefert sind
und sonstige Pressungserscheinungen aufweisen. Nach Be-
obachtungen des Herrn A. HeuMeEr, früher Hilfsarbeiter an
der Geologischen Landesanstalt in Straßburg i. Els., besteht
das Hauptgestein in den Weinbergen nördlich und nord-
östlich von Weier aus Kammpgranit, der teils in seiner
gewöhnlichen Ausbildungsweise, teils kleinkörnig oder ge-
streckt auftritt und alsdann, wie mitgebrachte Belegstücke
lehrten, die Eigentümlichkeiten zeigt, die ich von der Rand-
ausbildung des Kammgranits bei Kaysersberg beschrieben
habe®): gestreckte Abarten und solche mit kleinen, regelmäßig
begrenzten Feldspäten und vereinzelten größeren Feidspäten.
Starke Zerklüftung zeigt der Kammgranit in dem von Weier
zuerst NNW, dann N in den Wald Weier führenden Hohl-
weg in der Höhe von 380 m. Die Klüfte streichen
S—N. Der Kammgranit ist von zahlreichen Gängen eines
zweiglimmerigen Granits durchsetzt, die als Abzweigungen
des Türkheimer Granits aufgefaßt werden können.
Ein 8 m breiter Gang dieses Gesteins ist auf der West-
seite des genannten Weges am oberen Ende der Gärten
zu beobachten, Weiter bergwärts treten feinkörnige Zwei-
glimmergranite auf, die S—N zerklüftet sind und
auf den Kluftflächen Roteisen führen. Höher folgen weitere
Gänge desselben Granits. Mehrfache Durchsetzungen des
Kammgranits durch Zweiglimmergranit schließt auch der
Fußweg auf, der von Weier in nördlicher Richtung durch
die Weinberge in den Wald führt, wobei ersterer im
5) L. VAv WERVEKE. Zusammenhang von Falten und Spalten.
Einfallen der Rheintalspalten. — Mitteil. der Geol. Landesanst.
Els.-Lothr., Straßburg 1916, Bd. 11, H. 2, S. 109 und die dort an-
gegebene Literatur.
6) L. VAN WERVEKE, Über einige Granite der Vogesen. Mit-
teil. Geol. Landesanst. v. Els.-Lothr. 1903, Bd. 5, H. 4, 367-380.
— Zur Geologie der mittleren Vogesen und der Umgebung von
Kaysersberg, Mitteil. d. Philomath. Ges. in Els.-Lothr., Bd. 3, Jahrg.
1905, 219—226. Mit einer Tafel.
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— 110 —
oberen, letzterer im unteren Teil vorherrscht. Deutliche
Streckung zeigt der zweiglimmetige Granit in den Wein-
bergen am Waldrand nprdöstlich vom Ort. Es sind Ge-
steine, welche an die von mir beschriebenen Gest>in? d>s
Bilsteingranites erinnern. Zusammen mit gestreckten Ab-
arten des Kammgranites und mit einem gneisähnlichen, Ge-
stein stellen sie die von KrLänn erwähnten Gesteinsstücke
dar, die geschiefert sind und sonstige Pressungserscheinungen
aufweisen. Schließlich ist der Kammgranit an dem zue:st
erwähnten Wege in der Höhe von 410 m von einem Ge-
stein durchsetzt, das an Dreiährengranit erinnert,
und von Pegmatit. An mehreren Stellen stößt der Granit
an Gneis ab. Wo Klüfte bei Weier im Tale beobachtet wur-
den, kommt ihnen, wie gezeigt, ein südöstlicher Verlauf zu.
Die mit Schieferung und sonstigen Pressungserscheinung.n
versehenen Gesteine haben diese bei ihrem Aufbruch er-
litten, nicht nachträglich infolge tektonischer Vorgänre.
Für eine Fechttalstörung kommen die Ge-
steine in den Weinbergen nordöstlich von
Weierebensoin Wegfall wie der Granit Jes
Steinbruches unterhalb Münster.
Zerklüftungen beobachtete Herr HE=mMER mehrfach
nordwestlich und nordöstlich von Walbach mit folgenden
Richtungen: N 30° O0, N 10’ W, N 70°O und N—S, die beiden
letzteren nahe beisammen. In dem verlassenen Steinbruch
nördlich der Straße von Zimmerbach nach Türkheim stellte
Herr H:=MMeEr die Kluftrichtungen N 10’ W, N 45° O und
N 75° O fest. Die mittlere hält die Richtung des Tales
oberhalb des Steinbruches bis nach Weier i. Tal inne. Zer-
trümmerungen sind mit den Zerklüftungen nicht verbunden.
Ein weiterer Fundpunkt für geschieferte und gepreßte
Gesteine sind nach KLÄHn die Reben auf der Südseite des
unteren Zimmerbachtales. Hier feilen mir Baobachtungen.
An dem Fußpfad, der von der Mulde nordöstlich von
Zimmerbach in nordöstlicher Richtung durch den Wald.
nahe an dessen Rand zu den Weinbergen, nach dem Höhe-
punkt 344,5 führt, beobachtet man einen mehrfachen Wechsel
von gestrecktem Türkheimer Granit mit einem Gestein,
das wohl als Dreiährengranit angesprochen werden kann.
An der Grenze von Wald und Reben, südlich vom Höhepunkt
344,5, findet sich in losen Stücken gestreckter Türkheimer
Granit. Ab und zu sieht man ihn auch anstehend, stark
von Quarz- und Pegmatitgängen durchsetzt. Ein Aufschluß
an dem von 344,5 westwärts führenden Wege läßt Türk-
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—-— II —
heimer Granit in Berührung mit Kammgranit erkennen.
Die gestreckte Ausbildung des ersteren tut dar, daß er
jünger als der Kammergranit ist. Mannigfaltige Durch-
brechungen eines glimmerreichen Gesteins, das wahrschein-
lich als Randausbildung dem Dreiährengranit angehört,
zeigte eine zu Kriegszwecken ausgehobene, stellenweise
leider schon verfallene Baugrube östlich von dem genannten
Punkte. Der Granit von Türkheim hat, wie die beistehende
Zeichnung zeigt, bei seinem Einbruch stark gelockertes
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Abb. 1. Durchbrechung von ? Dreiährengranit durch Türkheimer-
granit NO von Zimmerbach im Fechttal (Oberelsaß).
Gebirge vorgefunden und durch seine Ausläufer wieder ver-
festigt.. Er ist teils körnig, teils ursprünglich gestreckt.
Einschmelzungserscheinungen waren in keiner Weise zu
beobachten. Merkwürdig ist die Verbreiterung von unten
nach oben an der Wand di—a. Es ist im kleinen die Art
des Auftretens eines Aufbruchsgesteines, die SALOMON im
großen am Quarzdiorit des Adamello als Ethmolith (Zoaoe-
Trichter) bezeichnet hat. Die Zeichnung ist nach einer
gemeinschaftlichen Untersuchung auf Grund genauer Aus-
messungen durch Herrn HEMmMER entworfen worden.
Am SSO-Hang des Buchentalkopfes war vor Jahren
durch einen Stollen in 450m NN Eisenglanz aufgeschlossen
worden. Während der Kriegszeit durch Herrn GRÜNVoGEL
ausgeführte Untersuchungen, deren Ergebnis ich Herrn
Kraus verdanke, ließen erkennen, daß der Stollen in einer
13m breiten Trümmerzone angesetzt war, die sich auf eine
Erstreckung von 11km in NNW verfolgen ließ. Mehrere
andere, weniger bedeutende (1,5 bis 3m breite) Störungen
waren mit gleichem oder etwas mehr westlichem Verlauf
nachweisbar. 310 und 500m östlich ‘des höchsten Punktes
des Buchentalkopfes setzen Risse in S-N-Richtung auf.
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— IM12 —
Am Nordhang des Hunabühl, zwischen der Haltestelle
der elektrischen Bahn und der scharfen Kehre nach Nieder-
morschweier, von wo aus die Trümmerzone in N-S-Bich-
tung bis Türkheim verfolgbar sein soll, sind die Auf-
schlüsse im allgemeinen schlecht. Von der Haltestelle gegen
O hat man einen körnigen, an Korngrößein dieser Richtung
abnehmenden, bei 125m vom Haltepunkt deutlich gestreck-
ten Granit. Ob es sich um Kammgranit oder Dreiähren-
granit handelt, muß ich dahin gestellt sein lassen. Weiter-
hin stößt man auf Gneis, an dem ich bei einer vor längeren
Jahren ausgeführten Besichtigung flache Lagerung festge-
stellt habe. An der Kehre ist die westliche Randaus-
bildung des Türkheimer Granits zu sehen. Was also auf
der Strecke von der Haltestelle bis zur Kehre von schief-
rigen oder gestreckten Gesteinen vorkommt, ist ursprünglich
schiefriger Granit oder Gneis. An dem Fußpfad, der von
der scharfen Straßenkehre nach dem Fußpfad Buchental-
Kopf—Wendelinus-Kapelle abzweigt, beobachtet man melır-
fach ursprünglich geschieferten Türkheimer Granit, des-
gleichen östlich der Vereinigungsstelle beider Pfade. Vor
dem Eingang zur Kapelle tritt zersetzter, stark gebleichter,
aber nicht zertrümmerter Granit zutage, der in N 15° O
und N 22°W zerklüftet ist. Der mittelkörnige, wenig por-
phyrartige, zweiglimmerige Türkheimer Granit im verlas-
senen Steinbruch an der Westseite von Türkheim ist stark
zerklüftet und zersetzt. Die wichtigsten Kluftflächen
streichen W—O (große Wand an der Rückseite), N 25° O
und N45°W. Die Zersetzung ist besonders stark auf dieser
letzteren Richtung. Ob auch Zertrümmerung vorhanden
ist oder nicht, war nicht sicher erkennbar.
Von Münster bis Türkheim fließt die Fecht in einem
flachen, gegen NW offenen Bogen. Die Sehne verläuft
N 65° 0, die Strecke Weier i. Tale—Zimmerbach des Bogens
in N45°O. Westlich von Türkheim werden die vom Forst-
haus Obschel und von Dreiähren herunterkommenden Wasser
in westöstlichem Lauf von der hier gleichfalls westöstlich
fließenden Fecht aufgenommen. Die in dem Steinbruch
bei Zimmersheim beobachtete Kluftrichtung N45°O kann
man — muß es aber nicht — als Nebenerscheinung auf
eine im Tal verlaufende, gleichgerichtete Verwerfung
zurückführen, die W-O-Kluft im Steinbruch bei Türkheim
auf eine W—-O-Störung, deren Fortsetzung aber unmittelbar
gegen W zu suchen wäre. Sie würde senkrecht zu der dicht
östlich von Türkheim S—N verlaufenden äußeren Haupt-
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— I3 —
verwerfung des Rheintalgrabens streichen. Ohne weiteres
läßt sich, wie ich bereits in dem unter 2 genannten
Aufsatz auf S. 143 gesagt habe, die Möglichkeit des Vor-
kommens einer Störung im Fechttal von Münster bis Türk-
heim nicht zurückweisen, bei der verhältnismäßig großen
Breite des Tales könnte man sogar an eine grabenartige
Absenkung denken, wie sie z. B. das breite untere Kinzigtal
im Schwarzwald’) aufweistte Die von KıuAun ge-
nannten Punkte weisen aber, mit Ausnahme
des Steinbruchs bei Türkheim, auf S-N-
Störungen hinoder kommen fürdie Annahme
von Störungen nicht in Betracht, weil bei
ihnen Schieferung von Schichtgneis, be-
sonders aber ursprüngliche Streckung von
Massengesteinen mit nachträglicher Quet-
schung verwechselt worden ist.
Magdeburg, 7. Februar 1924.
Interglazial und Interstadial in Pommern.
Von Herrn Kup v. BüLow,
(Mit 1 Textabbildung.)
In den „Abhandlungen und Berichten der Pommerschen
Naturforschenden Gesellschaft“ habe ich versucht (Nr. 2),
den Begriff „Interstadial“ zu umreißen und seine Unter-
schiede gegen ‚Interglazial‘‘ herauszuarbeiten. Dort wurde
folgendes Schema aufgestellt:
I. Intermoränale Bildungen:
Ablagerungen der Zwischeneiszeiten = Inter-
glazialschichten.
I. Intramoränale Bildungen:
1. Intramoränale Bildungen im engsten Sinne
2. a) (Interoszilläre Bildungen)
b) Interstadiale Bildungen.
7) L. van WERVEKE. Die Entstehung des unteren Kinzigtales im
Schwarzwalde. Der Kinzig-Bote, 10. Juli 1923, Nr. 83.
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— 114 —
Als Normalfall einer intramoränalen Schichtenfolge wird
folgende angesehen:
c) Geschiebemergel der Grundmoräne
b) Interoszilläres bzw. interstadiales Sediment
a) Geschichteter Sand des Eisrückzuges.
Denkbar ist ferner die Schichtenfolge:
c) Geschichteter Sand
b) Interstadialsediment (u. U. als kaltes Interglazial
zu deuten)
a) Geschichteter Sand.
Als Intramoränal im engsten Sinne gelten Einlagerungen
im Geschiebemergel einer Vereisung:
c) Geschiebemergel
b) Einlagerung
a) Leschiebemergel.
Zum Wesen des Interstadials gehört ferner ein Fossil-
inhalt, der für nicht gemäßigtes Klima spricht, da ja der-
artige Ablagerungen am Eisrande bzw. unter Einwirkung
des Eisrandklimas entstehen.
Indessen lassen es die von WESENBERG-Lund mitgeteilten
Beobachtungen als durchaus möglich erscheinen, daß eim
gemäßigte Lebewelt unfern des Eisrandes in leicht erwärm-
baren flachen Wasserbecken lebt. Ebenso lassen es Be-
obachtungen beispielsweise am rezenten Inlandeis? Gron-
lands als nicht unmöglich erscheinen, daß auch nicht aus-
gesprochen arktische Pflanzen am Eisrande, bzw. sogar
auf dem Toteise des Randgebietes existiert haben. Da-
mit würde das biologische Charakteristikum
des Interstadiales an Wert sehr verlieren
Auch die Lagerungsvcerhältnisse geben nicht unter allen
Umständen einwandfreie Auskunft: Während der ,‚Nor-
malfall“ kaum eine andere Deutung als „Interstadia}“
zuläßt, könnte die Lagerung innerhalb geschichteten Sandes
auch bei Interglazial auftreten. In diesem Fall würde die
„stratigraphische“ Stellung der einschließenden Sandschicht
bei der Beurteilung den Ausschlag geben. Eindeutig dürfte
hingegen wieder der Fall des Intramoränales i. e. S. sein.
Ein sicheres Interglazial muß zwei Forderungen
erfüllen: Der Fossilinhalt muß klimatisch gemäßigt sein;
außerdem ınuß es sich zwischen zwei verschieden alten
(rundmoränen befinden.
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— 15 —
Da der indikatorische Wert der Fossileinschlüsse nur
bedingt ist, bleibt zur Beurteilung allein die Stellung im
Profil übrig.
Mit anderen Worten: Interstadial- und Interglazial-
bildungen können nur dort mit ‘absoluter Sicherheit ange-
sprochen werden, wo ihre Stellung im Profil eindeutig
bestimmbar ist. Dem Fossilinhalt kommt nur eine gleich-
sam beratende, bekräftigende Stimme zu.
Da der Unterschied zwischen Interglazial und Inter-
stadial letzthin nur graduell ist (ich erinnere an v. Lin-
stows Interstadial und „kaltes Interglazial“ [Nr. 4]); da
ferner zahllose Faktoren die Art der Ablagerung sowie
die Auswahl der erhaltungsfähigen und erhalten bleibenden
Fossilien oder Schichten beeinflußt (Nr. 2), ist die Zu-
teilung zu der einen oder der anderen Kategorie oftmals
Sache der persönlichen Einstellung, sofern nicht die
Lagerungsverhältnisse nur eine ganz be-
stimmte Erklärung zulassen bzw. heischen
Unter diesem Gesichtswinkel sollen im folgenden die
wichtigsten bisher bekanntgewordenen fossilführenden
Diluvialablagerungen Pommerns besprochen
werden.
Von diesen gehören mit Sicherheit dem „II. Interglazial‘,
d. h. dem letzten, an (vgl. hierzu Nr. 1, 3, 11, 15, 7 u. a.):
Belgarder Vorkommen:
1. 26 m Oberes Diluvium
6,7”m Diatomeenerde
3 m Diluvium und Tertiär
2, 22,5 m Oberes Diluvium
5 m kalkhaltiger Sand
Diatomeenführender Tonmergel
3 m Kies und Sand
3. dasselbe, darunter:
Geschiebemergel (bis 31,75 m).
Doeberitz bei Tempelburg:
2 m Kies
30 m Geschiebemergel
2,5 m Spatsand
Diatomeenerde
8 m Sand
15 m Geschiebemergel.
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— I —
Lehmhagen bei Grimnen:
0—30 m: | „Gelber Lehm“
Geschiebemergel? | „Grauer, sehr fetter Tor“
dto., mit etwas Sand, Glimmerschuppen un]
Pflanzenfasern
Grober, grauer Sanlı.
Barth: |
21 m Oberes Diluvium (dm + 9s)
2m torfiger Sand
62 m Diluvium.
Niepars:
43 m Oberes Diluvium
2m Kiesiger Sand
2m Torf
im Kies mit Torfresten und Süß-
wassermollusken
im KiesmitSüßwassermollusken
Kies.
Glötzin, Krs. Belgard:
11 m Geschiebemergel
im Torf
15 m Geschiebemergel
3 m Kies und Geschiebemergel.
Zetthün bei Kurow (Hinterpommern):
Geschiebemergel
Geschiebesand mit
03m Torf
15m Süßwasserkalk.
Unsicher sind:
Hiddensö (Dornbusch), d. h. das Vorhandensein von
marinem jüngeren Interglazial ist zweifelsfrei, während
die Existenz von älterem nicht sicher ist (vgl. DEECKE,
GAGEL, MUNTHE, v. LINSTow u, &.). GAGEL tritt für zwei
Interglaziale ein, während v. Lınstow im Anschluß an
MUNTHE nur das jüngere Interglazial für einwandfrei hält,
DEECcKE (Nr. 1) rechnet das Vorkommen (im Anschluß an
ELBERT) ebenfalls zum zweiten Interglazial und erwähnt
ähnliche Tone von Wiek a. Rügen, Wittow und der Oie.
Dem ersten (vorletzten) Interglazial gehören an:
Das Vorkommen von mehr oder weniger arktischen
Moosformen in Sand am Kieler Bach (auf Jasmund),
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a UT:
das zum älteren Diluvium gehört und von v. LinsTow
zum kalten Interglazial I. gezählt, von KEILHAcK als Inter-
stadial aufgefaßt wird.
Auch das von JAECKEL (Nr. 5) vom Wissower Bach
(auf Jasmund) erwähnte Vorkommen von kohligen Pflanzen-
resten in altdiluvialem Sand ist hier anzuführen.
Im Küsterschen Bruch bei Saßnitz wurde von
STBUCKMANN (Nr. 8) ein Profil gefunden, das DEEcKE als
unsicher ablehnt, während es GAGEL (Nr. 7) in das erste
Interglazial stellt.
Ferner sind zu nennen:
Gagzıs Interglaziale Ferretisierungs-
zone von Finkenwalde (Nr. 13) möge wegen der
Ungeklärtheit der betreffenden Verwitterungsvorgänge bzw.
ihrer Analoga in den Wirkungen des Grundwassers außer
Ansatz bleiben (vgl. hierzu u,a. Nr. 12);
das in Nr.2 beschriebene Interstadial von
Neuenkirchen bei Anklam ist zum Poststadial v. Lın-
STOows zu zählen;
ein neues Vorkommen wurde bei Stolp!) anläßlich
des Baues der dortigen Stadions aufgeschlossen. (Über einige
Bohrungen, die in Stolp beim Bau der Wasserleitung auf
der Kassuber Straße innerhalb von 60 m Tiefe zweimal
je 1 bis 11% m Torf angetroffen haben sollen, konnte Näheres
noch nicht in Erfahrung gebracht werden.)
Nördlich der Friedhöfe, zwischen diesen und der „Loh-
mühle“ befindet sich eine ausgedehnte Sandgrube in Diluvial-
sand, die gegenwärtig zum Sportplatz umgewandelt wird.
Vom Westende dieser Grube wird ein Weg nach Norden
gelegt, der den Sportplatz mit dem Wege Lohmühle— Wald-
kater verbinden soll. Bei dieser Gelegenheit wurde ein
zusammenhängender Aufschluß geschaffen, der folgendes
Profil lieferte (s. Abb.):
Von oben nach unten:
9. 1 m völlig verlehmter und entkalkter Geschiebemergel
= oberer Geschiebemergel;
8. 6—8 m verschiedenkörniger, fluviatil geschichteter
Sand und Kies mit wenig gestörter Lagerung;
7.15 m leicht angewitterter, graugrüner Geschiebe-
mergel, geschiebeführend, mit etwa handgroßen, gleich-
I) Die Kenntnis dieses Vorkommens verdanke ich der Freund-
lichkeit des Herrn Dr. BAxnıER in Stolp.
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— IS —
gerichteten Linsen von Quarzglimme.»and, „Grünsand*
und Spatsand;
6. rund 1 m verschiedenkörniger, fluviatil geschichtrt r
Sand:
a) 34 m heller „Formsand“, feinkörnig, schwach bindig.
b) 1, m grober, rotbrauner, eisenreicher Sand, Jde.ıtlich
abgesetzt.
HN: U UN
N U HD:
———— nn
Ba ZI ED U, 7
Da U Ah Zu;
WERD IE TIILERBRTTL.
ERTEILEN DZ v2 Be Fa =
Abb. 1.
>.1.5 m feiner, heller Sand;
(Offenbar liegt hier eine linsenförmige Einlage-
rung im Geschiebemergel vor, die auf 20—25 m Er-
streckung beobachtet werden konnte.)
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— 11 —
4. 0,15 m graugrüner, leicht angewitterter Geschiebe-
mergel;
3. 0,10 m Kies;
2. mehr als 0,5 m feiner, grauer Sand.
Das Liegende ist an dieser Stelle unmittelbar nicht
aufgeschlossen, doch: ist etwa 75—100 m südlich in
einem neuen Graben in entsprechender Höhenlage
1. völligunverwitterter, blater, geschiebe/ühren-
der Geschiebemergel angetroffen worden.
In der beigefügten Skizze wurden die Schichten 1
bis 7 zusammengefaßt und als Unterer Geschiebe-
mergel mit Sandeinlagerungen angesehen. Dazu be-
rechtigt der Verwitterungsgrad der drei beobachteten
Geschiebemergellagen, der nach oben hin zunimmt,
während die liegende Schicht keinerlei Anzeichen von
Verwitterung zeigt.
Wir hätten demnach unter 1 m Grundmoräne der jüny-
sten Vereisung und 6—8 m fluviatilem Sand (Vorschüttungs-
sand? leicht gestört) einen älteren Geschiebemergel, der
mehrfach von Sandschichten bzw. -linsen unterbrochen wird.
Diese sandigen Einlagerungen gliedern sich von unten
nach oben in feinen Sand (2), der dem Fernsein, in groben
Sand (3), der dem Herannahen des Eisrandes entsprechen
könnte, während die geringmächtige Mergellage (4) einen
Aufenthalt des Eises an dieser Stelle bezeichnet. Alsdann
folgt mit Schicht 5 eine ruhige Periode, in der sich vorüber-
gehend Torf bilden konnte, danach bald eine Zeit
gesteigerter Transportkraft (6), ein abermaliger Vorstoß,
der die Grundmoräne (7) brachte, und schließlich das enıl-
gültige Zurückweichen dieses Eises (8).
‚Die Torfschicht in (den untersten 30 cm von) Schicht 5
ist demnach als Interstäadial anzusehen, und zwar
— nach v. Lıxstows Nomenklatur — als älteres Inter-
stadial II.
Der Torf in Schicht befindet sich offenbar auf
primärer Lagerstätte. die hangende, wie auch die liegende
Grenze sind absolut scharf, die Mächtiekeit des Flötzchens
beträgt 3—10 cm. Es konnten Partien von braunkohleartig
erdiger Beschaffenheit neben solehn unterschieden werden,
die in auffälliger Weise die Beschaffenheit rezenten,
homogen-knetbaren, schwarzen Flachmoortorfes haben. In
beiden treten haselnuß- bis taubeneigroße, wohlerhaltene,
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— 120 —
halbzersetzte Holzreste auf, die offenbar sowohl Laub-
wie Nadelhölzern angehören. Ob diese Holzreste boden- |
eigen oder aber eingespült sind, ließ sich nicht feststellen.
Einmal wurde eine etwa eigroße, innen ockergelbe, eisen-
schüssige Torfknolle gefunden, die — im Verein mit den
anderen Merkmalen — für Flachmoor spricht.
Eine nähere Untersuchung hat folgendes Ergebnis ge-
zeitigt: An Stelle der sonst üblichen Aufhellung und Maze-
ration mittels Salpetersäure und darauffolgender Schläm-
mung und makroskopischer Untersuchung wurde infolge
der offensichtlich weit vorgeschrittenen Humifikation des
Materiales mit Oxalsäure behandelt und mikroskopisch auf
Pollen untersucht. Der Erfolg war negativ und blieb es
auch bei erneuter Behandlung einer Probe mit kochender
Kalilauge. Mit Ausnahme der erwähnten Holzreste und
winziger Gewebefetzen fand sich kein struierter Pflanzen-
teil. Amorpher Humus bildete den nahezu einzigen Be-
standteil der Masse.
Insgesamt ergibt sich für Pommern bisher folgendes Bild:
Die wenigen nennenswerten, fossilführenden Diluvial-
ablagerungen der Provinz sind dem letzten (II.) Interglazial
zuzuweisen.
Was mit Sicherheit zum I. Interglazial gehört
(Kieler Bach), enthält arktische Formen und zeigt inter-
stadialen Charakter in Lagerung und Inhalt. Das Vorkommen
im Küsterschen Bruch scheidet als unsicher 'aus.
Als Poststadial ist das Neuenkirchener, als älteres
Interstadial II das Stolper Vorkommen bekannt.
Mit anderen Worten: Interglaziale Ablagerungen treten
in ausgeprägter Form — wenn sie sich auch weder nach
Menge noch nach Mächtigkeit mit vielen Vorkommen außer-
halb der Großen baltischen Endmoräne messen können —
nur in der letzten Zwischeneiszeit auf; in der älteren finden
sie sich in verschwindender Zahl und zeigen interstadialen
Charakter. In Einklang hiermit steht die Verteilung der
Tierreste des Diluviums. DeEEckE (Nr. I) führt die ihm
bekannt gewordenen Funde an: Sie stammen alle aus dem
jüngeren Diluvium. Der einzige dürftige Tierrest aus dem
älteren Diluvium wird von MUNTHE von Jasmund aus dem
schon erwähnten Interglazial angeführt (vgl. Nr. 1).
Zugegeben, daß dieser Mangel älterer Fossilfunde zT.
auf deren tieferer Lage beruht, so bleibt es trotzdem
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EN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 121 —
beachtenswert, daß sich nicht mehr gefunden haben, ob-
wohl Pommern nicht arm ist an Bohrungen, die bis 100
und mehr Meter Tiefe hinabreichen.
In Übereinstimmung mit diesem pommerschen Befunde
steht die Zweigliederung der jüngeren Grundmoränen auf
Bornholm und in Schonen, die darauf hinweist, daß
während der letzten Zwischeneiszeit das gesamte Ostsee-
gebiet zwischen Skandinavien und Norddeutschland eisfrei
war, während für das ältere Interglazial sichere Anzeichen
dieser Art fehlen. Andererseits aber scheint die eisfreie
Periode Schonens mehr den Charakter eines Interstadiales
als eines langdauernden Interglaziales gehabt zu haben
(Hexsic, Nr. 19).
Ebenso macht es A. G. Höcbom (Nr. 20) wahrschein-
lich, daß die wenigen, hierher gehörenden fennoskandischen
Fossilfunde des Diluviums dem jüngeren Interglazial an-
gehören und daß ein älteres Interglazial in Skandinavien
fehlt. Auch Kola hat nur eine Zwischeneiszeit gehabt,
In neuester Zeit tritt Gustav Braun (Nr. 21) sogar für
poststadiale Zugehörigkeit der betreffenden Vorkommen
(Luleä, Hernösand, Bollnäs, Jämtland, sowie das von ihm
aufgefundene bei Torneä) ein. Von Bedeutung scheint daran,
daß alle diese, dem jüngeren Diluvium angehörenden
Vorkommen nicht mehr als interstadialen Charakter
haben. Ferner wurden im Dovre (Norwegen), also im
Zentralgebiet der Vereisung, Mammuthreste ge-
funden (Nr. 20), die für eine, wenn auch vorübergehende,
so doch beträchtliche Klimaänderung sprechen, die wahr-
scheinlich im jüngsten Interglazial, bestimmt aber im
jüngeren Diluvium eingetreten ist.
Alles in allem ergibt sich der interstadiale Cha-
rakter der nordeuropäischen, fossilführenden Diluvial-
schichten, die ausnahmslos dem jüngeren Diluvium
angehören. Es liegt nahe, das ergiebige Pommersche Inter-
glazial II mit jenen Interstadialen zu parallelisieren und
den quantitativen Zeitunterschied mit den Unterschieden
in der Entfernung vom Nährgebiet zu erklären.
Folgerichtig darf dann dem älteren Interglazial (I.)
in Pommern nur interstadiales Ausmaß zugebilligt werden,
das durch das zeitlich und räumlich geringfügige Zurück-
weichen des Eisrandes nach Norden zu erklären ist und
zum Märkischen und anderen außerhalb der Großen balti-
schen Moräne gelegenen Interglazial I in ähnlichem Ver-
9
en Mn Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 122 —
hältnisse steht, wie das nordische Interglazial zum Pommer-
schen Interglazial II.
Was nun die Pommerschen Poststadialbildunsen
angeht, d.h. Interstadiale des zurückgehenden letzten In-
landeises, so ist folgendes zu sagen:
Fossilführende Poststadiale sind bislang noch nicht
beschrieben worden, wenn man nicht den in Nr. 2 be-
handelten poststadialen Süßwasserkalkk von Neuen-
kirchen bei Anklam hierher rechnen will.
In diesem Zusammenhang sind einige Profile beachtens-
wert, die SOENDEROP 1911 (Nr. 23) mitteilt: An mehreren
Stellen im Kreise Pyritz ist unter oberem Geschiebe-
mergel „Tonmergel“ angetroffen worden. Proben einer ähn-
lichen dortigen Bohrung verdanke ich der Freundlichkeit
von Herrn Prof. v. Lınstow. Es handelt sich offenbar
um typischen Staubeckenton, der beim provisorischen Schläm-
men Fossilien ergeben hat (besonders Schalenbruchstücke
von Konchylien und Foraminiferen. Näheres soll in anderem
Zusammenhange mitgeteilt werden).
Fossilfreie Poststadiale, d.h. Profile, die für
Schwankungen des Eisrandes beim endgültigen Rückzugv
sprechen, sind hingegen seit langem bekannt. GAGEL spricht
mehrfach von zwei getrennten Moränenbänken an der
unteren Oder zwischen Oderberg und Gartz und in der
Uckermark zwischen Prenzlau und Templin, die „eine ganz
kurze Schwankung, allerdings nicht unbedeutenden Maß-
stabes“ bezeugen. Entsprechend liegen die Verhältnisse nach
KeILHack (1889, 1893) in Hinterpommern. Ferner findet
sich bei Groß-Jannewitz im Kreise Lauenburg in Pommern
unter etwa 1m oberem Geschiebemergel deutlich gebänderter
Tonmergel (unmittelbar südwestlich des Gutshofes).
Uckermark, untere Oder und Hinterpommern deuten
darauf hin, daß auch für die Pommersche Hauptendmoräne
das gleiche gilt, wie nach den Beobachtungen in Masuren.
bei Passenheim, an der unteren Weichsel, bei Lübeck und
um Schleswig für diese Gebiete, daß nämlich die Haupt-
endmoräne Pommerns ihre Entstehung einem erneuten Vor-
stoß während des Rückzuges verdankt. Es liegt nahe.
diesen Vorstoß bzw. seine (klimatischen?) Ursachen als
einheitlich anzuschen, sofern die südbaltische Hauptend-
moräne selbst. als einheitlich anzusprechen ist.
Original from
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— 123 —
Pyritz, Anklam und Groß-Jannewitz repräsentieren unter-
geordnete Vorstöße während des weiteren Rückmarsches
und sind wahrscheinlich ebenfalls, doch mit weniger be-
deutenden Randlagen, genetisch verknüpft.
ur
Benutzte Literatur.
W. DEFCKE, Geologie von Pommern (Berlin 190%).
K. v. Bürow, Interstadial in Pommern (Abh. u. Ber. d. Pomm.
Naturforsch. Ges. Stettin IV. 1924).
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des Norddeutschen Flachlandes (IV. Aufl. Stuttgart 1921).
O. v. Lıxstow, Zur Kritik der außeralpinen Interstadiale
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OÖ. JAEKEL, Vier nordische Eiszeiten (XVI. Jahresber. Geogıt.
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C. STRUCKMANN, Brief an W. Dames (Zeitschr. d. Dtsch.
Geol. Ges. XXXI. 1879. S. 788).
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Meere in Deutschland (Abh. d. Preuß. Geol. Landesanstalt
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glazial (Ztschr. d. Dtsch. Geol. Ges. Bd. 66. Berlin 1914).
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Nr. 22. Stuttgart 1905).
GacEL, Die letzte, große Phase der diluvialen Vergletscherung
Norddeutschlands (Geol. Rdsch. VI. 1915).
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Preuß. Geol. Landesanstalt XXIX, Teil I, Berlin 190%).
. W. DEEcKE, Betrachtungen zum Problem des Inlandeises in
Norddeutschland und speziell in Pommern (Ztschr. d. Dtsch.
Geol. Ges. 58. Mon.-Ber. 1. Berlin 1906).
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1900).
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skandia (Heidelberg 1906).
9%
ER FE Original from
DEE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 124 —
21. Gustav BRAUN, Über einen neuen Fund von Geschiebe-
mergel über Sanden bei Torneä (Geolog. Fören. i. Stock-
holm Förhandl. 45. Stockholm 1923).
22. O. JAEKEL, Die Gliederung des Diluviums in Rügen (Zeitschr.
d. D. Geol. Ges. 72, Mon.-Ber., Berlin 1920).
23. F. SOENDEROP, Der Oberflächenbau «des Kreises Pyritz in
Pommern usw. Anhang zum Inventar der Bau- und Kunst-
denkmäler des Kreises Pyritz (Stettin 1911).
Bar N Original from
DONE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 5-7. 1925.
Protokoll der Sitzung am 6. Mai 1925.
Vorsitzender: Herr KRUScH.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und macht Mit-
teilung von dem Ableben des Mitgliedes Herrn Bankier
Dr. S. MevERsTEIN in Hannover. Die Anwesenden erheben
sich zu Ehren des Andenkens an den Verstorbenen von
ihren Sitzen.
Der Gesellschaft wünschen als Mitglieder beizutreten:
Herr Bergassessor a. D. und Bergwerksdirektor SCHMID
in Hüls (Kreis Recklinghausen) ;
Herr Assistent Dr. Hans FREBOLD in Königsberg i. Pr.;
Herr Dr. W. I. JonGMans in Heerlen (Niederlande).
Die Genannten werden aufgenommen.
Nach Vorlage der Neueingänge für die Bücherei erteilt
der Vorsitzende das Wort Herrn K. GRIPP zu seinem
Vortrage über: „Eine morphologische Grenze im nord-
westdeutschen Flachland und deren Bedeutung“!).
An der Aussprache beteiligen sich die Herren Kkır-
HACK, WOLDSTEDT, WOLFF, KRAUSE, KRUSCH und der Vor-
tragende.
Herr QUIRING spricht „Über Glimmerklüfte, Letten-
klüfte, Schichtung und Schieferung am Südabfall der
Niederen Tauern“?).
Dazu sprechen die Herren BrREDDIN und AHRENS?).
1) Siehe S. 7/28.
2) Siehe S. 730.
8) Siehe S. 7/37.
10
Original from
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— 126 —
Herr ERICH SEIDL behandelt „Das Problem der
Kerbwirkung“t).
In der Diskussion sprechen Herr KruscH und der
Vortragende.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. Ww. O0.
DIENST. KRUSCH. PICARD.
Protokoll der Sitzung am 10. Juni 1925.
Vorsitzender: Herr Krüusch.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der Nachricht.
daß das Mitglied der Gesellschaft, Herr Privatdozent Dr.
H. von Wour in Innsbruck, gestorben ist. Die Versamm-
lung erhebt sich zu seinem Gedächtnis.
Als Mitglieder der Gesellschaft werden sodann auf-
genommen:
Herr Karı Käse, Kaufmann’ in Eschershausen;
Herr Postinspektor Erich KeEnTeEr in Lemgo;
Herr Postinspektor ApoLr DerrE in Bielefeld;
Herr Geologe Dr. RupoLF HERRMANN in Celle (Hannover).
Sodann werden vom Vorsitzenden die als Geschenk
für die Bücherei eingegangenen Druckschriften vorgelegt.
Hierauf spricht Herr K. KEILHACK: „Zur Geologie
des östlichen Teiles der Insel Curacao und ihrer Phos-
phatlager“ (mit Lichtbildern)!).
Anschließend daran erfolgt durch Herrn BEHREND
die Vorlegung der von Herrn KEILHACK gesammelten
Phosphatproben. Ä
Zu der Erörterung beider Vorträge sprechen die Herren
KruscHh, PoOMPECcKJ, SOLGER und die Vortragenden. |
Nach Genehmigung des Protokolls wird die Sitzung
geschlossen.
v. w. 0.
KRUSCH. SOLGER. BÄRTLING,
4) Der Vortrag wird in erweiterter Form in den Abhandlungen
abgedruckt.
I) Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen.
Original from
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— 127 —
Protokoll der Sitzung am 1. Juli 1925.
Vorsitzender: Herr KRruscnH.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und macht Mit-
teilung von dem Ableben der Herren Dr. Joun Mason-
CLARKE in Albany (N.-Y.) und Bergrat EBELING in Hannover.
Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Andenkens an
die Verstorbenen von ihren Sitzen.
Der Gesellschaft wünschen als Mitglieder beizutreten:
Herr Lehrer Dr. Ernst Köpr in Buchenau, Kr. Hünfeld;
Herr Lehrer KöHLer in Sielen, Post Hümme, Kr. Hofgeismar;
Herr Hilfsschullehrer H. KıikCcHHoFF in Gevelsberg i. Westf.
Die Genannten werden aufgenommen.
Der Vorsitzende erteilt darauf Herrn DiEnsTt das Wort
zur Verlesung einer brieflichen Mitteilung des Herrn
R. BÄRTLING „Über einen Laufsteg im Liegenden des
jüngeren Löß bei Hörde i. W.“!) Dazu spricht der Vor-
sitzende.
Herr E. FULDA spricht über „Temperatur und Über-
sättigung der Laugen bei der Bildung von Kalisalz-
lagerstätten.‘“?)
Dazu sprechen Herr HEykEs, der Vorsitzende, Herr
PoMPEcKJ und der Vortragende.
Darauf wird die Sitzung geschlossen.
V. w. 0.
DIENST. KRrUscH. POMPECKI.
I) Siehe S. 738.
2) Siehe S. 746.
10*
et Original from
PO Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 125 —
Vorträge.
Über eine morphologische Grenze im nordwest-
deutschen Flachland und deren Bedeutung.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 6. Mai 1925.)
Von Herrn K. Grıpr in Hamburg.
Gibt man den Meßtischblättern des nordwestdeutschen
Flachlandes durch Farbgebung der einzelnen Höhenstufen
erhöhte Übersichtlichkeit, so läßt sich aus ihnen erkennen.
wodurch sich die Oberflächenformen des Glazials im Rand-
gebiet der Ostsee von den Oberflächenformen weiter süd-
lich gelegener Glazialgebiete unterscheiden.
Für die Ostseerandgebiete sind vor allem folgende
Formen bezeichnend:
1. unruhige, an Kleinformen reiche Oberflächenformen;
2. ringsgeschlossene Wannen und Kessel einschließlich
Seen;
3. ein wirres, nicht ausgereiftes Flußnetz.
Hingegen sind den weiter südlich gelegenen Gebieten
neben anderen folgende Formen eigen:
1. ruhige, sanftgeneigte Formen;
2. das Fehlen größerer abflußloser Hohlformen und
Seen;
3. eine Zertalung, die in wasserdurchlässigen wie wasser-
undurchlässigen Gebieten von den höchstgelegenen
Teilen gleichmäßig in alle Richtungen verläuft;
4. zahlreiche Trockentäler bis zu 15 km Länge, und
zwar z. T. in heute vollkommen durchlässigen Ge-
bieten;
5. zumeist auffallend geradlinige Wasserläufe.
Diese Unterschiede besagen, in dem einen Gebiet herr-
schen die Formen der Aufschüttung weitgehend vor, im
anderen Gebiet jedoch sind fast ausschließlich Formen
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— 129 —
der Zerstörung vorhanden, also Akkumulationsformen einer-
seits, Erosionsformen andererseits!).
Eingehende Untersuchung ergab: die Grenze zwischen
den beiden Gebieten ist durchaus scharf, Ausnahmen be-
stehen nicht?). Diese morphologische Grenze kann nur
als Grenze der letzten Vereisung aufgefaßt werden aus
Gründen, die ich &a.0O. auseinandergesetzt habe.
Erörterungen im Anschluß an den Vortrag bestätigten
weiter meine Vermutung, daß die erwähnte morphologische
Grenze auch die Grenze für die Verbreitung der in S- u.
W-Holstein und in der Lüneburger Heide nahe der Ober-
fläche vorhandenen Windschliffzone ist; die in den ge-
nannten Gebieten so häufigen windgeschliffenen Ge-
schiebe fehlen innerhalb der morphologischen Grenze!
Ferner ergab sich neuerdings, daß das Harburger Hoch-
gebiet und der Fläming, die schon von Werrn als Teile
ein und desselben Endmoränenzuges erkannt waren, geo-
logisch und morphologisch auffallend übereinstimmen:
1. beide sind bis tief hinab aufgebaut aus wasserdurch-
lässigen Sanden, daher z. B. Bl. Stackelitz keinerlei
Oberflächenentwässerung aufweist, ebenso wie über
250 qkm südwestlich von Harburg;
2. zahlreiche Trockentäler ziehen in beiden Gebieten
von den höchstgelegenen Teilen in alle Richtungen;
3. in beiden Gebieten sind örtlich Trockentäler von
Iöß + erfüllt:
Bl. Harburg und Hiittfeld, Bl. Jüterbog und Schlenzer ;
I) Jene Unterschiede sind schon vor mir mehr oder weniger deut-
lich erkannt worden, wie ich in meiner Arbeit: ‚Über die äußerste
Grenze der letzten Vereisung in NW-Deutschland‘“, Mitteilg. d.
Geogr. Ges. in Hamburg Bd. 36, S. 159—245, Hamburg 1924,
auseinandergesetzt habe. Zu der Aufzählung ebenda 8. 169 ist
P. Woupstepr: „Beiträge zur Morphologie von Nordschleswig“,
Mitteil. d. Geogr. Ges. in Lübeck, 2. Reihe, Heft 26, 1912, zu-
zufügen. W. hebt die Unterschiede der beiden Landschaftstypen
sehr richtig hervor und verweist ferner auf eine Arbeit UssınGs
vom Jahre 1%7.
2) Die Blätter Klannin, Sydow und Kusow, von denen in der
Diskussion behauptet wurde, sie stellten ein Gebiet mit Erosions-
formen inmitten der Aufschüttungslandschaft dar, widersprächen
also meinen Auffassungen, zeigen außer Steilrandzertalung einige
längere Trockentäler. Gewiß verdienen jene Formen auf ihre
Entstehung näher untersucht zu werden; an der Zugehörigkeit
des ganzen Gebietes zur Akkumulationslandschaft können jedoch
keine Zweifel bestehen, da das Gebiet örtlich äußerst kuppig
ist und zahlreiche abflußlose Wannen sowie Seen aufweist.
en Mn Original from
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 130 -—
4. in beiden Gebieten haben die das Endmoränengebie:
querenden Flußsysteme mächtige Schuttkegel am
Rande des Urstromtals aufgehäuft.
Vom Nordrand des Fläming machte KsıLHack (Jahrb.
d. Preuß. Geol. Landesanst. 1886, S. 135) mehrere solche
Schuttkegel bekannt. Ähnlich finden wir sie auf Bl. Har-
burg vor den Trockentälern von Neugraben und N\Ncu-
Wiedenthal. Aber auch die Seeve hat einen solchen Schutt-
kegel in das Elbtal hineinverfrachtet. Dieser ist, worauf
mich Herr Baurat Lone von der Eisenbahndirektion in
Altona freundlichst aufmerksam machte, auf der geolo-
gischen Karte Bl. Allermöhe trotz der Torfbedeckung
aus den Zahlen über die Mächtigkeit des Torfes vor und
seitlich des Austritts der Seeve aus der Geest deutlich
zu erkennen. Also auch bei Harburg sind jene Schutt-
kegel ganz wie am Fläming (s. KeiLHack) zZ. T. unter
Torf begraben.
Über Glimmerklüfte, Lettenklüfte,
Schichtung und Schieferung am Südabfall
der Niederen Tauern.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 5. Mai 1925.)
Von Herrn H. QuirınG.
Bei der tektonischen Untersuchung des Erzberges
von Hüttenberg in Kärnten im Jahre 1924, über
die ich an anderer Stelle ausführlich berichten werde, ver-
wandte ich auf die Erkennung der Kluftverhältnisst be-
sondere Sorgfalt, wie sie sich im Siegerlande bei der
Ausrichtung verworfener Gangkörper bewährt hatte. Es
ergab sich, daß die bruchlose Faltung, die sowohl
auf den geologischen Karten des Gebietes als auch auf
den Sohlenrissen dargestellt war, nicht allein den Gebirgs-
bau bestimmt, sondern daß Sprünge, flache und steile
Überschiebungen in cbenso hohem Umfange als Struktur-
Elemente auftreten. Die Spezialtektonik des kristallinen
Kerns der Ostalpen zeigt überraschende Ähnlichkeiten mit
der Tektonik der deutschen paläozeischen Mittelgebirge.
IR FR Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 131 —
Auf diese Fragen möchte ich aber an dieser Stelle
nicht eingehen, vielmehr ist der Zweck meiner kurzen
Darlegungen, Ihnen eine neue Beobachtung mitzuteilen,
die uns eine Methode eröffnet, aus der Ausfüllung einer
Kluft, sei es nun eines Sprunges, eines Blattes oder einer
Überschiebungskluft, ihr relatives Alter abzuleiten.
An den vielen hundert Klüften, die in den kri-
stallinen Kalken von Hüttenberg über und unter Tage auf-
genommen werden konnten, beobachtete ich, daß zahl-
reiche Klüfte eine bis 10 m mächtige glimmerschief-
rige Ausfüllung enthielten, während in unmittelbarer
Nachbarschaft ähnliche Klüfte ausschließlich lettige (to-
nige, feinsandige und feinkalkige) Ausfüllung besaßen. Die-
selbe Beobachtung machte ich im Bereich des Glimmer-
schiefers. Ihn durchsetzten ebenfalls nicht nur Glimmer-
schiefer-führende, sondern auch Letten-führende Klüfte. Zur
kurzen Bezeichnung der Glimmerschiefer führenden Klüfte,
die ich durch Kompaßmessung festlegte, wählte ich den
Namen Glimmer-Klüfte
Die Mehrzahl dieser Glimmerklüfte verläuft im Ge-
birgsstreichen. Nur um 5°—20° weicht ihr Streichen und
Einfallen vom allgemeinen Streichen und Einfallen der
kristallinen Gesteine ab. Deutliche Stauchung und Über-
kippung beiderseits der Glimmerklüfte erweist ihre Ent-
stehung durch schuppenartige Überschiebung.
Geringer an Zahl und tektonischer Bedeutung sind
diejenigen Glimmerklüfte, deren Entstehung auf Horizontal-
verschiebung bzw. Vertikalverwerfung zurückzuführen ist.
Die Glimmerklüfte dürften in folgender Weise ent
standen sein: vor der Gesteinsmetamorphose
waren in den geschichtet abgelagerten Kalken, Tonschiefern
und Bänderschiefern (sedimentiert abwechselnd aus grob-
sandigem und feinsandig-tonigem Detritus) Überschiebungs-
klüfte, Blätter und Sprünge entstanden, die Kluftletten
(zerriebenes und geschlepptes Nebengestein) enthielten. Bei
der Metamorphose der Sedimente zu kristallinen Kalken
und Glimmerschiefern wurde auch die tonige und
feinsandige Kluftausfüllung umgewandelt, und zwar zu
Glimmerschiefer. Nach Abschluß der Metamorphose
rissen neue Klüfte auf, die ihre erste Ausbildung als
Lettenklüfte bewahrt haben.
Auch die Lettenklüfte des Hüttenberger Erzberges
gliedern sich in Überschiebungsklüfte, Blätter und Sprünge.
IR FR Original from
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— 132 —
Daß tatsächlich die Glimmerklüfte den Lettenklüften
gegenüber ein höheres Alter besitzen, geht aus folgenden
Beobachtungen hervor:
1. Treffen Lettenklüfte mit Glimmerklüften zusammen,
so sind stets die letzteren durch die ersteren ver-
worfen.
2. Die Glimmerklüfte sind z. T. wieder aufgerissen. Die
dabei neuentstandene Kluft, die inmitten der Glimmer-
kluft liegt oder ein Salband bildet, ist meist eine
Lettenkluft.
3. Die Glimmerüberschiebungen sind z. T. in einer jün-
geren Pressungsperiode verbogen worden, während
die Lettenklüfte das kristalline Massiv fast eben
durchsetzen.
4. An den Glimmerklüften erscheinen die Spateisen-
steinkörper des Kärntner Erzberges nirgends ver-
worfen und überschoben. Glimmerklüfte und Re-
gionalmetamorphose sind daher älter als die Spat-
eisensteingeneration der Ostalpen.
Die räumliche Lage der Glimmerüberschiebungsklüftet),
die einem präkristallinen Zusammenschub kurz nach
der Sedimentation ihre erste Anlage verdanken und
die, wie hervorgehoben, lediglich durch jüngere Letten-
klüfte deformiert und transformiert sind, deutet zunächst
daraufhin, daß eine jüngere Faltung postkristallinen
oder postsideritischen Alters nicht stattgefunden hat. Die
postsideritische (jungmesozoisch-tertiäre) alpine Druckphase
hat sich im Bereich des kristallinen Kerns ausschließlich
in Überschiebung (Schuppung) unter Vermittelung von
Lettenklüften geäußert. Die junge alpine Druckphase hat
demnach weder zeitlich noch genetisch etwas
mit der Regionalmetamorphose zu tun.
Die Glimmerklüfte sind also Symptome der vorkri-
stallinen, die Lettenklüfte Symptome der nachkristalli-
nen Tektonik der Ostalpen.
Eine transversale Schieferung, wie sie in
den präpermischen deutschen Mittelgebirgen vorhanden ist.
zeigen die Glimmerschiefer im Bereich des Kärntner Erz-
berges nicht. Die lamellare Textur (Glimmer- und Quarz-
bänderung) der Glimmerschiefer ist hervorgegangen aus
1) Es besteht im Allgemeinen zwischen Kluft-Fallen und dem
Fallen des Nebengesteins ein Winkel von 15—20%. Der Unterschied
im Streichen beträgt 5—10°.
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— 133 —
echter Schichtung, d. h. aus der ursprünglichen
Wechsellagerung feinsandig-tonigen und grobsandigen Sedi-
ments. Diese Auffassung habe ich aus folgenden Beob-
achtungen gewonnen:
1. Das Streichen der Lagentextur des Glimmerschiefers
ist völlig gleichgerichtet mit dem Streichen der
Bänderung des benachbarten Kalkes, die durch
lagenweise stärkere und schwächere Muskovitein-
streuung in Paralleltextur erzeugt ist.
2. Das aus dem Durchschnitt mehrerer hundert Messun-
gen gewonnene mittlere Streichen der Textur des
Glimmerschiefers und des Kalkes stimmt vollständig
überein mit dem über Tage durch Kartierung fest-
gestellten Verlauf der streichenden Grenze zwischen
Kalk und Glimmerschiefer.
3. Generalstreichen und Fallen des Glimmerschiefers und
des Kalkes stimmen mit dem Streichen und Fallen
der Turmalin-Pegmatit-Züge überein, die als Effusiv-
lager dem Glimmerschiefer und Kalk eingelagert sind.
4. Die an den Glimmerüberschiebungsklüften eingetre-
tenen Schleppungen und Stauchungen (Umbiegungen,
Überkippungen) der ursprünglichen Sedimente sind
trotz der Metamorphose der Kluftausfüllung und des
Nebengesteins noch deutlich erkennbar; die Schiefe-
rung macht diese Biegungen mit, obwohl sie jünger
ist als sie. Ich verweise auf die nachstehende
Zeichnung. Eine Metamorphose mit Seitendruck-
Schieferung hätte die ursprünglichen Merkmale der
vorkristallinentektonischen Bewegun-
gen vernichtet oder doch verwischt.
Von diesen Beobachtungen ist 2 so eindeutig, daß
kein Zweifel bestehen kann, daß die „Schieferung‘ des
Glimmerschiefers der ursprünglichen Schichtung entspricht
und lediglich unter allseitigem statischem Druck
bei der Umkristallisation entstanden ist, indem die lamel-
laren Komponenten ihre Stellung in der Schichtungsfläche
im wesentlichen bewahrt und sich nur durch ungleichmäßige
Ausdehnung (Streckung) in der Schichtungsfläche um ge-
ringe Beträge gegeneinander verschoben haben.
Daß die Schieferung im Bereich des Hüttenberger
Erzberges unter allseitigem Druck entstanden ist und als
Begleiterscheinung des Vorganges der Um-
kristallisation zu werten ist, läßt sich auch aus der
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— 134 —
Textur der Ausfüllung der Glimmerüberschiebungs-
klüfte ableiten. Die ursprünglich parallel zu den Kluft-
flächen eingestellte Textur des Kluftschiefers ist bei der
Metamorphose vollständig erhalten geblieben bzw. unter-
strichen worden. Sie erscheint heute als Textur der glimme
rigen Ausfüllung. Die Schieferung der Glimmerkluftaus-
S N
XL Textur der Glimmereinstreuung
Abb. 1. Glimmerüberschiebungskluft durchsetzt von einer Jüngeren
Lettenüberschiebungskluft,
Vorkristalline tektonische Druckphase: Entstehung der jetzigen
Glimmerüberschiebungskluft als Lettenkluft; Schleppung des sandig-
tonigen Nebengesteins,
Kristallisationsphase: Regionale Metamorphose und Schieferung der
Sedimente und der Kluftausfüllung durch langandauernden all-
seitigen Druck in großen Tiefen, Seitendruckschieferung fehlt.
Nachkristalline tektonische Druckphase: Entstehung einer flach
nach Norden fallenden Lettenüberschiebungskluft,
füllung zeigt daher zur Schichtung = Schieferung des
Nebengesteins eine deutliche und selbstverständliche Dis
kordanz.
Das Fehlen einer transversalen Schieferung.
d. h. einer Schieferung aus gerichtetem Druck, der Resul-
tanten aus Seitendruck + Belastungsdruck entsprechend.
in den Glimmerschiefern des Kärntner Erzberges ist s0
bemerkenswert, daß es eine lohnende Aufgabe wäre, die
Ursachen nachzuprüfen. Meine Beobachtungen reichen zu
einer Stellungnahme zu dieser Frage nicht aus.
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- 15 —
Früher ist vielfach, beispielsweise von Lossex, die An-
sicht geäußert worden, daß die Regionalmetamorphose
mancher Massive eine sogenannte Dynamo-Metamorphose
sei. So nahm man für den Kern der Alpen an, daß er in
der jungmesozoisch-tertiären Faltungsperiode seine kristalline
Struktur erhalten habe. Diese Auffassung, die in den letzten
Jahrzehnten, besonders von GRUBENMANN, energisch be-
kämpft worden ist, erweist sich auch auf Grund meiner
Beobachtungen als verfehlt. Gegen Lossen’s Annahme
können folgende neue Kriterien angeführt werden:
1. Die jüngere Pressungsperiode kann die Metamorphose
nicht erzeugt haben, denn dann müßten auch die
jüngeren Überschiebungsklüfte, deren Entstehung in
Anbetracht ihrer großen Schubweite — die größte bei
Hüttenberg festgestellte Schubweite beträgt 320m —
in die letzte Faltungsperiode fällt, eine ebenfalls
metamorphe Ausfüllung besitzen.
2. Wenn die großartige tertiäre Pressung nicht vermocht
hat, die Ausfüllung der jungen Lettenklüfte umzu-
wandeln, obwohl an den Klüften doch naturgemäß
die stärksten Druckspannungen zur Auslösung ge-
langten, so wird es unwahrscheinlich, daß
überhaupt eine regionale Gesteinsmeta-
morphose zu kristallinen Schiefern
dynamischen Ursprungsist.
Wir müssen vielmehr annehmen, daß seitlicher Druck
(Streß, nicht hydrostatischer Druck) mehr eine Zertrümme-
rung (Überschiebung, Horizontalverschiebung) und me-
chanische Umformung (Faltung, Fältelung, Seitendruck-
Schieferung) der Gesteine bewirkt als eine regionale Um-
kristallisation. Nur dort, wo die dynamische Pressung
örtlich eine stärkere Temperatursteigerung durch Reibung
erzeugt hat, wird sie zu örtlicher Umkristallisation ge-
führt haben.
Ergebnisse.
1. Die tektonischen Klüfte (Überschiebungsklüfte, Blätter
und Sprünge) in den kristallinen Schiefern und Kal-
ken der Ostalpen besitzen teils eine kristalline (Glim-
mer-) Ausfüllung, teils eine lettige Ausfüllung.
2. Die verschiedene Ausfüllung der Klüfte läßt einen
Schluß auf das Altersverhältnis zu.
3. Die Glimmer-führenden Klüfte (Glimmer-Klüfte) sind
vor der Metamorphose der ursprünglichen Sedimente
zu kristallinen Gesteinen entstanden; ihre ursprüng-
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
10.
11.
12.
13,
— 16 —
lich lettige Ausfüllung ist durch die Metamorpho=
ebenfalls kristallin geworden.
. Lage und tektonischer Charakter der Glimmer-Klüfte
lassen Rückschlüsse auf die präkristalline Tek-
tonik und die präkristallinen dynamischen Vor-
gänge zu.
. Aufrichtung, Faltung und erste Schuppung der heute
kristallinen Gesteine sind vorkristallinen Alters. Die
erste Schubphase hat kurz nach der Sedimentation
stattgefunden.
. Dem vorkristallinen Zusammenschub stehen nach-
kristalline Phasen seitlichen Druckes (die letzten
Phasen im jüngeren Mesozoicum und Tertiär) gegen-
über. Die nachkristallinen Pressungen haben keine
Faltung, sondern nur eine erneute kräftige Schuppung
der kristallinen Gesteine unter Auslösung verhältnis-
mäßig flacher Überschiebungsflächen mit lettigem
Schmiermittel (Letten-Klüfte) erzeugt.
. Die jungmesozoisch-tertiären Druckphasen stehen zur
Regional-Metamorphose der Gesteine und Glimmer-
klüfte in keinen Beziehungen.
. Die Regional-Metamorphose ist älter als die Spat-
eisensteingeneration der Ostalpen.
. Die lamellare Textur des Glimmerschiefers ist ur-
sprüngliche Foliation, hervorgegangen aus der
Wechsellagerung feinsandig-tonigen und grobsandigen
Sediments.
Die Lagentextur des Glimmerschiefers ist durch all-
seitigen hydrostatischen Druck unterstrichen und zur
„Kristallisations-Schieferung“ geworden, indem sich
die lamellaren Komponenten in der Schichtungs- bzw.
Schieferungsfläche streckten.
Die „Kristallisations-Schieferung“ der Glimmerschie-
fer in der Umgebung von Hüttenberg ist in einer Zeit
erfolgt, als die Sedimente gefaltet, geschuppt und
geringfügig verworfen waren.
Transversale Schieferung, entstanden aus seit-
lichen dynamischem Druck, fehlt den Glimmer-
schiefern von Hüttenberg.
Die Regional-Metamorphose ist keine Folge seitlichen
dynamischen Druckes, sondern eine Umkristallisation,
erzeugt durch Altern, hohe Temperatur und hohen
hydrostatischen Druck in größeren Tiefen, in die das
Sediment durch Schollensenkung geraten ist.
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— 137 — .
Bemerkung zum Vortrag des Herrn Qririne.
(Erörterung in der Sitzung am 6. Mai 1925.)
Von Herrn AHRENS.
Die Beobachtungen des Herrn Quizına am Hütten-
berger Erzberg lassen mancherlei Parallelen zu gewissen
allgemeineren Forschungsergebnissen Österreichischer Geo-
logen, vor allenı SAnpers, in den Hohen Tauern erkennen,
die vielfach auf ganz anderem, petrotektonischem Wege
gewonnen wurden. Herr QuirınG betonte, daß die Kri-
stallisationsschieferung der Glimmerschiefer mit einer ur-
sprünglichen Feinschichtung des Sediments zusammenfällt;
ebenso ist die ursprüngliche Textur der jetzigen Glimmer-
klüfte (parallel zu den Kluftwänden) durch die Kri-
stallisationsvorgänge nur noch weiter unterstrichen worden.
Auch die Knickungen, Stauchungen, Schleppungen usw.
der einzelnen Lagen des ursprünglichen Glimmerschiefer
sediments an den alten Klüften werden von den Glimmer-
lagen ganz genau mitgemacht, trotzdem die Kristallisation
nach dem geologischen Befund zweifellos jünger ist: all
dies sind sichere Anzeichen reiner Abbildungskri-
stalloblastese im Sinne SAanpeErs. Es bleibt aller-
dings noch übrig, einmal mikroskopisch zu untersuchen,
ob nicht doch, im Zusammenhang mit der Entstehung der
‘jetzigen Glimmerklüfte, Teilbewegungen im Gefüge statt-
gefunden haben, die die ursprüngliche Feinschichtung vor
der Kristallisation noch weiter ausgearbeitet haben (,Weiter-
ausarbeiten einmal vorhandener, einerlei wie entstandener
Flächen geringsten Schub- oder Zugwiderstandes‘‘ nach
SANDER). Ebenso würde es von Interesse sein, unter
dem Mikroskop an Querschliffen durch kleine Stauchungs-
falten festzustellen, ob sich hier tatsächlich, wie man er-
warten müßte, polygonale Glimmerbögen vorfinden, die
Sınnzkr mehrfach an Faltenquerschliffen ähnlicher Ge-
steine vom Tauernwestende beobachtet hat.
IR FR Original from
DEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
138: ==
Über einen Laufsteg im Liegenden des
Jüngeren Löß bei Hörde i. W.')
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 1. Juli 1925.)
Von Herrn R. Bärrııne in Berlin.
(Mit 4 Abbildungen )
Biec Abteilung Hörder Verein der Bergwerks- und
Hütten A. G. Phönix erweitert zurzeit die Hochofenanlare
zwischen Hörde und Brüninghausen (Meßtischblatt Witten)
und baut einen 8,6 m tiefen Abwässerkanal in vorwierender
ostwestlicher Richtung von dem bestehenden Hochofnwerk
zum Tale der Schondelle. Dieser Kanal durchschneidet
eine gleichmäßige unberührte Lößhochfläche, die keinerlei
Unebenheiten erkennen läßt. Da die Lößmächtigkeit zwi-
schen 1 und 7m schwankt, so wird überall noch die Unter-
lage des Löß in diesem Kanalbau angeschnittien. Die
ältesten aufgeschlossenen Schichten gehören dem Produk-
tiven Carbon an und zwar dem mittleren Teile der Fett-
kohlengruppe. Die Kreidedecke über dem Carbon fehlt
hier bereits und beginnt erst 1—11 km weiter nördlich
am Dortmunder Kaiser- Wilhelm-Hain.
Das Steinkohlengebirge wird also unmittelbar vom Dilu-
vium überlagert, in dem sich hier in der Hauptsach® nur
eine Glazialablagerung, die der .Hauptvereisung entspricht,
und der darüber liegende jüngere Löß unterscheiden lassen.
Die Glazialablagerung besteht aus mächtigen Block-
packungen verbunden mit fluvioglazialen Sanden, us
handelt sich also um die Fortsetzung der Hörder Tind-
I) Bei weiteren Aufgrabungen sind über das Alter der Löß-
schichten und des Laufsteges neue Feststellungen gemacht, die im
Nachstehenden berücksichtigt sind. Obwohl durch diese Auf-
grabungen ein recht junges Alter der Anlage erwiesen ist, bringe
ich die Mitteilung darüber doch in dleser ausführlichen Form, um
die dabei gewonnenen Erfahrungen einem weiteren Kreise von
Fachgenossen zugänglich zu machen. Zu einer eingehenderen
Klarlegung fühle ich mich auch aus dem Grunde verpflichtet, weil
Nachrichten über den Fund entgegen meinen Wünschen vorzeitig
in die Tagespresse gekommen sind, wobei meine ersten Angaben
2. T. ganz mißverstanden waren.
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z.B
moräne, über die bereits früher in dieser Zeitschrift be-
richtet wurde Da diese Blockmassen in der Nähe des
Emscher-Tales an verschiedenen Stellen zutage treten, wur-
den sie ursprünglich als Schotterablagerungen einer alten
Emscherterrasse aufgefaßt. Schon vor dem Kriege wurde
aber durch die zahlreichen großen Aufschlüsse bei Kanali-
sierungsarbeiten im Stadtgebiet Hörde und bei Erweiterung
des Güterbahnhofs festgestellt, daß diese Ablagerung mit
dem 1 Flüßchen Emscher nichts zu tun hat, sondern daß es
sich um Blockpackungen handelt, die der südlichsten
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Glacıal 7 Ablagerungen der Hauptvereis I:
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LöB vwLößlehrm Durch Homussub- Örundmoreine Flwioglacısle Blockmassen Produktes
Stanz schwach ge- nde der Endmoröne Carbon
erkennbare Grenze /ärbre Tonschicht
erschwemmten Lö M :
übergehend Abb. 1. Schichtenprofil in der Umgebung der
Fundstelle des Laufsteges bei Hörde i. Westf.
Stirnmoräne der Hauptvereisung zuzurechnen sind. Diese
zieht sich demnach vom Osten der Stadt Hörde durch das
ganze Stadtgebiet bis nach Brüninghausen.
Für die Auffassung, daß es sich bei diesen Block- und
Geröllmassen um eine Endmoräne handelt, spricht in erster
Linie die unregelmäßige, fast schichtenlose Lagerung der
Blockmassen, sowie deren außerordentlich große Ver-
schiedenheit in der Größe, ferner auch das sehr reichliche
Vorkommen von nordischen Gesteinen. Auch das Vor-
kommen von sehr weichen Kreidegeröllen und von Schiefer-
tonblöcken, die so wenig widerstandsfähig sind, daß ihre
Verfrachtung nur in gefrorenem Zustande denkbar ist, läßt
nur die Deutung zu, daß man hier eine Blockpackung
der Endmoräne vor sich hat. Unter dem Material über-
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"unh O u
wiegen bei weitem die einheimischen carbonischen Gesteine,
Nicht selten finden sich wenig gerundete oder nur wenig,
kantengerundete Blöcke und Bruchstücke aus dem Kon-
glomerat im Liegenden von Flöz Finefrau, das östlich von
Hörde am Kaiserberg zutage tritt. Der Blocktransport
der einheimischen Geschiebe ist hier also in der Haupt-
sache in ostwestlicher Richtung erfolgt. Die Ursache hier-
für ist darin zu suchen, daß weiter östlich das Inlandeis
an den höher aufragenden Höhen des Haarstrangs und
der carbonischen Bergrücken nördlich von Schwerte einen
großen Widerstand fand und dadurch örtlich nach Westen‘
abgelenkt wurde. j
In enger Verknüpfung mit diesen Blockmassen
sich verhältnismäßig feine, vorwiegend aus Carbonm
bestehende Sande, die aber auch Spuren nordischen
terials enthalten. Sie gleichen vollkommen den
lagerungen, die in den Endmoränen von Langendreeriäle
und Kupferdreh eine große Rolle spielen. Diese Sande
sind demnach nicht als eine selbständige Ablagerung, son-
dern als ein Bestandteil der Endmoräne anzusehen.
Die Endmoräne wird von Löß in wechselnder Mächtig-
keit überlagert. Am oberen Rande des Steilabfalles der
Hochfläche zum Tale des Schondellebaches wird die Löß-
mächtigkeit so schwach, daß die Blockpackung fast zutage
tritt. Die Oberfläche der Endmoränenablagerung unter dem
Löß ist im übrigen sehr unregelmäßig, ebenso auch die
Mächtigkeit der Blockmassen und ihre untere Begrenzung,
Stellenweise gehen die Blockmassen noch unter die Sohle
des Kanals hinab. Ihre unregelmäßige, von Vertiefungen
durchzogene Oberfläche ist mit Löß so zugedeckt, daß aus
der unruhigen Endmoränenlandschaft eine ganz gleich-
mäßige Lößhochfläche entstanden ist.
Unter diesem anscheinend ganz unberührten Löß
fand sich nun an einer Stelle in den Sanden und
der Blockpackung der Endmoräne eine schwache
muldenförmige Einsenkung. Die Sande werden hier
von einer 1 m mächtigen tonigen Schicht überlagert,
die durch Humussubstanz schwach gefärbt ist. Diese Ton-
schicht ist als Absatz eines kleinen Gewässers anzusehen.
An der oberen Grenze dieser Tonschicht und z.T. in die
Tonschicht versunken wurden bei dem Kanalbau gut er-
haltene Eichenhölzer in einer Lage aufgefunden, daß sie
nur von Menschenhand hierher gelegt sein können. Ein
glücklicher Zufall war es, daß dieses Bauwerk genau
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quer zu dem Verlaufe der Kanalgrube lag’). Abb. 2 zeigt die
Lage der Hölzer bei der ersten Entdeckung im Kanalbau.
Überlagert wird das Bauwerk an der Fundste!le von scheinbar
völlig unberührtem Löß in etwas über 2m Mächtigkeit. Dieser
führt vereinzelt Landschnecken wie z. B. Helix pulchella,
Cochlicopa lubrica, Helix arbustorum u. a.
Das aufgefundene Bauwerk ist ein primitiver Laufsteg.
Er besteht aus zwei Eichenholzlangbäumen, die in einem
Aufnahme von A. Laurent
Alb. 2. Lage der Hölzer des Laufsteges bei der Auffindung
in der Baugrube des Entwässerungskanals.
Abstande von 30—60 em ohne jeden Unterbau auf den
sumpfigen Grund gelegt sind. Auf die Langbäume sind als
Brückenbelag, wie die Abb.2—5 zeigen, im Abstande von
Schrittlänge rohe, eichene Astknüppel quer aufgelegt, die
als Laufdecke dienten. Sie haben mit den Langbäumen
keine feste Verbindung,
2) Die ersten Nachrichten über diesen Fund kamen durch eine
Mitteilung von Herrn A. Laurent (Hörde), dem ich auch an dieser
Stelle für seine Unterstützung bei den Untersuchungen und Über-
lassung von Photographien herzlichst danke, im Hörder Volks-
blatt Nr. 11 vom 13. Mai 1925 in die Öffentlichkeit.
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Die Brücke setzte sich nach Norden und Süden von der
Baugrube aus in die Wand fort. Dabei war ihr Ende nich:
festzustellen. Die Direktion des Phönix hat daher ir
dankenswerter Weise nach einer Unterbrechung durch
Aufnahme von A. Laurent
Abb. 3. Fortsetzung des Laufsteges von der Kanalgrube nach
Süden. Die Langhölzer sind gespaltene Stämme, die hochkant
gelegt sind, Das Bild veranschaulicht die Mächtigkeit der
überlagernden Lößschichten.
Haldenmassen eine neues Aufgrabung machen lassen und da-
bei die Fortsetzung des Laufsteges wiedergefunden, der
auf eine Länge von 34m in nordsüdlicher Richtung verfolgt
werden konnte. Damit ist aber das Ende noch nicht er-
reicht, da die nördliche Fortsetzung, die von ausgedehnteren
Haldenmassen und dem Bahnkörper der Eisenbahn Dort-
mund-Süd—Hagen überdeckt wird, unbekannt ble.bt. Wenig
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südlich der Halde zweigt ein zweiter Laufsteg in östlicher
Richtung ab, der nach 2—3 m bei den Resten eines im
gleichen Niveau liegenden großen Eichenstumpfes aufhört.
Überall lag der Steg in seiner ganzen Länge genau
auf den Ablagerungen der Endmoräne, meist in der schwach
humosen tonigen Schicht, z. T. aber auch noch auf dieser.
(Vgl. Abb. 1.)
In der südlichen Fortsetzung des Steges zeigte sich,
daß der Löß in einer Tiefe von 0,60—1,00 m von einer
[3
Aufnahme der Phönix A.-G., Hörde
Abb. 4. Fortsetzung der in Abb. 3 dargestellten Stelle nach
Süden. Die Querhölzer stecken mit ihren Enden noch in der
Wand, befinden sich also noch in ihrer natürlichen Lage.
Schicht mit vielen kleinen Z’egelbruchstücken, Tonscherben
und Holzkohlen durchzogen war. Auch ließ sich darüber
an der Oberfläche eine breite, ganz flache Senke erkennen.
Hier ist in sehr alter Zeit.(wie die Holzkohlen zeigen, wohl
vor Verwendung der Steinkohlen als Brennmaterial bei
der Ziegelbereitung, also vor m'ndesiens 150 Jahren) der
obeıste Lößlehm abgeziegelt.
Unter dieser zusammenhängend.n Kulturschicht erwies
sich der Löß mit mindestens 1 m Mächtigkeit überall als
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vollkommen frisch, ohne die geringsten Spuren von Um-
lagerung oder von künstlichen Eingriffen, so daß nicht
daran zu zweifeln war, daß der Löß den Laufsteg auch hier
normal überlagert. Besonders bemerkenswert war, daß im
Löß häufig vollkommen frische verkalkte Wurzelröhrchen
und auch frische Lößkindel vorkamen, Die Schnecken traten
nesterweise auf wie sonst im primären Löß und nicht in
Schichten, wie bei einer Umlagerung zu erwarten gewesen
wäre. Der Löß war also von dem primären Löß nicht zu
unterscheiden oder zu trennen und zunächst der Schluß
berechtigt, daß der Laufsteg also in seiner ganzen Aus-
dehnung älter ist als der Löß,.
:".Es blieb also nach diesen Beobachtungen keine andere
Möglichkeit als die Annahme, daß der Laufsteg im Alter
dem letzten Glazial entspräche. Eine Einreihung in das
Interglazial II schien mir aus mancherlei Gründen nicht
in Betracht zu kommen,
Zu diesem Schluß zwang die Beschaffenheit des Löß.
der in keiner Weise vom primären Löß zu unterscheiden
war und wie dieser frische Wurzelröhrchen und Lößkindel
sowie nesterförmig auftretende Lößschnecken enthielt, deren
Formen allerdings zur Altersbestimmung nicht brauchbar
waren. Auch die sonst für umgelagerten Löß in dieser
Gegend bezeichnenden nesterförmigen Eisenkonzentrationen
und Manganausscheidungen waren in den ersten ausge-
. dehnten Aufschlüssen nicht zu beobachten. Sie traten erst
‚ bei den letzten Aufgrabungen deutlicher in Erscheinung.
Trotzdem erschien noch immer das erwähnte Vorkommen
der verkalkten Wurzelröhrchen und Lößkindel, die keine
Spuren von Verwitterung zeigten, und die Verteilung der
Schnecken und deren Erhaltungszustand das Ausschlag-
gebende zu sein.
Erst als die Aufgrabungen das Ostende der Abzweigung
erreicht hatten, ergab sich völlige Klarheit. Hier fanden
sich unter dem vermeintlichen primären Löß unmittelbar auf
der Oberfläche der Glazialablagerungen einige dunkle ge-
sandete Scherben, die nach Angabe des anwesenden Pro-
vinzialkonservators Dr. STIEREN (Münster i. W.) in die
Bronzezeit zu stellen sind. Dann aber fanden sich auch noch
zwei Bruchstücke eines nicht. gesandeten Gefäßes, das nach
Dr. STIEREN zweifellos aus der Karolingerzeit stammt.
Daraus folgt, daß die Steganlage nicht älter als 1000—1100
Jahre ist, wenn auch alle Anzeichen dafür sprachen, daß
der Löß primär sei,
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Für den Geologen sind diese Erfahrungen sehr lehr-
reich, da sie zeigen, welche Massen von Löß in verhältnis-
mäßig kurzer Zeit (1000 Jahren) umgelagert werden können,
ohne ihre Eigenart zu verlieren. Nennenswerte Höhenunter-
schiede brauchen dabei kaum vorhanden zu sein. Das Ge-
lände steigt von den Fundstellen nur ganz allmählich an
und erreicht nach einem Nivellement von Herrn Bauführer
RÖBBELINnG erst in etwa 200 m Entfernung eine um 8 m
größere Höhe. Daß es sich um am Rande des Schon-
dellebachtales umgelagerte Massen handeln könnte, ist aus-
geschlossen, da die Fundstelle auf die Ostseite dieses Tales
liegt, die erfahrungsgemäß ja immer von Löß befreit ist,
und da zwischen der Fundstelle und dem Talrande die
Glazialablagerungen um 2,60 m höher liegen als an der
Fundstelle.
Weder das nesterförmige Auftreten der Schnecken noch
das Vorkommen und die frische Beschaffenheit der ver-
kalkten Wurzelröhrchen um der Lößkindel sind also zu-
verlässige Kriterien für die Unterscheidung des primären
Löß von dem umgelagerten. Es macht vielmehr den Ein-
druck, als ob Wurzelröhrchen und Lößkindel Neubildungen
seien, die erst nach der Umlagerung, also in den letzten
1000 Jahren, durch die Tätigkeit des niedersickernden Was-
sers gebildet sind.
Das einzige, was nach meinen sonstigen Erfahrungen
eine Unterscheidung von primären und umgelagerten Löß
ermöglicht, ist, wie erwähnt, das Vorkommen von nester-
förmigen Brauneisenkonzentrationen und kleinsten Mangan-
ausscheidungen. Die Hörder Aufschlüsse beweisen, daß auch
diese stellenweise fehlen können. Die Gefahr falscher
Schlüsse ist dann besonders groß. Ihr kann nur durch
möglichste Vergrößerung des vorhandenen Aufschlusses vor-
gebeugt werden.
Nachträglicher Zusatz während des Druckes: In einer west-
deutschen Tageszeitung wurde ich auf Grund der verfrüht und
gegen meinen Willen in die Tagespresse gelangten Nachrichten
von einem Nichtfachgeologen heftig angegriffen. Seine Ausführungen
ließen neben mangelnder Ortskenntnis derartig große Irrtümer er-
kennen, daß sie weder mir noch den anderen Geologen, die sich
mit der Frage beschäftigt haben, Veranlassung zu irgendwelchen
Zweifeln gaben. In einer späteren Mitteilung bringt derselbe Ver-
fasser unwahre und z. T. beleidigende Angaben, so daß ich jede
weitere Auseinandersetzung ablehne.
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Temperatur und Übersättigung der Laugen
bei der Bildung von Kalisalzlagerstätten.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 1. Juli 1925.)
Von Herrn ERNST FULDA.
(Mit 1 Textfgur.)
Ein Gestein muß man solange als eine primäre Bildung
ansehen, als man keine sicheren Beweise für seine nachträg-
liche Umbildung hat. Bei den Kalisalzgesteinen liegen diese
Beweise nur für die sogenannten Hutsalze vor, die nach
ihrem geologischen Vorkommen, ihrem Mineralbestand uni
ihrer Struktur zweifellos metamorph sind.
Alle anderen Kalisalzgesteine müssen zunächst als pri-
mär angesehen werden, wenn auch zuweilen Strukturen vor-
kommen, die einer Umbildung verdächtig erscheinen. In
diesen Einzelfällen muß die Metamorphose jedesmal erst
durch petrographisch-chemische Untersuchungen bewiesen
werden.
Wenn man den Mineralbestand der primären Kalisalz-
lagerstätten durchmustert, kommt man zu dem Ergebmis,
daß darin Mineralien und Mineralparagenesen auftreten.
die sich nur bei ziemlich hoher Temperatur bilden
können. Die in den Hartsalzen der Natur weit verbreitete
Paragenese von Sylvin und Kieserit kann nach vax'T
Horr nur bei Temperaturen über 72° entstehen. Bei
Abscheidung aus genügend sulfatischer Lösung ist bis zu
einer Temperatur von 83° die Bildung des Minerals Kainit
in Paragenese mit Kieserit zu erwarten. Im allgemeinen
kommt jedoch Kainit in den ursprünglichen Kalisalzlager-
stätten nicht vor. Danach ist anzunehmen, daß die Tempe-
ratur bei der Bildung der Salze über 83° gelegen hat.
Das Mineral Loeweit ist nur bis zu einer Temperatur
von 110° beständig. Bei höherer Temperatur zersetzt es
sich unter Abspaltung von etwas gesättigter Lauge in
Vanthoffit und Kieserit. Loeweit ist im Liegenden von
Hartsalzlagerstätten innerhalb der sogenannten Übergangs-
schichten wiederholt angetroffen worden. Sein Vorkommen
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— 117 —
beweist, daß die Bildungstemperatur der Salze unter
110° lag.
Das geologische Thermometer des Mineralbestandes
zeigt also einen Temperaturintervall von 83°—110° für die
Bildung der deutschen Zechsteinkalisalze an. Das ist eine
Temperatur, die mit unseren allgemeinen klimatischen Vor-
stellungen nicht im Einklang steht. Sie bedarf deshalb
einer besonderen Erklärung.
In der Klimatologie pflegt man im allgemeinen die
Lufttemperaturen anzugeben, die ein gegen direkte
‚Wärmestrahlung der Sonne geschütztes Thermometer an-
gibt. In Wüstengegenden betragen heute die höchsten Luft-
temperaturen im Jahresmittel 30°, im Maximum etwa 50”.
Sie bleiben also erheblich hinter der Bildungstemperatur
der Kalisalze zurück.
Viel höhere Temperaturen als die Luft kann jedoch
der nackte Felsboden erreichen, für den 60 bis 80°
keine Seltenheit sind!). Man ersieht daraus, daß man von
der Lufttemperatur nicht ohne weiteres auf die Erwärmung
anderer Medien schließen darf,
Schon im Meere kommen innerhalb der von der
Sonne bestrahlten Oberflächenschichten Temperaturen vor,
die das Jahresmittel der angrenzenden Wüstengebiet2 über-
steigen, nämlich 36° im Roten Meer und im Persischen
Meerbusen.
Ein eigenartiges Verhalten zeigen gesättigte
Lösungen, die der direkten Sonnenbestrahlung aus-
gesetzt werden. Ihre spezifische Wärme beträgt etwa zwei
Drittel bis drei Viertel von derjenigen eines gleichen
Volumens Wasser. Mit der gleichen Wärmemenge wird
daher eine entsprechend größere Temperatursteigerung
erzielt.
Dazu kommt noch, daß auch der Dampfdruck der
Lösungen bei gleicher Temperatur immer geringer ist als
derjenige des Wassers. Die Abgabe von verdunst-tem Wasser
an die Atmosphäre ist daher bei einer Lösung unter sonst
gleichen Bedingungen auch geringer als bei reinem Wasser,
Von der eingestrahlten Wärmemenge wird also weniger
für die Verdunstung verbraucht. Entsprechend mehr Wärme
steht für die Temperatursteigerung der Lösung zur Ver-
fügung.
1) Vgl. Fürer, Salzbergbau- und Salinenkunde, Braunschweig
1900, S. 185.
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— 148 —
Aus diesen beiden Gründen erwärmt sich eine Lösunz
schneller als reines Wasser, was man auch experimenteli
jederzeit nachweisen kann, wenn man Gefäße mit Lösungen
und mit Wasser nebeneinander der Sonnenbestrahlung aus-
setzt.
Luft, nackter Felsboden, Süßwasser und Salzlösung sind
offenbar Medien, die auf die Sonnenbestrahlung verschieden
reagieren. Wenn in einem Wüstengebiet die Lufttemperatur
im Jahresmittel 30° nicht übersteigt, so ist damit noch
nichts gesagt für die Temperatur, die ein Laugenbecken
unter denselben klimatischen Verhältnissen annehmen würde.
Leider sind über die Temperaturen von rezenten Salz-
seen nur sehr wenige Beobachtungen angestellt und ver-
öffentlicht worden. Am meisten Aufsehen hat in dieser
Beziehung der Medve-See in Siebenbürgen hervor-
gerufen, in dem Temperaturen bis zu 70° festgestellt worden
sind. Herr PoMmreckJ?) hat allerdings nachgewiesen, daß
der Medve-Sce nicht als ein Analogon für einen See der
Vorzeit gelten darf, in dem sich ein Salzlager gebildet
hat. Der Medve-Sce ist von einer dünnen Süßwasserschicht
bedeckt, die eine Eindunstung und damit auch eine Salz-
bildung in den tiefer gelegenen Laugenschichten verhindert.
Wenn der Medve-See auch keine Salzlagerstätte bildet,
so beweist er doch, daß konzentrierte Lösungen durch
Sonnenbestrahlung allein unter besonderen Umständen recht
hohe Temperaturen annehmen können, und zwar schon
in einem Lande, das eine mittlere Lufttemperatur von
nicht mehr als 9° aufweist.
Es fragt sich nun, ob bei der Entstehung der Kali-
salzlagerstätten besondere Umstände angenommen werden
können, die vielleicht eine Laugentemperatur verursacht
haben, welche weit über die Lufttemperatur hinausgeht.
In Zusammenhang mit dieser Frage verdient eine Be-
obachtung besondere Aufmerksamkeit, die ELSCHNER in
Kalifornien bei dem mißglückten Versuche gemacht hat.
Mutterlaugen einer Meeressaline durch Sonnenbestrahlung
bis zur Abscheidung von Kalisalzen einzuengen. ELSCHNER
schreibt darüber folgendes):
2) Pomrecks: Zur Fıage hoher Temperaturen bei der Ent-
stehung mancher Kalisalze, Zeitschr. f. prakt. Geol. 1911. Bd. 19,
S, 166.
3) Eıschner: Beiträge zur Kenntnis von natürlichen und künst-
lichen Seewasserlagunen. Geol. Rundschau. Bd. XIV, Heft 4, 1924,
S. 351.
Original from
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— 19 —
„Für die Beurteilung der Zeitdauer der Bildung der
norddeutschen Kalisalzablagerungen glaube ich, schließen
zu müssen, daß dieselbe einer Revision bedarf. Sobald
die Mutterlaugen an der Luft und in den Teichen stärker
als 31,5° Be werden, ist die natürliche Verdampfung sehr
gering, außer bei sehr heißem Wetter. Dann aber bildet
sich sofort an der Oberfläche eine verhältnismäßig dicke
Salzschicht oder -decke. Wird diese Decke durch Be-
wegung der Oberfläche durch mechanische Mittel zerstört,
so ist die Verdunstung mehr wahrnehmbar. Bleibt die Decke
jedoch bestehen, so ist der Verdunstungsprozeß langsam,
selbst wenn durch die Sonnenwärme sich die Lauge auf
70—80° erwärmt.“
Besonders beachtenswert ist die Bildung der Salz-
decke, die ELsCHnErR beobachtet hat. Mutterlaugen neigen
besonders dazu, auf ihrer Oberfläche schwimmend: Kristall-
häute entstehen zu lassen. In jeder Kalifabrik kann man
in den Kristallisiergefäßen, in denen sich die heißen Lösungen
abkühlen, derartige schwimmende Salzhäute beobachten. Die
gesättigten Laugen haben eine große Oberflächenspannung,
so daß sie sich beinahe wie Quecksilber zusammenballen
können. Die an der Oberfläche der Laugen bei Eindunstung
oder Abkühlung entstehenden Salze, Carnallit und Bischofit,
haben ein spezifisches Gewicht (1,6 und 1,59), das das-
jenige der Laugen selbst (1,3) nur wenig übertrifft. Infolge-
dessen können sich unbenetzte Salzhäute sehr lange schwim-
mend erhalten.
Derartige Salzdecken kommen auch sonst auf rezenten
Salzseen vor. Z.B. bildet WALTHER*) einen Salzsee bei
Alexandrien ab, in dem jeden Sommer durch Verdunstung
eine etwa 5 cm dicke Salzschicht entsteht, die wie eine
Eisplatte den See bedeckt.
Derartige schwimmende Salzdecken behindern die Ver-
dunstung der Laugen und bewirken, daß die gesamte ein-
gestrahlte Wärme, die das stark diathermane Salz tiefer
eindringen läßt, zur Temperaturerhöhung der
Lösungen Verwendung findet. So konnte ELSCHNER in dem
noch nördlich vom Wüstengürtel gelegenen Kalifornien
Laugentemperaturen von 70—80° beobachten.
Erst wenn die Temperatur noch höher steigt, nimmt
der Dampfdruck der Lösungen derartig zu, daß trotz
der Salzdecke die Verdunstung wieder fühlbar wird. Die
4) WALTHER: Geologie der Heimat. Leipzig 1918, Taf. XXIII.
ad N Original from
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— 50 —
Dampfblasen steigen dann an undichten Stellen der Salz-
decke in die Atmosphäre empor und gleichzeitig bilden sich
in der Lösung neue Kristalle, die zu Boden sinken und
dort die Kalisalzlagerstätte entstehen lassen.
Die Beobachtungen ELSCHNERS beweisen, daß bei einer
Temperatur von 80° die Kalisalzbildung noch nicht recht
in Gang kommen will. Erst bei etwas höherer Temperatur
reicht der Dampfdruck der Lösungen aus, um die Abscheidung
fester Salze zu bewirken.
Es ergibt sich also folgendes: Beinormaler Luft-
temperatur eines Wüstengebietes kann die
Laugentemperatur unter einer schwimmen-
den Salzdecke auf mehr als 8&° steigen. Zur
Bildung eines Kalisalzlagers ist eine der-
artig hohe Temperatur notwendig, weil bei
niedrigerer Temperatur der Dampfdruck der
Mutterlauge zu geringist, um eine wirksame
Auskristallisation von Kalisalzen zu ge-
statten.
Demnach braucht man für die Zechsteinzeit keine inten-
sivere Sonnenbestrahlung anzunehmen, als sie heute noch in
den wärmsten Klimazonen der Erde vorkommt. Trotzdem
erscheint eine Laugentemperatur von mehr als 83° im
Zechsteinbecken nicht unwahrscheinlich. Da nun der
Mineralbestand der deutschen Kalisalzlager eine Tempe-
ratur von mehr als 83° tatsächlich anzeigt, so besteht ohne
weiteres keine Veranlassung, die primäre Entstehung dieser
Salze anzuzweifeln.
In den deutschen Kalisalzlagerstätten kommen zwei ver-
schiedene Gesteine nicht nur übereinander, sondern auch
nebeneinander vor, nämlich Carnallitgestein und
Hartsalz. Sie unterscheiden sich dadurch, daß in dem
einen das Mineral Carnallit, in dem andern das Mineral
Sylvin in Paragenese mit Steinsalz und Kieserit vorkommt.
Die Gleichaltrigkeit beider Gesteine läßt sich besonders
gut in der Gegend von Staßfurt und im Kaliwerk Volken-
roda nachweisen. Petrographische Untersuchungen von
RErETZKI) haben ergeben, daß an den Grenzstellen bald
der Sylvin durch den Carnallit verdrängt wird, bald um-
gekchrt der Carnallit durch den Sylvin.
Es fragt sich nun, ob beide Gesteine primär im Zech-
steinbecken entstanden sind und aus welchen Gründen das
P) Prüfungsarbeit im Archiv der Preuß. Geol, Landesanst. Berlin.
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— 351 —
Salz sich dann einmal mit und einmal ohne Chlormagnesium-
gehalt gebildet hat.
Eine Reihe von petrographischen Arbeiten, die be-
sonders die Schüler von RınnE und von SCHÖNDORF 4us-
geführt haben, führen übereinstimmend zu einem bemerkens-
werten Ergebnis, das allerdings den Verfassern selbst nicht
aufgefallen zu sein scheint. Es zeigt sich, daß im Liegen-
den eines Hartsalzlagers jedesmal Übergangsschichten (Stein-
salzgesteine) auftreten, in denen die Mineralien Vanthof-
fit, Loeweit und Langbeinit eine wichtige Rolle
A
Bischoft „0
‘
Vanthoffit ö
Thenardit Kristallisationsschema bei 83°
Abt. 1.
spielen. Im Liegenden der Carnallitgesteine dagegen fehlen
diese Mineralien. Man findet dort neben Kieserit geringe
Beimengungen von Carnallit, seltener auch von Sylvin.
Die Bedeutung dieser Feststellung ergibt sich bei Be-
trachtung eines Kristallisationsschemas für 83° in der
JÄnECKEschen Dreiecksdarstellung (vgl. Textabb. 1). Man
ersieht daraus, daß eine Kristallisationsbahn, die durch
die Felder der Mineralien Vanthoffit, Loeweit und Langbeinit
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— 132 —
führt, schließlich das Sylvinfeld erreicht (bei Punkt R).
Diese Mineralien sind die typischen Vorläufer eines Hart-
salzlagers, das sich demnach auf eine dem Schema ent-
sprechende Unterlage aufbaut und mit dieser in genetischen
Zusammenhang steht. Dieser Umstand weist darauf hin,
daß das Hartsalz eine primäre Bildung ist.
Nicht in derselben einfachen Weise läßt sich die Ent-
stehung des Carnallitgesteins aus dem Dreieck-
schema ablesen. Um seine Bildung zu verstehen, muß
man sich erst die Arbeitsmethoden van'r Horrs vergegen-
wärtigen, die die Grundlage der schematischen Darstellung
geschaffen haben.
Van’T Horr stellte bei seinen Untersuchungen fest,
daß sich das chemische Gleichgewicht zwischen Sulfat und
Chlorid nur äußerst langsam einstellt. Je länger man eine
Lösung (mit zugehörigen Bodenkörpern) umrührt, um so
mehr Sulfat scheidet sich ab, während Chlorid in Lösung
geht, bis endlich ein Gleichgewichtszustand erreicht wird.
Im allgemeinen sind Lösungen, die man nicht umrührt, an
Sulfaten übersättigt, wenn man ihnen nicht außer-
ordentlich lange Zeit läßt bis zur Einspielung des chemischen
Gleichgewichts.
Durch die Gegenwart von gelöstem Magmesiumsulfat
wird die Löslichkeit von Natriumchlorid und Kaliumchlorid
auf Kosten des Magnesiumchlorids begünstigt. Die an
Magnesiumsulfat übersättigten Mutterlaugen enthalten des-
halb auch von diesen beiden Chloriden einen größeren
Prozentsatz als konstante Lösungen.
SEROWY®) hat die Untersuchungen vAn’T Horrs teilweise
nachgeprüft und dabei für die Punkte P und R Gleich-
gewichtslagen festgestellt, die noch weniger Sulfat auf-
weisen als van’r Horr angegeben hat, der anscheinend
die Übersättigung noch nicht vollständig beseitigt hatte.
Die Begrenzung der Mineralfelder im Dreieckschema ver-
schiebt sich dadurch etwas.
Früher hatte bereits BLUMER versucht, die Gleich-
gewichtspunkte im Diagramm für 83° nachzuprüfen. Da
er aber die Übersättigung nur sehr unvollkommen beseitigt
hatte, erhielt er sehr ungenaue Ergebnisse, die zu einer
wesentlichen Vergrößerung der Mineralfelder für Kieserit
und Carnallit führten. Die Versuche Brumers haben aber
6) SErowy: Beiträge zur Kenntnis wichtiger Gleichgewichts-
lösungen ozeanischer Salzablagerungen bei 83%. Zeitschr. „Kali“,
16. Jahrg. 1922, Heft 11—16.
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— 133 —
gerade wegen ihrer großen Mängel eine besondere Be-
deutung für die Geologie, weil sie vielleicht den Vorgängen
in der Natur besser entsprechen als die exakteren Unter-
suchungen van’T Horrs und SEROWYS.
In der Abb. 1 sind Kristallisationsbahnen eingezeichnet,
die nicht von der Zusammensetzung des Meerwassers aus-
gehen, sondern von einer etwas sulfatreicheren Lösung,
welche die Bildung von Vanthoffit zuläßt. Ohne die An-
nahme dieses höheren Sulfatgehaltes wäre die Entstehung
dieses tatsächlich vorhandenen Minerals nicht zu erklären,
Die eine Kristallisationsbahn verläuft durch die Mineral-
felder des Vanthoffit, Loeweit und Langbeinit und folgt
dann den Grenzen zwischen Langbeinit und Kieserit und
zwischen Sylvin und Kieserit. Sie entspricht also einer
normalen Hartsalzbildung mit ihrer typischen Unterlage.
Ein ganz anderes Bild erhält man, wenn man von
annähernd demselben Ausgangspunkt aus eine Kristalli-
sationsbahn im Brumerschen Diagraınm zeichnet, in dem
das Kieseritfeld gegen das Langbeinitfeld durch die Linie
Y’ R (vgl. Abb. 1) begrenzt wird. Man befindet sich dann
von vornherein im Kieseritfeld und erreicht später das
Carnallitfeld, an dessen Grenze zum Kieseritfeld die Bahn
weiter verläuft. Es entsteht in diesem Falle ein Car-
nallitgestein auf kieseritischer Unterlage.
Der Unterschied besteht darin, daß im ersten Falle
das chemische Gleichgewicht der Lösung wenigstens an-
nähernd erreicht ist, im zweiten dagegen dauernd Über-
sättigung an Sulfat herrscht. Die Zusammensetzung der
Ausgangslösung kann in beiden Fällen die gleiche sein.
Äußerlich unterscheiden sich beide Lösungen wahrschein-
lich nur ein wenig im Wassergehalt.
In der Natur hängt das Maß der Übersättigung wahr-
scheinich von der Eindunstungsgeschwindig-
keit ab, die wieder ihrerseits durch den von der Tempe-
ratur abhängigen Dampfdruck begründet ist. Bei ver-
hältnismäßig langsamer Eindunstung hat die Lösung Zeit,
sich wenigstens annähernd auf chemisches Gleichgewicht
einzuspielen. Es entsteht dann eine Hartsalzfolge. Bei
schnellerer Eindunstung bleibt die Lösung dauernd an
Sulfat übersättigt und es bildet sich eine Carnallitgesteins-
folge. Temperaturunterschiede können in einem großen
Laugenbecken leicht entstehen, z.B. infolge verschiedener
Dicke der schwimmenden Salzdecke. Eine höhere Tempe-
ad N Original from
POS Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 154 —
ratur begünstigt offenbar die Übersättigung der Mutterlaugen
und damit die Bildung einer Carnallitgesteinsfolge.
In einer früheren Veröffentlichung?) habe ich das Neben-
einander von Carnallitgestein und Hartsalz durch Laugen-
entmischung zu erklären versucht. Nach den vorstehenden
Ausführungen können beide Gesteine auch aus der gleichen
Lösung bei verschiedener Eindunstungsgeschwindigkeit ent-
stehen. Eine Entmischung ist daher zwar eine mög-
liche, aber keine notwendige Voraussetzung für die unter-
schiedlichen Gesteinsbildungen. Wahrscheinlich kann man
die Entmischungstheorie auf die großen regionalen Gegen-
sätze beschränken, wie sie z.B. zwischen dem Staßfurter
und dem Südharzgebiet bestehen. Die lokalen Gesteins-
unterschiede lassen sich dagegen durch verschiedenen Grad
der Übersättigung infolge verschiedener Eindunstungs-
geschwindigkeit erklären.
Eine Folge der Übersättigung ist vermutlich auch eine
Erscheinung, auf die BoEkE?) bereits hingewiesen hat: die
natürlichen Carnallitgesteine enthalten wesentlich mehr Stein-
salz, als bei der Eindampfung von Meerwasser nach dem
theoretischen Profil eigentlich entstehen dürfte. Eine an
Magnesiumsulfat übersättigte Lösung begünstigt aber auch
die Löslichkeit des Natriumchlorids, das deshalb noch bis
zur Zeit der Carnallitbildung in verhältnismäßig großer
Menge in lösung geblieben sein konnte, um dann die
Steinsalzbänke im Carnallitgestein zu bilden.
Zum Schluß möchte ich mich noch mit einer Kritik
beschäftigen, die meine Ansicht von der primären Ent-
stehung der meisten Kalisalzgesteine bereits gefunden hat.
Herr HARBOoRrT?) erkennt in einer Veröffentlichung die von
mir erhobenen Einwände gegen die thermometamorphe Natur
der Kalisalze im allgemeinen an. Er glaubt jedoch, die
Beweiskraft dieser Einwände beschränke sich auf den Fall
einer Salzbildung aus normalem Meerwasser. Bei Annahme
von Ausgangslösungen, die durch deszendente Vorgänge
eine wesentlich andere Zusammensetzung erhalten hätten,
werde das Prinzipielle an der Erdheizungstheorie nicht
erschüttert.
?) FuLpa: Studie über die Entstehung der Kalilagerstätten des
deutschen Zechsteins. Diese Zeitschr., Bd. 76, 1924. Monatsber.
Ss. 7—30.
8) BoEKE: Über das Kristallisationsschema der Chloride usw.
Zeitschr. f. Krist. u. Min., Bd. 45, 1908, S. 380.
®) Harsort: Deutschlands Kalisalzlagerstätten. Deutsche Berg-
werkszeitung vom 31. Oktober 1924, Jubiläumsausgabe Nr. 4.
Original from
BOZEN Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 55 —
Demgegenüber möchte ich darauf hinweisen, daß die
thermometamorphen Vorgänge quantitativ natürlich wesent-
lich anders verlaufen, wenn man von einer anderen Aus-
gangslösung als JÄNECKE ausgeht. Dieselben Umwand-
lungstemperaturen für die einzelnen Mineralien unter
Laugenabspaltung bleiben jedoch bestehen. Infolgedessen
gelten meine. Einwendungen, die ja besonders an die Tiempe-
raturfrage anknüpfen, ohne Rücksicht auf die quantitative
Zusammensetzung der Ausgangslösungen. Damit behält
auch meine Schlußfolgerung ihre Gültigkeit: Weil die bisher
angenommenen metamorphen Vorgänge aus geologischen
Gründen unmöglich sind und auch sonst keine Beweise
für Metamorphose vorliegen, müssen die Kalisalzlager
in der Hauptsache als primäre Bildungen an-
gesehen werden, deren Mineralbestand auf eine Bildungs-
temperatur von mindestens 83° in der Zechsteinzeit selbst
hinweist.
Zusammenfassung.
1. Bei einem Wüstenklima, wie es heute auf der Erde
vorkommt, ist eine Erwärmung gesättigter Mutterlaugen
auf mehr als 83° unter einer schwimmenden Salzdecke nur
durch Sonnenbestrahlung möglich.
2. Zur Bildung eines Kalisalzlagers ist eine sehr hohe
Temperatur notwendig, weil bei niedrigerer Temperatur
der Dampfdruck der Mutterlaugen zu gering ist, um eine
wirksame Verdunstung und Salzbildung zu ermöglichen.
3. Der Mineralbestand der deutschen Zechsteinsalze
beweist eine Bildungstemperatur zwischen 83 und 110°.
4. Die deutschen Zechsteinsalze sind in der Haupt-
sache eine primäre Bildung der Zechsteinzeit.
5. Bei schneller Eindunstung infolge besonders hoher
Temperatur bleiben die Mutterlaugen dauernd an Mag-
nesiumsulfat übersättigt und bilden ein Carnallitgestein auf
kieseritischer Unterlage.
b. Bei langsamerer Eindunstung kann sich das chemische
Gleichgewicht in den Mutterlaugen annähernd einstellen.
Es entsteht dann ein Hartsalzlager mit ciner Steinsalz-
unterlage, in der die Mineralien Vanthoffit, Loeweit und
Langbeinit vorkommen,
Original from
BOZEN Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Über den Einfluß der rotliegenden
Gebirgsbewegungen auf die rotliegenden
Eruptivgesteine Deutschlands.
(Vortrag, gehalten in der Sitzung am 1. April 1925.)
Von Herrn Hermes in Berlin.
(Mit 15 Textabbildungen.)
Während des Karbons kamen in Begleitung der zebirgs-
bildenden Vorgänge in Süd- und Mitteldeutschland Tiefen-
gesteine zur Intrusion, die ziemlich ausgesprochen pa-
zifischen Charakter haben. Als ihre effusiven Äquivalente
sind die Quarzporphyre, Porphyrite usw. zu betrachten,
die in demselben Grebiet während des Karbons und Perms
zum Erguß kamen. Trotzdem sie aber einem pazifischen
Magma entstammen, haben sich bei ihnen unter dem Einfluß
der permischen Gebirgsbewegungen ganz verschiedene
Typen herausgebildet, die zum Teil einen fast atlantischen
Charakter tragen. Dies näher auszuführen und zu begründen
soll der Zweck des Folgenden sein.
Zunächst will ich aber noch kurz auf die Projektions-
art eingehen, die ich zur graphischen Veranschaulichung
der Resultate der Gesteinsanalysen benutzte. Sie ist von
v. WoLFrF angegeben, der sie eingehend im „Vulkanismus'‘,
Band II!) erklärt. v. WorLrr nimmt zwei gleichseitige Drei-
ecksprojektionen zur Hilfe. Die drei Komponenten, die im
ersten Dreieck zur Darstellung kommen, sind: der Quarz,
die leukokraten und die melanokraten Bestandteile. Jede
Gesteinsanalyse wird so umgerechnet, als ob das betreffende
Gestein ein Gemenge der sauersten Silikate, nämlich des
Feldspats und des Augits, wäre. Der Ueberschuß oder
der Fehlbetrag an Kieselsäure ergibt die dritte Komponente
mit positivem oder negativem Vorzeichen. Zu den leuko-
kraten Bestandteilen rechnen die Feldspate, der Leuzit
und der Nephelin, zu den melanokraten Augit, Hornblönde,
Olivin und Magneteisen. Im zweiten Dreieck wird dann
der mittlere Feldspat dargestellt. Er ist der Durchschnitts-
feldspat, der sich ergäbe, wenn das K, das Na und das Ca
der leukokraten Bestandteile zu Feldspat abgesättigt würde.
nr ns Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 157 —
Außerdem sollen die für die tertiären Eruptivgesteine
üblichen Namen zu Vergleichszwecken auf die rotliegenden
übertragen werden (Abb. 15), also für Quarzporphyr Liparit,
für Quarzporphyrit Dazit, für Porphyr Trachyt, für Porphyrit
Andesit, usw. Alle Gesteine, die einen größeren Quarzgehalt
haben, als dem Quarz-Feldspateutektikum entspricht, sollen
zum Liparit, bezw. zum Dazit, gerechnet werden. Das
Quarz-Feldspateutektikum ist durch Untersuchungen von
VogTr, die im Jahrbuch für Mineralogie, Bd. 25, ver-
öffentlicht wurden, festgelegt worden, und zwar fand er,
daß das Eutektikum bei einer Zusammensetzung der
Schmelze liegt, die folgende Gewichtsprozente zeigt:
SiO, = 74,04
Al,O,
= 14,19
CaO = 0,33
a = 2,02
Ks = 9,42
In Molekularprozenten ausgedrückt, ergibt sich folgende
Zusammensetzung: |
SiO, — 81,62
ALO,—= 9,22
CaO = 0,39
N0 — 2,16
Ko — 686
In dem Wourrschen Dreieck liegt also das Eutektikum
E bei L = 71,9, M = 0,0 und Q = 28,1.
Im ganzen waren am Ende der Karbonzeit die gebirgs-
bildenden Bewegungen zur Ruhe gekommen. Das einzige
größere Ereignis, was noch eintrat, war die Entstehung
der Saar-Saale-Senke. Ihre Bildung begann am Ende des
Karbons und dauerte während des ganzen Rotliegenden an?).
Es lag nun nahe, anzunehmen, daß diese Senkungsvorgänge
auf das Magma einen Einfluß ausüben mußten. Nicht
berührt von diesen Vorgängen war Süddeutschland, und
zwar die Eruptivgebiete des Schwarzwaldes, der Vogesen
und der Umgebung von Heidelberg.
Im Schwarzwald und den Vogesen brachen im Mittel-
rotliegenden Eruptivgesteine aus, die einen sehr sauren
Charakter haben. Sie finden sich in ausgebreiteten Decken
von Quarzporphyren, besonders bei Lahr und Oppenau.
Die Eruptionen des Odenwaldes schließen sich denen des
Schwarzwaldes und der Vogesen eng an. Auch hier
herrschen saure Gesteine stark vor, wie z. B. der Dossen-
heimer Quarzporphyr zeigt. Die Analysen der süddeutschen
Gesteine finden sich in der Tabelle am Schluß der Arbeit
12
nr ns Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 18 —
von Nr. 1—19. Die Anorthitwerte aller dieser Gesteine
liegen sehr niedrig, selten bedeutend über 6. Die Pro-
jektionspunkte der mittleren Feldspate nähern sich also
stark der Orthoklas-Albit-Linie. Die Q-Werte liegen meist
stark über 28. Die Gesteine sind also überwiegend Liparite
und z.T. Trachyte. (Abb. 1 u. 2.)
Weiter nach Norden zu kommen wir jetzt in das
Gebiet der Saar-Saale-Senke. Nach der Karte. die Ktax
Qu
AR INN AN ANVAN
L ARKKRRRREN
DVS EIS
Abb. 1. Süddeutsches Eruptivgebiet
(Schwarzwald, Vogesen, Odenwald).
seiner oben zitierten Arbeit beigibt, existierten im Ober-
karbon zunächst zwei getrennte Becken, das Saar-Nahe-
Becken und das Saalebecken, das auch das Ilfelder Gebiet
umfaßte. Im Unterrotliegenden erweitert sich das Saar-
Nahc-Becken nach Nordosten bis über den Rhein hinaus.
und das Saalebecken nimmt das Ilfelder Becken in sich
auf und erstreckt sich bis nach Thüringen hinein, während
nörllich von Halle im Streichen des Beckens ein Hochgebiet
auftritt. Im Saar-Nahe-Giebiet kommen nun Lawen zum
Erguß, die einen ganz anderen Charakter tragen als die
eben besprochenen. (Analyse Nr. 20—42.) (Abb. 3 u. 4.)
Die hier auftretenden Gesteine zerfallen in zwei
Gruppen: erstens in die als Lager, Stöcke und Gänge im
Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
—- 9 —
Unteren und Mittleren Rotliegenden vorkommenden Gesteine
und zweitens in die Ergußgesteine des Grenzlagers, des
sogenannten Grenzmelaphyrs. Zur ersten Gruppe gehören
Felsitporphyre, Kersantitporphyre, Quarzporphyre, dole-
ritische und basaltische Melaphyre der Umgebung von Ober-
stein, St. Wendel, Ottweiler, Lebach und Birkenfeld, in
den Kuseler, Tholeyer und Lebacher Schichten. Dann folgen
die Söterner Schichten mit dem Grenzlager, das aus Ge-
An
Abb. 2. Süddeutsches Eruptivgebiet
(Schwarzwald, Vogesen, Odenwald).
steinen besteht, die zum Erguß gekommen sind. Der älteste
dieser Ergüsse ist ein basischer Augitporphyrit in der
Gegend von Oberstein und Birkenfeld. Auf ihn folgen
saurere Porphyrite, die aber nur eine beschränkte Ver-
breitung haben und bei Oberstein nur bis zum Idarbach
reichen. Sie werden von dem Porphyrit vom Steinalb-
und Totalbtal überlagert. Ueber diesen porphyritischen
Lagerdecken folgen dann kieselsäureärmere und zwar Mela-
12*
er ns Original from
POlZEODN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
IN
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/IVVNMNN
/VNVNVNMM
NV MVMNVNVNWVN
PAPIER
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ATLIIRAN,
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EN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— I01 —
phyre in mindestens drei Ergüssen. Im größten Teil des
Gebietes schließen jetzt die Eruptionen ab, nur bei Reguls-
hausen bei Oberstein folgt auf die Melaphyre wieder ein
saureres Gestein, nämlich ein quarzführender Augit-
porphyrit. Mit ihm kommen die Eruptionen endlich zum
Abschluß. Die Q-Werte sämtlicher Gesteine bleiben über
Null, steigen aber nicht über 28. Echte Melaphyre oder
Basalte fehlen also, ebenso Liparite und Dazite. Die
Anorthitwerte der Gesteine liegen meistens über 25; die
mittleren Feldspate nähern sich also stark dem Dreiecks-
Qu
IN MMNNVNVYVN
L ARRRKIIREN m
VVVWVVVVVNV\
Abb. 5. Südharzer Eruptivgebiet.
mittelpunkt. Es ist das Magma als ein vorherrschend an-
desitisches, an der Grenze gegen den Trachyt stehendes, an-
zusprechen.
Im Harz bei Ilfeld liegt im Unterrotliegenden zu unterst
ein durch eine Dissertation von BöTrTcHasr über die rot-
liegenden Eruptivgesteine von Ilfeld?) als Porphyrit oder
nach der tertiären Bezeichnungsweise als Andesit ange-
sprochenes Gestein, dasaberdoch wohl, zum Teil wenigstens,
wie Analyse 50 zeigt, ein Orthoklasbasalt ist. Für einen
echten Melaphyr oder Basalt ist der Orthoklasgehalt zu
groß. Darüber folgen tonige Sedimente und dann schließt
hier die Eruptivperiode mit einem Porphyrit oder Andesit
Ori | fro
Digitized by Goügle riginal from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 102 —
ab, wie er am Poppenberg und Falkenstein ansteht. Wie
die‘ Analysen (Nr. 43—55) zeigen, liegen die Q-Werte
sämtlicher Gesteine unter 28, dem Quarzfeldspateutektikum,
und die mittleren Feldspate liegen fast in der Mitte des
Feldspatdreiecks.. Das Harzer Magma gehört also einem
vorherrschend andesitischen Magma an, das an der Grenze
zu den Trachyten liegt. Die Abbildungen 5 und 6 zeigen
An
Abb. 6. Südharzer Eruptivgebiet,
deutlich die starke Ähnlichkeit dieser Gesteine mit den
Porphyren von der Saar und Nahe.
‘ Weiter nach Osten folgt jetzt das Eruptivgebiet von
Halle und Hettstedt, das auch noch im Gebiet der Senke
liegt. (Analyse Nr. 56—61).
Bei Halle liegen im Unterrotliegenden zwei Quarz-
porphyre übereinander, die durch das sogenannte Zwischen-
sediment getrennt sind. Der untere Quarzporphyr bildet
hier die Grenze: gegen das Karbon. Seine Zurechnung zum
Karbon oder Rotliegenden ist noch Gegenstand der Diskussion.
Sek nr Original from
POlZEODN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
EN IN
IN YS
: ISISISESPNISIEN
FRINISIESINTSININ
INN SIESISIESIEN
INA PSYISINISISZSING
IST /SIN/NINPINSIIN
— 14 —
Im ganzen ist aus den Analysen dieses Gebietes, soweit
sie die Zusammensetzung saurer Gesteine angeben, wenig
zu ersehen, da sich die beiden Gesteinsreihen, nämlich
die der süddeutschen und die der Senkengesteine, im Liparit-
felde decken. Immerhin hat der M-Wert hier höhere Werte
ala bei den entsprechend sauren süddeutschen Gesteinen.
Besonders ausgesprochen zeigt dies der Porphyr von Schieds-
berg, aber für Quarzporphyre hat auch der Felsitporphyr
von Schwertz und besonders der Wettiner Quarzporphyr
auffallend hohe Zahlen für die melanokraten Bestandteile.
Qu
ae
No
er
WW DIA
L AEX ER m
SR NV NVVNVVNM
Abb, 9. Eruptivgebiet des Thüringer Waldes.
Der Hettstedter Melaphyr zeigt dagegen in der Lage seines
Projektionspunktes (Abb. 7) im Quarzdreieck seine zu er-
wartende Zugehörigkeit zu einem andesitischen Magma an;
im Feldspatdreieck (Abb. 8) herrscht sogar der Anorthit-
gehalt des Gesteins über den Gehalt an Orthoklas und
Albit stark vor.
Während des Mittelrotliegenden setzen sich die Ein-
brüche im Gebiet der Saar-Saale-Senke fort. Das Ilfelder
und das Saar-Nahe-Gebiet treten jetzt über Thüringen, wo
im Unter- und Mittelrotliegenden gewaltige Eruptionen statt-
finden, in Verbindung. In den Gehrener Schichten findet
BR . Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
Or:
IN STILE N/ N
— 165 —
man hier Quarzporphyre, Porphyrite und Melaphyre von
denen WOoLFF*) in seiner Dissertation eine genaue Gliederung
nach dem Alter gegeben hat. Während der Ablagerung der
Manebacher Schichten trat dann Ruhe ein. Aber schon in
den Goldlauterer Schichten findet man als erstes Zeichen
der wiedererwachenden Eruptivtätigkeit einen Melaphyr bei
Lichtenau, dem in den Oberhöfer Schichten dann wieder
Decken von Quarzporphyren, Porphyriten und Melaphyren
An
IN VNMVNMNNS
IN VMNNMNVNVNN
Abb. 10. Eruptivgebiet des Thüringer Waldes.
folgen. Leider sind bis jetzt nur von den Gesteinen der
Gehrener Schichten brauchbare Analysen in größerer Zahl
vorhanden, sodaß sich die gauverwandtschaftlichen Ver-
hältnisse der Oberhöfer Stufe noch nicht überschen lassen.
Die Analysen der Thüringer Gesteine (Nr. 62—107) und
die zugehörigen Projektionen (9 u. 10) lassen nur zwei
Magmen erkennen. Von diesen entspricht das erste ganz
dem Typus von Ilfeld und dem des Saargebiets. Wieder
liegen alle Projektionspunkte im Quarzdreieck im Andesit-
feld und bei — Qu im Basaltfeld, und auch im Feldspat-
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
—- 166 —
dreieck sind durch den erhöhten Anorthitgehalt die Pro-
jektionspunkte wieder in der Richtung auf den Dreiecks-
mittelpunkt und auf die An-Ab-Seite zu verlagert. Aber
das zweite Magma, dessen Typus die Analysen 71-73,
15, 84, 89, 90, 97, 98, 101—106 erkennen lassen, zeigt ganz
andere Verhältnisse. Der Teil seiner Analysen, der im
Quarzdreieck (Abb. 9) ins Liparitfeld fällt, brauchte ja
deswegen noch nicht als besonderer Typ aufgefaßt werden.
IL
IN
INN
[NV YN
ENESISIN
ISIMSZNS
IS SISYSINSIN
AVAVAVAVAVAVAN
DI EN
AVAVAVAVAVAVANZVAN
UNMNVNMNMVNNMNSNYN
NIE
Abb. 11. Eruptivgebiet des Flechtinger Höhenzuges.
da ja auch die Gesteine von Halle ähnliche Projektions-
punkie zeigen. Aber die Projektionspunkte der etwas basi-
scheren Halleschen Gesteine weisen deutlich auf das An-
desitfeld hin, während hier noch ein großer Teil der Punkte
im Trachytfeld liegt und außerdem, im Gegensatz zu den
sonst dicht zusammen liegenden Punkten, der schraffierte
Sektor ohne Projektionspunkt bleibt und somit eine deutliche
Trennung bewirkt. Als zweites kommt noch hinzu, daß im
Feldspatdreieck die Punkte des ersten Magmas größten-
teils mehr zum Dreiecksmittelpunkt hin, dagegen sämtliche
Sek nr Original from
POlZEODN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 167 —
des: zweiten Magmas dicht an der Or.-Ab-Linie liegen,
Es bleibt also nichts anderes übrig, als in Thüringen ein
zweites Magma anzunehmen, das keine Aehnlichkeit mit
dem sonst für die Senke charakteristischen hat, sondern
ganz dem süddeutschen Typ entspricht.
Damit sind alle Eruptivgebiete der Saar-Saale-Senke
durchgesprochen und es bleibt im Norden der Senke nur
An
Abb. 12. Eruptivgebiet des Flechtinger Höhenzuges.
noch das des Flechtinger Höhenzugs (Analysen
Nr. 108—114).
Am Flechtinger Höhenzug liegt zu unterst der ältere
Augitporphyr von Altenhausen und Bodendorf. Auf ihn
folgt der Quarzporphyr vom Mühlenberg, von den Klinzer
Bergen und von Alvensleben, und den Abschluß bildet dann
der jüngere Augitporphyrit vom Bullerberg, Hasenberg und
Zissendorfer Berg.
Man’ sollte zunächst erwarten, hier dieselben Typen wie
in Süddeutschland wiederzutreffen. Bis zu einem gewissen
Original from
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Bemarage nr een ner
— lI68 —
Umfang trifft das ja auch zu, wie auch die Projektionen
(Abb. 11 u. 12) zeigen, aber doch nicht ganz. Die Aehn-
lichkeit zeigt sich im Quarzdreieck darin, daß auch hier
liparitische und trachytische Gesteine vorkommen. Aber
ein Teil der Analysenprojektionen nimmt das Andesitfeld
ein. Die Punkte liegen nicht so ausgesprochen wie in
Süddeutschland an der L-Qu-Linie, sondern mehr an der
Grenze des Trachyt- und Andesitfeldes. Auch im Feld-
Qu
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HEBAN
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PEN ZFFRRUNNVNN
VYVVVNVUVMYW Way,
2
>
Abb. 13. Verteilung der ann im Quarzdreieck.
A—B: Süddeutsches M chraffiert: Saar-Saale-Magma:
G-H: Magma des Flechtinger Höhenzuges.
spatdreieck zeigt sich die Aehnlichkeit beider Gesteins-
typen darin, daß der Anorthitgehalt zurücktritt; die Ge-
steinsprojektionen also ziemlich nahe an der Or.-Ab-Linie
liegen, der Gegensatz darin, daß die Projektionspunkte bei
den süddeutschen Gesteinen mehr in der Richtung zum
Orthoklas-, bei den Gesteinen des Flechtinger Höhenzuges
mehr zum Albitpunkt verschoben liegen. Trotz der starken
Ähnlichkeit beider Provinzen nimmt der Flechtinger Höhen-
zug also doch eine Sonderstellung ein.
ER . Original from
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— 19 —
Jetzt bleiben nur noch im Osten die Eruptivgesteine
des Freistaates Sachsen und die des Waldenburger Bezirks
zu besprechen. Hier interessiert besonders die Frage, ob
der Einfluß der Saar-Saale-Senke noch weiter nach Süd-
osten nachgewiesen werden kann. Leider steht mir zur
Zeit noch nicht genügend Analysenmaterial zur Verfügung,
An
r
> <>
F
AAN
ASLAATTIERNIN
I\VI NV NEARRUNNVN
Abb. 14. Lage der Projektionspunkte im Feldspatdreieck.
I: Saar-Saale-Magma; II: Süddeutsches Magma; III: Magma des
Flechtinger Höhenzuges.
und muß die Klärung dieser Frage einer späteren Arbeit
vorbehalten bleiben.
Zum Schluß möge noch eine kurze Übersicht der
Resultate der Untersuchungen gegeben werden (siehe auch
Abb. 13 u. 14).
Die Eruptivgesteine Süddeutschlands zeigen liparitischen
bis trachytischen Charakter. Ihre Projektionspunkte liegen
im Qu-Dreieck längs der Linie A—B und ihr mittlerer
Feldspat zeigt ein Ueberwiegen des Orthoklases und nimmt
im Feldspatdreieck das Feld II ein.
See % Original from
POlZEODN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 10 —
Die Gesteine der Saar-Saale-Senke sind Dazite bis An-
desite und Basalte, bei hohem Qu-Gehalte auch Liparite.
Im Quarzdreieck liegen ihre Projektionspunkte in dem
schraffierten Felde, im Feldspatdreieck nehmen sie das
Feld I ein. Eine Ausnahme bildet ein Teil der Gesteine
Thüringens. Diese Ausnahme findet möglicherweise ihre
ANIN
AAN
ARD UUN
ANANININ
AIIAIANIN
EEE
AIIIIAIANZAN
ARKEITDRRON
AKKKRKITOR
UNAAN
Abb. 15. Lage der Hauptty pen tertiärer Eruptivgesteine
im Quarzdreieck.
Erklärung darin, daß Thüringen erst später in die Senke
cinbezogen wurde.
Die Gesteine des Flechtinger Höhenzugs ähneln den süd-
deutschen, nehmen aber doch eine selbständige Stellung
ein. Es sind Liparite bis Trachyte und Andesite mit
Projektionspunkten längs G—H. Im Feldspatdreieck zeigt
sich (sie nehmen dort Feld III ein) ihre Selbständigkeit
darin, daß bei ihnen allerdings auch die Alkalien vor-
herrschen, ihr Feld aber mehr vom Orthoklas weg zum
Albit hin verschoben ist.
Original from
Digitized by Goögle g {
UNIVERSITY OF MICHIGAN
LINE
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\r. %. mei der Preuß. Geologischen Landesanstalt. 1888.
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*. 107. Jahrbuch der Preuß. Geologischen Landesanstalt. 1915.
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Original from
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Nr. Gestein Fundort L M | Qu 'Or Ab x
11 Felsitporphyr Schönberg 65,76 6,46 27.783 53.33 40 TR 5
2 a Sulzbach 41,66 1,06 37.25 S14T ı524 22
3 E Gottschlägtal 56,23 3,14 40.63 53.0m 4aom 14
4| Porphyr Brandenberg 61,99 12.66 25.35 55.19 3224 11%
5 3 S 64,27 9,14 25.59 40.59 4388 154
6 x Gr. Gabel 65,43 10.58 23.69 0157 2=.11 1!
7I Feldsteinporphyr Heidenstein 22,56 2,12 74.72 81.) 15.71 2
ß Si Rippenbachtal 45,29 1,42 53,29 85,33 481 #v
sı Felsitfels Knappengerund 33.36 2.50 62.14 53.32 9,12 5%
10] Quarzporphyr Sagenbühl 36,52 2,58 60.80 406.657 51.298 2.
11 2 . 3540 4,08 61.52 3854 Dim 4
12 1 Y 47,18 2,24 50,58 22,28 72.81 4:
13 = Kirnecktal 59,83 1.32 38.85 41,42 52.»1 5%
14 a Roßkopf 58,00 2,92 39.08 44.72 49.72 3”
Ih n 2 57,16. 3,74 39,10 37.34 81.12 1.4
Ih e Wagenberg 61,96 3,70 34,34 81.00 13.00
17 . Ölberg 49,24 2.56 48,20 74.10 16.55 ©:
IH „ Leichtersberg 51,02 3,24 45,74 72.59 19.4 7%
19 e Äpfelskopf 58,77 3,62 37,61 59.865 306.25 3.»
201 Olivindiabas Birkenfeld 73,56 21.52 4,92 67.59 26.34 0°*
21| Augitspenitporphyr | Ottweiler 70,16 26,30 3,54 40,59 48.97 1044
22% Augitkersantit ü 69,36 20,23, 10,41 17.36 41.8 Hirt
23] Augitporphvrit Birkenfeld 73,05, 15,26] 11,69 24,07. 59,45 10.:°
24 | Porphyrit Lebach 73,05 15,26| 11,69 24.07| 59.45 16,4
251 Quarzporphyr “ 71,41: 4,30) 24.29 90.35. 7,70 1X
2b] Melaphyr St. Wendel 64,84 28.401 6,76 22.05 41.14 30.\
27 a OÖttweiler 60,68 39,24| 0,08 16,19, 39.34 44.4
28] Kersantitporphyrit Oberstein 63,66, 23,22] 13,18, 37,86. 39,37 22.7:
29] Augitporphyrit Freisen 64, 80) 16,26) 18.94. 39.01: 40.44 20%.
301 Bronzitporphvrit Lebach 65,281 19.31) 15,41! 20.0% 49.03 30.28
311 Melaphyr Birkenfeld 59, 13, 23,87| 16.41| 13,131 50.07 36.8
327 Olivindiabas is 60,88 34,34| 4, 78: 15.241 48,23 36,
33 bi A 64.04: 32,921 3,04 11.50. 43.25 42.2
SIT Augitkersantit St. Wendel 56,39 30,48 13.13: 31,72.96.39 25.
35] Augitporphvrit Oberstein 69,60) 24,62) 5,78 17,841 52,73 04
36} Bronzitporphyrit Freisen 65,32) 22, 92 11,76. 15, 29. 33,72 48
37 5 5 69,24' 17.08 13.68 22,04| 40.0 303
8 v ” 74,00 12,56: 13.44 23,08) 48.54 28
39] Einstatitporphyrit Oberstein 99,48 30,79) 9.73 34.41; 40.19 204°
40] Bronzitporphyrit Buhlenberg 58.68 24.721 16,60 20.141 47.92 31%
41 Melaphyr Freisen 62,20 32,49 5.31 20,13, 45.13 5.4
42 . ie 58,24 36.38. 5.35 15,751 43.84 4e.:]
43] Bronzitporphvrit Gottestal 55,51' 35,99, 10.50 26 o 43,36 3un
4 So Rabenstein 58,84. 38.54 2.62 30,98 34.24 5°
45 i“ Poppenberg 39,72 51.20. 9.08 25.75! 41.45 32“
46 i Rähretal 57,60 44,08, 1.68 25,69) 37.78 363
47 " Fischbachtal 55,60 31.24 13.16 30.03] 44.08 15 4
48 x Bähretal 56,16 32, 2 11,58 46,01 35,04 18
40 | Glimmerbronzit- |
porphvrit Brückenkopf 66,32: er 12.96 40,77) 28.85 30.
S0F Bronzitporphyrit Ebersburg 67.20 33,30 —6.50 50,71] 30.24 U
u ierin—ili (0 NE une. -
Gestein
Bronzitporphyrit
>
Melaphyr
Felsitporphyr
Porphyr
Quarzporphyr
Glimmerporphyrit
Augitporphyrit
Porphyrit
Augitporphyrit
Porphyrit
Syenitporphyr
Porphyrit
Glimmerporphyrit
Syenitporphyr
Enstatitporphyrit
Ri
wr
s
Glimmerporphyrit
Melaphyr
Porphyrit
Glimmerporphyrit
Porphyr
Melaphyr
Enstatitporphyrit
m ot Te
1 »
8] Glimmerporphyrit
9] Quarzporphyr
0
1 Kersantit
2 | Glimmerporphyrit
— 1793
Fundort
Bähretal
Gänseschnabel
Vaterstein
Kunzentaler
Kohlenschacht
Kunzentaler
Kohlenschacht
Hettstedt
Schwertz
Schiedsberg
Sandfelsen
Tauzberg
Wettin
Mährenbach
Ilmsennberg
Rehbachtal
Zimmergrund
Gotteskopf
Achsenhag
Gabelgrund
Gersheit
’
Herrnberg
Masserberg
Tanngrund
Wilhelmsleite
Schneide-
müllerskopf
Schneide-
müllerskopf
Ascherofen
Hirschkopf
Heiligenwand
Gotteskopf
Auerhahn
Ilmenau
Höllkopf
Schneide-
müllerskopf
Schneide-
müllerskopf
Oehrenstock
Ilmenau
Stützerbach
Querbachtal
Neubrunn
Langenwiesen
Neubrunn
Langenwiesen
Digitized by Google
62,36| 17,75
L | M | Qu | Or | ab An
19,89! 25,89! 34,62] 39,42
18,51! 32,46! 38,72| 28,82
20,79| 44,49| 42,66) 12,85
18,88| 17,14) 37,86! 45,00
26,70| 38.10) 30,48! 31,42
4,04| 9,39| 36,82] 53,79
32,40| 49,86! 42,46| 7,68
32,20| 54,47) 41,59] 3,94
71,00) 3,31) 25,69| 29,44| 65,28| 5,28
55,44| 4,36 40,20 — | — | —
34,19| 7,74 5736| — | — | —
67,01| 35,10|— 2,11) 29,72| 65,55| 4,73
75,00) 21,28| 3,71| 35,39| 58,64| 5,97
89,55! 13,54— 3,09| 42,12| 54,981 2,90
67,84| 32.94|— 0,78| 34,39] 39,62| 16,99
81,52! 19,551 — 1,07] 52,12] 41,38] 6,50
78,92| 27,29 — 6.21| 47,011 48.43| 4,56
68,83| 18,16] 13,01| 59,24| 38,03] 2,73
81,24| 31,28| 12,52) 48,52] 31,50! 19,98
69,16| 29,601 1,24! 32,57| 43,93| 23,70
77,82) 7,18| 15,00] 48,97| 46,20] 4,83
77,96) 6,501 15,54| 46,71] 50,92) 2,37
81,04! 10,061 8,90) 57,40| 38,601 4,00
76,83| 24,24— 1,07| 38,28| 41,84] 9,88
70,01) 4,38} 25,61| 55,56| 42,57) 1,87
70,00) 26,181 3,72) 13,99 70,39| 15,62
64,09| 17,40
55,73| 23,46
55,96! 25,16
60,82| 12,48
52,60) 43,36
59.661 7,94
56,44| 20,36
n«
78,69| 28,16|— 6,85| 12,90] 76,20: 10,90
10,92| 22,52| 6,56] 20,97| 50,00 29,03
71,22) 32,00! — 3,22) 34,91) 56,09) 9,00
74,08| 35,64— 9,72) 26,89| 45,03| 28,08
71,92| 28,26 — 0,18| 27,59| 29,27| 23,14
12,72| 29,42) — 2,14| 42,35| 42,35| 15,30
63,68| 36,26| 0,06) 33,29! 15,63) 16,08
66,52! 5,801 27,68! 46,27| 51,56] 2,17
73,92| 37,90|—11,82| 23,59| 57,58| 18,83
8,98: 12,05| 48,86: 39,09
69,12| 16,06| 14,82 12,04] 50,00| 37,96
69,01| 25,50| 5,49) 34,65| 34,92| 30,93
60,07| 7,12] 32381 — | — | —
54,91! 4,55! 40,54 64,63| 33,33] 2,04
63,92! 35,95 0,13! 34,42| 39,67| 25,91
70,36| 20,66
61,92| 40,251 — 2,17
83,60| 27,96|—11,56.
71,32) 22,22) 6,46
81,48! 24,01) — 5,49
|
50,13] 33,20| 16,67
43,64| 46,701 9,66
43,83| 38,34) 17,83
53,88! 35,38! 10.74
13
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 174
Gestein
Fundort
Glimmerporphyrit Nahetal
Svenitporphyr Tanngrund
Porphvr Rumpelsberg
Porphyrit
Enstatitporphyrit
Unterneubrunn
Wilhelrmsleite
Quarzporphyr Schmiedefeld
ze Gr. Übeltal
Porphyr Erbskopf
Be Gabelbachskopf
ns Unterneubrunn
Quarzporphyr Sachsenstein
Melaphvr Lichtenau
Porphyrit Buhlenberg
= Hasenberg
u Zissendorfer
Berg
Wuarzporphyr Alvensleben
Porphyrit Altenhausen
Porphyr Mühlenberge
”
Über alte geschieferte Amphibolitgänge
Klinzer Berge
75.601 6.48
45.75| 2.00
78,61! 17,50
172,84| 25.94
47,48) 3,72
53,811 6.20
67,051 3.08
60,71) 4.12
46,83; 3.86
44,55) 5.60
64,241 43,13
69,85 15,76
59,16; 16,22
|
57,10 22.60
54,46: 2,56
69,02: 20.20
72,881 6,08
55,59: 2,58
16,12] 19,71
Briefliche Mitteilungen.
des Wunsiedler Marmorzuges.
Schon
Von Herrn A. WurM“m in München.
(Mit 5 Textabbildungen.)
GÜMBEL hat in seiner
31.89
30,22
41.19
18.22
H3.54
47.38
"31
1 32.45
69.93
>» 80.42
16.1
21.90
44.19
Won
<
ww
Qs
-)
Iy m
iv 'D
a)ty al
vw:
rg
gi
an
wer
Geornostischen B.-
schreibung des Fichtelgebirges und etwas ausführiicher in
der Gelozie von Bavern jene eigenartiren
Bänder erwähnt, welche den Wwunsiedler
setzen. Eine genauere Untersuchung dieser
läßlich der Exkursionen der Deutschen geologischen Geseli-
1923 hat eine ganze Reihe interessanter Finzel-
heiten ergeben, die diese kurze Mitteilung rechtfertigen.
schaft 1. J.
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Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
amphibolitischen
\Marmor
Vorkommen An-
Jdurch-
eu 4
-
— 175 —
Weitaus die günstigsten Aufschlüsse zum Studium dieser
Vorkommen bieten die großen Bruchanlagen der Firma
Retsch u. Co. bei Holenbrunn. An vielen Stellen des Bruches
fallen die dunklen Einlagerungen in dem schneeweißen
Marmor auf; Ausgangspunkt für unsere Untersuchungen ist
ein mächtiges Amphibolitband, das im östlichen Teil des
Bruches durch den Marmor zieht (vgl. Abb. 1). Schon
eine flüchtige Betrachtung zeigt, daß das Band nicht ein-
heitlich ist, sondern sich aus drei Lagen zusammensetzt.
Die untere Lage besteht aus einem im Mittel 1 m mächtigen,
schwarzen Amphibolit. Das Gestein ist ziemlich feinkörnig
'‘ 3, 2, > ,
J tn NY .
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J v se >, ae ’.
£ v za=%, Fr NUT e
N Dt Tl -
N VE
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Abb. 1. Geschieferte Eruptivgänge im Marmorkalk des Steinbruchs
Holenbrunn (gemischte Gänge).
A, feinkörniger fast massiger Amphibolit; CO stark geschieferter Chlorit-
aktinolithschiefer; A, geschieferter Amphibolit; K Kalkmarmor.
bis dicht und nur stellenweise schwach geschiefert. Es
zeigt aber Klüftung, die der Schieferung folgt und ebenso
wie diese N 700 streicht und mit 60° Süd einfällt. Darüber
folgt ein graugrünes, stark geschiefertes, chloritschiefer-
ähnliches Gestein, das etwa 85 cm mächtig ist. (Schieferung
N70O, F. 455). Das Hangende bildet wieder ein 2,40 m
mächtiger Amphibolit, ähnlich wie im Liegenden, jedoch
stärker geschiefert (Schieferung N 750, F50S). Der Kalk
ist an dieser Stelle massig entwickelt und läßt keine
Schichtung erkennen. Die Amphibolitzone fällt schwach
nach WNW ein. Sie läßt sich nach Westen durch den
Bruch weithin verfolgen und biegt, wie man an einem nörd-
lichen Ausläufer des Steinbruches erkennen kann, ziemlich
steil flexurartig nach Norden ab.
13*
Original from
Digitized by 3X gle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 16 —
Es handelt sich nun darum, über die Natur dieser
dunklen Gesteinsbänder Klarheit zu bekommen. Über die
petrographische Zusammensetzung gibt die mikroskopische
Analyse folgende Auskunft: Die liegende und die hangende
Platte sind typische Feldspatamphibolite.e Der Mineral-
bestand ist grüne Hornblende und Plagioklas, wahrscheinlich
Oligoklas. Biotit und Chlorit sind nur in spärlichen Fetzen
vorhanden; reichlich erscheint Titaneisen mit sekundär
‘ daraus entstandenem Titanit. Die Struktur ist typisch
diablastisch.
Das chloritschieferähnliche Gestein besteht aus einem
wirren Filz von Strahlsteinnadeln und reichlich Chlorit,
der auf den Schieferungsflächen dünne Häute bildet. Ver-
einzelt bricht bräunliche pleochroitische Hornblendeein, Feld-
spat fehlt. Das Gestein ist also ein chloritischer Aktinolith-
schiefer.
Über den Chemismus geben folgende Analysen Aus-
kunft (von Dr. SPENGEL):
. II, Diabas III. Chlorit-
I. Amphibolit Schwarzenbach a, W. aktinolithschiefer
SiO 4842 SIiO 46% SiO, . 43,61
Al,d, 17,16 ALO, 1688 AlO, 9,%0
Fe,0, 14,18 FeO, 215 CrO, 0,02
CaO 9,59 Fe,O, 4,39
FeO 11,38 FeO 10,01
MgO 6,88 MnO 0,29
MnO 068 CaO 8,71
CaO 789 K,0 0,18
N3,0 3,01 Na.O0 0,67
MgO 547 PO, 0,08
K,O 033 cl 0,04
H,O (105°) 0,06 NO 4,01 F 0,11
CO, 206 H,O (105°) 0,24
H,O (> 105°) 0,19 H,O (1050) H,0 (> 1059) 2,91
oo. 10 0,47 nnE
99,93 H O(> 1060) 1.98 100,05
100,15
Parameter nach NicttLi
I. II. III.
si 100 si 110,5 si 78
al 22,7 al 23,4 al 10,4
fm 47,1 {m 47 im 71,7
c 23,1 c 20 c 16,6
alk 7,1 alk 9,6 alk 1,3
k 0,09 k 0,05 k 0,15
mg 0,5 mg 0,66 mg 0,7
qz—28 qz—28 qz—27
Original from
Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
- N —
Die Analysen zeigen, daß der Chemismus dieser Gänge
grundverschieden ist. Die chemische Zusammensetzung des
Amphibolites entspricht der eines paläozoischen Diabases,
wie die zum Vergleich beigegebene Analyse zeigt.
Die Amphibolitbänder erscheinen nun in den aus-
gedehnten Steinbruchanlagen an vielen Stellen und ihre
Lagerungsverhältnisse lassen keinen Zweifel, daß es sich,
wie schon WEINSCHENK!) erkannte, um metamorphe Eruptiv-
gänge nach Art der Metabasite SEDERHOLMS handelt. Eine
unzweifelhafte primäre Apophyse des Amphibolits in den
Kalk ließ sich an einem Amphibolitgang in der schon er-
wähnten nördlichen Abzweigung des Steinbruches beobachten.
Wie die Gänge zur ursprünglichen Schichtung ver-
laufen, läßt sich im Nordteil des Bruches meist nicht
feststellen, da der Kalk massig entwickelt ist. In dem
südlichen Bruchanlagen, wo der Marmor deutlich geschichtet
ist und die Gänge in gleicher Weise wiederkehren, sieht
man sie zum Teil als Lagergänge in den südeinfallenden
Marmorschichten aufsetzen, zum Teil beobachtet man einen
mehr oder weniger diskordanten bzw. akkordanten Ver-
lauf der Salbänder. Diese Beobachtung und vor allem auch
das Ausstrahlen von Apophysen beweisen die Eruptivnatur
der Gänge. Es sind allerdings Gänge nicht der jüngeren
diskordanten Granitphase, sondern einer älteren Gneisphase.
Der zuerst beschriebene Aufschluß zeigt deutlich, daß
das Amphibolitband nicht einheitlich zusammengesetzt ist,
sondern daß je ein Amphibolitgang im Liegenden und
Hangenden einen chloritischen Aktinolithschiefergang ein-
schließen. Es liegt hier also der Typus von
gemischten?) Gängen vor, wie er in ähnlicher Aus-
bildung bei Kersantit- und Porphyritgängen aus dem Thü-
ringer Walde bekannt geworden ist, neuerdings auch von
KLEMM aus dem Odenwald beschrieben wurde; übrigens
kennen wir auch aus dem Frankenwald aus einem Kohlen-
kalkbruch im Eisenbachtal, südlich Schwarzenbach a. W.,
eine Gangspalte, auf der ein Minette- und ein Mesodiabas-
gang emporgedrungen sind. Bei all den letztgenannten
Vorkommen handelt es sich aber um jüngere Gänge im
Gefolge der karbonischen Granitintrusionen.
Die gemischten Gänge treten auch im sSüdteil des
Holenbrunner Bruches mehrfach auf, immer schließen zwei
1) Über die Plastizität der Gesteine. Oentralblatt f. Min. 1908,
S. 162.
3) Ein längerer Intrusionshiatus ist nicht wahrscheinlich.
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— 1 —
schwarze Amphibolitgänge einen grünen Aktinolithschiefer-
gang ein. Der feinkörnige, fast ungeschieferte Amphibolit
enthält hier außer Hornblende und Plagioklas reichlich
Biotit, zum Teil in Nestern angereichert, ferner Titanit,
in großen Ausscheidungen aus Titaneisen hervorgegangen,
und als weiteren interessanten Gemengteil Turmalin, schon
makroskopisch sichtbar. Turmalin, vielleicht auch Biotit,
sind keine ursprünglichen Bestandteile der Gänge, sie sind
pneumatolytische bzw. kontaktmetamorphe Neubildungen im
Gefolge der jüngeren Granitintrus:onen, deren Einwirkung auf
den Kalk und auf die umgebenden Phyllite sich an vielen
Stellen bemerkbar macht. Auch der Magnetkies, der sich
NW. IN 0.
0 0 20 cm.
Te
Abb. 2. Stauchfaltengang von Amphibolit im Kalkmarmor
des Holenbrunner Steinbruches.
im Kalkmarmor findet, ist auf solche kontaktmetamorphe
Einwirkungen zurückzuführen.
Besonderes Interesse beanspruchen noch die gefalteten
Gänge. Schon GÜMBEL hat sie in seiner „Geologie von
Bayern“ zur Abbildung gebracht. Die Gänge setzen quer
wellig verbogen und gekrümmt in Schlangenlinienform durch
den Kalk hindurch (vgl. Abb. 2). Die Faltung dieser
Amphibolitadern ist bei vollständiger Erweichung erfolgt.
Die Schieferung der Gänge beweist, daß gerichtete Span-
nungen in dem erweichten, noch nicht völlig erstarrten
Magma andauerten. Schieferung, und Stauchfaltung unter-
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liegen nun keiner wirren Richtungslosigkeit, sondern fügen
sich, wie das SANDER?) in anderen Gebieten zum erstenmal
gezeigt hat, gut in den Rahmen der Gesamttektonik ein.
Der Wundsiedler Marmorzug streicht etwa N 70°0 und fällt
mit lokalen Abweichungen mit 55° nach S ein. Im mittleren
Bruchteil läßt sich das nicht beobachten, da der Marmor
massig entwickelt ist, nur stellenweise ist die Schichtung
durch eine Art.dunkler graphitischer Bänderung angedeutet.
Aber im südlichen Bruchteil und ebenso in einem kleinen
Bruch nördlich der Hauptstraße, also im Liegenden und
Hangenden des ganzen Marmorzuges, kommt die Schichtung
deutlich zum Ausdruck. Der Schichtungsebene parallel ver-
läuft die sogenannte „s-Fläche“, die Fläche „minimaler
N\ / RR 3 7
\N\ r BEN
\\\, ml Rh
\\ dh . RN B
N BR
N
Abb. 3. Stengelige Auswalzung des Kalk-
marmors im Steinbruch Holenbrunn.
Zug- und Schubwiderstände"“, die senkrecht auf dem ge-
richteten Druck steht. Parallel dem Streichen verläuft eine
eigentümliche Streckung, Laminierung oder Auswalzung des
Kalkes in scheitartige Körper (vgl. Abb. 3), deren Längs-
flächen wellig verbogen sind und eine Längsriefung auf-
weisen. Auf dem Querprofil kommt dieser eigentümliche,
tektonisch bedingte Zerfall des Kalkes als Pflasterstruktur
im großen zum Ausdruck. Eben dieser Streckung läuft
auch die Schieferung in den Amphibolitgängen parallel.
2) BRUNO SANDER, Studienreisen im Grundgebirge Finnlands.
Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1914, N. 3.
BEER = Original from
Dale Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 10 —
In den :Lagergängen des südlichen Bruchteils ist sie parallel
den Salbändern, in N in dem großen Aufschluß, wo der
gemischte Gang quer zu s nach WNW einfällt, sehen wir
auch die Salbänder quer die Schieferung durchschneiden
(vgl. Abb. 4). Besonders auffallend ist hier das scharfe
Abstoßen der stark ausgeprägten Schieferung des Aktinolith-
schieferganges an dem kaum geschieferten, nur geklüfteten,
liegenden Amphibolitgang. Es scheint, daß dieser rascher
erstarrt ist und das Stadium der Erweichung schneller durch-
schritten hat als die hangenden Gänge und deshalb den
Einflüssen gerichteter Spannungen weniger lang unterworfen
war.
Es ist nun außerordentlich interessant, daß die An-
ordnung der Stauchfalten nicht willkürlich ist, sondern in
Abb. 4. Gänge quer zum Streichen des Kalkes,
Schieferung quer zum Salband.
A, und A, Amphibolit; C Chloritaktinolithschiefer;
K Kalkımarmor, Holenbrunner Marmorbruch.
einer bestimmten Lagebeziehung zur „s“-Fläche steht. Die
Zusammendrückung ist durchweg senkrecht zur Schieferungs-
oder „s“-Fläche erfolgt. Die Schlangenlinie steht senkrecht
auf dieser, die Faltenachsen streichen parallel dem Marmor-
zug. Solche Stauchfaltungen sind deshalb auch nur in
NW--SO verlaufenden Steinbruchwänden gut zu beobachten
(vgl. Abb. 2).
Wo die Gänge quer zu 8 liegen, sind sie in Schlangen-
linienform zusammengestaucht, wo sie in der s-Fläche auf-
steigen, sind sie vielfach in eine Reihe .isolierter Linsen
ausgezogen und ausgequetscht (vgl. Abb. 5). Solche Injek-
tionen lassen sich in dem verlassenen östlichen Teil des
Bruches beobachten.
Original from
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— 181 —
So muß man die Streckung des Kalkes, die Faltung
und Schieferung der Amphibolitgänge und ihre Ausquet-
schung zu an- und abschwellenden Linsen auf ein- und
dieselbe Ursache zurückführen, auf eine starke tektonische
Durchbewegung des Gebirges senkrecht zu Ss.
Die Amphibolite sind in erweichtem Zustand in Stauch-
falten zusammengepreßt worden. Das schließt nicht aus,
daß die Bewegungen auch nach der Erstarrung noch an-
dauerten. Dadurch kam es zu Zerreißung der Amphibolit-
bänder an scharfen Bruchlinien, wie das WEINSCHENK
(a. a. O.) beschreibt und abbildet. Der plastische Kalk
ist in die Winkel zwischen den Bruchrändern der spröderen
Abb. 5. Konkordante Amphibolitinjektion, an- und
abschwellend. Holenbrunner Marmorbruch.
Amphibolite in homogener Deformation eingepreßt worden?).
Dieses plastische Verhalten des Kalkes zeigt sich auch
am Salband des liegenden Amphibolitganges im Nordteil
des Bruches; hier dringt der Kalk apophysenartig in den
Amphibolit ein. j
Es ist klar, daß die Gänge in das noch ungefaltete Ge-
birge eingedrungen sind. Das ergibt sich schon aus der
Natur der gemischten Gänge, die an einfach verlaufende
Spalten gebunden waren. Später wurden sie tektonisch
stark durchbewegt, wobei sie eine Veränderung ihres
ursprünglichen Mineralbestandes und ihrer Texturen erlitten.
Das Gesamtbild stellt sich also folgendermaßen dar:
Aufreißen von Gangspalten im Kalk und Ausfüllung mit
8) Vgl. F.E.Suvess, Beispiele plastischer und kristalloblastischer
Gesteinsumformung. Mitt. d. Geol. Ges. Wien, 1909. IL. PBd,,
8. 250.
Original from
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— 182 —
basischen Magmen. Bildung der gemischten Gänge. Oroge-
netische Phase. Metamorphose des Marmors, Streckung des
Kalkes, Ausbildung der Schieferung und Stauchfaltung der
Gänge in erweichtem Zustand. Andauern der Bewegungen
und rupturelle Veränderungen. Spätere Metamorphose durch
den jüngeren Granit, Zuführung von Turmalin und anderen
Kontaktmineralien.
[Manuskript eingegangen am 10. März 1925.
Über eine Sandsteinstufe mit mutmaßlichen
Bohrlochausfüllungen von Pholas Sclerotites
GeEıIn. aus dem Turon von Groß-Cotta bei Pirna.
Von Herrn R. ScHREITER in Freiberg i. Sa.
(Mit 1 Textabbildung.)
Durch Vermittlung von Herrn Bergdirektor STOHN
gelangte das geologische Institut der Bergkademie Frei-
berg in den Besitz einer eigenartigen Sandsteinstufe, die
aus den Steinbrüchen der Firma FrLecKk und ILLMERT am
Fuße des Cottaer Spitzberges stammt. Die dort abgebauten
Sandsteinblöcke wurden an die Steinbildhauerei von Herrn
MorıTz JoHAXNNEsS in Freiberg geliefert. Als der Gehilfe
dieses Unternehmens in Freiberg einen schon längere Zeit
im Hofe lagernden Sandsteinblock bearbeiten wollte, fiel
ihm, wie er sagte, mit der Schichtung übereinstimmend,
ein Riß auf, dem er beim Behauen folgte. Er gelangte
beim Weiterschlagen an einen ellipsoidähnlichen Hohlraum,
der über und über mit Kohle angefüllt war, die leicht
in Brocken herausgelöst werden konnte Die eine Hälfte
des Hohlraumes, die an dem technisch weiter zu be-
arbeitenden Sandsteinblock verblieb, wurde wieder aus-
gefüllt und entging leider damit der wissenschaftlichen
Untersuchung. Eine kleinere abgespaltene Sandsteinstufe
mit dem anderen Teil des Hohlraumes wurde von Herrn
JOHANNES der Sammlung des geologischen Instituts über-
lassen (vgl. Abbildung).
Original from
De Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
—- 13 —
Die Gesteinsstufe des Cottaer Sandsteins besitzt auf
der Oberseite eine Vertiefung von elliptischem Umriß, deren
großer Durchmesser 18,5 cm beträgt, während der kleinere
nur annäherungsweise zu etwa 12 bis 14 cm geschätzt
werden kann, da ein Stück der Gesteinsstufe an einer Seite
fehlt, Der Abfall von den Wänden der Vertiefung vollzieht
sich allmählich, die, von der Oberfläche an gerechnet,
in der Mitte 3 cm erreicht.
Die Wände und der Boden der Vertiefung sind, ab-
gesehen von ihrer Unebenheit, über und über mit linsen-
förmigen Gebilden besetzt und teilweise übersät, die
vielfach eine Größe von 4—6 mm im Durchmesser haben,
aber ebenso auch in winzigeren Ausmaßen vorkommen,
Stellenweise treten diese linsenförmigen „Konkretionen“ für
sich allein auf. An anderen Orten fließen zwei oder mehrere
ineinander über, um sich auf diese Weise zu länglicheren
Formen zu vereinigen. Häufig treten mehrere der rund-
lichen „Konkretionen“ schichtenförmig übereinander aus
der Seitenwand hervor, wobei ihre Linsenform noch nicht
entwickelt, sondern erst angedeutet ist. Immer aber sind
die linsenförmigen Gebilde einander gleich zugeordnet, d.h.
ihre flachen Breitseiten zeigen sich dem Beschauer stets
beim Einblick in die Vertiefung, genau wie eine Linsen-
frucht mit ihrer Breitseite auf dem Tische liegt. Geringe
Lageveränderungen wurden beobachtet, doch nirgends so
weitgehend, daß sie ein linsenförmiges Gebilde stark geneigt
gegenüber den übrigen gleich großen „Konkretionen“ zeigen.
Neben den weitaus vorherrschenden, Linsengröße er-
reichenden „Konkretionen“ treten auch kleine, kugelige Zu-
sammenballungen von winzigem Ausmaße, etwa von Steck-
nadelkopfgröße, am Boden der flach muldenförmigen Ver-
tiefung auf, die zunächst ganz und gar den Eindruck von
konkretionär verfestigtem, losen Sand erwecken, aber in
keinem genetischen Zusammenhang mit den oben geschilder-
ten „Linsen“ stehen dürften. Diese Verbindung scheint aber
an zwei weiteren Stellen vorhanden zu sein. Die eine ist
durch eine etwa kleinfingerdicke, rippenartig vorspringende
Erhebung gekennzeichnet, die über dem Boden der Ver-
tiefung liegt, sich einige Zentimeter hinzieht, um dann
in die Sohle einer Seitenwand überzuleiten. An der Grenze
von rippenartiger Erhebung und flachem Boden der Ver-
tiefung sind wiederholte halbkreisförmige Einbuchtungen
zu erkennen. Die zweite am Boden der Vertiefung be-
obachtete Stelle zeigt ein aufsitzendes kleines Tor, das,
a N Original from
POLE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_ 14 --
einem auf einer Tischplatte lisgenden, gekrümmten
Finger vergleichbar, eine Öffnung zwischen diesem und
der Tischplatte freiläßt. Diese „Henkelbildung“ hat aller-
dings nur 1 cm Länge und ist an den Aufsatzenden an
linsenähnliche Gebilde verankert.
Um die beschriebenen, eigenartigen Bildungen zu deuten,
könnte man zunächst daran denken, die zahlreichen, über
100 gleichen linsenförmigen Körpergestalten als einfache
Konkretionen oder Zusammenballungen aufzufassen, die sich
jeweils räumlich gleichmäßig um vielleicht von der Decke
des Hohlraums herabgefallenen losen Sand geschart haben
und im weiteren Bildungsstadium immer und immer wieder
dieselben Linsen geworden sind. Dann wäre keinesfalls
zu verstehen, warum der größte Durchmesser aller „Linsen“
mit der Richtung der Schichtungsebene des Sandsteins
parallel verläuft. Es ließe sich auch keine Erklärung dafür
finden, daß die Gebilde teilweise in Horizonten überein-
ander angeordnet sind. Zudem wäre e3 schwierig, in diesem
Zusammenhange die beschriebenen Henkel und Rippen mit
Einbuchtungen in ihrer Bildung zu verstehen.
Eine Ausnahmestellung mögen die kleinen, kugeligen
Zusammenballungen von Stecknadelkopfgröße machen. die
sich auf dem Boden der Vertiefung örtlich verteilt vor-
finden. Man konnte sie als zusammengebackenen Sand
deuten, der vielleicht frei von der Decke der Vertiefung
herabgefallen oder durch Treibholz hindurch auf den Boden
des Hohlraums gelangt ist. Irgendeine dieser Bildungen
aber als konkretionär verfestigten Flugsand anzusprechen,
scheint mir dagegen nicht einleuchtend zu sein.
Bliebe zu erörtern, ob cs sich etwa um Raumgestalten
handelt, die im genetischen Zusammenhang mit der in dem
Hohlraum gefundenen Kohle stehen. In der Erläuterung
zur Sektion Pirna erwähnt Pıerzscah backofenförmige Ver-
tiefungen in der Labiatusstufe des Sandsteins von Groß-
ootta bei Pirna, die losen Sand enthalten. Es handle sich
wahrscheinlich dabei um diagenetisch nicht verfestigten
Sand, um Stellen, die von der Diagenese nicht ergriffen
wurden. Soweit es sich um Hohlräume mit losem Sand
handelt, mag dies zutreffen. Im vorliegenden Falle aber
war der Hohlraum mit schwarzer, bröckeliger und bitu-
minoser Kohle angefüllt. Der Steinmetzgehilfe brachte mir
davon 270 g und versicherte mir, daß ein kleiner Teil
von Kohle noch verloren gegangen sei. Berücksichtigt man,
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— 185 —
daß der Hohlraum in der vorliegenden Sandsteinstufe viel-
leicht die Hälfte des tatsächlich vorhanden gewesenen
darstellt und daß ein kleines Stück von der Sandsteinstufe
mit einem kleinen Teil des verbliebenen Hohlraums fehlt,
so müßte man immer noch 100 g, wenn nicht mehr, in
Rechnung setzen, d.h. das Treibholz, wenn es überhaupt
für die Bildung der Kohle in Betracht kommt, dürfte
die Ursache des Hohlraums gewesen sein. Tatsächlich teilte
mir die Firma in Großootta auf eine Anfrage hin mit,
daß solche Hohlräume häufiger mit Kohle angefüllt seien _
und übrigens in gewissen Horizonten liegen sollen. In Über-
einstimmung damit steht die Angabe von PırETzscH, daß die
Labiatusstufe des Sandsteins sehr oft eine „Marmorierung“
aufweise, die durch feinste Kohlestreifen bedingt sei. Diese
Beimengung von kohligen Partikeln führe auch zu einer
größeren Zusammenballung von Kohlebrocken, die dann
von den Steinbrechern „Schnupftabak“ genannt werden.
In der Tat weist die Sandsteinstufe im Querbruche feinste
dunkle Äderung auf, und man könnte dann diese Äderung
in kausalen Zusammenhang mit der in dem Hohlraum ge-
fundenen Kohle bringen. Nach der mikroskopischen Unter-
suchung von Schönfeld in Dresden sind Gefäßreste in der
Kohle nachweisbar, welche auf die Zugehörigkeit des Treib-
holzes zu einem Laub- oder Nadelbaum hinweisen. Es kann
somit keinem Zweifel unterliegen, daß Treibholz die Ent-
stehung des Hohlraums in diesem Falle bedingt hat, was.
keineswegs ausschließt, daß trogförmige Vertiefungen im
Sandstein in anderen Fällen diagenetisch nicht verfestigte
Stellen sind, vornehmlich dann, wenn sie mit losem Sand
erfüllt sind.
Da Treibholz, das zu Pechkohle geworden ist, als
Ursache des Hohlraums vorliegt, erhebt sich die Frage, ob
die beschriebenen, linsenförmigen Gebilde etwa im kausalen
Zusammenhang mit dem Treibholz selbst stehen, z.B. Bohr-
lochausfüllungen von irgendwelchen Tieren sein könnten.
Von allen bisher bekannten Bildungen haben die linsen-
förmigen Gestalten die größte Ähnlichkeit mit den von
H. B. Geinıtz, Elbtalgebirge in Sachsen, Tafel 52, Abb.
1—3 abgebildeten Bohrlochausfüllungen von Pholas Sclero-
tites GEIN. In diesem Werke zeigen die Abb. 1 und 2
die innere Schale in der aufgebrochenen, eiförmigen Hülle,
aus dem unteren Pläner von Plauen b. Dresden, davon
Abb. 1a die linke Seite, Abb. 1b die Ansicht, von vorn
gesehen mit der die rechte Schale verdeckenden Hülle,
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Digitized by Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
_ 16 —
während Abb. 2 die innere Schale in der aufgebrochenen,
kugeligen Hülle, von oben gesehen, wiedergibt.
In Übereinstimmung damit sind Bohrlochausfüllungen
von Pholas Sclerotites Gein. in Abb. 3 dargestellt, unter
welcher vermerkt ist: an den Wänden eines Stück Treib-
holzes aus dem Mittelquader von Cotta bei Pirna, also von
jener Fundstelle, die auch unser Stück lieferte. Die im
Dresdner Museum befindlichen Originale stimmen mit der
Beschreibung von GEINITZz (a. a. O.) vollständig überein:
„Kkugelige und keulenförmige Bohrlochausfüllungen von
Bohrmuscheln“. Bei einem Vergleich zwischen diesen Vor-
kommen und den von mir beschriebenen Bildungen muß man
ohne weiteres zugeben, daß die hier vorliegenden linsen-
förnigen Bildungen eine geradezu verblüffende Überein-
stimmung mit Pholas Sclerotites Geın. haben. Die eingangs
erwähnten rippenartigen Formen, die Henkelbildungen. die
winzigen Zusammenballungen, das Verfließen von zwei und
mehreren Gebilden ineinander würden sich in diesem Zu-
sammenhang durchaus erklären lassen. Und doch befriedigt
die Ansicht, daß es sich hier auch um Bohrlochausfüllungen
von Pholas Sclerotitess GeEın. handelt, nicht recht. (Ich
beziehe mich vorläufig nur auf die hier beschriebene Stufe.)
Es seien diese auffallenden Merkmale hier zusammen-
gestellt:
1. Geinıtz berichtet nur von kugeligen und keulen-
“förmigen Gebilden. Die hier beschriebenen Formengestalten
sind durchgängig linsenförmig, was allerdings auch für
manche andere Vorkommen von Pholas Sclerotites GEIN. gilt.
2. Die linsenförmigen Gebilde sitzen stets in Jerselben
Orientierung in der Schichtebene, teilweise in Horizonten
Streiter 3
übereinander (vgl. Abbildung, oberer Rand.) Bohrloch-
ausfüllungen müßten räumlich verschieden angeord-
net zu beobachten sein.
3. Die Gebilde setzen zuweilen scharf am Bande des
länglichen Hohlraumes ab. Auch die Dünnschliffunter-
suchung zeigt das gleiche.
An anderen Stellen gehen die linsenförmigen Gebilde
an der Innenwand des Hohlraums in vollständig platt-
gedrückte, schichtenweise übereinander liegende Lagen
über, zwischen deren Fugen noch bröckelige Kohle liest.
Die Möglichkeit einer mechanischen Auswaschung durch
Wasser und Sand, besonders im Hinblick darauf, daß der
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ae Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
187
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Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
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3
— 1858 —
Sandstein im Bindemittel außerordentlich wechselt, teils
tonig, teils mergelig ist, während die linsenförmigen Ge-
bilde in der chemischen Zusammensetzung etwas abzu-
weichen scheinen, also widerstandfähiger sind, scheint mir
keineswegs ausgeschlosen zu sein. Bei einer solchen
Deutung müßten die rippenartigen Gebilde, die Henkel
usw. als Übergangsformen erklärt werden. Die Ge-
setzmäßigkeit in der äußeren linsenförmigen Gestalt
ist aber auch dann schwer verständlich. Scheuerung mit
losem Sand, der durch Wasser bewegt wird, wäscht kaum
in dieser Weise aus, und auch die mechanischen Ver-
witterungsformen im großen sind meines Erachtens nach
kaum zum Vergleich heranzuziehen.
Trotz allem halte ich also noch an der Deutung als
Bohrlochausfüllungen von Pholas Sclerotites Geın. fest,
solange nicht eine bessere Erklärung gefunden werden kann.
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En Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
beitschrift
Deutschen Sa Gesellschaft
B. Monatsberichte.
Nr. 8-1. 1925.
Protokolle der Sitzungen
der Hauptversammlung vom 11.bis 14. August 1925
im Auditorium maximum der Westfälischen
Wilhelms-Universität in Münster in Westfalen.
Protokoll der Sitzung am 11. August 192.
Der Geschäftsführer, Herr WEGNER, eröffnet die Haupt-
versammlung mit Begrüßungsworten an die Teilnehmer.
Auf Vorschlag von Herrn PomreckJ wird Herr WEGNER
zum Vorsitzenden der ersten Sitzung gewählt und über-
nimmt den Vorsitz. Zu Schriftführern werden für die Dauer
der Tagung gewählt die Herren AnDR&E, BRINKMANN und
SCHINDEWOLF.
Die Versammlung wird darauf durch Ansprachen be-
grüßt von Sr. Magnificenz dem Rektor der Westfälischen
Wilhelms-Universität, Geh. Konsistorialrat Prof. Dr. GrÜrtz-
MACHER, von dem Herrn ÖOberpräsidenten GRONOwSsKI im
Namen der Staatsregierung und der Provinz Westfalen, von
Herrn ÖOberbürgermeister Dr. SrERLICH im Namen der
Stadt Münster, von Herrn Oberbergrat ScHArEr als Ver-
treter der Oberbergämter Dortmund und Bonn, von Herrn
Geheimen Bergrat Prof. Dr. Busz als Vorsitzenden des
medizinisch-naturwissenschaftlichen Vereins zu Münster, von
Herrn Bergassessor a. D. Dr. KuKkuk als Vertreter der
westfälischen Berggewerkschaftskasse und von Herrn Dr.
Henke als Vertreter des Siegerländer Bergbaues.
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Geo-
logischen Gesellschaft, Herr PoMrEckJ, dankt den Vor-
rednern für die Worte der Begrüßung und dankt an-
schließend dem Geschäftsführer der Tagung, Herrn WEGNER,
für die umfassenden Vorbereitungen.
14
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— 90 -—
Darauf erteilt der Vorsitzende das Wort Herrn
FISCHER (Mülheim-Ruhr) zu dem Vortrage über: „Neue
Forschungen zur Bildung der Steinkohle“!),
‘Nach einer Pause von % Minuten trägt Herr R. BÄRT-
LING vor über: „Die Beziehungen der Steinkohlen-
bezirke im östlichen Teile des nordwesteuropäischen
Karbongürtels“.
Während die im Binnenlande abgelagerten Karbon-
becken (Saar, Wettin, Sachsen, Niederschlesien) nur ge-
ringe räumliche Unterbrechungen aufweisen, klafft zwischen
den paralischen Becken von Ruhr und Niederrhein bis zu
dem von Oberschlesien eine gewaltige Lücke, die die Iden-
tifizierung beider sehr erschwert.
Auch Verschiedenheiten der Ablagerung und ihrer Fauna
sind groß und erschweren dem Geologen Vergleichsarbeiten.
Trotzdem sind soviel Uebereinstimmungen in der Aus-
bildung des Karbons an der Ruhr, von Oberschlesien, ja
selbst von Südrußland vorhanden, daß man für alle diese
nur einen einheitlichen Sedimentierungsvorgang annehmen
kann. Es muß daher eine Verbindung im Untergrunde
des Norddeutschen Flachlandes zu suchen sein, Die Frage,
ob Aussicht vorhanden ist, diese Verbindung zu finden,
wird bejaht. Es ist nicht aussichtslos, das Steinkohlen-
gebirge in gewissen Gegenden Hannovers und in anderen
Teilen des Norddeutschen Flachlandes zu erschließen, Von
grundlegender Bedeutung ist hierfür die Tatsache, daß das
Rotliegende in ganz Nordwestdeutschland fehlt, daß der
Zechstein dort also unmittelbar auf dem Karbon liegt,
Herr W. GOTHAN spricht anschließend über: „Ge-
meinsame Züge und Verschiedenheiten in den Profilen
des Karbons der paralischen und limnischen Kohlen-
becken Mitteleuropas‘“?).
Als letzter Redner spricht Herr P. KUKUK „Über den
Aufbau des Karbons im mittleren Lippegebiet im Rahmen
der Gesamttektonik des Ruhrsteinkohlengebirges“®?).
Seine Untersuchungen verfolgten den Zweck, die noch
wenig bekannte Tektonik des Steinkohlengebirges im mitt-
I) Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen Heft 4 des
laufenden Jahrganges.
3) Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen, Heft 3,
Der Vortrag soll in der Berg- und Hütten- Zeitschrift
„Glückauf“ veröffentlicht werden.
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DONE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
- MI —
leren Lippegebiet zwischen Dorsten und Lünen aufzu-
hellen, das von einem zwischen Emscher- und Lippe-Mulde
hoch herausragenden und vielgestaltigen Sattelgebilde be-
herrscht wird. Unter Zugrundelegung der leitenden tek-
tonischen Züge des rechts-niederrheinisch-westfälischen
Rumpfschollengebirges arbeitete der Redner die wichtigsten
Kraftlinien dieser aus vier Sondersätteln bestehenden Auf-
wölbung heraus. Dabei stellte er weiter fest, daß die Mehr-
zahl der die Sondersättel durchsetzenden Querverwerfungen
gleich den Sprüngen im Rheintalgraben, im Norden des
Bezirks und am südlichen Ausgehenden der Kreide auch
im mittleren Lippegebiet nach der Kreidezeit nochmals
aufgerissen sind und das Kreidedeckgebirge mitverworfen
haben. Lichtbilder mit der Darstellung der wichtigsten
Strukturlinien sowie von Längs- und Querprofilen des Ge-
bietes erläuterten die Ausführungen.
Zur Diskussion der letzten drei Vorträge sprechen
die Herren SrtıLLe, H. SCHMIDT, GOTHAN, PETRASCHECK,
PoMPpEcKk3 und LEHMANN.
Herr H. SCHMIDT führt in der Diskussion zum
Vertrage von Herrn GoTHAN aus: Die Zonenfolge
der Goniatiten zeigt im älteren Oberkarbon keinen „paläonto-
logischen Abbruch“. In den paralischen Becken wird sich
feststellen lassen, ob ein Zeitabschnitt vorhanden ist, aus dem
die floristische Überlieferung fehlt. Die Goniatiten geben
mit geringerer Mühe eine detailliertere Zeitskala als die
Pflanzen; namentlich im Flözleeren sollte mehr auf ihre
Reste geachtet werden als bisher.
Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen des Geschäfts-
führers wird zum Vorsitzenden für die nächste Sitzung
Herr Kukuk gewählt. Zu Kassenprüfern wurden die Herren
ARLDT und PIETZscH gewählt,
Nach Verlesung des Protokolls wird die Sitzung ge-
schlossen.
V ww. 0.
WEGNER, ANDREE. BRINKMANN. SCHINDEWOLF.
14*
Original from
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— 192 —
Protokoll der geschäftlichen Sitzung am
12. August 192.
Vorsitzender: Herr POMPECcKJI.
Beginn der Sitzung 81, Uhr vormittags.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und teilt mit,
daß die Gesellschaft durch Tod die Mitglieder Bergrat
W,. Niımprsch und das Ehrenmitglied Geh. Bergrat Pro-
fessor Dr. ALFRED JENTZScH verloren hat. Dem letzteren
widmet er einen warmen Nachruf.
Die Versammlung erhebt sich zu Ehren des Andenkens
der Verstorbenen.
Als Mitglieder werden aufgenommen:
Herr Dr. Kurr FiEGE, wissenschaftl. Hilfsarbeiter am
Museum der Stadt Essen, Burgplatz 1;
Herr Bergwerksdirektor HEINRICH DEOSTE in Hamm
(Westf.), Ostenallee 82;
The Science Museum in Lomdon SW 7, Soutlı Kensington;
Herr Lehrer Erıcu TRrIEBEL in Mora, Post Ziegen-
rück, Thüringen;
Herr Professor Dr.. Rıcuha&p LörrLer in Saulgau;
Herr Dr. Frırz Deuss in Freiburg i. Br., Werder-
straße 5;
Herr Dr. Ep. WıLDscHrkry in Duisburg, Ludgeri-
straße 12.
Der Vorsitzende berichtet über die Ereignisse und das
Gesellschaftsicben im vergangenen (Geschäftsjahre, An-
schließend berichtet Herr BÄrTLıng über den Druck der
Zeitschrift. Herr PoMmrEcks dankt Herrn BÄRTLING für
seine Mühewaltung im Namen der Hauptversammlung.
Herr Rımann stellt danach folgenden Antrag:
Iın Interesse einer Ausgestaltung der Monatsberichte
beantrage ich, daß jeder, der einen Vortrag vor der
Deutschen Geologischen Gesellschaft hält, verpflichtet ist,
vor Beginn des Vortrages dem Schriftführer ein kurzes
10—12 Zeilen umfassendes Selbstreferat für den Abdruck
in den Monatsberichten zuzustellen. Außerdem soll bei
den Titeln jedesmal soweit möglich angegeben werden,
wo der Vortrag im Druck erscheinen wird.
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BOZEN Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 19 —
Herr PomrzckJ befürwortet den Antrag, ebenso Heır
GRÄSsnER. Der Antrag wird einstimmig angenommen, und
zwar auf Antrag von Herrn BARrTLIna mit dem Zusatze,
daß von jedem Vortrage ein kurzes Selbstreferat einzu-
reichen ist.
Herr PıcArp erstattet als Schatzmeister den Kassen-
bericht und legt den Haushaltsplan für 1925 vor. Die zu
Rechnungsprüfern bestellten Herren Arıpr und PIETzscH
bestätigen die Richtigkeit der Rechnungslegung. Auf ihren
Antrag wird dem Schatzmeister und dem Vorstande mit
dem Dank für die Mühewaltung Entlastung erteilt.
Herr Dienst erstattet den Bibliotheksbericht unmd legt
das Protokoll über die satzungsgemäß vorgenommene Biblio-
theksrevision vor.
Herr PomreckJ berichtet über den im nächsten Jahre
in Madrid stattfindenden internationalen (reo:ogenkongreß.
Die Versammlung beschließt, die nächstjährige Hauptver-
sammlung nicht ausfallen zu lassen, und wählt, der Ein-
ladung von Herrn BrÄUHÄUSER folgend, Stuttgart als näch-
sten Hauptversammlungsort. Herr BRÄUHÄUSER wird zum
Geschäftsführer der nächstjährigen Hauptversammlung er-
nannt.
Herr v. KLEBELSBERG begründet nachstehenden von
ihm am 25. Juli 1925 schriftlich gestellten Antrag:
Antrag
an die Hauptversammlung der Deutschen
Geologischen Gesellschaft.
Zur Hebung des Vortragswesens stelle ich den An-
trag, die Hauptversammlung wolle beschließen:
Die Vortragsfolge für die Sitzungen der Hauptver-
sammlungen der Deutschen Geologischen Gesellschaft wird
vom jeweiligen Geschäftsführer im Einvernehmen mit
dem Vorstand festgesetzt.
Für jede Sitzung wird ein Hauptthema bestimmt:
Erst nach Erledigung des Hauptthemas können nach
Maßgabe der zur Verfügung stehenden Zeit auch andere
Gegenstände zur Sprache gebracht werden.
Die Hauptthemen sollen möglichst verschiedenen
Fachgebieten entnommen werden, wobei Themen zu be-
vorzugen sind, zu denen über wichtige neue Erfahrungen
und Fortschritte der Kenntnis zu berichten ist.
Das Hauptthema einer Sitzung kann dem Vortrags-
orte angepaßt sein.
Original from
DONE Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 194 —
Zu den Hauptthemen werden zunächst von einem
oder mehreren, nach ihrer speziellen Arbeitsrichtung be-
sonders berufenen Fachmännern einführende, insbesondere
über das Neue unterrichtende Referate erstattet. Die
Referenten werden vom Geschäftsführenden im Einver-
nehmen mit dem Vorstande ausgewählt und gewonnen,
die Vortragsdauer im Einvernehmen mit den Referenten
festgesetzt.
Für die übrigen, zu den einzelnen Hauptthemen an-
gemeldeten Vorträge wird nach Gesichtspunkten einer
sachlich möglichst vorteilhaften Gestaltung der Vortrags-
ordnung die Reihenfolge und eine einheitliche längste
Redezeit bestimmt.
Angemeldete Vorträge, für die nach Maßgabe der
Reihenfolge und der Redezeit in der dem betreffenden
Thema gewidmeten Sitzung keine Zeit mehr bleibt, ent-
fallen. :
Über die Einreihung, sowie über Ausdehnung bzw.
Abkürzung der Diskussion zu allen Vorträgen entscheidet
die Versammlung mit Mehrheitsbeschluß,.
Innsbruck, am 25. Juni 1925.
R. v. Klebelsberg.
Auf Vorschlag der Herren GekäÄssner und POMPECKJ
wird nicht endgültig über den Antrag entschieden, der dem
Vorstande überwiesen wird.
Herr GeräÄssner tritt für eine straffere Organisation
der Diskussion in den Versammlungen ein. Herr W. Wourr
spricht den Wunsch aus, den Vorträgen auf der Haupt-
versammlung eine allgemeine Fassung zu geben.
Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen von Herrn
WEGNeER schließt der Vorsitzende die geschäftliche Sitzung
und übergibt den Vorsitz Herrn Kukuk zur Eröffnung der
wissenschaftlichen Sitzung.
V W. 0.
POMPrECcKJ. ANDREE. BRINKMANN, SCHINDEWOLF.
nr ns Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 1 —
Protokoll der w issenschaftlichen Sitzung
am 12, August 1925.
Vorsitzender: Herr KUKUR,
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und erteilt Herrn
W.:PETRASCHECK das Wort zu seinem Vortrage über:
„Geologie der Schlagwetter“*).
Braun- und Steinkohlen entwickeln Grubengas. Ein
Versuch mit Glanzbraunkohle zeigte, daß Streifenkohle mehr
als reinstes Clarain entwickelt. Faserkohlenreiche Flöze
geben wenig Methan. Die Entbindung von Grubengas
steigt parallel dem Grade der Inkohlung und zeigt ihr
Maximum in den Fettkohlen.
Scheinbare Ausnahmen von dieser Regel erklären sich
durch Entgasung des ganzen Gebirgskörpers, wie Ver-
gleiche zwischen Fördertagen und förderfreien Tagen lehren.
Auskochversuche mit flözweise aus dem Vorbau entnom-
mener Kohle lassen Beziehungen zur Altersfolge mit Zu-
nahme der Methanentwicklung von Hangend zum Liegend
und Maximum in den Fettkohlen erkennen. Es muß mit
sehr hohen Drucken bei dem in den Vakuolen der Kohle
eingeschlossenen Gas gerechnet werden, die dort, wo ein
Druckausgleich stattfinden konnte, sich auch an Gasan-
sammlungen messen lassen. Die Unmdichtigkeit des Gebirges
sowie die leichte Diffusion des Methans bewirkte zahlreiche,
aber nur scheinbare Ausnahmen.
Zur Diskussion sprechen die Herren BÄrrTLıng, LEH-
MANN, KUKUK, GOTHAN und der Vortragende. |
Herr R. STAPPENBECK spricht sodann über: „Die
Anthrazitlagerstätten Nordperus“.
Von Hualgayoc in Nordperu bis Huancavelica in Mittel-
peru zieht sich eine 800 km lange Zone hin, worin an
sehr vielen Stellen Kohle bekannt geworden ist, die häufig,
namentlich in Nordperu, in Anthrazit umgewandelt ist. Der
Vortragende hatte Gelegenheit, das Kohlengebiet am oberen
Rio Chicanıa zu kartieren und verschiedene andere Kohlen-
gebiete zu besuchen. Im Chicamagebiet beginnt das Profil
mit marinem Tithon, an der Grenze gegen den folgenden
Wealdenquarzit liegt ein meist nicht abbauwürdiges Kohlen-
4) Der Vortrag wird in den Abhandlungen erscheinen.
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— 9% —
flöz, dessen stratigraphische Zugehörigkeit noch nicht völlig
geklärt ist. Im Wealkdenquarzit liegen vier bis fünf Kohlen-
flöze, die meist im Hangenden und Liegenden etwas Schiefer
haben. Die hangenden Schiefer enthalten häufig gut
erhaltene Abdrücke von Weichselia, Otozamites usw. Über
dem Wealden folgen wieder marine Schiefer, sodann mächtige
Quarzite, danach marines Apt, Gault, ('enoman, Turon und
Emscher. Damit schließt die Schichtenfolge. Wahrschein-
lich im obersten Senon wurden die Schichten aufgefaltet,
und bei dieser Gelegenheit drang ein mächtiger Batholith
von Biotitgranit empor, der nach dem Rande zu zunächst
in Amphibolgranit, dann in Diorit, schließlich selbst in
Lamprophyr übergelit. Aplite und Lamprophyre durchsetzen
den Batholithen und auch die Sedimente. Die Falten-
richtung weicht hier von dem NW-—-SO gerichteten General-
streichen der Kordillere ab und geht in WNW-Richtung,
schließlich in OW-Richtung über; der Schub ist gegen N
erfolgt. Längsbrüche sind häufig, Querbrüche selten. Fal-
tungsdruck und Hitzewirkung des Batholithen haben die
Kohle, die ursprünglich eine Streifenkohle war, in Anthrazit
verwandelt. Die Flöze erreichen Mächtigkeiten bis zu 6 m;
ihr Einfallswinkel liegt meist zwischen 30° und 60°, selten
flacher oder steiler. Die Kohle ist bodenständigen Ursprungs
und paralisch innerhalb der andinen Geosynklinale ab-
gelagert, die zeitweilig in dieser Zone infolge sehr starker
Sedimentzufuhr verlandete. Die Menge des im Chicama-
gebiete vorhandenen gewinnbaren Anthrazits beträgt nach
durchaus vorsichtiger Schätzung rund 180 000 000 t.
Zur Diskussion sprechen die Herren KuUKUK und der
Vortragende.
Nach einer Pause von 25 Minuten legt Herr
W. PAECKELMANN den Entwurf einer tektonisch-
geologischen Übersichtskarte des Rheinischen Schiefer-
gebirges i. M. 1:200000 vor, die zunächst für das geo-
logische Landesmuseum in Berlin gezeichnet wurde. Ihre
Veröffentlichung ist beabsichtigt.
An der Erörterung beiteiligen sich die Herren Tır.mAns,
FLiEGEL und der Vortragende.
Dann spricht Herr M. RICHTER über: „Unter- und
Mitteldevon im südlichen Oberbergischen“®).
6) Der Vortrag soll in dieser Zeitschrift zum Abdruck kommen.
ad N Original from
POS Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 1/14 —
Es wird eine neue Gliederung der Siegener Schichten
versucht, die im Querprofil des Rheins ihren Ursprung
hat. Davon ausgehend, werden die Verhältnisse im Sieger-
land gestreift. Weiter wird dargelegt, daß die Verse-
schichten (Fucas) über den Siegener Schichten liegen, die
Lagerungsverhältnisse lassen sich mit der Fauna vorläufig
noch nicht in Einklang bringen. Verseschichten und Ober-
koblenz keilen nach S über Siegener Schichten aus, so daß
im südlichsten Oberbergischen unteres Mitteldevon auf tiefe
Siegener Schichten zu liegen kommt. Damit fällt die Über-
schiebungshypothese von DENCKMANN, Im unteren Mittel-
devon hat sich auch im südlichen Oberbergischen die Gliede-
rung der Geologischen Landesanstalt bewährt.
An der Besprechung nehmen teil die Herren Henke,
W, E. SCHMIDT, FLIEGEL, STILLE, PAECKELMANN und der
Vortragende.
Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen der Herren
WEGNER, KUKUK und LEHMANN trägt Herr KRÄUSEL
vor über: „Neue Pflanzenfunde im Devon von Elberfeld“.
Die im Mitteldevon des Kirberges gefundenen Pflanzen
sind vom Vortragenden und WiytAaxp bearbeitet worden.
Die von ihnen früher als Fostimella beschriebenen nackten,
dichotom gegliederten Achsen erwiesen sich als die Sporan-
gienträger eines Asteroxylon mit Thursophytor ähnlicher Be-
laubung,. Aneurophyton germanicum zeigt im anatomischen
Bau der Achse Ähnlichkeit mit Palaeopitys Milleri, einem
Stamm aus dem englischen Old Red und möglicherweise einer
Gymnosperne. Außer diesen beiden Fossilen fanden sich
sterile und fertile Sprosse einer yenia sowie einer articu-
latenähnlichen, Calamophyton primaevum genannten
Pflanze, schließlich noch ein Cladoxylon. Es ist dies die
erste Cladoxylee, bei der PBelaubung und Sporophylie
bekannt sind, |
Die ausführliche Bearbeitung wird in den Abhand-
lungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
erscheinen.
Zur Diskussion spricht Herr (roTHAN.
Nach geschäftlichen Mitteilungen der Herren Exkursions-
führer BÄrtuıne und KuvKkuk hält Herr ©. H. SCHINDE-
WOLF einen Vortrag: „Zur Kenntnis der Devon-Karbon-
Grenze in Deutschland“.
Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Alter der
Gattendorfia-Stufe (= „Hangenberg-Kalke“ H.ScHMipT), die
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— 18 —
nach neueren Untersuchungen ihre stratigraphische Position
bei Gattendorf über der Wocklumeria-Stufe (Bk. %0, SCHINDE-
worr 1923) und bei Drewer zwischen der Wocklumeria-
Stufe (= „Hangenberg-Schiefer‘ H. ScHmipr) mit Wock-
lumeria Denckmanni WDep. und Cymaclymenia camerata
ScHDwFr. (= „Postclymenia evoluta“ H. ScaMıDT) und der
Pericyclus-Stufe hat. Die von H. ScHMIiDT angegebenen
Beziehungen zwischen der Fauna der Gaftendorfia-Stufe
und der der unterkarbonischen Kinderhook-Group Nord-
amerikas beruhen auf unrichtigen Fossilbestimmungen und
bestehen tatsächlich nicht. Insbesondere ist zu betonen,
daß nicht ein einziger Vertreter der eigentlichen unter-
karbonischen Charaktergattungen der Kinderhook-Schichten
in der Gaftendorfia-Stufe auftritt. Wegen dieses Fehlens
neuer karbonischer Elemente und anderseits wegen der
sehr nahen faunistischen Beziehungen zu dem liegenden
Devon kann die Gaftendorfia-Stufe nur als hochober-
devonischer Horizont gewertet werden. Die sich aus diesem
Umstande und der vergleichenden Behandlung einer Reihe
oberdevonischer Profile Deutschlands ergebenden tekto-
nischen und sedimentärgeologischen Folgerungen sollen aus-
führlich in den Abhandlungen der Gesellschaft dargestellt
werden.
Zur Erörterung sprechen die Herren H. SCHMIDT,
PAECKELMANN und der Vortragende.
Herr W. HENKE trägt als letzter vor über: „Die
Faziesunterschiede im Unter-, Mittel- und Oberdevon
des südlichen Sauerlandes“®). |
Zur Diskussion spricht Herr SCHINDEWOLF.
Zum Vorsitzenden des nächsten Sitzungstages wird
Herr STILLE gewählt.
Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wird
die Sitzung um 2 Uhr geschlossen. |
V. W. Ö.
KuUKuk, ANDREE. BRINKMANN. SCHINDEWOLF.
6) Siehe S. 240.
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— 1/19 —
Protokoll der Sitzung am 13, August 193.
Vorsitzender: Herr STILLE.
Der Vorsitzende eröffnet die wissenschaftliche Sitzung
und erteilt das Wort Herrn BLANKENHORN zu seinem
Vortrage: „Der sog. syrische Bogen und erythräische
Geosynklinale“!).
Zur Diskussion sprechen die Herren W. WOLFF, STILLE,
RAnGe und der Vortragende.
Herr N. TILMANN spricht sodann über: „Den Bau
des Rheinischen Schiefergebirges“.
Die Entwicklung der Sedimentation im rheinischen Ge-
birge während des Paläozoikums läßt erwarten, daß auch
in diesem Gebiet wie in anderen Teilen des variszischen,
Gebirges ein Überschiebungsbau sich vorfindet. Obgleich
tektonischen Beobachtungen bei dem heutigen Zustand des
Gebirges enge Grenzen gezogen sind, lassen in den süd-
lichsten Teilen des Gebirges regionale Überschiebungen,
starke tektonische Inanspruchnahme der Gesteine, auch
Faziesdifferenzen, die sich an gewisse tektonische ‚Linien
knüpfen, auf starken Zusammenschub und alpine Struktur
schließen. Sie sind hier gebunden an die altkarbonische
Gebirgsbildung und kennzeichnen einen Überschiebungs-
bau, als dessen Ausgangspunkt die nördlichen Teile
des oberrheinischen alten Gebirges betrachtet werden
müssen. In der Tat zeigen sich dort alle Merkmale von
Wurzelzonen. Die spätkarbonische Faltung hat dagegen
nur lokal dort größere Randüberschiebungen erzeugt, wo
die Faltung auf starre Widerlager des Vorlandes stieß;
der Grundzug der jüngeren tektonischen Phase aber ist
ein offener Faltenwurf, wie ihn. das westfälische Kohlen-
becken und das Bergische Land aufweist,
Anschließend berichtet Herr H. SCHMIDT über:
„Schwellen- und Beckenfazies im ostrheinischen Paläo-
zoikum“?),
An der Diskussion beider Vorträge beteiligen sich die
Herren Henke, PAECKELMANN, SCHINDEWOLF, STILLB, TiL-
MANN, POMPECKJ, LEHMANN und H. SCHMIDT.
1) Siehe S. 200.
2) Siehe $S. 2206.
Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_- 200 —
Nach der Pause hält Herr BRINKMANN seinen an-
gekündigten Vortrag über: „Tektonik und Sedimentation
im deutschen Triasbecken“.1)
An Hand von Fazies- und Mächtigkeitskarten einzelner
Stufen des süddeutschen Teilbeckens wurde gezeigt, daß
sich drei Sedimentationstypen unterscheiden lassen, der
fluviatile, der marine und der salinarce, die sich durch
die Art der faziellen Differenzierung kennzeichnen.
Auf Grund dieser Erwägungen läßt sich ein allmähliches
Wandern des Gebietes stärkster Senkung von N nach S
in der „rheinischen Furche“ feststellen, das mit der Grenze
Rotliegend-Zechstein einsetzt und mit der Wende Umnter-
Oberrhät zum Abschluß kommt, — ein Beispiel für eine
zwischen zwei Wendepunkten ausgespannte Evolution.
Zur Erörterung sprechen die Herren KumMm, PoMmPEcKYJ,
WEISSERMEL, STAPPENBECK, ER. Kaiser, Haack und der
Vortragende.
Herr W. HENKE spricht sodann über: „Die Verwen-
dung von Raumbildern in isometrischer Projektion
(stereographische Darstellung von STACH) im Gang-
bergbau.“
Die vorgezeigten Raumbilder von Siegerländer Spat-
eisensteingruben und sulfidischen Bleierzvorkommen lassen
erkennen, wie zweckmäßig eine derartige Darstellung neben
den üblichen markscheiderischen Rissen ist. Das iso-
metrische Raumbild ist nicht nur geeignet, dem weniger
Geübten die räumliche Vorstellung von einer aufgeschlos-
senen Lagerstätte zu erleichtern, sondern soll bei der Aus-
wertung der tektonischen und lagerstättenkundlichen Unter-
suchungsergebnisse herangezogen werden. Bei seiger-
stehenden Gängen soll es statt des Hauptgrundrisses ge-
führt werden. Die Möglichkeit, die Grundrisse, den Seiger-
riß und beliebig viele Profilrisse einer Lagerstätte in wahrer
räumlicher Verbindung mit der Tagesoberfläche darzustellen,
macht das isometrische Raumbild besonders wertvoll für
die Praxis. *
Nach den Ausführungen von LÜDEMANN wird diese
Darstellungsweise jetzt isometrisches Raumbild ge-
nannt. Das Verdienst von StTAcH um die Einführung
dieser Projektion in die Geologie und den Bergbau
bleibt dasselbe, auch wenn ähnliche Darstellungsweisen
1) Der Vortrag erscheint in dieser Zeitschr., Abhandl. 1926.
nr Original from
BOZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 201 —
schon früher einmal angewendet worden sind, die aber
ganz in Vergessenheit geraten waren.
Zur Diskussion sprechen die Herren LEHMANN, STACH?),
W. E. SCHMIDT und STAPPENBECK.
Herr H. SCHMIDT trägt vor: „Der Kellerwaldquar-
zit — eine Facies des Unterkarbons“.
Klippenquarzit der Hörre, Kellerwaldquarzit, Acker-
Bruchberg und Quarzit von Gommern bei Magdeburg
standen bis jetzt im Verdacht silurischen Alters. Ein-
wendungen sind namentlich auf Grund von Pflanzenfunden
bereits gemacht worden. Vortragender konnte kürzlich
eine Fauna inmitten des eigentlichen Kellerwaldquarzites
auffinden, meistens nur Schalenbruchstücke. Aus
Cladochonus cf. Michelini, Spirifer cf. tornacensis,
Modiola, Archaeocidaris und Palaeechinus kann man auf
ein karbonisches Alter schließen. Vergleiche etwa mit den
Crinoidenkalken der Tournaistufe von Velbert. lassen ver-
muten, daß die neue Fauna etwas älter ist, Eine Einreihung
in das Profil unter den Hörregrauwacken und eine Gleich-
stellung mit den Aschkuppenquarziten scheint auch den
Lagerungsverhältnissen am besten zu entsprechen.
An der Diskussion beteiligen sich die Herren STILLE,
CORRENSt), SCHINDEWOLF, DIENST, HENKE, BLANCKENHORN
und der Vortragende.
Herr BLANCKENHORN legt zum Schluß eine neue
geologische Übersichtskarte von Palästina vor und gibt
Erläuterungen dazu.
Zum Vorsitzenden für den nächsten Sitzungstag wird
Herr Er. Kaiser gewählt.
Nach Verlesung und Genelimigung des Protokolls wird
die Sitzung geschlossen.
V. W. 0.
STILLE, ÄNDREE. BRINKMANN. SCHINDEWOLF.
3) Siehe S. 234.
1) Siehe S 243.
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BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 202 —
Protokoll der Sitzung am 14. August 192.
Vorsitzender: Herr Er. KAIsER.
Der Vorsitzende erteilt bei Eröffnung der Sitzung Herrn
BLANCKENHORN das Wort zu seinem Vortrage über:
„Allgemeine Ergebnisse der neueren geologischen Auf-
nahmen in der Hessischen Senke“t).
Im Tertiär der ganzen Hessischen Senke von Cassel
bis zum Vogelsbergnordrand gibt es zwei verschiedenaltrige
Komplexe von Süßwasserschichten mit je einer Randfazies
von Quarzitsanden und einer tonig-sandigen Beckenfazies,
welche Braunkohlen von verschiedener Beschaffenheit ent-
hält. Der untere umfaßt nicht bloß das Oligocän, insbe-
sondere das Unteroligocän, sondern auch Teile des Eocäns;
der obere unter den schützenden Basaltdecken gehört dem
Miocän an. .Die Süßwasserkonchylien des Melanientons
sind als Leitformen meist wenig brauchbar. Der bisher
als mitteleocän aufgefaßte große Planorbis pseudoammonius
tritt in Hessen auch noch in oligocänen und sogar miocänen
Schichten auf, zusammen mit Typen des Melanientons.
Die Oberflächenverhältnisse und 'Flußläufe bildeten sich
nach mannigfachem Wechsel zu den heutigen heraus. Maß-
gebend waren dafür besonders Dislokationen der Eocän-
und Unteroligocänzeit und vorbasaltische der Mittelmiocän-
zeit, allgemeine Hebungen im Oberoligocän und Mittel-
pliocän, Durchbruch der Basalte und Ausbreitung der Basalt-
decken, endlich beschränkte Hebungen längs mehrerer
S—N- undSO—NW-Achsen und gleichzeitig lokale Senkungen
in der Wende von Pliocän und Diluvium, Solche postpliocäne
Senkungen fanden z. B. bei Fulda im oberen Fuldatal
und bei Gießen im mittleren Lahntal statt, wodurch die
Pliocänschotter bis ins heutige Talniveau oder noch tiefer
gelangten.
Oberdiluviale Bimssteinsande vom Laacher See-Vulkan
wurden weiter östlich als bisher bekannt nachgewiesen
im sumpfigen Tal der Ohm um Kirchhain und auf dem
basaltbedeckten Hochplateau der Seift bei Deckenbach west-
lich Homberg a. d. Ohm.
Zur Diskussion sprechen die Herren WRERISSERMEL und
SCHRÖDER,.
I) Der Vortrag erscheint ausführlich im Jahrbuch der Preuß.
Geolog. Landesanst.
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— 200 —
Herr ED. WILDSCHREY trägt an Stelle des ver-
hinderten Herrn W. LöscHErR vor über: „Diluvialfragen
des Industriegebietes“?).. ie
Zur Diskussion spricht Herr ZIMMERMANN IN.
Herr H. KLÄHN berichtet über: „Verkieselungen
in Kalken“®).
An der Erörterung beteiligen sich die Herren Kaiser,
ÜORRENS, PoMPECKJ, BRINKMANN und der Vortragende.
‘ Herr KUMM spricht „Zur Systematik der Sphae-
rite“t).
An der Diskussion nehmen teil die Herren KAısEr,
SCHINDEWOLF und der Vortragende.
Als neues Mitglied wird aufgenommen:
‘ Herr Dr. Egıch WAsMmunD in Fischenried bei St. Hein-
rich am Starnberger See.
Nach der Pause spricht Herr R. Poroxı& „Zur Kohlen-
petrographie und Kohlenentstehung“®°).
Unter Vorlage von Handstücken und mikroskopischen
Präparaten vermodernden Holzes wird gezeigt, daß bei
der Vermoderung je nachdem nicht nur das Lignin,
sondern auch die Zellulose prozentual angereichert werden
kann. Es gibt in unseren Waldmooren die verschiedensten
Arten von holzzerstörenden Bakterien und Pilzen. Nicht
nur solche, die die Zellulose zerstören, sondern auch: solche,
die sich aus dem Lignin aufbauen und dieses vernichten.
Diesbezügliche Präparate mit Farbreaktionen werden
vorgelegt. Die Vermoderung ist für die Kohlenforschung
vor allem deshalb von Bedeutung, weil sich herausgestellt
hat, daß die Bildung gewisser Braunkohlen durch die Ver-
moderung eingeleitet wird. (Lausitzer Typ, Bears Des-
organisation, Auftreten von Pilzhyphen).
Andere Braunkohlen (z. B. Peißenberg) zeigen wohl Ren:
einige Pilzsporen, nicht aber die starke Desorganisation
des Holzes; ebensowenig zeigen dies die Glanzstreifen der
Karbon-Humuskohlen. Hier hat also nicht Vermoderung,
Siehe S, 244.
'Siehe S., 239.
4) Der Vortrag ersgheint in den Abhandlungen dieser Zeitschr.
5) Der Vortrag soll in den Abhamdlungen :dieser. Zeitschrift
zum Abdruck kommen.
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— 204 —
sondern im Sinne H. Poronıts Vertorfung die Kohlen-
bildung eingeleitet. Der Zellverband zeigt dann nicht die
der Vermoderung entsprechenden Zerstörungsformen,
Diese Zerfallsformen müßte man um so eher fordern,
wenn man sich der F. Fischer'schen Lignintheorie an-
schließen wollte. Die Pilze (bzw. Bakterien) können doch
nur da wesentlich abbauend mitwirken, wo sie in Mengen
auftreten. Ihre chitinösen Hyphen müßten also in der
Steinkohle zu finden sein. Gerade das Chitin pflegt sich
ja besonders gut zu halten. Die Steinkohle selbst ist aber,
soweit bekannt, frei von Hyphen. In der erdigen Braun-
kohle dagegen sind die Hyphen häufig zu finden.
Ob freilich die Braunkohlenpilze gerade die Zeilulose
zerstört haben, läßt sich nicht sagen. Richten wir uns
nämlich nach dem Verlauf rezenter Vermoderung, so sehen
wir den Abbau der Substanz praktisch nie durch cine
Reinkultur von Mikroorganismen erfolgen. Zellulose- und
Ligninzerstörer wirken. zusammen.
Zur Diskussion sprechen die Herren GOTHAN, STACH
und WEISSERMEL, |
Danach trägt | Herr AULICH vor „Über ein nenes
Verfahren zur Klassifizierung des Formsandes“.
Das Wesen des Verfahrens beruht auf der Trennung
des Sandes von Ton durch Kochen der vorher bei 105° C.
getrockneten Sandprobe mittels Wasser. Das Kochen be-
wirkt die leichte und vollständige Ablösung des Tones
vom Sandkorn, so daß derselbe im aufgeschlämmten Zu-
stande durch Dekantieren vollständig vom Sand getrennt.
werden kann. Zumeist genügt ein einmaliges Kochen bei
vier- bis fünfmaligem Dekantieren; bei feinkörnigen und
tonreichen Sanden macht sich ein mehrmaliges Kochen
erforderlich; das Dekantieren hat nach vorangehendem Auf-
wirbeln mittels Wasserleitungsstrahles so oft zu erfolgen,
als noch eine dauernde Trübung der überstehenden Flüssig-
keit wahrnehmbar ist. Bleibt nach kurzer Zeit der obere
Teil der Flüssigkeit klar, so ist die darunter befindliche
Trübung durch die feinsten Sandanteile verursacht; der
Versuch ist alsdann als beendet zu betrachten. Nach Ab-
sitzen des Sandes wird derselbe auf einem Filter gesammelt
und bei 105°C bis zur Gewichtsbeständigkeit getrocknet,
darauf durch Abklopfen und Abpinseln vom Filter befreit
und gewogen. Der Gewichtsunterschied gegenüber der Ein-
wage (10 g) gibt den Tongehalt des Formsandes an.
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DONE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 205 —
Zur Bestimmung der Korngrößenstufen des Sandes wird
dieser durch Sieben mittels Seidengaze von bestimmter
Maschenweite in die folgenden fünf Korngrößen zergliedert:
2) Körner größer als 0,3 mm Durchm. Nr. 4**
der Seidegaze-
m” N jgmn | fabrik Gebrüder
d) „ ” 0,05—0,09 mm is Nr. 25 an Eh
e) ,„ kleinerals 005mm „, Sr g a. Rh.
Die Siebe aus Seidengaze besitzen den Vorteil, daß
durch Verknotung der die Maschen bildenden Fäden die
Größe der Öffnungen beibehalten wird, auch tritt wegen
der glatten Oberflächenbeschaffenheit der Seidenfäden keine
Verstopfung durch eingeklemmte Körner auf, wie das bei
Sieben aus Metalldraht oder Metallblech mit gestanzten
Öffnungen ständig der Fall ist. — Der Versuch ist ein-
schließlich Trocknen der Proben in drei Stunden durch-
führbar.
Nach Untersuchung von 123 verschiedenen Formsanden
wurde durch Auszählen der erhaltenen Untersuchungs-
ergebnisse folgender Vorschlag für eine Klassifizierung der
Formsande hergeleitet:
Je nach der Korngröße der Sandkörner: grob-, mittel-
und feinkörnige.
Je nach der Höhe des Tongehaltes: fette, mittolfette
und magere Sande. Das ergibt neun Sandsorten:
Grobkörnig ist ein Sand, wenn die Stufen a+ b mehr als
20 0/, betragen
mittelkörnig ist ein Sand, wenn die Stufen C mehr als 45,
feinkörnig ist ein Sand, wenn die Stufen d+e
„
mehr als . ....40% ii
fett ist ein Sand, wenn der Tongehalt mehr als . . 209%, beträgt
mittelfett ist ein Sand, wenn der Tongebalt . .8—209,, ig
mager ist ein Sand, wenn der 'Tongehalt weniger als 5% “
In der Diskussion sprechen Herr Runge und der Vor-
tragende.
Herr C. GAGEL hält den angekündigten Vortrag:
„Vorlage der geologischen Karte von La Gomera (Kana-
rische Inseln) nebst Bemerkungen über das an
Grundgebirge und die Tiefengesteine“®).
Als letzter Redner spricht Herr ZUNKER über: „Die
Erstarrung des Magmas als. Ursache der Erdbeben,
der Gebirgsbildung und der Vulkane“').
Zur Diskussion spricht der Vorsitzende.
'.6) Der Vortrag in dieser Zeitschr, Abhandl. Heft +: ..
?) Abgedruckt in der Zeitschr. d. Kulturtechn. Ges.
15
Sek nr Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_— 206 —
Zum Schluß spricht der Vorsitzende dem Geschäftsführer
der Tagung, Herrn WEGNER, für die umsichtige Vorbereitung
und die wohlgelungene Durchführung der Hauptversamm-
lung den Dank aller Teilnehmer aus,
Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wird
die Sitzung geschlossen.
V. w. 0.
KAISER, BRINKMANN. SCHINDEWOLF.
Vorträ
ortrage.
Der sogenannte „Syrische Bogen“ und die
erythräische Geosynklinale.
(Vortrag, gehalten am 13. August 1925 auf der Haupt- |
versammlung in Münster i. Westf.) |
Von Herrn Max BLAncKkEnHoRN in Marburg i. Hessen.
(Mit 1 Textabbildung.)
Für das Verständnis der komplizierten Tektonik der
Gebirge unseres deutschen Vaterlandes kann es nur von
Vorteil sein, sich auch mit der Tektonik anderer Länder
zu befassen, um durch Vergleiche mit den anderswo be-
obachteten Erscheinungen dem Wesen der Gebirgsbildung
näher zu kommen.
Außerhalb Europas bietet innerhalb der Alten Welt
besonders das Berührungsgebiet zwischen dem Faltenland
Eurasien und dem afrikanisch-syrisch-arabischen Tafelland,
im speziellen Syrien und Jdas Rote-Meer-Gebict, das zugleich
den Nordteil des großen ostafrikanischen Grabenzuges ein-
nimnit, für uns manches Interesse, weil es mit dem Rhein-
talgraben und anderen Gebieten Westdeutschlands ver-
glichen werden kann, Mit der Aufklärung des Gebirgsbaues
dieses Gebietes haben. sich besonders österreichische,
deutsche und englische Geologen beschäftigt, aber das
jeweilig gewonnene Bild. war. en Schwankungen
unterworfen, i
Sek nr Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 207 —
Die erste zusammenfassende, aber noch sehr lückenhafte Dar-
stellung in Suess „Antlitz der Erde‘ 1885, später vervollständigt
in der Abhandlung ‚Die Brüche des östlichen Afrika‘ 1891, war
eigentlich etwas verfrüht, weil die Kenntnis der einzelnen Teile
noch zu unvollkommen war, und erscheint heute veraltet, be-
sonders weil SUESs zu einseitig in seiner Theorie der Tafelschollen-
und Senkungstektonik befangen war und für die afrikanisch-
syrische Tafel keine echten Faltengebirge zulassen wollte. SuEss
Schüler C. DIENER bot in seinem schönen Buche „Libanon, Grund-
linien der physischen Geographie und Geologie von Mittelsyrien
1886° die für das Verständnis der Tektonik Syriens notwendigen
Einzeldaten, verharrt aber bei deren Erklärung im wesentlichen
noch auf dem Standpunkt seines Lehrers und Meisters.
Eine zweite, schon genauere Übersicht der ‚Strukturlinien
Syriens und des Roten Meeres‘ gab ich selbst dann im Jahre 1898
in der v. RIiCHTHOFEN-Festschrift als Entgegnung gegen SuEss
und DiENER. Schon damals betonte ich als erster, daß die Ent-
stehungsgeschichte des Suesgolfs bis in das Miocän, diejenige
des Libanon bis ins Eocän reiche; in bezug auf das Jordan-
quellgebiet zwischen südljichem Libanon und Hermon aber ver-
trat ich den Standpunkt, daß nicht, wie DIENER gemeint, „das
Ausmaß der Intensität der teJlurischen Bewegungen, die Stücke
der Erdrinde streifenförmig einsinken ließen, hier um ein be-
trächtliches vermindert gewesen‘ sei, vielmehr ein erhöhter
seitlicher Druck stattgefunden habe, der die Gebirgsschichten auf
einen geringeren Raum zusammenpreßte, als im übrigen Syrien.
Die bezüglich der komplizierten Entstehung des Suäsgolfs
ausgesprochenen Gedanken habe ich dann nach acht Jahren in
der Zeitschrift der Deutsch. Geologischen Ges. 1%1, S. 65, noch
klarer zum Ausdruck gebracht. Damals ließ ich die Miocänbucht
des Mittelmeeres sich wenigstens bis zum 27. Grad n. Br. er-
strecken. Ferner machte ich 8. 59—61,. sowie in einem am
7. März 1%1 in der Sitzung dieser Gesellschaft zu Berlin ge-
haltenen Vortrage: „Über ein eocänes Faltengebirge in Ägypten“
(vergl. Sitzb. S. 12) auf die Teile zweier einander paralleler,
mehr oder weniger bogenförmiger Faltenzebirge aufmerksam,
welche sich gegen Ende der Kreide und zu Beginn des Eocäns in
Ägypten erhoben und so dem Suzss’schen Satz widersprachen,
daß in der afrikanischen Tafelmasse nur flache Lagerung herrsche,
Störungen nur durch Senkung, namentlich große Grabenver-
senkungen, eintreten, die da und dort mit Schleppung an den
Kanten verbunden sind, tangentiale Bewegung und Faltung aber
vollständig fehle. Das nördliche dieser Faltengebirge konnte ich
damals von der Oase Faräfra über Behärije, den Kreidekomplex
von Abu Roasch bis zum Gewölbe des Gebel Schebrauwet
verfolgen.
Kurz vor dem Weltkriege wurde von dem französischen In-
genieur CouUYAT-BARBTHOUx dessen östliche Fortsetzung in der
Isthmuswüste am Gebel Maghara festgestellt und während des
Krieges von RAngeE, dann Moon und SADERK in allen Einzel-
heiten bis zum Wädi el-‘Arisch verfolgt. Auch die Tektonik des
Suösgolfs und seiner Umgebung erfuhr vor und während. des
Krieges wegen der dortigen Erdölvorkommen durch die Eng-
}änder beträchtliche Aufklärung. Was bis 1920 davon bekannt
war, ist von mir im Heft „Ägypten“ des Handbuchs der Re-
15*
Original from
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—_ 208 —
gionalen Geologie, VII. Band, 9. Abt., zusammenfassend darge-
stellt, auch in zahlreichen Referaten aller englischen Arbeiten
im (Greologischen Zentralblatt und Neuen Jahrbuch f. Min. usw.
kritisch besprochen!).
Neuerdings hat Herr E. :KrEnkEL in Leipzig einen Auf-
satz im Zentralblatt für Mineralogie usw., Jahrgang 1924.
Nr. 9—10, veröffentlicht: „Der Syrische Bogen“, der mit
den Worten beginnt: „Die Küstenländer des südöstlichen
Mittelmeeres sind in ihrer Tektonik bisher nur unklar
erkannt“, insbesondere hat „der Faltenbau Syriens fast
ausnahnıslos eine Mißdeutung erfahren“. Diese Bemerkung
richtet sich, obwohl K. keinen Namen nennt, in erster
Linie wohl gegen mich, der ich seit 37 Jahren wiederholt
und am meisten mich mit der Tektonik Syriens und des
Roten Meeres beschäftigt habe. Meine diesbezüglichen
Forschungsergebnisse, auch meine allerneueste Darstellung
im Heft „Ägypten“ des Handbuchs der Regionalen Geologie
von 1921, sind also, wie ich nun zu meinem Leidwesen
erfahre, verfehlt bzw. werden nicht anerkannt.
Doch sehen wir uns einmal die Meinungsverschieden-
heiten im einzelnen an, vielleicht ist dann doch noch
manches zu retten oder eine Einigung zu erzielen und bei
dieser Gelegenheit die Erkenntnis des Grebirgsbaues jener
Länder zu fördern. Es wird sich dabei herausstellen, dal:
KrRENKELS Ausführungen an Einseitigkeit leiden. daß er
die meinigen nicht vollinhaltlich erfaßt, wichtige Teile
ganz unberücksichtigt gelassen, in anderen Punkten seiner
eigenen Phantasie die Zügel hat schießen lassen, mehr als
geraten war.
KRENKEL macht einen prinzipiellen Unterschied zwischen
dem großen ostafrikanischen Spaltenzug mit dem erythrä-
ischen Meer und Suesgolf und dem Syrischen Bogen.
Ersterer, mit dem wir uns zunächst befassen wollen, sei
jünger und zerschlage letzteren durch seinen Einbruch in
einen afrikanischen und asiatischen Abschnitt, Der erythrä-
ische Graben sei einfach ein Zerrgraben und verdank:
seine Geburt keiner Auffaltung. Die in der Umgebung
des Suesgolfs „als Falten gedeuteten Erscheinungen“ seien
„Stauchungen und Kippungen der in das Grabentief ein-.
hlätternden Sedimentschollen. Kurz, eine erythräische Fal-.
tungsrichtung, erzeugt durch Ostwestdruck, gibt es“ nach
1) Ägypten, 1. Handb. d. R. Geeol. S. 116, 120—124, 144 —148:
Geolog. Zentralblatt Bd. 27, 1922, 3. 453—151; dasselbe Ba. N
1923, 8. 269— 270;
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BOZEN Google UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 20 —
KRENKEL „nicht“. Mit diesen wenigen Worten weist K.
die Aufnahmeergebnisse der englischen Geologen, speziell
Hvses, zurück bzw. deutet sie um, meine eigenen weiter-
gehenden und ergänzenden Ausführungen?) über diesen-
Gegenstand ignoriert K. völlig, er ur sie offenbar gar
nicht gelesen. | r
K. hält rein theoretisch das Auftreten von Falten mit
zsanz abweichenden Streichen senkrecht zu dem seines
ägypto-syrischen Bogens, für den er eine ausgesprochene
Vorliebe hat, für unmöglich, Aber oft genug begegnen
wir auch in der Tektonik Tatsachen, die unserer Theorie
oder sagen wir richtiger Voreingenommenheit widersprechen.
Dann müssen wir die Theorie den bestehen bleibenden
Tatsachen gegenüber umstellen und eine modifizierte Deu-
tung suchen; so auch hier. |
Der Suesgolf und das Rote Meer sind, wie ich schon
1893 in der RICHTHOFEN-Festschrift angedeutet habe, keines-
wegs einfach durch Einbrüche an disjunktiven Spalten ent-
standen, sondern haben eine lange Geschichte, die fast
ebensoweit zurückreicht wie die der syrischen Gebirge,
nämlich wenigstens bis ins Eocän. Damals, d.h. gegen Ende
des Eocäns und im Oligocän, erhob sich hier allmählich
ein breites Gewölbe oder Antiklinale von großer Spann-
weite, deren Westflügel bis zum Niltal reichte und deren
Scheitel in der Linie des Suesgolfs und Roten Meeres lag.
Die damit verbundene Trockenlegung und Denudation des
Festlandes wirkte gegen S stärker und legte den hier
mittelkretazeischen Nubischen Sandstein und den Granit
blos). In der Zentralzone der Grewölbeachse, wo die
intensivsten Spannungen, Zerreißungen, Einbrüche und auch
die stärkste Erosion statthatten, bildete sich ein breites
Längstal, das nach N entwässerte. Diese langdauernde: oder
säkulare epirogenetische undatorische Bewegung wurde im
Uintermiocän abgelöst von einer orogenetischen Einfaltung
der Zentralachsenpartie und dem Eintritt des Mittelmecres.
Es entstand an Stelle der früheren großen
Antiklinale zunächst eine „Transgressions-
*) Siehe die letzte Anmerkung.
>) In dem hier beigefügten schematischen Querprofil durch
den Suösgolf usw. findet diese Annahme ihren Ausdruck in dem
Verschwinden des Eocäns, des Kreidekalks und Nubischen Sand-
steins in der Mitte des Profils ZWISCHEN, EN, Gr anit and dem
bedeckenden Miocän.
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 20 —
synklinale“), ausderdann eine richtige Geo-
synklinale, d. h., ein „säkular sinkender
Sedimentationsraum“, hervorging zwischen
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4) Zwischen gewöhnlichen Transgressionssynklinalen und Geo-
seynklinalen besteht, wie R. A. SONDER in Geolog. Rundschau XIII,
Berlin 1922, S. 240, hervorhob, kein Unterschied „Beides sind
isostatisch kompensierte Depressionsgebiete der Erdrinde, ent-
standen infolge der Tangentialspannung.“
nr ns Original from
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 2li —
den sich gegeneinander zuschiebenden
afrikanischen und asiatischen Festlän-
dern, indem sich mehrere gegenseitig par-
allele undulatorische Faltenzüge empor-
hoben unter gleichzeitiger starker, an-
haltender Senkung der zwischenliegenden
Synklinalen. Letztere wurden von den
Schichten des Miocäns ausgefüllt, die nach
den Erdöltiefbohrungen örtlich über 1000 m
bis zu 2000 m Stärke erreichten. In tiefen Teilen
der Senken sammelten sich Tiefwasserschlamm mit Globi-
gerinen (der später zum Muttergestein des Erdöls wurde)
und dann nach Unterbrechung der Verbindung mit dem
Ozean chemische Niederschläge, Gips und Steinsalz, auch
Dolomit in mächtigen Lagern; an den Rändern des Beckens
und auf den in ihm sich erhebenden Faltenrücken setzten
sich kalkige und konglomeratische, fossilreiche Riffe an.
Das Miocänbecken gewann an Ausdehnung; besonders die
Gipse kann man weit nach S verfolgen über den Wende-
kreis des Krebses bis 22° X .n. Br. Nach S (Küste des
ägyptischen Sudan) und O (Arabien) ist das Ende der
Miocänablagerungen noch nicht genau festgestellt. Aber
die gefaltete eigentliche Geosynklinalenregion im engeren
Sinne reicht nach den bisherigen Forschungsergebnissen
kaum über die Breitengrade 29 im N und 27 im S hinaus,
erreicht jedenfalls weder das Mittelmeer noch den Indi-
schen Ozean. Da die Geosynklinalenbewegung auch zeitlich
nur auf das Miocän beschränkt scheint und mit dem
Pliocän sich verliert, so haben wir es allerdings nicht
mit einer Geosynklinale erster Ordnung zu tun, sondern
nur mit einer solchen zweiter Ordnung im Sinne von.
Kossmart°’). Diesen Charakter einer Geosynklinale zweiter,
meinetwegen auch dritter Ordnung aber kann niemanl,
auch KRENKET nicht, bestreiten.
Bei den entstandenen Faltenketten, teils auf der ägyp-
tischen Seite, teils an der Sinaiwestküste, fällt deren Un-
symmetrie auf, im W des Suäsgolfs eine steilere Stellung
der Schichten an der Ostseite, im O am Sinai umgekehrt
am Westflügel der Antiklinale. Die Zentralpartie, der Sues-
golf, ist so umgeben von steilen Abfällen. Gegen dieses
Zentrum wirkte der Druck von beiden Seiten, von den
5) F. KossuaT: Die Beziehungen zwischen Schwereanomalien
und Bau der Erdrinde. Geolog. Rundschau XII, 1921. S. 173.
Original from
DONE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 2122 —
beiden Kontinenten gegen die Greosynklinale gleichmäßisr.
Die Wirkung ist vergrößert in der Nähe der Granitkernme.
die sich verhalten wie feste, in die Sedimente getriebene
Keile. Die Schichten sind nahe dem Antiklinalscheitel an
Dicke reduziert. Im ganzen zeigen die Falten den Charakter
der von MrAZEC beschriebenen Diapir- oder Durch-
dringungsfalten (piereing folds) mit Granitdurchschießungen.
Ein typisches Beispiel dafür bietet der Gebel Set (= Ölberr).
An seiner Östflanke steigert sich die Wirkunz von steilen
Einfallen des östlichen Antiklinalflügels zu monoklinal:r
Neigung und schließlich zu Überschiebungsbrüchen.
Bezüglich der plutonischen Kerne finden vielleicht auch die
von C10085) in seinem Vortrag: „Über die Raumbildun:s plu-
tonischer Massen‘ ausgesprochenen Sätze hier ihre Anwendune:
„In der Mehrzahl der Fälle treten die Plutonite erst in «die letzte
Phase der Faltung ein“ und ‚„Granitische Füllung brinzt eine
Falte zum Stehen‘.
Die im O des genannten Gebel Set folgenden Syn-
klinalen und Partialsättel sind heute unter dem Meeres-
wasser verborgen, doch zum Teil auch dureh Inseln auf-
gedeckt. Der mittlere Suesgolfstreifen war die Zone stärk-
sten Widerstandes, gegen welche die Überfaltung von beiden
Seiten, von SW nach NO gerichtet war, So entstanden
dort an der alten Küstenlinie die stärksten Faltenbewegungen
und Störungen. Eine wichtige Folge der starken Zusammien-
pressung zwischen der widerstandsfähigen Zentralachse un!
den Randfalten war auch das Eintreiben des beweglichen
Öls aus den ursprünglich ölführenden Schichten in zum
Aufspeichern besser geeignete poröse, wie Sand und Dolomit.
An der Sinaiküste erhebt sich weiter noch der erhalten-
gebliebene NO-Flügel der Antiklinale des Gebel el-"Araba
mit seinem Granitkern (Gebel Abu Darba) als Gegen-
stück der Gebel-Set-Kette in der gleichen erythräischen
Richtung.
Daß die Geosvnklinale des Suesgolfs an der Ober-
fläche nur auf so kurze Entfernung (von kaum 2 Breiten-
sraden) in Erscheinung tritt, liegt zum Teil daran, daß
ihre Ausläufer im O wie im W schräg zur Richtung der
Falten durch spätere mmeridionale Dislokationen abgv-
schnitten und versenkt sind. Diese Brüche hängen sicher
mit der Bildung des "Akaba-Golfgrabens und des Jordan-
tal-Bruchsystems ursächlich und zeitlich zusammen, sind
also oberpliveänen Alters,
») C’roos im Monitsber. dA. Zeitschr. «ld Deutsch. Geol, Ges.
bl. 70, 108, NS. 4. ee“
au 3 Original from
DDZEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
IR
Die jungen meridionalen Einbrüche der Oberpliocän-
und Diluvialzeit. welche so umgestaltend in die Suösgolf-
Faltenbewegung eingriffen,. sie zum jähen Abschluß
brachten und durch ihre tief einschneidenden, aufdring:
lichen Wirkungen die Spuren der Geosvnklinale etwas in
den Hintergrund’ treten ließen, stehen im Zusammenhang
mit der Bildung der ostafrikanischen Gräben und sind wie
diese, wie KRENKEIL betont, wesentlich Zerreißungsphäno-
mene, Sie stehen also im Gregensatz zu den im Oligocän,
Miocän und Unterpliocän vorhergegangenen Faltenbewegun-
gen. Aber sind sie, wie K. sagt, deshalb mit letzteren
ganz unvereinbar? Ich glaube das nicht, kann mir viel-
mehr sehr wohl denken, daß eine Bewegung an der Erd-
oberfläche einmal ins Gegenteil umschlägt, daß eine Kon-
traktion der Kruste während des Miocäns an derselben
Stelle im Pliocän durch eine Zerrung abgelöst wird. Das
sind natürlieh mehr Ausnahmen. Sie treten ein, wenn
eine gewaltige Hebungsbewegung, die in weiter Ferne,
diesmal im Osten Afrikas, ihren Ursprung nimmt, sich
mit. unwiderstehlicher Kraft ausdehnt und so fast wie
zufällig bis in Gebiete gelangt, die vorher Faltungen
mehr beschränkter Art unterlagen.
legen wir gar WEGENERS geistvolle, wenn auch un-
bewiesene Hypothese der auf halbplastischer Sima-Unterlage
schwinimenden salischen Festlandsschollen zugrunde, warum
soll da die afrikanische Masse, von der wir an-
nehmen, daß sie sich im Oligocän-Miocänlokal
nach ONO zu gegen Asien vorschob, nicht zu
anderer Zeit ostwestwärts, d. h. im Sinne der
WEGENERSchen Annahme, schwimmen Können.
Ich habe die besprochene kurze Greosynklinale als die
erythräische bezeichnet. Man wird mir vorwerfen
können, daß das nicht ganz richtig ist, da sie sich im
wesentlichen auf den Suesgolf beschränkt und nur mit
ihrem S-Ende das eigentliche Rote Meer berührt. Man
sollte sie deshalb besser die Geosynklinale des
Suesgolfs nennen. Aber wenn man sie kurz mit Zwei
Worten, d.h. durch ein Adjektivum, kennzeichnen will, so»
fehlt das zum Suesgolf passende Adjektiv.
Ich komme nun zum zweiten Hauptteil meiner
Frörterung, dem sogenannten „Syrischen Bogen“.
Während KrENKEIL von einer Faltenbewegung und Anti-
klinalen am Suösgolf in dessen Erstreckungsrichtung gar
Original from
Digitized by Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 24 —
nichts wissen will, sieht er anderseitsim NO von Afıika un!
in Syrien (mehr als andere Autoren) Faltungen in SW—Nt-
und W—O-Richtung als Grundlage der Tektonik. Was isi
nun das Neue in KRENKEIS Auseinandersetzungen? Bisher
hatte man schon an verschiedenen Plätzen Ägyptens wie
auch Syriens ältere kretazeisch-eocäne Falteng»birze fest-
gestellt, aber vorsichtig nur diejenigen miteinander zu
einem System verbunden, bei denen ein solcher Zusammen-
hang anzunehmen war, speziell den nordäsyptschen‘).
K. faßt nun alle diese Falten zu „einem einheitlichen.
nirgends unterbrochenen Faltenstrange“ zusammen. der als
„vorbogen des dinarisch taurischen Stammes des mie.li-
terranen Orogens in regelmäßigem, schön geschwunsenen
Bogen das Levantebecken umrahmt“. Diesem ziht er din
Namen „Syrischer Bogen“,
Betrachten wir zunächst die Spuren dieses Falten-
systems auf afrikanischem Boden. Die südlichste, KrENKELS
sogenannte Qene-Falte, soll von der Oase Charge in ONO-
Richtung über die große Nilschlinge bei Qene zum Gebel
Scha'ib verlaufen und sich über den Efythräischen Gralen
noch bis in den Westen Arabiens verfolgen lassen. Für
eine derartige Falte in der Richtung WSW-—-ONO gibt es
nicht den Schatten eines Beweises. Sie ist konstruiert.
gehört ins Reich der Phantasie.
Die zweite Wädi’Araba-Falte ergab sich bereits aus
den früheren geologischen Forschungn G. SCHWEINFURTHS
und JoH. WALTHERS in der östlichen Wüste Äeypten- un
den von ihnen gezeichneten Profil und wurde 1%1 ın
ihrer Bedeutung von mir klar hervorgehoben.
Das nächste, wichtigste und längste Kettengebirz" lieb
sich in seinen einzelnen, weit getrennten Stücken von mır
ım Jahre 1901 von der Oase Faräfra vorläufig bis zu dem
nordöstlichsten Berge Ägyptens, dem 1899 von mir besuchten
Gebel Schebrauwet am Bittersee verfolgen. Gemeinsam:
Grundzüge kennzeichnen diese Vorkommnisse: Bei allen
liegen horizontale Eocänschichten, teils dem Unter-, teils
dem Mitteleocän angehörig. diskordant einer zerrissenen
Antiklinale von Kreideschichten an beiden Seiten auf, Di:
*) BLANCKENHORN! Über ein eocänes Faltengebirze in Azyp-
ten. Sitzb. d. Deutsch. Geol. Ges. 7. März 1%1, 3. 12. —
Neues zur Geologie und Paläontologie Ägyptens III. Das Mivc.n.
Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. Bd. 53. 8 59—63. — Agzvpten
im Handb. d. Region. Geol., VII. 9, 1921, S. 72. („Gebirgsbewe-
gunern gegen die Wende von Kreide und Tertiär'.)
Original from
m Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 25 —
Antiklinale wird meist noch durch eine kleine Mulde in
der Mitte in zwei Teilsättel gegliedert.
Als direkte Fortsetzung der nördlichen Falte denne
man jenseits des Sueskanals in der Isthmuswüste noch
eine. mit Aufbruch von fossilreicher Unterer Kreide und
Jura verbundene Gruppe von Falten, die in ONO-Richtung
verläuft und in der Einbuchtung des Mittelmeeres bei
el-"Arisch bzw, am Wädi el-"Arisch endigt und bisher nicht
weiter verfolgt werden konnte. Ein Unterschied dieser
Isthmuswüstenfalten gegenüber den nordägyptischen fällt
sogleich auf: ihr Alter. Die letzteren sind sicher während
des Danien aufgestiegen; bei den sinaitischen aber heben
Moon und SADEK nur eine Diskordanz unter der Campan-
stufe des Senons hervor und lassen daher die erste schwache
Gebirgsbewegung zur Untersenonzeit auftreten.
Die dort beobachteten Verwerfungen aber möchte RANGE
teilweise als posteocän ansehen, ihr Alter steht also nicht so
genau fest, sie können auch unterpliocän sein, wie die westöst-
lichen Verwerfungen am N-Rand der Arabischen Wüste Ägyptens.
Von Moon-SADEK werden vier einander parallele Falten-
züge von asymmetrischem Bau und vorwiegend steilerem
Einfallen auf der S-Seite unterschieden. Die beiden Ver-
fasser schlossen daraus auf starke Pressung von NW her.
KRENKEL aber läßt (S. 276) „den erzeugenden Druck in
umgekehrter Richtung von der starren afrikanischen Massı
(Afrika—Arabien) auf die bewegbare, ihr vorliegende Zone
des Mediterranikums, also von außen nach innen“ wirken.
Was die Richtung des ägyptisch-nordsinaitischen Falten-
zuges betrifft, so verläuft sie in der Libyschen Wüste
nordöstlich, am N-Rand der ägyptischen Wüsten westöstlich,
endlich im N des Sinai wieder ostnordöstlich. Von einem
schön geschwungenen Bogen KrENKELs kann also jeden-
falls keine Rede sein, eher von einem Zickzack oder einer
S-Linie.
Eine letzte nördlichste Falte dieses Systems glaubt
K. im Lande Barkä oder Cyrenaika zu erkennen in einer
breiten flachen Welle, die GREGoRY in NNO-Richtung (mit
Brüchen im Streichen und in Querrichtung) wahrnahm.
Diese Barkafalten sollen einer inneren Zone des Syrischen
Bogens angehören, die im übrigen zertrümmert und ver-
senkt worden sei.
Wir verlassen nun Afrika und die Sinaiwüste und
kommen in NO-Richtung über die ägyptische Grenze nach
Se N Original from
POzea N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 2 —
Palästina mit seinen langgestreckten Tafelschollen in
vorherrschend horizontaler Lagerung und typischem treppen-
förmig wiederholten Flexurenabfall auf der Ostseite. Wenn
irgendwo in der Welt, dann liegt hier in Westjordanland
eine Schollenlandschaft, gegliedert durch Längsbrüche,
Flexuren und im OÖ im Ghör oder Jordantal ein Graben
vor. Wenn die dort von mir beobachteten und in meinen
Profilen‘) möglichst genau wiedergegebenen wichtigsten
Störungen keine echten Flexuren sind, dann gibts über-
haupt keine Flexuren. K. sieht hier nur „einen großzügigen
Faltenwurf“ und in den Treppenflexuren nur „Falten-
brüche‘,
Daß das palästinensische Gebirge gegen Eade des
locäns oder in der Oligocänzeit sich für immer aus
dem Meere als Festland erhob. gebe ich natürlich zu,
aber diese Erhebung geschah zunächst gleichmäßig evin-
heitlich in einer Masse, direkt verbunden mit dem Ost-
jordanland und Arabien. Es entstand eine nach O an-
steigende Fastebene. Eine Diskordanz innerhalb der Kreile-
cocänablagerungen wurde nirgends beobachtet. Auch das
ganze Miocän war für Palästina eine Zeit völliger Ruhe
ohne Störungen und ohne Ablagerungen im Gegensatz zum
nordägyptischen und nordervthräischen Gebiet.
Erst im Pliocän begegnen wir wieder Ablagerunren.
freilich nur in lokal beschränkten, neu entstandenen Nen-
ken oder Becken, die auf erste vorangegangene Störungen
schließen lassen. Wir sehen sie als Travertin. Mergel und
Oolithkalk mit stellenweise reicher Süßwasserfauna von
Hydrobien. Melanien und Planorben neben der ‚Juden-
kolonise Melhamjje im mittleren Jordantal und dicht nörtd-
lich Tiberias am heutigen Gennezarethsee, der also dans
im Mittelpliocän schon angedeutet war, dann im SW von
Nazareth in Gestalt der von Lo Pıcarn so benannten
und auf seiner neuesten geologischen Karte der Jesreel-
ohene aufgetragenen Gastropode and Oolithie-Formaiion, end-
lieh in Mittelsyrien in einer Kette von Süßwasserse:n. die
sich von Zahle im Osten des Libanon in ostnordöstlicher
Riehtung bis in höhere Teile .des Antilibanos erstreckte.
») Verl. BEANCKENHORN! Entstehung und Geschichte des Toten
Meeres. Zeitschr. d. D. Palästina-Vereins, Bd. NIX, Leipzie 18%,
mit Profilen auf Tafel 3; sowie Syrien, Arabien und Mesope-
tamien im Handbuch d. Region. Geologie V, + 1018 Proffie IH
bis VL Abb, 4-7, u
aa pa Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
- 27 —
. Gleichzeitig griff das Mittelmeer auf der Nordseite de:
heutigen Libanon über Arka nach ONO ein, bildete eine
schmale W-—O-Bucht bis halbwegs Palmyra und setzte
hei Arka?) und dem Brunnen el-Forklus konchylienführende
Sande bzw. Letten ab. Dasselbe Eingreifen des westlichen
Meeres nach O oder ONO sehen wir nördlicher noch bei
Bäniäs, Lädikije und am heutigen Unterlauf des Orontes,
der über Antäkije bis zu seinem Knie bei Djisr el-Hadid
von marinem Pliocän begleitet ist!%), Die Verbreitung
dieses marinen und lakusten Mittelpliocäns fußte auf vor-
angegangenen Einbrüchen an WSW-—-ONO-Linien, einiger-
maßen parallel dem zyprischen Gebirgsbogen und auf S—.N-
Störungen senkrecht dazu, die man beide auch in Ägypten
zwischen Sues und Kairo und im untern Nittal antrifft.
Die Zeit des Mittelpliocäns mit ihren kleinen
Übergriffen des Mittelmeeres der 3. Mediterranstufe nach,
O und S (in Ägypten die Zeit der Sande mit C/ypeaster
aegyptiacus, Ostrea cucullata und Pecten benedictus)
endigte mit dem großen tektonischen Ereig-
nisdesGrabeneinbruchs des Golfs von Aden, Roten
Meeres, der Golfe von Sues und ‘Akaba, des Wädi el-‘"Araba,
Jordantal, der Bekä’a und des mittleren Orontestals. Nur
in Mittelsyrien, wo wir schon vorher in der Verteilung
der fossilreichen mittelpliocänen Süßwassermergel und der
marinen Schichten von ‘Arka bis Bir el-Forklus in W—O-
Richtung einen gewissen Einfluß der Tauridenrichtung wahr-
zunehmen glaubten, wurde die Bewegung verwickelt durch
das gleichzeitige. Auftreten von Bogenfaltung, auf deren
Rechnung auch die Ablenkung der meridionalen Hauptein-
senkung, d. h. des „hohlen Syriens“, in NNO-Richtung.
deren Umwandlung in eine Synklinale zwischen Anti-
klinalen und die Virgation der Bruchlinien zu setzen ist.
So entstanden also in Palästina damals die ersten Ansätze
des S—N-Tals, in Mittelsyrien die mittlere nach NNO ge-
richtete Synklinale von Cölesyrien, und hier sammelten
sich nun die Produkte der folgenden großen Erosion im
Beginn der Eis- oder Pluvialperiode, die Schotter meiner
Melanopsisstufe,
) Hier nach den von P. Orrsxurkım und mir geprüften:
Aufsammlungen von Tromson und Day (Beirüt) mit zahlreichen
Schalen von Pecten scabrellus Lam., bollenensıs May.-Eyr. und
arkanus OPp., PPEREUNENLUS und Spatangus sp. (vergl. Paläonto-,
graphica 1925). ’
10) BLANCKENHORN: Das märine ‚Pliocän in Syrien. Sitzungsber.
d. phys, med. Soc. zu Erlangen . 1891: - Habilitationsschrift.
ui) En Original from
De Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 28 —
Diese älteren fossilen. Schotter wurden dann (im süd-
lichsten Syrien am Wadi et-Tläh, in Palästina am Djisr
el-Medjämi, im Antilibanos in der Ebene es-Sahra, in der
nördlichen Bekä’a, endlich im Ghäb bei Djisr esch-Schughr)
noch einmal in einer letzten Gebirgsbewegung gestört, viel-
fach steil aufgerichtet und verworfen. In der Bekä’a
schließen sie sich innig an die ebenfalls geneigt gelagerten
lakustren Mergel von Zahle (und fallen mit 45° gegen
die Senke), in Antilibanos an das Focän an, so daß
DIENER sie noch dem Eocän zurechnete, Doch kann jetzt
über ihr oberpliocänes bis unterdiluviales Alter kein Zweifel
mehr herrschen.
An andern Plätzen, wie beim Djisr el-Medjämi im
Jordantal, bei Kal’at el-Mdik und Djisr esch-Schughr im
mittleren Orontestal, enthalten sie viele zur Hälfte aus-
gestorbene Arten von Melanopsis, Viviparus, Dreyssensia
und UnioM?). Am Roten Meer werden die gestörten Fest-
landsschotter in tektonischer Beziehung durch die ältesten
(oberpliocänen) noch verworfenen fossilen Korallenriffe
vertreten.
Im Gegensatz zu diesen gestörten Schottern der Melan-
opsisstufe stehen nun die ungestörten Schotter und Kreide-
mergel der eigentlichen unter- und besond:rs mitteldilu-
vialen Pluvialperiode, die namentlich im Jordantal als ältere
Terrassenablagerung des Toten Meeres cine große Rolle
spielen.. Ihnen entsprechen zeitlich die ungestörten dilu-
vialen Korallenriffe: und Seeterrassen am Roten Mcer.
Die hauptsächlichen katastrophalen tektonischen Ereir-
nisse fallen also ebenso wie die disjunktiven Bewegungen
am Roten Meer und "Akabagolf teils in den Anfang des
Oberpliocäns, wie etwa die Günzeiszeit in Europa, teils
in die Übergangszeit zwischen den gestörten und unge-
störten Schottern, d. h. in die Wende von Pliocän und
Diluvium, von Tertiär und Quartär, und das bezieht sich
in: gleicher Weise sowohl auf die Gebirgsbewegungen in
Palästina wie im übrigen Syrien. KRENKEL verlegt die
11) BLANCKENHORN: Naturwissenschaftl. Studien am Toten Meer
und im Jordantal 1912, S. 140—141; sowie Zeitschr. d. D.
Geol. Ges. Bd. 62, 1910, 3—4, S. 441. ;
12) Vgl. BLANCKENHORN: Zur Kenntnis der Süßwasserablage-
rung .und -mollusken .Svriens. Palaeontographica XLIV, Stutt-
gart, 1897.. I |
Naturwissenschaftl. Studien am Toten Meer und im Jordantal.
1912, S8.. 140—141. — BLANCKENHORN und P. OPPENHEIM: Nach-
tröge zur Keuntnis des. Neogens in Syrien. Paleontographiea 1926.
Original from
in Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 29 —
Hauptphase des Aufstaus seines Syrischen Bogens ins Ober-
miocän. Den Beweis dafür ist er aber schuldig geblieben.
/elcher Art aber waren .nun diese verschiedenen tek-
tonischen Geschehnisse auf dem Boden Syriens im ein-
zelnen? Die Grabenversenkung des Jordan-
tals erfolgte im wesentlichen gleichzeitig
und im Zusammenhang mit den Faltenbe-
wegungen am Libanon und Antilibanos. Für
Palästina, das Tote Meer und den Golf von 'Akaba haben
wir in der Hauptsache oder mindestens vorwiegend, an
Zerreißungen, Zerrungen oder disjunktive Bewegungen zu
denken, ebenso wie am Roten Meer und an den ostafri-
kanischen Gräben. Für den Libanon indessen habe ich
im Gegensatz zu DIENER, aber längst vor KrENKEL und
auch vor KoBER, nachgewiesen, daß dort im wesentlichen
seitlicher Druck wirkte. Faltenbewegungen und
Gräben, Druck und Zerreißungen schließen
sich aber nicht gegenseitig aus, sie verteilen
sich nur, können gleichzeitig an verschiedenen, einander
nahe benachbarten Stellen zur Geltung kommen. Sie
können im Verfolg irgendeiner Linie oder
Richtung wiederholt abwechseln und inein-
ander übergehen. Dafür ist gerade Syrienin
seiner Längserstreckung ein geradezu unüber-
treffliches Musterbeispiel. Nirgends kann man
das so gut studieren als beim Verfolgen der
Störungen vom äußersten Süden Syriens bis
an dessen Nordende.
Erscheint uns der Golf von ‘Akaba.mit den ihm paralle-
len Spaltentälern im alten Gebirge des östlichen Sinai als
Typus eines echten Zerrgrabens, so treten uns im süd-
lichsten Teil des Wädi el-Akaba und Umgebung An-
deutungen von Faltenbau entgegen!?!), Das Tal macht hier
mehr den Eindruck einer gebrochenen Mulde, an die sich
im Gebirge westlich und östlich je eine Antiklinale an-
schließt. Die Brüche verlaufen teils südnördlich, teils nach
NNO, auf der Ostseite des Wädi el--Akaba und 'Araba
aber (zum Teil als Querbrüche) mit Vorliebe nach NW.
Vom Toten Meer an machen die tektonischen Verhältnisse
wieder den Eindruck eines Grabens mit horizontaler
Schichtenlagerung, freilich eines sehr unsymmetrischen ein-
15) BLANCKENHORN. Die Strukturlinien Syriens und des Roten
Meeres. Berlin 188. — Syrien, Arabien und Mesopotamien.
Handb. d. Region. Geologie 1914. S 73--78. _
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— 220 —
seitigen Grabens mit stufenförmigem, in Flexuren vorsieh-
sehendem Absinken auf der westlichen Seite und einheit-
lichem großem Bruch im O., der hier an der Basis de-
Abbruchs ältere Schichten an die Oberfläche brinzt al-
im W. Erwähnt sei hier nebenbei, daß sich nicht bloi.
wie ich früher nachwies. Kambrium und Präkambrium a
Aufbau des vorkretazeischen Komplexes beteiligt. son-
dern nach den Ergebnissen neuer Forschungsexpeditionen
auch marine Trias und Jura mit entsprechender Fauns!).
Das Verhältnis: ältere Schichten am Ostrand des Jor-
dangrabens und jüngere am Westrand hält durch Palästin‘
an bis zum See Hüleh, von wo an zum erstenmal der
unterkretazeische Sandstein auf der Westseite herauskomnit.
während im O Senon unter dem Basalt des Djölän in Fr-
scheinung tritt.
Der größte Wechsel aber folgt alsbald an der Grenze
von Mittelsyrien im Quellgebiet des .Jordan bei Bäniäs.
Von hier an befinden wir uns plötzlich in typischem Falt.n-
gebirge. Die Bruchlinien mehren sich, treten dichter an-
einander und schlagen auch andere Richtungen ein als
vorher, nach NNO und nach NO, sie gehen rutenförmiı
auseinander, und zwischen ihnen erscheinen “Antiklinatben
mit Neigung ihrer Flügel nach. beiden Seiten. Am
äußersten SO-Rand gegen die vulkanische Senke von Da-
ınaskus hin aber wird die letzte Antiklinale durch Über-
kippung zu einer liegenden Falte. Die Richtung. welch“
dieser wohlausgeprägte Faltenzug im N von Damaskus
aufweist, ist der des taurischen Faltenbagens an Klen:-
asioens SO-Grenze parallel und läßt auf einen tieferen Zu-
sammenhang damit schließen, auf ein Vordrängen äußer-
ster Falten nach S zu. Auf diesen ursächlichen Zusanı-
menhang der Antilibanoszüge mit dem im N aufstauenden
Taurusgebirge wiesen ‚schon DiExER. E. SuEss!’), WEBER!)
und KoBEr!‘), zuletzt KrENKEL hin, Besonders Koprr.
1!) LestiE Cox: A. Triassic Fauna from the Jordan Vallex.
Aun. a. Mag. of Nat. Hist. Ser. 9, Vol. XIV, p. 52, July 1924.
-—- Idem: A Bajoeien-Bathonian Outerop in the Jordan Valley
and its Molluscan Remains, ibidem p. 169, Febr. 1925. — HELEN
Muım Woop: Jurassic Brachiopoda from the Jordan Vallex.
ibidem 8. 181, Febr. 1925. — STEUERNAGEL?! Der "Adschlün.
Zeitschr. d. D. Palästina-Ver., Bd. 48, 1—2, Leipzig 1925. S. 30.
'- 15) E, Suvess: Die Brüöhe des östlichen Afrika. Wien 1891.
16) M. WEBER: Zum Problem der Grabenbildung. Zeitschr.
d. D. Geol. Ges. 73, 1921. Än
10) LI. KoßEr: Geologische Forschungen in Yorderakien. I. Teil.
Denkschr. d. k. k. Ak. d. Wiss... Wien 1915, 8. 374.
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— 221 —
der die Antilibanostektonik 1910 untersuchte, zeichnet in
seinen Profilen klar und bestimmt die Überschiebung des
südlichen Antilibanos. An der Damaskusliniie am Fuße
des Djebel Kasiün legt sich turoner Libanonkalk auf die
von Basalten bedeckte Senke der Damascene. ° Letztere
mit ungestörten Eocänkreideschichten vertritt das Tafel-
land Indoafrika, der Djebel Kasiün das Faltenland Eurasien.
Hier grenzen also eurasiatische Falten unmittelbar an
das Tafelland, ganz wie das im S des algerischen Atlas
am Auresgebirge östlich Biskra der Fall ist.
Unterschiede bestanden zwischen den Auffassungen von
KoBER, KRENKEL und mir, die aber, weil nur thearetisch,
von geringerer Bedeutung scheinen. Sie beziehen sich auf
die Richtung des Drucks und des geleisteten
Widerstandes. KobBer läßt die mittelsyrische Masse
nach S drängen und spricht von Überschiebung, während
ich an Unterschiebung bzw. Rückfaltung dachte, indem
ich das große westarabische Senkungsfeld des Haurän,
Djölän usw. mit seinen gewaltigen Basalteruptionen und Vul-
kanen einen heftigen Druck gegen NW ausüben ließ, der
im N im starren Massiv des nördlichen Libanon einen ört-
lichen Widerstand fand. Die dann von Kober veröffent-
lichten Profile sprechen sehr für seine Auffassung und
haben auch KrENKEL und mich überzeugt.
KRENKEL sagt allerdings zuerst auf S. 276:
„Der erzeugende Druck wirkte von der starren Masse Afrika-
Arabiens auf die bewegbare, ihr vorliegende Zone des Medi-
terranikums, also von außen nach innen. Die starre Masse drängte
sich gegen und unter die weichlichen Sedimenthaufen im orogenen
Trog, der über ihr und vor allem vor ihr zu Gebirgen verschie-
denen Störungsgrades verwandelt wurde.“ Abor später auf S. 306
gibt er zu, (daß der. Außenrand des Damaskusbogens über die
tiefe starre Damascene gedrückt sei, worin man KoBEk
durchaus beistimmen wird. Er nennt das ‚Überquellung über
das Vorland“ durch lokalen Druck vom Gebirge her, also
ähnlich wie am Nordrand unseres Harzes.
Ganz wesentlich differieren unsere Auffassungen vom
AlterderGebirgsbewegungen Mittelsyriens,
KRENKEL erklärt „die älteste Faltung“ für „jungkretaceisch
bis früheocän, die kräftigste‘“ aber für „obermiocän“, Jene
werde „bezeugt durch die Verbreitung der eocänen Num-
mulitenkalke rings um den Libanon, der als Inselfalte aus
dem Eocänmeer aufstieg“. Auch ich glaube an eine erste
sehr schwache Emporhebung des mittleren und nördlich>n
Libanon vor Ablagerung des Eocäns, aber daraus wurde
kein Faltengebirge, sondern ein Piateau mit ebener Schicht-
16
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= #999. u
anlagerung am Fuße. Von einer Geneigtstellung der Kreide-
schichten und diskordanter Auflagerung des Eocäns_ ist
wenigstens im nördlichen Mittelsyrien nirgends etwas be-
obachtet, und die früher von DIEnER und mir dem Eocän
zugeschriebenen gestörten Konglomerate wurden inzwischen
als oberpliocän erkannt. Bei einer stärkeren voreocänen
Auffaltung hätte eine Diskordanz doch deutlich in Er-
scheinung treten müssen, SO wie das in Nordägypten der
Fall ist. Erst nach dem Absatz des Miocäns setzten (etwa
im Unterpliocän) weitere Gebirgsbewegungen ein, die
besonders im W des nördlichen Libanon die an dessen
Steilküste neugeschaffenen Miocänschichten aufrichteten und
wellten und im O des Libanon einige Depressionen und
damit die Grundbedingungen für die Anhäufung der mittel-
pliocänen lakustren Mergel und Kalke schufen. Aber
die für die Faltenbildung entscheidenden
Hauptphasen der Gebirgsbildung fallen doch
erst inden Anfang des Oberpliocäns und ganz
ans Ende des Pliocäns oder gar in das beginnende
Quartär, wie ich das schon oben auseinandersetzte, und
waren gleichzeitig mit dem Aufreißen des
ostafrikanischen Grabens und der Jordan-
tal-Doppelspalte Das eigentliche Falten-
gebirge Mittelsyriens existierte, meiner Mei-
nung nach, vorher noch nicht. Erst durch so späte |
Gebirgsbewegungen konnten die fossilführenden Süßwasser-
kalke vom Wädi Sahridji im O des Harf Ram el Kabsch
im Antilibanon, von welchen DıExErR Proben sammelte, die
ich später als mittelpliocän erkannte, in eine Meereshöhe
zwischen 1800 und 1900 m emporgehoben werden!®), Die
hohe Lage dieser mittelpliocänen Beckenablagerung ist ein
sprechender Beweis für das junge Alter der Antilibanos-
störungen.
Im Gegensatz zu diesen Verhältnissen sehen wir die |
Auffaltung der Kreideschichten Nordägyptens bei Abu
Roasch und dem Gebel Schebrauwet-Geneffe schon mit
dem Ende der Kreideperiode vollendet, so daß sich das
Mitteleocän diskordant auflagern konnte. Aus diesem Grunde
besonders kann ich einen engeren Zusammenhang zwischen
den spätmesozoischen Falten im N Ägyptens und den ober-
pliocän-frühdiluvialen Mittelsyriens nicht anerkennen. Das
18) Vgl. BLANCKENHORN. Zur Kenntnis der Süßwasserab-
lagerung Svriens. Tal. XLIV, 1897, S. 86.
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_ 223 -.
sind heterogene Erscheinungen. Das gilt auch für die
Zustellung der schwachen Wellen in der Barkatafel' und die
Falten des südtunesischen Atlas an den Schotts zum
Syrischen Bogen als dessen Westanfänge. Die Schaffung
eines gemeinsamen neuen Namens für alle diese Falten
und Fältchen ist, wenn er auch: sehr verlockend erscheinen
mag, noch kein Beweis für die innere Zusammengehörigkeit.
Doch wir kehren nach Syrien zurück und verfolgen
dessen Tektonik noch weiter in nördlicher Richtung. Hinter
der faltenreichen Zone des südlichen Libanon, Antilibanos
und der palmyrenischen Ketten, die wir jetzt mit KoBER
und KBENKEL als vorgeschobene Bogen der Tauriden, aber
als deren äußerste, ansehen, an denen bei Damaskus eine
erste Berührung von Eurasienfalten mit der afrikanisch-
arabischen Platte stattfand, gelangen wir im nördlichen
Libanongebiet zur Abwechslung wieder in eine Schollen-
landschaft mit vorherrschend horizontaler Schichtenlage-
rung!?), deren Längsbrüche, Flexuren und Täler freilich
noch wie vorher nach NNO verlaufen und so den ab-
lenkenden Einfluß des nördlichen Taurus andeuten. Aber
von Homs an verschwindet auch das und die alte meri-
dionale afrikanische Bruchrichtung macht sich wieder
geltend, teils im Verlauf der Küstenlinie, teils in dem
kleinen, in die pliocäne Basaltdecke eingesenkten Graben
Bukei‘a, teils in dem typischen Graben Ghäb am mittleren
Orontes und dem davon abgezweigten, sumpfbedeckten Tal-
zug er-Rüdj, östlich von Djisr esch-Schughr. Wir ge-
winnen hier ähnliche tektonische Eindrücke wie in Palä-
stina, als ob wir wieder mitten im Schollengebirge wären.
Das hält so an, bis wir den Nahr 'Afrin überschritten haben
und uns dem von mir so genannten Kurdengebirge nähern.
Dieses zwischen ‘Afrintal, Karasutal, Itschere Su,
Mar‘asch, ‘'Aintäb und Killis liegende Gebirge muß noch
in seiner größeren nordwestlichen Hauptmasse der Rand-
zone des Taurus zugerechnet werden, da es vor allem
aus Grünsteinen, besonders Serpentin, aufgebaut ist, die
oben bedeckt werden von einem Komplex aus Konglome-
raten, grauen oder bunten Mergeln und Schieferton,
feuersteinführendem Kalk und grauem Hornstein mit roten,
jaspisartigen echten Radiolariten, die wirklich auch Radi-
19) Vgl. die Querprofile durch den mittleren und nördlichen
1sibanon bei DırNEr, Libanon, S. 71, und BLANCKENHORN, 1914.
Ss. 97.
16
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— 224 —
olarien führen?®). Dieser fossilarme Schichtenkomplex kann
wenigstens teilweise als eine bathyale bis abyssale Ent-
wicklung von Kreideeocän oder gar Oligocän angesehen
werden, wie er nach SCHAFFER und KOBER sonst erst der
mittleren oder der inneren Zone des Taurus (als Schiefer-
hornsteinformation Kleinasiens) eigen ist.
KoBeEr (a. a. O. S. 408-409) erwägt, ob die von mir ange-
führten grünen Gesteine von Käwär nicht den Kalken des
Kurdengebirges als übergeschobene Deckscholle auflagern könn-
ten. Diese Verhältnisse, sagt er, seien nicht bekannt. Be-
stände diese dann von KRrRENKEL (a. a. O. S. 311) aufgegriffene
Vermutung KoBErs zu Recht, „so wäre die Basis des Kurden-
gebirges noch ein Teil des afrikanischen VYorlandes, vieleicht
eine nach NO umschwenkende Fortsetzung des Syrischen Bogens'‘.
Diese Annahmen von KoBErR und KRENKEL sind aber irrig und
widerlegen sich sofort durch etwas gründlicheres Studium meiner
präzisen, mehrfach wiederholten, nicht mißzuverstehenden An-
gaben?!) der Schichtenfolge besonders bei Kartal.
Die Grenze zwischen den Tauriden und der nord-
syrischen Tafel ist am Kurdengebirge nicht so scharf aus-
geprägt wie bei Damaskus, jedenfalls aber umzieht s.e doch
das eigentliche Kurdengebirge ostwärts, und das graben-
förmige Karasutal im W desselben muß noch dem Taurus-
gebiet zugerechnet werden. Auch im Karasutal gibt es
keine Überschiebung; dasselbe bezeichnet nicht die Grenze
von syrischem Tafelland und Kettengebirge, wie gemeint
worden ist; denn auch im O davon treffen wir noch
ausgezeichnete Faltenbildungen am oberen Sabunsu?®). Erst
im SW von Killis, zwischen den Dörfern Katma und Adjal.
macht die Aufrichtung der dortigen Miocänschichten am
Außenrand des Kurdengebirges einer ebenen Lagerung
Platz?®). Hier charakterisiert sich also die entscheidende
Gebirgsbewegung zeitlich als obermiocän oder postmiocän.
Das breite S—N-Tal des Karasu kann, obwohl es nur
morphologisch ein Graben, tektonisch aber „ein falscher
Graben“ ist, doch noch als Endstück der südnördlichen
20) Nach mikroskopischer Prüfung der 1888 von mir ge-
sammelten Proben durch Herrn Anpkke-Königsberg.
21) BLANCKENHORN: Das Eocän in Syrien, 18%. Zeitschr. «.
D. Geol. Ges., S. 327—30. — Grundzüge der Geologie von Nard-
syrien, 1891, S. 36, 37, 58, 59, 62 und II. Querprofil durch das
Kurdengebirge auf der geognost. Kartenskizze von Nordsyrien. —
Syrien, Arabien und Mesopotamien im Handb. d. Reg. Geol.,
1914, 8. 29.
2”) Vgl. das Profil bei Branck. Das Eocän usw., S. 328, und
Grundzüge usw., S. 34.
>3) Vgl. Br. Grundzüge, 8. 34.
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— 225 —
großen syrischen Bruchzone aufgefaßt werden, die sich
vom Roten Meer durch ganz Syrien in wechselnder Gestalt,
in Mittelsyrien vorübergehend durch den Vorbogen des
Taurus abgelenkt, sonst aber in gerader Richtung bis in
die Gegend von Mar‘asch, also bis in die Randzone des
Taurus hinein, erstreckt.
Wollen wir von dem genannten tektonischen Scheide-
punkt bei Katma südwestlich Killis die nordsyrische Tafel-
landschaft noch weiter begrenzen gegen den Taurus, so
müssen wir etwa dem ‘Afrinfluß aufwärts folgen, um das
Kurdengebirge östlich herum gegen Mar‘asch, und hier
stoßen wir am Ak Su, am Südfuß des Achyr Dagb, wieder
auf eine markante Scheidelinie, auf welche KoBErR (2.2.0.
S. 407, Profile 6—8) die Aufmerksamkeit lenkte. Schollen
von Kreideeocänkalk mit Basaltdecken in Staffeln ab-
brechend tauchen unter Massen von grünen Gesteinen,
die den Rand des Taurus bezeichnen. Es ist anzunehmen,
daß auch hier die Bewegung, so wie im übrigen Taurus,
noch ins Miocän fällt.
Wir sehen also von Snach Ndassyrische Tafel-
land wiederholt sich staffelartig nach N
gegen Eurasien vorschieben, bzw. wir sehen
die äußersten Randbogen des Taurus in
Stücken kulissenartig nach S drängen bei
Damaskus, bei Katma und bei Mar’‘asch und
dazwischen immer wieder Ausdehnung
größerer zerklüfteter, ungefalteter Tafel-
massen.
Die Zeiten der faltenden Bewegungen
scheinen, soweit Nachrichten vorliegen, verschie-
den, nämlich älter (eocän-obermiocän) am
eigentlichen Taurus, jünger (pliocän-alt-
diluvial) in der Peripherie am Antilibanos.
Die ägyptischen Faltenbewegungen des
Südteils des sogenannten Syrischen Bogens sind davon
ganzunabhängig, mehrlokalbeschränktund
isoliert. Sie fanden zur Zeit des Senons statt.
Völlig anders verhält sich wieder die Falten-
bewegung an unserer erythräischen Geo-
synklinale des Suösgolfs. Im Gegensatz zu dem
nordägyptischen Zickzackbogen fällt sie zeitlich mork-
würdigerweise gerade zusammen mit der Be-
wegung der Tauriden, nämlich zwischen Unter-
miocän und Unterpliocän, d.h. wesentlich ins Miocän,
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— 226 —
und das, obwohl sie in ihrer Richtung senk-
recht dazu steht,
Es herrscht also im ganzen ein kompliziertes Durch-
einander, in dem man sich nur unter Anwendung
größter Vorsicht, scharfer Kritik und Auseinanderhaltung
der vielen gegebenen Daten zurechtfinden kann.
Ich komme auf die einleitenden Worte dieser Erörte-
rung zurück, die Nutzanwendung der Erkenntnis der Tek-
tonik Syriens und des Roten Meergebietes für das Ver-
ständnis des westdeutschen und südeuropäischen Gebirgs-
baues. Mannigfacher Art sind die bei einem Vergleich
sich ergebenden Beziehungen, so in den hier genauer fest-
gelegten Zeiten der tektonischen Phasen und im Wechsel
der Art der Gebirgsbildung. Aber das hier näher aus-
zuführen, ist ein Kapitel für sich, und ich muß es vor-
läufig den Zuhörern bzw. Lesern überlassen, es weiter
auszuspinnen. Mir mußte es heute zunächst darauf an-
kommen, die Hauptpunkte in der Tektonik Syriens usw.
klarzustellen. Zu Vergleichen mit Westdeutschland finde
ich vielleicht später noch einmal Gelegenheit.
Schwellen- und Beckenfazies im ostrheinischen
Paläozoikum.
(Vortrag, gehalten am 13. August 1925 auf der Haupt-
versammlung in Münster i. W.)
Von Herrn HERMANN SCHMIDT in Göttingen.
(Mit 3 Textabbildungen.)
In der gestrigen Versammlung wurde der Wunsch
nach einer Fazieskarte des ostrbeinischen Paläozoikum aus-
gesprochen und gesagt, daß für eine solche gegenwärtig
die Unterlagen noch nicht ausreichen. Andererseits aber
bringt die fortschreitende Erforschung unseres Gebietes
immer mehr Faziesunterscheidungen, und man fühlt sich
gedrängt, darin einen Sinn zu suchen und in einstweilen
schematischen, Darstellungen zum Ausdruck zu bringen,
wenn man nicht den Überblick überhaupt verlieren will
nr ns Original from
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— 227 —
Schon die Mannigfaltigkeit an sich läßt vermuten, daß
unser Gebiet keine einheitliche Geosynklinale gebildet hat,
sondern durch submarine Schwellen in Teilgeosynklinalen
gegliedert war. Um Verwechslungen mit den Einheiten des
heutigen Gebirgsbaues vorzubeugen, möge von diesen als von
Becken gesprochen werden, nicht Mulden, wie in der An-
kündigung dieses Vortrages. Ähnliche Gegenüberstellungen
brachten J. Auırsurc 1920 („Horst- und Muldenfazies“)
und H. RıcHrer 1923 („Antiklinal- und Synklinalfazies“).
Ihre Begriffe kann ich nicht übernehmen, weil das Zu-
sammenfallen mit heutigen Sattel- und Muldengebieten
durchaus nicht im Wesen der Faziesgebiete liegt. So zeigt
beispielsweise der Ebbesattel keine Schwellenfazi>s.
Als eine der Vorbedingungen zum Zustandekommen
dieser Differenzierung erscheint die Zugehörigkeit zu einem
viel umfassenderen, dem herzynischen Faziesgebiet. Was
bedeutet rheinische und herzynische Fazies? Als Typen
sind unterdevonische Bildungen anzusehen, und zwar Ober-
stadtfeld einerseits, die Cephalopodenkalke des Unterharzes
andcrerseits, Es wird aber damit ein Faziesgegensatz aus-
gedrückt, der sich in gleicher Weise vom Öbersilur bis
in das Karbon hinein verfolgen läßt. Ich möchte ihn
deuten als den Gegensatz der Ablagerungen bewegten und
stillen (kaum bewegten) Wassers. Rezente Analogien ver-
sagen für die Erklärung, ebenso Rekonstruktionen der
damaligen Küstenlinien. Verwendbar sind:
1. Die Biofazies,
rheinisch: herzynisch:
Reiches Benthos Wenig Benthos
Muscheln dickschalig, mitkräfti-_ Muscheln dünnschalig, schloß-
gemSchloßapparatoder grabend. los.
Brachiopoden gerippt,mitlangem Brachiopoden meist glatt und
Schloßrand. rund.
Cephalopoden: nur benthonische Goniatiten (langsame Schwim-
Nautiloidea und Orthoceren mer!)
Wenig Plankton. Überall Plankton, gleichmäßig
verteilt.
2, Die Lithofazies,
rheinisch: herzynisch:
Muschellager angeschwemmt Fauna wie im Leben verteilt.
(sortiert) oder ausgeschlämmt
(„Lesedecken‘“)
Sedimente „unrein“: Sedimente „rein“:
Sandige und kalkige Schiefer, Tonschiefer, Kalk, Kiesel-
viel unreine Sandsteine schiefer; Grauwacken bunt, also
keine Transportsonderung.
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3. Die Grenzverschiebungen.
Die Grenze zwischen rheinischer und herzynischer Fazies
geht im Unterdevon über Gießen, Marburg, Wildungen und
durch den Harz, im Mitteldevon durch die Linie Olpe—Meschede,
im Oberdevon und Unterkarbon etwa durch Elberfeld (Abb. 1).
— Um eine schmale Landbarre, die etwa durch den Kellerwald
gegangen wäre, kann es sich auch wegen dieser Grenzver-
schiebungen nicht handeln.
4. Die äußeren Grenzen.
Ein Gegensatz landfern—landnah kommt nicht in Betracht,
denn beide Gebiete reichen an eine Küste: Ein besonderes Glied
des rheinischen, das durch kontinentalen Einschlag ausgezeich-
nete niederrheinische!) Faziesgebiet, grenzt an das kaledonische
Land (Brabanter Massiv), und das herzynische Faziesgebiet, das
im Mitteldevon und im Unterkarbon deutlich transgredierende Bil-
dungen enthält, grenzt an thüringisch-böhmische Küsten.
5. Die Tiefenverhältnisse.
Das rheinische Faziesgebiet war vorwiegend Flachwasser.
das herzynische kann jedoch auch nicht tief gewesen sein,
weil es allenthalben Trilobiten mit wohlentwickelten Augen ent-
hält. An der Grenze beider Gebiete gehören die größeren
Mächtigkeiten eher dem rheinischen, was auch nicht für ein
Gefälle nach der herzynischen Seite spricht.
6. Das Nebeneinander von Schwellen-
und Beckenfazies
ist im rheinischen Gebiet, wenn es überhaupt vorhanden war.
verwischt; im herzynischen tritt es deutlich hervor.
Das Grundprinzip für die Unterscheidung zwischen
Schwellen- und Beckenfazies liegt in den Mächtigkeiten:
selbstverständlich haben die Schwellen weniger Sediment
als die Becken, aber die Unterschiede sind erstaunlich
groß: das Oberdevon der Schwellen geht unter 50 m, das
der Becken über 2000 m. Das Studium der Übergangs-
bildungen (Beispiel Hönnetal im Exkursionsführer) zeigt.
daß in allen Zonen der Cephalopodenkalk der Schwellen
beckenwärts durch Tonsubstanz verdünnt wird. Könnte ınan
Ton und Sand der Beckenfazies subtrahieren, so würde
die Schwellenfazies erscheinen, die Cephalopoden: sind in der
Beckenfazies lediglich schwerer zu finden. An sonstiger Fauna
mag einiges hinzukommen, wie Ostracoden, Tentaculiten.
im Oberdevon auch Posidonia verusta und blinde Tri-
lobiten.
1) A. Fucus nennt dasselbe „belgisch-sauerländisches Fazies-
gebiet“, es reicht jedoch in das Sauerland nur wenig hinein.
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Sandsteine finden sich mitunter auch auf Schwellen,
sie können das Bild also verschleiern. Die merkwürdige
Wulstflächigkeit der oberdevonischen Sandsteine ließ sich
bisher nur durch Gleitungen auf geneigter Ablagerungs-
fläche erklären; wenn das richtig ist, würden wir damit
auch einen Anhalt dafür haben, daß und wie lange das
Absinken der Becken stärker war, als ihre Auffüllung
mit Sediment.
Im herzynischen Unterdevon haben wir zu wenig
Unterlagen, um Schwellen und Becken aufzusuchen.
Im Mitteldevon wurden beide Fazies schon neben-
einander gestellt, als KAyser die Gleichaltrigkeit zweier Zonen
der Wissenbacher Schiefer mit Günteröder und Ballers-
bacher Kalk erkannte. Jetzt kennen wir auch die beiden
Zonen des oberen Mitteldevon in der Beckenfazies der
„Wissenbacher Schiefer“ wie in der Schwellenfazies der
Cephalopodenkalke. Abb. 1 zeigt die Hauptschwelle von
a) b) c) d,
Abb. 1. Faziesschema für das ostrheinische Mitteldevon.
a) Schwellenfazies — b) Beckenfazies in der Mitte des Mitteldevon —
c) Korallenkalk — d) Schalstein im oberen Mitteldevon.
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Ballersbach—Bicken—Günterod— Wildungen, danebeu An-
deutungen kleinerer Schwellen bei Meggen und bei Wetz-
lar (im Osten der Lahnmulde wären nach H. RICHTER
zwei Schwellen vorhanden).
Im oberen Mitteldevon kommen zwei Besonderheiten
dazu, die in Abb. 1 mit dargestellt sind:
Die Korallenbildungen des „Massenkalks“ sind eigent-
lich ein rheinisches Element, greifen aber stellenweise weit
in das herzynische Gebiet über, durch Lage und Ver-
bindung mit Cephalopodenkalken eine Verwandschaft mit
der Schwellenfazies verrTatend.
Der obermitteldevonische Schalstein. bisweilen zu
großen Mächtigkeiten anschwellend, ist ein typisches Becken-
element und wurde auch schon von AHuuLsBurc und H. Rıca-
TER zur Definition der ‚„Muldenfazies‘ verwendet.
Im Oberdevon bot die Gleichaltrigkeit von Büdes-
heimer Schiefer und Adorfer Kalk anscheinend keine
Schwierigkeiten, die Vertretbarkeit von Cypridinenschiefern
und Clymenienkalk dagegen wurde lange anzezweife‘t: so
Ei
El Bj
a) b)
Abb. 2. Faziesschema für das ostrheinische Oberdevon.
a) Schwellenfazies — b) Beckenfazies in der Mitte des Oberdevon,
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— 231 —
schnell und so oft sollte ein Fazieswechsel doch nicht denkbar
sein. Nun ist er doch da, wie sich durch zahlreiche Fossil-
funde erweisen ließ, und wir müssen einfach eine Denk-
barkeit für das Phänomen suchen. Das war der Ausgangs-
punkt der vorgetragenen Überlegungen,
Das unterste Oberdevon schließt sich dem Mitteldevon
an, zeigt aber schon Anfänge einer weitergehenden Gliede-
rung. Nachklänge und Nachwirkungen der Riffbildungen
erschweren die Übersicht. In der Mitte des Oberdevon
erreicht die Gliederung in Schwellen und Becken ihr Maxi-
mum (Abb. 2); am Ende des Oberdevon kommt, mit wenigen
Ausnahmen, das Einsinken der Becken zum Stillstand und
es zeigt sich eine weitgehende Milderung der Faziesgegen-
sätze,
Die Schwelle Ballersbach—Wildungen ist wiederum
deutlich, die von Wetzlar wenig ausgeprägt. Die von
Meggen ist nach Grevenbrück etwas verschoben; in ihrer
ungefähren Fortsetzung ist eine deutliche Schwelle zwischen
Eisenberg und Enkeberg bei Brilon neu entstanden. Als
vierte hat sich eine große Arnsberger Schwelle heraus-
gebildet und als fünfte eine von Langenaubach—Ober-
scheld. Alle diese Schwellen sind stärker ausgebildet als
die des Mitteldevon, ihre Sedimente sind praktisch frei
von Ton. Wie die Hauptschwelle des Mitteldevon zeigen
sie eine Längserstreckung in der Richtung des heutigen
Streichen, die leichter erkennbaren Faziesänderungen im
Streichen sind daher Ausnahmen. Eine solche läßt sich
in der Wildunger Gegend zeigen in der Linie Ense—Bir-
kenrain—Odershäuser Koppe, die für das obere Oberdevon
ein Fortschreiten von der Schwelle zum Becken bedeutet
(im unteren Oberdevon etwas anders!).
Beide Fazies des Oberdevon finden sich auch im Harz
und in Thüringen, und auch dort laufen die Grenzen un-
gefähr im Streichen. Recht deutlich läßt sich ein Becken
von Lautenthal von einer Schwelle von Zellerfeld unter-
scheiden, der dann wieder ein Becken zu folgen scheint.
In Thüringen erscheinen die Becken reduziert und die
Schwellen verbreitert. Auffallend ist das Fehlen des Ober-
devons inmitten der Schwellen von Ziegenrück und von
Gefell—Greiz, aber es ist noch nicht festgestellt, ob es
sich um hochgelegene Punkte innerhalb des Sedimenta-
tionsraumes oder vielleicht um vorkulmische Erosion han-
delt. Beckenfazies findet sich in Thüringen zwischen den
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— 29322 —
genannten Schwellen entlang der Rodach und Weida, an-
gedeutet auch im Vorland des Münchberger Gneises,
Das ältere Unterkarbon setzt teilweise die Verhält-
nisse des jüngsten Oberdevon fort; 89 beobachtet man in beiden
Teilen der Attendorner Doppelmulde ein Fortschreiten der
Beckenfazies westwärts über die einstige Massenkalkgrenze
hinweg, die Schwelle von Grevenbrück bleibt angedeutet
durch Fehlen der Hangenbergschicht:n. Anderwärts sind diese
Schichten im Streichen so unbeständig, daß man sich die
bei Warstein festgestellte Diskordanz als Wirkung einer
über weite Gebiete schwach ausgeprägten Querfaltung vor-
stellen möchte. — Im mittleren Unterkarbon liegt strati-
graphisch noch nichts fest.
Erst das jüngere Unterkarbon, die Glyphiocerasstufe,
erlaubt wieder eine Übersicht über die Faziesverhältnisse:
Die fünf oberdevonischen Schwellen sind verschwunden,
die kulmische Fazies, im Westen mit, im Osten ohne Kalke,
greift gleichmäßig über alles hinweg. Die Bildung von
Grauwacken schreitet von Zone zu Zone weiter nach Nord-
westen vor: in Il«a finden sich Grauwacken bis nach
Herborn und Biedenkopf, in IIIy bis Waldeck, in IUd
bis Warstein und Grund im Harz; ähnlich geht es im
unteren Oberkarbon zunächst fort. Das Material der Grau-
wacken kommt wahrscheinlich aus Mitteldeutschland, etwa
einer Art Spessartachse; hinter dieser Zone der Aufwärts-
bewegung liegt ein größeres Becken, in dem sich die
thüringischen Kulm-Dachschiefer ablagerten.
Zurückgreifend sei der Gang der epirogenetischen Be-
wegung an zwei Profilserien des Sauerlandes erläutert
(Abb. 3).
Es zeigt sich:
In der Zone des Maeneceras excavatum (Odershäuser
Kalk usw.) rheinische Fazies mit Sandschüttung bis zur
Meggener Schwelle, dann Wissenbacher Schiefer,
In der Zone des Maeneceras terebratum Korallenkalke,
stellenweise verbunden mit Cephalopodenkalken. Der Raum
der vorwiegenden Schiefer gleichen Alters, der sich von
Meschede aus südwärts auszubreiten scheint, dürfte mit
den: Schalsteinbecken des Dill- und Lahngebiets zusammen-
gehören.
In der Manticoceras-Stufe hebt sich die Arnsberger
Schwelle bei Balve und Rüthen deutlich heraus, während
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DOZEENY Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 233 —
bei Grevenbrück und südlich Brilon die Schwellen mit einer -
Erstreckung nach Meggen und nach Adorf noch eine
größere Breite zeigen (ähnlich verhält sich die von
Langenaubach—Oberscheld).
Zwischen Cheiloceras- und Platyclymenien-Stufe er-
reicht die Eintiefung der Becken ihr Maximum. Sand-
schüttungen fehlen zwar zwischen Rüthen und Brilon,
greifen aber sonst ostwärts bis nach Thüringen vor.
Abb. 3. Profilserien der frisch abgelagerten Sedimente
für westliches und östliches Sauerland.
(Signaturen wie Abb. 1 u. 2.)
In der Gonioclymenien-Stufe Milderung der Gegen-
sätze, auffallend große Mächtigkeiten sind anscheinend nur
in dem großen Hauptbecken der Eder und Diemel noch
zu finden (Padberger Schiefer am Rand des gezeichneten
Profiles, bei Eimelrod südlich davon noch wulstflächige
Sandsteine).
Die Eigengesetzlichkeit der Protocanites-Stufe kann in
den Profilen nur ganz schematisch angedeutet werden,
Untersuchungen darüber sind noch im Gange.
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Ey Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 234 —
Im höheren Unterkarbon Gleichmäßigkeit, nur im
Nordwesten beginnt Annäherung an die Kohlenkalkfazics,
die wiederum ein rheinisches Element bedeutet.
Die Deutung der Faziesunterschiede im ostrheinischen
Paläozoikum wurde bisher am meisten dadurch erschwert,
daß man Cephalopodenkalke als landferne Bildungen ansah,
eine Erklärung, die wohl allgemein der Sachlage nicht
gerecht wird. Hier wurde das Fehlen von Strömungen
und das Fehlen toniger Sedimente zur Erklärung der Ce
phalopodenkalke benutzt. Die Strömungen fehlten über-
haupt dem herzynischen Faziesgebiet im Gegensatz zum
rbeinischen. Der Wechsel der Mächtigkeiten, namentlich
im Oberdevon, wurde durch epirogenetische Schwellen und
Becken erklärt. Daß die Beckenfazies mehr toniges Sedi-
ment hat, erklärt sich einfach aus der größeren Menge
des über ihnen befindlichen Wassers; daß die Schwellen
in der Regel davon frei sind, ist vielleicht damit zu er-
klären, daß auf ihnen die tonige Trübe infolge der Wasser-
unruhe des Wellenganges nicht ausfallen konnte.
Auf Analogien mit der alpinen Trias sei nur hin-
gewiesen.
Isometrische Raumbilder in Bergbau
und Geologie.
(Diskussionsbemerkung [ergänzt] zu dem Vortrag von
W, HENKE auf der Hauptversammlung in Münster i. W.
anı 14. August 1925.)
Von Herın ErıcH Stacna in Berlin-Pankow,
Als ich 1922, veranlaßt durch Bedürfnisse der Bergbau-
praxis dazu gelangte, Würfeldiagramme geologischer Lage-
rungsverhältnisse zu konstruieren!), weiche die Vorteile der
äußerst leichten Herstellungsweise bei mathematischer Ge-
nauigkeit und der räumlichen Anschaulichkeit der Zeich-
1) E. StacHh:! Die stereographische Darstellung tektonischer
Fornen im „Würfeldiagramm‘“ auf „Stereo-Millimeterpapier“. Diese
Zeitschrift, Bd. 74, 1922, Abh. 8. 277 bis 309.
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— 235 —
nung miteinander verbanden, war mir als Geologen die
mathematische Literatur, insbesondere die ausländische
mathematische Literatur, begreiflicherweise nicht so ver-
traut, daß es mir möglich gewesen wäre, festzustellen,
daß bereits 1820 ein Engländer diese Methode für tech-
nische Zeichnungen verwendete.
In den Mitteilungen aus dem Markscheidewesen?) und
in dieser Zeitschrift hat nun K. LÜDEMAnn-Freiberg?) mit
geradezu‘ bewunderungswürdigem Fleiß die Literatur über
die isometrische Projektion zusammengestellt, nur um
nachzuweisen, daß diese Darstellungsart nicht neu, sondern
längst bekannt ist. Ich bin Herrn LÜDEMANnN für diese
sehr verdienstvolle ausführliche Literaturzusammenstellung
durchaus dankbar. Ich bedaure nur, daß LÜDEMANN nicht
vor dem Erscheinen meiner Abhandlung über das Würfel-
diagramm auf den Wert der isometrischen Raumbilder für
Bergbau und Geologie hingewiesen hat, da ihm dieser doch
anscheinend bekannt war. Mir wäre dadurch die monate-
lange Mühe und Zeit erspart geblieben, aus mir selbst,
nach den zahlreichsten Versuchen den Weg zur isometrischen
Raumbilddarstellung zu finden, der, nachdem ich vorher
andere Hilfsmittel und Muster konstruiert hatte, zur Kon-
struktion des Stereopapiers und des Stereotransporteurs
führte, die, wie sich nun herausgestellt hat, beinahe voll-
ständig mit dem bereits von SoPrwIıTH und GRIMSHAw
angegebenen übereinstimmen.
Die LÜpDEMmAnnsche Ansicht über den Gebrauch der
isometrischen Projektion bedarf aber noch einer nicht
unwesentlichen Richtigstellung. Er behauptet: „In den
letzten Jahrzehnten ist die isometrische Projektion im Berg-
bau seltener angewendet worden, während andere Zweige
der Technik sie ständig benutzt haben.“ Diese Behauptung
trifft nicht zu. Wie ich jetzt erfahren habe, wird beispiels-
weise an der Berliner Technischen Hochschule und der
Beuthschule die isometrische Projektion im Maschinen-
zeichnen nicht eingehend, in der Architektur über-
haupt nicht gelehrt oder verwendet, wird also prak-
2) KARL LÜDEMANN: Einige geschichtliche Mitteilungen über
die Anwendung der isometrischen ‚Projektion auf die Darstellung
von Grubenrissen. Mitt. a. d. Markscheidew. 1923, S. 61/62.
°) KarL LÜDEMANN: Geschichtliche Bemerkungen zur Ver-
wendung der isometrischen Projektion im Bergbau und in der
a Diese Zeitschrift, Bd. 77, 1925, Monatsber. S. 7/02
18 :
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— 2% —
tisch nicht benutzt. Im Gegensatz zum Bergbau
und der Geologie soll .sie für. die Architektur sogar
unzweckmäßig sein. Nach E. MüÜLLER*) liegt der Grund
dafür darin, daß bei einer Neigung der senkrechten Axe
um mehr als 20° zur Bildebene der Eindruck des Vertikal-
stehens verschwindet. Bei der isometrischen Projektion ist
die vertikale Axe aber um 35° gegen die Bildebene ge-
neigt, weshalb leicht der unerwünschte Eindruck von nicht.
lotrecht stehenden Gegenständen und Gebäudeteilen her-
vorgerufen und diese Perspektive in der Baukunst selten
benutzt wird. Der gerade von LÜDEMANnKN zitierte E. MÜLLER
sagt hierüber: „Solche isometrischen Bilder werden daher
heutzutage nur mehr selten verwendet.“
Was den Bergbau anbetrifft, so ist trotz des von LÜDE-
MANN aus dem Bergwerksfreund von 1844 angeführten Vor-
trags von C, KEGEL, der übrigens eine vortreffliche Dar-
stellung der isometrischen Raumbildmcethode enthält, diese
späterhin nicht verwendet worden. Jedenfalls war die
zweckmäßige Anwendung der isometrischen Projektion, wie
mir aus Markscheiderkreisen versichert wird, weder dort
noch bei den Bergbehörden vor dem Erscheinen meiner
Arbeit bekannt. In der Geologie war die isometrische
Projektion unbekannt. Dafür spricht unter anderem, daß
1923, aleo ein Jahr nach Erscheinen meiner Würfeldia-
grammarbeit, einige meiner Würfel mit Abänderungen in
Jem amerikanischen Lehrbuch der Tektonik von BAıLEY
WıLL1ıs5) wiedergegeben wurden und die Darstellungsmethode
beschrieben wurde®). Wenn die isometrische Projektion so
allgemein bekannt gewesen wäre, wie LÜDEMANN es dar-
stellt, so ist nicht einzuschen, warum sie jetzt erst über-
all im Bergbau und in der Geologie Verwendung findet.
Daß die isometrische Projektion ganz ungebräuchlich
war, geht ferner auch daraus hervor, daß Mathematiker
von Fach, denen ich seinerzeit die Darstellungsmethode
#) E. MÜLLER: Lehrbuch der darstellenden Geometrie für
Technische Hochschulen. II. Bd., 3. Aufl.,. 1923.
5) BaıLey Wiırrıs: Geologie Structures, Graw-Hill Book
Company, New York, 1923.
6) Dagegen wurde mir nach Erscheinen meiner Abhandlung
ein kurzer Aufsatz von W. J. MEAD zugeschickt: A simple me-
thod for making block diagrams, The Wisconsin Engineer, Vol.
25, No. 2, Nov. 1920, welcher das Prinzip der isometrischen
Projektion für geographische Blockdiagramme verwendete. Diesen
Literaturhinweis hat LÜDEMANN trotz der sonst sehr sorgfältigen
Literatursammlung noch übersehen.
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DO Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 237 —
vortrug, sowie auch die Mathematiker des Beichspatent-
amtes, die Bezeichnung ‚„isometrische Projektion‘ nie be-
nutzten und meinen Vorschlag als meu ansprachen, was
m.E. nicht als Zufall zu deuten ist. Den Ausspruch LüÜDE-
MANNS’): „Der Markscheider sieht also in der ‚Methode
STAchH' einen guten, alten Bekannten ... wieder‘, dürfte dem-
nach im allgemeinen nicht dem Sachverhalt entsprechen.
Vielmehr scheint die isometrische Projektion im Bergbau der
Vergessenheit anheimgefallen zu sein. Und wenn sie auch
hier und da mal in einigen Fällen angewendet worden sein
sollte, 80 ist sie in der Praxis keineswegs so bekannt,
wie man nach den LüpemAnnxschen Ausführungen annehmen
könnte Was die Veranlassung für diese offensichtlich
gefärbte Darstellung LÜDEmAanss-Freiberg gab, ist
mir nicht bekannt.
An dieser Stelle möchte ich, um Mißverständnisse aus-
zuschalten, noch darauf hinweisen, daß Stereopapier und
Stereotransporteur nicht von der Firma HiıLDEBRAND-.
Freiberg, sondern von BREITHAuUPT & Soun, Kassel,
Adolfstr. 13, geliefert werden.
Für die Praxis dürfte es ziemlich belanglos sein, wer
die isometrische Projektion zuerst angewendet hat und
wann sie zuerst angewendet worden ist. Viel wichtiger
als die Geschichte der isometrischen Projektion ist nun,
nachdem ihre Zweckmäßigkeit allgemein anerkannt ist, ihre
Anwendung und Vervollkommnung in der bergbaulichen
und geologischen Praxis. Und auf diesem Gebiet ist bereits
fruchtbringende Arbeit geleistet worden. Insbesondere ist
es W. HENKE gewesen, der sich im Siegerland um den
Ausbau und die Einführung der isometrischen Raumbild-
methode, wie sie jetzt zweckmäßig bezeichnet wird, in
die Bergbaupraxis verdient gemacht hat. Die auf der
Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft
1925 in Münster von Henke im Lichtbild gezeigten Raum-
bilder bewiesen die Brauchbarkeit und die großen Vorteile
dieser Darstellungsweise gegenüber zentralperspek-
tivischen Zeichnungen. Auch von W. E. SCHMIDT sind
mehrfach isometrische Raumbilder von Siegerländer Gruben
entworfen worden und haben zur Klärung der tektonischen
Verhältnisse (Identifizierung von Gangstücken usw.) wesent-
lich beigetragen. Im Ruhrkohlengebiet haben sich K. LeH-
) K. LüpbEsann: Einige geschichtliche Mitteilungen usw.,
Mitt. a. d. Markscheidewesen.
17
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MANN, W. LöHR und G. ScHULTE für die Einfuhrunz
der isometrischen 'Raumbilder im Markscheidewes-ı
eingesetzt. Auf ihre Veranlassung sind zahlreiche.
z. T. von Haısbacn künstlerisch ausgeführte farbim-
Raumbilder sowie Wetterrisse konstruiert worden. Auch
in anderen Bergbaubezirken und an der Prvußs:hen
Geologischen Landesanstalt sind von BärtLise. Haack.
W. E. SCHMIDT, KÜHaxe, mir und anderen isometrisch«
Darstellungen gezeichnet worden. Hierbei wurden die ver-
schiedensten Möglichkeiten, Kombinationen vieler Sohlen.
Aneinanderreihung und Durchkreuzung von Protiien. «in
springende : Blockecken, Verbindung von Karten mit Prm-
filen usw. erprobt, und fast immer wurden überraschend
klare und verständliche Bilder erhalten, welche d:r betreffen-
den Grube immer zu irgendeinem Vorteil ger-ichten.
Auch für den geologischen Unterricht hat sich die iso-
metrische Projektion als sehr nützlich erwiesen. Sowohl
an Hochschulen wie an Bergschulen®) hat sie Einzanır
refunden und trägt dazu bei, das Raumvorstellungsvermögen
„u entwickeln und zu schulen. P. KuUktk (Bochum) har
7.B. zur Erleichterung des Verständnisses der Methode
für Bergschüler die von mir angegebenen Würfeldiagramme
zum Vergleich als körperliche Modelle in Holz und
Blech ausführen lassen und damit gute Erfahrungen semacht.
Naeh den Erfolgen, die bisher mit der isometrischen
Raumbildmethode im Bergbau und in der Geologie eemarht.
worden sind, wäre es sowohl im Interesse der Wissen-
schaft wie der Praxis zu begrüßen, wenn weiterhin an
der Einführung der isometrischen Raumbildmethode ın
8) F. REQqUarp: Die Bedeutung des Würfeldiagramııs für Jie
Erzichung der Anschauung. Zeitschrift für mathematischen tn:
naturwissenschaftlichen Unterricht, 1924, S. 152 bis 154.
SoKkoL: Die geologische Methodik. Geol. Rundschau, Pd. I».
1925, H. 3, S. 212 bis 240.
A. K. LoßEecK: Block diagrams and other graphic metliuds used
in Geology and Geography, New York, 1924, 206 S. m. 288 Abb.
In diesem vortrefflichen, zahlreiche, hübsche Blockdiagramme
enthaltenden . Werk geht LoßBEcKk auch auf isometrische Dia-
gramme ein und bildet einige gute Beispiele ab. Ferner Lw-
schreibt er einen einfachen Apparat zur Zeichnung isometrischer
Raumbilder.
Über den‘ Wert des Blockdiagramms im allgemeinen s «.
F. W. FuLva, Über die Verwendung des Blockdiagramms im Erd-
kundenunterricht. Der.Geologe 193, Nr. 33, 8. 645. K. Rüsewarn:
Skizze und Blockdiagramm. Gceogr. Bausteine, Heft 11, Gotha 1925.
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Bergbau und Tektonik und an der Ausgestaltung neuer
isometrischer Darstellungsmöglichkeiten insbesondere von
seiten der Markscheider und der Dozenten der Geologie
gearbeitet würde, Eine solche Arbeit wird sich alsbald nach
verschiedenen Richtungen hin als nutzbringend erweisen,
Verkieselungen in Kalken').
(Vortrag, gehalten am 14. August 1925 auf der Haupt-
versammlung der Deutschen Geolögischen Gesellschaft zu
Münster i. W.)
Von Herrn Hans Kränx in Rostock.
Kieselknollen in Kalken sind eine ziemlich gewöhn-
liche, aber im Grunde genommen auch ebenso überraschende
und merkwürdige Erscheinung. Ihre Entstehung wurde von
den verschiedensten Forschern ins Auge gefaßt und je
nach deren wissenschaftlichen Einstellung mehr oder weniger
einseitig erklärt. In einer soeben erschienenen Arbeit, welche
mit Unterstützung der Notgemeinschaft der deutschen
Wissenschaft hergestellt wurde’), bin ich unter Heran-
ziehung der wichtigsten Literatur dem Problem näher ge-
treten, wobei ich zwei synchrone Ablagerungen berück-
sichtigte, von denen’ die eine (Senon von Rügen) Feuelr-
steine enthält, die andere (Senon von Warnemünde in
Mecklenburg) aber nicht. Beiden Kreiden ist die Führung
von Spongien gemein. Ich möchte darauf hinweisen, daß
ungefähr zur gleichen Zeit Lınck und BEcKeER?) über den-
selben Gegenstand publiziert haben; leider konnte ich die
Arbeit in meiner Abhandlung nicht mehr verwerten, was
ich aber später nachholen werde. Ein kleiner, vor kurzem
1) Der Ausdruck „Verkiegelungen“ ist schlecht gewählt und
müßte durch „Kieselknollen“ ersetzt werden.
2) H. Kıänn, Kreide mit und Feuerstein. N. J.f. Min. 1925.
8) G. Linck u. W. Becker, D. weiße Schreibkreide u. ihre Beuel,
steine. Chemie .d. Erde. II. Bd. 1. Heft. 1926.
17*
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— 2490 —
erschienener Aufsatz von Dorxt) ist mir entgangen, doch
ist er an einer versteckten und mir nicht zugänglichen
Stelle erschienen. Zu meiner Freude ist Dory bezüglich
der von ihm untersuchten Kieselknollen des Erlanger
Malm z. T. zu ähnlichen Resultaten gelangt wie ich. Ich
habe unterdes auch die Kieselknollen des Muschelkalk und
des Malm in den Bereich meiner Betrachtungen gezogen.
welche im Prinzip auf dieselbe Genese wie die Feuersteine
der Kreide zurückblicken. Auch für diese Untersuchungen
stellte mir die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschafi
Mittel zur Verfügung, wofür ich ihr herzlichst danke.
Im Rahmen dieses Vortrages will ich die wesent-
lichsten Gesichtspunkte meiner Ansicht über die Ent-
stehung der Kieselknollen in Kalken wiedergeben, wobei
ich auf die Literatur, welche ich in meiner Arbeit eingehenil
berücksichtigt habe, nicht eingehe.
Die Kalke selbst, in denen die Kieselknollen auftreten.
deuten auf Küstennähe hin und ihre Entstehung ist
z. B. auf Rügen an Buchten, welche sich außerhalb
der Strömungseinflüsse befanden, geknüpft. Hier fehlen
dunkle tonige Schlieren oder rundliche oder gestreckte Ein-
sprenglinge, wie sie hingegen für das Senon Mecklenburgs
oder für das Cenoman von Lengerich bei Münster i. W.
charakteristisch sind. An letzterer Lokalität machte WEc-
NER die Mitglieder der deutschen geologischen Gesellschaft
im Herbst 1925 auf diese Erscheinung aufmerksam, welche
er als „Gerölle‘ auffast, die im Bereich der Strömung
entstanden sind, eine Auffassung, welche ich für die zu
Kugeln oder Schlieren zusammengeballten Tonsuspensions-
teilchen der Kreide von Mecklenburg in der oben ge-
nannten Arbeit auch geäußert habe. Diese senonen Ab-
lagerungen sind also im Gegensatz zu denjenigen Rügen:
oder Möens und weiterhin der Kalke des Muschelkalks
oder des weißen Jura, soweit sie Kieselknollen führen.
im Strömungsbezirk zur Sedimentation gelangt.
Das ist insofern von Wichtigkeit, als in Buchten ein:
Konzentration von Lösungen irgendwelcher Art. vor
sich gehen konnte. Eine solche enthielt in unserem Falle
Kalk und Kieselsäure, welche sich in einem verschieb-
baren Gleichgewicht befanden. Dies zeigt das perio-
dische Auftreten der Feuersteine in Form von Bänken.
4) P. Dorn, Geol. Betrachtungen über Kieselknollen d. Malm d.
Erlanger Gegend. Erlanger Heimatbuch. II. Bd. 1925.
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— 241 —
welche durch Kalklagen getrennt werden. Während in
den ersteren kieselsäureliebende Organismen,:. vor allem
Schwämme, vorkommen, fehlen diese in den kalkigen Zwi-
schenlagen. : Das. periodische . Zuwandern der Schwämme
deutet darauf hin, daß von Zeit zu Zeit das Gleichgewicht
zugunsten der SiO, verschoben wurde. Die genannten Or-
ganismen sind feine Indikatoren für diesen Vorgang und
deuten den Beginn der Kieselsäurekonzentration an. Doch
bald wurde diese so groß, daß die Schwämme eingingen;
hieran schloß sich die Ausfällung der Kieselsäure an.
Hierdurch wurde das Gleichgewicht in dem Sinne ver-
schoben, daß nun bald wieder der Kalk in der Lösung
vorwaltete, weshalb es nun zum Absatz von Kreide kam.
Dieses Pendeln um die Gleichgewichtslage wiederholt sich
auf Rügen oder Möen sehr oft.
Wesentlich ist für die Herkunft der Kieselsäure,
welche die Kieselknollen zusammensetzt, daß in diesen
viel mehr Kieselsäure vorhanden ist als in den entsprechen-
den Schwammskeletten. Sie kann also nicht, wie von ver-
schiedenen Autoren angenommen wird, aus den letzteren
allein stammen. Dies zeigen auch die mikroskopischen
Bilder. :Der größte Teil der Kieselsäure muß aus der
Lösung herkommen; sie ist-aber nicht nachträglich durch
die feste Kreide eingedrungen, sondern ist, wie aus den
obigen Auseinandersetzungen hervorgeht, im Meerwasser
vorhanden gewesen und aus diesem ausgeschieden worden.
M.E. stammt die Kieselsäure, welche die Kieselknollen
zum größten Teil zusammensetzt, von Fennoskandia.
Wir befinden uns auf Rügen oder Möen am Rande des
epirogenetisch absinkenden Festlandes.. Durch diese Be-
wegung ist die große Mächtigkeit der Kreide verständlich.
Fennoskandia muß damals eine Fastebene gewesen sein,
auf welcher die chemische Verwitterung gegenüber der
mechanischen vorwaltete. Unter dem Einfluß eines tropisch-
bzw, subtropisch-humiden Klimas kam cs zur Kaolinisierung
unter Freiwerden der Kieselsäure, welche dem Meere
zugeführt wurde. Außerhalb des Strömungsbereiches fand,
wie gesagt, eine Konzentration derselben und darauf-
folgende Ausfällung statt in bestimmten zeitlichen Ab-
ständen, wodurch sich eine modifizierte rhyth-
mische Ausfällung ergibt.
Durch Strömungen wurde die Kieselsäure, selbst
wenn sich ihre Anwesenheit durch das Auftreten von
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— 42 —
Schwämmen, wie im Senon Mecklenburgs, verrät, weiter-
transportiert. Es konnte nicht zur Konzentration kommen.
Allerdings kann cs auch sein, daß noch der Umstand eine
Rolle spielte, daß nämlich die SiO, direkt an der Küste
ausgefällt wurde und deshalb in der Gegend von Warne-
münde nicht die nötige Konzentration erreichte;
Unter Zuhilfenahme der Strömungen wird auch ver-
ständlich, daß die Kieselnadeln der im Mecklenburger Senon
häufig auftretenden Schwämme wohl aufgelöst werden
konnten, daß aber die SiO, im Kalk nicht an irgendeiner
Stelle ausgeschieden wurde. Sie wurde eben durch die
Strömungen fortgeführt. Es kann aber auch vorkommen,
daß die Kieselsäure der Schwämme aufgelöst und an
irgendeiner anderen Stelle ausgeschieden wurde, wie dies
im Arnagerkalk auf Bornholm der Fall ist. Es kann sein.
daß hier während der Sedinientation der Kreide Strömungs-
störungen unkontrollierbarer Art stattgefunden haben.
Ein Wort ist schließlich noch über die Umwandlung
der ursprünglich im Solzustand befindlichen Kieselsäure
in den Gelzustand zu sagen. Nachgewiesen ist «die Aus-
flockung durch Elektrolyte, wie Kochsalz oder doppelkohlen-
sauren Kalk, welche in dem Kreide- und auch Muschelkalk-
und Malmmeer die Ausflockung übernahmen.
Die kieselsäureliebenden Organismen wirkten nur als
Kieselsäurefängcer.
Die Verhärtung der Kieselsäure hat wohl erst lang-
sam im Kalkschlamm bei dessen Erhärtung stattgefunden.
Nachträglich entstanden sind die Chalzedone oder
Opale im Innern der Feuerstein. Verwitterungserscheinun-
gen sind die Ringe, welche man an Kieselknollen auf
sekundärer Lagerstätte sehr häufig beobachtet.
BR >. Original from
DORZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 243 —
Über das Alter des Wollenbergquarzites
bei Marburg (Lahn).
(Bemerkungen in der Diskussion zum Vortrage von
H. ScHMIDT auf der Hauptversammlung in Münster i.W.
am 13. August 1925.)
Von Herın Cart W. CoRREnS in Berlin.
Bei der geologischen Aufnahme des Blattes Buchenau
(westlich Marburg) bin ich auf Grund der Lagerungsverhält-
nisse, wie auch Herrn H. ScHMIiDT bekannt war, zu ganz
ähnlichen Ergebnissen gekommen, wie. dieser auf Grund
der Fossilien. Der bisher ins Silur gestellte Klippenquarzit
des Wollenbergs, der im Streichen des Kellerwaldquarzites
ctwa 30 km südwestlich zutage tritt, liegt zwischen sicherem
unteren Oberdevon („Gladenbacher Kalk“) und den Kulm-
kieselschiefern. Seine hangendsten Partien sind dünnplattig
und bilden, wenn sie mit den Kulmlyditen zusammen spezial-
gefaltet sind, die dort als „Schiffelborner“ bezeichneten
Schichten. Die Identität der Lydite mit Kulnilyditen ist
«durch vergleichende petrographische Studien!) sichergestellt.
Der Quarzit wurde zum oberen Oberdevon gerechnet, weil
dieses in der Nachbarschaft klastische Sedimente enthält.
&£s konnte jedoch auf Grund dieses Umstandes und der
Lagerungsverhältnisse allein nicht sicher entschieden werden,
ob der Quarzit ins obere Oberdevon oder ins Unterkarbon
sschört.
Diese Ergebnisse wurden im Sommer 1923 gewonnen
und in meinem (unveröffentlichten) Aufnahmebericht von
1923 bei der Preußischen Geologischen Landesanstalt n’eder-
velegt.
1) CORBENS, C..W.: Beiträge zur Petivgraphie und Genesis der
Lıdite (Kieselschiefer),. Mitteil. d. Abt. f. Erz-, Salz- und Ge
steinsmikroskopie, herausgeg. v. d. Preuß. Geol. Landesanst.,
Berlin 1924.
RR > Original from
PIOZEONN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 2UH —
Diluvialfragen des Industriegebietes').
(Vortrag, gehalten am 14. August 1925 auf der Haupt-
versammlung in Münster i. Westf.)
Von Herrn Ep, WıLpscarey in Duisburg.
Die Geologische Gesellschaft für den Industriebezirk
(Essen) hat sich seit sechs Jahren hauptsächlich die Auf-
klärung. des Rhein-Ruhr-Diluviums zur Aufgabe gesetzt.
An den Untersuchungen beteiligten sich vornehmlich die
Herren LöscHer (Essen), STEINMANN jr. (Essen), Wırv-
SCHREY (Duisburg).
. Sowohl am Rhein wie an der Ruhr gibt es drei große
diluviale Terrassen: Hauptterrasse, Mittelterrasse und
Niederterrasse (wobei die Frage, ob sich die Hauptterrasse
evtl. noch spalten könnte, einstweilen noch: nicht spruch-
reif erscheint). Das Kernproblem, von dem alle Herren
ausgingen, war die Frage: Welcher der drei Terrassen
entspricht der Vorstoß der nordischen Hauptvereisung (E-
oder Saale-Eiszeit), die bis zum Niederrhein vorgedrungen
ist? Von allen drei Herren wurde unabhängig voneinander
in verschiedenen Gebieten übereinstimmend festgestellt, daB
hier nur diejenige Terrasse in Frage kommen könne, die
als tiefste noch LöB trägt, die sich nur wenig über der
Niederterrasse erhebt und die GUSTAV STEINMANN (Bonn)
im stratigraphischen Sinne als Mittelterrasse be-
zeichnet. Da diese als Äquivalent der Rißeiszeit aufgefaßt
wird, so ist jetzt zwischen dem alpinen und dem nordischen
Glazial eine feste Brücke geschlagen, und zwar in dem
Sinne E, (Saale-Eiszeit) = Mittelterrasse = Rißeiszeit.
Fast genau wie am Niederrhein liegen, wie die der
diesjährigen Hauptversammlung der Deutschen Geologischen
Gesellschaft vorhergegangenen Exkursionen. ergaben, die
Verhältnisse an der Weser.
1) Ein genauerer Bericht über die Untersuchungen der
einzelnen Herren wird erscheinen: von H. STEINMANN und
Ep. WILDSCHREY in den Sitzungsberichten des Niederrheinischen
Geologischen Vereins für 1924, von Herrn LöscHer in: Heimat-
buch für Stadt- und Landkreis Essen, Verlag DIESTERwEG, Frank-
furt a. M. 1925
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25 —
Darüber hinaus gelangte der Vortragende am Nieder-
rhein zu Ergebnissen, die auf das Gesamtbild und die
Ußsachen. der Terrassenerscheinung Licht werfen. So.
zwingen die niederrheinischen Verhältnisse, den ganzen
Terrassenrhythmus als Ausdruck eines periodischen Klima-
wechsels aufzufassen. Jeder der großen Terrassen ent-
spricht eine Eiszeit. Ihr Schotterteppich zeichnet sich durch
Reichtum an Geröllen aus, deren Durchmesser sogar bis
über 1 m steigen kann. Diese Gerölle sind offenbar das
Produkt einer unstetigen Zerstörung, d. h. Zersprengun
des anstehenden Gebirges durch Spaltenfrost. |
Der Erosionshang zwischen den Terrassen muß dann
je einer Zwischeneiszeit entsprechen. (Der hohe Erosionshang
zwischen Haupt- und Mittelterrasse, der alle übrigen Ab-
stände um ein Vielfaches übertrifft, beweist die lange Dauer
der ersten warmen Zwischeneiszeit, die den größten Zeit-
raum des ganzen Diluviums in. Anspruch nimmt.) Ein
solcher Erosionshang setzt aber eine allgemeine Hebung
des Landes voraus. Wenn trotz dieser Hebung während
der einzelnen Eiszeiten noch angeschottert werden konnte,
so beweist das, daß durch die glaziale Gebirgszerstörung
nicht nur die Korngröße, sondern auch die Gesamtmenge
des Schotters sehr stark in die Höhe gesetzt wurde. Die
Flüsse konnten die Mengen nicht mehr bewältigen, und
trotz der Hebung wurde nicht mehr erodiert, sondern
angeschottert — Schotterterrasse!
Während der warmen Zwischeneiszeit dagegen ist die
Gebirgszerstörung an Masse weit geringer. Der in dieser
Zeit entstandene Schutt kann bequem fortgeführt werden
und findet höchstens als Schleifpulver für die Erosion Ver-
wendung. Nur in den Senkungsgebieten können die Massen
sich absetzen (Niederrheinische Bucht zwischen Rhein und
Niers, Mainzer Becken mit Mosbacher Sanden, Heidel-
berge Sande — heutiges Po-Gebiet, altpliocäne Kieseloolith-
schotterterrasse, oligocäne und miocäne Süßwasserabsätze
usw.). In all diesen Fällen aber zeigen sich die Absätze über-
wiegend als feinkörnige Massen von Sand und Ton. Offen-
bar gehen diese, wie überhaupt die meisten Sedimente, auf
eine anders geartete, mehr stetige Verwitterung des
Gesteins zurück als in der Eiszeit, d.h. eine allmällliche
Zermürbung des anstehenden Gebirges: Sandstein zu
Sand, Schiefer zu Ton.. Diese zweite Art der Verwitterung,
die von der ersten grundsätzlich verschieden ist, wird
immer durch ein warmes Klima verursacht. Als begünsti-
ER nn Original from
DO Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
_— 216 —
sende Faktoren kommen hinzu die chemischen Wirkungen
von Feuchtigkeit und organischen Säuren, vor allem der
Humussäuren (mitteltertiäre Verwitterungsoberfläche am
Herrchenberg im Brohltal, jungpliocäne Verwitterungsober-
fläche am Hingberg bei Mülheim-Ruhr). — — —
Redner faßt von dem zentralen Landrücken zwischen
Rhein und Niers den ganzen mördlichen, vorwiegend aus
Sand und Schlick bestehenden Teil von Kloster Kamp an
als Erste Zwischeneiszeit auf, die Inselberge im Raum
Krefeld—Mörs dagegen als aufgestauchte Mittelterrassenpar-
tien bzw. Absätze aus dem Ende der Ersten Zwischeneiszeit.
Wenn beide bisher von der Forschung als Hauptterrass
aufgefaßt wurden, so erklärt sich dies dadurch, daß die
feinen petrographischen Merkmale, ferner der Einfluß der
glazialeon Stauchung, vor allen Dingen die Wirkung der
altdiluVialen tektonischen Störungen und ihr Einfluß auf
die Höhenlage nicht genügend gewürdigt wurden.
Zum Schluß berichtete Redner dann noch, daß die
beiden kürzlich in Dorsten zutage goförderten mensch-
lichen Schädeldecken in der Niederterrasse, und zwar in
der Basaltschicht, gelegen hatten, zusammen mit diluvialen
Großsäugern. Sie können also nicht jünger sein als Be-
ginn der letzten Eiszeit.
Untersuchungen über die Faziesverhältnisse im
Unter-, Mittel- und Oberdevon des südlichen
Sauerlandes.
( Yalhag. gehalten am 13, August 1925 auf der Haupt-
versammlung zu Münster i. Westf.)
Von Herrn W, HexkE in Siegen.
Zwischen dem Unterdevon des Ebbesattels und uem
Unterdevon des Siegener Sattels ist durch Einfaltung ein
größeres Gebiet von Mitteldevon, Oberdevon und Unter-
karbon erhalten geblieben, das ermöglicht, die Fazies-
verschiedenheiten dieser Schichten im nördlichen und süd-
lichen Sauerland zu vergieichen und stratigraphisch zu klären.
Ohne die geologische Spezialkartierung dieses Gebietes.
die von W. E. SCHMIDT und mir in den Jahren 1911 bis
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— 297 —
1919 durchgeführt wurde, wäre es nicht möglich gewesen,
diesen fast in allen Schichtengliedern zu beobachtenden
Fazieswuchsel so 'zu klären, wie es die moderne Strati-
graphie erfordert. Das große Verständnis, das die Direktion
der (Greologischen Landesanstalt diesen zeitraubenden
Arbeiten entgegenbrachte, erlaubte es, durch vergleichende
Studien andere Devongebiete kennenzulernen und dadurch
eine weitgehende Klärung der Stratigraphie des Devon-
gebictes des südlichen Sauerlandes herbeizuführen.
Das anscheinende Fehlen der mächtigen Schichtenfolge
von sandig-tonigem oberen Mitteldevon und von Massen-
kalk auf dem Südflügel der Attendorn—Elsper Doppelmulde
sowie das dichte Heranrücken des Unterdevons an das
Oberdevon im S der Doppelmulde veranlaßte früher die
Annahme von großen Überschiebungen und streichenden
Störungen. Ich verweise auf die geologische Karte der
Revierbeschreibung Olpe—Arnsberg, wo diese Ansicht zum
Ausdruck gekommen: ist. Später ‘ wurde der Versuch
gemacht. die außerordentlich schroffen Fazieswechsel in
«len verschiedenen Formationsgliedern in alpinem Siane mit
sroßen Überschiebungen zu erklären. Ich glaube aber, daß
dieser Versuch jetzt aufgegeben. ist.
Durch die Fortschritte der Paläontologie und der
Untersuchungsmethoden der paläozoischen Schichten, be-
sonders durch die Schule DENCKMANNS, ist e3 uns geg.ückt,
ohne Annahme großer tektonischer Vorgänge aus-
zukommen, um die fast unvermittelt nebeneinanderliegenden
Fazies der verschiedenen Stufen zu identifizieren.
Auf der von mir vorgesehenen Exkursion durch die
Attendorn—Elsper Doppelmulde habe ich die Absicht, diese
häufigen Fazieswechsel in ihrer Schroffheit und doch wieder
mit leicht zu verfolgenden Übergängen zu zeigen.
Das tiefe Unterdevon, das ebenfalls im N und S ver-
schieden ausgebildet ist, soll hier nicht behandelt werden.
Von dem Hauptkeratophyr, dessen ausgedehnte
Decke gut zu verfolgen ist, soll ausgegangen werden.
Über diesem folgt das Oberkoblenz, das als Rem-
scheider Schichten von W her die Attendorner
Doppelmulde im N und S umlagert. In ihrer typischen
Ausbildung mit Fauna sind die Renischeider Schichten von
Olpe bis in die Gegend von Bilstein zu finden. Hier führen
sio allerdings eine Faunenvergesellschaftung, die schon seit
F. RöMER bekannt ist und die ihrer etwas abweichenden
Zusammensetzung aus paläontologischen Gründen vorüber-
er er Original from
PIONzEO NN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 2498 —
gehend dem Siegener Horizont zugerechnet wurden. Sül- |
iish von Bilstein schwillt die Mächtigkeit stark an und
bekommt durch Einlagerung tuffiger Schichten einen etwas
abweichenden ' Charakter. : Weiter nach O: gchen die: Rem-
scheider Schichten in Sphärosideritschiefer über und be-
kommen dadurch die Ausbildung der Oberkoblenzschichten
. südlich und östlich des Siegerlandes. Nördlich der Doppel-
mulde, auf dem Südflügel des Ebbesattels, nehmen
die Remscheider Schichten stark an Möächtigkeit ab, be-
halten aber ihre Gesteinsausbildung und ihre Fauna. Bei
Lenhausen sind sie nur noch) 15 m mächtig.
Über dem Oberkoblenz liegt die Cultrijugatus-
Zone, die, wie in der Eifel und anderen Gebieten, in
eine unterdevonische und mitteldevonische geteilt ist. |
Auf dem ganzen Südflügel wurde die unterdevonische
in großer Mächtigkeit festgestellt, auf dem Nordflügel
dagegen nur noch in geringerer Mächtigkeit in der Gegend
von Lenhausen, wo sie teils als Korallenkalk ausgebildet
ist. Insüdöstlicher Richtung geht diese Stufe in Sphärosiderit-
schiefer über. In diesem Horizont ist deutlich eine SW—NO |
verlaufende Faziesgrenze zu beobachten.
Die mitteldevonische Cultrijugatus-Zonec
ist auf beiden Flügeln vertreten, im N werden sie als
Hobräker Crinoidenschiefer bezeichnet; hier haben sie einen
verhältnismäßig. hohen Katkgehalt. Nur der oberste Teil
dieser Schichtenfolge hat südlich der Doppelmulde noch
die petrographische Beschaffenheit der Hobräker Schichten,
die von W. E. ScaMiDT unter dem Namen Stöppler
Tonschiefer von den Orthocrinus-Schichten
abgetrennt werden. Durch das Übergreifen dieser nörd-
lichen Fazies auf den Südflügel, besonders auf die östliche |
Hälfte des Bl. Altenhundem, erhält die Faziesgrenze einen |
mehr ostwestlichen Verlauf.
Das übrige untere Mitteldevon ist im S als Wissen-
bacher Schichten zusammengefaßt und steht den
Selscheider Tonschiefern und Mühlenberg-
Schichten gegenüber. Daß es sich bei den Wissenbacher
Schichten nicht um dieselbe Ausbildung wie bei Wissen-
bach handelt, kam durch die Vermeidung der Bezeichnung
Schiefer zum Ausdruck. Wenn auch einzelne Dach-
schieferversuche nicht fehlen, so tritt doch erst weiter
östlich gewinnbares Material auf. Die in unserem Gebiet
vorkommenden Goniatiten sind meistens in Kalkschalen-
erhaltung zu finden gegenüber den verkiesten in den Wissen-
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— 29 —
dacher Dachschiefern. Hin und wieder sind einzelne Linsen
mit Brachionoden zu beobachten; diese Vorkommen sind
die letzten Reste der nördlichen Fazies. Die Sandsteine
und die Schiefer dieser beiden Ausbildungen haben noch
eine große Ähnlichkeit. Die Faziesgrenze in dieser Zone
ist ziemlich verschwommen, nach den jetzigen Kenntnissen
möchte ich ihr einen etwa im Generalstreichen der Faltung
liegenden Verlauf geben.
Im oberen Mitteldevon verläuft die Faziesgrenze
mehr nördlich, und zwar von Mecklinghausen nach Serken-
rode. Westlich dieser Linie konnten die unteren und
oberen Finnentroper Schichten mit teilweiser
Unterlagerung eines Tentakuliten-Schiceferhori-
zontes und der Massenkalk unterschieden werden.
Östlich der angegebenen Linie liegt über der Tentakuliten-
Schieferzone eine Schichtenfolge von sandigen Tonschiefern
von stark wechselnder Mächtigkeit, von 35 m bis mehrere
100 m, die die ganze Schichtenfolge des oberen Mittel-
devons vertreten kann. Nur ein geringmächtiges Band von
Cephalopodenkalken, Cephalopodenschie-
fern oder Flinzschichten kommen als letzte Reste
des sandsteinfreien, kalkigen Mitteldevons vor, an dessen
Basis bei Meggen das Schwefelkies- und Schwer-
spatlager liegt.
Der Rand des Massenkalkes, der in nördlicher Richtung
stark nach N umbiegen muß, um bei Balve seinen An-
schluß zu finden, hat in der Attendorner Mulde einen
starken Einfluß auf die Ausbildung des Oberdevons gehabt.
Wo das Oberdevon dem Massenkalk näherkommt oder dem
Massenkalk eingefaltet ist, wie der westliche Teil der nörd-
lichen Hauptmulde, ist er sandsteinfrei oder zeigt eine
starke Abnahme der sandigen Zwischenlagen. Nur die
Büdesheimer Schiefer und Adorfer Kalke,
die im allgemeinen. im Anschluß an das kalkige Mittel-
devon liegen, sind auch weiter ‘ab vom Massenkalk noch
sandsteinfrei. Eine einzigartige Ausnahme zeigt der Adorfer
Kalk bei Hespecke, wo er dem Massenkalk aufgelagert
ist; hier findet man sandig-glimmrige Zwischenlagen diesem
eingeschaltet. Das untere Oberdevon ist gering-
mächtig; wo es nicht kalkig oder als Büdesheimer Schiefer
ausgebildet ist, war nicht festzustellen, ob es fehlt oder
in der sandig-tonigen Entwicklung des übrigen Oberdevons
‚mitenthalten ist. Wo das untere Oberdevon als Massenkalk
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DO Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 250 —
vorkommt, war es wegen Mangel an Fossilien kartogr’aphisch
‚ nicht von dem mitteldevonischen abzutrennen.
Das obere Oberdevon begleitet in Cephalopoden-
fazies den Saum des Massenkalkes. Nehdener Schiefer
und Clymenienkalke treten infolgedessen nur auf dem
Nordflügel der südlichen Hauptmulde und auf dem XNord-
und Südflügel der nördlichen Hauptmulde auf. In dieser
Mulde vollzieht sich der Übergang zu der tonigen Aus-
bildung bedeutend früher, als das Aufhören des Massen-
kalkes zu beobachten ist. Die letzten Reste von Clymenien-
kalk sind südlich von Fretter zu finden, wo sie mit sandigen
Schiefern und Sandsteinen zusammen vorkommen, ähnlich
wie dies in der Gegend von Iserlohn zu beobachten ist.
wodurch seinerzeit die Umdeutung der Transgression des
Fossley von mir erfolgte.
In dem nordöstlichen Teil der Doppelmulde ist in dem:
sandigen Oberdevon noch ein Gestein vorhanden, das in
gleicher Beschaffenheit auch an der Seiler bei Iserlohn
zu finden ist. Es sind dies Sandsteine mit Kalkgeröllen.
deren Ursprung ich auf abgetragene Kalkklippen im Ober-
devonmeer zurückführe. Ich glaube, es also mehr als
Brandungskonglomerat auffassen zu müssen. Der Überganr
des sandig-tonigen Oberdevons in das sandsteinfreie ist
besonders schön auf dem Nordflügel der nördlichen Haupt-
mulde zu verfolgen.
Einen allmählichen Übergang vom Devon zum Karbon
bilden die Etr&eungt-Schichten. Zuerst wurden diese
von mir als Übergangsschichten dargestellt, bis in der
Gegend von Stockum der paläontologische Beweis für die
Zugehörigkeit dieser Schichten zum Karbon sichergestellt
war. Auch diese Schichten werden von SW nach NO
von einem Gesteinszug durchzogen, der die Folge besonderer
Meercsverhältnisse in dieser Richtung voraussetzt. Die
Zusammengehörigkeit dieser oolithischen, konglomerätischen
Gesteine mit denen der Seiler und den oolithischen
Kohlenkalken von Velbert hat sich weiter aufrecht-
erhalten lassen.
Aus diesen Ausführungen geht hervor, daß man es
in der Attendorner. Doppelmulde mit außerordentlich stark
wechselnder Gesteinsausbildung in allen Stufen des
Mittel- und Oberdevons zu tun hat, der aber im großen
Ganzen ineinerSW—NO verlaufenden Linie spieß:
eckig zur Faltung liegt und nicht in Mulden-
und Sattelfaziesunterschieden werden kann
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— 25/1 —
Briefliche Mitteilungen.
Neue Funde Iossiler Flora aus Thüringen.
(Vorläufige Mitteilung.)
Von Herrn W. Gornaan in Berlin.
Seitdem im Jahre 1893 in den Abhandlungen der
Preußischen Geologischen Landesanstalt (N.F. 9, II, 1893)
die Flora des Rotliegenden von Thüringen bearbeitet worden
ist, hat man nicht mehr viel davon gehört. Es sind zwar
seitdem von verschiedenen Lokalitäten neue oder ergänzende
Aufsammlungen zum Vorschein gekommen, die jedoch schr
Bemerkenswertes nicht enthielten und nur bewirkt haben,
daß dio früheren Listen H. Poroxıks gewisse Modifika-
tionen und Zufügungen bekamen, die für die Erläuterungen
der geologischen Karten verlangt wurden.
Es ist der Zweck dieser Zeilen, auf die in den letzten
Jahren gemachten Funde hinzuweisen, die bei Mancbach
und jüngst bei Friedrichroda gemacht worden sind; cs
steht zu erwarten, daß aus der letztgenannten Gegend noch
weiteres Interessante zum Vorschein kommen wird. Bei
Manebach stammen die Funde von den neueren Aufschluß-
arbeiten an der alten Langgutszeche, deren neue Ha’de eine
sanze Anzahl von schönen Stücken, zumeist bekannter Formen,
lieferte. Der Steiger F. KELLNER, der bei dieser Grube
tätig war, hat durch systematisches Umgraben der Halde
eine Unmenge von Stücken gewonnen, die in verschiedene
Sammlungen gegangen sind, Die Preußische Geologische
Landesanstalt hat seine Tätigkeit unterstützt, und ich selber
habe ihm die vorläufigen Bestimmungen geiiefert. Unter
diesen Sachen befanden sich u. a. zahlreiche Stücke
von Pecopteriden (Pecopteris arborescens) Brct, P. Can-
dolleana BrcTt, P. Pluckeneti Scarora., P. pinnatifida
GUTBIFR mit sehr, schönın Fruktif kationen (Crossotheca),
verschiedene, zum Teil anscheinend neuc Arten von Sphen-
opteriden. Taeniopteris jejunata Graxp’Eury (darunter
Stücke, die die einfache Federung des Wedels
zeigen), Ualamiten, Stachannularia tuberculata STFRX--
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_ 2152 —
BERG und Annularia stellata SchuLoraurım, Astero-
phyllites equisetiformis ScuLoTarım, Aphlebien u. a
mehr. Über Pecopteris pinnatifida bereitet, soviel mir
bekannt, Herr Hırmer in München auf Grund dieses
Materials eine Publikation vor.
Herr KeLLxer hat dann seine ebenso erfolgreiche als
dankenswerte Tätigkeit nach Friedrichroda verlegt, wo er
besonders im Steinbruch des Gottlob in den Gokllauterer
Schichten weiter sammelt. Ich habe erst wenige Proben
davon gesehen; unter diesen ist aber ein Fund außer-
ordentlich bemerkenswert, der sich jetzt in der hiesigen
Sammlung befindet, während das Gegenstück leider nach
Braunschweig gewandert ist. Es handelt sich nämlich um
einen Fund von Gomphostrobus bifidus H. B. GEıx.. der
zahlreiche Sporophylle noch an der Achse ansitzend zeigt;
ein echter Zapfen scheint nicht zu bemerken, sondern
die Sporophylle sitzen aneinerdicken Achse
an, rings herum um diese, an der sich außerdem noch
verschiedene kurze Zweige von Walchia piniformis befinden.
Die Gomphostrobus-Sporophylie sind von schmal-langge-
strecktem Typus. Bereits H. PoTonık hat (a a. O0. S. 1%.
T. 28, 1—3) nach MARIıoN ein Sproßstück bekannt gemacht,
das am unteren Ende den Charakter von Walchia piniformis
trägt, oben aber ein zapfenartiges Organ mit vielen
Gomphostrobus-Sporophylien. Nach dem vorliegenden Stück
ist aber möglicherweise 1.keineseigentlicheZapfen-
bildung vorhanden, 2.scheintaberderZusammen-
hang mit Walchia piniformis außer Zweifel zu
sein. Wenn — was man wohl auch jetzt nicht zu be-
zweifeln braucht — Walchia und Gomphostrobus Gymnos-
permen von Coniferen- oder richtiger Nadelbaum-
charakter sind, so spricht unser Fund dafür, daß vielleicht
eine neuartige Gymnospermengruppe vorliegt. Es soll aber
das Stück hier nicht in seinen Eigentümlichkeiten beschrieben
an. diskutiert werden, sondern in dieser vorläufigen Mitteilung
" auf seine Auffindung und deren Wichtigkeit hingewiesen
an Es sind bereits weitere Funde anderer Art von
Friedrichroda zum Vorschein gekommen, auf die an spezieller
Stelle näher eingegangen werden soll. Herr Lıirrs wird
sich. unter meiner Leitung dieser Dinge genauer annehmen
t darüber später eingehend berichten.
Original from
Digitized by UNIVERSITY OF MICHIGAN
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 1-12. 1925.
Protokoll der Sitzung am 4. November 1925.
Vorsitzender: Herr Dienst.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und erinnert
daran, daß in der November-Sitzung vor 50 Jahren Herr
ToRELL vor der Gesellschaft seine Inlandeistheorie .ent-
wickelt hat. Dazu gibt Herr Künnx einen kurzen ge-
schichtlichen Rückblick.
Der Vorsitzende macht sodann Mitteilung von dem
Ableben des Herrn Professor SAMmoJLorF in Moskau. Die
Anwesenden erheben sich zu Ehren des Andenkens an
das verstorbene Mitglied von ihren Sitzen.
Als neue Mitglieder wünschen der Gesellschaft bei-
zutreten und werden aufgenommen:
Herr Direktor Dr. Bruxo MÜLLER in Olmütz in Mähren,
Herr Geologe Dr. CH. E. STEH in Bandoeng, Java;
- Fräulein Studienassessorin ANnA HUNDSDÖRFFER in Königs-
berg i. Pr.;
Herr Dipl.-Bergingenieur Dr.-Ing. RupoLr KRAHMANN in
Cladow (Havel);
Herr cand. geol. Curt TEIcHERT in Königsberg i. Pr.;
Das Mineralogisch-Petrographische Institut der Uni-
versität Bonn;
Herr Geologe Dr. ScHuArrF in Berlin.
Nach Vorlage der zahlreich eingegangenen Druck-
schriften erteilt der Vorsitzende das Wort
Herrn ERICH SEIDL zu seinem Vortrag über: „Die
Gesetzmäßigkeiten der Karbildung in den Nördlichen
Kalkalpen“!).
ı) Der Vortrag soll später in den Abhandlungen zum Abdruck
kommen.
18
BR . Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 254 —
Kare sind — in morphologischer Beziehung -- Aus-
tiefungen und (manchmal zirkusähnliche) Ausweitungen von
Talendigungen. Sie sind geren das Gebirge von steilen
Wänden und gegen den Talausgang oft durch eine kleine
„Barre‘“ begrenzt. Gesteinstrümmer bilden den „Karboden“,
der von Schnee- und Eismassen, auch von stcehendem Wßsser
bedeckt sein kann, das dann einen auffallend geringen Al-
fluß über Tage hat.
Unter den verschiedenartigen Erklärungen, die die Ent-
stehung berücksichtigen, hat zurzeit die wohl die meisten
Anhänger, welche die Kare als eiszeitliche Wirkung, als
Talbildungen, die durch Ausschürfung von Gletschern er-
weitert sind, ansieht. Andere Erscheinungen — tektonische
Schnitte, Erosionsrinnen, Dolinenbildungen, Spaltenfrost, Gre-
steinsbeschaffenheit — werden meist nur als vorbereitende
oder begleitende Umstände angesehen. Man ist sogar so-
weit gegangen, Karbildung als Kennzeichen ehemaliger Ver-
eisung anzusprechen.
Ich bin für das Gebiet der Nördlichen Kalkalpen zu
dem Ergebnis gekommen, daß dort Karbildung eine
Begleiterscheinung der (gesetzmäßig sich voll-
ziehenden) Zerteilung und des Zerfalls von Ge-
birgsmassen mit der Besonderheit von
Sackungserscheinungenim Karbereich ist.
Is ist dies eins der Ergebnisse von Forschungen. die
auf der markscheiderischen Aufnahme aller Salzberghau-
gebiete (unter Mitwirkung meines Freundes, des Mark-
scheiders und Malers RoMEp PLaxk, Dürnberg) beruhen.
Gerade in diesen Gebieten treten Kare verschiedener Art
und verschiedener Stadien der Entwicklung in höchst be-
zeichnender Ausbildung auf.
Im Salzkammergut und überhanpt in den Kalk:lpen
ist die physikalische Beschaffenheit der Schichtenfolg«
einem schnellen (überall durch Erscheinungen derselben
Art gekennzeichneten) Zerfall besonders günstig. Denn die
mächtigen Kalkmassen des ‚Jura, der oberen und mittleren
Trias, die äußerst leicht zerspalten und die reichen Nieder-
schlagsmengen nach der Tiefe leiten, werden von den Ton-
massen der untersten Trias und von dem mächtigen per-
mischen Salzlager unterlagert, plastische Massen, die unter
den Druck des Deckgebirges leicht ausweichen und dessen
Zerrüttung fördern.
Kare entstehen in diesem Gebiet durch Zusammen-
wirken folgender Umstände:
Original from
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_ 25 —
Unter dem Druck der Hauptgebirgsmasse und unter
Zugwirkungen, die von den abströmenden Basismassen
ausgehen: Abtrennung von Randteilen der Gebirgsmassen
«durch Schnitte, die bis auf «das Basisgebirge durchgehen.
Infolge der Zerreißbeanspruchung in den so entstandenen
Narzonen: Erweiterung der Schnitte unter zirkusähnlicher
Ausrundung der Schneiden bis zur völligen Abtrennung
von Teilschollen von der Hauptscholle.
Ausfüllung der Spaltzone init abgeriebenem G.stenns-
schutt, der stetig von obenher neu zureführt wird.
Stetiges Absacken dieser Gesteinstrümmer an der
Basis der somit erdfallähnlichen Karzonen, infolge des Ab-
gleitens der plastischen Basismassen und der Wegspülung
der auf dem Tonhorizont angesammelten XNiederschlags-
wasser (Subrosion).
In diesen Bergbaugebieten und in den angrenzenden
Gebieten beobachtet man je nach der mehr ode. minder
vollendeten Abtrennung von Gebirgsteilen Kare stärkerer
oder geringerer Aktivität. Ist die Abtrennung vollendet,
so ist auch das Kar tot und bedeckt mit Vegetation.
Auch in Gebieten, in denen keine Basis-Salzınasse
vorhanden ist, läßt sich Karbildung unter den nämlichen
Gesichtspunkten der Materialbeanspruchung erklären.
Dio aushobelnde Wirkung von Gletschern ist jedenfalls
kein notwendiges Moment für Karbildung — ganz abgesehen
davon, daß neuere Messungen der Höhe von Karböden in
verschiedenen Gebieten gar keine gesctzmäßigen Be-
ziehungen zu Firneiszonen ergeben haben. Die Annahme
eiszeitlicher Vorgänge und von Vergletscherungen, ledir-
lich auf den Nachweis von Karen zu stützen (z. B. Japan)
erscheint daher verfehlt.
Herr L. FINCKH sprach: „Zur Frage der Alters-
stellung der Landecker Basalte“?).
Auf Grund von Pflanzenfunden in Tuffschichten im
Liegenden des Basaltes vom Grauen Stein bei Landeck wird
ein diluviales Alter des Besaltes wahrs:heinlich gemacht.
Die pflanzenführenden Tuffite stehen in engem Verbande
mit alten Bideschottern, auf deren Lagerung unter dem
Basalt bereits Lrrrra aufmerksam geinacht hat. Nach
freundlichen Bestimmungen von Herrn W, GoTHAN stimmen
?) Eine eingehendere Besprechung dieser Frage wird später
in dieser Zeitschrift erscheinen.
18*
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DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 250 —
die Pflanzenreste (Stiele und Blattabdrücke) mit der
lebenden Schilfart (Phragmites communis) vollständirz
überein. 9
Dazu äußerten sich die Herren MıcHAEL, BERG und
der Vortragende.
Zum Schluß brachte der Vorsitzende eine briefliche
Mitteilung des Herrn W. WOLFF über: „Die Oser von
Strausberg bei Berlin“ zur Verlesung?). |
V W. O0.
DIENST. HaAAcH.
Protokoll der Wahlverhandlung am 2. Dezember 1925,
6 Uhr nachmittags.
Vorsitzender: Herr KruschH.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung zur Feststellung
des Wahlergebnisses. Es wird festgestellt: Abgegeben sind
294 gültige und 1 ungültiger Stimmzettel.
Es erhielten Stimmen:
Als Vorsitzender:
Herr Krusch 291, die Herren FIIEGEL, MICHAEL und
KEILHACK je 1 Stimme,
Als stellvertretende Vorsitzende:
Herr BroıLı 2%, Herr JAanEnscH 289, die Herren Bonn.
ER. KAISER, PENCK, SALOMON-CALYI, STILLE und ZIMMER-
MANN I je 1 Stimme.
Als Schriftführer:
. Herr BÄrtLing 294, Herr MESTWERDT 294, Herr Rımanı
294, Herr Born 289, die Herren DIETRICH, RECK, HAAck
und JANENSCH je 1 Stimme.
Als Schatzmeister:
Herr Pıcarnp 294 Stimmen.
Als Archivar:
Herr Dienst 294 Stimmen.
8) Siehe S. 259.
BR . Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 257 —
Als Beiratsmitglieder:
Die Herren Kossmat 293, K. ANDREE 292, PETRASCHECK
292, DEECKE, FAURA I SANS, SCHUMANN und WEGNER
je 290, FLIEGEL und WEDEKIND je 288, BRÄUHÄUSER,
SOERGEL und STUTZER je 2, BERGMANN, BRANCA, GOTHAN,
GÜRICH, HENNIG, LOTZ, MICHAEL, PAULCKE, RINNE, SAL-
FELD, STEINMANN, STILLE, V. STROMER, JOH. WALTHER,
WEPFER, WILSER, WÜsT je 1 Stimme.
Demnach sind gewählt:
‘ Zum Vorsitzenden:
Herr Krusch.
Zu stellvertretenden Vorsitzenden:
Die Herren BroilLI und JANENSCH.
Zu Schriftführern:
Die Herren BÄRTLING, MESTWERDT. RıiManN und Bonn.
Zum Schatzmeister:
Herr PıcArD,
Zum Archivar:
Herr DieEnsT.
Zu Beiratsmitgliedern:
Die Herren K. ANnDREE, DEECKE, FAuRA I SANS, FLIEGEL,
KossMAT, PETRASCHECK, SCHUMANN, WEDERIND, WEGNER.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt.
vv w. 0.
Krusch. DIENST. BÄRTLING.
Protokoll der Sitzung am 2. Dezember 1925.
Vorsitzender: KRUSCH.
Herr Dienst verliest das Ergebnis der der Sitzung
vorausgegangenen Wahl.
Die anwesenden gewählten Herrn nelımen die Wahl an.
Der Vorsitzende dankt den aus dem Vorstande aus-
seheidenden Herren für ihre bisherige Mitarbeit.
Original from
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— 258 —
Als Mitglieder der Gesellschaft werden aufgenommen:
Herr Bergassessor HAUsBRAND in BerliinN 4, Invaliden-
straße 44;
Herr Dr. LapDIısLAuUs StRAvUsz in Berlin NW 6, Marienstr. >.
Herr P. WOLDSTEDT spricht über: „Die kimmerische
Phase der saxonischen Gebirgsbildung im subherzynen
Becken“!).
Die kimmerische Phase der saxonischen Grebirzs-
bildung ist im nördlichen Teil des subherzynen Beckens
eine ausgeprägte Bruchphase Sie war hier mit weit-
schenden Zerrungen verbunden (Oberes Allertal,. Ehmener
Störungszone). Auch an der Asse läßt sich eine vorneokonie
Bruchphase mit Einbrüchen jüngerer Schichten feststellen.
Im südlichen Teil des subherzynen Beckens lassen sich
Zerrungen bisher nicht nachweisen; hier erscheint der
Charakter der Phase noch nicht ganz geklärt. Die kimme-
rische Phase legte die Grundzüge des heutigen Baus.
Die senone Phase war im Gegensatz zur kimmerischen
eine Phase des Zusammenschubs. Sie war in ihren Wir-
kungen im subherzynen Becken weitgehend durch die
kimmerische Phase vorbestimmt; die schmalen Störungs-
und Lockerungszonen geben die heutigen Schmalsättel vom
Typus der Asse, die Mulden sind durch die Salzabwan-
derungszonen vorbestimmt; aus den Mittelsätteln im Sinne
SCHUHS entstehen die Breitsättel vom Typus des Eins.
An der Aussprache beteiligen sich die Herren HARBOTT,
WEISSERMEL, SCHNEIDER, HAARMANN?), ECKART SCHRÜDEIR,
BÄrRTLING, FuLda, BERG und der Vortragende.
V, Ww, 0.
SOLGER. KRrUscH. BÄRTLING.
ı) Der Vortrag soll in ausführlicher Form in dieser Zeit-
schrift erscheinen.
2) Sielie S. 263.
ae nn Original from
ONRSERN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Briefliche Mitteilungen.
Die Oser von Strausberg bei Berlin.
Von Herrn W. WOLFF.
(Mit 3 Textabbildungen.)
Berlin, den 3. November 1929.
Auf der 200 000teiligen geologischen Karte hat K. Keri.-
HACK das Diluvium der weiteren Umgebung von Berlin
in neuzeitlicher Auffassung dargestellt und dabei eine An-
zahl von Wallbergen, deren Bedeutung zur Zeit der geo-
logischen Spezialaufnahmen' in dieser Gegend noch un-
bekannt war, als Oser gekennzeichnet. D.r mächtigste und
eindruckvollste dieser Oser ist wohl der von KEILHACK bei
Hoppegarten südwestlich von Dahmsdorf-Müncheb.rg an-
gegebene. Leider li’gt er ungefähr 7 km von der Balın ent-
fernt und weit außerhalb des B.riiner Vorortverkehrs. Ich
möchte deshalb auf einen für Exkursianen unvergleichlich
günstiger gelegenen und modellartig ausgeprägten Os in
der Nähe des Balınhofs Strausberg aufmerksam machen,
der wohl schon dem einen oder anderen Fachgenossen
bekannt geworden, meines Wissens aber noch nicht in der
Literatur beschrieben ist.
Man findet ihn, wenn man vom Balınhof in östlicher
Richtung an der Bahn entlang wandert, die Bahn auf der
Chaussee überschreitet und dann wieder in der vorigen
Richtung den die Bahn auf der Südseite begleitenden
Fußweg einschlägt. Dabei überquert man zuerst das Bachtal
an der Ostseite der Strausberger Vorstadt und alsdann ein
Stück Sander-Hochebene, das mit Kiefernwald bestanden
ist und in dem sich eine riesige Kiesgrube befindet. Diese
Kiesgrube gewährt einen schönen Einblick in den Schichten-
aufbau des Sanders und bietet auch die Möglichkeit zum
Sammeln von Geschieben. B.-merkenswerterweise kommen
nur Geschiebe bis reichlich Kopfgröß> vor, während größere
Blöcke fehlen. Wir befinden uns eben, wie auch die
KEILHACKSche Karte lehrt, in einem Sander von nordsüd-
licher Erstreckung, der beiderseits von Grundmoränenflächen
eingefaßt wird und offenbar eine Ausschmelzungszone im
Eise darstellt, in welehe von allen Seiten Sand- und Stein-
Original from
DOZEENY Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 20 —
geröll hineingespült wurde; es ist selbstverständlich undenk-
bar, daß die kopfgroßen Gerölle etwa aus dem weit ent-
legenen Moränengelände nördlich von Strausberg herb:i-
geschwemmt sein könnten. Weiter gelangt man dann an
. 2. v z h i i \ [ nr \ 4
EA
kon Vorstadt
= rer \ Y N 2 \
& 2 : ‚3 \ L AN 12
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Abb. 1, Lageplan der Oser bei Strausberg.
eine breite Talung, die im Süden den Stienitz-See beher-
bergt. In dieser von Gehänge- und. Quellmooren erfüllten
Talung erheben sich verschiedene bewaldete Hügelinseln,
die bereits als osartige Gebilde anzusprechen sind.
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Nahe dem Bahndamm entwickelt sich dann in der
Talmitte ein einzelner Wall, der sich auf der Nordseite
(man kann in dem Bachdurchlaß den Bahndamm unter-
schreiten) zu einem geschlossenen Zuge verlängert, so daß
ein insgesamt etwa 1400 m langer Os entsteht. Dieser
prächtige mit Kiefern bes!tand.ne O3 wi.d r>chts und links
Abb, 3 Teilansicht des östlichen der beiden Oser bei Strausberg.
W. Wolff phot.
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von Wiesen bezrleitt; er bosteht aus ein>m zienlieh steilen,
durchschnittlich vielleicht 10 m hohen Wall, der in ge-
wissen Abständen knotenartize E'höhung.n und Ver.li-kun-
zen aufweist. Von mehreren dieser Eraöhungen zweigt ein
kurzer Nebenos ab, und zwar jedesmal in westlicher
Richtung. Im Norden erreicht der Os an der Stelle, wo
der Weg nach der Schlagmühle inn durchschn-idet. (li
linksseitire Hochfläche und verlieit sich bald auf dersellen.
Geht man von di>ser Stelle am Rande die:e: Ho.hfläche
wieder nach Südwesten zurück. so findet man einen zweiten
Os, der den Rand der Hochfläche begleitet und durch einen
deutlichen, an mehreren Stellen kesselartiz verbreiterten
Osgraben von letzterer geschieden ist. Er reicht unvefähr
bis zur Bahn. Auch di’ser zweite Os, dr freilich n’cht s»
schön ausgeprägt ist, wie der erste, entsendet mehrere
Abzweigungen nach SNüdwesten. Die Wiesennisderung
zwischen beiden Osern ist mehrfach durch alte Fishteich-
dämme geteilt, die an solchen Stellen angelegt sind. wo eine
Abzweizung der Öser schon fast einen natürlichen Tialab-
schluß herstellte.
Die Strausbereer Oser sind bezeichn"nde B>standteil:
des subglazialen Tales, das über Rüdersdorf und Woiters-
dorf zum Berliner Haupttal zieht und das letztere in so
merkwürdiger Weise mittels der Rinnen des Seddin-Sces,
des Wermsdorfer Sees und des Crossin-Sees dureliquert,
ohne von den Talsanden verschüttet zu sein. Di’se Erschei-
nung weist auf die Gleichzeitigkeit der eben beschneben.n
Rinnenbildung und der Funktion des Urstromtals hin und ist
nur durch die Annahme cerklärbar, daß, wie auch Wo1i.v-
STEDT neuerdings hervorhebt, der Wasserinhalt der Rinnen
gefroren, vom Urstrom übersandet und später im Boden
aufgetaut ist. Herr Bärrrına macht mich darauf auf-
merksam, daß heute noch gewisse Scen in Lappland bis
auf den Grund gefrieren.
Man kann die Strausberger Oser b>quem in einer Hil))-
tagstour besichtigen; will man sie auf Tagesausflügen be-
suchen, so empfichlt es sich, nach der Besichtigung ent-
weder südwärts nach Rüdersdorf zu wandern und den
Hauptteil des Tages den mannigfaltigen Erscheinungen
dieser Gegend zu widmen, oder das Tal, in dem die Oser
liegen, in der Richtung nach Strausberg weiter zu ver-
folgen. In dieser Richtung tritt der subglaziale, man
möchte sazen fragmentarische Charakter dieses merk-
würdigen Tales besonders gut In Erscheinung; Erwei-
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terungen und Verengungen, durchkesselte Sandschwellen,
Seen (Herrensee), Wiesen und Erosionsabschnitte wechseln
miteinander, Von Strausberg hat man dann die Gelegen-
heit, wundervol.e glaziale Talbildungen auf einer Wanderung
nach Tiefensee weiter zu studieren, indem man aın Ihland-
see und Lattsee entlang wandert, durch den Grenzgrund
zur Försterei Heidekrug hinaufsteigt und von hier nach
Westen in den Gamengrund hinabsteigt. Der Gamengrund
ist eine wundervolle subglaziale Stromrinne mit Schwellen.
Nach Norden vertieft er sich bis unter den Grundwasser-
spiegel und setzt sich als Gameznsce fort. Von dem hohen
Damm der Chaußee hat man einen prächtigen Ueberblick
über das Trockental und den Se zugleich. Uebrigens zieht
sich diese Seen- und Trockentalrinne von Tiefensee noch
ungefähr 12 km nach Nordnordosten, um schließiich gar
nicht weit von der Eberswalder Pforte bei Gersdorf süd-
lich von Hohenfinow zu endigen.
Die kimmerische Phase der saxonischen
Gebirgsbildung im subherzynen Becken.
Bemerkung zum Vortrag des Herrn PAuL WOLDSTEDT.
Von Herrn Erıcn HAARMANN.
Die vielen und scheinbar unüberbrückbaren Wider-
sprüche, zu denen nach den Ausführungen der Diskussions-
redner die Darstellungen des Vortragenden führen, bestehen
nur im Rahmen unhaltbarer Anschauungen über Gebirgs-
bildung. Für mich sind sie nicht vorhanden: im Gegenteil
erkenne ich in den vom Vortragenden dargestellten Ver-
hältnissen ein ausgezeichnetes Beispiel für die Ansichten
über Gebirgsbildung, welche ich als „Oszillationstheorie‘
zusammengefaßt und 1921 in der Februar:itzung unserer
Gesellschaft bekanntgegeben habe. Die Kenntnis dieses
Vortrags muß ich voraussetzen!).
I) Referiert von Keıt.nack, Glückauf 1921, S. 202f. Erst jetzt
kann ich den Inhalt dieses Vortrags in Druck geben, meine An-
sichten über Gebirgsbildung vgl. jedoch: Zur tektonischen Ge-
schichte Mexikos, Centralbl. f. Min. 1917, S. 178 und Über Stauung
und Zerrung durch einmalige und wiederholte Störungen. Diese
Zeitschr. 1920, Abhandlg. S. 222.
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— 2049 —
Mit der Darstellung der geolozischen Tatsachen, die
der Vortragende gegeben hat, stimme ich nach meiner
Kenntnis der Verhältaisse vö.lig überein, nur dest ich sie
anders. Die jungpaläozoisch-mesozoische Sedimentation. die
den präsalinaren Untergrund überlagert, bedeutet tektor.isch:
Senkung. Mit dieser ging die Heraushebung des Harze
Hand in Hand. Auch HArBorT?) hält es für möglich, daß der
Harz schon früh wenigstens als Schwelle existiert hat,
und zwar wegen der verschiedenen Ausbildung des Salz-
gcbirges nördlich und südlich vom Harz. Ich seltst bin
hiervon aus diesem und aus Gründen die ich an
anderer Stelle darlegen werde, durchaus überzeugt.
Eigentliche Harzgerölle finden wir erst in der
Oberen Kreide, so daß erst damals feste Harzgesteine
in stärkerem Maße abgetragen worden sind. Auch hier
bestätigt sich also die häufige Erfahrung, dıß Senkung
mit gleichzeitiger Hebung von Nachbargebieten verbunden
ist. Aus dem Profil, welches der Vortragende gibt. erkennt
man eine nach dem Harz ziemlich gleichmäßig zunehmende
Senkung des präsalinaren Untergrundes, der sich nach dem
Flechtinger Höhenzug hin allmählich heraushebt. Gegen
den Harz bestcht also ein Gefälle des Untergrundes, das
nach freundlicher nachträglicher Mitteilung des Herrn Vor-
tragenden 3° beträgt, eine Neigung, die bei einer so vor-
züglichen Gleitschicht wie dem Salzgebirge für die ver-
hältnismäßig geringen Horizontalbewegungen durchaus
hinreicht. Möglicherweise bestanden schon früh (die
durch Brüche begrenzten Gebirgsblöcke und haben sich
diese von vornherein ungleichmäßig gesenkt (,,Different.al-
senkung‘“) und zwar unter Bildung des Gefälles. In diesem
Falle wäre die nach dem Harz zu größere Mächtierkeit
der Sedimentfolge wenigsten3 teilweise eine primäre Er-
scheinung und im hochgelegenen Teil des (Giefälles, a’sı
nach NO, wo Weißer Jura die jüngsten mesozoischen
Schichten bildet, sind möglicherweise nicmals alle jungıneso-
zoischen Schichten abgelagert worden.
Die Bildung der Salzstöcke ist nach dem Vortragenden
präncokom; eine untere Altersbegrenzung gibt er nicht.
Nichts spricht aber dagegen, daß ihre Entstehung schon sehr
früh begonnen hat.
Wie anderwärts wird man auch im Niedersächsischen
Becken bei genauer Untersuchung der Sedimente die in
2) Deutsche Bergw.-Ztg., Jubil.-Nummer 4, 1925.
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DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 205 —
diesen abgebildeten tektonischen Vorgänge basser erkennen?),
besonders wenn man sich erst von der Lehrmeinung frei-
gemacht haben wird, daß gebirgsbildende Bewegungen nur
in den Intensitätsphasen vor sich gegangen sind.
In der Richtung des Gefälles,, also nach SW, sind
die Schichten, lediglich unter Wirkung der Schwerkraft,
zusammengerutscht, und es ist nur natür.ich, wenn wir am
Harz selbst, am Harli und an der Asse Zusammenschub,
im höher gelegenen Teil des Gefälles dagezen, also im Dorm
und besonders in der Allertaliinie, Zerrungserszheinungen
sehen. ‘Kompression und Zerrung sind in meinem Sinne
keine Gegensätze, sondern zusammengehörige Erschei-
nungen. Man braucht daher nicht, wie der Vor-
tragende es tat, anzunehmen, daß Zerrung ur-
sprünglich auch in den Kompressionslinien, also im Harli
und an der Asse, den Anlaß zum Emporquellen des Salz-
gebirges gegeben hat — eine Zerrung, die übrigens, wie
der Vortragende salbst angab, dort sehr unsicher ist. Ebenso-
wenig braucht man die gegen den Harz hin festzusteliende
Stauung in eine Phase seitlichen Drucks der Oberen Kreide
zu verlegen. Nach meiner Auffassung sind vielmehr Harli
und Asse schon ursprünglich unter Kompression empor-
gequollen, während die. nach dem Flechtinger Höhenzug
gelegenen Gebiete gezerrt worden sind und dadurch die
Raumverkürzungen kompensierten, die in den Kompre;-
sionen und dem flachen Faltenwurf der Schichten zum Aus-
druck kommen.
In den vom Vortragenden gesshilderten Verhältnissen
erkenne ich als) eine einheitliche, widerspruchslose Folge
geologischer Ereignisse: sie sind ein typisches Beispiel für
die genetisch zusammengehörigen ‚Zerrungs-“ und ‚„Stau-
ungsschollengebirge‘‘ (Stauungsschollengebirge = Bruch-
faltengebirge HAARMANN, non STILLE, wie der Vortragende
angab)‘).
8) Hierzu vgl. z. B. Hascks Profil östlich Iburg im Führ. z.d.
Exkursionen unserer Ges., Münster 1925, S. 47.
4) Ähnlich wie ich jetzt und schon früher (z.B. a.a.O. ds.
Ztschr. 1920) die Gebirgsbildung des hier betrachteten Gebiets er-
klärte, hat der Vortragende dies in dieser Zeitschr. 1924, Abhandlg.
S.197f. getan. Diese Auffassung hat der Vortragende jedoch ohne
nähere Begründung in der Diskussion widerrufen, ebenso wie schon
vorher in seiner Arbeit: Tektonische Skizze der weiteren Umgebung
von Braunschweig, 18. Jahresber. des Niedersächs. geolog. Ver.
1925, S. 106.
ER nn Original from
DO Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Die Bedeutung
der „Transformation“ des Liegenden von
gefalteten Transgressionsflächen.
Von Herrn Orto Ssıtz in Berlin.
Der Vortrag von Herrn WotpsTEnrTt in der Sitzung
unserer Gesellschaft am 2. Dez. 1925 über „Die kimmoeri-
sche Phase cer saxonischen Gebirgsbi.dung in subherzynen
Becken“ und die «daran anschließ:nde lebhafte Diskussion.
bei der z. T. recht verschiedene Ansichten geäußert wurden.
gibt mir Veranlassung zu der nachfolgenden kurzen Mit-
teilung.
Die z. Z. bestehenden Wilersprüche in der Auffassunz
der Tektonik des subherzynen Beckens werden erst uUann |
verschwinden bzw. gemildert, wenn das Ergebnis einzelner
orogener Phasen für sich genauer beschrieben werden
kann, wenn insbesondere für die präkretazische Tektonik |
exakte Grundlagen sich ermitteln lassen. Die bisherigen
Versuche in dieser Richtung beschränken sich im wesent-
lichen auf die Auswertung des allgemeinen Bildes der
geologischen Karten im großen, von Bohrungen und anderen
Beobachtungen. Wenn z. B. das Ncokom an einer Stelle
über älteren Schichten transgrediert als an einer anderen:
benachbarten Stelle, so wird dort eine präkretazische Auf-
sattelung mit cinem bestimmten Streichen angenommen.
Daß es sich aber hier um ein nahezu rein
stereometrisches Problem handelt, daß zu-
nächst einmal die Diskordanzwinkel im
Streichen undim Fallen zwischen den trans-
gredierenden Schichten und ihrem Liegen-
denalsnotwendigste Grundlage zuermitteln
sind, bleibt ebenso unbeachtet wie die Mör-
lichkeit, hieraus die Lagerungsverhältnisse
zu Beginn der Neokomtransgression exakıt
zuberechnenoder zum mindestenannähernd
abzuschätzen.
Denkt man sich nämlich die steil aufgerichteten Neo-
komschichten um ihre Streichlinien in die Horizontale gv-
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DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 207 —
dreht und mit ihnen gleichzeitig die fest verbunden ange-
noinmen präkretazischen Schichten!) bewegt, dann erhalten
diese dieselbe Lage wie zu Beginn der Neokomtrans-
gTCssion. |
Haben die Schichten im Liegenden und im Hangenden
einer Transgre:sionsfläche das gleiche Streichen, aber ver-
schiedenes Fallen, so genügt eine einfache Subtraktion,
um dasFallen z.Z. der Transgression zu erhalten. Wenn
aber auch ein Diskordanzwinkel im Streichen vorhanden
ist, so ist die Lösung der Aufgabe erheblich schwieriger;
mit dem „Umklappen” des Neokoms in die Horizontale
ändert sich nicht nur das Fallen, sondern auch dıs Streichen
der präkretazischen Schichten. Die rechnerische Lösung
dieser Drehoperationen, die von EBERT?) auf Klüfte an-
gewandt und als Transformation bezeichnet wurde, Kann auf
mathematischam Wege oder einfacher mit Hilfe des
WULrrschen Netzes durchgeführt werden. Ich habe kürzlich
über diese Methode ausführlicher berichtet).
Vermutlich sind ähnliche Überlegungen mehr oder
weniger gefühlsmäßig schon von manchem Autor angewandt
worden. In der Literatur ist mir derartiges (allerdings oın
mathematische Berechnung) nur in einer Arbsit von
E. HAARMmanN!) bekannt geworden. Ein: Teans’ormation
mit Hilfe der von mir ausgearbeiteten Methol> ist zum
ersten Male in dem Aufsatz von Haack’) üb.r „Di: nord-
westfälisch-Äippische Schwele” zu finden.
Iın subherzynen Be:ken und im besonderen am Salz-
gitterer Höhenzur ist an vielen Stellen das Neokom-
konglomerat mit seinem liegenden aufgesch!o:ssen. Hier
besteht die Möglichkeit zu Winkelmessungen über und
unter der Transgressionsfläche. Bei einer einmaligen Be-
gehung wird aber kaum ausreichendes Material zusammen-
kommen; nur durch wiederholte Untersuchung alter und
neu entstehender Aufschlüsse kann schließlich ein ge-
nügend dichtes Beobachtungsnetz entstehen. Deswegen er-
ı) Das entsprechende gilt auch für vorneokome Störungs-
Nächen.
2) Esi:rr, Beiträge zur analytischen Tektonik mit einem Bei-
spiel aus dem östlichen Deister. Diese Zeitschr. 1923, Bd. 75,
Abhandlg. S. 46.
8) Sertz, Das Werrrsche Netz als Hilfsmittel bei tektonischen
Untersuchungen. „Glückauf‘“ 1924, S. 375.
4) Haanmann, Die Ibbenbürener Bergplatte, ein Bruchsattel,
Braxca-Festschrift 1914. S. 330, .
6) Diese Zeitschr. 1924, Monatsber, S,. 42.
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— 2068 —
scheint es mir notwendig, derartige Winkelmessungen zu
sammeln. Sicher sind von manchem Gco!ogen in den
guten Aufschlüssen. am Sa:!zgitterer Höhenzuge Messungen
ausgeführt worden; in der Literatur findet man aber nur
sehr wenig und darunter nichts brauchbares, weil die
Messungen nicht im Hinblick auf eine später vorzunehmenie
Transformation gemacht wurden.
Bei den Arbeiten im Gelände ist selbstverständlich auf
eines zu achten, und dies muß von dem Geologen in
seinem Bericht ausdrücklich erwähnt werden, daß nämlich
keine Verschiebung zwischen den beiden Beob-
achtungspunkten im Hangenden und Liegenden der Trans- -
gressionsfläche und auch nicht längs dieser selbst nach-
träglich stattgefunden hat, daß also Hangendes und Lie-
gendes heute noch in gegenseitig unveränderter Lage-
rung vorhanden sind. Auch Beobachtungen über Art der
Sedimentation sind erforderlich, denn wenn z. B. über dem
gefalteten Untergrund das transgredierende Scediment sich
in Delta-Schichtung abgesetzt hat, wäre es falsch, auf eine
bereits primär geneigte Schichtfläche hin zu transformieren?).
In günstigen Fällen wird der Geologe das Fallen und
Streichen der transgredierenden Schichten und dasjenige
der vor der Transgression gefalteten Schichten in einem
einzigen Aufschluß messen können. Häufig wird aber nur
ein Teil dieser Beobachtungen mög:.ich sein. Auch solche
Messungen sollten, sofern sie in der Nähe der Trans-
gressionsfläche liegen, gesammelt werden, im Hinblick
darauf, daß bei einer Vergrößerung des Aufschlusses die
Beobachtung später ergänzt oder vervollständigt werden
kann. Unbedingt zu fordern ist aber, daß die Beobachtungs-
punkte auf das genaueste in eine Karte‘) eingetragen
werden.
Im Laufe der Jahre dürfte wohl ausreichendes Material
zusammenströmen, dessen Bearbeitung und Verwertung mit
den übrigen geologischen Beobachtungen unsere Auf-
fassung der Tektonik einen wesentlichen
Schritt vorwärts bringen wird. Auf das sub-
6) Die Lage der Transgressionsfläche selbst dürfte wohl
meistens von geringer Bedeutung sein.
?) Ob hierbei der Maßstab 1:25000 in jedem Fall ausreicht,
wird sich aus der Praxis ergeben; gegebenenfalls muß eine Kroki-
zeichnung von der Lage der beiden, zueinander gehörigen Messun-
gen im Liegenden und Hangenden der Transgressionsfläche an-
gefertigt werden,
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herzyne Becken im besonderen angewandt,
wärein erster Linie auf sicherer Grundlage
als bisher eine Rekonstruktion der präkre-
tazischen Tektonik möglich Dann würde
auch der heutige Gebirgsbau besser zu er-
klären sein und außerdem neues Licht auf
Problemefallen,diedamitzusammenhängen:
Die Paläogeographieder UnterenKreide und
die Entstehung der Neokomeisenerze.
Manuskript eingegangen am 8. Dezember 1925.
Ein Vorkommen jungvulkanischen Gesteins
bei Brixen a. E. (Südtirol).
Von Herrn R. v. KLEBELSBERG in Innsbruck.
Gelegentlich eines Osteraufenthaltes 1925 in Südtirol
erzählte mir der Brixner Arzt Dr. IaxAz MADER, ein um
dio Heimatforschung sehr verdienter Mann, von merk-
würdigen Schlacken, die auf einem Berge nahe Brixen
vorkämen; mit der Gegend vertraute Leute, insbesondere
Jäger, wüßten schon lange davon, MADER selbst ist vor
Jahren durch einen Jagdgefährten, Herrn Dr. med. Anton
DESALER (Bozen), auf die Stelle aufmerksam gemacht
worden. Soweit eine Erklärung des Vorkommens über-
haupt versucht wurde, sei sie in urgeschichtliche Richtung
gegangen.!)
Diese Mitteilung begleitete MAnErR mit der Vorzeigung
einiger Gesteinsstücke, die z T. nicht anders demn als
Binisstein zu bezeichnen waren.
Auf meine Bitte führte mich MADER alsbald an die
Fundstelle. Sie liegt, ungefähr eine Gehstunde NNO von
Brixen, auf der Höhe des höchsten der Elvaser
Köpfe, des sog. Mair- oder Guggenhaus-Bülels, etwa
90 mü. M. Es ist das eine stumpfe, gletschergerundete
Felskuppe, z. T. mit Moränenschutt bedeckt, von schütterem
) Vgl. A. Essen, Vorgeschichtliche Ortsbeschreibung des
Natzerberges bei Brixen. Forschungen und Mitteilungen zur Ge-
schichte Tirols und Vorarlberg. XIV, 1917, S. A. S.7.
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POLEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
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Föhrenwald bestanden. Der Fels ist Quarzphyli: Hi-
Glimmerschiefer, wie er in der Brixner Gegend herrscht.
der Moränenschutt, der ilın z. T. bedeckt, führt außerden:
- Granit und Gneise aus den weiter nördlich vom Eisakt::.
an «die Nordseite des Pustertals hinüberziehenden orö-
sraphisch zentralalpinen Zonen.
Aus dem Waldboden am Scheitel der Kuppe schauen
nun wie Reste von Grundmauern kleine Partien einer
harten Brekzie vor. Hauptsächlich sind es zwei Partien.
vine größere, die in SW—NO-Richtung etwas längsgestreck:
ist, und eine kleinere in derselben Streichungsaxe etwa
11» m weiter NO. In der weiteren Fortsetzung de>-
Streichens nach NO folgen noch ein paar ganz klein:
Vorragungen gleichen Materials. Mit ihnen mißt das Ge-
samtvorkomnen an 5 m Längserstreckung. Die „rößt:-
beobachtbare Mächtigkeit, rechtwinklig zu der ange-
nonmenen Längserstreckung, beträgt 11/, m, das Vorrageı.
über den Boden bei den beiden ersten Partien 1,—!s m.
bei den übrigen noch weniger. Die Vorragungen falleıı
gegenüber der sonstigen stumpfen bis gerundeten Kuppen-
form auf durch ihre Schroffheit und Ungeschliffenheit, si-
lassen nur die Anzeichen randlichen Abbröckelns erkennen.
Abgebröckelte Stücke liegen am Hange südöstlich unter
der Kuppenhöhe herum. Sonstige Aufschlüsse fehlten vor
Natur aus, im besonderen war der unmittelbar umgeben!
Boden nicht erschlossen, nur aus dem Mangel von Fels-
aufschlüssen konnte gefolgert werden, daß er an dieser
Stelle von Moränenschutt gebildet wird. Erst ein paar
Meter weiter nördlich und östlich kommt der anstchende.
stark metamorphe Quarzphyllit zum Vorschein.
Die Brekzie ist, wie man am besten an Jen Ab-
bröckelungsstellen sieht, zusammengesetzt aus regellos an-
geordneten eckigen und kantigen, nur untergeordnet. auclı
mehr oder weniger gestumpften Stücken des Schiefers, wie
er in den nächsten Felsaufschlüssen ansteht. Die Mehr-
zahl der Schieferstücke sind rotgehrannt, wodurch auch
die Brekzie stellenweise ein rötliches Aussehen erhält.
Ähnliche Rotfärbung zeigt, wenigstens teilweise, auch der
Schiefer der nächsten Felsaufschlüsse. Wennschon derartig“
Rotfärbungen beim Brixner Quarzphyllit auch sonst öfters
vorkommen und insofern nicht ausgeschlossen werden
kann, daß die roten Schieferstücke der Brekzie anders-
woher stammen oder daß die Rotfärbung der Stücke wie
des anstehenden Schiefers schon älteren Datunis ist, fällt
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die Übereinstimmung und die örtliche Beziehung zum Auf-
treten der Brekzie doch gleich auf.
Wie das Format der Stücke ist auch ihre Größe ganz
verschieden, von kleinen Splittern bis zu ansehnlichen
Blöcken, die größten messen etwa 30 cm längster Dimension.
Viele Stücke sind angeschmolzen und schlackig und dann
z. T. unmittelbar durch Anschmelzung miteinander ver-
bunden, im übrigen aber sind die Stücke durch eine grün-
lich- bis bräunlich-graue deutlich bimssteinartig2e Zwischen-
masse verkittet, die stellenweise auch etwas größere Lücken
und Hohlräume ausfüllt.e Die Bimssteinmasse ist in ihrer
Beschaffenheit und Verteilung grundsätzlich unabhängig von
dem durch sie verkitteten Material, ab und zu zeigen sich
zwar Übergänge in angrenzende Gesteinsstücke, meist aber
bleibt sie gegen diese ganz scharf abgegrenzt.
Den weitaus vorherrschenden Schieferstücken gesellen
sich in der Brekzie vercinzelt Stücke anscheinend (viel-
leicht nur stärker metamorpher) ortsfremder Gneise, be-
sonders aber auch solche von Granit hinzu und zwar von
typischem „Brixner Granit‘, wie er in Menge im Moränen-
schutt der Gegend vorkommt. Die Granitstücke unter-
scheiden sich dabei auch in der Form von der Mehrzahl
der Schieferstücke, sie sind im Gregensatz zu diesen aus-
gesprochene Gerölle (10—15 cm Durchmesser).
In angeschmolzenen Gesteinspartien finden sich ganz
vereinzelt von der Schmelzmasse Strukturen nach Art ver-
witterten Holzes abgebildet, nirgends aber konnten Kohle-
spuren gefunden werden.
Der mikroskopische Befund einer möglichst un-
verschrten, d. h. nach makroskopischer Beurteilung von
dem verkitteten Geusteinsmaterial möglichst wenig beein-
flußten Bimssteinpartie ergab als Hauptbestandteile Quarz
(in Körnern und Splittern, oft angeschmolzen) und Glas
(anscheinend nicht homogen, teils farblos, teils schmutzig
braun, teils, um Erzkörnchen herum, violett). Dazu komnit
wenig Erz, z. T. Körner, z. T. Skelette, vermutlich Ma-
gnetit, im braunen Glas eingeschlossen sind ferner lange,
schr dünne, gerade auslöschende Nädelchen y // Längs-
richtung, von wirrstrahligen oder tannenbaumartigen Wachs-
tumsformen.
Die chemische Analyse des gleichen Materials,
welche mir in freundlichstem Entgegenkommen Herr Hof-
rat Prof. Dr. Max BAMBERGER in Seinen Laloratorium an
der Technischen Hochschule in Wien durch Herrn
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DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 272 —
R. Haıumrs (der auch den Köfelser Bimsstein?), für Herrn
W, HAMMER, analysiert hat) durchführen hieß, ergab das
nachstehend mit einigen anderen Analysen in Versrrleich
gesetzte Resultat. Danach ist es zum Unterschiede von
dem liparitischen Bimsstein von Köfels im Octztale ein
mehr trachytisches Gestein, jedoch mit auffallend hohem
Gehalt an Al» O, (vielleicht durch Bevinflussung vom
Schiefer her zu erklären).
SiO, ‚A130, Fe,0, FeO MgO Ca0 NO K,0 H,t
Bimsstein der Eruptiv- | | | |
brekzie vom Mair-Bühel ' | | | | | Ei
bei Elvas (Brixen)... . [63,20 22,19 6.71 — 1,02 0,73 2,18.3,3° 0.45
Trachyt, Auvergne n. | | | Ä
RosixsuscHh#), S.280) . . | 63.531 17,81 3.92 — ‚1,10, 2,31. 4,76 5,21 1.1t
Trachyt, Ischia (n. RosEn- |
Busen, 8.280) ...2... 60,33 18,74 2,84 1,29 0,38 1,15 7,15 7,30 0.50
Aegirintrachyt, Sieben- | | | | | |
gebirge (n. Roszexsusch, |
S.286) 22.220... [6421 16,98: 6,69 — 0.150,49
Sa - EEE PR | en En j „uk
| M
5,13 | 4,41 1,0%
Liparitbimsstein, Köfels | M
(n. Hammer 1. c., S. 338 |
bzw. 210) .. 22220. 74,53 13,60
218 — |028 1,08 3,43 4,56 05
Die Beschaffenheit der Brekzie läßt nach dem Gesagten
kaum eine andere Deutung zu als die im Sinne emer zang-
förmig auftretenden Eruptivbrekzie, welche
die Moränenbedeckung der gletscherxge-
rundeten Felskuppe noch durchbrochen, Ja-
bei Moränenmaterial mit in sich aufge-
nommen hat, selbst aber vom Gletscher-
schliff nicht mehr betroffen worden ist. a
vielleicht bei ihrem Aufsteisen schon Holzvegetation an-
getroffen hat. Eine andere natürliche (z. B. Blitzwirkung)
oder eine künstliche Erklärungsmöglichkeit scheint nicht
eegeben. Die Heterogenität der verkittenden Bimsstcin-
2) Vgl. W. Hauer, Über das Vorkommen jungvulkanischer
Gesteine im Ötztal (Tirol) und ihr Alter. Sitzungsber. d. Akad.
d. Wissensch. Wien, Mathem. naturw. Kl., Abt. I, 132. Bd., 1923.
S. 329—342. — Derselbe, Ein Vorkommen jungvulkanischen Ge-
steins in den Tiroler Zentralalpen. Zeitschr. f. Vulkanologie,
Bd. VIII, 1924, S. 238—243.
*) Außerdem Spuren von MnO und Cl.
%) Elemente der Gesteinslehre, II. Aufl. 1901.
RR N Original from
ae] Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
=, II
mas ec verenüber den verkitteten Gesteinsstücken stelıt
jedem anderen Erklärungsversuche entgegen.
Das oberflächliche Aussehen der Brekzie ist so, daß
einem unter anderen Vorkommensverhältnissen oder wenn
höheres weolorisches Alter angenommen werden könnte,
ein Zweifel an der Eruptivnatur gar nicht in den Sinn
käme. Nur das örtlich so sehr beschränkte Auftreten auf
der Höhe einer gletschergerundeten Felskuppe und die ganz
jugendliche Altersbostimmung, die sich zwangsläufig für
die Bildung ergibt, machen stutzig und lassen von vorn-
herein an andere Erklärungsversuche denken, insbesondere
solche im Sinne einer künstlichen Bildung, umsomehr, als
in unmittelbarer Nähe, wenige Meter nördlich unterhalb,
Wallburgspuren vorhanden sind.
Allein auch Lage und Auftreten würden anderseits
eine solche künstliche Deutung sehr erschweren. Die
Brekzienreste umsäumen nicht etwa die Kuppenhöhe,
sondern verlaufen in einheitlicher, geradliniger Längs-
erstreckung schräg-diagonal über sic hinweg. Eine der-
artige Jineale Anordnung irgendwelcher Feuerstätte wäre
nicht verständlich, Gegen die Annahme einer Schmelz-
oder Schmiedewerkstätte spricht auch die Lage auf der
Höhe der Kuppe. Erzlagerstätten sind nicht in der Nähe.
Schon das oberflächliche Auftreten läßt übrigens mit Sicher-
heit erkennen, daß es sich nicht einfach um ein Haufwerk
von Schlacken handelt. Für die Deutung im Sinne eines
„Schlackenwalles“ fehlt jede Spur verkohlter Holzreste
(ohne daß durch den Nachweis solcher die eruptive Deutung
ausgeschlossen würde). |
Um aber immerbin weitere Anhaltspunkte zu gewinnen,
insbesondere das Wurzeln der Brekzie im Untergrunde
festzustellen, bat ich den in Brixen ansässigen Gymnasial-
professor Dr. KAkL MEUSBURGER — der auch ein“ wert-
volle geologische Arbeit über die Gegend geliefert hat) —,
er möse zur Schaffung künstlicher Aufschlüsse
an der schon ober Tas steilabfallenden SO-Seite der
ersten, größten Brekzienpartie in die Tiefe graben lassen.
MEUSBURGER führte diese Grabung mit einigen arbeits-
freudigen Studenten vom fürstbischöflichen Gymnasium
®) Glazialgeologische Beobachtungen im PBrixner Becken.
62. Programm des k.k. Gymnasiums zu Brixen 1912. S.41 ist das
Schlackenvorkommen, nach A. Fsu:r im Sinne einer urgeschicht-
lichen Feuerstätte, erwähnt.
BR . Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 274 —
Vincentinum in Brixen. im Beiszin zweier weiterer für
die Sache interessierter Professoren dieses Gymnasiums.
der Herren KEtzı.Eer und RoıLo, bis zu >, m Tiefe durch
und berichtete mir darüber schriftlich und mündlich. Es
bestätigte sich, daß die Brekzie, wie nach den oberfläch-
lichen Aufschlüssen zu erwarten war, mit einer ziemlich
scharfen, annähernd senkrecht stehenden und im Sinn» der
angenommenen Längserstreckung verlaufenden Grenzfläche
gegen den südostseitig anlagernden Moränenschutt in die
Tiefe setzt. Der die Moräne unterlagernde Felsgrund ist
in 3’, m Tiefe noch nicht erreicht worden. Die Grenzfläche
zwischen Brekzie und Moräne ist nicht vollkommen scharf.
da es an ihr verschiedentlich zu Frittungen des Moränen-
materials und zu lokaler Bindung einzelner Moränenbe-
standteile an die Brekzie gekommen ist, im übrigen aber
schied sich der zur Hauptsache lose, unverfestigt- lehinier
Moränenschutt scharf und unschwierig von der Wand der
felsenfest erhärteten Brekzie. Im Moränenschutt nächst
der Brekzienwand fanden sich zahlreiche eckig-kantige
Schieferstücke, die alle ähnliche Rotfärbunz zeigten. wie
die Schieferstücke in der Brekzie selbst, die Granitgeschieb:
der Moräne wiesen in Brekziennähe ähnlich grusigen Zer-
fall auf wie manche von jenen, die in der Brekzie mit ein-
geschlossen sind. Die Frage, ob die Schieferstücke ihm
Rotfärbung tatsächlich erst bei der Brekzienbildung er-
halten oder aber schon vor ihrer Loslösung vom an-
stehenden Gestein besessen haben, ist nicht entschieden
worden — durch Beobachtung des Verhaltens in geringerer
und größerer Entfernung von der Brekzie ließen sich dafür
vielleicht bestimmte Kriterien gewinnen. Im Falle gleich-
mäßigen Auftretens der Rotfärbung näher und ferner der
Brekzie würde die Rotfärbung der Stücke wie des anstehenden
Schiefers aus dem Komplexe der Erscheinungen, die mit der
Brekzienbildung zusammenhängen, ausscheiden. Die eckig-
kantige Form der Schieferstücke auch im Moränenverbande
erweist jedenfalls ihre autochthone older zumindest zanz
ortsnahe Herkunft.
Wenn schon die künstliche AufschließBung mit den ver-
fügbaren Mitteln nicht bis auf den felsigen Untergrund
der Moräne durchgeführt werden konnte. ist doch auch
der gewonnene Befund ein weiterer Hinweis auf die
eruptive Natur der Brekzienbildung.
Morphologische (Explosions-)Wirkungen konnten nieli
beobachtet werden,
BR . Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
Als Eruptivgang hat das Vorkommen zeitliches und
räumliches Interesse. Es ist nach jenem von Köfels ein
weiteres Beispiel jungen, bis in die geologische Gegenwart
hereinreichenden Vulkanismus aus dem Innern der Alpen.
Das postglaziale Alter ist dabei noch viel augenfälliger
als bei Köfels, weil nicht nur glaziale Formen, sondern auch
noch glaziale Ablagerungen von der Eruption betroffen
und umgekehrt das Eruptionsprodukt von Moräne beein-
flußt worden ist. Räumlich ist bemerkenswert, daß das
Vorkommen in einem Gebiete und einem Gesteinsverbande
liegt, der von altersher stark vulkanisch beeinflußt worden
ist. Mit dem Quarzphyllit der Gegend um Brixen-Klausen
ist der Granitit der periadriatischen Zone Kontaktwirkungen
.ingegangen, in demselben Quarzphrllit setzen die großen
Klausner und kleinere Brixner Klausenitvorkommnisse auf,
der Quarzphyllit ist ferner durchsetzt von ungezählten
Porphyritgängen.
[Manuskript eingegangen am 16. November 1925.)
Die Erhebung der Alpen.
(Nach ostalpinen Befunden.)
Von Herrn R. v. KLEBELSBERG in Innsbruck.
Die Höhenentwicklung der Gebirge wird meist in un-
inittelbare Beziehung zu den orogenen, den strukturprägen-
den Krustenbewegungen gebracht, im Sinne der Vorstellung,
daß die Gebirgshöhe unmittelbar der Faltungsintensität ent-
spreche, daß das Gebirge um so höher aufraze, je stärker
seine Schichten emporgefaltet worden sind. Die Gebirgs-
höhe wäre diesfalls cine ursprüngliche, unmittelbar durch
die orogenen Bewegungen bedingte und sie könnte, bei
strenger Durchführung des Prinzips, nach Maßgabe der
Abtragung, nur fort zu abnehmen.
Demgegenüber finden sich in den Alpen allenthalben
Anzeichen für ein Aufsteigen des Gebirges, sei es
nun, daß sich das Gebirge kontinuierlich mit zeitweiser
Steigerung — remittierend — oder überhaupt nur zeitweise
— intermittierend — hebt.
ee ar Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 276 —
Diese Anzeichen sind gegeben in den mehr oder minder .
breiten, in verschiedenen Höhen weithin entlangziehendn
Verflachungen an den Hängen der Tuüler un. höher
oben im Gebirge. Diese Verflachuneren können, soweit Ste.
ohne rein selektiv zu sein, im anstehenden Fels liegen. nieht
anders aufgefaßt werden denn als Reste älterer Talböden oder
solchen zugehöriger Abtragungsflächen. die außer unmittl-
baren Zusammenhane mit der Taltiefe gesetzt worden sind.
Fine kurze weitere Überlegung ergibt, daß sie nicht ein-
fuch verlassen worden sind, weil die Flüsse tiefer cin-
geschnitten haben, — dann müßten sie im Alpenvorlani
korrespondierende Fortsetzungen finden — sondern dal un!-
eekehrt die Flüsse tiefer eingeschnitten haben. weil jene
älteren Talböden und Oberflächensysteme in die Höhe gw-
rückt sind, hoch über die vom Vorlande gebildete Erosions-
basis hinauf, so daß sie heute alpenauswärts frei in die
Luft ausstreichen.
Einem der höchstgrelegenen und dabei noch in weiter
Ausdehnung erhaltenen dieser alten Oberflächensystenie gu-
hören die Hochfluren im östlichen Abschnitte der Nör.-
lichen Kalkalpen an, beispielsweise die Hochflächen der
Reiteralpe, des Steinernen Meeres, des Tennengebire.s,
die „Plateaus“ des Dachstein, des Wiener Schneebergs unıd
der Rax. Für weite Erstreckung ist hier in Höhen von
durchschnittlich 2000 m ü. M. die Alpenoberfläche. über
Steilabbrüchen zur Tiefe, verflacht zu einem sanften hüge-
ligen Gelände von stärkstens Mittelgebirgsrelief, einem
Gelände, in welchem das Flächenhafte so schr über «ıiv
Neigungen überwiegt, daß sich im Gegensatz zu den Steil-
hängen und den tiefen Taleinschnitten der Umgebuuxz dir
Bezeichnung Plateau dafür eingebürgert hat. Für Hont-
zontalerstreckungen von vielen Quadratkilometern be-
scheiden sich die Vertikalausmaße der Unebenheiten auf
wenige Hundert Meter.
Am steirischen Alpenrande setzen sich die Kalkplatoaus
der Nordalpen aller Wahrscheinlichkeit nach in die schiefe
Ebene der Koralpe fort. Dort ist die Möglichkeit einer
oberen Altersbegrenzung gegeben, d. h. mit Wahrscheinlich-
keit zu bestimmen, wann spätestens diese Hochfluren aus-
gebildet waren. Auf die schiefe Ebene der Koralpe greifim
nämlich aus der Niederung der Grazer Bucht ein Stück
weit tertiäre Schichten hinauf, die als altmiocän anre-
sprochen werden, wonach auch die Fläche spätestens alt-
miocäan ist.
Original from
BIONZEONN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 277 —
Weiter westlich, in den bayrisch-tirolischen Alpen,
sind den Kalkplateaus weitläufige oberste Verflachungen
im Hintergrunde der Täler vergleichbar, ganz besonlers
aber kehren ähnliche Hochfluren auch in den Zentral-
alpen wieder, wo sie die Firnfelder der Gletscher tragen
und daher als „Firnfeldniveau" (ÜREUTZBURG) zu-
sammengefaßt worden sind. Ob si: auch im Gensnueren
mit den Hochfluren der östlichen Nordalp.n zu paral:cli-
sieren sind oder nicht — sicher reicht auch ihre Entstehung
weit in die Tertiärzeit, mindestens bis ins Miocän, zurück.
Daß alle diese Hochfluren das Ergebnis alter Ab-
tragungsprozesse sind, geht aus ihrer grundsätzlichen Un-
abhängigkeit vom geologischen Bau hervor,
Sie liegen nicht etwa schichtenparallel wie die Ober-
seiten von Tafelbergen, sondern sie schneiden die Struk-
turen. Und die Neigungen sind so sanft, die Tiefenlinien,
die im engeren Sinne den Talsohlen entsprechen, ver-
laufen so flach, daß sie nicht irgendwo weit hinten oder
hoch oben im Gebirge entstanden sein können, sondern
schon ganz nahe, in geringem Vertikalabstande über der
Erosionsbasis ausgebildet worden sein müssen.
Die Hochfluren können darum zur Zeit ihrer Entstehung,
etwa um die Wende vom Oligocän zum Miocän — im
Genaueren bestehen wohl Altersunterschiede — noch nicht
in ähnlicher relativer Höhe gelegen haben wie heute. Sie
bildeten damals vielmehr Fußgelände und sind erst
nachträglich in ihre heutige Höhenlage gehoben worden.
Diese nachträglichen Hebungen erfolgten nicht durch-
aus gleichmäßig, sondern zeitlich und räumlich differen-
ziert. Die räumliche Differenzierung äußert sich
in bis zu mehrere Hundert Meter messenden Unterschieden
der heutigen Höhenlage, die zeitliche Gliederung
des Aufsteigens in der Mehrheit der durch Verflachungs-
systeme getrennten Hangsysteme.
Aus der Unabhängigkeit der Oberfläche vom Gebirgs-
bau geht anderseits hervor, daß die Strukturen schon früher,
da waren und die Hochfluren von den strukturprägender.
Bewegungen nicht mehr betroffen worden sind, daß also
die strukturelle Fertigstellung des (tebirzges.
zur Hauptsache wenigstens, den Abtragungspro-
zessen vorausgegangen ist, die zur Ausbil-
dung der Hochfluren geführt haben. Das Höher-
rücken der Hochfluren, ihre Hebunr vom Fußrelände hoch
über ihre Erösionsbasis kann daher nicht durch di» orog: men
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 278 —
Krustenbewerungen bewirkt worden sein. sondern 1nuh
späteren Hebungsvorrängen zugeschrieben werden, dir zum
Unterschied von den orogenen die Struktur unberührt heben.
weiträumig, eplrogen waren.
EinsehrwesentlicherAnteilderheutigen
relativen Alpenerhebune hatdemnach nicht
unmittelbar mit den orogenen bBewerungren
zu tun, sondern ist durch nachträrliche.
räumlich und zeitlich differenzierte epi-
rosene Bewegungen bedinzt. Er macht mindestens
die Hälfte, gebistsweise fast zwei Drittel aus.
Diese Jungen nachträglichen Bewerungen lassen sich
dureh die ganze jüngere Tertiärz>it bis in die Eiszeit hinein
verfolzen und dauern in der geo.orischen Gegenwart ver-
mutlich fort. Sie wurden in der Eiszeit vorübergehen.l durch
entzrerengrsetzt gerichtete Bewegungen, rezrionale Nenkun-
gen, Einbierungen unterbrochen. Solche regressive
Stadien der alpinen Höhrnentwicklunz kon-
men zum Ausdruck im Rückfälliewerden und in dr Ver-
schüttung beträchtlicher Tiefenanteile der Täler in inter-
elazialen Zeiten. Eines der bestbekannten Beispiele dafür
ist ddlas Inntal mit seinen schönen Schotterterrassen (Gnadın-
wald, Weerberg z. B.), die Reste einer bis auf 1000 m
\eereshöhe, 400—500 m über die heutire Tahlsohle, fort-
zeschrittenen Einschotterung darstellen. Das neuerliche:
Linschneiden der Flüsse in die Schotterfüllung. ihre Aus-
waschung bis auf randliche Terrassen und di» hutiee Tal-
solle zeigt die neuerliche Hebuns an.
Mit der Erhebung der mittsltertiaren Fußrelände zu
den Hochfluren von heute ist aber erst ein Teil der heutiren
Gesamterhebung der Alpen erreieht. Uber die Hychfiuren
yart höheres Gebirge auf, die Hochregion der Alpen oder
das Hochgebirge im enreren morphologischen Sinn.
Hier herrschen im Gerensatz zu der flächenhaften Gr-
staltung der Hochflurlandschaft ungleich steilere, schroffere
Formen, steile Hänre und Wände, die Erhebungen sind
viel beträchtlicher, das Verhältnis von Höhe zu Basis ıst
sehr zugunsten der Höhe verschoben. Dabei geht das
Hochrebiree nicht etwa allmählich. in allmählicher Zu-
nalııne der Neirunz und allmäahli-heım Schiofferwerd n der
Formen aus der Hochflur hervor, sond-rn beiderlei
Formtypen grenzenmehrolderminderscharf
vereneinander, ohne daß «die moipholoris ch" Grenze
ER N. Original from
NEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
-- 2/79 —
itgendweleher tektonischen oder strukturellen entsprechen
würde. Bau und Struktur sind beiden Formgebiveten ge-
meinsam. An dem heutigen Formzustand des Hochgebirges
hat ohne Zweifel jugendliche, in der Gegenwart fort-
«dauernde Frostverwitterung Ant-il, die scharfe Abgrenzung
wegen die Hochflur aber kann damit allein nicht erklärt
werden. Es liegen in den Aufragungen über die Hoclı-
fluren stehengebiicbene Reste jenes älteren, höheren Ge-
birgskörperteils vor, aus dem durch die alt», vormioeäne
Abtragung die Hochfluren herauszeschnitten worden sind.
Die Formengreuze entspricht der Zon:®. bis zu der gebirgs-
inwärts die Abtragungsvorgänge fortgeschritten waren, di»
zur Hochflurbildung geführt haben.
Schon im Plat-aubereiche der östlichen Nordalp.n. wo
die Hochflurbildung ihren stärksten Ausdruck findet, div
Abtragung der älteren, höheren Aufragungen am weitesten
[ortzeschritten ist, tritt dieses Verhalten deutlich in Er-
seheinung; über das Dachsteinplateau z. B. ragen die Hoch-
vipfel der Dachsteingruppe auf. Noch viel beträchtlichere
(rebirgsteile erheben sich in den bayrisch-tirolischen Al-
pen über die den Plateaus vergleichbaren obersten Ver-
flachungen, besonders auffallend aber ist der Formengegen-
satz in den Zentralalpen. Mit einer Schärfe, für deren
rein glazialerosive Deutung alle Versuche versagt haben,
vrenzt hier die Kamm- und Gipfelrsgrion gegen die Hoch-
Huren des Firnfeldniveaus.
Der Mangel jeglicher t.ktonischer Abgrenzungsmörich-
keit des höher aufragenden Gebirges gezen die Hochflur
weist darauf hin, daß dasselbe als Aufrarung schon
bestandenhatzur Zeit,alsdie FHochflurnoch
Fußrelände war,
Fs frart sich nun, welcher Natur dieser ältere Er-
hebungsbetrag der Alpen ist, ob er in unmittelbaren Zu-
sımmenhang mit den orogenen Bewegungen steht oder ob
auch er durch epirogene Hebungsvorgänge bewirkt worden ist.
Höhere, ältere gut erhaltene Abtragungsflächen, die
uf diese Frage ähnlich klaren Bescheid gäben, wie die
Hochfluren für den jüngeren Erhebungsbetrag, b>stehen
nieht mehr. Wohl aber sind noch Hinweise darauf g-
veben: in den Gipfelfluren!).
ı) Vgl. A. Pexck, Die Gipfelflur der Alpen. Sitzungsber. der
Preuß. Akad. d. Wissensch. 1919, S. 256—268. — Derselbe, Das
Antlitz der Alpen. Die Naturwissensch 1924, S. 1000 - 1007. —
Siehe ferner diese Zeitschr. 1925, Bd. 77, Abhandlg. S. 372—390.
kat > Original from
NEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 280 —
Die Gipfelfluren erweisen durch die Unabhängieske:it
ihres Verlaufs von den Strukturen des noch erhaltenen
Unterbaus, daß auch sie Abtragungsflächen vor-
stellen und nicht etwa die orogen bewirkte Uroberfläche
des Gebirges abbilden. Es wären auch die Abtragungs-
mächtigkeiten, mit denen wir in der Tektonik rechnen
lernten, selbst bei relativ bescheidenen Schätzungen zu groß,
als daß man die Uroberfläche schon in oder nahe der
Gipfelhöhe annehmen könnte.
Für die weitere Beurteilung der Gipfelflur ist wichtig,
daß sie durchaus hoch über der lHochflur bleibt und auch
an den Rändern der einzelnen Gruppen hoch darüber frei
in die Luft ausstreicht. Der Fall ist bisher nicht bekannt-
geworden, daß die Gipfelflur zur Hochflur einer und \ler-
selben Gruppe herunterbiegen würde Aber auch die An-
ahme scheidet aus, daß Gipfelflur und Hochflur eines
und desselben Gebietes nur tektonisch verstellte Stücke
eines und desselben Flächensystems wären. Dazu fehlr,
wie für den Versuch einer strukturellen Trennung von
Hochgebirge und Hochflur, jede tektonische Abgrenzungs-
möglichkeit. Beide Flächensysteme greifen ohne vertikale
Vermittlung in der Horizontalprojektion so sehr ineinander,
daß ihre morphologische Verbindung nicht möglich ist.
Stellt aber die Gipfelflur auch nur innerhalb eines
einzelnen Gebietes eine ältere, höher gelegene Abtraxrungs-
fläche vor, die sich nicht mit der tiefer gelegenen Hoch-
flur desselben Gebietes verbinden läßt, dann liegen die
Dinge, bei der strukturellen Unabhängigkeit, für die Gipfel-
flur und den ihr entsprechenden älteren Erhebungsbetrag
der Alpen grundsätzlich gleich wie für die Hochflur und
ihre Erhebung. Es kann auch jener ältere ET-
hebungsbetrag, dem die Gebirgshöhe über
der Hochflur entspricht, nicht unmittelbar
orogen sein, sondern es muß auch dieser
Höhenanteil auf Rechnung nachträglicher
epirogener Hcebungsbewegungen gesetzt
werden.
Auch diese älteren cpirogenen Hebungsbewegungen
waren regional a renziert. Das gelt aus den
Verschiedenheite in der Höhenlage der
Gipfelflur von umve zu Gruppe, oft schon
zwischen zwei benachbarten Gruppen, hervor, eine Er-
scheinung, die A. PExck in seinem Vortrage am Inns-
Original from
PIONZEREN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 221 —
brucker Naturforschertag?) sehr betont hat. Doch kann
es sich dabei nicht um so sehr jugendliche, in die gcolo-
gische Gegenwart hinein fortdauernde Bewezungen handeln,
wie PENcK angenommen hat, ihr wenigstens zur Haupt-
sache höheres Alter, älter als die Ausbildung und Hebung
der Hochflur, wird, abgesehen von der Unmöglichkeit der
tektonischen Abgrenzung beider, noch besonders deutlich
dadurch erwiesen, daß die Hochfluren jene Schwankungen
ın der Höhenlage der Gipfelflur nicht, zum wenigsten
nicht annähernd so stark mitmachen. In den zentralen
Stubaier Alpen z. B. liegt die Gipfelflur bei 3300—3400
Meter, in den benachbarten Sarntaler Alpen bei rund 2760 m,
also auf nur 12 km Horizontalabstand um 600—700 m
tiefer. Die Hochfluren beider Gebiete gehen ineinander
über oder stehen jedenfalls nicht annähernd so hoch von-
einander ab.
Zeitliche Differenzierung ist für die älteren
Hebungen zwar noch nicht ähnlich exakt nachweisbar wie
für die jüngeren, doch möchte ich SöLcH beistimmen, wenn
er eben erst vor kurzem die Vermutung ausgesprochen
hat?), daß mit der Möglichkeit mehrerer Gipfelflurniveaus
übereinander zu rechnen ist.
Die morphologische Betrachtungsweise führt so zu dem
Schlusse, daß die Erhebung der Alpen, so wie
wir sie heute vor uns schen, das Ergebnis
nachträglicher, epirogener Aufwärtsbewe-
gungender Krusteist, dienichtunmittelbar
mit denorogenen, strukturprägenden Bewe-
gungen zu tun haben, sondern diesen nach-
xzefolgt sind. Nach Maßgahe der Hochfluren, als b»-
sonders schön und weitläufig erhaltener Abtragungsflächen,
können diese nachträglichen, epirogenen Hebungsbewerungen
in ältere, vormioräne und Jüngere, jJungtertiäre geschieden
werden. Durch die älteren wurden Abtragungsflächen hochıh-
gerückt, die uns heute nur mehr durch Gipfelfluren an-
gedeutet werden, Flächen, die gleichsam nur mehr punkt-
weise erhalten sind, die Abtragungsflächen hingegen, die
durch die jüngeren Hebungen hochgerückt wurden. lisgen
noch in Flächenstücken vor. Ältere wie jüngere Hebungen
erfolgten räumlich und zeitlich differenziert.
2) Naturwissensch. 1924, S. 1000 f. — Vgl. dazu diese Zeitschr.
1925. Bd. 77, Abhandlg. S. 372 f.
2) Das Formenbild der Alpen. Geogr. Zeitschr. 1925, S.193—204.
BR 3 Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 282 —
Für den jüngeren, tieferen Anteil der alpmen Höhen-
entwicklung hat schon E. BRÜCKNER®t) ein» grundsätzlich
ähnliche Auffassung vorgetragen. Innzriich verwandt ist
gutenteils auch die Ansicht, die K. OESTREICH?’) jüngst
vertreten hat.
Von der ursprünglichen, primären Alpenerhebung, jener.
die mit den orogenen Krustenbewegungen Hand in Hanı
gegangen war, ist heute nichts mehr übrig, die orogen
bedingte Uroberfläche längst abgetragen. Orographisch sinü
daher die heutigen Alpen nicht ein Rest, sondern der
Nachkomnmie jenes älteren, primären Alpengetirges, das un-
mittelbar durch die Alpenfaltung entstanden ist, ein Nach-
komme, der mit seinem Vorgänger wohl in der Gebirgs-
struktur, nicht aber morphologisch zusammenhängt.
Für das Alter der orogenen Krustenbewegung er-
gibt die morphologische Betrachtungsweise, in den ÖOst-
alpen wenigstens, eine stärkere Zusammendrängung gegen
vormiocäne Zeiten hin, als meist angenommen wird; miocäne
und jüngere orogene Bewegungen scheinen in größeren
Ausmaße nur mehr Randteile des Gebirges betroffen zu
haben.
Gegen die aus der Tektonik abgeleitete Annahme
großer Abtragungsmächtigkeiten in den Alpen stand bis-
her die morphologische Schwierigkeit, so große Abtragungs-
beträge noch über der heutigen Alpenerhebung zu plazieren:
denn wennschon, wie sich in zentralasiatischen Gebirgen
zeigt, nicht nur die absoluten, sondern auch die relativen
Höhen der Alpen noch sehr steigerbar sind, ist doch nicht
hei gleichbleibender Basisbreite eine Steigerung um mehrere
oder gar viele Tausend Meter annehmbar. Wenn aber
die Alpen im Ausmaße ihrer heutigen Erhebung erst später
nachgerückt sind, dann begegnet der Auftrag großer Ab-
tragungsmächtigkeiten auf denselben Krustenstreifen jeneni
Bedenken nicht — wir kommen bei der vorgetragenen
Auffassung vielmehr auch moıpho!ogisch zur Annahme sehr
bedeutender Abtragungsmächtigkeiten.
Anderseits stimmt das Ergebnis auch zu jenen tek-
tonisch begründeten Annahmen, wonach die Orogenese in
größerer Krustentiefe vor sich gegangen ist. Was heute
4) Alte Züge im Landschaftsbild der Ostalpen,. Zeitschr. d.
Ges. f, Erdkunde, Berlin 1923, S. 81—90.
5) Over den preglacialen vorm der Oost-Alpen. Tijdschr. v.h.
Kon. Ned. Aardrijkskundig genootschap 2e ser. XLII, 1925, S. 551
bis 567.
BR . Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 283 —
von orogenen Strukturen an die Alpenoberfiäche tritt, lag
ehedem um die ganzen nachträgiichen, epirogenen Er-
hebungsbeträge plus der Mächtigkeit der der Gipfelflur-
bildung vorausgegangenen Abtragung unter der Oberfläche,
also in Krustentiefen von mehreren bis vielen Tausend
Metern, wie sie nach Gesichtspunkten der Gefügemechanik
und der Gesteinsmetamorphose postuliert werden müssen.
Geophysikalisch reimt sich die Annahme der epiro-
genen Natur der heutigen Alpenerhebung gut mit den
Vorstellungen von der Isostasie zusammen, wonach die
Anschoppung leichterer salischer Krustenteile über dem
nachgiebigen simischen Grund im selben Maße nach oben
rückt, als oben durch Abtrag Entlastung eintritt.
In zwei Punkten freilich scheinen sich Schwierigkeiten
zu ergeben. Wenn wir nämlich fragen: wo sind die ent-
sprechenden Abtragungsprodukte und wo sollen wir dia
Zeit hernehmen für so gewaltige, langandauernde Hebungs-
und Abtragungsprozesse ?
Es ist ein insbesondere WALTHER PENCK zu dankenlder
wichtiger Fortschritt der alpenmorphologischen Forschung,
daß sie sich bemüht, Abtrag in bezug zu Auftrag zu bringen,
gleichsam die sedimentäre Abbildung der Abtragungs-
prozesse aufzuzeigen. Und da fehlt uns für die Nord-
seite der Alpen die Kenntnis von Aufschüttungsmassen.
die der jungtertiären Alpenerhebung entsprächen, nur im
Osten und Süden sind solche bekannt. AMPFERER®) ist
daher auf den Gedanken gekommen, die Alpen wären ın
junger Zeit nach Norden hin auf ihr eigenes jungtertiäres
Schuttvorland hinaufgeschoben und dieses dadurch der Be-
obachtung entzogen worden.
Die zweite Schwierigkeit ist die der Zeit. Je ereignis-
reicher sich unsere Vorstellungen für die jüngere und be-
sonders die mittlere Tertiärzeit gestalten, um so schwieriger
fällt es, alle die Ereignisse in dieser vergleichsweise kurzen
Zeit unterzubringen. B:sonders gegen die mittlere Tertiär-
zeit konzentrieren sich mit der Alpenfaltung, der Alpen-
erhebung und der Alpenabtragung s9 gewaltige Entwick-
lungsvorgänge, daß mit der bisherigen, auf die Mächtigkeits-
relation tertiärer Meeresschichten begründeten Schätzung
6) Über das Verhältnis von "Aufbau und Abtrag in den Alpen.
Jahrb. d. Geol. Bund.-Anst., Wien 1923, S. 121—137. — Über die
Verwendung der Schuttausstrahlung zur Erkennung von Gebirgs-
verschiebungen. Ebendort 1925, S. 117—134.
BR . Original from
DOZEENY Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 284 —
der Dauer dieser Zeit nicht mehr das Auslanren zu
finden ist.
GewiB werden sich die Vorgänge, die wir für Zwucke
der Darstellung gern nacheinanderreihen. in Wirklichkeit
eutenteils gleichzeitig abgespielt haben. immerhin aber sinıl
sie in ihrer Gesamtheit so umfassend, daß eine Erweiterunz
des Zeitmaßes notwendig erscheint.
„Manuskript eingegangen am 16. November 1925.
Über den Wasserhaushalt des Inlandeises.
Von Herrn ALFRED JENTZScH 7 in Gießen.
Gießen, den 3. Juni 1923.
Unter obigem Titel hat Herr Wo1DSTEDT in der ‚Geo.
Rundschau“ (Bd. XIV, S. 3—7) Bemerkungen zu meiner
mit gleicher Überschrift ebenda (Bd. XII, Hefte us.
S. 309—314) ausgesprochenen Überzeugung vom erheblichen
Mitwirken der Eisschmelzwässer b>im Bewegungsvorganz
des Inlandeises veröffentlicht. In dem bemerkenswerten
Aufsatz meint derselbe zwar, daß meine Ausführungen
„zweifellos in vielen Punkten Zustimmung finden“ würden.
meint jedoch, daß in einem Punkte meine Ausführungen
in erheblichem Widerspruch zu st-hen scheinen „mit allen
Beobachtungen“ über Sanderbildungen, insbesondere denen,
die er soeben im Jahrbuch der Preuß. Geo!og. Landesanstalt
für das ostelbische Flachland nördlich des Baruther Haupt-
tales niedergelegt habe. Es könnte gesagt werden, daß di.
Vorstellung einer Umkehr der Fließriehtung der subglazialen
Wasser in den Beobachtungen keine Stütze findet — soweit
es sich um einen lebenden Gletscher und nicht um Tot-
eisbildungen handelt. Hierzu möchte ich erklären. daß der
sehr dankenswerte Aufsatz des Herrn WoLDSTEDT narl
meiner Überzeugung nicht im Widerspruch zu meinem vor
Jahresfrist geschriebenen Aufsatze steht, sondern für diesen
eine wertvolle Ergänzung und Bestätirung
bringt. An dem Beispiel des Mückenburger Sanders. der
das bei der Auswäaschung des Plöntals fortgeschafft» Material
darstellt, zeigt Herr WOoLDSTEDT, daß an dem bis — % m
NN herabreichenden Boden des Madü-Sees die vor dem Eis
Original from
Digitized by Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 285 —
rande gelegenen Schmelzwässer auf mindestens 100 m zu-
gestaut gewesen sein müßten, während der Talb-See des
Plöntals nur bis etwa -- 20 m NN aufgeschüttet sei, mithin
einen Abfluß durch die Eberswalder Pforte hätte finden
können. Herr WoLDsTEept glaubt nicht, daß sich Verhält-
nisse, wie er sic bei Potsdam in der Kreuzung zweicı Seen-
rinnen erblickt, durch jahreszeitlich verschiedene Zustands-
verhältnisse erklärt werden können, sondern sieht ein An-
zeichen von zwei aufeinanderfolgenden Phasen, während
meines Erachtens das lebende Inlandeis mindestens
stellenweise nicht minder zerklüftet war, als der schwäbische
Tafeljura, durch den bekanntlich die Donau in gewissen
Jahreszeiten zum Rhein findet. So mögen auch zeitweise
subglaziale Rinnen verschiedenster Horizonte sich unterein-
ander oder mit sichtlich unter normalem subaärischen Drucke
gebildeten, daher fast eben verlaufenden Rinnen kreuzen,
oder in offen gebildete Rinnen übergehen! Das norddeutsche
Glazialgebiet bildet hierfür mancherlei Beispiele, so die
Kreuzungen der Seen und Täler am Oberländischen
Kanal in Ostpreußen, in der Weichselgegend von Thorn
bis Marienburg, an den Radaune-Seen und anderwärtst).
1) Vgl. Jentzsch, Beiträge zur Seenkunde, Teil III, S. 44,
Berlin 1922.
20
Original ffom
DORZEENY Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN
— 286 —
Neueingänge der Bücherei.
AMEGUINO. FLORENTINO, Obras completas v correspondenteis
ejentifiea. Dirigida por Alfredo J. Torcrent. Vol. IV. Zuele:
via, Matemätica. La Plata 1922.
ANDREE, K., Karte der Verbreitunz der rezenten Meeres-
sedimente und des Treibeises, Aus: JAÄNDREE, Geoläzie de=
Meeresbodens. Bed. 2. Leipziz 0. J.
—, Die natürlichen Rohstoffe in Ostpreußen. — Neuerwerbungen
der Sammlungen des Geologischen Instituts. Aus: Schrift.
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| 20*
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von NKalisalzlagerstätten. Aus: Z. D. G. G. 77. berin 1:25.
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Ortsregister.
(Die Seitenzahlen der Monatsberichte sind kursiv
gedruckt.)
Seite Seite
Aachen, Karbon. . . . . . 396 | Asse, Tektonik. . . . 258, 265
—, Thermalquellen . . 98, 102 | Atlantischer Ozean, Salzge-
Aargau, Thermalquellen 96 Dal a ae 13
Acker, Unterkarbon . . . 20/1 | —, Sulfatgehalt . ... . 9
Adriatisches Meer, Kalkge- Auerberg, Nagelfluh 193
„Ball 2 2a @ . 5 | Aussee, Tektonik. . . . .„ 340
Agypten, Eocän 352, 355
—, Kreide... . 2... 359 | Baddeckenstedt, Lias. . . 527
—, Tektonik . . ... . . 207 | Baden, Thermalquellen . 96, 97
Aix lesBains, Thermen . . 104 ı Baden-Aargau, Thermal-
Alberta, fossile Fische . . 360 quellen . . 2 2... 96, 9
Allertal, Tektonik . . 258, 265 | Baden-Baden, Thermal-
Allgäu, Karrenbildung . . 330 quellen . .....» 97, 103
Alpen, Bimsteineruption 388, 269 | Baden bei Wien, Thermal-
—, Erhebung ...... 275 quellen . 2.2.2.2... 10
—, Geophysik . . 2... 283
—, Höhenentwicklung 278
—, Isostasie . . 2... .. 283
—, Karbildung. . . . . . 254
—, Molasse . . . . . 185, 260
—, Morphologie 372, 254, 275
—, Tektonik 185, 239, 335, 66,
130
—, Thermalquellen. . . . 104
— , junger Vulkanismus 388, 269
Alt-Liebichau, Oberdevon . 84
Altmühl, Verkieselungen 206
Altwasser, Säuerling . . . 103
Amberg, Kreide . . . . . 206
—, Trippel . . 2.2... 208
Amerika, fossile Fische 353,
358, 360, 361
—, Karbongoniatiten . . .
—, Lias
-—-, Unterkarbon . ....
—, Waldmoore. . ....
Ammer, Molasse . . .
Ammergebirge, Tektonik . 239
541
186, 260
Badenweiler, Thermalquelle 9
Ballersbach, Devonfazies . 23/
Balve, Devon . .... . 232
Barth, Interglazial .. . . 116
Baruther Haupttal, Diluvium 284
Bayerischer Wald, Batho-
ICh: 0 5.2. 00% .@ EEE SL;
Bayern, Alpentektonik 185, 239,
335, 66, 130
—, Amphibolitgänge . 174
—, Dogger . ...... 1
—, Kreide... .. 2... 206
—, Malm . ....... 529
—, Molasse . .... 185, 260
—, Verkieselungen . . . . 206
Bebenhausen, Lias . . .. 443
Beilngries, Trippel . . . 210
Belgard, Interglazial .. . 75
; Belgien, Karbon ..... >96
—, Oligoeän . x... .. 352
—, Paleocän . . ..... 360
—, Wealden .... . 356, 358
Bentheim, Lias. . .... 454
Berchtesgaden, Tektonik 339
Berg, Devon ..... 196, 199
Berlin, Oser . 256, 259
Bernissart, Wealden . 356, 358
Bielefeld, Lias . . . . 461, 528
Anklam, Interglazial .. . 1/17
—, Poststadial . . . . /20, 122
Appenin, Thermen . . . . 106
Aprath, Kulm . ..... 397
Arabien, Tektonik 214
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Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
290
' Eder, Devon
Seite
Birkenfeld, Rotliegendes 159
Böhmen, Braunkohle i 267
—, fossile Fische . . 360, 362
Böhmerwald, Kalkgehalt im
SEeWassel . . 2 2 2.2. 4
Bonn, Süßwasserquarz . . 226
Borgloh, Tektonik . 167, 170
Bormio, Thermalquellen.. . 104
Bornholm, Diluvium * .. 121
Boxmeer, Kreide. ... . 204
Brandau, Karbon . . .. . 401
Brasilien, Kreide. . 353
Braunschweig, Tektonik 258,
265
Brixen, jungvulkan. Ge-
steine £ 269
Bruchberg, Unterkarbon . 201
Brünn, Malm. . ..... 533
Brüx, Miocän . ..... 360
Buchenau, Unterkarbon . . 243
Bukowina, Lias. . .... 460
Chicama, Anthrazit... . 19
Chiemgau, Tektonik. . . . 66
China, Kreide . .... . 356
Coburg, Liass. .. ... 465
Coevorden, Tiefbohrung 198, 203
Crossin- Ser, Rinnenbildung 262
Curacao, Phosphatlager . . /26
Dachstein, Kerbwirkung 344
Dahmsdorf, Os... a
Dakota, fossile Fische . . 353
Damaskus, Tektonik . 224
Darmstailt, fossile Fische 360
259 :
Deckenbach, Bimssteinsand 202 :
Deister, Gebirgsbildung. . 92
Deutsch-Ostafrika, Kreide. 353
Diemel, Devon . . . . . . 233
Dillgebiet, Devon . 232
Döberitz, Pommern, Inter-
glazial . 2. 2 2 2 202% 115
Dolomiten, Morphologie „. . 376
Donetz, Karbon 112
Dorm, Tektonik
Dorsetshire, Lias. . . ..
Dorsten, Diluvium . .. .
—, Karbon
Dortmund, Diluvium ...
Dovre, Mammuth. . . ..
Drenthe, Tiefbohruugen.. .
Drewer, Oberdevon. . . .
Dürnbachhorn, geol. Karte .
Dürnberg, Tektonik. , . .
Dux, Miveän
460
246
191
138
121
198
66
339
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Seite
Eberbach, Thermalphänomen 10?
Eberswalde, Diluvium 285
Ebbegebirge, Devonfazies . 227
233
. 452, 513, 5%
Ehmen, Störungszone 258
Eichstätt. Kreide. . . 206, 212
Eimbeckhausen, Ob. Jura . 92
Ekaterinoslaw, Palygorskit 145
Egge, Lias. .
Elberfeld, Devonpflanzen „. 797
—, Kulm ....:..:.. 397
Elisawetowka, Karbonsand-
STEIN... 0 Sei. 144
Elm, Tektonik 238
Elsaß, Dogger . . .... 29
=, b188.,. vn a ae % 465
—, Tektonik . ...... 106
—, Thermalquellen . . . 96
Elvas, Bimsstein 269
Emmen, Tiefbohrung . . 198
Empelde, Lias . ..... 527
Ems, Thermalquellen . . 98, 103
Emscher-Tal, Diluvium . . /39
' England, Cenoman 353
—, Dogger. ....... 32
»EOCAN: 5 Sur... a & 352
— , Karbonflora . 394
—, Lias 441, 453, 460, 163, 464
Ä Erlangen, Dogger ae 1
' Erythräa, Geosynklinale . 206
Erzberg, Kärnten, Tektonik /30
Fechttal, Tektonik . . . . 109
Feilenbach, Molasse . . . 185
Fichtelgebirge, Amphibolit-
BANBE u. 6 ee 174
Finkenwalde, Interglazial. 2/77
Fläming, Morphologie. 129
Flechtinger Höhenzug, Rot-
liegendes . «eo . . . . 166
205 .
198 :
Frankenalb, Dogger . .. 1
—, Kreide . . . 2... 206
—, Malm . x: 2: 2... .- 829
—, Verkieselung . . 206
Frankenjura, siehe Fr anken-
alb
Frankreich, Dogger. . . . 31
—, fossile Fische. . 358
—, Karbon. .. . 2... 396
—, Liass . . 2. 2.2 2.2.0 464
—, Thermen . . . x... 105
Freiburg i. Br., Thermal-
quellen . x. 2. 22... . 9
— ji. Schl., Oberdevon . 8
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Friedrichroda, fossile Flora 25/
Fuerteventura, Lakkolith „ 564
Fulda, diluviale Senkung . 202
Furesee, Kalkgehalt . . . 4
Füssen, Tektonik . . . . . 254
Galapagos, Riesenschild-
kKröte: = 4. 2.8.4 . »80
Gastein, Thermen . 104
Gattendorf, Oberdevon 198
Gebel Set, Tektonik 212
diluviale Senkung 202
‚116
201
. 457
276
Gießen,
Glötzin, Interglazial
(sommern, Unterkarbon . .
Göttingen, Lias. . . . .
Graz, Tertiär
Gran Canaria,
StEINE>.. 3 Are a en
Grastorf, Wasserstände. .
Greiz, Devon. .
Gretenberg, Dogger. . . .
Grimmen, Interglazial
Groß-Cotta. Turon
Groß-Moyveuvre, Therme. .
Gurgenhausbühel, ‚Bims-
stein er
Haardt, Pfälzer, Thermal-
phänomen .
Hafnarfjördur, geol Karte.
Halberstadt, Lias. . . ..
Halle a. S., Rotliegendes .
— i. W., Gebirgsbildung
Hannover, Dogger
—, Grundwasser
—, Liass . . 2».
—, Prod. Karbon. . . . .
—, Tektonik . . . . 258, 265
—, JZechstein Ba
Harburg, Morphologie. . .
Harli, Tektonik
Harz, Devonfazies . . 227, 231
—, Gebirgsbildung ® ..
—, Rotliegendes
—, Unterkarbon . . ...
Harzvorland, dGebirgsbil-
ÜUNE, x: wre 258, 263
—, Lias . . 2.2.2... 456, 458
Hausham, Molasse . . . . 185
Havel, Grundwasser 79
Hegau, Vulkane 103
Heidelberg, Eruptivgesteine 757,
158
100
31
ns a 8
2069
100
147
452
163
170
.oer 8 8 8 —e
—, Schwerspat
Heidemühle, Buntsandstein
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291
Be Seil een Di
Seite
Helgoland, Buntsandstein . 32
Helmstedt, Liass . . . . . 452
—, Süßwasserquarz 226
Herford, Lias 0. 452, 461
Hessische Senke, Aufnahme-
ergebnisse . . . 2... 202
=. DIAS: u we aa 458
Hespecke, Devon. . . . . 249
Hettstedt, Rotliegendes . . 163
Hetzles, Dogger . .... 1
Hiddensö, Interglazial 116
Hildesheim, Lias . . . . . 457
—, Neokom Ber |;
Hochfelln, Tektonik 66
Hochgern, Tektonik 68
Hohenschwangauer Dr
Tektonik. . . 239
Hohe Tauern, Tektonik . . 137
Holland, Gault Be ar a ua 198
Holstein, Buntsandstein. . 3
_, Devon ae, a 30
—, Endmoränen . . . 173
==. Perm. u... uw % 27
—, Senon . . .... 97
Homberg a. d. Ohm, Bims-
steinsand . . . . . 202
Homburg, Thermalquellen 97, 103
Hönnetal, Oberdevon . . . "228
Hopperrarten, Os 2.259
Hörde, Diluvium . . . 127, 138
Hörre, Unterkarbon . . . 201
Hüggel, Tektonik. . . . . 167
Husum, Devon . . 2. 2 ...33
Hüttenberg, Kärnten, Tek-
tONIRE 200: 3 aa) zu are 130
Ibbenbüren, Tektonik. . . 169
Iburg, Tektonik 166
Indischer Ozean, Tiefentem-
peratur SR ne 12
Inntal, Molasse. . . ... 186
Isergebirge, Morphologie . 35
Iserlohn, Oberdevon. . .„. . 250
Island, geol. Karte .. . . 147
Isthmuswüste, Tektonik . . 207
Italien, Eocän . ..... 35
—, Thermen . . .... . 104
Japan, Karbildung 255
Jaroszewoer See, Kalkgehalt 4
Jasmund, Interglazial . nz
Jockgrim, Säugetierfauna .
Jordantal, Graben . . .
Julische Alpen, Morphologie
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Kaisergebirge, Morphologie 376,
380, 385
Kaiserstuhl, Thermalquellen 97,
102, 106
Kalkalpen, Karbildung.. . 254
—, Molasse ar . 185
—, Morphologie 254
—, Salztektonik . . .. . 335
—, Tektonik 185, 239, 335, 66,
130 !
Kanada, Ganoidfische . 358, 362
Kanarische Inseln, Gesteine 551,
205 |
Kandern, Thermalquelle. . 97
Kannstadt, Thermalquellen 98
Kapfelberg, Grünsand.. . . 212 |
Karlsbad, Braunkohle. . . 267
—, Thermen . . ....» 103
Kärnten, Tektonik 130
Karst, Karrenfelder. . . . 331
Karwendel, Kerbwirkung . 336
—, Morphologie . ... . 381
Karwin, Steinkohle. . . . 267
Katalonien, Thermen . . . 105
Katzenbuckel, Vulkanzen-
trum. . . . 102, 109
Katzengebirge, "Trebnitzer,
Endmoräne ...... 17
Keilberg, Dogger. . . . . 8;
Kelheim, Kreide . . . . . 209
Kellerwald, Unterkarbon 201
Kent, Cenoman . . . ... 353
Kestenholz, Thermalquelle 97
Kirberg, Devonpflanzen. . 197
Kirchhain, Bimssteinsand . 202
Klausen, Kontaktgesteine 275
Klosterberg, Steinheim, Tek-
tonik -.;. te er 37
Köfels, Bimssteineruption FRE,
| 272
Koralpe, Morphologie 276
Kraichgau, Basalt 103
—, Lias. . 2.2.2000. 465
Krefeld, Diluvium . 246
Kreuzburg, Liass . . ... 459
Kreuznach, Thermalqyuellen 96
Kudowa, Säuerling . .. . 103
Kurdengebirge, Tektonik 224
89
ge
Laatzen, Grundwasser
Labergebirge, Tektonik . .
Lägersdorf, Senon .„....
La Gomera, geol. Karte 5öl, 205
Lahn, Devon 232
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292
|
|
|
|
Seite
Lahn, diluviale Senkung . 202
—, Unterkarbon . . . . . 243
Landeck. Basalt 255
Langenbrücken, Lias . 443
; La Palma, Caldera . . 552, 571
—, Eruptivgesteine.. . . 35
Lausitz, Braunkobhlen . . 203
Lauterbach, Lias . . . 158, 465
;ı Lech, Molasse . . ....18
—, Tektonik . . . .... 239
Lechtaler Alpen, Morpho-
logie. „2 0... % » 382
Lehmhagen, Interglazial. 116
Leine, Wasserstände . 89
Leinegraben, Lias . . . . 458
7
Lettowitz, Quarzgänge . . 227
Leyerberg, Dogger . . . . 1
Libanon, Tektonik . 207
Lieth, Zechstein . . . .. 2
Limbergen, Tiefbohrungen 169
Lippetal, Diluvium . . . . 246
—, Karbon. . . .. . 190
Loisach, Tektonik 239
Lothringen, Dogger. . . 28, 33
—, Liass .. ... 446, 462, 465
—, Thermalphänomen. . . 10%
Lucca, Thermen . . ... 104
Lugau, Karbon . . 401
Lühnde, Lias . : ö 457
Lüneburg, Senon . . . 96
Lünen, Karbon . . .... 191
Lunzer See, Kalkgehalt. . 4
Lutter am Barenberge, Lias 527
955
32
201
227
352
269
25]
243
Madeira, Gesteine ö
Magdeburg, Buntsandstein .
—, Unterkarbon : ;
Mähren, Quarzgänge .
Mainzer Becken, Oligocän
Mairbühel, Bimsstein
Manebach, fossile Flora .
Marburg, Lahn, Unterkarbon
Marienburg, Diluvium 285
Mauer, Diluvium . . . 405, 428
Maurach, Bimssteineruption 389
Mauritius, Riesenschildkröte 580
Mecklenburg, Endmoränen 173
—, Senon ... 239
Medve- See, Salzausscheidung 148
Meschede, Devon. . . . . 23]
Messel, fossile Fische 360
Metz, Thermalquellen 98
Miesbach, Molasse . 186
—, Pechkohle 266
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Mittelmeer, Kalkgehalt . . 5 |
—, Tiefentemperatur . . . 1/2,
Mongolei, Kreide. . . . . 356
Mörnsheim, Quarzhornstein-
brekzie . . 22 .... 212
Mörs, Diluvium. . . . . . 246
Morsbronn, Termalquelle 97
Mosbach, Diluvium . . 405, 428
Moskau, Karben ..... 112
—, Kohle . . ......» 546
Mückenburg, Sander. . . 284
Müncheberg, Os 259
Münster am Stein, Thermal-
quellen . . 2... 98, 103
Münstertal, Verwerfung. . 106
Münzingen, Thermalquelle 97
Müritz, Kalkgehalt . ... 4
Murnau, Molasse . . ... 185
Nahe, Rotliegendes. . . . 759
Nancy, Thermalquelle. . . 97
Nassau, Devon . . .... 226
Nauheim, Thermalqyuellen 96, 98,
103
Nebraska, fossile Fische 360
Neckar, Terrassen 405
—, Tbermen . . . .... 102
Neuburg, Donau, Kreide 206
Neudorf, Süßwasserquarz . 226
Neuenkirchen (Pommern),
Interglazial . . .. . 117
— , Poststadial . . . 120, 122
Neumexiko, fossile Fische . 361
Niederbronn, Thermalquellen 97
Niedere Tauern, Glimmer-
klüfte . . ... . 126, 130
Niederrhein, Diluvium . 244
— , Karbon 2222.19
Niedersachsen, Tektonik . 20604
Niederschlesien, Basalt 255
—, Karbon ...8399, 190
—, Kohlensäureausbrüche . 103
—, Oberdevon . . . 084
Nieder-Selters, Therme . ..103
Niepars, Interglazial 116
Niers, Diluvium 246
Nordamerika, Ü nterkarbon . 198
—, Waldmoore ae Dal
Nordbraband, Kreide . . . 204
Norddeutschland, Endmo-
FADEN %-2. 0-3. ei 172
—, Lias . . . . 2.2 2.. 441
—, rote Permschichten . 2, 27
Nördlingen, Thermen . 98, 108
Digitized by Goügle
293
Seite
nioeTwäsienaehane Daiser 30
—, Jura
—, Morphologie
Norwegen, Mammuth ... .
Nürtingen, Liasfauna . ..
Oberbayern, Molasse . 185, 260
—, Pechkohle . .... 260
—, Tektonik 185, 239, 335, 66,
130
Oberelsaß, Tektonik 106
Oberharz, Unterkarbon . . 20/
Oberrhein, Diluvium 405
—, Thermalquellen. . . . %
Oberschlesien, Karbon 391, 790
Oberstadtfeld, Devon . . . 227
Oberstein, Rotliegendes . . 759
Odenwald, Thermen . 100
Ohm, Bimsteinsand . . 202
Ölber, Las 2 2.2.2.2. . 527
Oelberg, Palästina, Tektonik 2/2
Ootmarsum, Gault 198
Oploo, Kreide „22... 204
Ösede, Tektonik .. .. . 170
Osnabrück, Buntsandstein. 32
—, Tektonik .. . .... 166
Osning, Tektonik . 166
Ostafrika, Kreide. . . . . 353
Ostalpen, Tektonik . 130
Ostpreußen, Diluvium 285
Ostrau, Steinkohle 267
Oetztal, Bimsstein .Y88, 272
— , Morphologie 376
Overijssel, Tiefbohrungen 198
Palästina, geol. Karte. . . 20/
—, Tektonik . . . . . . . 206
Pazifischer Ozean, Kohlen-
säuregehalt . ..... 9
Peissenberg, Braunkohlen . 203
—, Molasse . . 2.2... 186
—, Pechkohle . . .... 260
Penzberg, Molasse ISD. 186
Peru, Anthrazit ; 195
Lass ai u. 0: 6 Bee 453
Pfalz, Altdiluvium . . 405
Pfälzer Haardt, Thermal-
phänomen i a, ROO
Pfronten, Tektonik te 208
Piesberg, Tektonik . 167
Pirna, Turon. . ..... 182
Plauer See, Kalkgehalt . . 4
Plombicres, Thermalquellen %,
98, 103
Plöner See, Kalkgehalt . . 4
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Plöntal, Talbildun: 284
Pommern, Interglazial . . 23
Portugal, fossile Fische 359. 360
Posen, Buntsandstein . . .
Pyrenäen. Thermen. ...
Pvritz, Diluvium . . ...
Quedlinburg. Liass . .. .
Rachelsee, Kalkgehalt . .
Radauneseen, Talbildunz
Rappwltsweiler, Thermal-
Quelle: 4.4. 4. 200 0. 2.
Rathenow, Grundwasser. . 7
Raxalpe, Morphologie. . . 380
Regen-burg, Doggter .. . 8
—, Kreide . . 2. 2 2 2... 209
Reichenau, Säuerling . . . 103
Reichhennersdurf, Karbon „ 349
Reims, Eovän . 2 2... 358
Reinerz, Säuerling . . . . 103
Reit i. W., Kartenaufnallme 66
Reykjavik. geol Karte .„ . 147
Rliein, Diluvium . . . 405, 244
Siegener Schichten . „. 197
Rhein. Schiefergebirge, De-
VOHTaZIES.. are
— —, Devonpflanzen . . .
—, Tektonik .796, 199,
Thermaluuellen ..
nun Braunkohle . .
‚; Devon . 4.2 #2u...0%
. Rotliegendes . . . .
Riedlingen. Thermalinelle 3
Ries b. Nördlingen, Thermen
226
197
226
95
338
226
159
97
us,
108
Riesengebirge. Granittekto-
IR. zur age a
Ringelheim, Lias . . ...
Rio C'hicama. Anthrazit. .
Rotes Meer, Tektonik . 206,
Rothenfelule. Tektonik . 168,
Rostock. Kalkgehalt des
W asseTSs „ . . .
Rüdersdorf, Buntsands tein ä
—, subrlazieles Tal
,
Rügen. Interglazial. .
—
34
327
195
209
170
4,7
32
.. 202
116, IT:
—, Senn ....x 90, 239
Ruhr. Diluvium . 2. 2.2.2. 244
Ruhrbeeken. Karbon .. . 19
—, Karbontlora.. . . . . ...396
Rußland, prod. Karbon 112, /90
—. Kohle . . 2 2.20.00. 0.546
Rüthen, Devon . . 2.2...
Digitized by Goügle
091° —
Se;te
Saar, Rotlirsenies . . .. 10
—. Rarion. . ... . 401. 10
Sachsen. Gneispmvinz ... 773
—, Karbon. . .. . . 401. 190
Säckingen, Thermalyuelle. 9%
Salzach, Molasse . . ... 18
Salzıırunn. Säuerling . . . 18
Salzburg. Tektöonik . . .„. . 19
Salzgitter, Lias. . . .. . 327
Salzkanımerzut. Karbillung 254
—, Tektorik er 4
Sändling. Trkunnik . ... Hu
Sauerland, Devon. . . 197, 198
=, Devonfazies . . .226, 246
Savoven, Thermalqueilen 104
Schambelen. Lias. . ... 4b
‘' Scehlaneenbad, Thermal-
' quellen 2 222... 38 108%
. Schlesien, Basalt 255
Io Oberdevon S4
! Prod. Karbon 103, 391. 3u9, 190
| Schleswig Holstein. Devon 30
— —, Endmoränen . ... 173
ı Schohüll, Devon . .....33
' Sehnnen, Dilurium . . . . 121
‘ Schreiberhau, Morph»logie 35
' Schriesheim. Schwer<pat . 100
| Schrimmer See, Kalkgrhalt 4
Schubin, Buntsandstein „. „ 32
| Schwaben, Doggrr „ ... 28
in ee Aa
, Thermalquellen : 118
Sechs arzenbach a.W., Diabas 776
Schwarzwald, EHruptivre-
steine . 2 2.2 ..0.6J837 158
‚Lia.. ne ee 402
Tektonik . 5 ae rer ee
—, , Thermalquellen 90, 98, 103
110
Schweiz, Liass . „2... 440
—, Morphologie . .. . . 374
—, Thermalqyuellen „. . 90, 104
‚ Verkieselungen i 234
So bw eriner See, Kalkgı ‚halt J
Seddin-See, Rinnenbildunz 292
Seesen, Süßwasseryuarz . . 226
‚ Sehnde, Dosger. . . 2... 3
' Seift, Bimssteinsand . . . 202
Seiler, Oberdevon . . . . 250
| Selters, Therme . 2... 1083
Siebenbürgen, Salzsee .. 738
Sildemower See, Kalkzgebalt 4, 7
Sinai, Tektonik. . . . 212, 25
Singen. Vulkane ..... 108
232,
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Sizilien, Thermen 104
Solnhofen, Bryozoensanıl-
stein
Sonnw endgebirge,
logie . . Er Ana
Sontheim, Tektonik ce ee
Source Laternier, Therme .
Spa, Thermalquellen ner. 0
Sperenberg, Buntsandstein. 32
Stade, Perm . . . Eee. 21
Staßfurt, Salztektonik . . . 334
Steiermark, Morphologie 276
Steinheim, Tektonik . . . 37
--, Thermalquellen . . 98, 103
Steinlake, Lias. . . . .. 464
Stiller Ozean, Kohlensäure-
gehält . 2a ar. 0a
Stolp, Interglazial . . 717, 120
Strausberg, Oser . 256, 259
Subherzynes Becken, Tek-
tonik . 258, 203, 266
Südamerika, Anthrazit 195
—, Lias . 2 2... . 443, 453
Südharz, Rotliegendes 161
Südtirol, Bimsstein 269
Morphologie un BAD
Suezgolf, Entstehung . 207, 209
Sulzbach i. Baden, Thermal-
quelle. 2.2.2... 97
Sulzbad i. Elsaß, Thermal-
quele oo een
Sulzburg, Thermalquelle. .
Süntel, Gebirgsbildung . .
Syrien, Kreide . . ....
—, Tektonik . .
Be 2
Morpho-
381
36
97
"97
g7
92
357
Taubach, Thermalquellen 98
Tauern, Bergschläge . .„ . 345
—, Klüfte „. . . ./26, 130, 137
Tempelburg, Interglazial 115
Tendaguru, Fische . . „. . 353
Teneritfa, Grundgebirge. . 553
—-, Schildkröte . . . . 565, 575
Tennengebirge, Morphologie 380
Teplitz, Thermen. . . .. 103
Teufelsee, Kalkgebiet . . . 4
Teutoburger Wald, Lias 513, 520
Thorn, Diluvium 52.2089
ThüringerWald, Rotliegendes /64
Thüringen, Devon .... 23]
—, fossile Flora . . . .. 25/
—, Gneisprovinz . 2... 73
= as a re a 459
Tirol. Molasse . ..... 186
Digitized by Goögle
Seite
Tirol, Morphologie . 372
—, jungvulkan. Gesteine
385, 269
Totes Meer, Tektonik . 219
Trebnitzer Katzengebirge,
Endmoräne. ... . . 173
Tressingen, Lias . . . . . 460
Türkheim, Granit. .... 10
—, Tektonik . . .... . 106
Uckermark, Diluvium.. . . /22
Umhausen, Bimssteinerup-
ON 5a ee 389
Unterharz, Devonfazies . . 227
Unternogg, Nummuliten. . 249
Urach, Vulkan . . . . . . 103
Ural, Karbon. . . . . 112, 26
Utah, fossile Fische . . . 360
Velbert, Kohlenkalk . 250
Ver. Staaten, Ganoidfische 353,
360
26
198
541
105
265
— —, Karbongoniatiten . .
— , Unterkarbon . . ..
— —, Waldmoorre »...
Vichy, Säuerling.. . ...
Vjenenburg, Tektonik
Vilser Alpen, Tektonik . . 239
Virginia, Miocän . . . . . 358
Vogelsberg, Süßwasseryuarz 226
Vogelthal, Trippel . . . . 210
Vogesen, Eruptivgesteine . 757,
158
—, Tektonik. . . ... . 106
—, Thermalquellen . . „ 96, 98
Vogtland, Oberdevon . . . 298
——
Wabern, Liass . . ....
Waldenburg, Karbon . . . 399
—, Kohlensäureausbrüche . 103
Warnemünde, Senon . 239
Watzmann, Klüftung . . .„ 338
Weichsel, Talbildung 285
Weimar, Thermalquellen „ 98
Weinheim, Schwerspat . „ 100
Wellheim, Quarzit . .. . 212
Wermsdorfer See, Talbil-
dung
Weser, Diluvium .
Westerw ald, Braunkohle
—, Süßwasserquarz . wre
Westfalen, Devon ....
—, Diluvium
. 262
. 244
283
226
226
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Westfalen, Lias . . . 458,463
—, Karbon. . . . 190, 191, 199
Wetterau, Süßwasserquarz 226
296
Wetterstein, Morphologie . 382
Wettin, Karbon . . ... 1%
Wiehengebirge, Tektonik . 168
Wiesbaden, Thermalquellen 97,
103
Wildbad, Thermalquellen . 96,
98, 106
Wildungen. Devon „. . .. 231
Winterswijk, Kreide 205
Wisconsin, Waldmvore . n41
Digitized by Goögle
Seite
Wollenberg, Unterkarbon . 243
Woltersdorf, subelaziales
u 262
Wörgl, Molasse, . . irn
Wunsiedel, Amphibolitgänge /74
Württemberg, Lias.. . . 139
Zetthün, Interglazial . . . 116
Ziegenrück, Devon . 231
Zillertal, Morphologie. STH
Zuidbarge, Tiefbolırung 198. 205
Zurzach, Thermalquellen . 48
Zwickau, Karbon. . 41
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Sachregister.
(Die Seitenzahlen der Monatsberichte sind kursiv
Adorfer Kalke . .....2
|
Karboneisenerz 129, 130, 135
Karbonkalk. .
Karbonschiefer .
. . 126, 128
. 122, 123
27
|
- - - \.e - - - - . - '.
Liparitbimsstein
--, Sandstein . .117, 119, 120
--, Steinkohle . . ...» e, 192
Tonmergel . . .... 12
—, Trachıyst . . 2.2... 272
Andennestufe, Flora . . . 398
gedruckt.)
Seite | Seite
Aalener Stufe . . 2... 31 | Altdiluvium, Pfalz . . . . 405
Abbildungskristalloblastese 737 | Amberger Trippel . 208, 210
Abbruch, paläontologischer 393 | Amberleya capitanea . 6
Abensberger Hornsteine . 217 | — tenuistria . . » . . . 22, 74
Abtragungsflächen, Alpen 280 | Amethystgänge, Mähren 227
Achsen, Osnabrück . . . . 166 ' Amioidei, Rückgang . . . 365
Acidiosporen in Kohle 285 | Ammerfenster ...... 250
Acipenser albertensis 357 | Ammonites bisulcatus . . . 470
— Aus... 2 2 22.0. 358 | Ammonitidae sens. str. . . 470
— parisiensis ...... 358 | Amphibolitgänge, Wunsiedel 774
Acipenseridae, Rückgang 364 | Analysen, Amphibolit 176
Actinocamax granulatus. . 97 | —. Bimsstein ...... 272
— quadratus........» 99 ; —, Dolerit. ...... . 152
— weslfalius . .... .. 98 | —, Eruptivgesteine. „ 1/71, 272
Aeltomoceras scipionianum . 471 Ä —, Gesteine . . . . . 568, 570
|
|
|
|
Aegoceras biforme. . . . . 527
— boucaullia. ..... 470
— calliphyllum. ... . . 469
— Charmassae. .... . 470
— diploptychum . .... 469
— kammerkarense 469
— polycyclum 469
— Slatteri. . .. .... 471
— sublaqueum . ..... 472
— subplanicoosta . .... 527
Agassiceras, Tebensdauer „ 449
— Scipioonianum - . ... 471
‚, Angulatidae, Gattungen . .
Agassiceratidae, Gattungen 470
Alaria subpunctata 6, 22, 74, 83 .
Alb, Holland... .... 198 |
Alces latifrons . . . . 408, 429
Algen in Kohle ..... 279
Allgäudecke . . . .... 241
Alluvium, Island... .. . 149
Alpine Struktur, Rhein-
Schiefergebirge . . . . 1%
Alsatites, Lebensdauer 449
— laquelus ....... 458
— liasicus . . . . 442, 458, 469
— quedlinburgensis. . . . 458 ı
Alsatitidae, Gattungen 469
Digitized by Goügle
Aneurophyton germanicum „ 197
Angulaticeras lacunatum 470, 527
— rumpens . 527
469
25/
Re 7
ve » 8 eo. ee
Annularia stellata
Anomia opalina
— papyracea ...... 201
Anschliffe ven Pechkohle . 286
Anthracoceras aegirinum n.sp. 25
— Vanderbeckei . . . . . 26
Anthraxylon . . . 2.2. 540
Anthrazit, Donetz 132
—, Peru... 2 2 2.2 00% 195
Antiklinalfazies . . ...» 227
DE; Peru, . u.a un 196
Aptychenschichten, Kalk-
Alpen: -u..:0: 0 0 00 er er a 247
Aptychus lamellosus 220
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
-- 298 --
Site
-Barium in Eruptivgesteinen 511
Barrem-Stufe, Fische . . . 351
Baruther Haupttal . . . 234
Basalt, Island . . .. 148, 154
—, Kanarische Inseln 552, 58
—, Schlesien . . . 253
Batholith, Biesengebirge 34
—, Peru. ..... 196
Beckenfazies Br . 199, 226
Beiratswahl . . . . . , 257
Belemnitella mucronata . . 93
Belemnites acuarıus macer . 82
— breviformis „...... 8%
; — brevirostris . . . 8”
Seite
Arca cardüformis. . 274
— liasina . ». 2.» ... 6
Arietidae, Gattungen 470
Antetites abnormilobatus . . 469
- Cordierfi » 2 2... . 519
— coregonensis. . . - 469
- discretus - 2»... 469
— latesulcatus . . . . 470 |
— praespiratissimus 4169
— proaries 469
— semicostalus . . 470
— semicostulalus . 470
— stellaeformis. . . . . 470
— tenellu . ». .... 470
— Turneri. . . . . . 470, 528
Arnioceras, Lebensdauer „ 449
— ceratitoides 460, 470, 497, 499
— fortunatum . ... . . 503
— geometricum . . . . 460, 497
— semicostaltum . . ...» 499
Arnioceratidae, Gattungen . 470
Arnioceratoides Kridion . . 470
Arnsberger Schwelle . . . 232
Arragonit in Lruptivge-
steinen . . 2 2... 563, 571
Aspidoceras costatum . . . 531
-- Hypselum.. . . . .. . 53
— Lenkin.spy.. . .. .. 53
— Tietzei . . . 22 .:. 531
— Zittli . -. : 2 2 2 .. 531
Astarte alla ..... . . 22, 72
— subtelragona . . .6, 22, 72
— Volzi ...... 1,6, 71
Asterias prisca.. ..... 67
Asteroceras oblusum . +10, 528
a 1 (7 (17 2 A Er 528
Asterophyllites ESEHIONNNS 251
Asteroxylon ... em DIR
Atzwirkung . . .... 313
Aufblätterung durch Kerb-
wirkung... . . 308
Aufblätterungskerbe 343
Aufsteigen der Alpen 275
Augenkohle, Entstehung . 269
an Kalk-
alpen ; 385
Augitporphyrit, Birkenfeld 159
Ausscheidung vonKalk.. . 1/9
Autotektonische Lreignisse 324
Avicula acutirostris . . . . 214
— contorla 2... 0. 404
Baltische Endmoräne . 173,
— Phuse ...... 174,
Bänderton. Island ;
Digitized by Goügle
181
178
149
— compressus paxillosus . 8
— minimus » 2». .... 9
— neumarklensis . . . - - 6
— opalinus .... .6, 22, 81
— Quenstedi .. . .6, 22, 8
— subclavalus . . b, 22, 23, 81
— fripartilus crassus . . 22, 82
— ullimuss . »..».......28
— westfalicus . . . 2... 9
Belonostomus ... . . . 34
Benzolkarbonsäure . . . . 235
Bergbau, Kerbwirkung . . 343
Bergleder, Donetzbecken . 1495
Bergschläge, Entstehung 334, 345
Berliner Haupttal . . . 202
Bibliothek, Eingänge . 582. 72,
280
Bimsstein, Oetztal . . 388, 272
—, Südtirol . . . 2.......269
Bimssteinsande, Hessische
Senke . . . 2 2 2.2. .202
Biofazies . . .. 2... . 227
Biologie im Dogger. . . . 3
Biostratigraphie, Dogger . 21
Bison priscus . . . . 409, 429
Bitumen in Pechkoblle . . 29%
—, Steinkohle . . . . .. 5417
Bitumeninseln in Kohle . 278
Blätter, Nied. Tauern. . . 7/35
Blocklava, Island . . 149, 163
Bogen, Syrischer. .*. . . 206
Bohrmuscheln, Turon . . . /82
Bohnerz, Mähren . . . . . 22%
—, Schweiz . » 2... . 231
Bolus mit Jaspis. . . . . 228
Boucaulticeras boucaaltia . 40
Bourgueticrinus ellipticus 203, 204
Brachybelus breviformis . . 33
Brackwassermolasse, Ober-
bavem oe. Al
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
—
Seite
Brancoceras varicosum 203
Brandenburgische Phase 175, 176
Braunkohle, Bildung . . . 203
—, Entstehung. . . . . . 534
—, Gasentwicklung 195
-—, glanzstreiige. . ... 289
—, Hessen. . . .» .... 202
—, Island . . . 2.2... 148
—, Petrographie . . .. . 283
299
—, rheinische . . . . . . 538
Braunkobhlenquarzite . 221, 227,
237
Braunkohlensandstein . . . 237
Breitsättel, Harzvorland 258
Brekzie, Brixen 209
Brixner Granit . .... 271
Bruchfaltengebirve . . .. 265
Bruchlose Faltung „. ... 7/3
Bruchtheorie. . . . 2... 319
Bryozoensandstein, Soln-
holen x 2.0.0: 0% 212
Bücherei, Eingänge 592,72, 286
Buchiola palmata. .. . 93
— relrostriata.. » .... 93
Büdesheimer Schiefer . 249
Buntsandstein, Holstein. . 3
pr ton primaevum . 197
Caldera, La Palma . . 552, 571
Caloceras Johnstoni 442, 443, 444,
458, 459
— lorus... 469
Camarophoria Schlotheimi . 27
Canavarites discretus . . . 469
Canis amensis . .» .... 414
— mosbachensis . . . . . 414
— neschersensis . . . 411, 429
— pallipes . ». . 2.2... 418
Capreolus capreolus 408, 429
Cardium Eggeri ..... 215
Carnallit, Bildung 150
Cenoman, Fische .
—, Holstein . . .
—, Kalkalpen . 240, 247, 66, 68
351, 353, 357
28
—, Kanarische Inseln 564
=. Pels 2.2. ee 196
Cenomantransgression, Al-
Pen... we an . 241
Cerithinella armalta 6, 22, 23, 74
Cerithium margaritaceum 274
Cervus elaphus . . . . 408, 429
— verlicornis . . . . . 409, 429
Charmassiceras Charmassae 470
Cheiloceras-Stufe . . . x. 233!
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Chlamys subtextorius . . . 219
Chlorit - Actinolitschiefer,
Analyse . . 22 220% 176
Chokierstufe, Flora. . . . 396
Chondrostei, Rückgang . . 364
Cidaris dissimilis . . . 203, 204
— striospina . » x... . 67
Cladochonus Michelini . . 201
Cladoxylon ....... 19
Clarain, Entstehung 541
Clarit in Pechkohle 277
Clymenienkalke . .... 250
Coccolepis macropterus 356
Cochlicopa lubrica .... 141
Codiaceen, Lebensweise 89
Coroniceras, Lebensdauer . 449
Coroniceras Frau ag
1.-5P. 2 a ne 515
— olfornes "460, 470, 496, 508
_ westfalicum . 449, 507, 513
Cosmolytoceras Canavarii . 468
Crossopholis magnicaudatus 359
Crossopterygü, Rückgang . 364
Cuculiaea inaequivalvis .22, 71°
Culm, Gliederung . 25, 26
Cultrijugatus-Zone 0.248
Cuspitheutis acuarius macer 82
Cyclopterus lumpus . . . . 363
Cymbite globosus . 470
an camerata . . 198
yrena semistriata . . . . 274
Cyrenenmergel, Oberbayern 271
Dachsteinkalk, Chiemgau . 67
Daniglazial . . 2.2... 183
Darstellung, stereographi-
sche „. . . . .102, 200, 234
; Dazit, Quarzgehalt . 157
Decken, Kalkalpen . . . . 197
—, Osning. . » ee... 166
Deckfalten, Alpen 374
Dentalium elongatum . . 6, 72
— filicauda ....... 72
— liasia . 2... 0... 72
— limatulum. ...... 72
Devon, Facies . ..... 246
—, Holstein .. 2.2... 30
—, Meerestiefe. . . ...» 228
—, Pflanzen . . ..... 197
—, Rhein. Schiefergebirge
196, 197, 246
—, Schlesien. . 2... 84
Devon-Karbongrenze . . . 197
Diabas, Analyse 176
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300
Seite Seite
Diabas, La Gomera . . . . 559 DEI DU Koblebil-
Diapirfalten . . 2... . 212 dung 537
Diatomeenerde, Pommern . /35 Dünnschliffe von Pechkohle 274
Differentialsenkung 264 | Durchdringungsfalten . . 272
Diluviale Verwerfungen, Os- Durchragungen, IpBen-
DIDE .-.: 3.4 8 eo we ia 171 artige . 2 2 002. 167
Diluvium, Berlin 259 | Durain, Entstehung . 541
—, Hessen. ... . , . 202 | Durit in Pechkohle. . 277
—, Island ...... 148, 149 | Duslinger Oolithbank . 445
—, Pfalz ...... .. 405
—, Pommern... .... . 113 | Ebbesattel. . . . . .246, 248
— Rhein... 2... 244 | Eberswalder Pforte 285
— Ruhr .. 2000. 244 Echinopsis pumilla . . 215
—, Westfalen . ..... 139 | Ectocentrites Canavarii 468
Diplocidaris giganteus . . 220 | _ Fucin 2 ee... 468
Dipnoi, Aussterben. . . . 366 | _ Gürdiani. ..... 468
Discamphiceras rn — nodostrictus . .» . .» - . 468
VENSE en... . 469 | _ Peleri »...-.. 468
Discina papyracea 0... 68 | Ehmener Störungszone 258
Discohelix minuta 7, 73 | Eichenstein .. . 217
Discoidea pulvinata. ... . 564 | Eimbeckhäuser Platten.
Diskordanzwinkel 266 | kalke, Deister . . . . 02
‚ Dogger, Ablagerungstiefe . 44 ' Eisenerze, Karbon 128
—, Ammoniten. .... 51, 75 iı —, Neokom = 200
—, bionomischer Querschnitt 38 | Eisensandstein, Kreide,
—, Biostratigraphie ... 21: Bayern ..... . 208, 212
— Erhaltungszustände .. 65 Ä Elephas primigenius, Nor-
—, Fauna .. 2. .2.... 89 I wegen... oe... . 12
—, Faci8 . . 2. .2.... 26 — frogontherü . . . . 410, 429
‚ Foraminiferen 47, 66, 68 . Emscher, Holland . . . . 203
—, Kalkalpen 240, 246, 67_ —, Peru... 2... ... 196
—, Korallen . . .. .. 47,67 Emscher-Mulde . 191
-—-, Lithogenese . . . .. 14 : Endmoräne,äußerebaltische 173.
—, Meeresgrund . . . 43° 178
—, Muscheln ....,. 49, 69 —, Hörde . ». . 2.2... 139
—, Nordbayern . .... 1. —, Norddeutschland 172
—, Pflanzen ....... 66 , Entmischung derSalzlaugen 7/54
—, Seelilien .... . 48, 67 Eocambrium . . ..... 73
- , Schnecken . ..... 50 | Eocän, Fische . . . . 352, 360
—, Steinheim . . .. 59 | —, Hessen ..... . . 202
—, Wärmeverhältnisse des —, Holland . ...... 203
Meeres „2... 0... 36 | Eocänflysch ....... 249
—, Würmer . . 47, 68 ! Epammonites latesulcalus . 470
Doggerkieselkalk . TE EN 246 Eparietites tenellus . . . . 470
Dogger-Lias-Grenze 27 . Eparnioceras semicostatum . 470
Doggersandstein . . . . 8, 15 Epirogenese, Jura .... 9
Dolerit, Island... . . 150, 152 FEpophioceras Landrioti . . 40
Dolinen, Bildung 254 | Equus germanicus . . 406, 429
Dolomit, Karbon . . .. . 124 : Erdbeben, Ursache . . . . 205
Drehverwerfungen, Ober- Erdbraunkohle Be 289
bavern . . 2.200. 263 | Erhebung der Alpen 275
Dreiährengranit, Vogesen. 706 Erosion, Alpen 379, 387. 254,
Druckfestigkeit von Sand- M 276
SEIN» wu, ara 113 | Erosionskerbe . ..... 342
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Seite
Eruption, postglaziale, Oetz-
tal ur a 88, 272
—, —, Südtirol . . . . . 269
Eruptivgang, Brixen 209
Eruptivgesteine, Rotliegende 74,
156
Erythräische Geosynklinale 206
Essexit, La Gomera . . . 559
Essexitmelaphyr, LaGomera 561,
669, 570
Etroeungt, Rhein. Schiefer-
gebirge . . - 250
Euagassiceras sauzeanum . 470
— sSpinaries 497
Eucoroniceras sinemuriense 4710
. . 25, 26
Eumophoceras-Stufe
Eumorphoceras bilingue .. 25
— inconslans ...... 25
— reticulatum . . x»... 25
— Wunstorfi n.sp,. . .. 25
Euphyllites Struckmanni.. . 469
Eutektikum, Quarz-Feldspat 7/57
Eutrochus duplicatus .. 6, 74
— plicaus. .. 2 oo... 6
Exogyra columba...... . 214
— sıgmoides . . x... . 214
Explosionswirkungen . . . 5]
Eybrunner Mergel . . . . 209
Falten, Alpen . .....» 374
—, Syrien. . 2 2.220. 212
Faltenvergitterung, Osna-
brück.,.u...0% #2 %% 168
Faltung, bruchlose . . . . 130
Fazies, Devon . . .„ . 227, 246
—, herzynische un. 227
—, rheinische . . ...» 227
=. Trias, 2 2a en . 200
—, Unterkarbon . . ... 201
Fechttalstörung . ....» 109
Feldspat - Quarzeutektikum 757
Fenster, Chiemgau 69
—, Osning ; 166
Ferretisierungszone, Pom-
MErN.: 5 2 near 117
Festigkeit der Materialien . 301
—, molekulare . . .... 319
Feuerstein, Bildung 239
—, Entstehung. . .... 228
Finnentroper Schichten. . 249
Firnfeldniveau, Alpen 378, 277
Flabellina cordata i 203
Fladenlava, Island . . 149, 163
Flämingphase . 175, 176
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301
Ve
Seite
Flexuren, Oberbayern . . 187
—, Palästina. . . . o . . 216
Fließdruck in Salzen. . . 74
Fließfiguren, Entstehung . 320
Flinz, Devon, Rhein. Schie-
fergeb. . 2.2000. 0.249
—, Oberbayern . . .. . 19
Flora, Karbon . . . . . . 3%
—, Rotliegendes . . . 25/1
Flözleeres, Flora . . . . . 398
Flysch, Oberbayern 188, 189, 241,
248
Foraminiferen, Gault . 199, 201
Formsand, Klassifizierung . 204
Fränkische Kreide . . . . 206
Franziceras ruidum . . . . 469
Frost, Wirkungen 2. 254
Furan in Kohle . . . 534, 535
Furche, Rheinische . . . 200
Fusain, Entstehung. . . . 541
Fusit in Pechkohle. . . . 277
197
174
553,
569
348
360
Gattendorfia-Stufe .. . .
Gänge, Amphibolit-. . . .
Ganggesteine, La Gomera
Ganoidfische . . . . »
Garumnien, Fische „. . . »-
Gärungsversuche mit Pflan-
zen
Gasentwicklung im Karbon
542
133
Gastrioceras catharinae n.sp. 25
-- circumnodosum 25
— ruraen.sp.. . 25
— subcrenalum. . . ..» 25
Gastrioceras-Stufe . . . 25, 26
Gault, Belemniten . . . . 97
—, Holland . ...... 198
—, Peru. .. 22.220. 196
Gebirgsbewegungen im Rot-
liegenden . ....» 156
Gebirgsbildung, Harzvor-
land: 2.2 22. #4 258, 203
—, Osnabrück . . .... 169
—, saxonische 258, 263
—, Ursache . .. .. 205, 263
Gelderlandscholle . . . . 205
Geologischer Unterricht . . 238
Geophysik, Alpen 283
Geosynklinale, erythräische 206
Gerinnungsstruktur in Kohle 296
Oervilleia rostrata 201
Gesteine, Kerbwirkung . . 312
21
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
jungvulkanische,
388, 209
170
92
279
13
Gesteine,
Alpen .„...
Gigasschichten, Osning . .
—, Wesergebirge ....
Gipfelflur, Alpen . 372, 374,
Gips im Dogger . ....
Gladenbacher Kalk. . . . 243
Glanzbraunkohle „ . . . . 289
Glanzkohle, Entstehung 540, 541
302
Glas, Festigkeit „... . . . 318
(lazialdiluvium, Nieder-
EHEN u: 4-3: 0 ce. a a 244 5
—, Pommern . en | ©:
—, Westfalen „. . 2... 0.139
Grleitflächen, Entstehung . 320
Gletscherwirkung 21.294
Gleviceras glevense . . . . 471
Glimmerklüfte, Nied, Tauern /25,
130.
Glimmerschiefer, Nied.
Tauern .. er AI
Glyphioceras erenistria . . 25, 26
— pranosum. » 2... 25
— leodicense n. SP... x»... 25
— sfrialum .» 2... ....25
Glyphioceras-Stufe . . . 25
Gneisprovinz, sächsisch-
thüring. . 2.2.2 0.0..7
Gomphostrobus bifidus ...:6, 232
Goniatiten, Karbon . . . 2, 25
Gonioclymenienstufe Be II
Gotiglaziale Phase . . . . 183
Grammoceras aalense . . . 8,17
— costulaftum » » x... 78
— flultans. . 2. ....0
-— lotharingicum . . . . 22, 79
— maclta » 2 22.0. . 80
— plicatella . . . . . . 22, 79
— subcoomplum . ... 8, 78
Granit, Brixen 271
— , Holstein a. IT
=. Perüs eu are IM
—, Türkheim . x... . 106
Granitintrusion, karbonische 7/77
(role baltische Phase . 174, 178
Großfaltenwurf, Alpen „. „ 374
Großmulden, Alpen. . . 374
Großsättel, Alpen .. . . 374
Grubenbaue, Kerbwirkung . 343
Großtektonik, Kerbwirkung 346
Grubengas, Entstehung „ . 195
--, Rußland . . 22 .2.0..133
Grundgebirge, Kanarische
Inseln . 2 2 2 2.2.0992, 870
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mu Bewezunz . 55
”
‚Kapillarsuum . .... 0
Vorrat .. ee IE
rundwasehkünde ee 3
Grünsand.cenomaner, Fische 353
>
— von Kapfelbere . .. . 2
turoner, Osning. 1
,
Grünsandstein, Frunkenjura 20
Grünstein, Kanarische Inseln 397
Gryphaea als Leitfossil . . 4952
— acruadla . 2... 00.45
— Dumortieri . . 43
— obliquala ... . nn
—- vesicularis : 214
Guibaliceras guibalianum . 4a
Gvraulus glaber 48
— multiformis . . . . . #48
— frochiformis . 48
Gyrophioceras praespirati sst-
mum. . . 00.469
Haarrisse . 308
Haftwasser 2 0
Hamites adpressus 202
. Hangenberg-Kalke . 197
Hartsalz, Bildungstenpe-
ratur. . 2... 146, B50
Harzausscheidungen inKohle 281
Harzgerölle in der Kreille 204
Haselgebirge, Entstehung . 335
Haßbergzone . . . . . 166
Hastites neumarktensis . . Ö
— subclavatus . .6, 22, 23. 81
Hauptanhvarit, Klüftung 334
Haupteisrandlagen 174
Hauptkeratophyr, Rhein.
Schiefergebirge. . 247
Hauptdolomit,Kalkalpen 240, 242.
248, 338, 67
Hauptphasen der Vereisung 174
Aauplah Baruther 254
‚ Berliner . 262
Hauptterrasse, Rhein . 405
Hauptvereisung, Niederrhein 244
—, Westfalen ....139
Hauptversammlung, Vor-
tragsfolge . . 1973
Haushamer Mulde . 185
Hausschwamm, Holzzer-
setzung . 34.
Heizwert der Pechkohle INN
Helix arbustorum . . 141
—- pulchela. . . .. . 14
IT.)
— in Pechkolıle
„is
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303
Seite
Hessische Senke, Tertiär . 202
Hierlatzkalk, Ammergebirge 245
Hippopotamus amphibius . 407,
429
— major . . 20.407
Hochbajuv arische Rand-
mulde j ee ad
Hochfluren, Alpen . 372, 270
Höhlen, Entstehung . 328, 333
Holcolytoceras nodostrictum 468
Holz, Gärungsversuche . 542
— , Zellulosegehalt 535
Holzkohle, Entstehung . Dal
Holzzerfall . . . . 544
Holter Achse . . . 168
Hornstein, Abensber ser 217
— , Dogger, Kalkalpen : 240
—, Frankenjura 207, 209, 217,
228
Horstfazies ER 74
Hostimella . . . . . 19
Huminsäure in Kohle 546
Humusbildung, Island 159
Humuskohlen, re . 203
Entstehung 5 . . 934
Hyenia 197
Fyperasteroceras ceratiticum 470
Hypersthenit, La Gomera . 559
Ibbenbürener Schichten 169
Idoceras planula . 530
„DkanluDg ; . . 203
Gasentw icklung 195
Tnlandeis, Wasserhaush: lt. 284
, Zerklüftung 285
Inmenkerbe 304
Inoceramus amygdaloides 10
— cardissoides . 20.204
— concentricus . 199, 203
— labiatus 214
— latus 214
— subcardissoides . . 204
— subsulcatus . . 201, 203
Insektenmergel, Schweiz . 446
Interglazial, Niederrhein . 246
—, Pommern Be 113
Intermoränal, Pommern, 113
Interoszilläre Bildungen,
Pommern . . i 113
Interstadial, Pommern i 113
Involuticeras involutum . . 533
lsometrische Projektion 702, 200,
234
283
Isostasie, Alpen
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t
Seife
Janira quinquecostata 215
Jaspis, Frankenjnra . 221
‘ Jungvulkanische Gesteine,
Alpen . 388 209
Jura, Holland . . . ....203
—, Kalkalpen 244, 67
— , Norddeutschland . 74, 91
— , Steinheimer Becken. 38
—, weißer, Franken . 529
Jütische Phase . 178
Kalisalzlager, Bildung /27, 146
Kalk, Entstehung . . . . 1,3
—, Karbon u. ae 104
—, Kieselknollen , . 239
Kalkausscheidung . 19
Kalklager, Entstehung 22
Kalksandstein, Frankenjura 2u7
ı Kallmünzer : el
Kammerkarites . 467
— diploptychus . 469
Kammgranit, Vogesen 106
Kaolin im Karbon 119
Kaolinisierung, La (Gomera 562
Kapillarsaum des Grund-
wassers. N .. 76
Karbildung, Alpen 253
Karbon, Devongrenze 197
—, Fauna, Donetz. . ..142
—, Fazies . . 201, 227, 232
—, Gliederung . 2, 25
—-, Goniatiten 2, 25
— , Granitintrusion . 177
—, Hörde. . . 2.2... 138
—., Kohlebildung ; . 203
--, Produktives 391, 190, 195
—, —, Osnabrück . . 169
—, —, Rußland . .,. 112
—, Tektonik . .20..J79
Karbonsedimente, Rulland 112
Kare, Entstehung .328, 253
Kellerwaldquarzit, Alter 201
Keratophyr, Rhein. Schiefer-
gebirge . » 2 202000. 247
Kerb, Begriff 301
—, Beseitigung . .... 8302
—, Wirkung. 300, 126
Kesseltäler, Vulkanische >71
Kieselkalk des Lias „ 08
Kieselknollen . 228
— in Kalken 239
Kieselsäure, Herkunft in
Kilken . ; 241
Kieserit, Bildung . 146, 151
21*
Original from
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Seite
Kimmerische Phase 258, 263,
266
Kinderhookgroup . . . . 198
Klausenit, Südtirol 275
Klippendecke, Schweiz . 197
Klippenquarzit, Lahn . 243
Klüfte, Niedere Tauern /25, 130
Kluftletten, Nied. Tauern . 7/3]
Klüftung der Kohle . 265, 266
Knollen, kalkhaltige im Kar-
bon . . 134
Koblenz, Rhein. Schieferge-
birge. . . .. 197, 247
Kohle, Bildung . . 190, 203
—, Entstehung . . . 4
—, Gasentwicklung 195
—, Karbon, Rußland. 131
—, Peru j 195
—, Turon.. . 185
Kohlenanschliffe 286
Kohlenbecken, paralische . 391
Kohlendünnschliffe 275
Kohlenkalk, Rhein. Schie-
fergebirge . . . . . . 250
Kohlenklüftung . 265, 266
Kohlenpetrographie , . 203
Kohlenproduktion, Donetz . 135
Kohlensäure,
aus Kohle . 347
Kohlensäure- I:xhalationen,
Osning . . . . i 171
Kohlenschiefer, Peisseuberg 270
Kohlenschieferung 269
Kohlenvorräte, Donetz 137
Kokskohlen, Donetz . . 135
Koninckocrinus rugosus . 204
Konkretionen im Doxger 13
Kontaktwirkungen, Südtirol 275
304
| Seite
Kulm, Rheinland, Flora 397
-—, Schlesien . . . . 84
Kutscheriawtschik 134
Lamprophyr, Peru 196
Landesverdunstung, Begriff 71
Langbeinit, Bildung . 151
Längstäler, Alpen 372
Laqueoceras Hollandı 485
— sublaqueum . 469, 472
Lassen, Entstehung u)
Lateritbildung . . 234
Laufsteg, Hörde 127, 138
Lausitzer Phase 3 4112
Lava, Island. 149, 163
Lebensdauer der Liasammo-
niten . a: 449
Lechtaldecke. re . 241
Leda Galathea . 22, 71
— rostralis . - . . 67
Leitfossilien, absolute . 44
Lepidostei, Rückgang 360, 365
Lepidosteus bohemicus 360
— atrox BR ou
— aganus 36]
— cunealus . . . 364
— integer . 361
— dusitanicus 30
— pustulosus IHU
— simplex 3650
— Strausi ZW
Lepidodendron acuminatum 32
— Veltheimi . . 343
Lettenklüfte, Nied. Tauern 125,
130
Lias, Alpen 240, 241, 245, 247
—, Fauna. en
—, Kalkalpen 67
—, Nordbayern . . .. 1
—, Paläogeographie . 430
Lias-Dogger-Grenze . . 27
Liaskieselkalk, Alpen 240, 245,
68
Lignin, Gärungsversuche >42
— in Kohle . 335. 557, 38
Lignin-Stammbaum der
Koble „, 537, 538
Lignit, Huminsäurezehalt „ >46
—, Petrographie an)
Limatula decussala . 215
Limnische Karbonbecken 331,
190
Limonit im Karbon 129
Lingula subovalis . 200
Konzentration von Späan-
nungen. . .. . 30
Korallenkalke, Devon 232.
Kössener Schichten 243
— —, Kalkalpen 67
Kreide, Frankenjura . 206
—, Ganoidfische 348
—, Harzvorland . . 2064
—, Holland : 198
— en 299
‚Peru . 196
Ruhrbezirk . 191
Kreidennazie ; ...238
Kulm, Lydite . 243
—, Niederschlesien 399
—, Oberschlesien, Flora 393
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305
|
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Lingula truncata 200
Lioceras costosum . 22, 81
— opalinum . R 22, 23, 80
— undulatum . . . 22, 81
Liparit, Quarzgehalt.. : 157
Liparitbimsstein, Oetztal 272
Lippe-Mulde . . 191
Lithofazies ; . 227
Lithogenese, Dogger . . 14
Loeweit, Entstehung . 146, 151 .
Lophiostomus . ..8349
Löß, Rhein 405
—, Schnecken . . 141
—, Trockentäler .: 129
—, Wurzelröhrchen . . . 145
—, Westfalen 127, 138
Lößkindel. . ...4145
Lvdite, Lahn . 243
Lvtoceras altecinctum. . . 468
—- biforme . 469, 527
— dilucidum . ..6, 8, 14, 77
— fimbridti . ..... 6
— penicillatum . 6, 14, 77
— subhircinum . 22, 76
— forulosum . 6, 22, 23, 77
Lytoceratidae, Gattungen 468
Lytostropites Fuciniü . 468
Macropoma : . 349
Madeirit, La Gomera 559
Magas Geinitzi. . . . 215
Magerkohle, Donetz . . 132
Magma, Erstarrung . . 205
Malm, Frankenalb. . . „ 529
—, Hornsteine . „. . . „ 217
—, Norddeutschland . 9
Mammuth, Norwegen. 121
Manticoceras-Stufe . . 232
Marine Kalke, Entstehung . 23
Mariopteris acula . 398
Massenkalk 249
Mastigoceras adpressum 198, 202,
203
Mastodon, Steinheim. 47
Mattkohle, Entstehung . 54l
—, Peissenberg. 270
Mazeration der Pechkohle 284
Meere, Kalkbildung 1, 3,23
— , Salzgehalt ee
\Meereshboden, Festigkeits-
sıad. . . 44
Meeresgrund, Dogger 43
Meeresmolasse, Oberbavern 189,
20
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Seite
Megaceros verticornis +09, 429
Megarietites meridionalis 470
Megatheutis a 6, 22, 81
- rhenanus . . .. 8
Meggener Schwelle . 232
Melanienton, Hessen. . . 202
Menschenschädel, Dorsten . 246
Merulius lacrimans . . . 545
Mesodon bernissartensis. . 352
Mesozoikum, Fische . 360
Metacymbites centriglobus . 470
Metalle, Verhalten bei Kerb-
wirkung i . ..808
Methan, Entstehung . 547
— , Entwicklung Eh 195
Methoxylgehalt der Kohle . 546
Metophioceras Conybeari 470
Micraster cor testudinarum ?15
Microderoceras Birchi . 526
Microhelix W. EDEN nov.
spec, . “©
Mielniker Randlage a
‘ Mineralien, kerbwirkung . 312
Miocän, Fische . . 352
—, Graz 7
—, Hessen . 202
—, Island. 148
‚ Oberbayern . 189
Miocäne Störungen, Osning 170
MIMESIGe von, Fazies . 229, 246
, Pflanzen £ 197
‚ Rhein. Schiefergebirge 196,
197, 246
Mittelposensche Phase . 173
Modiola aeqgualis . . . 214
Molasse, Oberbayern. 185, 260
rn Ausgestal-
tung . . Es . 192
Morphologie, len 372, 254,
275
— Be n . 69, 254
‚Island. „ . ...450
—_, ‚ NW-Deutschland . 125, 128
Mosbacher Sande, Fauna 405
| Mühlenberg-Schichten . 248
Muldenfazies . . 227
Münder Mergel. 92
Murnauer Mulde 185
Muschelkalk, Alpen 241
Muschelschiefer, Peissen-
berg . 273
Nagelfluh, miocäne . 193
Nehdener Schiefer 250
Neohibolites minimus 199, 203, 97
Original from
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—
Seite
Neokom, Fische 351
—, Holland 205
—, pen 66
‚ Ösning . 170
‚ Palacoge orraphie. 2)9
‚ Transgression Sr 266
en isenerze, Ent-
stehung ; 299
Neueingänge der "Bücherei as1,
72, 286
Neuropter's Schlehani 348
Netze-Phase . 174
Niederschläge 76
Niederterrasse, Lippetal 246
Nuordsvrische Tafel . . .„ 224
Nordwestfälisch-lippische
Schwelle ; 166
Nucula Hammeri . . 6, 70
— Hausmanni . . . . 6
Nummuliten, Unternogg 249
Oberdevon, Fazies 228, 230 246
—, Lahn
. 243
306
—, Schlesien . s4
Öberflächenkerbe . 302
Oberkarbon, Gliederung 25
—, Prod. 112, 169, 391, /90, 195
Oberkoblenz, Rhein. Schie-
fergeb. 197, 247
ÖOberneokom, Fische . 351
Oberoligocän, Oberbayern . 260
Obersenon, Belemnitella . 93
—, Holland 198
—, Osning . 2... 0.0.17
Odershäuser Kalk. . 232
Odontobelus brevirostris . 83
— /ripartitus crassus 83
Olcostephanus suberinus 533
Old-Red, Holstein 33
Oligocän, Fische . 352
—, Hessen . . 202
— , Island. on . . 148
—, Oberbayern. 189, 260, 261
—, Peissenberg . . . . 260
Oolithbank, Duslinger 445
Opalinumschichten . 8, 15
Oppelia litocera . 630
— tennilobata . . . 533
— Wenzeli . . 530
Orthocrinus-Schichten . 248
Os, Strausbers 259
Osningachse. . 2... 166
Ostjütische Endmoräne . 179
Ostrakoden, Gault. . 199
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meitie
Östrauer Schichten, Flora. 3»
Ostrea cyathula. . . . . 24
— irregularis a U
— lassica ....0. 0.64
— rastellata . a 232
— sublamellosa . . . . +3
Ostrea als Leitfossil. . . 462
Oszillationstheorie 2n3%
Otozamites, Peru . 19
Ottweiler Schichten, Flora +r'
Oxford, Frankenalb N,
Oxydation der Kohle DER
Oxynoticeras oxynotum +1. 2%
Oxynotidae, Gattungen . 40
Paläogeographie, Lias 4340
Neokom : 2n9
Paläontologischer Abbruch 313
Palaeopitys Mileri. . 197
Paläozoikum, Fazies . 199, 226
—, Osnabrück . . 16%
Palagonit, Island 15>
— , La Gomera . and
Paleocän, Fische . . . . 50
Palyodon spathula 3549
Palygorskit, Donetzbecken 14.
Paracaloceras coregonense . +1»
Paracoroniceras gmuendense X,
Paradasyceras Uermoesense 46S
Paragastrioceras marianum 26
Paralische Karbonbecken >11.
190
Paraphyllioceras calliphyllum +09.
In
Parapsiloceras polycyclum . 40%
Paroxynoticeras salisburgense 4}
Partnachschichten, Kalk-
alpen . 240, 241
zn Entstehung HU), 289
, Huminsäuregehalt : >40
—, Oberbayern. In)
— , Petrographie 20
Turon . „ IS>3
Pechkohlendünnschlilfe . 275
Pecopteris arborescens 25/
— aspera . . UNS
— Candolleana 25/
— pinnaltifida 25/
— Pluckeneti a
Pecten articulatus . . . . 22%
— asper . .» . 244
— dentatus 219
— granulifer 219
— hispidus 212
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
307
70.
Seite '
Pecten laevis 219
— /aminosus 215 ;
— personalus 10
— pumillus
— spathulatus . . 214
— fextorius : . 70
Peltoceras Berrense . 531
— bimammalum 330, 533
— semiarmalum . 531
— fransversarlium . . 531
— Uhligi. 531, 533
Peltolytoceras Giordanii . . 468
Pentacrinus jurensis 67
— württembergicus ', 67
Penzberger Mulde . . 185
Pericyclus Kochi . . . . 25
— plicatilis 25
— DPFINCEDS . 2 2.0. 25
Pericyclus-Stufe . . 25, 198
Perisphinctes Tiziani. 530
Perm, rotes, Norddeutsch-
land... % = 2, 27
Permotrias, Posen. . . 28.
Ptlanzen, Devon . 197
Phase, kimmerische . 258, 253
—, SENONE 2 2 2 20. 258
Phasen der Vereisung 172
Pholadomya fidieula. . . 72
Pholas sclerotites . 182
Pholidurus disjectus . 359
Phonolith, La Gomera 553, 568
Phosphat im Dogger .. 13
Phosphatlager, Curacao . 126
Phosphoritfazies, Dogger 26, 28
Phylloceras heterophyllum . 76
— Uermoesense . 4168
Phylloceratidae, Gat tun gen 468
Phragmidites mov. gen. 285
Piesbergachse 166
Piesbergschichten . 169
Pıila bactrensis . 2 DT8
Pilze, Kinflu3 auf Kohle-
bildung. . 2... . 548
— in Kohlen . 204
Pinna fisae. . . . . 70
Pläner, Wehlowitzer. . 349
Planorbis in Pechkohle. 272
Planorbis pseudoammonius 202
Planorbiformisschichten,
Steinheim . ; ..43
Platy clymenienstufe ; . 233
Plicatula opalina . . .. 7
Plioeän, Gebirgsbildung 194
—, Holstein. . . .. 34
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Seite
Pliocän. Island. . 148
— , Lahntal . . . 202
-—, Palästina. . .. 216
Pleuracanthidae, Gattungen 469
Pleuracanthites biforme 469, 527
— polycyclus . 469
Pleurotomaria contrina . 27
— Quenstedi . . . .. 6
— subtilis . . a 7
Polycoelia profunda >. 27
Polyondontidae, Rückgang 364
Pommersche Phase 179
Porphvrit, Nahe 159
Portland, Wesergebirge 92
Posensche Phase 176, 178
Posidonia Suessi . 70
— venusla ö ; . 228
Postelymenia evoluta . . 198
Poststadial, Pommern 7/7, 122
Praecardium duplicatum 93, %
Präkretazische Tektonik 209
Prissucha . ; 134
Proarietites, Lebensdauer . 449
— laqueus 442, 458
— liasicus . . 442, 469
— proaries . . . . 459, 469
Produktives Karbon 891, 790, 195
— —, Donetz . 112
— —, Gliederung . 25
— —, Hörde . . . .. .. 138
— --, Osnabrück . 169
Productus cancrini 29
— cancriniformis 29
— gigantıus .. . 124
— horridus a 30
Projektion, isometr ische 102, 200,
234
Prosoponkalkk . . . 217
Protocanites geigenensis n.sp. 25
— Lyoni . .... ...25
Protocanites-Stufe . "25, 233
Protocymbites Waehneri . 470
Protosphyraena . i 349
Psephurus gladius. . 359
Pseudaetomoceras abnormi-
lobatum . le 2 ir in AO
Pseudosteroceras stellaeforme 410
Pseudomelania leyerbergensis
nov. spec. . . 14
Pseudoschlotheimia densilo-
bata . ; 470
Pseudotropites ultratriasicus 469
Psiloceras, Lebensdauer. . 449
Z— aequabile a 442
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
Seite
Psiloceras ORSOPESLAN 475, 476
— Balzeri . . . 448
— Berchta . 475, 476
— calliphyllum . . 466
— capraibex.. . . . 448, 482
— crebricintum . . .„ . 472
—_ diploptychum 475, 476
— distintum . 444, 475, 476
— engonium . 0.480
— Frigpa . . 475, 476
— harpoptychum 444, 475, 476
— haploptychum 444, 480, 483
— hircinum . . 444, 481
— Hollandi . . 444, 472, 484
— Johnstoni 442, 443, 444, 458,
459, 475
— megasloma 447, 459, 473
— nicarium . . . 475
— nürligense 414, 484
— pachydiscus . . . . 472
— planorbis 442, 143, 458, 469,
473
— polyphyllum . 472
— plicatutum 00.476
— Pompeckji nov. an 444, 484
— Portlocki . 442
— pseudoalpinum . 448
— psilonotum 469, 473
— subangulare . 444, -167, 469,
478, 480
— sublaqueum . 472
— subliasicum . 472
— Tilmanni nov. spec... .„ 474
— Waidelichi 444, 480
Pstloceratidae, Gattungen . 469
Psilophyllites, Lebensdauer 449
— Hagenowi. 442, 447, 458,
469
Psilonotenfauna 439
Ptychoceras adpressum . 202
Pycnodonti, Rückgang 348, 365
Pycnodus funkianus . 352
Pyrit im Dogger 13
Pvritausscheidungen in
Kohle ET 281
Pyritfazies, Dogger 26, 27
Pyrmonter Achse . 166
Quartär, Island 148
(uarz- -Feldspateutektikum . 157
Wuarzeänge, Mähren 221
(uarzhornstein, Franken-
jura ee ce ee le
(Wuarzit, Frankenjura 212, 221,
235
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308
Seite
Quarzit, Kellerwald-. . 201
—, Wollenberg- ..243
Quarzitkonglomerate,
Frankenjura . . 221
Quarzporphyrtuff, Holstein 29
Quene-Falte . . . .. 214
Querbrüche, Oberbayern 187
Querstörungen, Oberbayern 187.
263
Querverwerfungen, Ruhr-
becken . . . ... 191
Radstockiceras complicaltum 471
Raiblerschichten, Kalk-
alpen . . 240, 242
Rahmenfaltung . . . . 167
Randgruppe, Flora 392
Rät, Bentheim . . . 455
Rätkalk, Ammergebir'ge 245
—, Kalkalpen . . ....67
Rättransgression . 455
Raumbilder . . 200
Reichhennersdorfer Schich-
ten. Flora . . . 399
Reinhauser Schichten 210
Reinschia australis 278
Reiselsberger Sandstein . 248
Remscheider Schichten. . 277
Rheinhauptterrasse, Fauna 405
Rheinische Furche . . . 200
Rhinoceros etruscus 407, 429
Rhynchonella inconstans 220
— plicatilis . .- .- 215
Riesenschildkröte, Teneriffa 575
Ringsteadia, Frankenalb 524
— pseudo-yo . : >30
— Salfeldi Hy2|
Rinnen, Bildung 262
Rinnenseen ... 202, 285
Rohhumus, Island . 159
Rotliegendes, Eruptiv-
ae . 74, 156
‚Flora . 25/
‚ Holstein. . 29
—, NW. Deutschland . 190
Rundhöcker, Island 153
Saale-Eiszeit . 244
Sächsische Phase . 112
Salz, Fließdruck . 74
Salzabwanderungszonen 2IS
Salzbildung, Temperatur 140
Salzdecke auf Mutterlaugen 749
Salzgebirge, deutsches . /3
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— 309 —
Seite Seite
Salzgehalt, Eintluß aufKalk- Schlotheimia, Lebensdauer 449
bildung. 2. 2 202..2...12 | Schlotheimia angulata 446, 449,
Sulzlager, Tektonik . . . 85 469
Salzlaugen, Entmischung . 754 | --- angulosa . . . . . . 449
Salzmetamorphose. . . 2 | — Charmassei . . . . .„ 460
Salzstöcke, Bildung . . 264, densilobata . . . . . 470
Salzstörungzszonen, "Tektonik 336 N — depresssa . . . : . . 488
Salztektunik .2, 258, 264 ı - W’Orbienyi . . . . . 460
Sandertlächen, Norddeutsch- - germanica . . . 449, 492
land 2. 2.200.2..17%, 284 intermedia . . . . . 49
Sandforter Achse . 2... 168 -- marmorea. . . . . . 466
Sandschiefer, Karbon . . 121 -— princeps . . . . 469, 490
Sandstein, diluvialer . . 149 — stenorhvncha . . . . 49
—, Karbon . . ..... 115 Id , — striatissima - . . . . 486
‚ Kreide, Bayern . . . 2807 | — sulata. . . ... 0. 40
. Turon. . .. 182 -- sulafera . .». .». .. . 40
Verhalten bei Druck . 317 Schmaälsättel, Harzvorland 258
Sattelliözesunpe, Flora . . 392 Schmelzwasserrinnen,
Säugetiere, altdiluviale . . 405 Norddeutschland . 2062, 284
Saxoceras, Lebensdauer . 449 Scholle von Münster. . . 167
-- costatum . . . 457.458,469 Schreibkreide, Holland . . 198
— Schroederi . . . 3%,458 _, Rügen . .. .....239
Sixenische Gebiresbildung 170, Schüttorfer Sattel. . . . 205
258, 263, 260 Schwefelgelalt der Pech-
Scamnoceras, Lebensdauer . 449 kohle. . 288
-. angulatum . . . 449,469 Schwelgase aus Pechkohle 288
-- angulosum . . . . . 4% Sehne IE, Arnsberger . . 232
-—- praecursor . . .: . . 445 ‚ Meggener . 232
striatissimum . . .. 486 — ‚nordw estfälisch- lippische 166
- tentoburgense . . . . 445 Schwellenfazies . . 199, 226
Schädeldecken, Dorsten . 246 , Schwerspat, Bergstraße . 100
Schalenbrekzie im Dogger 14 . Schwundspalten in Kohle . 265
Schalenlagen in Kohle . . 271 | Seilimentation, Jura . . 74, 91
Scharnierbruch, Oberbayern 187 | Sedimentationstypen . . . 200
Schichten des ZLyfoceras | Srekreide. Entstehung . . 23
torulosum TER | Seen, Kalkbildung . . .. 3
Schichtflächenker be 2.8343 ; —, Norddeutschland . . . 1%
Schichtfugen, Verhalten bei | Selseheider Tonschiefer . 248
Kerbwirkung.. . .....808 | Semionotus . . . ... 0.349
Schichtung, Nied. Tauern . 725, | Senon, Fische . . . 358, 361
130 ‚Hollanı . ea, ie
Schiefer, Karbon . . .„ . 121; ,0Osning . . 1%
Schieferung der Kohle . . 269 | —, Peru . . 202020... 19
--, Nied. Tauern . . 725, /30 - ‚Rügen. . 96, 239
Schiefersandstein, Karbon . 115 ° - ,„ Tektonik, Oberbay ern. 194
Schiffelborner Schichten . 243 | Senone Phase . . 258
Schildkröte, Teneriffa . , 575 | Serpelkalke, Holstein. ur IB
Schistoceras diversecostatum 25 ; Serpula planorbis . . . . 214
Hvati. . . ..0.25 26 | subtorguata. . . . . 200
Schistoceras-Stufe. . . 25, 26 | — felragona. » .». ... 68
Schlagwetter, Geolozie . . 7/95 ! Serpulit, Osuine . . . . 1%
Schlechten, Entstehung . 265 | —, Wesergebirge . . . . 92
Schlotausfüllungen, La Go- ‚ Siekerwasser 0.76
merä. ...2..2.9083, D68. 570 ' Siderit- Sphaerolithe 0. 13%
Sen Mn Original from
N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN
310
|
I
Seite
Siegener Sattel . 246
Siegener Schichten 197
Silur, Fazies 227
‚ Holstein . 34
-, Lahngebiet . 243°
Stluridae, Rückgang 364
Slatterites Slatteri . 471
Spaltenfrost, Wirkung 254
Spannungsenergie. 319
Spannungskonzentration 304
Spannungszustand 301
Spateisensteinim Karbon 129, 134
Spelaearctos spelaeus . 421
Spharrite, Systematik 203
Sphaerocodien-Konglomerat 84
Sphaerocodium . . . 85
Sphaerolithe, Karbon 134
Sphagnum, Gärungsversuche 542
-, Zellulosezehalt 535
Spirifer tornacensis 201
Verneuili . 85
Spirorbis Zimmermann! . 32
Spirolina aequalıs . 216
Sponaylus aculeiferus 220
- fimbriatus 3219
Sporen in Pechkohle. 278, 285
Sprengtechnik 51
Sprünge, Nied. Tauern . 135
Stachannularia tuberculata 251
Stauungesschollengebirge 265
Steckenbergscholle . . .„ 253
Steinkohle, Bildung 190, 203
-, Entstehung . 534
', Gasentwicklung 195
‚Karbon . . ie Ai 131
Methoxylgehalt 46
‚ Oxydation 338
Steinköhlenbecken, karlıo-
nische ae
Steinkohle nproduktion, )e-
netz DB 139
Steinkohlenvorr: te, Doneiz 137
Steinsalz, Festigkeit . 318
Stephanien, Flora. 400
Stereographische Darstel-
lung . 102, 200, 234
Stinkstein,. Molasse 271
Stirnmoräne, Westfalen 139
Stöppler Tonschiefer.. 248
Störuneen, Allertal. 238
--, MIOECÄNE, OSMING 17)
‚ Kuhrkarbon . 191
Störuneslimen, Voresen 106
Siörumeszene, KElmen. 258
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Sırlıe
Strontianit in Eruptivze-
steinen .. 363. 567, 3%]
Streifenkohle, Gasentwick-
lung : 195
Peissenber ge . 20
Strukturkarte, Osnabrück Ihe
Subglaziales Tal 202, 284
Subrosion . >. 334, 2553
Südposensche Phase . 173
Sulciferites sulcifera 470
Süßswasserkalk, nn
zialer . . 116
Süßwassermolasse . 159
Süßwassermollusken, Inter-
glazial 116
Süßwasserschichten, Hessen 202
Süßwasserseen,Kalkbildung /, 3
Sutftneria platynota 530
Sylvin, Bildungstemperatur /#6
Synklinale, Transgressions- 2049
Synklinalfazies . 227
Syringothyris laminosa 2
Syrischer Bogen 206
Taeniopteris jejunata . 25]
Tafel, nordsyrische 224
Tal, subglaziales 262, 284
Talbildung, Alpen 372. 787,
254, 273
—, Norddeutschland . 202, 284
Talterrassen, Rhein 244
Ruhr . . . i 244
Talvertiefung, Alpen. 38T
Taparuchas ag 393
Tartarische Stufe . 25
Tauriden, Grenze ..224
Tektonik, Alpen 185, 239. 535.
66, 130
— , deutsche Trias 200
--, Hannover : 258, 20603
--, Harzvorland 258, 263, 265
— ..lsland. . ; 104
-, Kalkalpen 250, 335, 69
—, Nied. Tauern 13:
— , Osnabrück 16H
--, präkretazische . 209
—, Rhein. Schieferrebirge 7/96
199, 226, 2406
—, Riesengebirge . 35
—, Rutliegendes 156
—-, Salz- Ä 2
—, Salzstöürungszonen 6
u sehe De Dr. I
—, Nteinheimer Beckeu 37
—-, Vorgänge zul
Original from
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— 311 —
Seite
Teleostei, Rückgang . . . 348
Teleostomi, Aussterben . . 366
Teleutosporen in Kohle . . 285
Temperatur bei are 2
— bei Salzbildung . . 146
Tentakuliten- Schiefer . 249
Tephrit, Kanarische Inseln 552
Terebratella pectunculoides . 220
Terebratula PRBOBR . .. 220
— insignis . ; ..... 220
Terrassen, Alpen 2. 378
—, Lippe SE ...246
—, marine, Island . ......149
— Neckar 20 20.2..2...405
-, Rhein. . . . ..405, 244
—, Ruhr . . . .2..2..2.244
Tertiär, Fische. _ . 352, 360
--, Frankenjura . . 212, 271
-, Grazer Bucht . . . . 276
‚ Hesen . . ......202
‚Issaud. . . 148
, Kanarische Inseln ...„ 352
„Oberbayern. 3 1
Osning 2% . 170
‚ Steinheimer Becken ..43
Testndo Burchardi nov. sp. 575
— ephippium . . . . . 566
—- elephantopus. . . . . 579
— friseratus . . . .. .. 580
— Vosmeri -. . .. . 566
Thecocyathus mactra . . 6, 22
— fintinabulum. . . .. 44
Thermallinien . . . ...109
Tuermalquellen, \Verbrei-
tung . . 2020.2...696
Thursophyton ae 197
Tiefengesteine, Kanarische
Inseln . . 2. .2..22.2...205
—, La Gomera . ö i
Tillit, Islaud . . . 149, 15
Tithon, Peru . . .., 105
Tmaegoceras latesulcatum . 469
Toneisenstein im Dogger 13
Tonmergel, Dogger, Zu-
sammensetzung . . . . 12
Tonschiefer, Karbon . . . 121
Tonstein, diluvialer ....149
Torf, interglazialer 7/6, 117, 119
—, Island. . . ....149, 159
Torguilla frumentum 20.40
— schübleri . . . ....460
Torulosum-Schichten . . 1
Torynocrinus rugosus . . 204
Toteisgebiette . . . 176, 180
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Seite
Trachydolerit, Kanarische
Inseln . . 752
Trachyt, Kanarische Inseln 552,
568
Trachytbimsstein, Alpen. 272
Tragolytoceras altecinctum . 468
Transformation von
Flächen . . . 2006
Transgression, Cenoman,
Alpen u a |
‚Neokom . . 2.2 ..2.2..266
"des Rät , . 455
Transgre ssionsflächen.
Transformation . . . ..266
Transgressionssynklinale . 209
Treibholz, Turon . . . . 185
Trias, Alpen . . ... 0.24
— ,„ Sedimentation . . . . 200
‚Tektonik . . 2. .....200
Trippel, Amberger . 2148, 210
Trochiformisschichten,
Steinheim . . . .....43
Trockentäler, Norddeutsch-
land . . . ....128
Trogontherium Cuvieri 410. 429
Trogtäler, Alpen . . . . 387
Tropites ultratriasicus . 469
Tuff, Landeck . . . ... 255
Turiit im Karbon . . . . 19
Turritella opalina . . . 74
Turon, Bohrmuscheln . . 182
‚ Fischfauna . . . ...849
-—, Frankenjura . . . ..216
‚ Osninege . . 2..2..2...1%0
--, Peru . . 2 .2.2.2...196
Überschiebungen, Nied.
Tauern . . .. we HM
—, Osning . . ....166
-- , Rhein. Schiefergebirge 199
Undatorische Bewegungen,
Jura . 74,9
Bon Fazies . 227
‚ Rhein. Schiefergebirge 796,
246
Unterkarbon, Fazies . 207, 232
—, Gliederung . . ....25
--, Goniatiten . . .....198
‚Kohle. . . . 946
Unterricht, geologischer . 238
Unterton, Karbon 20.20. 134
Uredosporen in Kohle . .„ 285
Urlaugen, Entmischung . 754
— im Salzgebirge . . . 73
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Seite
Urstromtäler, Berlin 202
—, Norddeutschland 284
Ursus Deningeri 418, 429
-— efruscus 423
-— spelaeus 421, 422
Vanthoftit, Bildung . 151
Variszische Ge biresbildung 169
Veldensteiner Sandstein . 216
Veraschungz der Pechkohle 283
Verdunstung . De. 70
Verrletscherung, Island 148
nel Franken-
Jura ; 206
—- in Kalken 239
Vermiceras, 1. bensdaner . 449
Conybeari 460, 470
spiratissimum . . 470, 494
Vermoderune 0.020200 203
Vertorfung, Vorgang . 204
Verwerfungen, diluviale,
Osninır : 171
— , mioeäne, Osning . 171
— , Münstertal 106
Verwitterung 0. 824
Victoriceras vwictoris . . . 4
Viiser Decke 0 0
Vindehieisches Gebirs ye. . 1%
Vitrit in Pechnohle air
Voreänge, tektonische 301
Vorstaudswahl 2, ed
Vorträge, Drucklegung . . 192
--, Reihenfolge auf Haupt-
versammlung 193
Vulkane. Deutse "hland 108
--, Ursiche ne 205
Vulkanismus, Alpen . 388, 209
Wuehneroveras 446, 4419
-— hvreinum 481
- - megastoma \ 450)
Pompeckji NOV. spec, ARd
subanzulare . 169, 478, 480
— Waidelicht . . . 481
Wahlprotokoll 250
Walchia piniformis 252
Waldenburger Schie hten,
Mora Bu le ann ee 399
Wallmoore >41
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Wärmeverhältnisse des
Dogsermeeres . 6
Wasserdampfex xplosinnen 5/
Wausservorrat inı Boden 7
Wasserwirkung . ... 0.523
Wealden, Fische 352, 356. 559
‚ Holland 205
-, Osning 170
‚Peru . . » © =8-195
Wehlowitzer Pläner 349
Weichselia, Peru . 196
W eißenber ger Schir hten ..949
Weißer Jura, Norddeufsch-
land .„ . ; 74, 91
Weißsteiner Sı- ie hie 1,Fiora 509
Westfalien, Flora . . . 4m
Wettersteinkalk, Kalkalpen 240,
242, 00
Wiesenkalk, Entstehung . 23
Windsenlif, Wirkung 325
Wissenbacher Schichten 2483
Schiefer . . 2239
Wockluimeria Denc kmanni 108
Worcklumeria-Stule 198
Wollenbergquarzit, Alter . 2.43
Wunsiedler Marmor 174
Würfeldiagramım . _. 234
Wurzelrohren im Löß . 433
Wurzelzonen, Rhein. Schie-
fergeb, 199
Xipheroceras Dudressierr . 92%
- plantcosta . nt
7) 27, 7 >47
Zechliner Endmoräne 1:65
Zechstein, Holstein . 27
Zeechstein, NW-Deutschl: nel /90
Zechsteinsalze, Tektonik v4
Zellulose in Braunkohle tb
‚ bärungsversuche : n423
A in Koble . { 595, D38
Zementmergel, Fly sch IIN
Zerrungen, Harzv orland . 258,
295
Zerrungsschollengebirze 295
Zerspaltung, natürliche . 31v
Zwischeneiszeit siche Inter-
rlazial.
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